Sämtliche Werke: Band 11 Dichtungen 1653-1660 9783110621563, 9783110621778, 2019948518


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Sämtliche Werke: Band 11 Dichtungen 1653-1660
 9783110621563, 9783110621778, 2019948518

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ausgaben deutscher literatur des xv. bis xviii. jahrhunderts Herausgegeben von Hans-Gert Roloff

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De Gruyter

johann rist sämtliche werke Herausgegeben von

alfred noe und hans-gert roloff

elfter band dichtungen 1653–1660

De Gruyter

ISBN 978-3-11-062156-3 e-ISBN (PDF) 978-3-11-062177-8 Library of Congress Control Number: 2019948518 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: SatzBild, Sabine Taube, Kieve Druck: CPI books GmbH, Leck www.degruyter.com

Unterthänigste Lobrede An […] H. Christian Ludowig Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg 1653

Unterthnigste Lobrede /

An Den Durchluchtigen / Hochgebohrnen Frsten und herren

H. Christian Ludowig /

Hertzogen zu Braunschweig und Lneburg &c.

Als Seine Frstliche Gnade Jhr HochFrstliches Beilager hielte / Mit Der auch Durchluchtigen / Hochgebohrnen Frstin und Fralein Frulein

Dorotheen /

Hertzogin zu Schleswig / Holstein / Stormarn und Der Dith-

marschen / Grfin zu Oldenburg und Delmenhorst / Welches Glklich vollenzogen auf der Frstlichen ­Residentz Zelle / am 9. Tage des Weinmonats / Jm 1653. Jahre / Aus unterthnigster Schldigkeit Gehohrsamst aufgesetzet aufgesetzet und bergeben Von

Johann Rist.

Hamburg / Gedrukt bei Jakob Rebenlein.

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Johann Rist

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Unterthänigste Lobrede

LAss’ itz / du reicher Herbst  / in grosser Menge fliessen Die Frchte / welch uns oft Ein Fredenfest versssen / Lass’ alles / was das Land / Feld / Gahrt’ und Weinberg trgt / Ja was der Weideman auf grhner Heid’ erlegt Uns itz zu dienste sein: Lass’ auch die Wlder geben Viel groß- und kleines Wild: Komm’ edler Saft der Reben Du kstlichs Traubennaß / du ssses Erdenbluht / Komm’ eiligst und erquikk’ uns allen Hertz und Muht. Jhr Wiesen schikket Vieh’ / Jhr Flsse / last den Fischen Kein Wasser / das wir Sie bald finden / wen wir tischen / Bring’ her du frische Luft der Vgel manche Schaar / Ja Himmel / krhne Selbst mit Ghte dises Jahr. Fragt Einer Mich warum? Wollan / Jch wils erzehlen; Es wird ein grosser Held Sich disen Herbst vermhlen / Gleich itz tritt auß dem Fried’ in Einem Libeskrieg Der hochgebohrner Frst’ / Herr Christian Ludowig. O theres Sachsenbluht / O Preiß der tetschen Helden / Erlaube Mir / das Jch mg’ aller Welt vermelden Was vielen schon bewust von deiner Trefligkeit Und hohem Tugendruhm’ / O Ruhm und Licht der Zeit! Jch muß O Grosser Frst’ / allein zu deinen Ehren Die Frede / welch’ uns schafft diß hohe Fest / vermehren / Jch muß auch ja den Sieg aufs beste schreiben an / Den itz davon gebracht der kleine Libesmann / Und das m so viel mehr / diweil du stets getrachtet Nur frei zu leben und sehr weinig hast geachtet Der lib’ Ergetzligkeit / biß das des Himmelß Schluß Dich nun bereichert hat mit grossem Uberfluss’ Und ein so theres Pfand dir glklich zugefhret Weit aus dem Norden her / daß Jederman itz sphret Es sei doch wahr / so bald Ein Frst die Libesbahn Betritt / den heiss’ es recht: Der Himmel hats gethan. Ja freilich komt Ein Werk / woran so viel gelegen Nicht durch der Menschen Witz; der Hchste schikt den Segen

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Johann Rist

Gleich wie den klahren Tau von Seiner Wohnstatt her / Drm fget Sichs durch Gott und nicht von ohngefehr. Jst Einer noch so kek und herrisch von Gemhte / Jst Einer noch so hoch und Edel von Geblhte / Kan Einer noch so stark der Lib’ entgegen stehn / Wen nur der Himmel wil / so muß eß doch geschen. Hie wird ein Frstenkind so weinig ausgeschlossen Als der geringste Baur: So bald die Zeit verflossen / Die Gott bestimmet hat / so wird das Hertz verstrikt Und durch Ein Ehgemahl mit kescher Lib erquikt. Zwahr / Lugnen kan mans nicht / Es hlt die frische Jugend Das frei sein / treflich hoch / ja schtzet es fr Tugend / Man spricht: Was acht’ Jch doch ein zahmgebornes Thier? Wier ziehen ia das Wild denselben billich fr / Jst nicht ein freier Hirsch fr andern hoch zu preisen? Als der Sein eigner Herr / darf niemand Dienst’ erweisen / Springt het im Wald’ herm und Morgen auf der Saat / Erfhret gntzlich nicht / waß Knechtschaft auf Sich hat / Er darf nicht allemahl auß Einem Bache trinken / Bald geht Sein schneller Lauff zur rechten / bald zur lincken / Bald wehlt Er disen Fluß / bald Jennes Brnnelein / Darf Einer Hind’ allein nicht so verbunden sein / Die Freiheit ist Sein Schatz / die Freiheit heist Sein Leben / Die Freiheit kan Jhm stets so viel Vergngung geben Ja machen Jhn so reich / daß Er auch nicht einmahl Ein Gast zu sein begehrt im Kniglichen Sahl. So schliesset mancher zwahr: Man kans auch nicht verneinen / Die Freiheit wird gelibt von grossen und von kleinen / Jmmittelst wird Ein Hirsch / wen Er ins Garn gebracht Durch Eine sanfte Hand doch gleichwol zahm gemacht: Daß Einhorn ist frwahr viel strker noch zu schtzen Als ein befreiter Hirsch / es kan sehr hart verletzen Den khnsten Jger / der Jhm nach dem Leben steht / Wen der gleichwol bewehrt zu Feld’ und Walde geht / Es trotzet auf Sein Horn / es schnabet wie die Bhren / Es wirft die Schenkel so / das Einer solte schwehren

Unterthänigste Lobrede

Es wer’ ein starkes Ross / ein edelmhtigs Pferd / Nur das Ein langes Horn die Stirn Jhm’ hat bewehrt. Der Jndianer zwahr vermeinet es zu fangen Vermittelst Spiess und Pfeil / Er schleichet mit Verlangen Dem schnsten Wilde nach / Ach aber / Seine Kunst / Sein Lauren / List und Macht ist alzumahl msonst / Das Thier springt auf Jhn zu / Ja stost in vollen Lauffen Durch Seiner Schenckel Kraft den Jger bern Hauffen / Es wirft Jhn in die Luft mit grimmigen Geschrei / Ja bricht Jhm oft zuletst das Hertz im Leib entzwei; Noch wird diß starke Thier gefangen und verstrikket / Jm Fall es einmahl nur Ein Jungfralein erblikket / Das schn ist von Gesicht’ und wol auf Saiten spielt / Nur dises ist der Pfeil / der Jhm zum Hertzen zielt. So leichtlich kan diß Thier durch Jungfruliches singen Und Einen sssen Tohn Jn Dienstbahrkeit Sich bringen / Waß weder Spieß noch Pfeil vermag / daß kan geschen Durch Frendligkeit / die Sich an Weibern lsset sehn. Wird nun ein solches Thier / das in der Whsten wohnet / Daß ohne Rede lebt / das keines Menschen schonet / Das unvernunfftig ist / bezwungen dergestalt / Wie solt Ein tapfrer Held nicht fhlen die Gewalt Die mehr als irdisch heist? Laß / therer Frst / Mich preisen Dein treverlibtes Hertz / laß Mich der Welt erweisen / Wie rhmlich du gethan / daß du den fsten Sinn Bezwungen hast und nun des Nordens halb Gttinn’ Als deinen reichsten Schatz von gantzer Seele libest / Ja dich / du tapfrer Held / Jhr gahr fr eigen giebest / Diß ist der Tugend Kraft / hierin besteht Jhr Reich / Das stets Sie suchet daß / waß bloß Jhr Selber gleich. Diß kan nicht anders sein: Du bist von solchen Helden Entsprossen / daß Jch kaum derselben Ruhm zu melden Auf dißmahl fhig bin. Bring’ Einer auf die Bahn / Was Brunschwig-Lneburg / waß Hessen hat gethan? Jch weiß / eß wird die Welt ohn’ hechlen bald bekennen / Das dise Huser ja fr allen sind zu nennen

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Johann Rist

Der tapfren Sachsen Ruhm / trotz sei dem bleichen Neid’ / Erfahrung spricht ia selbst / waß Jhr fr Lete seid! Solt’ / Hochgebohrner Frst / Jch krtzlich nur erzehlen Des Herren Vatters Lob / Jch wrde gar nicht fehlen / Wen Jch gleich sagte / daß Sein ritterlicher Muht Uns Tetschen das gethan / waß noch unß Guhtes thut. Nun pflegt der starke Lo kein schwaches Lam zu zegen / Der Eichbaum lst Sich nicht als Eine Weide begen / Der Weinstok bringt auch ja nicht Distelkopf’ herfr / Da hat Ein Jeglichs Ding Sein’ Ordnung und Gebhr Ahrt lsset nicht von Ahrt. Auch du hast deine Jugend O Hertzog / fohrtgebracht in Fassung solcher Tugend / Die deinen Heldenmuht und hohen Frstenstand Auch nun fast aller Welt gemachet wol bekant. Wie / wen Ein Muhtigs Pferd muß seines Gleichen sehen Nach dem gestekten Ziel’ in vollem Rennen gehen Und daß / so bald der Lauf ist rhmlich vollenbracht / Es fein zu rkke trabt / und zwahr mit sondrem Pracht / Als denn kan solch ein Ross Sich lnger nicht enthalten / Es stampfet / wiehert / springt / es will die Luft durchspalten

Und gar nichts minder sein / es schamet / rauchet / schwitzt Trgt Seinen Reter fohrt / der Jhm’ im Sattel sitzt / Wen die Trompetter kaum zum rennen aufgeblaßen / So fliegen schon die Mhn’ / Ein Dampf geht aus der Nasen / Der gleichsahm ferig ist / Ja Kopf und Brust wird heiß / Es sucht das edle Thier fr Jennem Ruhm und Preiß; So hast du grosser Frst nie wollen mssig gehen / Du liessest deinen Muht schon in der Kindheit sehen / Die Tugend war der Ring / nach welchem du gezielt / Verstand das war dein Ball / womit du hast gespielt. Du sahest dein Geschlecht Ein hohes Lob gewinnen / Du wahrest nicht zu klein waß grosses zu beginnen / Du hieltest deinen Lauf in Einer solchen Bahn / Worin die Lasterzunft ist gntzlich abgethan.

Unterthänigste Lobrede

Verharr’ auf solchem Pfad’ / O Meiner Sachsen Wonne / Du rechtes Heldenkind / du Lnebrger Sonne / Verharr’ in solchem Lauff / Jch weiß / du rennest fohrt / Biß du gefunden hast den viel erwnschten Ohrt. Jch sehe wie du bist noch Tag fr Tag bemhet Um Ein recht Frstlichs Lob / daß schon so herlich blet / Das Sein Geruch die Welt frlngst hat angeflt / Es wird der Tugendruhm doch nimmermehr verhlt. Gleich wie der edle Falk / im Fall’ Er Sich sol schwingen Hoch in die Luft hinauf / begehrt fr allen Dingen Zu finden Seinen Raub / der Jhm zur Jeden Frist Viel liber als der Schatz des reichsten Kresus ist / Er siehet in die Sonn’ / Er breitet Seine Flgel Recht tapfermhtig aus / fleugt ber Berg’ und Hgel Dem Stoltzen Reiger nach / der immer hher steigt Und bald zur rechten / bald zur linken Hand Sich neigt / Jhm folgt der khne Falk und trachtet Jhn zu fllen / Der Reiger mag Sich noch so stark und mhtig stellen / Er kriegt doch Stss’ auf Stss’ / und wen es gleich geschicht Wie manches mahl zusehn / daß Jhn der Reiger sticht / So wird Er doch nicht lass’ / Sein Feind der mag es treiben So lang er immer kan / der Sieg muß Jhm doch bleiben / Er bringt den Raub davon / der Falke triumphirt / Die Bete legt Er frisch dahin / wo Sichs gebhrt / Sein Herr bet Jhm die Hand / Er heist Jhn gleich wilkommen / Daß frisch gefangne Wild wird frlich angenommen / Des edlen Falken Ahrt und Tugend hoch gerhmt / Er Selber wird belohnt / wie solches Sich geziemt. So hast du therer Frst auch immer bei der Erden Gesuchet deinen Ruhm / du mstest Himlisch werden / Die Tugend schwebt’ empoor / dein Hertz das flog’ Jhr nach / Es achtete nicht viel der Arbeit Ungemach / Dein treflicher Verstand kont ohne Mh’ erkennen / Daß man mit Mh’ und Fleiß nach Ehren msse rennen /

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Johann Rist

Nicht in der Lasterbahn / Ach Nein / wer Seinen Lauf Beglkken wil / der steig’ am Ehrenberg’ hinauf Und suche da den Raub der allerschnsten Tugend: Diß hast du schon gewust in deiner zahrten Jugend Und ncht allein gewust / du hast es auch gethan / Da stehet ja das Werk / und nicht der blosse Wahn Wie wol bei manchen / der so trefflich weiß zu schwatzen Von Seiner Thaten Ruhm und sind doch kahle Fratzen / Nein / Christian Ludowig hat Einen andern Sinn / Er heisset die Vernunfft des Lebens Meisterin. O selig ist der Frst / der Sich von Jhr regiren Und auf den Gldnen Pfad der Weißheit lsset fhren / Ja der so kluge Let’ allein lst m Sich gehn / Das Seiner Lnder Heil auf Jhnen fst kan stehn! Es ist das grosse Licht der Sonnen gleich mgeben Mit hellen Faklen / welch’ m Jhren Krper schweben Und wahrten fleissig auf / wodurch zur Jeden Zeit Mit Lust vergrssert wird des Phebus Herligkeit; Du Lnebrger Sonn’ hast so viel schne Lichter / So manchen tapfern Geist / so manchen klugen Richter Zu Hof und anderswoh / daß man mit Wahrheit sagt: Seht / diser ist Ein Herr / dem Witz und Kunst behagt: Und solches ist zwahr viel / doch wrd’ es pltzlich fallen / Wen du des Hchsten Wohrt nicht liessest rein erschallen Jn deinen Lndern / Ach! diß heist der therste Schatz / Wo Gottes Kirchlein hat an vielen Ohrtern Platz. Ja / Grosser Frst / Jch weiß / daß so viel tausend Seelen / Die du beherschest / nicht gerathen in die Hhlen Des Jhrthums / welcher sonst so manchen schnel beraubt Der Seeligkeit / dieweil man groben Lgen glaubt Und ist der Wahrheit Feind. Nein Herr / dein’ Unterthanen Die lssest du mit Fleiss und grossem Ernst ermahnen Durch solche Lehrer / die den Pfad der Wahrheit gehn Und auf dem Wohrt allein als Einem Felsen stehn.

Unterthänigste Lobrede

Hiedurch wird Gottes Ehr’ und unser Glaub’ erhalten / Hiedurch kanst du dein Amt / O tapfrer Frst / verwalten Ja stehen dergestalt den Unterthanen fr / Das alles hat im Land’ Ahrt / Ordnung und Gebhr. Wo Gottesfurcht regirt / da wird auf allen Wegen Auch mit Verwunderung gesphrt des Hchsten Segen / Ja / wo des HErren Wohrt behlt den freien Pass / Da grhnet wie der Palm der HErr und Untersass’. Jch mein’ / O Herzog / das dis klhrlich sei zu merken An dir und deinem Volk’: Jch wil von Gottes Werken Zwahr schweigen dises mahl / diß gleichwol ist bekant: Glkselig Herr bist du / glkselig ist dein Land. Jtz komt Ein nees Glk / daß schwehrlich zu vergleichen Den andern / die dennoch auch Jhren Zwek erreichen Doch nicht wie dieses thut; Ja / wolgetroffne Wahl! Der Himmel hat dich Selbst mit Einem Ehgemahl’ O therer Frst / bedacht / in welches Er gegossen Was Er nur kstlichs hat / diß Fralein ist entsprossen Von Kniglichem Bluht’ / es komt nicht ohngefehr Wie mancher wol gedenkt / auß unserm Norden her / Es folgt der Sonnen nach / welch’ auch von unß geschieden Fr Sechszehn Wochen schon und nunmehr laft ins Sden / Ey kaltes Dennemark / Ey traurigs Cimberland / Sind beide Sonnen den von Ech itz abgewand? Jsts mglich das der Mohn die Sonne nach Sich ziehen Ja gahr besitzen kan? Muß den die Sonne fliehen Weit ber Meer und Strhm’ allein dem Mohnden zu? Ja Luna / dieser Schein versetzet dich in Ruh’ Und uns in Tunkelheit. Jch knte schier errahten Diß wrde so gescheen / demnach die Menschen bahten Um warmen Sonnenschein / das nicht so stets verhllt / Der Himmel stnd’ und man die Scheren hett’ erfllt. Waß wird eß aber sein? Man wil das Fest begehen / Und ist kein Mohndenlicht m dise Zeit zu sehen /

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Johann Rist

Auch sind die Tage kurtz / kalt / tunckel / schlipfrig / nass / Da weinig Sonnenschein / und trb’ ohn Unterlass? Ey was bemh’ Jch Mich? Es ist sehr wol erwogen / Daß man biß in den Herbst diß Fest hat aufgezogen / Jst doch der Sternen Glantz nie schner / als bei Nacht / Der Faklen Schein wird hell durch Tunkelheit gemacht. Man kan in dir / O Zell’ / m dise Zeit beschauen Die Sonne / Mohnd und Stern’ / O welch Ein Glantz von Frauen! Vor allen Prangt herfr die Frstin Dorothe’ Ein Wunder der Natur / die nunmehr in der Eh’ An Jhrem libsten Schatz’ / als Sein Gemahl wil kleben / Sie kan der Sonnen gleich so schne Strahlen geben / Das Sie den vollen Mohn erleuchtet und erquikt / Jm fall’ Er Sie mit Lust in heisser Lib’ anblikt. Da kan man ferner sehn die Frstliche Planeten / Welch’ alle Finsterniss durch Jhren Schein ertdten / Es glntzet berall des Frsten Hochzeit-Sahl Von Lichtern / die da stehn bei Hof’ in grosser Zahl. Doch fehlet hie der Glantz der theren Nordersonnen Des Grossen Friderichs / und welch’ Er lieb gewonnen Sophi Amalien / der tapfren Kniginn / Die dich versorgen itzt mit reichem Liebsgewinn’ O tre verlibter Frst / in deme Sie dir schikken / Was dein bemhtes Hertz sol tausendmahl erquikken / Des Himmels there Gab’ / Ein schnstes Engelein / Wie knte doch die Gunst von Jhnen grsser sein? Lob Sei dir Friederich / du Held von Gott erkohren / Der gantzen Norderwelt zum Heil und Trost gebohren / Du Grosser Knig du / Lob sei dir Friderich / Daß du so hoch gelibt hast Christian Ludowich. Lob sei dir Kniginn / durch alle Welt gepriesen / Das du so gndig hast auch dises mahl erwiesen Dein Schwesterliches Hertz: Kom stetes Glck und Blh’ Auf Knig Friderich und Seiner Amaly: Hier thut die Klt’ auch nichts: Jst Jemand / welchen friehret Jn diser Burg / wo selbst der libe Fer regiret /

Unterthänigste Lobrede

Der ist gewiß kein Mensch / wo Amor hat die Macht Zuthun / was Jhm gebhrt / da brennt es Tag und Nacht. Was kan die trbe Luft / waß kan die Nsse schaden / Wen Christian Ludowig mit Flammen gantz beladen Die Wolken heller macht / als Perlen und Saphir? Geht doch der libe Fer auch Diamanten fr? Was ist man viel besorgt / daß Flora schon entwichen / Die Bluhmenwrgerin dagegen komt geschlichen? Spricht Frulein Dorothe Ein libes-whrtlein nur / Was gilts / es ndert Sich gahr pltzlich die Natur / Und solte gleich daß Land uns keine Bluhmen geben / So werden in der Luft viel tausend Bluhmen schweben / Doch / weil diß Frstenkind in kescher Libe ringt / So wett’ Jch / daß der Herbst von neen Kruter bringt / Den / was bemht Sich nicht / den Frsten aufzudienen / Den Frsten / welche gleich den Loorbeerbumen grhnen / Die weder Blitz / noch Keil / noch Frost / noch Reiff verletzt / Wovon den Kaisern wird Ein Krntzlein aufgesetzt Als Jhren Dichtern auch? Jtz seh’ Jch / wie Sich lenket Der Vater Albion / als welchen es gleich krnket / Das Er auf Zelle nicht kan nehmen Seinen Lauff Und wahrten da mit Lust den Grossen Frsten auf. Jmmittelst spielet Er am Harrebrger Strande / Ja schleichet glimpflich fohrt an dem beglkten Lande / Das Ein so theres Paar in Seinem Schoss’ itz hlt / Was wunder / daß dem Flss’ auch diser Schatz geflt? Die Weser thuts Jhm nach / Sie lst die grhne Wellen Die vielmahls zornig sind / nicht gahr zu hoch geschwellen Noch strtzen auf die Saat / Sie tantzet gleich mit Lust / Als wer’ Jhr dises Fest so wol als uns bewust. Ja beide Flss’ / O Herr / sind eifrig zu empfangen / Was aus dem grossen Meer in Jhren Schlund gegangen Mit vollen Seglen komt / Sie wnschen diß allein / Daß aller Schatz fr dich mg’ her gefhret sein. Laß Spanien / deine Frcht’ in grosser Menge kommen / Wir haben deinen Wein und Opfel schon vernommen /

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Gib / Frankreich / deinen Schmuk / send’ Holland / deine Zier / Laß schauen / waß das Reich von Tzina bring’ herfr / Man wird / was Tetschland uns durch Gottes Ghte schenket Auch reichlich setzen auf: Was Holstein itz gedenket / Das Seinen theren Schatz / die Frstin Dorothe Dort von den Zimbern her weit ber Flss’ und See Nach Zell geschikket hat / da muß Jch itz von schweigen Und Meine Feder nur zu dir / O Hertzog / neigen Und deinem schnen Land’ / als dem zur Jeden frist An deinem Glkk’ O Held / so viel gelegen ist / Das alle Vlker in den Frstenthmern schreien: Gib Christian Ludowig / O Himmel / das Gedeien Daß unß erhalten muß: Ach schtze fr Gefahr / Fr Krieg / Fr Hertzeleid daß there Frsten Paar. So wnschet Lneburg die Statt der Alten Sachsen / Wo das berhmte Saltz / wo Kalk / wo Steine wachsen / Dein Berg / der Neben Jhr hoch in die Luft Sich schwingt / An welches Fuss’ Ein Keil und steter Hammer klingt / Der zeiget dir dein Glk / durch welches du wirst schweben Als Er / dem Himmel nah’ und deinem Volke geben Ein friedlichs Regiment / damit es sorgen frei Stets unter dir / O Held / als Einem Baume sei. So Jauchtze nun / O Land / so Jauchtzet Alt’ und Junge / So Jauchtze Lneburg / so Jauchtz in vollem Schwunge Du hocherhabnes Zell / daß solche Let’ itz hlt / Die fast zu nennen sind Ein Auszug tetscher Welt. Jhr Musikanten auf / und last die Saiten klingen / Jhr Kapellisten komt / wier wollen fredig singen Zu Lobe disem Paar / daß nunmehr wol vergngt Durch Gottes Wundertrieb zusammen ist verfgt. Auf Jhr Trompetter / Auf / steht / blaset in die Wette / Bald folgt ein frlichs Spiel / bald tantzet man Ballette / Bald rennet man zum Ring’ und bald wird Ein Turnir Gehalten / wo man ficht mit lantzen und Rappir /

Unterthänigste Lobrede

Bald geht das Ferwerck an / wo die Raketten sausen / Wo Schwrmer schneien schier und die Karthaunen brausen / Wo Rder / Bilder und Tussaken sprtzen Fer / Wo Kuglen brllen auch im nassen Ungeher / So mehret Sich die Lust von Einer Nacht zur andern / Doch endlich ist es Zeit / das wir nach Hause wandern Und lassen wol vergngt diß Frstlichs Paar in Rust / Zu schmekken fohrt und fohrt der keuschen libe Lust. Laß Hchster / Fried’ und Fred’ in Jhren Zimmern schweben / Laß Christian Ludowig und sein Gemahl erleben Der Kinder / Kindes Kind / schenk’ Jhnen reiche Frucht Mit Zierd’ und Kraft begabt / das Selbig’ in der Zucht Die dir gefllig sei / so klglich werd’ erhalten / Damit Sie dermahleinst auch fruchtbahrlich verwalten Jhr hohes Regiment / und Ja des Vattern Geist Jn solchem blikk’ herfr / der unvergleichlich heist. Gib endlich alles Heil / dem herlichen Geschlechte Von Brunschwig-Lneburg / beschirm durch deine Rechte Diß weltberhmtes Hauß. Ach Herr / dein Antlitz seh’ Auf Christian Ludowig und Seine Dorothe. Diß bleibt nun unser Wundsch: O Himmel laß gelingen Was wir von dir begehrt! Lass’ unsre Bitte dringen Durch Luft und Wolken hin / daß stets voll Lib’ und Ruh’ Jhr Frstlichs Leben sei / sprich du dein Ja dazu!

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Die Triumphirende Liebe 1653

Die Triumphirende Liebe / umgeben

Mit den Sieghafften Tugenden /

Jn einem Ballet

Auff dem Hochfrstlichem Beylager /

Des Durchluchtigen / Hochgebohrnen Frsten und Herrn /

H. Christian Ludowigs /

Hertzogen zu Brunswig und Lneburg etc. Gehalten / mit Der auch

Durchluchtigen / Hochgebohrnen Frstin und Frulein / Frulein

DOROTHEA/

Hertzogin zu Schleszwig / Hollstein / Stormarn und der Dittmarschen / Grfin zu Oldenburg und Delmenhorst etc.

Auff der Frstlichen Residentz Zelle vorgestellet Am 12. Tage des Weinmonats Jm 1653. Jahre.

Hamburg /

Gedruckt bey Jacob Rebenlein.

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Erstlich ist zu mercken / Daß / wenn das gantze Ballet mit seinen in ­Kupfer ­ gestochenen Figuren und untergesetzeten ­Teutschen Versen von dem Ceremonien-Meister / den ­frnehmsten Herren und FrawenZimmer mit gebhrender Reverentz ist berliefert worden / das alsobald ­darauf die Fama oder das Gerchte auftritt und verlieset den allgemeinen Jnhalt des Ballets mit nachfolgenden Worten: MErcket auf Jhr Tugendliebende Hertzen / und habet gahr fleissig acht auf das jenige / was Euch gleich jtzt bei dieser hochansehn­ lichen Versamlung zu sehen und zu hren / auf das nachdencklichste soll frgestellet werden. Ermuntert Eure Augen / nicht nur des Leibes / sondern vielmehr des Gemhtes / damit Jhr die eigentliche Beschaffenheiten Menschliches Lebens und Wandels / welche im gegenwrtigen Ballet klhrlich werden vorgezeiget / Euch vernnfftig zu Gemhte fhren / und dabei des jenigen mget erinnern / welches zu Einem frtrefflichem und sehr ntzlichem Unterrichte in allgemeinen Leben uns mercklich kan dienen. Der nhest-angelegene Wald / welchen Jhr vor Euch sehet / ist mit lauter grimmigen Bhren angefllet / welche in Jhren abscheulichen / tieffen und tunkeln Hlen / auf Menschen und Thiere Jmmerhin lauren / dieselbe Jmmerlich zerreissen / und sich mit Jhrem Fleisch / Knochen und Jngeweide ernhren / auch so grausahm / wtend und unbndig sind / daß sie durch Jhr blosses Anschauen dem Menschen eine tdliche Furcht injagen. Nichts destoweniger bezeuget doch die Lehrmeisterin aller Dinge / die Erfahrung / daß eben diese grausahme wilde Thiere und Bhren durch Menschlichen Fleiß / Arbeitsamkeit und gute Auffsicht dermassen zahm gemachet / und dergestalt knnen abgerichtet werden / daß sie Jhre angeborne wilde und grausame Natur / wo nicht gantz und gar ablegen / gleichwol in so weit ndern / daß sie den

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Menschen hinfre nicht mehr beschdigen / sondern denselben / als Jhren Herren und Meister erkennend / so sehr frchten / daß sie auch auf sein zusprchen und winken / Jhme alsobald einen gahr willigen / ja fast Menschlichen Gehorsam erweisen / und zu Zeiten das jenige lernen / was manches mal denen / mit gesunder Vernunft begabten Menschen zu begreiffen / viel zu schwer flt; Gestalt Jhr gleich jtzo nicht ohn Verwunderung anschauen werdet / welcher massen etliche dieser grimmigen Bhren / durch des klugen Meisters hand abgerichtet / aus dem Walde sich herfr thun / nach dem Schalle der Trompetten und Pauken fein richtig tantzen / und dadurch ffentlich werden bezeugen / daß auch die grausamste Thiere mit der Zeit bndig zu machen / und daß Sie Jhre angeborne wilde Untugenden abzulegen / knnen unterwiesen werden. Was soll Jch aber sagen von dem alleredelsten Geschpf den vernnftigen Menschen? Hat man Sich nicht hchlich zuverwundern / ja darber userst zuentrsten / daß / ob zwar dieselben allein vor allen Thieren mit der herlichen Vernunft / als gleichsam einer Strale Gttlicher Natur / dadurch sie das Gute von dem Bsen / die Tugenden von den Lastern unterscheiden knnen / nebenst andern vielen trefflichen Eigenschafften Leibes und Gemthes sehr hoch begabet / ber alle andere Thiere auf Erden / in der Luft und im Wasser lebende / dieselbe zu zhmen / zu unterrichten / und zu Jhrem Nutzen zugebrauchen / die Beherschung erlanget / dennoch dessen ungeachtet / der Treffligkeit Jhrer Natur diese Schmach an­ thun / und sich den verfluchten Lastern dergestalt ergeben / daß sie weder mit gutem noch bsem von denselben knnen abgezogen / und auf den rechten Pfad der edelsten Tugend gefhret werden. Die wilden und unbndigen Thiere kan man endlich zhmen / etliche mit Liebkosen und freundlichen Worten / etliche mit harter Straffe / Peitschen und Schlgen: Die verwildete Menschen aber lassen sich weder durch freundliches bitten / noch hartes schelten oder zorniges Zusprchen aus der verfluchten Lasterbahn leiten / und befinden sich die Untugenden nicht nur in einem / sondern in allen Stnden / bey Geistlichen und Weltlichen / bey Stat- und

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Hofeleuten / bey Gelehrten und Ungelehrten / bey Soldaten und Advokaten / bey Brgern und Bauren / bey Kauf- und Handwerksleuten / und in Summa / bey allerhand Ahrt der MenschenKinder auf Erden / massen dises alles / durch gegenwrtiges Ballet in geziemender Ordnung / bey diser hchstlblichsten Zusammenkunft soll frgestellet werden. Seid munter / Jhr Tugendlibende / und lasset Euch immittelst nicht verdriessen dises eitle Weltwesen zu sehen / zu hren / zubetrachten und in eurem Hertzen zuverachten / Jedoch gnnet Mir / daß Jch zu Ehren der Tugenden / welche in disem Ballet das hßliche Geschwrm der Laster zu Jhrem unsterblichem Ruhm werden verjagen und aus dem Felde schlagen / ein kurtzes Liedlein mge erklingen lassen.

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Loblied der Tugenden. 1. ALs Herkules im Zweifel war / Was pfades Er Sich solt’ erkiesen / Da hat Ein wiederwrtigs Paar Jhm augenbliklich Sich erwiesen / Das Eine war der Tugend Bild / Das ander hieß das Laster wild. 2. Bald ward Er hie / bald ward Er dort Gelokket / Jhnen nachzugehen / Hier fiel ein Wink / dort kahm ein Wohrt / Es war Ein schner Streit zu sehen / Den Jede blieb auf Jhrem Wahn / Zu bringen Jhn nach Jhrer Bahn. 3. Was solte nun der tapfer’ Held Auf beider Bitt’ und Lokken machen?

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Jhm ward ein grosses vorgestelt / Er stund und berwog die Sachen / Sprach endlich: Nun / dieweil Jch muß / Folg’ Jch der Tugend auf den Fuss. 4. O Tugend / deine Trefligkeit Kan nimmer gnug gepriesen werden! Hinweg Jhr Laster diser Zeit / Hinweg du schwartzer Schaum der Erden / Jhr Laster / Euch verfluch’ Jch gantz und folge nach der Tugend Glantz. 5. Die Tugend strahlt vom Himmel her / Die Tugend ist Ein Gttlichs Wesen / Der Tugend flt kein Ding zu schwehr / Durch Tugend an der Mensch genesen / Jhr Laster Euch verfluch’ Jch gantz und folg’ allein der Tugend Glantz. 6. Die Tugend ist der Seelen Zier / Welch’ uns biß an die Sonn’ erhebet Die Laster schnden fr und fr Was in und an dem Menschen klebet / Jhr Laster / Euch verfluch’ Jch gantz und folg’ allein der Tugend Glantz. 7. So sprach der Held / und was Sein Mund Gesagt / das wolt’ Er vollenbringen / Er / der an Muht und Bluht gesund / Fieng an die Laster zu bezwingen So treflich / daß die weite Welt Sein Lob biß an Jhr End’ erhlt.

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8. Ein Jeder sei wie Herkules Stets frisch die Laster zu bekriegen / Was gilts / hlt Er Sich Jhm gemß / Ob Er nicht ritterlich wird siegen Und als Ein tapfrer Tugendsmann Bald gahr Sich schwingen Himmelan?

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Erster Aufzug. DEr Bhren Grausahmkeit lst endlich Sich bezwingen / Seht / wie Sie nach dem Tact so zier- und knstlich springen Wie? das Ein grimmigs Thier noch bndig werden kan / Und der so kluge Mensch nimt keine Bessrung an?

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Ander Aufzug. Der Demon der Laster. Welcher alle Untugenden / bei allen Stnden der Welt infhret / JCh bin der Hllengast / der so viel Laster fhret Jn alle Stnd’ / auch so / das jeden fast berhret Mein Sndlicher Betrug. Schaut was zu diser frist Fr eine schne Zunft von mir frhanden ist.

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Dritter Aufzug. Geistlicher mit Seinen Dreien Lastern /

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DAß Jch nicht weltlich bin / Bezeuget diß mein Kleid / Jedoch nach meinem Sinn’ Jst groß der Unterscheid / Nicht heg’ Jch fohrt und fohrt Recht Geistliche Gedancken / Oft macht ein weltlichs Wohrt Mein Geistlich sein / sehr wanken.

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Heuchelei. FRom zu scheinen / schn zu gleissen / und doch als ein grimmigs Thier Schlechte Schflein gantz zerreissen Wnsch’ Jch tglich mit Begier / Anders sagen als Gedencken / Jst ein Stk von Meinem Rnken.

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Ketzerei.

JCh kehre / mische / dreh’ und zerre was geschriben Durch die / so Gottes Geist hat sonderlich getriben / Dadurch verfhr’ Jch viel’ und freue Mich gahr sehr / Wen alles nur gereicht zu Meinem Nutz’ und Ehr’ / Jmmittelst heist Mein Reim: Schlag’ / haue / wrge / brenne / Ja tobe dergestalt / daß alle Welt erkenne / Daß Jch durch solche Macht gahr recht die Ketzerei Des Jrthums Mutter und der Wahrheit Feindin sei.

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Eigensinnigkeit. ES sol und muß so sein / Jch wil ja Niemand fragen / Nach Meinem Kopf’ allein Sol dises Mir behagen / Nur Mein / kein fremdes Wohrt Muß in der Lehre taugen / Drm bleib’ Jch fohrt und fohrt Auf Meinen fnftzen Augen.

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Vierter Aufzug. StaatsPerson.

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HJnweg du schlechtes Volk / das keine Welt verstehet / Jch bin es / der Ein Land so wol regieren kan / Das Seine Herligkeit schier an den Himmel gehet / Und dises weiß allein ein rechter Staatesmann Noch Jennes Welschen Lehr’. Jch bitt’ / Jhr Herren / sehet / Was fr Ein’ edle Schaar hngt Meiner Klugheit an:

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Fnfter Aufzug. Ehrgeitz. EHre such’ Jch Tag und Nacht Solt es auch Mein Leben gelten / Es ist Ehre / welch’ es macht / Daß Jch leide gahr kein schelten / Nur nach Ehre drst’ ich sehr / Alles muß Mir Ehr’ erweisen / Ey / so komt denn mehr und mehr Meinem Nahmen hoch zu preisen.

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Tyrannei. ES muß Gewalt Mir alles das erhalten / Was meinen Sitz kan machen starck und fest / Es heist Gewalt / daß / was Mich herschen lst / Gewalt und Grim die lass’ Jch eifrigst walten.

MeinEid.

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WAs Schreiben / was sagen / was eidlich versprchen? Jch halt’ es fr ehrlich / Gelbde zu brechen / Was Briefe / was Siegel? O nichtige Riegel! Nur schlechten leichtglubigen Leuten zu schwehren. Doch nimmer zu halten ist stets mein Begehren.

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Sechster Aufzug. Der Hofeman. 1. JCh weiß mich zu schikken Mitt hflichen bkken / Jch zkke den Huht / Wens keiner sonst thut / Nun hab Jch erlanget Die Gnade des Frsten / Da viele nach drsten / Was wunder das Meine Courage so pranget? 2. Drauf lustig im Leben / Was kan es viel geben /

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Daß man Sich hlt frisch Jm Bett’ und zu Tisch’? Hei lstig zu singen. Auf welsche Manier / Und nach dem Klavier Die beste Couranten zu tantzen und springen.

Der Schmeichler.

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REinhart hat Mich unterwiesen / Reinhart / der mit Schwntzen lauft / Welch’ Er weit und breit verkauft / Wird ja billich hoch gepriesen / Den Herr Reinhart ist ein Mann / Der Euch alle tumlen kan.

Die Misgunst. JCh brenne schier fr Neid / Jch gnne kaum das Leben Den Leuten / welchen sonst der Himmel hat gegeben Gesundheit / Ehr’ und Guth. Jch schwehr’ es sonder Schertz: Die Misgunst frist Mir ab Mein’ Adern / Bluht und Hertz.

Falscheit und Betrug.

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WEn Jch die Welt mit liegen Fein ahrtig mag betriegen / So lach’ Jch selbst bei mir / Jst Einer der Mir glaubet / Der wird gahr bald beraubet / Des Seinen mit Manir / Betrug hat Mich umgeben Und falsch sein / heist Mein Leben.

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Siebender Aufzug. Soldat. HEraus! diß Mein Gewehr bleibt nimmer in der Scheiden / Drm / wil man Meiner Hahr / so komm’ Jch bald mit Freuden / Wen man die Tromlen rhrt / wen man Trompetten blst / Wen man nur Mrser und Karthaunen brausen lst. So lachet Mir Mein Hertz. Mein Einziges Behagen Jst / mit der strksten Macht Mich frisch herm zu schlagen / Alarm / alarm / alarm! Mein Muht ist gantz erhitzt / So / das Mein tapfrer Leib fr Khnheit Flammen schwitzt.

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Achter Aufzug. Unbarmhertzigkeit.

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MOrden / Rauben / Martern / brennen / Kinder von einander trennen / rger als der Tefel sein / Ja zu Dienste der Bellonen / Keines Menschen Leib verschonen / Das heist Meine Lust allein / Grausamlich tyranisiren Macht Mich freudig jubeliren.

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Ungerechtigkeit. BEi Mir gilt gahr kein Recht / Jch acht auch kein Geschlecht’ / Es komm’ Herr oder Knecht / Dieweil nur der durchdringt / Der frisch Geschenke bringt Und stets von Golde singt / Durch Frendschafft / Hass und Geld Wird oft das Recht gefelt / So gehts in aller Welt.

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Auffschneider.

JCh blitze wie die Luft / Jch donnre wie der Himmel / Jch mach’ in aller Welt solch Einen Kriegsgetmmel / Das Mars / der tolle Mars von gantzer Seel erschrikt / Jm fall’ Er Mein Gewehr und tapfre Faust erblikt. Jch pfleg’ Ein gantzes Heer oft in die Flucht zu jagen / Ja manches Regiment zu wrgen und zu schlagen / Was? Solt’ Ein solcher Held sich frchten fr dem Streit / Der itzt die Hlle selbst zu strmen ist bereit?

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Neunter Aufzug. Advokat.

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ES muß das Recht mit sonderm Fleiss’ auf Erden Durch kluge Let’ allein erhalten werden / Ein Jeder hat nicht selber den Verstand / Zu schtzen Sich und Seine Sach’ im Land’ / Ein Mann / der wol im Rechten ist erfahren / Kan vielen oft Leib / Ehr’ und Guht bewahren.

Medicus oder Artz. WAs ist Ein Mensch / der immer krank / Sein Leben muß verschliessen / So / daß Er weder Kost noch Trank

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Mag fruchtbahrlich geniessen? Zwahr / der ist elend und geplagt / Kan doch gahr bald genesen / Wen Er den klugen Artzt nur fragt Der vieler Heil gewesen.

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Kauffman. HAndlen / kauffen und verkauffen / Jn der Welt hermme lauffen / Bald zu Wasser / bald zu Lande / Nutzet treflich Jedem Stande / Wo die Kaufmanschaft recht blet Und die Nahrung nach Sich ziehet / Da kan mancher noch auf Erden Reich und wol beghtert werden.

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Handwerksman. DEr Handwerksmann muß Jedem Dienst’ erweisen / Sein’ Arbeit ist deswegen hoch zu preisen / Er ist es / der Schier allen helffen kan / Man sehe nur die Kleidermacher an / Die Schuster auch / die Tpfer / Schmiede / Tischer / Die Glser und die Gerber / Weber / Fischer / Das Glk ist selbst den Handwerksleten hold / Woher komt dis? Jhr Bodem ist von Gold.

Brger. KEin besser Leben ist / als hinter festen Mauren Die Nahrung treiben und daselbst im Friede lauren / Ach! Elend ist der Baur / Ein Brger hat den Preiß / Als der bei Jederman Sich fein zu schikken weiß.

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Baur.

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JA wol / Jhr Maurenscheisser / Es ist in Erem Stand’ Und in der Statt viel heisser Als auf dem platten Land’ / Jch fhr’ Ein besser Leben Als Jhr Betrieger thut / Mein Feld das kan Mir geben Brod / Bier / Fleisch / Guht und Muht.

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Zehender Aufzug. Der Geitz. GEld / Geld / Geld / Geld: So ruff’ Jch von dem Morgen Bis in die Nacht / Mein Leben heist nur sorgen / Gold ist Mein Gott / die beste Lust auf Erden Stets reicher und Ja wol beghtert werden / Geld / Geld / Geld / Geld / sol Meine Seel erfreen / So lang ich noch Geld / Geld / Geld / Geld / kan schreien.

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Auffruhr.

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NUr Jederman verhetzen / Das Land in Unglk setzen / Heist Meine Freud’ und Lust. Der Fried ist Mir zu wider / Des Zancks und Zweitrachts Lieder Sind Mir allein bewust / Drauff greiffet bald zur Wehr’ und horcht nach fremden Sachen / Ja strmet / whtet / tobt / wir wollen Aufruhr machen.

Wollust.

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LUstig zu fressen / zu sauffen / zu schlingen / Lustig zu singen / zu tantzen / zu springen / Lustig zu spielen / Lustig zu fhlen / Lustig muß Bachus mit Ceres ja sein / Lustig die Venus mit Beiden allein.

Betrug.

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DA schleich Jch her / Knt’ ohngefehr Die Leut’ Jch nur betriegen / So wolt’ Jch Mich Recht suberlich Begeben auff das Ligen / Kein’ andre Lust Jst Mir bewust Als nur durch Trigereien / Bald werden groß / Dazu sich bloß Der Hinderlist erfreen /

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Einfalt. UNd was bekmr’ Jch Mich Um andrer Lete Sachen? Mein Thun hlt doch den Stich / Die Welt mag meiner lachen: Jch bleibe stets in Meinem Sinn So dum als Jch gewesen bin.

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Unbestndigkeit. SOlt’ Jch Eines Sinnes bleiben / Solt’ Jch stets Ein Kaufman sein? Solt’ Jch Brief und Bcher schreiben / Solt’ Jch akkern nur allein? Solt’ Jch reiten Solt’ Jch fechten: Solt’ Jch hetzen solt’ Jch rechten? Solt Jch Sein das negste Jahr Der Jch heut und gestern war? Ach nein! Ach nein! Ach nein! Bald geb’ Jch Einen Bauren / Bald Einen Edelman / bald wohn’ Jch negst der Mauren / Bald bin Jch ein Soldat / bald gahr ein geistlich Mann / O Selig ist der Mensch / der stets Sich ndern kan!

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Elfter Aufzug. Erster Narr.

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JA Pfaffe / liber Pfaffe / Du rechter Hechelaffe / Wilt du noch sein geehrt? Kanst du die Schfflein fhren / Kanst du Sie recht regieren / Und bist kaum halb gelehrt? Was Wolf / was Eselskopf / was sol man mit dir machen? Es muß ein schlechter Gek auch erer Tohrheit lachen.

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Ander Narr. STatisten / Hofeschrantzen / Euch lass’ Jch immer tantzen / Soldat tritt auch herbei: Sol Jch den Ehrgeitz fragen / Sol Jch die Wahrheit sagen Von List und Trannei? Jch mein’ / Jhr lasset Euch zu Sndenschlaven machen / Bin zwahr Ein schlechter Gek / muß gleichwol Eurer lachen.

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Erste Nrrin. SEht / wie der Monsieür Advocat So manchen Brief in Hnden hat / Wie laurt Er auf das Geld! Seht / wie der Artz Sich stelt! Ach schauet / wie der Kaufman luft Und Sich mit triegen berhufft! Ja Sind Mir das nicht schne Sachen / Worber auch Ein Gek muß lachen?

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Andere Nrrin. EY du verlogner Handwerksmann / Du Brger / Baur komt auch heran: Wie / das Betrug und List Er einzigs Absehn ist? So quhlet Jhr Ech ohne Ruh’ Und habt doch keinen Danck dazu / Hinweg mit Eren eitlen Sachen / Worber auch ein Gek muß lachen.

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Zwlfter Aufzug. Ein guhter Geist / oder Engel. Nachdem Eine gahr liebliche Jnstrumental-Music ­gemachet worden / so fhet der guhte Geist / welcher nur gehret / nicht aber gesehen wird / folgendes ­Liedelein fredig an zu singen / nach welches voll­ endung alsobald die Guardinen werden geffnet / und der guhte Geist augenbliklich herfr springet und ­tantzet. Lied. 1. ENdlich hab’ Jch obgesieget Und den Preiß davon gebracht / Seht / die Laster sind bekrieget Und zu Schlaven gantz gemacht /

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Freudig hab’ Jchs jtz gewaget Und die lose Zunft veriaget / Daß Sie nicht mehr wohn’ alhier / Edle Tugend komm’ herfr. 2. Hechelei du must entfliehen Samt der Eigensinnigkeit / Ketzerei must’ auch abziehen / List und Ehrgeitz lauffen weit / MeinEid / Schmeichler und Tyrannen Kont’ Jch bald von hinnen bannen / Misgunst herschet nicht mehr hier / Edle Tugend tritt herfr. 3. Falschheit ist fr weinig Stunden Samt dem Geitz’ hinweg geiagt / Untre wird nicht mehr gefunden / Wer ist nun der Lgen sagt? Wollust ist durch Mich vertriben Und das wanckelbahre liben Herschet ferner nicht mehr hier / Edle Tugend geh’ herfr. 4. Tugend tritt mit deinen Kindern Widrm fredig auf den Platz / Laster sollen dich nicht hindern / Komm’ und zeig’ uns deinen Schatz / Der die tetsche Welt sol zieren / Hete wirst du triumphiren / Drm du schnste Himmelszier Edle Tugend tritt herfr.

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Dreizehnder Aufzug. Hier gehet hervor der Kohr der Tugenden. 1. Frsichtigkeit.

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DJe Welt ist vol Betrugs / Ein Jeder muß bei zeiten Sich nehmen wol in acht / ja merken schon von weiten Was Jhn betreffen kan. Drm seh’ Jch fr Mich hin Und schau auch hinter Mich: Frsichtig ist Mein Sin. Es kan Frsichtigkeit dem Menschen gahr nicht schaden / Wen nur das Hertz Jhm nicht mit Falschheit ist beladen / Drm trau und traue doch den Leten nicht zu viel / Wer dieses recht versteht / ist Meister auf dem Spiel.

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2. Gerechtigkeit. MEin Schwehrt das lass’ Jch blinken / Kein Ansehn gilt bei Mir / Jch weiß von keinem hinken / Thu Recht / ist Mein Begier / Die Wage muß nicht sinken Noch gehen nach Gunst herfr / Jch kenne gahr kein schminken / Recht / Recht heist Mein Gebhr.

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3. Mssigkeit. HJnweg du stte Schwlgerei / wer klug ist / wird Sein Leben / Das ohne das ist kurtz genug / der Mssigkeit ergeben / Die Mssigkeit / des Lebens Sul erhlt Leib / Seel’ und Geist Auch so / daß / der Sich Jhr ergibt / den Lastern sich entreist.

4. Strke. WEr stark und tapfer ist / wen Jhn das Glk wil plagen / Jn mancherley Gefahr / der darf ja nicht verzagen Auch in der hchsten Noht; drch Strk’ und Tapferkeit Wird mancher Junger Held aus Noht und Tod befreit.

5. Bestndigkeit. PAkke dich du loses wanken / Leichter Muht ist Mir verhast / Wanken schaffet nichts als zanken / Zanken bringt die schwerste Last / Felsen bleiben / wen gleich gehen Gegen Sie Wind / Blitz und Fluht / Ja so fst sol auch bestehen Mein behertzter Luenmuht.

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6. Auffrichtigkeit.

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JHr Heuchler / trollet Euch / Jch hass’ Ein falsches gleissen Und lose Triegerei / zwo Zungen kenn’ Jch nicht / Ein ungetrees Hertz das wolt Jch gern zerreissen / Jm fall’ es nicht gedenkt / so / wie die Zunge spricht / Jch mag durchaus kein Freund der Hechelmuler heissen / Nur Teutsch und Redlich sein bleibt ewig Meine Pflicht.

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Vierzehnder Aufzug. Aldieweil die Tugenden noch stehen auf dem Platze / erscheinet Cupido gantz freudig / und tantzet mitten unter Jhnen.

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1. JCh habe viel Hertzen bezwungen / Drm komm’ Jch mit Freden gesprungen / Doch fhr’ Jch was nees im Sinn’: Ey sprchet nicht: Amor muß gehen / Das Knbelein kan ja nicht sehen: Still! wisset Jhr / wer Jch auch bin? 2. Jhr Helden / Jhr Damen / Jhr Frauen / Jhr sollet noch Wunder het schauen / Fnff Sinne die fehlen Mir nicht / Bald wil Jch mit Frstlichen Hertzen So freundlich / so libereich schertzen Biß daß man zu Lobe Mir spricht: 3. Die Libe kan Krigen und Siegen / Zwo Sinnen Jn Einen fein fgen So treflich / das alle Welt sagt: Komm’ Amor du Hertzen-aufschliesser / Komm’ eiligst du schmertzenverssser / Du bist Es / der allen behagt.

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Fnfzehnder Aufzug. JNdeme Cupido auftrit / folgen Jhm auf dem Fuesse zwei Hertzen / deren eins von der rechten / das ander von der lincken Seiten des Schauplatzes herkommet / diese beide Hertzen / gleich wie Sie oben in Flammen stehen und brennen / Als ruhen Sie unten auf Bluhmen / Rosen und Kruteren. Bald darauf werden Sie von den Tugenden mgeben / und geschiehet durch den Cupido die Vereinigung in Einem Augenblikke / also / daß das grsseste Hertz Sich ffnet gegen dem Schauplatze oder Theatro / und das kleinere gahr geschwinde in das ander hinein fhret / alsdenn brennen die Hertzen nicht mehr / sondern fangen an oben zu grhnen und Lorbeeren- Oel- und Palmzweige / auch schne Blumen und Rselein auszustossen / so bald aber die Vereinigung geschehen / so reteriren Sich erstlich die Tugenden / und nach Jhnen Cupido desgleichen / das Hertz aber bleibt immer stehen und blet fohrt und fohrt strker. NUn hat die kesche Flamm’ Jhr rechtes Ziel erreichet / Nun ist diß Hertzenpaar durch ssse Lib’ erweichet / Nun blet Hertz in Hertz / die Palmen gehen herfr / Auch lst der Bluhmen Pracht Sich schauen mit Begier / O zweimahl seligs Hertz / das alle Welt muß preisen / Wer kan doch Ehre gnug dir Frstenhertz erweisen? Ja / wolgepaartes Hertz / dein Ruhm sol weiter gehn / Als wo die Venus pflegt bald frh / bald spht zu stehn.

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Sechszehnder Aufzug. Hier fnet Sich der Himmel / und fhret ein Engel ­herunter / Jedoch also / daß Er in der Luft gleichsahm bleibet schweben / singet darauf folgendes Lob- und Fredenlied / zu Ehren dieser hohen Vereinigung / ­demnach nunmehr Zwei in Eins / und Eins in Zwei so glklich sind verbunden. 1. FUrstlichs Paar / vol kescher Flammen / Durch des Allerhchsten Hand

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Liblich jtz gefgt beisammen / Hoch gesegnet sei dein Stand / Zwei in Eins und Eins in Zwei mach’ aus zweien glklich Drei. 2. Therer Stam der alten Sachsen / Printz der tetschen Tapferkeit / Du wirst grhnen / blhen / wachsen Hoch gepriesen weit und breit / Deiner Tugend Zierd’ und Glantz Trgt schon itz den Lorbeerkrantz. 3. Glklich mss’ es dir ergehen / So das deiner Zweige Blht’ Alle Jahr Sich lasse sehen Schn von Leib und von Gemht’ / Ein so hohes Frstenhauß Hat was grosses Ja voraus. 4. Nebel / Sonnenschein und Regen / Tau des Himmels / warme Zeit Bringe dir Glk / Heil und Segen Zur gewnschten Fruchtbarkeit / Zwei in Eins und Eins in Zwei Mach’ aus Zweien glklich Drei. 5. Fried’ umzingle deine Grntzen / Fried’ erfreue deinen Muht / Fried’ umhalse dich mit Krntzen / Fried’ entznde LibesGluht / Daß die Zwei in Eins bald drei Ja die Frucht der Frsten sei.

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6. Mars der tolle Menschenwrger / Dessen Bluhtgefrbtes Schwehrt Frsten / Edle / Bauren / Brger Hinzurichten oft begehrt / Mss’ / O Held / Sein Mordgesicht Deinen Lndern zeigen nicht! 7. Liebe wil Sich nur verpflichten / Liebe das so ssse Kind Seine Wohnung aufzurichten Dort / wo sie verbunden sind / Ein paar Tublein wird man sehn Stets fr Eurem Wagen gehn. 8. Frsten / die von Tugend blen / Knnen aller Gunst an Sich Gleich verborgner weise ziehen / Frstlichs Paar / Jch stelle dich Allen zum Exempel fr / Jederman der sieht nach dir. 9. Wie der Himmel dich gegeben O Du Lneburger Held / So gibt Er auch Dir daneben Deine Frstin / die der Behlt Welch’ Er stets Sein Perlein hiess / Kaum aus Seinen Armen liess. 10. Dise Frstinn’ ist die Sonne / Die das frische Norden schikt /

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Christian Ludwigs Freud’ und Wonne / Welch Jhm Hertz und Seel’ erquikt / Dennemark dein’ edle Bluhm Bleibt hinfohrt der Sachsen Ruhm. 11. Schnste Frstin / dein Gemhte Heist der Tugend Auffenthalt / Kniglich ist dein Geblhte / Himlisch bist du von Gestalt / Glksburg schenket uns Sein Glk / Der Natur Jhr Meisterstk. 12. O Jhr Frstlichen zwei Libe / Amor schreiet berlaut: Daß man keine Zeit verschiebe Weder Brutigam noch Braut / Biß bald knftig Eins in Zwei Mach’ aus Zweien frlich Drei. 13. Brennet den in sssen Flammen / Brennet / wie die Sonne thut / Weil Ech hat gefgt zusammen Himmel / Libe / Muht und Bluht / Brennet so / das Eins in Zwei Mach’ aus Zweyen glklich Drei. 14. Glk / Gesundheit / langes Leben O Du Frstlichs Heldenpaar / Wolle dir der Himmel geben Und dich fristen manches Jahr / Alle Welt ruft ins gemein / Diser Wunsch mss’ Amen sein.

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Siebenzehnder Aufzug. Nach deme dieses Lied abgesungen und der Engel widrm gen Himmel gefahren / komt auf dem Platz der Hirten Gott Pan / ­begleitet von den Waldgtteren / nebenst ­etlichen Schfferen und Schfferinnen / welche frlich zusammen dantzen / Dise Waldgtter und Schffer haben von ­Pfeiffen / Schalmeien und dergleichen ­Jnstrumenten Jhre sonderbahre Music. 1. O Frliche Stunden! Wir haben gefunden Ein Frstliches Paar Durch Libe verknpfet Drm tantzet und hpfet Ohn’ alle Gefahr Laß hren / laß klingen / Pan deine Schalmeien / Auf daß wir uns alle von Hertzen erfreen. 2. Die Schflein und Ziegen Sind voller vergngen / Es lachet das Feld / Die kesche Schffrinnen Sind frediger Sinnen Jm Hirtengezelt’ / Jhr Schffer seid lustig / Pan blst die Schalmeien / Wir wollen uns alle von Hertzen erfreen.

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3. Wir Satyren springen / Wir Nympfehn besingen Die libliche Zeit / Last Pfeiffen und Trummen Jtz klingen und brummen Durch frendlichen Streit / Glk zu den Verlibten / drauf blaset Schalmeien / Wir wollen uns alle von Hertzen erfreen.

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Achzehnder Aufzug. Mercurius. Stehet in der Mitte und fhet an zu tantzen / wen solches geschehen / berreichet Er das Haupt Cartel den Cavalliren und Damen / und / nach deme Er hierauf noch ein weinig getantzet / verschwindet Er pltzlich / worauf das grosse Ballet von den Rmischen Helden zu tantzen wird angefangen.

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GUhte Zeitung bring’ Jch mitt / Bald wird man was Nees hhren / Doch ist dieses Meine Bitt’ Euch die Freude zu vermehren: Habt itz acht / Jhr werdet sehn Grosse Helden fr Ech stehn.

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Grosse Helden / welcher Ruhm Sich biß an die Wolken schwinget / Und des Frauenzimmers Bluhm’ / Eilet daß Jhr Selbes bringet / Auf dem schnsten Ehrenthron / Gnade sei Mein Bohtenlohn. Alhier folget das Cartel des grossen Ballets / welches nicht straks durch den CeremonienMeister anfnglich mit bergeben / sondern zuletst durch den Mercurium absonderlich ist ingehndiget worden / welches aber an dem Ohrte kan beigebunden werden.

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CARTEL Des grossen Ballets / Welches von den ­Rmischen ­Helden wird getantzet. WAs gestalt unter allen Vlckern / welche den weiten Erdkrys bewohnen / die edle Rmer / den schändlichen Lastern Iederzeit hertzlich feind gewesen / dieselben asserst gemeidet und verfolget; Hingegen aber die hochpreisliche Tugenden vor Jhren hhe­ sten Schatz gehalten / und denselben mit allen Vermgens-Krften nachgetrachtet; Solches wird Ein Iedweder / dessen Gemht nicht von Neid / und Mißgunst ingenommen / freiwillig bekennen mssen. Weltkndig und bekant ist es / daß Unsere tapfere / hchst­ rhmliche Vorfahren Sich keine Mhe / Sorge und Arbeit Iemahls verdrießen lassen / keine Gefahr gescheet / Ja Leib / Guht und Bluht allemahl willig dargeben und aufgeopfert / damit Sie nicht allein den Nahmen tugendhaffter Lete fhren / sondern Sich auch in der That Eines solchen Ruhms wrdig erweisen mchten. Den / wohin ist nicht erschollen des Horatius Cocles und der Clœlien tapferkeit? Des Mutius Scævola bermenschliche Standhaftigkeit? Des Fabius Maximus Bestndigkeit? Des Curius und Fabricius Großmchtigkeit in Verachtung Gold und Geldes? Des Afrikanischen Scipio Mßigkeit? Des Curtius und der Decien unvergleichliche Libe des Vaterlandes? Und ander dergleichen unsterbliche Tugendexempel mehr? Wir / aus Einen so edlen / Tugendhaften Volke entsprossene Ritter / haben uns ebenmßig auf der Tugendbahn zu wandeln / und durch deren Ubung einen unsterblichen Ruhm zuerwerben / Iederzeit eiferigst angelegen seyn lassen. Alß wir nun mit sonderbahrer Erfreung vernommen / das die abscheliche Laster / welche sonsten bei allen Stnden der Welt sich inzudringen / unterstanden / von disem Ohrte gntzlich vertrieben und verjagt / und hingegen die lbliche Gesellschafft der herlichen Tugenden daselbst ingefhret worden / in deren mitten der kleine / aber doch gewaltiger Cupido ein so grosses / fast mit Menschlichen Sinnen unbegreifliches Wunderwerk verrichtet / in dem Er zwei Hertzen in Eines / und Eines in

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zwei sichtbahrlicher Weise vereiniget und verbunden / das auch der Himmel selbst dadurch in Verwunderung gerahten / ein sonderbahres Vergngen daraus schpfen / zu dessen Bezegung Sich ffenen / und vermittelst eines anmhtigen Himlischen Lobgesangs diese wundersame herliche Vereinigung preisen mssen: So haben wir uns / aus tragender sonderbahren Tugendbegierde / und damit unser Lob und Ruhm dises Ohrtes noch ferner bekant werden mchte / nicht enthalten knnen / uns anhero zuverfgen / und unsere Dienste bei Einer so denkwrdigen Fgns anzubieten. Jmmassen wir unß dan hiemit anheischig machen / das wir hinfro die verjagte und vertriebene Laster nach asersten unsern Krften und Vermgen weiters verfolgen / und von diesem Ohrte abhalten / die schnen liebreichen Tugenden aber krftiglich schtzen / fohrt pflantzen und erhalten wollen / alles zu dem Ende / damit die hochwundersahm verbundene ein Hertz in zweien / und zwei in Eins / samt den hocherwnscheten / liebreichen und Ntzlichen Frchten / welche der freygebige Himmel daraus entspriessen lassen wird / in angenehmer Ruhe / und bestndigem Wolergehen erhalten / allerselbsterwnscheten Glkseligkeit viele und lange Jahre / zu hhester Jhrer Ergetzung geniessen / und Jhren Lebenslauff darin erfrelich zubringen mgen. Gegeben auf der Frstlichen Residentz Zelle / am 12. Octo­ bris / 1653. Furius Camillus. Fabricius. P. Valerius Poblicola. Horatius Cocles. M. Valerius Corvinus. Scipio Africanus. Marcus Curtius. T. Q. Flaminius. Mutius Scævola. Quintus Cicinnatus. Paulus Æmilius. M. Coriolanus.



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Folgen die Melodeien der Lieder / welche in disem ­Ballett werden gesungen. Die Melodei des Ersten Liedes.

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Die Melodei des andern Liedes.

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Die Melodei des dritten Liedes.

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Nahmen der Personen so das Ballet getantzet: Vier Springer.

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2. Charle du Plessis. 5

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3. Hanß Christoff von Zigeser. Ludwig G: von Heim. Johan Otto von Mandelschloh. Egidius Christoffer von Ltzow. 4. M: Du Haj DantzMeister.

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5. Hanß Joachim / Freyherr von Stein. Baltzer Burchart von Thienen. Christoffer Jrgen von Honstett.

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6. Hanß Christoff von Ziegeser. Martin von Reichou: Egidius Christoff von Ltzou. Ernst von Wolffen. 7. M: Ville Longue Fechtmeister.

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8. Charle du Plessis. Anthon Gnther von Harling / M: Van den Hoecke DantzMeister.

9. Bodo von Alten. Ludwig G: von Heim. Johan Otto von Mandelschloh. Martin von Reichou. Johan Wilhelm von dem Busche. Baltzer Burchart von Thienen. 10. Hanß Joachim Freyherr von Stein. Jobst Herman von Haxhausen. Philipp von Donup. Engelke Christoff von Koppelou. Jasper von Pentz. Der Junge Lenthe. 11. Charle du Plessis. Anthon Gnther von Harling. Van den Hoecke DantzMeister. M: Du Haj. DantzMeister.

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12. M: Van den Hoecke DantzMeister. 13. Christian von der Wense. Philip von Donup. Jobst Herman von Haxhausen. Jasper Pentz. Ernst von Wolffen. Christoff Jrgen von Honstedt. Der Junge Wangenheim.

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Die Triumphirende Liebe 14. M: Du Haj. DantzMeister.

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15. Anthon Gnther von Harling. Charle du Plessis Martin von Reichow. Egidius Christoff von Ltzow. M: Van den Hoecke DantzMeister. 16. Grand Ballet. Christian Ludwig / Hertzog zu Braunschwig und Lneburg. Georg Wilhelm Hertzog zu Braunschwig vnd Lneburg. Johan Friederich Hertzog zu Braunschwig vnd Lneburg.

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Ernst Augustus Hertzog zu Braunschwig und Lneburg. Friederich Schenck von Winter­ stett. F. B. L. Statthalter. Henrich Herman Oynhausen Landdrost. Le Comte de Montelbano. Ludwig Schenck von Winter­stett. Capitain. Friederich Josua von Butzow Oberschenck. Hanß Christoff von Zigeser. Haubtman. Statz Ludwig Werpup Cammer­ Juncker. Hans Adam von Hammerstein /  Hoffmeister.

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Unterthänigste Glükwünschung und Lob-Rede An Den […] Herrn ­Friderich ­Wilhelm Marggraffen zu Brandenburg 1655

Unterthnigste Glkwnschung und Lob-Rede / An Den Durchluchtigsten Frsten und Herrn /

Herrn Friderich Wilhelm /

Marggraffen zu Brandenburg / des Heiligen Rmischen

Reichs ErtzKmmerer und Churfrsten / zu Magdeburg / in Preussen / zu Glich / Cleve / Berge / Stettin / Pommern / der Cassuben / Wenden: Auch in Schlesien / zu Crossen und Jgerndorff Hertzogen / Burggraffen zu Nrnberg / Frsten zu Halberstadt und Minden / Graffen zu der Marck und Ravensberg / Herrn zu Ravenstein / etc. etc.

Seinen Gndigsten Churfrsten und Herrn / Als auch / an Die Durchluchtigste Frstinn und Frau /

Frau Lovysa /

Geborne Printzeßinn von Uranien / vermhlete Churfür-

stinn zu Brandenburg / zu Magdeburg / in Preussen / zu Glich / Cleve / Berge Stettin / Pommern / der Cassuben / Wenden: Auch in Schlesien / zu Crossen und Jgerndorff Hertzoginn / Burggrfinn zur Nrnberg / Frstinn zu Halber­stadt und Minden / Grfinn zu der Marck und Ravensberg / Frau zu Ravenstein / etc. etc.

Seine Gndigste Churfrstinn und Frau /

Als Jhre Churfürstl. Durchluchtigkeiten / Beiderseits / wie auch deroselben unterschiedliche Grosse Frstenthmer und mchtige Landschafften / von dem Allerhchsten GOTT / mit einem Jungen / gesunden und wolgestalten Chur-Printzen und Landes-Herrn / allergndigst wurden angesehen / beseligt und verehret /

Welches hchstglcklichst geschehen / auf dero Churfrstlichem Residentz-Schloß zu Berlin / zwischen Neun und zehn Vhren / vormittages / am sechsten Tage des Hornungs / im 1655. Jahre / Aus unterthnigster Schuldigkeit / auffgesetzet / und allergehorsamst bersendet / von

Johann Rist /

Predigern des heiligen / gttlichen Wortes zu Wedel / an der Elbe / Rmischer / Kaiserlicher Majestt Pfaltz- und Hof-Grafen / wie auch von deroselben Kaiserlichen Hofe aus / Edelgekrnten Poeten.

BERLJN / Gedruckt bey Christoff Runge / im selbigem Jahre

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STeh Morgenrhte / steh! laß deine Strahlen dringen Durch Huser von Metall / die keine Macht kan zwingen / Ja / die nur Fürsten sind zum Auffenthalt gesetzt / Und / welcher Herligkeit kein Blitz noch Sturm verletzt. Steh Himmelsfakkel / steh! Ermuntre dich zu schauen Den Brandenburger Zweig / wodurch sich wird erbauen So manches Frstenthum / daß unbeerbet lag Und traurig rieff zu Gott deßwegen Nacht und Tag. Steht helle Lichter / steht! Jhr flammende Rubinen Bemercket / daß auch uns ein Gldner Strahl erschienen / Ein Strahl von Gott geschenkt: Der zwar noch zrtlich glimt / Doch gleichwol manches Land durch seinen Glantz innimt. Europa ligt entzkt / gantz Teutschland schwebt in Freuden / Es wil sein tapfres Volk mit sondrem Pracht itzt kleiden / Doch schikket es zuvor viel tausent Luffer aus / Und lsset das Gercht itzt blassen Hauß bey Hauß. O Wunderwechsel / der kaum findet Seines gleichen! Es muß die Traurigkeit der frohen Zeit nun weichen / Jtzt muß die lange Furcht durchaus zu rkke stehn / Demnach wir unsern Wunsch (Gott lob!) erfllet sehn. Du grosses Brandenburg / du Haubt so vieler Lnder / Du gleichsam kleine Welt / die niemals wird behender Gesehen / als nur bloß auff Tafflen von Papier / Zwar / stark ist deine Macht / du Selbst auch voller Zier: Dein tapfrer Churfrst war und ist mit solchen Gaben Von Himmel selbst beschenkt / daß alle Vlcker haben An Jhm ein trefflichs Bild der Tugend / welch allein Die Gtter dieser Welt lßt gar vereinigt seyn. Ja Fridrich Wilhelm / wie du selbst bist her gekommen Von Grossen Knigen: So hast du zugenommen An Kniglicher Macht / an Weißheit / Ehr und Gut / Daß alle Welt itzt rhmt das Brandenburger Blut

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Dein rechtes Heldenblut! Ja Herr / du bist geboren Dem Teutschen Reich zum Preiß: Es haben sich verschworen Jn dir / o theurer Frst / Gnad und Barmhertzigkeit / Der sich Gerechtigkeit verknüpfft zur jeden Zeit. Jm kmpffen bist du khn / im Rahten / klug von Sinnen / Es geh auch / als es wil / so kanst du doch gewinnen Jm Friede durch Verstand / im Krieg durch tapffren Muht / Das beydes (recht gebraucht) schafft Wolfahrt / Ehr und Gut. Der Scepter steht dir an so treflich / das auff Erden Kein Andrer solt / als Du / desselben Fhrer werden / Drm machen dich / o Herr / der Zepter und das Schwert Durch Tugend fein gepaart / fr tausent Frsten wehrt. Louysa / dein Gemahl / dein Schatz / dein Ausserkohrne / Der Außzug der Natur / die Schn und Hochgeborne / Der Princeßinen Kron / Europens Diamant Wird unsre Pallas und dein eintzigs Hertz genant. Lovysa tritt doch auff! Laß alle Welt dich schauen / Tritt auf du Wunderwerk und Spiegel aller FRauen / Es stirbt ja nimmermehr der Sonnen gldner Schein: Wie kan dein Tugendglantz doch den verborgen seyn? Uranien / dein Witz und grosse Heldenthaten / Die ferner durchs Gercht auf Erden sind gerahten / Als wo das PhebusLicht muß auf und nieder gehn / Die werden Ewiglich fr alle Wetter stehn. Laß Niederland dein Thun / laß Jndien das preisen / Was deine Trefligkeit der Mißgunst selbst kan weisen / An dich Uranien / wird wol so lang gedacht / So lang in dieser Welt sich scheiden Tag und Nacht. Wollan / diß theure Paar der grossen Frsten / lebet Zwar wol zur solchen Zeit / da Teutschland widrum schwebet Jn Ruh und Sicherheit: Ein jeder baut das Land Durch seines Obern Schutz im neuen Friedens-Band. Glckseligs Brandenburg / samt allen deinen Kindern / Wenn deine Wolfahrt nicht ein eintzigs solte hindern!

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Ein Erbe fehlet dir / ein Printz / der von Natur Der klugen Mutter gleicht / und folget in der Chur Dem tapfren Vater nach: Drum war ein stetigs fragen: Wird Frau Lovysa nicht ein junges Herrlein tragen? Ach GOtt! Solt unser Frst verlassen diese Welt / Wo finden wir nach jhm / doch widrum einen Held / Der so behertzt / so fromm / so mild so klug im Rahten / So liebreich / so gerecht? Du Preiß der Potentaten / Du grosser Churfrst / du / wenn wird es doch geschehn / Daß wir dein Ebenbild im jungen Printzlein sehn? Die wehrte Priesterschafft ließ nimmer ab zu bten / Nie sahe die Gemein Sie von den Kantzlen treten / Sie htte den zuvor von GOttes milder Hand Hertzinniglich begehrt / dis hohe Gnadenpfand. Den Priestern folgten nach viel tausent frommer Hertzen / Jn heisser Andacht / ja / sie bahten Gott mit Schmertzen / ER wolle gnädiglich diß grosse Frsten Paar Gesegnen und die FRucht behten fr Gefahr. Wollan / der Wunsch gelang! Der HErr ließ in dem Mäjen Diß Werk / diß grosse Werk so treflich wol gedejen / daß Dorotheen Tag / des Hornungs sechstes Licht Zum ersten uns ließ sehn ein Printzlichs Angesicht. Willkommen ssser PRintz / willkommen Dorothee du theure Gottes Gab: O Frucht der keuschen Ehe / Du Wunderschnstes Kind / der Himmel lacht dich an / die Sonne wincket dir / bald jauchtzet jedermann! Dein grosser Vater hat die Zeitung kaum vernommen / da ließ ER fr den Thron ds Allerhchsten kommen Ein hertzlichs Dank-Gebät. Es werden seine Jahr Auch nur durch diesen Blik verdoppelt gantz und gar. Die schwache Mutter kan auch mitten in den Schmertzen O liebstes Printzlein / dich / von gantzer Seelen Hertzen / Sie siehet das Geschenk vom Himmel jhr bescheert So wol vergnget an / daß Sie dafr begehrt Auch keine Kaiserinn der grossen Welt zu werden / Sie lobet Jhre Pein / Sie rhmet die Beschwerden

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Der sehnlichen Geburt. So schmekket seine Lust Diß grosse Frstenpaar / das nunmehr im bewust! Der Hoff / die Hohen Leut / und was von Menschen lebet / Ja / durch diß weite Reich zu Land und Wasser schwebet / Die jauchtzen dergestalt / das selbst die Lufft erklingt / Zumaln ihr Lobgesang durch alle Wolcken dringt. * Seht hier den Altar stehn: Seht dort den Rauch aufsteigen Von mancherley Gewrtz: Seht hie das Weib sich neigen (Jch meine Dich / o Mark!) zu senden aus der Welt Ein Opfer / das allein dem Hchsten wol geflt! Sie spielt ein neues Lied. GOtt / dir sey Lob gesungen / Demnach nun unser Wunsch so trefflich wol gelungen / Das so viel Länder auch / o HErr / ihr lebenlang Von Hertzen bringen dir Lob / Ehre / Preiß und Dank. Das grosse Mrkervolk muß innigst sich erfreuen Und seinem Printzen itzt treuwilligst unterstreuen Violen / die der Mrtz lsst schiessen schon herfr / Dieweil der Frhling itzt thut auf die BlumenThr. Jch sehe Schlesien nach dieser Zeitung fragen / Und gleichsam in die Händ hierber freudigst schlagen / Sein Crossen / Jgerndorff und andre Länder mehr Betrachten dieses Glk und rhmen sich der Ehr. Jch sehe dort fr Lust das reiche Preussen springen Und zu des Printzen Lob an allen Ekken singen: Wie sind doch Glich / Clev und Berg so hoch erfreut! Sie danken billich GOtt / und warlich kluge Leut Erkennen gar zu wol / wie viel an diesem Segen / Der ein so grosses Volk beseligt / sey gelegen

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Magdeburg Diß weiß auch (      ) Nrenberg dis weiß das Pommerland /

Das wolgeschtzet wird durch seiner Frsten Hand. Hiezu kmmt Minden / ja Kassuben / sambt den Wenden / Und was noch etwan sonst an tausent Ort und Enden Als Mark und Ravensberg / das Fruchtbar Halberstadt Samt Ravenstein / und was stets ein Verlangen hat

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O zarter Printz / nach dir! Dies’ alle sind vergnget Du Frstliches Kind / durch dich / dieweil es GOtt gefget Nach jhres Hertzen Wunsch: Jtz geht ein heller Schall Voll Dankens / Jauchtzens und Lobsingens berall! Untadelicher Fürst der du den Zepter führest Und deine Land und Chur so treflich wol Regirest / Daß gantz Europa dich und deine Thaten rhmt / Vergnne mir nur bloß / daß ich / was mir geziemt Gehorsamst leisten mg: HErr / laß auch mich den Segen Jn Unterthänigkeit fr deinen Thron itzt legen / Laß deinen Rstigen doch auch zu seinem Theil O Hocherluchter Frst / dir wnschen Glk und Heil: Wollan du Heldenblut / du Churfürst sonder gleichen / Der Himmel msse dir mit voller Mahße reichen Glck / Leben / Wolfahrt / Sieg / o Grosser Friderich Du Preiß des Teutschen Reichs / GOtt selber schtze dich! Lovysa / Churfrstinn / o Außbund aller Schnen / Die wahre Gottesfurcht / Verstand und Demuth krnen / Princeßinn / welche so durch Tugend ist geschmckt / Daß sie das Laster-Heer Hoch-Frstlich unterdrkt / Es msse dir das Glck nie von der Seite weichen / Lufft / Wasser / Erd und Gluth / die sollen stets dir reichen Gesundheit / Ehr und Gut: Dein Augen werden sehn Der Kinder Kindes Kind in schnster Blte stehn! Ja du Durchluchtigs Paar / von Knigen entsprossen / Jn welcher edlen Geist der Himmel hat gegossen Den Antheil seiner Schtz / o Paar von GOtt erwehlt / Bleib in der Welt / bis daß man siebenhundert zehlt. Jhr aber / ssser Printz / der Welt zur Lust geboren / Von GOtt in Mutterleib auch schon zu Chur erkohren / Jhr allerliebstes Kind / des theuren Vaters Sohn / Der wehrten Mutter Pfand / und vieler Lnder Kron / Euch wünsch ich Gottes Gnad / Euch wnsch ich allen Segen / Den unser Schpfer kan auf junge Printzen legen /

Unterthänigste Glückwünschung und Lob-Rede

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Die von so hohem Blut entsprossen / knfftig zwar Sind fhig auch das Land zu schtzen für Gefahr Wen Krieg fürhanden ist: Jm Fried auch wol Regiren Ein Volk / das kaum man zehlt. Jhr / Printzlein / werdet fhren Den Zepter unsers Reichs / dem Kaiserthum zur Ruh Vnd Euch zur Herrligkeit / GOtt gebe Glk dazu! Sein’ Allmacht woll Euch ja den Weg der Wolfahrt bahnen / Daß Eurer Thaten PReiß den Ruhm so vieler Ahnen Weit bertreffen mg. O Himmel kans geschehn / So laß uns diesen Printz zehn Jahre / zehnmal sehn! Jmmittelst neig ich mich / Jhr Brandenburger Helden Zum Schatten Eurer Fß: Ey laßt doch Risten melden Von Eures Hauses Pracht / und nehmt Hochgndigst hin / Was diese Faust Euch gibt / so lang ich Rstig bin.

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*Anmerckung ber diese Worte und folgende Reimzeilen:

Seht hier den Altar stehn / seht dort den Rauch auffsteigen Von mancherley Gewrtz / u. s. w.) Jn diesen Worten und folgenden / etwan acht Reimzeilen / wird absonderlich gesehen auf das erste / der unterschiedlichen Sinnebilder / welche / empfangenem Gndigstem Befehl zu folge / ich auff die glckliche Geburt / des hchstverlangeten / und endlich von GOTT erbtenen Jungen Chur-Printzen zu Brandenburg / habe erfunden und aufgezeichnet: Jn welchem Sinnenbilde ein wol geschmcktes Altar zu sehen / worauff ein Rucher-Gefß gestellet / aus welchem der Rauch hinauff zu GOtt steiget / dessen heiliger Name ‫ יהוח‬aus Einer hellen Wolken herfr blikket. Fr dem Altar sitzet ein prchtiges Weibesbild auf den Knien / (die hochlbliche Chur-Brandenburg bedeutend) welche auch hinauf gen Himmel siehet / und zugleich auf der Harffe spielet. Das Chur-Brandenburgische Wapen ist ihr zur Seite gestellet / und heisset die Vmbschrifft dieses Emblematis / oder Sinnebildes also: Unserm GOtt sei Lob gesungen / Weil der Wunsch so wol gelungen. Auf der anderen Seiten lassen sich sehen / zwo Bume / ein grosser Palmbaum / und ein kleiner Oranienbaum / auff des Palmbaums Gipfel stehet der Chur-Hut. Zwischen diesen beiden Bumen / in der Mitte / befindet

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sich eine Jungfrau / welche einen Krantz von Rosen auf dem Hubte trget / Vnten / am Saum jhres Rokkes stehet der Name DOROTHEA, (den an diesem Tage sind beides Jhre Churfrstl. Durchluchtigkeit / als auch der Junge Churprintz geboren.) Dieses Weibesbild hlt in ihrer rechten Hand / gegen dem Palmbaum / einen Zepter / und in jhrer linken Hand / gegen dem Oranienbaum einen kleinen Chur-Hut. Die mbschrifft oder berschrifft dieses Sinnenbildes / ist folgende: Beid auf diesen Tag gebohren Und von GOtt zur Chur erkohren.

Depositio Cornuti 1655

DEPOSITIO CORNUTI, Das ist:

Lus t- oder Freden -

Sp i e l / Welches bey Annehmung und

Bestttigung eines Jungen Gesellen / der die Edle Kunst der Buchdrukkerei redlich hat außgelernet / ohne einige Aergernisse kan frgestellet / vermittelst / welches auch knfftiger Zeit / Junge angehende Personen / nach Verfliessung Jhrer Lehr-Jahre / zu Buchdrukker-Gesellen knnen ernennet / bestttiget / an- und auffgenommen werden.

Auff freundliches Ansuchen und sonderbahres Begehren / wie denn

auch der hoch- und weitgerhmten Buchdrukker Kunst zu unvergnglichen Ehren / wolmeinentlich abgefasset von

Johann Rist /

Und von einer gantzen Kunst- und Ehrliebenden Lneburgischen Gesellschafft zum Druck befrdert /

Jm Jahr M. DC. LV.

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Johann Rist

Personen dieses Lustspiels:

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Der Vorredner. Der Herr Depositor. Sein Knecht. Der Cornut oder Horntrger. Die Zeugen. Der Lehrmeister. Der Nachredner.

Depositio Cornuti

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An die smtliche / Ehrenveste / Kunsterfahrne und ­wolbenamte Drukker-Verwandte / Der frtrefflichen und Weltberhmten / H. Sternischen Buchdrukkerei / in der Hochlblichen Stadt Lneburg / Seine samt und sonders viel-geehrte Herren und liebwerthe Freunde. Hochgeehrte Herren / vielgeliebte Freunde! SJe werden zweifels frei sich annoch gnstig zuentsinnen wissen / welcher gestalt sie fůr weinig Wochen / durch ihren treu-fleissigen Herren Correctorem, meinen sonders liben und sehr wehrten Freund / mich schrifftlich lassen ersuchen / daß / demnach sie gesinnet weren / einen Jungen Menschen / der die Edle Buchdrukker-Kunst bey ihnen gelernet / unnd seine Lehr-Jahre nunmehr zum Ende gebracht / mit alten und wolblichen Ceremonien oder Gebruchen / zu einem Gesellen zumachen / denselben aber (wie man so wol auff hohen Schulen / als in lblichen Buchdrukkereien redet) vorher erstlich zu deponiren / oder die Hrner hinwegzunehmen / Jch in deme / dazu frlngst verfrtigtem schlechtem Spiele / welches Sie mir / wie es dazumahl anderswo gedrukket und nur von gemeinen Pritschreimen ist zusammen gesetzt / haben bersendet / nur die Vor- und Nachrede nderen / dabenebenst auch die gute Lehren / welche der Præceptor oder Schulmeister dem neuen Gesellen giebet / (welche gleichwol in dem gedruktem Spiele alzumahl wiedersinnisch oder verkehrt / gleich wie dort bei dem Grobianus / sind gesetzet) recht deutlich geben und verstndlich erklhren mchte / mit dem brigen wolten und msten sie sich / so gut sie immer kndten / behelffen. Demnach ich nun / so wol dem Correctori als auch ihnen / denen smtlichen Kunstreichen Drukkerverwandten / vorbemelde­ ten / Hochlblichen Sternischen Drukkerei in einer solchen Sache / welche den unsterblichen Ruhm diser Edlen Kunst frnemblich angehet und betrifft / gerne dienen wollen massen ich den das begehrte gantz und gahr gendert und ihnen schlenigst zu-

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geschikket; Hat solche meine geringe Arbeit ihnen dergestalt wolgefallen / daß sie zum andern male durch Wolgedachten Herren Correctorem, bey mir Schrifftlich anhalten lassen / ich die Feder auff das neue ansetzen unnd daß gantze Werk / vom Anfange biß zum Ende / in eine gahr andere und neue Form giessen mchte / denn es ia sonst nur Stk- und flikwerk seyn und bleiben wrde. Ob nun wol meine Zeit sehr edel / meine Geschffte vielfltig / und meine unschuldige Feder dem Boßhafften Urtheil der Mißgnstigen Neidhmmel und verfluchten Paßquillanten leider! leider / alzuviel unterworffen. So habe ich doch mit verfrtigung dises kleinen Schauspieles / allen Gelehrten und Kunstlibenden zu verstehen geben wollen / wie hoch und hertzlich ich diese aller Edelste Kunst der Buchdrukkerey schtze / ehre / lobe und liebe / Gott gebe auch / was deroselben Burische Verchter / unvernnfftige Sptter / ia grobe Rltzen / Narren und Phantasten / dagegen gnurren oder murren: Solche Leute verachten sich nur selber durch ihr jmmerliches Eselgeschrey / ia sie geben ffentlich an den Tag / daß Sie von den allerherlichsten Knsten eben so viel wissen oder verstehen als die ungeschliffene Esel vom sßklingendem Lautenspielen. So wollen demnach die smptliche Kunsterfahrne und wolbenamte Anverwante der mehrbesagten / Weltberhmten / Sternischen Buchdrukkerei / dieses von ihnen so freundlich begehrtes / als von mir willig gesetztes kleines Schauspiel gnstig auff- und annehmen / und sich dabey versichert halten / daß Jch aller rechtgeschaffenen Buchdrukkereien / so wol aussen / als innerhalb Teutschlandes / sonderlich aber der hochlblichen Sternischen (als welche meinen geringen Namen durch manches Land und Herrschafft hat bekand gemacht) theur erworbenen Ruhm / die gantze Zeit meines Lebens eiferigst fortzusetzen / handzuhaben und zuvermehren / mir eusserstes Fleisses wolle angelegen sein lassen / befehle uns inzwischen dem starken Schutze deß allerhchsten Gottes von gantzem Hertzen / unaussetzlich verbleibend

Depositio Cornuti

Geschrieben zu Wedel am 4. Tage deß Augustmonats / Jm 1654. Jahre.

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Meiner vielgeehrten Herren und sehr wehrten lieben Freunde

Gantz ergebener und getreuster Rist.

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An seinen gahr zu fleissigen Auffwahrter den verlogenen Buben / Meister Hmmerling.

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MEin Schatten / (Denn also werde ich dich hinfhro nennen) Dieweil / gleich wie der Schatten dem Liechte oder der Sonnen alle Augenblick auff dem Fusse folget / Also mein mißgnstiger Hmmerling / mit seinem Liegen und Verlumbden / zu Tage unnd Nacht hinder mir her wischet / Mein Schatten / sage Jch / hier wirstu abermahl Ursache und Anlaß suchen und nehmen / deinem Alten Gebrauche nach / Mich Unschldigen / hinter meinem Růcken / Ehrendiebischer weise zu schmhen / und vielen Leuten diese gifftige Wohrte in die Ohren zu blasen: Sehet doch / was nun gutes aus Risten wird! Nun kan er ­einen ahrtigen Depositorem abgeben / nun wird Er auch Buchdrukkergesellen helffen mit machen: Vielleicht wird dieses auch mit in Seinem Kiserlichen Diplomate, Freiheits- oder Gnaden-­Briefe / ­Krafft welches Jhme / nach deme Er zu einem Comite-­Palatino / oder Kiserlichem Pfaltz- und HoffGrafen allergndigst ist erklhret und bestttiget / die Macht und Gewalt gegeben worden / daß Er Doctores, Licentiatos, Magistros, Poeten / ­Baccalaureos knne und mge machen / setzen und ordnen / sein begriffen: Hat er denn nun in Theologicis, Chymicis, Historicis, Poeticis, Mathematicis, und andern herrlichen Wissenschafften / in welchen er sich ja sonst fast stndlich pflegt zu ben / nichtes mehr knnen finden / daß ihme dienlich were / Dieweil Er nun ein solches lustiges possenspiel hat mssen schreiben? Aber / auf diese deine Beschldigung hre auch meine Erklrung / du leichtfertiger Schmhevogel / du Ehrendiebischer Verleumbder / Rist wird dir antwohrten als ein Ehrlicher Mann / soltest du auch rasend darber werden. Jch finde ja freilich / in mancherlei guten Wissenschafften annoch genug zu lernen / freilich habe ich in meinem hohen Ampte / auch sonsten andere Geschffte genug zu verrichten: Jch setze / krhne und ordne auch zu zeiten Kiserliche / gute Poeten / Jch

Depositio Cornuti

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mache Kiserliche Notarios, offene Schreiber und Richter / ich verleihe Wapen und Zeichen / schreibe unterschiedliche Bcher / habe bei so vieler und mancherlei saurer Arbeit Meine Lust an denen Dingen / welche zu der Artznei / Chymischen und anderen Knsten gehren / bemhe Mich aber mit solchen Sachen nit alle Stunden / nit alle Augenblick; Nein Mein Schatten! Zu diesem mahle habe Jch redlichen und Kunsterfahrnen Leuten willigst dienen / und der gantzen Welt die Herrligkeit und Frtreffligkeit der alleredelsten Kunst der Buchdrukkerey fr die Augen stellen sollen und wollen: Und / wolte Gott / daß ich diese Knigin aller anderen Knste nur gar biß an den Himmel knte erheben! Frwar Meister Hmmerling / du rechter unntzer Lotterbube / Jch wolte es m deinent willen nicht unterlassen. So habe ich nun in diesen Hundestagen / da man ja sonst die liebe Zeit mit Sauffen / spatzieren fahren / spielen / Panketieren und derogleichen Eitelkeiten offt unntzlich pfleget zu zubringen / auff freundliches bitten und Ansuchen der jenigen / welchen zu dienen / Jch mich stets verpflichtet halte / einmal etwas lustiges wollen dichten und schreiben / nach deme Jch mit ernstlichen und traurigen Dingen mich nur allzuviel habe bemhet: Jch habe ja / O du elender Schlngel und Phantast / du verlogener Meister Hmmerling / allhier nicht von dem Arkadischen Saktrger / oder deinem Bruder Esel geschrieben / wie der grosse Heinsius gethan hat / Jch habe auch ja das Zipperlein nicht gerhmet / wie der gelehrte Pirkhammer / noch den TeufelsKopff Nero gelobet / wie der Knstler Kardanus / noch die dumme Ganß erhoben / wie der hochverstndige Skaliger / noch der gifftigen Spinnen ein Loblied gesetzet / wie der weitsehende Aldovrandus / noch deinem Vettern dem Hasen eine Ehrengedchtnisse verfrtiget / wie der vielwissende Jtaliner Strotza / noch den Koth gepriesen wie der Redner Majoragius. Sondern ich habe der aller­ edelsten und frtrefflichsten unter den Knsten / der / vom Himmel uns gegebenen theuren Buchdrukkerey das Wohrt geredet / unnd gleichwol in diesem Freudenspiele alles das jenige außgemustert und an die Seite gesetzet / was etwan Christlichen ­Ohren

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und Hertzen rgerlich mchte fallen / wie solches der Augen­ schein klhrlich giebet. Wil demnach schließlich / aus gutem und getreuen Hertzen / dich meinen Schatten / sonst Meister Hmmerling der Verlogene genant / bestes Fleisses gewarnet haben / du wollest zu diesem Mahle mit deinem Lsterern unnd tadelen etwas inne halten / und zurcke bleiben / dann du es in Warheit / nicht etwan allein mit Mir / sondern mit einem grossen Hauffen frtrefflicher / braver Leut und erfahrner Knstler wirst zu thun haben / und sey du nur versichert / daß dafern die Herrn Buchdrucker dich nur einmal recht unter ihre Presse kriegen / Sie dir deinen gifftigen NatternKopff dergestalt werden zudrcken und zerquetschen / daß du hinfůhro als ein Lahmer / ohnmchtiger Phantast / beydes sie und mich wol wirst zu frieden lassen mssen. Und dieses nun sey dir zur Warnung gesaget / Jnmittelst bleibe der du bist / nemlich ein leichtfertiger loser Schmhevogel und Pasquillant / deme wir zwar wndschen / daß er sich bekehre und bessere / daß es aber geschehen solte / schwerlich von ihme knnen gluben oder hoffen / sintemahl die Zeit nunmehr da ist / da der gerechter Himmel seine unermeßliche Boßheit auch einmahl hrtiglich wird abstraffen. Unterdessen werde ich den Tugendliebenden zur Frede / dir aber und deinem gantzen Anhange oder verfluchtem Geschwrm zum Trotz leben und sterben / aller guten Knste und rhmlicher Wissenschafften bestndigster Liebhaber / und unter den hochloblichen Fruchtbringenden der Rstige.

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Anfnglich tritt auff eine Person / welche die Vorrede verrichtet / welche Vorrede / wann sie mit einer lieblichen Stimme und deutlichen Wohrten / in eine Clavicimbel / Laute / Theorbe / Pandor / Viol. di gamba, oder dergleichen Musicalisches Jnstrument s­ olte gesungen werden / eine sonderbahre Anmuthigkeit wrde er­ wecken.

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Diese Vorrede ist begriffen in nachfolgendem kurtzen Liede: 1. WJe reich und glklich sind wir heut’ / Jn dem alhie so libe Leut’ / Erscheinen / das zu sehen / Was die Verwandten unsrer Kunst Gereitzet durch erworbne Gunst / Bald werden hie begehen! Jhr Herren / merkt nur erstlich an / Was euch vielleicht ergetzen kan! 2. Schwebt auch was hhers in der Welt Als Weißheit / der noch Gold und Geld / Noch Schtze sind zu gleichen? Ach nein! Verstand und Wissenschafft Die knnen durch besondre Krafft Den Himmel selbst erreichen / Den Himmel / der die Klugheit gibt Und die Gelehrte trefflich libt. 3. Frwahr / es ist kein edler Schatz Als Knste / die den hchsten Platz Mit Fug’ und Recht verdienen /

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Diß weiß ja der Gelehrten Schaar / Die kan und mag sich offenbahr Zu zegen diß erkhnen / Hinweg mit aller Ehr’ und Macht / Die Kunst nicht hat zu wege bracht! 4. Du Himlische Buchdrukkerei Von welcher alle Lnder frei Mit Wahrheit mssen singen / Daß du durch deinen hohen Glantz Zu deiner Ehr’ und Liebe gantz Die Hertzen kanst bezwingen / Du bist die Wunderschne Magd / Ja Pallas-Kind / daß uns behagt! 5. O Kunst / der nichts zu gleichen ist / Die Kirche kan zu keiner Frist Hier ohne Dich bestehen / Was acht Jchs Rahthauß / Kantzelei / Was Schppenstuhl / was Schreiberei / Wo du dich nicht lst sehen? Du bist der Knste Kniginn / Ja selbst der Weißheit Meisterinn: 6. Daß Advokaten sind gelehrt / Daß man den Artzt hlt hoch und wehrt / Daß man die Lehrer libet / Daß mancher voll von Pallas Brunst Sich in der Spraach- Meß- Rechenkunst Und tausend andern bet / Daß Menschen knnen Menschen sein / Das schafft die Drukker-Kunst allein.

Depositio Cornuti

7. Wer Bcher schreibt / wer knstlich singt / Wer sich durch alle Welt schier schwingt So / daß Er wird gepriesen / Der danke diß der Drukker Schaar / Die Krafft der Kunst Jhn offenbahr Erst hat der Welt erwiesen / Drum wir auch stets zusammen sehn Gelehrt’ und Drukker Herren stehn. 8. Gleich wie nun beide / wolgepaart Vexiren fast nach einer Art Die gahr zu freche Jugend / Jn dem Jhr wird gebildet fr Der Laster Schaum / der Weißheit Zier / Dazu der Lohn der Tugend / So wird dergleichen Werk auch nun Hieselbst die Schaar der Drukker thun. 9. Jtz sol Euch werden frgestelt Ein Junger Mensch / der in der Welt Noch weinig zwahr gesehen / Jedoch die Kunst nach unsrer Weiß’ Erlernet hat mit hchstem Fleiß’ Und Ehrlich kan bestehen / Drauff wird er nun durch unser’ Hand Gebracht in den Gesellen-Stand. 10. Verzeihet uns / im Fall Euch nicht / Jhr Freund’ / ein gngen itz geschicht / Wenn ihr diß werdet schauen / Verdenkt uns auch kein Wohrt im Schertz /

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Es bleibt doch redlich unser Hertz / Das mgt ihr khnlich trauen / Wir bleiben Euch zur jeden Zeit Zu dienen widrum gantz bereit. Gehet ab. Hie wird ein Stcklein musiciret / oder Trompeten geblasen.

Nun wird an dem Lust-Spiel der Anfang gemacht. Der Herr Depositor komt auff den Platz / gehet mit Ernsthafftem Gesichte und Sitten auff und nieder spatziren / fhet endlich also an zu reden:

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WAs mags wohl fr ein’ Ursach sein / Daß alles hie so nett und rein Jm Hause wird gefunden? Wo lufft doch dieses Volck jtz her / Es komt ja nicht von Ungefehr Voraus in dieser Stunden? Jedoch / Daß ichs erfahre recht / So wil ich ruffen meinem Knecht’ / Er kans villeicht wol sagen: Wo bist du mein Herr Urian? Komm’ eiligst zu mir auff den Plaan / Jch muß dich etwas fragen.

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Knecht Ja Heer Munsr / nu kahm’ Jk recht Uht minen Winkel tho juw krupen / Und will als een getrer Knecht / Frisk heel und halff herm mit supen.

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Depositor Es ist mir gahr zu woll bewust / Daß Sauffen nur ist deine Lust / Jch will ein anders wissen? Sag’ an / warm es hie so fein Geschmkket und das Volk herein Zu kommen ist geflissen? Knecht Dat weht Jk nicht / doch rk Jk wol / Dat hier een heslik Beest moht wesen / Jd stinket / als de grffste Knoll / Und makt uns althomahl bald gresen! Depositor Mich dnkt es selber / das ein Thier Sich halte nicht gahr fern von hier / Doch riech’ Jchs nur von weiten / Jmmitelst geh’ hinaus auffs Feld Und sieh’ / ob alles sei bestelt Von unsern Arbeits Leuten? Knecht Dat will Jk dohn / min leeve Heer / Jk loep all fohrt / Ade Munsr! Depositor spricht zu den Zuschauern. Da geht der Grillenfnger hin / Gahr wunderlich steht ihm sein Sinn / Jch halt’ er sey geschossen / Bald ist er klug / bald ist er Gek / Bald weltzet er sich gar im Drekk’ Und macht mir manchen Possen.

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[Der Knecht bringt den Cornuten / oder den Gehrnten Gesellen / worauff die Musikanten alsobald anfangen zu spielen.] HJlff Gott! was ist das fr ein Thier? Es ist kein Bok / kein Hirsch / kein Stier / Sag’ an / wer hats gefangen? Es sihet wunder seltzam auß / Mit ihm zu halten einen Strauß Trag’ ich schier ein Verlangen. Knecht Ja hrt doch ins / als Jk wull gahn Jnt Feld / do quam de Quajer schnuven / Jk dacht: Hier is id Tid toh schlaan / Knn’ Jk hn bringen in de Kluven  / Jk kreeg hn fast: Se dumme Dwaaß / Wo hebb Jk di dat Fell thorehten / Pfi! Dusend Krankt / wo stinkt dat Aaß Als hadd’ id in de Brook gescheten! Depositor Frwahr / es soll mich wundern noch / Wie man diß Thier wird nennen doch? Jch kan mich kaum drin finden. Der Kopff ist hart / der Bauch ist weich / Die Hrner sind dem Teuffel gleich / Du must es fster binden. Knecht Wo? kenne Jy dt Beest noch nicht? Jk sperd’ id strax by siner Nesen Dartho dem finem Angesicht / Jd mst’ een Broer Cornute wesen.

Depositio Cornuti

Depositor Cornut? O Knecht was soll das sein / Sinds Esel / Rehbkk’ oder Schwein / Was soll man damit machen! Gib du doch Raht Herr Urian / Ob man vielleicht auff diesem Plaan Des Thierleins knne lachen? Knecht Wat? Lachen? Seht dt Beest ins an / Jdt hefft so grote lange Schaken / Wat gelts / efft he nicht danssen kan Und einen frischen Ups

rung maken? Jß he en Geest efft Spkerie / So kan he jo gewiß wol lesen / Ja singen / dartho spelen frie / De Geester plegt sß klook tho wesen. Depositor Ja / das ist recht: Nun spring herm Du Wunderthier die Quer und krm’. [Die Musikanten spielen lustig auff.] Knecht Dat is een Schelm / se / wo he geit / Als wold’ he in de Bcksen kakken! Wo suer dat hm dat dansen steit! Jck moht em beter kieln de Hakken / Frisk mine Schwep’ han lustig kho / Jck wil di dat Fallirum singen / Hei / hei / hei / hei / so / so / so / so / Nu kan de Deef all frisker springen. Depositor Mein Knecht / du hast es wolgemacht / Daß mir das Hertz im Leibe lacht /

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Du bist ein guter Meister / Der durch das Peitschen Lob gewan Und als ein Held bezwingen kan Die hpfende Waldgeister. 115

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Knecht Dat is wol wahr min Heer Monsr / Man daar moht noch wat mehr in wesen. [Zu dem Cornuten.] Kum nger heer und giff Gehr / Kanstu nich singen effte lesen? Wo steistu doch du Galgendeeff Und lst de grohte Schnuten hengen? Flugks heer und liß mek dissen Breef / Eft’ ick will dik dat Gatt versengen. Cornutus, oder Horntrger. Wie soll ich doch lesen nach eren Verlangen / Mein! Bin ich doch nimmer zur Schulen gegangen. [Knecht verwundert sich.] Ey hrt doch / wat de Dfel deit / He kan nich lesen / und kan spreken Up Hochdtsch / seht doch / wo he steit / Als wen hm wil de Rgge breken / Du plumpe Flegel liß mi dat / Du darffst di man so dum nich stellen / Und list du mi nich recht dit Blat / So gev Jk di wat Mulmarschellen / [Der Cornut lieset.] Ein loser Schelm / ein schlimmer Knecht / Und leichter Bub’ heiß’ ich mit Recht.

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Depositor. Jch weiß es wol / daß du der bist / Kein Wort hieran gelogen ist. Knecht Ja Munsr Meister / denkt doch man / Wat vr een Beest wie Deponeeren! Wat gelts / wo he nich schriven kann? Laht usk wat nger toh hm kehren / Dat Hrner Volk dat sht so nicht / Tovren knn he kuhm ins lesen / Nu lv’ Jk dat de Bosewicht Wol heel mag een Vrreder wesen. Depositor Wollan / du mein getrester Knecht / Du redest mehr den all zu recht / Wir wollens bald erfahren / Nim du die rechter Tasch in acht / Biß ich die Link’ hab auffgemacht Den wird sichs offenbahren. [Knecht langet auß des Cornuten Taschen einen Brieff herfr / und spricht mit Verwunderung:] J! dat dik nu de Qualm nich schlah Kanst du nich Lesen / ook nich Skriven? Se / Matz van Kappadozia / So moht Jk di de Schnuhten wriven. [Der Depositor lieset die Uberschrifft des Briefes / welche also lautet:] Dem Ehrenvesten / vielachtbahren und Kunstreichen Jungen Gesellen / Herrn N. N. meinem Hertzallerliebsten Seelichen zubehndigen.

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[Knecht gibt ihm ein brave Maulschelle / sprechend:] Hrt Meister / dsse Flegelskop De lett sik nhmen een Gesellen / Darvr moht Jk dem Dudendop Een halff stieg’ Ohrfiegn mehr tohstellen. Depositor Ja wol Gesell! ein Hrnerman / Der kaum die Stiefeln putzen kan / Wer mag dich doch so liben! Doch dieser Brieff sehr wol gestalt / Der sol es mir entdekken bald Er ist sehr fein geschriben. [Der Herr Depositor verlieset den Brieff ffentlich:] MEin allerliebstes Hertz / mein Hoffnung / Freud’ und Leben / Dem’ ich biß in den Todt mich eintzig hab’ ergeben / Seid tausent mahl gegrst von erer Schfferinn / Welch ihren Lucidor liebt auß getreuem Sinn’. Ach allerliebste Seel / ich leid in meinem Hertzen Um euch so manch Plag: Jch fhle tausend Schmertzen Und tausend noch dazu: mein Geist ist Traurens voll Jch sterb’ / im Fall ich euch nicht schleunigst kssen soll. Kein Mensch in dieser Welt / kan meine Lieb’ ermessen / Ach ssser Schatz habt ihr den meiner gantz vergessen? Bedencket doch / wie viel und offt Jhr mich erquikt / Wen wir so Mund an Mund und Brust an Brust gedrkt. Nun hr’ ich leider / daß man euch wird Deponiren / Ach außerwehltes Hertz / was sol doch das vexiren? Diß wolt ich gern fr euch und noch was mehr außstehn / Solt’ ich euch nur gesund in meinen Aermlein sehn. Unmglich ist es mir / ohn euch mein Schatz / zu leben / Jhr knnet mir allein die hchste Wollust geben. Jhr seid mein Auffenthalt / mein Zukkermndelein / Ach / mchtet ihr doch bald an meiner Seiten sein! Ach / htet euch mein Kind / daß ihr ia nicht verlieret

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Das / was mich trsten soll / wen man euch Deponiret / Mein Schad’ / O libstes Hertz / wer’ hie ia gahr zu groß / Wenn ich nur ruhen solt / in ewrer weichen Schoß. Jmmitelst komt doch bald / ich will und muß euch sehen / Damit / wenn es mir solt’ auff Frauen Ahrt ergehen / Jhr zu Gevattern doch dieselben schnell erwehlt / Die beyde wir fr Freund’ und Gnner lngst gezehlt. Jch zweiffle nicht mein Hertz / ihr werdet schleunigst kommen / Denn ihr / O ssser Trost / habt so mich eingenommen Durch ere Freundlichkeit / daß ich er Liebelein Auch nach dem Tod’ annoch wil unzertrennlich seyn. Die / welche diß geschriben / Kan zwahr getreulich lieben / Darff aber sich nicht nennen Man mchte sie sonst kennen. Nachschrifft. Mein Allerlibstes Ding / Jch schikk’ euch disen Ring / Daß ihr zu mir euch lenket Und stets an mich gedenket.

[Knecht verwundert sich ber die Mahsse sehr / und spricht:] O Dusend Krankt / nu weht Jk nicht Wat Jk skal seggen efft gedenken? Du Flegelskop / du Bsewicht / Skulst du di na de Damens lenken? Bist du de Fine Junffern Knecht Mit diner Plumpen schwarten Nesen? Neen / als Jk my besinne recht / Plegt io de Dvel so tho wesen. Depositor Ja / schner Buhler von Gestalt / Du Huhrentrekker / sag’ jtz bald

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Woher Du bist gekommen? Bekenn’ auch ferner rund und frei / Was endlich dein’ Handthierung sei / Was du dir frgenommen? 240

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Cornutus. Jch habe die Buchdrukkerei die werthe Kunst gelernet / Und Mich durch diese Wissenschafft vom Unverstand entfernet. Knecht Du Schwinepilß / Du Lgenvatt / Heht datt: O Gott / Jk kan nich lesen? Och / Jk verstah io nich een Blatt Und wult een Drkkgeselle wesen? Depositor Die Drkker hlt man hoch und wehrt / Viel’ unter ihnen sind gelehrt Als die der Kunst nachstreben / Denn / Kunst und Tugend machen klug / Drm hoff’ Jch / werdest du genug Mir Antwort knnen geben. [Hier knnen Jhm / so wol von dem Herrn Depositore, als auch dem Knechte / allerhand seltzahme und kurtzweilige Fragen auffgegeben werden / welches sich alles viel besser in ungebundener als in gebundener Rede thun lsset.] Depositor Wollan ich hoffe mit der Zeit Sol Er noch geben woll Bescheid / Man muß ihn mehr Probiren. Sag’ an du Thier von Wilder Ahrt / Jn diser Freunde Gegenwahrt / Kanst du nicht Musiciren?

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Knecht Ey so myn Heer laht dat an gahn Jk mag dat Tg so gern mit hren / Wen daar de Studioren stahn Und mit den Schnuten klappereren Uht eenen korten langen Book / Dat heel bemahlet iß mit Staaken / Ey latsk mit dsem Lmmel ook Een wolgekaaket Leedken maaken. [Hie singen Sie alle denn zusammen ein possirliches Lied / knnen Eines erwehlen / welches Jhnen zum besten angenehm und gefellig / nur daß es den Zuhrern nicht rgerlich sei.] Knecht Dat klingt wol uht der mahten schn / Tmag eenen fren inner Pansen / Mcht’ Jk hier mine Wbken sehn / Se skul wol lustig darna danssen / Nu frag’ Jk / eft min Hornemann / Ook heft gelehrt tho degen Spehlen / Jn Kahrten / Tarrlen by der Kann’ Un fin tho winnen ahne Stehlen?

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Depositor Mein Knecht / schlag’ jtz nur lustig auß / [Knecht versteht es unrecht / und gibt dem Cornuten eine lustige Maulschelle / spricht:] Nims hin / den disen stach dein Dauß. [Der Cornut wil es zu Sich nehmen / so schlget Jhm der Knecht auff die Finger / sprechend:] Seht Meister / wo de Galge wint / He moht io falsk efft unrecht spehlen.

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Depositor Wer zweiffelt dran? Man ist nicht blind / Es kan frwahr nicht fehlen. Doch bring die Wrffel auch herfhr Zu spihlen m ein Krglein Bier Was gilts / da kan Er zehlen? Nun Knecht / wirff aus / doch in der hast. [Der Knecht wirfft den Cornuten / mit der Bank gantz und gahr ber einen hauffen / sagend:] Kanst du nicht sitzen du Knadast. Depositor spricht zum Cornuten: Wirff fohrt / du spielest gahr behend’ / Cornutus saget im spielen: Ach hette doch das Spiel ein End!

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[Der Knecht schlgt ihn abermahl auff die Finger / sprechend:] Neen / du kanst spelen als een Held / Mi dnkt du must de Tarlen knipen / Dat skl mi kosten all min Geld / Darvr must du mi behter pipen. Depositor Dieweil ich sphre gahr zu woll / Daß du bist aller Schalkheit voll So muß ichs anders machen / Horch Knecht / dieweil man ihn nun kennt / So lang herfhr mein Jnstrument Und vielgebrauchte Sachen / Wir mssens schrffer fangen an / Du wirst dich halten als ein Mann Den Flegel zu behauen /

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Du bist ja mein getreuster Knecht / Drauff setze nun die Bank zu recht’ Und las was lustigs schauen. Knecht Ja / ia min allerleveste Heer / Hier hebb’ Jk iuwe dulle Snaken / Na dssen Wark verlangt mi sehr / Wy wilt dt Hltien dnner maken. [Sie beide legen ihn auff die Bank / und werffen ihn damit gantz m und m.] Depositor Hau mit der Bindaxt lustig drauff Die Knollen / Ast’ und Bork zu hauff / Jch wil das andre schlichten / Laß ia nichts hkrigs an ihm sein / So kan ich mit der Meßschnur fein Den Klotz in Ordnung richten. Knecht Hier is noch veel tho schniden aff / Pfy / wat snd dat vr lumpen Saken! Nun wil Jk die du rechte Laff’ Ook dinen Kop tohr Bossel maken. Depositor Gib mihr geschwind den Zirkel her / Faß an / Er liegt gantz in die quehr’. [Knecht wirfft ihn abermahl mit der Bank gantz m und m / sprechend:] Seht ins wo falt de grave Knull / Dat ook dat heele Huhs moht drhnen /

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Wo nu Cornute / bistu dull / Du must hier noch wol behter sthnen? Depositor Wolan es muß das grobe Schwein / Mit sonderm Fleiß behobelt sein / Knecht hilff mihr lustig machen. Knecht Ja Heer / Jk wil frisck bi ik stahn Und dssen Lmmel so toh schlahn / Dat alle Lde skhlen Lachen.

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[Er wirfft ihn abermahl gantz m und m.] Depositor Nun muß auch der Schlicht-Hbel dran Zu putzen unsern Hrneman.

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Knecht Hier Meister is de Bohsel io / Man segt / wor will wi nu hiertho De Negen schmukke Kegels kriegen? Depositor Da weiß ich Raht / die wollen wir Auff etwas sondere Manier Auß seinen Fingern fgen. Doch mit dem Raspel ohn Verdruß Man ihm die Ngel putzen muß Den Junkern zu vergngen. [Sie befeilen dem Cornuten die Finger.]

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Depositor Nun mag er wiedrum einst auffstehn / Knecht / laß uns einen Schinken sehn Den soll der Rltz zerlegen / Denn / weil er Courtisiren kan / So wird der Horngezierte Mann Die Fust’ auch knnen regen. [Der Cornut greiffet zwahr zu / der Knecht aber schlgt ihn heslich auf die Finger / sprechend:] Se plumpe Rekel / wat is dat? Kanst du di slvest noch nicht kennen / Gripst du tohm ersten in dat Fatt’? Vorwahr / dat moht Jk dyk affwennen. Depositor Nun ist es wahrlich hohe Zeit / Daß wir mit sondrer Hfflichkeit Den saubern Bahrt ihm putzen / Den / weil er soll zur Jungfern gehn / So muß die Scheer’ auch fertig stehn / Daß Hahr ihm weg zu stutzen. Knecht Watten hundert Sk’ hefft dsse Knull Jn siner groten Flabben steken? Pfy! welken Tahn! den hohst’ Jk vull / Wo den min Heer nicht will uhtbreken. Depositor Mach’ auff das Maul du Hrnerman / Laß sehn / ob ich dir helffen kan / Hier find’ ich tolle Sachen / Ein Zahn / der ist schier Ellen-lang Knecht / gib mir eilends her die Zang’ / Jch muß jhn krtzer machen.

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Knecht Nu hebb’ Jk all min lifske dag’ Ook solken Hauer nicht gekeken / Ey Meister / helpt hm van der Plag’ / Jk wil mit riten / spliten / breken. Depositor Nun ist herauß der bse Zahn / Gib die Pomad’ her mein Compan / Den Bahrt ihm’ anzustreichen. Auff daß den schnen Jungfern Knecht Ein Jeder mg ansehen recht / Die Hund’ ihn auch beseichen. Knecht Jy schmukken Derens verlefft iuk nicht Jn dssen Stankfatt ut der maten / He is wat plump und mchte licht Van achtern eenen gliden lahten / Depositor Nun ist es Zeit mein liber Knecht / Das wir in diser Stund’ ihm recht Den Knebel-Bahrt Balbieren / Wollan / gebrauche du die Scheer / Mihr aber gib das Messer heer / Daß wir den Rltzen zieren. Knecht Dat Hahr is hm io liden dull / Tiß hart als Stroh / wol kan dat wriven? Und skal hm likers kruß und krull Natrlik als een Kohschwantz bliven / Jk wil hm flechten sienen Top Dartoh de schwarten Thn’ hm staken /

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Doch erstlich wask’ Jk hm den Kop / Drup skhr Jk hm de Bakkenknaken. Depositor Bist du deß putzens noch nicht satt? Du machst den Tlpel gahr zu glatt / Wir knnen ihm nicht gleichen / Ja Nikkel / bey den Damen hier Vermgen Wir mit unser Zier Das Wasser ihm nicht reichen. [Knecht setzet ihm den Huht wieder auff / und stekket ihm die Ringe an die Finger.] Nu puff Jk hm dat Hahr toh recht / So kan de Flhtz den Speigel fragen / Eft he nicht si de schmukste Knecht / De wehrdig enen Ring toh dragen / Den hm sin leffken hefft geschikt / Drup moht man hm de Pritsche singen. So werd sin mhre Gatt verquikt / Dat he kan als een Rambok springen. Depositor Gahr recht! diß kan nicht anders sein / Drauff singen wir ein Liedelein Und pritschen ihn mit Freuden / Wann dieses alles nun geschehn / So wird man bald daß ende sehn / Und folgends frlich scheiden. Knecht Nu heffst du kregen dienen Lohn / Seeg’ an wult du so mehr ook dohn?

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Cornutus Jch wil mich bemhen / hinfhro zu leben So tugendlich / daß es mir Ehre sol geben. Depositor Nun Hrnertrager / sag’ alhier Waß du zuletzt begehrst von mir?

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Cornutus Mein sehnlichs Wnschen ist allein / Ein Ehrlicher Gesell zu sein. Knecht Dartoh bist du geschikt so fin / Als unser Mmen Kavenschwin.

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[Depositor schlgt ihm mit dem Beile den Huht vom Kopffe / und spricht:] Da liegt nun deines Hubtes Krohn’ / Und hiemit hast du deinen Lohn / Doch must du mir erst schwehren / Du wollest / was zu dieser frist Von uns dir widerfahren ist / Zu rechen nie begehren! [Depositor spricht ihme den Eyd vor / der Cornut redet ihm nach wie folget:]

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Depositor An dieser Stelle schwehr’ Jch / Cornut An diser Stelle schwehr’ Jch / Depositor Mein bahres Geld verzehr’ Jch / Cornut Mein bahres Geld verzehr’ Jch / Depositor Nur diß / nichts mehr begehr’ Jch / Cornut Nur diß / nichts mehr begehr’ Jch.

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[Depositor gibt ihm eine rechtschaffene Maulschelle / und spricht:] Und damit hast du dein Gebhr / Diß solst du schließlich noch von Mir Hinfohrt von niemand leiden / Nun beichte deine Missethat Und merk auff guhte Lehr’ und Raht / So kanst du frlich scheiden. Knecht Nu / use Brderei is uht / Jk moht man dem Præceptor ropen De mag ook bruken sine Schnuht’ Hrt / goten Dach / Jk moht weg Lopen. [Gehet ab.] [Depositor an die zuschauer:] Dafern sich etwan an der Stell’ Auch finden solt’ ein guht Gesell / Der uns von nhten hette / Der spreche nur: wir sind bereit / Mit gleicher Mh und Hffligkeit / Zu bringen ihn zu Bette. [Gehet auch ab.] Hierauff treten die erbetene Zeugen herzu / foderen den ­Lehrmeister auff den Platz / welcher unverzglich erscheinet / und also spricht: Jhr Herren / wehrte Freund’ ich wnsch euch Glk und Segen / Hilff GOtt! was hier zuthun? Jst etwas dran gelegen / Daß ihr auff disen Tag begehret mich zusehn? Sag an / ob Jch vileicht euch kan zu dienste stehn? [Die Herrn Gezeugen antworten:] Ja Herr / weil diser Junger Knecht /

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Nach unsern Sitten hat sein Recht Gantz willig ausgestanden / So bitten wir ohn’ Heucheley / Daß ihr ihn wollet machen frei Von der Cornuten Banden / Besprengt ihn doch mit Wasser woll Und lehrt ihn wie er leben soll. Lehrmeister. Ja wol / das soll geschehn / doch muß er mir erst sagen Sein bels thun / und den Gesellen-Nahmen tragen. [Der nuhnmehr Deponirter Cornut bekennet dem Lehrmeister seine Untugenden mit nachfolgenden Worten:] MEin Herr woll’ unbeschwert was ich ihm sag’ / anhren / Und merken das was ich mißtahn von Jugend auff / Durch bse Buben ließ ich leider mich bethren / Daß ich den Lastern offt gegnnet ihren Lauff! Jch thte niemand guts / wen ich nur knte machen Viel Unfugs / schlieff ich nicht: Jch war grob / tlpisch / faul / Wen alles bel gieng / so must ich hertzlich lachen / Sah’ ich des andern Glk / so hieng mir schon das Maul: Als ich nun meine Jahr’ im lehrnen außgestanden / Da ward ich trefflich stoltz / flugs wolt ich sein ein Held / Der andre machen kont’ auß Ubermuht zu schanden / Ob gleich kein schlechter Thier als ich war in der Welt. Bei schnen Mgdelein ließ ich mich tglich finden / Da lffelt’ ich sehr grob / wie das mein Brieff erzehlt / Jmmittelst fieng mein Geld an pltzlich zu verschwinden / So / daß es Mir zuletst an Mittlen offt gefehlt. Wenn andre Mich nur Herr / auch wol Monsieur genennet / So meint’ ich also fohrt / ich wer’ ein grosser Mann / Der sich fr Ubermuht kaum selber hat gekennet / Drauff fieng ich hier und dort viel loser Hndel an / Jch achtete noch Kunst / noch Zucht / noch Witz / noch Lehre /

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So / daß Mir Hrner auch zuletst gewachsen sind / Doch Jenner Meister / den Jch lebenszeit drob ehre / Hat wunderlich befreit davon Mich armes Kind. Drauff hat er Mich gemacht zum ehrlichen Gesellen / Wie diese wehrte Zunfft dasselb’ hat angesehn / Nun werd ich Meine Zeit hinfhro so bestellen / Daß Jch damit fr Gott und Menschen kan bestehn.

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[Auff angehrte diese freiwillige Bekntnisse antwohrtet der Lehrmeister / und gibt Jhme nachfolgende schne Unterweisung.] 1. ES ist Mir lieb zu hren / Daß du nach Ruhm und Ehren Zu trachten bist bedacht / Nachdem du hast erlitten / Was Drukkerrecht und Sitten Dir dißfalls mitgebracht. 2. Zwahr hastu Mir geklaget / Und teutsch heraus gesaget / Wie manche Bberei / Du vor der Zeit begangen / Jtz trgest du Verlangen / Davon zu werden frei. 3. Wollan / Jch wil dich lehren / Wie du dich mssest kehren Zur Tugend gantz allein / Und meiden die Gebrechen / Drauff wil ich frlich sprechen / Du solst Geselle seyn.

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4. So hre nun von Hertzen / Jch will mit dir nicht schertzen Es trifft dein eignes Heil: Jch wnsch auff diser Erden / Daß dir bald mge werden Ein guter Herr zu theil. 5. Und wenn du den bekommen / So such’ auch dessen Frommen / Beschwehr’ Jhn nicht zu sehr / Daß er dich solle kleiden Jn kstlichs Tuch und Seiden Allein zu deiner Ehr’. 6. Es wil dir nicht gebhren Aus Hochmuht zu stoltzieren / Zu schmhen andre Leut’ Und lstern hintern Rkken / Von solchen losen Stkken Sei gntzlich du befreit. 7. Thue nicht wie mancher kahler / Großsprecher / Flucher / Prahler / Der sich der Kunst zwahr rhmt / Bleibt doch ein Narr im Grunde / Wiewol ers mit dem Munde Possierlich gnug verblhmt. 8. Die Lgen must du hassen Und das begierlich fassen /

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Was rhmlich ist und wahr / Ach hhte dich fr spielen / Denn Spielen das hat vielen Gebracht Noht und Gefahr. 9. Lieb’ Hfligkeit in Sitten / Und wo man dich wird bitten Aus Freundschaft hin zu Gast / Magst du dich zwahr ergetzen / Doch oben an nicht setzen / Das thut nur ein Knadast. 10. Du must dich sauber halten / Zufoderst bei den Alten / Nicht fressen als ein Schwein Mit dem beschmierten Rssel Stets haben in der Schssel Das schmutzig’ Hndelein. 11. Sey mssig auch im trinken / Laß nicht das Glßlein sinken Biß in die finstre Nacht / Dein Schertzen laß fr allen Dir nicht zu viel gefallen / Hab’ auf dein Reden acht. 12. Nicht bald heiss’ einen liegen / Wilt du nicht Stsse kriegen / Schilt / Schmh’ und schlage nicht / Nach Frauen und Jungfrauen Must du zu viel nicht schauen / Sei nicht auf Sie verpicht.

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13. Wirk’ embsig wie die Bienen / Und was du kanst verdienen Das nim und ja nicht mehr / Wer schwehr was kan erwerben / Der kan auch leicht verderben / Jm Fall’ Er sufft zu sehr. 14. Du hast auch nicht zu gaffen / Wie die verliebten Affen / Nach deines Herren Weib’ / Auch nicht nach seinen Kindern / Es sol dich auch nicht hindern Der Magd Jhr schner Leib. 15. Du solst durch falsches Schwetzen / Nicht an einander hetzen Die Herrschafft und Gesind’ / Auch nicht / wenn die Gesellen Still’ eine Red’ anstellen / Es plaudern nach geschwind. 16. Dein Maul must du bezwingen / Nicht an einander bringen Die Bursch durch leichte Wohrt / Auch keinen drum vertreiben / Daß du nur mgest bleiben / Und andre mssen fohrt. 17. Der Arbeit dich befleisse / Doch so / daß es nicht heisse:

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Der ist des Herren Mann / Der schmeichlen / heuchlen / liegen / Ja Jederman betriegen Mit losen Wohrten kan. 18. Von Tugendhafften Leuten Lass allzeit dich begleiten / Fleg ja der bsen Schaar / Denn / wer mit losen Kunden / Sich schleppet alle Stunden / Der lafft frwahr Gefahr. 19. Vergiß ja nicht zu hren / Was Gottes Diener lehren / Bleib’ aus der Kirche nicht / Wer Gott stets hat fr Augen / Der wird alsdenn auch Taugen Wenn ihn das Cretz anficht. 20. Pflicht’ allzeit bey dem Rechten Die Wahrheit zu verfechten / Waß du versprichst / das halt’ Und hhte dich fr borgen / Denn borgen schafft nur sorgen Und macht gahr selten alt. 21. Wirst du nun ferner Wandern Von Einer Stadt zur andern / So sei darauff bedacht Daß du dich fein bekleidest Und keinen Mangel leidest An Einer saubern Tracht.

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22. Ein Kerl / dem schier in Bissen Die Kleider sind zurissen / Jst gahr in schlechtem wehrt / Er wird gesetzt dahinden / Und keiner ist zu finden / Der Jhn in Dienst begehrt. 23. Nun / waß Jch dich gelehret Und man itz angehret / Demselben folg’ auch fein / So wird deß hchsten Segen Auff allen Deinen Wegen Stets mb und bei dir sein. Hierauff nun begehret der Lehrmeister von denen dazu erbehtenen Gezeugen zu wissen / was sie dem neuen Gesellen fr einen Namen wollen geben  / und als er denselben von ihnen verstanden / besprenget er ihn mit Wasser / Jedoch also / daß es niemand Ergerniß kan bringen / so bald nun solches geschehen / treten die smtlichen Zeugen zu / und berreichen dem neuen Gesellen ihre Geschenke / worauff ihme von der gantzen anwesenden Gesellschafft Glk und Heil zu disem seinem neuen Stande gewndschet / und die gantze Handlung frlich wird beschlossen. Nun folget die Person / welche die Abdankung thun muß / welche entweder wie die Pallas / oder auch wie ein schnes Weibesbild / ein Buch und Presse in Jhren Hnden haltend / wodurch die edle Kunst der Buchdrkkerei wird frgebildet / knte bekleidet oder außgeputzet werden / dise hlt gegen die Zusehere nachfolgende Rede: JHr Herren Freund’ und Gst’ / Jhr Frauen und Jungfrauen / Demnach es Ech geliebt / diß Spielwerck anzuschauen / So sagen wir dafr Ech allen hertzlich Dank / Ja rhmen solche Gunst auch unser lebenlang.

Depositio Cornuti

Ein rechtes Schauspiel zwahr habt Jhr hie nicht gesehen / Wie sonst wol fr der Zeit in dieser Stadt geschehen / Die Meinung hat es auch mit unserm Handel nicht / Jmmittels tragen wir die feste Zuversicht / Dieweil wir den Gebrauch / der von den lieben Alten / Auff uns geerbet ist / auch dieses mahl behalten / Jhr werdet ohne falsch uns allen gnstig seyn / Und mercken nur den Zweg / worauff wir gehn allein. Die werthe Drkkerkunst / vom Himmel uns geschenket / Hat tausend mahl verdient / daß alle Welt sich lenket Nach Jhrer Treffligkeit / auch Jhr zu liebe thut / Das / was ergetzen kan Hertz / Leben Seel und Muht. Diß zegen nicht nur Wir; Das Hupt der Welt / der Kiser / Der so viel Krohnen trgt und so viel Loorberreiser / Der liebet diese Kunst / Er rhmet sie so sehr / Als wens ein Knigreich / ja gantz Europa wer’. O grosser Ferdinand / Dir haben wirs zu dancken / Daß diese there Kunst in Jhrer Hoheit-Schranken Annoch erhalten wird: Dir wnschet alle Welt: Leb’ ewig / ewig wol du rechter Wunderheld / Die grosse Knige / Die Gtter dieser Erden / Die tapfre Frsten / die so hoch erhaben werden / Die klgste Geister / die man findet weit und breit / Erweisen dieser Kunst Lieb’ und Gewogenheit. Was rhm’ Jch aber viel von Menschen / die vergehen? Gott selber hat die Kunst mit Gnaden angesehen / Gott hat Sie groß gemacht / Gott hat in dieser Bahn Der Welt / viel’ hohe Ding’ / allein durch sie gethan: Dein Werk / HErr / sei gelobt / Dein Nam’ / HErr sei gepriesen / Du hast der Christenheit so grosse Lieb’ erwiesen Durch diese there Kunst / daß auch der klgste Mann Derselben Herrligkeit nie gnug außsprechen kan. Du hast dein heiligs Wort durch Selbig’ außgebreitet / Du hast solch ein Schatz durchs Drukken zubereitet /

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Johann Rist

Der nicht zu schtzen ist. Ach GOtt wie manche Seel’ Jst durch ein Buch befreit aus des Verderbers Hhl’. O Schpffer / reich von Gt’ O Vater groß von Gnaden / Bewahre doch hinfohrt die Kunst sampt uns fr Schaden. Die Drukkerherren und was Jhnen anverwant / Beschtze krfftiglich durch deine Heldenhand. Laß Sie Dein heiligs Wohrt zu deinen Ehren drkken Und uns zur Seeligkeit in alle Welt ausschikken / Erhalt’ und segne du die Kunst doch fort und fort / So wollen wir o Gott / dich preisen hier und dort. Jhr Herren aber samt den Frauen und Jungfrauen / Demnach es euch geliebt uns willig zuzuschauen / Seid alle sehr bedankt / den solche Gegenwahrt Hat Eure guhte Gunst uns klrlich offenbahrt. Dafern Euch nun diß Spiel nicht gntzlich hat gefallen / So wissen wir vorhin schon dises / daß man allen Nicht kan behglich sein / die Zeit / welch’ alles lehrt / Kan schaffen / daß diß Spiel wird’ anderwerts vermehrt. Jmmittelst lebet woll und seid uns ia gewogen / Die Hoffnung Eurer Gunst hat uns noch nie betrogen / Wir bleiben euch zu Dienst’ und zwahr zur ieden frist / So lang’ ein einzigs Buch annoch zu lesen ist. ENDE

Depositio Cornuti

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Zugabe. Lob- und Ehrenlied / Zum Unsterblichen Ruhm / der alleredelsten ­Buchdrukkerkunst.

LEbe / schwebe gldne Kunst / Gott wird deinen Ruhm dir mehren / Ja mit Seiner Gnad’ und Gunst Dich / trotz allen Neidern / ehren / Liecht der Knste deiner Zier Gehen gahr kein’ andre fr. 2. Preiset doch der Himmel dich Gleichsam als ein’ Erdensonne / Nennet Dich auch prchtiglich Hoher Frsten Freud’ und Wonne / Liecht der Knste / deiner Zier Gehen sonst kein’ andre fr.

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3. Wie dem schnsten Diamant Wegen Seiner hellen Strahlen Dieses Lob wird zuerkandt / Daß er kaum sei zu bezahlen So kan niemand deiner Zier Andre Knste ziehen fr.

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4. Schauet / was Buchdrukkerei / Von den Teutschen erst erfunden Fr ein edles Kleinoht sei / Das man billig alle Stunden /

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Johann Rist

Preiset wegen Seiner Zier / Dem kein’ andre gehen fr.

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5. Laß die Neider noch so sehr Dieser Kunst entgegen streben / Jhr’ Erbauung’ / Nutz und Ehr Muß doch ber alles schweben / Pracht der Knste / Deiner Zier Gehen gahr kein’ andre fr. 6. Wie der klahre Morgenstern Ost und Westwarts Sich lst sehen So sol auch der Knste Kern Alle Theil der Welt durchgehen / Daß man sag’: O dieser Zier Ziehe ja kein anders fr. 7. Lebe / schwebe gldne Kunst / Laß auch Mich dein Lob vermehren / Und aus teutscher Liebesbrunst Gahr biß in Mein Grab dich ehren / Wahrlich / Deiner Himmels Zier Geht kein Pracht auff Erden fr. Wer das / was wol gemeint / zum rgsten deuten wil / Der bleib’ ein Narr fr sich / wir lachens in der Still.

J. Rist.

Depositio Cornuti

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Johann Rist

Depositio Cornuti

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PROLOGUS. Mehrentheils genommen auß H. M. Phil. Cæs. ­gebundener Lobrede. JHr Herren hochgeehrt / und Freunde allzugleich / Jhr Frauen Lobes werth / Jungfrauen Tugendreich / Euch wndsch ich allensampt / Glck / Heyl / und Gottes Segen / Zu allem Euren Thun / auff allen euren Wegen / Mit angeheffter Bitt / daß alle / die zusehen Dem Spiel an diesem Orth / es mgen recht verstehen: Denn wir nicht seyn bedacht / Comædien zu spieln / Nein unser KunstGebrauch dahin mit nicht thut zieln. Wir wollen ietzo nur an diesem Orth vorstellen / Die unsre Kunst gelernt / und machen zu Gesellen / Drumb gebet still Gehr / und deut es bel nicht / Wir bleiben Euch zu Dienst / hin wieder stets verpflicht. Was ich mehr reden sol: Diß alles bleibt verschwiegen Von mir auff dieses mahl: Jch lasse mir gengen / Wenn ich nur reden mag nach Zierligkeit von dir / Du edle Drcker-Kunst. Drmb / Clio / meine Zier / Geruhe doch Entsatz und Worte zuzuschicken / Wann mir der Mund besteht: Ach / laß mich doch erblicken Dein Gttlich Angesicht / Dir fleh ich noch einmahl Gib / daß ich zieren mag mit Reden diesen Saal. Kompt nun und hrt mir zu / ihr trefflichen Auinnen / Komm Lneburg heran und hre mein Beginnen / Laß deine Schiffe stehn am blancken Auen Strom / So lange / biß ich das / was noch Athen und Rom / Wie hoch sie flgen / trotzt / ursprnglich dir entdecket / Die Edle Drcker-Kunst / vor der der Pabst erschrecket Auff seiner Siebenburg / Lasst eurer Presse Ruh / Jhr edlen Drcker ihr / und hrt ein wenig zu / Merckt / merckt auff meine Wort / weil ich vornehmlich preise

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Johann Rist

Die Gtter-gleiche Kunst und ihren Ursprung weise / Die euch zu Ehren setzt / die euch berhmet macht / Die alle Knstler trotzt und reisst hin aus der Nacht Zur grauen Ewigkeit. Diß Lob laßt euch gefallen / Das durch daß Teutsche Reich noch jtzo thut erschallen / Und das mb desto mehr / weil ehrmals diß gethan Vorhin in dieser Stadt / merkt auff nun fang ich an. ALs vierzehn hundert Jahr und viertzig war verflossen / Nach unser Christ-Geburt / war Gott der HErr entschlossen / Sein Wort zu breiten aus / Es war fast auff der Bahn / Den Huß im Geiste sah / der theure Wunder-Schwan. Der Kyser Albrecht starb der Ander so genennet / Drauff Friederich der Dritt als Kyser ward erkennet Jm ebenselben Jahr ward uns die Drckerey Von Gott geschenckt / daß sie der Knste Mutter sey. O Frstin aller Kunst / Du aller Lehrer Amme / Durch dich hat Gott gezeigt im Dunckeln seine Flamme / Die Fackel seines Worts. Wer hat dich dann erdacht? Wer hat ein solches Werck mit kluger Hand gemacht? Und wo ist das geschehn? Jsts Phidias gewesen? Der Knstler von Athen? von dem man noch kan lesen / Daß er Minerven Bild neun Klafftern hoch gemacht Aus Gold und Helffenbein und in das Schild die Schlacht / Der Amazonen Grub? Sol man es dir zumessen – Lysippus / weil nur dir dein Knig ist gesessen Sein Bild zu bilden ab? Praxiteles vielleicht / Jn dessen Venus sich / dem sonsten keines gleicht / Ein Jngling hat verliebt? Hats Dedalus erfunden? Der sonst das Labyrinth zur unglckhafften Stunden Jhm selbst und seinem Sohn / in Creta hat gemacht / Daraus er widermb mit Flgeln ward gebracht / Die Kunst ihm angesetzt? Hastu es dann ersonnen / Perillus / oder wie? hat sich von dir entsponnen Egeus / diese Kunst? ists Alcman ein Poet / Der erste / der ein Lied von Liebes-Lust anfht?

Depositio Cornuti

Dem man so embsig folgt? Sol Palamedes lehren Die schne Drcker-Kunst / von dem wir sehn und hren / Daß er daß ABC geordnet auff ein Schild? Jsts denn Pyrgoteles / der Alexanders Bild Jn Perlen graben mag? Nein / nein / hier ist es keiner / Die Teutschen bergehn die Griechen und Lateiner. Schweig Anagallis still / die du dein Ebenbild / Das Ballen-Spiel erdacht / Erdichte was du wilt / Du frische Thymele / den Deutschen msst ihr weichen Jhr knstler von Athen / Jhr Griechen msst verbleichen / Du grosses China du / du rhmest dich mbsonst / Auch hast du / Franckreich / nicht erfunden diese Kunst. Jhr Niederlnder ihr / lasst euer Harlem schweigen / Auch Welschland kan uns nicht den Urerfinder zeigen. Kompt / nehmt uns dieses Lob / Johannes Guttenberg / Ein Mann von edlem Stamm bringt auff das Drckerwerck / Zu Myntz im Deutschen Reich: Er hilfft mit scharffen Sinnen Was Peter Schfer hier und Faust zu erst beginnen / Was sonst Hans Mntelin zu Straßburg hat erdacht / Und (wie man wil) von dar Hans Gnse-Fleisch gebracht An vorermelten Ort / Den billich wir erkennen Vor unsre Schreiber-Stadt und Kiriath-Sepher nennen / Weil da der erste Pfeil auß Dinten ward gemacht / Weil sie die Drcker-Kunst zum ersten außgebracht / Daß sie nunmehr bey uns so schn und herrlich blhet / Da Guttenberg sich erst so trefflich hat bemhet / Er macht erst breite Schrifft und bracht es auch so weit / Daß mit Verwunderung man drauff in kurtzer Zeit Gedruckte Schrifften laß. Nun werden tausend Bogen Jn einer Tages-Frist auch eher abgezogen / Wenn nur die Schrifft gesetzt. Gieng deine Schreyberey Athen und Rom so fort? Da du in Wachs und Bley Annoch die Zeit verderbt? Giengs auch so wohl von statten / Jhr Alten / wann ihr schriebt / was euch gelehret hatten Die Weisen von Athen? was Cicero / Lucan /

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Johann Rist

Was Aristoteles / der Mantuaner Schwan Und der von Sulm euch lehrt? O nein / ihr stoltzen Griechen / Wie weiß ihr jmmer seyd / nun mcht ihr euch verkriechen / Seht / seht der Deutsche schreibt so viel auff einen Tag / Als einer unter euch im Jahre schreiben mag. Wie elend war es nur: Jhr schriebt auff Wachs und Rinden Bis endlich einer kam und wies’ euch armen Blinden Papier und Pergamen. Der Reiche kont’ allein Was lernen dazumahl und Bcher kauffen ein Um einen solchen Wehrt: Wer solt itzt wol bezahlen Dier Triphon deinen Kraam / nun darffstu nicht mehr Pralen Du grosser Gordian / du Tullius und Du Tyrannion schleuß nur die Bcher-Schrnke zu. Was war zu Heidelberg? wie viel geschriebne Sachen / Was Bcher waren da? die manchen traurig machen Durch ihren Untergang? der Wald der Weißheit weicht Jn Constantinus Stadt: Alphonsus auch verbleicht. Der Deutsche zeigt itzt mehr durch sein so schnes Drcken / Das ihm gegeben ward durch GOTTes hohes Schicken: Die Bcher werden mehr. Die Edle Drckerey / Geht nun durch alle Welt / und steht den Knsten bey. Rom weiß itzt auch davon / dahin sie mit sich fhrte Zum ersten Ulrich Hahn und ihren Nutzen sphrte. Jn Franckreich hat zu erst Sixt Rssinger gedruckt / Jst also diese Kunst in kurtzen fort geruckt. Viel Frsten haben sie so sehr und hoch geliebet / Und diese schne Kunst mit eigner Hand gebet: Es hat sie Friederich der Dritte so erhht / Daß auch der Drcker-Standt fast gleich dem Adel steht. Er lsset ihnen zu / vor andern Gold zu tragen / Begndigt sie so sehr und setzt sie auff den Wagen Des adlichen Triumpffs / wie irgend einen Held / Der seinen starcken Feind mit Ehr und Ruhm geflt: Gibt ihnen freye Macht den offnen Helm zu fhren / Ein Adler muß zur Pracht deß Setzers Wapen zieren /

Depositio Cornuti

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Weil er sich schwingt empor / nimpt Adlers-Flgel an Und fleucht mit mancher Schrifft zur grauen Lebensbahn Der Unvergngligkeit. Dem Drucker ist gegeben Der nimmer-schwache Greyff / und dann ein Ball darneben / Den er nach Druckers-Art in seinen Klauen fhrt / Und so gantz adelich die Wapen-Felder ziert. So wird ihr Standt verehrt. Sie werden von den Alten Wie von den Jungen auch sehr lieb und wehrt gehalten / Deß Druckers Hauß und Hoff ist frey in mancher Stad / Daß mit Gelehrten er offt gleiche Freyheit hat. Diß hat das Hupt der Welt vor zweymahl hundert Jahren Aus lauter Gnad und Gunst euch lassen wiederfahren / Frst Friedrich Wilhelm auch von Sachsen hielt euch werth / Ein eigne Druckerey zu haben er begehrt: Nam Drucker auff sein Schloß / ließ schne Schrifften giessen / Und seine Gnad’ und Gunst den Drukkern auch geniessen. Viel Frsten wolten sehen / was Faust und Guttenberg Vor eine schne Kunst und knstlich Wunder-Werck Zu Meyntz herfr gebracht. Der Pabst auch selbst erstarrte Vor diesem Feder-Kiel / frnemlich da er knarrte Jn Luthers Schrifft so sehr / daß auch gantz Rom erschrack / Und hrte seinen Knall. O seelig ist der Tag / Da diese Schreiberey zum ersten ist erfunden / Die Wunder-Feder die! o seelig sein die Stunden / Da Faust und Guttenberg zum ersten mahl gedacht Auff diese Schreibe-Kunst! o seelig ist die Nacht / Die Schlaffloß gieng vorbey. Es muste so geschehen / Weil Gott es lngst zuvor der Wunder-Gott versehen: Es solte Luthers Lehr in aller Welt ausgehn Durch dise schne Kunst und voll im blhen stehn. Die Biblien seyn nun verdeutschet und gedrcket Daraus die Himmels-Lehr uns offenbahr anblicket / So vor verborgen lag / man wuste nichts von ihr / Biß endlich Luther kam und brachte sie herfhr. Die Bcher brechen aus / die vor verschwiegen lagen /

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Johann Rist

Durch unsre Drckerey: Sie ist der rechte Wagen / Der aus der Sterbligkeit die edlen Geister fhrt Dahin / wo niemand stirbt / wo man die Sternen rhrt O edle Druckerey! Wo wolte man die Stunden Nur immer bringen zu / wenn du nicht werst erfunden: Durch dich itzt manches Buch ein ieder lesen mag / Das vor verborgen war und schaute nicht den Tag / Das kmmet her von dir. Nun kan ein ieder lesen / Was Aristoteles und Tullius gewesen / Wie weise Plato sey und was er uns gelehrt / Wie sehr Severus auch den Flaccus hat geehrt Und sich vor ihm gefrcht: Wie hoch Trajan erhoben Den jungen Plinius: Was dieser pflegt zu loben / Und jener strafft und schilt. Die edle Wissenschafft Der Weisen von Athen / so lngsten hingerafft / Die lebet noch durch Dich / und wird auch nun wol bleiben / So lange du bestehst. Was wir noch jetzo schreiben / Das wird den untergang auch niemahls sehen nicht / So lange Druckerey / der Tugend Glantz und Licht / Noch funckelt auff der Welt. Ein Pferd siht bald von fernen / Den Feind und reisst hindurch! so reisst sich zu den Sternen / Durch alle Sterbligkeit mit uns die Druckerey / Macht unsern Nahmen groß und steht den Knsten bey. Ein Adler / wann er sich bey khler Lufft geschwungen Zur rothen Sonnen hin / trgt nachmahls seine Jungen Auch eben so hinauff / zu schrffen ihr Gesicht / Daß sie gantz unverwandt das klare Wolcken-Licht Auch knten schauen an: So werden wir getragen Auch durch die Drucker-Kunst nach unserm Wolbehagen / Wo Phbus uns bestrahlt / zur blancken Himmels-Bahn: Sie schwinget sich empor / nimmt Adlers Flgel an Und fhrt uns aus der Nacht. Die sehr-verborgnen Sachen / Die manchen Freud und Lust bey schwerem Unmuth machen / Die lieset man durch Sie. Die Albern werden klug / Die Blinden sehen nun den schrecklichsten Betrug.

Depositio Cornuti

Drumb soll man ehren die / die unsre Druckereyen Befrdern noch ietzund / auff die sich manche freuen: Die aus der Niedrigkeit gedencken da hinan / Wo man betreten kan die Sternen-liechte Bahn Der unvergngligkeit. Man solte dir zu Ehren / Du edler Guttenberg / dein edles Werck vermehren / Man solte noch itzund mit Gold in Demand-Stein Dein Lob und deine Kunst / wie billig / schreiben ein. Wo ist dein Denckmahl dann? Wo ist die Ehren-Seule? Wo ist die Ehren-Schrifft? Jch sehe keine Zeile / Kein Denck-Mahl ist auch hier kein Zeichen seh ich nicht / Das dier ein eintzig Mensch zu Ehren auffgericht / Wann einer diese Kunst gezeigt vor vielen Jahren / Da noch Athen und Room in vollem Wachsthum waren / So htte man sein Bild wohl gahr zum Gott gemacht Und zu dem Tempel hin mit Hertzens-Lust gebracht. Wie htten diesen wohl die Sindier geehrt / Der ihnen diese Kunst die Drcker-Kunst / gelehrt? Sie htten ihm gewiß was sonderlichs erdacht / Und bey der andern Welt ein ewigs Lob gemacht. Was aber thut man dir? Nun ob dir gleich zu Ehren Diß alles nicht geschehn / so kan man doch noch hren Dein Lob in aller Welt / daß du ein Gttlich Werck Uns habest auffgebracht / du edler Guttenberg. Es wird auch wol dein Lob / weil Menschen seyn / bekleiben / Dein Name nicht vergehn / so lange man wird schreiben / So lang’ uns ein Mangnet die Zeit und Stunde sagt Und zeigt wo Wind und Fluth daß schwache Schiff hinjagt Auch wol bey finstrer Nacht. Man wird an dich gedencken / So offt man alle Mh und Sorgen wird versencken Jn manches schnes Buch / so lang in vollem Schein Die gldne Sonne steht / wird deine Kunst auch seyn. Nun weil mein schwaches Schiff den sichern Hafen sihet / So werff ich Ancker ein / und bin itzund bemhet Zu enden mein Gedicht auff dessen Namens Ehr /

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Johann Rist

Der uns gefhret hat und fhrt ie mehr und mehr. Hier denck ich auff dein Lob und dieses zu beschreiben / Soll itzt und immerfort mein Geist bemhet bleiben / Was ist der Druckerey doch irgend vorzuziehn / Der edlen Druckerey / durch die die Knste blhn / O GOtt du Quell der Kunst: du Gnaden-Vater Du / Dir dancken wir an itzt und loben immerzu Dein grosses Gnaden-Werck: daß Du uns hast gewiesen Die edle Drucker-Kunst / die noch nicht gnug gepriesen So als sie wrdig ist: hast sie zweyhundert Jahr Erhalten und noch mehr / Du hast uns hell und klar Durch sie dein Wort geschenckt. Ach! Vater / laß doch scheinen Die Fackel deines Worts; Erhalte sie den Deinen Noch ferner hell und klar. Erzeig uns deine Gunst / Laß blhen fr und fr die edle Drcker-Kunst. Daß dein Wort rein und klar / durch sie werd außgebreit Noch ferner in der Welt / biß an die Ewigkeit.

Des Edlen Dafnis aus Cimbrien besungene Florabella 1656

Des Edlen

DA F N JS

aus Cimbrien besungene

Florabella. Mit gantz neuen und anmuhtigen Weisen hiebevor außgeziert und hervorgegeben

Anitzo aber mit verschiedenen schnen Stckchen vermehret und zum Truck befordert.

Hamburg /

Jn Verlegung Christian Guth Buchhndlers im Thumb /

Gedruckt bey Michael Pfeiffern. Jm Jahr 1656.

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Florabella



Vorrede An den auffrichtigen / wollwollenden und gnstigen Deutschen Leser. ES fhret der gnstige Leser annoch in unabflliger Gedchtns / was massen vor gar wenig Jahren fnfftzig Stkke von des Edlen und hochberhmten Herrn Dafnis aus Cimbrien unterschiedlichen Weltlichen Lust- Ehr- und keuschen Liebes Liederen / dern Theils Herr Dafnis selbst erfunden / Theils aber aus dem Jtalinisch- Spanisch- und Frantzsischen ins Deutsche versetzet / durch ffentlichen Truck ans Tageliecht gekommen. Weil nun die untrgliche Erfahrung gewiesen / daß vielen Liebhaberen dero Poetisch- und Musicalischen Sachen daran ein grosses gengen geschehen; So hat der Verleger gut gefunden / sothane Lieder wiederumb unter die Presse zugeben / Jmmassen dieselbige dem gemeinen wollgesinneten Deutschen Leser zu fernern Dienst- und Gefallen gegenwertig mitgetheilet werden / dero ungezweiffelten Zuversicht gelebend / weiln der Verleger noch andere zwey undzwantzig zuvor nicht herauß gekommene sehr schne Stklein (unter welchen sieben sein / die ob wolermeltem Herrn Dafnis / die ůbrigen aber einigen anderen edlen Geistern unter den Poeten und Componisten in die Feder geflossen) mit bewilligung des niemahls genug belobten und geehrten Herrn Dafnis hinzugethan / es werde der guthertzige Leser ihm das gantze Wercklein desto lieber sein- auch die hirunter gehabte Mhe und gute intention sich nicht anders als wohlgefallen lassen. Hiemit wolle er Freund-dienstlich gegrůsset / und zu allem selbst erwnschten wolergehen der hohen Obacht Gottes befristlich ergeben sein.

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Johann Rist

JOANNES RISTIUS per anagr. O TU ES IRIS, ANNIS. Nil mirum, benè quòd radiant Tua carmina, Risti, Nam IRIS ES, O TU! ANNIS fulgida perpetuis.

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Aliter JOANNES RISTIUS per anagr. VOS RISIT INANES. Ristius in vestris oculis est spina, Maligni, Sæpe enim INANES VOS haud carmine RISIT inani.

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S. J. P.

Florabella

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Lied-Weiser Nach Ordnung des ABC. A

Auf! auf ihr Dichter allzumahl 2. Allerschnste daß ich dich 18. Als Dafnis einst betrbet saß 19.

B

Bin ich denn blind o Galathe 3.

D

Daß du die Schnst’ auf Erden bist 4. Du frecher Geist der du 6. Daß der Neid so grausamlich 33. Du hartes Hertz 58 Der Æthna brennt so grausahm nicht 21. Der Frling tritt heran 31 Dafnis wolt sich unterwinden 52. Du Sonnenheller Diamant 57. Der treue Schffer Tityrus 68. Dafnis der ging gar betrbet 69.

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E

Edle Htten sey gegrsset 34. Es ist lang genug geklaget 38.

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F

Florabella liebstes Leben 7 Florabella meine Schne 17. Florabella schnste Bluhm 46. Florabella meine Freude 51.

H

Hinweg du Schlaff / 9. Himmel dir sei Lob gesungen 12.

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Johann Rist

Heist das / die Zeit wird kommen 24 Hinweg Melanckoley 43. Hin ist der Tag / 47.

J

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Junges Hertz wilt du dein Leben 8. Jst denn nun der Schluß gemacht 13. Jtz da die Lufft so gar 26. Jhr Alabaster Handelein 29. Jst dann die Schuld so groß 30. Jch meinte daß das Lieben 32.

K

Kan denn meiner Thrnen Fluth 53 Kein grsser Narr ist weit und breit 59.

L

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Laß seufzen / laß klagen 50. Lustig zu Felde mit Pferden etc. 54 Liebstes Hertz ich bin betrbet 60. Lebt auch ein Mensch auf dieser 64.

M

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Mein’ Hoffnung blht 15. Muß ich denn in stetem Klagen 37. Mein Edle Fillis bistu gleich 45. Muß ich denn mein Junges Leben 56.

N

Nun bekenn ich endlich frey 23.

O

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O mehr als gldner Tag 5. O selige Seufzer 28. Ob gleich Hertzliebste Schfferin 40.

Florabella

Ob gleich zu dieser argen Zeit 41.

O der hochbetrbten Zeit 61 O Sonne meiner Sinnen 63. O edles Perlein dieser Zeit 70. O Eitelkeit / du Pest der Jugend 71

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P

Perlemund mein hchste Freude 10. Perlemund du treues Hertz 39. Printzessin aller Schnen 48.

R

Rosabella liebstes Leben 44. Rosabella Glantz der Tugend. 66. Rosiminde meine Lust 11. Roselie du Preiß der Schferinnen 72.

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S

Soll denn mein behertzter Muht 14. Steh du schnste MorgenSonne 16. Schnste darff ich das nicht nehmen 22. Schnste Sonnen / welcher Licht 27. So hat nun alle Frligkeit 35. Schnste Schfferin sag an 49. Spielet sanfft ihr schlanken Zweige 62.

T

Toller Neid vermeinest du 55

V

Verliebte Mitgesellen 42. Vnter euch ihr Schfferinnen 67.

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Johann Rist

W

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Wer sich / sein Hertz und Leben 1. Wie kans doch immer mglich sein 36. Wenn meine Trbsahl solte wehren 20. Wenn ich dein Armlein Galathe 25. Wunder / Wunder / Wunderding 65.

Florabella

Das erste Lied. Die besiegte Liebe. Auf gndiges Begehren einer HochGrfflichen Person frgestellet und besungen.

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Johann Rist



Florabella

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2. Sol in den besten Tagen Sich einer plagen Mit Liebes Fantasei / Ja sol man suchen nicht Jn seiner frischen Jugend

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Witz / Hffligkeit und Tugend So bleibt der Mensch verpicht Auff lauter Triegerei.

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3. Mich soll hinfohrt das Lieben Nicht mehr betrben Noch quehlen mir mein Hertz Mit selbst gemachter Pein / Jch will das ssse Leiden Von gantzer Seele meiden Frei wil ich allzeit sein / So bleib ich sonder Schmertz.

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4. Jch will mich nicht mehr sehnen Noch auch mit Thrnen Nach dem geliebten sehn / Die gute Zeit ist hinn / Jn der ich selbst mich plagte Und alle Lust verjagte Durch Lieb’ auß meinem Sinn / Jtz sol mirs besser gehn. 5. Ein tapffrer Muht kan siegen Jn Liebes Kriegen / Kan selbst bezwingen sich / Verstand der macht ihn frei / Daß er der Liebe lachet / Und sich zum Meister machet Der schweren Schlaverei / Ja lebet ruhiglich.

Florabella

6. Solt’ ich mich selber krnken Und stets gedenken An das / was mich verzehrt? Solt’ ich mein Henker seyn? Solt’ ich mit Gifft mich speisen / Solt’ ich noch lieblich preisen Die bittre Liebes Pein? So wer’ ich spottens wehrt. 7. Der ist ein Thor zu nennen / Der sich lst brennen Und in der Flamm’ erliegt: Wer klug und muhtig ist / Wird allzeit frei gefunden / Jch selbst hab’ berwunden Der Liebe Macht und List. Mein Hertz hat obgesiegt.

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Johann Rist

Die vollenkommene Florabella Außfhrlich besungen unter dem Namen der Schfferin Chloris.



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2. O Chloris deine Treffligkeit Hat nirgends ihres gleichen / Jch seh’ O Perlein dieser Zeit

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Johann Rist

Die Sonne selbst dir weichen / Denn ihre Schnheit muß vergehn Wenn sich der Tag verlieret / Dein Antlitz aber lsst sich sehn Bei Tag und Nacht gezieret. 3. Du suchest nicht was irrdisch heist Und nur den Leib erquikket / Dein Geist der liebet allermeist Den Himmel der dich zkket / Denn / weil du lauter Himlisch bist So spottest du der Erden / Du Chloris kanst in schneller Frist Ein’ halbe Gttin werden. 4. Du liebest was dein treues Hertz Verbunden ist zu lieben / Dich quehlet deß geliebten Schmertz Dich ngstet sein Betrben / Wenn er ein frlichs Leben fhrt Pflegst du darob zu lachen / Du gehest mit wenn er spatziert / Kanst ihm viel Frede machen. 5. Betracht’ ich deinen schnsten Leib / Der ewig werth zu leben / Den dir o vollenkomnes Weib Der Himmel hat gegeben / So schließ ich / daß Helenen Pracht Den sie gefhrt auff Erden / Der manchen Schlaven hat gemacht / Vor dir muß tunckel werden.

Florabella

6. Dein’ Hahr verbinden Hertz und Muht Der allerstrcksten Helden / Was soll ich von der Sternen Gluht Der schnsten uglein melden? Der uglein die mit ihrer Zier Des Febus Glantz nicht weichen / Der hellen Faklen / welch auch mir Biß an die Seele reichen. 7. Wen zwinget nicht dein Zukkermund / Wenn er die Lippen reget? Dein Znglein macht die Hertzen wund / So bald sichs nur beweget / Wie lieblich schmekt dein Honigtau Von lauter Nektars Flssen / Jm Fall o allerschnste Frau Man einmahl dich mag kssen. 8. Der Schwanen Halß / die schnste Sel Des reinen Hauptes glntzet / Die Brst’ ein außerlesnes Theil Des Leibes / das begrntzet Die hellen Glieder / welche schier Der Augen Licht verblenden / Ja machen / daß man mit Begier Nach ihnen sich muß wenden. 9. Dein’ Hndlein / welche Milch und Schnee So manchen Tag beschmen / Die Lufft und Erde / Fer und See Gefangen gleichsahm nehmen / Bezeugen / daß ein Trkiß Schein

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Johann Rist

Gantz herrlich sich lst schauen Jn seinem weissen Helffenbein An dir o Preiß der Frauen. 10. Dein Kelchen heist die Nachtigal Mit ihrem Singen schweigen / O Chloris deiner Lieder Schall Kan Hertz und Ohren neigen / So / daß man sitzet gantz entzkt Dich Englein anzuhren / Bald wird die Seel hinweg gerkt / Wer wolte dich nicht ehren. 11. Dein Reden / schweigen / lachen / gehn / Dein zrnen / schelten / loben / Dein schlaffen / wachen / sitzen / stehn / Jst dergestalt erhoben / Daß Jch o Chloris jederzeit Von Hertzen muß bekennen / Du seist die Vollenkommenheit Der gantzen Welt zu nennen. 12. Ach! gnne mir du Weiber Preiß Daß Jch vor allen Dingen Dein Tugend-Lob mit hchstem Fleiß’ Jn Demuht mag besingen / Denn / weil ich nicht so wrdig binn / Dich / schnste Frau zu lieben / So laß doch meinen treen Sinn Zu rhmen dich / sich ben.

Florabella

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Dafnis verweiset der hochmhtigen Galatheen ihren grossen Stoltz und Unbestndigkeit.



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2. Mein Augen / die du tausendmahl Mit Lust zu kssen pflagest / Die bringen nunmehr lauter Quahl Dir / wie du flschlich sagest: Was vormahls war ein Diamant

Florabella

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Jst nun geworden Stein und Sand O Tadelichs Beginnen Der wankelbahren Sinnen

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3. Die Hnde / so dein rohter Mund Mit Sefftzen pflag zu drkken / Die reissest du zu dieser Stund’ Auch gern in tausend Stkken Und weil ich hochbetrbter Mann Dir gahr nicht mehr gefallen kan So wnschest du mein Leben Dem Tod’ hinweg zu geben.

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4. Du pflagest / was ich vor der Zeit Betrieben / sehr zu loben Dein hochgerhmte Freundligkeit Hat all mein Thun erhoben Jch war dir hertzlich lieb und wehrt Nun hat Sich alles umgekehrt / Kaum darff Jch bei dir stehen Kaum wilt du mich ansehen. 5. Bedencke / wie du Tag und Nacht So trefflich hast gepriesen Die Lieder / welch’ ich dir gemacht / Jn denen ich erwiesen Ohn alle List und Hechelei Daß keine dir zu gleichen sei Jn ihrem Thun und Wesen Daß magst du nicht mehr lesen. 6. Fast alles was vor kurtzer Frist Dir trefflich wolgefallen /

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Johann Rist

Was dir zum Ruhm geschrieben ist / Vergleichest du mit Gallen / Ja was noch nelich Zucker war Jst dir nun Wermuht gantz und gahr / Das mein’ Jch mag wol heissen Der Untre Sich befleissen. 7. Nun sphr’ Jch daß die gantze Welt Absonderlich im Leben Den Meineid nur vor Kurtzweil hlt Wie der Poet geschrieben / Das zeget dein verkehrter Sinn O Galathe du Schfferinn Die du vor weinig Wochen Dich noch so hoch versprochen. 8. Doch diß Versprechen wilt du nicht Gewehren mir hinwieder Du trotzest auff dein Angesicht Und Schnheit deiner Glieder Ach! poche nicht / des Leibes Pracht Verschwindet offt in einer Nacht / Bestand in Liebes Sachen Pflegt Weiber schn zu machen. 9. Teusch immerhin / o Galathe Wehl’ einen groben Hirten Der dich frwahr mit Ach und Weh’ Hernachmahls wird bewihrten / Ob Hochmuht und ein falscher Raht Dein Hertz gleich itz verblendet hat Wird Dafnis bei den Heerden Dennoch geliebet werden.

Florabella

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Der auffrichtiger / keuscher Liebhaber / begehret von der Schnsten nur bloß seine Freyheit wiederum zu ­erhalten.



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2. Bist du darmb so klug gemacht Daß mich nur schnel ins Grab sol bringen Dein Mndlein / daß so Freundlich lacht / Daß es die Felsen knte zwingen / Bist du so schn Und kanst noch sehn

Florabella

Jn deiner Liebe mich zu brennen / Sol ich dich meinen Tod nicht nennen. 3. O grausam Unbarmhertzigkeit Die durch mein Unglk sich ergetzet! O Ruberin der Edlen Zeit Die mich ins tunkle Grab versetzet! Was wirds denn sein / Wenn mich die Pein Umb deinet willen hingerichtet / Ja Dafnis fr der Zeit vernichet? 4. O ssser Mund / war das dein Will Als du so lieblich mich geksset / Da wir uns hertzten in der Still Auch so daß ich mich selbst vermsset O lokke Brod Du schafst den Tod Drm Schnste still’ itz mein Verlangen / Du weist wie hart ich bin gefangen. 5. Laß deiner Perlen Hnde Pracht So mir geraubt mein halbes Leben / Ja mich zum Schlaven hat gemacht / Mir meine Freiheit wieder geben Ja ssser Mund Du kanst zur Stund Jn hchster Lust mich wieder sehen / Sprichst du nun Ja / so wirds geschehen.

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Johann Rist

Als ihm einsmahlen die bertreffliche Schnheit ­Seiner vollenkommenen Rosiminden etwas freier zu betrachten ward vergnnet.

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Florabella

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2. Mein’ Augen freet Ech / Es ist in vielen Jahren Kein Glk Ech wiederfahren Das dieser Stunde gleich / Jn der Sich alles das lest finden Was herrlich ist an Rosiminden. 3. Wie daß mir mein Gesicht Jst gleichsahm gahr verdunkelt?

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Johann Rist

Ei sehet wie doch funkelt Das wunderschne Licht Das sich hellscheinend lsset finden An meiner sssen Rosiminden. 4. Schaut hier den Helffenbein Der Alabaster Hnde Ach! wo ich mich hinwende / Da lst ein solcher Schein Der bermenschlich ist sich finden An meiner Gttin Rosiminden. 5. Hinweg du Nimfen Pracht / Hier hat Sich außgelassen Was kaum die Welt kan fassen / Nun lst der Liebe Macht Den treen Dafnis recht empfinden Den schnsten Glantz von Rosiminden. 6. Weg Helena / dein Leib Darff auff den Sieg nicht hoffen / Hier hat dich bertroffen Das allerschnste Weib / Auff Erden ist doch nicht zu finden Die Sich vergleicht der Rosiminden. 7. Gewnschter gldner Tag / Jn dem’ ich hab’ erlanget Die Sonnen gleichlich pranget / Ach! gib mir daß ich mag All Augenblik die Rosiminden Jn solcher Lieb’ und Schnheit finden.

Florabella

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An den mißgnstigen Neidhart / Welcher die tregepflegte Ehrenlibe zwischen ihme und seiner schnsten Phillis bßlich verleumbdete / worber Er die Phillis auf das freundlichste trstet. Nach dem Frantzsischen des Theophils / welches ­Anfang ist: un fier Demon qui me menasse De son triste & funest accent, Contre mon amour innocent. Gronde la haine & la disgrace &c.

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Johann Rist



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Florabella

2. Wie darffst du dich doch unterstehen Du scheltens wrdige Natur Der Fillis Gttliche Figur Mit schelen Augen anzusehen? Es kochet gleich in mir mein Bluht O Fillis daß mein Hertz sich krnket Wenn es das unrecht nur bedenket Das deinem Pracht der Neider thut. 3. Seither’ ich deine Klag’ erhret Verliehr’ ich allen Fried und Ruh Mein Thrnenbach nimt stndlich zu Dieweil mich Lieb und Schmertz bethret / Ja / der zu Bett’ ich liegen muß Mir trumet stets wie daß ich sehe Die Parcen / und mit ihnen gehe Zu Schiff’ auff Acheronten Fluß. 4. Verzeihe mir daß ich dich meide O Fillis das schafft meine Pein Man solte mir barmhertzig seyn Dieweil ich sonder Schuld itz leide / Jch sterb’ im Fall du stirbst mit mir Denn darzu hat das Glk auff Erden Mich lassen deinen Diener werden Daß ich nur sterben soll mit dir.

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Johann Rist

Dafnis Klaaglied An seine zwahr berschne / aber dabenebenst ­Felsenharte Florabellen / Etlicher mahssen auß dem Paradis d’Amour.

2. Hre doch mein traurigs Singen O du Wunderwerk der Welt / Dafnis / der dich nicht kan zwingen / Jst es der dich hher hlt / Als ein Englein daß die Nacht Durch sich selbst zum Schlaven macht. 3. Ach! ich brenn’ im sssen Leiden Jch vergeh’ in Liebes-Pein / Deine Schnheit die zu meiden Muß mein tunckles Grabmahl seyn Jch verschmacht’ / ich schwind’ / ich schwitz Als ein Grßlein in der Hitz. 4. Hast du denn gantz kein Erbarmen Allerschnstes Hertz mit mir / Wilt du mich gleich nie marmen / Trag’ ich dennoch stets mit dir Und mit deiner Hartigkeit Viel erbarmen / Quahl und Leid. 5. Ach! Mein Leben mein Verlangen Mein’ Ergetzung meine Lust Meiner Seelen Krohn’ und Prangen / Meine Gttinn meine Lust Ach! ist denn aus deinem Sinn Lieb’ und Tre’ itzt gantz dahin?

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Johann Rist

6. Tag und Abend / Nacht und Morgen / Schnheit / Reichthum / Ehr’ und Guht Frlich leben / nimmer sorgen Quhlt nur alles meinen Muht / Wann nicht du zu ieder Frist Florabella bei mir bist.

Florabella

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Er vermahnet die zchtige Jugend / daß Sie nur ein Hertz / und dasselbe keusch und bestndig liebe.



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2. Wer wol Lieben wil / Lieb’ eine / Mehr denn Ein ist schon zuviel / Eine lieben oder keine Gibt frwar das beste Spiel Weg mit denen / welche Sorgen Wie sie mgen alle Morgen Treiben neen Schertz / Ach / Jhr falsches Hertz / Bleibet warlich unverborgen.

Florabella

3. Jhr verliebte lasset fahren Den verfluchten Wanckelmuht / Seht / wie sich die Vglein paaren / Schaut nur was die Lerche thut / Da wird Eins an Eins verbunden / Untre wird gahr nicht gefunden / Reiner Liebe Kraft Die viel Nutzen schaft Hat hie falsch sein berwunden. 4. Drm so schmkket ere Jugend Rhmlich mit Bestndigkeit / Diß ist ja die schnste Tugend / Welch’ Ech fr den Neid befreit / Htet Euch fr leichtem Wancken / Denn von Wancken kmmt das Zancken Drm so liebe schlecht Wil man lieben recht Und hab’ einerlei Gedancken. 5. Diß mein Hertz sol Einen lieben / Einen und sonst keinen mehr / Ja von Tugend angetrieben / Dißfals suchen Ruhm und Ehr’ / Untre strtzet ins verderben / Tre sein kan den Preiß erwerben / Drm so wil auch Jch Lieben festiglich Eine nur und redlich sterben.

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Johann Rist

Dafnis rhmet die Vortreffligkeit seiner Florabellen / ber alles preiset er die Sssigkeit ihrer Lippen.

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Florabella

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2. O Schloß der Vollenkommenheit / O schnster Spiegel dieser Zeit / Wer kan dich wrdig gnug erheben? Die Felder / Wlder / Berg’ und Thal Die schnsten Blmlein allzumahl Versamlen sich dir Lob zu geben / O hochgepriesner Lippensafft Wie sß und stark ist deine Krafft.

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Johann Rist

3. Wer kan dein Englisch Angesicht / Wer kan der schnsten Augenlicht Betrachten und ihr nicht erweisen Jn Demuht Ehr’ und Hffligkeit Du Krohn der Nimfen dieser Zeit / Wie selig ist der Mensch zu preisen / Dem deiner sssen Lippen Safft Das Leben gibt durch ihre Krafft. 4. Jch armer Schffer neige mich O schnstes Hertz zu bitten dich / Daß ich itz khnlich mge nennen Mich / Florabella deinen Knecht / Jch will von dir mit hchstem Recht O vollenkomnes Bild bekennen / Daß deiner Lippen ssser Safft Geb’ auch dem Himmel selber Krafft. 5. O wie so selig wrd’ ich seyn Auch mitten in der Liebe Pein / Drfft’ ich nur einmahl frendlich kssen / Der Perlen Hnde Milch und Schnee / Ja Schnste weil ich dich nicht seh’ Ach! So wird Dafnis sterben mssen / Es sei denn daß dein Lippen Safft Geb’ einmahl meiner Seelen Krafft.

Florabella

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An die Tugendreiche Perlemund. Als Sich dieselbe Seiner Liebe unwrdig achtete:



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2. Schau’ ich gleich das Kleid der Erden / Kruter / Bluhmen / Laub und Graß Ja was tglich noch kan werden / Wnsch’ ich doch ohn unterlaß Schnste / dich nur stets zu sehen /

Florabella

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Ja mit Thrnen anzuflehen / Daß in meiner Liebe-Pein Du mir wollest gndig seyn.

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3. Aber du lst mich verzagen / Der ich doch so hoch dich ehr’ Jch muß hren deine Klagen / Dafnis liebet gar zu sehr! Ja du wilt vor allen Dingen / Daß ich selber mich soll zwingen / Hat nun Lieb erzrnet dich / Ach! vergib mirs gndiglich.

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4. Perlemund / dir mag ichs danken Daß ich so verliebet binn / Daß auff dich ohn’ alles Wanken Jch gerichtet meinen Sinn / Du mein Leben hast gerhret Meine Seel’ / und mich gefhret Auff den sssen Liebe-Plan. Sag’ / hab’ ich zu viel gethan? 5. Perlemund du Preiß der Jugend Perlemund mein hchstes Guht Deine Schnheit / Witz und Tugend Zwingen mir den frischen Muht Daß ich dir mein Hertz muß biethen / Sagst du noch ich soll mich heten Gantz in dich verliebt zu seyn? Perlemund die Schuld ist dein.

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Johann Rist

Dafnis klgliches Abscheids-Lied. Als er seine liebste Rosiminde so traurig verlassen ­muste.

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2. Jst es mglich / daß ich kan Deinen Abscheid sehen? Nein / mein Sterben geht heran Es ist bald geschehen / Meines Hertzen Sonn’ und Licht Wil itz schleunig von mir weichen /

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Johann Rist

Rosimind’ es fehlet nicht Dafnis wird den Tod erreichen. 3. Finsterniß mgebe mich. Thrnen mssen netzen Meine Wangen jmmerlich Weil ich mich soll letzen Mit der schnsten / die mein Hertz Mir so gahr hinweg genommen / Ach! wenn werd (o grosser Schmertz!) Rosimind’ ich zu dir kommen? 4. Dieser Fluß soll Zege seyn Daß ich tre geliebet / Aber / o des Scheidens Pein Die mich itz betrbet / Meine Seele schwimt im Bluht’ Ach! was Marter muß sie leiden / Weil mein allerhchstes Guht Pltzlich wil von hinnen scheiden! 5. Erd’ und Himmel / Fer und Meer / Schauet doch mich armen / Welches Noht ist gahr zu schwehr Hilfft denn kein Erbarmen? Jst mein Grab denn schon bestelt Daß mich endlich sol befreien / Ei so wil ich in der Welt Nichts als Rosiminde schreien.

Florabella

6. Rosiminde guhte Nacht Dafnis muß itz schliessen / Scheiden ist es / daß mich macht Thrnen Bluht vergiessen / Rosimind’ und muß ich noch Mich m deinent willen krnken / Ja mein Schatz / so will ich doch / Wenn ich sterb’ an dich gedenken.

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Johann Rist

Lob deß Hofelebens.

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Florabella

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2. Nelich als ich angesehen Grosser Lete Stand und Pracht / Wust’ ich kaum wie mir geschehen / Denn ich htt’ es nie gedacht / Daß so grosse Schlaverei Bei der Frsten Hfen sei. 3. Heisset das in Fred und Ehren Seine Jahre bringen zu? GOTT! wie lst man sich bethren / Jst doch weder Rast noch Ruh’ An den Hfen / wo man sich / Plagen muß so jmmerlich.

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Johann Rist

4. Wann der Hofeman wil essen Muß Er erstlich auff die Jagt / Da der Mahlzeit wird vergessen Und nur an das Wild gedacht / Ach da murren Magn und Mund / Hungrig ist man als ein Hund. 5. Wann der Hofeman wil Schlaffen / Muß Er fr der Taffel stehn Hat er nhtigs gleich zu schaffen / Muß Er doch nach Hofe gehn / Bittet Jhn ein Freund zu sich / Spricht der Frst: Jch fodre dich. 6. Wann der Hofeman wil schreiben Was sein eignes Werk betrift / Ruft der Juncker: Last das bleiben / Man wird heut’ ein ander Schrift Jn Pokalen setzen auff / Bruder schehr herauf und sauff’. 7. Ei du feines Hofeleben! Solt’ ein Mensch / der witzig ist Dir den hchsten Preiß nicht geben Da du doch so jmrich bist? Ei daß solchem Ungemach Edle Seelen lauffen nach.

Florabella

8. Recht das heist zu Hofe lauffen Und zu Hof’ ein Jger seyn / Tag und Nacht zu Hofe sauffen Den geschmirten SchwefelWein / Wachen / Hoffen / Hnisch sehen / Daß heist recht zu Hofe gehen. 9. O wie selig ist zu schtzen Der in seinem Httelein Auf gut Schfrisch sich ergetzen Und sein eigner Herr kan seyn / Essen da was GOtt beschert / Werden nie durch Zank beschwehrt / 10. Himmel dir sei Lob gesungen Daß Jch der bin / der Jch bin / Auch annoch fein ungezwungen Leben kan nach meinem Sinn / Aller Hfe Glantz und Pracht Sing’ und sag’ ich gute Nacht.

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Dafnis sehnliches Klag-Lied Wegen der gahr zu langen Abwesenheit seiner allerschnsten Florabellen.

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2. Kan ich sonder Augen sehn? Kan ich ohne Fsse gehn? Kan ich noch im Leben Ohne dich mein Leben seyn Und im Glkke schweben? Ach Schatz erbarm dich mein / Ach Schatz erbarm dich mein.

3. Trauren mir das Hertz abfrist Weil du nicht mehr bey mir bist O du schnste Sonne / Stetig Grmen nimt mich ein

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Klag’ ist meine Wonne Ach Schatz erbarm dich mein / Ach Schatz erbarm dich mein. 4. Must du denn o Schfferinn Deine Schnheit geben hinn Abgelegnen Feldern? Dafnis muß verlassen seyn Klagend in den Wldern? Ach Schatz erbarm dich mein / Ach Schatz erbarm dich mein. 5. Sol mich denn erleuchten nicht Deiner Schnsten Augen licht / Das mich hat entzndet Und mein Hertz nun bringt in Pein Weil es dich nicht findet Ach Schatz erbarm dich mein / Ach Schatz erbarm dich mein. 6. Florabella meine lust: Jst mein Schmertz dir nicht bewust Den ich stets muß leiden Weil ich dich mein Engelein Jtz so gahr muß meiden Ach Schatz erbarm dich mein / Ach Schatz erbarm dich mein. 7. Jst es Dafnis denn nicht wehrt Daß er deiner Gunst begehrt Ja dich hoch verehret

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Daß sein trees Hertz allein Deinen Ruhm vermehret Ach Schatz erbarm dich mein / Ach Schatz erbarm dich mein. 8. Keine Stunde geht dahin Daß nicht mein betrbter Sinn Jn sich selbst gedenket: Ach wenn hrt doch auff die Pein Die mich armen krnket Ach Schatz erbarm dich mein / Ach Schatz erbarm dich mein. 9. Lieben und geniessen nicht Seiner Schnsten Angesicht Jst ein stetigs Sterben Solch ein Hertz von Stahl und Stein / Lsset mich verderben Ach Schatz erbarm dich mein / Ach Schatz erbarm dich mein. 10. Thrnen send’ ich ohne Zahl Dir o meiner Seelen Quahl Dir o Preiß der Schnen Laß doch deiner Augen Schein Dafnis nicht verhhnen Ach Schatz erbarm dich mein / Ach Schatz erbarm dich mein. 11. Florabella richte recht Ob dein untergebner Knecht

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Lnger dich soll meiden Oder durch der Liebe Pein Bald den Tod erleiden Ach Schatz erbarm dich mein / Ach Schatz erbarm dich mein. 12. Wenn es dir denn so geflt Ei so scheid’ ich aus der Welt Daß ich deinen Willen O du schnstes Engelein Pltzlich mg’ erfllen Ach Schatz erbarm dich mein / Ach Schatz erbarm dich mein.

Florabella

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Guhte Nacht Florabella Als Dafnis etliche sonderbahre Zeichen Weiblicher ­Unbestndigkeit an Jhr versphrte.

2. Soll dein unbeweglichs Hertz Angst und Schmertz Lassen mich ohn Ende fhlen?

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Johann Rist

Wilt du denn allein an Mir Fr und fr Dein erhitztes Mhtlein khlen?

3. Florabella gib bericht Ob Jch nicht Dein Beginnen soll verfluchen? Und Mir einen treuern Sinn Zum Gewinn Deiner falschen Liebe suchen? 4. Hartes Hertz erinre dich / Wie du Mich Hast vor dieser Zeit geliebet /

Florabella

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Ja wie deine Seel’ und Mund Manche Stund’ Umb den Dafnis sich betrbet. 5. Hab’ ich dich nicht stets geehrt Und so wehrt Als mein eignes Hertz gehalten? Ach! wie komst du denn dazu / Daß du nu Lssest alle Lieb’ erkalten? 6. Hab’ Jch nicht mit gantzer Macht Tag und Nacht Deinen Preiß herauß gestrichen? Ei so sag’ itz ohne List Wie du bist Doch so bald von Mir gewichen? 7. Kanst du Mich verachten noch Und dem Joch Deiner stoltzen Seel’ ergeben? Der ich doch aus Lieb’ und Gunst Durch die Kunst Deinen Ruhm mach’ ewig leben. 8. Kan denn Dafnis Preiß und Ehr Dir nicht mehr Wie vor dieser Zeit gefallen? Der doch manchem in der Welt So geflt Der gelobet wird von allen.

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Johann Rist

9. Nun wollan so gnne mir / Daß ich dir Gute Nacht itz mge sagen / Und mein Leben in der Ruh Bringen zu Sonder Unmuht / Sorg’ und Klagen. 10 Die Verachtung ist zu groß / Daß ich bloß Deine Gegenwahrt soll meiden / Florabella deine Gunst Jst msunst / Dafnis kan den Spott nicht leiden. 11. Nun mein Hertz / bleib’ unbewegt / Wenn sich regt Des Verliebens Angedenken / Dafnis soll nicht mehr den Muht Noch sein Bluht Durch das falsche Lieben krnken. 12. Stoltzer Sinn der kriegt zu Lohn Spott und Hohn Untre muß die Straff’ ertragen / Florabellen wendigs Hertz Wird mit Schmertz Allzu spht ihr Unglk klagen.

Florabella

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Die verlohrne Fillis wird ihrem getresten Liebhaber mit Freden wieder gegeben. Etlicher mahssen auß dem Frantzsischen deß Theophils: Mon esperance refleurit Mon mauvais destin pert courage, Aujourd’huy le soleil me rit, Et le ciel me fait bon visage.



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Johann Rist

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2. Die Zeit nimt all mein Elend hinn Mein Trauren muß sich binden lassen Befriedigt ist mir Hertz und Sinn / Weil ich kan meine Fillis fassen. 3. Verzeihe mir / daß mich verdroß O Himmel! daß du nicht erhret Mein Flehen / es war viel zu groß Die Liebe / so mich gantz bethret.

Florabella

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4. Jtz rhm’ ich deine Grausamkeit / Jtz weiß ich daß ich dir behage / Die Kron und Frstin dieser Zeit Verschaffet / daß ich nicht mehr klage. 5. Mein Hoffnung blht / die Fillis lebt Des Himmels Schikkung ist vergangen / Mein Leib und Seel in freden schwebt / Drauff kß’ ich Fillis ssse Wangen.

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Johann Rist

Er wnschet die Gegenwahrt der Delien / zusamt Jhren jungen Lmmerchen.

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Florabella

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2. Delia springt aus dem Bette Wenn Auroren klarer Schein Und die schnelle Vgelein Lieblich schreien in die Wette Mit erhabner Stimm’ und Brust Delien zur Ehr’ und Lust. 3. Himmel / Sonne / Flsse / Wlder / Vgel / Thiere / Berg’ und Thal Ruffen sehnlich alzumahl Komme doch in unsre Felder /

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Johann Rist

Delia du Weiber Pracht / Groß ist deiner Schnheit Macht.

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4. Laß auß Liebe mit dir lauffen Deiner zahrten Lmmer Schaar / Laß sie hpffen Paar bey Paar / Und vermehren unsern Hauffen / Komm’ O Schnste / komm’ unnd sprich / Wehrter Dafnis ksse mich. 5. Ja dis klingt in Dafnis Ohren Ssser als der Lauten Thon / Delia so sei mein Lohn / Sprach Er: Daß du mich erkohren / Mir geschicht von Hertzen wol / Wenn ich bald dich kssen sol. 6. Schnste Hirtin / ssses Leben / Du bist freundlich / frisch und klug / Meinen Augen Jung genug / Dafnis hat sich gantz ergeben / Dich zu lieben ohne List / Sprich / daß du sein eigner bist. 7. Nun so bleib’ Jch stets der deine / Delia du helles Licht / Welches Glantz mein Hertz zubricht / Du verbleibst auch ja der meine / Himmel sprich hierzu dein Ja / Dafnis Schatz / heist Delia.

Florabella

Dafnis versichert die Florabellen seiner ewig ­bestndigen Liebe / Etlicher mahssen nach dem Jtalianischen Amarylli mia bella.

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Johann Rist



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Florabella

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2. Florabella Preiß der Frauen / ich weiß daß ich frwahr Nicht kan erreichen / Ein Bild daß dir zu gleichen / Ach du bist schn / ja schner als die Sonne / Schn bist du meine Wonne / Drm wird auch Dafnis vom Himmel angetrieben / Florabella / Florabella Florabella / tre zu lieben. 3. Florabella deinen Gaben / welch’ bermenschlich sind / Muß dienstbahr werden Die Lufft / Fer / Meer und Erden / Was edel heist / was groß von Witz und Tugend / Verehret deine Jugend / Drm wil auch Dafnis sein Lebenlang sich ben / Florabella / Florabella Florabella tre zu lieben. 4. Florabella du kanst zwingen mein Hertz wie dirs geflt Ja du kanst machen Mich seftzen / weinen / lachen / Ach laß mich doch dein Huld’ und Gnad’ erwerben / Dein Schlave will ich sterben / Denn meiner Seelen bleibt ewig eingeschrieben / Florabella / Florabella Florabella muß ich lieben.

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Eines frembden Schffers Klag-Lied / Worin er betrauret / Daß seine / ihme ehmals ­versprochene Amarillis mit einem alten Coridon ihr ­junges Leben msse zubringen.

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2. Deine Schnheit und Verstand Deine Zucht und Tugend / Hat mein Hertz zu dir gewand O du Preiß der Jugend Als ich deine Treffligkeit O du Perlein dieser Zeit Einmahl nur erblikket / Ward ich schnell verstrikket.

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3. Glaube doch O ssser Mund Was dein Schffer schweret Tugend ist der Liebe grund Daß er dein begehret Tugend die dich Edel macht Hat mich in diß Joch gebracht Daß ich dir mein Leben Mich so gahr ergeben. 4. Billig liebt mein treer Sinn Solch ein Edle Krone Denn du schnste Schfferinn Gibst mir ja zu lohne Gegenlieb’ und wahre gunst Solches mehret meine brunst / Weil du dich mir schenkest Und zu mir dich lenkest. 5. Aber / O der bittern Lust Die mich grausam quhlet / Ach / mir ist ja wol bewust Daß du bist vermhlet / Weiß ich doch daß Coridon Dich / O meine Fred und Wonn! sich schon lngst verpflichtet Und mein Glck vernichtet. 6. Solt du denn O Schfferinn Deine Zeit und Tage Bringen mit dem Alten hinn? O der schweren Plage!

Florabella

Soll dein Honigssser Mund Der die Hertzen macht gesund / Ja mir gibt das Leben / Jenem Ksse geben? 7. Soll der alte Coridon Deiner stets geniessen? Solches wrd’ O schnste Sonn Hefftig mich verdriessen / Soll das Glk denn stetiglich Amarillis ber dich Coridon den Alten Frlich lassen walten. 8. Gleich und gleich das stehet wol Schier in allen Sachen / Sagt doch was ein Alter soll Mit der Jungen machen? Alter Kß und frisches Brod Jst wol guht in Hungers noth Aber altes Lieben Schaffet nur Betrben. 9. Solch ein Mund vol Honigsaft Lieblich außgezieret! Gibt den Jungen Hertzen kraft Wenn Er sie berhret / Aber ein verlebter Mann Der nicht recht mehr kssen kan Soll sich nur bemhen Jn sein Grab zu ziehen.

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10. Amarillis meine Zier Was ist doch zu hoffen? Weil michs unglck fr und fr Leider hat getroffen / Mir ist so von Hertzen bang / Ach / dein Alter lebt zu lang / Und lst mit betrben Uns vergeblich lieben. 11. Seht er ist von Stahl und Stein Weiß von keinen schmertzen Milch und butter / bier und wein Schmekket ihm von hertzen / Trauren geht ihn gar nicht an Weil sein Mund noch lachen kan Und viel Kurtzweil fhren Ja den Tod vexieren. 12. Lieben wir denn gahr msunst / O du Preiß der Frauen Will der Himmel seine Gunst Uns nicht lassen schauen? Komt denn nie der gldne Tag Daß ich dich marmen mag Und dein Mndlein drkken Tirsis mg erquikken? 13. Ach! ich muß verzweiflen schier Deines Alten leben  / Du der Schfferinnen Zier Kan nichts anders geben

Florabella

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Als ein Hoffnung ohne Krafft Hoffnung die nur schmertzen schafft / Hoffnung die mich plaget / Ja das Hertz abnaget. 14. Manchem hilfft der bittre Tod Durch ein sanfftes scheiden Aus der schweren Liebes noht / Krnet ihm mit freden / Aber meiner grossen pein Wil Er nicht barmhertzig seyn / Dieses Alten leben Wird den Tod mir geben. 15. Amarillis meine Lust Meine Fred und Wonne / Meines hertzen fried und rust Meiner augen Sonne Schliessen wir gleich unsre Zeit Jn der hchsten Traurigkeit Und in tausend schmertzen Lieb ich doch von hertzen.

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Als Dafnis einsmahlen gantz unversehner Weise / von zweien frtrefflichen Schfferinnen in seinem ­Schffer Httlein ward besuchet.



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2. Jn dem’ erblikt er fr sich stehn Zwei schne Nimfen reich von Gaben / Kaum wust er was ihm war geschehn / Sie fingen an sein Hertz zu laben / Jhr reden das war Honig-sß Sie fhrten treffliche Geberden / Den Hinden gleich die schnelle Fß’ / Jhr Leib ein Wunderwerk der Erden. 3. Ach! rieff der Schffer / seh’ ich nicht Bluminden treten in mein Zimmer / Bluminden meiner Augen licht / Der ich frwahr vergesse nimmer Jst Silvia nicht auch alhier Bluminden Fred’ und eintzigs Leben? Ach ja / der Schfferinnen Zier Seh’ ich fr meinen Augen schweben. 4. O lieblichs Paar O Nimfen Preiß O Frede meiner Traurgedanken / Erscheinet ihr auff mein Geheiß / So werdet ihr ja nimmer wanken / Daß jhr zu meinen Htten geht / Werd’ ich in alle Birken schreiben / So lang’ ein Baum im Walde steht / Wil Dafnis er getrester bleiben. 5. Bluminde deine Treffligkeit Hat lngst den hchsten Preiß erhalten / Drum bitt’ ich / laß nach dieser Zeit Dein lieben nimmermehr erkalten /

Florabella

Bluminde deiner Glieder Pracht Vom Himmel selber dir gegeben Der mich zum Schlaven hat gemacht / Muß unauffhrlich vor mir schweben. 6. Bluminde bleibe doch bei mir Samt Silvia der Kron der Frommen / Bin ich doch hertzlich gern bei dir Warum wilt du zu mir nicht kommen? Laß lechten bald dein Agelein Mein hochbetrbtes Hertz zu strken / Fhl ich nur ihren klahren Schein / So kan ich pltzlich Hlffe merken. 7. Belobtes Paar was eilest du Zu lassen meine Schffer-Htten? Verlanget dir schon nach der Ruh’? Ach Hertz so muß ich Thrnen schtten / Erlaubet vor dem Scheiden doch / Daß Dafnis einmahl ech mag kssen Eh sein betrbtes Hertze noch Jn tausend Stkke wird zerrissen. 8. Ade Bluminde meine Sonn’ Ade du Tempel aller Tugend / Ade mein’ Hertzen Fred und Wonn’ Samt Silvia der Krohn der Jugend / Ohn ech kan ich doch nimmer leben Nemt mein getrees Hertz mit hin / Mein Seelichen soll m ech schweben So lang’ ich Dafnis heiß’ und bin.

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Er versichert die wunderschne Rosiminde ­nochmahlen seiner unendlichen Bestndigkeit.



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2. Jch kan nicht mit der Liebe spielen Wie mir das blinde Glk oft thut / Wil einer recht auf Tugend zielen Der mach’ erst fest den schwachen Muht / Wer lieben wil / und doch nicht stehn Als eine Sul von Marmorsteinen / Der wird sein Elend fr sich sehn Viel eh’ als Er es selbst wird meinen / Drm Rosiminde glub’ es mir / Mein Seelichen hngt gantz an dir. 3. Laß alle Klffer hnisch sausen / Jch weiß doch gleichwol wer du bist / Es sol der Neider grimmigs brausen Bewegen mich zu keiner frist / Daß Jch mein Schatz so liederlich Zu lieben dich solt’ unterlassen / Jch spre wie du liebest mich / Ach Gott! Wie knt Jch dich denn hassen / Nein Rosiminde / glaub’ es mir / Mein Seelichen hngt gantz an dir. 4. Wenn mehr denn hundert tausend Plagen Sich wieder mich verschwrn zugleich / Wolt’ Jch doch nimmermehr verzagen Noch in der Liebe werden weich / Ja Schnste du wirst Wunders voll So grosse Tre bei mir versphren / Daß keiner mir sich gleichen sol / Nur ich werd allen Preiß wegfhren / Drm Rosiminde glaub es mir / Mein Seelichen klebt gantz an dir.

Florabella

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5. Kein Menschenkind daß dich kan sehen Tritt jemahls unverliebt von dir / Demnach in dir versamlet stehen / Der schnsten Gaben Schtz und Zier / Du bist des Himmels Meisterstk’ Ein rechtes Wunder unsrer Zeiten / Du bist es die mein Ehr’ und Glk Allein durch Tugend kan außbreiten / Drm Rosiminde glaub’ es mir Mein Seelichen klebt gantz an dir /

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6. Wolan / last uns denn ewig ben Bestndigkeit und rechte Tre / Dein lieben kan mich nicht betrben / Denn unser Tre wird tglich ne / Drauf schwehr ich itz mein Augen-Licht / Daß Jch zu Dienste dir wil leben. Biß mir mein mattes Hertz zubricht Und Jch der Welt Ade muß geben / Doch Rosiminde glaub es mir / Daß Jch auch sterbend kleb’ an dir.

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Die hochedle Dorilis ist doch nichtes anders als ein stetsbrennendes durchdringendes Fer. Zum Theil aus dem Spanischen.



2. Es brennet nicht so ungeher O Dorilis der Sonnen Fer

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Als deiner klahren Augen licht Mein junges Leben mir zubricht Der Sonnen kan ich noch entgehn; Dir aber muß ich stille stehn Die Sonne brennet mich bei Tag’ Und du bei Nacht mit grosser Plag’ 3. Es ist kein End’ an meiner Pein Jch kan doch nirgends sicher seyn / Bin ich bei dir / so brenst du mich Schau ich dich nicht so fhl’ ich dich Leg’ ich des Abends mich zur Ruh’ Ach! liebes Fer das dekt mich zu / Erwach’ ich denn von Trhnen naß Die vorig Hitz ist eben das. 4. Fahr ich zu Wagen ber Land So fhl’ ich bald im Hertzen Brand Steig’ ich zu Pferd’ und reise fohrt Es weiß die Lieb auch solchen Ohrt Wil ich studiren? Ach! msunst Jch schreib’ auch mitten in der Brunst Ja fahr’ ich ber See und Flß’ Entbrenn’ ich doch o Dorilis. 5. Wie bist du nur so grausahm wild Mein allerschnstes Himmel-bild? Sag’ an / warm ich in der Hitz Erdulden muß solch Fer und Blitz? Doch weil ich hochbetrbter Mann Stets sterb’ und doch nicht sterben kan / So laß doch deiner Augen schein Auff einmahl meinen Wrger seyn.

Florabella

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Dafnis bittet seine erzrnte Florabellen / Daß sie in ­ihrem eifrigen Muhte ihme doch nur gezwungene Ksse wolle geben.



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2. Laß mich bald’ dein Aglein kssen Die zwo Diamanten sind / Wilt du nicht so wirst du mssen Florabelle ssses Kind / Dein vor Gold gepriesnes Hahr Und die Rosenrohte Wangen Will ich mit Gewalt mfangen Gantz nicht scheend die Gefahr. 3. Liebstes Hertz du must bedenken Was du Dafnis schuldig bist Tausend Ksse must du schenken Wenn er wil zur ieden Frist Drm so hertze deinen Sohn Denn dieweil er in den Wiesen Florabelle dich gepriesen / Ei so zahl’ ihm seinen Lohn. 4. Ach wie magst du das versagen Einem / der dich trelich liebt / Ja der durch sein schmerzlich Klagen Tglich sich dem Tod’ ergiebt? Nein / ich merk’ es gahr zu wol / Keiner darff dein Lieben nennen Wenn er dich gleich siehet brennen / Wo er dich gewinnen sol. 5. Nun du magst dich immer stellen Bß und zornig wie du wilt Dafnis wirst du doch nicht fellen Florabelle schnstes Bild /

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Zank’ und ksse doch nur bald: Sagst du nein / du Preiß der Frommen Muß ich dir was nher kommen Und dich kssen mit Gewalt. 6. Zrne nicht mit meinen Hnden Daß sie sich auff mein Befehl Etwas schneller zu dir wenden Anzufassen deine Kehl’ / Ach! das enge Mund an Mund Und das Honigssse Stippen Auff den rosenfarben Lippen / Machet mir mein Hertz gesund. 7. Unterdessen sei zu frieden Daß ich / in dem LiebesFer Lauter Ksse stets mag schmieden / Die du hlst so mchtig ther / Wilt du nicht so schwer ich dir / Wenn du mich gleich wrdest beissen Ja mit Nglen gantz zureissen Kß’ ich dich doch fr und fr. 8. Halte dich nur hart und muhtig Jn der keschen Liebe-brunst / Schlage mich gantz wund und bluhtig All dein Arbeit ist msunst / Ach! es bringt mir sssen Schmertz Wenn du so dich pflegst zu wehren Ei denn muß ich erst begehren Florabellen gantzes Hertz.

Florabella

9. Nun das ist ein lustigs Kriegen / Ja das ist ein lieber Streit / Da wir beide knnen siegen Jn der hchsten Frendligkeit Ach! mir ist alsdann so wol Wenn du dich nur stelst zu wieder / Und ich deine zahrten Glieder Schier gezwungen kssen soll.

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Dafnis beklaget die Eitelkeit der Liebe und verweiset der Florabellen ihre Hrtigkeit und Wankelmuht.

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2. Hier ist Leben / hier ist Tod / Hier ist Honig / hier ist Galle / Hier vergleicht man sich dem Balle / Hier ist Hoffnung / hier ist Noht / Hier ist Lust von kurtzer Zeit / Hier ist Wnschen / hier ist Sehnen / Hier sind Seftzen / hier sind Thrnen / Hier ist Fred in Traurigkeit.

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3. Doch von meiner Liebe Pein Florabelle du mein Leben Kanst du selber Kundschafft geben / Und mein treer Zege seyn: Denn ich / was so manchen Tag Meine Seel’ hat ausgestanden Jn den harten Liebes-Banden / Ferner nicht erzehlen mag. 4. Gleichwol schnste lst du mich Jn dem Trauren schier verderben / Der ich doch bereit zu sterben Stets gewesen bin vor dich / Alles was so manches Jahr Mein getrees Hertz im lieben Dir zu Diensten hat getrieben / Hilfft mich letzlich nicht ein Hahr. 5 Ach was hatt’ ich damahl Ehr’ Als du schwurest meine Sonne / Daß dein Hertzen-Fred und Wonne Keiner sonst als Dafnis wer? Aber seht vor kurtzer Zeit Jst im sssen Liebes-Orden Dem Gemht erfllet worden Schier mit Unbestndigkeit. 6. Florabelle bist du doch Schnee und Hagel zu vergleichen Eiß muß deiner Klte weichen Jch sol gleichwol brennen noch?

Florabella

Jch sol unbeweglich sein Und Dich biß ans Ende lieben Du hingegen wilt betrben Mich biß in den Tod hinnein 7. Du mein Schatz befiehlest zwar Jch sol keine Nimfen kennen / Ja fast gahr kein andre nennen Als allein dich immerdar / Jst denn dieses meine Pflicht Die Mich lieben / zu verlassen / Die Mich loben / stets zu hassen / Ach! das thust du selber nicht. 8. Wer erkennet dieß vor Recht Daß Jch fst bei der sol stehen Die Mich kaum mehr mag ansehen Ja mich hlt als einen Knecht? Florabelle wirst du Mir Deine Gunst wie vor zu neigen / Wil Jch Dir hinwieder zeigen Tre und Glauben fr und fr. 9. Unterdessen sag’ Jch frei Daß das bitter-ssse lieben Da so viel ist von geschrieben Sei nur lauter Schlaverei / Da ist quhlen Tag und Nacht Wil Jch einmahl friedlich leben Muß Jch Dir mit sefftzen geben Florabelle guhte Nacht.

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Er versichert eine muht / Bluht- und TugendEdle Schfferinn / Daß / Ob Sie gleich sehr weit von Jhm ­geschieden msse leben / Er doch Jhrer frtreflichen ­Gaben und unvergleichlichen Eigenschafften nimmermehr knne noch wolte vergessen.

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2. Jawol! Jch hab’ erfahren Gerad das Wiederspiel / Seit wir geschieden waren / Gedenk’ Jch gar zu viel An mein getrestes Hertz / Denn dich Lisetta meiden Heist recht ein Seelen Scheiden Und bittrer Todeschmertz 3. Sprich nicht: wir sind getrennet / Sein Lieben ist geschehn Nein! die du mich gekennet / Ja klglich hast gesehn

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Jns Hertz schier deinem Knecht’ / Erinnre dich der Dinge / Von welchen Jch itz singe / Du wirst mir geben Recht

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4. Jst auch ein Bild gewesen Jn dieser grossen Welt Daß Jch so gar erlesen Ja mir so hoch gestelt Als du mein Ander Jch. So mß’ ohn’ einigs Schonen Astreen Schwehrt mir lohnen Hertzliebste / grausahmlich. 5. Hab’ Jch dich nicht geehret So viel als einer kann? Hab’ Jch nicht stets vermehret Dein Lob bei Jedermann? Hab’ Jch nicht manche Pein Um dich / mein Schatz ertragen / Wie knt’ itz mein Behagen So schnell vergessen sein. 6. Unmglich kans geschehen Die Lieb’ ist viel zu stark Man wird den Dafnis sehen Noch eh’ in seinem Sark’ Und auff der Todtenbahr Als ihn / o Preiß der Jugend Vergessen deiner Tugend / Welch’ Jhm ein Zunder war.

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7. Bist du gleich weit entsessen Von mir du treflichs Weib / Kan ich doch nie vergessen Solch einen schnen Leib / Nie werd’ Jch Sorgenloß Mein Hertz von dir abtrennen / Daß ewig dich wird nennen Von Gaben reich und groß. 8. Dein gehen / reden / lachen / Dein frisch und traurig sein / Dein hflichs minen machen / Dein lieblichs Mndelein / Dein ssser LippenTau / Dein kssen / klopfen / Schertzen Stelt dich ja meinem Hertzen Stets fr du schnste Frau. 9. Heist das: Die Zeit wird kommen / Wenn wir geschieden sind Und ich von dir genommen / Wird Dafnis gahr geschwind’ Auß lieben machen Schertz. Ach! Sprich nicht so vermessen / Verflucht sei das vergessen / Du bleibst mein liebstes Hertz.

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Dafnis Klaglied / Abgesungen vor der Ruhesttte seiner Galatheen / als sie mit entblsseten Armen so hart und feste schlieff / daß er auch ihren sssen Oden nicht einmahl knte ­vermerken. Nach dem Frantzsischen: Quand tu me vois baiser tes bras Que tu poses nuds sur tes draps, Bien plus blanc que le linge mesme: Quand tu sens ma bruslante main Se pourmener dessus ton sein, Tu sens bien Cloris que je t’ayme.

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2. Wie man sich in der Andacht kehrt Gen Himmel / so kanst du ja ziehen Mein’ Augen gegen dir / verehrt Von Mir itz Gttinn auf den Knien / Doch tausend Wnsche die nichts schaffen Verdrkken itz Mein mattes Hertz / All mein Ergetzung laß’ ich schlaffen Mit dir / und wach’ allein im Schmertz. 3. Die Lust zu ruhen hindert dich Mit liebes Augen Mich zu schauen / Mich deinen Diener sssiglich Du Wunderwerk der schnsten Frauen Die Freiheit ist dir gantz benommen / Dein Geist ist auf den Schlaff verpicht / Man hrt aus deinem Mndlein kommen Auch den geringsten Seftzer nicht. 4. Die Rose riecht von weitem wol / Die Sonne lst noch Strahlen schiessen / Der Mohn und was Jhn ziehen sol Die Nimfen / welch’ im Wasser fliessen / Die Gratien nur angestrichen / Ein Steinern Bild auf seiner Huht Die rauschen / gegen dir verglichen Mehr als dein ssses Mndlein thut. 5. Drm sefftz’ ich Galathe nach dir / Und als ich bey mir selbst bedenke / Wie deiner klahren Augen Zier So hart itz schlfft / drob ich mich krnke /

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So schrei ich: Himmel kanst du halten Solch’ eine Schnheit gantz allein Und stets mit ihr in Liebe walten / So wird mein Elend grausahm seyn.

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Dafnis wnschet ein besseres Wetter / Auff daß er desto ehender zu seiner Florabellen mge kommen. Mehrentheils aus dem Jtalinischen.



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2. Hr’ auff zu regnen doch o Himmel! laß dich zwingen / Verendre dich / und fhr’ uns klahre Lufft heran / Daß meine Florabell’ ich einmahl schauen kan / So will ich dir zu Dank / so will ich dir zu Dank ein frlichs Liedlein singen.

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3. Jhr Winde hret auff so grausahmlich zu brllen / Jst erem Toben denn gesetzet gar kein Ziel? Verkriechet ech nur bald / ihr hindert alzuviel / Die / welche mich allein / die / welche mich allein mit Freden kan erfllen. 4. Was bitt’ ich aber viel den Himmel und die Sonne? Was fleh’ ich doch den Wind? was zrn’ ich mit der Lufft? Was schadet mirs / ob gleich ein starker Donner pufft Wenn ich nur kssen mag / wenn ich nur kssen mag mein allerschnste Wonne. 5. Sie heist die rechte Sonn’ / jn welcher gldnen Strahlen Jch mein betrbtes Hertz mit Lust erfrischen kan / Sie lechtet weit und breit / wenn sie nur komt heran So kan ihr ssser Mund / so kan ihr ssser Mund mir alles Hertzleid zahlen. 6. Sie hindert Wind und Sturm / sie dempffet Schnee und Regen / So bald sie geht hervor / wird Lufft und Himmel klahr / Sie schaffet stille Zeit / sie herschet gantz und gahr / Wer wolte sich denn nicht / wer wolte sich denn nicht zu ihren Fssen legen.

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7. Kom allerschnstes Hertz / ich warte bei den Flssen Auff dich so manchen Tag / ach kom doch bald zu mir / Jch sefftze Nacht und Tag o liebste Kind nach dir Kom laß dich tausendmahl / kom laß dich tausentmahl von deinem Dafnis kssen.

Florabella

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Auff die wunderschne Augen Seiner Florabellen.



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2. Schnste Sterne / welcher Glantz Dieses grosse Rund durchleuchtet / Wenn die Sonn’ am Abendtantz

Florabella

Mit den Wellen sich befechtet / Ach warm verbrennet ihr Dafnis Hertz daß ech so liebet / Dafnis Hertz daß sich betrbet Wegen eurer hohen Zier? 3. Edlers ist nichts in der Welt / Als ihr beide Diamanten / Welcher Schnheit wol geflt Auch des Himmels Anverwanten / Daß ihr aber steinern seid / Und dennoch so lieblich fakkelt / Ja so Hertzerfrelich wakkelt / Diß bringt nichts als Hertzeleid. 4. Flammend’ Aglein lasset ab Meine Seele zu verbrennen / Msset ihr denn seyn ihr Grab / Soll ich meinen Sark ech nennen? Raffet ihr mich nun dahin / Saget was ihr denn gewonnen Diamanten Sterne Sonnen / Wenn ich schon vergraben bin? 5. Florabella liebstes Hertz Rette mich aus diesen Nhten / Muß mich denn der Liebe Schmertz Durch ein schn paar Augen tdten / Wol! Jch sterb’ und bin bedacht Diese Nachschrifft nur zu haben Dafnis ward / der hie vergraben / Drch zwei Sonnen mgebracht.

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Johann Rist

Eines ungewissen / Dafnis rhmet / daß Er seine Dorinden mit Thrnen ­endlich zur Gegen-Liebe bewogen. Auß dem Jtalianischen / O ben sparsi sospiri etc.



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2. Mein sefzen wird Jauchzen / mein weinen wird lachen / Mein Trauren wird freuen / mein Schlaffen wird wachen / Es ist mir gelungen / Jch habe bezwungen Der harten Dorinden Jhr felsernes Hertz / Nun lach’ Jch der Thrnen / und spotte dem Schmertz.

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Johann Rist

3. Ach brennet nur immer Jhr feurige Sinnen / Dorinde die wird Euch noch lieber gewinnen / Mein trauriges Hoffen Hat endlich getroffen Ein frliches Ende / o Himlische Lust / Nun ist mir kein seufzen / kein Trauren bewust. 4. Die Thrnen die vormahls Jch huffig vergossen / Die Perlenweis ber die Wangen geflossen / Die knnen von neuen Mich armen erfreuen / Durch diese bezwang Jch Dorinden Gemht / Das gleichsahm von Gttlichen Tugenden blht. 5. Nun wil Jch Dorinden noch hefftiger lieben / Jhr Angesicht ist mir ins Hertze geschrieben / Dorinde / mein Leben / Jch wil mich ergeben / Bis endlich die Sonne verlieret den Schein / Dein treuster / bestndigster Dafnis zu sein. 6. O selige seufzer / o glckliche Thrnen! O frliches weinen! o liebliches sehnen! Nun ist mir geglcket / Was offtmahls bedrcket Die traurige Sinnen / so vormahls betrbt / Weil nunmehr die Schnste Dorinde mich liebt.

Florabella

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Auff die Lilien weisse Perlen Hnde Seiner ­allerliebsten Florabellen.



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2. Wie darffst du Diamant so groß An ihrem schnsten Finger prangen / Wie darffst du doch von Scham so bloß Diß außerwehlte Bild mfangen?

Florabella

Das mir durch seltner Tugend Preiß Mein treues Hertz verstrikket hat / Entfrbe dich mit gantzem Fleiß’ / Entfrbe dich / das ist mein Raht. 3. Die Perlen sind ja Spottens wehrt So diese Hndlein wollen zieren / Weil niemand ihren Glantz begehrt Den sie bey dieser Haut verlieren / Die weisser ist als Milch und Schnee / Die Perlein scheinen schwartz dafr / Jhr Hndlein wenn ich ech nur seh’ Jn solchem Pracht / erzittr’ ich schier. 4. Wenn ech das Gold mringet hat / So dnket mich gantz herrlich schimmern Zwo Lilien im gldnen Drat Gesetzet fr der Frsten Zimmern Die Perlenmutter-Negel sind Dem hellpolirten Silber gleich / O wunderschnes Tugend Kind Du bist von Gaben gahr zu reich / 5. Jhr Hndlein als ich einen Kuß Fr weinig Tagen ech gegeben / Empfand ich einen berfluß Der Frede / welch’ erhlt mein Leben / Thut das ein Kuß / was wird es seyn Wenn Florabella mir vertraut Mit ihren schnsten Hndelein Wird klopffen meiner Wangen Haut?

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Johann Rist

6. Hilfft Gott daß ich so glklich bin / Daß mich die Perlen Hnd’ mfangen / Frwahr so kan mein frischer Sinn Mit dieser Gunst fr alles prangen / Geschicht es nicht / so bitt’ ich ech Jhr Hndlein sphret meine Noht / Seid erem Dafnis nicht zu weich / Zerreist sein Hertz biß auff den Tod.

Florabella

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Dafnis bittet die erzrnete Florabellen sehr demhtig m Verzeihung seines begangenen Fehlers.



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Johann Rist

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2. O rechter Leen-muht! Wie magst du den erwrgen / Der Leib / Kunst / Ehr’ und Guht Dir willig stelt zum Brgen? Wie kanst du schnstes Engelein So bermssig grausahm seyn / Denselben zu verfluchen / Der deine Gunst muß suchen?

Florabella

3. O starker Himmels Blitz! O Donner meines Lebens / O unvergleichlich Hitz Jst denn mein Wunsch vergebens? Wie kanst du doch so grausamlich O Florabelle quhlen mich! Hr auff in diesen Nhten Mich tausendmahl zu tdten. 4. Soll aber ja mein Bluht Durch deinen Grim erkalten / So wil ich deinen Muht und Eifer lassen walten / Reiß du mit deiner Perlen Hand Mein Hertz aus mir der Liebe Pfand / Wirst du das selbst verderben / So will ich fredig sterben.

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Johann Rist

Dafnis Klage ber die Dorilis / Daß sie zur schnen Frlingszeit in allen Dingen gerade das Widerspiel halte.





Florabella

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2. Es ffnet sich die Erd’ und giebet an den Tag Das / was zur Winter-Zeit schier gahr verborgen lag; Du schnste Dorilis verriegelst Hertz und Sinn / Daß ich nicht bleiben darff wor ich gewesen binn. 3. Die Flsse die zuvor gestanden wie der Stahl / Die lassen Sich itzund beschiffen alzumahl; Du schnste Dorilis gefrerest auff das ne / Ja dich erweichet nicht mein offt-bewehrte Tre.

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Johann Rist

4. Die Vglein stimmen an bei dieser Frlings Zeit / Und singen frh und spht mit hchster Liebligkeit! Du schnste Dorilis bist zornig fr und fr / Und eifferst manchen Tag / doch sonder Schuld / mit mir. 5. Die Nacht wird wiedrm kurtz / der liebe Tag wird lang / Der Febus eilet nicht zu seinem Untergang; O schnste Dorilis das wil mit dir nicht seyn / Du gibst mir kurtze Fred’ und wiedrm lange Pein. 6. Die Bluhmen so bei uns im Feld’ und Gahrten stehn Sind aus dermahssen fein und lieblich anzusehn; Du schnste Dorilis verbirgst mir dein Gesicht’ Und gnnest mir so gahr die Rosen-wangen nicht.

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7. Jtz da der Himmel lacht / gibt unser Land herfr Das / was erfreen kan den Menschen und die Thier; Du schnste Dorilis sag’ an zu dieser Frist / Warm du nicht so klahr gleich wie der Himmel bist? 8. Sind itz die Flsse weich / die Vglein freen sich / Die Bluhmen kriechen aus gezieret wunderlich / O schnste Dorilis was ist denn dir geschehn / Daß Dafnis deinen Schmuk nicht auch also mag sehn? 9. Sag’ an wie geht diß zu? sag’ an was ist dein Ziel / Daß du so gntzlich hlst itzund das Wiederspiel? Was gilts Jch weiß es schon: Wenn nun der Herbst trit ein / So wilt du Dorilis alsdann der Frling sein.

Florabella

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Eines ungewissen / Dafnis verlachet der Liebe Eitelkeit.

2. Darm ich auch mein Leben Der Liebe Tirannei / So willig hab’ ergeben /

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Johann Rist

Ach grosse Schlaverei! Jch gab mein Hertz und Sinn Ohn eintzigs klug bedenken / Das macht die Seele krnken / Der Schnsten Chloris hin.

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3. Die Liebe fing mit Spielen So lieblich bei mir an / So daß Jchs auch mit vielen Nicht gnugsahm preisen kan / Jch meinte gantz und gar / Daß mein betrbtes Leben Mit lauter Lust mgeben Und berflossen war.

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4. Mein Hertz war vol von Freuden Und blind von sssigkeit /

Florabella

Jch sphrte gar kein Leiden / Es war noch vor der Zeit. Mein unerfahrner Muht / Der suchte nichts / als lieben / Das itzund Mich getrieben Jn solche Feuers-gluht. 5. So bald Jch nun gefangen War durch der Liebe Macht / Da fhlt’ Jch ein Verlangen Das Mich dazu gebracht / Das Jch / o Eitelkeit / Mich selber hart verschrieben Nur Chloris fst zu lieben Jn alle Ewigkeit. 6. Es branten meine Glieder Mehr als des Feuers Krafft / Die Augen schossen nieder. Und gossen Thrnen saft / Der ber mein Gesicht / Gleich weisse Perlen rante / Und mehr als Feuer brante / So schont die Liebe nicht! 7. Doch so viel tausend Thrnen Die Jch mit Pein vergoß / Und das bedrckte sehnen / Das aus der Seelen floß Bedauchte Mier zu sein Ein Wundersss vergngen Da sich besammen fgen Der Liebe Lust und Pein.

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Johann Rist

8. Als aber Jch versphrte Wie daß der Liebe Brand Viel Unglk mit sich fhrte Das Mier noch unbekand. Da fand ich triegerei / Da fand ich falsches Hoffen Mein lieben hat getroffen Ein End / und Jch bin frei. 9. Nun wil Jch das verfluchen Was Mier am liebsten war / Ein ander Narr mag suchen Sein’ eigne Todtenbahr Nun Chloris lebe wol Jch wil nicht lnger lieben Und meinen Geist betrben Nur Angst und Sorgen vol.

Florabella

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Dafnis Klaglied ber die neidische Mißgunst An seine hertzallerliebste Florabellen.



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2. Jst doch unsrer Liebe Grund Ssser Mund Ehr’ und Tugend stets gewesen / Ja du schnste Weiber Zier Mit Begier Hab’ ich dich allein erlesen / Dich mein Leben / dich mein Licht / Deines gleichen fand ich nicht. 3. Wie der gldnen Sonnen Glantz Pfleget gantz Dieser Erden Bau zu schmkken /

Florabella

So kan deiner Tugend Schein Engelein Mir Hertz / Seel’ und Muht entzkken / Ach wie knt’ es doch geschehn unverliebet dich zu sehn? 4. Glaube mir / o ssses Hertz / Daß der Schmertz / Den ich stets m dich muß leiden / Gahr zu bitter ist und groß / Weil ich bloß Florabella dich muß meiden / Gahr zu hefftig gehts mich an / Daß ich dich nicht sprechen kan. 5. Mißgunst deine Grausahmkeit / Pest der Zeit / Hat mir alles Glk geraubet / Schnde Mißgunst trit herfr / Gnne mir Was dem Bettler ist erlaubet / Laß mich meine Liebste sehn / Oder bald zu Grabe gehn. 6. Liebstes Hertz / wenn werd’ ich doch Dieses Joch Gahr von meinen Schultern legen? Ach / wenn kompt die gldne Zeit / Daß der Neid Seinen Gifft nicht mehr darff regen? Ach / wenn komt der ssse Tag / Daß ich eins dich kssen mag?

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7. Meine Liebe wanket nicht / Du mein Licht Liebest mich auch gleicher massen / Jst die Mißgunst schon bedacht Tag und Nacht Dich und mich zu trennen lassen / Wollen wir doch ohne Sche Lieben biß ins Grab getre /

Florabella

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Als er die prchtige Feldhtten seiner allerschnsten und auß gahr hohem Stande entsprossenen Schfferin Rosemund einsmahlen von ferne sahe.



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2. Edle Frstinn meiner Sinnen / Wehrter Preiß der Schfferinnen / Wann gibst du mir einen Blikk / Daß ich stille mein Verlangen / Weil ich bin so hart gefangen Durch der sssen Liebe Strikk’? Ach! wenn komt die wehrte Stund’ Einst zu kssen Rosemund?

Florabella

3. Wenn mich deine Lippen netzen / Knnen sie mein Hertz ergetzen / Daß es gleich vor Freden springt Honig ist auff deiner Zungen / Wenn mein Wunsch mir ist gelungen Daß sie mir viel Wollust bringt Ach! wenn komt die liebe Stund’ Einst zu kssen Rosemund. 4. Muß ich sitzen / muß ich gehen / Muß ich liegen / muß ich stehen / Muß ich bei Geselschafft seyn / Muß ich sefftzen / mß ich lachen / Muß ich schlaffen / muß ich wachen / Muß ich wandlen gahr allein / Seh’ ich doch zur ieden Stund Dich mein edle Rosemund. 5. Wirst du mir mein liebstes Leben Mehr denn tausend Ksse geben / und mir bleiben stets getre: So will ich mit sssen Weisen Dich von gantzer Seele preisen / Denn so will ich sorgen frei Lieben dich aus Hertzen grund Allerschnste Rosemund.

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Dafnis sehnliches Klaglied / An seine unvergleichliche Florabellen / Als er ihres erfreulichen Anblikkes so manchen lieben Tag ward beraubet.



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2. Wie kanst du doch mein’ Augenlust So manchen Tag mich meiden? Es ist dir ja sehr wol bewust

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Mein unauffhrlichs Leiden / Ach schaue doch Wie mich das Joch Der bittren Lieb’ erstikket / Wenn werd’ ich einst erquikket? 3. Wenn wirst du mir barmhertzig seyn Du Frstinn aller Schnen? Wenn wird dein klahrer Augenschein Mit rechter Gunst mich krhnen? Wenn werd’ ich dich Wenn wirst du mich Befreit von Liebes Schmertzen Jn tausend Freden hertzen? 4. Jch wnsche zwahr den gantzen Tag Mein liebstes Lieb zu sehen / Jch sefftze stets / daß ich nicht mag Jn deinem Zimmer stehen / Ach! wie viel Nacht Hab’ ich gewacht Ja mich gequhlt mit Sorgen Biß an den lichten Morgen! 5. Wo bleibt doch nun mein frischer Muht / Wo bleibt mein fredigs Singen? Ja wol! Mein Hertz das kocht im Bluht / Es will zu stkken springen / Die letzte Zeit Jst nicht mehr weit / Jn der ich noch kan schauen Den Außbund aller Frauen.

Florabella

6. Doch soll in meiner schweren Pein / Wenn ich nun werd’ abscheiden / Mein letzter Trost noch dieser seyn Daß ich den Tod muß leiden um dich mein Hertz / Da Fred’ und Schmertz Zuletzt bezeugen werden Du seist die Schnst’ auff Erden:

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Johann Rist

Eines ungewissen / Dafnis VerzweiflungsLied / ber seine unglkselige ­Liebe. Auß dem Jtalinischen / Com’ esser puo, ch’ in petto humano etc.

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Florabella

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2. Wie kan es sein das solche Treu / Und so bestndigs lieben / Das Jch frwahr ohn allen Scheu Astræa stets betrieben / Nicht solte beugen deinen Sinn / Jch sende so viel sehnen Und bitterssse Thrnen / O schnstes Leben / zu dir hin. 3. Ach / glaube das die schwere Rach’ Astræa nicht wird lassen / Dich ewiglich zu folgen nach Bis sie dich eins wird fassen / Und straffen dein verfluchtes Hertz / Das meiner pflag zu lachen / Und so viel Pein zu machen / Nein treues lieben ist kein Schertz.

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4. O Himmel warum muß Jch doch Zum berfluß noch leben / Und stets in diesem Liebes Joch Vol Angst und Sorgen schweben? Bin Jch den blas zur Quahl und Pein Auff diese Welt gebohren / Jn der Jch das verlohren Was mir am liebsten pflag zu sein. 5. Mein armes Leben lebt nicht mehr / Mein Geist ist schon erstorben / Die Liebe drckt mich gar zu sehr / Ob wol Jch nichts erworben Als Hoffen / sefzen / Angst und Noht / Das sind der liebe Gaben / Damit Jch mich muß laben / Und letzlich folget gar der Tod. 6. Ach bittrer Tod erwrge mich Und reiss mich von der Erden / Damit Jch nur so grausahmlich Nicht darf gequhlet werden. Und ber deine Grausamkeit Astraea wil Jch schreien / Was gilts? Es wird dich reuen Noch bald in einer kurtzen Zeit.

Florabella

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Dafnis schmertzliche Klage / ber die grosse Unglkseligkeit seiner Liebe /



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2. Muß ich denn die Zeit erleben Da mir alles wird versagt / Auch von der / der ich gegeben Was so mancher hat behagt? Muß mich denn in Liebes-Nhten / Die mich solt artzeneyen / tdten? Ei so sag’ ich / daß die Tre Aus der Welt entlauffen sei.

Florabella

3. Wahrlich Dafnis du magst singen Von der Liebe Bitterkeit / Die mir anders nichts kan bringen Als nur unmuht / Zank und Streit / Besser wer’ es dir gewesen Daß du nimmer das gelesen / Was dein Schatz so manchen Tag Dir aus Gunst zu schreiben pflag. 4. Hast du doch ihr zu gefallen Dich verpflichtet also fohrt Zu entziehen dich von allen Die dir gaben guhte Wort: Aber nun du dich ergeben Jhrem Willen nach zu leben Als ein Schlav’ und treer Knecht / Achtet sie dich viel zu schlecht. 5. Nun das heisset sich verbinden Seiner Liebsten gahr zu schwehr / Wohrte fliegen mit den Winden ber Sand und ber Meer / Meine will noch sein geliebet / Wenn sie mich gleich so betrbet Daß mir auch mein Hertz schier bricht: Jch sol lieben / sie mich nicht. 6. Solte meiner Galatheen Diß im Grabe seyn bewust / Solte diß von weiten sehen Delia mein alte Lust /

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Solten andre diß erfahren Die mich noch vor weinig Jahren Mehr geliebet als schier sich / Ach! Sie weinten noch um mich. 7. Viel auch meiner wrden lachen Sagen: Mir sei recht geschehn Weil ich mich in Liebes Sachen Nicht was besser vorgesehn / Thrlich heist es mit Beschwerden Einer Schnheit Diener werden / Die nach dir so weinig fragt / Lieb ich offt zu spht beklagt. 8. Was vor Mittel sind vorhanden / Daß ich aus der Schlaverei / und den schweren Liebes-Banden Einmahl endlich werde frei? Reiß’ ich aus / so wird sie klagen / Bleib’ ich denn / so wird sie sagen: Sehet wie er mit Verdruß Meiner Gnade leben muß! 9. Spott muß ich zum Schaden haben / Meine Schnste lachet noch / unter ihren edlen Gaben Find’ ich diesen Mangel doch / Daß sie mit den Dingen spielet / Die sie selber mir befiehlet / Alle Sachen gehn ihr recht / Wenn sie Herr ist / ich ihr Knecht.

Florabella

10. Helffet mir / ich bin verstrikket Jn der Liebe manchen Tag / Wehe mir / daß ich erblikket Meine selbst erwehlte Plag / Ach! ich muß ohn Hoffnung sterben / Strengigkeit lst mich verderben / Doch es sei so lang es sei / Sterben macht mich endlich frei.

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Dafnis Fredenlied Wegen der getreen und hertzlichen Liebe / mit welcher ihme seine allerschnste Florabella war beigethan.

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2. Was vor Thorheit hatt’ mfangen Mein sonst unbeweglichs Hertz / Daß es quhlt ein steter Schmertz / Daß es brante vor Verlangen / Der itz jauchtzet / der bin ich / Florabelle liebet mich. 3. Weg mit jenner Galatheen / Die mich nicht mehr zwingen kan / Fillis seh’ ich gahr nicht an /

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Flora muß von weitem stehen / Der itz pochet / der bin ich / Florabelle liebet mich.

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4. Jch bin aus der Schlaven Orden Gantz entwichen / ich bin frei Von der Liebe Tirannei / Jch bin Herr und Meister worden / Der nun herschet / der bin ich / Florabelle liebet mich. 5. Schmen mag ich mich von Hertzen / Daß ich meinen frischen Muht Durch der falschen Liebe Gluht Strtzen ließ in tausend Schmertzen / Der itz singet / der bin ich / Florabelle liebet mich. 6. Florabell’ hab’ ich gegeben Diß mein Hertz zum Opffer hin / Florabell liegt mir im Sinn / Jch wil ihren Preiß erheben / Der sie rhmet / der bin ich / Florabelle liebet mich. 7. Florabell das Licht der Schnen / Die der Sonnen hnlich steht Die vor alle Weiber geht / Will ihr treer Dafnis krnen / Der sie preiset / der bin ich / Florabelle liebet mich /

Florabella

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Treuhertziges Trost-Lied Als ein redlicher Schffer erzehlte / daß die hochedle Perlemund m ihres getresten Dafnis Willen sehr ­heisse Thrnen hatte vergossen.



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2. Ach! was ist dir doch geschehn / Daß du Thrnen must vergiessen / Die mir an die Seele gehn / Die mein Augen machen fliessen? Thrnen sind es sonder Wahn / Ach! wer hat dir Leid gethan? 3. Solte deiner Augen licht / Das der Sterne Pracht beschmet / Mein Gemht erfreen nicht / Welches Lieb’ und Hoffnung zhmet /

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Solten deine schnste Wangen Liebste nur mit Thrnen prangen? 4. Nein du ssse Perlemund Dein Betrben muß sich legen / Deine Thrnen machen wund Mir mein Hertz von deinent wegen / Laß dein Antlitz frlich scheinen / Jch / mein Leben / ich wil weinen. 5. Deiner Thrnen heisses Naß Kß’ ich Schnste mit Verlangen / Welches flest ohn’ unterlaß ber deine zahrte Wangen / Meine Thrnen will ich sprengen / Und mit deinen gantz vermengen. 6. Ach! Mein Hertz das schwimt im Bluht Perlemund um deinent willen / Perlemund mein hchstes Guht / Kanst du meine Pein nicht stillen / Ei so wil ich Thrnen giessen / Daß sie gleich wie Strme fliessen. 7. Perlemund mein’ hchste Zier Ewig wil ich Dafnis lieben / Dieses Liedlein haben dir Liebes Thrnen zugeschrieben / Wnschen will ihm nicht gelingen / Ach! Mein Hertz wil gantz zerspringen.

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Eines ungewissen / Dafnis beklaget sein Unglkk / daß Er von seiner ­Rosiminde muß entfernet leben.



2. Mein Kind! wie lang ist mir die Zeit Und weile seider dem geworden / Als Jch mit grosser Traurigkeit Erst trat in der betrbten Orden

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Jn welchem Jch dir sagen must’ Ach lebe wol mein ander leben Du meines Hertzens hchste Lust / Mein Seelichen sol m dich schweben / Biß das die Zeit eins komt heran / Da Jch dich wieder schauen kan. 3. Du weist es wie der letzte Grueß / Jst an das Hertze mir gegangen / Wie fast die Seele mit dem Kuß / Auf deinen Lippen blieb behangen / Es starrete mein Angesicht / Die Augen waren schier gebrochen / Gleich einem welchem vor Gericht Ein strenges Urtheil ist gesprochen / Ach / Ach wenn kmt die Zeit heran / Die alles wieder ndern kan. 4. Und als Jch kaum mehr sehen kundt Die letzten spitzen eurer Wlder / Da sprach mein halb erblichner Mund / Nun grnet wol Jhr lieben Felder Die Jhr mich liesset manches mahl / Erquickung / Trost und Leben finden / Wenn mich die grosse Liebes Quahl Trieb / als ein Hirschlein in den Grnden / Es kmt die Zeit noch wol heran / Daß Jch euch wieder schauen kan. 5. Ja wenn mein hochbetrbtes Hertz / Bisweilen noch daran gedencket Wie wir vor diesen / wenn der Mertz

Florabella

Viel tausend schner Blhmlein schencket / Jn ungefrbter Lieb’ und Lust / Die Bluhmen unsrer Jugend brechen Wenn wir / wie dir wol ist bewust / So lieblich mit einander sprechen / So denk’ Jch / Ach / wenn geht es an / Das Jch das wieder haben kan? 6. Nun Rosiminde lebe wol / Auf das dein Dafnis auch mag leben / Der / (wie ein treuverliebter sol /) Sein Leben dier hat gantz ergeben / Und sage nur nach diesem frei / Wo Dafnis dir wird untre werden / Das keine Redligkeit und Tre Mehr sei zu finden auf der Erden Ach khm die Zeit nur bald heran / Da Jch dir diß bezeugen kan.

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Den Schfer Dafnis bekmmert durchaus kein ­Unglk noch Widerwertigkeit / als dieses eintzige / daß er ­nemlich der hocherwnscheten Gesellschafft seiner ­allerliebsten Florabellen muß entbehren.



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2. Ein schwacher Leib ist meine Plag’ / Als der dazu geschaffen / Daß er viel leiden sol bei Tag’ und in der Nacht nicht schlaffen / Da muß ich hin und her gedenken / und so mein armes Leben krnken / Doch acht’ ich nichts; Mein Kretz allein Jst sonder Florabell zu seyn. 3. Bekmmerniß und steter Schmertz / Deßgleichen kaum zu finden / Verdrkken offt mein mattes Hertz / Daß es mit Furcht muß binden Die Zung / und so die Noht verschweigen / Ja niemand meinen Jammer zeigen / Doch acht’ ich nichts; Mein Kretz allein Jst sonder Florabell zu seyn. 4. Ob gleich der Himmel tunkel steht / Ob gleich die Winde sausen / Ob gleich das Meer zum Land’ eingeht / und seine Wellen brausen / Ob gleich die Zeit uns das verdringet / So lauter Fred’ und Wollust bringet / Klag ich doch nichts: Mein Kretz allein Jst sonder Florabell’ zu seyn. 5. Ob schon der Fried’ ist ausgejagt / und weit von uns verschoben / Ob Mars schon alle Lnder plagt Mit unerhrtem Toben:

Florabella

Ob gleich der Krieg das gahr verzehret / Was Menschen samt dem Vieh’ ernehret / Klag’ ich doch nichts: Mein Kretz allein Jst sonder Florabell zu seyn. 6. Getreue Lieb ist viel zu stark / Daß sie sich ließ verdringen Durch Krankheit / ja den Todten-sark / Samt tausend andern Dingen / Angst / Kriege / Wetter und Gedanken / Die machen mir mein Hertz nicht wanken / Jch liebe fst; Mein Kretz allein Jst sonder Florabell zu seyn. 7. Beschau’ ich gleich die gantze Welt / Lufft / Wasser / Fer und Erden / Find’ ich doch nichts das mir geflt / Jch kan nicht frlich werden / Warm? Mein Schatz ist mir benommen / Jch kan hinfohrt nicht zu ihr kommen / O Zeit! O Glk / hilff mir allein Bei meiner Florabell zu seyn.

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An seine verliebte Mitgesellen. Auß dem Frantzsischem deß Herren von Rossett / ­welches also anfhet: O trouppe vagabonde Plus que le flot de l’onde Qui roule incessament’, Ce bel astre du monde ne respand sa clarté, que pour moy seulement.

Florabella

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2. Jhr lindert ere Schmertzen Durch Hoffnung / so die Hertzen Betrieget ffentlich / Jch sag es sonder Schertzen Astreen schnster Glantz der strahlt allein auff mich.

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3. Jch weiß zwar daß ihr Lachen / und frendlichs Whrter machen Euch gibt so manchen Stich / Ja wol! verlohrne Sachen / Astreen schnster Glantz der strahlt allein auff mich.

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4. Sie pflegt es zu bedenken / Das keine sonst kan lenken Als sie / mein Hertz zu sich / Jhr aber laufft mit Rnken / Drm strahlet auch allein Astreen Glantz auff mich.

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5. Die Liebe brennt mein Leben / Welch’ ihre Flamm gegeben / und die kan wunderlich Jn ihr selbst wiedrm kleben / Drm strahlet auch allein Astreen Glantz auff mich.

6. Astree laß mit Freden Jn den begrnten Heiden Nur Dafnis kssen dich / Zeig’ allen die mich neiden / O Schnste / das dein Glantz nur strahl’ allein auff mich

Florabella

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Dafnis Erinnerungs-Lied An seinen alten gewissen Frend / Daß er sich durch Verlemdung und Mißgunst von ihme nicht wolle ­abspnstig machen lassen.



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2. Muß gleich ein bittrer Schmertz Mein arme Seel itz weiden / und jmmerlich durchschneiden Diß mein getrees Hertz!

Florabella

Muß gleich in tausend Sorgen Jch offt bekmmert seyn / Was gilts / ob sich nicht morgen Wird lindren meine Pein? . Jst het ein tunkler Tag / Daran die Winde sausen / Daran die Wasser brausen / So / daß man zittern mag / Wolan / laß immer rasen Das auffgeschwelte Meer / Laß alle Winde blasen / Dort geht die Sonne her! 4. Die Lufft wird wiedrm klahr / Der Regen ist vergangen / Des Febus Strahlen prangen / Vorbei ist die Gefahr / Mein unglk lufft zum Ende / Die Hoffung sagt mir zu / Daß Dafnis soll behende Empfinden wiedrm Ruh? 5. Hat mich das blinde Glk Jn dieser Zeit verlassen / Ja mssen mich itz fassen Desselben lose Tkk? Ei wol / es wird sich enden Ja meiner Seelen Leid / Vielleicht sich morgen wenden Jn lauter Frligkeit.

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6. Was gilts / ob nicht mein Feind / Der Mich itz so beschweret / Ja Mir Mein Hertz verzehret / Noch wird Mein bester Freund? Jch weiß wenn nun die Lgen Recht kommen an den Tag So wird sichs besser fgen Als Jch mirs wnschen mag. 7. Laß doch mein ander Jch Die Neider uns nicht trennen / Die sich zwar Frende nennen und dennoch hassen dich / Sie wolten gern dich scheiden Von Mir o liebstes Kind / Die Mißgunst kan nicht leiden / Daß wir verbrdert sind. 8. Gedenke doch der zeit / Da wir verbunden waren Jn den verflosnen Jahren Mit hchster Einigkeit: Wie lst du nun denn rauschen Den Eifer so gefehr? Man soll nicht leicht vertauschen Den Frend von alters her. 9. Wolan / Jch zweifle nicht / Du werdest eins mdenken und mich nicht lnger krnken / Diß ist der Freundschafft Pflicht /

Florabella

Laß uns doch die bewahren Ohn arg und hechelei / Denn wirstu bald erfahren Wie tre dein Diener sei. 10. Mein Hofnung lebe wol / Leb allzeit sonder hassen / Jch will mich zwingen lassen Als ein Vertrauter soll. Frwahr du hast besessen Mein Hertz / Muht / Seel und Sinn / Dein wil Jch nicht vergeßen So lang Jch Dafnis bin.

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An die vollenkommene Rosabella.

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2. Rosabella mein Verlangen Mich hat deiner Hnde Pracht Dir zum Schlaven lngst gemacht Deiner Wangen rhtlichs prangen / Macht / das Jch bestrzt muß stehn Edles Bild dich anzusehn. 3. Deiner Aglein helles funklen Sind die rechen Liebes Pfeil Die verwunden in der Eil Wie der Abendstern im tunklen / So hat deiner Augen licht / Seines gleichen nirgends nicht.

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4. Deine Rosafarbe Lippen / Deines Mndleins ssser Safft Gibt den matten Hertzen Krafft / Durch das Wunderssse stippen / Honig / Zukker / Nectar / Wein / Knnen nicht so lieblich sein. 5. Darff man etwas weiter gehen / Und / o allerschnstes Weib / Deinen vollenkomnen Leib Mit verwunderung besehen / Ei so nent man sonder Tk Dich des Himmels Meisterstk 6. Deines Halses / deiner Hnde Deiner runden Brste Zier / Machen / das ich mit Begier / Liebstes Hertz mich zu dir wende / Wie das Eisen wunderlich Zum Magnetstein kehret Sich. 7. Rosabella meine Frede / Laß die grosse Liebespein Nicht so gar vergeblich sein / Die Jch deinentwegen leide / So will Jch zu jeder Zeit Preisen deine Treffligkeit.

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Dafnis preiset die treffliche Vollenkommenheit seiner Fillis / und sefftzet nach ihrer angenehmen Gegenwart mit sehr schmertzlichem Verlangen.



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2. Was wunder ist es / daß Jch dich So tre und hertzlich liebe? Was wunder ist es / daß Jch mich m dich so sehr betrbe? Bin Jch doch gantz Durch deinen Glantz Jn der Verliebten Orden Ein armer Schlave worden.

Florabella

3. O wehrte Fillis Meine Noth Jst nimmer aus zusprechen / Seh’ Jch dich nicht / so bin Jch Tod / Mein Hertz will Mir zerbrechen / Dein’ Hfligkeit Die weit und breit Gantz herrlich wird gepriesen / Hat Mich dazu verwiesen / 4. Verbirgst du dich / so heist wol recht Mein Leben ohne Leben / Und gleichwol hab’ Jch als ein Knecht Mich dir zu Dienst’ ergeben / So daß Mein Guht / Ja Ehr’ und Bluht Vor dich mein Hertz auf Erden Ein Opfer noch soll werden. 5. Jch weiß zwar daß Jch frlich kan m deinet willen sterben; Schau jedoch deinen Dafnis an / Der klglich soll verderben Dieweil Er muß (O harte Buhß’!) Jtz abgesondert meiden Die / welch’ ihm kehrt sein Leiden: 6. Du schnstes Bildniß der Natur / Du Wunderwerk der Erden / Du mehr denn himlische Figur Wenn soll ich frlich werden?

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Wenn komt die Stund’ O Zukkermund! Daß Dafnis bei den Flssen Dich tausendmahl darff kssen? 7. Erbarm dich mein O Schfferinn / Erhalte mir mein Leben / Daß ich den Wrger zum Gewinn Durch Liebes-zwang muß geben / Kom ssses Hertz Damit mein Schmertz Und unvergleichlichs Leiden Verwandelt werd’ in Freden. 8. Jmmittelst Fillis send’ ich dir Viel tausend heisser Trhnen / Der ich muß Schnste fr und fr Nach dir mich klglich sehen: Komst du denn nicht Mein edles Licht Mir frendlich zuzusprechen / Ach Hertz! so must du brechen.

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Außfhrliche Beschreibung Der bertrefflichen ­Eigenschafften seiner unvergleichlichen Florabellen.



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2. Florabella Licht der Zeit / Keine Bluhm’ ist dir zu gleichen / Deiner Zierd’ und Treffligkeit Mssen alle Nimfen weichen. 3. Florabella dein Verstand / Welcher himlisch ist zu schtzen / Samt dem heissen LiebesBrand Knnen tdlich mich verletzen.

Florabella

4. Florabella ssser Mund Grosses Wunderwerk der Erden / Dafnis kan allein gesund Durch dein lieblichs Kssen werden. 5. Florabella du mein Hertz / Florabella mein Behagen / Stille meiner Seelen Schmertz / Den ich stets m dich muß tragen.

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6. Florabella klahres Licht Welches mir mein Hertz genommen / Deines gleichen find’ ich nicht / Ach wenn werd ich zu dir kommen? 7. Florabella gnne mir Deiner Augen gldne Strahlen / Welcher Schnheit / Glantz und Zier Mehr als Diamanten prahlen. 8. Florabella deine Stirn / Welcher Helffenbein muß weichen / Zeget das auch dein Gehirn Grosse Sachen knn’ erreichen. 9. Florabella wenn ich dich Nur ein Augenblik muß meiden / Ach! so fhl ich Todes stich’ / Himmel! was muß Dafnis leiden!

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10. Florabella therer Schatz / Weil du mir in deinem Hertzen Gnnest den erwnschten Platz / Fhl’ ich nimmer Todes Schmertzen. 11. Florabella schnste Zier / Weil du hinderst mein Verderben / Ssses Lieb so glaube mir / Wil auch ich dein Dafnis sterben.

Florabella

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Als der bekmmerte Dafnis bei hellem Mondenschein durch die Felder und Wlder einhergieng / Traurige Nachtklage / An die sßschlafende Florabellen.



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2. Jch geh ins weite Feld hinein Mit tausend Lichtern berstrahlet / und sehe / wie des Mohnden Schein Den Erdenkreiß im tunklen mahlet / Es ist doch alles trefflich still / Jch hre nichts als Frsche schreien / Kan doch von unmuht nicht befreien Mein Hertz / das gantz zerspringen wil. 3. Jch sehe bei des Mohnden Licht Die Htten meiner Schfferinnen / Die mir zu liebe wachet nicht / und dennoch zwinget meine Sinnen / Sie machet mich der Schmertzen voll / und weiß doch selber nicht von Schmertzen / Jch leide Quahl in meinem Hertzen / Sie aber ruhet sanfft und woll. 4. Sie hat der zahrten Hnde Schnee Fein Kretzweiß auff der Dekke liegen / Das weiß ich / ob ichs gleich nicht seh / Auch mich nicht darff zu ihr verfgen / Sie blaset eine ssse Lufft Aus ihrem rosenfarben Munde / Jch aber fhl in dieser Stunde / Wie mir mein Hertz vor ngsten pufft. 5. Der Augen Blitz verbirgt sich zwahr / Dieweil ihr Hublein sich geschlossen / und gleichwol werden mit Gefahr Viel starker Pfeil herus geschossen /

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Mein Lieb schont auch im Schlaffe nicht / Sie ruhet und kan doch im schweigen Mir Armen solche Strk erzeigen / Daß mir mein Hertz dadurch zerbricht. 6. Mein Hirtin siehet zwahr im Traum Den armen Dafnis vor ihr schweben Sehr hoch betrbt / und will doch kaum Ein frendlichs Wohrt demselben geben / Ach Schnste merk auff meine Pein / Kan ich dich wachend nicht bewegen / So laß mich wenn du dich must legen und lieblich trumest bei dir seyn. 7. Wirff dich herm und kehre doch Dein Antlitz gegen mich verliebten / Ach allerschnste / schlffst du noch? Vernimst du nicht mich hochbetrbten? Nein / nein / ich bin zu weit von dir / unmglich ist es dich zu sehen / Wie? kan es denn auch nicht geschehen / Ein Sefftzerlein zu senden mir? 8. Du heller Mohn zieh mich hinauff / und laß mich dir zur Seiten schweben / Was gilts? du hemmest bald den Lauff / Wenn ich dir zeige dort mein Leben? Du strahlest recht auff ihr Gezelt / Ach ksse nicht die Purpurwangen / Nur schaue doch im Schlaffe prangen Das schnste Bild der gantzen Welt.

Florabella

9. Was sagst du / komm ich nicht zu dir? Nein / nein / du wilt allein betrachten Der Florabellen Wunderzier / Du wilt an ihrer Brust benachten / Ach! daß ich nicht der Mohn kan seyn! Jch wolt in deinem Zimmer bleiben / Mein Lieb / es solte mich vertreiben Kein Schlaff / noch klahrer Sonnen-schein. 10. Hilfft denn mein Wnschen nirgends zu / Darff ich mich lnger hier nicht sumen / So wil ich dich in stiller Ruh Auff deinem Lager lassen trumen / Du wehrtes Httlein guhte Nacht / Jch gehe durch die Wlder klagen / Ach Florabella laß mirs sagen / Wenn du mit Freden bist erwacht.

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An die allerbertreflichste Schfferinn Florabellen.

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2. Als einst der Himmel wolte / Daß man beschauen solte (Frwahr daß hchste Glk!) Sein schnstes Meisterstkk / Hat Er / du Licht der Zeit Fr tausend andre Sachen Dich erstlich wollen machen Mit grosser Herrligkeit. 3. Nun kan er selbst stets schauen Den Außbund aller Frauen Das Wunderwerk der Welt / So meine Seel’ erhlt Ja solte diß mein Hertz’ Der Erden sich entziehen

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So wrden von mir fliehen Lust / lachen / Fred und Schertz.

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4. Du Frstinn aller Frommen / Wie kontest du doch kommen Von schlechten Menschen her? Dir flt ja nichts zu schwehr / Es kan dein edler Geist Mit tausend schnen Dingen Mein Hertz so gahr bezwingen / Daß es dich Himlisch heist. 5. Ey solt Jch denn mein Leben Nicht deiner Gnad’ ergeben / Wenn sie mich schon betrbt? Ein Narr / der dich nicht liebt; Ja wr’ es mir bewust / Jch solt’ auch Morgen sterben / Und nur m dich verderben / Liebt’ Jch dich doch mit Lust. 6. Du bist zu reich von Gaben / Ach / solt’ Jch ewig haben Nur deine Gnad’ und Huld! Doch du bist sonder Schuld Und sterb ich gleich fr Pein / Wirst du doch ohne Schertzen Mein therster Schatz im Hertzen O Florabella sein.

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Dafnis bittet die Galathee / Daß sie auff ihrer Reise ohne unterlaß an ihn gedenken / und doch bald wieder zu ihm kehren wolle.



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2. Verfluche solchen Schertz O du mein liebstes Hertz / Ach leid’ es nimmermehr Mein Schatz / das bitt’ ich sehr /

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Zwahr trau ich dir die Falschheit gahr nicht zu / Ob gleich mein Geist stets lebet sonder Ruh’ / Als der wol weiß / was ein verliebter Mann / Der voller Argwohn ist / erdlden kan. 3. Bin ich gleich nicht so schn Von aussen anzusehn / und hab’ ich in der Welt Nicht so viel Guht und Gelt / Als mancher Narr und ungeschikter Knoll / Der klug ist / wenn er Lete schinden soll / So hab’ ich doch ein Hertz das Tugend liebt / Und vor den Geitz der Weißheit sich ergiebt. 4. Jmmittelst zweiffl’ ich nicht O du mein schnstes Licht / Daß / wenn ich bin allein / Du doch wirst bey mir seyn / Und ob du gleich geflohen bist von mir / So folg’ ich doch mein Schatz / das schwer ich dir / Es ist kein Ohrt so heimlich oder still’ / An dem’ ich dich nicht endlich finden will. 5. Erwehlest du den Wald / Da komm’ ich zu dir bald / Geflt dir denn die See? Jch folg’ auch Galathe / Jst gleich kein grosses Schiff alsdenn zur Hand / So schwimm’ ich fohrt / und komm’ auch so zu Lan Verbirgst du dich in einem tieffen Tahl? So folg’ ich dir mein Leben abermahl.

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6. Kein Hagel ist so schwehr / Kein Donner so gefehr / Kein Ungestm so groß / Die klte nie so bloß / Es brennet nie so stark der Hunde Stern / Daß ich dich nicht will suchen in der fern / Denn was der Welt sonst so gefhrlich ist / Das nimt die Lieb’ hinweg in schneller Frist. 7. Was flegst du denn noch viel? Wilst du durch dieses Spiel O Galathee sehn / Ob Dafnis werde stehn Jm Unglk / und erdulden auch die Pein? Ach! liebstes Hertz / er will dein Schlave seyn: Begehrest du sein zeitlichs? Ehr und Guht? Nim alles hinn / dazu sein heisses Bluht. 8. Komm hertzen Galathe / Komm / daß ich wieder seh’ Alhier dein Angesicht / Ach komm und sume nicht / Du bist schon manchen lieben Tag von mir / Gedenke / wie ich sefftzen muß dir / Du hast nun gnug versuchet einen Mann / Der anders nicht / als trelich lieben kan

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Dafnis rhmet sich seiner erworbenen Freyheit / und spottet der wankelmhtigen Falsetten.



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2. Was solt’ ich mich grmen derselben zur Lust / Die schndlich gebrochen / was sie mir geschwohren Es ist mir ein treer Gemhte bewust / Der bleichen Falsetten zum Trotze gebohren Das glntzet und prahlet Wie Febus so klahr Durch sie wird bezahlet Falsette frwahr.

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3. Was wrd’ es mir helffen / ein grimmiges Thier m Gnade zu bitten mit klglichem Flehen / Durch solches zu stillen der Liebe Begier / Welch’ ihrer Gedanken kein Ende kan sehen Was solt’ ich viel plagen Den fredigen Sinn? Nein / sefftzen und klagen Fahrt allzumahl hinn. 4. Auff! Meine Kitarre laß hren ein Stkk / Auff! Meine Gesellen wir wollen itz singen / Wie gahr nicht zu frchten das thrichte Glk’ / Es kan uns noch ntzen / noch Schaden zubringen / Das Glk’ und die Liebe (Phy rasender Schmertz!) Sind Narren und Diebe / Man prfe sein Hertz 5. Auff! lustige Lieder erquikket den Muht / Verlachet die nrrische LiebesGedanken / Befreiet seyn / heisset das edelste Guht / Befreyet seyn / lsset die Sinne nicht wanken / Wir wollen besingen Den tapfferen Geist / Der Mnnlich kan zwingen Was lieben nur heist 6. Jch spotte mit aller erdichteten Zier / Jch schtz’ es vor Tollheit in Liebe zu leben / Doch / eine muß haben ein Rimchen bey mir Falsetten zu trotzen / und Stiche zugeben

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Sonst bin ich befreiet Der Nrrischen Pein Es hat mich gereet Verliebet zu seyn. 7. Laß immer hin klagen / wer lachen nicht kan / Laß safftzen / laß schreien die thrichte Sinnen / Mein’ Hoffnung die dringet mit Freden heran / Sie lsset mich endlich mit Ehren gewinnen / Mich der ich gekrieget Jn Jammer und Noht / Hab’ endlich gesieget / Mein Trauren ist tod

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Dafnis versichert seine hertzallerliebste Florabellen / seine trebestndige Liebe auch bei ihrer Absonderung zu erhalten.



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2. Florabella mein Verlangen / Ob ich gleich die Rosen-Wangen Leider nicht mehr kssen kan / Und darob mich muß betrben / Wil ich dennoch trelich lieben / Biß mein Sterben komt heran / Alles / alles fleucht zwahr hinn / Du verbleibst mir doch im Sinn.

Florabella

3. Florabella meine Sonne Meiner Seelen Lust und Wonne / Meines Lebens Auffenthalt / Weil ich leider unverschuldet Grosse Schmertzen hab’ erduldet / Werd’ ich schier vor Trauren alt / Zeit und Tage gehen zwahr hinn / Du verbleibst mir doch im Sinn. 4. Hat das Glk uns schon verlassen / Werd’ ich dich doch nimmer hassen / Weg mit aller Triegerei / Weg mit dem was falsch zu nennen / Alle Welt sol noch bekennen / Daß dein Schffer redlich sei / Laß die Zeiten fliegen hinn / Du verbleibst mir doch im Sinn. 5. Was der Pittschafft eingegraben / Pflegt im Wachs sein Bild zu haben Stellet auch kein anders fr / Du bist durch der Liebe Schmertzen Jngegraben meinem Hertzen Florabella meine Zier / Laß die Zeiten fliegen hinn / Du verbleibst mir doch im Sinn. 6. Keine Tage / keine Stunden Werden in der Welt gefunden / Da ich deiner nicht gedenk’ / Hoffnung fristet mir mein Leben /

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Hoffnung die mir Trost kan geben / Wenn ich meine Sinnen krenk’ / Alles / alles flegt zwahr hinn / Du verbleibst mir doch im Sinn. 7. Ach dein Schffer muß mit Thrnen Sich nach Florabella sehnen. Alles aber gahr msunst / Dieses ist sein hchstes Leiden / Daß der bleiche Neid will scheiden Hertzvertrauter Liebe Gunst / Glk und Neid lauff’ immer hinn / Du verbleibst mir doch im Sinn. 8. Florabella dein Versprechen / Weiß ich / wirst du nimmer brechen / Halte fest an deiner Pflicht / Solte gleich der Klooß der Erden berall zermalmet werden / Wanket doch dein Schffer nicht / Alles / alles fahr itz hinn / Du bleibst meine Schfferinn!

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Eines ungewissen / Deß verliebten Dafnis / unbesonnenes Bluhmen lesen.



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2. Dafnis ging in einen Garten Da viel schne Blhmelein / Mancherlei Geschlecht und Arten Jederzeit zu finden sein / Er kam zu der schnsten Rosen / Lilien / Ngelein / Zitlosen Aber es gefiel ihm kein’. 3. Hier hat Er sein Glck in Hnden / Gleichwol ließ Er sein Gesicht Von der Liebe so verblenden Und vergass all seiner Pflicht / Den Er brach von den bekanten belriechenden Mordanten / Seht / was thut die Liebe nicht!

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4. Diese Bluhm war sein Behagen Fr den andern in der Welt / Dieses Blhmlein wil ich tragen (Sprach Er) heim in mein Gezelt / Jch wil sie ins Wasser setzen Und mich tglich dran ergetzen / Weil sie mir so wol geflt. 5. Aber / leider weit gefehlet / Dieser Handel ging nicht an / Dises ist es / das ihn quhlet / Weil daraus nicht werden kan / Niemand konte sie vertragen / Jhr Geruch kont’ alle jagen / O da war Er bel dran. 6. Da bedacht’ Er erst die Thrnen / Die Er wenn er manchesmahl Nach dem Blhmlein muste sehnen / Fliessen lassen ohne Zahl / Ach sprach er / verbotnes lieben / Jst nur nichtes als betrben / Ja die grste Hertzensquahl. 7. Kan ich es denn nicht erlangen / Kan und sols denn nicht geschehn? Dich mein Blhmlein zu mfangen / Dich fr Augen stets zu sehn: Sol ich dich denn nicht berhren / Noch in meine Htten fhren? Ach Jch muß fr Leid vergehn.

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8. Doch was wil ich endlich machen / Denn es war zu khn gewagt? Viele werden meiner lachen / Wenn man jhnen dieses sagt / Das ich in den Bluhmen lesen So verblendet bin gewesen / Lieb’ ist oft zu spht beklagt.

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Deß fast gahr verzweiffelten Dafnis letzte Klage / an seine grausame und unbarmhertzige Fillis. NB. Dieses Lied ist fast gantz und gahr auß dem Spanischen bergesetzet.



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2. Jst ein Weib gleich noch so klug Thrnen sind doch stark genug Jhren Sinn zu zwingen: Nur mit dir (o grosser schmertz!) Fillis / du verstoktes Hertz / Will mirs nicht gelingen. 3. Komst du denn von Leen her? Oder hat ein wilder Bhr Dich im Wald ernehret? Daß so manche liebe Zeit

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Deine Streng und Grausamkeit Meinen Tod begehret. 4. Schaue / wie ich vor dir steh / Wie ich bitte / wie ich fleh / Wie die Thrnen fliessen / Wie ich muß ohn unterlaß Meiner Augen ferigs Naß Gantz msonst vergiessen! 5. Such ich doch in meiner Brunst Anders nichts / als Lieb und Gunst Meiner Tre zugeben / Drm mein Schatz besinne dich / Raube nicht so jmmerlich Mir mein junges Leben. 6. Gnne mir doch / daß ich frei / Strenge Fillis / bei dir sei Dich nur zu mfangen / Dieses / Schnste / bitt ich bloß / Ach! es ist doch gahr zu groß Dafnis sein Verlangen. 7. Hilfft mir denn kein Sefftzen nicht / Sefftzen / da mein Hertz durchbricht / Daß im Bluht itz badet / Ach wie greulich! daß dein Sinn Den verjaget von dir hinn / Der dir nie geschadet.

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8. Meine Wangen trieffen gantz / Meiner Augen heller Glantz Jst so gahr verschwunden / Bist du denn kein Mensch nicht mehr Fillis / daß du mich so sehr Qulest alle Stunden? 9. Stein und Felsen / Holtz und Fer / Ja ein schrecklichs ungeher Lst sich noch bezwingen: Aber meiner Thrnen Meer Kan von dir / was ich begehr / Nicht zu Wege bringen. 10. Nun muß ich in meiner Pein Gantz von dir verstossen seyn / Nun! ich muß abscheiden: Guhte Nacht du ssser Ohrt / Guhte Nacht nun muß ich fohrt / O was Quahl und Leiden! 11. Treibst du mich denn so von dir / Daß ich gantz und gahr nicht sphr Einer Frendschafft Zeichen? Kan denn meiner Seelen schmertz Dein recht Diamanten Hertz Gntzlich nicht erweichen? 12. O du Himmel sieh auff mich Daß ich itz so jmmerlich Muß von Fillis gehen!

Florabella

O du Hertz von Stahl und Stein Kanst du Dafnis Todes Pein Ohn Empfindung sehen? 13. Nun du lst in dieser Noht Einen gahr zu harten Tod Deinen Dafnis sterben / Fillis dein verstokter Sinn Stosset mich zum Grab itz hinn / Daß ich muß verderben. 14. Doch was hast du denn gethan / Wenn ich in der Todes-bahn Pltzlich muß entschlaffen? Harte Fillis / glebe mir / ungezweiffelt folgen dir Wol-verdiente Straffen / 15. Dafnis / den du umgebracht / Wird dich plagen Tag und Nacht / Es wird vor dir schweben Sein erbleichtes Angesicht / Das dich knt erweichen nicht / Als es war im Leben. 16. Denn so wirst du klagen sehr / Daß dein Dafnis nun nicht mehr Jn der Welt zu finden / Ach! wie werd ich denn so bald Grausahm / frech und ungestalt Dir die Zunge binden.

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17. Denn so wird mein bleicher Mund / Der dich hie so manche Stund Klglich hat gebehten / Dir zur bittren Straf und Pein Offt in deinem Kammerlein Vor dein Lager treten. 18. Denn so wird er sprechen: Schau Fillis / du verstokte Frau / Was du nun betrieben? Schau itz / wie du hast erwrgt Dafnis / der sich hoch verbrgt Treulich dich zu lieben! 19. Denn so wird ein Thrnen-bach / Sefftzen / Winseln / Weh und Ach / Mehren deine Schmertzen: Aber alles viel zu spaht / Schaffe drum bei Zeiten Raht Fillis meinem Hertzen.

Florabella

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Deß Ehrliebenden Floridans lustiges Herbst- und Liebes Lied.



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2. Lustig zu Walde mit Jgern und Hunden / Biß man ein flchtiges Hirschlein gefunden / Suchet mit Winden Hasen und Hinden Habt ihr gefangen / so stellet ech mild / Floridan ksset vor Freden sein Wild. 3. Lustig zum Garten mit Krben und Skken / Frchte zu brechen nehmt Leitern und stkken / Schttelt die Zweige Biß auff die Neige / Floridan liebet vor allen die Nuß / Solche zu brechen ist sonder Verdruß.

Florabella

4. Lustig zu Wasser mit Resen und Netzen / Karpffen und Hechte die sollen ergetzen Bellende Magen Hungrige Kragen / Fllet mit Krebsen den ledigen Bauch / Floridan angelt nach altem Gebrauch. 5. Lustig zur Auen mit Bchsen und Stangen Aenten und Schnepffen und Lerchen zu fangen / Schrffet den Nagel / Schiesset mit Hagel / Floridan ist es im Beitzen geglkt / Daß er ein liebliches Tublein berkt. 6. Lustig zum Reben die Trauben zu schneiden / Presset die rhtliche Beere mit Freden / Jauchtzet und singet / Hpffet und springet / Preiset die Klter mit frlichem Tohn / Floridan schmekket den Lippen-wein schon. 7. Lustig zu Felde / zum Walde / zuen Reben / Lustig zum Garten / zum Wasser daneben / Lustig zur Auen / Lustig zur Frauen / Lustig zur Taffel und lustig zur Bank / Lustig im Leben und nimmermehr krank. 8. Lustig zu schlaffen und lustig zu wachen / Lustig zu tantzen und lustig zu lachen / Lustig zu ziehlen /

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Lustig zu spielen / Lustig zur Feder und lustig zum Schwehrt / Lustig zu Wagen und lustig zu Pferd.

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9. Lustig zu trinken und lustig zu essen / Lustig vor allen Gott nimmer vergessen / Lustig im Hertzen / Lustig zu schertzen. Lasset uns lstig mit Floridan seyn / Floridan lustig mit Fillis allein.

Florabella

Der Tugendliebende Dafnis Trotzet die neidische ­Mißgunst.



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2. Nein / es ist dir viel zu schwehr Einen Menschen zu verderben / Dessen Wunsch ist und Begehr Jn der Tugend Schooß zu sterben. 3. Tugend ist mein erste Lust / Tugend soll die letste bleiben / Tugend wil ich in die Brust / Ja mir gahr ins Hertze schreiben. 4. Tugend kan mich fr den Neid und der Mißgunst wol bewahren /

Florabella

Lsterer / du magst dein Leid Samt dem dreen wol erspahren. 5. Gottes Lieb’ und Menschen Gunst Wnsch ich mir vor allen Dingen / Dieser zwahr durch Lehr’ und Kunst / Jennes durch mein glubigs Singen.

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6. Ei / was kan mich denn das Glk und die Mißgunst viel betrben? Mir erscheint ein Himmelsblik / Hier sind Frsten die mich lieben. 7. Neidhard / lstre noch so sehr / Fluche Dafnis unverschuldet / Wisse / daß er noch wol mehr Khn und hertzhafft hat erduldet. 8. Meine Feder setz’ ich an Dich zu pochen / Gott zu loben / Gott der mich beschtzen kan Wider aller Feinde Toben. 9. Kunst / immittelst sol dich noch Bleiche Mißgunst gantz vertreiben / Sterb’ ich gleich / so werd’ ich doch Durch die Tugend ewig bleiben. Feder

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Eines ungewissen / Dafnis beklaget / daß Er von seiner Sylvia muß entfernet leben.

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2. Jch pflag selig mich zu schtzen / Wenn Jch mich / o meine Zier / Kundt’ an deiner Lieb’ ergetzen / Als ich da noch war bei dir / Als Jch dich noch kunt’ umfangen / Und in deinen Armen prangen / Ja bekssen deinen Mund / Der mir hat mein Hertz verwund. 3. Aber nun muß ich bekennen / Daß ich armer Schfferknecht / Unglkselig sei zu nennen / Und das billig und mit Recht /

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Nun Jch dich nicht mehr kan schauen Edles Perlein der Jungfrauen / Der Jch hab’ Hertz / Muht und Sinn Nur auff dich gerichtet hin.

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4. Weid Jch gleich in fremden Feldern / Da mehr Schfferinnen sein / Als bei Euch in euren Wldern / Komstu doch mein Engelein / Nimmermehr auß meinem Hertzen / Darin du durch Liebes Schmertzen / Ohne Falsch und ohne List Ewig ingeschrieben bist. 5. Weil ich leben werd’ auff Erden Sol in meine keusche Seel Keine sonst gedrcket werden / Als die Jch mir itz erwehl /

Ja die Jch schon lngst vor diesen Hab fr andern mich erkiesen Daß sie sol durch Jhre Gunst Leschen meine Liebes Brunst. 6. Sylvia du meine Wonne Ach wenn komt einmahl der Tag / Da Jch meiner Seelen Sonne Deinen Leib umarmen mag. Da wir werden / wie wir pflegen / Wieder Mund an Mndlein legen / Dar ich sage du bist mein / Sylvia und Jch bin dein.

Florabella

7. Keine Stunde kan zerrinnen / Ja kein Augenblick vergeht / Da mir nicht in meinen Sinnen / Meine Schfferinne steht. Dich seh’ Jch / mein Licht und Leben / Auch des Nachtes vor mich schweben / Wenn sonst in erwnschter Ruh’ / Andre thun die Augen zu. 8. Nun was dienet viel geklaget / Hoffnung / Hoffnung ist allein / Die mir aus dem Hertzen jaget / Alle Schmertzen / alle Pein. Jch in des wil mich verschreiben Ewig dir getreu zu bleiben / Du / mein Schatz / bleib’ auch so mir / Tre gewogen fr und fr.



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Auff das schne Diamantringlein Welches ihm seine allerliebste Florabella ehemals hat­ ­geschenket.





2. Ja schner Stein du bist mir lieb / Als welchen durch der Tugend trieb Die Florabella mir geschenket /

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Ach! Florabella glube mir / Es schaffet dieses Ringleins Zier Daß Dafnis stets an dich gedenket. 3. Mein Hertz / wie kan es anders seyn / Daß / wenn ich diesen klahren Schein Des Diamanten recht betrachte / Jhn nicht vergleichen solte gantz Der allerschnsten Augen Glantz / Den ich an dir sonst himlisch achte? 4. Ja wie man in der gantzen Welt Die Diamanten hher hlt Als alle Stein’ ins Gold versetzet; So bist du schnste Schfferinn Der Schatz allein / der meinen Sinn Fr alles in der Welt ergetzet. 5. Wie Florabella? weist du wol Warum ein eintzigs Steinlein soll und keine sonst hie stehn zusammen? Du bloß allein bist meine Lust / Du kanst allein in meiner Brust Entznden kescher Liebe Flammen.

6. O ssser Ring / o lieber Ring O mir ein angenehmes Ding Von wegen der / die dich getragen! Sie macht dich schn; denn Gold und Stein Die knnen nicht so kstlich sein / Daß sie mir sonder sie behagen.

Florabella

7. Dir / Florabella / dank’ ich sehr und schwehre daß du mehr und mehr Durch diesen Stein in mir wirst strahlen / und wenn ich dich nicht schauen kan / Wil ich diß Ringlein greiffen an / und kssen es zu tausendmahlen.



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KlagLied ber die gahr zu grosse Hrtigkeit einer Galatheen / unter dem Namen deß Schffers Delio.

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2. Soll ich von dir O meine Zier Ach! Ach! So gahr verlassen leben? Soll ich denn selber tdten mich /

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Jmmittelst aber grausahmlich Jn diesem Jammer schweben / Daß ich an dir mag kleben.

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3. Soll deine Gunst Jn meiner Brunst Ach! Ach! Mir keine Gnad’ erzeigen / So wnsch’ ich / daß der bleiche Tod Mich rette bald aus dieser Noht / und mache meinem Leiden Ein Ende durch sein Scheiden. 4. Es ist gewagt / Es ist gesagt Ach! Ach! Mein Lieb ich muß von hinnen / Jch weiß gewiß mein hchster Schatz Hab ich in deinem Hertzen Platz / So machet diß Beginnen Dein Augenbchlein rinnen.

5. Kom Galathe Damit ich seh’ / Ach! Ach! Nur deiner Augen Strahlen / Die mein betrbtes Hertz frwahr Verbrennet haben itz schier gahr; Doch kan mich leicht bezahlen Dein Mund zu tausend mahlen.



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Dafnis Klaglied uber der Weiber Unbestndigkeit / ­welche bei ihme hat verursachet / daß er ihnen hinfhro nicht mehr trauen wolle.



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2. Gleich wie der Wind im Augenblik Aus Osten laufft ins Westen; So pltzlich geht die Gunst zurk Auch offt bei diesen Gsten / Ja die noch gestern Abend spatt Mit Eiden sich verpflichtet hatt Dein Liebstes Hertz zu sterben / Sucht morgen dein Verderben.

Florabella

3. Gleich wie die Flss’ im Winter offt Stehn gantz mit Eiß bezogen / Auff welchen mancher unverhofft Wird jmmerlich betrogen / Dieweil es Wasser ist und Dunst; So leichtlich bricht auch Weiber Gunst / Der gestern ward gepriesen Wird morgen abgewiesen. 4. Sehr lieblich schalt der Lautenklang / Schn ist Aprillen Wetter / Gantz rein der Nachtigal Gesang / Sß riechen Rosenbletter; Noch hher schtz ich Frauen Gnad / Ach aber gahr zu grosser Schad; Es pfleget mit den Stnden Diß alles zu verschwinden.

5. Jch wil hinfort kein Gek mehr sein und falschen Weibern glauben / Als die nur durch der Liebe Schein Der Freiheit uns berauben / Wollan die Kett’ ist schon entzwei / Fahr hin mein Schatz nun bin ich frei / Hinfohrt wil ich den Frauen Jn Ewigkeit nicht trauen.



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Eines ungewissen / Er bittet seine Rosiminde m Gegenliebe.

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2. Mein verliebtes Hertz begehret Was es krnket und verzehret / Ja Jch sag es sonder Scheu / Freier leben mag auff Erden Nicht fr mich gefunden werden Als die ssse Schlaverei. Ach Rosiminde liebstes Kind / Wie hastu mir doch so geschwind Durch deine Zier und Himmels Pracht Auch bittre Dinge seß gemacht.

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3. Wiltu meines Lebens Leben / Das Jch sol vor dier hingeben Was Jch hab’ an Ehr und Guht / Ei das ist wie nichts zu schtzen / Jch wil in die Schantze setzen Auch mein Leben / Muht und Bluht / Ach glaube mir mein ander Hertz / Dein Dafnis redet sonder Schertz / Dein Dafnis / welcher anders nicht / Als / wie sein Hertz es meinet / spricht. 4. Bin Jch gleich kein Herr des Landes / Bin Jch gleich nicht hohes Standes / Oder Adel von Geblht: Hir ist meine frische Jugend / Die nur suchet Lehr und Tugend / Und mein redliches Gemht / Das auch ein Weiser hher hlt Als alle Gter dieser Welt / Ja dieses ist / durch welches man / Auch nach dem Tode leben kan. 5. Was Jch pfleg’ am meisten ben Das ist recht von Hertzen lieben Und dabei bestndig sein / Wiltu nun es auch so machen / So hab’ Jch die besten Sachen Allerliebstes Engelein Dein Dafnis schweret nochmahls hier / Sein Leben steht allein bei dir / Drm Schnste soll Er nicht vergehn / So laß’ Jhm wahre Liebe sehn.

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Dafnis hertzliches Klaglied / Als er von seiner allervollenkommensten ­Florabellen einen ber die mahsen traurigen Abscheid muste ­nehmen.



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2. Ach wie trelich hast du doch Florabella mich geliebet / Ja mein Schatz / du libest noch / Ob es dich gleich sehr betrbet Daß der Neid getrennet hat Unsre tre verknpfte Hertzen / Welche nun fr bittern Schmertzen Wissen weder Trost noch Raht

Florabella

3. Florbell’ / in dem du mir Tausend Ksse pflagst zu geben Fhlt’ ich Schnste fr und fr Ein fr mich erwnschtes Leben / Honig / Nektar / Zukker / Wein Pflag dein ssser Mund zu schenken / Was soll aber ich gedenken Nun es muß geschiden sein! 4. Mit was Freden pflagst du mich Florabella zu begrssen / Ja du wustest krfftiglich Mir mein Leiden zu versssen / Pflag sich nicht dein edler Sinn Jmmer fohrt nach mir zu sehnen? Ach / wie flossen deine Thrnen / Kahm ich nicht so pltzlich hin. 5. Kahm ich denn / so ward ich bald Dergestalt von Dir empfangen / Daß das Kssen laut erschalt’ Und sich frbten unsre Wangen / Da war Liebe / da war Lust / Da war hertzlich sich erfreen / Da war drkken sonder scheen Mund an Mund / und Brust an Brust. 6. Bald erstarrt’ ich wunders voll Deine Schnheit zu betrachten / Du hergegen pflagst mich wol ber Frsten hoch zu achten /

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Dafnis war dein Trost und Licht / Florabella war mein Leben / Tglich must’ ich dich erheben / Diß war dein’ und meine Pflicht. 7. Aber o der bsen Stund’ Als der Neid uns hiesse trennen Hertz und Augen / Brust’ und Mund / Wolt uns keinen Kuß mehr gnnen / Jch war Tod / du sonder Bluht / Jch erkltet / du gestorben / Beide schienen wir verdorben Sehet doch was Liebe thut! 8. Hundert tausend guhte Nacht Florabella Preiß der Erden / Mein Versprechen hab’ in acht / Nimmer wil ich treloß werden. Du / du bleibest meine Sonn’. Jch dein Dafnis sonder Schertzen / Laß uns tauschen mit den Hertzen / Auff! wir mssen doch davon.

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An die Zweige der dikken Bume / Unter welchen sich Dafnis auffhielte / als er seine ­vielerwnschete Florabellen einen schnen Wald mit grossem Pracht sahe herein treten.



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2. Zweiglein / sauset in die Wette Gleichsahm einen Lobgesang Eh’ die Schnste geht zu Bette Und man hrt der Frsche Klang / Denn wil ich die Stimm’ auch schwingen Florabellen zu besingen.

Florabella

3. Neiget ech doch bald’ ihr Eichen Gahr zur Erden mit Begier / Florabellen seh’ ich schleichen Hinter jenem Busch herfr / Ach! was trag’ ich groß Verlangen Florabellen zu empfangen! 4. O du schnster Tag im Lentzen Febus machet dich zwahr rein / Nun ich aber sehe glntzen Florabellen Agelein / Wirst du schner als die Sonne / Eile doch mein Hertz und Wonne! 5. Ja / sie komt mit sanften Schritten / Denket / welch’ ein Himmels Pracht! Dikker Wald / laß dich erbitten / Oeffne dich mit gantzer Macht / Denn so wil ich nher treten Florabellen anzubehten.

Florabella laß mich knien Nur fr deiner Majestat / Dafnis wil nur vollenziehen Was er dir versprochen hat / Laß’ ihn / soll er nicht verderben Schnste / deinen Schlaven sterben.

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Dafnis versichert seine zwahr abwesende / aber iedoch allergetreste Florabella ungefrbter ­Standhafftigkeit in ihrer beiderseits auffrichtigen ­Ehrenliebe.

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2. Jch habe dir / mein Leben / So gntzlich mich ergeben / Daß ich auch bin bereit Mich Armen selbst zu hassen / Ja gahr die Welt zu lassen Fr deine Treffligkeit. 3. O Schnste Florabelle / Jch sitz’ an dieser Stelle So manchen lieben Tag /

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Jch sitz’ in tieffen Sorgen / Laß Abends als den Morgen Erschallen meine Klag’.

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4. Jch fhl’ in meinem Hertzen Auch wol dein’ eigne Schmertzen / So / daß der Libe Gluht / Das Fer der Edlen Geister Wird meiner Seelen Meister Und wunder an mir thut. 5. Doch wil ich dapfer stehen / Wenn ich nur dich kan sehen Und deiner Augen Licht / Sie mehren meine Flammen / Sie fgen uns zusammen Krafft treer Libe Pflicht. 6. Diß ist mein Trost im Leiden / Daß auch der Feinde neiden Uns gahr nicht trennen kan / Wie du nun bleibst bestendig / So werd’ auch ich nicht wendig Komt gleich der Tod heran. 7. Du Frstinn’ aller Frauen Wenn wir einander schauen / So denk’ in deinem Sinn / Wie Florabellen Leben Dem Dafnis ist ergeben / So nem’ ich Seins auch hin.

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8. Ja / nim es meine Schne / Welch’ ich so fredig krhne Mit lauter Ehr’ und Ruhm / Kein Unfall soll uns trennen / Auch sterbend wil ich nennen Dich meiner Seelen Bluhm.

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Eines ungewissen / Dafnis betrbtes Klaglied / ber die Grausamkeit seiner Astræen.



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2. Jch seuffze bei der Nacht im tunkeln / Wenn alles schlfft in ssser Ruh / Und wenn die bleichen Sterne funkeln Schliess’ ich die Augen nimmer zu / Die Augen welche Thrnen giessen / Die gleich / wie Wasser von mir fliessen / Ach sprich geflt dirs denn so wol / Das Jch so klglich sterben sol?

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3. Wird denn der helle Tag gebohren Der alles wieder Leben macht / So ist mein Leben doch verlohren / Jch sphre nichts / als finstre Nacht / Jch irre durch die wste Wlder / Und ruffe dich durch alle Felder / Ach sprich / geflt dirs denn so wol / Das ich unschldig sterben sol. 4. Jch schneide schier in allen Bumen / Und schreibe stets ins feuchte Sand / Das / was mir pflegt von dir zu trumen / Wie dir / mein Leben ist bekant. Ach wiltu noch nicht unterlassen Astræa / deinen Knecht zu hassen? Ach sprich / geflt dirs denn so wol / Das ich erbrmlich sterben sol? 5. Was hilfft mich denn bestndig Liben / Wenn du ein Hertz von Felsen hast / Und wilt nur Tirannei verben An den / der dich ins Hertz gefast? O Grimmigkeit / o bittres lieben Jn dessen ja ich bin getrieben / Ach sprich / geflt dirs denn so wol / Das ich in Unschuld sterben sol? 6. O eitles hoffen ohn geniessen / Mein bittrer Tod ergreifft mich schon / Nun seh ich recht / das Thrnen giessen Nur sei getreuer Liebe Lohn.

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Astræa laß mich deine Wangen / Doch nur ein eintzigsmahl mfangen; Erfreue mich nur einmahl wol / Wofern ich lnger leben sol.

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An seinen unverstndigen Meister Hmmerling / Welcher sich einbildete / daß alle die erdichtete Namen der Schfferinnen / wahrhaffte und von dem Dafnis hochgehaltene ­WeibesBilder weren.

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2. Ja / diß kan ncht anders sein / Dafnis ist durch LibesPein An dem linken Ohr entzndet / Hmmerling hat das ergrndet / Hmmerling das Haubt der Narren Der so gahr verstehet nicht Was nur heiss’ Ein Kunst Gedicht / Wil doch immer mit drein schnarren. 3. Hmmerling der redet wahr / Solten nicht ein zwantzig Paar Der begabten Schfferinnen Jhren Dafnis lib gewinnen? Der Sie niemals zwahr gesehen / Gnnet ihnen doch den Preiß / Weil Er ihre Nahmen weiß / Welch’ in vielen Bchern stehen. 4. Fillis komt auß Frankreich her / Perlemund weit bers Meer / Florabell’ aus Welschen Landen / Galathe’ ist da gestanden Wo Diana pflag zu baden / Rosimind’ ist Spannisch gahr / Lilliet / hat hundert Jahr’ Und wol mehr auf Sich geladen. 5. Wer’ es nicht ein feines Stk / Sein Gewissen / Ehr und Glk So gahr liederlich verschertzen? Nein / man nimt diß mehr zu Hertzen

Florabella

Als die Venus Narren pflegen / Namen sind es und nichts mehr / Dafnis suchet Kunst und Lehr Auß der Sprachen Grund zu legen. 6. Ronsard und der Theophil Fhrten ihn zu diesem Ziel / Auch Petrarch hat ihm gewiesen Wie die Tugend wird gepriesen / Hat Er nun die Schfferinnen Schon gerhmet? Ei wollan Tugend trieb ihn / welche kan Auch Ein steinern Hertz gewinnen. 7. Wunder / wunder / wunder Ding / Daß der Meister Hmmerling Der sonst wol bekante Hase Geht davon mit Einer Nase Lnger / als des Dafnis Prgel / So recht! Nunmehr wirds geschehn Dafnis Lider werden stehn Ewig auff der Musen Hgel.

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Eines ungewissen / Er muß und wil die schne Rosabella lieben.

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2. Unter allen Schfferinnen Hat bishero keine nicht Knnen diß mein Hertz gewinnen / Aber deiner Augen licht / Welches stundlich mich bestrikte / Als ich erstmahls dich erblikt / Macht / daß ich / Hertz / Muht und Sinn Hab’ auff dich gerichtet hin. 3. Zrne nicht mein liebstes Leben / Das ich darff so khne sein / Und nach deiner Liebe streben /

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Ach die Schuld ist ja nicht mein / Deiner Schnheit mag ichs danken / Das ich sonder alles wanken Dein ergebner Diener bin Allerschnste Schfferinn. 4. Deine Schnheit kan ja blenden / Alle / die nur ungefehr / Jhre Augen auff dich wenden Wenn du prchtig trist daher Pfleget gleich der Neid zu toben Muß Er doch gezwungen loben / Deinen hochbegabten Sinn / Tugend Edle Schfferinn. 5. Nun mein Hertz ist nicht von Steinen / Das durch solche Himmelspracht / Als an dir man siehet scheinen / Es nicht wrde weich gemacht Da sich solche Gaben finden / Ach! wem solten die nicht binden Hertz und Seele / Muht und Sinn / Allerlibste Schfferin. 6. Bin ich denn / o Glantz der Erden / Deiner Liebe gleich nicht wehrt / Kan mir schon das Glck nicht werden / Das / die so mein Hertz begehrt / Mchte mein Verlangen stillen / Wil ich dennoch wieder Willen Dich / o Schnste Schfferin / Lieben / weil Dafnis bin.

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Eines ungewissen / Florana behlt den Preiß vor allen.



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2. Wie der Sonnen gldnes strahlen / Aller andern Sternen Pracht / Die den Himmel bunt bemahlen Gantz und gar zu Schanden macht Luna muß sich eiligst pakken / Alle zeigen sie den Nakken / Wenn der Sonnen gldne Zier / Trit aus Jhrem Ort’ herfr. 3. So kan der Floranen prangen / Also kan auch Jhr Gesicht /

Florabella

Also knnen Jhre Wangen / (Wie die Sonn der Sternen Licht) Aller Nymphen Zier verdunkeln / Jhrer Schnsten Auglein funkeln / Macht / daß sie beschattet stehn / Und beschmet untergehn. 4. Neulich hastu Schnste mssen Deinen wundersssen Mund / Vielmahl von mir lassen kssen / Der die Hertzen macht gesund. Ja ich hab’ in selber Stunden Auch nicht weniger empfunden / Galathe / zur Abendzeit / Deiner Lippen sssigkeit. 5. Aber Galathe halt’ innen / Es komt deine Sssigkeit Nicht bei dieser Schfferinnen / Nein / o nein / das fehlet weit. Jhr kanstu dich nicht vergleichen / Ja fast nicht das Wasser reichen / Jhrer Lippen ssser Saft Gibt fr allen andern Krafft. 6. O wie selig ist zu schtzen / Den dies Nectar ssse Naß Dermahleins wird stets ergetzen / Jch frwar bekenne das / Welchen ihres Mndleins drkken Nicht kan alsobald entzkken / Und durch Liebe nehmen ein / Der muß mehr als steinern sein.

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Eines ungewissen / Der Schffer Tityrus beklaget sich / wegen der ­Abwesenheit seiner Rosillis.



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2. Jezt heisset mein verhngnis mich Jn abgelegnen Feldern leben / Doch sol mein Hertz / das einig sich Rosillis hat zu Dienst’ ergeben / Von seiner Treue nimmer weichen / Jhr hohe Tannen und ihr Aichen / So lang’ ihr smptlich werdet stehn / Sol auch ihr Name nicht vergehn.

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3. Des Morgens / wenn des Titans Licht Wird durch den feuchten Nebel dringen / Sol ihr zu Ehren ein Gedicht Auff meiner Schfferpfeiff’ erklingen / Bis Echo in den Wsteneien / Wird nichtes als Rosillis schreien / Rosillis meine Freud’ und Ruh / Rosillis / Ach wo bleibestu? 4. Ja wol! wo bleibestu? die Zeit Und auch das Glck hat uns getrennet / O Ausbund aller treffligkeit / Ob schon mein Hertz kein Scheiden kennet / Ja solten wir / wie wol zu trauen / Einander nimmer wiederschauen / Sol dennoch liebstes Engelin / Dein nimmermehr vergessen sein. 5. Jch scheue keine Seegefahr / Noch andre wiederwertigkeiten Jch frchte keine MrderSchaar / Mag deine Gunst mich nur begleiten Mein treues ungefrbtes Hertze / Jst muhtig / mitten auch im Schmertze / So lang’ ich Schnste Schfferin / Jn deiner Gunst und Gnade bin.

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Eines ungewissen / Dafnis beklaget sich / daß Er der Liebe seiner Chloris nicht geniessen kan.



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2. Ach / sprach Er in tieffen Schmertzen / und in hchstberbten Sinn Wo ist meine Schfferin Chloris die du meinem Hertzen Schaffest so viel Angst und Pein / Mchtestu doch bei mir sein. 3. Mchten auch so unsre Leiber / Eins von andern sein bekst Wie mein Hertz an deinem ist O du Ausbund aller Weiber / Ach so wrd mir Hlff geschehn / Mir / der Jch sonst muß vergehn.

Florabella

4. Kan ich denn nicht zu dir kommen / Bin Jch doch / o meine Zier / Noch nicht so gar weit von dir Gleichwol wird mir das benommen / Was fr alles in der Welt Meinen matten Geist erhlt. 5. Was ich schmekke / was ich sehe / Was ich fhle was ich hr / Nichts erfreuet mich nunmehr / Ob ich lieg’ / und ob ich stehe Meine Seel hat keine Ruh / Denn mein Schmertz nimt immer zu. 6. Du nur meines Lebens Leben / Bist es die mir helffen kan / Ei / was fehlet denn daran / Daß du mir das nicht magst geben Das mich hat in Noht gebracht und auch wieder leben macht. 7. Selig seid ihr Fisch zu schtzen / Die des klugen Himmels Raht Jn das Meer gesetzet hat / Da ihr sicher fr den Ntzen / Da ihr frei von allem Leid / Jmmer frisch und frlich seid.

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8. Selig die ihr in den Lfften / Habt das freie Lufftgezelt Euch zur freiheit auserwehlt / Selig / die ihr in den Klfften / Jedes Thier mit seinem Paar / Kont verbringen eure Jahr. 9. Ach der einmahl mchte wissen / Wie doch muß zu Muhte sein Einem freien Fischelein / Daß da lebet in den Flssen / Daß da weiß von keiner Noht Bis es fhlet seinen Tod. 10. Nichts als seufftzen / nichts als Flehen / Nichts als Angst / und bitrer Schmertz / Quhlet mein verliebtes Hertz / Sterben / und doch nicht vergehen Jst mr leider gar nicht neu / Ach mein Leid ist mancherlei. 11. Halt betrbte Seel halt’ innen / Halt und komme nicht zu weit Jn der schnden Traurigkeit. Hemme die zerstrte Sinnen / berwinde / wie ein Mann / Das was man nicht ndern kann.

Florabella

12. Nichtes als gedltig Leiden Jst der beste Raht hiebei / Ach! o bittre Artzenei / Dieses weiß ich / daß das Scheiden Mich betrbten endlich doch Lsen wird von diesem Joch. 13. Kan ich dir sonst nichtes geben Meiner Seelen Herscherin / Ei so nim die Sefftzer hin Dafnis / dem du gibt’s das Leben / Jst und bleibt dein treuer Hirt / Weil Er Dafnis heissen wird.

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Eines ungewissen / Thyrsis beklaget die Unglkseligkeit seiner Liebe / an die schnste Rosillis.

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Florabella

2. Jch liebe dich von Hertzen Grund / Das wil ich gern bekennen / Ach mchte nur dein ssser Mund Mich auch den deinen nennen. Ach knt’ es sein / Das mir allein / Rosillis / liebstes Leben / Du mchtest dich ergeben 3. Jch zweifle gar an deiner Gunst Und gegenlieb mit nichten Bin ich gleich nicht von grosser Kunst / Und weiß nicht viel zu dichten / Ein Schfferknecht / Nur schlecht und recht / Der nicht mit sssen Weisen Dich Schnste / gnug kan preisen.

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4. So trau ichs dir doch nimmer zu / Daß du in steten Flehen Mich wrdest lassen sonder Ruh Jn solcher Pein vergehen / Sonst wrd ich dich Gantz grausamlich Hernach zu jeden Tagen Fr alle Welt verklagen. 5. Ach! aber Ach! das falsche Glck Das wil mirs nicht zugeben / Es bet itzo seine Tck’ An mein betrbtes Leben / Das saget Nein / Es kan nicht sein / Drm muß ich dich verlassen / und selbst mein Leben hassen 6. Ei sol und muß es denn so sein / Was dienet viel geklaget / Ob schon mein Hertz in seiner Pein Nach niemand anders fraget / Als bloß nach dir / O Schnste Zier! Befreit mich doch das Scheiden / Zu letzt von allem Leiden. 7. Solt’ aber etwa ferner noch Dem Himmel es behagen / Daß ich diß schwere Liebes Joch Noch lnger mste tragen.

Florabella

So wird das Licht Doch kommen nicht / Das ich nicht dein gedencke / und harte seufftzer schencke. 8. Wer weiß auch / obs geschehen wird / Daß ich sol sehen mssen / Wie etwa dich / ein fremder Hirt / O Schnste wrde kssen? O nein das kan Nicht gehen an / Viel ehr wil ich bei Zeiten Mein Grabmahl mir bereiten. 9. Jmmittelst Schnste / lebe wol und weil Jch in den Wiesen / Wie ein verbundnes Hertze sol Dich immer hoch gepriesen / Laß deinem Knecht Daß letzte Recht / Daß er verdienet bleiben / und so die Grab-Schrifft schreiben. 10. Hier liegt ein Schffer / welcher pflag Zu weiden bei den Flssen / Er hat geliebet / aber Ach! Er kont’ es nicht geniessen. Das bracht’ ihm Noht / Ja gar den Tod / und muß nach seinem Willen / Jetzt dieses Grab erfllen.

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Betrachtung aller weltlichen Eitelkeiten Welche vielmahls wider die wahre Tugend streiten /



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2. Schau Liebster an Was doch ein Mensch im Leben Erhalten kan / Dem anders nichts gegeben Als Angst und Noht / Zu letzt der Tod / Diß ist der Schluß von allen Sachen / Der uns o Pein! Das End’ allein Nach allem Eitlen Thun muß machen. 3. Was ist das Gelt? Die Quahl der schlechten Hertzen / Was ist die Welt Ein Zuchthauß voller Schmertzen / O Menschen Kind Der du geschwind Diß alles must so bald verlassen / Warm wilt du Die sichre Ruh Des andern Lebens doch so hassen. 4. Was ist die Lieb? Ein Tand der Edlen Geister / Ein Hertzen-Dieb / Ein unverschmter Meister / Ein Thoren Kampf / Ein rechter Dampf / Der schleunig muß hieselbst vergehen / Ein Narren Strik Das sonder Glk Jn Trauren muß allzeit bestehen.

Florabella

5. O Eitelkeit! Du rechte Pest der Jugend / O schnelle Zeit! Du Mrderin der Tugend Du bleibest doch Ein schweres Joch Den Menschen Kindern auf der Erden / Denn was nur lebt / Was fleucht und schwebt / Muß lauter Staub und Aschen werden.

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Eines ungewissen / Dafnis preiset die Schnheit seiner Roselie.

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2. Das deiner Augen glantz mich so verletzet / Macht / daß die Schnheit sich darein gesetzet / Darm auch deine blikkelein Als Ursprung vieler Schmertzen / Die allerstrksten Pfeile sein Jn meinem jungen Hertzen. 3. Ach zrne nicht mit mir / weil ich es wage / Und alles frei herauß von Hertzen sage Die Lieb hat mir mein Hertz verwundt Es wil vor Liebe brechen / Die Liebe legt mir in den Mund Was meine Zung muß sprechen.

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4. Wer knte dich / o ssses Kind / ansehen / Und unverliebet wieder von dir gehen / Von dir / o Himlische Figur / Jn welcher ist gesetzet / Das alles / was sonst die Natur / Fr lauter Himlisch schtzet. 5. Jch kan mich deiner Gunst nicht wrdig nennen Doch dieses / Schnste / wollestu mir gnnen / Das dein getreuster Diener mag Forthin fr allen Dingen Dein hohes Lob zu Nacht und Tag Auß gantzer Macht besingen. ENDE.

Dennemark ein Erbkönigreich 1660

Dennemark ein Erbknigreich / Das ist /

Allerunterthnigste Glkwnschung / nebenst wahrhaffter / Historischer Erzehlung / An Den Durchluchtigsten / Grosmchtigsten Frsten und Herren / Herren

Friederich den Dritten /

Zu Dennemark / Norwegen / der Wenden

und Gohten Knig / Hertzogen zu Schleswig / Holstein /

Stormaren und der Dithmarsen / Grafen zu Oldenburg und Delmenhorst / Seinen allergndigsten Knig und Herren / Welcher Gestalt / dero Kniglichen Majesttt / wie auch allen Deroselben Kniglichen Erben und Nachkommen / Mnnlicher und Frulicher Lineen / das Knigreich Dennemark / als ein freies Erbreich / von dero smtlichen / Allergehohrsamsten Stnden und Unterthanen / allerunterthnigst ist bergeben und aufgetragen /

Zu Bezeugung Seiner / und aller Aufrichtigen / Gott- und Jhren

Knig treulibenden Holsteiner / hertzinniglichen / deswegen geschpften Freude / Aus allerunterthnigster Schuldigkeit / aufgesetzet und hervor gegeben Von

Johann Rist /

Sechs und zwantzig Jhrigem Prediger / zu Wedel an der Elbe / dero Rmischen Kiserlichen Majestt verordentem Pfaltz-HoffGrafen / Frstlicher Durchleuchtigkeit zu Meklenburg / bestaltem Raht.

Lneburg / Gedrukt durch die Sterne / Im Jahr Christi / 1660.

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DU treflichster Monarch im Norden / welches Thaten Durch Gottes Beistand sind so treflich wol gerahten / Das nicht Europa nur / besondern alle Welt Dich preiset fr und fr / Dich / unsern Zimberheld. Verzeih’ es deinem Knecht’ / und zwahr bei solchen Ehren / Das Ich auch kommen darf / getreulichst zu vermehren Dein hchstverdientes Lob / verzeih’ es deinem Knecht’ O grosser Friderich / der Ich itzt schlecht und recht Bedacht bin / Schriftlich an das offne Licht zu geben Das / was Dich ewig kan / Du theurer Held / erheben / Ich sehe ja / was sonst von vielen wird gethan: Nun aber bin auch Ich Dein treuster Unterthan / Ich hr’ / und les’ / und weis / was neulich ist geschehen / Da man Dich auf dem Thron der Herligkeit gesehen / Da dir das gantze Reich ward erblich zugebracht / Ein bergrosses Werk / vom Himmel selbst bedacht! Frwahr / dis komt von Gott / der den Gesalbten libet / Der stets Ihm hat vertraut / der Knigreiche gibet Dem tapfren Friderich / als der fr kurtzer Frist Durch jenne Kriegesgluht so scharf gelutert ist. Da heist es nun wol recht: Auf Weinen folgt das Lachen / Auf Regen Sonnenschein. Es ndern sich die Sachen So wunderlich / das auch ein Kind und Jedermann Des Allerhchsten Hand itz wrklich spren kann. War nicht die Noht so gros / das Alles schien verlohren? Man rief uns tausend mahl recht schmertzlich in die Ohren: Nun ists m uns geschehn / das Reich ist schon dahinn / Ach! klagt’ ich bei mir selbst / das ich geboren binn / Den grossen Jammer itz mit Trhnen anzuschauen! Wem solte lnger hie zu leben / nur nicht grauen? Mus den ein solches Reich / das wir wol eh’ gesehn In grosser Herligkeit / itz grausahm untergehn?

Dennemark ein Erbkönigreich

O grosser Friderich / vom Himmel uns gegeben / Wir sorgten stndlich ja fr dein so theures Leben / Auch lag all’ Augenblik die tapfre Kniginn / Der Printz / sein Bruder und die Frulein uns im Sinn? O Knigliches Haus! Sol das dir wiederfahren Was mancher itz beklagt / so kan ich nimmer spahren Die Trhnen / die mein Kleid / und zwahr ohn’ unterlass In dieser grossen Noht und Trbsahl machen nass? In meiner eignen Angst / als mich der Feind mgeben / Zu bringen grimmiglich mich Armen m mein Leben / Da mir ein Tartar schon hatt’ an den Hals gesetzt Den Sbel / der mich doch lies damahls unverletzt / Da meine Brust ward oft durch ein Stileht getroffen / Ja / da nichts weinigers / als Rettung war zu hoffen / Da man mir Weib und Kind wolt’ eiligst richten hinn / Da Bluht und Raub und Tod schien eintzig mein Gewinn / Da mich die Plnderung so grausahm muste krnken / Da kont’ ich nur an GOtt / und nur an Dich gedenken Du theurer Friderich. Ja / was ist Dir geschehn / Als man den starken Feind fr deiner Thr gesehn? Du wurdest Tag und Nacht bestrmet und beschossen / Die grosse Statt war schwach / die Strmer unverdrossen / Granaten / Kugeln / Schroht und was nur fllen kan / Erfllten gantz die Luft und pochten Stndlich ann. Noch blibest du behertzt mit deinem Helden Hauffen / Als welchem oft die Macht der Feinde must’ entlauffen / Die schlugest du zu rckk / und hast also gekriegt Daß in der hchsten Noht du rhmlichst obgesiegt. Was zeih’ ich aber mich / die Sachen zu beschreiben / Welch’ ehe Freud’ und Lust / als Traurigkeit vertreiben? Es ist das Kriegen an die Seite ja gelegt / Und nun an dessen statt ein herlichs Fest gehegt / Ein Fest / desgleichen nie bei Dennemark gesehen / Ein Fest / an welchem ein so grosses Werck geschehen /

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Das aller Dichter Witz und Kunst zu diser Frist Es zu beschreiben recht / noch viel zu weinig ist. Dis sind ja Gottes Werk / und nicht nur Menschen Sachen / GOtt ist allein der Mann / der nderung kan machen / Voraus im Regiment: GOtt ists / der uns ergetzt / Der Knig Friderich auf Seinen Trohn gesetzt. GOtt ist es / der den Krieg auch ber uns lies kommen / GOtt ist es / der den Krieg hat wiedrum hinn genommen / GOtt ist es / der uns oft bis gahr zur Hllen fhrt / Und widrum bald heraus / wie man itz klhrlich sphrt. Wie / wen der Himmel sich zur Frhlingszeit verhllet Mit einer schwartzen Wolk’ / und Boreas so brllet / Das oft die Bchen kaum fr seiner Macht bestehn / Wen Blitzen auf den Blitz / wen Schlg’ auf Schlge gehn / Wen Feur die Luft erfllt / wen starke Donner knallen / Wen Oeolus dazu sein Heulen lst erschallen / Wen grosse Hagelstein’ auch strmen auf das Feld / Ja gleichsahm zu vergehn sich neigt die gantze Welt; Den zittern Menschen / Thier’ und was in Lften schwebet / Auch was in Wassern schwimt / samt allem / was nur lebet / Der Mensch luft schnel ins Haus / das Vieh zum tunklen Stall’ / Ein Vglein in die Luft fr solchem Uberfall / Des Himmels Feste bebt / den alles ist mfangen Mit Blitz und Tunkelheit / man wahrtet mit Verlangen / Was Endlich werden woll’ aus diser Hagelfluht / Aus disem Donner / der uns zwinget Muht und Bluht? Bald aber ists gethan / das Wetter wil sich enden / Der Blitz lst pltzlich nach / es fht sich an zu wenden Der Wind nach Osten hin / der Donner hret auf / Die Wolken lassen ab von ihrem schnellen Lauff’ / Es flt kein Trpflein mehr / das Dunkle mus verschwinden / Des Hagels weisse Dekk’ ist nirgends mehr zu finden / Das Feld steht widrum grhn / die zahrte Blhmelein Die richten sich empohr: Der Sonnen gldner Schein

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Erleuchtet alle Welt: Das Dach des Himmels pranget Viel heller als Saffier / der Vogel Schaar erlanget Itz widrum Freiheit / in die weite Luft zu gehn / Die Menschen kan man selbst im Nu verndert sehn / Und / das ichs krtzlich schreib’: Es mus der Kloos der Erden Nach solchem Wetter fast wie neu gebohren werden / Den / was man gleichsahm sah’ ertdtet / bleich und kalt / Wird widrum in der Eil sehr schn und wolgestalt: So gieng es auch mit uns: Es war die FriedensSonne / Der allertheurste Schatz / der Menschen Freud’ und Wonne Uns gahr hinweg gerafft: An statt der Einigkeit War nichts zu finden / als ein Bluhtgefrbter Streit / Ein Ungewitter kahm uns leider / aus dem Norden / Das anders nichts gebracht / als Rauben / Brennen / Morden / Man hrte lauter nichts / als nur TrompettenSchall / Als Trumlen / Paukken / Stkk und Bchsen berall / Die konten grausahmlich / fast wie der Donner spielen / Die Mrser sahe man auf hohe Schlsser zielen / Die Knigliche Statt empfand ein Hagelschaur / Da schwehrlich fr bestund / Wall / Brustwehr / Erd’ und Maur / Die Nacht gab tausend Blitz’ aus schreklichen Karthaunen / Wofr so mancher Held und Ritter must’ erstaunen / Es tummelten bald frh’ / bald spht sich Ross und Mann So grimmig / das kein’ Hand es recht beschreiben kann. In Summa / dises war ein solches Ungewitter / Das uns das Leben macht’ als Gall’ und Wermuht bitter / Demnach wir auf dem Land’ auch nicht ein Stndelein Fr unsrer Feinde Trutz gesichert konten sein. Schaut aber / was geschah’! In dem der Knig kmpfet Mit seiner Helden-Schaar / und fein gemhlich dmpfet Dis Wetter / das uns schier verschwemmet grausahmlich / Da wendet sich das Blatt / die Zeiten ndern sich / Die Luft wird widrum klahr / das Kriegen wird verkehret In Fried’ und Einigkeit: Was sich zuvor emphret /

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Wird sanfter als ein Lamm / der MenschenFeind mus fohrt / Und Jedermann der komt nun widrum an den Ohrt Den er zuvor bewohnt. Nun / GOtt sei hoch gepriesen / Der uns so grosse Gnad’ in diser Zeit erwiesen / Nicht aber uns allein: Nein / das was itz geschehn An unserm Friderich / ist wrdig zu besehn. Ihr Vlker / komt herzu: Wir wollen das betrachten / Was man absonderlich mus hoch und Schtzbahr achten / Ja / was der grosse GOtt in diser Lebensbahn An unserm Knig und den Seinen hat gethan. Es war ein schner Tag / desgleichen kaum gewesen In disem gantzen Herbst / und / wie man pflegt zu lesen Im Almanach / so bleibt die Zeit uns wol bekant / Sie wird von Alters her Sanct Lukas Tag genant / An disem ward bedacht durch Gottes sondre Ghte Des Knigs Friderichs recht himlisches Gemhte / Kraft welches Er die Welt hat klhrlich lassen sehn / Das auch in hchster Noht ein Held kan tapfer stehn. Die grosse Ritterschafft / die Geistligkeit / die Brger / Der Landmann und was sonst dem starken Menschenwrger In diser Kriegesgluht mit Noht entgangen war / Erwogen treflich wol die grausahme Gefahr / In welcher Sie gestekt: Sie sehen an die Thaten Der alten Knige / wodurch eh’ wol gerahten Dem gantzen Knigreich / aus welcher hohen Stamm Ihr Grosser Friderich erst Seinen Uhrsprung namm. Sie rhmten billig hoch / wie Ritterlich gefochten Der Knig / als die Feind in Ihrem Lager pochten Und strmeten die Statt mit solcher Grausahmkeit / Das man dergleichen nie gehret weit und breit. Sie glaubten sicherlich / wen Erblich solte fhren Ihr Herr das Regiment / das man den wrde sphren Gahr bald viel grsser Lib’ und Neigung / als vorhinn / Drauf ward aus viler Hertz ein Hertz / ein Muht / ein Sinn /

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Die Stnde traten auf / Sie fiengen an zu bitten Die hohe Majesttt mit angenehmen Sitten / Das Knig Friderich in Gnaden doch allein Ihr Erbherr / Knig / Frst und Vatter wolte sein? Der Knig / als Er dis recht klglich hat betrachtet Und blos fr Gottes Werk / als es auch war / geachtet / Stund dises endlich zu / ja nam in Gnaden an / Was durch des Himmels Raht begehrt itz jederman. Hierauf nun ward gar bald der Handel vollenzogen / Recht fr des Knigs Schloss / woselbst man hat gepflogen Viel’ Herligkeit: Es ward ein Schauplatz aufgemacht Mit rohtem Tuch bedekt / da den nicht schlechten Pracht Man disen Tag gesehn: Den / erstlich war gestellet Hie das LeibRegiment / das manchen Feind gefellet / Gleich fr dem Schauplatz stund die tapfre Brgerschaft Zwlf schner Fhnlein stark / so vielmahls ihre Krafft In der Belgerung mit grossem Muht erwiesen / Weswegen Sie mit Recht auch ewig wird gepriesen / Den / wer in solcher Noht nur Heldenthaten thut / Dem bleibt ein ewigs Lob / der tapfren hchstes Guht. Zur Seiten war mit Lust die Reuterei zu schauen / Wofr dem starken Feind’ auch vielmahls pflag zu grauen / Wobei da Fusvolk stund / das manchen harten Streit Mit Ruhm gehalten hat in jenner Kriegeszeit. Drauf kahm die Ritterschafft mit Pauken und Trompetten So herlich auf den Platz / das man schier drfte wetten / Das alte Heldenvolk der Rmer lebt’ aufs neu / Weil alles hie geschah aus wahrer Lib’ und Treu. Die Hoffmarschallen und Heerholden musten fhren Die prchtig’ Ordnung / da man klhrlich konte sphren Mit was fr Hertzens Lust dis hohe Werk geschehn / Demnach da lauter nichts / als Eintracht war zu sehn. Die Bluhtfahn’ hat Herr Krabb’ hie freudig vorgetragen / Man sahe ferner / wie Herr Rantzou mit Behagen Des Reiches Apfel trug / und den das Schwehrt Herr Troll / Den Zepter Herr Pasberg / wie sichs den schikte wol.

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Der Herr Reichskantzler / der von Uhren trug fr Allen Die gldne Krohn / dem Reich’ und Knig zu gefallen / Drauf Seine Majesttt / zusamt der Kniginn Mit grosser Herligkeit und Ehren zog dahinn. Der Printz / sein Bruder und die Printzessinnen liessen Sich negst den Eltern sehn: Sie solten auch geniessen Des hohen Glkkes und hinfhro Gross und klein Auf jeden Sterbensfall des Reiches Erben sein. Der Knig / sein Gemahl und Kinder liessen tragen Den Himmel ber sich / von welchem man kan sagen: Das er von Silber und von Sammit schn gemacht Durch sechszehn Edle ward gahr prchtig fohrtgebracht. Die klugen ReichesRht’ / als auch das Frauenzimmer Folgt’ hie fein sittig nach / da war ein solch Geschimmer / Als wen der Sternen Heer am hohen Himmelshaus Im Fall’ ein heller Luft / lst seine Strahlen aus. Die Herren Geistliche / der hohen Schuhl Verwante / Der vielen Sttt’ / als auch des Landvolks Abgesante Die folgten ordentlich: Es war mit Lust zu sehn Den Knig und sein Reich daselbst versamlet stehn. Bald hat der Knig sich auf seinen Trohn gesetzet Zusamt der Kniginn / die Printzen hoch geschtzet Die namen ihren Sitz zur Rechten / das ja fein Die Printzessinnen zu der Linken knten sein. Das Frauenzimmer und die ReichesRht daneben Die haben ordentlich zur Seite sich begeben / Schnell ward es Alles still / drauf hrte man mit Ruh An Kantzlers statt hieselbst dem Herren Ritzen zu / Der redete gahr schn / und als dis aus gewesen / Da ward von Ihm der Eyd den Stnden frgelesen / Der Eyd / den Edelleut’ und Priester auf dem Plaan / Die Brger und zuletst das Landvolk gern gethan. Drauf Si dem Knig und der Kniginn die Hnde Geksset allzumahl. So Glklich lief zum Ende Dis hochgeschtzte Werk / das gleich zu diser Fahrt Mit sonderbahrer Freud’ und Pracht beschlossen ward.

Dennemark ein Erbkönigreich

Drauf hrte man viel Stkk’ und Musquetaden knallen / Die Tromlen / Pauken und Trompetten frisch erschallen / Der Schauplatz und das Tuch ward alles preis gemacht Und pltzlich durch das Volk zerstkt und weg gebracht. Auch Jhre Majestt die haben angerichtet Ein Knigliches Mahl dem Volk / das sich verpflichtet Zur Unterthnigkeit. Der Erbherr zwahr war froh / Jedoch sein Volk vielmehr / als welches Er also Begndigt / das es Ihm nie gnugsahm konte danken / Drum wolt’ Er Ewiglich von seiner Treu nicht wanken / Da rief man berlaut: O Knig Friderich Du Erbherr dises Reichs / der Himmel segne Dich Er lass’ in tausend Glied’ aus Dir uns Herscher schauen Als Erben Beiderseits fr Mnner und fr Frauen / Den Alles / was von dir / O Held / entsprossen ist / Behersche dises Reich gantz frei zur jeden Frist. So ward in Dennemark dis grosse Werk vollendet / So hat sich (wie man sagt) das Rad und Blatt gewendet / Der vor verpflichtet war / lebt nunmehr gntzlich frei / Wer merket nicht / das dis von GOtt verordnet sei? Den / Lib’ und Einigkeit die kommen sonder zweifel Von dem / der ewig libt: Die Zweitracht ist vom Teufel / Der doch dis hohe Werk mit aller seiner Macht Nicht sthren knt’ / ob wol der Neid es kaum gedacht. Die Fama floh’ herm / und lies gahr laut erschallen Den Ausgang diser Sach’ / an welcher trug Gefallen Ein grosses Theil der Welt / das Gott von Hertzen libt / Das Dir / O Friderich / den hchsten Ruhm itz gibt. Wie grslich sind auch wir in Holstein itz erfreuet! Wo man mit lauter Stimm’ an allen Ekken schreiet: Gelobt sei GOtt der Herr / der itz nach seinem Raht Den liben Knig so gahr reich gesegnet hat. Gelobt sei GOtt der Herr / der auch des Knigs Kinder So herlich hat gemacht / das Selbige nicht minder Die Knigliche Krohn’ / im Fall’ es Gottes Hand So schikken wrd’ hieselbst stets tragen mit Bestand.

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Gelobt sei GOtt der Herr / der nach dem Kriegsgetmmel Des Knigs Haus gebaut / ja der von seinem Himmel Auf Dennemark gesehn / der den Gesalbten libt Und Ihm’ ein festes Reich nach vilem Trbsal gibt. Gelobt sei GOtt der Herr! Frwahr / nun kan man merken / Wie herlich das er hilft / wie mchtig er kan strken Was schwach und jamrich war. Gelobt sei GOtt der HErr / So schreit der Edelmann / so ruft der Prediger / So spricht die Brgerschaft / so sagt der Baur im Lande / So schreien Jung’ und Alt’ am schnen Elbestrande / So ruft gantz Dennemark / so ruft die Norderwelt / So ruft das weite Meer / so ruft der breite Behlt / So gibt hievon Bescheid das Bergichte Norwegen / Das alte Knigreich / itz preist es disen Segen / Womit des Knigs Haus so wunderschn geschmkt Und in dem FriedensJahr aufs herlichst ist beglkt. Die Zeitung ist auch gahr nach Island hinn gelauffen / Das sich drob sehr erfreut: Da siehet mann mit Hauffen Das Volk zusammen gehn: Da spricht ein jeder frei: Wie Dennemark nun gahr ein Erbreich worden sei. Da hlt man Freudenfest / als sonst auch ist geschehen Im gantzen Knigreich / und dis mus ferner gehen / Den Knig Friderich hat gahr ein weites Land / Wie den Gelehrten ist von langer Zeit bekant. Ich zweifle gntzlich nicht / man werd’ in Grhnland wissen Von disem grossen Werk: Es ist doch stets geflissen Das flchtige Gercht in alle Theil der Welt Zu streuen aus / was sich in Wahrheit so verhlt Wiewol es oft auch fehlt. Ich weis / man wird noch sagen Von diser Herrligkeit / wo Phebus seinen Wagen Vier Monaht oft verbirgt / so / das die lange Nacht Die Menschen lebendig als wie vergraben macht. Dis NordAmerica gehrt zu deinen Reichen Du grosser Friderich / wo weisse Bhren schleichen /

Dennemark ein Erbkönigreich

Wo manches WallRoss tobt / Ja wo zu finden ist Das Einhorn / welches nicht fr gahr zu langer Frist Herr Hinrich Mller uns durch Schiff hat lassen bringen / Wovon man billig solt’ ein sonders Liedlein singen Dem wehrten Mann zum Ruhm: Doch mus zu disem mahl Ich schweigen / bis mir wird ein ander Freudenstrahl Entznden das Gemht. Ich wolte dis nur schreiben / Wie weit die Fama werd’ ihr stetig’ Arbeit treiben Von disem hohen Werk. Auf meine Feder / auf / Und gnne meiner Faust den Flgel-schnellen Lauf / Las sie dis grosse Werk in alle Lnder bringen / Las mein’ Uranien davon mit Freuden singen Und wnschen Glk und Heil dem Grossen Friderich / Ja / der dis hertzlich thut / O Knig / der bin Ich. Zufoderst dank’ ich GOtt / der dises so gefget / Das itz dem Knig’ und uns allen wol genget / Ja Gott den preis’ ich hoch / der dises so geschikt / Das nun das Gantze Reich gantz herlich ist erquikt. Gesegnet mssen sein / die durch Ihr’ hohe Gaben Und sonderbahre Treu dis Werk befodert haben / Ich zweifle nicht / das GOtt / der Knig / und die Krohn’ Ins knftig’ Ihrer Mh’ und Redligkeit den Lohn Als Gnade / Dank und Ehr’ aufs beste schenken werden / Es mss’ Euch wol ergehn / Ihr tapfre Leut’ / auf Erden / Und / wen Ihr schon der Welt gegeben guhte Nacht / So wird doch Eurer Treu wol ewiglich gedacht. Der Himmel mus zuletst Eur’ edle Wohnung bleiben / Aus welcher weder Zeit noch Neid Euch kan vertreiben / Fahrt Ihr nur immer fohrt Dem Grossen Friderich Zu dienen / als Jhr thut / Eur Lob bleibt Ewiglich. Immittelst wil auch ich / sampt meinen Anverwanten / Auch Freunden / Brdern und mit allen Landsbekanten Ersuchen unsern GOtt / das er ein starker Schutz Des Knigs wolle sein / das keiner Feinde Trutz

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Den theuren Friderich / den wir viel hher schtzen Als alles Guht der Welt / nicht knn’ hinfohrt verletzen / O Jesu / walte Du / stets ber diesen Held Mit deiner Gnad’ und Lib’ / auf das die Norderwelt In stetserwnschter Ruh’ / in Fried’ und Wolfahrt lebe / Doch nach der HimmelsLust fr allen eifrigst strebe / Den alles / was die Welt so hoch zu liben pflegt / Bleibt doch nur Staub und Dampf / wen man ins Grab uns legt. Las ferner dir / O GOtt / in Gnaden sein befohlen Die schnste Kniginn / Dir ist ja nicht verhohlen / Wie Sie den Knig samt den Unterthanen libt / Wie rhmlich das sie lebt / und nur die Sanftmuht bt. Der Erbprintz / grosser GOtt / das Wohnhaus hoher Tugend Bleib’ unter deinem Schutz’ in Seiner frischen Jugend / Herr / gib Ihm deinen Geist / Kraft / Klugheit und Verstand / Das Seiner sich erfreu das gantze Zimberland. Sein Bruder / Herr Georg / ein Hertzog / dessen Gaben Sehr grosse Hoffnung schon der Welt gemachet haben / Der wachs’ auch freudig fohrt. HErr / lass’ ihn dir allein Zur Lust dem hohen Haus’ / hin stets befohlen sein. Die Printzessinnen All / aus Knigen gebohren / Jn Tugend / Hfligkeit und Schnheit auserkohren / Die halt’ / O treuer GOtt / in deiner Gnadenhuht / Das Sie nur liben dich / Ihr allerhchstes Guht Und knftig in der Welt nach deinem Raht erfreuen Das hchste Frsten-Bluht / das Dennemark mit Treuen Und wahrer Libe meint. Ihr Schnste Sonnen Ihr / Ihr Printzessinnen geht / lebt / blhet fr und fr. Erhre meinen Wunsch du treuer Menschenhhter / Ich weis / du gibst uns Dis / dazu der Seelen Ghter / Es breitet sich schon aus dein heller Gnadenschein / Vermehr’ ihn / grosser GOtt / wir wollen Dankbahr sein. ENDE.

Nachwort Editionskriterien Alle Texte werden im Wortlaut der jeweiligen Erstausgabe unter Berücksichtigung der vom Drucker am Ende aufgelisteten Errata wiedergegeben. Es erfolgt lediglich die zusätzliche Korrektur von ­offenkundigen Druckfehlern (auch in der Seiten- und Verszählung), eine Auflösung der drucktechnischen Abkürzungen (Tilden, Abbreviaturen der Endungen u. ä.; z. B. auch dz zu daß bzw. das, wz zu was oder d’ zu der) und eine moderate Vereinheitlichung der Schriftgestaltung (z. B. Verzicht auf Unterscheidung zwischen rundem s und Schaft-s, Verzicht auf unterschiedliche Schriftgrößen und Hervor­ hebungen durch Fettdruck). Die Großschreibung am Versanfang und bei bestimmten Wörtern (wie GOtt oder HErr) wird übernommen. Der Text in deutscher Druckschrift wird recte, alle Passagen in lateini­scher Druckschrift innerhalb von deutschen Texten werden in Kapitäl­chen wiedergegeben, fremdsprachige Ganztexte hingegen recte abgedruckt. Die Paginierung der Vorlage wird in spitzen Klammern im Text vermerkt, bei Absatzwechsel an die letzte vorhergehende Zeile angefügt. Die unterschiedlichen Formen der Silbentrennung bleiben unberücksichtigt, weil ohnehin eine neue Trennung gewählt werden muss; auch die durch verschiedene Striche markierten Zusammensetzungen von Wörtern werden vereinheitlicht in der modernen Form (-) wiedergegeben. Offensichtliche Auslassungen werden durch die in spitze Klammern gesetzten Ergänzungen korrigiert. Eventuelle andere Korrekturen werden in den Eingriffen der Herausgeber dokumentiert.

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Textüberlieferung Unterthänigste Lobrede An […] H. Christian Ludowig Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg Diese Lobrede erscheint ohne Jahreszahl bei Jakob Rebenlein in ­Hamburg zum Anlass der darin gefeierten Vermählung von C ­ hristian Ludwig von Braunschweig-Lüneburg (1622–1665) mit Dorothea ­Sophie von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (1636–1689) am 9. Oktober 1653. Der Druck im Format 2° (ca. 26 × 18 cm) besteht aus dem Titelblatt, einem Porträtkupfer des Herzogs und 5 unpaginierten Blättern Text. Bibliogr. Nachweis: Dünnhaupt S. 3410, Nr. 68; VD17 23:269736Y. Das einzige bekannte Exemplar aus der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, Sign. N 8.2° Helmst. (8), dient als Grundlage der Ausgabe.

Die Triumphirende Liebe Dieses Textbuch zu einem Festballett erscheint ohne Nennung des Autors erstmals im Format 2° (ca. 29 x 21 cm) bei Johann und Heinrich Stern in Lüneburg, vermutlich im Oktober 1653, unmittelbar zum Anlass der darin gefeierten Vermählung von Christian Ludwig von Braunschweig-Lüneburg (1622–1665) mit Dorothea Sophie von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (1636–1689) mit einer Aufführung am 12. Oktober 1653 in der fürstlichen Residenz Celle: Die Triumphirende Liebe / | umgeben | Mit den Sieghafften Tugenden / | Jn einem Ballet / | Auff dem hochfrstlichem Beylager / | Des Durchluchtigen / Hochgebohrnen Frsten und | Herrn / | H. ­Christian Ludowigs / | Hertzogen zu Brunswig und Lneburg / etc. | Gehalten / mit Der auch | Durchluchtigen / Hochgebohrnen Frstin und Frulein / | Frulein | DOROTHEA / | Hertzogin zu Schleszwig / Hollstein / Stormarn und | der Dittmarschen / Grfin zu Oldenburg | und Delmenhorst etc. | Auff der Frstlichen Resi-

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dentz Zelle | vorgestellet | Am 12. Tage des Weinmonats | Jm 1653. Jahre. | Lneburg / | Bei Johann und Heinrich / denen Sternen / | Gebrderen. Der Druck besteht aus dem Titelblatt, 35 unpaginierten Blättern mit Text und zahlreichen begleitenden Illustrationen, sowie 6 Faltkupfertafeln, 19 Notenseiten und einem abschließenden Emblem-Kupferstich. Bibliogr. Nachweis: Dünnhaupt S. 3410, Nr. 69; VD17 23:292107H. Exemplare: UB Göttingen, Sign. 2 P DRAM III, 765 (unvollständig); GWLB Hannover, Sign. C 15694:2; HAB Wolfenbüttel Textb. 4° 49 und Textb. 4° 4 (beide unvollständig). Die Unterschiede zu dem unten beschriebenen Nachdruck in Hamburg bestehen in den 16 zusätzlichen Notenseiten der vier Stimmlagen der Ballettmusik am Ende des Bandes, einer fallweise etwas anderen Seitengestaltung, orthographischen Varianten im Text (für signifikante Abweichungen s. Varianten) sowie dem Fehlen der ­ersten Illustration mit dem das Werk präsentierenden Autor. Laut Georg Linnemann (Celler Musikgeschichte bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Celle 1935, S. 24–46, mit leicht modernisiertem Text des Balletts sowie zahlreichen Abbildungen) ließ Herzog ­Christian Ludwig davon 120 Exemplare als Präsent für die Festgäste drucken. Aus den Archiven geht hervor, dass Rist vom Herzog 200 Reichstaler Honorar für das Libretto und nochmals 519 Rt. vermutlich für den Hamburger Kupferstecher August John und den ungenannten Komponisten ausbezahlt bekam. Für den Druck der Stiche erhielt die Kupferdruckerei von Margarete Steuerheld, der Witwe des im Jahr zuvor verstorbenen Franz Steuerheld (Steuerholt), in Altona 118 Rt., während der nicht näher bezeichnete Buchbinder 115 Rt. verrechnete (Linnemann: Celler Musikgeschichte, S. 44). Kulturgeschichtlich bemerkenswert sind auch die Umstände der Darbietung des Festballetts: „Zur Aufführung wurde ein besonderes ‚Balletthaus‘ aus Holz errichtet. Es stand schon im Juli fertig da, damit die Proben rechtzeitig beginnen konnten. Die Ausgaben für Zimmerer- und Tischlerarbeiten betrugen 760 Rthlr. Die Beleuchtung des Hauses durch ‚gläserne‘ Lampen wird in den Akten besonders

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erwähnt.“ (Linnemann: Celler Musikgeschichte, S. 44, wo in der Folge zahlreiche weitere Details zu Perücken, Masken, Musikern und Tänzern beschrieben werden.) Vermutlich kurz nach der Aufführung erfolgt ein ebenso anonymer Nachdruck bei Jakob Rebenlein in Hamburg, der wahrscheinlich für den Verkauf an eine breitere Öffentlichkeit bestimmt war. Dabei wurde der Text neu gesetzt, woraus sich kleine Verschiebungen in der Seitengestaltung ergeben; die Illustrationen wurden aber offenkundig aus Lüneburg übernommen. Auf Grund seiner besseren Textqualität dient dieser Druck hier als Basis der Ausgabe. Bibliogr. Nachweis: VD17 23:633659B. Exemplare: LBS Halle-Merseburg, Sign. 78 M 385(2) (Emblem-Kupferstich fehlt); HAB Wolfenbüttel, Sign. Textb. 4° 50. Das hier verwendete Exemplar ist jenes der HAB Wolfenbüttel, wo auf der Innenseite des vorderen Buchdeckels der Vermerk steht: „ebenfalls unvollständig (vgl. 4° 49, Lüneburger Druck).“ Dieser Hinweis bezieht sich auf die oben erwähnten zusätzlichen Notenseiten, wobei nicht sicher ist, ob diese wirklich verloren gegangen sind oder gar nicht Teil dieses Nachdrucks waren. Sie werden jedenfalls hier nicht mit abgedruckt, weil sie nur musikgeschichtlich von Interesse sind und bei Linnemann (Celler Musikgeschichte, S. 45f.) beschrieben werden. Es handelt sich bei diesem Werk um eine bemerkenswert innovative Übertragung der französischen Gattung des Ballet de cour, das ab dem Beginn des 17. Jahrhunderts von französischen Tanzmeistern in den deutschen Sprachraum gebracht und in höfische Festivitäten eingegliedert wird (vgl. Hans-Georg Hofmann: Höfisches Zeremoniell und Repräsentation im mitteldeutschen Singballett des 17. Jahrhunderts, in: Musik als Spiegel der Lebenswirklichkeit im Barock, hg. von Günter Fleischhauer u. a. Blankenburg 2001, S. 125–140), wobei unklar bleibt, ob nur der Text Rist zuzuschreiben ist oder sogar die gesamte Konzeption der Aufführung auf ihn zurückgeht (vgl. Marie-­Thérèse Mourey: Rists Tanz- und Balletinventionen. Das ­Celler Hochzeits-Ballet Die Triumphirende Liebe (1653), in: Johann Anselm Steiger / Bernhard Jahn (Hg.): Johann Rist (1607–1667).

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­ rofil und Netzwerke eines Pastors, Dichters und Gelehrten. Berlin, P Boston 2015, S. 231–262). Das Werk besteht aus einem Vorwort mit anschließendem Loblied der Tugenden, 18 Ballett-Aufzügen mit Szenenanweisungen, vorzutragenden Gedichten und zwei weiteren Liedern, einem beschreibenden Cartel des großen Schlussballetts, drei Notenseiten zu den Liedern sowie einem Personenverzeichnis der mitwirkenden Tänzer. Die Texte weisen einen großen Formenreichtum nicht nur im Wechsel zwischen beschreibenden Prosaabschnitten und von den auftretenden Personen vorgetragenen Liedern auf. Rist macht hier in den Gedichten von sehr unterschiedlichen Versarten und Reimschemata Gebrauch, um den einzelnen Figuren ihre spezifische Ausdrucks­ weise zu verleihen. Nicht nachvollziehbar ist die in zahlreichen Katalogen und in älterer Literatur zu findende Zuschreibung der Musik zu dem Ballett an den langjährigen Braunschweiger Hofkomponisten Stephan Körner, was Mourey (Rists Tanz- und Balletinventionen, S. 236) auch deshalb mit Recht bezweifelt, weil sie für ihn ein Todesdatum 18 Monate vor der Aufführung nennt. Wie der biographisch kaum fassbare Körner zu dieser Ehre kam, ist schwer verständlich, denn Linnemann stellt klar fest: „Leider ist der Name des Komponisten im umfangreichen Aktenmaterial nicht zu finden.“ (Celler Musikgeschichte, S. 43) Aus diesem Grund erwägt er eine Zuschreibung an zwei Komponisten aus Rists engerem Freundeskreis, die auch für Vertonungen zahlreicher anderer Texte des Autors verantwortlich sind: Johann Schop (ca. 1590–1667, Organist in Hamburg) oder Michael Jacobi (1618– 1663, Kantor in Lüneburg). Hofmann (Höfisches Zeremoniell, S. 137, Anm. 37) hingegen nennt als möglichen Komponisten Kaspar Förster d. J. (1616–1673), der 1652–55 als Kapellmeister am dänischen Hof wirkt und damit auch zum Bekanntenkreis von Rist zählt. Die 23 (bzw. 24 im Hamburger Nachdruck) auf bzw. gefaltet zwischen den Textseiten platzierten Kupferstiche waren ursprünglich bei dem Braunschweiger Hofkupferstecher Konrad Buno (1613– 1671, latinisiert für Baun) bestellt, der laut Linnemann (Celler Musikgeschichte, S. 44) während der Arbeit erkrankte, so dass der

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zu dieser Zeit offen­bar in Hamburg oder Altona lebende Kupferstecher August John (1602–nach 1678) über Vermittlung Rists am 28. Juli mit der Fertig­stellung von 15 Illustrationen beauftragt wurde (vgl. Günter Dammann: Johann Rist auf zwei Fürstenhochzeiten: Glückstadt 1643 und Celle 1653, in: Johann Anselm Steiger / Bernhard Jahn (Hg.): ­Johann Rist (1607–1667). Profil und Netzwerke eines Pastors, Dichters und Gelehrten. Berlin, Boston 2015, S. 71– 108; hier S. 98). Von Buno, der die Summe von 134 Reichstalern bezog, sind das ­z weite und dritte Bühnenbild sowie der abschließende Emblem-Kupferstich signiert. Das Lemma des Emblems SINCERE ET CONSTANT, eine französische Version der lateinischen Devise des Herzogs Sincere et ­constanter, steht in der Bildmitte; das Icon besteht aus einem Grashügel, auf dem inmitten von feurigen Strahlen ein Salamander liegt, auf den sich die Aussage der zweiten Strophe des Epigramms bezieht; links unten steht mit Löwenfell bekleidet und mit Keule und Fackel bewaffnet Herkules, dessen Tugend und Tapferkeit Gegenstand der ersten Strophe des Epigramms sind; er bekämpft die im rechten unteren Bereich abgebildete, feuerspeiende Hydra, die laut dritter Strophe zu Pulver verbrennen wird. Die 24 Originalkupferplatten der Drucke Lüneburg und Hamburg lagern zusammen mit Material von Hermann Conring (Helmstedt 1653) heute im Niedersächsischen Landesarchiv Hannover (Dep. 84 B Nr. 558/1-4). Die Stiche werden hier in ihrer Größe unserer Ausgabe angepasst. Drucktechnisch interessant ist die Verwendung von ä (schändlichen auf S. 71, Z. 2) neben dem üblichen Sonderzeichen.

Unterthänigste Glükwünschung und Lob-Rede An Den […] Herrn Friderich Wilhelm Marggraffen zu Brandenburg Dieser Glückwunsch an Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620–1688) und Luise Henriette von Oranien (1627–1667) erscheint zur Geburt von Kurprinz Karl Emil (1655–1674) am

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16. Februar 1655 (die Angabe 6. Februar auf dem Titelblatt entspricht dem Datum vor der Kalenderreform). Der Druck im Format 2° (ca. 26 × 18 cm) besteht aus dem Titelblatt und 3 unpaginierten Blättern Text. Bibliogr. Nachweis: Dünnhaupt S. 3411f., Nr. 71 A; VD17 23:269844V. Das einzige bekannte Exemplar aus der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, Sign. N 8.2° Helmst. (13), dient als Grundlage der Ausgabe. Drucktechnisch interessant ist die Verwendung von ä (z. B. gnädiglich auf S. 86, V. 83) und ü (z. B. Churfürstinn auf dem Titelblatt, S. 83) neben den üblichen Sonderzeichen.

Depositio Cornuti Der 1655 in Lüneburg bei den Gebrüdern Stern erschienene Druck besteht aus 20 unpaginierten Blättern und zwei Notenseiten im Oktav-Format und wurde nach einem weniger vollständigen Exemplar (ohne Prologus und ohne Notenseiten) von Karl Theodor ­Gaedertz in dem Artikel „Johann Rist und sein Depositionsspiel“ (in: Akademische Blätter I.7-8/9, 1884, S. 385–412 und 441–470) bzw. in dem Sonderdruck mit Textausgabe „Gebrüder Stern und Ristens Depositionsspiel“ (Lüneburg 1886) beschrieben. Mit dem kulturgeschichtlichen Kontext des Initiationsspiels beschäftigt sich Thomas Rahn (Das Freudenspiel als Ritualvorlage. Rists Depositio ­Cornuti Typographici, in: Johann Anselm Steiger / Bernhard Jahn (Hg.): ­Johann Rist (1607–1667). Profil und Netzwerke eines Pastors, Dichters und Gelehrten. Berlin, Boston 2015, S. 263–280), der sich allerdings auf die Ausgabe von Gaedertz und die Folgeausgabe von 1714 stützt. Bibliogr. Nachweis: Dünnhaupt S. 3413, Nr. 73.1 (aber mit fehlerhaftem Titel). Das einzige bisher in den Verzeichnissen nicht erfasste Exemplar aus der Houghton Library der Harvard University (dort unter Philipp von Zesen verzeichnet) dient als Grundlage der Ausgabe.

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Die Aufführung von Rists Depositio Cornuti fand vermutlich 1654 zur Gesellenweihe des jungen Johann Heinrich Stern im Haus der Gebrüder Stern in Lüneburg statt (vgl. Hans Dumrese: Der Sternverlag im 17. und 18. Jahrhundert. In: Hans Dumrese/Friedrich Carl Schilling: Lüneburg und die Offizin der Sterne. Lüneburg 1956, S. 1–132, hier S. 79 und 127f.). Die dabei zum Einsatz gekommenen und im Text erwähnten Postulatsgeräte (ein farbig bemaltes Breitbeil aus Holz, ein hohler Schinken aus Papiermaschee mit einem Schlitz, eine Säge, ein Zirkel, zwei Äxte aus Holz und der Cornutenhut, eine gelb­ grüne ­Kappe mit Hörnern aus Pappe) wurden in der von Stern’schen ­Druckerei aufbewahrt, sind in der Ausgabe von Gaedertz 1886 in ­einer Bildtafel am Ende des Bandes abgebildet und befinden sich heute nach Schenkung durch Georg von Stern im Lüneburger Museum. Wie Rist am Beginn seiner Zuschrift erklärt, wurde er von der ihm freundschaftlich verbundenen Familie, für die er bereits zahl­reiche Ehrengedichte verfasst und in Sammlungen (Sämtliche Werke, Bd. VIII, S. 363–366, Bd. X, S. 376–383, S. 387–390, S. 427–436, S. 714f.) veröffentlicht hatte, gebeten, ein ihm überreichtes älteres Depositionsspiel inhaltlich und metrisch zu überarbeiten. Es handelt sich dabei um DEPOSITIO CORNUTI, ZU LOB VND EHREN Der Edlen, Hochlöblichen vnd Weitberhümbten Freyen Kunst Buch­ druckerey, IN KURTZE REIMEN VERFASSET (o. O., vermutlich 1621) des Danziger Buchdruckers Paulus de Vise (vgl. die moderne Aus­gabe von Arno Schmidt in Danzig 1925). Rist entschließt sich allerdings zu einer kompletten Umarbeitung der Materie nach eigenen Vorstellungen, vor allem metrischer und sprachlicher Natur (der Knecht spricht Niedersächsisch). Der Druck von 1655 besteht nach der Titelseite aus der Personenliste, der dreiseitigen Zuschrift (Inc.: SJe werden zweifels frei), der zweiseitigen Invektive gegen Meister Hämmerling (Inc.: MEin Schatten), der 10-strophigen Vorrede (Inc.: Anfnglich tritt auff), der eigent­lichen Handlung (Inc.: Nun wird an dem Lust-Spiel) mit den Szenen zwischen Depositor, Knecht und Cornuten, worin der Brief an den Cornuten (Inc.: MEin allerliebstes Hertz) verlesen und

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der ­Cornut malträtiert wird, dem Auftritt der Zeugen (Inc.: Hierauff treten), dem Bekenntnis des Cornuten (Inc.: MEin Herr woll’ unbeschwert), der 23-strophigen Unterweisung durch den Lehrmeister (Inc.: ES ist Mir lieb), der Weihe des Gesellen (Inc.: Hierauff nun begehret der Lehrmeister), der Abdankung (Inc.: Nun folget die Person), der 7-strophigen Zugabe bzw. Lob- und Ehrenlied (Inc.: Lebe / schwebe), der dazugehörigen Notenseite, einer Notenseite von Michael Jacobi zur Vorrede und schließlich dem siebenseitigen Prolog. Dieser mit einer anderen Blattzählung angefügte Prolog ist ein Mosaik aus Philipp von Zesens Gebundene[r] Lob-Rede Von der Hochntz- und Lblichen zweyhundert-Jhrigen Buchdrückerey-Kunst (Hamburg: Jakob Rebenlein 1642). Wörtlich werden daraus nach einer modifizierten Einleitung die folgenden Verse von Zesen übernommen: 54–180, 269–276 und 299–388. Das bisher in der Forschung unbekannte Exemplar aus Harvard ist darüber hinaus kulturhistorisch bemerkenswert, weil es offensichtlich von einem Buchdrucker als Handbuch verwendet wurde: Auf der Innenseite des Vorderdeckels sind ein mit Johann beginnender Besitzvermerk sowie der lateinische Spruch Omnia cum Deo et ­nihil sine eo (Alles mit Gott und nichts ohne ihn) zu finden, die allerdings weitgehend mit einem Bibliotheks-Exlibris überklebt wurden. Auf dem vorletzten Blatt des Exemplars sind als Vorbesitzer eingetragen: Gustav Schumann 1872. Ludolf Unverzagt 1875. Wilhelm Blumen­berg 1875. Im gedruckten Teil haben zwei verschiedene Hände handschriftlich vier Korrekturen bzw. Zusätze angebracht, welche in den Varianten (3) und den Eingriffen (1) dieser Ausgabe ausgewiesen werden. An den Druck der Depositio angebunden wurden 15 unpaginierte Blätter, von welchen zehn mit Handschriften unterschiedlicher Hände beschrieben sind. Die ersten und letzten Blätter dieses Teils enthalten drucktechnische Details wie Berechnungen, Anordnungen von Seiten auf einem Druckbogen sowie Hinweise darauf, in welcher Form und Verpackung die bedruckten Bögen die Offizin verlassen. Dazwischen liegen fünf Seiten mit drei längeren Sinngedichten: das ­erste, Drei Engel mögen dich umschweben, stammt von Karl

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M ­ üchler (­Gedichte. Berlin 21802, S. 121–123), das zweite, Dir ein Blümchen heut zu pflücken, und das dritte, Noch strebt die Knospe nicht aus frischer Fülle, konnten bisher nicht zugeschrieben werden. Am Ende dieses handschriftlichen Teils finden sich zwei Notizen verschiedener Hände, deren Einordnung unklar scheint: 1) Für 400 Lottorielose auf ein Quartblattblä… sind 2 Thaler bezahlt. 2) Für 30–50 Karten, ohne den Werth derselben 1 Thaler. Folgeausgaben DEPOSITIO | CORNUTI | TYPOGRA-|PHICI, | Das ist: | Lust1672a  oder Freu-|den-Spiel / | Welches bey Anneh-|mung vnd Bestttigung ei-|nes Jungen-Gesellen / der die Edle | Kunst der Buchdruckerey redlich hat außgelernet / ohne | einige Aergernsse kan agiret vnd | frgestellet werden. | Zum Erstenmahl gedruckt in Lneburg | in der SternischenDrucke­ rey. | Anjetzo aber von etlichen Kunst-liebenden vermehret | vnd nachgedruckt. | Ynßprugg / Jm Jahr ­Christi / 1672. Bibliogr. Nachweis: Dünnhaupt S. 3414, Nr. 73.2; VD17 32:678459A. Das hier verwendete Exemplar liegt in der HAAB Weimar (Sign. O 9:193 [b]). Der Druck aus 24 unpaginierten Blättern im Oktavformat besteht nach dem Titelblatt aus der leicht modifizierten Personenliste, einer Notenseite mit der ersten Strophe der Vorrede, einer hinzugefügten Vorrede des Vice-Knechts, dem Prolog, der eigentlichen Handlung mit den Szenen zwischen Depositor, Knecht und Cornuten, worin der Brief an den Cornuten verlesen und der Cornut malträtiert wird, dem Auftritt der Zeugen, dem Bekenntnis des Cornuten, der 23-strophigen Unterweisung durch den Lehrmeister, der Weihe des Gesellen, der Abdankung und der 7-strophigen Zugabe bzw. Lob- und Ehrenlied. Der Verfasser des Werkes ist in dieser Ausgabe durch das Fehlen der Zuschrift an keiner Stelle mehr genannt; ebenso anonym bleibt die hinzugefügte Vorrede des Vice-Knechts.

Nachwort

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Die ursprünglich niedersächsischen Passagen des Knechts werden hier in eine hochdeutsche Version übertragen, die auf der Basis der folgenden Ausgabe 1672b, welche insgesamt einen vollständigeren Text aufweist, mit den entsprechenden Abweichungen in den Varianten abgedruckt wird. Inhaltlich bemerkenswert sind Korrekturen im Text an konfessionell kritischen Stellen im Prolog, wo vom Papst, von Hus und von Luther die Rede ist. Diese Abweichungen werden im Verzeichnis der Varianten dokumentiert. DEPOSITIO | CORNUTI | TYPOGRA-|PHICI, | Daß ist: | Lust1672b  oder Freu-|den-Spiel / | Welches bey Annehmung und | Besttigung eines Jungen-Gesellen / | der die Edle Kunst der Buchdruckerey redlich hat | außgelernet / ohne eini­ ge Ergernsse kan frgestellet / | vermittelst / welches auch knfftiger Zeit / Junge an-|gehende Persohnen / nach Verfliessung ihrer Lehr-Jahre / | zu Buchdrucker-Gesellen knnen ernennet / | bestetiget / an- und auffgenommen | werden. | Auff Freundliches Ansuchen und sonderbares Bege-|ren / wie denn auch der Hoch- und Weitgerhmten Buchdru-|cker-Kunst zu unvergnglichen Ehren / wolmey-|­ nentlich abgefasset | Von | Johann Rist. | Zum Erstenmahl gedruckt in Lneburg | in der Sternischen-Druckerey. | Anjetzo aber in Tbingen in der Heinischen | Druckerey. | Jm Jahr M DC LXXII. Bibliogr. Nachweis: Es handelt sich auch bei diesem Druck um eine bisher bibliographisch nicht erfasste Ausgabe. Das einzige bekannte und hier verwendete Exemplar ist jenes der WLB Stuttgart, Sign. d.D. 8° 9911. Der Druck aus 24 unpaginierten Blättern im Oktavformat besteht nach dem Titelblatt aus der Personenliste, der Zuschrift, der Invektive gegen Meister Hämmerling, einer hinzugefügten Vorrede des Vice-Knechts, dem Prolog, der 10-strophigen Vorrede mit einer Notenseite, der eigent­ lichen Handlung mit den Szenen zwischen Depositor, Knecht und Cornuten, worin der Brief an den Cornuten verlesen und

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Nachwort

der Cornut malträtiert wird, dem Auftritt der Zeugen, dem Bekenntnis des Cornuten, der 23-strophigen Unterweisung durch den Lehrmeister mit einer kleinen Hinzufügung am Ende, der Weihe des Gesellen und der Abdankung. Der Verfasser des Werkes ist in dieser Ausgabe aus der von Rist unterschriebenen Zuschrift von 1655 und der Invektive gegen Meister Hämmerling zu erschließen; anonym bleibt die hinzugefügte Vorrede des Vice-Knechts. Die ursprünglich niedersächsischen Passagen des Knechts werden auch hier in Hochdeutsch übertragen, was in den Varianten nachzulesen ist. DEPOSITIO CORNUTI | TYPOGRAPHICI, | Das ist: | Lust1677  oder Freuden-|Spiel / | Welches bey Annehmung und Bestetigung | eines Jungen-Gesellen / der die Edle Kunst der Buch-|druckerey redlich hat außgelernet / ohne eini­ ge Aergernsse kan | frgestellet / vermittels / welches auch knfftiger Zeit / Junge an-|gehende Personen / nach Verfliessung ihrer Lehr-Jahre / zu Buch-|drucker-Gesellen knnen ernennet / bestetiget / an- und auff-|genommen werden. | Auff freundliches Ansuchen und sonderbares | Begehren / wie denn auch der Hoch- und Weitgerhm-|ten Buchdrucker-Kunst zu unvergnglichen Ehren / | wolmeinentlich abgefasset | Von | Johann Rist. | Zum Erstenmahl gedruckt in Lneburg. | Anjetzo aber zu der Niederschsischen Rede die Hoch-Teut-|sche anbey gesetzt; und mit schnen Liedern vermehret / | und also wiederumb zum Druck | befrdert. | Franckfurt am Mayn / | Druckts Johann-­ Georg Drullmann. | Jm Jahr Christi 1677. Der mit dem Jahr 1677 datierte Druck von 31 unpaginierten Blättern im Oktav-Format, in den einige Ziervignetten eingefügt sind, erscheint als Anhang zu dem Druckerhandbuch von Johann Ludwig Viëtor: Neu-auffgesetztes Format-Büchlein, hg. von Jacob Redinger (Frankfurt a. M. 1679). Diese Art der Verwendung von Rists Werk bildet in der Folge die Grundlage zahlreicher weiterer Ausgaben.

Nachwort

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Bibliogr. Nachweis: Dünnhaupt S. 3414, Nr. 73.3; VD17 23:725657U und VD17 1:065419V; Exemplare: SB Berlin, Sign. An 2503; UB Frankfurt a. M., Sign. N.libr. 1319; SUB Göttingen, Sign. 8 P DRAM III,897; SUB Hamburg, Sign. Scrin A/896; UB Heidelberg, Sign. G 5639 RES und F 7796 RES; HAB Wolfenbüttel, Sign. Xb 9934; UB Basel, Sign. UBH BE VIII 22:2; NB Bern, Sign. GMFB 1070. Für die Varianten wird hier das Exemplar der SUB Göttingen verwendet. Der Druck besteht nach der Titelseite aus der Zuschrift von 1655, der Invektive gegen Meister Hämmerling, der Personenliste, der hinzugefügten Vorrede des Vice-Knechts, dem Prolog, der 10-strophigen Vorrede mit einer Notenseite, der eigentlichen Handlung mit den Szenen zwischen Depositor, Knecht und Cornuten, worin der Brief an den Cornuten verlesen und der Cornut malträtiert wird, dem Auftritt der Zeugen, dem Bekenntnis des Cornuten, der 23-strophigen Unterweisung durch den Lehrmeister, der Weihe des Gesellen, der Abdankung, der 7-strophigen Zugabe bzw. Lob- und Ehrenlied mit der dazugehörigen Notenseite, sowie drei weitere mit Initialen signierte Zugaben, von welchen die beiden ersten jeweils eine Notenseite enthalten. Die Ausgabe enthält die niedersächsischen Passagen des Knechts von 1655, gefolgt von der hochdeutschen Version in Klammer. 1684  DEPOSITIO | CORNUTI TY-|POGRAPHICI, | Das ist: | Lustoder Freu-|den-Spiel / | Welches bey Annehmung und Be-|stttigung eines Jungen-Gesellen / der die | Edle Kunst Buchdrückerey redlich hat aus-|gelernet / ohne eini­ ge Aerger­ nsse kan | agiret und frgestellet werden. | Zum erstenmal gedruckt in Lneburg in der | Sternischen Drucke­rey. | Anjetzo aber zusammen getragen / vermehret | und nachgedruckt | von | Daniel Michael Schmatzen / der Edlen | Kunst Buchdruckerey Verwandter. | Sultzbach / | Gedruckt bey Johann Holsten / | Anno M DC LXXXIV.

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Nachwort

Der aus 20 unpaginierten Blättern im Oktav-Format bestehende Druck bildet den Anhang zu dem Druckerhandbuch von Daniel Michael Schmatz: Neu-vorgestelltes […] Format-Buch (Sulzbach: Johann Holst 1684). Bibliogr. Nachweis: Dünnhaupt S. 3414, Nr. 73.4. Exemplare: ThULB Jena, Sign. 8 Hist.lit.IX,6(5); UB Leipzig, Sign. Bö B III 528; UB Wien I-202.712A. Für die Varianten wird hier das Exemplar der UB Wien verwendet. Der Druck besteht nach der Titelseite aus der leicht modifizierten Personenliste, der 10-strophigen Vorrede, der hinzugefügten Vorrede des Vice-Knechts, dem Prolog, einem hinzugefügten weiteren Prolog, der eigentlichen Handlung mit den Szenen zwischen Depositor, Knecht und Cornuten, worin der Brief an den Cornuten verlesen und der Cornut malträtiert wird, dem Auftritt der Zeugen, dem Bekenntnis des Cornuten, der 23-strophigen Unterweisung durch den Lehrmeister, der Weihe des Gesellen, der Abdankung, einer hinzugefügten weiteren Abdankung und der 7-strophigen Zugabe bzw. Lob- und Ehrenlied.  Die Ausgabe enthält die hochdeutschen Passagen des Knechts, gefolgt von der niedersächsischen Version von 1655. DEPOSITIO | CORNUTI | TYPOGRAPHICI, | Das ist: | Lust1714  oder Freuden-|Spiel / | Vermittelst welches junge angehende Personen / | so die Edle Kunst der Buchdruckerey redlich ausgelernet / | nach Verfliessung ihrer Lehr-Jahre / zu Buchdrucker-|Gesellen besttiget / an- und auffgenommen / und ohne | einige Ærgerniß dabey vorgestellet wer-|den kan. | Auf freundliches Ansuchen / und sonderbahres | Begehren / wie dann auch der Hoch- und weit-|gerhmten | Buchdrucker-Kunst | Zu unvergng­ lichen Ehren / wohl-meynentlich abgefasset | von | Johann Rist. | Zum Erstenmahl gedruckt in Lneburg. | Anitzo aber aufs neue neben der Nieder-Schsischen Rede | die Hoch-

Nachwort

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teutsche gesetzt / und zum Druck | befrdert. | LUBECK / bey Samuel Struck. | Jm Jahr Christi / 1714. Der aus 48 Seiten im Oktav-Format bestehende Druck erscheint als Anhang zu Samuel Struck: Neu-verfassetes […] Format-Buch (Lübeck/Leipzig: S. Struck 1715) und enthält am Ende eine Zugabe von Andreas Tscherning.  Bibliogr. Nachweis: Dünnhaupt S. 3414f., Nr. 73.5; VD18 11488018. Exemplare: SLUB Dresden, Sign. Technol.B.654,1; ULB Halle, Franckesche Stiftung; ThLUB Jena, Sign. 8 Hist.lit.IX,6(3). 1721  DEPOSITIO | CORNVTI TYPOGRAPHICI, | Das ist: | Lustund Freuden-Spiel / | vermittelst welchem junge Personen / | so | die Edle Buchdrucker-Kunst | redlich erlernet / | nach Verfliessung ihrer Lehr-Jahre / zu Buchdrucker-Gesellen | bestttiget und auffgenommen werden / | Auf freundliches Ansuchen / und sonderbares Begehren / wie auch der hoch- und weitgerhmten Buchdrucker-Kunst | zu unvergleichlichen Ehren / A. 1654 wolmeinend verabfasset | von | Johann Rist. Der aus 20 unpaginierten Seiten im querliegenden Quart-­ Format bestehende Druck erscheint als Anhang zu Johann Heinrich Gottfried Ernesti: Die wol-eingerich­tete Buchdrucke­rey (Nürnberg: Johann Andreä Endters E ­ rben 1721) und enthält am Ende eine Zugabe von Andreas ­Tscherning. Bibliogr. Nachweis: Dünnhaupt S. 3415, Nr. 73.6; VD18 1479909X-007. Exemplare: SB Bamberg, Sign. 22/ JH.H.I.q.12; SB Berlin, Sign. 50 MA 46525; GWLB Hannover, Sign. Bu 2791; UB Leipzig, Sign. Typogr.152; SB Regensburg, Sign. 999/4Art.38; HAB Wolfenbüttel, Sign. M: Bd 310; ÖNB Wien, Sign. *44.V.166. DEPOSITIO | CORNUTI | TYPOGRAPHICI, | Das ist: | Lust1724  oder Freuden-|Spiel / | Vermittelst welches junge angehende Personen / | so die Edle Kunst der Buchdruckerey redlich ausgelernet / | nach Verfliessung ihrer Lehr-Jahre /

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Nachwort

zu Buchdrucker-|Gesellen besttiget / an- und auffgenommen / und ohne | einige Ærgerniß dabey vorgestellet wer-|den kan. | Auf freundliches Ansuchen / und sonderbahres | Begehren / wie dann auch der Hoch- und weit-|gerhmten | Buchdrucker-Kunst | Zu unvergnglichen Ehren / wohl-meynentlich abgefasset | von | Johann Rist. | Zum Erstenmahl gedruckt in Lneburg. | Anitzo aber aufs neue neben der Nieder-Schsischen Rede | die Hochteutsche gesetzt / und zum Druck | befrdert. | Lübeck und Leipzig / bey Johann Nicolaus Thun. 1724. Der aus 48 Seiten im Oktav-Format bestehende Druck erscheint als Anhang zu J. N. Tscherning: Neu-verbessertes […] Format-Buch (Lübeck: J. N. Thun 1724). Bibliogr. Nachweis: Dünnhaupt S. 3415, Nr. 73.7. DEPOSITIO | CORNVTI TYPOGRAPHICI, | Das ist: | Lust1733  und Freuden-Spiel / | vermittelst welchem junge Personen / | so | die Edle Buchdrucker-Kunst | redlich erlernet / | nach Verfliessung ihrer Lehr-Jahre / zu Buchdrucker-Gesellen | bestttiget und auffgenommen werden / | Auf freundliches Ansuchen / und sonderbares Begehren / wie auch der hoch- und weitgerhmten Buchdrucker-Kunst | zu unvergleichlichen Ehren / A. 1654 wolmeinend verabfasset | von | Johann Rist. Der aus 16 unpaginierten Seiten im querliegenden Quart-­ Format bestehende Druck erscheint als Anhang zu Johann Heinrich Gottfried Ernesti: Die wol-eingerichtete Buchdruckerey (Nürnberg: Endter 1733). Bibliogr. Nachweis: Dünnhaupt S. 3415, Nr. 73.8; VD18 14798921-007. Exemplare: SB Bamberg, Sign. 22/ Techn.q.3; UB Augsburg, Sign. 221/AN 25800 E71; LB Detmold, Sign. Bf 110; UB Erlangen, Sign. H00/4 BBLGRIII 3; SA Hamburg, Sign. U 222/0002; MA Hamburg, Sign. Gra.1.10-1; ThLUB Jena, Sign. 4 Hist.lit.IX,7; BSB München, Sign. Cod.icon. 370; SB Regensburg, Sign. 999/4Art.39; HAB Wolfenbüttel, Sign. M: Bd 312 und Wt 125.

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1743  DEPOSITIO | CORNVTI | TYPOGRAPHICI | Oder | Handlungen, | Welchem mit denjenigen Personen, so die | edle Kunst-Buchdruckerei redlich gelernet, nach | Verfliessung ihrer Lehr-Jahre, zu Kunst-|Gliedern besttiget, an- und aufgenom-|men werden, | in gebundener und ungebundener Rede | vor Augen gestellet. | Personen sind, | Der Vorredner, Der Depositor, Sein Knecht, | Der Cornut, Zwey Zeugen, Lehrmeister, | und Nachredner. | Leipzig 1743. Der aus 62 Seiten im Oktav-Format bestehende Druck erscheint als Anhang zu Christian Friedrich Geßner: Der in der Buchdruckerei wohl unterrichtete Lehr-Junge (Leipzig: C. F. Geßner 1743). Bibliogr. Nachweis: Dünnhaupt S. 3416, Nr. 73.9; VD18 14610566-001. PB Amberg, Sign. 999/Technol. 61; SB Bamberg, Sign. 22/JH.Techn.o.12; UB Augsburg, Sign. 02/ IX.4.8.195; SB Berlin, Sign. An 460, An 460, An 460 und Bibl. Diez oct. 10019; SUB Göttingen, Sign. 8 HLL I,598; ULB Halle, Franckesche Stiftung; GWLB Hannover, Sign. Ba-A 508; UB Heidelberg, Sign. F 7653-45 RES; ThLUB Jena, Sign. 8 Hist.lit. IX,16(2-3) und 8 Hist.lit. IX,10(1-2); BSB München, Sign. Typ. 20 t; UB München, Sign. 0014/W 8 H.lit.113; SB Passau, Sign. S nv/Ya (b) 23; HAB Wolfenbüttel, Sign. M: Bd 464; NB Bern, Sign. GMFB 952 Res. Der fallweise in Katalogen ebenfalls der Ausgabe 1743 zugeordnete Titel DEPOSITIO | CORNVTI | TYPOGRAPHICI, bestehend aus 22 Seiten im Oktav-Format (VD18 11820446; SB Berlin, Sign. An 2531) erschien ohne Zweifel in einem anderen Zusammenhang, der aber wegen fehlender Daten nicht geklärt werden konnte. Es folgen bis in das 20. Jahrhundert zahlreiche Faksimile-Nachdrucke bzw. Neudrucke der verschiedenen Ausgaben in unterschied­ licher Zusammensetzung, in der Regel bei bibliophilen Vereinigungen und in Ausbildungsstätten für Buchdrucker und Graphiker, wodurch diesem Text von Johann Rist ein ungewöhnliches Nach­ leben beschieden ist.

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Nachwort

Des Edlen Dafnis aus Cimbrien besungene Florabella Diese Sammlung wird erstmals auf Initiative von Peter Meyer (ca. 1620–1677), Komponist und Ratsmusikus in Hamburg, und auf dessen Kosten 1651 bei Jakob Rebenlein in Hamburg gedruckt und laut Aussage in der Vorrede privat vertrieben. Der in einem einzigen bekannten Exemplar erhaltene Druck im Format 8° besteht aus 110 unpaginierten Blättern mit Text und Noten. Bibliogr. Nachweis: Dünnhaupt S. 3405, Nr. 59.1. Exemplar: Biblioteka Jagiellońska Kraków, Sign. Berlinka Yi 1106 (d. h. ehemals SB Berlin, Sign. Yi 1106). Dieses Exemplar dient hier als Basis für Beschreibung und Varianten. Laut Aussage von Meyer in seiner Widmung an Vincent Möller, Jurist und schwedischer Diplomat, und an Eberhard Möller, Domherr in Hamburg, sowie in seiner Vorrede stammen alle Texte von Rist. Allerdings gesteht der Herausgeber ein, sie nicht von ihm direkt bezogen, sondern aus anderen Quellen ohne Wissen des Verfassers zusammengetragen zu haben. Die erste Strophe der 50 Lieder ist nicht in Gedichtform abgedruckt, sondern nur unter den Noten der beiden Stimmen Cantus und Bassus, fallweise nur unter Cantus zu lesen. Ab dem zweiten Lied, mit Ausnahme von Nr. 6, reichen die Titel der einzelnen Stücke immer über beide Notenseiten. Die Texte einiger Lieder sind in zwei Spalten gesetzt. Bis auf fünf mit J. R. = Johann Rist signierte Notenseiten (s. unten) wurde die Musik von Meyer selbst für die Sammlung komponiert. Es werden hier nur Widmung und Vorrede dieser Erstausgabe abgedruckt, weil der Aufbau des Werks sich ab der zweiten erweiterten Ausgabe 1656 beträchtlich ändert. Es sind nämlich hier nur 50 der endgültig 72 veröffentlichten Lieder enthalten. Die folgende Konkordanz ordnet der Nummer der Erstausgabe immer die Nummer ab der zweiten Ausgabe zu: Nr. 1 = 1, 2 = 2, 3 = 3, 4 = 5, 5 = 6, 6 = 7, 7 = 9, 8 = 10, 9 = 11, 10 = 13, 11 = 14, 12 = 15, 13 = 17, 14 = 18, 15 = 19, 16 = 21, 17 = 22, 18 = 23, 19 = 25, 20 = 26, 21 = 27, 22 = 29, 23 = 30, 24 = 31, 25 =

Nachwort

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33, 26 = 34, 27 = 35, 28 = 37, 29 = 38, 30 = 39, 31 = 41, 32 = 42, 33 = 43, 34 = 45, 35 = 46, 36 = 47, 37 = 49, 38 = 50, 39 = 51, 40 = 53, 41 = 54, 42 = 55, 43 = 57, 44 = 58, 45 = 59, 46 = 61, 47 = 62, 48 = 63, 49 = 65, 50 = 71.

Des Edlen Dafnis aus Cimbrien besungene

Florabella. Mit gantz neen und anmuhtigen Weisen außgeziert und hervorgegeben von

Peter Meiern. Bei demselben am Pferdemarckt fr dem Alsterthor zu bekommen.

Hamburg / Gedrukt bei Jacob Rebenlein / in Verlegung des Autoris, Jm Jahre 1651.

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Nachwort

Dem HochEdlen / Gestrengen und Vesten Herren / H. Vincent Mller / Dero Knigl: Majestt zu Schweden ­wolbestalten Hoffraht und Residenten / meinem sonders ­hochgeneigtem Herren und grossen Gnner Wie auch Dem WolEhrwrdigen / WolEdlen / vesten und ­hochbenamten Herren H. Eberhart Mllern / Des hohen Stifftes zu Hamburg lteren Domherren und Structuario, meinem sonders hochgeehrten Herren und mchtigen Befoderer. HochEdler / Gestrenger und Vester Herr Resident / WolEhrwrdiger / WolEdler / Vester und hochbenahmter Herr / Großgnstige / vielvermgende Gnner und hochwehrte Patronen,

DAß der Mensch von dem grundgtigem GOtt zu keinem andern Ende mit der herrlichen Wissenschafft der edlen Musik sei beseeligt und begabet / als daß er erstlich damit den Schpfer aller Dinge lobe und preise / und ihm fr alle Wohlthaten hertzlich danke: daß er auch frs ander seinem Nechsten so wohl in Traurigkeit und Betrbnß / als in Fred und Frligkeit diene. Solches ist gantz ohnlegbar / und kan so wohl aus heiliger Schrifft / als auch dem Leben der Gottseeligen lieben Alten sattsahm erwiesen und dargethan werden. Jch / fr meine Person / als der ich mich in dieser edlen Kunst von Jugend auff fleissig gebet / habe unlngst etliche / allein zur Lust und Ergetzligkeit wol dienende Musikalische Stkke auffgesetzet und verfrtiget. Denn / nachdem ich von des edlen

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­ imbrischen Dafnis lieblich gesetzeten Lust- und Ehren-Liedern C eine gute Anzahl durch die dritte Hand an mich gebracht / so habe ich dieselbe (zwahr ihme unwissend) mit gantz neen Weisen außzieren und derselben fnfftzig Stkke allen Musiklibenden zu sonderbahrem Gefallen in ffentlichen Drukke heraus geben wollen. Wenn ich aber von glaubwrdigen Leten vernommen / daß beides Ere HochEdle Gestrengigkeit / wie auch Ere Wol­ Ehrwrde WolEdle Gunsten (gleich wie sie dem Geblhte nach einander verwand sind / also auch in der Liebe zur Tugend und allen lblichen Knsten sich untereinander gahr sehr gleichen / ja die edle Musik nicht nur lieb und wehrt halten / sondern auch eigen­ hndig auszuben wissen / und sonst ihre andere hohe Eigen­schafften iedermnniglich bekand sind / und trefflich hoch gerhmet werden) wozu noch dieses komt / daß mein hochgeehrter Herr Resident nebenst ihrer hochweisen und hochgelehrten Gunsten Herr Wolffgang Merer meine erste Geistliche Concerten mit großgnstigen Hnden willig auff- und angenommen / wofr ich mich zum aller unterdienstlichsten bedanke. Als habe ich mich ferner wollen erkhnen / diese nee von mir gemachte Melodeien / welcher Texte der edleste Dafnis aus Cimbrien / alle selber soll gesetzet haben / Eer HochEdlen Gestreng: und WolEhrwrden / WolEdlen Gunsten unterdienstlich und demhtig zuzuschreiben / der gntzlichen Zuversicht / sie nicht allein dieses mein Bchlein ihnen hochgnstig werden gefallen lassen: Sondern auch (demnach fast weltkndig / daß beide meine großgeehrte Herren / des mehr wolerwhnten Herren ­Dafnis grosse Gnner und hochvertraute Frende sind) Mein khnes Verfahren / daß ich ohn sein Wissen und Willen gedachte Lieder / die er zu seiner Lust und Liebe zu Sprachen / guhten Theils aus dem Welschen / Frantzsischen und Spanischen soll gesetzet haben / in ffentlichen Drukk kommen lassen / großgnstig werden helffen entschldigen / angesehen gedachter Lieder schon etliche durch seine eigne Haußgenossen bereits unter die Lete gebracht / da sich denn etliche unwrdige grobe Gesellen / mit dieses Edlen Schwahnens Federen haben zieren / und bißweilen

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Nachwort

ein Lied / daß sie zuvor nicht einmahl gesehen / fr das ihrige ausgeben drffen. Zuverhhten nun / daß diese schne Lieder nicht also herm geschleppet / und offt gahr flschlich abgeschrieben / fr anderer Lete Arbeit ausgeruffen werden / habe ich alle die jenige / welche ich von mehr wolgedachten des edlen Herrn Dafnis weltlichen Liederen hin und wieder bekommen knnen / in dieses Buch zusammen bringen / und Eer HochEdlen Gestreng: und WolEhrwrden WolEdlen Gunsten gleichsahm fr eigen in Demuht bergeben wollen / nochmahlen unterdienstlich bittend / sie meine guhte Intention dieses falles ansehen / und meine hochgeneigte Herren und Befoderer seyn und bleiben wollen / welche sonderbare Gnade ich mit allen meinen Krfften und Vermgen hinwieder zu verdienen / mir usserst wil angelegen seyn lassen / mahssen ich ohne das bin und verbleibe Hamburg den 21 des Weinmonats 1651. Eer HochEdlen Gestrengigkeit und Eer WolEhrwrden WolEdlen Gnsten Dienstlich verpflichter gehorsahmster Knecht Peter Meier.

Nachwort

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Vorrede An den Kunst und Tugendliebenden Tetschen Leser. GRoßgnstiger Kunst und Tugendliebender Tetscher Leser / nachdeme vor weniger Zeit von des edlen hochberhmten Herrn Dafnis aus Cimbrien unterschiedlichen weltlichen Lust- Ehr- und keschen Liebes Liedern (deren Theils Herr Dafnis selbst erfunden / etliche aber aus dem Jtalinisch: Spanisch: und Frantzsischen ins Tetsche versetzet) ich etliche nach gerade / zwahr durch die ander und dritte Hand berkommen / und also 50. Stk derselben mit Fleiß zusammen gelesen / mir aber sehr wol wissend / daß hochgedachter Herr Dafnis der weltlichen Sachen wegen seiner vielfltigen und beraus herrlichen Geistlichen Arbeit / mit welcher er die meiste Zeit fast berflssig belstiget / nichts mehr achtet / und gleichwol Jammer und Schad seyn solte / daß solche schne und sehr wol gesetzte weltliche Lust- und Ehrn-Lieder vergraben bleiben / und allen Kunst- und Tugendliebenden Gemhtern zur Lust und Ergetzligkeit nicht an den Tag kommen solten. Als hab ich mich der Khnheit unternehmen wollen / solche beraus schne Lieder mit gantz neen und noch ohnbekandten Melodeien / ohn etliche wenige / die zuvor schon ihre Weisen gehabt / und ich solche mit Fleiß nicht habe endern wollen (wiewol ich auf alle gantz nee gesetzet) zu setzen und unter meinem Nahmen in ffentlichen Druk heraus kommen zu lassen / hoffe ungezweiffelt / mehrgedachter Herr Dafnis dieser wegen nicht zrnen / sondern es mir großgnstig verzeihen / und sich meine gute Meinung vielmehr wolgefallen lassen wird. Solte ich nun vernehmen / daß dir diese meine zwahr geringe / iedoch aber wol gemeinete arbeit / großgnstig gefallen wird / kan ins knfftig dergleichen ein mehrers folgen. (Und nachdeme / ich dieses Werklein / auff meine Unkosten zum Druk befodert / weil sonsten keine gute Verlegere vorhanden gewesen / als fge dem großgnstigen auffrichtigen Tetschen Leser hiebenebenst frendlichst zu wissen / daß allhier in Hamburg / bei mir / am Pferdemarkt vor der Alsterthor / wie auch bei Johannes Wideman in Herr Casten Buschs Behausung in

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Nachwort

der grossen Reichenstrassen / gute / von mir mit sonderem Fleisse bergesehene und gecorrigirte Exemplaria fr einen billichen Preiß zu bekommen / so etwan aber an anderen Orthen solten und mchten Exemplaria verkaufft werden / selbe sind ohne mein Wissen und Willen wider alle Billigkeit nachgedrukt / also nicht bergesehen / noch gecorrigirt / derohalben ohne allen Zweiffel sehr falsch und niemand darmit gedienet / wolle derowegen ein iedweder dafr auffs frendlichste gewarnet seyn.) Thue dich hiemit negst Wndschung aller zeitlich- und ewigen Wolfahrt GOttes gndigem Schutz zu allem glkseligen Wolergehen / mich aber (negst GOTT) deiner beharrlichen guten Gunst trelichst empfehlen / und verbleibe Dein Jederzeit auffrichtiger und Dienst ergebener Peter Meier.

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Folgeausgaben Diese vermehrte Ausgabe erscheint 1656 im Verlag Christi1656  an Guth in Hamburg, gedruckt von Michael Pfeiffer, im Format 8° mit Titelkupfer und 152 unpaginierten Blättern Text und Noten. Wie bereits ausgeführt, handelt es sich um eine wesentlich erweiterte Ausgabe (Titelkupfer und 22 neue Lieder, vgl. die Konkordanz S. 454f.) mit einer sicherlich größeren Reichweite, weshalb sie als Basis der vorliegenden Edition dient. Die Ausgabe 1656 und alle Folgeausgaben werden von einem literarhistorisch bemerkenswerten Titel­kupfer, das rechts unten mit J H signiert ist und zu unterschiedlichen Interpretationen Anlass gibt (vgl. ­Volker ­Klostius: Fremdsprachige Modelle, in: Johann Anselm S ­teiger/Bernhard Jahn (Hg.): Johann Rist (1607–1667). Profil und Netz­ werke ­eines Pastors, Dichters und Gelehrten. Berlin, B ­ oston 2015, S. 109–136), eingeleitet: Auf dem Musenberg, in dessen Hintergrund sich Pegasus vom Helikon in die Luft erhebt, sitzt der Laute spielende Apollo, der auf seiner rechten und linken Seite von Jacob Cats (1577–1660), Francesco ­Petrarca (1304–1374), Joost van den Vondel (1587–1679), Pierre de Ronsard (1524–1585), Lope de Vega (1562–1635) und Théophile de Viau (1590–1626) umgeben ist. Die kleine männliche Figur ohne Namen vor Viau könnte Jacques Vallée Des Barreaux (1599–1673) sein, ein zweitrangiger, ebenso freizügiger Autor wie Viau, Freund von Louis Guez de Balzac und René Descartes, unter anderem auch erster Liebhaber der berühmten Marion de ­Lorme (auf die er einige Verse schreibt), an den Viau während seiner Verfolgung und Gefangenschaft nach 1622 eine Plainte de Théophile à son ami Tircis richtet, worin er sich zu Unrecht über den geringen Beistand des sehr intimen Freundes während seiner schweren Zeit beklagt und worauf dieser mit einer kurzen Réponse de Tircis à la plainte de ­Théophile prisonnier (Paris 1623) antwortet. Am Fuß

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des Musenberges nimmt der namentlich bezeichnete Martin Opitz einen sichtlich ebenso geadelten Kollegen (sie tragen beide ­einen Degen, Zeichen ihres Standes als Pfalzgrafen nach der kaiser­lichen Dichterkrönung) bei der Hand, um ihn zum gemeinsamen Aufstieg zu ermuntern. Es ist also der Moment gekommen, wo auch die deutschen Dichter, nämlich Opitz und die ohne Zweifel Rist darstellende Gestalt, endlich emporgehoben werden und ihren verdienten Platz unter den anerkannten Vorbildern einnehmen. Als kleiner Scherz kann noch interpretiert werden, dass somit die Dichtergestalten rund um Apollo insgesamt neun sind und also die Anzahl der Musen erreicht haben. Die Sammlung wurde durch den Verleger um 22 Lieder erweitert, nämlich Nr. 4, 8, 12, 16, 20, 24, 28, 32, 36, 40, 44, 48, 52, 56, 60, 64, 66, 67, 68, 69, 70 und 72. Allerdings sind laut Vorrede (S. 149, Z. 17) 15 der 22 hinzugefügten Lieder nicht von Rist. Einen Hinweis darauf gibt der Zusatz „Eines ungewissen“ vor dem Titel, der bei 14 Liedern (Nr. 28, 32, 36, 40, 52, 56, 60, 64, 66, 67, 68, 69, 70 und 72) zu finden ist. Damit müssten von den restlichen acht (Nr. 4, 8, 12, 16, 20, 24, 44 und 48) sieben von Rist sein. Zu den fremdsprachigen Vorlagen von Rists Liedern vgl. Klostius: Fremdsprachige Modelle (w.o.) und Alfred Noe: Die romanischen Literaturen in den Paratexten zu Johann Rists Werken, in: A. Noe / H. G. Roloff (Hg.): Die Bedeutung der Rezeptionsliteratur für Bildung und Kultur der Frühen Neuzeit (1400–1750). Beiträge zur Sechsten Arbeitstagung in St. Pölten (Mai 2019). Bern u. a. 2020 (in Druck). Bibliogr. Nachweis: Dünnhaupt S. 3405, Nr. 59.2; VD17 23:249064H. Exemplare: LB Coburg, Sign. Cas A 3258; ULB Halle, Sign. AB 50342; GWLB Hannover, Sign. a7, A-S8; UB Leipzig, Sign. 8-B.S.T.587; HAAB Weimar, Sign. 14, 6:9[a]; HAB Wolfenbüttel, Sign. Lo 6460; ZB Zürich, Sign. 6.UG 25.231; KB Kopenhagen, Sign. 54, -245 8°; BL London (unvollst.). Als Basis der Ausgabe dienen die Exem-

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plare der LB Coburg, Sign. Cas A 3258, und der HAAB Weimar, Sign. 14, 6:9[a]. Wegen des veränderten Aufbaus, der in den Folgeausgaben so übernommen wird, und der ohne Zweifel größeren Verbreitung dieser erweiterten Ausgabe dient sie als Basis der vorliegenden Edition, welche sich auf die Exemplare in Coburg und Weimar stützt. Es wurden allerdings Korrekturen während des Druckvorgangs durchgeführt, denn ­Weimar hat S. 316, V. 25, snei, Coburg sein, im Titel von Nr. 62 (S. 383) Weimar grossan, Coburg grossem. Insgesamt ist das Exemplar in Coburg im Text verlässlicher, manche Passagen erscheinen allerdings im Exemplar Weimar klarer im Druck. Die erste Strophe ist im Original nicht in Gedichtform abgedruckt, sondern unter den Noten zu lesen und wird daher hier immer aus den Notenseiten transkribiert. Fallweise Abweichungen im Text zwischen den Singstimmen Cantus und Bassus werden in den Varianten dokumentiert. Bei orthographischen Differenzen wird der Lesart der hohen Stimme (Cantus) der Vorzug gegeben. Bei offenkundigen Fehlern (z. B. Nr. 54, Cantus Floridon – Bassus Floridan, S. 355, V. 6) wird stillschweigend die korrekte Form übernommen. Die Texte der Lieder sind fallweise zweispaltig gesetzt. Ab dem zweiten Lied, mit Ausnahme von Nr. 7, reichen die Titel der einzelnen Stücke immer über beide Notenseiten, werden aber hier mit dem gesamten Titel an den jeweiligen Beginn gesetzt. Die Nummern der Lieder sind auf den reproduzierten Notenseiten zu finden. Signierte Notenseiten: J. R. = Johann Rist Nr. 6, 14, 47, 53 und 54. Des Edlen | DAFNJS | aus Cimbrien | besungene | Florabel1666  la. | Mit gantz neuen und anmuhti-|gen Weisen hiebevor außgeziert | und hervorgegeben | Anitzo aber mit verschiedenen | schnen Stckchen vermehret und | zum Truck befordert. | Hamburg / | Jn Verlegung Christian Guth | Buch-

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hndlers im Thumb / | Gedruckt bey Michael Pfeiffern. | Jm Jahr 1666. Weitgehend seitengleicher Nachdruck von 1656 (mit gleicher Bogenfolge) im Format 8° mit Titelkupfer und 152 unpaginierten Blättern, aber mit neuen Notenseiten, denn einzelne Überschriften enthalten neue Fehler: z. B. Nr. 13 Aawesenheit, Nr. 15 Theophis. Der Text wurde neu gesetzt, wobei fallweise zwar offensichtliche Druckfehler korrigiert werden (z. B. S. 192, V. 25, sevn 1656 in seyn 1666 oder S. 201, V. 65, Seleen 1656 in Seelen 1666), weniger offensichtliche aber übernommen: z. B. S. 168, V. 50, Leben anstatt Lieben, wie der Reim und die Ausgabe 1651 vorgeben, oder S. 199, V. 11, im anstatt mein. Das gilt besonders für den irrtümlich wiederholten Vers Ob gleich das Meer zum Land’ eingeht auf S. 304, V. 27.  Das oben (1656) beschriebene Titelkupfer wurde leicht verändert, denn es fehlt die Überschrift VERMEHRETE FLORABELLA; statt dessen liest man in der Mitte des Musenbergs, unter Apollo, nun Daphnis Florabella. Bibliogr. Nachweis: Dünnhaupt S. 3406, Nr. 59.3; VD17 547:644427P. Exemplare: UB Erfurt / FB Gotha, Sign. Ilf II 8° 05239 (01); SUB Göttingen, Sign. 8 P GERM II, 7261; SUB Hamburg, Sign. Scrin A/1676; GWLB Hannover, Sign. Lh 4665; BSB München, Sign. Mus.pr. 109 und Sign. P.o. germ. 1168 ys. Für die Varianten dient das Exemplar der SUB Hamburg als Basis. Des Edlen | DAFNJS | auß Cimbrien | besungene | Florabel1677  la. | Mit gantz neuen und anmuhti-|gen Weisen hiebevor außgeziert | und hervorgegeben | Anitzo aber mit verschiedenen | schnen Stckchen vermehret und | zum Druck befordert. | Hamburg / | Gedruckt bey Michael Pfeiffern / | Jm Jahr 1677. Seitengleicher Nachdruck von 1666 (mit gleicher Bogenfolge) im Format 8° mit Titelkupfer und 152 unpaginierten Blättern. Einzelne Zeilen des Titelblattes in Rot. Es erfolgt

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zwar fallweise eine Korrektur der oben beschriebenen Fehler von 1666, aber insgesamt scheint auf Grund einiger neuer gravierender Fehler die Qualität des Textes geringer als 1666. Das oben (1666) beschriebene Titelkupfer wurde nochmals leicht verändert durch die Hinzufügung des Namens Rist oberhalb der entsprechenden Figur rechts unten. Bibliogr. Nachweis: Dünnhaupt S. 3406, Nr. 59.4. Exem­ plar: StB Leipzig, Sign. II. 5. 8, das als Basis für die Varianten dient.

Dennemark ein Erbkönigreich Dieses Fürstenlob erscheint 1660 in Lüneburg bei den Gebrüdern Stern nach dem von Friedrich III. (1609–1670) einberufenen Reichstag, der am 13. Oktober 1660 Dänemark zum Erbreich in männlicher und weiblicher Linie sowie den König für völlig souverän erklärt hat. Der Druck im Format 2° (ca. 29 x 18 cm) enthält nach dem Titelblatt vier unpaginierte Blätter Text. Die Ziervignette im unteren Bereich des Titelblatts stellt die beflügelte Fama dar, welche in eine mit der linken Hand erhobene und mit einem den Titel tragendes Schriftband geschmückte Trompete bläst und in der rechten Hand eine weitere Trompete trägt. Bibliogr. Nachweis: Dünnhaupt S. 3421, Nr. 90; VD17 23:673423P. Exemplare: SLUB Dresden, Sign. Hist. Dan. 53; HAB Wolfenbüttel, Sign. 52.1 Qu. 2° (4); KB Kopenhagen. Als Basis dient das Exemplar der HAB Wolfenbüttel.

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Varianten und Eingriffe der Herausgeber In diesem Verzeichnis werden Auslassungen und Hinzufügungen innerhalb des Textes, alle den Aufbau des Werkes sowie alle möglicher Weise den Sinn des Textes verändernde Abweichungen zwischen den einzelnen Ausgaben mit Seiten- und Zeilenverweis dokumentiert. Nicht aufgenommen werden daher offenkundige Druckfehler, die üblichen Varianten in der Orthographie (z. B. zwischen doppeltem s und scharfem s, doppelten Konsonanten und Verwendung bzw. Position von stummen h), in den Reklamanten, im Seitenumbruch oder in der Schriftgestaltung. Sehr wohl aufgenommen werden Abweichungen in der Morphologie (z. B. mssen – msten) und in der Zeichensetzung, die durch einen anderen Aufbau des Satzes andere Interpretationen des Textes erlauben könnten.

Unterthänigste Lobrede An […] H. Christian Ludowig Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg Eingriffe 3  aufgesetzet] aufgesetzer [aus Respekt vor der Titelseite wird nicht in die Wiederholung eingegriffen] 15 351 Tussaken] Tassken [nach: Praxis artolloriae pyrotechnica. Vollenkommene Vnterweisung wie Raketen / FeuerWasser- Sturm-Kugel / Granaten / Pech-Sturm-Krntze / und allerhand Lust und Ernsthaffte Feer-­werke zubereiten. Erster Theil. Osnabrck: Tilman Bucholtz 1660, S. 28] 15 352 auch] anch

Die Triumphirende Liebe Varianten in der ersten Ausgabe Lüneburg 1653 19  Ballet] Ballet / 19  Lneburg] Lneburg /

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21  Erstlich ist zu mercken] Erstlich zu mercken 50  4 Schlaven] Slaven 71 15 Clœlien] Cloclien Eingriffe 44 5 Zancks] Zancks72 4 anmhtigen] ammhtigen

Unterthänigste Glükwünschung und Lob-Rede An Den […] Herrn Friderich Wilhelm Marggraffen zu Brandenburg Eingriffe 85 45 Ausserkohrne] Aussenkohrne 85 48 Pallas] Pallast

Depositio Cornuti Varianten 1672a Innsbruck, 1672b Tübingen, 1672 für beide Ausgaben (in der Transkription von 1672b, weil sie die vollständigere Version ist), 1677 Frankfurt a. M., 1684 Sulzbach 94 1 Der Vorredner.] Monsieur Sausewind. Der Vorredner. 1672a, 1677, 1684 94 7 Der Nachredner.] Epilogus, oder Abdanckungsredner. 1672a, 1684 95  Drukker] Druckerey 1672b 96  H.] Herren 1677 95 20 geben] gegeben 1672b 95 23 Drukkerverwandten] Druckerey-Verwandten 1672b 95 23 vorbemeldeten] vorbemeldter 1672b, 1677 95 24 Sternischen Drukkerei] Herrn Sternischen Buchdruckerey 1672b

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96 6 sonst nur] nur 1672b, 1677 96 20 Lautenspielen] Lauten-Spiel 1672b 96 22 Sternischen] Herren Sternischen 1672b 96 26 aussen /] ausser- 1672b 96 27 Sternischen] Herren Sternischen 1672b 98 24 hre auch] hre 1672b, 1677 99 5 mit] mir 1672b 99 12 rechter] recht 1672b 99 34 alles] alle 1672b, 1677 100 1 mchte fallen] fallen mchte 1672b, 1677 100 6 Lsterern] Lstern 1672b, 1677 100 24 bestndigster] bestndiger 1672b, 1677 100 24 den] denen 1672b, 1677 101 1 welche] so 1672, 1677, 1684 101 8 ergetzen] erfreuen 1672b, 1677 101 15 der] den 1684 102 22 zegen] zeigen 1672, 1677 102 38 lst] lss’st 1672, 1677 103 64 die] der 1672b, 1677 104 79 zur jeden] zu jeder 1672b, 1677 104 81–82 Hie wird ein Stcklein musiciret / oder Trompeten geblasen.] drauff wird ein Stcklein musicirt. 1672a 104 81–82 fehlt in 1684 104 4 eiligst] eylends 1672a, 1684 104 17–20 Ja Heer [Ja / ja 1672a, 1684] Meister [Ja wol mein Herr 1677] / nun komb ich recht / Auß meinem Winckel hergelauffen / Vnd will als ein getreuer Knecht / Frisch tapffer mit herumber sauffen. 1672, 1677, 1684 105 29–32 Das weiß ich nicht doch riech ich wol / Das hier ein greulichs [garstigs 1672a, 1684] Thier muß seyn / Es stincket als der grbste Knoll / Vnd macht ein grossen Gestanck [Stanck 1672a, 1684] herein. 1672, 1677, 1684

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105 34 selber] selbsten 1672a, 1684 105 41–42 Ja / ja mein Herr [Ja / ja Meister 1672a, 1684] das will ich thun / Ade Monseur [Adie / glck zu / 1672a, 1684] ich lauffe nun. 1672, 1677, 1684 105 47 Bald ist er klug / bald ist er Gek /] Bald hat er viel / bald wenig List / 1672a, 1684 105 48 Drekk’] Mist 1672a, 1684 106 50 Gehrnten Gesellen] Horntrger 1672a, 1684 106 53 kein Bok / kein Hirsch] kein Hirsch / kein Bock 1672b 106 59–66 Ja hrt doch / als ich jetzt wolt geh’n Auffs Feld da kam diß Thier gelauff’n / Jch dacht hier ist nicht lang zu steh’n / Es mcht mich rennen bern Hauff’n / Doch faßt ichs tapffer bey der Nas / Htt ihm auch bald das Fell zerrissen / Pfui tausend kranckt wie stinckt das Aaß / Als htt es in die Hosen gschissen [Hosn geschmissn 1672a, 1684]. 1672, 1677, 1684 107 75–78 O! kennet ihr das Thier noch nicht / Es trifft an seiner Nasen ein / Darzu an seinem Angesicht / Daß es muß ein Cornute seyn. 1672, 1677, 1684 107 87–94 Was lachen / seht diß Thier recht an / Es hat so grosse lange Bein Was gilts ob es nicht tantzen kann / Auff sonderbahr Mannier allein / Jst es ein Gspenst und schrecken-Geist / So wird es auch wol lesen knn’n. Ja singen / spihlen allermeist / Die Geister pflegt man Klug zunenn’n / 1672, 1677, 1684 107 98 spielen lustig] spihlen 1672, 1684

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107 100–107 Das ist ein Schelm / siech [seht 1672a, 1684] wie er geht / Als wolt er in die Hosen cacken [machen 1672a, 1684] / Wie schn daß ihm sein Tantzen steht / Jch muß ihn treffen auff die Hacken [Daß einer mchte drber lachen / 1672a, 1684] Hau Lustig zu du Peitsche mein / Jch will ihm das Fallirum singen / Hei / hei / hei / hei / so / so muß seyn Nun kan der Dieb / viel besser springen. 1672, 1677, 1684 108 116–124 Ja Herr [Ja / ja 1672a, 1684] Meister das ist wol wahr / Doch muß in ihm was anders steck’n / Er soll mir auff der Stelle dar / Sein Singen / Lesen auch endeck’n / [Zu dem Cornuten. 1677] Du Raben-Aas wie stehst du nun / Als kndtest du kein Wort nicht sprech’n / Den Brief mir lesen solst du thun / Sonst will ich dir den Ars zerbrech’n. 1672, 1677, 1684 108 129–136 Ey hrt doch was der Teuffel tht [Vnrath thut 1672a, 1684] / Er kan nicht lesen und kan sprechen / [Er sagt / er kan gar nichtes lesen / 1672a, 1684] Auff hochteutsch / seht doch wie er steht [Redt aber Hochteutsch trefflich gut / 1672a, 1674] Als wenn ihm wolt der Rcken brechen / [Das ist nur ein Cornutisch Wesen. 1672a, 1684] Du Flegel liß mir diß zur Stund / Du darffst dich auch so thumb nicht stell’n / Vnd list du mir nicht recht jetzund /

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So gib ich dir ein paar Maulschell’n / 1672, 1677, 1684 109 142 gelogen] erlogen 1672, 1677, 1684 109 144–151 Ja Monsieur [Ja wol mein 1672a, 1684] Meister denckt doch man [nur 1672a, 1684] / Was vor ein Thier wir deponiern / Was gilts ob er nicht schreiben kann / [Er schreibet richtig nach der Schnur. 1672a, 1684] Wir wollen ihn noch mehr probirn / Das Hrner-Volck das sieht so nicht / Zuvor hat er nicht lesen knnen / Nun glaub ich daß der Bsewicht / Sey ein Verrther wol zunennen. 1672, 1677, 1684 109 161–164 Ey! daß dich nun der Butz nicht schlah / Kanst du nicht lesen auch nicht schreiben / Sieh Matts von Kapadocia / So muß man [ich 1672a, 1684] dir die Nasen reiben. 1672, 1677, 1684 109 165 Depositor] Herr Depositor 1677 110 171–174 Hrt Meister / dieser Flegels-Kopff Der lßt sich nennen ein Gesell’n / Darvor muß ich dem losen Tropff Ein paar Ohrfeigen mehr zustell’n. 1672, 1677, 1684 110 195 wird] will 1684 110 203 Ach / htet euch mein Kind / das ihr ia nicht verlieret] Ach allerliebster [liebster 1672a] Schatz solt ich euch gantz und gar verliehren / 1672, 1677 111 204 Das / was mich trsten soll / wen man euch Deponiret] Vnd ohn euch leben / wenn man euch wird deponiern / 1672, 1677 111 206 ewrer] eurem 1677, 1684 111 212 so mich] mich so 1672, 1677, 1684 111 219 Nachschrifft.] P. S. 1672, 1677, 1684

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111 224 verwundert] wundert 1672, 1677, 1684 111 225–232 O tausend kranckt nun weiß ich nicht / Was ich soll sagen und gedencken / Du Flegels-Kopff du Bsewicht / Solst du dich nach den [an die 1672a, 1684] Damen lencken [hencken 1672a, 1684] / Bist du der schne Jungfern-Knecht / An deiner Nasen thu ich meinen / Weil ich mich jetzt besinne recht / Das auch die Teuffel also scheinen. 1672, 1677, 1684 111 235 Huhrentrekker] Huhrenjger 1672a, 1684 112 244–247 Du Lgen-Maul / du lange Weil / Heißt das ich werd nicht lesen knnen / Ach ich versteh / ja keine Zeil / Vnd wilst dich ein Buchdrucker nennen. 1672, 1677, 1684 112 252 machen] machet 1672b, 1677 113 267–274 Ey so mein Herr laß [last 1672a, 1684] das angehn / Es thut so schn und herlich klingen / Wann die Studenten umbher stehn / Vnd mit den krummen Mulern singen / 1672, 1677, 1684 Auß einem kurtz und langen Buch / 1672b, 1677 [Auß einem Buche kurtz vnd lang / 1672a, 1684] Das gantz bemahlet ist mit Stangen. 1672, 1677, 1684 Laßt uns mit disem Lmmel auch / 1672b, 1677 [Du Lmmel mach vnß auch ein Gesang / 1672a] [Du Lmmel mach uns ein Gesang / 1684] Ein wunderseltzamb Lied anfangen. 1672b, 1677 [Dann darnach hab ich groß verlangen. 1672a, 1684] 113 275 alle denn] denn alle 1672a, 1684

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113 279–286 Das geht wol auß der massen schn / Ja Meister das thut trefflich klingen / Mcht ich hier meine Grten [Greta 1672a, 1684] sehn / Sie solt fein lustig darnach springen / Nun frag ich ob der Hrner-Man / Jn seinem spihlen nicht thut fehlen / Ob er auch wrffeln / und karten kann / Vnd fein gewinnen ohne stehlen. 1672, 1677, 1684 113 289 und gibt] gibt 1672 113 292 Jhm] ihn 1672, 1677, 1684 113 294–285 Seht Meister wie der Schelm gewinnt / Er muß gewiß sehr vnrecht spihlen. 1672, 1677 [Er muß gewiß die Karten stehlen. 1684] 114 298 frwahr] gewiß [handschriftliche Korrektur in 1655, Ex. Harvard] 114 299 herfhr] herein 1672, 1684 114 300 Bier] Wein 1672, 1684 114 305 Knadast] Phantast 1672, 1677, 1684 114 312–315 Nun kanst du [du kanst 1672a, 1684] spihlen als ein Held / 1672, 1677, 1684 Mich dnckt du kanst die Wrffel knippen / 1672b, 1677 [Du machst mir eines auß der Taschen / 1672a, 1684] Das soll mich kosten all mein Geld / 1672, 1677, 1684 Darvor must du mir besser pipen. 1672b, 1677 [Darvor will ich dich besser waschen. 1672a, 1684] 115 330–333 Ja / ja mein allerliebster Herr / Hier hab ich ewre dolle Sachen / Nach diesem Werck verlangt mich sehr / Wir woll’n das Hltzlein dnner machen. 1672, 1677, 1684

476

Nachwort

115 334 ihn] ihm 1672a, 1684 115 334 gantz m und m] umb und umb 1672, 1684 115 344–347 Hier ist noch viel zu schneiden ab / Pfui / was seynd das vor Lumpen-Sachen / Nun will ich dir du rechter Lap / Auch deinen Kopff zur Kugel machen. 1672, 1677, 1684 115 353–356 Seht doch wie fllt der grobe Knoll / Das auch das gantze Haus mcht krach’n / Wo [Wie 1672a, 1684] nun Cornute bist du toll / Jch will dirs noch viel anderst mach’n / 1672, 1677, 1684 116 362–364 Ja Herr ich will frisch bey euch stahn / [Ja Meister / ich wills gut probieren / 1672a, 1684] Vnd diesen Lmmel so zuschlahn [curriren 1672a, 1684] / Das alle Leute sollen lachen. 1672, 1677, 1684 116 370–372 Meister nun ist die Kugel hier / Sag [Sagt 1672a, 1684] an wo wollen denn nun wir / Die schne neue Kegel krig’n. 1672, 1677, 1684 116 371 Man segt] Sgt man 1684 116 376 fgen] kriegen 1672a, 1684 116 377 dem] der 1672, 1677, 1684 117 390–393 Sieh plumper Flegel was ist das? [Sieh grober Flegel was machst du? 1684] Kanst du dich selber noch nicht kennen / [Du thust dich auch so gar nicht schmen / 1672a] [Thust du dich auch so gar nicht schmen / 1684] Greiffst du zum ersten in das Faß / [Greiffst du zum aller ersten zu / 1684] Frwar ich muß dirs abgewhnen. 1672, 1677, 1684 117 396 wir] mir 1672b

Nachwort

477

117 398 zur] zun 1672b; zu 1677 117 400 weg] ab 1672b 117 402 Watten] Watt 1684 117 402–405 Was hundert kranckt hat dieser Knoll / Jn seinem Maul / er wird uns beiss’n / Pfui welch ein Zahn / den hust ich voll / Wann ihn mein Herr nicht thut außreiss’n. 1672, 1677, 1684 118 414–417 Nun hab ich all mein lebe Tag / Auch solchen Zahn niemahls gesehn / Ey Meister helfft jhm von [der 1672a, 1677, 1684] Plag / Jch will frisch tapffer bey euch stehn. 1672, 1677, 1684 118 426–429 Jhr schnen Dam’n [Dames Jch bitt 1672a, 1684] verliebt euch nicht Jn diesen Stinckbock auß der massen / 1672b, 1677 [Jn diesen schn geputzten Knaben 1672a, 1684] Er ist sehr grob und mchte leich / 1672b, 1677 [Leicht wurd er brechen seine Pflicht / 1672a, 1684] Von hinden einen streichen lassen / 1672b, 1677 [Daß ihr wurd was zu richten haben. 1672a] [Daß ihr wird was zu riechen haben. 1684] 118 438–445 Sein Haar sicht wunder seltzam auß / Es ist sehr hart wer kan es reiben / Vnd soll doch gleichwol krumb und krauß / Natrlich wie ein Kuh-Schwantz bleiben / Jch will ihm flechten einen Zopff / Darzu die schwartzen Zhne scheuren / Doch erstlich wasch ich ihm den Kopff / Vnd will jhn [ihm 1672a, 1684] also gantz verneuren. 1672, 1677, 1684 118 442 sienen] eenen 1684

478

Nachwort

119 454 die Ringe an die Finger] den Ring an den Finger 1672, 1677, 1684 119 455–462 Nun butz ich jhm das Haar zurecht / So kan der Narr den Spiegel fragen / Ob er nicht sey der schnste Knecht / Der wrdig einen Ring zutragen / Den jhm seyn Liebste hat geschickt / Drauff muß man ihm die Pritsche singen / So wird sein weicher Arsch [der Hinder auch 1672a, 1684] erquickt / Daß er kan als ein Rehbock springen / 1672, 1677, 1684 119 459 Den] Dem 1684 119 471–472 Dein Lohn hast jetzt bekommen nun / Sag an wilt du noch mehr so thun. 1672b, 1677 Nun hat man dir all deinen Lohn gegeben / Wilst du so Cornutisch hinfro noch leben? 1672a Hier hast du deinen verdienten Lohn / Sag an wilt du auch mehr so thun. 1684 120 483–484 Darzu bist du geschickt so fein / Wie meiner Mutter grosses Schwein / 1672, 1677, 1684 120 493 ihm nach] nach 1672b, 1677 ihm nach wie folget] nach 1672a 121 510–513 Nun unser spihl das hat ein End / Jetzt will ich den Præceptor bringen / Daß er sein Ampt verricht behend / Ein guten Tag jetzt will ich springen. 1672, 1677, 1684 121 518 hette] hatte 1672b 121 530 Gezeugen] Zeugen 1672a, 1684 122 536 der] den 1672a, 1684 122 537 Besprengt ihn doch mit Wasser] Beehrt ihn mit den kran­ tzen [handschriftliche Korrektur in 1655, Ex. ­Harvard] 122 537 ihn doch] doch ihn 1672b

Nachwort

479

122 548 knte] konte 1672b, 1684; kunte 1677 122 553 ein] der 1672a, 1677, 1684 122 564 achtete noch] achtet weder 1672, 1677, 1684 123 576 Ruhm] Zucht 1672a, 1684 123 585 trgest du] aber trgst 1672b, 1677 125 628 Knadast] Phantast 1672, 1677, 1684 127 682 lafft] leydt 1672, 1677, 1684 128 706 in] zu 1672b 128 714 Gezeugen] Zeugen 1672a, 1684 128 715 wollen geben] geben wollen 1672, 1677, 1684 128 717 bringen / so bald] bringen / und spricht dreymal Jch Confirmiere und besttige dich im Namen der gantzen Gesellschafft N. [N. Veneris, Cereris, Bacchi, Per Pocula, Poculorum; 1672b, 1677] Sobald 1672, 1677, 1684 129 731 Jhr hie] jhr 1672b 129 747 Ferdinand] Leopold 1672, 1684 129 764 zubereitet] zugebreitet 1672b 130 766 befreit] gefreit 1677 130 768 sampt] und 1672, 1684 130 776 geliebt] beliebt 1672 130 784 noch] ja 1672b 130 785 zur ieden] zu jeder 1672a, 1684 131  ] Das Erste. 1. 1677, 1684 131 2 dir mehren] vermehren 1677 132 43–45 Unterschrift und Spruch fehlen in 1672a, 1684; Unterschrift fehlt in 1672b, Spruch fehlt in 1677 132 45 ein Narr] einer 1672b 135  H.] Herrn 1672a, 1684 135 7 nicht seyn] seynd nicht 1672a, 1684; sind nicht 1672b, 1677 135 10 Die] Der 1672a 135 14 mir] mich 1672b, 1677 135 21 trefflichen Auinnen] Kunst beliebte Sinnen 1672b, 1677

480

Nachwort

135 22 Lneburg] – – komb 1672a, 1684; Tbingen 1672b; Franckfurt 1677 135 23 Schiffe] Fltze 1672b 135 23  Zusatz 1677: NB. Diese drey Reim-Zeilen mssen allzeit nach jedes Orts Gelegenheit verndert werden: Als zum Exempel hier in der lblichen Reichsstadt Franckfurt am Mayn mgen sie also gebraucht werden: 135 23 Auen] – – 1672a, 1684; Necker- 1672b; Mayne- 1677 135 25 trotzt] trotz 1672, 1677, 1684 vor der der Pabst erschrecket] Die vormals war ver­ 135 26  decket / 1672a, 1684 Auff seiner Siebenburg] Jetzt ist sie offenbar 1672a, 135 27  1684 136 37 war] warn 1672, 1677, 1684 136 39 Es war fast auff der Bahn /] Er wolt entdecken dar 1672a, 1684 136 40 Den Huß im Geiste sah / der theure Wunder-Schwan.] Durch die Buchdruckerey / was vor verborgen war. 1672a, 1684 137 85 vorermelten] vorbemeldtem 1672a 137 98 gelehret] gelehrnet 1672a, 1684 139 153 Der Pabst auch selbst] Daß mancher auch 1672a, 1684 139 155 Luthers] mancher 1672a, 1684 139 155 daß auch gantz Rom] derselb auch gantz 1672a, 1684 139 163 Luthers] Gottes 1672a, 1684 139 165–168 fehlt in 1672a, 1684 142 256 Ewigkeit.] Ewigkeit. Amen. [handschriftlicher Zusatz in 1655, Ex. Harvard] 142 256 Ewigkeit.] Ewigkeit. Gehet ab. 1684

Nachwort

481

Zusätze 1672a, 1684 Deß Vice-Knechts oder Monsieur Sausewinds / lcherliche Vorred. So dieser sein Ampt verricht / wird ein Stcklein musiciert / ­darnach kompt der rechte Prologus auff den Platz / vnd thut seine Vorred. etc. 1672b

VICE-Knecht Oder MONSIEUR Sausewind / Welcher in einen bossierlichen Kleyd zu erst aufftritt und thut eine lcherliche Vorrede. So dieser sein Ampt verricht / wird ein Stcklein musiciert / darnach kompt der rechte Prologus auff den Platz / und thut seine Vorrede etc. Wann aber kein VICE-Knecht vorhanden / kan dieses wol außbleiben. Monsieur Sausewindt.

1672, 1677, 1684 TVgendsame / Ehrenreich / Liebe Herrn und Freund zugleich / Wie auch Kunstreiche Frauen / Vnd Hochgelehrt’ Jungfrauen / Es ist zwar nicht / Darauff gericht / Daß wir hie wll’n Comœdien spiel’n /

482

Nachwort

Sondern gemacht / Vnd wol bedacht / Daß G’rechtigkeit / Wie auch G’wonheit / Von Alters her / Gemacht zur Lehr / Zur Ehr und Gunst / Der Edlen Kunst / Welch / wie man list / Ein Mutter ist / Vnd Conservatrix, Auch Propagatrix, Wie Elnspiegel in seinem Buch / Jm ersten und im andern such / Er schreibt gar viel mit seiner Hand / Aber nirgend ist es bekandt / Der Bacchus mit seinen Thaten / Thut auch zu diesen Sachen rathen / Er gieng an Orthen mancherley / Wo was zufressen und Sauff’n sey / Da war Bacchus ein braver Held / Mir seine Weiß / gar wohl gefllt / Er setzet [setzte 1684] sich gern oben an / Jch dieses auch nicht lassen kann / Die Mgdlein hat er gern bey sich / Es ist mir auch so wunderlich / Das Glßlein ließ er offtmahls sincken / Jch mag auch so gar gerne trincken / Bacchus aß gern Lecker-Bissen / Darzu bin ich auch geflissen / Diß alles Bacchi Thaten sind / Vnd ich heiß Monsieur Sausewind. Dann er lag stets im Luder / Jn Summa / ich bin sein Bruder /

Nachwort

Doch in die Badstub unverduß / Jch nun gar schnell hin eylen muß / Allda laß ich mich erst putzen / Vnd hernacher mein Bardt stutzen / Wann ich dann komme auß dem Bad / Jch euer Lieb und Andacht lad / Zu einem wohlbereiten Tisch / Darauff ist weder Fleisch noch Fisch / Denn ich htt es bald vergessen / Sie sollen auch mit uns essen / Esst ihr gern Aepffel oder [vnd 1672a, 1684] Bier’n / Was sonst gibt zuschnabelier’n / Vnd was Delicat von Mandel / Zucker-Brodt und Zucker-Kandel / Oder was sonst gibt zu lecken / Mßt ihr daß Maul in Sack stecken / Doch will ich hierzu nicht fluchen / Es sind ungebackne Kuchen / Von Krebsen-Blut und Mcken-Schmaltz / Von Rosen-Fett ohn Bier und Saltz / Dieses zusammen disteliert / Hernacher auff kein Brodt geschmiert / Eine Kanne ohne Brantenwein / Wird alles schon beysamen seyn / Diß hab’n euer Lieb vernommen / Wann sie wollen zum Essen kommen. [Libro 1. Paragravo 2, Verso 3. 1672b, 1677] [Gehet ab. 1684]

483

484

Nachwort

1677 weitere drei Zugaben:

Das Ander.

Jn dieser beygesetzten / oder in der Melodey des 8. Psalmens.

2. Es hat uns der Chineser aufgerucket / Er htte eh viel Bcher außgedrucket / Als Mntelin / Hans Gansfleisch / Guttenberg. Jm Teutschen-Land erfunden Druckerwerck. 3. Bey ihm ist nicht gegossne Schrifft zu finden / Sein Bilderwerck schneid er in Bchne Rinden / Und drucket ab Figuren mancherley, Nur Ziffer seynd Chineser Druckerey. 4. Der Welsch auch nicht hat dieses Thun erfunden / Kein Frantzman sich zu drucken unterwunden / Auch Harlem treugt / daß Lorentz Jans in ihr Hab aufgebracht der Knste Kunst und Zier. 5. Es hat die Welt dem Straßburg diß zu dancken / Sein hoher Thurn besiht der Stdte Schrancken / Sein grob Geschtz bestrcket Wacht und Macht / Und Mntelin erneurt der Straßburg Pracht.

Nachwort

6. Der hat zuvor aus Holtze Wort geschnitten / Mit einem Drat am End / und in der Mitten Sehr hart verfasst / gesetzet nach der Reih / Und so versucht die Kunst der Druckerey. 7. Biß Guttenberg und Gansefleisch sind kommen Hinab nach Myntz / da hat sie zugenommen / Und ist von Tag zu Tag die Drucker-Kunst Gestiegen hoch durch milde Himmels-Gunst. 8. Auf / Teutscher auf / erfreu dich deiner Ehren / Die Druckerey muß deinen Ruhm vermehren / Sie trget Dich von dieser Erden-Zelt Sehr hoch hinauff biß an der Sternen Feld. 9. Jhr Drucker auf / last uns dem HErren singen / Und an der Preß ein Freuden-Lied erklingen / Er hats gethan / daß wir stehn nach der Reih / Mit Hertzens-Lust in dieser Druckerey. 10. Der Setzer setzt die Zeilen recht und eben / Er thut sie aus dem Winckelhacken heben Hin in das Schiff / nach kurtz verwichner Frist Die gantz Colum zum Drucken fertig ist. 11. Dann wird die Preß vom Drucker zugezogen / Er druckt im Tag fast bey drey tausend Bogen / Jn einem Jahr wird nicht so viel geschriebn Als wann ein Mond die Presse wird getriebn.

485

486

Nachwort

12. Jhr Setzer nun / vergesst auch nicht das Netzen / Dann wer da netzt / kan allzeit besser setzen / Gleich wie kein Fisch im Trucknen wird geruckt / So wird kein Druck im Trucknen gut gedruckt. J. M. K.

Das dritte.

2. So singen wir mit Freuden-Schall Auch unsern Adler an / Und die Schutz-Gtter berall / Die was an uns gethan. Der Adler fleugt / und bersteigt Sein gantz Geschlecht / Zu hegen rechtes Recht. Tichtet all ihr Tichter tichtet / Richtet all ihr Richter richtet / Richtet auff / des rechten Rechtes Lauff.

Nachwort

3. So singen wir mit Freuden-Schall All unsre Schwanen an / Und preisen was GOTT berall / An uns durch sie gethan. Der Schwan ist weiß / hat Strck und Preiß; Viel Jungen bringt / Und mit den (a) Federn singt. Singet all ihr Schwanen singet / Bringet all ihr Jungen bringet / Bringet Ehr und Preiß je mehr und mehr.

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a Besiehe Frantzen Thierbuch aus Nazianzen.

4. So singen wir mit Freuden-Schall An unsern Sachsen-Schwan / Und preisen / was GOTT berall / An uns durch ihn gethan. Das ist der Schwan / den Huß sagt an / Er sang und schrieb’ / Und ungebraten blieb; Schreibet all ihr Schreiber schreibet / Treibet all ihr Lehrer treibet / Treibet fort / das reine GOttes Wort. 5. So singen wir mit Freuden-Schall An den Poeten-Schwan / Und seiner Federn Schall und Hall / Und seine Sieges-Fahn: Sein ssser Klang / und Lobgesang Den Neid veracht / Und Tod und Grab verlacht. Singet all ihr Schwanen singet / Schwinget eure Fahnen schwinget: Gans und Schwan sind Schreibern zugethan.

488

Nachwort

6. So singen wir mit Freuden-Schall Die Gnse-Federn an / Und preisen / was GOtt berall An uns durch sie gethan. Die Gans ist reich / ihr Bett ist weich / Jhr Nest ein Heer / Der Federn noch viel mehr / Dadert all ihr Gnse dadert / Hadert all ihr Lumpen hadert / Hadert starck / zum Schrifft- und Feder-Marck. 7. So singen wir mit Freuden-Schall Die Kruter-Feder an / Und preisen / was GOTT berall An ihr und uns gethan. Der Blmlein Safft und Steine Krafft Vertreiben Gifft Durch weiser Aertzte Schrifft. Schreibet all ihr Aertzte schreibet / Treibet all ihr Blmlein treibet / Treibet aus die Seuchen aus dem Hauß. 8. So singen wir mit Freuden-Schall Die Schreiber selber an / Und was die Feder berall An Ehren hat und kan: Die Schreiber-Kunst hat Preiß und Gunst / Bey arm und reich / Wenn mans verbirget gleich / Schreibet all ihr Schreiber schreibet; Treibet euer Handwerck treibet Treibets fort / alhier und aller Ort.

Nachwort

9. So singen wir mit Freuden-Schall Der Drucker Wapen an / Und was ihr Greiff uns berall Zu guter letzt gethan. Der Greiff ist hell / und starck und schnell / Schatz- und Gold-reich Wenn mans ihm raubet gleich. Greiffet all ihr Greiffen greiffet / Huffet all ihr Schtze huffet / Ewre Schrifft / Gold und Geld bertrifft. 10. So singen wir mit Freuden-Schall Auch die Buchdrucker an / Und preisen / was GOTT berall An ihrer Schrifft gethan. Der Setzer setzt / ein Knabe netzt / Ein Drucker kan So viel als tausend Mann. Setzet all ihr Setzer setzet / Netzet all ihr Netzer netzet / Netzet frisch / der Drucker drucket risch. 11. So singen wir mit Freuden-Schall Auch die Liebhaber an / Die unser Feder berall / Auffrichtig zugethan. Die Feder lehrt / nehrt und vermehrt / Die Feder lebt / Erhebt und oben schwebt / Liebet all ihr lieben liebet / Ubet all ihr Christen bet Reine Lehr / zu GOttes Preiß und Ehr.

489

490

Nachwort

12. Gelobet sey der Teutschen GOTT / Der aller Heyden Greul Aus unsern Landen außgerott Zu seiner Kirchen Heyl. Er geb uns Ruh / und Fried dazu / Und auch hinfort Sein theuer werthes Wort: Amen / O HErr JEsu / Amen / Amen / Amen / deinem Namen Sey bereit / Lob / Ehr / und Herrligkeit.

Das Vierdte.

M. M. R.

Jn der Melodey: Ach Amarillis hast du dann / etc. 1. DJe Mutter aller Knste frey / hab ich gar oft gelesen / ist die edle Kunst-Druckerey / sie ist ein ntzlich Wesen / ja Gottes Gab / vom Himmel ab / oft sollen wir drum loben / den grossen Gott hchst oben. 2. Jhr Kunstverwandten freut euch sehr / der gantze Drucker-Orden; danckt Gott / und gebt ihm alle Ehr / die solche Knstler worden / ihr habt das Lob / es weists die Prob / fr andern Knsten allen / niemand laß ihms mißfallen.

Nachwort

3. Der Setzer fertig und bereit / sein Arbeit thut antretten / die Schrifften in die Ksten streut / man drfft bald darauff wetten / nicht jedes Wort / komm an sein Ort / dieweil er sehr thut eilen / recht legt er ab die Zeilen. 4. Drauf fngt er an zusetzen fort / was ihm wird frgegeben / aus den Ksten bald da / bald dort / in Winckelhacken eben / von dem ins Schiff / mit Vortheils-Griff / weiß ers zusamm zu bringen / und mit der Schnur verschlingen. 5. Die Columnen nach Art und Zier / er ordentlich thut schiessen / auff ein Setz-Bret / nach Kunst-Gebr / daß ihm nicht bringt Verdriessen / genannt die Steg / auff alle Weg / bequem er thut anrcken / so muß sichs recht wohl schicken. 6. Dann nimmt er eine eisern Rahm / ber die Form zu legen / und schraubt darmit die Schrifft zusamm / kein Buchstab kan sich regen /

491

492

Nachwort

jetzt rufft er nu / dem Drucker zu / ders in die Preß soll rucken / und einen Druck abdrucken. 7. Dem Author wird der zugeschickt / ihn fleissig zu durchgehen / wann er was falsch darinn erblickt / alsbald im bersehen / schreibt ers in Rand / wie es bekandt / biß all Fehl sind notiret / dann wird es corrigiret. 8. Die Form wird nun zur Preß gebracht / vom Drucker zugerichtet / wann das Register recht gemacht / daß ihm nichts werd vernichtet; Rufft er frisch auff / mit Ballen drauff / die Form ist zugeschlossen / trag auff / sey unverdrossen. 9. Feucht Papier sticht er fleissig ein / in spitzige Puncturen / es hat das ober Rmelein / Creutz-Mittel-Steg und Schnuren: bald in dem falln / thut ers verschnalln; den Deckel niderlsset / und schne Drcke presset.

493

Nachwort

10. Wann die Auflag ihn Zahl nun hat / Die Form wird ausgetragen / man setzt sie in ein Laugen-Bad / und thut sie siedheiß zwagen / nach Waschens-Brauch / mit Wasser auch / muß man sie wol begiessen / die Asch rein abzufliessen. 11. So wird die Kunst getrieben fort / biß ein Werck geht zu Ende / wie es hier steht von Wort zu Wort / gar hurtig und behende: Setz’r / Drucker ihr habt Lob dafr / um euer Mh und Gaben / die Kunst ist werth zu haben. ENDE 1684

Ein andere Prologi.

M. S.

Edle / Wol-Ehrenveste Herren. Wie auch Tugendbegabte Frauen und Jungfrauen. Hchsterwnschte Spectatores, Allerseits freundlichst beehret und bewillkommet! DJeser Saal / den wir jetzund werden betretten / wird ein SchauSpiel ihren gnstigen Augen frstellen / nicht zwar ein Spiel von sonderbarlicher Ergetzlichkeit einer anstndigen anmuthigen Comœdien / welche Augen und Ohren ihrer beliebigen Gegenwart wird annehmlich machen und belustigen knnen. Nein / eine solche haben sie hier nicht zugewarten. Unsere Intention und

494

Nachwort

Vorhaben ist allein dahin gemeint / der Lblichen Kunst Buchdruckerey / ein Gesellen / ein Mitglied / nach altem wolhergebrachten Teutschen Kunst-Gebrauch zu Ehren und Redligkeit zu bringen / anzunehmen und zu bestttigen. Bitten derowegen uns zu beehren / und diesem unserm Actu mit gedultigem Zuschauen und Gehr biß zum Ende beyzuwohnen. Unsere liebe alte Teutsche Vorfahren / denen allein / vor allen andern Nationen / diese Drucker-Kunst ist zu erst von oben herab geschencket worden / haben dieses ihr herrlich Geschenck / diese Nutzenschafferin / als eine geflgelte Gttin / deren Haupt mit ­einer Lorbeer-Cron bewunden / deren Hnde mit einem Horologio und einem Buch / deren Fsse auf den Kugelrunden Erdkreiß / ja dem Todt selbsten / triumphirend stehend / figuriret und abgemahlet. Diese ihre Explication ist so schn als sie eintrefflich. Dann gemahlet hat sie die Tafel der Poesi. Das Buch bedeutet ihre Mhe und Arbeit. Das Horologium die gewisse Zeit ihrer Ankunfft. Ferner tritt sie mit einem Fuß den Tod / mit dem andern stehet sie auf der runden Kugel / dann sie frchtet nicht den Tod / und (trutz Ignorantz) herrschet sie ber die gantze Welt. Mit ihren Flgeln durchschneidet sie die Wolcken / und giebt zu erkennen ihre Glori / dann sie flieget durch alle Welt / und machet / daß die unterschiedliche Secula æternisiren ihr Gedchtniß. Das ist die herrliche Gttin / die nimmer genugsam gepriesene Gutthterin / an deren Wercken niemals einiger Verdruß geschpffet wird. Dannenhero dem Weltberhmten Herrn Risten sonderlich beliebet / zu ihrem Lob / also wolklingend zu reimen: [Hier werden die Strophen 5–6 aus der Vorrede, S. 102, V. 33–48, zitiert.] Dieses schne Elogium giebt gnugsam zu erkennen / wie nutzbarlich diese Kunst jedem Stand / beydes geistlichem und welt­ lichem / diene und Befrderung gebe. Bringt demnach mit sich unser / von Kaysern und Knigen begnadigt- und bestttigte alte wolhergebrachte Kunst-Gebrauch / offtgemeldter Gutthterin auch zu Ehren / diese Deposition vor-

Nachwort

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zunehmen / durch diese etwas raue / doch denen Herrn Literatis wolbekandte Manier / der Unart und Grobheit dieses Cornuti Abschied zu geben / in Tugendhafften Sitten und Leben anzuweisen / zu aller Redlichkeit anzufrischen / und in den Ehrlichen Gesellen-­ Stand mit uns einzuverleiben. Wollen also / mit Erbittung ihrer ferneren Gedult / hiermit den Anfang machen. Geht ab. [Nach dem Verlesen des Briefs:] Ein anderer. MEinen freundlichen Gruß und willigen Dienst von Grund meines Hertzens / benebenst aller Wolergehung / wnsche ich meinem vielgeliebten und sehr werthen Vertrauten / wann es ihme / meinem hochwerthen Schatz noch wol thte gehen / wre es mir eine hertzliche und beraus annehmliche Freude zu vernehmen und zu hren / den ich in meinem Hertzen so sehr liebe / daß ich keine Stund ohne Schmertzen mehr leben kan in Frlichkeit / es wre dann / daß ihr mein liebster Schatz bey mir wret: Ach wie wird mir doch die Zeit so gar lang / und geschicht meinen jungen Hertzen so weh! Daß ich euch so lange nicht gesehen / auch nicht wissen kan / wie es doch mchte zugehen / ob ihr mein hchster Schatz meiner gntzlichen vergessen / (welches ich euch doch nicht zutrauen will) und euch vielleicht eine andere zu Sinne kommen / und besser gefallen thut / dann ich / Ach! So mste ich gewiß­ lichen fr grossen Hertzleid sterben. Es wird euch aber ja noch wol wissend seyn / wie ihr das nechste mal zu Nachts bey mir in meiner Kammer gewesen / und mir mit Mund und Hand die eh­liche Lieb und Treu versprochen / mich auch freundlich ­umpfahend gehertzet / und mir meine zarte Brste geksset und ge­drcket / will geschweigen was sonst weiter geschehen / welches euch meinem Schatz noch wol bewust seyn wird / auch nicht verhoffen will / daß ihr meiner soltet gantz und gar vergessen haben. Nun ist mir zu Ohren kommen / welches ich mit grossen Unmuth hren muß / daß ihr euch wolt lassen deponiren und zu einen Gesellen machen / so befrchte ich / man mchte euch meinentwegen

496

Nachwort

sehr vexiren / welches mir einen grossen Verdruß bringen solte / jedoch muß ich solches leiden. Ach! Mchte ich doch jetzund bey meinem liebsten tausend Schatz und schnsten Engel seyn / wie ist doch meinen jungen Hertzen so wol / wann ich nur von euch hre; Jhr seyds allein / der mich erfreuen kan / mein hchster und vertrautester Schatz: Jhr seyd der jenige / der alle meine Trbseeligkeit / Unmuth und Traurigkeit in grosse Freude wenden kan! Jhr seyd mein tausend schnstes Lieb / welchem ich so manchen Liebes-Kuß und Druck gegeben / auch verhoffend noch geben werde. Benebenst wollet ihr auch freundlich gebetten seyn / daß ihr euch ja fleissig htet / damit ihr nicht zu grossem Unheil und Schaden kommet / und das / so mich erfreuen soll / etwan mchte zerstossen oder verletzet werden / oder wol gar verlieren / wann man euch deponiren thut / sondern euch / so viel mglich / aufs beste frsehen und hten / damit euch / meinem Schatz / kein Leid wiederfahre / und wenn es mglich wre und mir anstnde / alle Stß und Ungemach fr euch leiden / ertragen und ausstehen wolte / wolte auch gerne hingehen und zusehen / so befrchte / ich wrde solches nicht anschauen knnen / dann ich vor Hertzleid sterben mste. Endlich / so bitte ich euch / ihr wollet doch bald (nach Verrichtung eures Gesellenstandes) zu mir kommen / damit ich grndlichen erfahren mge / wie es euch ergangen / im Fall mir etwan / ber solchen traurigen Zustand / mchte wehe geschehen / wie es bißweilen pfleget zuzugehen / wir uns mit einander bereden mchten / wem ihr zu Gevattern bitten solt / ich verhoffe eure Ankunfft bald / und befehle euch in die Obhut des Hchsten / der wolle euch frisch und gesund ersparen. P. S. Mein Tausend-Schatz und Engelein / Hier send ich euch ein Ringelein / Bitt wollet mein dabey gedencken / Und euch zu keiner andern lencken.

Eure Ungenandte Doch wolbekandte.

Nachwort

Ein andere Abdanckung.

497

Hochgeehrte Herren / Wie auch Tugendgezierte Frauen und Jungfrauen. ALle diese huldreiche Wolgewogenheit und Favor, welche wir wegen ihrer schtzbar-geleisteter Gegenwart genossen / als da sie diesem unserm geringen Schau-Spiel / biß zu dessen Ausgang / beharrlich beygewohnet / verbindet uns nach Gebhr hinwiederum allerseits zu ihrem willigen Dienst und Aufwrtigkeit bestes Fleisses. Wir bedancken uns zum hchsten der gnstig erzeigten Ehr / haben solche hohe Gunst unser Lebenlang zu rhmen. Was aber allhier vorgangen / daß besser und geschickter htte vorgestellt werden knnen / wird von ihnen verhoffentlich im besten vermercket seyn / als auf den Zweck unsers von Alters hergebrachten Lblichen Drucker-Gebrauchs / welcher dann einig und allein dahin sich lencket / wie alle die jenige / durch solche Ceremonien von uns aufgenommene Neue Gesellen / von einiger verhasten Untugend / Grobheit und Vermessenheit ausgesetzet / hingegen in belobter Tugend / Kunstmssiger Erbarkeit / Zucht und Redlichkeit / und gleichsam zu einem neuen Leben geruffen / auf- und eingenommen werden. Und dieses ists / was wir jetzo nutzliches und erbauliches / durch vorgangenes Spiel / verrichtet haben. Denen nun diese Deposition in etwas mißfallen / und vielleicht verdrßlich gewesen / wollen uns dißmal gnstig vor entschuldiget halten / dann uns wol wissend / daß allen und jeden es recht zu machen / eine Unmglichkeit ist / soll doch ein andermal fleissiger und genauer / nach Mensch-Mglichkeit / in Acht genommen und verbessert werden. Jmmittelst lebet wol / und seyd uns ja gewogen / Die Hoffnung eurer Gunst hat uns noch nie betrogen / Wir bleiben euch zu Dienst / und zwar zu jeder Frist / So lang ein eintzigs Buch annoch zu lesen ist.

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Nachwort

Eingriffe 107 104 Frisk] Firsk [auf Basis 1677] 108 126 lesen] singen [auf Basis 1672, 1677] 110 198 Aermlein] Armelein [auf Basis 1672, 1677] 116 361 Knecht] Depositor 116 376 fgen] bringen [wegen des Reims und handschriftlicher Korrektur in 1655, Ex. Harvard]

Des Edlen Dafnis aus Cimbrien besungene Florabella Varianten 149 5 Jtalinisch] Jtalinischen 1666, 1677 151  ABC] Alphabets 1651 151 6 du] du mir dreest 1651 151 21 Schlaff /] Schlaff / hinweg du Nacht 1651 152 25 Tag] Tag / die Nacht bricht an 1651 152 34 klagen] klagen wer lachen nicht kan 1651 152 35 etc.] und Wagen 1651 152 38 blht] blht die Fillis lebt 1651 153 53 Eitelkeit / du Pest der Jugend] Eitelkeit! 1651 167 19 reissest] riessest 1651 168 65 Teusch] Teutsch 1666, 1677 180 34 Quhlt] Quhlet 1666, 1677 201 53 hrt] hret 1666 207 4 Mich] Macht 1666, 1677 221 120 ich doch] ich dich doch 1666, 1677 225 45 Agelein] Aglein 1666 226 1 WEnn meine Treu nicht solte wehren] WEnn meine Trbsal solte wehren Bassus 1656, Bassus 1666, Bassus 1677 227 6 Zu schenken dir mein Ehr’ und Leben /] Zu schenken dir mein Hertz und Leben / Bassus 1656, Bassus 1666, Bassus 1677 228 32 verschwrn] verschwren 1666, 1677

Nachwort

499

230 1 grausam nicht] grausamlich Cantus 1666, Cantus 1677 233 2 Da] Das 1666 242 2 Wenn] Daß Bassus 1656, Bassus 1666, Bassus 1677 243 10 Gerad] Grad 1666, 1677 246  Frantzsischen] Frantzsischen des Herren Theophil 1651 246  blanc que] blanque 1677 252 12 welche mich] welchem ich 1677 253 5 liebe] lieben Bassus 1656, Bassus 1666, Bassus 1677 268 17 wiedrm] wiederm 1666, 1677 273 4 der] die 1666, 1677 282 14 Joch] Hoch 1677 286 37 Hoffen] Hopffen 1677 289 21 wer’] werd’ 1677 293 11 es] er 1677 296 15 Mein] Meine 1677 299 12 weile] weil 1666, 1677 303 6 dich tglich nur] nur tglich dich 1651, Bassus 1656, Bassus 1666, Bassus 1677 320 51 den] dem 1651 338 11 treer] theer 1666, 1677 339 43 Rimchen] Rumchen 1651 341 3 Weiß] Was Bassus 1666, Bassus 1677 357 35 Preiset] Presset 1666, 1677 360 13 den] dem 1651 385 28 Oeffne] Oeffene 1677 404 3 Warnau] warmen 1666, 1677 412 8 solcher] falscher 1666, 1677 414 32 alle] aller 1666, 1677 Eingriffe 152 23 152 26 153 63 153 64

kommen] wiederkommen dein] mein Frligkeit] Frmmigkeit 49] 24

500

Nachwort

154 70 36] 11 154 72 Wenn] Wennn 172  etwas] rtwas 181  Jugend / daß Sie nur ein Hertz / und dasselbe keusch] Jugend / Sie nur ein Hertz / und dasselbe daß keusch 186 23 Lippen Safft] Lippen-Safft 189 18 ich] ich ich 192 25 seyn] sevn 199 11 mein] im [auf Basis von 1651] 201 65 Seelen] Seleen 201 67 Augen Schein] Augen-Schein 220 77 ist] ist ist 245 58 und] und und 250 4 Betrbter] Bertrbter 252 13 viel] viei 265 30 Liebe Pfand] Liebe-Pfand 268 14 und spht mit] mit spht und 268 23 Gesicht] Geschicht 270 14 eintzigs] eintziges [wegen des Verses] 278 14 Liebe Strikk’] Liebe-Strikk’ 285 20 Bis] Dis [auf Basis von 1666 und 1677] 288 13 Liebes-Nhten] Liebes-Nohten [wegen des Reims] 298  Unglkk] Unglukk 304 26 Ob gleich die Winde sausen /] Ob gleich das Meer zum Land’ eingeht / [auf Basis von 1651] 311 24 Sonne] Sonnd 311 39 morgen wenden] morgeniwenden 312 48 fgen] fgrn 327 17 Mohnden Licht] Mohnden-Licht 342 9 Verlangen] Vrrlangen 343 25 das] das das 343 36 Liebe Schmertzen] Liebe-Schmertzen 344 47 flegt] fleget [wegen des Verses] 344 48 verbleibst] verbliebst

Nachwort

346 15 352 52 361 22 364 37 365 62 375 28 378 44 381 32 382 52 387 13 396 21 405 12 414 44

501

Er] er Er Thrnen Meer] Thrnen-Meer und] nnd vor] vkr getreu] gertreu Rosenbletter] Rosenbleteer auch] anch nicht] uicht gnnen] gnnen [wegen des Reims auf Basis von 1651] Schnste] Schonste niemals] niemasls Rosillis] Rosiillis Nach] Noch

Dennemark ein Erbkönigreich Keine Varianten. Keine Eingriffe.

Abbildungsnachweis S. 2:

S. 4: S. 18: S. 20: S. 20: S. 26–27: S. 28: S. 29: S. 30:

S. 32: S. 33: S. 35: S. 37: S. 38:

Titelseite aus: Johann Rist, Unterthnigste Lobrede An Den Durchluchtigen / Hochgebohrnen Frsten […] H. Christian Ludowig / Hertzogen zu Braunschweig und Lneburg &c. […], Hamburg [1653] Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, N 8.2° Helmst. (8), Bl. )( jr Kupfer aus: Ebenda, Bl. )( jv Titelseite aus: Johann Rist, Die Triumphirende Liebe / umgeben Mit den Sieghafften Tugenden / Jn einem Ballet / […], Hamburg [1653] Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Textb. 4° 50 Ceremonien-Meister [oder der Dichter] aus: Ebenda, Bl. A ijr Fama aus: Ebenda, Bl. Br [Bühnenbild 1] aus: Ebenda, Einleger nach Bl. C Bhren (Erster Aufzug) aus: Ebenda, Bl. C ijr Der Demon der Laster (Ander Aufzug) aus: Ebenda, Bl. Dr Geistlicher mit Seinen Dreien Lastern (Dritter Aufzug) aus: Johann Rist, Die Triumphirende Liebe / umgeben Mit den Sieghafften Tugenden / Jn einem Ballet […], Lneburg [1653] Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Xb 4 °4, Bl. D ijr StaatsPerson (Vierter Aufzug) aus: Ebenda, Bl. Er Ehrgeitz (Fnfter Aufzug) aus: Dass., HAB Textb. 4° 50, Bl. E ijr Der Hofeman (Sechster Aufzug) aus: Dass., HAB Xb 4° 4, Bl. Fr Soldat (Siebender Aufzug) aus: Dass., HAB Textb. 4° 50, Bl. F ijr Unbarmhertzigkeit (Achter Aufzug) aus: Dass., HAB Xb 4 °4, Bl. Gr

Abbildungsnachweis

S. 40: S. 43:

503

Advokat (Neundter Aufzug) aus: Ebenda, Bl. G ijr Der Geitz (Zehender Aufzug) aus: Dass., HAB Textb. 4° 50, Bl. Hr S. 46: Narren (Elfter Aufzug) aus: Ebenda, Bl. H ijr S. 48–49: [Bühnenbild 2] aus: Ebenda, Einleger nach Bl. H ij Ein guhter Geist / oder Engel (Zwlfter Aufzug) aus: S. 50: Johann Rist, Die Triumphirende Liebe / umgeben Mit den Sieghafften Tugenden / Jn einem Ballet […], Lneburg [1653] Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Textb. 4° 49, Bl. Jr S. 52: Kohr der Tugenden (Dreizehender Aufzug) aus: Ebenda, Bl. J ijr S. 55: Alldieweil die Tugenden noch stehen auf dem Platze / erscheinet Cupido […] (Vierzehender Aufzug) aus: Ebenda, Bl. Kr S. 58: Hier fnet Sich der Himmel / und fhret ein Engel herunter / […] (Sechszehender Aufzug) aus: Dass., HAB Xb 4 °4, Bl. Lr S. 62: […] der Hirten Gott Pan / begleitet von den Waldgtteren / […] (Siebenzehnder Aufzug) aus: Ebenda, Bl. Mr S. 66–67: [Bühnenbild 3] aus: Dass., HAB Textb. 4° 50, Einleger nach Bl. L ij S. 68: Mercurius (Achzehender Aufzug) aus: Dass., HAB Xb 4 °4, Bl. Nr Römische Helden aus: Dass., HAB Textb. 4° 50, EinleS. 70: ger nach Bl. N Die Melodei des Ersten Liedes aus: Dass., HAB Xb 4 °4, S. 73: Bl. Or Die Melodei des andern Liedes aus: Ebenda, Bl. Ov S. 74: Die Melodei des dritten Liedes aus: Ebenda, Bl. O ijr S. 75: Sincere et constant aus: Dass., HAB Textb. 4° 50, S. 78: Einleger nach Bl. S ij

504 S. 82:

S. 92:

S. 133: S. 134:

Abbildungsnachweist

Titelseite aus: Johann Rist, Unterthnigste Glkwnschung und Lob-Rede / An Den […] Herrn Friderich Wilhelm / Marggraffen zu Brandenburg […], Berlin [1655] Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, N 8.2° Helmst. (13) Titelseite aus: Johann Rist, Depositio Cornuti, Das ist: Lust- oder Freden-Spiel / Welches bey Annehmung und Bestättigung eines Jungen Gesellen / der die Edle Kunst der Buchdrukkerei redlich hat außgelernet / […], o.O. 1755 Houghton Library, Harvard University, TypTS 620.55.320 Notenseite aus: Ebenda, zwischen Bl. viij und )( Notenseite aus: Ebenda, zwischen Bl. viij und )(

Frontispiz und Titelseite aus: Johann Rist, Des Edlen Dafnjs aus Cimbrien besungene Florabella. Mit gantz neuen und anmuhtigen Weisen hiebevor außgeziert und hervorgegeben Anitzo aber mit verschiedenen schnen Stckchen vermehret und zum Truck befordert, Hamburg 1656 Landesbibliothek Coburg, Cas A 3258 urn:nbn:de:bvb:70-dtl-0000023123 Titelseite aus: Ebenda S. 146: S. 156ff.: Notenseiten aus: Ebenda, Bl. Av, A ijr, A iijv, A iiijr, A vjr, A vijv, A viijv, Br, B ijv, Biijr, B iiijv, Bvr, B vjr, B vijv, B viijr, Cv, C ijr, C iijv, C iiijr, C vv, C vjr, C vijv, C viijr, Dv, D ijr, D iijv, D iiijr, D vv, D vjr, D vijv, D viijr, Ev, E ijr, E iijv, E jvr, E vv, E vjr, E vijv, E viijr, Fv, F ijr, F iijv, F jvr, F vv, F vjr, F vijv, F viijr, Gv, G ijr, G iijv, G jvr, G vv, G vjr, G vijv, G viijr, Hv, H ijr, H iijv, H jvr, H vv, H vjr, H vijv, H viijr, Jv, J ijr, J iijv, J iiijr, J vv, J vjr, J vijv, J viijr, Kv, K ijr, K iijv, K jvr, K vv, K vjr, K vijv, K viijr, Lv, L ijr, L iijv, L jvr, S. 145:

Abbildungsnachweis

505

L vv, L vjr, L vijv, L viijr, Mv, M ijr, M iijv, M jvr, M vv, M vjr, M vijv, M viijr, Nv, N ijr, N iijv, N iiijr, N vv, N vjr, N vijv, N viijr, Ov, O ijr, O iijv, O jvr, O vv, O vjr, O vijv, O viijr, Pv, P ijr, P iijv, P jvr, P vv, P vjr, P vijv, P viijr, Qv, Q ijr, Q iijv, Q jvr, Q vv, Q vjr, Q vijv, Q viijr, Rv, R ijr, R iijv, R iiijr, R vv, R vjr, R vijv, R viijr, Sv, S ijr, S iijv, S jvr, S vv, S vjr, S vijv, S viijr  S. 424: S. 456:



Titelseite aus: Johann Rist, Dennemark ein Erbknigreich / Das ist / Allerunterthnigste Glkwnschung / An […] Friederich den Dritten / […], Lneburg 1660 Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, 52.1 Qu. 2° Titelseite aus: Johann Rist, Des Edlen Dafnis aus Cimbrien besungene Florabella. Mit gantz neen und anmuhtigen Weisen außgeziert und hervorgegeben von Peter Meiern […], Hamburg 1651 Biblioteka Jagiellońska Kraków, Berlinka Yi 1106

Inhalt Unterthänigste Lobrede An […] H. Christian Ludowig Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg (1653) . . . . . . . . 1 Die Triumphirende Liebe (1653) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Unterthänigste Glükwünschung und Lob-Rede An Den […] Herrn Friderich Wilhelm Marggraffen zu Brandenburg (1655) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Depositio Cornuti (1655) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Des Edlen Dafnis aus Cimbrien besungene Florabella (1656) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 Dennemark ein Erbkönigreich (1660) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 423

Nachwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 437 Abbildungsnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 502