Scheckgesetz: Kommentar [Reprint 2019 ed.] 9783111404912, 9783111041445


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German Pages 346 [364] Year 1927

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Inhaltsverzeichnis
Scheckgesetz vom 11. März 1908
Einleitung
Scheckgesetz
Anhänge
Sachregister
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Scheckgesetz: Kommentar [Reprint 2019 ed.]
 9783111404912, 9783111041445

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2)er Gewerbe- und Industrie-Rechts-Kommentar als Gesamt­

werk in Einzelbänden, dessen erster Band aus der Feder des Reichsgerichtsrats Dr. h. c. Erich Brodmann das Gesetz betr. die

Gesellschaften mit beschränkter Haftung erläutert, wird mit dem vorliegenden 2. Bande-Scheckgesetz von Reichsgerichtsrat Rich.

Michaelis - fortgesetzt. Der hohe Schatz des Wissens und die große praktische Erfahrung, die in den Senaten des höchsten deutschen

Gerichtshofes im Laufe der Iahrzehnte zu einem Krfj/ia elg del geworden sind, haben sich schon Geltung und Anerkennung in

Buchform verschafft, so bei dem BGB-Kommentar der Reichs­ gerichtsräte und bei dem Ebermayerschen Strafgesetz-Kommentar. An diese Werke knüpft der G. u. I- K. in Idee und Plan an; sein

Inhalt geht noch tiefer hinein in die Einzelheiten des wirtschaft­

lichen Lebens und will also ein Reichsgerichtsräte-Kommentar

nicht nur über gewerbliches und industrielles Recht, sondern auch für das Gewerbe und die Industrie fein.

2)ie Kommentare der einzelnen in diesem Gesamtwerk erläuterten Gesetze erscheinen insoweit als selbständige Bücher, als sie in sich

abgeschlossene Bände bilden und ohne Bezugnahme auf Nach­ barbände brauchbar sind. Trotz des Erscheinens in selbständig

käuflichen Einzelbänden bleibt aber das ganze Unternehmen ein Werk von enger Zusammengehörigkeit — nicht nur, weil

sein Verfasserkreis auf Herren vom Reichsgericht beschränkt ist, sondern auch well die Themata der einzelnen Bände einander ergänzen werden.

Gewerbe- und Industrie-Kommentar (WIK.) Unter besonderer Berücksichtigung der Rechtsprechung des Reichsgerichts herausgegeben von

Senatspräsidenten und Räten des Reichsgerichts unter Führung des

Senatspräsidenten Dr. h.c. H. Koenige

-

Band II.

■■■

Scheckgesetz Kommentar von

Reichsgerichtsrat

Richard Michaelis

Berlin und Leipzig 1927.

Walter de Gruyter & Eo. vormals G.F. Göschen'sche Derlagshandlung - F- Guttentag, Verlags­ buchhandlung - Georg Reimer - Karl F. Trübner - Veit & Gomp.

--- —

Inhaltsverzeichnis

Sette

Text detz ScheckgesetzcS vom 11. März 1908

1

Einleitung.

Entstehung und Entwicklung des Schecks und des Scheckrechts Entstehung des deutschen Scheckgesetzes Verhältnis des Scheckgesetzes zu anderen Nechtsquellen Entwicklung des Scheckwesens und des Scheckrechts seit dem Inkrafttreten des deutschen Scheckgesetzes 5. Zukünftiges Weitscheckrecht 6. Schrifttum zum Scheckrecht

1. 2. 34.

6 9 12

13 16 19

Kommentar znm Scheckgesetz vom 11. März 1908.

§ 8 8 8 8

1 2 3 4 5

8 8 8 8 8 8 § § 8 8

8 9 10 11 12 13 14 15 16 17

....................

..........................................................................................

20 37 47 57 62 66 68 70 102 109 114 122 126 137 145 152 183 197 210 214 221 227 227 240 242 243 246 253 257 264

8 18 8 19.............................................................................................................. A. BersahrenSvorschriften. 8 20 21 Abs 3 ScheckG: Urkunden.............................................................................. 1. Zu §8 28 und Wechselprozeß (§§ 592 bis 22 .............................................................................................................. 605 8ZPO) . . ................................................................................................... 265 23 ScheckG: ............................................................................................................. 2. Zu §8 27 Aufgebotsverfahren (88 946 bis 959, 1003 bis 1009, 24 1019, .............................................................................................................. 10158 bis 1022 ZPO) 266 § 25 .............................................................................................................. 8 26 ............................................................................................................. 8 27 .............................................................................................................. 8 28 .............................................................................................................. 8 29 .............................................................................................................. 8 30 ..............................................................................................................

Anhänge:

VI

Inhaltsverzeichnis Seite 3. Ju § 28 Ab? I, 2 ScheüG: Zuständigkeit....................................................... . a) § 4 ZPO. — b)GVG in der Fassung der Bekanntmachung vom 22.3.192^4 (RGBl I S. 299), §§ 72, 94, 95. — c) § 8 EG zum GVG.

269

B. Reichsbank und Abrechnungsstellen. 1. Bestimmungen über den Giroverkehr mit der Reichsbank........................ . 269 2. Bestimmungen für die Abrechnungsstelle zu Berlin: a) Abkommen vom 14. Februar 1883 ............................................................... . 272 b) Geschäftsordnung............................................. 273 3. Bestimmungen für die Berliner Scheck-Austauschstelle: a) Abkommen vom 7. Mai 1910.................................................................................. 275 b) Geschäftsordnung der Berliner Scheck-Austauschstelle........................................276 4. Verzeichnis sämtlicher Abrechnungsstellen nach dem Stande vom 31. März 1925, nebst den seitdem hinzugetretenen Stellen..................................................................277 5. Bekanntmachung über die Bestätigung von Schecks durch die Reichsbank vorn 31. August 1916..........................‘................................................................................... 277

C. Postscheck: 1. Postscheckgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 22. März 1921 mit den seitdem eingetretenen Änderungen.................................. *................................. 278 2. Postscheckordnung................................................................................................................ 280 Mit Ausführungsbestimmungen.......................................................................................286

D.

Scheckprotest: 1. Gesetz betr. die Erleichterung des Wechselprotestes, vom 30. Mai 1908 . . . 290 2. Bekanntmachung betr. die Erhebung von Wechsel- und Scheckprotesten durch Postbeamte, vom 5. August 1908 .................................................................... 291 3. Auszug aus der Postordnung vom 30. Dezember 1921, unter Berücksichtigung der abändernden Verordnungen, nach dem Stande vom 1. Oktober 1926 . . 292 4. Allgemeine Verfügung des Preußischen Justizministers vom 16. September 1908, betr. den Wechsel- und Scheckprotest ............................................................. 296 5. Zweite Verordnung über benachbarte Orte im Wechsel- und Scheckverkehr, vom 23. August 1924 ........................................................................................................... 298

E. Vorschriften über Verlängerung der Fristen zurBornahme scheckrechtlicher Hand­ lungen: 1. Gesetz über die Folgen der Verhinderung wechsel- und scheckrechtlicher Handlun­ gen im Auslande, vom 13. April 1914................................................................ 302 2. Gesetz über die Ermächtigung des Bundesrats zu wirtschaftlichen Maßnahmen und über die Verlängerung der Fristen des Wechsel- und Scheckrechts im Falle kriegerischer Ereignisse, vom 4. August 1914....................................................... 302 3. Bekanntmachung betr. die Verlängerung der Fristen für wechsel- und scheckrecht- • liche Handlungen, vom 7. August 1914................................................................ 302 4. Bekanntmachung betr. weitere Verlängerung der Fristen des Wechsel- und Scheckrechts, vom 29. August 1914 . . . .'....................................................... 303 5. Verordnung über die Verlängerung der Fristen des Wechsel- und Scheckrechts, vom 20. Januar 1919.................................................................................................. 303 6. Auszug aus der Verordnung zum Schutze gegen die Folgen der Stillegung von Bankbetrieben, vom 19. April 1919.........................................................................303 7. Auszug aus dem Friedensvertrage, Gesetz vom 16. Juli 1919......................303 8. Gesetz über den Wiederbeginn und den Ablauf von Fristen, vom 3. April 1920 304 9. Gesetz zur Ergänzung des Gesetzes über den Wiederbeginn und den Ablauf von Fristen vom 3. April 1920. Vom 12. August 1920 ........................................... 304

F. Sonstiges: 1. Bekanntmachung, betr. die Vorlegungsfristen für Auslandsschecks, von 19. März 1908 ............................................................................................................... 304 la. Wechselsteuergesetz........................................................................................................... 305 2. Verordnung über Goldmark- und Goldmarknoten-Wechsel uub Schecks, vom 6. Februar 1924 ................. 307 3. Durchführungsverordnung zu Wr. 2 vom 17. April 1924 .............................. 308 4. Gesetz über die Wechsel- und Scheckzinsen, vom 3. Juli 1925 .......................... 308

Inhaltsverzeichnis

VII

G. Ssckvorschristen deS Auslandes:

Seite 1 Belgien.............................................................................................................308 2 Skandinavische Staaten.................................................................................. 310 3 Englisches Scheckrecht ...................................................................................... 312 4 Französische Scheckgesetze...................................................................................313 5 Japanisches Scheckrecht...................................................................................... 315 6 Italienisches Scheckrecht ...................................................................................318 7. Niederländisches Scheckrecht............................................................................... 320 8 Österreichisches Scheckrecht...............................................................................321 9 Portugiesisches Scheckrecht...............................................................................325 10. Rumänisches Scheckrecht...................................................................................326 11. Schweizerisches Scheckrecht............................................................................... 326 12. Spanisches Scheckrecht...................................................................................... 327 13. Vereinigte Staaten von Amerika....................................................................328

H. Zuünftiges Weltscheckrecht............................................................................ 329 Sachryister....................................................................................................... 333

Scheckgesetz vom 11. März 1908. (RGBl. S. 71). § 1. Der Scheck muß enthalten:

1. die in den Text aufzunehmende Bezeichnung als Scheck oder, wenn der Scheck in einer fremden Sprache ausgestellt ist, einen jener Bezeichnung entsprechenden Ausdruck in der fremden Sprache; 2. die an den Bezogenen gerichtete Anweisung des Ausstellers, aus seinem

Guthaben eine bestimmte Geldsumme zu zahlen; 3. die Unterschrift des Ausstellers; 4. die Angabe des Ortes und des Tages der Ausstellung.

§ 2. Als Bezogene sollen nur bezeichnet werden: 1. diejenigen Anstalten des öffentlichen Rechtes, diejenigen unter staatlicher Aufsicht stehenden Anstalten sowie diejenigen in das Genossenschaftsregister eingetragenen Genossenschaften, welche sich nach den für ihren Geschäfts­ betrieb maßgebenden Bestimmungen mit der Annahme von Geld und der Leistung von Zahlungen für ftemde Rechnung befassen, ferner die unter amtlicher Aufsicht stehenden Sparkassen, wenn sie die nach Landesrecht für sie geltenden Aufsichtsbestimmungen erfüllen; 2. die in das Handelsregister eingetragenen Firmen, welche gewerbsmäßig

Bankiergeschäfte betreiben. § 3. Als Guthaben ist der Geldbetrag anzusehen, bis zu welchem der Bezogene nach dem zwischen ihm und dem Aussteller bestehenden Rechtsverhältnisse Schecks

einzulösen verpflichtet ist.

§ 4. Als Zahlungsempfänger kann entweder eine bestimmte Person oder Firma oder der Inhaber des Schecks angegeben werden. Der Aussteller kann sich selbst als Zahlungsempfänger bezeichnen. Sind dem Namen oder der Firma des Zahlungsempfängers die Worte „oder Überbringet oder ein gleichbedeutender Zusatz beigefügt oder enthält der Scheck

keine Angabe darüber, an wen zu zahlen ist, so gilt er als auf den Inhaber gestellt. § 5. Der bei dem Namen oder der Firma des Bezogenen angegebene Ort gilt

als Zahlungsort. Die Angabe eines anderen Zahlungsorts gilt als nicht geschrieben. Ist bei dem Namen oder der Firma des Bezogenen ein Ort nicht angegeben, so gilt der Ausstellungsort als Zahlungsort. Michaelis, Scheckgesetz

1

2

Scheckgesetz vom 11. März 1908 § 6. Ist die zu zahlende Geldsumme in Buchstaben und in Ziffern ausgedrückt,

so gilt bei Abweichungen die in Buchstaben ausgedrückte Summe. Ist die Summe mehrmals mit Buchstaben oder mehrmals mit Ziffern geschrieben, so gilt bei Ab­ weichungen die geringere Summe.

§ 7. Der Scheck ist bei Sicht zahlbar. Die Angabe einer anderen Zahlungs­ zeit macht den Scheck nichtig. § 8. Der auf einen bestimmten Zahlungsempfänger gestellte Scheck kann durch Indossament übertragen werden, wenn nicht der Aussteller die Übertragung durch

die Worte „nicht an Orbet" oder durch einen gleichbedeutenden Zusatz untersagt hat. In betreff der Form des Indossaments, in betreff der Legitimation des Be­ sitzers eines indossierten Schecks und der Prüfung der Legitimation sowie in be­

treff der Verpflichtung des Besitzers zur Herausgabe finden die Vorschriften der Art. 11 bis 13, 36, 74 der Wechselordnung entsprechende Anwendung. Ein auf eine Abschrift des Schecks gesetztes Indossament ist jedoch unwirksam. Das gleiche gilt von einem Indossamente des Bezogenen. Ein Indossament an den Bezogenen gilt als Quittung.

§ 9. Schecks, die auf einen bestimmten Zahlungsempfänger gestellt und im Auslande zahlbar sind, können in mehreren Ausfertigungen ausgestellt werden. Jede Ausfertigung muß im Texte mit der Bezeichnung „Erste, zweite, dritte usw.

Ausfertigung" oder mit einer gleichbedeutenden Bezeichnung versehen werden; ist dies nicht geschehen, so gilt jede Ausfertigung als ein für sich bestehender Scheck. Ist von mehreren Ausfertigungen eine bezahlt, so verlieren dadurch die anderen

ihre Kraft. Jedoch bleiben aus den übrigen Ausfertigungen der Indossant, wel­ cher mehrere Ausfertigungen an verschiedene Personen indossiert hat, und alle späteren Indossanten, deren Unterschriften sich auf den bei der Zahlung nicht

zurückgegebenen Ausfertigungen befinden, auf Grund ihres Indossaments ver­ pflichtet. § 10. Der Scheck kann nicht angenommen werden. Ein auf den Scheck ge­ setzter Annahmevermerk gilt als nicht geschrieben. § 11. Der im Inland ausgestellte und zahlbare Scheck ist binnen zehn Tagen

nach der Ausstellung dem Bezogenen am Zahlungsorte zur Zahlung vorzulegen. Für Schecks, die im Ausland ausgestellt, im Inlands zahlbar sind, bestimmt der Reichsrat die Vorlegungsfrist. Das gleiche gilt für Schecks, die im Inland ausgestellt, im Auslande zahlbar sind, sofern das ausländische Recht keine Vor­

schrift über die Zeit der Vorlegung enthält. Fällt der letzte Tag der Frist auf einen Sonntag oder einen am Zahlungsorte staatlich anerkannten allgemeinen Feiertag, so tritt an die Stelle des Sonntags oder des Feiertags der nächstfolgende Werktag. § 12. Die Einlieferung eines Schecks in eine Abrechnungsstelle, bei welcher

der Bezogene vertreten ist, gilt als Vorlegung zur Zahlung am Zahlungsorte, sofern die Einlieferung den für den Geschäftsverkehr der Abrechnungsstelle maß­ gebenden Bestimmungen entspricht.

Scheckgesetz vom 11. März 1908

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Ter Reichsrat bestimmt, welche Stellen als Abrechnungsstellen im Sinne

di ess Gesetzes zu gelten haben. § 13. Der Bezogene, der den Scheckbetrag bezahlt, kann die Aushändigung des quittierten Schecks verlangen. Ter Ablauf der Vorlegungsfrist ist auf das Recht des Bezogenen zur Zahlung

ohne Einfluß. En Widerruf des Schecks ist erst nach dem Ablaufe der Vorlegungsfrist wirksam. § 14. Der Aussteller sowie jeder Inhaber eines Schecks kann durch den quer über die Vorderseite gesetzten Vermerk: „Nur zur Verrechnung" verbieten, daß der Scheck bar bezahlt werde. Der Bezogene darf in diesem Falle den Scheck nur durch Verrechnung einlösen. Die Verrechnung gilt als Zahlung im Sinne dieses

Gesetzes. Tas Verbot kann nicht zurückgenommen werden. Die Übertretung des Ver­ bots macht den Bezogenen für den dadurch entstehenden Schaden verantwortlich.

§ 15. Der Aussteller und die Indossanten haften dem Inhaber für die Einlösurg des Schecks. Aach bei dem auf den Inhaber gestellten Scheck haftet jeder, der seinen Namen oder seine Firma auf die Rückseite des Schecks geschrieben hat, dem Inhaber für die Einlösung. Auf den Bezogenen findet diese Vorschrift keine Anwendung. Hat ein Indossant dem Indossamente die Bemerkung „ohne Gewährleistung" oder einen gleichbedeutenden Vorbehalt hinzugefügt, so ist er von der Verbind­ lichkeit aus seinem Indossamente befreit. § 16. Zur Ausübung des Regreßrechts muß nachgewiesen werden, daß der Scheck rechtzeitig zur Zahlung vorgelegt und nicht eingelöst oder daß die Vor­

legung vergeblich versucht worden ist. Der Nachweis kann nur geführt werden: 1. durch eine auf den Scheck gesetzte, von dem Bezogenen unterschriebene und den Tag der Vorlegung enthaltende Erklärung; 2. durch eine Bescheinigung der Abrechnungsstelle, daß der Scheck vor dem Ablaufe der Vorlegungsfrist eingeliefert und nicht eingelöst worden ist;

3. durch einen Protest. Auf die Vorlegung und den Protest finden die Vorschriften der Artikel 87 bis 88a, 89a, 90 bis 91a, 92 Abs. 2 der Wechselordnung sowie der §§ 3, 4 des Gesetzes betreffend die Erleichterung des Wechselprotestes*)

entsprechende Anwendung. Enthält der Scheck die Aufforderung, keinen Protest zu erheben, so finden die Vorschriften des Art. 42 der Wechselordnung entsprechende Anwendung. § 17. Wegen der Benachrichtigung der Vormänner und ihres Einlösungs­

rechts sowie wegen des Umfanges der Regreßforderung und der Befugnis zur Ausstreichung von Indossamenten finden die Vorschriften der Art. 45 bis 48, 50 bis 52 und des Art. 55 der Wechselordnung mit der Maßgabe entsprechende *) Die gesperrt gedruckten Worte sind gemäß § 30 ScheckG an die Stelle der ursprünglich in § 16 angeführten Art 87,88, 90, 91 WO getreten.

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Scheckgesetz vom 11. März 1908

Anwendung, daß der Inhaber des vergeblich zur Zahlung vorgelegien Schecks verpflichtet ist, seinen unmittelbaren Vormann innerhalb zweier Tage nach der Züisstellung der im § 16 Abs. 1 bezeichneten Erklärung, Bescheinigung oder Pro­

testurkunde, spätestens aber innerhalb zweier Tage nach dem Ablaufe der Vor­ legungsfrist, von der Nichtzahlung des Schecks zu benachrichtigen.

§ 18. Der Inhaber des Schecks kann sich wegen seiner ganzen Regreßforde­ rung an alle Verpflichtete oder auch nur an einige oder einen halten, ohne da­ durch seinen Anspruch gegen die nicht in Anspruch genommenen Verpflichteten zu verlieren. Es steht in seiner Wahl, welchen Verpflichteten er zuerst in Anspruch nehmen will. Dem Inhaber des Schecks kann der Schuldner nur solche Einwendungen ent­ gegensetzen, welche die Gültigkeit seiner Erklärung in dem Scheck betreffen oder sich aus dem Inhalte des Schecks ergeben oder ihm unmittelbar gegen den In­

haber zustehen.

§ 19. Der Regreßpflichtige ist nur gegen Auslieferung des Schecks, der zum Nachweise der rechtzeitigen Vorlegung und der Nichteinlösung oder des vergeb­ lichen Versuchs der Vorlegung dienenden Urkunden und einer quittierten Rechnung Zahlung zu leisten verbunden.

§ 20. Die Regreßansprüche gegen den Aussteller und die übrigen Vormänner verjähren, wenn der Scheck in Europa mit Ausnahme von Island und den Färöern zahlbar ist, in drei Monaten, andernfalls in sechs Monaten. Die Verjährung beginnt gegen den Inhaber des Schecks mit dem Ablaufe der Vorlegungsfrist, gegen jeden Indossanten, wenn er, bevor eine Klage gegen ihn erhoben worden ist, gezahlt hat, mit der Zahlung, in allen übrigen Fällen mit der Erhebung der Klage.

§ 21. Der Aussteller, dessen Regreßverbindlichkeit durch Unterlassung recht­ zeitiger Vorlegung oder durch Verjährung erloschen ist, bleibt dem Inhaber des Schecks so weit verpflichtet, als er sich mit dessen Schaden bereichern würde.

§ 22. In den Fällen des § 14 Abs. 2 und des § 21 verjährt der Anspruch in einem Jahre seit der Ausstellung des Schecks.

§ 23. Aus einem Scheck, auf dem die Unterschrift des Ausstellers oder eines Indossanten gefälscht ist, bleiben diejenigen, deren Unterschriften echt sind, ver­ pflichtet.

§ 24. Auf die Anfechtung einer auf einen Scheck geleisteten Zahlung finden die Vorschriften des § 34 der Konkursordnung entsprechende Anwendung. § 25. Im Auslande zahlbare Schecks dürfen auch auf solche Bezogene lauten, auf die nach dem ausländischen Rechte ein Scheck gezogen werden darf. § 26. Die wesentlichen Erfordernisse eines im Ausland ausgestellten Schecks sowie jeder im Ausland auf einen Scheck gesetzten Erklärung werden nach den Gesetzen des Ortes beurteilt, an welchem die Ausstellung oder die Erklärung er­

folgt ist.

Scheckgesetz vom 11. März 1908

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Entspricht jedoch der im Ausland ausgestellte Scheck oder die im Ausland auf einen Scheck gesetzte Erklärung den Anforderungen des inländischen Gesetzes, so kann daraus, daß nach ausländischem Gesetz ein Mangel vorliegt, kein Ein­

wand gegen die Rechtsverbindlichkeit der später im Inland auf den Scheck gesetzten

Erklärungen entnommen werden. Auch ist die im Ausland erfolgte Ausstellung eines im Jnlande zahlbaren Schecks sowie die auf einen solchen Scheck im Auslande gesetzte Erklärung wirksam, wenn sie auch nur den Anforderungen des in­ ländischen Gesetzes entspricht.

§ 27. Abhanden gekommene oder vernichtete Schecks unterliegen der Kraftloserklämng im Wege des Aufgebotsverfahrens. Die Aufgebotsftist muß minde­ stens zwei Monate betragen.

Nach Einleitung des Aufgebotsverfahrens kann der Berechtigte, falls der Scheck rechtzeitig zur Zahlung vorgelegt, von dem Bezogenen aber nicht eingelöst worden war, von dem Aussteller Zahlung fordern, wenn er bis zur Kraftlos-

erklärung Sicherheit leistet. § 28. Bürgerliche Rechtsstreitigkeiten, in welchen durch die Klage ein An­ spruch auf Grund dieses Gesetzes geltend gemacht wird, gehören, sofern in erster Instanz die Landgerichte zuständig sind, vor die Kammern für Handelssachen. In bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, in welchen durch Klage oder Widerklage

ein Anspruch auf Grund dieses Gesetzes geltend gemacht ist, wird die Verhand­ lung und Entscheidung letzter Instanz im Sinne des § 8 des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze dem Reichsgerichte zugewiesen. Auf die Geltendmachung von Regreßansprüchen aus einem Scheck finden die den Wechselprozeß betreffenden Vorschriften der §§ 602 bis 605 der Zivilprozeß­ ordnung entsprechende Anwendung. Die Rechtsstreitigkeiten, in welchen ein solcher Anspruch geltend gemacht wird, gelten als Feriensachen.

§ 29. Im Sinne des § 24 des Gesetzes, betreffend die Wechselstempelsteuer, vom 10. Juni 1869 (Bundes-Gesetzbl. S. 193 ff.) sind als Schecks, für welche die Befreiung von der Wechselstempelabgabe bestimmt ist, diejenigen Urkunden anzuehen, die den Anforderungen der §§ 1, 2, 7, 25, 26 des gegenwärtigen Gesetzes entsprechen. Die Vorschrift des Abs. 1 findet keine Anwendung auf Schecks, welche vor dem auf ihnen angegebenen Ausstellungstag in Umlauf gesetzt sind. Für die Entrich­ tung der Abgabe haftet als Gesamtschuldner jeder, der am Umlaufe des Schecks im Sinne des § 5 des Gesetzes, betreffend die Wechselstempelsteuer, im Jnlande vor dem Ausstellungstage teilgenommen hat. § 30. Dieses Gesetz tritt am 1. April 1908 in Kraft. Die Vorschriften finden auf früher ausgestellte Schecks keine Anwendung.

Einleitung. 1. Entstehung und Entwickelung des Schecks und des Scheckrechts. Der Scheck verdankt seine Entstehung dem Bedürfnisse des Verkehrs, besonders des gewerblichen und kaufmännischen, die Notwendigkeit der Bereithaltung von baren Zahlungsmitteln in den Kassen des einzelnen Gewerbetreibenden zum Zwecke der jederzeitigen Bereitschaft zur Leistung fälliger Zahlungen dadurch einzuschränken, daß dieser bei einem gewerbsmäßigen Kassenhalter (Bankhalter, Bankier) einen Geldbestand hinterlegt und unterhält und seine Gläubiger statt der Barzahlung an diesen Kassenhalter verweist, der die Auszahlung für ihn besorgt. Ein solches Hilfs­ mittel zur Erleichterung des Geldverkehrs ist schon früh im Handelsverkehr der ge­ schichtlichen Völker angewendet worden. Bereits im alten Rom war das Bank­ depositengeschäft ausgebildet, und die Handeltreibenden leisteten ihre Zahlungen durch Vermittelung der argentarii (Bankhalter, auch numerarii genannt), bei denen sie Geld hinterlegt hatten, auf Grund von Zahlungsaufträgen (iussus — Be­ fehl), die sie an diese ergehen ließen, jedenfalls mündlich, ob auch schon im Wege schriftlicher Anweisungen, ist nicht unzweifelhaft (vgl. G. Cohn in ZVerglR 1, 122). Im späteren Mittelalter kam infolge der Ausbreitung des Geldverkehrs zwischen Kaufleuten, die nicht an dem gleichen Orte wohnten, der namentlich durch die Messen und Märkte gefördert wurde, das Bedürfnis hinzu, den Transport baren Geldes von einem Orte zum anderen sowie das Umwechseln der Münzen am Wohnsitze des Schuldners in die am Zahlungsorte geltenden Münzsorten zu vermeiden, Es wurden deshalb in Italien bei den campsores und banch erii, in den Hansestädten bei dem Rat und bei der Korporation der Kaufleute Gelddepositen gemacht, über welche durch Anweisungen verfügt wurde. Das geschah zumeist in den Formen des Wechsels (cambium), der sich zunächst als eigner, später in den Formen der Tratte entwickelt hatte und neben seiner eigentlichen Funktion als Kreditvermittler auch dem Bedürfnisse der Ersparung von Barzahlungen dienstbar gemacht wurde; vgl. Grün­ hut Wechselrecht 1 § 13 S. 18/19; G. Cohn a. a. O. S. 125. Doch kamen auch Zahlungsanweisungen auf Depositen ohne die Form des Wechsels vor, wie die contadi di banco in Venedig (1421), die polizze bancarie in Bologna (1603); vgl. G. Cohn in EndemannsHdb § 433 Note 69. Vielfach wurden auch in Deutschland und Polen von den Landesherren Anweisungen (Quittancien) ausgestellt auf ihre abgabe­ pflichtigen Untertanen, namentlich auf Stadtgemeinden, wie Lübeck und Danzig, für geschuldete Abgaben, je nach Bedarf in Einzelbeträgen, und zwar oft auch für erst in Zukunft fällig werdende, zugunsten von Gläubigern der Landesherren, denen die Abgaben übereignet oder verpfändet waren. Diese Anweisungen setzten freilich eine gewisse Zwangsgewalt des Ausstellers gegenüber dem Angewiesenen voraus und blieben deshalb auf Fälle eines derartigen Machtverhältnisses beschränkt. Vgl. G. Cohn a. a. O. S. 126. In England stellten im Mittelalter die Könige Anweisungen aus auf ihren eigenen Rechnungshof, der Exchequer genannt wurde, vermutlich wegen des schachbrettartigen Tisches, auf dem die Auszahlungen vorgenommen wurden.

Einleitung

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In größerem Umfange hat sich in der Übergangszeit vom Mittelalter zur Neuzeit in Holland ein dem späteren Scheck entsprechendes Institut ausgebildet in den so­ genannten „Kassiersbriefje". Dort bestand schon seit dem 16. Jahrhundert nament­ lich in Amsterdam der Gebrauch, daß die Kaufleute ihre Barbestände gewerbsmäßigen Kassenhaltern (Kassiers) Übergaben, welche in späterer Zeit öffentlich konzessioniert und zur Annahme solcher Gelder und zur Auszahlung in Teilbeträgen an Dritte nach Maßgabe der ihnen von den Hinterlegern erteilten schriftlichen Anweisungen, die meist in Form von Quittungen, seltener in der eigentlichen Anweisungsform aus­ gestellt wurden, verpflichtet waren. Diese Anweisungen wurden „Kassiersbriefje" genannt. In Amsterdam gab es in den Jahren 1770—1780 nicht weniger als 54 solche „Kassiers", unter denen auch bereits eine Art Abrechnungsverfahren (Clearing) im Wege gegenseitiger Kompensationen eingeführt war (G. Cohn a. a. O. S. 129). Die Kassiers hatten ursprünglich die Verpflichtung, die Gelder der Deponenten in Natur aufzubewahren (depositum reguläre), durften sie also nicht benutzen und er­ hielten deshalb für die Aufbewahrung und Auszahlung eine Provision; in späterer Zeit ließen sie die Gelder in ihrem Geschäfte arbeiten und nahmen dadurch den Cha­ rakter von Bankiers an. Die erste gesetzliche Regelung der Kassiersbriefje erfolgte in Amsterdam durch die Keure von 1776, deren Bestimmungen dann im wesentlichen in das niederländische Handelsgesetzbuch (Wetboek van Koophandel) von 1838, Art. 221—229 — Anhang G 7 — übergingen. Danach sind die Kassiersbriefje Inhaber­ papiere in der Form von Quittungen oder Anweisungen; der ursprüngliche Aussteller bleibt daraus jedem Inhaber für die Dauer von zehn Tagen verantwortlich, jedoch auch darüber hinaus, wenn er nicht beweist, daß er bei dem „Kassier" ein bares Gut­ haben in Höhe des Betrages des Papiers gehabt und belassen hat; diejenigen, die das Papier in Zahlung gegeben haben, sind dem, der es von ihnen empfangen hat, verantwortlich auf die Dauer von drei Tagen vom Tage der Abgabe, doch muß dieser bei Verlust seines Rückgriffsrechts, unbeschadet seines Anspruchs gegen den Aussteller, das Papier innerhalb der gleichen Frist zur Zahlung präsentieren. An­ weisungen, die an Order lauten, auch solche auf Guthaben, unterstehen nicht den Vorschriften des Gesetzes über die Kassiersbriefje. Ein im Jahre 1886 veröffentlichter Entwurf eines Gesetzes über die Handelspapiere, der sich in Titel IV Abs 1—6 mit dem Scheck beschäftigte, ist nicht Gesetz geworden. In der neuen Fassung des Wetboek van Koophandel vom 5. Juni 1925 sind die Vorschriften unverändert geblieben. In England gelangte der Scheck im 18. und 19. Jahrhundert zur größten Ent­ faltung. Es entwickelte sich dort zunächst zwischen 1759 und 1772 (ob in bewußtem Anschlüsse an die holländische Entwicklung, läßt sich nicht feststellen) in der Praxis der Londoner Bankiers der Gebrauch, an Stelle der bisher ihren Kunden für depo­ nierte oder diskontierte Beträge übergebenen, auf den Inhaber lautenden Noten die Beträge in ihren Handelsbüchern den Kunden gutzuschreiben und ihnen zugleich Hefte mit Anweisungsformularen auszuhändigen, die von den Kunden nach Bedürfnis ausgefüllt und zahlungshalber an ihre Gläubiger ausgehändigt wurden. Das Verfahren entsprach also bereits vollständig dem heute bei dem Abschlüsse eines Scheckvertrages mit einer Bank üblichen (vgl. unten zu § 3 Anm. 4). Auf diese Anweisungen wurde damals zuerst die Bezeichnung „chequers“, später „cheques“ angewendet, entnommen von den obenerwähnten Anweisungen, welche in früheren Jahrhunderten die englischen Könige auf ihren „Exchequer“ (Rechnungshof) ausge­ stellt hatten. Die Ausstellung solcher Schecke blieb in England anfänglich auf den Verkehr mit Privatbanken beschränkt, da gegen den Betrieb solcher Geschäfte durch größere Handelsgesellschaften Bedenken wegen des Privilegs der Bank von England bestanden. Nachdem aber 1828 von den Kronjuristen anerkannt worden war, daß

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Einleitung

dieses Monopol sich nur auf Banknoten beziehe und daß Schecke keine Banknoten seien, entstand rasch eine große Zahl joint-stock-banks (Aktienbanken), die das Depo­ sitengeschäft mit Schecken betrieben. Seitdem ist es allgemein, auch außerhalb der ge­ werblichen Kreise, Sitte geworden und wird sogar in einer bekannten Anekdote als Kennzeichen eines „Gentleman“ hingestellt, ein Guthaben bei einem „Banker“ zu halten und nicht bar, sondern mittels Scheck auf diesen zu zahlen. Die Aufstellung der rechtlichen Normen für den Scheck blieb in England längere Zeit hindurch der Handelssitte überlassen; nur in einzelnen Punkten, welche zumeist die fiskalischen Stempelinteressen, teilweise aber auch Streitfragen über die materiellen Rechts­ verhältnisse des Schecks betrafen, griff der Staat durch gesetzliche Vorschriften ein (Näheres bei G. Cohn a. a. O. S. 140). Im übrigen wurden erst bei der gesetzlichen Regelung des Wechselrechts durch die Bills ofExchangeActt>onl882 in Section 73 bis 78—Anhang G3a— auch die „Cheques on a banker“ gesetzlich geregelt, und zwar wurden sie als Sichtwechsel auf einen Bankier begrifflich bestimmt und den wechselrechtlichen Vorschriften unterstellt mit einigen Abweichungen, die hauptsäch­ lich das Erfordernis der Vorlegung „mithin a reasonable time“ (also ohne be­ stimmte Vorlegungsfrist), den Widerruf und das Kreuzen (Crossing) betreffen. Im Jahre 1906 erging eine weitere Bills of Exchange (Crossed Cheques) Act — Anhang G 3b —, welche weitere Bestimmungen über die gekreuzten Schecke traf. — In den Vereinigten Staaten von Amerika, in denen der Gebrauch des Schecks gleichfalls allgemein verbreitet ist, blieb zunächst längere Zeit hindurch die Handels­ sitte für die rechtliche Ausgestaltung maßgebend; seit dem Jahre 1897 begannen aber die Einzelstaaten der Union das Scheckrecht im Anschlüsse an das Wechselrecht in dem „Negotiable Instruments Law (NIL; Anhang G13) übereinstimmend zu kodifizieren, und zwar in der Hauptsache entsprechend dem englischen Rechte. — Bereits vor England hatte Frankreich durch das Gesetz vom 14. Juni 1865 die gesetzliche Regelung des Schecks durchgeführt; dieses Gesetz wurde, nachdem sich gewisse Mängel ergeben hatten, durch weitere Gesetze vom 19. Februar 1874 und vom 30. Dezember 1911 ergänzt und teilweise abgeändert; weitere Ergänzung erfolgte durch die Gesetze vom 26. Januar 1917 und 2. August 1917; in der jetzt geltenden Fassung sind die Gesetze als Anhang G 4a abgedruckt; außerdem erging noch ein Gesetz vom 28. August 1924, betreffend Zahlung von Handelspapieren durch Scheck — Anhang G 4b —. Die französische Gesetzgebung gibt im Gegensatze zur eng­ lischen unbeschränkte passive Scheckfähigkeit; sie legt ferner besonderen Wert auf das Vorhandensein einer Deckung, die als „Provision präalable“ (in Belgien „fonds disponibles“) bereits bei der Scheckziehung vorhanden sein muß; die Scheckziehung gilt als Übertragung des Eigentums an dieser Deckung; die Befolgung der Vor­ schriften über die Deckung und im Zusammenhänge damit über die Datierung der Schecke suchen die Gesetze durch strafrechtliche Androhungen zu sichern; auch ist eine be­ stimmte kurze Präsentationsfrist eingeführt. — Das belgische Gesetz vom20. Juni 1873, ergänzt durch Gesetz vom31.Mai — Anhang G1 — schloß sich in den grund­ legenden Vorschriften dem französischen Rechte an. Ebenso steht die Gesetzgebung der Schweiz, die in Art. 830—837 des Bundesgesetzes über das Obligationenrecht vom 14. Juni 1881 — Anhang 611 — niedergelegt ist, unter französischem Einflüsse. Das französische Gesetz hat ferner zum Vorbilde für Italien gedient, das in den Vor­ schriften seines Handelsgesetzbuchs vom 2.April 1882, Art. 339—344, die „Bankan­ weisung" (assegno di banca), wie der Scheck dort genannt wird, geregelthat — An­ hang G 6a —; einDekretvom 7. Oktober 1923 (auszugsweise als Anhang G6b abgedruckt) hat dort den sogenannten „assegno circolare“ (Zirkularscheck) ein geführt, der den amerikanischen Travellerschecken ähnlich ist; vgl. Näheres zu § 5 Anm. 8.

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Auh das spanische Scheckrecht wurde in dem Handelsgesetzbuche vom 22. August 1882,Art 534 bis 543—Anhang G 12a—im Anschlüsse an das französische Recht geregelt; ein Dekret vom 9. Januar 1923 — Anhang G 12b — traf ^Bestimmungen über ge­ kreuzte Schecke. Japan hatte in seinemHandelsgesetzbuche vom 7.März 1899 (Ar t 80—537) sich gleichfalls das französische Deckungsprinzip zum Vorbilde ge­ nommen; in dem neuerenGesetze vom 2. Mai 1911 hat es aber diesen Vorschriften eine in manchen Punkten veränderte Fassung gegeben, die sich mehr an das deutsche Recht is. unten) anschließt, vgl. die jetzt geltende Fassung in Anhang G 5. — Auch die Gesetze, die sich im wesentlichen übereinstimmend die skandinavischen Länder in denJahren 1897 und 1898 gegeben haben— vgl. das dänische Scheckgesetz vom 23. Apcil 1897 in Anhang G 2 — stehen hinsichtlich des Erfordernisses der Deckung bereits auf einem freieren Standpunkte als das französische Recht. Eine ausführliche Übersicht über den Gang und den Inhalt der scheckrechtlichen Gesetzgebung in allen in Betracht kommenden ausländischen Kulturstaaten findet sich bei H.Meyer, Weltscheck­ recht Fd. I. Näheres über den Inhalt der hauptsächlichsten Gesetzgebungen siehe in den Zrsätzen zu den einzelnen Paragraphen des Scheckgesetzes in diesem Kommentar.

2. Entstehung detz deutschen Scheckgesetzes. Vechältnismäßig spät gelangten Österreich, Ungarn und Deutschland zu Scheckgesetzen; Österreich durch das Gesetz vom 3. April 1906 — Anhang G 8—, Ungarr durch das Gesetz vom 31. Dezember 1908, Deutschland durch das Gesetz vom 11. März 1908, das den Gegenstand dieses Kommentars bildet. Die Be­ strebungen zur Schaffung einer Scheckgesetzgebung haben freilich in Deutschland schon viele Jahre vorher eingesetzt. In den meisten deutschen Staaten, einschließlich Österreich, standen lange Zeit hindurch der Verbreitung des Schecks die Stempel­ fte ueru entgegen; nur in Hamburg, wo solche Hemmungen nicht bestanden, hatte sich die kaufmännische Sitte ausbilden können, keine Kasse zu halten, sondern Zahlungen, die nicht auf Mark Banko lauteten und deshalb nicht durch Giro bei der Hamburger Bank erledigt werden konnten, auf einen Geldwechsler anzuweisen. In Preußen stand auch das dort bestehende Verbot der Annahme verzinslicher Depositen durch Privatbanken der Ausbreitung des Scheckverkehrs hemmend entgegen. Bei Be­ ratung der Wechselordnung war die Regelung der „Anweisungen" abgelehnt worden und auch das Allgemeine Deutsche Handelsgesetzbuch hatte in Art. 300—303 nur die kaufmännischen Orderpapiere in einzelnen Beziehungen geregelt. Im übrigen blieb die Regelung der „Anweisungspapiere" Sache der Einzelstaaten; die durch diese erfolgte Regelung berücksichtigte nirgends die besonderen Eigentümlichkeiten des Schecks, insbesondere die Voraussetzung der Anweisung auf ein Guthaben, den Ausschluß der Annahme und die Garantiewirkung der Scheckziehung. Nur in ElsaßLothringen hatte das ftanzösische Scheckgesetz vom 14. Juni 1865 Geltung. Zum ersten Male wurden die Besonderheiten des Schecks in dem Wechselstempelsteuergesetze vom 10. Juni 1869 von der Gesetzgebung erfaßt, indem dort (§ 24 Nr. 1) als von der Stempelabgabe befreit erklärt wurden „die statt der Barzahlung dienenden, auf Sicht zahlbaren Platzanweisungen und Schecks, d. i. Anweisungen auf das Guthaben des Ausstellers bei dem die Zahlungen desselben be­ sorgenden Bankhause oder Geldinstitute, wenn sie ohne Akzept blei­ ben". Nachdem diese Befreiung erfolgt war, konnte sich der Scheckverkehr, zunächst ohne besondere gesetzliche Regelung, freier entwickeln, und zwar geschah das schon seit dem Jahre 1875 vor allem durch die Reichsbank im Zusammenhänge mit dem von dieser gemäß § 13 Nr. 7 des Bankgesetzes vom 14. März 1875 gepflegten Depositen-

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geschäft und Giroverkehr, bei welchem zwar ein Teil der Giroumsätze durch Über­ tragung von dem Konto eines Kunden auf das eines anderen Kunden mittels Giro­ anweisungen (den sog. roten Schecken) sich vollzieht, ein anderer Teil aber auf Grund weißer Schecke, die zuerst in Quittungsform, später aber in der Form von An­ weisungen ausgestellt wurden, durch Barabhebung oder Verrechnung nach Präsen­ tation durch den Aussteller oder einen Dritten erfolgte. Nach dem Beispiele der Reichsbank richteten dann auch andere größere und kleinere Bankinstitute den Giround Scheckverkehr für ihre Kunden ein. Die Begründung zu dem Gesetzentwürfe von 1892 — s. unten — konnte deshalb (S. 9) bereits aussprechen, daß der Scheck in Deutschland eingebürgert und seine wirtschaftliche Bedeutung „kaum geringer sei als die des Wechsels und der Banknote". Der Mangel einer gesetzlichen Regelung wurde dabei unliebsam empfunden und gab in vielen Fällen zu Zivilprozessen Anlaß (vgl. G. Cohn bei Endemann III S. 1142 Anm. 39); auch das Reichsgericht wies in einer Strafsache (RGSt 18, 160) insbesondere auf die durch das Nichtvorhandensein einer gesetzlichen Präsentationsfrist erzeugte Unsicherheit hin. Schon im Jahre 1878 sprach deshalb der spätere langjährige Vorkämpfer eines Scheckgesetzes, der Reichs­ bankpräsident Dr. R. Koch, in einem Vortrage in der Juristischen Gesellschaft Berlin („Über Giroverkehr und den Gebrauch von Schecken als Zahlungsmittel", 7. Fe­ bruar, veröffentlicht in BuschsA 37 S. 85 ff.) die Überzeugung aus, daß es, um die Wirkungen des Schecks zu sichern, des Einschreitens der Gesetzgebung bedürfe, das hoffentlich nicht mehr lange auf sich warten lassen werde. Nachdem sodann der 11. Deutsche Handelstag am 15. Dezember 1882, bemerkenswerterweise gegen die Stimme von Hamburg, sich dahin geäußert hatte, daß der Erlaß eines Scheckgesetzes, das bestimmte, von ihm bezeichnete Vorschriften enthalte, „nützlich wirken würde", sprachen sich auch eine Reihe von Handelskammern sowie namhafte Stimmen im Schrift­ tum, u. a. Simonson in SchmollersJ N. F., VIII135, in diesem Sinne aus. Eine be­ sonders mächtige Förderung aber fand der Gedanke durch die allen Hindernissen zum Trotz fortgesetzte und immer wieder erneute Tätigkeit R. Kochs, der bereits im Jahre 1882 namens der Reichsbank den Entwurf eines Scheckgesetzes ausgearbeitet hatte und nun wiederum für den Erlaß eines Scheckgesetzes in seinem Gutachten für den 17. Deutschen Juristentag, 1884 (17. DJTIS. Iff.), eintrat, dem der Juristentag, freilich nur mit einer Stimme Mehrheit, zusümmte. Die Gegner (unter ihnen nament­ lich der Mitgutachter Behrend, ebenda S. 32ff.) hoben besonders hervor, daß der Scheck nicht Umlaufsmittel (Wertträger), sondern nur Zahlungsmittel sein solle, und daß die Erleichterung seiner Verwendung durch ein Scheckgesetz, das ihn mit wechsel­ mäßigen Wirkungen, insbesondere der Regreßpflicht des Ausstellers, ausstatte, be­ denklich sei wegen der nicht genügenden Vertrauenswürdigkeit der deutschen Privat­ banken, die, im Gegensatze zu den englischen Bankers, zum großen Teile auch spekulative Geschäfte neben dem Depositengeschäfte betrieben, und auch wegen der Gefahr, daß der Scheck von seinem Aussteller in unsolider Weise als Mittel, sich Geld zu verschaffen, benutzt werden könnte. Doch kam es infolge der dem Scheckgesetze günstigen Strömungen dazu, daß im Jahre 1892 dem Bundesrate ein gegenüber dem Entwürfe von 1882 umgearbeiteter Entwurf vorgelegt wurde (veröffentlicht im RAnz vom 26. Januar 1892), und dieser dann in nochmals revidierter Fassung im März 1892 an den Reichstag gelangte (Reichstagsdrucksachen 8. Legislatur­ periode 1. Session 1890 —1892, Aktenstück Nr. 736). Die Vorlage wurde aber vom Reichstage nicht erledigt. In der Folgezeit waren die keineswegs auf­ gegebenen Bestrebungen zum Erlaß eines Scheckgesetzes heftiger Gegnerschaft gerade von feiten der beteiligten gewerblichen Kreise ausgesetzt, die wegen der Gestaltung des Entwurfs von 1892, namentlich der darin enthalten gewesenen Strafbestim-

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mungen, die Befürchtung hegten, daß dadurch statt einer Erleichterung eine Hem­ mung des Scheckverkehrs durch einengende Kontrollvorschriften eintreten könnte. So verneinte der Ausschuß des Deutschen Handelstages von 1897 das Vor­ liegen eines Bedürfnisses, und der Erste allgemeine deutsche Bankiertag in Frankfurt a. M. schloß sich ihm am 19.—20. September 1902 an; auch die auf eine von der Schriftleitung der Holdheimschen Monatsschrift im Jahre 1905 in einer Rundfrage den hauptsächlichsten deutschen Banken vorgelegte Frage, „ob zur Zeit in Deutschland der Erlaß eines Scheckgesetzes im Interesse des Handelsverkehrs er­ forderlich erscheine oder ob die deutsche Handelswelt noch auf dem ablehnenden Stand­ punkte verharre, den der Bankiertag von 1902 eingenommen habe", wurde gerade durch die führenden Banken im Sinne der zweiten Alternative beantwortet, während andere, namentlich süddeutsche Banken der Ansicht waren, daß ein Scheckgesetz an sich erstrebenswert sei, um dem Scheckverkehr eine gesicherte gesetzliche Grundlage zu geben und damit seine Entwicklung zu fördern. Besonderes Aufsehen erregte es aber, daß eine so angesehene Korporation wie die Ältesten der Kaufmannschaft von Berlin in ihrer Denkschrift vom 29. Oktober 1906 sich mit großem Nachdruck gegen die Schaffung eines Scheckgesetzes aussprachen, „so lange, als nicht die zur Zeit fehlenden Garantien dafür geboten seien, daß ein Werk zustande komme, welches lediglich einer vollkommenen rechtlichen Sicherung des Scheckverkehrs diene, ohne dessen Bewegungsfreiheit einzuschränken". — Die verbündeten Regierungen ihrerseits hatten noch im Jahre 1902 in der Petitions­ kommission des Reichstags den Erlaß eines Scheckgesetzes für nicht erforderlich er­ klärt, „da der Verkehr auch ohne ein solches sich zu entwickeln vermocht habe und kein Grund zu der Annahme bestehe, daß die Verallgemeinerung der Scheckbenutzung durch ein solches Sondergesetz wesentlich gefördert werden würde" (Reichstagsdrucksachen 10. Legislaturperiode II. Session 1900—1903, Aktenstück Nr. 920). Aber schon im Jahre 1904 konnte Koch bei Gelegenheit einer Feier bekanntgeben, daß die Reichs regierung wiederum die Initiative in der Scheckgesetzftage ergreife, indem sie an die Ausarbeitung eines Entwurfes herangehe. Angesichts der im Jahre 1906 auf dem internationalen und namentlich dem deutschen Geldmärkte eingetretenen anhaltenden Geldknappheit trat auch in den beteiligten Kreisen der Wunsch nach Erleichterung des Geldumsatzes und die Hoffnung wieder hervor, eine solche durch ein Scheckgesetz herbeizuführen, und das führte zu einer Resolution des Reichstages vom 10. Mai 1907 (StenB S. 1536), in welcher die verbündeten Regierungen ersucht wurden, „möglichst bald eine Gesetzesvorlage zu machen, durch welche eine Regelung des Scheckverkehrs erfolge". Auch im Schrifttum waren Rießer (DIZ 1907 S. 31 ff. und LeiPzZ Jahrg 1 Nr 2) sowie G. Cohn (BankA 1907, 177) den Ältesten der Kaufmannschaft, deren Meinung inzwischen noch literarisch durch einen Angehörigen dieser Korporation vertreten worden war (Max Richter in DWirtschZ 1907 Sp. 193 ff.), entgegengetreten. Im RAnz vom 13. Juli 1907 wurde sodann der vorläufige Entwurf eines Scheckgesetzes veröffentlicht, „um den beteiligten Kreisen Gelegen­ heit zur Stellungnahme zu geben". Dieser Entwurf trug bereits den gegen den Ent­ wurf von 1892 erhobenen hauptsächlichsten Einwendungen insofern Rechnung, als die Strafbestimmungen, die dieser enthalten hatte, weggefallen waren. Die Stellungnahme zu dem neuen Entwürfe im Schrifttum knüpfte besonders an das dem Scheckinhaber darin gewährte direkte Klagerecht gegen den Bezogenen an, gegen welches von verschiedenen Seiten Bedenken erhoben wurden (Rießer im BankA 6 S. 277; Conrad ebenda 7 S. 42; Simonson in DIZ 1907 Sp. 998). Der Entwurf wurde daraufhin nochmals umgearbeitet; das direkte Klagerecht gegen den Bezogenen fiel dabei fort. Der endgültige Entwurf mit Begründung wurde

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dem Reichstage am 9. Januar 1908 vorgelegt (Reichstagsdrucksachen, 12. Legis­ laturperiode I. Session 1907/08, Aktenstück Nr 566). Seine erste Beratung erfolgte in den Sitzungen des Reichstags vom 21. und 23. Januar 1908 mit dem Ergebnisse, daß er einer Kommission von 14 Mitgliedern überwiesen wurde (StenB S. 2608 ff., 2660ff.). Die von dieser Kommission beschlossenen Anträge (Nr 649 der Drucksachen), lauteten dahin, den Entwurf mit einer unwesentlichen Abänderung, im übrigen un­ verändert anzunehmen. Bei der zweiten Beratung des Gesetzes im Plenum wurden mehrere Abänderungsanträge gestellt (Nr 664, 671, 673, 691, 703 der Drucksachen). Beschlossen wurde eine Abänderung des § 2 durch besondere Erwähnung der Spar­ kassen (vgl. unten zu § 2 Anm. 13); ferner eine Bestimmung hinsichtlich des Gesetzes betr. Erleichterung des Wechselprotestes und eine anderweite Festsetzung des Inkraft­ tretens des Gesetzes (StenB S. 3313 ff.). Mit diesen Änderungen wurde der Entwurf in der Sitzung vom 25. Februar 1908 einstimmig angenommen (StenB S. 3358ff.). Das Scheckgesetz wurde unterm 11. März 1908 vollzogen und in dem am 19. März 1908 in Berlin ausgegebenen RGBl Nr 12 S. 71 ff. veröffentlicht.

3. Verhältnis des Scheckgesetzes zu anderen Rechtsquellen. Das Scheckgesetz enthält keine ausdrückliche Begriffsbestimmung des Schecks. Aus den für das Vorhandensein eines solchen aufgestellten wesentlichen Erforder­ nissen (§ 1 Nr 1—4, vgl. Anm 1 ff. dazu), ergibt sich aber, daß der Scheck zu den Urkunden gehört, in welchen der Aussteller einen anderen anweist, Geld an einen Dritten zu leisten. Er fällt sonach unter die Kategorie der Anweisung im Sinne des § 783 BGB, da er sämtliche rechtlichen Merkmale einer solchen enthält. Es ist deshalb nicht richtig, wenn der Satz aufgestellt wird, der Scheck sei keine An­ weisung „in zivilistischem Sinne" (so Lessing ScheckG S. 9; für den Wechsel anschei­ nend auch RGZ 48, 230); er ist es in der Tat. Daß er außer den für eine Anwei­ sung im Sinne des BGB erforderlichen wesentlichen Merkmalen („Essentialren"), noch andere ihm spezielle Eigentümlichkeiten aufweist, macht ihn nicht zu einem „eigentümlichen Rechtsgebilde" in dem Sinne, daß er dadurch aus dem Rahmen der Anweisung im Sinne des BGB herausfiele. Es müssen vielmehr die Vorschriften des BGB über die Anweisung (§§ 783—792) auf ihn unmittelbar Anwendung fin­ den, soweit nicht durch das Spezialgesetz, als welches das Scheckgesetz sich gegen­ über dem BGB darstellt und diesem vorgeht, etwas anderes bestimmt ist. Das ist u. a. wichtig für die Frage der Formbedürftigkeit einer Zession der Scheckrechte; vgl. unten zu § 8 Zusatz 1. Immerhin ist die Ausstellung einer Anweisung, welche die besonderen Erfordernisse des Schecks nicht erfüllt, im Sinne des 8 140 BGB ein „anderes Rechtsgeschäft" als die Ausstellung eines Schecks. Darüber, ob ein nichtiger Scheck demgemäß als Anweisung aufrechterhalten werden kann, vgl. unten zu 8 1 Anm 38. Auch das übrige Recht des BGB kommt insoweit zur Anwendung, als das Scheckgesetz nicht entgegensteht. Das gilt namentlich für die rechtliche ,Auffassung, die Auslegung und die Wirkungen des Scheckvertrags, die vom Scheckgesetze nicht geregelt sind (vgl. zu 8 3 Anm 2); aber auch, mit gewissen Einschränkungen, für die Auslegung der scheckrechtlichen Erklärungen^ vgl. unten zu 8 1 Zus 1 Anm 37. Von den Vorschriften des HGB kommen diejenigen über Handels­ geschäfte auf den Scheckvertrag zur Anwendung, wenn beide Parteien oder auch nur eine von ihnen ein Kaufmann ist (8 345 HGB), was in der Regel der Fall sein wird, da der Scheckvertrag zumeist mit Banken abgeschlossen wird; vgl. zu 8 3 Anm 3. Auch die Bestimmungen des HGB über kaufmännische Anweisungen (88 363—365) würden an sich in der Regel Anwendung zu finden haben, da die Be-

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zogenen meist Banken sind; doch sind die in diesen Paragraphen enthaltenen Bestim­ mungen, die sich auf das Indossament beziehen, durch die entsprechenden besonderen Vorschriften des Scheckgesetzes (vgl. zu § 8) ersetzt. Der § 346 HGB wird insoweit anzuwenden sein, als Handlungen oder Unterlassungen „unter Kaufleuten" in Frage stehen, also, wenn beide Parteien Kaufleute sind, für die auf den Scheckvertrag sich beziehenden Handlungen oder Unterlassungen. Dagegen werden die scheckrechtlichen Erklärungen (Ausstellung, Indossament), jedem Erwerber des Schecks, also gegen­ über unbestimmten Personen abgegeben, demnach nicht „unter Kaufleuten"; bei ihrer Auslegung wird deshalb auf besondere Handelsgebräuche keine Rücksicht genommen werden können. Die Bildung von eigentlichem Gewohnheitsrecht, auch gegen das Gesetz, ist grundsätzlich nicht ausgeschlossen; doch könnte, da der Scheck zum Um­ läufe von Ort zu Ort, mindestens innerhalb des Deutschen Reiches, bestimmt ist, ein etwaiges partikuläres, nicht auf das ganze Reichsgebiet sich beziehendes Gewohn­ heitsrecht nicht in Betracht kommen. Keinesfalls kann durch partikuläres Gewohn­ heitsrecht das Scheckgesetz, das Reichsgesetz ist, gebrochen werden (RV Art 13; vgl. RGKomm Vordem 2 vor § 1). Mit dem (gezogenen) Wechsel hat der Scheck die Form der Anweisung gemein; er ist aber nicht, wie der englische Scheck (vgl. oben S. 8), ein auf Sicht gestellter Wechsel im Sinne der Wechselordnung; denn ihm fehlt von den durch diese auf­ gestellten Erfordernissen jedenfalls die Bezeichnung als Wechsel (Art 4 Nr 1 WO). Die Vorschriften der Wechselordnung finden deshalb auf den Scheck nicht ohne weiteres Anwendung. Doch hat das Scheckgesetz eine größere Anzahl von Vorschriften der Wechselordnung als auf den Scheck entsprechend anwendbar erklärt: so in § 8 die Art 11—13, 36, 74 WO (vgl. zu § 8 Anm 18 ff.); in § 16 die Art 87, 88, 90, 91, 42 WO, gemäß § 30 in der veränderten Fassung des Gesetzes betr. die Erleichterung des Wechselprotestes unter Hinzutritt der neuen Art 88a, 89a, 91a (vgl. unten zu § 16 Anm 14ff); in Z17 die Art 45—48,50—52, 55 (vgl. unten zu § 17 Anm 2 ff.). Es steht aber nichts im Wege, auch die nicht ausdrücklich angeführten Vorschriften der Wechsel­ ordnung für den Scheck insoweit entsprechend heranzuziehen, als sie sich wegen Zu­ treffens des ihnen zugrunde liegenden Rechtsgedankens dazu eignen; jedenfalls kann eine Vermutung, daß ihre Anwendung ausgeschlossen sei, lediglich aus ihrer Nicht­ anführung nicht hergeleitet werden; a. M. anscheinend Lessing S. 8, Cohn in ZfHR 61, 124. In steuerrechtlicher Beziehung fand auf Schecke bereits vor Erlaß des Scheck­ gesetzes das Gesetz über die Wechselstempelsteuer vom 10. Juni 1869 (BGBl S. 193 ff.) Anwendung, nach dessen § 24 Ziff 1 sie von der Steuer befreit waren, „wenn sie ohne Akzept blieben"; Z29ScheckG bestimmte dann, welche Urkunden als Schecke im Sinne des genannten Gesetzes anzusehen seien; an Stelle dieses Gesetzes traten zunächst das Wechselstempelgesetz vom 4. März 1909 und die dazu ergangene Novelle vom 15. Juli 1909 (RGBl S. 310 und 740) und sodann das Wechselsteuergesetz in der Fassung vom 10. August 1923 (RGBl S.779) nebst der VO über die Umstellung der Wechselsteuer auf Gold vom 3. Januar 1924 (RGBl S. 22), — Anhang Fl —. Vgl. Näheres zu § 29.

4. Entwickelung des Scheckwesens und des Scheckrechts seit dem Inkrafttreten des deutschen Scheckgesetzes. Die von manchen Seiten (s. oben unter 2), geäußerte Befürchtung, daß ein Scheck­ gesetz die Entwickelung des Scheckverkehrs eher hemmen als fördern könnte, ist durch die Ereignisse als grundlos erwiesen worden. Der Scheckverkehr hat sich in Deutsch-

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land bis zum Beginne des Weltkrieges im Zusammenhänge mit dem glänzenden Ausstiege von Handel und Industrie in ungeahnter Weise entwickelt und auch außerhalb der gewerblichen Kreise mehr und mehr eingebürgert. Dazu hat die Art und Weise, wie das Gesetz das Scheckrecht geregelt hat, wesentlich beigetragen. Es hat unter Verzicht auf einengende Kontroll- und Strafvorschriften, wie solche die französische Gesetzgebung eingeführt hat und wie sie in dem deutschen Entwurf von 1892 noch vor­ gesehen waren, sich auf die Aufstellung weniger formaler Erfordernisse für den Scheck (§ 1 Nr 1—4) beschränkt, im übrigen im Interesse der Verkehrssicherheit Nichtig­ keiten möglichst vermieden. Es hat ferner das direkte Klagerecht gegen den Bezogenen, das noch in dem vorläufigen Entwürfe von 1907 enthalten war (vgl. oben unter 2), und das eine erhebliche Erschwerung für die Pflege des Scheckverkehrs durch die Banken bedeutet haben würde, aufgegeben. Es hat sodann in positiver Rich­ tung einerseits dem Scheck durch die Erleichterung der Übertragung mittels Indos­ saments nach dem Vorbilde des Wechselrechts und (insofern über das Wechselrecht hinausgehend) durch Zulassung des Inhaberschecks die erforderliche Beweg­ lichkeit, andererseits durch Gewährung des scheckrechtlichen Regresses gegen den Aussteller und die Indossanten die notwendige Sicherheit gegeben, die seine Entgegennahme an Stelle der Barzahlung (Zahlungs halber, wenn auch nicht an Zahlungs Statt) im Verkehr unbedenklich erscheinen läßt. Es hat schließlich durch Ein­ führung einer bestimmten kurzen, aber ausreichenden Vorlegungsfrist dafür Sorge getragen, daß der Scheck nicht, im Widerspruche zu seinem berechtigten wirtschaftlichen Zwecke, statt eines Mittels zur Erleichterung der Zahlungen ein Kreditpapier werde. Auf dieser gesetzlichen Grundlage konnten die Banken in immer steigendem Maße in Verbindung mit dem für sie gewinnbringenden Depositengeschäfte den Volks- und staatswirtschaftlich wichtigen Scheckverkehr, der eine wesentliche Ersparnis an baren Zahlungsmitteln und dadurch eine Erleichterung der Aufrechterhaltung der Währung bedeutete, pflegen. Außer den Banken hat seit 1908 auch die Postverwaltung auf Grund der Postscheckordnung vom 6. November 1908 und ihrer späteren Ab­ änderungen den Postscheckverkehr betrieben; vgl. Näheres zu § 2 Anm 7. Ganz besonders trug zur Förderung des Scheckverkehrs auch die von der Reichsbank mehr und mehr ausgebaute Einrichtung von Abrechnungsstellen bei; vgl. Näheres zu § 12. Erklärlicherweise wurde diese Entwickelung durch den Weltkrieg jäh unterbrochen. Abgesehen von der durch den Kriegszustand eingetretenen Erschwerung und auf vielen Gebieten völligen Unterbindung und Verhinderung des privaten Handels- und Jndustrieverkehrs nicht nur mit dem feindlichen und neutralen Auslande, sondern auch im Jnlande, durch welche naturgemäß ein Rückgang auch des Scheckverkehrs eintreten mußte, war auch die rechtzeitige Vornahme von Handlungen, die zur Ausübung und Erhaltung von Wechsel- und Scheckrechten erforderlich sind (Präsentation, Protest, Regreßklage), vielfach unmöglich geworden. Deshalb erging schon am 4. August 1914 (RGBl S. 327) das Gesetz — Anhang E 2 —, durch welches in § 1 für den Fall, daß solche Handlungen und Unterlassungen aus Anlaß der Kriegsereignisse durch höhere Gewalt unmöglich geworden sind, die für ihre Vornahme vorgeschriebenen Fristen bis nach Wegfall des Hindernisses verlängert wurden. Außerdem machte der Bundesrat von der ihm in dem gleichen Gesetze (§ 3) erteilten Befugnis zu wirtschaftlichen Maßnahmen Gebrauch, indem er durch Bekanntmachung vom 6. August 1914 die noch nicht abgelaufenen derartigen Fristen allgemein um 30 Tage verlängerte und diese Verlängerungen durch weitere Bekanntmachungen mehrfach weiter erstreckte, bis sie durch Bekanntmachung vom 17. Mai 1915 mit Wirkung vom Ablauf des 30. Juni 1915 aufgehoben wurden. Für die in

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Elsaß-Lothringen, Ostpreußen, Posen und den sonstigen vom Kriege unmittelbar betroffnen Grenzgebieten zahlbaren Wechsel und Schecke wurden die Fristen durch weitert Bekanntmachungen bis 31. Januar 1916, schließlich für Elsaß-Lothringen bis zum 1 September 1919 (Bekanntmachung vom 24. Mai 1919 RGBl S. 476) weiter erstreck:. Durch solche Maßnahmen wurde zwar dem Verluste von Wechsel- und Scheck­ rechten nach Möglichkeit vorgebeugt; das für einen solchen Verkehr in größerem Um­ fange ^forderliche Vertrauen aber konnte während des Krieges nicht aufrechterhalten Werder. Um dieses Vertrauen, wenn auch nur auf einem beschränkten Gebiete wiederherzustrllen und den Scheckverkehr neu zu beleben, wurden durch die VO vom 31. Auzust 1916 —Anhang 6 5 — die bestätigten Reichsbankschecke eingeführt. Vgl. Näheres zu § 10 unter 4 Anm 4. — Durch VO vom 20. Januar 1919 wurden in § 1 des Gesetzes vom 4. August 1919 die Worte: „in Veranlassung kriegerischer Ereignsse" gestrichen und dadurch die Berücksichtigung höherer Gewalt bei der Nichteinhaltung von Fristen des Wechsel- und Scheckrechts allgemein ermöglicht; in dieser Gestalt ist das zunächst als Kriegsnotrecht erlassene Gesetz bis jetzt bestehen geblieben. Eine Verlängerung der scheckrechtlichen Fristen ist ferner vorgesehen in der VO zum Schutze gegen die Folgen der Stillegung von Bankbetrieben vom 19. April 1919, Anhang E 6. Die Ausstellung von Schecken in Goldmark wurde ge­ stattet durch die VO vom 6. Februar 1924 (RGBl I 50), zu welcher die DurchfVO vom 1?. April 1924 (RGBl I 414) ergangen ist — Anhänge F 2, 3 —, vgl. zu Z 1 Anm 11. Endlich erging ein Gesetz über Wechsel- und Scheckzinsen am 3. Juli 1925 (RGBl I 93) — Anhang F 4 —; vgl. zu § 17 Anm 19. Aber mehr noch als die unmittelbare Einwirkung des Krieges hat die schon wäh­ rend des Krieges einsetzende, aber erst nach dessen Beendigung zu voller Auswir­ kung gelangte Geldentwertung und namentlich die unselige Jnflationsperiode der Jahre 1922/1923 zum Rückgänge des Wechsel- und Scheckverkehrs beigetragen. Nicht nur der zu längerer Kreditgewährung besümmte Wechsel mußte darunter leiden, da der Gläubiger sich der mit Sicherheit zu erwartenden Lage aussetzte, das kreditierte Geld in entwerteter Valuta zum Nennbeträge zurücknehmen zu müssen, sondern auch Zahlungen mittels Schecken konnten nicht ohne große Gefahr entgegengenommen werden, da die Papiermark, die gesetzliches Zahlungsmittel war, schon innerhalb der wenigen Tage der Vorlegungsfrist regelmäßig ungeheuerlicher weiterer Entwertung verfiel. In der letzten Zeit der Inflation wurde mit der Rechtsform des Schecks auch vielfach Mißbrauch in der Weise getrieben, daß Banken und andere Körperschaften sowie Firmen — teils mit der erforderlichen staatlichen Ermächtigung teils auch ohne solche — „Schecke" auf andere Banken usw. oder auch auf ihre eigenen Niederlassungen zogen, die nicht zur Einlösung innerhalb der Vorlegungsfrist, sondern zum Umlauf als „Notgeld" bestimmt waren und daher (wie das OLG Karlsruhe laut Bericht der Franks. Ztg vom 1. Oft. 1924, Handelsblatt, mit Recht angenommen hat) in Wirklichkeit Banknoten waren. Vgl. über die Aufrechterhaltung dieser sogenannten Schecke als Schuldversprechen zu § 1 Anm. 38. Infolge der Inflation sind die Depositen­ konten der Bankkunden diesen vollständig verlorengegangen, da § 66 AufwG jede Aufwertung von Bankguthaben aus Verwahrungsverträgen der in § 700 BGB genannten Art (Depositenverträge) ausschließt. Auch hat die Rechtsprechung die Aufwertung von Regreßansprüchen aus Schecken, wie von Ansprüchen aus Wechseln und sonstigen abstrakten Schuldverpflichtungen überhaupt, grundsätzlich abgelehnt; vgl. darüber zu § 17 Anm. 23. Ungeachtet dieser schlechten Erfahrungen hat nach Stabilisierung, der Währung und Einführung der Reichsmark als neuer gesetzlicher Währungseinheit durch das Münzgesetz und das Bankgesetz vom 30. August 1924 (RGBl II S. 254, 235) mit dem Eintritt geordneter wirtschaftlicher Verhältnisse auch

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der Scheckverkehr erneuten Aufschwung genommen, wenn er auch, ebensowenig wie der Wechselverkehr, bisher die Bedeutung, die er in der Vorkriegszeit gehabt hat, wieder zu erlangen vermocht hat. Das dazu erforderliche Vertrauen kann nach solcher Katastrophe naturgemäß erst nach längerer Zeit wiederkehren.

5. Zukünftiges Weltscheckrecht*). Angesichts der großen Bedeutung, welche die Erleichterung der zwischenstaat­ lichen Zahlungsausgleichungen für den seit den siebziger Jahren des vorigen Jahr­ hunderts mächtig gestiegenen Weltverkehr besitzt, ist es erklärlich, daß die Verschieden­ heit der Scheckrechte der einzelnen an diesem Verkehr beteiligten europäischen und außereuropäischen Länder als Hemmnis empfunden wurde und daß sich deshalb seit jener Zeit Bestrebungen geltend machen, die auf eine Vereinheitlichung der Scheckgesetzgebungen, auf eine einheitliche Weltscheckordnung, gerichtet sind. Diese Bestrebungen gingen parallel der auf die Vereinheitlichung des Wechselrechts gerichteten und schlossen sich an diese an. Das Institut de Droit International setzte im September 1882 eine Kommission ein, die der Münchener Tagung dieser Ge­ sellschaft von 1883 neben Grundsätzen für ein einheitliches Wechselrecht auch eine Ausarbeitung von solchen „für die Vereinheitlichung des Rechts der Schecks und anderer begebbarer Urkunden" vorlegte. Der Bericht dieser Kommission kam aber auf der Münchener Tagung nicht zur Verhandlung, da der als Berichterstatter bestimmte italienische Jurist, der Advokat Norsa aus Mailand, nicht anwesend war. In der Tagung der Gesellschaft zu Brüssel im Jahre 1885 wurde als Teil des Entwurfs eines einheitlichen Wechselgesetzes ein von dem gleichen Berichterstatter verfaßter Ent­ wurf für ein einheitliches Scheckgesetz vorgelegt, der 10 Artikel enthielt und wesent­ lich auf dem Boden des bisher geltenden französisch-italienischen Scheckrechts (vgl. oben unter 1) stand. Da sich bei der Erörterung tiefgehende Meinungsverschieden­ heiten zeigten und insbesondere Bedenken gegen die Behandlung des Schecks im engen Anschlüsse an die Kreditpapiere erhoben wurden, wurde beschlossen, den Scheck zum Gegenstände einer besonderen Erörterung in einer späteren Tagung zu machen. Unterdessen hatte der zu der gleichen Zeit in Antwerpen tagende intet» nationale Kongreß für Handels- und Wechselrecht dem von ihm beschlossenen Mustergesetzentwurfe für das Wechselrecht einen einzigen Artikel über den Scheck eingefügt, in dem für diesen eine kurze Vorlegungsfrist festgesetzt, ihm aber im übrigen die Rechtsnatur eines Wechsels (entsprechend der englischen Gesetzgebung) beigelegt wurde. Auch dieser Vorschlag erregte lebhafte Kritik. Der zweite internationale Kongreß für Handels- undWechselrecht, der 1888 in Brüssel abgehalten wurde, trat deshalb in eine eingehendere Erörterung über den Scheck und seine Unterschiede vom Wechsel ein, gelangte aber auf Vorschlag einer von ihm eingesetzten Kommission nur zu einer negativen Begriffsbestimmung des Schecks in der Weise, daß auf Sicht gestellte Papiere, die die Bezeichnung als Wechsel tragen oder sich nach den Gesetzen oder Gewohnheiten des Landes ihrer Ausstellung notwendig als Wechsel darstellen, nicht als Schecke anzusehen seien; im übrigen zur Regelung der Präsentationsfristen für den Scheck und Zulassung der Kreuzung nach englischem Muster (Art. 67, 68 des Brüsseler Entwurfs). Erst im Jahre 1906, als in Deutschland die Bewegung für Erlaß eines Scheckgesetzes die Oberhand gewann (vgl. oben unter 2), traten auch die Bestrebungen zur Schaf­ fung eines Weltscheckrechts wieder stärker in den Vordergrund, und zwar war es die

*) Vgl. zu dem folgenden F. Meyer, Weltscheckrecht Bd. II S. Iff.

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Kor Poration der Ältesten der Kaufmannschaft in Berlin— die gleiche, die sich grundsätzlich gegen die Schaffung eines deutschen Scheckgesetzes -ausgesprochen hatte (vgl. oben unter 2) — die in ihrer Denkschrift „Scheckverkehr und Scheckgesetz" be­ tonte, daß es von der größten Bedeutung sein würde, wenn nach Verabschiedung des deutschen Scheckgesetzes der Reichskanzler, der den Bestrebungen auf Schaffung eines Weltwechselrechts seine Unterstützung zugesagt habe, auch die Schaffung eines Weltscheckrechts in Erwägung ziehen würde. Auch ein im Jahre 1908 in Piacenza abgehaltener Kongreß der italienischen Handels- und Gewerbetreibenden sprach sich für Schaffung eines Weltscheckrechts aus. Diesen Anregungen folgend stellte die Regierung der Niederlande, als sie im Jahre 1909 zur Vorbereitung der auf den Antrag von Deutschland und Italien nach dem Haag berufenen Wechsel­ rechtskonferenz einen Fragebogen versandte, darin auch die Frage, ob die Untersuchung über Schecke einer späteren Beratung überlassen werden solle. Eine Reihe von Staaten erkannte zwar die Dringlichkeit der Schaffung auch einer einheitlichen Gesetzgebung über den Scheck an, war aber der Meinung, daß zunächst das einheitliche Wechselrecht in Sicherheit gebracht werden müsse, und bejahte deshalb die gestellte Frage; darunter befand sich auch Deutschland, entsprechend der von Felix Meyer in einer Denkschrift (1906) und noch im Jahre 1909 in seinem „Weltwechselrecht" vertretenen Auffassung. Ein anderer Teil der befragten Staaten (darunter Frankreich, Italien, die Schweiz) sprachen sich dagegen für eine möglichst gleichzeitige zwischenstaatliche Regelung des Wechsel- und Scheckrechts aus. Die (erste) Haager Wechselrechtskonferenz selber äußerte nach Fertigstellung des Vorentwurfs für die einheitliche Wechselordnung am 25. Juli 1910 den Wunsch, daß die nächste Konferenz, die zur Feststellung des endgültigen Entwurfs der Wechselordnung einberufen werden sollte, auch die Vereinheitlichung des Scheckrechts erörtern und daß diese Erörterung in der gleichen Weise vorbereitet werden möge, wie es für die Wechselordnung geschehen sei*). Diesem Auftrage entsprach die Regierung der Niederlande, indem sie im Jahre 1911 einen Fragebogen (Questionnaire) versandte, der in 30 Punkten das Scheckrecht behandelte. Auf diesen Fragebogen gingen Antworten ein von Deutschland, Öster­ reich, Ungarn, Belgien, Bulgarien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Haiti, Italien, Luxemburg, Norwegen, Salvador, Serbien, Schweden, der Schweiz, der Türkei, Uruguay. Der Fragebogen und diese Antworten finden sich abgedruckt in den „Documents“ der zweiten Haager Wechselrechtskonferenz von 1912 (vgl. unten) II ©.5ff. Nachträglich gingen noch Antworten und Ergänzungen ein von den Vereinigten Staaten von Amerika, Argentinien, Brasilien, Spanien, Großbritannien, Ungarn, Japan, Paraguay, Rußland, Siam; diese sind abgedruckt in den „Actes“ der zweiten Haager Konferenz II S. 343ff. Schon im Jahre 1910 hatte auch die International Law Association auf ihrer Londoner Tagung für ein einheit­ liches Scheckgesetz sieben Regeln aufgestellt, die sog. „London Rules“, die sich gegen die Guthabenklausel, für das Erfordernis der Präsentierung und Datierung, für die Ge­ staltung des Schecks zum präsumtiven Orderpapier, für bestimmte Präsentationsfristen, die durch jedes einzelne Land, und zwar abgestuft für Inlands- und Auslandsschecke, festgesetzt werden sollten, für ein unbeschränktes (also auch während der Vorlegungs­ frist laufendes) Widerrufsrecht des Ausstellers und für Übernahme der englischen Vorschriften über das Crossing aussprachen. Ein Entwurf zu einem einheitlichen

*) Der Beschluß lautet: „La conförence ulterieure devrait etre chargtie, en meine temps, de d&ilferer sur l’unification du droit relatif au chSque. II serait ddsirable que le gouvernement des Pays-Bas voulüt bien, pour faciliter ces dölibärations. employer le proc6d6 si heureusement suivi pour la jpfeparation de la Conference actuelle.“ Michaelis, Scheckgesetz

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Scheckgesetz wurde ferner von Bernhard Sichermann, dem Budapester Vor­ kämpfer für em solches, der Versammlung der Mitteleuropäischen Wirtschaftsvereine in Brüssel im April 1912 vorgelegt, gelangte dort aber nicht zur Beratung; er ist ab­ gedruckt bei Meyer, Weltscheckrecht II S. 379 ff. Auch der Berliner Kammergerichtsrat Felix Meyer, der Verfasser des „Weltwechselrechts", verfaßte einen Entwurf zu einem einheitlichen Weltscheckrecht und veröffentlichte ihn im zweiten Bande seines im Auftrage der Ältesten der Kaufmannschaft von Berlin herausgegebenen Buches: „Das Weltscheckrecht" (Berlin 1913) S. 344ff. Noch eine Reihe anderer Entwürfe wurde in dieser Zeit ausgearbeitet; sie sind bei Meyer a. a. O. im Anhänge S. 368ff. abgedruckt. Die zweite Haager Konferenz zur Vereinheitlichung des Rechts in Sachen des Wechsels, des Orderbilletts und des Schecks, wie sie offiziell genannt wurde*), der, wie schon aus dieser Bezeichnung hervorgeht, die Aufgabe gestellt war, auch über die Vereinheitlichung des Scheckrechts zu beraten, trat am 15. Juni 1912 in der niederländischen Residenz zusammen und tagte unter dem Vorsitze von Ässer bis zum 23. Juli 1912. In Befolgung der für das Wechselrecht von der Konferenz von 1910 befolgten Methode wurde die Erörterung der Verein­ heitlichung des Scheckrechts nach einer ersten Lesung im Plenum einem Comite central und fünf Sektionen überwiesen (4. Plenarsitzung vom 20. Juni 1912, Actes I S. 50 ff.). Die fünf Sektionen erstatteten dem Comite central schriftliche Berichte (Actes II S. 221—272), über welche das Comite central in sechs Sitzungen vom 13. bis 17. Juli 1912 beriet; vgl. die Sitzungsprotokolle Actes II S. 147—217; diesen Beratungen wurde der von der niederländischen Regierung ausgearbeitete Fragebogen nebst den darauf erteilten Antworten und den Berichten der Sektionen zugrunde gelegt. Das Comite central erstattete sodann einen schriftlichen Bericht an die Plenarver­ sammlung (Actes I S. 193 ff.). Diese beriet unter Zugrundelegung der in dem Be­ richt niedergelegten Beschlüsse des Comite central über den Scheck in der 9. und 10.

Plenarsitzung vom 22. Juli 1912 (Actes I S. 181 ff. und S. 214ff.). Dabei wurde von dem Vorsitzenden hervorgehoben, daß man sich beim Scheck „auf einem noch nicht derart erforschten Terrain bewege, wie das beim Wechsel der Fall gewesen sei", und daß deshalb die der Versammlung vorgelegten Berichte gut daran getan hätten, nicht ein „Avant-projet de loi“ vorzuschlagen, sondern erst die Kritik abzuwarten, zu der die Beschlüsse dieser Konferenz in der Zwischenzeit bis zum Zusammentritts einer neuen Konferenz Anlaß geben würden; erst diese neue Konferenz solle auf Grund erneuter Prüsung der Materie die Aufstellung des Entwurfs eines Gesetzes oder einer Ver­ ordnung (Reglement) vornehmen; „die in präzisen und klaren Ausdrücken abgefaßten und durch einen Bericht erläuterten Beschlüsse würden eine ausgezeichnete Grundlage für diese neue Konferenz bilden" (a. a. O. S. 182). In das in der Schlußsitzung vom 25. Juli 1912 errichtete Schlußprotokoll wurden sodann die „Resolutions de la Conference sur Funification du droit relatif au chöque“ ausgenommen (Actes I S. 259—264), die als Anhang H dieses Buches abgedruckt sind. Sie stellen- in 34 Artikeln zwar nicht der Form, aber dem Inhalte nach einen systematisch ausgearbei­ teten Entwurf für eine einheitliche gesetzliche Regelung des Scheckrechts dar. Diese Regelung soll sich danach im wesentlichen auf den durch das deutsche Scheckgesetz aufgestellten Grundsätzen aufbauen. Über die einzelnen Besümmungen vgl. Näheres in den Zusätzen zu den einzelnen Paragraphen des Scheckgesetzes in diesem Kommentar. Die Ereignisse der auf die Konferenz von 1912 folgenden Jahre haben sowohl

*) Vgl. zu dem folgenden die von dem Niederländischen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten herausgegebenen „Actes et documents de la Deuxieme Conference de la Haye pour Funification du droit en matiäre de lettre de change, de billet-ä-ordre et de cheque; Actes Bd. I, II; Documents Bd. I, II."

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die vorbehaltene Ratifikation des von ihr ausgearbeiteten Abkommens und Gesetz­ entwurfs über ein einheitliches Wechselrecht, wie auch den Zusammentritt der für die weitere Erörterung der Vereinheitlichung des Scheckrechts in Aussicht genommenen neuen Konferenz bis jetzt verhindert. Es ist aber zu hoffen, daß die jetzt endlich wieder angeknüpften Fäden internationaler Verständigung in Erkenntnis des Interesses aller Kulturstaaten an der übereinstimmenden Regelung so wichtiger Hilfsmittel des Weltverkehrs, wie es der Wechsel und der Scheck sind, bald dazu führen werden, daß auch hierüber eine Einigung erzielt wird, der auf der Grundlage der bereits geleiste­ ten Vorarbeiten erhebliche sachliche Schwierigkeiten nicht mehr entgegenstehen werden!

6. Schrifttum zum Scheckrecht. Aus der Zeit vor dem Erlasse des Scheckgesetzes sind hervorzuheben: G.Cohn, in EndemannsHandb des Handelsrechts Bd. 3, § 454 S. 1135 ff., mit Nachweisung des älteren Schrifttums; Kuhlenbeck, Der Scheck 1890; Fick, Die Frage der Scheck­ gesetzgebung auf dem europäischen Kontinent, 1897; Buff, Der gegenwärtige Stand und die Zukunft des Scheckverkehrs in Deutschland, 1907; v. Canstein, Der Scheck nach dem österreichischen Gesetze vom 3. April 1906; Koch, Scheckgesetz? BankA6, Gegen ein Scheckgesetz, DWirtschZ 1907 S. 193ff.; Rießer, Das Bedürfnis nach einem S. 185; G.Cohn, Der Kampf um ein Scheckgesetz, BankA 6 S. 177 und 186; Richter, deutschen Scheckgesetz, LZ 1 S. 81 ff.; Thorwart, Für ein Scheckgesetz, DWirtschZ 3 Nr. 8; Simonson, Nochmals der Scheck, BankA 6 S. 205ff. Ferner zu dem vorläufigen Entwürfe von 1907 und dem endgültigen Entwürfe von 1908: Apt, Zum Entwurf eines Scheckgesetzes, DWirtschZ 3, 785ff.; Breit, Der Scheck mit alternativer Inhaberklausel, BankA 7 S. 151, mit Nachwort von Rießer; Breit, Die wichtigsten Grundsätze des künftigen deutschen Scheckrechts, in SeuffBl Jahrg. 73 Nr 2 u. 3; v. Canstein, Zum vorläufigen Entwurf eines deutschen Scheckgesetzes, LZ 1 S. 609ff.; G. Cohn, Der vorläufige Entwurf eines deutschen Scheckgesetzes, in ZfHR. 61 S. lff.; Hoppenstedt, Der Scheckgesetzent­ wurf von 1907; Rießer im BankA 6 S. 269ff., auch als Sonderdruck unter dem Titel: „Bemerkungen zum vorläufigen Entwurf eines deutschen Scheckgesetzes", 1908; ferner zum definitiven Entwurf BankA 7 S. 129ff.; Simonson, Ein letztes Wort zum Scheckgesetz, DIZ 12 S. 997. Nach Erlaß des Scheckgesetzes: a) Einzelerörterungen: Breit, Pflichten und Rechte des Bankiers unter dem Scheckgesetz; Arnold, Das Scheckgesetz, DIZ 13 S. 572ff.; Bernstein, Zum In­ krafttreten des Scheckgesetzes, BankA 7,197;Jacusiel, Einige Bemerkungen zum neuen Scheckgesetz, BankA 7 S. 283; Bernstein, Zur Frage der Beschränkung der passiven Scheckfähigkeit, BankA 7 S. 217f.; Breit, Das Nachindossement im Scheckrecht, IW 1908, 259ff.; Breit, Inhaberschecks und Regreßrechte, LZ 2 ©. 257ff.; Breit, Zur Frage der Beschränkung der passiven Schecksähigkeit, BankA 7, 216; Breit, Zahlstellen und Scheckinkasso, BA 7 S. 234ff. b) Kommentare und systematische Darstellungen, alle kurz nach Erlaß des Scheckgesetzes erschienen: Textausgaben mit Einleitung, erläuternden Anmerkun­ gen und Sachregister von Gareis, Apt, Henschel, Merzbecher; Heim, Scheckgesetz mit Erläuterungen; Kuhlenbeck, Das deutsche Scheckgesetz; Schiebler, Handausgabe; Buff, Das deutsche Scheckgesetz; Lessing, Scheckgesetz; besonders bemerkenswert Conrad, Handbuch des deutschen Scheckrechts, 1908; Langen, Zum Scheckrecht, 1910. Dann trat eine längere Pause in der literarischen Behandlung des Scheckrechts ein, bis im Jahre 1924 die kleine Ausgabe von Simonson, Das deutsche Scheckgesetz, unter besonderer Berücksichtigung der Entscheidungen des Reichsgerichts, erschien.

Scheckgesetz. Vom 11. März 1908 (RGBl S. 71). § 1

§ 1. Der Scheck muß enthalten: 1. die in den Text aufzunehmende Bezeichnung als Scheck oder, wenn der Scheck in einer fremden Sprache ausgestellt ist, einen jener Bezeichnung entsprechenden Ausdruck in der fremden Sprache; 2. die an den Bezogenen gerichtete Anweisung des Ausstellers, aus seinem Guthaben eine bestimmte Geldsumme zu zahlen; 3. die Unterschrift des Ausstellers; 4. die Angabe des Ortes und des Tages der Ausstellung.

I- Wie Art 4, 96 WO für den Wechsel, zählt § 1 unseres Gesetzes, ohne eine Definition des Schecks zu geben, die Erfordernisse a uf, die erfüllt sein müssen, damit ein Scheck im Sinne des Gesetzes vorliege. Diese Erfordernisse sind nicht, wie in der WO, als „wesentliche" bezeichnet, stellen sich aber als solche durch die Mußvorschrift dar, die zur Folge hat, daß bei Fehlen auch nur eines von ihnen ein Scheck im Sinne des Gesetzes nicht vor­ handen ist. Die Erfordernisse sind aber (was häufig zu wenig beachtet wird) rein äußer­ licher Art; sie betreffen nur die äußere Form und den formalen Inhalt (Wortlaut) der Scheckerklärung, ohne daß es darauf ankommt, ob ihnen eine materiell-rechtliche Wahr­ heit zur Seite steht. Es drückt sich in ihnen lediglich die Formstrenge aus, die darin ihren Grund hat, daß beim Scheck in ähnlicher Weise wie beim Wechsel, wenn auch nicht in gleichem Umfange, abstrakte Rechte und Verbindlichkeiten geschaffen werden sollen, die bestimmt sind, im Verkehr von Hand zu Hand gegeben zu werden, und die deshalb leicht erkennbarer äußerer Kriterien nicht entbehren können. Doch hat das Gesetz in bewußter Absicht es ver­ mieden, darin zu weit zu gehen, nachdem schon vorher, sowohl gegenüber dem Entwürfe von 1892, der dadurch scheiterte, wie auch gegenüber dem vorläufigen Entwürfe von 1907 in den beteiligten Verkehrskreisen Bedenken gegen die gesetzliche Regelung des Scheckrechts daraus hergeleitet worden waren, daß dadurch dem Scheckverkehr, wie er sich durch freie Übung entwickelt hatte, unerträgliche Fesseln angelegt werden könnten. Das Gesetz hat deshalb an Stelle der in der WO (Art 4) aufgezählten acht Erfordernisse deren nur vier ausgestellt und diese in erheblich vereinfachter Gestalt. Trotzdem ist bald nach dem Inkraft­ treten des Gesetzes, namentlich in den Kommentaren, die Neigung zutage getreten, die Formal­ erfordernisse des Schecks zu erweitern und ihnen eine über das äußerlich Formäle hinaus­ gehende materielle Bedeutung beizumessen. Dem muß im Interesse einer ungehemmten Entwicklung des Scheckwesens entgegengetreten werden. In diesem Sinne ist unten zu den die einzelnen Erfordernisse betreffenden Streitfragen Stellung genommen. Anm. la Nicht ausdrücklich aufgeführt ist das (in § 183 BGB für die Anweisung aufgestellte) Erfordernis der urkundlichen Form; es ergibt sich aber (auch wenn man die Vorschriften des BGB über die Anweisung nicht als auf den Scheck unmittelbar anwendbar erachten wollte, vgl. darüber die Einleitung S. 12 unter 3) daraus, daß in Nr 2 von einem Texte (s. unten), in Nr 3 von der Unterschrift des Ausstellers die Rede ist; eine mündlich erteilte Anweisung auf ein Guthaben würde deshalb niemals einen Scheck darstellen. Nicht vorgeschrieben ist die Anwendung bestimmter Stoffe (Papier, Tinte) für die Herstellung der Urkunde; sie kann auch auf Holzdeckel, mit Bleistift usw. geschrieben werden; vgl. Einzelheiten bei StStr Art 4 Anm 54. Mechanische Herstellung (durch Druck, Stich, Schreibmaschine) ist für alle Teile mit Ausnahme der U n t e r s ch r i f t des Ausstellers (Nr 3) zulässig. Die Anwendung von Formularen, die der Bezogene dem Aussteller in einem Scheckhefte geordnet und Anm. 1

Scheckgesetz § 1

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numeriert zur Verfügung stellt, ist allgemein üblich; ihre Benutzung bildet ein wichtiges § ,1 Moment für die Sicherheit des Scheckverkehrs und wird deshalb von den Banken allgemein im Scheckvertrag (s. zu § 3) vorgeschrieben. II. Zu den einzelnen Erfordernissen ist folgendes zu bemerken: 1. Nr 1. Die in den Text aufzunehmende Bezeichnung als Scheck oder bei Schecken in fremder Sprache ein jener Bezeichnung entsprechender Ausdruck in der fremden Sprache (Scheckklausel).

a) Im Inlands ausgestellte Schecke können zwar in beliebiger Sprache abgefaßt seinAnm. Id (vgl. Anm 32 unter ä), die Scheckklausel muß aber in der gleichen Sprache abgefaßt sein wie der übrige Scheck, also bei einem in deutscher Sprache ausgestellten Scheck deutsch, bei einem in französischer Sprache ausgestellten französisch usw. Ist der Scheck in deutscher Sprache ausgestellt, so muß er sich ausdrücklich als Scheck bezeichnen, andere, dem Sinne nach gleichwertige, aber ein anderes Wort darstellende Bezeichnungen genügen nicht; doch muß es hinreichen, daß das Wort „Scheck" als Bestandteil in einem zusammengesetzten Worte enthalten ist, z. B. „Scheckurkunde", „Scheckbrief", „Scheckanweisung" (a. M. Lessing II 2c auf Grund der irrigen Auffassung, daß Scheck und Anweisung „verschiedene Begriffe" seien, vgl. dagegen die Einleitung S. 12 unter 3; a. M. für den Wechsel auch ROHG 18, 307; wie hier StStr Art 4 Anm 1 und die dort Aufgeführten). Orthographische oder sprachliche Un­ genauigkeiten sind unschädlich, soweit sie die Wortidentität nicht in Frage stellen, so „Check" (die früher in Deutschland übliche Schreibweise) oder „Cheque". Dagegen genügt bei deutsch­ sprachigen Schecken ein Ausdruck nicht, der eine Bezeichnung des Schecks in fremder Sprache darstellen würde, z. B. „Bankanweisung" (= assegno di banca, italienische Bezeichnung des Schecks, vgl. unten). Wenn andererseits bei in fremder Sprache ausgestellten Schecken die dem deutschen Ausdruck entsprechende Bezeichnung in der fremden Sprache erfordert wird, so dürste dieser Wortlaut nicht hindern, daß auch bdi solchen der deutsche Ausdruck Scheck genügt, für den der fremdsprachige Ausdruck ja nur wahlweise („oder") als Ersatz zugelassen ist (a.M. Lessing II 2d; Cohn, Zur Revision des schweizerischen Scheckrechts 23; StStr Art4 Anm 2; wie hier Breit in HoldheimsMSchr 17, 34 und ZHR 65,304). — Die entsprechenden Bezeichnungen sind in den Hauptsprachen: französisch chtique; englisch bill of exchange (gleich dem gezogenen Wechsel, so daß das Vorliegen eines Schecks nur aus der Bezugnahme auf das Guthaben, Nr 2, entnommen werden kann); italienisch assegno bancario oder assegno di banca. b) Üblich ist die Scheckllausel in der Form, daß der Bezogene^zur'Zahlung „gegenAnm. 2 diesen Scheck" angewiesen wird; doch ist eine solche Bezugnahme auf die Verknüpfung zwischen Zahlung und Aushändigung des Schecks (§ 13) kein wesentliches Erfordernis; ein Scheck würde also auch vorliegen bei der Fassung: „Durch diesen Scheck weise ich Sie an" usw. Die Scheck­ klausel muß aber „in den Text" ausgenommen sein, d. h. in den die Anweisung zur Zahlung aussprechenden zusammenhängenden Dispositivsatz. Die im Wechselrechte bestrittene Frage, ob ein „Text" oder „Kontext" erforderlich sei (StStr Art 4 Anm 53), ist dadurch für das ScheckG bejaht; ebensowenig kann es danach zweifelhaft sein, daß die Überschrift oder der Randvermerk: „Scheck" nicht genügt (für das Wechselrecht gleichfalls streitig, RGZ 48, 233). 2. Nr 2: Die an den Bezogenen gerichtete Anweisung des Ausstellers, ans seinem Guthaben eine bestimmte Geldsumme zu zahlen.

a) Der in dem Entwürfe von 1892 gebrauchte Ausdruck „Aufforderung", der auch in dem Anm. 3 vorliegenden Entwürfe von 1907 noch gebraucht war, wurde in der Reichstagsvorlage in „Anweisung" abgeändert. Durch diese Änderung sollte nicht etwa zum Ausdruck gebracht werden, daß der Gebrauch des Wortes „Anweisung" oder des Zeitwortes „anweisen" ein wesentliches Erfordernis des Schecks bilde, sondern nur, daß nach Inhalt und Form die Urkunde, um ein Scheck im Sinne des ScheckG zu sein, eine Anweisung im Sinne des seit dem ersten Entwürfe in Kraft getretenen Rechts des BGB — § 783 — darstellen muß. Da­ nach ist Anweisung die von jemand — dem Anweisenden — an einen anderen — den An­ gewiesenen — gerichtete Aufforderung, an einen Dritten — den Anw eis ungsempfäng er — eine Leistung zu machen. Darüber, ob unter allen Umständen der Angewiesene in juristischem Sinne eine andere Person sein muß als der Anweisende, vgl. Anm 9 (trassiert­ eigene Schecke). Begrifflich kann eine solche Anweisung auch mündlich erfolgen und ent­ sprechende Rechtswirkungen erzeugen. Das BGB regelt aber lediglich die in urkundlicher Form erteilte und ausgehändigte Anweisung, und in noch höherem Grade setzt das ScheckG für den Begriff des Schecks die urkundliche Form voraus; vgl. oben Anm la. (Sine An­ weisung enthält auch der Gebrauch des Wortes „auffordern", „ersuchen" oder das noch höf­ lichere „Bitte zu zahlen"; ebenso die übliche rein imperativische Formel „Zahlen Sie", oder in dritter Person „wolle zahlen" (Begr S. 16). „Zahlt" wird nur genügen, wenn es erkenn­ bar als Imperativ in der zweiten Person der Mehrzahl gebraucht ist, nicht als dritte Person des Indikativs; das dürfte nicht der Fall sein in der Formel „Bank X zahlt" (a. M. Lessing

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8 1III1; wie hier Breit bei Borchardt IIB zu 8 1). Der früher gebräuchlich gewesene „Quit­ tungsscheck" (s. OLG Karlsruhe in DIZ 1905, 464) stellt eine in die Form der Quittung gekleidete Zahlungsanweisung dar; es besteht also, wie die Begr 13 richtig bemerkt, bei ihm ein Widerspruch zwischen Form und Rechtsinhalt; eben deshalb genügt er nicht dem Erforder­ nisse des Gesetzes, das die Form der Anweisung verlangt (a. M- Langen, Zum Scheckrecht 20; wie hier Breit bei Borchardt IIB). Fehlt die Form der Anweisung, so liegt kein Scheck im Sinne des ScheckG vor. Deshalb hat das RG (RGZ 79, 342) die sog. Reiseschecke der American Express Company, welche nicht eine Anweisung, sondern das Versprechen einer Zahlung enthalten („will pay“), für wechselstempelsteuerpflichtig erklärt. Im übrigen vgl. über Reiseschecke zu 8 5 Anm8. — Daß die Zahlung nicht von einer Gegenleistung abhängig gemacht werden oder an Bedingungen geknüpft werden darf, ist zwar nicht (wie im öster­ reichischen Ges 8 2 Nr 5) ausdrücklich ausgesprochen, .wird aber von der Begr (16) aus dem Wesen des Schecks gefolgert (a. M. Denkschrift der Ältesten S. 7) und ergibt sich wohl als unzweifelhaft aus den Bestimmungen über Vorlegung zur Zahlung, Protest usw. — In­ haltlich bedeutet die Anweisung eine doppelte Ermächtigung: einmal wird der Angewiesene ermächtigt, die Leistung an den Anweisungsempfänger zu machen, und dadurch befugt, sie im Verhältnisse zum Anweisenden (dem Deckungsverhältnisse) als erfolgt geltend zu machen, was je nach dem Inhalte dieses Verhältnisses (vgl. zu 8 3 Anm 1) in verschiedener Weise, durch Anweisung auf Aktivguthaben oder Belastung auf Kredit usw. zu geschehen hat; sodann wird der Anweisungsempfänger ermächtigt, die Leistung bei dem Angewiesenen zu erheben, und zugleich verpflichtet, die empfangene Leistung sich im Verhältnisse zu dem Anweisenden (dem Valutaverhältnisse) in der diesem Verhältnisse entsprechenden Weise, die gleichfalls eine verschiedene sein kann — Zahlung auf Kaufpreis oder sonstige Schuld, Kreditierung usw. —, als empfangen anrechnen zu lassen. Die Ermächtigungen sind in beiden Richtungen keine Bevollmächtigungen; der Angewiesene, der die Zahlung macht, und der Anweisungsempfänger, der sie erhält, handeln beide in eigenem Namen, wenn auch für Rechnung des Anweisenden. Anm. 4 b) Die Anweisung an den Bezogenen muß dahin lauten, aus seinem (des Ausstellers) Guthaben zu zahlen (Guthabenklausel). Die Begründung (16) rechtfertigt das Erforder­ nis der Guthabenklausel zutreffend mit der Erwägung, es werde zur strengen Beobachtung des Grundsatzes, daß ungedeckte Schecke nicht ausgestellt werden dürfen, beitragen, wenn der Aussteller in der von ihm zu vollziehenden Urkunde ausdrücklich aus seinem Guthaben zu zahlen anweise und sich dabei gegenwärtig halten müsse, daß er im Falle der Unrichtig­ keit der darin enthaltenen Zusicherung, daß ein Guthaben bestehe, sich steuerlichen Nachteilen und unter Umständen der Bestrafung wegen Betrugs aussetze. Wenn sonach auch das Gesetz durch die Aufstellung dieses Erfordernisses die Ausstellung ungedeckter Schecke nach Möglichkeit verhindern will, so ist doch auch der ungedeckte Scheck ein Scheck im Rechts­ sinne. Wesentliches Erfordernis für einen solchen ist nicht das wirkliche Bestehen eines Gut­ habens zur Zeit der Ausstellung oder Vorlegung, sondern lediglich die Bezugnahme auf ein solches als angeblich vorhanden im Urkundentexte (so NG Urt vom 20. 10. 25 II 42/25). Das Nichtbestehen eines Guthabens hindert deshalb nicht, daß aus dem Scheck scheckrechtliche Verpflichtungen zwischen dem Aussteller, dem Scheckempfänger (Remittenten), den Indos­ santen und Indossataren entstehen. Andererseits kann die Unrichtigkeit der mit der Gut­ habenklausel erteilten Zusicherung, daß ein Guthaben bestehe, eine zivilrechtliche Schaden­ ersatzpflicht des Ausstellers gegenüber dem Scheckempfänger und den Indossataren aus 8 826 BGB, sowie unter Umständen strafrechtliche Verantwortlichkeit wegen Betrugs begründen. Doch kann nicht (wie Conrad S. 71 meint) aus dem Wortlaute der Klausel „aus meinem Guthaben" die gegebenen Falles unwahre Zusicherung eines bereits zur Zeit der Scheck­ begebung bestehenden Guthabens entnommen werden; die Klausel steht vielmehr in un­ mittelbarem Zusammenhänge mit der Zahlungsanweisung und kann deshalb bei ungezwunge­ ner Auslegung nur auf den Zeitpunkt der Zahlung bezogen werden. Über die materielle Bedeutung der Ziehung eines ungedeckten Schecks im Verhältnisse zwischen dem Aussteller und dem Bezogenen vgl. zu 8 3 Anm 8. — Das Guthaben muß als ein solches des Ausstellers bezeichnet werden; ein Hinweis auf das Guthaben eines Dritten würde nicht genügen, vielmehr der Urkunde die Scheckqualität nehmen, auch wenn der Aussteller materiell be­ rechtigt ist, auf dieses Guthaben zu ziehen. Der Gebrauch anderer W orte von gleicher oder ähnlicher Bedeutung, z. B. „Aktivkonto", „Kreditkonto", „Aktivsaldo", erfüllt das formelle Erfordernis des Gesetzes nicht; doch wird auch hier (wie bei der Scheckklausel, vgl. obenAnm Id) eine das Wort „Guthaben" enthaltende Zusammensetzung („Aktivguthaben", „Kredit­ guthaben") zugelassen werden können. c) Die Anweisung muß „an den Bezogenen" gerichtet sein. Es ist das ein nicht ganz logischer Ausdruck des Gesetzes, da derjenige, an den sie gerichtet ist, erst dadurch zum Be­ zogenen wird.

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«. Daß der Bezogene mit Namen oder Firma zu bezeichnen sei (WO Art 4 Ziff 7),§ 1 sagt das Gesetz nicht (anders der Entwurf von 1892); es genügt daher auch eine andere Strtqr™ der Kennzeichnung, z. B.: „Das Bankhaus in der X.straße Nr. 3 zu In 8 5 scheint freilich die Bezeichnung mit Namen oder Firma vorausgesetzt zu werden; doch kann das wohl nicht entscheidend sein. Die Bezeichnung muß eine individualisierte physische oder juristische Person oder eine einer solchen im Handelsverkehr gleichgestellte Personenmehrheit (Handelsgesell­ schaft, GmbH) wenigstens bedeuten können (StStr Art 4 WO Anm 42). Angabe des Wohnorts ist nicht erforderlich; ist bei dem Namen oder der Firma ein Ort angegeben, so gilt er als Zahlungsort (§ 5, vgl. Anm 4 dazu). Ob der Bezogene wirklich existiert, ist für die Gültigkeit des Schecks unerheblich (vgl. für den Wechsel StStr zu Art 4 WO Anm 42); noch mehr, ob er zu den in § 2 bezeichneten Kategorien von Personen und An­ stalten gehört, auf die allein Schecke gezogen werden sollen (vgl. darüber zu 8 2 Anm 2); ebenso ob er fähig ist, sich durch Verträge zu verpflichten. Da es sich sonach um eine formale Bezeichnung handelt, ist es nicht zu billigen, wenn das NG in dem unten (zu ß) noch näher zu besprechenden Urt vom 24. 11. 25 das Erfordernis aufstellt, es müsse aus dem Scheck mit zweifelloser Sicherheit hervorgehen, wer die Zahlung aus dem Scheck leisten sott. ß. Die für den Wechsel durch Plenarbeschluß des NG (RGZ 46,132) und seitdem auch Anm. 6 im Schrifttum (vgl. StStr zu Art 4 Anm 43) überwiegend als zulässig erachtete Bezeich­ nung mehrerer Personen als Bezogener wird von den Schriftstellern des Scheckrechts meist ohne nähere Begründung als „im Widerspruche mit dem Wesen des Schecks stehend" erachtet und deshalb für unzulässig erklärt (Lessing Anm III 2a, v. Canstein 93, Merzbacher 4, Breit bei Morchardt HG II B 2d; a. M. Langen S. 113ff.; Meyer, Weltscheckrecht I S. 73). Das RG hat in einem Urt vom 24. 11. 25, II 189/25 (RGZ 112, 137) aus­ gesprochen, ein Scheck dürfe nicht mehrere Bezogene enthalten, ohne sich dabei mit der für den Wechsel das Gegenteil aussprechenden Plenarentscheidung auseinander­ zusetzen. Das Gesetz scheint mir für die Annahme der Ungültigkeit eines auf mehrere Bezogene gestellten Schecks keine genügenden Anhaltspunkte zu bieten. Daß die Ungültigkeit nicht (wie das neuere Urteil des RG annimmt) schon aus dem Gebrauche der Einzahl „an den Be­ zogenen" gefolgert werden kann, ist für den Wechsel in der Plenarentscheidung unter Hin­ weis auf zahlreiche Stellen der WO (ebenso ScheckG 8 1 Ziff 2, 14, 15) dargelegt, in wel­ chen auch von dem „Aussteller" stets in der Einzahl gesprochen wird, obwohl nicht zweifel­ haft ist, daß ein Wechsel (und ebenso ein Scheck) mehrere Aussteller haben kann; sodann aber auch mit der gllgemeinen Begründung, es müsse überhaupt davon ausgegangen werden, daß ein Gesetz, wenn es von „dem" Gläubiger oder Schuldner, von „dem" Berechtigten oder Verpflichteten spricht, damit nur den Regelfall im Auge habe, und es lasse sich daher von vornherein nur annehmen, daß die entsprechende Ausdrucksweise der WO in gleichem Sinne gemeint sei. Diese Begründung trifft auch für das ScheckG durchaus zu. Im übrigen führt das neuere reichsgerichtliche Urteil für seine Entscheidung nur an, daß durch die Zulassung mehrerer Bezogener die „Schnelligkeit und Einfachheit der (Änlösung leiden würde". Richtig ist, daß ein auf mehrere Bezogene gestellter Scheck zur Erhaltung des Regreßrechts innerhalb der Verlegungsfrist den mehreren Bezogenen vorgelegt werden muß; daß das für alle an dem gleichen Tage geschehen müßte, wie Meyer a. a. O. annimmt, ist nicht anzuerkennen. Es erscheint aber bedenklich, aus dieser praktischen Erwägung ein Erfordernis in das Gesetz hineinzutragen, das zur Ungültigkeit eines solchen Schecks und damit zu dem mit dem praktischen Zwecke in Widerstreit geratenden Ergebnisse führt, daß der gutgläubige Nehmer aus ihm überhaupt keinen Negreßanspruch gegen den Aussteller herleiten kann. Die lediglich formale Bedeutung der gesetzlichen Erfordernisse scheint dabei verkannt zu sein. Strengere Anforderungen, wie für den Wechsel, dürften für den Scheck an die Bezeichnung des Bezogenen um so weniger zu stellen sein, als der Bezogene beim Scheck überhaupt nicht in scheckrechtliche Beziehungen eintritt. In den hauptsächlichsten ausländischen Gesetzgebungen ist die Ausstellung des Schecks auf mehrere Bezogene ausdrücklich gestattet (vgl. Meyer a. a. O. S. 72). Die Bezeihnung der mehreren Bezogenen kann sowohl in kumulativer wie in subsidiärer oder auch alternativer Form erfolgen; die zuletztgenannte Form wird im Wechselrechte für unstatthaft erachtet (RGZ 46, 139; StStr zu Art 4 Anm 43). Das ScheckG dürfte auch dieser Form nicht entgegenstehen (so auch Meyer a. a. O. S. 73). y. Die Bezeichnung des Bezogenen braucht nicht in den Text aufgenommenAnm. 7 zu werden; sie kann auch in der Form der Adresse über, neben oder unter dem Texte stehen, doch so, daß sie durch die Unterschrift des Ausstellers (s. unten Nr 3) gedeckt wird. Ist das der Fall, so wird sie auch auf der Rückseite des Schecks stehen können (a. M. Lessing III 2 a). 8. Streitig ist, ob ein Scheck vorhanden sei, wenn Schecknehmer (Remittent) und Anm. 8 Bezogener (Trassat) sich schon der äußeren Bezeichnung nach ohne weiteres als die gleiche Perion darstellen. Die verneinende Ansicht (Breit in ZfHR 65, 304; bei Borchardt HG

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8 111 B 2e) wird hauptsächlich darauf gestützt, daß, anders wie beim Wechsel, wo die Frage auch bestritten ist (vgl. StStr Art 4 Anm 44; RG 19, 93), nach. Z 8 Abs 2 Satz 3 ScheckG ein Indossament des Bezogenen unwirksam sei. Indessen die Übertragbarkeit durch Indossa­ ment ist kein wesentliches Erfordernis des Schecks, da er auch Rekta- oder Inhaberscheck sein kann, letzteres sogar in der Regel ist (§ 4 Abs 1 und Anm 4 dazu); deshalb bedingt die Ausschlie­ ßung des Bezogenen-Jndossaments nicht notwendig die Folgerung, daß der Scheck auch von vornherein nicht auf den Bezogenen als Remittenten lauten könnte. Da ferner die An­ gabe eines Remittenten für den Scheck überhaupt nicht wesentlich ist (vgl. zu 8 4 Anrn 8), kann die Angabe eines mit dem Bezogenen identischen Remittenten ihm nicht wohl ohne weiteres die Scheckqualität entziehen. Praktische Bedeutung kann ein solcher Scheck mindestens dann haben, wenn er mit der alternativen Inhaberklausel versehen ist (§ 4 Abs 2), in welchem Falle ihn übrigens auch Breit a. a. O. für zulässig hält. Wie hier Cohn ZfHR 61, 47; auch Lessing S. 82. Im österreichischen Recht sollen solche Schecke häufig Vorkommen; im englischen und amerikanischen Rechte sind sie ausdrücklich zugelassen (BE Act sect. 5 (1); Neg. Inst. Law sect. 27 Ziff 3; Meyer, Weltscheckrecht I 101). Anm. 9 e. Die herrschende Meinung stellt ferner die Forderung auf, daß Aussteller (Tras­ sant) und Bezogener (Trassat), als verschiedene Personen im Scheck sich darftellen müß­ ten und schließt daraus, daß trassiert-eigene Schecke unzulässig seien, auch wenn die Zahlung an einem anderen Orte als dem der Ausstellung erfolgen soll, also namentlich auch Schecke, die von einer Geschäftsstelle einer Bank auf eine ihrer anderen Geschäfts­ stellen, sei es am gleichen oder an einem anderen Orte, gezogen werden, während die WO (Art 6 Abs 2) trassiert-eigene Wechsel von einem Orte auf einen anderen zuläßt. So Lessing § 4 II 3; Apt 39; Aschaffenburg DIZ 08, 1392, der darin eine Lücke des Gesetzes findet. Diese Auffassung findet ihre Stütze wohl lediglich in der Bemerkung der Begründung (21), es sei für trassiert-eigene Schecks kein Bedürfnis vorhanden. Daß diese Bemerkung schon für die damalige Zeit unrichtig war, ergibt ohne weiteres das Gutachten des Zentralver­ bandes des deutschen Bank- und Bankiergewerbes vom 12. 11. 07, S. 7 (abgedruckt von Breit bei Holdheim 18, 193), wo auf die vielfach bestehende Übung solcher „Kommanditschecke" hingewiesen ist, wie auch daraus, daß gleich nach dem Inkrafttreten über die angebliche Lücke des Gesetzes Klage erhoben wurde. Bei richtiger Auffassung ist indessen die Ausschließung trassiert-eigener Schecke überhaupt aus dem Gesetze nicht zu entnehmen. Die Vorschrift des Art 6 Abs 2 WO, die derartige Wechsel als Distanzwechsel zuläßt und sie dadurch als Platz­ wechsel ausschließt, kommt für das ScheckG nicht in Betracht; dieses ist vielmehr selbständig aus sich heraus auszulegen. Es stellt aber lediglich das formale Erfordernis auf, daß die An­ weisung zur Zahlung an den Bezogenen gerichtet sein müsse. Die Erwägung, daß eine An­ weisung begrifflich Verschiedenheit zwischen Anweisendem und Angewiesenem erfordere, trägt einen materiell-rechtlichen Gesichtspunkt in ein reines Formalerfordernis hinein, was sich nicht rechtfertigen läßt. Die Form der Anweisung muß gewahrt sein; ist das geschehen, so hat die Urkunde als Scheck im Sinne des Gesetzes zu gelten, ohne daß untersucht werden darf, ob sie geeignet ist, zwischen dem Aussteller und Bezogenen ein Anweisungs-Rechtsver­ hältnis zu schaffen. Auch die Bezugnahme auf das Guthaben ist rein formal und setzt nicht voraus, daß ein solches tatsächlich besteht oder rechtlich bestehen könnte; eine buchtechnische Gestaltung des Rechnungsverhältnisses, wie sie zwischen den mehreren Geschäftsstellen einer Bank üblich ist, reicht dazu aus. Auch in solchem Falle ist die Form der Anweisung durchaus geeignet, dem Zwecke des Schecks, Zahlungen ohne Barleistung zu vermitteln und scheckrechtlichen Regreßansprüchen der Nehmer gegen den Aussteller und untereinander als Grund­ lage zu dienen, zu erfüllen. Es dürfte deshalb kein Grund bestehen, dem Gebrauche, der sich im Bankverkehr vor Inkrafttreten des ScheckG. entwickelt hatte und, wie Alshagen bei Holdheim 1919 S. 182 bezeugt, als Gewohnheitsrecht (das freilich contra legem nicht anerkannt werden könnte) noch jetzt besteht, entgegenzutreten. Für die Gültigkeit trassiert­ eigener Schecke nach geltendem deutschen Rechte auch Meyer, Weltscheckrecht I 76. Ebenso Breit bei Holdheim 18, 193ff., der im übrigen, im Anschlüsse an Rehbein-Mansfeld WO Art 6 Anm 2, das Vorliegen eines „trassiert-eigenen" Schecks nur dann annimmt, wenn die Identität zwischen Aussteller und Bezogenem „zur urkundlichen Evidenz" erhellt, was nur der Fall sei, wenn etwa der Aussteller die Anweisung ausdrücklich „an mich selbst" adressiert hätte, nicht dagegen bei Gleichheit des Namens und der sonstigen Bezeichnung des Ausstellers und des Bezogenen, während sonst Rechtslehre und Rechtsprechung im Wechselrechte die Herleitung der Evidenz auch aus sonstigen Umständen zulassen (ROHG 19, 93). Ein Urteil des OLG Karlsruhe in einer Strafsache (über das in der Frankfurter Zeitung v. 1. 10. 1924, erstes Morgenblatt, berichtet wird) erklärt als Schecke bezeichnete Urkunden, die während der Zeit großer Zahlungsmittelknappheit die Zweigniederlassung einer Bank auf ihre Hauptniederlassung gezogen hatte, als trassiert-eigene Schecke für un­ gültig, hält sie aber in Anwendung des § 140 BGB als Schuldversprechen aufrecht (vgl.

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darüber unten zu 8 1 Anm 44) und bestraft wegen unbefugter Ausgabe von Banknoten auf § 1 Grund dB BankG (§ 55) in Tateinheit mit unbefugter Ausgabe von Notgeld (RGes v. 17. 7. .922). Uberenstimmung besteht darüber, daß ein Wechsel (Scheck), den ein Kaufmann unter seinem bücg erlich en Namen auf seine Firma, deren alleiniger Inhaber er ist, zieht, kein trassiert-estener Wechsel (Scheck) und daher auch als Platzwechsel bzw. Scheck zulässig sei. Ferner wtrde ein Scheck, der von der „Deutschen Bank Hamburg" auf die „Deutsche Bank Leipzig" gezogen wird, auch vom Standpunkte der herrschenden Meinung nicht beanstandet werden können, da die Identität keineswegs evident ist (es kann ja an beiden Orten eine Deutsche Lank geben). Die Umgehung des gesetzlichen Verbots, falls ein solches bestände, würde alsc nicht schwierig sein. d) Die Anweisung muß auf Zahlung einer bestimmten Geldsumme lauten. «.Dadurch sind Waren- und Effektenschecke als Schecke im Sinne des ScheckGAnm. 10 ausgeschlossen. Vgl. über Effektenschecke Conrad S. 22. In neuester Zeit machen sich in den Kreisen der Banken Bestrebungen gellend, den Effektengiro(Scheck-)verkehr, wie er in be­ schränktem Umfange bereits bei dem Berliner Kassenverein besteht, in Verbindung mit bei den Großbanken konzentrierten Effektendepots (Sammeldepots) allgemein, zunächst für Aktien, eirzuführen. Dieser Verkehr wird sich außerhalb des ScheckG auf Grund der Be­ stimmungen des BGB über die Anweisung (§§ 783ff.) zu vollziehen haben. ß. Geld im engeren Rechtssinne (Währungsgeld) ist nur das, was staatlich als Wert- Anm. 11 Maßstab Md gesetzliches Zahlungsmittel mit „Zwangskurs" (Verpflichtung zur Annahme bei Zahlungen zum Nennwerte unter normalen Geldverhältnissen) anerkannt ist. Solches Geld waren seit Kriegsbeginn, nachdem die Reichsgoldmünzen aus dem Verkehr verschwunden waren, die auf Mark (Papiermark) lautenden Reichsbanknoten und die Reichskassenscheine (Ges v. 4. 8. 1914). Seit dem MünzG v. 30. 8. 1924 und dem BankG vom gleichen Tage sind gesetzliche Zahlungsmittel nur noch die neu auszuprägenden, auf Reichsmark lautenden Reichsgoldmünzen, die aber bisher noch nicht in den Verkehr gelangt sind, und die auf Reichs­ mark lautenden Reichsbanknoten, neben denen die alten auf Mark (Papiermark) lautenden bis zum Ablaufe von drei Monaten nach ihrem am 5. März 1925 erfolgten Aufrufe im Ver­ hältnis von einer Billion Papiermark gleich einer Reichsmark noch als gesetzliche Zahlungs­ mittel zugelassen waren. Der Ausdruck „Geld" wird aber im Verkehr wie in der Rechts­ sprache, insbesondere auch im BGB (§§ 244, 245 und sonst) noch in einem weiteren Sinne gebraucht, in welchem er diejenigen vertretbaren Sachen umfaßt, welche der wirtschaftliche Verkehr als allgemeines Zahlungsmittel gelten läßt, ohne daß eine Verpflichtung zur An­ nahme besteht, deren Leistung daher bei Geldschulden, falls sie vom Gläubiger angenommen wird, nicht als Hingabe eines anderen Gegenstandes an Zahlungs Statt, sondern als Zahlung angesehen wird, das sog. usuelle Verkehrsgeld. In diesem Sinne ist der Ausdruck auch hier gebraucht. Der Scheck kann daher auch auf ausländisches Währungsgeld lauten, aller­ dings wohl nur auf das Geld solcher Währungen, die im Jnlande am Zahlungsorte oder an dem für diesen maßgebenden Börsenorte einen Börsenkurs haben, so daß durch Umrech­ nung nach Maßgabe des § 244 Abs 2 BGB die zu zahlende Geldsumme in Reichswährung ohne weiteres bestimmt werden kann. Statthaft sind aber auch Schecke, die auf effektive Zahlung in ausländischer Währung gerichtet sind, da auch sie auf eine bestimmte Geldsumme lauten. Ob der Bezogene dem Aussteller gegenüber verpflichtet ist, solche Schecke einzu­ lösen, bestimmt sich nach dem Scheckvertrage (vgl. zu 8 3); lauten die Formulare auf inländische Währung, so wird eine solche Verpflichtung nicht bestehen. Während der Inflationszeit sind Schecke in ausländischen Währungen, die als wertbeständig galten (Dollar, Pfund Sterling, Schweizer Franken), vielfach üblich geworden. Bei solchen Schecken wird das Erfordernis der Bestimmtheit der Geldsummen auch dann als erfüllt anzusehen sein, wenn sie auf Zahlung in der ausländischen Währung oder in einem ihr entsprechenden Betrage der Reichswährung lauten, z. B. „1000 Fr. oder Wert in Mark", „1000 Gulden oder Kurswert in deutscher Münze"; denn damit wird nur die gesetzliche Umrechnungsbefugnis des Be­ zogenen (8 244 Abs 2 BGB) ausdrücklich hervorgehoben; so auch StStr zu Art 4 Anm 6. Unstatthaft dagegen dürfte eine Formel sein, nach der gezahlt werden soll „die Summe, welche dem Werte von 1000 Fr. (oder 1000 Gulden) am Zahlungstage entspricht", denn sie läßt nicht ohne weiteres erkennen, daß der Bezogene auch berechtigt ist, in der ausländischen Währung 1000 Fr. (oder Gulden) effektiv zu zahlen; so StStr a. a. O. und zu Art 37 Anm 2, Grünhut Handbuch I 343 Anm 18. Nicht statthaft wird auch die Formel sein: „1000 Fr. Sichtkurs Paris", da sie nicht den Tag der tatsächlichen Zahlung (8 244 Abs 2 BGB, vgl. RG Plenarbeschluß in RGZ 101, 312), sondern den der Fälligkeit (Sicht) für maßgebend erklärt. Auch auf eine nicht mehr im Umläufe befindliche Münzsorte (z. B. Taler, süddeutsche Gulden) kann der Scheck lauten; es kommt dann 8 245 BGB zur Anwendung. Statthaft ist ferner, den Scheck auf eine bestimmte Geldsorte inländischer Währung zu

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tz 1 stellen, so auf Reichsbanknoten und namentlich auf Gold; doch waren auf Grund der Bek v. 28. 9. 1914 (RGBl S. 417) vor dem 31. Juli 1914 vereinbarte Goldklauseln seitdem unverbindlich, und die nach dem 30. Juli 1914 vereinbarten begründeten gemäß § 245 BGB nur eine gewöhnliche Währungsschuld, da Goldmünzen zu dieser Zeit bereits nicht mehr in Umlauf waren. Dies gilt jedoch nur von den eigentlichen Goldklauseln (Goldmünzklauseln), die auf effektive Zahlung in Goldmünzen gerichtet waren. Davon verschieden sind die Gold­ wertklauseln (vgl. RGZ 50,145; 101,141), das sind Vereinbarungen, denen zufolge ein dem jeweiligen Wertverhältnis des Goldes zur Neichswährung entsprechender Betrag in Reichs­ währung zu zahlen ist (RGZ 103, 384). Schecke mit Goldwertklauseln würden, wenn sie Vorkommen, ungültig sein, da sie nicht auf Zahlung einer bestimmten Geldsumme gerichtet sind; ebenso die während der Inflationszeit vorgekommenen Schecke auf Zahlung einer Geldsumme, deren Betrag sich nach dem derzeitigen Werte (Kurse) eines anderen, als relativ wertbeständig angesehenen Gutes — Kohle, Roggen, Kali usw. — richten sollte, aus dem gleichen Grunde. Zweifelhaft ist, ob der Scheck auch auf eine Nechnungswährung, d. h. einen Wertmesser, nach dem im Verkehr gerechnet wird, ohne daß es auf die ihm entsprechende Währungseinheit lautende Zahlungsmittel gibt, gestellt werden kann. Als solche kam früher in den Hansestädten die Hamburger Mark Banko, während der Inflationszeit die Goldmark in Betracht. Das KG (in IW 1925, 64211) hat für den Wechsel die Zulässigkeit der Ausstellung in Goldmark auch schon vor der VO über Goldmark- und Goldmarknoten-Wechsel und Schecks v. 6. 2. 1924 (RGBl I 50) bejaht, wobei es zur Begründung u. a. auf Art 37 WO Bezug genommen hat, wo die Zulässigkeit von Wechseln, die auf eine Rechnungs­ währung lauten, vorausgesetzt wird; a. M. Dorenberg ebenda. Es erscheint nicht unbedenk­ lich, in einer bloßen Rechnungswährung ausgedrückte Geldforderungen als Forderungen auf eine bestimmte Geldsumme anzusehen, da die Rechnungswährung selbst kein „Geld" ist und die in der gesetzlichen Währung zu zahlende Geldsumme, in welche die Rechnungs­ währung umzurechnen ist, nicht eine „bestimmte", d. h. sich gleichbleibende, sondern von dem veränderlichen jeweiligen Wertverhältnisse der gesetzlichen Währung zu der Rechnungs­ währung abhängig ist. Doch hat das RG in dem Urt v. 12. 8. 1925, II 2/25 (RGZ 111, 280) auch für den Scheck — obwohl für dessen Umrechnung nicht Art 37 WO, sondern § 244 BGB maßgebend ist, der von Geldschulden, die in einer Rechnungswährung ausgedrückt sind, nicht spricht — die Zulässigkeit einer Ausstellung in Goldmark auch schon für die Zeit vor der ge­ nannten Verordnung bejaht mit der Begründung, die an das Erfordernis der Bestimmt­ heit einer Geldsumme im einzelnen zu stellenden Anforderungen könnten nicht ohne Berücksichtigung der jeweiligen Geldverhältnisse beurteilt werden, und danach habe zu einer Zeit, in der einerseits die alte deutsche Mark im Verkehr nicht mehr als ein ebenbürtiges Zahlungsmittel anerkannt und eine neue deutsche Reichswährung noch nicht geschaffen ge­ wesen, andererseits mit der Goldmark in dem feststehenden Sinne ihrer Gleichstellung mit 10/42 des Dollars gerechnet worden sei, auch ein Scheck auf Goldmark ausgestellt werden können; die VO habe deshalb kein neues Recht geschaffen, sondern nur den bestehenden Rechtszustand bestätigt. Durch die mehrfach genannte VO (abgedruckt als Anhang F 2) ist bestimmt worden, daß Wechsel und Schecke in der Weise ausgestellt werden können, daß die zu zahlende Geldsumme in Goldmark ausgedrückt wird, wobei als Goldmark der Wert von *%2 des nordamerikanischen Dollars gilt (§ 1), und ferner, daß die zu zahlende Geldsumme auch in Goldmarknoten der Reichsbank oder einer Privatnotenbank ausgedrückt werden kann (§ 4). Die Umrechnung in Reichsmark hat nach § 2 der DurchfVO v. 17. 4.1924 (RGBl I 414) — Anhang F 3 — über den amtlichen Berliner Mittelkurs des Dollars vom Tage vor der Zahlung oder vor dem Präsentationstage, falls dieser höher ist, zu erfolgen. — Im Unterschiede von der Goldmark war die Rentenmark ein wirkliches Zahlungsmittel, das zwar keinen Zwangskurs hatte, aber usuelles Verkehrsgeld (s. oben) war; Schecke auf Renten­ mark, die vor Einführung der Reichsmark häufig ausgestellt wurden, waren deshalb un­ bedenklich für gültig zu erachten (so auch StStr 11. Aufl zu Art 4 Anm 5a Abs 3). — Schecke, die nach dem Inkrafttreten des MünzG v. 30. 8. 1924 ausgestellt sind und auf „Mark" (nicht auf „Billionen Mark") lauten, werden, entsprechend dem immer noch bestehenden Sprach­ gebrauche, unbedenklich in Reichsmark umgedeutet werden können. Auch ein kurz vor diesem Zeitpunkte (am 29. 7. 1924) ausgestellter Wechsel auf 35000 „Mark" ist vom KG als nicht auf Papiermark, sondern auf Goldmark lautend gedeutet worden, und das RG (RGZ 112,85) hat diese Entscheidung gebilligt, wohl zweifellos mit Recht, da die Auslegung, daß er auf Papiermark laute, wegen des sich ergebenden, ein Nichts bedeutenden Betrages nach Treu und Glauben und der Berkehrssitte ausgeschlossen erschien; a. M. StStr zu Art 4 Anm 5a Abs 4. Sehr zweifelhaft ist die Frage, ob Forderungen aus Papiermark-Schecken, die durch die Inflation entwertet wurden (was in der Zeit raschen Fortschreitens der Geldentwertung ungeachtet der kurzen Umlaufsfrist häufig vorgekommen ist), der Aufwertung zugänglich sind. Das RG hat in RGZ 110, 40 und seitdem wiederholt (II600/1924, Urt v. 10.7.1925,

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II 193/25, Urt v. 8. 12. 1925) ausgesprochen, daß die Aufwertung von abstrakten Schuldver- § 1 Kindlichkeiten, insbesondere aus Wechseln (das gleiche müßte für Schecke gelten), grundsätzlich unzulissig sei, da das Wesen solcher Verbindlichkeiten keinen Raum lasse für die auf dem Grurdsatz der Billigkeit beruhende Aufwertung, indem die Frage, ob diese Voraussetzung gegebm sei, sich nur nach der Natur der einzelnen (kausalen) Forderung, richten könne, das Kaufgeschäft aber bei der abstrakten Verbindlichkeit keine Rolle spielen solle, vielmehr über den Krhalt der Schuld allein die urkundliche Feststellung entscheide und eine solche Forderung niemcls „über ihren in der Urkunde verbrieften Inhalt ausgedehnt werden könne", sondern „einer unabänderlichen festen Wert darstelle, der bei Wechseln (Schecken), die auf Papier­ mark lauten, der Papiermarkbetrag sei". Auch aus der wirtschaftlichen Funktion des Wechsels als Umlaufsmittel und aus Art 50, 51 WO werden Gründe gegen die Zulässigkeit der Aufwertung von Wechselforderungen hergeleitet. Vgl. über die gegen diese Begründung, die im wesentlichen auch gegen die Aufwertung von Scheckforderungen sprechen würde, be­ stehenden Bedenken zu § 17 Anm 23. y. Das Erfordernis der Bestimmtheit der Geldsumme läßt nicht zu, daß die Zah- Anm. 12 lung einer größeren oder kleineren Summe zur Wahl des Bezogenen gestellt oder daß er angewiesen wird, bis zu einer Höchstsumme oder so viel, als das Guthaben des Ausstellers beträgt, zu zahlen. Eine im Scheck enthaltene Anweisung, außer der Hauptsumme auch Zinsen zu zahlen, desgleichen ein Provisionsversprechen sollen nach -er Meinung mehrerer Schriftsteller (Lessing zu 8 1 ScheckG Anm 3c Schlußabsatz und die dcrt Angeführten) den Scheck ungültig machen, da sie gegen das Erfordernis der Angabe einer bestimmten Geldsumme verstießen und eine dem Art 7 Abs 3 WO entsprechende Bestimmung, der zufolge ein Zinsversprechen im Wechsel als nicht geschrieben gelte, im ScheöG fehle. Indessen es dürfte doch nicht unzweifelhaft sein, ob die angegebenen Gründe die drraus hergeleitete Folgerung der Nichtigkeit des ganzen Schecks erforderlich machen. Die Bestimmtheit der zu zahlenden Hauptsumme bleibt unberührt dadurch, daß der Scheck die Abweisung enthält, daneben unter gewissen Umständen noch weitere Beträge zu zahlen. Auch für den Wechsel wird anerkannt, daß nicht nur das in Art 7 Abs 3 ausdrücklich genannte Zinsversprechen, sondern auch andere, die Zahlung weiterer Beträge neben der Haupt­ summe enthaltende Versprechungen, z. B. das Versprechen einer Konventionalstrafe, die Übernahme von Stempel, Strafen, Kosten usw., zwar selbst nichtig sind, aber nicht die Nichtigkeit des übrigen Wechselinhalts herbeiführen, sondern als nicht geschrieben gelten (vgl. vtStr WO zu Art 4 Anm 64; ROHG 6, 364). Das gleiche wird im Interesse tunlich­ ster Aufrechterhaltung der Skripturobligation auch für die Anweisung, neben der Haupt­ summe Zinsen oder sonstige Beträge zu zahlen, im Scheck angenommen werden können. Die Anweisung: „250 Franken oder 200 Mark" zu zahlen, wurde unter den früheren stabilen Währungsverhältnissen mit Recht nicht als die Bestimmtheit der Geldsumme be­ einträchtigend angesehen (vgl. Grünhut Handbuch I 343 Anm 18), weil sie dahin auszulegen war, daß an Stelle der in ausländischer Währung ausgedrückten Geldsumme der gleiche Betrag inMeichswährung nach dem damals während der kurzen Umlaufsfrist des Schecks voraussichtlich gleich bleibend en Kurswerte gezahlt werden sollte, wie in § 244 BGB auch ohne ausdrücklich Vereinbarung für Geldschulden vorgeschrieben ist. Während der Inflations­ zeit hätte sich eine solche Auslegung kaum rechtfertigen lassen. Nachdem aber die neue Reichs­ währung für absehbare Zeit stabilisiert ist, werden ähnliche Umrechnungsklauseln auch in Zukunft wieder nicht als solche anzusehen sein, die wegen Unbestimmtheit der zu zahlenden Geldsumme den Wechsel oder Scheck ungültig machen. 8. Die Anweisung, „in Schecken" zu zahlen, stellt ebensowenig wie die auf ZahlungAnm. 13 in Tratten (SIStr WO Art 4 Anm 4; a. M. OLG Dresden bei Borchardt Zus 66) einen Wechsel oder Scheck im Sinne des Gesetzes dar, da Schecke keine allgemeinen Zahlungsmittel, also kein Geld sind, ihre Hingabe vielmehr nur einen Versuch künftiger Zahlung darstellt (Hingabe zahlungshalber) oder aber eine Hingabe an Zahlungs Statt (datio in solutum). Dem­ gemäß hat das RG in dem Urt v. 12. 9. 1922, V 379/22 (RGZ 105, 143) ausgesprochen, daß ein Wechsel, der auf französische Franken lautet, aber den durch die Unterschrift des Aus­ stellers gedeckten Zusatz trägt: „Zahlbar in Bankscheck auf Paris" ungültig ist. Dabei wird unter „Bankscheck" ein von einer Bank ausgestellter (nicht ein auf eine Bank ge­ zogener) Scheck verstanden. Aber auch wenn der Ausdruck in letzterem Sinne zu verstehen oder nur gesagt wäre: „Zahlbar in Schecken auf Paris" müßte im Sinne des RG das gleiche gelten. Den Ausdruck „zahlbar" faßt das Urteil, unter Hinweis auf seine Bedeutung in ge­ setzlichen Vorschriften, namentlich bei Bestimmung der Zahlungszeit und des Zahlungsortes (vgl. Art 32, 53 WO, § 7 ScheckG), dahin auf, daß dadurch nicht nur dem Bezogenen frei­ gestellt werde, in Schecken zu zahlen, sondern daß er dazu verpflichtet werde. Ob diese Auffassung das Nichtige trifft, erscheint doch zweifelhaft. Das RG erwähnt selbst im weiteren Verlaufe der Urteilsgründe, daß der Zusatz sichtlich den Zweck verfolge, daß wegen (richtiger

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§ 1 wohl: „trotz") der Schwierigkeit für den Hamburger Wechselschuldner, in französischer Münze oder in anderen französischen Geldzeichen zu zahlen, dem französischen Remittenten oder seinen Nachmännern doch die Zahlung in Franken verschafft werde. War aber d»as der Zweck der Bestimmung, so ist nicht einzusehen, warum es dem Bezogenen verwehrtsem sollte, von der nur zu seinem Vorteil dienenden Zahlung in Schecken abzusehen und effektiv in Franken zu zahlen, falls er dazu imstande ist. Es handelt sich dann auch nicht etwi urn eine Wahlverpflichtung, sondern nur um eine facultas alternativa; in obligatione ist nur die Zahlung in Franken, diejenige in Schecken nut in solutione. Bei dieser Auffassung würde der Zusatz dem gesetzlichen Erfordernisse, daß der Wechsel oder Scheck auf Zahlung eiter Geld­ summe gerichtet sein muß, nicht widersprechen und eine aus der Formalstrenge solcher Ur* künden herzuleitende Notwendigkeit, ihn für ungültig zu erklären, nicht bestehen. Cs würden dadurch die vom RG selbst hervorgehobenen Schwierigkeiten, die namentlich unter den gegen­ wärtigen geldlichen Verhältnissen dem internationalen Zahlungsverkehr durch die Ungültig­ keit solcher Wechsel und Schecke bereitet werden, vermieden werden können. Anm. 14 e. Die Anweisung muß auf Zahlung der Geldsumme lauten. Eine unmittelbar auf Gutschrift oder Verrechnung zugunsten des Nehmers oder auf Überweisung auf dessen Konto lautende Anweisung (Giroanweisung, wie der sog. rote Scheck der Reichsbank) ist kein Scheck im Sinne des Gesetzes. Doch kann das gleiche Ergebnis dadurch erreicht werden, daß der auf Zahlung lautende Scheck in der in § 14 ScheckG (vgl. Anm 2 ff. dazu) zu gelassenen Weise zum Verrechnungsscheck gemacht wird. Anm. 15 t- Eine bestimmte Stelle ist für die Bezeichnung der zu zahlenden Geldsumme nicht vorgeschrieben. Sie kann deshalb auch über, neben oder unter dem Texte genannt sein und im Texte darauf Bezug genommen werden. Doch muß sie durch die Unterschrift des Ausstellers gedeckt sein (vgl. Anm 18). Sie kann mit Ziffern ebensowohl wie mit Buch­ staben geschrieben werden; den Fall von Abweichungen zwischen der mit Ziffern und der mit Buchstaben geschriebenen Summe oder zwischen mehreren Niederschrifteu der Summe mit Ziffern oder mit Buchstaben regelt § 6 (s. Anm dazu). 3. Nr 3. Die Unterschrift des Ausstellers. Auch hier handelt es sich um ein bloßes Formalerfordernis. Damit dieses vor­ liege, ist danach nichts weiter erforderlich als eine durch Schreiben hergestellte äußere Be­ kundung, die durch ihre Stellung zu dem übrigen Inhalte der Urkunde zu erkennen gibt, daß der Schreiber diesen Inhalt als eine von ihm ausgegangene Erklärung gelten lassen toilL Dazu gehört: Anm. 17 a) eine Schrift, d. h. Herstellung von Menschenhand unter Gebrauch von Schrift­ zeichen. Ausgeschlossen ist daher hier (anders wie bei den übrigen Teilen des Schecks, vgl. Anm 1) mechanische Herstellung durch Druck, Stempel u. dergl., Schreibmaschine auch im Weae der Vervielfältigung einer einmal persönlich hergestellten Namenszeichnung (Faksimile)Gleichgültig ist das Schreibmaterial (Tinte, Bleistift, Tusche usw.). Anm. 18 b) eine Unterschrift, d. h. die räumliche Stellung der Schrift in solcher Weise, daß durch sie alle diejenigen Teile des übrigen Scheckinhalts, welche die Willenserklärung bllden, die der Aussteller sich durch die Unterschrift aneignet, ergriffen („gedeckt") erscheinen. Das ist ohne weiteres der Fall, wenn die Namenszeichnung die unterste Zeile der gesamten Erklärung bildet. Ob auch eine andere räumliche Stellung dazu genügt, ist Tatfrage; das RG hat (in LZ 1920, 16110) für das eigenhändige Testament (BGB § 2231) eine auf ein voll beschriebenes Blatt oder die Vorderseite eines solchen gesetzte Namenszeichnung als eine hinreichende „Unterschrift" erklärt (abweichend ROHG 9, 422). Auch eine zeitlich vor dem übrigen Texte auf das Blatt gesetzte Namenszeichnung (Blankozeichnung) ist eine Unterschrift: RGZ 57, 68; 63, 234. Anm. 19 c) Die Schrift muß sich als Unterschrift des Ausstellers darstellen, d. h. desjenigen, der die in dem Scheck enthaltene Willenserklärung eigenen Namens abgibt oder in dessen Namen sie von einem anderen (Vertreter) abgegeben wird (RGZ 77 S. 192, 193). oc. Daß der Aussteller mit seinem Namen oder seiner Firma zu unterzeichnen hat, ist nicht, wie in Art 4 Ziff 5 WO für den Wechsel, ausdrücklich vorgeschrieben. Doch erfordert § 126 BGB zur Gültigkeit von Urkunden, falls durch Gesetz schriftliche Form vorgeschrieben ist (dieser Fall liegt hier vor, vgl. oben Anm la), eine Namensunterschrift. Es genügt jedoch, daß die Unterschrift den Namen einer Person, und zwar einer physischen oder juristischen, darstellen kann; deshalb muß auch die Unterzeichnung mit einem Bereinsnamen als genügend erachtet werden (a. M. RGZ 112, 124). Stellt sich der Name als ein Handelsname (Firma) dar, so muß es ein solcher sein, der nach handelsgesetzlichen Vorschriften von einem Kaufmanne geführt werden kann; er muß also, soweit inländische Firmen in Frage stehen, entweder den Bestimmungen des jetzt geltenden HCW (§§ 17—20) entsprechen oder nach früherem Rechte eintragungsfähig gewesen sein (Art 22 EG zum HGB).

Anm. 16

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Danach genügt bei einer offenen Handelsgesellschaft auch jetzt noch eine Sachfirma ohne 8 1 Personenbezeichnung, z. B. „Messinggewerkschaft" (RGZ 41, 20); „Berliner Trinkhallen­ gesellschaft". Bei Firmen, die sich aus dem Namen einer Person und einer aus dem Gegen­ stände des Geschäfts oder dergl. entnommenen Sachbezeichnung zusammensetzen, liegt'der Schwerpunkt auf dem Namen; es wird deshalb die Unterzeichnung mit dem Namen ohne Beifügung der Sachbezeichnung für genügend erachtet: RGZ 14, 17; 47, 157; 56, 167; WarnRspr 1914 Nr 272. — Soll die Bezeichnung eine physische Person darstellen, so ge­ nügt eine solche, die als Ruf- oder Familiennamen eines Menschen Vorkommen kann; warum ein Rufname nicht genügen sollte, ist nicht einzusehen, da es sich nicht um die Frage handelt, ob dadurch die Feststellung der Identität ermöglicht wird (RGZ 100,169), die übrigens durch einen Familiennamen ebensowenig gewährleistet wird wie durch einen Rufnamen; auch kann wohl jeder Rufname als Familienname gebraucht werden. Ein „Pseudonym" (Künstler- oder Schriftstellername) wird nur dann genügen, wenn es als Personenname aufgefaßt werden kann. Die Banken pflegen im Scheckvertrage (vgl. zu 8 3 Anm 6) die Zeichnung der Unterschrift durch ihre Scheckkunden bei der Ausstellung der Schecke in ganz bestimmter, bei ihnen zu hinterlegender Form vorzuschreiben und sich das Recht zur Ver­ weigerung der Einlösung von Schecken mit abweichenden Unterschriften auszubedingen. ß. Zulässig ist auch die Unterschrift durch einen Vertreter, d. h. jemanden, derAnm. 20 im Namen eines anderen handeln will (ob er dazu berechtigt ist, steht hier nicht in Frage; vgl. darüber zu § 15 Anm 2), und zwar sowohl — ohne Kenntlichmachung des Vertretungs­ verhältnisses — mit dem Namen des Vertretenen (VZS in'RGZ 74, 69) wie auch unter An­ gabe, daß er im Namen eines anderen und für wen er handelt, mit dem Namen des Ver­ treters. In letzterem Falle erfordert aber das RG (RGZ 77, 191), daß auch der Name des Vertretenen, durch den Vertreter geschrieben, in der Unterschrift enthalten sei, da der Vertretene der „Aussteller" ist. Eine anderweite Bezeichnung des Vertretenen, die weder einen Personennamen noch eine Firma enthält, z. B. „Verwaltung der Fideikommisherrschaft soll danach nicht genügen. Doch genügt es jedenfalls, wenn der Name des Vertretenen irgendwie, wenn auch nur adjektivisch, m der Unterschrift enthalten ist, z. B. „Fürstlich Lynarsches Rentamt" (RGZ 85, 195, unter Aufgabe der älteren Entscheidung in RGZ 14, 17). Als Name des Staates in seiner vermögensrechtlichen Eigenschaft genügt jede Bezeichnung, die eine staatliche (fiskalische) Stelle darstellen kann, wenn in ihr der Aus­ druck: „Staat" oder „Fiskus" enthalten ist, z. B. Verpflegungszenwale der staatlichen Institute Spandau; daß diese Stelle eine zur Vertretung des Fiskus berufene Behörde sei, ist für die Gültigkeit des Schecks nicht erforderlich; ob der Fiskus dadurch verpflichtet wird, ist eine andere Frage (RGZ 100, 169). y. Der Scheck kann auch die Unterschrift mehrerer Aussteller tragen (ROHG 2, 349; Anm. 21 19, 311; RG in IW 02, 13548 für den Wechsel); doch wird dann im Texte auf ein gemein­ sames Guthaben (Anm 4) — „aus unserem Guthaben" — Bezug genommen werden müssen. 8. Ob die durch die Unterschrift als Aussteller gekennzeichnete Person den Scheck Anm. 22 wirklich unterzeichnet hat oder überhaupt existiert (Echtheit der Unterschrift), ist für die Frage, ob ein Scheck vorliegt, ohne Bedeutung; ebenso ob der Aussteller geschäftsfähig ist, ferner ob der als gesetzlicher Vertreter Zeichnende in Wirklichkeit der gesetzliche Vertreter ist, ob er, falls er es ist, etwa zur Eingehung von Scheckverbindlichkeiten einer vormundschaftlichen Genehmigung bedarf (vgl. darüber zu § 15 Anm 12) und sie erhalten hat usw. Ergibt sich allerdings aus dem Scheck unmittelbar „zur urkundlichen Evidenz", daß der Aussteller nicht geschäftsfähig sein kann, z. B. daß er unter sieben Jahre alt oder wegen Geisteskrank­ heit entmündigt ist, so liegt keine Ausstellerunterschrift vor.

4. Nr 4: Die Angabe deS OrteS und deS TageS der Ausstellung. a) Angabe des Ortes der Ausstellung. a. „Ort" ist begrifflich die geographische Bezeichnung eines räumlichen Punktes auf Anm. 23 der Erdoberfläche. Doch kann es sich hier nicht um einen mit mathematischer Genauigkeit anzugebenden Naumpunkt handeln, vielmehr muß die Angabe eines räumlichen Bezirks genügen, der nach den Anschauungen des Verkehrs eine örtliche Einheit bildet. Als einheit­ licher Ort wird im Verkehr eine politische Gemeinde angesehen, auch wenn sie in mehrere Unterbezirke (Stadtteile, Vororte) zerfällt. Doch läßt sich aus dem Gesetze und aus dem Zwecke der Vorschrift, die im wesentlichen den §26 SüeckG (entsprechend Art 85 WO) im Auge hat, nicht herleiten, daß (wie StStr zu Art 4 Anm 37 lehren) stets eine wirklich als solche existierende politische Gemeinde als Ort der Ausstellung bezeichnet sein muß. Vielmehr körnen auch einheitliche Siedelungen oder sonstige vom Verkehr als örtliche Einheiten an­ gesehene und unter einheitlicher Ortsbezeichnung zusammengefaßte räumliche Bezirke, die zu verschiedenen politischen Gemeinden gehören, einen „Ort" bilden (so RG 74, 185; Lehmann

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§ 1 § 101 S- 377; dagegen StStr a. a. O.). Auch Bezeichnungen, welche einen Teil einer politischen Gemeinde bilden, genügen. Genauere Naumangaben innerhalb einer örtlichen Einheit (z. B. nach Straße und Hausnummer) sind nicht erforderlich. Bloße Angabe einer Straße, z. B. Leipziger Straße, genügt dagegen nicht, da sie in verschiedenen Orten vor­ kommen kann (ROHG 9, 261). Daß der angegebene Ort unter dieser Bezeichnung wirklich existiert, wird für die Gültigkeit des Schecks ebensowenig erfordert werden können wie die wirkliche Existenz des Ausstellers (vgl. Anm 22); es könnte das auch, namentlich bei ausländi­ schen Ortsangaben, schwerlich nachgeprüft werden. Es muß als ausreichend gelten, daß als Ausstellungsort ein im Verkehr bestimmbarer geographischer Bezirk oder Platz genannt wird (RGZ 74, 185). Daher bedarf es nicht der Benennung einer lokalen politischen Einheit (Gemeinde); die rein geographische Bezeichnung nach Länge und Breite, z.B. bei entern auf See ausgestellten Scheck, genügt; dagegen enthält die Bezeichnung: „An Bord des Schiffes A" keine Ortsbezeichnung, da das fahrende Schiff den Ort ständig wechselt. Auch anderweite Bezeichnung eines als örtliche Einheit zu denkenden Raumbezirks außerhalb einer menschlichen Siedelung genügt, z. B. „Auf dem Gipfel des Feldbergs"; „Auf der Rudelsburg" (a. M. StStr WO Art 4 Anm 37 gegen Staub 4. Aufl.); nicht dagegen-: „Im Eisenbahnzuge zwischen A. und B.", auch nicht: „In Deutschland". Es genügt auch, daß der Name des Ortes adjek­ tivisch in der Angabe enthalten ist, z. B.: „Im Berliner Rathaus"; „Auf der Leipziger Messe". Nicht erforderlich ist ferner, daß der angegebene Ort in einer Weise bezeichnet wird, durch die er sich von anderen gleichnamigen Orten unterscheidet, z. B. „Frankfurt" genügt (ROHG 9, 192). Anm. 24 ß. Daß der Scheck wirklich an dem bezeichneten Orte ausgestellt werde, ist gleichfalls nicht erforderlich; die Angabe eines Ausstellungsortes wird in der Rechtslehre und der Rechtsprechung nicht als Talsachenangabe, sondern als Willenserklärung aufgefaßt des Inhalts, daß der angegebene Ort als Ausstellungsort gelten soll, eine Willenserklärung, die aus dem Wechsel bzw. Scheck ersichtlich ist und der sich daher alle Nehmer des Papiers unterwerfen; vgl. RGZ. 32, 117 und das dort angeführte Schrifttum. Daraus folgt aber, daß auch ein Gegenbeweis dahin, daß das Papier an einem anderen Orte ausgestellt wurde, nicht zulässig ist (a. M. StStr WO Art 4 Anm 35). Darüber, ob die unrichtige Angabe eines ausländischen Ausstellungsortes die Wirkung haben kann, den Scheck der Anwendung des inländischen Rechts zu entziehen, vgl. zu § 26. Ist der Scheck, was zulässig ist (vgl. Anm 21) von mehreren Ausstellern ausgestellt, so dürfte auch die Angabe eines besonderen Ausstellungsortes für jeden Aussteller in den Regelfällen die Ungültigkeit des Schecks nicht herbeiführen, da sie keine Bedeutung für die Vornahme der scheckrechtlichen Handlungen hat (a. M. für den Wechsel RGZ 11, 165). Anders wenn wegen Nichtangabe eines Ortes bei dem Namen oder der Firma des Bezogenen der Ausstellungsort gemäß § 5 Satz 3 ScheckG als hilfsweiser Zahlungsort zu gelten hat, da der Zahlungsort nur ein einheitlicher sein kann; vgl. Anm 25 und zu § 5 Anm 2. Anders auch für die Angabe der Ausstellungs­ zeit; vgl. Anm 31. Anm. 25 y. Der als Ort der Ausstellung angegebene Ort gilt, sofern er dazu geeignet ist, als hilfsweiser Zahlungsort. Vgl. Näheres unten zu § 5 Anm 10. b) Angabe derZeit der Ausstellung. Anm. 26 a. Der vorläufige Entwurf verlangte (in § 1 Ziff 5) die Angabe des „Monatstages und des Jahres" der Ausstellung, in wörtlicher Übereinstimmung mit Art 4 Nr 6 WO. Angesichts der jetzigen Fassung genügt jede Angabe, die den Tag der Ausstellung erkennen läßt, z. B. „Neujahr" oder „Erster Weihnachtstag"; es braucht nicht der Kalendermonat und die Ordnungsziffer des Tages in diesem angegeben zu sein. Angabe von Stunde und Minute erfordert das Gesetz nicht; eine so genaue Zeitangabe ist im Verkehr bei Rechtshand­ lungen nur in einzelnen Fällen aus besonderen Gründen üblich (auch Art 4 Nr 6 WO ver­ langt nur Angabe des Tages). Die gesamte Zeitangabe kann in Ziffern ausgedrückt werden, auch unter Weglassung der selbstverständlichen Jahrhundertzahl (z. B. 24. 2. 23). Ergänzung der Zeitangabe, z. B. hinsichtlich der fehlenden Jahreszahl, aus dem sonstigen Inhalte des Schecks oder anderen Umständen, z. B. dem Datum der Abstempelung der Wechsel- (Scheck-) Steuermarke, ist nicht zulässig (so auch StStr Anm 40b). Die Zeitangabe kann auch nach einem im Auslande oder in einer Religionsgemeinschaft geltenden Kalender erfolgen, und zwar auch wenn der Scheck im Jnlande ausgestellt ist, z. B. nach russischem (altem) oder jüdi­ schem Kalender. Auch Angabe in ausländischem und inländischem Stil ist zulässig, sofern verkehrsüblich erkennbar, was mit den beiden Zeitangaben gemeint, und das Stilverhältnis richtig angegeben ist, z. B. „1./14. Juli 1923". Eine Vorschrift, die dem Art 34 WO ent­ spräche, enthält das ScheckG nicht; doch wird die Auslegung eines in einem Lande alten Stils ausgestellten, im Jnlande zahlbaren Schecks zu einem entsprechenden Ergebnisse füh­ ren, nämlich daß, wenn der Ausstellungstag in beiden Stilen angegeben ist, ersichtlich nur die Bezeichnung eines einzigen Ausstellungstags, und zwar nach altem Stile, gewollt ist,

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und deshalb die damit nicht übereinstimmende Angabe nach neuem Stile den Scheck nicht 8 1 ungültig macht (RG 11, 169; StStr Art 34 Anm 6; a. M. Bernstein 175; wie hier für den Scheck Caustein S. 95). Wegen Berechnung der Borlegungsfrist in solchem Falle vgl. zu § 11 Anm 6. Im übrigen aber machen mehrere nicht miteinander übereinstimmende Zeitangaben den Scheck, ebenso wie den Wechsel (NG 11, 165), ungültig, da der Scheck nicht zu verschiedenen Zeitpunkten „ausgestellt" — d. h. durch die Unterschrift des Ausstellers vollständig hergestellt sein kann. Ob das gleiche gilt, wenn der Scheck (was zulässig ist, vgl. oben Anm 21) mehrere Aus­ steller hat, ist zweifelhaft. Für den Wechsel haben das ROHG (Entsch. 21,179) und das RG (RGZ 11, 165) die Zulässigkeit verneint; in dem Urteile des RG ist ausgeführt, daß jeder Wechsel nrr einen einzigen Zahlungsort und eine einzige Zahlungszeit enthalten könne und für diese der Ausstellungsort und die Ausstellungszeit von Bedeutung sei, die deshalb gleichfalls einheitlich sein müßten. Beim Scheck hängt, da er innerhalb einer bestimmten Frist zur Zahlung vorgelegt werden muß, die Rechtzeitigkeit der Vorlegung und damit die Erhaltung der Regreßansprüche von dem zeitlichen Ausstellungsdatum ab; deshalb wird dieses auch bei mehreren Ausstellern nur ein einheitliches sein können. Für die Orts­ angabe wird die Einheitlichkeit bei mehreren Ausstellern nur in dem Falle des § 5 Satz 3 ScheckG (vgl. Anm 10 zu § 5) erforderlich sein, wo der Ausstellungsort als Zahlungsort gilt (vgl. dazu RGZ 46, 138). ß. Auch das Erfordernis der Angabe des Ausstellungstages ist zwar wesentlich, Anm. 27 aber lediglich formal. Richtigkeit der Angabe, die für die Gültigkeit des eigenhändigen Testaments (§ 2231 BGB) von der Rechtsprechung gefordert wird (vgl. RGRKomm zu § 2231 Anrn 5), kann für die Gültigkeit des Schecks nicht gefordert werden. Die Abweichung erklärt sich daraus, daß der Scheck zum Verkehr bestimmt ist und deshalb seine Gültigkeit nicht von Erfordernissen abhängig gemacht werden darf, deren Vorhandensein sich aus ihm nicht ersehen läßt (vgl. oben Anm 1). Die Angabe stellt sich vielmehr als Wille ns erllärung dar; das Gesetz überläßt die Bestimmung des Tages, der als Ausstellungstag gelten soll, dem Aussteller (ROHG 12, 318; RGZ 96, 192; 32, 117). Das angegebene Zeitdatum muß nur ein denkbar mögliches sein; ungültig würde deshalb ein Scheck sein, der als Ausstellungs­ tag den 29. Februar eines Nichtschaltjahres oder den 31. April bezeichnete. Der Unmög­ lichkeit der Zeitangabe steht aber die offensichtliche Unmöglichkeit, daß der Scheck an dem angegebenen Tage ausgestellt sein kann, nicht gleich. Die Unrichtigkeit kann in zwei ver­ schiedenen Richtungen vorhanden sein: aa. Der Scheck gibt als Ausstellungstag einen noch nicht herangekommenen Tag Anm. 28 an, er ist „vordatiert". (Ein solcher Scheck wird im englischen Recht und zuweilen auch in Deutschland als „postdatiert" bezeichnet, weil das angegebene Datum nach dem wirklichen Ausstellungsdatum liegt.) Der vordatierte Scheck ist ein gültiger Scheck, da er dem Erforder­ nisse der Angabe eines Ausstellungstages genügt. Vgl. OLG Hamburg in Nechtspr 19, 414; 24, 214; dazu Mittelstem in DIZ 1912, 89; jetzt auch RGZ 96, 193. In der Begründung des Entwurfs (S. 16) wird das ausdrücklich hervorgehoben und damit gerechtfertigt, daß anderenfalls die Verkehrssicherheit erheblich gefährdet sein würde, da derjenige, der gut­ gläubig einen solchen Scheck nach Eintritt des angegebenen Ausstellungstages erwerbe, die Vordatierung nicht erkennen könne und seines Regreßanspruchs verlustig gehen würde, wenn ein solcher Scheck für ungültig erklärt werden würde; ferner daß auch vordatierte Wechsel nach der WO gültig seien und auch die Wechselrechte Englands und anderer Länder auf diesem Standpunkte stünden. Durch diese Begründung wird freilich nicht ohne weiteres gerechtfertigt, daß vordatierte Schecke auch schon vor Eintritt des angegebenen Aus­ stellungstages als gültige Schecke angesehen und behandelt werden, also zu einer Zeit, da die Bordatierung jedem Nehmer erkennbar ist. Das tut aber das Gesetz, wie sich deutlich aus 8 29 Abs 2 ergibt, wo Schecke, die vor dem auf ihnen angegebenen Ausstellungstage in Umlauf gesetzt sind, ausdrücklich als schon vor diesem Zeitpunkte gültige Schecke behandelt sind, indem sie der Wechselstempelsteuer unterworfen werden, und zwar in der Weise, daß jeder, der sich an ihrem Umlaufe vor Eintritt des angegebenen Ausstellungstages beteiligt hat, als haftbar für Pie Steuer erklärt wird. Wäre der vordatierte Scheck zunächst nichtig, so ließe sich auch der Eintritt seiner Wirksamkeit mit dem angegebenen Ausstellungstage, also eine Art Konvaleszenz, nach allgemeinen Grundsätzen nicht wohl rechtfertigen (RGZ 96, 194). Eine andere Frage ist aber, welche rechtlichen Wirkungen im einzelnen der vor­ datierte Scheck vor Eintritt des angegebenen Ausstellungstages haben kann. Aus der Vor­ datierung ergibt sich der Wille des Ausstellers, daß vor Eintritt des angegebenen Ausstellungs­ datums die Zahlung, die zu machen der Bezogene angewiesen wird, nicht erfolgen soll. Der Bezogene ist also dem Aussteller gegenüber nicht berechtigt, vorher den Scheck einzulösen. Infolgedessen kann aber auch vor diesem Zeitpunkte eine V o rlegung des Schecks zur Zahlung nicht mit Rechtswirksamkeit erfolgen und auf Grund einer solchen Vorlegung nicht Regreß

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§ 1 wegen Nichtzahlung genommen werden. Demgemäß kann auch die Vorlegungsfrist (§ 11 ScheckG) nicht vor Eintritt des angegebenen Ausstellungstages beginnen. Daraus ist in­ dessen nicht zu folgern, daß ein vor diesem Zeitpunkte erfolgter Widerruf ungeachtet der Vorschrift des § 13 Abs 3 ScheckG wirksam sein müßte, was zur Folge haben würde, daß ein Erwerber, der den Scheck nach Eintritt des angegebenen Ausstellungstages ohne Kenntnis der Vordatierung im Vertrauen auf die Unwirksamkeit des erfolgten Widerrufs erworben hat, seines Regreßrechts verlustig gehen würde, wenn der Widerruf vor diesem Zeitpunkte erfolgt war. Ein solcher Widerruf ist vielmehr auf Grund des § 13 Abs 3 für unwirksam zu erachten, da er vor Ablauf der Vorlegungsfrist (nämlich bevor sie zu laufen begonnen hatte) erfolgt ist. Diese Rechtsgrundsätze sind in dem schon erwähnten reichsgerichtlichen Urt v. 21. 6. 1919 (RGZ 96, 190) ausgesprochen. Obwohl sonach das Gesetz vordatierte Schecke nicht als ungültig behandelt, so stellt doch die Ausstellung und das vorzeitige Inverkehrbringen solcher Schecke (wie die Begr S. 16 ausführt) einen Mißbrauch dar, indem dadurch im Widerspruche zu dem Zwecke des Schecks, als Zahlungsmittel und nicht als Kreditpapier zu dienen, eine längere Umlaufsfrist des Schecks ermögücht wird. Der Vordatierung mag freilich oft nur die Absicht des Ausstellers zugrunde liegen, zu verhindern, daß ihm ein Zinsverlust dadurch entstehe, daß ihm die Bank, wie vielfach üblich, den Betrag des Schecks mit Wert nicht erst vom Zahlungstage, sondem schon vom Ausstellungstage ab belastet; doch häufig geschieht die Vordatierung auch in der Absicht, erst zu einer späteren Zeit die Deckung bewirken zu müssen und in der Zwischenzeit einen ungedeckten Kredit zu genießen (vgl. Conrad S. 83; Obst in BankA 3,202). Das Gesetz hat zur Verhütung dieses Mißbrauchs zwar von Strafvorschriften (die der Entwurf von 1892 vorsah, der aber hauptsächlich deswegen scheiterte), abgesehen, wie solche in anderen Län­ dern bestehen, aber es hat die vordatierten Schecke für wechselstempelsteuerpflichtig erklärt und jeden, der an ihrem Umlaufe vor Eintritt des Ausstellungstages sich beteiligt, für die Entrichtung der Steuer haftbar gemacht; vgl. § 29 u. Anm dazu. Besonders starke Wirkung wird man freilich von diesem Vorbeugungsmittel kaum erwarten können. Anm. 29 ßß. Der Scheck gibt als Ausstellungstag einen am Tage der wirklichen Ausstellung schon verflossenen Tag an; der Scheck ist dann (auf einen früheren Zeitpunkt) „zurück­ datiert". Das kann seine Gültigkeit nicht beeinträchtigen, da es aus ihm nicht ersichtlich ist. Auch sonst bieten solche Schecke rechtlich an und für sich keine Besonderheiten. Die Zurück­ datierung hat aber die Wirkung, daß die Vorlegungsfrist, die von dem als Ausstellungstag angegebenen Tage zu berechnen ist, abgekürzt wird (vgl. unten zu § 11 Anm 9). Sie soll — wie G. Cohn in GoldschmidtsZ 61, 20 Anm 23 angibt — vorkommen, „damit der Scheck be­ reits präjudiziert an seinem Bestimmungsort anlange", also offenbar zum Zwecke des Be­ trugs, der- jedoch nur einem unvorsichtigen Schecknehmer gegenüber erreicht werden könnte, da der Ablauf der Vorlegunasfrist aus dem Scheck ersichtlich ist. Regelmäßig liegt wohl die Absicht zugrunde, den Schecknehmer zu schleuniger Vorlegung des Schecks an die Bank zu veranlassen. Nicht ganz klar ist es, wenn Hoffmann (BankA 4,135) als möglichen und unbedenk­ lichen Zweck der Zurückdatierung angibt, „eine bereits fällig gewordene Verbindlichkeit an die Bank nachttäglich noch mit Wirkung für den Fälligkeitstag zu tilgen"; es scheint dabei an eine Verbindlichkeit des Schecknehmers gegenüber der Bank gedacht zu sein, die er durch Verrechnung des Schecks tilgen will. Anm. 30 y. Nicht zu verwechseln mit der formalen Gültigkeit des Schecks trotz unrichtiger Datierung ist die Frage, ob aus ihm eine scheckrechtliche Verpflichtung des Ausstellers entsteht, wobei hauptsächlich die Geschäftsfähigkeit in Bettacht kommt. Das richtet sich nicht nach dem angegebenen Ausstellungstage, sondern danach, zu welchem Zeitpunkte die maßgebende Verpflichtungserklärung wirklich abgegeben ist. Vgl. darüber zu § 15 Anm 14. Danach wird aus einem Orderscheck, den ein Minderjähriger ohne Ge­ nehmigung des Vormundes vor dem Tage seiner Großjährigkeit ausgestellt, aber von einem nach diesem Zeitpunkte liegenden Tage datiert hat, keine Verpflichtung entstehen, wenn er ihn vor der Großjährigkeit in Verkehr gebracht, oder der Scheck, sei es vorher oder nachher, ohne sein Wissen oder seinen Willen in den Verkehr gelangt ist, wohl aber, wenn er selbst ihn nachher in den Verkehr gebracht hat. Auch ein vor der Großjährigkeit ausgestellter, von einem späteren Tage datierter Inhaberscheck wird eine Verpflichtung nicht erzeugen, wenn er ohne Witten und Wissen des Minderjährigen in Verkehr gelangt; wohl aber, wenn er nachher von ihm in Verkehr gebracht ist, da hierin eine Genehmigung (§ 108 Abs 3 BGB) der bereits durch die Ausstellung übernommenen, aber bis dahin nicht wirksamen Verpflich­ tung gefunden werden muß. Entsprechendes gilt für die Frage der Geistesttankheil, die allerdings bei der kurzen Umlaufszeit des Schecks nicht häufig in Betracht kommen wird. Gegen den Mangel der Verpflichtungsfähigkeit, auch wenn er durch Vordatierung verdeckt ist, ist auch der gutgläubige Erwerber des Schecks nicht geschützt. Doch spricht für die Richtig­ keit des angegebenen Zeitdalums eine Vermutung; der Aussteller, der behauptet, daß der

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Scheck zu einem früheren Zeitpunkte ausgestellt sei und daraus die Unwirksamkeit seiner § 1 Scheckverpflichtung herleiten will, muß beweisen, daß er den Scheck zu einer Zeit, als er noch nicht geschäftsfähig war, ausgestellt und begeben hat. c) Die Angabe des Datums kann auch durch eine andere Person als den Aussteller Anm, 31 geschrieben, auch mechanisch hergestellt sein. Eine bestimmte Stelle ist für sie nicht vorge­ schrieben; sie kann also über, unter oder neben dem Texte stehen; doch muß sie von der Unter­ schrift des Ausstellers, wie der übrige Inhalt, derart gedeckt sein, daß sie sich als eine von ihm abgegebene Erklärung darstellt (vgl. oben Anm 18; unrichtig wohl Lessing zu 8 1 V; die von ihm herangezogene Entscheidung RGZ 52, 282, die das eigenhändige Testament betrifft, dürfte nicht anwendbar sein, da bei diesem schon die Eigenhändigkeit ergibt, daß das Datum eine Erklärung des Erblassers enthält. Stellung auf der Vorderseite ist nicht erforderlich, wenn der Text des Schecks sich auch auf die Rückseite des Schecks erstreckt und die Unterschrift des Ausstellers sich auf dieser befindet, was zulässig ist, vgl. oben Anm 18. d) Wenn es auch zulässig ist, daß ein Scheck von mehreren Ausstellern ausgestellt Anm. 31a wird (vgl. oben Anm 21), so muß doch das Zeitdatum ein einheitliches sein. Zwar kann nicht zugegeben werden, daß, wie die herrschende Meinung für den Wechsel annimmt (vgl. RGZ 11, 165), ein Wechsel oder Scheck ohne einheitliche Angabe des Ortes wie der Zeit der Ausstellung überhaupt nicht existieren könne, da die WO (und entsprechend das ScheckG) die Angabe des Ortes und des Tages der Ausstellung verlange. Aber für den Scheck muß entscheidend sein (was bei dem Wechsel nicht allgemein, aber für den bei oder nach Sicht zahlbaren Wechsel entsprechend zutrifft), daß von dem angegebenen Ausstellungstage die Frist zur Vorlegung des Schecks und die aus dieser sich ergebende Fälligkeit des Schecks(8811,7 ScheckG) abhängig ist und daß diese nur einheitlich bestimmt werden kann. Anders für die Angabe des Ausstellungsortes, vgl. oben Anm. 24. II. Weitere als die unter I. erläuterten 4 Erfordernisse stellt das Gesetz als „wesent- Anm. 32 lich" — d. h. für die Existenz eines Schecks in seinem Sinne unumgänglich — nicht auf; solche dürfen daher auch nicht in das Gesetz hineingetragen werden. Nicht erforderlich ist danach insbesondere: a) die Bezeichnung der Person, an die gezahlt werden soll (des Zahlungsempfängers, im Wechselrecht Remittent genannt). Eine solche ist beim Wechsel unumgänglich, da er notwendiges Orderpapier ist (WO Art 4 Nr 3). Fehlt beim Scheck die Bezeichnung eines Zahlungsempfängers, so gilt er als auf den Inhaber gestellt (8 4 Abs 2). Vgl. unten zu 8 4. b) die Bezeichnung der Zahlungszeit, die für den Wechsel gleichfalls wesentlich ist (WO Art 4 Nr 4). Der Scheck ist stets bei Sicht zahlbar; die Angabe einer anderen Zahlungs­ zeit macht ihn nichtig (8 7). c) die Bezeichnung des Zahlungsortes (WO Art 4 Nr 8). Als solcher gilt der Aus­ stellungsort, falls nicht bei dem Namen oder der Firma des Bezogenen ein Ort angegeben ist, der dann als Zahlungsort gilt (8 5). d) Auch die Abfassung in einer bestimmten Sprache ist kein wesentliches Erfordernis des Schecks. Er kann deshalb ebenso wie der Wechsel (StStr zu Art 4 Anm 54 unter 3) in der deutschen oder einer beliebigen fremden, lebenden oder toten Sprache, auch hebräisch *), ab­ gefaßt und in Schriftzeichen einer solchen Sprache geschrieben sein. Daraus, daß der Aussteller die Sprache, in der der Scheck abgefaßt ist, nicht verstanden habe, kann gegenüber dem ur­ sprünglichen Nehmer unter Umständen ein Einwand (Anfechtung der Scheckerklärung wegen Irrtums in der Erklärung, 8 119 BGB) gemäß 8 18 Abs 2 ScheckG hergeleitet werden; ebenso im Verhältnis jedes Indossanten zu seinem Indossatar. — Es muß sich aber um die Worte und die Schriftzeichen eines von einer Kulturnation als sprachliches Verständigungsmittel aner­ kannten geschlossenen Sprachganzen handeln. Esperanto dürfte daher nicht zulässig sein, ebensowenig stenographische Schriftzeichen (so Staub 4. Aufl., a. M. StStr 11. Aufl.); denn diese Worte bzw. Schriftzeichen dienen nur einzelnen Bolkskreisen als Verständigungsmittel. Zulässig ist auch, daß die einzelnen Scheckerklärungen oder auch Teile von solchen in verschie­ denen Sprachen abgefaßt sind, z. B., daß die Geldsumme in einen auf deutschen Formularen ausgestellten Scheck in französischer Sprache eingefügt wird. Ob der Bezogene verpflichtet ist, solche Schecke, die ganz oder teilweise in fremder Sprache abgefaßt sind, einzulösen, hängt von dem Inhalte des Scheckvertrags ab (vgl. zu 8 3 Anm 2 ff); im Zweifel wird die Verkehrs­ sitte (88 133, 157 BGB) bzw. der Handelsgebrauch (8 346 HGB) entscheiden. *) Die Zulässigkeit von Schecken (Wechseln) in hebräischer Sprache oder hebräischen Schrift­ zeichen wurde nach österreichischem Rechte verneint auf Grund von Dekreten vom 10.12.1842 und 19. 2. 1846, die durch das Staatsgrundgesetz vom 21. 12. 1867 nicht als aufgehoben an­ gesehen wurden (OG Wien bei Czelechowsky Nr 140 und 197; Canstein 186). Ob unter dem jetzt geltenden österreichischen Staatsgrundgesetze diese Beschränkung noch aufrechterhalten werden kann, ist eine andere Frage.

Michaelis, Scheckgeseh

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§ 1 III. Zusätze im Scheck. Daß der Scheck nichts weiteres enthalten dürfe als die Anm 33 unter I. erläuterten wesentlichen Erfordernisse, ist nicht vorgeschrieben; als Regel gilt: „ Superslua non nocent“. Doch sind Zusätze unzulässig, die mit dem Wesen des Schecks oder mit zwingenden Vorschriften des Gesetzes in Widerspruch stehen. Es kommen folgende Arten von Zusätzen in Betracht: 1. Zusätze, welche den Inhalt der Scheckberechtigung oder der Scheck­ verpflichtung berühren, und zwar: a) Zulässige: Die Angabe eines bestimmten Zahlungsempfängers (§ 4 Abs 1), die reine Inhaberklausel (§ 4 Abs 1), die alternative Inhaberklausel (§ 4 Abs 2), die Rektaklausel (§ 8 Abs 1); ferner die Ortsangabe bei dem Namen oder der Firma des Bezogenen, die als An­ gabe des Zahlungsortes gilt (§ 5); die Aufforderung, keinen Protest zu erheben (§ 16 Abs 3); bei Order- und Rektaschecken, nicht dagegen bei Jnhaberschecken, die Herstellung mehrerer Ausfertigungen und die Bezeichnung als erste, zweite, dritte usw. (§ 9); Zusätze, durch welche die Verjährung abgekürzt wird (vgl. § 20 Anm 3); der Vermerk: „Nur zur Verrech­ nung" (§ 14). Anm. 34 b) Unzulässige; sie zerfallen ihrer Wirkung nach in solche, die als nicht geschrieben gelten, und solche, die den Scheck nichtig machen. a. Als nicht geschrieben gelten kraft ausdrücklicher Bestimmung: die Angabe eines anderen Zahlungsortes als des bei dem Namen oder der Firma des Bezogenen angegebenen Ortes (§ 5 Satz 2); ein auf den Scheck gesetzter Annahmevermerk (§ 10 Satz 2); ferner wohl auch in entsprechender Anwendung des in WO Art 7 Satz 3 ausgesprochenen Rechtsgedankens die Anweisung zu anderen Leistungen neben der Zahlung einer bestimmten Geldsumme, insbesondere zur Zahlung von Zinsen oder einer Vertragsstrafe; vgl. oben Anm 12. Anm.35 ß. Nichtig machen den Scheck: Zusätze, durch welche die Haftung des Ausstellers (§ 15) für die Einlösung des Schecks ausgeschlossen wird: „ohne Obligo", „ohne Gewähr"; ein solcher Scheck kann auch nicht als Grundlage für wirksame Indossamente dienen, vgl. StStr Art 4 Anm 67, Grünhut I S. 474; wegen des gleichen Zusatzes bei einem Indossament vgl. zu § 15 Anm 9. — Ferner Zusätze, durch welche die Anweisung zur Zahlung mit dem zugrunde liegenden Rechtsverhältnisse zwischen dem Aussteller und dem Zahlungsempfänger (Valutaverhältnis) derart verknüpft wird, daß dadurch der abstrakte Charakter des Schecks aufgehoben werden würde, vgl. aber unten Anm 36); ferner Zusätze, durch welche die Zah­ lung von einer Gegenleistung oder Bedingung abhängig gemacht wird (Grünhut I S. 473; StStr Art 4 Anm 68; z. B. „gegen Lieferung von 3 Aktien der Deutschen Bank" oder „falls der Dollar nicht über 20 000 steht"; insbesondere auch wenn das Bestehen eines Guthabens (das nach gesetzlicher Vorschrift anzugebende Deckungsverhältnis, vgl. Anm 4 und zu § 3 Anm 1) nicht als Tatsache, sondern als Bedingung („falls ich von Ihnen so viel zugute habe"), angegeben ist. Endlich (als Besonderheit des Schecks gegenüber dem Wechsel), die Angabe einer anderen Zahlungszeit als der gesetzlichen „nach Sicht", § 7 Satz 2. Wegen der Herstellung mehrerer Ausfertigungen bei Jnhaberschecken vgl. unten zu 8 9 Anm 7 ff. Anm.36 2. Zusätze, welche den Inhalt der scheckrechtlichen Verpflichtung nicht berühren, sind unbeschränkt zulässig (vgl. Grünhut I S. 468ff.; StStr Art 4 Anm 56). Dazu gehören namentlich: die bloße Bezugnahme auf das Valuta Verhältnis (vgl. oben Anm 35), ohne Abhängigmachen der Zahlung von diesem, z. B. „Wert erhalten", aber auch: „als Miete", „als Darlehen" (a. M. hinsichtlich dieser Zusätze anscheinend StStr Art 4 Anm 68, vgl. aber ebenda Anm 61). Desgleichen die nähere Angabe des Deckungsverhältnisses (oben a. a. O.) über die vorgeschriebene Guthabenklausel hinaus; z. B. „aus meinem Kontokorrent-GutHaben"; „aus meinem Kreditguthaben". Ferner die Bezugnahme auf eine Ankündigung des Schecks („laut Avis"; „laut Bericht"; vgl. zu 8 3 Anm 5); die ausdrückliche Übernahme einer zivilrechtlichen Bürgschaft für die Einlösung des Schecks durch den Aussteller oder durch eine dritte Person (die wechselrechtliche Avalbürgschaft, Art 81 WO, hat das deutsche Scheckgesetz nicht übernommen, nachdem die Begr (S. 26) ausgeführt hatte, es bestehe beim Scheck kein Bedürfnis dafür; sie muß deshalb als solche für unwirksam erachtet werden, so Lessing S. 93, anders das österreichische Scheckgesetz 8 15 Abs 2; vgl. auch zu 8 15 Anm 4); Erklärungen über die Tragung von Stempel oder sonstigen Kosten durch den Aussteller; endlich Mitteilungen geschäftlicher oder persönlicher Art, die mit der Scheckausstellung in keinem Zusammen­ hänge stehen. Es mag zweifelhaft sein, ob die Zulassung solcher beliebigen unnötigen Zu­ sätze bei Formalpapieren, wie dem Wechsel oder Scheck, nicht eine die Verkehrssicherheit schädigende Unübersichtlichkeit des Papiers zur Folge haben kann, eine Befürchtung, die in den Wechselrechtskonferenzen ausgesprochen wurde; doch wird man in Ermangelung eines im Gesetze zum Ausdrucke gekommenen Verbots die Gültigkeit des Schecks wegen sol­ cher Zusätze so wenig wie die des Wechsels verneinen können. Vgl. Grünhut I S. 468 Anm 1 und die dort angeführte Literatur. Doch darf keinesfalls die Beobachtung der wesentlichen Erfordernisse dadurch in Frage gestellt sein.-

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Scheckgesetz § 1

Zusatz 1: Zur Auslegung deS Schecks. Daß der Scheck (ebenso wie der Wechsel, StStr Z 1 Art 4 Anm 69) ungeachtet seines bis zu einem gewissen Grade formalisierten Charakters der ^tt)tu z? Auslegung bedürftig und zugänglich sein kann, ergibt sich schon aus den Erläuterungen seiner wesentlichen Erfordernisse (oben unter L). Allerdings setzt jede Auslegung eine Mehrdeu­ tigkeit voraus; eine solche kann aber überall da vorkommen, wo nicht der Gebrauch bestimm­ ter, in ihrer Bedeutung absolut festgelegter sakramentaler Formeln vorgeschrieben ist. Ein­ zelne Auslegungsregeln stellt das Gesetz selbst auf, so in §§ 5, 6 und in den gemäß 8 8 Abs 2 auf den Scheck entsprechend anwendbaren Art 11,12 WO. Im übrigen dürste zur Aufstellung besonderer Auslegungsregeln für den Wechsel oder Scheck keine gesetzliche Grundlage und auch keine Veranlassung bestehen, da die Auslegungsgrundsätze des allgemeinen bürgerlichen Rechts, insbesondere des BGB, bei richtiger Auffassung und Anwendung ausreichen und zu Ergeb­ nissen führen, die mit dem rechtlichen Wesen des Wechsels oder Schecks nicht in Widerspruch stehen. Das gilt namentlich für die (von Dernburg BR II 2 S. 314 und StStr a. a. O. als zur Anwendung auf den Wechsel ungeeignet bezeichnete) Vorschrift des § 133 BGB, derzufolge bei der Auslegung von Willenserklärungen der wirkliche Wille zu erforschen und nicht an dem buchstäblichen Sinne des Ausdrucks zu hasten ist. In der Rechtsprechung des RG ist anerkannt, daß es sich dabei nicht um die Erforschung des inneren Willens handelt, son­ dern um die Feststellung des Inhalts der Erklärung, wie er nach Treu und Glauben und nach der Verkehrssitte von dem Erklärungsempfänger verstanden werden mußte und durfte (vgl. RGRKomm zu § 133 Anm 1). Buchstabeninterpretation ist daher auch beim Scheck ausgeschlossen (RG 60, 428; 98, 105). Auch die Heranziehung von außerhalb der Urkunde liegenden Umständen, zu denen ja auch die Verkehrssitte gehört, ist nicht grundsätzlich aus­ geschlossen. Davon hat das RG Gebrauch gemacht, als es einen kurz vor Inkrafttreten der neuen Reichswährung auf „Mark" ausgestellten Scheck als auf Goldmark gestellt auslegre; vgl. oben Anm 11. Doch kann, da der Scheck, wie der Wechsel, nicht an Ortsgrenzen ge­ bunden, vielmehr zu unbeschränktem Umlauf während der Vorlegungsfrist bestimmt ist, eine bloß lokale Verkehrssitte, insbesondere ein partikulärer Sprachgebrauch, für die Auslegung nicht maßgebend sein (RG in ZfHR 29, 204). Nicht ohne weiteres anwendbar auf den Scheck ist dagegen die Vorschrift des § 157 BGB (a. M. für den Wechsel Mansfeld in LZ 1914,1090), da insbesondere die ergänzende Auslegung des Richters (vgl. RGRKomm § 157 Anm 1) Erwägungen voraussetzt, die sich auf die Verhältnisse beider Vertragsparteien, und zwar bestimmter Personen, beziehen und in der Urkunde oder den Umständen des Vertragsabschlusses keinen für Dritte erkennbaren Ausdruck gefunden zu haben brauchen. Nur für Einwendungen, die sich auf ein unmittelbares Vertragsverhältnis zwischen dem Inhaber des Schecks und dem Aussteller gründen (vgl. § 18 Anm 10), kann eine solche Auslegung in Betracht kommen. Führt die Auslegung dazu, daß es zweifelhaft bleibt, ob nicht ein wesentliches Erfordernis des Schecks fehlt, so liegt ein gültiger Scheck nicht vor (ROHG 21, 170). Erkennbare Ungenauigkeiten des Ausdrucks schließen die Gültigkeit nicht aus. Allgemein übliche Abkürzungen (M statt Mark) beeinträchtigen die Gültigkeit des Schecks nicht. Bloß in bestimmten, insbesondere in kaufmännischen Kreisen übliche Ausdrücke und Ab­ kürzungen sind nicht zulässig, da der Scheck kein spezifisch kaufmännisches Papier ist. — So­ weit es sich um die Art und Weise der Erfüllung der Scheckverpflichtung handelt, kommt auch § 242 BGB in Betracht. Zusatz 2: Konversion. Kann eine als Scheck gewollte Urkunde, der ein wesentliches Anm. 38 Erfordernis eines solchen fehlt alswirkames Rechtsgeschäft anderer Art aufrecht­ erhalten werden, insbesondere als gewöhnliche oder kaufmännische Anweisung im Sinne von §§ 783 BGB, 363 HGB? Die Frage ist für den Wechsel Gestritten; daß sie „in der Regel" zu bejahen wäre (wie StStr Art 4 Anm 70, abweichend von den früheren Auflagen), anneh­ men, wird wenigstens für den Scheck nicht anerkannt werden können. Das RG (I. ZS) hat in RGZ 8, 41, unter Bezugnahme auf ROHG 9, 170 und 18, 188, die allerdings von ver­ jährten oder präjudizierten Wechseln handeln, ausgesprochen, die Annahme, daß eine bei der Errichtung als Wechsel gewollte Urkunde bei dem Mangel von Wechselessentialien als sonstige abstrakte Skripturobligation verwertbar sei, unterliege erheblichen Bedenken. In RGZ 48, 229 ist dann aber die Aufrechterhaltung einer als eigener Wechsel gewollten Urkunde als kaufmännischer Verpflichtungsschein (8 363 HGB) auf Grund des 8 140 BGB als rechtlich möglich erklärt und für den damals vorliegenden Fall auf Grund der tatsächlichen Feststellungen des Berufungsgerichts gebilligt worden. Richtig ist, daß 8140 nicht voraussetzt, daß der Wille der Parteien bei der Vornahme des nichtigen Rechtsgeschäfts tatsächlich, wenn auch nur even­ tuell, auf das seinen objektiven Erfordernissen nach in diesem enthaltene „andere" Rechtsgeschäft gerichtet sein müsse, sondern daß es genügt, wenn festgestellt werden kann, daß die Parteien, wenn sie die Nichtigkeit gekannt hätten, einen solchen Willen gehabt haben würden, weil durch das andere Rechtsgeschäft „ökonomisch" (d. h. nach Maßgabe ihrer Interessen) im wesent­ lichen die gleiche Wirkung erzielt werden konnte wie durch das nichtige Rechtsgeschäft. Be-

3*

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Scheckgesetz § 1

§ 1 deutlich ist es aber, daß die Entscheidung (wohl in Verkennung der nach § 140 dem die Auf­ rechterhaltung beanspruchenden Teile obliegenden Beweislast) besondere Anhaltspunkte dafür verlangt, daß der Parteiwille ausschließlich auf Errichtung eines Wechs els gerichtet gewesen sei. Im übrigen beruht die Entscheidung ersichtlich auf der Erwägung, daß beim eigenen Wechsel und beim kaufmännischen Verpflichtungsscheine nur „ineinigen weniger in den Vordergrund tretenden Beziehungen, wie z. B. hinsichtlich der Verjährung, der Notwendigkeit eines Protestes, die Verpflichtung des Ausstellers sich abweichend ge­ stalte". Diese Erwägung trifft jedenfalls für das Verhältnis zwischen Scheck und gewöhn­ licher oder kaufmännischer Anweisung nicht zu. Zwar ist der Scheck eine Unterart der An­ weisung (vgl. Einleitung unter 3 S. 12), aber seine Besonderheit besteht eben darin, daß er die Anweisung zur Zahlung an eine kurze Frist bindet, innerhalb deren die Vorlegung an den Be­ zogenen erfolgen muß, was bei der Anweisung fortfällt, und diese Abweichung erscheint durch­ aus wesentlich schon mit Rücksicht auf die Veränderlichkeit des Guthabens des Ausstellers bei dem Bezogenen, das die Grundlage des Schecks bildet, der als Zahlungsmittel dienen und deshalb nach kurzem Umlaufe eingelöst werden soll. Auch die Fähigkeit der Anweisung, angenommen zu werden (§ 784 BGB), die beim Scheck ausdrücklich ausgeschlossen ist, stellt eine erhebliche Abweichung dar, besonders im Hinblick darauf, daß durch die Annahme dem Aussteller die Möglichkeit eines Widerrufs nicht nur, wie beim Scheck, für die Dauer -der kurzen Vorlegungsfrist, sondern endgültig entzogen wird. Auch dem Nehmer ist nicht damit gedient, wenn er an Stelle des gewollten Schecks eine Anweisung erhält, die eine Regreßpflicht des Ausstellers nicht begründet. Dazu kommt, daß nach den Bestimmungen des Scheckvertrags der Bezogene in der Regel nur zur Einlösung von Schecken berechtigt und verpflichtet ist, die in ganz bestimmter, den Erfordernissen des Scheckgesetzes entsprechender Form, meist auf vorgedruckten Formularen, ausgestellt sind. Der Zentralverband des deut­ schen Bank- und Bankiergewerbes hat deshalb bereits vor Erlaß des Scheckgesetzes in seiner Denkschrift darauf hingewiesen, daß es oft sehr zweifelhaft sein werde, ob der Aussteller eines fehlerhaften Schecks bei Kenntnis des Mangels dessen Aufrechterhaltung als Anweisung ge­ wollt haben würde und ob sonach § 140 BGB anwendbar sei; er hat gerade deswegen „mit Rücksicht auf das Verkehrsbedürfnis" die Aufnahme eines besonderen Zusatzes in das Scheck­ gesetz verlangt, wonach „ein gemäß § 1 fehlerhafter Scheck nicht schlechthin unwirksam sei, sondern die Wirkungen desjenigen Rechtsgeschäfts hervorbringe, dessen Erfordernisse die Urkunde ihrem Inhalte nach enthalte", also eine noch über § 140 BGB hinausgehende Vor­ schrift, die nicht die (hypothetisch bedingte) Feststellung eines entsprechenden Willens des Ausstellers im Sinne des § 140 erfordert haben würde. Das Gesetz hat eine solche Bestimmung wohl mit Recht nicht ausgenommen. Ein dahin gehendes Verkehrsbedürfnis kann nicht an­ erkannt werden, da jeder Nehmer eines Schecks in der Lage ist zu prüfen, ob dieser den gesetz­ lichen Erfordernissen entspricht. Sonach wird eine Konversion fehlerhafter Schecke in An­ weisungen in der Regel, d. h. soweit nicht besondere, auf einen entsprechenden Partei­ willen hinweisende Umstände vorliegen, nicht statthaft sein. Solche besonderen Umstände dürf­ ten z. B. in den Fällen vorgelegen haben, wo in der Zeit der großen Knappheit von Umlaufs­ mitteln Zweigniederlassungen von Banken auf ihre Hauptniederlassung oder umgekehrt die Hauptniederlassung auf ihre Zweigniederlassungen oder eine Bank auf eine andere Urkunden in Form von Anweisungen ausgegeben haben, die sie als „Schecke" bezeichneten, die aber in Wahrheit ein banknotenartiges Notgeld waren. Hier war die Absicht, Schecke nach Maß­ gabe des Scheckgesetzes auszustellen, keineswegs wesentlich, zumal da eine Einlösung inner­ halb der kurzen Borlegungsfrist gar nicht beabsichtigt sein konnte, die Urkunden vielmehr zu längerem Umlaufe bestimmt waren, was namentlich aus der an die Geschäftsleute gerichte­ ten Bitte hervorging, die Schecke bei Einkäufen in Zahlung zu nehmen. Solche als Schecke bezeichneten Urkunden konnten, wenn sie als solche für ungültig erklärt wurden, unbedenk­ lich als Schuldversprechen auf den Inhaber aufrechterhalten werden. Vgl. das oben Anm 9 erwähnte Urteil des Oberlandesgerichts Karlsruhe. Ausgeschlossen ist selbstverständlich eine Konversion auf alle Fälle, wenn der Scheck form­ gültig ausgestellt war, aber durch Ablauf der Vorlegungsfrist in Ermangelung einer Fest­ stellung der Vorzeigung und Nichteinlösung präjudiziert ist; so für die präjudizierten Wechsel StStr a. a. O. Anm.39 Zusatz 3: Fremde Rechte. Für das französische Recht ist "aus der Legaldefinition in Art 1 Ges vom 14. 6. 65 als wesentliches Erfordernis die Form der Zahlungsanwei­ sung zu entnehmen; als weitere wesentliche formale Erfordernisse sind durch Art 5 Ges vom 19. 2. 74 aufgestellt: Unterschrift des Ausstellers; Angabe des Ausstellungstages, und zwar in Buchstaben und von der Hand desjenigen, der den Scheck geschrieben, also nicht notwendig des Ausstellers; Angabe des Ausstellungsortes; Stellung auf Sicht. Scheckklausel (Bezeich­ nung als Scheck) ist nicht erforderlich; Inhaber-, Rekta- und Orderschecks sind zulässig. Belgien (Ges v. 20. 6. 73 Art 1, 2) stellt als Erfordernisse für Schecke auf: Stellung auf

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Sicht, Unterschrift des Ausstellers, Datum des Ortes und des Tages der Ausstellung; Stel- § 1 lung auf Namen oder Inhaber oder Übertragbarkeit durch Indossament; keine Scheckklausel. — Italien (HGB v. 2. 4. 82 Art 339, 340): Anweisung auf eine bei einem Kreditinstitut oder Kaufmann zur Verfügung des Ausstellers stehende Geldsumme (Bankanweisung); Angabe der zu zahlenden Summe, Datum, Unterschrift des Ausstellers, Zahlbarkeit bei Sicht oder innerhalb einer Frist von höchstens zehn Tagen von der Vorzeigung an; Stellung auf In­ haber zulässig; keine Scheckklausel. — Niederlande (HGB v. 1838 Art 221): Kassenanwei­ sung mit genauem Datum der ursprünglichen Ausstellung. — England (Bills of Exchange Act Part III Sect. 73): Erfordernisse wie beim Wechsel (vgl. StStr Art 4 Anm 72), ferner als Bezogener ein Banker und Zahlbarkeit bei Sicht. — Japan (HGB v. 16. 6. 99 Art 530) stellt 7 Erfordernisse auf, und zwar: Bezeichnung als Scheck, Angabe eines bestimmten Geld­ betrags, Namen oder Firma des Bezogenen, Namen oder Firma des Nehmers oder Inhaber­ klausel, „reiner" Zahlungsauftrag, Datum (Zeiwaium) der Ausstellung, Zahlungsort. — Öster­ reich (Ges v. 3.4.06 §§1,2): Scheckklausel im Text, Unterschrift des Ausstellers mit Namen oder Firma, Ort, Monatstag und Jahr der Ausstellung; Namen oder Firma des Bezogenen; un­ bedingte Aufforderung des Ausstellers zur Zahlung einer bestimmten Geldsumme aus seinem Guthaben; außerdem passive Scheckfähigkeit des Bezogenen. — Das schweizerische Scheckrecht (SchwOblRecht Titel 30, 830) stellt als wesentliche Erfordernisse auf: Bezeichnung als Scheck, Angabe der Geldsumme (mit Worten), Unterschrift des Ausstellers mit Namen oder Firma; Angabe des Ortes, des Jahres und des Monatstages der Ausstellung (letzterer mit Worten); Name oder Firma des Bezogenen; Angabe des Zahlungsortes. — Eine Gut­ habenklausel (deutsches ScheckG § 1 Nr. 2) wird also nur im deutschen und österreichischen Recht verlangt. Näheres bei Meyer, Weltscheckrecht I S. 33 ff. Zusatz 4: Zukünftiges Weltscheckrecht. Nach den Beschlüssen der zweiten HaagerAnm.40 Konferenz (Anhang dieses Kommentars) Art 1 und 2 enthält der Scheck: 1. das Wort „Chöque“ (das nach der Rechtschreibung der Sprache, in welcher der Scheck abgefaßt ist, ge­ schrieben sein kann), eingerückt in den Text selbst der Urkunde; 2. den reinen und einfachen (also unbedingten) Auftrag, eine bestimmte Summe zu zahlen; 3. den Namen desjenigen der zahlen soll (des Bezogenen); 4. die Angabe des Ortes, wo die Zahlung erfolgen soll; 5. die Angabe des Ortes und des Datums, an dem der Scheck ausgestellt ist; 6. die Unterschrift des­ jenigen, der den Scheck ausgibt (des Ziehenden). Eine Urkunde, in welcher eine der vorstehend bezeichneten Angaben fehlt, hat keine Gültigkeit als Scheck, mit folgenden, den Ausstellungs- und Zahlungsort betreffenden Ausnahmen: Bei Fehlen einer besonderen Angabe gilt der bei dem Namen des Bezogenen angegebene Ort als Zahlungsort und zugleich als Wohnort des Bezogenen; ein Scheck ohne Angabe des Zahlungsortes gilt als zahlbar am Aus­ stellungsorte; ein Scheck ohne Angabe des Ausstellungsortes gilt als ausgestellt an dem bei dem Namen des Ziehenden (Ausstellers) bezeichneten Orte. Fehlt es auch an einer solchen Angabe, so tritt Nichtigkeit ein. Die Nichtangabe eines Zahlungsortes hat also Nichtigkeit als Scheck nur zur Folge, wenn auch ein Ort, der als Ausstellungsort zu gelten hat, nicht er­ sichtlich und der Scheck aus diesem Grunde bereits als solcher nichtig ist. Vgl. unten zu § 5 Zus 2 (Anm 11). Die Aufnahme einer Definition des Schecks, die namentlich Frankreich wünschte, wurde abgelehnt. Desgleichen die von der Schweiz befürwortete Zulassung eines gleichbedeutenden Ausdrucks an Stelle des Wortes „Chäque“; nur eine andere Schreibweise dieses Wortes ließ man gelten (s. oben). Abgelehnt wurde ferner die Forderung, daß das Ausstellungsdatum in Buchstaben geschrieben werden müsse, wie in Frankreich geltendes Recht ist. Abgelehnt wurde gleichfalls das dem deutschen Recht entsprechende und von Deutschland verteidigte Erfordernis der „Guthabenklausel"; doch wurde hierzu festgestellt, daß die Einfügung einer solchen Klausel den Scheck nicht nichtig machen solle.

8 2.

Als Bezogene sollen nur bezeichnet werden: 1. diejenigen Anstalten des öffentlichen Rechtes, diejenigen unter staat­ licher Aufsicht stehenden Anstalten sowie diejenigen in das Genossen­ schaftsregister eingetragenen Genossenschaften, welche sich nach den für ihren Geschäftsbetrieb maßgebenden Bestimmungen mit der An­ nahme von Geld und der Leistung von Zahlungen für fremde Rech­ nung befassen, ferner die unter amtlicher Aufsicht stehenden Spar­ kassen, wenn sie die nach Landesrecht für sie geltenden Aufsichts­ bestimmungen erfüllen;

§ 2

38 § 2

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2. die in das Handelsregister eingetragenen Firmen, welche gewerbs­ mäßig Bankiergeschäfte betreiben.

1. § 2 handelt von der passiven Scheckfähigkeit. Darunter ist zu verstehen die rechtliche Eigenschaft einer Person, die darin besteht, daß sie Bezogener eines Schecks sein kann, d.h., daß auf sie rechtsgültige Schecke gezogen werden können. Die passive Scheckfähigkeit ent­ spricht sonach nicht dem, was im Wechselrechte als „passive Wechselfähigkeit" bezeichnet wird, nämlich die Fähigkeit, sich durch wechselrechtliche Willenserklärungen zu verpflichten; die dieser entsprechende Fähigkeit wird vielmehr im Scheckrecht „aktive Scheckfähigkeit" genannt und kommt für den Aussteller und die Indossanten (vgl. § 15 und Anm 11 ff dazu), nicht aber für den Bezogenen in Betracht, da für diesen aus dem Scheck keine scheckrechtlichen Ver­ bindlichkeiten entstehen und nach dem geltenden Rechte, das eine Annahme des Schecks aus­ schließt (§ 10 ScheckG)— abgesehen von dem Ausnahmefalle der bestätigten Reichsbankschecke, vgl. zu § 10 Anm 4 — auch nicht entstehen können. Anm. 2 2. Ein Scheck ist, wie wir zu § 1 (Anm 5) gesehen haben, gültig, wenn er den Bezogenen in einer Weise bezeichnet, welche die Bezeichnung irgendeiner physischen oder juristischen Person oder einer einer solchen im Rechtsverkehr gleichgestellten Personenhoheit auch nur be­ deuten kann. Daran wird auch durch die Vorschrift des § 2 nichts geändert, derzufolge Schecke nur auf die hier bezeichneten Kategorien von Personen gezogen werden „sollen". Der vorläufige Entwurf enthielt statt des Wortes „sollen" das Wort „dürfen" und brachte dadurch (im Gegensatze zu dem Entwurf von 1892, der eine Beschränkung der passiven Scheck­ fähigkeit nicht vorsah) zum Ausdrucke, daß gültige Schecke nur auf die dort genannten Personenkategoxien sollten gezogen werden können, also eine Beschränkung der passiven Scheck­ fähigkeit. Durch, die in dem Entwurf von 1908, der die Gesetz gewordene Fassung enthielt, vorgenommene Änderung ist klargestellt und in der Begr (S. 20) ausdrücklich hervorgehoben, daß die Gültigkeit eines Schecks nicht dadurch berührt wird, daß er als Bezogenen eine Per­ son bezeichnet, die nicht unter die dort aufgeführten Personenkategorien fällt. Trotzdem spricht die Begründung (a. a. O.) von einer „Beschränkung der passiven Scheckfähigkeit", und es hat sich daran ein lebhafter terminologischer Streit (der aber doch nicht wohl, wie Bernstein etwas geringschätzig meint, einem „Streit um Worte" gleichgestellt werden kann), geknüpft darüber, ob nach dem Gesetze nunmehr wirklich eine „Beschränkung der pas­ siven Scheckfähigkeit" vorliegt. Von Brei: (bei Holdheim 17, 36 und BankA 7, 216, dem sich Simonson BankA 7, 270 anschließt), wird das lebhaft verneint und die Bemerkung der Begr als irreführend bezeichnet, während Bernstein (BankA 7,197) und im Anschlüsse an ihn Lessing, zu 8 2 Anm 2 es ebenso lebhaft bejahen. Wenn Lessing dabei unter Bezugnahme auf Planck Komm z. BGB 1, 26 meint, daß nach der Terminologie des BGB damit, daß etwas ge­ schehen soll, die „rechtliche Notwendigkeit" dieses Geschehens ausgedrückt werde, so kann das nicht anerkannt werden. Das Sollen unterscheidet sich vielmehr gerade dadurch von dem „Müssen", daß es zwar nicht nur, wie Breit meint, einen „väterlichen Ratschlag", aber doch nicht mehr als ein an den zum Handeln Berufenen gerichtetes Gebot oder Verbot enthält, ohne daß an dessen Nichtbefolgung ein die Gültigkeit des Handelns berührender Nechtsnachteil geknüpft wird. Von einer rechtlichen Notwendigkeit des Geschehens kann hiernach keine Rede sein. Als Nechtsnachteil (nicht nur, wie Lessing annimmt, als wirtschaftlicher Nachteil) der Nichtbefolgung des Verbots knüpft das Gesetz an anderer Stelle (§ 29 in Verbindung mit § 24, jetzt § 4 des Wechselstempelsteuergesetzes, vgl. Anm 3, 8 zu 8 29) nur die Folge, daß die ihm zuwider ausgestellten Schecke nicht als solche Schecke angesehen werden, für welche die Befreiung von der Wechselstempelsteuer bestimmt ist. Die dadurch eintretende Notwendigkeit, einen solchen Scheck zu Verstempeln, hat zweifellos die beabsichtigte Folge, ihren Umlauf zu er­ schweren; daß aber dadurch die Scheckfähigkeit faktisch oder gar rechtlich (vgl. Lessing a. a. O.) auf bestimmte Personen beschränkt würde, ist durchaus nicht zuzugeben; die Verstempelung kann, namentlich bei der Geringfügigkeit der Gebühr, durch den Aussteller oder einen Nehmer ohne Schwierigkeit vorgenommen werden, und der Scheck ist alsdann voll umlaufsfähig. Anm. 3 3. Unabhängig von der Frage, ob durch die Vorschrift die passive Scheckfähigkeit be­ schränkt wird, ist die andere Frage, ob das in ihr enthaltene Verbot ein „Schutzgesetz" im Sinne deS § 823 Abs 2 BGB darstellt, dessen Verletzung eine Schadensersatzplicht gegenüber demjenigen, zu dessen Schutze es bestimmt ist, begründen würde. Diese Frage wird t)oit Bernstein (a. a. O.) bejaht, von Lessing, Breit und Simonson verneint. Als Schutzgesetze im Sinne des 8 823 Abs 2 BGB sind nach der Rechtsprechung des RG (vgl. RGRKomm zu 8 823 Anm 14) auch privatrechtliche Gesetze anzusehen, die, wenn auch in erster Linie dem Interesse der Gesamtheit, doch auch dem Schutze einzelner Personen zu dienen bestimmt sind. Ob das von der Vorschrift des § 2 ScheckG gesagt werden kann, muß nach Maß­ gabe ihres Sinnes und Zweckes, wie er namentlich in der Begründung des Entwurfs von 1908 zum 2lusdruck gekommen ist, beurteilt werden:

Anm. 1

Scheckgesetz § 2

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a) Die Begründung (S. 19) führt aus, der von dem Scheckverkehr zu erwartende wirt- § 2 schaftliche Nutzen könne in vollem Maße nur eintreten, wenn als Bezogene lediglich solche Personen und Firmen in Betracht kämen, die berufsmäßig für fremde Rechnung Geld über­ nehmen und Zahlung leisten; erst dadurch, daß der Scheckverkehr in ihnen seinen Mittelpunkt finde, werde eine Konzentration der Kassenführung in die Wege geleitet, welche die zerstreuten kleinen Kassenbestände sammle und in ihrer Vereinigung für das wirtschaftliche Leben nutzbar mache; gleichzeitig werde dadurch im weitesten Umfange eine Ersparnis von Zahlungsmitteln angebahnt, insofern das Zusammentreffen der Zahlungsmittel an den vorbezeichneten Stellen ihre Erledigung ohne Barzahlung im Wege der Buchung mit Hilfe des Giroverkehrs und der Abrechnungsstellen ermögliche; die allgemeine Scheck­ freiheit würde dieser Konzentration entgegenwirken. Überdies würde sie einer mißbräuch­ lichen Verwendung des Schecks zu Zwecken, zu denen der Wechsel bestimmt ist, Raum lassen und wohl auch dahin führen, daß Schecke nicht selten auf zahlungsunfähige Bezogene ausgestellt würden; darunter müßte die Reinheit und Sicherheit des Scheckverkehrs leiden. Die „Beschränkung der passiven Scheckfähigkeit" auf Banken und Anstalten mit Bankcharakter schiebe dem Umlaufe sogenannter wilder Schecke einen Riegel vor; die Banken würden in ihrem eigenen Interesse dafür Sorge tragen, daß nur vertrauenswürdigen Personen Scheck­ konten eröffnet werden und daß bei Schecken, die auf ihren Formularen ausgestellt würden, das Vertrauen des Nehmers in den Aussteller nicht getäuscht werde. b) Hieraus ergibt sich, daß zwar in erster Linie Interessen der Allgemeinwirtschaft, ins­ besondere die Konzentration der Kassenführung und die (Äsparnis an Umlaufsmitteln, für die Vorschrift in Betracht kamen; daß aber als wesentlich mitwirkend auch Erwägungen herangezogen wurden, welche die Sicherheit des Scheckverkehrs und insbesondere den Schutz des Nehmers in seinem Vertrauen auf den Aussteller betreffen. An diesem Zwecke der Vorschrift wird auch durch ihre Abschwächung zu einer Soll-Vorschrift nichts geändert Die Berechtigung und die Erfolgmöglichkeit der Zwecksetzung wird zwar von Breit (a. a. O.) bestritten. Hätte er Recht, so würde das nichts daran ändern, daß das Gesetz sich diesen Zweck gesetzt hat und deshalb als Schutzgesetz im Sinne des § 823 Abs 2 BGB aufgefaßt werden muß. Es wird also grundsätzlich nichts im Wege stehen, den Aussteller auch für fahrlässiges Verschulden durch Ausstellung von Schecken auf Personen, die nicht zu den in § 2 bezeich­ neten Kategorien gehören, gegenüber dem Nehmer und den Indossataren haftbar zu machen. Diese Haftbarkeit würde im Falle der Nichteinlösbarkeit des Schecks wegen Zahlungsunfähig­ keit des Bezogenen neben die Negreßpflicht des Ausstellers treten und unter Umständen erheblich über diese hinausgehen, sowohl hinsichtlich des Umfanges wie der Frist, sie gellend zu machen und der Voraussetzungen dafür. Inwieweit sie dadurch eingeschränkt oder aus­ geschlossen wird, daß der Nehmer und die Indossanten aus der Bezeichnung des Bezogenen oder dem verwendeten Formular oder dadurch, daß ein solches überhaupt nicht verwendet worden ist, erkennen konnten, daß der Bezogene nicht zu den in § 2 bezeichneten Personen­ kategorien gehörte (mitwirkendes Verschulden, § 254 BGB), wird nach Lage des einzelnen Falles zu beurteilen sein. Die Erreichung des an sich wohl mit unzureichenden Mitteln vom Gesetze verfolgten Zweckes, der Ausstellung „wilder Schecke" entgegenzuwirken, dürste durch diese Auffassung wesentlich gefördert werden. 4. Die Aufzählung der Kategorien von Personen, Personenvereinigungen und Anstalten, Anm. 4 auf welche nach dem Willen des Gesetzes die Bezeichnung als Bezogener eines Schecks beschränkt werden soll in § 2 unter Nr 1 und 2 entspricht dem doppelten Zwecke, der nach der Begründung (vgl. oben Anm 3) mit der Vorschrift verfolgt wird. Der Zweck, die Kassen­ führung und die Leistung von Zahlungen für andere zu konzentrieren und dadurch Umlaufs­ mittel zu ersparen, soll in der Weise erricht werden, daß nur solche Personen usw. als Be­ zogene bezeichnet werden, welche sich mit der Annahme von Geld und der Lei­ stung von Zahlungen für fremde Rechnung befassen. Das ist für die in Nr 1 aufgeführten Kategorien (abgesehen von den Sparkassen, vgl. über diese Anm 13) aus­ drücklich gesagt, und zwar wird erfordert, daß sie sich „nach den für ihren Geschäftsbetrieb maßgebenden Bestimmungen" mit solchen Geschäften befassen. Nicht erforderlich ist, wie die Begr (S. 19) hervorhebt, daß die Befassung mit solchen Geschäften gerade in den Satzungen der Anstalt oder Genossenschaft ausdrücklich vorgesehen ist, oder daß sie sich als „Kreditgenossenschaft", „Darlehnskasse", „Vorschußverein" oder dgl. bezeichnet; es genügt, daß die Befassung mit solchen Geschäften auf den für ihren Geschäftsbetrieb maßgebenden, also den von den zuständigen Instanzen erlassenen Bestimmungen beruht. Es soll dadurch erreicht werden, daß Kreditanstalten, welche sich mit solchen Geschäften befassen wollen, dazu „nicht immer erst der stets mit Umständlichkeiten verbundenen Änderung ihrer Satzungen bedürfen". Eine solche Änderung wird nur erforderlich sein, wenn die Satzungen eine Be­ fassung mit derartigen Geschäften ausschließen. Bei den Anstalten des öffentlichen Rechts und den unter staatlicher Aufsicht stehenden Anstalten wird, wie die Begr a. a. O. gleich-

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§ 2 falls hervorhebt, es sich nach den für sie maßgebenden Bestimmungen des Landesrechts richten, ob sie in der Lage sind, derartige Geschäfte zu betreiben und deshalb von der ihnen durch das Scheckgesetz vorbehaltenen Befugnis, als Bezogene in Schecken benannt zu wer­ den, Gebrauch zu machen. — Für die unter Nr 2 aufgezählten „Firmen" ergibt sich das Erfordernis der Befassung mit der Annahme von Geld und der Leistung von Zahlungen für fremde Rechnung aus dem Begriffe des „gewerbsmäßigen Betriebs von Bankiergeschäften". — Dem weiteren Zwecke, dem Scheckverkehr eine gewisse Vertrauenswürdigkeit und Sicherheit zu erhalten, sucht das Gesetz dadurch gerecht zu werden, daß es nur solche Anstalten usw. als Bezogene bezeichnet wissen will, die eine gewisse Gewähr in dieser Rich­ tung bieten, sei es dadurch, daß sie dem öffentlichen Rechte angehören, öffentlicher staatlicher Aufsicht unterstellt oder gesetzlich organisiert sind (eingetragene Genossenschaften) — Nr 1 —, sei es durch Eintragung ihrer Firma in das Handelsregister — Nr 2 —. Freilich bieten diese Umstände zum Teil recht schwache Garantien für einen soliden Scheckverkehr. Doch haben sich aus dieser weitgehenden Scheckfreiheit Mißstände in erheblicherem Umfange anscheinend nicht ergeben. Anm. 5 a) Unter Nr 1 sind diejenigen Kategorien von Anstalten und Einrichtungen auf­ geführt, deren Bezeichnung als Bezogene eines Schecks das Scheckgesetz wegen ihrer Zu­ gehörigkeit zum öffentlichen Rechte, ihrer Unterstellung unter staatliche (amtliche) Aufsicht oder ihrer durch Gesetz geregelten Organisation zuläßt, ohne daß die Erfordernisse der Nr 2 vorzuliegen brauchen. In der Begr (S. 18) sind als darunter fallend „unter anderen", also beispielsweise aufgeführt „die Neichsbank, die Preußische Seehandlung, die Königlich Baye­ rische Bank, die Preußische Zentral-Genossenschastskasse, die Preußische Rentenversicherungs­ anstalt, die von engeren oder weiteren Kommunalverbänden eingerichteten Geld- und Kre­ ditinstitute (Gemeinde-, Kreis-, Bezirks-, Oberamis-, Provinz-, Landes- u. dgl. Spar- und Kreditinstitute), sonstige öffentliche Bankanstalten (Landesbanken), landschaftliche, ritterschaftliche und andere Darlehnskassen, private Spar- und Leihbanken, welche der staatlichen Auf­ sicht unterliegen, die Veranstaltungen der Postverwaltungen des Reiches sowie der König­ reiche Bayern und Württemberg". Diese Aufzählung ist für die Auslegung des Gesetzes zwar nicht bindend, aber immerhin von Bedeutung. Inwieweit sie nach Maßgabe der seitdem eingetretenen veränderten Verhältnisse heute noch zutrifft, wird an der Hand des Gesetzes zu prüfen sein. Anm. 5a „Anstalten" im engeren Sinne sind Einrichtungen, die, ohne mit selbständiger korpo­ rativer Organisation ausgestattet zu sein, einem einheitlichen Zwecke zu dienen bestimmt sind. In diesem Sinne nennt § 89 BGB die „Anstalten" neben den Körperschaften und Stiftungen des öffentlichen Rechts. Wenn § 2 unseres Gesetzes von Anstalten spricht, so nimmt er diesen Begriff ersichtlich in weiterem Sinne, in welchem er auch die Körperschaften des öffent­ lichen Rechts (den Staat, die Provinzen, die Gemeinden, die öffentlichen Religionsgesell­ schaften) umfaßt, sofern diese als Teile ihrer Organisation Einrichtungen besitzen, die sich mit der Annahme von Geld und der Leistung von Zahlungen für fremde Rechnung befassen. Im übrigen ist der Begriff der „Anstalten des öffentlichen Rechts" in der Rechtslehre durchaus ungeklärt und bestritten; ein durchgreifendes Merkmal für ihre Unterscheidung von den juristischen Personen des Privatrechts ist bisher nicht zu allgemeiner Anerkennung ge­ langt. Vgl. Gierke, Genossenschaftstheorie I § 158; Waldecker, Begriff der Korporation des öffentlichen Rechts S. 26ff.; Hubrich in ArchbrgR 43, 101; Planck BGB §89 Anm 1. Welche Anstalten solche öffentlichen Rechts sind, bestimmt sich nach dem öffentlichen Rechte des Reichs bzw. der einzelnen Länder. Daß sie dem Organismus des Staates oder der Kirche „eingefügt" oder „eingegliedert" sein müßten (so Prot. der II. Komm z. BGB S. 586; Hubrich a. a. O.; RGRKomm 5. Aufl. Vorbem. 2 vor § 21) wird nicht verlangt wer­ den können; andererseits wird auch nicht genügen, daß sie öffentlichen Interessen dienen; maßgebend muß sein, daß sie vom Staate mit der Erfüllung von Aufgaben im Interesse des Gemeinwohls betraut und zu diesem Zwecke mit besonderen, über die allgemeinen privat­ rechtlichen Befugnisse hinausgehenden Rechten ausgestattet sind (vgl. Waldecker a. a. O.). Unter dieser Voraussetzung wird auch eine durch privatrechtlichen Gründungsakt entstandene Anstalt als Anstalt des öffentlichen Rechts gelten können (vgl. Planck a. a. O.). Übrigens wird, soweit es im Einzelfalle zweifelhaft bleibt, ob eine Anstalt dem öffentlichen Rechte an­ gehört, doch mindestens das Kriterium zutreffen, daß sie staatlicher Aufsicht untersteht, und deshalb keine Bedenken dagegen bestehen, daß sie unter die Nr 1 fällt. Danach kommen als Anstalten usw., die unter Nrl fallen, namentlich die folgenden in Betracht: Anm. 6 oc. Als Anstalt des öffentlichen Rechts auf Grund Reichsrechts die Reichsbank. Sie ist so­ wohl nach ihrer Entstehung durch Gesetz (ReichsbankG v. 14. 3.1875, RGBl S. 177, § 12) wie auch auf Grund der ihr übertragenen Aufgaben — Regelung des Geldumlaufes im gesamten Reichsgebiete, Erleichterung der Zahlungsausgleichungen und Sorge für die Nutzbarmachung verfügbaren Kapitals, § 1 Abs 1 des BankG v. 30. 8. 24, RGBl II 235 — und auf Grund

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der ihr durch das Gesetz im öffentlichen Interesse gewährten besonderen Rechte (Notenprivileg) § 2 nach dem oben in Anm 5 a Gesagten eine Anstalt des öffentlichen Rechts von jeher gewesen und daran ist auch dadurch nichts geändert worden, daß sie nach § 1 des BankG v. 30. 8. 24 nunmehr als eine „von der Reichsregierung unabhängige Bank, welche die Eigenschaft einer juristischen Person,besitzt", organisiert worden ist, die der Leitung und auch der Aufsicht des Reiches (abgesehen von der nach § 6 Abs 4, 5 des neuen Bankgesetzes erforderlichen Unter­ schrift des Reichspräsidenten unter der Ernennungsurkunde des Präsidenten des Reichsbank­ direktoriums) nicht mehr untersteht. Daß sie sich nach den für ihren Geschäftsbetrieb gelten­ den Vorschriften mit der Annahme von Geld und der Leistung von Zahlungen für fremde Rechnung befaßt, ergibt sich aus § 21 des neuen Bankgesetzes, wonach sie befugt ist (Ziff 5), „für Rechnung von Privatpersonen, Anstalten und Behörden Inkassos zu besorgen und nach vorheriger Deckung Zahlungen zu leisten und Anweisungen oder Überweisungen auf ihre Zweiganstalten oder Korrespondenten auszustellen", ferner (Ziff 7): „unverzinsliche Gelder im Depositengeschäft und im Giroverkehr anzunehmen". Die „weißen Schecke" der Reichsbank, d. h. die auf ihren Formularen ausgestellten, von ihren Girokunden auf sie zugunsten von Nicht-Girokunden gezogenen Schecke (für den Ver­ kehr zwischen Girokunden sind die sog. „roten Schecke" bestimmt, die keine Schecke, sondern Giroanweisungen sind, vgl. zu 8 1 Anm 14) bilden eine Hauptstütze des Scheckverkehrs und dienen in Verbindung mit den von der Neichsbank eingerichteten Abrechnungsstellen neben den Giroüberweisungen als das bedeutsamste Mittel zur Förderung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. ß. Gleichfalls kraft Reichsrechts als Anstalt des öffentlichen Rechts die Reichspostver-Anm. 7 waltung, jetzt auf Grund des RPostFinG v. 18. 3. 24 (RGBl I S. 287), § 1 das selb­ ständige Unternehmen: „Deutsche Reichspost". Die in der Begründung neben der Reichspostverwaltung genannten Postverwaltungen Bayerns und Württembergs bestehen nicht mehr. Ob die Reichspostverwaltung unter 8 2 Nr 1 ScheckG falle, konnte bei Ent­ stehung des Gesetzes noch bezweifelt werden, da der Postscheckverkehr noch nicht eingeführt war und es deshalb zweifelhaft erschien, ob die Post nicht lediglich Transportzwecke verfolgte und „der Tendenz der Vermittelung des Geldverkehrs oder der Kreditförderung entbehre (Cohn ZfH 61, 22- vgl. auch RTVerh S. 2615, 2617). Diese Zweifel sind dadurch erledigt, daß kurz nach Inkrafttreten des Scheckgesetzes der Postscheckverkehr eingeführt wurde. Bereits in dem Gesetz betr. die Feststellung des Reichshaushallsetais für das Jahr 1900 v. 30. 3. 99 (RGBl S. 139), 8 6, war der Reichskanzler ermächtigt worden, den Postscheckverkehr einzuführen und die für die Benutzung erforderlichen Vorschriften mit gewissen in dem Gesetze vorgeschriebenen Maßgaben durch eine von ihm zu erlassende Verordnung zu treffen; zugleich war bestimmt (8 6 Nr 7), daß das Postscheckwesen bis spätestens zum 1. April 1905 auf dem Wege der Gesetzgebung zu regeln sei. Sowohl die Einführung wie die gesetzliche Rege­ lung blieben jedoch zunächst aus und erst durch das Gesetz betr. die Feststellung eines zweiten Nachtrags zum Reichshaushaltsetat für das Rechnungsjahr 1908 (RGBl S. 197), 8 2, wurde die dem Reichskanzler erteilte Ermächtigung wiederholt und zugleich wiederum bestimmt, daß die grundsätzlichen Vorschriften über den Postüberweisungs- und Scheckverkehr auf dem Wege der Gesetzgebung, und zwar bis zum 1. April 1912, zu regeln seien. Darauf erfolgte die Einführung des Verkehrs durch die PostscheckO v. 6. 11. 08 (RGBl S. 587). Die in Aussicht gestellte gesetzliche Regelung fand erst statt durch das PostscheckG v. 26. 3. 14 (RGBl S. 85), das durch Ges v. 22. 3. 21 ab­ geändert und in der abgeänderten Fassung am gleichen Tage durch den Reichspostminister bekannt gemacht wurde (RGBl S. 247). Weitere Änderungen des PostscheckG traten ein durch die Gesetze v. 19.2.23 (RGBl I S. 151) und v. 28.9.23 (RGBl I S. 917), die VO vom gleichen Tage (RGBl I S. 918) und die VO v. 23. 11. 23 (RGBl I S. 1132). Auf Grund des 8 10 PostscheckG wurde ferner durch den Reichspostminister mit Zustimmung des Reichs­ rats eine neue P o st sch eckO v. 7.4.21 (RGBl I S. 459) erlassen, welche die weiteren Anord­ nungen zur Regelung des.Postscheckverkehrs enthält; auch diese ist seitdem mehrfach, nament­ lich mit Rücksicht auf die Änderung der geldlichen Verhältnisse, geändert worden. Das Ver­ hältnis der Vorschriften des Postscheckgesetzes und der kraft Delegation erlassenen Postscheck­ ordnung zu dem Scheckgesetze ist dahin zu bestimmen, daß in erster Linie als lex specialis die in jenen enthaltenen Vorschriften, im übrigen die Vorschriften des Scheckgesetzes/zur An­ wendung zu kommen haben. Vgl. Näheres über die Gestaltung des Postschecks und des Post­ scheckverkehrs unten Änm 16 zu diesem Paragraphen. Das Postscheckgesetz und die Post­ scheckordnung sind in ihren gegenwärtig geltenden Fassungen abgedruckt als Anhänge C 1, 2 zu diesem Kommentar. y. Eine ähnliche Aufgabe, wie die Neichsbank, nur in der Beschränkung auf die Bedürf- Anm. 8 nisse des mittleren und kleineren Gewerbestandes und der Landwirtschaft, hat die durch das Preußische Gesetz v. 31. 7.1895 errichtete Preußische ZentralgenossenschaftSkasse. Sie ist zur

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§ 2 Förderung des'Peksonalkredites dieser Berufsstände ins Leben gerufen und soll im Anschlüsse an die Reichsbank und den allgemeinen Geldmarkt die gleichen Funktionen für den Geldund Kapitalverkehr der diesen Personalkredit vermittelnden Genossenschaften für Preu­ ßen ausüben, die die Reichsbank für das Gebiet des ganzen Reiches und zwar grundsätzlich für alle Berufsstände, in der Praxis aber vornehmlich für die größeren Betriebe des Handels­ standes und der Industrie ausübt; vgl. oben Anm 6. Auch sie ist ein rechtlich selbständiges Institut mit eigener juristischer Persönlichkeit, steht aber unter Leitung und Aufsicht des Preu­ ßischen Staates; ihre Beamten haben die Rechte und Pflichten unmittelbarer Staatsbeamter. Vgl. den Artikel „Zentralgenossenschaftskasse" im Handbuch der Staatswissenschaften 3. Aust, und Suppl. Bd. 2 der 1. Aust. Sie ist infolgedessen eine Anstalt öffentlichen Rechts. Auch die landschaftlichen und ritterschaftlichen Kreditanstalten sind in Preußen Anstalten öffentlichen Rechts. Anm. 9 8. Bereits vor der Reichsbank waren in einzelnen deutschen Staaten Banken, denen für das Staatsgebiet die gleiche Aufgabe, die später der Reichsbank (vgl. zu a) zufiel, mit entsprechenden Vorrechten, insbesondere dem Notenprivileg, gegründet worden, die heute noch bestehen und denen durch § 1 des PrivNotBankG v. 30. 8. 24 neuerdings wieder die Befugnis, neben der Reichsbank in beschränktem Umfange Banknoten ausgeben zu dürfen, bis auf weiteres bestätigt worden ist. Es sind dies: die Bayerische Notenbank, die Sächsische Bank, die Württembergische Notenbank und die Ba­ dische Bank. Obwohl sie in dem neuen Gesetze als „Privatnotenbanken" bezeichnet wer­ den, ist doch anzunehmen, daß sie nach wie vor Anstalten des öffentlichen Rechts des Landes sind, dem sie angehören. Auf alle Fälle aber stehen sie unter staatlicher Aufsicht, da nach §§ 20, 21 des genannten Gesetzes sowohl dem Reichswirtschaftsminister wie der Regierung des Landes, in dem sie ihren Sitz haben, ein Aufsichtsrecht zusteht. Ihr Geschäftsbetrieb er­ streckt sich auf Grund der Ermächtigung in § 14 Ziff 5 und 7 des genannten Gesetzes auf die Besorgung von Einkassierungen und Zahlungsleistungen nach vorheriger Deckung für Rech­ nung von Privatpersonen, Anstalten und Behörden und auf die Annahme verzinslicher und unverzinslicher Gelder im Depositengeschäft und im Giroverkehr. Sie erfüllen demgemäß die Erfordernisse der Nr 1 des 8 2 ScheckG und sollen sonach als Bezogene bezeichnet wer­ den. übrigens müssen sie als Aktiengesellschaften in das Handelsregister eingetragen sein und fallen deshalb auch unter Nr 2. Anm. 10 s. Zweifelhaft kann sein, ob die eigentlichen Staatsbanken — so die durch ein Privileg Friedrichs des Großen gegründete Preußische Seehandlung (vgl. Handb. d. Staatswissenschaften unter diesem Stichwort), ferner die Bayerische Staatsbank sowie die vor einigen Jahren gegründete Sächsische Staatsbank Anstalten öffentlichen Rechts sind, da sie doch wohl wesent­ lich fiskalischen Zwecken dienen und das Bankgeschäft ganz nach privatrechtlichen Grund­ sätzen betreiben. Da sie aber als Staatsbetriebe unter staatlicher Aufsicht stehen, fallen sie aus diesem Grunde unter Nr 1 und ist es deshalb unerheblich, ob sie in das Handelsregister eingetragen sind (Nr 2). Anm. 11 z. Die sonstigen unter staatlicher Aufsicht stehenden Anstalten, soweit sich ihr Geschäftsbetrieb nach den für ihn maßgebenden Bestimmungen (vgl. oben Anm 4) auf die Annahme von Geld und die Leistung von Zahlungen für fremde Rechnung erstreckt. Es wird hier (anders wie bei den Sparkassen, vgl. Anm 13), nicht „amtliche", sondern staatliche Aufsicht verlangt. Dazu ist freilich nicht erforderlich, daß die Aufsicht unmittelbar von Staats­ organen ausgeübt wird, sie kann auch im Wege der Delegation an Selbstverwaltungskörper (Provinzen, Kreise, Gemeinden) übertragen sein. Dagegen genügt nicht eine Aufsicht, die von den Gemeinden ohne solche Delegation über Anstalten ausgeübt wird, die von ihnen lediglich in ihrer Eigenschaft als Selbstverwaltungskörper gegründet sind. Andererseits fallen auch private Anstalten (Spar- und Leihbanken), die bestimmungsgemäß derartige Ge­ schäfte betreiben, unter Nr 1, sofern sie in irgendeiner Form staatlicher Aufsicht unter­ stehen. Anm. 12 7). Das Erfordernis der staatlichen Aufsicht fällt fort bei den in daS Genossenschafts­ register eingetragenen Genossenschaften. Sie gelten schon kraft ihrer gesetzlichen Organisation, soweit sie nach den für ihren Geschäftsbetrieb maßgebenden Bestimmungen sich mit der Annahme von Geld und der Leistung von Zahlungen für ftemde Rechnung be­ fassen, als geeignet, Scheck-Bezogene zu sein. Doch muß der Geschäftsbetrieb sich sowohl auf die Annahme von Geld (Depositengeschäft) wie auf die Leistung von Zahlungen für fremde Rechnung erstrecken; bloße Darlehnskassen, die Gelder von ihren Mit­ gliedern annehmen und sie an andere Mitglieder ausleihen, fallen daher nicht (wie die Begr annimmt) ohne weiteres unter Nr 1. Anm. 13 ö. In dem Entwürfe zum Scheckgesetz waren die Sparkassen nicht besonders aufgeführt; in der Begr (S. 18) wurden aber die von Kommunalverbänden eingerichteten Sparkassen zu denjenigen Anstalten gerechnet, auf welche Nr 1 zutreffe. Ob das richtig war, konnte

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zweifelhaft sein, einmal weil es fraglich war, ob sie, soweit sie von den Gemeinden errichtet § 2 sind, unter „staatlicher" Aufsicht stehen (vgl. Anm 11) und sodann, weil die Leistung von Zahlungen an Dritte für Rechnung der Einleger, sei es auf Scheck oder sonstige Anweisung, nicht zu ihrem regelmäßigen Geschäftsbetriebe gehört. Auf Wunsch der Sparkassen wurde bei der zweiten Lesung des Gesetzes (vgl. Reichstags)rucksachen S. 3314ff. und Anlage Nr 691) die sie betreffende Bestimmung eingefügt. Nach dieser fallen die unter amtlicher Aufsicht stehenden Sparkassen, aiso auch die Gemeindesparkassen, unter Nr 1, auch wenn die Leistung von Zahlungen für fremde Rechnung nicht auf Grund der für sie maß­ gebenden Bestimmungen zu ihrem regelmäßigen Geschäftsbetriebe gehört. Doch ist als wei­ teres positives Erfordernis aufgestellt, daß sie die für sie geltenden landedrechtlichen AuffichtSbestimmungen erfüllen. Mit diesem etwas unklar gefaßten Zusatze sollte nach der Absicht der Antragsteller (vgl. die Ausführungen des Abgeordneten Bassermann a. a. O.) zum Ausdrucke gebracht werden, daß die Beaufsichtigung der Sparkassen Landessache sei und von Reichs wegen nicht darin eingegriffen werden sollte. Die Entwicklung ist seit Er­ laß des Gesetzes dahin gegangen, daß die Sparkassen mehr und mehr bankmäßige Geschäfte übernommen haben. b) Nach Nr 2 des Paragraphen sollen als Bezogene weiter bezeichnet werden können: die in das Handelsregister eingetragenen Firmen, welche gewerbsmäßig Bankiergefchäfte betreiben. In der Person des Bezogenen müssen also zwei Voraussetzungen Zusammen­ treffen: oc. Gewerbsmäßiger Betrieb von Bankiergefchäften. Nach 8 1 Abs 2 Nr 4 HGB gilt Anm. 14 als'Handelsgewerbe ein Gewerbebetrieb, der Bankier- und Geldwechslergeschäfte zum Gegenstände hat; wer ein solches Handelsgewerbe betreibt, ist Kaufmann (§ 1 Abs 1 HGB). Das HGB setzt also den Begriff der Bankiergeschäfte voraus; eine Begriffsbestim­ mung gibt es nicht. Vgl. auch § 367 HGB; § 41 Abs 4 GmbHG; ferner § 248 BGB: „In­ haber von Bankgeschäften". Die Geschäfte der Geldwechsler sind neben den Bankier­ geschäften erwähnt; sie sind also für sich allein keine Bankiergeschäfte. A. M. Düringer-Hach. § 1 XI 1 b. Es ist anzunehmen, daß das Scheckgesetz, das nach dem HGB erlassen ist, dem Sprachgebrauche des HGB hat folgen wollen und daß sonach Personen, die lediglich das Geschäft des Geldwechselns betreiben, nicht als Bezogene bezeichnet werden sollen. Im übrigen ist der Begriff der „Bankiergeschäfte" oder (was gleichbedeutend sein dürfte) „Bank­ geschäfte" nicht unbestritten. Sie werden in der Regel bestimmt als Geschäfte, die den Be­ dürfnissen des Verkehrs nach Beschaffung und Veräußerung von Geld und Wertpapieren dienen (Staub HGB § 1 Anm 65). Nießer, Bankdepotgesetz, will nur solche kaufmännische Unternehmen als „Bankgeschäfte" (als Anstalten zum Betriebe von Bankgeschäften) an­ sehen, die „unter sachkundiger Leitung auf der Grundlage angemessenen Ge­ schäftskapitals eine dauernde Verbindung mit dem Kapital- und Effektenmärkte unter­ halten, insbesondere zum Zwecke gewerbsmäßigen An- und Verkaufs von Wertpapieren und des gewerbsmäßigen Betriebs oder der Vermittlung von Zahlungs- und Kreditgeschäf­ ten". Dieser qualifizierte Begriff mag für die Frage der Zugehörigkeit zum Bankierstande von Bedeutung sein; für die Frage, ob jemand gewerbsmäßig Bankiergeschäfte betreibt, kann nur die tatsächliche Vornahme der einschlägigen Geschäfte in gewerbsmäßiger Weise in Betracht kommen, nicht die besondere Qualifikation seines Gewerbebetriebs. — Wesentlich für das Bankiergeschäft ist, daß es sich nicht auf andere Waren als Geld oder Wertpapier bezieht. Die Schaffung (Emission), die Anschaffung zum Zwecke der Veräußerung sowie die Verätlßerung von Wertpapieren, sei es für eigene oder für fremde Rechnung (als Kom­ missionär), sind deshalb Bankiergeschäfte. Ebenso das Depositengeschäft (Depositum irreguläre), das in der Annahme von Geldern, in der Regel gegen Verzinsung, zum Zwecke der Verfügung des Kunden darüber ohne oder mit Kündigungsfrist in Einzelbeträgen durch eigene Ächebung oder Anweisung zur Zahlung an Dritte besteht und am häufigsten mit dem Scheckvertrage verbunden ist. Ferner das Diskontgeschäft, das die Gewährung von Kredit durch Ankauf von Wechseln enthält, und das Lombardgeschäft (Gewähruna von Kredit gegen Verpfändung von Waren oder Wertpapieren); nicht dagegen das Pfand leih geschäft, das m Hingabe von Darlehen gegen Verpfändung anderer Mobiliargegenstände als kaufmännischer Waren besteht (ROHG 24, 34). Auch das reine Depotgeschäft (Depo­ situm reguläre), das lediglich die Aufbewahrung und Verwaltung von Wertpapieren betrifft, ohne mit der Anschaffung oder Veräußerung von solchen oder der Gewährung von Kredit auf sie verbunden zu sein (vgl. DepotG v. 5. 7. 1896 § 1), dürfte kein Bankiergeschäft dar­ stellen.— Gewerbsmäßiger Betrieb von Bankiergeschäften liegt nur vor, wenn solche nicht vereinzelt, sondern zusammenhängend, planmäßig vorgenommen werden, in der Absicht, daraus Überschüsse der Einnahmen über die Ausgaben, also Gewinn, zu erzielen (Gewinnabsicht als Endzweck ist nicht erforderlich). Daher betreibt nicht gewerbsmäßig Bankiergeschäfte eine Kreditgenossenschaft oder eine genossenschaftliche oder gemeindliche Sparkasse, die ledig-

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§ 2 lich ihre Betriebskosten decken will, ohne Einnahmeüberschüsse zu erzielen; doch fallen die in das Genossenschaftsregister eingetragenen Genossenschaften und die unter staatlicher Auf­ sicht stehenden Sparkassen unter Nr 1, vgl. Anm 11, 12. Auch müssen derartige Geschäfte als Hauptgeschäfte betrieben werden; sind sie nur Hilfsgeschäft für einen anderen Be­ trieb, so liegt kein gewerbsmäßiger Betrieb von Bartergeschäften vor. Anm. 15 ß. Eintragung der Firma in das Handelsregister. Die Firma (gleichbedeutend mit Handelsfirma) eines Kaufmannes ist der Name, unter dem er im Handel seine Ge­ schäfte betreibt und seine Unterschrift abgibt (§ 17 HGB). Danach soll also nur ein Kauf­ mann als Bezogener bezeichnet werden, und zwar in der Weise, daß er mit seiner in das Handelsregister eingetragenen Firma, nicht mit seinem davon etwa abweichenden Privat­ namen bezeichnet wird. Ein lediglich den Privatnamen enthaltender Scheck würde daher gemäß § 29 ScheckG nicht von der Wechselstempelabgabe befreit sein. Andererseits wird, wenn die Firma in das Handelsregister eingetragen ist, nicht zu prüfen sein, ob der Inhaber wirklich Kaufmann im Sinne der §§ 1, 2 HGB ist. Der Bezogene kann sowohl ein Einzel­ kaufmann wie eine handelsrechtliche Gesellschaft (offene Handelsgesellschaft, Kommandit­ gesellschaft, Aktiengesellschaft, Kommanditgesellschaft auf Aktien) sein. Die Firma einer Zweigniederlassung ist diejenige der Hauptniederlassung; doch muß dieser in der Ein­ tragung ein Zusatz beigefügt werden, wenn am Orte der Zweigniederlassung bereits eine mit der Firma der Hauptniederlassung gleichlautende Firma besteht (§ 30 Abs 3 HGB). Anm. 16 Zusatz 1: Der Postscheck. Vgl. über die Entwicklung und die gesetzlichen Grundlagen des Postscheckverkehrs oben Anm 7. Zum Postscheckverkehr zugelassen werden außer den natürlichen und juristischen Personen auch die Handelsgesellschaften, Vereinigungen und Anstalten, soweit sie nicht juristische Personen sind sowie die öffentlichen Behörden (§ 1 PostscheckG). Auf jedem Konto muß, solange es besteht, eine Stammeinlage gehalten werden, die zur Zeit fünf Reichsmark beträgt (§ 2 PostscheckG; VO v. 23. 11. 1923, § 2, in Verbindung mit VO v. 12. 12. 1924, RGBl I S. 775). Dem Konto werden gutgeschrieben die Slammeinlage, die mittels Zahlkarte eingezahlten und die von anderen Postscheckkonten überwiesenen Beträge (§ 3 PostscheckG). Eine Verzinsung der Guthaben erfolgt nicht (§ 2 Abs 3 PostscheckG). Der Kontoinhaber kann über sein Guthaben, soweit es die Stammein­ lage übersteigt, jederzeit verfügen in Teilbeträgen, die auf volle Reichsmark lauten, und zwar durch Überweisung auf ein anderes Postscheckkonto oder mittels Schecks (§ 4 PostscheckG). Zur Ausstellung der Überweisungen, Schecke usw. dürfen nur die vom Postscheckamte be­ zogenen Formulare verwendet werden; der Kontoinhaber ist der Post gegenüber verpflichtet, diese sorgfältig aufzubewahren und trägt alle Nachteile, die aus dem Verluste oder sonstigen Abhandenkommen sowie aus der Mißbräuchlichen Benutzung der Vordrucke entstehen (vgl. zu 8 3 ScheckG Anm 7, 8), wenn er nicht das Postscheckamt von dem Verluste usw. so zeitig benachrichtigt, daß die Überweisung oder Zahlung an einen Unberechtigten verhindert werden kann (§ 6 PostscheckO). Die Überweisung auf ein anderes Postscheckkonto ist eine reine Giroanweisung, entsprechend dem roten Scheck der Reichsbank (vgl. zu § 1 ScheckG Anm 14); ihre Höhe ist innerhalb des verfügbaren Guthabens unbeschränkt (§ 7 PostscheckG). Auch die Höhe der Schecke im Postscheckverkehr ist jetzt unbeschränkt; § 9 Abs 1 PostscheckO in Verbindung mit VO v. 24. 10. 1923 (RGBl T 996) unter Ziff 3. Die Vordrucke, welche.von den Postscheckämtern ausgegeben werden, haben folgenden Wortlaut: „Das Postscheckamt in zahle gegen diesen Scheck aus unferent

Guthaben den Betrag von

Reichsmark

Pfennig an

(Ort) (Unterschrift)." Auf der Rückseite befindet sich ein Vordruck für die Angabe des Zahlungsempfängers. Die nach Maßgabe dieser Vordrucke ausgestellten Postschecke enthalten sonach die wesentlichen Erfordernisse von Schecken nach § 1 Ziff 1—4 ScheckG — Scheckklausel, Zahlungsanweisung auf Guthaben, Ausstellerunterschrift, Datierung — und stellen rechtswirksame Schecke im Sinne des Scheckgesetzes dar, die geeignet sind, als Grundlage für scheckrechtliche Regreß­ ansprüche gegen den Aussteller und etwaige Indossanten nach Maßgabe der §§ 15ff. zu die­ nen (vgl. zu § 15 Anm 1). Ist in dem Postscheck ein bestimmter Zahlungsempfänger ge­ nannt, so kann er an sich und mit scheckrechtlicher Wirkung durch Indossament übertragen werden, falls nicht der Aussteller die Übertragung untersagt hat (§ 8 ScheckG und Anm 3 dazu); doch werden Schecke mit Indossament von den Postscheckämtern nicht eingelöst (§ 9 Abs 5 PostscheckO). Diese Bestimmung bildet einen Bestandteil des zwischen der Post und dem Aussteller abgeschlossenen Scheckvertrags, beeinträchtigt aber nicht die scheckrechtliche Wirkung eines dennoch erfolgten Indossaments. Der Postscheck kann unmittelbar vom Aus­ steller dem Postscheckamte eingesandt werden, das dann die Auszahlung an den darin ge­ nannten Empfänger durch eine an die Postanstalt des Empfängers gerichtete Zahlungs-

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anweisung veranlaßt ober, falls dieser ein Posts'beckkonto besitzt, den Betrag diesem gutschreibt 8 2 (§ 9 Abs 6, 7 PostscheckO). In diesem Falle erfolgt keine Begebung des Postschecks durch den Aussteller an den Zahlungsempfänger; es können deshalb in Ermangelung eines Begebungs­ vertrags (vgl. zu 8 8 ScheckG Amn 5) auch keine scheckrechtlichen Negreßansprüche gegen den Aussteller entstehen. Der Postscheck kann aber auch (wie ein sonstiger Scheck) vom Aus­ steller einem anderen durch Begebungsvertrag übereignet werden. In diesem Falle ist ein Zahlungsempfänger im Scheck nicht zu benennen; der Scheck ist also ein Inhaberscheck. Der Inhaber kann ihn seinerseits durch Angabe eines Zahlungsempfängers ausfüllen und dem Postscheckamte einsenden, das dann mit ihm wie mit einem vom Aussteller eingesandten Postscheck verfährt; er kann ihn aber auch unausgefüllt bei der Kasse des Postscheckamts vor­ legen und ist dann durch die bloße Jnnehabung zur Abhebung des Betrages legitimiert (§ 9 Abs 13 PostscheckO). Der Aussteller ist in diesem Falle dem Inhaber nach Maßgabe des ScheckG (§ 15 ff.) regreßpflichtig, falls das Postscheckamt wegen Nichtvorhandenseins eines Guthabens den Postscheck nicht einlöst. Zur Erhaltung des Regreßrechts ist die Feststellung der erfolgten Vorlegung und Nichteinlösung des Postschecks innerhalb der gesetzlichen Borlegungsfri stdurch Erklärung des Postscheckamts oder Protesterhebung (§ 16 ScheckG) er­ forderlich. Die Einlösung von Schecken, die nach Ablauf der zehntägigen Vorlegungsfrist von der Ausstellung (dem Ausstellungsdatum) ab vorgelegt werden, kann das Postscheckamt ablehnen, ohne daß jedoch eine Verpflichtung dazu gegenüber dem Aussteller besteht; § 9 Abs 4 PostscheckO; vgl. zu § 13 ScheckG Anm 6. Zurücknahme (Widerruf) eines dem Postscheckamte durch den Postscheckkunden eingesandten Schecks kann erfolgen, solange die Zahlungsanweisung dem Empfänger noch nicht zugestellt ist; für die Rückforderung wird eine besondere Gebühr erhoben (§ 9 Abs 4 PostscheckO). Hinsichtlich des Widerrufs eines begebenen Postschecks wird § 13 Abs 3 ScheckG (vgl. die Anmerkungen dazu) zur Anwendung kommen. Der Aussteller kann übrigens auch sich selbst als Zahlungsempfänger im Postscheck bezeichnen oder den Jnhaberpostscheck selbst an der Kasse des Postscheckamts zur Einlösung vorlegen. Die für die Ein- und Auszahlungen zu erhebenden Gebühren waren ursprüng­ lich in § 5 PostscheckG festgesetzt und sind jetzt durch die VO v. 23. 11. 1923, § 4, in Ver­ bindung mit der VO v. 12. 12. 1924 auf Reichsmark umgestellt. Der briefliche.Verkehr der Postscheckkunden mit den Postscheckämtern ist bei Benutzung der vorgeschriebenen gelben Briefumschläge gebührenfrei (§ 6 PostscheckG). Die Postverwaltung (jetzt das Unternehmen „Deutsche Reichspost") haftet dem Kontoinhaber nach den allgemeinen Vorschriften des bürgerlichen Rechts für die ordnungsmäßige, aber nicht für die rechtzeitige Ausfüh­ rung der ihr erteilten Aufträge (§ 9 PostscheckG). Zusatz 2: Fremde Rechte. Vgl. die Anhänge unter G. Bon den außerdeutschen Gesetz- Anm. 17 gebungen steht grundsätzlich auf dem Standpunkte unbeschränkter Beziehbarkeit (passiver Scheckfähigkeit) in erster Linie Frankreich, indem es in Art 1 des Ges v. 14.6.1865 hin­ sichtlich der Eigenschaften des Bezogenen (le tir6) keinerlei besondere Erfordernisse auf­ stellt. Jedoch hat es durch das Ges v. 30. 12. 1911 diesen Grundsatz insofern eingeschränkt, als es bestimmt, daß nur solche Schecke gekreuzt werden dürfen, welche auf einen „Bankier" gezogen sind („Cheques barrds“). Es wird dadurch nicht die Gültigkeit des Schecks, sondern nur die Wirksamkeit der Kreuzung von der Bankiereigenschaft des Bezogenen abhängig ge­ macht. Gleich Frankreich stehen auf dem Standpunkte unbeschränkter passiver Scheckfähig­ keit Belgien (Art 1), Rumänien (Art 364), Japan (Art 530). — Auf der anderen Seite geht unter den Staaten, welche die passive Scheckfähigkeit grundsätzlich auf gewisse Klassen von Bezogenen beschränken, am weitesten England (Bill of Exch. Act Sect 73), das den Scheck bestimmt als einen Wechsel, der aus einen Bankier gezogen und bei Sicht zahlbar ist. Schecke auf Personen oder Personenvereinigungen, die nicht „Bankers“ sind, sind dem­ nach keine Schecke im Sinne des Gesetzes. Bankers im Sinne des englischen Rechts sind aber nach der Entwicklung, welche in England das Bankwesen genommen hat, nur die sog. „local“ oder „common“ bankers, welche wenigstens in früherer Zeit allein sich mit der Entgegen­ nahme von fremden Geldern zur Verwahrung und Auszahlung durch Honorierung von dem Einleger ausgestellter Schecke (dem Depositengeschäfte) gewerbsmäßig befaßten, während die sog. „foreign bankers“ sich hauptsächlich mit dem An- und Verkaufe von Wertpapieren für Rechnung ihrer Kunden, aber auch mit eigenen Spekulationsgeschäften befaßten und deshalb nach englischer Auffassung keine hinreichende Sicherheit für die Einlage von Depo­ siten bei ihnen boten. In neuerer Zeit, seit der Verdrängung der privaten Bankiers durch Aktiengesellschaften (Joint Stock Companies) sind freilich die Unterschiede zwischen den beiden historisch entwickelten Arten von bankers einigermaßen verwischt, und es ist streitig geworden, welche Geschäftsbetriebe sich als bank und banker bezeichnen dürfen. Den Geldverleihern („money lenders“) ist durch eine Akte von 1911 verboten worden, sich in einer Form ernträgen zu lassen, welche das Wort bank einschließt oder doch den Sinn ergibt, daß sie Bank­ geschäfte betreiben. Nur als solche eingetragene Banken und Bankiers sind passiv scheckfähig. —

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§ 2 Das amerikanische Gesetz (Negotiable Instruments Law Abschn 321), das sich im übrigen an das englische Recht angeschlossen hat, weicht insofern ab, als es für passiv scheckfähig jede Person oder Personenvereinigung erklärt, die Bankgeschäfte betreibt, ohne Rücksicht darauf, ob sie eingetragen ist. — Andere Gesetzgebungen beschränken die passive Scheckfähigkeit in der Weise, daß sie als Bezogenen nur „ein Kreditinstitut oder einen Kaufmann" zu­ lassen, so Italien (Art 339), Mexiko (Art 552), Portugal (Art 341), das ein „Banketablisse­ ment" oder einen Kaufmann als Bezogenen erfordert. — Auch Österreich läßt außer einigen einzeln aufgezählten öffentlich-rechtlichen Anstalten nur handelsgerichtlich registrierte Firmen zu, die gewerbsmäßig Bankgeschäfte betreiben (§ 1 ScheckG v. 3. 4. 06). — Dagegen steht auf ähnlichem Standpunkte wie das deutsche das ungarische Gesetz, indem es zwar in § 2 vorschreibt, daß als Bezogene nur solche Firmen bezeichnet werden „dürfen", welche nach ihren durch besonderes Gesetz anerkannten Statuten oder nach dem Inhalte des Handels­ registers Bankgeschäfte betreiben, und Zuwiderhandlungen mit einer Buße belegt (§ 24), aber die der Vorschrift des § 2 zuwider ausgestellten Schecke als rechtswirksam behandelt und einer Steuer unterwirft (§ 25). — Die Gesetzgebungen der Niederlande (Art 226) und seiner Kolonien gehen von der unbeschränkten passiven Scheckfähigkeit aus, gewähren aber ein Konkursvorrecht in solchen Fällen, in denen der Bezogene ein „Kassier" ist, d. h. eine Person oder Firma, die das Depositengeschäft betreibt. Anm. 18 Zusatz 3: Zukünftiges Wettscheckrecht. (Val. Anhang H.) Die Frage, ob und in welcher Weise eine Beschränkung der passiven Scheckfähigkeit erfolgen soll, die in den geltenden Scheck­ gesetzen verschieden beantwortet ist — vgl. Zus 2 —, fand auch in den Vorschlägen und Entwürfen zur Herstellung eines einheitlichen Weltscheckrechts verschiedene Beantwortung, und zwar schieden sich diese, zumeist entsprechend dem bisher in dem Lande ihrer Verfasser gellenden Rechte, in solche, welche die passive Scheckfähigkeit unbeschränkt lassen, solche, welche sie aus bestimmte Klassen von Gewerbetreibenden (Banken, Bankiers, Kaufleute) be­ schränken, und solche, welche durch wirtschaftliche (steuerrechtliche) Bevorzugung der auf diese Kreise von Bezogenen ausgestellten Schecke erreichen wollten, daß tatsächlich nur auf die Angehörigen dieser Kreise Schecke gezogen werden, ohne die auf andere Bezogene lautenden Schecke für ungültig zu erklären. Der Meyersche Entwurf trat mit eingehender Begründung (Weltscheckrecht II S. 41 ff.) für völlige passive Scheckfreiheit ein. Bei den Beratungen der zweiten Haager Konferenz beantworteten von den fünf Sektionen die erste, in welcher Frankreich vertreten war, die betreffende Frage 3 a des Fragebogens dahin, daß nach dem einheitlichen Scheckgesetze der Scheck auf jede beliebige Person solle gezogen werden kön­ nen; diese Lösung wurde von dem französischen Delegierten Lyon-Ca6n auch bei der ^Ver­ handlung im Comitö Central (Actes II S. 147) als die für Frankreich allein annehmbare bezeichnet. Die zweite Sektion, in der Deutschland vertreten war, verneinte die Fraße, ob der Scheck auf jede beliebige Person solle gezogen werden können, und sprach sich für eine Vorschrift dahin aus, daß der Scheck auf eine Bank, einen Bankier oder eine Anstalt oder Einrichtung, die sich mit der Verwaltung öffentlicher Gelder befassen, gezogen werde; daß aber die Gültigkeit des Schecks nicht davon abhängig sei, ob der Bezogene die vom Gesetze erforderten Eigenschaften habe, und daß das Ziehen von Schecken auf andere Per­ sonen nur durch Erhöhung der Stempelsteuer solle eingeschränkt werden dürfen, jedem Bertragsstaat aber fteistehen solle, zuzulassen, daß auch auf andere Kategorien Schecke ge­ zogen werden. Die dritte Sektion, der Großbritannien angehörte, wünschte, daß das ein­ heitliche Scheckgesetz keine Beschränkung der sog. passiven Scheckfähigkeit enthalte, daß aber den einzelnen Vertragsstaaten freigestellt werde, solche Beschränkungen einzuführen, die jedoch höchstens diejenige Wirkung haben dürften, die ihnen in den geltenden Gesetzen von Deutschland und Ungarn beigelegt ist (also ungünstigere steuerliche Behandlung). Die vierte Sektion, in der Österreich vertreten war, entschied sich für die in diesem Lande (vgl. Zus 1) gellendes Recht bildende strengere Vorschrift, daß Schecke nur auf ein Bankhaus, einen Bankier oder eine An­ stalt, die die Ausführung von Einziehungen oder Zahlungen für Dritte betreibt, gezogen werden können. Die fünfte Sektion endlich, der Amerika angehörte, sprach sich gleichfalls für eine Beschränkung der passiven Scheckfähigkeit auf bestimmte Kategorien von Personen und Anstalten durch das einheitliche Scheckgesetz aus; jedoch solle durch eine in das Abkommen'einzufügende Klausel den Vertragsstaaten erlaubt werden, diesen Grundsatz außer Kraft zu setzen. — Die Entscheidung der Konferenz (Art 5 der Beschlüsse) ging dahin, es solle bestimmt werden, daß der Scheck auf einen Bankier gezogen werde, daß aber die Gültigkeit der Urkunde als Scheck nicht berührt werde, wenn er auf eine andere Person gezogen werde. Den einzelnen Vertrags­ staaten soll außerdem die Befugnis verbleiben, für die auf ihren Territorien zahlbaren Schecke: a) zu bestimmen, welche Personen als Bankiers anzusehen sind; b) zu gestatten, daß ein Scheck auch auf andere Kategorien von Personen oder auf eine beliebige Person gezogen werde; c) die fiskalischen und strafrechtlichen Folgen der Ausgabe eines Schecks auf eine Person, auf welche ein Scheck nicht gezogen werden soll, zu regeln.

Scheckgesetz § 3

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8 3. § 3 Als Guthaben ist der Geldbetrag anzusehen, bis zu welchem der Be­ zogene nach dem zwischen ihm und dem Aussteller bestehenden Rechts­ verhältnisse Schecks einzulösen verpflichtet ist. 1. Begrisf deS „Guthabens". § 3 schließt sich an das in § 1 unter Nr 2 aufgestellte Anm. 1 wesentliche Erfordernis des Schecks an, wonach die an den Bezogenen gerichtete Anweisung des Ausstellers dahin lauten muß: „aus seinem Guthaben" zu zahlen. Vgl. über dieses Erforder­ nis zu § 1 Anm4. In 8 3 wird eine Definition des Begriffs „Guthaben" gegeben. Eine scheckrechtliche Bedeutung hat diese Begriffsbestimmung nicht. Es ist vielmehr, wie a. a. O. schon dargelegt ist, kein wesentliches Erfordernis des Schecks, daß wirklich ein Guthaben besteht; für seine Gültigkeit genügt der Hinweis auf ein solches in dem Scheck (Guthabenklausel). Dagegen kommt die Frage, ob ein Guthaben im Sinne des 8 3 wirklich besteht, für die Einlösungsp,fl i ch t des Bezogenen gegenüber dem Aussteller in Betracht; diese aber richtet sich nach dem zwischen ihnen bestehenden materiell-rechtlichen Rechtsverhältnisse. Den Betrag, bis zu welchem eine solche Einlösungspflicht besteht, bezeichnet das Gesetz als Guthaben. Es genügt sonach nicht für den Begriff des Guthabens im Sinne des 8 3, daß der Bezogene überhaupt Schuldner des Ausstellers ist, auch nicht wenn die Forderung liquid und fällig, also der Scheckbetrag disponibel ist. Denn das Schuld Verhältnis begründet regelmäßig nicht eine Verpflichtung des Schuldners, auf Anweisung des Gläubigers an den Angewiesenen zu zahlen (8 787 Abs 2 BGB). Auch verpflichtet das Schuld Verhältnis den Schuldner regel­ mäßig nicht zur Leistung von Teilzahlungen, während der Scheck eine Anweisung zur Zahlung „aus dem Guthaben" enthält, also eine stückweise Tilgung der Schuld ins Auge faßt. Es bedarf somit zur Begründung der Pflicht des Bezogenen, auf ihn gezogene Schecke ein­ zulösen, eines besonderen Rechtsgrundes, der sich aus dem zwischen ihm und dem Bezogenen bestehenden Rechtsverhältnisse ergeben muß. In dem Entwürfe von 1892 (8 20 Abs 2) und noch in dem vorläufigen Entwürfe von 1907 war auf eine „zwischen dem Aussteller und dem Bezogenen getroffene Vereinbarung" verwiesen. Das wurde in dem endgültigen Entwürfe geändert mit Rücksicht darauf, daß ja die Verpflichtung zur Einlösung des Schecks auch dadurch entstanden sein könne, daß der Aussteller von einem Dritten bei dem Be­ zogenen akkreditiert worden sei. Auch in diesem Falle beruht übrigens die Verpflichtung des Bezogenen zur Einlösung des Schecks auf einem Vertrage, nur ist dieser nicht zwischen dem Bezogenen und dem Aussteller, sondern zwischen dem Bezogenen und dem akkreditieren­ den Dritten geschlossen worden; ob der Aussteller dadurch ein selbständiges Recht auf Einlösung der von ihm ausgestellten Schecke gegenüber dem Bezogenen erworben hat, bestimmt sich gemäß 8 328 BGB in Ermangelung einer besonderen Vertragsbestimmung nach den-Um­ ständen, insbesondere dem Zwecke des Vertrags, s. unten. — Im übrigen war es eine in der scheckrechtlichen Literatur vor dem Scheckgesetze vielumstrittene Frage, ob dem Scheck ein „Scheüvertrag" zugrunde liegen muß. Die Bedeutung dieser Frage bestand damals darin, ob für die Gültigkeit des Schecks das Vorhandensein eines Scheckvertrags wesentliches Erfordernis sei oder de lege ferenda als solches aufgestellt werden sollte. Das wurde von einem Teile der Schriftsteller befürwortet, weil dadurch, daß nur Schecke gezogen werden dürften, deren Einlösung vertragsmäßig gesichert sei, die Reellität des Scheckverkehrs gesichert werde, während andere die Aufstellung eines solchen Erfordernisses bekämpften mit Rück­ sicht auf das Interesse des Schecknehmers und der späteren Scheckempfänger, die nicht in der Lage seien, zu prüfen, ob ein Scheckvertrag zwischen dem Aussteller und dem Bezogenen bestehe. Im Sinne der ersteren Meinung hat Cohn (bei Endemann S. 1148) den Satz geprägt: „Kein Scheck ohne Scheckvertrag". Das Gesetz hat sich der anderen Meinung an­ geschlossen; das Bestehen eines Scheckvertrags bildet kein Erfordernis für die Gültigkeit des Schecks. Dagegen kann man nach der jetzigen Rechtslage den Satz aufstellen: „Keine Ein­ lösungspflicht (des Bezogenen) ohne Scheckvertrag".

2. Begrisf und rechtliche Natur des ScheckvertragS. a) Der wesentliche Inhalt des Scheckvertrags, nach dem sich seine rechtliche NaturAnm. 2 bestimmt, besteht darin, daß durch ihn derjenige, auf den die Schecke gezogen werden sotten (in der Regel eine Person oder Anstalt, die zu den in 8 2 ScheckG aufgeführten Kategorien gehört), sich verpflichtet, die von dem anderen Teile (dem Scheckkunden) zu ziehenden Schecke einzulösen (RGSt 18, 157). Unrichtig ist es, wie Cohn (ZVerglR 12, 96ff.; vgl. aber bei Endemann S. 1148) es tut, das Wesen des Scheckvertrags darin zu finden, daß dadurch der Bezogene den Kunden zur Ausstellung der Schecke ermächtige. Dadurch wird (wie schon Birnbaum in ZfHR 30, 8 und Simonson BankA 4, 72 hervorheben) das ganze Verhältnis auf den Kopf gestellt; es handelt sich nicht um die Be-

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Scheckgesetz § 3

§ 3 gründung einer nach außen wirksamen Befugnis des Ausstellers (Kunden), sondern eines inneren Schuldverhältnisses zwischen dem Kunden und dem zu Beziehenden. Nach dem System des BGB stellt sich der Scheckvertrag, soweit — was die Regel sein wird — dem zu Be­ ziehenden ein Entgelt, sei es in Gestalt einer Provision oder auch nur der Nutzung des bei ihm angelegten oder von ihm kreditierten Geldes (vgl. unten), gewährt wird, als ein auf Ge­ schäftsbesorgung gerichteter Dienstvertrag (§§ 611,675 BGB) dar. Bon manchen, die weniger Gewicht auf die persönliche Tätigkeit des Einlösungsverpslichteten, als auf den durch sie herbeizuführenden Erfolg der Einlösung der Schecke legen, wird er als ein auf Geschäfts­ besorgung gerichteter Werkvertrag (§§ 631, 675) angesehen. In letzterem Sinne Klein in ZHR 55,181; RGWarnRspr 1910, 108 und BankA 18, 122 für den Giroüberweisungsvertrag; Jakoby in BankA 20, 246 für den Akkreditivauftrag (dahingestellt in RGZ 106, 27). Ein er­ heblicher praktischer Unterschied dürfte durch die Unterstellung des Scheckvertrags unter die eine oder die andere Vertragsart im allgemeinen kaum herbeigeführt werden, da es sich in der Regel nur um die Anwendung der durch § 675 BGB ebensowohl auf den Dienst- wie auf den Werkvertrag, sofern sie eine Geschäftsbesorgung zum Gegenstände haben, anwendbar er­ klärten Vorschriften über den Auftrag handeln wird, wobei diejenigen, die sich auf die Unentgeltlichkeit beziehen, ausgeschlossen sind; vgl. aber wegen der Kündigungsbefugnis unten Anm 10. Auf alle Fälle kann der Scheckvertrag unter den von dem BGB geschaffenen Typus des entgeltlichen Geschäftsbesorgungsvertrags ohne Zwang eingereiht werden. Eine Nötigung, ihn als einen außerhalb der im BGB geregelten Vertragsarten bestehenden unbenannten Vertrag, einen contractus sui generis, anzusehen (so Lessing zu 8 3 Anm Illb S. 48; Loewenfeld Girovertrag S. 25; anscheinend auch Staub HGB 9. Aufl Ext zu § 363 Anm 5), dürfte nicht bestehen, da er die wesentlichen Merkmale einer der oben bezeichneten Vertrags­ arten in sich trägt und die weitere Regelung derselben durch disspositive Vorschriften im BGB die Berücksichtigung der dem Scheckvertrage kraft des Parteiwillens anhaftenden Be­ sonderheiten innerhalb des durch das Gesetz gegebenen Rahmens ermöglicht. So hat das RG (RGZ 54, 333) ausgesprochen, daß die Anwendbarkeit der §§ 665 und 666 BGB, welche dem Beauftragten unter Umständen eine Abweichung von dem Auftrage gestatten und das Verfahren in diesem Falle regeln, „durch die besondere Natur des von den Parteien gewollten Girovertrags", welche die Anstellung von Erwägungen über die Rätlichkeit der Überweisung von feiten des Beauftragten nicht zuläßt, ausgeschlossen werde (vgl. aber VI 307/1913,15.12. 13 in BankA 13,170, wo dieser Satz auf den Einzelfall beschränkt ist); dadurch ist anerkannt, daß der Girovertrag, soweit nicht ein anderes aus dem Parteiwillen zu entnehmen ist, den Vorschriften des BGB über den -entgeltlichen Geschäftsbesorgungsvertrag unterliegt. Über die Anwendbarkeit des § 670 BGB auf die Einlösung falscher oder gefälschter Schecke durch den Bezogenen vgl. zu § 23 Anm 11. Unter den Geschäftsbesorgungsvertrag des BGB reihen den Scheckvertrag auch ein: Fürst LZ 1908, 410; Breit ZHR 64, 481; Späing Giro­ vertrag S. 18; Reuther Scheckvertrag S. 37; Merz ArchBürgR 30, 57; Conrad Handbuch S. 111/112; dahingestellt in RGZ 99, 78. Dem Scheckvertrag wird durch seine Einreihung in eine der vom BGB geregelten Bertragskategorien ein ungleich festerer Halt gegeben, als wenn man ihn als contractus sui generis bezeichnet und dann doch wieder die in Frage kommenden Vorschriften wegen Rechtsähnlichkeit auf ihn anwendet. Wenn das Urteil des Schweizerischen Bundesgerichts v. 23. 9. 98 (abgedruckt in HoldheimsMSchr 8, 22) meint, der Scheckvertrag könne kaum als Mandat betrachtet werden, denn ein Mandat erteile der Scheckkunde durch diesen Vertrag dem Bankier noch nicht, sondern jeweils erst durch die ein­ zelnen, auf Grund des Schecks stallfindenden Zahlungsaufträge, so kann das nicht als richtig anerkannt werden. Die Ausstellung der einzelnen Schecke ist ein einseitiger Akt des Ausstellers, während das Mandat (der Auftrag) einen Vertrag, erfordere, durch welchen der Beauftragte die Ausführung des Auftrags übernimmt; diese vertragliche Grundlage bildet eben der Scheckvertrag, der der Ziehung der einzelnen Schecke vorausgehl. — Simonson (GruchotsBeitr 50, 51) ist der Ansicht, der Scheckvertrag sei an sich kein zweiseitiger Vertrag, weil es an einer von dem Aussteller übernommenen Leistung fehle; nur beim Kreditscheckvertrag will er eine Leistung des Ausstellers in der Pflicht zur Erstattung der von dem Be­ zogenen auf die einzelnen Schecke geleisteten Zahlungen finden. Das kann indessen nicht das entscheidende Merkmal sein; denn der Pflicht zur Erstattung der Zahlungen bei Kredit­ scheckverträgen entspricht bei Scheckverträgen, denen ein Aktivguthaben des Kunden zugrunde liegt, die Pflicht, sich die zu leistenden Zahlungen auf dieses Guthaben anrechnen zu lassen. Die Erstattungs- bzw. Anrechnungspflicht steht aber nicht in synallagmatischem Verhältnisse zu der Einlösungspflicht des Bezogenen und begründet deshalb nicht die Eigenschaft des Scheckvertrags als eines gegenseitigen Vertrags im Sinne der §§ 320ff. BGB. Diese richtet sich vielmehr, wie oben schon bemerkt, danach, ob von dem zu Beziehenden die Dienstleistung -(Einlösungspflicht) gegen Entgelt oder unentgeltlich übernommen worden ist. Da diese Pflicht in der Regel in Ausübung des Handelsgewerbes des zu Beziehenden übernommen sein wird,

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Scheckgesetz § 3

so besteht nach § 354 HGB eine Vermutung für die Entgeltlichkeit. Doch wird in der Regel 8 3 das Entgelt nicht in Form einer für die Einlösung des einzelnen Schecks zu berechnenden Provision gewährt, sondern es ergibt sich aus dem Gesamtrechtsverhältnisse, von wel­ chem der Scheckvertrag einen Bestandteil bildet. Denn der Scheckvertrag wird in der Regel nicht für sich allein abgeschlossen, steht vielmehr in organischer Verbindung (als Teil eines zusammengesetzten Rechtsgeschäfts im Sinne des § 139 BGB) mit einem anderen Ver­ trage. Dieser andere Vertrag ist in den meisten Fällen das bankrechtliche Depositengeschäft (vgl. darüber Cohn bei Endemann III S. 921 ff.). Dieses besteht in der Hingabe von Geld­ summen zur Benutzung durch Verbrauch gegen die Verpflichtung zur Rückerstattung gleicher Summen (depositum irreguläre, § 700 BGB); danach finden auf dieses Geschäft die Vor­ schriften über das Darlehen (BGB §§ 607ff.) Anwendung. Schon hieraus ergibt sich, daß jedes andere Rechtsverhältnis, aus welchem eine Partei der anderen Geld schuldet, durch Vereinbarung zwischen Gläubiger und Schuldner in ein Depositengeschäftsverhältnis um­ gewandelt werden kann (§ 607 Abs 2 BGB). Es kann daher auch ein aus dem für Rechnung des Kunden erfolgten Verkaufe von Waren, namentlich Wertpapieren, oder aus dem Er­ löse lombardierter Wertpapiere herrührendes Guthaben des Kunden, sei es auf Grund vor­ heriger genereller Vereinbarung oder in einem jeden einzelnen Falle, in ein Depositengut­ haben verwandelt werden. Das Depositengeschäft, soweit es kaufmännisch (bankmäßig) be­ trieben wird, wird in beiderseitigem Interesse abgeschlossen; der Bankier ist der Kassenhalter des Kunden, dem dadurch die Führung einer eigenen Kasse erspart wird; das Entgelt, das er erhält, besteht in der Regel in der unverzinslich oder gegen einen geringeren als den von ihm für Gelder, die er an Kunden ausleiht, berechneten Zinsfuß ihm gewährten Nutzung der ihm hingegebenen Geldsummen. An dieses Depositengeschäft schließt sich der Scheck­ vertrag an als eine besondere Vereinbarung über die Art und Weise, wie der Kunde über sein Guthaben aus ihm verfügen kann: der Bankier verpflichtet sich, dieses Guthaben nicht nur durch Zählung an den Kunden, sondern auch durch Einlösung der von ihm auszustellen­ den Schecke im ganzen oder in Teilen zu tilgen. Freilich ist der Scheckkunde in der Regel (wenn nicht besondere Bestimmungen getroffen sind), nicht verpflichtet, ein Guthaben in bestimmter Höhe oder für bestimmte Zeit bei dem Bankier zu unterhalten; er kann also die in dem Zinsgenusse des Guthabens liegende Vergütung für den Bankier dadurch auf ein geringes Maß einschränken, daß er das Guthaben immer nur kurze Zeit vor Eintritt der Fällig­ keit der einzelnen von ihm ausgestellten Schecke und nur in der dafür erforderlichen Höhe bestellt. Doch ist das bei größeren Geschäftsunternehmungen nicht durchzuführen und der Nutzen, den die Banken aus dem mit Giro- und Scheckverkehr verbundenen Depositengeschäste ziehen, wegen des Zusammenströmens großer Geldbeträge, mit denen sie arbeiten können, bei ihnen im ganzen ein sehr erheblicher. Deshalb besteht kein Bedenken, auch den einzelnen Scheckvertrag als einen auf Austausch von Leistung und Gegenleistung gerichteten, daher gegenseitigen Vertrag (§§ 320ff. BGB) anzusehen. Der Scheckvertrag schließt sich aber häufig auch an einen Krediteröffnungsvertrag Anm. 2a (pactum de mutuo dando), z. B. einen Baugeldervertrag (RGZ 37, 337; 38, 311) an und bedeutet dann die Verpflichtung des Kreditgebers, den Kredit nach Maßgabe der darüber getroffenen Vereinbarungen (beim Baugeldervertrage in gewissen Raten je nach Fortschreiten des Baues) durch Einlösung der von dem Kreditnehmer auszustellenden Schecke zu gewähren; hier bildet der Betrag, bis zu welchem der Kredit gewährt werden soll, das „Guthaben" des Kunden. Eine „Deckung" für den Scheck im Sinne eines aus dem Vermögen des Kunden in das des Bankiers gelangten und von diesen jenem zu erstattenden Geldbetrages besteht hier nicht; die Deckung bildet nur der Anspruch des Kunden auf Gewährung eines Kredits, sei es eines durch Hinterlegung von Werten (Pfand, Bürgschaft o. dgl.) gesicherten oder auch eines ungesicherten. Ob und in welchem Umfange solche „ungedeckten" Schecke zugelassen werden sollten, war in der Rechtslehre vor dem Scheckgesetze höchst bestritten (vgl. Conrad Handbuch S. 69 Nr 3). Das Scheckgesetz hat durch die Begriffsbestimmung des Guthabens in § 3 dahin entschieden, daß auch die Deckung durch einen Anspruch auf Gewährung eines Kredits eine ordnungsmäßige und erlaubte Scheckdeckung bildet (daß für die Gültigkeit des Schecks das Bestehen irgendeines Guthabens überhaupt nicht Erfordernis ist, wurde schon oben Anm 1 hervorgehoben). Bei dem Scheckvertrage auf Kredit bildet die Vergütung für den Bankier der höher, als im gewöhnlichen Geschäftsverkehr üblich, bemessene Zinsfuß für den gewährten Kredit (Debetzinsen). Schließt sich, was gleichfalls vorkommt, der Scheckvertrag an ein zwischen den zu Beziehenden und dem Scheckkunden bestehendes echtes Kontokorrentverhältnis (§355 HGB) an, so bildet das Guthaben der aus der Vergleichung der Aktiv- und Passivseite sich zugunsten des Scheckkunden ergebende Aktivüberschuß, der Saldo des Kontokorrents. Enthält der Scheckvertrag die Bestimmung, daß nicht über das ganze Guthaben des Scheckkunden bei dem zu Beziehenden durch Scheck verfügt werden darf, so bildet nur derjenige Teil, bis zu dessen Höhe Schecke gezogen werden dürfen, das Guthaben im Sinne des § 3.

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Scheckgeld § 3

§ 3 b) Der Scheckvertrag [fällt seiner rechtlichen Natur nach zugleich unter die Kategorie der Anm. 3 Verträge auf Leistung an einen Dritten, nämlich den im Scheck bezeichneten oder durch Indossament legitimierten oder auch durch die bloße Jnnehabung des Schecks bestimmten Zahlungsempfänger (Assignatar; ScheckG §§ 4, 8). Vgl. Helwig, Verträge auf Leistung an Dritte, S. 101. Ob durch einen solchen Vertrag der Dritte das Recht auf die Leistung un­ mittelbar erwirbt, ist nach § 328 Abs 2 BGB in Ermangelung einer besonderen Bestimmung aus den Umständen, insbesondere aus dem Zwecke des Vertrags zu entnehmen. Nach den Gewohnheiten des Scheckverkehrs, wie sie sich in Deutschland entwickelt haben, und im Sinne des Scheckgesetzes wird die Frage für den Scheckvertrag zu verneinen sein. In der auslän­ dischen Schecklehre (vgl. die von G. Cohn bei Endemann S. 1155 Anm 117, 118 angeführten Schriftsteller) wird ein direktes Klagerecht des Scheckempfängers gegen den Bezogenen viel­ fach aus der Annahme der Übertragung des Eigentums an der Deckung von dem Aussteller auf den Bezogenen hergeleitet, eine nach deutschen Rechtsbegriffen juristisch un­ mögliche Konstruktion. Aber auch die Theorie einer Zession des in dem Scheck bezeichneten Teiles des Guthabens ist in der deutschen Rechtslehre schon vor Erlaß des Scheckgesetzes über­ wiegend abgelehnt worden, weil sie weder der regelmäßigen Absicht des Ausstellers entspricht noch in dem Schecke irgendeinen Ausdruck gefunden hat (vgl. G. Cohn a. a. O. bei Anm 119). Noch weniger spricht für die von G. Cohn selbst dort (bei Anm 122, 123) vertretene Theorie, wonach der Aussteller bei Ausstellung des Schecks als Bevollmächtigter des zu Beziehenden handeln und diesen gegenüber dem Scheckempfänger verpflichten soll. Der Entwurf des ScheckG von 1892 hatte allerdings im Anschlüsse an einen Teil des Schrifttums, insbesondere v. Canstein, Der Scheck nach dem österreichischen Ges v. 3. 4. 06, ein solches direktes Klage­ recht durch ausdrückliche Gesetzesbestimmung in § 10 einführen wollen; er hatte das damit zu begründen versucht, daß nach der deutschen Rechtsauffassung der Scheck der Barzahlung möglichst angenähert werden solle, und daß die Lage des Bezogenen dadurch in keiner Weise verschlechtert werde, da der Scheckinhaber sich alle Einreden aus der Person des Ausstellers gefallen lassen müsse. Auch der vorläufige Entwurf von 1907 enthielt noch diese Bestim­ mung. Gegen sie richtete sich hauptsächlich der im Schrifttum gegen diesen Entwurf sich geltend machende Widerspruch; (vgl. die Einleitung unter 2 S. 11). Der dem Reichs­ tage vorgelegte umgearbeitete Entwurf von 1908 enthielt denn auch diese Bestimmung nicht mehr und die Begründung (S. 14) legte die Gründe für die abweichende Stellungnahme gegen­ über den früheren Entwürfen ausführlich dar. Sie machte (in Übereinstimmung mit den im Schrifttum vorgebrachten Bedenken), hauptsächlich die Gefahr geltend, der der Bezogene ausgesetzt werde, Prozesse mit ihm ganz unbekannten und geschäftsfremden Dritten führen zu müssen und ihnen gegenüber für die richtige Einlösung der Schecke haftbar zu sein, wodurch eine (Äschwerung des Geschäftsbetriebes der Banken herbeigeführt werden würde, die deren Geneigtheit zur Eröffnung von Scheckkonten erheblich zu mindern geeignet sein würde; ande­ rerseits sei auch dem Scheckinhaber mit dem direkten Klagerecht wenig gedient, da er den Prozeß doch nur mit Unterstützung des Ausstellers erfolgreich würde führen können. Der auf die Ver­ sagung eines unmittelbaren Rechtserwerbs des Scheckempfängers gerichtete Wille des Ge­ setzes hat aber auch im Gesetze selbst einen deutlichen Ausdruck gefunden dadurch, daß es, im Gegensatze zu den früheren Entwürfen (§ 10 Abs 3 des Entwurfs von 1892), einen Wider­ ruf des Schecks durch den Aussteller nach Ablauf der Vorlegungsfrist gestattet; vgl. § 13 Abs 3 und Anm 4ff. dazu. In diesem Sinne hat sich auch das Reichsgericht in einem Urt v. 27. 3. 14, VII 515/13 (IW. 1914, 68312) ausgesprochen. Es ist dort ausgeführt, daß der Zahlungsempfänger gänzlich außerhalb des zwischen dem Aussteller und dem Bezogenen bestehenden Vertragsverhältnisses stehe und daß es an jeder gesetzlichen Grundlage fehle für die Annahme, er könne aus dem Scheck einen Zahlungsanspruch gegen den Bezogenen herleiten. Hätte dem als Zahlungsempfänger Bezeichneten (sofern es nicht der Aussteller selbst sei), oder überhaupt dem Inhaber des Schecks ein Forderungsrecht gegen den Bezogenen eingeräumt werden sollen, so würde es einer entsprechenden Bestimmung im Scheckgesetze bedurft haben; an einer solchen fehle es; nur das Rückgriffsrecht gegen den Aussteller und die anderen im § 15 des Gesetzes bezeichneten Personen stehe gegebenen Falles dem In­ haber zu; der unmittelbare Anspruch gegen den Bezogenen sei ihm nach deutschem Rechte wohlbedacht versagt. Auf demselben Standpunkte steht RGZ 99, 76/77. Anm. 3a Rechtlich nahe verwandt mit dem Scheckvertrage und häufig mit ihm verbunden ist der Girovertrag. Er unterscheidet sich von dem Scheckvertrage nur dadurch, daß der eine Teil (Girobank) die Verpflichtung übernimmt, die von dem anderen Teil (Girokunden) aus­ zustellenden Anweisungen (Giroanweisungen, bei der Reichsbank rote Schecke genannt) statt durch Barzahlung dadurch einzulösen, daß er sie von dessen Konto abschreibt und einem anderen Girokunden, der zu ihm oder zu einer anderen, an dem gleichen Abrechnungsver­ kehr beteiligten Girobank in einem Giroverhältnisse steht, auf dessen Konto gutschreibt bzw. gutschreiben läßt. Vielfach wird unter dem Ausdruck „Girovertrag" auch der Scheckvertrag

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mitverstanden oder geradezu als eine Unterart des Girovertrags (im weiteren Sinne) bezeich- § 3 net. Durch die Befugnis des Ausstellers und jedes Inhabers zur Herstellung von Ver­ rechnungsschecken (§ 14 ScheckG; vgl. Anm Iff dazu) ist der Scheckvertrag dem Giro­ verträge noch mehr angenähert. Näheres über den Girovertrag bei Brodmann in ZHR48, 121 ff.; Löwenfeld, Der Girovertrag. Vgl. die Girobestimmungen der Neichsbank im Anhang B1. 3. Der Abschluß desScheckvertrags bedarf keiner Form; er kann schriftlich und münd- Anm. 4 ilch, auch stillschweigend durch schlüssige Handlungen erfolgen. Vielfach üblich ist der Ab­ schluß durch Übergabe der den Scheckverkehr regelnden Geschäftsbedingungen der Bank und deren schriftliche Anerkennung durch den Kunden. Doch wird der Scheckvertrag auch häufig durch bloße Übergabe von vorgeschriebenen Scheckformularen, die zu einem Scheckbuche vereinigt sind, von feiten der Bank an den Kunden abgeschlossen; die Geschäftsbedingungen sind in dem Scheckbuche gewöhnlich abgedruckt. Auch in diesem Falle bilden sie einen Be­ standteil des Scheckvertrags. Dagegen können die bei der Bank geltenden Geschäftsbedin­ gungen nicht ohne weiteres als Bestandteil des Scheckvertrags angesehen werden, wenn sie weder dem Kunden zur Kenntnis gebracht noch darauf bei Abschluß des Scheckvertrags Bezug genommen worden ist (RGZ 66, 39). In diesem Falle gelten für den Scheckvertrag die all­ gemeinen gesetzlichen Bestimmungen, die sich aus dem BGB und dem HGB ergeben; außer­ dem aber ist, wenn beide Teile Kaufleute sind, gemäß § 346 HGB auf die im Handelsver­ kehr geltenden Gewohnheiten und Gebräuche Rücksicht zu nehmen. — Daß der Scheckvertrag auch schon durch bloßes Stillschweigen des zu Beziehenden auf einen an ihn gerichteten An­ trag auf Eröffnung eines Scheckkontos zustande komme (wie Conrad Handbuch S. 111 unter Bezugnahme auf die §§ 663 BGB, 362 HGB annimmt), kann in dieser Allgemeinheit nicht anerkannt werden; § 663 BGB begründet unter der Voraussetzung, daß der, an den der An­ trag gerichtet ist, sich öffentlich zum Eingehen von Scheckverträgen erboten hat (eine Voraus­ setzung, die durch den Betrieb eines Bankgeschäfts nicht ohne weiteres gegeben sein wird), allerdings eine Verpflichtung desselben, eine etwaige Ablehnung dem Antragsteller unver­ züglich anzuzeigen; die Nichterfüllung dieser Verpflichtung hat aber nicht das Zustande­ kommen des Vertrags, sondern nur eine außervertragliche Schadensersatzpflicht zur Folge, die lediglich auf den Ersatz des negativen Vertragsinteresses (Vertrauensschaden) gerichtet ist; vgl. RGRKomm zu § 663 Anm 3. § 362 HGB aber erfordert, daß der Antrag von jemandem ausgeht, mit dem derjenige, an den er gerichtet ist, in Geschäftsverbindung steht; liegt diese Voraussetzung vor, so gilt allerdings, falls der Geschäftsbetrieb des letzteren auf Besorgung solcher Geschäfte gerichtet ist, sein Stillschweigen als Annahme des Antrags. Soweit die Voraussetzungen einer von diesen beiden Gesetzesbestimmungen nicht vorliegen, könnte nur § 151 BGB in Frage kommen; nach dieser Bestimmung bedarf es in der Regel schlüssiger, wenn auch (falls der Antragende auf Erklärung der Annahme ihm gegenüber ver­ zichtet hat) nichl gegenüber dem Antragenden vorgenommener Annahmehandlungen (RGZ 87, 323); unter Umständen kann auch ein bloßes Stillschweigen Annahme bedeuten, wenn eine dahingehende Verkehrssitte oder, soweit beiderseits Kaufleute in Betracht kommen, ein Handelsgebrauch (§ 346 HGB) besieht (RGZ 54, 181; 58, 69); doch wird das für den Scheckvertrag als Regel zu verneinen sein. 4. Weiterer Inhalt des Scheckvertrags. Außer seinem wesentlichen Inhalte (oben Anm. 5 unter 2), kann der Scheckvertrag beliebige Bestimmungen über die Regelung des auf die Scheckziehung und Scheckeinlösung sich beziehenden Rechtsverhältnisses zwischen dem zu Beziehenden und dem Scheckkunden enthalten (accidentalia negotii). Zu den gebräuch­ lichsten gehören die folgenden: a) Bestimmungen über die Anlage und Behandlung des zur Ein­ lösung des Schecks bestimmten Guthabens, insbesondere dahin, daß für dieses Guthaben ein besonderes, von den übrigen Konti des Scheckkunden getrennt zu haltendes Konto anzulegen sei, und darüber, ob der Scheckkunde bis zur Höhe dieses Kontos Schecks ziehen dürfe oder eine „eiserne Reserve" stehenlassen müsse; letzteres besonders beim Postscheck, vgl. zu 8 2 Anm 16. Vielfach findet sich in den Geschäftsbedingungen der Banken die Bestimmung, daß sämtliche Konten des Kunden, auch etwaige conti separati, als Teile eines einheitlichen Kontokorrents anzusehen seien (so die bei Sontag, BankA 3, 182 abgedruckten Geschäftsbedingungen einer Berliner Großbank, die allerdings dort lediglich auf Beweg­ gründe steuerrechtlicher Natur zurückgeführt werden); ähnlich die Reichsbank, Ziff 5 Abs 4 der Girobestimmungen: „Das Giroguthaben haftet der Bank für ihre Forderungen aus allen ' Geschäftszweigen." Durch solche Bestimmungen wird das Recht des Bezogenen, das auf dem Scheckkonto sich ergebende Guthaben gegen aus anderen Kontis sich ergebende Passivsaldi des Kunden aufzurechnen und insoweit die Einlösung von Schecken zu verweigern, zum Ausdrucke gebracht. Aber auch wo solche Bestimmungen nicht ausdrücklich getroffen sind, wird die Befugnis des Bezogenen zur Aufrechnung mit Forderungen, die ihm gegen den Scheckkunden aus anderen Rechtsverhältnissen, z. B. aus dem Kauf von Effekten, zustehen 4*

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§ 3 und die deshalb auf anderen Äonti verbucht sind, nicht versagt werden können. Has RG hat in einer älteren für das gemeine Recht ergangenen Entscheidung (NGZ 12, 85, d>er Bank die Aufrechnung des auf Girokonto gebuchten Aktivsaldos des Kunden gefeit Passiv­ saldi auf andere Konten versagt auf Grund der Annahme, daß es sich dabei um en depositum irreguläre handle, bei welchem nach gemeinem Rechte die Aufrechnungseinrede ausgeschlossen sei. In der II. Kommission für das BGB wurde bei Beratung der Vorschriftm über den Verwahrungsvertrag beantragt, zu bestimmen, daß im Zweifel eine Aufrechmuy gegen die Forderungen aus einem solchen Vertrage nur mit Forderungen aus demselber Rechtsver­ hältnisse stattfinde, und es wurde zur Begründung dieser Auslegungsregel utter Bezug­ nahme auf die reichsgerichtliche Entscheidung ausgeführt, es verstoße gegen die regelmäßige Parteiabsicht, wenn z. B. die Bank ihren Girokunden gegenüber wegen Gegenorderungen aus anderen Geschäften mit deren Giroguthaben aufrechne. Der Antrag wurde jedoch von der Mehrheit der Kommission abgelehnt mit der Begründung, eine für die Mehrzchl der Fälle zutreffende Auslegungsregel könne nicht gegeben werden; bisweilen werde mar allerdings als die Meinung der Parteien ansehen müssen, daß die Rückgewähr ohne Rücksicht auf Gegen­ forderungen des Verwahrers jederzeit erfolgen müsse, so beim Giroverkehr der Banken; nicht dagegen beim Depositenverkehr der Banken, wo das im bisherigen Reqte geltende Verbot der Aufrechnung vertragsmäßig außer Kraft gesetzt zu werden pflege (Protokolle der II. Kommission Bd. II S. 396, 398f.). Im BGB ist infolgedessen das Verlöt der Auf­ rechnung beim depositum irreguläre nicht ausgenommen, vielmehr die Anwendung der Vorschriften über das Darlehen angeordnet worden (§ 700). Demnach wird ier Aufrech­ nung auch beim Girokonto (Scheckkonto) nichts entgegenstehen; die Bemerkung n den Kommissionsprotokollen kann nicht maßgebend sein, zumal da der Giro-(Scheck-)Ven:ag vielfach nur ein Bestandteil des Depositenvertrags ist und die oben angeführten Geschäftsbedingungen großer Banken zeigen, daß ein die Ausschließung der Auftechnung fordernder allgemeiner Handelsgebrauch jedenfalls nicht besteht. Wie hier Lessing, 8 3 Anm III b S. 52; Staub HGB 9. Aufl Exk zu § 363 Anm 9; a. M. Simonson bei Gruchot 50 S. 48; zweifelnd Hoff­ mann BankA 4, 132. Eine andere Frage ist, ob der Bezogene nach dem Scheckvertrage berechtigt vt, mit einer eigenen Forderung gegen den Scheckinhaber aufzurechnen, also diesen statt durch Bar­ zahlung durch Aufrechnung seiner Forderung gegen ihn zu befriedigen. Vgl. darüber Reichel in LZ 1913, S. 97 und das dort von ihm besprochene Urteil des Schweizerischen Burdesgerichts. Reichel weist zunächst als auf ein für die Bejahung der Frage sprechendes Moment auf den Verrechnungsscheck hin, dessen Einlösung nur durch Verrechnung erfolgen darf, woraus ge­ schlossen werden könnte, daß bei allen Schecks Einlösung auch durch Verrechnung erfolgen kann. Er gelangt aber dennoch schießlich zur Verneinung, hauptsächlich aus dem Grunde, weil der Bezogene nicht Schuldner des Scheckinhabers sei, also die zur einseitigen Aufrech­ nung erforderliche Gegenseitigkeit der Leistungsschulden (§ 387 BGB) fehle. Dieser Grund dürfte in der Tat durchschlagen. Es liegt auch keineswegs im Sinne des Scheckinstituts, daß der Schecknehmer für seine ihm gegen den Aussteller zustehende Forderung, für die er Bar­ zahlung beanspruchen kann, infolge der Entgegennahme eines Schecks auf eine Bank, der er zufällig Geld schuldet, nunmehr statt der Barzahlung sich die Befriedigung durch Auftechnung gefallen lassen müßte. Der Verrechnungsscheck steht nicht entgegen, weil durch dessen Ent­ gegennahme der Nehmer sich damit einverstanden erklärt, daß ihm der Scheckbetrag nicht bar ausbezahlt, sondern auf sein Konto bei dem Bezogenen verrechnet, also, soweit er dessen Schuldner ist, durch Aufrechnung gegen diese Schuld getilgt werde. Anm. 6 b) Eine Bestimmung, daß die Ausstellung der Schecke nur auf den besonderen, von dem zu Beziehenden hergestellten, numerierten und dem Kunden übergebenen Scheckformu­ laren erfolgen darf. Diese Bestimmung bildet die hauptsächlichste Gewähr für die Sicher­ heit des Scheckverkehrs und die Verhütung von Mißbräuchen und Fälschungen. Andere als Formularschecke kommen kaum vor und würden ohne weiteres den Verdacht des Mißbrauchs erregen. Doch ist die Ausstellung auf dem vorgeschriebenen Formular kein wesentliches Erfordernis des Schecks und begründet deshalb auch ein solcher Bestimmung zuwider ohne Formular ausgestellter Scheck, falls er begeben und genommen ist, eine scheckrechtliche Regreß­ pflicht des Ausstellers und der Indossanten. Anm. 7 c) Bestimmungen, durch welche dem Scheckkunden besondere Verpflichtungen bei Auf­ bewahrung und Ausfüllung der Scheckformulare auferlegt werden, sowie weitergehende Bestimmungen, durch welche die Gefahr der Einlösung falscher oder verfälschter Schecke auf den Scheckkunden abgewälzt werden soll. Vgl. über die Bedeutung und Wirkung solcher Klauseln sowie über die Grenzen, innerhalb deren sie zulässig sind, zu § 23 Anm 12. Anm. 8 d) Häufig findet sich in den Scheckverträgen die ausdrückliche Bestimmung, daß das Aus­ stellen (Ausschreiben) von Schecken ohne entsprechendes Guthaben (ungedeckten Schecken) unstatthaft sei. Eine solche Bestimmung gibt der bezogenen Bank oder Anstalt

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zwar dcnsRecht, beim Nichtvorhandensein eines Guthabens einen von diesem gezogenen8 3 Scheck Mrtckzuweisen, verpflichtet sie aber nicht zur Zurückweisung und auch nicht einmal^ zur Bemackrichtigung des Scheckkunden vor der Einlösung; die Bestimmung kann vielmehr ohne Rcechsirrtum dahin ausgelegt werden, daß sich durch sie lediglich die Bank gegen das Berlangiender Einlösung ungedeckter Schecke schützen wollte, und andererseits darf davon ausgegamgar werden, daß der Aussteller, solange er nichts Gegenteiliges kundgibt, auch im Falle de Überziehung seines Guthabens mit der Einlösung eines von ihm ausgeschriebenen und aus de Hand gegebenen Schecks einverstanden ist; so RGRUrt v. 20. 10. 25, II42/25. — Die Nichtenhaltung der Verpflichtung, keine ungedeckten Schecke zu ziehen, durch den Bank­ kunden kam, insbesondere im Falle der Wiederholung, unter Umständen zur Kündigung des Scheckrertrags wegen wichtigen Grundes durch den Einlösungsverpflichteten führen; vgl. unten Anm 10.

5. Beewigung des Scheckvertragsverhältnisses. a) Ist das Scheckvertragsverhältnis auf bestimmte Zeit eingegangen, so endigt es mitAnm. 9 dem Ablaute dieser Zeit (§ 620 BGB). Fehlt es an der ausdrücklichen Festsetzung eines End­ termins, so wird sich die Beendigung häufig aus der Beendigung des Gesamtvertragsver­ hältnisses ergeben, von welchem der Scheckvertrag einen Teil bildet (vgl. oben Anm 2). Ist die Grundlcge des Scheckvertrags ein fortlaufendes Depositenverhältnis, so wird das Scheck­ tz ertragsver)ältnis und damit die Verpflichtung des Bezogenen zur Einlösung der von dem Kunden ausgestellten Schecke nicht ohne weiteres dadurch beseitigt werden, daß zeitweise das Guthaben erschöpft ist, vielmehr wird bei Wiederentstehung eines Guthabens auch die Scheck­ einlösungspflicht wieder in Kraft treten. Beruht das Scheckvertragsverhältnis auf einem Krediteröffnungsrertrag, so erlischt die Einlösungspflicht, sobald der zu eröffnende Kredit erschöpft ist, falls nrht ein weiterer bewilligt wird. b) Durch Kündigung kann das Scheckvertragsverhältnis, sofern es sich, was die RegelAnm. 10 bildet (vgl. oben Anm 2), als ein (entgeltliches) Dienstverhältnis darstettt, gemäß § 623 Halb­ satz 1 BGB von jedem von beiden Teilen jederzeit beendigt werden,tda die Vergütung nicht nach Zeitabschnitten bemessen ist, und zwar ohne Kündigungsfrist, da § 623 Haibsatz 2 nicht in Frage kommt; doch darf der Bezogene nur in der Art kündigen, daß der Kunde für die Einlösung seiner Schecks anderweit Fürsorge treffen kann, es sei denn, daß ein wichtiger Grund für die unzeitige Kündigung vorliegt; er wird also, falls ein solcher Grund nicht vor­ liegt, die zur Zeit der Kündigung umlaufenden Schecke des Kunden noch einlösen müssen; unter Umständen auch solche Schecke, die nach der Kündigung ausgestellt sind, falls der Kunde, z. B. weil er sich auf einer Geschäftsreise befindet, noch nicht für anderweite Regulierung seiner Zahlungsverbindlichkeiten hat Sorge tragen können; andernfalls hat er ihm den aus der Nichteinlösung entstehenden Schaden zu ersetzen (§ 675 in Verbindung mit § 671 Abs 2 BGB). Dagegen findet eine Beendigung durch Widerruf von feiten des Auftraggebers mir statt, wenn es sich ausnahmsweise um einen unentgeltlichen Auftrag handelt, da (was Conrad Handbuch S. 113 übersieht), § 671 Abs 1 in § 675 auf Dienstverträge nicht für an­ wendbar erklärt ist, doch steht die dem Kunden fteistehende jederzeitige Kündigung ohne Kün­ digungsfrist sachlich dem Widerrufe gleich. Auch kann der Scheckkunde dadurch, daß er keine Schecke auf den Bezogenen mehr zieht, das Scheckverhältnis jederzeit faktisch beendigen. über den Widerruf ausgestellter Schecke vgl. § 13 Abs 3. — Liegt ein wichtiger Grund vor, so kann auch der Bezogene das Sch eckverh ältnis jederzeit kündigen, und zwar auch zur Unzeit für den Bezogenen. Ein wichtiger Grund liegt vor, wenn Umstände eingetreten sind, uwer denen einem Vertragsteile die Fortsetzung des Vertragsverhältnisses nach Treu und Glauben und nach verständigem Ermessen nicht mehr zugemutet werden kann. Dabei kommen zunächst schuldhafte, den Vertragszweck gefährdende Verfehlungen desjenigen, dem gekündigt werden soll — hier also des Scheckkunden —, gegen die Vertragspflichten in Frage, so etwa wiederholte Überziehung des Scheckguthabens, schwerere Verstöße gegen die Bestimmungen, welche zur Sicherung des Scheckverkehrs gegen Mißbräuche und Fäl­ schungen dienen sollen (vgl. oben Anm 6, 7), in Betracht. Ein schuldhaftes Verhalten des­ jenigen, dem gekündigt werden soll, ist aber keineswegs unbedingte Voraussetzung für das Vorliegen eines wichtigen Grundes; vielmehr können auch Umstände, die in der Person des Kündigenden, hier also des Bezogenen, eingetreten sind, die Kündigung aus wichtigem Grunde rechtfertigen: Erkrankung ohne Möglichkeit der Bestellung eines Vertreters, plötz­ lich erforderlich gewordene Aufgabe des Geschäfts. Dagegen werden Umstände, die von dem Bezogenen ohne dringende Notwendigkeit willkürlich herbeigeführt worden sind, für eine Kündigung zur Unzeit nicht genügen; also nicht die freiwillige Aufgabe des Geschäfts (a. M. Conrad Handbuch S. 113). Im ganzen ist die Beantwortung der Frage, ob ein wichtiger Grund wrliegt, Sache der Beurteilung des Einzelfalles und der Nachprüfung in der Revisionsinstmz entzogen. Vgl. über die Rechtsprechung des Reichsgerichts RGRKomm zu §626Anm1 mit Kasnstik. — Eine in den Vermögensverhältnissen des Kunden eingetretene

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§ L Verschlechterung wird einen wichtigen Grund zur unzeiligen Kündigung des Scheck­ vertrags an und für sich nicht bilden, da ja die Verpflichtung zur Einlösung von Schecken nur insoweit besteht, als ein „Guthaben" vorhanden ist; wenn dieses aber lediglich auf einem Krediteröffnungsvertrag ohne hinreichende Sicherheit beruht (vgl. oben Anm2u), so kann dieser Vertrag aus solchem Grunde widerrufen werden (§ 610 BGB), und mit ihm erlischt dann auch der Scheckvertrag. Andererseits kann der Scheckvertrag erlöschen, ohne daß der mit ihm verbundene Krediteröffnungsvertrag wegfällt, wenn z. B. die Verfehlungen des Kunden nur die Benutzung oder Aufbewahrung der Scheckformulare betreffen. Auf das Kündigungsrecht wegen Vorliegens eines wichtigen Grundes kann im voraus nicht verzichtet werden (RGZ 69, 363 und sonst; vgl. die im RGRKomm zu § 626 Anm 2 an­ geführten Entscheidungen). Dieser Satz wird auch für den Dienstvertrag, der eine Geschäfts­ besorgung zum Gegenstände hat, also für den Scheckvertrag, zur Anwendung zu kommen haben, obwohl in § 675 die für den Auftrag gegebene entsprechende Vorschrift des § 671 Abs 3 nicht ausdrücklich für anwendbar erklärt ist. — Anm. 11 c) Durch den Tod oder die nachträglich eintretende Geschäftsunfähig­ keit des Scheckkunden erlischt gemäß § 672 in Verbindung mit § 675 BGB der Scheck­ vertrag im Zweifel nicht. Sofern also nicht eine abweichende Vereinbarung ausdrücklich ge­ troffen ist oder sich aus den Umständen ergibt, werden der Erbe eines verstorbenen sowie der Vormund eines geschäftsunfähig gewordenen Scheckkunden auf Grund gehöriger, demBezogenen gegenüber zu führender Legitimation berechtigt sein, über das Guthaben durch Schecke zu verfügen; doch werden sie vorher die im Scheckvertrage etwa enthaltenen besonderen Be­ stimmungen, z. B. Hinterlegung ihrer Unterschrift bei dem Bezogenen, für ihre Person er­ füllen müssen. — Auch wenn vereinbart ist oder als vereinbart zu gelten hat, daß der ScheckDertraß durch den Tod usw. des Scheckkunden erlöschen soll, so hat dennoch der Einlösungs­ verpflichtete, wenn mit dem Aufschübe Gefahr verbunden ist, die von dem Scheckkunden aus­ gestellten Schecke auch nach dessen Tode einzulösen, bis der Erbe oder der gesetzliche Ver­ treter des Scheckkunden anderweit Fürsorge treffen kann; der Scheckvertrag gilt insoweit als fortbestehend (§ 672 Satz 2). Der Scheckvertrag gilt ferner zugunsten des Einlösungs­ verpflichteten als fortbestehend, bis dieser von dem Tode oder dem Eintritte der Ge­ schäftsunfähigkeit Kenntnis erlangt hat (§ 674); hat der Einlösungsverpflichtete einen von dem Scheckkunden vor seinem Tode oder vor oder nach Eintritt der Geschäftsunfähigkeit ausge­ stellten Scheck ohne Kenntnis dieser Ereignisse eingelöst, so kann er den Betrag auf das Gut­ haben des Scheckkunden anrechnen. — Durch den Tod des Einlösungsverpflichteten erlischt der Scheckvertrag im Zweifel gleichfalls nicht (§§ 673, 675 BGB). Das ist entspre­ chend anzuwenden auf den Fall der Auflösung einer juristischen Person (Aktiengesellschaft) oder einer sonstigen handelsrechtlichen Gesellschaft. Wenn aber infolge besonderer Ver­ einbarung der Scheckvertrag durch den Tod des Einlösungsoerpflichteten erlischt, so hat der Erbe den Tod dem Scheckkunden unverzüglich anzuzeigen und die Einlösung von diesem vor der Anzeige ausgestellter Schecke fortzusetzen, bis der Scheckkunde anderweit Fürsorge treffen kann; der Scheckvertrag gilt insoweit als fortbestehend (§ 673 Satz 2 BGB). d) Durch Konkurs. Anm. 12 a. Darüber, welchen Einfluß der Konkurs des Scheckkunden auf den Scheckvertrag, also auf die Verpflichtung des Bezogenen zur Einlösung von Schecken hat, sind im Gesetze nicht, wie von manchen Seiten befürwortet worden war (vgl. Simonson bei Holdheim 1892, 114 und bei Gruchot 50, 53; v. Canstein bei Holdheim 1892, 82; Cohn, ZBerglR 12 Anm 200), besondere Vorschriften gegeben. Die Begründung (S. 29) meint, es liege kein Anlaß vor, für diesen Fall eine andere Regelung als die aus dem bürgerlichen Rechte sich ergebende vor­ zuschreiben; der Bezogene dürfe, sobald er von der Eröffnung des Konkurses über das Ver­ mögen des Ausstellers Kenn nis erhalten habe, den Scheck nicht mehr einlösen, wenn er sich nicht nochmaliger Inanspruchnahme aussetzen wolle; habe dagegen der Bezogene einen Scheck, den der Gemeinschuldner vor Eröffnung des Konkurses ausgestellt habe, nach der Konkurs­ eröffnung ohne Kenntnis von derselben eingelöst, so werde er dadurch von seiner Verbind­ lichkeit auf Rückgabe der Deckung in Gemäßheit des 8 8 KO befreit; denn eine auf Anweisung des Gemeinschuldners, also mit seiner Einwilligung, an den Scheckinhaber erfolgte Leistung stehe im Sinne des § 8 der Leistung an den Gemeinschuldner gleich. Im Anschlüsse an diese Begründung nehmen Jaeger KO zu § 23 Anm 17; Lessing ScheckG S. 116; F. Meyer Weltscheckrecht I 274f., indem sie lediglich die Anweisungsgrundsätze des BGB zur An­ wendung bringen, an, daß § 23 KO nicht anwendbar sei; daß deshalb auch „die scheckrecht­ liche Anweisung" nicht schon von Rechtswegen hinfällig werde, wenn der Anweisende in Konkurs gerate; daß aber der Bezogene nach Maßgabe des 8 8 KO geschützt sei, falls er in Unkenntnis der Konkurseröffnung einen von dem Gemeinschuldner ausgestellten Scheck aus der vorhandenen Deckung einlöse; daß er dagegen sich durch Einlösung in Kenntnis der Konkurseröffnung nochmaliger Inanspruchnahme durch den Konkursverwalter aussetze

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und bei auf Kredit gezogenen Schecken aus einer nach Konkurseröffnung erfolgten Ein- § 3 lösung in jedem Falle (also auch, wenn er von der Konkurseröffnung keine Kenntnis hatte) einen Ersatzanspruch nur gegen den Gemeinschuldner, nicht gegen die Konkursmasse, auch nicht eine Konkursforderung erwerbe (§ 3 KO). Dabei wird vollkommen übersehen, daß es sich bei der Frage nicht um die Wirksamkeit des einzelnen ausgestellten Schecks handelt, der die rechtliche Natur einer „Anweisung" hat und deshalb deren Regeln folgt, sondern um die Fortdauer der durch den Scheckvertrag begründeten generellen Verpflichtung zur Ein­ lösung auszustellender Schecke. Dieser Scheckvertrag hat, wie oben dargelegt (Anm 2), die recht­ liche Natur eines Auftrags bzw. (da er in der Regel gegen Entgelt abgeschlossen wird) einer Dienst- oder Werkvertrags,dessen Gegenstand eine Geschäftsbesorgung ist; deshalb findet die Vorschrift des 8 23 Abs 1 bzw. 2 KO auf ihn unmittelbare Anwendung; er erlischt somit durch Eröffnung des Konkursverfahrens über das Vermögen des Dienstberechtigten (Scheck­ kunden). Jedoch finden die Vorschriften des § 672 Satz 2 und des §674 BGB entsprechende Anwendung (§ 23 Abs 1 Satz 2 KO). Der Bezogene (Dienstverpflichtete) hat also, wenn mit dem Aufschübe Gefahr verbunden ist, die Besorgung des übertragenen Geschäfts (die Ein­ lösung der Schecke) fortzusetzen, bis der Konkursverwalter Verfügung treffen kann, der Scheck­ vertrag gilt insoweit als fortbestehend (§ 672 Satz 2); und er gift ferner zugunsten des Bezogenen als fortbestehend so lange, bis der Bezogene von dem Erlöschen (durch die Kon­ kurseröffnung) Kenntnis erlangt oder das Erlöschen kennen muß. Die gleiche Rechtsauffassung wird vertreten von Fürst (LZ 1908 Sp. 412); Breit (bei Goldschmidt 69, 508); Reuther, Scheckvertrag S. 52. Der dem Bezogenen bei dieser Auffassung gewährte Schutz unterscheidet sich von dem Schutze des § 8 KO insofern, als er schon bei fahrlässiger Unkenntnis von der Konkurseröffnung versagt, wobei ihm jedoch die Fahrlässigkeit, bewiesen werden muß, während nach 8 8 KO er nur bei Kenntnis von der Konkurseröffnung nicht geschützt ist, diese Kenntnis aber vermutet wird, wenn die Eröffnung gehörig bekanntgemacht worden ist. Fürst a. a. O. will deshalb entweder den 8 674 BGB oder den § 8 KO anwenden, je nach­ dem die eine oder die andere Bestimmung dem Bezogenen günstiger ist. Dem wird, soweit es sich um Einlösung auf Grund vorhandener Deckung handelt, nichts entgegenstehen, da die Einlösung des Schecks in solchem Falle unbedenklich mit Jaeger a. a. O. als eine auf eine zur Konkursmasse zu erfüllende Verbindlichkeit (Rückerstattung der Deckung) an den Gemein­ schuldner (nämlich auf seine Anweisung an den von ihm bezeichneten Dritten) erfolgte Leistung bezeichnet werden kann. Das von Simonson (GruchotsBeitr 50, 48) dagegen erhobene Be­ denken, daß der Gemeinschuldner nicht mehr als der zur Einwilligung in die Leistung an den Dritten Berechtigte angesehen werden könne, erledigt sich durch die Erwägung, daß nach 8 8 gerade die im guten Glauben bewirkte Leistung an den n i ch t m e h r v e r f ü g u n g s b e r e ch t i g t e n Gemeinschuldner tilgend wirkt. Breit (a. a. O. S. 512) tritt der Anwendung des 8 8 KO von der durch ihn (ebenda S. 481) vertretenen Auffassung aus entgegen, daß die Einlösung eines durch aktives Guthaben gedeckten Schecks nicht Leistung auf dieses Guthaben sei, son­ dern Begründung einer selbständigen Gegenforderung des Bezogenen auf Erstattung seiner Aufwendung aus der Geschäftsbesorgung, die gegen die Deckung (den „Vorschuß") aus­ gerechnet werden könne; von diesem Standpunkte aus kann er zu einem wirksamen Schutze des gutgläubig nach Konkurseröffnung einlösenden Bezogenen nur durch Annahme eines pfandähnlichen Absonderungsrechts an der Deckung gelangen. Dieser Umweg ist aber überflüssig, da (wie oben Anm 2 dargelegt) der Scheckvertrag gerade dahin geht, daß ein be­ stehendes Guthaben statt durch Zahlung an den Gläubiger durch Einlösung der von diesem ausgestellten Schecke zu tilgen ist. Handelt es sich aber um einen Scheckvertrag, dem ein Krediteröffnungsvertrag zugrunde liegt, so wird nach der hier vertretenen Auffassung durch 88 23, 27 KO für den einlösenden Bezogenen im Falle des 8 672 (Einlösung bei Ge­ fahr im Verzüge, sei es in Kenntnis oder Unkenntnis von der Konkurseröffnung) eine Masseforderung, im Falle des 8 674 (Einlösung infolge Unkenntnis von der Konkurs­ eröffnung ohne Gefahr im Verzüge) eine gewöhnliche Konkursforderung begründet, während ihm, wenn lediglich 8 8 KO anwendbar wäre, in beiden Fällen eine Forderung im Konkurse überhaupt nicht, sondern nur ein Ersatzanspruch gegen den Gemeinschuldner in dessen kon­ kursfreies Vermögen erwachsen würde. Übrigens würde, auch wenn man in dem Scheck­ verträge nicht einen eigentlichen Dienst- oder Werkvertrag im Sinne des BGB, sondern nur ein diesen Verträgen ähnliches Rechtsgeschäft sehen wollte, die entsprechende An­ wendung des 8 23 KO zulässig und geboten sein. Für Anwendung des 8 23 Fürst LZ 1908, 410ff.; Mey in ArchBürgR 30, 106; Reuther Scheckvertrag S. 52; Scholz in Ehrenbergs Handbuch V Abt II 8 215 S. 794 für den Postscheck, für welchen noch die besondere Be­ stimmung des 8 H PostscheckO (Anhang C 2) in Betracht kommt. — Unerheblich ist für diese Fragen, ob die Ausstellung des Schecks vor oder nach der Konkurseröffnung erfolgt ist; a. M. Reuther a. a. O. S. 54/55 unter irriger Berufung auf 8 7 KO, indem er übersieht, daß das Vertragsverhältnis nicht erst durch die Ausstellung des Schecks begründet wird und

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§ A daß im übrigen nicht Rechtshandlungen des Gemeinschuldners, sondern Leistungen seines Vertragsgegners (Einlösung der Schecke) in Erfüllung des vorher abgeschlossenen Vertrags in Frage stehen. Ist die Einlösung von Schecken durch den Bezogenen vor der Eröffnung des Konkursverfahrens, aber nach der Zahlungseinstellung oder dem Eröffnungsantrage erfolgt, so kann eine Anfechtung wegen Kenntnis von der Zahlungseinstellung oder dem Eröffnungsantrage (§§ 30ff. KO) nicht gegen den Bezogenen, sondern nur gegen den Scheckinhaber, der die Zahlung erhalten hat und zwar gegen diesen nur mit den aus § 24 ScheckG (vgl. die Anmerkungen zu diesen Paragraphen) in Verbindung mit § 34 KO sich ergebenden Beschränkungen stattfinden (RG 35, 26; IW 99, 144"). Anm. 13 ß. Der Konkurs des Gescbäftsbesorg ers, also hier des Einlösungs­ pflichtigen (zu Beziehenden) bringt den Scheckvertrag nicht ohne weiteres zum Er­ löschen. Der Konkursverwalter kann gemäß § 17 KO, der auch auf Dienst- oder Werkver­ träge, die eine Geschästsbesorgung zum Gegenstände haben, Anwendung findet (Busch KO zu § 17 Anm 1), durch Einlösung der von dem Kunden ausgestellten Schecke den Vertrag erfüllen; er kann dann, soweit dem Kunden noch Verpflichtungen obliegen (Anrechnung der Zahlungen auf sein Guthaben usw.) auch die Erfüllung dieser Verpflichtungen verlangen. Doch kann der Scheckkunde von dem ihm zustehenden Kündigungsrechte (vgl. oben Anm 10) Gebrauch machen und dadurch den Vertrag zum Erlöschen bringen. Auch der Konkursverwalter kann, statt den Vertrag zu erfüllen, von dem Kündigungsrechte des Ge­ meinschuldners (oben ebenda) Gebrauch machen; ein Schadensersatzanspruch des Scheck­ kunden wegen Nichterfüllung als Konkursforderung (§ 26 KO; RGZ 78, 91) gelangt in sol­ chem Falle nicht zur Entstehung, wohl aber unter Umständen, wenn der Konkursverwalter, ohne gekündigt zu haben, die Schecke nicht einlöst. Anm. 14 Zusatz 1: Fremde Rechte. Vgl. die Anhänge unter G. Außer Deutschland stellen noch Öster­ reich (§ 2 Nr 5) und Ungarn (§ 1 Nr 3) das Erfordernis der Guthabenklausel auf; die anderen Gesetzgebungen kennen es nicht. Das tatsächliche Vorhandensein einer „Deckung" wird als mate­ rielle Grundlage des Scheckverhältnisses durchgängig vorausgesetzt, aber in den meisten Gesetz­ gebungen nicht als formelles Erfordernis für die Gültigkeit des Schecks aufgestellt. Das französische Gesetz (v. 14. 6. 65 Art 2) verlangt jedoch eine „Provision präalable“ als Be­ dingung der Scheckziehung und belegt in Art 6 Abs 2 die Scheckziehung ohne solche mit Strafe. Aber auch dort ist streitig, ob ein Scheck ohne vorgängige Deckung als solcher nichtig ist und nur unter Umständen etwa als Wechsel aufrechterhalten werden kann, oder ob dem gutgläubigen Nehmer daraus scheckrechtliche Negreßansprüche erwachsen; die herrschende Meinung ist allerdings für die Nichtigkeit. Auch in Belgien wird, obwohl das Gesetz nicht ausdrücklich eine Provision pr&dable verlangt, aus der Strafbestimmung des Art 5 Abs 2 von der Rechtsprechung die Nichtigkeit des Schecks ohne solche hergeleitet. Wie Frankreich verlangt auch Spanien (Art 536), daß der Aussteller schon vor der Trassierung die ent­ sprechenden Fonds dem Bezogenen überweise. Nach schweizerischem Scheckrecht (Art 831 OblRecht) darf ein Scheck nur ausgestellt werden, wenn der Aussteller über den angewiese­ nen Betrag sofort zu verfügen das Recht hat, und werden für die Zuwiderhandlung besondere Nachteile angedroht (Art 837); daß der Scheck dadurch ungültig werde, wird aber von der herrschenden Meinung verneint. Näheres bei Meyer Weltscheckrecht I S. 59ff. Anm. 15 Zusatz 2: Zukünftiges Weltscheckrecht. Das im geltenden deutschen, österreichischen und ungarischen Rechte enthaltene Erfordernis der Bezugnahme auf das dem Scheck zu­ grunde liegende Rechtsverhältnis zwischen Aussteller und Bezogenem (Guthabenklausel) fand in den Vorschlägen und Entwürfen für ein einheitliches Weltscheckrecht wenig Anklang. Auch der Meyersche Entwurf enthält Bestimmungen weder über die Guthabenklausel noch über das Vorhandensein einer Deckung; Meyer verwirft alle solche Vorschriften als unzweckmäßig und jedenfalls über den Rahmen eines einheitlichen Scheckgesetzes hinausgreifend (Meyer Weltscheckrecht II S. 29ff.). Bei den Beratungen der zweiten Haager Konferenz be­ antwortete die erste Sektion die betreffende Frage (11) des Fragebogens dahin, daß das Nichtvorhandensein oder ungenügende Vorhandensein einer Provision die Gültigkeit eines Schecks als solchen nicht hindern, sondern nur zivilrechtliche, strafrechtliche oder fiskalische Folgen nach sich ziehen solle, die von der einzelstaatlichen Gesetzgebung des Landes der Aus­ stellung zu regeln seien. Die übrigen Sektionen sprachen sich übereinstimmend dahin aus, daß das einheitliche Scheckgesetz die Folgen der Ausstellung ungedeckter Schecke nicht positiv regeln, sondern nur aussprechen solle, daß das Fehlen einer Provision die Gültigkeit des Schecks nicht beeinträchtigen dürfe. Die in dem Fragebogen nicht berührte Frage der Guthabenklausel wurde in der Beratung des Comitö central erörtert und das Erfordernis einer solchen gegen wenige Stimmen, darunter die Deutschlands, abgelehnt. Doch wurde auf Veranlassung des deutschen Vertreters als Meinung des Comitä festgestellt, daß die Bezug­ nahme auf das Guthaben (indication des fonds) im Scheck erlaubt bleiben soll, da sie die rechtliche Natur des Schecks als eines „mandat pur et simple“ (oben zu 8 1 Anm 40) nicht

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berühre (Actes II S. 155f.). Im übrigen sprach die Konferenz in Art 3 ihrer Beschlüsse — § 3 Anhang H zu diesem Kommentar — aus, daß der Scheck nur auf eine Person gezogen werden solle, die Geldbeträge (fonds) zur Disposition des Ziehenden hat und nach Maßgabe einer ausdrücklichen oder stillschweigenden Vereinbarung, nach welcher der Bezogene zur Zahlung des Schecks verpflichtet ist. Den Vertragsstaaten soll die Befugnis Vorbehalten bleiben, die zivil- und strafrechtlichen sowie die fiskalischen Folgen der Ausgabe eines Schecks im Falle der Nichtbeobachtung der vorstehend angegebenen Bedingungen oder eines vordatierten Schecks (post-datö, vgl. oben zu 8 1 Anm 28, der zur Verschleierung des Nichtvorhanden­ seins eines Guthabens bei der Ausstellung des Schecks dienen könnte) zu regeln, jedoch mit der Maßgabe, daß die Gültigkeit der Urkunde als Scheck dadurch nicht berührt werden darf.

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Als Zahlungsempfänger kann entweder eine bestimmte Person oder Firma oder der Inhaber des Schecks angegeben werden. Der Aussteller kann sich selbst als Zahlungsempfänger bezeichnen. Sind dem Namen oder der Firma des Zahlungsempfängers die Worte „oder Überbringer" oder ein gleichbedeutender Zusatz beigesügt oder enthält der Scheck keine Angabe darüber, an wen zu zahlen ist, so gilt er als auf den Inhaber gestellt. 1. Zahlungsempfänger im Scheck. Nach § 1 des Gesetzes ist die Bezeichnung de8-Anm. 1 jenigen, an den gezahlt werden soll — des Zahlungsempfängers oder nach dem Sprach­ gebrauchs der Wechselordnung des Remittenten — im Gegensatze zum Wechsel (Art 4 Nr 3 WO) kein wesentliches Erfordernis des Schecks; vgl. oben zu § 1 Anm 32 unter a. Anders wollte der Entwurf von 1892 (§ 1 Nr 3) und auch noch der vorläufige Entwurf von 1907 die Fragen regeln. In der Begründung des ersteren war zur Rechtfertigung der Not­ wendigkeit der Bezeichnung eines Zahlungsempfängers auf „die Natur der Sache und die Analogie der Wechselordnung" Bezug genommen. Der Hinweis auf die Wechselordnung ging aber um deswillen fehl, weil für diese die Notwendigkeit, die Bezeichnung eines Zah­ lungsempfängers als wesentliches Erfordernis aufzustellen, sich daraus ergab, daß der Wechsel lediglich Orderpapier ist und nicht auf den Inhaber gestellt werden darf, während der Scheck schon nach den Entwürfen als Inhaberscheck zugelassen werden sollte. Dann aber war es ein unnötiger Formalismus, zu verlangen, daß im Scheck ausdrücklich ein Zahlungsempfänger bezeichnet werden müsse; vielmehr liegt die Annahme nahe, daß ein Scheck, in welchem eine solche Bezeichnung fehlt, als Inhaberscheck gemeint ist. Kennt doch auch das allgemeine bürgerliche Recht Verpflichtungsurkunden, in denen ein Gläubiger nicht bezeichnet ist, und wendet auf sie die Vorschriften über Jnhaberpapiere an, falls sie unter Umständen ausgegeben werden, aus welchen sich ergibt, daß der Aussteller dem Inhaber zur Leistung verpflichtet sein will (§ 807 BGB). Die „Natur der Sache", die so oft an Stelle einer wirklichen Be­ gründung dienen muß, vermochte die Vorschrift der Entwürfe gleichfalls nicht zu stützen. Sie erregte denn auch lebhaften Widerspruch nicht nur im Schrifttum (Conrad bei Goldschmidt 57, 76ff.; Cohn ebenda 61, 17ff.), sondern namentlich in den betelligten kaufmännischen Kreisen; insbesondere wies der Zentralverein des deutschen Bank- und Bankiergewerbes in seiner Denkschrift darauf hin, daß die bestehende Praxis die Bezeich­ nung des Zahlungsempfängers nicht als wesentliches Erfordernis des Schecks betrachte, einen Scheck ohne diele Bezeichnung vielmehr als Inhaberscheck behandle. Der dem Reichstage vorgelegte Entwurf hat sich diesen Einwürfen nicht verschlossen, deshalb die Be­ zeichnung des Zahlungsempfängers als wesentliches Erfordernis fallen lassen und an dessen Stelle die Vermutung aufgestellt, daß ein Scheck, der keine Angabe darüber enthält, an wen zu zahlen ist, als auf den Inhaber gestellt „gelten" soll. Die Begründung (S. 20) be­ merkt dazu, der Entwurf habe den Standpunkt der Vorentwürfe verlassen, „um die Scheck­ ausstellung nicht unnötig zu erschweren und um zu verhindern, daß ungültige Schecke in Umlauf kommen". 2. Als Regel setzt aber das Gesetz voraus, daß der Scheck eine Angabe darüber ent-Anm.2 hält, an wen zu zahlen ist. Für diesen Regelfall bestimmt es, in welcher Weise der Zahlungs­ empfänger angegeben werden kann. Danach würden Schecke, die einen Zahlungsempfänger angeben, aber in einer anderen als der vom Gesetze gestatteten Weise, ungültig sein und auch nicht als Inhaberschecks aufrechterhalten werden können; denn die Angabe eines Zahlungs­ empfängers ist zwar nicht notwendig; erfolgt sie aber, so kann es nur in der vom Gesetze zugelassenen Weise geschehen (so mit Recht Lessing zu 8 4 Anm II 1 gegen Buff S. 40). Die Bezeichnung des Zahlungsempfängers kann erfolgen: a) durch Angabe einer bestimmten Person oder Firma; b) durch Angabe, daß an den Inhaber gezahlt werden soll.

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§ 4 a) Die angegebene Person kann eine natürliche oder juristische des bürgerlichen Anm. 3 Rechts (rechtsfähiger Verein, Stiftung) oder des Handelsrechts (Aktiengesellschaft, eingetragene Genossenschaft, GmbH), die Firma diejenige eines Einzelkaufmannes oder einer handels­ rechtlichen Gesellschaft (offene Handelsgesellschaft) sein. Eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts kann als Zahlungsempfänger nicht angegeben werden; wohl auch nicht ein nicht rechtsfähiger Verein, da dieser zwar einen Namen trägt, aber keine Person ist und unter „Firma" nur der Name eines Kaufmannes verstanden werden kann. A. M. Lessing Anm I11; Buff S. 40. Es ist jedoch nicht erforderlich, daß die bezeichnete Person oder Firma wirklich existiert; vielmehr genügt es, daß die Angabe, so wie sie erfolgt ist, eine Person oder Firma bezeichnen kann. Die Sache liegt in dieser Beziehung ebenso wie bei der Bezeichnung des Bezogenen und des Ausstellers; vgl. oben zu § 1 Anm 5 u. 24. Im Gegensatz zum Wechsel (Art 4 Nr 3 WO) braucht die Person nicht mit ihrem Namen bezeichnet zu sein; es genügt auch eine Kennzeichnung auf andere Weise. Meyer Weltscheckrecht I S. 91 will aus dem Abs 2 des Paragraphen herleiten, daß die Person mit ihrem Namen zu bezeichnen sei. Solche Be­ deutung dürfte indessen der allerdings gegenüber Abs 1 nicht ganz genauen Ausdrucksweise des Abs 2 nicht beizumessen sein. Ist die Person auf irgendeine Weise erkennbar bezeichnet (England: „with reasonable certainty“), so.würde es ein nicht zu billigender Formalismus sein, ohne ausdrückliche gesetzliche Bestimmung statt ihrer den Inhaber als Zahlungsempfänger anzusehen. Eine klare und bestimmte Angabe ist jedoch wie für den Wechsel (RGZ 66, 9) so auch hier erforderlich. Die Angabe mehrerer Zahlungsempfänger schließt eine solche Bestimmtheit nicht ohne weiteres aus, sofern nur klar ist, in welchem Verhältnis diese in bezug auf die Zahlung stehen sollen. Sind sie kumulativ nebeneinander genannt („an Lund U."), so wird § 420 BGB (obwohl eine Verpflichtung des Bezogenen zur Leistung gegenüber dem als Zahlungsempfänger Bezeichneten nicht begründet wird) entsprechend anzuwenden und deshalb der Bezogene berechtigt sein, an jeden zu gleichem Anteile zu be­ zahlen. So mit Recht Kuhlenbeck Anm 4, der es aber für „ratsamer" erklärt, daß der Be­ zogene nur an alle Zahlungsempfänger gemeinschaftlich zahle. Eine solche gemeinschaftliche Zahlung wird allerdings nicht nur ratsam, sondern geboten sein, weil ja nur gegen Aus­ händigung des Schecks zu zahlen ist, eine solche aber bei Teilzahlung an einen einzelnen der mehreren Berechtigten nicht erfolgen könnte. Lessing Anm II 1 will den § 432 BGB an­ wenden, da es sich bei der Zahlung auf einen Scheck um eine „unteilbare" Leistung handle; StStr WO Art 4 Anm 12 nehmen an, daß § 432 BGB entsprechend anwendbar sei, da eine anteilsweise Zahlung „dem Wesen des Wechsels" widerspreche. Zu beiden Auffassungen dürfte kein hinreichender Grund vorliegend sobald man nur beachtet, daß nur gegen Aus­ händigung des Papiers zu zahlen ist. — Ähnlich liegt die Sache, wenn (was gleichfalls zu­ lässig ist) mehrere Zahlungsempfänger in alternativer Weise („an 3E. oderU.") angegeben sind. Alsdann wird in entsprechender Anwendung des § 262 BGB „im Zweifel" (d. h. wenn nichts anderes aus der Benennung sich ergibt) der Bezogene nach seiner Wahl an den einen oder den anderen Benannten zahlen dürfen, selbstverständlich nur, wenn dieser imstande ist, ihm den Scheck auszuhändigen. StStr a. a. O. wollen auch hier den § 432 BGB anwenden, wohl gleichfalls ohne hinreichenden Grund. — Ist eine bestimmte Parson oder Firma als Zahlungsempfänger angegeben, so ist der Scheck auch ohne besondere Orderklausel ein Orderscheck, also durch Indossament übertragbar, sofern nicht der Aussteller die Übertragung durch die Worte: „nicht an Order" oder einen anderen gleichbedeutenden Zusatz untersagt hat (Rektascheck); § 8 ScheckG, vgl. Anm 3 dazu. Anm. 4 Der Aussteller kann sich selbst als Zahlungsempfänger bezeichnen (Abs 1 Satz 2). Ist dies geschehen, so ist der Scheck ein Scheck an eigene Order, sofern der Aussteller nicht die Übertragung durch Indossament untersagt hat, in welchem Falle nur an den Aussteller selbst gezahü werden kann. Solche Schecke sind üblich, damit der Aussteller über sein Gut­ haben auch zu seinen eigenen Gunsten auf diese Weise verfügen und den entsprechenden Betrag bar abheben kann. Ihre Zulassung entspricht der Zulassung von Wechseln an eigene Order in Art 6 Abs 1 WO. Über Schecke, in denen der Bezogene selbst als Zahlungs­ empfänger benannt ist, vgl. zu 8 1 Anm 8; über trassiert-eigene Schecke vgl. zu 8 1 Anm 9. b) Als Zahlungsempfänger kann auch der Inhaber des Schecks angegeben werden. Es ist damit, im Gegensatz zum Wechsel, der Scheck als Inhaberscheck zugelassen. Anm. 5 oc. Die Angabe kann entweder unmittelbar auf den Inhaber lauten oder in erster Linie auf eine bestimmte Person oder Firma, aber mit dem Zusatze: „oder Überbringer" oder einem gleichb ed eutenden Zusatze (etwa: „oderInhaber", „oder Vorzeiger"); Scheck mit alternativer Inhaberklausel. Auch in letzterem Falle gilt der Scheck als auf den In­ haber gestellt (Abs 2). Durch diese Bestimmung, die sich schon in dem Entwürfe von 1892 (unter 8 1 Nr 3) vorfand, ist die vor Erlaß des Scheckgesetzes lebhaft bestrittene Frage, ob ein Scheck mit alternativer Inhaberklausel als echtes Jnhaberpapier oder als gewöhnliche

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Schuld urkunde mit bloßer Legitimationserleichterung (hinkendes Jnhaberpapier) anzusehen § 4 sei, die zumeist in letzterem Sinne beantwortet wurde, in ersterem Sinne entschieden. In der Begründung zu dem Entwurf von 1892 (S. 21) ist dafür angeführt, daß der Scheck mit alternativer Inhaberklausel aus England übernommen („X or bearer“) und im Verkehr der Reichsbank und der Abrechnungshäuser (vgl. das Abkommen wegen der Berliner Ab­ rechnungsstelle v. 14.2.1883 zu B und Nr. 6 der Girobedingungen der Reichsbank, Anhänge B 2a un) B 1) üblich geworden sei. Seitdem ist diese Form des Inhaberschecks auch im Scheckver­ kehr der Banken mit Privatkunden derart üblich geworden, daß die Scheckformulare regel­ mäßig die Worte „oder Überbringer" enthalten und auf den Formularen vermerkt wird, daß Schecke, in denen diese Werte durchstrichen sind, nicht honoriert werden. Die Banken suchen dadurch die Pflicht zur Prüfung der Legitimation des Vorzeigers des Schecks von sich abzuwälzen. Schon für das Jahr 1907 glaubte Breit (Der Scheck mit alternativer In­ haberklausel, BankA 7 S. 151) feststellen zu können, daß der Berliner Scheckverkehr über­ haupt keine andere Form als den Scheck mit alternativer Inhaberklausel kenne, der somit für die Praxis „der Scheck" sei. Dagegen wendete sich aber Rießer (ebenda S. 155), der bezeugte, daß nur für den Verkehr der Girokunden der Reichsbank als Aussteller mit dieser als Bezogener der Scheck mit alternativer Inhaberklausel der Scheck sei, während im übrigen der Berliner Scheckverkehr den Orderscheck in weitem Umfange kenne und dieser hinsichtlich der Abrechnungsfähigkeit dem Scheck mit alternativer Inhaberklausel gleichstehe. ß. Der Inhaberscheck ist keine Schuldverschreibung auf den Inhaber im Sinne des Anm. 6 § 793 BGB, weil der Aussteller darin nicht dem Inhaber der Urkunde eine Leistung ver­ spricht, sondern nur einen Dritten anweist, dem Inhaber eine Leistung zu machen. Die Vor­ schriften der §§ 793ff. BGB können deshalb nicht ohne weiteres und nicht uneingeschränkt auf ihn Anwendung finden. Doch hat das RG in dem Urt v. 26. 9. 1913 (WarnRspr 1914 Nr 16) ausgesprochen, daß diese Vorschriften auch auf andere Jnhaberpapiere (damals han­ delte es sich um Inhaberaktien) insoweit anwendbar sind, als die Eigentümlichkeiten dieser Papiere keine abweichende Regelung bedingen. Das kann auch für den Inhaberscheck in der Weise anerkannt werden, daß die Vorschriften der §§ 793ff. so weit anwendbar sind, als sie sich aus dem rechtlichen. Wesen und der Natur der Jnhaberpapiere überhaupt ergeben und nicht mit der besonderen rechtlichen Natur des Schecks oder den im Scheckgesetze für ihn ge­ gebenen besonderen Vorschriften in Widerspruch stehen. Die Prüfung der einzelnen Vor­ schriften in dieser Richtung ergibt folgendes: § 793 ist insoweit nicht anwendbar, als er eine unmittelbare Leistungspflicht des Ausstellers gegenüber dem Inhaber begründet, wäh­ rend auf Grund des Schecks dem Aussteller nur eine bestimmt geordnete Regreßpflicht gegenüber dem Inhaber für den Fall der Nichteinlösung des Schecks durch den Bezogenen obliegt. Dagegen kommt § 793 insofern auch für den Inhaberscheck mittelbar in Betracht, als aus ihm mit dem erwähnten Urteile des RG gefolgert werden muß, daß bei InhaberPapieren die Inh ab erschüft „die erste und unerläßliche Voraussetzung" für die Geltend­ machung der Rechte aus dem Papiere ist und daß deshalb ohne solche Jnhaberschaft auch der Eigentümer des Schecks solche Rechte nicht geltend machen, insbesondere den Regreß gegen den Aussteller und die sonstigen aus dem Scheck Verpflichteten (vgl. § 15 ScheckG) nicht ausüben kann. Daß er vom Bezogenen nicht Zahlung verlangen kann, ohne In­ haber des Schecks zu sein, ergibt sich schon aus § 11 ScheckG, wonach der Scheck dem Bezogenen „zur Zahlung vorzulegen" ist. Darüber, ob und inwieweit der Bezogene berechtigt und verpflichtet ist, die Legitimation des Inhabers — also die Frage, ob dieser zur Verfügung über den Scheck scheckrechtlich berechtigt ist —zu prüfen, entscheidet nicht § 793, sondern im Ver­ hältnis zwischen dem Bezogenen und dem Aussteller der zwischen ihnen bestehende Scheck­ vertrag (vgl. oben zu 8 3 Anm 5 ff und zu § 23 Anm 10 ff). Dieser wird in Er­ mangelung besonderer Vertragsbestimmungen ergeben, daß der Bezogene zu einer solchen Prüfung in der Regel nicht berechtigt oder verpflichtet ist, daß er aber die Ein­ lösung verweigern kann und muß, wenn ihm — sei es durch Mitteilung des Ausstellers oder auf andere Weise — bekanntgeworden ist, daß der Inhaber nicht der Verfügungs­ berechtigte ist, und daß er dem Aussteller für den diesem etwa entstehenden Schaden haftbar ist, wenn ihm das auch nur fahrlässig nicht bekanntgeworden ist (§ 276 BGB). Zu dem verfügungsberechtigten Nichtinhaber dagegen steht der Bezogene in keinem Bertragsverhältnis; er haftet ihm daher nur nach den Grundsätzen über unerlaubte Hand­ lungen (88 823ff. BGB). Nach diesen ist eine Schadensersatzpflicht jedenfalls dann begründet, wenn der Bezogene gewußt hat, daß der Inhaber nicht verfügungsberechtigt war und deshalb die Zahlung sich als eine den guten Sitten widersprechende vorsätzliche Schädigung des Verfügungsberechtigten darstellt (8 826 BGB). Aber auch bei fahrlässigem Nichtwissen von der Nichtverfügungsberechtigung des Inhabers wird eine Schadensersatz­ pflicht gegenüber dem Verfügungsberechtigten grundsätzlich begründet sein, da die Zahlung an den Unberechtigten nicht nur eine Verletzung des Forderungsrechts, sondern des ding-

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§ 4 lief)en Verfügungsrechts über die Urkunde bedeutet; vgl. RGZ 57, 353ff, insbesondere S. 358.

Doch wird eine Fahrlässigkeit in Fällen, wo es sich um Vorlegung eines Jnhaberpapiers durch den Inhaber handelt, nur angenommen werden können, wenn besondere Umstände vorlagen, die bei genügender Aufmerksamkeit derart erheblichen Verdacht erwirken mußten, daß dem Bezogenen die Übernahme des mit der Verweigerung der Zahlung immerhin verbundenen Risikos nach Treu und Glauben zugemutet werden konnte. So auch Kuhlenbeck S. 28. — Nicht unzweifelhaft erscheint die Anwendbarkeit des § 794 BGB, der bestimmt, daß der Aussteller einer Schuldverschreibung auf den Inhaber auch dann verpflichtet wird, wenn siehihm gestohlen, verlorengegangen oder sonst ohne seinen Willen in den Verkehr gelangt ist. Diese Bestimmung beruht auf der sog. Kreationstheorie, die bekanntlich für die Verpflichtung des Ausstellers aus einem Wechsel vom Reichsgerichte abgelehnt wird, das für die Gültigkeit der Verpflichtung des Wechselausstellers, wenigstens dem nicht gut­ gläubigen Erwerber gegenüber, einen Begebungsvertrag verlangt, eine Auffassung, die für den Orderscheck gleichfalls zutreffen dürfte; vgl. Näheres zu 8 8 Anm 6. Indessen bei dem Inhaberscheck liegt die Sache doch etwas anders, da es sich hier um ein von vornherein zu freiestem Umlaufe bestimmtes Papier handelt, bei dem die Verkehrssicherheit erfordert, daß eine Einrede aus dem Mangel eines Begebungsvertrags gegenüber dem gutgläubigen Erwerber des Eigentums an dem Papiere (§ 932 BGB) unstatthaft sein muß. Zwar wird bei Inhaberaktien von der Rechtslehre überwiegend angenommen, daß § 794 auf sie keine Anwendung finde (Staub-Koenige HGB 11. Aufl Anm 25 zu § 223; RGRKomm zu § 794 Anm 3). Das beruht aber auf den besonderen Vorschriften des HGB über die Ausgabe von Aktien. Erhebliche praktische Bedeutung wird übrigens die Frage der An­ wendbarkeit des § 794 auf den Inhaberscheck nicht haben, da einerseits aus § 794 eine Haf­ tung des Ausstellers aus einem gegen seinen Willen in den Verkehr gelangten Inhaber­ papier nur gegenüber dem redlichen Erwerber begründet wird (vgl. RGRKomm zu § 794 Anm 1), während andererseits auch da, wo ein Begebungsvertrag erforderlich ist, die Einrede des Mangels eines solchen dem redlichen Erwerber nicht entgegengesetzt werden kann (RGZ 87, 367; vgl. zu 8 8 Anm 6). — Sicherlich unanwendbar auf den; In­ haberscheck ist § 795 BGB, der durch eine nicht ausdehnungsfähige Spezialvorschrift die Aus­ gabe von auf eine bestimmte Geldsumme lautenden Schuldverschreibungen auf den In­ haber der staatlichen Genehmigung unterwirft. Die §§ 796 und 797 sind nicht anwend­ bar, weil die dort geregelten Punkte durch das ScheckG (88 18 Abs 2 und 13 Abs 1) besonders, übrigens sachlich im wesentlichen in gleicher Weise geregelt sind. Ebensowenig §§ 799, 800, weil das Aufgebotsverfahren für abhanden gekommene Schecke in 8 27 ScheckG geregelt ist; vgl. zu 8 27. Die Verjährungsvorschriften des § 801 sind unanwendbar gegenüber den besonderen Verjährungsvorschriften des ScheckG (88 20ff.). Auch die §§ 798, 802—808 ent­ halten Spezialvorschriften, die sich §ur Anwendung auf den Inhaberscheck nicht eignen. Anm. 7 -s. Sachenrechlliches. Bei dem Inhaberscheck als echlem Jnhaberpapier folgt das Recht aus dem Papiere dem Rechte an dem Papiere (RGZ 58, 10; RGRKomm zu 8 90 Anm 2 S. 96). Wie dieses so bestimmt sich deshalb auch jenes nach sachenrechtlichen Grundsätzen. Zur Verfügung über das Recht berechtigt ist danach in erster Linie der Eigen­ tümer des Schecks. Das Eigentum wird nach Maßgabe der §§ 929ff. BGB erworben durch Einigung über den Eigentumsübergang und Übergabe bzw. Ersatzübergabe. Der Er­ werb des Eigentums tritt nach §§ 932, 935 Abs 2 auch durch gutgläubigen Erwerb mittels Übergabe vom Nichteigentümer und auch dann ein, wenn der Inhaberscheck dem Eigen­ tümer gestohlen, verlorengegangen oder sonst abhanden gekommen ist. Ein solcher Erwerb wird auch nicht gemäß § 367 HGB dadurch ausgeschlossen, daß der Erwerber ein Kaufmann ist, der Bankier- oder Geldwechslergeschäfte betreibt und daß die amtliche Veröffentlichung des Verlustes erfolgt ist; denn der Inhaberscheck gehört zu den nach Abs 3 daselbst von dieser Bestimmung ausgenommenen, auf Sicht zahlbaren unverzinslichen Jnhaberpapieren. Der Beweis des Eigentumserwerbs an dem Inhaberschecks braucht jedoch zur Ausübung des Rechts aus ihm von dem Inhaber nicht geführt zu werden. Denn die Eigentümlichkeit des Jnhaberpapiers besteht gerade darin, daß die Jnnehabung des Papiers eine Vermutung des Eigentums begründet (8 1006 BGB) und den Inhaber zur Ausübung des Rechts aus dem Papiere legitimiert, ohne daß der Verpflichtete einen weiteren Nachweis des Eigen­ tums oder der sonstigen Verfügungsberechtigung verlangen kann; der Verpflichtete muß vielmehr, wenn er die Leistung verweigern will, den Mangel der Verfügungsberechtigung einredeweise geltend machen und beweisen (8 793 BGB; RGRKomm Anm 3 dazu). Beim Inhaberscheck genügt daher die Jnnehabung des Schecks zur Ausübung des Regreß­ rechts gegen den Aussteller und die übrigen aus dem Scheck haftenden Personen (vgl. 8 15 ScheckG und Anm 2 dazu). Diesen liegt der Nachweis ob, daß der Inhaber den Scheck ohne Verfügungsberechtigung erlangt hat. Auch die fiduziarische Übertragung des Eigentums zum Zwecke der Einziehung des Inhaberschecks für Rechnung des Überttagenden begründet

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die Verfügungsberechtigung des Inhabers; hinsichtlich der in diesem Falle gegenüber bent § 4 Inhaber zulässigen Einwendungen gilt das gleiche wie für das fiduziarische (Jnkassomandats-) Indossament beim Orderscheck; vgl. zu § 8 Anm 12. Zur Erlangung der Verfügungsberech­ tigung bedarf es . aber nicht unbedingt des Eigentumserwerbs an dem Inhaberschecks; es genügt auch eine Übergabe mit der Ermächtigung, das Recht aus dem Scheck für Rechnung des Eigentümers im eigenen Namen auszuüben. Vgl. Staub-Koenige HGB 11. Aufl zu § 223 Anm 17; RG in LZ 1913, 780; RGZ 102, 331. Der Verpflichtete, der die Leistung aus dem Grunde der mangelnden Verfügungsberechtigung des Inhabers verweigert, wird deshalb, falls das Gegenteil behauptet wird, auch nachweisen müssen, daß der Inhaber den Scheck nicht mit einer solchen Ermächtigung von dem Eigentümer erlangt hat. Allerdings ist in RGZ 91, 390 eine solche Ermächtigung als hinreichende Legitimation zur Prozeßführung in eigenem Namen grundsätzlich nur zugelassen, wenn der Ermächtigte ein eigenes Interesse hat, als Partei in dem Prozesse aufzutreten; doch wird dieser aus dem Prozeßrechte her­ geleitete Rechtssatz auf Jnhaberpapiere, bei denen die Legitimation zur Ausübung des Rechts an sich schon durch die Jnnehabung begründet wird, keine Anwendung finden können. — Die Verpfändung des Inhaberschecks und das daraus entstehende Pfandrecht an ihm regelt sich nach den Vorschriften über das Pfandrecht an beweglichen Sachen § 1293 BGB. Für die Bestellung sind daher nicht §§ 1274, 1280ff., sondern § 1205 BGB ist maßgebend, demzufolge Übergabe des Schecks und Einigung darüber, daß dem Gläubiger das Pfand­ recht zustehen soll, erforderlich und genügend ist. Die Jnnehabung begründet aber auch hier die Vermutung, daß das Pfandrecht besteht. Der Pfand gläubig er ist zur Einziehung des Schecks auch vor der Fälligkeit seiner Forderung berechtigt (§ 1294 BGB) und dem Ver­ pfänder gegenüber behufs Wahrung der Vorlegungsfrist nach Treu und Glauben ver­ pflichtet (RGRKomm zu § 1294 Anm 1). — Die Pfändung des Inhaberschecks und die weitere Zwangsvollstreckung in diesen erfolgen nach den Vorschriften über die Zwangs­ vollstreckung in körperliche Sachen (§§ 808—827 ZPO); nach diesen Vorschriften findet daher auch die Verwertung des gepfändeten Schecks statt. Danach würde der Gerichtsvoll­ zieher den Scheck, da er einen Börsen- oder Marktpreis nicht hat, nach den allgemeinen Be­ stimmungen zu versteigern haben (§ 821 ZPO). Doch wird es im Interesse des Pfand­ gläubigers wie des Pfandschuldners liegen, eine Anordnung des Vollstreckungsgerichts ge­ mäß § 825 ZPO zu erwirken, durch welche der Gerichtsvollzieher zu anderweiter Ver­ wertung, nämlich zur Einziehung des Schecks, ermächtigt wird. Dagegen sind die §§ 828, 835 ZPO, welche die Zwangsvollstreckung in Forderungen betreffen, nicht anwendbar, auch nicht entsprechend gemäß § 857, da der Gegenstand der Zwangsvollstreckung nicht ein Ver­ mögensrecht, sondern der eine körperliche Sache darstellende Scheck ist, welcher das Recht aus dem Schecke ohne weiteres folgt (s. oben); so richtig Lessing zu § 4 Anm 2a S. 61 gegen Merzbacher. 3. Enthält der Scheck keine Angabe deS Zahlungsempfängers, so gilt er alS auf Anm. 8 den Inhaber gestellt, über die Entstehungsgeschichte dieser Bestimmung vgl. oben Anm 1. Das Gesetz stellt damit eine praesumtio iuris et de iure auf, eine sog. Fiktion, weil ein da­ hin gehender Parteiwille, ohne Rücksicht darauf, ob er wirklich vorhanden war und ohne Zu­ lassung eines Gegenbeweises als vorhanden angenommen wird. Es ist deshalb auch der Be­ weis nicht zulässig, daß die Angabe einer bestimmten Person oder Firma als Zahlungs­ empfänger beabsichtigt war und nur aus Versehen unterblieben ist. Auf einen solchen Scheck finden vielmehr die Vorschriften über den Inhaberscheck (vgl. Anm 5) ohne weiteres An­ wendung. Zusatz 1: Fremde Rechte. Vgl. die Anhänge unter G. Die Angabe des Zahlungsempfängers Anm. 9 ist als wesentliches Erfordernis des Schecks vorgeschrieben im japanischen (Jap. HGB § 530 Nr 4), portugiesischen (Port. HGB § 340 Nr 2), auch wohl im rumänischen (Rum. HGB Art 365 Abs 1 Satz 2; a. M. Lessing zu 8 4 IV); ferner im spanischen Scheckrechte (Art 535 Span. HGB). Auch die skandinavischen Rechte erklären die Angabe des Remittenten, als wel­ cher auch der Inhaber bezeichnet werden kann, für ein wesentliches Erfordernis des Schecks, dessen Fehlen ihn ungültig macht. Zweifelhaft ist die Frage für Frankreich (Art 1 Abs 4 Ges v. 14. 6. 65: „II peut etre souscrit au porteur ou au profit d’une personne determinöe“) und Belgien (Art 2 Abs 2 Ges v. 20. 6. 73). Nach englischem Rechte kann, wenn die Be­ zeichnung des Remittenten fehlt, jeder „Holder for value“, d. i. jeder, der den Scheck gegen Valuta empfangen hat, seinen Namen einstigen. Österreich (§ 3 Abs 1), Ungarn (§ 3 Abs 1 und 3) und die Schweiz (Art 832 Abs 2 OblRecht) stimmen dahin mit dem deutschen Gesetz überein, daß der Scheck als Inhaberscheck zu gelten hat, wenn er weder die Bezeichnung eines Remittenten noch die Inhaberklausel trägt. Die Angabe der als Zahlungsempfänger bezeich­ neten bestimmten Person mit ihrem „Namen" verlangt ausdrücklich Japan a. a. O.; Öster­ reich (§ 3 Ges v. 3. 4. 06) und Ungarn (§ 3 Abs 1 Satz 3 Ges v. 31.12. 08); im englisch-ameri­ kanischen Rechte genügt eine Bezeichnung „mit hinreichender Deutlichkeit". Schecke an eigene

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§ 4 Order und trassiert eigene Schecke sind in den ausländischen Rechten teils ausdrücklich, teils stillschweigend zugelassen. Näheres bei F. Meyer Weltscheckrecht I S. 91 ff. Anm. 10 1V. Zusatz 2: Zukünftiges Weltscheckrecht. Vgl. Anhang H. Art 4 der Beschlüsse der zweiten Haager Konferenz zur Vereinheitlichung des Scheckrechts lautet: „Der Scheck kann ausgestellt werden (peut etre stipulä) als zahlbar zum Vorteil einer benannten Person oder an deren Order. Er kann ausgestellt werden als zahlbar an denJnhaber (au porteur). Der Scheck zugunsten einer benannten Person mit demVermerke„oder an den Inhaber" oder einem gleich bedeutenden Ausdrucke wird an­ gesehen als zahlbar an den Inhaber. Der Scheck ohne Angabe des Begünstigten ist zahlbar an denJnhaber. Der Scheck kann an die Order des Ausstellers selbst lauten. Der Scheck auf den Inhaber, der auf den Aussteller selbst gezogen ist, ist nichtig." Nach dem letzten Absätze ist ein trassiert-eigener Orderscheck zugelassen, nicht aber ein trassiert-eigener. Inhaberscheck; vgl. zu 8 1 Anm 9. Der Grund dieser Unterscheidung ist nicht erkennbar. § 5

§ 5.

Der bei dem Namen oder der Firma des Bezogenen angegebene Ort gilt als Zahlungsort. Die Angabe eines anderen Zahlungsorts gilt als nicht geschrieben. Ist bei dem Namen oder der Firma des Bezogenen ein Ort nicht angegeben, so gilt der Ausstellungsort als Zahlungsort. Anm. 1

1. Vorbemerkung. Entstehungsgeschichte. Ebensowenig wie die Angabe eines Zahlungs­ empfängers (vgl. zu 8 4 Anm 1) stellt das Gesetz die Angabe eines Zahlungsortes als wesentliches Erfordernis für die Gültigkeit des Schecks auf, auch hier sich zur WO (Art 4 No 8) in Gegensatz stellend; denn nach dieser ist der Wechsel ungültig, wenn weder ein aus­ drücklicher Zahlungsort noch bei dem Namen oder der Firma des Bezogenen ein Ort ange­ geben ist, der dann als Zahlungsort zu gelten hat. Schon der Entwurf eines ScheckG von 1892 enthielt ein solches Erfordernis nicht, sondern bestimmte (8 2), daß der bei dem Namen oder der Firma angegebene Ort als Zahlungsort und zugleich als Wohnort des Bezogenen gelten solle und daß, wenn ein solcher Ort nicht angegeben sei, dessen Stelle der Ausstellungsort vertrete. Weiter aber enthielt er die Bestimmung, daß die Angabe eines anderen Zahlungs­ ortes (als des bei dem Namen oder der Firma des Bezogenen angegebenen) den Scheck als solchen ungültig machen solle. Diese Bestimmung wurde von der Begründung damit ge­ rechtfertigt, daß „domizilierte" Schecke ungültig sein müßten, weil es der Natur des Scheck­ verkehrs widersprechen würde, wenn der Bezogene, der der Kassenhalter des Ausstellers sei, an einem Orte zahlen sollte, wo er weder wohne noch eine geschäftliche Niederlassung, also auch keine Kasse habe. Auch der vorläufige Entwurf von 1907 enthielt noch die gleiche Bestimmung. Infolge des Widerspruchs, welchen diese Vorschläge in den beteiligten Greifen und im Schrifttum fanden, ist in der Neichstagsvorlage von 1908 der Entwurf dahin abge­ ändert worden, daß die Angabe eines anderen Zahlungsortes als des bei dem Namen oder der Airma angegebenen Ortes als nicht geschrieben gelten solle. In der Begründung zu diesem Entwürfe (S. 22) ist bemerkt, die Erwägung, daß von dem Bezogenen nicht Zah­ lung an einem Orte verlangt werden könne, wo er keine Kasse habe, nötige nicht dazu, domi­ zilierte Schecke für nichtig zu erklären. In dieser Fassung ist die Bestimmung Gesetz ge­ worden. 2. Bedeutung des Zahlungsortes für den Scheck. Erfordernisse (Satz 1). Anm. 2 a. Der Zahlungsort hat für den Scheck eine ganz andere und weit erheblichere sachliche Be­ deutung als der Ausstellungsort, dessen Angabe als wesentliches Erfordernis formeller Art vorge­ schrieben ist (vgl. oben zu 8 1 Anm 23). Eine Klarheit darüber, an welchem Orte gezahlt werden soll, ist unbedingt erforderlich, um die für die Durchführung des Scheckverkehrs unumgängliche Vorlegung zur Zahlung (8 11) und Vornahme der zur Erhaltung des Regreßrechts er­ forderlichen Handlungen (8 16) zu ermöglichen. Deshalb hat das Gesetz die Angabe des Zah­ lungsortes zwar nicht als wesentliches Erfordernis des Schecks, dessen Fehlen ihn ohne weiteres ungültig machen würde, aufgestellt, aber nach Möglichkeit Vorsorge getroffen, daß der Scheck eines bestimmten Zahlungsortes nicht ermangelt (8 5 Satz 3; vgl. unten Anm 10). Bei dieser Bedeutung des Zahlungsortes müssen an die im Scheck enthaltene Ortsangabe, sofern sie als Angabe des Zahlungsortes gelten soll, andere Anforderungen gestellt werden als an die Angabe des Ausstellungsortes. Das Gesetz stellt eine Vermutung (auch hier praesumtio iuris et de iure, also unwiderlegbare Fiktion) dafür auf, daß der bei der Bezeichnung

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des Bezogenen angegebene Ort nach dem Willen des Ausstellers der Zahlungsort sein soll. § 5 Damit diese Vermutung eintreten kann, muß aber erfordert werden, daß eine wirklich existierende „Ortschaft", d. h. ein Bezirk, der nach der Verkehrsanschauung eine Einheit örtlichen Charakters bildet, als „Ort" angegeben ist. Zu weit geht es aber, zu verlangen, daß unter allen Umständen nur eine nach den Grundsätzen des Verwaltungsrechts selbständige politische Körperschaft (politische Gemeinde) Zahlungsort sein könne (so StStr zu Art 4 Anm 47). Es ist nicht einzusehen, warum namentlich bei großen Gemeinden der Zahlungs­ ort nicht auf räumliche Teile von ihnen, die einen mehr oder weniger selbständigen wirt­ schaftlichen Charakter haben, beschränkt werden könnte, z. B. auf Stadtbezirke, Vororte u. dgl.; die Vornahme der am Zahlungsorte zu betätigenden Handlungen wird dadurch nicht be­ einträchtigt. Das muß namentlich von Groß-Berlin gelten, das seit Inkrafttreten des preußischen Ges v. 27.4.20 (GS S. 123) mit allen bisher selbständigen Gemeinden eine Einheits­ gemeinde bildet. Diese verwaltungsrechtliche Änderung kann nicht zur Folge haben, daß nunmehr die bisher zulässige Angabe einer der bis dahin selbständigen Gemeinden, z. B. Schöneberg, Charlottenburg, als Zahlungsort nicht mehr zulässig erscheinen sollte. Schon das Reichsoberhandelsgericht hat angenommen, daß die Angabe eines Stadtteils von Berlin (Neukölln an der Spree) als gültige Angabe eines Zahlungsortes angesehen werden könne, weil dieser Stadtteil im Verkehr mitunter als eine besondere Ortschaft betrachtet werde (Entsch d. ROHG 9, 263). Ebenso, wie dort bezeugt ist, die österreichischen Gerichte für die Angabe eines Stadtteils von Wien, der „Leopoldstadt". Durchaus willkürlich erscheint es, in solchem Falle als Zahlungsort an Stelle des benannten Teiles die ganze Gemeinde anzusehen, wie StStr WO in der neuesten (11.) Auflage zu Art 4 Anm 47 wollen; folgerichtig würde es vielmehr im Sinne der hier bekämpften Meinung sein anzunehmen, daß ein „Ort" im Sinne des Gesetzes überhaupt nicht angegeben ist und deshalb, soweit es sich um einen Wechsel handelt, dieser ungültig, beim Scheck aber gemäß § 5 Satz 3 ScheckG der Ausstellungsort als Ersatz-Zahlungsort einzutreten hat; vgl. unten Anm 10. Durch das genannte preußische Gesetz sind übrigens die vielfach erörterten Zweifelsfragen (vgl. StStr WO in den früheren Auflagen zu Art 4 Nr 8) für Berlin erledigt, die sich ergaben, wenn bei der Bezeichnung des Bezogenen als Ort „Berlin", daneben aber eine Straße oder ein Platz angegeben war, die zu einer der selbständigen Gemeinden gehörten, aus denen sich damals Groß-Berlin zusammensetzte; vgl. auch RGZ 32, 110ff. — Auch eine den angegebenen Ort von anderen gleichnamigen unterscheidende Bezeichnung (z. B. „Frankfurt a. Main") wird hier zur Klarstellung des wirklichen Zahlungsortes verlangt werden müssen; a. M. StStr WO Art 4 Anm 47. b) Bei Beantwortung der Frage, ob der Scheck die Angabe eines „Ortes" im Sinne des Anm. 2a Gesetzes bei der Bezeichnung des Bezogenen enthält, der als Zahlungsort gelten kann, und welches dieser Ort ist, darf ebensowenig wie beim Wechsel hinsichtlich der entsprechenden Frage eine Buchstabeninterpretation eintreten; vielmehr ist nötigenfalls durch Auslegung nach den für Schecke in Betracht kommenden Auslegungsgrundsätzen (vgl. zu 8 1 Anm 37) zu ermitteln, in welchem Sinne die Bezeichnung von den Beteiligten, als welche insbe­ sondere die Schecknehmer in Betracht kommen, nach der Verkehrssitte und nach Treu und Glauben verstanden werden konnte und durfte; vgl.RGZ 60,428. —Die Angabe: „zahlbar allerorten" ergibt keinen hinreichend bestimmten Ort, der als Zahlungsort gelten könnte; dürfte vielmehr, auch wenn sie nicht allein steht, sondern einem bestimmten Orte beigefügt ist, diesem die erforderliche Bestimmtheit nehmen; a. M. die bei StStr zu Art 4 Anm 47 angeführten Entscheidungen des ROHG und RG. c) Eine gewisse Modifikation der Vorschriften über den Zahlungsort ist durch Anm. S das am 1. Oktober 1908 in Kraft getretene Ges v. 30. 5. 08 betreffend die Erleichterung des Wechselprotestes eingetreten (was StStr WO zu Art 4 Anm 48 wohl mit Unrecht bestreiten). Näheres unten zu § 16 Anm 57. Nach dem durch dieses Gesetz neu einge­ stellten Art 91a WO, der gemäß §§ 16 Abs 2, 30 ScheckG auch auf die Vorlegung und den Protest von Schecken Anwendung findet, kann die Vorlegung des Schecks zur Zahlung und die Feststellung der Nichtzahlung, insbesondere auch der Protest, rechtswirksam auch an einem Orte erhoben werden, der mit dem im Scheck angegebenen Orte nicht identisch, sondern nur auf Grund einer Bestimmung des Bundesrats (jetzt Neichsrats), als ihm benachbart anzuseben ist, sofern der Bezogene dort eine Wohnung oder ein Geschäftslokal besitzt, mit beidersei­ tigem Einverständnisse auch ohne diese Voraussetzung. Damit sind für solche Fälle neben dem im Scheck angegebenen auch dem benachbarten Orte wesentliche Funktionen eines Zah­ lungsortes übertragen. Richtig ist, daß durch den Art 91a nicht schlechthin der im Wechsel angegebene und der benachbarte Ort als ein Ort im Sinne der WO erklärt werden und daß deshalb insbesondere die für den trassiert-eigenen Wechsel in Art 6 Abs 2 erforderte distantia loci nach wie vor dadurch allein begründet wird, daß der Ausstellungsort und der „benachbarte" Ort verschieden sind. Für den Scheck spielt diese Frage übrigens keine Rolle,

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§ 5ba trassiert-eigene Schecke entweder überhaupt unzulässig oder auch als Platzschecke zulässig sind; vgl. darüber oben zu 8 1 Anm 9. Anm. 4 d) Ein im Scheck angegebener Ort hat nur dann auf Grund des § 5 Satz 1 ohne wei­ teres als Zahlungsort zu gelten, wenn die Ortsangabe bei dem Namen oder der Firma des Bezogenen erfolgt ist. Da beim Scheck anders als beim Wechsel die Be­ zeichnung des Bezogenen auch auf andere Weise als durch Angabe seines Namens oder seiner Firma erfolgen kann (vgl. oben zu 8 1 Anm 5), so hätte richtiger gesagt werden müssen: „bei der Bezeichnung des Bezogenen"; die ungenaue Ausdrucksweise erklärt sich aus der Entstehungsgeschichte; vgl. oben unter 1. Die Vermutung tritt nur ein, wenn die Orts­ angabe bei der Bezeichnung des Bezogenen erfolgt ist, also sich mit dieser in einer sprach­ lichen oder wenigstens räumlichen Verbindung befindet, derart, daß sie sich als ein Teil dieser Bezeichnung darstellt, z. B. „An die Bank X in Z.", aber auch „an die Bank X, Z (Orts­ bezeichnung)". Ob eine an anderer Stelle erfolgte Angabe eines Ortes die Bedeutung der Angabe eines Zahlungsortes hat, ist Sache der Auslegung, die nach den für die Auslegung derartiger Urkunden zu beachtenden Rechtsgrundsätzen (vgl. oben unter 2) zu erfolgen hat. Erachtet man die Angabe mehrerer Bezogener im Scheck für zulässig (vgl. darüber zu 8 1 Anm 6), so wird bei jedem Bezogenen die Angabe eines Ortes erfolgen können, der dann, soweit von. diesem Bezogenen Zahlung verlangt wird, als Zahlungsort gilt. In diesem Sinne kann ein Scheck mehrere Zahlungsorte haben.

3. Die Angabe eines anderen Zahlungsortes gilt als nicht geschrieben (Satz 2). a) Die Begründung bezeichnet solche Schecke, welche einen anderen Zahlungsort als den bei dem Namen oder der Firma des Bezogenen angegebenen enthalten, als „domizilierte Schecke", ähnlich dem Begriffe des Domizilwechsels, vgl. StStr WO zu Art 24 Anm 1, 2. Während aber die Wechselordnung solche Domizilwechsel zuläßt, ist die Domi­ zilierung für Schecke durch das Scheckgesetz ausgeschlossen, zwar nicht, wie nach dem Ent­ würfe (vgl. oben Anm 1), mit der Wirkung, daß der Scheck durch die Domizilierung ungültig wird, wohl aber in der Weise, daß sie als nicht geschrieben gilt und deshalb als Ersatz-Zah­ lungsort der Ausstellungsort eintritt (Anm 4). Die dafür in der Begründung angeführten Gründe (vgl. oben Anm 1), erscheinen keineswegs als überzeugend. Es ist nicht einzusehen, inwiefern die Domizilierung dem Wesen des Scheckverkehrs weniger entsprechen sollte als dem des Wechselverkehrs. An welchem Orte der Bezogene zu zahlen dem Aussteller gegen­ über verpflichtet ist, regelt sich lediglich nach dem Inhalte des Scheckvertrags; hat der Aus­ steller einen Zahlungsort angegeben, der diesem Inhalte nicht entspricht, so kann der Be­ zogene die Zahlung verweigern. Das kann aber ebensowohl eintreten, wenn die Angabe des Ortes bei der Bezeichnung des Bezogenen, wie wenn sie an anderer Stelle erfolgt ist. Dem Bezogenen kann in keinem Falle ein Zahlungsort aufgezwungen werden, an dem er nicht vertragsmäßig die Erfüllung übernommen hat. Übrigens ist dadurch, daß die Formulare zu den Schecken in der Regel von den Banken selbst aufgestellt und ausgegeben werden, die Gefahr, daß ein ihnen nicht genehmer Zahlungsort im Schecke angegeben werden könnte, so gut wie ausgeschlossen, da durch eine handschriftliche Abänderung des Formulars von feiten des Ausstellers der Scheck verdächtig werden und seine Berkehrsfährgkeit ein­ büßen würde. Die Bestimmung, daß die Domizilierung von Schecken unwirksam ist, wird deshalb durch die Erwägungen der Begründung keineswegs gerechtfertigt und hemmt nur den Verkehr, indem sie nicht gestattet, bei der Bezeichnung des Bezogenen seinen Wohn­ oder Niederlassungsort anzugeben (was oft zur Verdeutlichung seiner Identität erforder­ lich sein wird) nnd daneben einen davon verschiedenen vereinbarten Zahlungsort. Anm. 6 b) Keine unzulässige Domizilierung liegt vor, wenn der Scheck an dem gleichen Orte, der bei der Bezeichnung des Bezogenen angegeben ist, bei einer Geschäftsstelle des Be­ zogenen, z. B. einer Depositenkasse der bezogenen Bank, oder auch bei einer anderen Bank oder sonstigen Stelle zahlbar gestellt ist, z. B. „An die Deutsche Bank Berlin, zahlbar bei ihrer Depositenkasse in der Französischen Straße Nr. X daselbst," oder auch: „zahlbar bei der Reichsbankhauptstelle Berlin" (Zahlstellenscheck). Anm. 7 c) Verschieden von der Domizilierung ist auch die Angabe von uneigentlichen „Zahl­ stellen", die von den Banken meist auf der Rückseite ihrer Scheckformulare zu erfolgen pflegt. Eine solche Angabe hat keine scheckrechtliche Bedeutung; sie bedeutet nach der Verkehrsauf­ fassung nur die Mitteilung an den Scheckinhaber, daß die bezeichneten Stellen bereu sind, die auf die ausgebende Bank lautenden Schecke von ihm entgegenzunehmen und sie bei dieser zur Zahlung kostenfrei vorzulegen, auch im Falle der Nichtzahlung die zur Erhaltung des Regreßrechts erforderlichen Handlungen für ihn vorzunehmen. Die Zahlstellen handeln dabei als Mandatare des Scheckinhabers, wenn auch auf Grund einer mit dem Bezogenen getroffenen Vereinbarung. Der Zahlungsort wird dadurch nicht berührt. So mit Recht Rießer, BankA 7 S. 137; Breit ebenda, Zahlstelle und Scheckinkasso, S. 234. Zwar ist in der Begründung der Reichstagsvorlage (S. 22) ausgeführt:

Anm. 5

Scheckgesetz § 5

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„Dem Bezogenen bleibt überlassen, durch welche seiner Zahlstellen er die Einlösung be- § 5 sorgen lassen will. Der Angabe einer Reihe von Stellen, bei denen der Scheck zur Einlösung gelangen kann, stehen die gesetzlichen Vorschriften nicht im Wege." Allein diese (wie Nießer a. a. O. zutreffend bemerkt) höchst unklare Ausführung kann nicht dazu führen, der Angabe solcher „Zahlstellen" eine Bedeutung für den Zahlungsort des Schecks beizumessen. Das würde in Widerspruch stehen zu den Vorschriften des § 5, wo­ nach, wenn (wie in den Formularen der Banken durchweg geschieht) bei der Bezeichnung des Bezogenen ein Ort angegeben ist, jede Angabe eines anderen Zahlungsortes als nicht geschrieben gilt. Auch kann eine auf der Rückseite des Schecks stehende Erklärung, die nicht von dem Aussteller ausgeht, keine scheckrechtliche Wirkung haben. Daß die sog. „Zahlstellen" keine Einlösungsstellen für den Scheck sind, sondern nur als Beauftragte des Scheckinhabers für die Einziehung des Schecks tätig werden sollen, ergibt übrigens deutlich schon der regel­ mäßige Wortlaut, der dahin zu gehen pflegt, daß die kostenfreie Einziehung des Schecks durch die dort genannten Bankfirmen besorgt werde. Die Zahlstelle übernimmt demgemäß durch die Entgegennahme des Schecks gegenüber dem Scheckinhaber die vertragliche Verpflichtung, für rechtzeitige Vorlegung des Schecks bei dem Bezogenen und gegebenen Falles für Fest­ stellung der Nichteinlösung durch diesen in den gesetzlich vorgeschriebenen Formen (§ 16 ScheckG) Sorge zu tragen. Der Vertrag wird sich als ein Geschäftsbesorgungsvertrag (§ 675), nicht als ein unentgeltlicher Auftrag (§ 662 BGB) darstellen, obwohl die Zahlstelle eine Vergütung nicht unmittelbar von dem Scheckinhaber, vielmehr nur in irgendeiner Form, wenn auch nur im Wege der Gegenseitigkeit, von der Bank, die sie als Zahlstelle bezeichnet hat, erhält (vgl. RG in WarnRspr 1915, 168). Die Zahlstelle haftet dem Scheckinhaber für An­ wendung der im Handelsverkehr erforderlichen Sorgfalt (§§ 276 BGB, 347 HGB). Sie wird daher den Scheck unverzüglich, nötigenfalls durch Eilbrief, der bezogenen Bank vor­ zulegen haben; die infolge später Einreichung des Schecks bei ihr durch die infolgedessen gebotene besondere Eile entstehenden Kosten wird sie aber von dem Scheckinhaber erstattet verlangen können. Die bei Schecken auf kleine Plätze vielfach übliche Einsendung an die Berliner Zahlstelle des Provinzbankiers wahrt die Borlegungsfrist nicht. Auch die bloße Anfrage der Jnkassobank bei dem Bezogenen, ob der Scheck in Ordnung gehe, ersetzt die ge­ setzlich vorgeschriebene Vorlegung zur Zahlung nicht; deshalb würde die Jnkassobank gegen­ über dem Scheckinhaber den etwa durch die Versäumung des Regresses entstehenden Schaden zu tragen haben, wenn sie auf die bejahende Antwort der bezogenen Bank ihm den Scheck­ betrag ausbezahlt hat und nachher der Scheck doch nicht eingelöst wird; allerdings würde ihr die bezogene Bank wegen der unrichtigen Auskunft ersatzpflichtig sein. d) Besonders bedenklich ist die Bestimmung des § 6 Satz 2 für die auch in Deutschland in Anm. 8 neuerer Zeit üblich gewordenen sog. Reisescheüe (Zirkularschecke, Traveller-Cheques). Diese pflegen etwa folgende Klausel zu enthalten: „Der Scheck ist bei allen in der Korrespondenzliste des Ausstellers verzeichneten Firmen zu dem aus der Rückseite des Schecks beigefügten, für außerdeutsche Länder in Frage kom­ menden Gegenwert in der entsprechenden Landeswährung zahlbar." (Reiseschecke des Nord­ deutschen Lloyd, nach Meyer Weltscheckrecht I S. 118). Hier handelt es sich nicht mehr um die bloße Bezeichnung von „Zahlstellen", welche die Einziehung des Schecks im Auftrage des Scheckinhabers für diesen am Zahlungsorte be­ sorgen sollen, sondern es liegt wohl unleugbar eine Domizilierung in dem obenerörterten Sinne vor. Die Bestimmung wird deshalb für Deutschland als nicht geschrieben und als Zahlungs­ ort nur der bei dem Namen des Bezogenen angegebene Ort, in Ermangelung eines sol­ chen der Ausstellungsort gelten müssen. Demungeachtet werden solche Schecke, wie Meyer a. a. O. bezeugt, von den in der Korrespondenzliste bezeichneten Banken, auch im Jnlande, unbeanstandet eingelöst, entsprechend der von ihnen mit der die Formulare ausgebenden Bank getroffenen Vereinbarung; zu Regreßansprüchen werden sie aber nur führen können, wenn die Vorlegung und die zur Erhaltung der Regreßansprüche erforderlichen Handlungen an dem als Zahlungsort geltenden Orte vorgenommen worden sind. e) Die Fassung des Satzes ist übrigens ungenau. Als nichtgeschrieben hat nämlich nicht nur Anm. 9. die Angabe eines „anderen" Zahlungsortes — zu ergänzen: als des bei dem Namen oder der Firma des Bezogenen angegebenen Ortes —, sondern jede an anderer Stelle als bei dem Namen oder der Firma des Bezogenen erfolgte Angabe eines Zahlungsortes zu gelten. Das ergibt sich aus Satz3des§5 (vgl. Anm 10), wonach der Ausstellungsort als Zahlungs­ ort gilt, wenn bei dem Namen oder der Firma ein Ort nicht angegeben ist. 4. Ist bei dem Namen oder der Firma des Bezogenen ein Ort nicht angegeben, Anm. 10 so gilt der Ausstellungsort alS Zahlungsort (Satz 3). Auch die Fassung dieses Satzes ist insofern ungenau, als es statt „bei dem Namen oder der Firma" heißen müßte: „bei der Bezeichnung", da die Bezeichnung des Bezogenen auch in anderer Weise erfolgen kann als Lurch Angabe des Namens oder der Firma; vgl. zu Satz 1 Anm 4. Ein an anderer Stelle Michaelis, Scheckgesetz

5

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Scheckgesetz § 6

§ 5 geschriebener Ort kann, auch wenn er als Zahlungsort gewollt und als solcher bezeichnet ist, als solcher nicht in Betracht kommen; er gilt als nicht geschrieben (Sinnt 5). Ist an der genannten Stelle kein Ort angegeben, so gilt ohne weiteres als Zahlungsort der Ausstellungsort. Dieser tritt also Hilfsweise als Ersatz ein, da der Scheck einen be­ stimmten Zahlungsort haben muß, an welchem seine Vorlegung zur Zahlung und die zur Erhaltung der Regreßansprüche erforderlichen Handlungen vorgenommen werden können (vgl. Anm 2). Das Gesetz stellt auch hierfür eine praesumtio iuris et de iure auf, gegen welche ein Gegenbeweis nicht geführt werden kann, insbesondere nicht in der sehr naheliegen­ den Richtung, daß nach dem Willen des Ausstellers der Scheck am Wohnsitze oder der Nieder­ lassung des Bezogenen zahlbar sein sollte und die dementsprechende Angabe nur aus Ver­ sehen unterblieben ist. Das Gesetz versagt einem solchen nicht zum Ausdruck gekommenen Parteiwillen die Berücksichtigung ersichtlich um deswillen, weil der Wohnsitz oder Nieder­ lassungsort des Bezogenen den Beteiligten, insbesondere den Schecknehmern, häufig nicht bekannt sein wird und kann. Angesichts der durchgreifenden gesetzlichen Vorschrift kann es dabei aber auch nicht (wie Merzbacher ScheckG S. 21 will) zu einer anderen Entscheidung führen, wenn etwa im Einzelfalle der Bezogene eine so bekannte Firma ist (z. B. „S. Bleichroeder"), daß sein Wohnsitz als im Verkehr bekannt vorausgesetzt werden kann, denn cessante ratione legis non cessat lex ipsa. Über den Ausstellungsort vgl. oben zu 8 1 No 4 Anm 23. Anm. 11 Zusatz 1: Fremde Rechte. Vgl. die Anhänge unter 6. Das österreichische ScheckG (§ 4) bestimmt, daß als Zahlungsort nur ein Ort bezeichnet werden kann, an dem der Bezogene eine Handelsniederlassung hat oder an dem sich eine Abrechnungsstelle befindet, bei welcher der Bezogene vertreten ist und daß, sofern kein dementsprechender Zahlungsort angegeben, der Scheck an dem Orte zahlbar gilt, wo der Bezogene seinen Sitz oder seine Hauptniederlassung hat (also nicht am Ausstellungsorte). Diese Regelung wird dem vermutbaren Parteiwillen in viel höherem Grade gerecht wie das deutsche Gesetz. — Das schweizerische Scheckrecht (8 830 Nr. 6 des Obligationenrechts) erklärt die Angabe eines Zahlungsortes für ein wesent­ liches Erfordernis des Schecks mit der Maßgabe, daß der bei dem Namen oder der Firma des Bezogenen angegebene Ort für den Scheck als Zahlungsort und zugleich als Wohnort des Bezogenen gilt. Danach ist ein Scheck, der weder einen Ort bei dem Namen oder der Firma des Bezogenen noch einen besonderen Zahlungsort angibt, ungültig; ein Ersatz durch den Ausstellungsort ist also auch dem schweizerischen Rechte fremd. — Das dänische ScheckG (8 1 Abs 1 und 4) verordnet, daß der Scheck u. a. den Ort, wo die Zahlung geschehen soll, enthalten soll und daß als Zahlungsort in Ermangelung einer anderen Angabe der bei dem Namen des Trassaten angeführte Ort gilt. — Japan bestimmt, daß der Scheck den Zahlungs­ ort enthalten muß (Jap. HGB Art 530 Nr. 7). — Die übrigen, in den Anhängen ab­ gedruckten Scheckrechte enthalten keine besonderen Bestimmungen über die Angabe eines Zahlungsortes; es werden daher die Bestimmungen über den Erfüllungsort bei Geldschulden entsprechend anzuwenden und danach wird in der Regel der Wohnsitz des Bezogenen Zah­ lungsort sein. Anm. 12 Zusatz 2: Zukünftiges Wettscheckrecht. Die zweite Haager Konferenz hat in ihren Beschlüssen (Anhang El dieses Kommentars), Art 1 Nr 4 und Art 2, die Angabe des Zahlungsortes unter die gesetzlichen Erfordernisse des Schecks ausgenommen; jedoch soll für den Fall des Fehlens einer besonderen Angabe der bei dem Namen des Bezogenen ange­ gebene Ort als Zahlungsort gelten. Fehlt es auch an einer solchen Angabe, so soll der Aus­ stellungsort als hilfsweiser Zahlungsort eintreten; als Ausstellungsort soll, falls ein sol­ cher nicht bezeichnet ist, der bei dem Namen des Ausstellers (also bei der Unterschrift) angegegebene Ort gelten. Sonach kann Nichtigkeit nicht wegen Mangels der Angabe eines Zah­ lungsortes allein eintreten, sondern nur, wenn auch ein Ausstellungsort fehlt und der Scheck deshalb schon aus diesem Grunde nichtig ist. Vgl. zu 8 1 Anm 40. § 6

§ 6.

Ist die zu zahlende Geldsumme in Buchstaben und in Zisfern ausgedrückt, so gilt bei Abweichungen die in Buchstaben ausgedrückte Summe. Ist die Summe mehrmals mit Buchstaben oder mehrmals mit Ziffern geschrieben, so gilt bei Abweichungen die geringere Summe. Anm. 1

1. Vorbemerkung. Nach § 1 Nr 2 ScheckG ist, wie nach Art 5 WO, die Angabe einer bestimmten Geldsumme ein wesentliches Erfordernis des Schecks. Eine mehrfache Angabe würde bei Abweichungen der einzelnen Angaben voneinander es zweifelhaft machen, welche davon die maßgebende sein soll, und dadurch die erforderte Bestimmtheit ausschließen; der Scheck würde daher ungültig sein. Um diese Rechtsfolge auszuschließen, stellt § 6 ScheckG die gleiche Vermutung (praesumtio iuris et de iure) aus, wie Art 5 WO, danach gilt, wenn

Scheckgesetz § 6

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die zu zahlende Geldsumme in Buchstaben und in Ziffern ausgedrückt ist, bei Abwei- § 6 chungen die in Buchstaben, wenn aber die Summe mehrmals in Buchstaben oder mehrmals in Ziffern geschrieben ist, die geringere Summe. Voraussetzung für den Eintritt der Vermutung ist mehrfache Angabe der zu zahlen- Anm. 2 den Geldsumme und Abweichungen der einzelnen Angaben voneinander. Es kommen nur solche Angaben in Betracht, welche die Geldsumme bezeichnen, die zu zahlen der Bezogene angewiesen wird. Dazu ist nicht erforderlich, daß die Angaben unmittelbar in dem die Anweisung enthaltenden Kontext stehen, es muß aber dann in diesem auf sie Bezug genom­ men, außerdem müssen sie durch die Unterschrift des Ausstellers gedeckt sein, z. B.: „Zahlen Sie die obenstehende" oder „die untenstehende Summe"; vgl. zu 8 1 Anm 16. Bloße, außerhalb des Textes stehende Summenangaben, auf die im Texte nicht Bezug genommen ist, werden für die Frage, ob mehrfache Angabe der zu zahlenden Geldsumme vorliegt, nicht in Betracht kommen können; vielmehr wird in solchem Falle lediglich die Angabe des Kon­ textes maßgebend sein. Insbesondere sind ganz ohne Bedeutung für die Höhe der Scheck­ summe die Zahlenreihen, welche meist an einer Seite der Scheckformulare angebracht sind, mit der Weisung an den Aussteller, die über die Schecksumme hinausgehenden Zahlen abzu­ trennen (vgl. darüber zu § 23 Anm 12); sie dienen lediglich dem Zwecke, eine Verfälschung der Schecksumme ersichtlich zu machen; scheckrechtliche Bedeutung haben sie nicht. — Weitere Voraussetzung ist, daß die mehrfachen Angaben voneinander abweichen. Die hier in Frage stehenden Abweichungen betreffen aber nur die Höhe der Geldsumme; für andere Abweichungen, insbesondere in der Bezeichnung der Münz art — z. B. „Zahlen Sie 100 Franken in Buchstaben einhundert Mark" — gelten sie nicht; diese machen vielmehr den Scheck ungültig; auch eine Aufrechterhaltung für die geringere Summe (so Lehmann, Wechselrecht S. 344), wird hier nicht Platz greifen können. 3. Inhalt der Vermutung, a) Satz 1. Ist die zu zahlende Summe einmal oder mehrmals in Anm. 3 Ziffern und einmal oder mehrmals in Buchstaben ausgedrückt, so gilt die in Buchstaben ausgedrückte Summe, mag sie größer oder geringer sein als die in Ziffern geschriebene. Das tritt auch dann ein, wenn die Ziffernangabe im Texte, die Buchstabenangabe außerhalb des Textes steht, sofern auf letztere im Texte Bezug genommen ist, z. B.: „Achttausend Mark. Zahlen Sie obenstehende Summe, 10 000 Mark"; aber auch: „Zehntausend Mark. Zahlen Sie obenstehende Summe, 8 000 Mark". In beiden Fällen gilt die außerhalb des Textes stehende Buchstabensumme. d) Ist die Summe mehrmals in Buchstaben oder mehrmals in ZiffernAnm. 4 ausgedrückt, so hat die geringere Summe den Vorzug. Diese Folge tritt aber, wie der Wortlaut („oder") und der Zusammenhang zweifelsfrei erkennen lassen, nur ein, wenn ent­ weder nur mehrere untereinander abweichende Buchstaben- oder nur mehrere unterein­ ander abweichende Ziffernbezeichnungen vorliegen, z. B.: „Eintausend Mark. Zahlen Sie obige Summe von achthundert Mark", oder: „1000 Mark. Zahlen Sie obige Summe von 800 Mark"; hier gilt in beiden Fällen die niedrigere Summe: 800 Mark. Anders, wenn Ziffern- und Buchstabenbezeichnungen voneinander abweichen; insbesondere mehrere Buchstaben- und eine oder mehrere Ziffernbezeichnungen oder umgekehrt, z. B.: „1000 Mark. Zahlen Sie obige Summe von 800 Mk. — zwölfhundert Mark —"; Dieser Fall fällt vielmehr unter a); es gilt also die Buchstabensumme von 1200 Mark, ob­ wohl sie die höhere ist. 4. Wirkungen der Vermutung. Die sich auf Grund der Vermutung ergebende Summe Anm. 5 ist die Schecksumme. Ein Gegenbeweis dahin, daß (im Falle von Satz 1) die in Ziffern aus­ gedrückte oder (im Falle von Satz 2) die höhere Summe von dem Aussteller gemeint sei, ist unzulässig. Ein solcher Einwand könnte nur etwa als Einrede aus dem zugrunde liegenden Geschäfte im Verhältnisse zwischen dem Aussteller und einem nicht gutgläubigen Nehmer erhoben werden (vgl. unten zu § 18 Anm 8ff ). Zusatz 1: Fremde Rechte. Vgl. die Anhänge unter G. Das schweizerische ScheckrechtAnm. 6 (Art 830 Nr 2 OblRecht) verlangt Angabe der Geldsumme „mit Worten" als wesent­ liches Erfordernis des Schecks. — Ebenso Spanien (Art 535 Abs 2 HGB). — Argen­ tinien (Art 800 Ziff 6), Mexiko (Art 533 IV), Peru (Art 524 Nr 2) verlangen Angabe in Buchstaben und Ziffern (Meyer Wellscheckrecht I 41). — Bei abweichenden Angaben gibt die englische Lehre und Rechtsprechung der im Kontext gemachten Angabe den Vor­ zug; ebenso.Japan (Art 539, 446); bei abweichenden Angaben im Kontexte untereinander wird in England der Scheck als unverbindlich für den Bezogenen erklärt; Amerika läßt die Buchstabenangabe entscheiden; andere Scheckgesetze (die nordischen § 1 Abs 6, Italien, Ru­ mänien) erklären die niedrigste Summe für maßgebend; ebenso die Schweiz bei mehreren

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Scheckgesetz § 7

§ 6 abweichenden Buchstabenangaben. Wo keine besonderen Bestimmungen bestehen, wird im Anm. 7

§ 7

allgemeinen die deutsche Regel befolgt. Näheres bei Meyer, WeltscheÄecht I S. 43, 44Zusatz 2: Künftiges Weltfcheckrecht. Von den Entwürfen verlangte ein größerer Teil die Angabe der Schecksumme in Buchstaben. Auch für den Fall mehrfacher untereinander abweichender Angaben in Buchstaben oder in Ziffern gingen die Vorschläge auseinander. Die zweite Haager Konferenz erklärte in ihren Beschlüssen zum Scheckrecht (Art 7) — vgl. Anhang 8 — die Vorschriften des Art 6 der einheitlichen Wechselordnung für anwendbar auf den Scheck. Dieser Artikel bestimmt folgendes: „Art 6. Der Wechsel, dessen Betrag sowohl in vollen Buchstaben wie in Ziffern geschrieben ist, gilt im Falle einer Verschiedenheit für die in vollen Buchstaben geschriebene Summe. Der Wechsel, dessen Betrag mehrmals geschrieben ist, sei es in vollen Buchstaben oder in Ziffern, gilt im Falle einer Abweichung nur für die geringere Summe."

8 7. Der Scheck ist bei Sicht zahlbar. Die Angabe einer anderen Zahlungszeit macht den Scheck nichtig.

1. Vorbemerkung. Entstehungsgeschichte. Im Gegensatze zum Wechsel, der Kreditpapier ist und je nach der wirtschaftlichen Absicht, die dem Wechselvertrage zugrunde liegt, den Kredit auf längere oder kürzere Frist vermitteln soll, bei dem deshalb die Möglichkeit gewährt werden muß, die Zahlungszeit auf verschiedene Art zu bestimmen (vgl. WO Art 4 Nr 4), soll der Scheck nur die Zahlung aus bereitgestellten oder sofort bereitzustellenden Mitteln des Aus­ stellers, die in Händen eines Dritten sich befinden, vermitteln, nicht aber es ihm ermöglichen, sich Kredit zu verschaffen. Vgl. zu 8 1 Anm 28 und zu § 11 Anm 1. Dem entspricht es, daß der Scheck nur eine kurze Umlaufsfrist haben und möglichst rasch seiner Erledigung durch Zahlung entgegengeführt werden soll. Dazu dient in erster Linie die gesetzlich bestimmte kurze Vorlegungsfnst (§ 11). Der mit ihr verfolgte Zweck würde aber nicht erreicht werden, wenn nicht mit der Vorlegung zugleich auch die Fälligkeit des Schecks einträte, dieser vielmehr auf eine andere Zahlungszeit als auf Sicht — insbesondere wie der Wechsel auf einen bestimm­ ten Tag, eine bestimmte Zeit nach Sicht oder auf den Zeitpunkt eines Marktes oder einer Messe — gestellt werden könnte. Demgemäß wurde schon vor dem Erlasse des Scheckgesetzes nicht nur de lege ferenda in der Rechtslehre gefordert, daß nur Sichtschecke von dem künftigen Gesetze zugelassen werden soll en, sondern es wurden auch in der Rechtsprechung nicht auf Sicht gestellte Schecke für nicht handelsüblich erklärt (OLG Hamburg 21.10. 92 in SeuffA 48,196). Auch das Wechselstempelsteuergesetz (§ 24) erklärte für steuerfrei nur die „statt der BarZahlung dienenden auf Sicht zahlbaren Platzanweisungen und Schecke" (RGSt 18, 154). In Übereinstimmung mit diesen Bestrebungen enthielt bereits der Entwurf von 1892 in § 5 die Bestimmung, daß der Scheck „bei Sicht zahlbar" sei und daß die Angabe einer anderen Zahlungszeit „den Scheck als solchen ungültig mache". Die Begründung bezeichnet die Zahlbarkeit bei Sicht als unbedingtes Erfordernis des Schecks, wenn er nicht seinem wirtschaftlichen Zweck entfremdet und zu einem dem Wechsel ähnlichen Papier gemacht werden solle, und als das notwendige Korrelat zu der kurzen Präsentationsfrist. Vgl. in demselben Sinne die Motive zu dem österreichischen Entwürfe § 5. In den Entwürfen von 1907 und 1908 erhielt die Bestimmung dann die jetzt vorliegende Fassung. Anm. 2 2. Der Scheck ist bei Sicht zahlbar. Diese Rechtswirkung tritt ein, ohne daß es einer Bestimmung über die Zahlungszeit im Scheck bedarf; eine solche Bestimmung ist daher nicht (wie beim Wechsel) als wesentliches Erfordernis vom Gesetze aufgestellt. Doch ist es un­ schädlich, wenn der Scheck die mit dem Gesetze übereinstimmende ausdrückliche Anweisung an den Bezogenen, „bei Sicht" zu zahlen oder einen gleichwertigen Ausdruck: „bei Vor­ zeigung", „a vista“ enthält. Auch der Ausdruck: „nach Sicht" (ohne Beifügung einer Frist) wird in dem Sinne ausgelegt werden dürfen, daß damit eine Zahlung, die sich unmittel­ bar an die Vorlegung anzuschließen hat, gemeint ist. Den Ausdruck: „dato nach Sicht" hat das ROHG (6, 240) für den Wechsel in dem Sinne ausgelegt, daß darin das Wort: „dato“ nicht den Ausstellungstag als Fälligkeitstag, sondern „von heure an" bedeute, also ein Sicht­ wechsel vorliege; es läßt aber dahingestellt, ob bei dieser Auslegung nicht Art 32 Nr 1 WO ent­ sprechend anwendbar sei und deshalb Zahlung am Ausstellungstage nicht verlangt werden könne. Nimmt man an, daß der Ausdruck diese Bedeutung hat, so würde darin für den Scheck eine „andere" als die gesetzlich bestimmte Zahlungszeit zu finden sein, da der Scheck auch am Aus­ stellungstage vorgelegt werden kann und alsdann die Zahlung an diesem Tage zu erfolgen hat. Daraus würde sich die Nichtigkeit eines solchen Schecks ergeben. Es wird aber wohl

Anm. 1

Scheckgesetz § 7

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richtiger sein, anzunehmen, daß „dato nach Sicht" nur heißen soll: „an dem Datum, an wel-H 7 chem die Sicht stattfindet", also eine andere Zahlungszeit als die gesetzlich vorgeschriebene, nicht bedeutet. — Auch die Bestimmungen: „auf Verlangen", „nach Belieben", „a piacere“, deren Bedeutung in der Lehre des Wechselrechts streitig ist (vgl. für die Zulässigkeit Leh­ mann Wechselrecht S. 357, 358 u. Anm 3; dagegen StStr Art 4 Anm 23), dürften bei dem Scheck unschädlich sein, da sie einer Zahlbarkeit des Schecks bei Sicht nicht ent­ gegenstehen. Dagegen dürfte der Zusatz: „ohne vorherige Präsentation" oder ein gleich­ bedeutender Ausdruck den Scheck nichtig machen, da er eine Zahlbarkeit des Schecks ohne das Erfordernis der Sicht bedeulet. — Die Zahlbarkeit „bei Sicht" bedeutet, daß dem Bezogenen die Möglichkeit verschafft werden muß, „Sicht" (Einsicht) von dem Scheck zu nehmen; ob er tatsächlich von ihm und seinem Inhalt Kenntnis nimmt, ist unerheblich. Vgl. im übrigen über die Vorlegung und die Folgen der Nichtzahlung bei Vorlegung unten zu § 11 Anm 1 ff. Über vordatierte Schecke vgl. zu 8 1 Anm 28. Danach ist der vordatierte Scheck zwar auch Anm. 3 schon vor Eintritt des darin angegebenen Ausstellungstages als gültiger Scheck anzusehen, aber er kann vor diesem Zeitpunkte nicht mit Rechtswirksamkeil dem Bezogenen zur Zahlung vorgelegt werden. Die nach § 7 auch für vordatierte Schecke „bei Sicht" eintretende Fälligkeit wird also durch eine solche Vorlegung nicht herbeigeführt, da die „Sicht" eine wirksame Vorlegung zur Voraussetzung hat-. Da der Scheck bei Sicht zahlbar ist, hat der Ver­ käufer eines Schecks auch ohne besondere Vereinbarung und ohne daß es des Nachweises einer dahin gehenden Handelsusance bedarf, dafür einzustehen, daß die Zahlung durch den Bezogenen sofort bei Sicht erfolgen kann und erfolgt: NG I 451/22, Urt v. 28. 2. 23, ab­ gedruckt im BankA 1922/23, 242. 3. Die Angabe einer anderen Zahlungszeit macht den Scheck nichtig. Darüber, Anm. 4 in welchen Fällen angenommen werden muß, daß der Scheck auf eine andere Zahlungs­ zeit als „bei Sicht" gestellt ist, vgl. oben Anm 2. Liegt ein solcher Fall vor, so ist die andere Angabe nicht etwa als nicht geschrieben anzusehen und der Scheck mit der gesetzlich bestimm­ ten Zahlungszeit als Sichtscheck aufrechtzuerhalten, sondern der Scheck selbst ist nichtig. Diese mit dem im übrigen vom Scheckgesetze verfolgten Bestreben, ungültige Schecke möglichst zu vermeiden, nicht ganz im Einklang stehende Vorschrift glaubte das Gesetz hier nicht ver­ meiden zu können, weil dem Willen des Ausstellers Zwang angetan werden würde, wenn er, „obwohl er den Nehmer ausdrücklich erst in der Zukunft befriedigen wolle, so behandelt werden würde, als hätte er eine sofort fällige Zahlungsanweisung erteilt" (Begründung S. 23). In dem Entwürfe von 1892 (§ 5) war als Folge der Angabe einer anderen Zahlungszeit Anm. 5 vorgesehen, daß der Scheck als solcher ungültig sein sollte. Diese Fassung deutete darauf hin, daß nicht ausgeschlossen sein sollte, daß ein solches Papier Rechtswirkungen anderer Art, insbesondere als Anweisung des bürgerlichen Rechts, hervorbringen könnte. In der Be­ gründung zu dem Entwürfe von 1908, der die jetzige Fassung enthält, ist das noch deut­ licher zum Ausdruck gekommen, indem dort für die Entscheidung der Frage ausdrücklich auf § 140 BGB verwiesen wird. Eine Konversion im Sinne dieser Vorschrift wird indessen auch hier in der Regel nicht stattfinden können. Es wird sich nicht ohne weiteres feststellen lassen, daß derjenige, der eine von ihm ausdrücklich als Scheck bezeichnete und (abgesehen von dem hier in Frage stehenden Mangel) in den dafür vorgeschriebenen besonderen For­ men gehaltene Urkunde ausgestellt hat, für den Fall ihrer Unwirksamkeit als Scheck, wenn er ihn vorausgesehen hätte, die erheblich abweichenden Wirkungen gewollt haben würde, die mit einer Anweisung des bürgerlichen oder des Handelsrechts verbunden sind. Vgl. Näheres oben zu 8 1 Anm 38. Zusatz 1: FremdeRechte. Vgl. die Anhänge unter G. Das österreichische Gesetz (8 5) er- Anm. 6 klärt den Scheck für bei Sicht zahlbar, auch wenn er eine andere Verfallszeit oder keine Bestimmung über die Verfallszeit enthält; es unterscheidet sich also vom deutschen Scheckgesetz dadurch, daß Schecke mit anderer Zeitangabe nicht nichtig sind, diese vielmehr als nicht ge­ schrieben gilt. — Ebenso das ungarische Scheckgesetz (8 5) und das schweizerische Scheck­ recht (Art 833 OblRecht). — Auch Frankreich (Ges v. 14. 6. 65 Art 2), Japan (HGB Art 532), Belgien (ScheckG v. 20. 6. 73 Art 1), England (Bills of Exchange Act Sect 73) kennen nur auf Sicht zahlbare Schecke, während Italien (Art 340 Abs 3 HGB) die Stellung der Schecke auf Sicht oder innerhalb zehn Tagen von der Präsentation ab, die innerhalb acht Tagen von der Ausstellung ab zu erfolgen hat, zuläßt. Ebenso Rumänien (Art 365 Abs 2, 367); Por­ tugal (Art 341 88 2, 3); ferner, mit Nach-Sicht-Frist von sechs Tagen, Venezuela (Art 451 Abs 3). Der russische Entwurf (Art 2110 Abs 2) will bei Eröffnung einer laufenden Rech­ nung die Vereinbarung zulassen, daß Schecke über eine bestimmte Summe hinaus erst am Tage nach der Vorlegung zahlbar sein sollen, eine Vereinbarung, die bei der Bestim­ mung der Zahlungszeit im Schecke zum Ausdruck gelangen soll. Bei solchen Nach-Sicht-

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§ 7 Schecken wird der Zeitpunkt der Vorlegung durch einen Sichtvermerk des Bezogenen, nötigenfalls in den Formen des Protestes festgestellt. — Das französische Gesetz vom 19. Februar 1874, Art 5 Abs 5, erklärt alle Vereinbarungen zwischen dem Aussteller, dem Nehmer oder dem Bezogenen, nach denen der Scheck anders als bei Sicht oder auf erstes Ersuchen zahlbar sein soll, für nichtig von Rechts wegen; es wird aber angenommen, daß diese Vorschrift sich nur auf Vereinbarungen außerhalb des Schecks beziehe; welche Fol­ gen die Angabe einer anderen Zahlungszeit auf dem Schecke selbst für dessen Gültigkeit habe, blieb streitig. — Im englisch-amerikanischen Rechte wird eine Urkunde, die in anderer Weise als auf Sicht zahlbar gestellt ist, nicht als Scheck angesehen. — Näheres vgl. bei Meyer Weltscheckrecht I S. 136 ff. Anm. 7 Zusatz 2: Zukünftiges Weltfcheckrecht. Die Vorschläge und Entwürfe wollen sämt­ lich nur bei Sicht zahlbare Schecke zulassen. Eine Angabe einer anderen Zahlungszeit soll aber nach den meisten Vorschlägen den Scheck nicht nichtig machen, sondern als nicht geschrie­ ben gelten. Bei den Beratungen der diesen Punkt betreffenden Frage 9 des Fragebogens auf der zweiten Haager Konferenz sprachen sich sämtliche Sektionen dafür aus, daß der Scheck nur bei Sicht zahlbar sein dürfe; auch Italien erklärte, auf die im dort geltenden Rechte zu­ gelassenen Nach-Sicht-Schecke verzichten zu können (Actes II S. 226, 240, 250, 261, 268). Die Ansichten über die Folgen der Angabe einer anderen Zahlungszeit waren geteilt (a. a. £).). Das Comitä central entschied nach längerer Beratung mit Stimmenmehrheit für die Nichtig­ keit (Actes II S. 176 ff.). Demgemäß lauten die Beschlüsse der Konferenz (Anhang H zu diesem Kommentar) in Artikel 13, entsprechend dem deutschen Scheckgesetze, dahin, d a ß d e r S ch e ck b e i S i ch t z a h l b a r l st u n d d a ß e i n e U r k u n d e, d i e e i n e a n d e r e Verfallzeit angibt, als Scheck nichtig ist.

8 8

8 8. Der auf einen bestimmten Zahlungsempfänger gestellte Scheck kann durch Indossament übertragen werden, wenn nicht der Aussteller die Übertragung durch die Worte „nicht an Order" oder durch einen gleichbedeutenden Zusatz untersagt hat. In betreff der Form des Indossaments, in betreff der Legitimation des Besitzers eines indossierten Schecks und der Prüfung der Legitimation so­ wie in betreff der Verpflichtung des Besitzers zur Herausgabe finden die Vorschriften der Artikel 11 bis 13, 36, 74 der Wechselordnung entsprechende An­ wendung. Ein aus eine Abschrift des Schecks gesetztes Indossament ist jedoch unwirksam. Das gleiche gilt von einem Indossamente des Bezogenen. Ein Indossament an den Bezogenen gilt als Quittung.

Anm. 1

I. Geschichtliche Entwicklung, Begriff und Wesen ded Indossaments im allgemeinen. Vgl. die eingehenden geschichtlichen Untersuchungen von Schaps, Zur Geschichte des Wechsel­ indossaments (1892) und Grünhut Wechselrecht in Bindings Handbuch I S. 76ff. Hier kann nur ein kurzer Abriß gegeben werden. Das Indossament ist die im Handelsverkehr ent­ wickelte rechtliche Form zur Übertragung der in Urkunden, die Träger des Schuldverhält­ nisses sind (Wertpapiere), verbrieften Rechte von dem bisherigen auf einen anderen Berech­ tigten durch einen auf die Urkunde gesetzten Schriftvermerk. Schon früh im mittelalterlichen Handelsverkehr hatte sich das Bedürfnis herausgestellt, daß die durch Wertpapiere repräsen­ tierten Werte in Zirkulation gesetzt und zu diesem Zwecke an Dritte, die außerhalb des Schuld­ verhältnisses stehen, weilergegeben, auch von diesen mit Sicherheit erworben werden könnten. Dieses Bedürfnis hatte sich besonders beim Wechsel geltend gemacht. Mit dessen Verbreitung und Entwicklung ist denn auch die Entstehung des Indossaments eng verknüpft. Der ursprüngliche Wechsel war, wie jetzt nachgewiesen ist, keine Tratte, sondern ein domizi­ lierter eigener Wechsel, mit welchem zugleich in besonderer Urkunde eine Anweisung des Ausstellers an einen Dritten, den Betrag des Wechsels an den Remittenten selbst oder an eine von diesem zu bestimmende Person — den Präsentanten — zu zahlen, erteilt wurde. In dieser Anweisung, die dem Remittenten mit dem Wechsel übergeben wurde, erblickte der Verkehr im Laufe der Zeit ein eventuelles Regreßversprechen des Ausstellers, wodurch die Ausstellung des eigenen Wechsels überflüssig wurde. Dieser wurde daher später fortgelassen und nur die lettera di pagamento ausgestellt, welche nunmehr die Bezeichnung „Tratte" — gezogener Wechsel — erhielt. Sie war demnach ein Wechsel mit vier Personen, indem darin außer dem Aussteller, dem Bezogenen und dem Remittenten auch noch der Präsentant

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als derjenige, an den gezahlt werden sollte, benannt war. Der Präsentant galt zunächst nur § 8 als solutionis causa adiectus; es blieb lange streitig, ob er den Wechsel eigenen Namens als Gläubiger einklagen durfte, bis die Theorie von dem adiectus in rem suam aufkam, dem man die Fähigkeit zuschrieb, aus eigenem Rechte zu klagen. Die Übertragung (Weiterbegebuna) der Tratte von dem Präsentanten auf eine andere Person konnte zunächst nur durch Zession oder im Wege der Bevollmächtigung als procuratio in rem suam erfol­ gen; behufs Vermeidung der damit verbundenen Umständlichkeiten wurden aber die Tratten häufig von vornherein auf mehrere Personen als Präsentanten oder Bevollmächtigte aus­ gestellt. Seit dem 17. Jahrhundert erst tritt in der Tratte die Stellvertretungsklausel auf (deutsch: „an Herrn N. N. oder Kommis"), später auch die Orderklausel in der Form der Order-Inhaberklausel („Herrn N. N. oder dem, der für ihn präsentieren wird") sowie die reine oder alternative Inhaberklausel („dem, der präsentieren wird", „Herrn N. N. oder dem, der präsentieren wird"; vgl. oben zu 8 4 Anm 5 ff). Dadurch wurde die Benennung eines besonderen Präsentanten überflüssig und der Wechsel zu einem Wechsel mi^ drei Personen. Eine neue Art der Wechselbegebung entstand aber in Italien mit der „Girata“ und in ähnlicher Weise in Frankreich mit dem „Endossement“. Diese beiden Formen unter­ schieden sich äußerlich dadurch, daß die Girata in Italien meist auf der Vorderseite des Wechsels (unten, wo auch das Aval, die Wechselbürgschaft, zu stehen pflegte) ihren Platz fand, wäh­ rend das französische Endossement auf die Rückseite des Wechsels gesetzt wurde, wovon es auch seinen Namen erhielt. Die „Girata“ erhielt ihren Namen um deswillen, weil durch sie der Wechsel in Umlauf (Giro) gesetzt wurde. Der Inhalt beider Formen war eine Anweisung des als Remittent oder durch ein bereits vorhergegangenes Giro Wechselberechtigten — Giranten —, statt an ihn an den Anweisungsempfänger — Giratar — zu zahlen. Sollte dem Giratar das Wechselrecht selbst eigenen Namens übertragen werden, so wurde hinzugesetzt, daß der Giratar dem Giranten die Wechselvaluta bezahlt habe. Ein solches Valuta­ empfangsbekenntnis galt als sicherstes Kennzeichen dafür, daß eine Übertragung des Wechsel­ rechts selbst, also ein Bollgiro, beabsichtigt war. Die Girata und das Endossement bewirkten ferner die volle Haftung des Giranten gegenüber dem Giratar. In beiden Ländern wurden diese neuen Übertragungsformen, namentlich das durch sie ermöglichte mehrfache Giro, von den Juristen heftig bekämpft, auch durch gesetzliche Verbote vielfach gehemmt. Sie setzten sich aber mit der Zeit durch, auch in Deutschland, wohin sie im ersten und zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts ihren Weg fanden. Aus welchen früheren wechselrechtlichen Gebilden die Girata und das Endossement hervorgegangen sind — ob aus der „Skontration", dem „Aval" oder der „Girozahlung" — war lange Gegenstand literarischen Streites; Schaps und Grünhut verneinen wohl mit Recht einen Zusammenhang mit diesen Rechtsgebilden und führen den Ursprung der neuen Begebungssormen auf die oben bereits erwähnten Orderklauseln zurück, die anfangs allerdings nur. zur einmaligen Benennung desjenigen, an den gezahlt werden sollte, nicht zur weiteren Übertragung gedient hätten, doch sei man später mit der Girata und dem Endossement darüber hinausgegangen. Seit dem Jahre 1700 etwa ver­ schmolzen Girata und Endossement zu einem Rechtsinstitute, das sich über ganz Europa ver­ breitete und den Wechsel von einem „notdürftigen Vermittler des Geldtransportes" im Mittel­ alter erst zu dem „Mittelpunkte des Kredits" gemacht hat, den er in der Neuzeit darstellt. In Deutschland wurde es als „Indossament" oder „Giro" bezeichnet; der Ausdruck: „Giro" wurde aber im Sprachgebrauchs oft auf die mehrfache Indossierung beschränkt; die deutsche Wechselordnung (Art 8), bezeichnet jedoch beide Ausdrücke als gleichbedeutend: „Indossa­ ment (Giro)". Das Indossament wurde in Deutschland im 17. und 18. Jahrhundert durch partikulare Wechselordnungen geregelt, von denen die wichtigste die Leipziger Wechsel­ ordnung von 1682 war. Der Platz des Indossaments war danach vorwiegend auf der Rückseite des Wechsels bestimmt; doch wurde auch das Giro auf der Vorderseite zugelassen. Mit der Einführung der Allgemeinen Deutschen Wechselordnung in den einzelnen deutschen Ländern (in Preußen 1849/50), ist dann das Indossament beim Wechsel übereinstimmend für diese geregelt, und diese Regelung ist durch Erklärung der Wechselordnung zum Bundes­ und später zum Reichsgesetze Neichsrecht geworden. Reichsrechtlich geregelt wurde ferner das Indossament durch die Art 300 bis 303 des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuchs, ent­ sprechend den §§ 363 bis 365 des jetzt geltenden HGB, für die dort genannten Order­ papiere, zu welchen auch der Scheck, sofern er auf einen Kaufmann als Bezogenen ausgestellt war, als kaufmännische Anweisung gehörte; für die Namensaktie (Art 182, 183, 223 AllgDHGB; §§ 222 bis 224, 320 Abs 3 HGB); für die Reichsbankanteile (Statut der Reichs­ bank vom 21. Mai 1875 § 5) endlich für den Scheck gesondert durch § 8 des ScheckG. II. Der auf einen bestimmten Zahlungsempfänger gestellte Scheck kann durch Jndoffament übertragen werden. 1. Die Vorschrift bezieht sich, wie ihr Wortlaut ergibt, nur auf den Scheck mit be-Anm. 2 stimmtem Zahlungsempfänger; vgl. oben zu 8 4 Anm 3. Bei dem Inhaberscheck

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§ 8 ist eine Übertragung durch Indossament ausgeschlossen, da er ein echtes Jnhaberpapier ist und deshalb seine Übertragung nur nach sachenrechtlichen Grundsätzen erfolgen kann (vgl. oben zu 8 4 Anm 7), sonach die Einigung über den Eigentumsübergang an dem Papiere und die Übergabe, die allerdings auch bei dem Scheck mit bestimmtem Zah­ lungsempfänger zu dem „Skripturakt hinzukommen müssen (vgl. unten Anm 5), beim In­ haberscheck das alleinige Übertragungsmittel bilden. Die Namensschrift auf der Rück­ seite des Inhaberschecks ist kein Indossament; sie hat keine Bedeutung für die Über­ tragung des Schecks, übt also nicht die für das Indossament wesentliche Transportfunktion (vgl. unten Anm 7) aus, sondern begründet lediglich eine Haftpflicht des Schreibers, der über­ haupt nicht Scheckberechtigter zu sein braucht; vgl. zu § 15 Anm 5. Anm. 3 2. Verbot der Indossierung, a) Der Scheck ist durch die Vorschrift gesetzliches Order­ papier geworden, wie es auch der Wechsel nach Art 9 Abs 1 WO ist. Er bedarf, damit er durch Indossament übertragen werden kann, keiner darauf gerichteten ausdrücklichen Willens­ erklärung des Ausstellers (Orderklausel) wie die in § 363 HGB genannten Urkunden. Die Übertragung durch Indossament ist aber, wie nach Art 9 Abs 2 WO für den Wechsel, so auch für den Scheck ausgeschlossen, wenn der Aussteller sie durch die Worte: „nicht an Order" oder einen gleichbedeutenden Zusatz untersagt hat. Die Übertrag­ barkeit durch Indossament ist sonach dispositives Recht, nicht bloße Auslegungsregel, ein in anderer Weise als durch solchen ausdrücklichen Zusatz erklärter, durch Auslegung zu ermittelnder Parteiwille kommt nicht in Betracht. Durch das Jndossierungsverbot des Aus­ stellers wird der Scheck zum Rektascheck. Der Rektascheck ist im privaten und Handelsverkehr wenig üblich, da er nicht während der Umlaufsfrist von Hand zu Hand weitergegeben werden kann, andererseits wird allerdings durch ihn eine größere Sicherung gegen Erhebung des Scheck­ betrags durch Unbefugte gewährt; seine Zulassung entsprach deshalb einem in den beteiligten Kreisen laut gewordenen Wunsche, der auch im Schrifttum vertreten worden ist (u. a. von Simonson DIZ 1907, 998). Das Verbot muß, um Wirkung zu haben, vom Aussteller ausgehen. Das in Art 15 WO mit den dort bezeichneten beschränkten Wirkungen zugelassene Verbot durch einen Indossanten ist in das deutsche Scheckgesetz nicht (wie in das österreichi­ sche, § 7), ausgenommen worden. Die Begründungen der Entwürfe geben keinen Anhalt dafür, aus welchem Grunde die Aufnahme unterblieben ist. Es ohne solche ausdrückliche Be­ stimmung für den Scheck zuzulassen, wird nicht angängig sein, obwohl an sich der ihm zu­ grunde liegende Rechtsgedanke auch für den Scheck wohl zutrifft. Denn es kann nicht zu­ gegeben werden, daß (wie StStr WO zu § 15 Anm 2 annehmen) die Wirkung des Jndossantenverbots „grundverschieden" von der des Ausstellerverbots sei. Sie ist vielmehr nur dem Grade nach von ihr verschieden, indem sie sich naturgemäß auf die mittelbaren Nach­ männer des Indossanten, von dem das Verbot ausgeht, beschränkt. Aber das Gesetz gibt eine solche Befugnis ausdrücklich nur dem Aussteller des Schecks und bestimmt im übrigen in § 15, daß die Indossanten dem Inhaber für die Einlösung des Schecks haften, also jedem legitimierten Inhaber, auch ihren mittelbaren Nachmännern. Dieser gesetzlichen Haftung können die Indossanten sich nicht dadurch entziehen, daß sie die Weiterindossierung des Schecks verbieten. Wie hier im Ergebnis Lessing zu 8 8 Anm 11 b, a. M. Schiebler ScheckG S. 27. Anm. 4 b) Das Verbot der Indossierung, das vom Aussteller ausgeht, muß schriftlich in der Scheckurkunde erfolgen. Zwar ist in 8 8 ScheckG nicht ausdrücklich von einem „Verbot im Scheck" die Rede, wie in Art 9 WO von einem „Verbot im Wechsel". Aber daß nur ein Verbot in Frage kommen kann, welches in der Scheckurkunde beurkundet ist, ergibt sich dar­ aus, daß 8 8 ein Verbot durch bestimmte Worte oder einen gleichbedeutenden „Zusatz" er­ fordert, also eine schriftliche Hinzufügung zu dem sonstigen Scheckinhalt. Dagegen ist eine bestimmte Stelle der Scheckurkunde für das Verbot nicht vorgeschrieben. Für den Wechsel ist aus dem Ausdrucke „im Wechsel" gefolgert worden, daß das Verbot im Kontexte des Wechsels enthalten sein, also grammatisch einen Bestandteil der in diesem enthaltenen Zah­ lungsanweisung, etwa „Zahlen Sie an Herrn N. N., aber nicht an seine Order", bilden müsse (ROHG 2, 408). Für den Scheck wird jedenfalls keine Nötigung bestehen, das anzu­ nehmen. Aber auch, daß das Verbot auf der Vorderseite des Schecks stehen müsse, wie Grünhut (Handbuch II S. 89) für den Wechsel annimmt, wird für den Scheck nicht aner­ kannt werden können. Der dafür angegebene Grund, die Bestimmung sei von einschneiden­ der Bedeutung und müsse deshalb für jedermann erkennbar sein, erscheint nicht durchschlagend. Da die Bestimmung sich auf die Indossierung bezieht und diese zwar nicht notwendiger-, aber üblicherweise auf der Rückseite erfolgt, erscheint es vielmehr eher zweckmäßiger und jeden­ falls genügend, daß auch das Verbot der Indossierung auf der Rückseite beurkundet wird, wo es jedem, der indossieren oder der einen trotz des Verbotes indossierten Wechsel oder Scheck entgegennehmen will, erkennbar ist. Das außerhalb des Kontextes stehende Verbot muß sich selbstverständlich durch die Unterschrift des Ausstellers als von diesem herrührend kundgeben. Ein mündlich oder schriftlich außerhalb des Schecks etwa dem Nehmer bei der

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Begebung mitgeteiltes Verbot vermag keine scheckrechtliche Wirkung zu äußern; es kann aber, § 8 wenn es zum Inhalt des Begebungsvertrags (vgl. Anm 5) zwischen Aussteller und Neh­ mer geworden ist, zivilrechtliche Wirkungen haben, die einredeweise (§ 18 Abs 2 ScheckG) geltend gemacht werden können. — Welche Worte gebraucht werden, ist nicht erheblich, sofern nur die gebrauchten Worte deutlich mit den Worten: „nicht an Order" gleichbedeutend sind. Als genügend sind deshalb Ausdrücke anzusehen wie: „nur an Herrn N. N.", nicht aber „nur an die Order des Herrn N. N.", obgleich auch bei letzterer Fassung die Auslegung nahe­ liegt, daß die Indossierung verboten werden sollte. Nicht genügend ist auch die Durchstreichung der etwa im Formular vorgedruckten Orderklausel; sie muß zwar dahin ausgelegt werden, daß die Indossierung verboten werden sollte, erfüllt aber nicht das vom Gesetz aufgestellte Erfordernis eines ausdrücklich mit Worten erfolgenden Verbots. Statt des vollständigen Verbots ist auch die beschränkte Gestattung der Indossierung zulässig, z. B. „nur an Herrn N. N. und seine unmittelbare Order", wodurch die Weiterindossierung durch den Indossatar des Nehmers ausgeschlossen wird. — Ein dem Verbote zuwider erfolgtes Indossa­ ment erzeugt keine scheckrechtlichen Wirkungen, es legitimiert den Indossatar und seine Nach­ männer nicht zur Vorlegung und zum Verlangen der Zahlung des Schecks und begründet keine scheckrechtliche Haftung des Ausstellers und der Indossanten gegenüber jenen, auch nicht eine solche Haftung desjenigen Indossanten, der dem Verbote zuwider indossiert hat. Es wird jedoch nichts im Wege stehen, die Indossierung in solchem Falle auf Grund des § 140 BGB aufrechtzuerhallen als eine Anweisung im Sinne des § 783 BGB, durch welche der Indossatar von dem Indossanten zur Erhebung des Scheckbetrags und der Bezogene zur Leistung an den Indossatar ermächtigt worden ist, so daß der Bezogene für eine an diesen gemachte Leistung von dem Indossanten nach Maßgabe der Bestimmungen des bürger­ lichen Rechts Ersatz verlangen kann, falls der Aussteller sie nicht als für seine Rechnung ge­ schehen gelten läßt. In diesem Sinne für den Wechsel StStr 11. Aufl zu Art 9 WO Anm 7 im Anschlüsse an Thöl WR § 123 gegen Staub 4. Aufl. Nicht ausgeschlossen wird durch das Judossierungsverbot das (offene) Prokuraindossa­ ment (vgl. unten Anm 12), da es die Rechte aus dem Scheck nicht überträgt; auch nicht die Zession (vgl. unten Zus 1 Anm 54), da sie nicht unter das Verbot: „nicht an Order" fällt. 3. Begebungsvertrag, o) § 8 Abs 1 ScheckG sagt, daß der Scheck durch IndossamentAnm. 5 übertragen werden kann. Entsprechend lautet Art 10 WO dahin, daß die Rechte aus dem Wechsel durch das Indossament übergehen. Der Ausdruck „Indossament" ist in beiden Gesetzesstellen nicht im Sinne des bloßen Skripturaktes — der Anfertigung des schriftlichen Jndossierungsvermerks —, sondern im Sinne der gesamten Rechtshandlung zu verstehen, die zum Zwecke der Übertragung der Rechte vorgenommen wird; RGZ 5 S. 83/84. Dazu gehört außer der in bestimmter Form (vgl. unten Anm 19 ff) zu vollziehenden Schrift (dem „Skripturakt") noch ein Begebungsvertrag, b. h. eine durch Geben und Nehmen des Schecks betätigte Einigung zwischen dem bisherigen Scheckberechtigten und demjenigen, der die Rechte aus dem Scheck erwerben soll, daß das Eigentum an dem Scheck und mit die­ sem zugleich die Rechte aus dem Scheck auf ihn übergehen sollen. Das Erfordernis eines Begebungsvertrags ist für den Wechsel im Schrifttum besonders von Lehmann (Wechsel­ recht S. 486) und in neuerer Zeit von StStr (WO 11. Aufl Art 9 Anm 3) im Gegen­ satze zu Staub (4. Aufl) und in der Rechtsprechung schon vom ROHG (Entsch 19, 49 u. 328; 25, 66) vertreten worden. Aber auch das Reichsgericht hat in einer Reihe von Entscheidungen für den Übergang der Rechte durch Indossament bei Wechseln einen Begebungsvertrag ausdrücklich für erforderlich erklärt: RGZ 2, 90; 5, 82; 14, 23; 35, 75; 87, 367. Jedoch hat das RG nicht, wie StStr a. a. O. Abs 2 (siehe aber Abs 1, wo auf Art 74 WO Bezug genommen wird!), ferner zu Art 82 Anm 65b, zu tun scheinen, aus dem Erfordernisse eines Begebungsvertrags die Folgerung gezogen, daß auch dem gutgläubigen dritten Wechselerwerber gegenüber der Mangel des Begebungsvertrags bei einem seiner Vorgänger geltend gemacht werden könne. In RGZ 77, 140 ist sogar ausdrücklich hervor­ gehoben, daß die Ungültigkeit des Begebungsvertrags dem redlichen Dritterwerber nicht entgegengehalten werden könne. Auch in RGZ 87, 367 ist gesagt, die Ansicht, daß die Ein­ rede des mangelnden Begebungsvertrags auch einem redlichen Erwerber entgegengehalten werden könne, stehe mit der Rechtsprechung nicht im Einklänge. In RGZ 35, 76 ist aus dem Erfordernisse eines Begebungsvertrags lediglich die Folgerung gezogen, daß der Klage eines legitimierten Inhabers die Einrede entgegengesetzt werden könne, der Kläger habe den Wechsel von seinem Vormanne nicht auf Grund eines Begebungsvertrags erhalten. Auch in RGZ 5, 82 wird aus Art 36 WO hergeleitet, daß einem Nachmanne die Einrede des unrechtmäßigen Besitzes seines Vormannes nicht entgegengehalten werden könne. In RGZ 14, 22 ist zwar bemerkt, die Einrede könne „an sich gegen jeden Wechselkläger" vor­ geschützt werden; sie ist aber auch in dem dortigen Falle nicht zugelassen, vielmehr aus der

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§ 8 Natur des Wechselvertrags als eines schriftlichen Formalvertrags und aus der Bestimmung des Wechsels zum Umlauf eine Einschränkung des zuvor aufgestellten Satzes hergeleitet worden dahin, daß der Wechselvertrag gegenüber gutgläubigen Dritten als abgeschlossen gelten müsse, wenn nur ein tatsächliches Geben und Nehmen des Schriftstücks stattgefunden habe, das sich äußerlich als eine Wechselerklärung darstelle, ohne daß es darauf an­ komme, ob sie als solche gewollt sei. Schließlich hat das RG in dem Urt v. 9. 12. 25 (RGZ 112, 202) nochmals deutlich ausgesprochen, daß zwar im allgemeinen der Indossant aus sei­ nem Indossamente nur dann hafte, wenn zu dem Skripturakte noch ein Vertrag über Geben und Nehmen des Wechsels trete; daß aber einem gutgläubigen, gemäß Art 36 WO legiti­ mierten Nachmanne nicht der Einwand entgegengesetzt werden könne, daß ein Vorindossant zwar den Skripturakt vorgenommen, aber keinen Begebungsvertrag abgeschlossen habe. Jacobi (Wertpapiere in Ehrenbergs Handbuch IV 1 S. 322 u. Anm 45, 46 dazu; vgl. auch DIZ 1906 Sp 528) meint im Hinblick auf diese Entscheidungen, das Reichsgericht habe den Satz, daß der gutgläubige Erwerber eines dem Aussteller (oder Indossanten) abhanden ge­ kommenen Wechsels das Wechselrecht erwerbe, anfänglich vom Standpunkte der „Vertrags­ theorie" zu verteidigen gesucht, dieses „offenbar unmögliche Beginnen" aber aufgegeben und den Satz nunmehr „ohne alle Theorie" einfach als geltendes Recht proklamiert; er selbst will den Satz aus der von ihm vertretenen „Rechtsscheintheorie" herleiten, die auch das RG in RGZ 14, 22 anerkannt habe. Langen vermutet dagegen, das Reichsgericht habe der sog. „Emissionstheorie" folgen wollen. Es wird praktisch nicht von erheblicher Be­ deutung sein, ob das Reichsgericht seine Auffassung auf eine „Theorie" und auf welche es sie gründet. Abgelehnt wird von ihm jedenfalls die Auffassung, daß die Entstehung des Wechsel­ rechts und der Wechselverpflichtung in den hier in Frage kommenden Fällen auf einen bloßen einseitigen „Skripturakt" zurückzuführen sei („Kreationstheorie"). Andererseits wird dem Verkehrsbedürfnis entsprochen, das bei der Schaffung von Wertpapieren, die zum Umlaufe bestimmt sind, erfordert, daß derjenige, der durch Ausstellung oder Indossierung eines solchen Papiers die Möglichkeit geschaffen hat, daß es vor seiner vertragsmäßigen Be­ gebung in die Hände eines gutgläubigen Dritten gelangt, sich diesem gegenüber so behandeln lassen muß, als hätte er das Papier durch einen Begebungsvertrag aus der Hand gegeben. Es ist das ein weiterer Fall des auch im gewöhnlichen bürgerlichen Rechte, wiewohl aus­ drücklich nur für einzelne bestimmte Fälle (vgl. §§ 405, 932, 892, 1155 BGB), anerkannten Schutzes des durch einen äußeren Tatbestand gerechtfertigten guten Glaubens (des „Rechts­ scheines"), der seine hinreichende gesetzliche Grundlage in den wechsel- und scheckrechtlichen Bestimmungen über die Legitimation durch den Besitz der Urkunde und die Beschränkung der dieser gegenüber zulässigen Einwendungen (vgl. für den Scheck § 18 Abs 2 ScheckG und Anm 5ff zu 8 18) findet. Der Grundsatz, daß zur Entstehung und Übertragung des Wechsel(Scheck-) Rechts und zur Entstehung der wechsel- (scheck-) rechtlichen Verpflichtung ein Be­ gebungsvertrag grundsätzlich erforderlich ist, wird dadurch so wenig außer Kraft gesetzt wie durch § 932 BGB der Satz, daß zur Eigentumsübertragung die Einigung zwischen dem Eigentümer und dem Erwerber erforderlich ist. Demgemäß kann auch, wenn zwischen dem Indossanten und dem Wechsel- und Schecknehmer ein Begebungsvertrag zwar ab­ geschlossen, aber vor dem Erwerbe des Wechsels (Schecks) durch einen gutgläubigen Dritten wieder aufgehoben worden ist, aus der Aufhebung dem gutgläubigen Dritten ein Einwand nicht entgegengesetzt werden (RGZ 87, 366). Anm. 6 b) Dem Nichtvorhandensein steht die Ungültigkeit des Begebungsvertrags gleich. Dem Kläger kann daher die Einrede entgegengesetzt werden, daß der Wechsel (Scheck) an ihn durch einen nicht zur Vertretung befugten Vertreter des Indossanten begeben worden sei, z. B. durch einen Gerichtsvollzieher, der den mit dem Blankoindossamente des Zwangs­ vollstreckungsschuldners versehenen Wechsel unzulässigerweise im Wege der Zwangsvoll­ streckung in körperliche Sachen versteigert hat (RGZ 35, 76); dem gutgläubigen Dritt­ erwerber aber kann auch eine solche Einwendung nicht entgegengesetzt werden. An einem Begebungsvertrage fehlt es auch, wenn zwischen dem Geber und dem Nehmer keine Eini­ gung zustande gekommen ist über die Bedingungen, unter denen der Nehmer über den hin­ gegebenen Scheck solle verfügen dürfen; so RG II 480/1925, Urt v. 22. 1. 1926. Anm. 7 4. Der Scheck kann durch Indossament übertragen werden. § 8 regelt nur die Über­ tragungswirkung des Indossaments, seine „Transportfunktion". Seine weitere Wirkung, die Begründung einer Haftpflicht des Indossanten für die Einlösung, ist in § 15 ScheckG geregelt; vgl. zu § 15 Anm 1 ff. Welche Wirkungen die Übertragung hat, ist im Scheckgesetz nicht gesagt; auch ist Art 10 WO, der in Satz 1 die Übertragungswirkungen des Indossaments regelt, nicht ausdrücklich für anwendbar erklärt. Die genannte Vorschrift lautet: „Durch das Indossament gehen alle Rechte aus dem Wechsel auf den Indossatar über, insbesondere auch die Befugnis, den Wechsel weiter zu indossieren."

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Die Vorschrift ist aber auch ohne ausdrückliche Anordnung des Gesetzes auf den Schecks 8 entsprechend anzuwenden, da sie auf dem geschichtlich entwickelten Wesen (vgl. oben Anm 1) und der Rechtsnatur des Indossaments beruht, die dem Wechsel und dem Scheck gemein­ sam sind, wie durch § 18 Abs 2 ScheckG, entsprechend Art 82 WO, bestätigt wird; vgl. die Einleitung unter 3. a) Die Rechte aus dem Scheck gehen über. Der Ausdruck: „gehen über" könnteAnm. 8 zu dem Zweifel führen, ob der Indossatar auch solche Rechte erwirbt, die seinen Bormän­ nern noch nicht zugestanden haben, vielmehr in ihm neu begründet werden (verstärkte Transportwirkung). Die Frage muß aber nach dem Wesen des Indossaments bejahend beantwortet werden. Es ist anerkannt, daß der römisch-rechtliche Satz: „Nemo plus iuris transferre potest quam ipse habet“ für das Indossament nicht unbedingte Geltung hat; daß vielmehr, entsprechend der deutschrechtlichen Auffassung (vgl. §§ 405, 932, 1138 BGB) in der Person des Übertragnehmers auch Rechte entstehen können, die der Übertragende nicht gehabt hat. „Die Übergabe eines indossierten Orderpapiers bedeutet", wie das Reichs­ gericht in RGZ 83, 101 ausführt, „etwas anderes als eine Abtretung, indem sie die Ent­ stehung eines neuen, selbständigen Rechts aus dem Orderpapier vermittelt." In der Person des Indossatars entstehen vielmehr die Rechte, so wie sie sich abstrakt aus dem Scheck ergeben. Deshalb stehen die aus dem Scheck sich nicht ergebenden Einreden, die gegenüber dem In­ dossanten begründet waren, gegenüber dem Indossatar nicht zu. Vgl. § 18 Abs 2 ScheckG (entsprechend Art 82 WO) und Anm 5 ff dazu. Wechsel- oder scheckmäßige Verpflichtung erklärungen haben die Eigentümlichkeit, daß sie als nicht nur bestimmten Personen, sondern jedem gegenüber abgegeben zu gelten haben, der den Wechsel oder Scheck gültig erwirbt (RGZ 84, 124). In Verfolg dieses Rechtsgrundsatzes hat das Reichsgericht a. a. O. ausge­ sprochen, daß im Konkurse des Wechselverpflichteten eine Wechselforderung geltend ge­ macht werden kann, die bis zur Eröffnung des Konkursverfahrens in Händen eines Gläu­ bigers war, dem gegenüber eine ihre Geltendmachung hindernde Einrede bestand, und die erst nach der Konkurseröffnung durch Indossament an einen Gläubiger übergegangen ist, dem gegenüber die Einrede nicht bestand; die Forderung gilt in diesem Falle im Sinne des § 3 KO als bereits zur Zeit der Konkurseröffnung begründet, obwohl ihr eine Einrede aus der Person des damaligen Gläubigers zu dieser Zeit entgegenstand. b) Nach Art 10 Satz 1 WO gehen alle Rechte aus dem Wechsel durch das Indossament Anm. 9 auf den Indossatar über. Auch diese Bestimmung ist zwar durch § 8 ScheckG nicht ausdrück­ lich für anwendbar auf den Scheck erklärt worden; sie hängt aber ebenfalls so eng mit dem Wesen des Indossaments und den Grundsätzen der Wechselordnung wie des Scheckgesetzes über die Ausübung der in einer einheitlichen Urkunde verbrieften Wechsel-(Scheck-)Rechte wie auch schließlich mit den praktischen Bedürfnissen des Wechsel-(Scheck-)Berkehrs zusammen, daß sie auch ohne ausdrückliche Bestimmung auf den Scheck zur entsprechenden Anwendung ge­ langen muß; vgl. die Einleitung S. 13 und oben Anm 7. Dafür, daß ihre Anwendbarkeit etwa durch das Scheckgesetz ausgeschlossen werden sollte, liegen keinerlei Anhaltspunkte vor. Danach muß aber ein Teilindoffament auch für den Scheck als ausgeschlossen gelten, wie der erste Zivilsenat des Reichsgerichts in RGZ 11,148ff. für den Wechsel mit eingehender, auf theoretische und praktische Gründe gestützter und durch Hinweis auf historische und rechts­ vergleichende Gesichtspunkte verstärkter Begründung dargelegt hat; ebenso RGZ 41, 115; StStr zu Art 10 Anm 4; a. M. Lehmann Wechselrecht S. 491 und die dort Angeführten. Auch die Beschlüsse der zweiten Haager Konferenz zur Vereinheitlichung des Scheckrechts enthalten übrigens in Art 9 Abs 2 die ausdrückliche Bestimmung: „L’endossement partiel est nul“. — Ein Teilindossament liegt aber nicht vor, wenn ein Teil des Wechsel-(Scheck-) Betrages bereits bezahlt oder sonst erledigt ist und nur der Restbetrag durch Indossament übertragen wird (RG in dem Urteile RGZ 11, 148ff.). — Unter den Rechten, welche durch das Indossament auf den Indossatar übergehen, ist in Art 10 Satz 1 WO das Recht, den Wechsel weiterzuindossieren, besonders hervorgehoben; das gleiche gilt unbedenklich auch für den Scheck. Beim Wechsel ist aber dieses Recht durch Art 15 WO in der Weise eingeschränkt, daß die Weiterindossierung von dem Indossanten mit Wirkung ihm gegenüber verboten werden kann. Darüber, daß diese Verbotsverfugnis auf den Scheck keine Anwendung finden kann, vgl. oben Anm 3. c) Nur die Rechte aus dem Wechsel (Scheck) gehen durch das Indossament über. Anm. 10 Nicht also die Nebenrechte, die aus Grund außerhalb der Urkunde getroffener Vereinbarung etwa dem Indossanten zustehen, wie Bürgschaften, Pfandrechte, Rechte gegen den Aus­ steller oder frühere Indossanten oder (beim Wechsel) den Akzeptanten auf Grund des zu­ grunde liegenden kausalen Rechtsverhältnisses. Doch können auf Grund besonderer Ver­ einbarung, die auch stillschweigend erfolgen kann, auch solche Nebenrechte mit dem Indossa­ ment übertragen werden (NOHG 24, 119; RGZ 41, 173). Dagegen gehen Rechte und Rechtslagen, die zugunsten des Indossanten durch gerichtliche Maßregeln zur Sicherung

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§ 8 der Zwangsvollstreckung wegen der Scheckforderung (Arreste, einstweilige Verfügungen) oder durch Konkursanmeldung erwachsen sind, als Akzessorien der Scheckforderung ohne weiteres auf den Indossatar über. Anm. 11 d) Da die Rechte aus dem Wechsel (Scheck) durch das Indossament auf den In­ dossatar übergehen, müßte daraus eigentlich gefolgert werden, daß sie dem Indossanten von da ab nicht mehr zustehen. Seit einer Plenarentscheidung des Reichsoberhandelsgerichts (24, 1) ist es aber für den Wechsel feststehende Meinung der Rechtsprechung auch des Reichs­ gerichts, daß auch derJndossani Gläubiger bleibt und nur die Ausübung seiner Rechte suspensiv bedingt aufgeschoben ist bis zu dem Zeitpunkte, wo er den Wechsel im Wege des Regresses einlöst, wodurch für ihn kein neuer Rechtserwerb eintritt, sondern nur sein früheres Gläubigerrecht wieder als unbedingtes in volle Wirksamkeit tritt. Vgl. RGZ 4, 257; 21, 401; 34, 52; 77, 183; im Recht 1912 Nr 325; in IW 1912, 8431; im Recht 1916 Nr 1642. Diese Rechtsprechung ist im Schrifttum nicht unbestritten geblieben (für sie namentlich Lehmann Wechselrecht S. 257ff.; gegen sie Hellwig Rechtskraft S. 299; Jacobi ZHR 72, 337ff.). Etwas abweichend nimmt Bernstein (Wechselrecht S. 86f.) an, daß der Indossatar alleiniger Wechselgläubiger werde unter der aus lösend en Bedingung der Einlösung durch den In­ dossanten, mit welcher das Gläubigerrecht des letzteren wieder in Kraft trete. Diese Auffas­ sung erscheint, jedenfalls für den Scheck, wohl zutreffender; für den Wechsel spielt in der Be­ gründung der Plenarentscheidung des ROHG der Art 23 WO eine Rolle, indem aus ihm gefolgert wird, daß auch derjenige Wechselgläubiger, der den Wechsel indossiert hat, insbe­ sondere der Trassant, durch das nach dieser Indossierung, aber vor der Wiedereinlösung erfolgende Akzept des Bezogenen neue Rechte aus dem Wechsel erwerben kann (vgl. Leh­ mann S. 258), ein Entscherdungsgrund, der für den Scheck nicht in Betracht kommt, wie auch Sicherungsrechte, die nach Art 26, 29 WO unter Umständen für den Indossanten in der Zwischenzeit begründet werden können, für den Scheck nicht in Frage stehen. Immer­ hin wäre es mißlich, die Bedeutung des Indossaments für den Scheck anders bestimmen zu wollen als für den Wechsel. Aber auch die bei diesem bestehenden zwischenzeitlichen Rechtserwerbsmöglichkeiten können ebensowohl hergeleitel werden aus der viel natürlicheren Auf­ fassung, daß das Recht des Indossanten zwar zur Zeit erloschen, aber fähig ist, wiederaufzu­ leben durch den Eintritt der auflösenden Bedingung, unter der das Recht des Indossatars steht. Diese Auffassung ist für das Verhältnis der Regreßforderung des Mitverpflichteten zu der Forderung des Gläubigers überhaupt zum Ausdruck gekommen in RGZ 14, 175 (Plenarentscheidung), wo gesagt ist, die Regreßforderung werde immer nur wirksam, soweit die Forderung des Gläubigers (durch Befriedigung von feiten des regreßberechtigten Mit­ verpflichteten) erlösche. Die Unterschiede in den praktischen Folgen der einen und anderen Auffassung dürften übrigens nicht erheblich sein. Insbesondere ist für die Frage, von welchem Zeitpunkte an das durch die Einlösung wiedererworbene Recht des Indossanten datiert, nicht (wie StStr WO zu Art 10 Anm 6 annehmen) entscheidend, ob dieses Recht vor­ her aufschiebend bedingt bestanden hat oder ob es erloschen war und bei Eintritt der auf­ lösenden Bedingung für das Recht des Indossatars wieder aufgelebt ist; denn nach dem jetzt geltenden Rechte (§ 158 BGB) hat auch der Eintritt einer aufschiebenden Bedingung keine rückwirkende Kraft, die Wirkung tritt vielmehr erst mit dem Eintritte der Bedingung ein; insofern ist daher die Begründung in ROHG 24, 1 nicht mehr maßgebend. Doch wird hier­ durch keineswegs ausgeschlossen, daß die Einreden gegen den Einlösenden nur in demselben Umfange geltend gemacht werden können wie vor der Indossierung, und daß ihm insbesondere Einreden aus der Person der späteren Indossanten nicht entgegengesetzt werden können (ROHG 7, 80; RGZ 23, 51); ein Nachindossament (StStr a. a. O.) kommt dabei nicht in Frage; vielmehr erfolgt der Wiedereintritt des Indossanten durch die Einlösung, wobei die späteren Indossamente ausgestrichen werden können (RGZ 23, 51). Rein theore­ tisch ist auch die unter den Anhängern der herrschenden Meinung streitige Frage, ob die da­ nach m der Zwischenzeit nebeneinander bestehenden Rechte des Ausstellers und der sämt­ lichen Indossatare mehrere aktive Solidarobligationen oder eine einzige (Korreal-)Obligation bilden; vgl. Lehmann S. 259ff. Es herrscht Übereinstimmung unter ihnen, daß im Konkurse nicht neben dem letzten Indossatar auch die Indossanten den Anspruch anmelden können, entsprechend dem, was in RGZ 9, 76 für den Bürgen, ebenda 4,172 und 42, 37 für den Mitverpflichteten mit selbständigem Regreßrecht überhaupt angenommen ist; vgl. StStr Stranz a. a. O. 5. Besondere Arten des Indossaments. Anm. 12 a) Nicht erwähnt wird im Scheckgesetze das für den Wechsel in Art 17 WO geregelte Prokuraindossament: „zur Einkassierung", „in Prokura" oder mit einem anderen die Be­ vollmächtigung ausdrückenden Zusatze. Ein solches Indossament überträgt auf den In­ dossatar keine Rechte aus der Urkunde; es ist vielmehr lediglich eine Art der Bollmacht­ erteilung, die nach bürgerlichem Rechte keiner Form bedarf, und kann als solche auch für

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den Scheckverkehr zugelassen werden. Es finden die bürgerlich-rechtlichen Grundsätze über 8 8 die Vollmacht (§§ 167ff. BGB) auf ein solches Indossament Anwendung. Der Prokura­ indossatar wird dadurch ermächtigt, die Rechte aus dem Scheck im Namen des Prokura indossanten auszuüben (RGZ 27, 129); dieser ist also auch im Rechtsstreite Prozeßpartei. Auch hinsichtlich der Einwendungen, die sich gegen die Person richten, bestimmt sich die Zu­ lässigkeit (§ 18 Abs 2) nach der Person des Prokuraindossanten, der der legitimierte Scheck­ inhaber bleibt. Hinsichtlich des zu vermutenden Umfanges der Vollmacht wird Art 17 WO entsprechend anwendbar sein; der Prokuraindossatar wird sonach zur Vorlegung des Schecks, zur Einziehung des Scheckbetrages, zur Feststellung der Nichtzahlung und Protesterhebung, Benachrichtigung des Vormannes seines Indossanten von der unterbliebenen Zahlung (Art 45 WO, § 17 ScheckG), sowie zur Klagerhebung gegen den Aussteller und die Vor­ indossanten im Negreßwege befugt sein, auch zur Übertragung dieser Befugnisse auf einen anderen durch ein weiteres Prokuraindossament, nicht dagegen zur Weiterbegebung des Schecks durch ein eigentliches Indossament, und zwar hierzu auch dann nicht, wenn dem Prokuraindossamente der Zusatz: „an Order" beigefügt ist. Doch wird eine Einschränkung oder Erweiterung der Befugnisse des Prokuraindossatars in dem Prokuraindossamente zu­ lässig sein, da es sich nicht um das in seinen Wirkungen gesetzlich bindend geregelte eigentliche Indossament handelt. Die Widerruflichkeit richtet sich nach dem zugrunde liegen­ den Rechtsverhältnisse zwischen Vollmachtgeber und Bevollmächtigten; doch bleibt die Voll­ macht gegenüber jedem Scheckbeteiligten in Kraft, bis ihm das Erlöschen von dem Voll­ machtgeber angezeigt ist (§§ 168, 170 BGB). Für den Wechsel hat das RG in RGZ 32, 77 ff. die Ansicht vertreten, daß wegen der wechselrechtlichen Form und der gesetzlich bestimmten Wirkungen des Prokuraindossaments Dritten gegenüber nur der Prokuraindossatar zur Vornahme wechselrechtlicher Handlungen, insbesondere zur Erhebung des Protestes, legitimiert sei. Dieser schon für das Wechselrecht nicht unbedenkliche Rechtssatz (vgl. dagegen StStr 11. Aufl zu Art 17 Anm 3) wird für das Scheckrecht in Ermangelung be­ sonderer scheckgesetzlicher Vorschriften über das Prokuraindossament keinesfalls zur An­ wendung gelangen können; vielmehr muß nach den bürgerlich-rechtlichen Grundsätzen über die Vollmacht zur Erhebung des Protestes sowohl der Prokuraindossatar im Namen des Prokuraindossanten wie auch dieser selbst in eigenem Namen als befugt erachtet werden; daß aus dieser konkurrierenden Befugnis sich erhebliche Mißstände ergeben könnten (vgl. RG a. a. O.), ist nicht ersichtlich. — Befindet sich auf dem Scheck in der Kette der Indossa­ mente, durch die der Scheckinhaber legitimiert wird, ein Prokuraindossament, so können alle folgenden Indossamente, da sie sich auf jenes gründen, gleichfalls nur Prokuraindossamente sein; der erste Prokuraindossant bleibt Eigentümer der Schecksund Scheckberechtigter; RGZ 27, 129. b) Ein Indossament kann auch in dem Sinne erteilt werden, daß der Indossatar Anm. 13 die Rechte aus dem Scheck in eigenem Namen, aber für Rechnung des Indossanten ausüben soll (Jnkassomandatsindossament, JnLaffomdofsament, auch verdecktes Prokura­ indossament genannt). In diesem Falle hat es nach außen hin grundsätzlich (mit der unten zu erwähnenden Ausnahme) die formellen und materiellen Wirkungen des eigentlichen Indossaments, und das Bertretungsverhältnis beschränkt sich auf dre inneren Beziehungen zwischen Indossant und Indossatar. Die Zulässigkeit eines solchen Indossaments ist be­ stritten worden mit der Behauptung, daß ihm der für ein eigentliches Indossament erforder­ liche Begebungsvertrag fehle, durch welchen die Rechte aus dem Papier mit dem Eigen­ tum an diesem auf den Indossatar übertragen werden (vgl. oben Anm 5). Mit Recht ist indessen darauf erwidert worden, daß ein ausreichender Begebungsvertrag vor­ liegt, wenn dem Indossatar die Urkunde zu Eigentum übergeben wird und die Rechte aus ihr Dritten gegenüber ihm zur Ausübung in eigenem Namen übertragen werden, wiewohl mit der Abrede, daß er diese Rechte für Rechnung des Indossanten ausüben solle. Eine solche fiduziarische Rechtsübertragung dinglicher und schuldrechtlicher Rechte ist auch sonst im Rechte anerkannt, insbesondere für die Jnkassozession (RGZ 99, 142). Auch der Kom­ missionär, der für Rechnung des Kommittenten Rechte erwirbt, wird wirklicher Inhaber dieser Rechte. Ein gespaltenes Eigentum (StStr WO zu Art 17 Anm 8) kennt das geltende Recht nicht (RGZ45, 82); der Jndossator wird vielmehr wirklicher Eigentümer der Urkunde (RGZ 27, 129; in RGZ 102,331 ist diese Frage allerdings dahingestellt gelassen worden) und wirkliches Subjekt der sich aus ihr ergebenden schuldrechtlichen Befugnisse. Das sog. verdeckte Prokuraindossament ist deshalb in der Praxis des Wechsel- und Scheck­ verkehrs und der Gerichte stets als gültiges Vollindossament anerkannt und behandelt worden (RGZ 36, 55). Streitig ist aber, ob daraus gefolgert werden muß, daß dem Indossatar keine Einwendungen aus der Person des Indossanten entgegtzngehalten werden können (Art 82 WO, § 18 Abs 2 ScheckG). Das ROHG hat diese Folgerung in ständiger Rechtsprechung gezogen: Entsch 5, 36; 6, 54; 10, 157; 11, 111. StStr zu Art 17 Anm 8 wollen da-

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§ 8 gegen die Zulässigkeit von Einwendungen aus der Person des Indossanten schor ams dem Rechtscharakter des verdeckten Prokuraindossaments herleiten. Dem kann nicht biigejpflichtet werden. Wird das verdeckte Prokura-(Jnkasso-)Jndossament als ein volles, die Lechste nach außen hin übertragendes Indossament anerkannt, so muß für dieses Jndossamert much die Vorschrift über die Beschränkung der nicht aus dem Wechselrechte selbst herwrgeehenden Einreden auf solche, die unmittelbar gegen den jedesmaligen Kläger zustelen «(Art 82 WO), Platz greifen; das ist aber der in eigenem Namen klagende Indossatar. Da- nuuß auch für das Scheckgesetz gelten, das in § 18 Abs 2 nur die dem Schuldner unmittelbar gegen den Inhaber" zustehenden Einwendungen zuläßt, denn Inhaber ist der Jmkassoindossatar; vgl. zu § 18 Anm 11. Das Reichsgericht ist jedoch, abweichend vom üeicchsoberhandelsgericht, mit einer anderen Begründung dazu gelangt, die Einreden aus ier Person des Indossanten in solchen Fällen zuzulassen, in denen der Jnkassoindossatar olne eigenes Interesse lediglich seine formale Stellung mißbrauchen würde, wenn er den Wechelscchuldner an dem Vorbringen von Einreden hindern wollte, die, wenn das Indossament de: Wahrheit gemäß sich offen als Prokuraindossament bekannt hätte, hätten geltend gemäht werden können. Das Reichsgericht gibt in solchen Fällen dem Wechsel-(Scheck-)Schuldnereime Arg­ listeinrede: RGZ 11 S. 9/10 und die dort angeführten Urteile; ferner RGZ B6, 55; 41, 115; bei WarnRspr 1917, 278; IW 1918, 42"; RGZ 96, 191; 83, 120. Dalei hat das Reichsgericht ausdrücklich hervorgehoben, daß die Einrede der Arglist nicht nur in denn Falle begründet sei, wenn das versteckte Jnkassogiro in der dem Kläger damals bereits bekannten Absicht in dieser Form ausgestellt sei, dem Wechselschuldner die ihm gegen den Indossanten zustehenden Einreden abzuschneiden, sondern auch wenn der Kläger erst später, auh wenn er erst im Laufe des Rechtsstreits von dem Bestehen der Einreden erfährt. Es wird !oncach eine aus dem Verhalten des Klägers im Rechtsstreite hergeleitete Arglisüeinrede (exceptio doli generalis), genauer eine Arglist-Duplik gegeben, da auf die vom Beklagten vorgebrachten Einreden der Kläger zunächst replizieren muß, daß sie ihm gegerüber nicht geltend gemacht werden könnten, worauf dann der Beklagte duplicando den Arglisteinwand erheben muß. Ob der Kläger weiß oder nicht weiß, daß die Einreden materiell begründet sind, ist unerheblich; die Arglist liegt darin, daß er den Beklagten hindern will, sie rn Prozesse ihm gegenüber zum Austrag zu bringen. — Der Jnkassoindossatar muß sich abrr auch die Einreden aus seiner eigenen Person gefallen lassen, da er in eigenem Namen klogt. Er ist auch berechtigt, den Scheck durch Vollindossament weiterzuübertragen. Wenn inn Kon­ kurse des Jnkassoindossatars der Indossant ein Aussonderungsrecht an der Urkunde geltend machen kann, so beruht das nicht, wie StStr a. a. O. Anm 14a annehmen, darauf, daß jener in Wahrheit nicht Eigentümer im Rechtssinne wäre, sondern auf der für fiduziarische Rechtsverhältnisse auch sonst vom Reichsgerichte vertretenen Auffassung, daß der fiduziarisch übereignete Gegenstand wirtschaftlich (nicht rechtlich) zum Vermögen des Treuhandgebers „gehört"; vgl. RGZ 45, 85; 79, 121; 84, 217. Gleiches gilt von dem (von StStr a. a. O. gleichfalls für ihre Ansicht angeführten) Widerspruchsrechte des Treuhandgebers im Falle der Zwangsvollstreckung gegen den Fiduziar (RGZ 79,122). —Die Rechtskraft eines gegen den fiduziarischen Indossatar ergangenen Urteils kann auch dem Indossanten, wenn er wieder in den legitimierten Besitz der Urkunde gelangt ist, entgegengehallen werden, zwar nicht mit der Einrede der rechtskräftig entschiedenen Sache, da er nicht Rechtsnachfolger des Indossatars ist, sondern eigene selbständige Rechte aus der Urkunde von neuem erworben hat, wohl aber gleichfalls vom Gesichtspunkte der Arglist (exceptio doli generalis, vgl. oben): RGZ 36, 54; 73, 309; 88, 293. Ein anderes gilt aber, wenn der Jnkassoindossatar mit dem WechselsScheck-)schuldner arglistig zusammengewirkt hat, um den Indossanten zu schädigen, insbesondere indem er einen Vergleich mit ihm abgeschlossen oder ein Versäumnisurteil gegen sich hat ergehen lassen; in solchem Falle bildet auch die Rechtskraft des ergangenen Urteils kein Hindernis, daß der Indossant die Forderung geltend macht, indem er auf Grund der §§ 826, 249 BGB Schadensersatz im Wege der Naturalherstellung beansprucht: RG 36, 54; 43, 42; 73, 309; 88, 293. Daß ein fiduziarisches Indossament nur vorläge, wenn es nicht lediglich im Interesse des Indossanten, sondern auch zugleich im Interesse des Indossatars erfolgt ist (wie StStr zu Art 17 Anm 16 behaupten), kann nicht zugegeben werden; ein Interesse beider Teile ist kein Erfordernis der fiduziarischen Rechtsgeschäfte. Ist (wie in dem in RGZ 41, 114 ent­ schiedenen Falle) der Wechsel (Scheck) für einen Teil der Wechselsumme für eigene Rechnung des Indossatars, zu einem anderen Teile für Rechnung des Indossanten in­ dossiert, so steht dem Wechselschuldner (Scheckverpflichteten) die Einrede der Arglist nur hinsichtlich desjenigen Teiles der Wechsel-(Scheck-)summe zu, die der Indossatar für Rechnung des Indossanten einklagt; ein unzulässiges Teilindossament (vgl. oben Anm 9) liegt in solchem Falle nicht vor (RGZ 41, 114). Gegen diese Entscheidung sind Be­ denken erhoben worden (Staub WO 4. Aufl § 6; vgl. auch StStr zu Art 17 Anm 16),

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aber woh' mit Unrecht; das Indossament ist, wie oben ausgeführt, ein wirkliches Voll- § 8 indossarneU für die ganze Wechselsumme; daß die Einrede (Duplik) der Arglist nur für einen Teil davor zutrifft, ändert an dem einheitlichen Rechtscharakter des Indossaments nichts. Ob eit fiduziarisches Indossament vorliegt, ist im Einzelfalle Tatfrage, die nach dem der Indossierung zugrunde liegenden Rechtsverhältnisse zwischen Indossant und Indossatar zu entscheidet ist. Wird ein Scheck einer Bank mit einem auf sie lautenden oder einem Blankoindossamette des Einsenders oder auch ein Inhaberscheck mit oder ohne Namensschrift des Einsender- auf der Rückseite lediglich mit dem Bemerken „zur Gutschrift" übersandt (RGZ 102, 328ff.), so wird allerdings im Zweifel (abweichend RG a. a. O.) angenommen werden müssen, daß sie den Scheck für Rechnung des Einsenders einziehen und ihm den erlösten Betrag, sei es nach Eingang oder auch, wie wohl üblich, sofort unter Vorbehalt des Eingatges gutschreiben sollte; doch ist auch, sofern die Umstände des Falles dafür sprechen, eine Auslegung nicht ausgeschlossen, wonach die Bank etwa den Scheck von dem Einsender zum Nennbeträge abzüglich des Diskonts oder sonst zu einem aus den unter den Parteien ein für allemal getroffenen Abreden sich ergebenden Preise käuflich für eigene Rechnung erwerben und diesen Betrag dem Einsender gutschreiben sollte. Von dem zwischen Indos­ sant und Indossatar bestehenden Rechtsverhältnisse wird es auch abhängen, ob der Indossant gegenüber der Negreßklage des Indossatars gegen ihn aus dem Indossamente den Einwand erheben kann, daß der Indossierung ein fiduziarisches Rechtsverhältnis zwischen ihnen zu­ grunde liege, durch welches der scheckrechtliche Regreß gegen ihn ausgeschlossen werde. Gleiches gilt von der Namensschrift auf der Rückseite des Inhaberschecks (§ 15 Abs 2). Einen Fall des Jnkassoindossaments bietet auch die in 8 1292 BGB vorgeseheneAnm. 13» Verpfändung von Wechseln und anderen indossabeln Papieren im Wege der Einigung zwischen dem Gläubiger und dem Psandgläubiger unter Übergabe des indossierten Papiers, sofern das Indossament sich nicht als ein offenes Prokura­ indossament darstellt. Auch in diesem Falle erwirbt der Indossatar das volle Recht aus dem Papiere und das Eigentum daran; nur im Jnnenverhältnis ist er den durch den Pfandzweck gebotenen Beschränkungen unterworfen. Er ist deshalb rechtlich auch befähigt, das Papier durch Bollindossament weiter zu übertragen. Die einschränkenden Vorschriften der §§ 1282, 1228 Abs 2 in Verbindung mit § 1294 BGB haben nur für das Dürfen, nicht für das Können des Indossatars Bedeutung. Es handelt sich auch hier in Wirklichkeit nicht um Bestellung eines Pfandrechts an den Rechten, sondern um ihre fiduziarische Übereignung zum Zwecke der Pfandsicherung. So mit Recht Mansfeld in LZ 1913,418 gegen die herrschende Meinung, die auch im RGRKomm zum BGB zu § 1292 Anm 1 vertreten wird. Schon in den Mot. zu § 1225 des Entwurfs zum BGB (3, 868) ist übrigens ausgeführt, daß in solchem Falle in Wirklichkeit eine Übertragung des Rechts vorliege, bei welcher der Erwerber nur obligatorisch gebunden sei, das ihm übertragene Recht für fremde Rechnung dem Pfandrechtszwecke ent­ sprechend auszuüben. Wenn allerdings dort der Sah aufgestellt ist, daß bei indossabeln Papieren jede Beschränkung des Gläubigerrechts des Indossatars ausgeschlossen und nur als obliga­ torische, das Recht selbst nicht treffende möglich sei, so ist dabei an das offene Prokura indossament nicht gedacht, das zur Verpfändung von indossabeln Papieren gleichfalls be­ nutzt werden kann. — Gegenüber einem zu Pfandzwecken erfolgten Vollindossamente können Einwendungen des Wechsel-(Scheck-)Schuldners aus der Person des Indossanten vom Stand­ punkte der oben (Anm 13) dargelegten Rechtsprechung des Reichsgerichts gegenüber dem gut­ gläubigen Indossatar nicht zugelassen werden, da die Duplik der Arglist wegen des vorhan­ denen eigenen Interesses des Indossatars an der Einklagung der Forderung nicht durch­ greift. So im Ergebnisse auch RG II 279/13 v. 5. 8. 13 in LZ 1913, 933 mit der etwas ab­ weichenden Begründung, es liege in solchem Falle überhaupt kein Jnkassomandat vor, weil der Kläger die Klagewechsel in eigenem Interesse zur Sicherung für seine Darlehnsforderung empfangen habe und sie, wie das Berufungsgericht rechtsirrtumsfrei tatsächlich feststelle, für eigene Rechnung einklage. Die Verpfändung der Rechte aus einem Wechsel oder Orderscheck kann im übrigen auch auf dem normalen Wege des § 1274 BGB erfolgen, wie schon das Wort „genügt" in §1292 ergibt. Doch wird dazu nicht (wie Mansfeld a. a. O. S. 422 anzunehmen scheint) die Übergabe des überhaupt nicht von dem Verpfänder indos­ sierten Papiers genügen, da mit einem solchen der Pfandgläubiger die Forderung nicht ein­ ziehen konnte; vielmehr wird erforderlich sein, daß das Papier mit einem offenen Prokura Indossamente versehen übergeben wird. c) Nicht zu verwechseln mit dem verdeckten Prokura- oder Inkasso-Indossament, Anm. 14 das als fiduziarische Rechtsübertragung ernstlich gewollt wird, ist das Scheimndofsament, das in dem beiderseitigen Einverständnis der Nichternstlichkeit gegeben und genommen wird (§ 117 BGB). Doch erzeugt auch ein solches Indossament Rechtswirkungen insofern, als in entsprechender Anwendung des § 405 BGB der Indossant dem gutgläubigen Drittinhaber der Urkunde gegenüber sich auf die Nichternstlichkeit nicht berufen kann. Geht der Zweck des

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§ 8 Indossaments dahin, das Wertpapier den Gläubigern des Indossanten zu entziehen, so wird in der Regel Ernstlichkeit anzunehmen sein und nur den Gläubigern des Indossanten die An­ fechtung wegen Verkürzung ihrer Rechte nach Maßgabe des Anfechtungsgesetzes offenstehen (RGZ 81, 43; a. M. anscheinend StStr zu Art 17 Anm 17). Anm. 15 (1) Darüber, innerhalb welcher Zeit der Scheck durch Indossament übertragen werden kann, trifft das ScheckG keine ausdrückliche Bestimmung. Insbesondere hat es keine Vorschrift ausgenommen über das sog. Nachindossament, worunter man im Wechselrechte die nach Ablauf der für die Protesterhebung mangels Zahlung bestimmten Frist in der Form des Indossaments erfolgende Übertragung des Wechsels versteht (StStr zu Art 16 WO Einleitung). Die Wechselordnung enthält darüber folgende Vorschrift: „Art 16. Wenn einWechsel indossiert wird, nachdem die für die Pro­ testerhebung MangelsZahlung bestimmte Frist abg elaufen ist, so er­ langt der Indossatar dieRechte aus dem etwa vorhandenen Akzepte gegen denBezogenen und Regreßrechte gegen diejenigen, welche den Wechsel nach Ablauf dieser Frist indossiert haben. Ist aber der Wechsel vor dem Indossamente bereits mangels Zah­ lung protestiert worden, so hat der Indossatar nur die Rechte seines Indossanten gegen den Akzeptanten, den Aussteller und diejenigen, welche den Wechsel bis zur Protefterhebung indossiert haben. Auch ist in einem solchen Falle der Indossant nicht wechselrechtlich verpflichtet." Darüber, aus welchem Grunde die Aufnahme einer entsprechenden Bestimmung in das Scheckgesetz unterblieben ist, geben die Begründungen zu den Entwürfen des deutschen Scheck­ gesetzes kernen Aufschluß. Wohl aber ist in den Mot zu 8 7 des österreichischen Entwurfs folgendes ausgeführt: „Die besonderen Besümmungen der Wechselordnung über Nachindossamente wurden nicht herübergenommen, da die Anwendung der Vorschriften des Entwurfs zu ganz ange­ messenen Resultaten führt. Die Zirkulation zu verlängern, ist nicht beabsichtigt, daher muß alles fallen gelassen worden, was derlei nachträgliche Giri unter­ stützen könnte. Der Verkehr wird sie am meisten fliehen, wenn sie dem Indossatar keinen Rückhalt für den Fall der Nichteinlösung des Schecks gewähren. Das ergibt sich aber schon aus 8 16 des Entwurfs. Sowohl das Indossament nach verstrichener Präsentationsfrist wie das eines protestierten Schecks wird danach Übertragungswirkung äußern, aber der Rechtsschutz des Erwerbers beschränkt sich auf seine Vertragsklage gegen den Aussteller oder unmittelbaren Vormann." Diese Begründung wird auch bei der Beantwortung der das Nachindossament betref­ fenden Fragen auf Grund des deutschen Scheckgesetzes in Betracht zu ziehen sein. Art 16 WO kann nur insoweit entsprechend zur Anwendung gelangen, als die Verhältnisse beim Scheck gleich liegen wie beim Wechsel. Es werden auch hier wie beim Wechsel zwei Fälle zu unterscheiden sein: a. Der Scheck ist innerhalb der Vorlegungsfrist nicht zur Zahlung vor­ gelegt worden. Dieser Fall liegt beim Scheck durchaus anders als beim Wechsel der Fall der Nichtprotestierung innerhalb der für den Protest mangels Zahlung bestimmten Frist nach Verfall. Zunächst um deswillen, weil der Wechsel auch nach Ablauf der Protestfrist ein Papier bleibt, aus dem sich wechselrechtliche Verpflichtungen ergeben, insbesondere die von dem Proteste unabhängige Verpflichtung des Akzeptanten; deshalb liegt es nahe, daß auch dann noch eine Übertragung des Wechselrechts erfolgen kann und auch noch neue wechsel­ rechtliche Regreßverbindlichkeüen begründet werden können. Beim Scheck dagegen sind nach fruchtlosem Ablaufe der Vorlegungsfrist die sämtlichen aus ihm entstandenen scheckrechtlichen Verbindlichkeiten, nämlich die Regreßverbindlichkeiten des Ausstellers und der Indossanten, erloschen; er ist also als solcher gegenstandslos geworden; deshalb kann auch von einer Über­ tragung des Schecks und Begründung weiterer Regreßverbindlichkeiten aus ihm durch In­ dossament nicht mehr die Rede sein. Dazu kommt, daß, wie die Begründung zu dem öster­ reichischen Entwurf mit Recht hervorhebt, der Wechsel zu längerem Umlaufe bestimmt ist und seinem durch die Weiterindossierung nach Ablauf der Protestfrist ermöglichten weiteren Umlaufe daher gesetzgeberische Bedenken nicht entgegenstehen, während der Scheck gerade deshalb an eine kurze Vorlegungsfrist durch das Gesetz gebunden ist, damit er nicht länger umlaufen und zum Kreditpapier werden könne; das aber würde eintreten, wenn noch nach Ablauf der Vorlegungsfrist neue Regreßverbindlichkeiten durch Indossamente begründet werden könnten. Solche Indossamente müssen deshalb scheckrechtlich wirkungslos bleiben; inwieweit sie bürgerlich-rechtliche Wirkungen erzeugen, ist eine andere Frage. ß. Der Scheck ist innerhalb der Vorlegungsfrist zur Zahlung vorgelegt, aber bei der Vorlegung nicht bezahlt worden. In diesem Falle wird 8 16 Abs 2 WO entsprechende Anwendung finden können. Der Scheck ist, wie der Sichtwechsel, bei

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Vorlegung zahlbar (= fällig; der Unterschied, den Breit IW 1908, 260, vgl. unten, zwischen H 8 diesen beiden Ausdrücken machen will, findet in der Nechtssprache keine Begründung). Er hat also durch die Nichtbezahlung bei Vorlegung Not gelitten, seine „Ehre verloren", kann deshalb als Zirkulationspapier nicht mehr gelten/so wenig wie der Sichtwechsel nach erfolgter Vorzeigung (StStr zu Art 16 WO Anm 8; RG in IW 1907, 74516); ein Unterschied besieht nur insofern, als beim Sichtwechsel die Nichteinlösung binnen bestimmter Frist durch Protest festgestellt werden muß, während die Feststellung beim Scheck auch noch nach Ablauf der Vorlegungsfrist erfolgen kann; vgl. zu § 16 Anm 3 ff. Das ändert aber nichts daran, daß der Scheck bereits durch die erfolglose Vorlegung tatsächlich Not gelitten hat, auch wenn die Vorlegung noch nicht festgestellt ist. Es werden deshalb nach der Vorlegung selbständige Rechte aus dem Scheck nicht mehr begründet werden können, es sei denn, daß der Scheck in die Hände eines gutgläubigen Erwerbers gelangt, was geschehen kann, wenn die Vorlegung überhaupt noch nicht oder nicht nach § 16 Abs 1 Nr 1 ScheckG durch eine auf den Scheck ge­ setzte Erklärung des Bezogenen, sondern nach Nr 2 oder 3 daselbst durch eine auf besonderem Blatte ausgestellte Bescheinigung der Abrechnungsstelle (vgl. zu § 16 Anm 12) oder durch einen Protest festgestellt ist, dessen Verbindung mit dem Scheck (vgl. zu § 16 Anm 13 ff) etwa nachträglich gelöst wurde. In diesem Falle würde dem gutgläubigen Erwerber gemäß § 18 Abs 2 ScheckG der Einwand, daß der Scheck bereits vergeblich vorgezeigt worden sei und demgemäß durch das Indossament keine selbständigen Scheckrechte für ihn begründet worden seien, nicht entgegengehalten werden können. Im übrigen kann der Scheckinhaber auch nach der Vorlegung die ihm aus dem Scheck zustehenden Rechte, einschließlich der aus der Vorlegung und Nichtzahlung ihm erwachsenen Rechtslage*), in der Form des Indossa­ ments auf einen anderen übertragen; jedoch kann diese Übertragung nur die Wirkungen einer Forderungsabtretung des bürgerlichen Rechts haben (ROHG 2, 64; 23, 36; RGZ 14, 109) und es stehen deshalb den Scheckverpflichteten gegenüber dem Nachindossatar alle Einreden zu, die sie gegenüber dem Nachindossanten gehabt haben, und zwar auch dann, wenn dieser nicht der erste Indossatar, sondern ein Zwischenindossatar war (RGZ 14, 109; a. M. Grün­ hut, Wechselbegebung nach Verfall S. 40ff., 69ff.), während andererseits dem Nachindossatar auch die von seinem Nachindossanten bewirkte Unterbrechung der Verjährung zugute kommt (ROHG 23, 406). Auch kann der Nachindossatar, der den Scheck im Regreßwege ein­ gelöst hat, keine eigene Provision (Art 50 WO, § 17 ScheckG) fordern; ROHG. 18,140. Der Nachindossant selbst wird durch das Nachindossament dem Nachindossatar nicht wechsel-(scheck-) mäßig verpflichtet (Art 16 Abs 2 Satz 2 WO); ob ihn eine Gewährleistungspflicht auf Grund des allgemeinen bürgerlichen Rechts trifft, hängt von dem der Begebung des Schecks zugrunde liegenden kausalen Rechtsverhältnisse ab. Der Nachindossatar kann die Feststellung der durch seinen Indossanten oder dessen Vormann erfolgten Vorlegung des Schecks nachholen und auf Grund dieser Feststellung die Regreßrechte seines Indossanten gellend machen; er kann aber auch, falls die Vorlegungsfrist noch läuft, den Scheck nochmals zur Zahlung dem Bezo­ genen vorlegen. Breit, „Das Nachindossament im Scheckrecht" (IW 1908, 259; vgl. auch in LZ 1908, 262), kommt zu teilweise anderen Ergebnissen. Er geht zunächst davon aus, daß beim Scheck nicht, wie beim Sichtwechsel, die Präsentation, sondern lediglich der Ablauf der Präsentations­ frist von Bedeutung für die weitere rechtliche Behandlung des Schecks und seine Weiter­ begebung sei und daß deshalb ein nach erfolgter Vorlegung, aber vor Ablauf der Vorleaungsfrist erteiltes Indossament nicht als Nachindossament, sondern als vollgültiges Indossament mit Transport, und Garantiewirkungen anzusehen sei. Diese Auffassung führt er aber selbst nicht folgerichtig durch, sondern will demjenigen, der nach erfolgter Vorlegung den Scheck durch Indossament erworben hat, das Recht, sich gegenüber denjenigen, die nach dieser Vorlegung den Scheck erworben haben — also gegenüber den Nachmännern des Präsentan­ ten —, auf diese Vorlegung zu berufen, überhaupt versagen, während er ihm gegenüber dem Aussteller und denjenigen, die vor der Vorlegung indossiert haben, zunächst nur die abge­ leiteten Rechte seines Indossanten zuspricht; falls aber ein solcher Indossatar innerhalb der Vorlegungsfrist den Scheck dem Bezogenen nochmals zur Zahlung vorlegt, soll er die vollen Regreßrechte gegen alle Scheckverpflichtete erlangen. Gegen die Breitsche Auffassung vgl. auch Jacobi, Der Scheck als Wertpapier, bei Goldschmidt 63 S. 106ff.

e) Indossament an den Bezogenen. Art 10 Satz 2 der Wechselordnung bestimmtAnm. 16 ausdrücklich, daß auch an den Aussteller, Bezogenen, Akzeptanten oder einen ftüheren Jndos-

*) Zu der Annahme, daß der Präsentant durch die Indossierung des bereits vorgelegten Schecks, falls die Vorlegung noch nicht nach Maßgabe des § 16 Abs 1 Satz 2 festgestellt ist, auf die Rechte aus der erfolgten Vorlegung verzichte (so Lessing zu § 8 Anm IV), ist kein Grund ersichtlich; wie hier Breit IW 1908, 262.

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§ 8 santen der Wechsel gültig indossiert werden kann. Eine solche Bestimmung hat das ScheckG nicht ausgenommen. Es bestimmt vielmehr in § 8 Abs 2 Satz 4, daß ein Indossament an den Bezogenen als Quittung gilt. oc. Der Entwurf von 1892 (§ 6 Abs 2 Satz 2) und der vorläufige Entwurf von 1907 hatten vorgeschlagen, daß das Indossament an den Bezogenen ungültig sein solle. Das wurde in der Begründung von 1892 damit gerechtfertigt, daß ein an den Bezogenen ge­ richtetes Indossament, falls dieser ein ausreichendes Guthaben in Händen habe, also den Scheck einzulösen verpflichtet sei, „keinen rechtlichen oder wirtschaftlichen Zweck habe, der nicht auch ohne Indossament auf anderem Wege zu befriedigen wäre", während andern­ falls es zu Manipulationen Anlaß geben würde, durch welche die Tatsache, daß ein aus­ reichendes Guthaben zur Zeit der Fälligkeit nicht vorhanden war, verdunkelt werden könnte, indem der Bezogene als Indossatar ohne Risiko die Valuta auf den Scheck an seinen Indossanten zahlen, dann aber die Einlösung des Schecks sich selbst gegenüber verweigern und Regreß gegen den Aussteller und die Indossanten nehmen könne, falls nicht etwa der Aussteller nachträglich den Scheck decke; dadurch würde der Ausstellung ungedeckter Schecke Vorschub geleistet und eine Umgehung der Vorschriften des Entwurfs über das Guthaben erleichtert werden. Gegen die von den Entwürfen beabsichtigte Erklärung eines Indossa­ ments an den Bezogenen als ungültig wurde aber in Handelskreisen, namentlich von den Ältesten der Kaufmannschaft von Berlin in ihrem Gutachten vom 2. September 1907 Widerspruch erhoben und darauf hingewiesen, daß die in der Begründung geäußerten Be­ denken entfallen würden, wenn das Indossament an den Bezogenen (wie im öster­ reichischen Gesetze, § 6 Abs 4, bereits bestimmt war), nicht für ungültig erklärt werde, aber als Quittung zus gelten habe, wodurch zugleich der in Bankkreisen vielfach herrschende Gebrauch aufrechterhalten werden könnte, daß Distanzschecke an den Bezogenen zum In­ kasso giriert werden und zugleich der Bezogene durch einfachen Brief angewiesen wird, dem Absender den Gegenwert auf Reichsbankgirokonto zu überweisen. Durch eine dem Entwurf entsprechende Bestimmung würde dagegen (so meinte das Gutachten) der Handels­ verkehr genötigt werden, Distanzschecke nur durch einen beauftragten Dritten persönlich Zug um Zug gegen die Zahlung aushändigen zu lassen, wodurch eine große Verkehrserschwerung verursacht werden würde. Diesen Einwendungen hat die Reichstagsvorlaye Rechnung ge­ tragen. In der Begründung (S. 24) ist unter Wiederholung der. gegen die Zulassung von Indossamenten an den Bezogenen als solchen in der Begründung von 1892 geltend gemach­ ten Gesichtspunkte gesagt: „Andererseits empfiehlt es sich nicht, das Indossament an den Bezogenen schlechthin für ungültig zu erklären. Es ist in Handelskreisen durchaus üblich, sich bei der Versendung von Orderschecken zur Einlösung des Indossaments zu bedienen. Der Bezogene erhält durch das Indossament den Nachweis der Einlösung gegenüber dem Aussteller, den ihm sonst die Quit­ tung verschaffen muß. 'Dieser Handelssitte wird aber ausreichend Rechnung getragen, wenn der Entwurf entsprechend 8 6 Abs 4 des österreichischen Gesetzes ein Indossament an den Bezogenen als Quittung gelten läßt." Anm. 16a ß. Das Indossament an den Bezogenen „gilt" als Quittung. Das ist uneingeschränkt vor­ geschrieben; es handelt sich also nicht nur um eine „im Zweifel" eingreifende Auslegungs­ regel, die eine widerlegbare Vermutung für den Parteiwillen aufstellt, sondern das Gesetz stellt, wie in 8 4 Abs 2 (vgl. Anm 8 dazu), eine praesumtio iuris et de iure auf, eine Fiktion, der gegenüber der Nachweis eines anderen Parteiwillens, insbesondere in der Richtung, daß durch das Indossament wirklich die Rechte aus dem Scheck auf den Bezogenen über­ gehen sollten, so daß dieser berechtigt werden würde, an sich selbst als den Scheckinhaber für Rechnung des Ausstellers zu zahlen oder den Scheck weiter zu indossieren, ausgeschlossen ist. Ein Indossament an den Bezogenen kann vielmehr weder Übertragungs- noch scheckrecht­ liche Verpflichtungswirkung auf Regreßhaftung haben. Die QuittungsWirkung tritt ein sowohl im Verhältnis des Bezogenen zum Aussteller, indem jener den Betrag des Schecks als bezahlt von dem Guthaben des Ausstellers abbuchen darf, wie auch im Verhältnis des Ausstellers und der Indossanten zu einem etwa in den Besitz des mit solchem Indossamente versehenen Schecks gelangten Scheckinhaber, indem diesem der Einwand der Zahlung, da diese sich aus dem Scheck ergibt, gemäß 8 18 Abs 2 ScheckG entgegengesetzt werden kann. Die Quittung ist aber nach der herrschenden Meinung nur Beweismittel; dem Aussteller im Verhältnis zu dem Bezogenen und dem Scheckinhaber im Verhältnis zu dem Aussteller und den Indossanten steht daher der Gegenbeweis offen, daß der Bezogene den Scheck nicht be­ zahlt habe, und zwar soll dazu schon das Zugeständnis des Quittungsempfängers oder der Beweis genügen, daß die Quittung nicht nach Empfang der Leistung oder Zug um Zug gegen diese, sondern in Erwartung künftiger Leistung ausgestellt ist; so RGRKomm zu 8 368 BGB Anm 1, unter Berufung auf RG in LZ 09, 31116 und RGZ 14, 243, während in RGZ 49, 9 es als eine der freien Beweiswürdigung des Tatrichters unterliegende Frage bezeichnet

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wird, ob der Beweis der Unrichtigkeit eines abgegebenen Valutaempfangsbekenntnisses zur § 8 Widerlegung der aus der Quittung sich ergebenden Vermutung der Zahlung Hinreiche. Folgt man der ersteren Auffassung, so wird, wenn festgestellt ist, daß entsprechend dem bestehenden Handelsgebrauche das Indossament an den Bezogenen in Erwartung der Zahlung aus­ gestellt ist, die aus dem gesetzlich fingierten Quittungscharakter sich ergebende Beweiskraft für die Zahlung versagen, in gleicher Weise wie die Beweiskraft einer in Erwartung der Zah­ lung ausgestellten ausdrücklichen Quittung. Der Bezogene wird deshalb, um ganz sicher zu gehen, die Erteilung einer Quittung oder eines dieser gleichstehenden Indossaments auf ihn bei Leistung der Zahlung verlangen müssen. Der Zweck der Vorschrift, den bestehenden Handelsgebrauch aufrechtzuerhalten, ist sonach bei Zugrundelegung der erwähnten Recht­ sprechung nicht erreicht. Dem Verkehrsbedürfnisse dürfte mehr gerecht werden die in der Rechtslehre vertretene Meinung, die in der Quittung, wenn nicht einen Anerkennungsvertrag über die Schuldtilgung, so doch einen Beweisvertrag oder ein bedingtes pactum de non petendo erblickt, durch welches der Gläubiger, der das Fortbestehen der Schuld behauptet, genötigt wird, nach den Grundsätzen der Kondiktion darzulegen, daß die Forderung noch besteht; vgl. Planck zu § 368 BGB Anm 5. — Dazu, daß das Indossament als Quittung gelte, ist erforderlich, daß es ein Indossament an den Bezogenen sei. Das ist beim Vollindossa­ mente ohne weiteres daraus ersichtlich, daß der Bezogene in der Jndossamentsschrift auf dem Scheck als Indossatar genannt ist. Ein Indossament an den Bezogenen kann aber, wie Brunner in DIZ 1908 Sp. 155 hervorhebt, an sich auch in der Weise stattfinden, daß der Scheck mit einem Blankoindossamente versehen und durch Begebungsvertrag dem Be­ zogenen übereignet wird, mit der vertraglichen Einigung, daß dieser nunmehr legitimierter Scheckgläubiger werde. Auch der Verwirklichung eines solchen Parteiwillens steht die Vor­ schrift des 8 8 Abs 2 Satz 4 entgegen; der Bezogene kann deshalb auch aus einem Blankoindossamente keine Regreßansprüche geltend machen. Anderen Scheckinhabern gegenüber wird freilich das Blankoindossament als Indossament an den Bezogenen und deshalb als Quittung nicht gelten können, da in der schriftlichen Erklärung nicht zum Ausdrucke kommt, daß das Indossament an den Bezogenen erfolgt ist. Es kann sonach auch eine Einrede gegen­ über einem späteren Scheckinhaber nicht daraus hergeleitet werden, daß ein Blankoindossa­ ment an den Bezogenen stattgefunden habe und sonach der Scheck als bezahlt gelte. Mit Recht warnt deshalb Brunner a. a. O. den Handelsstand davor, das Blankoindossament an den Bezogenen an Stelle der Quittung zu verwenden. — Indossamente an den Ausst e l l e r und an einen früheren Indossanten werden ohne weiteres als gültig anzu­ sehen sein, da das ScheckG zwar eine ausdrückliche Bestimmung in diesem Sinne nicht ent­ hält, aber auch nichts enthält, was der Gültigkeit solcher Indossamente (Rückindo ssamente) entgegenstände. f) Ein Indossament deS Bezogenen kann nur in Frage kommen, wenn dieser in Anm. 17 den Besitz des mit einem Blankoindossamente versehenen Schecks gelangt ist; denn ein auf seinen Namen gestelltes Indossament gilt als Quittung und legitimiert ihn nicht zur Weiter­ indossierung (vgl. oben Anm 16). § 8 Abs 2 Satz 3 bestimmt in eigenartigem Anschlüsse an den vorhergehenden Satz, daß daS gleiche wie für ein auf eine Abschrift des Schecks gesetztes Indossament, nämlich, daß es unwirksam ist, von einem Indossamente deS Bezogenen zu gelten habe. Diese Vorschrift, die sich zu der den gleichen Fall betreffenden Vorschrift der WO (Art 10 Satz 2) in Widerspruch setzt, findet dadurch ihre Rechtfertigung, daß der Bezogene durch sein Indossament eine scheckrechtliche Haftung für die Einlösung des Schecks, ohne Rücksicht darauf, ob ein Guthaben vorhanden ist oder nicht, übernehmen würde, wodurch die gleiche Wirkung erzielt werden würde wie durch die Akzeptierung des Schecks, die als dem Wesen und den Zwecken des Schecks widerstreitend vom Gesetze (§ 10) ausgeschlossen wird (Begr S. 24). Vgl. zu § 10 Anm 1. Aus den gleichen gesetzgeberischen Gründen ist eine Haftung des Bezogenen aus seiner Namensschrift auf dem Rücken eines Inhaberschecks ausgeschlossen; § 15 Abs 2 Satz 2, vgl. Anm 8 zu 815. Als Indossament des Bezogenen hat auch ein von einer Filiale der bezogenen Bank auf den Scheck gesetztes In­ dossament zu gelten, da sie kein von der bezogenen Bank verschiedenes Rechtssubjekt, sondern nur eine mit selbständiger Geschäftsführung ausgestattete Geschäftsstelle und die bezogene Bank das alleinige Subjekt aller aus den von der Filiale vorgenommenen Geschäften ent­ springenden Rechte und Pflichten ist. Deshalb kann durch ein solches Indossament der In­ dossatar keine Regreßansprüche gegen die Bank oder die Filiale erwerben, und die Filiale ihrerseits kann, wenn sie trotzdem den Scheck nach Verfall im Regreßwege wiedereingelöst hat, keinen Regreßanspruch aus dieser Einlösung gegen den Aussteller oder ihre Vorindossanten erheben (RGFS Urt v. 20. 7. 25, II 597/24, RGZ 111 S. 267ff.). III. Der zweite Absatz des § 8 erklärt in Satz 1 eine Reihe von Vorschriften der Wechsel­ ordnung, die sich auf das Indossament beziehen, ausdrücklich für entsprechend anwendbar auf das Indossament des Schecks. Es sind dies die folgenden:

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1. Art 11—13 WO über die Form des Indossaments. a) Art 11 lautet: „Das Indossament muß auf den Wechsel, eine Kopiedesselberr oder ein mit dem Wechsel verbundenes Blatt (Allonge) gesetzt werden." Die Anwendbarkeit dieser Vorschrift auf den Scheck ist jedoch beschränkt durch 8 8 Abs 2 Satz 2 ScheckG, wonach ein auf eine Abschrift des Schecks gefetztes Indossament unwirk­

sam ist. oc. Das Indossament muß sonach ans den Scheck oder ein mit dem Scheck verbundenes Blatt gesetzt werden. Die Stellung auf der Rückseite des Schecks ist üblich, aber nicht not­

wendig; auch ein auf die Vorderseite gesetztes Indossament ist wirksam. Nur für das Blanko­ indossament ist die Stellung auf der Rückseite vorgeschrieben, sofern es lediglich in der Form der Namensschrift des Indossanten erfolgt (vgl. unten Anm 22). Doch muß der Jndossierungswille deutlich zum Ausdruck gelangen, und hierfür werden an Indossamente auf der Vorder­ seite wegen ihrer Ungewöhnlichkeit erhöhte Ansprüche zu stellen sein. Anm. 20 ß. Im übrigen ist eine bestimmte Form des Indossaments weder im Scheckgesetze noch in der Wechselordnung vorgeschrieben. Es genügt, wenn sich daraus der Wille des In­ dossanten, den Wechsel zu übertragen, und zwar beim Namensindossamente auf eine be­ stimmte Person, klar ergibt (RGZ 61, 187). Es kann also mit ausdrücklichen Worten die An­ weisung zur Zählung an den Indossatar statt an den Indossanten enthalten („Zahlen Sie statt an mich an Herrn N. N."; „Zahlen Sie an Herrn N. N.") oder auch lediglich einen abge­ kürzten Ausdruck dafür, der in jenem Sinne zu ergänzen ist: „Für mich an Herrn N. N." oder auch nur „An Herrn N. N.", eine Fassung, die auf der Rückseite jedenfalls genügt, auf der Vorderseite aber wohl nur dann, wenn sie so steht, daß eine Verwechselung mit der Bezeich­ nung des Bezogenen ausgeschlossen ist. „An die Order des Herrn N. N." läßt wohl zur Genüge erkennen, daß auch N. N. selber, und zwar zunächst, Indossatar sein soll. Die Fas­ sung: „Als Girant" und Unterschrift dürfte auch auf der Vorderseite genügen. Die Unter­ schrift des Indossanten ist nicht ausdrücklich vorgeschrieben; aber erforderlich, um das In­ dossament als Willenserklärung des Indossanten erscheinen zu lassen; daß diese nur eine schriftliche sein kann, ergibt sich daraus, daß sie auf den Wechsel (Scheck) gesetzt werden muß. Hinsichtlich des Erfordernisses der Unterschrift gilt daher das gleiche wie für die Unterschrift des Ausstellers; vgl. oben zu 8 1 Anm 16 ff. Wegen der Unterzeichnung durch Vertreter vgl. zu 8 1 Anm 20. — Einer Datierung bedarf das Indossament nicht. Deshalb ist auch die Angabe eines unrichtigen oder unmöglichen Datums (29. Febr. eines Nichtschaltjahres, 31. April usw.) unschädlich. Die Zeit des Indossaments kann aber erheblich werden, insbesondere für die Frage, ob ein Nachindossament vorliege (vgl. oben Anm 15). Ist das Indossament datiert, so spricht eine Vermutung, die aber widerlegbar ist, für die Richtigkeit des Datums. Ist es undatiert, so wird derjenige, der behauptet, daß es zu einer bestimmten Zeit (z. B. nach erfolgter Vorlegung zur Zahlung) erteilt ist und der daraus Rechte herleiten will (z. B. die Zulässigkeit von Einreden), den Beweis dafür zu führen haben. — Der Bezeichnung des Indossatars bedarf es nicht; vgl. unten Anm 22. Ist aber das Indossament auf einen bestimmten Indossatar gestellt, so gilt für dessen Bezeichnung das Gleiche wie für die des Zahlungsempfängers bei einem auf einen bestimmten Zahlungsempfänger gestellten Scheck; vgl. zu 8 4 Anm 3. Deutliche Bezeichnung ist erforderlich; geringe Abweichungen oder Abkürzungen schaden nicht, wenn sie die Deutlichkeit nicht beeinträchtigen (ROHG 18, 421; RG bei Gruchot 28, 1012). Zusätze, z. B. Valutaempfangsbekenntnis, sind unschädlich, sofern sie nicht den erforderlichen Jndossierungswillen einschränken oder ausschließen; ist das der Fall, so machen sie das Indossament ungültig. Das muß insbesondere von der Hinzufügung einer Bedingung gelten (anders die einheitliche WO Art 9 Abs 1; vgl. unten Anm 55). — Verschieden von der Frage, ob ein formal gültiges Indossament vorliegt, an das sich andere anschließen können, ist die Frage, ob das Indossament genügt, um eine bestimmte Person als den dadurch legitimierten Indossatar erscheinen zu lassen. Dazu ist erforderlich, daß diese Person in einer Weise bezeichnet ist, die sie von anderen erkennbar unterscheidet. Eine hinreichende Legitimation liegt daher nicht vor, wenn ver­ schiedene Rechtssubjekte den gleichen Namen oder die gleiche Firma führen und auch aus anderen Umständen, insbesondere dem angegebenen Wohnorte, srch nicht ergibt, welches von diesen gemeint ist. Anm.21 Y- Außer auf den Scheck selbst kann das Indossament auch auf ein mit dem Scheck verbundenes Blatt, das als „Allonge" bezeichnet wird, gesetzt werden. Darüber, in welcher Weise die Verbindung erfolgen muß, sagt das Gesetz nichts. Es wird zwar keine un­ lösliche, aber doch eine auf gewisse Dauer berechnete und nicht ohne Spuren jederzeit zu be­ seitigende Verbindung verlangt werden müssen, also durch Klebstoff, Oblaten u. dgl.; eine Verbindung mit Klammern wird nicht genügen. Wird die Verbindung wieder ausgehoben, so kann das auf dem getrennten Blatte stehende Indossament, solange die Trennung dauert,

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nicht als Legitimation geltend gemacht, doch kann die Verbindung zu diesem Zwecke durch den § 8 Indossatar wiederhergestellt werden. 8. Ein auf eine Kopie des Schecks gesetztes Indossament läßt das Scheckgesetz, imAnm. 21» Gegensatz zu der Vorschrift der Wechselordnung, für den Scheck nicht zu. In der Begr (S. 23) wird das mit der Erwägung gerechtfertigt, daß zur Ausstellung von Kopien, auf welche Originalindossamente gesetzt werden können, beim Scheck rein Bedürfnis vorliege.. In den er­ läuternden Bemerkungen zu dem Entwürfe des österreichischen Gesetzes, welches in § 6 Abs 2 die gleiche Bestimmung enthält, ist weiter noch ausgeführt, die Abweichung von der Wechsel­ ordnung scheine begründet, weil eine Akzeptierung des Schecks nicht stattfinde, womit die eigentliche Absicht der Zulassung von Indossamenten auf Abschriften entfalle und weil gerade die Unterschrift des Ausstellers unter den Kontrollmaßregeln, durch die sich der Be­ zogene vor Schaden aus der Einlösung falscher Schecke zu sichern suche, die hervorragendste Bedeutung habe. Unter Kopie ist eine Schrift zu verstehen, die sich als Abschrift von einer anderen (dem Original) kenntlich macht, was durch die Bezeichnung als „Abschrift", bei Ur­ kunden, die die Unterschrift eines Ausstellers tragen, aber auch dadurch geschehen kann, daß der sich als Unterschrift darstellenden Bezeichnung des Ausstellers das Wort „gez." hinzugefügt wird. Daß die Kopie nicht, einschließlich der Unterschrift, von der Hand des Ausstellers ge­ schrieben sein dürfe (Kuhlenbeck S.57), kann nicht zugegeben werden, sofern sie nur in einer der oben angeführten Weisen oder in sonstiger Weise deutlich erkennbar als Kopie bezeichnet ist; eine solche Bezeichnung schließt aus, daß ein nach § 1 gültiger Originalscheck vorliegen könnte. Die Anfertigung von Kopien zu sonstigen Zwecken ist durch das ScheckG nicht verboten; rechtliche Bedeutung haben sie für sich allein nicht, doch können sie solche erhalten dadurch, daß auf ihnen eine rechtlich-verbindliche Erklärung, z. B. eine Bürgschaftserklärung, eine Quittung, abgegeben wird. Auch zum Zwecke des Beweises, insbesondere bei Verlust des Originals, können sie, insbesondere wenn sie beglaubigt sind, dienen, ohne daß jedoch die Ausübung des Rechts aus dem Scheck auf Grund ihrer erfolgen könnte. Erforderlich sind Abschriften (Kopien) des Schecks für die Einleitung des Aufgebotsverfahrens (§ 1007 ZPO; vgl. zu § 27 Anm 7). Wegen Ausfertigungen vgl. zu § 9 Anm 1f. b) Art 12 WO lautet: Anm. 22 „Ein Indossament ist gültig, wenn der Indossant auch nur seinen Namen oder seineFirma auf die Rückseite des Wechsels oder der Kopie oder auf die Allonge schreibt (Blankoindossament)." a. Durch Art 12 wird anerkannt, daß ein Wechsel, der gemäß Art 4 Ziff 3 WO auf einen bestimmten Zahlungsempfänger (Remittenten) lauten muß, durch Indossament auf eine in diesem nicht von vornherein benannte Person übertragen werden kann (Blankoindossa­ ment). Aus der Fassung des Art 12 könnte allerdings noch ein engerer Begriff des Blanko­ indossaments herausgelesen werden, wenn man in grammatisch korrekter Auslegung das in Klammern gesetzte Wort „Blankoindossament" als begriffliche Zusammenfassung des Vor­ hergehenden ansieht. Bei dieser Auslegung würde ein Blankoindossament nur dasjenige sein, welches in der Weise erfolgt, daß der Indossant lediglich seinen Namen oder seine Firma, ohne jeden Zusatz, auf die Rückseite des Wechsels schreibt, und es würde ein Blankoindossament an anderer Stelle, namentlich auf der Vorderseite, überhaupt nicht zu­ lässig sein. Es kann aber keinem Zweifel unterliegen, daß (worauf übrigens die Worte: „auch nur" hindeuten) ein zulässiges Blankoindossament auch vorliegt, wenn es nicht nur die Namensschrift des Indossanten enthält, sondern auch einen Vermerk, durch welchen es als Indossament gekennzeichnet wird, aber ohne Nennung des Indossatars, und wenn es in dieser Weise auf die Vorderseite des Wechsels gesetzt ist. Art 12 WO will nur die bloße Namensunterschrift des Indossanten als die einfachste, abgekürzte Form des Indossaments für wirksam erklären, falls sie auf der Rückseite des Papiers ersolgt, ohne andere Formen des Blankoindossaments auszuschließen (RGZ 46, 46). Doch muß das Indossament auf der Vorderseite als solches besonders kenntlich gemacht werden, z. B. durch die Formel: „Zahlen Sie für mich an...", unter Weglassung des Namens des Indossatars. Dagegen ist ein Indossament, das „an den Vorzeiger" oder „an den Inhaber" lautet, kein Blanko­ indossament, da es nicht, wie Art 13 WO (s. unten Anm 26) erfordert, dem Inhaber die Möglichkeit der Ausfüllung mit einem bestimmten Zahlungsempfänger gewährt. Die Gültig­ keit eines solchen Indossaments wird daher mit Recht verneint von Grünhut Handbuch II, 983; auch die zweite Haager Konferenz hat für den Wechsel und den Scheck das Indossament „au porteur“ als nichtig erklärt; vgl. unten Anm 56. A. M. StStr zu Art 12 WO Anm 2. Allerdings liegt die Sache für den Scheck insofern etwas anders, als dieser von vornherein auf den Inhaber gestellt werden kann (vgl. zu 8 4 Anm 5), was beim Wechsel nicht zulässig ist; aber daraus folgt nicht, daß er, entgegen dem erklärten Willen des Ausstellers, durch einen Indossanten endgültig zum Jnhaberpapier gemacht werden könnte.

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§ 8 ß- Die Namensschrift muß „von dem Indossanten" auf die Rückseite der Urkunde Anm 23 geschrieben sein. Genauer wäre es gewesen, zu sagen, daß sie von demjenigen geschrieben sein müsse, der zur Indossierung legitimiert ist, also von dem Remittenten oder einem In­ dossatar. Rührt die Namensschrift von einer solchen Person her und steht sie auf der Rückseite, so tritt die Vermutung ein, daß die Person das Papier habe indossieren wollen, also Indossant sei. Zur Widerlegung dieser Vermutung bedarf es des bestimmten Nachweises, der sich aus der Urkunde ergeben muß, daß sie nicht den Willen gehabt habe, die Urkunde in blanco zu indossieren. Dazu ist es nicht genügend, wenn der Namensschrift Zusätze beigefügt sind, die den Jndossierungswillen nicht unbedingt ausschließen, wie z. B. der Zusatz: „Angenommen" (RGZ 46, 46), der zwar einen Verpflichtungswillen, beim Scheck auf Regreßhaftung (vgl. § 15 Abs 2), aber nicht den Überttagungswillen zum Ausdruck bringt. Daß über der Namens­ schrift auf der Rückseite ein leerer Raum für die Ausfüllung (Art 13 WO, vgl. unten Anm 26) gelassen sein müßte, ist für die Annahme, daß ein Blankoindossament vorliege, nicht er­ forderlich (Bernstein S. 94; StStr zu Art 12 Anm 2; RGZ 46, 50). Ein auf der Rückseite stehendes Indossament, in welchem die Benennung des Indossatars ausgestrichen ist, kann als Blankoindossament nur angesehen werden, wenn bewiesen wird, daß die Durch­ streichung von dem Indossanten selbst oder mit dessen Zustimmung vorgenommen worden ist (RGZ 41, 412). Ist der Namensschrift auf der Rückseite ein Quittungsvermerk bei­ gefügt („Wert erhalten", „Inhalt empfangen"; „Pour.acquit“ oder dgl.), so wird dadurch die Annahme, daß es sich um ein Blankoindossament handle, nicht ausgeschlossen (RG vom 6. 3. 1914, II 717/13, LZ 1914, 8627; im Recht 14 Nr. 2570; OG Wien bei Czelechowsky Nr 784). Die von StStr (zu Art 12 Anm 2) gegen diese Entscheidungen erhobenen Be­ denken erscheinen nicht als durchgreifend; ein solcher Vermerk ist keineswegs nur gebräuch­ lich als Bestätigung der vom Hauptwechselschuldner geleisteten Zahlung, sondern eben­ sowohl als Bekenntnis des Valutaempfanges bei Übergang des Wechsels oder Schecks durch Balutazahlung von einem Gläubiger auf einen anderen, besonders wenn er einer auf der Rückseite befindlichen Namensschrift räumlich beigefügt ist; ein solches Empfangs­ bekenntnis ist auch dem ungenannten Erwerber der Urkunde gegenüber keineswegs „sinn­ los", kann ihm vielmehr zur Widerlegung des Einwandes des mangelnden Begebungs­ vertrags (vgl. unten Anm 24) dienlich sein. Der zu vermutende Jndossierungswille wird jedenfalls durch einen solchen Vermerk nicht widerlegt. Auch Mansfeld (LZ 1914 Sp 1089) erhebt gegen die Entscheidungen Bedenken und bezeichnet sie merkwürdigerweise als eine Verletzung des auch auf Wechselerklärungen anwendbaren „großen Auslegungsgrundsatzes des § 157 BGB". Aber gerade diesem Grundsätze, sofern er auf Wechsel-(Scheck-)Erklärungen überhaupt anwendbar ist (vgl. zu 8 1 Anm 37), und dem in gleicher Richtung gehenden des § 133 wird doch durch die Entscheidungen in vorbildlicher Weise Rechnung getragen, indem das Reichsgericht, ohne sich an den buchstäblichen Sinn des Ausdrucks, der eine Quittung ohne Übertragung ergeben würde, zu klammern, den Vermerk so auslegt, wie nach seiner Meinung Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Berkehrssitte es er­ fordern. Die Behauptung Mansfelds, „nach allgemeiner Anschauung des Verkehrs hätten die Worte den Sinn einer Quittung über die Wechselschuld", steht beweislos da und scheint ihrerseits sich zu sehr an den Wortlaut zu klammern, ohne die sonstigen Umstände, namentlich die Stellung auf der Rückseite unter den übrigen Indossamenten, zu berücksich­ tigen, die eher auf ein Valutaempfangsbekenntnis Hinweisen, zumal da, soweit ersichtlich, gar nicht behauptet war, daß der Bezogene (Akzeptant) die Wechselsumme bezahlt habe. Auch die geschichtliche Entwicklung des Schecks, der vielfach in Quittungsform ausgestellt wurde (vgl. die Einleitung S. 7), legt es nahe, daß auch Indossamente in diese Form gekleidet werden. Anm. 24 y. Auch zu dem Blankoindossamente bedarf es grundsätzlich eines Begebungs­ vertrags; der Mangel eines solchen in seiner Person kann auch dem durch Blankoindossa­ ment legitimierten Inhaber entgegengesetzt werden, z. B. in der Richtung, daß er den mit Blankoindossament versehenen Scheck gefunden oder sich rechtswidrig angeeignet habe. Der Mangel eines Begebungsvertrags in der Person eines Vormannes kann dagegen dem Inhaber nur entgegengesetzt werden, wenn nachgewiesen wird, daß er bei dem Erwerbe der Jnhaberschaft von diesem Mangel Kenntnis hatte. Vgl. Näheres oben Anm. 5. Anm. 25 8. Eine auf die Kopie (Abschrift) eines Schecks gesetzte Namensschrift ist auf Grund der von Art 12 WO abweichenden Vorschrift des § 8 Abs. 2 Satz 2 ScheckG kein wirksames Indossament; vgl. oben Anm 21a. c) Art 13 WO lautet: „Jeder Inhaber eines Wechsels ist befugt, die auf demselben be­ findlichen Blankoindossamente auszufüllen; er kann den Wechsel aber auch ohne diese Ausfüllung weiterindossieren." Anm.26 a. Die Wirkungen des Blankoindossaments sind die gleichen wie diejenigen des Namensindossaments. Vgl. darüber oben Anm 4—6. Durch das Blankoindossament

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wird somit der Inhaber gemäß Art 36 WO (vgl. unten Anm 30 ff.) als Eigentümer des Wechsels § 8 (Schecks) und Gläubiger aus demselben legitimiert, und zwar wird diese Legitimation auch durch sein eigenes, nicht durchstrichenes Blankoindossament geführt (RG bei Bolze Bd. 3 Nr 542; RG v. 11.1. 04, I 453/03; RG v. 14. 9. 06, I 399/06; RG v. 2. 5. 08, I 71/08 in LZ 1908, 703 und die dort angeführten weiteren Entscheidungen des RG); anderes gilt für ein Namensindossameüt (vgl. NGZ 1, 32; 27, 41; 32, 77). Die Rechte aus dem Wechsel (Scheck) erwirbt der Inhaber als selbständige, nicht von dem Indossanten herrührende Rechte, also ohne die gegen diesen begründeten Einreden. Er erwirbt insbesondere auch das Recht, den Wechsel (Scheck) weiterzuindossieren. Dieses Recht wird ihm durch Art 13 nicht neu verliehen. Es werden vielmehr nur ihm für die Ausübung desselben zwei Wege eröffnet, indem be­ stimmt wird, daß er aa. befugt ist, die auf dem Wechsel (Scheck) befindlichen Blankoindossamente aus­ zufüllen, aber auch

ßß. den Wechsel (Scheck) ohne diese Ausfüllung weiterindossieren kann. Zu aa. Die Ausfüllung kann bei dem letzten oder einem früheren Blankoindossa-Anm. 27 mente geschehen, und zwar im ersteren Falle durch unmittelbare Einfügung des Namens des Blankoindossatars, in letzterem Falle auf die gleiche Weise unter Durchstreichung der nach­ folgenden Blankoindossamente, aber auch durch Herstellung einer Kette in der Weise, daß jedem einzelnen Blankoindossamente der Name des zunächst folgenden Blankoindossanten als Indossatar und dem letzten der Name des ausfüllenden Blankomdossatars selbst eingefügt wird. Die Einfügung kann in einer der für das, Namensindossament genügenden Formen geschehen, vgl. oben Anm 18ff.; auch Zusätze, die beim Namensindossament zulässig, aber nicht erforderlich sind, z. B. Zeit- und Ortsdatum, Balutaempfangsbekenntnis, können ein­ gefügt werden. Auch die Gewährleistung ausschließende Bemerkungen („ohne Obligo", vgl. § 15 Abs 3 ScheckG und Anm 9 zu 15) sowie sonstige die Rechtslage des Blankoindos­ santen erleichternde Zusätze; nicht dagegen solche, die seine Rechtslage über die durch das Blankoindossament begründeten Verpflichtungen hinaus erschweren würden. Zu ersteren gehört die Prokuraklausel („zum Inkasso", vgl. oben Anm 12), nach deren Einfügung der Blankoindossatar selbst nur als Prokuraindossatar und auch nur zur Weiterindossierung in dieser Weise befugt erscheinen würde. Die Einfügung der Rektaklausel (Bernstein Wechsel­ recht S. 98) kommt beim Scheck nur für das Indossament des Ausstellers eines an eigene Order gestellten Schecks in Frage; vgl. oben Anm 3; sie würde übrigens die Weiterbegebung durch den Blankoindossatar ausschließen. Zu den die Rechtslage des Blankoindossanten er­ schwerenden und deshalb unzulässigen Zusätzen muß die Erlassung des Protestes („ohne Kosten") gerechnet werden (ROHG 17, 267). Der Ausfüllung steht der Tod des Blanko­ indossanten und die Eröffnung des Konkurses über sein Vermögen nicht entgegen; vgl. StStr WO zu Ar; 13 Anm 3 und zu Art 7 Anm 13 a. Zu ßß. Der Blankoindossatar kann den Wechsel (Scheck) auch ohne Aus-Anm.28 füllund weiterindossieren. Das kann geschehen durch ein Namensindvssament oder durch em weiteres Blankoindossament, in letzterem Falle auch durch bloße Namensschrift auf der Rückseite; vgl. oben Anm 22. ß. Außer auf den beiden ihm durch Art 13 gewiesenen Wegen kann aber der Blanko- Anm. 29 indossatar den Wechsel (Scheck) auch dadurch werterbegeben, daß er ihn auf dem durch das Sachenrecht (§ 929 BGB) gegebenen Wege, nämlich durch Übergabe unter Einigung über den Übergang des Eigentums, zu Eigentum überträgt; Blankotradition. In diesem Falle bleibt der Blankoindossatar außerhalb des Wechsel-(Scheck-)verbandes; sein Name erscheint nicht auf dem Papier; er haftet daher dem Erwerber des Wechsels (Schecks) und seinen Nach­ männern nicht wechsel-(scheck-)mäßig. Ob und inwieweit er ihnen nach allgemeinem bürg erlichen Rechte für die Einlösung haftet, hängt von dem der Blankotradition zugrunde liegenden schuldrechtlichen Vertrage ab. Derjenige, welcher den Wechsel (Scheck) auf diese Weise er­ wirbt, erwirbt zugleich die Rechte aus der Urkunde in der gleichen Weise wie ein Indossatar, also unabhängig von dem Rechte des Tradenten und ohne daß ihm gegenüber Einreden aus dessen Person geltend gemacht werden könnten. So mit Recht StStr zu Art 13 Anm 4 (anscheinend auch RG 33, 145) gegen Bernstein Wechselordnung S. 79, der die Auffassung vertritt, daß durch die Blankotradition der Erwerber nur die Rechte des Blankoindossatars wie ein Zessionar erwerbe. Er übersieht dabei, daß der, dem ein mit Blankoindossament versehener Wechsel (Scheck) durch Tradition zu Eigentum übertragen wird, die Rechte aus der Urkunde durch das Blankoindossament des Vormannes seines Tradenten, also durch eine wechselrechtliche Erwerbsart, nach Wechselrecht erwirbt. Der mit dem Blanko­ indossamente versehene Wechsel (Scheck) kann auf diese Weise ohne weiteren Skripturakt wie eine Sache von Hand zu Hand gehen mit der Wirkung, daß jeder Erwerber des Eigen­ tums an der Urkunde wechsel-(scheck-)rechtlich zur Geltendmachung der Rechte aus ihm legi­ timiert wird. Auch der Blankoindossatar selbst, welcher den Wechsel (Scheck) in blanco tradiert

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§ 8 hat, kann auf diese Weise die Rechte aus der Urkunde wieder zurückerwerben. Nicht aber ohne weiteres Giro durch Einlösung nach Verfall, da er nicht regreßpflichtig ist uw derjenige der einen Wechsel (Schech nach Verfall durch Übergabe erwirbt, sich auf ein vor Verfall er­ teiltes Blankogiro zu seiner Legitimation nicht berufen kann: RGZ 2, 75 (Plerarentsch.); 33, 148; 48, 224; 74, 207. Anm. 30 2. Durch § 8 tos 2 Satz 1 ist ferner für entsprechend anwendbar erklärt in betreff der Legitimation des Besitzers eines indossierten Schecks und der Prüfung der Lyitimation Art 36 der Wechselordnung. Art 36 WO lautet: „Der Inhaber eines indossierten Wechsels wird durch :ine zu­ sammenhängende, bis auf ihn hinuntergehende Reihe von Indossa­ menten als Eigentümer des Wechsels legitimiert. Das erste Indossa­ ment muß demnach mit dem Namen des Remittenten, jedes folgende mit demNamen desjenigen unterzeichnet sein, welch en das un mittelbar vorhergehende Indossament als Indossatar benennt. Wenn auf ein Blankoindossament ein weiteres Indossament folgt, so wi*d ange­ nommen, daß derAussteller des letzteren den Wechsel durch dasBlankoindossament erworben hat. AusgestricheneJndossamente werden bei Prüfung derLegitimation als nicht geschrieben angesehen. Die Echt­ heit der Indossamente zu prüfen, ist der Zahlende nicht verpflichtet." a) Die entsprechende Anwendung des Art 36 WO auf den Scheck ergüt zunächst, daß dieser Artikel nur auf den Scheck mit bestimmtem Zahlungsempfängers 4 Abs 1, 8 8 Abs 1 ScheckG) anwendbar ist, während bei dem Inhaberscheck (§ 4 Abs 2, vgl. Anm 5 ff zu 8 4) die Legitimation schon durch die bloße Jnhaberschaft des Schecks (vgl. unter Anm 33) geführt wird. Auch beim Rektascheck (vgl. oben Anm 3) kommt Legitimation durch Indossa­ mente nicht in Frage. Anm.32 b) Legitimation in aktivem Sinne ist der Inbegriff der Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, um eine bestimmte Person als berechtigt zur Ausübung eines Rechis als eines ihr zustehenden erscheinen zu lassen. Dazu ist nicht immer erforderlich, daß ihr das Recht wirklich zusteht; es genügt vielfach das Vorhandensein gewisser äußerer Umstände, auf Grund deren sie nach positiver Bestimmung als befugt zur Ausübung des Rechts angesehen wird (RGZ 77, 189; Mansfeld in LZ 1912 Sp. 578). Diese formelle Legitimation begründet dann eine gesetzliche Vermutung dafür, daß dem Legitimierten das Recht zustebe; er wird daraufhin so behandelt, als sei er der Berechtigte. Die Frage, ob und in welcher Richtung ein Gegenbeweis zulässig sei, ist nicht für alle Legitimationsfälle einheitlich zu beantworten; für die Schecklegitimation vgl. darüber unten Anm 42.

Anm.31

c) Voraussetzung ist zunächst die Jnhaberschaft eines indossierten Schecks. Jnhaberschaft im Sinne des Art 36 der Wechselordnung, die älter als das BGB ist und zu deren Auslegung deshalb die Begriffsauffassungen dieses Gesetzbuchs nicht herangezogen werden können, ist die tatsächliche Gewalt über die Urkunde, die zur Ausübung von Rechten aus Skripturobligationen (Wertpapieren) wegen deren rechtlicher Natur (vgl. zu 8 15 Anm 13) erforderlich ist; nur mit dem Papier in der Hand können Rechte aus solchen ausgeübt werden. Ob der Inhaber im Sinne des früheren Rechts nur Detentor oder juristischer Besitzer (im Sinne des BGB Eiaenbesitzer, 8 872) ist, ist für die Legitimation zunächst unerheblich. Mittel­ barer Besitz (8 868 BGB) genügt im allgemeinen nicht; doch wird an der Legitimation nichts geändert, wenn der Inhaber die Urkunde einem anderen gerade zu dem Zwecke über­ geben hat, die Rechte aus ihr in seinem Namen auszuüben, z. B. einem Anwalt zur Erhebung der Klage, einem Gerichtsvollzieher oder Notar zur Erhebung des Protestes. — Art 36 be­ zieht sich nur auf die Legitimation des Inhabers eines indossierten Schecks. Zur Aus­ übung der Rechte aus einem nichtindossierten Scheck mit bestimmtem Zahlungsempfänger ist nur dieser (der Remittent) legitimiert. Anm. 34 d) Der Inhaber eines indossierten Schecks wird aber nicht durch die bloße Jnhaberschaft legitimiert, vielmehr muß hinzukommen seine Legitimation als Eigentümer durch eine zu­ sammenhängende, bis auf ihn heruntergehende Reihe von Indossamenten. a. Indossament ist hier lediglich im Sinne des Skripturakis gebraucht; das Bestehen eines Begebungsvertrags (oben Anm 3) braucht zur Legitimation nicht dargetan zu werden. Anm.35 ß. Darüber, was unter einer zusammenhängenden, bis auf den Inhaber hinuntergehenden Reihe von Indossamentes zu verstehen ist, geben die nachfolgenden Sätze bestimmte Regeln in Form einer Folgerung aus jenem Begriffe („demnach"). Dem­ zufolge muß: aa. das erste Indossament mit dem Namen des Remittenten unterzeichnet sein. Schon diese Fassung ergibt, daß zur Legitimation nicht der Nachweis erforderlich ist, daß die

Anm.33

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Unterzeichnung tatsächlich von dem Remittenten herrühre, also echt sei; vgl. unten Anm 41. § 8 „Remittent" ist der im Scheck benannte Zahlungsempfänger (§ 4; vgl. Anm 1 dazu). Dieser kann mit dem Aussteller identisch sein (Scheck an eigene Order, vgl. zu 8 4 Anm 4); alsdann muß das erste Indossament mit dem gleichen Namen unterzeichnet sein, den die Unterschrift des Ausstellers angibt. Ist ein Wechsel (Scheck) auf einen Dritten als Remittenten (Zahlungs­ empfänger) gestellt, so muß das erste Indossament mit dessen Namen unterzeichnet sein. Diesem Erfordernisse soll nach der Auffassung des Reichsgerichts (RGZ 47,126; a. M. Oberstes Gericht Wien v. 9. 1. 67 in Siebenhaars Archiv Bd. 17 S. 214 Nr 45; dahingestellt in ROHG 21, 231) nicht genügt sein, wenn der auf einen dritten Remittenten gestellte Wechsel auf der Rückseite zunächst ein Blankogiro des Ausstellers und dann erst das Giro des Remittenten trägt; das Reichsgericht nimmt an, daß in solchem Falle eine lückenlose Kette von Indossa­ menten nicht vorhanden sei, weil nicht das erste Indossament vom Aussteller herrühre. Ob das gleiche anzunehmen ist, wenn das Indossament des. Ausstellers kein Blankogiro ist, son­ dern auf den Namen des Remittenten lautet (gerade für diesen Fall nimmt auch das ROHG a. a. O. mangelnde Legitimation an), ist in dem reichsgerichtlichen Urteile nicht entschieden, doch ergibt die Begründung, daß das Reichsgericht auch für diesen Fall Legitimationsmangel anneh­ men würde, wie auch StStr 11. Aufl. zu Art 36 Anm 7 im Gegensatze zu Staub 4. Aufl. tun. Diese Auffassung des Reichsgerichts scheint sich doch gar zu sehr an den Wortlaut des Gesetzes zu klammern; unter dem „ersten" Indossament kann doch wohl bei sinngemäßer Auslegung unbedenklich das erste, welches von einer zur Indossierung berechtigten Person herrührt, verstanden werden; der Aussteller ist aber bei einem auf einen Dritten gestellten Wechsel (Scheck) zur Indossierung überhaupt nicht berechtigt; sein Indossament erscheint deshalb als etwas nicht nur Überflüssiges, sondern gänzlich Wirkungsloses; es kann Rechts­ wirkung als Indossament überhaupt nicht haben; das erste wirkliche Indossament ist das des Remittenten. Übrigens kann ein solches überflüssiges und wirkungsloses Indossament von dem Wechsel-(Scheck-)inhaber ausgestrichen und dadurch seine Legitimation zweifelsfrei hergestellt werden (vgl. Anm 39). Legt man die Vorschrift buchstäblich aus, so könnte auch der Remittent selbst aus einem Wechsel oder Scheck, der ein auf ihn lautendes Indossa­ ment des Ausstellers trägt, nicht klagen, da der Wechsel (Scheck) indossiert und das (erste) Indossament nicht ein Indossament des Remittenten ist; eine Folgerung, die von StStr selbst a. a. O. unter Bezugnahme auf KG in LZ 1914, 1139 abgelehnt wird. ßß. Jedes folgende Indossament mutz mit dem Namen desjenigen unterzeichnet Anm. 36 sein, welchen das unmittelbar vorhergehende Indossament alS Indossatar benennt. Hier ist vorausgesetzt, daß es sich bei den vorausgehenden Indossamenten um Namensindossa­ mente handelt. Dann muß das folgende Indossament mit dem Namen des in dem unmittel­ bar vorhergehenden als Indossatar Benannten unterzeichnet sein. Auch hier werden bei sinngemäßer, nicht buchstäblicher Auslegung (vgl. oben zu ««) bei der Frage, ob zwei In­ dossamente „unmittelbar" aufeinanderfolgen, solche etwa dazwischenstehenden „In­ dossamente", die von zur Indossierung gar nicht legitimierten Personen herrühren und die deshalb in Wirklichkeit gar keine Indossamente mit Rechtswirkung als solche sind, nicht mit­ zuzählen sein. Die Kette ist also nicht unterbrochen, wenn eine zur Indossierung nicht legi­ timierte Person ein Indossament, sei es auf den gleichen oder einen anderen Indossatar hinter das Indossament des zur Indossierung legitimierten Remittenten oder Indossatars gesetzt hat. So wenigstens für den Fall, daß die in Betracht kommenden Indossamente auf den gleichen Indossatar lauten, StStr zu Art 36 Anm 8 unter Bezugnahme auf den vom ROHG durch das in dessen Entscheidungen 18,138 abgedruckte Urteil entschiedenen Fall. Die Übereinstimmung der Namen braucht nur eine formelle zu sein; ob die Aussteller der in Betracht kommenden Indossamente wirklich die gleichen Personen waren oder auch nur beide den gleichen Namen wirklich trugen, ist für die Legitimation unerheblich. So­ weit aber Einwendungen aus ihrer Person gemäß § 18 Abs 2 ScheckG (vgl. Anm 7 zu 818) erhoben werden können, ist trotz formeller Namensgleichheit der Nachweis der Nichtidentität zulässig. Andererseits sind kleine Abweichungen der Namensschrift, welche die wesentliche Namensgleichhett nicht ausschließen, nicht geeignet, die Kette als unterbrochen ansehen zu müssen, z. B. wenn in dem einen Indossamente mehrere Vornamen, in dem anderen nur einer oder keiner angegeben ist, oder wenn die Schreibweise des Vornamens oder Zunamens eine verschiedene ist. Ist das eine der beiden Indossamente von einem Bevollmächtigten oder gesetzlichen Vertreter unter Angabe des Bertretungsverhältnisses mit seinem Namen gezeichnet, so muß auch das andere in der gleichen Weise gezeichnet sein; andererseits kann das eine von dem Vertreter mit dem Namen des Vertretenen, das andere von diesem selbst mit seinem Namen gezeichnet sein; lediglich auf die Gleichheit des unterzeichneten Namens kommt es an. Die Aufeinanderfolge muß eine räumliche sein nach der Stelle, die sie auf der Urkunde einnehmen; eine etwa beigefügte Zeitangabe ist nicht maßgebend. Befindet sich in der

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§ 8 Kette eine Lücke, so ist der letzte Indossatar vor dieser Lücke legitimiert; die hinter der Lücke folgenden Indossamente sind bedeutungslos; ROHG 18, 139. Anm. 37 Ty. Folgt auf ein Blankoindossament ein weiteres Indossament, so wird ange­ nommen, daß der Aussteller des letzteren den Wechsel durch daS Blankoindossament erworben hat. Das in zusammenhängender Kette befindliche Blankoindossament würde an sich den Inhaber des Wechsels (Schecks) nur legitimieren, wenn es das letzte wäre. Folgen ihm noch weitere — Nayrens- oder Blanko- — Indossamente, so würde die Kette unterbrochen sein, wenn nicht festgestellt würde, daß der Indossant des auf das Blanko­ indossament folgenden Indossaments zur Indossierung befugt war. Das war nur der Fall, wenn er den Wechsel (Scheck) durch das Blankoindossament erworben hatte, was voraussetzt, daß er auf Grund eines Begebungsvertrags Inhaber des Wechsels (Schecks) geworden war (vgl. oben Anm 5). Diese Feststellung ersetzt Satz 3 des Art 36 durch eine gesetzliche Vermutung („es wird angenommen") des Inhalts, daß der Aussteller des dem Blankoindossamente nachfolgenden Indossaments den Wechsel (Scheck) durch das Blankoindossament erworben habe. Die Vermutung ist eine praesumtio iuris et de iure (Fiktion), soweit die Legitimation in Frage kommt. Soweit dagegen Einreden gegen die materielle Berechtigung aus der Person dieses Indossanten erhoben werden können (vgl. zu § 18 Anm 7), kann sie durch Gegenbeweis widerlegt werden. Anm. 38 88. Die zusammenhängende Kette muß biS auf den Inhaber heruntergehen, darf aber nicht über ihn hinausgehen. Der Inhaber ist deshalb nicht legitimiert, wenn dem auf ihn lautenden Indossamente ein von ihm selbst herrührendes Indossament folgt, ohne daß dieses und etwaige weitere ihm folgende ausgestrichen sind. Vgl. jedoch über die von der herrschenden Meinung für den Fall des Indossanten, der nach Verfall einen seiner Nachmänner befriedigt hat, gemachte Ausnahme zu § 17 (Art 55 WO) Anm 30. Anm. 39 es. Ausgestrichene Indossamente werden bei Prüfung der Legitimation als nicht geschrieben angesehen. Ausgestrichen ist ein Indossament, wenn auf die Schrift in einer Weise eingewirkt ist, aus der geschlossen werden darf, daß sie nicht mehr gelten sollte. Ob dies durch Striche, Überkleben oder Wegradieren geschehen, soll nach StStr (zu Art 36 Anm 12, vgl. OTr bei Borchardt Zus 441a) gleichgültig sein. Das erscheint bedenklich, an­ gesichts des Wortlautes der Vorschrift. Manipulationen wie Überkleben und Wegradieren können zudem geeignet sein, die Unversehrtheit der Urkunde wesentlich zu beeinträchtigen und berechtigte Zweifel an dem Eigentume und der Berechtigung des Inhabers hervorzu­ rufen; in solchem FaNe wird aber der Wechsel(Scheck-)verpflichtete zur Verweigerung der Zahlung berechtigt sein; vgl. Lehmann WR S. 534 Text u. Anm 25. Keinenfalls ist es er­ forderlich, daß das auszuftreichende Indossament unlesbar gemacht wird; im Gegenteil wird es sich empfehlen, die Lesbarkeit bestehen zu lassen. Der Vermerk: „Dieses Indossa­ ment soll ungültig sein" wird einer Ausstreichung gleichgestellt werden können. Im übrigen wird es im wesentlichen Sache der Beurteilung des Einzelfalles sein, ob eine „Ausstreichung" im Sinne des Gesetzes vorliegt, und eine in dieser Richtung getroffene Feststellung des Be­ rufungsrichters wird der Nachprüfung in der Revisionsinstanz entzogen sein (RG III 6/11, v. 12. 12. 11 in IW 1912, 25426). Ob wirklich die Absicht Vorgelegen hat, das Indossament zu beseitigen, oder ob es etwa au§ Versehen ausgestrichen wurde, ist, wenn die Änderung sich objektiv als Ausstreichung darstellt, unerheblich; desgleichen ob die Ausstreichung durch den Eingriff eines Unbefugten erfolgt ist (RG a. a. O.). Streitig ist aber, ob durch eine versehentliche oder unbefugte Ausstreichung nur die Legitimation des Indossatars beseitigt oder sein Wechsel-(Scheck-)Recht materiell getilgt wird, wie Thöl WR S. 745ff. lehrt; ersteren Falles würde ihm der Nachweis, daß die Ausstreichung versehentlich oder unbefugt erfolgt sei (nötigenfalls im ordentlichen Verfahren) offen stehen. Die Entscheidung dieser (Streitfrage ist vom RG (II 61/15, v. 15. 6. 15 in IW 1915, 11237) dahingestellt gelassen. Ihrer Beantwortung in ersterem Sinne dürfte Art 36 WO nicht entgegenstehen, da er nur von der Legitimation handelt. Vgl. in diesem Sinne Mansfeld in LZ 1912 Sp. 583; dagegen Wienstein LZ 1915 Sp. 1567. Es fragt sich aber, ob das Wechsel- (Scheck-) Recht, das zu seiner Entstehung der Skriptur bedarf und in ihr verkörpert ist, noch fortdauern kann, wenn diese Skriptur auf irgendeine Weise, wenn auch durch einen Zufall oder ein Versehen, beseitigt ist. Das wird in RGZ 54, 388 verneint. Es wird jedoch daraus nur die Folgerung gezogen, daß es Fälle von Veränderungen des Wechselinhalts geben könne, in denen durch Rasuren, Ab- und Ausschneiden der frühere Inhalt der Schrift endgültig beseitigt sei uni) nicht wiederhergestellt werden könne und in denen deshalb auch das darin verkörpert gewesene Recht endgültig erloschen sei; eine solche endgültige Beseitigung liege aber nicht vor, wenn die Veränderung den ursprünglichen Text derart unberührt lasse, daß dieser durch tatsächliche oder auch nur gedankliche Entfernung der Veränderung in seiner Integrität wiederhergestellt werden könne. Vgl. zu § 23 Anm 9. Das wird auch bei Durchstreichungen von Indossamenten angenommen werden können, wenn der Text lesbar geblieben ist. Anderen-

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falls würde allerdings das Recht des Indossatars als endgültig erloschen gelten müssen. —§8 Ist nur der Übertragungsvermerk, aber nicht die Unterschrift ausgestrichen, so ist das keine Ausstreichung des Indossaments; auch als gültiges Blankoindossament stellt sich ein so be­ schaffenes Indossament im Zweifel nicht dar, da nicht feststeht, ob die Ausstreichung des Übertragungsvermerks durch den Indossanten oder mit dessen Zustimmung erfolgt ist; der Beweis dafür muß daher besonders geführt werden von demjenigen, der das Indossament als Blankoindossament zu seiner Legitimation benutzen will; im Wechsel- (Scheck-) Prozesse kann dieser Beweis nur mit den dort zulässigen Beweismitteln geführt werden (RGZ 41, 412). — Ein Recht auf Ausstreichung ist ausdrücklich nur in Art 55 WO, der durch § 17 ScheckG auf den Scheck für anwendbar erklärt ist, demjenigen Indossanten zugesprochen, der einen seiner Nachmänner befriedigt hat; doch besteht auch für andere Indossanten unter Umständen nicht nur die tatsächliche Möglichkeit, sondern die rechtliche Befugnis zur Aus­ streichung eigener oder fremder Indossamente, z. B. für denjenigen, der sein Indossament in der Absicht der Weiterbegebung bereits geschrieben, dann aber von der Weiterbegebung Abstand genommen, oder für den, der den Wechsel (Scheck) vor Verfall und Protestierung von einem Nachmanne ohne neues Indossament zurückerworben hat. Aber auch durch un­ befugte Ausstreichung wird die Legitimation aus Art 36 hergestellt, ohne daß freilich da­ durch das materielle Wechsel-(Scheck-) Recht erlangt wird; so mit Recht Lehmann WR Anm 25 auf S. 534 gegen ROHG 21, 231. Nicht genügend ist aber die bloße Befugnis oder Möglichkeit zur Ausstreichung, wenn davon nicht tatsächlich Gebrauch gemacht ist; die nicht ausgestrichenen Indossamente werden bei Prüfung der Legitimation mitgerechnet, auch wenn sie hätten ausgestrichen werden können oder dürfen; ein Protest, der auf Anstehen eines Vorindossatars ohne vorherige Durchstreichung nachfolgender Indossamente erhoben worden, ist deshalb unwirksam (ROHG 22, 322; RGZ 1, 32; 27, 43; 69, 101). Andererseits ist daraus, daß ein Indossament zur Zeit der Klagerhebung durchstrichen ist, nicht ohne weiteres zu folgern, daß es auch schon zur Zeit der Protesterhebung durchstrichen war. Vielmehr ist für den Wechsel, auch nachdem durch das Gesetz über die Vereinfachung des Wechsel­ protestes die bis dahin vorgeschriebene Aufnahme einer wörtlichen Abschrift des Wechsels in die Protesturkunde weggefallen war, in der Rechtslehre und Rechtsprechung über­ wiegend angenommen worden, daß derjenige, welcher den Wechsel hat protestieren lassen, bis zum Beweise des Gegenteils als der zur Zeit der Protesterhebung legitimierte Wechsel­ inhaber angesehen werden muß. In diesem Sinne hat sich das RG in RGZ 104, 270 im Anschlüsse an die dort angeführten Schriftstellen und Entscheidungen ausgesprochen. Das gleiche wird für den Scheck jedenfalls dann angenommen werden können, wenn die Nichteinlösung durch einen förmlichen Protest gemäß § 16 Abs 1 Ziff 3 ScheckG fest­ gestellt worden ist. Vgl. darüber Näheres zu § 16 ScheckG Anm 22 (zu Art 88 WO). Ob das gleiche gilt, wenn die Feststellung durch eines der daselbst unter Ziff 1 und 2 zugelassenen Mittel — Erklärung des Bezogenen oder Bescheinigung der Abrechnungsstelle — erfolgt ist, mag zweifelhaft erscheinen. Doch wird auch in diesem Falle die Behauptung, daß das den Borzeiger legitimierende Indossament damals noch nicht durchstrichen war, prima facie als glaubhaft angesehen werden und dieser Umstand wenigstens bei der Beweiswürdigung berücksichtigt werden können, da angenommen werden kann, daß die bezogene Bank oder die Abrechnungsstelle die Bescheinigung nicht ausgestellt haben würde, wenn die Legitima­ tion des Vorzeigenden durch Durchstreichung des auf ihn lautenden Indossaments zerstört gewesen wäre. Entsprechendes wird zu gellen haben, wenn die Indossamente des Vor­ zeigenden und seiner Nachmänner zur Zeit der Klagerhebung durchstrichen sind; man wird dann ohne weiteres annehmen können, daß sie schon zur Zeit der Vor­ zeigung durchstrichen und sonach der Vorzeigende legitimiert war. SC Der äußere Zusammenhang der Jndossamentenreihe kann dadurch unterbrochen Anm. 40 sein, daß auf feiten des Indossatars eine Rechtsnachfolge nach bürgerlichem Rechte eingetreten ist, sei es durch Rechtsgeschäft unter Lebenden (Zession), sei es durch Übergang von Todes wegen (Erbfolge, Vermächtnis). In solchen Fällen entspricht das von dem Rechts­ nachfolger unterzeichnete Indossament äußerlich nicht der Bezeichnung des Indossatars in dem Vorindossamente. Hier bedarf es daher des Nachweises der materiellen Berechtigung in der Richtung des Überganges des Wechsel- (Scheck-) Rechts auf den Indossanten. Ebenso wenn nach dem letzten Indossamente ein solcher Rechtsübergang eingetreten ist, durch den der Inhaber das Wechsel- (Scheck-) Recht erworben hat. Dem Zahlenden liegt insoweit auch eine Prüfungspflicht hinsichtlich der materiellen Berechtigung ob, und er darf nur zahlen, wenn ihm dieser Nachweis erbracht wird. Daß der Rechtsübergang aus dem Wechsel (Scheck) selbst ersichtlich, ist nicht erforderlich; der Beweis kann auch durch außerhalb der Ürkunde liegende Beweismittel geführt werden (im Urkundenprozesse selbstverständlich nur mit den dort zulässigen) und ist nicht erforderlich, wenn der Beklagte die Rechtsnachfolge zugesteht (RGZ 12, 132). Um sich zu sichern, wird der Zahlende jedoch bei der Zahlung in der Regel

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§ 8 einen solchen Beweis verlangen müssen; durch ein Zugeständnis würde er die Gefahr der Zahlung übernehmen. In RGZ 12, 132 hat das RG übrigens diese Rechtssätze auf einen Fall angewendet, in dem die Klägerin, eine Aktiengesellschaft, ihre Klageberechtigung darauf stützte, daß sie Subjekt des in ihrer Zweigniederlassung angelegten Vermögens und deshalb berechtigt sei, die auf den Namen der Niederlassung als Indossatarin erworbenen Wechsel­ forderungen einzuklagen. Es handelte sich sonach gar nicht um eine Rechtsnachfolge, sondern um eine ungenaue Bezeichnung des Indossatars, indem statt des eigentlichen Rechtssubjekts, der Aktiengesellschaft, eine ihrer Niederlassungen genannt war; vgl. darüber zu 8 1 Anm 9 und zu § 29 Anm 6. — Ist der Wechsel (Scheck) von dem legitimierten letzten Indossatar quittiert, so gilt gemäß § 370 HGB der Überbringer als zur Empfangnahme der Zahlung ermächtigt; eines auf ihn lautenden Indossaments bedarf es deshalb nicht. — Auch sonst wird durch eine auf dem Wechsel (Scheck) stehende Quittung die Legitimation des Inhabers nicht beein­ trächtigt, sofern die Quittung ersichtlich in Äwartung der Zahlung ausgestellt ist, um dem Art 39 WO (§ 13 ScheckG) Genüge zu leisten (RGZ 7, 67), oder die Quittung von einem Regreßberechtigten über den Empfang der Zahlung eines ihm Regreßverpflichteten ausgestellt ist (RGZ 9, 62). Anm. 41 e) Auch hinsichtlich der Prüfung der Legitimation des Besitzers eines indossierten Schecks ist Art 36 WO auf den Scheck entsprechend anwendbar erklärt. Art 36 WO enthält darüber ausdrücklich nur eine Vorschrift negativen Inhalts, nämlich daß der Zahlende nicht verpflichtet ist, die Echtheit der Indossamente zu prüfen. Im übrigen sind die Fragen, ob und inwieweit und wem gegenüber für den Zahlenden eine Pflicht und auch ein Recht zur Prüfung der Legitimation des Zahlungsempfängers besteht, sowohl für den Wechsel wie für den Scheck der Wissenschaft und Rechtsprechung überlassen. Bei der Be­ antwortung dieser Fragen kommen für den Scheck zum Teil andere Gesichtspunkte in Be­ tracht wie für den Wechsel, insbesondere wegen der Stellung des Bezogenen, der nicht, wie der Wechselakzeptant, innerhalb des scheck- bzw. wechselrechtlichen Verbandes steht. Anm. 42 a. Im scheckrechtlichen Verbände untereinander stehen nur der Aussteller, der im Scheck bezeichnete Zahlungsempfänger (Remittent) sowie die Indossanten und Indossatare. Deshalb kann auch nur bei ihnen von einer scheckrechtlichen, d. h. scheckrechtliche Wirkungen auslösenden Prüfungspflicht hinsichtlich der Legitimation des Scheckinhabers bei der Zah­ lung und von einem ebensolchen Prüfungsrechte gesprochen werden. Eine Verpflichtung zur Legiümationsprüfung liegt jedem von ihnen ob, der den vom Bezogenen nicht bezahllen Scheck im Rückläufe einlöst, wenn er sich dadurch von seiner Regreßpflicht gegen den wirklichen Berechtigten (Scheckeigentümer) befreien und sich den Regreß gegen seine Vor­ männer erhalten will. Sie erstreckt sich auf die formelle Legitimation des Scheckinhabers, also darauf, ob die nach Art 36 WO erforderliche, bis auf den Inhaber herabgehende, zu­ sammenhängende Reihe von Indossamenten vorhanden ist. Darüber, in welcher Weise diese Legitimation zu führen ist, vgl. oben Anm 34ff. Nicht verpflichtet ist zufolge der schon er­ wähnten ausdrücklichen Vorschrift im Schlußsätze des Art 36 der Zahlende zur Prüfung der Echtheit der Indossamente. Echt ist eine Urkunde, wenn sie von demjenigen ausgestellt ist, der sie nach ihrem Inhalte ausgestellt haben soll. Bei den Indossamenten, die der Unter­ schrift des Ausstellers bedürfen (vgl. oben Anm 20), handelt es sich um die Echtheit der Unterschrift. Diese Echtheit gehört nicht zur formellen Legitimation (oben Anm 35). Die Zahlung darf deshalb in der Regel an jeden erfolgen, der durch eine Kette von Indossa­ menten legitimiert ist, die mit einem Namen oder einer Firma unterzeichnet sind, welche von einer Person dieses Namens oder einer so bezeichneten Firma herrühren können (ROHG 2, 281; 10, 405). Außer der formellen Legitimation hat der Zahlende auch die Personengleichheit (Identität) des Scheckinhabers mit der durch die Indossamente legitimierten Person zu prüfen; doch begründet der Besitz der Urkunde eine Vermutung für diese Personengleichheit, und hat deshalb der in Anspruch genommene Regreßpflichtige, der behauptet, daß derjenige, an den gezahlt worden ist, mit dem legitimierten Inhaber nicht identisch gewesen sei, diese Behauptung zu beweisen (so für den Wechsel ROHG 9, 26). Nicht durch Fahrlässigkeit herbeigeführter guter Glaube des Zahlenden muß genügen (so Grünhut Handbuch II § 107 Anm 10; a. M. StStr zu Art 36 Anm 17). Ist das letzte In­ dossament ein Blankoindossament, so fällt die Jdentitätsprüfung fort. —- Zur Prüfung der materiellen Berechtigung des Inhabers ist der Zahlende grundsätzlich nicht verpflichtet. Das ist gerade die Bedeutung der Legitimation; der Schuldner wird regelmäßig befreit durch Zahlung an den formell Legitimierten, auch wenn dieser nicht der materiell Berechtigte ist. Dagegen steht dem Zahlenden ein Recht zu, auch die materielle Berechtigung des Scheck­ inhabers zu prüfen und die gegen diese sich ergebenden Einwände, soweit sie dem Inhaber gegenüber zulässig sind (vyl. § 18 Abs 2 und Anm 7 zu 818) zu erheben. Dazu gehört auch der Einwand der Unechtheit des den Inhaber unmittelbar legitimierenden letzten Indossa­ ments oder der Ausstellung dieses Indossaments durch einen vollmachtlosen Vertreter,

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ferner der Einwand, daß der Inhaber den Scheck ohne einen Begebungsvertrag er-8 8 worben habe. Vgl. Mansfeld in LZ 1912 Sp. 577. Dazu gehört aber ferner auch der Einwand, daß der Inhaber den Scheck in bösem Glauben oder grober Fahrlässigkeit von einem zu dessen Begebung nicht Berechtigten erworben habe und deshalb zu dessen Herausgabe an den wirklich Berechtigten gemäß Art 74 WO (vgl. unten Anm 45 ff) ver­ pflichtet sei. Dieser Einwand steht auf alle Fälle dem wirklich Berechtigten zu, wenn er von dem formell legitimierten Inhaber im Regreßwege auf Einlösung des Schecks in An­ spruch genommen wird, zu dessen Herausgabe der Inhaber ihm gemäß Art 74 WO verpflichtet ist. Ob er auch von anderen aus der Urkunde Verpflichteten dem formell legitimierten In­ haber entgegengesetzt werden kann, erscheint nicht unzweifelhaft. Insofern hängt die Frage des Prüfungsrechts mit der Frage der PrüfungsPflicht zusammen. Insoweit dem Ver­ pflichteten eine Prüsungspflicht nicht obliegt, wird er durch die Leistung an den Inhaber befreit; insoweit hat er aber auch kein rechtliches Interesse an der Verweigerung der Leistung und stellt sich deshalb der Einwand als eine Einrede aus dem Rechte eines Dritten dar, die nicht zugelassen werden könnte. Das RG (RGZ 53, 207 und 55, 47) hat nun aber für den Wechsel, indem es einen gewissen Parallelismus zwischen dem Grundsätze des Art 74 WO und der Frage der Legitimationsprüfung als gegeben ansieht, angenommen, daß das Prüfungsrecht des Wechselverpflichteten hinsichtlich der materiellen Legitimation des In­ habers unter Umständen auch zu einer Prüfungspflicht werde, dann nämlich, wenn der Wechselverpflichtete bei der Zahlung weiß oder bei nicht grobfahrlässigem Verhalten wissen muß (also aus grober Fahrlässigkeit nicht weiß), daß der Inhaber den Wechsel in bösem Glau­ ben oder grober Fahrlässigkeit erworben hat; eine unter solchen Umständen geleistete Zah­ lung soll als in bösem Glauben oder grober Fahrlässigkeit geleistete gelten und der Zahlende deshalb gegen eine nochmalige Inanspruchnahme aus dem Wechsel durch den wirklich Be­ rechtigten'nicht geschützt sein. Dieser Auffassung ist Mansfeld, Wechsellegitimation und Wechselberechtigung (LZ 1912 Sp.577ff.) entgegengetreten. Er meint, das RG habe die Anforderungen an den Schuldner stark überspannt; das Ergebnis, zu dem es gelangt sei, laufe auf eine Pflicht zur Untersuchung der Berechtigung hinaus (das wird übrigens vom RG selbst zugegeben); die Parallele mit Art 74 WO treffe nicht zu, da die Verhältnisse ver­ schieden lägen, indem ein Dritter in seiner Entschließung, ob er bei dem Borliegen verdächtrger Umstände einen Wechsel erwerben will, frei ist, während der Wechselverpflichtete, der dre Zahlung ablehnt, es auf die Gefahr hin tut, die Verzugsfolgen tragen zu müssen, wenn rhm der.Beweis des bösgläubigen oder grobfahrlässigen Erwerbs des Wechsels durch den In­ haber nicht gelingt. Insbesondere sei es angesichts der ausdrücklichen Vorschrift des Art 36 Satz 5 WO unzulässig, dem Verpflichteten auf diese Weise auch eine Prüfung der Echtheit der Indossamente unter irgendwelchen Umständen aufzuerlegen. Diese Bedenken sind nicht von der Hand zu weisen. Mansfeld gibt aber selbst zu, daß der Rechtssatz von der Befrei­ ung des Schuldners durch Zahlung an den nicht berechtigten Legitimierten nicht schranken­ los durchgeführt werden könne, daß es vielmehr Umstände geben muß, unter denen es ein Verstoß gegen Treu und Glauben und eine „schuldhafte Verletzung des Berechtigten" be­ deuten würde, wollte der Schuldner unter dem Deckmantel der Legitimation des Inhabers an diesen zahlen; eine Korrektur kann aber nach seiner Meinung nur durch Heranziehung des § 826 BGB geschaffen und, von dem Falle der Kollusion abgesehen, könne eine Befreiung des Schuldners nur dann nicht eintreten, wenn er im Stande gewesen wäre, ohne erhebliche Schwierigkeiten gegenüber dem Inhaber dessen Nichtberechtigung nachzuweisen. Diese Gnschränkung dürfte denn doch weiter gehen, als zum Schutze des Schuldners erforderlich ist. Der Schuldner, dem die Nichtberechtigung bekannt ist, der aber Grund hat, anzunehmen, daß er sre nicht werde nachweisen können, ist gemäß § 372 Satz 2 BGB in der Lage, den Schuldbetrag unter Ausschließung der Rücknahme zu hinterlegen und sich dadurch von seiner Verbindlich­ kett zu befreien (§ 378), da er infolge einer nicht auf Fahrlässigkeit beruhenden Ungewißheit über dre Person des Gläubigers seine Verbindlichkeit nicht mit Sicherheit erfüllen kann. Wenn Mansfeld bestreitet, daß diese Voraussetzung vorliege, weil der Schuldner an den formell .Legitimierten zahlen dürfe, so enthält dieser Entscheidungsgrund eine petitio pnncipii, denn es steht ja gerade in Frage, ob er unter den vorliegenden Umständen an diesen bezahlen darf. Hat aber der Schuldner infolge grober Fahrlässigkeit, also unter Außeracht­ lassung der gewöhnlichsten Sorgfalt, keine Kenntnis von der Möglichkeit einer Nichtberechtrgung des Inhabers, so besteht kein Grund, ihn gegen die Folgen eines solchen Ver­ haltens besonders zu schützen. Da er im Wechsel- (Scheck-) Verbände zu sämtlichen Wechsel(Scheck-) Berechtigten steht, so trifft ihn diesen gegenüber nach Treu und Glauben die Pflicht zur Anwendung wenigstens der gewöhnlichsten Sorgfalt. Es wird also nur darauf an­ kommen, im einzelnen Falle die Anforderungen an diese Sorgfalt nicht zu hoch zu spannen, wie denn auch das RG in den oben mitgeteilten Entscheidungen dahingestellt gelassen hat, ob eine grobe Fahrlässigkeit vorlag, so daß ihm der Borwurf einer Überspannung nicht wohl

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§ 8 gemacht werden kann. Da sonach der Schuldner, wenn er bei Kenntnis oder grobfihrLässiger Unkenntnis von dem Vorliegen der Voraussetzungen des Art 74 bei dem Inhaber an diesen zahlt, nicht befreit wird, so muß er auch berechtigt sein, dem Inhaber den Einwand des Vor­ liegens dieser Voraussetzungen entgegenzusetzen. ß. Für den Bezogenen kommt eine Pflicht und ein Rechtj zur Prtfung der Legitimation des Inhabers nur im Verhältnis zum Aussteller in Frage, rnd dieses Verhältnis ist kein scheckrechtliches, sondern wird durch einen Vertrag des bürgerlichen Rechts, den Scheckvertrag, bestimmt (vgl. oben zu 8 3 Anm 1). Der Inhalt dieses Verirag-.s wird in der Regel dahin zu bestimmen sein, daß der Bezogene nur in einer Weise zahlen solL, durch die der Aussteller von der ihm obliegenden Regreßpflicht gegenüber dem Remittenten und den Indossataren befreit wird. Eine solche Befteiung tritt in der Regel ein, wenn derjenige, an den gezahlt wird, in der durch Art 36 WO vorgeschriebenen Weise durch eine bis auf ihn herabgehende zusammenhängende Kette formell legitimiert ist. In dieser Richtung nmß also der Bezogene die Legitimation desjenigen prüfen, der den Scheck ihm zur Zahlurg vorlegt. Nur wenn er dieser Prüfungspflicht ordnungsmäßig Genüge geleistet hat, wird er den ge­ zahlten Betrag dem Aussteller auf dessen Guthaben belasten dürfen; durch Nichterfüllung dieser Pflicht würde er außerdem sich dem Aussteller auf Schadensersatz haftbar machen (§ 276 BGB; vgl. RGRKomm zu § 276 Anm 1 und RGZ 106, 22). Seine Haftung erstreckt sich auf Vorsatz und Fahrlässigkeit (§ 276 BGB); auch haftet er für seine Erfüllungs­ gehilfen (§ 278 BGB). Er wird außerdem, nach dem Sinne des Scheckvertrazs, in der gleichen Weise wie wenn der Aussteller selbst im Regreßwege in Anspruch genommen wird (vgl. oben unter a), verpflichtet sein, die Identität des Scheckinhabers mit der durch die Indossamente legitimierten Person zu prüfen, nicht dagegen die Echtheit der In­ dossamente. Die materielle Berechtigung zu prüfen wird auch er in der Regel nicht verpflichtet sein; weiß er aber oder ist es ihm infolge grober Fahrlässigkeit bei der Zah­ lung unbekannt geblieben, daß der Inhaber den Scheck bösgläubig oder in grober Fahr­ lässigkeit erworben hat (vgl. oben unter a), so wird er sich durch die Zahlung dem Aussteller schadensersatzpflichtig machen, falls dieser nochmals auf Zahlung in Anspruch genommen wird. — Liegen solche Umstände vor, so wird der Bezogene dem Aussteller gegenüber, falls dieser nicht etwa anderes bestimmt, auch berechtigt sein, die Zahlung dem formell legiti­ mierten Inhaber zu verweigern, und er wird für die durch die Weigerung dem Aussteller etwa entstehenden Schäden (Protest- und Rücklaufs- sowie etwaige Prozeßkosten) von dem Aus­ steller nicht ersatzpflichtig gemacht werden können: §§ 665, 675 BGB. — Im übrigen wird die Pflicht und das Recht des Bezogenen zur Prüfung der formellen und materiellen Be­ rechtigung des Inhabers der ihm zur Zahlung vorgelegten Schecke, wie überhaupt der Echt­ heit und Gültigkeit dieser Schecke, vielfach durch den Scheckvertrag ausdrücklich geregelt. Darüber, inwieweit sich dadurch der Bezogene von der Verantwortlichkeit für solche Prü­ fung „freizeichnen" kann, vgl. oben zu 8 3 ScheckG Anm 7 und zu 8 23 Anm 12. Dagegen liegt dem Bezogenen gegenüber den Vormännern des Inhabers, dem er Zahlung leistet, keine vertragsmäßige Prüfungspflicht ob, da er zu ihnen, wie oben bereits bemerkt, weder in einem scheckmäßigen noch in einem sonstigen vertragsmäßigen Verpflichtungs­ verhältnis steht. Es kann aber eine Haftung wegen unerlaubter Handlung aus 8 826 BGB in Frage kommen, wenn er einem formell nicht Legitimierten oder auch nur materiell nicht Berechtigten, obwohl er von dem Mangel oder der Nichtberechtigung Kenntnis hat, dennoch bewußt vorsätzlich zum Schaden des wirklich Berechtigten zahlt. Anm. 44 f) Die in Art 36 WO vorgeschriebene formelle Legitimation des Inhabers ist er­ forderlich nicht nur für die Empfangnahme der Zahlung, sondern auch für die Vornahme der zur Feststellung der Nichtzahlung und zur Erhaltung des Regreßrechts erforderlichen Handlungen (RGZ 50, 23), in entsprechender Anwendung auf den Scheck also zur Vorlegung des Schecks zur Zahlung, Veranlassung der Erklärung des Be­ zogenen nach § 16 Nr 1, sowie der Bescheinigung der Abrechnungsstelle nach 8 16 Nr 2 und Erhebung des Protestes nach 8 16 Nr 3. Werden diese Handlungen durch bzw. auf Anstehen eines nicht vorschriftsmäßig legitimierten Inhabers vorgenommen, fo sind sie ungültig (RGZ 1, 32; 27, 43; 32, 78). Der Besitz des Orderschecks genügt für sich allein nicht als Legitimation für die Vornahme dieser Akte; doch spricht eine Vermutung dafür, daß der­ jenige, auf dessen Anstehen die Akte erfolgt sind, zur Zeit ihrer Vornahme dazu legitimiert war, insbesondere, daß ein durchstrichenes Indossament, das ihn legitimieren würde, da­ mals noch nicht durchstrichen war (OLG 21, 391). Beim Inhaberscheck genügt die bloße Jnhaberschaft. Anm.43

Anm. 45

3. Hinsichtlich der Verpflichtung des Besitzers eines indossierten Schecks zur Heraus­ gabe finden nach 8 8 Abs 2 Satz 1 ScheckG die Vorschriften deS Art 74 WO entsprechende Anwendung.

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Art 74 WO lautet: § 8 „Der nach den Bestimmungen des Artikels 36 legitimierte Besitzer eines Wechsels kann nur dann zur Herausgabe desselben angehalten werden, wenn er den Wechsel in bösem Glauben erworben hat oder ihm bei der Erwerbung des Wechsels eine grobe Fahrlä ssigkeit zur La st fällt." a) Da der Wechsel (Scheck) als Urkunde (Wechselbrief, Scheckbrief) eine körperlicheAnm.46 Sache im Sinne des bürgerlichen Rechts ist, so finden auf ihn an sich die sachenrecht­ lichen Vorschriften der bestehenden Privatrechtsordnung, jetzt des BGB (§§ 929ff.), neben welchem für den Handelsverkehr § 366 HGB in Betracht kommt, Anwendung. Doch sind gemäß Art 32 EG BGB die Vorschriften der WO als eines Reichsgesetzes (als solches ist sie durch § 2 des Ges v. 16. 4. 1871 erklärt worden) in Kraft geblieben, auch soweit sie Ab­ weichungen von den Vorschriften des BGB enthalten. Soweit aber die Vorschriften der WO zur Ergänzung auf Vorschriften der stüheren einzelstaatlichen Privatrechtsordnungen aus­ drücklich oder stillschweigend Bezug nehmen oder einer solchen Ergänzung bedürfen, sind die an die Stelle der letzteren getretenen Vorschriften des BGB zur Ergänzung heranzuziehen. Das muß, wie für den Begriff der unerlaubten Handlung (RGZ 53, 78; 60, 302; 74, 249), so auch für den Eigentumsbegriff und seine Ausgestaltung im BGB gelten. Die WO ent­ hält keine eigenen Bestimmungen über den Begriff und den Erwerb des Eigentums an Wechseln. Zwar ist in Art 36 gesagt, daß der Inhaber eines Wechsels, berente bis auf den Inhaber herabgehende zusammenhängende Reihe von Indossamenten aufweist, dadurch „als Eigentümer" des Wechsels legitimiert werde; das bedeutet aber keineswegs, daß er infolgedessen auch wirklich Eigentümer geworden wäre; vielmehr wird dadurch nur eine Vermutung geschaffen, auf Grund deren er bis zum Nachweise seiner Nichtberechtigung die Rechte aus dem Wechsel wie ein Eigentümer gegenüber dem Wechselverpflichteten ausüben kann; vgl. oben Anm 34. Auch dem nach Art 36 legitimierten Inhaber, der den Wechsel ohne grobe Fahrlässigkeit erworben hat, spricht Art 74 WO keineswegs ein Eigentum an der Wechselurkunde zu, sondern schließt nur den gegen einen Nichteigentümer nach bürgerlichem Rechte (jetzt § 985 BGB) dem Eigentümer zustehenden Herausgabeanspruch aus und setzt sonach gerade die Möglichkeit voraus, daß auch bei nicht grobfahrlässigem Erwerb legitimierte Jnhaberschaft und Sacheigentum an der Wechselurkunde auseinanderfallen können. In RGZ 55, 49 ist allerdings gesagt, der formell legitimierte Eigentümer, der den Wechsel gut­ gläubig ohne grobe Fahrlässigkeit erworben hat, werde in Art 74 „als Eigentümer" anerkannt und geschützt. Ähnlich in RGZ 45, 265 und 103, 89. Doch ist diese Ausdrucksweise ungenau. Die WO hat es offenbar vermeiden wollen, in den Eigentumsbegriff der einzelstaatlichen Privatrechtsordnungen einzugreifen und hat sich deshalb damit begnügt, nur eine einzelne Funktion des Eigentums, den Herausgabeanspruch, bei nicht grobfahrlässigem Erwerbe des Wechsels auszuschließen. Einige sprechen von „wechselrechtlichem Eigentum" des Erwerbers, im Unterschiede vom sachenrechtlichen Eigentum; doch dürfte eine solche Eigentumsspaltung auch hier, wie sonst im Rechte des BGB, mit dessen Grundsätzen nicht zu vereinbaren sein. Die weitergehenden Befugnisse des Eigentümers, insbesondere das Recht, von jedem Dritten die Herausgabe des Wechsels (Schecks) zu verlangen, werden durch Art 74 WO nicht begründet; sie können nur auf das Sachenrecht des BGB (oben Anm 47) gegründet werden. Das ist insofern von Bedeutung, als der Schutz des guten Glaubens gegen andere Mängel des Erwerbsaktes als den Mangel des Eigentums des Veräußerers in Betracht kommt (vgl. unten Anm 48); diese können einem Herausgabeanspruch auch des gut­ gläubigen Erwerbers entgegengesetzt werden, da dieser weder durch Art 74 WO noch durch § 932 BGB (vgl. Anm 47) ausgeschlossen wird. b) Soweit der Eigentumserwerb an Wechseln (Schecken) in Frage steht, sindAnm. 47 sonach die Vorschriften des BGB über den Erwerb des Eigentums in erster Linie maß­ gebend. Ihnen zufolge wird — abgesehen von den originären Erwerbsarten, von denen nur etwa der Erwerb einer herrenlosen (derelinquierten) Urkunde durch Aneignung (§§ 958, 959) in Frage kommen kann — das Eigentum durch Übertragung (Tradition), §§ 929ff., erworben. Dazu ist erforderlich die Einigung des Eigentümers und des Erwerbers, daß das Eigentum übergehen soll, sowie die Übergabe der Urkunde (§ 929 Satz 1) oder ein Ersatz dieser Übergabe butd) traditio brevi manu (§ 929 Satz 2), constitutum possessorium (§ 930; in diesem Falle würde aber der Erwerber nicht „Inhaber" im Sinne der WO werden, vgl. oben Anm 33) oder durck Abtretung des Herausgabeanspruchs gegen den dritten Besitzer (§ 931). Aber auch vom Nichteigentümer wird durch Einigung zwischen diesem und dem Erwerber und Übergabe der Urkunde für letzteren Eigentum erworben, es sei denn, daß er bei dem Erwerbe nicht in gutem Glauben ist (§ 932). Nicht in gutem Glauben ist der Er­ werber, wenn ihm bekannt oder infolge grober Fahrlässigkeit unbekannt ist, daß die Urkunde dem Veräußerer nicht gehört (§ 932 Abs 2). Der gute Glaube wird sonach nur ge­ schützt, sofern er in der nicht grobfahrlässigen Unkenntnis von dem mangelnden Eigen-

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§ 8tum des Veräußerers besteht. Ist der Veräußerer ein Kaufmann, der im Betriebe seines Handelsgewerbes veräußert, so ist der Schutz des guten Glaubens durch § 366 HGB dahin erweitert, daß er gewährt wird, wenn der gute Glaube des Erwerbers die Befugnis des Ver­ äußerers, für den Eigentümer über die Urkunde zu verfügen, betrifft. Dagegen wird durch andere Mängel des Erwerbsaktes, z. B. das Fehlen der Geschäftsfähigkeit des Veräußerers oder die Beschränkung seiner Geschäftsfähigkeit durch Minderjährigkeit, ferner das Fehlen der Vertretungsbefugnis einer als gesetzlicher Vertreter oder Bevollmächtigter des Ver­ äußerers aufgetretenen Person (abgesehen von dem Falle des § 366 HGB) der Erwerb des Eigentums gehindert, auch wenn der Erwerber sich hinsichtlich ihrer in gutem Glauben befunden hat. Vgl. RGRKomm zu § 932 BGB Anm 1. Mit dem dinglichen Eigentumsübertragungsvertrag wird beim Wechsel (Scheck) in der Regel auch ein Begebungsver­ trag (vgl. oben Anm 5) verbunden sein, durch welchen in Verbindung mit dem Indossa­ mente die Rechte,aus der Urkunde übertragen werden. Doch ist auch eine Eigentums­ übertragung ohne Übertragung der Rechte aus der Urkunde denkbar und kommt im Ver­ kehr nicht selten vor, z. B. bei Zahlung des Wechsels (Schecks) durch den Bezogenen (dieser erwirbt dann das Eigentum als Vertreter des Ausstellers für diesen) oder bei Einlösung durch den Aussteller oder einen Indossanten, der keinen Regreßanspruch gegen einen Bor­ mann hat; aber auch wenn die Wechsel-(Scheck-) Forderung erlassen oder die der Wechsel(Scheck-) Verpflichtung zugrunde liegende materielle Schuldverpflichtung als nicht bestehend anerkannt oder im Vergleichswege aufgehoben werden soll. Hat ein Eigentumsübergang nach den Vorschriften des Sachenrechts auf den Erwerber stallgefunden, so ist der dingliche Herausgabeanspruch gegen ihn ausgeschlossen, mag er nun nach Art 36 WO legitimierter Inhaber sein oder nicht. Doch kann er auf Grund schuldrechtlichen Verhältnisses dem bis­ herigen Eigentümer zur Rückübertragung des Eigentums verpflichtet sein und kann eine solche Verpflichtung gegenüber der von ihm auf Grund seines Ägentums am Scheck und der vorhandenen Legitimation erhobenen Regreßklage als Einwendung, die dem Schuldner unmittelbar gegen den Inhaber zusteht, gemäß § 18 Abs 2 BGB (vgl. unten zu § 18 Anm 7) geltend gemacht werden. Anm. 48 c) Ist ein Eigentumserwerb des Inhabers nach den Vorschriften des BGB oder des HGB nicht eingetreten, so würde nach §§ 985, 986 BGB der Eigentümer auch von dem nach Art 36 WO legitimierten Inhaber die Herausgabe des Wechsels (Schecks) verlangen und dieser sie nur verweigern können, wenn er jenem gegenüber auf Grund eines dinglichen oder obligatorischen Rechtstitels zum Besitze berechtigt wäre. Dieser Herausgabeanspruch wird durch Art 74 WO auf den Fall beschränkt, daß der Inhaber den Wechsel (Scheck) „in bösem Glauben erworben hat oder ihm bei der Erwerbung grobe Fahrlässigkeit zur Last fällt". Im Schrifttum ist ein lebhaft geführter Streit entbrannt darüber, ob dieser von der Wechselordnung dem legitimierten Wechselinhaber durch Versagung des Herausgabeanspruchs gegen ihn gewährte Schutz des guten Glaubens weitergehe als der ihm durch das allge­ meine Recht nach sachenrechtlichen Grundsätzen durch Anerkennung seines Eigentums an der Urkunde (vgl. oben unter a) gewährte Schutz, insofern, als jener sich nicht auf die nicht grobfahrlässige Unkenntnis davon beschränke, daß der Veräußerer nicht Eigentümer war, oder im Falle der Veräußerung durch einen Kaufmann in seinem Handelsbetriebe davon, daß dieser keine Veräußerungsbefugnis für den Eigentümer hatte, sondern sich auch auf andere Mängel des Erwerbsaktes, insbesondere den Mangel der Veräußerungs­ befugnis bei einem Nichtkaufmann, den Mangel der Vertretungsbefugnis und namentlich den Mangel der Geschäftsfähigkeit des Veräußerers beziehe, und ferner, ob er sich auch auf abhanden gekommene Wechsel erstrecke. Von Staub-Koenige HGB zu § 365 Anm 9, Staub-Strantz zu Art 74 WO Anm 3 und anderen wird die Ansicht vertreten, daß der Schutz des guten Glaubens in Art 74 sich auf alle Mängel des Erwerbsaktes erstrecke. Dieser Auffassung find namentlich Düringer-Hachenburg HGB zu § 365 Note II 3, Bd. II S. 455 und Jacobi, Die Wertpapiere (in der ersten Auflage und erneut in Ehren­ bergs Handbuch IV 1 § 23 S. 163f.), entgegengetreten. Düringer-Hachenburg wollen den Umfang des von der Wechselordnung gewährten Schutzes mit dem allgemeinen sachenrecht­ lichen Schutze vollständig gleichstellen, während Jacobi zugibt, daß der Schutz der Wechsel­ ordnung nicht nur gegen den Mangel des Eigentums, sondern auch sonstiger Verfügungs­ macht über den Wechsel, insbesondere der durch Boten oder Vertreter ausgeübten, gewährt werde, aber den Mangel der Geschäftsfähigkeit des Veräußerers für „nicht heil­ bar" erklärt. Daß das Reichsgericht bereits zu der Streitfrage Stellung genommen hätte, insbesondere in RGZ 45, 265 und 55, 49, kann StStr nicht zugegeben werden, da die genannten Entscheidungen, soweit das Sachverhältnis wiedergegeben ist, sich auf Mängel im Eigentum des Veräußerers bezogen zu haben scheinen. Doch ist aus dem Wortlaute des Art 74 WO die von Düringer-Hachenburg und Jacobi gemachte Einschränkung nicht zu ent­ nehmen, da er den Herausgabeanspruch gegenüber dem nach Art 36 legitimierten Besitzer

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uneingeschränkt versagt, sofern dieser nicht den Wechsel in bösem Glauben oder grober Fahr- § 8 Lässigkeit erworben hat, ohne einen Unterschied in der Richtung zu machen, auf welche Um­ stände sich der gute Glaube beim Erwerbe bezogen hat, während § 932 BGB nur den guten Glauben daran schützt, daß die Sache dem Veräußerer gehöre. Es muß deshalb allerdings angenommen werden, daß Art 74 weiter geht als § 932 und Schutz gegen alle Mängel des Erwerbsaktes des formell legitimierten Besitzers, insbesondere auch gegen den Mangel der Geschäftsfähigkeit des Veräußerers, gewährt. Der Schutz erstreckt sich jedoch nicht auf den guten Glauben an die Gültigkeit der Verpflichtungserklärung des in Anspruch ge­ nommenen Regreßpflichtigen, insbesondere auf seine Fähigkeit, sich scheckrechtlich zu ver­ pflichten; eine Einwendung in dieser Beziehung kann nach § 18 Abs 2 ScheckG jedem, auch dem gutgläubigen Erwerber entgegengehalten werden. Vgl. unten zu § 18 Anm 7. — Von den Vorschriften des Sachenrechts (§ 935 BGB) weicht Art 74 auch insofern ab, als der Schutz des guten Glaubens des Erwerbers sich auch auf dem Eigentümer abhanden gekommene Wechsel (Schecke), und zwar auch auf solche, die nicht „Jnhaberpapiere" sind, erstreckt; steht doch Art 74 gerade in dem Abschnitt „Abhanden gekommene Wechsel"; vgl. auch RGZ 53, 210. Darüber, daß ungeachtet dieser Stellung des Artikels seine Anwendung nicht auf abhanden gekommene Wechsel (Schecke) beschränkt ist, er vielmehr auch auf solche Wechsel (Schecke) Anwendung findet, die freiwillig begeben worden sind, vgl. unten Anm 49. d) Im einzelnen ergibt Art 74 WO in entsprechender Anwendung auf den Scheck hin- Anm. 49 sichtlich des Herausgabeanspruchs folgendes: a. Voraussetzung für seine Anwendung ist die Jnnehabung des Schecks und das Vorhandensein der scheckrechtlichen formellen Legitimation bei demjenigen, gegen den der Eigentümer den Herausgabeanspruch geltend macht. ß. Die Herausgabe kann nur verlangt werden, wenn der Inhaber den Scheck in Anm. 50 bösem Glauben erworben hat oder ihm bei dem Erwerbe eine grobe Fahrlässigkeit zur Last fällt. Diese Begriffe, welche in der Wechselordnung nicht näher bestimmt werden, müssen aus der jetzt geltenden Privatrechtsordnung entnommen werden (vgl. oben Anm. 46). Das BGB gebraucht den Ausdruck „böser Glaube" nicht; er bedeutet aber nichts anderes als die Kenntnis eines bestimmten, den Rechtserwerb hindernden Umstandes, während grobe Fahrlässigkeit die auf besonders schwerer Außerachtlassung der gebotenen Sorgfalt beruhende Unkenntnis eines solchen Umstandes (Mangels) bedeutet. Vgl. § 929 BGB und RGRKomm zu § 460 Anm 2. Darüber, auf welche Umstände der gute Glaube sich beziehen muß, um durch Art 74 geschützt zu werden, vgl. Anm 48. Um den Herausgabeanspruch zu begründen, muß dem­ nach Kenntnis oder Außerachtlassung bestehender erheblicher Bedenken gegen das Eigentum des Veräußerers oder seine Verfügungsbefugnis gegeben sein. Das Vorhandensein dieser Voraussetzungen muß von demjenigen bewiesen werden, der die Herausgabe verlangt (RGZ 4, 179). Der böse Glaube oder die grobe Fahrlässigkeit müssen beim Erwerbe des Schecks vorhanden gewesen sein; ihr späterer Eintritt (mala fides superveniens) begründet den Herausgabeanspruch nicht. Kenntnis oder grobfahrlässige Unkenntnis davon, daß in der Person eines früheren Veräußerers der Rechtsmangel bestanden hat, begründen den Herausgabe­ anspruch nur, sofern dazu auch Kenntnis oder grobfahrlässige Unkenntnis hinzukommt davon, daß der unmittelbare Veräußerer bei seinem Erwerbe von diesem Mangel in der Person des früheren Veräußerers sich in Kenntnis oder grobfahrlässiger Unkenntnis befand, weil andernfalls der Mangel schon durch den gutgläubigen Erwerb des unmittelbaren Veräußerers gehellt worden sein kann (so mit Recht Staub-Koenige HGB Anm 17 zu § 366; RG bei Bolze 11 Nr 38). y. Berechtigt zu dem Herausgabeverlangen ist der Eigentümer des Wechsels (Schecks), Anm. 51 § 985 BGB. Das kann der Veräußerer oder ein Dritter sein. Zum prima-kaeie-Beweise seines Eigentums genügt nicht die Legitimation durch die zur Zeit der Veräußerung bis auf ihn hinuntergehende Jndossamentenkette, da er nicht mehr Inhaber ist. Er muß viel­ mehr den Beweis, daß er das Eigentum erworben habe, nach allgemeinen Grundsätzen führen, also beweisen, daß er den Wechsel (Scheck) von einem durch Indossament legitimierten In­ haber durch Übergabe unter Einigung darüber, daß das Eigentum übergehen solle, erhalten hat; der zum Eigentumserwerb erforderliche gute Glaube an das Eigentum seines Veräußerers wird vermutet; Sache des auf Herausgabe Belangten ist es daher, nachzuweisen, daß der die Herausgabe Verlangende bei seinem Erwerbe nicht in gutem Glauben war (§§ 929, 932 BGB; RGRKomm zu § 932 Anm 3; RG in WarnRspr 1912, 167). 8. Hat der nach Art 36 legitimierte Inhaber den Wechsel (Scheck) ohne bösen Glauben Anm. 52 oder grobe Fahrlässigkeit erworben, so ist er, auch wenn er sachenrechtlich nicht Eigentümer geworden ist, zur Geltendmachung der Rechte aus der Urkunde gegenüber den aus ihr Ver­ pflichteten nicht nur formell, sondern auch materiell legitimiert, „Wechseleigentümer", wenn man diese ungenaue Ausdrucksweise gelten lassen will, vgl. Anm 46. Fällt ihm da­ gegen böser Glaube oder grobe Fahrlässigkeit zur Last, so ist zwar, solange er die Urkunde Michaelis, Scheckgeseh

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§ 8 nicht herausgegeben hat, formelle Legitimation zur Ausübung der Rechte vorhanden; aber jeder Wechsel-(Scheck-)verpflichtete kann im Wege der Einrede gemäß Art 82 WO bzw. 18 Abs 2 ScheckG den Mangel der materiell-rechtlichen Legitimation geltend machen; RGZ 103, 89 u. I 244/11, 29. 11. 11 (Recht 1912 Nr 513). Vgl. Näheres zu § 18 ScheckG Anm 10. Anm. 52» e. Art 74 betrifft nur den dinglichen Herausgabeanspruch des Ggentümers. Die schuldrechtlichen Beziehungen zwischen dem Veräußerer und dem Erwerber regeln sich nach dem der Veräußerung zugrunde liegenden Rechtsverhältnisse. Aus diesem kann sich insbesondere bei Nichtigkeit des Kausalgeschäfts, zu dessen Erfüllung der Wechsel (Scheck) gegeben war, falls der dingliche Herausgabeanspruch wegen Gutgläubigkeit des Erwerbers ausgeschlossen ist, ein Anspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung gemäß §§ 812ff. BGB ergeben, der in erster Linie auf Herausgabe der Bereicherung in Natur gehen und dazu führen würde, daß der Erwerber den Wechsel (Scheck), den er ohne Rechtsgrund hat, herausgeben muß. So mit Recht RGZ 45, 265; a. M. SlStr zu Art 74 Anm 13, feie ohne genügenden Grund annehmen, daß der gutgläubige Erwerber unter allen Umständen im Besitze des Wechsels erhalten bleiben solle. Ist die Veräußerung durch einen Nichteigentümer unentgeltlich erfolgt, so kann auch ein Bereicherungsanspruch des wirklichen Eigentümers gegen den gut­ gläubigen Erwerber gemäß § 816 Abs 1 Satz 2 in Frage kommen, der gleichfalls auf Heraus­ gabe des Wechsels (Schecks) in Natur gerichtet sein kann. Anm. 53 C Der Art 74 steht im zweiten Abschnitt der Wechselordnung unter Nr XI, welche die Überschrift trägt: „Abhanden gekommene Wechsel". Man hat daraus schließen wollen, daß auch Art 74 nur auf solche Wechsel zu beziehen sei, deren Besitz der Besitzer ohne eigene Entschließung verloren habe, was auch für die entsprechende Anwendung der Vorschrift auf Schecke zu gelten haben würde. Das RG (RGZ 103, 88) hat diese Auffassung mißbilligt. Es erwägt, daß Art 74 im Gegensatz zu Art 73, von dem Erfordernis des Abhandenkommens nichts enthalte, vielmehr ganz allgemein den Grundsatz aufstelle, daß der nach Art 36 formell legitimierte Wechselinhaber den Wechsel herausgeben müsse, wenn er beim Erwerb in bösem Glauben oder grob fahrlässig handelte, womit zugleich zum Ausdruck gebracht sei, daß andern­ falls der Besitz des Wechsels in Verbindung mit der formellen Legitimation „das Wechsel­ eigentum verschaffe" (vgl. über diesen Ausdruck oben Anm 46), ein Grundsatz, der im Wechsel­ rechte unbeschränkte Geltung habe und nicht damit abgelehnt werden könne, daß es sich nicht um einen abhanden gekommenen, sondern um einen zufolge eines Willensmangels fteiwillig begebenen Wechsel handle. Diesen Ausführungen ist um so unbedenklicher zuzustimmen, als Art 74 in erster Linie den nach bürgerlichem Rechte etwa gegebenen Herausgabeanspruch einschränken will („kann nur dann angehalten werden"), wozu gerade bei abhanden gekom­ menen Wechseln weniger Veranlassung bestand als bei freiwillig begebenen (vgl. § 935 BGB und oben Anm 48). Anm. 54 Zusatz 1: Andere Übertragungsformen. Die Indossierung ist nicht die einzige Art, in welcher die Rechte aus dem Scheck mit bestimmtem Zahlungsempfänger (wegen des In­ haberschecks vgl. oben Anm 2), auf einen anderen Berechtigten übergehen können. Abgesehen von der Blankotradition, die eine scheckrechtliche Übertragungsform darstellt (vgl. oben Anm 29), sind auch die Übergangsarten des allgemeinen bürgerlichen Rechts denkbar und zulässig. Das gilt in erster Linie von der vertraglichen Abtretung (Zession) der Rechte» Ihre Zulässigkeit ist für den Wechsel vom RG in ständiger Rechtsprechung (RG 12, 132; 26, 100; 33, 147) anerkannt und auch für den Scheck in dem Urt V 502/21 v. 4. 1. 22 ange­ nommen worden *). Daß sie bei der Übertragung von Wechsel- und Scheckrechten im Ver­ kehr tatsächlich eine Rolle spielt, zeigen die ergangenen Urteile. Bei dem Rektascheck (oberr Anm 3) ist sie sogar die einzige Art, in der eine solche Übertragung möglich ist. — Ob die Ab­ tretung der schriftlichen Form bedarf, ist streitig. Lessing (zu § 8 ScheckG Anm 11) bejaht die Frage wegen § 792 BGB, der für die Anweisung Schriftlichkeit der Übertragungserklä­ rung vorschreibt. Das RG hat die Frage noch nicht ausdrücklich entschieden; in RGZ 33,144 hat eine schriftliche Zessionsurkunde Vorgelegen, während in dem Scheckurteile v. 4.1.22 nur eine­ mündliche, dem abgetretenen Schuldner schriftlich angezeigte Zession behauptet gewesev zu *) In diesem Urteile hat das Reichsgericht folgendes ausgeführt: „Soweit die Übertragung von Rechten durch Indossament in Frage kommt, ist die An­ wendung des § 409 BGB allerdings ausgeschlossen. Aber da die Rechte aus dem auf den Namen des Klägers lautenden Scheck, auch wenn dieser nach dem Gesetz als indossables Order­ papier zu gelten bat, nicht bloß durch Indossament, sondern auch in anderer Form übertragen, werden konnten, so war für die Anwendung des § 409 Raum. Fehlte bei dieser Übertragung die Übergabe des Schecks, so mochte die Abtretung der Scheckforderung unwirksam sein (RGZ 26, 99). Aber darauf kommt es nicht an, da es gerade der Zweck des § 409 ist, für den Fall, der Mitteilung von der Abtretung die Frage, ob die Abtretung erfolgt oder wirksam geschchen. ist, auszuschalten."

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sein scheint An sich sind die Vorschriften der §§ 398ff. BGB über die Abtretung von Forde - § 8 rungen grrnäß § 413 auch auf die Abtretung anderer Rechte, wozu auch die in einem Scheck enthaltene Einziehungsermächtigung gehört, anwendbar, aber nur, „soweit nicht das Gesetz ein anderes vorschreibt". Ein anderes ist aber in 8 792 für die Anweisung vorgeschrielen, deren Übertragung durch Vertrag, auch wenn sie noch nicht angenommen ist, der schvftlichen Form bedarf. Dementsprechend wird auch der Scheck insoweit, als er eine nicht angemmmene Ermächtigung zur Einziehung darstellt (vgl. zu § 1 Anm 3), nur in schriftlicher Form übertragen werden können; der Bezogene wird deshalb sich gegenüber dem Aussteller durch Leistrng an den Zessionar nur befreien, wenn dieser eine schriftliche Abtretungserklärung von feiten des letzten legitimierten Indossatars vorlegt. Der Scheck enthält aber außer der Anweisung und im Unterschiede von dieser auch eine Garantieverpflichtung des Aus­ stellers und der Indossanten, also Forderungen im Sinne der unmittelbar anzuwenden­ den §§ 398—412, deren Abtretung grundsätzlich formfrei ist. Sonach wird, soweit nur die Übertragung der Regreßansprüche des legitimierten Scheckinhabers gegen den Aussteller und die Indossenten in Frage steht, also namentlich bei Abtretungen, die nach Vorzeigung des Schecks an den Bezogenen und Feststellung der Nichtzahlung durch diesen erfolgen, die Ab­ tretungserkürung der schriftlichen Form nicht bedürfen. — Daß die Abtretung aus dem Scheck ersichtlich sein müßte, ist keinesfalls erforderlich; der dem Zessionar obliegende Beweis der Abtretung kann auch durch andere Beweismittel geführt werden (RGZ 12, 132; vgl. oben Anm 40). — Das ROHG (11, 280) hat ausgesprochen, zur Perfektion der Zession bedürfe es der Übergabe der Wechsel- (Scheck-) Urkunde, und das RG hat in RGZ 26, 100 sowie für den Scheck in dem obenerwähnten Urteile v. 4. 1. 22 diese Annahme wenigstens in bedingte: Form gebilligt. Der Ausdruck ist aber leicht mißzuverstehen; er soll und kann jedenfalls richt bedeuten, daß zur Gültigkeit des Abtretungsvertrags zwischen Zedent und Zessionar bie Übergabe erforderlich sei, wofür ein Grund im Gesetze nicht zu finden wäre, sondern daß das abgetretene Recht aus der Urkunde von dem Zessionar nicht ausgeübt werden kann, wenn er nicht in den Besitz der Urkunde gelangt ist. In diesem Sinne ist der Satz zu billigen, da Rechte, die in Urkunden verkörpert sind, nur mit der Urkunde in der Hand aus­ geübt werden können (RGZ 88, 292; vgl. oben Anm 33). Der Zessionar, dem die Urkunde noch nicht ausgehändigt worden ist, wird aber auf Grund des Abtretungsvertrags die Über­ gabe von dem Zedenten verlangen können (RG 26, 100). Die Wirkung der Zession besteht, im Unterschiede von der des Indossaments (vgl. obenAnm. 54a Anm 10), nicht in dem Übergange bzw. Erwerbe der sämtlichen Rechte, wie sie sich aus dem Scheck ergeben, durch den Zessionar, ohne Rücksicht darauf, ob sie dem Zedenten zugestanden haben. Vielmehr erwirbt der Zessionar nur diejenigen Rechte und in dem Zustande, wie sie sein Zedent gehabt hat. Es können ihm deshalb grundsätzlich nach Maßgabe der §§ 404ff. und mit den sich aus diesen Vorschriften ergebenden Beschränkungen, von welchen insbesondere die Beschränkung der Einrede des Scheins bei erfolgtet Ausstellung einer Zessionsurkunde in 8 405 in Betracht kommt, die Einreden entgegengesetzt werden, die seinem Zedenten, dem legitimierten Scheckinhaber, entgegengesetzt werden konnten. Da der Zessionar durch die Indossamente nicht als Scheckeigentümer legitimiert wird, so kann er sich selbstverständlich für seine Person auf die Art 36, 74 WO nicht berufen, vielmehr aus ihnen nur die Legiti­ mation seines Zedenten herleiten, und die dadurch geschaffene Bermuttmg des Scheckeigen­ tums des Zedenten wird widerlegt durch den Nachweis, daß ein Dritter Eigentümer des Schecks zur Zeit der Zession war (RGZ 33,147). Doch besagt Art 74 WO keineswegs, daß die Vindi­ kation des Wechsels (Schecks) gegen denjenigen, der die Urkunde nicht durch einen wechsel­ öder scheckrechtlichen Akt, sondern auf Grund einer Zession durch einen zivilrechtlichen Akt der Eigentumsübertragung erhalten hat, unbedingt stattfinde; diese Vindikation richtet sich vielmehr nach den Vorschriften des bürgerlichen Rechts (RGZ 33,147/148). Hat sonach der Zessionar m Verbindung mit der Zession die Übergabe des Wechsels (Schecks) durch den Zedenten ohne Kenntnis oder grobfahrlässige Unkenntnis von dessen bösgläubigem oder grobfahrlässigem Er­ werbe erhalten, so ist er auf Grund des 8 932 BGB durch gutgläubigen Erwerb Eigentümer geworden und findet gegen ihn ein dinglicher Herausgabeanspruch auf Grund des Art 74 WO nicht statt; erhebt er aber Ansprüche aus dem Scheck, so kann ihm der bösgläubige oder grob­ fahrlässige Erwerb seines Zedenten entgegengehalten werden. Auch 8 409 BGB kommt zur Anwendung; hat sonach der Scheckeigentümer dem Scheckverpflichteten angezeigt, daß eine Abttetung an einen bestimmt genannten Dritten erfolgt sei, so kann er nicht mehr geltend machen, daß er in Wirklichkeit die Forderung nicht abgetreten habe oder daß die Abtretung unwirksam gewesen sei (so das mehrfach erwähnte Urteil des RG v. 4. 1.1922). Die Abtretung eines Teiles einer Wechsel- (Scheck-) Forderung hat der IV. ZS des RG in einem Urt v. 21. 4. 1921, IV 558/20 (LZ 1921 Sp. 495') für zulässig erklärt unter der Voraussetzung, daß dem Erwerber der Teilforderung ein Mitbesitz an der Urkunde einge­ räumt wrd. Der Senat ist der Ansicht, daß die Gründe, die ein Teilindossament als unzu7*

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Scheckgesetz § 8

§ 8lässig erscheinen lassen (vgl. oben Anm 8), für eine Teilzession nicht zutreffen. Dem wird zugestimmt werden können. Durch die Teilzession werden nicht, wie durch das Teilindossa­ ment geschehen würde, selbständige Wechsel- (Scheck-) Rechte des Zessionars geschaffen, die dem Zedenten nicht zustehen; jener kann vielmehr nur die gleichen Rechte für den ihm zedierten Teil der Wechsel-(Scheck-) Forderung ausüben wie der Zedent für den ihm verbliebenen Teil, und es können die Einreden, die diesem gegenüber bestehen, auch jenem gegenüber geltend gemacht werden Die Übergabe eines an den Empfänger oder in blanco indossierten Order­ schecks enthält im Zweifel eine Indossierung des Schecks an den Empfänger, auch wenn daneben noch ihm die Rechte aus dem Scheck abgetreten werden (RGZ 83, 101). Dagegen kann die Indossierung eines Rektaschecks nur als Zession wirken und ist als solche aufrecht­ zuerhalten (§ 140 BGB). Werden bei einem Orderscheck außer der Indossierung auch die zivilrechtlichen Ansprüche abgetreten, die dem Indossanten gegen seinen Vormann (früheren Indossanten oder Aussteller) aus dem Rechtsverhältnisse, das dem Indossamente des Vormannes zugrunde lag, zustehen, so tritt dadurch der Indossatar in ein vertrags­ mäßiges bürgerlich-rechtliches Verhältnis zu dem Vormanne seines Indossanten, und die Einreden aus dem zugrunde liegenden Rechtsverhältnisse stellen sich als Einreden dar, die dem Vormanne unmittelbar gegen den Indossatar zustehen und deshalb nach § 18 Abs. 2 ScheckG ihm gegenüber geltend gemacht werden können. So entsprechend für den Wechsel RGZ 83, 102. — Durch die Zession geht auch das Recht des Zedenten, den Scheck zu in­ dossieren, auf den Zessionar über; dieser kann ihn daher feiner [eite durch Indossament weiterübertragen, so ROHG bei Stegemann 8, 60; jetzt auch StStr gegen Staub 1. Aufl. zu Art 9 Anm 9; a. M. ohne Begründung RGZ 43, 44; vgl. auch Einh. WO Art 17 (unten Anm 56); wegen des in solchem Falle dem Indossatar des Zessionars obliegenden Beweises der materiellen Berechtigung des Zedenten vgl. oben Anm 40. Außer durch vertragsmäßige Abtretung kann ein Übergang der Rechte aus dem Scheck auf einen anderen Berechtigten auf dem Wege des allgemeinen bürgerlichen Rechts auch stattfinden durch Erbgang und sonstige Universalrechtsnachfolge (RG 12, 132). Über den Beweis, der in solchem Falle zu führen ist, vgl. oben Anm 40. Ebenso im Wege der ge­ richtlichen Zwangsvollstreckung durch Pfändung und Überweisung (§§ 831, 835 ZPO), aber auch durch eine an Stelle der Überweisung gemäß § 844 ZPO gerichtlich angeordnete Ver­ steigerung des Schecks und der Rechte aus dem Scheck (RGZ 35, 75; 61, 331). Ferner durch Befriedigung des Scheckinhabers von seilen eines Dritten in den gesetzlich anerkannten Fällen der Surrogation (§§ 268, 774, 1225, 1266 BGB; 441 HGB). Anm. 55 Zusatz 2: Fremde Rechte. Vgl. die Anhänge unter G. Gesetzliches Orderpapier, wie im deutschen Rechte, ist der Scheck in Japan (Art 537, 455 HGB); in der Schweiz (Art 836, 727 Abs 1 ObligRecht); in den skandinavischen Ländern (§ 3 ScheckG, § 9 WO); in Italien (Art 341, 256 HGB), in Großbritannien (Bills of Exchange Act Sect 73 Abs 2; Sect 31 [3]). Die Orderklausel ist für die Jndossabilität erforderlich in den Scheckrechten Frankreichs (Ges v. 14. 6. 1865 Art 1 Abs 5); Österreichs (§ 6 ScheckG); Ungarns (§ 6 SckeckG); Belgiens (Art 2 Abs 2 ScheckG). Die Rektaklausel ist in den obengenannten Ländern, wo der Scheck gesetzliches Orderpapier ist, überall zugelassen; wo die Orderklausel erforderlich, bedarf es ihrer nicht. In Peru (Art 525, 530, 542 HGB) bildet die Orderklausel einen wesentlichen Bestandteil des Schecks, sofern er nicht auf Inhaber gestellt ist; die Rekta­ klausel ist daher dort unzulässig. — Die Form des Scheckindossaments ist überall entsprechend der des Wechselindossaments geregelt; danach kann das Indossament Voll-(Namens-), Blanko­ indossament oder Blankogiro in engerem Sinne (in abgekürzter Form) sein. — Platz des Indossaments: überall auf dem Scheck selbst oder einer Allonge; ob auch auf Kopien, ist unterschiedlich geregelt; auf der Rückseite vorgeschrieben in Ungarn (§ 22 Ziff 3 ScheckG), Bulgarien (Art 647, 537); in den übrigen obengenannten Ländern nur für das abgekürzte Blankoindossament. — Die Übertragungswirkung des Indossaments wird überall, auch ohne ausdrückliche Vorschrift, anerkannt; die Gewährleistungspflicht des Indossanten ergibt sich meist aus der Bezugnahme auf die wechselrechtlichen Vorschriften. Näheres vgl. bei Meyer, Weltscheckrecht I S. 157—199. Anm. 56 Zusatz 3: Zukünftiges Wellscheckrecht. Nach den Beschlüssen der Haager Konferenz von 1912 (vgl. Anhang H zu diesem Kommentare), ist jeder Scheck, der nicht auf den In­ haber gestellt ist, auch ohne Orderklausel, also kraft Gesetzes, durch Indossament übertragbar, sofern nicht der Aussteller die Worte: „Nicht an Order" oder einen gleichbedeutenden Ausdruck in den Scheck eingefügt hat; in diesem Falle ist er nur in der Form und mit den Wirkungen einer gewöhnlichen Zession übertragbar (Art 8). Diese Vorschriften entsprechen der Sache nach dem geltenden deutschen Recht. Die Form und die Wirkungen der Übertragung eines Rektaschecks (vgl. oben Anm 3) bestimmen sich somit nach den einzelstaatlichen Vorschriften über die Zession; darüber, ob auch der Orderscheck im Wege der Zession übertragen werden

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kann und in welchen Formen sowie mit welchen Wirkungen (vgl. oben Anm 54) ent- § 8 halten die Beschlüsse nichts; die einzelstaatlichen Vorschriften werden also auch dafür maßgebend bleiben. Das Verbot der Weiterindossierung durch einen Indossanten hat die Wirkung, daß dies er den weiteren Indossataren nicht haftet (Art 14 Abs 2 Einheitliche Wechsel­ ordnung in Verbindung mit Art 10 Scheckrechtsbeschlüsse). Das Indossament soll „rein und einfach" sein; doch wird es durch die Hinzufügung einer Bedingung nicht nichtig, diese gilt vielmehr als nicht geschrieben, das Indossament ist also als unbedingtes wirksam (Art 9 Abs 1). Darin dürfte eine erhebliche Abweichung vom geltenden deutschen Rechte liegen (vgl. oben Anm 20). Um so weniger wird die Beifügung anderer Zusätze die Gültigkeit des Indossa­ ments beeinträchtigen, sofern sie nur den Jndossierungswillen nicht in Frage stellen. — Das Teilindossament (oben Anm 9) wird für nichtig erklärt (Art 9 Abs 2); ebenso das Indossa­ ment des Bezogenen (oben Anml7); das Indossament an den Bezogenen (oben Anm16) soll als Quittung gelten, jedoch mit einer Ausnahme für Indossamente, die auf eine andere Niederlassung des Bezogenen als diejenige, auf die der Scheck gezogen ist, lauten (Art 9 Abs 5). — Das Indossament „au porteur“ (auf den Inhaber), wird für nichtig erklärt (Art 9 Abs 3; entsprechend Art 11 Abs 3 der Einheitlichen Wechselordnung. Diese Vorschrift bezieht sich nur auf den Orderscheck; bei dem Inhaberscheck ist eine Übertragung durch Indossament schon an sich durch seine Rechtsnatur ausgeschlossen (vgl. oben Anm 2). Die Vorschrift bedeutet aber nicht etwa den Ausschluß des Blankoindossaments; ein solches ist vielmehr durch Art 12 Abs 2 der Einheitlichen Wechselordnung, der nach Art 10 der Scheckrechtsbeschlüsse auf den Scheck anwendbar ist, ausdrücklich zugelassen, und zwar auch in abgekürzter Form. Ausge­ schlossen ist danach nur das ausdrücklich „auf den Inhaber" lautende Indossament, und zwar weil es nicht wie ein Blankoindossament durch Ausfüllung auch zum Namensindossa­ mente gemacht werden kann, sondern den Orderscheck endgültig in einen Inhaberscheck ver­ wandelt, entgegen dem erklärten Willen des Ausstellers; vgl. Actes IIS. 227 und oben Anm 22. Namensschrift auf der Rückseite eines Inhaberschecks begründet, außer wenn sie von dem Be­ zogenen herrührt, Verpflichtung als Scheckbürge (Avalist) des Ausstellers (Art 9 Abs 4); vgl. zu § 15 Anm 5. — Im übrigen sind die Vorschriften der Einheitlichen Wechselordnung über das Indossament (Art 12—17), mit Ausnahme der die Annahme betreffenden, für anwend­ bar auf den Scheck erklärt (Art 10 ScheckRBeschl). Durch diese Vorschriften ist, im wesent­ lichen übereinstimmend mit dem geltenden deutschen Rechte, folgendes bestimmt: a) Für den Platz des Indossaments: Es muß auf den Scheck oder einen Anhang gesetzt werden (Art 12 Abs 1 Satz 1). Indossamente auf Kopien (vgl. oben Anm 21a) sind da­ durch ausgeschlossen. b) Für die Form: Erfordernis der Unterschrift des Indossanten (Art 12 Abs 1 Satz 2; vgl. oben Anm. 20). c) Für die Wirkungen: a. ubertragungswirkung (Art 13): Das Indossament überträgt alle Rechte aus dem Scheck (oben Anm 7 ff); auch das Recht der Weiterindossierung; falls es ein Blankoindossa­ ment ist, wird dadurch das Recht des Inhabers begründet, es nach Wahl auszufüllen, durch Blanko- oder Namensindossament weiterzuindossieren oder durch Blankotradition weiter­ zugeben (oben Anm. 22—25). ß. Garantiewirkung (Art 14): Der Indossant haftet mangels eines entgegenstehenden Vermerks für die Zahlung (vgl. zu § 15 Anm 2). y. Legitimation (Art 15 Abs 1): Wer den Scheck in Händen hat und sein Recht durch eine ununterbrochene Reihe von Indossamenten nachweist, gilt als rechtmäßiger In­ haber, auch wenn das letzte Indossament ein Blankoindossament ist (vgl. oben Anm 37). Folgt auf ein Blankoindossament ein weiteres Indossament, so wird angenommen, daß der Aussteller dieses Indossaments den Scheck durch das Blankoindossament erworben hat (oben Anm 37). Ausgestrichene Indossamente gelten als nicht geschrieben (oben Anm 39). 8. Beschränkung des Herausgabeanspruchs (Art 15 Abs 2): Falls der Scheck einem Mheren Inhaber irgendwie abhanden gekommen, ist der neue legitimierte Inhaber zur Heraus­ gabe nur verpflichtet, wenn er ihn in bösem Glauben erworben hat oder ihm bei dem Er­ werbe eine grobe Fahrlässigkeit zur Last fällt. Diese im übrigen dem Art 74 der deutschen Wechselordnung entsprechende Vorschrift weicht insofern ab, als nach der Rechtsprechung des RG Art 74 sich auch auf andere als abhanden gekommene Wechsel (Schecke) bezieht; vgl. oben Anm 63. Bei nicht abhanden gekommenen Wechseln (Schecken) werden danach die einzel­ staatlichen Gesetze für den Herausgabeanspruch maßgebend bleiben. e. Prokura Indossament (Art 17): Es wird bestimmt als ein Indossament, das den Vermerk: „Wert zur Einziehung", „zum Inkasso", „in Prokura" oder einen anderen nur eine Bevollmächtigung ausdrückenden Zusatz enthält. Seine Wirkung ist, daß der so legi­ timierte Inhaber „alle Rechte aus dem Wechsel (Scheck) geltend machen kann" (wohl zu er­ gänzen: „im Namen des Prokuraindossanten"), den Wechsel (Scheck) aber nur durch ein

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§ 8 weiteres Prokuraindossament übertragen kann und, daß die Wechsel-(Scheck-)Verpflichteten dem Inhaber nur solche Einwendungen entgegensetzen können, die ihnen gegen den Indossanten zustehen. Vgl. oben Anm 12. Wegen der Einwendungen (Einh. WO Art 16) vgl. unten zu § 18 Anm 16.

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8 ».

Schecks, die auf einen bestimmten Zahlungsempfänger gestellt und im Auslande zahlbar sind, können in mehreren Ausfertigungen ausgestellt werden. Jede Ausfertigung muß im Texte mit der Bezeichnung „Erste, zweite, dritte usw. Ausfertigung" oder mit einer gleichbedeutenden Be­ zeichnung versehen werden; ist dies nicht geschehen, so gilt jede Ausfertigung als ein für sich bestehender Scheck. Ist von mehreren Ausfertigungen eine bezahlt, so verlieren dadurch die anderen ihre Kraft. Jedoch bleiben aus den übrigen Ausfertigungen der Indossant, welcher mehrere Ausfertigungen an verschiedene Personen in­ dossiert hat, und alle späteren Indossanten, deren Unterschriften sich auf den bei der Zahlung nicht zurückgegebenen Ausfertigungen befinden, auf Grund ihres Indossaments verpflichtet. I. Unter „Ausfertigung" einer Urkunde ist zu verstehen ihre vollständige Herstellung (Anfertigung, Ausstellung) durch denjenigen, dessen Gedanken- oder Willensäußerung in ihr beurkundet ist — den Aussteller —mit allen ihren Erfordernissen, also, soweit die Unter­ schrift des Ausstellers zu diesen Erfordernissen gehört, auch mit dessen (Original-) Unterschrift, zum Zwecke ihres bestimmungsgemäßen Gebrauchs im Verkehrsleben. Mehrfache Aus­ fertigung ist die mehrfache derartige Beurkundung einer und derselben einheitlichen Gedanken­ oder Willensäußerung. Jede der mehreren Ausfertigungen stellt sich danach als selbständige Originalurkunde — Urschrift — dar. Etwas abweichend ist der Begriff der Ausfertigung bei gerichtlichen, notariellen und sonstigen von einer Urkundsperson aufgenommenen Urkunden, bei denen die Originale — Urschriften — in Verwahr der Behörde oder der Urkundsperson, die sie ausgenommen hat, verbleiben und an ihrer Stelle zum bestimmungsgemäßen Gebrauch mit der Urschrift gleichlautende Exemplare — Ausfertigungen — hergestellt und den Be­ teiligten ausgehändigt werden, die nicht die Urschrift sind, diese aber vertreten und von der Urkundsperson — bei gerichtlichen Urkunden von dem Gerichtsschreiber — unter­ schrieben, nicht nur, wie Abschriften, beglaubigt werden; § 317 Abs 3 ZPO; § 182 FGG, vgl. Gaupp-Stein ZPO zu § 170 II 1. Anm. 2 Die Herstellung mehrerer Ausfertigungen kann zu verschiedenen Zwecken erfolgen. Sie. macht sich besonders erforderlich bei Urkunden, in denen Rechte verkörpert sind (Wert­ papiere), sofern in einer Urkunde eine Mehrheit von Rechten verbrieft ist, die von oder gegen­ über mehreren verschiedenen Personen oder an verschiedenen Orten gleichzeitig auszuüben sind und nur mit der Urkunde in der Hand ausgeübt werden können. Für den gezogenen Wechsel (nicht für den eigenen) hat die Wechselordnung ein solches Bedürfnis haupt­ sächlich um deswillen anerkannt, weil der Wechsel, der zum Umläufe von der Hand eines Gläubigers in die eines anderen fähig und meist auch bestimmt ist, in der gleichen Zeit auch dem Bezogenen zum Akzept vorgelegt und zu diesem Zwecke möglicherweise versandt werden soll und diese beiden Zweckbewegungen, wenn sie mit einer nur in einem Exemplar vorhan­ denen Urkunde ausgeführt werden sollten, miteinander kollidieren würden. Deshalb ist die Herstellung mehrerer Ausfertigungen des Wechsels und ihre Wirkung in den Art 66, 67 WO geregelt. Für den Scheck besteht, da eine Akzeptation nicht in Frage kommt — vgl. § 10 Anm 1 ff. —, ein Bedürfnis für mehrere Ausfertigungen aus dem gleichen Gesichts­ punkte nicht. Der Entwurf eines Scheckgesetzes von 1892 hatte deshalb eine der wechsel­ rechtlichen entsprechende Regelung der mehrfachen Ausfertigung von Schecken nicht vorge­ sehen. Aus den beteiligten Verkehrskreisen (so in der Denkschrift der Ältesten der Beüiner Kaufmannschaft) wurde aber geltend gemacht, daß ein solches Bedürfnis auch für den Scheck dann vorliege, wenn er im Auslande zahlbar ist, weil durch die Ermöglichung der Ver­ sendung mehrerer Exemplare je mit einer anderen Transportgelegenheit, namentlich bei Uberseeversendungen, größere Sicherheit für die richtige Ankunft am Bestimmungsort ge­ geben, also die Verlustgefahr vermindert werde und weil ohne die Gestattung mehrerer Aus­ fertigungen mit der Möglichkeit der Indossierung auf jeder von ihnen die von Deutschland auf überseeische Orte gezogenen Schecke den Schecken anderer Länder, die solches gestatteten, an Sicherheit und Berkehrsfähigkeit nachstehen würden. Aus diesen Gesichtspunkten hat Anm. 1

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die Reichstagsvorlage von 1907 den § 9 ScheckG eingefügt, der den entsprechenden Vorschrrften § der WO (Art 66, 67) nachgebildet ist, jedoch unter Beschränkung auf im Auslande zahl­ bare Schecke und im übrigen mit den durch die rechtliche Gestaltung des Schecks gebotenen Abweichungen (Begr S. 24). II. Voraussetzungen der Anwendbarkeit des § S. Anm. 3 1. Die Vorschriften des § 9 beziehen sich nur auf solche Schecke, die auf einen bestimmten Zahlungsempfänger lauten (§ 8 Anm 2). Daß der Scheck durch Indossament übertragbar sein müsse, wird nicht gefordert; auch bei dem Rektascheck (vgl. zu 8 8 Anm 3) kann daher mehrfache Ausfertigung mit den Wirkungen des § 9 erfolgen. Dagegen ist solches beim Inhaberscheck (vgl. zu 8 4 Anm 5) nicht zugelassen. In der Begründung (S. 25) wird das durch die Erwägung gerechtfertigt, daß die nach 8 9 Abs 2 für den Fall der Bezahlung einer von mehreren Ausfertigungen eintretende Wirkung der Befreiung des Ausstellers und der Bormänner desjenigen Indossanten, der die mehreren Ausfertigungen an verschiedene Personen indossiert hat, unter Forthaftung des letzteren und seiner Nachmänner (s. unten Anm 8f.) bei dem Inhaberscheck nicht eintreten könnte, weil aus diesem, wenn die Ausferti­ gungen in verschiedene Hände gelangt sind, nicht ersehen werden könne, welcher frühere Inhaber sie an verschiedene Personen begeben habe; deshalb müsse der Aussteller (und sämt­ liche Indossanten) aus jeder Ausfertigung wie aus einem selbständigen Scheck verhaftet blei­ ben. Beim Inhaberscheck wird sonach der Aussteller, der mehrere Exemplare eines Schecks unterzeichnet hat, und die Indossanten, die mehrere Exemplare indossiert haben, jedem In­ haber eines Exemplars, auch wenn ein anderes bezahlt ist, sowie dem Inhaber mehrerer Exemplare auf mehrfache Zahlung haften, auch wenn die mehreren Ausfertigungen im Texte als erste, zweite usw. bezeichnet sind, sofern sie nicht etwa dem Inhaber, der in Frage steht, die Einrede der Arglist gemäß 8 18 Abs2 ScheckG (Dgl.Anm 10zu8 18) entgegensetzen können, wozu aber eine bloße Fahrlässigkeit beim Erwerbe, die aus der Nichtbeachtung der Bezeichnung entnommen werden könnte, nicht genügen würde. Langen (Zum Scheck­ recht S. 116ff.) ist im Anschlüsse an Grünhut (WR II 8 114 S. 313) der Meinung, daß auch bei Jnhaberschecken die Wirkung mehrfacher Haftung bei mehreren Ausfertigungen ausgeschlossen werden könne durch Einfügung einer „kassatorischen Klausel", d. h. einer Bestimmung in dem Scheck selbst, aus welcher ersichtlich sei, daß mehrere Exemplare aus­ gestellt sind und daß sie sämtlich ihre Bedeutung verlieren sollen, sobald eine von ihnen ein­ gelöst sei; in solchem Falle müsse sich der Erwerber den aus dem Inhalte des Schecks sich ergebenden (also nach § 18 Abs2 ohne Rücksicht auf etwaigen guten Glauben des Erwerbers zulässigen) Einwand entgegensetzen lassen, daß die Wirksamkeit des von ihm erworbenen Exemplars durch Einlösung eines anderen Exemplars erloschen sei. Indessen diese Auffassung scheitert an zwei rechtlichen Hindernissen: Einmal ist aus dem Inhalte eines mit solcher Klausel versehenen Schecke^emplars keineswegs die Tatsache ersichtlich, daß eines der Exemplare bereits eingelöst sei; diese Tatsache kann sich nur aus außerhalb der Urkunde liegenden Umständen ergeben. Sodann aber würde eine solche Klausel die Beifügung einer Bedingung enthalten, die dem Wesen der Scheckerklärung als einer abstrakten Berpflichtungserklärung widersprechen und deshalb unzulässig sein würde; vgl. oben zu 81 Anm 35. Daß (wie Langen meint) nur solche Bedingungen unzulässig seien, die sich auf die Zahlungszeit bezögen, ist durchaus willkürlich. Für den Wechsel hat das RG die Unzulässigkeit derartiger Einschrän­ kungen der abstrakten Berpflichtungserklärung, soweit sie nicht durch positive Gesetzesbestim­ mung, wie in Art 66, 67 WO (und ebenso in 8 9 ScheckG) zugelassen sind, für unzulässig erklärt (RGZ19,115/116), übrigens, wie Langen zugibt (a. a. O. S. 120 bei Anm 409), in Über­ einstimmung mit der herrschenden Meinung, zu der auch Grünhut, auf den er sich beruft, an anderer Stelle seines Wechselrechts gehört; vgl. Grünhut, WR I 8 71 S. 473; II 8115 Anm 25 S. 330; II 8 116 Anm 28 S. 346. Übrigens dürfte kein zureichender Grund bestehen, der es erwünscht erscheinen ließe, die an sich schon im Interesse der Verkehrssicher­ heit recht bedenkliche Ausstellung von Wechsel- und Scheckduplikaten (vgl. StStr zu Art 66 Anm 1), über die positiven gesetzlichen Bestimmungen hinaus auszudehnen. — Dahinge­ stellt gelassen ist in RGZ 9, 117 für den eigenen Wechsel, ob ein Zusatz, aus dem sich ergibt, daß der Verpflichtungswille des Ausstellers unzulässigerweise derart eingeschränkt ist, daß die Verpflichtung außer Wirksamkeit treten soll, wenn ein anderes Exemplar des Wechsels bezahlt wird, als nicht geschrieben zu gelten habe oder den Wechsel als solchen nichtig mache. Die gleiche Frage wirft sich beim Inhaberscheck auf. Sie dürfte dahin zu beantworten sein, daß ein solcher Zusatz der Ürkunde ihre Eigenschaft als Scheck nehmen muß, da er mit der abstrakten Natur der scheckrechtlichen Verpflichtungserklärung in Widerspruch steht und eine Aufrechterhaltung des Schecks ohne solche Einschränkung entgegen dem Willen des Ausstellers in Ermangelung ausdrücklicher gesetzlicher Bestimmung nicht statthaft erscheint. Hält man aber das für richtig, so entstehen aus einem in mehreren Ausfertigungen hergestellten Inhaberscheck, dessen Text die Absicht des Ausstellers erkennen läßt, nur für

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§ A einmalige Zahlung zu haften, überhaupt keine scheckrechtlichen Verbindlichkeiten; deshalb wird der Bezogene im Verhältnis zum Aussteller nicht berechtigt fein', auf Vorlegung eines solchen Schecks hin überhaupt eine Zahlung, also auch eine einmalige, zu machenWer dagegen der Ansicht ist, daß die Hinzufügung einer solchen Bedingung als nicht geschrie­ ben gilt, muß (wie Jacusiel in BankA VII S- 284 und Lessing ScheckG zu 8 9 Anm IV) zu dem Ergebnisse gelangen, daß der Bezogene berechtigt ist, in mehreren Ausfertigungen aus­ gestellte Inhaberschecks als mehrere selbständige Schecke auch mehrfach zu bezahlen, sofern ihm — was hinzugefügt werden muß — nicht etwa bekannt ist oder bei hinreichender Sorg­ falt bekannt sein muß, daß dem Vorzeiger eine Arglisteinrede entgegenstehe. Gleiches wie für den Inhaberscheck wird übrigens auch für im Inlande zahlbare Order- und Rektaschecks gelten müssen (wie auch für den eigenen Wechsel),* wenn diese Papiere im Texte der scheckrechtlichen Erklärung Bezeichnungen oder Klauseln enthalten, die erkennen lassen, daß der Aussteller für mehrere ausgestellte Exemplare nur einmal haften will. Doch dürfte die bloße Bezeichnung als „Primascheck", „Primawechsel" dazu nicht genügen, da sie auch bei solchen Urkunden vorkommt, die nur in einer Ausfertigung ausgestellt werden (sunten). Anm. 4 2. Weitere Voraussetzung ist, daß der Scheck im AuSlande zahlbar ist. Der Ort, der gemäß § 5 ScheckG als Zahlungsort gilt — in der Regel der bei dem Namen oder der Firma des Bezogenen angegebene Ort —, muß im Auslande belegen sein. Ein Bedürfnis, auch für im Jnlande zahlbare Schecke die Ausstellung von Duplikaten zuzulassen, wurde von manchen Seiten behauptet, so von G. Cohn bei Goldschmidt 61, 48, weil die gleiche „wirtschaftliche Notwendigkeit" bestehe wie für Auslandschecke. Indessen der Hinweis, daß ein Scheck auf dem Transport von Konstanz nach Königsberg ebenso leicht verlorengehen könne wie auf dem Transport von Konstanz nach Basel oder Paris, ist doch nicht überzeugend, da er ganz besonders liegende Fälle der Entfernung zwischen dem Absendungs- und Bestimmungsort zur Vergleichung heranzieht, im allgemeinen aber der Transport nach dem Auslande doch als der weitere und vor allem als der weniger sichere erscheint, zumal nach überseeischen Orten, auf die sich der kaufmännische Gebrauch der Versendung von Duplikaten im wesentlichen beschränkt. — Was Ausland ist, wird durch die geltenden staatsrechtlichen Grundsätze be­ stimmt; danach ist Ausland, was nicht zum Reichsgebiete gehört, gegenwärtig also auch die durch den Versailler Vertrag abgetretenen Gebiete. Die ehemaligen deutschen Schutz­ gebiete waren, wie allgemein anerkannt wurde, im staatsrechtlichen Sinne nicht ohne wei­ teres dem eigentlichen Reichsgebiete gleichzustellen; § 5 Abs 1 SeemO v. 2. 6. 02 unter­ scheidet ausdrücklich zwischen dem Reichsgebiete, den Schutzgebieten und dem Aus­ lande; in 8 3 SchutzgebG (RGBl 1900, 813) ist durch Bezugnahme auf 8 26 KonsGG v. 7. 4. 00 (RGBl 1900, 213) einer kaiserlichen Verordnung, die aber nicht ergangen ist, Vorbehalten zu bestimmen, inwieweit die Schutzgebiete im Sinne der dort näher bezeichneten Gesetze als deutsches Gebiet oder Inland oder Ausland anzusehen sind. Daraus ist zu folgern, daß nur von Fall zu Fall, je nach Grund und Zweck der betreffenden Einzelvorschrift, entschieden werden kann, ob die Schutzgebiete im gesetzlichen Sinne Inland oder Ausland waren, und besonders im Sinne der sehr häufigen Vorschriften, die nur mit Rücksicht auf die unter Umständen sehr beträchtliche räumliche Entfernung des Auslandes besondere Be­ stimmungen für dieses treffen, werden die Schutzgebiete als Ausland anzusehen sein. So RG in RGZ 84, 269. Da, wie in der Begr (S. 24) hervorgehoben wird, die Vorschrift des 8 9 (jedenfalls in der Hauptsache) mit Rücksicht auf die räumliche Entfernung des Reichs­ gebietes vom Auslande getroffen ist, so wird auch die dort ausgesprochene Ansicht zutreffen, daß im Sinne des 8 9 ScheckG die Schutzgebiete als Ausland zu gellen haben. Zur Zeit ist die Frage freilich gegenstandslos; sie wird erst von neuem Bedeutung gewinnen, wenn Deutsch­ land wieder Schutzgebiete hat. — Für im Auslande ausgestellte Schecke, die im Aus­ lande, sei es im Lande der Ausstellung oder in einem anderen nicht deutschen Lande, zahlbar sind, regelt sich die Frage der Zulässigkeit von Scheckduplikaten gemäß 8 26 Abs 1 ScheckG nach den Gesetzen des Landes der Ausstellung. Ist aber ein im Auslande ausgestellter Scheck in Deutschland zahlbar, so genügt es nach 8 26 Abs 2 Satz 2, wenn die Ausstellung den Anforderungen des deutschen Gesetzes entspricht; diesen Anforderungen genügt ein solcher in mehreren Ausfertigungen ausgestellter Scheck, da er „im Auslande", d. h. hier wohl sinn­ gemäßen einem anderen Lande als dem der Ausstellung, zahlbar ist. So auch Lessing ScheckG zu 8 9 Anm II b (S. 89); Jacusiel in BankA VII S. 284. Anm. 5 3. Jede Ausfertigung des Schecks muß im Texte mit der Bezeichnung: „Erste, zweite, dritte.«sw. Ausfertigung" oder mit einer gleichbedeutenden Bezeichnung versehen sein; ist dies nicht geschehen, so gilt jede Ausfertigung als ein für sich bestehender Scheck. Nach dem Wortlaute könnte man annehmen, daß, wenn auf einer oder mehreren Ausfertigungen die Bezeichnung fehlt, während sie sich auf den anderen befindet, nunmehr jede Ausfertigung (also auch diejenigen, welche die Bezeichnung enthalten) als besonderer Scheck zu gelten habe.

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Doch wird es dem Sinne der Vorschrift mehr entsprechen, daß in solchem Falle nur diejenigen § 9 Ausfertigungen, welche die Bezeichnung nicht enthalten, als besondere Schecke zu gelten haben, während das Einheitsverhältnis derjenigen Ausfertigungen, welche die Bezeichnung ent­ halten, untereinander dadurch nicht berührt wird. — Gleichbedeutende Bezeichnungen sind solche, welche erkennen lassen, daß es sich um einen in mehreren Ausfertigungen hergestellten einheitlichen Scheck handelt. Dazu gehören namentlich auch die in Art 66 WO zugelassenen Bezeichnungen: „Pnma, Sekunda, Tertia" usw.; ferner,,!, II, III" oder: „Hauptexemplar; Duplikat". Für den Wechsel ist streitig, ob überhaupt andere als die in Art 66 besonders auf­ geführten Bezeichnungen zulässig seien (vgl. StStr zu Art 66 Anm 3 gegen Staub 4. Aufl.). Für den Scheck ist diese Streitfrage entschieden, da §9 ScheckG, anders als Art 66 WO, gleich­ bedeutende Bezeichnungen ausdrücklich zuläßt. Danach kann die Bezeichnung wohl auch in der Weise erfolgen, daß im Texte gesagt wird, es seien mehrere Ausfertigungen des Schecks hergestellt und wenn eine davon bezahlt werde, sollten die anderen ihre Kraft ver­ lieren; vgl. oben Anm 3. Die Bezeichnung jeder einzelnen Ausfertigung mit einer bestimm­ ten Ordnungsziffer dürfte nicht wesentlich sein, da sie einander im Range und hinsichtlich der Zwecke, für die sie dienen sollen, gleichstehen. Auch bedarf es nicht der Angabe, wie viele Ausfertigungen im ganzen ausgestellt sind. Die Bezeichnung muß im Texte (Art 66 WO: „im Kontexte") des Schecks stehen, also Anm. 5» in der zusammenhängenden Scheckerklärung, z. B.: „Zahlen Sie gegen diesen Prima- (Secunda- usw.) Scheck". Ein Vermerk außerhalb des Textes, z. B. als Überschrift oder quer über den Text, genügt nicht. Es gilt hier das gleiche wie für die Scheckklausel, die gleichfalls „in den Text" aufzunehmen ist; vgl. § 1 ScheckG und Anm 1 zu 8 1. 4. Fehlt es an einem der oben erörterten Erfordernisse, so gilt jede Ausfertigung Anm. 6 als ein für sich bestehender Scheck. Hat also der Aussteller eines als Einheit gedachten Schecks mehrere Ausfertigungen desselben unterschrieben und begeben, ohne daß diese Erfordernisse sämtlich vorliegen, so haftet er scheckrechtlich in der gleichen Weise, als wenn er ebenso viele selbständige Schecke ausgestellt hätte. Diese Haftung wird von dem unmittelbaren Scheck­ empfänger, der den Scheck auf Grund eines Begebungsvertrags mit dem Aussteller von diesem erhalten hat, nicht geltend gemacht werden können, da ihm die aus dem auf Begebung eines einheitlichen Schecks gehende Abrede als Einrede entgegengesetzt werden könnte (§ 18 Abs2 ScheckG; vgl.Anm8ffzu 818). Dagegen kann ein Dritterwerber einer Ausfertigung die Regreßverpflichtung des Ausstellers und der Indossanten aus ihr als selbständige geltend machen, ohne daß ihm eytgegengehalten werden könnte, daß eine andere Ausfertigung be­ reits bezahlt sei. Dem wird auch nicht entgegenstehen, daß er aus der Ausfertigung Hal er­ sehen können, daß der Aussteller in Wirklichkeit nur einen einheitlichen Scheck hat ausstellen wollen; denn diese Absicht des Ausstellers ist scheckrechtlich unerheblich, wenn die Erforder­ nisse des 8 9 nicht vorliegen; jede Ausfertigung „gilt" dann als selbständiger Scheck, kann also als solcher auch erworben und geltend gemacht werden. Eine aus der Kenntnis solcher Absicht hergeleitete Einrede ist daher weder eine Einrede, welche die Gültigkeit der Scheck­ erklärung betrifft, noch steht sie dem Schuldner unmittelbar gegen den Erwerber (als Einrede der Arglist, wegen dessen Verhaltens beim Erwerbe des Schecks) zu; guter Glaube des Er­ werbers in dieser Richtung kann nicht verlangt werden. III. Liegen dagegen die Erfordernisse des Abs 1 unseres Paragraphen sämtlich vor, Anm. 7 so treten die in Abs 2 bestimmten Wirkungen ein. Diese bedeuten eine Einschränkung des sonst im Rechte der Wertpapiere geltenden Grundsatzes, daß jedes jPapier eine selb­ ständige Verpflichtung des Ausstellers erzeugt und verkörpert. In den mehreren Aus­ fertigungen ist vielmehr in diesem Falle nur ein einziger Scheck verkörpert, der durch jede von ihnen repräsentiert wird (so für den Wechsel RG 9, 60). Es bedarf deshalb nur der Präsentation einer von den mehreren Ausfertigungen bei dem Verlangen der Zahlung; nur hinsichtlich einer Ausfertigung braucht die Nichtzahlung festgestellt zu werden, um den Regreß gegen den Aussteller und die Indossanten, und zwar auch auf Grund einer anderen, ausüben zu können; das Recht aus dem Scheck wird durch Indossierung nur einer Ausfertigung übertragen und erworben. Welche Ausfertigung zu einem oder dem anderen Zwecke, ins­ besondere zur Präsentierung und Indossierung benutzt wird, und ob sie als „Prima", „Haupt­ exemplar" oder „Sekunda", „Duplikat" usw. bezeichnet ist, ist unerheblich, jede Ausfertigung kann zu allen Zwecken verwendet werden. Der für den Wechsel bestehende Gebrauch, daß die Prima zum Akzept versendet, die Sekunda usw. zur Übertragung des Wechselrechts benutzt wird (RGZ 9, 60), kommt für den Scheck nicht in Betracht. Doch muß bei Vorlegung zur Zahlung durch einen Indossatar (die übrigens im Auslande zu erfolgen hat und sich des!>alb nach dessen Gesetzen regelt), wie bei der Ausübung des Regresses durch einen Indossatar, elbstverständlich diejenige Ausfertigung vorgelegt werden, auf der sich die ihn legitimierenden Indossamente befinden. Es darf auch nicht ein Indossament auf einer, das andere auf einer

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§ 9 anderen Ausfertigung stehen, da es dann an der nach § 8 erforderlichen Kette fehlen würde. Ganz besonders aber prägt sich das Vorhandensein eines einheitlichen Schecks darin aus, daß, wenn eine Ausfertigung bezahlt wird, die übrigen ihre Arast verlieren (Abs 2 Satz 1). Ein Unterschied zwischen den mehreren Ausfertigungen (ob Prima oder Sekunda) wird auch hier nicht gemacht; es entscheidet lediglich die zeitliche Priorität der Zahlung. Auch durch wen und aus welchem Anlasse die Zahlung erfolgt, ist nach dem Wortlaute der Vor­ schrift unerheblich für ihre hier bestimmte Wirkung. Desungeachtet wollen StStr (zu Art 67 Anm 1; vgl. aber zu Art 66 Anm 7 Fußnote) die entsprechende Vorschrift des Art 67 WO für den Wechsel nur auf die Zahlung durch den „Hauptschuldner" (Trassaten, Akzeptanten) oder für diesen beziehen, nicht auf die Einlösung einer Ausfertigung durch einen Regreß­ verpflichteten; durch letztgenannte Einlösung soll nicht die Wechselkraft der anderen Exemplare überhaupt, sondern nur insoweit erlöschen, als sie die Verpflichtung des Einlösenden und seiner Nachmänner betrifft. Dem kann, jedenfalls für den Scheck, bei dem es übrigens einen „Hauptschuldner" nicht gibt, nicht zugestimmt werden. Eine solche Einschränkung der Vor­ schrift würde dem in ihr zum Ausdruck kommenden Rechtssatze, daß der Scheck ungeachtet der mehreren Ausfertigungen als Träger nur einer Schuldverpflichtung angesehen werden und deshalb nur einmal bezahlt werden soll, nicht entsprechen. Ist der Scheck auf Grund eines Exemplars von einem Regreßverpflichteten (A) gegenüber seinem Nachmanne eingelöst, so kann der Inhaber eines anderen Exemplars (C) von einem anderen Regreßpflichtigen (B), einem Vormanne des Einlösers, nicht mehr Zahlung verlangen. Denn dieser würde dadurch in die Lage geraten, zweimal zahlen zu müssen, da er auch dem Rückgriffe seines Nachmannes, der den Scheck eingelöst hat (A), ausgesetzt sein würde (vgl. StStr zu Art 66 Anm 7 Fuß­ note). Hat B schon vorher bezahlt und A zahlt trotzdem, weil er von der Zahlung durch B nichts weiß, so wird er allerdings keinen Rückgriff gegen B haben (vgl. StStr a. a. O.), viel­ mehr auf elften Bereicherungsanspruch gegen seinen von ihm befriedigten Nachmann an­ gewiesen sein. Nur dieses Ergebnis steht im Einklänge mit dem Grundsätze, daß jede Aus­ fertigung den ganzen Scheck repräsentiert. Ebenso (trotz der abweichenden Äußerung in den Motiven zum preußischen Entwurf der WO S. 90: „Wird von dem Bezogenen ein Exemplar durch Zahlung eingelöst") Lehmann WO S. 560 bei Note 26 für den Wechsel. Er will deswegen dem in Anspruch genommenen Regreßpflichtigen, wenn ihm nicht alle Ausfertigungen zurückgeliefert werden können — was schwer festzustellen sein wird, da aus dem Wechsel nicht hervorzugehen braucht, wie viele Ausfertigungen ausgestellt sind (vgl. oben Anm 5) —, das Recht zusprechen, angemessene Sicherheit dafür zu verlangen, „daß er seinerseits von einem Vormanne oder Akzeptanten Rembours erhalte". Für einen sol­ chen Anspruch dürfte es jedoch an einer positiven gesetzlichen Grundlage fehlen. Es zeigt sich eben auch hier, daß die Ausstellung und Indossierung von Wechseln oder Schecken in mehre­ ren Exemplaren nicht durchaus ungefährlich ist, wenn auch durch Satz 2 des Art 67 WO und entsprechend durch Satz 2 von 8 9 Abs 2 ScheckG (vgl. die folgende Anmerkung) die Gefahr, daß die mehreren Ausfertigungen in die Hände verschiedener Gläubiger gelangen können, erheblich verringert ist. Anm. 8 IV. Abs 2 Satz 2. Die im Falle des § 9 ScheckGwie im Falle des Art 66 WO eintretende Behandlung der mehreren Ausfertigungen eines Schecks (Wechsels) als Repräsentanten einer einheitlichen Verpflichtung erfordert aber, daß auch die Gläubigerschaft eine einheitliche bleibt, daß also eine Übertragung der Rechte aus dem Scheck (Wechsel) nur einheitlich er­ folgt. Infolgedessen ist es nicht nur, wie StStr zu Art 67 Anm 2 es bezeichnen, „nicht kor­ rekt", sondern enthält einen Verstoß gegen die wechsel-(scheck-) rechtlichen Pflichten eines Wechsel- (Scheck-) Berechtigten, wenn er mehrere Exemplare desselben Wechsels (Schecks) nicht an die gleichen, sondern an verschiedene Personen indossiert. Dadurch wird die Mög­ lichkeit geschaffen, daß verschiedene Personen als Gläubiger des Wechsels (Schecks), jede aus einer anderen Ausfertigung, als legitimiert erscheinen. Die Folgen eines solchen Mißbrauchs der Ausfertigungen muß der Indossant, der so handelt, tragen. Er wird deshalb nicht be­ freit dadurch, daß eine der von ihm indossierten Ausfertigungen bezahlt wird, und zwar auch dann nicht, wenn er selbst sie im Wege des Regresses hat bezahlen müssen, sondern bleibt seinen Nachmännern aus den übrigen Ausfertigungen verhaftet, so daß er möglicherweise zwei- oder mehrmals zur Zahlung herangezogen werden kann, was übrigens schon da­ durch sich rechtfertigt, daß er durch die Indossierung an mehrere Personen auch die Valuta mehrmals erhalten haben wird. Anm. 9 Daß auch die spateren Indossanten, deren Unterschriften sich auf de« bei der Zahlung nicht zurüügegebenen Ausfertigungen befinden, (ihren Nachmännern) verhaftet bleiben, rechtfertigt sich dadurch, daß ihre Verpflichtungen sich auf diese Ausfertigungen gründen, so daß sie durch die Zahlung einer anderen Ausfertigung nicht berührt werden können. Die Ausfertigungen sind von der Indossierung an verschiedene Personen ab Träger selb­ ständiger wechsel-(scheck-)rechtlicher Verpflichtungen des betreffenden Indossanten und seiner

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Nachmänner, die sie weiterindossiert haben. Selbstverständlich können die Regreßansprüche § A gegen sie nur geltend gemacht werden, wenn die Voraussetzungen für die Erhaltung und Durchführung des Regresses für diejenigen Ausfertigungen erfüllt sind, auf die sie gegründet werden. — Nicht ausdrücklich bestimmt ist, daß auch derjenige Indossant, der mehrere Aus­ fertigungen des Schecks (Wechsels) durch Blankoindossamente auf jeder von ihnen über­ tragen hat, ungeachtet der Zahlung einer Ausfertigung aus den anderen verhaftet bleibt. StStr zu Art. 67 Anm. 6 nehmen an, daß er nicht verhaftet bleibe, wenn er die meh­ reren mit seinem Glankogiro versehenen Ausfertigungen an eine und dieselbe Person übergeben habe, da er in diesem Falle nicht „an verschiedene Personen in­ dossiert habe". Indessen wird, wenn man den Ausdruck nicht preßt, doch auch dieser Fall unter die Vorschrift fallen. Der Blankoindossant indossiert an unbestimmte Per­ sonen, die als Berechtigte durch die Jnnehabung der Urkunde legitimiert werden, überßibt er selbst mehrere Ausfertigungen der Urkunde an verschiedene Personen mit Blanko­ indossamenten, so muß das einer Indossierung an verschiedene Personen ohne weiteres gleichstehen, da der Begebungsvertrag ein Bestandteil des Indossaments ist (vgl. zu § 8 Anm. 5). Aber auch wenn er sie mit Blankoindossamenten der gleichen Person übergeben hat, so hat er doch dadurch die Möglichkeit geschaffen, daß sie auf Grund seines Indossaments ohne weitere Indossamente (durch bloße Blankotradition, s. oben zu § 4 Anm. 7) in die Hände verschiedener Personen gelangen, die dadurch, jeder für die er­ haltene Ausfertigung, als Gläubiger legitimiert werden. Er hat also seine Verpflichtung, die mehreren Ausfertigungen des gleichen Wechsels (Schecks) nur auf die gleichen Personen durch Indossament zu übertragen, nicht erfüllt. So auch Volkmar-Loewy WO S. 243. Nicht folgerichtig erscheint es, wenn StStr a. a. O. zwar nicht für den Blankoindossanten, wohl aber für seine „Nachmänner", d. h. für denjenigen, welcher von dem Blankoindossatar durch Blankotradition die Urkunde erworben hat, und dessen Nachmänner, die Haftung fort­ dauern lassen wollen, und zwar um deswillen, weil sie „Nachmänner des inkorrekten Blanko tradenten" seien. Der Blankotradent indossiert überhaupt nicht, da er gar nicht in den wechsel-(scheck-)rechtlichen Verband eintritt; es ist also vom Standpunkte von StStr aus ein Indossant, der an verschiedene Personen indossiert hat, überhaupt nicht vorhanden und deshalb auch keine „späteren" Indossanten, die verhaftet bleiben könnten. — Nicht un­ mittelbar von dem Wortlaute der Vorschrift getroffen wird ferner der Fall, daß der Indossant eine oder mehrere Ausfertigungen an die gleiche Person indossiert, andere aber für sich behält. Auch hier hat er nicht „an verschiedene Personen indossiert". Er hat aber die Einheitlichkeit der Gläubigerschaft aus dem Scheck (Wechsel) zerstört und die Valuta für die indossierten Ausfertigungen unberechtigt erhalten. Die Vorschrift wird deshalb sinngemäß auch auf ihn angewendet werden können, so daß er, wenn die ihm verbliebene Ausfertigung bezahlt ist, aus den übrigen Ausfertigungen seinen Nachmännern noch haftbar bleibt. V. Besteht ein Anspruch gegen den Aussteller und die Indossanten aus überliefe- Anm. 10 rung mehrerer Ausfertigungen? In bemerkenswerter Weise weicht in diesem Punkte der § 9 ScheckG von den für ihn im übrigen vorbildlichen Art. 66, 67 WO ab. Während nämlich Art 66 WO ausdrücklich den Aussteller eines gezogenen Wechsels für verpflichtet erklärt, dem Remittenten auf Verlangen mehrere gleichlautende Exemplare zu überliefern, und auch den Indossataren einen solchen Anspruch, jedem gegen seinen unmittelbaren Vormann, ver­ leiht, bestimmt § 9 ScheckG lediglich, daß die dort näher bezeichneten Schecke in mehreren Aus­ fertigungen ausgestellt werden „können". In der Begründung (S. 25) ist nur gesagt, daß „die Vorschriften den Art 66 und 67 WO entsprechen"; daß sie in diesem Punkte abweichen, ist nicht hervorgehoben und Gründe für die Abweichung sind nicht angegeben. Trotzdem wird nicht bezweifelt werden können, daß die Abweichung gewollt war und daß ihr tatsächliche Bedeutung beigemessen werden muß. Für den Scheck war ja das Bedürfnis für die Zu­ lassung mehrerer Ausfertigungen überhaupt bestritten und wurde schließlich nur in dem aus § 9 ersichtlichen beschränkten Umfange anerkannt (vgl. oben Anm 2). Die in Art 66 WO dem Aussteller und den Indossanten auferlegte Verpflichtung ist eine recht weitgehende und, wie oben dargelegt (Anm. 7), für sie nicht unbedenkliche. Sie wird beim Wechsel schließlich nur dadurch gerechtfertigt, daß ein weitverbreiteter Handelsgebrauch besteht, ein Exemplar zum Akzept zu versenden, während das andere zum Umlaufe des Wechsels dient. Dieses Bedürfnis fällt beim Scheck ganz fort; hier sollen die mehreren Ausfertigungen lediglich größere Sicherung gegen Verlustgefahr bei Versendungen nach dem Auslande bieten. Aus dieser Erwägung allein aber einen generellen Anspruch auf Ausstellung von Duplikaten für im Auslande zahlbare Schecke, der sich auf das Scheckverhältnis an sich gründet, zu gewähren, erschien offensichtlich nicht angezeigt. Jedenfalls hätte es dafür einer ausdrücklichen gesetz­ lichen Bestimmung bedurft. Lediglich aus dem, noch dazu sehr zweifelhaften, „Verkehrsbedürf­ nisse" kann ein solcher Anspruch nicht, wie Merzbacher, ScheckG S. 33, und ihm folgend Simonson, ScheckG S. 65, wollen, entnommen werden. Eine andere Frage ist, ob etwa

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§ 9 aus dem zwischen dem Aussteller und dem Erwerber des Schecks bestehenden zivilrechtlichen Verhältnis — z. B. einem Kaufe des Schecks — eine solche Verpflichtung sich ergibt. Das wird in der Regel nur der Fall sein, wenn eine dahingehende Vereinbarung ausdrücklich getroffen oder aus den Umständen mit Sicherheit zu entnehmen ist. Der Umstand allein, daß der Scheck im Auslande zahlbar ist, wird dazu nicht hinreichen. Anders würde die Sache liegen, wenn es sich um einen besonders weiten und unsicheren Auslandstransport, nament­ lich über See, handeln würde und in den beteiligten Verkehrskreisen ein Gebrauch, in solchen Fällen mehrere Ausfertigungen auszustellen, als bestehend dargetan werden könnte. In diesem Sinne auch Lessing zu § 9 Anm. IIc. — Nach der Rechtsprechung des RG (RGZ49, 135) können auf Grund des Art 66 WO der Remittent und die Indossatare auch dann noch die Ausstellung eines Duplikats verlangen, wenn sie den Wechsel verloren haben. Diese Rechtsprechung setzt einen vorher bereits begründeten Anspruch voraus, der fortdauert; sie kann also auf den Scheck keine Anwendung finden. Über den Anspruch auf Ausstellung eines neuen Schecks an Stelle des abhanden gekommenen nach durchgeführtem Verfahren der Kraftloserklärung vgl. zu § 27 Anm 10. Anm. II Zusatz 1: Über Kopien (Abschriften) des Schecks vgl. zu 8 8 Anm 21a. Anm. 12 Zusatz 2: Fremde Rechte. Ungarn (§ 22 II ScheckG) nimmt für die Ausstellung von Duplikaten des Schecks auf die §§ 70ff. seiner Wechselordnung Bezug, die sich mit den Art 66—69 der deutschen WO decken; sonach besteht (im Unterschiede vom deutschen Rechte, oben Anm. 10) in Ungarn auch für den Scheck ein Anspruch des Remittenten und der In­ dossatare auf Ausstellung und Überlieferung von Duplikaten. — Gleiches gilt für Schweden, das in § 3 seines Scheckgesetzes die Vorschriften seines Wechselgesetzes (§§ 66ff.) für anwend­ bar erklärt hat. Dagegen wird für Dänemark und Norwegen, die in § 3 ihrer Scheck­ gesetze die wechselrechtlichen Vorschriften über Ausstellung von Duplikaten unter den auf den Scheck anwendbaren wechselrechtlichen Vorschriften nicht erwähnen, ein Anspruch auf Aus­ stellung von solchen nicht anzuerkennen sein. Diese Frage ist dort bestritten. Die Anwendbar­ keit der sonstigen wechselrechtlichen Vorschriften, welche die Ausstellung von Duplikaten bei allen Arten von Schecken zulassen und ihre Wirkungen regeln (§§ 66, 68 Satz 1 u. 3 der skandinavischen Wechselgesetze), wird dort allgemein angenommen. — In Frankreich, das in den Scheckgesetzen der Duplikate keine Erwähnung tut, wird auf Grund der Art 110,147ff. Code de commerce die Zulässigkeit der Erteilung von Duplikaten auch für Schecke angenommen; befreiende Wirkung hat aber die Bezahlung einer Ausfertigung nur, wenn jedes Exemplar numeriert ist und auf der Prima sich die kassatorische Klausel („Payez par cette premifcre de chöque, les deuxieme et troisi&me ne l’^tant — Zahlen Sie auf diese I, wenn die II und III nicht bezahlt ist") befindet. Ein Anspruch auf Duplikate wird nur im Falle des Verlustes anerkannt. In Belgien werden ebenfalls die wechselrechtlichen Vorschriften, obwohl auf sie in dem ScheckG nicht verwiesen ist, für anwendbar erachtet; kassatorische Klausel wird dort nicht erfordert. Gleiches gilt für Spanien, wo aber die Herstellung von Duplikaten nach Verfall beschränkt ist (Art 540 spanisches HGB). In der Schweiz sind gemäß Art 836 OblRecht die Bestimmungen über den gezogenen Wechsel auch hinsichtlich der Duplikate anwendbar, da sie mit den scheckrechtlichen Bestimmungen nicht in Widerspruch stehen; sie (§§ 783ff.) entsprechen im wesentlichen den Bestimmungen der deutschen WO; sonach besteht auch für den Scheck ein Anspruch auf Duplikate. — In Großbritannien wird die Ausstel­ lung von Duplikaten für Schecke wie für Wechsel für zulässig erachtet; sie soll aber dort bei Schecken kaum vorkommen; ein Anspruch auf Duplikate besteht nicht, abgesehen von dem Fall des Verlustes (Art 69 Bills of Exchange Act), in welchem ein neuer Scheck gefordert werden kann. — Ebenso in den Vereinigten Staaten von Amerika. (NIL Abschn. 7 und Law Merchant). — In Österreich sind, da in § 20 ScheckG die auf den Scheck an­ wendbaren Bestimmungen des Wechselrechts einzeln aufgeführt, die Vorschrift über Er­ teilung von Duplikaten aber nicht erwähnt ist, diese für unzulässig zu erachten. Ebenso in Japan (Art 537 HGB). — Näheres bei F. Meyer, Weltscheckecht I S. 421 ff. Anm. 13 Zusatz 3: Zukünftiges Weltscheckrecht. Nach den Beschlüssen der Haager Konferenz (Anhang H), Art26, 27 unter der Überschrift: „Von der Mehrheit von Exemplaren" kann jeder Scheck, der in einem Staate ausgestellt und in einem anderen Staate oder in einem überseeischen Teile desselben Staates (also etwa in einem Schutzgebiete, s. oben Anm4) ausgestellt ist, außer den Jnhaberschecken, in mehreren gleichlautenden Exemplaren aus­ gestellt werden. Bei Jnlandschecken und Jnhaberschecken soll sonach, entsprechend dem deut­ schen Rechte, oben Anm 3, die Ausstellung von Duplikaten unzulässig sein. Die mehreren Exemplare müssen im Texte der Urkunde numeriert sein; andernfalls wird jedes Exem­ plar als ein selbständiger Scheck angesehen (entspricht im wesentlichen dem deutschen Rechte, oben Anm 5). Auch die Wirkung der Zahlung eines Exemplars ist wie im deutschen Rechte geregelt: sie wirkt befreiend, auch wenn nicht (wie nach dem geltenden franzö­ sischen Scheckrechte erforderlich, vgl. oben Anm 12) im Scheck ausgesprochen ist, daß diese Zah-

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hing die Wirkung der anderen Exemplare aufhebe (Kassationsklausel). Der Indossant, der tz 9 die mehreren Exemplare an verschiedene Personen übertragen hat, sowie die nachfolgenden Indossanten haften auf Grund aller Exemplare, die ihre Unterschrift tragen und nicht zurück­ gegeben sind.

§ 10.

§ 10

Der Scheck kann nicht angenommen werden. Ein auf den Scheck gesetzter Annahmevermerk gilt als nicht geschrieben. 1. Vorbemerkung. Entstehungsgeschichte. Die Anweisung des bürgerlichen Rechts, die Anm. 1 eine doppelte Ermächtigung darstellt (vgl. oben zu 8 1 Anm. 3) erzeugt an und für sich eine Verpflichtung des Angewiesenen, dem Anweisungsempfänger die der Anweisung ent­ sprechende Leistung zu machen, weder gegenüber dem Anweisenden noch gegenüber dem Anweisungsempfänger. Ob der Angewiesene gegenüber dem Anweisenden zur Befol­ gung der Anweisung verpflichtet ist, richtet sich danach, ob zwischen ihnen ein schuldrechtliches Verhältnis überhaupt besteht und welcher Art dieses ist. Gegenüber dem Anweisungsempfänger kann eine selbständige Verpflichtung zu der der Anweisung entsprechenden Leistung begründet werden durch ihre Annahme, d. h. durch einen schriftlichen Vermerk auf der Anweisung, der inhaltlich kundgibt, daß der Angewiesene die Leistung zu machen bereit ist (§ 784 BGB). Für den in der Form der Anweisung ausgestellten Wechsel — die Tratte — sind Form und Wirkungen der Annahme durch die Art 21—24 WO besonders ge­ regelt. Bei dem Scheck ergibt sich die Entscheidung der Frage, ob und inwieweit der Bezogene zur Einlösung des Schecks gegenüber dem Aussteller verpflichtet ist, aus dem zugrunde liegenden Scheckvertrage; vgl. oben zu § 3 Anm 2. Daß gegenüber dem Scheckemp­ fänger durch die Ausstellung und Aushändigung des Schecks an ihn keine Verpflichtung des Bezogenen zur Einlösung des Schecks begründet wird, auch wenn eine solche gegenüber dem Aussteller besteht, ist oben (zu § 3 Anm 3) dargelegt. Abweichend von den Vor­ schriften für die Anweisung des bürgerlichen Rechts und für den Wechsel verordnet aber § 10 des ScheckG ausdrücklich, daß auch durch die Annahme des Schecks eine Verpflichtung des Bezogenen gegenüber dem Scheckinhaber nicht begründet werden kann. Vor dem In­ krafttreten des ScheckG wurde eine Akzeptation des Schecks nach dem in Deutschland geltenden Rechte zwar für rechtlich zulässig angesehen, aber in den beteiligten Handelskreisen als mit der Natur des Schecks und den Zwecken des Scheckverkehrs nicht vereinbar erachtet und des­ halb durch die mit der Neichsbank zu Abrechnungsstellen (vgl. zu § 12 Anm. I ff.) vereinigten Bankhäuser und Scheckinstitute für ihren Verkehr ausgeschlossen. Dementsprechend enthielt schon der Entwurf von 1892 das Verbot der Annahme, und der Entwurf von 1908 hat sich dem angeschlossen mit der Begründung, ein Akzept, wodurch der Bezogene zu einem selb­ ständigen Schuldner werde, während er nach dem Charakter des Schecks lediglich Zah­ lungsorgan sein solle, sei mit der Natur des Schecks nicht verträglich; dadurch, daß es bis zur Vorlage des Schecks unbestimmt bleibe, ob er eingelöst werde oder nicht, werde erreicht, daß er seinem Endziele, der Einlösungsstelle, so rasch als möglich zutreibe, und hintangehalten, daß er unnötig lange, gleich dem Papiergelde, umherwandere. Es stehen sich eben in dieser Frage die Gesichtspunfte möglichster Sicherstellung der Einlösung des Schecks einerseits und der Verhütung, daß er zum Kreditpapier werde, andererseits gegenüber und je nachdem der eine oder der andere in den Vordergrund gestellt wird,^wird die Frage in jenem oder diesem Sinne beantwortet. Vgl. für das ausländische und das zukünftige Weltscheckrecht unten' Anm 5, 6. Das deutsche Gesetz hat sich dafür entschieden, die Sicherstellung der Einlösung gegenüber der Gefahr, daß der Scheck seiner eigentlichen Natur entfremdet werde, zurück­ zustellen. Den Bedürfnissen des Verkehrs nüch sichergestellten Schecks hat jedoch die spätere Gesetzgebung durch Schaffung der bestätigten Neichsbankschecke (vgl. unter Anm 4) einiger­ maßen Rechnung tragen müssen. 2. Die Vorschrift des Satzes 1: „Der Scheck kann nicht angenommen werden" würde, Anm. 2 wenn sie allein stünde, zu der Annahme führen müssen, daß das Nichtvorhandensein einer Annahmeerklärung auf der Urkunde als ein wesentliches negatives Erfordernis des Schecks anzusprechen sei und daß deshalb Urkunden, welche eine solche Annahmeerklärung tragen, nicht als Schecke im Sinne des ScheckG gelten können, also auch die scheckrechtliche Haftung des Ausstellers und der Indossanten für die Einlösung nicht begründen und der Wechselstempel­ steuer unterliegen. Diese Bedeutung der Vorschrift wird durch Satz 2 ausgeschlossen, der die Wirkung eines auf den Scheck gesetzten Annahmevermerks dahin bestimmt, daß dieser als nicht geschrieben gilt. Das Gesetz fingiert also, daß ein Annahmevermerk sich auf der Urkunde nicht befinde, sein Vorhandensein soll ignoriert werden. Daraus folgt, daß ein Scheck, auf dem sich ein solcher Vermerk befindet, als gültiger Scheck zu behandeln und voll

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8 10 wirksam ist, auch der Wechselstempelsteuer nicht unterliegt, sofern nicht ausnahrwweise die Annahme wirksam ist; vgl. zu § 29 Anm 5. Anm. 3 3. Als Annahmevermerk und deshalb als nicht geschrieben gilt jede schriftlche Erklä­ rung des Bezogenen auf dem Scheck, durch welche er zum Ausdruck bringt, daß er bereit sei, den Scheck bei Fälligkeit einzulösen. Der Ausdruck „annehmen" („Angenommen") ist nicht wesentlich. Auch Ausdrücke wie: „Ich verspreche" oder „Ich erkläre mich bereit, >en Scheck einzulösen" enthalten eine Annahmeerklärung und gelten deshalb als nicht geschrieben Gleiches gllt von der Erklärung: „Dieser Scheck wird (ganz oder bis zu einem angegebener Betrage) eingelöst," die inhaltlich der Annahmeerklärung vollständig gleichbedeutend ist. Frrner muß daraus, daß der Annahmevermerk als „nicht geschrieben" gilt, gefolgert werden, diß er nicht nur keine scheckrechtliche, sondern als Schrift überhaupt keinerlei Wirkung haben sinn. Ins­ besondere kann deshalb ein solcher Vermerk nicht ohne weiteres in ein selbständiges Schuld­ versprechen gemäß § 780 BGB umgedeutet und gemäß § 140 BGB als solches aufrecht­ erhalten werden. Das ist durch das RG in RGZ 105, 362 ausgesprochen worden unter Hinweis darauf, daß die Zulassung einer solchen Umdeutung dem Zwecke des § 10 zuwiderlaufen und der Vorschrift jede praktische Bedeutung entziehen würde und daß übrigens, sofern es sich um einen Inhaberscheck handle, die Vorschrift des § 795 BGB entxegenstehe. Demgemäß kann auch eine Bestätigung, sofern sie, wie das Certifying des ameri­ kanischen Rechts (vgl. unten Anm 5), als Übernahme einer Verpflichtung zur Einlösung des Schecks gegenüber dem Scheckinhaber aufgefaßt werden könnte, als solche keine rechtliche Wirkung haben, abgesehen von den jetzt besonders gestatteten (vgl. unten Anm. 4) Bestä­ tigungen der Reichsbank für ihre Schecke. Die Begründung (S. 26) führt aus, es sei selbst­ verständlich, daß nach dem Entwürfe (der Gesetz geworden ist) ein derartiger Vermerk, der die gleiche Wirkung habe wie ein Akzept, als nicht geschrieben gelte. Dagegen steht der § 10 der Gültigkeit von vertraglichen Vereinbarungen über die Einlösung des Schecks durch den Bezogenen, die außerhalb des Schecks, sei es in einer besonderen Urkunde schrift­ lich oder, soweit sie der Schriftlichkeit nicht bedürfen, auch nur mündlich zwischen einem Scheckberechtigten und dem Bezogenen getroffen worden sind, zugunsten dieses Scheckberechtigten nicht entgegen. Das muß namentlich von einer besonders vereinbarten Garantie­ übernahme gelten, die nicht, wie in den Regelfällen die Bürgschaft gemäß § 766 BGB, der schriftlichen Erklärung bedarf (vgl. RGRKomm Vordem 6 vor § 765 und Anm 1 zu 8 766 BGB); aber auch von der Bürgschaftserklärung und dem selbständigen Schuldver­ sprechen, sofern sie schriftlich in besonderer Urkunde oder auch nur mündlich von dem Bezogenen bei Ausübung seines Handelsgewerbes als Kaufmann abgegeben worden sind, was in der Regel der Fall sein wird. Es wird deshalb eine (von dem RG in dem angeführten Urteile freilich nicht zur Erörterung gestellte) Frage sein, ob zwischen dem Bezogenen und einem Scheck­ berechtigten ein solcher Vertrag abgeschlossen worden ist (RGZ 112, 319). Dafür kann zum Beweise neben anderen Umständen auch der schriftliche Vermerk auf dem Scheck geeignetenfalls mit Rücksicht auf die Art seines Zustandekommens herangezogen werden, da die gesetzliche Fiktion, daß er als nickt geschrieben gilt, den Grundsatz der freien richterlichen Beweis­ würdigung (§ 286 ZPO) im übrigen nicht einschränkt. — Einer außervertraglichen Haf­ tung aus dem Gesichtspunkte der unerlaubten Handlung steht § 10 ebenfalls nicht entgegen. Eine solche könnte, falls die durch die Bestätigung erteilte Auskunft sich als unrichtig erweist, gegenüber dem Scheckinhaber, der sich auf die Richtigkeit verlassen hat, aus § 826 BGB be­ gründet sein, sofern der Bezogene sie wissentlich falsch erteilt und dadurch den Scheckinhaber jn einer wider die guten Sitten verstoßenden Weise vorsätzlich geschädigt hat. Dagegen wird aus bloß fahrlässigem Verhalten eine Haftung nach § 823 BGB nicht herzuleiten sein, da weder ein Recht des Scheckinhabers verletzt ist noch § 10 als ein den Schutz des Scheckinhabers bezweckendes Gesetz angesehen werden kann; er schränkt ja im Gegenteil diesen Schutz erheb­ lich ein. Gleiches muß in den Regelfällen auch von einer bejahenden Antwort gelten, die der Bezogene auf Anfrage desjenigen, der einen Scheck nehmen will, obderScheckin Ord­ nung gehe, mündlich oder schriftlich außerhalb der Scheckurkunde erteilt. Sie stellt sich in der Regel lediglich als eine aus Gefälligkeit unentgeltlich erteilte Auskunft dar, die nach §676 BGB für sich allein eine Schadensersatzverpflichtung nicht begründet. Vgl. darüber RGRKomm zu § 676 Anm 1,2. Anders kann die Sache liegen, wenn zwischen dem Anftagenden und dem Bezogenen, insbesondere einer Bank, eine auf die Erteilung derartiger Auskünfte gerichtete Geschäftsverbindung besteht. Auf alle Fälle aber bezieht jich die erteilte Aushinft nur auf die zur Zeit der Erteilung bestehende Sachlage und die bezogene Bank übernimmt dadurch keineswegs die Verpflichtung, den Scheck unter allen Umständen einzulösen, auch wenn der Aussteller nach Erteilung der Auskunft über sein Guthaben anderweit verfügt haben sollte. Auch eine unbedingte Verpflichtung des Bezogenen, einen Widerruf des Ausstellers, der vor oder nach Ablauf der Vorlegungsfrist eingeht, un­ berücksichtigt zu lassen, wird durch eine solche Auskunft nicht begründet (RGZ 112, 319). Das

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RG spricht in diesem Urteile weitergehend noch aus, daß auch ein etwaiger dem wider- § 10* sprechender Handelsgebrauch nicht zu beachten sein würde, weil er „mit den das ScheckG beherrschenden Grundsätzen nicht im Einklang stehe und geeignet sei, eine Gefährdung des Scheckverkchrs herbeizuführen und den Aussteller des Schecks schwer zu schädigen". Ob man so weit gehen kann, erscheint doch zweifelhaft. 4. Bestätigte Reichsbankschecke. Darüber, was unter Bestätigung (Zertifizierung) Anm. 4 eines Schecks verstanden wird und inwieweit solche nach dem ScheckG zulässig ist, vgl. oben Anm 3, sowie wegen des amerikanischen Certifying unten Anm 5. Zertifizierte Schecke waren vor dem ScheckG in Deutschland nicht ganz unbekannt. Die Reichsbank hatte für ihre Girokunden im Jahre 1901 die sog. „Fernschecke" eingeführt, Schecke, die von derjenigen Reichsbankstelle, die das Konto des Ausstellers führte, visiert waren und infolgedessen bei jeder anderen Reichsbankstelle und auch bei anderen Banken eingelöst wurden, ohne daß es erst der Anfrage, ob sie in Ordnung gehen, bedurfte. Vgl. Näheres darüber bei Löwy BankA VI S. 273- Ähnlichen Zwecken diente bei der Kgl. Bayerischen Bank die Einreichung und „Vidimierung" von Schecken (vgl. Buff im BankA 7. Jahrg S. 9 und Anm 8). Die Reichs­ bank hat jedoch bereits im Jahre 1903 die Fernschecke wieder abgeschafft, und zwar, wie in der Presse mitgeteilt wurde (vgl. Buff a. a. O.), weil sich herausgestellt habe, daß der Fernscheck der Ausdehnung des Giroverkehrs statt ihn zu befördern entgegengewirkt habe. Ihre Wiedereinführung wurde von mancher Seite befürwortet (vgl. Loewy a. a. O., der darin das „Ideal eines Scheckverkehrs" erblickte); nachdem aber das ScheckG den Annahmevermerk ausge­ schlossen hatte, war sie, soweit durch die Visierung eine Verpflichtung der Reichsbank gegen­ über dem Scheckinhaber begründet werden sollte, zunächst nicht mehr zulässig (vgl. oben unter 3). Erst während des Weltkriegs änderte sich diese Rechtslage, und zwar durch die vom Bundes­ rat auf Grund der ihm in dem Ges v. 4. 8. 1914 erteilten Ermächtigung zu wirtschaftlichen Maßnahmen erlassene, am 31. August 1916 im RGBl bekanntgemachte VO über die Bestätigung von Schecken durch die Reichsbank, abgedruckt als Anhang B 5. Sie verdankt ihre Entstehung, wie zu vermuten ist (Materialien, die darüber bestimmten Aufschluß geben könnten, sind nicht vorhanden), dem im Laufe des Krieges hervorgetretenen Bedürfnisse, den durch seinen Ausbruch gehemmten Scheckverkehr wieder zu beleben, um den Umlauf der baren Zahlungsmittel, der infolge der Kriegsbedürfnisse des Reiches ungeheuer­ gestiegen war, einigermaßen einzuschränken, was nur geschehen konnte dadurch, daß man eine Art von Schecken schuf, die durch ihre Sicherheit sich den eigentlichen Barzahlungsmitteln möglichst annäherten, so daß ihre Hingabe im Verkehr als Ersatz der Barzahlung gelten konnte. Durch die kurze Vorlegungsfrist, die das ScheckG eingeführt hatte, war übrigens die Befürch­ tung, daß sie wie Geld längere Zeit im Umlauf bleiben könnten, die bei dem Verbote derAnnahme bei Erlaß des ScheckG eine Rolle gespielt hatte, in den Hintergrund getreten. Da­ durch, daß die Bestätigung auf Schecke beschränkt blieb, die auf die Reichsbank gezogen werden, ist auch hinreichende Gewähr dafür geschaffen, daß das Vertrauen der Scheck­ erwerber auf die Einlösung solcher Schecke nicht enttäuscht werde, was bei der von manchen Seiten befürworteten Ausdehnung auch auf die auf andere Banken gezogenen Schecke nicht in gleicher Weise der Fall gewesen wäre. Die VO verleiht der Reichsbank die Befugnis, einen auf sie gezogenen Scheck mit einem Bestätigungsvermerke zu versehen, jedoch nur nach vorheriger Deckung (Art 1 Abs 1 u. 5). Unter „vorheriger Deckung" (vgl. zu § 3 Anm 2a) wird hier nur ein aktives Guthaben des Ausstellers als Gläubigers zu ver­ stehen sein, das zur Zeit der Bestätigung bei der Reichsbank vorhanden ist; die Bestätigung eines aus Grund einer Kreditbewilligung auf sie gezogenen Schecks dürfte sonach nicht statthaft sein. Die Bestätigung kann von jeder zur Vertretung der Reichsbank befugten Stelle (Reichsbankanstalt) erfolgen, wird aber in der Regel von derjenigen Stelle zu erteilen sein, welche das Konto des Ausstellers führt. Nach den Girobestimmungen der Reichsbank (Anhang B 1) unter 9f soll dre Einlösung nur durch diejenige Bankanstalt erfolgen, die den Scheck mit dem Bestätigungsvermerke versehen hat; diese Bestimmung dürfte fteilich nur insoweit Rechtswirksamkeit beanspruchen können, als der Ort, an dem sich die Anstalt befindet, als Zahlungsort des Schecks gemäß § 5 ScheckG (vgl. die Anmerkungen dazu) zu gelten hat. Von anderen Bankanstalten kann nach den Girobestimmungen a. a. O. derScheck „in Zahlung genommen", also auf ein bei ihnen bestehendes Guthaben des Scheck­ inhabers verrechnet werden; eine Barauszahlung soll bei ihnen nicht erfolgen. Die Be­ stimmungen der VO beziehen sich nur auf diejenigen Schecke, welche sich als Schecke im Sinne des ScheckG darstellen (die weißen Reichsbankschecke), nicht auf den roten sog. Scheck, der in Wirklichkeit einen Giroüberweisungsauftrag enthält (vgl. oben zu 8 1 Anm 14). Aufwessen Antrag die Bestäügung erfolgen kann, ist in der VO nicht gesagt; der Antrag könnte danach sowohl von dem Aussteller wie von dem Scheckempfänger und einem späteren Scheck­ erwerber, sofern sie Inhaber des Schecks und ihn zur Bestätigung vorzulegen in derLage sind, gestellt werden, ohne daß ein Unterschied in der Wirkung, wie im amerikanischen.

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§ 10 Recht, dadurch begründet werden würde. Ein Recht dieser Personen auf die Bestätigung besteht jedoch frucht, und die Girobestimmungen der Reichsbank ordnen unter 9f an, daß die Bestätigung nur auf Antrag eines Girokontoinhabers für einen von ihm ausge­ stellten weißen (Bar- oder Berrechnungs-) Scheck erfolgen soll. — Durch die Be­ stätigung wird die Reichsbank dem Inhaber zur Einlösung verpflichtet und haftet für die Einlösung auch dem Inhaber und den Indossanten (Art 1 Abs 1). Diese Wirkungen werden durch das bloße „Versehen" des Schecks mit der Bestätigung ausgelöst, also durch den Skripturakt, ohne daß es der Aushändigung (Wiederaushändigung) an den Vorleger bedarf, entsprechend der Verpflichtung aus der Annahme eines gezogenen Wechsels, die nach der Rechtsprechung des RG ohne Begebungsvertrag entsteht (Kreationstheorie; RGZ 9, 57; 24, 90; 70, 210; 77, 141; vgl. aber StStr zu Art 21 WO Anm 1). Die Reichsbank würde also dem legitimierten redlichen Inhaber auch verpflichtet sein, wenn ihr die bestätigte Scheckurkunde wider ihren Willen abhanden gekommen wäre. Die BO unter­ scheidet zwischen Verpflichtung und Haftung; die Verpflichtung, die dem Scheckin­ haber gegenüber besteht, geht auf direkte Erfüllung durch Einlösung des Schecks bei der Vorzeigung durch jenen; die Haftung dem Aussteller und den Indossanten gegenüber be­ steht darin, daß die Reichsbank sie schadlos zu halten hat, falls sie infolge Nichteinlösung von ihren Nachmännern im Regreßwege in Anspruch genommen werden. Die Bestätigung er­ zeugt eine selbständige Verpflichtung der bezogenen Reichsbank gegenüber dem Scheckinhaber; sie hat also die gleiche Wirkung wie eine Annahme und ist dieser rechtlich gleichzustellen, obwohl sie nicht ausdrücklich als Annahme bezeichnet ist. Die Vorschriften des § 10 sind also für bestätigte Reichsbankschecke durch die VO außer Kraft gesetzt; a. M. anscheinend Simonson ScheckG zu § 10 Anm 2. Die weitergeh end eWirkung des amerikanisch en Rechts, daß, wenn die Bestätigung aus Antrag nicht des Ausstellers, sondern eines Schecknehmers (des ursprünglichen Scheckempfängers oder eines späteren Scheckerwerbers) erfolgt, der Aussteller und die Indossanten frei werden und der Bezogene alleiniger Schuldner wird, hat die VO nicht übernommen; sie setzt vielmehr auch für diesen, in den Girobestimmungen der Reichsbank übrigens bis jetzt nicht zugelassenen Fall die Fortdauer der Haftung der genannten Personen voraus, da sie bestimmt, daß die Reichsbank auch ihnen gegenüber für die Einlösung haftet (s. oben). — Die Verpflichtung und (wie zu ergänzen ist) auch die Haftung aus der Bestätigung erlischt, wenn der Scheck nicht innerhalb der-Vorlegungsfrist des § 11 ScheckG zur Zahlung vorgelegt wird (Art 1 Abs 2 Satz 1); sie ist also an diese Vorlegung als eine gesetzliche Resolutivbedingung geknüpft oder, anders ausgedrückt, die Vorlegung ist zur Er­ haltung der Rechte gegen die Reichsbank erforderlich. Es liegt hierin eine Ab­ weichung von den Bestimmungen der WO über die Erhaltung des Wechselrechts, die dazu gegenüber dem Akzeptanten weder eine Präsentation noch die Erhebung eines Protestes für erforderlich erklären (Art 44 WO). Hinsichtlich des Nachweises der Vorlegung finden nach Art 1 Abs 2 Satz 2 die Vorschriften des § 16 ScheckG Anwendung; vgl. § 16 und die An­ merkungen dazu; der Nachweis kann sonach in der dort vorgesehenen dreifachen Weise geführt werden. Eine rechtliche Verpflichtung der Reichsbank zur Ausstellung der dort unter Nr 1 vorge­ sehenen Erklärung besteht nicht (vgl. zu § 16 Anm 3 ff). Ist die Vorlegung rechtzeitig erfolgt, so verjährt der Anspruch aus der Bestätigung inzwei Jahren vom Ablauf der Vorlegungs­ frist an (Art 1 Abs 3), während die Verjährung des wechselmäßigen Anspruchs gegen den Akzeptanten eines Wechsels in drei Jahren vom Verfalltage eintritt (Art 77 WO). Die Verjährung trifft auch hier, wie nach der WO, nur den scheckmäßigen Anspruch aus der Be­ stätigung; etwaige Ansprüche aus Grund des allgemeinen bürgerlichen Rechts, wie Schadens­ ersatzansprüche aus unerlaubter Handlung oder Bereicherungsansprüche, unterliegen der für sie bestimmten besonderen oder der allgemeinen Verjährungsfrist. — Die VO (Art 1. Abs 4) ordnet ferner die entsprechende Anwendung folgender Vorschriften des ScheckG an: a) Für einen bestätigten Scheck, auf dem eine Unterschrift gefälscht ist, des 8 23; vgl. Anm 2 ff zu § 23. Die entsprechende Anwendung bedeutet, daß die Reichsbank, falls ihre Unterschrift unter der Bestätigung echt ist, auch verpflichtet bleibt, wenn auf dem Scheck die Unterschrift des Ausstellers oder eines Indossanten gefälscht ist. Sie wird sonach durch die Bestätigung dem Scheckinhaber auch zur Einlösung verpflichtet und haftet für die Einlösung dem Scheckempfänger und den sonstigen Indossanten, wenn der Scheck gar nicht von dem Aussteller, ihrem Girokunden, ausgestellt ist, und sie deshalb an sich nicht berechtigt ist, die Zahlung des Schecks von dessen Guthaben abzubuchen. Freilich hat sie sich durch die Be­ stimmungen über den Giroverkehr unter 9g, welche die vertragliche Grundlage ihres Rechts­ verhältnisses zu dem Girokunden bilden, in zulässiger Weise (vgl. § 23 Anm 12, 13) von den Folgen der Fälschung und Verfälschung von Schecken und Scheckvordrucken insoweit freigezeichnet, als ihr nicht Verschulden nachgewiesen wird, und derart, daß sie nur im Verhältnis der Mitwirkung ihres Verschuldens zu anderen Schadensursachen haftet. Auch soll die Bestätigung ja nur auf Antrag des Girokunden erfolgen; s. oben. Immerhin wird

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ihr vor der Bestätigung obliegen, sorgfältig zu prüfen, ob der Antrag und die Scheckunter- § 10 schrift wirklich von dem Girokunden herrühren. b) Für die gerichtliche Geltendmachung von Ansprüchen auf Grund der Bestäti­ gung ordnet die VO die entsprechende Anwendung der Vorschriften des § 28 ScheckG an. Vgl. diesen Paragraphen und die Anmerkungen dazu. Danach in Verbindung mit § 95 Nr 3 GVG jetziger Fassung ist für Klagen gegen die Reichsbank aus durch sie erteilten Be­ stätigungen die Kammer für Handelssachen zuständig und in der Revisionsinstanz, soweit sonst die Zuständigkeit des Bayerischen Obersten Landesgerichts begründet wäre, das RG (§ 8 Abs 2 EG z. GVG); auch finden die Vorschriften über den Wechselprozeß Anwendung und gelten die Rechtsstreitigkeiten als Feriensachen. Der während des Krieges erfolgten Anregung, die Zulassung bestätigter Schecke auch auf die sonstigen in § 2 ScheckG aufgeführten Anstalten und Firmen auszudehnen, hat die Regierung keine Folge gegeben (vgl. Schreiben des Staatssekretärs des Reichsschatzamtes v. 26. 3. 1917 bei Schlegelberger, Kriegsbuch V S. 292 Anm 3). Doch ist es nicht ausgeschlossen, daß bei den damaligen schwierigen Verhältnissen des Geldmarktes derartige bestätigte Schecke gleichwohl tatsächlich vorgekommen sind, insbesondere, wie behauptet wird, in Hamburg, und daß sie ebenso wie bestätigte Reichsbankschecke damals in Hamburg im bargeldlosen Ver­ kehr die Funktion des Geldes erfüllten (RG II 561/1924, Urt v. 29. 9. 1925). Zusatz 1. Fremde Rechte. Vgl. die Anhänge unter G. Wie das deutsche, erklärt auch das Anm. 5 österreichische ScheckG (§ 8), daß ein Akzept des Schecks als nicht geschrieben zu gelten habe; die skandinavischen Gesetze (§ 8) versagen ihm jede Wirkung; Ungarn (§ 7) versagt der Annahme nur den scheckrechtlichen Effekt und die Wirkung der Annahme einer Anweisung, nicht aber sonstige bürgerlich-rechtliche Wirkungen. Nach französischem Recht ist die Annahme eines Schecks nicht ausdrücklich untersagt; doch führt Art 4 Abs 2 des Ges v. 14. 6.1865 unter den auf den Scheck anwendbaren wechselrechtlichen Bestimmungen die Vorschriften über das Akzept nicht auf; die herrschende Meinung nimmt an, daß es auch beim Scheck unzulässig sei, weil es beim Sichtwechsel nicht gestattet sei. Ebenso die belgische und spanische Rechtsprechung. Das schweizerische Obligationenrecht erklärt (Art 834), daß beim Scheck die Präsentation zur Annahme und die Annahme nicht stattfindet; ob ein trotzdem erfolgtes Akzept eine bürgerlich­ rechtliche Verpflichtung des Bezogenen gegenüber dem Scheckinhaber erzeugt, ist streitig. In Japan und in Italien besteht kein ausdrückliches Akzeptverbot für den Scheck; aber die Annahme ist unter den auf den Scheck anwendbaren wechselrechtlichen Vorschriften (Art 537 bzw. 341 HGB) nicht aufgeführt. — In Großbritannien kann ein Akzept nicht verlangt werden; seiner Erteilung steht aber ein rechtliches Hindernis nicht entgegen, sofern nicht da­ durch .unzulässigerweise im Widerspruch zu dem Privileg der Notenbanken eine Banknote geschaffen wird, was bei Akzeptierung von Schecken, die auf den Inhaber gestellt sind, der Fall sein würde. Gebräuchlich ist dort, daß der Bankier, auf den der Scheck gezogen ist, statt ihn selbst zu bezahlen, ihn durch einen auf den Scheck gesetzten Vermerk bei einem anderen Bankier, der für ihn Zahlungsgeschäfte besorgt, zahlbar stellt; eine eigentliche Akzeptation wird darin nicht gefunden. — In den Vereinigten Staaten von Amerika ist die Zer­ tifizierung (auch Agnoszierung, Verifizierung oder Vidimierung genannt) gesetzlich zu­ gelassen und gebräuchlich, die darin besteht, daß auf Ansuchen entweder des Ausstellers vor Begebung des Schecks oder eines späteren Scheckinhabers ein Angestellter des Bezogenen die Worte „good“ oder ncertifiedu quer über die Vorderseite des Schecks setzt, mit der Wirkung, daß diese Bescheinigung einem Akzepte gleichsteht (Abschn 323 NIL) und ferner, falls die Zertifizierung auf Ansuchen eines späteren Scheckinhabers erfolgt, daß der Aus­ steller und die Indossanten von ihrer Verpflichtung frei und der Bezogene alleiniger Schuld­ ner wird (Abschn 324). — Näheres vgl. bei Meyer Wellscheckrecht I S. 204ff. Zusatz 2: Künftiges Weltschcckrecht. Sowohl in den auf den Fragebogen der nieder-Anm. 6 ländischen Negierung erteilten Antworten (Documents II S. 10ff.) wie in den Sektionen des für den Scheck eingesetzten Spezialkomitees (Actes II S. 219ff.) auf der zweiten Haager Konferenz haben sich die Vertretungen fast aller Staaten dahin ausgesprochen, daß der Scheck nicht solle angenommen werden können und daß ein auf ihn gesetztes Akzept als nicht ge­ schrieben gelten solle, und zwar zumeist mit der Begründung, daß der Scheck bei Sicht zahl­ bar sei und deshalb nicht zur Annahme vorgelegt werden könne. Die Mehrzahl der Sektionen erklärte sich auch gegen die Zulassung des „Certifying“ im amerikanischen Sinne (oben Anm 5), weil dieses eine sogar noch weit über die Akzeptierung hinausgehende Wirkung dadurch übe, daß unter Umständen der Aussteller und die Indossanten von der Haftung befreit würden. Andererseits wurde von der amerikanischen Vertretung, der sich der brasilianische Vertreter anschloß, in der Plenarsitzung des Comitö (Actes II S. 188ff.) die Nützlichkeit des amerika­ nischen Verfahrens besonders in der Richtung dargelegt, daß es den Gebrauch des Schecks zu Zahlungen auch durch solche Schuldner, deren alleinige Unterschrift kein hinreichendes Vertrauen genieße, sowie für Zwecke, bei denen Barzahlung vorgeschrieben sei (Steuer-

Michaelis, Scheckgeseh

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§ 10 Zahlung, Jmmobilienkäufe). ermögliche und zur Überwindung der namentlich um die Zeit des Quartalswechsels infolge der Anspannung des Geldmarktes regelmäßig eintretenden Zahlungsmittelknappheit beitrage, ohne daß die Schecke deshalb längere Zeit als Geld herumwandern könnten, da sie an kurze Vorlegungsfristen gebunden seien. Das Comite und ihm folgend die Konferenz beschloß infolge dieser Vorstellungen, es solle in dem Einheitlichen ScheckG grundsätzlich ausgesprock en werden, daß der Scheck nicht angenommen werden könne und eine auf den Scheck gesetzte Anweisung als nicht geschrieben gelte; den einzelnen Vertragsstaaten solle -aber die Befugnis Vorbehalten bleiben, sowohl die (eigent­ liche) Akzeptation wie das Zertifizieren und Visieren des Schecks zuzulassen und die Wirkungen dieser Nechtsvorgänge zu regeln (Art 12 der Beschlüsse, Anhang H). § 11

§ 11.

Der im Jnlande ausgestellte und zahlbare Scheck ist binnen zehn Tagen nach der Ausstellung dem Bezogenen am Zahlungsorte zur Zahlung vor­ zulegen. Für Schecks, die im Ausland ausgestellt, im Jnlande zahlbar sind, be­ stimmt der Reichsrat die Borlegungssrist. Das gleiche gilt für Schecks, die im Inland ausgestellt, im Auslande zahlbar sind, sofern das ausländische Recht keine Vorschrift über die Zeit der Vorlegung enthält. Fällt der letzte Tag der Frist auf einen Sonntag oder einen am Zahlungs­ orte staatlich anerkannten allgemeinen Feiertag, so tritt an die Stelle des Sonntags oder des Feiertags der nächstfolgende Werktag. 1. Vorbemerkung. Entstehungsgeschichte. Der Mangel einer gesetzlichen Regelung des Schecks als besonderen Rechtsinstituts bis zum Erlaß des ScheckG wurde namentlich um deswillen unliebsam empfunden, weil es an einer Vorschrift fehlte, durch die eine bestimmte Frist festgesetzt wurde, innerhalb deren der Scheck zur Zahlung vorzulegen war. Vgl. die Einleitung S. 10. Man erkannte damals schon, daß der Scheckverkehr einer solchen Vor­ schrift bedurfte mit Rücksicht auf die wirtschaftliche Natur des Schecks, der im Gegensatze zum Wechsel nicht zu längerem Umlaufe bestimmt ist, sondern baldiger Einlösung zugeführt werden soll, damit er als Zahlungsmittel seine Bestimmung erfülle, und mit Rücksicht auf die Veränderlichkeit des Guthabens, aus dem er eingelöst werden soll. Das RG hat deshalb in einem Strafurteil v. 11. 10. 1888 (NGSt 18, 154) darauf hingewiesen, daß „das Interesse von Aussteller und Bezogenem nicht minder, wie die Klarstellung der Negreßverhälmisse zwischen Aussteller und Nehmer bzw. zwischen den Indossanten, einer ausgedehnten Dauer derartig unbestimmter Zahlungsmodalitäten widerstrebe und mit Notwendigkeit auf baldige Einlösung des Schecks bzw. beschränkte Präsentationsfrist zur Zahlung bei dem Be­ zogenen hindränge", ohne jedoch in Ermangelung einer gesetzlichen Bestimmung dahin ge­ langen zu können, einen über eine gewisse Zeit (reasonable time im Sinne des englischen Rechts, vgl. unten Anm l — (§ 1) eine Hemmung der Fristen für die Vornahme von Handlungen, deren es zur Erhaltung des Wechselrechts oder des Re­ greßrechts aus dem Scheck bedarf, also auch der Vorlegungsfrist, angeordnet für den Fall, daß in Veranlassung kriegerischer Ereignisse die rechtzeitige Vornahme solcher Handlungen durch höhere Gewalt verhindert werde, und zwar um so viel, als erforderlich sei, um nach Wegfall des Hindernisses die Handlung vorzunehmen, mindestens aber bis zum Ablauf von (nach der ursprünglichen Fassung sechs Werktagen, nach der durch Bekanntmachung v. 29. 8. 1914, Anhang E 4, eingetretenen Änderung) zwei Wochen nach dem Wegfall des Hindernisses. Durch die VO v. 20.1.1919, Anhang E 5, wurden die Worte „in Veranlassung kriegerischer Ereignisse" gestrichen, so daß seitdem (entsprechend § 203 Abs 2 BGB) eine Hemmung in allen Fällen eintritt, in denen die Vornahme der Handlung durch höhere Gewalt verhindert wird. Die Hemmung tritt zufolge authentischer Inter­ pretation durch die Bekanntmachung v. 7. 8. 1914 (Anhang E 3) auch ein, wenn die Vor­ nahme durch eine im Auslande erlassene gesetzliche Vorschrift (die übrigens wohl unbedenklich bereits unter den Begriff der „höheren Gewalt" fällt) verhindert wird. Außer­ dem sind während der Kriegsdauer die Fristen für Wechsel und Schecke, die in den durch den Krieg unmittelbar betroffenen Gebieten des Inlandes zahlbar waren, durch eine Reihe von nacheinander erlassenen Verordnungen jeweils um weitere 30 Tage verlängert; zuletzt für Elsaß-Lothringen bis zum 1. 9. 1919. Eine Hemmung des Laufes der Vorleaungsfrist ist ferner nachträglich rückwirkend eingetreten durch die Art 300, 301 des Versailler Friedensvertrages (Anhang E7), denen zufolge alle Verjährungs-, Ausschluß- oder Verfallsfristen zwischen Feinden während der Kriegsdauer gehemmt waren und im Verhältnis zwischen Feinden kein vor dem Kriege ausgestelltes Handels­ papier wegen Versäumung der Erfüllung irgendeiner Formvorschrift für verfallen erklärt werden darf, wenn die Versäumung während des Krieges erfolgt ist. Laut Ges v. 3. 4. und 12. 8.1920 (Anhänge E 8,9), sowie den auf Grund dieser Gesetze erlassenen Verordnungen sind die unter den Versailler Vertrag fallenden Fristen immer wieder, zuletzt durch VO v. 22. 10. 1926 (RGBl. I S. 481) bis zum 10. 11. 1927 verlängert worden und also zur Zeit noch nicht abgelaufen. 8. Verlängerung und Abkürzung der Borlegungsfrist. Die Vorschriften über die Anm. 11 Vorlegung des Schecks an den Bezogenen innerhalb einer festbestimmten Frist zur Zahlung sind grundsätzlich als zwingendes Recht anzusehen, das durch Parteiwillkür nicht abgeändert werden kann, da es sich auf die rechtliche Natur und die Zweckbestimmung des Sckiecks gründet und im öffentlichen Interesse verhüten soll, daß dieser durch längeren Umlauf aus einem

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§ 11 Zahlungsmittel zu einem Kreditpapier werde, das mit dem Wechsel in Wettbewerb treten würde. Es kann deshalb durch vermerke auf dem Scheck mit scheckrechtlicher Wirkung kein Erlaß der Vorlegungspflich t erfolgen, wohl aber ein Erlaß des Protestes oder der Fest­ stellung der Nichtzahlung durch die in 8 16 Nr 1 u. 2 vorgeschriebene Erklärung bzw. Be­ scheinigung (vgl. zu § 16 Anm. 3). — Ebensowenig aber grundsätzlich eine Abänderung der Dauer der gesetzlichen Vorlegungsfrist. Das ist allgemein anerkannt, wenn eine Verlängerung dieser Frist in Frage steht; streitig dagegen für den Fall ihrer Abkürzung. Verneinend auch für diesen Fall Breit in IW 1908, 261; Lessing zu § 11 Anm II S. 96; a. M. Simonson ScheckG S. 69. Eine solche Abkürzung bedeutet eine Einschränkung der Regreß­ verpflichtung aus dem Scheck; sie wird deshalb dem Indossanten gestattet sein, da dieser seine Haftung überhaupt ausschließen kann (§ 15 Abs 3 ScheckG) und dieser Befugnis gegen­ über die Einschränkung das Mindere ist. Anders für den Aussteller; dessen Haftung wird im Wechselrechte, auch vom RG (RGZ 18, 114) als notwendige Folge der Wechsel­ ausstellung angesehen, die nicht ausgeschlossen werden kann, und das gleiche muß auch für den Scheck angenommen werden. Ein vom Aussteller auf den Scheck gesetzter Vermerk des Inhalts, daß der Scheck binnen einer kürzeren als der gesetzlichen Vorlegungsfrist zur Zahlung vorgelegt werden müsse, wird deshalb als nicht geschrieben zu gellen haben, d. h. für den scheckrechtlichen Regreß ohne Bedeutung sein. Vgl. über die Frage zu § 15 Anm 9. Doch könnte ein solcher Vermerk, falls er mit Zustimmung des Scheckempfängers vom Aussteller auf den Scheck gesetzt ist, in Betracht kommen als Ausdruck einer vom Scheckempfänger über­ nommenen Verpflichtung aus dem zugrunde liegenden Kausalgeschäfte, für Vorlegung des Schecks innerhalb der kürzeren Frist Sorge zu tragen, und es würde sich aus diesem Verhältnisse eine Einrede ergeben, die der Aussteller dem Regreßanspruche des Scheckempfängers gegen ihn gemäß § 18 Abs 2 ScheckG (vgl. Anm 8 ff. zu § 18) entgegensetzen könnte. Freilich kann sowohl eine Verlängerung wie eine Abkürzung der Vorlegungsfrist in verdeckter Weise durch Vordatierung bzw. Zurückdatierung der Schecke erreicht werden, eine Um­ gehung des Gesetzes, gegen welche dieses keine hinreichenden Vorbeugungsmittel getroffen hat; vgl. oben zu 8 1 Anm 28. 9. Der Scheck ist dem Bezogenen zur Zahlung vorzulegen (Abs 1 Satz 1). Die Vorlegung (in der WO Präsentation genannt) muß sonach in einer Weise erfolgen, die zum Ausdruck bringt, daß Zahlung verlangt wird. Nicht genügend ist daher eine Vorlegung zur Kennt­ nisnahme oder mit der Anfrage, ob der Scheck in Ordnung geht; auch eine Ein­ sendung ohne nähere Angabe des Zweckes wird nicht ohne weiteres als genügendangesehen werden können. Dagegen genügt die Einsendung durch Vermittlung der Post mit einem Begleitbriefe, der ergibt, daß die Übersendung zum Zwecke der Einlösung geschieht (Dresden in OLGRspr 36, 5). Andererseits wird eine Aufforderung zur Zahlung mit ausdrücklichen Worten nicht unbedingt erforderlich sein; doch hat, wenn Protest erhoben wird, dieser die Angabe zu enthalten, daß die Person ohne Erfolg zur Vornahme der scheck­ rechtlichen Leistung aufgefordert worden ist (Art 88 Abs 1 Ziff 2 WO in Verbindung mit 8 16 Abs 2 ScheckG); in diesem Falle muß sonach eine ausdrückliche Aufforderung zur Zahlung vorangegangen sein. Über die Aufforderung zur Zahlung beim Verrechnungsscheck vgl. zu 8 14 Anm. 7 ff. Anm. 13 10. Die Wirkung der rechtzeitigen und vorschriftsmäßigen Vorlegung besteht darin, daß der Scheck fällig wird, da er nach 8 7 ScheckG (vgl. Anm 2 dazu) bei Sicht zahlbar ist. Die Vorlegung ist Voraussetzung für die Ausübung des Regreßrechts gegen den Aus­ steller und die Indossanten (8 16), das nur ausgeübt werden kann, wenn der Nach­ weis der rechtzeitigen Vorlegung in der dort bestimmten Weise geführt wird. Vgl. Näheres zu 8 16. Durch das mit der Vorlegung verbundene Zahlungsverlangen, das als eine im Auftrage des Ausstellers — des Gläubigers des Scheckvertrags — erfolgende Mahnung im Sinne des 8 284 BGB zu gelten hat, gerät ferner der Bezogene, wenn er den Scheck trotz vorhandenen Guthabens nicht einlöst, in Verzug mit der ihm aus dem Scheckvertrage dem Aussteller, seinem Scheckkunden, gegenüber obliegenden Verpflichtung zur Einlösung der von diesem ausgestellten Schecke (vgl. 8 3 und Anm 2 dazu) und wird diesem dadurch schaden­ ersatzpflichtig (8 286 BGB).

Anm. 12

Anm. 14

Zusatz 1: Fremde Rechte. Vgl. die Anhänge unter G. Die meisten ausländischen Scheckrechte unterscheiden hinsichtlich der Dauer der Vorlegungsfrist (soweit sie eine solche fest bestimmen) nicht nur zwischen Inland- und Auslandschecken, sondern auch zwischen Platz- und Distanz­ schecken (s. oben Anm 6). So beträgt in Österreich (8 9) die Vorlegungsfrist für Platz­ schecke fünf, für inländische Fernschecke acht Tage; Schecke vom Ausland auf Orte im Geltungs­ gebiet des österreichischen Gesetzes müssen binnen fünf Tagen vom Ausstellungsorte abgesandt und binnen fünf Tagen nach Eintreffen am Zahlungsorte vorgelegt werden. Nach den skandinavischen Scheckordnungen (8 10) gilt für inländische Platzschecke, die an einen

Scheckgesetz § 11

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am Zahlungsort wohnhaften bestimmten Zahlungsempfänger oder an den Inhaber zahlbar § 11 sind, eine Vorlegungsfrist von drei, für andere inländische Schecke, also wohl für solche, die auf einen nicht am Zahlungsorte wohnhaften bestimmten Zahlungsempfänger oder an Order lauten, zehn Tage, jedoch bei letzteren mit der Maßgabe, daß sie, falls zu ihrer Übersendung an den Zahlungsort mehr als fünf Tage erforderlich sind, noch binnen fünf Tagen nach Ablauf der für die Übersendung erforderlichen Zeit vorgelegt werden können. Dagegen folgt Ungarn (§ 8) dem deutschen Gesetz, indem es für Jnlandschecke ohne weitere Unterscheidung zehn Tage, für Auslandschecke nach der Entfernung und den Verkehrs­ verhältnissen abgestufte Fristen festsetzt. In Japan (Art 533 in der Fassung des Ges v. 2. 5. 1911) muß die Vorlegung innerhalb zehn Tagen erfolgen, ohne Unter­ scheidung auch bei Auslandschecken. Frankreich (Art 5 Ges v. 14. 6. 65) .setzt für Platzschecks eine Frist von fünf, für Distanzschecke von acht Tagen, einbegriffen den Tag der Ausstellung, fest und bestimmt ausdrücklich (Art 9 Ges v. 19. 2. 74), daß alle Bestimmungen, also auch diese kurzen Vorlegungsfristen, ebenso für im Ausland wie im Inland ausgestellte, in Frankreich zahlbare Schecke gellen sollen. Doch zirkulieren vielfach Schecke, bei denen wegen der Ent­ fernung des Ausstellungs- von dem Zahlungsorte die Einhaltung dieser Fristen nicht möglich ist; von dem Rechte der Zahlungsablehnung wegen Nichteinhaltung der Vorlegungsftist wird in solchen Fällen angeblich kein Gebrauch gemacht. — Die Schweiz (Art 834) gibt bei Platzschecken fünf, bei Distanzschecken acht Tage Frist; für Auslandschecke wird aber an­ geblich auch dort zufolge einer Gepflogenheit, die sich gebildet hat, die Frist außer acht gelassen. In Großbritannien(B. of Eich. Act Sect. 40, 45, 74) sind die Indossanten befreit, wenn der Scheck nicht innerhalb „a reasonable time“ nach der Begebung oder Übergabe durch sie dem bezogenen Bankier vorgelegt worden ist, während der Aussteller durch die Nichtpräsentation innerhalb „reasonable time“ nach der Ausstellung nur insoweit ent­ lastet wird, als er im Verhältnisse zwischen ihm und dem Bankier durch die Verzögerung Schaden erleidet, mit der Maßgabe, daß der Scheckinhaber als Gläubiger des Bankiers an die Stelle des Ausstellers tritt, gut Bestimmung dessen, was als „reasonable time“ anzu­ sehen ist, sollen die Natur des Papiers, der Gebrauch des Handels bei ähnlichen Papieren sowie die Umstände des Einzelfalles herangezogen werden. Der Gebrauch geht dahin, daß für Platzschecke eine Frist von einem Tage gilt, sofern nicht besondere Umstände eine längere Frist als angemessen erscheinen lassen; daß jedoch, wenn der Inhaber an einem anderen Orte als dem Zahlungsorte wohnt, er den Scheck nur am Tage nach Empfang zum Inkasso abzusenden braucht und dieser dann noch am nächsten Tage zur Zahlung präsentiert werden kann. In den Vereinigten Staaten werden auf Grund des Ncgotiable Instruments Law (88 322, 4) die gleichen Grundsätze befolgt. — Weiteres vgl. bei Meyer, Weltscheckrecht I 217 ff. Zusatz 2: Künftiges Weltschcckrecht. Art 18 Abs 1—3 der Beschlüsse der zweitenAnm.1L Haager Konferenz über die Vereinheitlichung des Scheckrechts (Anhang H) geht dahin, daß der Scheck zur Zahlung vorgelegt werden muß innerhalb einer Frist, die durch das Gesetz des Zahlungsortes zu bestimmen ist; daß diese Frist mindestens zehn Tage betragen soll und daß den Vertragsstaaten die Befugnis Vorbehalten wird, diese Frist zu verlängern, ohne Rücksicht darauf, ob es sich um Schecke handelt, die in ihrem Lande, oder um solche, die in einem anderen Lande ausgestellt sind. Bei den Beratungen in dem Zentral­ komitee für den Scheck (Actes II S. 192ff.) war man übereinstimmend der Ansicht, daß die Festsetzung einer bestimmten Vorlegungsfrist unter Begrenzung nach oben hin durch das Weltscheckgesetz nicht angängig sei, daß es sich aber empfehle, eine Mindestfrist festzusetzen, an deren Stelle von der Gesetzgebung der einzelnen Staaten eine längere Frist eingeführt werden könne. Dabei wurde als Wille des Comitös in dem Bericht über die Beratungen zum Ausdruck gebracht, daß den einzelnen Gesetzgebungen auch die Befugnis überlassen werden solle, die Art der Berechnung der verlängerten Fristen zu bestimmen. Diese Fest­ stellung bezog sich auf den von dem skandinavischen Delegierten zur Kenntnis der Versamm­ lung gebrachten Wunsch der von ihm vertretenen Staaten, vorzuschreiben, daß die Frist be­ rechnet werden solle nach Maßgabe des Zeitraumes, der erforderlich sei für den Weg des Schecks von dem Lande der Ausstellung zu dem der Zahlung, und daß diese Berechnung nicht durch das Gesetz selbst, sondern durch die Beteiligten und nötigenfalls durch die Gerichte er­ folgen solle. Es wird hiernach den Einzelstaaten freistehen vorzuschreiben, daß die Entscheidung darüber, ob die Vorlegungsfrist eingehalten worden ist, im Einzelfalle durch die Gerichte nach Maßgabe der angegebenen Gesichtspunkte zu erfolgen hat, jedoch unter Einhaltung der zehn­ tägigen Mindestfrist. Bei der Abstimmung über die Festsetzung der Mindestftist haben die Vereinigten Staaten von Amerika gegen eine solche Festsetzung gestimmt, Großbritannien sich der Stimme enthalten, beide Staaten ersichtlich mit Rücksicht auf die bei ihnen gebräuch­ lichen kurzen Fristen (vgl. oben Anm 14).

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Scheckgesetz § 12

§ 12.

Die Einlieferung eines Schecks in eine Abrechnungsstelle, bei welcher der Bezogene vertreten ist, gilt als Vorlegung zur Zahlung am Zahlungsorte, sofern die Einlieferung den für den Geschäftsverkehr der Abrechnungs­ stelle maßgebenden Bestimmungen entspricht. Der Reichsrat bestimmt, welche Stellen als Abrechnungsstellen im Sinne dieses Gesetzes zu gelten haben. 1. Allgemeines. Einrichtung und Verfahren der Abrechnungsstellen. a) Die vornehmste volkswirtschaftliche Aufgabe, welcher der Scheck neben seinen privat­ wirtschaftlichen Zwecken zu dienen hat, besteht darin, die Tilgung von Geldschulden ohne Barzahlung zu ermöglichen und dadurch den notwendigen Umlauf von baren Zahlungsmitteln zu verringern. Dieser Aufgabe würde der Scheck nur in sehr unvollkommener Weise gerecht werden können, wenn die Schecke sämtlich oder in ihrer Mehrzahl von dem Bezogenen dem Inhaber, sei es der ursprünglich als Zahlungsempfänger Benannte oder ein späterer Scheck­ erwerber, in bar ausbezahlt werden müßten. Eine etwas erheblichere Ersparung von Bar­ zahlungen tritt schon dann ein, wenn der Bezogene den Betrag des Schecks dem Inhaber nicht bar ausbezahlen muß, sondern ihn dadurch erledigen kann, daß er den Betrag dem Scheckinhaber auf dessen Konto bei ihm gutschreibt, ihn mit dem Inhaber „verrechnet", ein Verfahren, das durch Bestimmung des Ausstellers oder Indossanten auf dem Scheck („Nur zur Verrechnung") vorgeschrieben werden kann (vgl. § 14 und die Anmerkungen dazu). Eine weit größere, ja gewaltige Steigerung der Möglichkeit, Bar­ zahlungen zu ersparen, ist aber in der Technik des Bankverkehrs, wie sie seit dem Beginne des 19. Jahrhunderts zunächst in England ausgebildet worden ist, herbeigeführt worden durch die Einrichtung des Abrechnungsverfahrens (Clearing, Skontration). Dieses besteht im wesentlichen darin, daß die Banken und Bankiers eines Platzes regelmäßig, meist täglich, die von ihren Kunden auf einen von ihnen gezogenen, einem anderen von ihnen zur Einkassierung übersandten Wechsel und Schecke untereinander verrechnen und zur Aus­ gleichung bringen in der Weise, daß nur derjenige Betrag zur Auszahlung (und zwar durch Überweisung auf Girokonto, in Deutschland bei der Reichsbank) gelangt, welcher sich als Über­ schuß der von einem Teilnehmer an irgendeinen der übrigen Teilnehmer zu zahlenden Beträge über die von den übrigen Teilnehmern an ihn zu zahlenden Beträge (Debetsaldo) ergibt. Zum Zwecke der ordn ngsmäßigen Durchführung dieser Verrechnung vereinigen sich die in Betracht kommenden Banken und Bankiers zu einer Abrechnungsstelle (Clearinghaus), die in der Regel unter Leitung des Zentralnotenbankinstitutes (in England der Bank von England, in Deutschland der Reichsbank) steht. Für die Zwecke des Abrechnungsverfahrens wird die Abrechnungsstelle (die Gesamtheit der Abrechnenden) als ein Rechtssubjekt vorgestellt (fingiert), das einerseits die Zahlung schuldet, andererseits sie zu fordern hat. In dieser Einrichtung gipfelt, wie die Begründung (S. 28) zutreffend ausführt, das Zahlungs­ system des Scheck- und Giroverkehrs; dieses kommt erst durch sie zur vollen Geltung und Aus­ wirkung; die Abrechnungsstellen sind daher eine unerläßliche Ergänzung dieses Zahlungs­ verkehrs und sein natürlicher Abschluß (österreichische Begründung zu § 10). Anm. 2 b) In Deutschland beruht das Abrechnungsverfahren auf Verträgen, welche die Reichs­ bank mit einer Anzahl von Banken und Bankiers abgeschlossen hat, und zwar zuerst bereits vor Erlaß des SckeckG durch ein Abkommen v. 14. 2. 1883 mit den wichtigsten Berliner Banken, zu denen später andere hinzutraten und das im Laufe der Zeit mehrfach abaeändert und ergänzt worden ist, ebenso wie die auf Grund des Abkommens aufgestellte Geschäfts­ ordnung für die Berliner Abrechnungsstelle. Vgl. die neueste Fassung des Abkommens und der Geschäftsordnung in den AnhängenL2a, b. Laut Mitteilung der Reichsbank sind die Bestimmungen für den Abrechnungsverkehr bei allen anderen Abrechnungsstellen im Reich im allgemeinen den für Berlin geltenden Bestimmungen nachgebildet. In dem am 14. 2. 1883 abgeschlossenen Abkommen war bereits bestimmt (unter A4), daß die Einlieferung eines Papiers in die Abrechnungsstelle als gehörige Präsentation zur Zahlung zu gelten habe. Diese Bestimmung ist von dem ScheckG in § 12 übernommen und zu einer gesetzlichen Norm erhoben worden. Das erschien, wie die Begründung S. 28 darlegt, wegen ber (allerdings erst durch das Gesetz eingeführten) Kürze der Vorlegungsfrist zur Vermeidung der Präjudizierung notwendig, weil die Einlieferung in die Abrechnungsstelle häufig erst am letzten Tage der Frist zu ermöglichen sei und im Falle der Nichteinlösung meist nicht mehr genügend Zeit zu anderweiter fristgerechter Vorlegung bleiben werde. — Seit dem Erlasse des ScheckG wurden sodann in der gleichen Weise eine große Anzahl anderer Abrechnungs­ stellen errichtet und durch Bundesratsverordnung (vgl. Anm 4) zu Abrechnungsstellen im

Älnm. 1

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Sinne des ScheckG erklärt, so daß Ende 1923, wie der Verwaltungsbericht der NeicbsbankA 12 ergibt, ihre Anzahl auf 44 gestiegen war, an welchen einschließlich der beteiligten Neick sbankanstalten 599 Firmen als Teilnehmer beteiligt waren. Das von der Reichsbank nach dem Stande von Ende März 1925 mitgeteilte Verzeichnis sämtlicher Abrechnungsstellen nebst den seitdem erfolgten Neueinrichtungen ist als Anhan B4 abgedruckt. — Zur Ergänzung dieser Einrichtung wurde im Jahre 1910 nach dem Vorbilde des englischen „Country Clearing“ durch die Mitglieder der Berliner Abrechnungsstelle eine Scheckaustau sch stelle gegründet, die es ermöglichen soll, auch außerhalb Berlins und seiner nächsten Nachbarplätze zahlbare Schecks im Abrechnungsverfahren zu erledigen, wenn auf ihnen ein Mitglied der Scheck­ auslauschstelle oder ein anderes Bankhaus, das mit einem solchen Mitgliede in Verbindung steht und durch dieses vertreten wird, als Zahlstelle, durch die der Einzug der Schecke kostenfrei erfolgt — vgl. zu 8 5 Anm 7 — angegeben ist, wobei der zur Prüfung der Ordnungsmäßigkeit vorgesehene Zeitraum allerdings jetzt 7 (früher 4) Tage beträgt, während bei den Abrechnungsstellen diese Prüfung (vgl. die Geschäftsordnung unter IV) in wenigen Stunden erledigt werden muß. Zur Abrechnungsstelle im Sinne des ScheckG (vgl. unten Anm 4) ist diese Austauschstelle bisher nicht erklärt worden. Die Einrichtung, die das deutsche Abrechnungsverfahren dem englischen Clearing noch Weiler annähern würde, ist bis jetzt nur in Berlin durchgeführt. Die Bestimmungen für die Berliner Scheckaustausch­ stelle — Abkommen v. 7. 5. 1910 und Geschäftsordnung in der vom 9. 3. 1911 ab geltenden Fassung — sind als Anhänge L3a,b abgedruckt. c) Das Abrechnungsverfahren vollzieht sich nach Maßgabe der Abkommen und der Anm. L Geschäftsordnungen der Abrechnungsstellen in folgender Weise: Die Mitglieder sind durch das unter ihnen abgeschlossene Abkommen verpflichtet, alle Schecke (wie auch Anweisungen und Wechsel), die sie von ihren Kunden zur Einkassierung erhalten und die auf ein anderes Mitglied der Abrechnungsstelle gezogen sind, abgesehen von einzelnen dringenden Fällen dem Bezogenen nicht direkt, sondern durch Vermittlung der Abrechnungsstelle vorzulegen (A 2 der Abkommen). Das geschieht in der Weise, daß jedes Mitglied, auch die Reichsbank, werktäglich zur bestimmten Zeit einen durch nach besonderem Schema ausgestellte Vollmacht legitimierten Vertreter zu der Abrechnungsstelle entsendet, und zwar auch dann, wenn es selbst keine Papiere vorzulegen hat (GeschO Nr I). Es finden in der Regel täglich drei Zusammen­ künfte der Vertreter der Mitglieder statt. Bei der ersten und zweiten Zusammenkunft über­ gibt jeder Vertreter die von seiner Firma einzukassierenden Papiere mit gehöriger Quittung versehen den Vertretern der „Zahlungspflichtigen Häuser", d. h. der Bezogenen, mit je einem Verzeichnis für jedes dieser Häuser und einem „Schema" (Entwurf) zu einem nur die End­ summe enthaltenen Empfangsbekenntnis, das von dem Empfänger — dem Vertreter des Bezogenen — nach Prüfung vollzogen und dem „Einliefernden" — dem Vertreter des mit der Einkassierung beauftragten Hauses — zurückgegeben wird. Jeder Vertreter führt ferner ein nach vorgeschriebenem Schema eingerichtetes Abrechnungsblatt, in welchem in die Debetkolonne die Summe der Verzeichnisse der von ihm eingelieferten, in die Kredükolonne die Summen der Verzeichnisse der von anderen Vertretern emgelieferten, auf sein Haus ge­ zogenen Papiere bei dem Namen der betreffenden Firma eingetragen werden (GeschO Nr III). Die Einlieferungen können bei der ersten und auch noch bei der zweiten Zusammenkunft erfolgen (Nr V). Nach jeder dieser Zusammenkünfte begeben sich die Ver­ treter nach Hause zum Zwecke der Prüfung der empfangenen Papiere (Nr IV). Bei der dritten Zusammenkunft, bei der Einlieferungen nicht mehr zulässig sind, findet die Schluß­ abrechnung statt. Bei ihr gelten als anerkannt alle Papiere, die nicht bei der zweiten Zu­ sammenkunft schon zurück egeben worden sind oder jetzt zurückgegeben werden (Nr VI). Die Rücklieferungen werden als „umgekehrte Einlieferungen" behandelt, d. h. ihre Summen werden in den Abrechnungsblättern bei dem Namen der Firma, die sie eingeliefert hat, in die Debetkolonne und bei dem Namen der Firma, die sie zurückgibt, in die Kredilkolonne eingetragen, beides mit dem Zusatze R (GeschO Nr IV). Nach beendeter Ein- und Rück­ lieferung summiert jeder Vertreter die Debet- und die Kreditkolonne seines Abrechnungs­ blattes, zieht den Saldo und ermittelt dadurch, was sein Haus im ganzen, d. h. der Ge­ samtheit der Abrechnenden gegenüber, zu fordern hat bzw. schuldet (Nr VII). Über den Saldo stellt er eine Anweisung an das Girokontor der Reichsbank aus des Inhalts, dem Girokonto seines Hauses den entsprechenden Betrag zu Lasten der Abrechnungsstelle gut­ zuschreiben bzw. es mit diesem Betrage zugunsten der Abrechnungsstelle zu belasten (Nr VII). — Der Vorsteher der Abrechnungsstelle trägt die Saldi der Abrechnungsblätter der einzelnen Mitglieder in ein „Bilanzblatt" ein; dieses muß nach Berichtigung etwaiger Rechnungs­ irrtümer im Kredit und Debet die gleiche Summe aufweisen („bilanzieren"), da die von den einzelnen Mitgliedern geschuldeten und die von ihnen zu fordernden Beträge sich ausgleichen müssen. Er prüft ferner den wichtigen Umstand, ob die Giroguthaben der Mitglieder bei der Reichsbank zur Deckung ihrer Debetsaldi, soweit solche sich ergeben

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§ 12 haben,

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ausreichen. Ist das der Fall, so schließt er die Abrechnung, indem er die Ab­ rechnungsblätter, mit seinem Visum versehen, den Vertretern zurückgibt, welche jetzt erst die Abrechnungsstelle verlassen dürfen, und reicht das Bilanzblatt, gleichfalls von ihm visiert, dem Girokontor der Reichsbank ein, welches die nötigen Buchungen auf den Konten der Mitglieder und der Abrechnungsstelle vornimmt (Nr VIII Abs 1, 2). Es wird sonach voraus­ gesetzt, daß auch für die Abrechnungsstelle ein Girokonto bei der Reichsbank geführt wird, das jedoch rein formaler Natur ist und sich bei jeder Abrechnung im Kredit und Debet, gemäß dem Bilanzblatte, ausgleichen muß. — Reicht dagegen das Giroguthaben auch nur eines Mitgliedes zur Deckung seines Debetsaldos nicht aus, so hat bet Vorsteher die Abrechnung als nicht zustande gekommen zu erklären; die in die Abrechnung gebrachten Papiere gelten nicht als beglichen; die (bereits mit Quittungen versehenen) Papiere gehen nicht in das Eigentum der Empfänger über, sondern bleiben bis auf weiteres in deren Verwahrung; die Empfänger sind also wie Verwahrer fremder Sachen für ihre Auf­ bewahrung haftbar und können an ihnen Unterschlagung begehen (Nr VIII Abs 3). Die an der Abrechnung des Tages beteiligten Mitglieder schreiten ohne das zahlungsunfähige Mitglied oder die mehreren zahlungsunfähigen Mitglieder in diesem Falle unverzüglich zu einer neuen Schlußabrechnung, welche sich auf die anerkannten Papiere mit Ausschluß der von dem oder den zahlungsunfähigen Mitgliedern oder auf sie eingelieferten Papiere erstreckt (Nr IX). Um die Ausführung der Schlußabrechnung sicherzustellen, ist ferner bestimmt, daß die Reichsbank berechtigt ist, während der Dauer der letzten Zusammenkunft die Konten der Mitglieder für Abschreibungen zu sperren (Nr X). Außerdem ist in dem Abkommen (C 4 Ab. 2) bestimmt, daß ein Mitglied, dessen Giroguthaben zur Deckung des aus einer Ab­ rechnung sich ergebenden Debetsaldos nicht ausreicht und das die erforderliche Deckung nicht unverzüglich beschafft, als ausgeschieden gilt. Anm. 4 d) Die rechtliche Natur der in dem Abrechnungsverfahren sich vollziehenden Rechts­ geschäfte — der sog. Skontration (von scontrare, begegnen) — ist nicht ganz einfach zu bestimmen. Vgl. darüber Thöl, Handelsrecht I 520ff.; v. Canstein, Der Scheck S. 51; Kuhlenbeck, Der Scheck S. 140ff. und Komm, zum ScheckG. zu § 12 Anm 3; G. Cohn in Endemanns Handbuch III S. 1056. Zu unterscheiden ist zunächst zwischen dem Abkommen, durch welches die Abrechnungsstelle „gegründet" wird, einem gesellschaftsähnlichen, schuldrechtlichen Ver­ trage, durch den sich die Teilnehmer verpflichten, die an einen von ihnen zur Einkassierung Ämden, auf einen anderen von ihnen gezogenen Papiere im Wege der Abrechnung ledigung zu bringen — dem Skontrationsvorvertrage — und der Durchführung der Skontration. Diese beginnt mit der „Einlieferung", d. i. der Übergabe des quittierten Schecks an den Vertreter des Bezogenen gegen Empfangsbescheinigung; durch diese Über­ gabe geht das Eigentum an dem Papiere auf den „Empfänger", d. h. die bezogene Firma, über unter der auflösenden Bedingung, daß die Abrechnung nicht zustande kommt (vgl. Anm 3). Ein weiteres Rechtsgeschäft vollzieht sich dadurch, daß das Papier bei der zweiten oder dritten Zusammenkunft nicht zurückgegeben wird und deshalb als anerkannt gilt. Darin liegt, wie Kuhlenbeck, ScheckG. S. 70 wohl mit Recht annimmt, ein Schuldanerkennt­ nis im Sinne der §§ 781, 782 BGB-, welches, da es auf Grund einer Abrechnung erfolgt und auch schon, weil es von einem Kaufmanne in seinem Handelsbetriebe abgegeben wird (§350 HGB.), der Schristform nicht bedarf, also durch schlüssige Handlungen erklärt werden kann. Dieses Anerkenntnis vollzieht sich zwischen dem Einlieferer und dem Bezogenen; es begründet ein selbständiges Schuldverhältnis des letzteren gegenüber dem ersteren, losgelöst von dem zugrunde liegenden Verhältnisse zwischen dem Scheckaussteller und dem Bezogenen, insbesondere davon, ob jener bei diesem ein ausreichendes Guthaben hatte, das den Bezogenen zur Einlösung des Schecks gegenüber dem Aussteller verpflichtete. Diese Frage gilt durch die vorhergegangene Prüfung des Schecks als erledigt. Eine Rückforderung dieses Anerkenntnisses kann nur nach den Grundsätzen von der ungerechtfertigten Bereicherung (§ 812 BGB) statt­ finden. Das Anerkenntnis gilt jedoch nur für den Fall, daß die Abrechnung, zu welcher der Scheck eingeliefert ist, unter Teilnahme des Bezogenen zustande kommt; ist das wegen Zahlungsunfähigkeit des Bezogenen nicht der Fall, so scheidet der Scheck aus der Abrechnung aus, das Schuldverhältnis zwisch en dem Einlieferer und dem Bezogenen wird hinfällig und es bleibt lediglich das ursprüngliche Rechtsverhältnis zwischen dem Aussteller und dem Be­ zogenen auf Grund des Scheckvertrags sowie die Regreßverpflichtung des Ausstellers und der Indossanten gegenüber dem Scheckinhaber bestehen; der Bezogene hat den empfangenen Scheck auf Grund des „Verwahrungsvertrags" dem Einlieferer zum Zwecke des Regresses herauszugeben. — Für den Fall aber, daß die Schlußabrechnung zustande kommt, nimmt Kuhlenbeck a. a. O. an, daß sich dadurch eine Novation vollzieht, durch welche an Stelle der einzelnen Mitglieder als Gläubiger bzw. Schuldner die Abrechnungsstelle als die Ge­ samtheit der Gläubiger trete. Diese Auffassung kann schwerlich gebilligt werden. Sie steht im Widerspruche zu der von Kuhlenbeck selbst zutreffend vertretenen Ansicht, daß die

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Abrechnungsstelle kein Nechtssubjekt ist, das Forderungen oder Schulden übernehmen könnte § 12 und daß sie Forderungen und Schulden nur scheinbar übernimmt, da diese sich bei richtiger Ausführung der Skontration für sie stets gegeneinander aufheben müssen. Die Abrechnungs­ stelle wird vielmehr lediglich buchmäßig als Gläubiger bzw. Schuldner behandelt, als ein personifiziertes Konto, wie es auch sonst bei der kaufmännischen (doppelten) Buchführung üblich ist. Ebenso unklar sind die Theorien, welche in der Skontration eine „Tilgung wechsel­ seitiger Schulden durch Erlaß" erblicken — so DürHach 3 S. 471 f; Karl Lehmann, Lehrbuch des Handelsrechts § 186 Z. 2; Lessing ScheckG zu § 12 Anm 3. Von einem Erlaßwillen, d. h. einem Verzicht auf Befriedigung, kann bei dem ganzen Verfahren keine Rede sein. In Wirklichkeit bedeutet die Schlußabrechnung nur die unter den einzelnen Mitgliedern sich vollziehende Tilgung der durch die Anerkenntnisse gegenseitig entstandenen Forderungen und Schulden durch mehrfache vertragsmäßige Delegationen und Aufrechnungen und durch Leistung des sich dabei für einen Teilnehmer ergebenden Debetüberschusses mittels Anweisung auf sein Girokonto. — Im Verhältnisse zwischen dem Bezogenen und dem Scheckaussteller hat das Abrechnungsverfahren, wenn die Abrechnung unter Teil­ nahme des Bezogenen zustande kommt (vgl. oben unter c), die gleiche Wirkung wie die Bar­ einlösung des Schecks: der Bezogene ist berechtigt, den Scheckbetrag dem Konto des Aus­ stellers auf dessen Guthaben, unter Umständen auch darüber hinaus, zu belasten (vgl. zu § 3 Anm 2). Im Verhältnisse der Scheckberechtigten und Scheckverpflichteten zueinander werden der Aussteller und die Indossanten von ihrer Regreßverpflichtung durch die Durch­ führung des Abrechnungsverfahrens in der gleichen Weise entlastet wie durch die Barein­ lösung des Schecks. 2. Voraussetzung für die Anwendung des 8 12 ist, daß der Scheck in eine Abrechnungd-Anm. 5 stelle eingeliefert wird, bei welcher der Bezogene vertreten ist. Vertreten ist der Bezogene bei derjenigen Abrechnungsstelle, die nach Maßgabe ihrer Geschäftsordnung die auf ihn geBgelten Schecke im Abrechnungsverfahren erledigt und für die er einen durch die vorge­ riebene Vollmacht legitimierten Vertreter bestellt hat; vgl. Anm 3. Aus den Geschäfts­ ordnungen der Abrechnungsstellen ergibt sich, daß sie nur die auf ihre Mitglieder gezogenen Schecke zur Abrechnung bringen, nicht solche auf außenstehende Personen oder Firmen; vgl. die Erörterungen über diese Frage in der zweiten Haager Konferenz, unten Anm 9. Es muß sich ferner um einen Scheck handeln, der an dem Orte zahlbar ist, für welchen die Abrechnungsstelle zuständig ist (Begr S. 28). Schecke, die an einem Orte zahlbar sind, können also nicht in eine Abrechnungsstelle, die für einen anderen Ort besteht, eingeliefert werden, auch wenn der Bezogene Mitglied dieser Abrechnungsstelle ist. Auf Zweignieder­ lassungen gezogene Schecke können demnach nur in diejenige Abrechnungsstelle eingeliefert werden, die für den Ort ihres Sitzes, an welchem der Scheck zahlbar ist, besteht; die Zweig­ niederlassungen als solche können Mitglieder der dort bestehenden Abrechnungsstelle sein. — Die Einlieferung kann nur erfolgen durch eine Bank, die selbst Mitglied der Abrechnungsstelle ist. Sie muß legitimierte Scheckinhaberin, wenn auch nur auf Grund Jnkassoindossaments, sein. — Die Einlieferung muß den für den Geschäftsverkehr der AbrechnnngSstelle maß­ gebenden Bestimmungen entsprechen, also in Gemäßheit der Geschäftsordnung (vgl. Anm 3) erfolgen. Sie hat demnach bei der ersten oder zweiten der täglichen Zusammen­ künfte der Vertreter durch Übergabe des Papiers an den Vertreter der bezogenen Firma gegen Empfangsbescheinigung zu erfolgen, also eigentlich (worauf Hoppenstedt, Der ScheckG-Entw von 1907 S. 17, aufmerksam gemacht hat) nicht in die Aufwertungs­ stelle, d. h. an ein Organ derselben, sondern nur örtlich in der Aufwertungsstelle unmittelbar an einen Vertreter des Bezogenen. Keine Vorschrift enthält die Geschäftsordnung darüber, wie zu verfahren ist, wenn — was allerdings gegen sie verstößt (Nr 1), aber doch vorkommen kann — ein Vertreter des Bezogenen bei der ersten oder zweiten Zusammenkunft nicht an­ wesend ist. In diesem Falle wird eine Einlieferung nicht möglich sein und die Vorlegung an den Bezogenen auf dem gewöhnlichen Wege des § 11 (vgl. die (Äläuterungen dazu) erfolgen müssen. — Die Einlieferung kann nur in eine Abrechnungsstelle im Sinne des ScheckG erfolgen; vgl. Abs 2 des § 12 und Anm 7.

3. Die vorschriftsmäßig erfolgte Einlieferung in [bie Abrechnungsstelle gilt als Bor- Anm. 6 legung zur Zahlung am Zahlungsorte: sie löst sonach alle mit einer solchen Vorlegung ver­ bundenen Wirkungen — vgl. § 11 Anm 13 — aus, insbesondere die Erhaltung des Regreß­ rechts und die Jnverzugsetzung des Bezogenen gegenüber dem Scheckaussteller. Der zur Aus­ übung des Regreßrechts erforderliche Nachweis der vergeblichen Vorlegung ist gemäß § 16 Abs 1 Nr2 (vgl. Anm 12 zu § 16) durch eine Bescheinigung der Abrechnungsstelle, daß der Scheck vor dem Ablaufe der Vorlegungsfrist eingeliefert und nicht eingelöst worden ist, zu führen. Diese Bescheinigung ist von dem Vorsteher auf Grund der Abrechnungsblätter, in welche die Rücklieferungen eingetragen werden (Anm 3), auszustellen.

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§ 12 -L Abrechnungsstellen im Sinne des ScheckG, d. h. solche, bei denen die Einlieferung Anm 7Von Schecken mit den gesetzlichen Wirkungen der Vorlegung an den Bezogenen erfolgen kann, sind nur diejenigen, hinsichtlich deren der Bundesrat (jetzt Neichsrat) bestimmt hat, daß sie als solche zu gelten haben. Eine solche Bestimmung ist zuerst getroffen worden durch die Bekanntmachung vom 19. 3. 08 (RGBl S. 86); in dieser sind aufgeführt die Abrechnungsstellen bei der Reichsbank in Berlin, Braunschweig, Bremen, Breslau, Chemnitz, Cöln a. Rh., Dortmund, Dresden, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Leipzig, München, Nürnberg und Stuttgart. Laut Bekanntmachung vom 1. 7. 08 (RGBl S. 467) sind hinzugetreten: die Abrechnungsstelle bei der Reichsbank in Mannheim und die Bank des Berliner Kassenvereins in Berlin. Der jetzige Bestand ist in dem von der Reichsbank mitgeteilten Verzeichnisse und der Ergänzung dazu — Anhang B4 — aufgeführt. Anm. 8 Zusatz 1: Fremde Rechte. Vgl. die Anhänge unter G. Außer in dem deutschen Gesetze findet sich die Bestimmung, daß die Einlieferung in eine Abrechnungsstelle als V.rlegung an den Bezogenen zu gelten hat, ausdrücklich noch in den ScheckG von Österreich (§ 10), Ungarn (§ 9) und Japan (Art 533b). In England und den Vereinigten Staaten von Amerika, wo das Olearinx-Verfahren am ersten und weitesten entwickelt worden ist, fehlt es an einer ge­ setzlichen Bestimmung; doch hat die Rechtsprechung sich in ständiger Praxis dahin ausge­ sprochen, daß eine Vorlegung in (bei Meyer wohl infolge Versehens „durch") die Abrech­ nungsstelle als Vorlegung an den Bezogenen zu gelten hat. Auch in Frankreich ist seit 1872 eine chambre de compensation eingerichtet; ebenso bestehen Skontrationsverbände in Italien, und auch die Schweiz, Norwegen, Rußland besitzen Abrechnungsstellen. Gesetzliche Be­ stimmungen über die Wirkung der Einlieferung des Schecks in die Abrechnungsstelle als Vor­ legung bestehen in diesen Ländern nicht. Vgl. Näheres bei Meyer Weltscheckrecht I S. 234 ff. Anm. 9 Zusatz 2: Künftiges Weltschcrkrecht. Auf die Frage 18 des Fragebogens der nieder­ ländischen Regierung, ob das Einheitliche ScheckG der Vorlegung des Schecks an den Be­ zogenen die Einlieferung des Schecks in eine „Aufrechnungsstelle" (chambre de compen­ sation), in welcher der Bezogene vertreten sei, gleichstellen solle, antworteten die Sektionen I bis IV des Zentralkomitees für den Scheck auf der zweiten Haager Weck selrechtskonferenz bejahend, die Sekt. II mit der Maßgabe, daß der Bezogene Teilhaber ber chambre de com­ pensation sein müsse, während die Sekt. V ihre Entscheidung bis zur endgültigen Regelung des We.l selrechts aufsckieben wollte. Im Plenum des Scheckkomitees wurde erörtert, ob nur verlangt werden solle, daß der Bezogene in der Aufrechnungsstelle vertreten oder daß er Mitglied (Teilhaber) sei. Schließlich einigte sich das Komitee dahin, daß die gleiche Fassung wie für den Wechsel angenommen wurde, derzufolge es Aufgabe der Aufrechnungsstelle selbst ist, die Schecke und Wechsel zu bezeichnen, die bei ihr eingereicht werden können. (Actes II p. 230, 243,253, 264, 270,197.) Demgemäß ging der Beschluß der Konferenz (Art 14 Abs 3, 4) — Anhang H — dahin: „Die Vorlegung eines Schecks bei einerAufrechnungsstelle gilt gleich der Vorlegung zurZahlung. Es stehtdenVertragsstaatenzu, dieEinrichtungen zu bestimmen, die als Aufrechnungsstellen gelten sollen."

§ 13

Anm. 1

§ 13. Der Bezogene, der den Scheckbetrag bezahlt, kann die Aushändigung des quittierten Schecks verlangen. Der Ablauf der Borlegungssrist ist auf das Recht des Bezogenen zur Zahlung ohne Einfluß. Ein Widerruf des Schecks ist erst nach dem Ablaufe der Borlegungs­ frist wirksam.

1. Vorbemerkung. § 13 war in seiner jetzigen Fassung, abgesehen von der unten (Anm 4) zu besprechenden Abänderung in Abs 3, schon in dem Entwürfe von 1892 und mit dieser Abänderung in dem vorläufigen Entwürfe von 1907 enthalten. Er hatte aber in diesen Ent­ würfen eine durchaus andere Bedeutung und Tragweite, als diejenige, die ihm in dem Gesetze selbst noch beigemessen werden kann. Das hat seine Ursache darin, daß die früheren Entwürfe die Einführung eines direkten Anspruchs und Klagerechtes des Scheckinhabers gegen den Bezogenen vorsahen, dieses aber in dem endgültigen Entwürfe von 1908 und im Gesetze fortgefallen ist. Vgl. Näheres oben zu § 1 Anm 3. Im Sinne der früheren ' Entwürfe wurde durch § 13, insbesondere durch Abs 1 u. 3, die Zahlungspflicht des Bezogenen auch gegenüber dem Scheckinhaber näher geregelt durch die Vorschrift, daß der Bezogene gegen Bezahlung des Scheckbetrags die Aushändigung des quittierten Schecks ver­ langen könne und daß ein Widerruf des Schecks unwirksam sei, während Abs 2,

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der das Recht des Bezogenen zur Zahlung des Schecks nach Ablauf der Vorlegungsfrist § 1$ festlegte, von vornherein nur für das Verhältnis des Bezogenen zum Aussteller Bedeutung hatte. Nachdem das direkte Klagerecht des Scheckinhabers gegen den Bezogenen gefallen ist, besteht eine Zahlungspflicht des Bezogenen gegenüber dem Inhaber nicht mehr und kommen deshalb auch die Abs 1 und 3 unmittelbar nur im Verhältnisse des Bergenen zum Aussteller in Betracht. Näheres in den folgenden Erläuterungen. 2. Nach Abs 1 des Paragraphen kann der Bezogene, der den Scheckbetrag bezahlt, die Anm. 2 Aushändigung deS quittierten Schecks verlangen. Die Vorschrift schließt sich, wie die Be­ gründung (S. 28) hervorhebt, an die des § 364 Abs 3 HGB an, derzufolge bei kaufmän­ nischen Anweisungen und Verpflichtungsscheinen der Schuldner nur gegen Aushändigung der quittierten Urkunde zur Leistung verpflichtet ist. Ebenso Art 39 Abs 1 WO; vgl. auch § 19 ScheckG und zu § 19 Anm 2. Sie drückt in anderer Form dasselbe aus wie diese Vorschriften; denn daraus, daß der Bezogene, wenn er zahlt, die Aushändigung ver­ langen kann, ergibt sich, daß er zur Zahlung nicht verpflichtet ist, wenn diesem Verlangen nicht Folge geleistet wird. Das gleiche würde übrigens auch schon aus der entsprechenden Anwendung der Vorschriften des allgemeinen bürgerlichen Rechts her­ zuleiten sein; denn nach § 368 BGB hat der Gläubiger gegen Empfang der Leistung auf Ver­ langen ein schriftliches Empfangsbekenntnis (Quittung) zu erteilen, und zwar wegen des Charakters des Schecks als Wertpapier auf der Urkunde selbst, da der Schuldner (das ist hier der Aussteller, für dessen Rechnung der Bezogene zahlt) ein Interesse an dieser Form der Quittung hat, und nach § 785 BGB ist bei Anweisungen der Angewiesene zur Zahlung nur gegen Aushändigung der Anweisung verpflichtet. Die Vorschrift bezieht sich aber (ebenso wie die des § 785 a. a. O.) na i> der durch das Gesetz geschaffenen Rechtslage nur noch auf das Verhältnis zwischen dem Bezogenen und dem Aussteller, da dem Scheckinhaber gegen­ über eine Verpflichtung des Bezogenen zur Zahlung überhaupt nicht besteht; vgl. die Vor­ bemerkung zu diesem Paragraphen. Der Bezogene ist durch sie, wenn er das Verlangen gestellt hat und der Scheckinhaber dem nicht nachgekommen ist, gegenüber dem Aussteller davor gesichert, daß dieser ihn auf Grund des Scheckvertrags wegen der Nichteinlösung des Schecks schadensersatzpflichtig machen könnte (vgl. zu § 11 Anm 13). Er wird, um sich den Beweis dafür zu sichern, daß er ein solches Verlangen vergeblich gestellt hat, dafür ©orge tragen, daß dieser Grund der Nichtzahlung in die von ihm auszustellende Erklärung bzw. die Beschei­ nigung der Abrechnungsstelle oder den Protest (vgl. § 16 Abs 1 Nr 1—3, Abs 2 und Art 88 Nr 3 WO) ausgenommen werde. — Wird das Verlangen bei der Zahlung gestellt, so hat die Aushändigung des quittierten Schecks Zug um Zug gegen die Zahlung zu erfolgen; andernfalls ist der Bezogene im Verhältnis zum Aussteller zur Verweigerung der Zahlung berechtigt. Hat der Bezogene bezahlt, ohne das Verlangen zu stellen und ohne Aushändigung des Schecks, so kann er — wenn es nicht etwa in der nicht zu vermutenden Absicht eines Ver­ zichts geschehen ist — die Aushändigung des quittierten Schecks noch nachträglich von dem Scheckinhaber verlangen. Zwar besteht zwischen ihm und dem Scheckinhaber kein schuld­ rechtliches Rechtsverhältnis; aber der Anspruch auf Quittung und Aushändigung der be­ zahlten Schuldurkunde beruht nach der Rechtsprechung des RG nicht auf einem Vertrags­ oder sonstigen Schuldverhältnisse, gründet sich vielmehr auf die Leistung allein und besteht für jeden, der eine solche zur Erfüllung einer Schuld gemacht hat, auch für den Dritten, der für den Schuldner bezahlt hat (NGZ 28, 434; RG in IW 1911, 80812; Planck BGB zu § 368; RGRKomm zum BGB § 368 Anm 1). Dem Aussteller gegenüber wird der Bezogene, der sich den Scheck nicht hat aushändigen lassen, auf Grund des Scheckvertrags schadensersatz­ pflichtig sein, wenn dieser dadurch Schaden erleidet, daß der bezahlte Scheck in die Hände eines gutgläubigen Erwerbers gelangt. Die Zahlung nur gegen Aushändigung des quittierten Schecks zu leisten, ist danach nicht nur ein Recht, sondern auch eine Pflicht des Bezogenen gegenüber dem Aussteller. Die Quittung muß auf dem Scheck erfolgen und den Erfordernissen der §§ 368, 126 BGB Anm. 2a entsprechen, also ein schriftliches, d. h. eigenhändig durch Namensunterschrift oder mittels gerichtlich oder notariell beglaubigten Handzeichens von dem Scheckinhaber unterzeichnetes Empfangsbekenntnis sein. Unterzeichnung auf mechanischem Wege (Stempelaufdruck oder Faksimileherstellung) genügt also nicht. Eine Datierung ist nicht ausdrücklich vorgeschrieben, doch wird der Bezogene gemäß § 368 Abs 2 BGB sie verlangen können, da er wegen der Valutierung des Schecks (vgl. uw en Anm 2 c) ein Interesse daran hat, dem Aussteller gegenüber den Tag der Zahlung nachweisen zu können. Nach 8 8 Abs 2 Satz 4 ScheckG (vgl. oben zu 8 8 Anm 16,16a) gilt beim Orderscheck das Indossament an den Bezogenen als Quittung Der Scheckinhaber kann deshalb die Quittung auch in dieser Form erteilen; eine weitere Quittung kann der Bezogene nicht verlangen. Ein Blankoindossament genügt jedoch nicht, da in ihm nicht zum Ausdrucke kommt, daß esandenBezogenen erfolgt ist und es daher keinen Schutz gewährt, wenn der bezahlte Scheck in die Hände eines gutgläubigen Er-

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§ 13 Werbers gelangt ist; vgl. zu § 8 Anm 16a. A. M. Lessing zu § 13 Anm III S110. Anderer­ seits will Breit Pflichten S. 29 zu Unrecht auch ein Vollindossament an den Bezogenen nicht als hinreichende Quittung gelten lassen. — Auch derJnhaberscheck muß auf Verlangen quittiert werden; das Gesetz macht keinen Unterschied, obwohl für den Inhaberscheck die Be­ freiung von der Quittungspflicht unter Bezugnahme auf den Handelsgebrauch aus Handels­ kreisen verlangt worden war (vgl. Cohn bei Goldschmidt 61 S. 67). Auch beim Verrech­ nungsscheck (§ 14) kann der Bezogene Zug um Zug gegen die Gutschrift des Scheckbetrags die Aushändigung des quittierten Schecks verlangen. Anm.2d Die Aushändigung des quittierten Schecks kann nur verlangt werden, wenn der volle Scheckbetrag bezahlt wird. Wird nur eine Teilzahlung geleistet, etwa weil das Gut­ haben des Ausstellers bei dem Bezogenen nicht ausreicht, so kann nur Quittung darüber durch Vermerk auf dem in Händen des Scheckinhabers verbleibenden Scheck, auf einer dem Bezogenen zu übergebenden Abschrift oder in besonderer Urkunde in Frage kommen. Der Scheckinhaber ist aber zur Annahme von Teilzahlungen überhaupt nicht ver­ pflichtet. Die entgegengesetzte Bestimmung der WO (Art 38), die von der Regel des all­ gemeinen Rechts (§ 266 BGB) abweicht, hat das ScheckG absichtlich nicht übernommen, weil, wie die Begründung (S. 28) ausführt, eine Verpflichtung zur Annahme von Teil­ leistungen mit der Natur des Schecks, der auf rasche und volle Befriedigung abziele und bis zu seinem vollen Betrage durch ein Guthaben gedeckt sein solle, nicht vereinbar sein würde. Im österreichischen ScheckG (§ 11 Abs 2) ist ausdrücklich bestimmt, daß der Scheckinhaber zur Annahme von Teilleistungen nicht verpflichtet ist. Dem Aussteller gegenüber wird der Bezogene, sofern nicht etwas anderes im Scheckvertrage vereinbart ist, verpflichtet sein, Teilzahlungen zu leisten, soweit das Guthaben reicht, falls der Scheckinhaber bereit ist, sie anzunehmen. Es entspricht das der durch den Scheckvertrag übernommenen Verpflichtung, bei der Ausführung des Geschäfts nach Treu und Glauben die Interessen des Ausstellers zu wahren, der möglicherweise dadurch vor Schaden bewahrt werden kann. A. M. Lessing zu § 13 Anm I 2. Anm. 2c Durch die Zahlung des Scheckbetrags wird der Bezogene berechtigt, den bezahlten Betrag entsprechend den Bestimmungen des Scheckvertrags dem Konto des Ausstellers zur Last zu schreiben. Ist der Scheckbetrag durch ein Gläubigerguthaben des Ausstellers gedeckt, so vermindert dieses sich um den Scheckbetrag; handelt es sich um eine Kreditgewährung des Be­ zogenen an den Aussteller (vgl. zu 8 3 Anm 2 a), so wird dieser Schuldner des Bezogenen für den bezahlten Betrag. Unter welchem Datum die Belastung des Ausstellers mit dem Scheckbetrage (die „Valutierung" des Schecks) zu erfolgen hat, richtet sich gleichfalls nach dem Scheckvertrage, sei es, daß dieser darüber eine ausdrückliche Bestimmung enthält oder daß die Entscheidung aus seinen sonstigen Bestimmungen und den Umständen des Falles durch Auslegung entnommen werden muß. Der Regel nach wird der Tag der Zahlung auch der der Valutierung sein müssen; vielfach halten sich aber die Banken für berechtigt, den Scheck mit Valuta schon vom Tage der Ausstellung oder doch der Avisierung zu belasten und rechtfertigen das mit der Behauptung, daß sie von diesem Zeitpunkte ab das Geld zur Zahlung des Schecks bereithalten müßten. Dieser Anspruch wird aber nur dann berechtigt sein, wenn ihnen Geld für bestimmte Zeit fest überlassen ist, in welchem Falle es auch höher verzinst zu werden pflegt; ist das Geld ihnen auf tägliche Verfügung gegeben, so müssen sie auch auf die Abhebung durch Schecke, falls solche vereinbart ist, täglich gefaßt sein. Erfolgt die Scheckziehung auf- Kredit, so wird in dem Scheckvertrage wohl regelmäßig über Beginn und Höhe der Verzinsung Bestimmung getroffen sein. Im Zweifel wird für gedeckte wie ungedeckte Guthaben § 354 Abs 2 HGB zutreffen, wonach für Darlehen, Vorschüsse, Aus­ lagen und andere Verwendungen Zinsen vom Tage der Leistung (d. i. der Zahlung des Scheckbetrags) berechnet werden können. Über Vordatierung von Schecken zum Zwecke der Vermeidung zu früher Valutierung vgl. zu 8 1 Anm 31. Anm. 3 3. Recht deS Bezogenen zur Zahlung deS Schcüs nach Ablauf der Borlegungsfrist Nach Abf 2 ist der Ablauf der Vorlegungsfrist auf das Recht des Bezogenen zur Zahlung ohne Einfluß. Diese Bestimmung bezog sich von vornherein nur auf das Verhältnis zwischen dem Bezogenen und dem Aussteller. Das Recht, von dem die Rede ist, ist die Befugnis, die der Aussteller durch die in der Ausstellung des Schecks liegende Ermächtigung (vgl. zu 8 1 Anm 3) dem Bezogenen erteilt hat, für seine — des Ausstellers — Rechnung aus dessen Guthaben den Scheckbetrag an den legitimierten Scheckinhaber zu bezahlen. Diese Befugnis soll auch noch fortbestehen, wenn der Scheck nach Ablauf der Vorlegungsfrist vorgelegt wird. Die Begründung (S. 28) führt aus, das entspreche der Absicht des Ausstellers, der den Scheck­ nehmer aus dem beim Bezogenen vorhandenen Guthaben befriedigt wissen wolle. Diese Begründung ist freilich recht unzulänglich, man könnte ihr entgegenhalten, daß der Aussteller doch mit der gesetzlichen Borlegungsfrist rechnet und sich im Zweifel nur für diese binden will; besonders aber, daß das für die Einführung einer kurzen Vorlegungsfrist maßgebend gewesene

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rechtspolitische Interesse, daß der Scheck nicht zum Kredüpapier werden soll (vgl. zu 8 11 § 13 Anm 1), Mit der Förderung der Einlösung von Schecken nach Ablauf der Vorlegungsfrist, die durch die Bestimmung bewirkt wird, nicht recht in Einklang zu bringen ist. Die Bestim­ mung ist offensichtlich eine Konzession an den vor Erlaß des ScheckG bestehenden Gebrauch, Schecke ohne Bindung an eine bestimmte Vorlegungsfrist einzulösen, und hat zur Folge ge­ habt, daß auch unter der Herrschaft des ScheckG die Schecke vielfach erst nach Ablauf der Bor­ legungsfrist vorgelegt und ohne Beanstandung eingelöst werden. Sie ist indessen kein zwin­ gendes Recht, sondern nur eine gesetzliche Auslegungsregel für den Inhalt des Scheckver­ trags und kann deshalb außer Anwendung gesetzt werden durch eine Parteivereinbarung, derzufolge der Bezogene Schecke, die nach Ablauf der Vorlegungsfrist vorgelegt werden, bei denen also eine Regreßverpflichtung des Ausstellers und der Indossanten nicht mehr be­ steht, nicht einlösen darf. Das Recht des Bezogenen dauert an sich so lange fort, als der Scheck nicht widerrufen wird (Abs3u. unten Anm 4 ff.). Aber auch bevor ein förmlicher Widerruf erfolgt ist, wird der Bezogene auf Grund des Scheckvertrags dem Aussteller schadensersatz­ pflichtig werden, wenn er nach Ablauf der Vorlegungsfrist den Scheck bezahlt, obwohl ihm Umstände bekanntgeworden oder fahrlässigerweise unbekannt geblieben sind, die darauf schließen lassen, daß die Zahlung des Schecks an den Scheckinhaber dem Willen des Ausstellers nicht mehr entspricht. Insbesondere wird es Treu und Glauben, die auf Grund des bestehenden Vertragsverhältnisses zu wahren sind, entsprechen, wenn der Bezogene einen Scheck, der ihm auffällig lange nach Ablauf der Vorlegungsfrist vorgelegt wird, nicht bezahlt, ohne sich des noch vorhandenen Willens des Ausstellers zu versichern. 4. Widerruf des Schecks, a) Allgemeines. Die Anweisung des bürgerlichenAnm.4 Rechts kann nach § 790 BGB von dem Anweisenden gegenüber dem Angewiesenen wider­ rufen werden, solange sie der Angewiesene nicht gegenüber dem Anweisungsempfänger angenommen oder die Leistung bewirkt hat, und dies gilt auch dann, wenn der Anweisende durch den Widerruf einer ihm gegen den Anweisungsempfänger obliegenden Verpflichtung zuwiderhandelt. Der Anweisende behält also die unbeschränkte Befugnis, dem Angewiesenen die Leistung an dey Anweisungsempfänger zu untersagen, und dieser ist in keiner Weise dagegen geschützt, daß der Aussteller dadurch den wirtschaftlichen Erfolg der zu seinen Gunsten aus­ gestellten Anweisung willkürlich vereitelt, vorbehaltlich eines etwaigen, aus dem der Aus­ stellung zugrunde liegenden Rechtsverhältnisse herzuleitenden Schadenersatzanspruches gegen den Aussteller. Diese Regelung entspricht der rechtlichen Natur der Anweisung des bürger­ lichen Rechts, durch die ein Schuldverhältnis zwischen dem Anweisungsempfänger und dem Angewiesenen, solange nicht die Annahme der Anweisung erfolgt ist, nicht begründet wird. Im Gegensatze dazu war für den Scheck in dem Entwürfe zu einem ScheckG von 1892 (§ 10 Abs 3) die Bestimmung vorgesehen: „Ein Widerruf des Schecks hat keine rechtliche Wirksamkeit." Diese Bestimmung stand in engem Zusammenhänge mit dem unmittel­ baren Ansprüche des Scheckinhabers gegen den Bezogenen auf Einlösung des Schecks, den der Entwurf (§ 10 Abs 1 Satz 1) gewähren wollte. Vgl. oben zu 8 3 Anm 3. Dieser unmittel­ bare Anspruch würde dem Scheckvertrage zwischen dem Aussteller und dem Bezogenen den rechtlichen Charakter eines Vertrages zugunsten eines Dritten — des Scheckempfängers — verliehen haben, durch welchen dieser und seine Rechtsnachfolger — die Indossatare — un­ mittelbar das Recht, von dem Bezogenen die Leistung zu fordern, erworben haben würden (8 328 Abs 1 BGB). Bei einem solchen Vertrage kann nach Abs 2 des 8 328 in Ermangelung einer besonderen Bestimmung unter Umständen als vorbehalten gelten die Befugnis der Vertragschließenden, das Recht des Dritten ohne dessen Zustimmung aufzuheben. Es lag vom Standpunkte des Entwurfs von 1892 aus nahe, diese Befugnis den Vertragschließenden für den Scheck durch besondere Bestimmung zu entziehen, da nach der diesem Entwürfe zugrunde liegenden Absicht der Scheck möglichst der Barzahlung nahekommen und Sicherheit für die wirkliche Befriedigung des Schecknehmers bieten sollte; vgl. zu 8 3 Anm 3. Schon in dem vorläufigen Entwürfe von 1907 war aber, obwohl darin der direkte Anspruch des Inhabers gegen den Bezogenen noch aufrechterhallen war, die Unwiderruflichkeit auf die Dauer der Vorlegungsfrist eingeschränkt (8 11 des Entwurfs). Als dann der endgültige Ent­ wurf von 1908, die Bundesratsvorlage an den Reichstag, das direkte Klagerecht des Scheck­ inhabers gegen den Bezogenen beseitigte, war in Erwägung zu ziehen, ob nicht auch die mit diesem im engsten Zusammenhang stehende Unwiderruflichkeit des Schecks ganz zu beseitigen und an ihrer Stelle die von Anbeginn an freie Widerruflichkeit, wie sie im bürgerlichen Rechte für die Anweisung besteht, und zwar, da der Scheck nicht angenommen werden kann, eine zeitlich auch dem Endpunkte nach bis nach Bewirkung der Leistung unbeschränkte Widerruf­ lichkeit, einzuführen sei. Daß der endgültige Entwurf diese Folgerung gewissermaßen mit logischer Notwendigkeit hätte ziehen müssen, wie Breit (in HoldheimsMSchr 1908 S. 200ff.) darzulegen sucht, kann jedoch nicht zugegeben werden. Tatsächlich hat der Entwurf diese Folgerung nicht gezogen, sondern es bei der Bestimmung des Entwurfs von 1907 belassen, Michaelis, Scheckgesetz

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§ 13 der zufolge ein Widerruf des Schecks erst nach dem Ablauf der Borlegungsfrist wirksam ist, und diese Bestimmung ist Gesetz geworden (Abs 3 deS § 13). Anm. 4a Die Begründung (S. 19) führt dazu aus, daß die jederzeitige Widerruflichkeit, wie sie für die Anweisung des bürgerlichen Rechts bestehe und bisher auch für den Scheck üblich gewesen sei, den Bedürfnissen des Scheckverkehrs nicht entspreche. Durch die Bestimmung werde den Interessen des Ausstellers wie der Indossanten em sprachen, indem der Inhaber nicht die Aussicht habe, auch nach Ablauf der Frist noch von dem Bezogenen Zahlung zu erhalten, da er mit einem Widerrufe rechnen müsse und sonach zur rechtzeitigen Vorlegung des Schecks angehalten werde, wodurch einer übermäßigen Ausdehnung der Ümlaufsdauer des Schecks entgegengewirkt und eine Beschleunigung der Abwicklung des Zahlungsgeschäfts erzielt werde. Soweit die Indossanten in Frage kommen, trifft diese Begründung freilich nicht zu, da sie schon dadurch genügend geschützt sind, daß ihre Regreßpflicht mit dem Ablaufe der Vorlegungs­ frist ohne Vorlegung des Schecks erloschen ist. Der Aussteller würde aber, wenn er auch nach Ablauf der Vorlegungsfrist nicht widerrufen dürfte, in der Tat nicht mit voller Sicherheit davor gesct ützt sein, daß nicht der Bezogene von dem ihm nach Abs 2 des § 13 zustehenden Rechte Gebrauch machte und den Scheck nach Ablauf der Vorlegungsfrist noch, entgegen dem Willen des Ausstellers, für dessen Rechnung bezahlte; vgl. oben Änm 3. Als weiteren Grund für die Zulassung des Widerrufs nach Ablauf der Vorlegungsfrist führt die Begründung noch an, daß dadurch dem Aussteller die Möglichkeit gegeben werde, für den Fall des Verlustes des Schecks die langwierige und kostspielige Kraftloserklärung zu vermeiden. — Aus dieser Begründung ergibt sich, daß die Bestimmung nicht, wie Breit a. a. O. es darstellt, „unbegreif­ licherweise" ungeachtet des Wegfclls des direkten Klagerechts vom Bundesrate einfach un­ beabsichtigt stehengelassen ist, sondern daß die in ihr enthaltene Regelung des Scheckwider­ rufs auch unter den neuen Verhältnissen mit Bedacht und wohlerwogen aufrechterhalten und diese Aufrechterhaltung eingehend begründet ist, und zwar nach beiden Richtungen, einmal in der Richtung der Unwiderr fli i keit während des Laufes der Vorlegungsfrist und sodann in der Richtung der Widerruflichkeit nach deren Ablauf. Infolge des Wegfalls des direkten Klagerechts hat aber (das muß Breit a. a. O. zugegeben werden) die Bestimmung eine ganz andere Bedeutung erhalten und ist ihre Tragweite (wie die nachstehenden Er­ läuterungen zeigen werden) unklar und zweifelhaft geworden. Anm. 5 b) Widerruf ist die einseitige empfangsbedürftige Willenserklärung des Scheckaus­ stellers, durch welche dieser dem Bezogenen gegenüber kundgibt, daß die Bezahlung des Schecks seinem Willen nicht mehr entspreche. Sie enthält eine Zurücknahme der durch die Scheckausstellng dem Bezogenen erteil;en Ermächtigung (vgl. oben zu 8 1 Anm 3), den Scheck für Rechnung des Ausstellers aus dessen Guthaben an den Scheckinhaber zu bezahlen. Eine Form ist für den Widerruf nicht vorgeschrieben; er kann deshalb auch mündlich sowie durch schlüssige Handlungen erklärt werden. Erforderlich ist, daß er dem Bezogenen zuaeht (88 130ff. BGB). Anm. 6 c) Durch die Fassung des Gesetzes kommt zum Ausdruck, daß die Erklärung des Wider­ rufs auch schon vor Ablauf der Vorlegungsfrist erfolgen kann, daß aber die Wirksamkeit einer in dieser Zeit erfolgenden Widerrufserklärung bis zum Ablaufe der Vorlegungsftist hinausgeschoben ist. Über die Dauer und den Ablauf der Vorlegungsfrist vgl. zu 8 H Anm 5 ff. Mit dem Ablaufe der Dorlegungsfrist wird der Widerruf jedoch nur dann wirksam, wenn nicht während des Laufes der Frist der Scheck vorgelegt und bezahlt worden ist. Bis zum Ablaufe der Frist braucht der Bezogene die Widerrufserklärung nicht zu beachten, ist vielmehr berechtigt, den Scheck im Falle rechtzeitiger Vorlegung zu bezahlen. Ist der Scheck vorgelegt, aber bei Ablauf der Frist noch nicht bezahlt, so darf ihn der Bezogene nun nicht mehr bezahlen. Anm. 7 d) Die Unwirksamkeit des Widerrufs während des Laufes der Vorlegungs­ frist bezieht sich in erster Linie auf das Rechtsverhältnis zwischen dem Bezogenen und dem Aussteller. Dieses Verhältnis wird geregelt durch den Scheckvertrag (vgl. 8 3 Anm 2); es ist daher kein scheckrechtliches, sondern ein Vertragsverhältnis des allgemeinen bürgerlichen Rechts; das Gesetz greift also damit (ähnlich wie mit der Vorsckrift des 8 3) über den Rah­ men eines SckeckG hinaus in das bürgerliche Recht ein. Die Vorschrift geht als lex specialis den Vorschriften des allgemeinen bürgerlicken Rechts vor. Deshalb hat das RG in dem Urt v. 8. 5. 92’) (RGZ 99, 75ff. auf S. 77) mit Recht die Annahme mißbilligt, daß un­ geachtet der Vorschrift des 8 13 Abs 3 ScheckG schon auf Grund der rechtlichen Natur des Scheckvertrags als eines Gesck äs sbesorgungsvertrags (8 675 BGB) der Bezogene ver­ pflichtet sei, den Weisi ngen des Ai sstellers Folge zu leisten und einen Widerruf auch wäh­ rend der Vorlegungsfrist zu beachten. An sich würde allerdings der Bezogene auch der Anweisung des Ausstellers, den Scheck nicht einzi lösen, unbedingt Folge zu leisten haben, mag man nun den Scheckvertrag als einen eigentlichen Geschäftsbesorgungsvertrag oder als

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einen diesem rechtsähnlichen besonderen Vertrag des modernen Rechts ansehen (vgl. zu 8 3 § 13 Anm 2). Aber diese Verpflichtung muß, wie das RG a. a. O. zutreffend bemerkt, ihre Schranke finden an der Vorschrift des § 13 Abs 3. Der Bezogene ist deshalb nicht schon auf Grund des Scheckvertrags ohne weiteres dem Aussteller gegenüber verpflichtet, einen Wider­ ruf des Schecks schon während der Vorlegungsfrist zu beachten und daraufhin die Einlösung des Schecks gegenüber dem Inhaber abzulehnen. Das RG hat aber in der angeführten Ent­ scheidung weitergehend gegen Herzfeld (LZ 1908, 438) ausgesprochen, daß der Bezogene dem Aussteller gegenüber zur Beachtung eines solchen vorzeitigen Widerrufs auch dann nicht verpflichtet sei, wenn ihm Umstände bekanntgeworden sind, die der Annahme einer Berechtigung des Inhabers möglicherweise entgegenstehen, sonach z. B. wenn der Aussteller ihm mitgeteilt hat, daß der Scheck ihm abhanden gekommen sei. Aus der absoluten Vorschrift des § 13 Abs 3, auf die sich der Bezogene berufen kann, wird allerdings diese Folgerung ge­ zogen werden müssen, die auch wohl dem Sinne des ScheckG entsprechen dürfte, das, wenn es auch dem Inhaber ein direktes Klagerecht versagt hat, doch ihm durch die Be­ stimmung einen gewissen indirekten Schutz gegen willkürliche Vereitelung der Einlösung des Schecks durch Verfügungen des Ausstellers gewähren wollte; vgl. oben Anm 4 a. Tatsäch­ lich pflegen freilich die Banken Sperrungen der Schecke durch ihre Scheckkunden, insbesondere wenn sie motiviert sind und keine Bedenken entgegenstehen, zu beachten. Vgl. über die von dem deutschen ScheckG in diesem Punkte abweichenden Beschlüsse der Haager Konferenz unten Anm 22. — Es fragt sich aber ferner, ob die Schranke des § 13 Abs 3 ScheckG auch einer ausdrücklichen Vereinbarung zwischen dem Aussteller und dem Bezogenen, des Inhalts, daß dieser einen Widerruf auch schon innerhalb der Vorlegungsfrist zu beachten habe, sei es, daß sie schon im Scheckvertrage allgemein oder — wie im Falle des reichs­ gerichtlichen Urteils — nachträglich mit Bezug auf einen einzelnen Sckeck getroffen worden ist, entgegensteht. Das RG a. a. O. tritt der von verschiedenen Seiten (Lessing zu § 13 Anm V 2; Langen, Zum Scheckrecht S. 53) vertretenen Auffassung entgegen, daß § 13 Abs 3 in diesem Sinne „zwingendes Recht" enthalte. Für diese Auffassung sprechen aber doch wohl überwiegende Gründe. Die Bestimmung hat nach ihrem Zwecke (vgl. oben) keineswegs nur die das interne Verhältnis zwischen Aussteller und Bezogenem betreffende Bedeutung einer gesetzlichen Auslegungsregel für den Scheckvertrag, die durch Vereinbarung abgeändert werden könnte; es wohnt ihr vielmehr der Charakter eines auf dem rechtspolitischen Gesichts­ punkte des Schutzes Dritter beruhenden Verbots bei, das sowohl an den Aussteller wie an den Bezogenen gerichtet ist und dahin geht, daß jener sich eines Widerrufs, der für die Dauer der Vorlegungsfrist bereits wirken soll, enthalte, dieser einem solchen Widerrufe keine Folge leiste. Ein derartiges Verbot kann aber nicht Hallmachen wollen vor einer es außer Kraft zu setzen bestimmten Parteivereinbarung. Es dürfte deshalb richtiger sein, anzunehmen, daß § 13 Abs 3 in der Tat zwingendes Recht enthält und der Bezogene auch an eine aus­ drücklich übernommene Verpflichtung, einen Widerruf während der Borlegungsfrist zu be­ achten, nicht gebunden sein kann. In der Geltendmachung dieses Einwandes gegenüber dem Aussteller kann nach Maßgabe der für die rechtsähnlichen Fälle der Berufung auf einen Formmangel von der Rechtsprechung des RG entwickelten Rechtssätze ein arglistiges Ver­ halten, das eine exceptio doli generalis begründen könnte, nicht gefunden werden. Anderer­ seits wird, wenn der Bezogene in Beachtung eines Widerrufs des Ausstellers die Einlösung des Schecks während der Vorlegungsfrist verweigert hat und der Aussteller deswegen von einem Scheckberechtigten im Regreßwege haftbar gemacht worden ist, wie das RG a. a. O. zutreffend annimmt, der Aussteller sich nicht auf die Bestimmung des § 13 Abs 3 stützen können, um den Bezogenen schadensersatzpflichtig zu machen, da ihm in der Tat die exceptio doli generalis entgegenstehen würde, wenn er sich mit seiner eigenen Widerrufsverfügung in Widerspruch setzen wollte. Eine andere Frage ist, ob und welche Wirkungen die Vorschrift im Verhältnisse der Scheck- Anm. 8 berechtigten zu dem Aussteller und dem Bezogenen haben kann. Was zunächst den Aussteller betrifft, so dürfte es keinem durchgreifenden Bedenken unterliegen, daß dieser durch vorsätzliche oder schuldhaft fahrlässige Zuwiderhandlung gegen die den Schutz der Scheck­ berechtigten bezweckende Bestimmung gemäß § 823 Abs 2 BGB diesen zum Schadens­ ersätze verpflichtet wird. In diesem Sinne hat sich auch Jacusiel (BankA VII S. 284) sowie Breit, Pflichten und Rechte S. 27 ausgesprochen; Breit hat aber (in HoldheimsMSchr 1908 S. 200ff.) seine Ansicht ausdrücklich aufgegeben, jedoch mit keineswegs einleuchtender Begründung. Denn daß der Aussteller schon nach dem allgemeinen bürgerlichen Rechte für jede willkürliche Vereitelung der Scheckeinlösung — etwa durch Abhebung des Guthabens oder sonstige Maßnahmen — dem Scheckinhaber hafte, ist, wie übrigens Breit selbst annimmt, keineswegs sicher; deshalb konnte das Gesetz sehr wohl Veranlassung nehmen, wenigstens für den Fall der Vereitelung durch Widerruf eine besondere Norm aufzustellen und dadurch die Schadensersatzpflicht außer Zweifel zu setzen. Zweifelhafter ist, ob der Bezogene da9*

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§ 13 durch, daß er, obwohl ein Guthaben vorhanden ist, in Beachtung eines Widerrufei des Aus­ stellers innerhalb der Vorlegungsfrist die Einlösung des Schecks verweigert, sich drin Scheck­ inhaber schadensersatzpflichtig macht. Daß sich das gesetzliche Verbot der Beachmng eines solchen Widerrufs an ihn richtet, ist anzunehmen. Er würde deshalb bei vorsätzlicher oder fahrlässiger Nichtbeachtung dieses den Schutz des Scheckberechtigten bezweckender Gesetzes ihm nach § 823 Abs 2 BGB schadensersatzpflichtig sein. Aber andererseits komnt in Be­ tracht, daß er nach der durch das ScheckG geschaffenen Rechtslage, die das direkte Klagerecht versagt, gegenüber dem Scheckinhaber überhaupt nicht verpflichtet ist, den Scheck einzulösen, und daß er einen Grund für seine Weigerung — ob wegen des Widerrufs oder auZ sonstigem Grunde — nicht anzugeben braucht. Praktisch wird die Bestimmung daher allerdings wohl gegenüber dem Bezogenen eine lex imperfecta bleiben und zu dessen Haftbarmaihung nicht führen können, es müßte denn sein, daß ein den guten Sitten widerstreitendes Verhalten pemäß § 826 BGB durch Kollusion mit dem Aussteller nachzuweisen wäre. Aker deshalb ist die Vorschrift doch nicht ganz ohne Bedeutung auch für das Verhältnis zwischen den Scheck­ berechtigten und dem Bezogenen. Denn sie wird immerhin dahin wirken, daß wenigstens vorsichtige und gewissenhafte Banken — ob das immer gerade die großen sind, tote v. Can­ stein, Der Scheck S. 153 annimmt, bleibe dahingestellt — nicht (wie Breit, Rechte rnd Pflich­ ten S. 27, zwar nicht ausdrücklich empfiehlt, aber doch voraussagt) jeden beliebigen Widerruf ihrer Scheckkunden während der Vorlegungsfrist beachten, was allerdings das be­ quemste Verhalten sein würde, sondern daß sie, schon um nicht in den Verdacht ener Kollu­ sion mit dem Aussteller zu geraten, zum mindesten prüfen werden, ob Gründe vorliegen, die einen solchen Widerruf als durch sachliche Gründe gerechtfertigt erscheinen lassen, bevor sie die Einlösung des Schecks auf Grund des Widerrufs verweigern. Freilich kam der Aus­ steller eine solche Prüfung unmöglich machen dadurch, daß er sein Guthaben erhebt oder son­ stige Maßregeln zur Vereitelung der Einlösung trifft, ohne zu widerrufen. Das sind Folgen, die sich aus der Beseitigung des unmittelbaren Klagerechts des Scheckinhabers ergeben und mit in den Kauf genommen werden müssen. Hat der Bezogene dem Schecknehmer auf An­ frage die Auskunft er eilt, der Scheck gehe in Ordnung (vgl. zu § 10 Anm 3), so wird er be­ sonders zu prüfen haben, ob ein dem § 13 Abs 3 zuwider während der Vorlegungsfrist erfolgter Widerruf des Ausstellers sachliche Gründe haben kann oder eine Schädigung des Scheck­ inhabers bezweckt, da er in diesem Falle, um eine Schadensersatzpflicht aus § 823 Abs 2 BGB auszuschließen, dem Scheckinhaber gegenüber darlegen muß, aus welchem Grunde er unge­ achtet der erteilten Auskunft den Scheck nicht einlösen konnte. Anm. 9 5. Darüber, ob auch noch andere Ereignisse als der Widerruf des Ausstellers (oben unter Nr 4), die in der Zwischenzeit zwischen der Ausstellung und Begebung des Schecks einerseits und seiner Einlösung andererseits eingetreten sind, die Pflicht und das Recht des Bezogenen zur Einlösung des Schecks berühren, enthält das ScheckG keine besonderen Vor­ schriften. Als solche Ereignisse können namentlich in Betracht kommen: a) der Tod und der Eintritt der Geschäftsunfähigkeit (§ 104 Nr 2, 3: Geisteskrankheit, Entmündigung) des Ausstellers oder des Bezogenen; b) der Konkurs des Ausstellers; c) der Konkurs des Bezogenen. Anm. 10 a) Hinsichtlich des Einflusses des TodeS oder der Geschäftsunfähigkeit eines Beteiligten auf die Einlösung des Schecks verweist die Begründung (S. 29) aus das allgemeine bürger­ liche Recht, und zwar auf das Anweisungsrecht (§ 791 BGB) mit dem Zusatze, es liege kein Anlaß vor, für den Scheckverkehr eine andere Regelung vorzuschreiben. Dabei ist jedoch über­ sehen, daß der Aussteller (Scheckkunde) und der Bezogene nicht lediglich in dem Verhältnisse des Anweisenden und des Angewiesenen, dem ein Vertrag nicht zugrunde zu liegen braucht, stehen, sondern daß die Grundlage der Scheckziehung ein besonderer Vertrag, der Scheck­ vertrag, bildet und daß daher die Frage unter Berücksichtigung der rechtlichen Natur und des Inhalts dieses Vertrags entschieden werden muß, der sich als ein Geschäftsbesorgungs­ vertrag (§ 675 BGB) oder doch als ein.diesem rechtsähnlicher besonderer Vertrag des modernen Rechts darstellt; vgl. zu 8 3 Anm 2. Danach erlischt ein solcher Vertrag im Zweifel durch den Tod und die Geschäftsfähigkeit des Geschäftsherrn (Scheckkunden) nicht (§§ 672 Satz 1, 675 BGB). Der Bezogene ist daher, falls nicht anderes vereinbart ist, auch nach Eintritt eines dieser Ereignisse verpflichtet und berechtigt, einen vorher ausgestellten Scheck seines Scheckkunden zu honorieren. Doch kann im Scheckvertrage ausbedungen werden, daß der Scheckvertrag in solchen Fällen erlöschen soll. Alsdann findet § 672 Satz 2 Anwendung; danach hat der Geschäftsbesorger (Bezogene), falls der Geschäftsbesorgungsvertrag erlischt, wenn mit dem Aufschübe Gefahr verbunden ist, die Besorgung des übertragenen Geschäfts fortzusetzen, bis der Erbe oder der gesetzliche Vertreter des Geschäftsherrn (Scheckkunden) anderweite Fürsorge treffen kann. Der Bezogene wird also unter Umständen verpflichtet und berechtigt sein, den Scheck ungeachtet der Vereinbarung einzulösen, wenn er erkennen muß, daß eine besondere, außergewöhnliche Gefahr für den Aussteller oder seine Erben

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infolge der Nichteinlösung droht, z. B-, daß ihnen ein durch den Scheck zu finanzierendes § 13 größeres Geschäft entgehen und dadurch Verlust entstehen könnte; dagegen wird die regel­ mäßig eintretende Gefahr des Regresses dazu nicht genügen, da sie als durch die Ver­ einbarung ausgeschaltet zu gellen haben wird. b) Konkurs des Ausstellers. «. Auch hinsichtlich des Konkurses eines Beteiligten erklärt die Anm. 11 Begründung a. a. O., daß kein Anlaß zu einer Abweichung von dem allgemeinen bürgerlichen Rechte, worunter in ihrem Sinne auch das Konkursrecht verstanden werden muß, gegeben sei. Schon Simonson (GruchotsBeitr 50, 43), hat darauf aufmerksam gemacht, daß weder aus dem bürgerlichen noch aus dem Konkursrechte eine zweifelsfreie Lösung der hierher gehörigen Fragen zu entnehmen sei, und hat deshalb eine ausdrückliche Regelung durch das ScheckG befürwortet. Seine Voraussagung hat sich bewahrheitet; denn infolge der Unterlassung der Regelung durch das ScheckG haben sich schwierig zu entscheidende Streitfragen auf diesem Gebiete ergeben, die bis heute noch nicht völlig geklärt sind. Die Grundlagen für die Ent­ scheidung müssen in erster Linie in der Konkursordnung gesucht werden. Nach § 23 KO erlischt ein von dem Gemeinschuldner erteilter Auftrag durch die Eröffnung des Verfahrens, und das gleiche gilt, wenn sich jemand durch einen Dienstvertrag verpflichtet hat, ein Ge­ schäft des Gemeinschuldners zu besorgen. Von verschiedenen Seiten im Schrift­ tum (Lessing zu § 13 Anm VI2 S. 116; Kuhlenbeck ScheckG zu § 13 Anm 6 S. 74) wird ohne nähere Begründung der Satz ausgestellt, § 23 KO komme auf den Scheck nicht zur Anwendung, und es wird dabei auf die Ausführungen Jaegers, KO § 23 Anm 17ff., bezug genommen, der unter Bezugnahme auf die schon im früheren Rechte herrschende Meinung die Ansicht vertritt, daß § 23 KO für die Anweisung im Konkurse des Anweisenden keine An­ wendung zu finden habe, weil die Anweisungsermächtigung weder eine Vollmacht noch ein Auftrag zu sein brauche, sondern vom BGB als ein besonderes Rechtsinstitut rein formellen Charakters ausgebildet worden sei. Aber auch hier wird außer acht gelassen, daß beim Scheck das Rechtsverhältnis zwischen dem.Aussteller und dem Bezogenen nicht durch das formelle Anweisungsrecht, sondern durch den die Grundlage der Scheckziehung bildenden Scheckvertrag geregelt wird, der sich als ein Geschäftsbesorgungsvertrag oder ein einem solchen rechtsähnlicher besonderer Vertrag darstellt, und daß daher kein Grund besteht, auf dieses Rechtsverhältnis den § 23 KO nicht anzuwenden, der auch sachlich eine durchaus ent­ sprechende Lösung bietet. Danach ist der Scheckvertrag durch die Konkurseröffnung erloschen und der Bezogene deshalb regelmäßig der Konkursmasse wie dem Gemeinschuldner gegen­ über nicht mehr verpflichtet oder berechtigt, einen vorher vom Gemeinschuldner ausgestellten Scheck einzulösen. Auch hier findet aber (wie im Falle des Todes und der Geschäftsunfähig­ keit, oben unter a, die Vorschrift des § 672 Abs 2 BGB Anwendung (§ 23 Abs 1 Satz 2 KO), wonach der Geschäftsbesorger die Geschäftsbesorgung fortzusetzen hat, wenn mit dem Auf­ schübe Gefahr verbunden ist. Die Gefahr des Regresses wird auch hier ausscheiden, da dem Scheckinhaber wegen seines Regreßanspruches gegen den Aussteller ein Aussonderungs­ oder Absonderungsrecht nicht zusteht, er vielmehr einfacher Konkursgläubiger ist, die Konkursmasse daher durch die Nichteinlösung ihm gegenüber nicht besonders verpflichtet wird. Löst im Falle des Bestehens einer solchen Gefahr der Bezogene den Scheck ein, so wird da­ durch, wenn die Scheckziehung auf ein vorhandenes Aktivguthaben erfolgt ist, dieses Gut­ haben um den entsprechenden Betrag gemindert; ist aber die Scheckziehung auf Kredit erfolgt, so bildet der dem Bezogenen durch die Einlösung entstehende Erstattungsanspruch eine Masseschuld (§ 27 KO). — Entsprechende Anwendung findet ferner laut § 23 KO auch § 674 BGB; danach gilt der Scheckvertrag zugunsten des Bezogenen so lange als fortbestehend, als er von der Konkurseröffnung keine Kenntnis hat. Löst er aus diesem Grunde den Scheck nach der Konkurseröffnung ein, so wird auch hier, wenn die Scheckziehung auf ein gedecktes Aktivguthaben erfolgt ist, dieses um den gezahlten Betrag vermindert; liegt dagegen der Scheckziehung ein ungedecktes Kreditguthaben zugrunde, so wird der Bezogene durch die Einlösung nicht (wie im Falle des 8 672 Abs 1 Satz 2) Massegläubiger, sondern einfacher Konkursgläubiger (§ 27 KO). Im wesentlichen zu gleichen Ergebnissen führt übrigens die Anwendung des § 8 KO, wenn man, was allerdings nicht unbedenklich erscheint, (vgl. Simonson a. a. O. S. 47) die Einlösung, weil sie auf eine Verfügung des Gemein­ schuldners zurückzuführen ist, als eine Leistung an den Gemeinschuldner ansehen will. Die Beweislast darüber, ob der Bezogene von der Eröffnung des Konkurses Kenntnis ge­ habt hat, regelt sich dann nach Abs 2 u. 3 des 8 8 KO; sie liegt danach dem Konkursverwalter ob, wenn die Einlösung vor der öffentlichen Bekanntmachung des Konkurses erfolgt ist, anderen­ falls dem Bezogenen. — Da der Scheckvertrag nach der hier vertretenen Ansicht durch die Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Ausstellers erlischt, kann auch der Konkurs­ verwalter nicht gemäß 8 17 KO in ihn eintreten, also nicht verlangen, daß die Bank weitere von ihm zu ziehende Schecke einlöse, auch wenn noch ein Guthaben besteht. Es bedarf daher nicht der Heranziehung der clausula rebus sic stantibus (Lessing 8 13 Anm VI 2 S. 117;

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§ 13 Simonson bei Gruchot 50, 43), um die Befugnis der Bank zur Aufhebung des ScheckverLrags zu rechtfertigen. Anm. 12 ß. Daß dem Scheckinhaber und den sonstigen Scheckberechtigten, insbesondere dem Scheck­ empfänger, wegen ihrer Regreßansprüche ein Absonderungs- oder Aussonderungs­ recht im Konkurse des Ausstellers nicht zusteht, ist oben bereits bemerkt worden. Die Gewährung eines solchen Vorzugsrechtes war in den Erörterungen über die Gestaltung des ScheckG von manchen Seiten gefordert worden, unter Berufung auf die namentlich im französischen Rechte entwickelten Grundsätze, die dem Scheckempfänger ein besonderes Recht an der „Deckung", sei es Eigentum oder auf ihn durch Zession übergegangenes Gläu­ bigerrecht zuerkennen. Vgl. zu 8 3 Anm 3. Von anderer Seite, namentlich Simonson a. a. O. S. 53ff., wurde dem entgegengetreten. Die Begründung lehnt die Gewährung eines solchen Vorzugsrechts ab, „im Interesse der sonstigen Konkursgläubiger". Es handelt sich dabei um die gleiche Frage, die bei dem direkten Klagerechte des Scheckinhabers gegen den Bezogenen eine Rolle gespielt hat, ob nämlich für den Scheckverkehr auf möglichste Sicherung der Be­ friedigung des Scheckinhabers aus dem Scheck Bedacht genommen werden soll; da das direkte Klagerecht beseitigt worden ist, war es folgerichtig, den Scheckinhaber auch anderen Gläu­ bigern des Ausstellers gegenüber nicht zu bevorzugen. Anm. 13 y. Im Falle des Konkurses des Ausstellers kann eine Anfechtung der Scheckausstellung und Begebung, die ein Rechtsgeschäft des Gemeinschuldners darstellt, gemäß § 30 Nr 1 Fall 1 KO gegenüber dem Scheckempfänger stattfinden, wenn ihm zur Zeit der Eingehung des Geschäfts die Zahlungseinstellung oder der Eröffnungsantrag bekannt war und er später von dem Bezogenen die Einlösung des Schecks erlangt hat, ohne daß dieser, falls die Äwffnung des Verfahrens inzwischen eingetreten war, von ihr Kenntnis erlangt hatte; denn in diesem Falle hat sich das Guthaben des Gemeinschuldners an den Bezogenen um, den von diesem bezahlten Betrag gemindert oder es ist (im Falle der Scheckziehung auf Kredit) eine Forderung des Bezogenen an den Gemeinschuldner, wenn auch, falls die Einlösung nach der Eröffnung erfolgt ist, nur eine Konkursforderung (oben Anm 11) entstanden; die Konkursgläubiger sind deshalb durch die Scheckbegebung benachteiligt worden. War der Scheckemp­ fänger Gläubiger des Gemeinschuldners und hat er aus dem Scheck Befriedigung erlangt, so kann auch eine Anfechtung nach 8 30 Nr 1 Fall 2 oder Nr 2 stattfinden, je nachdem der Scheckempfänger zur Zeit der Einlösung des Schecks, mit welcher sich die Befriedigung erst vollzog, einen Anspruch auf Befriedigung durch Zahlung zu dieser Zeit hatte oder nicht; hier genügt auch die Kenntnis des Scheckempfängers zur Zeit der Einlösung, da erst durch diese die Befriedigung erfolgt, während durch die Begebung auch noch keine Sicherung herbei­ geführt ist. Nicht erforderlich ist zur Ausschließung der Anfechtbarkeit nach Nr 2, daß der Gläubiger Anspruch auf Zahlungsleistung gerade durch Ausstellung eines Schecks hatte, da der Anspruch auf Barzahlung der weitergehende ist. Nach 8 31 Nr 1 kann eine Scheckbegebung, die zur Einlösung durch den Bezogenen, ohne daß dieser Kenntnis von der Eröffnung des Verfahrens gehabt hätte, geführt hat, angefochten werden, wenn sie von dem Aussteller in der Absicht, seine Gläubiger zu benachteiligen, erfolgt und dem Scheckempfänger diese Absicht bekannt war; ferner nach 8 32 Nr 1 oder 2, wenn sie eine unentgeltliche Ver­ fügung zugunsten der dort bezeichneten Personen innerhalb der dort bezeichneten Fristen darstellte. Die Anfechtung ist in allen diesen Fällen gegen den Scheckempfänger zu richten. Eine Anfechtung gegen den Bezogenen ist nicht denkbar, da dieser nicht der Empfänger der anzufechtenden Leistung ist. Anm. 14 c) Konkurs des Bezogenen. Durch den Konkurs des Geschäftsbesorgers erlischt nach den Grundsätzen des BGB und der KO der Geschäftsbesorgungsvertrag nicht ohne weiteres; der Konkursverwalter hat vielmehr nach 8 17 KO die Wahl, ob er die fernere Besorgung des noch nicht beendeten Geschäfts übernehmen und von dem Geschäftsherrn Erfüllung ver­ langen oder von dem Vertrage abgehen will. Denn der Geschästsbesorgungsvertrag gegen Vergütung ist ein zweiseitiger Vertrag im Sinne des 8 17 KO. So für den Kommissions­ vertrag RGZ 78, 94. Diese Grundsätze müssen auch auf den Scheckvertrag angewendet wer­ den, der ein, wenn auch in einzelnen Beziehungen eigenartiger Geschäftsbesorgungsvertrag gegen Vergütung ist. Vgl. zu 8 3 Anm 2; a. M. für den nicht auf Kredit abgeschlossenen Scheckvertrag Simonson bei Gruchot 50, 51 und die dort Anm 13 Angeführten. Lehnt der Konkursverwalter die Erfüllung ab, so kann der Scheckkunde nach 8 26 KO Ersatz des Schadens verlangen, der ihm besonders dadurch möglicherweise entsteht, daß ein bereits vor der Konkurseröffnung auf den Gemeinschuldner gezogener Scheck nicht mehr zur Einlösung gelangt. Der Scheckkunde seinerseits braucht aber dem Verlangen des Konkursverwalters auf Fortsetzung des Vertrags nicht zu entsprechen, kann ihn vielmehr wegen Vorliegens eines wichtigen Grundes fristlos kündigen (8 626 BGB); an der Kündigung des Scheckvertrags allein wird er freilich kein Interesse haben, da es in seinem Belieben steht, ob er noch weitere Schecke auf den Gemeinschuldner oder vielmehr dessen Konkursverwalter ziehen will oder

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nicht, wohl aber an der Kündigung des gesamten Depositenverhältnisses. Hinsichtlich des H 13 vorhandenen Guthabens ist der Scheckkunde einfacher Konkursgläubiger des Bezogenen, sofern dieser ihm nicht besondere Sicherheiten bestellt hat. Der Scheckinhaber ist nicht Kon­ kursgläubiger des Bezogenen, da ihm ein Anspruch gegen ihn auf Mnlösung des Schecks nicht zusteht. — Wegen der Anfechtung geleisteter Scheckzahlungen im Konkurse des Bezogenen vgl. § 24 ScheckG und die Anmerkungen dazu. d) Der Konkurs des Scheckinhabers berührt das Scheckverhältnis nur insofern, alsAnm. 15 die Regreßansprüche des Gemeinschuldners nunmehr von dem Konkursverwalter ausgeübt werden. Zusatz 1: Fremde Rechte. Vgl. die Anhänge unter G. a) Österreich (§ 11) und Ungarn (§ 10) gewähren dem Bezogenen das Recht, bei derAnm. 16 Zahlung die Aushändigung und, sofern es sich um einen Namensscheck handelt, auch die Quittierung des Schecks zu verlangen, nicht aber beim Inhaberscheck. Nach den skandinavi­ schen Wechselgesetzen (§§ 3, 38) kann der Bezogene gegen Zahlung des Schecks Rückgabe mit daraufgesetzter Quittung verlangen. In Japan (Art 537, 483) kann gleichfalls Aushändi­ gung und Quittierung auf dem Scheck verlangt werden. Auch in den'übrigen Ländern ist meist Aushändigung des quittierten Schecks bei Zahlung auf Verlangen des Bezogenen vorgeschrieben; bestritten ist vielfach, ob auch bei Jnhaberschecken Quittung verlangt wer­ den kann. So Schweiz (Art 836, 758 Abs 1); Italien (Art 341, 295); Rumänien (Art 366). In Großbritannien kommen die allgemeinen Vorschriften des bürgerlichen Rechts zur Anwendung, nach denen jeder, der eine Zahlung empfängt, bei Strafe zur Quittungs­ leistung verpflichtet ist; die Quittung wird gewöhnlich auf die Rückseite des Papiers gesetzt; bei Jnhaberschecken ist sie nicht üblich. In den Vereinigten Staaten ist gleichfalls das Recht des Zahlers auf Herausgabe der Urkunde und Erteilung einer Quittung anerkannt. Der Bezogene gilt im englisch-amerikanischen Recht als verpflichtet, den Scheck mit dem Vermerk der Zahlung zu versehen und für den Aussteller aufzubewahren. Besondere Vor­ schriften, die auf fiskalischen Erwägungen beruhen, gelten in Frankreich (Art 5 und 7 Ges v. 9. 2. 74); danach muß jeder Scheck, auch der an den Inhaber zahlbare, unter Beifügung des Datums von demjenigen quittiert werden, der ihn einkassiert hat; wer den Scheck bezahlt, ohne eine solche Quittung zu verlangen, verwirkt eine Buße von 50 Fr.; auch wenn die Quittung zwar erteilt, aber nicht datiert w rden, ist die Strafe verwirkt; ist der Scheck in eine Abrechnungsstelle eingeliefert, so kann die Quittung durch einen Aufrech­ nungsvermerk ersetzt werden. Vgl. Näheres bei Meyer, Weltscheckrecht I S. 253ff. b) Teilzahlungen. Die Verpflichtung des Scheckinhabers zur Annahme von Teilzah-Anm. 17 lungen wird ausdrücklich verneint durch das österreichische (§ 11 Abs 2) und ungarische (§ 10) ScheckG. Andere ScheckG enthalten keine ausdrückliche Bestimmung. Wo sie allgemein für den Scheck oder speziell für die Zahlung desselben auf das WechselG Bezug nehmen, finden die entsprechenden Bestimmungen dieses Gesetzes Anwendung, die vielfach die Ver­ pflichtung des Wechselinhabers zur Annahme von Teilzahlungen aussprechen; so Skandinavien (§3 ScheckG in Verbindung mit §§ 37, 38 Wechsel-); Japan (Art 530, 478); Schweiz (Art 836, 757, 758); Italien (Art 341, 292, 295); Frankreich (nach der herrschenden Meinung auf Grund von Art 156 Abs 1 Code de commerce). Wo das ScheckG nicht auf das WechselG verweist (so in den Niederlanden, wo für den Wechsel Art 168 die Annahmepflicht für Teil­ zahlungen ausspricht) oder weder das ScheckG noch das WechselG eine Verpflichtung zur An­ nahme von Teilzahlungen aussprechen (so in Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika), wird eine solche Verpflichtung für den Scheck nicht anerkannt. Näheres vgl. bei F. Meyer, Wel scheckrecht I S. 258 ff. c) Widerruf. Österreich (§ 13) läßt den Widerruf eines dem Scheckempfänger ausgehändig- Anm. 18 ten (nicht dem Bezogenen direkt eingesandten) Schecks erst mit dem Ablauf der Präsentationsfrist wirksam werden und versagt dem Bezogenen das Recht zur Einlösung eines wirksam widerrufenen Schecks. Auch Ungarn (§ 15) und Japan (Art 533a) erklären den Widerruf für die Dauer der Vorlegungsfrist als unwirksam. Im übrigen wird da, wo dem Scheckerwerber ein besonderes Recht auf die „Deckung" und dementsprechend ein direktes Klagerecht gegen den Bezogenen nicht gewährt ist (vgl. zu 8 1 Anm 3), die freie Widerruflichkeit angenommen, ent­ sprechend den Anweisungsgrundsätzen, so in der Schweiz, Skandinavien, Italien, ferner in en Bereinigten Staaten für nicht zertifizierte oder akzeptierte Schecke; ausdrücklich ist die freie Wider­ ruflichkeit bestimmt in Großbritannien (B. of Exch. Act Sect. 75 Nr 1). Anders in den Ländern, die in der Scheckbegebung eine Übertragung des Rechts an der Deckung sehen. Zwar wird in Frankreich das Widerrufsrecht des Ausstellers anerkannt, aber der Inhaber hat ein direktes Klagerecht gegen den Bezogenen, und dieser darf daher dem Aussteller die Deckung nicht ohne Zustimmung des Inhabers oder ein die Zustimmung ersetzendes gerichtliches Urteil herausgeben, falls der Aussteller widerrufen oder Opposition eingelegt hat; ebenso bei Zu­ rückziehung des Guthabens. Gleiches gilt in Belgien. Für die niederländische Gesetzgebung

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§ 13 ist aus dem Vorrechte des Inhabers an der Deckung im Falle des Konkurses des Ausstellers (Art 226 des holländischen Wetboek van Koophandel; vgl. unten Anm 20) zu folgern, daß ein Widerruf der „Kassiersbriefe" unzulässig ist, nicht dagegen bei anderen auf Sicht an den In­ haber zahlbaren Papieren. Näheres bei F. Meyer, Weltscheckrecht I S. 264ff. Anm. 19 d) Tod oder Geschäftsunfähigkeit des Ausstellers. Österreich (§ 12 Abs 2) und Ungarn (§ 14 Abs 1) erklären diese Ereignisse ausdrücklich als einflußlos für den vorher ausgestellten und begebenen Scheck. Großbritannien bestimmt (Art 75 Nr 2 B. of Exch. Act), daß die Nachricht vom Tode des Scheckkunden die Pflicht und das Recht des Bankiers zur Bezahlung eines auf ihn gezogenen Schecks beenden. In den Ber. Staaten von Amerika wird angenommen, daß ein Scheck, dessen Begebung ein gültiger Gegenwert (valuable consideration) zugrunde liegt, was präsumiert wird, durch die Nachricht vom Tode des Ausstellers nicht hinfällig wird; doch ist die Frage in der Praxis streitig.. In den übrigen Ländern werden die Grundsätze vom Auftrag oder der Anweisung angewendet. Näheres bei F. Meyer, Weltscheckrecht I S. 271 ff. Anm. 20 e) Konkurs deS Ausstellers. Österreich (§ 12) und Ungarn (§ 14 Abs 2) bestimmen, daß der Bezogene die Einlösung des Schecks abzulehnen hat, sobald er von der Eröffnung des Konkurses Kunde hat, wofür die Präsumtionen des § 3 österr. KO und §§ 86, 90 ung. KG gelten. In Großbritannien (Bankruptcy Act von 1883 Abschnitt 9, 49) gilt die Ermächti­ gung des Bezogenen zur Bezahlung des Schecks als widerrufen, wenn gegen diesen eine Bankerotterklärung ergangen ist oder er einen Akt der Bankerottierung (Erklärung der Zahlungs­ unfähigkeit an das Gericht oder der Zahlungseinstellung an einen Gläubiger) begangen hat. In den Vereinigten Staaten muß nach Einleitung des Konkurses der Bezogene mit der Ein­ lösung der Schecke aushören; doch ist eine in gutem Glauben vollzogene Scheckeinlösung auch später noch wirksam. In den übrigen Staaten, die dem Scheckerwerber kein Sonderrecht an der Deckung gewähren, werden die Grundsätze vom Auftrag oder der Anweisung ange­ wendet. Wo dagegen die Scheckbegebung das Recht auf die Deckung überträgt (Frankreich, Belgien), bildet der Konkurs des Ausstellers keinen Grund zur Nichteinlösung des Schecks aus der Deckung durch den Bezogenen. In den Niederlanden ist laut Art 226 des hollän­ dischen Wetboek van Koophandel bei Kassiersbriefen der Kassier berechtigt, auch nach Eröffnung des Konkurses die Zahlung der Schecke aus dem vorhandenen Guthaben fortzu­ setzen, bis ein Interessent oder der Konkursverwalter Einspruch erhebt; nach Einstellung der Zahlungen durch den Kassier hat der Konkursverwalter die Scheckinhaber ganz oder nach Verhältnis ihrer Forderungen aus dem vorhandenen Guthaben zu bezahlen; es tritt also ein Sonderkonkurs an diesem Guthaben ein. Bei anderen auf Sicht an den Inhaber zahlbaren Papieren dagegen besteht kein Vorrecht an der Deckung, und infolgedessen darf der Bezogene, sobald er Kenntnis von, dem Konkurse erhält, Zahlung an den Inhaber nicht mehr leisten. Näheres bei F. Meyer, Weltscheckrecht I S. 274ff. Anm. 21 f) Konkurs deS Bezogenen. Wo ein direktes Klagerecht besteht, ist der Scheckinhaber Konkursgläubiger. Doch kann er, wenn die Deckung in einer bestimmten Summe bestand, die laut Vereinbarung besonders aufzubewahren und mit dem übrigen Vermögen des Bezogenen nicht vermischt war, diese Summe vindizieren (aussondern); Art 574 ff. Code civil. Näheres bei F. Meyer, Weltscheckrecht I S. 280ff. — Wegen der Anfechtbarkeit von Zahlungen im Konkurse des Bezogenen vgl. zu § 24 ScheckG Anm 8. Anm. 22 Zusatz 2: Künftiges Weltscheckrecht. Nach den Beschlüssen der zweiten Haager Konferenz (Anhang H) soll das künftige Einheitliche ScheckG über die in § 13 des deutschen ScheckG geregelten Punkte folgendes bestimmen: a) Art 18: „Der Bezogene kann bei der Zahlung des Schecks ver­ langen, daß er ihm quittiert durch den Inhaber ausgehändigt werde. Der Inhaber kann eine Teilzahlung zurückweisen. Im Falle einer Teilzahlung kann der Bezogene verlangen, daß diese Zahlung auf dem Scheck vermerkt werde und daß.ihm eine Quittung darüber erteilt werd e." (Mes in Übereinstimmung mit dem deutschen Recht: § 13 Abs 1.) b) Art 17: „Der Widerruf des in dem Scheck enthaltenen Auftrags hat Wirksamkeit erst nach dem Ablauf der Vorlegungsfrist. Wenn der Aussteller oder der Inhaber dem Bezogenen mitgeteilt hat, daß der Scheck verloren gegangen oder von einem Dritten infolge eines betrügerischen Aktes erworben worden ist, so wird der Bezogene, der den Scheck bezahlt, gültig befreit nur, wenn der Inhaber des Schecks beweist, daß er ihn auf eine rechtmäßige Weise erworben hat. Wenn einWiderruf nicht vorliegt, behält d er Bezog ene d as Rech t, auch nach Ablauf der Frist zu zahlen." Die Absätze 1 und 3 stimmen mit dem deutschen ScheckG (§ 13 Abs 3, 2) überein. Da­ gegen enthält Abs 2 eine bedeutsame Abweichung von dem deutschen Gesetz insofern, als da-

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nach der Bezogene dem Aussteller gegenüber verpflichtet ist, eine Sperrung des Schecks § 13 durch den Aussteller wegen angeblichen Abhandenkommens schon während der Vorlegungsfrist in der Weise zu beachten, daß er den Scheck nur bezahlt, falls der ihn vorlegende Inhaber beweist, daß er ihn auf rechtmäßige Weise erworben hat. Vgl. dagegen oben Anm 7. e) Art 16: „Weder der Tod des Ausstellers noch seine Geschäfts­ unfähigkeit, die nach der Begebung (Emission) des Schecks eintreten, berühren die Wirksamkeit des Schecks." Vgl. über das deutsche Recht oben Anm 10. Uber den Einfluß des Konkurses des Ausstellers oder des Bezogenen auf das Recht und die Pflicht des Bezogenen zur Einlösung des Schecks enthalten die Beschlüsse keine Bestimmungen; die Entscheidung wird daher auch nach ihrem Inkrafttreten aus den Rechten der Einzelstaaten zu entnehmen sein.

§ 14. § 14 Der Aussteller sowie jeder Inhaber eines Schecks kann durch den quer über die Vorderseite gesetzten Vermerk: „Nur zur Verrechnung" verbieten, datz der Scheck bar bezahlt werde. Der Bezogene darf in diesem Falle den Scheck nur durch Verrechnung einlösen. Die Verrechnung gilt als Zahlung im Sinne dieses Gesetzes. Das Verbot kann nicht zurückgenommen werden. Die Übertretung des Verbots macht den Bezogenen für den dadurch entstehenden Schaden ver­ antwortlich. 1. Vorbemerkung. Nach 8 1 Nr 2 ScheckG ist wesentliches Erfordernis des Schecks die Anm. 1 an den Bezogenen gerichtete Anweisung des Ausstellers, aus seinem Guthaben eine bestimmte Geldsumme zu zahlen. Eine Anweisung, die ohne weiteres dahin lautet, den Betrag mit dem Scheckinhaber zu verrechnen, ist deshalb kein Scheck im Sinne des ScheckG. Das gilt insbesondere von dem sog. „roten Scheck" der Reichsbank, der Giroanweisung. Vgl. zu § 1 Anm 14. In Wirklichkeit hat aber der Scheckverkehr kein Interesse daran, daß die Schecke bar ausbezahlt werden. Vielmehr liegt es in der Richtung der dem Scheck gestellten volkslvirtschaftlichen Aufgabe, den Bargeldumlauf zu verringern, daß die Erledigung von Schecken ohne Barzahlung, durch bloße Verrechnung, möglichst begünstigt werde. Dazu kommt, daß bei Erledigung eines Schecks durch Verrechnung die Gefahr, daß ein Unbefugter den Scheck­ betrag erhebt, wenn sie auch durchaus nicht ausgeschlossen ist (vgl. unten Anm 5, 6), doch als erheblich verringert angesehen werden kann. Aus diesen Gründen hatte sich schon vor Erlaß des ScheckG in Deutschland eine verbreitete Handelsübung dahin gebildet, daß der im Texte der Anweisung auf Zahlung gestellte Scheck durch einen quer über den Text gesetzten Vermerk: „Nur zur Verrechnung" zum Verrechnungsscheck gemacht wurde, dessen Erledi­ gung nicht durch Barzahlung erfolgen durfte. In dem Abkommen der Reichsbank mit einer Anzahl von Berliner Bankfirmen vom 14. 2. 1883 über Errichtung einer Abrechnungs­ stelle (vgl. zu § 12 Anm 2), war bereits (unter B 3) bestimmt, daß es gestattet sei, durch den quer durch den Text geschriebenen oder gedruckten Zusatz: „Nur zur Verrechnung" vor­ zuschreiben, daß der Scheck nicht bar bezahlt, sondern nur zur Verrechnung bei dem Bezogenen oder einem anderen Mitglieds der Abrechnungsstelle verwendet werden dürfe, und daß der Bezogene für die Beachtung dieser Vorschrift, die nicht widerrufen werden könne, verant­ wortlich sei. Für den eigenen Scheckverkehr der Reichsbank war in den Bestimmungen über den Giroverkehr mit ihr (Nr 5 Abs 2) die Ausstellung von Schecken zugelassen, die nur zur Ver­ rechnung mit der Reichsbank oder einem Kontoinhaber bei ihr benutzt werden sollten, und für diesen Fall vorgeschrieben, daß der Scheck „gekreuzt", d. h. auf der Vorderseite mit dem quer über den Text geschriebenen oder gedruckten Vermerke versehen werden müsse: „Nur zur Verrechnung", und daß alsdann die Reichsbank den Betrag nicht bar auszahlen dürfe. Der Verrechnungsscheck war, wie die Begr (S. 30) bezeugt, in Deutschland so üblich gewor­ den, daß bei den Reichsbankanstalten ein sehr großer Teil der vorgelegten Schecke diesen Ver­ merk trug. Diese „Beliebtheit" führt die Begründung darauf zurück, „daß dadurch die Gefahr, daß der Scheck von einem Unberufenen eingezogen werde, erheblich verringert wird". Das ScheckG hat in § 14 diesem durch den Handelsgebrauch geschaffenen Nechtsgebilde die gesetzliche Grundlage gegeben. Es kann danach ein Scheck zwar nicht im Texte statt auf Zah­ lung auf Verrechnung gestellt, aber durch einen quer über die Vorderseite gesetzten Vermerk die gleiche Wirkung erreicht werden. 2. Erforderlich zur Herstellung eines Verrechnungsschecks ist, daß der Aussteller oder Anm. 2 ein Inhaber durch den quer über die Vorderseite gesetzten Vermerk: „Nur zur Ver­ rechnung" verbietet, daß der Scheck bar bezahlt werde (§ 14 Abs 1 Satz 1).

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a) In anderen ähnlichen Fällen, in denen Gesetze den zur Hervorbringung einer bestimm­ ten Wirkung wesentlichen Wortlaut eines Schriftvermerts formuliert haben, haben sie, um einer rein buchstabenmäßigen Auslegung von vornherein vorzubeugen, wahlweise (durch das Verbindungswort „oder") auch einen „gleichbedeutenden" oder sogar einen „ähnlichen" Ausdruck ausdrücklich für zulässig erklärt; so 8 1 Nr 1 und § 9 ScheckG; Art 9 Abs 2,14 Satz 2, 15, 17, 37, 70 WO. Das gleiche hat G. Cohn (bei Goldschmidt 61, 71), bei Besprechung des vorläufigen Entwurfs für das ScheckG empfohlen, „damit nicht die gesetzgeberisch durch­ aus zu fördernde Absicht, die Barzahlung durch die Verrechnung zu ersetzen, um des Buch­ stabens willen vereitelt werde". Dieser Hinweis ist vom Gesetzgeber nicht beachtet worden, und die Unterlassung hat die vorausgesagte Folge gehabt, daß von mancher Seite (Heim Anm 2; Henschel Anm 4 zu 8 14; Conrad, Handbuch S. 176) jeder von dem Buchstaben der Formel abweichende Wortlaut für unzulässig erklärt wird, so wenn statt „nur" gesagt ist „lediglich" oder „bloß" oder „ausschließlich"! Ein solcher Formalismus kann aber dem Ge­ setzgeber unmöglich unterstellt werden und ist auch aus der Nichtbeachtung des Cohnschen Hinweises nicht zu entnehmen, da gar nicht festzustellen ist, ob die gesetzgebenden Faktoren davon Kenntnis erhalten haben. Andererseits geht es zu weit, wenn andere annehmen, daß das Gesetz nur ein einzelnes Beispiel eines Verrechnungsvermerks habe anführen wollen und daß ein solcher Vermerk auch in beliebig anderer Fassung erfolgen könne (so Breit Pflichten S. 34 und bei Goldschmidt 70, 103; einschränkend Lessing Anm I11). Vielmehr will das Gesetz ersichtlich den von ihm formulierten Ausdruck des Gedankens als zwingende und wesentliche Form vorschreiben und können daher andere Ausdrucksweisen des gleichen Gedankens nicht zugelassen werden. Demnach können nur solche Ersatzausdrücke Wirksam­ keit beanspruchen, die lediglich für einzelne vorgeschriebene Worte gleichbedeutende andere Worte (Synonyma) einsetzen, wie das bei den obigen Ersatzwörtern für „nur" zutrifft. Da­ gegen wird die einfache Weglassung dieses Wörtchens ohne Ersah durch ein gleichbedeutendes nicht genügen; „Zur Verrechnung" oder „Verrechnungsscheck" bringt nicht klar zum Ausdruck, daß jede andere Einlösung des Schecks verboten sein soll; a. M. Breit a. a. O. Die Formu­ lierung in einem Satze: „Dieser Scheck darf nur zur Verrechnung benutzt werden", dürfte zulässig sein, zumal da er die entscheidenden drei Worte enthält. Nicht zulässig ist danach aber die negative Formulierung: „Nicht zur Barzahlung", da sie eine andere Einkleidung, wenn auch des gleichen Gedankens enthält. Statt „Verrechnung" darf nicht „Gutschrift", „Aufrechnung" oder „Abrechnung" gesetzt sein, da diese Ausdrücke mit jenem nicht durchaus gleichbedeutend sind, vgl. Anm 5. Unzulässig ist auch der Vermerk: „Nur zur Verrechnung mit X", da eine solche Einschränkung über das vom Gesetze gestattete Maß hinausgeht, das nur Verbot der Barzahlung, aber nicht auch Verbot der Verrechnung mit anderen als be­ stimmt genannten Personen, soweit eine solche möglich ist (vgl. Anm 5), zuläßt; a. M. Lessing S. 122. — Bei in ausländischer Sprache ausgestellten Schecken wird in entsprechender Anwendung von 8 1 Nr 1 ScheckG auch der Verrechnungsvermerk durch einen mit der deutschen Formel gleichbedeutenden Ausdruck in der fremden Sprache erfolgen dürfen. Das englische „Crossing“ entspricht aber weder nach der sachlichen Bedeutung noch nach der Form dem Berrechnungsvermerke des deutschen ScheckG; vgl. unten Anm 12. Anm. 3 b) Der Vermerk muß quer über die Vorderseite des Schecks gesetzt sein. Nicht vor­ geschrieben ist (wie es in dem Abkommen der Reichsbank vom 14. 2. 1883 der Fall war), daß der Vermerk quer durch den Text gesetzt sein oder den Text überhaupt berühren müßte. Deshalb ist er auch gültig, wenn er quer über einen leeren oder anders als durch den Schecktext ausgefüllten Raum der Vorderseite gesetzt ist. Daß er ohne Verletzung des Textes nicht entfernt werden könne (Simonson Anm 2), wird sonach vom Gesetze nicht er­ fordert; eine Erweiterung von Formvorschriften aus Zweckmäßigkeitsgründen dürfte aber nicht statthaft sein. Das Urt des RG v. 10. 7. 1920 (RGZ 100, 31) steht dieser Auffassung wohl nicht entgegen. Dort heißt es hinsichtlich des einen der beiden auf dem Schecke ange­ brachten Verrechnungsvermerke, dieser „an der linken oberen Ecke der Urkunde, habe den Text des Schecks überhaupt nicht berührt, so daß dem Berufungsgerichte nicht entgegengetreten werden könne, wenn es diesen nicht quer über die Vorderseite des Schecks gesetzten Vermerk als ein nach 8 14 ScheckG unwirksames Verbot bezeichne". Aller­ dings hebt hier das RG auch hervor, daß der Vermerk den Text der Urkunde nicht berührte; aber entscheidend war doch wohl, daß er sich lediglich an einer Ecke der Vorderseite befand, also nicht quer über die Vorderseite ging. Ein der Längsrichtung der Urkunde nach angebrachter Vermerk, z. B. bei der Unterschrift des Ausstellers oder bei dem Namen des Be­ zogenen, ist unwirksam; ebenso ein Vermerk auf der Rückseite, etwa bei einem Indossamente. Anm. 4 c) Das durch den Vermerk zum Ausdruck gebrachte Verbot der Barzahlung muß von dem Aussteller oder einem Inhaber ausgehen. Gemeint ist der formell legitimierte Inhaber, also beim Orderscheck der Scheckempfänger oder ein in zusammenhängender Kette legitimierter Indossatar. Jedoch ist nicht vorgeschrieben, daß der Vermerk handschriftlich hergestellt 8 14

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und unterzeichnet werden müsse; er kann vielmehr, entsprechend dem Handelsgebrauche, 8 14 auch durch Druck hergestellt werden (was in dem Abkommen der Reichsbank vom 14. 2. 1883 in der ursprünglichen Fassung ausdrücklich gesagt war), auch durch Stempelaufdruck, und ohne Unterschrift. Allerdings läßt sich bei einem Vermerke ohne Unterschrift nicht ohne weiteres feststellen, daß er von einer dazu befugten Person auf den Scheck gesetzt ist, was als Voraussetzung für die Gültigkeit an sich der Feststellung bedürfen würde. Aber da das Ge­ setz eine Unterzeichnung, die dem Handelsgebrauche widersprechen würde, offensichtlich nicht verlangt, läßt sich wohl annehmen, daß es davon ausgeht, es bestehe eine tatsächliche Ver­ mutung dafür, daß der Vermerk von dem Aussteller oder einem Inhaber auf den Scheck ge­ setzt ist, der sich ja bis zur Einlösung ordnungsmäßig nur in den Händen dieser Personen be­ funden hat. Wird freilich bewiesen, daß der Vermerk von einem Unbefugten auf den Scheck gesetzt ist, so kann er keine Gültigkeit beanspruchen, es sei denn, daß festgestellt wird, daß der Aussteller oder ein Inhaber ihn sich zu eigen gemacht haben, was in der Regel schon in der Benutzung eines von j>exn Bezogenen gelieferten, mit diesem Vermerke bereits ver­ sehenen Formulars durch den Aussteller zu finden sein wird. 3. Wirkungen des Berrechnungsvermerks. a) Durch den Berrechnungsvermerk wird verboten, daß der Scheck bar bezahlt werde Anm. 5 (Abs. 1 Satz 1). „Verrechnung" ist sonach der Gegensatz zu Barzahlung; sie umfaßt jedtz Art und Weise der Erledigung des Schecks, die sich rein rechnungsmäßig, ohne Inanspruch­ nahme von baren Zahlungsmitteln, vollzieht. Sie ist nicht identisch mit Aufrechnung, die das Gegenüberstehen zweier Schuldverhältnisse unter den gleichen Personen mit umgekehrtem Gläubiger- bzw. Schuldnervorzeichen voraussetzt. Eine solche Aufrechnungslage besteht zwischen dem Scheckinhaber und dem Bezogenen hinsichtlich des Scheckes nicht, da ein Gläu­ bigerrecht jenes gegen diesen durch den Scheck nicht begründet wird. Vielmehr handelt es sich nur um ein zwischen ihnen bestehendes Rechnungsverhältnis, das in dem Bestehen eines Kontos des Scheckinhabers bei dem Bezogenen seinen buchtechnischen Ausdruck findet und gestattet, den Scheck dadurch zu erledigen, daß dessen Betrag diesem Konto gutgeschrieben wird. Immerhin ist, wenn durch die Gutschrift eine dem Bezogenen gegen den Scheckinhaber zustehende Forderung (ein Aktivguthaben aus dem Konto) getilgt wird, die Wirkung der einer Aufrechnung ähnlich. Auch eine solche aufrechnungsähnliche Erledigung ist Verrechnung; nicht, wie Breit, Pflichten S. 37, annimmt, Barzahlung. — Ein Konto des Scheckinhabers braucht aber nicht bereits auf Grund anderer Schuldverhältnisse zu bestehen; es kann viel­ mehr auch zum Zwecke der Gutschrift des Schecks neu begründet werden, indem dem Scheck­ inhaber ein Konto eröffnet wird. Der Scheckinhaber kann nicht gehindert werden, das ihm aus diesem Konto zustehende Guthaben alsbald wieder abzuheben und auf diese Weise den Scheckbetrag in bar zu erhalten. Schon daraus ergibt sich, daß der durch den Verrechnungs­ scheck gewährte Schutz gegen Einlösung des Schecks durch Unbefugte kein durchgreifender ist. Immerhin wird eine gewissenhafte und vorsichtige Bank nicht jedem Unbekannten, der einen Verrechnungsscheck vorlegt, ein Konto eröffnen und eine Bank würde sich dem Aussteller gegenüber sogar schadensersatzpflichtig machen, wenn sie es täte, obwohl Umstände vor­ liegen, die ihr Veranlassung geben mußten, an der Rechtmäßigkeit des Scheckbesitzes des Inhabers zu zweifeln, insbesondere wenn der Aussteller oder ein Indossant solche Umstände angezeigt hat oder gar der Scheck vom Aussteller unter Angabe nicht von vornherein unstich­ haltig erscheinender Gründe widerrufen worden ist (vgl. zu § 13 Anm 7). Erfolgt insbeson­ dere die Eröffnung eines Kontos mit Wissen des Bezogenen lediglich zum Zwecke der sofortigen Abhebung des Betrags, so stellt sie sich als eine Umgehung des Verbotes dar und macht des­ halb den Bezogenen ohne weiteres schadensersatzpflichtig. — Die Verrechnung kann aber auch, ohne daß der Scheckinhaber selbst ein Konto bei dem Bezogenen hat oder ihm ein solches eröffnet wird, in der Weise erfolgen, daß der Scheckbetrag auf Anordnung oder mit Zustim­ mung des Inhabers einem Dritten gutgeschrieben wird, der ein Konto bei dem Bezogenen hat. Verrechnung ist auch die Abrechnung in einer Abrechnungsstelle (vgl. § 12 und Anm 1 dazu), in welche der Scheck eingeliefert worden ist, mit der Gesamtheit der Mitglieder dieser Stelle.— Ein Recht darauf, daß der Bezogene ihm zur Ermöglichung der Verrechnung des Schecks ein Konto eröffne, hat der Scheckinhaber übrigens nicht; lehnt der Bezogene das ab und stellt sich sonach die Verrechnung als unmöglich dar, so ist der Scheckinhaber nicht be­ rechtigt, wegen Nichtzahlung Protest zu erheben und Regreßansprüche geltend zu machen. A. M. Breit bei GoldschmidtsZ 70,117 und BankA 21, 412; ihm folgend Simonson, ScheckG zu § 14 Anm 7 b. Der Inhaber eines Verrechnungsschecks, der selbst kein Konto bei dem Bezogenen besitzt, wird daher gut tun, den Scheck zum Inkasso einer Bank zu übergeben, die mit der bezogenen Bank in Geschäftsverbindung steht. Mittelbar wirkt sonach auch der Verrechnungsscheck ähnlich wie das englische Crossing oder die Bankiersklausel (vgl. unten). Daß die Verrechnung auch bei einer anderen Stelle als dem Bezogenen erfolgen könnte, wie Richter (BankA 11, 39) auszuführen gesucht hat, erscheint durchaus abwegig; Em-

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§ 14 lösungsstelle ist der Bezogene, er hat die Verrechnung vorzunehmen, also den Betrag gut­ zuschreiben, sei es dem Scheckinhaber oder einem Dritten. Anm. 6 b) Das Verbot richtet sich nur an den Bezogenen; dieser darf den Scheck nur durch Verrechnung einlösen (Satz 2). Der klare Wortlaut ergibt sonach, daß der Erwerb des Schecks durch eine andere Person als den Bezogenen gegen Barzahlung von dem Verbote nicht betroffen wird. Es ist deshalb jeder, insbesondere auch jede Bank, be­ rechtigt, den Verrechnungsscheck von dem formell legitimierten Inhaber zu erwerben und ihm den Erwerbspreis bar auszubezahlen. Dadurch wird freilich der Schutz, der durch den Verrechnungsvermerk dagegen gewährt werden soll, daß ein Unbefugter sich den Scheck­ betrag aneigne, weiter herabgesetzt. Die auch in Bankkreisen vielfach verbreitete Anschau­ ung, daß ein Verrechnungsscheck ganz ohne Gefahr in einem einfachen Briefe versandt werden könne, ist danach allerdings keineswegs gerechtfertigt. Auch der Verrechnungsscheck kann und soll, wie der Barscheck, auf dem Wege bis zur Einlösung durch den Bezogenen durch mehrere Gläubigerhände gehen, sofern er ein Order- oder Inhaberscheck und nicht (was selten vor­ kommt), ein Rektascheck ist; er kann dabei, wenn er auf den Inhaber gestellt oder mit einem Blankoindossamente versehen ist, leicht in die Hände eines Unbefugten geraten und der­ jenige, der ihn von diesem gegen Barzahlung erwirbt, braucht nur die formelle Legitimation zu prüfen, die sich beim Inhaberscheck schon aus der bloßen Jnnehabung, bei dem in blanco indossierten Scheck durch die Jnnehabung des bis zum Blankogiro in zusammenhängender Kette indossierten Schecks ergibt, ist auch zu weiterer Prüfung regelmäßig gar nicht in der Lage und hat dazu keine Veranlassung, da der Vorgang in der Regel als ein durchaus ord­ nungsgemäßer sich darstellen wird. Es ist deshalb schwer begreiflich, daß das auf dieser klaren Rechtsgrundlage beruhende Urt des RG (FS), V 260/21, v. 10. 8.1921, (IW 1921, 1365») nicht nur in der Handelswelt große Überraschung oder sogar starke „Entrüstung" hervorgerufen hat, die sich in der Tages- und Fachpresse mit Heftigkeit äußerte, sondern auch von hervor­ ragender juristischer Seite (Stein in IW 1921, 1365», Anm zu dem Urteilsabdrucke; Oertmann VerkehrsrRundsch I, 219) als rechtlich wie auch im tatsächlichen Ergebnisse bedenklich bezeichnet werden konnte. In dem damaligen Falle war die Regreßklage einer Bank, die den auf Inhaber gestellten Verrechnungsscheck von einer ihr unbekannten Person, die unbefugterweise in den Besitz des Schecks gelangt war, gegen Barzahlung erworben hatte, gegen den Aussteller, der den Scheck bei dem Bezogenen gesperrt hatte, vom Berufungsgerichte für begründet erklärt worden und das Reichsgericht hat die Revision des Beklagten zurück­ gewiesen, unter Bezugnahme auf die übereinstimmende Auffassung des Schrifttums und der Rechtsprechung in der oben bezeichneten Rechtsfrage. Behauptet war allerdings in dem dort entschiedenen Falle das Bestehen eines allgemeinen Handelsgewohnheitsrechts des Inhalts, „daß der Gegenwert eines Verrechnungsschecks überhaupt nicht in bar aus­ bezahlt werden dürfe." Das Berufungsgericht hatte ein solches Gewohnheitsrecht verneint und das Reichsgericht hat, entsprechend seinem Standpunkte, daß das Bestehen von allge­ meinen Gewohnheitsrechten der Nachprüfung in der Revisionsinstanz unterliege, die Frage nachgeprüft und ist gleichfalls zur Verneinung gelangt. Daß diese Auffassung sich mit der des Bankgewerbes deckt und das behauptete Handelsgewohnheitsrecht den berufenen Organen dieses Gewerbes unbekannt ist, hat seitdem die Schriftleitung des BankA (21, 125) be­ stätigt. Im Sinne des Reichsgerichts haben sich ferner ausgesprochen: Breit in IW 1922, 362; Dove ebenda 367; Breit, BankA 21, 413. Neuerdings ist die Erörterung der Frage wieder aufgerollt durch ein Urt des OLG Dresden v. 26. 5.1922 (abgedruckt im BankA 21, 425). In dem durch dieses Urteil entschiedenen Falle lag der Tatbestand insofern anders, als in dem Falle des vorerwähnten reichsgerichtlichen Urteils, als der un­ befugte Scheckinhaber den Scheck einer der auf der Rückseite bezeichneten Zahlstellen zur Ein­ ziehung übergeben hatte; diese hatte ihn der bezogenen Bank zur Einlösung vorgelegt, die dann durch Verrechnung zwischen den beiden Banken erfolgt war, worauf die bezogene Bank den Aussteller mit dem Betrage des Schecks belastet hatte; die Jnkassobank hatte nach geschehener Verrechnung dem Einlieferer des Schecks ein Konto eröffnet, ihm auf dieses Konto den Scheckbetrag gutgeschrieben und nach Verlauf von einer Woche auf sein Verlangen das Kontoguthaben bar ausbezahlt. Das Oberlandesgericht hat die Klage des Ausstellers gegen die bezogene Bank auf Beseitigung der Belastung seines Kontos mit dem Scheckbetrage ab­ gewiesen mit der Begründung, daß die bezogene Bank (Beklagte) den Scheck ordnungsmäßig durch Verrechnung mit der Jnkassobank, die ihn als Inhaberin ihr vorgelegt hatte, eingelöst habe und sie also kein Verschulden treffe; ob die Jnkassobank fahrlässig gehandelt habe, läßt es dahingestellt, weil die Zahlstellen nicht Erfüllungsgehilfen des Bezogenen, sondern lediglich Mandatare des Scheckinhabers seien (vgl. dazu oben zu 8 5 Anm 7). Auch diese Entschei­ dung ist rechtlich nicht zu beanstanden. Breit (BankA 21, 412), der schon gleich nach (Äckaß des Scheckgesetzes (Pflichten S. 56) auf das „Problematische" des durch den Verrechnungs­ scheck angeblich gewährten Schutzes hingewiesen hatte, weist bei Besprechung dieses Urteils,

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das auch er billigt, nicht mit Anrecht darauf hin, daß dadurch ein besonders einfacher Weg § gewiesen sei, auf dem sich ein unredlicher Scheckinhaber auch beim Verrechnungsscheck den Scheckbetrag in bar aneignen könne, indem er ihn einer Bank zum Inkasso gebe, die recht­ lich nicht gehindert sei, ihm den Betrag nicht erst (wie dort geschehen) nach erfolgter Einlösung durch die bezogene Bank und Verrechnung mit dieser, sondern schon sofort bar auszubezahlen. Er geht soweit, daraus die gänzliche Unbrauchbarkeit des Verrechnungsschecks zum Schutze gegen Scheckmißbräuche zu folgern. Daß das zuweit geht, ergibt ein Uri des RG v. 26. 10. 1921, V 241/21, (RGZ 103, 87), welches in einem allerdings besonders gelagerten Falle zeigt, daß der Verrechnungsscheck doch unter Umständen einen größeren Schutz gegen Mißbrauch gewähren kann als der Barscheck. In diesem Urteile hat das RG die Abweisung der Regreß­ klage einer Bank als Scheckinhaberin gegen eine andere Bank als Ausstellerin bestätigt, die vom Berufungsgericht damit begründet war, daß der Klägerin bei dem Erwerbe des von der Beklagten ausgestellten Verrechnungsschecks durch Umtausch in einen von jener aus­ gestellten Barscheck von einem ihr unbekannten formell legitimierten Scheckinhaber, der, wie sich später herausstellte, ein Betrüger war, eine grobe Fahrlässigkeit zur Last falle. Das Berufungsgericht hatte dazu festgestellt, daß es ein ganz ungewöhnlicher Vorgang sei, wenn das Verlangen gestellt würde, daß em am gleichen Tage von einem an dem gleichen Orte wohnenden Aussteller ausgestellter Verrechnungsscheck über eine sehr große Summe in einen Barscheck eines anderen Ausstellers umgetauscht werde; daß das der Klägerin hätte auffallen und daß sie, bevor sie auf das Verlangen einging, sich Aufklärung darüber hätte verschaffen müssen, warum der Scheckinhaber, wenn er, wie er angab, dringend Bargeld brauchte, sich nicht von der Ausstellerin des Verrechnungsschecks von vornherein einen Bar­ scheck habe geben lassen oder diese nachträglich um Umtausch ersucht habe. Das Reichsgericht hat es gebilligt, daß das Berufungsgericht in Würdigung dieser allerdings wesentlich auf tat­ sächlichem Gebiete liegenden Umstände eine grobe Fahrlässigkeit angenommen hat. Daraus ist immerhin zu entnehmen, daß den Erwerber eines Verrechnungsschecks gegen Barzah­ lung eine strengere Prüfungspflicht, wenigstens bei Vorhandensein auffälliger Umstände, obliegt, als wenn es sich um einen Barscheck handelt. Daraus werden (wie die Redaktion des BankA 21, 125 zutreffend bemerkt) Banken und Bankfirmen Veranlassung nehmen, Verrechnungsschecks gegen Barzahlung nur in solchen Fällen zu erwerben, insbesondere wenn es sich um größere Beträge bandelt, in denen ihnen der Inhaber als zuverlässig und vertrauenswert bekannt ist, während der gänzliche Ausschluß der Bardiskontierung auch in solchen unbedenklichen Fällen eine wesentliche Schädigung des Scheckverkehrs bedeuten würde. Es darf auch nicht außer acht gelassen werden, daß der Zweck der Zuladung von Verrech­ nungsschecken nicht lediglich in dem Schutze gegen Mißbrauch, sondern auch in der Ersparung von Barzahlungen besteht und daß sie diesem Zwecke zu dienen doch in hohem Maße geeignet sind und ihn tatsächlich in großem Umfange erfüllen. Wenn Breit (BankA 21, 416 und auch schon bei Goldschmidt 70, 131) an Stelle des Verechnungsschecks die — dem englischen Crossing nahekommende — „Bankierklausel" empfiehlt, durch die der Kreis der beim Scheckverkehr beteiligten Personen eingeschränkt wird, so würde eine solche Einengung des Scheckverkehrs den deutschen Gewohnheiten wohl kaum entsprechen, besonders da in Deutsch­ land nicht, wie in England, auch jeder kleine Gewerbetreibende eine Bankverbindung besitzt. Hält man die Gefahren des freien Scheckumlaufs für zu groß, so würde nur die Beseitigung des Inhaberschecks und der Blankoindossierung durch Gesetz oder Handelsgebrauch übrig­ bleiben, wodurch freilich der Weiterentwicklung des Scheckverkehrs ein schweres Hemmnis geschaffen werden würde.

c) Die Verrechnung gilt als Zahlung im Sinne deS Scheckgesetzes (Avs 1 Satz 3). a. Daraus, daß die Verrechnung als Zahlung gelten >oll, ist zu entnehmen, daß sie nicht schon durch die Eintragung der Gutschrift in die Bücher des Bezogenen sich vollziehen kann, die ein interner Akt des Geschäftsbetriebes des Bezogenen ist; sondern daß sie ein empfangsbedürftiges Rechtsgeschäft ist, das dem anderen Teile gegenüber erklärt werden muß und erst mit dem Zugehen der Erklärung wirksam wird (§ 130 BGB) Erst mit der dem Bezogenen zu erteilenden Mitteilung, daß die Gutschrift in den Büchern erfolgt sei, ist die Verrechnung und damit die Einlösung des Schecks somit vollzogen. Es ist deshalb unrichtig, wenn Breit (bei Goldschmidt 70, 113) meint, der entscheidende Zeit­ punkt sei der der Gutschrift und diese vollziehe sich hinter einem für den Präsentanten (Scheck­ inhaber) undurchsichtigen Schleier; es seien deshalb auch die Vorschriften des ScheckG über Präsentation und Quittierung des Schecks für den Verrechnungsscheck.wenig geeignet; der Scheckinhaber müsse danach sich darauf verlassen, daß der Bezogene die Gutschrift wirklich vornehme; er müsse sogar den quittierten Scheck dem Bezogenen aushändigen, ohne einen Beweis für die vollzogene Gutschrift in Händen zu haben; einen Anspruch darauf, daß ihm die Bank eine besondere Quittung über den Empfang des Schecks ausstelle, habe er nicht. Der Scheckinhaber ist vielmehr zur Aushändigung des Schecks nur Zug um Zug gegen Aus-

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Anm. 7

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§ 14händigung der — nach kaufmännischem Gebrauch schriftlichen erteilenden — Mitteilung von der Gutschrift verpflichtet; denn erst damit vollendet sich das Rechtsgeschäft der Verrech­ nung. Mit dieser Mitteilung wird der Bezogene Schuldner des gutgeschriebenen Betrages, auch wenn die Gutschrift, in den Büchern noch nicht erfolgt ist. Falls zur Vornahme der Gutschrift in den Büchern des Bezogenen die einstweilige Aushändigung des Schecks (der aber n ch nicht quittiert zu sein braucht) erforderlich sein sollte, so wird der Scheckinhaber eine Bescheinigung darüber verlangen können. Anm. 8 ß. Die Verrechnung gilt als Zahlung im Sinne des Scheckgesetzes. Erfolgt sie, so ist daher der Scheckinhaber nicht berechtigt, Protest zu erheben oder die Nichteinlösung des Schecks festzustellen und auf Grund dieser Feststellungen Regreß gegen den Aussteller und die Indolsanten zu nehmen. Mit Recht hat Breit (ZfH. 70, 123ff.) darauf aufmerksam gemacht, daß die Bestimmung zu schweren Mißständen führen muß, wenn der Bezogene in unsicheren Vermögensverhältnissen ist. Vgl. auch Adler in DIZ 1911, 806. Denn Ver­ rechnung, sofern sie nicht auf eine Forderung des anderen Teils, die dadurch in gleichem Betrage getilgt wird, erfolgt, sondern ein Aktivguthaben begründet, bedeutet in Wirklichkeit keine Zahlung, d. h. keine wirtschaftliche Beftiedigung des Scheckinhabers; dieser wird viel­ mehr lediglich Gläubiger des Bezogenen, und wenn der Bezogene in Konkurs gerät, ein­ facher Konkursgläubiger. Ein Recht zur Ablehnung der bei Vorlage des Verrechnungsschecks von dem Bezogenen angebotenen Verrechnung durch Gutschrift wegen dessen Unsicherheit sowie zur Feststellung der Nichteinlösung steht in solchem Falle dem Scheckinhaber nicht zu; er verliert vielmehr seine scheckrechtlichen Regreßansprüche mit dem ihnen innewohnenden Sicherungswerte und behält im besten Falle seinen zivilrechtlichen Anspruch gegen denjenigen, von dem er den Scheck erhallen hat, aus dem der Scheckbegebung zugrunde liegenden Rechts­ verhältnisse. Auch das wird freilich verneint von Jacusiel (BankA 9, 346), der der Ansicht ist, daß durch die als Zahlung geltende Verrechnung die durch die Hingabe des Schecks zahlungshalber versuchte Tilgung der Schuld des Hingebers gegenüber dem Scheckempfänger sich vollzogen habe und das Schuldverhältnis erloschen sei. Das dürfte aber doch wohl mcht zutreffen; die Verrechnung des Schecks gilt als Zahlung lediglich im Sinne dieses (des Scheck-) Gesetzes, also im scheckrechtlichen Sinne, d. h. sie erledigt den Scheck und hindert das Eintreten der scheckrechtlichen Folgen der Nichteinlösung; ihre Bedeutung für die zugrunde liegenden materiellen Rechtsverhältnisse bestimmt sich aber nach den Grund­ sätzen des allgemeinen bürgerlichen Rechts, nach denen eine zahlungshalber erfolgte Leistung die Schuld nur dann tilgt, wenn sie zur Beftiedigung des Gläubigers geführt oder dieser schuldhafterweise diesen Erfolg vereitelt hat. Keinesfalls wird es einer Anfechtung der nur zahlungshalber, nicht an Zahlungs Statt, erfolgten Entgegennahme des Verrechnungs­ schecks wegen Irrtums über die Vermögenslage des Bezogenen, die Simonson (ScheckG zu § 14 Anm. 7 b) für nötig hält, bedürfen. Für den nicht zu leugnenden Mißstand würde die Zulassung eines Protestes mangels Sicherheit nach dem Borbilde und in den Fällen des Art 29 WO, die Jacusiel a. a. O. empfiehlt, immerhin einige Abhilfe schaffen; die von Breit a. a. O. dagegen erhobenen Bedenken dürften nicht ausschlaggebend sein. Indessen auf alle Fälle und besonders bei der zur Zeit bestehenden Rechtslage wird es sich empfehlen, nur auf ganz solide und sichere Banken gezogene Verrechnungsschecke zah­ lungshalber entgegenzunehmen. Anm. 9 y) Da die Verrechnung scheckrechtlich als Zahlung gilt, löst sie alle diejenigen Wirkungen aus, die im ScheckG an dieZahlung geknüpft sind. Deshalb verlieren, wenn eine von mehreren Ausfertigungen eines im Auslande zahlbaren Verrechnungsschecks durch Verrechnung eingelöst wird, die übrigen ihre Kraft (§ 9); der Bezogene, der den Verrechnungsscheck durch Ver­ rechnung einlöst, kann Aushändigung des quittierten Schecks verlangen (§ 13 Abs 1; vgl. dazu oben Anm 7); der Bezogene hat auch nach Ablauf der Vorlegungsfrist das Recht, den Scheck durch Verrechnung einzulösen (§ 13 Abs 2). Daraus folgt ferner, daß auch beim Verrechnungs­ scheck die scheckrechtliche Leistung, die dem Bezogenen obliegt, eben die Verrechnung, Zahlung ist und daß deshalb die Aufforderung, die bei der Vorlegung des Schecks an ihn zu richten und gemäß Art 88 Abs 1 Nr 2 WO in Verbindung mit § 16 Abs 2 ScheckG im Proteste als erfolgt festzustellen ist, auf Zahlung gehen kann; daß es aber andererseits unschädlich ist, wenn die Aufforderung auf Einlösung durch Verrechnung gelautet hat, da diese als Zahlung gilt. Die Feststellung, daß die Einlösung nicht erfolgt ist und die Erhebung des Protestes ist gerecht­ fertigt, wenn der Bezogene auf die Aufforderung zur Zahlung eine Erklärung nicht ab­ gegeben oder erklärt hat, nicht zahlen zu wollen; hat er sich dagegen zur Einlösung durch Ver­ rechnung bereit erklärt, so muß diese angenommen werden und kann keine Feststellung der Nichteinlösung erfolgen. Auf Barzahlung darf die Aufforderung selbstverständlich nicht lauten. In diesem Sinne ist die streitige Frage zutreffend entschieden worden durch das Urteil des Reichsgerichts vom 1. 2. 1922 (RGZ 104, 38) gegen Friedrich (BankA 11, 125), der die Ansicht vertritt, die Aufforderung an den Bezogenen dürfe nur auf Einlösung

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durch Verrechnung lauten. — Andererseits trifft die Bestimmung nicht den Regreßanspruch § 14 des Inhabers gegen den Aussteller und die Jndosfanten; dieser geht nicht auf Zahlung des Schecks, auch nicht auf Ersatz des durch die Nichteinlösung dem Scheckinhaber ent­ standenen Schadens, sondern auf die in Art 50, 51 WO in Verbindung mit § 17 ScheckG bezeichneten Leistungen, darunter die nicht bezahlte Wechselsumme, sonach auf eine bare Geldleistung; daran wird nichts dadurch geändert, daß der Bezogene den Scheck nicht durch Barzahlung einzulösen hatte. Dieser Rechtsgrundsatz ist zutreffend ausgesprochen in dem Urteile des RG v. 26. 2. 1919, V 327/18 (RGZ. 95, 241); ebenso RG V 260/21, Urt v. 10. 8. 1921 (Feriensenat). 4. Absatz 2 bestimmt, daß das Verbot nicht zurückgenommen werden kann und daß die Übertretung des Verbots den Bezogenen für den dadurch entstehen­ den Schaden verantwortlich macht. a) Das Verbot kann nicht zurückgenommen werden (Satzl). Es muß sonachAnm. 10 von dem Bezogenen beachtet werden, solange es sich, wenn auch durchstrichen oder auf sonstige Weise als nicht mehr gelten sollend bezeichnet, noch erkennbar auf dem Scheck befindet. Ist es derart entfernt, daß es nicht mehr erkennbar ist, so kann der Bezogene selbstverständlich nicht zur Beachtung verpflichtet sein. Auch eine durch besondere mündliche oder schriftliche Erklärung desjenigen, von dem das Verbot ausgegangen ist — des Ausstellers oder eines Inhabers —, erfolgte Zurücknahme darf der Bezogene nicht beachten. Auch nicht, wenn sie durch den Aussteller nach Ablauf der Vorlegungsfrist erfolgt, also ein Widerruf des Schecks durch den Aussteller gemäß § 13 Abs 3 (vgl. Anm 4 ff. zu § 13) zulässig sein würde. Anderer­ seits kann derjenige, der das Verbot zurückgenommen hat, sich nicht auf die Unwirksamkeit der Zurücknahme berufen; es würde ihm die Einrede der allgemeinen Arglist entgegenstehen. b) Durch die Übertretung des Verbots macht sich der Bezogene fürdendadurch ent- Anm. 11 stehenden Schaden verantwortlich (Satz 2). Die Verantwortlichkeit tritt ein auf Grund der alleinigen Tatsache der „Nichtbeachtung", d.h. der Nichtbefolgung des in vorschrifts­ mäßiger Weise auf dem Scheck angebrachten Verbots, ohne daß es eines weiteren schuldhaften Verhaltens des Bezogenen oder einer Person, für die er verantwortlich ist, bedarf. Die Verant­ wortlichkeit geht also über die Sorgfalt hinaus, zu welcher der Bezogene dem Aussteller auf Grund des Scheckvertrages verpflichtet ist; eine auf Grund dieses Vertrages begründete Schadens­ ersatzpflicht bleibt daneben unberührt. Die Verantwortlichkeit tritt aber nicht nur gegenüber dem Aussteller ein und auch nicht nur gegenüber demjenigen, der das Verbot der Barzahlung auf den Scheck gesetzt hat, sondern gegenüber jedem Scheckberechtigten, dem aus der Nichtbeachtung des Verbots ein Schaden entsteht, ohne daß es eines zwischen ihm und dem Bezogenen bestehenden schuldrechtlichen Verhältnisses bedarf, insbesondere also gegenüber dem materiell Scheckberechtigten, wenn die Auszahlung an einen zwar formell legitimierten, aber materiell nicht berechtigten Scheckinhaber erfolgt ist, z. B. an jemanden, der rechts­ widrig — durch Diebstahl, Unterschlagung usw. — den Besitz des Schecks erlangt hat. Vgl. RGZ 100, 32. Ist die Barauszahlung an den materiell berechtigten Scheckinhaber er­ folgt, so ist ein Schaden nicht entstanden. Hat sich der Bezogene durch die Barauszahlung einer unerlaubten Handlung (§§ 823 Abs 2, 826) schuldig gemacht, so besteht die dadurch be­ gründete Schadensersatzpflicht selbständig neben der aus dem ScheckG folgenden. Voraus­ setzung für die aus § 14 Abs 2 sich ergebende Verantwortlichkeit des Bezogenen ist aber, daß der Scheck in der Gestalt, in welcher er dem Bezogenen zur Einlösung vorgelegt worden, ist, sich noch als Verrechnungsscheck darstellt. War der Verrechnungsvermerk durch Rasuren derart entfernt, daß er nicht mehr ohne weiteres als solcher erkennbar war, so ist der Be­ zogene jedenfalls gegenüber dem Scheckberechtigten, mit welchem er in keinem Vertrags­ verhältnis steht, berechtigt, den Scheck als Barscheck zu behandeln. Nach RGZ 100, 32 soll in diesem Falle die Verantwortlichkeit des Bezogenen auch gegenüber einem solchen Scheck­ berechtigten (der übrigens dort wohl unzutreffend als „befugter Inhaber" bezeichnet wird, während es sich doch um Fälle handelt, in denen er zwar materiell berechtigt ist, aber die Jnhaberschast verloren hat) eintreten, wenn der Bezogene oder sein Kassenbeamter bei Anwendung der ihnen zuzumutenden Aufmerksamkeit auch nur hätte erkennen können, daß der Text des Schecks verändert worden, und wenn er alsdann durch Nachfrage bei den ihm bekannten Scheckbeteiligten erfahren hätte, daß der Scheck ein Verrechnungsscheck und die Beseitigung dieser Eigenschaft durch Fälschung herbeigeführt war. Es erscheint indessen bedenklich, aus § 14 Abs 2 eine so weitgehende Prüfungs- und Erkundigungspflicht ohne Bestehen eines Vertragsverhältnisses zu folgern. Dagegen wird aus der dem Aussteller gegenüber durch den Scheckvertrag begründeten Sorgfallspflicht bei Einlösung von Schecken (vgl. zu § 23 Anm 10) allerdings zu folgern sein, daß der Bezogene im Verhältnis zum Aus­ steller nicht befugt ist, einen Scheck ohne nähere Erkundigungen in bar einzulösen, wenn der Text desselben erkennbar Veränderungen aufweist, die auf eine Fälschung in irgendeiner Richtunghindeuten. — Die Verjährung des Anspruchs aus § 14 Abs 2 Satz 2 tritt ein durch

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§ 14 Ablauf eines Jahres seit der Ausstellung (§ 22 ScheckG); vgl. Näheres in Anm 2 zu 8 22. Der Anspruch ist ein Anspruch aus dem Scheckgesetze, da er in diesem seine rechtliche Grundläge hat; er unterliegt deshalb der durch § 28 Abs 1, 2 begründeten Zuständigkeit der Kammern für Handelssachen und in der Revisionsinstanz des Reichsgerichts. Dagegen ist der Anspruch kein „Regreßanspruch aus dem Scheck"; der für solche Ansprüche zulässige Scheckprozeß (§ 28 Abs 3) ist deshalb für ihn ausgeschlossen. Vgl. Näheres zu § 28 Anm 7. Anm. 12 Zusatz 1: Fremde Rechte. Vgl. die Anhängern-er 6-. Verrechnungsschecks im Sinne des deutschen ScheckG sind nur in den ScheckG von Österreich (§ 22 ScheckG), Ungarn (§ 11) und Argentinien (Art 823) vorgesehen. Nicht unerheblich verschieden von dem deutschen Verrechnungs­ schecks ist das ursprünglich englische Rechtsgebilde des „crossed cheque“; es schließt nicht die Bareinlösung des Schecks aus, sondern beschränkt nur den Kreis der zur Vorlage des Schecks behufs Gnlösung bei dem Bezogenen Berechtigten auf Bankiers (bankers), und zwar auf einen bestimmten Bankier, wenn der Name eines solchen in den Zwischenraum zwischen die beiden über die Vorderseite des Schecks gezogenen Linien geschrieben ist (specially crossed), oder auf einen Bankier überhaupt, wenn dieser Zwischenraum unausgefüllt ge­ blieben oder nur die Worte: „and Company“ oder ein ähnlicher Vermerk hineingeschrieben sind (generally crossed). Durch Einfügung der Worte: „not negotiable“ kann die Be­ gebbarkeit eines solchen Schecks ausgeschlossen werden (Bills of Exchange Act Sect. 76 bis 78). In den Vereinigten Staaten von Amerika ist das Crossing nur bei Schecken auf ausländische Bezogene gebräuchlich. Dagegen hat es Eingang gefunden in das spanische Scheckrecht (Art 541HGB in Verbindung mit dem Dekret v. 9.1.1923); die skandinavischen ScheckG (8 7), Jap an (Art 535 HGB); Argentinienneben dem Verrechnungsscheck (Art 819 ff. HGB). Auch Frankreich hat die gekreuzten Schecke (chöques barräs), nachdem bereits vorher im Verkehr Versuche zu ihrer Einführung gemacht waren, durch das Ges v. 30. 12. 1911 eingeführt, welches durch ein weiteres Ges v. 26. 1. 1917 ergänzt worden ist; ebenso Belgien (Ges v. 20.6.1873, ergänzt durch das Ges v. 31.5.1919, Art 7ff.). Ob die Kreuzung in solchen Staaten, in denen sie nicht gesetzlich eingeführt, zulässig sei, ist bestritten. Vgl. Näheres bei Meyer, Weltscheckrecht I S. 151 ff., 141 ff. Anm. 13 Zusatz 2: Zukünftiges Weltscheckrecht. Vgl. Anhang H. Die Beschlüsse der zweiten Haager Wechselrechtskonferenz haben sowohl den gekreuzten Scheck im Sinne des englischen Rechts (Art 19) wie den deutschen Verrechnungsscheck (Art 20) als zulässig ausgenommen, jedoch ist den Vertragsstaaten Vorbehalten, die Zulässigkeit auszuschließen. Die Artikel lauten in deutscher Übersetzung wie folgt: „Art 19. Der Scheck, der auf der Vorderseite durch zwei parallele Sperrlinien (barres) gekreuzt ist, kann nur an einen Bankier bezahlt werden. Die Sperrung (barrement) kann durch den Aussteller oder einen In­ haber erfolgen. Die Sperrung kann generell oder speziell sein. Die Sperrung ist generell, wenn sie zwischen den beiden Sperrlinien keine Bezeichnung oder den Vermerk „Bankier", einen gleichbedeutenden Ausdruck oder nur „und Cie." trägt; sie ist speziell, wenn der Name eines Bankiers zwischen den beiden Sperrlinien eingeschrieben ist. Die generelle Sperrung kann in eine spezielle Sperrung umgewandelt werden. Aber die spezielle Sperrung kann nicht in eine generelle Sper­ rung umgewandelt werden. Der Scheck mit spezieller Sperrung kann nur dem angegebenen Bankier bezahlt werden. Jedoch kann dieser, wenn er die Einkassierung nicht selbst besorgt, sich einen anderen Bankier substituieren. Es ist untersagt, die Sperrung oder den Namen des bezeichneten Ban­ kiers zu löschen. Der Bezogene, der den gesperrten Scheck, wenn die Sperrung eine generelle ist, einer anderen Person als einem Bankier, und wenn die Sperrung eine spezielle ist, einer anderen Person als dem bezeichneten Bankier bezahlt, ist gegebenenfalls verantwortlich für den entstandenen Schaden, ohne daß der Schadensersatz den Betrag des Schecks übersteigen kann. Den vertragschließenden Staaten bleibt für die auf ihren Gebieten zahl­ baren Schecke die Befugnis Vorbehalten, das System der gesperrten Schecke auszuschließen. Art 20. Der Aussteller sowie jeder Inhaber eines Schecks können verbieten, daß der Scheck in barem Gelde bezahlt werde, indem sie auf der Vorderseite

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den querlaufenden Vermerk „ä porter en compte (nur zur Verrechnung)" H 14 oder einen gleichbedeutenden Ausdruck einfügen. In diesem Falle kann die Regelung des Schecks nur durch Schriften (Gutschrift auf Rechnung, Virement oder Kompensation) erfolgen. Die Regelung durch Schriften gilt als Zahlung. Der Vermerk „ä porter en compte“ kann nicht widerrufen werden. Die Übertretung dieses Vermerkes macht den Bezogenen verantwort­ lich für den verursachten Schaden, ohne daß der Schadensersatz den Betrag des Schecks übersteigen kann. Den vertragschließenden Staaten bleibt für die auf ihren Gebieten zahlbaren Schecke die Befugnis Vorbehalten, die Wirkungen dieser Klausel für den Fall der Zahlungsunfähigkeit des Bezogenen zu regeln, sowie das System der Schecke mit dem Vermerke: „ä porter en compte“ auszu­ schließen." 8 15

§ 15.

Der Aussteller und die Indossanten hasten dem Inhaber für die Ein­ lösung des Schelks. Auch bei dem auf den Inhaber gestellten Scheck hastet jeder, der seinen Namen oder seine Firma auf die Rückseite des Schecks geschrieben hat, dem Inhaber für die Einlösung. Auf den Bezogenen findet diese Borschrift keine Anwendung. Hat ein Indossant dem Indossamente die Bemerkung „ohne Gewähr­ leistung" oder einen gleichbedeutenden Vorbehalt hinzugefügt, so ist er von der Berbindlichkeit aus seinem Indossamente befreit. 1. Allgemeines und Entstehungsgeschichte. § 15 regelt die Garantie- (Haftungs-) Anm. 1 Wirkung der Ausstellung und Indossierung des Schecks sowie der im Falle des Inhaber­ schecks der Indossierung gleichgestellten Namensschrift auf der Rückseite. Einer solchen Garantiewirkung ermangelte der Scheckverkehr, der sich vor dem Inkrafttreten des ScheckG in Deutschland ausgebildet hatte (vgl. darüber die Einleitung S. 9), da die recht­ liche Grundlage der damals ausgestellten Schecke lediglich die Vorschriften des bürgerlichen und Handelsrechts über die Anweisung (seit 1. 1. 1900 §§ 783ff BGB und gegebenenfalls §§ 363ff. HGB) bildeten, durch welche eine aus der Urkunde herzuleitende selbständige (ab­ strakte) Verpflichtung des Ausstellers oder, soweit sie durch Indossament übertragen werden konnte, der Indossanten als solcher nicht begründet wurde, denen zufolge vielmehr der An­ weisungsempfänger und die Indossatare genötigt waren, sich an diejenigen, von denen sie selbst unmittelbar die Anweisung empfangen hatten, zu wenden, um unter Zugrundelegung und nach Maßgabe des mit ihrer Hingabe und Empfangnahme verfolgten rechtlichen Zweckes (Zahlung, Kauf usw.) — des kausalen Rechtsverhältnisses — Schadloshaltung für die Nicht­ einlösung der Anweisung durch den Bezogenen zu erlangen. Dieser Mangel beeinträchtigte die Sicherheit des Scheckverkehrs in empfindlicher Weise und stand seiner weiteren Verbreitung und Einbürgerung in Deutschland als Hemmnis im Wege. Er war deshalb eines der haupt­ sächlichsten Argumente, mit welchen die Notwendigkeit des Erlasses eines ScheckG, dessen Zweckmäßigkeit von anderer Seite bestritten war, gerechtfertigt wurde; so von G. Cohn im BankA 6,177; Koch ebenda 185. Allerdings hatten in flckherer Zeit Schriftsteller und Gerichte ihm dadurch abzuhelfeu gesucht, daß sie auf Grund eines angeblichen Handelsgewohnheits­ rechts einen wechselähnlichen Rückgriff des Scheckinhabers gegen den Aussteller zuließen, so das Hanseatische OLG in einem in der HansGZ 1877 S. 338 abgedruckten Urteile; doch war dieser Auffassung später die Rechtslehre und Rechtsprechung überwiegend entgegen» getreten; so das Hanseatische OLG selbst in einem Urt v. 27. 10. 97 (SeuffA 53, 99); OLG Dresden 10. 1. 99 (SächsAnn 21 S. 61 ff.) und auch das RG in dem Urt v. 4. 10. 99 (RGZ 44 S. 153ff.). Dem dadurch eingetretenen unsicheren und unzulänglichen Rechts­ zustande machte das ScheckG ein Ende, indem es durch § 15 (entsprechend dem § 13 des Entwurfs von 1892) die Haftung des Ausstellers und der Indossanten für die Einlösung des Schecks einführte. 2. Der Aussteller und die Indossanten hasten dem Inhaber für die Einlösung des Anm. 2 Schecks (Abs 1). Die Haftung tritt ein auf Grund des Skripturaktes, der mit der Ausstellung bzw. Indossierung des Schecks vollzogen wird, doch muß in beiden Fällen noch ein Begebungsvettrag hinzutreten. Vgl. über den Begebungsvertrag beim Indossamente, insofern da­ durch die Transportwirkung ausgelöst wird, zu 8 8 Anm. 5. Auch für die Garantiewirkung Michaelis, Scheckgesetz

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§ 15 des Indossaments ist der Begebungsvertrag Voraussetzung. Entsprechendes gilt für die Haftung des Ausstellers; auch sie erfordert, daß der Aussteller den Scheck dem ersten Empfänger (Remittenten) zu Eigentum übertragen und dieser ihn genommen hat; doch kann auch vom Aussteller der Mangel eines solchen Begebungsvertrags einem Nachmanne des Remittenten (Indossatar), der ihn gutgläubig erworben hat, nicht entgegengehalten werden. Das Er­ fordernis des Begebungsvertrags gilt innerhalb der a. a. O. erörterten Grenzen auch für den Inhaberscheck. Auch bei diesem können daher der Aussteller und die übrigen Regreßverpflichteten dem Inhaber den Einwand entgegenhalten, daß dieser den Scheck nicht jdurch Begebung von einem Vorinhaber oder dem Aussteller erhalten habe, sonach nicht rechtmäßiger Inhaber sei; dagegen kann einem gutgläubigen Erwerber die Mangel­ haftigkeit des Erwerbs des Schecks durch einen Vorinhaber nicht entgegengehalten werden. Der Eintritt der Haftung ist gesetzlich bedingt durch die Nichteinlösung des Schecks von feiten des Bezogenen, die in der durch. 8 16 (vgl. die Erläuterungen dazu) vorgeschriebenen Weise festgestellt sein muß; der Anspruch hat daher die rechtliche Natur eines Regreßanspruchs, als welcher er denn auch in den §§ 16ff. bezeichnet wird. Die Haftung beruht darauf, daß das durch die Ausstellung bzw. Indossierung des Schecks abgegebene Versprechen, für die Einlösung des Schecks einzustehen, als abgegeben gilt zugunsten jedes künftigen Erwerbers des Schecks (§ 328 BGB). Sie trifft deshalb den Aussteller gegenüber jedem legitimierten Inhaber des Schecks; ferner beim Orderscheck jeden In­ dossanten gegenüber seinen Nachmännern, d. h. denjenigen, die den Scheck durch sein oder ein diesem nachfolgendes Indossament erworben haben; die Reihenfolge bestimmt sich nach der Stellung in der zusammenhängenden Kette der Indossamente; vgl. zu 8 8 Anm 34ff. Die Haftung ist eine abstrakte, d. h. sie besteht auf Grund des selbständigen Schuldversprechens (8 780 BGB), das in der Ausstellung bzw. Indossierung des Schecks liegt; ein Zurückgehen auf das zugrunde liegende Rechtsverhältnis kann nur im Wege der Einwendung erfolgen und ist nach Maßgabe des 818 Abs 2 (vgl. zu 8 18 Anm 8 ff.) beschränkt. Ohne Skripturakt tritt keine Haftung ein; es haftet also nicht der Inhaber eines Inhaber­ schecks oder eines mit Blankogiro versehenen Schecks, der diesen durch Übergabe (Blanko­ tradition) einem anderen übereignet, ohne durch Indossament oder Namensschrift auf der Rückseite (vgl. Abs 2 und Anm 4) urkundlich in Erscheinung zu treten; in solchem Falle ent­ scheidet lediglich das der Übereignung zugrunde liegende Rechtsverhältnis. Keine Haftung tritt ein durch das Indossament oder die Namensschrift des Bezogenen; 8 8 Abs 2 Satz 3, vgl. zu 8 8 Anm 17. Ein Indossament an den Bezogenen gilt nach 8 8 Abs 2 Satz 4 (vgl. Anm 16 zu § 8) als Quittung; aus ihm erwerben deshalb weder der Bezogene noch etwaige spätere Indossatare Regreßansprüche gegen den Aussteller oder die Indossanten. 3. Haftung auS NamenSschrist beim Inhaberscheck (Abs 2). Anm. 3 a) Wie oben (Anm 2) bereits bemerkt ist, findet die Vorschrift des Abs 1 des 8 15 auch aus den Inhaberscheck Anwendung, soweit sie für diesen zutrifft. Demnach haftet auch beim Inhaberscheck der Aussteller dem Inhaber für die Einlösung in gleicher Weise wie beim Order­ scheck. Dagegen gibt es beim Inhaberscheck, als welcher nach 8 4 Abs 2 auch der Scheck mit alternativer Inhaberklausel gilt, keine „Indossanten", da es auch kein „Indossament" im eigentlichen Sinne gibt, insbesondere die Übertragung des Inhaberschecks nicht durch In­ dossament, sondern lediglich nach sachenrechtlichen Grundsätzen erfolgt; vgl. zu 8 8 Anm 2. Eine Regreßhaftung desjenigen, der einen Inhaberscheck einem anderen nach diesen sachen­ rechtlichen Grundsätzen übereignet hat, besteht an und für sich nicht. Doch führt der Abs 2 deS § 15 eine der Haftung des Ausstellers, sowie beim Orderscheck der Indossanten, ent­ sprechende scheckrechtliche Regretzhaslttng eines jeden ein, der seinen Namen oder seine Firma auf die Rückseite deS Schecks geschrieben hat. Er haftet wie jene dem Inhaber für die Einlösung. Anm. 4 b) Wie für den Orderscheck in dem Indossamente, so erblickt das Gesetz für den Inhaber­ scheck in der Namensschrift auf der Rückseite das Versprechen, für die Einlösung des Schecks einstehen zu wollen. Anders als dort das Indossament ist aber hier die Namensschrift nicht mit der Übertragung des Schecks und der Rechte aus dem Scheck grundsätzlich verbunden; sie braucht überhaupt nicht von einer Person herzurühren, die je­ mals Scheckberechtigter war und den Scheck an einen anderen übertragen hat, kann vielmehr auch aus anderem Anlasse, z. B. behufs Übernahme einer Bürgschaft, erfolgt sein. Auch gibt die räumliche Stellung der Namensunterschrift auf der Rückseite keinen sicheren Aufschluß über die zeitliche Aufeinanderfolge mehrerer solcher Namensschriften, da es an dem Erforder­ nisse einer zusammenhängenden Kette von Namensschriften, die beim Indossament er­ fordert wird, fehlt. Die Namensschrift auf der Rückseite des Inhaberschecks kann deshalb nicht, wie das Indossament, als ein Haftungsversprechen aufgefaßt werden, das nur den künftigen Erwerbern des Schecks gegenüber abgegeben wird. Demgemäß kann der In­ haber des Inhaberschecks im Falle der Nichteinlösung seinen Regreßanspruch gegen jeden

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Namensschreiber geltend machen, ohne Rücksicht darauf, ob die Namensschrift erfolgt ist, 8 15 bevor oder nachdem der Inhaber den Scheck erworben hatte. Es ist aber zweifelhaft geworden, wie sich die Rechtslage gestaltet, wenn auch der Inhaber, der den Regreßanspruch erhebt, seinen Namen auf die Rückseite des Schecks geschrieben hat und des­ halb nicht nur regreßberechtigt, sondern auch zugleich regreßverpflichtet ist. Breit (BankA VII S. 154) hält in solchem Falle den Inhaber für berechtigt, auch denjenigen im Regreßwege in Anspruch zu nehmen, dessen Namensschrift räumlich hinter seiner eigenen steht, da beim Inhaberscheck zwischen Vor- und Nachmännern nicht unterschieden werden könne; doch nimmt er an, daß der Beklagte mit dem Einwande gehört werden müsse, daß der Kläger selbst aus dem Scheck ihm regreßpflichtig sei, da dessen Namensschrift der seinigen zeitlich vorhergehe. Rieß er (ebenda S. 155) wendet ein, daß man auch bei nichtdatierten Namensschriften „Vorund Nachmänner anzunehmen habe"(?) und schon deshalb nicht zur Annahme eines Re­ gresses gegen einen Nachmann dessen, der den Scheck eingelöst, gelangen könne; er beruft sich dabei weiter auf Art 51 WO, der nur den Regreß gegen die „Vormänner" regle; dabei übersieht er freilich wohl, daß nach § 17 ScheckG die dort aufgezählten Artikel der Wechselordnung auf den Scheck nur „entsprechende" Anwendung zu finden haben. Meines Erachtens kann es weder auf die räumliche noch auf die zeitliche Aufeinanderfolge der Namensunterschriften, soweit diese überhaupt feststellbar ist, ankommen. Vielmehr besteht grundsätzlich eine Haftung aus der Namensskriptur auch gegenüber demjenigen Inhaber, dessen Namen gleichfalls auf der Rückseite des Schecks von ihm geschrieben steht; andererseits ist aber auch der gegenwärtige Inhaber dem Namensskribenten für den Fall, daß dieser wieder Inhaber wird, in gleicher Weise haftpflichtig; gegenüber der Klage des Inhabers kann daher der Beklagte einwenden, daß der Kläger ihm, falls er zur Einlösung des Schecks verurteilt werde, gegen Zahlung der Regreßsumme den Scheck herausgeben müßte und alsdann der jetzige Beklagte als nun­ mehriger Inhaber gegen den jetzigen Kläger die Regreßklage erheben könnte, auf Grund deren dieser das, was er erhallen, wieder herausgeben müßte. Diese Einrede der Arglist (dolo facit qui petit quod redditurus est) muß zur Abweisung der Regreßklage des gegen­ wärtigen Inhabers, dessen Name auf der Rückseite des Schecks steht, gegen andere Namens­ schreiber führen. Doch wird die Einrede nicht geltend gemacht werden können, wenn unter den Parteien ein außerscheckliches schuldrechtliches Verhältnis besteht, aus dem der Beklagte dem Kläger für die Einlösung des Schecks haftet, z. B. wenn der Scheck vom Beklagten dem Kläger zahlungshalber hingegeben worden ist, die dadurch zu tilgende Forderung. Auch kann die Einrede dadurch wirksam vermieden werden, daß der Inhaber, dessen Name auf der Rück­ seite von ihm geschrieben steht, die Jnhaberschaft einem anderen abtritt, bei dem dies nickt der Fall ist. Der Aussteller kann den Einwand selbstverständlich nicht erheben, da ihm, auch wenn der Scheck durch Einlösung wieder in seine Hand kommt, ein Rückgriffsrecht nicht zusteht. c) Voraussetzung für die Haftung aus der Namensschrift ist, daß diese sich auf der Rück- Anm. 5 feite des Schecks befindet, wie auch beim Orderscheck die bloße Namensschrift als gültiges Indossament angesehen wird, wenn sie auf der Rückseite steht (§ 8 Abs 2 ScheckG in Verbindung mit Art 12 WO; vgl. oben zu 8 8 Anm 22). Befindet sich die Namensschrift auf der Vorder­ seite, so kann sie scheckrechtliche Verbindlichkeiten nur erzeugen, wenn sie sich als Unter­ schrift des Ausstellers darstellt. Namensschriften sonstiger Personen auf der Vorderseite können als Übernahme von Bürgschaften gedeutet werden, erzeugen jedoch in solchem Falle nur die Wirkungen der gewöhnlichen bürgerlich-rechtlichen Bürgschaft, da es eine besondere scheckrechtliche Bürgschaft, entsprechend dem Wechselaval, nicht gibt; vgl. oben zu 8 1 Anm. 36. d) Zweifelhaft sein kann angesichts des uneingeschränkten Wortlautes des Abs 2, ob auch Anm. 6. solche Namensschriften auf der Rückseite eine scheckrechtliche Haftung begründ en,„bei denen ohne weiteres für jedermann ersichtlich ist, daß sie nicht zum Zwecke der Übernahme einer solchen Haftung auf den Scheck gesetzt sind, z. B. wenn sie als Unterschrift zu irgendwelchen anderen Erklärungen oder Gedankenäußerungen dienen, die in keinem Zusammenhänge mit dem Scheck stehen, wie etwa: „Besten Gruß (Unterschrift)". Die Frage wird zu verneinen sein, da es nicht in der Absicht des Gesetzes liegen kann, eine Haftung zu schaffen, wenn in einer für jeden erkennbaren Weise keine darauf gerichtete Willenserklärung vorliegt. Das muß insbesondere auch gelten, wenn der Namensschrift ein die Haftung ablehnender Zusatz bei­ gefügt ist, wie „Ohne Obligo", „Ohne Präjudiz". In diesen Fällen würde übrigens auch Abs 3 des 8 15 entsprechende Anwendung finden müssen; vgl. unten Anm. 9. Mit Unrecht will aber Lessing (S. 125) einen Ausschluß der Haftung schon daraus herleiten, daß der Namensschrift ein Quittungsvermerk beigefügt ist, wie: „Betrag empfangen, H. Schneider. Ein solches Valutabekenntnis schließt die Übernahme einer Garantie für die Einlösung des Inhaberschecks ebensowenig aus wie beim Orderscheck ein dem Indossamente hinzugesügtes Valutaempfangsbekenntnis; vgl. darüber zu 8 8 Anm 20. Es kommt auch vor, daß auf der Rückseite eines Inhaberschecks sich ein in die Form eines Namensindossaments gekleideter Vermerk befindet, z. B. „Für mich an die Order des Herrn N. N. (Unterschrift) . Ein solcher

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8 15 Vermerk begründet, obwohl er nicht die Transportwirkung des Indossaments hat, doch die Regreßhaftung aus der Namensschrift. Anm. 7 e) Die Namensschrift auf der Rückseite muß eine Schrift sein; daher genügt nicht me­ chanische Herstellung durch Stempelung, Faksimile oder dergleichen. Die Schrift muß den Namen oder die Firma des Schreibers bilden oder in sich enthalten. Unerheblich ist das Schriftmaterial; auch eine mit Bleistift hergestellte Schrift begründet die Haftung. Es gilt in diesen Beziehungen das gleiche wie für die Unterschrift des Ausstellers; vgl. oben zu 8 1 Anm 16ff. «nm. 8 f) Bei dem Ankäufe (der Diskontierung) von Jnhaberschecken verlangt die diskontierende Bank in der Regel, daß der Inhaber (Verkäufer) durch eine Namensschrift auf der Rückseite die Haftung für die Einlösung gemäß § 15 Abs. 2 übernehme. Wird aber der Kauf abgeschlossen, ohne daß ein solches Verlangen gestellt worden ist, so kann der Käufer nicht aus dem Fehlen der Namensschrift Ansprüche auf Mängelhaftung (Wandelung, Minderung oder.,Schadensersatz wegen Nichterfüllung) gemäß §§ 459ff. BGB geltend machen; der Scheck ist dadurch weder ungültig noch mangelhaft im Sinne dieser Bestimmungen. Der Verkäufer haftet in solchem Falle nur für den rechtlichenBestand der aus dem Scheck, wie er vorliegt, sich ergebenden Forderungen (§ 437 BGB), nicht aber für die tatsächliche Einlösung. (Sn Handelsgebrauch des Inhalts, daß der Verkäufer eines Inhaberschecks auch ohne Verlangen des Käufers verpflichtet ist, seinen Namen oder seine Firma auf die Rückseite des Schecks zu setzen, besteht nicht. Diese Rechtsgrundsätze sind ausgesprochen in dem Urt des RG V 136/1922 v. 4. 11. 1922. Anm. 9 g) Ob die in § 15 Abs 2 geregelte Namensschrift auf der Rückseite als „Indossament" be­ zeichnet werden kann, ist bestritten. Rein sprachlich wäre es sicherlich zulässig, da sie auf der Rückseite (in dorso) erfolgt. Als technische Bezeichnung aber ist der Ausdruck „Indossa­ ment" im Wechselrechte ausgebüdet worden für die auf diese Weise erfolgende Übertragung der Rechte aus dem Wechsel und die Legitimation des Wechselgläubigers, vgl. zu 8 8 Anm 1; die Garantiewirkung stand dabei erst in zweiter Linie als Folge aus der Übertragung. Gerade die Ubertragungs- und Legitimationswirkung aber fehlt bei der Namensschrift auf der Rückseite des Inhaberschecks. Deshalb wird sie für die Bezeichnung als Indossament besser vermieden. Brunner (DIA 1908 Sp. 153) schlägt dafür die Bezeichnung „hinkendes Indossament" vor, weil die Namensschrift zwar leine Transport-, wohl aber GarantieWirkung habe. Die von Brunner a. a. O. hervorgehobene Gefährlichkeit der Verwendung des Blankoindossaments an Stelle der Quittung über die erfolgte Einlösung durch den Bezogenen (vgl. darüber zu 8 8 Anm 16 a) trifft auch für die Namensschrift auf der Rückseite beim Inhaberscheck zu, die vielfach von den Banken an Stelle oder neben der Quittung bei der Einlösung verlangt wird. «nm. 9a h) Keine Anwendung finden die Vorschriften über die Haftung aus der Namensunter­ schrift auf ben Bezogenen (Satz 3 des Abs 2). Aus einer Namensschrift des Bezogenen auf der Rückseite des Inhaberschecks entsteht eine scheckrechtliche Verbindlichkeit ebensowenig wie aus einem Indossamente des Bezogenen beim Orderscheck; vgl. 8 8 Abs 2 Satz 3 ScheckG und Anm 17 zu 8 8. Anm. 9b 4. Bon der Regreßhaftung kann sich jeder Indossant dadurch befreie«, daß er seinem Indossamente die Bemerkung: „Ohne Gewährleistung" oder einen gleichbedeutenden Borbehalt beifügt (Abs 3). Das Indossament verliert dadurch seine Garantiewirkung, behält aber Jeine Transportwirkung; vgl. 8 8 und Anm 7 dazu. Die Hinzufügung muß dem Indossamente „beigefügt", also in räumliche Beziehung zu ihm gesetzt sein. Als gleichbedeutende Vorbehalte werden anzusehen sein: „Ohne Obligo", „Ohne Gewähr", „Ohne Regreßverbindlichkeit", auch wohl deutlich genug: „Ohne Präjudiz für mich" u. dgl. Als das Geringere im Verhältnis zur Ausschließung wird auch die Einschränkung der Haftung zulässig sein. Eine zeitliche Einschränkung durch eine Klausel wie etwa: „Giroverbind­ lichkeit bis zum . .(Datum)" kam vor Erlaß des ScheckG nicht selten vor und bedeutete die Bestimmung einer Präsentationsfrist, da eine solche gesetzlich nicht bestand; sie war aber in ihrer Zulässigkeit bestritten (vgl. Lessing S. 126). Nach dem ScheckG wird die Bestimmung einer kürzeren als der gesetzlichen zehntägigen Borlegungsfrist (8 11) zulässig sein; nicht aber die Erweiterung, da eine den Artt 19 Satz 3 und 31 Satz 3 WO entsprechende Vorschrift im ScheckG nicht enthalten ist und eine Verlängerung der Vorlegungsfrist des 811 der Absicht des Gesetzes, den Scheck der Einlösung binnen kurzer Frist zuzuführen, Widerstreiten würde. Die ab­ gekürzte Vorlegungsfrist gilt nur gegenüber dem Indossanten, der sie beigesügt hat, vgl. oben zu 8 11 Anm 11. Auch die Bestimmung einer kürzeren Verjährungsfrist (8 20) für den Regreß gegen den Indossanten dürfte zulässig sein. Zulässig ist ferner die Einschränkung der Haftung auf einen geringeren als den Scheckbetrag. — Nur ein Indossant kann sich von der Haftung steizeichnen, nicht der Aussteller, dessen Haftung ist eine notwendige. Würde er in dem Scheck erklären, daß er kein Obligo für die Einlösung übernehme, so könnte sich nur fragen,

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ob ein gültiger Scheck überhaupt nicht vorliege, so daß weder er noch die Indossanten scheck- S 15 rechtlich haften würden (so für den Wechsel StStr 11. Aufl zu Art 4 Anm 67), oder ob die Freizeichnung als nicht geschrieben zu gelten hätte und er trotzdem hafte. Man wird sich für das letztere entscheiden müssen, da durch die Hinzufügung der Charakter seiner Unterschrift als „Unterschrift des Ausstellers" nicht beseitigt wird und daher das formelle Erfordernis des § 1 Ziff 3 ScheckG erfüllt ist, in solchem Falle aber die Haftung nach § 15 Abs 1 eintritt, ohne daß es auf den Verpflichtungswillen ankommt*). Vgl. über die gleiche Frage beim Wechsel RGZ 18, 112. Ist der Aussteller zugleich Indossant (so bei einem Scheck an eigene Order), so kann er seine Haftung als Indossant ausschließen, jedoch nur durch einen Zusatz bei dem Indossament, also in der Regel auf der Rückseite, nicht bei der Ausstellerunterschrift. Auf alle Fälle bleibt er als Aussteller verhaftet, und diese Haftung ist weilergehend als die Jndossantenhaftung wegen des Bereicherungsanspruchs aus § 21 ScheckG. — Auf die Namensschrift auf der Rückseite des Inhaberschecks, die kein eigentliches Indossa­ ment ist, bezieht sich Abs 3 nicht unmittelbar; doch wird der entsprechenden Anwendung nichts entgegenstehen, falls man nicht schon an sich durch die Hinzufügung die Bedeutung der Namensunterschrift als Verpflichtungserklärung für ausgeschlossen erachtet; vgl. oben Anm 6. Die Frage liegt hier anders als bei der Freizeichnung des Ausstellers (vgl. oben), da es sich nicht um die absolute Haftung als Aussteller handelt. So auch Kuhlenbeck zu § 15 Anm 4 am Schlüsse; Conrad 262; zweifelnd Cohn bei Goldschmidt 61 S. 90. 5. Voraussetzung für die Entstehung der Haftung des Ausstellers, der Indossanten (Abs 1)Anm. 10 wie der Namensschreiber (Abs 2) ist die sog. aktive Scheckfähigkeit. Darunter wird in der Begründung (S. 17) und in der scheckrechtlichen Literatur (Lessing S. 33) die rechtliche Fähig­ keit verstanden, einen Scheck mit rechtsverbindlicher Wirkung gegen sich auszustellen oder zu indossieren. (Zur Herstellung eines formalgültigen Schecks, der die Grundlage scheckrecht­ licher Äklärungen anderer Personen bilden kann, ist wirklich bestehende Scheckfähigkeit des Ausstellers nicht erforderlich; vgl. zu 8 1 Anm 22). Durch die Ausstellung entstehen für den Aussteller keine Scheckrechte; sein Recht gegenüber dem Bezogenen darauf, daß dieser den Scheck einlöse, bestimmt sich lediglich nach dem zugrunde liegenden materiellen Rechts­ verhältnisse, dem Scheckvertrage, vgl. zu 8 3 Anm 2ff. Wohl aber, werden dadurch für ihn scheckrechtliche Verpflichtungen, nämlich die Regreßhaftung aus 815, begründet. Entsprechendes gilt für den Indossanten. Die aktive Scheckfähigkeit in diesem Sinne deckt sich deshalb nicht mit dem, was im Wechselrechte unter aktiver Wechselfähigkeit verstanden wird, nämlich entweder die Fähigkeit, Subjekt von Wechselrechten zu sein (Wechselrechi sfähigkeit) oder solche Rechte durch eigene Handlung zu erwerben (Wechselgeschäftsfähigkeit); vgl. StStr. zu Art 1 Anm 1. Die aktive Scheckfähigkeit im obigen Sinne entspricht vielmehr dem, was im Wechselrechte unter passiver Wechselfähigkeit verstanden wird und worüber Art 1 WO bestimmt, daß wechselfähig jeder ist, welcher sich durch Verträge verpflichten kann. Zwar enthält das ScheckG nicht eine entsprechende ausdrückliche Bestimmung, aber auch keine Einschränkung der allgemeinen Verpflichtnngsfähigkeit für den Scheck; diese bestimmt sich sonach nach den allgemeinen Grundsätzen des bürgerlichen Rechts (Begründung S. 17), und zwar kommen in Betracht einerseits die Vorschriften über die Fähigkeit, Subjekt von vertragsmäßigen Verpflichtungen zu sein, andererseits die Vorschriften über die Fähig­ keit, durch eigene Willenserklärungen sich vertragsmäßig zu verpflichten (Geschäftsfähigkeit). a) Die Fähigkeit, Subjekt von vertragsmäßigen Verpflichtungen, also auch von Scheckver- Anm. 11 pflichtungen zu sein, besitzt jede natürliche Person sowie jede juristische Person des Privat­ rechts, nämlich reichsrechtlich: eingetragene oder durch Verleihung mit Rechtsfähigkeit ausgestattete Vereine (88 21, 22 BGB), Aktiengesellschaften (8 210 HGB), eingetragene Ge­ nossenschaften (8 17 GenG), Gesellschaften mit beschränkter Haftung (813 GmbHG), landes­ rechtlich: Gewerkschaften des Bergrechts; ferner jede juristische Person des öffentlichenRechts (Fiskus, öffentlich-rechtliche Körperschaften und Anstalten), aber auch die hin­ sichtlich der Eingehung von Verbindlichkeiten unter ihrer Firma den juristischen Personen gleichgestellten handelsrechtlichen Gesellschaften: offene Handelsgesellschaft (8124), Kommandit­ gesellschaft (8 161 Abs 2 HGB). Nicht scheckverpflichtungsfähig sind der nicht rechtsfähige Verein, obwohl er unter seinem Namen verklagt werden kann (RGZ 112, 124) und die Ge­ sellschaft des bürgerlichen Rechts; a. M. Lessing S. 35, der unrichtigerweise die für die Scheck­ fähigkeit maßgebende Bedeutung der Scheckausstellung in der Verfügung über ein Guthaben, statt in der Eingehung scheckrechtlicher Verbindlichkeiten erblickt. Doch entsteht aus der Aus­ stellung eines Schecks im Namen eines nicht rechtsfähigen Vereins oder einer Gesellschaft des bürgerlichen Rechts durch die Vorstandsmitglieder oder Gesellschafter, sofern sie innerhalb der ihnen zustehenden Befugnis zur Geschäftsführung gehandelt haben, eine gesamtschuldnerische

*) In diesem Sinne ist die Frage auch in den Beschlüssen der Haager Konferenz über die Vereinheitlichung des Scheckrechts (Art 6) entschieden. Vgl. unten Anhang H.

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§ 15 Verbindlichkeit der sämtlichen Vereinsmitglieder bzw. Gesellschafter (§§ 714,54 Satz 1 BGB); ferner durch Ausstellung eines Schecks im Namen eines nicht rechtsfähigen Vereins eine persönliche Verpflichtung des Ausstellers (§ 54 Satz 2 BGB). A. M. freilich das oben zu 8 1 Anm 19 erwähnte Urt des NeichsG II 331/25 vom 20. 11. 25 (RGZ 112, 124). Anm. 12 b) Nicht fähig, durch selbständige eigene Ausstellung eines Schecks sich scheckmäßig zu verpflichten (nicht scheckgeschäftsfähig), sind die der allgemeinen Geschäftsfähigkeit ermangelnden natürlichen Personen, nämlich: Kinder unter sieben Jahren, Personen, die sich in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustande krankhafter Störung der Geistestätigkeit befinden, sofern nicht der Zustand seiner Natur nach ein vorübergehender ist; ferner Personen, die wegen Geisteskrankheit entmündigt sind (§ 104 BGB). Ihre Willens­ erklärung ist nichtig (§ 105 BGB), kann also eine Scheckverbindlichkeit für sie nicht begründen. Minderjährige, die das siebente Lebensjahr vollendet haben, sind in der Geschäftsfähigkeit beschränkt und können deshalb Schecke mit rechtsverbindlicher Wirkung für sie nur mit Zu­ stimmung ihres gesetzlichen Vertreters (Vater oder Mutter als Inhaber der elter­ lichen Gewalt, §§ 1626,1684, Vormund, § 1773) ausstellen. Ihnen gleich stehen wegen Geistes­ schwäche oder Trunksucht Entmündigte oder unter vorläufige Vormundschaft gemäß § 1906 gestellte Personen (§ 114). Die Zustimmung bedarf nicht der für die Ausstellung des Schecks vorgeschriebenen Form (§ 182 Abs. 2), kann also auch mündlich, und zwar durch Erklärung dem Minderjährigen oder dem anderen Teile (Schecknehmer) gegenüber (§ 182 Abs 1) erfolgen. Die Zustimmung kann sowohl im voraus als Einwilligung (§§ 183, 107), wie auch nach­ träglich als Genehmigung (§§ 184,108) erklärt werden; zwar fehlt es an der für das Wechsel­ recht in Art 1 WO (vgl. oben Anm 10) gegebenen ausdrücklichen Vorschrift, der zufolge für die Wechselfähigkeit die Fähigkeit, sich durch Verträge zu verpflichten (8 108), maßgebend ist; aber die Scheckausstellung und die Scheckindossierung in Verbindung mit der Begebung, welche die Scheckverpflichtung erst zur Entstehung bringt, haben die rechtliche Natur des Vertrags (Begebungsvertrag, vgl. oben zu 8 6 Anm 5). Hat der gesetzliche Vertreter mit Genehmigung des Vormundschaftsgerichts den Minder­ jährigen zum selbständigen Betriebe eines Erwerbsgeschäfts ermächtigt, so ist nach 8 112 BGB der Minderjährige für solche Rechtsgeschäfte, die der Geschäftsbetrieb mit sich bringt, unbe­ schränkt geschäftsfähig; jedoch sind solche Rechtsgeschäfte ausgenommen, zu denen der Ver­ treter der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts bedarf. Ob und in welchen Fällen zu den der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts bedürftigen Rechtsgeschäften des Vormunds gemäß 8 1822 Nr 9 die Ausstellung von Schecken gehört, ist streitig (vgl. unten Anm 13). Nach 8 1825 kann zwar das Vormundschaftsgericht zu solchen Rechtsgeschäften dem Vormunde eine allgemeine Ermächtigung erteilen; eine Ermächtigung des Minderjährigen zu solchen Rechtsgeschäften durch das Vormundschaftsgericht ist dagegen weder allgemein noch für den einzelnen Fall gestattet (vgl. RGRKomm zu § 112 Anm 2). Es wird daher, soweit der Vormund zur Ausstellung von Schecken für den Minderjährigen der Genehmigung des Vormundschafts­ gerichts bedarf, auch bei erteilter allgemeiner Amächtigung zum Geschäftsbetriebe für jeden einzelnen Fall der Scheckausstellung durch den Minderjährigen die Zustimmung des gesetz­ lichen Vertreters und die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts erforderlich sein. So auch StStr Art 1 Anm 9 für den Wechsel. Ist ein von dem Minderjährigen ohne Zustimmung des gesetzlichen Vertreters ausgestellter Scheck aus einem Guthaben eingelöst worden, das der gesetzliche Vertreter zur freien Verfügung des Minderjährigen bei dem Bezogenen bestellt hatte, so wird in entsprechender Anwendung des 8 HO BGB die Scheckverpflichtung des Minderjährigen als von Anfang an wirksam zu gelten haben; also eine Rückforderung des Minderjährigen oder des gesetzlichen Vertreters gegen den Scheckinhaber, der die Zahlung erhalten hat, ausgeschlossen sein. So Lessing S. 34; gleicher Ansicht für den Wechsel StStr Art 1 A. 10; a. M. Nehbein Art 1 A. 3b und Lehmann DIZ 1900, 169. Anm. 12a Ehefrauen sind als solche in der Geschäftsfähigkeit, also auch in der Scheckgeschäfts­ fähigkeit, nicht beschränkt; doch haftet für eine von einer Ehefrau, die im gesetzlichen Güter­ stande des BGB oder in Errungenschaftsgemeinschaft lebt, ohne Zustimmung des Ehemannes übernommene Verpflichtung das eingebrachte Gut nur insoweit, als es bereichert ist und der Mann deshalb die Verpflichtung gegen sich gelten lassen muß (§§ 1412,1399,1525 Abs 2 BGB). Bei Gütergemeinschaft haftet auch das Gesamtgut, wenn die Scheckausstellung dem Ehe­ mann gegenüber auch ohne seine Zustimmung rechtswirksam ist, also namentlich in den Fällen der 88 1450—1453 (8 1460 BGB). Stellt die Frau zur Bezahlung von Anschaffungen, die sie innerhalb ihres häuslichen Wirkungskreises (8 1357 BGB) gemacht hat, einen Scheck als Vertreterin des Mannes aus (sei es unter Angabe des Vertretungsverhältnisses oder lediglich durch Unterzeichnung mit dem Namen des Mannes, vgl. 81 Anm 20), so wird dadurch der Mann nur insoweit scheckrechtlich verpflichtet werden, als nach den Verhältnissen der Ehegatten die Leistung von Zahlungen auf diesem Wege der Verkehrssitte entspricht oder der Ehemann

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einem solchen Verfahren zugestimmt hat. Personen, über deren Vermögen das Konkurs- § 15 verfahren eröffnet ist, (Gemeinschuldner) sind dadurch in der Geschäftsfähigkeit, also auch in der Fähigkeit, sich durch Ausstellung von Schecken zu verpflichten, nicht beschränkt (RG 29, 74); doch können sie das zur Konkursmasse gehörige Vermögen nicht verpflichten. Der Konkursverwalter seinerseits ist befähigt, durch Ausstellung von Schecken die Masse zu ver­ pflichten, ohne daß geprüft werden darf, ob im Einzelfalle die Ausstellung zur ordnungsmäßigen Durchführung des Konkursverfahrens erforderlich war (RG 29, 83 u. 84; 53, 192). c) Die gesetzliche Vertretung geschäftsunfähiger oder in der Geschäftsfähigkeit be-Anm. 13 schränkter Personen bei der Ausstellung von Schecken richtet sich gleichfalls nach den Bestim­ mungen des allgemeinen bürgerlichen Rechts. Nach § 1822 Nr 9 BGB bedarf der Vormund — und ebenso gemäß §§ 1643, 1686 der Vater oder die Mutter als Inhaber der elterlichen Gewalt — der Genehmigung des Bormundschaftsgerichts zur. Ausstellung von Schuldver­ schreibungen auf den Inhaber, sowie zur Eingehung einer Verbindlichkeit aus einem Wechsel oder einem anderen Papier, das durch Indossament übertragen werden kann. Danach ist für den an Order gestellten Scheck die obervormundschaftliche Genehmigung erforderlich; nicht dagegen für den Rektascheck (vgl. Anm 3 zu 8 8). Bestritten ist die Frage für den auf In­ haber gestellten oder mit der alternativen Inhaberklausel versehenen Scheck. Unter den Begriff der „Schuldverschreibung auf den Inhaber" im technischen Sinne des BGB (§ 793) fällt er nicht, da der Aussteller darin nicht dem Inhaber eine Leistung verspricht, sondern nur eine Haftung für eine von einem Dritten (dem Bezogenen) zu machende Leistung übernimmt. Auch ist er nicht durch Indossament übertragbar, ein solches vielmehr ausgeschlossen (zu 8 8 Anm 2). Das Erfordernis der Genehmigung des Bormundschaftsgerichts wird deshalb für Jnhaberschecke von Breit in DIZ 1908 Sp. 241 und BankA 7,154, Kuhlenbeck S. 78, Busch S. 26 verneint; von Lessing S. 34 aber demungeachtet bejaht. Diesem ist zuzugeben, daß der gesetzgeberische Grund des 8 1822 Nr 9 — die Gefährdung des Mündels durch die Be­ schränkung von Anreden gegenüber Verpflichtungen aus Papieren, die bestimmt sind, von Hand zu Hand zu gehen — für den Inhaberscheck hinsichtlich der Regreßpflichten des Ausstellers in gleichem Maße zutrifft wie für den Orderscheck. Auch ist der Inhaberscheck im BGB wohl nur deshalb nicht genannt, weil er zur Zeit der Abfassung dieses Gesetzbuches als gesetzlich geregeltes Rechtsinstitut noch nicht bestand und insbesondere Regreßpflichten des Ausstellers nicht erzeugte. Es kann deshalb wohl eine Lücke in der Gesetzgebung als vorhanden angenom­ men werden und wird die entsprechende Anwendung des 8 1822 Nr 9 auf Jnhaberschecke geboten sein, die der ratio legis entspricht, da die Ausstellung von Jnhaberschecken das Vermögen des Minderjährigen mindestens in gleicher Weise gefährden kann wie die Aus­ stellung von Orderschecken. d) Zeit und Ort für die Beurteilung der Scheüfähigkeit. Die Scheckfähigkeit muß vor- Anm. 14 Handen sein zu der Zeit, zu welcher die Scheckverpflichtung begründet werden soll, also im Zeitpunkt der Begebung des Schecks. Es schadet nichts, wenn sie zu der Zeit, als der Scheck von dem Aussteller geschrieben wurde, noch nicht vorhanden war (z. B. ein Minderjähriger stellt einige Tage vor Erreichung der Großjährigkeit einen Scheck aus, begibt ihn aber nachher). Vgl. StStr Art 1 Anm 21. Gleiches muß für die Indossierung gelten. Das für die Arage der Scheckfähigkeit zur Anwendung kommende örtliche Recht bestimmt Anm. 14a sich nicht, wie hinsichtlich der formalen Erfordernisse des Schecks (vgl. 8 26 ScheckG) nach dem Orte der Ausstellung, sondern grundsätzlich nach der Staatsangehörigkeit des Ausstellers (EGBGBMrt7 Abs 1); stellt jedoch ein Ausländer, der nach den deutschen Gesetzen geschäfts­ fähig sein würde, im Jnlande einen Scheck aus, so gilt er für dieses Rechtsgeschäft als geschäfts­ fähig, auch wenn er nach den Gesetzen seines Heimatlandes dazu nicht fähig sein würde (ebenda Abs 3). Vgl. StStr Art 1 Anm 23. Ebenso für die Indossierung. e) BeweiSlast. Die Scheckfähigkeit des Ausstellers bzw Indossanten wird vermutet, Anm. 15 sofern nicht das Gegenteil sich aus dem Scheck selbst ergibt. Wer seine Scheckunfähigkeit oder eine Beschränkung seiner Scheckfähigkeit behauptet, muß sie beweisen; vgl. StStr Art 1 Anm 24—28. f) Die Wirkung der mangelnden Scheüfähigkeit ist die materielle Unwirksamkeit der Anm. 16 durch die Ausstellung bzw Indossierung übernommenen Verpflichtung. Sie muß auch der gutgläubige Scheckinhaber gegen sich gelten lassen; vgl. 8 18 Abs 2 ScheckG und Anm 6 zu 8 18. Die formale Gültigkeit des Schecks wird durch die Scheckunfähigkeit des Ausstellers nicht berührt. Vgl. zu 8 1 Anm 22. Zusatz 1: Fremde Rechte. Vgl. die Anhänge unter G. Die Regreßhaftung des Ausstellers Anm. 17 und der Indossanten ist grundsätzlich in allen ausländischen Scheckgesetzgebungen übereinstim­ mend mit den entsprechenden wechselrechtlichen Bestimmungen geregelt. In England folgt dies ohne weiteres daraus, daß der Scheck als Sichtwechsel behandelt wird (Bills of Exchange Act Sect. 73 1). Auch in Frankreich sind für die „solidarische Garantie" des Ausstellers und der Indossanten die Vorschriften über den Wechsel für anwendbar erklärt

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8 15 (Art 4 Ges v. 14. 6.1865). Ebenso in Belgien das Ges über den Wechsel v. 20.5.1872 (ScheckG v. 20. 6. 1873 Art 3). In Italien ist bestimmt, daß alle Bestimmungen über den Wechsel, die den Anspruch gegen den Aussteller und die Giranten betreffen, auf die „Bankanweisung" (den Scheck) Anwendung finden (Art 341HGB). Ebenso in Japan (Art 537 in Verbindung mit Art 486 HGB); Schweiz (§ 836 OblRecht); Spanien (§ 542 HGB); Ru­ mänien (Art 366 HGB); Portugal (Art 343 HGB). In Österreich ist die Haftung des Ausstellers und der Indossanten durch § 15 ScheckG begründet; abweichend vom deutschen Rechte hat aber das auf einen Nicht-Orderscheck gesetzte „Indossament", also auch die Namens­ schrift auf der Rückseite des Inhaberschecks, keine scheckrechtliche Wirkung (§ 6 Abs 2); bei Inhaber­ schecken ist danach stets nur der Aussteller regreßpflichtig. Nach niederländischem Rechte (§§ 222, 223, 225, 227 HGB) haftet der „ursprüngliche Aussteller" jedem Inhaber während 10 Tagen nach der Datierung des Schecks; doch bleibt seine Verantwortlichkeit weiter bestehen, wenn er nicht beweist, daß er innerhalb der 10 Tage und seitdem ein ausreichendes Bargut­ haben bei dem Bezogenen gehabt und belassen hat; außer dem Aussteller haftet jeder, „der das Papier in Zahlung gegeben hat" (also auch ohne Indossament), aber nur seinem Abnehmer während drei Tagen. — Die Scheckbürgschaft (aval) ist in einer Anzahl von ausländischen Scheckgesetzgebungen ausdrücklich anerkannt, so in Österreich (§ 15 Abs 2), Skandi­ navien (§ 87 Abs 2), Belgien (Art 3), Schweiz (Art 836), Italien (Art 341), Rumänien (Art 366). In anderen, so in Frankreich, ist die Frage bestritten. Näheres bei Meyer, Weltscheckrecht I S. 341, 352 ff. Zusatz 2: Künftiges Weltscheürecht. Über die in § 15 des deutschen ScheckG behandelten Punkte treffen die Art 6 und 10 der Beschlüsse der zweiten Haager Konserenz — Anhang H — über die Vereinheitlichung des Scheckrechts, in Verbindung mit Art 14 der einheitlichen WO Bestimmung. Diese Artikel lauten in deutscher Übersetzung: Art 6 der Beschlüsse zum Scheckrecht: „Der Aussteller ist Garant der Zahlung. Jede Klausel, durch welche der Aussteller sich von dieser Garantie entlastet, gilt als nicht geschrieben." Art 14 der einheitlichen WO (durch Art 10 der Scheckbeschlüsse mit Ausnahme dessen, was die Annahme betrifft, für anwendbar auf den Scheck erklärt): „Der Indossant ist, vorbehaltlich gegenteiliger Klausel, Garant (der Annahme und) der Zahlung. Er kann eine weitere Indossierung untersagen; in diesem Falle ist er nicht garantiepflichtig gegenüber den Personen, an welche der Wechsel weiter indossiert worden ist."

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8 16. Zur Ausübung des Regreßrechts mutz nachgewiesen werden, daß der Scheck rechtzeitig zur Zahlung vorgelegt und nicht eingelöst oder daß die Vorlegung vergeblich versucht worden ist. Der Nachweis kann nur geführt werden: 1. durch eine aus den Scheck gesetzte, von dem Bezogenen unterschriebene und den Tag der Vorlegung enthaltende Erklärung; 2. durch eine Bescheinigung der Abrechnungsstelle, datz der Scheck vor dem Abläufe der Borlegungsfrist eingeliesert und nicht eingelöst worden ist; 3. durch einen Protest. Auf die Vorlegung des Schecks und den Protest finden die Vorschriften der Artikel 87 bis 88a, 89a, 90 bis 91 a, 92 Abs. 2 der Wechselord­ nung sowie der §§ 3, 4 des Gesetzes betreffend die Erleichterung des Wechselprotestes entsprechende Anwendung. Enthält der Scheck die Aufforderung keinen Protest zu erheben, so finden die Vorschriften des Art. 42 der Wechselordnung entsprechende Anwendung.

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1. Vorbemerkung. Vorlegung und Borlegungsversnch. Die 88 16 und 17 regeln die Voraussetzungen für die Ausübung des nach § 15 (vgl. die Erläuterungen dazu) begründeten Regreßrechts des Scheckinhabers gegen den Aus­ steller, die Indossanten sowie beim Inhaberscheck die durch Namensschrift auf der Rückseite Haftpflichtigen. Die Entstehung dieser Regreßansprüche ist gesetzlich bedingt (conditio iuris) durch die Tatsache, daß der Scheck rechtzeitig zur Zahlung vorgelegt und nicht ein-

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gelöst worden ist; der Vorlegung ist ein vergeblicher Versuch der Vorlegung gleich-§ 16 gestellt (g 16 Abs 1 Satz 1). Darüber, was zur rechtzeitigen Vorlegung erforderlich ist, vgl. die §§ 11,12 ScheckG und die Erläuterungen dazu. Als vergeblicher Versuch der Vor­ legung wird es anzusehen sein, wenn der Bezogene persönlich oder ein zur Entgegennahme der Vorlegung für ihn befugter Vertreter am Zahlungsorte an der Stelle, an welcher nach Art 91 WO m Verbindung mit § 16 Abs 2 ScheckG (vgl. unten Anm 49 ff.) die Vorlegung zu erfolgen hat, nämlich in seinem Geschäftslokale oder in Ermangelung eines solchen in seiner Wohnung, nicht anzutreffen gewesen ist oder sein Geschäftslokal oder seine Wohnung am Zahlungsorte sich nicht hat ermitteln lassen (Art 88 Abs 1 Ziff 2 WO; vgl. unten Anm 49 ff.). 2. Den Beweis des Eintritts der Rechtsvedingungen für die Regreßhaftung (oben Anm. 2 Ziff 1) hat der Regel nach (vgl. aber über den'Fall des Protesterlasses Anm ;l) der Inhaber des Schecks, der das Regreßrecht ausüben will, zu führen. Beim Wechsel ist die Führung des entsprechenden Nachweises nur durch einen rechtzeitig über die Vorlegung und den Nicht­ erhalt der Zahlung aufgenommenen formellen Protest zugelassen (Art 41 WO). Im Gegen­ satze dazu wollte der Entwurf zu einem Scheckgesetze von 1892 in § 14 die Führung des Nach­ weises ohne Einschränkung auf bestimmte Beweismittel, also namentlich durch Zeugen, richter­ lichen Eid — die in der Begründung des damaligen Entwurfs S. 21 genannte Gdeszuschiebung kam weniger in Betracht, da der Bezogene nicht Partei im Rechtsstreite über den Re­ greßanspruch ist — „in formloser Art" zulassen; nur beispielsweise wurden als „besonders geeignete" Wege zur Beweisführung Protest, Erklärung des Bezogenen und Bescheinigung der Abrechnungsstelle hervorgehoben. Auch der vorläufige Entwurf von 1907 stand noch auf dem gleichen Standpunkte. Gegen diese unbeschränkte Zulassung von Beweismitteln wurden im Schrifttum Bedenken geäußert (Cohn in GoldschmidtsZ 61, 91; Zentralverband S. 19f.). Der endgültige Entwurf von 1908 hat sie dann auch fallen lassen zugunsten eines Mittel­ weges zwischen der Formstrenge der Wechselordnung und den ftüheren Entwürfen, und das Gesetz bestimmt nunmehr, daß die Beweisführung nur auf einem der drei in § 16 Satz 2 bezeichneten Wege erfolgen kann. Die Begr (S. 30) rechtfertigt das durch den Hinweis dar­ auf, daß der Nachweis „dem Wesen des Scheckes entsprechend so sehr als möglich'erleichtert", andererseits aber „in klarer, unzweideutiger Weise geführt werden müsse." Nur durch die hier bezeichneten urkundlichen Beweismittel kann der Nachweis geführt werden. Er muß durch sie vollständig geführt sein; die Heranziehung anderer Beweismittel (anderer Ur­ kunden, Zeugen, des richterlichen Eides, der Eideszuschiebung) zur Unterstützung ist aus­ geschlossen. Solche anderen Beweismittel können aber insofern benutzt werden, als es sich um die Borfeststellung handelt, ob die vorgelegten Urkunden den Erfordernissen einer der Ziff 1 bis 3 entsprechen, namentlich daß die Erklärung (Ziff 1) von dem Bezogenen herrührt, also um die Echtheit der Urkunde; vgl. unten Anm 11. Der Nachweis kann auch nicht ersetzt werden dadurch, daß der im Regreßwege in Anspruch Genommene die rechtzeitige Vorlegung und Nichteinlösung als erfolgt zugibt, so daß diese Tatsachen nach § 288 ZPO keines Beweises bedürfen würden. Es ist vielmehr, und zwar auch außerhalb des Urkunden­ prozesses, von Amts wegen zu prüfen, ob der Nachweis durch eines der zugelassenen Be­ weismittel ordnungsmäßig geführt ist. Das ist im Wechselrecht für den Protest anerkannt (vgl. StStr zu Art 41 Anm 3 und die dort angeführten Entscheidungen) und muß entsprechend auch für den Scheck gelten angesichts der Fassung des Gesetzes (muß nachgewiesen werden) und auch im Hinblick darauf, daß andernfalls eine Verlängerung der Umlaufszeit des Schecks durch private Vereinbarung oder Übung eintreten könnte, die dem Wesen des Schecks wider­ spricht (vgl. zu § 11 Anm 11). Eine Ausnahme von der Offizialprüfung tritt nur ein, sofern der Scheck die Aufforderung enthält, keinen Protest zu erheben, § 16 Abs 3, vgl. unten Anm 76. Hinsichtlich der materiellen Beweiskraft und des Gegenbeweises haben die Vorschriften der ZPO über den Urkundenbeweis Anwendung zu finden, die für die einzelnen in Ziff 1 bis 3 bezeichneten Urkunden Verschiedenheiten ergeben. 3. An erster Stelle nennt das Gesetz als Beweismittel für die rechtzeitig erfolgte Bor- Anm. 3 legung zur Zahlung und die Nichteinlösung des Schecks eine auf den Scheck gesetzte, von dem Bezogenen unterschriebene und den Tag der Vorlegung enthaltende Erklärung (Abs 1 Satz 2 Jiff 1). a) Es handelt sich dabei um ein schriftliches Zeugnis des Bezogenen über die Tat-Anm. 4 fache der erfolgten Vorlegung und Nichteinlösung, eine Privatdeklaration, auch Prä­ sentationszeugnis genannt, also um eine Beurkundung von Tatsachen, eine Wissenserklärung (RGZ 100, 141), nicht (wie Lessing S. 128 ausführt) um eine Willens­ erklärung, sonach nicht um ein Rechtsgeschäft, zu dessen Gültigkeit die Erfordernisse der Ge­ schäftsfähigkeit oder der gesetzlichen Vertretung eines nicht geschäftsfähigen Bezogenen vor­ handen sein müßten. Allerdings macht der Bezogene sich unter Umständen schadensersatz­ pflichtig, wenn der Inhalt seiner Erklärung der Wahrheit nicht entspricht; aber diese Scha­ densersatzpflicht entsteht nicht durch Rechtsgeschäft, sondern durch unerlaubte Handlung;

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§ 16 für ihre Entstehung ist daher nur Deliktsfähigkeit erforderlich. Eine Schadensersatzpflicht nach § 823 BGB wird übrigens nicht in Frage kommen, da weder ein Recht des Scheckinhabers oder der Regreßpflichtigen im Sinne des Äbs 1 noch ein ihren Schutz bezweckendes Gesetz im Sinne des Abs 2 des § 823 durch die unrichtige Ausstellung des Zeugnisses verletzt wird; fahr­ lässiges Handeln wird deshalb nicht genügen, vielmehr vorsätzliche Schadenszufügung im Sinne von § 826 erforderlich sein. Dem Aussteller gegenüber, welcher der Scheckkunde des Be­ zogenen ist, wird aber auch eine vertragsmäßige Haftung aus dem Scheckvertrage begründet sein, falls der Bezogene der Wahrheit zuwider vorsätzlich oder fahrlässig die recht­ zeitige Vorlegung des Schecks als erfolgt beurkundet hat. Zu dem Scheckinhaber steht der Bezogene in keinem vertraglichen Verhältnisse; er ist deshalb nicht verpflichtet, die von jenem verlangte Erklärung auszustellen; verweigert er sie, so muß der Scheckinhaber den Weg des Protestes (Ziff 3) einschlagen. Anm. 5 b) Die Erklärung muß auf den Scheck gefetzt sein. Eine Erklärung, die in einer beson­ deren Urkunde ausgestellt ist, kann zur Führung des Nachweises nicht dienen, auch wenn sie materiell die rechtzeitige Vorlegung und Nichteinlösung des bestimmt bezeichneten Schecks beurkundet. Daß die Erklärung auch auf ein mit dem Scheck verbundenes Blatt (Allonge) gesetzt werden kann, ist hier nicht, wie für das Indossament und den Protest in Art 11 bzw. 88a WO in Verbindung mit 8 8 Abs 2 bzw. § 16 Abs 2 ScheckG, ausdrücklich ausgesprochen, wird aber auch ohne das angenommen werden können; keinenfalls dürfte aus der Nichterwähnung ein Argument für das Gegenteil zu entnehmen sein, da irgendein Grund für eine solche Differenzierung nicht ersichtlich, vielmehr die Gestattung hier noch viel näher liegt als bei dem enger mit dem Scheck zusammenhängenden Indossament. So auch Lessing S. 129; Hoppenstedt, Ein zweites Wort S. 37; Breit, Pflichten S. 41; a. M. Merzbacher S. 50, 51. Ob die Verbindung von vornherein bei Abgabe der Erklärung oder nachträglich erfolgt ist und ob auf dem Scheck selbst noch genügend Raum vorhanden war, ist unerheblich. — Die Erklärung kann auf die Vorder- oder Rückseite des Schecks gesetzt werden. Auf eine Abschrift (Kopie) des Schecks kann die Erklärung nicht gesetzt werden; denn die Abschrift ist nicht „der Scheck". Soweit die Ausstellung des Schecks in mehreren Ausfertigungen zulässig und erfolgt ist (vgl. § 9 ScheckG und die Erläuterungen dazu), wird die Erklärung auf diejenige Ausfertigung zu setzen sein, welche dem Bezogenen zur Zahlung vorgelegt ist. — Ist, was zulässig, die Erklärung des Bezogenen zu gerichtlichem oder notariellem Protokolle ausgenommen worden, so soll es nach OLG Dresden in OLGRspr 35, 5 genügen, wenn eine Ausfertigung des Protokolls auf den Scheck gesetzt oder mit ihm verbunden ist. Das dürfte irrig sein; denn einer solchen Ausfertigung fehlt die vom Ge­ setze erforderte Originalunterschrift des Bezogenen; vgl. Anm 6. Anm. 6 c) Die Erklärung muß von dem Bezogenen unterfchrieden fein. Ist der Bezogene eine juristische Person, eine Handelsgesellschaft, eine Anstalt des öffentlichen Rechts oder eine sonstige nicht zu eigenem Handeln fähige Person, so muß die Unterschrift von den zu ihrer Vertretung kraft Gesetzes oder Vollmacht berufenen Personen geleistet werden, und zwar, falls die Vertretung nur mehreren Personen zusammen zusteht (Gesamtvertretung), von diesen sämtlich. Daß es sich dabei um Wissens-, nicht Willenserklärung handelt (vgl. oben Anm 4), ist für diese Frage bedeutungslos. Der in der Rechtsprechung des Reichsgerichts anerkannte Rechtssatz, daß das Zahlungsbegehren beim Wechsel und auch beim Scheck an einen der Gesamtvertreter gerichtet werden kann (vgl. unten zu Abs 2 dieses Paragraphen Anm 25 a), ist auf die Ausstellung der Erklärung über die Vorlegung nicht anwendbar, da es sich nicht um die Entgegennahme, sondern um die eigene Abgabe einer Erklärung handelt. Das RG hat deshalb in dem Urt v. 16. 10. 1920, V 34/20 (RGZ 100, 141) ausgesprochen, daß die Unterschrift eines Prokuristen, der nur Gesamtprokura mit anderen hat, nicht genügt; zustim­ mend Bernstein IW 1921, 29; a. M. Breit ebenda S. 518. Das RG hat übrigens dabei ausdrücklich hervorgehoben, daß in dem damaligen Falle nicht behauptet war, daß der Pro­ kurist ausdrücklich oder stillschweigend ermächtigt gewesen sei, Erklärungen der in Frage stehen­ den Art für die Bezogene allein, ohne Mitwirkung der anderen Gesamtvertreter, abzu­ geben. Läge eine solche Ermächtigung vor, so würde anders zu entscheiden sein; denn eine Unterschrift kann auch durch einen Bevollmächtigten abgegeben werden, der, sei es unter Kenntlichmachung des Vollmachtsverhältnisses mit seinem Namen oder auch nur mit dem Namen oder der Firma des Vertretenen, unterzeichnet. Die Unterschrift muß eine Schrift sein, darf also nicht mechanisch hergestellt sein, und sie muß ferner als Unterschrift räumlich derart stehen, daß sie die Erklärung deckt. Vgl. in beiden Beziehungen näheres in den Erläute­ rungen zu 8 1 Nr 3 ScheckG über das Erfordernis der Unterschrift des Ausstellers, Anm 16ff. zu 8 1. Anm. 7 d) Die Erklärung muß ferner den Tag der Vorlegung enthalten, d. h. es muß aus ihr hervorgehen, an welchem Tage die Vorlegung des Schecks an den Bezogenen zur Zah­ lung erfolgt ist. Nach diesem Wortlaute müßte man annehmen, daß es nicht genüge, wenn

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die Erklärung von einem Tage datiert ist, der noch innerhalb der Vorlegungsfrist liegt, § 16 so daß (die Richtigkeit dieser Datierung vorausgesetzt) daraus hervorgeht, daß der Scheck, auf den ja die Erklämng gesetzt sein muß (oben unter b), an diesem Tage dem Bezogenen vor­ gelegen hat, also innerhalb der Vorlegungsfrist vorgelegt sein muß. Der Tag der Vor­ legung wird dadurch nicht, wie der Wortlaut es erfordert, festgestellt. Das RG hat jedoch in dem Urt V 355/21 v. 19. 10. 1921 (RGZ 103, 44) diese Auffassung für eine „Überspannung des Formerfordernisses" erklärt; allerdings sei, wenn das Gesetz eine den Tag der Vorlegung enthaltende Erklärung verlange, damit eine lediglich ein Urteil enthaltende Erklärung, daß die Vorlage rechtzeitig erfolgt sei, ausgeschlossen, aber andererseits sei das Gesetz nicht dahin zu verstehen, daß der Tag der Vorlegung auch dann ausdrücklich angegeben sein müsse, wenn sich aus dem Inhalte der Erklärung vom Gerichte mit Sicherheit feststellen lasse, daß die Vorlegung rechtzeitig erfolgt sei. Es erscheint nicht unbedenklich, die gegenüber dem Protest (vgl. Anm 13ff.) bereits erheblich verringerten formalen Erfordernisse, die das Gesetz für das Präsentationsattest aufstellt, durch eine solche mit dem Wortlaute nicht vereinbare Aus­ legung noch weiter abzuschwächen. Die Angabe des Tages der Vorlegung kann immerhin unter Umständen von Erheblichkeit sein für die Führung des Gegenbeweises (vgl. Anm 11) in der Richtung, daß das Präsentationsattest überhaupt unrichtig, insbesondere auch die Datierung des Attestes selbst falsch und die Vorlegung in Wirklichkeit nicht innerhalb der Vorlegungsfrist erfolgt sei. Dies fällt um so mehr ins Gewicht, als, wie jetzt wohl allgemein anerkannt wird, eine Datierung des Attestes selbst überhaupt nicht erforderlich und deshalb seine unrichtige Datierung für die Beweiskraft des Attestes unschädlich ist (RGZ 100, 139). Das RG hat denn auch in dem angeführten Urteile darauf Gewicht gelegt, daß in dem dort entschiedenen Falle der Beklagte nie bestritten hatte, daß das Datum der Erklärung richtig angegeben sei, und hat dahingestellt gelassen, wen anderenfalls die Beweislast für die Richtig­ keit des Datums treffen würde; es kann aber wohl keinem Zweifel unterliegen, daß, wenn man annimmt, daß die Erklärung in dieser Form den Erfordernissen des Gesetzes genügt, dem in Anspruch genommenen Regreßpflichtigen der Gegenbeweis gegen die Richtigkeit der Erklärung auch in dieser Richtung obliegen würde, vgl. unten Anm 11. Auf die Be­ denklichkeit der Entscheidung hat auch Bernstein in seiner Anmerkung zu IW 1924, 115318 hingewiesen. Nicht zu entnehmen ist aus dem Gesetze, daß die Erklärung innerhalb der Vor-Anm. 8 legungsfrist oder einer sonstigen bestimmten Frist ausgestellt sein müßte, etwa wie nach dem österreichischen Gesetze, das in § 16 Abs 4 in Anlehnung an die Vorschriften der Wechselordnung über den Wechselprotest vorschreibt, daß die „Einlieferungs- und Vorlegungs­ bestätigungen" spätestens am ersten Werktage nach der Vorlegung „geschehen" müssen. Eine solche Vorschrift enthält das deutsche Scheckgesetz nicht; vielmehr ist in der Bear (S. 31) aus­ drücklich hervorgehoben, daß, abweichend vom österreichischen Gesetze, keine solche Frist vor­ geschrieben sei und daß daher „die Bestätigungen auch nachträglich beigebracht werden können". Ein Grund für die Annahme, daß diese bewußte Abweichung des Entwurfs von dem öster­ reichischen Gesetze nicht Inhalt des deutschen Gesetzes geworden wäre, ist nicht ersichtlich. Insbesondere ist die dafür angeführte Tatsache, daß auch für den Scheckprotest nicht wie für den Wechselprotest die Erhebung innerhalb einer bestimmten Frist vorgeschrieben ist (vgl. darüber unten zu Abs 2 dieses Paragraphen Anm 28), nicht nur kein Argument für eine solche Annahme, vielmehr kann daraus mit ziemlicher Sicherheit geschlossen werden, daß auch für die Erklärung des Bezogenen, durch deren Zulassung der Nachweis der rechtzeitigen Vor­ legung beim Scheck erleichtert werden sollte, eine Frist nicht gesetzt ist. Das Schrifttum steht denn auch überwiegend auf diesem Standpunkte. Vgl. Breit Pflichten S. 42; derselbe in Borchardt HG des Erdballs XIII 2 S. 1117; Langen, Zum Scheckrecht S. 100; DürHach HGB II S. 600; Cosack, Handelsrecht 8. Aufl. S. 254; Lessing S. 130; ebenso OLG Dresden in OLGR 35, 5; a. M. Jacobi in GoldschmidtsZ 63, 108 und Pavlicek ebenda S. 35. Das NG hat in dem Urt V 34/20 v. 16.10. 1920 (RGZ 100,138) sich der herrschenden Auffassung mit eingehender Begründung angeschlossen. Etwaigen unlauteren Machenschaften zwischen dem Scheckinhaber und dem Bezogenen würde übrigens, wie das RG a. a. O. hervor­ hebt, durch das Erfordernis der Ausstellung der Erklärung innerhalb einer bestimmten Frist kaum wirksam vorgebeugt werden können. Der Tag der Vorlegung ist derjenige, an welchem im Falle einer brieflichen Übersen-Anm. 9 düng der zum Zwecke der Vorlegung übersandte Scheck dem Bezogenen zugegangen ist. Für die Frage, wann der Scheck als zugegangen gilt, haben die für das Zugehen von Willenserklärungen nach BGB geltenden Nechtsgrundsätze Anwendung zu finden; vgl. darüber RGRKomm zu § 130 BGB Anm 1 Abs 2. Danach ist nicht erforderlich, daß der Bezogene noch am gleichen Tage von dem Eingänge des Schecks Kenntnis genommen hat; es genügt, wenn dieser derartig in seine Verfügungsgewalt gelangt ist, daß er von ihm hätte Kenntnis nehmen können, also z. B., daß er in einen an seinem Geschäftslokale oder

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Wohnung angebrachten Briefkasten gesteckt ist. In diesem Falle kann der Bezogene als Tag der Vorlegung den Tag des Zugehens im Atteste angeben. Hat er aber Zweifel, ob das Zugehen an diesem Tage erfolgt ist, so wird er den Tag der Kenntnisnahme als Vorlegungstag angeben müssen. Vorsichtigerweise wird es sich deshalb empfehlen, briefliche Vorlegungen nicht derart vorzunehmen, daß sie erst am letzten Tage der Vorlegungsfrist bei dem Bezogenen eingehen. Anm. 10 Zweifelhaft ist, ob der für die Ausübung des Regreßrechts erforderliche Nachweis durch ein privates Präsentationsattest gemäß Ziff 1 auch dann geführt werden kann, wenn nicht eine Vorlegung, sondern nur ein vergeblicher Versuch der Vorlegung (vgl. oben Anm 1) stattgefunden hat. Die Frage ist im Schrifttum sehr bestritten; sie wird u. a. verneint von Jacusiel (BankA 7 S. 284) und Lessing S. 129; bejaht von Bernstein (BankA 7 S. 197) und Breit (Pflichten S. 129). Nicht entscheidend sein kann meines Erachtens der Hinweis darauf, daß in Satz 2 Ziff 1 des § 16 eine den Tag der Vorlegung enthaltende Erklärung verlangt wird und daß ein Vorlegungsversuch keine Vorlegung sei; denn in Satz 1 des 8 16 ist ausdrücklich der vergebliche Versuch der Vorlegung der Vorlegung gleichgestellt, und dem­ gemäß könnte nach allgemeinen Auslegungsgrundsätzen angenommen werden, daß in dem sich unmittelbar anschließenden Satz 2, der die Führung des Nachweises für das Vorhanden­ sein des in Satz 1 erforderten Tatbestandes regelt, unter Vorlegung der Vorlegungsversuch mitverstanden sei. Aber als entscheidend für die Verneinung der Frage muß meines Er­ achtens in Betracht gezogen werden, daß der bei dem Versuche der Vorlegung nicht angetroffene Bezogene nicht aus eigener Wahrnehmung die Tatsachen, die den Versuch darstellen, bekunden, sondern nur vom Hörensagen ein Urteil darüber abgeben könnte, daß ein Ver­ such stattgefunden habe. Es kann aber nicht im Sinne des Gesetzes liegen,' durch ein auf so schwachen Grundlagen beruhendes Zeugnis den Beweis der rechtzeitigen Vorlegung führen zu lassen. Falls es bei einem vergeblichen Versuche der Vorlegung geblieben ist, wird sonach diese Tatsache durch einen formellen Protest gemäß Ziff 3 festgestellt werden müssen. Anm. 11 e) BeweiSlast und Beweisführung. Zu dem von dem Scheckinhaber zu führenden Nach­ weise wird, sofern er durch ein Privatattest des Bezogenen geführt werden soll, da es sich dabei um eine Privaturkunde handelt, auch der Beweis gehören, daß sie von dem Bezogenen unterschrieben ist, also der Beweis der Echtheit (8 440 ZPO). Der vom KG inOLGR — vgl. auch Breit bei Borchardt HG des Erdballs XIII 2 II A (5. 1117 und OLG Hamburg BankA 9, 156 — vertretenen Auffassung, daß dem Scheckinhaber eine Vermutung für die Echtheit des Privatattestes zur Seite stehe, dürfte es an einer gesetzlichen Grundlage fehlen. Der vom KG herangezogene Art 42 Satz 2 WO (vgl. unten Anm 7t) betrifft einen Fall, in dem der Wechselinhaber infolge besonderer Verfügung des Wechselverpflichteten als von der Beweislast für die geschehene Präsentation überhaupt befreit gilt. Dieser Fall liegt aber hier nicht vor; der Scheckinhaber ist, wie es die Regel ist, für die geschehene Vorlegung des Schecks beweispflichttg; es sind ihm nur außer dem Proteste noch andere Mittel zur Beweisführung eröffnet. Dann aber müssen für diese die für sie geltenden Rechtssätze in Anwendung kommen. Doch hat das Gericht, und zwar auch im Urkundenprozesse, nach dem Grundsätze der freien Beweiswürdigung (8 286 ZPO) zu prüfen, ob der Beweis der Echtheit nicht nach Form und Inhalt der vorgelegten Urkunde ohne weiteres als geführt erachtet werden kann (RGZ 72, 292) und dieser Beweis wird bei einem Privatzeugnisse, das sich als von einer Bank in üblicher Form — etwa unter Benutzung eigener Formulare usw. — ausgestellt darstellt, häufig als geführt erachtet werden können, namentlich wenn der Beklagte ohne jede Substantierung die Echtheit bestreitet. Der Beweis der Echtheit, kann durch jedes Beweismittel, auch durch Schriftvergleichung, geführt werden (vgl. oben zu 2); doch muß der Scheckinhaber, wenn er ihn durch andere Beweismittel als Urkunden und Eideszuschiebung führen will, vom Urkundenprozesse Abstand nehmen (8 595 Abs 2 ZPO). Ist die Unterschrift echt, so erbringt die Urkunde gemäß 8 416 ZPO vollen Beweis, daß die in ihr enthaltene Erklärung von dem Bezogenen abgegeben worden ist. Ob sie aber als voller Beweis für die Richtigkeit ihres Inhaltes, namentlich für die Rechtzeitigkeit der Vorlegung des Schecks zu gelten hat, unterliegt wiederum der freien Beweiswürdigung des Gerichts. Der Gegenbeweis der Unrichtigkeit ist unbeschränkt und außerhalb des Ur­ kundenprozesses durch alle Beweismittel zulässig. Anm. 12 4. Das zweite urkundliche Beweismittel, das in Satz 2 zur Führung des nach Satz 1 dem Scheckinhaber obliegenden Nachweises zugelassen wird, ist eine Bescheinigung der Abrechnungs­ stelle, daß der Scheck vor dem Ablaufe der Vorlegungsfrist eingeliefert und nicht . eingelöst worden ist. Über die Einrichtung der Abrechnungsstellen und die Einlieferung der Schecke in diese vgl. 8 12 ScheckG und die Erläuterungen dazu. Die Einlieferung gilt danack als Vorlegung zur Zahlung am Zahlungsorte. Die Einlieferung erfolgt gemäß III, V der Geschäftsordnung für die Abrechnungsstellen — Anhang L 2b — bei der ersten oder zweiten täglichen Zusammenkunft der Vertreter der Mitglieder mittels Übergabe durch bett

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Vertreter des den Scheck innehabenden Bankhauses an den Vertreter des bezogenen („zah- § 16 lungspflichtigen") Bankhauses; mit der Vollziehung und Rückgabe des Empfangsbekennt­ nisses, das über die Endsumme der Beträge der übergebenen. Papiere von dem Emp­ fänger auszustellen ist, gilt die Einlieferung und somit die Vorlegung des Schecks als geschehen. Die Einlieferung vollzieht sich hiernach ohne Mitwirkung der Organe der Abrechnungsstelle zwischen den beteiligten Bankhäusern. In erster Linie ist deshalb das bezogene Bankhaus in der Lage, auf Grund der Einlieferung die Erklärung über die erfolgte Vorlegung und Nicht­ einlösung gemäß Ziff 1 des § 16 abzugeben. Schon in dem Entwürfe von 1892 war aber in § 14 als Beweismittel außer dieser Erklärung auch eine Bescheinigung der Ab­ rechnungsstelle vorgesehen. Im Schrifttum (Hoppenstedt, Entwurf von 1907 S. 22 u. 17) wurde deshalb ausgeführt, daß die Zulassung einer solchen Bescheinigung überflüssig sei; sie wurde aber in den Entwürfen von 1907 und 1908 beibehalten, auch vom Schrifttum (Cohn bei Goldschmidt 61 S. 92; Hoppenstedt BankA 5 S. 29) nunmehr als zweckmäßig ge­ billigt, weil eine Pflicht des Bezogenen zur Ausstellung einer Erklärung nicht bestehe (vgl. oben Anm 4) und es deshalb nicht sicher sei, ob der Scheckinhaber eine solche von ihm erlangen könne. Nach den Bestimmungen des Abkommens v. 14. 2. 83 über, die Abrechnungsstellen, — Anhang B2a — unter B 2 hat, falls ein in die Abrechnung eingelieferter Scheck nicht eingelöst wird, zu­ nächst auf Antrag des Änlieferers der Bezogene die in § 16 Abs 1 Satz 2 Ziff 1 des ScheckG vorgesehene Erklärung abzugeben. Nur für den Fall, daß diese Erklärung vom Be­ zogenen nicht zu erlangen sein sollte, ist bestimmt, daß die Abrechnungsstelle nach Führung des erforderlichen Nachweises (der von dem Scheckinhaber durch Vorlegung des ihm von dem Bezogenen mit Beanstandungszettel gemäß IV der Geschäfts­ ordnung zurückgegebenen Papiers zu führen sein wird) die Bescheinigung ausstellen wird. Eine bestimmte Form ist für diese Bescheinigung im Gesetze nicht vorgeschrieben, ins­ besondere nicht, wie für die Erklärung der Ziff 1, daß sie auf den Scheck gesetzt, unterschrieben sein und den Tag der Vorlegung enthalten muß. Sie kann daher in besonderer Urkunde ausgestellt, auch unterstempelt sein, und es genügt, wenn in ihr bezeugt ist oder aus ihrem Datum sich ergibt, daß die Einlieferung innerhalb der Vorlegungsfrist erfolgt ist. Die Bescheinigung selbst braucht ebensowenig wie die Erklärung der Ziff 1 (vgl. oben Anm 8) innerhalb der Borlegungs- oder einer sonstigen Frist ausgestellt zu sein; kann vielmehr jeder­ zeit noch nachgebracht werden. Da die Abrechnungsstelle keine öffentliche Behörde oder Urkundsperson ist, stellt die Bescheinigung keine öffentliche Urkunde im Sinne des § 415 ZPO dar, sie ist vielmehr eine Privaturkunde, und es haben deshalb hinsichtlich des Beweises der Echtheit, der Beweiskraft und des Gegenbeweises die gleichen Grundsätze zur Anwendung zu kommen wie für die Erklärung der Ziff 1; vgl. oben Anm. 11. 5. Erst an dritter Stelle nennt das ScheckG dasjenige Mttel für den Nachweis der Vor- Anm. 13 legung und Nichteinlösung, das im Wechselrechte (Art 41 Abs 1 Ziff 2 WO) das einzige ist, nämlich den Protest. Tatsächlich wird denn auch im Scheckverkehr davon nur ausnahmsweise Gebrauch gemacht, wenn die anderen Wege sich als nicht yangbar erweisen, namentlich wenn es bei einem vergeblichen Versuche der Vorlegung geblieben ist; vgl. oben Anm 1. Das Nechtsgebilde des Protestes mangels Zahlung — der Protest mangels Annahme (Art 26 WO) kommt für den Scheck nicht in Frage — ist im Wechselrechte entwickelt worden^ Man versteht darunter die durch eine dazu vom Gesetze berufene Urkundsperson mittels öffentlicher Ur­ kunde erfolgende Feststellung der Tatsache, daß der Wechsel (Scheck) präsentiert (vorgelegt) und Zahlung nicht erlangt worden (der Scheck nicht eingelöst) ist. Auf den Protest finden nach Abs 3 des § 16 in Verbindung mit § 30 Abs 1 ScheckG (vgl. die Erläuterung zu § 30) nunmehr die Vorschriften der §§ 87 diS 88 a, 89 a, 90 bis 91a, 92 Abs 2 der WechselO und der 88 3, 4 deS Gesetzes betreffend die Erleichterung des Wechselprotestes (vom 30.5.1908) entsprechende Anwendung. Diese Vorschriften und die Art ihrer Anwendung auf den Scheck­ protest sind daher im folgenden zu erläutern. a) Art 87 WO lautet in der Fassung des Protesterleichterungsgesetzes: Anm. 14

„Jeder Protest muß durch einen Notar oder einen Gerichtsbeamten oder einen Postbeamten ausgenommen werden. Der Zuziehung von Zeugen oder eines Protokoll­ führers bedarf es dabei nicht.“ a) Die Worte: „oder einen Postbeamten" sind durch das Protesterleichterungsgesetz hinzu­ gefügt. Bis dahin waren zur Aufnahme von Protesten nur die Notare und die Gerichts­ beamten zuständig. Diese Beschränkung sowie die sonstigen Formalitäten des Wechselprotestes hatten bereits früher zu einer Bewegung geführt, die Erleichterungen, teilweise sogar die gänzliche Abschaffung des Protestes verlangte. Vgl. besonders Mako wer bei Goldschmidt 41, 361; Leist, Der Wechselprotest und seine Reform, 1899; W. Bernstein, Die Revision der Wechselordnung, 1900; ferner I. Stranz, Ein Protest gegen den Wechselprotest (in der Festgabe für Koch 1903); Bernstein, Zeitschrift des deutschen Notarvereins IV 298ff. und 309ff. und Veröffentlichungen des Berliner Anwaltvereins 1907 Heft 22; Dritter deutscher

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§ IHNotarstag (ebendort S. 515ff.); G. Cohn, Der Kampf um den Wechselprotest, im BankA 1905 Nr 8ff. Diese Bewegung führte zur Ausarbeitung und Veröffentlichung eines vor­ läufigen Entwurfs zu einem Erleichterungsgesetze durch das Reichsjustizamt im Jahre 1906 (vgl. über diesen Entwurf I. Stranz in DIZ 1906 Sp. 985) und zur Vorlegung eines Gesetz­ entwurfs an den Reichstag im November 1907 (Reichstagsdruckfachen 1906/08 Nr 471) sowie schließlich zum Erlaß des Protesterleichterungsgesetzes v. 30. 5. 1908 (RGBl S. 321) — abgedruckt als Anhang Dl —, das am 1. 10.1908, also ein halbes Jahr nach dem ScheckG, in Kraft trat und dessen Anwendung auf das ScheckG bereits in diesem vor­ gesehen ist, vgl. zu § 30. Die eingreifendste Neuerung dieses Gesetzes bestand darin, daß außer den Notaren und Gerichtsbeamten auch die Postbeamten als Urkundspersonen für den Protest zugelassen wurden. Anm. 15 ß) Prolestbeamte. Das Gesetz fordert, daß die Wechsel-(Scheck-)Proteste von einer Person ausgenommen werden müssen, die einer der drei dort aufgeführten Kategorien: Notare, Gerichtsbeamte, Postbeamte angehört. Dadurch ist eine ausschließliche sachliche Zu­ ständigkeit dieser Personen begründet. Proteste, die von anderen Personen, etwa auf Grund landesgesetzlicher Bestimmungen ausgenommen wären, z. B. Proteste der Gemeinde­ vorsteher, würden ungültig sein. Andererseits erklärt das Gesetz alle zu diesen Kategorien gehörigen Personen als fähig zur Aufnahme von Protesten; demgemäß müssen Proteste als gültig erachtet werden, wenn die ausnehmende Person zu einer dieser drei Kategorien gehört, ungeachtet dessen, daß durch landesgesetzliche Vorschriften oder Verwaltungsbestim­ mungen (Dienstanweisungen) innerhalb dieser Kategorien nur einzelne Untergruppen zur Aufnahme von Protesten bestimmt sind; vgl. unten. Denn die Wechselordnung hat die formalen Erfordernisse für die Gültigkeit der Protesturkunden selbständig geordnet und ver­ langt zur Gültigkeit lediglich, daß der Protest von einem Notar usw. ausgenommen ist; in ihr nicht vorgesehene Nichtigkeitsgründe können aber durch landesgesetzliche Vorschriften nicht in sie hineingetragen werden. Die reichsgesetzlichen Vorschriften des Gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit für gerichtliche und notarielle Urkunden, Abschnitt 10, betreffen — abgesehen von der hier nicht in Betracht kommenden Beglaubigung von Urkunden — lediglich die gerichtliche und notarielle Beurkundung von Rechtsgeschäften; durch die Protestaufnahme wird aber kein Rechtsgeschäft beurkundet. Auch ist in § 200 Abs 2 FGG noch ausdrücklich ausgesprochen, daß, soweit (zulässigerweise) durch Landesgesetz all­ gemeine Vorschriften über die Errichtung gerichtlicher oder notarieller Urkunden erlassen werden, ein Verstoß gegen eine solche Vorschrift, unbeschadet der Vorschriften über die Folgen des Mangels der sachlichen Zuständigkeit, ohne Einfluß auf die Gültigkeit der Be­ urkundung ist. Aus den gleichen Gründen liegt auch keine Nichtigkeit des Protestes vor, wenn nach landesgesetzlichen Vorschriften der Notar, Gerichtsbeamte oder Postbeamte, der den Protest ausgenommen hat, wegen seiner persönlichen Beziehungen zu den Parteien oder zu der Sache an der amtlichen Tätigkeit behindert war oder wenn er außerhalb seiner örtlichen Zuständigkeit gehandelt hat. A. M. für den Fall der örtlichen Unzuständigkeit, soweit die Landesgesetze Nichtigkeit vorschreiben, StStr zu Art 87 Anm 2. Anm. 16 Mit diesen Maßgaben ist es Sache der Landesgesetze und landesrechtlichen Dienst­ vorschriften hinsichtlich der Notare und Gerichtsbeamten sowie der reichsrechtlichen Ordnung des Postwesens hinsichtlich der Postbeamten, zu bestimmen, welche von ihnen und in welchen sachlichen und örtlichen Grenzen sie Wechsel-(Scheck-)Proteste aufnehmen dürfen. In der Hauptsache gilt darüber in den einzelnen Ländern bzw. bei der Reichspost­ verwaltung folgendes: Anm. 17 aa. Das Notariat ist in den einzelnen Ländern nach verschiedenartigen Grundsätzen geordnet. Doch besteht seine Grundlage wohl überall darin, daß die Notare als öffentliche Urkundspersonen, insbesondere zur Beurkundung von Rechtsgeschäften, vom Staate bestellt sind. In den meisten Ländern, so in Preußen, sind sie für ihre Tätigkeit auf den Bezug von Gebühren von den Parteien angewiesen; jedoch werden in Baden die Gebühren nicht durch sie unmittelbar von den Parteien, sondern durch den Staat erhoben, und die Notare erhalten davon festbestimmte Anteile. Zuständig sind in Preußen die Notare innerhalb des Oberlandes­ gerichtsbezirks, in welchem ihnen ihr Wohnsitz angewiesen ist; dem Wechsel(Scheck-)Jnhaber steht daher zur Aufnahme von Protesten die Wahl zu unter den Notaren des Oberlandes­ gerichtsbezirks, in welchem der Protest aufzunehmen ist. Daß aber durch eine Überschreitung der örtlichen Zuständigkeit die Beurkundung nicht ungültig wird, ist für Preußen in Art 84 PrFGG durch Bezugnahme auf § 7 RFGG bestimmt. Äne gleiche Bestimmung findet sich in den meisten anderen Ländern, so für Sachsen in der AusfVO v. 24. 7. 99 § 43; nur für Baden ist das Gegenteil bestimmt, soweit es sich nicht um Proteste handelt, bei denen Gefahr im Verzüge ist (§ 56 BadRechtspolizeiG), doch wird diese Bestimmung nach Obigem (vgl. Anm 15) für Wechsel- und Scheckproteste keine Gültigkeit haben. Über die Ausschließungsgründe ordnet für Preußen Art 84 PrFGG die entsprechende Anwendung

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der §§ 6ff- RFGG an. Danach darf der Notar einen Protest nicht aufnehmen, wenn er selbst § 16 als Berechtigter oder Verpflichteter an dem Wechsel (Scheck) beteiligt ist oder zu einem der Beteiligten in dem Verhältnis eines Mitberechtigten oder Mitverpflichtelen steht, z. B. ihm zivilrechtlich als Bürge oder aus sonstigem Nechtsgrunde haftet; ferner wenn seine Ehefrau, auch bei nicht mehr bestehender Ehe, oder eine Person, mit der er in gerader Linie oder im zweiten Grad der Seitenlinie verwandt oder verschwägert ist, an dem Wechsel (Scheck) als Berechtigter oder Verpflichteter beteiligt ist; endlich wenn er als rechtsgeschästlicher Ver­ treter eines derart Beteiligten bestellt oder als gesetzlicher Vertreter aufzutreten berechtigt ist. Der Notar wird hiernach einen Protest nicht aufnehmen dürfen, wenn er Vorstands­ mitglied, also Vertretungsberechtigter ist einer Aktiengesellschaft, GmbH oder Genossenschaft, die als Berechtigte oder Verpflichtete an dem Scheck beteiligt ist; wohl aber, wenn er nur Aufsichtsratsmitglied oder einfaches Mitglied einer solchen mit juristischer Persönlichkeit aus­ gestatteten Vereinigung ist; so auch StStr zu Art 87 Anm 3. Anders als im Wechselrechte, wo der Bezogene, wenn er akzeptiert hat, zu den Wechselverpflichteten gehört, wird beim Scheck ein per­ sönliches Verhältnis des Notars zu dem Bezogenen keinen Ausschließungsgrund bilden, da dieser außerhalb des Scheckverbandes bleibt und sonach nicht „Beteiligter" im Sinne des § 6 FGG ist. Daß auch durch die Nichtbeachtung eines Ausschließungsgrundes keine Nichtigkeit des Protestes entsteht, ist in Art 84 PrFGG durch die Bezugnahme auf § 7 RFGG klargestellt. — Der Notar handelt bei Aufnahme des Protestes nicht nur als Beamter, sondern auf Grund eines mit seinem Auftraggeber, dem Scheckinhaber, geschlossenen Dienstvertrags, der eine Geschäftsbesorgung zum Gegenstände hat (§ 675 BGB); er haftet daher jenem für Vorsatz und Fahrlässigkeit nach den Bestimmungen über die Haftung bei Verträgen (§§ 276ff. BGB). Demgemäß haftet der Notar nach § 278 auch für Verschulden seiner Angestellten, insbesondere seines Bureauvorstehers, dessen er sich bei Erfüllung seiner Verbindlichkeiten gegenüber seinem Auftraggeber bedient. Doch hat das RG in RGZ 49, 26 ausgesprochen, daß der Bureau­ vorsteher nicht ohne weiteres als ermächtigt gelten könne, Bertragsanträge, insbesondere Aufträge zur Protestierung von Wechseln, für den Notar anzunehmen, und daß dieser deshalb nicht haftet für eine schuldhafte Versäumnis des Bureauvorstehers bei der Vorlegung des entgegengenommenen Wechsels an ihn; vgl. dagegen Jacobsohn in DIZ 1903, 237. In der Tat dürfte dabei übersehen sein, daß der Bureauvorsteher doch wohl als zur Entgegennahme des Wechsels im Namen des Notars bestellt anzusehen ist, und daß in dieser Entgegennahme bereits der Abschluß eines Vertragsverhältnisses zwischen dem Einliefernden und dem Notar gefunden werden muß, das zwar noch nicht auf Ausführung der Protesterhebung, aber doch auf Verwahrung und erforderliche Fürsorge für den Wechsel, also im Falle der Ablehnung auf rechtzeitige Rückgabe gerichtet ist. — Was die Haftung des Staates für Verschulden der Notare betrifft, so ist diese für Preußen durch das Staatshaftungsgesetz v. 1. 8. 1909 § 1 Satz 3 ausgeschlossen, weil die Notare Beamte sind, die auf den Bezug von Gebühren angewiesen sind. Hieran ist auch durch Art 131 der NV von 1919 nichts geändert worden, da dieser Artikel, auch wenn er (was streitig ist) sofortiges unmittelbares Recht geschaffen hat, kein Hindernis bietet dafür, daß durch die in Abs 3 daselbst der „zuständigen Gesetzgebung" vorbehaltene nähere Regelung der in Abs 1 ausgesprochenen „grundsätzlichen" Verantwort­ lichkeit des Staates der besonderen Eigenart gewisser Beamtenklassen durch Ausschließung der Verantwortlichkeit des Staates Rechnung getragen wird; RG III 373/20, Urt v. 29. 4. 1921, RGZ 102, 166. Anders liegt die Sache in denjenigen Ländern, welche die Ver­ antwortlichkeit des Staates für ihre Beamten noch nicht geregelt haben; diese,würden, falls Art 131 RV unmittelbar geltendes Recht geschaffen hat, die Verantwortung auch für die auf Gebühren angewiesenen Beamten zu tragen haben. Die herrschende Meinung im Schrift­ tum (vgl. Anschütz RV zu Art 131) geht davon aus, daß Art 131 lediglich „Richtlinien für die zuständige Gesetzgebung", nicht aktuelles Recht geschaffen habe; dagegen hat das schon erwähnte Urt des RG v. 29. 4. 1921 (RGZ 102, 166) die letztere Auffassung vertreten. In einem Beschl v. 20. 2. 1923 (RGZ 106, 34) hat aber derselbe Senat des RG hervorgehoben, daß gegen die in seinem früheren Urteile vertretene Auffassung, soweit sie die sofortige An­ wendbarkeit des Art 131 Abs 1 Satz 1 betrifft, Bedenken erhoben worden sind, die zum Teil gewichtiger Art seien, und er hat die Entscheidung dieser Frage in dem damaligen Falle dahin­ gestellt gelassen, weil es sich lediglich um die sofortige Anwendung des Abs 1 Satz 3 handelte, der die Ausschließung des Rechtsweges verbietet. Die Frage ist sonach noch nicht als endgültig entschieden anzusehen. ßß. Gerichtsbeamte. Darunter fallen an sich sowohl Richter wie Gerichtsschreiber, Ge-Anm. 18 richtsv ollzieh er, Gerichtsboten, Gerichtsdiener. Doch sind durch die Gesetzgebungen der Länder aus Grund ihrer Beamtenorganisationsvorschriften nur einzelne Unterkategorien der Gerichts­ beamten zur Aufnahme der Proteste berufen, und zwar: von den Richtern wohl in allen Ländern diejenigen der freiwilligen Gerichtsbarkeit, also die Amtsrichter; außerdem in Preußen, Hessen, Oldenburg, Braunschweig, Thüringen, Anhalt, Waldeck die Gerichtsschreiber bei

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§ Ikden Amtsgerichten und die Gerichtsvollzieher; nur die Gerichtsschreiber in Baden, Württemberg, Lippe-Detmold; nur die Gerichtsvollzieher in Bayern, Lübeck, Bremen, Ham­ burg; keine anderen Gerichtsbeamten als die Amtsrichter in Sachsen und Mecklenburg. Hin­ sichtlich der Behinderungsgründe kommen in Preußen auf Grund des Art 84 PrFGG in Verbindung mit § 6 RFGG die gleichen Rechtssätze zur Anwendung wie für die Notare, vgl. oben unter aa; doch ist für die Gerichtsvollzieherder (sachlich übrigensimwesentlichen überstimmende) § 166 GVG durch § 76 AG für anwendbar erklärt. Die Gerichtsbeamten handeln, auch wenn sie auf Anstehen (im Auftrage) einer Partei tätig werden, wie bei der Aufnahme von Protesten, lediglich als Organe der Staatsgewalt, nicht auf Grund eines bürgerlich­ rechtlichen Vertrags (Dienst- oder Geschäftsbesorgungsvertrags) mit der Partei. Sie haften deshalb für Verschulden, das sie bei Ausführung der ihnen von der Partei übertragenen Amtshandlung.begehen, nicht nach Vertragsgrundsätzen, sondern nur aus unerlaubter Handlung, also gemäß § 839 BGB bei Fahrlässigkeit nur, falls der Beschädigte nicht auf andere Weise Ersatz verlangen kann. Hinsichtlich der Gerichtsvollzieher hat das RG auf Grund einer älteren Plenarentscheidung v. 10. 6. 86, RGZ 16, 396, lange auf einem anderen Stand­ punkt gestanden; es hat diesen aber aufgegeben in dem Beschlusse der Vereinigten Zivil­ senate v. 2. 6. 1913, RGZ 82, 85; ebenso RGZ 104, 285. Der Staat haftet in Preußen für Verschulden von Gerichtsbeamten bei Aufnahme von Protesten bereits auf Grund des oben zu aa genannten Stacttshaftungsgesetzes von 1909, sofern es sich nicht um Beamte handelt, die für diese Tätigkeit eine besondere Gebühr von den Parteien beziehen (§ 1 Abs 5 des Ges), wie das bei den Gerichtsvollziehern der Fall ist, also für Amtsrichter und Ge­ richtsschreiber. Art 131 RB ordnet aber in Abs 1 die grundsätzliche Verantwortlichkeit des Staates an, unter Vorbehalt des Rückgriffs gegen den Beamten, und verbietet den Aus­ schluß des Rechtsweges; Abs 2 überläßt die nähere Regelung der zuständigen Gesetzgebung. Ob hierdurch bereits unmittelbar geltendes Recht geschaffen und die Verantwortlichkeit des Staates für solche Länder begründet ist, die noch kein Smatsverantwortlichkeitsgesetz haben, ist bestritten; auch wenn die Frage bejaht wird, ist dadurch die in Preußen für die Beamten, die für ihre Tätigkeit eine besondere Gebühr beziehen, gemachte Ausnahme nicht berührt worden; vgl. über diese Fragen oben zu aa. Anm. 19 TX- Postbeamte. Auch hier^ fallen an sich alle Beamten dieser Kategorie unter das Gesetz, höhere und niedere. Nach der Dienstanweisung zur Postprotestordnung soll aber der Protest in der Regel durch Postunterbeamte erhoben werden; Postbeamte sind nur in Ausnahmefällen damit zu betrauen, Aushelfern und sonstigen im Betriebe der Postverwaltung beschäftigten Personen ohne Beamteneigenschaft darf die Erhebung von Protesten nicht übertragen werden. Die Erhebung der Proteste soll im allgemeinen durch die bestellenden^Boten, und zwar auf den regelmäßigen Bestellgängen erfolgen. Ein Post­ beamter oder Postunterbeamter darf den Protest nicht erheben: erstens wenn er selbst oder eine Person, deren gesetzlicher Vertreter er ist, an dem Wechsel (Scheck) beteiligt ist oder wenn er selbst zu einer am Wechsel (Scheck) beteiligten Person in dem Verhältnis eines Mit­ berechtigten oder Ersatzpflichtigen steht; zweitens wenn der Protest gegen seine Ehefrau zu richten ist, auch wenn die Ehe nicht mehr besteht; drittens wenn der Protest sich gegen seine Ettern, Großeltern, Kinder, Enkel, seinen Bruder, seine Schwester, seinen Schwager oder seine Schwägerin richtet, auch wenn die Ehe, durch welche die Schwägerschaft begründet ist, nicht mehr besteht. Über die Rechtsgültigkeit der diesen inneren Dienstvorschriften zu­ wider erhobenen Proteste vgl. oben Anm 15. — Durch § 3 des Protesterleichterungsgesetzes (Anhang D1) ist dem Reichskanzler die Befugnis erteilt, anzuordnen, daß die Postverwaltung für bestimmte Fälle, insbesondere mit Rücksicht auf die Art des Pro­ testes oder die Höhe der Wechselsumme, die Protesterhebung nicht über­ nimmt; diese Bestimmung findet nach § 30 Abs 2 ScheckG jetzt auch auf den Scheckprotest Anwendung. Auf Grund dieser Bestimmung erging die VO des RK v. 5. 8. 1908 (RGBl S. 482), durch welche angeordnet wurde, daß vom 1. 10. 1908 ab die Postverwaltung die Erhebung von Wechsel- und -Scheckprotesten mit den dort angegebenen Beschränkungen über­ nehme; danach blieb die Erhebung von Protesten mangels Zahlung für Wechsel und Schecke, die über mehr als 800 Mark lauteten, ausgeschlossen. Die Bestimmungen über die Erhebung von Wechsel- und Scheckprotesten durch die Postverwaltung sind zusammengefaßt in der Postordnung v. 30. 12. 1921 (RGBl S. 1609), und zwar in dem die „Postaufträge" behandelnden § 18 — abgedruckt in bet durch mehrere abändernde Verordnungen ihm gegebenen Fassung als Anhang D3 Danach ist die Höchstgrenze des Betrags der Wechsel und Schecke, über welche Postproteste erhoben werden,die während der Jnflationsperiode wieder­ holt geändert war, nunmehr auf 1000 Reichsmark bestimmt (Nr I Abs 2 der Bestimmung en). Ferner erhebt die Post keine Proteste für Wechsel und Schecke, dieinfremderSpracheausgestellt sind; für solche, die auf eine ausländische Münzsorte „effektiv" lauten; und für solche, die unter Vorlegung mehrerer Exemplare desselben Wechsels oder

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Scheckszu protestieren sind (ebenda). Für die Haftung der Postbeamten gelten dieß 16 gleichen Rechtssätze wie für die Haftung der Gerichtsbeamten, vgl. oben zu yy Anrn 18. Die Post Verwaltung — jetzt nach § 1 Abs 3 des Reichspostfinanzgesetzes v. 25.3.1924 (RGBl S. 287) das Sondervermögen des Unternehmens „Deutsche Reichspost" — haftet nach § 4 Abs 1 des Protesterleichterungsgesetzes (Anhang D1) dem Auftraggeber für die ordnungsmäßige Ausführung des Protestauftrags nach den allgemeinen Vorschriften des bürgerlichen Rechts über die Haftung eines Schuldners für die Erfüllung seiner Verbindlich­ keit, also nach den §§ 276—278 BGB auch für das Verschulden ihrer Angestellten bei Aus­ führung des Protestauftrags, jedoch nicht über den Betrag des scheckmäßigen Regreß­ anspruchs hinaus, also nicht für weiteren Schaden und entgangenen Gewinn; der Anspruch verjährt in 3 Jahren von dem Zeitpunkt ab, in welchem der Protestauftrag bei der Postanstalt eingeht, von der er auszuführen ist (§ 4 Abs 2). Bestritten ist, ob, wie die Begründung (S. 9) ausführt, diese Haftungsbestimmungen nur für die Ausführung des Protestgeschäfts im engeren Sinne, die durch die Bestimmungspostanstalt erfolgt, gelten, während für die Be­ förderung des Wechsels oder Schecks nach und von der Bestimmungsanstalt die allgemeinen Vorschriften über die Postbeförderung einzutreten haben. Vgl. gegen diese Auffassung StStr zu Art 87 Anm 13. Die Beantwortung der Frage hängt davon ab, ob mit der „Einlieferung" des Postauftrags zur Protesterhebung (PostO § 18 VII, VIII) dieser Auftrag bereits als erteilt und von der Postverwaltung angenommen zu erachten ist; das dürfte aber zu verneinen sein, da die Prüfung der Ordnungsmäßigkeit erst bei der Bestimmungsanstalt erfolgt. Y- Satz 2 des Art 87 stellt klar, daß es der Zuziehung von Zeugen oder eines Protokoll-Anm. 20 führerS bei Erhebung des Protestes nidtf bedarf. Soweit also landesrechtliche Vorschriften für die Tätigkeit der Beamten bei Errichtung von Urkunden, die keine Rechtsgeschäfte be­ urkunden, wozu der Wechsel- (Scheck-) Protest gehört, die Zuziehung von Zeugen oder eines Protokollführers, insbesondere bei richterlicher Beurkundung die Zuziehung eines Gerichts­ schreibers verlangen sollten, würden diese Vorschriften auf den Wechsel- (Scheck-) Protest keine Anwendung finden. b) Art 88 WO lautet, soweit er für den Scheck in Betracht kommt, wie folgt: Anm. 21

„In den Protest ist aufzunehmen: 1. der Name oder die Firma der Personen, für welche und gegen welche der Protest erhoben wird; 2. die Angabe, daß die Person, gegen welche protestiert wird, ohne Erfolg zur Vornahme der wechselrechtlichen Leistung aufgefordert worden oder nicht anzutreffen gewesen ist oder daß ihr Geschäftslokal oder ihre Wohnung sich nicht hat ermitteln lassen; 3. die Angabe des Ortes sowie des Kalendertages, Monats und Jahres, an welchem die Aufforderung (Nr 2) geschehen oder ohne Erfolg versucht worden ist; 4. . . .

Der Protest ist von dem Protestbeamten zu unterzeichnen und mit dem Amtssiegel oder dem Amtsstempel zu versehen.“ a. Die Art 88 und 88a WO regeln die formellen Erfordernisse des Wechsel-(Scheck-) Protestes, Anm. 22 und zwar Art 88 seinen notwendigen Inhalt, Art 88a die Form seiner Beurkundung. Diese Erfordernisse waren in dem Art 88-der. WO alter Fassung zusammengefaßt. Das Protest­ erleichterungsgesetz hat eine wesentliche Änderung zunächst insofern gebracht, als die Ziffer 1 des alten Art 88 weggefallen ist, die vorschrieb, daß der Protest eine wörtliche Abschrift des Wechsels oder der Kopie und aller darauf befindlichen Indossamente und Bemerkungen enthalten müsse/eine Vorschrift, welche die Quelle vielfacher Zweifel und Streitigkeiten ge­ worden war. Das Protesterleichterungsgesetz hat sie deshalb in der Weise ersetzt, daß nicht mehr, wie früher, der Protest als selbständige Urkunde aufzunehmen ist, die eine Abschrift des Wechsels enthält, sondern daß der Protest auf den Wechsel (Scheck) gesetzt oder mit diesem verbunden wird; vgl. Näheres zu Art 88a (unter c). Weggefallen ist auch das bis dahin in Art 90 vorgeschriebene, von dem Protestbeamten zu führende Protestregister, in welches der Protest eingetragen wurde, wobei streitig war, ob diese Eintragung oder die dem Protestanten ausgehändigte Urkunde das Original darstellte, ein Streit der für Preußen durch Art 62 PrFGG in letzterem Sinne entschieden war; vgl. StStr zu Art 87 Anm 8. Außer­ dem ist auch die Ziff 3 des alten Art 88 weggefallen, in der vorgeschrieben war, daß die Antwort des Protestanten auf die Zahlungsaufforderung (vgl. unten Anm 26 a) in die Protest­ urkunde aufzunehmen sei. Ferner ist die Fassung in der Weise geändert, daß an die Stelle einer ausdrücklichen „Muß"Vorschrift („der Protest muß enthalten") eine Gebotsnorm („In den Protest ist aufzunehmen") getreten ist. Es sollte dadurch klargestellt werden, daß — wie übrigens schon in der früheren Rechtsprechung anerkannt war, vgl. RGZ 68, 467 und die dort angeführten Entscheidungen — die aufgestellten Erfordernisse nicht in dem Grade zwingend sind, daß das Fehlen oder die Mangelhaftigkeit eines von ihnen die un­ bedingte Nichtigkeit des Protestes zur Folge habe, daß vielmehr in jedem einzelnen Falle zu Michaelis, Scheckgesetz 11

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§ 16 prüfen ist, ob der Mangel so erheblich sei, daß er dem Zwecke und dem Wesen des Protestes Eintrag tue; eine strengere Auslegung und eine Überspannung des Formalprinzips sollte auch für die Zukunft verhütet werden (RG 100, 230). Doch ist andererseits das Vorhanden­ sein der Erfordernisse von Amts wegen zu prüfen; vgl. oben Anm 2. Eine Ermittlung des wirklichen Inhalts kann, wenn er nicht zweifelsfrei ist, im Wege der Auslegung erfolgen; doch dürfen andere Beweismittel zum Zwecke dieser Auslegung nicht herangezogen werden; vgl. ebenda. Anm. 23 ß. Die einzelnen in Art 88 für den Inhalt des Protestes aufgestellten Erfordernisse sind: oca. Der Name oder die Firma der Personen, für welche und gegen welche der Protest erhoben wird (Ziff 1). Der Protest wird erhoben für den Wechsel- (Scheck-) Inhaber, den Auftraggeber des Protestbeamten, der in schlechtem Latein auch als der „Protestant" be­ zeichnet wird. Es werden durch den Protest zwar auch die Regreßrechte der übrigen Scheck­ verpflichteten gewahrt, und insofern wird der Protest auch für sie erhoben. Hier ist aber nur der „Protestant" gemeint. Durch eine unvollständige oder auch unrichtige Angabe des Namens des Protestanten, insbesondere die Angabe eines unrichtigen Vornamens, wird die Gültigkeit des Protestes nur dann in Frage gestellt, wenn die Unvollständigkeit oder Unrichtigkeit geeignet ist, bei dem Protestaten — d. h. demjenigen, gegen welchen der Protest erhoben wird — Bedenken über die Legitimation desjenigen, der die Zahlung fordert, zu erwecken (R G Z 45, 123). Es genügt aber nicht, daß der Name des Protestanten in dem Proteste vorkommt, sondern es muß auch ersichtlich sein, daß der Protest in seinem Auftrage erhoben wird. — Die Angabe hat den Zweck, die Feststellung darüber zu ermöglichen, ob der Wechsel (Scheck) durch eine dazu gemäß §§ 4, tz ScheckG, Art 36 WO legitimierte Person zur Zahlung vorgelegt worden ist. Ein auf Anstehen einer anderen Person erhobener Protest ist ungültig. Ungültig ist insbesondere auch ein Protest, der für einen Scheckinhaber erhoben ist, wenn dem auf ihn lautenden Indossament, das zu seiner Legitimation nach Art 36 WO in Verbindung mit § 8 ScheckG dienen soll, noch sein eigenes Indossament und weitere In­ dossamente folgen und diese Indossamente im Augenblick der Protesterhebung nicht durch­ strichen sind (RGZ 1, 32; 27, 43; 32, 78). Eine nachträgliche Durchstreichung der In­ dossamente kann den Protest nicht gültig machen, selbst wenn sie vor der Klagerhebung durch den dazu nach Art 55 WO berechtigten Indossanten, der seine Nachmänner befriedigt hat, geschehen ist. Diese wohl als formalistisch anzusprechende, aber nach den strengen Vor­ schriften des Wechselrechts über die Legitimation unvermeidliche Folgerung?ist auch durch die Protestnovelle nicht beseitigt worden. Daraus ist, namentlich für die Durchführung des Urkundenprozesses, die Schwierigkeit entstanden, daß durch die Protesturkunde, die eine Abschrift des Wechsels (Schecks) nicht mehr enthält — vgl. Anm 22 — nicht mehr un­ mittelbar die Legitimation desjenigen, für den der Wechsel protestiert worden ist, dargetan wird, da sie nicht erkennen läßt, ob die Durchstreichung schon zur Zeit der Protesterhebung vorlag. Es haben deshalb bald nach Inkrafttreten der Protestnovelle Gerichte den Erlaß von Versäumnisurteilen in solchen Fällen abgelehnt. Das Schrifttum war geteilter Meinung; vgl. einerseits für die Annahme mangelnder Legitimation Bernstein in DIZ. 1908 Sp. 1090 und Gumbinner ebenda 1397; andererseits für Bejahung der Legitimation Schlotter ebenda 1270; Rausnitz 1332; I. Stranz 1383; Hallersleben (IW 1908, 668). Die gleiche Schwierig­ keit hat sich in der Praxis ergeben, wenn das Indossament, das auf denjenigen, für den pro­ testiert war, lautete und ihn legitimieren sollte, zur Zeit der Klagerhebung durchstrichen war, ohne daß die Protesturkunde ersehen ließ, daß die Durchstreichung im Augenblicke des Protestes noch nicht bestanden hatte; so lag der Fall in dem Urt des RG v. 5. 4. 1922, RGZ 104, 269. Das KG hat in ständiger Rechtsprechung (zuerst in den Urt v. 21. und 25. 1. 1909, DIZ 09 Sp. 324) sich über diese Schwierigkeiten dadurch hinweggeholfen, daß es — übrigens im Anschluß an die Begründung zur Protestnovelle S. 10, wo bereits auf die gleichen Gesichtspunkte hingewiesen ist — eine bis zum Beweise des Gegenteils eintretende Vermutung aufstellte dahin, daß der den Erfordernissen des neuen Gesetzes äußerlich ge­ nügende Protest, den der Inhaber eines rückläufigen Wechsels vorlege, im Auftrage eines legitimierten Inhabers erhoben worden sei. Es findet eine Stütze für diese Erwägung — abgesehen davon, daß mit den neuen Bestimmungen der Novelle nicht eine Erschwerung der Stellung des Wechselgläubigers, sondern eine Erleichterung bezweckt sei — auch darin, daß die Protesterhebung nur Beamten obliege, die vermöge ihrer Dienstpflicht bzw. des mit ihrem Auftraggeber abgeschlossenen Dienstvertrags verpflichtet seien, vor der Annahme des Auftrags zu prüfen, ob der Inhalt des Wechsels den Auftraggeber als zur Protesterhebung legitimierten Inhaber ausweise, so daß die Gefahr, daß der Protest im Auftrage eines Unberechtigten erhoben werde, überhaupt nicht groß sei. Das RG hat sich in dem obengenannten Urt v. 5. 4. 1922 ohne nähere eigene Begründung der überwiegenden Auf­ fassung des Schrifttums und der Rechtsprechung des KG angeschlossen. Man wird diese Ent­ scheidungen, die einen zu unerträglichen Unbilligkeiten führenden Formalismus vermeiden,

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im Ergebnisse durchaus billigen und auch für rechtlich vertretbar erachten können, da es auch § 16 im Urkundenprozesse Sache des Gerichts ist, im Wege freier Beweiswürdigung festzustellen, was durch den Inhalt der vorgelegten Urkunden als bewiesen anzusehen ist, vgl. RGZ 2, 417; 8, 45; 49, 374; 95, 72 und in IW 1894, 364. — Die Person, gegen welche der Protest erhoben wird — der „Prolestat" —, ist beimAnm. 24 Scheck lediglich der Bezogene. Auch er ist mit dem Namen oder der Firma zu be­ zeichnen; eine andere Art der Bezeichnung, z. B. die Angabe, daß der Protest „gegen den Bezogenen" erhoben werde, ist jedoch unschädlich, wenn kein Zweifel darüber bestehen kann, daß die Protesthandlung sich gegen diejenige Person gerichtet hat, die im Scheck als Bezogener (vgl. 8 1 Nr 2 und Anm 6 ff zu 8 1) benannt ist. Ist der Bezogene eine juristische Person, handelsrechtliche Gesellschaft oder Anstalt, so ist sie mit ihrem Kollektivnamen, nicht mit dem Namen der physischen Person, welche sie bei der Entgegennahme des Protestes vertreten hat, zu bezeichnen; über die Bezeichnung der letzteren vgl. unten zu ßß. Auch der Angabe des Vertretungsberechtigten (gesetzlicher Vertreter, Firmeninhaber) bedarf es nicht; ROHG 14, 160. ßß. Die Angabe, daß die Person, gegen welche protestiert werden soll, ohne Erfolg Anm. 25 zur Bornahme der wechselrechtlichen Leistung aufgefordert worden oder nicht anzutreffen gewesen ist oder daß ihr Geschäftslokal oder ihre Wohnung sich nicht hat ermitteln lassen (3iff 2). 1. Erster Alternativfall der Ziffer 2: erfolglose Aufforderung. StStr zu Art 88 Anm 25 meinen, daß hier, im Gegensatz zu Ziffer 1, unter dem Protestalen die physische Person zu verstehen sei, die der Inhaber oder der gesetzliche Vertreter dieses Inhabers sei; denn einen Wechsel vorlegen könne man yur einer physischen Person, eine Aufforderung nur an eine solche richten; der Unterschied ergebe sich auch daraus, daß Ziffer 1 von dem Namen oder der Firma der Personen spricht, gegen welche der Protest erhoben, Ziffer 2 dagegen von der Person, gegen welche protestiert wird. Diese beiden Ausdrücke dürften indessen sprachlich doch wohl das gleiche bedeuten. Im übrigen hat die Ziffer 2 als „Person, gegen welche protestiert wird" sicherlich keine andere Person im Auge wie die Ziffer 1 als „Person, gegen welche der Protest erhoben wird"; sie schließt sich vielmehr an Ziffer 1 an und gibt an, was als dieser Person gegenüber geschehen festgestellt werden soll. Richtig ist, daß die Vor­ legung und Aufforderung tatsächlich nur einer physischen Person gegenüber erfolgen kann; aber rechtlich gilt sie als der durch diese vertretenen Rechtspersönlichkeit gegenüber geschehen. Daß nicht die physische Person, die angetroffen und mit der verhandelt worden ist, unmittel­ bar gemeint sein kann, ergibt sich mit Sicherheit daraus, daß als zweiter und dritter Alternativ­ fall vorgesehen ist, daß sie nicht anzutreffen war oder ihr Geschäftslokal oder ihre Wohnung sich nicht hat ermitteln lassen. Doch ergibt sich mittelbar aus Ziffer 2, daß, falls eine physische Person, die zur Entgegennahme der Vorlegung und Aufforderung für den Bezogenen be­ rechtigt war, angetroffen und mit ihr verhandelt worden, auch diese Person in dem Proteste kenntlich zu machen ist, da das zu der Darlegung des tatsächlichen Vorganges gehört. Physische Personen, an welche die Aufforderung zur Zahlung gerichtet werden kann, Anm. 25» sind außer dem Bezogenen selbst zunächst die gesetzlichen Vertreter des Bezogenen, falls dieser nicht geschäftsfähig oder eine juristische Person, eine Handelsgesellschaft oder eine Anstalt (vgl. die Erläuterungen zu 8 2) ist. Sind mehrere Personen Gesamtvertreter des Be­ zogenen (so bei der Kollektivprokura), so genügt es nach der Rechtsprechung des RG (RGZ 24, 86; 63, 231), daß die Zahlungsaufforderung an einen der Gesamtvertreter gerichtet wird, entsprechend dem in 8 171 Abs 3 ZPO und anderen gesetzlichen Vorschriften enthaltenen all­ gemeinen Rechtsgrundsatze, demzufolge Willenserklärungen einem von mehreren Kollektiv­ vertretern gegenüber mit Wirkung für die vertretene Person abgegeben werden können und die Kenntnis einer Tatsache auf seilen eines Kollektivvertreters genügt, um Kenntnis der vertretenen Person anzunehmen. (Anders liegt die Sache für die von dem Bezogenen gemäß 8 16 Abs 1 Satz 2 Ziff 1 auszustellende Erklärung, vgl. darüber Anm 6.) Die Aufforderung kann ferner gerichtet werden an eine Person, welche durch ausdrückliche oder stillschweigende Vollmacht von dem Bezogenen zur Entgegennahme von Zahlungsaufforderungen aus Schecken ermächtigt ist oder auch nur den äußeren Umständen nach von dem Protestbeamten als ermächtigt angesehen werden kann. Ob der Protestbeamte eine solche Ermächtigung schon dann als vorhanden annehmen kann, wenn die angetroffene Person „an der Kasse sitzt" (so Lehmann 508 Anm 17a; StStr zu Art 88 Anm 35) oder die Tätigkeit eines Kassierers ausübt, ist bestritten; in RGZ 3, 90 ist die Frage verneint, in RGZ 24, 87 dahingestellt gelassen, weil es sich um einen Fall handelte, in welchem der Kassierer zugleich Vorstandsmitglied war; dahingestellt auch in RGZ 63,228. Meines Ämchiens geht aus der Tätigkeit als Kassierer nicht ohne weiteres die Befugnis zur selbständigen Entgegennahme von Zahlungsaufforderungen aus Wechseln oder Schecken hervor; der Protestbeamte wird deshalb pflichtgemäß sich darüber

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§ 16 zu vergewissern haben, ob der Kassierer dazu ermächtigt ist. — In eine nähere Prüfung der Identität derjenigen Person, die an der Stelle, wo die Zahlungsaufforderung stattfinden kann, angetroffen wird und sich ihm gegenüber als der Bezogene oder dessen Vertreter be­ zeichnet, oder der Vertretungsberechtigung dieser Person braucht der Protestbeamte nicht einzutreten; es genügt, wenn er aus der Anwesenheit der Person an dieser Stelle und aus der Art ihrer Tätigkeit und ihren Angaben die Identität oder die Vertretungsbefugnis für glaubhaft erachten konnte. Die Gültigkeit des Protestes wird deshalb durch den Nachweis, daß die Person in Wirklichkeit nicht der Bezogene war oder keine Vertretungsbefugnis hatte, nur in Frage gestellt, wenn auch dargetan wird, daß der Protestbeamte keinen hinreichenden Anlaß hatte, das Gegenteil anzunehmen. Trifft der Protestbeamte eine Person an, die er den Umständen nach als empfangsberechtigt für den Bezogenen ansehen konnte, so darf er an sie die Aufforderung richten, ohne nach der Anwesenheit des Bezogenen selbst zu forschen. Die Umstände, welche ihn dazu veranlaßt haben, die Person als empfangsberechtigt anzu­ sehen, sind in dem Proteste ersichtlich zu machen; a. M. anscheinend StStr zu Art 88 Anm 38. Nicht genügend ist die Bezeichnung der angetroffenen Person als Familienmitglied (Schwieger­ sohn), ohne Feststellung etwaiger geschäftlicher Beziehungen zu dem Bezogenen (RGZ 23,121; 14, 148); ebensowenig die Bezeichnung als „Geschäftsgehilfe" (RG 3. 1. 82 in ZHR 31, 455; RGZ 24, 87), als sonstiger Angestellter (Lehrling, Hausdiener) oder Dienstbote. Eine Be­ zeichnung desjenigen, mit dem der Protestbeamte verhandelt hat, mit Namen sollte nach den Materialien zur WO (Lerpz Prot 148) nicht vorgeschrieben werden und wird deshalb nicht für notwendig erachtet (ROHG 14, 162; 18, 237); doch fragt es sich, ob nicht wenigstens eine derartige Bezeichnung erforderlich ist, daß die Persönlichkeit des Betreffenden festgestellt werden kann. Anm. 26 Während es für die Vorlegung des Schecks, sofern, sie durch Erklärung des Bezogenen oder Bescheinigung der Abrechnungsstelle nachgewiesen werden soll, einer ausdrücklichen Zahlungsaufforderung nicht bedarf (vgl. darüber zu § 11. Anm 9), ist, wenn Protest erhoben werden soll, Voraussetzung, daß eine solche Aufforderung erfolgt ist, sofern nicht der zweite oder dritte Alternativfall der Ziffer 2 des Art 88 (vgl. unten Anm 27) vorliegt. Dies ergibt sich daraus, daß die Tatsache der erfolgten Zahlungsaufforderung im Proteste zu beurkunden ist. Die Aufforderung kann auch beim Verrechnungsscheck auf Zahlung lauten; nicht aber auf Barzahlung; vgl. zu § 14 Anm 9. Eine andere wechsel- (scheck-) rechtliche Leistung wie die Zahlung oder Verrechnung (Gutschrift) kommt beim Scheck nicht in Frage. Von wem die Aufforderung ergehen muß, ist im Gesetze nicht gesagt; sie kann also auch von dem Scheck­ inhaber selbst in Anwesenheit des Protestbeamten ausgesprochen werden. Nicht ausdrücklich ist im Gesetze vorgeschrieben eine Beurkundung im Proteste darüber, daß der Wechsel (Scheck) vorgelegt worden ist, obwohl es ein materielles Erfordernis für die Gültigkeit der Zahlungs­ aufforderung ist, daß diese unter Vorlegung des Schecks erfolgt, und obwohl der Protest gerade zum Nachweise dieses Erfordernisses bestimmt ist; vgl. § 16 Satz 2 ScheckG. Ob es hiernach einer ausdrücklichen Beurkundung der Vorlegung bedarf, ist streitig; für den Wechsel verneinend Rehbein (Anm 7); ebenso Bernstein (381), der annimmt, es spreche eine Vermutung dafür, daß der Wechsel vorgelegt sei. Auch Grünhut Handbuch H § 79 S. 62 nimmt an, daß die Vorlegung nicht beurkundet zu werden braucht; unklar StStr zu Art 88 Anm 1. Da die Beurkundung nicht formell vorgeschrieben ist, wird der Richter nicht gehindert sein, den an sich dem Scheckinhaber obliegenden Beweis der erfolgten Vor­ legung bis auf weiteres (prima facie) aus dem Gesamünhalt des Protestes, der auf den in der Hand des Protestbeamten befindlichen Scheck Bezug nimmt und in diesem Zusammen­ hänge die Zahlungsaufforderung beurkundet, kraft freier Beweiswürdigung zu entnehmen, falls nicht besondere Umstände, die der Gegner substantiieren müßte, Zweifel ergeben; auf alle Fälle kann der Gegenbeweis geführt werden, insbesondere etwa dahin, daß der Bezogene Einsichtnahme in den Scheck verlangt hat und diese ihm nicht gewährt worden ist. Anm. 26» Die Antwort, welche die Person, an die der Protestbeamte die Aufforderung gerichtet hat, ihm erteilt hat, mußte nach der früheren Fassung des Art 88 Ziff 3 WO in den Protest ausgenommen oder bemerkt werden, daß sie keine gegeben habe. Diese Vorschrift hat das Protesterleichterungsgesetz beseitigt. Es bedarf also keiner Beurkundung mehr dar­ über, ob eine Antwort und welche erteilt worden ist. Das RG hatte schon unter der Herrschaft der früheren Fassung (in RGZ 63, 230) darauf hingewiesen, daß der Inhalt der Antwort völlig gleichgültig sei und daß es nur darauf ankomme, ob Zahlung geleistet worden ist oder nicht. Daß keine Zahlung geleistet worden, wird durch die von der Novelle eingeführte Fassung, derzufolge im Proteste zu beurkunden ist, daß die Aufforderung „ohne Erfolg" geblieben sei, klargestellt. Dieses Erfordernis kann aber auch dadurch erfüllt wer­ den, daß die Antwort in den Protest ausgenommen wird und sich aus ihr ergibt, daß Zah­ lung nicht geleistet worden ist, z. B. wenn von dem Bezogenen oder für ihn erklärt worden ist, daß er keine Deckung habe und deshalb nicht zahle.

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2. Zweiter rmd dritter Alternativfall der Ziffer 2. Einer Aufforderung des Bezogenen zur § 16 Zahlung bedarf es nicht, wenn die Person, gegen welche protestiert wird — d. h. der Bezogene, 9tnm vgl. oben Anm 24 —, nicht persönlich und auch ein zur Entgegennahme berechtigter Vertreter an der Stelle, an welcher die Präsentation und die Protesterhebung nach Art 91, 91 a WO zu erfolgen hat, nicht anzutreffen gewesen ist oder ihr Geschäftslokal oder ihre Wohnung sich nicht hat ermitteln laffen. In diesem Falle steht die versuchte Vorlegung zur Zahlung der Vorlegung gleich (§ 16 Abs 1 Satz 1 ScheckG) und der Protestbeamte kann den sog. „Windprotest" erheben, in dem er die eine oder die andere dieser Alternativen als gegeben beur­ kundet. Voraussetzung dafür ist, daß der Protestbeamte versucht hat, sofern ihm das Geschäfts­ lokal oder in Ermangelung eines solchen die Wohnung des Bezogenen am Zahlungsorte bekannt ist, ihn dort anzutreffen; andernfalls das Geschäftslokal oder die Wohnung zu ermitteln. Im ersteren Falle wird er sich zu diesem Zwecke an die betreffende Stelle zu begeben haben; doch bedarf es einer ausdrücklichen Beurkundung darüber nicht; die Tatsache ergibt sich, vorbehaltlich des Gegenbeweises, aus der Beurkundung des Nichtantreffens. Im letzteren Falle braucht der Protestbeamte in dem Proteste nicht anzugeben, welche Nach­ forschungen er zum Zwecke der Ermittelung angestellt hat. Die bis zur Protestnovelle in Art 91 WO vorgeschriebene Angabe, daß die Nachfrage bei der Polizeibehörde des Ortes fruchtlos geblieben sei, ist weggefallen; an ihre Stelle ist die Vorschrift des jetzigen Art 91 Abs 2, 3 getreten; vgl. darüber unten Anm 55 f. Das „Nichtantreffen" braucht nicht wörtlich beurkundet zu werden; es genügt die Beur­ kundung, daß eine ersichtlich nicht zur Empfangnahme berechtigte Person — z. B. Lehrling, Dienstbote — allein angetroffen wurde oder daß dem Protestbeamten nicht geöffnet worden ist. Dem Nichtantreffen wird sinngemäß gleichzustellen sein, wenn dem Protest­ beamten der Eintritt in das Geschäftslokal oder die Wohnung verweigert worden oder er durch äußere Gewalt (polizeiliche Absperrung, ansteckende Krankheit) an dem Betreten ge­ hindert war. Die Aufnahme eines Protestes in einem nach völkerrechtlichen Grundsätzen exterritorialen Gebäude stellt, wenn sie durch einen Gerichtsbeamten erfolgt, einen Akt der Ausübung eines staatlichen Hoheitsrechts — der freiwilligen Gerichtsbarkeit — dar und ist deshalb unzulässig; es kann daher ein „Nichtantreffen" angenommen und Windprotest erhoben werden, falls der Bezogene sein Geschäftslokal oder seine Wohnung in einem solchen Hause hat. Ob der gleiche Umstand auch der Aufnahme eines Protestes durch einen Notar entgegensteht, erklärt ein Urt des RG v. 6. 2. 06 (DIZ 1906 Sp. 487) für zweifelhaft; doch wird unbedenklich auch in der Tätigkeit eines Notars bei Aufnahme von Wechsel- und Scheck­ protesten die Ausübung eines staatlichen Hoheitsaktes der freiwilligen Gerichtsbarkeit zu finden sein, obwohl der Notar zugleich Geschäftsbesorger des Scheckinhabers ist (vgl. oben Anm 17). Seitdem die Protestaufnahme durch Postbeamte zugelassen ist, wird auch für sie das gleiche gelten, da auch der von ihnen aufzunehmende Postprotest sich als eine öffent­ liche Urkunde darstellt; vgl. Anm 19. YY- Die Angabe des OrteS sowie deS Kalendertages, MonatS und JahreS, an wel- Anm. 28 chem die Ausforderung (Nr 2) geschehen oder ohne Erfolg versucht worden ist (Zisf 3). Die Vorschrift bezieht sich nicht (wie StStr zu^Art 88 Anm 43ff. anzunehmen scheinen) auf die Datierung des Protestes (der Protesturkunde), sondern auf die Datierung der Zahlungsaufforderung. Daß die „Aufnahme" des Protestes — d. h. die Errichtung der Protesturkunde — sich unmittelbar an die Zahlungsaufforderung anschließe oder auch nur am gleichen Tage und am gleichen Orte wie diese erfolge, ist weder für den Wechsel noch für den Scheck vorgeschrieben; die Urkunde kann von dem Protestbeamten auch zu Hause in seiner Schreibstube usw. ferüggestellt werden. Beim Wechsel besteht aber eine Protest frist: der Protest muß spätestens am zweiten Werktage nach dem Zahlungstage „erhoben" werden, und es wird im Schrifttum und in der Rechtsprechung angenommen, daß innerhalb dieser Frist der Protest beurkundet sein muß; vgl. StStr zu Art 87 Anm 10. Im Gegen­ satze dazu normiert das ScheckG nur eine Vorlegungsfrist (§ 11), aber keine Protestfrist; Art 41 WO gehört nicht zu den Vorschriften, die für entsprechend anwendbar erklärt sind. Die Aufnahme der Protesturkunde ist sonach nicht an eine bestimmte Frist gebunden und auch nach Ablauf der Vorlegungsfrist zulässig, es gilt für sie das gleiche wie für die Erklärung des Bezogenen, vgl. oben Anm 8. Eine Datierung ist für sie vom Gesetze nicht vorgeschrieben, gehört freilich zur ordnungsmäßigen Aufnahme einer öffentlichen Urkunde, ohne daß jedoch in Ermangelung einer ausdrücklichen Vorschrift aus dem Fehlen der Datierung eine Nichtig­ keit des Protestes hergeleitet werden könnte. — Dagegen schreibt Art 88 die Angabe des Orts - und Zeitdatums der Zahlungsaufforderung vor. Das entspricht gleichfalls der Vor­ schrift für die Erklärung des Bezogenen, die den Tag der Vorlegung angeben muß; vgl. oben Anm 7. Die Angabe des Datums der Zahlungsaufforderung im Proteste ist erheb­ lich dafür, ob die Vorlegungsfrist gewahrt ist. Ist der Protest datiert und ergibt sich aus diesem Datum, daß die Vorlegungsfrist gewahrt ist, so wird gemäß den Grundsätzen

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§ 16 der Protestnovelle über die Bedeutung von Protestmängeln (vgl. oben Anm 22)

aus dem Mangel der Angabe des Datums der Zahlungsaufforderung eine Nichtigkeit des Protestes nicht herzuleiten sein. Anders mußte oben (Anm 7) für den Mangel der Datierung der Erklärung des Bezogenen nach Zisf 1 entschieden werden, da es sich dort um eine Muß­ vorschrift handelte. Das Datum hat den Ort anzugeben, an welchem die Zahlungsaufforderung erfolgt oder versucht worden ist. Darunter ist hier die Ortschaft (politische Gemeinde) zu verstehen; einer Anyabe der Stelle, an welcher innerhalb der Ortschaft die Präsentation erfolgt ist — der Lokalität oder Örtlichkeit in diesem Sinne, vgl. Art 91 Abs 1 WO und dazu unten Anm 50 —, bedarf es im Proteste nicht; der Zweifel, der nach der früheren Fassung der WechselO dadurch entstehen konnte, daß in Art 88 Ziff 4 (jetzt 3) und in Art 91 Abs 1 der gleiche Aus­ druck „Ort" gebraucht war (vgl. Grünhut Wechselrecht 2, 63), ist durch die Änderung der letzteren Vorschrift erledigt; R GZ 85,301. Die Angabe der Örtlichkeit (Stelle) ist allerdings allgemein üblich. Das Zeitdatum hat Kalendertag,MonatundJahr der Zahlungsauf­ forderung anzugeben; die Angabe der Stunde (Art 92 Abs 2 WO) ist sonach nicht erforder­ lich. An welcher Stelle und mit welchen Worten die Datierung zu erfolgen hat, ist nicht vor­ geschrieben; es genügt daher, wenn im Texte des Protestes gesagt ist, daß die Zahlungs­ aufforderung „heute hier" erfolgt ist und wenn dann bei der Unterschrift des Protest­ beamten (Abs 2, vgl. unten Anm 29) sich ein Orts- und Zeitdatum befindet.

Anm. 29

88. Der Protest ist von dem Protestbeamten zu unterzeichnen und mit dem ArntSsiegel oder dem Amtsstempel zu versehen.

Die Unterzeichnung der Protesturkunde durch den Protestbeamten ist vorgeschrieben. Fehlt sie, so liegt keine Beurkundung vor und ist der Protest nichtig. Doch kann der Mangel noch gemäß Art 90 Abs 1 WO (vgl. unten Anm 45) berichtigt werden; anders für den Wechsel nach Ablauf der Protestfrist, StStr zu Art 88 Anm 53, vgl. oben Anm 23. — Die Unter­ zeichnung muß sich als Namensschrift des Protestbeamten darstellen; mechanische Herstellung genügt nicht. Sie muß als Unterschrift derart stehen, daß der Inhalt der Protesturkunde durch sie gedeckt wird. Außerdem ist vorgeschrieben, daß der Protest von dem Protestbeamten mit dem Amtssiegel oder dem Amtsstempel zu versehen ist (in der Fassung bis zur Protestnovelle war nur das Amissiegel zugelassen). Daß diese Amtszeichen gerade mit der Unterschrift des Protestbeamten in örtlichem Zusammenhänge stehen müßten, ist nicht gesagt und kann daher nicht verlangt werden; sie können auch an anderer Stelle auf den Wechsel (Scheck) gesetzt werden, obwohl Art 88a Abs 3 Satz 2 (vgl. unten Anm 36) vorauszusetzen scheint, daß sie regelmäßig „der Unterschrift des Protestbeamten beigefügt werden". Ein Mangel hinsichtlich der Unterschrift und der Amtszeichen des Pro­ testbeamten wird übrigens, auch wenn er nicht rechtzeitig berichtigt ist (vgl. Art 90 Abs 1 WO und dazu unten Anm 45), gemäß den Grundsätzen der Protestnovelle über die Bedeu­ tung von Protestmängeln (vgl. oben Anm 22) die Nichtigkeit des Protestes nicht nach sich ziehen, wenn über die amtliche Ggenschaft des Protestbeamten kein Zweifel obwalten kann; a. MStStr zu Art 88 Anm 53. Eine Datierung der Protesturkunde — d. h. eine Angabe des Ortes und Tages ihrer Errichtung, di,e nach obigem mit dem Datum der Zahlungsauf­ forderung (Ziff 3) nicht zusammenzufallen braucht — ist vom Gesetze nicht als Inhalts­ erfordernis des Protestes aufgestellt, vgl. oben Anm 28. Anm. 30 e$. Kein gesetzliches Erfordernis des Wechsel- (Scheck-) Protestes ist die (in der Praxis allgemein übliche und auch in den Formularen vielfach vorgesehene) „Protestklausel", d. h. die Erklärung des Protestbeamten, daß er Protest erhebe oder erhoben habe, häufig mit dem Zusatze, daß er seinem Auftraggeber alle Rechte wegen der Nichtzahlung Vor­ behalten habe. Diese Klausel ist überflüssig. Der Ausdruck: „Protest" bedeutet nicht eine Verwahrung, sondern nur eine formelle Tatsachenfeststellung (protestatio in diesem Sinne). Er hat deshalb keine etwa demjenigen, „gegen den protestiert wird", gegenüber abzugebende Erklärung des Protestbeamten über die Folgen der Nichtzahlung zu enthalten. Der Aus­ druck „Protest" braucht in der Protesturkunde überhaupt nicht vorzukommen. Das ergibt sich für den Wechsel aus Art 41 Abs 1 Ziff 2 WO, der die Begriffsbestimmung des Protestes enthält, derzufolge dieser lediglich eine über die Tatsache der Präsentation und der Nicht­ erlangung der Zahlung aufgenommene Beweisurkunde ist, durch welche diese Vorgänge dargetan werden sollen. Das ist übrigens im Schrifttum und der Rechtsprechung des Wechsel­ rechts von jeher anerkannt worden: Bernstein S. 385; NG bei Bolze 16 Nr 291, 17 Nr 307 und IW 1897, 87; Basch, Die Protestklausel, ein alter Zopf, in der DIZ 1907 Sp. 815; StStr zu Art 88 Anm 54. Die Entwürfe der WO, zuletzt derjenige von 1845, § 231, schrieben die Klausel vor, sie wurde aber laut Kommissionsbericht von 1846, S. 108, wegen ihrer völligen Überflüssigkeit gestrichen. — Das ScheckG enthält überhaupt keine Andeutung dar­ über, was unter einem „Protest" zu verstehen ist und Art 41 WO gehört nicht zu den aus­ drücklich für anwendbar erklärten Vorschriften der WO über den Protest (§ 16 Abs 2

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ScheckG); es kann aber trotzdem keinem Zweifel unterliegen, daß nicht nur die Formen, § 16 sondern auch der Begriff des Protestes, der in der WO bestimmt ist, auch für das ScheckG maßgebend ist. CC Beweiskraft der Protesturkunde. Der ordnungsmäßig errichtete Protest ist eine von Anm. 31 einer mit öffentlichem Glauben versehenen Person innerhalb des ihr zugewiesenen Ge­ schäftskreises in der vorgeschriebenen Form aufgenommene Urkunde, also eine öffent­ liche Urkunde im Sinne des § 415 ZPO. Sie wird jedoch nicht über eine vor der Urkunds­ person abgegebene Erklärung errichtet (§ 415 a. a. O-), sondern über eine von dem Protest­ beamten selbst vorgenommene Handlung und eine von ihm gemachte Wahrnehmung, näm­ lich über die Vorlegung des Wechsels (Schecks), die Aufforderung zur Zahlung und die Er­ folglosigkeit dieser Aufforderung; die etwa darin beurkundete Erklärung des Bezogenen auf die Aufforderung ist unwesentlich; vgl. oben Anm 26a. Sie hat sonach einen anderen als den in § 415 vorgesehenen Inhalt und ihre Beweiskraft richtet sich demgemäß nach § 418 Abs 1, 2 ZPO. Sie begründet daher vollen Beweis der darin bezeugten Tatsachen; doch ist der Beweis der Unrichtigkeit der bezeugten Tatsachen zulässig; die in § 418 Abs 2 vorbehaltene Ausschließung oder Einschränkung dieses Gegenbeweises durch die Landes­ gesetze kann für Urkunden, die wie der Wechsel- (Scheck-) Protest auf Grund reichsgesetzlicher Vorschriften errichtet sind, nicht Platz greifen, vgl. Gaupp-Stein ZPO zu § 418 Erl III Abs 2. Der Gegenbeweis kann durch alle regelmäßig zulässigen Beweismittel geführt werden. Er ist auch gegen den redlichen Inhaber des protestierten Wechsels (Schecks), der ihn im Ver­ trauen auf die Gültigkeit des Protestes eingelöst hat, zulässig. Vgl. über diese Fragen Bern­ stein S. 377; Goldschmidt System S. 275; GrünhutHdb II S. 78; ROHG 14, 262; 19,152; RGZ 2, 26; OLG Dresden in ZHR 38 S. 564, 565; Kiel ebenda S. 571; StStr zu Art 87 Anm 18. Darüber, in welcher Richtung der Gegenbeweis zu führen ist, entscheidet die Be­ deutung der beurkundeten Tatsachen. Demgemäß kann zum Gegenbeweise verstellt werden, daß der Protestbeamte, der beurkundet hat, der Bezogene sei nicht anzutreffen gewesen (oben Anm 27), überhaupt nicht an Ort und Stelle war oder keine Nachfrage nach ihm gehalten hat; ferner, daß er eine Zahlungsaufforderung (oben Anm 26), nicht gestellt habe usw. Da­ gegen ist der Nachweis, daß die Person, an welche die Zahlungsaufforderung gerichtet wor­ den ist, nicht der Bezogene oder ein zur Entgegennahme ermächtigter Vertreter war, nur erheblich in Verbindung mit dem weiteren Beweise, daß der Protestbeamte sie auch nicht dafür halten durfte (vgl. oben Anm 25 a). Als unerheblich erklärt ist durch Art 91 Abs 2 WO der Gegenbeweis in der Richtung, daß die Ermittelung des Geschäftslokals oder der Woh­ nung entgegen dem Vermerk in der Protesturkunde möglich gewesen sei; vgl. unten Anm 56. c) Der (durch die Protestnovelle neu eingefügte) Artikel 88 a WO lautet wie folgt: Anm. 32 „Der Protest mangels Zahlung ist auf den Wechsel oder auf ein mit dem Wechsel zu verbindendes Blatt zu setzen. Der Protest soll unmittelbar hinter den letzten auf der Rückseite des Wechsels befindlichen Vermerk, in Ermangelung eines solchen unmittelbar an einen Rand der Rückseite gesetzt werden. Wird der Protest auf ein Blatt gesetzt, das mit dem Wechsel verbunden wird, so soll die Verbindungsstelle mit dem Amtssiegel oder dem Amtsstempel versehen werden. Ist dies geschehen, so braucht der Unterschrift des Protestbeamten ein Siegel oder Stempel nicht beigefügt zu werden. Wird der Protest unter Vorlegung mehrerer JExemplare desselben Wechsels (oder unter Vorlegung des Originals und einer Kopie) erhoben, so genügt die Beurkundung auf einem der Exemplare (oder auf dem Originalwechsel). Auf den anderen Exemplaren oder auf der Kopie ist zu vermerken, daß sich der Protest mangels Zahlung auf dem ersten Exemplar (oder auf dem Originalwechsel) befindet. Auf den Vermerk finden die Vorschriften des Abs 2 und des Abs 3 Satz 1 entsprechende Anwendung. Der Pro­ testbeamte hat den Vermerk zu unterzeichnen.“ oc. Entstehungsgeschichte. Allgemeines. Vgl. oben zu Art 88 WO (Anm 22 zu diesem Anm. 33 Paragraphen). Während nach der WO in ihrer früheren Fassung über den Protest eine selb­ ständige Urkunde zu errichten war, die eine wörtliche Abschrift des Wechsels enthalten mußte, ist durch das Protesterleichterungsgesetz vom 30. Mai 1908 zur Vereinfachung der Protestbeurkun­ dung vorgeschrieben, daß der Protest mangels Zahlung aus den Wechsel (Scheck) oder auf ein mit dem Wechsel (Scheck) zu verbindendes Blatt zu setzen ist (Art 88a Abs 1). Der Protest hat dadurch seinen Charakter als selbständige Urkunde verloren und ist zu einem Anhang (Annex) des Wechsels(Schecks)geworden. Die Sicherheit dafür, daß der Protest sich auf den in Frage stehenden Wechsel (Scheck) bezieht, ist auf diese Weise in noch höherem Grade gewährleistet als früher durch die wörtliche Abschrift des Wechsels im Proteste. Es ist damit aber die Möglichkeit, die früher be­ stand, weggefallen, über mehrere Wechsel nur einen Protest aufzunehmen. Die Vorschrift ist, wie seit der Protestnovelle es auch die Vorschriften des Art 88 sind, nicht als Mußvorschrift, sondern

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§ 16 als ein an den Protestbeamten gerichtetes Gebot gefaßt, das aber nicht etwa, wie die Vorschrift des Abs 2, eine Sollvorschrift ist. Für den Fall "der Nichtbefolgung des Gebotes gelten des­ halb die in Anm 22 dargelegten Grundsätze. Diese werden dazu führen, daß die Nicht­ befolgung regelmäßig die Nichtigkeit des Protestes nach sich zieht, da die vorgeschriebene Verbindung von Wechsel (Scheck) und Protest zu einer Urkunde derart erheblich ist, daß eine Abweichung von ihr dem Wesen und Zweck des Protestes, wie er nach der Protestnovelle gestaltet ist, Eintrag tut, besonders da die Sicherung des Nachweises der Zusammengehörig­ keit von Wechsel und Protest, die früher durch die Aufnahme einer wörtlichen Abschrift des Wechsels in den Protest erreicht werden sollte, weggefallen und durch die dem gleichen Siche­ rungszwecke dienende Verbindung der beiden Urkunden zu einer ersetzt worden ist. Wie hier, StStr zu Art 88a Anm 1 und 4; a. M. OLG Kiel in OLGR 21, 394 und in SeuffA 65, 370. Doch ist für die Errichtung der Protesturkunde beim Scheck keine Frist vorgeschrieben (vgl. oben Anm 28) und kann daher die Verbindung des Protestes mit dem Scheck, die zur Errichtung der Protesturkunde gehört, immer noch nachgeholt werden, jedenfalls bis zur Aus­ händigung des Protestes an den Auftraggeber (Art 90 Abs 1 WO, vgl. unten Anm 44), mit welcher die Errichtung der Urkunde als beendigt angesehen werden muß. — Die auf den Wechsel (Scheck) gesetzte oder mit ihm verbundene Urkunde ist die von dem Protestbeamten gemäß Art 88 Abs 2 (vgl. oben Anm 29) zu unterzeichnende Urschrift des Protestes; !ie wird daher mit dem protestierten Wechsel (Scheck) dem Auftraggeber ausgehändigt; der Protestbeamte behält eine beglaubigte Abschrift des Protestes und einen Vermerk über den Inhalt des Wechsels (Schecks) zurück (Art 96 Abs 2; vgl. unten Anm 46ff). Durch diese Vorschriften ist das früher vorgeschriebene Protestregister, das der Protestbeantte zu führen hatte, ersetzt. Anm. 34 Von den in Absatz 1 zugelassenen beiden Alternativen —: Setzen des Protestes auf den Wechsel (Scheck) selbst oder auf ein mit ihm zu verbindendes Blatt — wird in Absatz 2 die erste, in Absatz 3 die zweite näher geregelt, während Absatz 4 den besonderen Fall be­ handelt, daß ein in mehreren Exemplaren vorgelegter Wechsel (Scheck) zu protestieren ist. Durch die alternative Fassung des Absatzes 1 wird übrigens nicht ausgeschlossen, daß der Protest zum Teil auf den Wechsel (Scheck) selbst und zum Teil auf ein mit ihm zu verbindendes Blatt gesetzt wird (die Begründung zur Protestnovelle S. 10 bezeichnet das als selbstverständlich); es wird das sogar der häufigste Fall sein, da der Platz auf der Rück­ seite des Wechsels (Schecks) — vgl. Absatz 2 — wohl in den meisten Fällen nicht ausreichend sein wird. Anm. 35 ß. Für den Fall, daß der Protest auf den Wechsel (Scheck) selbst gesetzt wird, bezeichnet Absatz 2 im Wege einer Sollvorschrift näher den Platz, an welchen er auf dem Wechsel (Scheck) zu stehen kommen soll, nämlich unmittelbar hinter der letzten, ans der Rückseite des Wechsels (Schecks) befindlichen Vermerk. Die Vorschrift bezweckt nach der Begrün­ dung zur Protestnovelle (S. 10), nachträglich hinzugefügte Indossamente als solche ersicht­ lich zu machen, weil infolge des Wegfalls der Wechselabschrift im Protest der Zustand des Wechsels zur Zeit der Protesterhebung, der namentlich für die Legitimation des Protestanten von Bedeutung ist — vgl. oben Anm 23 —nicht mehr festgestellt wird. Die Begründung hebt aber selbst hervor, daß diese Bestimmung keinen hinreichenden Schutz dagegen gewähre, daß dem Regreßnehmer der Einwand erttgegengehalten wird, es sei mittels Durch streichens eines Indossaments die Legitimation desjenigen, für den protestiert worden ist, nachträg­ lich hergestellt worden. Vgl. über diesen Einwand oben Anm 23. Auf alle Fälle soll danach der Protest nicht auf die Vorderseite, sondern auf die Rückseite zu stehen kommen, und zwar in unmittelbarem' Anschluß an den letzten auf dieser befindlichen Vermerk, wobei allerdings vorausgesetzt wird, daß die Vermerke sich in einer gewissen Reihenfolge auf der Rückseite befinden. Der Ausdruck „Vermerk" umfaßt außer den eigentlichen Indossa­ menten Namentlich auch die beim Inhaberscheck auf der Rückseite stehenden Namens­ schriften, durch welche die Haftung für die Einlösung begründet wird, vgl. § 15 und Anm 3 ff. dazu; aber auch Quittungsvermerke, Siempelkassierungsvermerke u. dgl. Auch durchstrichene Indossamente sollen durch den Protest nicht berührt werden. Sind keine Vermerke vorhan­ den, so soll der Protest unmittelbar an einen Rand der Rückseite des Papiers gesetzt wer­ den; es darf also kein leerer Raum zwischen dem Rande und dem Beginne des Protestes bleiben. An welchen der vier Ränder sich der Protest anschließt, ob an einer Lang- oder Breit­ seite ist gleichgültig. Nachteilige Folgen für die Gültigkeit des Protestes hat die Nichtbeach­ tung dieser instruktionellen Vorschriften nicht; doch kann dadurch unter Umständen eine Scha­ densersatzhaftung des Protestbeamten oder des Staates begründet werden. Anm. 36 Y- Der Fall, daß der Protest auf ein Blatt gesetzt wird, das mit dem Wechsel (Scheck) verbunden wird — Allonge, Anhangsblati —, ist durch die Vorschrift m Absatz 3 dahin näher geregelt, daß die Verbindungsstelle mit dem Amtssiegel oder dem Amts­ stempel versehen werden soll. Es handelt sich also auch hier um eine Sollvorschrift,

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deren Nichtbeachtung die Gültigkeit des Protestes nicht beeinträchtigt; wegen der Haftung § 16 des Protestbeamten gilt das zu ß Gesagte. Ist der Vorschrift Genüge geleistet, so „braucht der Unterschrift des Protestbeamten ein Siegel oder Stempel nicht bei­ gefügt zu werden". Diese Fassung ist ungenau; denn in dem von der Vorschrift ins Auge gefaßten Art 88 Abs 2 WO ist nicht vorgeschrieben, daß das Amtssiegel oder der Amtsstempel der Unterschrift des Protestbeamten beizufügen, sondern nur, daß der Protest damit zu versehen ist, vgl. oben Anm 29. Die Vorschrift ist deshalb dahin zu verstehen, daß in dem von ihr bezeichneten Falle eine weitere Anbringung eines Amtszeichens des Protestbeamten auf dem Proteste nicht erforderlich ist; dessen amtliche Eigenschaft wird durch die einmalige Verwendung dieser Amtszeichen hinreichend dargetan. — Die Art der Verbindung ist im Gesetze nicht vorgeschrieben; sie wird (wie beim Indossamente, vgl. zu § 8 Anm 21) ordnungs­ mäßig durch Klebstoff, Oblaten oder andere für dauernde Verbindung geeignete und nicht jeder Zeit ohne Hinterlassung von Spuren zu beseitigende Verbindungsmittel (also nicht durch Klammern, Stecknadeln) zu geschehen haben. Durch etwaige Wiederaufhebung der Verbindung (Loslösung des Blattes) wird der Protest nicht ungültig werden, wenn die Mög­ lichkeit der Wiederverbindung noch besteht; die Wiederverbindung wird aber zur ordnungs­ mäßigen Klagerhebung, insbesondere im Urkundenprozesse, erforderlich sein. Ist die Ver­ bindung vorhanden, so wird derjenige, der behauptet, daß sie verspätet erfolgt und deshalb der Protest ungültig sei (vgl. oben Anm 33), den Beweis dafür zu führen haben. 8. Der in Abf 4 des Art 88a geregelte Fall, daß der Protest unter Vorlegung mehrerer Anm. 37 Exemplare desselben Wechsels (Schecks) erhoben wird, könnte beim Scheck nur eintreten, wenn er im Auslande zahlbar und deshalb in mehreren Ausfertigungen aus­ gestellt ist; vgl. § 9 ScheckG und die Erläuterungen dazu. In diesem Falle regelt sich aber die Form des Protestes und seine Beurkundung nach den Gesetzen des Ortes, an welchem der Scheck vorzuzeigen und zu protestieren ist. Das ist zwar für den Scheck nicht, wie für den Wechsel in Art 86 WO, ausdrücklich bestimmt (Art 86 ist auch auf den Scheck nicht ausdrück­ lich für anwendbar erklärt); folgt aber aus dem Grundsätze des internationalen Privatrechts: „Loens regit actum“, der für den Scheck in § 26 (vgl. die Erläuterungen dazu) seinen Ausdruck gefunden hat. Der weiter in Abs 4 vorgesehene Fall, daß der Wechsel unter Vorlegung des Originals und einer Kopie erhoben wird, kann für den Scheck nicht vorkommen, da bei diesem Kopien keinerlei scheckrechtliche Bedeutung haben, insbesondere Indossamente, die auf Abschriften des Schecks gesetzt werden, unwirksam sind; vgl. § 8 Abs 2 Satz 2 ScheckG und zu 8 8 Anm 21 a. d) Der durch das Protesterleichterungsgesetz in die WO neu eingefügte Art 89a hat Anm. 38 folgenden Wortlaut:

„Die Wechselzahlung kann an den Protestbeamten erfolgen. Die Befugnis des Protest­ beamten zur Annahme der Zahlung kann nicht ausgeschlossen werden.“ a. Entstehungsgeschichte. Bis zum Inkrafttreten des Protesterleichterungsgesetzes bestand Anm. 39 im Schrifttum und in der Rechtsprechung lebhafter Streit darüber, ob der Protestbeamte zur Empfangnahme der Zahlung des Wechsels berechtigt und verpflichtet sei. Vgl. darüber Bernstein, WO zu Art 41 Erl 2b S. 199, der die Befugnis und Verpflichtung be­ jaht; andererseits Lehmann S. 537 Anm 33, der sie verneint, und die von ihnen angeführten Schriftsteller und Erkenntnisse. Der Protestbeamte ist zwar Inhaber des Wechsels (Schecks) im Sinne der früheren Terminologie und Besitzer im Sinne des BGB (§ 854), aber nicht Eigenbesitzer (§ 872), sondern nur Besitzvermittler für einen anderen (§ 868); er ist des­ halb, auch wenn der Scheck auf den Inhaber gestellt ist, nicht „Zahlungsempfänger" im Sinne des § 4 ScheckG, sondern nur Bevollmächtigter des Zahlungsempfängers. Die Vollmacht wird durch den Besitz des Wechsels (Schecks) dargetan. Ob sie aber ihrem In­ halte nach nur dahin gehe, den Wechsel zu präsentieren und den Bezogenen zur Zahlung aufzufordern, oder ob eine Vermutung dafür bestehe, daß der Protestbeamte auch zur Emp­ fangnahme der Zahlung ermächtigt sei, bildete den Gegenstand des Streites. In einigen Ländern war den Protestbeamten sogar untersagt, die Zahlung entgegenzunehmen, so in Baden früher den Notaren durch die Notariatsordnung v. 2. 11. 89 § 50 und auch nach In­ krafttreten des Rechtspolizeigesetzes v. 17. 6. 99 hat die badische Justizverwaltung zu der Streitfrage dahin Stellung genommen, daß der Protestbeamte Zahlung nur entgegennehmen dürfe, wenn er dazu vom Wechselgläubiger ausdrücklich schriftlich bevollmächtigt sei, daß in dem Auftrage, Protest zu erheben, eine solche Vollmacht nicht liege, diese aber dann als vor­ liegend zu erachten sei, wenn der Wechsel einen nicht durchstrichenen Quittungsvermerk trage (8 370 BGB); vgl. Dörner, Komm, zur bad. Rechtspolizeiordnung S. 102. Auch in Preußen haben die Justizbehörden (Vf der Vorstandsbeamten des KG v. 30. 11. 80 und Reskript des Justizministers v. 18. 8. 86) die Ansicht vertreten, daß die Protestbeamten ohne Sondervoll­ macht nicht empfangsbefugt seien. Der Deutsche Handelstag hat sich dafür ausgesprochen, daß den Protestbeamten die Befugnis zur Empfangnahme der Zahlung beigelegt werde.

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§ 16 In der Begründung zur Protestnovelle (S. 12) ist es als der Natur der Sache entsprechend bezeichnet, daß dem Protestbeamten, der den Schuldner zur Zahlung auffordern und gegegebenenfalls die Erfolglosigkeit der Aufforderung beurkunden solle, auch die Befugnis zur Empfangnahme der Zahlung beigelegt werde. Dementsprechend ist der Art 89a in die WO eingefügt worden. Anm. 40 ß. Die Wechsel- (Scheck-) Zahlung kann an den Protestbeamten erfolgen (Satz 1). Die Bedeutung dieser Vorschrift ist zunächst, daß die Zahlung an den Protestbeamten als Ein­ lösung des Schecks im Sinne des § 15 ScheckG gilt und sonach die Haftung des Ausstellers und der sonstigen Scheckverpflichtelen beseitigt, vorausgesetzt daß der Auftraggeber des Protestbeamten der scheckmäßig legitimierte Zahlungsempfänger ist. Die Zahlung an den Protestbeamten gilt als Zahlung an seinen Auftraggeber; ob er den empfangenen Betrag an diesen abliefert, ist unerheblich. Erbietet sich der Bezogene tatsächlich, d. h. mit dem Gelde in der Hand und in ernstlicher Zahlungsbereitschaft, zur Zahlung an den Protestbeamten, so ist die Zahlungsaufforderung nicht erfolglos geblieben (Art 87 Abs 1 Ziff 2) und kann daher ein wirksamer Protest nicht ausgenommen werden. Dagegen ist eine wörtliche Bereitschaftserklärung ohne offensichtliche tatsächliche Bereitschaft unbeachtlich. Ob das eine oder das andere vorliegt, hat der Protestbeamte zu ermessen, vorbehaltlich des Gegen­ beweises im Rechtsstreite. Anders als beim Wechsel (Art 38 WO) braucht der Protest­ beamte beim Scheck, ebenso wie der Scheckinhaber selbst, Teilzahlungen nicht anzu­ nehmen; vgl. zu § 13 Anm 2b. Die Vorschrift bedeutet ferner, daß der Bezogene seinem Scheckkunden, dem Aussteller, gegenüber berechtigt ist, an den Protestbeamten zu zahlen und daher die an diesen geleistete Zahlung auf das Guthaben des Scheckkunden in Anrechnung zu bringen. — Die Vorschrift bedeutet aber ferner (was allerdings in ihrem Wortlaute nicht ohne weiteres zum Ausdrucke kommt), daß auch eine rechtliche Verpflich­ tung zur Zahlung an den Protestbeamten besteht, und zwar in dem Sinne, daß die Weige­ rung des Bezogenen, an ihn zu zahlen, als Verweigerung der Einlösung gilt und daher die Protesterhebung rechtfertigt und die Haftung des Ausstellers und der sonstigen Scheckverpflichteten auslöst; auch unter Umständen eine Schadensersatzpflicht des Bezogenen gegen­ über seinem Scheckkunden aus dem Scheckvertrage begründen würde. —- Die Vorschrift be­ deutet endlich auch, daß der Protestbeamte, da die Empfangnahme der Zahlung in den Kreis seiner amtlichen Tätigkeit als solcher fällt, seinem Auftraggeber gegenüber verpflichtet ist, die Zahlung entgegenzunehmen und daher sowohl er wie auch gegebenenfalls der Staat (vgl. oben Anm 18, 19) diesem für die Folgen einer unberechtigten Zurückweisung haften. — Der Protestbeamte ist auch berechtigt und verpflichtet, falls der Scheck nicht bereits von dem Auftraggeber quittiert ist, über die Zahlung auf dem Scheck zu quittieren und den quittierten Scheck dem Bezogenen auf Verlangen auszuhändigen; vgl. § 13 Abs 1 ScheckG und die Er­ läuterungen dazu. Nach der PostO (§ 18 I11) ist dem Postprotestauftrag der quittierte Scheck beizufügen. Anm. 41 y. Die Befugnis des Protestbeamten zur Annahme der Zahlung kann nicht ausgeschlossen werden (Satz 2). Eine Beschränkung des Umfanges der Vollmacht des Auftraggebers an den Protestbeamten in der Richtung des Ausschlusses der Befugnis zur Empfangnahme der Zahlung ist sonach, auch wenn sie dem Bezogenen zur Kenntnis gebracht wird, unwirk­ sam. Auch durch landesgesetzliche Vorschriften oder Verwaltungsbestimmungen für die Beamten kann die Befugnis nicht ausgeschlossen werden; entgegenstehende frühere derartige Bestimmungen, (vgl. oben unter