Schienenversorgung in der Handtherapie: Bauanleitungen für statische, dynamische und statisch-progressive Schienen [1. Aufl.] 9783662537879, 9783662537886

Dieses Praxisbuch zeigt sowohl angehenden als auch erfahrenen Handtherapeuten, wie sie individuell angepasste niederther

237 80 30MB

German Pages IX, 202 [209] Year 2020

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Table of contents :
Front Matter ....Pages I-IX
Grundlagen im Schienenbau (Walter Bureck, Annette Kark, Hanne Wendt, Martin Behrendt, Martin Langer)....Pages 1-42
Herstellung statischer Schienen (Hanne Wendt, Martin Behrendt, Annette Kark, Walter Bureck)....Pages 43-90
Grundlagen des dynamischen Schienenbaus (Ina Gundelwein, Martin Behrendt, Annette Kark)....Pages 91-106
Grundwissen des dynamischen Schienenbaus (Annette Kark, Martin Behrendt)....Pages 107-114
Herstellung dynamischer Schienen (Martin Behrendt, Ina Gundelwein, Annette Kark, Walter Bureck)....Pages 115-178
Fertigschienen (Walter von Bureck)....Pages 179-191
Back Matter ....Pages 193-202
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Schienenversorgung in der Handtherapie: Bauanleitungen für statische, dynamische und statisch-progressive Schienen [1. Aufl.]
 9783662537879, 9783662537886

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W. Bureck · A. Kark · I. Gundelwein H. Wendt · M. Behrendt · M. Langer

Schienenversorgung in der Handtherapie Bauanleitungen für statische, dynamische und statisch-progressive Schienen

Schienenversorgung in der Handtherapie

Walter Bureck Annette Kark Ina Gundelwein Hanne Wendt Martin Behrendt Martin Langer

Schienenversorgung in der Handtherapie Bauanleitungen für statische, dynamische und statisch-progressive Schienen

Walter Bureck Houston, TX, USA

Annette Kark Bottrop, Deutschland

Ina Gundelwein Römhild OT Haina, Deutschland

Hanne Wendt Haßloch, Deutschland

Martin Behrendt Bad Neustadt an der Saale, Deutschland

Martin Langer Unfall und Handchirurgie Universitätsklinik Münster Münster, Deutschland

ISBN 978-3-662-53787-9 ISBN 978-3-662-53788-6  (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-662-53788-6 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Fotonachweis Umschlag: © Autoren Springer ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer-Verlag GmbH, DE und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany

V

Geleitwort Nach Verletzungen oder Erkrankungen der Hand ist neben einer qualifizierten Handtherapie die Anfertigung von niederthermoplastischen Schienen oft unerlässlich und entscheidend für den Therapieerfolg. In einigen Phasen ist keine frühzeitige Bewegung, sondern eine Ruheposition zumindest von wenigen Gelenken der Hand zwingend erforderlich, z. B. bei Frakturen. Die richtige Position der Gelenke bei dieser Ruhigstellung ist extrem wichtig, da sich sonst schnell Kontrakturen und oder sonstige Teileinsteifungen einstellen können. Diese Einsteifungen können den Heilungsverlauf deutlich verlängern und die Funktion der Hand evtl. sogar dauerhaft beeinträchtigen. Bei bereits bestehenden dermatogenen, arthrogenen oder tendogen Einschränkungen können dynamische Schienen mit moderaten Zugkräften über einen längeren Zeitraum so effektiv aufdehnen, dass Operationen vermieden werden können bzw. erst zum Erfolg einer Operation führen. Um eine solche Schiene anfertigen und anlegen zu können, bedarf es nicht nur einer genauen Ausmessung von Abständen, Umfängen und Winkeln, nicht nur der Erfahrung über das beste und geschickteste Schnittmuster aus den verschiedensten Materialien, nicht nur genauer Kenntnisse über das Verletzungsmuster und die Operationstechnik, sondern auch verschiedenster fachlicher Kenntnisse: Man muss die beste Position der Gelenke kennen, die Kräfte und Zugrichtungen von Federn und Zügeln sowie mögliche Druckstellen von Schienen und vieles mehr. Außerdem ist ein großes Einfühlungsvermögen nötig: für die Hand des

Patienten, für die Bewegungseinschränkungen, für die Schmerzlokalisation und Schmerzintensität, für die Widerstände bei Bewegungen, für Verhärtungen und für die Bereiche der Hand, an denen Berührung und Druck angenehm ist und nicht zuletzt für die Persönlichkeit des Patienten, um u.U. abschätzen zu können, ob der Patient die geplante Schiene überhaupt annimmt. Vorschlag: Aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass eine effektive Schienentherapie nur von ausgebildeten Handtherapeuten durchgeführt werden kann, nachdem sich diese vor dem Schienenbau mit ihren eigenen Händen ein mehrdimensionales Bild von der Hand des Patienten gemacht haben. Nicht nur die drei Dimensionen Länge- Breite- Höhe müssen/dürfen eine Rolle spielen, sondern auch Bewegungsmöglichkeiten innerhalb einer Zeitspanne sowie Schmerzempfinden, Anspannungen und potenzielle Korrekturmöglichkeiten einer Schiene mit Bestimmung der „Zugrichtungen“ und der angemessenen „Zugkraft“. Bei der Erstellung der Zeichnungen der Schienen für dieses Buch habe ich noch einmal sehr viel gelernt und zahlreiche Tricks für die intraoperativen Lagerungsschienen bei uns eingeführt. Daher empfehle ich dieses Buch nicht nur den Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und Handtherapeuten, sondern auch den Handchirurgen. Denn auch diese sollten das, was in diesem Buch dargestellt wird, wissen und in der Praxis anwenden. Prof. Dr. Martin Langer

Vorwort Die Versorgung mit statischen, dynamischen und/oder statisch-progressiven Schienen für die obere Extremität gehört zu den therapeutischen Fähigkeiten, die eine wichtige Rolle in der Handrehabilitation spielen. Für eine optimale patientenzentrierte Schienenversorgung sind Kenntnisse der anatomischen Strukturen der oberen Extremität, sowie der biomechanischen Prinzipien der Hand bezogen auf den Schienenbau unerlässlich. Handtherapeuten benötigen die Fähigkeit, ausgehend von der Patientenproblematik und der individuellen Zielsetzung der Schiene, das jeweils am besten geeignete Material auszuwählen. Dieses muss mit den richtigen und korrekt eingesetzten Werkzeugen verarbeitet werden, um in Absprache mit dem behandelnden Arzt eine optimale Patientenversorgung zu gewährleisten. Eine gute Finger-, Handoder Armorthese sollte immer die ihr zugedachte Funktion erfüllen, einen exzellenten Tragekomfort bieten und eine ansprechende Ästhetik haben. Das vorliegende Buch richtet sich an Ergo- und PhysiotherapeutInnen, an OrthopädietechnikerInnen, an Pflegekräfte und auch an interessierte HandchirurgInnen. Grundlagen und Standards sowie weiterführende Informationen zum Bau von niederthermoplastischen Schienen werden anschaulich aufgezeigt. Zu Beginn jedes Hauptkapitels wird das für die jeweiligen Schienentypen/arten benötigte Grundwissen vermittelt. In den praktischen Kapiteln liegt der Schwerpunkt auf der schrittweisen „Step by step“-Anleitung zum Bau von niederthermoplastischen Schienen an der oberen Extremität. Eine Vielzahl von farbigen Fotos veranschaulicht die einzelnen Arbeitsschritte. Anatomische Zeichnungen und Illustrationen zur Biomechanik aus der Hand von Prof. Dr. med. M ­ artin Langer stellen die Grundlagen sehr

anschaulich da und helfen so bei der praktischen Umsetzung. Die systematische Auflistung von Indikationen und Tragedauer, verbunden mit praktischen Tricks und Tipps, sowie der Hinweis auf häufige Fehlerquellen ergänzen die Ausführungen und dienen der Erweiterung bzw. Vertiefung bereits vorhandenen Wissens. Fallbeispiele komplettieren das Fachbuch und zeigen Möglichkeiten und Grenzen der niederthermoplastischen Schienenbehandlung auf. Das Autorenteam besteht aus langjährig in der Handtherapie tätigen Ergotherapeuten mit der Zusatzqualifikation zum zertifizierten Handtherapeuten der DAHTH. Alle haben als langjährige Referenten in Schulen und in der Ausbildung zum Handtherapeuten der DAHTH große Erfahrung in der Vermittlung theoretischer und praktischer Inhalte zum Thema Schienenversorgung der Hand. Vervollständigt wird das Autorenteam durch Prof. Dr. med. Martin Langer, einem langjährig erfahrenen und anerkannten Handchirurgen, der uns beratend zur Seite stand und das Buch durch seine Zeichnungen und den Schienenhistorienteil bereichert. Die in diesem Buch aufgeführten Richtlinien und Hinweise zum Bau von Schienen an der oberen Extremität sind das Resultat langjähriger therapeutischer Tätigkeit in der Hand- und auch Rheumachirurgie und umfassen das gesamte Spektrum von Handverletzungen und -erkrankungen. Möge Ihnen dieses Buch eine nützliche Praxishilfe bei der Versorgung Ihrer Patienten mit niederthermoplastischen Handschienen sein. Ihr Autorenteam

VII

Inhaltsverzeichnis 1

Grundlagen im Schienenbau. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Walter Bureck, Annette Kark, Hanne Wendt, Martin Behrendt und Martin Langer

1.1  Geschichte der Schienenbehandlung an der Hand. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.1.1  Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.1.2  Verbandsmaterialien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.1.3  Materialien für statische Schienen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.1.4  Schienen zum Aufdehnen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1.1.5  Bewegungsschienen und Übungsgeräte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1.2  Terminologie im Schienenbau. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 1.2.1  Klassifikation von Schienen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 1.3  Allgemeine Vorbereitung zum Schienenbau. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 1.3.1  Definition: „Schienen – allgemein“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.3.2  Definition: „Statische, statisch progressive und dynamische Schienenversorgung“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.3.3  Wundheilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.3.4  Beugefurchen der Hand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 1.3.5  Handachsen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 1.3.6  Handgewölbe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 1.3.7  Anwendung der Anatomie – Lagerung der Hand in Intrinsic Plus Position (IPP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 1.3.8  Schienensysteme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 1.4  Arbeitsplatzgestaltung und Material. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 1.4.1  Arbeitsplatzeinrichtung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 1.4.2  Raumausstattung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 1.4.3  Material. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 1.4.4  Werkzeug. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 1.4.5  Schienenmaterialien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 1.4.6  Verwendung von Klettband zur Befestigung von Handschienen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 1.5  Gesetzliche Grundlagen und Preisberechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 1.5.1  Gesetzliche Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 1.5.2  Preisberechnung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 1.6  Schienenbaubegleitende Maßnahmen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 1.6.1  Messungen – Neutral-Null-Messmethode (N.N.M.). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 1.6.2  Tragezeiten/Kontrollen/Handling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 1.6.3  Druckstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 1.7  Schienenschnitterstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 2

Herstellung statischer Schienen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Hanne Wendt, Martin Behrendt, Annette Kark und Walter Bureck

2.1  Einzelfingerlagerungsschienen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 2.1.1  Fingerlagerungsschiene zirkulär. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 2.1.2  Palmare Fingerlagerungsschiene (PIP/DIP). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 2.2  Daumenhülsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 2.2.1  Daumenhülse mit Einschluss des Daumensattelgelenks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 2.2.2  Daumenhülse für das Grundgelenk. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 2.3  Mittelhandumgreifende Schienen mit und ohne Einschluss der Finger. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 2.3.1  Mittelhandumgreifende Fingerlagerung mit dorsalem Fingersteg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 2.3.2  Mittelhandumgreifende Fingerlagerung mit palmarem Fingersteg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 2.4  Statische Schienen für das Handgelenk. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 2.4.1  Statische Schiene für das Handgelenk von palmar. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 2.4.2  Statische Schiene für das Handgelenk von dorsal. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 2.5  Lagerungsschiene mit Handgelenk- und Fingereinschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 2.5.1  Lagerungsschiene in Intrinsic-plus-Position von palmar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 2.5.2  Lagerungsschiene in Intrinsic-plus-Position von dorsal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88

VIII

3

Inhaltsverzeichnis

Grundlagen des dynamischen Schienenbaus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Ina Gundelwein, Martin Behrendt und Annette Kark

3.1  Allgemeine Grundsätze der dynamischen Schienenbehandlung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 3.1.1  Allgemeine Indikationen und Einsatzgebiete dynamischer Schienen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 3.1.2  Allgemeine Kontraindikationen dynamischer Schienen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 3.1.3  Allgemeine Zielsetzungen der dynamischen Schienenversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 3.1.4  Wirkung der Zugkräfte auf die einzelnen Strukturen (Kapsel-Band-Apparat, Sehnen, Nervengewebe) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 3.1.5  Statisch progressive Schienen und deren Wirkungsprinzip. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 3.2  Materialien für dynamische Schienen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 3.2.1  Vergleich verschiedener Zugelemente. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 3.2.2  Vergleich verschiedener Auslegersysteme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 4

Grundwissen des dynamischen Schienenbaus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 Annette Kark und Martin Behrendt

4.1  Zugwinkel und Zurichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 4.2  Zugrichtungen für Extensions- und Flexionsschienen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 4.2.1  Zugkräfte für verschiedene Problematiken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 4.3  Drehachsen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 4.4  Druckstellen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 4.5  Schienenbau – Begleitende Maßnahmen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 5

Herstellung dynamischer Schienen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 Martin Behrendt, Ina Gundelwein, Annette Kark und Walter Bureck

5.1  Dynamische Schienen für das Fingermittel- oder Fingerendgelenk. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 5.1.1  Dynamische Extensionsschiene für das Fingermittelgelenk (Proximales Interphalangealgelenk/PIP Gelenk) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 5.1.2  Dynamische Flexionsschiene für das Fingermittelgelenk (PIP Gelenk) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 5.2  Dynamische Schienen für das Daumenendgelenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 5.2.1  Dynamische Extensionsschiene für das Daumenendgelenk. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 5.2.2  Dynamische Flexionsschiene für das Daumenendgelenk. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 5.3  Dynamische Schienen für die Fingergrundgelenke (Metacarpophalangelagelenke/MCP Gelenke) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 5.3.1  Dynamische Extensionsschiene für die Fingergrundgelenke. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 5.3.2  Dynamische Flexionsschiene für die Fingergrundgelenke. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 5.4  Dynamische Schienen für das Handgelenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 5.4.1  Dynamische Handgelenk Extensionsschiene. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 5.4.2  Dynamische Handgelenk Flexionsschiene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 6

Fertigschienen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 von Walter Bureck

6.1 6.2 6.3

 Vorgefertigte statische und dynamische Schienen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180  Statische Fertigschienen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181  Fertige dynamische Schienen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188

Serviceteil Glossar: Schienenversorgung in der Handtherapie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201

IX

Über die Autoren Walter Bureck 5 Ergotherapeut, zertifizierter Handtherapeut DAHTH 5 seit 1996 als Ergotherapeut in der Handtherapie tätig 5 seit 2005 Referent der Schienenkurse der DAHTH

Annette Kark 5 5 5 5 5

Ergotherapeutin, zertifizierte Handtherapeutin DAHTH seit 1998 als Ergotherapeutin in der Handtherapie tätig Dozentin an Berufsfachschule für Ergotherapie seit 2005 Referentin der Schienenkurse der DAHTH seit 2017 Referentin des Moduls B1 der Handtherapeutenzusatzqualifikation „Medizinisch-therapeutische Grundlagen Teil 3“

Ina Gundelwein 5 5 5 5

Ergotherapeutin B.A. Medizinalfachberufe, zertifizierte Handtherapeutin DAHTH seit 1998 als Ergotherapeutin in der Handtherapie tätig Dozentin an Berufsfachschulen für Ergotherapie seit 2005 Referentin für Schienenkurse der DAHTH

Hanne Wendt 5 5 5 5

Ergotherapeutin B.A. Medizinalfachberufe, zertifizierte Handtherapeutin DAHTH seit 1992 als Ergotherapeutin in der Handtherapie tätig seit 2005 Referentin der Schienenkurse der DAHTH seit 2013 Referentin des Moduls C4 der Handtherapeutenzusatzqualifikation „Aktive Behandlungsansätze“

Martin Behrendt 5 5 5 5 5

Ergotherapeut, zertifizierter Handtherapeut DAHTH seit 1990 als Ergotherapeut in der Handtherapie tätig seit 1996 Dozent an Berufsfachschulen für Ergotherapie seit 2005 Referent der Schienenkurse der DAHTH seit 2008 Referent des Moduls B1 der Handtherapeutenzusatzqualifikation „B1 Medizinisch-therapeutische Grundlagen Teil“

Martin Langer 5 Stellvertretender Klinikdirektor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Münster 5 Facharzt für Chirurgie und Spezielle Unfallchirurgie mit Zusatzbezeichnung Handchirurgie mit Schwerpunkt Hand- und Mikrochirurgie sowie Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie 5 Zeichner der Illustrationen in diesem Buch

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Grundlagen im Schienenbau Walter Bureck, Annette Kark, Hanne Wendt, Martin Behrendt und Martin Langer

1.1 Geschichte der Schienenbehandlung an der Hand – 3 1.1.1 Einleitung – 3 1.1.2 Verbandsmaterialien – 3 1.1.3 Materialien für statische Schienen – 3 1.1.4 Schienen zum Aufdehnen – 4 1.1.5 Bewegungsschienen und Übungsgeräte – 7

1.2 Terminologie im Schienenbau – 8 1.2.1 Klassifikation von Schienen – 8

1.3 Allgemeine Vorbereitung zum Schienenbau – 11 1.3.1 Definition: „Schienen – allgemein“ – 12 1.3.2 Definition: „Statische, statisch progressive und dynamische Schienenversorgung“ – 12 1.3.3 Wundheilung – 12 1.3.4 Beugefurchen der Hand – 14 1.3.5 Handachsen – 15 1.3.6 Handgewölbe – 16 1.3.7 Anwendung der Anatomie – Lagerung der Hand in Intrinsic Plus Position (IPP) – 18 1.3.8 Schienensysteme – 19

1.4 Arbeitsplatzgestaltung und Material – 23 1.4.1 Arbeitsplatzeinrichtung – 23 1.4.2 Raumausstattung – 24 1.4.3 Material – 24 1.4.4 Werkzeug – 25 1.4.5 Schienenmaterialien – 26 1.4.6 Verwendung von Klettband zur Befestigung von Handschienen – 29

1.5 Gesetzliche Grundlagen und Preisberechnung – 33 1.5.1 Gesetzliche Grundlagen – 33 1.5.2 Preisberechnung – 34

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 W. Bureck et al., Schienenversorgung in der Handtherapie, https://doi.org/10.1007/978-3-662-53788-6_1

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1.6 Schienenbaubegleitende Maßnahmen – 35 1.6.1 Messungen – N ­ eutral-Null-Messmethode (N.N.M.) – 35 1.6.2 Tragezeiten/Kontrollen/Handling – 36 1.6.3 Druckstellen – 38

1.7 Schienenschnitterstellung – 39

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1.1 · Geschichte der Schienenbehandlung an der Hand

1.1  Geschichte der Schienenbehandlung

an der Hand

Dieses Kapitel beschreibt die interessante Entwicklung der Schienenbehandlung aus historischer Sicht: Von einfachen Verbänden, stabilisiert mit Rinden, Halmen oder Holz bis zu hochkomplexen Vorrichtungen war es immer das Ziel der behandelnden Ärzte, die Funktion der Hand nach einer Verletzung möglichst gut zu erhalten oder wiederherzustellen. 1.1.1  Einleitung

„Ein Mensch ohne Geschichte ist wie ein Gesicht ohne Augen“, sagt eine alte Weisheit von Polybios (200–120 v. Chr.). Bezogen auf die Handtherapie und den Schienenbau, kann man formulieren: „Eine Fachdisziplin ohne Geschichte ist wie ein Haus ohne Fundament, ein Kind ohne Mutter, ein Baum ohne Wurzeln. Wie Schnittblumen – ein hübscher Blütenstrauß vielleicht, aber auf Zeit ohne Zukunft.“ Dass die Hand keine „Nebensache“ bei der Behandlung ist, zeigt das Zitat aus dem Jahre von 1917 von Dreyer:

» „Je mehr sich der Sitz der Störungen der uns hier

beschäftigenden Art dem Greiforgan, der Hand nähert, desto schwieriger und verantwortungsvoller gestaltet sich die Behandlung. Nirgends bedarf der Grundsatz öfterer Stellungsänderung im Verbande, frühzeitiger Bewegungsaufnahme zwecks Verhütung von Verwachsungen und Kontrakturen so strenger Beachtung wie bei Verletzungen des Unterarmes und der Hand. Nirgends pflegen sich Unterlassungssünden nach dieser Richtung so schwer zu rächen als hier.“

Nach der aktuellen Literatur ist die Handtherapie als eigene Fachdisziplin scheinbar neu und angeblich erst nach dem zweiten Weltkrieg aus den USA langsam nach Europa gekommen. Die bekannte amerikanische Handtherapeutin Elaine Fess zitiert in einer Übersichtspublikation im Journal of Hand Therapy aus dem Jahre 2002 keinerlei europäische Literatur: „History of splinting: To understand the pre­ sent, view the past.“ Die Abbildungen hat sie jedoch einer schwer zugänglichen Buchpublikation vom Vater der Handchirurgie, dem Amerikaner Sterling Bunnell (1882–1958), aus dem Jahre 1952 entnommen. In dieser Publikation fin­ den sich jedoch fast ausschließlich europäische Zitate und nahezu sämtliche Abbildungen sind europäischen Publika­ tionen zwischen 1700 und 1930 entnommen. Nach gründlicher Recherche finden sich in der Literatur zahlreiche – heute leider meist unbekannte – Publika­ tionen aus der Zeit weit vor dem zweiten Weltkrieg mit hervorragenden Ideen für statische und dynamische Schie­ nen, sowie hochspezialisierte Vorrichtungen für Übungsbehandlungen. Diese zeigen, dass die Handtherapie schon immer einen sehr hohen Stellenwert bei der Rehabilitation von Erkrankungen und Verletzungen der Hand hatte.

1.1.2  Verbandsmaterialien Aurelius Cornelius Celsus  (Rom, 53 v. Chr. – 7 n. Chr.), von dem der Satz:„optimum enim medicamentum quies est.“ (Das beste Medikament für eine Wunde ist die Ruhe) stammt, nannte die Binden „fascia lintea“ und die Scharpie „ligamentum carptum“. Noch bis zum Ende des Mittelalters blieben die Leinwand, Scharpie, Hanf und Flachs die vorherrschenden Verbandsmaterialien. Baumwolle wurde erst im 8. Jahrhundert aus Indien in Persien bekannt, im 12. Jahrhundert in Ara­ bien übernommen und somit erst langsam in Richtung Norden nach Europa importiert. Im Jahr 1350 wurde die Baumwolle in der „Chirurgia magna“ von Guy de Chauliac (1298–1368) als Verbandsstoff in Frankreich beschrieben und 1497 von Hieronymus Brunswig (1450–1512) im „Buch der Cirurgia“ als Mittel zum Offenhalten von Wunden eingesetzt. Baumwolle konnte sich jedoch als Verbandsstoff nicht durchsetzen, da die Rohbaumwolle auf ihrer Oberfläche eine Wachs-Pektin-Schicht besitzt, die dafür sorgt, dass Wasser und Sekrete nicht absorbiert werden können. Daher konnte die Baumwolle nur als Polstermaterial eingesetzt werden, aber nicht für den Wundverband. Es ist das Verdienst des Tübinger Chirurgen Professor Victor von Bruns (1812–1883), Baumwolle als Verbandsmaterial einsetzen zu können. Im Jahr 1869 entwickelte er ein Verfahren zur Entfettung der Baumwolle, wodurch die Produktion von weichen und elastisch webbaren Baumwollwickeln erst möglich war. Innerhalb von 20 Jahren hatte die Baumwolle die Leinwandbinden fast komplett abgelöst. 1.1.3  Materialien für statische Schienen

Im Altertum dienten zur Verstärkung von Verbänden bei der Versorgung von  Knochenbrüchen:  Holzstäbe, Holzleisten, Holzplatten, Binsengeflechte, Rinde oder Leder. Das Gewicht dieser Schienen musste immer gering gehalten werden. Im 14. Jahrhundert verwendete Guy de Chauliac (1298– 1368) zusammengebundene Federkiele. Pappe wurde erstmals bei Pfolespeundt (Erstbeschreiber von Schusswunden) im 15. Jahrhundert erwähnt. Hieronymus Brunswig (1450– 1512) demonstrierte 1497 in Straßburg einen Kontentivverband aus Bolus, Gerstenmehl, Gummi und Eiweiß. Der Verband trocknete über 4–6 h und soll sehr fest und leicht gewesen sein (Trendelenburg). Ambroise Paré (1510–1590) verwendete Weißblech als Schienen. Im Jahre 1836 führte Mayor ein Drahtgeflecht ein, das gebogen werden konnte. Die bekannte Drahtleiterschiene wurde von dem Wiesbadener Chirurgen Friedrich Cramer (1847–1903) um 1885 eingeführt. Aluminiumschienen wurden um die Jahrhundertwende zunehmend eingesetzt; um ein Verrutschen dieser Schie­ nen zu vermeiden, setzte Bettmann (1923) Stachelstreifenschienen ein.

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4

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Kapitel 1 · Grundlagen im Schienenbau

Gips oder Gyps war bereits im Altertum bekannt und arabische Ärzte verwendeten zwischen 800 und 1100 n. Chr. Eiweiß und Gips, um Verbände zu härten. Erst im Jahr 1828 wurde an der Berliner Charité durch Kluge und Johann Nepomuk Rust (1775–1840) Gips eingeführt. Die praktische Verwendung war damals noch schwierig. Erst mit der Erfindung der Gipswickel gelang der Durchbruch für die breite Anwendung von Gips. Gipsbinden, wie wir sie heute kennen, waren zeitgleiche Entwicklungen (1851) des holländischen Militärarztes Anto­ nius Mathijsen (1805–1878) und des russischen Chirurgen Nikolai Iwanowitsch Pirogoff (1810–1881). Die ersten thermoplastischen Schienen hat wahrscheinlich Paul von Bruns (1846–1916) hergestellt, indem er Pappschienen mit einer starken Schellacklösung durchtränkte. Die erwärmte Schiene konnte am Körper geformt werden und behielt nach dem Erkalten die neue Form bei. 1.1.3.1  Position der Hand in starren Schienen

Aus Abbildungen aus dem Jahr 1700 ist zu erkennen, dass die Hand zur Ruhigstellung in einer meist gestreckten Position gelagert (. Abb. 1.1) wurde, um Kontrakturen der Hand bei einer zur Faust gekrümmten umwickelten Hand zu vermeiden. Später zeigte sich, dass eine in Streckstellung eingesteifte Hand weitgehend unbrauchbar war. Funktionell war es besser, die Hand in einer Stellung steif werden zu lassen, in der sie noch etwas eingesetzt werden konnte. Diese „Funktionsstellung“ der Hand, Grundgelenke in 10° Beugung, Mittelgelenke in 50° Beugung, Endgelenke in 20° Beugestellung, ist die beste Stellung für eine steife Hand! Will man aber auch die Gelenke nach einer Ruhigstellungsphase wieder bewegen können, so ist die „Funktionsstellung“ der Hand eine sehr ungünstige Stellung. Betrachtet man die Abbildungen der Lagerungsschienen aus den vergangenen Jahrhunderten, wird deutlich, dass die heute bevorzugte Position der „Intrinsic-plus-Stellung“ bereits 1888 von Joseph Lister in Edinburgh verwendet wurde (. Abb. 1.2). Die heute bevorzugte „Intrinsic-plus-Stellung“ geht auf John Ivor Pulsford James (1913–2000) aus Edinburgh und Raoul Tubiana (1915–2013) zurück. Der Name wurde gewählt, weil in dieser Position die Kollateralbänder der Grund-, Mittel- und Endgelenke gespannt sind und sich nicht verkürzen können.

. Abb. 1.2  Lister-Lagerungsschiene 1888

1.1.4  Schienen zum Aufdehnen

Schienen wurden bereits frühzeitig zum Aufdehnen von Kontrakturen eingesetzt. So findet sich bereits im „Feldtbuch der Wundartzney“ von Meister Hans von Gersdorff aus dem Jahre 1517 eine Abbildung einer mehrteiligen Schiene zur Dehnungsbehandlung des Ellenbogens. Hier wurde mit gegenläufigen Gewinden gearbeitet. Fabricius Hildanus (1560 Hilden–1634 Bern) setzte zur Beugung der Finger bereits um 1600 Schienen ein, an die Bänder befestigt werden konnten, die mit fingerhutähnlichen Aufsatzteilen die Finger beugten. Der Erfindungsreichtum für diese Aufdehnungsschienen war insbesondere in der Zeit zwischen 1880 und 1920 unglaublich. Durch teilweise kompliziert aufgebaute Apparate konnten Finger in jeder erdenklichen Richtung mit Hilfe von verstellbaren Stützen, Lederriemen, Ledergürteln und Bändern in die gewünschte Position gebracht werden. Aufwendige Schienen zur Aufdehnung der Gelenke wurden zahlreich für die Mittelgelenke der Finger entwickelt. Da hier teilweise sehr große Kräfte benötigt wurden, wurden Hebelkräfte über Schrauben genutzt, so z. B. die PIP(proximales ­Interphalangealgelenks)-Extensionsschiene nach Matthieu, Roller, Loeffler (. Abb. 1.3 und 1.4a-c). Durch die Quengelschienen konnten große Kräfte zum Aufdehnen erzielt werden, aber es wurde von

. Abb. 1.3  Extensionsschiene des proximalen Interphalangealgelen­ kes (PIP) nach Matthieu um ca. 1880 aus Hoffa 1894 . Abb. 1.1  Eschenbaumschiene ca. 1700. (Aus Schanz 1923)

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1.1 · Geschichte der Schienenbehandlung an der Hand

. Abb. 1.4  Extensionsschiene des proximalen Interphalangealgelenkes (PIP) nach Roller 1886

unsäglichen Quälereien gesprochen. Es ist das Verdienst von Friedrich Mommsen (1885–1976), Oberarzt unter Konrad Biesalski (1868–1930) aus dem Oskar-Helene Heim in Berlin Dahlem, dass einerseits die Dauerwirkung zusammen mit der Anwendung geringere Kräfte bei der Kontrakturbehandlung herausgestellt wurden (1921, 1922). Der Erfindungsreichtum für Schienen zur Kontrakturbehandlung war enorm. Wie vor allem die Abbildungen von den Schienen von Albert Reibmayr und Schepelmann auch heute noch eindrucksvoll demonstrieren (. Abb. 1.5 und 1.6). (. Abb. 1.7) Flachen Federstahl verwendete Hermann Spitzy (1872–1956) bereits 1915 bei Patienten mit einer Radialisparese. Sehr flache serpentinenartige Federn führte Heusner um 1880 ein. Diese ließen sich zum Beispiel für die Fingerstreckung sehr gut einsetzen (. Abb. 1.8). Auch Spiralfedern, deren Einsatz bei Schienen auf Guillaume-Benjamin Duchenne (1805–1875) zurückgehen, wurden bereits frühzeitig breit eingesetzt, wie die Schienen von Nyrop und Stoffel zeigen (. Abb. 1.9). Für die Extension und Flexion der Mittelgelenke sind heute noch die von Norman Leslie Capener (1898–1975) im Jahr 1967 beschriebenen Federschienen sehr beliebt (. Abb. 1.10). Kräftige Spiralfedern kamen auch für Schienen zur Pro- und Supination zur Anwendung. Stoffel war 1921 wahrscheinlich der erste, der eine dynamische Pro- und Supinationsschiene baute (. Abb. 1.11). Aber nicht nur komplizierte Apparate waren wirkungsvoll, auch einfache Hilfsmittel, wie etwa ein Handschuh, an dessen Fingerspitzen Bänder befestigt waren und die proximal angebunden werden konnten. Heute ist dieser Handschuh unter dem Namen „Moberg-Handschuh“ bekannt, den einer der bedeutendsten europäischen

. Abb. 1.5  Schepelmann 1923

. Abb. 1.6  Seitliche Korrekturen durch eine ReibmayrStangekonstruktion. (Aus Reibmayr 1898)

Väter der Handchirurgie, Eric Moberg (1905–1992) aus Göteborg, in seinem Buch „Orthesen in der Handtherapie“ von 1982 beschrieb. Weniger bekannt sind z.  B. die Publikationen über den gleichen Mechanismus, von Herrmann Krukenberg von 1896 über den gleichen Handschuh (. Abb. 1.12).

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Kapitel 1 · Grundlagen im Schienenbau

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. Abb. 1.7  Federstahlkonstruktion bei der Radialisparese. (Nach Spitzy 1915)

. Abb. 1.8  Fingerstreckschiene nach Heusner. (Aus Schanz 1923)

. Abb. 1.9  Spiralfedern zur Extension der Finger in einer Schiene nach Duchenne ca. 1850. (Aus Schanz 1923)

. Abb. 1.10  Extensionsschiene des proximalen Interphalangealgelenkes (PIP) aus der Veröffentlichung von Norman Capener 1967

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1.1 · Geschichte der Schienenbehandlung an der Hand

1.1.5  Bewegungsschienen und

Übungsgeräte

. Abb. 1.11  Supinationsschiene. (Aus Stoffel 1921)

. Abb. 1.12  Krukenberg-Handschuh. (Aus Krukenberg 1896)

Für die Rehabilitation waren sowohl die Ruhigstellung, das statische Aufdehnen, die Übungsbehandlung und Bewegung wichtig. Diese Erkenntnis ist relativ neu und begann in Schweden: Pehr Henrik Ling (15.11.1776 Södra Ljunga – 03.05.1839 Stockholm) war in jungen Jahren körperlich angeschlagen. Als er um 1804 Fechtübungen machte, bemerkte er eine deutliche Verbesserung seiner Gesundheit. Er eröffnete 1813 ein „Gymnastisches Zentralinstitut“ in Stockholm. Die „schwedische Heilgymnastik“ kam durch den Berliner Arzt Albert C. Neumann (1803–1876) nach Deutschland. Er definierte als erster den Beruf des Gymnasten und setzte sich für die berufliche Emanzipation der Frau ein. 1853 eröffnete er die erste Gymnastenschule für Damen. Es wurden weitere, teils kurios wirkende Geräte für die Bewegung von Fingern und der Hände erfunden. So gab es zur Beübung der Fingergelenke eine  Fingerrolle (nach Alsberg . Abb. 1.13). Die Kontraktur der intrinsischen Muskulatur bewirkt auch ein vermindertes Spreizvermögen der Finger. Haertl (1921) nutzte dafür ein Fingerspreizbrett (. Abb. 1.14).

. Abb. 1.13  Fingerrolle nach Alsberg. (Aus Schanz 1923)

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Kapitel 1 · Grundlagen im Schienenbau

Fazit

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Diese Berichte zeigen, dass bereits vor ca. 100 Jahren die wichtigsten Erfindungen und Erkenntnisse für eine erfolgreiche Schienenbehandlung und Handtherapie vorlagen. Die Abbildungen zeigen, dass aus einfachen Hilfsmitteln wirkungsvolle Apparate und Schienen hergestellt werden konnten. Sie zeigen aber uns gerade in einer hochtechnisierten Welt,  mit welcher Mühe, mit welchem Enthusiasmus und mit welchem enormen Aufwand unsere Vorgänger auch kleine Gelenke intensiv behandelt haben. Man kann sich gar nicht vorstellen, was diese Pioniere der Schienenherstellung sonst noch alles erfunden hätten, wenn sie unsere heutigen Möglichkeiten mit den modernen Schienenmaterialien gehabt hätten. . Abb. 1.14  Fingerspreizbrett. (Aus Haertl 1921)

1.2  Terminologie im Schienenbau

Eine Terminologie soll ein allgemein gültiges und verständliches Vokabular liefern, anhand derer Schienen deutlich beschrieben werden können. Darüber hinaus ermöglicht eine einheitliche Terminologie eine effiziente und fachsprachliche Kommunikation. Zur Beschreibung der Anatomie bzw. handchirurgischer Interventionen sollten die „Terminologia Anatomica“ (Drake 1998), ein internationaler Standard zur Bezeichnung der menschlichen Anatomie und die „Terminology for Hand Surgery“ (International Federation of Societies for Surgery of the Hand, IFSSH, 2001) verwendet werden. Die Begriffe „Schiene“ und „Orthese“ unterscheiden sich in ihren Definitionen nach Meyers Taschenbuch (2003) nicht wesentlich und werden als Synonyme verwendet. Im weiteren Text wird ausschließlich der Begriff „Schiene“ benutzt. Die American Society of Handtherapists (ASHT) schlägt vor den Begriff „orthosis“ bei individuell angepassten Schienen zu verwenden, als „splints“ werden Schienen aus Gips oder ähnlichem Material zur Behandlung von Frakturen oder Dislokationen bezeichnet (ASHT 2016). 1.2.1  Klassifikation von Schienen . Abb. 1.15  Fingerübungssäckchen. (Aus Manninger 1917)

Als einfachste „Übungsgeräte“ für die Finger setzte

Manninger 1917 kleine Sandsäckchen ein, die er an Finger-

lingen befestigte. Durch verschiedene Positionen der Hand wurden die Finger entsprechend der Schwerkraft entweder in die Streckung oder Beugung gezogen (. Abb. 1.15). Bereits 1917 wies Wagner darauf hin, dass Gelenkeinsteifungen an nichtbetroffenen Fingern durch Verwendung von Handbrettern o. Ä. auftreten, sodass möglichst nur der betroffene Finger geschient werden sollte und dass die Schiene, sobald Bewegungen möglich sind, häufig zur Bewegungsbehandlung abgenommen werden sollten.

Gegenwärtig werden Schienen unterschiedlich benannt. Sie werden z.  B. nach ihrem Erfinder/Erfinderort mit einem Eponym (Eigenname z. B. Oppenheimer-Schiene, Mannerfelt-Schiene) oder mit einem Akronym (Kurzwort, zusammengesetzt aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter z. B. WHO, „wrist hand orthosis“) benannt. Letztere Terminologie ist im Standardverzeichnis der International Organization for Standardization (ISO) (Fess und Philips 1987) auf deren Webseite abrufbar. Weder die eponyme noch die akronyme Klassifikation bieten eine systematische nachvollziehbare Terminologie – auch können Variationen oder Neuerungen der bestehenden Schienentypen nicht widergespiegelt werden (Wong 2002).

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1.2 · Terminologie im Schienenbau

Die deskriptive Klassifikation ist eine weitere Einteilungsmöglichkeit. Hier werden Schienen nach 3 Kriterien eingeteilt (Fess 1981). 5 Art oder Konstruktionsprinzip 5 Primäre Wirkung an anatomischen Strukturen 5 Ziel und Funktion der Schiene Zur Beschreibung können folgende Leitfragen herangezogen werden: 5 Wie und wo wirkt die Schiene? 5 Warum ist die Schiene notwendig?

Mit der deskriptiven Klassifikation kann eine Schiene detaillierter beschrieben werden, wenngleich keine standar­disierte Vorgehensweise zur Beschreibung existiert (. Tab. 1.1). Die American Society of Hand Therapists, ASHT, entwickelte 1992 ein standardisiertes komplexes System, das ASHT Splint Classification System (SCS) (Colditz 1996; Fess 2002), ein Versuch jede Art von Schiene eindeutig zu beschreiben. Dabei wird zunächst unterschieden, ob die Schiene mit oder ohne Gelenkbeteiligung ist, wo, in welcher Richtung und wie die Schiene wirkt (. Abb. 1.16).

. Tab.1.1  Beispiel deskriptive Klassifikation Beschreibungskriterien

Beispiel

Ziel der Schiene

– Lagerung, Schutz oder Immobilisation von Gelenken – Prävention/Korrektur einer Deformität – Funktion ermöglichen/ersetzen

Beschreibung des Designs

– Palmare/Dorsale Schiene – Ulnar-/Radialumgreifende Schiene – Mit Feder/Gelenk

Konstruktionsprinzip

– Statische Schiene – Dynamische Schiene

Anatomische Struktur

– Handgelenksschiene – Fingerschiene – Daumenschiene

Wie/Wo wirkt die Schiene? Wozu wird die Schiene eingesetzt?

– Extensionsschiene des proximalen Interphalangealgelenkes (PIP-Gelenkes)

. Abb. 1.16  Schema ASHT Splint Classification System (SCS); MP Metakarpophalangealgelenk, PIP proximales Interphalangealgelenk, DIP distales Interphalangealgelenk. (Eigene Übersetzung aus dem Amerikanischen „Splint Classification Systems“ American Society of Hand Therapists 401 N Michigan Avenue, Chicago, 1992)

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Kapitel 1 · Grundlagen im Schienenbau

Beispieltabelle

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ASHT-SCS

Sekundär betroffene Gelenke

Mögliche Indikationen für die Schiene

Allgemein gebräuch­licher Name

Immobilisation Handgelenksextension; Typ 0 [1]a

0

Radiusfraktur

Handgelenksextensionsschiene

Mobilisation Handgelenksextension; Typ 0 [1]

0

TFCC-Läsion

Dynamische Handgelenksextensionsschiene

Zeigefinger DIPExtension Immo­bilisation;Typ 0 [1]

0

Mallet-Finger

Schiene nach Stack

Zeigefinger bis Kleinfinger MCP Deviationsbeschränkung; Typ 0 [1]

0

Ulnardeviation der MCP 2–5

Antiulnardevia­tionsschiene

aIn

der eckigen Klammer wird die Gesamtanzahl der einbezogenen Gelenke notiert. DIP distales Interphalangealgelenk, TFCC triangulärer fibrokartilaginärer Komplex, MCP Metakarpophalangealgelenk

Zur vereinfachten Kommunikation unter Handtherapeuten und zwischen Ärzten und Handtherapeuten wurde zusätzlich ein Karteikartensystem entwickelt, auf dem das individuelle und exakte System eingezeichnet bzw. angekreuzt werden

Schienencode. (Nach Sturzenegger und Bohli 1991; Diday-Nolle 1997)

kann (Colditz 1996; Wong 2002). Im deutschsprachigen Raum wurde von Sturzenegger, Bohli (Sturzenegger und Bohli 1991) und Diday-Nolle (Diday-Nolle 1997) folgender Schienencode vorgestellt:

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1.3 · Allgemeine Vorbereitung zum Schienenbau

Die Schienenbeschreibung erfolgt durch Einkreisen der erforderlichen Positionen. Beispiel: siehe statische Handgelenkslagerung in 20–30° Extension links. MP Metakarpophalangealgelenk, PIP proximales Interphalangealgelenk, DIP distales Interpha­langealgelenk, CMC Carpometacarpalgelenk, IP Interpha­langealgelenk. Bislang konnte sich keines der vorgestellten Klassifikationssysteme für den Alltagsgebrauch durchsetzen. Sinnvoll scheint eine Kombination aus den Vorteilen der jeweiligen Klassifikation, einfacher Handhabung sowie logischer Aufbau. Die Autoren empfehlen eine genaue Beschreibung der Schiene nach diesem Schienencode. 1.3  Allgemeine Vorbereitung zum

Schienenbau

Die Voraussetzung, um erfolgreich Schienen zu bauen, ist eine stabile, gleichbleibende Positionierung der zu schienenden oberen Extremität am besten auf einer festen Unterlage. Patient und Therapeut sitzen in der Regel über Eck an einem Tisch, um während Schienenanpassung eine gute Erreichbarkeit des zu schienenden Areals zu gewährleisten (. Abb. 1.17). Erfahrungsgemäß lassen sich bereits so durch eine optimale Sitzanordnung Rotationsfehler bei der Schienenherstellung von Unterarmschienen vermeiden.  Eine große Rolle bei der Akzeptanz der Schiene spielt vorab die Aufklärung des Patienten über den Nutzen und die Notwendigkeit der Schienentherapie! Darüber hinaus wird der Patient während der Schienenanpassung über die einzelnen Arbeitsschritte informiert. Vor dem Anlegen der Schiene sollte zunächst der Patient das warme Schienenmaterial einmal kurz und vorsichtig fühlen können, um festzustellen, ob er die Wärme toleriert. Dies ist besonders bei Kindern und bei Patienten mit trophischen Störungen angezeigt.

Der Therapeut streicht während des Anformens das Schienenmaterial gleichmäßig mit wenig Druck und übermäßigem Zug aus und unterstützt dabei anatomische und physiologische Gegebenheiten (wie z. B. Handgewölbe, knöcherne Strukturen) bzw. korrigiert vorhandene Fehlstellungen. Punktueller Druck ist zu vermeiden, da dies später Druckstellen verursachen kann. Ebenso sollte darauf geachtet werden, dass Schienenränder nicht in die Haut einschneiden und dort ebenfalls Druckstellen oder Hautreizungen verursachen. Aus diesem Grund müssen die Ränder nach dem Aushärten sorgfältig leicht nach außen gebogen, verstrichen und eventuell  umgefalzt werden. Die Höhe der lateralen Ränder einer Schiene sollen in der Regel zwei Drittel des zu schienenden Areals einnehmen (. Abb. 1.18).

b

2/3 Länge

2/3 Hone

a

. Abb. 1.17  Optimale Sitzposition

. Abb. 1.18  a 2/3 Regel:Schienenlänge am Unterarm „der Pfeil ist zu Lang, darf nur bis zum HG gehen“, b 2/3 Regel: Höhe der Schiene am Unterarm

1

12

Kapitel 1 · Grundlagen im Schienenbau

können eingesetzt bzw. adaptiert werden, wenn dies möglich ist und eine optimale Passform gewährleistet wird. Schienen werden in der Regel nur über einen begrenzten und oft vordefinierten Zeitraum getragen.

1

Fachgebiete in denen Schienen zur Anwendung kommen:

5 Orthopädie 5 Rheumatologie 5 Handchirurgie/Traumatologie 5 Neurologie 5 Pädiatrie

. Abb. 1.19  a korrekte Positionierung, b Rotationsfehler bei der Schienenherstellung

Bei Unterarmschienen – deren Länge 2/3 des Unterarmes umfasst – muss der Arm des Patienten während des Anformens stabil, in der vom Therapeuten vorgegebenen Position gehalten werden, damit die Schienenränder auf einer Höhe verbleiben und die Schiene die gewünschte korrekte Passform erhält. Das bedeutet eine neutrale Position, bezogen auf die Unterarmdrehung, allenfalls eine leichte Pronationsstellung. Cave: Bei Rotationsfehlern kann die Schiene „windschief“ werden und so die Drehbewegung in die Gegenrichtung einschränken! (. Abb. 1.19). Darüber hinaus ist ein weiterer Aspekt von Bedeutung. Es reicht nicht aus, wenn der verordnende Arzt und der Therapeut mit der Schienenversorgung einverstanden sind. Neben der korrekten Funktion und dem optimalen Design ist es wichtig, dass der Patient mit dem Aussehen und mit dem Tragekomfort zufrieden ist. 1.3.1  Definition: „Schienen – allgemein“ Definition Schienen – allgemein:

„Schienen sind mechanische Apparate, die man selbst entwickeln und konstruieren kann, welche anatomisch individuell geformt sind, um pathologische oder unerwünschte Kräfte durch Ruhigstellung, Mobilitätseinschränkung und Druck zu minimalisieren. Die Schienentherapie nutzt eher Zeit als große Kräfte.“ (Paul van Lede 1998) Schienen sind äußere Hülsen, die der Stabilisierung, Stützung, Korrektur, Lagerung und Funktionsverbesserung eines Extremitätenabschnittes und seiner Gelenke dienen, gegebenenfalls ermöglichen sie eine Frühmobilisation. Nach Möglichkeit werden Schienen individuell angepasst, um auf die jeweiligen und spezifischen Gegebenheiten Rücksicht nehmen zu können. Handelsübliche, vorgefertigte Schienen

1.3.2  Definition: „Statische, statisch

progressive und dynamische Schienenversorgung“

Statische Schienen  werden für einen oder mehrere Glied­ maßenabschnitt/e gefertigt, um diese/diesen zu stützen, zu schützen/immobilisieren und/oder zu  korrigieren. Sie bestehen aus einem oder mehreren nicht- beweglichen Teilen. Statisch progressive Schienen  sind statische Schienen mit einem Ausleger, aber ohne elastische Elemente (Gummi oder Feder). Es werden bei diesem Schienentyp ein starres Band-/ Kurbelsystem oder ein Gewinde, teilweise auch verstellbare unelastische Klettzügel verwendet, welche es ermöglichen, das Gelenk in seiner bisher erreichten Endposition zu lagern beziehungsweise zu fixieren. Im Verlauf ermöglicht diese Schienenart problemlos die individuelle Anpassung an das gesteigerte Bewegungsausmaß. Dynamische Schienen  sind per Definition aus zwei oder mehreren Teilen gefertigt, die durch mechanische Systeme beweglich miteinander verbunden sind. Meistens bildet eine statische Schiene die Grundlage für das Anbringen dynamischer Elemente, wie z. B. Auslegersysteme mit Federoder Gummizügen, Gummibänder, ­Klett-Gummibandzügel, Spiral- und Metallfedern oder Spanndrähte.

1.3.3  Wundheilung

Die Wundheilung ist eine grundlegende Antwort des Körpers auf eine Verletzung und führt in der Regel zum Verschluss der Wunde. Es gibt verschiedene Regenerationsmöglichkeiten: 1. Ersatz durch unspezifisches Bindegewebe, z. B. Narbengewebe 2. Gewebstypischer Aufbau des neuen Gewebes: Nervengewebe, Sehnengewebe, Knochen

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1.3 · Allgemeine Vorbereitung zum Schienenbau

Reparatur

In dieser anfänglichen Heilungsphase kann durch gezielte physiologische Reize auf das Narbengewebe erreicht werden, dass sich ein relativ normales z. B. hautoder sehnenähnliches Gewebe bildet (intrinsische Heilung) und gewebstypisch ausrichtet sowie eine bewegungsstörende oder wenig belastbare Narbe verhindert wird. Spannung beeinflusst die Kollagene, sodass die Zugfestigkeit erhöht wird. Die Dehnung in der Umwandlungsphase verlängert die Narbe, dabei ist ein leichter Zug über einen längeren Zeitraum am wirksamsten. Zum Einsatz kommen Dehnungstechniken und dynamische Schienen. Bei bereits bestehenden Kontrakturen und Verklebungen können auch korrektive Schienen eingesetzt werden (van den Berg 2016).

Regeneration

I. Entzündungs- oder Reizungsphase (exsudative Phase)

bis zum 5.Tag a)Vaskuläre Phase bis 2. Tag (Immobilisationsphase) b) Zelluläre Phase 2.-5.Tag II. Proliferationsphase (Kontraktionsphase durch Myofibroblasten) 5. bis 21 Tag

III. Umbau/Umwandlungsphase 21.Tag bis 1 Jahr a)Konsolidierungsphase 21.bis 60.Tag b)Organisations- oder Reifungsphase 12.Woche bis 1Jahr

Heilungsphasen verschiedener Gewebe (­ Boscheinen-Morrin 1988)

Phasen der Wundheilung

In der ersten Phase der Wundheilung wird der verletzte Bereich zunächst vermehrt durchblutet und die Wunde gereinigt (vaskuläre Phase). Je nach Wundart, Trauma mit Eindringen von Fremdkörpern oder sterile OP-Naht, dauert diese Phase unterschiedlich lange. Aggressive Therapie mit viel Druck- und Zugkräften verlängert diese Phase, genauso wie zu enge Verbände, eng gelegte Wundnähte und starke Zugspannung an den Wundrändern. Danach bilden die einströmenden Fibroblasten die ersten zarten Heilungsfasern (Kollagen Typ III). In der zweiten Phase (Proliferationsphase) werden vermehrt Heilungsfasern und kontraktile Fasern gebildet, die dafür sorgen, dass sich die Wunde zusammenzieht und abheilt. Am Ende dieser Phase, nach ca. 21 Tagen haben sich alle Kollagenfasern gebildet, die sich danach nur noch in stärkere Fasern (Kollagen Typ I) umwandeln und vernetzen und sogenannte „cross links“ (Querverbindungen) bilden. Adhäsionen können also gerade in dieser Phase entstehen und im Verlauf der Heilung massiver werden, da sich ein stärker miteinander vernetztes Narbengewebe entwickelt. Die Narbe ist derb und stört bei Bewegungen bzw. ist Belastungen nicht gewachsen.

Akutphase (0.-5.Tag)

Gewebe

Frühes Heilungsstadium (Bewegung ohne Belastung)

Haut

1 Woche

3 Wochen

Sehnennaht Insertion Sehne an Knochen

3 Wochen 3 Wochen 3 Wochen

6–12 Wochen 6–12 Wochen 6–12 Wochen

Bandnaht

Wie Sehnennaht

Wie Sehnennaht

Nerv

3 Wochen

6 Wochen

Knochen

3 Wochen

6–12 Wochen

Die Wundheilung und die angewandte Operationstechnik gibt uns eine Richtlinie für die Art und Dauer der Schienenversorgung und die Dosierung der Nachbehandlung. Für gute Ergebnisse wird daher die Frühmobilisation eingesetzt, um Gelenk- und Narbenkontrakturen sowie Sehnenverklebungen zu minimieren. Welchen Stellenwert die Schienentherapie dabei einnimmt, soll nachfolgend dargestellt werden.

Proliferative Phase (5.-21.Tag)

Chronifizierte Phase (ab 21.Tag)

Statische Schienen Seriell statische Schienen Statisch progressive Schienen

Dynamische (elastische) Schienentypen (Gummiband oder Federzüge)

Schienenbehandlung und Wundheilung

Tragfähige Heilung

1

14

1

Kapitel 1 · Grundlagen im Schienenbau

In der Akutphase werden zunächst statische Schienen eingesetzt, um die Wunde zu schützen und der physiologischen Entzündung inklusive der Schwellung Zeit zum Abklingen zu geben. Gegen Ende dieser Phase besteht die Notwendigkeit der aktiven und passiven Mobilisation, um die Narbenentwicklung dahingehend zu beeinflussen, möglichst wenige Adhäsionen auszubilden. Hierbei können dynamische Schienentypen oder aber serielle statische und statisch-progressive Schienentypen zur Kontraktur- und Adhäsionsprophylaxe eingesetzt werden. Sind in den späteren Heilungsphasen bereits Kontrakturen oder Verklebungen aufgetreten, können diese zunächst mit dynamischen Schienen behandelt werden. Ebenso kann auch hier der Einsatz von seriellen statischen Schienen sowie statisch-progressiven Schienentypen zu einem guten Behandlungsergebnis führen. Silikonprodukte, wie z. B. selbstklebende Folien und Schläuche, können teilweise gut in die Schienenversorgung integriert werden, z. B. in Nachtlagerungsschienen. Der okklusive „Verband“ führt zur vermehrten Hydration des Gewebes, die Narbe wird weicher und elastischer.

Cave: Nur bei vollständig geschlossener Wunde anwenden, da sonst Hautreizungen und Entzündungen entstehen können. Neben der Silikontherapie können Kompressionsbandagen nach Maß oder konfektioniert unter der Schiene – auch in Kombination mit Silikonprodukten –  getragen werden. Der Druck des Kompressionshandschuhs reduziert die kapillare Perfusion der Narbe und beschleunigt dadurch die Kollagenreifung: Die Narbe erscheint flacher (AWMF 2012; Sanning 2020). 1.3.4  Beugefurchen der Hand

(siehe . Abb. 1.20) Beugefurchen bzw. Hautfalten an der Hand sind im Schienenbau anatomische Referenzpunkte: Soll eine Bewegung in einem Gelenk ermöglicht werden, muss die Schiene proximal der Beugefurche des Gelenkes, das bewegt werden soll, enden (. Abb. 1.21). Ist die Schiene zu lang, blockiert sie nicht nur die gewünschte Bewegung, sondern dies führt auch zu einer Gesamtverschiebung der Schiene.

• Endgelenksbeugefurche • Mittelgelenksbeugefurche • Grundgliedbeugefurche

• Distale Hohlhandfurche • Proximale Hohlhandfurche

Daumenendgelenksbeugefurche Daumengrundgelenksbeugefurche Daumenballenfurche Handgelenksbeugefurchen . Abb. 1.20  Beugefurchen der Hand

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1.3 · Allgemeine Vorbereitung zum Schienenbau

a

c

b

d

. Abb. 1.21  a, b Schienenbaureferenzpunkte, c Schienenbaureferenzpunkte bei freier Beweglichkeit der proximalen Interphalangealgelenke (PIP- Gelenke), d Schienenbaureferenzpunkte bei freier Beweglichkeit der Metacarpophalangealgelenke (MCP- Gelenke)

. Abb. 1.23  Radial- und Ulnarduktion bei Handgelenksstreckung und -beugung

Die anatomisch / physiologischen Handgelenksflächen (Radiound Ulnokarpalgelenk) haben natürliche Neigungswinkel (. Abb. 1.22).

Bei der Dorsalextension steht das Handgelenk daher in leichter Radialduktion und bei Palmarflexion in leichter Ulnarabduktion (. Abb. 1.23). Auch im Schienenbau muss man diesen anatomischen Gegebenheiten Rechnung tragen. Die Längsachse der Hand verläuft durch den mittleren Unterarm und den 3. Strahl (Mittelhandknochen III und Mittelfinger) (. Abb. 1.24).

. Abb. 1.22  a, b Neigungswinkel der Handgelenksflächen

. Abb. 1.24 Handachse

1.3.5  Handachsen

1

16

1

Kapitel 1 · Grundlagen im Schienenbau

Das Handgelenk wird in der Regel in der Schiene in Längsrichtung in 0° ausgerichtet. Man sollte sich dabei am Unterarm und am Mittelhandknochen III orientieren, da der Mittelfinger im Grundgelenk eine Ulnardeviation a­ufweisen kann. Schienen, die über das Handgelenk verlaufen, sollten wenn möglich, in 0°-Neutralstellung Pro-/Supination angepasst werden, da sie sonst einen Rotationsfehler aufweisen können. 1.3.6  Handgewölbe

Die Hand weist physiologische Handbögen auf, aus denen sich Handgewölbe bilden:

5 Der Longitudinalbogen/Längsgewölbe 5 Der proximale Transversalbogen/Karpalgewölbe 5 Der distale Transversalbogen/MCP-Quergewölbe 5 Die Oppositionsgewölbe jeweils Digitus I mit Digiti II–V (. Abb. 1.25 und 1.26) Diese Bögen werden durch die knöchernen Strukturen gebildet und durch die Bandsysteme und Weichteile gehalten und unterstützt. Diese gewölbte Form ist für die normale Kraftentwicklung und die Funktion der Hand sehr wichtig. Im Gebrauch kann sich die Hand dadurch an

. Abb. 1.25  Anatomische Architektur – Veränderung des Längsgewölbes

. Abb. 1.26  Metakarpophalangeal(MCP)-Quergewölbe (normal – abgeflacht – aufgehoben)

1.3 · Allgemeine Vorbereitung zum Schienenbau

17

die unterschiedlichen Formen der zu greifenden Gegenstände anpassen und so einen kraftvollen optimalen Griff erzielen (. Abb. 1.27). Bei der Anfertigung der

Schiene muss darauf geachtet werden, dass diese durch Ihre Konturen die Bögen der Hand hält und unterstützt (. Abb. 1.28). Sind die Bögen durch Verletzungen oder wie

. Abb. 1.27  a–c Funktion des Handegewölbes

. Abb. 1.28  a–c Handgewölbe in der Schiene berücksichtigt und ausgeformt

1

18

Kapitel 1 · Grundlagen im Schienenbau

1

. Abb. 1.29  Handgewölbe in der Schiene ausgeformt/Unterstützung des Handgewölbes durch die Schiene

beim Rheumatiker durch die überdehnten und z. T. zerstörten Bänder aufgehoben, muss mit den Schienen versucht werden, die normale Gewölbeform wieder aufzurichten (. Abb. 1.29). 1.3.7  Anwendung der Anatomie – Lagerung

der Hand in Intrinsic Plus Position (IPP)

Die Handstellung, die sich in den letzten Jahren zur Ruhigstellung bzw. Lagerung der Hand durchgesetzt hat, ist die sogenannte „Intrinsic-plus-Position“ (IPP). Bei der Intrinsic-plus- Position wird das Handgelenk in 20-bis30-Grad-Extension, die Fingergrundgelenke in maximaler Flexion (zwischen 60-bis-90-Grad-Flexion) und die Mittelund Endgelenke in 0-Grad-Extension gelagert. Der Daumen wird in mittlerer Opposition/radialer Abduktion mit dem Grund- und Endgelenk in 0­-Grad-Extension gelagert (. Abb. 1.30). Dies ist für die Strukturen der entsprechenden Gelenke die günstigste Position. Das Handgelenk steht in der Funktionsstellung, die es auch beim spontanen Faustschluss einnimmt. Die Kollateralbänder der Grundgelenke sind in Streckstellung entspannt und neigen zur Verkürzung, was zur Streckkontrakturen dieser Gelenke führt. In Beugung sind sie gespannt und können sich nicht verkürzen (. Abb. 1.31 und 1.32). Die Mittel- und Endgelenke neigen aufgrund ihres KapselBand-Apparates zu Beugekontrakturen. Beide Gelenke benötigen in Streckung und Beugung gute seitliche Stabilität, so dass die Kollateralbänder immer gespannt sind. In Beugung sind jedoch die akzessorischen Bänder entspannt und können sich verkürzen. Außerdem liegen die verschiedenen Gelenkbänder in Flexion übereinander und können miteinander verkleben. Zusätzlich verkürzt und verklebt ebenfalls die entspannte palmare Platte in Beugung (. Abb. 1.33). Hierfür reicht schon eine geringe Beugestellung aus. Deshalb muss in der Schiene nach

. Abb. 1.30  a, b Lagerung der Hand in der Intrinsic-plus-Position (IPP)

. Abb. 1.31  Bandapparat Grundgelenk

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1.3 · Allgemeine Vorbereitung zum Schienenbau

. Abb. 1.33  Bandapparat Mittelgelenk

. Abb. 1.32  Verhalten der Kollateralbänder am Metakarpophalang­ elgelenk (MCP-Gelenk) bei Extension und Flexion (Grün: Kollateralbänder sind entspannt. – Blau: Kollateralbänder sind gespannt.)

Möglichkeit die maximale Streckstellung der Mittel- und Endgelenke eingehalten werden. Der Daumen wird in mittlerer Opposition/palmarer Abduktion gelagert, da er zur Adduktionskontraktur neigt und die mittlere Opposition wichtig für die Greiffunktionen, wie Spitz-, Dreipunkt- und Zylindergriff sind. Das Grund- und Endgelenk wird entsprechend den Mittelund Endgelenken der Finger in Streckstellung gelagert (. Abb. 1.34). Abweichend von der Intrinsic-plus-Stellung muss immer dann gelagert werden, wenn die zu erwartende

. Abb. 1.34  a und b Position zur Daumenstellung in 45°

Fehlstellung eine andere Ruhigstellung erfordert, z.  B. palmare Verbrennung, Dupuytren-Kontraktur, nach Radialisersatz­operationen und Rheumatoider Arthritis. 1.3.8  Schienensysteme

Die allgemeinen Ziele der Schienentherapie sind: 5 Korrektur von Achsenfehlstellungen 5 Ermöglichung von funktioneller, achsengerechter Therapie 5 Immobilisation von Gelenken (Entlastung) 5 Vorbeugung von Deformitäten 5 Kontrakturprophylaxe und Kontrakturbehandlung 5 Hypermobilitätsprophylaxe 5 Schmerzprophylaxe

1

20

1

Kapitel 1 · Grundlagen im Schienenbau

Um diese Ziele zu erreichen, stehen uns in der Schienentherapie mehrere Möglichkeiten der Einwirkung auf die anatomischen Strukturen zur Verfügung. Rotation

(Siehe . Abb. 1.35) Kompression

(Siehe . Abb. 1.36) Traktion

(Siehe . Abb. 1.37) Mit den folgenden fünf statischen Schienentypen können entsprechend gewünschte Einwirkungen auf die anatomischen Strukturen in die Tat umgesetzt werden: 1. Zirkuläre Schienen wirken stabilisierend und/oder immobilisierend z. B. Rhizarthroseschiene(. Abb. 1.38) 2. Palmare Schienen sind lagernd, weniger korrigierend und daher für (Ruhe-)Lagerungszwecke empfohlen z. B. Nachtlagerungsschiene (. Abb. 1.39) 3. Dorsale Schienen bieten z. B. Zugmöglichkeiten und sind daher für Korrekturmaßnahmen günstig z. B. Fingerextensionsschiene (. Abb. 1.40) 4. Laterale (dorsopalmare bzw. radioulnare) Schienen mit seitlichem Anschluss (und Befestigungsbändern) profitieren vom guten Hebel z. B. Radialisersatzschiene, Stack-Schiene (. Abb. 1.41) 5. Kreissystemschienen wirken flektierend z. B. Redressionsschiene (. Abb. 1.42)

. Abb. 1.38  Zirkuläre Schiene

. Abb. 1.39  Palmare Schiene

. Abb. 1.35 Rotation . Abb. 1.40  Dorsale Schiene

. Abb. 1.36 Kompression

. Abb. 1.37 Traktion

. Abb. 1.41  Laterale Schiene

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1.3 · Allgemeine Vorbereitung zum Schienenbau

a

b

. Abb. 1.42 Kreissystemschiene . Abb. 1.44  a Dreipunktsystem bei einer dynamischen Schiene b Druckverteilung (Dreipunktsysteme)

1.3.8.1  Drei- und Zweipunktsysteme

Etwa 90–95  % aller statischen Schienen sind Dreipunktsysteme, d. h. es wirken immer 3 Kräfte auf die Umgebung des Gelenkes ein, um es zu stabilisieren oder zu mobilisieren (. Abb. 1.43). Die Kräfte sollten möglichst großflächig auf den Weichteilen verteilt werden, um den Druck auf die Fläche so gering wie möglich zu halten. Es ist darauf zu achten, dass der Druck nicht durch Heraushebeln

a

. Abb. 1.43  a, b Einwirkung von Kräften (Dreipunktsysteme) 

aus der Schiene auf Kanten oder auf kleine Flächen verteilt wird, wodurch Druckstellen entstehen (. Abb. 1.44). Die meisten dynamischen Schienen sind ebenfalls Dreipunktschienen (. Abb. 1.45). Einige Schienen werden auch als Kreissysteme ( = Zweipunktsysteme) bezeichnet, wie z. B. die ­statisch-progressive, mehrgelenkige Flexionsschiene mit ­TensoWrap©-Nu-Bändern (. Abb. 1.46).

b

1

22

1

Kapitel 1 · Grundlagen im Schienenbau

a

b

c

. Abb. 1.45  a Dreipunktsystem bei einer dynamischen Schiene, hellblaue Pfeile Dreipunktsystem der statischen Basisschiene, violette Pfeile Dreipunktsystem des dynamischen Schienenanteils, b Dreipunktsystem bei einer dynamischen Schiene, c Dreipunktsystem bei Extension und Flexion

. Abb. 1.46  a, b Kreissystemschiene mit TensoWrap©-Nu

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1.4 · Arbeitsplatzgestaltung und Material

Man unterscheidet zwischen longitudinalen und transversalen Kreissystemen (. Abb. 1.47 und . Abb. 1.48). z Merke

Zweipunktsysteme begünstigen die Beugung von Gelenken, Dreipunktsysteme die Streckung (. Abb. 1.49).

. Abb. 1.49  Wirkung Zweipunktsystem (oben) und Dreipunktsystem (unten)

1.4  Arbeitsplatzgestaltung und Material 1.4.1  Arbeitsplatzeinrichtung

. Abb. 1.47  Longitudinales Kreissystem

. Abb. 1.48  Transversales Kreissystem

Um eine niederthermoplastische Schienenversorgung anbieten zu können, braucht es zum einen gute räumliche Voraussetzungen, zum anderen spezielles Werkzeug und nicht zuletzt unterschiedliche Schienenbaumaterialien. Der Arbeitsplatz sollte an allen Stellen gute Lichtverhältnisse (Tageslicht plus ergänzende künstliche Beleuchtung) vorweisen. Wegen eventueller Geräuschentwicklung (z.  B. durch den Einsatz verschiedener Werkzeuge und Geräte wie Heißluftföhn, Stanzeisen bzw. den Einsatz einer elektrischer Bohrmaschine etc.) oder etwaiger Staubaufwirbelung bzw. höherer Raumluftfeuchtigkeit durch das Schienenbecken sollte er separat zu anderen Therapieräumen liegen oder zumindest etwas abgetrennt sein. Eine ausreichende Be- bzw. Entlüftungsmöglichkeit ist notwendig. Gerade in der Behandlung von frisch operierten Patienten ist auf eine adäquate Temperierung zu achten. Da diese Patienten teilweise unter Kreislauf-Problemen leiden, hilft eine Behandlungsliege, um in einem entsprechenden Fall Erste Hilfe leisten zu können. Es sollte ein Wasseranschluss mit Waschbecken installiert sein und in unmittelbarer Nähe auch ein Seifen- und Desinfektionsmittelspender erreichbar sein. Um u. a. Schienenmaterialien, Flausch- und Hakenbänder, Verbandsmaterialien, Werkzeuge etc. unterbringen zu können, braucht es ausreichend Stauraum. Es bietet sich z. B. an, den Nassbereich in eine Küchenzeile mit Ober- und Unterschränken und Arbeitsplatte zu integrieren. Ein höhenverstellbarer Behandlungsplatz (Therapietisch und -stuhl) ist Voraussetzung für eine ergonomische Platzierung des Patienten und des Therapeuten.

1

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Kapitel 1 · Grundlagen im Schienenbau

1 5 5 5 5 5

. Abb. 1.50 Schienenbecken

Um in Ruhe Schienen bauen zu können, ist es sinnvoll, alle benötigten Materialien und Werkzeuge schon vorab griffbereit zu platzieren. 1.4.2  Raumausstattung

5 Ausreichend gut abgesicherte Stromversorgung (bei gleichzeitigem Einsatz mehrerer elektrischer Geräte muss eine entsprechende Absicherung der Stromspannung vorhanden sein) 5 Ausreichend großes Schienenbecken (Heißwasserbecken), welches am besten mit destilliertem Wasser (Osmosewasser) gefüllt wird, um das Becken zu schonen und die Haltbarkeit zu erhöhen; idealerweise mit Zufuhr (Anschluss) von destilliertem Wasser und direktem Wasserabfluss in die Kanalisation (. Abb. 1.50) 5 Stufeneinstellbarer Heißluftföhn mit Reduzierdüse (9 mm und 16 mm) 5 Abwischbare bzw. desinfizierbare Lagerungskissen oder Lagerungskeile aus Schaumstoff mit einem zusätzlichen Handtuch o. Ä. als Unterlage, Schutz und Polsterung für den Unterarm oder Ellenbogen 5 Elastische „Wickelrolle“ (Bandage/Binde), als Hilfe zum Anformen 5 Trocken- und Frotteetücher 5 Eventuell Kältespray oder Behältnis mit Eiswasser

5 5 5 5 5 5

Adjustable Outrigger Kit, Dynasyst™-Orfitube®-System, Dynasyst™ Wrist Extension Coil Spring und viele andere mehr Unterschiedlich dicke bzw. weiche Polstermaterialien Nylon- bzw. Angelschnur, Gummibänder, Draht zum Erstellen eines Auslegerhalters Zugfedern in verschiedenen Widerständen Fingerschlaufen, z. B. fertige Fingerschlaufen in unterschiedlichen Größen oder zur individuellen Herstellung aus Leder oder anderen Materialien Distanzplättchen (Aluminiumverbindungsstücke) für die Aufnahme von Mono- und/oder Duofilamenten Ösen und Nieten in verschiedenen Größen Verschiedene Haken bzw. Häkchen (z. B. Miederhaken) Markierungsstifte (Empfehlung: STAEDTLER® „Lumocolor®“ omnichrom Druckstift Trockenmarker) – lassen sich leicht von der Schiene entfernen Klarsichtplastikfolie für den Schienenentwurf (Alternativen: Schaumstoff, Fensterleder oder Papierhandtuch) Sekundenkleber, Fingernagelkleber Verbandsmaterial, Trikotschläuche in unterschiedlichen Größen, Fingerlinge, sterile Handschuhe und Tücher

. Abb. 1.51  Verschiedene thermoplastische Schienenmaterialien

1.4.3  Material

5 Verschiedene thermoplastische Schienenmaterialien (unterschiedliche Stärken und Perforationen und ggf. Farben) (. Abb. 1.51) 5 Eventuell Schnittmuster oder Vorschnitte (Pre-Cuts) 5 Flausch- und Hakenbänder (nicht klebend und selbstklebend) in verschiedenen Breiten und ggf. in verschiedenen Farben (. Abb. 1.52) 5 Verschiedene Ausleger- bzw. Zugsystemsysteme: z. B. TBJ(Tillmann/Bureck/Jülich)-Auslegersystem, Rolyan® . Abb. 1.52  Farbmuster für Flauschbänder

25

1.4 · Arbeitsplatzgestaltung und Material

1.4.4  Werkzeug

5 Verschiedene Zangen: Revolverloch-,Spitz-, Flach-, Kombi- und Drahtbiegezange (. Abb. 1.53 und 1.54) 5 Seitenschneider, Bolzenschneider (. Abb. 1.53) 5 Verschiedene Scheren: Lederschere, Superschere, gebogene Mayoschere, Nagelschere, Gipsschere, Verbandsschere, Blechschere etc. (. Abb. 1.55) 5 DREMEL® mit Fächerschleifer (30 und 20 × 10  mm Korn 120) (. Abb. 1.56) 5 Bohrmaschine 5 Schraubstock 5 Hammer und Amboss bzw. Nietschiene (. Abb. 1.57) 5 Allzweckmesser, Teppichmesser 5 Schneidunterlage 5 Pfriem (o. a. Ahle, Bohrstecher genannt) 5 Inbus-Schlüsselsatz 5 Torx-Schlüsselsatz (alternativ: Bit-Schraubendreher-Set für Schlitz, Kreuzschlitz, Inbus, Torx) 5 Henkellocheisen (rund/länglich) (. Abb. 1.58) 5 Federwaage bzw. Zugwage (. Abb. 1.59) 5 Winkelmesser (Goniometer) (. Abb. 1.59)

. Abb. 1.55  Verschiedene Scheren

. Abb. 1.56  DREMEL®, Pfriem, Markierungsstifte

. Abb. 1.53  Verschiedene Zangen und Schneider

. Abb. 1.57  Hammer, Amboss, Nietschiene

. Abb. 1.54  Verschiedene Zangen, Messer und Heißluftgebläse

1

26

Kapitel 1 · Grundlagen im Schienenbau

Verarbeitungseigenschaften genauer kennenzulernen und Sicherheit in der Materialverarbeitung zu bekommen.

1

1.4.5.2  Auswahl des Schienenmaterials

Folgende Kriterien zur Auswahl des geeigneten Schienenmaterials spielen eine Rolle: 5 Gewährleistung der erforderlichen Stabilität/Flexibilität 5 Gewicht 5 Kosten 5 Zeitaufwand 5 Erfahrungswerte und Vorlieben des Therapeuten . Abb. 1.58 Henkellocheisen

Für die Wahl des geeigneten Materials sind des Weiteren folgende Aspekte zu beachten: 5 Welche Diagnose bzw. welche Schädigung liegt vor? 5 Ziel der Schiene (statische, dynamische oder statisch serielle Versorgung?) 5 Tragedauer 5 Hautverträglichkeit 5 Feuchtigkeits-/Luftaustausch (Perforation) 5 Reinigungsmöglichkeiten 5 Ästhetische Gesichtspunkte (größere Trageakzeptanz bei einer optisch ansprechenden Schiene) 5 Vorlieben des Patienten 1.4.5.3  Materialeigenschaften

. Abb. 1.59  Zugwaage, Bandmaß, Winkelmesser

1.4.5  Schienenmaterialien 1.4.5.1  Unterschied Niedertemperatur- vs.

Hochtemperaturmaterialien

Niedertemperaturmaterialien werden besonders häufig in der handtherapeutischen Arbeit eingesetzt. Sie werden bereits bei einer Temperatur von ca. 60–75° weich und formbar und können somit unmittelbar auf der Haut des Patienten angepasst und auch jederzeit individuell und punktuell verändert werden. Sie eignen sich besonders gut für einen Einsatz in der prä- und postoperativen Handrehabilitation. Je nach Art, Perforation und Stärke des Materials ergibt sich eine Modellierzeit, die zwischen 2 und 5 min liegt. Hochtemperaturmaterialien sind in der Regel aufwendiger zu verarbeiten, da sie aufgrund der hohen Verarbeitungstemperatur (ca. 150°) nicht direkt am Patienten angepasst werden können. Sie werden über einen  Gipsabdruck erstellt. Diese Materialien eigenen sich daher eher bei einer Schienenversorgung, die langfristig schützen und stützen oder für einen Arbeitseinsatz gedacht sind. Hochtemperaturmaterialien sind meist kostenintensiver als Niedertemperaturmaterialien. Der Umgang mit den einzelnen Materialien sollte zunächst geübt werden, um die Beschaffenheit und

Perforiertes Material: Schienenmaterialien sind mit unterschiedlichen Perforie­ rungen (ca. 1–42 %) erhältlich. Die erforderliche Stabilität ist stets gegen einen ausreichenden Feuchtigkeitsaustausch abzuwägen. Perforiertes Material ist oft bei ganztägig zu tragenden Schienen angezeigt und/oder bei Schienen mit einer großen Auflagefläche. Eine starke Schweißsekretion ist ebenfalls zu berücksichtigen, z. B. bei einem chronisch regionalen Schmerz­ syndrom (CRPS) und im Hochsommer. Materialstärke: Die Stärke ist dem zu schienenden Areal anzupassen. Für eine Daumenschiene eignet sich gut ein 2,0 mm starkes Material, für eine Ruhelagerungsschiene für Finger, Hand und Unterarm bietet sich hingegen eher ein 3,2 mm starkes Plattenmaterial an. Für eine zirkuläre Versorgung, d. h. das Gelenk ist vollständig von der Schiene eingeschlossen, reichen in der Regel 2.0 mm, auch am Handgelenk. Memory-Effekt: Der Memory-Effekt ist die Fähigkeit mancher thermoplastischer Materialien (z. B. Orfit-colors®, AquaplastTM), sich bei Wiedererwärmen in die ursprüngliche Form und Größe des Schienenzuschnitts zurückzuziehen. Diese elastische Eigenschaft erfordert ein dauerhaftes Modellieren beim Anpassen der Schiene, da gewünschte Ausformungen, wie z. B. des Hohlhandbogen oder der Delle für den Ulnakopf erst erhalten bleiben, wenn das Material vollkommen

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1.4 · Arbeitsplatzgestaltung und Material

erkaltet ist. Außerdem erfordert die lange Verformbarkeit eine aufwendigere Kantenverarbeitung. (z. B. AquaplastTM, ­Orfit-Classic®, Orfit-Colors®, Turbocast®). Zugstabilität: Materialien mit einem hohen Widerstand gegenüber Dehnung können weitaus energischer verarbeitet werden als Materialien mit Memory-Effekt. Selbst bei starkem Zug geht die erforderliche Stabilität nicht verloren. Diese Materialien sind in Fällen angezeigt, in denen der Patient keine aktive Mitarbeit leisten kann (z. B. EzeformTM und PolyflexTM). Verbindungsfähigkeit: Manche Materialien sind oberflächenbeschichtet und haften deshalb nur an den Schnittkanten mit sich selbst. Ein Verkleben der Oberfläche und ein Anbringen von Verschlüssen ist nur durch Beseitigung der Beschichtung durch Anrauen oder Ablösen möglich (z.  B. OrfitColors®). Nichtbeschichtete Materialien gehen bereits beim Anformen eine stabile, klebende Verbindung ein. Eine eventuell erforderliche Neuanpassung ist bei diesen Materialien deutlich erschwert (z.  B. Orfit-Classic®, PolyflexTM und PolyformTM). Hautverträglichkeit: Thermoplastisches Material erzeugt in der Regel keine Hautunverträglichkeiten. Hautrötungen und/oder ­-veränderungen sind häufig auf einen Hitzestau bzw. auf vermehrtes Schwitzen zurück zu führen. Daher sollte bei der Wahl des geeigneten Schienenmaterials nicht nur die Perforation, sondern auch die Oberflächenbeschichtung eine Rolle spielen (z. B. Turbocast® oder Orfilined®). Oberflächen-Finish: Das endgültige Oberflächen-Finish hängt davon ab, wie leicht z. B. Fingerabdrücke auf einer Schiene zurückbleiben. Leicht verformbare Materialien neigen eher dazu Abdrücke aufzunehmen (z. B. PolyformTM, PolyflexTM). Vorsichtige

streichende Bewegung unter Vermeidung von punktuellem Druck sind hierbei besonders wichtig. Kantenbearbeitung: Eine genaue Kantenbearbeitung ist wichtig, damit Schienenränder nicht unangenehm einschneiden. Einige Materialien (z. B. PolyformTM, EzeformTM und Turboast®) lassen sich gut verarbeiten. Bereits kurzes Erhitzen und Verstreichen schafft relativ glatte Kanten. Schwieriger und zeitintensiver sind dagegen Materialien mit ausgeprägtem Memory-Effekt zu verarbeiten. Hier ist es sinnvoll, die Kanten zunächst mit einem Cutter-Messer oder Dremel® zu bearbeiten und dann erst zu verstreichen. Klettverschlüsse/Verschlussmaterialien: Die Schienenverschlüsse haben die Aufgabe, die Schiene zu fixieren und ein Verrutschen zu vermeiden. Um einen gleichmäßigen Andruck bzw. eine Verteilung des Andrucks der Verschlüsse gewährleisten zu können, muss man die Wahl zwischen verschieden breiten Bändern haben (5–50 mm). Ein Abschnüren/Komprimieren durch die Befestigungsbänder ist unbedingt zu vermeiden. Die Bänder müssen so angebracht sein, dass die Zug- bzw. Druckkräfte nicht stauchend auf das Gelenk wirken. Sie sollen nicht über Gelenken, sondern möglichst gelenknah, distal oder proximal der Gelenke liegen. 1.4.5.4  Polstermaterialien

Polstermaterialien sind bei schlechten Hautverhältnissen und starker Schweißsekretion der Hand angezeigt. Allerdings gibt es selbstklebende Polstermaterialien, die einen Austausch aus hygienischen Gründen erheblich erschweren. Manchmal reicht in diesen Fällen aber schon der Einsatz von Trikotschläuchen, um Hautirritationen zu vermeiden. Bei dem Anformen einer Schiene sollte schon früh auf eventuell  druckgefährdete Stellen oder frisches Narbengewebe geachtet werden. Eine mangelhafte Passgenauigkeit des eigentlichen Schienenkörpers kann allerdings nicht durch Polstermaterialien ausgeglichen werden.

Schienenmaterialien Schienen material

Eigenschaften

Empfehlung

Zugstabilität

PolyformTM

– Kein Memory-Effekt – Gute Anpassbarkeit, lässt sich gut dehnen – Gute Stabilität – Nichtklebende Oberfläche zur einfachen Handhabung – Mittlere Aushärtungszeit – In Beige, Weiß, Blau, glatt und perforiert erhältlich

– Leichte Kantenbearbeitung – Hohe Druckempfindlichkeit beim Anmodellieren (Fingerabdrücke) – Wiederholtes Anpassen nur bedingt möglich, da das Material sich sehr leicht dehnt und die Materialstärke sich dadurch verändert

Minimal

AquaplastTM ProDrape™-T

– Anpassungsfähigste AquaplastTM, Material mit präziser Passform – Nach Erwärmung transparent; ermöglicht das Erkennen von Markierungen beim Anpassen sowie von Druckpunkten – Nur in Weiß, glatt und perforiert erhältlich

– Leichte Kantenbearbeitung – Leicht dehnbar mit sehr guter Formbarkeit; passt sich Konturen gut an – Geeignet für Patienten mit schmerzenden oder gereizten Gelenken, die vorsichtig behandelt werden müssen

1

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1

Kapitel 1 · Grundlagen im Schienenbau

Schienen material

Eigenschaften

Empfehlung

Orfilight®

– Memory-Effekt –G  ute Anpassbarkeit, härter als Colorfit, lässt sich gut dehnen – Relativ kurze Zeit zum Erhärten – Nur in beige mikroperforiert

– Zum wiederholten Anpassen geeignet – Für zirkuläre Schienen gut geeignet, ­überlapptes Material lässt sich nicht trennen – Zum Korrigieren mit Druck bedingt geeignet

Orfit®-Classic Soft/Stiff

– Memory-Effekt –G  ute Anpassbarkeit, lässt sich gut dehnen, sehr anschmiegsam – Nur in beige – Als „Sticky“ sehr klebrig

– Zum wiederholten Anpassen geeignet – Hautfalten sichtbar (Material wird beim Erwärmen durchsichtig) – Ungeeignet für Anfänger, die große Schienen (z. B. Unterarm-, Ellenbogenschienen) bauen wollen – Zum Korrigieren mit Druck bedingt geeignet – Klebrig, ohne Verband anlegen, nur im nassen Zustand verarbeiten – Kantenbearbeitung sehr zeitintensiv durch Memory-Effekt

Orfit®-Colors NS

– Memory-Effekt –G  ute Anpassbarkeit, weicher als Aquaplast, lässt sich gut dehnen, sehr anschmiegsam – Relativ lange Zeit zum Erhärten – In verschiedenen bunten Farben erhältlich

– Zum wiederholten Anpassen geeignet – Für zirkuläre Schienen gut geeignet, in kaltem Zustand lässt sich das Material gut trennen (Non-sticky-Beschichtung) – Bei Materialanfügung oder bewusster Überlappung muss die Non-sticky-Beschichtung entfernt werden – Zum Korrigieren mit Druck bedingt geeignet

PolyflexTM II

– Kein Memory-Effekt – S ehr leicht verformbar und weich (Abdrücke sind schnell zu sehen) –P  asst sich jeder Hautfalte an, relativ kurze Zeit zum Erhärten – In Beige, Weiß, Blau, glatt und perforiert erhältlich

– Nicht zum wiederholten Anpassen geeignet – Ungeeignet für Anfänger, die große Schienen (z. B. Unterarm-, Ellenbogenschienen) bauen wollen – Sehr weiches Material, nicht zu lange im Wasserbad erhitzen – Zum Korrigieren mit Druck nicht geeignet – Kanten lassen sich leicht bearbeiten (erwärmen und mit Handcreme verstreichen) – Besonders gut geeignet zur Herstellung von Griffadaptionen

AquaplastTM, Aquaplast WatercolorsTM, Aquaplast-TTM

– Memory-Effekt – Gute Anpassbarkeit – Relativ lange Zeit zum Erhärten – Gute Zug- und Druckstabilität – In verschiedenen bunten Farben erhältlich

– Wiederholtes Anpassen möglich – Hautfalten sichtbar (Material wir beim Erwärmen durchsichtig) – Für komplexe Aufgaben verwendbar – Zum Korrigieren mit Druck geeignet – Kantenbearbeitung sehr zeitintensiv durch Memory-Effekt

Turbocast®

– 0,6 mm Schaumstoffschutzschicht – Materialoberfläche nicht klebend –K  ein unbeabsichtigtes Verkleben im heißen Wasserbad, mehrere Turbocast-Platten können gleichzeitig erwärmt werden –D  urch festen Druck haften Turbocast-Platten sicher und stabil aneinander – S pezialbeschichtung: kein Verkleben mit Haut oder Haaren – Geringes Gewicht und leicht zu reinigen – Glatt, Mini-, Mikro, Multi- Perforation – I n Hautfarbe, Blau, Grüen, Gelb, Fuchsiarot ­erhältlich

– Vielfältig modellierbar – Dadurch Kantenbearbeitung aufwendig – Gut für zirkuläre Unterarmschienen,  aber auch alle anderen mittelhandumgreifende Schienen – Dünnes Material gut geeignet für ­Einzelfingerlagerungen – Lässt sich gut „verschweißen“ und in noch warmen Zustand schneiden

Zugstabilität

Mittel

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1.4 · Arbeitsplatzgestaltung und Material

Schienen material

Eigenschaften

Empfehlung

Zugstabilität

Aquaplast ResilientTM-T

– Maximale Zugstabilität – Nach Erwärmung transparent; ermöglicht Erkennen von Markierungen bzw. Druckpunkten beim Anpassen

– 100 % nicht nachlassende Elastizität – Erlaubt wiederholtes Erhitzen

Maximal

EzeformTM

– Kein Memory-Effekt – Gute Anpassbarkeit, lässt sich nur wenig ziehen und dehnen – In Beige, Weiß, Blau, glatt und perforiert erhältlich

– Bedingt zum wiederholten Anpassen geeignet – Durch starres Material für größere Schienen geeignet – Zum Korrigieren mit Druck hervorragend geeignet – Kanten lassen sich leicht bearbeiten

SynergyTM

– Kein Memory-Effekt – Maximale Zugstabilität – In Beige, Weiß, Blau, glatt und perforiert erhältlich

– Ideal beim Umgang mit schwierigen Patienten

z Orficast®

Seit ein paar Jahren hat sich die Produktpalette im Bereich der Niedertemperaturthermoplastmaterialien positiv weiterentwickelt. Zusätzlich zu den herkömmlichen Materialien hat die Fa. Orfit ein „Cast-Material“ auf den Markt gebracht, das sich hervorragend für Finger- und Daumenschienen sowie für zirkuläre Schienentypen verwenden lässt. Dabei handelt es sich um ein thermoplastisches Niedertemperatur-Tape aus Textil, das auf einer Rolle (3 m Länge) in zwei verschiedenen Breiten angeboten wird (60 mm/30 mm). Das erwärmte Material wird wie ein „Wickel“ um die zu schienende Struktur gelegt und kann bis zur Aushärtung modelliert und adaptiert werden. Die Erwärmung des Materials ist sowohl im Wasserbad bei 65 °C als auch durch trockene Hitze („Dry-Heater“ oder ein Heißluftgebläse) möglich. Bei Erwärmung mit trockener Hitze muss unbedingt auf eine gleichmäßige Durchwärmung geachtet werden. Die Stabilität der Schiene lässt sich variieren, z. B. durch das Übereinanderlegen mehrerer Schichten, Verwendung des dickeren Orficast®More oder durch das Verstärken bestimmter Belastungsbereiche mit einem niederthermoplastischen Material (. Abb. 1.60 und 1.61).

. Abb. 1.61  Orficast®-Daumenhülse, lateral

z Vorgefertigte Schienenschnitte

Vorgefertigte Schienenschnitte gibt es in mehreren verschiedenen Größen, die Farb- und Perforationsauswahl ist dabei stark eingeschränkt. Sie können entweder nach der Größenermittlung direkt am Patienten angepasst werden oder sie dienen als Schnittmuster, welches auf das Plattenmaterial übertragen wird. Wenn ein Original Vorschnitt vom Hersteller direkt am Patienten angepasst wird, kann er Arbeitszeit einsparen, ist aber im Verhältnis zum Plattenmaterial deutlich teurer. Wenn der Vorschnitt vom Hersteller jedoch nur als Schnittmuster für viele individuell aufgezeichnete Schienen benutzt wird, spart man Zeit und Kosten. Hierbei ist es oftmals nötig, je nach Patient an bestimmten Stellen einige Zugaben oder Reduzierungen vorzunehmen. Mit zunehmender Erfahrung bekommt man einen Blick dafür. 1.4.6  Verwendung von Klettband zur

Befestigung von Handschienen

Klettband setzt sich aus Haken- und Flauschband zusammen

. Abb. 1.60  Orficast®-Daumenhülse, palmar

1. Hakenband selbstklebend/nicht selbstklebend 5 erhältlich auf Rollen in 25 mm und 50 mm Breite

1

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1

Kapitel 1 · Grundlagen im Schienenbau

2. Flauschband nicht selbstklebend/selbstklebend 5 erhältlich auf Rollen in 20 mm, 25 mm und 50 mm Breite Eigenschaften von Flauschband/Einsatzgebiete

5 Festes, unflexibles Flauschband: Als Verschlussband für die meisten Schienen 5 Weiches, unelastisches Flauschband: Einsatz bei empfindlichen Hautverhältnissen 5 Elastisches Flauschband: Verwendung, um Gelenke milde in eine bestimmte Richtung zu ziehen (. Abb. 1.62) Befestigung der Klettbänder an der Schiene

I. Hakenband selbstklebend 5 der Klebstoff des Hakenbandes und die entsprechende Stelle der Schiene wird mit dem Heißluftföhn erhitzt, sodass sich der Kleber optimal mit dem Schienenmaterial verbindet 5 das Hakenband an der korrekten Position auf das Schienenmaterial aufkleben und mit festem Druck zusammenpressen 5 durch das Erhitzen des Klebers wird auch das thermoplastische Schienenmaterial mit erhitzt, dadurch entsteht eine feste Verbindung zwischen Schiene und Klettband (. Abb. 1.63)

. Abb. 1.62  Verschiedene Klettbandarten: a Flauschband bunt, b Hakenband, c weiches Flauschband, d elastisches Flauschband

. Abb. 1.63  a Erhitzen des Klebers über dem Heißluftföhn b Aufkleben des Hakenbandes auf das Schienenmaterial

1.4 · Arbeitsplatzgestaltung und Material

31

II. Flauschband Art der Befestigung

Vorteile/Nachteile

Mit Hakenband beidseits

Kann leicht erneuert werden, kann aber verloren gehen (. Abb. 1.64)

Mit Niete und Hakenband

Hält an einer Seite fest an der Schiene und sieht sauber verarbeitet aus. Gibt die Zugrichtung vor und kann somit Achsenkorrekturen durchführen. Das Auswechseln ist allerdings aufwendiger (. Abb. 1.65) Dabei ist auf die richtige Führung des Bandes zu achten und im Vorfeld am Patienten auszu- probieren und anzuzeichnen. Da die meisten Nieten nickelhaltig sind, empfiehlt sich, die Niete von innen abzukleben, um einen Hautkontakt zu verhindern

. Abb. 1.64  Flauschband beidseits mit Hakenband befestigt

Ins Material eingearbeitet

Hält ebenfalls fest an der Schiene, sieht aber nicht so gut aus und ist schwer auszuwechseln (. Abb. 1.66)

Allgemeines zum Anbringen von Klettbändern

Mit D-Ring und Hakenband

Kann bei bestimmten Problematiken gut fest gezogen werden, dies ist oft nicht notwendig (. Abb. 1.67)

Selbstklebende Hakenbänder sollten etwas weniger breit als das Verschlussband sein, damit das Hakenband sich nicht mit der der Kleidung des ­ Schienenträgers oder anderen

. Abb. 1.65  a Positionierung des Flauschbandes am Patienten b Lochung in Größe der Hohlniete c Fixierung der Niete mit dem Hammer d Abkleben der Niete

1

32

Kapitel 1 · Grundlagen im Schienenbau

1

. Abb. 1.66  Flauschband einseitig ins Material eingearbeitet

. Abb. 1.68  Verlauf der Flauschbänder an der Handlagerungsschiene

. Abb. 1.67  Flauschband über einen D-Ring und Hakenband befestigt

. Abb. 1.69  Verlauf der Flauschbänder an der Handgelenkssschiene

Dingen verhakt und das Verschlussband die Hakenfläche vollständig bedeckt. Die Ecken der anzubringenden Hakenbänder sollen abgerundet oder abgeschnitten werden, um ein unerwünschtes, leichtes Ablösen vom Schienenkorpus zu vermeiden. Insbesondere beschichtetes Material mit sogenannter ­„Non-sticky-Eigenschaft“ erfordert ein zusätzliches Anrauen oder Erhitzen des Schienenmaterials, um das Verkleben des selbstklebenden Haken- oder Flauschbandes mit dem Schienenmaterial zu verbessern. Verlauf von Flauschband an verschiedenen Schienentypen

1. 2. 3. 4.

An der Handlagerungsschiene (. Abb. 1.68) An der Handgelenksschiene (. Abb. 1.69) An der Mittelhandschiene (. Abb. 1.70) An Fingerschienen (. Abb. 1.71)

Besonderheiten beim Flauschband

1. Polstern von Klettband (. Abb. 1.72) 2. Flauschbandhilfen zum Öffnen bei Rheumatikern (. Abb. 1.73) 3. Zirkuläres Klettband 4. Flauschband um Finger/Handgelenk korrekt zu positionieren

. Abb. 1.70  Verlauf der Flauschbänder an der Mittelhandschiene

1.5 · Gesetzliche Grundlagen und Preisberechnung

33

. Abb. 1.73  Flauschbandhilfen zum Öffnen bei Rheumatikern

. Abb. 1.71  Verlauf der Flauschbänder an den Fingerschienen

. Abb. 1.72  Polstern von Klettband

1.5  Gesetzliche Grundlagen und

Preisberechnung

1.5.1  Gesetzliche Grundlagen

Die zu beachtenden gesetzlichen Grundlagen sind die Rahmenempfehlungen §  125 Absatz1 SGB V, die Heilmittel-Richtlinien nach § 92 SGB V, der Heilmittel­ katalog, die landesspezifischen Kassenverträge mit den Primär- und den Ersatzkassen, die Verträge mit der DGUV für BG-Patienten sowie das Medizinproduktegesetz (MPG).

Grundsätzlich müssen Schienen ärztlich verordnet werden. Ergotherapeutische temporäre Schienen aus Niedertemperaturmaterial sind im Heilmittelkatalog erfasst und wie die Ergotherapie selbst ein Heilmittel und kein Hilfsmittel. Sind temporäre ergotherapeutische Schienen zur Durchführung der ergotherapeutischen Behandlung notwendig, können diese gesondert auf dem ErgotherapieRezept verordnet werden. Der Schienenbau ist dabei nur als therapieergänzende Maßnahme zu den Positionen motorischfunktionelle Behandlung oder sensomotorisch-perzeptive Behandlung möglich. Ergotherapeutische temporäre Schienen können nach dem Heilmittelkatalog mit der Heilmittelpositionsnummer 54405 ohne Kostenvoranschlag mit den Primär- und Ersatzkassen abgerechnet werden. Dabei muss immer die aktuelle Gesetzeslage berücksichtigt werden und der Preis der Schiene darf je nach Bundesland 100 € bis 150 € nicht überschreiten. Es können für die Herstellung der Schiene, je nach Zeitaufwand z. B. 1 Stunde Fertigungszeit = 2 Einheiten motorisch-funktionelle Behandlung oder ­sensomotorisch-perzeptive Behandlung angerechnet werden sowie auch die Zeit für die notwendige Schienenkontrolle. Liegt der Preis höher, muss die Schiene zusammen mit einem individuellen Kostenvoranschlag nach der Heilmittelpositionsnummer 54406 abgerechnet werden. Es empfiehlt sich, die häufigsten Schienen in einer ExcelTabelle zu kalkulieren, damit ein Kostenvoranschlag schnell und mit wenig Aufwand erstellt werden kann. Alle Preiskalkulationen müssen sich dabei im Rahmen der landesspezifisch geregelten Verträge mit den Primär- und Ersatzkassen bewegen. Im Krankenhausbereich ist die Genehmigung zur Abgabe ambulanter Leistungen notwendig. Diese muss vom Krankenhausträger eingeholt werden. Die während eines stationären Aufenthaltes gefertigten Schienen werden aber in der Regel innerhalb der DRG-Fallpauschale abgegolten. Auch individuell gefertigte Schienen aus Nie­ dertemperturmaterial unterliegen dem Produkthaftungsgesetz, d. h. dass der Patient bei Schäden die durch den Gebrauch der Schienen entstehen, den Hersteller in die Pflicht nehmen kann. Daher ist es sehr wichtig, die

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1

Kapitel 1 · Grundlagen im Schienenbau

Patienten gut über den Einsatz und den Umgang mit den Schienen zu instruieren und dies am besten auch schriftlich zu dokumentieren. Es befinden sich für Mitglieder des Deutschen Verbandes für Ergotherapie (DVE) gute Links und Hinweise zu den rechtlichen Grundlagen auf der Homepage des DVE. (Merkblatt zur Schienenversorgung und zum Medizinproduktegesetz MPG) sowie ausführlicher im Heilmittelrichtlinienkatalog 2011 des DVE (Ferber R und Gans M 2011). Im Merkblatt MPG des DVE findet man aber leider keinen Hinweis zum Umgang mit individuell angefertigten Schienen aus niederthermoplastischem Material. Wie eine Erklärung nach dem MPG aussehen könnte, soll folgendes Beispiel zeigen:

Erklärung zu Produkten für besondere Zwecke: Ein Beispiel MPG-Erklärung Allgemeine Produktinformationen Produktbezeichnung: – Funktionsbeschreibung und medizinische Wirkung

– Ausformung und spezifische Merkmale

Erklärung Der Hersteller versichert, dass das genannte Produkt ausschließlich für die unter „Kundendaten“ genannte Person bestimmt ist und versichert, dass das o. g. Produkt neben den spezifischen auch die in der Richtlinie 93/42/EWG des Rates Anhang I (vom 14.06.1993) über Medizinprodukte genannten grundlegenden Anforderungen erfüllt. Individuelle Informationen

1.5.2  Preisberechnung

In die Berechnung eingehen sollten die Kosten des verwendeten Materials, die notwendige Herstellungszeit, gegebenenfalls auch die Kontrollzeit für die Schiene, soweit sie nicht sowieso in die laufende Behandlung integriert ist. Ferner erheben manche Anbieter eine Pauschale für den Gebrauch von Strom und Geräten, Praxismiete usw. (siehe Preisberechnungsbeispiel und ­DVE-Merkblatt Schienenversorgung). Empfehlenswert erscheint es, eine Mischkalkulation für jeden Schienentyp zu erstellen. Das hat den Vorteil von freier Material- und Schnittmusterwahl. Mischkalkulation heißt das günstigste und teuerste Material zu addieren und einen Mittelwert daraus zu bilden. Eine solche Mischkalkulation kann sich außer auf das Material auch auf die veranschlagte Zeit, die zum Bau und zur Kontrolle der Schiene nötig sind, beziehen (Mittelwert: schnellstmögliche Zeit – größtmögliche Zeit). Außerdem kann eine Tabellenkalkulation erfolgen, die neben den Materialpreisen (Schienenmaterial, Auslegersysteme und sonstige Materialien) auch die verschiedenen Preise der Primär- und Ersatzkassen, des DGUV und der Privatkassen für eine Therapieeinheit enthält, um die Kosten für die Herstellungszeit berechnen zu können. Für die statischen Schienen, die ohne Kostenvoranschlag abgerechnet werden können, ist es sinnvoll, sog. Schienengruppen zu erstellen und diese pauschal abzurechnen (z. B. statische Handlagerungsschienen, statische Handgelenksschienen, statische mittelhandumgreifende Schienen, statische Fingerlagerungsschienen und statische Daumenschienen),  siehe auch Beispiel 1. Dynamische Schienen und statische Schienen mit hohem Material- und Zeitaufwand müssen individuell über einen detaillierten Kostenvoranschlag abgerechnet werden (siehe Beispiel 2). Beispiel 1: Statische Handgelenklagerung

Herstellerdaten

Kundendaten

Hersteller, Mitarbeiter

Name Vorname Geburtsdatum

Herstellungsdatum

Verordnender Arzt Verordnung vom

Herstellungsdokumentation Alle Sicherheitsüberprüfungen okay? o Ja o Nein o Anforderungen, die nicht eingehalten werden konnten (inkl. Gründe a)

5 durchschnittlicher Verbrauch 1/6 der Platte bei Plattengröße von von 40 x 60 cm (bei Mischkalkulation die Kosten beispielsweise von Ezeform® und Orfit-Light® addieren und durch zwei teilen), Vorteil: freie Materialwahl 5 Herstellungszeit = 1 Stunde (Gegenwert von zwei Behandlungseinheiten) 5 Kontrollzeit (Gegenwert einer Behandlungseinheit) 5 Zubehörpauschale (Klettbänder, Ersatzverschlüsse, Polstermaterial etc.) 5 Pauschale für Gerätenutzung/-instandhaltung, Strom, Praxismiete inkl. Nebenkosten Beispiel 2: Dynamische Extensionsschiene für das P ­ IP-Gelenk

Der Patient/die Patientin hat eine ausführliche Einweisung in den Gebrauch der Schiene erhalten und bestätigt dies durch seine Unterschrift Ort, Datum aggf.

Unterschrift

umfassendere Problembeschreibung auf der Rückseite dieses

Schienenmaterial: 5 durchschnittlicher Verbrauch 1/8 der Platte bei Plattengröße von 40 x 60 cm (je nach Material) 5 Ezeform® ……,- € 5 Polyflex® ……,-€

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1.6 · Schienenbaubegleitende Maßnahmen

5 Orfit-Light® ……,-€ 5 Orfit-Colors® …..,-€ 5 Auslegersystem je nach Anzahl der betroffenen Finger 5 Rolyan® Outtrigger (1–5 Stück) …..,-€ 5 TBJ-Ausleger (1–5 Stück) …..,- € 5 Zubehörpauschale 5 Klettbänder, Hakenbänder, Ösen, Nieten etc. ……,-€ 5 Gegenwert Behandlungseinheit Ergotherapie (Gesetzliche Kassen, DGUV, Private Kassen) 1,5–2,5 h = Mittelwert 2 h = 4 Einheiten …….,-€ (Passform, Zurichtung/-Kraft neu einstellen, messen etc.) 3–6 Einheiten …….,-€ 5 Nebenkostenpauschale (Gerätenutzung/-instandhaltung, Praxismiete etc.) …….,-€ Es ist sinnvoll, all jene Schienen vorab in einer Tabelle zu kalkulieren, die häufig in der Abteilung/Praxis gebaut werden. Somit kann ein Kostenvoranschlag ohne viel Aufwand erstellt werden und bei sich ändernden Parametern, wie z. B. dem Materialpreis, schnell aktualisiert werden.

. Abb. 1.74  Diverse Goniometer

1.6  Schienenbaubegleitende Maßnahmen 1.6.1  Messungen – ­Neutral-Null-

Messmethode (N.N.M.)

Die Messung mit der Neutral Null Methode ist notwendig, um einerseits die korrekte Stellung von Handgelenk und Fingern z. B. in Lagerungsschienen zu messen bzw. einzustellen und andererseits den Erfolg dynamischer Schienen z. B. bei Kontrakturbehandlungen zu dokumentieren. Der Seitenvergleich bietet einen Anhaltspunkt für die maximal zu erwartende Gelenkbeweglichkeit, die der Patient erzielen kann. Die Gelenkmessung wird je nach Gelenkgröße mit einem Goniometer oder Fingergoniometer durchgeführt. Allgemeine Gelenkmessung mit der N ­eutral-NullMessmethode (Kosmahl EM 2019) (. Abb. 1.74 und 1.75). 5 Die korrekte Lagerung der Hand in den Schienen muss gewährleistet sein. Die vorgegebenen Gelenkpositionen sollten exakt gemessen werden. 5 In Ausnahmefällen wird mit dem Arzt eine besondere Gelenkstellung oder ein Schienenblock (= Position, bis zu der ein Gelenk bewegt werden darf) vereinbart. Auch hier muss die Winkelposition genau gemessen werden. 5 Wendet man eine statisch-serielle Schienung an, z. B. bei einem kontrakten Gelenk oder nach einer Arthrolyse, muss darauf geachtet werden, dass die maximale Beugung oder Streckung eingestellt wird (. Abb. 1.76). Mit statischen Schienen kann man Gelenke in bestimmen Positionen lagern oder passiv endgradige Gelenkstellungen halten und seriell in Kombination mit der Handtherapie steigern, in dem man die gewonnenen Winkelgrade innerhalb der Schiene nachstellt. Vor der Schienenanpassung sollte eine aktive (AROM,  „active range of motion“) und

. Abb. 1.75  Evaluation mit E-Link von Biometrics

passive (PROM, „passive range of motion“) Messung der betroffenen und auch der angrenzenden Gelenke erfolgen. Dadurch kann festgestellt werden, ob a) ein Bewegungsdefizit vorliegt – das Gelenk hat eine freie Beweglichkeit, diese kann aber aktiv nicht genutzt werden (Ursache: z. B. Nervenläsion, Tendopathie Sehnenläsion) oder

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36

Kapitel 1 · Grundlagen im Schienenbau

1

. Abb. 1.76  a Passive Messung des PIP(proximalen Interphalangealgelenkes)-III mit Fingergoniometer, b aktive Messung der Dorsalextension im Handgelenk mit Winkelmesser, c aktive Messung der Pro- und Supination

Hinweis darauf sein, dass die Kontrakturprophylaxe nicht adäquat durchgeführt wird. Im Normalfall ist die passive Gelenksbeweglichkeit 5–10° besser als die aktive. Man bezeichnet dieses als normales Gelenkspiel  („joint play“). Besteht eine deutliche Diskrepanz zwischen der passiven und der aktiven Beweglichkeit und ist kein Erfolg der Eigenübungen zu verzeichnen, müssen andere Ursachen bedacht werden (ärztliche Konsultation notwendig). Ist der Patient aktiv und passiv gleichermaßen eingeschränkt, deutet dieses auf eine tendogene, arthrogene bzw. dermatogene Adhäsion hin. z Messprotokolle

Es sollte immer ein Messprotokoll zum Festhalten und Vergleichen der Messwerte geführt werden. Veränderungen bei den Kontrollen und Trageanweisungen werden dort ebenfalls notiert. Beispiel eines Messprotokolls für einen Finger (. Abb. 1.77) . Abb. 1.77  Messprotokoll AROM/PROM (Active Range of Motion/ Passive Range of Motion) für einen Finger

b) eine Gelenkkontraktur (d. h. das Gelenk ist aktiv und passiv in seiner Beweglichkeit eingeschränkt) besteht. Außerdem kann dadurch kontrolliert werden, ob nichtbetroffene Gelenke durch das Tragen der Schiene im Verlauf an Bewegung verlieren. Dies könnte möglicherweise ein

1.6.2  Tragezeiten/Kontrollen/Handling

Damit eine Schiene auch richtig zum Einsatz kommt und ihren therapeutischen Nutzen erfüllt, ist eine genaue Instruktion des Patienten unerlässlich. Es ist erforderlich die Schienenversorgung in regelmäßigen und abgesprochenen Abständen zu kontrollieren und gegebenenfalls hinsichtlich der Zielsetzung,

37 1.6 · Schienenbaubegleitende Maßnahmen

der Passgenauigkeit und des Tragekomforts zu verändern. Gerade in der postoperativen Nachbehandlung der Hände sind die Kontrollen engmaschig und dem individuellen Nachbehandlungskonzept angepasst durchzuführen. Es reicht nicht aus, wenn der verordnende Arzt und der Therapeut mit der Schienenanpassung und der Funktion der Schiene zufrieden sind. Es ist ebenso wichtig, dass der Patient mit dem Aussehen und mit dem Tragekomfort einverstanden und über die Zielsetzung und Funktion instruiert ist. Eine große Rolle bei der Akzeptanz der Schiene, spielt die Aufklärung über Nutzen und Notwendigkeit der Schienentherapie. Hilfreich dafür ist eine Produktbeschreibung in Form eines „Schienenpasses“, in dem der Therapeut neben den Zielen und den Trageanweisungen auch Besonderheiten und allgemeine Hinweise zur Pflege und Reinigung festhalten kann.

Eventuelle Kontrolltermine können ebenfalls dort eingetragen werden. Nach der Schienenversorgung sollte der Patient die Schiene mindestens 1–2 h zur Probe tragen und sich bei Druckstellen oder anderen Problemen umgehend bei seinem Therapeuten melden, so dass Korrekturen sofort durchgeführt werden können. Die Schienenkontrollen sollten regelmäßig stattfinden, um Veränderungen, wie z. B. Situation nach dem Fadenzug, Rückgang des Ödems, andere/kleinere/keine Verbände, verbesserte Funktion, gerecht werden zu können. Je nach Problematik und Nachbehandlungsprotokoll können diese Intervalle patientenspezifisch angepasst werden. In Einzelfällen kann auch ein früherer Termin erforderlich sein. Danach erfolgen die Kontrollen im Normalfall in 4- bis 6-wöchigen Abständen bzw. bei gleichzeitiger Behandlung können die Termine individuell abgestimmt werden (. Abb. 1.78).

a

Schienenart o Funktionsschiene o Lagerungsschiene o Dynamische Schiene o Tagschiene o Nachtschiene o __________________

Tragedauer o o o o

nachts tagsüber ohne Pausen Tragedauer:___________

Für die zu dehnenden Gelenke ist ein leichter, über einen längeren Zeitraum wirkender Zug, besser als ein kurzzeitiger starker Zug. Die Schmerzgrenze darf nicht überschritten werden. Ohne Absprache keine eigenen Veränderungen vornehmen, sondern Ihren Therapeut kontaktieren

b Reinigung der Schiene

• täglich, wenn sie ohne

Verband getragen wird

• mit lauwarmem

Seifenwasser ausbürsten • mit dem Klettband genauso verfahren • Fusseln im Hakenband trocken ausbürsten

Bei Problemen wie Schmerzen Druckstellen Taubheitsgefühl Hautverfärbungen (weiß/rot/blau) • Bewegungsverlust • Hautreizungen • defekte oder nicht mehr korrekt sitzender Schiene • • • •

Schienenpass Patientenname: Therapeut: Telefon:

Nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf!!

Diagnose:

Vorsichtsmaßnahmen

Die Schiene ist zu allen Arztterminen und allen Therapeutenterminen mitzubringen !!!

Nehmen Sie selbst bitte keine Veränderungen an der Schiene vor! Die Schiene verträgt keine Temperaturen über 50°C, deshalb: • nicht mit sehr heißem Wasser reinigen • nicht auf die Heizung legen • nicht hinter eine Fensterscheibe legen • nicht im Auto liegen lassen • kein Kontakt mit offenem Feuer Außerdem: • keiner extremen Kälte aussetzen – sonst Bruchgefahr • mit der Schiene nicht selbst Auto fahren • mit der Schiene keine Maschinen bedienen

Schienenkontrolltermine Datum 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

. Abb. 1.78  Beispiel eines Schienenpasses. (Zum Download unter 7 www.schienenkurs.de)

Zeit

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1

Kapitel 1 · Grundlagen im Schienenbau

1.6.3  Druckstellen

An knöchernen Vorsprüngen des Unterarmes und der Hand können bei der Versorgung mit Schienen am häufigsten Druckstellen auftreten. Deshalb ist es notwendig, diese genau zu kennen, zu lokalisieren und gegebenenfalls durch Palpation aufzufinden. Von proximal nach distal sind dies: Der Processus styloideus radii und der Processus styloideus ulnae, sowie der Ulnakopf. Außerdem die Grund-, Mittelund Endgelenke dorsal. Weitere Druckstellen können im Bereich der Fingerbeeren als auch Zwischenfingerfalten auftreten. An der Schiene können druckstellenverursachende Stellen mit dem Heißluftföhn (punktuell) erwärmt und korrigiert werden. Zu hoher Druck in der Hohlhand z. B. durch Überkorrektur des Hohlhandbogens kann die Durchblutung stören. Deshalb sollte der Hohlhandbogen besonders sorgfältig und nur unterstützend ausgeformt werden.

Während des Anformens werden die anatomischen Strukturen durch Anmodellieren erfasst und Fehlstellungen korrigiert. Punktueller Druck ist zu vermeiden, da dies später Druckstellen verursachen kann. Ebenso muss darauf geachtet werden, dass die Schienenränder nicht in die Haut einschneiden und dort gegebenenfalls ebenfalls Druckstellen oder Hautreizungen verursachen. Deswegen sollten die Ränder nach dem Aushärten sorgfältig nach außen gebogen, verstrichen und abgerundet werden, insbesondere an Stellen, an denen viel Bewegung erfolgt, z. B. auf Höhe der Hohlhandbeugefurchen. Druckstellen machen sich beim Patienten durch eine starke Hautrötung und Schmerzen bemerkbar. Wenn die Schiene auf Nerven oder Gefäße drückt, kann es auch zu Taubheitsgefühl, Missempfindungen und zu Blau- oder Weißfärbung der Haut kommen (. Abb. 1.79). Da sich

Grundgelenke Ulnakopfund Proccesus styloideus ulnae

Hohlhand (Blutversorgung) Mittelgelenke

Processus styloideus radii

Daumengrundgelenk Kommissur Fingerbeeren

. Abb. 1.79  Mögliche Druckstellen

. Abb. 1.80  a und b Z. n. Plexus-brachialis-Läsion und Tragen einer Lagerungsschiene, extreme Druckstellen an den Fingerbeeren

39 1.7 · Schienenschnitterstellung

. Abb. 1.81  a–c Lagerungsschienen mit Handgelenks- und Fingereinschluss

ein gewisser Druck nie ganz vermeiden lässt, sollte dieser großflächig wirken, um die Belastung für einzelne Hautbereiche so gering wie möglich zu halten. Besondere Beachtung ist Patienten mit peripheren Nervenläsionen oder mit Plexus-brachialis-Läsionen zu schenken, da diese den vermehrten Druck nicht spüren und nur durch Augenkontrolle erkennen können, ob es zu einer Druckstelle gekommen ist. Sie müssen besonders auf diese Problematik hingewiesen werden. Wenn die Druckstellen nicht frühzeitig behoben werden, kann es im Extremfall zu Druckblasen und offenen Stellen oder sogar zu Hautnekrosen kommen. Da diese zunächst abheilen müssen, kann die Schiene während dieser Zeit nicht getragen werden (. Abb. 1.80). 1.7  Schienenschnitterstellung

Generell ist die Herstellung einer Schiene als Sonderanfertigung zu betrachten, daher sollte das Schnittmuster individuell an der Hand/dem Arm des einzelnen Klienten angepasst werden. Ein optimales Schnittmuster ist die beste Voraussetzung für die korrekte Anfertigung einer Schiene. Das Schnittmuster wird entweder direkt an dem Arm/der Hand des Patienten entworfen, oder ein vorhandenes Standardschnittmuster wird entsprechend abgeändert. Der Entwurf eines Schnittmusters erfolgt durch Umrissabzeichnung des betroffenen Armes

. Abb. 1.82  Umrisszeichnung Unterarm Mittelhand und Fingerlängen

beziehungsweise der Hand, gegebenenfalls auch der Gegenseite auf weiches Material, wie z. B. Schaumstoff, Plastikfolie, Papierhandtuch, Leder, das sich dem zu schienenden Areal anpasst. z Arbeitsschritte Schnittmusterherstellung

1. Erklären Sie dem Patienten die verordnete Maßnahme und die Schnittmusterherstellung. 2. Bitten oder helfen Sie dem Patienten, Schmuck/ Uhr oder Verbände zu entfernen, sollten diese die Schienenherstellung behindern. 3. Positionieren Sie den Arm/die Hand in Ruhestellung bzw. in einer Stellung die Ihnen die Schnittmustererstellung erleichtert: z. B. Pro- oder Supination – palmar oder dorsal 4. Markieren Sie die essenziellen Punkte auf dem Schnittmustermaterial wie z. B. Thenarfalte, Beugefurchen, MCP-Gelenke Beispiel 1: Lagerungsschiene mit Handgelenks- und Fingereinschluss

(. Abb. 1.81a-c)

Schnitterstellung mit Schaumstoff

(. Abb. 1.82) Der betroffene Arm oder die Gegenseite wird auf dem Schaumstoff platziert und der Unterarmumfang in 2/3

. Abb. 1.83  Anzeichnen der zu lagernden Finger

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Kapitel 1 · Grundlagen im Schienenbau

1

. Abb. 1.85  Palmare Fingerlagerungsschiene

. Abb. 1.84  a Anzeichnen des Daumens. b Überprüfung des Schnittmusters am Patienten

Höhe und gesamter Länge angezeichnet. Soll der Daumen nicht integriert sein, erfolgt nun die Markierung des Sattelgelenkes und des MCP 2, um den Thenar auszusparen (schwarze Pfeile).Vervollständigung der Umrisse distal. Anschließend werden die proximale Umrisse vervollständigt und die markierten Punkte zur Aussparung des Thenars verbunden. Das aufgezeichnete Muster wird ausgeschnitten und an der Hand, an der die Schiene angefertigt werden soll, überprüft.

. Abb. 1.86  Schnittmuster palmare Fingerlagerungsschiene

Adaptationsmöglichkeit für die Lagerung von 2 Fingern:

Die ulnare Begrenzung der zur lagernden Finger wird bis zur Zwischenfingerfalte angezeichnet und die ulnare Begrenzung der Schiene in Höhe des MCP 5 markiert, beides miteinander verbunden, ausgeschnitten und überprüft (. Abb. 1.83). Adaptation für die Lagerung aller Finger:

Zur Bestimmung der Daumenposition werden MCP 2 und Sattelgelenk markiert und die Daumenlänge bestimmt. Die Daumenumrisszeichnung wird vervollständigt und das ausgeschnittene Muster am Patienten überprüft (. Abb. 1.84).

Beispiel 2: Palmare Fingerlagerungsschiene (PIP/DIP)

(. Abb. 1.85 und 1.86)

Schnitterstellung mit Plastikfolie

(Siehe . Abb. 1.87)

Beispiel 3: Daumenschiene

(Siehe . Abb. 1.88)

41 1.7 · Schienenschnitterstellung

. Abb. 1.87  a–h Schnittmuster palmare Fingerlagerungsschiene a Ausreichend große Folie auswählen und an einem Ende einen halbrunden Ausschnitt erstellen. (je nach Indikation kann die Position der lateralen Flügel beliebig gewählt werden). Anlegen der Folie von palmar an die proximale Fingerbeugefurche eines Fingers und sie seitlich, hier zunächst radial, um den Finger legen und anzeichnen. b Mit wasserfesten Markierungsstift: Einzeichnen der dorsalen und proximalen Begrenzungen sowie des radialen „Flügels“ bzw. Lasche. c Einzeichnen der Länge und Höhe (2/3-Regel beachten) der Schiene auf der radialen Seite. d Einzeichnen des ulnaren Flügels und der Länge und Breite der Schiene auf der ulnaren Seite. e Ergänzung der Markierungen zum fertigen Schnittmuster. f Ausschneiden des erstellten Schnittes. Bevor das Schnittmuster auf das Material übertragen wird, sollte das Schnittmuster abschließend an der Hand auf optimalen Sitz kontrolliert werden. g Übertrag des Schnittmusters mit Schienenmarkierungsstift auf das Schienenmaterial. h Zuschnitt des warmen Materials

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Kapitel 1 · Grundlagen im Schienenbau

1

. Abb. 1.88  a Schnittmuster Daumenhülse b Vorgefertigter Schienenschnitt

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Herstellung statischer Schienen Hanne Wendt, Martin Behrendt, Annette Kark und Walter Bureck 2.1 Einzelfingerlagerungsschienen – 44 2.1.1 Fingerlagerungsschiene zirkulär – 44 2.1.2 Palmare Fingerlagerungsschiene (PIP/DIP) – 47

2.2 Daumenhülsen – 51 2.2.1 Daumenhülse mit Einschluss des Daumensattelgelenks – 51 2.2.2 Daumenhülse für das Grundgelenk – 56

2.3 Mittelhandumgreifende Schienen mit und ohne Einschluss der Finger – 60 2.3.1 Mittelhandumgreifende Fingerlagerung mit dorsalem Fingersteg – 60 2.3.2 Mittelhandumgreifende Fingerla­gerung mit palmarem Fingersteg – 66

2.4 Statische Schienen für das Handgelenk – 72 2.4.1 Statische Schiene für das Handgelenk von palmar – 73 2.4.2 Statische Schiene für das Handgelenk von dorsal – 77

2.5 Lagerungsschiene mit Handgelenk- und Fingereinschluss – 82 2.5.1 Lagerungsschiene in ­Intrinsic-plus-Position von palmar – 82 2.5.2 Lagerungsschiene in ­Intrinsic-plus-Position von dorsal – 88

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 W. Bureck et al., Schienenversorgung in der Handtherapie, https://doi.org/10.1007/978-3-662-53788-6_2

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Kapitel 2 · Herstellung statischer Schienen

2.1  Einzelfingerlagerungsschienen

2

2.1.1  Fingerlagerungsschiene zirkulär

(Siehe . Abb. 2.1). Ziele

5 Minimal gelenkübergreifendeLagerung, Ruhigstellung, und Schutz 5 Immobilisation

Indikation

5 Posttraumatische/-operative Ruhigstellung nach Mittelund/oder Endgliedfrakturen 5 Immobilisation bei entzündlichen Prozessen 5 Immobilisation bei Arthrodesen 5 Nachbehandlungsschienen bei Verletzungen der Strecksehnen Zone 1–2 5 Nachbehandlungsschienen bei Verletzungen der Strecksehnen Zone 3–4, siehe ­Short-arc-Motion(SAM)-Konzept 5 Nachbehandlungsschienen bei Mittelgelenkprothesen 5 Nachbehandlungsschienen bei Verletzungen des Kapsel-/Bandapparates Kontraindikation

5 Entzündliche Prozesse, die eine ausgedehnte Immobilisation erfordern. 5 Nichtausreichende Sicherstellung der Immobilisation nachts (z. B. bei rheumatoider Arthritis). 5 Die Schiene kann nicht angewendet werden, wenn mehr als 2 Finger gemeinsam geschient werden sollen. Vorüberlegungen

5 Hervorstehende Kirschner-Drähte können gegebenenfalls abgepolstert werden. Je nach Diagnose wird die Positionierung der Gelenke gewählt: 5 Zum Schutz der kollateral und akzessorischen Bänder, die sich bei Extension des PIP(Articulationes interphalangeales proximales)- und DIP(Articulationes interphalangeales distales)-Gelenkes in Spannung befinden wird die Null-Position des Gelenkes eingenommen. 5 Verletzungen bzw. Naht des Mittelzügels werden in Entlastungsstellung für diesen Teil der Strecksehne, in der Null-Position, gelagert. 5 Läsionen der palmaren Platte des Mittelgelenkes erfordern eine leichte Flexion des PIP-Gelenkes, um eine Entlastung der Struktur zu erreichen. 5 Bei einer Arthrodese wird die Stellung derselben übernommen. 5 Das DIP-Gelenk kann bei bestimmten Frakturen oder PIP-Arthrodesen aus der Schiene ausgeschlossen werden. Materialempfehlung

Es eignen sich Materialien der Stärke 1,6–2,5 mm z. B. Orfilight®, 2,00 mm: 5 Orfit®-Colors NS 2,0 mm Turbocast®, AquaplastTM, Aquaplast WatercolorsTM, Aquaplast-TTM, Aquaplast-T ResilientTM

. Abb. 2.1  a Palmare Ansicht, b laterale Ansicht, c dorsale Ansicht

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2.1 · Einzelfingerlagerungsschienen

. Abb. 2.2 Materialübersicht

2.1.1.1  Herstellung: Fingerlagerungsschiene

. Abb. 2.3 Schnittmuster

(Materialübersicht Siehe . Abb. 2.2).

5 Ausschneiden eines entsprechend breiten, lateralen, beidseitigen Keiles, um auch bei Ödemreduktion bzw. Verbandsminimierung ein sicheres Schließen der Schiene zu gewährleisten (. Abb. 2.5c)

(PIP/DIP)

Individuelles oder fertiges Schnittmuster

(Siehe . Abb. 2.3). 5 Der Materialbedarf entspricht der doppelten Länge und einfachen Breite des Fingers plus Zugaben 5 Übertragen der Maße auf das Material 5 Zuschnitt des Materials 5 Schienenmaterial erwärmen Anpassung der Schiene am Patienten

5 Schienenmaterial aus dem Wasserbad nehmen und gut abtrocknen. 5 Schiene von palmar anlegen und über die Fingerkuppe nach dorsal führen (. Abb. 2.4a). 5 Der Finger wird mit Schienenmaterial umschlossen, so dass 2 Nähte durch Festdrücken der beiden Lagen entstehen (. Abb. 2.4b). 5 Abschneiden der Überstände radial und ulnar im warmen Zustand. Möglichst nah am Finger schneiden, damit sich das Material optimal um diesen legt und keine kantigen Überstände entstehen (. Abb. 2.4c). 5 Anzeichnen der korrekten Länge palmar und dorsal des MCP (metakarpophalangealen)-Gelenkes, damit dieses frei beweglich bleibt. Cave: Ist die Schiene palmarseitig zu lang, blockiert sie die Bewegung der Grundgelenke, ist die dorsalseitig zu

kurz, reicht die Hebellänge nicht, um die Null-Stellung im ­PIP-Gelenk aufrecht zu erhalten. Feinarbeiten und Kantenbearbeitung

5 Öffnen der Schweißnaht an einer oder beiden Seiten eventuell mithilfe einer geeigneten Schere (. Abb. 2.5a) 5 Nacharbeiten der Schienenlänge und Kantenbearbeitung (. Abb. 2.5b)

Anbringen der Klettverschlüsse

5 Das erste Paar selbstklebender Hakenbänder wird möglichst weit proximal angebracht, das zweite in Höhe des Mittelglieds. Dabei wird die Klebeseite über dem Heißluftföhn erhitzt, um eine bessere Verbindung des Hakenbandes mit dem Schienenmaterial zu erzielen. 5 Anbringen der zirkulären Verschlussbänder; hier soll darauf geachtet werden, dass das proximale Schlaufenband nicht in die Fingerkommissur einschneidet. 2.1.1.2  Kontrolle und abschließende Aspekte

5 Kontrolle der Funktion und Ästhetik der Fingerlagerungsschiene. 5 Ausschluss von Blockaden angrenzender, nichtbetroffener Gelenke wie die Einschränkung der Grundgelenksbeweglichkeit bei einer Einzelfingerlagerungsschiene, die sowohl das PIP- als auch das ­DIP-Gelenk umfasst, oder die Blockade des PIP-Gelenkes bei einer DIP-Einzelfingerlagerungsschiene oder die Behinderung der MCP- und DIP-Gelenkbeweglichkeit bei einer PIPEinzelfingerlagerungsschiene. 5 Keine Gewährleistung der PIP-Ruhigstellung bei zu kurzem proximalen Schienenanteil. 5 Instabile Schiene, weil die lateralen Keile zu groß gewählt wurden und der Finger dadurch zu wenig Auflagefläche hat. 5 Fehlende zirkuläre Passform, da die Schiene nicht röhrenförmig, sondern flach anmodelliert wurde. 5 Nichtbeachtung der Gelenkstellung bei vorgegebenen Gelenkwinkeln.

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Kapitel 2 · Herstellung statischer Schienen

2

. Abb. 2.4  a Anlegen des Schienenmaterials, b Verbinden der beiden Lagen, c Abschneiden der Überstände

. Abb. 2.5  a Öffnen der entstandenen Naht, b Justierung der Schienenlänge, c laterale Keile ausschneiden

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2.1 · Einzelfingerlagerungsschienen

Tragedauer

Die Tragedauer der Schiene ist abhängig von der Diagnose und der operativen Versorgung. Sie sollte jeweils mit dem behandelnden Arzt oder Operateur abgestimmt werden. Klinische Beispiele

(Siehe . Abb. 2.6 und 2.7).

5 PIP-Arthrodese 5 PIP- bzw. DIP-Achsenabweichung Kontraindikation

5 wenn mehrere Finger geschient werden müssen 5 wenn nicht nur die Fingergelenke, sondern auch weitere Gelenke geschient werden Materialempfehlung

5 Es eignen sich Materialien der Stärke 1,6–2,5 mm z. B. Orfilight, Turbocast®, AquaplastTM, Aquaplast WatercolorsTM, Aquaplast-TTM, Aquaplast-T ResilientTM (. Abb. 2.9) 2.1.2.1  Herstellung Individuelles Schnittmuster erstellen

Je nach Indikation kann die Position der lateralen Flügel beliebig gewählt werden (. Abb. 2.10 und . Abb. 2.11). 5 Übertragen der Maße auf das Material 5 Zuschnitt des warmen Materials 5 Schienenmaterial zum Anformen erwärmen Anpassung der Schiene am Patienten . Abb. 2.6  Arthrodesen der distalen interphalangealen Gelenke des 4.  und 5. Fingers (DIP D4 und D5) rechts

(Siehe . Abb. 2.12). 5 Das warme Schienenmaterial zunächst an der proximalen Fingerbeugefurche ansetzen, dann das Material palmar bis zur Fingerspitze anformen, dort zusammenkneifen und mit der Mayo-Schere von palmar das überschüssige Material eng abschneiden. 5 Die lateralen Flügel dorsal an den Finger anformen. 5 Die ausgekühlte Schiene an der Kneifstelle öffnen und die beiden Kanten lokal mit dem Heißluftgebläse soweit erwärmen, bis die Nahtstellen weich werden. Die beiden Kanten wieder zusammenfügen und z. B. mit Eisspray in seiner optimalen Form fixieren. Feinarbeiten, Kantenbearbeitung

. Abb. 2.7  Teilamputation des Daumenendgliedes mit Ruhigstellung des Interphalangealgelenkes (IP Gelenk)

2.1.2  Palmare Fingerlagerungsschiene

(PIP/DIP)

(Siehe . Abb. 2.8). Indikation

5 Immobilisation bei entzündlichen Prozessen 5 Immobilisation bei Arthrodesen

5 Das überschüssige Material markieren und z. B. mit der Gussschere oder dem Cuttermesser zuschneiden (. Abb. 2.13). 5 Nacharbeiten der Schienenlänge und Schienenhöhe, speziell darauf achten, dass der Fingernagel frei von Kontakt zum Schienenmaterial bleibt. 5 Kantenbearbeitung z. B. mit dem DREMEL® mit Schleiffächer oder die Kanten mit dem eingecremten Finger verstreichen. Anbringen der Klettverschlüsse

5 Anzeichnen der Positionen für die Verschlussbänder 5 Anbringen der zirkulären Verschlussbänder (in diesem Fall nichtklebendes Haken- und Flauschband) z. B. mit Nieten, wobei die Kontaktstellen der nickelhaltigen Nieten mit einem Pflaster (z. B. Leukoplast®) abgedeckt werden (. Abb. 2.14)

2

48

Kapitel 2 · Herstellung statischer Schienen

2

. Abb. 2.9  Materialübersicht Fingerlagerungsschiene palmar

. Abb. 2.10  Schnittmuster erstellen

. Abb. 2.8  a Dorsale Ansicht, b laterale Ansicht mit MCP Extension, c laterale Ansicht mit MCP Flexion

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2.1 · Einzelfingerlagerungsschienen

2.1.2.2  Kontrolle/Abschließende Aspekte

5 Abschließende Kontrolle der Funktion und Ästhetik der Fingerlagerungsschiene. 5 Ausschluss von Blockaden angrenzender nichtbetroffener Gelenke. Cave: Ist die Schiene palmarseitig zu lang, schiebt sie

sich – später bei der Beugung im Metakarpophalangeal (MP)-Gelenk – nach distal. 5 Die Grundgelenksbeweglichkeit wird nicht blockiert 5 Die Schienenlänge ist angemessen und nicht zu kurz, so dass das PIP adäquat ruhiggestellt wird 5 Wird die Schiene nicht rinnenförmig, sondern zu flach an modelliert und werden die lateralen Flügel nicht eng genug am dorsalem Finger modelliert, bietet die Schiene keine optimale Passform. 5 Gegebenenfalls vorgegebene Gelenkwinkel wurden beachtet.

Patienteninstruktion/-information

. Abb. 2.11  Aussparung am proximalen Ende

Im Schienenpass werden die Tragedauer und Kontrolltermine vermerkt. Der Umgang mit der Schiene, wie z. B. das An-/Ablegen und die Reinigung werden mit dem Patienten geübt bzw. besprochen.

. Abb. 2.12  a Material palmar anlegen, b laterale Flügel anformen, c distales Ende mit Mayo-Schere im warmen Zustand zuschneiden, d „Kneifstelle“ aufbrechen

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Kapitel 2 · Herstellung statischer Schienen

Tragedauer

Die Tragedauer der Schiene ist abhängig von der Diagnose und der operativen Versorgung. Sie sollte jeweils mit dem behandelnden Arzt oder Operateur abgestimmt werden.

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. Abb. 2.13  Überschüssiges Material anzeichnen

. Abb. 2.14  a Nichtklebendes Haken- und Flauschband vorbereiten, b Positionierung der Verschlussbänder, c Einsatz Revolverlochzange, d Befestigen der Verschlussbänder auf Nietschiene, e Vorbereiten der Klebepunkte, f nickelhaltige Kontaktstellen mit Leukoplast® abdecken

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2.2 · Daumenhülsen

. Abb. 2.15  Material für Daumenhülse

2.2  Daumenhülsen 2.2.1  Daumenhülse mit Einschluss des

Daumensattelgelenks

(Siehe . Abb. 2.16) Ziele

Je nach Indikation gibt es für die Daumenhülse verschiedene Zielsetzungen: 5 Immobilisierung des Daumensattel- und Daumengrundgelenks 5 Schmerzreduktion 5 Schutz bei täglichen Belastungen unter Krafteinsatz 5 Prävention und/oder Korrektur bei Subluxationstendenzen oder einer Adduktionsstellung bzw. -kontraktur 5 Funktionsgewinn durch Positionierung des Daumens in einer physiologischen Greifposition z. B. Fehlstellung bei Daumensattelgelenksarthrose, rheumatoider Arthritis oder Medianusläsion Indikation

5 Schmerzen und Instabilität im Daumensattelgelenk bei bestehender Rhizarthrose 5 Fehlstellung bei rheumatoider Arthritis (R.A.) z. B. 90°/90°-Daumen, Adduktionsfehlstellung im ­CMC-Gelenk mit kompensatorischer Hyperextension im MP(Metacarpophalangeal)-Gelenk und Flexionsstellung im IP-Gelenk 5 Postoperative Immobilisation nach Resektionsarthroplastik 5 Verletzung und/oder Naht nach Ruptur des ulnaren Seitenbandes zur Ruhigstellung des Grundgelenkes 5 Postoperative Immobilisierung nach Arthrodese im ­MP-Gelenk 5 Schutz bei Fraktur des 1. Mittelhandknochens und/oder Daumengrundgliedfrakturen 5 Opponenslähmung 5 Daumeninstabilitäten nach Ulnarisparese 5 Nach postoperativer Versorgung bei angeborenen Fehlbildungen z. B. Pollizisation

. Abb. 2.16  a Dorsale Ansicht, b Palmare Ansicht, c Funktionsstellung

Kontraindikation

Es gibt keine generelle Kontraindikation für diese Schiene. Bei besonderen oder kombinierten Problematiken kann ein weiterer, gelenkübergreifender Einschluss z. B. des Handgelenkes oder des Endgelenkes erforderlich sein. Vorüberlegungen Materialauswahl und -empfehlung:

Da es sich um ein immobilisierendes Schienendesign handelt, reichen in  der Regel alle dünnen Schienenmaterialien in der Stärke 2,00 mm:

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Kapitel 2 · Herstellung statischer Schienen

5 Orfit Colors® NS 2,0 mm 5 Orfilight® 2,5 mm 5 AquaplastTM-T, Original oder 5 WatercolorsTM 2,4 mm 5 Orficast® 6 cm breit 5 Hakenband selbstklebend 5 Schlaufenband (. Abb. 2.15) Je nach Diagnose sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden: 5 Welche Gelenke müssen miteingeschlossen werden? Festlegung des Designs. Die Gelenkeinschlüsse bestimmen das Design. 5 Müssen und können Achsabweichungen korrigiert werden? 5 Muss die Schiene über einen längeren Zeitraum ganztägig getragen werden? Dann ist perforiertes Material zu bevorzugen. 5 Müssen generell Wundverbände berücksichtigt werden und wenn ja, wie können diese möglichst minimiert werden? 5 Müssen Kirschner-Drähte eventuell abgepolstert werden? 2.2.1.1  Herstellung Individuelles oder fertiges Schnittmuster

Es hat sich in der Praxis bewährt, ein fertiges Schnittmuster einzusetzen, da es deutlich Zeit einspart und der Materialverschnitt gering ist. In der Regel reicht es aus, zwischen 3 Schnittmustergrößen wählen zu können (. Abb. 2.17). Vorarbeiten

Nach der Auswahl der geeigneten Schnittmustergröße, wird das Schnittmuster auf das Plattenmaterial übertragen und grob zugeschnitten. Anschließend wird der Vorschnitt im Wasserbad erwärmt, somit kann der Feinszuschnitt im weichen Zustand erfolgen. Positionierung des Patienten

Der Patient stellt den Ellbogen flektiert auf einer Unterlage auf. Die Hand befindet sich in Neutralstellung zwischen Pro- und Supination, dann kann sowohl von palmar als auch von dorsal gut angeformt und modelliert werden. Anpassung der Schiene am Patienten

5 Das erwärmte Schienenmaterial wird von oben in die erste Kommissur gelegt, der Daumen steht am besten in mittlerer Opposition (. Abb. 2.18).

. Abb. 2.17  a Schnittmuster, b Anlage an der Hand

5 Durch Zug am Material werden die palmaren und dorsalen Schienenanteile positioniert. Der Zug sorgt zudem dafür, dass sich das Material optimal den zu schienenden Bereichen anpasst. 5 Beide Flügel werden nun in Höhe der Metacarpale IV dorsalseitig zügig zusammengedrückt und vorerst fixiert. 5 Am Daumen wird das Material mit den Fingernägeln (Nonsticky-Material) unter leichtem Zug, um den MemoryEffekt auszunutzen, zusammengedrückt, sodass dieser vollständig eingeschlossen wird und eine Kante entsteht. 5 Solange das Material noch weich und formbar ist, ist es möglich, den zusammengedrückten Flügel entlang des „Kniffs“, unter leichtem Zug mit der Mayo-Schere oder Verbandsschere abzuschneiden, sodass eine saubere

2.2 · Daumenhülsen

53

. Abb. 2.18  a Positionierung der Schiene, b Zug, um optimale Passform zu erhalten, c Zusammendrücken der Flügel an der ulnaren Kante, d Schnitt an der Materialnaht, e lose Verbindungsnaht, f abschließende Korrektur und Positionierung, g Anrauen der verstärkenden Materialschicht, h Anbringen der Materialschicht auf der Naht

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Kapitel 2 · Herstellung statischer Schienen

Feinarbeiten, Kantenbearbeitung

5 Anschließend wird das Material leicht unterhalb der IP-Falte am Rand umgelegt, um ein Einschneiden der Schiene zu verhindern. Dazu wird der Anteil kurz ins Wasserbad gehalten, umgelegt und anschließend mit starker Hitze (Heißluftgebläse) verschweißt (. Abb. 2.19) Beim Verstreichen und Glätten der Kanten ist darauf zu achten, dass die Hülse an der proximalen Handfurche nicht einschneidet, gegebenenfalls hilft auch hier ein „Falz“ (. Abb. 2.20)

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Verschlüsse anbringen

. Abb. 2.19  Falz an der Beugefalte vom IP-Gelenk

5 Zum Schluss wird der Klettverschluss angebracht bzw. festgenietet. Dabei ist auf die richtige Führung des Bandes zu achten und im Vorfeld am Patienten auszuprobieren und anzuzeichnen. 2.2.1.2  Kontrolle/Abschließende Aspekte

. Abb. 2.20  Falz an der proximalen Handfurche

Verbindungsnaht entsteht und sich das Material optimal um den Daumen zieht. Erfolgt dieses im kalten Zustand, verbindet sich das Material nicht. Daher macht es keinen Sinn, das Material im erkalteten Zustand zu schneiden. Dann sollte vor dem Abschneiden die Schiene erneut erwärmt und angepasst werden. 5 Jetzt ist noch im warmen Zustand auf eine korrekte Positionierung des Daumens zu achten, um eine Greiffunktion zu gewährleisten. Im Normalfall ist dies eine mittlere Opposition, die den Drei-Punkt Griff ermöglicht. Gegebenenfalls müssen noch Fehlstellungen im Daumensattelgelenk und im MP I korrigiert werden. 5 Es hat sich bewährt, eine verstärkende Materialschicht über der Verbindungsnaht anzubringen. Cave: Dafür ist es notwendig, beide Verbindungsflächen vorher anzurauen und anschließend mit heißer Luft (Gebläse) zu verschweißen.

Abschließende Kontrolle der Funktion der Daumenhülse zum Ausschluss von Blockaden angrenzender und nicht betroffener Gelenke: 5 Das IP-Gelenk ist in der Schiene frei beweglich 5 Das Tranversalgelwölbe wurde aufgerichtet 5 Eine Abduktion mit leichter Oppositionsstellung wurde erreicht 5 Die Schiene schneidet nicht an der palmaren Beugefurche in der Hohlhand ein und verhindert nicht eine endgradige Flexion der MCP Gelenke 5 Die Schiene ist nicht zu lang und schneidet bei Handgelenksbewegungen nicht in die Haut bzw. blockiert diese Bewegungen. 5 Die Stellung (eine mittlere Oppositionsstellung: Daumen gegenüber Digiti II und III) ist richtig gewählt, das funktionelle Greifen ist möglich und nicht erschwert. 5 Postoperativ wurde nicht engmaschig genug nachkontrolliert, die Schiene sitzt z. B. wegen der Ödemrückbildung oder einer Verbandsmaterialentfernung zu locker und immobilisiert nicht mehr ausreichend. 5 Die Klettverschlüsse haften gut, da bei beschichteten Materialien die Oberfläche entfernt wurde und die Klettverschlüsse nicht zu klein gewählt wurden. Patienteninstruktion/-information

Im Schienenpass werden die Tragedauer und Kontrolltermine vermerkt. Der Umgang mit der Schiene, wie z. B. das An-/Ablegen und die Reinigung werden mit dem Patienten geübt bzw. besprochen.

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2.2 · Daumenhülsen

Tragedauer

5 In der konservativen Therapie wird die Schiene meist tagsüber bei Belastungen getragen. 5 Wird die Schiene posttraumatisch oder postoperativ eingesetzt, ist die Rücksprache mit dem behandelnden Arzt oder Operateur dringend erforderlich. Variationen der Daumenhülse

Bei einer Adduktionsstellung im Sattelgelenk kann eine Stellung in maximaler Abduktion angezeigt sein, um ein Fortscheiten der Fehlstellung zu verhindern (Nachtversorgung). Bei Resektionsarthroplastiken kann ein Handgelenkseinschluss notwenig sein. (. Abb. 2.21 und 2.25)

Klinische Beispiele

Gelenkveränderungen, die im Rahmen einer Daumensattelgelenksarthrose auftreten, führen häufig zu erheblichen funktionellen Einschränkungen. Abhängig von der Gelenkbelastung treten Schmerzen auf, die die Daumenfunktion stark einschränken. Im weiteren Verlauf können durch knöcherne Veränderungen die Daumenextension und -abduktion aus dem Sattelgelenk erschwert bzw. unmöglich werden. Die Funktion wird nun häufig aus einem zunehmend überstrecktem Daumengrundgelenk kompensiert. Es entsteht ein sogenannter Schwanenhalsdaumen, bei dem es zusätzlich zu einer Schwächung oder Atrophie der Thenarballenmuskulatur kommt. Durch die Schiene kann die Fehlstellung korrigiert bzw. verhindert werden und ein physiologisches Greifen wird wieder möglich (. Abb. 2.22, 2.23 und 2.24).

. Abb. 2.21   Schnittmuster mit Handgelenkseinschluss

. Abb. 2.23  Hyperextension im MP I, eine sog. „Schwanenhalsfehlstellung des Daumens“ bei R.A.

. Abb. 2.22  Variante aus Orficast®, dorsale Ansicht

. Abb. 2.24  Greifen in Funktionsstellung

2

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Kapitel 2 · Herstellung statischer Schienen

2

. Abb. 2.25  Daumenhülse mit Handgelenkseinschluss

. Abb. 2.27  Daumen-Brace bei Vollhauttransplantation

. Abb. 2.26  Daumenhülse mit IP-Einschluss und Arthrodese DIP II

Bei kombinierten Arthodesen von MP -und IP-Gelenk (Pfahldaumen-Operation), ist eine Daumenhülse mit ­ IP-Einschluss notwendig. Bei der Schnittmustererstellung ­ wird somit ein Materialzuschlag für den IP-Einschluss notwendig (. Abb. 2.26). Die Daumenlagerung zur Immobilisation des D ­ aumengrundund Endgelenks kann auch als semizirkuläre Schiene angepasst werden. (. Abb. 2.27 und 2.28): Diese Variante wird eingesetzt, wenn kein oder wenig Druck auf die Streckseite kommen darf. Die Schiene kann auch streckseitig gebaut werden, sodass die Beugeseite kaum/wenig Druck erhält. 2.2.2  Daumenhülse für das Grundgelenk Ziele

Je nach Indikation gibt es für die MP- Daumenhülse verschiedene Zielsetzungen: 5 Immobilisierung des Daumengrundgelenkes 5 Schmerzreduktion

. Abb. 2.28  Schnittmuster Daumen-Brace

5 Schutz bei täglichen Belastungen unter Krafteinsatz 5 Präventiv und/oder korrigierend bei einer ­90/90-Fehlstellung im Daumen (Schusterdaumen) im Rahmen einer rheumatoiden Arthritis Indikation

5 Verletzung und/oder Naht nach Ruptur des ulnaren Seitenbandes zur Ruhigstellung des Grundgelenkes 5 Schmerzen und Instabilität im MP-Gelenk des Daumens 5 Immobilisation bei entzündlichen Prozessen 5 Verletzungen des Kapsel-/Bandapparates 5 Fehlstellung bei R.A. z. B. 90°/90°-Daumen: Flexionsstellung im MP-Gelenk mit reflektorischer Hyperextension im IP-Gelenk, aufgrund eines falschen Sehnenzuges, die Fehlstellung sollte zumindest noch passiv korrigierbar sein.

57

2.2 · Daumenhülsen

Kontraindikation

Individuelles oder fertiges Schnittmuster

2.2.2.1  Herstellung

Vorarbeiten

Es gibt auch bei dieser Schiene keine generelle Kontraindikation. Bei besonderen oder kombinierten Problematiken kann ein weiterer, gelenkübergreifender Einschluss z. B. des Daumensattelgelenkes oder des Endgelenkes notwendig werden. (Siehe . Abb. 2.29).

Es hat sich in der Praxis bewährt, auch bei diesem Schienentyp ein fertiges Schnittmuster einzusetzen. In der Regel reicht es aus, Schnittmuster in 2 verschiedenen Größen zur Auswahl zu haben (. Abb. 2.30 und 2.31). Nach der Auswahl der geeigneten Schnittmustergröße, wird das Schnittmuster auf das Plattenmaterial übertragen und grob zugeschnitten. Anschließend wird der Vorschnitt im Wasserbad erwärmt, somit kann der Feinszuschnitt im weichen Zustand erfolgen.

. Abb. 2.30  Schnittmuster MP-Schiene

. Abb. 2.29  a MP-Schiene dorsale Ansicht, b MP-Schiene palmare Ansicht, c MP-Schiene laterale Ansicht

. Abb. 2.31  Materialübersicht MP-Schiene

2

58

Kapitel 2 · Herstellung statischer Schienen

Anpassung der Schiene am Patienten

2

5 Das erwärmte Schienenmaterial wird dorsal um das ­MP-Gelenk gelegt (. Abb. 2.32). 5 In der ersten Kommissur werden die beiden Enden entweder überlappend verschlossen oder 5 Alternativ wird am Daumen das Material mit den Fingernägeln (Non-sticky-Material) unter leichtem Zug, um den Memory-Effekt auszunutzen, so zusammengedrückt, dass dieser vollständig eingeschlossen wird.

5 Solange das Material noch weich und formbar ist, ist es möglich, die zusammengedrückten Enden entlang des Kniffs, unter leichten Zug mit der Mayo-Schere oder Verbandsschere abzuschneiden, sodass eine saubere Verbindungsnaht entsteht. Erfolgt dieses im kalten Zustand verbindet sich das Material nicht. Es macht keinen Sinn das Material im erkalteten Zustand zu schneiden. Dann sollte vor dem Abschneiden die Schiene erneut erwärmt und angepasst werden.

. Abb. 2.32  a Anlegen des Schienenmaterials von dorsal, b Verschluss in der ersten Komissur, c Verschlusskante abdrücken, d Schnitt entlang der Verschlusskante, e Anbringen einer verstärkenden Materialschicht

59

2.2 · Daumenhülsen

5 Es hat sich auch bei diesem Schienentyp bewährt, eine verstärkende Materialschicht über die Verbindungsnaht anzubringen. Cave: Dafür ist es notwendig, beide Verbindungsflächen vorher anzurauen. 5 Nun ist noch im warmen Zustand darauf zu achten, dass eine bestmögliche Positionierung des zu schienenden Areals vorgenommen wird, um eine Greiftätigkeit zur ermöglichen, gegebenenfalls müssen Fehlstellungen im MP-Gelenk korrigiert werden. Feinarbeiten, Kantenbearbeitung

Anschließend wird das Material unterhalb der ­IP-Beugefalte umgelegt, sodass ein „Rollkragen“ entsteht, um ein Einschneiden der Schiene zu verhindern und Beweglichkeit im IP-Gelenk zu ermöglichen (. Abb. 2.33). Beim Verstreichen und Glätten der Kanten ist darauf zu achten, dass die Hülse an der proximalen Handfurche und an der Thenarfalte nicht einschneidet, gegebenenfalls hilft auch hier ein Umlegen der Kante. Verschlüsse anbringen

Zum Schluss wird der Klettverschluss angebracht bzw. festgenietet. Es sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass das Flauschband nicht am Handgelenk einschneidet. Daher sollte es vorher am Patienten ausgerichtet und der korrekte Sitz auf der Schiene angezeichnet werden.

2.2.2.2  Kontrolle/Abschließende Aspekte

Abschließende Kontrolle der Funktion der Daumenhülse, Ausschluss von Blockaden angrenzender nichtbetroffener Gelenke: 5 Das Daumenendgelenk ist frei beweglich. 5 Die distale palmare Beugefalte sind ebenfalls in der Schiene frei. 5 Thenarfalte ist frei, Beweglichkeit im CMC-Gelenk ist möglich. 5 Korrekturen eventueller Fehlstellungen wurden vorgenommen. 5 Die Schiene schneidet an der palmaren Beugefurche nicht ein und eine endgradige Beugung der MCP Gelenke der Finger ist möglich. 5 Die Schiene ist nicht zu lang und schneidet bei Handgelenksbewegungen nicht in die Haut ein bzw. blockiert diese Bewegungen. 5 Die Schiene korrigiert die vorhandene Flexionsfehlstellung durch Rheumatoide Arthritis im Daumengrundgelenk und eine Beugung des Daumenendgelenkes ist möglich. 5 Die Klettverschlüsse haften gut und wurden nicht zu klein gewählt. Die Beschichtung auf dem Schienenmaterial wurde entfernt. 5 Die Schiene wurde umgefalzt und ist nicht zu lang, so dass sich auch bei häufigem Bewegen des Daumenendgelenkes keine Druckpunkte entwickeln. 5 Postoperativ wurde engmaschig genug nachkontrolliert, die Schiene sitzt z. B. trotz Ödemrückgang oder Verbandsmaterialentfernung nicht zu locker und immobilisiert immer noch ausreichend. Patienteninstruktion/-information

Das An- und Ablegen wird mit dem Patienten geübt und die Trageanweisungen ausführlich besprochen. Kontrolltermine werden vereinbart, um den optimalen Sitz zu überprüfen. Tragedauer

In der konservativen Therapie wird die Schiene meist tagsüber bei Belastungen getragen. Wird die Schiene posttraumatisch oder postoperativ eingesetzt, ist die Rücksprache mit dem behandelnden Arzt oder Operateur dringend erforderlich. . Abb. 2.33  „Umlegen" der Kante unterhalb der IP-Beugefalte

2

60

Kapitel 2 · Herstellung statischer Schienen

5 Erhalt der Streckung nach perkutaner Nadelfasziektomie oder nach Kollagenase-Behandlung 5 Kontrakturprophylaxe für Grund-, Mittel- und Endgelenke der Finger 5 Kontrakturbehandlung für Grund-, Mittel- und Endgelenke der Finger

2

Indikationen

. Abb. 2.34  Variation Bandführung

Variation

Alternative Bandführung: Das Band wird unterhalb der IP-Beugefalte angebracht, dann über die dorsale Seite der Schiene geführt, um das Handgelenk gelegt und auf dem dorsalen Anteil verschlossen (. Abb. 2.34). Dies ermöglicht einen optimalen Sitz der Schiene. 2.3  Mittelhandumgreifende Schienen mit

und ohne Einschluss der Finger

2.3.1  Mittelhandumgreifende

Fingerlagerung mit dorsalem Fingersteg

(Siehe . Abb. 2.35). Ziele

5 Erhalt der intraoperativ erreichten Streckung der Grund-, Mittel- und/oder Endgelenke der Finger (z. B. nach partieller Aponeurektomie, Arthrolysen, Tenolysen)

5 Dupuytren-Kontraktur (postoperative Nachbehandlung bei partieller Aponeurektomie, bei perkutaner Nadelfasziektomie sowie Kollagenase) 5 Beugekontrakturen der Fingergelenke (konservative Behandlung oder präoperative Aufdehnung) 5 Arthrolysen der Fingergelenke (postoperative Behandlung) 5 Beugesehnentenolysen (postoperative Behandlung) 5 Narbenkorrekturen in der Hohlhand (postoperative Behandlung) 5 Angeborene Fehlbildungen, z. B. Kamptodaktylie (konservative oder postoperative Behandlung) Kontraindikationen

5 Arthrogene und tendogene Beugekontrakturen und Beugesehnenverklebungen, die nicht konservativ behandelt werden und nur durch operative Maßnahmen wie Arthrolysen und Tenolysen verbessert werden können Vorüberlegungen

5 Welche Operation wurde durchgeführt und wie können die einzelnen Gelenke in der Schiene optimal gelagert werden (Kontrakturprophylaxe bzw. Kontrakturbehandlung)? 5 Was soll die Schiene bewirken: Soll sie den/die Finger in Extension lagern oder soll sie die bestehende Beugekontraktur aufdehnen? 5 Muss eine spezielle Problematik des Patienten beachtet werden (z. B. hohe Schmerzempfindlichkeit, Lappenplastiken, K-Draht)?

. Abb. 2.35  a Schiene von palmar, b Schiene von ulnar, c Schiene von radial, d Schiene von dorsal

2.3 · Mittelhandumgreifende Schienen mit und ohne Einschluss der Finger

61

5 Vor dem Schienenbau sollte das kontrakte Gelenk aktiv und passiv gemessen und mit der intraoperativ erreichten Streckung verglichen werden. 5 Muss der Verband durch das Überziehen einer Schlauchbinde geschützt werden? Materialempfehlung Schiene:

5 EzeformTM 3,2 mm makroperforiert −1 % 5 Für Kinder sind dünnere Materialien ausreichend stabil wie z. B. Orfit colors® NS 2,0 mm Schiffchen:

5 EzeformTM 1,6 mm unperforiert 5 Hakenband selbsthaftend 5 Schlaufenband, elastisches Schlaufenband (. Abb. 2.36) 2.3.1.1  Herstellung Erstellen des Schnittmusters

5 Schnittmuster für den/die jeweiligen Finger an der Hand anzeichnen und ausschneiden (palmar sollte das Material das Grundgelenk des betroffenen Fingers einschließen, um Ausweichbewegungen zu verhindern) (. Abb. 2.37 und 2.38) 5 Kontrolle des Schnittmusters an der Hand des Patienten 5 Übertragen des Schnittmusters auf das Material, grober Zuschnitt 5 Grobzuschnitt im Wasserbad erwärmen 5 Schiene mit der Superschere exakt ausschneiden

. Abb. 2.37  Schnittmuster für Kleinfinger herstellen

Positionierung des Patienten

5 Der Arm des Patienten wird auf dem Ellbogen abgestützt und so positioniert, dass während des Anpassens die Handinnenfläche und der Handrücken gut durch den Therapeuten einsehbar ist.

. Abb. 2.36 Materialübersicht

. Abb. 2.38  Schnittmuster für Ring- und Kleinfinger

2

62

Kapitel 2 · Herstellung statischer Schienen

Anpassung der Schiene am Patienten

2

5 Schiene aus dem Wasserbad nehmen und gut abtrocknen. 5 Schiene von ulnar anlegen, dabei den dorsalen Steg über dem entsprechenden Finger platzieren. 5 den palmaren Schienenanteil so ausrichten, dass die Grundgelenke der nichtbetroffenen Finger und die Daumenballenfurche frei bleiben. 5 radiale Lasche von palmar durch die erste Kommissur legen und leicht am dorsalen Schienenteil fixieren (wird später wieder gelöst). 5 Hohlhandbogen ausformen (. Abb. 2.39). 5 Betroffenen Finger im Grundgelenk in die gewünschte Beugung bringen (Narbe, Kollateralbänder) 5 Nun den dorsalen Steg leicht halbröhrenförmig über dem betroffenen Finger anformen, hierbei auf 0°-Position im Mittelgelenk achten (besteht eine Beugekontraktur von mehr als 30°, sollte der dorsale Steg zunächst nicht in maximaler Extension angeformt werden, da sonst wegen der nicht ganz optimalen

Zugkräfte zu viel Druck über dem Mittelgelenk entsteht; der Steg kann im Verlauf bei besser werdender Mittelgelenkstreckung mehr in Streckung gebracht werden, außerdem innen gut polstern). 5 Das Grundgelenk des betroffenen Fingers in die der Indikation entsprechende Position bringen (zu bedenken ist, wieviel Spannung auf die Narbe in der Hohlhand kommen darf, ob bei Dupuytren präoperativ das Grundgelenk betroffen war und dieses deshalb in der Schiene eher gestreckt gelagert werden muss bzw. bei 20- bis 30° Flexion, ob die Problematik eher bei Mittel- bzw. Endgelenk lag/liegt und deshalb das Grundgelenk bei 60- bis 70°-Flexion gelagert werden kann, um Kollateralbandverkürzungen zu vermeiden). 5 Schiene in dieser Stellung aushärten lassen und abnehmen. Feinarbeiten/Kantenbearbeitung

5 Kanten glätten, insbesondere am Daumensteg und entlang der Hohlhandbeugefurchen (eventuell kann man das Material im Bereich der Thenarfalte auch umfalzen)

. Abb. 2.39  a Anlegen/Anpassen der Schiene, b Dorsale Anteile der Schiene temporär verbinden, c Hohlhandbogen ausformen und Grundgelenk des betroffenen Fingers in Position bringen, d Schiene mit korrekten Winkeln am Finger anformen

2.3 · Mittelhandumgreifende Schienen mit und ohne Einschluss der Finger

5 Wenn nötig, den Steg in Höhe des PIP-Gelenkes etwas ausformen, um eine Druckstelle zu vermeiden Anbringen der Klettverschlüsse

5 Klettverschlüsse im Bereich des Handgekelenkes und der ersten Zwischefingerfurche anbringen, hierbei zunächst die Position der Hakenklettbänder an der Schiene markieren. Herstellung des Schiffchens

5 Bei Bedarf ein Schnittmuster für das Schiffchen herstellen (Größe: Fingerlänge mal Fingerbreite plus 1 cm), auf das Material übertragen, Material im Wasserbad erwärmen und ausschneiden (. Abb. 2.40) 5 Schiffchen am Finger halbröhrenförmig anformen, dabei darauf achten, dass es an der Fingerkuppe nicht einschneidet, aushärten lassen 5 Größe des Schiffchens kontrollieren, zwischen Schiffchen und dorsalem Steg muss eine Lücke von ca. 0,5 cm

63

bestehen, damit die Ränder nicht aufeinander stoßen und Zug auf den Finger ausgeübt werden kann 5 Kanten glätten Das Schiffchen sorgt für einen gleichmäßigen Zug und eine ausgeglichene Druckverteilung und verringert so die Gefahr von Fensterödemen und Druckpunkten im Bereich der Narbe. Man kann die Schiene auch ohne Schiffchen bauen, muss aber dann darauf achten, dass die Bänder nicht einschneiden und keine Druckstellen entstehen. 5 Position für die Hakenklettbänder auf dem dorsalen Steg und dem Schiffchen markieren und nach dem Erhitzen aufkleben 5 Um die Grundphalanx ein unelastisches Klettband und um die Mittelphalanx ein elastisches, zirkuläres Klettverband anbringen (Achtung: Klettband nicht über dem Endglied anbringen, da dies die Hyperextensionstendenz im Endgelenk fördert und damit die Wirkung auf die Streckung des Mittelgelenkes reduziert wird)

. Abb. 2.40  a Schiffchen ausschneiden, b, c Schiffchen am Finger anformen, d distal elastisches Flauschband anbringen

2

64

Kapitel 2 · Herstellung statischer Schienen

2.3.1.2  Kontrolle/Abschließende Aspekte

2

5 Sind die freizulassenden Gelenke berücksichtigt oder sind sie blockiert, sodass die Schiene nachgearbeitet werden muss, d. h. sind nichtbetroffene Finger und das Handgelenk frei beweglich? 5 Ist das Grundgelenk in 30°-Beugung fixiert, um einerseits eine leichte Spannung der Kollateralbänder zu erzielen, andererseits aber noch eine ausreichende, aber nicht zu starke Dehnung auf die reifende Narbe zu erzielen es? 5 Sind Druckstellen dorsal über dem PIP-Gelenk entstanden, die ausgebeult oder ausgepolstert werden müssen bzw. ist es sinnvoll, ein Loch in das Material zu schneiden (. Abb. 2.41 und 2.42) 5 Ist der dorsale Steg halbröhrenförmig ausgeformt und somit stabil genug, um den/die Finger in Streckung zu halten?

5 Ist das distale Klettband nur so fest angezogen, dass zwar ein leichter Zug entsteht, der Finger aber nicht taub, blau oder weiß wird bzw. schmerzt? 5 Verläuft das elastische Klettband um die Mittelphalanx des Fingers oder zu weit distal, sodass eine Hyperextension im DIP entsteht und auf die Streckung des Mittelgelenkes kein wesentlicher Einfluss ausgeübt wird? 5 Ist die richtige Schiffchenvariante gewählt, wenn mehrere Finger betroffen sind: 5 Bei gleichen Kontrakturen von PIP und DIP kann ein gemeinsames Schiffchen gewählt werden. 5 Bei unterschiedlich starken Kontrakturen muss jeder Finger mit einem einzelnen individuellen Schiffchen versehen werden. (hierzu in den dorsalen Steg für die Klettbänder Langlöcher schneiden) (. Abb. 2.43 und 2.44)

. Abb. 2.41  a Druckstelle über PIP-Gelenk V, b Schiene dorsal über PIP-Gelenk ausbeulen/aussparen und polstern

. Abb. 2.42  a,  b Dorsaler Steg in leichter Flexion in Höhe des PIP-Gelenks bei bestehender Beugekontraktur zur Vermeidung von Druckstellen

2.3 · Mittelhandumgreifende Schienen mit und ohne Einschluss der Finger

65

Patienteninstruktion/-information

Der Umgang mit der Schiene, wie z. B. das An-/Ablegen und die Reinigung, werden mit den Patienten besprochen bzw. geübt. Die Patienten müssen darauf hingewiesen werden, dass die Schiene, wenn der Verband entfernt wurde und die Schwellung zurückgegangen ist, neu angepasst werden muss, da sie dann ihre Funktion nicht mehr erfüllen kann. Hierfür werden in regelmäßigen Zeitabständen Schienenkontrolltermine vereinbart. Tragedauer

Die Tragedauer der mittelhandumgreifenden Fingerlagerung hängt von der Zielstellung und der Indikation ab und sollte mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. Die Schiene kann sowohl stundenweise am Tag (z. B. in der übungsfreien Zeit) als auch in der Nacht getragen werden,

. Abb. 2.44  Schiene mit Einzelschiffchen für die gezielte Streckung jedes Fingers

da der Patient selbst die Möglichkeit hat, den Zug so einzustellen, dass er auch über längere Zeit toleriert werden kann. Voraussetzung hierfür ist selbstverständlich eine gute Compliance des Patienten und eine umfassende Einweisung durch den Therapeuten. Je nach Indikation kann die postoperative Narbenreifung bis zu einem Jahr dauern. Ist die Schiene als Kontrakturprophylaxe gedacht, darf die Tragezeit also nicht zu kurz gewählt werden, um durch eine kontinuierliche Dehnung (z. B. ein halbes Jahr nachts) eine günstige Ausrichtung der kollagenen Fasern zu erzielen. Die Tragedauer und die Kontrolltermine werden im Schienenpass vermerkt. . Abb. 2.43  Schiene mit einem gemeinsamen Schiffchen

2

66

Kapitel 2 · Herstellung statischer Schienen

2

. Abb. 2.45  a Partielle Aponeurektomie mit Z-Plastiken, b Schienenversorgung 2. Tag postoperativ Kleinfinger rechts

Klinische Beispiele

(Siehe . Abb. 2.45). Variationen

(Siehe . Abb. 2.46 und 2.47). 2.3.2  Mittelhandumgreifende Fingerla­

gerung mit palmarem Fingersteg

(Siehe . Abb. 2.48). Ziele

5 Schutz/Lagerung des verletzten bzw. operierten Fingers in einer physiologisch günstigen Position (Kollateralbänder gespannt) oder in der durch den Arzt bzw. die Operation vorgegebenen Stellung (Arthrodesen), hierbei auf Osteosynthesen, Schwellung und Schmerz achten 5 Kontrakturprophylaxe der Grund-, Mittel- und Endgelenke der Finger nach Verletzungen, Entzündungen und verschiedenen Operationen (siehe 7 Abschn. 1.3.6 Anwendung der Anatomie – Lagerung der Hand)

. Abb. 2.46  Schiene für den Zeigefinger

2.3 · Mittelhandumgreifende Schienen mit und ohne Einschluss der Finger

67

. Abb. 2.47  Schiene für den Ring- und Kleinfinger

Indikationen

5 Frakturen der Finger (konservativ oder postoperativ versorgt) 5 Bandverletzungen der Fingergelenke 5 Infektionen an einzelnen Fingern (zur temporären Ruhigstellung) 5 Weichteilverletzungen der Finger (zur temporären Ruhigstellung) 5 Arthrodesen der Fingergelenke 5 Osteosynthesen an den Phalangen Kontraindikation

5 Beugekontrakturen der Fingergelenke (zur Aufdehnung ist eine dorsale Schiene besser geeignet) 5 Verletzungen, bei denen das Handgelenk in die Schiene miteinbezogen werden muss 5 Narbenkontrakturen auf der dorsalen Handseite bzw. Strecksehnenverklebungen (zur Aufdehnung ist eine dynamische Schiene besser geeignet) 5 Isolierte Verletzungen der Endgelenke bzw. Endglieder der Finger (hier reicht es meist aus, nur den entsprechenden Fingerabschnitt zu lagern, die weiter proximal liegenden Gelenke können freigelassen werden)

. Abb. 2.48  a Schiene von palmar, b Schiene von lateral, c Schiene von dorsal

2

68

Kapitel 2 · Herstellung statischer Schienen

Vorüberlegungen

2

5 Welche Form der Verletzung liegt vor, welche Strukturen sind beteiligt und wie müssen sie ruhig gestellt werden? 5 Welche Operation wurde durchgeführt und wie können die einzelnen Gelenke in der Schiene optimal gelagert werden (Kontrakturprophylaxe bzw. Kontrakturbehandlung) 5 Muss eine spezielle Problematik des Patienten beachtet werden, die eine Abweichung von der Standardposition (maximal gebeugtes Grundgelenk, gestrecktes Mittelund Endgelenk) erfordert, z. B. hohe Schmerzempfindlichkeit, Lappenplastiken, K-Drähte, Osteosynthesen, Arthrodesen? 5 Besteht eine Problematik, bei der das Handgelenk mit ruhig gestellt werden muss? 5 Muss der Verband durch das Überziehen einer Schlauchbinde geschützt werden? Materialempfehlung Schiene:

5 Wenn das Schnittmuster von radial angelegt wird, bereits jetzt darauf achten dass das Daumenloch die richtige Größe hat, damit später nicht so viel nachgearbeitet werden muss (. Abb. 2.50) 5 Palmarer Fingeranteil soll halbröhrenförmig angeformt werden (zu wenig: ungenügender Halt, zu viel: ungenügende Fixierung) 5 Kontrolle des Schnittmusters an der Hand des Patienten 5 Übertragen des Schnittmusters auf das Material, grober Zuschnitt 5 Grobzuschnitt im Wasserbad erwärmen 5 Danach Schiene mit der Superschere exakt ausschneiden und wiederum im Wasserbad erwärmen Positionierung des zu schienenden Areals (Gelenkstellung)

Der Arm des Patienten wird auf dem Ellbogen abgestützt und so positioniert, dass während des Anpassens die Handinnenfläche und der Handrücken gut durch den Therapeuten einsehbar sind.

5 Materialien mit einer Stärke von 3,2 mm (z. B. EzeformTM 3,2 mm makroperforiert – 1 %) 5 für Kinder reicht Orfit Colors® NS 2,0 mm Deckel:

5 EzeformTM 1,6 mm unperforiert 5 Orfit Colors® 2,0 mm (. Abb. 2.49) 5 Hakenband selbsthaftend 5 Schlaufenband 2.3.2.1  Herstellung Erstellen des Schnittmusters

5 Schnittmuster für den/die jeweiligen Finger an der Hand des Patienten anzeichnen (je nach dem welcher Finger betroffen ist, von radial oder ulnar anlegen) und ausschneiden

. Abb. 2.50  Schnittmuster herstellen . Abb. 2.49 Materialübersicht

2.3 · Mittelhandumgreifende Schienen mit und ohne Einschluss der Finger

Anpassung der Schiene am Patienten

5 Schiene aus dem Wasserbad nehmen und gut abtrocknen. 5 Schiene von palmar anlegen, ulnaren Teil nach dorsal umschlagen. 5 Wenn die Schiene von radial angelegt wird, den Daumen durch die vorgesehene Öffnung stecken und die Schiene

69

palmar so ausrichten, dass die Grundgelenke der nichtbetroffenen Finger und die Daumenballenfurche frei bleiben. 5 Die dorsalen Laschen über dem Handrücken leicht fixieren (. Abb. 2.51). 5 Wird die Schiene von ulnar angelegt, radiale Lasche durch die erste Kommissur legen und leicht am ulnaren dorsalen Schienenteil fixieren (wird später wieder gelöst).

. Abb. 2.51  a Umfalzen der Ränder, b korrektes Anlegen der Schiene, c korrektes Anlegen der Schiene, d und e Anformen des Fingerteiles

2

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2

Kapitel 2 · Herstellung statischer Schienen

5 Ausformung des palmaren Mittelhand- und des Fingerteiles, hierbei auf Hohlhandbogen achten. 5 Fingerteil von palmar halbröhrenförmig in der gewünschten Grund-, Mittel- und Endgelenkstellung anformen (Indikation und Zielstellung beachten). 5 Schiene aushärten lassen und abnehmen. Feinarbeiten/Kantenbearbeitung

5 Überschüssiges Material abschneiden und Kanten glätten, insbesondere im Bereich des Daumens und entlang der Hohlhandbeugefurchen (eventuell kann das Material im Bereich des Thenars auch komplett umgefalzt werden) (. Abb. 2.52). 5 Sollte der palmare Steg des Fingerteils in Höhe der Hohlhandbeugefurchen und der Grundgliedbeugefurchen zu instabil sein, kann dieser Bereich mit einem Streifen Schienenmaterial verstärkt werden. 5 Seitenränder des Fingerteiles so kürzen, dass eine Fixierung durch einen Deckel und durch Klettbänder noch gut möglich ist (max. 2/3 Fingerhöhe). Anbringen der Klettverschlüsse

5 5

5 5

Material übertragen, Material im Wasserbad erwärmen und ausschneiden. Deckel am Finger von dorsal halbröhrenförmig anformen. Größe des Deckels kontrollieren, zwischen Deckel und palmarem Fingerteil muss eine Lücke von ca. 0,5 cm bestehen, damit die Ränder nicht aufeinander stoßen und der Finger optimal fixiert werden kann. Kanten glätten. Im Bereich des proximalen Grundgliedes und des Mittelgliedes Hakenklettbänder anbringen und den Deckel von dorsal zirkulär fixieren.

2.3.2.2  Kontrolle/Abschließende Aspekte

5 Sind freizulassende Gelenke berücksichtigt oder sind sie blockiert, sodass die Schiene nachgearbeitet werden muss, d. h. sind nichtbetroffene Finger, Daumen und das Handgelenk frei beweglich? 5 Sind die Gelenke des zu lagernden Fingers der Indikation und der Zielstellung entsprechend positioniert (Berücksichtigung der Kollateralbänder, Osteosynthesen, Arthrodesen usw.)?

5 Klettverschlüsse im Bereich des Handgelenkes und der ersten Zwischenfingerfurche anbringen oder bei der radialen Variante ein Klettband dorsalseitig über dem Handrücken anbringen 5 Zwei zirkuläre Klettbänder zur Fixierung des Fingers anbringen (. Abb. 2.53) Herstellung des Deckels

5 Der Deckel sorgt für eine ausgeglichene Druckverteilung und verringert so die Gefahr von Fensterödemen und Druckpunkten. Er bietet außerdem mehr Schutz als eine Fixierung mit Klettbändern und verhindert ein „Heraushebeln“ des Fingers im Mittelgelenk. 5 Während der Herstellung des Deckels ist der betroffene Finger in der Grundschiene gelagert (. Abb. 2.54). 5 Bei Bedarf ein Schnittmuster für den Deckel herstellen (Größe: Fingerhöhe mal Fingerbreite plus 1 cm), auf das

. Abb. 2.53  Zirkuläre Fingerklettbänder anbringen

. Abb. 2.52  Überschüssiges Material abschneiden

. Abb. 2.54  Zur stabilen Fixierung mit Deckel

2.3 · Mittelhandumgreifende Schienen mit und ohne Einschluss der Finger

71

5 Haben die Seitenränder des palmaren Fingerteils die richtige Höhe, damit der Finger optimal fixiert werden kann (2/3 Fingerhöhe)? 5 Ist der palmare Steg halbröhrenförmig ausgeformt, so das der Finger gut aufliegt oder ist er zu flach, entspricht nicht der Fingerform und muss nachgearbeitet werden? 5 Muss der palmare Fingerteil im Bereich des Grundgelenkes des betroffenen Fingers verstärkt werden oder ist er stabil genug, um den Finger zu halten? 5 Ist der palmare Fingerteil distal so geformt, dass er nicht in die Fingerkuppe einschneidet? 5 Reicht es, den Finger mit Klettbändern zu fixieren oder ist ein stabilisierender, den Druck gleichmäßig verteilender Deckel nötig? Patienteninstruktion/-information

Die Tragedauer hängt von der Zielstellung und der Indikation ab und sollte mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. Eine zu kurze Tragedauer kann dazu führen, dass verletzte Strukturen nicht ausreichend ausheilen. Wurde die Schiene zum Schutz angelegt, muss sie meist komplett Tag und Nacht über einen vom Arzt festgelegten Zeitraum getragen werden. Ist eine Frühmobilisation erlaubt, kann sie durch den Therapeuten während der Therapie abgelegt werden. Wird die Schiene über einen längeren Zeitraum getragen, muss darauf geachtet werden, dass bis zum 14. postoperativen Tag die Fäden gezogen werden, der Verband entfernt und die Hand wahrscheinlich abschwellen wird. Dann sollte die Schiene neu angepasst werden, da sie sonst ihre Funktion nicht mehr erfüllt. Die Tragedauer und die Kontrolltermine werden im Schienenpass vermerkt. Der Umgang mit der Schiene, wie z. B. das An-/Ablegen und die Reinigung werden mit dem Patienten geübt bzw. besprochen. Klinische Beispiele

(Siehe . Abb. 2.55).

. Abb. 2.55  a Schwere Quetschverletzung des Zeigefingers mit Trümmerfrakturen der Grund- und Mittelglieder, die osteosynthetisch versorgt wurden, b, c Schienenversorgung in palmarer Lagerungsschiene mit Deckel zur Immobilisation in der Intrinsic-plus-Position des Zeigefingers

2

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Kapitel 2 · Herstellung statischer Schienen

Variationen

(Siehe . Abb. 2.56, 2.57 und 2.58).

2

. Abb. 2.56  Schiene mit palmarem Fingerteil für Kleinfinger

. Abb. 2.58  Schiene für die Mittelhand und Einschluss der Grundgelenke III bis V (PIP/DIP-Gelenke frei)

2.4  Statische Schienen für das Handgelenk Ziele

5 Immobilisation 5 Schutz verletzter und oder instabiler Strukturen 5 Stabilisierung des Handgelenks 5 Korrektur einer Fehlstellung des Handgelenks 5 Funktionsersatz (z. B. „Fallhand“) 5 Schmerzbehandlung Allgemeine Vorüberlegungen

. Abb. 2.57  Schiene ohne Fingeranteil nur zur Stabilisierung der Mittelhand

Materialauswahl-Empfehlung: 5 Materialien der Stärke 2,0–3,2 mm z. B. EzeformTM, PolyformTM, Orfilight®, Orfit®-Colors NS, 3,2 mm, AquaplastTM, Turbocast® 5 Bei Kindern und der zirkulären Schiene können auch Materialien der Stärke 2,0 mm verwendet werden. 5 Kirschner-Drähte, Fixateur externe oder knöcherne Erhebungen wie z. B. das Ulnaköpfchen erfordern individuelle Berücksichtigungen bezüglich des Schnittmusters und gegebenenfalls erforderlicher Abpolsterungen.

2.4 · Statische Schienen für das Handgelenk

73

Allgemeine Positionierung des zu schienenden Areals (Gelenkstellung)

Je nach Diagnose wird die Positionierung des Handgelenkes gewählt: 5 Bei Karpaltunnelsyndrom 0° Handgelenksextension. 5 Bei Strecksehnenverletzungen im tendomuskulären Übergang oder Nähten des Extensor radialis brevis (ECRB), Extensor radialis longus (ECRL) und Extensor carpi ulnaris (ECU) in 10 bis 30° Extension, um eine Entlastung der Nähte zu gewährleisten. 5 Bei Beugesehnenverletzungen im tendomuskulären Übergang und bei Nähten des Flexor carpi ulnaris (FCU) und Flexor carpi radialis (FCR) in 20° Flexion, um eine Entlastung der Nähte zu gewährleisten. 5 Bei rheumatischer Arthritis 0°, eventuell leichte Ulnardeviation im Handgelenk. Liegen keine Besonderheiten vor (s. oben), wird die Funktionsstellung des Handgelenkes, 20 bis 40° Extension, gewählt. 2.4.1  Statische Schiene für das Handgelenk

von palmar

(Siehe . Abb. 2.59). 2.4.1.1  Herstellung Individuelles oder fertiges Schnittmuster

Schnittmuster aus Schaumstoff, Flies, Leder oder Plastikfolie 5 Länge 2/3 Unterarm 5 Breite 2/3 Unterarm- und Mittelhandumfang 5 Übertragen des Schnittmusters 5 Grober Zuschnitt 5 Schienenmaterial erwärmen 5 Feinzuschnitt im warmen Zustand

. Abb. 2.59  a Palmare Ansicht, b laterale Ansicht, c dorsale Ansicht

2

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Kapitel 2 · Herstellung statischer Schienen

2

. Abb. 2.62  Löcher ausstanzen

Praxistipp

Löcher können mit dem Henkellocheisen ausgestanzt werden (. Abb. 2.62)

Positionierung des Patienten Anpassung der Schiene am Patienten

. Abb. 2.60  a, b Schnittmuster

. Abb. 2.61 Materialübersicht

(. Abb. 2.60 und 2.61)

5 Sofern möglich: Aufstellen des Ellenbogens in 0°-Pro-/Supination bzw. leichter Pronation und ca. ­90°-Ellenbogenflexion. 5 Positionierung des Handgelenkes entsprechend der Diagnose. 5 Anlegen des Schnittes von palmar (. Abb. 2.63a). 5 Achsengerechtes Ausrichten der Schiene in Länge und Breite unter Berücksichtigung der Handgelenksextension und der Daumen- und Fingergrundgelenksbeweglichkeit. 5 Schiene am Unterarm anformen und den proximalen Rand zur Ermöglichung der Ellbogenflexion und um ein „Scheuern“ zu vermeiden, leicht nach außen wölben (. Abb. 2.63b). 5 Umschlagen des Daumenparts und der distalen Umschlagkante entweder vor, während oder nach der Anpassung (. Abb. 2.63c). 5 Ausrichten des Handgelenkes in erforderlicher Position und Ausformen des Hohlhandbogens (. Abb. 2.63). 5 Als zusätzliche Stabilisierung des Handgelenks kann ein dorsaler Schienenanteil „Deckel“ eingearbeitet werden (. Abb. 2.63f-g).

2.4 · Statische Schienen für das Handgelenk

75

. Abb. 2.63  a Anlegen des Materials, b Modellieren proximaler Rand, c Daumenabschluss und distaler Rand, d Abschlussränder, e Anpassung Hohlhandgewölbe, f Schnittmuster für dorsalen Deckel, g Schiene mit dorsalem Deckel

2

76

Kapitel 2 · Herstellung statischer Schienen

Feinarbeiten, Kantenbearbeitung

2

5 Gegebenenfalls Länge und Breite korrigieren 5 Kanten glätten durch nochmaliges Erhitzen im Wasserbecken oder dem Heißluftföhn 5 Befestigen der Klettverschlüsse: Anbringen der Verschlussbänder am Unterarm in Höhe des Handgelenkes und dem proximalen Unterarm sowie um die Mittelhand. Praxistipp

5 Das selbsthaftende Hakenband kann vor dem Anbringen an seiner Klebeseite erwärmt werden, damit es besser am Schienenmaterial haftet. 5 Um Druck auf das Ulnaköpfchen zu vermeiden, kann hier eine Aussparung vorgenommen werden (Loch aus dem Flauschband ausstanzen) (. Abb. 2.64)

5 5 5 5 5 5

zu schmal, so dass das Handgelenk ausreichend stabilisiert ist Schienenlänge ist distal und proximal ausreichend und weist eine gute Hebellänge auf, um das Handgelenk in Extension zu halten Palmarer Schienenanteil in der Hohlhand ist nicht zu lang und blockiert nicht die Grundgelenksbeugung der Finger An den Beugefurchen schneidet nichts ein: die distale Kante ist umgefalzt bzw. nach außen gewölbt Distale und ulnare Schienenkante sind nicht zu niedrig, sie bieten eine ausreichende Stabilisierung der Mittelhand (Ulnardrift nicht möglich) Seitliche Schienenanteile sind nicht zu hoch: Verschlüsse fixieren ausreichend über Radius und Ulna Schiene ist proximal nicht zu lang, Ellbogenbeugung ist möglich

Tragedauer 2.4.1.2  Kontrolle/Abschließende Aspekte

5 Abschließende Kontrolle der Funktion und Ästhetik der palmaren Handgelenklagerungsschiene (. Abb. 2.65) 5 Daumenopposition bis Mittelfinger möglich: Der Daumenausschnitt ist nicht zu klein 5 Der Daumenausschnitt ist nicht zu weit, die Mittelhand- und Handgelenksauflage dadurch nicht

. Abb. 2.64  Aussparung Ulnakopf

Die Tragedauer der Schiene ist abhängig von der Diagnose und der operativen Versorgung. Sie sollte jeweils mit dem behandelnden Arzt oder Operateur abgestimmt und im Schienenpass vermerkt werden. Klinisches Beispiel

Distale Radiusfraktur versorgt mit Plattenosteosynthese (. Abb. 2.66)

. Abb. 2.65  Überprüfung der Gelenkstellung

. Abb. 2.66  a Klinisches Beispiel Radiusfraktur, b Radiusfraktur Schienenversorgung

77

2.4 · Statische Schienen für das Handgelenk

Variationen

Palmare Lagerungsschiene ohne Daumenloch: Der Steg für den Daumen wird über die dorsale Seite des Daumens bis zum Radius gezogen und dort verschweißt/verklebt . Abb. 2.67. Die zirkuläre Handgelenkslagerungsschiene wird dann eingesetzt, wenn keinerlei Bewegung des Handgelenkes möglich sein soll (. Abb. 2.68 und 2.69).

. Abb. 2.67  Palmare Lagerungsschiene ohne Daumenloch

. Abb. 2.69  Schnittmuster für zirkuläre Handgelenkslagerung

2.4.2  Statische Schiene für das Handgelenk

von dorsal

(Siehe . Abb. 2.70). 2.4.2.1  Herstellung Individuelles oder fertiges Schnittmuster

. Abb. 2.68  Zirkuläre Handgelenkslagerung

Schnittmuster aus Schaumstoff, Flies, Leder, Plastikfolie herstellen oder Fertigschnitt in verschiedenen Größen benutzen (. Abb. 2.71 und 2.72) 5 Länge 2/3 Unterarm 5 Breite 2/3 Unterarm- und Mittelhandumfang 5 Übertragen des Schnittmusters auf das Schienenmaterial und grober Zuschnitt 5 Schienenmaterial im Wasserbad erwärmen 5 Feinzuschnitt 5 Fertig zugeschnittene Schiene nochmals im Wasserbad erwärmen

2

78

Kapitel 2 · Herstellung statischer Schienen

2

. Abb. 2.71 Schnittmuster

. Abb. 2.70  a Palmare Ansicht, b laterale Ansicht, c dorsale Ansicht . Abb. 2.72 Materialübersicht

2.4 · Statische Schienen für das Handgelenk

Praxistipp

Mit dem Henkellocheisen oder der Lochzange zwei Löcher in Höhe des Grundgelenkes D II und D V, um das Ausschneiden des Loches, durch das die Finger gesteckt werden zu erleichtern oder mit der Lochzange 2 Löcher stanzen, um dann den Innenteil ausschneiden zu können (. Abb. 2.73).

Positionierung des Patienten/Anpassung der Schiene am Patienten

5 Sofern möglich: Aufstellen des Ellenbogens in Neutralstellung und ca. 90°-Ellenbogenflexion. 5 Positionierung des Handgelenkes in der entsprechenden diagnoseabhängigen Stellung. 5 Das Schienenmaterial von dorsal über den Unterarm legen, dabei die Finger durch die vorgesehene Öffnung stecken; hierbei muss darauf geachtet werden, dass der

. Abb. 2.73  a Ausstanzen mit Henkellocheisen, b mit Lochzange

79

palmare Handinnenteil sich nicht verdreht und sich dadurch die Öffnung weitet (. Abb. 2.74a). 5 Ausrichten der Schiene in Länge und Breite unter Berücksichtigung der Grundgelenksbeweglichkeit. Es sollen beide Hohlhandfurchen und die Thenarfurche frei bleiben. 5 Umschlagen der seitlichen Flügel nach dorsal und „Verkleben“ derselben. Dabei keinen punktuellen sondern flächigen Druck ausüben (. Abb. 2.74d). 5 Schiene am Unterarm anformen. 5 Modellieren des dorsalen Schienenanteiles über dem Handrücken und Ausformen des Ulnakopfes. 5 Ausrichten des Handgelenkes in Extension und Anformen des Hohlhandbogens sowie Halten der radialen und ulnaren seitlichen Begrenzungen in gewünschter Position (. Abb. 2.74f). 5 Die distale Schienenkante kann entweder vor, während oder nach der Anpassung zusätzlich umgeschlagen werden (. Abb. 2.74h). 5 Das Material aushärten lassen

2

80

Kapitel 2 · Herstellung statischer Schienen

2

. Abb. 2.74  a–f Anpassen der dorsalen Lagerungsschiene, g Ausmodellieren Ulnakopf, h distale Schienenkante

2.4 · Statische Schienen für das Handgelenk

81

Cave: Dabei ist darauf zu achten, dass die Auflagefläche in der Hohlhand groß genug bleibt Feinarbeiten, Kantenbearbeitung

5 Seitliche Flügel mit dem Heißlüftföhn zusätzlich verschweißen, um der Schiene dort eine verbesserte Stabilität zu geben (. Abb. 2.75) 5 Kanten glätten 5 Nacharbeiten der Schienenlänge 5 Anbringen der Hakenbänder 5 Anbringen der Verschlussbänder am Unterarm in Höhe des Handgelenkes und dem proximalen Unterarm 2.4.2.2  Kontrolle/Abschließende Aspekte

5 Abschließende Kontrolle der Funktion und Ästhetik der dorsalen Handgelenkslagerungsschiene. 5 Ausschluss von Blockaden angrenzender nichtbetroffener Gelenke (hier Grundgelenke und Daumenbeweglichkeit) 5 Schiene am Unterarm zu kurz = unzureichende Hebelverhältnisse 5 Ausreichend große Auflagefläche des palmaren Schienenanteils in der Handinnenfläche überprüfen. 5 Hohlhandgewölbe genügend ausgeformt und nicht überkorrigiert 5 Stabilisierung des Handgelenks durch ausreichende Höhe der seitlichen Flügel und genügend große palmare Auflagefläche 5 Auf Druckstellen überprüfen dorsal im Übergang Unterarm -Handgelenk-Mittelhand, palmar proximal und distal der Auflagefläche 5 Keine Druckstellen am Übergang Mittelhand – Handgelenk dorsal 5 Gute Stabilisierung des Handgelenkes durch ausreichende Höhe der seitlichen Schaftanteile 5 Überprüfung der Handgelenksstellung in der Schiene. 5 Ausschluss von Druckstellen am Ulnakopf. 5 Fehlende Handgelenksextension: Die Schienenlänge am dorsalen proximalen Unterarm soll ausreichend sein, um das Handgelenk in Extension zu „hebeln“ und zu halten. 5 Ellenbogenbeugung nicht möglich? Schiene zu lang? Tragedauer

Die Tragedauer der Schiene ist abhängig von der Diagnose und der operativen Versorgung. Sie sollte jeweils mit dem behandelnden Arzt oder Operateur abgestimmt werden.

. Abb. 2.75  a Seitliche Flügel verschweißen, b Hebelwirkung der Schiene, c Aufrichtung des Handgelenkes

2

82

Kapitel 2 · Herstellung statischer Schienen

2

. Abb. 2.76  Z. n. Volkmann-Kontraktur, dorsale Lagerung mit Fingereinschluss zur Aufdehnung

Klinisches Beispiel

(Siehe . Abb. 2.76). 2.5  Lagerungsschiene mit Handgelenk- und

Fingereinschluss

(Siehe . Abb. 2.77). 2.5.1  Lagerungsschiene in ­Intrinsic-plus-

Position von palmar

Theoretische Grundlagen Schiene in Intrinsic-plus-Position (IPP)

Die IPP beschreibtdie Stellung der Finger in maximaler Verkürzung der intrinsischen Muskulatur (Mm. interossei und Mm. lumbricales) und gespannten Ligamenti collaterale sowie Ligamenti collaterale accessorii. Daraus ergibt sich folgende Stellung der Gelenke: Die Grundgelenke sind in ca. 80°-Flexion gebeugt, Mittel- und Endgelenke maximal gestreckt. Der Daumen wird in 45°-Palmarabduktion gelagert,

. Abb. 2.77  a Palmare Ansicht, b laterale Ansicht, c dorsale Ansicht

83

2.5 · Lagerungsschiene mit Handgelenk- und Fingereinschluss

um die maximale Dehnung der 1. Kommissur zu gewährleisten und einer Adduktionsstellung, welche durch den Hebelarm des M. adductor pollicis und dem radialen Anteil des M. interosseus 1 begünstigt wird, entgegen zu wirken. MCP 1 und IP-Gelenk entsprechen morphologisch den PIP-Gelenken und sind somit in Extension zu lagern. Das Handgelenk wird in 20- bis 40°-Extension in gerader Achse positioniert. Empirisch hat sich gezeigt, dass sich diese Position am wenigsten nachteilig auf die Bewegungsfähigkeit des Handgelenkes auswirkt. Ziele

5 Immobilisation des Handgelenkes, der Finger und/ oder des Daumens in physiologischer Stellung zur Vermeidung bzw. Korrektur von Kontrakturen 5 Erhalt des in der Therapie erreichten Bewegungsausmaßes 5 Unterstützung aller verletzten Strukturen durch die Immobilisation 5 Verringerung des Bewegungsschmerzes und Ruheschmerzes 5 Korrektur von Fehlstellungen Indikation

5 Posttraumatische/-operative Ruhigstellung zur Prophylaxe und Linderung von Schmerzen 5 Immobilisation bei entzündlichen Prozessen z. B. Phlegmone 5 Lagerung/Stabilisierung des Handgelenkes, der Finger, des Daumens, z. B. bei CRPS (Complex Regional Pain Syndrom) 5 Prophylaxe sekundärer Kontrakturen oder Deformitäten z. B. ischämische Kontraktur, Verbrennungen 5 Lagerung (nachts und in Ruhephasen) bei ausgefallener Muskelfunktion, z. B. Läsion des N. medianus/ulnaris/ radialis 5 Verbrennungen in der Handfläche, Handrücken, Finger Vorüberlegungen

Materialauswahl – Empfehlung: 5 Materialien der Stärke 2,0–3,2 mm, z. B. EzeformTM 3,2 mm (eignet sich besonders gut für Arbeiten in Teilschritten), PolyformTM 3,2 mm, AquaplastTM 3,2 mm. 5 Bei Kindern können auch Materialien der Stärke 2,0 mm verwendet werden (. Abb. 2.78). 5 die Perforierung dient der Luftzirkulation 2.5.1.1  Herstellung

Bei der Intrinsic-plus-Lagerungsschiene wird folgende Stellung der Gelenke angestrebt: 5 Grundgelenke 80- bis 90°-Beugung 5 Mittel- und Endgelenke Null-Stellung

. Abb. 2.78 Materialübersicht

5 Handgelenk 20- bis 40°-Extension 5 Daumenstellung 45° bzw. mittlere Oppositionsstellung Damit soll eine Schrumpfung der Kollateralbänder der Grund- und Mittelgelenke vermieden/vermindert werden, da diese in oben genannter Positionierung angespannt sind. Individuelles oder fertiges Schnittmuster

Schnittmuster aus Schaumstoff, Flies, Leder, Plastikfolie oder Fertigschnitt in 3 Größen (. Abb. 2.79) 5 Länge 2/3 Unterarm 5 Breite 2/3 Unterarm- und Mittelhandumfang 5 Übertragen des Schnittmusters 5 Grober Zuschnitt 5 Schienenmaterial erwärmen 5 Feinzuschnitt im warmen Zustand Kirschner-Drähte, Fixateur externe erfordern individuelle Vorüberlegungen bezüglich des Schnittmusters und gegebenenfalls Abpolsterungen. Anpassung der Schiene am Patienten

5 Anlegen des Schienenmaterials und Ausrichten der Schiene in Länge und Breite (. Abb. 2.80) 5 Anmodellieren des Schaftes 5 Wird der Daumen nicht mit gelagert, soll der Thenarballen so ausgespart werden, dass eine Opposition des Daumens bis zum Mittelfinger möglich ist. 5 Umschlagen der Daumenpartie. 5 Anmodellieren des Hohlhandgewölbes. 5 Positionierung der Fingergelenke. 5 Einstellung der korrekten Winkelstellungen aller Gelenke. 5 Das Material aushärten lassen (Nagelprobe). 5 Die Schiene von der Hand abnehmen und gegebenenfalls überschüssiges Material abschneiden.

2

84

Kapitel 2 · Herstellung statischer Schienen

2

. Abb. 2.79 Schnittmuster

. Abb. 2.80  a Anlegen des Schienenmaterials, b Anmodellieren des Schaftes

2.5 · Lagerungsschiene mit Handgelenk- und Fingereinschluss

85

. Abb. 2.81  a Anwickeln des Schaftes, b Umschlagen des Materials in Höhe der Thenarfurche, c Schiene mit Daumeneinschluss, d Schiene mit Daumeneinschluss, e Lagerung der Interphalangealgelenke (IP Gelenke) in Extension/Modellierung des Hohlhandgewölbes

2

86

Kapitel 2 · Herstellung statischer Schienen

Praxistipp

2

Besonders EzeformTM 3,2 mm eignet sich gut, um den Schaft der Schiene mit einer elastischen Binde an zu wickeln, da dies kaum Abdrücke hinterlässt (. Abb. 2.81a). Praxistipp

Die Schiene kann auch in Teilschritten hergestellt werden: 1. Anformen des Unterarmschaftes inklusive Handgelenk 2. Anformen des Mittelhandteiles und Positionierung der Finger 3. Anformen des Daumens Zwischen den Einzelschritten wird der entsprechende Schienenteil erneut im Wasserbad erhitzt. Eine weitere Vereinfachung in der Herstellung kann die Unterstützung durch einen Kollegen sein. Die

. Abb. 2.82  Variante: Daumenlagerung mit separatem Schienenteil a, b, c, d

Einzelschritte werden unter den Schienenherstellern aufgeteilt und in einem Arbeitsschritt umgesetzt. Eine weitere Variante ist die Daumenlagerung mit einem separaten Schienenteil herzustellen, hierbei ist darauf zu achten, dass die Daumenpartie nicht umgeschlagen wird. Dazu Schienenmaterial entsprechend der Daumenlänge und Breite (2/3 Umfang) vorbereiten und an den Daumen modellieren. Die Verbindung der beiden Einzelschienen erfolgt durch Anrauen beider Schienenanteile – nur dann lässt sich das Schienenmaterial miteinander verschweißen. Anschließend Erhitzen beider angerauter Flächen mit dem Heißluftföhn und Zusammenpressen beider Schienenanteile. Um den Höhenunterschied anzugleichen, wird nun nochmals mit dem Heißluftföhn erhitzt und die höhere Schienenkante verstrichen, sodass kein Absatz zurückbleibt (. Abb. 2.82).

2.5 · Lagerungsschiene mit Handgelenk- und Fingereinschluss

87

. Abb. 2.83 Eiswasser

Praxistipp

Zum schnelleren Abkühlen des Schienenmaterials kann dieses in Eiswasser getaucht werden (. Abb. 2.83).

Feinarbeiten, Kantenbearbeitung

5 Nacharbeiten der Schienenlänge (. Abb. 2.84) 5 Kanten glätten 5 Anbringen der Klettverschlüsse: Verschlussbänder am proximalen Unterarm, in Höhe des Handgelenkes, gegebenenfalls über der Mittelhand sowie über den PIP-Gelenken fixieren 2.5.1.2  Kontrolle/Abschließende Aspekte

5 Abschließende Kontrolle der Funktion 5 Positionierung in Intrinsic-plus-Stellung und Ästhetik der Intrinsic-plus-Lagerungsschiene 5 Ausschluss von Blockaden angrenzender nichtbetroffener Gelenke (hier Ellenbogen und Daumenballenfurche, wenn Daumen nicht mit eingeschlossen ist) 5 Hohlhandbogen nicht genügend ausgeformt, keine Unterstützung des Hohlhandgewölbes 5 Hohlhandgewölbe überkorrigiert, es kommt zu Druckstellen und gegebenenfalls zur Minderdurchblutung

. Abb. 2.84  a Korrektur Schienenlänge, b Korrektur Schienenbreite, c

5 Ungenaue Anpassung im Bereich der Grundgelenksbeugefalten 5 Zu hoher Druck auf die Fingerbeeren durch Überkorrektur bei schon bestehenden Einschränkungen der PIP- und DIP-Extension 5 Fehlende Oppositionsstellung des Daumen, wenn Daumen miteingeschlossen ist 5 Schiene am Unterarm zu kurz = unzureichende Hebelverhältnisse

2

88

Kapitel 2 · Herstellung statischer Schienen

2

. Abb. 2.85  a Klinische Beispiele. Replantation Digiti II–IV und Amputation Digitus V, PIP links, b Schienenversorgung

5 Schiene am Handgelenk zu schmal, dadurch im Handgelenksbereich instabil 5 Schiene an den Fingern zu kurz = unzulängliche Auflagefläche 5 Schienenränder am Unterarm oder in Höhe der ­PIP-Gelenke zu hoch, dadurch greift der Verschluss nicht und die Finger bzw. der Arm werden nicht ausreichend fixiert 5 Rotationsfehler der Schiene im Unterarmbereich Patienteninstruktion/-information

Im Schienenpass werden die Tragedauer und Kontrolltermine vermerkt. Der Umgang mit der Schiene, wie z. B. das An-/Ablegen und die Reinigung werden mit dem Patienten geübt bzw. besprochen, z. B. Schiene im Trageverlauf zu weit wegen Rückgang des Ödems. Tragedauer

Die Tragedauer der Schiene ist abhängig von der Diagnose und/oder der operativen Versorgung. Sie sollte jeweils mit dem behandelnden Arzt oder Operateur abgestimmt werden. Zur Haut- und Wundpflege, bei Bewegungsübungen oder beim Wechsel mit einer entsprechenden Übungsschiene kann sie abgelegt werden Klinische Beispiele

(Siehe . Abb. 2.85). Variation

Abweichend von der Intrinsic-plus-Position muss immer dann gearbeitet werden, wenn die reparierten Strukturen dies erfordern, z. B. nach Strecksehnennähten Zone 5–7 oder bei Lappenplastiken, wenn der Gefäßanschluss dies erfordert (. Abb. 2.86).

. Abb. 2.86 Intrinsic-minus-Position

2.5.2  Lagerungsschiene in ­Intrinsic-plus-

Position von dorsal

(Siehe . Abb. 2.87). In manchen Fällen, z. B. bei frischen palmaren Lappenplastiken oder Hauttransplantationen oder um ein passive und/oder aktive Bewegungsübungen in die Flexion zu ermöglichen, wird die IPP-Lagerungsschiene von dorsal angebracht. Besonders bei Gewebetransfer ist darauf zu achten, dass die Verschlüssen verbreitert werden, um so den Druck pro cm2 auf das Gewebe so gering wie möglich zu halten. Vorüberlegungen

Materialauswahl – Empfehlung: 5 Materialien der Stärke 2,0–3,2 mm, z. B. EzeformTM 3,2 mm (eignet sich besonders gut für Arbeiten in Teilschritten), PolyformTM 3,2 mm, AquaplastTM 3,2 mm

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2.5 · Lagerungsschiene mit Handgelenk- und Fingereinschluss

. Abb. 2.88 Materialübersicht

. Abb. 2.87  a Palmare Ansicht, b laterale Ansicht, c dorsale Ansicht

5 Bei Kindern können auch Materialien der Stärke 2,0 mm verwendet werden Die Perforierung dient der Luftzirkulation (. Abb. 2.88). 2.5.2.1  Herstellung Individuelles oder fertiges Schnittmuster

Schnittmuster aus Schaumstoff, Flies, Leder, Plastikfolie oder Fertigschnitt in 3 Größen (. Abb. 2.89) 5 Länge 2/3 Unterarm 5 Breite 2/3 Unterarm- und Mittelhandumfang 5 Übertragen des Schnittmusters 5 Grober Zuschnitt 5 Schienenmaterial erwärmen 5 Feinzuschnitt im warmen Zustand

. Abb. 2.89 Schnittmuster

2

90

2

Kapitel 2 · Herstellung statischer Schienen

Kirschner-Drähte und  Fixateur externe erfordern individuelle Vorüberlegungen bezüglich des Schnittmusters und gegebenenfalls Abpolsterungen. Anpassung der Schiene am Patienten

5 Anlegen des Schienenmaterials und Ausrichten der Schiene in Länge und Breite 5 Anmodellieren des Schaftes 5 Positionierung der Fingergelenke 5 Einstellung der korrekten Winkelstellungen aller Gelenke 5 Das Material aushärten lassen (Nagelprobe) 5 Die Schiene von der Hand abnehmen und gegebenenfalls überschüssiges Material abschneiden Praxistipp

Die Schiene kann auch in Teilschritten hergestellt werden (siehe palmare Lagerungsschiene): 1. Anformen des Unterarmschaftes inklusive Handgelenk 2. Anformen des Mittelhandteiles und Positionierung der Finger 3. Anformen des Daumens Eine weitere Vereinfachung in der Herstellung kann die Unterstützung durch einen Kollegen sein. Die Einzelschritte werden unter den Schienenherstellern aufgeteilt und in einem Arbeitsschritt umgesetzt. Soll der Daumen in die Schiene integriert sein, so kann dies in einem separaten Teilschritt erfolgen (siehe Beschreibung Intrinsic-plus-Schiene von palmar).

Feinarbeiten, Kantenbearbeitung

5 Nacharbeiten der Schienenlänge 5 Kanten glätten 5 Anbringen der Klettverschlüsse: Verschlussbänder am proximalen Unterarm, in Höhe des Handgelenkes, über der Mittelhand sowie über den MCP und PIP fixieren. Um das Einschneiden der einzelnen Verschlussbänder zu vermeiden, können diese aneinander genäht werden (. Abb. 2.90). 5 Anbringen der Verschlussbänder 2.5.2.2  Kontrolle/Abschließende Aspekte

5 Abschließende Kontrolle der Funktion 5 Positionierung in Intrinsic-plus-Stellung und Ästhetik der Intrinsic-plus-Lagerungsschiene 5 Ausschluss von Blockaden angrenzender nichtbetroffener Gelenke (hier Ellenbogen und Daumenbeweglichkeit, wenn Daumen nicht mit eingeschlossen ist)

. Abb. 2.90  Aneinandergenähte Verschlussbänder

5 Fehlende Oppositionsstellung des Daumen, wenn Daumen mit eingeschlossen ist 5 Schiene am Unterarm zu kurz = unzureichende Hebelverhältnisse 5 Schiene am Handgelenk zu schmal, dadurch im Handgelenksbereich instabil 5 Schiene an den Fingern zu kurz = unzulängliche Möglichkeit, die Finger an das Schienendach zu fixieren 5 Schienenränder am Unterarm oder in Höhe der ­PIP-Gelenke zu hoch, dadurch greift der Verschluss nicht und die Finger bzw. der Arm werden nicht ausreichend fixiert 5 Rotationsfehler der Schiene im Unterarmbereich Patienteninstruktion/-information

5 Im Schienenpass werden die Tragedauer und Kontrolltermine vermerkt. 5 Der Umgang mit der Schiene, wie z. B. das An-/Ablegen und die Reinigung, werden mit dem Patienten geübt bzw. besprochen. 5 Schiene kann im Trageverlauf zu weit werden, wegen Rückgang des Ödems. Tragedauer

Die Tragedauer der Schiene ist abhängig von der Diagnose und/oder der operativen Versorgung. Sie sollte jeweils mit dem behandelnden Arzt oder Operateur abgestimmt werden. Zur Haut- und Wundpflege, bei Bewegungsübungen oder beim Wechsel mit einer entsprechenden Übungsschiene kann sie abgelegt werden.

91

Grundlagen des dynamischen Schienenbaus Ina Gundelwein, Martin Behrendt und Annette Kark

3.1 Allgemeine Grundsätze der dynamischen Schienenbehandlung – 92 3.1.1 Allgemeine Indikationen und Einsatzgebiete dynamischer Schienen – 92 3.1.2 Allgemeine Kontraindikationen dynamischer Schienen – 92 3.1.3 Allgemeine Zielsetzungen der dynamischen Schienenversorgung – 92 3.1.4 Wirkung der Zugkräfte auf die einzelnen Strukturen ­ (Kapsel-Band-Apparat, Sehnen, Nervengewebe) – 92 3.1.5 Statisch progressive Schienen und deren Wirkungsprinzip – 98

3.2 Materialien für dynamische Schienen – 100 3.2.1 Vergleich verschiedener Zugelemente – 100 3.2.2 Vergleich verschiedener Auslegersysteme – 103

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 W. Bureck et al., Schienenversorgung in der Handtherapie, https://doi.org/10.1007/978-3-662-53788-6_3

3

92

Kapitel 3 · Grundlagen des dynamischen Schienenbaus

3.1  Allgemeine Grundsätze der

dynamischen Schienenbehandlung

3.1.1  Allgemeine Indikationen und

Einsatzgebiete dynamischer Schienen

3

In folgenden medizinischen Fachgebieten werden dynamische Schienen eingesetzt: 5 Handchirurgie z. B. postoperative Versorgung von Beuge- und Strecksehnenverletzungen, Teno- Arthrolysen, periphere Nervenläsionen, komplexe Handverletzungen, angeborene Fehlbildungen , Narbenbehandlung usw. 5 Orthopädie/Rheumatologie z. B. Behandlung von Kontrakturen und Fehlstellungen der oberen Extremität unterschiedlichster Genese, Fingerendoprothetik, Gelenkschutz 5 Verbrennungszentren z. B. Behandlung von Narbenkontrakturen 5 Neurologie z. B. Polytraumen oder zentrale Erkrankungen des Nervensystems, die eine Auswirkung auf die peripheren Strukturen haben 5 Pädiatrie z. B. angeborene Fehlbildungen (Kamptodaktylien, Aplasien) Es ist wichtig, dass sowohl das interdisziplinäre Team (Arzt, Pflege, Therapie) als auch der Patient über Wirkung, Zielsetzung und Tragezeit der Schiene aufgeklärt werden. Eine gute Edukation des Patienten ist also die Voraussetzung zur Förderung der Motivation, die Schiene korrekt zu tragen, so dass sie dann ihre volle Wirksamkeit entfalten kann. 3.1.2  Allgemeine Kontraindikationen

dynamischer Schienen

In folgenden Situationen sollten dynamische Schienen nicht bzw. erst eingesetzt werden, wenn eine Besserung eingetreten ist: 5 Akute Infektionen 5 Starke bis extreme Ödembildung (Druckstellengefahr) 5 Starke trophische Störungen (Druckstellengefahr) 5 Hypertonus (Spastizität) 5 Schlechte Compliance des Patienten 5 Belastungsinstabilität 3.1.3  Allgemeine Zielsetzungen der

dynamischen Schienenversorgung

Man kann die Aufgabengebiete dynamischer Schienen grob in 4 Bereiche unterteilen:

1. Entlastung/Ersatz von Strukturen, die nicht belastet werden dürfen, z. B. nach Beuge- oder Strecksehnennähten, nach Refixierung von abgerutschten Strecksehnen, nach Fingerendoprothetik usw. 2. Erhalt der in der Operation erreichten Beweglichkeit, z. B. nach Teno- und/oder Arthrolysen 3. Ersatz von fehlenden Motoren/Muskeln aus verschiedensten Ursachen, z. B. nach peripheren Nervenläsionen, nach Plexus-brachialis-Läsionen 4. Aufdehnung kontrakter Gelenke verschiedenster Genese, sowie Behandlung von Narben- oder ­Sehnenverklebungen- korrektive Schienen, statisch progressive Schienen (Stichwort Redression/ Quengelung) 3.1.4  Wirkung der Zugkräfte auf die

einzelnen Strukturen (­ Kapsel-BandApparat, Sehnen, Nervengewebe)

Bei jeder der oben genannten Indikationen (siehe 7 Abschn. 3.1.1) haben dynamische Schienen eine andere Zielsetzung bzw. Wirkung auf die einzelnen Gewebsstrukturen. Dies soll nun genauer erklärt werden. 3.1.4.1  Nachbehandlung von Beuge- oder

Strecksehnennähten

Zur Nachbehandlung von Beuge- und Strecksehnennähten werden spezielle Schienen eingesetzt, die die Frühmobilisation unter Entlastung ermöglichen. Ziel dieser Schienennachbehandlung

5 Schutz der genähten Sehnen 5 Ermöglichen der Frühmobilisation unter Entlastung, um Verklebungen entgegenzuwirken und die Gleitfähigkeit der Sehne zu erhalten 5 Verhinderung von Kontrakturen Die Frühmobilisation unter Entlastung verhindert eine zu starke Verklebung der Sehne mit der Umgebung (extrinsische Heilung), da die Sehne gleiten kann. Bei zu starken Verklebungen mit der Umgebung können die Sehne und der entsprechende Muskel ihre Funktion nicht optimal entfalten. Leichte Verklebungen der Sehne mit der Umgebung sind meist normal und gewährleisten eine gewisse Stabilität der Sehnennaht im Verlauf der Heilung. Eine reine innere Heilung (intrinsische Heilung) ist sehr selten, und es dauert länger, bis eine gute Zugstabilität vorhanden ist. Zusätzlich wirkt durch die Frühmobilisation ein physiologischer Reiz auf die heilende Sehne, so dass sich das Narbengewebe dementsprechend ausrichtet und eine sehnenähnliche Struktur entsteht, die späteren Zugbelastungen wieder gewachsen ist (. Abb. 3.1 und 3.2).

93

3.1 · Allgemeine Grundsätze der dynamischen Schienenbehandlung

. Abb. 3.1  a Beugesehnennaht, je nach Nahttechnik mit entsprechender Schiene versorgt, b Schiene zur passiven Frühmobilisation unter Entlastung nach 2 Strangnaht (Kleinert) „early passiv motion“, c, d Schiene zur aktiven Frühmobilisation unter Entlastung nach 4 Strangnaht „early active motion“

. Abb. 3.2  a, b Strecksehnennaht mit entsprechender dynamischer Extensionsschiene zur passiven Frühmobilisation unter Entlastung (Early Passiv Motion)

3.1.4.2  Nachbehandlung von Teno- und

Arthrolysen

Nach Arthro- bzw. Tenolysen werden spezielle Schienen mit Spiralfedern oder beweglichen Auslegern eingesetzt, um einen optimalen senkrechten Zug während der Bewegung zu gewährleisten.

Ziel dieser Schienennachbehandlung

5 Ermöglichen/Unterstützen der vollen aktiven Bewegung (assistives Weiterführen der Bewegung durch die Schiene) 5 Erhalt des intraoperativ erzielten Bewegungsausmaßes (. Abb. 3.3)

3

94

Kapitel 3 · Grundlagen des dynamischen Schienenbaus

3

. Abb. 3.3  Beweglichkeit im proximalen interphalangealen Gelenk (PIP) a präoperativ, b intraoperativ, c nach Arthrolyse

. Abb. 3.4  a Schiene mit Ausleger nach Tillmann/Bureck/Jülich (TBJ), b selbst gebogener Ausleger, c Fertigschiene

Wirkung auf das Sehnengleitgewebe und das gelöste Gelenk

derartige Schienen eine positive Wirkung auf den aussprießenden Nerven. Sie ersetzten bzw. unterstützen die noch nicht wieder innervierte Muskulatur und ermöglichen den nichtbetroffenen Muskeln (Antagonisten) einen optimalen Einsatz. Es kommt zu keiner Überdehnung der nichtinnervierten Muskulatur  und die Gelenke werden physiologisch bewegt, so dass es nicht zu unerwünschten Kontrakturen kommt. Bei einer reinen Nervenkompression mit zu erwartender nachfolgender Regeneration kommen die Schienen sofort zum Einsatz und werden, genau wie bei einer Nervennaht, so lange getragen, bis die reinnervierte Muskulatur einen Muskelfunktionsgrad von Grad 3 erreicht hat (. Abb. 3.5, 3.6, 3.7 und 3.8).

Durch frühzeitige aktive Bewegung soll eine erneute Verklebung des Sehnengleitgewebes und des Kapsel-Band-Apparates vermieden werden. Wird das volle Bewegungsausmaß durch aktive Bewegung nicht erreicht, kann dies durch dynamische Schienen unterstützt werden (. Abb. 3.4). 3.1.4.3  Nachbehandlung von peripheren

Nervenverletzungen

In diesem Bereich werden oft spezielle Schienen mit Spiralfedern oder Federauslegern eingesetzt. Zunächst muss der genähte Stammnerv 3  Wochen unter Entlastung ruhig gestellt werden. Danach haben

3.1 · Allgemeine Grundsätze der dynamischen Schienenbehandlung

. Abb. 3.5  a Radialisläsion, b, c mit einer Radialisersatzschiene versorgt

. Abb. 3.6  a Ulnarisläsion, b mit einer Ulnarisspange versorgt

. Abb. 3.7  a Medianusläsion rechts, b mit einer Opponensschiene versorgt

95

3

96

Kapitel 3 · Grundlagen des dynamischen Schienenbaus

. Abb. 3.8  a Medianus-/ Ulnarisläsion, b mit einer Medianus-/Ulnarisspange mit Opponensschlaufe versorgt

3

3.1.4.4  Behandlung von Gelenkkontrakturen/

Sehneneadhäsionen und Narbenzügen

In diesem Bereich spricht man von korrektiven (quengelnden oder redressierenden) dynamischen Schienen, meist mit einstellbaren Auslegern für die verschiedenen Bewegungsrichtungen.

5 akute Schmerzzustände 5 Ödeme 5 noch nicht reißfest verheilte Sehnennähte

(Siehe . Abb. 3.9 und 3.10)

Bei Unklarheiten ist die Rücksprache mit dem Operateur oder dem behandelndem Arzt wichtig. Sollte im Einzelfall eine Schienenversorgung trotz der oben genannten Probleme vorgenommen werden müssen, sind regelmäßige Kontrollen in kurzen Abständen (alle 1–2 Tage) unabdingbar.

Ziel dieser Schienennachbehandlung

Wirkung der Zugstärke auf das Bindegewebe

Verschiedene dynamische Schienentypen zur Kontrakturbehandlung

5 Aufdehnung von Gelenkkontrakturen, Sehnenverklebungen oder kontrakten Narben zur Verbesserung der passiven Gelenkbeweglichkeit (Passiv Range of Motion) Kontraindikationen für korrektive Schienen

5 Kontrakturen mit knöchernem Anschlag 5 Patienten mit schlechter Compliance 5 Gelenkinstabilitäten 5 Akute Infektionen 5 Durchblutungsstörungen 5 Freie passive Gelenkbeweglichkeit (PROM), hier liegt keine Kontraktur sondern ein Streck- oder Beugedefizit vor

Ein milder Zug über lange Zeit, den der Patient mindestens eine Stunde problemlos verträgt ist effektiver, als ein starker Zug über kurze Zeit. Die Bindegewebsfasern reagieren auf den Reiz und richten sich neu aus. Man spricht von Remodulierung. Ein zu starker Zug verursacht Mikrozerreißungen und führt zu vermehrter Narbenbildung, welche die Gelenkbeweglichkeit noch stärker einschränkt. Die Zugstärken, die sich als sinnvoll und erfolgreich erwiesen haben, werden im 7 Abschn. 4.2.1 Zugstärken und Zugrichtungen besprochen.

3.1 · Allgemeine Grundsätze der dynamischen Schienenbehandlung

97

. Abb. 3.9  a Dynamische Schiene für die Umwendbewegungen (Supination/Pronation), b Dynamische Schiene für die Extension des proximalen Interphalangealglekes (PIP), c Dynamische Schiene für die Flexion des proximalen Interphalangealgelenkes (PIP), d Dynamische Schiene für die Handgelenksextension, e Dynamische Schiene für die Flexion des Metacarpophalangelaglenkes (MCP), f Dynamische, Schiene für die Flexion des Interphalgealgelenks des Daumens

3

98

Kapitel 3 · Grundlagen des dynamischen Schienenbaus

3.1.5  Statisch progressive Schienen und

deren Wirkungsprinzip

Definition

3

Statisch progressive Schienen sind statische Schienen mit einem oder mehreren Auslegern. Anstelle des elastischen Elementes bei dynamischen Schienen (Gummi oder Feder) wird ein starres Band-KurbelSystem oder ein Gewinde, teilweise auch ein verstellbarer Klettzügel verwendet. Neuerdings wird auch ein Klick-strip-System verwendet mit Nylonfaden (Siehe . Abb. 3.13). Dadurch ist es möglich, das Gelenk in seiner bisher erreichten Endposition zu lagern bzw. zu fixieren.

(Siehe . Abb. 3.11, 3.12 und 3.13) Ziele/Wirkung auf das Gewebe:

Steigerung der passiven Gelenkbeweglichkeit (PROM) durch: 5 Remodulierung des Bindegewebes durch langen, milden Dehnungsreiz 5 Wirkt auf die Anordnung und die Verbindungen des Bindegewebes (kollagene Fasern und deren „cross links“) Indikationen

5 Kontrakturen unterschiedlichster Genese bei federndem, elastischem Endgefühl 5 Hartnäckige, alte Kontrakturen mit festem Endgefühl Kontraindikationen

5 Siehe Kontraindikationen dynamische Schienen zur Kontrakturbehandlung Vorteile

. Abb. 3.10  a–c Dynamische Aufdehnung von Gelenkkontrakturen und Sehnenverklebungen nach Beugesehnen- und Nervennähten

5 Gute Wirkung bei alten, hartnäckigen Kontrakturen 5 Gewährleisten die maximal mögliche Endstellung des Gelenkes, ohne die Möglichkeit, in die Gegenrichtung zu bewegen (optimaler Reiz für das Gewebe) 5 Fein dosierbar 5 Der Patient kann selbst die Zugstärke wählen und einstellen 5 Kann längere Zeit, eventuell auch nachts, mit mildem Zug getragen werden 5 Wird vom Patienten gut angenommen

3.1 · Allgemeine Grundsätze der dynamischen Schienenbehandlung

. Abb. 3.11  a–f Verschiedene statisch progressive Schienen (Fingermittelgelenk, Fingergrundgelenk, Ellbogengelenk)

99

3

100

Kapitel 3 · Grundlagen des dynamischen Schienenbaus

3

. Abb. 3.12  Verschiedene statisch progressive Systeme

. Abb. 3.13  Klick-strip-System mit Isoforce-Ausleger

Nachteile/Vorsichtsmaßnahmen

3.2  Materialien für dynamische Schienen

5 Sehr gute Compliance des Patienten nötig 5 Bei zu heftiger Anwendung können Druckstellen bis hin zu Knorpelschäden auftreten 5 Sehr gute Einweisung notwendig sowie regelmäßige Kontrollen Trageanweisung

5 Tagsüber mindestens 6 Stunden mit Unterbrechungen (3 × 2 Stunden oder 4 × 1,5 Stunden) 5 Nachts, wenn die Schiene gut vertragen wird und die Compliance des Patienten gut ist 5 Zug zunächst so einstellen, dass das Gelenk in seine Endstellung gebracht wird (Achtung! Patient darf keine Schmerzen haben), nun den Zug wieder etwas zurückdrehen und den Ausleger so einrichten, dass das Gelenk bis ca. 5° unterhalb der eigentlich möglichen Endposition gezogen wird

3.2.1  Vergleich verschiedener

Zugelemente

Die einzelnen Hersteller bieten unterschiedliche Zugelemente an. Entscheidend für die Auswahl sind Indikation und Zielsetzung, die sich aus der spezifischen Patientenproblematik ergebenden individuellen Erfordernisse, die Erfahrung des Therapeuten und die Compliance des Patienten. Für Kinder zum Beispiel, sollte die Schiene und somit auch das Zugelement robust, aber nicht zu schwer sein. Patienten mit eingeschränkter Feinmotorik brauchen ein einfach zu befestigendes Zugelement wie z. B. Gummis. Kontrakturen benötigen einen stärkeren Federzug als instabile Gelenke bei Rheumatikern usw.

101

3.2 · Materialien für Dynamische Schienen

Vergleich verschiedener Zugelemente Kurze und lange Zugfedern

Verschiedene Gummibänder

Spiralfedern

Vorteile

Nachteile

– In verschiedenen Zugstärken und Längen erhältlich – Konstante Zugkraft auch nach längerer Tragezeit – Sehr genaues Einstellen der Zugkraft möglich

– Überdehnbar bei unsachgemäßer Handhabung – Teilweise stoßempfindlich – Feinmotorische Fähigkeiten notwendig

Vorteile

Nachteile

– Preiswert – Unempfindlicher als Federn – Einfach und variabel zu befestigen

– Verlieren nach einiger Tragezeit an Elastizität – Starke Reibung an Umlenkstellen – Auf kurzer Distanz nicht so dehnbar wie weiche Federn

Vorteile

Nachteile

– Praktisch und schnell einsetzbar, da schon vorgebogen – Zeitsparend – Können individuell auf die nötige Länge zurückgekürzt werden

– Nur in bestimmten Stärken vorhanden – Stärke nicht individuell einstellbar – Nicht für korrektive Schienen geeignet

3

102

Kapitel 3 · Grundlagen des dynamischen Schienenbaus

Statisch progressives Zugelement

3

Vorteile

Nachteile

– Gelenk wird in seiner Endposition fixiert – Es kann keine Gegenbewegung mehr stattfinden – Dauerzug wird gewährleistet und ein Ausweichen (z. B. bei Tenodesen) verhindert

– Sehr gute Compliance des Patienten erforderlich – Gefahr von Druckstellen und Durchblutungsstörungen, wenn der Zug zu stark eingestellt wurde – Das Zugelement ist relativ schwer

Vorteile

Nachteile

– Preiswert – Sehr einfach zu handhaben – Hoher Tragekomfort – Gut geeignet für mehrgelenkigen Zug – Vielseitige Einsatzmöglichkeiten – Kann teilweise auch bei bestehenden Ödemen verwendet werden – Patienten können die Zugstärke selbst regulieren

– Verschleißen schnell – Elastizität lässt schnell nach, müssen häufig erneuert werden – Zugstärke ist nicht messbar – Hohe Compliance des Patienten notwendig

Schiene mit statisch progressivem Zugelement

Elastische Bänder

3.2 · Materialien für Dynamische Schienen

103

3.2.2  Vergleich verschiedener

Auslegersysteme

Es gibt von den einzelnen Firmen verschiedene Auslegersysteme für die Extension und Flexion, die Vor- und Nachteile haben. Es muss im Einzelfall überlegt werden, welches System am meisten geeignet ist. Auslegersystem für die Extension der Firma Rolyan®

(Siehe . Abb. 3.14) Vorteile

5 Bügel in drei verschiedenen Breiten erhältlich 5 Individuell an die Bedürfnisse des Patienten anpassbar 5 Zugrichtungen (dreidimensional) und Zugkraft sehr gut einstellbar und jederzeit korrigierbar 5 Schnelle, einfache Verarbeitung 5 Gut geeignet zur Kontrakturbehandlung Nachteile

5 Im Vergleich zu anderen Auslegern relativ schwer 5 Es ist spezielles Werkzeug und Kraft erforderlich, um die Ausleger korrekt einzustellen und auszurichten (Drahtbiegezange, Spezialzange zum Kürzen der Ausleger, Spezial-Inbus-Schlüssel) 5 Der Ausleger ist starr, d. h. er bewegt sich bei aktiver Flexion der Finger nicht mit, so entsteht einerseits eine Kompression ins Gelenk und der Zug wird andererseits mit zunehmender Flexionsstellung stärker, deshalb ist der Ausleger weniger gut geeignet bei Übungsschienen

. Abb. 3.14  a Rolyan® Auslegersystem, b Rolyan® Auslegersystem für 4 Finger, c Rolyan® Auslegersystem von lateral an einer langen dynamischen Extensionsschiene

3

104

Kapitel 3 · Grundlagen des dynamischen Schienenbaus

3

. Abb. 3.15  a TBJ-Auslegersystem, b TBJ-Ausleger zur Streckung des Grundgelenkes auf langer Basisschiene

TBJ – Auslegersystem der Fa. MTK Tillmann

(Siehe . Abb. 3.15) Vorteile

5 Leichte Montage 5 Keine lange Basisschiene nötig: Feder ist in den Ausleger integriert 5 Ausleger wandert mit der Bewegung mit (mobiler Ausleger) 5 Konstruktion der Feder ermöglicht eine nahezu konstante Zugkraft 5 Keine Traktionsverschiebungen: Bei aktiver Flexion des gezügelten Fingers in der Schiene entsteht nur eine minimale Kompression ins Gelenk, die Zugkraft bleibt annährend gleich 5 Stetiger Zugwinkel von annährend 90° zur Phalanx = optimales Drehmoment 5 In unterschiedlichen und farblich codierten Federstärken erhältlich (80–400 g) 5 Limitierung des Bewegungsradius möglich 5 Feder entwickelt gleichbleibende Zugkraft auch nach Wochen des Gebrauchs 5 Gute Trageakzeptanz durch geringe Abmessungen 5 Qualitativ hochwertige Materialien und Verarbeitung 5 „After-Sale-Service“/Auch Einzelanfertigung nach Wunsch möglich

Nachteile

5 Etwas schwerer als andere Systeme 5 Es wird spezielles Werkzeug benötigt, um den Ausleger zu montieren (wird mitgeliefert) 5 Erfordert etwas Geschick, wenn man nicht mit dem Ausleger vertraut ist Orfitube-Auslegersystem für die Extension der Firma Orfit

(Siehe . Abb. 3.16) Vorteile

5 Leicht, deshalb gut bei Kindern und Rheumapatienten einsetzbar 5 Gut auf kleinen Schienen anzubringen 5 Gut bei dünnerem Material verwendbar (drückt sich nicht durch) 5 Relativ preiswert 5 Einfach in der Verarbeitung Nachteile

5 Zugwinkel und Achsen etwas schwieriger einstellbar (Röhrchen müssen gekürzt und gebogen werden) 5 Größere Reibung an der Umlenkung als bei anderen Auslegern, kein optimales Gleiten des Monofilamentes oder Gummibandes möglich 5 Bei Schienenkorrekturen nicht ohne weiteres zu verstellen

105

3.2 · Materialien für Dynamische Schienen

. Abb. 3.16  a Orfitube®-Auslegersystem, b Orfitube® – Auslegersystem auf einer Kinderschiene

Isoforce Auslegersystem für die Extension des Mittelgelenkes

(Schulthess Klinik Zürich – statisch progressiver Ausleger) (Siehe . Abb. 3.17) Vorteile

5 Konstanter 90°-Zugwinkel, da Auslegerdrehachse in der Gelenkachse des Mittelgelenkes liegt 5 Konstante Krafteinwirkung durch den Bogenausleger (Krafthebelarm bleibt gleich) 5 Bei Verbesserung der Streckung des PIP-Gelenkes braucht der Ausleger wegen konstant bleibender 90°-Position nicht neu eingestellt werden 5 Relativ preiswert und leicht Nachteile

5 Der Ausleger kann nur für Mittelgelenke angewendet werden, nicht für die Grundgelenke. 5 Nur für ein einzelnes Mittelgelenk anwendbar, zwei Ausleger nebeneinander zu platzieren, ist nicht möglich. 5 Eine gute Compliance des Patienten muss vorhanden sein, damit die Schiene selbstständig und korrekt getragen und eingestellt wird.

5 Der Ausleger kann in dieser Form nur zur korrektiven Behandlung von Kontrakturen unterschiedlichster Genese verwendet werden. Selbst angefertigte Ausleger (Siehe Abb. 3.18)

Für die Flexion gibt es kaum gut funktionierende Fertigbausätze. Wenn sich zum Beispiel die Ausgangsituation an der Hand kompliziert darstellt und man eventuell mehrere verschiedene Ausleger braucht, bietet es sich an, Ausleger und Umlenkungen selbst herzustellen, da man so den Anforderungen des Patienten am einfachsten gerecht werden kann. Auch um in Extension zu ziehen, kann es manchmal notwendig sein, einen Ausleger selbst herzustellen. Vorteile

5 Preiswert 5 Schnell anzubringen 5 Optimale Zugrichtung leicht einstellbar 5 Größe des Auslegers sehr gut adaptierbar, je nachdem ob ein oder mehrere Gelenke behandelt werden sollen

. Abb. 3.17  a Isoforce-Auslegersystem, b Isoforce-Auslegersystem: Schiene von ulnar

3

106

Kapitel 3 · Grundlagen des dynamischen Schienenbaus

3

. Abb. 3.18  a Kurze dynamische Flexionsschiene für die Fingermittelgelenke, Ausleger aus Aquaplast®. b Kurze dynamische Extensions- bzw. Flexionsschiene für das Mittelgelenk Kombination: Rolyan®-Ausleger und selbst hergestellter Ausleger aus Aquaplast®. c Lange dynamische Extensionsschiene für die Fingermittelgelenke und den Daumen mit Kombination: Rolyan®-Ausleger und Orfitube®-Ausleger. d Lange dynamische Flexionsschiene für die Finger sowie Extensionsschiene für den Daumen durch Kombination: Federzug und Zug durch elastisches Band: Tensowrap e Kurze dynamische Extensionsschiene für die Mittelgelenke der Finger durch Kombination: TBJ-Ausleger und statischprogressives Zugelement f Lange dynamische Flexionsschiene für die Finger sowie Daumenabduktionsschiene durch Kombination: Federzug, Zug durch elastisches Band und selbst hergestellte Umlenkungen  

Nachteile

5 Ausleger bzw. Umlenkung kann bei starken Kontrakturen und großen Gelenken instabil und eine zusätzliche Stabilisierung notwendig werden. 5 Wenn der Ausleger nicht ausreichend befestigt wurde, kann er sich leicht ablösen. 5 Optik manchmal nicht so ansprechend.

Grundsätzlich ist es immer möglich, verschiedene Zug- und Auslegersysteme miteinander zu kombinieren (Siehe . Abb. 3.18d-f).

107

Grundwissen des dynamischen Schienenbaus Annette Kark und Martin Behrendt

4.1 Zugwinkel und Zurichtungen – 108 4.2 Zugrichtungen für Extensions- und Flexionsschienen – 109 4.2.1 Zugkräfte für verschiedene Problematiken – 111

4.3 Drehachsen – 112 4.4 Druckstellen – 113 4.5 Schienenbau – Begleitende Maßnahmen – 114

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 W. Bureck et al., Schienenversorgung in der Handtherapie, https://doi.org/10.1007/978-3-662-53788-6_4

4

108

Kapitel 4 · Grundwissen des dynamischen Schienenbaus

4.1  Zugwinkel und Zurichtungen

4

Bei Fingern und Daumen verlaufen die Zugrichtungen aufgrund ihrer anatomischen und kinematischen Voraussetzungen sowohl in die Extension, als auch in die Flexion in verschiedener Weise. Die Längsachsen jedes Fingers verlaufen bei kompletter Fingerflexion über das Os scaphoideum und treffen dann in einem Punkt am proximalen radialen Drittel des Unter-

a

d

armes zusammen. Dies entspricht somit auch der Zugrichtung zur Verbesserung der Flexion. Abweichungen der Züge sind möglichst zu vermeiden, da sie sich ungünstig auf die Funktion der Kollateralbänder der Gelenke auswirken würden (. Abb. 4.1). Die Zugrichtung zur Verbesserung der Extension für das jeweilige Gelenk sollte immer rechtwinkelig auf das entsprechende Fingerglied einwirken, um dadurch das bestmögliche Drehmoment zu erzielen.

c

b

e

f

. Abb. 4.1  a Ausrichtung der Finger in Flexionsstellung, b maximal gespreizte Ausrichtung der Finger in Extension, c leicht gespreizte, physiologische Ausrichtung der Finger in Extension, d Zugrichtungen bei Fingerextension, e Ausrichtung und Zugrichtung des Daumens in Opposition/ Flexion, f Ausrichtung und Zugrichtung des Daumens in Reposition und Extension

109

4.2 · Zugrichtungen für Extensions- und Flexionsschienen

4.2  Zugrichtungen für Extensions- und

Flexionsschienen

Die korrekte Zugrichtung ist bei Flexions- und Extensionsschienen einzuhalten, um unerwünschte Kräfte auf den Kapselbandapparat oder auf das Gelenk zu vermeiden (. Abb. 4.2, 4.3, 4.4, 4.5 und 4.6). Abgewichen wird ausschließlich dann, wenn operative Verfahren ein anderes Vorgehen erforden, z. B. bei Strecksehnenrezen­trierung.

. Abb. 4.2  Lateralzug und Wirkung auf die Kollateralbänder

a

b

c

d

e

f

. Abb. 4.3  a–c Zugrichtungen in Extension (longitudinal), a Zugwinkel kleiner als 90° zur Phalanx bewirkt eine Kompression ins Gelenk, b Zugwinkel 90° zur Phalanx optimales Drehmoment c Zugwinkel größer als 90° zur Phalanx bewirkt eine Traktion des Gelenkes. d–f Zugrichtungen in Extension (lateral), d ulnarer Zug bewirkt eine Dehnung des radialen Kollateralbandes, e optimale Zugrichtung, f radialer Zug bewirkt eine Dehnung des ulnaren Kollateralbandes

4

110

Kapitel 4 · Grundwissen des dynamischen Schienenbaus

a

a

b

b

4

. Abb. 4.4  a, b Optimale Zugrichtungen für die Extension des Daumengrundgelenkes (longitudinal und lateral)

. Abb. 4.5  a, b Optimale Zugrichtungen für die Flexion des Daumengrundgelenkes (longitudinal und lateral)

. Abb. 4.6  a, b Zugrichtungen für die Finger innerhalb der Flexionsschienen 

111

4.2 · Zugrichtungen für Extensions- und Flexionsschienen

4.2.1  Zugkräfte für verschiedene

Problematiken

Die Stärke des Zuges, die auf ein Gelenk oder auf einen ganzen Finger einwirken darf, ist von mehren Faktoren abhängig: 5 Art der Verletzung oder der OP, z. B. Sehnennaht, Kontrakturen, Gelenklösungen, Einsatz von Fingerprothesen 5 Art und Struktur des Gewebes 5 Toleranz der Haut (Durchblutung) 5 Sensibilität 5 Größe der Druckauflagefläche 5 Schmerzwahrnehmung (bei gestörter Schmerzwahrnehmung eher vorsichtiger Zug) Zugkraft bei Kontrakturen, Arthrolysen, Tenolysen; Ersatz von Fingerprothesen

Eine optimal eingestellte Zugkraft, die über einen längeren Zeitraum auf das kontrakte Gewebe einwirken kann und die gut vom Patienten toleriert wird (Minimum 1 h), ist wirksamer als zu hohe Zugkräfte, die nur kurz toleriert werden, zu Druckstellen führen und bereits nach kurzer Tragedauer wieder abgesetzt werden müssen. Das kontrakte Gewebe benötigt einen lang andauernden physiologischen Reiz, um sich zu remodulieren, d. h. sich in die gewünschte Richtung auszurichten und gegebenenfalls zu verlängern (. Abb. 4.7).

Bei Einsatz von Fingerprothesen muss die Zugkraft vorsichtig dosiert werden und sollte eine Zugkraft von 150 g nicht übersteigen. Die Nachbehandlungsprotokolle für die einzelnen Prothesentypen sind unbedingt einzuhalten und schließen auch temporäre Bewegungslimitierungen mit ein. Empirisch ermittelte Zugkräfte für die einzelnen Gelenke 5 Handgelenk - 300–750 g 5 Grundgelenke - 150–350 g 5 Mittelgelenke - 100–300 g 5 Endgelenke - 100–250 g

Tragezeiten: 4–6 × 1–1,5 h/Tag 5 Wichtig: Zunächst die Schiene Probe tragen lassen (1/4– 1/2 h) und eventuelle Druckstellen oder Problematiken beseitigen, bis die Schiene problemlos vertragen werden kann. 5 Es sollte zusätzlich eine Nachtlagerungsschiene zum Einsatz kommen, wenn das tagsüber erreichte Ergebnis sich während der Nacht verschlechtern sollte. Zugkraft bei Sehnennähten

Die Zugkraft ist so einzustellen, dass der betroffene Finger gut in die für die Sehne entlastende Position gezogen wird, die Gegenbewegung aber noch problemlos aktiv ausgeführt werden kann. Das heißt, bei einer Strecksehnennaht wird der Finger im Grundgelenk passiv auf 0°-Extension gezogen, der Patient übt, indem er den/die betroffenen Finger gegen den Zug bis zum 40°-Block flektiert. Bei einer Beugesehnennaht wird der Finger in die maximale Beugung gezogen (am Ende sollte kaum noch Spannung auf der Feder sein), während der Patient in die Streckung bis zum dorsalen Schienendach übt. Dadurch wird eine Verklebung des Gewebes verhindert, da eine optimale Gleitamplitude gewährleistet ist. 5 Zugkraft Beugesehnen - ca. 60–120 g 5 Zugkraft Strecksehnen - ca. 100–200 g

. Abb. 4.7  Bindegewebeveränderungen in Abhängigkeit von der Zugstärke

Diese Werte sind als Richtwerte zu verstehen und von verschiedenen Parametern abhängig, wie z. B. Schwellung der Finger, die Verbandssituation und dem aktuellen Schmerzempfinden. Die Tragezeiten richten sich nach den jeweiligen Nachbehandlungskonzepten, z. B. nach Kleinert, Chow, Evans, Strickland, Washington-Regime oder Manchester-Konzept und nach der Verordnung des Operateurs.

4

112

Kapitel 4 · Grundwissen des dynamischen Schienenbaus

4.3  Drehachsen

Die Drehachse der Schiene sollte in der jeweiligen Drehachse des zu schienenden Gelenkes verlaufen. Die Drehachse findet man, indem man die Drehpunkte des Gelenkes lateral markiert und verbindet. Ansonsten entstehen Drehpunktverschiebungen, die zum Verrutschen

der Schiene oder zur Einschränkung der Bewegung führen (. Abb. 4.8). Am Handgelenk befinden sich die Drehpunkte für das radio- und ulnokarpale Gelenk auf Höhe des Processus radii und ulnae. Durch diese verläuft die Drehachse dieses Gelenkes. Was bei einer dynamischen Handgelenksschiene zu beachten ist (. Abb. 4.9).

4

. Abb. 4.8  a, b Drehachse am proximalen interphalangealen Gelenk (PIP)

a

b

c

. Abb. 4.9  a–c Drehpunkte bzw. - achsen am radio- und ulnokarpalen Handgelenk

113

4.4 · Druckstellen

a

b

Distaler Hebelarm

Am proximalen Hebel (erhöhte Druckstellengefahr

. Abb. 4.10  a Präposition für Druckstellen am proximalen Hebel (erhöhte Druckstellengefahr), b dorsale Druckstelle an der distalen Grundphalanx

4.4  Druckstellen

Der Zug am distalen Hebelarm verursacht eine Gegenkraft am proximalen Hebelarm, die auf das kontrakte Gelenk einwirkt. Diese Gegenkraft kann bei schlechter Passform der Schiene eine Belastung für die Haut darstellen und Hautrötungen, Druckstellen bis hin zur Blasenbildung hervorrufen (. Abb. 4.10). Die Fingerschlaufe oder das „Schiffchen“ muss ebenfalls eine angemessene Auflagefläche besitzen, damit ein optimaler Druckausgleich entsteht. Ein Wert von 50 g/cm2 wird als Grenzwert für den maximal erträglichen Druck auf die Haut angenommen (. Abb. 4.11 und 4.12).

50 g/cm2

. Abb. 4.11  Maximal erträglicher Druck auf die Haut

. Abb. 4.12  a–c Zu starke Zugkräfte und daraus resultierende Druckstellen, a zu starke Zugkraft b, Druckstellen, c optimale Zugkraft

4

114

Kapitel 4 · Grundwissen des dynamischen Schienenbaus

4.5  Schienenbau – Begleitende Maßnahmen z Tragezeiten

4

Die Tragedauer einer Schiene sollte für jeden Patienten individuell abgestimmt sein. Deshalb sind diesbezügliche Richtwerte nicht als starre Schemata, sondern als Erfahrungswerte aufzufassen. Wichtig ist es, die Tragezeit mit dem behandelnden Arzt bzw. Operateur abzustimmen. Statische Schienen zur einfachen Lagerung, zur Ruhigstellung oder zur Prophylaxe von Deformitäten können Tag und Nacht getragen, sollten jedoch mehrmals täglich zur Übungsbehandlung sowie zur regelmäßigen Reinigung der Schiene und Hautpflege entfernt werden. Es empfielt sich, zunächst tagsüber die Durchblutungssituation zu überprüfen und Druckstellen auszuschließen, ehe die Orthese nachts angelegt wird. Bei dynamischen Schienen wird die Tragedauer nach ihrem Zweck und dem Therapieziel festgelegt. Soll die Schiene korrigierend wirken, ist es notwendig, die Durchblutungssituation/Druckstellen zunächst nach 1–2 Stunden Tragezeit zu überprüfen. Bei einer Schiene zur Frühmobilisierung nach Sehnennähten ist ebenfalls eine Kontrolle nach 1 Stunde zu empfehlen. Wichtig ist, dass der Patient, das interdisziplinäre Team und eventuell auch die Angehörigen instruiert werden, wie, wann und wo die Schiene getragen werden muss und was die Schiene bewirken soll. Bei Problemen an oder mit der Schiene sollte umgehend Kontakt mit dem behandelnden Therapeuten aufgenommen werden, sodass diese beseitigt werden können. Dies verhindert, dass die Schiene nicht getragen wird oder sie getragen wird und die korrekte Funktion nicht gegeben ist. Geschieht dies nicht, ist das Therapie- oder Operationsergebnis gefährdet und der Patient könnte sich damit schaden. z Kontrollen, Messprotokolle und Verlauf

Schienenkontrollen müssen regelmäßig stattfinden, um auf Probleme zeitgerecht reagieren zu können, da sich

die Hand im Laufe der Schienenbehandlung verändern kann (z. B. Abschwellung, kein Verband mehr nötig, Kontrakturen entwickeln sich, Druckstellen treten auf). Außerdem verändert sich bei einer Verbesserung/Verschlechterung des Zustandes der Hand auch die Stellung der Gelenke und somit auch der Sitz der Schiene, so dass diese dann gegebenenfalls neu angepasst werden muss. Bei dynamischen Schienen entstehen durch die veränderten Gelenkstellungen auch veränderte Zugrichtungen und Zugkräfte, die ebenfalls neu eingestellt werden müssen. Bei jeder Kontrolle sollte 5 Der trophische Zustand der Haut überprüft und nach Druckstellen geschaut werden. 5 Eine aktive und passive Gelenkmessung durchgeführt werden, um den Verlauf zu dokumentieren 5 Wenn nötig, die Schiene neu angeformt bzw. überlegt werden, ob noch weitere Schienen nötig sind 5 Veränderte Zugrichtungen korrigiert und Zugkräfte neu eingestellt werden 5 Überprüft werden, ob der Patient die Schiene regelmäßig trägt und gegebenenfalls geklärt werden, warum er sie nicht trägt 5 Der sonstige Verlauf dokumentiert und das weitere Procedere besprochen werden 5 Zusätzliche Behandlungsoptionen vermittelt werden Schienenkontrollen sollten in regelmäßigen Abständen (nicht größer als 3–4 Wochen) und stets in Absprache mit dem behandelnden Arzt bzw. nach dem vorgegebenen Nachbehandlungskonzept erfolgen. Günstig ist es, wenn die erste Schienenkontrolle nach 14 Tagen stattfindet, da hier die größten Veränderungen zu erwarten sind und geprüft werden kann, ob es anfängliche Probleme mit der Schienenakzeptanz und den abgesprochenen Trageanweisungen gibt.

115

Herstellung dynamischer Schienen Martin Behrendt, Ina Gundelwein, Annette Kark und Walter Bureck 5.1 Dynamische Schienen für das Fingermittel- oder Fingerendgelenk – 116 5.1.1 Dynamische Extensionsschiene für das Fingermittelgelenk (Proximales Interphalangealgelenk/PIP Gelenk) – 116 5.1.2 Dynamische Flexionsschiene für das Fingermittelgelenk (PIP Gelenk) – 127

5.2 Dynamische Schienen für das Daumenendgelenk – 134 5.2.1 Dynamische Extensionsschiene für das Daumenendgelenk – 134 5.2.2 Dynamische Flexionsschiene für das Daumenendgelenk – 139

5.3 Dynamische Schienen für die Fingergrundgelenke (Metacarpophalangelagelenke/MCP Gelenke) – 144 5.3.1 Dynamische Extensionsschiene für die Fingergrundgelenke – 144 5.3.2 Dynamische Flexionsschiene für die Fingergrundgelenke – 150

5.4 Dynamische Schienen für das Handgelenk – 162 5.4.1 Dynamische Handgelenk Extensionsschiene – 162 5.4.2 Dynamische Handgelenk Flexionsschiene – 171

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 W. Bureck et al., Schienenversorgung in der Handtherapie, https://doi.org/10.1007/978-3-662-53788-6_5

5

116

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5.1  Dynamische Schienen für das

Fingermittel- oder Fingerendgelenk

5.1.1  Dynamische Extensionsschiene für

das Fingermittelgelenk (Proximales Interphalangealgelenk/PIP Gelenk)

Dynamische Extensionsschiene für das PIP-II-Gelenk Variante 1: Mit dem TBJ-Auslegersystem

5

(Siehe . Abb. 5.1).

Ziele

5 Aufdehnung von Gelenkkontrakturen (tendogenen, dermatogenen oder arthrogenen Adhäsionen) 5 Erhalt der in der Operation erzielten Streckung des Mittelgelenkes 5 Ermöglichen der frühfunktionellen Therapie nach Implantation einer Mittelgelenksprothese Indikation

5 Mittelgelenksbeugekontrakturen unterschiedlicher Genese 5 Beugesehnentenolysen 5 Mittelgelenksarthrolysen 5 Mittelgelenksendoprothesen 5 Beugesehnenverklebungen ab der neunten bis zehnten postoperativen Woche Kontraindikation

5 Veraltete Beugesehnenverklebungen, die operativ gelöst werden müssen 5 Mittelgelenkskontrakturen mit knöcherner Genese 5 Instabile Situationen, die die Verwendung einer dynamischen Schiene verbieten Vorüberlegungen

Materialauswahl – Empfehlung (. Abb. 5.2): 5 Materialien der Stärke 2,5–3,2 mm z. B. Ezeform™, Polyform™ , Orfilight®, Orfit® Colors NS, 3,2 mm, Aquaplast™, Turbocast® 5 Bei Kindern können auch Materialien der Stärke 2,0 mm verwendet werden 5 Lederschlaufe, Hakenband, Flauschband TBJ-Ausleger: Zugkraft der verschiedenen Federstärken: Gelb = 80–100  g Rot = 130–150  g Grün = 180–200  g Blau = 280–300  g Schwarz = 380–400  g Spezielles Werkzeug: 5 Innensechskantschlüssel: 1,5 mm und 2,0 mm 5 Torx-Schlüssel 2 mm 5 Seitenschneider 5.1.1.1  Herstellung Individuelles oder fertiges Schnittmuster

. Abb. 5.1  a–c Dynamische Extensionsschiene mit TBJ Ausleger System. a palmare, b laterale, c dorsale Ansicht

5 Erstellen eines Schnittmusters von radial oder von ulnar, je nachdem welcher Finger betroffen ist, Handgelenk und alle nicht betroffenen Finger bleiben frei. 5 An dem oder den betroffenen Fingern wird das Grundglied in der Schiene fixiert, d. h. die Schiene endet dorsal über dem Mittelgelenk und palmar proximal des Mittelgelenkes. 5 Das Schnittmuster wird auf das Material übertragen, dieses im Wasserbad erwärmt und ausgeschnitten (. Abb. 5.3).

117

5.1 · Dynamische Schienen für das Fingermittel- oder Fingerendgelenk

. Abb. 5.2  a Codierung der Federstärken durch verschiedenfarbige Punkte am TBJ-Ausleger, b Material für dynamische Extensionsschiene (kurz) mit TBJ-Ausleger

Anpassung der statischen Basisschiene am Patienten

5 Bei der Anpassung der Schiene zeigt die Hohlhand zum Therapeuten, die palmare Lasche wird zunächst dorsal fixiert, sodass die Schiene an der Hand in der richtigen Position gehalten wird (. Abb. 5.4). 5 Nun wird das Grundgelenk in 30–40°-Beugung eingestellt, sodass der Finger im Grundgelenk später nicht aus der Schiene „heraushebeln“ kann (da diese Schiene nur temporär getragen wird, ist eine stärkere Beugung des Grundgelenkes, wie bei der Intrinsic- plus- Position empfohlen, nicht notwendig). 5 Das Material aushärten lassen (Fingernagelprobe). 5 Die Schiene von der Hand abnehmen und eventuell überschüssiges Material abschneiden. 5 An den Kanten gut glätten, da hier viel Bewegung erfolgt. 5 Die Klett- und Flauschbänder zuschneiden und die Schiene an der Hand fixieren. Dynamische Anteile anbringen . Abb. 5.3  Schnittmuster von radial

5 Zunächst die entsprechende Federkraft für die Kontrakturen ermitteln und das gewünschte TBJAuslegersystem auswählen (siehe Materialempfehlung) 5 Den oder die TBJ-Auslegerblöcke auf dem fertigen Schienengrundkörper mithilfe des „Ausrichtungsstifts“ jeweils in longitudinaler Achse ausrichten(. Abb. 5.5).

. Abb. 5.4  a Schienenanpassung, b Grundgelenkseinstellung in der gewünschten Position

5

118

5

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5 Mit einem Kugelschreiber oder Permanentmarker die Nietenlöcher markieren. 5 Der TBJ-Auslegerblock wird dann dorsal auf dem Schienengrundkörper proximal des Grundglieds so befestigt, dass distal des Grundglieds noch Platz für ein zirkuläres Klettband bleibt. 5 Um eine optimale und formschlüssige Auflage für den Befestigungsblock auf dem Schienengrundkörper zu erhalten, kann man gegebenenfalls die beiden Laschen in Höhe der Bohrlöcher vorsichtig verbiegen. Cave: Da der Befestigungsblock aus Aluminium besteht, führt eine zu starke Biegung der Laschen zum Abbrechen der selbigen!

5 Den TBJ Auslegerblock kann man mit Hohlnieten an der Schiene befestigen. Hierfür ist es notwendig, mit einer Revolverlochzange oder einer Bohrmaschine entsprechende Löcher in die Schiene zu stanzen oder zu bohren 5 Danach beide Anteile über einem Nieteisen bzw. einem Amboss mit Hammerschlägen oder durch den Einsatz einer Spezialzange verbinden. 5 Die Nieten innerhalb der Schiene mit Polstermaterial abkleben, um Druckstellen zu vermeiden. 5 Der proximale Teil des Auslegers kann nun in die Führungsbohrung des TBJ-Auslegerblocks eingeschoben und am

. Abb. 5.5  a TBJ Ausleger auf Basisschiene ausrichten, b Nietenlöcher markieren, c Anpassung des Bestigungsblocks, d Nietenlöcher mit Lochzange ausstanzen, e Nieten mit Hammer versenken, f proximalen Anteil des TBJ Ausllegersystems befestigen, g TBJ Ausleger proximal biegen, h distalen Anteil des Auslegersystems befestigen, i TBJ Ausleger kürzen, j Fingerschlaufe befestigen, k zirkuläres Klettband am distalen Grundglied anbringen

119

5.1 · Dynamische Schienen für das Fingermittel- oder Fingerendgelenk

. Abb. 5.5 (Fortsetzung)

betroffenen Finger eingestellt und mit dem 2,0-mm-Innensechskantschlüssel befestigt werden. 5 Gegebenenfalls mit einer 90°-Biegezange den Auslegerstab so biegen, dass der Drehpunkt des Auslegers möglichst oberhalb der Bewegungsachse des PIP-Gelenkes liegt, um ein so optimales Drehmoment wie möglich zu erzielen. 5 Den Ausleger so einstellen, dass er mittig der Mittelphalanx in longitudinaler und transversaler Richtung steht. Die optimale Zugrichtung und das beste Drehmoment ist gegeben, wenn der Zug senkrecht auf die Phalanx einwirkt. 5 Um die Verstellschraube gut einstellen zu können, empfiehlt es sich, bei einer Schiene mit mehreren Auslegern an der rechten Hand von radial und links von ulnar mit der Montage des TBJ-Auslegersystems zu beginnen, da die Schraube zur Einstellung des

5 5 5

5

Bewegungsausmaßes auf der linken Seite (Patientensicht) vormontiert ist. Jetzt kann der distale Anteil des TBJ-Auslegers ­ausgerichtet, eingestellt und mit dem 1,5 mm Innensechskantschlüssel befestigt werden. Gegebenenfalls muss der proximale oder distale Anteil des TBJ-Auslegersystem mit einem Bolzenschneider gekürzt werden. Nun kann entweder die Original-Einhängeöse angebracht werden, um die Fingerschlaufe einzuhängen oder das Verbindungsplättchen von Rolyan, welches sich bereits am Ende des Nylonfadens an der Schlaufe befindet, genutzt werden. Damit diese sich nicht unbeabsichtigt aushängt, bietet es sich an, die Öffnung am Ende des TBJ-Auslegers mit einer entsprechenden Zange oder mit ein wenig Schienenmaterial zu schließen.

5

120

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5 Bei Bedarf kann nun auch der Begrenzungsanschlag angebracht, eingestellt und fixiert werden, um eine Bewegung zu limitieren, z. B. nach PIP-Prothetik. 5 Das zirkuläre, distale Klettband in Höhe des Grundgliedes anbringen. 5 Die Zugrichtung noch einmal optimal ausrichten und die Inbusschrauben des Auslegers gut festziehen.

5

Dynamische Extensionsschiene für das PIP-II-Gelenk Variante 2: Dynamischer Anteil mit Rolyan®- Auslegersystem und Zugfeder

(Siehe . Abb. 5.6).

. Abb. 5.7 Materialübersicht

Ziele, Indikation, Kontraindikation, Vorüberlegungen und die Herstellung der statischen Basisschiene: Wie vorher beschrieben für die dynamische Extensionsschiene für das PIP-II-Gelenk mit TBJ-Ausleger-System Materialauswahl – Empfehlung:

5 Materialien der Stärke 2,5–3,2 mm z. B. Ezeform™, Polyform™, Orfilight®, Orfit® Colors NS, 3,2 mm, Aquaplast™, Turbocast® 5 Bei Kindern können auch Materialien der Stärke 2,0 mm verwendet werden 5 Rolyan®-Ausleger 5 Kurze Zugfeder und Haken 5 Lederschlaufe, Hakenband, Flauschband (. Abb. 5.7) Dynamische Anteile anbringen

. Abb. 5.6  a–c Dynamische Extensionsschiene mit Rolyan Ausleger System. a Laterale Ansicht, b palmare Ansicht, c dorsale Ansicht

5 Der Auslegerträger wird dorsal über den Grundgliedschienenanteil gehalten und die richtige Position mit einem Stift markiert (. Abb. 5.8). 5 Der Auslegerträger kann vorher noch gebogen werden, so dass er etwas höher ist und dadurch eine leichtere Einstellung des Auslegerstabes ermöglicht wird, eventuell müssen die Auslegerenden noch über dem Grundgelenk leicht angebogen werden, damit er besser auf dem Material anliegt. 5 Der Auslegerträger wird mit einem erhitzten Schienenmaterialstück dorsal auf dem Grundglied so befestigt, dass proximal des Mittelgelenkes noch Platz ist für ein zirkuläres Klettband. 5 Den runden Stabeinsteller auf dem Auslegerhalter so montieren, dass er mit dem Stabloch in der Mitte der Phalanx steht und die Inbusschrauben nur leicht anziehen, damit er noch verstellt werden kann. 5 Den Auslegerstab einstecken, leicht festziehen und so einstellen, dass er in der Mitte der Mittelphalanx in longitudinaler und transversaler Richtung steht und auf eine angemessene Länge kürzen (optimale Zugrichtung, wenn der Zug senkrecht auf die Phalanx einwirkt, d. h. bestes Drehmoment, Abstand zwischen Schlaufe und Auslegerstaböse ca. 2 cm).

5.1 · Dynamische Schienen für das Fingermittel- oder Fingerendgelenk

121

. Abb. 5.8  a korrekte longitudinale Position mit Stift markieren, b Biegen des Einzelauslegers und Auslegerenden anformen, c Auslegerträger erhitzen und auf Schiene positionieren, d mit erhitztem Schienenmaterialstück fixieren, e Stabeinsteller montieren, f Auslegerstab korrekt montieren, g Auslegerstab kürzen, h mit Gummimuffe schützen, i Haken erhitzen und proximal auf Schiene befestigen, j Schlaufe mit Nylonfaden einfädeln, k Feder mit Einstellplättchen einhängen, l korrekt ausgerichteten Ausleger gut befestigen, m Zugstärke einstellen

5 Ein zirkuläres Klettband distal des Auslegers um die Grundgliedöffnung befestigen. 5 Den Haken zur Befestigung der Feder weit proximal anbringen, so dass die Zugkraft gut eingestellt werden kann und das Einstellplättchen nirgendwo fest hakt.

5 Die Lederschlaufe bis auf Höhe der Mittelphalanx über den Finger stecken, den Nylonfaden durch die Auslegerstaböse ziehen, bis auf Hakenlänge mit der Schere kürzen, in das Einstellplättchen einfädeln, die Feder am Einstellplättchen befestigen und locker in den Haken einhängen.

5

122

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5

. Abb. 5.8 (Fortsetzung)

5 Die Zugrichtung noch einmal optimal ausrichten und die Inbusschrauben des Auslegers gut festziehen. 5 Nun kann die Zugstärke mit der Federwaage eingestellt werden (PIP-Gelenke zwischen 100–300 g). Dynamische Extensionsschiene für das PIP-II-Gelenk Variante 3: „Statisch-progressiver Anteil mit Gitarrenmechanik“

(Siehe . Abb. 5.9).

Ziele, Indikation, Kontraindikation, Vorüberlegungen und die Herstellung der statischen Basisschiene: Wie vorher

beschrieben für die dynamische Extensionsschiene für das PIP II-Gelenk mit TBJ-Ausleger. Materialauswahl – Empfehlung:

5 Materialien der Stärke 2,5–3,2 mm z. B. Ezeform™, Polyform™, Orfilight®, Orfit® Colors NS, 3,2 mm, Aquaplast™, Turbocast® 5 Bei Kindern können auch Materialien der Stärke 2,0 mm verwendet werden 5 Rolyan®-Ausleger 5 Gitarrenmechanik 5 Lederschlaufe, Hakenband, Flauschband (. Abb. 5.10)

123

5.1 · Dynamische Schienen für das Fingermittel- oder Fingerendgelenk

. Abb. 5.10 Materialien

. Abb. 5.9  a–c Dynamische Extensionsschiene. a laterale Ansicht, b palmare Ansicht, c dorsale Ansicht

Dynamische Anteile anbringen

Das Anbringen des Auslegerträgers erfolgt genauso wie bei der dynamischen Schiene 5 Der Auslegerträger wird dorsal über den Grundgliedschienenanteil gehalten und die richtige Position mit einem Stift markiert. 5 Der Ausleger kann vorher noch gebogen werden, so dass er etwas höher ist und dadurch eine leichtere Einstellung des Auslegerstabes ermöglicht wird, eventuell müssen die Auslegerenden noch über dem Grundgelenk leicht angebogen werden, damit er besser auf dem Material anliegt. 5 Der Ausleger wird mit einem erhitzten Schienenmaterialstück dorsal auf dem Grundglied so befestigt,

dass distal über dem Grundglied noch Platz für ein zirkuläres Klettband ist. 5 Den runden Stabeinsteller auf dem Auslegerhalter so montieren, dass er mit dem Stabloch in der Mitte der Phalanx steht und die Inbusschrauben nur leicht anziehen, damit er noch verstellt werden kann. 5 Den Auslegerstab einstecken, leicht festziehen und so einstellen, dass er in der Mitte der Mittelphalanx in longitudinaler und transversaler Richtung steht und auf eine angemessene Länge kürzen (Abstand zwischen Schlaufe und Auslegerstaböse ca. 2 cm). 5 Ein zirkuläres Klettband distal des Auslegers an der Schiene befestigen. 5 Die Gitarrenmechanik wird mit einem warmen Schienenmaterialstreifen so ummantelt, dass die Mechanik nicht behindert wird (. Abb. 5.11). 5 Die ummantelte Mechanik mit dem Heißluftföhn erhitzen und anschließend am proximalen Ende der Schiene in der Achse des zuvor befestigten Auslegers festkleben. 5 Die Lederschlaufe bis auf Höhe der Mittelphalanx über den Finger stecken, den Nylonfaden durch die Auslegeröse und die Öffnung der Gitarrenmechanik ziehen, den Nylonfaden am proximalen Ende mit einem Knoten versehen und diesen mit Schienenmaterial so verstärken, dass er nicht mehr durch die Öffnung der Gitarrenmechanik gleiten kann. 5 Die Zugrichtung noch einmal optimal ausrichten und die Inbusschrauben des Auslegers gut festziehen. 5 Durch Drehen der Gitarrenmechanik die Mittelphalanx bis in die maximal tolerierbare Streckung bringen, danach die Gitarrenmechanik wieder eine halbe Umdrehung zurückdrehen, so dass die Schiene ohne Probleme dauerhaft getragen werden kann. Cave

Der Patient darf auf keinen Fall etwas erzwingen wollen, wichtig ist, dass die Schiene das Gelenk am Bewegungsende hält und so das Gewebe einen Reiz bekommt, sich neu auszurichten. Zu heftiges Einstellen führt zu Knorpelschäden an den Gelenkrändern !!! Die Schiene muss so eingestellt werden, dass es zu keinen Schmerzen, Druckstellen,

5

124

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5

. Abb. 5.11  a Gitarrenmechanik mit Schienenmaterial ummanteln, b ummantelte Gitarrenmechanik erhitzen und auf der Schiene befestigen, c Nylonfaden durch die Gitarrenmechaniköffnung fädeln, d Knoten mit Schienenmaterial verstärken, e Schrauben des korrekt ausgerichteten Ausleger gut festziehen, f tolerierbare Zugstärke durch Drehen an der Mechanik einstellen

125

5.1 · Dynamische Schienen für das Fingermittel- oder Fingerendgelenk

Durchblutungsstörungen, Taubheitsgefühlen oder sonstigen Problematiken kommt. Eine gute Compliance des Patienten ist notwendig, damit dieser Schienentyp seine optimale Wirkung entfalten kann. 5.1.1.2  Kontrolle/Abschließende Aspekte

5 Abschließende Kontrolle der Funktion und Ästhetik der Schiene 5 Ausschluss von Blockaden angrenzender nichtbetroffener Gelenke 5 Die Basisschiene sollte dorsal über der Grundphalanx nicht zu kurz sein, dieses könnte Druckstellen verursachen 5 Der Ausleger ist korrekt eingestellt, so dass keine unerwünschter lateraler oder longitudinaler Zug/Druck entsteht 5 Die Zugkraft ist nicht zu hoch eingestellt, damit keine Mikrozerreißungen entstehen

z Patienteninstruktion/-information

Patienten genauestens einweisen, wie und wann die Schiene zu tragen ist! Im Schienenpass werden die Tragedauer und Kontrolltermine vermerkt. Der Umgang mit der Schiene, wie z. B. das ­An-/Ablegen und die Reinigung, werden mit den Patienten geübt bzw. besprochen. z Tragedauer

Die Schiene sollte mindestens 4 × täglich 1–1,5 h zur Redression von Kontrakturen oder Sehnenverklebungen getragen werden Klinisches Beispiel (Siehe . Abb. 5.12).

z Weitere Variationen

(Siehe . Abb. 5.13).

5

126

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5

. Abb. 5.12  a Zustand nach Beugesehnennaht V links 9 Wochen postoperativ und Entwicklung von Verklebungen und einer Mittelgelenkskontraktur im Kleinfinger, b–e intensive Therapie mit Silikonauflage und Schienenversorgung, f Ergebnis nach 4 Wochen Schienenbehandlung

127

5.1 · Dynamische Schienen für das Fingermittel- oder Fingerendgelenk

. Abb. 5.13  a, b Orfitube®-Auslegersystem der Firma Orfit in zwei Variationen, Vorteil: sehr leicht, Nachteil: schwieriger einzustellen

5.1.2  Dynamische Flexionsschiene für das

Fingermittelgelenk (PIP Gelenk)

(Siehe . Abb. 5.14). Ziele

5 5

5 Aufdehnung von Gelenkkontrakturen (tendogenen, dermatogenen, arthrogenen Adhäsionen) 5 Erhalt der in der Operation erzielten Beugung des Mittelgelenkes

5

Indikation

5

5 Mittelgelenksstreckkontrakturen unterschiedlicher Genese 5 Strecksehnentenolysen 5 Mittelgelenksarthrolysen 5 Strecksehnenverklebungen nach Naht ab der 9.–10. postoperativen Woche Kontraindikation

5 Veraltete Strecksehnenverklebungen, die operativ gelöst werden müssen 5 Mittelgelenkskontrakturen mit knöcherner Genese 5 Instabile Situationen, die eine Verwendung einer dynamischen Schiene verbieten Vorüberlegungen

5 Ist eine große und kräftige Hand oder eher eine kleine und schwächere Hand zu versorgen? Bei einer großen Hand empfiehlt sich ein 3,2-mm-Material und

bei einer kleinen Hand eher ein Material der Stärke 2,0–2,5 mm. Ist die Compliance des Patienten vorhanden, eine derartige Schiene tagsüber stundenweise korrekt zu tragen? Hat der Patient, die nötige Zeit, die Schiene regelmäßig tagsüber stundenweise zu tragen? Besteht eine Begleitverletzung, durch die das Tragen einer dynamischen Flexionsschiene kontraindiziert ist – z. B. eine Mittelgliedfraktur, die nicht knöchern durchbaut ist – oder bestehen Bandverletzungen, sodass das Mittelgelenk instabil ist? Bei nur noch gering geminderter passiver Flexion kann auch ein quer verlaufendes Flexionsband über das Mittelglied oder eine Achterschlaufe/Coflexwickelung um die Grund- und Endphalanx den erwünschten Erfolg erzielen. Die Schienenbehandlung ist dann oft „ausgereizt“ und nicht mehr sinnvoll.

Materialauswahl – Empfehlung:

5 Materialien der Stärke 2,0–3,2 mm, z. B. Ezeform®, Polyform®, Orfilight®, Orfit® Colors NS 3,2 mm, Aquaplast®, Turbocast®. 5 Bei Kindern können Materialien der Stärke 2,0 mm verwendet werden. 5 Lederschlaufe, Hakenband, Flauschband, Haken, Öse. 5 Als palmarer Ausleger für die Umlenkung eignet sich gut ein Stück Aquaplast® superperforiert, aber auch nichtperforierte Materialien sind möglich. Die Löcher bzw. eine Kerbe für die Umlenkung müssen dann per Hand noch nachgearbeitet werden. Manchmal reicht auch eine einfache Öse als Umlenkung (. Abb. 5.15).

5

128

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5

. Abb. 5.14  a–d Dynamische Flexionsschiene. a palmare Ansicht, b ulnare Ansicht, c radiale Ansicht, d dorsale Ansicht

. Abb. 5.15  Benötigtes Material

129

5.1 · Dynamische Schienen für das Fingermittel- oder Fingerendgelenk

5.1.2.1  Herstellung

(Siehe . Abb. 5.16). Positionierung des Patienten

Der Patient sollte aufrecht und gerade sitzen. Der Arm sollte auf den Ellenbogen aufgestützt werden und die Handinnen-

. Abb. 5.16  a Schnittmuster für ulnare Schiene/Ringfinger, b Schnittmuster für radiale Schiene/Zeigefinger

fläche zum Therapeuten zeigen. Rotationsbewegungen (Pround Supination) spielen für diese Schiene keine Rolle, da sie nicht über das Handgelenk verläuft. Anpassung der Schiene am Patienten

5 Erstellen eines Schnittmusters, je nachdem welcher Finger betroffen ist von radial oder ulnar, es müssen das Handgelenk, alle nicht betroffenen Finger sowie das Mittel- und Endgelenk des betroffenen Finger frei bleiben. 5 Die Schiene endet dorsal über dem Mittelgelenk und palmar proximal des Mittelgelenkes, so dass das Mittelglied in endgradiger Flexionsstellung palmarseitig nicht auf den Rand der Schiene stößt. Es muss eine freie Flexion gewährleistet sein. 5 Das Schnittmuster wird auf das Material übertragen, im Wasserbad erwärmt und ausgeschnitten. 5 Die Schiene wird so angelegt, dass alle Beugefurchen, die frei bleiben müssen, nicht eingeschränkt werden. Die Hand des Patienten zeigt dabei mit der Hohlhand zum Therapeuten, die palmare Lasche wird durch die erste Kommisur gelegt und zunächst dorsal fixiert, so dass die Schiene an der Hand in der richtigen Position gehalten wird (. Abb. 5.17). 5 Nun wird das Grundgelenk des betroffenen Fingers in 30–40°-Beugung eingestellt, damit der Finger hier später nicht aus der Schiene „heraushebeln“ und eine gute Zugrichtung eingestellt werden kann. 5 Das Material aushärten lassen. 5 Die Schiene von der Hand abnehmen und eventuell überschüssiges Material abschneiden.

. Abb. 5.17  a Fixierung der palmaren Schienenlasche um den Daumen herum dorsalseitig, b Anzeichnen und Abschneiden von ­überschüssigem Material

5

130

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5 Die Kanten an den Hohlhandbeugefurchen und palmar des Mittelgelenkes gut glätten, da hier viel Bewegung erfolgt bzw. sonst am distalen Grundglied des betroffenen Finger eine Druckstelle entstehen kann. 5 Die Klettbänder zuschneiden und die Schiene an der Hand fixieren, sowie durch ein Klettband das betroffene Grundglied zirkulär fixieren. 5 Fertige Basisschiene (. Abb. 5.18).

5

Anbringen des dynamischen Anteils

5 ein Stück Aquaplast® superperforiert am Heißluftföhn im unteren Drittel erhitzen und palmar auf der Basisschiene so anbringen, dass die richtige Zugrichtung des

betroffenen Fingers in longitudinaler Richtung eingestellt werden kann (. Abb. 5.19) 5 Eine Lederschlaufe auf das Mittelglied des betroffenen Fingers stecken und den Nylonfaden so durch ein Loch des Aquaplast®-Stückes stecken, dass die Zugrichtung in longitudinaler Richtung des Fingers stimmt und der Zug senkrecht auf das Mittelglied einwirkt (Zug im rechten Winkel ist optimaler Zug), gegebenenfalls das Aquaplast®Stück oberhalb und seitlich des verwendeten Loches kürzen. 5 Nun einen Haken erhitzen und proximal so anbringen, dass ein Einstellplättchen und eine kleine Feder gut zwischen Haken und Aquaplast® passen und die Zugkraft eingestellt werden kann.

. Abb. 5.18  a–c Basisschiene für die dynamische Flexionsschiene für das PIP. a Palmare Ansicht, b laterale Ansich, c dorsale Ansicht

5.1 · Dynamische Schienen für das Fingermittel- oder Fingerendgelenk

131

. Abb. 5.19  a Anbringen des Aquaplast Stückes als Umlenkung, b Finden des richtigen Loches für die korrekte Zugrichtung, c Einstellen der korrekten Zugrichtung, d Markieren der Position für das Häkchen, e Anbringen des Häkchens, f Einstellen der Zugstärke

5

132

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5

. Abb. 5.19 (Fortsetzung)

5 Das Einstellplättchen einfädeln, die Feder einhaken und mit der Zugwaage die korrekte Zugkraft einstellen. 5 Gegebenenfalls den dorsalen Fingeranteil polstern.

5 Kontrollieren, ob die Zugkraft nicht zu hoch eingestellt ist, so dass keine Mikrozerreißungen entstehen (siehe 7 Abschn. 4.2.1 Zugkraft).

5.1.2.2  Kontrolle/Abschließende Aspekte

z Patienteninstruktion/-information

5 Abschließende Kontrolle der Funktion und Ästhetik der Schiene. 5 Ausschluss von Blockaden angrenzender ­nicht betroffener Gelenke. 5 Die Basisschiene sollte palmar auf Höhe des ­PIP-Gelenkes nicht zu lang sein, dieses könnte Druckstellen verursachen und die Funktion der Schiene unmöglich machen. 5 Das Aquaplast®-Stück sollte so angebracht sein, dass die Zugrichtung stimmt und kein unerwünschter lateraler oder longitudinaler Zug/Druck entsteht. 5 Das Aquaplast®-Stück sollte gekürzt sein, so dass es nicht hinderlich ist.

Im Schienenpass werden die Tragedauer und Kontrolltermine vermerkt. Der Umgang mit der Schiene, wie z. B. das ­An-/Ablegen und die Reinigung, werden mit dem Patienten geübt bzw. besprochen. z Tragedauer

Die Schiene sollte mindestens 4 × täglich 1–1,5 h zur Redression von Kontrakturen, Narbenverkürzungen oder Sehnenverklebungen getragen werden. Klinisches Beispiel (Siehe . Abb. 5.20).

z Variationen

(Siehe . Abb. 5.21).

5.1 · Dynamische Schienen für das Fingermittel- oder Fingerendgelenk

133

. Abb. 5.20  a Schwere Quetschverletzung mit Grund- und Mittelgliedfrakturen des Mittelfingers sowie Amputation des Ringfingers, daraus resultierende Streckkontrakturen im Mittel- und Endgelenk, b, c Versorgung mit einer dynamischen Flexionsschiene für das proximale Interphalangealgelek (PIP) sowie mit einem zusätzlichen querverlaufenden Flexionsband als Kombination für das PIP und DIP Gelenk (Distales Interphalangealgelenk), d, e nach Normalisierung der Mittelgelenksflexion, Umbau der Schiene als isolierte dynamische Flexionsschiene für das DIP-Gelenk

5

134

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5

. Abb. 5.21  a Dynamische Flexionsschiene für das Zeigefinger-PIP-Gelenk, b dynamische Flexionsschiene für die PIP-Gelenke des Mittel- und Ringfingers, c dynamische Flexionsschiene mehrgelenkig mit longitudinalem Flexionsband für die PIP- und DIP-Gelenke des Mittel- und Ringfingers

5.2  Dynamische Schienen für das

Daumenendgelenk

5.2.1  Dynamische Extensionsschiene für das

Daumenendgelenk

(Siehe . Abb. 5.22). Ziele

5 Verbesserung der Streckung des Daumenendgelenkes 5 Aufdehnung von Kontraktuen und Verklebungen Indikationen

5 Beugekontrakturen des Daumenendgelenkes unterschiedlichster Genese 5 Verklebung der Flexor-pollicis-longus(FPL)-Sehne (Einsatz erst nach abgeschlossener Sehnenheilung) Kontraindikationen

5 Noch nicht knöchern konsolidierte Frakturen des Grund- und/oder des Endgliedes 5 Noch nicht stabil verheilte Naht der FPL-Sehne

Vorüberlegungen

Je nach Diagnose sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden: 5 Müssen und können Achsabweichungen korrigiert werden? 5 Muss die Schiene über einen längeren Zeitraum ganztägig getragen werden, ist also perforiertes Material zu bevorzugen? 5 Müssen generell Wundverbände berücksichtigt werden und wenn ja, wie können diese möglichst minimiert werden, wie kann verhindert werden, dass das Material auf dem Verband klebt? 5 Müssen wechselnde Ödeme berücksichtigt werden? 5 Müssen Kirschner-Drähte eventuell abgepolstert werden? 5 Besteht eine Begleitverletzung, bei der das Tragen einer dynamischen Extensionsschiene kontraindiziert ist, z. B. eine Endgliedfraktur, die noch nicht knöchern durchbaut ist? 5 Besteht ein Tenodeseneffekt, sodass eine lange Schiene, die das Handgelenk mit einschließt, gebaut werden muss (Tenodeseneffekt = Verstärkung der Beugestellung des Daumenendgelenkes bei vermehrter Handgelenksextension durch Verklebungen der FPL-Sehne) 5 Bestehen Bandverletzungen, so dass das Interphalangeal(IP)-Gelenk instabil ist?

135

5.2 · Dynamische Schienen für das Daumenendgelenk

. Abb. 5.23 Materialübersicht

5.2.1.1  Herstellung Statischer Schienenanteil

Anpassung einer Daumenhülse – siehe Abschn. Statische Schienen (. Abb. 5.24). Dynamischer Schienenanteil Anbringen des Auslegers

5 Position des Auslegerhalters im Bereich des Grundgliedes auf der Schiene anzeichnen (ca. 1–1,5 cm proximal des Schienenrandes), hierbei darauf achten, dass der Ausleger später nach der Längsachse des Daumens ausgerichtet ist. 5 Schienenmaterial, wenn es beschichtet ist ­(Orfit®-Materialien), etwas anrauen. 5 Auslegerhalter an der Unterseite mit dem Heißluftföhn erhitzen, auf die Markierung an der Schiene drücken und abkühlen lassen (. Abb. 5.25). 5 Nun Röhrchen in den Adjuster stecken und Länge sowie Winkelstellung des Röhrchens bestimmen. 5 Anschließend das Röhrchen wieder aus dem Adjuster nehmen und mit der mitgelieferten Biegevorrichtung so lange biegen, bis der richtige Zugwinkel eingestellt ist (der in das Röhrchen eingeführte Biegestab verhindert ein Zusammendrücken des Röhrchens beim Biegen). . Abb. 5.22  a Palmare Ansicht Daumenextensionsschiene, b laterale Ansicht Daumenextensionsschiene, c dorsale Ansicht Daumenextensionsschiene

Materialauswahl – Empfehlung

5 Orfit Colors® NS 2, 0 mm mikroperforiert 5 Orfilight® 5 Aquaplast™ -T Original oder Watercolors™ 2, 4 mm 5 Orfitube®-Ausleger (Orfit) 5 Hakenband selbstklebend 5 Schlaufenband 5 Rolyan®- kurze Feder – schwarz 5 Rolyan®- Lederschlaufe groß 5 Häkchen (. Abb. 5.23)

. Abb. 5.24  Statische Daumenhülse als Basisschiene

5

136

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5

. Abb. 5.25  a Position des Auslegerhalters festlegen, b Schienenmaterial anrauen, c Auslegerhalter erhitzen, d Auslegerhalter ins Material drücken, e Biegen des Röhrchens, f Kürzen des Röhrchens mit der Schere, g Festschrauben des Röhrchens, h Erhitzen des Hakens, i Anbringen des Hakens

137

5.2 · Dynamische Schienen für das Daumenendgelenk

5 Nun das Nylonfädchen durch das Röhrchen stecken, das Metallplättchen und Feder anbringen, die Zugstärke bestimmen und die Feder in das Häkchen einhängen. Herstellung des Schiffchens

Durch die spezielle Form des Daumenendgliedes kann es leicht zum Abrutschen einer herkömmlichen Lederschlaufe kommen, sobald in Streckung gezogen wird. Dieses Problem kann man umgehen, wenn man eine Schlaufe selbst herstellt bzw. eine schon fertige Lederschlaufe an den Daumen anpasst, indem man sie abnäht. Man kann ebenso eine Schlaufe aus Orficast® herstellen oder ein palmares „Schiffchen“ in Form des Endgliedes anpassen (. Abb. 5.26). Patienteninstruktion/-information

Im Schienenpass werden die Tragedauer und Kontrolltermine vermerkt. Der Umgang mit der Schiene, wie z. B. das An-/Ablegen und die Reinigung, werden mit dem Patienten geübt bzw. besprochen. z Tragedauer

Die Schiene sollte 3 × 1,5 h bis 3 × 2 h am Tag getragen werden. Die optimale Zugkraft liegt bei 150–250 g. Man beginnt niedrig und steigert langsam, wenn die Schiene problemlos vertragen wird. Zu Beginn sollte das Daumenendgelenk mit der NeutralNull-Methode gemessen werden. Danach sind regelmäßige Schienenkontrollen unbedingt erforderlich. Erstmals nach 2 Wochen, dann in 4- bis 6-wöchigen Abständen. Die Schiene muss dabei an Veränderungen angepasst werden (Zugrichtung, Zugkraft etc.). 5.2.1.2  Kontrolle/Abschließende Aspekte

. Abb. 5.25 (Fortsetzung)

5 Danach die notwendige Länge des Röhrchens festlegen und das Röhrchen mit der Schere kürzen. 5 Die Metallhülse auf das Endstück stecken, damit das Zugelement gut gleiten kann. 5 Röhrchen wieder in die Halterung stecken und mit dem Inbusschlüssel festschrauben. 5 Den Haken zum Einhängen der Feder so anbringen, dass ein möglichst langer Weg für den Zug zur Verfügung steht (weit proximal).

5 Angrenzende nicht betroffene Gelenke werden durch die Schiene nicht eingeschränkt. 5 Die Basisschiene ist über der Grundphalanx des Daumens nicht zu kurz, sondern endet über bzw. etwas distal des IP. 5 Die Schiene schneidet nicht ein und verursacht keine Druckstellen.  5 Der Ausleger ist korrekt eingestellt, so dass kein unerwünschter lateraler oder longitudinaler Zug oder Druck entsteht. 5 Die Zugkraft ist korrekt eingestellt. z Variationen

(Siehe . Abb. 5.27).

5

138

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5

. Abb. 5.26  a Abgenähte Lederschlaufe am Daumen anliegend, b Schlaufe aus Orficast®, c Schiffchen aus Schienenmaterial, d Nylonfaden durch Röhrchen stecken, e Zugstärke bestimmen, f fertige Schiene

139

5.2 · Dynamische Schienen für das Daumenendgelenk

. Abb. 5.27  a Dynamische Extensionsschiene für das Daumenendgelenk mit Rolyan®-Ausleger und Spiralfeder, b dynamische Extensionsschiene für das Daumenendgelenk mit Schiffchen und elastischem Zugband

5.2.2  Dynamische Flexionsschiene für das

Daumenendgelenk

(. Abb. 5.28). Ziele

5 Verbesserung der Flexion des Daumenendgelenkes 5 Aufdehnung von Kontrakturen Indikationen

5 Streckkontrakturen des IP-Gelenkes des Daumens 5 Verklebung der EPL-Sehne, z. B. nach Naht der Sehne und abgeschlossener Heilung Kontraindikation

5 Noch nicht knöchern konsolidierte Frakturen des Grund- und/oder des Endgliedes 5 Noch nicht stabil verheilte Naht der EPL- Sehne (Zug erst ab 8.–9. Woche postoperativ erlaubt) 5 Beugedefizite, die passiv ausgleichbar sind Vorüberlegungen

Anpassung einer Daumenhülse für das Sattel- und Grundgelenk als Basisschiene (siehe statische Schienenversorgung, 7 Abschn. 2.2)

Materialvorschlag:

Orfit Colors® NS 2,0 mm Orfilight® 2,5 mm Aquaplast™ -T, Original oder Watercolors™ 2,4 mm Hakenband selbstklebend und Schlaufenband Rolyan®- kurze Feder – schwarz oder Gummizug Fingerschlaufe für das IP-Gelenk Miederhaken (. Abb. 5.29) Je nach Diagnose sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden: 5 Müssen und können Achsabweichungen korrigiert werden? 5 Muss die Schiene über einen längeren Zeitraum ganztägig getragen werden, ist perforiertes Material zu bevorzugen? 5 Müssen generell Wundverbände berücksichtigt werden und wenn ja, wie können diese möglichst minimiert werden? 5 Müssen Kirschner-Drähte eventuell abgepolstert werden? 5 Besteht eine Begleitverletzung, bei der das Tragen einer dynamischen Flexionsschiene kontraindiziert ist, z. B. eine Endgliedfraktur, die noch nicht knöchern durchbaut ist? 5 Oder bestehen Bandverletzungen, sodass das IP-Gelenk instabil ist?

5

140

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5 . Abb. 5.29 Materialübersicht

5.2.2.1  Herstellung

Anpassung einer Daumenhülse – siehe Abschn. Statische Schienen 2.2.1 (. Abb. 5.30). Anbringen des dynamischen Anteils mit Gummizug

5 Bei dieser Variante ist die Position des Häkchens (aufgrund der Kontrakturstellung) zufällig die gleiche wie die der Umlenkung, deshalb kann auf die Umlenkung verzichtet und direkt zum Haken gezogen werden 5 Schlaufe über das Endglied legen. 5 Nun Zugrichtung bestimmen und die Position des Hakens mit einem Stift markieren (. Abb. 5.31). 5 Haken über dem Heißluftgebläse erhitzen und an der markierten Stelle in das Material drücken. 5 Das Gummiband durch das Loch der Fingerschlaufe ziehen, Zugstärke mit der Federwaage einstellen. 5 Stelle am Gummiband markieren, anschließend verknoten oder 2. Gummiband aufschieben (Vorteil: dieses kann flexibel hin und her geschoben werden und somit schnell die optimale Zugkraft korrigiert werden), 5 Anschließend am Miederhaken einhängen. Anbringen des dynamischen Anteils mit einer Feder . Abb. 5.28  a–c Dynamische Flexionsschiene, a palmare Ansicht mit Feder, b palmare Ansicht mit Gummizug, c dorsale Ansicht

5 Zugrichtung bestimmen und die Position der Umlenkung mit einem Stift markieren, Umlenköse über dem Heißluftgebläse erhitzen und mit etwas Schienenmaterial auf der Basisschiene fixieren. Oftmals

141

5.2 · Dynamische Schienen für das Daumenendgelenk

ist die Position unterhalb der distalen Beugfalte des Metacarpophalangealgelenkes (MCP) V die optimale Zugrichtung. Die Umlenkung hängt aber auch von der Position des Daumens insgesamt in der Schiene ab, d. h. mehr seitliche Abduktion des Daumens führt zu einer Umlenkung in Höhe des Mittel- oder Ringfingers, mehr Opposition geht eher in Richtung Kleinfinger (. Abb. 5.32). 5 Miederhaken mit dem Heißluftgebläse erhitzen und auf der Schiene anbringen. Cave: Die Feder muss sich entfalten können, daher genug Platz einplanen. Die genaue Position des Häkchens auf der Schiene ist nicht entscheidend, der korrekte Zug wird durch die Führung in der Umlenkrolle gewährleistet! 5 Den Daumen in die Schlaufe stecken, anschließend den Nylonfaden durch die Umlenkung führen und mit einem Einstellplättchen versehen. 5 Die Feder einhaken und mit der Federwaage die korrekte Zugkraft einstellen. 5.2.2.2  Kontrolle/Abschließende Aspekte

5 Ausschluss von Blockaden und Funktionseinschränkungen angrenzender nicht betroffener Gelenke. Handgelenk und IP-Gelenk müssen frei beweglich sein. 5 Sind engmaschige Kontrollen wegen Rückgang des Ödems oder Verbandsmaterialentfernung notwendig. 5 Ist die Zugkraft korrekt eingestellt, so dass keine Mikrozerreißungen im Gewebe entstehen (siehe Abschn. 4.2.1 Zugkraft). Patienteninstruktion/-information

Im Schienenpass werden die Tragedauer und Kontrolltermine vermerkt. Der Umgang mit der Schiene, wie z. B. das An-/Ablegen und die Reinigung, werden mit dem Patienten geübt und besprochen. Tragedauer

. Abb. 5.30  a–c Statische Basisschiene (Daumenhülse). a dorsale Ansicht, b palmare Ansicht, c laterale Ansicht

Die Schiene sollte mindestens 6 × täglich 1–1,5 Stunden zur Redression von Kontrakturen, Narbenverkürzungen oder Sehnenverklebungen getragen werden

5

142

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5

. Abb. 5.31  a Adaption der Fingerschlaufe am Daumen und Festlegen der Zugrichtung, b Anbringen des Miederhakens, c Einstellung der Zugstärke, d Markierung der optimalen Zugstärke, e Anbringen eines 2. Gummibandes für ein einfacheres Verstellen, f Endkontrolle von Sitz und Funktion

5.2 · Dynamische Schienen für das Daumenendgelenk

143

. Abb. 5.32  a richtige Zugrichtung festlegen und Umlenköse positionieren, b Anbringen des Miederhakens, c Fingerschlaufe adaptieren, d Einstellen der optimalen Zugstärke, e laterale Ansicht der fertigen Schiene, f palmare Ansicht und Endkontrolle

5

144

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5.3  Dynamische Schienen für

die Fingergrundgelenke (Metacarpophalangelagelenke/MCP Gelenke)

5.3.1  Dynamische Extensionsschiene für die

Fingergrundgelenke

(Siehe . Abb. 5.33).

5

Ziele

5 Verbesserung der Streckung der Fingergrundgelenke 5 Erhalt der Streckung nach verschiedenen vorangegangenen Operationen (Arthro-/Tenolysen) 5 Lösen von beugeseitigen Verklebungen durch dauerhaften Zug auf die verkürzten und verklebten Bindegewebsstrukturen (Sehnenverklebungen, Narbenkontrakturen)

Indikationen

5 Beugekontrakturen der Grundgelenke unterschiedlichster Genese 5 Weiterhin bestehende Bewegungseinschränkungen nach Arthrolysen der Grundgelenke 5 Weiterhin bestehenden Bewegungseinschränkungen nach Tenolysen der Beugesehnen 5 nach MP-Gelenkersatz Kontraindikationen

5 Noch nicht konsolidierte Mittelhandknochen- oder Grundgliedfrakturen (Ausnahme: stabile Osteosynthesen – Absprache mit dem Arzt) 5 Noch nicht abgeschlossene Heilung von Beugesehnennähten (erst nach 12 Wochen voll belastbar) 5 Starke Schwellung von Hand und Fingern 5 Fortgeschrittene Arthrose der Grundgelenke mit extremen Destruktionen/Osteophyten, die keine Grundgelenksbeweglichkeit mehr zulassen 5 Gelenkveränderungen, die eine passive Mobilisation verbieten (z. B. fehlverheilte intraartikuläre Frakturen, instabile Gelenke, Bandverletzungen) 5 Entzündungen Vorüberlegungen

Die Schiene wird zur Behandlung von Beugekontrakturen der Fingergrundgelenke eingesetzt. Wie bei der im Folgenden beschriebenen Flexionsschiene für die Grundgelenke auch, muss genügend Stabilität gewährleistet sein und ein Verrutschen der Schiene nach distal sowie ein Heraushebeln aus der Schiene ausgeschlossen werden. Eine Schiene, die das Handgelenk einschließt und entweder zirkulär oder von palmar mit einem dorsalen Deckel angelegt ist, bietet hierfür die besten Voraussetzungen (. Abb. 5.34). Welche Schienenform, welches Material und welches Auslegersystem gewählt wird, hängt von mehreren Faktoren ab. Man sollte zunächst abklären, ob Ödeme bestehen, ob Wunden oder Sensibilitätsstörungen am Handrücken einen Druck auf diese Areale verbieten, aber auch, ob der Patient in der Lage ist, die Schiene ordnungsgemäß zu tragen und zu regelmäßigen Kontrollen in die Handtherapie zu kommen. Tragedauer

Die Schiene sollte mindestens 4–6  × täglich 1–1,5 h getragen werden. Es empfiehlt sich nicht, die Schiene nachts zu tragen, da hier die Kontrolle nicht gewährleistet werden kann (Durchblutung, Sensibilität, Druckstellen, Zugstärke). Um den Erfolg der Schiene messen und Korrekturen vornehmen zu können, müssen regelmäßige ergotherapeutische Kontrollen durchgeführt werden. . Abb. 5.33  Dynamische Extensionsschiene für die Fingergrundgelenke, a Schiene von lateral, b Schiene von palmar, c Schiene von dorsal

5.3 · Dynamische Schienen für die Fingergrundgelenke (Metacarpophalangelagelenke/MCP Gelenke)

145

Materialvorschlag:

Basisschiene: 5 Materialien der Stärke 2,0–3,2 mm, z. B. Ezeform™, Polyform™,Orfilight®, Orfit® Colors NS, 3,2 mm, Aquaplast™, Turbocast® 5 Bei Kindern und zirkulären Schienen können auch Materialien der Stärke 2,0–2,5 mm verwendet werden Dynamischer Anteil: 5 Rolyan®-Auslegersystem für die Extension Orfitube®-Auslegersystem für die Extension 5 TBJ-Auslegersystem 5 Schlaufen mit Nylonfäden 5 Spiralfedern oder Hutgummi 5 Haken und Ösen (. Abb. 5.35) Schnittmuster: (Siehe . Abb. 5.36).

. Abb. 5.34  a–c Dynamische Extensionsschienen a Schiene von ulnar, b Schiene von radial, c palmare Schiene mit Deckel

. Abb. 5.35 Materialübersicht

5

146

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5

. Abb. 5.36  a Palmares Schnittmuster mit Daumenloch, b ulnares Schnittmuster, c radiales Schnittmuster

5.3.1.1  Herstellung Anpassung der Schiene am Patienten Statischer Schienenateil

5 Entsprechend der stattgefundenen Vorüberlegungen kann eine ulnarumgreifende, eine radialumgreifende oder ein palmare Handgelenklagerungsschiene mit Deckel als Basisschiene gewählt werden. 5 Die Herstellungsschritte der einzelnen Schienentypen können dem 7 Kap. 2 Herstellung statischer Schienen entnommen werden. 5 Das Aufbringen des dynamischen Schienenanteils auf die Grundschiene bzw. auf den Deckel ist bei allen Schienentypen gleich. 5 In der nachfolgenden Beschreibung kommt eine palmare Handgelenkslagerungsschiene mit Deckel zum Einsatz. 5 Die Herstellung der statischen Basisschiene kann dem 7 Kap. 2 Herstellung statischer Schienen entnommen werden. Dynamischer Schienenanteil

5 Die palmare Schiene anlegen, die Form des Deckels zunächst auf einer Folie anzeichnen und ausschneiden (distales Ende des Deckels sollte über den Grundgelenken enden, da sonst durch den Zug Druckstellen über dem Handrücken entstehen).

5 Schnitt auf das Material übertragen und dieses im Wasserbad erwärmen und ausschneiden, anschließend das weiche Material am Arm des Patienten anformen und erkalten lassen (. Abb. 5.37). 5 Nun die Position des Auslegerhalters mit einem Stift markieren (ca. 2 cm Abstand zum distalen Rand des Deckels einhalten) (. Abb. 5.38a). 5 Auslegerhalter über dem Heißluftföhn erwärmen, leicht in den Deckel eindrücken und mit einem ebenfalls über dem Föhn erwärmten Stück Schienenmaterial fixieren (. Abb. 5.38b). 5 Anschließend ein Häkchen über dem Föhn erwärmen und noch heiß in das proximale Ende des Deckels eindrücken (Cave: Material nicht durchdrücken, sonst gibt es später Druckstellen) (. Abb. 5.38c). 5 Die Position der Klettbänder markieren und diese in Höhe des proximalen Unterarmes, des distalen Unterarmes und im Bereich der Mittelhand festkleben und die Schiene mit Flauschklettbändern am Unterarm befestigen (. Abb. 5.38d). 5 Nun den Auslegerstab zusammen mit der Rolle am Auslegerhalter befestigen. 5 Die genaue Position des Auslegerstabes festlegen, indem man die Rolle auf dem Auslegerhalter horizontal und vertikal verschiebt, der Stab soll mit der Längsachse des Fingers verlaufen, zwischen der Umlenköse des Stabes und der Schlaufe sollen noch ca. 1–2 cm Platz sein (. Abb. 5.39a).

5.3 · Dynamische Schienen für die Fingergrundgelenke (Metacarpophalangelagelenke/MCP Gelenke)

147

. Abb. 5.37  a Palmare Hangelenkslagerung, b Deckel Schnittmuster erstellen, c Schnittmuster auf Material übertragen, d Material im warmen Zustand schneiden, e Anformen des Deckels am Unterarm

5

148

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5

. Abb. 5.38  a Position des Auslegerhalters markieren, b Auslegerhalter mit Schienenmaterial fixieren, c Häkchen eindrücken, d Position der Klettbänder festlegen

5 Auslegerstab kürzen, wenn er zu lang ist (. Abb. 5.39b). 5 Schlaufe über den Finger ziehen und die Zugrichtung festlegen, hierzu den Auslegerstab in Länge und Höhe so ausrichten, dass ein Zugwinkel von 90° auf das Gelenk wirkt (. Abb. 5.39c und d). 5 Einstellplättchen und Feder am Nylonfaden befestigen, Gummimuffe am Ende des Auslegerstabes aufstecken. 5 Wenn alle Positionen stimmen, Rolle gut am Auslegerhalter festschrauben (. Abb. 5.39e). 5 Zugwaage in die Feder einhängen, die Zugstärke bestimmen und die Feder in das Häkchen einhängen (. Abb. 5.39f und g).

5.3.1.2  Kontrolle/abschließende Aspekte

5 Die Zugrichtung und die Zugstärke sind korrekt (eventuell Korrektur). 5 Der Zug verläuft im rechen Winkel zum Grundglied, es entsteht kein Druck in das bzw. kein Zug auf das Gelenk. 5 Die Passform der Schiene ist in Ordnung; sie hebelt nicht, es entstehen keine Druckstellen. 5 Die Ränder sind abgerundet. 5 Der Ulnakopf wurde genügend ausgeformt. 5 Der Patient ist in der Lage, die Schiene (und die Zugelemente) richtig anzulegen.

5.3 · Dynamische Schienen für die Fingergrundgelenke (Metacarpophalangelagelenke/MCP Gelenke)

149

. Abb. 5.39  a Position des Auslegerstabes festlegen und diesen am Auslegerhalter befestigen, b Auslegerstab kürzen, c Zugwinkel einstellen (90°), d Zugrichtung festlegen (in der Achse des Fingers), e Rolle gut am Auslegerhalter festschrauben, f Zugstärke einstellen, g fertige Schiene

5

150

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5 . Abb. 5.39 (Fortsetzung)

Variationen

(Siehe . Abb. 5.40, 5.41 und 5.42).

. Abb. 5.42  Dynamische Extensionsschiene für Finger und Daumen mit Rolyan®-Auslegern und Orfitube®-Auslegern

5.3.2  Dynamische Flexionsschiene für die

Fingergrundgelenke

. Abb. 5.40  Dynamische Extensionsschiene für alle Finger und den Daumen mit Schiffchen und Gummis als Zugelement

(Siehe . Abb. 5.43). Ziele

5 Verbesserung der passiven Beugung der Fingergrundgelenke 5 Erhalt der Beugung nach verschiedenen vorangegangenen Operationen (Arthrolysen/Tenolysen) 5 Lösen von Verklebungen durch dauerhaften Zug auf die verkürzten und verklebten Bindegewebsstrukturen (Narbenkontrakturen, Sehnenverklebungen) Indikationen

. Abb. 5.41  Kombinierte dynamische Extensionsschiene für alle Finger und das Handgelenk zur mehrgelenkigen Dehnung z. B. nach Beugesehnenverklebungen oder bei Volkmannscher-Kontraktur

5 Streckkontrakturen der Grundgelenke unterschiedlichster Genese 5 Weiterhin bestehende Bewegungseinschränkungen nach Arthrolysen der Grundgelenke 5 Narbenkontakturen dorsalseitig 5 Strecksehnenverklebungen/Strecksehnentenodesen Kontraindikationen

5 Knöcherne Instabilitäten, noch nicht konsolidierte Frakturen der Mittelhand oder der Finger (Ausnahme: stabile Osteosynthesen)

5.3 · Dynamische Schienen für die Fingergrundgelenke (Metacarpophalangelagelenke/MCP Gelenke)

151

. Abb. 5.43  a–c Dynamische Flexionsschiene für die Fingergrundgelenke, a Schiene von palmar, b Schiene von lateral, c Schiene von dorsal

5 Instabile Strecksehnennähte der Zone 3–7 5 Starke Schwellung des Handrückens und der Finger 5 Fortgeschrittene Arthrose der Grundgelenke mit extremen Destruktionen/Osteophyten, die keine Grundgelenkbeweglichkeit mehr zulassen 5 Gelenkveränderungen, die eine passive Mobilisation verbieten (z. B. fehlverheilte intraartikuläre Frakturen, instabile Gelenke, Bandverletzungen) 5 Entzündliche Prozesse

Materialvorschlag

Vorüberlegungen

Für den dynamischen Anteil:

Die Schiene ist speziell auf die Behandlung von Streckkontrakturen der Fingergrundgelenke ausgerichtet. Um genügend Stabilität zu gewährleisten bzw. ein Verrutschen in der Schiene nach distal zu verhindern, aber auch um genügend Platz für das Anbringen der Zugelemente zu haben, wird das Handgelenk eingeschlossen. Da bei der Einwirkung von Zugkräften immer die Gefahr des „Heraushebelns“, in diesem Fall auf der dorsalen Seite besteht, ist es notwendig, den nötigen Halt und den achsengerechten Zug durch das Anbringen eines Deckels, oder aber, wie nachfolgend beschrieben, durch eine zirkuläre Schiene zu gewährleisten.

Für die statische Basisschiene 5 Orfit Colors® NS 2,0 mm, Orfilight® 2,5 mm Für die Umlenkung:

z. B. Aquaplast™ superperforiert (auch nichtperforierte Materialien sind möglich, in diesem Fall müssen die Löcher bzw. eine Kerbe für die Umlenkung per Hand eingearbeitet werden) 5 Schlaufen mit Nylonfäden, 5 Federn oder Gummibänder 5 Haken (. Abb. 5.44)

Tragedauer

Die Schiene sollte mindestens 4–6 × täglich 1–1,5 Stunden getragen werden. Es empfiehlt sich nicht, die Schiene nachts zu tragen, da hier die Kontrolle nicht gewährleistet werden kann (Durchblutung, Sensibilität, Druckstellen, Zugstärke). Um den Erfolg der Schiene messen und Korrekturen vornehmen zu können, müssen regelmäßige Kontrollen durch den behandelnden Therapeuten durchgeführt werden.

. Abb. 5.44 Materialübersicht

5

152

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5.3.2.1  Herstellung Schnittmuster:

5

Für die Schiene kann ein Folienvorschnitt direkt am Arm des Patienten hergestellt werden, welcher dann, wie bei anderen Schienen auch, auf das Material übertragen wird (. Abb. 5.45). Einfacher ist es jedoch, Länge und Breite von Hand und Unterarm des Patienten zu messen und dann die Maße direkt auf das Material zu übertragen. Es ergibt sich folgende Berechnung: 5 Breite der Schiene distal: Handumfang + 2 cm. 5 Breite der Schiene proximal: Umfang proximaler Unterarm + 2  cm. 5 Länge der Schiene: ca. 2/3 Unterarm. 5 Das aus diesen Maßen entstehende Viereck direkt auf das Material aufzeichnen. 5 2,5 cm unterhalb des späteren distalen Randes der Schiene mittig eine Markierung für das Daumenloch anbringen. 5 Schienenvorschnitt und Daumenloch ausschneiden. 5 Platte im Wasserbad erwärmen. 5 Weiches Schienenmaterial aus dem Wasser nehmen und gut abtrocknen. 5 Ränder im Hohlhandfurchen- und Daumenballenbereich umfalzen und gut festdrücken. 5 Cave: Durch den Memory-Effekt kann es sein, dass der Falz im Wasser wieder aufgeht, wenn er nicht gut angedrückt ist. 5 Schienenmaterial nochmals im Wasserbad erwärmen (. Abb. 5.46). Positionierung des Armes

5 Der Arm des Patienten steht in Neutralstellung auf dem Ellbogen, der Daumen zeigt in Richtung Schulter. 5 Während der Anpassung das Handgelenk richtig positionieren (20- bis 30°-Extension) Anpassung der statischen Basisschiene am Patienten

5 Schiene aus dem Wasserbad nehmen und gut abtrocknen. Daumen des Patienten durch das Loch des weichen Materials stecken. 5 Schienenmaterial leicht nach ulnar ziehen und dabei so an der Hand ausrichten, dass die proximale Hohlhandfurche, die die Grundgelenke von Zeige- und Mittelfinger markiert, und die distale Hohlhandfurche, die die Grundgelenke von Ring- und Kleinfinger markiert, sowie die Daumenballenfurche frei bleiben (. Abb. 5.45a). 5 Ränder an der ulnaren Handkante bzw. am ulnaren Unterarm miteinander verkleben, hierbei darauf achten, dass das Material gut anliegt und sich keine Hohlräume bilden, eventuelle Falten durch Ausstreichen in Längsrichtung glätten. 5 Bevor die Schiene ausgehärtet ist, überschüssiges Material an der ulnaren Kante so dicht wie möglich abschneiden (. Abb. 5.47b).

. Abb. 5.45 Schnittmuster

5 Handgewölbe gut ausformen (Memory-Effekt), Schiene am Unterarm mit streichenden Bewegungen anformen. 5 Wenn das Material vollständig ausgehärtet ist, Schiene an ulnarer Naht öffnen und abnehmen (. Abb. 5.47c). 5 Laterale Ränder mit einem Stift anzeichnen und zuschneiden, sodass ein ca. 2 cm breiter Spalt entsteht (. Abb. 5.45d). 5 Proximalen Rand im Wasserbad erwärmen und mit der Schere abrunden. 5 Restliche Ränder danach mit dem Föhn glätten (. Abb. 5.47g). 5 Klettbänder erwärmen und an 3 Stellen anbringen (. Abb. 5.47h und i). Dynamischer Schienenanteil

5 An der statischen Basisschiene die Stelle für das Anbringen der Umlenkung etwa in der Höhe des Sattelgelenkes markieren. 5 Cave: Je nachdem, wie viele Finger betroffen sind, wird die Umlenkung breiter oder schmaler, zu beachten ist jedoch, dass die Umlenkung wegen der Zugrichtung der Finger immer mehr in radialer als in ulnarer Richtung angebracht wird (. Abb. 5.48a). 5 Markierte Stelle an der Schiene aufrauen, die Beschichtung muss bei Non-sticky-Materialen entfernt werden (. Abb. 5.48b). 5 Entsprechend zugeschnittenes Stück Material (z. B. Aquaplast® superperforiert) an einer Kante mit dem Föhn erwärmen und als Umlenkung auf die vorher markierte Stelle an der Schiene ankleben, Ansatzkante gut verstreichen (. Abb. 5.48c). 5 Cave: Je weniger passive Beugung das Gelenk zulässt, desto länger muss die Umlenkung sein (damit der Zug im rechten Winkel umgelenkt werden kann).

5.3 · Dynamische Schienen für die Fingergrundgelenke (Metacarpophalangelagelenke/MCP Gelenke)

153

. Abb. 5.46  a, b Ausmessen des Schnittes quer und längs, c Übertrag auf das Material, d Daumenloch einzeichnen, e Platte im Wasserbad erwärmen, f Kante Hohlhand und Daumen umfalzen

5

154

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5

. Abb. 5.47  a Schiene anlegen und ausstreichen, b überstehendes Material an der ulnaren Kante abschneiden, c Schiene öffnen, d laterale Ränder anzeichnen, e proximalen Rand im Wasserbad erwärmen, f proximalen Rand mit Schere abrunden, g Ränder mit dem Föhn glätten, h, i Klettbänder anbringen

155 5.3 · Dynamische Schienen für die Fingergrundgelenke (Metacarpophalangelagelenke/MCP Gelenke)

. Abb. 5.47 (Fortsetzung)

5

156

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5 Ist die Umlenkung dadurch sehr lang, muss sie zusätzlich stabilisiert werden, damit sie sich durch den Zug nicht verbiegt (. Abb. 5.49). 5 Die notwendige Anzahl der Häkchen für das spätere Einhängen der Federn erhitzen und am proximalen Ende der Schiene befestigen. 5 Schiene erneut anlegen und die Zugrichtung für die Schlaufen bestimmen (muss für jeden Finger individuell eingestellt werden). 5 Hierzu Schlaufe über das Grundglied des betroffenen Fingers ziehen und den Nylonfaden im rechten Winkel zum Grundglied und gleichzeitig in der Achse des Fingers ausrichten (siehe Abschn. Zugrichtungen für die Flexion der Finger 7 Abschn. 4.2) (. Abb. 5.50a). 5 Nun entsprechendes Loch jeweils mit einem Stift markieren. 5 Sollten die Schlaufen zu breit sein, können sie jetzt noch schmaler zugeschnitten werden (. Abb. 5.50b). 5 Schlaufen über die Fingergrundglieder ziehen und Nylonfäden durch die entsprechend markierten Löcher der Umlenkung stecken. 5 Verstellplättchen und Zugfedern am Ende der Nylonfäden befestigen und mit der Federwaage entsprechend der Indikation und der Zielstellung die Zugstärke einstellen (siehe Abschn. Zugstärken 4.2) (. Abb. 5.50c und d). 5 Schiene nochmals abnehmen und die Umlenkung so kürzen, dass sie knapp oberhalb der Löcher, durch die die Fäden gezogen wurden, endet (sie sollte so wenig wie möglich ausladend sein), Nylonfäden kürzen (. Abb. 5.50e). 5 Schiene vollständig anlegen, Federn einhängen. 5 Zugrichtung überprüfen. 5 Zugkraft überprüfen. 5 Hand bzw. Finger auf Druckstellen überprüfen, eventuell Ausbeulen, Ausschneiden oder Auspolstern der Schiene oder Zugkraft so verändern, dass keine Druckstellen entstehen.

5

. Abb. 5.48  a Position für die Umlenkung anzeichnen, b Material aufrauen, c Umlenkung ankleben

. Abb. 5.49  Foto mit Stabilisierung der Umlenkung

5.3 · Dynamische Schienen für die Fingergrundgelenke (Metacarpophalangelagelenke/MCP Gelenke)

157

. Abb. 5.50  a Zugrichtung festlegen, b Schlaufen zuschneiden, c Plättchen einfädeln, d Federn einhängen, e Zuschneiden des Nylonfadens und der Umlenkung

5

158

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5

. Abb. 5.50 (Fortsetzung)

5.3.2.2  Kontrolle und abschließende Aspekte

5 Die Zugrichtung der Finger verläuft über das Kahnbein in Richtung proximaler radialer Unterarm (physiologische Belastung des Gelenkes). 5 Der Zug verläuft im rechten Winkel zum Grundglied, es entsteht kein Druck in das bzw. kein Zug auf das Gelenk. 5 Es werden keine zu hohen Zugkräfte verwendet, die die Situation eher verschlechtern als verbessern, der Patient bekommt keine Druckstellen und Schmerzen. 5 Die freie Beweglichkeit der Grundgelenke ist gewährleistet, die Schiene reicht nicht zu weit nach distal (die Schiene sollte mindestens 1 cm unterhalb der distalen und proximalen Hohlhandfurche enden). 5 Die Schiene ist durch ein Widerlager genügend am Sattelgelenk fixiert und kann durch den Zug nach distal nicht verrutschen, sodass keine Druckstellen und Schmerzen auftreten (auf genügend Handgelenkextension achten, ein leichtes Verrutschen nach distal lässt sich kaum vermeiden). 5 Der Ulnakopf wurde genügend ausgebeult, sodass keine Druckstellen entstehen. 5 Das Material in der ersten Zwischenfingerfalte ist nicht zu dünn (wenn ja, sollte es verstärkt werden).

Variation- Dynamische Flexionsschiene mit elastischen Bändern/modifizierter Moberg-Handschuh

(Siehe . Abb. 5.51 und 5.52). Indikationen

5 Bewegungseinschränkungen, die eine sanfte mehrgelenkige Dehnung in Richtung Beugung erfordern

. Abb. 5.51 Materialvorschlag

5.3 · Dynamische Schienen für die Fingergrundgelenke (Metacarpophalangelagelenke/MCP Gelenke)

159

Dynamischer Schienenanteil

5 Für die Zugbänder ein entsprechendes Stück Material in Länge und Breite abmessen und zuschneiden (es können 1–4 Finger gezügelt werden) (. Abb. 5.53a, b). 5 Danach selbsthaftendes Haken- und Flauschklett an der Basisschiene und an den elastischen Zugbändern festkleben (. Abb. 5.53c, e, g). 5 Klettbänder an den Zugbändern zusätzlich festtackern (. Abb. 5.53d, h). 5 Bänder an der Schiene anbringen und vorsichtig auf Zug bringen (. Abb. 5.53i). Patienteninstruktion, Tragedauer

. Abb. 5.52  a Schiene von palmar, b Schiene von lateral

5 Leichte Ödeme an den Fingern, die dagegen sprechen, Schlaufen zu verwenden, die die Problematik verstärken könnten (relativ frühzeitiger postoperativer Einsatz der Schiene möglich, da im Gegensatz zu Schlaufen kein Einschneiden der Bänder an den Fingern stattfindet) Kontraindikationen

5 Starke Tenodesen der Strecksehnen, die eine mehrgelenkige Dehnung erfordern, da das elastische Band nachgeben kann und so kein gleichmäßiger mehrgelenkiger Zug mehr gewährleistet ist (z. B. Fingergrundgelenk weicht wegen hoher Elastizität des Bandes aus, der Zug erfolgt nur über das Mittelgelenk – bei Tenodesen findet so keine Dehnung statt). 5.3.2.3  Herstellung Statischer Schienenanteil

5 Die statische Basisschiene wird wie oben beschrieben hergestellt.

Die Tragedauer der Schiene hängt von der Zielstellung und der Indikation ab und sollte mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. Wenn vom Arzt nicht anders verordnet, sollte sie mindestens 4–6 × täglich 1–1,5 Stunden getragen werden. Es empfiehlt sich nicht, die Schiene nachts zu tragen, da hier die Kontrolle über die Durchblutung, die Sensibilität, die Zugstärke und eventuelle Druckstellen nicht gewährleistet werden kann. Um den Erfolg der Schiene messen und Korrekturen vornehmen zu können, müssen regelmäßige ergotherapeutische Kontrollen durchgeführt werden. Je nach Indikation kann die postoperative Narbenreifung bis zu einem Jahr dauern. Ist die Schiene als Kontrakturprophylaxe gedacht, darf die Tragezeit also nicht zu kurz gewählt werden, um durch eine kontinuierliche Dehnung eine günstige Ausrichtung der kollagenen Fasern zu erzielen. Die Tragedauer und die Kontrolltermine werden im Schienenpass vermerkt. z Variationen

(Siehe . Abb. 5.54, 5.55, 5.56, 5.57 und 5.58).

5

160

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5

. Abb. 5.53  a, b Abmessen und Zuschneiden der Zugbänder, c, e, g Festkleben des selbsthaftenden Haken- und Flauschklettes an der Basisschiene und an den elastischen Zugbändern, d, h Klettbänder an den Zugbändern zusätzlich festtackern, i Bänder an der Schiene anbringen und vorsichtig auf Zug bringen

5.3 · Dynamische Schienen für die Fingergrundgelenke (Metacarpophalangelagelenke/MCP Gelenke)

161

. Abb. 5.53 (Fortsetzung)

. Abb. 5.54  Lange dynamische Flexionsschiene mit Schlaufen und elastischen Bändern für alle Fingergelenke

. Abb. 5.55  Lange dynamische Flexionsschiene mit Schlaufen für das Grundgelenk des Zeigefingers, elastischem Band für Grund-, Mittel- und Endgelenk des Mittelfingers und Extensionszügel für das Grundgelenk des Daumens

5

162

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5

. Abb. 5.58  Kombinierte dynamische Flexionsschiene für Handgelenk und alle Fingergelenke zur mehrgelenkigen Dehnung, Zug durch elastische Bänder

5.4  Dynamische Schienen für das

Handgelenk

5.4.1  Dynamische Handgelenk

Extensionsschiene

. Abb. 5.56  Um einen individuellen zielgerichteten Beugezug auf das Mittelgelenk des Mittelfingers zu bringen, kann das Grundgelenk des Mittelfingers an der dorsalen Lasche fixiert werden

(Siehe . Abb. 5.59 und 5.60). Ziele

5 Verbesserung der passiven Streckung des Handgelenkes 5 Unterstützung der aktiven Handgelenksstreckung 5 Ermöglichen einer geführten achsengerechten Handgelenksbewegung (Extension/Flexion) Indikationen

5 Beugekontraktur des Handgelenkes unterschiedlichster Genese 5 Streckdefizit 5 Handgelenksarthrolyse (Erhalt der Beweglichkeit) Kontraindikation

5 Fortgeschrittene Arthrose im Handgelenk 5 Frakturen, die knöchern noch nicht konsolidiert sind 5 Hypertonus

. Abb. 5.57  Kombinierte dynamische Flexionsschiene für Handgelenk und Fingergrundgelenke zur mehrgelenkigen Dehnung

5.4.1.1  Herstellung der Schiene Vorüberlegungen

5 Welche Aufgabe soll die Schiene erfüllen: Ist sie eher zur Aufdehnung von Kontrakturen bzw. Verklebungen oder zur Unterstützung der Streckbewegung nach Handgelenkarthrolyse gedacht? 5 Bestehen andere Problematiken, so dass diese Schiene nicht die geeignete ist?

163

5.4 · Dynamische Schienen für das Handgelenk

. Abb. 5.59  a–d Dynamische Extensionsschiene. a Laterale Ansicht, b dorsale Ansicht, c palmare Ansicht, d frontale Ansicht

5 Bestehen Wunden, Lappenplastiken in der Hohlhand, die das Tragen nicht ermöglichen? 5 Bestehen Sensibilitätsstörungen in der Hohlhand → Druckstellengefahr? 5 Wie ist die Compliance des Patienten, ist er in der Lage die Schiene korrekt zu tragen? Tragedauer

5 Die Schiene sollte als korrektive Schiene bei Kontrakturen bzw. Sehnenverklebungen stundenweise tagsüber getragen werden, gut wären insgesamt 6 h. 5 Als Schiene zur Unterstützung der Handgelenksstreckung sollte sie tagsüber zum Üben eingesetzt werden (. Abb. 5.61). Materialauswahl: . Abb. 5.60  Korrekte Zugrichtung dorsal beachten

Für die statische Basisschiene: 5 Aquaplast™ oder Orfit® unperforiert, 3,2 mm (um die Stabilität des „Scharniers“ zu gewährleisten, sind aufgrund ihrer Elastizität Memory-Materialien geeigneter)

5

164

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5 . Abb. 5.61 Materialübersicht

Für die distale Befestigung der Nylonfäden über der Mittelhand: 5 Aquaplast™ oder Orfit® unperforiert 3,2 mm 5 1 Streifen 2,5 cm breit und ca. 12 cm lang Für den Ausleger (Umlenkung): 5 Aquaplast™ oder Orfit® unperforiert 3,2 mm; 1 Streifen 3 cm breit, Länge des Streifens: etwa Breite der Mittelhand plus 20 cm oder: 5 Rolyan- Aquatubes® Rohrschienen (9,5 mm), gleiche Länge wie oben 5 3 lange Spiralfedern oder Hutgummi 5 3 Haken und 6 Ösen 5 Nylonfaden (Angelschnur) 0,5 mm 5 Hakenband selbst haftend und Schlaufenband

. Abb. 5.62 Schnittmuster

Individuelles oder fertiges Schnittmuster

(Siehe . Abb. 5.62 und 5.63). Statischer Schienenanteil

5 Herstellung einer dorsalen Handgelenkhebelschiene (siehe 7 Abschn. 2.4 „Statische Schienen für das Handgelenk“) Dynamischer Schienenanteil

1. Einarbeiten des Scharniers In die Schiene wird auf Höhe der Handgelenkachse beidseits ein Scharnier mit einer Rundzange eingearbeitet (. Abb. 5.64). 5 Zunächst Position der Drehpunkte des Handgelenkes an der Schiene genau markieren (siehe . Abb. 5.64a) lateral auf Höhe der Handgelenkbeugefalten. 5 Überprüfen, ob die späteren Scharniere so ausgerichtet sind, dass sie in der Drehachse des Handgelenkes (siehe . Abb. 5.64b) stehen

. Abb. 5.63 Basisschiene

5.4 · Dynamische Schienen für das Handgelenk

165

. Abb. 5.64  a Einzeichnen der Drehachse, b Ausrichtung der Drehachse, c Loch stanzen radial, d Loch stanzen ulnar, e Material erwärmen, f Scharnier einarbeiten, g, h Wegschneiden des überschüssigen Materials zwischen den beiden Scharnieren, i Kanten nach dorsal wölben, j Streifen über der Mittelhand befestigen, hierbei circa 2 cm. Abstand halten, k Enden erhitzen und gut fixieren

5

166

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5

. Abb. 5.64 (Fortsetzung)

167

5.4 · Dynamische Schienen für das Handgelenk

5 Nun oberhalb der eingezeichneten Drehachse beidseits jeweils ein Loch mit der Lochzange stanzen (. Abb. 5.64c, d). 5 Das Material seitlich des Loches erwärmen und mit der Rundzange in das weiche Material auf jeder Seite ein Scharnier hineindrücken (dabei das Material jeweils leicht nach außen ziehen, damit es später nicht am Handgelenk scheuert, bzw. zu Druckstellen führt). Die Scharniere während der Aushärtungsphase so ausrichten, dass sie exakt in der Gelenkachse stehen (. Abb. 5.64e, f). Es bietet sich an, die Rundzange vor Gebrauch in Eiswasser abzukühlen, so dass die Scharniere dadurch möglichst schnell aushärten können. Zudem wird so ein Verkleben des Materials mit der Zange vermieden. 5 Nun das Schienenmaterial zwischen den beiden Löchern mit dem Heißluftföhn erwärmen und wegschneiden; die Scharniere sollten jetzt gut beweglich sein, wenn nicht, müssen die Kanten mit dem Cutter nachgearbeitet werden (. Abb. 5.64g, h). 5 Alle entstandenen Kanten mit dem Föhn glätten, gegebenenfalls mit dem Dremel® bearbeiten bzw. leicht umfalzen, besonders im dorsalen Handgelenkbereich, da hier starke Hebelkräfte zu Druckstellen führen können (. Abb. 5.64i).  5 Nun den 1. Streifen von ca. 2,5 cm Breite und ca. 12 cm Länge im Wasserbad erwärmen und zunächst nur leicht am Mittelhandteil der Schiene befestigen. 5 Den Streifen in einer Höhe von ca. 2 cm über der Mittelhand anformen. 5 Ist der Streifen ganz ausgekühlt, Schiene abnehmen, den Streifen an den Enden nochmals von der Schiene entfernen, Enden über dem Föhn erhitzen und sie nun endgültig an der vorgesehenen Position an der Schiene festdrücken. Auch innerhalb der distalen Schiene eventuell entstandene Kanten und Unebenheiten erwärmen und verstreichen (. Abb. 5.64j, k).

2. Anbringen des Auslegers 5 Für den Umlenkungsausleger die Rolyan® Aquatubes® Rohrschiene (9,5 mm), Länge = Breite der Mittelhand plus ca. 20 cm, im Wasserbad erwärmen und die Enden flachdrücken. 5 Dem Patienten die statische Basisschiene anlegen. 5 Aus der noch weichen Röhre einen U-förmigen Ausleger formen, der etwas breiter als die Mittelhand ist. Ausleger leicht abkühlen lassen, damit er sich nicht wieder so schnell verformt (. Abb. 5.65a). 5 Position des Auslegers an der Schiene markieren. 5 Wenn das Material antihaftbeschichtet ist, Enden etwas anrauen, Enden anschließend mit dem Heißluftföhn erwärmen und proximal der Scharniere andrücken. 5 Den Ausleger über der Mittelhand so positionieren, dass der Zug später im rechten Winkel auf die Mittelhand einwirken kann, dazu Handgelenk in die maximale Extension bringen, endgültiger Abstand zwischen Mittelhand und Ausleger sollte etwa 3–4 cm betragen. 5 Ausleger aushärten lassen (. Abb. 5.65b). 5 Auf Höhe des Auslegers das distale Klettband befestigen. 3. Anbringen und Ausrichten der Zugelemente 5 3 Nylonfäden mit einem Knoten am Ende herstellen, diesen mit einer kleinen Schienenmaterialkugel sichern (. Abb. 5.66). 5 Mit der Lochzange (kleine Lochstanze) mittig und lateral jeweils zwei Löcher in die Mitte des Steges machen. 5 Nun 3 Ösen an der Unterseite des Umlenkungsauslegers anbringen, die Ösen und die Löcher sollten sich gegenüber befinden. 5 Die 3 Haken als Aufhängung für die Federn/Gummibänder mit dem Heißluftföhn erhitzen und in das proximale Ende der Schiene drücken. 5 Nun jeweils einen Nylonfaden zunächst durch die Löcher am Mittelhandsteg und dann durch die dazugehörige Öse am Umlenkungsausleger ziehen.

. Abb. 5.65  a Ausleger positionieren und formen, b korrekt geformten Ausleger abkühlen lassen

5

168

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5

. Abb. 5.66  a Nylonfaden mit Knoten am Ende versehen und mit Schienenmaterial sichern, b Steg mittig und jeweils lateral mit 2 Löchern versehen, c Markieren der Position der Ösen am Ausleger, d Befestigen der Ösen, e Haken für die Aufhängung der Federn ins Schienenmaterial drücken, f Nylonfäden am Mittelhandsteg einfädeln und durch die Ösen ziehen, g Einhängen des Aluminiumverbindungsstückes und der Feder, h Zugkraft mit Federwaage einstellen, i, j korrekte Zugrichtungen kontrollieren

169 5.4 · Dynamische Schienen für das Handgelenk

5 An diesem Nylonfaden ein ­Duo-AluminiumVerbindungsstück befestigen und in dieses eine Feder oder ein Gummiband einhängen. 5 Zugkraft mit der Federzugwaage einstellen (siehe 7 Abschn. 4.2.1 Zugstärke) und Zugelemente in die Häkchen einhängen. 5 Bei Bedarf kann die Schiene am distalen Ende ausgepolstert werden. 5 Schiene nochmals auf die korrekte Zugrichtung und -stärke kontrollieren. 5 Sollte die Schiene am proximalen Unterarm durch den Zug leicht abheben, kann man dem entgegenwirken, indem man die Schiene mit dem entsprechenden Klettband gut am Arm fixiert. Trageanweisungen/Kontrollen

5 Die Schiene sollte mindestens 4 × täglich 1–1,5 h zur Redression von Kontrakturen oder Sehnenverklebungen getragen werden (regelmäßige Kontrollen um den Erfolg der Schiene zu messen sind durch zuführen, zunächst nach 2 Wochen, im Verlauf nach 4–6 Wochen). 5 Soll die Schiene die Handgelenkstreckung unterstützen, wird sie bei Tätigkeiten bzw. bei den Übungen getragen.  5 Der Patient erhält einen Schienenpass, in dem alle Informationen (Diagnose, Tragezeiten, Problematiken beim Tragen etc.) inklusive Kontrolltermin notiert werden Besonderheiten (siehe Variationen/Klinische Beispiele)

5 Die Schiene kann auch mit einem verstellbaren Ausleger gebaut werden, der die Einstellung der optimalen,

senkrecht zur Mittelhand verlaufenden Zugrichtung vereinfacht und gewährleistet. 5 Man kann auch Federn als Gelenk in Höhe der Drehachsen einsetzen, diese haben immer die optimale Krafteinwirkung auf das Handgelenk, können aber von der Zugkraft her nicht verstellt werden und sind somit zum Aufdehnen von Kontrakturen und Verklebungen weniger gut geeignet. 5 Sollen auch noch die Finger in Streckung gebracht werden, können für diese entsprechende Schienenteile ergänzt werden. 5.4.1.2  Kontrolle/Abschließende Aspekte

5 Die Zugrichtung des Auslegers stimmt, so dass ein optimaler Zug ausgeübt wird und und kein Verlust der Zugkraft in das Scharniergelenk stattfindet. 5 Die Gelenke der Schiene sitzen in der Drehachse des Handgelenkes, so dass sich die Schiene beim Tragen nicht verschiebt und nicht hebelt. 5 Die Scharniere wurden bei der Herstellung leicht nach außen gezogen, so dass sie keine Druckstellen verursachen. 5 Es werden nicht zu hohe Zugkräfte verwendet, die die Situation eher verschlechtern als verbessern, so dass der Patient keine Druckstellen bekommt und er die Schiene gut tolerieren kann. Variationen und klinische Beispiele (Siehe . Abb. 5.67, 5.68 und 5.69).

5

170

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5

. Abb. 5.67  a Z. n. Olecranonfraktur mit späterer ischämischer Kontraktur, b, c zu Beginn der Schienenbehandlung mit ca. 10° Handgelenksbeugekontraktur, d verbesserte Handgelenkstreckung in der Schiene nach einigen Wochen Behandlung, e, f 6 Monate nach Schienenbehandlung und intensiver Handtherapie

171 5.4 · Dynamische Schienen für das Handgelenk

5.4.2  Dynamische Handgelenk

Flexionsschiene

(Siehe . Abb. 5.70 und 5.71). Ziele

5 Verbesserung der Beugung des Handgelenkes Indikationen . Abb. 5.68  Schiene mit mobilem Ausleger, der problemlos auf die korrekte Zugrichtung eingestellt werden kann

5 Streckkontrakturen des Handgelenkes (Mehrzahl) des Handgelenkes unterschiedlichster Genese 5 Handgelenksarthrolysen (Mehrzahl) Kontraindikationen

5 Fortgeschrittene Arthrose im Handgelenk 5 Frakturen, die knöchern noch nicht konsolidiert sind 5 Muskelypertonus

. Abb. 5.69  Schiene mit Handgelenksfeder anstelle des Auslegerssystems, wird eher als Unterstützung von schwachen Handgelenksstreckern verwendet

. Abb. 5.70  a Handgelenk Flexionsschiene von lateral, b Schiene von palmar, c Schiene von dorsal

5

172

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

Materialauswahl:

(Siehe . Abb. 5.72). 5 Für beide Schienenanteile (Unterarmteil mit Steg und Mittelhand-Brace). Ezeform™ macroperforiert, 3,2 mm 5 Eventuell zur Verstärkung ein Stück Federstahldraht (2 mm) 5 Breites elastisches Flauschband 5 Hakenband selbst haftend und Schlaufenband breit und schmal

5 . Abb. 5.71  Korrekte Zugrichtung beachten

5.4.2.1  Herstellung der Schiene Vorüberlegungen

5 Welche Aufgabe soll die Schiene erfüllen, ist sie zur Aufdehnung von Kontrakturen bzw. Verklebungen gedacht, kann ich dies mit dieser Schiene erreichen? 5 Bestehen andere Problematiken, so dass diese Schiene nicht die geeignete ist, z. B. Wunden, Lappenplastiken auf dem Handrücken, die das Tragen nicht ermöglichen, Sensibilitätsstörungen auf dem Handrücken → Druckstellengefahr? 5 Wie ist die Compliance des Patienten, ist er in der Lage, die Schiene korrekt zu tragen? Tragedauer

5 Die Schiene sollte als korrektive Schiene bei Kontrakturen bzw. Sehnenverklebungen stundenweise tagsüber getragen werden, gut wären insgesamt 6 h. . Abb. 5.72 Materialübersicht

173 5.4 · Dynamische Schienen für das Handgelenk

z Individuelles Schnittmuster für beide Schienenanteile

(Siehe . Abb. 5.73). Herstellung der Unterarmschiene mit Steg

1. Schnittmuster erstellen und übertragen 5 Erstellen des Schnittmusters für den Unterarmteil mit Steg (2/3 Unterarm umschließend und 2/3 Unterarm lang, den Steg etwa 5–6 cm breit und bis zu den Fingerspitzen lang) 5 Übertragen des Schnittmusters auf das Material 5 Grober Zuschnitt 5 Schienenmaterial erwärmen (ins Wasserbad legen) 5 Feinzuschnitt im warmen Zustand mit der Superschere (. Abb. 5.74) 2. Positionierung des zu schienenden Areals (Gelenkstellung)

5 Der Patient wird mit dem Ellenbogen so auf dem Tisch positioniert, das der Unterarm in Mittelstellung steht (Daumen zeigt Richtung gleichseitiger Schulter). 5 Das Handgelenk sollte vom Patienten in maximaler Beugung gehalten werden. 3. Anpassung der Schiene am Patienten 5 Das erwärmte Schienenmaterial wird aus dem Wasserbad genommen und zügig die Ränder des Steges nach außen umgefalzt (. Abb. 5.75). 5 Nun das Material so am Unterarm positionieren, dass der Unterarmteil in Longitudinalrichtung mittig am palmaren Unterarm und 2-3 cm proximal der Beugefurchen sitzt.

5 Den Steg so halten und aushärten lassen, dass er parallel zur Mittelhand in Höhe des dritten Strahles verläuft und etwa 5 cm Platz zwischen der Mittelhand und dem Steg bleibt, Handgelenk dabei in die maximal mögliche passive Flexionsstellung bringen. 4. Feinarbeiten, Kantenbearbeitung 5 Den Steg so kürzen, dass er die Fingerbeweglichkeit nicht mehr behindert, aber noch lang genug ist, um das elastische Klettband so anzubringen, dass es senkrecht auf die Mittelhand einwirkt (. Abb. 5.76). 5 Die proximale Kante der Schiene erwärmen und leicht nach außen falzen, sollte sie noch zu lang sein (2/3 Unterarm) und die Ellenbogenbeugung behindern, kann sie noch gekürzt werden. 5. Anbringen der Stegverstärkung 5 Den Steg mit einem röhrenförmigen Schienenteil auf der palmaren Seite verstärken (. Abb. 5.77). 6. Anbringen der Klettverschlüsse 5 Nun zwei breite Klettbänder einmal am proximalen Ende der Schiene und proximal vom Handgelenk anbringen Herstellung des distalen Anteiles der mittelhandumgrei­ fenden Schiene

1. Schnittmuster erstellen und übertragen 5 Erstellen des Schnittmusters für eine ulnare mittelhandumgreifende Schiene (Mittelhand-Brace) 5 Übertragen des Schnittmusters auf das Material

. Abb. 5.73  a Schnittmuster proximaler Anteil, b Schnittmuster distaler Anteil

5

174

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5

. Abb. 5.74 Schnittmustererstellung

. Abb. 5.75  a zur Verstärkung Umfalzen der Kanten am palmaren Steg, b Anpassen des proximalen Anteils, c Steg ausrichten

175 5.4 · Dynamische Schienen für das Handgelenk

. Abb. 5.76  Steg kürzen wenn notig

. Abb. 5.77  a, b Stegverstärkung befestigen

5

176

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5 Grober Zuschnitt 5 Schienenmaterial erwärmen (ins Wasserbad legen) 5 Feinzuschnitt im warmen Zustand 2. Positionierung des zu schienenden Areals (Gelenkstellung)

5 Der Patient wird so positioniert, dass der Arm auf dem Ellenbogen abgestützt wird und die Handinnenfläche in Richtung des Therapeuten zeigt.

5

3. Anpassung der Schiene am Patienten 5 Schienenschnitt aus dem Wasserbad nehmen und eventuell zügig die distale Kante (Höhe Hohlhandbeugefurchen) und die Daumenkante umfalzen. 5 Die Mittelhandschiene so um die ulnare Handkante legen, dass das Handgelenk und die Finger frei beweglich bleiben. 5 Die radiale Lasche in der ersten Zwischenfingerfalte nach dorsal führen und dort an den dorsalen Schienenteil anheften (Fixierungspunkt). 5 Das Hohlhandgewölbe leicht ausformen und das Material aushärten lassen (. Abb. 5.78).

. Abb. 5.79  a Klettbandverlauf lateral, b Klettbandverlauf palmar

. Abb. 5.78  distalen Schienenanteil anformen

4. Feinarbeiten, Kantenbearbeitung 5 Die radiale Lasche etwas kürzen (ca. 2 cm Lücke bis zum dorsalen Schienenanteil) und die Kanten glätten. 5. Anbringen der Klettverschlüsse 5 Ein schmales Klettband um die Daumenbasis von palmar nach dorsal anbringen und ein weiteres von der palmaren, radialen Lasche durch die erste Zwischenfingerfalte auf den dorsalen Schienenanteil verlaufend befestigen (. Abb. 5.79).

177 5.4 · Dynamische Schienen für das Handgelenk

Verbinden beider Schienen zur dynamischen Schiene

5 Am distalen Steg der Unterarmschiene wird nun ein ca. 3 cm breites Hakenband außen aufgeklebt, mit dem ein Zug senkrecht auf die Mittelhand ausgeübt werden kann (. Abb. 5.80). 5 Auch an der Mittelhandschiene wird dorsal ein Hakenbandstreifen von ca. 3 cm Breite aufgeklebt. 5 Nun ein ca. 40 cm langes und 3 cm breites elastisches Flauschband abschneiden und ein Stück Hakenband auf die dorsale Seite (glattere Fläche) aufkleben. 5 Beide Schienen anlegen und vom Steg aus zirkulär das elastische Flauschband mit leichtem Zug dorsal über die Mittelhandschiene führen und wieder zurück auf den Steg kletten. 5.4.2.2  Kontrolle/Abschließende Aspekte

5 Es wird die Passform kontrolliert; sollten die freizulassenden Gelenke noch blockiert werden, muss die Schiene noch dementsprechend nachgearbeitet werden. 5 Außerdem wird die korrekte Zugrichtung kontrolliert und darauf geachtet, dass das Handgelenk palmar nicht blockiert wird (eventuell Unterarmschiene etwas weiter proximal anlegen)

z Patienteninstruktion/-information

5 Im Schienenpass werden die Tragedauer und Kontrolltermine vermerkt. Der Umgang mit der Schiene, wie z. B. das Einstellen des Zuges, das An-/Ablegen und die Reinigung, werden mit dem Patienten geübt bzw. besprochen. z Häufige Fehler

5 Die Schiene blockiert die Handgelenkbeugung → die eigentliche Funktion wird blockiert. 5 Der Steg wurde zu kurz abgeschnitten, sodass die Zugrichtung nicht mehr korrekt eingestellt werden kann, es entsteht Kompression ins Handgelenk. 5 Der Steg ist instabil, dadurch kann kein Zug auf die Mittelhand ausgeübt werden. 5 Der Steg ist zu lang und blockiert die Handgelenks- oder die Fingerbeugung. Klinisches Beispiel (Siehe . Abb. 5.81).

z Variationen

(Siehe . Abb. 5.82 und 5.83).

. Abb. 5.80  a Hakenband am Steg-Ende fixieren, b Hakenband distal/dorsal auf Mittelhandschiene fixieren, c Anbringen des elastischen Flauschbandes, mit welchem in die Beugung gezogen wird. Sollte der Steg nicht stabil genug sein, kann er mit einem Stück Federstahldraht oder einem röhrenförmigen Stück Schienenmaterial verstärkt werden

5

178

Kapitel 5 · Herstellung dynamischer Schienen

5

. Abb. 5.81  a Z. n. distaler intraartikulärer Radiusfraktur, Versorgung mit einer winkelstabilen palmaren Osteosyntheseplatte, trotz intensiver Handtherapie Entwicklung einer Streckkontraktur. b, c Versorgung mit einer dynamischen Handgelenksflexionsschiene, um in Kombination mit intensiver Handtherapie (manuelle Therapie) eine verbesserte Handgelenksbeugung zu erzielen

. Abb. 5.82  Dynamische Handgelenksflexionsschiene mit selbst hergestelltem Gelenk

. Abb. 5.83  Handgelenksflexionsschiene mit fertigem, speziellem Gelenk (10°-stufenweise verstellbar)

179

Fertigschienen von Walter Bureck

6.1 Vorgefertigte statische und dynamische Schienen – 180 6.2 Statische Fertigschienen – 181 6.3 Fertige dynamische Schienen – 188

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 W. Bureck et al., Schienenversorgung in der Handtherapie, https://doi.org/10.1007/978-3-662-53788-6_6

6

180

Kapitel 6 · Fertigschienen

6.1  Vorgefertigte statische und dynamische

Schienen

Bei Fertigschienen wird unterschieden zwischen komplett vorgefertigten Schienen, die meist in 3 oder mehr Größen erhältlich sind und Fertigschnitten, die noch am Patienten angeformt werden müssen.

6

Beispiele für Fertigschienen sind z.  B. Daumenhülsen, Stack-Schienen für das Mittel- und Endgelenk, Achterschlaufen, Handgelenksmanschetten und Extensionshilfen. Sie werden in unterschiedlichen Größen angeboten. Wenn diese Schienen passen und ihre Funktion erfüllen, können sie eine Zeitersparnis bedeuten. Problematisch ist eine fehlende Passgenauigkeit. Da sie oft aus hochthermoplastischen Materialien mit einer Verarbeitungstemperatur von ca. 150° bestehen, können sie nicht ohne Weiteres korrigiert werden. Die . Abb. 6.1.-10 einer Daumenschiene zeigt, dass diese zu groß ist und deshalb das Handgelenk in seiner Beweglichkeit behindert und keine Flexion im  Interphalangealgelenk (IP) zulässt. Diese Kriterien gelten auch für dynamische Fertigschienen. Eine der am häufigsten verwendeten dynamischen Fertigschienen ist die Extensionshilfe, die bei Beugekontrakturen im Fingermittelgelenk bis 30° eingesetzt werden kann. Bei einer Kontraktur von mehr als 30° verändert sich die Hebelwirkung und es kommt zu einer ungewünschten Kompression in das Gelenk.

Statische und dynamische Fertigschienen sollten ebenso wie indi­ viduell angefertigte Schienen regelmäßig kontrolliert werden. Vorteile von Fertigschienen:

5 Zeitersparnis, wenn sie passen und die Zielsetzung erfüllen 5 Gute Oberflächenverarbeitung, d. h. ansprechendes optisches Design 5 Sauberer Zuschnitt 5 Vereinfachte Anpassung durch vorgegebene Schnittmuster 5 Wenn Federsystem in Drehachse des Gelenkes, optimale Wirkung Nachteile von Fertigschienen:

5 Höherer Preis 5 Keine optimale Passform, oft nur in wenigen Größen, Farben und Stärken und Materialtypen erhältlich 5 Können bei Veränderungen oder Druckstellen schwieriger korrigiert oder nachgeformt werden, als individuell angepasste Schienen 5 Teilweise sehr harte und scharfe Kanten 5 Unter Umständen ist die angestrebte Zielsetzung durch die schlechte Passform nicht erreicht 5 Nicht anwendbar bei Patienten mit mehreren Problematiken (z. B. Komplexverletzungen) 5 durch die oft weniger gute Passform- unzureichende Funktion 5 Schlecht korrigierbar bei Problemen und Veränderungen der Gelenkbeweglichkeit

181

6.2 · Statische Fertigschienen

6.2  Statische Fertigschienen

Vorgefertigte Handgelenksschienen/-Manschetten Beispielfoto

Bezeichnung

Schienenbeschreibung

Handgelenksmanschette mit adaptierbarer Stabeinlage dorsal und palmar

– Dorsale, palmare Stabilisierung des Handgelenkes – Leichte Handgelenksbewegungen in allen Ebenen möglich – Waschbar – z. B. bei Frühveränderungen am Handgelenk im Rahmen einer rheumatoiden Arthritis – Auch als Basisschiene für dynamische Beugeschiene für die Finger (Moberg) verwendbar

Handgelenksmanschette mit palmarer Stabeinlage

– Gute Stabilisierung zwischen Radius und Ulna durch zusätzliches zirkuläres Band um das Handgelenk – Silikonpolsterung über Ulnaköpfchen

. Abb. 6.1.-1  Handgelenksmanschette mit dorsalem und palmaren Steg kurz

. Abb. 6.1.-2  Handgelenksmanschette mit dorsalem und palmaren Steg lang

. Abb. 6.1.-3 & Abb. 6.1.-4  Handgelenksmanschette mit palmarem Stab

6

182

Kapitel 6 · Fertigschienen

Beispielfoto

Bezeichnung

Schienenbeschreibung

Handgelenksmanschette mit palmarer Stabeinlage und Daumeneinschluss

6

. Abb. 6.1.-5  Handgelenksmanschette mit palmarem und dorsalem Stab und Daumeneinschluss Lederwalkmanschette individuell durch Gipsabdruck angeformt; Herstellung durch Orthopädietechnik

– Gute zirkuläre Stabilisierung – Für Arbeitseinsatz geeignet – Natürliches Material – Reduzierte Reinigungsmöglichkeiten

Silikonmanschette individuell durch Gipsabdruck angeformt; Herstellung durch Orthopädietechnik

– Siehe Lederwalkmanschette – Reinigung und Desinfektion möglich

. Abb. 6.1.-6  Lederwalkmanschette nach Gipsabdruck

. Abb. 6.1.-7  Silikonmanschette nach Gipsabdruck

183

6.2 · Statische Fertigschienen

Beispielfoto

Bezeichnung

Schienenbeschreibung

Vorgefertigte Lagerungsschienen Palmare Lagerung

. Abb. 6.1.-8  Palmare Lagerungsschiene Pucci® Air-T-Handorthese

– Aufblasbare Luftkammer mit Daumenlagerung – Lagerung des Daumens in Opposition – Bei nichtfixierten Beugekontrakturen der Finger – Lagerung der Hand zur Vermeidung bzw. Verminderung von Fingerbeugekontrakturen bei Hemiplegie und Schädelhirntraumen

Daumenschiene

– Oft keine gute Passform – Keine Möglichkeit der Korrektur der Orthese – Reinigung und Desinfektion möglich

. Abb. 6.1.-9  Pucci Air-T-Schiene Fertige statische Daumenschienen/Manschetten

. Abb. 6.1.-10 Rhizarthroseschiene

6

184

Kapitel 6 · Fertigschienen

Beispielfoto

Bezeichnung

Schienenbeschreibung

„Thumbo-Form“ Neopren-Daumenbandage mit thermoplastischen Inlay

– Handgelenkbandage mit Verstärkungsschiene und Daumenfixierung – Innentasche zur Aufnahme des Kunststoffeinsatzes – Kunststoffschiene ist individuell thermoplastisch anformbar – Stabile Bandage mit 2 Klettverschlüssen und Daumeneinschluss – Chronische, posttraumatische und postoperative Reizzustände – Im Bereich des Daumensattel- und Daumengrundgelenkes – Nach ulnarer Seitenbandläsion (Skidaumen)

Neopren-Daumenbandage

– Trägt durch wärmende und druckerzeugende Wirkung zur Schmerzlinderung in Daumen und Handgelenk bei – Verhindert Überbeanspruchung und ermöglicht gleichzeitig eine optimale Handfunktion – Chronische und posttraumatische Reizzustände – Im Bereich des Daumensattel- und Daumengrundgelenkes

Push-Daumenorthese CMC

– Stabilisiert das Sattelgelenk des Daumens und positioniert den Daumen in Funktionsstellung – Linderung von Schmerzen und Kraftverlust – Kann im Wasser getragen werden

6

. Abb. 6.1.-11  „Thumbo-Form“ Neopren-Daumenbandage mit thermoplastischen Inlay

. Abb. 6.1.-12 Neopren-Daumenbandage

. Abb. 6.1.-13  Push-Daumenorthese  Karpometakarpalgelenk (CMC)

185

6.2 · Statische Fertigschienen

Beispielfoto

Bezeichnung

Schienenbeschreibung

Achterschlaufe

– Hält zwei Finger zusammen und beansprucht dabei wenig Raum – Die Finger werden mit Verschlüssen zusammengehalten, bleiben jedoch durch ein Stück weiches Bandmaterial voneinander getrennt

„Mitnehmer“ aus Silber-Fa. WE-Design

– Verbindet einen instabilen Finger mit einem stabilen Finger und nutzt dessen Stabilität zur Unterstützung und damit zur Verbesserung der Handfunktion – Bei Ulnardeviation im MCP V

Oval-8-Ring

– Stabile und fast unsichtbare Schienen zur Stabilisierung und Justierung des DIP- und PIP-Gelenks sowie zur Verbesserung der Handfunktion – Zur Korrektur bei Querabweichungen, Schwanenhalsdeformitäten, Boutonnière-Deformität, zur Unterstützung beim Mallet-Finger sowie Trigger-Finger – Mit zwei Oval-8-Ringen kann eine vollständige Immobilisation des PIP- oder DIP-Gelenks erreicht werden

Fertige statische Schienen für die Finger

. Abb. 6.1.-14 Achterschlaufe

. Abb. 6.1.-15  „Mitnehmer“ aus Silber

. Abb. 6.1.-16 Oval-8-Ring

6

186

Kapitel 6 · Fertigschienen

Beispielfoto

Bezeichnung

Schienenbeschreibung

Schwanenhals-Silberring Fa. WE-Design

– Verhindert eine Überstreckung der Fingergelenke bei freier Beugefähigkeit entsprechender PIPund/oder DIP-Gelenke

Murphy-Ring

– Zur Korrektur von PIP-Gelenkdeformitäten – Grenzt abnormale Hyperextension ein – Ermöglicht aktive Flexion des PIP-Gelenks, laterale Stabilität und Gelenkschutz für DIP- und PIP-Gelenke – Ring kann umgedreht werden – Material: Rostfreier Stahl

6

. Abb. 6.1.-17  Schwanenhals-Silberring, Fa. WE-Design

. Abb. 6.1.-18 Murphy-Ring

187

6.2 · Statische Fertigschienen

Beispielfoto

Bezeichnung

Schienenbeschreibung

Boutonnière-Ring

– Bei leichter Knopflochdeformität – Der Finger bleibt im PIP- oder DIP-Gelenk gestreckt, indem Gelenk und Finger in Extension gebracht wird.  Diese Orthese wird häufig auch beim DIP-Gelenk verwendet, um Ulnar- oder Radialdeviationen zu beseitigen oder zu verhindern.

Stack-Schiene für das PIP-Gelenk

– Unterstützt das proximale Gelenk des Fingers in Extension und ermöglicht gleichzeitig eine ungehinderte Bewegung des DIP-Gelenks – Die Schiene wird normalerweise ohne Polstereinlage benutzt und an der Grundphalanx mit selbsthaftendem Band befestigt

Stack-Schiene für das DIP-Gelenk

– Unterstützt das distale Gelenk des Fingers in Extension und ermöglicht gleichzeitig eine ungehinderte Bewegung des PIP-Gelenks – Die Schiene wird normalerweise ohne Polstereinlage benutzt und an der mittleren Phalanx mit selbsthaftendem Band befestigt

. Abb. 6.1.-19  Fa. WE-Design, Boutonnière-Ring

. Abb. 6.1.-20  Stack-Schiene des proximalen interphalangealen Gelenks (PIP)

. Abb. 6.1.-21  Stack-Schiene des distalen interphalangealen Gelenks (DIP) PIP proximales interphalangeales Gelenk, DIP distales interphalangeales Gelenk, MCP Metakarpophalangealgelenk Handgelenksschienen/-Manschetten

6

188

Kapitel 6 · Fertigschienen

6.3  Fertige dynamische Schienen Fertige dynamische Schienen

Bezeichnung

Schienenbeschreibung

Dynamische HandgelenksExtensions-FlexionsSchiene

– Dient zur Behandlung eines Extensions- bzw. Flexionsdefizits des Handgelenks – Federkraft individuell ohne zusätzliches Werkzeug einstellbar

Rolyan® Statisch-progressive Fingerextensionsschiene

– Gleichmäßige Druckverteilung – Effektiv zur Behandlung schwierig zu therapierender Kontrakturen – Vormontiert für schnelle Anpassung

6

. Abb. 6.1.-22a & Abb. 6.1.-22b  Dynamische HandgelenksExtensions-Flexions-Schiene

. Abb. 6.1.-23  Statisch-progressive Fingerextensionsschiene

189

6.3 · Fertige dynamische Schienen

Bezeichnung

Schienenbeschreibung

Extensionshilfe für das Mittelgelenk

– Schaumstoffbeschichtete Drähte lassen sich einfach an die Größe des Fingers anpassen – Verteilt den Druck gleichmäßig und bietet vollständigen Oberflächenkontakt – Dynamische Kraft unterstützt das PIP-Gelenk bei der Extension – Ideal geeignet für Kontrakturen des PIP-Gelenks und Boutonniere-Deformität

Spiralfederextensionsorthese, Fa. Rolyan

– Spiralfeder bewegt sich mit dem Gelenk, um die PIP-Extension zu verbessern – Polster verteilen den Druck gleichmäßig – Dehnung steifer PIP-Gelenke und umliegendes Gewebe – Dehnung versteifter Flexorsehnen, Flexionskontrakturen und Boutonniere-Deformität – Für Kontrakturen bis zu 45°, die beim Dehnen entspannt werden

. Abb. 6.1.-24 Extensionshilfe

. Abb. 6.1.-25  Spiralfeder-Extensionsorthese, Fa. Rolyan®

6

190

Kapitel 6 · Fertigschienen

Bezeichnung

Schienenbeschreibung

Spiralfeder-Extensionsorthese, Fa. Ruck

– Spiralfeder bewegt sich mit dem Gelenk, um die PIP-Extension zu verbessern – Polster verteilen den Druck gleichmäßig – Dehnung steifer PIP-Gelenke und umliegendes Gewebe – Dehnung versteifter Flexorsehnen, Flexionskontrakturen und Boutonniere-Deformität – Für Kontrakturen bis zu 45°, die beim Dehnen entspannt werden

PIP-Ligamentschiene, Fa. Ruck

– Aktive Extension und Flexion der PIP-Gelenke zum Schutz der Gelenke nach Operation oder Verletzungen durch Einschränkung seitlichen Abweichung nach radial und/ oder ulnar

Achsenkorrekturschiene, Fa. Ruck

– Extension der PIP-/DIP-Gelenke – Für den Daumen und (um 90 Grad verdreht) zur Korrektur lateraler Abweichungen geeignet – Nicht geeignet als Fixationsschiene z. B. bei Strecksehnenabriss

6

. Abb. 6.1.-26  Spiralfeder-Extensionsorthese, Fa. Ruck

. Abb. 6.1.-27  Ligamentschiene des proximalen interphalangealen Gelenks (PIP), Fa. Ruck

. Abb. 6.1.-28 Achsenkorrekturschiene

191

6.3 · Fertige dynamische Schienen

Bezeichnung

Schienenbeschreibung

Statisch-progressive PIP-Extensionsorthese, Fa. Ruck

– Extension der PIP-Gelenke – Dehnung steifer PIP-Gelenke und umliegendes Gewebe – Dehnung versteifter Flexorsehnen, Flexionskontrakturen und Boutonniere-Deformität

„DAHO“-Handorthese, Korrekturschiene für Handgelenk und Finger bei rheumatoider Arthritis (R.A.)

– Zur konservativen, prä- und postoperativen Behandlung von rheumatischen Erkrankungen – Verbesserung der Greiffunktion und als Kontrakturprophylaxe – Vor handchirurgischen Eingriffen zur Aktivierung bei Ulnardeviation – Erhaltung des Operationsergebnisses bei Weichteiloperationen – Erhaltung des Operationsergebnisses nach endoprothetischer Versorgung – Korrektur der Handskoliose

. Abb. 6.1.-29  Statisch-progressive Extensionsorthese des proximalen interphalangealen Gelenks (PIP)

. Abb. 6.1.-30a, Abb. 6.1.-30b & Abb. 6.1.-30c DAHO-Handorthese PIP proximales interphalangeales Gelenk, DIP distales interphalangeales Gelenk, DAHO

6

193

Serviceteil Glossar: Schienenversorgung in der Handtherapie – 194 Literatur – 198 Stichwortverzeichnis – 201

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 W. Bureck et al., Schienenversorgung in der Handtherapie, https://doi.org/10.1007/978-3-662-53788-6

194

Glossar: Schienenversorgung in der Handtherapie

Glossar: Schienenversorgung in der Handtherapie 90/90-Daumen  rheumatische Fehlstellung im Daumen

Drahtbiegezange  Spezialzange zum Biegen von Draht und Auslegern von dynamischen Schienen

Abduktion  Abspreizung im Gelenk Drehachse  Achse, um die eine Bewegung im Gelenk erfolgt Achsabweichung  Abweichung aus der Gelenkachse Drehmoment  Drehwirkung einer Kraft auf ein Gelenk Achterschlaufe  Schiene bei Fingerinstabilität zum Schutz der Seitenbänder, Funktionsverbesserung durch Mitführen des verletzten/ betroffenen Fingers durch einen Nachbarfinger Adduktionskontraktur CMC  Versteifung des Daumensattelgelenkes in herangeführter Stellung

Dremel®  Schleifgerät, z. B. zur Kantenbearbeitung von Schienen Dupuytren-Kontraktur  gutartige Erkrankung des Bindegewebes der Handinnenfläche dynamisch  beweglich

Adhäsion  Verklebung und Verwachsungen zwischen Geweben, die normalerweise nicht miteinander verbunden sind

Early Active Motion  frühfunktionelles, aktives Nachbehandlungskonzept nach Sehnennähten

akzessorische Bänder  Seitenbänder am PIP-Gelenk Aplasie  angeborenes Fehlen einer Struktur Aponeurektomie  operative Entfernung der Palmaraponeurose bei M. Dupuytren

Early Passive Motion  frühfunktionelles, passives Nachbehandlungskonzept nach Sehnennähten ECRB  Extensor carpi radialis brevis ECRL  Extensor carpi radialis longus

Arthrodese  operative Versteifung eines Gelenkes ECU  Extensor carpi ulnaris arthrogen  das Gelenk betreffend empirisch  aus Erfahrung gewonnen Arthrolyse  Lösung von Gelenkverklebungen Endoprothese  künstlicher Gelenkersatz Atrophie  Schwund von Gewebe Beugekontraktur  Versteifung eines Gelenkes in Beugestellung Blechschere  Spezialschere für schnelle Schnitte durch Bleche oder Plattenmaterialien

erste Kommissur  1. Fingerzwischenfalte zwischen Daumen und Zeigefinger Extension  Streckung eines Gelenkes Extensionshilfe  Fingerstreckschiene

Bolzenschneider  Werkzeug zum Schneiden von dickeren Drähten Boutonnière-Deformität  Knopflochdeformität, Fehlstellung nach Strecksehnenläsionen in Zone 3 (Mittelzügel), Ursache: traumatische Läsion oder rheumatoide Arthritis

Fallhand  Handstellung in Flexion durch Ausfall der Streckmuskulatur häufig bei Schädigungen des N. radialis FCR  Flexor carpi radialis

CMC-Gelenk  Karpometakarpalgelenk oder Daumensattelgelenk

FCU  Flexor carpi ulnaris

Compliance  Bereitschaft eines Patienten zur aktiven Mitarbeit

Fingerprothese  Gelenkersatz an einem Fingergelenk

Cross-links  Querverbindungen im Bindegewebe

Fixateur externe  durch die Haut geführtes äußeres Haltesystem zur Stabilisierung von Knochenbrüchen

Daumen-Brace  Daumenschiene dermatogen  die Haut betreffend

Flachzange  Zange mit zwei aufgerauten flachen Backen zum Greifen von Gegenständen

Diagnose  Krankheitsbezeichnung

Flauschband  Bandmaterial zur Befestigung einer Schiene

Digitus  Finger

Flexion  Beugung eines Gelenkes

DIP-Gelenk  distales Interphalangealgelenk oder Fingerendgelenk

FPL  Flexor pollicis longus

distal  körperfern

Fraktur  Knochenbruch

distale Fingerbeugefurche  obere Beugefurche der Fingergrundgelenke

gebogene Mayo-Schere  Spezialschere zum Schneiden, z. B. von rechten oder linken Bögen in Schienen und Manschetten

dorsal  Rückseite eines Körperteiles bzw. der Hand

195 Glossar: Schienenversorgung in der Handtherapie

Gipsschere  kleine Spezialschere zum Durchschneiden der inneren Gipsschichten oder des synthetischen Gipsmaterials

Kontraindikation  medizinischer Fachbegriff: Grund für die Nichtanwendung einer Heilmaßnahme

Gleitamplitude  Gleitweg der Sehne, der während der vollen Bewegung eines Gelenkes zurückgelegt werden muss

Kontraktur  bleibende Einschränkung einer Struktur durch Schrumpfen oder Verkürzen, Bewegungseinschränkung von Gelenken durch die Verkürzung umliegender Weichteile

Goniometer  Messinstrument zur Bestimmung von Gelenkwinkeln Griffadaption  Griffanpassung

Kontrakturprophylaxe  Verhinderung von Schrumpfung oder Verkürzung von Geweben und Weichteilen, die zu Bewegungseinschränkungen führen

Grundphanlax  erster Fingerknochen Gussschere  kleine gebogene Schere für Gipsverbände, bzw. kleine Schienen

Lappenplastik  operatives Verfahren zur Defektdeckung durch Transfer von Hautgewebe lateral  seitlich

Hakenband  Gegenstück zum Flauschband zur Befestigung einer Schiene

Lederschere  starke Zahnschere mit Rückholfeder zum Schneiden von Schienenmaterial

Handgelenksmanschette  das Handgelenk entlastende, zirkuläre Bandage

Longitudinalrichtung  längsgerichtet verlaufend

Hochtemperaturmaterialien  Kunststoffmaterialien mit einer hoher Verarbeitungstemperatur, ca. 150°

Makroperforiertes Schienenmaterial  Schienenmaterial mit großen Löchern

Hyperextension  Überstreckung im Gelenk

Mayo-Schere  längere und gebogene Schere

Hypertonus  zu hohe Muskelspannung in Ruhe

MCP-Gelenk  Metakarpophalangealgelenk oder Fingergrundgelenk

Immobilisation  Ruhigstellung

Medianusläsion  Schädigung des N. medianus

Indikation  Grund für eine bestimmte Therapie- oder Behandlungsmaßnahme

Memory-Effekt  Fähigkeit von Niederthermoplasten, sich wieder in die Ausgansform zurückzuziehen

intraartikulär  in einem Gelenk

Metakarpale  Mittelhandknochen

Intrinsic-plus-Position  „Sicherheitsstellung“ zur Verhinderung von Kontrakuren bei längerer Ruhigstellung der Hand; Lagerung der Fingergrundgelenke in maximaler Flexion, Fingermittel- und -endgelenke in Streckung

mikroperforiertes Schienenmaterial  Schienenmaterial mit kleinen Löchern

Intrisic-minus-Position  Stellung der Grundgelenke in Extension; ­Mittel-und Endgelenke in Beugung

Mm. lumbricales  kurze Muskeln der Hohlhand

IP-Gelenk  Interphalangealgelenk des Daumens oder Daumenendgelenk Kamptodaktylie  angeborene Beugekontraktur des Mittelgelenkes des kleinen Fingers, seltener des Ringfingers

Mm. interossei  Zwischenknochenmuskeln

Moberg-Handschuh  Handschuh mit Gummizügelung der einzelnen Finger in Beugung Mono-/Duofilamente  einzelne/doppelte Kunststofffaser beliebiger Länge MP-Gelenk  Metakarpophalangealgelenk oder Fingergrundgelenk

Kinematik  Bewegungslehre Nachbehandlungsprotokoll  Therapieprotokoll Kirschner-Draht  Draht für Osteosynthese Kollagenase  Enzyme, mit der Fähigkeit Kollagen abzubauen, Einsatz z. B. bei M. Dupuytren Kollateralbänder  Seitenbänder; Bänder, die seitlich ein Gelenk überziehen und damit die Beweglichkeit in der Transversalebene einschränken Kombizange  Zange mit mehreren unterschiedlichen Funktionen; geeignet zum Greifen sowie zum Abschneiden/Abzwicken von Drähten Kompression  Druck auf die Gelenkflächen durch mechanische Einwirkung Konsolidiert  gesichert/verfestigt (in Bezug auf die Knochenheilung)

Nagelschere  kleine Schere, mit verdickten, leicht gebogenen Schnittblättern zum Schneiden von kleinen Rundungen Narbenkontraktur  Gewebeschrumpfung durch Narbenbildung nach einer Verletzung oder Operation Neutral-Null-Methode  standardisierter orthopädischer Bewertungsund Dokumentationsindex für die Beweglichkeit von Gelenken Neutralstellung  Stellung zwischen zwei Bewegungsrichtungen, auch Nullstellung genannt niederthermoplastische Schienenversorgung  Verwendung von Kunststoffmaterialien im Schienenbau mit einer niedrigen Verarbeitungstemperatur

196

Glossar: Schienenversorgung in der Handtherapie

Oberflächen-Finish  Oberflächengüte

Remodulation  gewebliche Umbauvorgänge

Ödem  Schwellung aufgrund von Flüssigkeitseinlagerungen im Bindegewebe

Replantation  chirurgische Refixation eines traumatisch abgetrennten Körperteils.

Opponenslähmung  Lähmung des M. opponens

Reposition  Zurückbringen in Ausgangsstellung

Opposition  Gegenüberstellung von z. B. Daumen und Finger

Resektionsarthroplastik  operative Neuformung/Veränderung der Gelenkoberfläche, meist durch Entfernung krankhafter Gelenkanteile

Os scaphoideum  Kahnbein, Handwurzelknochen Osteophyten  degenerative Knochenveränderungen/Knochenneubildungen, Arthrosezeichen im Röntgenbild

Reversed Kleinert-Prinzip  Nachbehandlungskonzept nach Strecksehnennähten Revolverlochzange  Zange zum Einbringen von Löchern in ein Material

Osteosynthese  operatives Behandlungsverfahren zur Stabilisierung von Knochenbrüchen

Rhizarthrose  degenerative Veränderungen am Daumensattelgelenk

palmar  auf der Hohlhandseite

Schienenblock  Position, bis zu der ein Gelenk bewegt werden darf

palmare Platte  anatomische Struktur, z. B. am Fingermittelgelenk, schützt vor Überstreckung

Schienenpass  Patienteninformationsbroschüre zur durchgeführten Schienenversorgung

perforiertes Schienenmaterial  Material mit Löchern zur Belüftung von Schienen

Schwanenhalsfehlstellung  Fehlstellung mit Überstreckung im Fingermittelgelenk und gebeugter Stellung im Fingerendgelenk

perkutane Nadelfasziotomie  minimal-invasive OP-Methode bei M. Dupuytren

Schwanenhalsfehstellung im Daumen  Adduktionskontraktur im Daumensattelgelenk mit krankhafter Überstreckung im Daumengrundgelenk

Phalanx  knöchernes Fingerglied PIP-Gelenk  proximales Interphalangealgelenk oder Fingermittelgelenk

Seitenschneider  Werkzeug zum Zerschneiden z. B. von dünneren Drähten

Plattenosteosynthese  operatives Behandlungsverfahren zur Stabilisierung von Knochenbrüchen mittels einer Platte

Short-arc-Motion (SAM-Konzept)  Schema zur Frühmobilisation von Strecksehnennähten

Plexus brachialis  Armnervengeflecht

Ski-Daumen  ulnare Seitenbandläsion oder -ruptur am MP I

Pollizisation  Operationsverfahren zur Nachbildung eines Daumens

Spitzzange  Zange, mit zwei aufgerauten flachen und konisch geformten Backen zum Greifen von Gegenständen

postoperativ  nach einer Operation präoperativ  vor einer Operation Pronation  Einwärtsdrehung der Hand

Stack-Schiene  Schiene zur Behandlung von Verletzungen am Fingerendglied Stanzeisen  Ausschlageisen oder Locheisen zum Einbringen von Löchern in ein Material

Prophylaxe  vorbeugende Maßnahme statisch  unbeweglich proximal  körpernah Sticky-Schienenmaterial  klebendes Schienenmaterial proximale Fingerbeugefurche  untere Beugefurche der Fingergrundgelenke radial  auf Seite des Radius

Strecksehnenrezentrierung  operatives Verfahren zur Wiederherstellung des Strecksehnenverlaufs durch Raffung der radialen Streckerkappe

Radialisläsion  Schädigung des N. radialis

superperforiert  besonders stark perforiertes Schienenmaterial

radiokarpales Gelenk  Teilgelenk des Handgelenkes bestehend aus Speiche und Handwurzelknochen

Superschere  Spezialschere zum Glattschnitt von Schienenmaterialien Supination  Unterarmdrehung/Auswärtsdrehung der Hand

Radiusfraktur  Bruch der Speiche Redression  Korrektur von Fehlstellungen, z. B. mit Schienen Reduzierdüse  Aufsatz zur Reduktion des Durchmessers am Heißluftgebläse; zur Bündelung des Luftstroms

Teilamputation  Verlust eines wesentlichen Teils einer Struktur z. B. Fingerendgelenk tendogen  die Sehne betreffend, von der Sehne ausgehend Tenolyse  Lösung von Sehnenverklebungen

Reinnervation  Wiederherstellung der nervalen Versorgung

197 Glossar: Schienenversorgung in der Handtherapie

Thenarballen  Daumenballen Thenarfalte  Bewegungsfalte entlang des Daumenballens Traktion  Auseinanderdehnung der Gelenkflächen und des ­Kapsel-Band-Apparates durch mechanische Einwirkung

ulnares Seitenband  stabilisierendes Band seitlich am Daumengrundgelenk Ulnarisläsion  Schädigung des N. ulnaris Ulnarisparese  Lähmung des N. ulnaris

transversal  quer verlaufend

ulnokarpales Gelenk  ellenseitiges Handgelenk

Tranversalgewölbe  Quergewölbe der Fingergrundgelenke beim Faustschluss

unperforiertes Schienenmaterial  Schienenmaterial ohne Löcher

Trophik  Ernährungs- und Stoffwechselzustand einer Struktur

Verbandsschere  Spezialschere zum Aufschneiden von Verbänden

ulnar  ellenseitig

Volkmann-Kontraktur  ischämische Verkürzung der Beugemuskeln am Unterarm

Ulnardeviation  Abweichung der Gelenkachse zur ulnaren Seite

zirkuläre Schiene  Schiene, die eine Struktur komplett einschließt

198

Literatur

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201

A–S

Stichwortverzeichnis

A Adhäsionsprophylaxe  14 Arbeitsplatz – Gestaltung  23 – Vorbereitung  23 Arthrolyse  93 ASHT Splint Classification System (SCS)  9 Auslegerstab  120, 123, 146, 148 Auslegersystem  34, 35, 92, 103, 105

B Basisschiene  104, 120, 122, 125, 130, 132, 137, 139–141, 145, 146, 151, 152, 159, 164, 181 Beugefurchen der Hand  14 Beugekontraktur  18, 60, 62, 64, 67, 134, 144, 162, 180, 183 Beugesehnennaht  93, 111, 126, 144 Bewegungsschiene  7 Bindegewebe  12, 96, 98 Bindegewebsfasern  96

D Daumenextensionsschiene  135 Daumenhülse – mit CMC-Einschluss  51 – mit IP-Einschluss  56 – MP-Gelenk  56 – Tragedauer  55 – Variationen  55 Daumensattelgelenksarthrose  55 Daumenschiene  40 Deckel für Schiene  68, 75 Drahtleiterschiene  3 Drehachse  112, 169, 180 – Handgelenk  164 – PIP-Gelenk  112 Dreipunktschiene  21 Druckstelle  11, 21, 37, 38, 63, 64, 81, 87, 100, 102, 111, 113, 114, 118, 123, 130, 137, 146, 148, 151, 156, 158, 159, 167, 169, 180 Druckverteilung  21

E

Fingerlagerung, mittelhandumgreifende  60 – mit palmarem Fingerteil  66 – Tragedauer  65 Fingerlagerungsschiene – Herstellung  45 – palmare  40, 47 – Tragedauer  50 – zirkuläre  44 Fingerrolle  7 Fingerspreizbrett  8 Fingerstreckschiene (historische Abbildung)  6 Fingerübungssäckchen  8 Flauschband  24, 30 Flexionsschiene – dynamische  127, 139, 150 – mit elastischen Bändern  158 – korrekte Zugrichtung  109 Funktionsstellung, Einführung  4

G Gelenkbeweglichkeit, passive  36, 98 Gelenkkontraktur  36, 96, 127 Gelenkmessung  35 Gitarrenmechanik  122

H Hakenband  30 – selbstklebendes  31 Handachse  15 Handgelenk  18 Handgelenksextensionsschiene, dynamische  162 Handgelenksflexionsschiene, dynamische  171 Handgewölbe  16 Handtherapie  3 Heilung, intrinsische  13 Hohlhandbogen  38

I Intrinsic-plus-Position (IPP)  82, 88

K

Einzelfingerlagerungsschiene, zirkuläre  44 Eschenbaumschiene (historische Abbildung)  4 Extensionshilfe  180, 189 Extensionsschiene – dynamische  116, 144 – korrekte Zugrichtung  109

Kapsel-Band-Apparat  18, 94 Klettband  29, 31 Kollagen  13 Kompression  20 Kontrakturbehandlung  5, 60, 68, 98, 103 Kreissystemschiene  20 Krukenberg-Handschuh (historische Abbildung)  7

F

L

Federschiene (historische Abbildung)  5 Fertigschiene  180 – dynamische  180 – statische  180 Fingerextension  108 Fingerflexion  108

Lagerungsschiene  39 – Fingerlagerung, palmare  47 – IPP  82 – dorsale  88 – zirkiläre Einzelfinger  44

Lister-Lagerungsschiene (historische Abbildung)  4

M Material s. Schienenmaterial Medizinproduktegesetz  34 Memory-Effekt  26 Messprotokoll  36 Moberg-Handschuh  5 – modifizierter  158 MP-Gelenk  56

N Nachtlagerungsschiene  14 Narbenzüge  96 Nervenläsion, periphere  39, 94 Neutral-Null-Methode  35 – Messung – aktive  137 – passive  137 Neutralstellung  52, 79

O Orficast™  29 Orfitube®-Auslegersystem  105, 127, 134, 145

P Passgenauigkeit  27, 37, 180 Patientenaufklärung  11 PIP-Extensionsschiene (historische Abbildung)  4 Plexus-brachialis-Läsion  39 Polstermaterial  27 Precut  24 Preisberechnung  33, 34 Preiskalkulation  33 Produkthaftungsgesetz  33

R Rhizarthroseschiene  20 Rolyan®-Auslegersystem  103, 120 Rotation  20

S Scharnier  163, 164, 167, 169 Schiene – Definition  12 – dorsale  20 – Drehachse  112 – Drei- und Zweipunktsysteme  21 – dynamische  12 – allgemeine Grundsätze  100 – Einsatzgebiete  92 – Herstellung  116 – Indikationen  92 – Kontraindikationen  92

202

Stichwortverzeichnis

– Materialien  100 – Tragedauer  114 – Vergleich verschiedener Auslegersysteme  103 – Wirkung von Zugkräften  92 – Zielsetzungen  92 – gesetzliche Grundlagen  33 – Klassifikation  8 – deskriptive  9 – laterale  20 – mittelhandumgreifende, mit dorsalem Fingersteg  60 – palmare  20 – Preisberechnung  33 – statische  12 – für das Handgelenk  72, 73, 77 – Herstellung  45 – Indikation  44 – Kontraindikation  44 – Materialien  3 – Schnittmuster  45 – Tragedauer  47, 114 – Ziele  44 – statisch progressive  12 – Definition  98 – Indikationen  98 – Kontraindikationen  98 – Wirkung  98 – Typen  20 – zirkuläre  20 Schienenbau – Arbeitsplatz  24 – begleitende Maßnahmen  35, 114 – Vorbereitung  11 Schienenbaureferenzpunkte  15 Schienenbecken  24 Schienencode  10 Schienenkontrolle  33–35, 37, 114, 137 Schienenmaterial  11 – Auswahl  26 – Eigenschaften  26 – Flauschbänder/Verschlussbänder  32 – Hakenbänder  30 – Hautverträglichkeit  27 – Hochtemperaturmaterialien  26 – Kantenbearbeitung  27 – Kleber  30 – Memory-Effekt  26 – Niedertemperaturmaterialien  26 – Oberflächen-Finish  27 – perforiertes  26 – Polstermaterial  118 – Stärke  26 – thermoplastisches  24 – Verarbeitung  11 – Verbindungsfähigkeit  27 – Zugstabilität  27 – Zusatzmaterial zum dynamischen Schienenbau

– Federn  151 – Fingerschlaufen  24, 145, 151 – Gummibänder  12, 140, 151 – Ösen, Nieten, Haken  145, 151 Schienenpass  37, 49, 54, 65, 71, 76, 88, 90, 125, 132, 137, 141, 159, 169, 177 Schienenschnitt, vorgefertigter  29 Schienenschnitterstellung  39 Schienentherapie – Geschichte  8 – Hand  3 – Wundheilung  13 – Ziele  19 Schienenverschluss  27 Schiffchen  63, 137 – Daumen  137 – Finger  63 Schnittmuster – Daumenhülse  56 – Handgelenkschiene – dorsale  20, 73 – palmare  20, 73 – individuelles  39, 45, 47, 52, 57, 73, 83, 89, 116 – Intrinsic-plus-Lagerungsschiene  83 – mittelhandumgreifende Schiene  60 Sehnenadhäsionen  96 Sehnengleitgewebe  94 Sehnennachbehandlung  14 Sehnennaht  13, 92 – Frühmobilisierung nach Sehnennähten  114 Sehnenverletzung  73, 92 Silikontherapie  14 Spiralfeder  5 Streckkontraktur  150, 151, 171 Strecksehnennaht  93, 111 Supinationsschiene (historische Abbildung)  7

T TBJ-Auslegersystem  116, 145 Tenolyse  93 Thermoplast  26 Tragedauer – Daumenhülse  55 – CMC-Einschluss  55 – MP-Gelenk  59 – dorsale Schiene für das Handgelenk  81 – Einzelfingerlagerungsschiene  47 – Fingerlagerungsschiene, palmare  50 – IPP  88 – dorsale  90 – mittelhandumgreifende Fingerlagerung  65 – palmare Schiene für das Handgelenk  76 – Schiene – dynamische  114 – statische  114 Tragekomfort  12, 37, 102 Traktion  20

U Umlenkung – anbringen  152 – selbst hergestellte  105, 106, 108 Unterarmschiene  12

V Verbandsmaterial  3

W Werkzeug zum Schienenbau – Amboss/Hammer  25 – Bandmaß  26 – Heißluftföhn  30 – Henkellocheisen  26 – Scheren  25 – Schienenbecken  24 – Schneider  25 – Schraubstock  25 – Winkelmesser  26 – Zangen  25 – Zugwaagen  26 Wundheilung  12 – Phasen  13

Z Zugelement  100, 106, 137, 148, 151, 167 Zugfeder  120 Zugkraft  111 – Arthrolysen  93, 111 – bei Sehnennähten  111 – Beugesehnen-/Strecksehnennachbehandlung, motorische Ersatzplastik  92 – Gelenke  111 – Gelenkkontrakturen, Sehnenadhäsionen, Narbenzüge  96 – Kontraktur  111 – periphere Nervenläsionen  94 – Tenolysen  93, 111 Zugrichtung, Zugwinkel  108 – Extension  108 – Daumengelenk  111 – Extensions- und Flexionsschienen  109 – Flexion  108 – Daumengelenk  111 – Fingergelenke  108 Zugstärke, Bindegewebe  96 Zweipunktsystem  21