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German Pages 254 [255] Year 2017
Studien und Texte zu Antike und Christentum Studies and Texts in Antiquity and Christianity Herausgeber/Editors Christoph Markschies (Berlin) · Martin Wallraff (München) Christian Wildberg (Princeton) Beirat/Advisory Board Peter Brown (Princeton) · Susanna Elm (Berkeley) Johannes Hahn (Münster) · Emanuela Prinzivalli (Rom) Jörg Rüpke (Erfurt)
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Sophisten in Hellenismus und Kaiserzeit Orte, Methoden und Personen der Bildungsvermittlung Herausgegeben von
Beatrice Wyss, Rainer Hirsch-Luipold und Solmeng-Jonas Hirschi
Mohr Siebeck
Beatrice Wyss, geboren 1974; Studium der klassischen Philologie und Philosophie; 2008 Promotion; 2007–11 wissenschaftliche Mitarbeiterin DFG-Nachwuchsforschergruppe „Ratio Religionis“, Göttingen; 2011–14 DFG-Projekt „Sophist“, Göttingen und Bern; seit 2014 SNF-Projekt Erst-Edition „Giovanni del Virgilio, Paraphrasen zu Ovids Metamorphosen“, Bern. Rainer Hirsch-Luipold, geboren 1967; Studium der Ev. Theologie und Griechischen Philologie; 2001 Promotion; 2010 Habilitation; seit 2011 Ordentlicher Professor für Neues Testament und Antike Religionsgeschichte an der Universität Bern; seit 2015 zusätzlich Extraordinary Professor an der Uinversität Stellenbosch (SA), Department of Ancient Studies. Solmeng-Jonas Hirschi, geboren 1992; Studium der klassischen Philologie; 2016 MSt; 2012–14 Hilfsassistenzen DFG-Projekt „Sophist“, Bern; seit 2016 DPhil in Classics, University of Oxford, Lincoln College.
e-ISBN PDF 978-3-16-154592-4 ISBN 978-3-16-154591-7 ISSN 1436-3003 (Studien und Texte zu Antike und Christentum) Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
© 2017 Mohr Siebeck Tübingen. www.mohr.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch wurde von Laupp & Göbel in Gomaringen auf alterungbeständiges Werkdruckpapier gedruckt und von der Buchbinderei Nädele in Nehren gebunden.
Vorwort Lehrerschelte, Gelehrtenspott und Showrhetorik. Der Sophist zwischen Ablehnung und Akklamation vom 3. Jh. v.Chr. bis 2. Jh. n.Chr: unter diesem Titel fand in Bern 2013 eine internationale und interdisziplinäre Tagung statt, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG unterstützt wurde. Die Tagung war Teil des DFG-Projektes „Der Sophist. Die Diffamierung des Gegners als eines Intellektuellen“, das von 2011–2014 erst in Göttingen und dann in Bern angesiedelt war. Rainer Hirsch-Luipold initiierte das Projekt und Beatrice Wyss betreute es als verantwortliche wissenschaftliche Mitarbeiterin. Solmeng-Jonas Hirschi leistete als studentische Hilfskraft unentbehrliche Hilfe für das Projekt und die Tagungsorganisation; seit 2014 ist er zuständig für die Redaktion des Manuskripts. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft danken wir für die grosszügige Finanzierung des Projektes und der Tagung. Henning Ziebritzki und die Mitarbeitenden vom Verlag Mohr Siebeck zeigten grosse Geduld, Freundlichkeit und Sachkenntnis während des Gestehungsprozesses des Manuskripts. Wir danken den Herausgebern der Reihe „Studien und Texte zu Antike und Christentum“ für die Aufnahme des Buches. Dank geht an die Forschungsstiftung der Universität Bern und die Burgergemeinde Bern für den Druckkostenzuschuss.
Die Herausgeber
Inhaltsverzeichnis Vorwort ......................................................................................................... V Einleitung ...................................................................................................... 1
Sophisten in Hellenismus und Kaiserzeit: Orte, Methoden und Personen der Bildungsvermittlung Peter Scholz Ein Ort bürgerlicher Mühe und Muße Formen und Funktionen der Institution des griechischen Gymnasions im historischen Wandel ...................................................................................... 11 Stefanie Holder Einrichtungen für Bildung und Lernen im kaiserzeitlichen Alexandria War das Museion eine antike „Hochschule“? ................................................27 Marco Galli Le performances dei medici-sofisti Luoghi della Seconda Sofistica a Roma ........................................................39 Paul Schubert L’activité des sophistes grecs en Égypte d’après le témoignage des papyrus .........................................................................................................71 Johann Goeken Orateurs et sophistes au banquet ...................................................................83 Werner Urbanz „Für alle, die Bildung suchen“ (Sir 33,18) Aspekte frühjüdischer Bildung im Buch Jesus Sirach ...................................99 Gregory E. Sterling Philo’s School The Social Setting of Ancient Commentaries..............................................123
VIII Alexandra Michalewski Pratiques du sophiste et du philosophe dans le Didaskalikos d'Alcinoos et le Prologue d’Albinus..................................................................................... 143 Christian Fron Der ewige Wettkampf Zur Konkurrenz unter kaiserzeitlichen Sophisten .......................................159 Beatrice Wyss Σοφιστής in der Kaiserzeit Gescholtener Lehrer oder gefeierter Redner? ..............................................177 Autorenverzeichnis ..................................................................................... 213 Stellenregister............................................................................................. 215 Personenregister ......................................................................................... 233 Ortsregister ................................................................................................. 241 Sachregister ................................................................................................ 243
Einleitung Beatrice Wyss Der Sophist, verstanden als Redelehrer, Lehrer allgemein, schlechter Lehrer, Gegenspieler des Philosophen oder Vertreter der griechischen Bildung bildet gleichsam den Dreh- und Angelpunkt des Bandes. Der zeitliche Rahmen vom Hellenismus bis zur Kaiserzeit bietet sich deshalb an, weil einerseits im Hellenismus Institutionen der Bildungsvermittlung entstanden, die bis in die Kaiserzeit und darüber hinaus existierten (z. B. das Gymnasion als eines der Kennzeichen einer griechischen πόλις, oder das Museion in Alexandreia); andererseits entstand auch in Kulturen, die nicht ursprünglich zum griechischsprachigen Raum gehörten, eine mehr oder weniger institutionalisierte Form von Bildung (z. B. in Israel). Das Bildungswesen in der Antike lässt sich in seiner Vielfalt und Komplexität nur über eine interdisziplinäre Herangehensweise fassen. Daher beleuchten Fachleute aus den Bereichen Archäologie, Epigraphik, Papyrologie, Alte Geschichte, Theologie und Philologie die Themen Institutionen, Methoden und Personal der Bildungsvermittlung je aus ihrer Fachperspektive. Sophisten spielen eine wichtige Rolle in den Beiträgen von Fron, Galli, Goeken, Michalewski, Schubert und Wyss. Wer diese Beiträge liest, wird mit einem disparaten, um nicht zu sagen, widersprüchlichen Bild des Sophisten konfrontiert. Der σοφιστής oszilliert zwischen einem hoch angesehenen Mitglied der Gesellschaft und einem verspotteten, unfähigen Lehrer. Dieser Widerspruch liegt sozusagen in der Natur der Sache: je nachdem, ob man den Sophisten in seiner gesellschaftlichen Funktion betrachtet oder sich auf die Verwendung des Lexems σοφιστής in der Literatur der Kaiserzeit konzentriert, erhält man ein anderes Bild des σοφιστής: hier der „Salonlöwe“ (Galli über Galen), dort der sozial wenig angesehene Lehrer, der ständiger Kritik durch andere Lehrer ausgesetzt ist (z.B. Max. Tyr., 1,8). Die soziale Realität hinter diesem Widerspruch scheint einfach: es gab sowohl sozial hoch angesehene Bürger, die als Sophisten tätig waren, als auch ganz gewöhnliche, heute vergessene Lehrer (Wyss). So widersprechen sich die Beiträge nicht, sondern beleuchten Facetten des sozialen Lebens unterschiedlicher Bildungsakteure. Der Titel scheint etwas ungewohnt: Gibt es Sophisten im Hellenismus? In der Forschung gut dokumentiert sind in der Tat die erste und zweite Sophistik. Unter erster Sophistik versteht man bekanntlich die Lehrer im Athen der 2. Hälfte des 5. Jh. v.Chr., die durch die ungeheure Neuartigkeit ihrer Gedanken, Argumentationen und Methoden für Aufruhr sorgten, Gorgias, Hippias,
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Prodikos, Protagoras, um nur die bekanntesten zu nennen. 1 Um diese erste Sophistik geht es hier nicht. Die Bezeichnung „Zweite Sophistik“ umfasst, auch das ist bekannt, diejenige politisch-kulturelle Bewegung des 2. Jh. n.Chr., deren Exponenten Flavios Philostratos in den Vitae sophistarum mit einer Biographie würdigt und deren Existenz und Wirkung zahlreiche Inschriften bezeugen. Es waren Männer aus den führenden Familien einer griechischen πόλις, die brilliante Redner und einflussreiche Bürger ihrer Stadt waren, manchmal übernahmen sie Gesandtschaften für ihre Stadt, oder sie waren in der kaiserlichen Verwaltung tätig. 2 Die Literatur des Hellenismus und der frühen Kaiserzeit, also die Zeit zwischen dem letzten Viertel des 4. Jh. v.Chr. bis ins 1. Jh. n.Chr. kennt jedoch einige σοφισταί, die uns heute gänzlich unbekannt sind. 3 In Inschriften kommt das Lexem nicht oft vor, wie Gregor Staab in seinem, auf eigenen Wunsch nicht publizierten, Vortrag dargelegt hat. 4 Die drei Inschriften, die Staab vorgestellt hat, verwenden das Lexem in der Bedeutung „Gelehrter“: Das Marmor Parium (264/63 v.Chr., FGrHist 239 11/112) kennt Aristoteles als σοφιστής; eine Siegerinschrift in Oropos (um 330 v.Chr.) erwähnt neben Musikern einen σοφιστής Pausimachos aus Athen (IG VII 414, ed. Ch. Petraos, 1997, Nr. 520, 8); ein Grabepigramm aus Kreta (Ende 2. Jh. v.Chr.) ist einem σοφιστής Kletonymos aus Lato gewidmet. 5 Fassbar werden Sophisten am Hof des Königs, sei es in der Entourage Alexanders des Grossen, 6 oder am Hof des Königs von Babylon im Buch Daniel.7 Der σοφιστής spielt also eine Rolle in der Generierung, Verwaltung und Vermittlung von Wissen auch in der Zeit zwischen der sogenannten ersten und zweiten Sophistik, also im Hellenismus. Wissensvermittlung setzt Bildung voraus, grundlegende Fertigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen, es erfordert „Schulen“, verstanden als Orte der Bildungsvermittlung, nicht als feste, gar staatlich organisierte Institutionen, es braucht Lehrer, Privatlehrer, oft hoch gebildete Sklaven, oder „Bildungsunternehmer“, also Lehrer, die auf eigene Rechnung eine private Schule betrieben und oft selbst die 1
KERFERD 1981; DE ROMILLY 1988; BECKER/SCHOLZ 2004, 19–40; MARTIN 1976. BOWERSOCK 1969; SCHMITZ 1997; SWAIN 1996; WHITMARSH 2001; PUECH 2002; BORG 2004; BOWIE 1982 (bes. 54) relativiert den gesellschaftlichen Einfluss etwas, negiert ihn aber nicht. 3 PUECH 2002, 11. Zwei Beispiele aus der Literatur: Kallisthenes aus Olynth kennt einen Sophisten Satyros (FGrHist 124 F 5), der Peripatetiker Phainias aus Eresos erwähnt den Sophisten Polyxenos (Frg. 9 Wehrli). 4 Gregor Staab im Vortrag „Gelehrte in der hellenistischen Gesellschaft aus epigraphischer Sicht“, gehalten in Bern am 21. Juni 2013. Ein weiterer Tagungsteilnehmer, Christian Laes, hat seinen Beitrag auf eigenen Wunsch andernorts publiziert. 5 BALDWIN BOWSKY 1989, 118–123, Nr. 1.1–7. 6 Arr., Anab. 4,9,7; 4,9,9; 4,10,5. Plu., V. Alex. 28,4; 53,1; 55,2; 55,7; QC 667d. 7 Daniel LXX 1,20; 2,15, 18, 24 und 48; 4,18 und 37c. 2
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„Schulbücher“ verfassten, die sie für den Unterricht benötigten. Damit sind wir schon im Thema dieses Bandes und in den Problemen, die mit dem Thema Bildung in der Antike zusammenhängen. Nun ist das Bildungswesen in der Antike seit Henri-Irénée Marrous Klassiker ein Thema in den Altertumswissenschaften; die Quellenlage ist indes disparat. Zu vieles wissen wir nicht; zu oft überlagern Vorstellungen über das Bildungswesen aus heutiger Zeit die Informationen aus den Quellen; etwas leichtfertig spricht man von „Hochschule“, „Professor“, „Lehrstuhlinhaber“ u. a. m. Manche Informationen lassen sich nicht in der Literatur finden, sondern auf Inschriften, Papyri oder in archäologischen Zeugnissen.8 Auf ein wichtiges Phänomen macht Peter Scholz in seinem Beitrag über das griechische Gymnasion aufmerksam: es ist dies der Wandel, die Veränderungen in der Funktion und Bestimmung einer Institution, deren architektonische Anlage über die Jahrhunderte vergleichbar bleibt. Gymnasium ist als Bezeichnung für eine Institution zur Vermittlung mittlerer Bildung geläufig, das Wort stammt aus dem griechischen: das Gymnasion (γυμνός = nackt) war ursprünglich der Ort der sportlich-militärischen Erziehung der frei geborenen jungen Polis-Bürger und die sportliche Betätigung geschah in Griechenland nackt. Das Gymnasion einer griechischen πόλις gilt gemeinhin als Ort der Bildungsvermittlung und Hort der Gelehrsamkeit. Peter Scholz beleuchtet den Wandel dieser Institution, von der Ausbildungsstätte der Rekruten in archaischer Zeit über den Ort der sportlichen, musischen und kognitiven Bildung in klassischer und hellenistischer Zeit bis zum exklusiven „Club der Bürger“ in der Kaiserzeit. Diese vielfältigen Funktionen wiederspiegeln sich auch in der baulichen Form: Gymnasia bestanden sowohl aus Anlagen für Sport und Kult als auch aus Säulengängen und überdachten Räumen, welche für den Unterricht auf allen Stufen geeignet waren und die ab hellenistischer Zeit auch öffentlich zugängliche Bibliotheken beherbergten. Im Gymnasion fand sowohl der Elementarunterricht statt als auch weiterführende Bildung, die reisende Lehrer anboten. In hellenistischer Zeit erfuhr der Elementarunterricht in einigen kleinasiatischen Städten dank privater Stiftungen eine Breitenwirkung wie nie zuvor, die indes örtlich und zeitlich begrenzt blieb: mit dem Verlust der Souveränität an die Römer verloren die Städte auch die Mittel für die Subvention des Elementarunterrichtes. Wie die Institution Gymnasion erfuhr auch das Amt der Gymnasiarchie einen Wandel: Die Gymnasiarchie war im Hellenismus eine städtische Magistratur, in der Kaiserzeit entwickelte sie sich zur Leiturgia, zu einem mit Kosten verbundenen Ehrenamt ohne politische MARROU 1948, seither mehrfach wieder aufgelegt ( 61965). Wichtige, ergänzende Literatur: KASTER 21997 – umfassend zum Beruf des Sprachlehrers, besonders im lateinischen Westen; CRIBIORE 2001 – Cribiore erarbeitet das ägyptische Bildungswesen gestützt auf papyrologische Quellen; VÖSSING 1997 – Schule und Bildung im paganen und christlichen Bereich in Nordafrika. 8
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Bedeutung. Neben der Vermittlung von Bildung und Verhaltensnormen diente das Gymnasion auch immer dem Ausüben von Kulten: πόλις, Kult und Bildung waren untrennbar verbunden. Stefanie Holder zeigt in ihrem Beitrag, wie unbedenklich heutige Hochschulverhältnisse auf antike Institutionen projiziert werden und so den Blick auf die tatsächliche Funktion verstellen. Eine weitere wichtige Institution für die Generierung und Konservierung von Wissen und Vermittlung von Bildung war das Museion, von dem sich unser Wort Museum ableitet. Während Museen heute kulturelle Institutionen sind, die, um eine möglichst umfassende und deshalb etwas abstrakte Definition zu geben, der Aufbewahrung und Ausstellung kultureller Güter dienen, konnten Mouseia in der Antike auch Bildungsinstitutionen sein; die Grundbedeutung ist „Musenheiligtum“ und die Musen waren die Patroninnen für alle intellektuellen Tätigkeiten. Das bekannteste Museion in der Antike befand sich in Alexandreia. Stefanie Holder unterzieht die verbreitete Meinung, das Museion in Alexandreia sei nicht nur unter den ptolemäischen Königen, sondern auch in der Kaiserzeit eine Art „institute of advanced studies“ gewesen, einer kritischen Überprüfung. Auf Grund der spärlichen literarischen Nachrichten, die es über diese Institution für die Kaiserzeit gibt (Strab., 17,1,8), sucht sie über die Personen, die inschriftlich, in Papyri oder in der Literatur als Museionsmitglieder bezeichnet werden, ein präziseres Verständnis der Funktionsweise und des Charakters des Museions zu gewinnen. Gestützt auf eine prosopographische Recherche unterzieht sie die Informationen zum σύνοδος des Museions in Alexandreia einer Prüfung und kommt zum Schluss, dass dies ein Ort gebildeter städtischer Repräsentation war, aber kein Forschungsgremium; die Bibliothek indes war als Ort der Bildungskonservierung für die Forschenden auch in der Kaiserzeit zugänglich. Es ist der besonderen Perspektive und interdisziplinären Offenheit des Archäologen Marco Galli zu verdanken, dass neben den bereits erwähnten Bildungsinstitutionen Gymnasion und Museion eine weitere in den Blick kommt: Tempelanlagen und Heiligtümer. Diese waren in Rom, aber nicht nur dort, wichtige Orte der Bildungsvermittlung, wie eine Auswertung archäologischer Zeugnisse zeigt. In Tempeln befanden sich Bibliotheken, es gab Räumlichkeiten für Vorträge und in den grossen Zentren auch genug Publikum. Die Bibliothek des templum Pacis beherbergte beispielsweise eine grosse Anzahl Werke des Stoikers Chrysippos im Original und war öffentlich zugänglich. Dieser Aspekt, welcher der heute in westlichen Gesellschaften üblichen Trennung in Bildungswesen und Kirche entgegensteht, wird oft vergessen. Doch auch Thermen und Kaiserpalast spielten in der Bildungstopographie der Stadt Rom eine Rolle, wegen der Bibliotheken, die sich dort befanden, und wegen der Vortragsräume, die Galen für öffentliche Vorführungen von Anatomielektionen nutzte: Die Präsenz des berühmten Arztes machte die etwas blutige Tätigkeit des Sezierens von Tieren, das
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eigentlich der Ausbildung angehender Ärzte diente, zu einem viel beachteten Ereignis der gebildeten römischen Oberschicht. Man ist versucht, von „infotainment“ zu sprechen, wenn die Show nicht einen durchaus ernsten Hintergrund gehabt hätte: der stoisch geprägte Arzt-Philosoph Galen wollte durch das Sezieren von Tieren zeigen, dass sich die Ordnung der Welt im einzelnen Körper widerspiegelt. Athen, Alexandreia und Rom sind die Orte, über deren Bildungswesen sich sinnvollerweise Aussagen treffen lassen. Ein weiterer Ort, oder besser gesagt, ein ganzes Land, das Aussagen zum Bildungswesen zulässt, ist Ägypten. Anders als im übrigen Reich verfügen die Forschenden hier über einen reichen Fundus an Papyri. Gerade aus dem zweiten Jahrhundert sind sehr viele Papyri erhalten, die sich auch im Hinblick auf die Bildungsmodalitäten auswerten lassen. Paul Schubert zeigt übersichtlich, dass die Rhetorik in der Ausbildung eine wichtige Rolle spielte; den Papyri kann man entnehmen, dass die rhetorischen Kniffs in Ägypten nicht anders vermittelt wurden als im übrigen Reich, nämlich durch das Nachahmen klassischer Vorbilder, wie die zahlreichen Fragmente von Demosthenes-Texten im Besonderen, aber auch von Werken des Isokrates und Thukydides bezeugen. Der Verfasser von Progymnasmata, Aelios Theon, ist möglicherweise identisch mit dem gleichnamigen Verfasser eines Briefes in gutem Griechisch, der Anfang 2. Jh. n.Chr. geschrieben wurde. Die Hoffnung, auf Papyri Personen zu finden, die als σοφισταί bezeichnet werden und die ansonsten unbekannt sind, zerschlug sich: σοφισταί spielen auf Papyri keine hervorragende Rolle (Aelios Theon und der Brief eines Studenten – zitiert S.71 – sind die Ausnahmen), während Lehrer (διδάσκαλοι) deutlich häufiger erwähnt werden. Es findet sich auf Papyri offenbar auch keine einzige σοφίστρια, wie Paul Schubert auf Anfrage sagte. Im übertragenen Sinn ein Ort der Bildungsvermittlung oder besser Bildungsinszenierung ist das Bankett oder Symposion: Johann Goeken untersucht in seinem Beitrag die Figur des σοφιστής und Rhetors als BankettTeilnehmer von Platons Symposion bis zu den Symposia der Kaiserzeit, wie sie Plutarch, Lukian und Athenaios schildern. Er betont die wichtige Rolle der Tischgespräche und der Reden der Gastmahlsteilnehmer, die gleichsam eine eigene Gattung der Rhetorik bilden. Sophisten und Rhetoren treten als Gastmahlsteilnehmer auf und entsprechend ihres Verhaltens erhalten sie Zustimmung oder Kritik, so wie auch die übrigen Gäste, die Philosophen, Ärzte, Sprachlehrer und Juristen. Es sind die Tischgespräche, die Dialoge und extemporierten Reden, an Hand derer die Gäste über Akzeptanz oder Zurückweisung des Sprechenden entscheiden. In Goekens Beitrag sehen wir den Sophisten so, wie wir ihn aus der Sekundärliteratur kennen, als distinguiertes Mitglied der gebildeten Gesellschaft, der sich auf dem gesellschaftlichen Parkett sicher zu bewegen weiss. Bildung beschränkte sich jedoch nicht auf die pagane Welt. Seit hellenistischer Zeit, seit der Zeit, als sich Israel vermehrt der griechischen
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Kultur ausgesetzt sah, entwickelten sich auch dort Formen der Bildungsvermittlung. Werner Urbanz liest das biblische Buch Ben Sira im Blick auf Informationen, welche auf einen Bildungskontext hindeuten. In diesem Fall handelt es sich um eine religiös geprägte jüdische Schulung für Angehörige der „Mittelschicht“, die sich Bildung leisten konnte (finanziell und zeitlich) und die unter Umständen auf Ämter in der Verwaltung hoffte. Die jüdische weisheitliche Bildung, die Jesus Sirach vermittelte, sollte die Schüler für zahlreiche Lebensaufgaben wappnen, für den Umgang mit Mächtigen und mit Armen, auf Reisen, in der Familie mit Frau und Kindern; stets steht die Bildung in engem Zusammenhang mit den göttlichen Geboten, den jüdischen Gesetzen und einem durch Tradition vermittelten korrekten Verhalten gegenüber Mensch und Gott. Diese Fokussierung auf Gott und auf die Tradition sind Kennzeichen jüdischer Bildung, wie das Werk eines weiteren, hochgelehrten Juden zeigt: Es ist Philon aus Alexandreia, der philosophisch bestens ausgebildete Toraexeget. Philon verfasste seine Toraexegesen bekanntlich im literarischen Genre des Kommentars. Bis anhin hat man diese Tatsache zwar zur Kenntnis genommen, daraus aber keine Rückschlüsse auf das Umfeld gezogen, in dem und für das Philon diese Kommentare schrieb. Meist verortet man ihn in der Synagoge und lässt dabei ausser Acht, dass sich Philons Texte für den Synagogenbetrieb schlecht eignen: zu komplex, zu voraussetzungsreich sind seine Kommentare, zu viel Wissen in Philosophie und in allen damals üblichen Fächern der Allgemeinbildung setzt er voraus, als dass ein Laie, ein gewöhnlicher, wenig oder bloss rudimentär gebildeter Jude den Ausführungen folgen könnte. Zudem sind Kommentare für den Gottesdienst ungeeignet, da bräuchte es Lieder, Gebete, kurze Predigten. Es ist Gregory Sterlings Verdienst, gestützt auf drei verschiedene Kommentartraditionen nachzuweisen, dass der Kommentar ein literarisches Genre ist, das in besonderer Weise mit dem Schulbetrieb in Zusammenhang steht: es sind dies die philologischen Kommentare Aristarchs von Samothrake, der Kommentar zu Platons Theaitetos eines unbekannten Autors und die Pescharim in Qumran. In allen Fällen, so unterschiedlich sie auch sind, lässt sich ein Bildungs- bzw. Schulkontext plausibel machen. Diese Beobachtung lässt es als wahrscheinlich scheinen, dass Philons komplexe Tora-Kommentare ebenfalls in einem Schulkontext entstanden sind. Diese These erklärt nicht nur die Wahl des literarischen Genres des Kommentars, sondern auch die hohe Komplexität der Gedanken und die Anforderungen an die Vorbildung der Studierenden: Philon bot einen Unterricht für philosophisch bereits kundige jüdische Studenten an. Nur in Alexandreia mit seiner grossen jüdischen Gemeinde gab es überhaupt genügend wohlhabende, an griechischer und jüdischer Bildung zu gleichen Teilen interessierter Studenten. Ich benutze die männliche Form, weil die höhere Bildung, soweit wir auf Grund der Quellen urteilen, doch fast ausschliesslich jungen Männern vorbehalten war.
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Alexandra Michalewski hinterfragt die Forschungsmeinung, wonach es in der zweiten Sophistik keinen Unterschied zwischen Rhetoren und Sophisten gebe und beide in gleicher Weise als Träger von παιδεία zu sehen seien. Denn die Texte der Zeit zeigen, dass besonders Philosophen sehr wohl zwischen sich und den Rednern unterschieden. Diesem Thema widmet sich Alexandra Michalewski, und zeichnet den fundamentalen Unterschied zwischen Philosophen platonischer Prägung und Sophisten in der Kaiserzeit nach: Schulphilosophen wie Taurus oder Maximos wehrten sich gegen eine Lektüre Platons ausschliesslich aus stilistischen Gründen, wegen des reinen Attisch. Lebensziel der platonischen Philosophen war die ὁμοίωσις θεῷ, die Angleichung an Gott; Methode dieser Angleichung war eine genaue Exegese von Platons Werken. Dennoch lehnten die Philosophen die Rhetorik nicht pauschal ab, sondern sie unterschieden zwischen einer guten Rhetorik, die der Vermittlung von philosophischen Inhalten dient, und einer schlechten Rhetorik, die sich in einer, in philosophischer Sicht, aufgesetzten Brillianz erschöpft. Mit einem wichtigen Phänomen des kaiserzeitlichen Bildungsbetriebes beschäftigt sich Christian Fron. Er zeichnet gleichsam einen Musterlebenslauf eines Sophisten, der von der Schule bis zum Auftritt vor Polisbürgern oder vor dem Kaiser von ständiger Konkurrenz geprägt war. In der Auseinandersetzung mit andern lernte er sich zu behaupten, argumentative Strategien nutzbringend anzuwenden und das Publikum zu beeindrucken. Kehrseite dieser dauernden Konkurrenz waren Versagensängste. Dokumentiert sind Ereignisse, wo Sophisten vor Publikum versagten. Der Vorwurf, Sophisten seien streitsüchtig, ist in der Literatur weit verbreitet; 9 Fron zeichnet den realen Hintergrund dieses Vorwurfes nach. Die Schreibende widmet sich dem Lexem σοφιστής verstanden als schlechten Lehrer in philosophischen Texten des 1.–2. Jh. n.Chr. und versucht, den Hintergrund der Kritik in den Gegebenheiten des Bildungssystems zu verorten. Berücksichtigt man, dass im 1. Jh. n.Chr. die Kritiker der σοφισταί aus der Oberschicht stammten, und dass es vom 1. Jh. v.Chr. bis ins 1. Jh. n.Chr. eine Tradition von Sklaven bzw. Freigelassenen gab, welche in Rom und andernorts als Lehrer wirkten, scheint es plausibel, dass die Kritik an σοφισταί in Texten des 1. Jh. n.Chr. auf sozialen Gründen beruht. Sie ist als Versuch von Aristokraten zu lesen, sich gegenüber Gebildeten abzugrenzen, die über keinen sozialen Status verfügten, sondern einzig über Fachwissen. Anders liegt der Fall im 2. Jh. n.Chr.: hinter der Kritik, welche Epiktet oder Maximos aus Tyros an σοφισταί üben, verbirgt sich eine Auseinandersetzungen um das „korrekte“ Verständis von Philosophie. Beide wehren sich gegen ein in ihren Augen falsches Verständnis von Philosophie: Epiktet kritisiert die philologische Beschäftigung mit den Schriften Chrysipps und Maximos die Beschäftigung 9
Z.B. Dion von Prusa, Or. 8,9.
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ausschliesslich mit Dialektik. Von einem anderen Blickpunkt her ergänzen sich also die Beobachtungen von Michalewski und der Schreibenden: es gab im 2. Jh. n.Chr. eine Diskussion, was unter Philosophie genau zu verstehen sei, wobei sich die Philosophen gegen eine Vereinnahmung der Philosophie durch die Sprachlehrer wehrten. Marco Galli zeigte, dass in Rom im templum Pacis möglicherweise die Werke Chrysipps aufbewahrt wurden und öffentlich zugänglich waren: vor diesem Hintergrund erhält Epiktets Kritik an einer ausschliesslich philologischen Beschäftigung mit Chrysipps Werk eine ungeahnte Tiefenschärfe: er wehrt sich gegen die Philologen, die sich um den korrekten Wortlaut des Textes bemühten und Kommentare darüber verfassten. Epiktets Kritik impliziert, dass diese Philologen ihre Tätigkeit als Philosophie betrachteten. Ergebnisse: Eine Kultur und Gesellschaft, welche die Schrift kennt, welche Schriftlichkeit nutzt und diese Fertigkeit den Kindern beibringt, ohne aber über feste, öffentlich bezahlte Bildungsinstitutionen zu verfügen, muss notwendigerweise vielfältigere Orte und Methoden der Bildungsvermittlung entwickeln als eine Gesellschaft wie die unsere mit ihrem staatlich reglementierten Bildungswesen. Dies zeigt sich darin, dass nicht nur Gymnasia oder Museia über Vortragsräume und Bibliotheken verfügten, sondern auch Thermen und Tempelanlagen. Es zeigt sich aber auch darin, dass in der Literatur erbitterte Auseinandersetzungen zwischen Vertretern unterschiedlicher Fachvorstellungen über die „richtige“ Vermittlung und das Ziel des Faches herrschten. Die Bandbreite der Wissensvermittlung reicht über die „Schule“ im engeren Sinn hinaus, wobei im untersuchten Zeitraum unter einer „Schule“ nicht ein spezifisches Gebäude zu verstehen ist, das als Institution unabhängig von den Funktionsträgern bestand. 10 Schule war nicht institutionalisiert, sondern personalisiert: die Verfügbarkeit von Bildung hing von der Präsenz von Bildungsvermittlern ab. Das Gastmahl war ein etablierter Ort der Bildungsinszenierung, der über den sozialen Erfolg oder Misserfolg der geladenen Gäste entschied; Galen machte in Rom die Anatomievorlesung zu einem Ereignis der besseren römischen Gesellschaft, während in Ägypten Kinder mühsam das Schreiben des griechischen Alphabets lernten, wie erhaltene Schulaufsätze bezeugen. Dass sie von Schülern stammen, zeigen die zahlreichen Orthographiefehler. Ein wichtiger Aspekt des antiken Bildungswesens ist die Konkurrenz: Lehrer aller Bildungsniveaus strebten eine Stelle als Hauslehrer an oder, wenn sie als freie Lehrer unterrichteten, warben Schüler an und trieben das Schulgeld ein. Lehrer standen, zumal in den grossen Zentren, in Konkurrenz zueinander 10
CRIBIORE 2001, 21–34.
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um die zahlungskräftigen Schüler. Konkurrenz prägte aber auch das Verhalten der Gastmahlsteilnehmer, die sich als möglichst kompetent in Bildungsfragen erweisen möchten; freilich galt es in dieser Situation sowohl Pedanterie als auch Aggressivität geschickt zu zügeln, um nicht Tadel auf sich zu ziehen. Galen musste ein Meister der Konkurrenz gewesen sein, als Arzt wurde er in Rom zur unangefochtene Koryphäe. Es scheint plausibel, auch die Inszenierung der Tiersezierungen vor diesem Hintergrund zu sehen: sie dienten Galen dazu, sein medizinisches Wissen, seine Fähigkeiten als Chirurg und seine philosophisch-theologischen Anschauungen über die Ordnung der Welt vor grossem Publikum zu zeigen und sich als Arzt-Philosoph ausser Konkurrenz zu erweisen. In den Institutionen des Gymnasions und des Museions in Alexandreia wurde deutlich, dass Aspekte der Bildung und der städtischen Politik nicht zu trennen sind. Doch auch Bildung und Religion liessen sich nicht trennen. Dies zeigte sich im Buch des Jesus Sirach und in den Tora-Kommentaren Philons aus Alexandreia: Beide vermittelten eine jüdisch fundierte und geprägte Bildung in Auseinandersetzung mit der paganen Umwelt. Eine „religiöse“ Bildung vermittelten aber auch die paganen Mittelplatoniker Albinos und Alkinoos: während ihre erhaltenen Werke sich inhaltlich und in der Gattung deutlich von Philons Kommentaren unterscheiden, ist die Herangehensweise bei allen ähnlich: sie wählten die Methode der Textexgese. Eine genaue Lektüre der Texte sollte ein korrektes Verständnis nicht nur des Denkens des Meisters ermöglichen (Platon bzw. Moses), sondern, und dies war das eigentliche Ziel, das korrekte Verständnis, wie eine Annäherung an Gott oder wie Gotteserkenntnis möglich ist. Der tiefere Sinn der Anatomievorlesungen Galens war zu zeigen, dass sich die Ordnung der Welt im Aufbau des Körpers widerspiegelt. Sowohl pagane als auch jüdische Denker, sowohl Platoniker als auch Stoiker (denen Galen nahesteht) verstehen Bildung als Weg zum richtigen Welt- und Gottesverständnis.
Literaturverzeichnis BALDWIN BOWSKY, Marta W.: „Epigrams to an Elder Statesman and a Young Noble from Lato pros Kamara“, Hesperia 58 (1989), 115–129. BECKER, Alexander / SCHOLZ, Peter: Dissoi logoi – Zweierlei Ansichten. Ein sophistischer Traktat. Text, Übersetzung, Kommentar, Berlin 2004. BORG, Barbara (Hg.): Paideia. The World of the Second Sophistic, Berlin/New York 2004. BOWERSOCK, Glen W.: Greek Sophists in the Roman Empire, Oxford 1969. BOWIE, Ewen: „The Importance of Sophists“, Yale Classical Studies 27 (1982), 29–59. CRIBIORE, Raffaella: Gymnastics of the mind. Greek Education in Hellenistic and Roman Egypt, Princeton 2001. KASTER, Robert: Guardians of Language. The Grammarian and Society in Late Antiquity, Berkeley 21997 (11988).
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Beatrice Wyss
KERFERD, George B.: The Sophistic Movement, Cambridge 1981. MARROU, Henri-Irénée: Histoire de l’éducation dans l’antiquité, Paris 1948. MARTIN, Jochen: „Zur Entstehung der Sophistik“, Saeculum 27 (1976), 143–164. PUECH, Bernadette: Orateurs et sophistes grecs dans les inscriptions d’époque impériale, Paris 2002. DE ROMILLY, Jacqueline: Les grands sophistes dans l’Athènes de Périclès, Paris 1988. SCHMITZ, Thomas: Bildung und Macht. Zur sozialen und politischen Funktion der zweiten Sophistik in der griechischen Welt der Kaiserzeit, München 1997. SWAIN, Simon: Hellenism and Empire. Language, Classicism, and Power in the Greek World, AD 50–250, Oxford 1996. VÖSSING, Konrad: Schule und Bildung im Nordafrika der römischen Kaiserzeit, Brüssel 1997. WHITMARSH, Tim: Greek Literature and the Roman Empire. The Politics of Imitation, Oxford 2001.
Ein Ort bürgerlicher Mühe und Muße Formen und Funktionen der Institution des griechischen Gymnasions im historischen Wandel Peter Scholz 1. Einführung Nach Ansicht des augusteischen Historikers und Geographen Strabon bestanden die charakteristischen Elemente des Griechentums aus vier Dingen: aus dem, was „Sitte und Recht“ (nomimon), was „Politik und Öffentlichkeit“ (politikon), was „Erziehung und Bildung“ (paideia) und dem, was Rede und Verstand (logos) zuzurechnen ist1 – und das Gymnasion war ihm zufolge der Ort, an dem diese Charakter- und Wissensbildung sozialisatorisch und erzieherisch vermittelt werden sollte. Bemerkenswerterweise finden in dieser Aussage die sportlichen und militärischen Übungen unter den gymnasialen Betätigungen keinerlei Erwähnung. In der Ausblendung der beiden traditionell wichtigen Funktionen des griechischen Gymnasions manifestiert sich eine Auffassung, die sich erst im späten Hellenismus in gelehrten Kreisen verbreitet hatte.2 In dieser Bemerkung Strabons wird die Funktion des Gymnasions darauf reduziert, eine Institution der griechischen Erziehung, der intellektuellen Bildung und der Aneignung griechischer Kultur und Identität zu sein. Daß ein griechisches Gymnasion von jeher weitere Funktionen erfüllte, zeigt sich bereits an seiner baulichen Grundform: Fasst man die archäologischen Befunde zusammen, so bezeichnet man als „Gymnasion“ einen größeren Baukomplex, der neben einer Palästra eine oder mehrere Laufbahnen (dromoi) sowie mehrere Wandelgänge (peripatoi) umfasste.3 Dabei stellt die „Palästra“ einen Peristylbau dar, der verschiedene um einen offenen Hof gruppierte Funktionsräume aufweist – wie einen Lehr- und Vortragsraum (exedra), einen Umkleide- (apodyterion), Wasch- (loutron) und
1 Strab., 1,4,9: nomimon, politikon, to paideias kai logon oikeion; vgl. Plat., Alk. 123a; Kleit. 407b–c. 2 So hebt etwa Diodor, 1,81,1–7, die Ablehnung der griechischen Gymnastik durch die Ägypter hervor. Zur militärischen Ausbildung im 2. und 1. Jh. v.Chr.: KAH 2004, 69–74.; vgl. auch WEILER 2004, 45f. (zur Entwicklung zum Berufsathletentum). 3 SCHOLZ 2004a, 13f.
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Sportraum, der vornehmlich der Übung im Ringen und Boxen (sphairisterion) diente. Darüber hinaus gehend bot ein Gymnasion Platz und Raum für weitere sportliche Aktivitäten, in erster Linie für Disziplinen wie das Laufen, Speerund Diskuswerfen. In manchen Fällen waren die Gymnasien sogar in weitläufige Parkanlagen eingebunden. 4 Die Ausgestaltung der Bauform und die Ausbildung des Aufgabenbereichs der Institution des Gymnasions war freilich nicht in erster Linie von der Absicht getragen, die Wehrkraft sowie die taktischen und körperlichen Fähigkeiten der Hoplitenbauern bzw. Bürgersoldaten zu verbessern. Wenn es denn überhaupt einen gemeinschaftlichen Willen, ein irgendwie geartetes „staatliches“ Interesse am architektonischen und institutionellen Ausbau des Gymnasions gab, dann war es im frühen 6. Jh. v.Chr. das Motiv, das Wehrpotential des Territoriums einer Stadt regelmäßig an einem allseits bekannten Ort zu sammeln und zu diesem Zweck auf die Tradition der Kulte zurückzugreifen, deren Priesterämter in der Hand einiger weniger aristokratischer Familien lagen. Die Aristokraten verbanden ihre kultischreligiöse Führungsrolle mit der militärischen; so wie sie die Kultversammlungen leiteten, führten sie auch ihre Stammes- und Heeresverbände an und scharten diese an den Kultstätten zusammen, über die sie Aufsicht führten und die häufig mit den städtischen Gymnasien verbunden waren – so die Ergebnisse der Forschungen von Catia Trombetti. 5 Ihr zufolge ist die Einrichtung von Gymnasien nicht ursächlich mit der Etablierung demokratischer Ordnungen in den griechischen Städten verknüpft. Vielmehr verdankte sich die Ausbildung der Institution des Gymnasions der aristokratischen Tradition, ihre vielfältigen überregionalen Kontakte zu pflegen und diese Gelegenheiten zu nutzen, um sich im friedlichen Wettkampf, in verschiedenen Disziplinen (agones), miteinander zu messen. Das Gymnasion stellte ihrer Ansicht nach einen wichtigen Ort der adligen Kommunikation dar und bot eine ideale Bühne zur Darstellung seiner selbst im „edlen“ Wettstreit mit anderen Adligen. Die Vorformen des späteren Gymnasions, private Palästren, dienten diesen „edlen“ Wettkämpfern dazu, sich auf diese sportlichen Herausforderungen angemessen vorzubereiten. 6 Der so verstandene sportliche Agon war eine private Angelegenheit der Aristokraten; es gab für sie zunächst keinen Anlaß, die privaten Palästren der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen und Anlagen für die sportliche Betätigung zu errichten. Die Einrichtung öffentlicher Gymnasionsanlagen
4 SCHNEIDER 1908, 62 Anm. 1–5 (mit den wichtigsten Zeugnissen); GLASS 1967, 79 f. Ein anschauliches Beispiel für eine „typische“ Gymnasionsanlage ist das Gymnasion von Olympia aus dem 3. Jh. v.Chr., auf das häufig verwiesen wird: WACKER 1996. 5 TROMBETTI 2012; vgl. TROMBETTI 2013. 6 So bereits ausführlich und grundlegend: MANN 1998,7–21; vgl. MANN 2001, 115–117 u. 184–186.
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begann erst am Ende des 6. Jh. v.Chr. Vor allem beruhte sie auf dem Entschluß, die von den Aristokraten gepflegten athletischen Praktiken zu übernehmen. 7 Die Kultivierung derselben stand offenbar nicht im Widerspruch zu den Überzeugungen der Menge; auch die große Masse der Bürger wollte an diesem Element der aristokratischen Lebensform teilhaben. Bis weit in das dritte nachchristliche Jahrhundert hinein blieb die sportliche Betätigung die wichtigste Form der gymnasialen Betätigung, wie insbesondere die jüngere archäologische Forschung nachgewiesen hat. 8 Die weitaus spätere, stark biographisch ausgerichtete literarische und historiographische Überlieferung zur klassischen Zeit schrieb den Bau oder Umbau verschiedener Gymnasien oder dazugehöriger Einrichtungen und Annehmlichkeiten vornehmlich der Initiative und Wohltätigkeit großer und bekannter Männer zu: So soll Peisistratos das Lykeion begründet, Hipparchos die Akademie mit einer Peribolosmauer umgeben, Themistokles für den Bau des Kynosarges-Gymnasion gesorgt und Kimon die Akademie mit schattigen Wegen, Laufbahnen und gut bewässerten Wiesen ausgestattet haben. 9 Auch wenn die Anfänge des Ausbaus der Gymnasien nicht mehr sicher zu ergründen sind, so wird man zumindest soviel sagen dürfen: Die frühesten Gymnasien waren größere, teils durch eine Mauer abgegrenzte und verschließbare Freiund Parkflächen, die sich bemerkenswerterweise außerhalb der Stadtmauern befanden, innerhalb derer verschiedene von aristokratischen Familien getragene Kulte praktiziert wurden, gymnastische Übungen und Wettkämpfe, aber zugleich auch militärisches Training stattfanden. 10 Leider ist aus dem 5. und 4. Jh. v.Chr. kein einziges Gymnasion erhalten geblieben bzw. ergraben worden. Das bislang älteste, archäologisch nachweisbare Gymnasion ist das von Delphi, und zwar in seinem Zustand zwischen 337 und 327 v.Chr.11 Von den ansonsten bekannten Gymnasien in der griechischen Welt sind uns nur Überreste aus dem 3. bis 1. Jh. v.Chr. bekannt. In seiner hellenistisch-ausgestalteten Form dienten die Gymnasien vielfältigen Zwecken: Es waren Orte, an denen praktisches und theoretisches Wissen, physische Fähigkeiten und intellektuelle Techniken und Kompetenzen vermittelt wurden: wo die Kinder elementare Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen erwarben, musische Künste erlernten und sich in verschiedenen sportlichen Disziplinen übten und in Wettbewerben miteinander 7
FISHER 1998, 84–104. NEWBY 2005, 47 Anm. 143 (mit weiterer Literatur zur Blüte der Agonistik in der Kaiserzeit). 9 S. vor allem Plu., Cim. 13,8. DELORME 1960, 36–59 hat die Frühzeit des gymnasialen Betriebs ebenso ausführlich wie grundlegend erörtert. 10 Vgl. hierzu und zu den folgenden Punkten: SCHOLZ 2004a, 13–15. Die in dieser Einführung zum Sammelband „Das hellenistische Gymnasion“ dargelegten Überlegungen wiederhole ich hier in leicht gekürzter Form. 11 BOUSQUET 1988, 170 Anm. 10. Weitere ältere Literatur bei: WACKER 1996, 245. 8
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maßen, wo die Epheben im Kriegshandwerk unterwiesen wurden, wo Paradeund Exerzierübungen abgehalten wurden, wo die jungen Männer gelegentlich Vorträge und Kurse von Wandergelehrten besuchten und dort, wo die Bürger regelmäßig Heroen und Göttern kultisch verehrten, traditionelle Feste begingen und Bankette abhielten. 12 Hauptsächlich innerhalb dieser städtischen Einrichtung vollzog sich die Sozialisation in den Bürgerverband, und zugleich vergewisserte sich hier die städtische Gemeinschaft ihrer politischen und kulturellen Identität. Soviel vorab zur Definition dessen, was ein Gymnasion ausmachte, zu den Entstehungsbedingungen der gymnasialen Praxis und zum Aussehen und zu den grundsätzlichen Funktionen der Nutzung.
2. Das Gymnasion als Bildungseinrichtung Mit der uns allzu geläufigen Vorstellung einer engen Verbindung zwischen Gymnasion und intellektueller Bildung laufen wir stets Gefahr zu vergessen, daß es eine verhältnismäßig späte Entwicklung darstellte, daß das Gymnasion neben den bereits angeführten Funktionen zu einem allseits anerkannten Ort der Vermittlung intellektueller Fähigkeiten und Kenntnisse und schließlich auch zum Ort höherer Gelehrsamkeit und Heimstätte von Rhetorik, Philosophie und sonstiger Gelehrsamkeit wurde.13 Der Ausgangspunkt dieser Entwicklung lag dabei nicht allein im aristokratischen Erbe der sportlichen Agonistik; vielmehr ging diese Erweiterung der gymnasialen Aktivitäten vor allem auf die Kultur der öffentlichen Debatte und Rede vor Gericht und Volk in den griechischen Städten zurück. Die Integration intellektueller Elemente in den Kanon der gymnasialen Aktivitäten ist insofern ein Kind der bürgerschaftlichen Kommunikation und, wenn man so will, ein Kind des Demos, der stolz auf die Mitsprache und Mitgestaltung der Politik durch die gesamte Bürgerschaft war. 14 Insbesondere der Peloponnesische Krieg trug wesentlich zur „Beschleunigung“ der Institutionalisierung, der weiteren Ausdifferenzierung und Professionalisierung der Argumentationskultur im spätklassischen Athen und anderen großen See- und Handelsstädten bei.15 Wandernde Sophisten 12 Die kultische wie auch die politisch–sozialisatorische Funktion des Gymnasions ist beispielsweise überhaupt nicht berücksichtigt bei: ZSCHIETZSCHMANN 1967, 887. 13 Die diesbezüglichen literarischen und epigraphischen Zeugnisse sind umfassend zusammengestellt und diskutiert bei: SCHOLZ 2004b. 14 Gleichwohl war die philosophische Praxis und Lebensform noch lange Zeit ungeliebt; denn wenigstens bis zum Ende des 3. Jh. v.Chr., wie ich insbesondere in meiner Dissertation herausgestellt habe, dauerte der Kampf um die grundsätzliche Anerkennung intellektueller Betätigung und deren Vermittler an: SCHOLZ 1998. 15 BECKER/SCHOLZ 2004, 36–42.
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traten vielgestaltig auf: Redelehrer, Philosophen, Gelehrte und andere Arten von „Intellektuellen“ unterrichteten mehr oder weniger regelmäßig in privaten Palästren und auch in öffentlichen Einrichtungen wie den Gymnasien die städtische Jugend und Bürgerschaft. Mit der Gründung von Redner- und Philosophenschulen und der damit verbundenen gegenseitigen begrifflichen und inhaltlichen Abgrenzung traten zu Beginn des 4. Jh. v.Chr. die Sphären der philosophischen und der rhetorisch-politischen Praxis auseinander. Instruktiv für die damalige Fülle der intellektuellen Angebote in den großen Städten ist insbesondere eine kurze Passage aus der Helena-Rede des Gorgias. In dieser virtuosen „Schaurede“ werden bemerkenswerterweise drei Kategorien gebildeter Personen unterschieden, die jeweils eigene Arten der argumentierenden Rede entwickelt hätten: zum einen die Himmelskundigen, die aus mathematischen Prinzipien ihre Vorstellungen über den Verlauf der Sternbahnen ableiten (μετεωρoλόγων λόγoι), sodann die Rhetoren und Politiker mit ihren in den politischen Versammlungen ausgetragenen Rededuellen (λόγωv ἀγωνες), und schließlich die „Philosophen“, die im Kampf um die besten Argumente vor allem ihre „intellektuelle Gewandtheit“ (γνώμης τάχoς) unter Beweis stellen. 16 Bemerkenswerterweise spricht Gorgias bei den letztgenannten von „Wortgefechten“ von „Philosophen“: φιλoσόφων λόγων ἁμίλλαι. Als Charakteristikum des öffentlichen Auftretens der „Philosophen“ wird demnach nicht die philosophische Erörterung betrachtet, sondern das Streitgespräch mit anderen „Philosophen“. Mit dieser Art von „Wortgefechten“ können jedoch kaum philosophische Gespräche, sondern müssen vielmehr sophistische Schauwettkämpfe gemeint sein, in denen mehrere Gelehrte vor einem größeren Publikum in den städtischen Gymnasien oder auf den Marktplätzen zu Fachproblemen oder zu beliebigen anderen Themen Stellung nahmen und sich miteinander maßen, um Anhänger und Honorare für sich zu gewinnen. 17 Erst seit dem 3. Jh. v.Chr. fanden die intellektuelle Bildung und ihre vielfältigen Vermittler auch Eingang in die offiziellen, inschriftlich gefaßten Dokumente der Bürgerschaften; ihnen zufolge bevölkerten spätestens seit der Mitte des 3. Jh. v.Chr. Rhetoren, Philologen, Fachgelehrte und Philosophen zunehmend und zumindest sporadisch die Exedren der Gymnasien. 18 Gleichwohl kam es offenbar im 3. Jh. v.Chr. nur selten vor, daß die Vermittlung intellektueller Bildung auf breiter Basis, und sei es auch nur der Elementarunterricht, mit öffentlichen Mitteln seitens der Bürgerschaften nachhaltig unterstützt und gefördert wurde. Diese nach wie vor geringe
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Gorgias, Vorsokr. II 292 Nr. 82 B 11 und 13. Diese Überlegung ist weiter ausgeführt bei: SCHOLZ 2006, 41–43. 18 Zu den verschiedenen Gruppen der Vermittler intellektueller Bildung in den Gymnasien und deren Wandergelehrtentum: SCHOLZ 2004b, 103–128; speziell zur Gruppe der Philosophen in den hellenistischen Städten: HAAKE 2007 (umfassende Sichtung und Diskussion der Zeugnisse); SCHOLZ 2006, 49–55 (einführende Skizze). 17
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Wertschätzung intellektueller Bildung im öffentlichen Leben spiegelt sich auch darin, daß im 3. Jh. v.Chr. noch keine öffentlichen Bibliotheken existierten, also noch nicht einmal kleine Sammlungen von Buchrollen, auf die die im Gymnasion lehrenden Philosophen und Rhetoren hätten zurückgreifen können. Daran wird deutlich, daß die Schulung des Intellekts und der Erwerb rhetorisch-philosophischen Wissens auch bis ins 3. Jh. n.Chr. hinein noch eine exklusive Privatangelegenheit der reichen Bürger blieb. Die Frage, ob dies ein wachsendes breites Bildungsbedürfnis belegt oder nur das Verlangen der exklusiven Kreise der pepaideumenoi („gebildeter Männer“) nach öffentlicher Dokumentation widerspiegelt, kann meines Erachtens eindeutig im Blick auf die weitere Entwicklung beantwortet werden:19 Im 2. Jh. v.Chr. – nach Ausweis der epigraphischen und literarischen Zeugnisse allerdings wohl eher um die Mitte als zu Beginn des Jahrhunderts – ist in mehreren Quellengattungen eine verstärkte allgemeine Wertschätzung von Wissen und Bildungsgütern und zugleich der Wunsch, die Öffentlichkeit daran teilhaben zu lassen, zu konstatieren. 20 Der Bildungseifer der städtischen Eliten läßt sich im späten Hellenismus nicht nur an der verstärkten Erwähnung von Lehrern und zugereisten Schülern in den literarischen und epigraphischen Zeugnissen festmachen, sondern läßt sich auch an der privaten wie öffentlichen Repräsentation der eigenen Person ablesen – an Grabreliefs und Grabstatuen ebenso wie an Ehrenbildern und städtischen Dekreten, an Steinepigrammen oder Gemmen.21 Eine bis dahin nicht gekannte Hinwendung und Bekenntnis zu intellektueller Bildung dokumentiert sich auch in der weiteren Ausdifferenzierung und Ausweitung der Fachschriftstellerei. So erwächst – und das ist nur ein Beispiel – aus der verstärkten Beschäftigung mit der Lokalgeschichte ein neues, historisches Bewußtsein. Der Wandel der Einstellung gegenüber intellektueller Bildung und die vielfältige Blüte gelehrter Praxis war zugleich die entscheidende Voraussetzung dafür, daß etwa um 150 v.Chr. erstmals auch öffentliche, d. h. 19
So die Frage von GEHRKE 2004, 418f. Auch in der nachweislich seit dem Beginn des 2. Jh. v.Chr. gewachsenen Bedeutung des Gymnasions als Bildungsinstitution spiegelt sich letztlich vor allem die veränderte Einstellung der Oberschicht gegenüber intellektuellen Kenntnissen und Fähigkeiten. Die Erwartungen der städtischen Führungsschichten hinsichtlich der gymnasialen paideia verschoben sich von der Gewichtung her zumindest deutlich zugunsten der intellektuellen Bildung (SCHOLZ 2004b, 128). Die sportlichen und militärischen Aspekte des gymnasialen Betriebs traten aus diesem Blickwinkel, auch wenn sie nach wie vor zentrale Bestandteile der paideia blieben, in den Hintergrund. Die Popularisierung dieses zunächst nur von der Oberschicht getragenen Bildungsbedürfnisses war wiederum die Voraussetzung für die Einrichtung öffentlicher Bibliotheken in den Gymnasien der Städte. In diesem Zusammenhang muß sich auch die Idee und der Begriff des „gebildeten Bürgers“ (pepaideumenos) und die Wertschätzung der „Wißbegier“ (philomathia) verstärkt verbreitet haben. 21 ZANKER 1993, 218–220 (mit bildlichen Beispielen). 20
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für jeden Bürger frei zugängliche, aus städtischen Mitteln finanzierte Bibliotheken den Gymnasien hinzugefügt wurden. 22 Seine inhaltliche Entsprechung fand diese Entwicklung darin, daß ungefähr zur gleichen Zeit in mehreren kleinasiatischen Städten durch großzügige private Stiftungen erstmals ein regulärer öffentlicher Elementarunterricht eingeführt wurde. Darin manifestierte sich der Wille, daß nicht nur ein kleiner Teil, sondern nunmehr nach Möglichkeit alle Bürger an der Ausbildung zum „gebildeten Bürger“ (pepaideumenos) teilhaben sollten.23 Die im 3. Jh. v.Chr. noch weitgehend exklusiv gehaltene Idee vom „gebildeten Bürger“ war damit im 2. Jh. v.Chr. endgültig zum Allgemeingut und zu einem zentralen Element griechischer Polisidentität geworden. Diese Neubewertung intellektueller Bildung spiegelt sich besonders deutlich in der abschließenden Begründung eines Ehrendekrets, mit dem die Samier den Philosophen Epikrates aus Herakleia auszeichneten: Die Bürgerschaft ehrte den Peripatetiker um 200 v.Chr., weil er in der Lage gewesen sei, wie ausdrücklich vermerkt wird, „allen wissensbegierigen jungen Männern (philomathountes) von Nutzen zu sein, und zwar nicht nur denjenigen, die durch ihren Reichtum herausragen, sondern auch denjenigen, denen der Lebensunterhalt fehlt.“ Das Philosophieren wie überhaupt die intellektuelle Bildung war spätestens zu diesem Zeitpunkt grundsätzlich anerkannt und die höhere intellektuelle Bildung endgültig in den städtischen Gymnasien heimisch geworden. 24 Dennoch sollten wir uns auch für das 2. Jh. v.Chr. keine allzu idealistischen Vorstellungen darüber machen, was das Ausmaß der aktiven Nutzung der Gymnasien durch den Großteil der Bürgerschaften betrifft. Nach Abschluß der Ephebie nämlich besuchte die überwiegende Zahl der jungen Bürger im späten Hellenismus offenbar nicht mehr regelmäßig das heimische Gymnasion.25 Oder vorsichtiger ausgedrückt: die große Menge absolvierte nach dem Durchlaufen der Ephebie und der Einschreibung in die Bürgerlisten zumindest nicht mehr ständig ein körperliches Training und militärisches Übungsprogramm im Gymnasion, und besuchte dort auch nicht mehr die Vorträge und den Unterricht der intellektuellen Lehrmeister. Ausdrücklich wird beispielsweise im Fall des zwischen 130 und 110 v.Chr. geehrten Polemaios hervorgehoben, 26 daß er „bei den geheiligten Wettkämpfen bekränzt wurde, weil er sich noch in der Altersstufe nach der Ephebie im Gymnasion aufhielt und dort einerseits die Seele mit den schönsten Wissensdisziplinen nährte, andererseits (5) den Körper durch sportliche Übungen trainierte.“
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Vgl. die Skizze der Entwicklung bei: SCHOLZ 2004b, 125–128. SCHOLZ 2004b, 110–118 (mit inschriftlichen und literarischen Belegen). 24 IG XII 6.128 Z. 25–28. Zur Bedeutsamkeit dieses Dekrets für die Sozialgeschichte des antiken Philosophierens s. ausführlich: SCHOLZ 2004c, 332–336. 25 Habicht spricht deshalb zu Recht davon, daß die Ephebie sich im 2. Jh. v.Chr. zu einem Club reicher Söhne zu verwandeln begann: HABICHT 1995, 246. 26 ROBERT/ROBERT 1989, 11–17 (= SEG 39.1243) col. I, Z. 2–7. 24 f. 23
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Demzufolge blieb es anscheinend das Privileg der vermögenden Bürgerssöhne, die über die nötige Muße und Vermögen verfügten, also stets unabhängig und abkömmlich waren, um ein regelmäßiges Training als Athleten fortzusetzen und Siegespreise in heiligen Wettkämpfen zu Ehren der Götter und zum Ruhm der Heimatstadt zu erringen. Daß zudem in diesem Zeugnis sportliches und geistiges Training ausdrücklich als gleichberechtigte Bestandteile der allgemeinen paideia aufgeführt werden, ist ebenso bemerkenswert wie bezeichnend für die späthellenistische Zeit. Diese eher zurückhaltende Einschätzung vom generellen Stellenwert der intellektuellen Bildung in den griechischen Städten wird durch die geringe Zahl der uns bekannten Schulstiftungen bestätigt, die überhaupt erst im 2. Jh. v.Chr. bezeugt sind. Hier ist einerseits auf die Stiftung des Eudemos in Milet, andererseits auf die des Polythrus in Teos zu verweisen. 27 Und selbst wenn man zusammen mit diesen alle übrigen bezeugten „Wohltaten zugunsten der Bildung der städtischen Jugend“ in den Blick nimmt, so ist dies meiner Einschätzung nach keinesfalls hinreichend, um davon sprechen zu können, daß mit ihnen ein öffentliches Elementarschulwesen oder gar ein hellenistisches Bildungssystem institutionell begründet worden wäre, wie es etwa HenriIrenee Marrou oder auch Martin Nilsson annahmen. 28 Diese beiden und all die anderen finanziell wie ideell gleichermaßen für sich gesehen durchaus bemerkenswerten und ambitionierten Vorhaben sind vielmehr, aufs Ganze besehen, wie bereits William V. Harris zu Recht betont hat, als Ausnahmefälle zu werten. 29 Sie blieben letztlich Episoden und, wenn nicht schon früher, so kamen sie doch spätestens mit den Mithridatischen Kriegen in Kleinasien und Griechenland zum Erliegen. Dieser Eindruck erfährt in dem Umstand eine zusätzliche Bestätigung, wenn man sich vor Augen führt, daß die Aufenthalte von Rhetoren, Historikern, Philosophen und sonstigen Gelehrten in den Gymnasien vergleichsweise selten bezeugt sind und sich in der Regel der Initiative einzelner Persönlichkeiten, also dem persönlichen Bildungseifer der jeweiligen städtischen Gymnasiarchen, verdankten.30 An dieser Stelle erscheint es sinnvoll, das in den griechischen Städten überaus wichtige und ehrenvolle städtische Amt des Gymnasiarchen 27 Eudemos in Milet (200/199 v.Chr.): SIG 3 II 577 (= ZIEBARTH, 21914); Polythrous (um 200 v.Chr.): SIG3 II 578; Delphi (160 v.Chr.): SIG 3 II 672 (= BRINGMANN/VON STEUBEN 1995, 94 [E]); Rhodos: Polyb., 31,31a (= BRINGMANN/VON STEUBEN 1995, 212 [L]). S. hierzu die allgemeine Skizze von: WEBER 1993, 154–164. 28 Bereits die Titulierung des Buches von NILSSON 1955 („Die hellenistische Schule“) ist vielsagend; vgl. SCHOLZ 2004a, 22. 29 HARRIS 1989,146. 30 Die Belege sind zusammengestellt bei: SCHOLZ 2004b, 103–129. Beispiel für eine solche Bildungsinitiative eines Gymnasiarchen ist beispielsweise in Eretria der Gymnasiarch Elpinikos (um 100 v.Chr.), der aus eigenen Mitteln einen Rhetor und einen Fechtmeister bezahlte: IG XII 9.234 = SIG3 II 714, Z. 8–12.
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vorzustellen und kurz den Wandel zu skizzieren, der die Aufgaben und Funktionen dieses Amtes betraf. Dabei soll insbesondere auf die große, häufig unterschätzte Bedeutung der Rolle der Gymnasiarchen beim Besuch von Lehrern und Gelehrten in kleineren und größeren Städten hingewiesen werden.
3. Die Gymnasiarchie und ihr Funktionswandel (Leiturgisierung des Amtes) Die konkrete Angabe persönlicher Initiativen verschiedener städtischer Magistrate ist charakteristisch für die hellenistischen Ehrendekrete und markiert einen gewichtigen Unterschied zu den kaiserzeitlichen Dekreten, mit denen Gymnasiarchen von den Bürgerschaften geehrt wurden. 31 Die Ehreninschriften aus dieser Zeit geben bemerkenswerterweise nur höchst selten Auskunft über die näheren Umstände einer Gymnasiarchie. Schon allein an diesem Umstand wird bereits erkennbar, daß in der Kaiserzeit die Gymnasiarchie sich langfristig zu einem weitgehend leiturgischen Amt entwickelte: Der Gymasiarch sollte nicht länger vorrangig als städtischer Beamte Aufsicht und Kontrolle über den gesamten Gymnasionsbetrieb wie noch in hellenistischer Zeit führen, sondern vielmehr als Wohltäter wirken und nach Möglichkeit die Finanzierung des Öls, Baumaßnahmen wie etwa die kostspielige Instandhaltung eines Bades oder die Ausrichtung gymnastischer und musischer Agone oder darüber hinaus noch zusätzliche leiturgische Leistungen wie die Abhaltung von Festbanketten übernehmen. 32 Die generelle amtliche Aufsichtsfunktion des Gymnasiarchen fiel gewiß nicht gänzlich fort – hier gibt es eine Reihe von Zeugnissen, die dies auch für die Kaiserzeit ausdrücklich bezeugen –, jedoch blieben persönlicher Einsatz, die Sorge um die eutaxía der Jugend und insbesondere pädagogische, auf die Vermittlung von Bildungswissen abzielende Ambitionen der Gymnasiarchen die Ausnahme. Aus Sicht der Menge der Bürger rückten andere Gesichtspunkte in den Vordergrund ihrer Erwartungen an die Gymnasiarchen: nämlich die Erfüllung der leiturgischen Aufgaben, die durch inschriftliche Aufzeichnung bereitwillig verewigt wurden und so auch weitaus größere öffentliche Anerkennung erfuhren. Ämter und Leiturgien waren in der Kaiserzeit untrennbar miteinander verzahnt – darauf weisen die Inschriften selbst hin, wenn in ihnen regelmäßig die Rede von πᾶσαι ἄλλαι/ἀρχαὶ καὶ λειτουργίαι ist. Spätestens im 3. und 4. Jh. n.Chr. „konnten alle städtischen Ämter und Funktionen mit öffentlicher
31 Allgemein zur Gymnasiarchie in hellenistischer Zeit und in der Kaiserzeit s. die Überblicke von: SCHULER 2004; SCHOLZ, 2015. 32 QUASS 1993, 286ff. (mit weiterführender Literatur).
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Zweckbestimmung wahlweise als ἀρχή oder λειτουργία bezeichnet werden“.33 Die Gymnasiarchie verlor also seit dem späten Hellenismus zunehmend ihren magistratischen Charakter zugunsten der euergetisch-leiturgischen Funktion, so wie dies insbesondere Friedemann Quass und Christof Schuler in zwei maßgeblichen Beiträgen herausgearbeitet haben. 34 Dieser Wandel oder, besser gesagt, diese Neugewichtung der Funktionen eines Gymnasiarchen war insofern problematisch, als gerade in kleinen Städten nur wenige Personen überhaupt imstande waren, die mit dem Amt verbundene Fülle an finanziellen Belastungen zu schultern. Daran läßt sich noch eine weitere Überlegung knüpfen: Die festgestellte „Leiturgisierung“ der Gymnasiarchie wird zugleich der Grund dafür gewesen sein, daß sich – zumindest meines Wissens – keine „Ikonographie des Gymnasiarchen“ ausbildete bzw. uns nur wenige Darstellungen von Gymnasiarchen bekannt sind, beschränkte sich ihre Leistung doch vielerorts und gerade im 2. und 3. Jh. n.Chr. auf die Übernahme der Kosten des Gymnasionbetriebs. Wenn man schließlich die hauptsächlichen Gründe dafür anzugeben versucht, warum die Gymnasiarchie sich zu einem rein leiturgischen Amt entwickelte und dadurch an Bedeutsamkeit verlor, so wird man behaupten dürfen, daß dies sicherlich zum wesentlichen Teil damit zusammenhing, daß in den Gymnasien zunächst die militärischen Übungen weitgehend verschwanden. Durch die „Entmilitarisierung“ der im Gymnasion betriebenen Betätigungen reduzierte sich die dort vermittelte körperliche Ausbildung auf das Feld der sportlichen Übungen, die durch musische und literarische ergänzt wurden. 35 Im nächsten Schritt ist dann ein Rückgang auch der sportlichen Übungen festzustellen, an deren Stelle verschiedene Formen der Unterhaltung traten. In dieser Frage generalisierende Aussagen zu treffen fällt schwer, scheint mir aber letztlich unumgänglich zu sein, um zumindest die grundsätzlichen Proportionen angemessen zu erfassen und Kontinuitäten und Wandlungen überhaupt sichtbar zu machen: Unternimmt man also einmal diesen Versuch, so wird sich mit einiger Vorsicht sagen lassen, daß für die jährlich wechselnden Gymnasiarchen der hellenistischen Zeit es in der Regel weder Zeit noch Gelegenheit gab, während ihrer Amtszeit eine übermäßige Selbstdarstellung zu betreiben, wurden sie doch erst am Ende ihres politischen Wirkens oder sogar erst postum für ihre herausragenden Verdienste geehrt. In der Kaiserzeit hingegen scheinen sich durch die Verlängerung oder in manchen Fällen sogar durch die Verewigung der Amtszeit die Ehrungen erheblich ausgeweitet und
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DRECOLL 1997, 221. S. Anm. 31 und 32. 35 KAH 2004, 74. 34
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vor allem bereits zu Lebzeiten verliehen worden zu sein. 36 Es hat den Anschein, als ob den Gymnasionsvorstehern durch die höhere Verweildauer im Amt eine größere Palette an Möglichkeiten und Mittel zu Gebote standen, um schon während der Ausübung des Amtes die eigenen Verdienste herauszustellen und so die Prominenz der eigenen Familie zu sichern. 37 Die faktische, häufig wohl gleichsam monarchische Herausgehobenheit der „wenigen“ Honoratioren war jedoch kaum mehr vereinbar mit Vorstellungen von der Gleichheit aller Bürger. Um die herausragende soziale und politische Führungsstellung dieses exklusiven Kreises öffentlich zu rechtfertigen, blieb letztlich – so meine Vermutung – nur das Mittel auf die jederzeit tadellose Haltung dieser „anständigen und guten Männer“ (ἄνδρες καλοκαγαθοί), auf deren äußere wie innere Exzellenz zu verweisen. Entsprechend bemühten sich die Bürgerschaften in den ehrenden Texten, die zusammen mit den dazugehörigen Statuen die Dankesgaben der Stadt an ihre „Wohltäter“ darstellten, die rechtschaffene Gesinnung dieser Männer (die ἠθῶν φιλαγαθία) besonders hervorzuheben.38
4. Das Gymnasion: Keine „zweite Agora“, sondern ein Ort der Mühe und Muße und „Club der Bürger“ Am Ende meines Beitrags möchte ich einige allgemeine Überlegungen zur grundsätzlichen Charakterisierung der Institution des Gymnasions darlegen: Bereits in der Antike galt das Gymnasion bekanntlich als fester institutioneller Bestandteil einer jeden Polis und war nach allgemeiner Auffassung konstitutiv für den Anspruch einer Gemeinde, sich als Polis zu bezeichnen. Berücksichtigt man dies, dann erscheint es zunächst gerechtfertigt und auch mir selbst lange Zeit plausibel, das Gymnasion als eine „zweite Agora“ zu bezeichnen, wie es der Epigraphiker Louis Robert in einem berühmten Diktum getan hat.39 36
Zur Iteration des Gymnasiarchenamts: SCHULER 2004, 190 Anm. 162 (mit Belegen für mehrfach ausgeübte Gymnasiarchien). 37 Ein Hinweis auf diese schleichende „Nobilitierung“ mancher Familien sind die Ehrungen für Kinder von Gymnasiarchen, s. etwa Athenagoras, Sohn des Chairemon, Tamias und Paidonomen (I.v. Milet 361) oder der Tochter eines solchen Amtsträgers (I.Smyrna 644). 38 Einen einzigartig deutlichen Einblick in den Wertekanon der städtischen Führungsschichten bietet beispielsweise das Ehrendekret für Agreophon, Sohn des Agreophon aus Perdikia/Kaunos, der sich in vielerlei Hinsicht um seine Heimatstadt verdient gemacht hatte: MAREK 2006, Nr. 30 (= BE 1972, 430), Z. 15-18. 39 ROBERT 1960, 296–298 (= Opera Minora II, 812–814; vgl. Opera Minora VI 46). Die Formulierung hat in der althistorischen Forschung großen Anklang gefunden, s. bspw.: GEHRKE 2004, 416. Inhaltlich unbestimmt bleibt die Definition von DELORME/SPEYER 1984, 156 („ein Treff- und Mittelpunkt des sozialen Lebens“).
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Betrachtet man freilich diese ebenso einprägsame wie suggestive Charakterisierung der hauptsächlichen Funktion des Gymnasions näher, kommen Zweifel auf, ob damit wirklich das Richtige getroffen ist und nicht falsche Assoziationen geweckt werden. Zunächst soll allerdings nochmals deutlich hervorgehoben werden, was das griechische Gymnasion auf keinen Fall war: Es hatte nichts mit einer staatlichen Erziehungsanstalt moderner Prägung gemein. Es gab kein vom Staat angestelltes Lehrpersonal, auch keine Schulbürokratie oder staatliche Lehrpläne. Und keineswegs war das Gymnasion ausschließlich oder in erster Linie ein Ort des schulischen Unterrichts,40 sondern es war vor allem eines: ein Ort der Vorbereitung auf die Pflichten eines Bürgers und Ort der Einübung derselben und zugleich ein Ort des urbanen müßigen Lebensstils – sowohl für die städtische Jugend als auch für die erwachsenen Bürger. Daraus ergibt sich, daß das Feld der gymnasialen Betätigungen stets zwei Seiten hatte: eine der Muße, eine andere der Mühe und Einbindung in das Kollektiv der Bürgerschaft. Dabei darf man jedoch auch nicht den grundsätzlich exklusiven Charakter außer Acht lassen, sofern man das Gymnasion mit dem anderen zentralen Element der Polis, mit der Agora, vergleicht: Der Zugang zum Gymnasion war strikt reglementiert und in der Regel nur den männlichen Bewohnern einer Stadt, Bürgern und allen freigeborenen Fremden gestattet. 41 Auch wenn in der Kaiserzeit das militärische Propädeutikum der Institution der Ephebie verschwand, so wurde der exklusive Charakter des Gymnasions doch zumindest grundsätzlich bewahrt; denn gerade aufgrund der Exklusivität ließ sich diese Institution leicht von anderen Lebensbereichen abgrenzen und trug maßgeblich dazu bei, das kollektive Gefühl der Zugehörigkeit zur Bürgerschaft zu stärken. Als Ort der Mühe und Muße wurde das Gymnasion zunehmend häufiger zum „Club der Bürger“, in dem diese ihre Mußezeit gemeinschaftlich verbrachten, und zwar in verschiedenen fest abgegrenzten, vielfach bezeugten Altersgruppen (paides, epheboi, neaniskoi, neoi, gerontes). Diese absolvierten in den genannten Gruppen überwiegend sportliche oder militärische Übungen, um sich auf Wettkämpfe oder militärische Einsätze vorzubereiten, nahmen zweitens gemeinschaftlich an verschiedenen musischen, intellektuellen und sonstigen episodisch angebotenen Veranstaltungen teil und pflegten als Kultgemeinschaft lokale Kulte gymnasialer Heroen und Götter und genossen gemeinschaftlich Feste und Bankette zu Ehren von diesen. Dazu gehörte auch
40 Gegen diese moderne Überbetonung der intellektuellen Aspekte wendet sich: GEHRKE 2004, 418f. 41 S. die Auflistung der ausgeschlossenen Gruppen bei: KOBES 2004, 238–240 (jedoch nur auf der Grundlage des Gymnasiarchengesetzes von Beroia, aus der ersten Hälfte des 2. Jh. v.Chr.: GAUTHIER/HATZOPOULOS 1993).
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die Nutzung der Badeeinrichtungen. Die Abkömmlichkeit von der Arbeit und vom Alltag des oikos einmal vorausgesetzt, förderten all diese gemeinschaftlich in verschiedenen Altersgruppen im Gymnasion bis ins hohe Alter hinein verbrachten Aktivitäten zweifellos das Zugehörigkeitsgefühl des Einzelnen zum heimatlichen „Club der Bürger“. Darin bestand die eigentümliche paideia der griechischen Bürger, und davon war die Identität und Lebenspraxis der Nutzer des Gymnasions maßgeblich geprägt. Damit mag deutlich geworden sein, daß das Gymnasion auch in der Kaiserzeit der hauptsächliche „Motor“ für die Sozialisation und Eingliederung in das Bürgerkollektiv blieb, auch wenn die militärische Ausbildung als Aufgabe fortgefallen war. Man sollte darüber hinaus bedenken, daß mit der Einrichtung von Gymnasien langfristig ein Kontrapunkt gegen jede Form traditionell aristokratischer, nämlich auf familiärer Basis organisierter Aushebung und Übung militärischer Verbände gesetzt war. 42 Mit der Institution des Gymnasions stand somit jenseits der Familien eine unabhängige „demokratische“ Bildungseinrichtung zur Verfügung, die zumindest prinzipiell allen Bürgern, unabhängig von Herkunft und Vermögen, zur Nutzung und Aneignung der beschriebenen Fähigkeiten und Kenntnisse offenstand – auch wenn „arme Bürger“ (penetes) davon weitgehend ausgeschlossen blieben. Faktisch waren die Gymnasien vor allem Treffpunkte für die städtische Oberund Mittelschicht, auf deren Bedürfnisse sie ausgerichtet waren. Zieht man dies in Betracht, so erscheint es wenig sinnvoll, das Gymnasion als eine „zweite Agora“ zu bezeichnen. Der Aufgabenbereich eines Gymnasions erscheint mir besser und treffender charakterisiert zu sein, wenn man diese Institution vielmehr als einen Ort von (sportlicher, militärischer und intellektueller) Mühe und Muße und zugleich als einen „Club der Bürger“ benennt, der jenseits eines familiären Umfelds eine umfassende Bürgererziehung im Sinne einer allgemeinen paideia vermittelte.
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Einrichtungen für Bildung und Lernen im kaiserzeitlichen Alexandria War das Museion eine antike „Hochschule“? Stefanie Holder Mit dem alexandrinischen Museion wurde oft (und besonders für die frühhellenistische Zeit) die Vorstellung verbunden, es sei ein „institute of advanced studies“ oder gar eine „antike Universität“ gewesen. 1 Gegen den Gebrauch des Wortes „Universität“ wandte sich zu Recht bereits Vössing. 2 Im Folgenden soll daher zunächst allgemeiner gefragt werden, inwiefern das Museion auch in der Kaiserzeit eine Rolle für die höhere Bildung in Alexandria spielte. Anders als für die hellenistische Zeit mangelt es für die Kaiserzeit an literarischen Quellen zum Museion. Die vielzitierte Strabon-Stelle 17,1,8 (794c) nennt das Museion einen Synodos, der inmitten des Palastbezirks gelegen war, über eigene Räumlichkeiten und Finanzmittel verfügte und dessen 1
PARSONS 1952, 70, nennt das frühhellenistische Museion „the university of Hellas, or rather of the Hellenic world“, ebenso ARGYLE 1974, 48–350. MARROU 21977, 199, spricht von „wissenschaftliche(n) Einrichtungen wie (dem) Museion, wo die ausgezeichnetsten Gelehrten sich frei der Forschung widmen und junge Schüler in echten Ausbildungsstätten um sich sammeln“; 361: „Es besteht kein Zweifel, dass das Museion anfangs mehr eine Akademie als eine Universität gewesen ist. Den letzteren Charakter muss es erst in den folgenden Jahrhunderten erhalten haben. So besitzt Alexandria am Ende des 3. Jh.s nach Christus wie Athen Lehrstühle.“ MÜLLER-GRAUPA 1933, 808, hält es für eine Art „Akademie der Wissenschaften“, „indes trifft keiner dieser Vergleiche völlig den Kern der Sache. Am nächsten kommt ihr wohl die platonische Akademie in Florenz unter Cosimo I., die Marsilius Ficinus leitete, wenn man an die persönlichen Neigungen der ersten Ptolemäer für Kunst und Wissenschaft, ihren ungezwungenen Verkehr mit den Gelehrten des Museions, ihre Teilnahme an den wissenschaftlichen Problemen und an die συμπόσια denkt.“ Alle diese Auffassungen nutzten jedoch letztlich moderne Konzepte von Universität zur Beschreibung des Museions als Bildungseinrichtung. ERSKINE 1995, 38, betont für das hellenistische Museion stärker den Aspekt des Synodos: „The Museum was a community of scholars which was both academic and religious. It was religious in so far as it was centred on a shrine of the Muses, the Greek deities of artistic and intellectual pursuits, hence the name, the Museum. These scholars were engaged in the study of science […] and in the study of literature […].“ ERSKINE bleibt damit in den Grenzen von Strab., 17,1,8 und der frühhellenistischen Zeit. 2 Vgl. VÖSSING 2008, 251: „Begriff und Entwicklungsgeschichte der Universität (sind) nachantik.“
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leitender Priester vom Kaiser eingesetzt wurde, wie es zuvor die ptolemäischen Könige taten: „τῶν δὲ βασιλείων μέρος ἐστὶ καὶ τὸ Μουσεῖον, ἔχον περίπατον καὶ ἐξέδραν καὶ οἶκον μέγαν, ἐν ᾧ τὸ συσσίτιον τῶν μετεχόντων τοῦ Μουσείου φιλολόγων ἀνδρῶν· ἔστι δὲ τῇ συνόδῳ ταύτῃ καὶ χρήματα κοινὰ καὶ ἱερεὺς ὁ ἐπὶ τῷ Μουσείῳ, τεταγμένος τότε μὲν ὑπὸ τῶν βασιλέων νῦν δ’ ὑπὸ Καίσαρος.“
Doch Strabon wirft hier ebenso viele Fragen auf, wie er Einzelaspekte benennt: (a) Der Begriff „Synodos“ bezeichnet alle möglichen Arten von Kooptionen, ist also unspezifisch. (b) Strabon gibt Hinweise zum Museion als Einrichtung („χρήματα κοινά“; der vom Kaiser eingesetzte ἱερεύς), aber nicht zu dessen Funktion. (c) Die Museasten werden durch die Bezeichnung als „φιλόλογοι ἄνδρες“ näher bestimmt, dies meint aber zunächst allgemein Gebildete resp. an Bildung interessierte Personen. Dass am Museion über die hellenistische Zeit hinaus Fachwissenschaftler tätig waren, ist also nicht zwingend aus diesem Strabon-Zitat zu folgern. (d) Zudem schrieb Strabon in augusteischer Zeit. Über das Museion im 1. und 2. Jh. n.Chr. ist damit noch nichts gesagt. Andere Vermerke in literarischen Quellen sind noch weniger hilfreich: Athenaios lässt nicht immer erkennen, ob er das hellenistische oder das kaiserzeitliche Museion meint. Philostrat nennt Dionysios von Milet und Polemon von Smyrna nur als Museionsmitglieder ohne auf die Einrichtung selbst einzugehen. Die Notiz der Historia Augusta, die als Quelle ohnehin mehr als problematisch ist und wonach Hadrian bei seinem Ägyptenbesuch 130 n.Chr. auch mit alexandrinischen Gelehrten am Museion ins Gespräch gekommen sei,3 verbindet mehr die Topoi ‚Museion als Bildungseinrichtung‘ und ‚Hadrian als bildungsinteressierter Kaiser‘. Hilfreich ist sie nicht. Will man sich dem kaiserzeitlichen Museion (und besonders dem Museion als Synodos) nähern, bleibt nur der Weg über die Museionsmitglieder und -leiter. Zwei Artikel waren hier richtungsweisend: Lewisʼ „The Non-Scholar Members of the Alexandrian Museum“ von 1963 und „Literati in the Service of Roman Emperors“ von 1981.4 Ausgehend von papyrologischem und inschriftlichem Material schlug Lewis zwei Namenslisten vor, die beide von Anfang des 1. Jh. bis Ende des 3. Jh. n.Chr. reichen und insgesamt 33 Namen umfassen. Die gelisteten Personen waren mehrheitlich nicht Gelehrte, sondern städtische Magistrate. Einige absolvierten auch eine ritterliche Verwaltungslaufbahn. Mit diesem Ergebnis gelang Lewis ein Perspektivwechsel und war die Diskussion eröffnet, ob man das kaiserzeitliche Museion weiterhin als
3 Vgl. HA, Hadr. 20,1: „Apud Alexandriam in musio multas quaestiones professoribus proposuit et propositas ipse dissolvit.“ 4 Vgl. LEWIS 1963; LEWIS 1981, bes. 263–265.
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Bildungseinrichtung oder eher als städtische Einrichtung ansehen sollte, an der sich die Magistratselite Alexandrias und Ägyptens treffen konnte. Lewis selbst versuchte einen Mittelweg zu gehen, indem er in seine zweite Liste von 1981 auch jene Gelehrte übernahm, die seinerzeit in der Forschungsliteratur als Museionsmitglieder gehandelt wurden. Die Liste von 1981 ist zweifach problematisch. Zum einen setzt Lewis voraus, dass jeder, der als „(τις) ἀπὸ Μουσείου“, et alt. bezeichnet wurde, notwendig dem alexandrinischen Museion angehörte. Doch gab es auch Museia in anderen Städten des griechischen Ostens, die als Alternativen berücksichtigt werden müssen. 5 Zum anderen übernahm Lewis jene Gelehrte aus der ältere Literatur, die aufgrund von Suda-Einträgen für Museionsmitglieder oder -leiter gehalten wurden. Doch die Einträge in Suda nennen niemanden direkt als Museionsmitglied, 6 sondern geben einzig das Fach an oder setzen Gelehrte als διαδόχοι, διδάσκαλοι oder μαθηταί untereinander in Beziehung. Daraus Museionsmitglieder oder eine Abfolge kaiserzeitlicher Museionsleiter zu machen, setzt voraus, dass (a) alle Genannten auch Gelehrte am Museion waren und nicht einfach ortsansässig, und dass man (b) bereit ist, Sudas 5 Musentempel als Sammlungsorte für das städtische Kulturleben und Treffpunkt der lokalen Oberschicht sind etwa aus Thera und Lindos bekannt (vgl. bspw. das testamentarische Stiftungsstatut eines Museions IG 12.330, Thera, 210–195 v.Chr.; IG 12.895, Lindos, 1. Jh. n.Chr., Z. 10: „[τ]ὰν ἀρίσταν τοῦ Μουσείου“). Das Museion in Smyrna hatte zumindest Archivfunktion (vgl. IG 4.618, aus Temenothyrai/Phrygien, kaiserzeitlich, Z. 6–12: „Μᾶρ[κον] Ἀριστόνεικον Τε[ι]|μο[κρ]άτη καὶ ἐπὶ τῆς λα|μπροτάτης μητροπόλε|ως Σμυρναίων πόλεως | ἡγησάμενον Μουσείου | ἐπὶ τῶν νόμων ἐπειρί|ᾳ“; ISmyrna 191, kaiserzeitlich, Z. 15–17: „[τ]αύτης τῆς ιγραφῆς ἀντ[ί]|γραφ[ον κεῖται] ἐν τῷ ἐν Ζμύρνῃ ἀρχείῳ τῷ | [καλου]μένῳ Μουσείῳ.“ ZPE 108 (1995), S. 92, Z. 9–10: „Στρατόνεικος ἱερὸς Σμυρναίων ἐπὶ τοῦ Μο[υ]|σείου ἔλαβον.“ Und entsprechend ergänzt Z. 3–4: „[ἀπετ]έθη εἰς ἀρχεῖον τὸ λεγόμενον [Μουσεῖ]|[ον τὸ] ἐν Ζμύρνῃ.“ Für ein Museion alexandrinischen Zuschnitts hält es LEVICK 1967, 127 Anm. 6, auf Basis obiger Inschriften ist dies allerdings keine zwingende Schlußfolgerung). Für das ephesische Museion ist ein Kreis von „Ärzten vom Museion“ bekannt (vgl. IEph 4101a, Z. 18: „[τῶν ἀπὸ τοῦ Μ]ουσείου ἰατρῶν“; IEph 1162, Z. 9–10: „τοῖς ἀπὸ τοῦ Μουσείου | [ἰατροῖς —]“). Zudem wissen wir von einem Arzt, der dort mit diesem Titel auftrat: IEph 2304, Z. 1–2: „Μ(άρκου) Πομ(πηΐου) Βόρωνος | ἰατροῦ“; Z. 7: „οἱ ἐν Ἐφέσῳ ἀπὸ τοῦ Μουσείου ἰατροί.“ Zum Lehrbetrieb am ephesischen Museion vgl. IEph 2065, Z. 1–2: „οἱ περὶ τὸ Μουσεῖον | παιδευταὶ“; IEph 3068, Z. 10–11. Finanziert wurde es von Privatpersonen, vgl. IEph 690, 117 oder 161 n.Chr., Z. 19–20: Jemand habe als Euerget neben anderen Stiftungen „καὶ τὸ Μουσεῖον | ἐκόσμησεν“. 6 Es gibt nur eine Ausnahme, Theon mathematicus, der Vater Hypatias, Suda Θ 205: „Θέων, ὁ ἐκ τοῦ Μουσείου“. Da dieser im 4. Jh. n.Chr. lebte, das Brucheion (und damit die Anlage des Museions) aber schon 271 durch Aurelian zerstört und danach nicht wieder aufgebaut wurde, müsste (a) der Synodos über das Ende der Anlage hinaus bestanden haben, oder (b) Suda die Prominenz des Museions verwendet haben, um Theons Gelehrsamkeit herauszustellen. Da der letzte sichere Beleg eines Museionsmitglieds auf Ende des 3. Jh. n.Chr. fällt, nach der Zerstörung aber sonst keine Belege mehr zu finden sind, ist diese Angabe Sudas zumindest mit Skepsis zu betrachten.
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generationenübergreifende Lehrersukzessionen für die Kaiserzeit für glaubhaft zu halten. Zunächst steht Suda hier in der Tradition von Diogenes Laertios, den Kirchenhistorikern und den Neuplatonikern, die ebenfalls Lehrerabfolgen konstruierten. Es gibt keine zwingenden Gründe, diese beiden Annahmen für das kaiserzeitliche Museion zu akzeptieren, worauf bereits Otto hinwies. 7 Auch wenn die Liste als solche einer kritischen Prüfung bedarf, ist Lewisʼ Unterscheidung von ‚non-scholar members‘ wiederum sehr hilfreich. Sie wird im Folgenden adaptiert in der Unterscheidung von ‚wissenschaftlichen‘ und ‚nichtwissenschaftlichen Museionsmitgliedern‘. Auch wenn für alle Mitglieder der Oberschicht ein hoher Bildungsgrad vorauszusetzen ist, ermöglicht diese Unterscheidung von Personen, die vornehmlich als litterati, und Personen, die vorwiegend in Verwaltungsämtern tätig waren, eine offenere Herangehensweise. Es wird nicht von vornherein die hellenistische Zeit zum Richtmaß genommen. Folgt man Lewis Ansatz mit den genannten Modifikationen, ergibt sich eine Liste von 27 Personen, die zwischen 38 n.Chr. und Ende des 3. Jh. Mitglieder am Museion waren. 8 Dazu kommen nochmals zwei Personen, die als Leiter des 7 Vgl. exemplar. SCHWARTZ 1899, 2026: Auf Apion, Chairemon und Dionysios (s.d. Glaukos) hin versucht Schwartz eine solche Kette von Museionsleitern anzugeben. Dies übernahm noch LEWIS 1995, 263–265 (Liste). Gegen ein solches Vorgehen sprach sich schon aus OTTO 1908, 199: „Verfehlt erscheint es mir, wenn Schwartz für den ersten Teil des 1. Jh. n.Chr. den bekannten alexandrinischen Grammatiker Apion und weiter als seine direkten Nachfolger den ägyptischen Priester und Philosophen Chairemon und einen Grammatiker Διονύσιος Ἀλεξανδρεύς, Sohn des Glaukos, als ἐπιστάτης τοῦ Μουσείου annimmt. Er tut dies auf Grund von Stellen des Suidas s.v. Ἀπίων und Διονύσιος Ἀλεξανδρεύς (Suda A 3215 und Δ 1173), in denen von der διαδοχή der betreffenden Gelehrten die Rede ist – eigentlich hätte Schwartz demnach auch den Grammatiker Theon erwähnen müssen (Apion war dessen διάδοχος laut A 3215); die Vorsteherschaft des Museums legt er jedoch meines Erachtens ganz willkürlich als Gegenstand der διαδοχή zu Grunde, vor allen Dingen hat man doch, wenn die διαδοχή von Gelehrten erwähnt wird, an die Nachfolger im Lehramt zu denken, an die Ablösung des Hauptes einer wissenschaftlichen Schule durch einen seiner Schüler. So dürfen denn auch die Suidasstellen zu erklären sein.“ 8 Sieben Personen sind als wissenschaftliche Museionsmitglieder auszumachen: der „φιλόσοφος ἐγλεκτικός“ Potamon von Alexandria (1. Hälfte 1. Jh. n.Chr.; SEG 38.1177; Diog. Laert., 1,21), der „Ὁμηρικός ποιητής“ Areios (130–134 n.Chr.; Colosse de Memnon 37), der panegyrische Dichter Pankrates (130 n.Chr.; Athen., 11,478a; 14,677d–f; P.Oxy. 1085; P.Brit.Mus. 1109b), Dionysios von Milet (hadrianische Zeit; Philostr.,VS 521–526), Polemon von Smyrna (hadrianische Zeit; bes. Philostr., VS 529–544; ISmyrna 676), Caracallasʼ Leibarzt L. Gellius Maximus (Ende 2. Jh. n.Chr., vor 218 n.Chr.; SEG 50.1312; 54.1368–70; CIL 3.6820) und der Platoniker Flavius Maecius Se[—] Dionysodoros (Ende 3. Jh. n.Chr.; Portes du désert 14). Als nichtwissenschaftliche Museionsmitglieder sind zwanzig Personen belegt: Tullius Ptolemaios (1. Hälfte 1. oder 2. Jh. n.Chr.; Portes du désert 32), Didymos (s.d. Hierax, 38 n.Chr.; P.Ryl. 2.143), Tib. Cl. Demetrius (um 50 n.Chr.; P.Oxy. 2471), Val. Kallinikos (107–9 n.Chr.; P.Oxy. 471, col. vi, Z. 143–144); Serv. Sulpicius
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Museions ausgemacht werden können, 9 und ein weiterer, der auf eine nicht mehr näher bestimmbare Weise in die Verwaltung des Museions eingebunden war.10 Welche Funktion mit dem Titel des ἀντεπιστάτης, dem stellvertretenden Museionsleiter,11 verbunden war, ist nicht zu klären, da Portes du désert 32 der einzige Beleg für das Wort resp. den Titel ist. Ob er konkrete Aufgaben hatte, eventuell sogar das eigentliche Tagesgeschäft versah, oder ob hier nur ein zusätzlicher Posten ehrenhalber geschaffen wurde, muss offen bleiben, ebenso, ob dieser Posten dauerhaft zum Museion gehörte oder nur speziell für Tullius Ptolemaios geschaffen wurde. Es können zwei feste Formulare zur Bezeichnung der Museionsmitgliedschaft ausgemacht werden: ‚(τις) τῶν ἐν τῷ Μουσείῳ σειτουμένων ἀτελῶν (φιλοσόφων)‘ als die am häufigsten verwendete Form und ‚(τις) ἀπὸ Μουσείου (φιλόσοφος)‘ als gleichwertige Wendung. 12 Eine Zuordnung zu den „Philosophen am Museion“ besagt aber nicht, dass jemand ein Fachphilosoph war, wie der Pankratist und Sportfunktionär Asklepiades, sowie Potamon und Maecius Dionysodoros zeigen, für die eine konkrete Schulzugehörigkeit angegeben wurde (als Platoniker resp. „φιλόσοφος ἐγλεκτικός“). Des Weiteren lässt sich feststellen, dass nur sieben wissenschaftliche Museionsmitglieder gefunden wurden: zwei Dichter (Pankrates; Areios), zwei Sophisten (Dionysios von Milet; Polemon von Smyrna), zwei Philosophen (Potamon; Maecius Dionysodoros) und ein Arzt (Gellius Maximus). Vier von Serenus (121/2–144/147 n.Chr.; Colosse de Memnon 20; Pan du désert 87; Rom.Mil.Rec. 80; O.Dios inv. 90; SB 12139), Andronikos (125 n.Chr.; P.Meyer 6), Cl. Munatianus (s.d. Munatianus, 127/8 n.Chr.; P.Mil.Vogl. 1.26; die Quittungen P.Lips. 1.112, P.Mil.Vogl. 6.266; P.Oxy. 1498; 4859; 4862; 4863; SB 13156), Cl. Philoxenos (135 n.Chr.; BGU 73; 136), ein Magistrat aus hadrianischer Zeit, dessen Name nicht mehr erhalten ist (BGU 231); M. Antonius Dionysios (144 n.Chr.; BGU 729. Vgl. P.Oxy. 100 für seinen Namen), ein Julius Theon (169–173 n.Chr.; P.Oxy. 4336), M. Tillius Proklos (nach 172 n.Chr.; P.Flor. 1.68), Val. Diodoros (173 n.Chr.; P.Mert. 1.19); M. Aur. Asklepiades (Ende 2. Jh. n.Chr.; IGUrbRom 1.239–241; 250; Stud.Pal. 20.58), M. Val. Titanianus (198–248 n.Chr.; P.Mich. 620; P.Stras. 459; BGU 585; 1617; CIL 14.4393; ISide 1.63; SEG 34.1559; P.Oxy. 2107; SB 7464), Balbinianus (s.d. Balbinianus, Ende 2. / Anfang 3. Jh. n.Chr.; Colosse de Memnon 73; P.Oxy. 2978; PSI Com. 14), C. Calpurnius Aur. Theon (245/6 n.Chr.; P.Oxy. 3047; 3048; 3564), M. Aur. Ploutio (253–268 n.Chr.; SB 12010; Stud.Pal. 5.52–56; 77–78; 119; 20.61; 64; CPHerm 53 und 59), Fronto von Alexandria (Datum unklar; TAM 5.1, 498). Die Jahreszahlen geben hier die Datierung der Quellen, die ihn als Museionsmitglied nennen, nicht Lebensdaten. 9 Tib. Cl. Balbillus (54–59 n.Chr.; IEph 3042) und L. Jul. Vestinus (hadrianische Zeit; IGUrbRom 1.62). 10 Ammonios Archias (169–172 n.Chr.; SEG 2.870, Z. 9–10): „τάξιν ἔχοντος ἐν τῷ Μου|σείῳ“. 11 Vgl. LSJ, s.v. ἀντεπιστάτης: „vice-president“. 12 Vgl. bei Titanianus (P.Mich. 620, Z. 2–3; P.Stras. 459, Z. 4–6; BGU 1617, Z. 34–35) und Calpurnius Theon (P.Oxy. 3047, Z. 3, und 3048, Z. 12, verkürzt zu „Θέωνος τῶν ἐν τῷ Μουσείῳ σειτηθέντων“; P.Oxy. 3564, Z. 2).
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ihnen (Pankrates; Dionysios; Polemon; Gellius Maximus) waren im unmittelbaren Umfeld des Kaisers zu finden und durch kaiserliche Intervention mit der Museionsmitgliedschaft geehrt worden. Außer Dionysios von Milet war keiner von ihnen in einem Verwaltungsamt tätig gewesen. Sie waren also als Fachvertreter wahrgenommen worden und das Museion erschien dem Kaiser ein passender Ort zu sein, um sie mit ἀτέλειαι auszuzeichnen.13 Derartige kaiserliche Interventionen sind nur für Hadrian und Caracalla belegt. Beide hatten Ägypten besucht, die persönliche Verbindung mit der Stadt scheint also Anlass einer Vergabe der Museionsmitgliedschaft durch den Kaiser zu sein. Auffallend ist, dass keiner der bekannten alexandrinischen Grammatiker als Museionsmitglied belegt werden kann. Allerdings kann man hier nicht sicher ausschließen, dass dies nur auf der zufälligen Quellenüberlieferung beruht. Bis auf zwei Ausnahmen hatte die überwiegende Mehrheit der nichtwissenschaftlichen Museionsmitglieder städtische und provinziale Ämter inne (Valerius Titanianus absolvierte eine procuratorische Laufbahn in Rom und kehrte erst nach deren Ende nach Ägypten zurück; über Fronto aus TAM 5.1, 498 lässt sich nichts Genaues sagen). Zwölf, mit Asklepiades möglicherweise dreizehn, hatten schon vor der Constitutio Antoniniana das römische Bürgerrecht erhalten, fünf Museionsmitglieder waren ritterlichen Ranges, ein weiteres tritt Mitte des 3. Jh.s explizit als ducenarius auf. Alle Museionsmitglieder zwischen 125 und um 190 n.Chr. waren Archidikastai gewesen, also für die Rechtsprechung der gesamten Provinz zuständig. Umgekehrt waren nicht alle Archidikastai auch Museionsmitglieder, sondern nur ein kleiner Teil von ihnen. Die Vergabe der Mitgliedschaft war also auch für diese Personengruppe eine Auszeichnung. Nach Balbinianus ist kein einziges Museionsmitglied mehr belegt, das auch Archidikastes gewesen war, obwohl jenes Amt weiterhin existierte. Diese enge Verbindung endet also nach ihm. Es konnten zudem drei Hypomnematographoi und drei στρατηγοί τῆς πόλεως Ἀλεξανδρείας als Museionsmitglieder belegt werden. Nur zwei waren στρατηγός in einer Gaumetropole. Es lässt sich damit ein Übergewicht auf jene drei Stadtämter beobachten, die Strabon die wichtigsten drei nennt. 14 Dass das Museion ein Versammlungsort für sehr hochrangige Personen war, zeigen auch die beiden sicher belegbaren Museionsleiter. Sowohl für Balbillos (IEph 3042; claudische und neronische Zeit) als auch für Vestinus (IGUrbRom 1.62; hadrianische Zeit) folgten auf die Museionsleitung höfische Verwaltungsämter maximal procuratorischen Ranges in Rom. Beide waren 13
Diese ἀτέλειαι sind nicht zu verwechseln mit jenen, die ab Vespasian, Antoninus Pius und Hadrian an Lehrer, Sophisten, Philosophen und Ärzte vergeben wurde, wie der deutlich höhere soziale Rang der Museionsmitglieder, aber auch die Zahl gleichzeitig vorhandener Museionsmitglieder zeigt, die das gegebene Limit deutlich überstieg. 14 Vgl. Strab., 17,1,12.
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schon vor der Museionsleitung mit Ägypten verbunden gewesen: Balbillos verfügte über umfangreichen, ererbten Landbesitz in Ägypten und vermittelte zwischen der alexandrinischen Gesandtschaft, die nach den Konflikten mit der jüdischen Bevölkerung 38 –41 n.Chr. nach Rom gesandt wurde, und Claudius. 15 Später wurde Balbillos praefectus Aegypti von 55–59 n.Chr. Vestinusʼ Familie stammte aus Vienna, aber ein älterer Verwandter war praefectus Aegypti von 59–62 n.Chr.16 Vestinus kehrte, anders als Balbillos, nicht nach Ägypten zurück. Ausgehend von den einzelnen Personen scheint der Synodos vorwiegend eine Einrichtung gewesen zu sein, in der sich die städtischen Eliten zusammenfinden konnten. Über eine mögliche Forschungstätigkeit in den Mauern des Museions, unabhängig vom Synodos, ist damit noch nichts gesagt. Der vollständige Brand der Museionsbibliothek, 17 wie ihn Plu., Caes. 49,6 behauptet, wird inzwischen bezweifelt. Zuerst Hemmerdinger und Canfora lehnten einen Brand vollständig ab. 18 In den letzten Jahren hat sich wieder durchgesetzt, einen teilweisen resp. weniger gravierenden Brand in der Anlage anzunehmen. 19 Die Notiz in Athen., 15,673d–e weist darauf hin, dass die 15 Für den Landbesitz vgl. BGU 776, Arsinoites; P.Mich. 312, recto, Arsinoites, 34 n.Chr. Für die Vermittlerstellung vgl. den Claudius-Brief P.Lond. 1912, Z. 16: „Τιβέριος Κλαύδιος Βάρβιλλος“; Z. 105: „Βαρβίλλωι τῶι ἐμῶι ἑτέρωι μαρτυρῶι ἀεὶ πρόνοια[ν] ἡμῶν παρʼ ἐμοὶ ποιουμένωι“; Acta Isidori (MUSURILLO 1961, 4a). 16 Vgl. KROLL 1917: Er überlegt, ob der Museionsleiter nicht „vielleicht? ein Sohn“ sein könnte. STEIN 1917, sieht im Museionsleiter „nur einen Seitenverwandten“ des praefectus Aegypti. 17 Einen Brand nehmen an: SUSEMIHL 1892, 344, mit der Pergamonbibliothek als Ersatz; BLUM 1977, 141; DZIATZKO 1897, bes. 413: völliger Brand der Museionsbibliothek; MÜLLER-GRAUPA 1933, 816: Pergamonbibliothek als Ersatz; ebenso FRASER 1972, 326 u. 334–335; HUZAR 1988, 627 u. 644: Sie sehen alle die Schenkung der pergamenischen Bibliothek als Ausgleich; CHERF 2008; NESSELRATH 2013, 81–85: „Ein ansehnlicher Teil der Bestände“ sei verlorengegangen. 18 Einen Brand lehnen ab TARN/GRIFFITH 31952, 270: Weder brannten Docks, noch war die Schenkung von pergamenischen Büchern die eigentliche Bibliothek; HEMMERDINGER 1985; CASSON 2001, 46–47; CLAUSS 2003, 98: Ihr Ende sei durch Vernachlässigung gekommen; EMPEREUR 2008, 76. 19 Ältere Arbeiten, die einen Brand ablehnen, sind: RITSCHL 1838, 33, in Anschluss an PARTHEY 1838, 32–33. PARTHEY nimmt einen Brand der Dockanlagen an und schlägt auch als erster vor, dass die in den Docks gelagerten Bücher, von denen Orosius, 6,15,31–32 spricht, Beutegut für Caesar seien. Darauf, dass ein Großbrand von vorwiegend steinernen Gebäuden (vgl. Hirt., Bell. Alexandrin. 1) physikalisch möglich ist, wies hin CHERF 2008, bes. 68–69, mit dem Brand in Chicago von 1871. Für die Annahme eines Brandes in den Dockanlagen spricht sich aus PARSONS 1952, 274–275, 286 u. 289–321; CANFORA 1986, 82–84, 116–17 u. 145–158 (= CANFORA 1988, 74–79, 107–109 u. 130–140), zudem seien nur nichteingeordnete Neuerwerbungen verbrannt; BARNES 32002, 71–72; WATTS 2008, 146: Die Pergamener Schenkung habe die Verluste ausgleichen sollen. FRASER 1972, 335:
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Bibliothek weiterhin genutzt werden konnte. 20 Zahlreiche Grammatiker und andere Wissenschaftler arbeiteten weiterhin über sehr spezielle Themen, mussten also Zugang zu sehr fachspezifischem Material haben, wie man es in der Museionsbibliothek wohl zuerst vermuten würde. Und laut Suet., Claud. 42 schuf Claudius ein „Alexandriae Musio additum“, in dem er seine Karthagische und Tyrrhenische Geschichte einem „auditorium“ vorlesen liess.21 Wenn Claudius das Museion als passenden Ort für seine Historiai empfand, muss damit weiterhin die Vorstellung einer Bildungseinrichtung verbunden gewesen sein. Wer das „auditorium“ war, wird nicht gesagt. Es wird aber zweifellos eine breitere Öffentlichkeit als nur die Museasten meinen (Einschränkung ist wohl nur die grundsätzlich geringe Personenzahl, die in der Antike Zugang zu Bildung hatte). Wie Museions- und Bibliotheksleitung zusammenhingen, ist nicht sicher zu klären, denn die Interpretation hängt an IEph 3042, Z. 7 –8: supra mu|[s]eum et a[b Alexandri]na bybliothece. Die Zeilen können sowohl eine Identität beider Posten als auch eine Ämterfolge aussagen; ein „que“ ist, bes. Mitte des 1. Jh.s, nicht zwingend zu erwarten. Aber auch wenn es nicht ein einziges Amt war, wird der Bibliotheksleiter kaum ganz unabhängig vom Museionsleiter agiert haben. Das genannte Material legte nahe, den Synodos der Museionsmitglieder (der v. a. als Einrichtung der städtischen Magistratselite kenntlich wird) und die Infrastruktur des Museions (Bibliothek; Baulichkeiten) auseinander zu halten. Letztere konnte weiterhin von Fachgelehrten genutzt werden. Eigentliche Forschungsarbeit, wie sie in frühhellenistischer Zeit am Museion geleistet wurde, wurde in Späthellenismus und Kaiserzeit allerdings von Einzelpersonen weitergeführt. Dass das kaiserzeitliche Museion weiterhin ein „institute of advanced studies“ war, kann also zumindest nicht hinsichtlich des Synodos gesagt werden. Dieser diente v. a. als Versammlungsort der Magistratselite. Dennoch gibt es zwei literarische Vermerke, die eine Bildungsfunktion auch für den Synodos behaupten: die Acta Maximi und Dion von Prusa, or. 32,100. Dion von Prusa setzt sich in or. 32, der Alexandrinischen Rede, mit der Frage auseinander, was ein funktionierendes Gemeinwesen ausmacht – und damit auch mit der Frage, weshalb die Alexandriner noch immer keine eigene „It would be wrong to attribute to the fire any decisive importance in the history of Alexandrian scholarship.“ 20 Vgl. Athen., 15,673d–e: Er habe das Werk eines Methodoros zu Anakreon in Alexandria eingesehen, als er selbst über diesen forschte. Unglücklicherweise seien seine Ergebnisse aber plagiiert und von einem anderen auf den Büchermarkt gebracht worden. 21 Vgl. Suet., Claud. 42: Denique et Graecas scripsit historias, Tyrrhenicon viginti, Carchedoniacon octo. Quarum causa veteri Alexandriae Musio additum ex ipsius nomine novum; institutumque ut quotannis in altero Tyrrhenicon libri, in altero Carchedoniacon diebus statutis velut in auditorio recitarentur toti a singulis per vices.
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βουλή hatten, was der empfindliche Punkt seit der Eroberung war und nicht zuletzt zu den für beide Seiten schmerzhaften Unruhen 38 n.Chr. geführt hatte. Dion nähert sich dem Problem von der philosophischen Seite: Wer sich nicht selbst, als Individuum, zu beherrschen gelernt habe, könne auch nicht über andere regieren. Die richtige Gesittung zeige sich schon in den Kleinigkeiten des täglichen Lebens (32,33 –94). Wo sie fehle, sei völlige στάσις die unausbleibliche Folge, erst in der privaten (Symposien), dann in der öffentlichen Lebensweise (Niederlage in Kriegen; Revolten) (32,71; 72; 89), denn wer sich im täglichen Leben nicht meistern könne, versage auch bei größeren Aufgaben. 22 Dion verweist auf Athen und Sparta als Vorbilder (32,93) und mahnt, das Museion nicht zu vernachlässigen (32,100). 23 In diesem Kontext, der städtische Pflichten und Führungseignung thematisiert, wird kaum nur eine Funktion des Museions gemeint sein, die sich auf das Studium der Bildungsfächer der ἐγκύκλιος παιδεία beschränkt. Dion versteht das Museion als Ort, an dem sich Fächerbildung und Bürgererziehung verbinden. Noch deutlicher wird dies in den Acta Maximi. Darin klagen zwei Archidikastai gegen den praefectus Aegypti Vibius Maximus, dass dieser seinen Pflichten als Amtsträger und als Patron nicht angemessen nachkomme. Auch hier geht es also wieder um die These, dass jemand, der im Privaten versagt, auch im öffentlichen Leben scheitern müsse. Im Text wird einer der Archidikastai, Valerius Kallinikos, mit der Wendung „τ[ις τῶν] | ἀπὸ Μουσείου φιλ[οσόφων]“24 als Museionsmitglied bezeichnet (col. vi, Z. 143 –144). Diese Wendung greift einerseits eines der gängigen Formulare auf, mit dem Museionsmitglieder bezeichnet werden. Kallinikos tritt hier aber v. a. in seiner öffentlichen Funktion als Archidikastes auf. Für das Charakteristikum „φιλόσοφος“ wird man also auch an zahlreiche Inschriften des 2. Jh.s n.Chr., am prominentesten wohl die Diogenes-Inschrift von Oinoanda, denken müssen, die mit einer solchen Bezeichnung immer auch ein besonderes Maß ethischer Vorzüglichkeit zusprechen resp. in denen jemand mit dieser Bezeichnung eine herausragende Stellung im Gemeinweisen beansprucht. Noch deutlicher wird diese Interpretation in Z. 146 –147, wonach Kallinikos „παιδε[ία τε καὶ (…)] | ἐνπειρία“25 eigen sei. Dass das Fächerwissen der
Vgl. Dion von Prusa, Or. 32,73: „οὐ γὰρ ἔστι τοὺς οὕτως ἐπτοημένους περὶ τὰ μικρὰ καὶ μηδενὸς ἄξια, φαύλως καὶ ἀκρατῶς ἔχοντας ἐν τούτοις ἃ πράττουσι καθ’ ἡμέραν, τἄλλα σωφρονεῖν καὶ περὶ τῶν μειζόνων ὀρθῶς βουλεύεσθαι.“ 23 Vgl. Dion von Prusa, Or. 32,100: „ἀλλὰ μᾶλλον Εὐριπίδην μιμεῖσθε οὕτω λέγοντα· ‚μὴ παυσαίμην τὰς Χάριτας / Μούσαις ἀναμιγνύς, ἁδίσταν συζυγίαν·‘ ἵνα μὴ τὸ Μουσεῖον ὑμῖν ἄλλως εἶναι δοκῇ τόπος ἐν τῇ πόλει, καθάπερ οἶμαι καὶ ἄλλοι τόποι μάτην προσαγορεύονται, τὸ πρᾶγμα μὴ ἔχοντες μετὰ τοῦ ὀνόματος.“ 24 Zur Lesart vgl. HOLDER 2013. 25 Vgl. Z. 148–149 bei Grenfell und Hunt in ihrer Edition des Papyrus als P.Oxy. 471, col. vi: „ἐπὶ παιδε[— ] | ἐνπειρίᾳ“. Ebenso liest MUSURILLO 1961, 7a, col. vi: „ἐπὶ παιδε[ίᾳ — ] 22
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ἐγκύκλιος παιδεία für einen Angehörigen der griechischen Oberschicht verbindliche Forderung und zu weiten Teilen auch identitätsstiftend war, ist klar. Signifikant macht col. vi, Z. 146 –147 der Verweis auf das besondere Maß an „ἐνπειρία“, das Kallinikos eigen sei, die Eignung und Fähigkeiten als Amtsinhaber. Damit weist die genannte Zeile über das Fächerwissen der ἐγκύκλιος παιδεία hinaus auf das zweite antike Bildungskonzept: die παιδεία τοῦ ἐλευθερίου, die Bürgererziehung, die neben der intellektuellen Ausbildung gerade auf eine charakterliche Erziehung der εὐγενές, eine Erziehung zur Freiheitsliebe und auf eine Hinführung auf spätere Aufgaben als Patron und Amtsträger zielte. Der Synodos des kaiserzeitlichen Museions ist also weniger vom Bildungswissen her zu betrachten, das sich mit der ἐγκύκλιος παιδεία verbindet, sondern ist mit der zweiten Form griechischer παιδεία, der παιδεία τοῦ ἐλευθερίου in Verbindung zu bringen. Am Synodos bündeln sich für die Acta Maximi wie für Dion von Prusa Geistesbildung, Elitebewusstsein und die damit untrennbar verbundene Verpflichtung, für das Gemeinwesen einzutreten. Forscher eines „institute of advanced studies“ waren seine Mitglieder nicht. Wenn am Museion geforscht wurde, dann im Rahmen der Infrastruktur, die das Museion weiterhin für Gelehrte und literati bereithielt.
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Le performances dei medici-sofisti Luoghi della Seconda Sofistica a Roma Marco Galli La celebre Lezione di anatomia (Fig. 1) di Rembrandt (1606–1669) ci introduce in medias res al tema della dimostrazione anatomica quale rappresentazione di una performance medico-scientifica e, allo stesso tempo, espressione di un habitus culturale peculiare di un’élite. Si tratta di una suggestiva esemplificazione, quella del pittore olandese, di una prassi medica, la cui fruizione, al di là del circolo degli esperti, ovvero la corporazione dei chirurghi, a cui è destinata, attirava in realtà gli interessi culturali e la curiosità della ricca borghesia dell’epoca. La sicurezza del medico-maestro in Rembrandt testimonia che ogni evento fisiologico ripete un ordine invariabile, di cui i trattati non possono che contenere un’ovvia conferma scritta. Per questo motivo uno tra i discepoli, assorti attorno alla figura centrale del corpo umano, emerge e guarda fuori dal quadro frontalmente verso di noi, rendendoci partecipi di questa consapevolezza: anche noi ora, coinvolti dal suadente „osservatore nell’immagine“1, siamo direttamente coinvolti e iniziati a questo spettacolo della verità. Il capolavoro giovanile del maestro olandese condensa in immagine il tema della centralità della scienza anatomica che il medico Galeno (129–210/215 d.C.) 2 aveva formulato in modo molto chiaro: l’anatomia, della cui conoscenza il medico è il depositario, può „dimostrare che la natura non produce nulla a caso“,3 diventando „veramente principio di una rigorosa teologia, che è cosa molto più grande e più nobile di tutta la medicina. La trattazione sull’utilità
Si ringraziano sentitamente per discussioni, indicazioni e la documentazione fotografica messa a disposizione P. Carafa (gentile concessione delle piante nnr. 2, 5, 6, 9, 12 e 13: @ Archaeological Information System of Ancient Rome, Sapienza Università di Roma), F. Cavallero, T. Ismaelli, R. Meneghini, D. Palombi, e M. Tentori Montalto, per la traduzione del De venae sectione di Galeno; ovviamente gli errori sono dovuti allo scrivente. 1 „Betrachter im Bilde“: KEMP 1992. 2 Biografia: SCHLANGE-SCHÖNINGEN 2001. Studi recenti su Galeno: HANKINSON 2008; GILL/WHITMARSH/WILKINS 2009. 3 Gal., AA 2,2; K 2, 286, trad. it. VEGETTI 1981, 51.
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delle parti non sarà utile dunque solo al medico, ma molto più che al medico, al filosofo che si sforza di acquistare la conoscenza di tutta la natura“.4 Il ruolo ideologico assegnato da Galeno alla medicina è dunque un progetto scientifico-culturale di alto profilo che il medico galenico si appresta a gestire in prima persona nella società imperiale del II secolo: „si tratta“, come ha scritto in un illuminante saggio Mario Vegetti, „di offrire prove scientifiche, perciò rigorose e definitive, a quell’ideologia dell’ordine del mondo, del piano provvidenziale all’opera nella natura e nella storia, di cui questa società non può fare a meno.“5 Attraverso le testimonianze autobiografiche di un autore prolifico come Galeno è possibile recuperare quella suggestiva interazione tra concreti spazi di vita ed esercizio di pratiche sociali-culturali, a loro volta riconducibili a quel più ampio fenomeno di storia della mentalità antica che va sotto la definizione di „Seconda Sofistica“.6 In virtù di quel antico nesso tra filosofia, oratoria e medicina, Bowersock, nel pionieristico lavoro del 1969, calava a pieno diritto Galeno, „a lion of society“, nel clima culturale della Seconda Sofistica, animata da „a wave of popular enthusiasm for medicine“.7 Durante il II secolo d.C. anche le pratiche e la trasmissione dei saperi relativi alla medicina sembrano costituire un’importante sfera d’azione per i pepaideumenoi,8 influenti membri dell’aristocrazia romana e provinciale, spesso caratterizzati da ruoli chiave all’interno della società imperiale. Non è un caso che il grande retore Dione di Prusa istituisca delle precise analogie tra le dimostrazioni anatomiche e la performance dei sofisti, di cui la figura dello iatrosophistés, accanto a quella speculare del iatrophilosophos, diventava l’emblematica personificazione.9 Sia nella straordinaria efficacia culturale e filosofica che nella risonanza pubblica che contrassegna le indagini e le dimostrazioni anatomiche del medico-sofista è dato vedere quel peculiare carattere di teatralità che appare più in generale connotare la sfera pubblica della società romana.10 Una microstoria della Seconda Sofistica è quindi resa possibile attraverso i suoi 4
Gal., Usu part. 17,1; K 4, 360, trad. it. VEGETTI 1981, 51. VEGETTI 1981, 51. 6 Seconda Sofistica: ANDERSON 1993; SCHMITZ 1997; GOLDHILL 2001; BORG 2004; CORDOVANA/GALLI 2007. 7 BOWERSOCK 1969, 66; KOLLESCH 1981; fondamentale per la connessione di Galeno con la cultura sofistica: VON STADEN 1997. 8 „It was not an accident that Galen emerged during the flowering of the so-called Second Sophistic movement“: BOWERSOCK 1969, 59. Habitus del pepaideumenos: ANDERSON 1989. 9 Dio, or. 33,6. Dimensione performativa: DEBRU 1995; VON STADEN 1997; GLEASON 2009. La figura del iatrosophistés (e del iatrophilosophos): BOWERSOCK 1969, 67 con nota 3; SCHLANGE-SCHÖNINGEN 2001, 153 con nota 70 e 163 con nota 104. 10 KORENJAK 2000, 21ss. con nota 5. 5
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luoghi, sulla falsa riga di alcuni „episodi“ della cultura medica del II secolo a Roma. Il caso di Galeno, consentendo di calare le testimonianze letterarie nel contesto reale dello svolgimento di queste attività, è di fondamentale importanza perché restituisce a pieno diritto il significato politico e sociale della dimostrazione medica.
1. I luoghi di Galeno a Roma Come molti altri esponenti delle élites greche dell’impero anche Galeno si caratterizza per un „profilo internazionale“, come intellettuale e geniale innovatore della scienza medica: nato nel 129 d.C. a Pergamo, figlio e nipote di architetti, con bisnonno geometra, si forma, vive ed opera nella sua città natale, spostandosi successivamente anche in altri importanti centri come Smirne, Corinto, e, infine, soprattutto ad Alessandria, dove, sotto la guida di importanti maestri, formula le basi del metodo scientifico sperimentale. Probabilmente spinto da ambizioni personali e dal desiderio di avanzamento sociale arriva a Roma nel suo trentatreesimo anno di vita, nel 162, rimanendoci fino al 166, per ripartire prima che l’imperatore Lucio Vero facesse ritorno dalla vittoriosa campagna partica.11 Dopo aver nuovamente soggiornato nella città natale Pergamo, sembra costretto a ritornare nel 169 d.C., su espresso ordine dell’imperatore Marco Aurelio, a Roma, dove soggiornerà per un lungo periodo di vari decenni, pur costellato anche da altri viaggi.12 Abile a muoversi nell’alta società, anche grazie al favore e alla protezione di illustri esponenti dell’establishment politico della capitale, si guadagna notevole fama, ottenendo cariche prestigiose fino a ricoprire il ruolo di archiatros della casa imperiale, in primis di Marco Aurelio e anche del piccolo Commodo.13 Acuto osservatore degli ambienti della capitale Galeno è capace di registrare con occhio critico i comportamenti e gli aspetti distorti della cultura sofistica contemporanea, facendo emergere l’altra faccia del successo professionale, vale a dire la concorrenza, le rivalità e le invidie che animano la società dei suoi tempi e di cui diverrà oggetto egli stesso: registra accuratamente queste sue esperienze in opere purtroppo perdute come Sul rapporto degli oratori con gli ascoltatori, o Su coloro che tengono conferenze plagiate, tematica quest’ultima variamente discussa; al tema dei contrasti e delle rivalità si può associare, invece, Sulla calunnia, di cui sottolinea „in cui parla anche della mia
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SCHLANGE-SCHÖNINGEN 2001, 142 con nota 18. Viaggi di Galeno in Licia, Cipro e Creta, Palestina, Siria, Egitto: NUTTON 1973. 13 Galeno e la famiglia imperiale: WALSH 1930. Ruolo di archiatros: bibliografia in PALOMBI 2007, 69 con nota 49. 12
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propria vita“,14 mentre piuttosto connesso alla contemporaneità appare Sui discorsi correnti al tempo di Pertinace. Nel bilancio tracciato da Galeno, la vita sociale di Roma, assieme alla paideia acquisita („quell’ottima educazione che la buona sorte mi concesse“),15 viene riconosciuta come fattore determinante per la megalopsychia, quella grandezza d’animo che il medico pergameno si riconosce come qualità morale: „[…] l’esperienza di vita che in seguito ho maturato a Roma. Devi sapere che anche lo spettacolo della vita pubblica (thea pragmaton politikon) è educativo, facendoci ricordare le opere della sorte.“16 L’esperienza dell’Urbs e dei suoi luoghi intesi come teatro della vita politica contrassegna la crescita culturale (paideia) dell’individuo. In questa prospettiva la topografia della professione medica quotidiana,17 ricostruibile da molte riflessioni autobiografiche di Galeno, diventa una suggestiva espressione di un archivio della memoria in cui i luoghi e le azioni che vi si svolgono acquistano una valenza simbolica. Come si può dire per un intellettuale romano come Gellio, anche Galeno, sebbene orgogliosamente peregrinus e parlante greco, appare un tipico flâneur della Roma antonina, similmente attratto da quelle zone della città in cui si concentrano gli interessi, le curiosità e le possibilità di incontro dei pepaideumenoi più in vista: ad esempio nel Vicus Sandaliarius (Fig. 2 F) „dove si trova la maggior parte delle librerie di Roma, mi è capitato di vedere alcune persone che discutevano se fosse opera mia o di qualcun altri il libro messo in vendita.“18 In questa stessa via che individua il quartiere dei librai di Roma, posta nella regio IV e da localizzarsi probabilmente a nord-est del templum Pacis (Fig. 2 A), Gellio mette in scena una dotta disquisizione che vede protagonista il famoso grammatico Sulpicio Apollinare: „essendo ancora adolescente a Roma, avendo appena deposta la toga pretesta dei giovinetti, mentre mi cercavo dei maestri più provetti, entrai per caso nella bottega di un libraio nella Via dei Sandalari, mentre in mezzo a un crocchio di molte persone Sulpicio Apollinare, personaggio a nostro giudizio dottissimo, di fronte a un fanfarone che faceva sfoggio delle sue conoscenze di Sallustio, lo prendeva a gabbo e metteva in ridicolo con quella sottile ironia che Socrate usava con i Sofisti.“19
Galeno vive ed opera nei quartieri centralissimi compresi tra l’Esquilino e il Palatino,20 in particolare nel settore urbano (Fig. 2) disposto sul versante 14
Gal., Lib. prop. 14,1–5; K 19, 46, trad. it. VEGETTI 2013, qui e per tutti gli altri passi dell’opera. 15 Gal., Ind. 57, trad. it. VEGETTI 2013, qui e per tutti gli altri passi dell’opera. 16 Gal., Ind. 51–52; „della sorte“ emendamento necessario del testo tradito che presenta invece „dell’arte“. 17 In generale sui luoghi del medico v. NUTTON 1995. 18 Gal., Lib. prop. 1; K 19, 8. 19 Gell., 18,4, trad. it. L. Rusca qui e per tutti gli altri passi nel testo. 20 Ricomposizione della topografia „medica“ di Roma, analisi delle fonti antiche e ampia bibliografia in PALOMBI 1997, PALOMBI 2007. L’incendio del 192: TUCCI 2008.
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meridionale della Velia e lungo la Via Sacra (Fig. 2 C), l’antica arteria che correva nella depressione tra Palatino e Velia collegando il settore del tempio di Venere e Roma con il Foro Romano. È questa un’ampia area della città in cui si situa il quartiere Acilio di antica tradizione medica, legato alla presenza della celebre gens Acilia, e in cui si distribuiscono in modo satellitare le divinità connesse alla sfera medica, in quanto entità protettrici della salute pubblica e individuale: il giardino sacro di Strenia, lungo la via delle Carine, il santuario di Orbona, presso la summa Sacra via e, infine, la vetusta ara di Febris, probabilmente da collocarsi nel punto più elevato della Via Sacra, vale a dire sulla pendice meridionale della Velia, nell’area che venne occupata dal progetto adrianeo del templum Veneris et Romae (Fig. 2 D). Si tratta di una complessa topografia in cui, partendo dal nucleo storico forense, si inserisce, accanto ai più recenti imponenti monumenti dinastici (templum Pacis Fig. 2 A–B; tempio di Venere e Roma) anche il grande edificio utilitaristico degli horrea Piperataria (Fig. 2 E), progetto di età flavia, che sarà poi obliterato dalla Basilica di Massenzio, anch’esso un polo dell’attività del medico pergameno. Importanti informazioni riguardo a quest’ultimo complesso e alla sua centralità per l’attività della prassi e della ricerca medica ci vengono da un nuovo testo di Galeno, di cui era conosciuto solo il titolo, riscoperto nel 2005 (Salonicco, ms. Vlatadon 14):21 si tratta dell’opera consolatoria in forma di epistola L’imperturbabilità (de indolentia/peri alypsias), in cui il medico informa un caro amico d’infanzia delle ragioni della sua personale serenità nell’affrontare la dolorosa situazione e gli straordinari danni subiti a causa del devastante incendio del 192 d.C. che, durante vari giorni, coinvolse il templum Pacis, gli horrea Piperataria, il tempio di Vesta per estendersi, infine, ai palazzi del Palatino. In particolare Galeno evidenzia che: „sono andati perduti nel grande incendio tutti i beni che avevo depositato in custodia presso i magazzini della Via Sacra […] la distruzione nell’incendio dei miei depositi d’argento, d’oro, di argenteria e di molti contratti“;22 si tratta inoltre di scritti, raccolte di ricette e copie di libri inediti, farmaci, antidoti (tra cui la famosa teriaca) e rari strumenti chirurgici, la cui perdita viene ossessivamente ripetuta: „avevo collocato nel magazzino tutto quanto avevo in casa – strumenti, farmaci, libri, non pochi manufatti d’argento – perché vi venissero custoditi in piena sicurezza durante la mia assenza.“23 Nel settore meridionale degli horrea Piperataria (Fig. 2 E) si dovrebbe localizzare, quindi, la spesso citata apotheca nella quale Galeno conserva non solo una grande quantità di libri ma anche medicinali e strumentazione medico-scientifica di particolare rarità. Il complesso degli horrea sulla Via Sacra, di cui Galeno sottolinea la solidità e la sicurezza (anche grazie alla presenza di un presidio 21
VEGETTI 2013, 249; ROSELLI 2010, 128 con note 7–8. Gal., Ind. 4. 23 Gal., Ind. 10. 22
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militare che controllava gli archivi dei procuratori imperiali), era infatti destinato all’immagazzinamento, deposito e vendita al dettaglio di merci e oggetti preziosi, come spezie orientali, aromi (il preziosissimo cinnamomo), essenze, profumi, balsami, il cui commercio era posto sotto il diretto controllo imperiale. Si è voluto anche ipotizzare che in questa zona fosse da collocare la residenza ufficiale del medico di corte.
2. Gli archivi „dei saperi razionali“: le biblioteche di Galeno a Roma Ma di fondamentale importanza per la topografia ideale della Seconda Sofistica a Roma è quanto emerge dalla distruzione dei luoghi deputati alla trasmissione del sapere, vale a dire alcune delle più importanti biblioteche pubbliche della Roma antica.24 Nel desolato racconto di Galeno del riscoperto L’imperturbabilità è descritta con dovizia di dettagli l’incalcolabile perdita dell’immenso patrimonio librario, determinata dall’incendio delle biblioteche del Tempio della Pace, del Palatino e della domus Tiberiana: „La cosa più terribile circa la perdita dei libri ti è però sfuggita: non resta più neppure la speranza di poterli ricostituire, perché in quel giorno sono completamente bruciate tutte le biblioteche sul Palatino. Non è più possibile trovare i libri rari e non conservati in nessun altro posto […].“25
La prima importante collezione libraria a essere colpita è la Pacis bibliotheca – come la ricorda Aulo Gellio – inserita nell’omonimo complesso monumentale del templum Pacis fatto costruire da Vespasiano, espressione della sua trionfale ideologia incentrata sul tema celebrativo della pax Flavia.26 Nell’intera concezione architettonica 27 (Fig. 3) il templum Pacis rifletteva l’immagine dell’Ecumene pacificata e sottoposta al dominio di Roma, strenuamente ottenuta e garantita dalla gens Flavia: grazie all’ordine nuovamente ristabilito i romani poterono ritornare a godere degli opera nobilia e, più in generale, dei frutti della cultura e dell’erudizione. Ancora un secolo dopo la sua costruzione, il complesso flavio sembra aver mantenuto in primo piano la sua funzione di mouseion, di centro delle arti e delle scienze, come viene celebrato dallo stesso Galeno 28. Parlando di coloro i quali, spinti dall’invidia per il suo grande successo, costringono Galeno ad affrontare un pubblico agone, egli ricorda che „non si trattenevano dal mettermi in ridicolo
24
Biblioteche pubbliche nell’età imperiale: NEUDECKER 2004. Gal., Ind. 12b. 26 Biblioteche nell’età flavia a Roma: TUCCI 2013. 27 MENEGHINI 2014. 28 Il templum Pacis come centro delle scienze mediche: PALOMBI 2014b. 25
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andando ogni giorno al tempio della Pace, dove prima dell’incendio (scil. 192 d.C.) avevano l’abitudine di incontrarsi tutti quelli che si occupano dei saperi razionali (logikas technas).“29 Il fatto che la frequentazione del templum Pacis all’epoca di Galeno da parte di chi si occupasse della scienza medica, o più in generale delle scienze, non rispondesse ad una prassi casuale ma al contrario avvenisse in forma per così dire istituzionalizzata, probabilmente organizzata con un preciso calendario di letture pubbliche, si può ipotizzare, come è stato recentemente suggerito,30 sulla base di un altro significativo passo (Venae sect. 1; K 11, 194) del medico pergameno: qui si ricorda il dibattito giornaliero su precisi temi scientifici svolto davanti ad un pubblico e, precisamente, en akousterio, dove, come vedremo anche in seguito, la mancanza di ogni ulteriore localizzazione potrebbe interpretarsi come ovvio e implicito al complesso flavio.31 In quest’ottica si può pensare che anche la stessa dotazione libraria della biblioteca costituisse un fattore decisivo per determinare il tipo di frequentazione da parte di fruitori specializzati. Si deve ricordare l’ipotesi che, come proposto da Domenico Palombi, la straordinaria biblioteca medica di Mitridate VI („una tappa fondamentale nello sviluppo della medicina e della farmacopea romana“),32 una volta giunta a Roma dopo il 66 a.C. e probabilmente conservata nella casa dello stesso Pompeo alle Carine, fosse stata in seguito acquisita da una biblioteca pubblica di Roma e non è peregrino pensare che si trattasse proprio di quella del vicino Foro della Pace. Nella biblioteca del Foro, sappiamo con certezza, invece, che esistevano diversi settori tematici strettamente correlati con le scienze e la filosofia. Da Plinio (NH 25,8) apprendiamo della presenza di volumi di botanica dotati di illustrazioni, le quali avevano a loro volta un ruolo importante nella dimostrazione di fatti scientifici, mentre nuovamente Gellio ricorda di aver trovato proprio in templo Pacis un volume del grammatico Sinnio Capitone di età augustea, chiamato in causa come auctoritas sulla giustezza delle forme pluria-plura.33 La frequentazione dell’autore delle Noctes Atticae sembra essere stata assidua, poiché lui stesso in un altro passo ricorda: „cercai il Commentario sui proloqui di Lucio Elio, persona assai dotta, che fu maestro di Varrone; lo trovai nella biblioteca del tempio della Pace e lo lessi.“34 Ma il nucleo librario decisivo per la speculazione medico-filosofica è quello relativo agli scritti, probabilmente traditi in manoscritti originali, del filosofo stoico Crisippo. È di grande interesse il fatto che l’unico elemento 29
Gal., Lib. prop. 13; K 19, 21. VEGETTI 2013, 107. Si tratta di un passo dell’opera De venae sectione ad versus Erasistrateos Romae degentes = K 11, 193–195; ringrazio Domenico Palombi per avermi segnalato questa fonte. 31 Ambientazione dell’opera nel templum Pacis: DEBRU 1995; PALOMBI 2007, nota 56. 32 PALOMBI 2007, 66. 33 Gell., 5,2. 34 Gell., 16,8,2. 30
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sopravvissuto del possibile allestimento della Pacis bibliotheca sia un busto bronzeo (Fig. 4) in piccole dimensioni, raffigurante il filosofo Crisippo,35 uno dei maggiori rappresentanti della scuola stoica; sulla base di confronti con analoghi esemplari di ritratti di filosofi in piccole dimensioni, ad esempio quelli celebri provenienti dalla Villa dei Papiri, si può ipotizzare per queste immagini a una funzione di „contrassegno“ della apposita sezione all’interno della biblioteca riservata al personaggio rappresentato. È certamente di grande suggestione la possibilità di istituire una relazione tra la presenza di un’ampia sezione di originali di Crisippo nella biblioteca del templum Pacis e la consultazione di questi da parte di due suoi assidui frequentatori, Gellio e Galeno. Le opere del maggiore esponente della Stoà antica vengono non solo commentate e citate a memoria, ma tradotte in latino,36 e addirittura trascritte da entrambi gli studiosi in ampi passi nel greco originale:37 Gellio, inoltre, rimarca „di dover trascrivere le stesse parole di Crisippo perché più facilmente fossero considerate e giudicate.“38 Ancor più stratificato e denso di significati è l’utilizzo dell’opera di Crisippo nello scritto galenico De placitis Hippocratis et Platonis, redatto proprio durante il primo e proficuo soggiorno a Roma (162–166 d.C.): le ampie citazioni letterali tratte da Crisippo, soprattutto nei libri II–III del De placitis, non solo testimoniano il ruolo centrale del filosofo stoico negli ambienti culturali della metropoli, dimostrano altresì, come dimostrato da T. L. Tieleman nei suoi lavori,39 che Galeno si servì dei manoscritti originali.40 Si deve ricordare a questo punto che l’opera del filosofo greco e la critica che ne fa Galeno rientrava in quell’acceso contrasto sui procedimenti anatomici che aveva luogo in quegli stessi anni tra il medico pergameno e i seguaci delle correnti stoiche e peripatetiche di Roma, come vedremo, proprio nei grandi auditoria del templum Pacis. Si tratta di connessioni che invitano a chiedersi se lo studio approfondito e l’esaustiva discussione di Crisippo in Gellio e Galeno riflettesse un coinvolgente dibattito contemporaneo, a cui il „centro delle scienze razionali“ all’interno del templum Pacis e la sua specializzata biblioteca fornissero un degno luogo di rappresentazione. Come immaginare più concretamente tale teatro delle scienze razionali? Grazie alle recenti indagini è possibile identificare con maggiore sicurezza la 35
PAPINI 2005. Passo tratto dall’opera Sulla provvidenza 4: Gell., 7,1,3–5; sulla metafora della giustizia come „vergine, simbolo della sua purezza“ tratta dal Del bello e del buono: Gell., 14,4,2. 37 Sulla provvidenza: Gell., 7,2,3–12; Del bello e del buono: Gell., 14,4,4. 38 Gell., 14,4,5. 39 TIELEMAN 1996 e 2009. 40 TIELEMAN 2009, 293: „Galen in PHP IV–V [scil. De placitis Hippocratis et Platonis] also provides a lot of verbatim material from Chrysippus’ On the Affections and the way he refers to the text leaves hardly any doubt that he had read the original text of Book I and IV instead of using an existing collection of excerpts made by someone else or some epitome.“ 36
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biblioteca del complesso flavio nella serie di ambienti che costituiscono il lato suo meridionale, e precisamente, nel settore occidentale rispetto alla grande aula centrale, in cui era contenuta la statua di culto; l’estremo grande ambiente nell’angolo ovest del lato meridionale presentava (Fig. 5 B), prima della ristrutturazione severiana dopo il 192 d.C., un’abside ad arco di cerchio: la planimetrica della grande sala (23 x 20 m. compresa l’abside), inglobata successivamente nella chiesa e monastero dei SS. Cosma e Damiano (526–530 d.C.),41 si richiamava suggestivamente alla concezione della bibliotheca ad Apollinis (aedem) nel complesso augusteo (Fig. 9 A) sul Palatino (Fig. 9 A– A1, le due aule della ricostruzione domizianea misurano entrambe 19, 5 x 17, 5 m.).42 Il rilevamento di una rimanente nicchia nella cripta della chiesa dei SS. Cosma e Damiano, che sembra dotata di sufficiente profondità per l’alloggiamento degli armaria, rende plausibile la ricostruzione della grande aula absidata con un doppio ordine architettonico a nicchie sovrastate da finestre (Fig. 6), il cui piano superiore era accessibile grazie alla presenza di una scala, oggi parzialmente conservata.43 L’ambiente a pianta rettangolare (Fig. 5 A) contiguo alla sala absidata presentava nella fase originaria un ampio spazio interno (21 x 17 m.), prima di essere ripartito in due stanze.44 Sulla base della stretta connessione tra biblioteca della Pace e grandi auditoria, testimoniati dagli episodi riportati da Galeno, è verosimile l’ipotesi di identificare questa grande sala rettangolare come luogo delle performances pubbliche vividamente descritte, come vedremo in seguito, dal medico pergameno. Pur nella parzialità dei dati disponibili relativi alla struttura originaria di età flavia, complessivamente la concezione architettonica del templum Pacis sembra aver costituito un modello di riferimento per una precisa ripresa in ambito provinciale: si tratta del complesso di età adrianea ad Atene (Fig. 7), comunemente denominata Biblioteca di Adriano, anch’esso probabilmente da ascriversi all’evergetismo imperiale.45 All’interno di un’analoga concezione planimetrica che sembra riprodurre, ma in diversa sequenza, le stesse unità funzionali, si riscontra al 41
Il settore orientale non è indagato archeologicamente poiché sigillato al di sotto di Via dei Fori Imperiali. 42 DIX/HOUSTON 2006, 683; MENEGHINI 2010, 34; PALOMBI 2014a, 100; TUCCI 2013, 286–291. 43 F. Cavallero in CARANDINI 2012, Atlante I, 209, la nicchia conservata è documentata a tav. 99, al punto A con relativa fotografia; ringrazio F. Cavallero per avermi segnalato questo dato sulla base della documentazione da lui raccolta e oggetto di un suo prossimo articolo; cfr. anche TUCCI 2013, 282 fig. 15.3. 44 MENEGHINI 2014, 296. Nella ricostruzione severiana il grande ambiente A che risultava ripartito in due ambienti viene dotato di nove nicchie, sette di scarsa profondità (solo 20 cm): non mi sembrano quindi adatte a un apparato scultoreo, fatta eccezione delle uniche due di maggiori dimensioni (60 cm), probabilmente destinate all’esposizione di statue. 45 TINGINANKA 1999; CHOREMI-SPETSIERI/TINGINANKA 2008.
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centro del settore orientale una grande sala adibita a biblioteca-archivio (Fig. 7 B, Fig. 8) e, disposte specularmente ai lati di essa, due aule, di cui quella settentrionale era sicuramente dotata di piccola cavea (Fig. 7 A). Il secondo nucleo in cui si concentra l’attività intellettuale e professionale di Galeno è costituito dalle residenze imperiali, dove probabilmente le sue ricerche erano facilitate anche dalla permanenza a corte nel ruolo di archiatros degli imperatori.46 Galeno ricorda la sua assidua frequentazione dei luoghi che lui definisce le „biblioteche del Palatino/en tais kata to Palation bibliothekais“47 e in cui si devono riconoscere la biblioteca fatta costruire da Augusto nel 28 a.C. nella porticus connessa al tempio di Apollo (Fig. 9 A) e quella costruita in età domizianea (Fig. 9 B) ai piedi della collina tra vicus Tuscus e il Velabro, immediatamente a nord rispetto alla „domus detta Tiberiana“ (Fig. 9 C). È ancora una volta grazie al ritrovato testo consolatorio L’impertubabilità (13–18) che si viene a conoscere con ricchezza di particolari della attività bibliografica-editoriale che vede il medico pergameno dedito alla riscoperta e alla riqualificazione dei tesori contenuti nelle biblioteche dei palazzi imperiali.48 Vengono menzionati, infatti, libri rari non registrati nei cataloghi, tra cui opere di Aristotele e Teofrasto, o erroneamente attribuiti, di cui Galeno è in grado di identificare il vero autore; opere rare e preziose vengono da lui fatte trascrivere e corrette, al fine di poterne curare personalmente il progetto editoriale di pubblicazione. Quanto emerge dal resoconto di Galeno appare di grande interesse per fare luce sul patrimonio librario della biblioteca che Augusto aveva concepito all’interno di quel progetto ambizioso che aveva trasformato la sua abitazione in un complesso impianto residenziale.49 La connessione con il nuovo tempio di Apollo Palatino, protettore di Augusto ma anche dei libri („tutti i libri che sono sotto la protezione di Apollo Palatino“)50 rendeva adatta la biblioteca ad ospitare non solo il circolo e le recitazioni dei poeti di corte, ma anche ad accogliere degnamente le assemblee del senato, attività giuridiche e le ambascerie dalle province dell’impero.51 La commistione tra potere centrale e paideia doveva costituire la nota dominante nelle immagini presenti all’intero della struttura augustea: emblematica era la statua della divinità tutelare, di cui gli antichi ricordano la somiglianza col ritratto del princeps, mentre in forma 46
La scoperta della nuova opera illumina anche sulle difficoltà di ricoprire l’alta carica a corte: „Dunque neppure da parte mia è stato un grande gesto il non dare importanza alla perdita di ogni sorta di bene, come pure alla permanenza a corte che non avevo desiderato, ma alla quale mi ero opposto non una volta o due ma a più riprese quando la sorte mi ci aveva trascinato a forza“, Gal., Ind. 49. 47 Gal., Ind. 17. 48 ROSELLI 2010, 146. 49 Dati archeologici aggiornati: JACOPI/TEDONE 2005–2006. 50 Hor., Epist. 1,3,15. 51 DIX/HOUSTON 2006, 682–685; MENEGHINI 2010, 34; PALOMBI 2014a, 100–101.
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di immagini clipeate vari membri della famiglia imperiale, come Druso maggiore e il figlio Germanico, trovavano posto tra i ritratti dei celebri intellettuali. La struttura dell’edificio che doveva essere familiare a Galeno non era più quella originaria, danneggiata dall’incendio dell’80 d.C., ma la ricostruzione domizianea con due aule gemine (Fig. 9 A–A1), destinate probabilmente ad accogliere le due raccolte greca e latina, secondo quanto espressamente sottolineato da Svetonio (Suet., Aug. 29). Particolarmente importante Galeno considerava anche il patrimonio librario conservato nella biblioteca della domus Tiberiana, dove aveva condotto importanti studi, durante il primo soggiorno del 162–166, volti a salvare testi rari e preziosi dall’incuria del personale addetto e, soprattutto, dalle pessime condizioni dell’edificio, la cui umidità stava distruggendo i testi. È convincente l’identificazione recentemente ribadita52 con l’imponente complesso di età domizianea (Fig. 9 B) sopra citato, di cui alcuni ambienti sono stati inglobati nella chiesa di S. Maria Antiqua. Per la grandiosa aula (23,50 x, 32,50), dotata di una straordinaria altezza di ca. 28 m. (Fig. 10 A) sembra effettivamente ipotizzabile una destinazione come biblioteca, ricostruendo all’interno una struttura di ballatoi di legno utilizzati per raggiungere le nicchie disposte su più piani (Fig. 11).53 All’arredo di questo straordinario edificio, collegato attraverso una scala direttamente alla soprastante domus Tiberiana, F. Coarelli propone di attribuire sia il ciclo di opere scultoree citate dal poeta Marziale 54 sia probabilmente la colossale statua dell’Apollo Temenites (h. 14, 80 m.), portata da Siracusa da Tiberio e riadattata all’interno del rifacimento domizianeo. Oltre alle motivazioni scientifiche (il prezioso nucleo librario che doveva essere salvaguardato), la frequentazione di questa biblioteca da parte di Galeno doveva collegarsi alla sua attività di medico di corte, come archiatros di Marco Aurelio. La biblioteca, nella sua connessione con la domus Tiberiana, costituiva un ambiente culturale di alto prestigio, frequentato a suo tempo dai principi Marco e Lucio che, per volontà dell’imperatore Antonino, 52
L. Tucci e F. Coarelli, in COARELLI 2012, 469s. Nonostante per l’ultimo imperatore della gens Flavia si sia cristallizzata un’immagine al negativo, da un importante passo di Svetonio si delinea dietro agli interventi di Domiziano una perfetta linea di continuità con la politica culturale del padre Vespasiano: „Dal giorno in cui aveva assunto l’impero trascurò gli studi liberali, benché avesse fatto ricostruire, con grandi spese, le biblioteche distrutte dagli incendi, ricercando dovunque gli esemplari e mandando gente ad Alessandria a copiare ed emendare i testi“ (Suet., Dom. 20). Come si può pensare sia avvenuto per la progettazione del templum Pacis (nuova rielaborazione del mouseion di Alessandria), così anche la nuova biblioteca della domus Tiberiana, come emerge anche nell’ottica di Svetonio, si richiamava ai modelli del celebre centro alessandrino. La nuova riqualificazione voluta di questa importante biblioteca confermava lo stesso sistema di controllo del potere centrale sui luoghi del sapere, ugualmente affermato dagli interventi di Augusto. 53 Sul monumento ancora fondamentale DELBRÜCK 1921, v. anche ROYO 1999, 221–231. 54 Mart., 14,170–196; COARELLI 2012, 472 con riferimento a di LEHMANN-HARTLEBEN 1945.
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vennero educati da uno stuolo di importanti precettori. Alcune citazioni letterarie ci attestano, infatti, che anche il celebre retore Frontone e il suo illustre discepolo Marco Aurelio furono fruitori di questa stessa biblioteca.55 Un ultimo grande monumento pubblico della Roma imperiale che permette di offrire una concreta cornice spaziale in cui localizzare non solo l’attività medica di Galeno ma anche la sua frequentazione dei circoli intellettuali del tempo è rappresentato dall’imponente complesso termale sul Colle Oppio (Fig. 12), realizzato da Apollodoro di Damasco per iniziativa dell’imperatore Traiano.56 Nell’opera Il metodo terapeutico (De methodo medendi)57 Galeno ricorda il filosofo cinico Teagene, un greco di Patrasso e celebre personalità a Roma, diventato suo paziente per una grave malattia epatica dopo aver subito trattamenti inefficaci da un altro medico di nome Attalo. Nel „Ginnasio di Traiano (kata to tou Traianou gymnasion)“ il medico ricorda la frequentazione del filosofo e la sua attività giornaliera in forma pubblica (demosia dialegomenou).58 Sempre nel contesto del „Ginnasio di Traiano“ Galeno colloca anche la dettagliata discussione medica sull’illustre paziente, nel frattempo deceduto, con il precedente medico Attalo, forse anche lui pergameno e allievo a sua volta di Sorano di Efeso. Dalle brevi annotazioni di Galeno si evince, dunque, che anche le grandi terme traianee accogliessero, all’interno di un più ampio spettro funzionale, spazi destinati alle attività speculative e forse anche mediche, analogamente ai casi citati in precedenza. È suggestivo mettere in rapporto i riferimenti relativi al cinico greco Teagene con il nuovo quadro archeologico aggiornato anche grazie ad un’estesa indagine archeologica delle imponenti strutture ancora conservate in situ. L’area sottoposta ad un approfondito studio è stata proprio quella nel settore dell’angolo sud-occidentale, dove si conservano i resti di una delle grandi esedre perimetrali (Fig. 12 A). La già avanzata identificazione di questo settore come biblioteca è supportata dalla presenza di grandi nicchie, ricavate nelle pareti e destinate ad accogliere libri o documenti, di cui si ricostruiscono due ordini sovrapposti, accessibili per mezzo di un ballatoio ligneo (Fig. 13 in alto). Ma un nuovo dato che emerge dallo scavo è oltremodo significativo per comprendere la funzionalità dell’ambiente ad esedra. Si tratta della presenza di tre bassi gradoni concentrici, che erano disposti lungo tutto il perimetro semicircolare dell’aula, rivestiti di lastre marmoree, formanti una piccola cavea teatrale (Fig. 13 in basso) al di sotto delle nicchie della biblioteca. La ricostruzione e la funzionalità di questo ampio ambiente dalla peculiare planimetria semicircolare richiama perfettamente, come ha sottolineato R.
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Fonti raccolte in COARELLI 2012, 468 n. 2. Recente documentazione archeologica: VOLPE 2007. 57 L’episodio di Teagene: Gal., Meth. med. 15; K 10, 909–916. 58 Sull’opera e l’identificazione del complesso v. SCHÖNE 1917. 56
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Volpe,59 la descrizione fatta da Vitruvio di analoghi spazi all’interno delle palestre: „Vengano poi realizzate nei tre portici delle grandi esedre, con posti a sedere, in cui filosofi, retori e quanti altri si dilettano nello studio possano dialogare stando seduti“ (Vitr., 5,11,2). La combinazione ora documentata nelle Terme di Traiano all’interno dello stesso ambiente di biblioteca-auditorium si integra perfettamente con la diversificata funzionalità di quei complessi che Vitruvio denomina con il termine palaestra, usato come equivalente del ginnasio greco: celebrazioni festive, formazione sportiva e letteraria, attività agonistica e cultuale, igiene, cura del corpo e attività mediche. Nel caso della cavea dell’esedra sud-ovest recentemente scoperta un’attenta lettura dei dati archeologici permette maggiori precisazioni sul tipo di pubblico e di frequentatori: „non contrasta con questa funzione [scil. di bibliotecaarchivio] la gradinata rinvenuta, che vista anche la presenza di giochi e disegni tracciati su alcune delle lastre marmoree superstiti non era riservata esclusivamente a frequentatori colti ed eruditi, ma era probabilmente aperta ad un pubblico più eterogeneo, fatto di ascoltatori di letture pubbliche e di intervenuti ad altre manifestazioni, assemblee e riunioni.“60 Dato che Galeno appare essere un frequentatore abituale del complesso monumentale sul Colle Oppio (Fig. 12) e, come lui, lo erano anche esponenti di una certa fama della cultura greca, non è da escludersi che nell’esedra discussa o in altri simili spazi potessero aver luogo anche dibattiti-confutazioni di tema medico o dimostrazioni anatomiche.
3. A lion of society: Galeno e il teatro anatomico Cosa sappiamo del concreto utilizzo degli spazi all’interno di questi grandi complessi monumentali della capitale e come si definiva il rapporto tra attori principali, pubblico e dimostrazione scientifica? Quale forza comunicativa e quale impatto caratterizzava questi eventi? In importanti studi 61 è già stato opportunamente messo in rilievo il carattere performativo e agonistico che si manifesta in queste dimostrazioni mediche pubbliche, non solo a Roma ma anche in alcune importanti città delle province di lingua greca;62 parimenti sono
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VOLPE 2007, 429. VOLPE 2007, 430. 61 DEBRU 1995; GLEASON 2009. 62 Un caso emblematico di confronto per il II sec. d.C. sono gli „agoni“ medici ad Efeso documentati: VON STADEN 1997, 50 con nota 72. 60
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stati ben evidenziati i numerosi punti di contatto tra dimostrazioni mediche e le brillanti esibizioni dei celebri sofisti del momento.63 Il caso di Galeno costituisce l’osservatorio privilegiato per indagare le dinamiche della comunicazione messe in atto dalle performances mediche. Nel resoconto delle sue esperienze giovanili, un aspetto essenziale è costituito dal fatto che la memoria dei luoghi si intreccia con il mondo dei libri. Le non numerose ma significative ricostruzioni di Galeno della sua attività pubblica mostrano infatti che, soprattutto nel primo periodo romano, „al tempo in cui svolgevo pubbliche confutazioni“,64 Galeno, sotto la pressione dei suoi illustri protettori e del circolo dei suoi amici, ma anche per reagire a rivalità, maldicenze, invidie si vede costretto ad affrontare lezioni e dimostrazioni pubbliche. È una fase di notevole visibilità per il grande medico e scienziato greco che terminerà proprio nel 166 con il rientro in patria, accompagnato parimenti da un consapevole ritorno all’attività teorica e speculativa.65 In questi anni ruggenti di pubbliche conferenze, il metodo dimostrativo di Galeno risulta caratterizzato dallo stretto connubio tra scrittura-lettura e performance pubblica, come ben illustrato in un episodio descritto nell’opera I miei libri relativo alla sua difesa contro i detrattori („certi calunniatori, spinti dall’invidia“)66 di alcune teorie da lui esposte nei Procedimenti anatomici. Ecco dunque che il medico, all’interno del templum Pacis (Fig. 3) si trova a discutere le sue proprie teorie, già esposte per iscritto: „gli amici indignati insistettero perché mostrassi pubblicamente, in qualche grande auditorium (ti ton megalon akousterion), la verità delle osservazioni anatomiche che avevo descritto.“67 Dall’utilizzo del termine in forma plurale akousteria si evince la presenza di più sale-auditoria all’interno del complesso vespasianeo destinate ad accogliere i dibattiti pubblici su tematiche scientifiche. Fondamentale è che la specifica situazione, ambientata da Galeno in uno degli akousteria megala del templum Pacis (Fig. 5 A), non consisteva in una dimostrazione anatomica eseguita direttamente su un animale o un corpo umano quanto in un dibattito a tema scelto e relativo a questioni di cui l’uditorio, grazie alla scrittura, conosceva già le diverse e contrastanti posizioni dei medici del passato e di 63 Le connessioni tra medicina e Seconda Sofistica sono analizzate in maniera approfondita da VON STADEN 1997. 64 Gal., Lib. prop. 1,13; K 19, 15. 65 In questa nuova fase di vita, lontana dalla ribalta pubblica dell’Urbs, non solo la prassi medica ma soprattutto la costruzione di un complesso sistema teorico costituiranno l’obiettivo principale della attività scientifica di Galeno: „non tenendo affollate lezioni come prima, e non facendo pubbliche dimostrazioni: al contrario, avrei mostrato solo mediante i risultati della mia arte quale fosse la mia competenza nelle teorie mediche: passati altri tre anni a Roma, appena cominciata la grande peste [scil. 166 d.C.] lasciai la città per fare ritorno in patria […].“ (Gal., Lib. prop. 1,15; K 19, 15). 66 Gal., Lib. prop. 3,12; K 19, 21. 67 Gal., Lib. prop. 3,13; K 19, 21.
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quelli contemporanei. In quest’ottica lo stretto nesso tra performance oratoria e comunicazione scritta si rivela centrale, determinando l’intera sequenza della messa in scena: „quando mi presentai per mostrare che io non avevo detto nulla di falso nei miei scritti anatomici, posai al centro i libri di tutti dando a ciascuno dei presenti la facoltà di proporre la dissezione della parte che desiderava, dichiarandomi disposto a dimostrare la verità delle tesi che avevo sostenuto in dissenso con i predecessori. Mi fu proposto il torace. Io cominciai a discutere gli autori più antichi, esaminando i loro libri per primi […].“68
La presenza dei testi si rivela quindi imprescindibile nell’ambito del dibattimento pubblico, poiché essi devono essere letti, analizzati e discussi per avvalorare o confutare l’una o l’altra teoria.69 Questo modo di procedere delle pubbliche performances mediche appare decisivo, poiché illustra quanto fosse necessario contemplare nel medesimo complesso monumentale sia cospicue raccolte di un patrimonio librario specialistico che spazi assembleari riservati allo svolgimento di quello che Galeno stesso ama definire più volte un „agone“.70 Dal resoconto di Galeno emerge chiaramente il carattere di vero e proprio mouseion che contraddistingue il templum Pacis, in cui sembra aver luogo una regolare e codificata attività giornaliera di lezioni, dibattiti e confutazioni a tema: „Accettando dunque la loro richiesta, mi comportai in questo modo per tutti i problemi che mi venivano ogni giorno proposti.“71 Un analogo evento narrato nel De venae sectione relativo allo stesso primo soggiorno a Roma riflette simili dinamiche; appena giunto nella metropoli Galeno racconta di essersi scontrato con quei seguaci delle teorie del medico Erasistratos, di indirizzo aristotelico, che si opponevano all’incisione delle vene come importante intervento per gravi forme di malattia. Supportato dall’amico e compagno di studi Teuthras (ritrovato a Roma e che morirà nella peste del 166 lasciando all’amico la sua importante collezione di libri) i due medici pergameni cercheranno di contrastare pubblicamente le teorie di Erasistratos: „Il giorno seguente, avendo portato i libri sulla dissezione di Erasistratos, [scil. Teuthras] li lesse davanti a tutti i filosofi per dimostrare che Kriton e la ragazza di Chio erano morti a causa di Erasistratos e, contemporaneamente, per richiamare al dibattito i medici più anziani. Quelli però non vennero, credendo che discutere con un ragazzo fosse troppo svilente per loro. A quel tempo accadeva infatti di dibattere ogni giorno sulle questioni (proballomena) sollevate davanti alla folla. Fu quindi chiesto da qualcuno, se a ragione Erasistratos non abbia fatto uso dell’incisione della vena. Ho spiegato che la questione (problema) era di
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Gal., Lib. prop. 3,16–17; K 19, 22. Sulla cultura del libro nell’antichità v. BLANCK 2008. 70 e.g. Gal., Venae sect. 1; K 11, 193. 71 Gal., Lib. Prop. 1,13; K 19, 15. 69
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grandissima utilità, come sembrò anche a coloro che in quel momento ascoltavano (akousasin).“72
Come nell’episodio precedente tratto da I miei libri, anche in questa opera la presenza dei libri risulta fondamentale per lo svolgimento del dibattito giornaliero, il cui tema di discussione è determinato dagli interessi del pubblico. I libri, infatti, contengono casistiche mediche, spiegazioni, teorie sul corpo e terapie e devono essere letti e commentati. Nel passo del De venae sectione emerge però anche l’altro nesso dinamico tra performance oratoria e scrittura, ovvero, è il successo di queste performances pubbliche a determinare la redazione scritta degli interventi ed a garantirne la fortuna. I testi di queste conferenze, sebbene di minor valore scientifico, erano oggetto di una importante circolazione, forse per la loro maggiore accessibilità, e Galeno li considera con non minore apprezzamento: „Per questo Teuthras mi esortò a dettare le argomentazioni avanzate in pubblico […]. Accadde tuttavia che il libro finisse nelle mani di molte persone e fosse divulgato da quelle non per mia volontà. Il discorso (logos), infatti, non era stato composto già pronto per un’opera libraria, ma per un auditorium (en akousterio), dal momento che un amico aveva bisogno che glielo dettassi così come si racconta un fatto. Ma pur essendo in questo stato e pur mostrando molte lacune rispetto a un’opera perfetta, tuttavia sembrò avere un successo maggiore delle aspettative.“73
Tutta la sequenza delle azioni, registrate nell’episodio contro gli oppositori della flebotomia, sembra riflettere le modalità dei dibattiti sopra descritti da Galeno nel templum Pacis.74 Accanto alla forma agonistica del dibattito-confutazione l’altra forma di performance che determina il successo e la fama di Galeno è la vera e propria lezione di anatomia, vale a dire la dissezione di animali vivi o morti a scopo dimostrativo e didattico. Se nel caso del dibattito pubblico, la cui natura di agon viene messa coscientemente in rilievo dallo stesso Galeno, si riscontrano modalità e reazioni tipiche di una comunicazione teatrale (silenzio e attenzione, riso frenetico e scherno, reazioni emotive, ecc.),75 nel secondo caso è addirittura possibile riconoscere una connessione tra procedimento dimostrativo e azione drammatica della dissezione basata su una sequenza preordinata di operazioni: „Ciò che mi propongo ora non è fornire la dimostrazione circa l’azione dei nervi, bensì di illustrare con parole i procedimenti di quelle osservazioni anatomiche che in quei 72
Gal., Venae sect. 1; K 11, 194, trad. it. di M. Tentori Montalto. Gal., Venae sect. 1; K 11, 194–195, trad. it. di M. Tentori Montalto. 74 Il fatto che Galeno non senta la necessità di nominare esplicitamente in questo caso il luogo dove avvenivano le sue pubbliche confutazioni sembra imputabile all’ovvietà della destinazione funzionale di questo contesto. Il passo è referito al templum Pacis anche da DEBRU 1995. 75 Comportamenti del pubblico: KORENJAK 2000, 33–38. 73
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commentari menzionammo e che molti hanno già visto spesso ma che ben pochi sanno eseguire. Questo è dunque quello che vogliamo fare nelle pagine seguenti, e dire in primo luogo di nuovo le cose che erano conosciute anche dagli anatomisti che mi hanno preceduto.“76
Una esemplificazione di come Galeno impostava sia dal punto di vista teoricoscientifico che drammatico la lezione di anatomia è contenuta nei I procedimenti anatomici (anatomicae administrationes). Il medico-scienziato agisce secondo tappe scandite e ben chiare: prima Galeno annuncia quello che si farà durante la performance; spiega poi la scelta dell’animale e il problema che si vuole indagare; illustra le ragioni della procedura adottata; infine, passa alle conclusioni e all’annuncio delle scoperte fatte. La dimostrazione pubblica è, in definitiva, non solo la controprova sperimentale delle teorie scritte, ma anche materializzazione di uno „spettacolo della verità“; l’anatomia può dimostrare che la natura è comandata da un disegno provvidenziale e razionale,77 una conoscenza razionale e insieme mistica che Galeno assimila esplicitamente alla religione misterica: „a questi misteri, io credo, devono essere iniziati (teleisthai ten teleten) tutti gli uomini, di tutte le nazioni e di tutti i ceti, che onorano gli dei.“78 Elementi caratteristici dell’efficacia teatrale della dissezione sono quindi la rapidità, la chiarezza, la visibilità dei gesti e delle azioni. L’effetto teatrale deve essere calcolato e perseguito come da copione, come ben esemplifica nei I procedimenti anatomici la dissezione del torace e la dinamica della emissione della voce: „Se invece fai una dimostrazione è meglio che tu abbia preparato l’animale mettendo il filo di lino sotto i nervi senza averli legati: l’animale infatti colpito in questo modo grida, poi all’improvviso, divenuto senza voce, appena si stringono i nervi col filo di lino, impressiona gli spettatori, perché sembra una cosa meravigliosa che la voce vada perduta per dei lacci messi attorno a dei piccoli nervi del dorso. In tali dimostrazioni devono esserci molti ad assisterti, perché i lacci a tutti i nervi siano messi rapidamente.“79
È proprio la celebre dissezione del torace e la dimostrazione dei connaturati fenomeni vocali che sembra costituire un ricorrente Leitmotiv in Galeno, da lui opportunamente utilizzato a dimostrazione non solo della grande suggestione di queste performances su un pubblico aristocratico, colto e interessato, ma anche della sua orgogliosa affermazione personale e professionale nella gerarchia della società imperiale. Nell’opera Il prognostico (de praecognitione) Galeno ripropone la versione drammatica della stessa dissezione, concentrata sul torace e sull’emissione vocale, ma calata all’interno
Gal., AA 3; K 2, 665; trad. it. GAROFALO/VEGETTI 1978, 258. VEGETTI 1981, 51. 78 Gal., Usu part. 17,1; K 4, 361, trad. it. VEGETTI 1981, 51. 79 Gal., AA 4; K 2, 669; trad. it. GAROFALO/VEGETTI 1978, 260.
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di una variegata cornice sociale fatta di autorevoli personaggi.80 Tramite l’intercessione del filosofo e amico Eudemo (concittadino di Galeno e suo didaskalos) il console nel 161–162 e proconsole nel 166 di Siria e Palestina Flavius Boethus sarà entusiasta promotore delle dimostrazioni del medico pergameno, attorno al quale si assoceranno altre eminenti personalità come Sergius Paullus, console e poi praefectus urbi dopo il 161–162, il console Decimus Claudius Severus, e altri personaggi direttamente collegati alla casa imperiale come Marcus Vettulenus Civica Barbarus, console nel 157 d.C.,81 fratello del primo successore designato dall’imperatore Adriano e zio dell’attuale co-imperatore Lucius Verus. Tutti costoro, versati sia nella filosofia peripatetica che influenzati dalle correnti aristoteliche, inviteranno Galeno a tenere un ciclo di dimostrazioni anatomiche alla loro presenza: „avendo radunato tutti quelli che sono celebri (endoxoi) nella medicina che nella filosofia. In una assemblea durata più giorni mostrai come avviene la respirazione a torace dilatato […].“82 È importante sottolineare con Galeno che parte integrante dell’entourage di questi uomini politici è costituita immancabilmente dalla presenza dei maggiori pepaideumenoi del momento: Alessandro di Damasco, filosofo peripatetico e insegnante di Boeto „che ora ha l’onore di insegnare pubblicamente ad Atene“,83 oppure il retore Adriano di Tiro,84 celebre allievo di Erode Attico che ricoprirà, per diretta investitura da parte di Marco Aurelio, la prima cathedra di retorica nella metropoli. Come per Galeno anche per tali esponenti della cultura sofistica della Roma antonina l’intreccio tra potere politico e esercizio dei saperi razionali è un fattore determinate dell’ascesa e dell’affermazione sociale del singolo individuo.
4. Riflessioni conclusive Dal punto di vista teorico per Galeno la scienza medica e la sperimentazione anatomica costituiscono un sistema conoscitivo della realtà che le pone a pari dignità con le altre scienze razionali; per quanto riguarda invece i risvolti sociali della nuova arte medica, essa si caratterizza per una straordinaria efficacia comunicativa e per il suo notevole impatto nella sfera pubblica: dal 80 Si tratta di una dettagliata descrizione di ben due dissezioni promosse da Flavio Boeto; Gal., Praec. 5; K 14, 625–630. 81 Sull’importanza e la vicinanza alla famiglia imperiale di Civica Barbarus, fratellastro di Lucio Elio (il padre di Lucio Vero), v. GALLI 2014. 82 Gal., Praec. 5; K 14, 629, trad. it. dell’A. 83 Gal., AA 1; K 2, 218. 84 Sul sofista di Tiro e le sue performances nell’Athenaeum di Adriano (identificato con il contesto messo in luce dalle recenti indagini a piazza M. di Loreto) v. GALLI 2013; sull’ „alto trono“ di retorica a Roma e le implicazioni politiche v. MAZZARINO 1966.
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successo di queste performances dipendono in larga misura il prestigio e l’ascesa sociale dei rappresentanti della scienza medica.85 Ma non solo: interesse e attrazione, come pure curiosità e repulsione per il teatro anatomico coinvolgevano, come si è visto, un pubblico selezionato tra gli strati più alti dell’aristocrazia romana. La memoria dei luoghi deputati alla trasmissione del sapere acquista un ruolo centrale nella diffusione e affermazione del progetto scientifico-culturale sostenuto da Galeno: lezioni, dibattiti-confutazioni, dimostrazioni anatomiche come pure la necessaria attività di ricerca, consultazione e studio del patrimonio librario sono tutti aspetti di una prassi culturale calata in concreti spazi di vita. Si tratta di auditoria, sale di lettura, biblioteche, esedre con biblioteca-auditorium, che a loro volta erano inglobati all’interno dei grandi complessi monumentali,86 in questo modo posti sotto l’egida del potere centrale: il templum Pacis (Fig. 3), i palazzi imperiali (Fig. 9) o i grandi complessi termali (Fig. 12) comprendono, assieme ad altre attività, quelle delle scienze razionali, proteggendole, ma al contempo ponendole saldamente sotto il diretto controllo imperiale, che gestiva le stesse cattedre e la direzione delle biblioteche. Si tratta in definitiva di una esplicita affermazione che quella „ideologia dell’ordine del mondo“,87 di cui ora il nuovo metodo sperimentale della medicina, incarnato da Galeno, offriva un’altra importante prova, non può sussistere se non incardinata e gestita dal sistema impero.
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Più in generale il sofista come „personificazione del potere“: SCHMITZ 1997, 209–214. Sui luoghi dei „Secondi Sofisti“: KORENJAK 2000, 27–33. 87 VEGETTI 1981, 51. 86
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Immagini
Fig. 1: Mauritshuis, Den Haag: Rembrandt van Rijn (1606-1669), La lezione die anatomia del dottor Tulp (1632, olio su tela).
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Fig. 2: Roma, regio IV, I luoghi di Galeno nel centro di Roma in età antonina: A templum Pacis. B biblioteca Pacis. C Sacra via. D templum Veneris et Romae. E horrea
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Piperataria. F vicus Sandaliarius (?) (da CARANDINI 2012, Atlanta II tav. 104, rielaborazione F. Cavallero).
Fig. 3: Veduta ricostruttiva del templum Pacis (@ cortesia di R. Meneghini/Studio Inklink Firenze: Sovrintendenza Capitolina ai Beni Culturali di Roma).
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Fig. 4: Roma, Museo Nazionale Romano: piccolo busto del filosofo stoico Crisippo da scavi recenti nel templum Pacis (@ cortesia di R. Meneghini: Sovrintendenza Capitolina ai Beni Culturali di Roma).
Fig. 5: Roma, regio IV, templum Pacis, pianta (fase pre-severiana): A auditorium. B bibliotheca Pacis (da CARANDINI 2012, Atlante II tav. 99 rielaborazione F. Cavallero).
Fig. 6: Roma, regio IV, templum Pacis, sezione: A auditorium (da CARANDINI 2012, Atlante II tav. 99 rielaborazione F. Cavallero).
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Fig. 7: Atene, „Biblioteca di Adriano“, pianta: A auditorium B biblioteca/archivio (da TINGINANKA 1999, 296 fig. 1).
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Fig. 8: Atene, „Biblioteca di Adriano“, ricostruzione: parete della biblioteca/archivio con nicchie su due ordini (da TINGINANKA 1999, 313 fig. 12).
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Fig. 9: Roma, regio X, Biblioteche imperiali sul Palatino (età antonina), pianta: A–A1 bibliothecae graecae et latinae ad Apollinis. B biblioteca della domus Tiberiana. C domus Tiberiana (da CARANDINI 2012, Atlante II tav. 273, rielaborazione F. Cavallero).
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Fig. 10: Biblioteca della domus Tiberiana, pianta: A sala principale della biblioteca (da DELBRÜCK 1921, tav. 1).
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Fig. 11: Biblioteca della domus Tiberiana, ricostruzione dell’ambiente A visto da nord-est (da DELBRÜCK 1921, tav. 2).
Fig. 12: Roma, regio III, Terme di Traiano, pianta: A esedra biblioteca-auditorium (da CARANDINI 2012, Atlante II tav. 119, rielaborazione F. Cavallero).
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Fig. 13: Roma, regio III, Terme di Traiano, sezione e pianta della esedra sud-ovest biblioteca-auditorium (da CARANDINI 2012, Atlante II tav. 120, rielaborazione F. Cavallero).
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L’activité des sophistes grecs en Égypte d’après le témoignage des papyrus Paul Schubert 1. Introduction „Comme je faisais part de ton opinion à Philoxenos, il s’y est tout de suite rangé, m’avouant que ce n’était qu’à cause du manque de sophistes qu’il avait pitié de la cité.“1 Cette affirmation, figurant dans une lettre d’un étudiant égyptien à son père, a donné à penser qu’Alexandrie, haut lieu de l’érudition littéraire sous les Ptolémées, aurait connu un sort moins heureux lorsqu’il s’est agi d’accueillir des sophistes sous l’Empire romain. En comparaison, la cité de Naucratis, dans le Delta, avait au contraire produit au moins cinq sophistes d’importance, d’après le témoignage de Philostrate. Nous n’allons pas nous attarder sur ce mirage, que j’ai eu l’occasion de dissiper en d’autres circonstances: la lettre de l’étudiant est fortement biaisée par le fait qu’il essaie manifestement de soutirer de l’argent à son père ; en ce qui concerne l’apparente rivalité entre Alexandrie et Naucratis, Philostrate a vraisemblablement donné une importance disproportionnée à la seconde sous l’influence de l’un de ses maîtres, Proclos de Naucratis. 2 Il y a peu de raisons de douter que, après l’Asie Mineure qui constituait en quelque sorte la patrie des sophistes du Haut Empire, l’Égypte ait tenu un rang tout à fait honorable dans l’activité de ces maîtres itinérants du discours. Certains sophistes importants, comme par exemple Aelius Aristide et Lucien, ont effectué de longs séjours en Égypte: le premier, ami du préfet de la 1
P.Oxy. XVIII 2190, 16–19 (= SB XXII 15708; Oxyrhynque, env. 100 ap. J.-C.; trad. M. Capponi): μεταδόν[τος δ᾿ ἐμοῦ Φι]λ̣οξένωι τὴν σὴν γνώμην, τὰ αὐτὰ μὲν [ἐφρόνει, διὰ τα]ύτην μόνην τὴν τῶν σοφιστῶν ἀπ̣ο̣ρ̣[ία]ν̣ σ̣υ̣ν̣π̣α̣θ̣ε̣ῖν τῆι π[ό]λ̣ει φάσ̣κων. Toutes les publications papyrologiques sont citées d’après la Checklist of Editions of Greek, Latin, Demotic and Coptic Papyri, Ostraca and Tablets: http://library.duke.edu/rubenstein/ scriptorium/papyrus/texts/clist_papyri.html (16.07.2016). Les papyrus littéraires sont pour la plupart répertoriés dans la Leuven Database of Ancient Books (LDAB): http:// www.trismegistos.org/ldab/index.php (16.07.2016). Quant aux papyrus documentaires, ils sont catalogués dans le Heidelberger Gesamtverzeichnis der griechischen Papyrusurkunden Ägyptens: http://aquila.zaw.uni-heidelberg.de (30.10.2015). Les dates indiquées pour les papyrus cités correspondent à la copie de l’exemplaire; dans certains cas, cette copie peut être postérieure à la composition du texte original. 2 Cf. Philostr., VS 602 (Olearius); SCHUBERT 1995.
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province, s’est vu dédier une statue honorifique, tandis que le second a été actif pendant plusieurs années à l’échelon supérieur de l’administration de l’Égypte.3 Un autre sophiste célèbre, Dion Chrysostome, sans forcément séjourner longtemps en Égypte, a laissé une trace plus fugace sous la forme d’un unique fragment de papyrus. 4 Pour en revenir à la lettre d’un étudiant à son père, ce document illustre surtout la chaîne de transmission par laquelle les élèves, après avoir obtenu une première éducation dans les nomes égyptiens, pouvaient dans certains cas descendre vers Alexandrie s’ils souhaitaient parfaire leur éducation auprès de sophistes. Certains ont dû avoir la possibilité d’y fréquenter, par exemple, le maître de rhétorique Aelius Théon, auteur de Progymnasmata.5 Nous possédons par ailleurs une lettre sur papyrus datant du début du II e s. ap. J.-C., envoyée selon toute vraisemblance d’Alexandrie vers la ville d’Oxyrhynque en Moyenne Égypte, et signée d’un certain Aelius Théon.6 Le nom de Théon apparaît assez fréquemment à Oxyrhynque, et le nomen Aelius est caractéristique de personnes ayant obtenu la citoyenneté romaine sous le règne d’Hadrien (Publius Aelius Hadrianus). Le niveau d’expression relativement élevé de cette lettre laisse ouverte la possibilité que l’expéditeur ainsi nommé ait pu être le sophiste alexandrin en personne, vraisemblablement originaire d’Oxyrhynque. La Souda, qui consacre une entrée à Aelius Théon, fait aussi état de l’existence de plusieurs autres sophistes alexandrins: Didymos le Jeune, un Alexandrin, aurait exercé son activité de sophiste à Rome;7 c’est aussi le cas de Philoxenos et de Seleukos. 8 Un certain Sopatros est identifié comme 3 Aelius Aristide: cf. SCHUBERT 1995, 187. Pour Lucien: cf. Apol. 12; LEEST 1985, 75– 82. Mis à part un traité de rhétorique attribué à tort à Aelius Aristide, ce sophiste n’a laissé sa marque dans les papyrus d’Égypte qu’à une période largement postérieure à son passage dans la province. Cf. P.Oxy. LXXII 4854 (ps.-Ael. Arist. fin IIe/début III e s. ap. J.-C.; LDAB 113269); GERSTINGER 1925 (IVe s. ap. J.-C.; LDAB 4115); P.Yale II 106 (citations d’Aelius Aristide dans un traité de rhétorique: IV/V e s. ap. J.-C.; LDAB 5478); P.Bingen 24 (V e s. ap. J.-C.; LDAB 8003); P.Ant. III 144 (V/VIe s. ap. J.-C.; LDAB 46); P.Oxy. LXXIII 4949 (VIe s. ap. J.-C.; LDAB 117828); P.Ant. III 182 (VI/VIIe s. ap. J.-C.; LDAB 340); BROWNE/HENRICHS 1968, 175–189 (VI/VIIe s. ap. J.-C.; LDAB 339). L’impact de Lucien sur le corpus papyrologique est plus réduit: cf. P.Oxy. LXIX 4738 (III e s. ap. J.-C.; LDAB 10242); P.Lond.Lit. 194 (IV e s. ap. J.-C.; LDAB 2582). 4 Cf. MILNE 1930 (concernant LDAB 781). 5 Cf. SPENGEL 1856, 2.59–130; Souda s.v. Θέων (Θ 206): Ἀλεξανδρεύς, σοφιστής, ὃς ἐχρημάτισεν Αἴλιος […], „Alexandrin, sophiste, qui faisait usage du nomen Aelius […].“ 6 Cf. P.Oxy. LIX 3992. 7 Cf. Souda s.v. Δίδυμος νέος (Δ 873): Ἀλεξανδρεύς, ὃς ἐσοφίστευσεν ἐν Ῥώμῃ „Alexandrin, qui a exercé l’activité de sophiste à Rome.“ N.B.: plusieurs érudits portent le nom de Didymos dans le contexte d’Alexandrie. 8 Cf. Souda s.v. Φιλόξενος (Φ 394): Ἀλεξανδρεύς, ὃς ἐσοφίστευσεν ἐν Ῥώμῃ „Alexandrin, qui a exercé l’activité de sophiste à Rome.“ Il ne s’agit vraisemblablement pas
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sophiste, mais l’auteur de la rubrique, tout en suggérant qu’il a pu venir d’Apamée, penche plutôt pour Alexandrie. 9 Quant à Léonas, il serait venu d’Isaurie et aurait exercé son art de sophiste à Alexandrie en compagnie d’une foule de concurrents. 10 Seul ce dernier peut être daté avec une relative certitude: il serait un contemporain de Proklos, ce qui le placerait au V e siècle. Pour les autres, une datation sous le Haut Empire paraît plus vraisemblable. Dans la suite, nous allons donc procéder à un survol du matériel papyrologique qui permettra d’esquisser un contour de l’activité des sophistes en Égypte gréco-romaine à partir d’une documentation de première main. Nous verrons que le résultat d’ensemble ne diffère pas de manière sensible de ce que nous savons par ailleurs sur les sophistes à partir des sources littéraires; cette cohérence des résultats mérite d’être soulignée. La documentation relative à l’activité des sophistes en Égypte est nettement plus abondante pour le Haut Empire romain que pour les périodes antérieures. S’il est indéniable que la sophistique a connu un essor remarquable au II e s. ap. J.-C., il ne faut cependant pas en déduire que les rhéteurs et sophistes ont été totalement inactifs à la période hellénistique. On trouve dès le III e s. av. J.-C. un recueil d’éloges de contenu mythologique, ancêtre des progymnasmata de la période romaine, portant sur Minos, Radamanthe et Tydée;11 par ailleurs, un recueil de lettres fictives datant du II e s. av. J.-C. aurait pu servir d’exercices pour un maître de rhétorique. 12 La prédominance des attestations sous le Haut empire romain tient en bonne partie à la distribution des publications papyrologiques à travers le millénaire de présence hellénophone en Égypte. On peut ainsi comparer trois graphiques dont les formes présentent une apparence en bonne partie concordante: Le premier présente un aperçu de la répartition chronologique des papyrus littéraires sans distinction de genres. Le deuxième présente un aperçu de la répartition chronologique des papyrus littéraires classés sous le genre „oratoire“.
du grammairien alexandrin du même nom, actif au Ier s. av. J.-C. Σέλευκος (Σ 200) : Ἀλεξανδρεύς, γραμματικός, ὃς ἐπεκλήθη Ὁμηρικός· ἐσοφίστευσε δὲ ἐν Ῥώμῃ „Alexandrin, grammairien, surnommé ‚Homérique‘; il a exercé l’activité de sophiste à Rome.“ 9 Cf. Souda s.v. Σώπατρος (Σ 848): Ἀπαμεύς, σοφιστής, ἢ μᾶλλον Ἀλεξανδρεύς „d’Apamée, sophiste, ou plutôt d’Alexandrie.“ 10 Cf. Souda s.v. Λεωνᾶς (Λ 848): σοφιστής, Ἴσαυρος τὸ γένος, εὐδοκιμῶν ἐν τῷ πλήθει τῶν ἐν Ἀλεξανδρείᾳ ὁμοτέχνων „sophiste, originaire d’Isaurie; il a eu du succès parmi la foule de ceux qui partageaient son art à Alexandrie.“ 11 Cf. P.Mil.Vogl. III 123 (LDAB 7011). 12 Cf. P.Hamb. II 129 (LDAB 6780). Sur l’usage possible de ces lettres fictives dans un context rhétorique, cf. STRAMAGLIA 2003, en particulier 228. Je remercie mon collègue Antonio Stramaglia de m’avoir fait parvenir une copie de cet article.
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Le troisième présente un aperçu de tous les papyrus documentaires datés et publiés.
Source : LDAB
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Source: Heidelberger Gesamtverzeichnis der griechischen Papyrusurkunden Ägyptens. État : février 2009 (cité n. 1). Classement chronologique, par décades. Textes recensés (datés) : 31268. En outre, 26429 textes ne sont pas pris en compte car leur date est trop imprécise.
Ces trois graphiques permettent de constater une nette différence quantitative entre la période hellénistique – moins bien représentée – et le Haut Empire – très riche en papyrus. Plusieurs remarques s’imposent : tout d’abord, le genre oratoire – au sens large – ne présente pas de différence significative par rapport aux papyrus littéraires pris dans leur ensemble ; ensuite, le matériel documentaire subit des aberrations, comme par exemple au début du III e s. av. J.-C., où les immenses archives de Zénon produisent un pic inattendu ; finalement, sous le Bas Empire, le matériel documentaire est proportionnellement moins abondant que les papyrus littéraires. Cela ne signifie toutefois pas que le matériel documentaire est véritablement moins abondant pour cette période, mais que les papyrologues se sont moins préoccupés de publier des papyrus documentaires tardifs, alors qu’ils ont consacré de gros efforts à publier des papyrus littéraires tardifs. Autrement dit, ces courbes témoignent certes en partie de l’état de nos trouvailles, mais l’impression est biaisée par le processus de publication. En définitive, il n’est guère étonnant que nous soyons particulièrement bien renseignés sur le Haut Empire.
2. Le processus d’éducation en Égypte Parmi les habitants de l’Égypte hellénistique et surtout romaine, ceux qui souhaitaient se lancer dans l’activité sophistique devaient bien évidemment
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acquérir au préalable une éducation littéraire de haut niveau. Nous sommes richement documentés sur les étapes de ce processus grâce aux fragments de manuels scolaires qui nous sont parvenus. 13 Le phénomène est attesté dès le IIIe s. av. J.-C. avec le célèbre „Livre d’écolier“ publié par Octave Guéraud et Pierre Jouguet:14 après l’apprentissage de la lecture élémentaire, les jeunes élèves sont confrontés à divers textes de nature mythologique, Homère, Euripide, mais aussi de la comédie. De façon plus générale, on constate – sans surprise – que les auteurs les mieux représentés dans les papyrus grecs d’Égypte sont Homère, Euripide, Ménandre, Ésope et Démosthène; Isocrate suit d’assez près ce dernier. Les attestations sont trop nombreuses pour que l’on puisse en présenter ici un catalogue. 15 Nous trouvons donc dans les supports à l’éducation des jeunes Égyptiens les ingrédients traditionnels qui permettront de former, dans certains cas, de futurs sophistes: recours aux discours des orateurs de la période classique, mythologie. Rappelons aussi que les papyrus nous ont livré des textes longtemps perdus d’autres orateurs athéniens, comme par exemple Hypéride, et même des restes de l’Apologie d’Antiphon, un Athénien condamné à mort pour avoir participé à la révolution oligarchique de 411 av. J.-C.16 À date récente, Peter Parsons a publié un extrait d’un Éloge de la pauvreté, discours composé par un disciple de Gorgias, Alcidamas. 17
3. Imitation des orateurs Mon insistance sur la place des orateurs attiques dans l’éducation des jeunes Grecs en Égypte romaine tient au fait que, non seulement les futurs sophistes lisent Démosthène et Isocrate, mais ils tâchent de les imiter dans des exercices qui nous sont parvenus sous la forme de fragments. Le phénomène est attesté dès le début du Ier s. ap. J.-C., avec un discours contre Philippe que les éditeurs considèrent comme inspiré par le style asianique. 18 L’imitation de Démosthène 13
Cf. CRIBIORE 1996. Cf. GUÉRAUD/JOUGUET 1938; n° 379 dans le catalogue de Cribiore. 15 Les publications les plus récentes de fragments de Démosthène se trouvent dans P.Oxy. LXXVIII 5148–5142; MONTANARI 2012; MINUTOLI 2012; pour Isocrate, cf. P.Oxy. LXXVIII 5133–5147; BKT X 8. 16 Sur la redécouverte d’Hypéride, cf. TURNER 19802, 21–22. Sur Antiphon, cf. NICOLE 1907; LDAB 228. 17 P.Oxy. LXXVIII 5130 (III e s. ap. J.-C.). 18 Cf. P.Oxy. II 216 (LDAB 4411). Les éditeurs ne justifient pas leur appréciation stylistique, mais on peut supposer que c’est le côté assez pompeux de l’expression qui motive leur opinion; p. ex. 2–5 : [τὰ] τείχη{ι} τῆς πό[λεως πέ]|π̣τ̣ωκεν; τίς αἰχμ[άλωτος] | ἡμῶν γέγονεν; [ποῦ] πεζο|μαχοῦντες ἢ ναυμ[αχο]ῦντες λελείμ̣μεθα; „Les murailles de la cité sontelles tombées? Qui parmi nous a été fait prisonnier? Où avons-nous subi une défaite soit sur terre soit sur mer?“ L’asianisme est un concept développé dans le contexte spécifiquement 14
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se limite aux thèmes les plus courants, à commencer par les discours contre Philippe et l’omniprésent discours Sur la couronne.19 Dans d’autres cas, l’exercice consiste non pas à imiter l’orateur, mais à adopter la position adverse. Ainsi par exemple, il s’agira de prendre la place de Leptine dans le contexte du discours de Démosthène Contre Leptine; ou encore d’attaquer Démosthène en s’appuyant sur le discours Sur la couronne.20 De tels exercices se caractérisent par le fait qu’ils reposent sur des circonstances historiques, mais ils peuvent présenter des incohérences chronologiques qui s’expliquent au mieux par les limites des apprentis sophistes. Ainsi par exemple, dans le dernier cas, le fragment présuppose l’existence du discours Sur la couronne, composé en 330 av. J.-C.; mais la situation évoquée correspondrait mieux à une période entre la capture d’Élatée en 339 et la bataille de Chéronée en 338. Les éditeurs du papyrus relèvent par ailleurs un certain nombre de maladresses stylistiques, ainsi que des exagérations qui siéraient mal à un véritable orateur de la période classique. 21 Démosthène n’est pas le seul orateur qu’imitent les apprentis sophistes égyptiens: Isocrate sert aussi de modèle, et nous possédons un exercice de rhétorique reposant sur des discours de Thucydide. 22
4. Sujets de discours de démonstration Le même Thucydide est aussi exploité dans une liste de sujets de discours proposés à l’habileté des sophistes:23 „[…] Cléon écrit une proposition visant à faire mettre à mort les jeunes gens de Mytilène et on l’accuse de démagogie, après la réplique de Diodote mais avant que les adultes mytiléniens n’aient été mis à mort.24 Euripide met en scène son Héraclès furieux aux Dionysies et est jugé pour impiété.
romain de la mise en place du pouvoir d’Auguste. Cf. Dion. Hal., Or. ant. 1, 5–7; SWAIN 1996, 22 et 24. 19 Cf. P.Oxy. XLV 3235 (III e s. ap. J.-C.; LDAB 728): exercice s’inspirant des Olynthiennes. P.Oxy. XV 1799 (IIe s. ap. J.-C.; LDAB 4809): défense de la politique antimacédonienne de Démosthène; P.Oxy. XLV 3236 (IIIe s. ap. J.-C.; LDAB 729): attaque contre Eschine. 20 Leptine: cf. BKT VII, 4–13 (IIIe s. ap. J.-C.; LDAB 762). Sur la couronne: P.Oxy. VI 858 (II/III e s. ap. J.-C.; LDAB 4960). 21 À titre d’exemple, on peut citer le passage suivant tiré de P.Oxy. VI 858, 19–20: [Δημ]ο̣σ̣θ̣έν̣ης̣ ἀσπίδα καὶ ψήφισμα ἔχων ἀ[γορευ|έτω] „Que Démosthène s’exprime en tenant à la main un bouclier et un décret!“ 22 Isocrate: P.Köln I 9 (Ier/IIe s. ap. J.-C.; LDAB 2476). Thucydide: P.Oxy. LXXI 4810 (IIIe s. ap. J.-C.; LDAB 112365). 23 P.Oxy. XXIV 2400 (III e s. ap. J.-C.; LDAB 5300). 24 Cf. Thuc., 3,36–49.
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Après qu’Alexandre a dévasté Thèbes, il donne son territoire aux Athéniens pour qu’ils le cultivent. Démade conseille […].“
Ce catalogue est tout à fait caractéristique des témoignages dont nous disposons par ailleurs: le sophiste potentiel recourt à une palette de sujets relevant de l’histoire de l’Athènes classique et fait étalage de sa virtuosité en s’appuyant sur sa connaissance des orateurs ou des historiens. La bataille des Arginuses de l’an 405 av. J.-C. constitue le sujet d’un autre exercice présentant un décalage entre les faits historiques et leur exploitation dans le texte. 25 Le papyrus, datant du I er s. ap. J.-C., a été trouvé à Thèbes; mais l’éditrice ne pense pas que le texte ait pu être produit sur place. 26 Elle est d’avis que l’auteur du texte a dû recevoir son éducation à Alexandrie, sinon peut-être même hors d’Égypte. Cette interprétation repose évidemment sur un modèle selon lequel les aspirants sophistes, lorsqu’ils souhaitaient parfaire leur formation, ont dû se diriger de la campagne égyptienne vers Alexandrie, voire se rendre dans d’autres régions de l’Empire – notamment en Asie Mineure. Ce modèle semble confirmé par le document par lequel cette présentation a commencé, la lettre de l’étudiant à son père (P.Oxy. XVIII 2190). Pour en revenir à la question des sujets de déclamation, l’Athènes classique offre une grande variété de thèmes à traiter. Dans un autre cas, un sophiste potentiel s’adresse à Alcibiade en faisant mention de la profanation des Mystères d’Éleusis et de l’expédition de Sicile, ainsi que de la victoire à Cyzique.27 L’intérêt de ce papyrus réside aussi dans sa date relativement tardive: copié au Ve siècle, il a pu être composé un peu plus tôt; néanmoins, certains éléments dans le texte suggèrent la possibilité que l’auteur ait été un natif de langue latine. Le latin n’est d’ailleurs pas absent du corpus des exercices de déclamation retrouvés sur papyrus. 28 Les sujets historiques ne sont pas les seuls à occuper les sophistes et leurs élèves en Égypte gréco-romaine: à côté de thèmes faisant référence à Alcibiade, à Alexandre le Grand ou à l’expédition de Cyrus le Jeune, on trouve dans un même document un discours sur l’amour ou une fable à propos d’un cygne qui ne se laisse pas forcer à chanter sur ordre d’un roi.29
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Cf. P.Yale II 105 (Ier s. ap. J.-C.; LDAB 4409). Cf. P.Yale II 105, 56: „The work appears far too polished to have been the product of local Theban talent.“ 27 Profanation des Mystères et expédition de Sicile: Thuc., 6,27–29; 415 av. J.-C. Cyzique: Thuc., 8,107; 411 av. J.-C. Cf. P.Stras. inv. gr. 2346 (Ve s. ap. J.-C.; LDAB 6010); LEWIS 1936; STEPHENS 1995. 28 Cf. P.Hamb. II 167 (copié au II/III e s. ap. J.-C.; LDAB 5037). 29 Cf. P.Köln VI 250 (II/III e s. ap. J.-C.; LDAB 5288). Sur le discours érotique, cf. STRAMAGLIA 2003. Selon l’auteur, il s’agirait d’un exercice préparé par un maître pour que ses élèves s’y exercent et méditent dessus. 26
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Plusieurs sous-genres du discours sophistique apparaissent dans nos fragments papyrologiques: on y trouve aussi bien une description (ekphrasis) que des éthopées et des éloges. 30
5. Les manuels pour les sophistes Les exemples que nous avons évoqués jusqu’à présent procèdent d’une forme de pédagogie par l’exemple: le sophiste potentiel en Égypte disposait manifestement de nombreux modèles qu’il pouvait imiter ; des sujets variés étaient proposés à son habileté. Une autre approche consistait à chercher à formaliser l’art de la rhétorique; de nombreux témoignages papyrologiques montrent que, sur ce plan également, l’Égypte gréco-romaine n’était pas en reste. Nous possédons des fragments de manuels de rhétorique. 31 Certains de ces ouvrages portent notamment sur les parties ou sur les divers aspects du discours.32 Dans un cas, il s’agit d’un traité transmis par les copistes byzantins et attribué – à tort – à Aelius Aristide.33 L’attestation la plus curieuse est sans doute celle d’un traité de rhétorique rédigé en dialecte dorien (!), copié au II e s. ap. J.-C.34 Dans ce texte, on trouve des citations d’Homère, d’Euripide et de Démosthène. Les éditeurs sont d’avis que, en dépit d’une date de copie relativement tardive, ce texte a dû être rédigé au IV e s. av. J.-C.; on aurait donc continué à transmettre à travers les âges ce traité tout à fait insolite.
30 Ekphrasis : P.Mil.Vogl. I 20 (II/III e s. ap. J.-C.; LDAB 4772), repris par DELGADO/PORDOMINGO PARDO 2008. Éthopée : P.Mil.Vogl. I 20; GERSTINGER 1927 (III/IV e s. ap. J.-C.; LDAB 5580). Je remercie mon collègue Thomas Kruse de m’avoir transmis une copie de cet article. Éloge: outre le papyrus qui vient d’être cité, cf. P.Lit.Lond. 193 (IIe s. ap. J.-C.; LDAB 4730), un éloge de l’aidôs („retenue, respect, décence“), avec allusions à Homère et Hésiode. On y retrouve aussi le motif de la description d’un oiseau, peut-être d’un phénix. Pour l’identification de ce papyrus comme un morceau de rhétorique, cf. MORGAN 1998, 3388. 31 Cf. p. ex. P.Thomas 15 (IIe s. ap. J.-C.; LDAB 9208); P.Yale II 106 (cité n. 3); PSI I 85 (fin IIe/début IIIe s. ap. J.-C.; LDAB 5248). 32 Cf. p. ex. P.Oxy. LIII 3708 (II/III e s. ap. J.-C.; LDAB 5110); P.Oxy. LXXI 4855 (milieu du IIIe s. ap. J.-C.; LDAB 113270). 33 Cf. P.Oxy. LXXI 4854 (II/III e s. ap. J.-C.; LDAB 113269). 34 Cf. P.Oxy. III 410 (LDAB 1701). Au dos de ce papyrus (P.Oxy. III 464 = LDAB 5426) figuraient les restes d’un poème astrologique, peut-être associé à l’astrologue Anoubion; cf. OBBINK 2006, F15.
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6. La fusion des genres Si la rhétorique a été le domaine de prédilection des sophistes de l’Empire, il convient de rappeler que, d’une certaine manière, elle leur a échappé: d’autres genres littéraires se sont en effet emparés de la rhétorique et l’ont pour ainsi dire intégrée en leur sein. C’est le cas du roman;35 dans les sous-genres poétiques, on assiste aussi à l’irruption de motifs de nature rhétorique, comme on peut le constater à partir d’un poème conservé sur papyrus qui fait l’éloge d’un gymnasiarque à Oxyrhynque. 36 Le titre Ἑρμοῦ ἐγκώμιον „éloge d’Hermès“ a été effacé et remplacé par εἰς τὸν ἄρχοντα „en l’honneur du magistrat“. Ce magistrat, c’est un certain Théon qui, encore jeune, a assumé une liturgie dans la ville, fournissant notamment l’huile pour le gymnase. Après neuf hexamètres consacrés effectivement à Hermès, le poème se poursuit avec une douzaine de vers qui célèbrent la générosité de Théon. Cet exemple montre avant tout que, sous l’Empire, le découpage des genres littéraires tels que nous les concevons n’est pas toujours aussi net qu’on le souhaiterait. Les sophistes ont subi la concurrence des poètes.
7. Conclusion Alexandrie a sans aucun doute constitué un point de transit pour les sophistes, aussi bien pour ceux qui se sont rendus en Égypte que pour ceux qui l’ont quittée. Nous avons pu constater la présence prolongée à Alexandrie d’au moins deux sophistes, Lucien et Aelius Aristide. On peut douter qu’ils soient fréquemment remontés le long de la vallée du Nil, et le témoignage des papyrus ne donne pas à penser qu’ils aient été beaucoup lus dans les petites villes de la province. En revanche, les orateurs attiques, à commencer par Démosthène et Isocrate, ont laissé une marque beaucoup plus profonde. Parmi les habitants de l’Égypte romaine, rares sont ceux qui auront pu rêver d’une carrière de sophiste. Il est possible qu’Aelius Théon soit descendu d’Oxyrhynque pour s’établir à Alexandrie. Son cas s’intégrerait en tout cas
35 À titre d’exemple, on peut constater l’impact de la rhétorique chez Chariton, Chéréas et Callirhoé (5,10,1; le Milésien Dionysios se lamente à la pensée que Callirhoé lui sera peut-être reprise): δέσποινα Ἀφροδίτη, σύ με ἐνήδρευσας, ἣν ἐν τοῖς ἐμοῖς ἱδρυσάμην, ᾗ θύω πολλάκις. τί γὰρ ἔδειξάς μοι Καλλιρόην, ἣν φυλάττειν οὐκ ἔμελλες; τί δὲ πατέρα ἐποίεις τὸν οὐδὲ ἄνδρα ὄντα; „Maîtresse Aphrodite, c’est toi qui m’as tendu un piège, toi que j’ai établie chez moi, toi pour qui j’accomplis de fréquents sacrifices! Pourquoi m’avoir montré Callirhoé, alors que tu n’allais pas la préserver? Pourquoi avoir fait de moi un père, alors que je ne suis même pas un mari?“ 36 Cf. P.Oxy. VII 1015 (III e s. ap. J.-C.; LDAB 5218).
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bien dans une tendance générale de convergence vers la grande ville ; certains sophistes ont dû tenter leur chance hors d’Égypte. La documentation papyrologique montre en outre que, dans des chefs-lieux de nomes comme Oxyrhynque – laquelle nous fournit le matériel le plus abondant pour illustrer le phénomène –, on a non seulement étudié les textes des orateurs attiques, mais aussi lu des manuels de rhétorique, et l’on s’est exercé à la composition de discours de démonstration. Les sujets proposés aux aspirants sophistes ne diffèrent pas de manière significative de ce que l’on trouve dans le reste de l’Empire romain.
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Orateurs et sophistes au banquet Johann Goeken 1. Introduction La notion de „banquet“ recouvre deux réalités: le δεῖπνον, qui constitue le repas à proprement parler, et le συμπόσιον, qui désigne la consommation de vin en commun. En théorie, le partage du vin succède à l’étape alimentaire. Mais, en pratique, on observe une grande souplesse dans des usages qui ont été adaptés à divers contextes et qui sont passés du monde grec au monde romain.1 Pensé comme une pratique identitaire, le banquet est aussi un lieu d’éducation et de transmission des valeurs.2 C’est pourquoi le rituel a donné lieu à une littérature très riche, où l’on distingue notamment des pièces prononcées en situation, des ouvrages de réflexion sur le comportement des convives et des textes représentant des occasions précises.3 Au banquet, les activités sont très diversifiées, mais les auteurs, et en particulier les philosophes, mettent l’accent sur les propos échangés.4 Plusieurs types de discours sont possibles: discussions à bâtons rompus, poèmes avec accompagnement musical, dialogues philosophiques, mais aussi discours rhétoriques. Curieusement la présence de la rhétorique au banquet n’a été que très peu étudiée. Pourtant l’examen attentif des sources disponibles révèle clairement que la rhétorique, entendue comme art du discours persuasif répondant à des règles précises, constitue une pratique et un sujet de réflexion bien attestés au banquet, et qu’elle s’avère aussi un horizon pour la majorité des pratiques discursives adoptées par les convives. Nous examinons, dans le cadre de ce colloque, le statut des sophistes et l’image tantôt positive tantôt négative qui en est donnée. Or le banquet se révèle un cadre privilégié et méconnu de l’expression des jugements contrastés que suscitent ces spécialistes de la parole. Traditionnellement, le contexte convivial privilégie la parole philosophique au détriment de la parole sophistique, mais une analyse rhétorique des sources permet de démontrer que les jugements ne sont pas aussi tranchés et que le discours philosophique doit beaucoup à l’art des rhéteurs, que ce soit à l’époque classique ou à l’époque 1
Sur ces transferts, voir en particulier le recueil d’articles coordonné par NADEAU 2010a. Voir (entre autres) MARTIN 1931; DUNBABIN 2003; CATONI 2010; SCHMITT-PANTEL 2 2011; SCHNURBUSCH 2011; TOPPER 2012. 3 Cf. RELIHAN 1992; MOSSMAN 1997, 120. 4 Cf. ROMERI 2002. 2
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gréco-romaine. Seront présentés ici quelques exemples attestant la présence de la rhétorique et de ses représentants dans la littérature conviviale en prose. Il s’agira de voir que les sophistes ne servent pas toujours de repoussoirs et qu’ils peuvent même se révéler des modèles.5
2. La présence des rhéteurs au banquet La présence d’orateurs et de sophistes professionnels ou amateurs au banquet est suggérée par les sources dès l’époque classique. Dans le Banquet de Platon, par exemple, les convives connaissent bien les préceptes rhétoriques. C’est le cas en particulier d’Agathon,6 dont l’éloquence est comparée à celle de Gorgias, ou de Phèdre,7 qui a été l’élève de Lysias, mais tous les autres convives fréquentent les sophistes et connaissent leurs techniques. De même, dans le Banquet de Xénophon, Callias a suivi les leçons de Protagoras, Gorgias, Prodicos et beaucoup d’autres, et c’est pour montrer ses talents oratoires à des auditeurs de choix qu’il invite à dîner Socrate et ses compagnons.8 De la même façon, on peut raisonnablement supposer que les sophistes participaient à de telles réunions à Athènes ou ailleurs, dès la fin du V e siècle, sans être forcément raillés ou dénigrés comme chez Platon et Xénophon. À l’époque impériale, où les témoignages sont encore plus précis, les sophistes, en tant que membres de l’élite gréco-romaine, sont des convives obligés. Par exemple, dans le Banquet de Lucien, le rhéteur Dionysodore est invité avec un γραμματικός et plusieurs philosophes. Il se trouve qu’il ne se conduit pas de manière irréprochable: il récite, en effet, des œuvres de sa composition, sans que personne ne l’écoute à part les esclaves debout derrière lui;9 puis il agresse verbalement un convive;10 et, à la fin, il profite de l’obscurité, une fois que les lampadaires ont été renversés, pour dérober un σκύφος.11 Cela dit, si Dionysodore se comporte mal, les philosophes qui l’entourent font bien pire, en allant jusqu’à se battre les uns avec les autres, sans avoir réussi à tenir aucun discours philosophique.12 Dans d’autres textes encore, le personnel rhétorique est représenté au banquet: ainsi Aulu-Gelle met en scène l’orateur Favorinus dans un tel cadre;13 dans le roman de Pétrone, le 5
Une version sensiblement différente (et centrée entièrement sur Plutarque) de cette étude a paru sous le titre „La rhétorique aux banquets de Plutarque“ (GOEKEN 2013). 6 Plat., Symp. 198c 7 Plat., Symp. 178a–180b. 8 Xen., Symp. 2,5–6. 9 Luc., Symp. 17. 10 Luc., Symp. 40. 11 Luc., Symp. 46. 12 Cf. MÄNNLEIN 2000; ROMERI 2001; ROMERI 2002, 193–246. 13 Gellius, 2,22,25.
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rhéteur Agamemnon est invité avec ses étudiants pour donner un peu de lustre à la cena offerte par Trimalcion;14 quant aux Deipnosophistes d’Athénée, le titre même de l’ouvrage met en vedette la composante rhétorique de la situation, et, même si les convives ne sont pas des sophistes à proprement parler, ils leurs ressemblent beaucoup.15 Que les sophistes sont invités à des banquets ou qu’ils donnent eux-mêmes des réceptions de ce genre est encore attesté par Philostrate. Les Vies des sophistes comportent ainsi plusieurs vignettes où l’on aperçoit, par exemple, Hérode Atticus banquetant avec des collègues ou des élèves.16 Certains sophistes, comme cet Aurélios cité dans la vie d’Aspasios de Ravenne, se faisaient remarquer en étant capables de déclamer jusque dans les tavernes,17 et Hérode Atticus lui-même était tellement soucieux de l’art oratoire qu’il s’y consacrait même de nuit et παρὰ πότον, c’est-à-dire même au moment du συμπόσιον, si bien qu’on l’appelait ironiquement σιτευτὸν ῥήτορα, c’est-à-dire „rhéteur repu“ ou „engraissé“.18 De telles évocations confirment que le banquet était une occasion pour les sophistes de se retrouver entre eux ou mêlés à d’autres convives; elles suggèrent également que la rhétorique pouvait être pratiquée dans un cadre convivial, mais qu’elle y était tout de même parfois jugée un peu étrange. Dans cette perspective, le témoignage le plus riche est peut-être constitué par les œuvres conviviales de Plutarque, à savoir le Banquet des sept sages et surtout les Propos de table. Dans ces deux textes, l’auteur représente des orateurs amateurs et des sophistes professionnels qui invitent ou se font inviter et participent ainsi au rituel au même titre que des médecins, des musiciens, des poètes ou des philosophes. Pour Plutarque, le banquet est un haut lieu de culture et d’éducation, où les sophistes ont leur rôle à jouer, et c’est ainsi qu’il faut comprendre la présence des jeunes gens qu’il met en scène à côté de convives plus âgés.19 Très précisément, la liste des convives attestés dans les Propos de table comprend plusieurs spécialistes de la parole.20 Outre un
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Petron., Sat. 27 sqq. (voir en particulier 48, 4–7, où Trimalcion interroge Agamemnon sur sa déclamation du jour: cf. DUPONT 1977, 129–133). 15 Cf. Athen., 1,1d9 (ῥητόρων [...] ἄγυρις) et 22e1–2 (οἱ τραπεζορήτορες); 2,43f12 (ὥσπερ οἱ ῥήτορες). Athénée lui-même est présenté comme un orateur ou un sophiste : cf. par exemple 1,1b10 et 26c6; 2,49a8 et 50f10. 16 Philostr., VS 490; 585–586; 594. 17 Philostr., VS 627. 18 Philostr., VS 565. 19 Voir par exemple ROSKAM 2009, 369–383; KÖNIG 2012, 69–75. 20 Cf. FRAZIER 2000.
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„rhéteur“ anonyme 21 et un philosophe stoïcien qualifié de „sophiste“,22 cette liste comprend sept noms: Callistrate (dont Plutarque souligne la courtoisie),23 Maximos (à qui l’on demande de faire une ἐπίδειξις pour expliquer quelle main d’Aphrodite Diomède a blessée),24 Sospis (qui fait preuve de savoir-vivre et de gentillesse, en réintégrant par exemple un convive isolé),25 Glaucias (qui invite Plutarque et ses amis et dont le narrateur partage les avis),26 Hérode (qui a des élèves et qui tient des discours importants pour notre sujet),27 Dorothéos (qui parle de la foudre)28 et Favorinus (qui est présenté comme féru d’aristotélisme).29 On le comprend, Plutarque a beaucoup d’amis rhéteurs, et s’il ne songe ni à les dénigrer ni à les exclure en raison de leur spécialité, il les présente en général de manière positive. Dans le Banquet des sept sages, en revanche, il n’y a pas de rhéteur ni de sophiste présenté comme tel, car la scène est censée se dérouler au VI e siècle avant notre ère, c’est-à-dire avant l’invention de la rhétorique. Mais l’ouvrage, tout comme les Propos et les autres textes de la tradition conviviale, met en scène des personnages qui ne font que parler, du début à la fin, et qui se révèlent experts en matière de discours. Aussi ce bref panorama suggère-t-il qu’au fur et à mesure les sophistes s’imposent dans les représentations littéraires du banquet. Si, à l’époque classique, la rhétorique constitue encore une nouveauté relative dont se méfie Socrate, le témoignage du platonicien Plutarque démontre avec éclat qu’il serait bien difficile, à l’époque de la Seconde Sophistique, de faire l’impasse sur les détenteurs et les représentants d’une παιδεία qui sert de
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Plu., QC 676c6 : il s’agit d’un ῥήτωρ qui, reçu à Corinthe par Lucanius, suscite à la fois l’admiration des jeunes gens et les moqueries des autres convives. Cf. PELLING 2011, 214–216. 22 Plu., QC 710b3 et 711a9. Cf. TEODORSSON 1990, II,271–272, et 1996, III,101. 23 Plu., QC 667d1 (il est qualifié de σοφιστής); 704c–705b. Voir TEODORSSON 1990, II,74. 24 Plu., QC 739bd. Il est qualifié de ῥήτωρ (739b2) propre à ἐπιδεικνύναι (739b11). Voir TEODORSSON 1996, III,320–321. 25 Plu., QC 739e4: ῤήτωρ. Voir encore 723a (il donne un banquet après les concours isthmiques dont il a été l’agonothète) et 742b (il débat avec Glaucias sur une question juridique). Voir TEODORSSON 1996, III,198. 26 Plu., QC 628d11 (il est l’invité de Sarapion), 635a (il reçoit des convives à Éleusis au moment des mystères et il parle de l’appétit qui est plus fort en automne), 714a (il est l’invité de Nicostratos) et 741c (il est invité, avec Sospis, chez Ammonios). Voir TEODORSSON 1989, I,161. 27 Plu., QC 723b1–4 (un de ses élèves lui fait apporter sa couronne, gagnée au concours d’éloge, et Hérode lui-même est qualifié de ῥήτωρ) et 743d1: ῥήτωρ. Voir TEODORSSON 1996, III,198–199 et 346. 28 Plu., QC 665a7 (invité à Élis chez Agémachos, il est aussi qualifié de ῥήτωρ). Voir TEODORSSON 1990, II,54. 29 Plu., QC 734e1 sqq. et f5 sqq. Voir TEODORSSON 1996, III,282–283 et 285.
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marqueur social et politique.30 Il faut dire que les sophistes sont tout à leur aise dans les situations de banquet, lesquelles mettent l’accent sur les discours prononcés par les convives.
3. Le banquet : une situation rhétorique Au banquet, tel qu’il est représenté par Platon et ses successeurs, c’est le langage qui constitue l’élément le plus important et l’on attend des participants qu’ils prennent la parole.31 Ainsi, même s’ils ne sont pas toujours rhéteurs de métier, tous les convives ne font que prononcer des discours plus ou moins développés. Le centre de l’attention consiste donc dans les propos échangés à condition qu’ils soient dignes d’être partagés et rapportés, et c’est cette pratique de la conversation mémorable qui fonde, comme on sait, l’entreprise littéraire de tous les auteurs de la tradition conviviale. Le banquet se révèle alors une situation rhétorique type, où le convive devient un orateur et où cet orateur s’adresse à un public particulier, celui des autres convives. Cette tradition est inaugurée précisément par le Banquet de Platon, qui consiste en un récit de λόγοι et où l’on n’apprend presque rien des autres activités des invités d’Agathon. Chez Xénophon, le protocole de la réunion est différent, puisque le centre de l’attention est constitué par des divertissements musicaux, chorégraphiques et acrobatiques, mais Socrate prend toujours soin de commenter ces spectacles et de remettre sans cesse la conversation au centre de l’événement – ce qui ne va pas sans irriter le chef de la troupe engagée par Callias.32 Chez Plutarque, la domination de la parole est encore plus nette. Reprenant le modèle platonicien du récit de discours, Plutarque fait parler sans cesse ses personnages dans le Banquet des sept sages, même avant le début de la réunion proprement dite et même pendant l’étape alimentaire du δεῖπνον qui se déroulait plutôt en silence chez Platon et Xénophon.33 Semblablement, dans les Propos de table, qui se présentent comme une transcription de λόγοι tenus en diverses occasions, la parole envahit tous les rituels de sociabilité: les convives „proposent“ à tour de rôle des sujets, tout comme on „propose“ à un sophiste d’improviser sur un thème en employant ce même verbe προβάλλειν, et ces sujets (προβλήματα) se succèdent en ne laissant presque aucune place au silence.34 À la table de Plutarque, le pouvoir de la parole est donc quasi absolu et seul Athénée ira plus loin dans son ouvrage Les Deipnosophistes, où il est 30
Voir en particulier PERNOT 1993a; SCHMITZ 1997; KORENJAK 2000. C’est ce qui est mis en lumière par ROMERI 2002. Dans une perspective historique, voir aussi NADEAU 2010b, 226–252. 32 Cf. Xen., Symp. 6,6. 33 Cf. Plu., Conv. sept. sap. 146d–150d. Cf. Plat., Symp. 175c–176a; Xen., Symp. 1,9–11. 34 Cf. Athen., 1,2b6 (τὰ μὲν προβάλλων τῶν ἀξίων ζητήσεως, τὰ δὲ ἀνευρίσκων). 31
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parfois difficile de suivre le flot ininterrompu des paroles prononcées par chaque convive.35 La présence d’orateurs et la domination de la parole au banquet impliquent aussi la prononciation de discours rhétoriques qui correspondent à des formes répertoriées par les rhétoriciens. Là encore, c’est Platon qui sert de modèle: sur proposition de Phèdre (dont nous avons rappelé la formation oratoire), les invités d’Agathon prononcent, en effet, à tour de rôle un éloge rhétorique de l’Amour, dans un contexte où l’hymne en prose est encore pensé comme une nouveauté; du reste ces éloges d’Éros sont les premiers spécimens du genre qui ont été conservés, alors même que Platon en fait la parodie, et les propos échangés par les convives montrent bien que le type de discours choisi a quelque chose de drôle et de fort, puisqu’il va plus loin que les éloges d’Héraclès ou les éloges du sel qui existent déjà.36 À cet égard, s’agissant de l’époque impériale, il faut signaler qu’on a conservé des discours rhétoriques qui ont été prononcés lors d’un banquet ou du moins qui ont été pensés pour un contexte convivial: c’est le cas de l’hymne à Dionysos d’Aelius Aristide (or. 41), qui a selon toute vraisemblance été prononcé dans le cadre des activités des technites de Smyrne vers le milieu du IIe siècle;37 c’est aussi sûrement le cas du discours sur La Salle (Περὶ τοῦ οἴκου) de Lucien;38 c’est peut-être encore le cas du discours 27 de Dion Chrysostome qui est intitulé Diatribe sur ce qui a cours dans un banquet. Il s’agit là seulement de quelques échantillons, que des orateurs de profession ont été invités à prononcer en situation, mais il y en a certainement d’autres à découvrir. Évidemment une telle pratique au banquet ne peut que susciter des interrogations de la part de philosophes qui sont a priori opposés à la rhétorique. Il est donc temps de voir à présent, dans le sillage de Platon, que le discours rhétorique est un sujet de réflexion important, à la fois pour les auteurs de la tradition conviviale et pour les convives qu’ils mettent en scène.
4. Réflexions sur la rhétorique au banquet Dans cette situation particulière de communication, le bon usage de la parole et de la rhétorique s’avère un thème fréquent dans la conversation des convives, conformément à l’esthétique réflexive du banquet qui a été mise en vedette par François Lissarrague.39 Et si les personnages réfléchissent aux modalités de la 35
Cf. JACOB 2001, xi–cxvi. Cf. Plat., Symp. 177ac. 37 Sur cet hymne, cf. GOEKEN 2012, 188–201 et 453–462. 38 Sur ce texte, cf. GOEKEN 2009. 39 LISSARRAGUE 1987. 36
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conversation, on s’aperçoit que Platon, Xénophon et leurs successeurs élaborent une sorte d’art du discours propre au banquet. Au banquet d’Agathon (qui est donc le premier jalon d’une longue tradition), l’activité principale consiste à célébrer l’amour comme les sophistes. Or cette activité suscite toute une réflexion critique consacrée à l’éloge. Au moment de parler, Socrate ironise ainsi sur les discours qui ont précédé, et notamment sur l’éloge qu’a prononcé Agathon. Socrate critique l’enflure des mots et le cliquetis des sonorités et il entend se démarquer d’orateurs qui n’ont pas dit la vérité, mais qui ne se sont souciés que de présenter l’objet de leur discours sous le meilleur jour possible, sans craindre les contradictions les plus voyantes. Dans cette optique, Socrate reconnaît que le discours d’Agathon a mieux commencé que les autres, puisqu’il a abordé la question philosophique de la nature d’Éros, mais il ne peut que rejeter l’abus de figures gorgianiques et l’absence de méthode philosophique qui ont caractérisé la suite du discours et qui ont culminé dans la péroraison.40 Chez Agathon, on le voit, l’atmosphère agonistique propre au banquet donne lieu à un véritable concours d’éloge qui empêche le développement d’un véritable dialogue. Parallèlement, chez Xénophon, la surenchère dans les divertissements fait obstacle à la philosophie et la pantomime finale des amours d’Ariane et Dionysos met un terme définitif à la réunion chez Callias.41 La situation est différente dans les œuvres conviviales de Plutarque. Dans les Propos de table, il peut arriver que des rhéteurs de profession soient moqués, mais l’on s’aperçoit que c’est très rare: de tels avis ne sont pas partagés et surtout les moqueurs sont plutôt mal vus. Il y a bien ce convive mentionné plus haut qui est qualifié de „sophiste“ et qui est raillé pour son attitude pédante, mais il s’agit en fait d’un philosophe stoïcien et non d’un sophiste au sens propre du terme.42 Quant au rhéteur ridicule qui a aussi déjà été cité, le narrateur préfère ne pas révéler son identité.43 Chez Plutarque, on le voit, les spécialistes de la parole peuvent être désignés par le terme plus noble de ῥήτωρ, qui peut aussi être utilisé en mauvaise part.44 Quant au mot „sophiste“, il signifie aussi (en bonne part) „professeur de rhétorique“ ou „orateur de profession“, même s’il sert encore parfois, sinon d’insulte, du moins de marqueur négatif sans qu’il y ait forcément de lien avec l’art oratoire proprement dit. En fait, dans le cercle de Plutarque, la rhétorique est un sujet récurrent de la conversation, au même titre que la mythologie, l’histoire ou la biologie. Ainsi,
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Plat., Symp. 198c–199b. Xen., Symp. 9,7. 42 Plu., QC 710b3 sqq.; cf. 724a1 sqq. Cf. note 22. 43 Cf. note 21. 44 Par exemple, quand le γραμματικός Protogène s’en prend aux sophistes Hérode, Sospis et Glaucias, il emploie, pour les désigner, le terme „ῥήτορας“: cf. Plu., QC 724a2 et 741c16. 41
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au livre 9 des Propos de table, on interroge les rhéteurs Sospis et Glaucias sur un problème juridique qui se pose à propos du chant 3 de l’Iliade.45 La rhétorique apparaît donc ici liée au droit et au métier d’avocat, et dans le cadre d’un banquet qui est un lieu de partage de la culture hellénique, le savoir des rhéteurs se révèle une branche essentielle de cette παιδεία. S’agissant du banquet à proprement parler, a priori Plutarque et ses amis distinguent très clairement la conversation conviviale de la rhétorique des assemblées, des procès et des écoles. Et pour eux, apparemment, exclure du banquet la parole du philosophe, ce n’est pas la même chose que bannir la parole du rhéteur, dans la mesure où „les hommes sont rhéteurs en parlant“ (et seulement en parlant), „alors qu’ils sont philosophes même en se taisant ou en s’adonnant aux plaisanteries“, c’est-à-dire en adaptant leur discours à la situation.46 Or, si un banquet réunissant seulement des philosophes est rare, on s’aperçoit que cette capacité d’adaptation caractérise aussi les amis rhéteurs de Plutarque et que tous les convives sans exception doivent tout de même savoir manier la parole argumentée. Cependant Plutarque et ses amis condamnent une certaine rhétorique en indiquant une liste de caractéristiques qui n’ont pas leur place dans un banquet. Sont à proscrire les périodes de type isocratique, les interventions trop subtiles et trop complexes, les grands airs et les propos polémiques.47 Comme le dit Théon, il faut éviter que le banquet se transforme en assemblée populaire et en école de sophiste, mais aussi en tripot et en théâtre, où les uns prononceraient des harangues et des plaidoiries, tandis que d’autres déclameraient et liraient leurs œuvres pour en faire la promotion, car toutes ces pratiques empêchent de faire naître l’amitié parmi les convives.48 D’un autre côté, Plutarque et ses amis prennent le temps d’exposer les conditions d’une bonne conversation de banquet, en distinguant non seulement la méthode à suivre, la distribution de la parole et le ton à adopter, mais aussi très précisément les sujets à aborder.49 En particulier, il est recommandé de ne pas se louer soi-même, sauf si l’on y a été invité;50 il faut interroger les convives sur ce qu’ils ont plaisir à raconter, par exemple les hommes politiques sur leur carrière et les ambassades auxquelles ils ont participé;51 il faut encore poser des questions dont les réponses ne suscitent pas le blâme, ni la haine ou l’envie, mais l’éloge (on note ici l’évocation du troisième genre oratoire).52 Ensuite, pour Plutarque, il faut 45
Plu., QC 741d8–743c. Plu., QC 613f4–5: ῥητορεύουσι μὲν ἄνθρωποι διὰ λόγου, φιλοσοφοῦσι δὲ καὶ σιωπῶντες καὶ παίζοντες. 47 Plu., QC 612f sqq.; 614d6 sqq.; 676e10 sqq. 48 Plu., QC 621bc. 49 Cf. JACOB 2005; GONZÁLEZ JULIA 2009. 50 Plu., QC 630d2–4. 51 Plu., QC 630b sqq. et d4–6. 52 Plu., QC 631b9–c1. 46
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produire des arguments personnels, chercher l’originalité et non pas se contenter de témoignages ressassés, tout en s’adaptant à son public et en faisant preuve de modération, sans jamais céder à la vulgarité. Enfin, la parole doit être répartie équitablement, comme dans une démocratie: c’est l’idée qu’exprime Mnésiphilos dans le Banquet des sept sages et qui est illustrée tout au long des Propos.53 Les convives, en effet, doivent pouvoir intervenir à leur gré et communiquer directement entre eux, ce qui n’est pas possible s’il y a trop de monde, si la salle est trop grande ou si quelqu’un se met à déclamer comme un sophiste en monopolisant la parole.54 De ces conseils, il ressort que tout type de parole inadaptée au contexte convivial est donc à éliminer, qu’on ait affaire à un sophiste ou à un philosophe. Dans tous les cas, l’autopromotion, l’agressivité et la technicité sont condamnées, et de ce point de vue les orateurs, les sophistes et les philosophes sont mis sur le même plan. Mais il y a davantage. Dans une discussion consacrée au nombre des Muses, le rhéteur Hérode revendique le patronage de plusieurs de ces divinités: Calliope (car elle assiste les rois qui font aussi métier d’orateurs et d’hommes politiques), Clio (qui règne sur l’éloquence encomiastique), Polymnie (qui préside à la mémoire du passé historique et qu’on peut mettre en rapport avec le genre de l’hymne), mais aussi Euterpe (qui a en partage le charme et la grâce de la conversation), „car le rhéteur n’est pas moins l’homme de la conversation (ὁμιλητικός) que des plaidoiries et des harangues ; et, de fait, les entretiens comportent tout à la fois conseils, plaidoyers et apologies“; et Hérode d’ajouter: „l’éloge et le blâme aussi nous y sont du plus grand usage.“55 Sur cette évocation des trois genres oratoires, pensés comme étant utiles même au banquet, Ammonios souligne avec humour l’excès relatif des propos du rhéteur, sans pour autant les contredire, puis Lamprias (le frère de Plutarque) donne un autre éclairage: pour lui, il y a trois domaines des Muses, eux-mêmes divisés en trois: la philosophie (avec la logique, l’éthique et la physique), la mathématique (avec la musique, l’arithmétique et la géométrie) et la rhétorique (avec les genres encomiastique, délibératif et judiciaire) – c’est là une répartition qui ne semble pas trop déplaire aux autres convives, même si d’autres interprétations, plus philosophiques, sont proposées par la suite.56 Il s’en suit que les Propos de table sont à lire comme une „rhétorique de la conversation“, valable pour une éloquence privée qu’on peut appeler „homilétique“ et qui s’oppose aux éloquences judiciaire, civique et scolaire. Cette homilétique se révèle en effet un genre oratoire apparemment bien 53
Plu., Conv. sept. sap. 154c5–10. Plu., QC 628b1–3, 678c–679e. 55 Plu., QC 743d12 sqq.: ὁμιλητικὸς γὰρ οὐδὲν ἧττον ἢ δικανικὸς ὁ ῥήτωρ καὶ συμβουλευτικός· αἱ γὰρ έξεις ἔχουσι καὶ συμβουλίας καὶ συνηγορίας καὶ ἀπολογίας· πλείστῳ δὲ τῷ ἐπαινεῖν χρώμεθα καὶ τῷ ψέγειν ἐν τούτοις (texte et trad. Frazier/Sirinelli). 56 Plu., QC 744cf. Voir ensuite (745cd) les propos du péripatéticien Ménéphylos sur la „Persuasion“ (Πειθώ), une notion dont les résonances rhétoriques sont indéniables. 54
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délimité pour certains, même si nous n’avons conservé aucun traité qui lui soit consacré.57 Que ce genre, propre au banquet, puisse être pris en compte, à l’époque de Plutarque, par les rhétoriciens est attesté par les propos d’Hérode sur la Muse Euterpe, mais aussi par une remarque de Sosius qu’il ne faut pas négliger: Sosius, qui est le dédicataire des Propos de table, a un jour en effet interrogé à table le narrateur sur le genre de „questions“ et de „plaisanteries“ qu’il faut aborder au banquet, en expliquant qu’il voit là un élément essentiel de „l’homilétique“.58 Cette homilétique apparaît donc comme un art du discours propre au banquet, comme un quatrième genre de la rhétorique qui emprunte beaucoup aux trois autres genres délimités par Aristote, même si la conversation conviviale consiste essentiellement en ἐρωτήσεις et en παιδιαί. En évoluant ainsi entre le sérieux et le plaisant, le banquet accueille donc comme modèle de convive celui qui met à profit de façon discrète et détendue son éducation oratoire.
5. La rhétorique des convives Les propos du rhéteur Hérode nous aident à mettre en lumière que, malgré un rejet de la parole technicienne (lequel est hérité de Platon), les convives utilisent de très nombreuses techniques rhétoriques bien attestées et que leurs interventions ressemblent souvent à celles des orateurs. Dans la conversation, on distingue, en effet, beaucoup d’énoncés qui, même sans être des discours rhétoriques en bonne et due forme, sont inspirés par les règles rhétoriques. Ainsi les convives utilisent des chries, citent des fables, font des récits, délivrent des maximes, prononcent des éloges et construisent des θέσεις – autant de formes qui sont enseignées par les rhéteurs de l’Antiquité au moment des προγυμνάσματα.59 Dans ces conditions, le récit des aventures d’Arion sauvé par un dauphin, qui se trouve à la fin du Banquet des sept sages et que l’on a comparé à un mythe platonicien, constitue surtout le souvenir d’un sujet d’école que les rhéteurs proposent à leurs élèves quand il s’agit de leur inculquer les techniques du récit (διήγημα).60 Un tel exemple permet alors d’analyser dans une autre perspective la manière dont Socrate lui-même recourt au mythe et à la narration dans son discours sur l’Amour – c’est d’ailleurs précisément ce que fait Plutarque dans les Propos de table.61 De la même façon,
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Cf. PERNOT 1993b; SIRINELLI 2000, 375; BILLAULT 2008, 584. Plu., QC 629d5 (τῆς ὁμιλητικῆς). 59 Cf. SCHENKEVELD 1996, 257–264; VICENTE SÁNCHEZ 2009; GONZÁLEZ EQUIHUA 2009. 60 Plu., Conv. sept. sap. 160d–164d. Comparer par exemple Theon, Prog. 93,24. Cf. PERNOT 1995, 133–135. 61 Voir infra et note 71. 58
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une fois que Craton et Théon ont demandé qu’on rétablisse la fonction de symposiarque, Plutarque parle d’eux comme de ceux qui „ont proposé et fait passer [un] décret“, faisant ainsi allusion aux pratiques d’assemblée, mais aussi à l’exercice rhétorique de la „proposition de loi“ (νόμου εἰσφορά).62 Ce dernier exemple suggère que la structure même des échanges entre convives obéit elle aussi à des schémas rhétoriques. Par exemple, au banquet d’Agathon, les convives se lancent en fait dans un concours d’éloge, où chaque discours à la fois complète et corrige ce qui a précédé, et un procédé comparable est observé par les deipnosophistes d’Athénée. Chez Plutarque, certaines interventions se répondent les unes aux autres d’une manière qui fait penser aux antilogies: il en va ainsi de la discussion entre Cléodoros et Solon sur les bienfaits et les méfaits de la nourriture ou de la discussion menée par Hagias et Lamprias sur l’usage de la δαίς et la mise en commun de la nourriture.63 Une analyse plus approfondie montre encore que toute la démarche langagière des convives peut s’analyser en termes rhétoriques. On attend ainsi de chaque banqueteur qu’il fasse preuve d’εὑρεσιλογία („inventivité verbale“)64 en sachant trouver de bons arguments, par opposition aux esprits paresseux et bornés qui se reposent sur leurs prédécesseurs: il s’agit donc de se montrer toujours curieux et désireux de rechercher la vérité en prouvant sa sagacité et donc son sens de l’„invention“ (εὕρεσις: la première tâche de l’orateur). Dans leurs interventions, les convives recourent aussi constamment à des „preuves“ (τεκμήρια) et à des „témoignages“ (μαρτυρίαι), pour nourrir leur argumentation:65 selon Plutarque, de tels procédés doivent être plus souples, mais l’on sait que les Deipnosophistes d’Athénée procèdent par accumulations de ce genre. En ce sens, le discours du père de Plutarque en faveur de l’agencement des places au banquet est désigné comme un „plaidoyer“ (δικαιολογία), alors que le frère Timon plaide quant à lui pour un banquet démocratique.66 De même, quand les sept sages disent quelle est, selon eux, la meilleure manière d’être roi, Périandre se révèle être la cible de leurs discours et Ésope fait savoir qu’ils n’auraient pas dû se montrer si critiques en se transformant en „accusateurs“ (κατήγοροι) des souverains, tout en se 62 Plu., QC 620b5: τοὺς εἰσηγητὰς καὶ νομοθέτας τοῦ δόγματος (trad. Fuhrmann). Comparer entre autres Aphth., Prog. 14. 63 Plu., QC 642f–644d. 64 Plu., QC 656a11. Comparer 622e3: Lamprias, le grand-père de Plutarque, est qualifié d’εὑρετικώτατος. Sur cette notion, cf. ROSKAM 2009, 373; OIKONOMOPOULOU 2011, 120– 123. 65 Cf. par exemple Plu., Conv. sept. sap. 154c1: μάρτυρας; 155e9: καταμαρτυρεῖ; QC 646f3: μαρτυρίαν; 696c6: τεκμήριον; 698f5–6: μαρτύρων… μάρτυρες; 699c1: μαρτύρων; 699d8: μαρτύρων. Comparer Athen., 3,107a6 (μαρτύριον); 3,117c3 (μαρτυρεῖ); 5,221f2 (ἐπιμαρτυρῶν), etc. 66 Plu., QC 616b11.
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prétendant leurs „conseillers“ (σύμβουλοι) et leurs „amis“ (φίλοι): dans ce cas, ce sont toujours les trois genres oratoires qui servent de références pour analyser l’attitude des convives.67 Il est encore d’usage de louer celui qui vient de parler, comme l’attestent toutes les occurrences du verbe ἐπαινεῖν employées dans la narration chez Plutarque.68 Il s’agit ainsi d’exprimer son approbation, son admiration et son plaisir en applaudissant l’orateur pour sa mémoire, son érudition ou sa finesse. Le blâme est également possible, mais il est (évidemment) moins fréquent quand il s’agit d’une personne, ou alors il a une visée ironique ou humoristique, comme parfois chez Athénée, et dans ce cas il est plutôt destiné à faire rire.69 Il convient enfin de souligner que le désir de persuader reste toujours le moteur des entretiens et le but de chaque discours. Par exemple, Plutarque recommande de philosopher en „conduis[ant son] propos par les voies de la persuasion, plutôt que par celles des démonstrations péremptoires.“70 Platon lui-même, ajoute-t-il, a suivi cette méthode „dans son dialogue du Banquet portant sur la fin dernière et le souverain bien, et traitant de la divinité en général“: il „presse les hommes par des arguments plus souples, des exemples et des récits mythiques.“71 Si de tels propos confirment que le discours philosophique d’un Socrate vise aussi à la persuasion, ils révèlent que l’interaction rhétorique qui s’établit entre les convives vaut aussi pour la relation que les auteurs de la tradition conviviale établissent avec leurs lecteurs. Pour Plutarque, en particulier, le convive doit se montrer „éloquent“.72 Pour ce faire, il doit consolider ses démonstrations en s’appuyant sur les vraisemblances et les probabilités.73 Or ce recours au πιθανόν et à l’εἰκός appartient aux principes de base de l’art rhétorique. De fait, même si bien des discussions restent ouvertes, persuader de la vraisemblance de ce que l’on 67
Plu., Conv. sept. sap. 152b11 sq. Plu., Conv. sept. sap. 151d5: ἐπαινεσάντων καὶ ἀποδεξαμένων; 153d12: ἀποδεξαμένων δὲ πάντων τὸν Θαλῆν. Voir encore QC 623a5: ὁ μέντοι Σόσσιος ἐπαινέσας ἐκείνους; 643e6: εὐδοκιμήσαντι; 648b4: ἐπαινεσάντων; 690d5: ἐπῃνέσαμεν, etc. Comparer Xen., Symp. 9,1 (Lycon sort de chez Callias en louant Socrate); Athen., 3,113e9 (ὑπερεπαινῶν); 5,221a4–5 (Μασουρίου [...] θαυμασθέντος). Sur la tradition de l’éloge au banquet, cf. BOWIE 2002. L’éloge et les applaudissements ne sont pas systématiques : cf. par exemple Athen., 4,159e2. 69 Voir, dans les Deipnosophistes d’Athénée, les attaques lancées par Cynulque (cf. par exemple 3,97c4 sqq.; 13,566e–571a). 70 Plu., QC 614c9–10: διὰ τοῦ πιθανοῦ ἢ βιαστικοῦ τῶν ἀποδείξεων ἄγουσι τὸν λόγον (trad. Fuhrmann), avec le commentaire de TEODORSSON 1989, I,53. 71 Plu., QC 614d1 sqq.: ἐν τῷ Συμποσίῳ περὶ τέλους διαλεγόμενος καὶ τοῦ πρώτου ἀγαθοῦ καὶ ὅλως θεολογῶν [...] ὑγροτέροις λήμμασι καὶ παραδείγμασι καὶ μυθολογίαις προσάγεται τοὺς ἄνδρας (trad. Fuhrmann légèrement modifiée). Cf. VAMVOURI-RUFFY 2012, 73–75. 72 Plu., QC 622e4: au banquet, Lamprias se révèle λογιώτατος. 73 Sur ces notions, voir par exemple Plu., QC 639d11: ἐξάγειν εἰς τὸ πιθανώτερον; 724a3: ἐξ εἰκότων καὶ πιθανῶν; 728f7: τοῦ δὲ πιθανοῦ καὶ εἰκότος. 68
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avance reste l’objectif principal pour des convives qui, Plutarque le premier, ont tous été à l’école des rhéteurs. Donc, tout en évoluant entre les catégories du sérieux et du plaisant, le discours doit se révéler convaincant – et cela vaut même pour un philosophe qui se moque des sophistes et de leur art de la persuasion.
6. Conclusion Le banquet s’avère donc une occasion où s’expriment de manière remarquable les jugements contrastés que suscitent les sophistes et les orateurs. D’après les témoignages disponibles, il apparaît que ces spécialistes de la parole participent activement aussi bien aux réunions mises en scène par les auteurs de la tradition conviviale qu’aux banquets de la vie réelle. Il n’y a là rien d’étonnant, puisque le banquet est un des rituels sociaux propres au milieu auxquels les sophistes et les orateurs appartiennent. Mais si la présence de tels convives est incontestable, il faut bien voir aussi que la rhétorique n’est pas qu’un sujet de conversation suscitant critiques ou moqueries. De fait, le banquet ne se conçoit pas sans parole éduquée visant à la persuasion, bien que des aménagements soient nécessaires; et, même dans les textes à orientation philosophique très marquée, la valorisation de la parole du philosophe n’implique pas une élimination en bloc de l’art des rhéteurs. De manière un peu surprenante, en effet, malgré les critiques négatives exprimées par Platon à l’encontre de la rhétorique, les autres auteurs de la tradition conviviale peuvent exprimer un jugement plus équilibré. Plutarque, en particulier, suggère aux rhéteurs de s’adapter, tout comme il le fait pour les philosophes. Mais si la rhétorique doit être dégraissée pour créer une interaction amicale, elle reste une référence, un élément obligé et même une nervure de la culture conviviale. Contrairement à l’opinion commune, il apparaît donc que Platon n’a pas imposé sa condamnation de la rhétorique au banquet; au contraire, en la mettant en scène le premier dans un tel cadre, Platon montre lui-même qu’au-delà ses excès, de ses imprécisions et de ses effets faciles, la rhétorique constitue un outil intellectuel, un instrument de recherche, voire une étape vers la vérité. Ainsi à l’époque impériale, où la dimension éducative du banquet est mise en vedette d’une autre manière, on s’aperçoit que la rhétorique a aussi son rôle à jouer dans la conservation de l’héritage hellénique et qu’elle est davantage prise au sérieux, car les conditions sociopolitiques ont changé. Dans ce contexte, le terme de „sophiste“ constitue encore parfois une insulte, mais la figure du philosophe n’est plus tellement valorisée aux dépens de celle de l’orateur ou du rhéteur. Dans le microcosme du banquet, comme dans le macrocosme de la cité ou de l’Empire, la figure de l’orateur est devenue en réalité une sorte de modèle.
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„Für alle, die Bildung suchen“ (Sir 33,18) Aspekte frühjüdischer Bildung im Buch Jesus Sirach Werner Urbanz 1. Hintergründe und Hinführungen Das Sirachbuch gilt als eine der umfangreichsten Schriften der orientalischen Weisheitsliteratur der Antike, als Hauptzeuge für Textualität und Bildung der vormakkabäischen Zeit in Israel und somit als ein zentraler Text zur Thematik des Lehrens und Lernens im antiken Judentum. 1 Das Buch ist das Werk eines Jerusalemer Schriftgelehrten. Dieses wurde wohl nach 190 und vor 175 v.Chr. in hebräischer Sprache verfasst, wovon aber nur ca. 68% des hebräischen Textes erhalten geblieben sind. 2 Vollständig liegt der griechische Text in den Septuagintahandschriften vor. 3 Der zeitliche Hintergrund für das Buch, das erste Viertel des 2. Jh. v.Chr. war eine Zeit der Umbrüche in Israel. Nicht nur die politische Herrschaft wechselte von den Ptolemäern zu den Seleukiden, sondern auch die Auswirkungen der hellenistischen Kultur, griechischer Sprache und Literatur wurden in den verschiedenen Gemeinwesen der Levante immer deutlicher spürbar.4 Die traditionelle Kultur, die überlieferten Lebensweisen und Glaubensvorstellungen wurden in ihrer Praxis angefragt bzw. ernstlich 1 EGO 2009, 203 und 205 mit Hinweis auf CARR 2005. Die folgenden Ausführungen orientieren sich an den Themenstellungen des angefragten Vortrags und können nur als ein kleiner Baustein für die Thematik des Lernens und der Bildung bei Sirach gesehen werden. 2 Von der hebräischen Textfassung wurden ab 1896 in der Geniza der Karäersynagoge in Alt-Kairo mehrere Fragmente entdeckt. Dazu kamen Funde aus Qumran (2Q18; 11QPs a) und Masada. Zusammen sind derzeit also ca. 68% (MARBÖCK 2000) des Textes auf Hebräisch vorhanden. Einen Überblick zu den verschiedenen Namen in der hebräischen Tradition bietet REITERER 2011 (ders. als Kurzfassung unter http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/ 22500/). 3 Für textkritische Fragen werden auch Syr und Vulgata/Vetus Latina herangezogen. Im Judentum erhielt das Buch keinen kanonischen Rang; vgl. VELTRI 2006. Darin folgten auch die reformatorischen Kirchen, welche das Buch zu den Apokryphen bzw. Spätschriften zählen. WITTE 2012a, 249 spricht von einer „literaturgeschichtlichen und theologischen Fehlentscheidung“. In der röm.-katholischen Kirche zählt es zu den sog. deuterokanonischen Schriften des Alten Testaments. 4 MARBÖCK 2006, 67 weist auf die Zenonpapyrii hin und auch auf das Beispiel von Gadara. Einen kurzen Abriss bietet auch BECKER 2011, 2161.
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herausgefordert. In einer solchen Stunde wirkt unser Jerusalemer Weiser, dessen Programm und auch Name im ersten Kolophon des Buches in 50,27– 29 deutlich werden. 5 Sir 50,27–296 (SirHB/LXX Rahlfs): מוסר שכל ומושל אופנים
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Παιδείαν συνέσεως καὶ ἐπιστήμης ἐχάραξεν ἐν τῷ βιβλίῳ τούτῳ Ἰησοῦς υἱὸς Σιραχ Ελεαζαρ ὁ Ιεροσολυμίτης, ὃς ἀνώμβρησεν σοφίαν ἀπὸ καρδίας αὐτοῦ.
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μακάριος ὃς ἐν τούτοις ἀναστραφήσεται, καὶ θεὶς αὐτὰ ἐπὶ καρδίαν αὐτοῦ σοφισθήσεται· ἐὰν γὰρ αὐτὰ ποιήσῃ, πρὸς πάντα ἰσχύσει· ὅτι φῶς κυρίου τὸ ἴχνος αὐτοῦ.
ל שמעון בן ישוע בן אלעזר בן סירא׃ אשר ניבע בפתור לבן ואשר הביע בתבונות׃ אשרי איש באלה יהגה ונותן על לבו יחכם׃
כי יראת ייי חיים
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Erziehung, Einsicht und passende Sprüche von Šim(e)on, dem Sohn des Ješua, dem Sohn Eleasars, dem Sohn des Sira, die hervorsprudelten in der Erforschung für den Sohn [seines Herzens ]לבו und die er hervorsprudeln ließ aus seinem Verständnis. Selig der Mann, der über sie nachsinnt und der, der sie im Herzen behält wird weise werden.
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Erziehung zu Verständnis und Wissen habe ich7 in diesem Buch aufgeschrieben, Jesus, der Sohn des Sirach, des Eleasar, des Jerusalemers, der die Weisheit von seinem Herzen hat hervorsprudeln lassen.
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Denn die Furcht des Herrn (ist) Leben.
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Selig, der nach diesen Dingen leben wird, und der sie auf sein Herz legend weise gemacht werden wird. Denn wenn er sie tut, wird er zu allem Kraft haben, weil das Licht des Herrn seine Spur ist.
5 Die Texte werden nach den Standardausgaben wiedergegeben (siehe dazu die Angaben bei REITERER 2011). Die dt. Übersetzungen folgen wenn nicht anders angegeben der Übersetzung in Septuaginta-Deutsch (BECKER/REITEMEYER 2009 werden abgekürzt als LXX.D wiedergegeben). 6 SirHB und LXX/Rahlfs sowie LXX.D. 7 BECKER/REITEMEYER 2009 übersetzen hier (wie auch WRIGHT 2007) mit 1. Person gegen die Textausgaben (Rahlfs sowie Ziegler). Anders SKEHAN/DI LELLA 1987, 556: „Training in wise conduct, and smooth-running proverbs / have been written in this book / Of Yeshua ben Eleazar ben Sira […].“ (kursiv W.U.)
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Der erste Begriff im hebräischen Text ist das Wort מוּסָ רmūsār. Wörtlich bedeutet dieser Terminus Züchtigung und Zucht 8 und kann ev. auch mit dem Begriff „Disziplin“9 übersetzt werden. Im weiteren Sinne ist damit auch Lehre oder Belehrung gemeint. 10 Da im Hebräischen aber sowohl die Züchtigung selbst wie auch ihr Ergebnis mit demselben Wort benannt werden, wurde im Griechischen zur Wiedergabe in der Regel παιδεία verwendet.11 Und damit sind wir beim Stichwort der Erziehung und der Bildung. 12 Diese, verbunden mit Einsicht ()שׂכל, geschieht in der Form von Sprüchen ()משׁל, die treffend sind. Die Spruchtradition im AT gilt als die didaktische Gattung schlechthin, da mit Hilfe der Prägnanz von Form und Inhalt solcher Sprüche entsprechende Lebenslehren leichter in einer Welt der primär mündlichen Transferkultur vermittelt werden konnten. Weisheit generell dient der „Orientierung im Dickicht des Alltags“ und ist nach dem älteren Sprüchebuch (1,5) als kluge Führung oder Steuermannskunst (תַּ חְ בּוּלוֹת/κυβέρνησις) zu bezeichnen. 13 Erfahrungen werden gesammelt, reflektiert beobachtet und verdichtet, ja teilweise auch verschriftlicht. In einer solchen Traditionslinie sieht sich auch der Autor des Buches, dessen Namen wir in Zeile 2 erfahren und dessen letzte beiden Lexeme, „Sohn des Sira“, hebr. „ ריסא ןבBen Sira“ für die hebräische Textform namensgebend geworden ist. Dass der wirkliche Autorenname genannt wird, ist eine Besonderheit innerhalb der atl. Schriften, da wir es sonst mit anonymen oder pseudepigraphischen Autoren zu tun haben. 14 Dies ist für manche Ausleger ein Indiz für den Kontakt mit hellenistischer Literatur und deren Autorenverständnis. Zugleich weist die Nennung des Namens zusammen mit den zahlreichen „Ich-Aussagen“ darauf hin, dass das Buch als Werk und damit auch ein Stück weit als Lebenszeugnis dieses, gerne als Weisheitslehrers, titulierten Mannes gesehen werden kann. In V 28 motiviert ein Makarismus, eine Seligpreisung zur innerlichen Übernahme dieser Lehren, einem „learning by heart“, welches als Ziel ein „Weise-sein“ verheißt. Mit V 29 wird der für Sirach typische größere Horizont dieses weisheitlichen Erkenntnisweges, nähmlich die Gottesfrucht, d. h. eine HALAT 528. KRISPENZ 2007, 2. 10 TESCH 2013, 44. 11 KAISER 2008, 119. Weiters nennt Kaiser, dass in Sir das Verb יסרmit παιδεύω „ein Kind aufziehen, erziehen“ und seine resultative Form נוסרmit σοφὸς εἶναι „weise sein“ übersetzt wird. Eine knappe Zusammenschau bietet REITEMEYER 2011. Grundlegend: POUCHELLE 2014 und 2015. 12 Einen Überblick zu atl. Erziehungsprogrammen und Motiven bietet EISELE 2013. 13 MARBÖCK 2009, 82 im Rückgriff auf RAD 21982, 41. 14 DOCHHORN 2013, 302 sowie BECKER/FABRY/REITEMEYER 2011, 2160 und ZAPFF 2010, 386. 8 9
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grundsätzliche Orientierung auf die göttliche Wirklichkeit hin, genannt. Diese wird als Quelle für eine gelingende Existenz angesprochen und eröffnet. Kurz noch zu einem Aspekt der griechischen Textfassung: 15 Der Autor wird in V 27 als „Jesus, Sohn des Sirach“ (Ἰησοῦς υἱὸς Σιραχ) genannt. Hier findet sich nun die griechische Benennung des Buches. Er wird zudem als Jerusalemer bezeichnet und damit klar im Zentrum der jüdischen Kultur, Religion und Gelehrsamkeit verortet. 16
2. Das Sirachbuch und die Frage nach Schulen in Israel17 Die Frage, ab wann und in welcher Form es Schulen in Israel gab, wird kontrovers diskutiert und es zeichnet sich kein Konsens ab. 18 Alle Hypothesen können nur als Annäherungen an die historischen Verhältnisse verstanden werden.19 Bezüglich der biblischen Texte liegen keine konkreten Belege für die Existenz von Schulen vor, es begegnen aber speziell in der Weisheitsliteratur Formen, welche der Schulsituation entlehnt sein können. 20 Die Funde der Archäologie verschaffen keine Klarheit, weisen aber durch die Fülle des Materials auf Schreibkenntnisse hin, welche auch entsprechend erworben werden mussten. 21 Zudem führt der Analogieschluss aus umgebenden Kulturkreisen (besonders Ägypten) zur Annahme, dass z. B. ägyptische Bildungseinrichtungen in Israel bekannt waren und – in welcher Gestalt auch
15 Eine genauere Untersuchung bezüglich der Unterschiede zwischen SirH und SirG wäre wie von TESCH 2011, 208 angeregt, sicherlich lohnend, muss aber für diesen Beitrag hintan gestellt werden. Mit MARBÖCK 2010, 25 kann man aber annehmen, „dass der griechische Text der hebräischen Vorlage bzw. dem konkreten Zusammenhang weithin entspricht“ und somit von einer großen Übereinstimmung auszugehen sein wird. 16 Der richtige Name des Verfassers (Varianten in SirH und SirG) ist nicht ganz zu klären; BECKER/FABRY/REITEMEYER 2011, 2266. 17 Im Folgenden wird meist auf die speziell auf das Sirachbuch fokussierte Arbeit von TESCH 2013 und deren Zusammenschau der Thesen und Diskurse mit reichen Literaturangaben an den betreffenden Stellen zurückgegriffen; vgl. dazu auch die Vorstudie TESCH 2011. – Grundlegend für die Frage nach den literaturproduzierenden Kreisen und deren Ausbildung, besonders auch im Blick auf das monarchische und perserzeitliche Juda, sind DAVIES 1998; CARR 2005; TOORN 2007; BEN ZVI 2010. Als neuere, den Diskurs knapp darstellende Studie sei WIDDER 2014, 2–7 genannt. Bezüglich des Sirachbuches im Speziellen sind wesentlich UEBERSCHAER 2007; WISCHMEYER 1995; KAISER, 2008 sowie BÖHMISCH 1997. 18 TESCH 2013, 19–21. Vgl. hierzu die Position von LEMAIRE 1981. 19 TESCH 2013, 16. Vgl. auch die Diskussion bei QUICK 2014. 20 TESCH 2013, 24. 21 TESCH 2013, 25–26.
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immer – vor Ort ausgeprägt wurden. Für staatliche und religiöse Belange waren ja entsprechende Professionalisten notwendig. 22
3. Die Lernorte Am Ende eines Gedicht, welches den Abschluss des Sirachbuches bildet (Sir 51,13–30),23 einem Gedicht auf die Weisheit und die erfolgreiche Suche nach ihr, lädt der Sprecher die Ungebildeten, ja Törichten, ein in seinem Lehrhaus zu übernachten: Sir 51,23 (SirH B/LXX Rahlfs) פנו אלי סכלים ולינו בבית מדרשי׃
23
ἐγγίσατε πρός με, ἀπαίδευτοι, καὶ αὐλίσθητε ἐν οἴκῳ παιδείας.
Kehrt bei mir ein, Unwissende, und übernachtet im Haus meiner Lehre.
23
Nähert euch mir, ihr Unerzogenen, und wohnt im Haus der Erziehung.
Hierzu ist gleich auch V 29 (nur in H) in den Blick zu nehmen. 24 תשמח נפשי בישיבתי ולא תבושו בשירתי׃
29
Meine Seele freue sich an meinem (Lehr-)Stuhl und nicht sollt ihr euch meines Liedes schämen.
Diese beiden Verse gelten vielen als die ersten relativ gesicherten Belege für die Existenz eines jüdischen Schulbetriebs in der Zeit des Zweiten Tempels 25 und stechen durch die Nennung von den für die spätere rabbinische Zeit wichtigen Termini, wie dem Bēt Midraš und der Ješīḇa26 hervor. Doch sind die Nennungen auch interpretationsbedürftig und hängen vom jeweiligen Vorverständnis der Institution Schule ab. Die Spannbreite der Meinungen ist 22
TESCH 2013, 26–29, sowie DAVIES 1998, 65–73. Zur schwierigen textlichen Frage siehe GILBERT 2003 und die Bezüge des Textes zum Buchanfang. 24 SirHB und SAUER 2000. 25 Jenseits der Nennung der Gründung eines hellenistischen Gymnasiums vgl. 1 Makk 1,14; 2 Makk 4,9.12.20. TESCH 2013, 43 deutet an, dass sich der neue „Schul“-Typ der jüdischen Weisheitsschule „evtl. auch in bewusster Opposition zur hellenistischen Schultradition“ entwickelt hat. Vgl. dazu auch CARR 2005, 254–272. 26 Zur Zeit Sirachs ist der Begriff noch unbestimmt: BECKER/FABRY/REITEMEYER 2011, 2272. 23
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groß. Die einen nehmen einen institutionalisierten Schulbetrieb ev. sogar unter der Jurisdiktion des Tempels 27 oder auch im Kontext der entstehenden Synagogen an.28 Für letztere gibt es die Theorie, dass diese ursprünglich primär weniger als Orte für gottesdienstliche Handlungen, als eher zu Versammlungszwecken der Gemeinden benutzt wurden. In diesen wurde auch die Tora studiert und gelehrt, was unter Umständen ein Vorhandensein von Literatur mit implizieren kann. 29 Daneben steht die metaphorischen Deutung des ganzen Buches. 30 Die Lehre Sirachs selbst, sein Buch sind wie ein Haus, wie ein besonderer, reservierter Raum für Belehrung und Weisheit. 31 Die Mehrzahl der Auslegenden denkt heute eher konkret an eine private Schule des Weisen, wahrscheinlich in seinem eigenen Haus. 32 Diese sei eine „Größe sui generis“ gewesen.33 Zusätzlich bieten Stellen wie u. a. Sir 6,38 („Wenn du einen Verständigen siehst, geh frühmorgens zu ihm, / und die Schwellen zu seinen Türen soll dein Fuß abreiben“) ergänzendes Illustrationsmaterial dafür. Wer von seinem Bildungsstand her als Lehrer qualifiziert ist, der soll von den jungen Männern zuhause aufgesucht werden. 34 Und dies spiegle sich auch im Hause Sirachs wider. Tesch versucht sich den Lernort so konkret wie möglich vorzustellen: „Vorstellbar wäre, dass er seine Lehre im Speise- und Empfangsraum, der auch für Symposien genutzt wurde, vielleicht erhöht auf einem Sessel oder Stuhl (der ישיבהbzw. καθέδρα) sitzend, vorgetragen hat, während die Schüler vor ihrem Lehrer auf Polstern hockten, ihm zuhörten und zu gegebener Zeit nachsprachen.“35
27
PERDUE 2007, 221 mit Hinweis auf ROTH 1980. PERDUE 2007, 222. Wobei die Frage nach den Synagogen eine eigene besondere Fragestellung wäre. 29 Hier sei auch Neh 8 erwähnt. Dort wird die Tora vom Priester/Schriftgelehrten Esra dem versammelten Volk in Abschnitten vorgelesen. Diese Abschnitte wurden dann jeweils erläutert. 30 Siehe Stellenangaben bei TESCH 2013, 37f und TESCH 2011, 200–203, sowie Hinweise bei MARBÖCK 2010, 32: „Sirach ist Lehrer, wie immer sein ‚Lehrhaus‘ […] auch zu deuten sein mag. Gegenüber einer bloßen Metapher für das Buch ist wohl am ehesten an eine private Akademie des Weisen in seinem Haus zu denken“, vgl. GILBERT 2004, 32; EGO 2009, 216– 218. 31 Für LOHMANN 2006, 215 drückt sich darin bildhaft die Weisheitskonzeption der Toragelehrten jener Epoche aus. 32 TESCH 2013, 44. Vgl. dazu das „Famulus“-Modell von CARR 2005, 12–13. 33 So TESCH 2011, 202 mit Hinweis auf WISCHMEYER 1995, 177. 34 WISCHMEYER 1995, 177. 35 TESCH 2013, 154 Anm. 557. 28
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4. Die Lernenden Ausgehend von den Lehrinhalten Sirachs, welche ja „die gegenwärtige und künftige Lebenspraxis“36 der Schüler betreffen, lassen sich dem Buch einige Hinweise zum Alter, der familiären Situation sowie den finanziellen und sozialen Verhältnissen der Lernenden entnehmen. Vom Alter her sind die meisten Lernenden wohl als Jugendliche zu sehen, welche die grundlegende Erziehung im Elternhaus durchlaufen hatten und ein gewisses Reflexionsvermögen vorweisen konnten. 37 Somit kann man wohl eher an ältere Jugendliche bzw. junge Erwachsene denken. 38 Mit Sir 6,1839 deute sich an, dass Sirach keine Elementarbildung mehr zu leisten hatte 40 und zugleich ev. punktuell auch ältere „Jahrgänge“ betreut hat, deren Stimme in der Versammlung gehört werden soll (15,5). Die häufige Anrede mit „mein Sohn“ ( )בניist typischer Topos weisheitlicher Belehrung über den biblischen Kontext hinaus. Grundsätzlich zeigt sich, dass die Schüler Sirachs, hier ist eindeutig die männliche Form zu gebrauchen, aus den mittleren bis gehobenen gesellschaftlichen Schichten entstammten. Sie haben – wohl durch ihre Familien – eine gewisse finanzielle Absicherung. Sirach behandelt Themen wie Sklavenbesitz (Sir 7,20f; 33,26.28), die Aufforderung, Armen zu helfen (vgl. 4,4a; 7,32) sowie die Möglichkeit, Bürgschaft zu leisten oder Geld zu verleihen (vgl. 8,12f; 29,1– 20).41 Viele sprechen daher von einem „gehobenen Mittelstand“ bzw. einer „aufsteigenden Mittelklasse“.42 Teilweise denkt man sogar an die Oberschicht, bzw. die Elite, da Zeit für Bildung da ist, man zu Beratern von Herrschern ausgebildet wird, man Auslandsreisen unternehmen kann und auch die Muße zum Forschen hat. 43 Die Schüler standen wahrscheinlich am Beginn des Berufslebens oder bereiteten sich darauf vor, wenn Sirach in 7,15 mahnt: „Hasse nicht mühevolle Arbeit und Landarbeit, die vom Höchsten eingesetzt wird.“44 Neben dem hier 36
TESCH 2011, 203. TESCH 2013, 39. Weiters sieht TESCH (2013, 43), den Hintergrund für die Auslagerung der Erziehung (zur Weisheit) aus dem Elternhaus an die Weisen in nachexilischer Zeit (im Blick auf späte Teile des Sprüchebuches vgl. Spr 31,1; 15,12; 5,12ff.) in der zunehmenden beruflichen Belastung der Eltern mit Handwerk und Handel und ev. auch aus Prestigegründen. 38 TESCH 2013, 42. 39 Τέκνον, ἐκ νεότητός σου ἐπίλεξαι παιδείαν, καὶ ἕως πολιῶν εὑρήσεις σοφίαν. „Kind, von deiner Jugend an nimm Erziehung an, und bis du grau wirst, wirst du Weisheit finden.“ 40 UEBERSCHAER 2007, 169f. 41 TESCH 2011. 42 TESCH 2013, 40 im Rückgriff auf STADELMANN 1980, 36–37 und KAISER 2008, 121. 43 WISCHMEYER 1995, 298. 44 Μὴ μισήσῃς ἐπίπονον ἐργασίαν καὶ γεωργίαν ὑπὸ ὑψίστου ἐκτισμένην. 37
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genannten landwirtschaftlichen Kontext finden sich angedeutet auch Hinweise zum Handel, wie z. B. Sir 42,3–5a sowie mit einer Warnung in 26,29. Da es zudem um Themen wie richtiges Verhalten bei Gastmählern und bei Gericht geht, sprechen manche auch von einem „Karrieretraining“ für junge Schreiber bzw. Weise.45 Die Ausbildung dient somit auch dazu, die gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Führungselite der Gesellschaft zu formen und für ihre Aufgaben zu befähigen. 46 Manche von ihnen sollen (ev. auch zusätzlich, das bleibt offen) als Weise in der Gesellschaft wirken, u. a. als Lehrer und Träger der Überlieferung, als Ratgeber, im Dienst an hochgestellten Persönlichkeiten und im Dienst für das Volk. 47 Ob diese Ausbildung mit Kosten verbunden war, bleibt tendenziell offen. Gerne wird aber in dieser Frage das bereits mehrfach erwähnte Weisheitsgedicht in Kap. 51 mit dem Vers 2548 herangezogen. Dort heißt es im hebräischen Text: פי פתחתי ודברתי בה קנו לכם חכמה בלא כסף׃ Meinen Mund tat ich auf und redete von ihr, kauft euch Weisheit ohne Geld!
25
ἤνοιξα τὸ στόμα μου καὶ ἐλάλησα Κτήσασθε ἑαυτοῖς ἄνευ ἀργυρίου.
25
Ich habe meinen Mund geöffnet und geredet: Kauft für euch selbst ohne Geld.
Viele vermuten hinter diesem Vers, der eine versteckte Anspielung auf einen Prophetenspruch aus Jes 55,149 enthält, eine pointierte Kritik „gegen die hellenistisch-sophistische Sitte des Geschäftemachens mit der Weisheit“.50
45 WRIGHT 2004, 161 sowie WRIGHT 2012, 250. – HORSLEY/TILLER 2002, 80 deuten als Adressaten des Buches primär andere Weise (Studenten der Weisheit) sowie die zukünftigen Inhaber wichtiger Schreiber- oder Gerichtsposten. 46 UEBERSCHAER 2007, 193. Vgl. dazu auch die Wahrnehmungen von CARR 2006, 192 der ebenfalls die Herausbildung von Eliten als wesentliche Funktion und als Hauptziel der Bildung beschreibt. 47 So nach UEBERSCHAER 2007, 367–391. 48 SirHB und SAUER 2000, sowie Rahlfs und LXX.D. 49 Jes 55,1 nach der neuen Zürcher Bibel: „Auf, geht zum Wasser, all ihr Dürstenden, / und die ihr kein Silber habt, / geht, kauft Getreide, und esst, / und geht, kauft Getreide, nicht für Silber ()בְּ לוֹא־כֶסֶ ף, / und Wein und Milch, nicht für Geld!“ 50 STADELMANN 1980, 29.
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5. Die Lern- und Lehrmethoden Die wichtigste Art des Lernens war das Hören.51 Diese Form der Aufmerksamkeit ist im Rahmen des Wissenstransfers essenziell. Häufig wird zum Hören aufgefordert. Als ein Beispiel sei 6,33 angeführt: 52 אם תובא לשמע והט אזנך תוסר׃ Wenn du kommst, um zu hören, so neige dein Ohr; du wirst unterwiesen werden.
33
ἐὰν ἀγαπήσῃς ἀκούειν, ἐκδέξῃ, καὶ ἐὰν κλίνῃς τὸ οὖς σου, σοφὸς ἔσῃ.
33
Wenn du liebst zuzuhören, wirst du verstehen, und wenn du dein Ohr neigst, wirst du weise sein.
Durch das Hören wird man unterwiesen (H) und auch weise (G). Die Frage ist nur, wie man das einmal Gehörte festigen und verinnerlichen kann, damit es nachhaltig wird. Gab es neben Repetitionen auch andere denkbare Varianten? Manche Ausleger nehmen an, dass die Schüler das Gehörte nicht nur memorierten, sondern auch selbst mitgeschrieben haben, um es dann wiederholen zu können. 53 Es geht ja bei Weisheitsliteratur nicht nur um ein Auswendiglernen, sondern auch um ein Nachsinnen und reflektiertes Bedenken der Sprüche.54 In jedem Fall geht es um ein Wiederholen mit dem Ziel der Aneignung, des Verstehens und einer entsprechenden Praxis. 55 Zudem konnte das Gehörte durch ein Lehrgespräch erweitert und ausgelegt bzw. auf die eigene Lebenspraxis angewandt werden. Dabei bewegen wir uns aber im Feld der Spekulationen. Weiters werden schulische Lehrgespräche zwischen weisen/erfahrenen Männern, an denen die Schüler teilnahmen, angeführt. Als Beispiel sei Sir 8,8 genannt: 56 ֯אל תטש שיחת חכמים ובחידתיהם התרטש׃ ממ נו תלמו֯ ד לקח " כי להתיצב לפני שרים׃
8
μὴ παρίδῃς διήγημα σοφῶν καὶ ἐν ταῖς παροιμίαις αὐτῶν ἀναστρέφου· ὅτι παρ᾿ αὐτῶν μαθήσῃ παιδείαν καὶ λειτουργῆσαι μεγιστᾶσιν.
CRENSHAW 1997. SirHA, Rahlfs und LXX.D. 53 TESCH 2011, 41 mit Rückgriff auf UEBERSCHAER 2007, 203 und KAISER 2008, 121. 54 TESCH 2013, 41 im Rückgriff auf MÜLLNER 2006, 145f Anm. 146. – Man kann hier auch auf die bereist erwähnte Stelle in SirH 50,28 mit dem Verb הגה, das auch im Proömium des Psalters (Ps 1,2) bzw. in Sir 6,37 und 14,20 begegnet, verweisen. 55 TESCH 2013, 41f mit Blick auf SCHWIENHORST-SCHÖNBERGER 2005, 77–78. 56 SirHA und SAUER 2000, so wie Rahlfs und LXX.D 51 52
108 Verwirf nicht die Rede der Weisen,
Werner Urbanz 8
ihren Rätselsprüchen wende dich vielmehr zu. Denn dadurch wirst du Lehre erlangen, um vor Fürsten hintreten zu können.
Gehe nicht an einer Erzählung von Weisen vorüber und tummele dich in ihren Sinnsprüchen, dass du von ihnen Erziehung lernst und den Großen zu dienen.
Bei hymnischen Texten bzw. bei den Psalmengebeten darf man ev. auch an gemeinsamen Gesang denken,57 wie z. B. in Sir 39,12–16 angeführt:58 Ἔτι διανοηθεὶς ἐκδιηγήσομαι καὶ ὡς διχομηνία ἐπληρώθην. εἰσακούσατέ μου, υἱοὶ ὅσιοι, καὶ βλαστήσατε ὡς ῥόδον φυόμενον ἐπὶ ῥεύματος ὑγροῦ καὶ ὡς λίβανος εὐωδιάσατε ὀσμὴν καὶ ἀνθήσατε ἄνθος ὡς κρίνον. διάδοτε ὀσμὴν καὶ αἰνέσατε ᾆσμα, εὐλογήσατε κύριον ἐπὶ πᾶσιν τοῖς ἔργοις, δότε τῷ ὀνόματι αὐτοῦ μεγαλωσύνην καὶ ἐξομολογήσασθε ἐν αἰνέσει αὐτοῦ ἐν ᾠδαῖς χειλέων καὶ ἐν κινύραις καὶ οὕτως ἐρεῖτε ἐν ἐξομολογήσει Τὰ ἔργα κυρίου πάντα ὅτι καλὰ σφόδρα, καὶ πᾶν πρόσταγμα ἐν καιρῷ αὐτοῦ ἔσται·
12 13
Noch einmal sinne ich nach, und ich erzähle es, und wie der Vollmond bin ich angefüllt. Hört auf mich, ihr frommen Söhne und sprießt wie eine Rose, die an fließendem Wasser wächst.
14
Und wie Weihrauch bringt wohlriechenden Duft hervor! Und blühet auf zur Blüte wie eine Lilie! Verteilt Wohlgeruch und singt mit Gesang und preist den Herrn für all die Werke.
15
Gebt seinem Namen die Größe und preist ihn mit seinem Lob(gesang),
16
mit Hymnen der Lippen und mit Zithern. Und so werdet ihr sprechen im Preisen: Die Werke des Herrn alle: Sie sind sehr schön. Und jeder Befehl hat seine (rechte) Zeit.
Aufgrund dieser und anderer Indizien geht Marböck davon aus, dass größere Teile des Buches für den Unterricht im Lehrhaus als „Lehrzyklen“ entstanden sind.59 Daran anknüpfend formulierte Tesch die These, „dass sich bestimmte
57 TESCH 2013, 42 bezieht sich auf UEBERSCHAER 2007, 208–211, der ausgehend von Sir 39,12–16 gerade im Singen von Psalmen/Hymnen eine Form der Aneignung von Lerninhalten anspricht, welche ganz andere Schichten des Bewusstseins zu erreichen vermag. 58 Rahlfs und LXX.D (auf Rahlfs hin adaptiert). 59 MARBÖCK 82012, 503.
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Abschnitte des Sirachbuches der Gattung ‚Unterrichtsmanuskript‘“ zuordnen lassen.60 Sie untersucht dabei die hebräisch vorliegenden Textteile, „in denen der Schüler primär in Form von Mahnworten angesprochen wird.“61 Anhand solcher Unterrichtsmanuskripte trug der Lehrer seinen Schülern poetische Verse vor und erläuterte sie prosaisch. 62 Gerade die Erläuterung diente zur Konkretisierung mit Beispielen aus der Lebenswelt der Schüler. Die kurzen Sprüche sollten helfen, den prosaischen Lehrinhalt rasch ins Gedächtnis rufen zu können. Wobei jeder Spruch ein „Universum von Erfahrungen und Einsichten“ in sich birgt. Somit steht die Textgattung „Unterrichtsmanuskript“ „auf der Grenze zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit“.63
6. Das Curriculum bzw. die Unterrichtsinhalte Wenn man das Buch als Ganzes betrachtet fällt die enorme Fülle an Textsorten auf, welche Sirach verwendet: (Weisheits)sprüche, Mahnreden, Lehrgedichte, Vergleiche, Makarismen, Zahlensprüche, historische Portraits sowie Gebete, autobiographische Notizen sowie längere Abschnitte mit hynmischen Elementen, welche den Eindruck von theologischen Exkursen vermitteln. 64 Bereits diese Aufzählung deutet etwas von der Fülle der Themen und Inhalte des Buches an.65 Welche Inhalte stehen also am Lehrplan? Ein Aspekt ist die lebenspraktische Relevanz der Themen für die jungen Menschen. Tesch systematisiert dabei fünf Bereiche:66 1) Gott/König/Gemeinde (gesellschaftliche Kontakte) - Hochmut und Demut (3,17–20; 10,1–11,4; evtl. 3,21–24) - dasVerhalten in der städtischen Gesellschaft unter den besonderen Aspekten Scham (41,16–42,8; 4,20–6,3) und Gefahr (8,1–9,16; 11,10–14,19; 37,7–15; 18,30–19,22; 23,7–15)
60 TESCH 2013, 45. – Vgl. dazu auch FLOYD 2000, 137: „Such books thus probably reflect a pedagogical process in which the teacher has the only ‚textbook‘, knows how to read its previously written lesson material, and conducts the class by reading the text aloud and commenting on it.“ 61 TESCH 2013, 45. 62 TESCH 2013, 150. 63 TESCH 2013, 151. 64 REITERER 2011, 25. 65 Neben TESCH 2013, 151–153 siehe auch die umfangreiche Aufstellung bei SKEHAN/DI LELLA 1987, 4–7 und 75–92, sowie der Zusammenstellung von Themen aus der deuteronomistischen Gesetzestradition bei VEIJOLA 2008. 66 Auflistung direkt aus TESCH 2013, 152–153.
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Verhaltensregeln für konkrete Situationen und Anlässe: für Mahlund Trinkgelage (31,12–32,13; 37,27–31), bei Krankheit (38,1– 15) Freunde/Bekannte (persönliche Kontakte) - Kommunikationsverhalten (11,7–9)67 - Verhaltensregeln für konkrete Situationen und Anlässe: in Trauer (38,16–23), beim Borgen und Bürgen (29,1–20) Familie/Haus - Kindererziehung (30,1–13; 42,9–14) - Umgang mit der (Ehe-)Frau (25,13–26,27) - Umgang mit Sklaven (33[30],25–32[33–40]) - Verhaltensregeln für konkrete Situationen und Anlässe: Verteilen des Erbes (33[30],20–24[28–32]) Priester und Opferkult/Barmherzigkeit - Armenfürsorge (4,1–10) - Opferdarbringung (34[31],21–35[32],26) Evtl. als Abschluss: zur Bedeutung der weisheitlichen Weisung für ein gelingendes Leben (32[35],14–33[36],3)
2)
3)
4)
5)
Die reflektierte weisheitliche Perspektive soll den Zuhörern helfen, sich in den verschiedensten Lebensbereichen zurechtzufinden um Erfolg zu haben und zu Ehre zu gelangen. Manche Themen sind ev. auch konkreten Nöten der Zeit geschuldet, wie es die Auslegung des Elterngebotes in 3,1–16 sowie „Wert und und Kriterien echter Freundschaft (6,5–17), Fragen der Erziehung, Mahnungen zur Vorsicht im Umgang mit Mächtigen und Reichen (9,17–11,6.9; 13), vor allem jedoch die Warnung, von der Weisung des Höchsten abzufallen und sich ihrer zu schämen (41,8; 42,2)“ zeigen. 68 Im Zusammenhang mit der Kritik an Ungerechtigkeit gegenüber Hilflosen und Armen (34,21–27; 35,15–20) lässt Sirach sogar alle weisheitliche Zurückhaltung fallen und spricht mit aller Härte und mit prophetischer Wortgewalt gegen entsprechende Akteure. 69 Als ein Thema dürfte auch die Frage nach dem Umgang mit Elementen der hellenistischen Kultur eine Rolle gespielt haben. 70 So gibt es auch Beispiele einer unbefangenen Übernahme von Elementen der Kultur der Gegenwart Sirachs, u. a.: die Empfehlung des Reisens als Quelle von Erfahrung (34,9–11; 39,4; 51,13); die Ratschläge für Mahl und Symposion (31,12–32,13); es kann eine Bekanntschaft mit griechischer Literatur (Theognis, Hesiod, Homer im
67
Dazu auch GREGORY 2012. MARBÖCK 82012, 505. 69 MARBÖCK 82012, 505. 70 MARBÖCK 82012, 504. 68
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Blick auf das Väterlob) vermutet werden;71 ebenso mit popularisierten Ideen der Stoa (vgl. 15,11–17: freier Wille und Verantwortung; 22,27–23,6; 38,16– 23: Selbstbeherrschung); 72 mit ägyptischer demotischer Weisheit (PhibisPapyrus Insinger); oder auch der Versuch einer Synthese moderner medizinischer Wissenschaft mit Glaube und Frömmigkeit Israels in der Perikope über den Arzt 38,1–15.73 Im Blick auf das Buchganze sind aber nicht nur auf der Hand liegende lebenspraktische Themen für ein Curriculum relevant, sondern (gerade) auch theologische Themen sowie Aspekte der Frömmigkeit (über Pkt. 4 bei Tesch „Priester und Opferkult/Barmherzigkeit“ hinaus).74 Das weisheitliche Erbe Israels umfasst ja auch den spirituellen und religiösen Erfahrungsschatz und gerade dieser hat ev. angesichts des Hellenismus eine besondere identitätsstärkende Bedeutung. 75 Die theologische Tiefendimension des Curriculums wird anhand des Themas der Weisheit sichtbar, einleitend in Sir 1,1–10, und äußerst dicht entfaltet in Sir 24. 76 In Sir 24 ist die Weisheit nicht nur Ausdruck der Zuwendung Gottes zu seiner Schöpfung (vgl. Spr 8,22ff.), sondern gerade auch zu Israel und dem Zion (Sir 24,7f.und 10f.) und nimmt umfassend in der Tora des Mose Wohnung (Sir 24,23). 77 Dieser Weg der Weisheit wird entfaltet und illustriert im Hymnus auf Ordnung und Wunder der Schöpfung (Sir 42,15–43,33) sowie anhand von Gestalten der Geschichte Israels im sog. Väterlob von Sir 44–49.50. In Sir 38–39 wird auch für den Schriftgelehrten (Sir 38,24) ein Weg hin zum Gesetz des Höchsten (Sir 38,34) gespannt, welche mit der Weisheit der Vorfahren fundamentiert (39,1–3)78 und im aktuellen Leben praktisch angereichert (Sir 39,4) hin zum Gebet führt (Sir
71
MARBÖCK 2010, 30. WICKE-REUTER 2002. 73 Hierzu auch ZAPFF 2011. 74 Da für TESCH 2013, 66 (nur) die hebräischen Textfragmente an den „authentischen hebräischen Ausgangstext Ben Siras heranführen, werden sie für die Untersuchung bevorzugt.“ Durch diese Reduktion können aber manche Themen nicht die Bedeutung gewinnen, welche sie im Buchganzen doch tragen (besonders Sir 24). 75 LEGRAND 2013, 755; vgl. auch DORAN 2001, 98–100. 76 MARBÖCK 82012, 504–506. Zur Vielfalt der theologischen Themen siehe WITTE 2012b. 77 Vgl. dazu zur lebensspendenden Bedeutung des Gesetzes WITTE 2008. 78 ZAPFF 2010, 264 sieht hier auch Anklänge an hellenistische Bildungsideale (u. a. Reden bedeutender Männer oder Reisen zur Wissensvermehrung. DORAN 2002, 119–122 bringt Sir 39 anregend mit griechischer Literatur in Verbindung. 72
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39,5),79 welches aber durch göttliche Zuwendung wieder zu Einsicht, Weisheit und auch Ruhm führt (Sir 39,6–11).80 Was noch nicht zur Sprache kam, da schwer bestimmbar, ist die Frage, ob im Lehrbetrieb Sirachs ein Studium der bereits schriftlich vorliegenden Traditionen Israels einen Ort hatte. Die vielen Aussagen über die Tora/das Gesetz des Höchsten etc. sowie das Väterlob mit seiner Reflexion der Geschichte Israels lassen ein solches Studium des Weisheitslehrers und seiner Schüler vermuten. 81 In welcher handschriftlichen Form entsprechende Quellen benutzt werden konnten, muss wohl offen bleiben.82 Wichtig ist diese Frage aber auch insofern, weil ja gerade im hellenistischen Lehrbetrieb Literatur „das zentrale Unterrichtsthema“ ist83 und in der Formierung eines jüdischen Kanons, der die wesentliche Literatur beinhaltet, man einen entsprechenden Gegenpart dazu sehen kann.84
7. Der Lehrer und sein Buch 85 In Sir 38,24–39,11 findet sich eine Art Idealportrait eines Weisen und Lehrers, in dem aber auch Ben Siras Existenzverständnis durchscheinen dürfte, „als […] Vertreter des sich neu formierenden Standes eines schriftgelehrten Weisen (סופר/γραμματεύς)“.86 Am Beginn in 38,24 heißt es (LXX):87 79 Vielfach motiviert Sirach zum Gebet, weshalb man ev. auch von Ansätzen einer „Gebetsschule“ sprechen kann; vgl. dazu u. a. URBANZ 2009, 42–47 sowie LIESEN 2002. – Hier sei besonders auf das Thema der Gottesfrucht hingewiesen u. a. in Sir 1,11–21; MARBÖCK 2010, 56–59 sowie MARBÖCK 82012, 505–506. LEGRAND 2013, 756: „Es kann keine Weisheit ohne Gottesfrucht geben und keine Furcht, die nicht zur Weisheit führt.“ 80 ZAPFF 2010, 265 betont „die religiöse Dimension des wirklich Weisen im Unterschied zum intellektuellen Hochmut des hellenistischen Gelehrten.“ 81 MARBÖCK 2010, 31–32. Pädagogisch reflektiert bei WRIGHT 2013. 82 FLOYD 2000, 137 weist darauf hin, dass ein Bildungsprozess nicht notwendig an die Fähigkeit von Lesen und Schreiben (literacy) gebunden sein muss. Die Schüler können auch vermittels der Literazität ihres Lehrers lernen. 83 LUTHER 2012, 2.1. 84 Vgl. dazu die Thesen von CARR 2005, 254–272, für den die Herausbildung eines jüdischen Kanons wesentlich durch die hellenistische Herausforderung in Form des Gymnasiums angestoßen wurde. 85 PERDUE 2007, 229 nennt ihn „rector of a temple or synagogue school in the vicinity of the temple.“ TESCH 2011, 201 verweist auf KAISER 2008, 120: Sirach habe gar nicht als Weisheitslehrer gewirkt, sondern „sich auf Grund seiner Lebenserfahrung nur den Mantel eines solchen umgelegt.“ 86 MARBÖCK 2010, 29 und MARBÖCK 2006, 68–69. – Eine breitere Skizze bietet HORSLEY 2007. 87 SirHB und SAUER 2000 sowie Rahlfs und LXX.D
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חכמת סופר תרבה חכמה24 Σοφία γραμματέως ἐν εὐκαιρίᾳ σχολῆς, יתחכ֯ ֯ם׃ • וח ֯ס ֯ר עסק הוא • καὶ ὁ ἐλασσούμενος πράξει αὐτοῦ σοφισθήσεται Die Weisheit eines Gelehrten lässt Weisheit wachsen, und der, der wenig (andere) Arbeit hat, wird sich zur Weisheit bilden.
24 Die Weisheit eines Schriftgelehrten (kommt) zur rechten Zeit der Muße; und wer wenig Arbeit hat, der wird sich Weisheit erwerben.
Der Schreiber oder Schriftgelehrte (סופר/γραμματεύς) benötigt entsprechende Muße, um in die Weisheitssphären tiefer eindringen zu können. Damit ist er gegenüber anderen handwerklichen Berufen begünstigt. 88 Beim Schriftgelehrten ist es anders (38,34cd–39,4):89 Πλὴν τοῦ ἐπιδιδόντος τὴν ψυχὴν αὐτοῦ 34 Hingegen wer sich hingibt καὶ διανοουμένου ἐν νόμῳ ὑψίστου, und über das Gesetz des Höchsten nachdenkt, σοφίαν πάντων ἀρχαίων ἐκζητήσει 1 der erforscht die Weisheit aller Vorfahren, καὶ ἐν προφητείαις ἀσχοληθήσεται, und mit den Prophezeiungen beschäftigt er sich, διήγησιν ἀνδρῶν ὀνομαστῶν 2 die Darlegung namhafter Männer bewahrt συντηρήσει er (im Gedächtnis), καὶ ἐν στροφαῖς παραβολῶν und in die Formulierungen von Sprüchen συνεισελεύσεται, dringt er ein. ἀπόκρυφα παροιμιῶν ἐκζητήσει 3 Das Verborgene der Sprichwörter erforscht er, καὶ ἐν αἰνίγμασι παραβολῶν und mit den Rätseln der Sprüche ist er ἀναστραφήσεται. vertraut. ἀνὰ μέσον μεγιστάνων ὑπηρετήσει 4 Mitten unter den Edlen ist er zu Diensten, καὶ ἔναντι ἡγουμένων ὀφθήσεται· und vor Fürsten zeigt er sich; ἐν γῇ ἀλλοτρίων ἐθνῶν διελεύσεται, das Land fremder Völker durchschreitet er, ἀγαθὰ γὰρ καὶ κακὰ ἐν ἀνθρώποις denn Gutes und Böses hat er bei den ἐπείρασεν. Menschen erfahren.
Der Schriftgelehrte ist eine Person mit totalem Engagement (34c: Πλὴν τοῦ ἐπιδιδόντος τὴν ψυχὴν αὐτοῦ) in erster Linie im Studium der Tora und im weitesten Sinn der ganzen Überlieferung Israels, wie es sich in Kap. 24 zeigt.
88 MARBÖCK 2006, 69 weist darauf hin, dass Sir anders als in der ägyptischen Satire über die Handwerker (Lehre des Cheti/Duaf) durchaus eine positive Bewertung des Handwerks gerade im Blick auf das Gemeinwesen vornimmt. 89 Text nur in G: Rahlfs und LXX.D.
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Der Lehrer ist somit zuerst selbst Schüler im Studium einer vielgestaltigen Tradition, mit Weisheit und Prophezeiungen ausgefüllt. 90 Er öffnet sich aber für die Praxis (4a) und das Denken anderer (4c). V 39,8 formuliert diese Öffnung nochmals und bindet seine Tätigkeit wieder an die religiöse Sphäre zurück. 91 Im weiteren Verlauf von Kap. 39 denkt er über die gute Ordnung der Schöpfung nach und stellt am Ende resümierend fest (39,32): Διὰ τοῦτο ἐξ ἀρχῆς ἐστηρίχθην καὶ διενοήθην καὶ ἐν γραφῇ ἀφῆκα
32 Deswegen wurde ich von Anfang an darin bestärkt, und ich besann mich und hinterließ es in einer Schrift.
Dies steht wohl in der Linie des bereits besprochenen Verses aus dem ersten Kolophon in 50,27 nach dem griechischen Text. Der Schriftgelehrte ist nicht nur gewissenhafter Kenner der Schrift, sondern verschafft den Inhalten seiner Lehre durch eigene Schriftproduktion zusätzliche Möglichkeiten der (Aus-)Wirkung. In seiner Lehre und Schrift ist er zudem Vater und Vorbild für die Schüler.92 Der Lehrer plagt sich nicht nur für sich selbst, sondern immer für alle Weisheitssuchenden (Sir 24,32–34): ἔτι παιδείαν ὡς ὄρθρον φωτιῶ
32
καὶ ἐκφανῶ αὐτὰ ἕως εἰς μακράν· ἔτι διδασκαλίαν ὡς προφητείαν ἐκχεῶ
33
καὶ καταλείψω αὐτὴν εἰς γενεὰς αἰώνων. ἴδετε ὅτι οὐκ ἐμοὶ μόνῳ ἐκοπίασα,
34
ἀλλ᾿ ἅπασιν τοῖς ἐκζητοῦσιν αὐτήν.
Weiterhin werde ich Bildung ausstrahlen wie der frühe Morgen, und ich werde dieses offenbaren bis in die Ferne. Weiterhin werde ich Lehre wie Prophezeiung ausgießen, und ich werde sie hinterlassen bis in ewige Generationen. Seht, dass ich mich nicht für mich allein abgemüht habe, sondern für alle, die sie suchen.
Die Ausstrahlung in die Ferne ist eigentlich effektiv nur in schriftlicher Form vorstellbar, und diese geschieht in Raum und Zeit und damit in eine umfassende Perspektive der Zukunft. 93 90
REITERER 2008. Αὐτὸς ἐκφανεῖ παιδείαν διδασκαλίας αὐτοῦ / καὶ ἐν νόμῳ διαθήκης κυρίου καυχήσεται. Er selbst legt die Bildung seiner Unterweisung offen, / und er selbst wird sich im Gesetz des Bundes des Herrn rühmen. – Vgl. dazu auch die Darstellung von PALMISANO 2008 und die Bezüge zur Gestalt des Mose. 92 WRIGHT 2008 sowie CALDUCH-BENAGES 2010. 93 MARBÖCK 2009, 87. 91
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In Rückbindung an das unter 4. (Die Lernenden) Gesagte kann man hier zur Person des Lehrers Folgendes ergänzen: 94 Sirach dürfte wohl eher nicht zur Oberschicht zu rechnen sein, sondern eher im Bereich eines (abhängigen) Mittelstandes. Dies zeigen die Mahnungen zu Vorsicht und Zurückhaltung gegenüber Reichen und Mächtigen (Sir 13,4–13) ebenso wie sein Wissen um die Gefahren des Reichtums in 31(34),3–11 und vor allem seine prophetischscharfe Kritik an ungerechtem Reichtum 34(31),21–27; 35(32),14–22. Trotz seiner Nähe zum zadokidischen Priestertum 95 dürfte er wohl selbst nicht als Teil dieses Standes anzusehen sein, 96 sondern auf die Formierung eines eigenen, sich vom Priestertum lösenden Standes hinweisen.97 Sirach ist ein Lehrer, ein Pädagoge, wie auch immer sein Lehrhaus (51,23 und 29) zu deuten ist. Seine Schrift ist eine durch und durch pädagogische Schrift, 98 deren Endgestalt seiner Lehre, als Ergebnis von Studium, Erfahrung und Reflexion entspringt.99 Lesekundigen jungen Menschen konnte es als Handbuch der Bildung dienen, aber auch Lehrern selbst wiederum Grundlage ihrer Tätigkeit sein.100 In der Form des Buchs weitet sich der Kreis der Lernenden zudem potenziell auf alle (lesekundigen) Menschen aus. 101
8. Der Übersetzer Der Prolog zur griechischen Übersetzung durch den sogenannten Enkel zeugt von der Vermittlung des Werkes des Jerusalemer Weisen (H I) aus der Zeit kurz vor 175 v.Chr. mehr als ein halbes Jahrhundert später für die jüdische Diaspora in Ägypten. Die ersten 14 Zeilen beschreiben dies wie folgt: 102 Πολλῶν καὶ μεγάλων ἡμῖν διὰ τοῦ νόμου καὶ τῶν προφητῶν
94
1
Vieles und Großes ist uns durch das Gesetz und die Propheten
Hier nach MARBÖCK 2010, 29–32, wo auch die Argumente im Detail aufgeführt sind. Darstellung des Hohepriesters Simeon in Sir 50 sowie jene von Aaron und Pinhas in Sir 45,6–22 und 23–26. 96 So STADELMANN 1980. 97 Siehe u. a. das auffallende Fehlen des Priesters Esras im Väterlob. – SCHAMS 1998, 98–106 äußert sich skeptisch, ob es zu dieser Zeit bereits eine etablierten Schreiber-Klasse gegeben hat. 98 BECKER/FABRY/REITEMEYER 2011, 2162 im Rückgriff auf Oda Wischmeyer in der Stuttgarter Erklärungsbibel. 99 Vgl. SirG 50,27 und im Prolog Z. 30 „Buch“ (βίβλος), wie auch die Notiz vom Niederschreiben in Sir 39,32. 100 MARBÖCK 2010, 32. 101 BÖHMISCH 1997, 93–99. 102 Rahlfs und MARBÖCK 2010. 95
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καὶ τῶν ἄλλων τῶν κατ᾿ αὐτοὺς ἠκολουθηκότων δεδομένων, ὑπὲρ ὧν δέον ἐστὶν ἐπαινεῖν τὸν Ισραηλ παιδείας καὶ σοφίας, καὶ ὡς οὐ μόνον αὐτοὺς τοὺς ἀναγινώσκοντας δέον ἐστὶν ἐπιστήμονας γίνεσθαι, ἀλλὰ καὶ τοῖς ἐκτὸς δύνασθαι τοὺς φιλομαθοῦντας χρησίμους εἶναι
2
καὶ λέγοντας καὶ γράφοντας, ὁ πάππος μου Ἰησοῦς ἐπὶ πλεῖον ἑαυτὸν δοὺς εἴς τε τὴν τοῦ νόμου καὶ τῶν προφητῶν καὶ τῶν ἄλλων πατρίων βιβλίων ἀνάγνωσιν καὶ ἐν τούτοις ἱκανὴν ἕξιν περιποιησάμενος
6 7
3 4
5
8 9 10 11
προήχθη καὶ αὐτὸς συγγράψαι τι τῶν εἰς παιδείαν καὶ σοφίαν ἀνηκόντων,
12
ὅπως οἱ φιλομαθεῖς καὶ τούτων ἔνοχοι γενόμενοι πολλῷ μᾶλλον ἐπιπροσθῶσιν διὰ τῆς ἐννόμου βιώσεως.
13 14
und die anderen, die ihnen gefolgt sind, gegeben worden, wofür Israel bezüglich Bildung und Weisheit gelobt werden soll. Und da nicht nur die Lesekundigen selber verständig werden sollen, sondern die Freunde des Studiums befähigt sein sollen, auch denen draußen nützlich zu sein in Wort und Schrift, widmete sich mein Großvater Jesus intensiver der Lektüre des Gesetzes und der Propheten und der anderen Bücher der Väter. Und nachdem er sich in diesen eine hinreichende Vertrautheit angeeignet hatte, fühlte er sich angeregt auch selbst etwas zu verfassen, was zum Bereich von Bildung und Weisheit gehört, damit die Freunde des Studiums und die daran festhalten, um so mehr beitragen können durch eine am Gesetz orientierte Lebensweise.
In der Rückschau wird das Wirken des Großvaters als eine Tätigkeit verstanden, welche die Welt um Weisheit bereichert und Lebenshilfen in einem religiös gerahmten Weltbild bietet. Nach einem Abschnitt über die Mühen und die Hermeneutik des Übersetzens in den Zeilen 15–26 folgt in Z. 27–36 eine historische Verortung des Enkels und zusätzliche Motivation für dieses Projekt. Ἐν γὰρ τῷ ὀγδόῳ καὶ τριακοστῷ ἔτει ἐπὶ τοῦ Εὐεργέτου βασιλέως παραγενηθεὶς εἰς Αἴγυπτον καὶ συγχρονίσας εὑρὼν οὐ μικρᾶς παιδείας ἀφόμοιον
27 28 29
Als ich nämlich im 38. Jahr unter König Euergetes nach Ägypten gekommen war und mich eine Zeit lang aufgehalten hatte, fand ich einer nicht geringen Bildung Vergleichbares vor.
„Für alle, die Bildung suchen“ (Sir 33,18) ἀναγκαιότατον ἐθέμην καὶ αὐτός τινα προσενέγκασθαι σπουδὴν καὶ φιλοπονίαν τοῦ μεθερμηνεῦσαι τήνδε τὴν βίβλον πολλὴν ἀγρυπνίαν καὶ ἐπιστήμην προσενεγκάμενος ἐν τῷ διαστήματι τοῦ χρόνου πρὸς τὸ ἐπὶ πέρας ἀγαγόντα τὸ βιβλίον ἐκδόσθαι καὶ τοῖς ἐν τῇ παροικίᾳ βουλομένοις φιλομαθεῖν προκατασκευαζομένους τὰ ἤθη
30
ἐννόμως βιοτεύειν
36
31 32 33 34 35
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So hielt ich es für überaus notwendig, auch selbst einen gewissen Eifer sowie Einsatz und Mühe darauf zu verwenden, dieses Buch hier zu übersetzen. Ich verwendete viel nächtliche Mühe und Wissen, in der Zwischenzeit das Buch zu vollenden und herauszugeben auch für die, die in der Fremde als Freunde des Studiums tätig sein wollen, indem sie ihre Haltung dafür bereiten lassen, am Gesetz orientiert zu leben.
Der Enkel tritt in einer anderen Stunde des Wandels, in einem anderen Land in die Spur seines Vorfahren ein. 103 Gemeinhin wird als Ankunft in Ägypten das Jahr 132 v.Chr. angenommen.104 Wieder geht es um die Begegnung mit einer neuen hellenistischen Umwelt, mit einer Kultur „nicht geringer Bildung“, wie es der Übersetzer im Prolog Z. 29 formuliert. 105 „Der Enkel Ben Siras möchte mit seiner Relecture der Judenschaft Alexandrias zeigen, was das Werk in ihrer Stunde zu einer toratreuen Lebensweise beitragen kann“106 (0,34–36).
9. Ausblick Die Thesen, Teile und Textstufen des Sirachbuches als Unterlagen für Lehrzyklen (Marböck) bzw. konkret als Unterrichtsmanuskripte (Tesch) zu verstehen bieten nicht nur eine anschauliche Konkretisierung von der Entstehung der Texte und deren Kontexten, sondern verweisen auch deutlich darauf, dass die Lehren des Sirachbuches aus der Praxis erwachsen und
103
REITERER 2013. NADIG 2011, 197–198 ordnet den Sirachprolog auch in die sogenannte Gelehrtenvertreibungsdiskussion unter Ptolemaios VIII. als wichtiges Zeugnis ein. Vgl. dazu auch NADIG 2007, 155–156. 156: Die Aussage des Verfassers des Vorwortes „wirft ein eher günstiges Licht auf die griechische Bildung im allgemeinen und besonders bei den Juden, zur Zeit des achten Ptolemäers.“ 105 DORAN 2002, 122–126 betrachtet den Prolog im Kontext anderer Angaben zur jüdischen Bildung in Alexandria. 106 MARBÖCK 82012, 504. 104
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letztlich zu gelebter Praxis hinführen. 107 Diese bleiben aber nicht auf „praktisch-profane“ Kontexte eingeschränkt, sondern sind wesentlich bezogen und offen auf Frömmigkeit und Gottesfurcht, die in den religiösen Traditionen Israels (Tora u. a.) studiert, memoriert, hymnisch besungen und gefeiert und somit wiederum praktisch-konkret vollzogen werden können. Die Fragen nach konkreten Formen der Schriftlichkeit und die Frage nach der Literaturproduktion und Rezeption in Israel als auch der Diaspora sind ausgehend von den Thesen sicherlich noch zu vertiefen. Eine Intensivierung, gerade auch der interdisziplinären Erforschung des hellenistischen Bildungswesens im Vorderen Orient erscheint diesbezüglich als wichtiges Desiderat. Großvater und Enkel zeigen sich nicht als billige Ratgeber für alle Lebenslagen, sondern als Wissende und sich selbst ausdauernd Mühende auf der Suche nach Einsicht, Bildung und Weisheit. Sie verstehen sich eingereiht in die lange Kette der Tradition, von dieser gehalten und in der Welt verortet, wie Sir 33,16–18 zeigt:108 וג֯ ֯ם ֯אני אחריו שקדתי׃ אחר ֯ וכמו עולל ב]רכ[ת אל גם אני קדמתי° וכבוצר מלאתי עמלתי ֯ ֯ר ֯או כי לא לבדי
16 17 18
כי לכל מבקשי Ferner: auch ich habe fortwährend auf ihn geachtet, und war wie einer, der Nachlese hält … Durch den Segen Gottes bin auch ich vorangekommen, und wie ein Winzer habe ich gefüllt meine … Seht, dass ich nicht nur für mich allein mich gemüht habe, sondern für einen jeden, der … sucht.
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Κἀγὼ ἔσχατος ἠγρύπνησα ὡς καλαμώμενος ὀπίσω τρυγητῶν· ἐν εὐλογίᾳ κυρίου ἔφθασα καὶ ὡς τρυγῶν ἐπλήρωσα ληνόν. κατανοήσατε ὅτι οὐκ ἐμοὶ μόνῳ ἐκοπίασα, ἀλλὰ πᾶσιν τοῖς ζητοῦσιν παιδείαν. Und ich war als letzter aufmerksam, wie einer der Nachlese hält hinter den Traubensammlern durch den Segen des Herrn kam ich voran, und wie ein Sammler füllte ich die Kelter an. Bedenkt, dass ich mich nicht für mich allein abgemüht habe, sondern für alle, die Erziehung suchen.
107 Dies passt auch gut zur Betonung der sozialen Funktion von Bildung in der antiken Welt bei CARR 2006. Zur Wirkungsgeschichte des Buches als Lehr-Buch in der Antike und zur Reformationszeit siehe u. a. die Hinweise bei MARBÖCK 2010, 34. 108 SirHE (recht lückenhaft) und SAUER 2000 verkürzt sowie Rahlfs und LXX.D
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Philo’s School The Social Setting of Ancient Commentaries Gregory E. Sterling One of the largest corpuses of commentaries that have come down to us from the ancient world belongs to the Jewish writer, Philo of Alexandria. In fact, in pure size, his commentaries have no extant rivals until we come to Alexander of Aphrodisias’s commentaries on Aristotle,1 some of the early Christian works on the Scriptures,2 or the later Jewish rabbinical commentaries beginning with Sifre.3 In spite of the size of Philo’s corpus we know very little about its production. The Jewish Alexandrian occasionally made autobiographical asides – and some of these are important for our understanding of his life; however, he never said anything directly about the writing of his commentaries. The closest that he came was in his comments about his own state of mind when he interpreted texts.4 This means that we are left to speculate about the social setting in which he produced his works. In an article published in Vigiliae Christianae in 1999, I collected the indirect evidence and argued that Philo operated a private school in much the same way that Philodemus did in Herculaneum or Epictetus in Nicomedia or Plotinus in Rome. The evidence that I considered was almost exclusively derived from Philo’s work or its transmission. 5 I would like to return to this question, but to broaden the scope of the evidence by comparing the production of Philo’s commentaries with the composition of other bodies of commentaries. The tradition of writing commentaries was well known in the Hellenistic and Roman worlds. 6 Can our 1
For a recent treatment of Alexander of Aphrodias’s commentaries on Aristotle see SORABJI 1990, esp. the essay of SHARPLES 1990 in it. 2 For a useful survey of different innovations among Christian authors within the Alexandrian tradition see LÖSSI/WATT 2011. 3 On this tradition see FRAADE 1991, who explored the Sifre to Deuteronomy. Fraade argued that „the implied audience of the text was first and foremost the collectivity or class of rabbinic sages and their disciples of mid-third century Palestine […]“ (18; see also 21– 22, 69–121, esp. 120–12, where he noted that the setting was a „house of study“ or שרדמ )תיב. 4 Two of the most important are Philo, Migr. 34–35; Spec. 3,1–8. On the autobiographical references of Philo to his own exegesis see HAY 1991b. 5 STERLING 1999. 6 Two works that I have found helpful are BÖMER 1953 and FABBRO 1979.
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knowledge of other commentaries illuminate our understanding of Philo’s commentaries? More specifically, can our knowledge of the social settings of other major commentaries help us reconstruct the social setting of Philo’s commentaries? I have selected three traditions that are close to Philo geographically, chronologically, or conceptually. However, before we turn to these, it might be helpful to sketch the basic contours of Philo’s commentaries
1. Philo of Alexandria Philo wrote three major sets of commentaries. 7 The organization of these was his own – as we will see. Unfortunately, none of the sets has come down to us in its entirety. 8 I will summarize them in the order in which I think that Philo wrote them, recognizing that there might have been overlap in some of the works. 9 Questions and Answers on Genesis and Exodus The first set is Quaestiones et solutiones in Genesin et in Exodum. 10 These commentaries come down to us in a rather literal sixth century Armenian translation11 and some Greek fragments. 12 The Armenian translation preserves four books on Genesis and two on Exodus, although these probably represent
7 For recent summaries of Philo’s commentaries see MORRIS 1987 and ROYSE 2009. I have attempted to summarize Philo’s use of the biblical text in STERLING 2012a. I have drawn from this essay for some of the summary of Philo’s three commentary series. 8 On the preservation of Philo’s corpus see RUNIA 1993. 9 There is a debate over the sequence in which Philo wrote the three series. I will note the basic positions as I introduce each series. The touchstone is the Allegorical Commentary against which the Quaestiones et solutiones and the Exposition have been compared. 10 The temporal relationship between QGE and the Allegorical Commentary is debated. Some think the QGE were written prior to the Allegorical Commentary, e.g., TERIAN 1991, TERIAN 1992, 27–51 (series PAPM hereafter), who argued largely from the cross references, an argument that has recently been challenged by ROYSE 2013, esp. 88–99. I have argued for the priority of the QGE on redaction critical grounds (STERLING 1991). Those who argue that the QGE come after the Allegorical Commentary include COHN 1899, esp. 403–404 and NIEHOFF 2011, 152–168, esp. 157–158 and 168. 11 The only edition of the Armenian QGE is AUCHER 1826. Aucher provided a Latin translation. English speakers have access to Philo most easily through COLSON/WHITAKER/MARCUS 1929–62. Hereafter abbreviated PLCL. The Questions and Answers are translated in the two supplementary volumes. 12 PETIT 1978. See also ROYSE 1984 and ROYSE 1991.
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parts of six books on Genesis and six on Exodus. 13 The Greek fragments represent the same body of material. The treatises form a running commentary on Genesis 2:4–28:9 and Exodus 12:2–28:24 (with gaps). As the title suggests, the commentaries consist of questions and answers. The practice of posing questions to texts began with Aristotle’s Homeric Problems and became commonplace in philosophical circles, e.g., Plutarch’s Platonic Questions. Earlier Jewish authors such as Demetrius (frgs. 2 and 5) and Aristobulus (frg. 2) had used the format, but Philo is the first known Jewish author to write a full-scale zetematic commentary. The questions typically employ a standard interrogative such as „why“ (διὰ τί) or „what is“ (τί ἐστιν) and cite the biblical lemma. The basis for the question may be a textual conundrum or a philosophical issue. The answer typically includes both literal and allegorical responses – in that order. Philo listed the interpretations in a way that suggests they are possible readings of a text. Within his answers, Philo often included a reference to the lemma; in approximately ten percent of the answers he cited a secondary lemma, although he did not develop these extensively. 14 The Allegorical Commentary The second major commentary that Philo wrote was his magnum opus. We call it the Allegorical Commentary, although we do not know what Philo called the series. Eusebius was the first whom we know used the title. He took it from the name of early treatises in the series and it has endured in the tradition. 15 Today we have nineteen treatises 16 and a fragment of another,17 although we know of twelve others that have been lost. 18 The treatises form a running commentary on Genesis 2:1–17:22. If we add the fragment De Deo, the coverage extends to Genesis 18:2. The treatises De 13
I have followed the analysis of ROYSE 1976–77 and ROYSE 2001. On the secondary lemmata in the QGE see RUNIA 1991. 15 Eus., Hist. eccl. 2,18,1; Orig., Comm. Matt. 17:17; C. Cels. 4,51; Phot., Bibl. cod. 103. 16 Philo, Leg. 1 (= the extant Leg. 1–2), 3; Cher., Sacr., Det., Post., Gig., and Deus (originally one treatise but now two), Agr., Plant., Ebr. 1, Sobr., Conf., Migr., Her., Congr., Fug., Mut., Somn. 2 and 3 (=Somn. 1 and 2). The standard critical edition is COHN/WENDLAND/REITER/LEISEGANG 21962. Hereafter abbreviated PCW. An ET is available in PLCL. 17 De Deo is preserved in an Armenian fragment. See SIEGERT 1988 and 1998. 18 Some of these can be posited by lacunae, others by references to them. Four seem likely based on the lacunae: Gen 1:1–31 is missing (see TOBIN 2000); Gen 3:1b–8a is missing (=Leg. 2); Gen 3:20–23 is missing (=Leg. 4; see also Sacr. 51). Eight are referred to elsewhere in the Philonic corpus: Gen 5:32, lost treatise referred to in Sobr. 52; Ebr. 2 (or Ebr. 1), referred to in Sobr. 1 and Eus., Hist. eccl. 2,18,2; De testamentis 2 vols., referred to in Mut. 53 and Eus., PE 2,18,3; De praemiis (Gen 15:1), lost treatise referred to in Her. 1; Somn. 1, 4, 5 have been lost but were known to Eusebius (Hist. eccl. 2,18,4). 14
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somniis break this pattern and interpret later texts in Genesis. Philo linked six of the treatises together through secondary prefaces. 19 By secondary preface I mean a preface that is not intended to introduce an entire work, but to provide connections between scrolls within larger works. The practice goes back to the fourth century BCE historian Ephorus who oriented readers of his 30 volume universal history by providing secondary prefaces at the beginning of books. 20 Other historians such as Diodorus Siculus 21 and Josephus followed the practice.22 The prefaces situate a treatise within a sequence of scrolls – typically marking the relationship to the immediately preceding scroll – in a larger work. The presence of secondary prefaces and the continuous treatment of Genesis suggest that the treatises are all part of a unified work. The exegesis is lemmatic, just as it was in the Quaestiones et solutiones.23 However, the relationship between the lemma and the exposition is considerably different than it was in the Quaestiones et solutiones: the Allegorical Commentary offers much more extensive expositions. For example, the treatises De agricultura, De plantatione, and De ebrietate 1 cover Genesis 9:20a; 9:20b; 9:21 respectively. The expansion frequently occurs through the introduction of secondary and even tertiary biblical lemmata. These create the feel of a complex thematic treatment of a topic, a deliberate move on Philo’s part since many of the treatises have thematic unities.
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Philo, Plant. 1; Ebr. 1; Sobr. 1; Her. 1; Fug. 2; Somn. 1.1. Ephorus, FGrH 70. 21 All of the extant books have full prefaces except for 2, 3, and 11. Many of the partially preserved books also have secondary prefaces. For Diodorus’s practice see SACKS 1982 and 1990, 9–22. 22 Ios., AJ 8,1; 13,1; 14,1; 15,1; 20,1. For an analysis see STERLING 1992, 247–248. 23 FABBRO 1979, 70–81, divided the commentaries in the papyri into two groups: those that follow the lemmata continuously and those that do not. 20
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Exposition of the Law The third and final commentary of Philo was a series of treatises that we call the Exposition of the Law; 24 we do not know what Philo called the series. We have twelve25 of fifteen treatises.26 The Exposition of the Law was Philo’s explanation of the entire Pentateuch. He offered three evolving summaries of his plan in the course of its writing. 27 Consider the final summary. Philo claimed: „There are three types of oracles (given) through the prophet Moses: the first is the creation of the cosmos,“ – a reference to De opificio mundi –„the second is historical,“ – a reference to the lives of the ancestors – „and the third is legislative.“ Philo expanded his treatment of the legislative part: „Of the legislative, one part consists of a general subject, the other consists of the commandments of specific laws.“ He unpacked the distinction between general subject and specific laws based on the medium through which the laws came: „On the one hand there are the ten heads, which are said to have been delivered not through an interpreter but, formed in the height of the atmosphere, are rational articulation“ – a clear reference to De decalogo. „On the other hand, the particular laws were delivered through the prophet“ – a characterization of De specialibus legibus. With his understanding of the Exposition set out, he shifted to secondary preface language: „I have gone through all of these as was opportune in the preceding treatises, and in addition, the virtues that he allots to peace and war“ – a reference to De virtutibus – „I now pursue in sequence the rewards set out for the good and the punishments for the evil“ – a reference to De praemiis et poenis.28 The scope of the work thus coincides with the entire Pentateuch: it began with creation in Genesis 1 (De opificio mundi) and extended to the blessings and curses in Moses’s final speech in Deuteronomy (De praemiis et poenis). The unity of the treatises is confirmed by the secondary prefaces that open every treatise except De opificio mundi for which we would not expect a 24
The relative sequence of the Allegorical Commentary and the Exposition of the Law has been a matter of debate. The most important advocate for the view that Philo wrote the Exposition first is MASSEBIEAU/BRÉHIER 1906, esp. 164–185 and 267–279, also published as Le classement des oeuvres de Philon (Paris 1889). Massebieau minimized the cross references and depended on an analysis of Philo’s intellectual evolution. Those who hold that the Allegorical Commentary came before the Exposition include: COHN 1899, 432–434, who argued largely from cross-references; NIEHOFF 2011, 169–185, esp. 176–177, who based her analysis on Philo’s argumentation and the implied audiences; and STERLING 2012b, who argued from cross-references. 25 Philo, Mos. 1 and 2; Opif.; Abr.; Ios.; Decal.; Spec. 1, 2, 3, 4; Virt.; Praem. The standard critical edition is PCW. The text with an English translation can be found in PLCL. 26 The three lost treatises are De Isaaco (see Ios. 1); De Iacobo (see Ios. 1); and De passionibus (see Leg. 3,139). 27 Philo, Mos. 2,45–47; Abr. 2–5; Praem. 1–3. 28 Philo, Praem. 1–3.
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secondary preface since it is the first treatise. 29 The only missing piece is the De vita Moysis that probably served as a general introduction to the series.30 Unlike the Quaestiones et solutiones and the Allegorical Commentary, Philo did not work with lemma. In fact, he rarely cited the biblical text in the series. For example, in De opificio mundi Philo only cited the biblical text verbatim six times. 31 He occasionally paraphrased the text, but most commonly wove individual words or phrases into his exposition. 32 His standard handling of the text was to summarize the biblical account and then to comment on his summary. The fact that Philo summarized the biblical narrative led Peder Borgen to call Philo’s treatment of the biblical text „rewritten Bible“.33 While this has merit, it fails to recognize the presence of the allegorical commentary on the summarized text. It is preferable to say that Philo appropriated the tradition of rewriting the text as a technique within the commentary tradition. In what setting and for what purposes did Philo produce these three series? We will attempt to answer these questions by examining three other traditions.
2. Aristarchus of Samothrace The first commentator whom we will consider is Aristarchus of Samothrace (c. 216–144 BCE).34 The rocky Aegean island of Samothrace was incorporated into the Ptolemaic empire during the early Hellenistic period ca. 281/280 BCE.35 It is uncertain whether Aristarchus was raised on the highest point of the Aegean and then migrated to the capital of the Ptolemaic empire or grew up in Alexandria as the son of recent Samothracian migrants. His career occurred during the troubled on-again and off-again reign of Ptolemy VI Philometor (180–145 BCE). Aristarchus first appeared as a tutor to the royal family. His charges included the crown prince, Ptolemy Eupator, and his
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Philo, Abr. 1–6; Ios. 1; Decal. 1; Spec. 1,1; 2,1; 3,7; 4,1,132–135 (for Virt.); Praem. 1–
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GELJON 2002, 7–46, argued that it was an introductory bios. For the relationship of Mos. to the Exposition see STERLING 2012b, 72–4. 31 Gen 1:1 in Opif. 26; Gen 1:2 in Opif. 32; Gen 1:26 in Opif. 72; Gen 2:4–5 in Opif. 129; Gen 2:6 in Opif. 131, 133; and Gen 2:7 in Opif. 134–35, 139. 32 For an analysis see RUNIA 2001, 10–17. 33 BORGEN 1997, 46–79 (esp. 63–79). 34 On Aristarchus see the Suda A 3892. I have used the edition of ADLER 1928–1938 (reprinted 1967–1971). For scholarly treatments see PFEIFFER 1968, 210–233; FRASER 1972, 1.462–67 and MONTANARI 2002a. 35 FRASER 1972, 1.307.
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younger brother, Ptolemy VII Neos Philopator (162/161–144 BCE).36 He may also have tutored Ptolemy VI’s brother and competitor, Ptolemy VIII Euergetes II (ca. 182/181–116 BCE).37 His standing with the royal family won him an appointment as head of the Alexandrian library. He eventually found himself caught between the rivalries of Neos Philopator and Euergetes II when the latter executed the former. Aristarchus apparently had no desire to follow the example of his teacher, Aristophanes who died in prison, and either migrated or fled to Cyprus where he died as an old man. 38 Aristarchus, along with his teacher Aristophanes, brought Alexandrian philological scholarship to an apex. By all accounts Aristarchus was a prolific author:39 the Suda claims that he authored more than 800 commentaries. 40 He is credited with works on Homer, 41 Hesiod,42 Archilochus,43 Alcaeus, 44 Pindar,45 the tragedians,46 Aristophanes,47 Herodotus,48 and Plato.49 The precise number of his treatises and their nature has proven difficult to determine since we do not have a full treatise of his today. Most of the extant work has gone through a double transmission: the first through his students and the second through Byzantine scholiasts. 50
36 P.Oxy. 1241, ii.13–15: οὗτος καὶ διδ[ά]σκαλος [ἐ]γένε[το] τῶν τοῦ Φιλο{μή}τορος τέκνων. On the emendation from φιλοπάτορος to φιλομήτορος see FRASER 1972, 2.477 nn.126 and 127. 37 Athen., 2,71b, said that Euergetes II: εἷς ὢν τῶν Ἀριστάρχου τοῦ γραμματικοῦ μαθητῶν. FRASER 1972, 2.477 n.126, challenged the notion of a formal pedagogical relationship and argued that Euergetes II may have heard Aristarchus lecture. See also FRASER 1972, 2.477 n.127 and 2.583 n.213. 38 The ancient evidence only indicates that he died on Cyprus. It does not indicate whether he fled there or migrated there. The Suda Α 3892 (s.v. Ἀρίσταρχος) has: τελευτᾷ δὲ ἐν Κύπρῳ ἑαυτὸν ὑπεξαγωγὼν ἐνδείᾳ τροφῆς, νόσῳ τῷ ὕδρωπι ληφθείς. For a summary of the evidence and the arguments see FRASER 1972, 2.667 n.133. 39 For the fragments see SCHIRONI 2004. 40 Suda Α 3892: λέγεται δὲ γράψαι ὑπὲρ ω´ βιβλία ὑπομνημάτων μόνων. 41 Frgs. 1–60 and 61–68 for the Iliad and the Odyssey (Schironi). For a broader treatment see THIEL 1997, esp. 16 n.8, where he reported that he was working on a work entitled Aristarchs Fragmente zur Ilias. 42 Frg. 69 (Schironi). 43 Clem., Strom. 1,21,117. 44 Heph., 138 (ed. Consbruch) cited by FRASER 1972, 2.667 n.136. 45 IRIGOIN 1952, 51–56, esp. 52–56. 46 Frg. 70 on Sophocles (Schironi). 47 Frg. 71 (Schironi). 48 P.Amh. 12. 49 Frgs. 72–73 (Schironi). 50 The most important edition of the scholia is ERBSE 1969–1988. See also the older edition of DINDORF 1875–1888. There is a photographic reproduction of one of the most important manuscripts with scholia, Codex Venetus A: COMPARETTI 1901. For summaries
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Aristarchus appears to have produced three major types of works: editions (ἐκδόσεις), commentaries (ὑπομνήματα), and monographs (συγγράματα). The Alexandrian savant is best known for his work on Homer. There is a debate over the precise nature of his work. The opinio communis is that he produced two editions and two commentaries on the texts of Homer’s poems; 51 however, some argue that he only produced a commentary on an existing edition. 52 The key piece of evidence in my mind is the presence of the critical marks that Aristarchus used to signal his text-critical judgments. These would be unnecessary if he only produced a commentary where he could explain his judgments.53 He probably produced both texts and commentaries. The later were separate from the former at this time period. 54 The extant scholia suggest that the commentaries were largely text-critical and philological in their orientation. Aristarchus was concerned to establish the best text of Homer. Porphyry said that he attempted „to elucidate Homer from Homer“ (Ὅμηρον ἐξ Ὁμήρου σαφηνίζειν).55 This meant that he tried to construct the Homeric texts based on Homeric style. 56 Accordingly, the notes that we have are light on the content of the poems, but heavy on philology. 57 Aristarchus appears to have worked continuously through the Homeric poems (and other works). He cited the line in question and then offered his assessment. Aristarchus may have composed a commentary for each of the books of the Homeric poems. The closest modern analogy that I know is the text-critical commentary that accompanies the United Bible Society text of the Greek New Testament.58 It was designed for translators who needed to make text-critical judgments about major variants. It works through the text continuously, cites the biblical lemma, and offers an evaluation. Aristarchus’s commentaries were thus not commentaries in the full sense that we think of commentaries, but more restricted text-critical and philological commentaries. What were the social circumstances in which these commentaries were produced and used? We have already noted that Aristarchus was the head of of the transmission see SCHMIDT 1976, esp. 9–74; LÜHRS 1992, 3–6; STEPHANOS 1999, 36– 59; and NIEHOFF 2011, 11–12. 51 So PFEIFFER 1968, 216–217. 52 ERBSE 1959, 291 and 296. 53 I am following the argumentation of LÜHRS 1992, 6–13. 54 So also MONTANARI 2002b. 55 Porph., Quaest. hom. Il. 276,16. PFEIFFER 1968, 231, questioned whether Aristarchus formulated the principle, but PORTER 1992, 70–80, defended it. 56 On Aristarchus’s understanding of philology see STEPHANOS 1999. 57 This is a common judgment. See the assessments of ERBSE 1959, 279: „Aristarchs Exegese befasste sich vor allem mit Wortdeutungen, seltener mit Sacherklärungen, und offenbar hat der Gelehrte schwierige Verse ausführlich paraphrasiert […].“ Similarly LÜHRS 1992, 10: „Die ὑπομνήματα Aristarchs, die sich von dem unterscheiden, was wir heute mit Kommentar bezeichen, sind also apparatus criticus und commentarius criticus zugleich.“ 58 METZGER 21994.
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the Alexandrian library. 59 There were actually two libraries in Alexandria according to Johannes Tzetzes, the twelfth century Byzantine polymath: the library within the palace and the library outside the palace. 60 The library outside the palace was in the Serapeum. The library within the palace was the famous royal library that contained approximately 500,000 scrolls. It must have been attached to the Mouseion – at least this would explain why Strabo failed to mention a separate building for it when he described first century BCE Alexandria.61 The Mouseion was both a sacred site devoted to the muses and an educational site where lectures were given. 62 Aristarchus’s work should be understood against the background of the Mouseion and library. The implied audience of the commentaries could only be learned individuals who not only knew Homer, but the controversies about the text of Homer and were keenly interested in reaching conclusions about them. 63 Aristarchus had a significant following among those who came to the Mouseion: we know of more than 40 individuals who either studied with him or with his students. They were the Aristarchians who made a lasting contribution to the text of Homer. 64 Aristarchus’s commentaries were thus part of an educational effort among an elite circle of scholars.
3. Commentaries on Plato The second group of commentaries that we should consider is the effort to explicate difficult texts in the philosophical tradition. The early tradition is largely unknown because none of the commentaries have come down to us; they have all been lost. It may be that the practice of writing commentaries on 59
On the library see FRASER 1972, 1.320–335. On the Mouseion see FRASER 1972, 312–
319. 60 The text may be found in KAIBEL 1899, 1.19: ὁ γὰρ Πτολεμαῖος φιλολογώτατος ὢν διὰ Δημητρίου τοῦ Φαληρέως καὶ ἑτέρων ἐλλογίμων ἀνδρῶν δαπάναις βασιλικαῖς ἁπανταχόθεν τὰς βίβλους εἰς Ἀλεξάνδρειαν συνήθροισεν καὶ δυσὶ βιβλιοθήναις ταύτας ἀπέθετο. For an evaluation of this statement see PFEIFFER 1968, 100–102, esp. 101–102. 61 Strab., 17,1,8–10. 62 I concur with the judgment of FRASER 1972, 1.318: „It is nowhere stated that this teaching, either in general or as it affected the studies embraced by the Mouseion, was carried on in that institution, but it would be very natural that it should be. The alternative is to suppose that as teachers, the members of the Mouseion had their own private teaching establishments.“ 63 So also ERBSE 1959, 296: „Aristarchs Fassung der Ilias war also ein Buch für solche Liebhaber, (oder, wenn man will, Fachleute), die nicht nur Homer lesen, sondern an den gelehrten Kontroversen über die Textgestalt teilnahmen und sich vom anerkannt besten Kenner der Probleme beraten lassen wollten.“ Cf. also 303. LÜHRS 1992, 9, has a similar description. Cf. also FRASER 1972, 1.476. 64 See FRASER 1972, 1.468 and MONTANARI 2002a, 1091.
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Plato began with the Peripatetics, 65 but it became widespread. Since Philo was influenced primarily by Middle Platonic thought, we will concentrate on the Platonic tradition. We know of commentaries in the Old Academy. 66 Crantor appears to have written the first commentary on Plato’s Timaeus, a practice that became a commonplace in later centuries – as we will see.67 The popularity of the treatise was not restricted to Platonists; Poseidonius, the Stoic philosopher of the second century BCE, wrote a commentary on the Timaeus.68 The skeptical turn in Platonism inspired by Arcesilaus and Carneades probably led to the cessation of commentaries – at least members of the New Academy did not view Plato’s treatises in the same way as their predecessors in the Old Academy had or as their successors among the Middle Platonists would. The Middle Platonists represent a turn back toward the dogmatism of the Old Academy and the writing of commentaries. Unfortunately, we only know about the Middle Platonic commentaries through testimonia or brief fragments. Eudorus, a key figure in the development of Middle Platonism in Alexandria, is credited with a commentary on the Timaeus, a central text of Middle Platonism. 69 He also wrote commentaries on Aristotle’s Categories70 and Metaphysics.71 A number of second century Middle Platonists are also known to have composed commentaries, including Calvenus Taurus on the Gorgias72 and the Timaeus73 and Atticus on the Timaeus74 and the Phaedrus.75 These examples indicate that the practice of writing commentaries became a commonplace in the Middle
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BÖMER 1953, 218. Diogenes Laertius credits Speusippus with a Τάξις ὑπομνημάτων (4,5) and Xenocrates with Ὑπομνημάτων α´ (4,14), although it is not clear what is meant by ὑπομνήματα in all cases. See BÖMER 1953, 215–226. 67 Prokl., Tim. 1,76,1–2: ὁ πρῶτος τοῦ Πλάτωνος ἐξηγητὴς Κράντωρ. I have used the edition of DIEHL 1903–1906 (reprint ed. 1965). For a discussion see DILLON 1977, 42–43. 68 Sext. Emp., Math. 7,93 (=Against the Dogmatists 1,93). Stoics wrote other commentaries as well, e.g., Aristocles of Lampsacus is credited with 4 vols. on Chrysippus’s How we say and think each thing. See Suda A 3917. 69 The evidence is Plu., An. procr. 1012e and 1013e, 1019e, 1020c. For details on Eudorus as a source for Plutarch see the comments of CHERNISS 1976, 164–165 and 170–171. THEILER 1965, 218, and 1971, 32, suggested that Eudorus’s commentary may have had a significant impact on Philo of Alexandria. 70 See the references in Simplicius’s Commentary on the Categories. 71 This is a conjecture based on the textual emendation suggested by Eudorus and cited by Alexander of Aphrodisias in his commentary on the Metaphysics 59,1ff. 72 Gellius, 7,14,5. 73 Philop., De aet. mundi 6,8. I have used the edition of RABE 1899 (reprint ed. 1963), 145. See also SCHOLTEN 2009–2011, 3.631. 74 Prokl., Tim. 1,276,30–277,3; 1,381,26–382; 1,431,14–20. 75 Prokl, Tim. 3,247,12–15. 66
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Platonic tradition. We cannot say much more 76 until we come to the Neoplatonic commentaries that have been preserved. At this point the evidence becomes much fuller. 77 There is one noteworthy Middle Platonic exception, the Anonymous Theaetetus Commentary.78 The original editors of the papyrus dated the work to the second century AD, although there is a developing consensus that it belongs to the first century BCE or AD.79 It is the only surviving extensive example of a commentary that we have from Middle Platonists. The commentary works through Plato’s Theaetetus 142d–153e consecutively with additional fragments covering 157b–158a. The commentary works lemma by lemma, just as Aristarchus did, only it provides more substantive comment on the text. The length of the comments vary from brief narrative bridges to significant expositions. 80 The expositions often use questions, just as Philo’s Questions and Answers and Allegorical Commentary did.81 There are also some examples of secondary lemmata that expand the treatment, 82 although these do 76
See the summary of FREDE 1999, 782–785, who pointed out that in the Hellenistic world Plato and Aristotle became classics across school lines. 77 One of the most important sources of information is WESTERINK 1962. For a modern summary of the Neoplatonic tradition of commentaries see HOFFMANN 2006. 78 For the text see DIELS/SCHUBART 1905; and the edition of BASTIANINI/SEDLEY 1995. I have used the edition of BASTIANNI/SEDLEY. I will abbreviate it Anon. In Theaet. 79 TARRANT 1983, 161–87 and TARRANT 1985, 66–88, dated it ca. 50 BCE. Most give a wider time frame up to ca. 100 AD, but not in the second century AD. Scholars have been much more skeptical of Tarrant’s suggestion that Eudorus was the author. 80 The longest expansion is the geometrical exposition in Anon. In Theaet. XXV,30– XXXIV,8. 81 Anon. In Theaet. IV.27–V.3 follows the lemma (IV.27–31=Theaet. 142d1–3) with a question (IV.31–39); VIII.17–45, lemma (VIII.17–24=Theaet. 143d6–8) and question (VIII.27–30); XVIII.7–XIX.20, lemma (XVIII.7–11=Theaet. 146d4–5) and question (XVIII.11–16); XIX.20–XXI.13, lemma (XIX.20–30=Theaet. 146d7–e3) and question (XIX.30–36); XXI.13–24, lemma (XXI.13–16=Theaet. 146e4–5) and question (XXI.16– 21); XXI.24–46, lemma (XXI.24–34=Theaet. 146e7–10) and question (XXI.34–36); XXII.24–XXIII.12, lemma (XXII.24–27=Theaet. 147b2–3) and question (XXII.27–30); XXIII.26–44, lemma (XXIII.26–33=Theaet. 147b11–c1) and question (XXIII.34–36); XXIV.10–XXV.29, lemma (XXIV.10–16=Theaet. 147c4–6) and question (XXIV.17–19); XXXVII.30–XXXVIII.37, lemma (XXXVII.30–39=Theaet. 147e5–7) and question (XXXVII.44–46); XLVII.24–XLVIII.11, lemma (XLVII.24–26=Theaet. 149a4) and question (XLVII.27–30); LVI.11–31, lemma (LVI.11–13=Theaet. 150d7–8) and question (LVI.14–17); LVII.11–42, lemma (LVII.11–14=Theaet. 151b1–2) and question (LVII.23– 26); LXV.39–LXVI.3, lemma (LXV.39–43=Theaet. 152b7–8) and question (LXV.43–49); and Frg. B 27–50 follows the lemma (Frg. B 27–35=Theaet. 157e1–5) with a question (Frg B 40–44). 82 Anon. In Theaet. cited a number of other Platonic treatises in the process of commenting on the Theaetetus: Meno 84b–85b in XXVIII.41–XXIX.1; Symp. 206c in LVII.15–19; Resp. 3,389b in LIX.8–12; Symp. 207d–208b in LXX.10–12; Parm. frg. 122 in LXX.33–43.
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not share the scale of the extensive expansions in Philo’s Allegorical Commentary. 83 While the intellectual quality of the commentary is far from astounding, 84 it is the only example that we have of a Middle Platonic commentary. One of the more noteworthy features of the commentary for our purposes is the polemic against rival traditions. The commentary often takes aim at rival schools.85 The polemic of the anonymous commentator suggests that he was concerned to establish a coherent philosophical system and to cultivate allegiance to it. This is explicit in one comment in which the author makes it clear that allegiance to Plato is critical: „From these statements some think that Plato was an Academic, as though he did not hold to any specific teachings (ὡς οὐδὲν δογματίζοντα).“ This appears to be a critique of the New Academy and represents the return to the more dogmatic stance of the Old Academy that is characteristic of Middle Platonism. The author countered the perception by saying: „This account will show that the other – with very few exceptions – Academics hold to teachings and that there is one Academy in which they hold the same principal teachings as Plato.“ The author continued: „Plato in fact already held teachings and confidently affirmed that it was possible to receive them from him.“86 It was not enough to counter rival philosophical traditions, it was important to have the proper understanding of Plato within the Platonic tradition. This polemic suggests that the commentary was intended to serve the needs of students in the Platonic tradition. The most likely setting for this is educational where it was important to cultivate allegiance to not only Platonism, but to Middle Platonism. We can add a couple of important statements from other philosophical circles that illuminate the ways that commentaries were used in philosophical school settings. Epictetus said to his students: „But by Zeus, I do not follow the will of nature, who interprets it? They say Chrysippus. I go and search what this interpreter of nature says. I begin not to understand what he says; I search
83 For a comparison between the treatment in Anon. In Theaet. and Philo see RUNIA 1987, 114–115 and COVER 2013, 141–157. 84 DILLON 1977, 270, was perhaps too pungent: „in general,“ it „maintains a level of stupefying banality,“ although his critique is not without merit. See also RUNIA 1986, 56. 85 Some are doxographic, e.g., Anon. in Theaet. VI.29–VII.6 and XXIII.30–XXV.29. Throughout the commentary the author cited a number of different traditions. The most prominent was the Stoic. The author referred to them explicitly in IV.21–26, esp. 21 for the reference; VI.29–VII.6, esp. VI.35, 41; IX.22–40, esp. 23, 33; XV.23–32, esp. 26; LXX.17– 26, esp. 18. On the references to the Stoics see BONAZZI 2008, esp. 604. The anonymous commentator also referred to the Cyrenaics in V.15; LXV.32; the Epicureans in VI.29–VII.6, esp. VI.33, 36, 43; XXII.39–XXV.29, esp. XXII.39; Aristotle in XV.23–32, esp. 23; XXIII.30–XXV.29, esp. XXIV.32, the same text deals with Empedocles as well; the Pythagoreans in LXX.8–9; LXXI.7–46, esp. 13; and the Pyrrhonists in LXIII.1–40, esp. 3. 86 Anon. In Theaet. LIV.38–LV.13.
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for one who can interpret.“87 The Stoic presents a reality that many students of the second founder of the Stoa discovered: Chrysippus was not easy to comprehend. Consequently Epictetus went searching for an interpreter – a search that likely meant a commentary. Porphyry also mentioned commentaries in Plotinus’s instruction: „In the meetings, he used to have commentaries read to him, whether of Severus or Cronius or Numenius or Gaius or Atticus, even among the Peripatetics the commentaries of Aspasides, Alexander, Adrastus, and those who followed.“ This is a different scenario than that envisioned by Epictetus who assumed that a student would need to read a commentary to grasp a text. Plotinus had them read publicly and then reacted to them. Porphyry continued: „But nothing came straight from these; rather he was his own (thinker), turned things over in contemplation, and brought the mind of Ammonius to bear in his investigations.“88 While commentaries could be used in different ways within the schools, it is clear that they served pedagogical functions within school settings.
4. The Pesharim at Qumran The third group of commentaries that we will consider is the pesharim at Qumran. After Philo, these constitute the largest body of Jewish commentaries that have come down to us from the Second Temple Jewish period. 89 Among the manuscripts found at Qumran, there are 24 pesharim and commentaries. We have 18 pesharim: 3 on the Psalter,90 6 on Isaiah,91 2 on Hosea,92 2 on Micah,93 1 on Nahum, 94 1 on Habakkuk, 95 2 on Zephaniah, 96 and at least one unidentified pesher.97 In addition to these, we have 4 commentaries on Genesis98 and 2 on Malachi.99 87
Epict., Diss. 1,17,16–18. Porph., VP 14. 89 The texts were conveniently collected, edited, translated, and commented on in CHARLESWORTH et al. 2002. Cf. also the treatment of HORGAN 1979. I have followed the sequence in Charlesworth in the lists below. 90 1QpPsa (1Q16); 4QpPsa (4Q171); and 4QpPs b (4Q173). 91 3QpIsa (3Q4); 4QpIsa b (4Q162); 4QpIsa c (4Q163); 4QpIsaa (4Q161); 4QpIsa e (4Q165); and 4QpIsa d (4Q164). 92 4QpHosa (4Q166) and 4QpHos b (4Q167). 93 1QpMic (1Q14) and 4QpMic (4Q168). 94 4QpNah (4Q169). 95 1QpHab. 96 1QpZeph (1Q15) and 4QpZeph (4Q170). 97 4QpUnid (4Q172). 98 4QCommGen A (4Q252); 4QCommGen B (4Q253); 4QCommGen C (4Q254); and 4QCommGen D (4Q254a). 99 5Q210 and 4QCommMal (4Q253a). 88
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The pesharim are recognizable from the presence of the formula that appears following the citation of the biblical text. While there are variations in the specific formulae, they consistently use pesher ( )פשרto mark the interpretation after the biblical lemma. 100 The rationale for the pesharim is stated explicitly in the Habakkuk pesher. The commentator wrote: „God told Habakkuk to write down the things that are going to come on the last generation, but the fulfillment of the end he did not disclose.“101 The prophetic books are not about the past, but the future. While the prophets were not privy to their meaning, God did provide an interpreter. The commentator made this clear in the next lemma, an interpretation of Hab 2:2b: „When it says so that the one who reads it may run, its interpretation ( )פשרוconcerns the Teacher of Righteousness to whom God made known all the mysteries of the works of his servants the prophets.“102 The Teacher of Righteousness, the founder of the community, was the official interpreter: he understood what the prophets could not. After the author explained the next lemma – Hab 2:3a – as a reference to the greatness of the mysteries relating to the end of time, he turned to the succeeding lemma, Hab 2:3b: „If it delays, wait for it, for it will certainly come and will not dally. Its interpretation ( )פשרוconcerns the men of truth, those who keep the Torah, whose hands do not droop in the service of the truth when the final end is deferred.“103 The „men of truth“ must refer to the sectarians of the community who have been instructed by the Teacher of Righteousness. The pesharim are thus commentaries that read the prophetic books as disclosures about the history of the Qumran community. Two of the pesharim make this especially clear: the Nahum pesher and the Habukkuk pesher. Let me offer an example from each. The Nahum pesher breaks down Nahum 2:12b–13b (ET 11b–12b) into three lemmata, devoting a lemma to each half verse, as the Habakkuk pesher that we just analyzed did. The first lemma reads: „the lion went to enter, the lion’s cub [. . .] [and there was no one to disturb. Its interpretation ( )פשרוconcerns Deme]trius, king of Greece, who attempted to enter Jerusalem on the advice of the Seekers of Smooth Things.“104 The lion is Demetrius III Eukerus (95–88 BCE) who was invited by a group of Jews – here identified with the Seekers of Smooth Things or the Pharisees – to enter Jerusalem. According to Josephus, a group of Jews who were opposed to the Hasmonean Alexander Janneus invited Demetrius to come to their aid.105 Demetrius invaded Palestine and defeated Janneus at 100 For a summary of the research on פשרsee HORGAN 1979, 230–237. For the formulae see ibid., 239–244. 101 1QpHab VII, 1–2. 102 1QpHab VII, 3–5. 103 1QpHab VII, 9–12. 104 4QpNah 3–4 I, 1–2. Line 3 continues: „in the hand of the kings of Greece, from Antiochus until the rise of the rulers of the Kittim and later, it will be tread upon […].“ 105 Ios., BJ 1,86–92//AJ 13,372–76.
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Shechem. 106 Josephus does not explicitly identify the Jews as Pharisees, although he makes it abundantly clear that the Pharisees opposed Alexander Jannaeus.107 Similarly, he does not mention a siege of Jerusalem, only the battle at Shechem. The commentator and the historian must, however, be referring to the same events. The next lemma is: „the lion rips off enough for his cubs and strangles prey for his lionesses.“ Its interpretation ()פשרו108 is: „against the young lion of wrath, who would strike with his important ones and the men of his counsel.“109 The „young lion of wrath“ refers to Alexander Jannaeus who struck the Jews a number of times. 110 According to Josephus, Jannaeus slew 6,000 Jews after they revolted against him at a festival. 111 On another occasion when Janneus barely escaped a battle with his life, the Jews again revolted. Over the next six years, he killed more than 50,000. 112 The commentator was content with a summary of these events, but gave specifics for the coup de grace in the third lemma: „[and he filled his cave with prey] and his den with ripped meat. Its interpretation ( )פשרוconcerns the young lion of wrath […] with the Seekers of Smooth Things, he will hang men who are alive.“113 When Alexander Jannaeus encountered continued resistance from the Jews, he drove them into the village of Bethoma, captured them, and marched them back to Jerusalem. Josephus’s description of what Jannaeus did next serves as a direct commentary on the line „he will hang men who are alive“: „For he crucified 800 of those taken in the middle of the city. He slew their wives and children in their view. He observed these things while drinking and reclining with his concubines.“114 The Jews nicknamed Jannaeus Thrakidas or Thracian to recognize his ferocious savagery.115 There can be little doubt that the commentator had this event in mind. The second text is a straightforward rehearsal of a memorable event at Qumran. The Habakkuk pesher interpreted Hab 2:15 in the following way. The lemma reads: „Woe to the one who makes his neighbor drink, mixing in his anger, even making him drunk, so that he might see their feasts.“ The pesher reads: „Its interpretation ( )פשרוconcerns the Wicked Priest who pursued the Teacher of Righteousness – to swallow him up with the vexation of his anger – to the house of his exile. At the end of the feast of repose, the Day of 106
Ios., BJ 1,93–95//AJ 13,377–78. Ios., BJ 1,110//AJ 13,408–15. Cf. also AJ 13,398–407, where Josephus has Jannaeus advise Alexandra, his wife, on his deathbed to make peace with the Pharisees. 108 The first part of the line is missing; I have supplied פשרו. 109 4QpNah 3–4 I, 4–5. 110 4QpHosb 2 2. 111 Ios., BJ 1,88–89//AJ 13,372–74. 112 Ios., BJ 1,90–91//AJ 13,375–76. 113 4QpNah 3–4 I, 6–7. 114 Ios., BJ 1,97//AJ 13,380. 115 Ios., AJ 13,383. 107
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Atonement, he appeared to them to swallow them up and to trip them up on the Fast Day, the Sabbath of repose.“116 The Wicked Priest, presumably a priest from the Jerusalem temple, made an unannounced and unwelcomed appearance on the holiest day of the year. The Community did not forget it. The point of these two illustrations is to demonstrate that the pesharim were commentaries written by and for the residents of Qumran. They were not commentaries written elsewhere and brought to Qumran for the sake of a library, but works composed at Qumran for the benefit of the sectarians who lived there. There are some interesting aspects to these commentaries. Like the commentaries of Aristarchus and the philosophical tradition they are continuous. Similarly, they use lemmatic exegesis. Some even introduce secondary lemmata into their primary expositions, 117 although the full expositions are typically brief, ranging from ½ line up to 9 and ½ lines. The eschatological perspective is completely foreign to the other examples that we have considered, but that is a question of content. While the community at Qumran was not a school in the way that the Mouseion or the houses of philosophers were, it was a community of learning. The commentaries must have either been read by the members of the community or been used as a resource for instruction. They served to build community identity through biblical exegesis.
5. Conclusions As different as Aristarchus, the Anonymous Theaetetus Commentary, and the pesharim of Qumran are, they share one thing in common: they were all produced in educational settings. Whether the specific setting was the Mouseion, a philosopher’s private school, or a sectarian Scriptorium, they all were intended to serve specific pedagogical needs. These could be the establishment of a text, the understanding of a tradition, or a grasp of the history of a community. The specifics varied with the students, yet the basic function was similar. This is very different than works that were written for private reflection or works that were intended for public recitation or popular works headed for the book market. Do these illuminate the social setting of Philo’s commentaries? I think that they do. They suggest that the commentaries were produced in an educational setting. To argue that they belonged to a different social setting would require that we consider them sui generis in their function, a position that does not appear justifiable to me on any grounds. Locating Philo’s commentaries in a 116
1QpHab XI, 2–8. E.g., 4QIsa c 1 4, refers to Jeremiah, and 8–10 8 refers to Zechariah. See also 21 7–8 and Zech 11:11 and 23 II, 14 and Hos 6:9. 117
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school setting also has the advantage of aligning with the setting of commentaries in later periods when the evidence for their function within schools is more abundant. 118 The specific setting might have been associated with an Alexandrian „house of prayer“ (προσευχή) or a private house where Philo operated a school devoted to Jewish philosophy. I am inclined to the latter view, because of the possible audiences of the commentaries. The three sets of commentaries functioned differently: the Questions and Answers were probably intended for beginning students or as a reference work to provide reading options for a text. The Allegorical Commentary was for the advanced students. This is a demanding work that requires facility in Greek philosophy and a detailed grasp of Scripture. The Exposition is broader and may have been an effort to reach beyond the school, perhaps even to the world outside Judaism – whether directly or indirectly through Jewish readers who could explain their ancestral Scriptures based on their reading of the Exposition. In any case, it gave the reader an orientation to the Pentateuch as a whole. If commentaries were used in common social settings in the Hellenistic and early Roman imperial periods, there was at least one advanced school of Jewish exegesis and philosophy in Alexandria.
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118
See the sources in n. 77 above.
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Pratiques du sophiste et du philosophe dans le Didaskalikos d’Alcinoos et le Prologue d’Albinus Alexandra Michalewski La relation des sophistes et des philosophes à l’époque impériale est marquée du sceau du paradoxe. L’époque grouille de personnalités qui revendiquent les deux appartenances, sorte de semi-philosophes.1 Hérode Atticus, Favorinus d’Arles, ou encore Dion de Pruse, pour ne citer qu’eux, sont emblématiques de ce genre de croisements. Ce dernier ne veut pas être assimilé à un sophiste, ce que fera pourtant Philostrate, et se présente comme l’instructeur philosophique de Trajan en prétendant éloigner de lui les charlatans et les sophistes. En attaquant les sophistes, il se désigne par ricochet comme étant lui-même rhéteur et philosophe. Mais n’est-ce pas là une ultime ruse de sophiste, cherchant à paraître ce qu’il n’est pas ? Les passages sont fréquents de l’une à l’autre. Un même individu peut se revendiquer de la double appartenance, sans y voir aucune contradiction, comme c’est le cas d’un Apulée ou d’un Longin ; ou quitter l’une pour l’autre en décidant de se „convertir“ à la philosophie après une formation rhétorique, comme le fit Marc Aurèle.2 Dans les textes de l’époque, „sophiste“, „rhéteur“, et même „philosophe“, renvoient à des acceptions très diverses et, surtout, varient selon les contextes. La confusion que l’époque entretient entre ces différentes catégories est confirmée par les inscriptions qui identifient les philosophes aux professionnels de la parole.3 Il y a deux raisons principales à cela, dont la première est que ce que l’on appelle la Seconde Sophistique n’est pas un mouvement organisé. Elle désigne plutôt la somme d’une série de parcours individuels très variés et de personnalités hétéroclites.4 La seconde est qu’il n’existe pas de définition fixe du sophiste et du rhéteur. L’un et l’autre sont des hommes de parole, des orateurs. Certes, comme l’a noté Tim Whitmarsh,5 „sophiste“ est le plus souvent associé à l’inconstance et au clinquant – et il arrive que la condamnation de l’outrance sophistique vienne des rhéteurs euxmêmes, comme le montre l’exemple d’Aëlius Aristide –, tandis que „rhéteur“
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Cf. ANDERSON 1986, 114; PERNOT 1993, 496. PERNOT 1993, 493–494. 3 PUECH 2002, 14–15 et 302; STANTON 1973, 350 et 358. 4 PERNOT 2010, 245–246. 5 WHITMARSH 2005, 18. 2
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a, de manière générale, une connotation beaucoup plus neutre, désignant celui qui connaît l’art oratoire. Mais sophisteuein peut aussi renvoyer à l’activité liée à l’obtention du poste de rhéteur officiel rémunéré par le trésor impérial.6 Par ailleurs, il ne faut pas mésestimer l’importance sociale des sophistes, exprimée notamment à travers leur pratique de l’évergétisme.7 Souvent proches des puissants, admirés des empereurs, ils sont amenés à jouer un rôle politique, pouvant être envoyés comme ambassadeurs des cités.8 La signification du terme sophiste est donc toujours contextuelle. Loin d’être systématiquement péjoratif, il peut désigner aussi bien l’orateur de très haut niveau que le titulaire d’une chaire officielle de rhétorique. Les sophistes, tout comme les rhéteurs, sont les garants, dans ce monde romanisé de l’héritage grec, d’une identité hellénique de haut prestige.9 Cette reconnaissance de la supériorité de la culture grecque permet à „l’idéal culturel“ de rééquilibrer le rapport de hiérarchie politique en établissant une relation quasi égalitaire entre les dignitaires politiques romains et les représentants de l’éloquence hellénique, par le sentiment d’une appartenance commune à un même monde.10 Ils traitent des mêmes sujets que les philosophes, puisent aux mêmes sources et aux mêmes références. Ce qu’ils en tirent, c’est non un système de doctrines, mais des effets d’éloquence et de style. Jamais la proximité entre ces disciplines ne fut si poussée que lors de la Seconde Sophistique. Plus encore qu’une appropriation de certains motifs empruntés à la philosophie, il y a, à cette époque, un véritable parallélisme méthodologique entre la sophistique – qui procède à une sorte de canonisation des œuvres du passé 11 – et la philosophie qui intègre de nouvelles formes d’autorités, telles que la poésie, les textes d’Homère, les mythologies, comme autant de sources exprimant la même vérité, mais sous un autre mode, plus archaïque.12 La porosité des frontières, qu’a bien étudiée G. W. Bowersock,13 fait qu’il devient difficile de trouver un critère de distinction entre philosophes, rhéteurs et sophistes. Il semble alors que l’incipit de la Vie des Sophistes de Philostrate – „l’ancienne sophistique doit être regardée comme une rhétorique qui s’exerce dans la philosophie“ – résume parfaitement bien ces interactions, caractéristiques de l’époque impériale. Mais face à cette confusion qui est le propre des définitions extérieures à la philosophie, se dessine une définition de la philosophie par les philosophes qui, 6 Comme le fait Galien en parlant d’Hadrien de Tyr à la chaire de rhétorique d’Éphèse. Cf. BOWERSOCK 1969, 13. 7 PUECH 2002, 26. 8 PERNOT 2010, 248–249. 9 BOULANGER 1968, 55–57. 10 PUECH 2002, 34–35. 11 WHITMARSH 2005, 75 et sq. 12 VAN NUFFELEN 2011, 3–7. 13 BOWERSOCK 1969, 10–16.
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loin de réduire la philosophie à une forme de paideia parmi les autres, en fait la formation par excellence, la seule qui permette à l’âme de s’unir au divin. Le propos de cette contribution est de tenter de voir, à travers la lecture de deux textes platoniciens de la seconde moitié du deuxième siècle, le Didaskalikos d’Alcinoos et le Prologue d’Albinus, comment s’articulent les définitions respectives du sophiste, du rhéteur et du philosophe. Les commentateurs 14 n’ont pas manqué de souligner, à propos du premier, ses accointances avec la rhétorique, qu’Alcinoos élève au rang de science. Mais si Alcinoos montre l’existence d’une bonne rhétorique, dont on peut d’ailleurs trouver les racines dans les textes de Platon lui-même, cette alliance de la rhétorique avec la philosophie s’établit au détriment des manœuvres sophistiques, condamnées et dénoncées avec les termes mêmes de Platon. Cette figure intermédiaire de la rhétorique, comme discipline qui peut être mise au service du bien ou dévoyée par le sophiste, ne se retrouve pas dans le Prologue. Dans les oeuvres d’Alcinoos et Albinus, lorsqu’il est question de sophistes, ce ne sont pas des personnalités singulières qui sont critiquées et l’on chercherait bien en vain qui cette diatribe vise en particulier. Le sophiste est avant tout l’agent d’une pratique totalement contraire à la philosophie. Sous la plume d'Alcinoos et d'Albinus, le terme de „sophiste“ devient une catégorie repoussoir, visant à exalter par contraste toutes les vertus du philosophe : le sophiste est l’image inversée du philosophe.
1. Aperçu du contexte historique et social Les médioplatoniciens se considèrent avant tout comme des interprètes de Platon. Le professeur de philosophie est un passeur de la compréhension des textes. Les philosophes sont des exégètes. Avec ses écrits, Platon a ouvert la voie permettant un accès de l’âme à la vérité. La manière de les lire et de les comprendre engage un processus de transformation de l’âme. L’enjeu pour les médioplatoniciens n’est pas tant de poser des questions nouvelles que de savoir comment comprendre les écrits de Platon. La pratique de la philosophie, à l’époque, est un travail d’exégèse comparable à un sacerdoce, qui implique toute la vie et le sérieux d’un engagement. Pour vivre de telle sorte que l’âme puisse ressembler au divin, il faut d’abord bien comprendre les textes de Platon qui révèlent la voie à suivre. Le statut institutionnel du philosophe a évolué par rapport au Vème siècle av. J.-C. Vespasien étend aux professeurs ce qu’Auguste avait accordé aux médecins, l’exemption des charges municipales. Il crée à Rome une chaire de 14 PERNOT 1993, 504; I. Hadot, pour sa part, n’hésite pas à dire qu’au sujet de la rhétorique, Alcinoos s’appuie sur une „lecture tendancieuse“ de Platon (HADOT 1984, 79– 80).
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rhétorique grecque et latine, et, à sa suite Antonin, crée une chaire de rhétorique à Athènes. C’est enfin Marc Aurèle, en 176, qui ouvre à Athènes des chaires d’enseignements pour chacune des quatre grandes écoles philosophiques, aristotélicienne, platonicienne, stoïcienne, épicurienne.15 Même s’il existe toujours, et essentiellement, des professeurs de philosophie privés et des rhéteurs errants, la philosophie et la rhétorique sont devenues des fonctions officielles rémunérées par le trésor impérial. Le philosophe et le rhéteur sont deux personnages considérés de la société, délivrant l’instruction, l’accès à des codes de culture réservés à une élite. L’usage de la parole dans l’espace public est un instrument de pouvoir ; celui qui sait parler exerce une influence dans la société. Dès lors, les querelles visant à faire la part entre sophiste, rhéteur et philosophe sont le fait d’un petit nombre de lettrés, désireux avant tout de se distinguer d’individus qui exercent des activités tellement similaires qu’aux yeux de la foule, ils sont presque interchangeables. Avec cette exemption impériale, les professeurs de philosophie se trouvent hissés au sommet du cursus éducatif. Mais ne sont-ils que des éducateurs comme les autres, comme leurs collègues rhéteurs ? Les philosophes se réduisent-ils à une caste de privilégiés au même titre que les autres professionnels de la parole ? Pour répondre à cette interrogation, les philosophes soulignent la différence de leur discipline par rapport aux autres enseignements : la philosophie est essentiellement de nature éthique. L’apprentissage théorique n’est qu’une étape permettant la transformation morale et spirituelle de l’individu. C’est pourquoi elle se distingue aussi des autres enseignements du point de vue de la chronologie : alors que le pédagogue et le grammairien ne s’occupent du jeune 15 Le nombre exact de chaires de philosophie est encore sujet à disputes. La plupart des commentateurs, tels que LYNCH 1972, 171; DONINI 1982, 36; MARROU 1948, 403, pensent que quatre chaires furent créées, une par école philosophique, comprenant respectivement une chaire platonicienne, aristotélicienne, épicurienne, stoïcienne. Cela n’est pas sûr. TOULOUSE 2008, 173, reprenant une piste de HADOT 1984, 246–247, rappelle que d’après les textes dont nous disposons, il est très probable qu’il existe non pas un seul, mais deux titulaires simultanés de chaque chaire, portant à huit le nombre de diadoques. La source principale sur laquelle s’appuient les historiens est cet extrait de l’Eunuque (1,3) de Lucien : „Lucien –Comme tu sais, Pamphile, l’Empereur a établi un salaire, qui n’est pas à dédaigner, pour les philosophes selon leur secte, je veux dire, pour les stoïciens, les platoniciens, les épicuriens et en outre aussi, pour les péripatéticiens, salaire égal pour chacun d’entre eux. Si l’un d’entre eux venait à mourir, il faudrait qu’un autre le remplace, approuvé par le vote des meilleurs citoyens. Et le prix ne serait pas ‚une peau de bœuf ou une victime‘, comme dit le poète, mais dix mille drachmes l’année pour enseigner les jeunes gens. Pamphile –Je sais cela ; et l’on m’a dit que l’un d’entre eux est mort ; je crois l’un des deux péripatéticiens“ (trad. I. Hadot). C’est la traduction du dernier membre de phrase qui prête à discussion. J.P. Lynch, à la suite de H. I. Marrou comprend tòn héteron comme „le second dans le temps“. Or, comme le remarque GLUCKER 1978, 148, cette traduction n’est pas habituelle pour héteron, qui désigne le second de deux termes contemporains. Rien n’interdit donc de penser qu’il existait deux scholarques simultanés pour chaque discipline.
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garçon qu’à des moments déterminés de sa vie, en lui inculquant les bases élémentaires de la langue et de la littérature, le philosophe n’est pas seulement l’instructeur de son entrée à l’âge adulte. La formation philosophique est une formation continue, qui se prolonge tout au long de l’existence, puisque son but est le perfectionnement de l’âme. Il ne s’agit pas d’accumuler des savoirs, mais de devenir meilleur.16 Enfin, un autre point marquant de la spécificité de l’époque impériale est que la philosophie a intégré des éléments de sa vieille rivale la rhétorique : celle-ci n’est plus considérée seulement comme un simulacre de savoir, mais comme une connaissance à part entière. C’est Philon de Larissa le premier qui l’a intégrée au cursus d’apprentissage de la philosophie. La rhétorique n’est plus l’ennemi héréditaire de la philosophie, mais un instrument au service de la dialectique dont elle est un aspect. Elle fait partie intégrante du programme didactique des cours de philosophie platonicienne de l’époque impériale. Comment alors distinguer les philosophes des rhéteurs, si, pour finir de brouiller les pistes, les futurs sophistes s’initient aussi à la philosophie, si les rhéteurs en titre des chaires peuvent être appelés sophistes ? Dans les deux textes que nous allons étudier à présent, le véritable adversaire de la philosophie n’est plus le rhéteur, mais c’est toujours, et plus que jamais, le sophiste.
2. Distinguer le sophiste du philosophe L’une des caractéristiques des philosophies post-hellénistiques17 est l’inscription de la philosophie dans le champ d’une recherche du divin : pratiquer la philosophie, c’est essentiellement tenter de discerner la place de l’homme dans le cosmos et son lien avec la divinité qui en est l’auteur.18 Pour les médioplatoniciens, cette dimension religieuse passe par la recherche d’un ordre supra-sensible vers lequel l’âme doit se tourner. Tous partagent la conviction selon laquelle la lecture du Timée est la source d’un enseignement véridique concernant les principes de la cosmologie et la nature du dieu suprême, en affirmant la transcendance du dieu et le rôle paradigmatique des Formes. Ce qui réunit ces exégètes est leur commune volonté d’édifier le platonisme comme une totalité cohérente, reposant sur un appareil logique, fondé sur l’étude de passages-clés du corpus platonicien et structurant la pensée platonicienne en un ensemble de dogmata,19 de doctrines que l’on peut
16
Cf. TRAPP 2007, 19–20. FREDE 2008. 18 Sur ces questions, cf. DILLON 1977. 19 WHITTAKER 1987, 109. 17
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enseigner et indiquant à l’âme la voie à suivre pour se rendre, autant que possible, semblable au dieu. Les premières phrases du Didaskalikos donnent le ton : „Voici quel pourrait être l’enseignement des principales doctrines de Platon. La philosophie est une aspiration vers la sagesse ou encore l’affranchissement de l’âme qui se détourne du corps, quand nous nous tournons vers les êtres intelligibles et vers ce qui existe véritablement : la sagesse est la science des réalités divines et humaines. Le philosophe tire son nom par paronymie du mot philosophie, comme le musicien du mot musique : il faut d’abord qu’il soit doué pour les sciences propres à le préparer et à le conduire à la connaissance de l’essence intelligible qui ne varie ni ne s’écoule ; il faut ensuite qu’il soit amoureux de la vérité et qu’il n’admette en aucun cas le mensonge.“20
Le Didaskalikos est un ouvrage de présentation scolaire de Platon, emblématique du médioplatonisme. L’identité de l’auteur de ce traité est incertaine. En 1879, J. Freudenthal avait identifié son auteur avec Albinus.21 Mais en 1974, J. Whittaker 22 a montré, en s’appuyant sur des analyses paléographiques, que la thèse de Freudenthal était erronée et qu’il faut attribuer la paternité du texte à un certain Alcinoos, dont il situe l’existence vers 150 ou 160 après J.-C.23 Albinus aurait rédigé seulement le Prologue à la lecture de Platon. Le Didaskalikos est un ouvrage d’introduction à Platon qui se présente tout à la fois comme un résumé et une réécriture scolaire. À l’époque impériale, le vivier argumentatif alimentant la critique du sophiste reste toujours principalement le Gorgias, où Socrate met en exergue l’indifférence des sophistes et des rhéteurs à l’égard des fins morales de leurs discours : au lieu de tirer les individus vers le bien, ils ne cherchent qu’à flatter les désirs de leur auditoire. Sans aucun souci de la recherche du vrai, ils ne visent qu’à persuader en se contentant de faire miroiter le probable. Toutefois, cette critique, comme dans d’autres dialogues, n’est pas unilatérale. En 503a– b et 504d–e, Socrate envisage la possibilité de l’existence d’un bon orateur qui aurait le souci d’éduquer ses concitoyens et de les rendre meilleurs. Cette perspective est reprise dans le Phèdre, à partir de 270b, où Socrate évoque le rôle psychagogique des discours et l’utilité d’une bonne rhétorique et dans le Politique (303e) où une bonne rhétorique est mise au service de l’art politique. Comme l'indique L. Pernot, „Platon n’est jamais revenu sur sa condamnation de la rhétorique vulgaire. Il n’y a pas de place pour les orateurs dans la cité idéale. Mais le philosophe n’est pas misologos, et il saura se montrer éloquent.“24 Si, comme le note L. Pernot, il est donc possible de tirer de la
20
Alcinoos, I,H152,1–12 (trad. P. Louis). FREUDENTHAL 1879, 322–26; MORAUX 1984, 441, suit les conclusions de J. Freudenthal. 22 WHITTAKER 1974. 23 Cf. également DEUSE 1983, 81; BALTES 1999, 350. 24 PERNOT 1993, 501. 21
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lecture de Platon tant une condamnation de la sophistique que la réhabilitation d’une certaine rhétorique au service du bien, je nuancerais le jugement qu’il porte sur le Didaskalikos, lorsqu’il n’en retient que l’intégration de la bonne rhétorique au service de la dialectique et affirme qu’„Alcinoos (Albinos) ne tient aucun compte du Gorgias et se réfère seulement à la définition de la bonne rhétorique du Phèdre.“25 La position d’Alcinoos est subtile : très critique à l’égard des sophistes, ces mauvais rhéteurs qui n’ont en tête que de flatter leur auditoire, de leur soutirer de l’argent et des honneurs, se complaisant dans l’entre-deux louche de l’opinion, il accepte l’existence d’une rhétorique au service du bien, intégrée au cursus philosophique. Dans le Didaskalikos, comme dans le Prologue, se retrouvent les griefs traditionnels adressés au sophiste, dont les vices sont les images inversées des qualités du philosophe : les sophistes sont attachés au clinquant, ils ne recherchent que les honneurs, et l’argent que pourra leur procurer un public nombreux. La fin du Didaskalikos note ainsi que le sophiste est un homme à gages, qui n’a souci que de paraître. La différence frontale de mœurs qui les oppose correspond aux deux directions opposées vers lesquelles tendent leurs âmes. Alors que le philosophe ne vit que pour connaître la vérité,26 le sophiste ne recherche que le terrain mouvant de l’opinion pour en obtenir des bénéfices. Après avoir indiqué, au chapitre XXVII que, selon Platon, le bonheur est la conséquence de la contemplation du Bien, Alcinoos procède, au chapitre XXVIII, à une analyse de l’injonction de Théétète 176b, enjoignant à l’âme de fuir d’ici-bas pour s’assimiler au divin : le but de la vie humaine consiste en cet effort de tension en direction du dieu, par la pratique des vertus et la connaissance des réalités immuables.27 Sophiste et philosophe diffèrent non seulement par les objets auxquels ils s’attachent, mais surtout par leur mode de vie. „Puisque nous avons dit ce qu’est le philosophe, on voit que le sophiste en diffère d’abord par sa façon de vivre parce qu’il est aux gages des jeunes gens et veut plutôt paraître qu’être réellement honnête homme ; ensuite par la matière qu’il étudie, car le philosophe s’attache aux choses qui existent toujours en soi et sont dans le même état, tandis que le sophiste s’occupe du non-être et se retire dans un domaine où il est difficile de se retrouver à cause de l’obscurité.“28
Le Prologue dresse un portrait du sophiste en contrepoint de celui du philosophe. Alors que ce dernier est noble, simple et ami du vrai, le sophiste est exactement l’inverse. Les qualités du philosophe sont celles, traditionnelles, de l’élévation de l’âme, de la concision du discours et de son amour de la vérité. 25
PERNOT 1993, 504. Cf. Alcinoos, I,H152,1–12. 27 Cf. TRAPP 2007, 10. 28 Alcinoos, XXXV,H189,12–18. 26
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Examinons les trois adjectifs qui sont accolés au sophiste, en commençant par la fin: „Puisque les discours diffèrent selon la manière de vivre, qu’il s’agisse des philosophes, des sophistes, ou des simples particuliers, il faut attribuer à chacun son caractère propre : au philosophe la noblesse (gennaîon), la simplicité (haplôun), l’amour de la vérité (philalèthes) ; au sophiste la bigarrure (poikílon), la duplicité (palímbolon), l’amour de l’opinion (philódoxon) ; au simple particulier ce qui lui est propre.“29
Il est philodoxe. Ce terme fait allusion à l’opposition établie la fin du livre V de la République (480a6–12) où le savoir est opposé à l’opinion qui est un mixte d’être et de non-être, lieu des propos à double sens, et l’amoureux du savoir à l’amoureux de l’opinion. En elle se trouve le foyer des représentations variées que se fait la foule, incapable de voir les choses telles qu’elles sont. Au philo-doxe est opposé le philo-sophe qui recherche les choses qui sont toujours identiques à elles-mêmes, les objets de science. Le désir du sophiste ne le porte pas vers la connaissance des choses en soi et de la vérité, mais vers le lieu mouvant de l’opinion où l’on peut aisément flatter les tendances du grand nombre et gagner à soi les faveurs de la foule. Il est palímbolos. Littéralement ce terme désigne ce qu’on lance à l’envers, et, par extension, ce qui est fourbe, fallacieux. Il s’agit d’un un terme rare, qui n’est utilisé qu’une seule fois chez Platon, au livre IV des Lois (705a5) lorsqu’il est question de la localisation géographique de la cité pour acquérir la vertu. L’Athénien note que la cité ne doit pas être située au bord de la mer, sinon elle aurait besoin de bons législateurs et de sauveurs pour éviter d’être contaminée par une multitude de mœurs bigarrées et perverses. La mer est un voisinage saumâtre qui, en infectant le territoire de commerce, implante dans les âmes des mœurs instables (apista) et fourbes (palímbola). Quelques lignes plus loin dans le texte, l’adjectif poikílon est utilisé. C’est précisément ce dernier terme qui complète le portrait du sophiste. Le palímbolos appelle le poikílon : c’est l’accroissement de la cité, devenue corrompue, qui crée de nouveaux besoins, des besoins de superflu et de bigarrure. Cet appel à la pléonexie est par excellence le terrain sur lequel prospère le sophiste. La bigarrure du discours répond à la bigarrure des mœurs.30 Comme le note l’Étranger dans le Sophiste (223c2), la technique recherchée, celle du sophiste, est poikilè (226a6) ; le sophiste est un animal ondoyant (234b4), un maître d’erreur, empêchant la constitution de toute doctrine. Le sophiste, s’attachant au non-être, ne sait rien et ruine la possibilité même du savoir.
29 Albin., Prol. II. (trad. R. Le Corre modifiée). La traduction de ce texte, ainsi que celle des autres extraits, est extraite de LE CORRE 1956. 30 Cf. Plat., Gorg. 491d10.
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3. La rhétorique au service de la philosophie La pratique sophistique, qui s’appuie sur le non-être et ne se contente que du vraisemblable, a pour projet de faire triompher le mal et l’injustice. Dans le De Platone d’Apulée, la sophistique prend exactement la place qui était celle de la rhétorique dans le Gorgias : dans la catégorie où Socrate, dans le Gorgias, place les sophistes, Apulée met les juristes et les avocats. Il distingue ainsi au chapitre VIII du livre II deux branches de la rhétorique, l’une bonne, liée à la politique qu’elle sert, et l’autre, mauvaise, qui n’est qu’une routine irrationnelle, pratiquée par les sophistes.31 Reprenant l’analogie platonicienne, il note que la dimension législative de la politique est semblable au niveau individuel aux gymnastiques psychique et corporelle par lesquelles l’âme et le corps acquièrent force et beauté. La dimension judiciaire en est la médecine. Leurs contrefaçons sont respectivement, pour le corps, les ornementations et la cuisine, et pour l’âme, les roueries des avocats et des sophistes. „Il rapproche la sophistique de la cuisine ; car de même que celle-ci, en faisant profession de médecine, séduit parfois l’opinion des naïfs en leur faisant accroire que sa fonction rejoint le traitement des maladies, de même la sophistique, en affectant une pose juridique, donne à croire aux sots qu’elle se consacre à la justice, quand il est constant qu’elle favorise l’iniquité.“32
Le philosophe lui-même pratique la rhétorique, qui devient une partie de la politique. Cette rhétorique ne sert que des buts bons et raisonnables. Mais identifier le philosophe à un bon rhéteur, n’est-ce pas introduire un ver dans le fruit de la philosophie ? Car finalement quel besoin a-t-on du philosophe : un rhéteur au service du bien ne ferait-il pas l’affaire ? Un rhéteur qui lui aussi condamnerait les mauvais rhéteurs, les sophistes, ne pourrait-il supplanter le philosophe ? C’est là du moins le projet d’Aëlius Aristide, qui prétend que le programme de sa rhétorique non seulement correspond parfaitement aux exigences de vertu requises pour le bien de la cité selon Platon, mais même peut remplacer avantageusement la philosophie.33 Apulée distingue deux rhétoriques et montre que la rhétorique dénoncée dans le Gorgias correspond à la sophistique et qu’il existe une autre bonne rhétorique, alliée de la philosophie. Cette définition est le résultat des lectures caractéristiques du médioplatonisme consistant à lire „Platon à l’aide de Platon“,34 en sollicitant un texte pour en comprendre un autre. Dans cet extrait, Apulée s’appuie non seulement sur le Gorgias, mais aussi sur Le Politique 31
Sur cette question, cf. HADOT 1984, 83–94. Apul., De Plat. II,9 (trad. J. Beaujeu). 33 Sur la réappropriation subversive du programme philosophique platonicien par Aëlius Aristide, cf. PERNOT 1993. 34 FERRARI 2001. 32
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(303e) qui faisait de la rhétorique l’adjuvant de l’art politique. Chez Apulée, la bonne rhétorique devient une science que l’on peut enseigner au même titre que la politique, ce qui signifie que l’orateur suit les directives du philosophe.35 La rhétorique est une disciplina36 qui s’acquiert par l’enseignement. En tant que telle, elle fait partie des dogmata, des savoirs que l’on peut transmettre. Une telle intégration de la rhétorique au rang des sciences se trouve au chapitre 6 du Didaskalikos, où elle prend place après une évocation du long passage du Phèdre consacré à la bonne rhétorique. Socrate y énonce la condition primordiale de l’art oratoire : après avoir discerné les différents types d’âme auxquels on a à faire, il faut découvrir l’espèce de discours qui lui correspond : offrir aux âmes bigarrées des discours bigarrés ou des discours sans diversité à une âme sans diversité. Alcinoos reprend ce motif et note : „Ainsi donc, lorsqu’on possède une connaissance exacte des facultés de l’âme, des différences entre les hommes et des espèces de discours qui conviennent à tel ou tel esprit, lorsque l’on sait avec précision quels arguments peuvent persuader tel ou tel auditeur et comment il faut les présenter, de plus, si l’on peut saisir l’occasion favorable à l’emploi de ces connaissances, on sera un orateur accompli, et la rhétorique que l’on pratiquera sera, à juste titre, appelée la science du bien-dire.“37
Alcinoos isole ce passage du Phèdre de son contexte et des objections. Après avoir énoncé les conditions de la bonne rhétorique, Socrate précise en effet que le philosophe a autre chose à faire que d’être rhéteur. Le programme de rhétorique idéale est difficilement réalisable, et suppose un énorme effort de recension des naturels des auditeurs. Or le philosophe, qui en est seul capable, ne peut se donner toute cette peine uniquement en vue d’adapter son langage à ses relations avec les hommes et doit plutôt consacrer son temps à la recherche de ce qui plaît aux dieux.38 Alcinoos fait de la rhétorique une subdivision de la dialectique : elle atteint les principes premiers et en reçoit le caractère de vérité qui se répand dans toutes ses opérations. La sophistique, en revanche, qui prospère sur le terrain de la vraisemblance est aux antipodes de cette bonne rhétorique. Avec Alcinoos, la philosophie a intégré un art de l’éloquence. Mais quel gain cela apporte-t-il à la philosophie ?
4. La philosophie comme art de vivre La philosophie, qui est ouverture au divin, est incompatible avec une éthique marchandisée. Dans les textes d’Alcinoos et d’Albinus l’opposition entre philosophe et sophiste recoupe celle qui existe entre deux manières de vivre, 35
Cf. HADOT 1984, 77. Apul., De Plat. II,9. 37 Alcinoos, VI,H159,30–37. 38 Plat., Phaedr. 273e.
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l’une, tournée vers les dieux, et l’autre vers l’apparence qui conduit au mal. Pour Apulée et Alcinoos, la rhétorique, intégrée à la philosophie, lui est toujours subordonnée. Seul le philosophe a une vision globale, le sage étant celui qui totalise les savoirs. C’est pourquoi, même si le philosophe ne fait pas directement de la politique et ne cherche pas une position politique précise dans la cité, dans la mesure où il connaît la science la plus haute, c’est lui qui doit avoir un rôle hégémonique.39 La philosophie, qui irradie tous les aspects de la vie,40 est un apprentissage qui, à la différence de l’enseignement du grammatikos, ou du rhéteur, n’est pas limité dans le temps. C’est ce que note par exemple Apulée, lorsqu’il compare les quatre coupes bues au banquet qui assurent au convive un plaisir allant de la simple satisfaction de la soif à la démence, aux quatre coupes des Muses. Celles-ci, à l’inverse des coupes destinées aux plaisirs du corps, fortifient la santé de l’âme, à mesure qu’on s’y abreuve : la première est celle offerte au littérateur qui décrasse l’ignorance primaire, en procurant les rudiments de la lecture et de l’écriture, la seconde au grammairien qui inculque la culture, la troisième au rhéteur qui enseigne l’éloquence. La plupart des gens s’arrêtent à ce stade. Il en existe pourtant d’autres, telles que la poésie, la géométrie et la musique. Au sein de cette dernière catégorie, la reine des disciplines reste la philosophie : „j’ai bu la coupe de toute la philosophie, qui a un goût de nectar, mais qui, en réalité, ne peut jamais être achevée.“41 Contrairement à ce que prétendent les Calliclès, l’apprentissage de la philosophie n’est jamais fini, il n’est pas de l’ordre du caprice culturel, de bon ton dans la jeunesse et ridicule à l’âge adulte. Le philosophe veut toujours rester un modèle, montrer la voie d’une transformation de soi. Son rôle n’est pas seulement d’instruire, de délivrer des formules ou des tactiques. La philosophie passe par l’étude de livres, mais elle ne s’y résume pas. Elle est d’abord un art de vivre, avant d’être un art de construire des discours. Il ne suffit pas de lire Platon pour être philosophe. Les sophistes et les rhéteurs le lisent, et abondamment,42 et ne sont pas philosophes pour autant. Platon était beaucoup lu et pas uniquement par les philosophes, mais par tous ceux qui avaient le désir de se cultiver. Il est un modèle 39 C’est le propos de l’opuscule de Plutarque intitulé Si les vieillards doivent prendre part à la politique. 40 Cf. par exemple, Max. Tyr., Diss. 1,7 : „Il n'est qu'un moment unique marqué pour l'orateur, c'est celui où le tribunal qui doit l'entendre est en séance. Il n'est qu'un moment unique marqué pour le poète dramatique, c'est celui où dans les fêtes de Bacchus on demande un chœur. Au lieu que les discours philosophiques n'ont aucun moment propre qui leur ait été spécialement assigné. Ils s'appliquent à tous les moments de la vie. Ils en embrassent toutes les circonstances. Il en est comme de la lumière, à l'égard des yeux. Car, quelle fonction imaginerait-on que pussent remplir les yeux, si on ôtait la lumière ?“ (trad. J.J. Combes-Dounous). Sur cette question, cf. TRAPP 2007, 18. 41 Apul., Flor. XX (trad. P. Vallette). 42 DE LACY 1974, 4–10.
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d’éloquence attique, son étude est donc un passage obligé pour tous ceux qui veulent maîtriser non seulement les connaissances philosophiques, mais aussi l’art de la parole. Platon est par excellence le modèle littéraire de l’époque. Sa popularité est immense parmi tous ceux qui se réclament de quelque teinture de culture. Plutarque43 rapporte ainsi qu’un sophiste se vantait que, dans les riches familles, on faisait apprendre aux esclaves des dialogues platoniciens „légers“ pour divertir les convives lors des repas. Pour les sophistes, il est un modèle de style attique, qui fait fureur.44 Ils s’inspirent surtout du Phèdre, du Banquet pour y trouver des ressources d’argumentations et apprennent par cœur de longues périodes, comme le discours de Lysias dans le Phèdre. Taurus admet tout public à ses cours, y compris de futurs orateurs et rhéteurs comme Hérode Atticus. D’après le témoignage d’Aullu-Gelle, qui fut également son élève, nous savons qu’il défend vigoureusement une conception de la philosophie comme une discipline à part, irréductible à un ornement littéraire. Le philosophe ne fait pas que véhiculer un enseignement théorique, il indique le chemin à suivre pour purifier son âme et pouvoir contempler le divin. Dans cette perspective, on entre en philosophie comme on entre en religion, ce qui implique l’exercice d’une stricte discipline. Les étudiants désireux de pratiquer réellement la philosophie doivent s’appliquer à lire et à méditer les textes dans un certain ordre, correspondant aux différents degrés de perfectionnement psychique. Cette progression dans l’étude doit être respectée, car les textes ne sont pas simplement des objets d’étude théorique, mais surtout les clés permettant une transformation de soi et un accès au divin. Dans le premier livre des Nuits Attiques, Aulu-Gelle rapporte l’emportement de Taurus contre ces jeunes ignorants qui „semblables à ces profanes qui abordent les autels sans s'être purifiés, se présentent au maître de philosophie sans s'être exercés à la spéculation, sans avoir aucune teinture des lettres ni des sciences; mais même ils se permettent de lui imposer la méthode qui leur convient le mieux pour étudier. L'un dit avec hardiesse : voilà ce que je veux qu'on m'enseigne d'abord. L'autre : c'est ceci que je veux apprendre, et non cela. Celui-ci brûle de commencer par le Banquet de Platon, pour y voir l'ivresse d'Alcibiade ; celui-là veut prendre d'abord le Phèdre, à cause du discours de Lysias. Il en est même, ô profanation !, qui demandent à étudier Platon, non pour améliorer leur vie, mais pour former leur langage et polir leur style ; non pour acquérir de la modération, mais pour se donner de l'esprit.“45
L’édifice platonicien est comme un sanctuaire. Parcourir les textes sans ordre, pour en tirer simplement des effets d’éloquence, c’est faire acte d’impiété. Au lieu d’avoir une vision „self-service“ de Platon où l’on prend ce qui est nécessaire à l’ornementation, Taurus rappelle l’existence d’un ordre de lecture 43
Plu., QC 711ad. Plu., Virt. prof., 79d. 45 Gellius, 1,9 (trad. M. NISARD 1875).
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des Dialogues qui correspond à l’acquisition de dogmata qui forment un chemin de perfectionnement de l’âme et de progrès vers le bien. Tandis que le rhéteur sans scrupule, ou le sophiste, butine les textes de Platon, piochant ici et là, le philosophe s’astreint à une contrainte de lecture. Il y a un protocole à suivre pour les lire, correspondant à la méthode de formation de soi. C’est le but du Prologue d’Albinus : déterminer l’ordre de lecture des textes pour en faire une voie d’accès permettant de s’unir à la divinité.46 L’introduction à l’étude de Platon se fait par la fréquentation de l’Alcibiade, du Phédon, de la République, et pour finir, du Timée, qui indique la voie à suivre pour contempler les réalités divines. Cette pratique est facilitée par le travail d’édition de Platon, réalisé dès le début du premier siècle par Thrasylle qui, s’inspirant du classement des tragédies en tétralogies, suit le même modèle en organisant des tétralogies platoniciennes et qui s’imposa comme une sorte d’autorité. Albinus critique ce classement dans son Prologue, en reprochant à Thrasylle de s’attacher aux circonstances des dialogues davantage qu’à leur contenu. Chaque dialogue a une fonction bien précise dans le cursus éducatif et le point de départ de la lecture des textes doit être adapté à l’état de l’âme de son lecteur. Dans le programme proposé par le Prologue, il faut, conformément à l’Alcibiade 133c, préparer son âme et se donner les moyens d’en connaître la nature. Sa plus haute partie ressemblant à la nature divine, en la contemplant, en se tournant vers elle, elle connaît quelque chose d’elle-même. Il faut ensuite y imprimer les dogmata par lesquels elle poursuivra sa route d’assimilation à la divinité, ce qui passe par une lutte systématique contre les prestiges de la sophistique. L’ordre pédagogique de lecture doit accompagner un progrès intellectuel et spirituel. Sont ici posés les jalons de ce que sera le cursus néoplatonicien d’interprétation des textes qui verra l’épanouissement du commentaire systématique.47 C’est Jamblique le premier qui fixera un canon de lecture de dix dialogues – qui correspondent aux quatre niveaux de vertu – et attribuera à chacun un unique but (skopos)48 qui est comme l’épine dorsale du dialogue, autour duquel doit s’organiser son interprétation. „Mais maintenant, on pourrait aussi en bref, considérer l’ordre convenable des dialogues pour l’enseignement selon Platon, pour celui qui entreprend l’étude de Platon. Comme il est nécessaire de se faire spectateur de sa propre âme et des choses divines et des dieux euxmêmes et d’atteindre l’esprit le plus excellent, il faut d’abord purifier les fausses opinons de l’imagination, car les médecins ne s’imaginent pas que le corps puisse profiter de la nourriture qui lui est offerte avant qu’on l’ait purgé de ce qui fait obstacle en lui. Après cette purification, il faut éveiller et exciter les pensées naturelles et aussi les purifier et les rendre distinctes comme principes. Ensuite, une fois l’âme ainsi préparée, il faut introduire en elle ses dogmes propres selon lesquels elle sera parfaite : ce sont les dogmes physiques, théologiques, éthiques et politiques. Afin que les dogmes demeurent sans faute dans l’âme, 46
Cf. NESCHKE 1991. BRÉHIER 1955, 215–17. 48 LERNOULD 2001, 32. 47
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il faudra les lier par la considération de la cause afin d’atteindre sûrement le but fixé. Ensuite, il faut s’assurer la sécurité contre la tromperie, de peur que, séduits par quelque sophiste, nous ne tournions nos dispositions au mal.“49
Le Prologue a un double programme : former l’âme, l’acheminer vers le bien et, en même temps, combattre les prestiges du sophiste en rappelant ce qui le différencie fondamentalement du philosophe. Le sophiste doit être d’autant plus combattu que ce faux-frère détourne du divin pour entraîner vers le mensonge. La dernière phrase du dernier paragraphe de ce texte conclut ainsi: „Mais, afin que ces dogmes demeurent sans pouvoir se perdre, il faudra étudier les dialogues de caractère logique – qui est le même que le caractère zététique – : ils contiennent en effet les procédés de classification et de définition et en plus d’analyse et de raisonnement grâce auxquels le vrai est démontré et l’erreur réfutée. Après cela, comme il faut éviter d’être trompé par les sophistes, nous étudierons les dialogues de caractère endéictique et anatreptique dans lesquels on apprend à fond comment il faut entendre les sophistes et comment et de quelle manière il faut les attaquer quand ils usent de fraude dans leur langage.“50
La lecture de Platon est une étude codifiée dont la pratique transforme la vie. Elle est non seulement un accès au texte, mais aussi et surtout une technique de transformation de soi. Elle est un fil directeur pour la vie : l’accès au divin suppose le savoir, la connaissance de dogmata, que ruine le sophiste, et la reconnaissance d’une vérité. Ce qui distingue le philosophe du sophiste, c’est non seulement un rapport au discours et aux autres, fondé sur l’intérêt, mais aussi et surtout un rapport au divin.
5. Conclusion La philosophie, avant d’être une profession, est un art de vivre. Elle prend, dans le médioplatonisme, une importante dimension religieuse, le but ultime de la philosophie étant de conduire l’âme jusqu’à l’union avec le divin. La différence entre le philosophe et le sophiste, c'est une distinction entre l’aspiration vers un ordre supérieur de réalité ou la quête effrénée des honneurs et de la reconnaissance sociale. Le sophiste est alors considéré comme l’impie par excellence dont il faut déjouer les pièges. Dans cette définition, interne à la philosophie, et réservée à une petite élite, se trouve une voie pour sortir des confusions induites par les étiquettes ordinaires attribuées aux hommes de paroles, et révélées par les inscriptions qui assimilent sans trop de nuances philosophe, rhéteur et sophiste. La philosophie n’est pas seulement un art du discours, reposant sur une maîtrise de la rhétorique ou la connaissance des textes de Platon. La lecture même des textes doit suivre un ordre, qui 49 50
Albin., Prol. VI,37. Albin., Prol. VI,38.
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correspond à un ordre de perfectionnement et de purification de l’âme en vue de ressembler au divin. Le sens qu’il y a à lire ces textes n’est donc pas le même, selon que l’on souhaite devenir orateur ou philosophe.
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Der ewige Wettkampf Zur Konkurrenz unter kaiserzeitlichen Sophisten Christian Fron „Du fragst, mein Junge, wie du ein Rhetor werden könntest und im Ruf stehen werdest, ein ‚Sophist‘ zu sein – eine Bezeichnung, so erhaben und allgeehrt wie keine. [Das Leben] sei dir nämlich nicht lebenswert, sagst du, wenn du dir nicht eine solche Überzeugungskraft im Umgang mit Worten zulegen könntest, dass du unbesiegbar seist und unwiderstehlich und bewundert würdest von allen und angestaunt, als ein Hörerlebnis geltend, um das sich die Griechen eifrig bemühen. Und insbesondere welche Wege denn zu diesem Ziel führen, wirst du erfahren wollen. […] Sei dennoch ohne Bedenken und lass dich nicht von der Größe des Erhofften abschrecken in der Annahme, du werdest zuerst unzählige Mühen auf dich nehmen müssen. Denn nicht auf einem rauen, steilen und schweißtreibenden Weg werde ich dich führen, so dass du auf halbem Weg aus Erschöpfung umkehrtest, denn dann unterschiede ich mich ja kein bisschen von all den anderen, die einen auf jenem gewöhnlichen Weg führen, dem langen, der bergauf geht, ermüdend ist und meist aus Verzweiflung aufgegeben wird.“1
Mit diesen Worten beginnt Lukian von Samosata seine satirisch-ironische Schrift über den Redelehrer, die einige Einblicke in das Wesen der Rhetorik in der Kaiserzeit ermöglicht. 2 Wie der Text dem Leser eindrücklich vor Augen führt, ist der Weg der Rhetorik üblicherweise lang, steil und voller Gefahren. 3 Er bietet einige Seitenpfade und vermeintliche Abkürzungen, die, wie der weitere Text allerdings belegt, von der eigentlichen Rhetorik weg und in die Irre führen. Nicht jedem gelingt der Aufstieg, und einige Konkurrenten bleiben unterwegs bezwungen zurück. Zur Erklimmung des Berges der Rhetorik bedarf 1 Ἐρωτᾷς, ὦ μειράκιον, ὅπως ἂν ῥήτωρ γένοιο καὶ τὸ σεμνότατον τοῦτο καὶ πάντιμον ὄνομα σοφιστὴς εἶναι δόξαις· ἀβίωτα γάρ εἶναί σοι φῄς, εἰ μὴ τοιαύτην τινὰ τὴν δύναμιν περιβάλοιο ἐν τοῖς λόγοις ὡς ἄμαχον εἶναι καὶ ἀνυπόστατον καὶ θαυμάζεσθαι πρὸς ἁπάντων καὶ ἀποβλέπεσθαι, περισπούδαστον ἄκουσμα τοῖς Ἕλλησι δοκοῦντα· καὶ δὴ τὰς ἐπὶ τοῦτο ἀγούσας ὁδοὺς αἵτινές ποτέ εἰσιν ἐθελήσεις ἐκμαθεῖν. [….] 3. Ὅμως δὲ μὴ δέδιθι, μηδὲ πρὸς τὸ μέγεθος τῶν ἐλπιζομένων ἀποδυσπετήσῃς, μυρίους τινὰς τοὺς πόνους προπονῆσειν οἰηθείς. οὐ γάρ σε τραχεῖάν τινα οὐδὲ ὄρθιον καὶ ἱδρῶτος μεστὴν ἡμεῖς γε ἄξομεν, ὡς ἐκ μέσης αὐτῆς ἀναστρέψαι καμόντα, ἐπεὶ οὐδὲν ἂν διεφέρομεν τῶν ἄλλων ὅσοι τὴν συνήθη ἐκείνην ἡγοῦνται, μακρὰν καὶ ἀνάντη καὶ καματηρὰν καὶ ὡς τὸ πολὺ ἀπεγνωσμένην (Luk., Rhet. praec. 1 und 3; Übers. Serena Zweimüller). 2 Zu dieser Schrift Lukians sowie deren Lehrinhalten siehe etwa CRIBIORE 2007a und GIBSON 2012. 3 Das Gleichnis eines erfolgreichen Erwerbs von παιδεία als einer Bergbesteigung bringt Lukian auch im Falle des Wissenserwerbs eines Philosophen (Luk., Herm. 5).
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es zudem einiger Zeit 4 und Ausdauer sowie steter Anstrengungen. Als Belohnung winkt dem erfolgreichen Gipfelbezwinger großer Ruhm, 5 die Anerkennung seiner Leistungen, die Gewissheit der Unbezwingbarkeit und schließlich ein phantastischer und äußerst exklusiver Ausblick auf die Welt und ihre Belange.6 Vor allem innerhalb der griechischen Welt mit ihrer Vorliebe für Agone konnte dieser Aufstieg nicht ohne den Wettkampf sowie die direkte Auseinandersetzung mit rhetorisch ebenfalls hochqualifizierten Konkurrenten erfolgen.7 Daher widmet sich die nun folgende Untersuchung den einzelnen Etappen – gemäß dem Gleichnis der Erklimmung eines Berges somit den einzelnen Camps und sich abzeichnenden Zwischenetappen – einer solchen Sophistenkarriere sowie den sich dabei ergebenden Konkurrenzverhältnissen innerhalb dieses Gelehrtenkreises. Um diese Konfliktfelder auf dem Weg an die Spitze angemessen beurteilen zu können, sind die Umstände für den Erfolg oder das Scheitern ebenfalls eingehender zu untersuchen: In welchen Situationen kam es innerhalb der Gelehrtenwelt zu Auseinandersetzungen? Anhand welcher Kriterien sowie Vergleichspunkte wurde jeweils über Triumph und Niederlage entschieden? Wer waren die Entscheidungsinstanzen, die eine Beurteilung vornahmen? Welche Gewinne winkten dem Sieger, was drohte dem Unterlegenen? Diesen Fragen wird der folgende Beitrag nachgehen. Gemäß dem Thema der Konferenz wird sich der Beitrag vornehmlich auf Quellen stützen, die sich auf das 1. und 2. Jh. n.Chr. beziehen, wobei zu deren besserer Kontextualisierung zusätzlich auch auf die Schriften des dritten und vierten nachchristlichen Jahrhunderts zurückgegriffen wurde. Maßgeblich für die Auswertung bleibt die Sammlung der Sophistenbiographien von Philostratos.
4 Diese Verbesserung auf dem Gebiet der Rhetorik vollzog sich auch für den bereits aktiven Sophisten und somit weit über die Ausbildung hinaus und bis ins hohe Alter hinein. Hierüber reflektiert auch Plin., epist. 2,3,4 angesichts der besonderen Qualität des Isaios aus Assyrien: Ad tantam ἕξιν studio et exercitatione pervenit; nam diebus et noctibus nihil aliud agit nihil audit nihil loquitur. Sehr deutlich macht Philostratos dies auch in seiner Vita des Sophisten Polemo von Laodikeia (Philostr., VS 543). 5 Dass der Ruhm (δόξα) sowie der Nachruhm nach dem Tod eines der Hauptmotive der sophistischen Karriere war, bestätigt unter anderem auch Philostratos an mehreren Stellen (etwa VS 514f.; 519; 527f.; 577; 595; 596). Auch Aelius Aristides war stark darum bemüht, sowohl einen zeitgenössischen Ruf als Meister der Rhetorik als auch insbesondere einen entsprechenden Nachruhm aufzubauen (siehe Aristeid., or. 51,52ff.). 6 Siehe hierzu ebenfalls NASRALLAH 2005. Der Ausblick der Bergsteigeranalogie kann dabei – im Sinne der Arbeit von SCHMITZ 1997 – als Symbol des eigenen Standesethos der lokalen und provinziellen Elite sowie vornehmlich ihrer sophistischen Vertreter gedeutet werden. 7 Mit dem ἀγὼν λόγων sowie damit auch den sophistisch-rhetorischen Agonen befasst sich FROLEYKS 1973, insbes. 264–294.
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1. Die Ausbildung8 Die Basis einer Meisterschaft auf dem Gebiet der Rhetorik bildete stets eine entsprechende Ausbildung. Von Bedeutung waren dabei vor allem die Wahl eines geeigneten Lehrers sowie im Idealfall auch einer entsprechend renommierten Bildungsstätte9. Die gewählten Lehrmethoden hingegen unterschieden sich in der antiken Welt kaum voneinander. 10 Stets diente der Unterricht vornehmlich dem Erlernen der rhetorischen Methoden und der Ausprägung gewisser rhetorischer Fähigkeiten. Dabei verinnerlichte der Schüler den rhetorischen Stil seines Lehrers und begann diesen üblicherweise in vielerlei Hinsicht zu imitierten. 11 Zugleich entstand im Rahmen des Unterrichts eine besondere Nahbeziehung zwischen Schüler und Lehrer.12 Bereits hier spielte der beständige Wettkampf mit den eigenen Mitschülern eine bedeutende Rolle und wurde von so manchem Lehrer bewusst gefördert. 13 Demgemäß wird der allgegenwärtige Wetteifer (aemulatio) unter den Schülern von einem Rhetoriklehrer wie Quintilian als Ansporn und nicht als Hindernis oder Schranke begriffen sowie entsprechend genutzt. 14 Zum einen bot sich jedem einzelnen Schüler stets die Gelegenheit die eigenen Leistungen zu steigern, bessere Ergebnisse zu erzielen und in der internen Hierarchie aufzusteigen, zum anderen mussten auch die führenden Schüler den Arbeitseifer hoch halten, um ihren Führungsanspruch weiterhin aufrecht zu erhalten. Die Schüler konkurrierten nicht allein in ihren Reden miteinander,
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Der Begriff „Ausbildung“ darf nicht durch eine falsche Analogiebildung zu seinem heutigen Sinngehalt missverstanden werden. Es handelt sich hierbei lediglich um einzelne Stufen, welche der Jüngling zum Erwerb von Paideia üblicherweise durchläuft. Verbindliche Prüfungen oder etwa ein Zeugnis, welches berufsqualifizierend ist, hat es jedoch im Wesentlichen nicht gegeben. Auf die Probleme einer voreiligen Analogiebildung des Begriffs „Ausbildung“ weist bereits SCHMITZ 1997, 22f. hin. Dennoch soll der Begriff mit diesen Vorbehalten im Folgenden weiter verwendet werden. 9 Mit der Wahl der Bildungsstätten sowie allgemein der Mobilität von griechischen Gelehrten in der Kaiserzeit befasse ich mich in meiner Dissertationsschrift (i.E.). 10 Dies belegt etwa eine Passage von Themistios (or. 27,331f., 336 und 337f.). Siehe hierzu zudem BOWIE 2004, 68. 11 Siehe etwa Philostr., VS 492; 513; 527; 528; 592; 595; 600; 606f. 12 Siehe hierzu etwa CRIBIORE 2007b, 138–141. Diese Nahbeziehung kann durchaus auch auf die Gegebenheiten der frühen und hohen Kaiserzeit übertragen werden. So trat Hippodromos von Larissa auch nicht einen direkten Wettstreit mit seinem eigenen Schüler an mit dem Hinweis: „Ich werde mich nicht in einen Kampf mit meinen eigenen Eingeweiden einlassen.“ (οὐκ ἐπαποδύσομαι τοῖς ἐμαυτοῦ σπλάγχνοις; Philostr., VS 617). 13 Siehe etwa Quint., Inst. 1,2,23–25 und 27 sowie Men. Rhet., 2,398,10–14. Mit dem Rhetorikunterricht im Osten des Imperium Romanum sowie den konkreten Lerninhalten befasst sich CRIBIORE 2001, 220–244. 14 Siehe Quint., Inst. 1,2,23–27. Zu Quintilian siehe ebenfalls LÓPEZ 2007.
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sondern ebenfalls über ihre Schriften. 15 Eine Bewährung und Auszeichnung innerhalb dieser beständigen Konkurrenzsituation galt als Indikator für eine spätere Karriere als Sophist. 16 Zudem diente dieser Lernalltag zumindest für den angehenden Sophisten der Vorbereitung auf die Zukunft.17 Die Fortschritte des Schülers beurteilte im Unterricht entweder der Lehrer oder ein Hilfslehrer, jenseits des Unterrichts zusätzlich der Erzieher (παιδαγωγός) oder der Vater.18 Allerdings wurden in dieser Phase durchaus noch Zugeständnisse gemacht: Die Beurteilung der Leistungen der Schüler erfolgte gemäß den üblichen Fähigkeiten in diesem Alter, orientierte sich also nicht an absoluten Maßstäben.19 Dem siegreichen Schüler winkten kleine Erfolge, idealerweise auch die Wertschätzung durch die Mitschüler, die Anerkennung des Vaters und die Aufmerksamkeit sowie Gunst des Lehrers. 20 Ein eindrückliches Beispiel für die besondere Förderung entsprechend geeigneter Schüler bietet das Klepsydrion des Herodes Atticus, in welchem den ausgewählten Talenten eine zusätzliche Förderung zuteil wurde. 21 Zeigte der Schüler bereits im Unterricht ein mangelndes Talent oder einen geringen Eifer, blieben ihm derartige Vorzüge versagt. Zudem hatte er Strafen zu fürchten. 22 Auch in den innerstädtischen Auseinandersetzungen zwischen zwei Sophisten konnten die Schüler aktiv werden. Zwar lassen sich direkte Kämpfe bzw. Prügeleien zwischen den Schülern verschiedener Sophisten in einer Stadt für den Untersuchungszeitraum nicht nachweisen, könnten aber zumindest angedeutet sein.23 Derart radikal wurde die Rivalität untereinander vor allem
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Siehe etwa Lib., or. 1,17. Die große Bedeutung der Schriften betont auch CRIBIORE 2001, 220–244. 16 Ein künftiger Sophist musste bereits in der Jugend eine entsprechende Qualität auf dem Gebiet der Rhetorik erreichen; siehe etwa Lib., epist. 876 und or. 1,22, sowie hierzu WOLF 1952, 90. Zur Position des Koryphaios siehe ebenfalls CRIBIORE 2007a, 201. Allerdings nennt Philostratos mit Hermogenes von Tarsos auch ein Beispiel für einen in seiner Jugend außergewöhnlich guten und im Alter dann schlechten Redner (Philostr., VS 577). 17 Siehe Quint., Inst. 1,2,18 sowie Philostr., VS 586. 18 Quint., Inst. 1,2,25. Die Mühen der Eltern während der Studienjahre ihrer Kinder stellt CRIBIORE 2001, 102–123 dar. 19 Siehe etwa Quint., Inst. 1,2,27f. oder Philostr., VS 585. 20 Lib., epist. 287, 1164 und 1165. 21 Siehe Philostr., VS 585 sowie 594. Auch Libanios deutet einen gesonderten Nachmittagsunterricht an. Siehe hierzu ebenfalls ROTHE 1989, 93f. sowie WATTS 2006, 30f. Dass auch dem Lehrer daran gelegen sein musste, einen entsprechend qualifizierten Schüler zu fördern, beweist etwa Quint., Inst. 1,2,16. 22 Zum Essensentzug als Strafe der Eltern bei kindlichen Fehlverhalten siehe etwa CRIBIORE 2001, 110. Die Bestrafung durch den Lehrer ergibt sich etwa aus Phanias, AP 6,294. 23 So erwirkten die Schüler des Apollonios von Naukratis, dass Herakleides seinen Lehrstuhl in Athen verlassen musste (Philostr., VS 613).
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in Athen im vierten Jahrhundert gepflegt. 24 Vornehmlich erfolgte die Unterstützung des eigenen Mentors gegen einen konkurrierenden Sophisten während dessen öffentlichen Darbietungen zumeist auf andere Weise. Während die eigenen Schüler durch ihren Applaus den Sophisten unterstützten (Philostr. VS 583), erzeugten die übrigen hochprofessionellen Redner und ihre Schüler aufgrund der rhetorischen Konkurrenzsituation oftmals ein gewisses Spannungsverhältnis. Dies konnte in einigen Fällen auch zu gezielten Störaktionen führen (Philostr., VS 579, sowie Luk., Rhet. praec. 22). An einigen Stellen in Philostratos’ Kompendium duellieren sich ein Sophist sowie der Schüler eines Konkurrenten. 25 Diese Aktivitäten des Schülers können sowohl als Treuebekundung gegenüber dem eigenen Lehrer – richteten sich die Angriffe doch gegen einen direkten Konkurrenten – als auch als erstes eigenes Auftreten des allmählich zu einem Sophisten heranreifenden Jünglings interpretiert werden. Hatte sich der Schüler als ausreichend qualifiziert erwiesen, war er dazu bereit aus dem Schatten und dem Schutz seines Lehrers herauszutreten und von nun an selbst als Sophist aufzutreten.
2. Der Status eines städtischen Sophisten Hatte der junge angehende Sophist seine „Ausbildung“ beendet, bemühte er sich um die Anerkennung seines Status in einer Stadt und die Aufnahme in die Gemeinschaft der Sophisten. Eine besondere Auszeichnung war die Berufung auf einen der öffentlich besoldeten städtischen Lehrstühle (θρόνοι).26 Seit dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert wurde von Seiten der römischen Verwaltung die Verleihung derartiger Stellen und der damit verbundenen Privilegien rechtlich reguliert, wobei die getroffenen Maßnahmen in den Digesten gesammelt sind: 27 Die erlaubte Anzahl der derart gewürdigten und privilegierten öffentlichen Lehrer in einer Stadt hing ganz wesentlich von der Größe respektive dem rechtlichen Status einer Polis ab. Nur wenige Anwärter 24
Siehe hierzu WATTS 2006, 42–47. Die dortigen Verhältnisse dürfen jedoch nicht ohne weiteres auf andere Poleis übertragen werden; siehe WOLF 1952, 51. Kleine Kämpfe mag es dennoch auch im spätantiken Antiochia gegeben haben; siehe Lib., or. 3,22. 25 Siehe etwa Philostr., VS 520; 578 (wobei Amphikles von Chalkis bewusst als führender Student des Herodes und damit als angemessener Kontrahent des Philagros beschrieben wird), sowie 573 in seiner durch den Lehrer Herodes Atticus kontrollierten Form. Polemo musste sich bei einem Streit zwischen seinen beiden Lehrern für eine Seite entscheiden (Philostr., VS 536). 26 Auch bei den „Lehrstühlen“ darf keine voreilige Analogiebildung zu der heutigen Zeit vorgenommen werden; siehe SCHMITZ 1997, 22f. Der Begriff θρόνος bezieht sich maßgeblich darauf, dass der Lehrer den Schülern auf einer entsprechenden Sitzgelegenheit vorsaß; siehe CRIBIORE 2001, 28–31. 27 Siehe Dig. 27,1,6. Hierzu weiterhin grundlegend bleibt NUTTON 1971.
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konnten eine solch renommierte Anstellung tatsächlich erreichen, was unausweichlich zu einer großen Konkurrenz unter den Sophisten führte. 28 Die Entscheidung, ob der Anwärter einen derartigen Lehrstuhl erhielt, lag im Regelfall beim städtischen Rat,29 eventuell auch beim jeweils zuständigen Statthalter,30 sowie in Sonderfällen beim Kaiser höchstpersönlich. 31 Im Allgemeinen wurde durch das auswählende Gremium eine persönliche Kenntnis der Fertigkeiten sowie auch entsprechende charakterliche Qualitäten32 seitens des Anwärters als notwendiges Kriterium für dessen Berufung zu einem späteren Zeitpunkt auf einen städtischen Lehrstuhl verlangt. Jemanden allein aufgrund des Rufes mit einem solchen Posten zu versehen, galt als ungewöhnlich. 33 Zugleich oblag es für gewöhnlich auch dem Rat, die Berufung im Bedarfsfall gegebenenfalls jederzeit widerrufen zu können.34 Somit bedurfte es, wie bereits zur Zeit der Ausbildung, steter Mühen auch des erfolgreichen Sophisten, um seine Position innerhalb der städtischen Gemeinde zu erhalten. 35 Auf einmal errungenen Lorbeeren konnte und durfte er sich nicht ausruhen. Doch wie präsentierte sich ein Sophist der städtischen Öffentlichkeit und was entschied über Erfolg oder Misserfolg? 28 Siehe Dig. 27,1,6,2f. sowie für das Beispiel Athen ebenfalls Lib., or. 1,27. Einen Einblick in die Auseinandersetzungen während der Neubesetzung eines Lehrstuhles am Beispiel der Philosophen liefert Lukians’ Eunuch. Weitere wichtige Quellen liefert bereits WALDEN 1909, 130–161. 29 Dig. 27,1,6,4. 30 Siehe hierzu NUTTON 1971, 52–56. 31 In Rom hatte bereits Kaiser Vespasian aus dem kaiserlichen Fiskus besoldete Lehrstühle für die lateinische und griechische Rhetorik eingerichtet; siehe Suet., Vesp. 18 sowie Dio, 66,12,1a. In Athen wiederum richtete Mark Aurel, zusätzlich zu den städtischen θρόνοι, kaiserlich besoldete Lehrstühle ein; siehe hierzu bereits WALDEN 1909, 91–94 sowie insbes. AVOTINS 1975. Welches Renommée diese kaiserlichen Lehrstühle besaßen und welch finanzieller Zugewinn mit ihnen verbunden war, zeigt etwa Lib., or. 1,37. 32 Zum geforderten untadeligen Charakter des Lehrers siehe bereits Plu., De lib. ed. 4bf. Dementsprechend wird auch die Tugendhaftigkeit des Lehrers ebenfalls in Gesetzestexten gefordert: Dig. 50,9,1. Siehe ebenfalls Iul., epist. 55,422c f. 33 Siehe etwa Philostr., VS 588. 34 So berichtet noch Libanios: „Auch die äußerst belastende Herrin Boule lastet auf ihm [dem Sophisten] mittels weniger Verfügungen, wobei sie ihn beseitigen und demütigen sowie sein Schicksal wenden kann, wohin sie will. Auch ist sie in der Lage ihn hinauszuwerfen, wenn es ihr gefällt und eine Menge von Nebenbuhlern einzusetzen und anderes, das gering zu sein scheint aber großen Kummer bringt.“ (Lib., or. 25,49: βαρυτάτη δέ οἱ καὶ ἡ βουλὴ δέσποινα ἐπίκειται γράμμασιν ὀλίγοις αἴρειν τε αὐτὸν καὶ καθαιρεῖν ἔχουσα στρέφειν τε ὅπῃ βούλοιτο τὰς ἐκείνου τύχας ἐκβάλλειν τε, εἰ τοῦτο ἀρέσκοι, καὶ πλῆθος ἀντιτέχνων ἐγκαθιστάναι ἄλλα τε μικρὰ δοκοῦντα εἶναι μεγάλην φέροντα τὴν λύπην). 35 So belegt etwa eine Ehreninschrift für den Sophisten Soteros, dass dieser zweimal auf Beschluß des Rates als Erster Sophist aus Athen in seine Heimatstadt Ephesos berufen wurde (I.v.Eph. 1548, insbes. 17–24 sowie KEIL 1953, 15f.
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Die Entscheidung zugunsten eines Sophisten scheint von einer Reihe von Faktoren abhängig gewesen zu sein. Im Idealfall verkörperte der Anwärter die Einheit von Lehre und Vortrag. 36 Allerdings kam es, wie bei der Ausbildung, bei der direkten Konfrontation zwischen Sophisten maßgeblich auf das Abhalten von Reden an. Dies zeigt sich insbesondere dann, wenn sich ein vermeintlich etablierter Sophist eines Konkurrenten zu erwehren hatte. 37 Aelius Aristides liefert ein anschauliches Exempel sowohl für den Versuch eines Sophisten, sich in einer Polis zu etablieren, sowie zugleich auch für die Art und Weise, in der sich der bisher anerkannte „Platzhirsch“ gegen diesen Kontrahenten durchsetzen konnte. Er berichtet von seiner Rückkehr nach Smyrna: „Von den jungen Leuten boten die angesehensten sich selbst (als meine Schüler) an. Es war schon eine Art Lehrgang für den Unterricht entworfen, und die Aufforderung (des Orakels) wurde in allem erfüllt. Es hatte sich damals ein junger Laffe aus Ägypten 38 lärmend in die Stadt eingedrängt, hatte einige von den Ratsherren bestochen und etlichen von der Menge der gewöhnlichen Leute die Meinung beigebracht, er wolle sich mit den Fragen der städtischen Politik befassen und von seinem Geld seine wunderbar großen ehrgeizigen Pläne verwirklichen. Als er nun irgendwie plötzlich in das Theater hineinstürmte und die Stadt solche Schmach über sich ergehen ließ – ich wußte davon nicht das Geringste, sondern hörte nur spät einmal davon, da ich ja zu Hause (nur) mit meinen Freunden Umgang pflegte –, als er aber eben im Begriff war, in das Odeon am Hafen zu gehen, und dort einen Vortrag veranstaltete, sei es gemäß einem Volksbeschluß, sei es wie auch immer – da wurde mir ein Traum zuteil. Es kam mir vor, als sähe ich die Sonne über dem Marktplatz aufgehen und hätte dabei die Worte auf der Zunge: ‚Aristides wird heute im Rathaus um die vierte Stunde (10 Uhr) eine Rede halten.‘ Als ich diese Worte aussprach und sie hörte, erwachte ich, so daß ich mich besinnen mußte, ob ich träumte oder wache. Ich rief die Maßgebenden unter meinen Freunden und erzählte ihnen meinen Auftrag. Nun wurde die Ankündigung durch Aushang bekanntgeben, denn die vom Traum festgesetzte Stunde rückte heran, und wir waren unmittelbar darauf zur Stelle. Obwohl nun mein Auftreten so kurzerhand zustande kam und die große Menge nichts davon wusste, füllte sich trotzdem der Rathaussaal dermaßen an, daß man nur Köpfe von Menschen sehen konnte und nicht einmal die Hand hätte irgendwo dazwischenstecken können. Und wahrhaftig, die Äußerungen des Beifalls und des Wohlwollens, oder vielmehr, wenn ich die Wahrheit sagen soll, der Begeisterung wurden von allen Seite so stürmisch, daß man keinen sitzenbleiben sah, weder bei der Einleitung, noch als ich mich zum eigentlichen Vortrag erhob, sondern vom ersten Wort an standen sie, ängstigten sich, freuten sich, schraken zusammen, nickten meinen Worten zu und ließen Zurufe ertönen, die zuvor noch nie gehört worden waren. Jeder betrachtete es als seinen eigenen Gewinn, wenn er mir sein höchstes Lob spende. Als wir das Rathaus verlassen hatten und beim Baden waren, da berichtete mir jemand, daß auch der Herr 36
Die Bedeutung der Lehre zeigen Philostr., VS 614 sowie auch Lib., epist. 405,4–6. Die wesentliche Bedeutung des Vortrages zeigen etwa Philostr., VS 588 oder Lib., or. 1,98. Weitere noch folgende Quellenpassagen untermauern diese These zusätzlich. 37 Einen weiteren Beleg hierfür liefert Plutarch. Dabei handelt es sich um das Schicksal des Nigros von Chaironeia (Plu., De tuen. san. 131a). 38 Eventuell mag es sich dabei um Ptolemaios von Naukratis gehandelt haben; BEHR 1968, 105.
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Soundso drei Tage zuvor durch einen öffentlichen Anschlag für diesen Tag in das Odeon (eingeladen und) ganze 17 Personen um sich versammelt habe. Immerhin bedeutete dieser Tag für ihn den ersten Schritt zur Bescheidenheit. Das Weitere erzähle ich nicht.“39
Beim Erscheinen in seiner Wahlheimat und Wirkstätte erhielt Aelius Aristides zunächst die von ihm erwartete Würdigung und Wertschätzung. Aufgrund seines Rufes und seiner Stellung wollten die angesehenen Söhne der Polis von ihm unterrichtet werden. Während seiner Abwesenheit hatte sich jedoch nun ein junger Sophist in Smyrna zu etablieren begonnen. 40 Um seine Stellung in der Stadt auszubauen, wandte sich der Kontrahent zunächst an einige Mitglieder des Rates, die seine Position innerhalb der Polis zusätzlich stärken konnten und ihm eventuell auch eine Berufung auf einen Lehrstuhl hätten ermöglichen können. 41 Allerdings vertraute der Gegenspieler nicht allein auf die Mitglieder der Boule. Vielmehr bemühte er sich auch um die Unterstützung der übrigen Zuhörerschaft, indem er sich künftig für die städtischen Belange 39 […] Kαὶ τῶν τε νέων οἱ γνωριμώτατοι σφᾶς αὐτοὺς ἐδίδοσαν καὶ τύπος τις ἤδη τεταγμένος διατριβῆς ἦν, καὶ διὰ πάντων ἡ κλῆσις ἠκριβοῦτο. [30] Αἰγυπτίου δέ τινος ἀνθρωπίσκου περὶ τὸν χρόνον τοῦτον εἰσκωμάσαντος εἰς τὴν πόλιν καὶ τῶν τε βουλευτῶν ἔστιν οὓς διαφθείραντος καί τισι τῶν πολλῶν καὶ ἰδιωτῶν δόξαν παραστήσαντος ὅτι καὶ πολιτεύσοιτο καὶ φιλοτιμίας θαυμαστὰς οἵας φιλοτιμήσοιτο ἀπὸ χρημάτων, εἰς τὸ θέατρον εἰσπηδῶντος ὅπως τύχοι, καὶ τοιαύτης αἰσχύνης κατεχούσης τὴν πόλιν, ᾔδειν μὲν οὐδ᾽ ὁτιοῦν τούτων ἐγὼ ἀλλ᾽ ἢ ὀψέ ποτε ἤκουσα, ἅτε καὶ κατ᾽ οἰκίαν τὰς συνουσίας πρὸς τοὺς ἐπιτηδείους ποιούμενος. ἄρτι δ᾽ αὐτοῦ παριέναι μέλλοντος εἰς τὸ ᾠδεῖον τὸ πρὸς τῷ λιμένι καὶ διατριβὴν αὐτόθι καθισταμένου, εἴτε δὴ κατὰ ψήφισμα εἴτε καὶ οὐκ οἶδ᾽ ὅπη, ἐμοὶ δ᾽ ὄναρ γίγνεται. [31] ἐδόκουν τοῦτο μὲν τὸν ἥλιον ἐκ τῆς ἀγορᾶς ἰδεῖν ἀνίσχοντα, τοῦτο δὲ ἀνὰ στόμα ἔχειν Ἀριστείδης μελετήσεται τήμερον ἐν τῷ βουλευτηρίῳ ὥρας τετάρτης. ταῦτα φθεγγόμενος καὶ τούτων ἀκούων ἀφυπνιζόμην, ὥστε διεσκόπουν εἴτ᾽ ὄναρ εἴη εἴθ᾽ ὕπαρ. [32] καλέσας δὲ τῶν φίλων τοὺς ἐπικαίρους φράζω τὸ πρόσταγμα. καὶ τότε δὴ γράμμα ἐξετίθετο, καὶ γὰρ προσῆγεν ἡ ἐκ τοῦ ὀνείρατος ὥρα, καὶ παρῆμεν εὐθὺς ἐπ᾽ αὐτῷ. ὅμως δὲ καίπερ οὕτως ἐξ ὑπογυίου τῆς παρόδου γιγνομένης καὶ τῶν πολλῶν ἀγνοησάντων, οὕτω δή τι μεστὸν γίγνεται τὸ βουλευτήριον ὥστε οὐδὲν ἦν πλὴν ἀνθρώπων κεφαλὰς ὁρᾶν καὶ οὐδ᾽ ἂν τὴν χεῖρα διέωσας μέσην οὐδαμοῦ. [33] καὶ μὴν τό γε τοῦ θορύβου τε καὶ τῆς εὐνοίας, μᾶλλον δὲ, εἰ χρὴ τἀληθὲς εἰπεῖν, ἐνθουσιασμοῦ, τοσοῦτον παρὰ πάντων συνέβη ὥστε οὐδεὶς ὤφθη καθήμενος οὔτ᾽ ἐπὶ τοῦ προαγῶνος οὔθ᾽ ἡνίκα ἀναστὰς ἠγωνιζόμην, ἀλλ᾽ ἐκ πρώτου ῥήματος εἱστήκεσαν, ὤδινον, ἐγάνυντο, ἐξεπλήττοντο, συμπαρένευον τοῖς λεγομένοις, ἠφίεσαν φωνὰς οὔπω πρόσθεν γενομένας, πᾶς τις αὑτοῦ τὸ κέρδος ποιούμενος, εἴ τι νείμαι τῶν μεγίστων ἐμοί. [34] ὡς δ᾽ ἀπηλλάγημεν ἀπὸ τοῦ βουλευτηρίου καὶ περὶ λουτρὸν ἦμεν, τότε δή τις ἀγγέλλει μοι ὅτι καὶ ὁ δεῖνα προγράψας πρότριτα εἰς τὴν ἡμέραν ταύτην εἰς τὸ ᾠδεῖον ἑπτακαίδεκα εἴη τοὺς σύμπαντας ἠθροικώς. καὶ μέντοι καὶ ἦρξεν αὐτῷ σωφροσύνης ἐκείνη ἡ ἡμέρα, τὸ πέρα δ᾽ οὐ λέγω, […]. (Aristeid., or. 51,29–34, übers. Heinrich O. Schröder). 40 Tatsächlich scheint die Abwesenheit der maßgeblichen Autorität für einen anderen Sophisten stets eine günstige Gelegenheit dargestellt zu haben, um dessen Stellung zu beanspruchen; siehe etwa auch Lib., or. 1,39 sowie 90. 41 Selbstverständlich muss der Konkurrent die Mitglieder der Boule nicht automatisch bestochen haben. Eine solche Darstellung dient lediglich der weiteren Untermauerung der vermeintlichen Vorrangstellung des Aristides.
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einzusetzen versprach. 42 Welche Bedeutung kam jedoch der übrigen, nicht als Ratsherren tätigen Bevölkerung (τισι τῶν πολλῶν43 καὶ ἰδιωτῶν) für die Stellung des Sophisten zu? Auch hier liefert die Passage weitergehende Informationen: Die Bevölkerung der Stadt Smyrna – wobei keine weitere Differenzierung zwischen βουλευταί und ἰδιῶται vorgenommen wird – tritt im Folgenden als Zuhörerschaft in Erscheinung. Ihr Einfluss auf den Sophisten beschränkte sich dabei darauf entweder an seinen Darbietungen teilzunehmen oder dem Vortrag fernzubleiben. Wer gehörte üblicherweise zum Publikum einer solchen Veranstaltung? Im Regelfall dürfte die Hörerschaft vor allem aus den Mitgliedern der lokalen Oberschicht bestanden haben, die selbst eine entsprechende Paideia erworben hatten und die Feinheiten sowie Besonderheiten der einzelnen sophistischen Vorträge entsprechend zu würdigen oder auch zu tadeln verstanden. Zwar waren nicht alle von ihnen Mitglieder des Rates, dennoch besaßen sie einen großen Einfluß auf die Polis und ihre Belange. Schließlich konnte das Publikum aber auch weitere Teile der Bevölkerung umfassen. 44 Die beiden Sophisten traten in ihrem Wettkampf um die Vormachtstellung in Smyrna nicht direkt gegeneinander an. Vielmehr wird die jeweilige Größe des Publikums bei zeitnah zueinander liegenden rhetorischen Darbietungen in der Darstellung des Aristides zum Maßstab für den wahren Rückhalt eines Sophisten innerhalb einer Polis. 45 Dabei wird von dem Berichterstatter der Ereignisse das besondere Verhalten der eigentlich entscheidungsberechtigten Ratsmitglieder nicht gesondert angeführt. 46 Zusätzlichen Wert legt der letztlich triumphierende Aelius Aristides in seiner Darstellung lediglich darauf, die eigene Rede als sehr spontane Veranstaltung darzustellen. Damit war eine ordentliche Ankündigung dieser sophistischen Darbietung nicht möglich, was angesichts des dennoch erschienenen Auditoriums seine Stellung innerhalb von Smyrna zusätzlich untermauerte. 47 Tatsächlich dürfte die der Zuhörerschaft eines sophistischen Vortrages üblicherweise angehörende interessierte Bevölkerung einer Stadt zumindest gelegentlich auch einen entsprechend hohen Einfluß auf die Berufung eines Sophisten besessen haben. 48
42 Erneut steht auch hier ausdrücklich der versprochene Einsatz der eigenen finanziellen Mittel des Konkurrenten im Zentrum der Darstellung des Aristides. 43 Zur meist abwertenden Bezeichnung πολλοί siehe KORENJAK 2000, 54. 44 Detailliertere Überlegungen zur Größe und Zusammensetzung des Publikums bei einem sophistischen Vortrag finden sich bei KORENJAK 2000, 41–65, insbes. 52–65. 45 Sehr ähnlich findet sich dies bei Lib., or. 1,71. 46 Tatsächlich gab dem Sophisten ein großes Publikum einen entsprechenden Rückhalt und steigerte dessen Ruhm: Apoll. Ty., epist. 10. Siehe hierzu zudem die Quellenstellen bei KORENJAK 2000, 42 Anm. 3. 47 Siehe zum üblichen Ablauf eines solchen Vortrages erneut KORENJAK 2000, 33–38. 48 Siehe etwa Philostr.,VS 591, sowie Lib., or. 1,88.
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Schließlich erlaubt die vorliegende Passage weiterführende Beobachtungen zur Situation des sophistischen Konkurrenten des Aelius Aristides. Mit der geringen Größe von dessen Publikum geht ebenfalls einher, dass dieser entweder zum Zeitpunkt der Rede noch nicht über eine große Schülerschaft verfügte oder diese im direkten Wettkampf verlor. 49 Auch die eventuell zusätzlich implizierte Abwendung der Schüler hätte eine weitere herbe Niederlage des Konkurrenten dargestellt. Tatsächlich bestand vor allem in einer entsprechenden Schülerschaft sowie ihrem späteren Erfolg ein weiterer wichtiger Grundstein für den Erfolg eines Sophisten. 50 Um die Erlangung einer entsprechenden Schülerschaft wurden ebenfalls Kämpfe ausgefochten. 51 Die Macht und Vehemenz dieses innerstädtischen Konkurrenzkampfes zeigt sich insbesondere anhand der Tatsache, dass die enge Bindung eines Schülers zu seinem Lehrer dem gemeinsamen Wettstreit um Ruhm und Ehre häufig nicht standhielt. Dies demonstrieren etwa Herodes Atticus und sein Lehrer Secundus von Athen, deren Zwist im Kampf um die Vormacht in Athen erst mit dem Tod des Secundus endete. Danach nahm Herodes seine Pflichten als einstmaliger Schüler wieder wahr und hielt eine Grabrede auf seinen Lehrer. 52 Auch der Sophist Polemo trat in Opposition zu seinem einstigen Lehrer Skopelian.53 Wahrscheinlich findet sich auch in den Hieroi Logoi ein Beleg für das Konkurrenzverhältnis, welches zumindest Aristides gegenüber seinem verstorbenen einstigen Lehrer spürte. 54 Derartige Feindschaften gehörten zum Alltag von direkten Konkurrenten und werden von den Zeitgenossen keiner direkten Kritik unterzogen. Vielmehr kann Philostratos einen Beleg für den großen Nutzen einer steten Konkurrenz liefern: „Dass man aber etwas Gutes auch von einem Feinde erhalten kann, hat sich nicht nur in vielen anderen Fällen unter den Menschen gezeigt, sondern vorzüglich auch an diesen zwei Männern. Obgleich sie nämlich Feinde waren, erwarb sich Aspasios [von Ravenna] die 49 Einen Bezug auch auf die Schülerschaft wird ja bereits durch den Anfang der vorliegenden Passage impliziert. Siehe zu der Schülerschaft als Publikum des Vortrages abermals KORENJAK 2000,61–63. Dass diese Zahl auch dann noch gering blieb, wenn es sich bei den von Aristides genannten 17 Hörern lediglich um Schüler handelte, beweisen insbes. Lib., or. 1,101 sowie Lib., epist. 405,4. 50 Zu den Schülern und ihrer Bedeutung als Repräsentationsmerkmal für Sophisten; siehe Lib., or. 1,65. Siehe zudem Lib., or. 3,33, wo Libanios seine Position innerhalb der Stadt an die Zahl seiner Schüler knüpft. Einige Anmerkungen hierzu liefert WOLF 1952, 52–59. Entsprechend sind auch die Angaben bei Philostratos über die großen Schülerzahlen seiner Protagonisten als zusätzlicher Beleg für ihre große Bedeutung zu deuten (siehe etwa VS 518; 531; 591; 613). 51 So bedeutete der Abfall (ἀπόστασις) eines Schülers eine besondere Schmach für einen Sophisten; siehe etwa WOLF 1952, 49 sowie 52f. 52 Philostr., VS 544. 53 Auch Polemo würdigt Skopelian nach dessen Tod (Philostr., VS 536). 54 Aristeid., or. 50,28; siehe hierzu bereits BEHR 1968, 12 Anm. 30 sowie die Anmerkung bei SCHRÖDER 1986 ad loc..
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Fertigkeit, fließend aus dem Stegreife zu sprechen, weil Philostratos [von Lemnos] auch in dieser Hinsicht berühmt war, und dieser dagegen beschnitt die üppigen Auswüchse, welche seine Beredsamkeit bisher getrieben hatte, nach dem Muster der alles Übertriebene vermeidenden Sorgfalt des Aspasios.“55
3. Die über die Polis hinausreichende Konkurrenz von Sophisten Auch jenseits der Wirkstätte ergaben sich für einen Sophisten genügend Anlässe, um die eigenen rhetorischen Fertigkeiten mit anderen zu messen. 56 Bei seiner Darstellung der angemessenen Verabschiedung eines gelehrten Freundes aus der gemeinsamen Heimatstadt bietet Menander Rhetor eine entsprechende Zusammenstellung der auswärtigen Beschäftigungsfelder für einen Redner: „Da wirst du gewiss zu den üblichen Lobpreisungen kommen: ‚Glücklich sind die Eltern wegen ihrem Sproß, glücklich ist auch die Stadt wegen dir; du wirst die Eltern durch die Erfolge erfreuen, wirst aber der Stadt vorstehen in den Gerichtshöfen, in den rhetorischen Wettkämpfen, bei Gesandtschaften und den literarischen Rivalitäten.‘57 […was weiterhin lobend zu erwähnen sein wird...] Und dass er den Kaisern nützlich sein wird, sobald er wegen seiner Vortrefflichkeit erkannt worden ist. Auch dass er vielleicht einer Schule vorstehen wird, nicht aber ein Isokrates oder Isaios oder Lysias 58 sein wird.“59
Bei derartigen Wettstreiten waren erneut Ruhm, Ehre sowie die Anerkennung als hervorragender Redner durch die Umwelt das erklärte Ziel derartiger Reisen.60 Eine besondere Gelegenheit zum Erwerb eines breiter gefächerten 55 τὸ δὲ εἶναί τι χρηστὸν καὶ παρ᾽ ἐχθροῦ εὑρέσθαι ἐν πολλοῖς μὲν τῶν ἀνθρωπίνων διεφάνη, μάλιστα δὲ ἐπὶ τῶν ἀνδρῶν τούτων· διενεχθέντε γὰρ ὁ μὲν Ἀσπάσιος προσεποίησεν αὑτῷ τὸ σχεδιάζειν ξὺν εὐροίᾳ, ἐπειδὴ ὁ Φιλόστρατος καὶ τούτου τοῦ μέρους ἐλλογίμως εἶχεν, ὁ δ᾽ αὖ τὸν ἑαυτοῦ λόγον τέως ὑλομανοῦντα πρὸς τὴν ἀκρίβειαν τὴν ἐκείνου ἐκόλασεν (Philostr., VS 628 übers. Adolph H. Christian). 56 Mit diesen und weiteren Reisen habe ich meine in meiner Dissertationsschrift eingehend beschäftigt (i.E.). 57 HEATH 2004, 279f., deutet diese Rivalitäten zu Recht als agonale Wettkämpfe während diverser Festivitäten. 58 HEATH 2004, 280, deutet die Aufführung von Isokrates, Isaios und Lysias so, dass sich der Redner nicht von den städtischen Belangen frei machen solle. 59 ̓Ενταῦθα τοίνυν ἥξεις ἐπὶ τὰ ἐγκώμια ἐκ μεθόδου, ὡς εὐτυχεῖς μὲν οἱ γονεῖς τῆς βλάστης, εὐδαίμων δὲ καὶ ἡ πόλις ἐπὶ σοι· τοὺς μὲν γὰρ εὐφρανεῖς ταῖς ἀρεταῖς, τῆς δὲ προστήσῃ ἐν δικανικαῖς ἀγοραῖς, ἐν ῥητόρων ἀγῶσιν, ἐν πρεσβείαις και Λόγων φιλοτιμίαις. […] καὶ ὅτι βασιλεῦσι χρήσιμος ἔσται γνωσθεὶς διὰ τὴν ἀρετήν, καὶ ὅτι παιδευτηρίων προστήσεται ἴσως, οὐ μέντοι Ἰσοκράτης ἢ Ἰσαῖος ἢ Λυσίας ἢ τις τοιοῦτος ὅμοιος ἔσται (Men. Rhet., 2,397,15–21 sowie 26–29, übers. in Anlehnung an die englische Übertragung von RUSSELL/WILSON 1981). 60 Siehe Aristeid., or. 51,56 sowie Philostr.,VS 524; 530; 596.
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Renommées boten die allerorts stattfindenden Festivitäten und unter ihnen vor allem die panhellenischen Spiele. 61 Dort versammelten sich Zuschauer aus weiten Teilen der Mittelmeerwelt und bildeten somit ein illustres Publikum für eine entsprechende Selbstdarstellung als Redekünstler. 62 Dabei reichte es jedoch nicht aus, sich lediglich um die entsprechende Darstellung der eigenen Person durch entsprechende Darbietungen zu beschränken, um Erfolg zu haben.63 Wie bereits bei den innerstädtischen Auseinandersetzungen, hatte sich der Sophist bei derartigen Anlässen offenbar auch als erfolgreicher Lehrer zu erweisen. Daher begleiteten ihn die erfolgversprechenden Schüler zu den Festivitäten und erhielten dort häufig selbst die Gelegenheit, ihre rhetorischen Fertigkeiten der breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. 64 Zugleich scheint der Sophist bei derartigen Anlässen auch seine Wirkstätte vertreten zu haben, was zumindest einige durch die Poleis für ihren Starredner gesetzten Ehreninschriften vermuten lassen. 65 Demgemäß war auch die Konkurrenzsituation entsprechend hoch, um die Aufmerksamkeit des
61 Belege für die große Bedeutung der panhellenischen Spiele als Bühne für Sophisten und andere Gelehrte liefert etwa Luk., Herod. 1f. Siehe zudem Plat., Hipp. min. 368b–e; Dion von Prusa, or. 12,5; Philostr. VS 495f., 559 und 618. 62 Siehe hierzu allgemein: WEILER 2004, 173–197. Zur Anreise nach Olympia sowie zu den dortigen Gegebenheiten; siehe CROWTHER 2001, 37–52 sowie WEILER 1997, 191–213. Die „Internationalität“ und große Anzahl des Publikums ergibt sich unter anderem aus Gellius, 12,5,1 sowie Luk., Peregr. 1. 63 Siehe PUECH 2002, Nr. 55; Nr. 261. Siehe ebenfalls Philostr.,VS 557 sowie Luk. Pseudol. 7. Auch Claudius Aristokles erhielt in Olympia eine Statue und wurde als Rhetor sowie Konsular geehrt (IvO 462 sowie Philostr., VS 567f.). Siehe schließlich Philostr.,VS 607. 64 Dass es sich um die fortgeschrittenen Schüler handelte ergibt sich aus der Tatsache, dass diese Schüler selbst Reden hielten und damit ihre durch den Lehrer erworbenen Fertigkeiten unter Beweis stellten; siehe etwa Dion von Prusa., or. 8,9. Von einem Schülervortrag berichtet Philostratos bei der Darstellung des Hippodromos von Larissa ( VS 617). Als 22-jähriger wagte dessen Schüler Philostratos von Lemnos einen extemporierten Vortrag in Olympia im Jahre 213 n.Chr.; die Datierung folgt BOWIE 2001. Daraufhin drohte Hipprodomos von Larissa direkt mit seinem Schüler in Konkurrenz zu treten. Das griechische Publikum (τῆς Ἑλλάδος) verlangte nämlich, dass auch Hippodromos auftrete. Er verschob seinen Vortrag auf den Tag des Festes, um einem direkten Vergleich mit seinem Schüler zu entgehen. Die Anwesenheit von Schülern belegen auch einige Inschriften aus Delphi, welche von den Schülern für ihre Lehrer gesetzt sind: PUECH 2002, Nr. 3 (Titus Flavius Alexandros aus Hypata wird von seinen Söhnen als Vater und Lehrer geehrt); Nr. 26; Nr. 204. Siehe zudem Philostr., VS 617. 65 Siehe PUECH 2002, Nr. 200 / IvO 476: Der Sophist Philostratos von Lemnos wird von Athen, wo er ebenfalls das Bürgerrecht besaß, aufgrund eines Beschlusses des Olympischen Rates geehrt. Siehe auch PUECH 2002, Nr. 244 / FD III 4,265: Der Sophist Soteros wird von seiner Heimatstadt und wahrscheinlich auch der damaligen Wirkstätte Ephesos geehrt.
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Publikums zu erlangen. 66 Zusätzlich boten die panhellenischen Spiele den älteren Sophisten die Möglichkeit, zu diesem besonderen Anlass noch einmal aktiv aufzutreten und somit nicht in Vergessenheit zu geraten. 67 Eine gänzlich andere Situation als bei den panhellenischen Spielen lag bei dem Besuch anderer Poleis vor. Besuchte ein Sophist etwa die Wirkstätte eines Kollegen, so gab es durchaus die Möglichkeit Freundschaften zu schließen. Tatsächlich belegt Philostratos eine gegenseitige Würdigung sowie ein Freundschaftsverhältnis unter Sophisten lediglich für den Fall, dass beide in unterschiedlichen Poleis fest etabliert waren und sich die jeweilige Stellung somit auch nicht streitig machten.68 Die unterschiedlichen Handlungsmöglichkeiten eines reisenden Sophisten gegenüber der ortansässigen Koryphäe beschreibt der Sophistenbiograph anhand des Athenbesuchs des Philagros von Kilikien als Musterbeispiel für falsches Verhalten sowie desjenigen von Alexandros Peloplato als positives Gegenbild.69 Kam es zu einem Einvernehmen mit dem heimischen Sophisten und wurde dessen Stellung nicht bedroht, sondern vielmehr gewürdigt, so diente dieser gegenüber dem bislang nicht vertrautem Publikum, welches die Qualität des sophistischen Gastvortrages beurteilte, als Mittler und Stütze. Andernfalls konnte der rhetorische Gegenspieler die wohlwollende Aufnahme des reisenden Sophisten durch das Publikum enorm erschweren. Auf Reisen war also ein Konkurrenzverhältnis nicht zwingend erforderlich sowie nicht unbedingt zweckdienlich. Verhielt er sich auch ansonsten richtig, stellte sich ein Sophist in der fremden Polis durch die Vermeidung unnötiger Konflikte in einem positiven Licht dar. 70 Eine besondere Ehre, ein einzigartiger Höhepunkt in einer sophistischen Karriere und zugleich eine enorme Drucksituation bildete hingegen die offizielle Vertretung der Interessen einer Polis auf der provinziellen und überregionalen Ebene.71 Zwar waren zumindest die Inhaber des Lehrstuhls 66 Dion von Prusa, or. 8,9. Diese Schilderung spielt zwar offiziell zur Zeit des berühmten Kynikers Diogenes, wird sich jedoch sicherlich an den Ereignissen der eigenen Zeit orientieren und diese widerspiegeln. Siehe zudem Dion von Prusa, or. 12,5. 67 Dies verdeutlicht wiederum Hippodromos von Larissa, der es auch nach dem Verlassen des Lehrstuhles in Athen nicht versäumte, von Larissa aus zu den Festspielen der Griechen (τὰς τῶν Ἑλλήνων πανηγύρεις) zu reisen (Philostr., VS 618). Es werden zwei Motive genannt: 1. „um zu deklamieren“ (ἐπιδείξεων ἕνεκα), also um aktiv als Sophist aufzutreten. 2. „damit er nicht vergessen werde“ (τοῦ μὴ ἀγνοεῖσθαι). 68 Siehe Philostr., VS 528f.; 537–39; 567f.; 571f.; 598; 618f. 69 Siehe Philostr., VS 578–580; 571f. 70 Den untadeligen Charakter in der Fremde lobt Philostratos etwa im Falle des Dionysios von Milet (VS 524). In eine ähnliche Richtung kann eventuell auch Philostr., VS 596 gedeutet werden. Demgegenüber Philostr., VS 578. 71 Siehe hierzu bereits MILLAR 1977, 375–85. Die Bedeutung der Gesandtschaften zur Wahrung einer gewissen Autonomie frei von römischer Einmischung veranschaulicht ZIETHEN 1994, 76–80 am Beispiel der Polis Byzantion.
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einer Polis von derartigen Liturgien befreit. 72 Zudem sollte die Rolle, welche die Sophisten im Gesandtschaftswesen spielten, nicht überbewertet werden. 73 Dennoch traten neben den anderen Gelehrten auch Sophisten als Gesandte der Heimatpolis, ihrer jeweiligen Wirkstätte sowie auch der κοινά auf, um ihrer φιλοτιμία (Ehrgeiz) zu frönen und den mit diesem Amt verbundenen Ruhm zu erwerben.74 In einer derartigen Situation konnte es ebenfalls zu einem Wettkampf unter Sophisten kommen, sobald die Auseinandersetzungen zweier oder mehrerer Poleis vor dem Vertreter der römischen Ordnungsmacht zu verhandeln waren und die Sophisten als deren Vertreter fungierten. Derartige Anlässe boten etwa die Rangstreitigkeiten unter Poleis innerhalb einer Provinz. Ein besonders energischer Kampf um die Vormachtstellung ist für die Städte Ephesos, Smyrna und Pergamon in der Provinz Asia zu ermitteln. 75 In einem solchen Streitfall trafen auch die beiden Konkurrenten Polemo von Laodikeia
72 Siehe hierzu Dig. 27,1,6,8 für die durch Hadrian getroffenen Maßnahmen sowie für die Weiterführung der Privilegien durch Antoninus Pius ebenfalls 27,1,6,2 und 10. 73 Insbesondere BOWIE 1982, 29–59, hier 32–38 wendet sich zu Recht gegen eine Überbewertung der Sophisten gegenüber den anderen Mitgliedern der gebildeten griechischen Oberschicht bei den Gesandtschaften und betont ebenfalls die Bedeutung der persönlichen Bekanntschaft mit dem Kaiser. Insgesamt führt Philostratos nur bei sechs seiner 43 aufgeführten Sophisten eine Gesandtschaftstätigkeit an den Kaiser an, wobei durch ein epigraphisches Zeugnis ein weiterer dieser Sophisten als Gesandter nachgewiesen werden kann; vgl. BOWIE 1982, 29–59, hier 37 mit Anm. 30 und 55f. Appendix II. Jedoch beschränkt sich Bowie in seiner Statistik allein auf die Gesandtschaftsreisen an den Kaiser, wodurch die Beurteilung der sonstigen Gesandtschaftstätigkeiten von Sophisten nicht möglich ist; vgl. SCHMITZ 1997, 21 Anm. 40. Dennoch sollte bei aller notwendigen Relativierung nicht vergessen werden, dass einige Sophisten als Teilnehmer diverser Gesandtschaften ihre rhetorischen Fähigkeiten gewinnbringend zum Einsatz brachten; vgl. SCHMITZ 1997, 21f. und WHITHMARSH 2005, 59f. 74 An einer wichtigen Gesandtschaft nahm auch Skopelianos von Klazomenai teil (Philostr., VS 520). Ebenso reisten Polemon von Laodikeia (Philostr., VS 521 und 531) und Apollonios von Athen (Philostr., VS 601) in äußerst wichtiger Mission zum Kaiser. Dion von Prusa gelang es, als Gesandter seiner Heimatstadt für Prusa finanzielle Zuwendungen und mehrere Privilegien sowie das Recht, hundert Bouleuten zu erwählen, zu erwirken (Dion von Prusa, or. 44,11; 45,3 u. 7). Von Markos von Byzantion ist nur bekannt, dass er auf einer Gesandtschaft die Interessen seine Heimatstadt vor Kaiser Hadrian vertrat und von diesem bewundert wurde (Philostr., VS 529f.). Der Hintergrund dieser Mission bleibt ungewiss. Auch Nikagoras I. aus Athen reiste wahrscheinlich als Gesandter mit unbekanntem Auftrag zu Kaiser Phillipos Arabs (Suda N 373). Herodes Atticus reiste im Jahre 118 n.Chr. als ca. 15-Jähriger für die Athener zum Kaiser Hadrian nach Pannonien zur Übermittlung einer Glückwunschadresse zur Thronbesteigung an den Kaiser. Der Vortrag vor dem Kaiser war hingegen nicht von Erfolg gekrönt, da Herodes die Rede abbrechen musste (Philostr., VS 565); siehe zur Datierung AMELING 1983, 43 mit Anm. 56. 75 Die Rangstreitigkeiten der Poleis in der Provinz Asia sowie deren Behandlung durch Dion von Prusa (or. 38) und Aelius Aristides (or. 23) wurden von MERKELBACH 1978 untersucht.
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für Smyrna sowie Favorinus von Arelate für Ephesos aufeinander, wie Philostratos zu berichten weiß:76 „Die Feindschaft zwischen Polemo und Favorinus fing in Ionien an, da die Ephesier ihm Beifall schenkten, während man in Smyrna den Polemo bewunderte, und wuchs in Rom, wo Konsuln und Söhne von Konsuln teils diesen, teils jenen lobten und Eifersucht bei ihnen erregten, welche auch bei weisen Männern heftigen Neid entzündet. Nachsicht also verdienen sie zwar wegen ihrer Eifersucht, denn nach menschlichem Urteile altert die Ehrliebe nie; Tadel aber wegen ihrer Reden, die sie gegen einander schrieben; denn bei geäußerten Schmähungen, auch wenn sie wahr sind, bleibt selbst der nicht von Schande frei, welcher sie ausstößt.“77
Wie diese Passage verdeutlicht, konnte ein Konkurrenzverhältnis unter Kollegen unter Umständen auch zu einer offenen Feindschaft werden und damit zumindest von der Nachwelt Kritik erfahren. Dabei liefert der Sophistenbiograph eine Erklärung, wenn auch keine Rechtfertigung, der Handlungen der beiden Akteure: Es sind die Begleitumstände, welche die beiden Kontrahenten zusätzlich anstachelten. Insbesondere das Publikum und die vom Auditorium an die Sophisten gesetzten Erwartungen tragen nach Philostratos eine Mitschuld. Zunächst hatten die Einwohner der beiden miteinander opponierenden Städte Ephesos und Smyrna seiner Meinung nach die direkte Feindschaft der beiden Redner zusätzlich gefördert. Gesteigert wurde die Konkurrenz durch das weit illustrere römische Publikum, 78 vor welchem sich beide in einem günstigen Licht präsentieren wollten. Dabei machen die Anmerkungen von Philostratos deutlich, dass die geäußerte Kritik sich nicht auf den Wettkampf an sich bezieht; es sind vielmehr die Schmähungen gegenüber dem rhetorischen Widersacher, die weder zu dessen Besserung beitragen noch dem Urheber zum Ruhme gereichen. Nicht das Buhlen um die Gunst des Publikums an sich, sondern die Wahl der Mittel sind kritikwürdig.
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Einige weiterführende Anmerkungen zur Rivalität von Favorinus und Polemo sowie eine detaillierte Analyse der Selbststilisierung der beiden Kontrahenten liefert GLEASON 1995. 77 ̔Η δὲ γενομένη πρὸς τὸν Πολέμωνα τῷ Φαβωρίνῳ διαφορὰ ἤρξατο μὲν ἐν Ἰωνίᾳ προσθεμένων αὐτῷ τῶν Ἐφεσίων, ἐπεὶ τὸν Πολέμωνα ἡ Σμύρνα ἐθαύμαζεν, ἐπέδωκε δὲ ἐν τῇ Ῥώμῃ, ὕπατοι γὰρ καὶ παῖδες ὑπάτων οἱ μὲν τὸν ἐπαινοῦντες, οἱ δὲ τόν, ἦρξαν αὐτοῖς φιλοτιμίας, ἣ πολὺν ἐκκαίει φθόνον καὶ σοφοῖς ἀνδράσιν. συγγνωστοὶ μὲν οὖν τῆς φιλοτιμίας, τῆς ἀνθρωπείας φύσεως τὸ φιλότιμον ἀγήρων ἡγουμένης, μεμπτέοι δὲ τῶν λόγων, οὓς ἐπ᾽ ἀλλήλους ξυνέθεσαν, ἀσελγὴς γὰρ λοιδορία, κἂν ἀληθὴς τύχῃ, οὐκ ἀφίησιν αἰσχύνης οὐδὲ τὸν ὑπὲρ τοιούτων εἰπόντα. (Philostr., VS 490f., übers. nach CHRISTIAN 1828– 1855). 78 Hierbei ist zu berücksichtigen, dass es sich bei den vom Sophistenbiographen aufgeführten Schiedsrichtern des Wettkampfes um die römische Oberschicht handelte, aus deren Mitte sich die römischen Verwaltungsbeamten in den Provinzen rekrutierten und deren Gunst somit als besonders hoher Wert gelten konnte.
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Das ausschlaggebende Resultat dieses sich in Rom verschärfenden Wettstreites vor dem Kaiser Hadrian bleibt Philostratos dem Leser seiner Biographien nicht schuldig. Dank seiner überragenden rhetorischen Fertigkeiten soll es Polemo gelungen sein, das besondere Wohlwollen des Kaisers von Ephesos auf Smyrna umzulenken.79 Entsprechend galt Polemo auch noch in späteren Jahren als Garant für den Erfolg kaiserlicher Gesandtschaften der Polis Smyrna und stand in seiner Wirkstättte in entsprechend hohem Ansehen. 80 Jeder Sophist, der in engerem Kontakt zum Kaiserhaus stand und von diesem Ehrungen erfahren hatte, konnte sich dieses Umstandes besonders rühmen. 81 Ein besonderes Risiko bedeutete es allerdings, wenn man vor dem einflussreichsten Mann des Imperium Romanum, dem Kaiser selbst, als Sophist scheiterte.82 So verlor Philiskos von Thessalien alle seine Immunitäten aufgrund eines ungünstigen Auftritts vor dem Kaiser Caracalla (Philostr., VS 623). Auch im Falle des eben erwähnten Favorinus von Arelate hatte die Niederlage einen enormen Imageverlust zur Folge. Dieser war so stark, dass Cassius Dio Hadrian nachsagte, dass er durch die Bevorzugung der jeweiligen Gegner die Karriere des Favorinus von Arelate sowie auch eines weiteren Sophisten, Dionysios von Arelate, zu zerstören beabsichtigt habe (Dio, 69,3,4– 6).83 Wie auch beim Bergsteigen galt ebenso für die Karriere eines Sophisten, dass je höher man aufstieg, die Luft umso dünner wurde und der drohende Fall umso tiefer.
4. Fazit Wie zu erwarten erwies sich der Wettkampf im Alltag eines Sophisten als allgegenwärtig. Die Konkurrenz mit anderen ließ sich in allen Lebensphasen und bei allen Tätigkeitsfeldern eines Sophisten nachweisen. Zentrales 79
Philostr., VS 531; Zu den wechselseitigen Beziehungen Hadrians zu Favorinus von Arelate und Polemo aus Laodikeia siehe etwa FEIN 1994, 236–245. Polemo war auch noch in der Regierungszeit des Kaisers Antoninus Pius als Gesandter tätig, wobei der Caesar Marcus Aurelius seine rhetorischen Fertigkeiten nicht mehr als ganz so großartig einschätzte (Fronto, epist. ad. M. Caes. 2,5). 80 So soll er ihnen noch posthum bei einem Anliegen an den Kaiser geholfen haben (Philostr., VS 540). 81 Zum besonderen Beziehungsverhältnis der Sophisten zum Kaiser siehe etwa FLINTERMAN 2004. 82 Zu den Auftritten von Sophisten vor dem Kaiser siehe ebenfalls ANDERSON 1993, 31– 34. 83 Auf der anderen Seite rühmte sich Favorinus wiederum des Umstandes, den Kaiser herausgefordert und es überlebt zu haben (Philostr., VS 490).
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Bestreben des Sophisten blieb die Gunst des Publikums, worum es beständig zu kämpfen galt. Die Qualitätsmerkmale des Sophisten im Wettkampf blieben dabei vornehmlich die direkte Darbietung sowie schließlich die Schülerschaft und ein untadeliger Charakter. Die Ruhe des Gipfels konnte der ehrgeizige und aktive Sophist niemals genießen und strebte diese Muße auch nicht an. Die Pflege freundschaftlicher Beziehungen zu anderen Sophisten hingegen erwies sich nur selten als praktikabel bei dem steten Streben nach Ruhm, Ehre und dem Fortleben des eigenen Andenkens in der Nachwelt. Vielmehr wurde der Wettkampf mit den Kollegen bei den Zeitgenossen durchweg positiv wahrgenommen. So galten das direkte Duell und der Vergleich mit dem Kontrahenten als Grundvoraussetzung für die fortschreitende Verbesserung der eigenen Fertigkeiten als Redner. Das Gegenüber sollte im Idealfall sowohl den Unterlegenen als auch den Sieger zu einer steten Selbstreflexion anregen und seinen Ehrgeiz weiter entfachen helfen. Zu trennen blieb hingegen diese produktive Konkurrenz von einer offenen Feindschaft.
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Σοφιστής in der Kaiserzeit Gescholtener Lehrer oder gefeierter Redner? Beatrice Wyss Im Folgenden gehe ich der Frage nach, wie das positive Bild des Sophisten in der historischen und kulturwissenschaftlichen Forschung zu verstehen ist in Anbetracht der Tatsache, dass das Lexem σοφιστής in Texten aus dem 1.–2. Jh. n.Chr. oft negativ konnotiert ist. Der Aufsatz ist Teil einer gross angelegten Untersuchung zum schlechten Ruf des σοφιστής vom 5. Jh. v.Chr. bis zum 2. Jh. n.Chr. Um die Argumentation besser zu verstehen, muss ich kurz weiter ausholen und einige bekannte Tatsachen ins Gedächntis rufen: Mit dem Lexem σοφιστής bezeichnete man ursprünglich den Fachmann oder Gelehrten, die Konnotation war neutral, 1 später den Lehrer.2 In dieser eingeschränkten Bedeutung „Lehrer“ erfuhr das Lexem eine Veränderung in der Konnotation: es konnte von nun an in der Bedeutung „schlechter Lehrer“ verwendet werden, ich spreche hier der Deutlichkeit halber von „Schimpfwortgebrauch“.3 Die Verwendung des Lexems in der Literatur ist aber komplex: so verdrängte die eingeschränkte Bedeutung „Lehrer“ die ursprüngliche „Fachmann“ oder „Gelehrter“ keineswegs. In Hellenistischer Zeit zeigen Inschriften und Texte, dass die Verwendung des Lexems in der ursprünglichen offenen, neutralen Bedeutung „Gelehrter“ überwiegt. 4 Auch ist das Lexem in der eingeschränkten Bedeutung „Lehrer“ nicht immer negativ konnotiert, wenngleich ab spätrepublikanischer Zeit in der Literatur eine negative Konnotation vorherrscht. 5 Σοφιστής bedeutet in Texten der Kaiserzeit abhängig vom Kontext „Fachmann“, „Gelehrter“, „Lehrer“, „schlechter Lehrer“ oder „Sophist!“ (als Schimpfwort). Das heisst 1 Belege (Auswahl): Pind., I. 5,28 (der Scholiast merkt an, dass unter den σοφισταί Dichter zu verstehen seien, Sch. vet., 36a); Her., 1,29,1; 2,49; Aisch., Frg. 314 Radt (TGrF 3,400); Wortgeschichte z. B. KERFERD 1981, 24–41. 2 Z. B. Dissoi logoi Kap. 6 (dazu BECKER/SCHOLZ 2004), Plat., Prt. 317b (dazu MANUWALD 1999, 70). 3 Z. B. Eur., Hipp. 916–924 (aufgeführt 428 v.Chr.); Aristoph., Nub. 331–334 (aufgeführt 423 v.Chr.); Alkid., De soph. 1; Iso., or. 10,8; 15,155; Lys., or. 33,3; Xen., Cyneg. 13 passim. 4 Z. B. Meleagros aus Gadara (Lebenszeit um 100 v.Chr.), AP 7,421; Leonidas aus Tarent (Ende 4. Jh. bis Mitte 3. Jh. v.Chr.) AP 7,661; drei Inschriften aus hellenistischer Zeit (PUECH 2002, 12). 5 Z. B. Philodemos aus Gadara (etwa 110–40 v.Chr.), De rhet. 2 / PHerc. 1674 XI 28 (bereits BRUNT 1994, 30). Zu Philodemos s. GIGANTE 1987; CHANDLER 2006.
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für uns Lesende, dass wir jedesmal, wenn wir in den Texten dem Lexem σοφιστής begegnen, sorgfältig prüfen, in welcher Bedeutung und Konnotation der Autor es hier verstanden wissen will, Automatismen im Sinne vorgeprägter Meinungen führen zu Missverständnissen. Als Faustregel mag gelten, dass die Bedeutungen „Fachmann“ und „Gelehrter“ in der Literatur der Kaiserzeit seltener sind als die Bedeutung „Lehrer“ bzw. „Sophist!“, seltener bedeutet indes nicht nie. Um das Bild des σοφιστής vollends zu einem schillernden Hologramm werden zu lassen, kennen Inschriften aus der Kaiserzeit zahlreiche sozial hoch gestellte und hoch geehrte σοφισταί. Dies mag an der Gattung „Inschrift“ liegen, deren Aussagen stets ehrenvoll sind; sie zeigen aber auch, dass es hoch angesehene σοφισταί tatsächlich gab. All dies wirkt sich auf die Forschung ungünstig aus: je nach Blickwinkel, je nachdem, ob jemandes Verständnis von σοφιστής von den antiken Texten, den Inschriften oder der modernen Sekundärliteratur geprägt ist, unterscheidet es sich grundlegend: entweder versteht man unter einem σοφιστής einen Lehrer (unter Umständen von zweifelhaftem Ruf), ein respektables Mitglied einer Polis oder den Inbegriff des Griechentums in der Kaiserzeit. In Anbetracht dieser komplexen Sachlage möchte ich davon absehen, die „wirkliche Bedeutung“ des Lexems σοφιστής zu definieren und ich sehe auch davon ab, den Wert der Inschriften, Papyri, Münzen oder Literatur höher zu gewichten. Der Wortgebrauch zeigt vielmehr, dass wir es mit einem polyvalenten Lexem zu tun haben, dessen Bedeutung je nach Medium (Inschrift, Münze, Text), Autor und Zeit innerhalb eines bestimmten Spektrums variiert. Das Spektrum umfasst Fachwissen, Spezialwissen, allgemeines Wissen, vorgebliches Wissen, erlogenes „Wissen“ (Pseudopaideia), als dessen Vermittler und Fachmann der σοφιστής gilt. Aus dieser gleichsam strukturellen Mehrdeutigkeit lassen sich alle Bedeutungsvarianten des Lexems erklären. Mit diesen Vorbemerkungen komme ich zum Bild des Sophisten in der Forschung seit 1969.
1. Skizze der Sophisten als Thema der historisch-kulturwissenschaftlichen Forschung Die Forschung zur zweiten Sophistik hat vom Sophisten ein glänzendes Bild gezeichnet. Stellvertretend für diese Sicht zitiere ich Glen Bowersock, der das Bild des Sophisten in der Kaiserzeit geprägt hat: „In the second century of the present era, literary men helped to determine the destiny of the Roman empire and never enjoyed more public renown. […] [their] works were rhetorical showpieces, whose authors, highly trained in oral presentation, were showmen. Yet this fact does not preclude composition for important persons and occasions. The authors were themselves important men. These were the sophists. […] They are crucial for the history of
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the second century A.D., which would look far different without them. Their enormous popularity and influence is characteristic of that exquisitely refined epoch; and their extensive travels, with numerous friends in diverse cities, illustrate a coherence of the Roman empire that had been long in the making and was not to exist again.“6
Zwar schätzt Bowersock den literarischen Wert der Schriften der Sophisten gering ein, doch hebt er ihre soziale und politische Bedeutung hervor: Sophisten waren politisch einflussreiche Showredner, Diplomaten und Politiker, Mitglieder der städtischen Elite mit guten Verbindungen zum Kaiserhof. Sie gehörten Senatsfamilien an, sozial höher stehen nur noch die Familienmitglieder des Kaisers. Diese Gleichsetzung von „Mitglied der Oberschicht“ und „Sophist“ hat in der Folge Bowersocks Schule gemacht: Wer sich mit dem Phänomen der zweiten Sophistik und ihren Vertretern beschäftigte, verstand unter einem Sophisten einen „griechischen Mann aus der Oberschicht“.7 Swain gab mit seiner einflussreichen Studie „Hellenism and Empire“ der kulturwissenschaftlich orientierten Forschung eine entscheidende Wende, indem er zum einen die Periode der zweiten Sophistik von Philostrats Zeitraster löste und sie ausdehnte auf die Zeit 50–2508 und zum anderen, losgelöst von lexikalisch-semantischen Überlegungen, „Sophist“ als Bezeichnung des männlichen Mitgliedes der griechisch-sprachigen Polis-Elite festlegte. Bernadette Puech hat in ihrer sorgfältigen Studie „Orateurs et sophistes grecs dans les inscriptions d’époque impériale“ die epigraphischen Zeugnisse zugänglich gemacht und zeigt eindrücklich, dass an der faktischen Existenz berühmter, geehrter σοφισταί nicht zu zweifeln ist. Zwar gab es früh kritische Stimmen, die gegen dieses glänzende Bild des Sophisten Einspruch erhoben. Stanton wies bereits 1973 nach, dass Gebildete wie Dion von Prusa oder Plutarch als Selbstbezeichnung nicht σοφιστής sondern Philosoph wählten.9 P. A. Brunt zeigte in einer Interpretation und Kontextualisierung von Philostrats Vitae sophistarum, dass das Bild, das Philostrat von den Sophisten zeichnet, nicht nur glänzend ist,10 und er erwähnte zahlreiche kritische Stimmen aus der Literatur des 1.–2. Jh. n.Chr. zum σοφιστής.11 Aus dieser sorgfältigen, umfassenden und brillianten Analyse der literarischen Quellen zog er indes den falschen Schluss, dass es das soziale Phänomen der zweiten Sophistik nicht gegeben habe, dass es sich eben um eine Blase, eine „bubble“ handle.12 Ewen Bowie hinterfragt die Gleichsetzung von sozialer Wichtigkeit der Sophisten und ihrer Bildung, gestützt auf eine Analyse von Philostrats Vitae 6
BOWERSOCK 1969, 1. SCHMITZ 1997, 17; SWAIN 1996, 1 (im Text zitiert); WHITMARSH 2001, 29; PUECH 2002, 16. Vgl. auch BORG 2004. 8 SWAIN 1996, 2–5. 9 STANTON 1973 („Sophists and Philosophers: Problems of Classification“). 10 BRUNT 1994, 26–27. 11 BRUNT 1994, 32–33, 38. 12 BRUNT 1994, 37. 7
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sophistarum, und kommt zum Schluss, dass der Einfluss der Sophisten in der Literatur wohl grösser war als in der Geschichte des Imperiums. 13 Trotz dieser kritischen Stimmen hat sich seit Bowersock, Swain und Schmitz die Gleichsetzung von „Sophist“ mit „Oberschichtsmitglied“ und „Showredner“ – dieser Aspekt ist mit der Zugehörigkeit zur Elite untrennbar verknüpft – in der Forschung durchgesetzt. Wenn man Studierende der Altertumswissenschaften heute fragt, was ein Sophist, also ein Mitglied der Zweiten Sophistik ist, nennen sie diese Punkte: Showredner, Mitglied der Polis-Elite, sozial hoch angesehen, berühmt und erfolgreich. Anders klingt es im Werk des platonisch geprägten Christen Klemens aus Alexandreia (um 150 – vor 215/221) in Strom. 1,3,22,4–5: „Die elenden Sophisten quasseln in ihrer eigenen Spitzfindigkeit, mühen sich ihr ganzes Leben ab mit der Unterscheidung von Wörtern und wie man die Formulierungen verbindet und verknüpft, und erweisen sich als geschwätziger als die Turteltauben. 14 Sie kratzen und kitzeln in einer, wie mir scheint, unmännlichen Weise, die Ohren derjenigen, 15 die nach dem Kitzel gieren, einfach ein Strom von Worten, an Gedanken ein Tropf. Und wie natürlich bei alten Schuhen alles die Form verliert und auseinanderfällt, und nur die Zunge noch übrig bleibt.“16
Klemens schildert die σοφισταί als wortmächtige Redner, deren Reden es freilich an Inhalt mangelt. Die Kritik formuliert er prägnant: ein Strom von Worten, an Gedanken ein Tropf. Man mag einwenden, dass Klemens diesen sozial hoch angesehenen paganen Showrednern gleichsam von Haus aus kritisch gegenüber steht, als Christ und Prediger. Dieses Argument trifft nicht, denn zum einen ist nicht sicher, dass Klemens und Bowersock (ihn nenne ich stellvertretend für die ganze Forschung) mit dem Lexem σοφιστής bzw. „sophist“ tatsächlich die gleiche Gruppe Menschen bezeichnen, zum anderen
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BOWIE 1982, 54. Τρυγόνων λαλίστεροι – „Geschwätziger als die Turteltauben“ ist ein Sprichwort (Men., Frg. 416 Kock; Ael., NA 12,10; Diog. Laert., 8,34; Zenob., 6,8 – Stellen bei Stählin). Es gibt keinen Kommentar zu Klemens’ Schriften, nützlich sind die Anmerkungen und Stellenverweise in der deutschen Übersetzung: STÄHLIN 1980. 15 Κνήθοντες τὰς ἀκοὰς – „die Ohren kitzeln“: 2 Tim. 4,3 (Stelle bei Stählin), eine Warnung vor falschen Lehrern, die den Ohren der Menge schmeicheln und sie der Wahrheit abspenstig machen. 16 Clem., Strom. 1,3,22,4–5: οἱ κακοδαίμονες σοφισταὶ τῇ σφῶν αὐτῶν στωμυλλόμενοι τερθρείᾳ, ἀμφὶ τὴν διάκρισιν τῶν ὀνομάτων καὶ τὴν ποιὰν τῶν λέξεων σύνθεσίν τε καὶ περιπλοκὴν τὸν πάντα 5 πονούμενοι βίον τρυγόνων ἀναφαίνον λαλίστεροι· κνήθοντες καὶ γαργαλίζοντες οὐκ ἀνδρικῶς, ἐμοὶ δοκεῖν, τὰς ἀκοὰς τῶν κνήσασθαι γλιχομένων, ποταμὸς ἀτεχνῶς ῥημάτων, νοῦ δὲ σταλαγμός. ἀμέλει καὶ καθάπερ τῶν παλαιῶν ὑποδημάτων τὰ μὲν ἄλλα αὐτοῖς ἀσθενεῖ καὶ διαρρεῖ, μόνη δὲ ἡ γλῶσσα ὑπολείπεται. – Wo nicht anders vermerkt, stammen die Übersetzungen von der Autorin. Das Bild von den Schuhen, die bis auf die Zunge abgewetzt sind, verwendet Klemens auch in Paed. 2,59,3. STÄHLIN 1980, ad loc. vermutet, dass der Vergleich aus einer verlorenen Komödie stammt. 14
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gibt es zahlreiche Beispiele in der Literatur der Kaiserzeit, welche das Lexem σοφιστής in negativer Konnotation verwenden.
2. Der schlechte Ruf der σοφισταί in Texten des 1.–2. Jh. n.Chr. Dieser Sachverhalt erhielt in der einschlägigen Literatur zur 2. Sophistik nur wenig Aufmerksamkeit, 17 deshalb soll hier mit einer Auswahl an Beispielen daran erinnert werden. Die Stellen sind alphabetisch nach dem Namen des Autoren geordnet, pro Autor gebe ich ein Beispiel, weitere finden sich in den Fussnoten, freilich ohne Vollständigkeit anzustreben. Zu unterscheiden ist zwischen explizit negativer Konnotation und implizit negativer Konnotation. Unter explizit negativer Konnotation verstehe ich eine Kombination des Lexems mit einem negativ wertenden Adjektiv (z. B. κακός) oder Verb (z. B. λοιδορεῖν), implizit negativ ist die Konnotation, wenn der Kontext zeigt, dass das Lexem σοφιστής ein Mitglied einer negativ gewerteten Gruppe bezeichnet. Der Redner Aelios Aristeides spricht von „verachtenswerten Sophisten“ (or. 33,29: οἱ κατάπτυστοι σοφισταί).18 In den Briefen des enigmatischen Pythagoreers Apollonios aus Tyana, deren Echtheit zwar umstritten ist, die aber, weil Philostrat sie kennt, aus dem 1. oder 2. Jh. n.Chr. stammen, zieht der Autor eine scharfe Grenze zwischen dem Philosophen und den Sophisten, Lehrern und anderen „elenden Menschen“ (ep. 1). Der Historiker Cassius Dio spricht von „kynischen Sophisten“, welche Titus und seine Geliebte Berenike schmähten (66,15,5). Der Buntschriftsteller Claudius Aelianus aus Praeneste erwähnt „verfluchte Sophisten“ (NA 17,12: κατάρατοι σοφισταί).19 Der stoisch 17
Thomas Schmitz behauptet in seiner ansonsten ausgezeichneten Studie Bildung und Macht: „Wenn einzelne Autoren des zweiten Jahrhunderts, vor allem in philosophischen Werken (so etwa Plutarch und Dion von Prusa) ‚Sophist‘ als negativ besetzten Terminus verwenden, so stellt dies einen gattungsbedingten, bewussten (und für ihre Zeit typischen) Rückgriff auf die Bedeutung des Wortes in der klassischen Zeit, insbesondere bei Platon, dar.“ (SCHMITZ 1997, 13 Anm. 11). Die Verwendung des Lexems als Schimpfwort ist nicht auf Philosophen beschränkt; Schmitz’ Fehleinschätzung rührt zum einen aus einer einseitigen Auswahl an Textzeugen (in der Folge von Stanton), zum anderen aus der richtigen Beobachtung, dass Inschriften σοφισταί positiv erwähnen. SWAIN 1996, 97 und 99 (mit Verweis auf Poll., Onom. 4,41–51; 4,47–51 ist ein locus classicus, bereits BRUNT 1994, 27 erwähnt ihn) und PUECH 2002, 12–13 erwähnen den Gebrauch des Lexems in negativer Konnotation. Einige der folgenden Stellen finden sich bei BRUNT 1994, 27 und passim, sowie STANTON 1973 passim. Mein Katalog beruht auf einer TLG-Volltextsuche „sophist*“. 18 Lebenszeit 26.11.117–179 oder 187. Zu Aristeides’ Gebrauch des Lexems s. BEHR, 1994, bes. 1163–1177 (Kap. IV: „The Distinction between Orator and Sophist in Aristides“, mit einer Sammlung negativ konnotierter Stellen 1172–1174). 19 Lebenszeit 160/170–222/238. Ebenfalls negativ: VH 2,13. Eine negative Wertung zeigen folgende Stellen (Ael., NA 13,27: σοφισταὶ κακῶν; 15,11). Hier ist σοφιστής ein
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geprägte Denker Dion von Prusa vergleicht die Sophisten wenig schmeichelhaft mit quakenden Fröschen im Teich (or. 8,36),20 der Stoiker Epiktet aus Hierapolis in Phrygien schreibt „gegen diejenigen, die leichtsinnig als Sophisten auftreten“ (Diss. 3,21: Πρὸς τοὺς εὐκόλως ἐπὶ τὸ σοφιστεύειν ἐρχομένους).21 Der jüdische Historiker Flavios Iosephos spricht von „untauglichen Sophisten“, welche die Juden als schlechtestes Volk verunglimpfen (C. Ap. 2,236).22 Der Buntschriftsteller Aulus Gellius versteht unter Sophisten gewiefte, schlaue Argumentierer, denen es an Ehrlichkeit und Anstand fehlt (6,3,34).23 In den Augen des Christen Hermias kämpfen Sophisten lieber als dass sie die Wahrheit finden (Irris. 2). Irenäus aus Lyon (130/140–202), auch er ein Christ, spricht von „Unsinn redenden Sophisten“ (Adv. haer. 1,11,5: ληρολόγοι σοφισταί). Für den Märtyrer Justin aus Flavia Neapolis (Nablus, gestorben 165) sind Sophisten Menschen, die „die Wahrheit weder denken noch nennen können“ (Dial. Tryph. 129,2).24 Der Christenkritiker und Platoniker Kelsos bezeichnet christliche gnostische Gruppen als „tanzende Sirenen und Sophistinnen“ (C.Cels. 5,64: Σειρῆνας δέ τινας ἐξορχουμένας καὶ σοφιστρίας). Der Satiriker Lukian aus Samosata (etwa 120–180) lässt Jupiter ausrufen: „du bist unverschämt und ein Synomym für φαρμακεύς (Giftmischer) oder γόης (Zauberer, Scharlatan). Er benutzt nicht nur das Lexem σοφισταί sondern einmal auch das Lexem σοφοί im Zusammenhang mit Giftherstellung (Ael., NA 15,11). Aelian verwendet den Wortstamm σοφ offensichtlich nicht in der Bedeutung „Weisheit“, sondern in der Bedeutung „besonderes Wissen“ und dieses Wissen kann positiv, neutral oder negativ gewertet werden. In der negativen Wertung gibt es einen Überhang in der Verwendung des Lexems σοφισταί gegenüber σοφοί. 20 Lebenszeit: um 40 bis nach 112. Implizit negativ sind die zahlreichen unfreundlichen Vergleiche, welche Dion für die Sophisten wählt: Prahler (ἀλαζών, or. 4,33; 55,7), Schmeichler (or. 32,11), Scharlatan (or. 32,11), Tiervergleiche: Sophisten sind wie Hunde (or. 4,33–35), Pfauen (or. 12,5), oder wie Eunuchen (or. 4,35–39). Weitere explizit oder implizit negative Stellen: or. 4,14; 4,28; 4,32; 4,78; 6,21; 8,9; 8,33; 10,32; 11,6; 32,11; 35,8; 47,16; 58,2; 77/78,27, wichtig für Dions Verständnis des σοφιστής ist or. 4,79–139, bes. 116– 138. 21 Lebenszeit: etwa 50–130. Diss. 2,20,23; 3,2,11: hier wird „einer der Sophisten“ Opfer von Diogenes’ rabulistischen Kunststücken. 22 Geboren etwa 37 in Jerusalem, gestorben um 100 in Rom. Zu Contra Apionem: SIEGERT 2008; BARCLAY 2007. Andernorts bezeichnet Iosephos jüdische Exegeten als σοφισταί (AJ 17,152; 17,155; BJ 1,648; 1,650; 1,655; 1,656; 2,10; 2,118; 2,433; 2,445), die in sachlichem oder genealogischem Zusammenhang zu den Urhebern der jüdischen Revolten standen. Dazu HENGEL 32011, bes. 230–245; MASON 2008, 71, 81 und 330. 23 Lebenszeit etwa 125/130 bis nach 170. Vgl. auch 17,5,3; 17,21,1. Zu Gellius’ Kritik an den Lehrern s. KEULEN 2009, 28–32. Er stellt Gellius’ Kritik an den Lehrern in Zusammenhang mit Platons Kritik an den Sophisten. Zu Aulus Gellius und seinem sozialen Umfeld s. HOLFORD-STREVENS 22007, 11–21. 24 Andernorts wehrt er sich gegen den Vorwurf, Jesus sei ein Sophist gewesen ( Apol. 1,14,5 – dazu WYSS 2014, 509) oder er betont den Gegensatz zwischen Sophist und Philosoph (Dial. Tryph. 3,3).
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Sophist“ (Jup. Conf. 19: θρασὺς γὰρ εἶ καὶ σοφιστής).25 Mark Aurel (26.4.121– 17.3.180) stellt den Sophisten in die wenig schmeichelhafte Gesellschaft des Tadlers, Furchtsamen und Misstrauischen (6,30,9: οὐκ ὀνειδιστής, οὐ ψοφοδεής, οὐχ ὑπόπτης, οὐ σοφιστής). Der Platoniker Maximos aus Tyros zählt den Sophisten zusammen mit falscher Musik (μουσικὴ νόθος), falscher Arznei (ἰατρικὴ νόθος) und Sykophanten auf (Diss. 14,8). Der Platoniker Numenios aus Apameia (2. Jh. n.Chr.) spricht von einem „gewaltigen Sophisten, einem Schlächter der Ungeübten“.26 Der Kyniker Oinomaos aus Gadara (um 100) vergleicht den Orakelgott Apollon mit einem Sophisten, der nichts weiss (Frg. 7 Hammerstaedt = Eus., PE 5,25,1).27 Der platonisch geprägte Jude Philon aus Alexandreia (etwa 20 v.Chr. bis 45 n.Chr.) vergleicht die Sophisten mit Schweinen, die sich im Schmutz suhlen (Agr. 144).28 Der Platoniker Plutarch aus Chaironeia (etwa 45–125) kleidet die Kritik am Sophisten in witzige Bemerkungen und bissige Anekdoten, wie folgende zwei Beispiele zeigen: In der hochkomplexen Schrift De animae procreatione in Timaeo (1016a) findet sich diese nonchalante Bemerkung: „nicht mal einem betrunkenen (oder verkaterten) Sophisten, geschweige denn Platon, könnte man eine solche Verwirrung und Inkonsistenz zutrauen.“29 Andernorts berichtet er, dass sich jemand über die Menge der Sophisten lustig machte mit der Behauptung, einst habe es mit Mühe 7 Weise (ἑπτὰ σοφιστάς) gegeben, heute finde man nicht leicht so viele Laien. 30 Zu Lukians Verwendung des Lexems: WYSS 2016. Frg. 25 Des Places = Eus., PE 14,6,1: „δεινὸς σοφιστής, τῶν ἀγυμνάστων σφαγεύς“. „Gewaltiger Sophist, Schlächter der Ungeübten“ ist ein Vers aus einer unbekannten Tragödie (TGrF 323). Zu Numenios’ Schrift Über den Aufstand der Akademiker gegen Platon, aus der das Zitat stammt, s. WYSS 2008, 95–159. 27 Negativ konnotiert sind auch Frg. 8,3 und 16,42. Oinomaos verfasste eine Kritik am Orakelwesen (γοήτων φώρα – „Entlarvung der Schwindler“). Erhalten ist das Werk in Auszügen, die Eusebios von Kaisareia (etwa 260–339) in seiner Praeparatio Evangelica zitiert, teils auch paraphrasiert. HAMMERSTAEDT 1988, bes. 38–40 und WYSS 2014, 520– 522 28 Weitere, negativ konnotierte Stellen: Aet. 132; Agr. 136, 143 und 159; Cher. 8; Congr. 67 und 129; Contempl. 4.31; Det. 38, 39 und 71; Ebr. 71; Fug. 209 und 211; Her. 246; Ios. 103 und 106; Leg. 3,232; Migr. 72, 76 und 171; Mut. 10, 208 und 257; Post. 86, 131 und 150; Somn. 1,102 und 1,220; Mos. 1,92 und 2,212. WINTER 22002 ist nicht zu empfehlen, weil er irrig davon ausgeht, dass Philon unter einem Sophisten einen Showredner versteht, wie sie die zweite Sophistik kennt. Zum Thema s. WYSS 2012. 29 Plu., An. procr., 1016a: οὐδὲ γὰρ σοφιστῇ κραιπαλῶντι, πόθεν γε δὴ Πλάτωνι, τοιαύτην ἄν τις ἀναθείη περὶ οὓς ἐσπουδάκει μάλιστα τῶν λόγων ταραχὴν καὶ ἀνωμαλίαν. 30 Plu., De frat. am. 478b–c: Ἀρίσταρχος μὲν οὖν ὁ Θεοδέκτου πατὴρ ἐπισκώπτων τὸ πλῆθος τῶν σοφιστῶν ἔλεγε πάλαι μὲν ἑπτὰ σοφιστὰς μόλις γενέσθαι, τότε δὲ μὴ ῥᾳδίως ἂν ἰδιώτας τοσούτους εὑρεθῆναι. Weitere negativ konnotierte Stellen: QC 710b–713f, dazu FUHRMANN/FRAZIER/SIRINELLI 1996, 11–13; De Pyth. orac. 408c; De tuenda sanitate praecepta 131a–b; De def. orac. 413a–b. Insgesamt erfährt der σοφιστής in Plutarchs Schriften eine milde Behandlung (bei über 100 Vorkommnisse des Lexems sind nur rund ein 25
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Iulius Pollux aus Naukratis (2. Jh. n.Chr.), den Flavios Philostratos zu den Sophisten zählt (VS 592), gibt einen ganzen Katalog Sophistentadel (Onom. 4,47–51). Der Christ Tatian aus Syrien behauptet, dass Sophisten sich mit Überflüssigem abgeben (or. 40,1). Dieser Überblick über die Verwendung des Lexems σοφιστής in der Literatur der Kaiserzeit zeigt, dass in der Literatur eine negative Verwendung ubiquitär ist: Platoniker, Stoiker, Pythagoreer, Kyniker, Juden und Christen sprechen schlecht vom σοφιστής.31 Wer nun denkt, dass sich hier die alte Aversion der Philosophen gegen die Sophisten zeigt, sollte bedenken, dass auch ausserhalb der philosophischen Literatur das Lexem σοφιστής negativ konnotiert ist: Historiker wie Cassius Dio oder Buntschriftsteller wie Aulus Gellius verwenden σοφιστής negativ. Die negative Konnotation liegt nicht an der literarischen Gattung oder am Fachwissen des Kritikers und was noch mehr zu denken gibt: auch Männer, die Flavios Philostratos einer Vita in seinen Vitae sophistarum würdigt, schreiben schlecht über σοφισταί. Dies gilt für Aelios Aristeides (VS 581–583.), Claudius Aelianus (VS 624–625) und Iulius Pollux (VS 592–593). Diese Belege bestätigen auf einer breiteren Textbasis die Beobachtung, die Gregory Stanton bereits 1973, gestützt auf die Werke Plutarchs, Dions von Prusa und Aelios Aristeides’ gemacht hat: „There is a tendency for Greek-speaking men of letters who produced works worthy of the Second Sophistic to want to be regarded as philosophers and not as sophists.“32 Der Katalog an negativen Stimmen zum σοφιστής könnte den Eindruck erwecken, dass das Lexem in der Literatur des 2. Jh. n.Chr. ausschliesslich negativ konnotiert war. Dies stimmt nicht ganz, es lässt sich auch eine neutrale Verwendung finden, und dies häufig in der Fachliteratur. Der Historiker Arrian erwähnt σοφισταί wertneutral (Anab. 4,9,7; 4,10,5), der Traumdeuter Artemidor aus Daldis ebenfalls, 33 auch Cassius Dio kann neutral von σοφισταί sprechen (60,28,5; 67,12,5; 69,3,4; 75,15,7), ebenso der Buntschriftsteller Claudius Aelianus oder Lukian,34 der Periheget Pausanias (6,24,5) oder der Lexikograph Valerios Harpokration (z. B. α119). halbes Duzend negativ konnotiert) – die Bezeichnung für die „Sieben Weisen“ lautet auch andernorts ἑπτὰ σοφισταί, z.B. Androt., FGrHist 324 F 69; Dem., or. 61,48: Iso., or. 15,235. 31 Auch der Epikureer Diogenes von Oinoanda scheint das Lexem negativ zu verwenden. Einmal spricht er von einem σοφιστής, unter dem wohl Zenon, der Gründer der Stoa, zu vermuten ist. Denn SMITH 1993, 483 identifiziert die σοφισταί (Frg. 33.I.14) mit den Stoikern (s. Frg. 33.II.2: Ζ]ή̣ν̣ω̣ν̣). Wenn der Epikureer mit σοφιστής einen Stoiker bezeichnet, ist die Bezeichnung implizit negativ konnotiert. 32 STANTON 1973, 364. 33 Artem., 1,24; 1,79 (letzter Satz); 2,12; 2,14; 2,45; 4,13. Dazu HARRIS-MCCOY 2012. 34 Ael., VH 1,25. Einmal sind unter den Sophisten Musiker zu verstehen (Ael., NA 11,1: τοῖς σοφισταῖς τῶν ἱερῶν μελῶν), zweimal Pferdekundige (Ael., NA 4,7: πωλοτροφικῆς ἄνθρωποι σοφισταί, bzw. 13,9: οἱ τὴν ἱππείαν σοφισταί). Hier handelt es sich wohl um eine
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Diese neutralen Stimmen vermögen das negative Gesamtbild nicht zu verändern sondern nur zu ergänzen: in der Literatur der Kaiserzeit hat der σοφιστής einen schlechten Ruf, und dies unabhängig von der Weltanschauung des Autors oder der literarischen Gattung des Textes. Es lässt sich auch keine klare Aufteilung der Bewertungen in „philosophische“ und „nichtphilosophische“ Texte erkennen: zwar findet sich die neutrale Verwendung des Lexems nur in Schriften von Fachschriftstellern, doch auch in Schriften von Fachschriftstellern findet sich die negative Verwendung des Lexems. Noch etwas hat der Überblick über die Verwendung des Lexems gezeigt: Es scheint auf Grund der schieren Anzahl und unterschiedlichen Intentionen der Personen, welche σοφισταί kritisieren, fraglich, ob sie alle unter σοφισταί dieselbe Gruppe verstehen. Diesen Punkt kann ich hier nicht weiter ausführen, sondern ich möchte an Hand von philosophischen Texten zwei Situationen vorstellen, die Aufschluss über den Anlass zur Kritik am σοφιστής geben. Zuvor ist noch zu klären, welche Personengruppe in der Folge unter σοφισταί zu verstehen ist. Die antiken literarischen Quellen unterscheiden zwischen σοφιστής und ῥήτωρ, wobei unter dem ῥήτωρ als Faustregel der Politiker und Anwalt zu verstehen ist, derjenige, der professionell vor Volksversammlungen und vor Gericht spricht.35 Der σοφιστής hingegen ist der Lehrer; Pollux schreibt im Onomastikon 4,41: Σοφιστής, διδάσκαλος, παιδευτής, ἐξηγητής, ὑφηγητής, ἡγεμών Sophist, Lehrer, Erzieher, Textdeuter, Lehrmeister, Meister.36 In der Forschungsliteratur versucht man die Bedeutung des Lexems noch präziser zu fassen. So vermutet Bernadette Puech, gestützt auf die Inschriften, dass unter einem σοφιστής ein Lehrstuhlinhaber zu verstehen sei;37 sowohl P. A. Brunt als auch Laurent Pernot interpretieren den σοφιστής als Lehrer in epideiktischer Rhetorik.38 Diese Deutungen haben etwas für sich, sie lassen stilistische Variatio, andernorts bezeichnet er diejenigen, die einer Sache kundig sind, als σοφοί, z. B. Ael., NA 1,2: οἱ σοφοὶ τῶν ἁλιέων; 10,32: οἱ σοφοὶ τὰ ὀρνίθων; 13,11: οἱ σοφοὶ τῶν θηρατῶν; 14,2: οἱ σοφοὶ τῶν ἁλιέων (vgl. auch 2,13; 6,53; 10,36; 12,16; 14,4 und Anm. 19), sowie Luk., Nav. 23; De luct. 20. 35 Poll., Onom. 4,16: ῥήτωρ ῥητορικός — ὁ αὐτὸς καὶ πολιτικός — σοφιστής σοφιστικός, BRUNT 1994, 31; PUECH 2002, 13 (zur Unterscheidung von Philosoph, Sophist und Redner 10–15). SCHMITZ 1997, 12–13 Anm. 1 hält die beiden Lexeme für Synonyme, er scheint aber Pollux nicht zu kennen. SIRAGO 1989, 37, behauptet, dass σοφιστής der Showredner und der ῤήτωρ der Lehrer sei. – Die Auswertung der Textzeugnisse hat ergeben, dass das Lexem σοφιστής oft in Zusammenhang mit μαθηταί oder διδάσκειν vorkommt, dass unter einem σοφιστής also der Lehrer zu verstehen ist (typisch ist z. B. Artemidors Sprachgebrauch, s. Anm. 33). 36 ANDERSON 1989, 87–88 und SWAIN 1996, 97–100 unterscheiden zwischen σοφιστής (Lehrer) und ῥήτωρ, gestützt auf Pollux; Whitmarsh arbeitet nicht lexikalisch. 37 PUECH 2002, 10–11. 38 PERNOT 2003, bes. 134: „le sophiste comme professeur de déclamation“, vgl. auch 139, 141. BRUNT 1994, 26–28, 30 und 32. Zur epideiktischen Rhetorik umfassend: PERNOT 1993.
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sich mit schriftlichen Quellen belegen, sie sind meiner Meinung nach indes zu präzise. Aus chronologischen Gründen ist es beispielsweise verfehlt, bereits in der Literatur des 1. Jh. n.Chr. Hinweise auf öffentlich besoldete Lehrer zu suchen. Es scheint besser, unter σοφισταί Lehrer zu verstehen, manchmal öffentlich besoldete, manchmal auf eigene Rechnung arbeitende, je nachdem Redelehrer oder Sprachlehrer; letztere bezeichnet man auch als γραμματικός. Das Berufsfeld des γραμματικός und des σοφιστής können indes überlappen: Es gehörte beispielsweise zum Metier des γραμματικός, des Sprachlehrers, die Homerischen Epen zu lesen und zu erklären (AP 11,279), Aelios Aristeides weist diese Aufgabe den σοφισταί zu (or. 33,29): dies ist ein Hinweis darauf, dass in der Realität die Zuständigkeiten von Sprach- und Redelehrer nicht immer so sauber getrennt waren, wie wir das, geprägt von unserem heutigen, staatlich reglementierten und durchstrukturierten Bildungswesen, zu unterscheiden gewohnt sind: grammatici vermittelten auch das Schreiben von Texten, σοφισταί erklärten Dichtung. Ein weiteres Gebiet, in dem sich die Zuständigkeiten von Redelehrer und Sprachlehrer überschneiden, waren die Redeübungen, die sogenannten Progymnasmata, welche entweder das Ende der Ausbildung beim Sprachlehrer oder den Beginn der Ausbildung beim Redelehrer markierten. In den Progymnasmata lernten die Schüler, erste kurze, einfache Texte nach vorgegebenem formalem Muster zu schreiben (Lob, Ekphrasis, Ethopoiie u. a. m.).39 Es ist daher möglich, die Kritik am grammaticus und die Kritik am σοφιστής zusammenzufassen als Kritik am Lehrer. Diese Bemerkungen gilt es im Kopf zu behalten, wenn wir uns in der Folge mit der Kritik am Lehrer beschäftigen.
3. Sozialer Hintergrund der Kritik am σοφιστής? Die Stoiker Seneca, Musonius Rufus und Dion von Prusa Um gleichsam einen Blick von innerhalb der gebildeten paganen Gesellschaft auf ein Phänomen innerhalb dieser Gesellschaft zu werfen, konzentriere ich mich in der Folge auf Texte von paganen Philosophen. In der vierten Rede, ein Dialog zwischen dem Kyniker Diogenes und Alexander dem Grossen, vergleicht Dion von Prusa σοφισταί einmal mit
39 CRIBIORE 2001, 185–219 (Sprachlehrer), 220–244 (Redelehrer), sie untersucht die Unterrichtsmethoden gestützt auf Papyri und literarische Zeugnisse. KASTER 21997, 15–70 (Kaster behandelt Fach, Fachvertreter und die komplexen psychologischen, sozialen und ökonomischen Verflechtungen zwischen Lehrern, Schülern, Eltern ausführlich und anschaulich). Zu den Progymnasmata: KENNEDY 1994, 202–208 (Überblick über den Inhalt der Progymnasmata) und PATILLON 2008 (Primärtexte und philologische Einführung).
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zügellosen Eunuchen. 40 Die Kühnheit dieses Vergleichs ist ihm sehr wohl bewusst, denn er lässt Alexander verwundert fragen, worin Diogenes wohl den Sophisten mit einem Eunuchen vergleiche. Die Antwort lautet (or. 4,36–37): „Weil, sagte er, die Zügellosesten unter den Eunuchen behaupten, Männer zu sein und Frauen zu lieben und mit ihnen zusammen schlafen und sie belästigen, aber nichts daraus wird, auch nicht, wenn sie Tag und Nacht mit ihnen zusammen sind. [37] Auch bei den Sophisten findest du nun viele, die ohne Wissen alt geworden sind, in Diskussionen viel schlimmer auf Irrfahrt, als es Homer von Odysseus auf dem Meer berichtet; und eher käme jemand wie jener zum Hades, als dass er ein guter Mann (ἀνὴρ ἀγαθός) würde bei dem, was er spricht und hört.“41
Leicht überliest sich der Schlusssatz: „Eher käme jemand in den Hades, als dass er ein ἀνὴρ ἀγαθός würde.“ Daraus lässt sich implizit der Anspruch der σοφισταί ablesen, die Schüler zu „guten Männern“ zu machen, wobei unter ἀνὴρ ἀγαθός der moralisch gute Mann, der ethisch richtig handelt, zu verstehen ist. Die Verbindung ἀνὴρ ἀγαθός kann auch den stoischen Weisen bezeichnen. Weist Dion hier auf ein ethisch-moralisches Problem hin, dass niemand ein guter, d. h. moralisch richtig handelnder Mann wird, der den Unterricht bei den σοφισταί besucht? Ich möchte in der Folge von Robert Kasters Beobachtungen zur sozialen Herkunft der grammatici42 und gestützt auf eine Stelle in Senecas Briefen eine weitere, mögliche Lesart zur Diskussion stellen: Das Konzept des vir bonus hat, ebenso wie das des ἀνὴρ ἀγαθός, neben der moralischen eine soziale Konnotation: es waren Angehörige der aristokratischen Oberschicht, die einflussreichen Familien in den Städten, welche seit jeher für sich in Anspruch nahmen, viri boni bzw. ἄνδρες ἀγαθοί zu sein.43 Dass im Verständnis antiker Autoren die moralische und sprachliche Qualität eines Menschen untrennbar verknüpft sind, oder besser gesagt: dass sich die moralische Qualität eines Menschen in der Art, wie er spricht, ablesen lässt, hat man in der Forschung längst gesehen (s. Anm. 43), weniger beachtet, wenngleich nicht ganz vergessen, hat man die soziale Konnotation: das Konzept des vir bonus bzw. 40 Dion von Prusa, or. 4,35: καὶ γνώσῃ ὅτι οὐδὲν διαφέρει σοφιστὴς ἄνθρωπος εὐνούχου ἀκολάστου – Diogenes spricht: Erkenne (angesprochen ist Alexander), dass ein sophistischer Mensch sich in nichts von einem zügellosen Eunuchen unterscheidet. 41 Dion von Prusa, or. 4,36–37: Ὅτι, εἶπε, τῶν εὐνούχων φασὶν οἱ ἀσελγέστατοι ἄνδρες εἶναι καὶ ἐρᾶν τῶν γυναικῶν, καὶ συγκαθεύδουσιν αὐταῖς καὶ ἐνοχλοῦσι, γίγνεται δ’ οὐδὲν πλέον, οὐδ’ἂν τάς τε νύκτας καὶ τὰς ἡμέρας συνῶσιν αὐταῖς. 37 καὶ παρὰ τοῖς σοφισταῖς οὖν πολλοὺς εὑρήσεις γηράσκοντας ἀμαθεῖς, πλανωμένους ἐν τοῖς λόγοις πολὺ κάκιον ἢ τὸν Ὀδυσσέα φησὶν Ὅμηρος ἐν τῇ θαλάττῃ, καὶ πρότερον εἰς ᾅδου ἂν ἀφίκοιτο, ὥσπερ ἐκεῖνος, ἢ γένοιτο ἀνὴρ ἀγαθός λέγων τε καὶ ἀκούων. 42 KASTER 21997, 50–60. 43 Dazu PETERSMANN 1997, zu den sozialen Aspekten insb. 321, Anm. 2. Ideal des guten Latein war die Redeweise der gehobenen Schichten Stadtroms: Es gibt eine Verknüpfung von Sprachqualität und sozialer Herkunft des Sprechenden. ROBLING 2000, bes. 69. SCHMITZ 1997, 44–50 („Bildung als Legitimation zur Herrschaft“).
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ἀνὴρ ἀγαθός dient unausgesprochen als Identitätsmarker der Oberschicht. Vor diesem Hintergrund erhält eine Bemerkung Senecas soziale Brisanz (ep. 87,17): „Wer kein vir bonus ist, kann nichtsdestoweniger Arzt sein, Steuermann oder Sprachlehrer, oder meinetwegen auch Koch.“44 Deutlich in Senecas Kritik an den Grammatici ist das soziale Gefälle, das den Kritiker und die Kritisierten trennt. Es ist in der Aufzählung der Berufe als Betätigungsfeld für humillimi (vgl. ep. 87,15) kein Zufall, dass neben dem Sprachlehrer auch der Arzt und der Koch erwähnt werden: der Arzt genoss einen zweifelhaften Ruf (wie zahlreiche Epigramme in der AP zeigen, z. B. AP 11,112–126 und 11,257), der Koch gehört zum traditionellen Komödienpersonal, er war nicht selten ein Sklave. Dass im Übrigen die Situation des Sprachlehrers nicht gerade rosig war, schreibt Lukillios, der Autor des folgenden Epigramms und ein Zeitgenosse Senecas, witziger Weise dem vermittelten Fachwissen zu (AP 11,279): „Kein Sprachlehrer kann je gesegnet sein, weil er stracks Wut, Zorn und Ärger hat.“45 Wenn Seneca und Dion wörtlich gesehen, zwei verschiedene Berufsgruppen kritisieren, Seneca den grammaticus, den Sprachlehrer, den Vermittler von Dichtung, und Dion den σοφιστής, den Redelehrer, den Verfasser von Reden, so ist dies ein Beleg für die Richtigkeit der Behauptung, dass die Kritik an grammaticus und σοφιστής zu verstehen ist als Kritik am Lehrer. Zudem gibt es einen schwachen Hinweis, dass Dion in or. 4,37 unter den σοφισταί Sprachlehrer versteht, die in den Reden schlimmer herumirren als es Homer von Odysseus berichtet: es ist der Hinweis auf die Odyssee; Dichterinterpretation gehörte zum Kernbereich des γραμματικός.46 Vir bonus ist das lateinische Äquivalent zu ἀνὴρ ἀγαθός, wie sich aus einer Stelle in Plutarchs Cato-Vita herauslesen lässt (Plu., V. Cat. 20,1). So lässt sich ep. 87,17 übersetzen: „wer kein Aristokrat ist, kann nichtsdestoweniger Arzt sein, Steuermann oder Lehrer oder meinetwegen auch Koch.“ Und Dion, or. 4,37: „[...] und eher käme jemand wie jener zum Hades, als dass er ein Aristokrat würde bei dem, was er spricht und hört.“ Man mag einwenden, dass Seneca aber nicht einen sozialen Gegensatz zwischen Aristokrat und Berufstätigen behauptet, sondern einen Unterschied zwischen dem stoischen Weisen und Vertretern von Fachwissen. Was deshalb aussteht, sind Belege dafür, dass das Konzept des vir bonus einen sozialen Hintergrund hat und dass Seneca sich dessen bewusst ist.
44 Ep. 87,17: qui non est vir bonus, potest nihilominus medicus esse, potest gubernator, potest grammaticus tam mehercules quam cocus. 45 AP 11,279: Οὐδεὶς γραμματικῶν δύναταί ποτε εἶναι / ὀργὴν καὶ μῆνιν καὶ χόλον εὐθὺς ἔχων. – Μῆνιν ist eine Anspielung auf den Beginn der Ilias, Μῆνιν ἄειδε θεά. Vgl. auch AP 11,140 und 11,138 als Beispiel für die Angst des Schülers vor dem Lehrer. 46 CRIBIORE 2001, 194–197.
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Vir bonus ist eine Formel, die in der Form vir bonus dicendi peritus das Bildungsideal der römischen Oberschicht kennzeichnete, Oberschicht verstanden als gebildete Senatoren und ambitionierte Ritter. Die Wendung führt man auf Cato maior zurück (Sen. rhet., Contr. 1, pr. 9; Quint., Inst. 12,1,1). Das Idealbild des vir bonus zur Zeit des Cato maior war der römische Grundbesitzer, der sowohl seinen privaten wie seinen bürgerlichen Pflichten nachkommt, der virtus hat, als Patron über eine Klientel von Handwerkern, Bauern aber auch ganzen Dörfern verfügte und deren Interessen vor Gericht vertrat.47 Nun ist es keineswegs zwingend, dass im Lauf der Jahrhunderte mit gleichen Wörtern auch gleiche Phänomene bezeichnet werden, deshalb müssen wir prüfen, welche Vorstellungen Seneca mit den viri boni verknüpft: Einen Hinweis finden wir ep. 95,72: „Es wird nützlich sein, nicht nur zu erwähnen, wie die viri boni zu sein pflegten, und die Konturen ihres Charakters zu skizzieren, sondern zu erzählen und darzustellen, wie sie waren […].“48
Als Beispiele von viri boni erwähnt Seneca anschliessend Laelius, Tubero, Cato maior, Cato minor. Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass Seneca unter vir bonus im Prinzip dieselbe Bevölkerungsgruppe versteht wie Cato maior, die römische Oberschicht. Die Sache ist aber komplexer, denn in Senecas Sicht verschmilzt das Ideal des vir bonus mit dem stoischen Weisen.49 Wenn in Senecas Augen vir bonus und stoischer Weise identisch sind, und der grammaticus von dieser Gruppe ausgeschlossen wird, steht dahinter zum einen die alte Kritik der Philosophie an der Rhetorik und den übrigen Fachwissenschaften. 50 Andererseits, und dies zeigt sich nochmals in der Gegenüberstellung des vir bonus mit den humillimi (ep. 87,15–17), ist sich Seneca der sozialen Konnotation von vir bonus sehr wohl selbst bewusst: es ist der sozial hoch gestellte Mann, der ein vir bonus ist und der überhaupt die Möglichkeit hat, ein stoischer Weiser zu werden, während Arzt und Lehrer zu den humillimi zählen, zu den „einfachen Leuten“. Wenn Seneca den grammaticus, den Sprachlehrer, von der obersten Gesellschaftsschicht ausnimmt, und Dion dasselbe mit dem σοφιστής tut, können wir diese Stellen als Hinweis auf die soziale Herkunft der Lehrer, der Sprach- und der Redelehrer, lesen: sie stammten nicht aus der Oberschicht. Es gibt sowohl epigraphische als auch literarische Zeugnisse, wonach im 1. Jh. n.Chr. nicht alle Lehrer aus der Oberschicht stammten, um es einmal so
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ROBLING 2000, 69. Ep. 95,72: Proderit non tantum quales esse soleant boni viri dicere formamque eorum et lineamenta deducere, sed qualed fuerint narrare et exponere […]. 49 Ep. 115; ROBLING 2000, 72–73: „Ein hervorstechender Zug an dieser Gestalt ist vor allem die Fähigkeit, die Affekte zu beherrschen.“ 50 Dazu immer noch empfehlenswert: VON ARNIM 1898, 4–114. 48
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vorsichtig zu formulieren. Laut Bernadette Puech findet sich σοφιστής erstmals in Inschriften trajanischer Zeit; 51 d. h. erst anfangs 2. Jh. n.Chr. waren im griechischen Bereich Lehrer sozial so angesehen, dass sie mit Inschriften geehrt wurden. Im lateinischen Bereich gibt es einige wenige Inschriften, die Sprachlehrer erwähnen, oft handelt es sich bei den Erwähnten um Sklaven oder Freigelassene, welche als Lehrer tätig waren. 52 Einen weiteren Hinweis auf die soziale Herkunft der σοφισταί entnehmen wir Dekreten von Städten, welche Lehrer und Ärzte mit Steuererleichterungen anlockten.53 Thomas Schmitz merkt an, dass „Freiheit von bestimmten Abgaben eben noch nicht mit politischem Einfluss oder gar Macht gleichzusetzen“ sei.54 Bowersock vermutet, dass die Städte kaum auf die Steuereinnahmen der Spitzenverdiener hätten verzichten können. 55 Ich sehe in diesen Dekreten deshalb einen Beleg dafür, dass die Lehrer nicht aus den höchsten sozialen Kreisen stammten, weil sich die Städte den Verlust an Steuereinnahmen, wenn sie hoch Begüterte von den Steuern ausnehmen, nicht hätten leisten können. Aus den tiefsten natürlich auch nicht: Bildung war Privatsache und Bildung kostete. Offenbar war aber im 1. Jh. n.Chr. Bildung auch für Angehörige ausserhalb der Senatsaristokratie erschwinglich geworden, so dass die Angehörigen dieser „Mittelschicht“ nicht nur zu Bildung kamen, sondern die Bildungsvermittlung zu ihrem Brotberuf machten. Wenn wir der Biographietradition trauen dürften, gäbe es ein Beispiel, wie jemand aus einfachen Verhältnissen zum angesehenen Wissenschaftler wurde ohne freilich das Stigma der niederen Herkunft zu verlieren: es ist dies Didymos Chalkenteros, dessen Vater laut Suda ein Salzfischhändler war, und für dessen Gelehrsamkeit Seneca nur Spott und Häme übrig hat. 56 Angehörige einer weiteren Bevölkerungsgruppe, welche im Bildungsbereich tätig waren, und die nicht der Oberschicht angehörten, waren Sklaven und Freigelassene. Dies mag auf den ersten Blick erstaunen, war Bildung ja Privatsache und mit hohen Kosten verbunden. Es gibt aber Beispiele gerade aus dem 1. Jh. n.Chr., die zeigen, dass es hoch gebildete Sklaven gab, welche
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PUECH 2002, 6. CHRISTES 1979, 141–164, insb. 160. 53 PUECH 2002, 495–498. 54 SCHMITZ 1997, 55. 55 BOWERSOCK 1969, 30–42. 56 Didymos’ Lebenszeit fällt ins 1. Jh. v.Chr., den Beinamen „Chalkenteros“ („mit den ehernen Eingeweiden“) erhielt er wegen seiner ungeheuren Schaffenskraft (vgl. Suda Δ 872; MONTANARI 1997). Senecas Spott und Häme: ep. 88,37. Bildung als Möglichkeit, wirtschaftlich aufzusteigen s. SCHMITZ 1997, 153–156; er hält dies für ein Randphänomen. Für mein Argument spielt nicht die Anzahl derjenigen, die durch Bildung aufsteigen, eine Rolle, sondern ihre Existenz. 52
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nach ihrer Freilassung von der Vermittlung von Bildung lebten.57 Weil leseund schreibkundige Sklaven einen höheren Marktwert besassen, lohnte sich für die Besitzer eine Investition in ihre Bildung. 58 Untersuchen wir mit der Hypothese, dass Dions und Senecas Kritik am Lehrer einen sozialen Hintergrund hat, weitere Bemerkungen zum σοφιστής bzw. grammaticus: Der Kern von Dions Kritik in or. 4,36–37 ist, dass der Lehrer trotz seiner Bildung nichts gelernt hat. Wenn Dion behauptet, der Lehrer treibe in Diskussionen hilfloser umher als Odysseus auf seiner Irrfahrt auf dem Meer, ist dies stilistisch eine Hyperbel und inhaltlich eine vernichtende Kritik am σοφιστής, dessen Anspruch es war, die Schüler zu fähigen Diskussionsteilnehmern auszubilden. Die implizite Kritik lautet: Wenn der Lehrer in diesem Metier versagt, wird er auch den Schüler nicht ausbilden können. Der Vergleich des Sophisten mit Eunuchen hat es in sich: so wie die Eunuchen auf den ersten Blick wie Männer aussehen, wirkt auch der σοφιστής, müssen wir Dions Vergleich ergänzen, auf den ersten Blick wie ein σοφός, wie ein Weiser: unaufhörlich bemüht er sich um σοφία, um Weisheit. Doch wie die Bemühungen der Eunuchen mit Frauen fruchtlos bleiben, so bleiben die Bemühungen der Sophisten um Weisheit ohne Ergebnis. Wer sich ihnen anschliesst, hat nichts davon. Diese Kritik erhält ihre ganze Schärfe, wenn wir bedenken, dass der Lehrer über nichts anderes als sein Fachwissen verfügte. Weil er weder Grundbesitz noch andere Einnahmequellen hatte, war er für sein wirtschaftliches Überleben auf Schüler angewiesen. Seine soziale Reputation beruhte auf dem Ruf, ein guter Lehrer zu sein. 59 Dass Dion die Kritik am Sophisten im Bildungswesen verortet, zeigt or. 4,38: „Und du [Alexander], weil du von Natur so geartet bist, wird dir ein einziger Tag genügen, wenn du auf einen verständigen Mann triffst, den Sachverhalt und das Fach zu verstehen, und darüber hinaus wirst du keinen der schillernden Trugschlüsse oder Argumente [ποικίλων σοφισμάτων ἢ λόγων] benötigen. Wenn du aber nicht auf Zeus oder einen derartigen Mann als Lehrer triffst, der rasch und deutlich ausspricht, was zu tun ist, hast du nicht mehr davon, auch wenn du dein ganzes Leben schlaflos und ohne Essen bei den elenden Sophisten aufzehrst.“60
57 CHRISTES 1979, gestützt auf literarische und epigraphische Zeugnisse. Grammatiker der Kaiserzeit aus Sklavenstand waren z. B. M. Mettius Epaphroditus (103–104), Q. Remmius Palaemon (98–102), dessen Existenz Seneca bekannt war, weil er ein Anwesen von Palaemon kaufte; Iulius Modestus (94–96). 58 CHRISTES 1979, 165–179 und 185. 59 KASTER 21997, 50–60; CRIBIORE 2001, 59–65. 60 Dion von Prusa, or. 4,38: καὶ σύ, ἐπείπερ οὕτω πέφυκας, ἐὰν τύχῃς ἐπισταμένου ἀνδρός, ἱκανή σοί ἐστι μία ἡμέρα πρὸς τὸ συνιδεῖν τὸ πρᾶγμα καὶ τὴν τέχνην, καὶ οὐδὲν ἔτι δεήσῃ ποικίλων σοφισμάτων ἢ λόγων· ἐὰν δὲ μὴ τύχῃς διδασκάλου τοῦ Διὸς ἢ ἄλλου
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Lehrer (διδάσκαλος) ist das Stichwort; der Lehrer steht im Gegensatz zu den elenden Sophisten; dieser Gegensatz kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass beide, der Lehrer und der σοφιστής, unterrichten, ersterer in Dions Darstellung mit Erfolg, letzterer ohne: 61 Schlaflosigkeit und Hunger sind Kennzeichen des „Philosophen“, „Weisen“, „Sophisten“ seit Aristophanes’ Wolken.62 So topisch der Vorwurf, so wenig geeignet scheint er im Hinblick auf ein Mitglied der Oberschicht zu sein: diese verfügten in jedem Fall über genügend Mittel, Hunger zu vermeiden. Wenn Dion σοφισταί so unvermittelt mit Hunger und Entbehrung in Verbindung bringt, arbeitet er vielleicht nicht nur einen literarischen Topos ab, ein Muster aus der Komödie, sondern er nimmt auf die Situation der damaligen Lehrer Bezug, die trotz viel Arbeit, implizit in der Schlaflosigkeit, die eine Folge der geistigen Tätigkeit bis spät in die Nacht ist, in wirtschaftlicher Not leben, veranschaulicht durch den Hinweis auf den Hunger. Wenn diese Beobachtung stimmt, hätten wir hier ein weiteres Beispiel dafür, dass an der Wende vom 1. zum 2. Jh. n.Chr. manche σοφισταί, verstanden als Lehrer, tatsächlich nicht aus der Oberschicht stammten, sondern aus Verhältnissen, die sie zum Gelderwerb durch Bildungsvermittlung zwangen. Es wäre dies ein Hinweis darauf, dass man in der antiken Literatur mit σοφιστής nicht dieselbe Personengruppe bezeichnet, die Bowersock, gestützt auf Inschriften, unter „sophists“ versteht. Versuchen wir, weitere Bemerkungen zu den σοφισταί unter dem Blickwinkel zu lesen, dass Dion unter der Bezeichnung σοφιστής Lehrer kritisiert, die nicht aus der Oberschicht stammten. Wenn Dion von „streitenden und brüllenden Sophisten“ spricht und ihre Schüler erwähnt, die einander beschimpfen und prügeln (or. 8,9), so hat dieses Verhalten wenig mit dem Verhalten eines Mitgliedes der Oberschicht zu tun, das sich nicht so gehen lassen soll; auch mit dem Verhalten von Philosophen hat dies nichts zu tun: der stoische Weise sollte bekanntlich seine Affekte unterdrücken: so steht der Lehrer nicht nur im Gegensatz zum stoischen Weisen, sein Verhalten, was auch immer ihn zu dieser Verbissenheit und Aggressivität veranlasst, versperrt ihm den Zugang zu den besseren Kreisen. Dion erwähnt den prächtigen Stil der σοφισταί (or. 4,78: ἀλλὰ τοὺς τῶν σοφιστῶν θαυμάζων λόγους, ὡς ὑψηλούς τε καὶ μεγαλοπρεπεῖς): dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass Dion doch Konzertredner, wie Bowersock sie beschreibt, im Visier hat. Die Stelle lässt sich aber auch als Vorwurf lesen, dass τοιούτου, ταχὺ καὶ σαφῶς φράζοντος ἃ δεῖ ποιεῖν, οὐδέν σοι πλέον, οὐδὲ ἂν ὅλον κατατρίψῃς τὸν βίον ἀγρυπνῶν τε καὶ ἀσιτῶν παρὰ τοῖς κακοδαίμοσι σοφισταῖς. 61 Die Gegenüberstellung von „gutem“ διδάσκαλος und „schlechtem“ σοφιστής ist Dions Eigengut, laut Pollux sind sie identisch (4,41). Σοφιστής ist Dions Bezeichnung für den schlechten Lehrer, von dem er den guten unterschieden wissen will. 62 Schlaflosigkeit und Blässe: Aristoph., Nub. 103, 120, und 1112; Hunger: Antiphanes, Frg. 120,4 K./A. (PCG 2.374) = Athen., 3,98f.; Aristophon, Frg. 8 K./A. (PCG 4.6) = Athen., 12,552e.
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prächtiger Stil das einzige war, was die Lehrer vermitteln konnten, und nichts mehr. Auch wenn Dion paradoxe Themen als Geschäft der Sophisten erwähnt (or. 38,10: καὶ πολλοὶ τολμήσαντες ἤδη τῶν σοφιστῶν παραδόξους εἰπεῖν λόγους), könnte man an rhetorische Spielereien wie Lukians „Lob der Fliege“ oder Dions eignes „Lob der Kahlheit“ denken, was als Kennzeichen der Sophistik gilt. Freilich kritisiert bereits Isokrates solche paradoxen Redethemen (or. 10,8), später äussert sich Polybios kritisch dazu. 63 Brillianter Stil und paradoxe Themen bildeten den Inhalt des Unterrichtes beim σοφιστής und sagen für sich genommen nichts über den sozialen Hintergrund des Lehrers aus. Eines der Kennzeichen der Sophisten ist die grosse Abhängigkeit vom Lob bzw. dem Tadel des Publikums (or. 4,119–128). Bildlich gesprochen, heben sich die Sophisten auf ihrem Ruhm wie auf Flügeln empor (or. 12,5; 66,12). Dion sieht dies durchaus negativ, wie eine Stelle in der vierten Rede zeigt: Er übernimmt die Vorstellung von Daimones, die das Leben des Menschen prägen, oder besser, den Charakter. Wichtig für Dions Wertung des σοφιστής ist der Daimon des Ehrgeizes (or. 4,116–138; 4,116: φιλότιμον [...] καίτοι φιλόνεικον), letzterem zugehörig sind die Demagogen und Sophisten (or. 4,131–132). Nebenbei bemerkt, ist Dion bestrebt, Sophisten und Demagogen als Charakterfehler zu erweisen. Ein möglicher sozialer Hintergrund der Sophistenkritik scheint vorerst ausgeschlossen, wenn Sophisten als Opfer des Daimons des Ehrgeizes gelten: dies bedeutet nun nicht, dass die Kritik keinen sozialen Hintergrund hat, sondern nur, dass Dion bestrebt ist, diesen auszublenden. Kommen wir zum Daimon des Ehrgeizes und seinen Adepten, Sophisten und Demagogen: Beide sind Wolkenkinder (or. 4,130), schweben über dem Boden (or. 4,118: μετέωρος). Geflügelt stellt Dion sie vor (or. 4,117), Luftibusse sind sie. Oder er vergleicht sie mit Ikaros, dem tollkühnen Flieger, der seinen Übermut mit dem Leben bezahlte (or. 4,120–121), mit Ixion auch, der auf ein Rad geflochten wurde, das Rad symbolisiert den Ruhm, dem der Sophist nachrennt (or. 4,123). Ixion hat bekanntlich statt Hera eine dunkle Wolke begattet und Kentauren gezeugt, das sind die Sophisten und Demagogen (or. 4,131–132), die kein einheitliches Wesen besitzen, sondern zusammengesetzt sind, so wie die Kentauren zusammengesetzt sind aus Pferdeleib und menschlichem Oberkörper. Eines ihrer Kennzeichen ist die grosse Abhängigkeit vom Lob bzw. dem Tadel des Publikums (or. 4,119). Vor diesem Hintergrund ist die Bemerkung zur Leber des Sophisten Prometheus zu verstehen, die bei Lob wuchs und bei Tadel schrumpfte (or. 8,33). Während diese Bemerkung für sich genommen auch einfach ein Zeichen von zu grosser Eitelkeit sein kann (auch ein Affekt, den der stoische Weise unterdrücken sollte), lässt sich der tiefere Sinn vielleicht nach einem Blick auf weitere 63
Polyb., 12,26b5 unter dem Stichwort μειράκιοι ἐν ταῖς διατριβαῖς. Die Kontinuität im Lob paradoxer Gegenstände sieht auch BRUNT 1994, 29 und SCHMITZ 1997, 11.
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Stellen erkennen: Dion behauptet, dass das Wissen der Sophisten von zweifelhafter Güte sei, dass Sophisten mehr zu wissen nur glauben (or. 6,21). Auch Oidipus sieht er als Symbol des Sophisten, und zwar deswegen, weil Oidipus sich selbst für den weisesten hielt, da er das Rätsel der Sphinx gelö st hatte, obwohl er in Wirklichkeit nichts wusste. Der Autor schliesst: „Alle, die unwissend sind und in der Überzeugung leben, weise zu sein, sind viel el ender dran als alle übrigen: dies ist besonders das Geschlecht der Sophisten.“64
Wenn Dion das Wissen der σοφισταί als Scheinwissen, als Einbildung entlarvt, nutzt er ideengeschichtlich gesehen den Gegensatz von Philosoph und Sophist, wie ihn Platon im gleichnamigen Dialog begründet hat: der σοφιστής ist der Fachmann für den Schein, die Meinung, das Vergängliche, aber nicht für die Wahrheit.65 Ich denke, dass auch eine soziale Lesart möglich ist: Lehrer, wenn sie nicht aus vermögenden Verhältnissen stammten, waren auf ein Einkommen durch Bildungsvermittlung angewiesen; in einem System, das keinerlei staatliche Abschlüsse und keinerlei staatlich festgelegtes Curriculum kennt, kann im Prinzip jeder als Lehrer auftreten; dem einzelnen Lehrer bleibt nichts als sein Fachwissen, dies bildet die Grundlage seines wirtschaftlichen Ergehens. Deshalb sind die σοφισταί vom Lob und Tadel des Publikums so abhängig: wer vor Publikum in einer Proberede Applaus holt, hat mehr Schüler als jemand, der ausgebuht wird. Wenn Dion den σοφισταί unterschwellig Eitelkeit vorwirft, will er das Problem, das bildungspolitischer und wirtschaftlicher Natur ist, umpolen auf einen Charakterfehler des Lehrers. Deshalb ist auch die Kritik am σοφιστής, er verfüge nur über eingebildetes Wissen, so vernichtend: Dion spricht ihm die Kompetenz ab, als Lehrer zu arbeiten. Vor diesem Hintergrund erhält auch eine Bemerkung in or. 35,8 ihren tieferen Sinn: die Sophisten richten ihre Meinung nach den Erwartungen des Publikums. Um Schüler zu gewinnen, scheint es lohnender, das zu sagen, was das Publikum hören will, ansonsten droht man potentielle Kunden zu verlieren. Es gibt auch eine Stelle, die darauf hindeutet, dass Dion die Qualität der Lehrer differenziert betrachtet, freilich klingt sie ziemlich negativ: er erwähnt nämlich „die ungebildetsten der Sophisten“ (or. 55,7), daraus lässt sich herauslesen, dass Dion offenbar davon ausgeht, dass es gebildete, oder weniger ungebildete Sophisten gibt. Betrachten wir einen weiteren Stoiker. Gaius Musonius Rufus (etwa 30– 100) kommt in seiner Dissertatio 11 auf Sophisten zu sprechen (11,38 und 69). Thema der Erörterung ist die Frage nach dem Lebensunterhalt des Philosophen. Musonius, der Abkömmling aus ritterlicher Familie, plädiert paradoxerweise
64 Or. 10,32: ὅσοι γὰρ ἂν ἀμαθεῖς ὄντες πεισθῶσι σοφοὶ εἶναι, οὗτοι πολύ εἰσιν ἀθλιώτεροι τῶν ἄλλων ἁπάντων· καὶ ἔστι τοιοῦτον τὸ τῶν σοφιστῶν γένος. Zu Dions or. 4,116–138: WYSS 2016, 65–66. 65 WYSS 2014, 516–517.
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für ein Leben auf dem Land, als Bauer, Weinbauer oder Hirte, dies sei einem ἀνὴρ ἀγαθός nicht abträglich (11,16). Denn es sei „männlicher, auf dem Land zu leben, als wie die Sophisten in der Stadt“ (11,37–39), es sei „gesünder, sich im Freien aufzuhalten als im Schatten“ und es sei „eines Freien würdiger, sich selbst das Lebensnotwendige zu verschaffen, als es von anderen zu erhalten.“ Unabhängig von anderen zu sein in Bezug auf seine Bedürfnisse sei ehrwürdiger als dafür auf andere angewiesen zu sein. 66 Musonius spielt in dieser Gegenüberstellung des Landes mit der Stadt auf die Eigenschaften des stoischen Weisen an (ἀνδρικός, ὑγιεινός, ἐλεύθερος, σεμνός, αὐτάρκης). Die vermittelte Botschaft an die Zuhörenden lautet: wer in der Stadt lebt, wird nie Philosoph, er wird nicht ein stoischer Weiser, sondern bleibt Sophist. Eine Anspielung auf σοφισταί liegt auch in σκιατροφεῖσθαι vor. Seit Aristophanes’ Wolken halten sich die „Grübelhirner“ bevorzugt im Schatten ihrer „Denkereien“ auf und sehen entsprechend blass und schwächlich aus (oben, Anm. 62). Wenn Musonius insistiert, dass Autarkie, das Ideal des stoischen Weisen, eines Philosophen würdiger sei als von anderen abhängig zu sein bzw. das Lebensnotwendige von anderen „zu nehmen“, spielt er in diesem Zusammenhang nicht auf Diebstahl an, sondern auf den Vorwurf an die σοφισταί, gegen Entgelt zu unterrichten. 67 Zugleich enthält der Hinweis auf die „Freien“ eine unüberhörbare gesellschaftliche Konnotation: es gab in der antiken Gesellschaft bekanntlich Freie, Freigelassene und Sklaven. Vor diesem Hintergrund lässt sich Musonius’ Bemerkung als Hinweis darauf lesen, dass σοφισταί also Lehrer, Freigelassene oder sogar Sklaven waren, aber nicht immer frei geborene Römer (als Gegenbild impliziert mit ἀνὴρ ἀγαθός in 11,16). An der zweiten Stelle (11,69) charakterisiert Musonius die σοφισταί wie folgt: Wer richtig Philosophie betreiben wolle, bedürfe nicht vieler Worte, und müsse nicht den Haufen unnützer Theoreme im Kopf behalten, worüber die Sophisten so stolz seien (φυσᾶσθαι wörtl. aufgeblasen sein). 68 Hier spielt Musonius auf die Reputation an, die σοφισταί, Lehrer, auf Grund ihres Fachwissens (θεωρήματα) geniessen. Dass es um den Bildungskontext geht, ist deutlich (11,52–53: ἄνδρα παιδευτικὸν καὶ δυνάμενον προβιβάζειν νέους εἰς φιλοσοφίαν […] 11,58–59: οἱ νέοι οὐκ ἐν πόλει τῷ διδασκάλῳ συνόντες οὐδ’ ἐν τῇ διατριβῇ ἀκούοντες). Mit der Behauptung, dass die Sophisten 66 Diss. 11,37–43: πῶς δ’ οὐκ ἀνδρικώτερον τοῦ καθῆσθαι ἐν πόλει, ὥσπερ οἱ σοφισταί, τὸ ζῆν ἐν χωρίῳ; πῶς δ’ οὐχ ὑγιεινότερον τοῦ σκιατροφεῖσθαι τὸ ἔξω διαιτᾶσθαι; τί δέ; ἐλευθεριώτερον αὐτὸν αὑτῷ μηχανᾶσθαι τὰ ἀναγκαῖα ἢ παρ’ ἑτέρων λαμβάνειν; ἀλλὰ φαίνεται τὸ μὴ δεῖσθαι ἄλλου πρὸς τὰς χρείας τὰς αὑτοῦ πολὺ σεμνότερον ἢ τὸ δεῖσθαι. 67 Der Vorwurf ist ubiquitär seit Xen., Cyneg. 13,9 (οἱ μὲν γὰρ σοφισταὶ πλουσίους καὶ νέους θηρῶνται) und Plat., Prt. 313c sowie Sph. 223b–224e. 68 Diss. 11,66-69: πολλῶν μὲν γὰρ λόγων οὐ δεῖ τοῖς φιλοσοφήσουσι καλῶς, οὐδὲ τὸν ὄχλον τοῦτον τῶν θεωρημάτων ἀναληπτέον πάντως τοῖς νέοις, ἐφ’ ᾧ φυσωμένους τοὺς σοφιστὰς ὁρῶμεν.
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„aufgeblasen seien“ aus Stolz, müssen wir ergänzen, auf den „Haufen unnützer Theoreme“, spricht Musonius dem Fachwissen der Sophisten jeden Wert ab. Die Wortwahl zeigt die Wertung deutlich: ὄχλος (Menge, Haufen) kann im politischen Bereich den Mob bezeichnen (meist aus aristokratischer Perspektive), das Wort impliziert eine unübersehbare und ungeordnete Menge. Andere Autoren sprechen von der „Masse der Sophisten“ (Iophon, Frg. 1 TGrF 1,134 = Clem., Strom. 1,3,24,3). In beiden Fällen ist der Plural abwertend: man macht sich gar nicht erst die Mühe, sich um einzelne Aspekte der Lehrgegenstände zu kümmern, man verurteilt sie pauschal. Auch das Verb φυσᾶσθαι ist kein Kompliment: Aufgeblasenheit und Dünkel (τῦφος) kennzeichnen zwar Philosophen schon länger (Timon aus Phlius, 812 SH), das Verb impliziert die Hohlheit der Sophisten: das, worauf sie so stolz sind, was sie für ihr Fachwissen halten, ist gar nichts wert. Das Muster vom Klugen, der auf sein Fachwissen stolz ist, wobei das Fachwissen in den Augen des Kritikers nichts wert ist, fanden wir auch bei Dion von Prusa (or. 10,32). In Musonius’ Vorstellung von Philosophie und Bildung scheint es keinen Platz für die urbane ἐγκύκλιος παιδεία und deren Teilgebiete Rhetorik, Grammatik, Arithmetik, Geometrie und Astronomie zu geben. In der Ablehnung der Fachwissenschaften und der Schulphilosophie trifft er sich sowohl mit Seneca, als auch mit Dion von Prusa. Es gibt keinerlei Hinweise, dass er unter σοφισταί Showredner versteht, sozial hoch angesehene Mitglieder der Gesellschaft, sondern im Gegenteil, wenn wir ihn beim Wort nehmen, spricht er von Lehrern, die Sklaven oder Freigelassene, aber keine frei geborenen Römer waren. Kommen wir nochmals zu Seneca: Was der Philosoph an der Tätigkeit des grammaticus kritisiert, stimmt teilweise mit der Kritik überein, die wir eben in Bezug auf σοφισταί gelesen haben. Die Kritik lässt sich zusammenfassen, dass ein Sprachlehrer zwar viel weiss, aber nicht das Wesentliche (ep. 88,39), dass er zwar die Texte zu analysieren versteht, auf den Inhalt aber nicht eingeht (ep. 108,24; 108,28; 108,30–32), dass er zwar viel Sorgfalt auf die korrekte Sprache verwendet, aber nicht auf das Wesentliche im Leben (ep. 88,42: sic effectum est ut diligentius loqui scirent quam vivere). Kurz: Sprachkunde führt nicht zur Tugend (ep. 48,11; 88,3), sie erschöpft sich in Worten, es fehlen die Taten (ep. 108,35). Er spricht von „Zeit verlieren beim Sprachlehrer“ (ep. 58,5), vom „Absteigen“ oder „Abgleiten“ in die Sprachkunde (ep. 48,11; 108,35), das Fachwissen der Sprachkunde ist supervacuus (ep. 88,37; 88,42). Diese Kritik stimmt im Tenor überein mit Dions Kritik an den σοφισταί. Die Kritik am grammaticus, die der Philosoph übt, erschöpft sich wohl nur auf dem ersten Blick in einer Gegenüberstellung von unnützer Fachwissenschaft und lebenswichtiger Philosophie. Der grammaticus ist stolz auf sein Fachwissen, denn die soziale Reputation beruht auf Fachwissen, der materielle Erfolg ebenfalls: deshalb hält der grammaticus so eifrig an seiner Sicht der Dinge fest, weil er sich einerseits als fähiger Fachmann gegenüber möglichen Schülern
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bzw. ihren Eltern erweisen will, und weil er andererseits Konkurrenten ausstechen will. 69 Seneca (ep. 88,42), aber auch Dion (or. 8,9), Plutarch (De Pyth. orac. 408c; QC 710a–713f; De tuen. san. 131ab) und Aulus Gellius (14,5) kritisieren dieses Verhalten als Zeichen übertriebenen Ehrgeizes, als Pedanterie oder Streitsucht. Diesem Zutrauen auf Fachwissen, dieser in Spezialwissen gegründeten Reputation hält Seneca entgegen, dass der grammaticus zwar über Wissen verfügt, aber über falsches, und dass er das Wesentliche verfehlt (ep. 48,11; 88,3), Dion spricht von Scheinwissen und Einbildung (or. 6,21; 10,32), Musonius von einem Haufen unnützer Theoreme. Was Seneca am Sprachlehrer kritisiert, kritisieren Dion und Musonius am σοφιστής, am Lehrer. Dies ist in zweierlei Hinsicht wichtig festzuhalten: Seneca und Musonius Rufus stammen aus dem lateinisch sprachigen Westen des Reiches, wobei Musonius griechisch schreibt, während Dion aus dem griechisch sprachigen Osten des Reiches stammt, die Kritik am Lehrer gestaltet sich aber in beiden Bereichen und in beiden Sprachen ähnlich. Die soziale Konnotation der Kritik ist bei allen dreien deutlich geworden: die kritisierten Lehrer stammen nicht aus der römischen Aristokratie, nicht aus der Elite einer griechischen Polis, sondern aus einfachen Verhältnissen, mitunter sind es wohl nicht einmal frei Geborene. Wenn die Philosophen den Wert des Wissens kleinreden, den die Lehrer (grammatici, σοφισταί) vermitteln, bildet den Hintergrund der Kritik nach wie vor der alte Konflikt Philosophie vs. Rhetorik/Fachwissenschaften. Offenbar gewann er im 1. Jh. n.Chr. neue Aktualität, weil sich der Beruf des grammaticus bzw. σοφιστής etablierte, der eine enge Bindung an die Oberschicht voraussetzte, indem Sklaven oder Freigelassene oder auch frei Geborene, die aus finanziellen Gründen als Lehrer tätig waren, deren Kinder unterrichteten.70 Mit der Kritik am grammaticus und am σοφιστής weisen Seneca, Musonius und Dion zugleich die Hoffnungen der Lehrer in Schranken, innerhalb der Oberschicht akzeptiert zu werden: Sie alle zeigen in ihren Schriften den Schliff, den sie den Lehrern verdanken, alle sind sie zu fähigen Autoren geworden dank des Unterrichtes der Lehrer; dennoch grenzen sie sich deutlich von den Lehrern ab, die in ihren Augen nur Spezialwissen zu bieten haben. Es ist eine Frage der sozialen Distinktion, die sie, den wohlhabenden Stoiker aus Prusa, den Ritter aus Italien wie den Stoiker und Prinzenerzieher aus Spanien, gegen die Lehrer lästern lässt: wer auf dem sozialen Parkett nur Kompetenz in Fragen seines Fachgebietes aufweist, gehört nicht dazu. Noch peinlicher ist es, wenn der Lehrer Fehler macht und innerhalb seines eigenen Fachgebietes scheitert: dann ist das Versagen total. Anders gesagt: weil Bildung für Angehörige der Herrscherfamilien unerlässlich war, weil jeder, der zur Oberschicht gehören wollte, über Bildung verfügen musste,
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KASTER 21997, 53 und 58. KASTER 21997, 51–52; CHRISTES 1979, 179–201.
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reicht Bildung allein nicht, um zur Oberschicht zu gehören.71 Vor diesem Hintergrund ist die Kritik am eingeschränkten, zur Pedanterie neigenden Fachwissen der Lehrer zu verstehen: sie verfügen zwar über Bildung, aber nicht über die richtige und gehen nicht korrekt mit dem Bildungsgut um. 72 Im zweiten Jahrhundert sind mir keinerlei Stellen begegnet, die den Lehrer in direkten oder impliziten Gegensatz zum vir bonus bzw. ἀνὴρ ἀγαθός stellen. Kann dies nicht ein Hinweis darauf sein, dass im 2. Jh. n.Chr. die σοφισταί aus sozial hoch gestellten Familien kamen, dass es Mitglieder der Polis-Eliten waren, wie sie Bowersock beschreibt und Puech in den Inschriften nachweist? So einfach ist der Sachverhalt nicht. Zum einen gibt es eine Tendenz, den Status Sklave bzw. Freigelassener zu verschweigen, so dass Christes seine Untersuchung zu den Sklaven und Freigelassenen als Grammatiker und Philologen Anfang zweites Jahrhundert beendet. 73 Zum anderen zeigt die Interpretation einschlägiger Textstellen, dass unter einem σοφιστής nicht zwingend ein hoch gestelltes Mitglied einer Polis zu verstehen ist, wie die Sophistenkritik Epiktets und Maximos’ aus Tyros zeigen. Ein Schüler des Musonius Rufus war Epiktet aus Hierapolis in Phrygien (etwa 50–125 n.Chr.). Er war zuerst Sklave, dann Freigelassener und stammte nicht aus der Oberschicht. Als Lehrer der Philosophie hatte er Arrian aus Nikomedeia unter seinen Schülern, der aus einer einflussreichen Familie stammte und 129 oder 130 cos. suff. war. In einer Vorlesung setzt sich Epiktet kritisch mit Lehrern auseinander, die eine in seinen Augen verfehlte Form des Philosophieunterrichtes anbieten. Unter dem Titel: Wider diejenigen, die leichtsinnig als Lehrer der Philosophie auftreten (Diss. 3,21: Πρὸς τοὺς εὐκόλως ἐπὶ τὸ σοφιστεύειν ἐρχομένους) kritisiert er einerseits einen zu philologischen Philosophieunterricht, Lehrer, die sich auf Kommentare stützen, die vielleicht Kommentare vorlesen, 74 Chrysippos’ Stil zu würdigen scheinen und eine Interpretation der Texte geben, 75 oder 76 Wortinterpretationen. Zwar beschäftigte sich der γραμματικός mit der
SCHMITZ 1997, 54–55 Vgl. SCHMITZ 1997, 50–63 und 136–159. Schmitz und ich kommen in der Frage nach der sozialen Herkunft der Redelehrer zu vergleichbaren Ergebnissen, auch wenn Methode und Fragestellung sich unterscheiden. 73 CHRISTES 1979, 4. 74 Diss. 3,21,6: ἐλθόντες ἀκούσατέ μου σχόλια λέγοντος – kommt und hört mir zu, wie ich Kommentare vortrage. 75 Diss. 3,21,7: καὶ μὴν ἐγὼ ὑμῖν ἐξηγήσομαι τὰ Χρυσίππεια ὡς οὐδείς, τὴν λέξιν διαλύσω καθαρώτατα... – Ich werde euch Chrysipp ausdeuten wie keiner, den Stil werde ich feinsäuberlich analysieren... 76 Diss. 3,21,8: Εἶτα τούτου ἕνεκα ἀπολίπωσιν οἱ νέοι τὰς πατρίδας καὶ τοὺς γονεῖς τοὺς αὑτῶν, ἵν’ ἐλθόντες λεξείδιά σου ἐξηγουμένου ἀκούσωσιν; – Dessentwegen sollen die Jungen also ihr Vaterland und ihre Eltern verlassen, dass sie kommen und hören, wie du Wörtchen erklärst? 71
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Exegese von Dichtung und weniger von Prosa, doch Epiktets Kritik scheint darauf hinzudeuten, dass es Philosophielehrer gab, welche die Methoden der Textexegese, welche der γραμματικός vermittelt, auf Texte von Philosophen anwenden. Andererseits kritisiert er einen allzu technischen Philosophieunterricht, der sich auf das Vermitteln von dialektischen Kniffs beschränkt. 77 Er wehrt sich gegen unerfahrene Lehrer, die zu wenig gut Gewusstes von sich geben wie Magenkranke das Essen (Diss. 3,21,1: Ὅτι τὰ θεωρήματα ἀναλαβόντες ψιλὰ εὐθὺς αὐτὰ ἐξεμέσαι θέλουσιν ὡς οἱ στομαχικοὶ τὴν τροφήν) und gegen solche, die, so erscheint es in Epiktets Darstellung, nur deswegen eine Schule eröffnen, weil das andere auch tun. 78 Es scheint plausibel, dass Epiktet hier, bei aller Karikatur, auf ein tatsächlich bestehendes Problem hinweist: wo es viele Anbieter (Lehrer) hat, hat es auch schwarze Schafe darunter, unfähige Lehrer oder solche, die ein anderes Fachverständnis haben; eine staatlich anerkannte Ausbildung oder ein Qualitätssiegel gab es damals nicht. Allgemein jedoch scheint sich Epiktet an einer allzu sprachlastigen Philosophie-Vermittlung zu stören: Sobald Philosophie auf Fachwissen gründet (Dialektik: Syllogismen, Trugschlüsse, Fangfragen; Sprachkunde: Stilfiguren, Worterklärungen), lehnt dies Epiktet ab, und steht damit in der gleichen Tradition wie sein Lehrer Musonius Rufus und Dion von Prusa. Der ehemalige Sklave Epiktet hat sich den Wertekanon der Oberschicht zu eigen gemacht und urteilt aus ihrer Perspektive über Konkurrenten. Betrachten wir einen weiteren Philosophen, diesmal einen Platoniker: Maximos aus Tyros. Bissig merkt Maximos programmatisch in seiner ersten Erörterung an, dass es wohl mehr schlechte Lehrer als Schüler gebe. Die Stelle deutet zugleich auf einen Konflikt zwischen Lehrer unterschiedlicher Fächer hin, deshalb gebe ich sie im Wortlaut (Diss. 1,8): „Wenn nun jemand sagt, dies sei Philosophie: Verben und Substantive, Redehandbücher, Widerlegungen, Streitgespräche und spitzfindige Argumente, und der Unterricht darin: dann ist es nicht schwierig, den Lehrer zu finden: Alles bei euch ist voll derartiger Sophisten, leichtverfügbar ist die Ware und schnell zeigt sie sich und ich möchte zu sagen wagen, von dieser Philosophie gibt es mehr Lehrer als Schüler.“79
Diss. 3,21,10–11: αὐτὸς γὰρ ἄλλο τι ἐποίησας ἐξ ἀρχῆς ἢ περὶ ταῦτα κατετρίβης, πῶς οἱ συλλογισμοὶ ἀναλυθήσονται, πῶς οἱ μεταπίπτοντες, πῶς οἱ τῷ ἠρωτῆσθαι περαίνοντες; – Hast du selbst nämlich von Anfang an etwas anderes getan als dich damit zu beschäftigen, wie man Syllogismen auflöst, wie Trugschlüsse auf Grund von doppeldeutigen Wörtern, wie Schlussfragen? 78 Diss. 3,21,11: ἀλλ’ ὁ δεῖνα σχολὴν ἔχει· διὰ τί μὴ κἀγὼ σχῶ; – aber der hat auch eine Schule, warum soll nicht auch ich eine haben? 79 Max. Tyr., Diss. 1,8: Εἰ μὲν οὖν τις τοῦτ’ εἶναι φιλοσοφίαν λέγει, ῥήματα καὶ ὀνόματα, ἢ τέχνας λόγων, ἢ ἐλέγχους καὶ ἔριδας καὶ σοφίσματα, καὶ τὰς ἐν τούτοις διατριβάς, οὐ χαλεπὸν εὑρεῖν τὸν διδάσκαλον· πάντα ὑμῖν μεστὰ τοιούτων σοφιστῶν, εὔπορον τὸ χρῆμα, 77
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Nichts Neues unter der Sonne, könnte man sagen: dass Maximos, den die Suda als Philosophen bezeichnet (Suda Μ 173), Sophisten kritisiert, fügt sich gut in das bekannte Muster ein und Maximos ist einer unserer paganen Zeugen dafür, dass im 2. Jh. n.Chr. Philosophen Sophisten kritisieren als Scheinphilosophen, Möchtegernphilosophen, Grosstuer von unnützem Wissen. So topisch diese Vorwürfe sind, vielleicht deuten sie doch auf ein zugrunde liegendes Problem hin, nämlich, wie man schlechte Lehrer, vorgebliche Philosopielehrer, von guten Anbietern unterscheiden kann. In der obigen Übersetzung kritisiert Maximos eine rhetoriklastige Philosophie, die sich mit der Unterscheidung von Verben und Nomen abgibt und dem Verfassen von Handbüchern (τέχναι).80 Es gibt tatsächlich Beispiele, dass Texte von Philosophen, besonders von Platon, unter rhetorischen Gesichtspunkten, sozusagen als Stilvorbild gelesen wurden. Plutarch tadelt diejenigen, die Platon nur wegen seines rein attischen Griechisch lesen (Virt. prof. 79d), Aulus Gellius berichtet, dass der Platoniker Tauros ungehalten war über Hörer, die sich nur aus sprachlich-stilistischen Gründen für Platon interessierten (1,9,10; s. Michalewski in diesem Band). Dass es Vertreter gab, die zwischen Philosophie und Rhetorik keinen Unterschied machen wollten, darauf deuten auch Inschriften hin, die von Philosophen und Rhetoren sprechen. 81 Maximos’ und Epiktets Reaktion darauf zeigt aber deutlich, dass keineswegs alle Philosophen Rhetorik und Philosophie schwesterlich vereint sahen. 82 Während unter ῥήματα καὶ ὀνόματα eindeutig Verben und Nomen zu verstehen sind, lassen die folgenden Begriffe auch eine „schulphilosophische“ Lesart zu: Unter τέχνας λόγων kann man einen Hinweis auf die Dialektik sehen („Handbuch in Argumenten“ oder „Fertigkeiten in Argumenten“), während Widerlegungen (ἐλέγχους), Streitgespräche (ἔριδας) und spitzfindige Argumente (σοφίσματα) auf den unseriösen Bereich der Dialektik verweisen, καὶ ταχὺ ἀναφαινόμενον· θαρρήσαιμι δ’ ἂν ἔγωγε εἰπεῖν, ὅτι τῆς τοιαύτης φιλοσοφίας πλείους οἱ διδάσκαλοι τῶν μαθητῶν. 80 Τέχνη ist ein geläufiger Titel für Rhetorikhandbücher, alle Beispiele sind aus der Suda: z. B. Philiskos aus Milet, Τέχνη ῥητορικὴ ἐν βιβλίοις δυσίν (Φ 360); Theon aus Alexandreia, ein Stoiker, Περὶ τεχνῶν ῥητορικῶν βιβλία τρία (Θ 203); Aelios Theon aus Alexandreia ἔγραψε Τέχνην (Θ 206); Aristokles aus Pergamon Τέχνην ῥητορικὴν (Α 3918); wie die Beispiele zeigen, meist in der Form Τέχνην ῥητορικὴν (s. auch Α 20, Γ 9, Ε 3046, Ε 3363, Θ 139, Θ 462, Π 809, Σ 115, Φ 365). Dieser Befund spricht eher dagegen, unter τέχναι λόγων Rhetorikhandbücher zu sehen. 81 PUECH 2002, 14. 82 In der Forschung glaubt man, dass es zwischen Philosophie und Rhetorik keine grossen Unterschiede mehr gab: das zweite Jahrhundert sei die Zeit des „Halbphilosophen“ gewesen, z. B. ANDERSON 1989, 118–123. Alexandra Michalewski zeigt indes, dass Philosophen, Rhetoren und Sophisten sich durchaus im Lebensziel, im τέλος, fundamental voneinander unterscheiden, und zwar in der religiösen oder theologischen Ausrichtung der platonischen Philosophie (ὁμοίωσις θεῷ, das Stichwort fehlt bei Anderson). Meine Ideen ergänzen die ihren.
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auf das Fach Eristik im eigentlichen Sinn. 83 Gegen das Anwenden argumentativer Tricks, Trugschlüsse und Fangfragen mit dem einzigen Ziel, in Argumentationsgefechten zu siegen, hat sich bereits Aristoteles in den Sophistici elenchi gewehrt (vgl. auch EN 7,1146a20–27). In dieser Lesart wendet sich Maximos gegen diejenigen Philosophen, die nur Dialektik lehren und dazu noch eine einseitig auf rabulistischen Tricks beruhende Dialektik, Ethik und Physik aber auslassen. Er wendet sich gegen ein, in seinen Augen, beschränktes Verständnis des Faches, ähnlich wie das auch der Stoiker Epiktet getan hatte. Im Hinblick auf die Frage, ob Bowersock und die antiken Autoren unter „sophists“ bzw. σοφισταί die gleiche Gruppe verstehen, wenden wir die Ergebnisse der Untersuchung auf die Werke der bekannten Vertreter der zweiten Sophistik an. Es sind mir aus dem 2. Jh. n.Chr. keine σοφισταί bekannt, die sich zu dialektischen Spezialfragen geäussert haben. Dies gehörte ins Arbeitsgebiet des Philosophen und hier finden wir auch entsprechende Werke: z. B. Sext. Emp., PH 2 und Alexander aus Aphrodisias’ Kommentar zu den Topica und Rhetorica des Aristoteles: diese gelten aber als Philosophen und nicht als σοφισταί. Ihre Schriften waren technisch und nicht zum Vortrag vor grossem Publikum geeignet. Gibt es Beispiele für eine philologische Lesart philosophischer Texte, eine Methode, deren Existenz Epiktets Kritik voraussetzt? Es ist mir aus der Kaiserzeit kein Kommentar zu einem Stoikertext bekannt, obwohl es sich leicht vorstellen lässt, dass z. B. der Zeus-Hymnos des Kleanthes diese Art der philologischen Beschäftigung begünstigte. Zudem legt die Existenz von Chrysipps Bibliothek in Rom (s. Galli in diesem Band) es nahe, dass man sich mit seinen Schriften auch philologisch beschäftigte. Mit philologischen Methoden, also mit Etymologie und Allegorese, arbeiten Cornutus und der unbekannte Autor von De Homero.84 Bekannt ist der Kommentar zum Theaitetos Platons, dessen Autor freilich unbekannt ist (dazu Sterling in diesem Band). Alexander aus Aphrodisias verfasste Kommentare zu Aristoteles’ Werken. Plutarch arbeitet mit philologischen Methoden am schwierigen Text des Timaios (De animae procreatione in Timaeo). Es gab also Philosophen, welche mit den Methoden der Philologen schwierige Texte der Meister interpretierten. Aber mir ist kein Mitglied der zweiten Sophistik bekannt, der dies tat. Nur von Favorinos aus Arelate wissen wir, dass er sich für akademische und pyrrhonische Philosophie interessierte (Gellius, 11,5,1–8). Nur wenn wir Maximos’ τέχναι λόγων rhetorisch lesen und darunter „Rhetorikhandbücher“ verstehen (mit der Einschränkung, dass τέχναι λόγων jedenfalls in der Suda als Titel für Rhetorikhandbücher nicht belegt ist), werden wir bei Mitgliedern der zweiten Sophistik fündig. Diese haben in der Tat auch 83 84
Diesen Hinweis verdanke ich Dominic O'Meara (mündl.). Zu Cornutus: NESSELRATH (Hg.) 2009; zu De Homero: HILLGRUBER 1994/1999.
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Rhetorikhandbücher verfasst (z. B. Philiskos aus Milet), freilich nicht nur sie, sondern auch viele, oft unbekannte, andere (z. B. die unter Aelios Aristeides’ Namen laufenden Rhetorikhandbücher, die aber nicht von ihm sind). Die Kritik, welche Epiktet und Maximos an σοφισταί äussern, ist vor dem Hintergrund einer Auseinandersetzung um die korrekte Vermittlung von Philosophie zu verstehen, oder anders gesagt, um eine Abgrenzung der Philosophie von Sprachkunde zum einen und zum anderen von einem allzu technischen, dialektiklastigen Verständnis von Philosophie. Die Kritik trifft mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht Mitglieder der zweiten Sophistik (Bowersocks sophists), sondern Philosophielehrer. Die Fallbeispiele aus dem 1. und 2. Jh. n.Chr. haben so gut wie keine Hinweise darauf gegeben, dass es sich bei den Männern, die als σοφισταί gekennzeichnet werden, um „sophists“ handelt, wie Bowersock sie schildert, also um Mitglieder der Polis-Elite oder Aristokratie, Diplomaten und Politiker sowie begnadete Showredner. Die Kritik in der Literatur, und ich betone dies: in der Literatur, trifft Lehrer, die eine in den Augen des Kritisierenden falsche Form der Bildung vermitteln. Es scheint, dass diejenigen Männer, welche Flavios Philostratos einer Vita würdigt, welche Inschriften ehren oder welche selber Inschriften veranlassten und die Glen Bowersock als Mitglieder der zweiten Sophistik zu Berühmtheiten gemacht hat, was sie einst, in ihrer Zeit, auch waren, nicht identisch sind mit den Männern, welche in der Literatur mehrheitlich die Kennzeichnung σοφισταί tragen. In der Literatur der Kaiserzeit versteht man unter σοφισταί offensichtlich Lehrer, manchmal Fachleute (oben S. 185-186), manchmal schlechte Lehrer. Dass es sich bei den kritisierten Lehrern um Mitglieder der Oberschicht handelt, lässt sich nicht nachweisen. Fazit: σοφιστής ist das Schimpfwort für den schlechten Lehrer. Sophistenkritik spielt nicht auf dem höchsten Niveau der Gesellschaft, sondern „eins drunter“, im Bildungsmilieu. Man mag einwenden, dass man in einer Polemik nicht Punkte erwähnt, die dem Kritisierten zu Gute kommen, wie z. B. Herkunft aus guter Familie oder gute Beziehungen zum Kaiserhaus. In der Tat muss ich zu einem grossen Teil e silentio argumentieren: die Tatsache, dass nichts auf ein sozial hochgestelltes Milieu hindeutet, nehme ich als Hinweis darauf, dass die Männer tatsächlich nicht daraus stammten. Aus dem 2. Jh. n.Chr. sind mir zwar keine Stellen bekannt, die eine soziale Lesart nahelegen. Andererseits ist Epiktets und Maximos’ Polemik so deutlich im Bildungsmilieu zu verorten und es haben sich keine Hinweise finden lassen, dass Werke der Sophisten, die Philostratos porträtiert, Ziel der Kritik waren, dass es nahe liegt, eine Auseinandersetzung unter Philosophielehrern um die richtige Vermittlung der Philosophie als Anlass der Kritik zu vermuten.
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Gibt es Hinweise darauf, dass unter σοφισταί Lehrer in epideiktischer Rede zu verstehen sind? Laurent Pernot hält fest, 85 dass Philostrat auf zwei verschiedene Praktiken des rhetorischen Unterrichtes anspielt, 86 einmal auf die Praxis, Typen von Personen in fingierten Situationen darzustellen (Fachausdruck ὑπετυπώσατο) z. B. der Arme, der einen Schatz findet und dafür plädiert, ihn behalten zu dürfen. Das war ein gängiges Thema von rhetorischen Redeübungen (sogenannten μελέται – ethische Deklamation, die declamationes des älteren Seneca gehören zu dieser Gattung); die zweite Praxis (τὰς ἐς ὄνομα ὑποθέσεις, ἐφ’ ἃς ἡ ἱστορία ἄγει) sind die Redeübungen, die historische Personen zum Thema haben, z. B. Demosthenes, wie er sich gegen den Vorwurf der Bestechlichkeit verteidigt, oder Themistokles’ Rede vor der Schlacht bei Salamis: man spricht hier von historischer Deklamation. Die Beobachtungen, die Pernot gestützt auf Stellen in Philostrats Vitae sophistarum gemacht hat, dass unter einem σοφιστής der Lehrer in epideiktischer Rhetorik zu verstehen ist, lässt sich, wenn man Epiktets und Maximos’ Texte als Grundlage nimmt, nicht bestätigen: sie kritisieren eine in ihren Augen falsche Philosophieausbildung. Diese Beobachtung falsifiziert aber Pernots These nicht, sondern modifiziert sie. Daneben gibt es zahlreiche Belege, die zeigen, dass man unter einem σοφιστής allgemein den Lehrer verstand (z. B. Artemidor aus Daldis, s. Anm. 33; Poll., Onom. 4,41). Diese terminologische Ungenauigkeit ist dem antiken Bildungswesen geschuldet, das unrelementiert war und keine festen Abschlüsse kannte. „Berufsbezeichnungen im Bildungswesen“ sind daher mit Vorsicht anzuwenden, um nicht spätere Vorstellungen in diese Zeit zu übertragen. Als Übersetzungspraxis scheint es sinnvoll, σοφιστής mit Lehrer oder Redelehrer zu übersetzen, letzteres freilich nur, wenn der Kontext eine Ausbildung in Rhetorik nahelegt. Ähnliche Probleme hat man, wenn man in der Literatur nach Hinweisen sucht, die den σοφιστής als Inhaber eines öffentlich bezahlten Amtes als Rhetoriklehrer kennen. Diese sehr spezifische Verwendung des Lexems treffen wir in Philostrats Vitae sophistarum an und offenbar auch in den Inschriften. 87 Die literarischen Zeugnisse lassen keinerlei Zusammenhang mit einem öffentlich bezahlten Amt erkennen. Epiktet und Maximos kritisieren Konkurrenten auf dem freien Bildungsmarkt, die wie sie, ohne öffentliche Unterstützung, in den Städten nach Schülern und Hörern suchen: Bildung war Privatsache, es gab keine Schulpflicht, keine öffentlichen Schulen. Jeder konnte eine Schule eröffnen, d. h. einen Raum mieten und unterrichten, 88 oder
85
PERNOT 2003, 129. VS 481: δευτέραν δὲ [sc. σοφιστικὴν] μᾶλλον προσρητέον, τοὺς πένητας ὑπετυπώσατο καὶ τοὺς πλουσίους καὶ τοὺς ἀριστέας καὶ τοὺς τυράννους καὶ τὰς ἐς ὄνομα ὑποθέσεις, ἐφ’ ἃς ἡ ἱστορία ἄγει. 87 PUECH 2002, 10–11. 88 CRIBIORE 2001, 21–34. 86
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auf dem Land auch einfach unter einem Baum den Unterricht abhalten. Es gab keine staatlich anerkannten Abschlüsse, 89 keine anerkannte Lehrerausbildung, keine Qualitätskontrolle. Es gab wohl viele schwarze Schafe, die Bildung versprachen, über die sie gar nicht verfügten und ein Teil der Kritik am σοφιστής hat hier seinen Sitz im Leben.
4. Angesehene Sophisten? Die zahlreichen Inschriften, die Glen Bowersock zitiert und Bernadette Puech sammelt, 90 übersetzt und kommentiert, zeigen, dass hochgestellte Mitglieder von griechischen Städten des Ostens als σοφισταί bekannt waren und politische Tätigkeiten für ihre Heimatpolis übernahmen, sei es in der Stadtverwaltung, sei es als Gesandte, manchmal waren sie Priester. Unser literarische Zeuge dafür, dass die Bezeichnung Sophist ein hohes Renommee hatte, ist Flavios Philostratos, VS 624: „Dieser Mann [sc. Claudius Aelianus] scheint mir lobenswürdig zu sein, […] weil er sich auf den Titel Sophist, den ihm seine Verehrer beilegten, nichts zugute tat, sich nichts einbildete, sich von diesem hohen Ehrennamen nicht stolz machen liess […].“
Es gibt noch andere Zeugen, die in diese Richtung weisen: Dion spricht vom Ruhm der Sophisten, den er freilich für ephemer hält (or. 12,5: πολλοὺς σοφιστάς δόξῃ καὶ μαθηταῖς ἐπαιρομένους); auch Lukian spricht zweimal vom Ruhm, den das Sophist-Sein mit sich bringe, freilich ist der Zusammenhang in beiden Fällen etwas schillernd: der Redelehrer ist eine Satire und der Pseudologist eine Invektive (Pseudol. 25; Rhet. praec. 1). Mit Herodes Attikos, Apollonios von Athen, Herakleides aus Lykien, Hippodromos aus Thessalien, Lollianos aus Ephesos, Euodian und Polemon aus Smyrna, Philiskos aus Thessalien haben seit flavischer Zeit, seit dem letzten Viertel des 1. Jh. n.Chr. Männer aus nachweislich sozial hochgestellten Familien den Beruf des σοφιστής ergriffen (die Beispiele sind aus Philostrats Vitae sophistarum). Man mag einwenden: Wozu üben Männer aus hoch angesehenen Familien der Provinz überhaupt einen Brotberuf aus? Können sie nicht von ihren Einkünften leben? Wahrscheinlich könnten sie das schon. Aber offensichtlich ist der Lehrer, der σοφιστής, dadurch, dass er seit mehreren Generationen sozusagen in der Entourage der Oberschicht lebt, von ihr lebt, mit ihr lebt, ihre Kinder unterrichtet, zu einer akzeptierten Figur geworden.91 Man sah im Lehrerberuf eine weitere Möglichkeit, Einfluss zu üben und möglicherweise 89
Diesen Punkt betont SCHMITZ 1997, 23. BOWERSOCK 1969, PUECH 2002. 91 Zur Veränderung der Akzeptanz des grammaticus, vgl. KASTER 21997, 57. 90
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auch die eigenen Einkünfte aufzubessern, mit einer Tätigkeit, die dem eigenen sozialen Status um die Wende vom 1. zum 2. Jh. n.Chr. keinen Abbruch mehr tut. Es bleibt aber die Frage, warum Mitglieder der Oberschicht einen Beruf ausüben. Schmitz unterscheidet klug zwischen Mitgliedern der Oberschicht, die über hervorragende Bildung verfügten und die gleichsam stellvertretend für die ganze Oberschicht diese Bildung repräsentierten, die Sophisten, und zwischen den Mitgliedern der Oberschicht, die zwar über Bildung verfügten, aber nicht in herausragender Weise. 92 Mitglieder der Oberschicht haben ihr Sophist-Sein wohl eher als die legitime Handhabung von Bildung und sich selbst als Verkörperung griechischer Bildung verstanden denn als Brotberuf ökonomischer Notwendigkeit. D. h. mit der Übernahme des Berufes in die Oberschicht hat sich das Verständnis der Tätigkeit grundlegend geändert. Wenn Mitglieder der Oberschicht sie ausübten, und nur dann, galt sie als besonderes Prärequisit der Macht. Daneben existierten freilich weiterhin Lehrer aus weniger prominenten Familien, Philosophielehrer, Sprachlehrer und Redelehrer, die heute unbekannt sind. Die Person, die diesen Wechsel vielleicht selbst initiiert hat, war Herodes Attikos: aus guter Familie, wohlhabend und als Lehrer tätig, gehört er zu den nachweislich frühesten Repräsentanten der zweiten Sophistik; er könnte als Vorbild gewirkt haben und durch sein persönliches Prestige, Talent und Reichtum andere Männer aus ähnlicher sozialer Schicht angeregt haben, es ihm gleichzutun. 93 Spielt die Politik keine Rolle? Kaiser Vespasian (69–79) habe in Rom Lehrstühle für griechische und lateinische Rhetorik mit staatlicher Besoldung gestiftet (Suet., Vesp. 18) – diese Nachricht fügt sich gut zu Bernadette Puechs Beobachtung, dass σοφιστής in griechischen Inschriften erstmals in flavischer Zeit aufkomme. Der Kaiser Hadrian (117–138) stiftete Rhetoriklehrstühle in Athen. Philhellenismus ist das Stichwort. Haben also junge Mitglieder von führenden Familien aus der Provinz den Beruf des Redelehrers ergriffen, weil gutes Griechisch auf einmal so schick war? Da kann man einwenden: Gutes Griechisch war immer schick, ebenso gutes Latein, die conditio sine qua non, um sich in der Öffentlichkeit zu Wort zu melden. Wenn wir Bankettschilderungen lesen, sei es Plutarchs Tischgespräche oder Aulus Gellius’ Attische Nächte oder Athenaios’ Deipnosophisten, sieht man, wie die Gastmahlsteilnehmer sich intensiv über die Bedeutung von Worten unterhalten und aus einem schier unerschöpflichen Fundus von Literatur schöpfen (mehr zum Thema bei Johann Goeken): Wer etwas auf sich hielt im 1.–2. Jh. n.Chr. war sprach- und redekundig und diejenigen, die dieses Wissen vermittelten, waren der γραμματικός und der σοφιστής. Der Sprach- und der Redelehrer hätten freilich auf Grund der wenig prestigeträchtigen Herkunft, welche die 92 93
SCHMITZ 1997, 63–65. Zu Herodes Attikos: AMELING 1983, 2.
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Berufsvertreter im 1. Jh. n.Chr. hatten, die Sprache nie zum sozialen Distinktionsmerkmal erheben können; das entsprach wohl dem Bedürfnis der Oberschicht, sich von nouveaux riches, wie sie Petron im Satyricon schildert, abzuheben. Fragen nach attischem Griechisch beschäftigte die Rhetorik seit dem 1. Jh. v.Chr. Swain vermutet, dass die Mitglieder der Oberschicht Lautveränderungen im gesprochenen Griechisch, die sich damals entwickelten, nicht mitmachten, dass das Streben nach reinem Attisch von Anfang an der Abgrenzung von den Massen diente. 94 Die Lehrer waren die gefragten (und oft kritisierten und belächelten) Fachleute, die den Mitgliedern der Oberschicht zu korrektem Sprachgebrauch verhalfen; je mehr Prestige mit korrektem Sprachgebrauch verbunden war, desto attraktiver wurde die Sprache als Betätigungsfeld für sozial hoch gestellte Mitglieder. Die Wichtigkeit der Bildung haben die Kaiser offenbar erkannt, aber nicht selbst initiiert; sie nahmen sie auf und institutionalisieren sie gleichsam; die Stiftung der Rhetorik-„Lehrstühle“ Ende des 1. und Anfang des 2. Jh. n.Chr. vermag das schlechte Image des Lehrers in der Literatur zwar nicht aufzuheben, wie die zahlreichen negativen Stimmen zum σοφιστής aus dieser Zeit belegen. Es dürfte die Akzeptanz dieses Berufes als Betätigungsfeld für Mitglieder der Oberschicht indes erhöht haben. Ich fasse diesen komplexen Gedankengang nochmals zusammen: Es gibt in der Literatur des 2. Jh. n.Chr. zahlreiche kritische, polemische und negative Stimmen zum σοφιστής. Neutral sind am ehesten die Fachschriftsteller, die Lexikographen und Historiker, negativ über den σοφιστής äussern sich aber auch Männer wie Aelios Aristeides, Iulius Pollux und Claudius Aelianus, die Philostrat selber zu den σοφισταί zählt und sie einer Vita würdigt. Zwar lassen unsere literarischen Zeugnisse erkennen, dass σοφιστής eine Berufsbezeichnung für den Lehrer war, den man vom Sprachlehrer und vom Gerichtsredner unterschied, doch in der Bewertung des Berufes sind sich die Zeugnisse nicht einig, eine negative Sicht auf den σοφιστής überwiegt in der Literatur des 2. Jh. n.Chr. Daneben gibt es ausserliterarische Zeugnisse, Inschriften, die σοφισταί errichten liessen oder die man zu Ehren von σοφισταί errichten liess. Diese Inschriften, auf die sich Bowersock und Puech stützen ergeben zusammen mit Philostrats Vitae sophistarum ein anderes Bild des Sophisten, ein positives: Der σοφιστής ist Mitglied der städtischen Elite, er übt Ämter aus, weltliche und religiöse, er nimmt an Gesandtschaften teil, er tritt als Redner auf und meist hat er Schüler. Wenn das Wort eine semantische Änderung zum Positiven durchgemacht hätte, sollte es im 2. Jh. n.Chr. keine negativen Stimmen zum σοφιστής mehr geben, σοφιστής verstanden als Lehrer. Doch die negativen Stimmen überwiegen in der Literatur. Also hat sich nicht die Semantik des Wortes 94
SWAIN 1996, 27–33.
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σοφιστής geändert, sondern der soziale Hintergrund der σοφισταί. Der Beruf des Lehrers hat sich vom 1. Jh. v.Chr. bis Ende 1. Jh. n.Chr. in knapp 200 Jahren etabliert, er ist attraktiv geworden für Mitglieder der höheren sozialen Schichten. Der komplexe und widersprüchliche Sprachgebrauch des Lexems σοφιστής lässt sich mit einer Graphik veranschaulichen: A: Gebildete
A
B: Σοφιστής = Lehrer
1
B
2
C: Σοφιστής = Schimpfwort
C
Schnittmenge 1: Die Männer, welche Flavios Philostratos zu den σοφισταί zählt: Gebildete aus der Provinzelite, welche als Lehrer tätig waren. Schnittmenge 2: Lehrer, welche in der Literatur kritisiert werden. Gruppe A: Unter der Bezeichnung „Gebildete“ pepaideumenoi möchte ich die vornehmen und gebildeten Mitglieder der Provinzelite verstehen. Nicht alle Gebildeten (pepaideumenoi) waren Lehrer;95 ausser Zweifel steht, dass es pepaideumenoi gab, welche auch als Lehrer tätig waren. Diese bilden den Gegenstand der Vitae sophistarum von Flavios Philostratos (Schnittmenge 1) und diese kommen in Inschriften vor. Daneben gab es eine grosse Anzahl Lehrer, deren Mehrheit heute vergessen ist, Gruppe B. Diese boten den Unterricht in den grossen Zentren, aber auch in kleineren Städten und grösseren Dörfern an. 96 Diese σοφισταί, Lehrer, stammten in ihrer Mehrzahl nicht aus den Elite-Familien. Eine grosse Gruppe anonymer, heute unbekannter Lehrer zu postulieren, ist heikel. Zum einen, weil Argumente e silentio immer heikel sind, zum anderen gibt es ein gewichtig scheinendes Gegenargument, und das ist die mutmasslich tiefe Alphabetisierungsrate in der Antike. William V. Harris hat in seinem Grundlagenwerk „Ancient Literacy“ die Alphabetisierungsrate der Gesamtbevölkerung tief veranschlagt; 97 für die Zeit des 1. Jh. v.Chr. bis 2. Jh. n.Chr. schätzt er, dass weniger als 20% der Männer in Italien Lesen und 95 So schon BRUNT 1994, 37: „[…] the great sophists then were certainly pepaideumenoi, but it is not therefore legitimate to regard all pepaideumenoi as sophists.“ SCHMITZ 1997 64; SWAIN 1996, 29 verweist auf Gebildete, die nicht attizistisches Griechisch schrieben, z. B. Epiktet, Mark Aurel und Galen. 96 CRIBIORE 2001, 15–73, zu Frauen als Lehrerinnen 74–83: es sind keine weiblichen Redelehrer bekannt, Sprachlehrerinnen sind zwei bekannt: Hermione, welche um die Mitte des 1. Jh. n.Chr. in Ägypten starb und Volusia Tertullina in Africa (2./3. Jh. n.Chr.). 97 HARRIS 1989.
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Schreiben konnten, 98 in den lateinisch sprachigen Provinzen schätzt er die Quote noch tiefer (5–10% der Männer),99 in Griechenland und den Griechisch sprachigen Provinzen lagen die Quoten ähnlich tief (bei 10%),100 der Bildungsgrad der Frauen war noch tiefer. Grund für die hohe Rate an Analphabeten in der Bevölkerung war zum einen das Fehlen untentgeltlicher öffentlicher Schulen, zum anderen die zahlreichen gesellschaftlich akzeptierten Möglichkeiten, sein Leben ohne Lesen und Schreiben zu bewältigen.101 Was bedeutet dies für mein Thema? Harris hält fest, dass mit der Eroberung und Kolonisation von Nordafrika, Gallien, Spanien, Germanien und den übrigen lateinisch sprachigen Provinzen die Anzahl lese- und schreibkundiger Provinzbewohner gestiegen sei, zumal in den städtischen Zentren dürfte es jeweils einige Handwerker und in der Provinzverwaltung Tätige gegeben haben, welche Lesen und Schreiben konnten. Andererseits sei wohl die Anzahl frei geborener Griechen, welche eine Schule besuchten, ab dem 1. Jh. v.Chr. gesunken, weil seit dieser Zeit Hinweise auf öffentliche Unterstützung von Elementarbildung fehlen.102 Wie verhält sich die tiefe Rate an alphabetisierten Bürgern zu meiner und Brunts Behauptung, 103 dass es zahlreiche Lehrer gegeben haben müsse, die heute unbekannt sind. Diese Behauptung lässt sich mit einer Schätzung zwar nicht belegen, aber plausibilisieren: In Rom lebten zur Zeit des Augustus etwa 200'000 freigeborene, erwachsene Männer; 104 wenn etwa 20% davon alphabetisiert waren, ergibt dies 40'000 lese- und schreibkundige Bürger, eine stattliche Zahl. Wenn in Alexandreia laut Diodoros Sikulos (17,52,6) gut 300'000 Freie lebten und wir auch hier von einer Alphabetisierungsquote von 20% ausgehen, so waren in Alexandreia etwa 60'000 Bürger lese- und schreibkundig. Diese Beispiele zeigen, dass trotz des tiefen Alphabetisierungsgrades der Gesamtbevölkerung die Anzahl lese- und schreibkundiger Bürger in grossen Zentren beträchtlich gewesen sein konnte. Es ist plausibel anzunehmen, dass es hauptsächlich diese lese- und schreibkundigen Bürger waren, die ihren Söhnen und in selteneren Fällen den Töchtern ebenfalls Unterricht verschaffen wollten, also die Kunden der Lehrer: auch wenn vielleicht nicht alle der ungefähr 40'000 alphabetisierten Bürger Roms Kinder hatten, ein (grosser) Teil hatte Kinder und schickte sie entweder zu einem Lehrer in die Schule oder heuerte einen Hauslehrer an; dieselbe Überlegung gilt für die etwa 60'000 lese- und schreibkundigen Bürger Alexandreias. Ökonomisch gesprochen, gab es in grossen Städten einen 98
HARRIS 1989, 259–267. HARRIS 1989, 267–273. 100 HARRIS 1989, 273–282. 101 HARRIS 1989, 3–42. 102 HARRIS 1989, 272–273. 103 Vgl. z. B. BRUNT 1994, 26. 104 Quelle für die Bevölkerungszahl von Alexandreia: JANSEN-WINKELN 1996. Für Rom: JONGMAN 2001. 99
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grossen Markt an potentiellen Bildungsinteressenten. Wenn wir die Rechnung grob vereinfachen, und die Anzahl Kinder, welche Lese- und Schreibunterricht besuchten, gleich hoch veranschlagen wie die Anzahl alphabetisierter Bürger (einige hatten keine Kinder, einige hatten Kinder, schickten aber nicht alle in die Schule, andere schickten mehrere oder alle Kinder in die Schule), und man pro Lehrer mit 30 Kindern rechnet, käme man für Rom auf rund 1300 Lehrer und für Alexandreia auf 2000 Lehrer. Diese Überlegungen, die auf Schätzungen beruhen, beanspruchen keine Genauigkeit, sie helfen aber, hoffe ich, das Phänomen der Schulbildung etwas zu konkretisieren: in grossen Städten wie Rom, Karthago, Massilia, Alexandreia, Antiocheia, Athen gab es einen beträchtlichen Markt an Bürgern, die bereit waren, für die Ausbildung ihrer Söhne und seltener der Töchter Geld auszugeben, und das trotz der insgesamt tiefen Alphabetisierungsquote in der Gesamtbevölkerung. Vor diesem Hintergrund ist meine Behauptung, dass es heute unbekannte Lehrer gegeben haben muss, zwar nicht belegt, aber plausibel. Diese Überlegungen zeigen auch, dass die wenigen öffentlich unterstützten Sprachlehrer nicht alle interessierten Schüler unterrichten konnten. Zurück zur Graphik: Steht ein Lehrer einem anderen kritisch gegenüber, trifft diesen bisweilen eine Schelte, ähnlich wie wir sie bei Iulius Pollux (4,47– 51) finden (Schnittmenge 2). In der erhaltenen Literatur der Kaiserzeit überwiegt die Kritik an den σοφισταί: diese Kritik ist vor dem Hintergrund des nicht reglementierten Bildungswesens zu verstehen, ein literarischer Versuch, die eigene Lehre, die Lehrinhalte und die Lehrmethode gegen Konkurrenten abzugrenzen. Zur Gruppe C, die ich hier nicht behandle: Es gibt eine Gruppe von Leuten, die als σοφιστής diffamiert werden, und die nicht oder nicht in erster Linie als Lehrer tätig waren, σοφιστής ist hier als Schimpfwort zu verstehen. 105 Mit Hilfe dieser Graphik lassen sich, denke ich, sowohl Philostrats Angaben in den Vitae sophistarum, die Inschriften, die hohe Wertschätzung der Mitglieder der zweiten Sophistik in der modernen Forschung, als auch die Kritik an den σοφισταί in der Literatur der Kaiserzeit erklären: es handelt sich nicht immer um dieselbe Gruppe Menschen. Es gab Mitglieder der Provinzelite, die als Lehrer tätig waren, diese würdigt Philostrat einer Vita und diese kommen in den Inschriften vor, diese bilden den Grund für die hohe Wertschätzung der zweiten Sophistik in der modernen Forschung. Nur in einem Punkt wäre Präzision wünschenswert: weil nicht alle Gebildeten auch als Lehrer tätig waren, ist es sinnvoller, wenn man von gebildeten und sozial hoch gestellten Mitgliedern der Provinzelite spricht, von pepaideumenoi zu sprechen, oder von „Gebildeten“, und nicht von „Sophisten“, ausser, sie waren tatsächlich als Lehrer tätig.
105
Einen Aspekt des Schimpfwortgebrauchs behandelt WYSS 2014, 505–511.
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Wenn indes Lehrer Lehrer kritisieren, trifft die Kritik wohl nur in Ausnahmefällen Mitglieder der zweiten Sophistik. Die Kritik am σοφιστής, die in der Literatur der Kaiserzeit so verbreitet ist, trifft in ihrer Mehrheit heute unbekannte Lehrer, Freigelassene, Söhne von Freigelassenen, Sklaven, frei geborene, aber aus einfachen Verhältnissen stammende Lehrer, deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass der Unterricht die ökonomische Grundlage ihrer Existenz bildet. Die fehlende Regulierung des Bildungswesens lässt in der Literatur eine Präzisierung der Bedeutung σοφιστής als Lehrer in epideiktischer Rhetorik oder als Inhaber eines öffentlich bezahlten Amtes nicht zu: σοφιστής ist der Lehrer, welches Fach auch immer er unterrichtet (Rhetorik, besonders epideiktische Rhetorik, Philosophie, Mischformen zwischen Philosophie und Rhetorik).106 Die fehlende Regulierung des Bildungswesens und fehlende offiziell anerkannte Abschlüsse, kurz: fehlende Qualitätskontrolle im Bildungsmarkt animiert die Lehrerkritik in der Literatur immer wieder aufs Neue: so lange nicht klar ist, was man bei einem σοφιστής lernt, lässt sich das Angebot eines Konkurrenten leicht kritisieren. Die Existenz von schwarzen Schafen, die mehr versprachen als sie halten konnten, verschärft das Problem zusätzlich. Hilfreich ist vielleicht auch folgende Unterscheidung: in der Forschung spricht man oft von „sophists“ oder „Sophisten“ und meint eine bestimmte Personengruppe, die Mitglieder der herrschenden Familie des Ostens. Wenn in der antiken Literatur von σοφισταί die Rede ist, bezeichnet das Lexem nicht eine bestimmte Personengruppe, sondern eine bestimmte soziale Funktion oder einen Beruf, den Lehrer. Es ist wichtig, diesen Unterschied in der Verwendung des Lexems im Kopf zu behalten, nur so ist es möglich, die Lehrerkritik in der Kaiserzeit in einem sinnvollen Zusammenhang mit den Starrednern und Lehrern der damaligen Oberschicht zu sehen: Während irgendwo in einer kleinasiatischen Stadt im Theater einer der gefeierten und berühmten Showrednern vor grossem Publikum seinen Vortrag zum besten gab oder improvisierte, hielten die lokalen Lehrer in ihren gemieteten Räumen den Unterricht vor ihren Schülern ab. Das Leben der einen hat mit dem Leben der anderen nichts zu tun, es sind parallele Welten, die miteinander kaum je in Berührung kamen, ausser vielleicht in der geschilderten Situation, wenn der Lehrer aus der Provinz mit seinen Schülern die Veranstaltung des weitgereisten Stars besucht. Den Blick auf die etwas kümmerliche Realität der namenlosen Lehrer gelenkt zu haben, ist mir hoffentlich gelungen. 107
106
Über die grosse Bandbreite des Faches des grammaticus, vgl. CHRISTES 1979, 3. Vorarbeiten dieses Aufsatzes habe ich in Fribourg und Tübingen präsentiert auf Einladung von Thomas Schmidt und Irmgard Männlein; Ihnen und den Zuhörenden danke ich für konstruktive Kritik und wichtige, weiterführende Bemerkungen. Ein besonderer Dank geht an Rainer Hirsch-Luipold für die mehrjährige Förderung, Unterstützung und Anregungen in Diskussionen und gemeinsamen Lehrveranstaltungen. 107
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212
Beatrice Wyss
PATILLON, Michel: Anonyme, Préambule à la rhétorique, Aphthonios, Progymnasmata, Ps.Hermogène, Progymnasmata, Paris 2008. PERNOT, Laurent: L’art du sophiste à l’époque romaine : entre savoir et pouvoir, in: LÉVY, Carlos, et al. (Hgg.): Ars et Ratio. Sciences, art et métiers dans la philosophie héllenistique et romaine, Bruxelles 2003, 126–142. PERNOT, Laurent: La rhétorique de l’éloge dans le monde gréco-romain, Paris 1993. PETERSMANN, Hubert: Bild und Gegenbild des vir bonus dicendi peritus in der römischen Literatur von ihren Anfängen bis in die frühe Kaiserzeit, in: CZAPLA, Beate / LEHMANN, Tomas / LIELL, Susanne (Hgg.): Vir bonus dicendi peritus. Festschrift für Alfons Weische zum 65. Geburtstag, Wiesbaden 1997, 321–329. PUECH, Bernadette: Orateurs et sophistes grecs dans les inscriptions d’époque impériale, Paris 2002. ROBLING, Franz-Hubert: Topik und Begriffsgeschichte am Beispiel des „vir bonus“-Ideals, in: UEDING, Gerd / SCHIRREN, Thomas (Hgg.), Topik und Rhetorik, Tübingen 2000, 67– 80. SCHMITZ, Thomas: Bildung und Macht. Zur sozialen und politischen Funktion der zweiten Sophistik in der griechischen Welt der Kaiserzeit, München 1997. SIEGERT, Folker (Hg.): Über die Ursprünglichkeit des Judentums – Contra Apionem, 2 Bde, Göttingen 2008. SIRAGO, Vito: La seconda sophistica come espressione culturale della classe dirigente del II sec., in: ANRW II 33.1 (1989), 36–78. SMITH, Martin Ferguson: Diogenes of Oinoanda. The Epicurean Inscription, ed. with introd., transl. and notes, Neapel 1993. STÄHLIN, Otto: Des Clemens von Alexandreia Teppiche wissenschaftlicher Darlegungen entsprechend der wahren Philosophie, 3 Bde, Nendeln (FL) 1980 (München 11936–38). STANTON, Gregory R.: „Sophists and Philosophers: Problems of Classification“, The American Journal of Philology 94 (1973), 350–364. SWAIN, Simon: Hellenism and Empire. Language, classicism, and power in the Greek world, AD 50–250, Oxford 1996. VON ARNIM , Hans: Leben und Werke des Dio von Prusa. Mit einer Einleitung: Sophistik, Rhetorik, Philosophie in ihrem Kampf um die Jugendbildung, Berlin 1898. WHITMARSH, Tim: Greek literature and the Roman Empire. The politics of Imitation, Oxford 2001. WINTER, Bruce: Philo and Paul among the Sophists, Cambridge 22002 (11997). WYSS, Beatrice: Lukians sophistische Philosophen in den Fugitivi, in: HARTMANNNEUMANN, Arlette / SCHMIDT, Thomas (Hgg.): Munera friburgensia. Festschrift zu Ehren von Margarethe Billerbeck, Bern 2016, 55–68. WYSS, Beatrice: „Der gekreuzigte Sophist“, Early Christianity 4 (2014), 503–527. WYSS, Beatrice: Philon und die Sophisten – Philons Sophistendiskurs vor dem Hintergrund des alexandrinischen Bildungsumfelds, in: HIRSCHBERGER, Martina (Hg.): Jüdischhellenistische Literatur in ihrem interkulturellen Kontext, Frankfurt a.M. 2012, 89–105. WYSS, Beatrice: Akademie, Akademiker und Skeptiker. Studien zur Rezeption der Akademie in der lateinischen und griechischen Literatur des zweiten Jahrhunderts nach Christus, Fribourg 2008.
Autoren- und Herausgeberverzeichnis Christian Fron Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Stuttgart im Bereich alte Geschichte. Der Forschungsschwerpunkt liegt in der zweiten Sophistik. Marco Galli Dr. phil. in klassischer Archäologie, ist assoziierter Professor für klassische Archäologie im Dipartimento di Scienze dell’Antichità, Sapienza Università, Rom. Forschungsschwerpunkte sind der griechische Osten in der Kaiserzeit, Euergetismus, Kaiserkult, Transformation heiliger Räume. Johann Goeken Dr. phil., ist maître de conférences an der Universität Strassburg im Bereich griechische Literatur. Forschungsschwerpunkte sind die Rhetorik des Religiösen und das Bankett. Solmeng-Jonas Hirschi M. St., ist Doktorand in klassischer Philologie an der University of Oxford (Lincol n College). Seine Forschungsinteressen gelten der antiken Philosophie (Epikureismus) und der literarischen Papyrologie. Rainer Hirsch-Luipold Dr. phil., ist Professor für Neues Testament und antike Religionsgeschichte an der Universität Bern; seit 2015 zusätzlich Extraordinary Professor at Stellenbosch University (SA), Department of Ancient Studies. Im Zentrum seiner Forschung stehen das Johannesevangelium und die religiöse Philosophie der Kaiserzeit. Stefanie Holder Dr. phil., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin (Assistenz) am Lehrstuhl für Alte Geschichte der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf dem griechischen Osten in der Kaiserzeit, Prozessen der Staatsbildung und Reichsintegration, sowie Bildungs- und Rechtsgeschichte. Alexandra Michalewski Dr. phil., ist research fellow am CNRS (UMR 8061, Centre Léon Robin, Paris-IV), ihren Forschungsschwerpunkt bildet der Platonismus. Peter Scholz Dr. phil., ist Professor für Antike Geschichte und Kultur an der Universität Stuttgart. Seine Forschungsinteressen gelten der griechischen Sozial- und Kulturgeschichte. Paul Schubert Dr. phil., ist Professor für Griechische Sprache und Literatur an der Universität Genf. Sein Forschungsschwerpunkt liegt in der Papyrologie (Urkunden und literarische Texte).
214 Gregory Sterling Dr. theol., ist Dean of Yale Divinity School und Professor für Neues Testament. Sein Forschungsschwerpunkt liegt im hellenistischen Judentum (Philon aus Alexandreia, Flavius Josephus). Werner Urbanz Dr. theol., Ass.-Prof. am Institut für Bibelwissenschaft der Katholischen Privat-Universität Linz, Österreich. Alttestamentliche Forschungsschwerpunkte im Bereich der Weisheitsliteratur (Jesus Sirach) sowie der Prophetie (Ezechiel). Beatrice Wyss Dr. phil., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für klassische Philologie der Universität Bern. Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte liegen in der Editionsphilologie und in der Philosophie der Kaiserzeit.
Stellenregister Antike Autoren Aelius Aristides orationes 23 33,29 41 50,28 51,29–34 51,52ff. 51,56
Alkinoos 172 FN75 181, 186 88 168 FN54 166 FN39 160 FN5 169 FN60
I,H152,1–12 148 FN20, 149 FN26 VI,H159,30–37 152 FN37 XXVII 149 XXVIII 149 XXXV,H189,12–18 149 FN28 Androtion FGrHist 324 F 69
183 FN30
Aischylos Frg. 314 Radt
177 FN1
Antiphanes Frg. 120,4 K./A.
192 FN62
Albinos Prol. II VI,37 VI,38
Apollonios von Tyana 150 FN29 156 FN49 156 FN50
epist. 1 10
181 167 FN46
Alexander von Aphrodisias
Apuleius
Comm. in Metaph. 59,1ff. 132 FN71
De Plat. II,9
151 FN32, 152 FN36
Comm. in Rhet.
Flor. XX
153 FN41
201 Comm. in Top. 201 Alkidamas De soph. 1
177 FN3
Aristarch von Samos Frg. 1–60 Schir. Frg. 61–68 Schir. Frg. 69 Schir. Frg. 70 Schir. Frg. 71 Schir. Frg. 72–73 Schir.
129 FN41 129 FN41 129 FN42 129 FN46 129 FN47 129 FN49
216
Stellenregister
Aristobulus frg. 2
125
Aristophanes Nub. 103 120 331–334 1112
192 FN62 192 FN62 177 FN3 192 FN62
Aristophon Frg. 8 K./A.
192 FN62
Aristoteles Cat. 132 EN 7,1146a20–27
201
Hom. Prob. 125 Metaph.
1,22e1–2 1,26c6 2,43f12 2,49a8 2,50f10 2,71b 3,97c4 3,107a6 3,113e9 3,117c3 4,159e2 5,221a4–5 5,221f2 11,478a 13,566e–571a 14,677d–f 15,673d–e
85 FN15 85 FN15 85 FN15 85 FN15 85 FN15 129 FN37 94 FN69 93 FN65 94 FN68 93 FN65 94 FN68 94 FN68 93 FN65 30 FN8 94 FN69 30 FN8 33, 34, 34 FN20
Cassius Dio 60,28,5 66,12,1a 66,15,5 67,12,5 69,3,4 69,3,4–6 75,15,7
184 164 FN31 181 184 184 174 184
132 Chariton Arrian Anab. 4,9,7 4,9,9 4,10,5
5,10,1 2 FN6, 184 2 FN6 2 FN6, 184
Artemidor 1,24 1,79 2,12 2,14 2,45 4,13
184 FN33 184 FN33 184 FN33 184 FN33 184 FN33 184 FN33
Athenaios 1,1b10 1,1d9 1,2b6
85 FN15 85 FN15 87 FN34
80 FN35
Claudius Aelianus NA 1,2 2,13 4,7 6,53 10,32 10,36 11,1 12,10 12,16 13,11 13,27 13,9 14,2 14,4
184 FN34 184 FN34 184 FN34 184 FN34 184 FN34 184 FN34 184 FN34 180 FN14 184 FN34 184 FN34 181 FN19 184 FN34 184 FN34 184 FN34
217
Stellenregister 15,11 17,12 17,2
181 FN19 181 181
VH 1,25 2,13
184 FN34 181 FN19
Demetrius frg. 2 frg. 5
125 125
Demosthenes orationes 61,48
183 FN30
Diodoros Sikulos 1,81,1–7 17,52,6
11 FN2 208
Diogenes (von Oinoanda) Frg. 33.I.14 Frg. 33.II.2
184 FN31 184 FN31
Diogenes Laertius 1,21 4,14 4,5 8,34
30 FN8 132 FN66 132 FN66 180 FN14
Dion von Prusa orationes 4,14 4,28 4,32 4,33 4,33–35 4,35 4,35–39 4,36–37 4,37 4,38 4,78 4,79–139
182 FN20 182 FN20 182 FN20 182 FN20 182 FN20 187 FN40 182 FN20 187, 187 FN41, 188, 192 188, 189 191–2, 192 FN60 182 FN20, 193 182 FN20
4,116–138 4,117 4,118 4,119 4,119–128 4,120–121 4,123 4,130 4,131–132 6,21 8,9
8,33 8,36 10,8 10,32 11,6 12,5
27 32,11 32,33–94 32,71 32,72 32,73 32,89 32,93 32,100 33,6 35,8 38 38,10 44,11 45,3 45,7 47,16 55,7 58,2 66,12 77/78,27
193 193 193 194 193 193 193 193 193 182 FN20, 194, 197 7 FN9, 170 FN64, 170 FN66, 182 FN20, 192, 197 182 FN20, 194 182 193 182 FN20, 194 FN64, 196, 197 182 FN20 170 FN61, 170 FN66, 182 FN20, 193, 204 88 182 FN20 35 35 35 35 FN22 35 35 34, 35, 35 FN23 40 FN9 182 FN20, 194 173 FN75 193 172 FN74 172 FN74 172 FN74 182 FN20 182 FN20, 194 182 FN20 193 182 FN20
Dionysios von Halikarnassos Or. ant. 1, 5–7
77 FN18
218
Stellenregister
Ephoros FGrH 70
126 FN20
Epiktet Diss. 1,17,16–18 2,20,23 3,2,11 3,21 3,21,1 3,21,6 3,21,7 3,21,8 3,21,10–11 3,21,11
135 FN87 182 FN21 182 FN21 182, 198 199 198 FN74 198 FN75 198 FN76 199 FN77 199 FN78
Euripides Hipp. 916–924
177 FN3
Eusebios Hist. eccl. 2,18,1 2,18,2 2,18,4
125 FN15 125 FN18 125 FN18
PE 2,18,3 5,25,1 14,6,1
125 FN18 183 183 FN26
Fronto epist. ad. M. Caes. 2,5 174 FN79 Galen AA 1; K 2, 218 2,2; K 2, 286 3; K 2, 665 4; K 2, 669
56 FN83 39 FN3 54 FN76 55 FN79
Ind. 4 10
43 FN22 43 FN23
12b 17 49 51–52 57
44 FN25 48 FN47 48 FN46 42 FN16 42 FN15
Lib. prop. 1; K 19, 8 1,13; K 19, 15 1,15; K 19, 15 3,12; K 19, 21 3,13; K 19, 21 3,16–17; K 19, 22 13; K 19, 21 14,1–5; K 19, 46
42 FN18 52 FN64, 53 FN71 52 FN65 52 FN66 52 FN67 53 FN68 44 FN29 41 FN14
Meth. med. 15; K 10, 909–916 50 FN57 Praec. 5; K 14, 629
56 FN82
Usu part. 17,1; K 4, 360 17,1; K 4, 361
39 FN4 55 FN78
Venae sect. 1; K 11, 193 1; K 11, 194 1; K 11, 194–195
53 FN70 45, 54 FN72 54 FN73
Gellius 1,9 1,9,10 2,22,25 5,21,9 6,3,34 7,1,3–5 7,2,3–12 7,14,5 11,5,1–8 12,5,1 14,4,2 14,4,4 14,4,5 14,5 16,8,2 17,21,1
154 FN45 200 84 FN13 45 FN33 182 46 FN36 46 FN37 132 FN72 201 170 FN62 46 FN36 46 FN37 46 FN38 196 45 FN34 182 FN23
219
Stellenregister 17,5,3 18,4
182 FN23 42 FN19
Gorgias frg. Vorsokr. II 292 Nr. 82 B 11 15 FN16 II 292 Nr. 82 B 13 15 FN16 Hephaistion 138
129 FN44
Hermias (apol.) Irris. 2
182
Herodot 1,29,1 2,49
177 FN1 177 FN1
Hirtius Bell. Alexandrin. 1
33 FN19
48 FN50
Iophon Frg. 1 TGrF 1,134 196 Iosephos AJ 8,1 13,1 13,372–74. 13,372–76 13,375–76 13,377–78 13,380 13,383 13,398–407 13,408–15 14,1
126 FN22 182 FN22 182 FN22 126 FN22
BJ 1,86–92 1,88–89 1,90–91 1,93–95 1,97 1,110 1,648 1,650 1,655 1,656 2,10 2,118 2,433 2,445
137 FN105 137 FN111 137 FN112 137 FN106 137 FN114 137 FN107 182 FN22 182 FN22 182 FN22 182 FN22 182 FN22 182 FN22 182 FN22 182 FN22
C. Ap. 2,236
182
Irenäus von Lyon Adv. haer. 1,11,5
Horaz Epist. 1,3,15
15,1 17,152 17,155 20,1
182
Isokrates orationes 10,8 15,155 15,235
177 FN3 177 FN3 183 FN30
Julian (Apostata) 126 FN22 126 FN22 137 FN111 137 FN105 137 FN112 137 FN106 137 FN114 138 FN115 137 FN107 137 FN107 126 FN22
epist. 55,422cf.
164 FN32
Justin der Märtyrer Apol. 1,14,5
182 FN24
Dial. Tryph. 129,2 3,3
182 182 FN24
220
Stellenregister
Kallisthenes von Olynth FGrHist 124 F 5
2 FN3
Klemens von Alexandreia
De luct. 20
184 FN34
Eun. 1,3
146 FN15
Paed. 2,59,3
180 FN16
Herm. 5
159 FN3
Strom. 1,3,22,4–5 1,3,24,3 1,21,117
180, 180 FN16 196 129 FN43
Herod. 1f.
170 FN61
Jup. Conf. 19
182
Nav. 23
184 FN34
Peregr. 1
170 FN62
Pseudol. 7 25
170 FN63 204
Rhet. praec. 1 3 22
160 FN1, 204 160 FN1 163
Symp. 17 40 46
84 FN9 84 FN10 84 FN11
Leonidas von Tarent AP 7,661
177 FN4
Libanios epist. 287 405,4 405,4–6 876 1164 1165 orationes 1,17 1,22 1,27 1,37 1,39 1,65 1,71 1,88 1,90 1,98 1,101 3,22 3,33 25,49
162 FN20 168 FN49 165 FN36 162 FN16 162 FN20 162 FN20
162 FN15 162 FN16 164 FN28 164 FN31 166 FN40 168 FN50 167 FN45 167 FN48 166 FN40 165 FN36 168 FN49 163 FN24 168 FN50 164 FN34
Lukilios AP 11,112–126 AP 11,138 AP 11,140 AP 11,257 AP 11,279
188 188 FN45 188 FN45 188 186, 188, 188 FN45
Lysias Lukian Apol. 12
orationes 33,3 72 FN3
177 FN3
221
Stellenregister Mark Aurel 6,30,9
Origenes 182
Comm. Matt. 17:17
125 FN15
C. Cels 4,51 5,64
125 FN15 182
Martial 14,170–196
49 FN54
Maximos aus Tyros Diss. 1,7 1,8 14,8
Orosius 153 FN40 1, 199 183
Meleagros von Gadara AP 7,421
177 FN4
Menander Comicus Frg. 416 Kock
180 FN14
33 FN19
Pausanias 6,24,5
184
Petronius Sat. 27ff.
85 FN14
Phainias aus Eresos
Menander Rhetor 2,397,15–21 2,397,26–29 2,398,10–14
6,15,31–32
169 FN59 169 FN59 161 FN13
Frg. 9 Wehrli
2 FN3
Phanias AP 6,294
162 FN22
Musonius Rufus Philodemos 11,16 11,37–39 11,37–43 11,38 11,52–53 11,58–59 11,66–69 11,69
195 195 195 FN66 195 196 196 196 FN68 195
De rhet. 2
177 FN5
Philon von Alexandreia Abr. 1–6 2–5
127 FN25 128 FN29 127 FN27
Frg. 25 Des Places 183 FN26
Aet. 132
183 FN28
Oinomaos aus Gadara
Agr.
Frg. 7 Hamm. 183 Frg. 8,3 Hamm. 183 FN27 Frg. 16,42 Hamm. 183 FN27
136 143 144 159
Numenios von Apameia
125 FN16 183 FN28 183 FN28 183 183 FN28
222 Cher. 8
Stellenregister Ios.
125 FN16
103 106
127 FN25 127 FN26, 128 FN29 183 FN28 183 FN28
67 129
125 FN16 183 FN28 183 FN28
Contempl. 4,31
183 FN28
Leg. 1–3 2 4 3,139 3,323
125 FN16 125 FN18 125 FN18 127 FN26 183 FN28
125 FN16, 183 FN28 1
Conf.
Congr.
De Deo
Migr. 125, 125 FN17
Decal. 1
127, 127 FN25 128 FN29
72 76 171
125 FN16 183 FN28 183 FN28 183 FN28
Mos.
Det. 38 39 71
125 FN16 183 FN28 183 FN28 183 FN28
1–2 1,92 2,45–47 2,212 Mut.
Deus 125 FN16 Ebr. 1 71
128 127 FN25 183 FN28 127 FN27 183 FN28
125 FN16, 126, 126 FN19 183 FN28
10 53 208 257
125 FN16 183 FN28 125 FN18 183 FN28 183 FN28
Opif. Fug. 2 209 211
125 FN16 126 FN19 183 FN28 183 FN28
Gig. 125 FN16
26 32 72 129 131 133 134–35 139
127, 127 FN25, 128 128 FN31 128 FN31 128 FN31 128 FN31 128 FN31 128 FN31 128 FN31 128 FN31
Her. 1 246
125 FN16 125 FN18, 126 FN19 183 FN28
Plant. 1
125 FN16, 126 126 FN19
Stellenregister Philostratos
Post. 86 131 150
125 FN16 183 FN28 183 FN28 183 FN28
Praem.
1–3
Sacr. 51
125 FN18, 127, 127 FN25 127 FN27, 127 FN28, 128 FN29
125 FN16, 125 FN18
Sobr. 1 51
125 FN16 125 FN18, 126 FN19 125 FN18
Somn. 1 1–3 1,1 1,102 1,220 4 5
125 FN18 125 FN16 125, 126 FN19 183 FN28 183 FN28 125 FN18 125 FN18
Spec. 1–4 1,1 2,1 3,1–8 3,7 4,1,132–135
127 127 FN25 128 FN29 128 FN29 123 FN4 128 FN29 128 FN29
Virt. 127, 127 FN25, 128 FN29 I. Philoponos De aet. mundi 6,8
223
132 FN73
VS 481 490 492 495f. 513 514f. 518 519 520 521 521–526 524 527 527f. 528 528f. 529–544 529f. 530 531 536 537–539 540 543 544 557 559 565 567f. 571f. 573 577 578 578–580 579 581–583 583 585 585–586 586 588
174 FN83 203 FN86 85 FN16, 173 FN77 161 FN11 170 FN61 161 FN11 160 FN5 168 FN50 160 FN5 163 FN25, 172 FN74 172 FN74 30 FN8 170 FN60, 171 FN70 161 FN11 160 FN5 161 FN11 171 FN68 30 FN8 172 FN74 170 FN60 168 FN50, 172 FN74, 174 FN79 163 FN25, 168 FN53 171 FN68 174 FN80 160 FN4 168 FN52 170 FN63 170 FN61 85 FN18, 172 FN74 170 FN63, 171 FN68 171 FN68, 171 FN69 163 FN25 160 FN5, 162 FN16 163 FN25, 171 FN70 171 FN69 163 184 163 162 FN19, 162 FN21 85 FN16 162 FN17 164 FN33, 165 FN36
224 591 592 592–593 594 595 596 598 600 601 602 606f. 607 613 614 617 618 623 624 624–625 627 628
Stellenregister 167 FN48, 168 FN50 161 FN11, 183 184 85 FN16, 162 FN21 160 FN5, 161 FN11 160 FN5, 170 FN60, 171 FN70 171 FN68 161 FN11 172 FN74 71 FN2 161 FN11 170 FN63 162 FN23, 168 FN50 165 FN36 161 FN12, 170 FN64 170 FN61, 171 FN67, 171 FN 68 174 204 184 85 FN17 169 FN55
Kleit. 407b–c
11 FN1
Leg. 705a5
150
Meno 84b–85b
133 FN82
Parm. Frg. 122
133 FN82
Phaed. 155 Phaedr. 270b 273e
132, 154 148 152 FN38
Pol. 303e
148, 151
Prt. 313c 317b
195 FN67 177 FN2
Resp. 3,389b 5,480a6–12
133 FN82 150
Sph. 223b–224e 223c2 226a6 234b4
195 FN67 150 150 150
Symp. 175c–176a 177a–c 178a–180b. 198c 198c–199b 206c 207d–208b
87 FN33 88 FN36 84 FN7 84 FN6 89 FN40 133 FN82 133 FN82
Photios Bibl. 103
125 FN15
Pindar I. 5,28
177 FN1
Platon Alk. 123a 133c
11 FN1 155
Gorg. 491d10 503a–b 504d–e
150 FN30 148 148
Hipp. min. 368b–e
170 FN61
225
Stellenregister Theaet. 176b
133 149
Timaeus 132, 155 Plinius der Jüngere epist. 2,3,4
160 FN4
NH 25,8
45
Plutarch An. procr. 1012e 1013e 1016a 1019e 1020c
132 FN69 132 FN69 183, 183 FN29 132 FN69 132 FN69
Caes. 49,6
33
Cim. 13,8
13 FN9
Conv. sept. sap. 146d–150d 151d5 152b11 153d12 154c1 154c5–10 155e9 160d–164d
87 FN33 93 FN68 93 FN67 93 FN68 93 FN65 90 FN53 93 FN65 92 FN60
De def. orac. 413a–b
184 FN30
De fat. am. 478b–c
184 FN30
De lib. ed. 4bf.
164 FN32
De Pyth. orac. 408c
184 FN30, 197
De tuen. san. 131a 131a–b
165 FN37 184 FN30, 197
QC 612f 613f4–5 614c9–10 614d1 614d6 616b11 620b5 621b–c 622e3 622e4 623a5 628b1–3 628d11 629d5 630b 630d2–4 630d4–6 631b9–c1 635a 639d11 642f–644d 643e6 646f3 648b4 656a11 665a7 667d 667d1 676c6 676e10 678c–679e 690d5 696c6 698f5–6 699c1 699d8 704c–705b 710a–713f 710b3 710b–713f 711a9
90 FN47 90 FN46 94 FN70 94 FN71 90 FN47 93 FN66 92 FN62 90 FN48 93 FN64 94 FN72 93 FN68 91 FN54 86 FN26 92 FN58 90 FN51 90 FN50 90 FN51 90 FN52 86 FN26 94 FN73 93 FN63 93 FN68 93 FN65 93 FN68 93 FN64 86 FN28 2 FN6 86 FN23 86 FN21 90 FN47 91 FN54 93 FN68 93 FN65 93 FN65 93 FN65 93 FN65 86 FN23 197 86 FN22, 89 FN42 184 FN30 86 FN22
226
Stellenregister
711a–d 714a 723a 723b1–4 724a1 724a2 724a3 728f7 734e1 734f5 739b11 739b2 739b–d 739e4 741c 741c16 741d8–743c 742b 743d1 743d12 744c–f 745c–d
154 FN43 86 FN26 86 FN25 86 FN27 89 FN42 89 FN44 94 FN73 94 FN73 86 FN29 86 FN29 86 FN24 86 FN24 86 FN24 86 FN25 86 FN26 89 FN44 89 FN45 86 FN25 86 FN27 91 FN55 91 FN56 91 FN56
Virt. prof. 79d
154 FN44, 200
V. Alex. 28,4 53,1 55,2 55,7
2 FN6 2 FN6 2 FN6 2 FN6
V. Cato 20,1
188
Pollux Onom. 4,16 4,41 4,41–51 4,47–51
185 FN35 185, 192 FN 61, 203 181 FN17 181 FN17, 183–184, 209
Polybios 12,26b5 31,31a
193 FN63 18 FN27
Porphyrios Quaest. hom. Il. 276,16
130 FN55
VP 14
135 FN88
Proklos Tim. 1,76,1–2 1,276,30–277,3 1,381,26–382 1,431,14–20 3,247,12–15
132 FN67 132 FN74 132 FN74 132 FN74 132 FN75
Quintilian Inst. 1,2,16 1,2,18 1,2,23–25 1,2,23–27 1,2,25 1,2,27 12,1,1
162 FN19 162 FN16 161 FN12 161 FN13 162 FN17 161 FN12, 162 FN18 189
Seneca epist. 48,11 58,5 87,15 87,15–17 87,17 88,3 88,37 88,39 88,42 95,72 108,24 108,28 108,30–32 108,35 115
196, 197 196 188 189 188, 188 FN44 196, 197 190 FN56, 197 196 196, 197 189, 189 FN42 196 196 196 196, 197 189 FN49
227
Stellenregister Seneca (rhet.) Contr. 1 pr. 9
Themistios 189
Sextus Empiricus Math. 7,93 PH 2
132 FN68
orationes 27,331f. 27,336 27,337f.
162 FN9 162 FN9 162 FN9
Theon Prog. 93,24
92 FN60
201 Thukydides
Simplikios Comm. in Cat. 132 FN70 Strabon 1,4,9 17,1,8 17,1,8–10 17,1,12
11 FN1 4, 27 131 FN61 32 FN14
49
Claud. 42
34, 34 FN21
196
Valerios Harpokration α119
184
5,11,2
50
Xenophon
49 FN52
164 FN31, 205
Tatian orationes 40,1
812 SH
Vitruv
Aug. 29
Vesp. 18
77 FN24 78 FN27 78 FN27
Timon von Phleius
Sueton
Dom. 20
3,36–49 6,27–29 8,107
Cyneg. 13 13,9
177 FN3 195 FN67
Symp. 1,9–11 2,5–6 6,6 9,1 9,7
87 FN33 84 FN8 87 FN32 94 FN68 89 FN41
184 Zenobios 6,8
180 FN14
228
Stellenregister
Anonymi Acta Maximi col. vi, Z. 143–144 35–36 Anon. Theaet. Frg B 40–44 133 FN81 Frg. B 27–35 133 FN81 Frg. B 27–50 133 FN81 IV.21–26 134 FN85 IV.27–V.3 133 FN81 V.15 134 FN85 VI.29–VII.6 134 FN85 VIII.17–45 133 FN81 IX.22–40 134 FN85 XV.23–32 134 FN85 XVIII.7–XIX.20 133 FN81 XIX.20–XXI.13 133 FN81 XXI.13–24 133 FN81 XXI.24–46 133 FN81 XXII.24–XXIII.12 133 FN81 XXII.39–XXV.29 134 FN85 XXIII.26–44 133 FN81 XXIII.30–XXV.29 134 FN85 XXIV.10–XXV.29 133 FN81 XXV.30–XXXIV.8 133 FN80 XXVIII.41–XXIX.1 133 FN82 XXXVII.30–VIII.37 133 FN81 XLVII.24–VIII.11 133 FN81 LIV.38–LV.13 134 FN86 LVI.11–31 133 FN81 LVII.11–42 133 FN81 LVII.15–19 133 FN82 LIX.8–12 133 FN82 LXIII.1–40 134 FN85 LXV.32 134 FN85 LXV.39–43 133 FN81 LXV.39–LXVI.3 133 FN81 LXV.43–49 133 FN81 LXX.8–9 134 FN85 LXX.10–12 133 FN82 LXX.17–26 134 FN85 LXX.33–43 133 FN82 LXXI.7–46 134 FN85 Dig. 27,1,6
163 FN27
27,1,6,2f. 27,1,6,4 27,1,6,8 27,1,6,10 50,9,1
164 FN28, 172 FN72 164 FN29 172 FN72 172 FN72 164 FN32
Historia Augusta Hadr. 20,1
28 FN3
Sch. vet. in Pind. 36a
177 FN1
Suda Α 20 A 3215 Α 3892 A 3917 Α 3918 Γ9 Δ 872 Δ 873 Δ 1173 Ε 3046 Ε 3363 Θ 139 Θ 203 Θ 205 Θ 206 Θ 462 Λ 848 Μ 173 N 373 Π 809 Σ 115 Σ 200 Σ 848 Φ 360 Φ 365 Φ 394
200 FN80 30 FN7 129 FN38, 129 FN40 132 FN68 200 FN80 200 FN80 190 FN56 73 FN7 30 FN7 200 FN80 200 FN80 200 FN80 200 FN80 29 FN6 200 FN80 200 FN80 73 FN10 200 172 FN74 200 FN80 200 FN80 73 FN8 73 FN9 200 FN80 200 FN80 73 FN8
Dissoi Logoi 6
177 FN2
Stellenregister
229
Inschriften und Papyri 11QPsa 99 1QpHab 135 FN95 1QpHab VII 136 FN101–3 1QpHab XI, 2–8 138 FN116 1QpMic (1Q14) 135 FN93 1QpPsa (1Q16) 135 FN90 1QpZeph (1Q15) 135 FN96 2Q18 99 4QIsac 8–10 8 138 FN117 4QpHosa (4Q166) 135 FN92 4QpHosb (4Q167) 135 FN92 4QpHosb 2 2 137 FN110 4QpIsaa (4Q161) 135 FN91 4QpIsab (4Q162) 135 FN91 4QpIsac (4Q163) 135 FN91 4QpIsad (4Q164) 135 FN91 4QpIsae (4Q165) 135 FN91 4QpMic (4Q168) 135 FN93 4QpNah 3–4 I (4Q169) 135 FN94, 137 FN113, 137 FN109, 136 FN104 4QpPsa (4Q171) 135 FN90 4QpPsb (4Q173) 135 FN90 4QpUnid (4Q172) 135 FN97 4QpZeph (4Q170) 135 FN96 5Q210 135 FN99 BGU 73 31 FN8 BGU 136 31 FN8 BGU 231 31 FN8 BGU 585 31 FN8 BGU 729 31 FN8 BGU 776 33 FN15 BGU 1617 31 FN8, 31 FN12 BKT VII, 4-13 77 FN20 BKT X 8 76 FN15 CIL 3.6820 30 FN8 CIL 14.4393 31 FN8 Col. de Memnon 20 31 FN8 Col. de Memnon 73 31 FN8 CPHerm 53 31 FN8 CPHerm 59 31 FN8 FD III 4,265 171 FN65 FGrHist 239 11/112 2 I.Smyrna 644 21 FN37 I.v. Milet 361 21 FN37
3QpIsa (3Q4) 135 FN91 4QCommGen A (4Q252) 135 FN98 4QCommGen B (4Q253) 135 FN98 4QCommGen C (4Q254) 135 FN98 4QCommGen D (4Q254a) 135 FN98 4QCommMal (4Q253a) 135 FN99 4QIsac 1 4 138 FN117 4QIsac 21 7–8 138 FN117 I.v. Eph. 1548 164 FN35 IEph 1162 29 FN5 IEph 2065 29 FN5 IEph 2304 29 FN5 IEph 3042 31 FN9, 32, 34 IEph 3068 29 FN5 IEph 4101a 29 FN5 IEph 690 29 FN5 IG 4.618 29 FN5 IG 7.414 2 IG 12.330 29 FN5 IG 12.895 29 FN5 IG XII 6.128 17 FN24 IG XII 9.234 18 FN30 IGUrbRom 1.239ff. 31 FN8 IGUrbRom 1.250 31 FN8 IGUrbRom 1.62 31 FN9, 32 ISide 1.63 31 FN8 ISmyrna 191 29 FN5 ISmyrna 676 30 FN8 IvO 462 170 FN63 IvO 476 171 FN65 LDAB 228 76 FN16 LDAB 339 72 FN3 LDAB 4115 72 FN3 O.Dios inv. 90 31 FN8 P.Amh. 12 129 FN48 P.Ant. III 144 72 FN3 P.Ant. III 182 72 FN3 P.Bingen 24 72 FN3 P.Brit.Mus. 1109b 30 FN8 P.Flor. 1.68 31 FN8 P.Hamb. II 167 78 FN28 P.Hamb. II 129 73 FN12 P.Köln I 9 77 FN22 P.Köln VI 250 78 FN29 P.Lips. 1.112 31 FN8 P.Lit.Lond. 193 79 FN30
230 P.Lond. 1912 P.Lond.Lit. 194 P.Mert. 1.19 P.Meyer 6 P.Mich. 312 P.Mich. 620 P.Mil.Vogl. 1.20 P.Mil.Vogl. 1.26 P.Mil.Vogl. 3.123 P.Mil.Vogl. 6.266 P.Oxy. 100 P.Oxy. 216 P.Oxy. 410 P.Oxy. 464 P.Oxy. 471 P.Oxy. 858 P.Oxy. 1015 P.Oxy. 1085 P.Oxy. 1241 P.Oxy. 1498 P.Oxy. 1799 P.Oxy. 2107 P.Oxy. 2190 P.Oxy. 2400 P.Oxy. 2471 P.Oxy. 2978 P.Oxy. 3047 P.Oxy. 3048 P.Oxy. 3235 P.Oxy. 3236 P.Oxy. 3564 P.Oxy. 3708 P.Oxy. 3992 P.Oxy. 4336 P.Oxy. 4738 P.Oxy. 4810 P.Oxy. 4854 P.Oxy. 4855 P.Oxy. 4859
Stellenregister 33 FN15 72 FN3 31 FN8 31 FN8 33 FN15 31 FN8, 31 FN12 79 FN30 31 FN8 73 FN11 31 FN8 31 FN8 76 FN18 79 FN34 79 FN34 31 FN8, 36 FN25 77 FN20, 77 FN21 80 FN36 30 FN8 129 FN36 31 FN8 77 FN19 31 FN8 71 FN1, 78 77 FN23 31 FN8 31 FN8 31 FN8, 31 FN12 31 FN8, 31 FN12 77 FN19 77 FN19 31 FN8, 31 FN12 79 FN32 72 FN6 31 FN8 72 FN3 77 FN22 72 FN3, 79 FN33 79 FN32 31 FN8
P.Oxy. 4862 P.Oxy. 4863 P.Oxy. 4949 P.Oxy. 5130 P.Oxy. 5133-5147 P.Oxy. 5148-5142 P.Ryl. 2.143 P.Stras. 459 P.Stras. inv.gr.2346 P.Thomas 15 P.Yale II 105 P.Yale II 106 Pan du désert 87 Portes du désert 14 Portes du désert 32 PSI Com. 14 PSI I 85 Rom.Mil.Rec. 80 SB 7464 SB 12010 SB 12139 SB 13156 SEG 2.870 SEG 34.1559 SEG 38.1177 SEG 39.1243 SEG 50.1312 SEG 54.1368–70 SIG3 II 577 SIG3 II 578 SIG3 II 672 Stud.Pal. 5.119 Stud.Pal. 5.52–56 Stud.Pal. 5.77–78 Stud.Pal. 20.58 Stud.Pal. 20.61 Stud.Pal. 20.64 TAM 5.1 TGrF 323
31 FN8 31 FN8 72 FN3 76 FN17 76 FN15 76 FN15 31 FN8 31 FN8, 31 FN12 78 FN27 79 FN31 78 FN25, 78 FN26 72 FN3, 79 FN31 31 FN8 30 FN8 30 FN8, 31 31 FN8 79 FN31 31 FN8 31 FN8 31 FN8 31 FN8 31 FN8 31 FN10 31 FN8 30 FN8 17 FN26 30 FN8 30 FN8 18 FN27 18 FN27 18 FN27 31 FN8 31 FN8 31 FN8 31 FN8 31 FN8 31 FN8 31 FN8, 32 183 FN26
Stellenregister
Bibel Daniel (LXX) 1,20 2,15 2,18 2,24 2,48 4,18 4,37c
2 FN7 2 FN7 2 FN7 2 FN7 2 FN7 2 FN7 2 FN7
Ecclesiasticus / Ben Sira 0,1–14 115f. 0,27–36 116f. 1,1–10 111 1,11–21 111 FN79 3,1–16 110 3,17–20 109 3,21–24 109 4,1–10 110 4,4a 105 4,20–6,3 109 6,5–17 110 6,18 105 6,33 107 6,37 107 FN54 6,38 104 7,15 105 7,20f 105 7,32 105 8,1–9,16 109 8,8 107 8,12f 105 9,17–11,6.9 110 10,1–11,4 109 11,7–9 110 11,10–14,19 109 13 110 13,4–13 114 14,20 107 FN54 15,11–17 110 15,5 105 18,30–19,22 109 22,27–23,6 110 23,7–15 109 24 111 24,10f. 111 24,23 111 24,32–34 114
24,7f. 111 25,13–26,27 110 26,29 106 29,1–20 105, 110 30,1–13 110 31[34],3–11 115 31,12–32,13 109, 110 32[35],14–33[36],3 110 33,16–18 118 33,18 99 33,26 105 33,28 105 33[30],20–24[28–32] 110 33[30],25–32[33–40] 110 34,9–11 110 34[31],21–27 110, 115 34[31],21–35[32],26 110 35[32],14–22 115 35,15–20 110 37,7–15 109 37,27–31 109 38,1–15 109, 111 38,16–23 110, 111 38,24 111, 112 38,24–39,11 112 38,34 111 38,34cd–39,4 113 38–39 111 39 111 FN78, 114 39,1–3 111 39,4 110, 111 39,5 111 39,6–11 111 39,8 113 39,12–16 108, 108 FN57 39,32 114, 115 FN99 41,8 110 41,16–42,8 109 42,2 110 42,3–5a 106 42,9–14 110 42,15–43,33 111 44–49.50 111 45,6–22.23–26 115 FN95 50 115 FN95 50,27 114, 115 FN99 50,27–29 100
231
232 50,28 51,13 51,13–30 51,23 51,29 Exodus 12:2–28:24
Stellenregister 107 FN54 110 103 103, 115 103, 115
2:15
138
Hosea 6:9
138 FN117
Jesaja 55,1
106, 106 FN49
Makkabäer 1.1,14 2.4,9 2.4,12 2.4,20
103 FN25 103 FN25 103 FN25 103 FN25
Nahum 2:11b–12b 2:12b–13b
136 136
Psalmen 1,2
107 FN54
Sarachja 11:11
138 FN117
Sprüche 5,12ff. 8,22ff. 15,12 31,1
105 FN37 111 105 FN37 105 FN37
Timotheus 2.4,3
180 FN15
125
Genesis 1:1 1:1–31 1:2 1:26 2:1–17:22 2:4–5 2:4–28:9 2:6 2:7 3:1b–8a 3:20–23 5:32 9:20a 9:20b 9:21 15:1 18:2
128 FN31 125 FN18 128 FN31 128 FN31 125 128 FN31 125 128 FN31 128 FN31 125 FN18 125 FN18 125 FN18 126 126 126 125 FN18 125
Habakkuk 2:2b 2:3a 2:3b
136 136 136
Personenregister Antike Personen Aelius Aristides 72, 72 FN3, 79f., 87, 160 FN5, 165ff., 181, 184, 186, 202, 206 Aelius Theon 5, 72f., 80, 90, 92 Aesop 76, 93 Agamemnon (rhet.) 84, 85 FN14 Agreophon 21 FN38 Albinos 9, 143–158 passim Alexander von Damascus 56 Alexander von Aphrodisias 123, 201 Alexander der Grosse 2, 78, 186 Alexander Jannaeus 136f. Alexander Peloplaton 171 Alkaios 129 Alkibiades 78 Alkidamas 76 Alkinoos 9, 143–158 passim Ammonios Archias 31 FN10 Anakreon 34 FN20 Antiphon 76 Antoninus Pius, Kaiser 32 FN13, 49f., 145, 172 FN72, 174 FN79 Anubion (Astrologe) 79 FN34 Apion 30 FN7 Apollodoros von Damaskus 50 Apollonios von Athen 172 FN74, 204 Arkesilaos 132 Archilochos 129 Areios 30 FN8, 31 Aristarch von Samothrake 6, 128 ff., 129 FN37, 130 FN55–57, 133, 138 Aristophanes von Byzanz 129 Aristophanes von Athen 129, 195, 197 Aristoteles 2, 48, 92, 133 FN76 Asklepiades 31, 32 Aspasios von Ravenna 85, 169 Athenagoras 21 FN37 Athenaios 5, 28, 85, 85 FN15, 87, 93f., 94 FN5, 205
Attalos (Arzt) 50 Atticus 132 Augustus, Kaiser 48 Aurelian 29 FN6 Balbillos, Tiberius Claudius 32f., 32 FN9 Balbinianus 31, 31 FN8 Calpurnius Theon 31 FN8, 31 FN12 Calvenus Taurus 7, 132, 154 Caracalla 32, 176 Chairemon 30 FN7 Chariton 80 FN35 Civica Barbarus, M. Vettulenus 56, 56 FN81 Claudius 33, 34 Claudius Aelianus 184, 186, 208 Chrysipp 4, 7, 8, 45f., 60 (Abb.), 134f.,198, 201 Commodus 41 Cosimo I. 27 FN1 Decimus Claudius Severus 56 Demetrios (jüd. Autor) 125 Demetrius III Eukerus 136f. Demosthenes 5, 76f., 76 FN15, 77 FN19, 77 FN21, 79f., 203 Didymos Chalkenteros 190, 190 FN56 Didymos min. 73 Diodoros Sikulos 11 FN2, 126, 208 Diogenes Laertios 30, 131 FN66 Diogenes von Oinoanda 36 Dion Chrysostomos, s. Dion von Prusa Dion von Prusa 35f, 40, 72, 88, 143, 172 FN74, 179, 182, 184, 186, 196f., 199 Dionysios von Milet 28, 31, 31 FN8, 32, 171 FN70
234
Personenregister
Dionysodoros, 30 FN8, 31f., 84 Domitian 49 FN52 Drusus maior 48 Elpinikos 18 FN30 Empedokles 134 FN85 Ephoros 126, 126 FN20 Epikrates von Herakleia 17 Epiktet 7, 123, 134f., 182, 198ff., 207 FN95 Erasistratos 53 Eudemos von Milet 18, 18 FN27 Eudoros 132, 132 FN69, 132 FN71, 133 FN79 Euodian 204 Euripides 76f., 79 Favorinus von Arles 84, 86, 143, 173f., 173 FN76, 174 FN79, 174 FN83, 201 Flavios Philostratos 2, 28, 71, 81, 85, 143ff., 163, 168f., 170 FN64, 171, 171 FN65, 173ff., 179, 181, 183f., 202ff., 206f., 209, Flavios Boethos 56 Fronto 49 Galen 1, 4f., 8f., 29ff., 39–70 passim, 144 FN6 Gellius (Aulus) 32, 42, 44ff., 84, 154, 158, 182, 182 FN23, 184, 196, 200, 201, 205 Gellius Maximus 31 Glaukias 86, 86 FN25, 89, 89 FN44, Gorgias 2, 15, 84 Hadrian, Kaiser 28, 32, 32 FN13, 56, 172 FN72, 172 FN74, 174, 174 FN79 Hadrian von Tyros 56, 144 FN6 Hagias 93 Herakleides von Lykien 204 Herodes Attikos 56, 85, 91f., 143, 154, 162, 163 FN25, 168, 172 FN74, 204f. Herodot 129 Hesiod 79 FN30, 110, 129 Hipparchos 13 Hippias 2
Hipprodomos von Larissa 170 FN61, 204 Homer 76, 79, 79 FN30, 110, 129ff., 144, 187f., Hyperides 76, 76 FN16 Iamblichos 155 Iosephos 126, 137, 137 FN107, 182, 182 FN22 Isokrates 76f., 171, 171 FN58, 195 Jesus Ben Sira, 99–122 passim Kallisthenes von Olynth 2 FN3 Kallistrate 86 Karneades 132 Kelsos 184 Kimon 13 Kletonymos von Lato 2 Krantor 132 Kraton 92 Kyros d. J. 78 Lamprias 91, 93 Leonas 73 Leptines 77 FN20 Lollianos von Ephesos 204 Lucius Aelius Caesar 56 FN81 Lucius Aelius Stilo (Gramm.) 45 Lucius Verus 41, 49, 56, 56 FN81 Lukian 5, 72, 72 FN3, 80, 159, 183, 185, 204 Mark Aurel 144f., 164 FN31, 174 FN79, 183 Markos von Byzantion 172 FN714 Marsilius Ficinus 27 FN1 Martial 49 Maximos von Tyros 7, 183, 198f. Menander (com.) 76 Menander (rhet.) 169 Menephylos 91 FN56 Methodoros 34 Mithridates VI. 45 Mnesiphilos 91 Musonius Rufus 195, 197, 199 Nikagoras I. von Athen 172 FN74 Numenios von Apameia 135, 185
Personenregister Oinomaos von Gadara 185 Pankrates 31 Pausimachos von Athen 2 Peisistratos 13 Periander 93 Philagros von Kilikien 165 FN25, 173 Phillipus Arabs, Kaiser 172 FN74 Philiskos von Thessalien 176, 206 Philon von Aleandreia 6, 9, 123–142 passim, 185, 185 FN28 Philon von Larissa 147 Philoxenos 71, 73 Pindar 129 Platon 9, 84, 87f., 94f., 132, 133 FN76, 134, 145, 148, 153ff., 194, 200 Plinius minor 45 Plotin 123, 135 Plutarch 5, 83–96 passim, 125, 132 FN69, 154, 179, 183f., 183 FN30, 188, 200f. Polemaios 17 Polemon von Laodikeia (Smyrna) 28, 30 FN8, 31, 160 FN4, 172 FN74, 173, 174 FN79, 204 Polythrous 18 FN27 Polyxenos 2 FN3 Pompeius 45 Porphyrios 130, 135 Poseidonios 132 Potamon von Alexandreia 30 FN8, 31 Prodikos 2, 84 Proklos von Naukratis (Sophist) 73 Protagoras 2, 84 Protogenes 89 FN44 Satyros 2 FN3 Secundus von Athen 168 Seleukos 73 Seneca 187ff., 190 FN57, 196f. Seneca (rhet.) 203
235
Sergius Paullus 55 Sinnius Capito 45 Skopelian von Klazomenai 168, 168 FN53, 172 FN74 Sokrates 86ff., 92, 148, 151f. Solon 93 Sopatros 73 Soranos aus Ephesos 50 Sosius 92 Sospis 86, 86 FN26, 89f., 89 FN44 Soteros 164 FN35, 171 FN65 Speusippos 132 FN66 Strabon 11, 27f., 32, 131 Sueton 49, 49 FN52 Sulpicius Apollinaris 42 Theagenes 50, 50 FN57 Teuthras 53f. Themistokles 13, 203 Theon (Magistrat) 80 Theon von Alexandreia 29 FN6 Thukydides 5, 77, 81 Tiberius 49 Titus Flavius Alexandros 170 FN64 Traian 50 Tullius Ptolemaios 30 FN8, 31 Tzetzes 131 Valerius Kallinikos 35, 37 Valerius Titanianus 32 Varro 45 Vespasian 32 FN13, 44, 145, 164 FN31, 205 Vestinus, Lucius Julius 31 FN9, 32f. Vibius Maximus 35 Vitruv 50f. Xenokrates 132 FN66 Xenophon 84, 87, 89 Zenon (Ägypter) 75
236
Personenregister
Moderne Autoren Adler, Ada 128 FN34 Ameling, Walter 172 FN74, 205 FN93 Anderson, Graham 40 FN6, 40 FN8, 143 FN1, 174 FN82, 185 FN36, 200 FN82 Argyle, Aubrey W. 27 FN1 Arnim, Hans von 189 FN50 Aucher, Jean Baptiste 124 FN11 Avotins, Ivars 164 FN31 Baldwin Bowsky, Marta 2 FN5 Baltes, Matthias 148 FN23 Barclay, John 182 FN22 Barnes, Robert 33 FN19 Bastianini, Guido 133 FN78 Beaujeu, Jean 151 FN32 Becker, Alexander 2 FN1, 14 FN15, 177 FN2 Becker, Eve-Marie 99 FN4, 100 FN5, 100 FN7, 101 FN14, 102 FN16 103 FN26, 115 FN98 Behr, Charles A. 165 FN38, 168 FN64, 181 FN18 Ben Zvi, Ehud 102 FN17 Billault, Alain 92 FN57 Blanck, Horst 53 FN69 Blum, Rudolf 33 FN17 Böhmisch, Franz 102 FN17, 115 FN101 Bömer, Franz 123 FN6, 132 FN65f. Bonazzi, Mauro 134 FN85 Borg, Barbara 2 FN2, 40 FN6, 170 FN7 Borgen, Peder 128 FN33 Boulanger, André 144 FN9 Bousquet, Jean 13 FN11 Bowersock, Glen 2 FN2, 40 FN7ff., 144 FN6, 144 FN13, 178ff., 179 FN6, 190, 199 FN55, 192f., 198, 201f., 204, 204 FN90, 206 Bowie, Ewen 2 FN2, 94 FN68, 161 FN10, 170 FN64, 172 FN73, 180, 180 FN13 Bréhier, Emile 127 FN24, 155 FN47 Bringmann, Klaus 18 FN27 Browne, Gerald M. 72 FN3 Brunt, Peter A. 178 FN5, 179, 179 FN10ff., 181 FN17, 186, 208
Calduch-Benages, Nuria 114 FN92 Canfora, Luciano 33, 33 FN19, 96 Carandini, Andrea 47 FN43 Carr, David M. 99 FN1, 102 FN17, 103 FN25, 104 FN32, 106 FN46, 112 FN84, 118 FN107 Casson, Lionel 33 FN18 Catoni, Maria Luisa 83 FN2 Chandler, Clive 177 FN5 Charlesworth, James P. 135 FN89 Cherf, William J. 33 FN17, 33 FN19 Cherniss, Harold 132 FN69 Choremi-Spetsieri, Alkestis 47 FN45 Christes, Johannes 190 FN52, 191 FN57f., 197 FN70, 198, 198 FN73, 210 FN106 Christian, Adolph H. 169 FN55, 173 FN77 Clauss, Manfred 33 FN18 Coarelli, Filippo 49, 49 FN52, 49 FN54f. Cohn, Leopold 124 FN10, 125 FN16, 127 FN24 Colson, Francis Henri 124 FN11 Combes-Dounous, Jean-Jacques 153 FN40 Comparetti, Dominicus 129 FN50 Cordovana, Orietta 40 FN6 Cover, Michael B. 134 FN83 Crenshaw, James L. 107 FN51 Cribiore, Raffaella 3 FN8, 8 FN10, 75 FN13f., 159 FN2, 161 FN12f., 162 FN15f., 162 FN18, 162 FN22, 163 FN26, 186 FN39, 188 FN46, 191 FN59, 204 FN88, 207 FN96 Crowther, Nigel 170 FN62 Davies, Philip R. 102 FN17, 103 FN22 De Lacy, Phillip 153 FN52 Debru, Armelle 40 FN9, 45 FN31, 51 FN61, 54 FN74 Delbrück, Richard 49 FN53 Delgado, José 78 FN30 Delorme, Jean 13 FN9, 21 FN39 Deuse, Werner 148 FN23 Di Lella 100 FN7, 109 FN65
Personenregister Diehl, Ernst 132 FN67 Diels, Hermann 133 FN78 Dillon, John 132 FN67, 134 FN84, 147 FN18 Dindorf, Wilhelm 129 FN50 Dix, Keith 47 FN42, 48 FN51 Dochhorn, Jan 101 FN14 Donini, Pierluigi 146 FN15 Doran, Robert 111 FN75, 111 FN78, 117 FN105 Drecoll, Carsten 20 FN33 Dunbabin, Katherine 83 FN2 Dupont, Florence 85 FN14 Dziatzko, Karl 33 FN17 Ego, Beate 99 FN1, 104 FN30 Eisele, Wilfried 101 FN12 Empereur, Jean-Yves 33 FN18 Erbse, Hartmut 129 FN50, 130 FN52, 130 FN57, 131 FN63 Erskine, Andrew 27 FN1 Fabbro, Marina del 123 FN6, 126 FN23 Fabry, Heinz-Josef 101 FN14, 102 FN16, 103 FN26 Fein, Silvia 174 FN79 Ferrari, Franco 151 FN34 Fisher, Nick 13 FN7 Flinterman, Jaap-Jan 174 FN81 Floyd, Michael H. 109 FN60, 112 FN82 Fraade, Steven D. 123 FN3 Fraser, Peter M. 33 FN17, 33 FN19, 128 FN34f., 129 FN36ff., 129 FN44, 131 FN59, 131 FN62ff. Frazier, Françoise 85 FN20, 91 FN55, 184 FN30 Frede, Michael 133 FN76, 147 FN17 Freudenthal, Jacob 148, 148 FN21 Froleyks, Walter J. 160 FN7 Fuhrmann, François 93 FN62, 94 FN70f., 184 FN30 Garofalo, Ivan 55 FN76, 55 FN79 Gauthier, Philippe 22 FN41 Gehrke, Hans-Joachim 16 FN19, 21 FN39f., 23 FN42 Geljon, Albert C. 128 FN30 Gerstinger, Hans 72 FN3, 78 FN30 Gibson, Craig A. 159 FN2
237
Gigante, Marcello 177 FN5 Gilbert, Maurice 103 FN23, 104 FN30 Gill, Christopher 39 FN2 Glass, Stephen 12 FN4 Gleason, Maud 40 FN9, 51 FN61, 173 FN76 Glucker, John 146 FN15 Goldhill, Simon 40 FN6 González Equihua, Rodolfo 92 FN59 González Julia, Lluis 90 FN49 Gregory, Bradley C. 110 FN67 Griffith, Guy T., 33 FN18 Guéraud, Octave 76, 76 FN14 Haake, Matthias 15 FN18 Habicht, Christian 17 FN25 Hadot, Ilsetraut 145 FN14, 146 FN15, 151 FN31, 152 FN35 Hammerstaedt, Jürgen 183 FN27 Hankinson, Robert 39 FN2 Harris, William V., 18 FN29, 208 FN97ff. Harris-McCoy, Daniel E. 184 FN33 Hatzopoulos, Miltiades 22 FN41 Hay, David M. 123 FN4 Heath, Malcolm 169 FN57f. Hemmerdinger, Bertrand 33 FN18 Hengel, Martin 182 FN22 Henrichs, Albert 72 FN3 Hillgruber, Michael 201 FN84 Hoffmann, Philippe 133 FN77 Holford-Strevens, Leofranc 182 FN23 Horgan, Mauria 135 FN89 Horsley, Richard A. 106 FN45, 86 FN112 Houston,George W. 47 FN42, 48 FN51 Huzar, Eleanor G. 33 FN17 Irigoin, Jean 129 FN45 Jacob, Christian 88 FN35, 90 FN49 Jacopi, Irene 48 FN49 Jansen-Winkeln, Karl 208 FN104 Jongman, Willem 208 FN104 Jouguet, Pierre 76 FN14 Kah, Daniel 11 FN2, 20 FN35 Kaibel, Georg 131 FN60
238
Personenregister
Kaiser, Otto 101 FN11, 102 FN17, 105 FN42, 107 FN53, 112 FN85 Kaster, Robert 3 FN8, 186 FN39, 187 FN42, 191 FN59, 197 FN69f., 205 FN91 Keil, Josef 164 FN35 Kemp, Wolfgang 39 FN1 Kennedy, George A. 186 FN39 Kerferd, George B. 2 FN1, 177 FN1 Keulen, Wytse 182 FN23 Kobes, Jörn 22 FN41 Kollesch, Jutta 40 FN7 König, Jason 85 FN19 Korenjak, Martin 40 FN10, 54 FN75, 57 FN86, 87 FN30, 167 FN43f., 167 FN46f., 168 FN49 Krispenz, Jutta 101 FN9 Kroll, Wilhelm 33 FN16 Le Corre, René 150 FN29 Leest, Hans van der 72 FN3 Legrand, Thierry 111 FN75, 112 FN79 Lehmann-Hartleben, Kurt 49 FN54 Leisegang, Hans 125 FN16 Lemaire, André 102 FN18 Lernould, Alain 155 FN48 Lewis, Naphthali 28ff., 28 FN4, 30 FN7, 78 FN27 Liesen, Jan 112 FN79 Lissarrague, François 88 FN39 Lohmann, Ingrid 104 FN31 López, Jorge F. 161 FN14 Lössi, Josef 123 FN2 Lührs, Dietrich 130 FN50, 130 FN53, 130 FN57, 131 FN63 Luther, Susanne 112 FN83 Lynch, John-Patrick 146 FN15 Mann, Christian 12 FN6 Männlein, Irmgard 84 FN12, 211 FN107 Manuwald, Bernd 177 FN2 Marböck, Johannes 99 FN2, 99 FN4, 101 FN13, 102 FN15, 104 FN30 108, 108 FN59, 110 FN68ff., 111 FN76, 112 FN79, 112 FN81, 112 FN86, 113 FN88, 114 FN93, 115 FN94, 115 FN100, 115 FN101, 117, 117 FN106, 118 FN107 Marcus, Ralph 124 FN11
Marek, Christian 21 FN21 Marrou, Henri-Irénée 3, 3 FN8, 18, 27 FN1, 146 FN15 Martin, Jochen 2 FN1 Martin, Josef 83 FN2 Mason, Steve 182 FN22 Massebieau, Louis 127 FN24 Mazzarino, Santo 56 FN84 Meneghini, Roberto 39 FN0, 44 FN27, 47 FN42, 47 FN44, 48 FN51 Merkelbach, Reinhold 172 FN75 Metzger, Bruce 130 FN58 Millar, Fergus 171 FN71 Milne, Herbert J. M. 72 FN4 Minutoli, Diletta 76 FN15 Montanari, Franco 76 FN15, 128 FN34, 130 FN54, 131 FN64, 190 FN56 Moraux, Pierre 148 FN21 Morgan, John 79 FN30 Morris, Jenny 124 FN7 Mossman, Judith 83 FN3 Müller-Graupa, Edwin 27 FN1, 33 FN17 Müllner, Ilse 107 FN54 Musurillo, Herbert 33 FN15, 35 FN25 Nadeau, Robin 83 FN1, 87 FN31 Nadig, Peter 117 FN104 Nasrallah, Laura 160 FN6 Neschke, Ada 155 FN46 Nesselrath, Heinz-Günther 33 FN17, 201 FN84 Neudecker, Richard 44 FN24 Newby, Zahra 13 FN8 Nicole, Jules 76 FN16 Niehoff, Maren 124 FN10, 127 FN24, 130 FN50 Nilsson, Martin P. 18 FN28 Nisard, Désiré 154 FN45 Nutton, Vivian 41 FN12, 42 FN17, 163 FN27, 164 FN30 Obbink, Dirk 79 FN34 Oikonomopoulou, Katerina 93 FN64 Otto, Walter 30, 30 FN7 Palmisano, Maria Carmela 114 FN91 Palombi, Domenico 39 FN0, 42 FN20, 44 FN28ff., 45, 47 FN42, 48 FN51
Personenregister Papini, Massimiliano 46 FN35 Parsons, Edward 27 FN1, 33 FN19 Parsons, Peter 76 Parthey, Gustav 33 FN19 Patillon, Michel 186 FN39 Pelling, Christopher 86 FN21 Perdue, Leo G. 104 FN27f., 112 FN85 Pernot, Laurent 87 FN30, 92 FN57, 92 FN60, 142 FN1f., 143 FN4, 144 FN8, 145 FN14, 148, 148 FN24, 149 FN25, 151 FN33, 186, 186 FN38 203, 203 FN85 Petersmann, Hubert 188 FN43 Petit, Françoise 124 FN12 Pfeiffer, Rudolf 128 FN34, 130 FN51, 130 FN55, 131 FN60 Pordomingo Pardo, Francisca 79 FN30 Porter, James 130 FN55 Pouchelle, Patrick 101 FN11 Puech, Bernadette 2 FN2f. 143 FN3, 144 FN7, 144 FN10, 170 FN63ff., 177 FN4, 179, 179 FN7, 181 FN17, 185, 185 FN35, 186 FN37, 190, 190 FN51, 190 FN53, 198, 200 FN81, 203 FN87, 204ff., 204 FN90 Quass, Friedemann 19 FN32 Quick, Laura 102 FN19 Rabe, Hugo 132 FN73 Rad, Gerhard von 101 FN13 Reitemeyer, Michael 100 FN5, 100 FN7, 101 FN11, 101 FN14, 102 FN16, 103 FN26, 115 FN98 Reiterer, Friedrich V. 99 FN2, 100 FN5, 109 FN64, 114 FN90, 117 FN103 Relihan, Joel 83 FN3 Ritschl, Friedrich 33 FN19 Robert, Jeanne 17 FN26 Robert, Louis 17 FN26, 21, 21 FN39 Robling, Franz-Hubert 188 FN43, 189 FN47, 189 FN49 Romeri, Luciana 83 FN4, 84 FN12, 87 FN31 Romilly, Jacqueline de 2 FN1 Roselli, Amneris 43 FN21, 48 FN48 Roskam, Geert 85 FN19, 93 F64 Roth, Wolfgang 104 FN27 Rothe, Susanne 162 FN21
239
Royo, Manuel 49 FN53 Royse, James 124 FN7, 124 FN10, 124 FN12, 125 FN13 Runia, David T. 124 FN7, 125 FN14, 128 FN32, 134 FN83f. Russell, Donald A. 169 FN59 Sacks, Kenneth 126 FN21 Sauer, Georg 103 FN24, 106 FN48, 107 FN56, 112 FN86, 118 FN108 Schams, Christine 115 FN97 Schenkeveld, Dirk 92 FN59 Schironi, Francesca 129 FN39 Schlange-Schöningen, Heinrich 39 FN2, 40 FN9, 41 FN11 Schmidt, Martin 130 FN50 Schmitt-Pantel, Pauline 83 FN2 Schmitz, Thomas 2 FN2, 40 FN6, 57 FN80, 87 FN30, 160 FN6, 161 FN8, 163 FN26, 172 FN73, 179 FN7, 180, 181 FN17, 185 FN35, 188 FN43, 190, 190 FN54, 190 FN56, 193 FN63, 198 FN71f., 204 FN89, 205, 205 FN92, 207 FN95 Schneider, Karl 12 FN4 Schnurbusch, Dirk 83 FN2 Scholten, Clemens 132 FN73 Schöne, Heinrich 50 FN58 Schröder, Heinrich O. 166 FN39, 168 FN54 Schubart, Wilhelm 133 FN78 Schuler, Christof 19 FN31, 20, 21 FN36 Schwartz, Eduard 30 FN7 Schwienhorst-Schönberger, Ludger 107 FN55 Sedley, David 133 FN78 Sharples, Robert W. 123 FN1 Siegert, Folker 125 FN17, 182 FN22 Sirago, Vito 185 FN35 Sirinelli, Jean 91 FN55, 92 FN57, 184 FN30 Skehan, Patrick William 100 FN7, 109 FN65 Smith, Martin Ferguson 184 FN31 Sorabji, Richard 123 FN1 Spengel, Leonard 72 FN5 Speyer, Wolfgang 21 FN39 Stadelmann, Helge 105 FN42, 106 FN50, 115 FN96
240
Personenregister
Staden, Heinrich von 40 FN7, 40 FN9, 51 FN62, 52 FN63 Stählin, Otto 180 FN14ff. Stanton, Gregory R. 143 FN3, 179, 179 FN9, 181 FN17, 184, 184 FN32 Stein, Arthur 33 FN16 Stephanos, Matthaios 130 FN50, 130 FN56 Stephens, Susan 78 FN27 Steuben, Hans von 18 FN27 Stramaglia, Antonio 73 FN12, 78 FN27 Susemihl, Franz 33 FN17 Swain, Simon 2 FN2, 77 FN18, 179, 179 FN7f., 180, 181 FN17, 185 FN36, 206, 206 FN94, 207 FN95 Tarn, William W. 33 FN18 Tarrant, Harold 133 FN79 Tedone, Giovanna 48 FN49 Teodorsson, Sven-Tage 86 FN22ff., 94 FN70 Terian, Abraham 124 FN10 Tesch, Katja 101 FN10, 102 FN15, 102 FN17ff., 103 FN25, 104, 104 FN30, 104 FN32f., 104 FN35ff., 105 FN41f., 107 FN53ff., 108f., 108 FN57, 109 FN60ff., 109 FN65f., 111, 111 FN74, 112 FN85, 117 Theiler, Willy 132 FN69 Thiel, Helmut van 129 FN41 Tieleman, Teun L. 46, 46 FN39f. Tiller, Patrick 106 FN45 Tinginanka, Ioanna 47 FN45 Tobin, Thomas H. 125 FN18 Toorn, Karel van der 102 FN17 Topper, Kathryn 83 FN2 Toulouse, Stéphane 146 FN15 Trapp, Michael 147 FN16, 149 FN27, 153 FN40 Trombetti, Catia 12, 12 FN5 Tucci, Pier L. 42 FN20, 44 FN26, 47 FN42f., 49 FN52 Turner, Eric 76 FN16 Überschär, Frank 102 FN17, 105 FN40, 106 FN46f., 107 FN53, 108 FN58 Vallette, Paul 153 FN41
Vamvouri-Ruffy, Maria 94 FN71 Van Nuffelen, Peter 144 FN12 Vegetti, Mario 39 FN3, 40, 40 FN4f., 42 FN14f., 43 FN21, 45 FN29, 55 FN76f., 57 FN87 Veijola, Timo 109 FN65 Veltri, Giuseppe 99 FN3 Vicente Sánchez, Ana 92 FN59 Volpe, Rita 50 FN56, 51, 51 FN59f. Vössing, Konrad 3 FN8, 27 FN2 Wacker, Christian 12 FN4, 13 FN11 Walden, John G. 164 FN28, 164 FN31 Walsh, Joseph 41 FN13 Watt, John 123 FN2 Watts, Edward 33 FN19, 162 FN21, 163 FN24 Weber, Gregor 18 FN27 Weiler, Ingomar 11 FN2, 170 FN62 Wendland, Paul 125 FN16 Westerink, Leendert 133 FN77 Whitaker, George Herbert 124 FN11 Whitmarsh, Tim 2 FN2, 39 FN2, 143, 143 FN5, 144 FN11, 179 FN7, 185 FN36 Whittaker, John 147 FN19, 148, 148 FN22 Wicke-Reuter, Ursel 111 FN72 Widder, Wendy 102 FN17 Wilcken, Ulrich 36 FN25 Wilkins, John 39 FN2 Wilson, Nigel G. 169 FN59 Winter, Bruce 183 FN28 Wischmeyer, Oda 102 FN17, 104 FN33f., 105 FN43, 115 FN98 Witte, Markus 99 FN2, 111 FN76f. Wolf, Peter 162 FN16, 163 FN24, 168 FN50f. Wright, Benjamin G. 100 FN7, 106 FN45, 112 FN81, 114 FN92 Zanker, Paul 16 FN21 Zapf, Burkhard 101 FN14, 111 FN73, 111 FN78, 112 FN80 Ziebarth, Erich 18 FN27 Ziethen, Gabriele 171 FN71 Zschietzschmann, Willy 14 FN12 Zweimüller, Serena 159 FN1
Ortsregister Africa s. Nordafrika Ägäis 128 Agora 15, 21ff. Ägypten 5, 8, 28, 29, 32, 33, 41 FN12, 71ff., 72 FN3, 75f., 78ff., 102, 115ff., 165, 207 FN96 Alexandreia 1, 4ff., 9, 27, 27 FN1, 29, 34 FN20, 41, 49 FN52, 71ff., 72 FN7, 73 FN8ff., 78, 80, 117, 117 FN105, 123f., 128ff., 132, 139, 180, 183, 208f, 208 FN104 Antiocheia 136 FN104, 163 FN24, 209 Apameia 73, 73 FN9 Archiv 29 FN5, 42, 44, 48, 51, 75 Arginusai 78 Asia s. Kleinasien Athen 1, 2, 5, 14, 27 FN1, 35, 47, 56, 84, 146, 162 FN23, 163, 164 FN28, 164 FN31, 164 FN35, 168, 170 FN65, 171 FN67, 172 FN74, 205, 209 Bethoma 137 Bibliothek - allgemein 3f., 8, 16f., 16 FN20, 138 - Museionsbibliothek, Alexandreia 33f., 33 FN17, 129ff., 131 FN59 - Pergamon 33, 33 FN17 - Rom 44–51 passim, 57, 201 Byzantion 171 FN71 Chaironeia 77 Delphi 13, 170 FN64 Elateia 77 Eleusis 78, 86 FN26 Elis 86 FN28 Ephesos 50, 51 FN62, 144 FN6, 164 FN35, 170 FN65, 172ff., 176, 204 Exedra 11, 50f., 57
Gadara 99 FN4 Gallien 208 Germanien 208 Griechenland 18, 136, 136 FN104, 208 Gymnasion - allgemein 2ff., 9, 11–23 passim 80, 103 FN25, 112 FN84 - in Athen 13 - in Delphi 13 - in Olympia 12 FN4 - in Oxyrhynchos 81 - in Rom 50f. Herculaneum 123 Isauria 73, 73 FN10 Israel 1, 5, 99, 102, 111ff., 116, 118 Italien 198, 208 Jerusalem 136ff., 182 FN22 Kairo 99 FN2 Karthago 209 Kaunos 21 FN38 Kleinasien 18, 71, 78, 172, 172 FN75 Korinth 41, 86 FN21 Kreta 2, 41 FN12 Kyzikos 78, 78 FN27 Larissa 171 FN67 Levante 99 Lykien 41 FN12 Massilia 209 Masada 99 FN2 Museion - allgemein 4, 8 - Alexandreia 1, 4, 9, 27–36 passim, 131, 131 FN59, 131 FN62, 138 - Ephesos 29 FN5 - Lindos 29 FN5 - Rom 44, 53
242 - Smyrna 29 FN5 - Thera 29 FN5 Mytilene 77 Naukratis 71 Nikomedeia 123 Nordafrika 8 FN3, 10, 208 Oinoanda 35 Olympia 170 FN62ff. (siehe auch Gymnasion) Oropos 2 Oxyrhynchos 72, 80f.
Ortsregister FN7, 73 FN8 123, 145, 164 FN31, 173f., 182 FN22, 201, 205, 208f. Salamis 203 Samothrake 128 Sichem 137 Sizilien 78, 78 FN27 Smyrna 41, 88, 165ff., 172ff. Spanien 198, 208 Sparta 35 Synagoge 6, 99 FN1, 104, 104 FN28, 112 FN85 Syrakus 49 Syrien 41 FN12, 56
Palästina 41 FN12, 56, 123 FN3, 127, 136 141 Palästra 11f., 15, 51 Pannonien 172 FN74 Pergamon 41, 172 Prusa 172 FN74
Tempel 4, 8, 29 FN5 Tempel (Jerusalem) 104, 138 Templum Pacis 4, 8, 39–57 passim Teos 18 Theben 78
Qumran 6, 99 FN2, 135–139 passim
Vienna 33
Rom 4f., 7ff., 32f., 41ff., 42 FN20, 50f., 52 FN65, 53, 56, 56 FN84, 72, 72
Zypern 41 FN12, 129 FN38
Sachregister
Allegorese 125f., 201 Allgemeinbildung (ἐγκύκλιος παιδεία) 6, 35f., 196 Alphabetisierung 208f. Anatomie 4f., 8f., 39f., 46, 51–57 passim ἀνὴρ ἀγαθός s. vir bonus Angleichung/Annäherung an Gott (ὁμοίωσις θεῷ) 7, 9, 145, 148f., 155ff. Ansehen 112, 160, 167 FN46, 163–169 passim, 172f., 175, 193, 204 Anwalt 5, 151, 185, 206, s. auch Jurist Asianismus 76 FN18 Argumentation 1, 7, 14, 93, 154 Argumente 15, 91, 93f., 152, 191, 200f. Aristotelismus 53, 56 Arzt (archiatros, Hofarzt) 4f., 9, 29 FN5, 30 FN8, 31, 32 FN13, 39f., 42– 53 passim, 55f., 85, 111, 145, 155, 188, 190 Ausbildung s. Bildung Auswendiglernen 46, 101, 107, 118 Bankett s. Gastmahl Beredsamkeit (eloquentia) 84, 91, 144, 152ff., 169 Beschreibung 79, 186 Bildung - Ausbildung 5, 17, 20, 23, 36, 78, 88, 106, 143, 145, 147, 161ff., 186, 199, 203, 209 - Bildungseinrichtung, Bildungsstätte 14ff., 23, 27f., 34, 102, 131, 134, 138, 167 - Bildungssystem 7, 18 - Bildungsvermittlung 1ff., 8, 40, 44, 57, 190, 192, 194 - Bildungswesen 1, 3ff., 8, 118, 186, 191, 203, 209, 211
- παιδεία 1ff., 8f., 11, 14ff., 23, 27f., 34, 36, 42, 48, 72, 75f., 78, 83, 85f., 90, 92, 100f., 105, 114ff., 145, 167, 180, 190f., 196, 198, 202, 204ff. Brief 73 Buch/Buchrolle 16, 43f., 48ff., 52ff., 126, 130f., 153 Chrie 92 Debatte, Diskussion 14, 45, 50ff., 57, 83, 91, 93f., 187, 191 Dialektik 8, 147, 149, 152, 199, 201, 202 Dichtung 30 FN8, 31, 48, 80, 83, 85, 109, 130, 144, 153, 186, 188, 199 Doxa s. Ansehen Ekphrasis s. Beschreibung Elite 5, 7, 16 FN20, 29 FN5, 30, 33f., 36, 39, 41, 84, 105f., 115, 131, 144, 146, 156, 167, 172 FN73, 179f., 189ff., 197f., 202, 205ff., s. auch vir bonus Ephebie 17, 22 Epikureismus 146, 184 FN31 Erzählung (διήγημα) 92, 108 Erziehung 3, 11, 22f., 35, 36, 100f., 103, 105, 108, 110, 118, s. auch Hören Ethopoiie 79, 186 Exegese 6, 7, 125f., 130 FN57, 136, 138f., 145, 147, 155, 182 FN22, 188, 199 Fabel 78, 92 Fachschriften 16, 185, 206 Fachwissen 7, 28, 34, 45, 89, 91, 153, 178, 184, 188f., 191, 194, 196ff. Freigelassener 7, 190f., 195, 197f., 210
244
Sachregister
Gastmahl 5, 8f., 14, 19, 22, 83–95 passim, 106, 110, 153, 205 Gebildeter 7, 16, 17, 28, 40, 42, 56, 146, 179, 207, 210 s. auch Gelehrter, Weisheit Gelehrsamkeit 14, 29 FN6, 71, 94, 102, 190 Gelehrter (scholar) 2, 14f., 18f., 27ff., 36, 112 FN80, 113, 130f., 160, 170 FN61, 172, 177f., s. auch Gebildeter Genus demonstrativum s. Lob, Schaurede Gericht/genus judicale 14, 91, 93, 106, 169, 185, 189 Geschichte 16, 78, 89, 91, 111f., 126, 136 s. auch Historiker Gesetz 6, 112f., 115ff., 127, 164 FN32 Gespräch 5, 15, 51, 83, 87ff., 94f., 107, 154ff. Gott/Götter 6, 9, 14, 18, 22, 43, 48, 91, 94, 101f., 104, 109, 111f.,118, 145, 152, 154ff., s. auch Theologie Grammaticus (γραμματικός) s. Philologe, Sprachlehrer Heer 3, 11, 12, 20, 22f., 44 Hören als Lernmethode 107, 199 FN 67, s. auch Erziehung Historiker 11, 18, 77f., 91, 126f., 137, 181f., 184, 203, 206, s. auch Geschichte Hymnus 88, 91, 108, 111, 118, 201
Kult 3f., 12ff., 22, 47, 51 Kultur 1, 2, 4, 6, 8, 11, 14, 29 FN 5, 85, 90, 95, 99, 101f., 110, 117, 144, 146, 153f. Kyniker 171 FN 66, 181, 183f., 187 Lehre 101, 103f., 108, 114f., 117, 144, 147f., 150, 165 Lehren 92, 99, 146, 148, 152f. Lehrer 1ff., 5, 7f., 16, 19, 30, 32 FN13, 104, 106, 109, 112ff., 71, 78 FN29, 129, 136, 137, 145, 161ff., 164 FN32, 168, 170, 177–211 passim Lehrinhalt (dogmata) 109ff., 147, 152, 155f. Lehrstuhl 3, 27 FN1, 56, 162 FN23, 144, 146 FN15, 147, 164, 166, 171, 186, 205f. Leiturgia 3, 19ff., 80 Lernen 99, 138 Lobrede (ἐπαινεῖν) 73, 76, 79f., 88ff., 92ff., 108, 169, s. auch Schaurede Mathematik 29 FN6, 91, 153, 196 Medizin 9, 39–57 passim, 111, 151, 183 Militär s. Heer Mittelplatonismus 9, 131ff., 143–157 passim Musik 2, 85, 91, 148, 153, 185 FN34 Mythologie (Thema von Schaureden, im Unterricht) 73, 76, 89, 92, 94, 144 Nachahmung 5, 76–77, 79, 161
Iatrophilosophos s. Philosoph Iatrosophistes s. Sophist Image s. Ansehen Imitation s. Nachahmung Improvisation (extemporieren) 5, 55, 87, 169, 210 Jurist/Jurisdiktion 5, 86 FN 25, 90, 104, 151, s. auch Anwalt Kommentar (ὑπομνήματα, peschar) 6, 8f., 46, 54, 123–139 passim, 155, 198, 201 Konkurrenz 7ff., 41, 52, 89, 159–175 passim, 180f., 197, 199, 204, 209f., 215
Oberschicht s. Elite Pedanterie 9, 89, 180, 197f., 200f. Peripatos 2 FN3, 17, 46, 56, 132, 135 Philologe (γραμματικός, grammaticus) 8, 15, 30 FN7, 32, 34, 42, 45, 128ff., 198, 202 Philosoph 1, 5, 7ff., 15ff., 30ff., 40, 45f., 50, 56, 61, 83ff., 88ff., 95, 138, 143–157 passim, 179, 181, 182 FN24, 184, 185 FN35, 187, 192, 194ff., 199ff. Philosophie 6ff., 14, 40, 45, 56, 89, 91, 143ff., 151ff., 156, 195ff., 199f., 202f., 210
Sachregister Philosophielehrer 143, 146, 154, 199, 202f., 205 Philosophische Rede 83f., 90, 94, 153 FN40 Platonismus 7, 30 FN8, 31, 86f., 92, 132, 145ff., 151, 154f., 180, 182ff., 199f. Polemik 90, 134, 202f. Privileg s. Steuerbefreiung Progymnasmata (προγυμνάσματα) 5, 72f., 91, 192 Publikum 4, 7, 9, 15, 87, 91, 149, 154, 167, 168, 170f., 173, 175, 193f., 201, 210 Pythagoreismus 134 FN85, 181, 184 Recht 11, 32, 163 Rede 5, 11, 14f., 54, 76ff., 81, 83, 86ff., 92ff., 108f., 148ff., 152ff., 156, 161, 165, 167f., 170, 172 FN74, 173, 180, 188, 194, 203 Redelehrer/Rhetoriklehrer (σοφιστής) 1, 15, 71, 73, 89, 159, 161, 186, 188, 190, 203, 205f. Redethemen 77ff., 81, 87, 90, 92, 144, 193 Redner (ῥήτωρ) 2, 5, 7, 15f., 18, 73, 76ff., 80f., 84ff., 89ff., 95, 143–156 passim, 159, 162 FN18, 163, 169, 170, 173, 175, 179ff., 185 FN35, 193, 196, 200, 202, 207, 210 Rhetorik 5, 7, 14, 40, 75, 79, 85, 89f., 92ff., 144f., 148, 151f., 156, 159, 161, 189, 196f., 200, 203, 205f., 210 Rhetorikhandbuch 79, 81, 200, 202 Roman 80, 85 Ruhm s. Ansehen Schaurede 15, 77, 81, 86, 94, 138, 171 FN67, 178, 186, 203, 210, s. auch Lobrede Schreiber 106 FN45, 113, 115 FN97 Schriftgelehrter (γραμματεύς) 99, 112ff. Schulbetrieb 6, 103f. Schulbuch 76, 109, 117, 148 Schule - allgemein 2, 7, 8, 30 FN7, 102ff., 123, 139, 169, 199, 204, 208f. - Philosophie 15, 134f., 138, 146
245
- Rhetorik 15, 95 Schüler 6, 8f., 16, 27 FN1, 30 FN7, 71f., 76ff., 84ff., 92, 104f., 107, 109, 112, 114, 134f., 139, 143, 145, 154, 165, 168, 170, 175, 186ff., 191f., 194, 197ff., 204, 207, 209f. Sezieren s. Anatomie Sklave 105, 190f., 195ff. Sophist (σοφιστής) 1, 2, 5, 7, 14, 32 FN13, 40, 71ff., 76ff., 83–91 passim, 95, 143–157 passim, 159–175 passim, 177–211 passim Sophistin 183 Spiel 170f. Sport 3, 11ff., 16 FN20, 17f., 20, 22f., 31, 51, 151 Sprache 83, 85, 87ff., 95, 99, 103, 143, 146, 154, 156, 159, 165, 180, 196, 205 Sprachlehrer (γραμματικός, grammaticus) 5, 8, 73 FN8, 84, 146, 153, 186ff., 196f., 205f. Sprachlehrerin 207 FN96 Sprüche 92, 101, 107ff. Status s. Ansehen Stegreif s. Improvisation Steuerbefreiung (ἀτέλεια) 32 FN13, 145f., 163, 174, 190 Stiftung - Kaiser 145f., 164 FN31, 186, 205f. - Privat 3, 17f., 29 FN5 Stil 76, 130, 144, 154, 161, 193, 198ff. Stoa 4, 5, 9, 45f., 61, 86, 89, 111, 132, 134 FN85, 135, 146, 182, 184, 184 FN31, 187, 189f., 192, 200 FN80, 201 Streitgespräch 15, 51ff., 57, 200f. Student s. Schüler Symposium s. Gastmahl Tadel 91, 94, 173, 193f. Textedition/Textkritik 130, 155 Textinterpretation s. Exegese Theologie/Religion 9, 12, 20 FN82, 39, 55, 102f., 111, 114, 118, 154 s. auch Gott/Götter Übersetzung 46, 115ff.
246
Sachregister
Überzeugung (persuasio, Πειθώ) 85, 91 FN56, 94f., 148, 152, 159 Übungsreden (μελέται) 73, 76ff., 93, 203 Unterricht - allgemein 3, 6, 17, 22, 72, 75f., 78, 83, 85, 92, 108f., 112, 138, 146f., 161f., 165, 187, 193, 197ff., 203f., 207, 209f. - Elementarunterricht (Rechnen, Schreiben, Lesen) 3, 13, 15, 18, 72, 76, 105, 146f., 153, 208 - Öffentliche finanzielle Unterstützung des Elementarunterrichtes 15, 17, 208 vir bonus/ἀνὴρ ἀγαθός 21, 188f., 198 s. auch Elite Vorführung (performance) 39f., 47, 52ff., 163, 167, 170, 175, 178
Vortrag 4, 14, 17, 52, 54f., 57, 78, 85, 90f., 165, 167, 168 FN49, 170 FN64, 171, 172 FN74, 201, 210 Wahrscheinlichkeit (πιθανόν) 94, 151f. Weisheit (σοφία) 99–118 passim, 148, 191, s. auch Gebildeter Weisheitslehrer 101, 112 Wettkampf/Wettstreit (ἀγών) 12f., 15, 17f., 22, 44, 51, 54, 89, 93, 159ff., 167ff., 172ff. Wiederholen 107 Wissen 2, 4, 6, 9, 13, 16, 90, 93, 115, 117, 147, 150, 156, 178, 182 FN19, 194, 197, 200, 206 Wissenschaft 27 FN1, 111, 145, 150, 152f. Worte s. Sprache Zetematische Struktur (quaestio et solutio) 124f., 133 Zitat/Zitieren 46, 136