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German Pages 301 [304] Year 1795
S C H A U S P I E L E
VON FRIEDRICH WILHELM
GOTTER.
LEIPZIG BE1l G E O II O J O A C IT I 51 G V S C II E N 1 7 9 i*.
S C H A U S T I E L E
1.
DIE
8 T 0 I Z E
5-
T A S T H I .
DIE
BASEI».
2.
ESTHER«
V O R R E D E .
J3en ersten Anlafs zu diesen Stücken gab das Bedürfnifs
eines
gesellschaftlichen Theaters.
Wer sie aus diesem Gesichtspunkte hetraclitet> wird sich vielleicht geneigter fühlen, manche Abweichung:o von den strengen c* Vorschriften der dramatischen Kunst und manche andere Vcrirrung des Witzes und der Laune zu entschuldigen.
Dieses gilt vorzüglich von den beyden
ersten Stücken, deren Stoff mit der Art ihn einzukleiden in einem zu auffallenden Kontraste steht, als dafs sie sieh mit dem Zwccke einer
öffentlichen Yorstcll ung vereinigen liefsen.
Mei-
ne Wünsche sind erfüllt, wenn ich mir schmeicheln darf, durch diese Kleinigkeiten (von denen die dritte Französischen Ursprungs ist) den. Liebhabern des Theaters einen nicht
unwill-
kommenen Beytrag zur gesellschaftlichen Unterhaltung geliefert, zu haben. G o t h a im May 1795.
fiOTTEE.
DIE
Ein
STOLZE
Lustspiel
in
V A S T I I I.
einem
Akte.
r j; li s o A v. K. AHASVJ'.R,
KOnig in Pcrsien.
VAS T i l l ,
seine Gemahl in.
II A M A N ,
Günstling des Kölligs.
SE1\ES,
seine F r p i u n d Hofmeistcrln der Koiiisut.
MEIIUMAN, BIGTHA, CARDONA
Kämmcrliugc. Gefolge v o n
Die
Schwarzcn.
Scene
ist
zu
Suia.
E R S T E R .
A I H T R I T T .
Zimmer der Königin. VA8THI.
FATME.
CYRENE.
V a s l h i trilt in vollem Staate mit dein Mantel und der Krone auf dem Haupte e i n ; Oy r e u e und P a l m e tragen ihr die Schleppe. Va s tili nachdem sie einige Schritte vorwärts gegangen ist. L a f s t doch die Schleppe los! — ihr seht, ich w i l l mich setzen. Die Zofen rücken ilir den Sesfel, 6ie setzt sich. Fatme. W i e w i r d der KönigD sich an eurem Glanz ersetzen! C" F ü r w a h r , Grofsmäohtigste,
ihr seyd
heut engel-
schüu. Vasthi. B i n ichs nicht jeden T a g ?
Ich muFs mich selber sehn. —
Den Spiegell
W
BIE
s ' r n t , •/. r,
V A S T II I.
I' a t in c. Z u Befehl!
Will al).
Vas thi. Cyrene soll i h n Iiolen. C y r c 11 c ab. Z W E I T E R V 4 B T H I.
AUFTRITT. F A T M E.
V a s l Iii. Ist mein Billet bestellt?
l ) u liasts doch w o h l empfohlen?
F a t m e. .Der Z w e r g trägts hin. V a s t Ii i
heilig.
13er Z w e r g ?
D R I T T E R CITREN E.
A U F T R I T T . VORIGE.
Cyrene kommt -wieder mit eiueni ToHrttensviejcl. Iiier Ihro Majestät! Reicht ihn der Königin, iuiicend dar-
EIN
LUSTSPIEL.
Ii
Vasthi oliue Cy r c 11 c 11 zu bemerken. Den Z w e r g zu schiclccn, d e r , wie eine Schnecke, gelu! Jetzt kann
ich stundenlang auf Assnplis Antvp-oi't harren.
Doch warum gab ich aiich den Auftrag einem Narren ? "Wendet sich unwillig von F a t in c weg, und besieht sich im Spiegel» I h r habt mich aufgestützt, dafs es eiu Greuel ist. Cyrene. Sie hielten gar nicht still. Vasthi
lief 1 ig.
Kein W o r t ! W e r sich rergifsr, J)en treffe — Fatme Ach,
vorsieh.
w i e gern ich mich dannen schliche!
Cyrene
von
vor fcich.
Sie ist heut schlecht gelaunt! Vasthi. Ich fühle nichts als Stiche Am ganzen Leib.
Si
DIE-
V A 8 T II I.
STOLZE F a trae.
Das m a c h t der böse J u n i u s I Dem Himmel scy's geklagt,
w a s m a n jetzt leiden m Iiis!
D i e Schmrckeir u n d —
V ,1 S t I i i
einfüllend.
Glaubst du , an K ö n i g i n n e n w a g e S i c k S c h n a c k e oder F i o l i ? —
Von E u c h ,
komnii
m e i n e Plage. o N i c h t e i n e N a d e l m e h r w i f s t i h r z u stecken. Faune. Ey! W o stiehts d e n n e i g e n t l i c h ? Bückt sich, um am C#e\van laut.
A d j e , Cyrenclien! Cyrene
halb laut.
Acli! dürft' icli doch mit dir gehn! Im Abgclui begegnet F a t m e der Ilofmcisierm S e r e s.
SJECH3TER S E R E 6.
AUFTRITT. VORIGE.
Ser es li.ilt P a t m c n am Eingange auf. Ach, Kleine! w o denn h i n ?
Mit leiserer Stimm«-
W i e steht der Barometer? Fatme. E r stehe, w i e er w i l l ! Mich, tragen diese Ureter Zufa leutenirtahl.
1
DIE
»6
STOLZE Seres
VAST1II. erstaunt.
W i e so? I'" a t ra c. J a , Ihro Excellenz; Zum Abschied fehlt mir n u r — mit tiefer Venieigivng Ihr gnädiger (¿Unsens. Erclit sich ; cinici 1 heriuu, und geht al). Seres nachdem sie C y r e u e n ihre Verwunderung durch Fan. tomimc zu erkenhen gegeben und diese ihr durch ein Achselzucken geantwortet hat, lulicrl eich der V a s t h i und kniet vor ihr. Huldreiche Königin! O , mücht' es dir gefallen, D e r unterthiinigsten von deinen Mägden allen, Die deiner Schleppe Saum fufsfällig kiissen ilint, I n Gnaden zu vertr.iun, w i e du di& Nacht g e r u h t ? Vastlli
zu C y r e n c a .
Antworte C y r c ii e. W i e ein Kind, so süfs! Vas.thi. Kein Auge that ich zu.
Verwegne L ü g e ! "T C y r e n e geht verstolilei\aTj.
EIN
LUSTSPIEL.
SIEBENTER VASTHX.
17
AUFTRITT. 8JJRE8.
S e r e s. Drum sind aucli eure Züge o Fast m e h r als jemalils sanft und schmachtend. Vas t hi
freundlicher. Dunk' ich euch
Erträglich? — Steht doch a u f ! S e r e s. Mein Leben wett' ich gleich, Dafs keine Sterbliche in Ahasveros Reiche AnReitz und Lieblichkeit der schönen Vas thi gleiche. Vasthi. Ihr seyd doch wohl ? . 1
S e r e s.
Ach nein! — Bald setzt mein Krampf mir zu, Bald meine Gicht — und dann noch ein Paar neue Schuh — Ach, die mich nahmenlos am Hühnerauge diiieken ! — Was-ist zu thun? man mufs i n seineu P^ang sich schicken. — II
ig
DIE
STOLZE
VASTHI.
Zum groben Tag statt' ich den tiefsten Glückwunsch ab; Lang lebe der Monarch, den er der Erde gab! V a s t h i. O , wüTstet i h r , w i e sehr die Galla mich gcniretl Ich hab' ein neuKameel; ich liätt' es gern probiret I S e r e s. J a , meineKrtnigin — ich weifs es längst — beweist Heroischen Geschmack und milnnlich grofsen Geisi In allem, w a l lio liebt. — Allein Aufopferungen Hat sich von Fürsten stets das Schicksal ausbedungen. Nach «Ufr rwciiniiuh zu fechten — Doch w e n n der l'ilichten Drang mich in die Ecke zwingt; W e n n mit der Dankbarkeit die Untoi'warfiing r i n g t ; W e n n einen hohen W i n k ein höherer durchkreuzet; O , dann verzeiht
es m i r ,
dafs sich mein Eifer spreitzet,
Und seine Zuflucht scheu zu träger Ruhe nimmt, Die besser
ohne dieis mit
meiner
Schwachheit
stimmt! •HO' V a s t h i. Das heilst, Frau Seres hangt Winde. den Mantel nach dem Scres. Behüte Lama mich v /
JUDITH, FATME,
I
S E L M A,
J
Jungfrauen,
O S M 1 N , Hamms Hausverwalter. Gefolge, jDie
Scene
ist
zu
Susa,
E R S T E R
E R S T E R .
A K T.
A U F T R I T T .
Z i m m e r des K ö n i g s .
A H A S V E R.
H A M A N.
A Ii a s T e r. J a , F r e u n d , alLmählich fällt im königlichen Bette Die Sehnsucht
mir zu schwer.
Leer
ist
noch
Vasthi's Stätte; Und täglich neu erwacht i h r Bild in meiner Brust. Ihr Fehler war der Stolz; und ihres Herzens Lust—r Die Oberherrschaft. H am a a . J a , das haben w i r empfunden. Ahasrer. Doch dafür hatte sie auch in tlen Schäferstundea Nicht ihres Gleichen!
44.
E 8 T II K B. I I oder treuer Rath an die junge Kfmigin." — Frau Seres treuer Rath w o h n t nicht auf g l a t t e n Zungen. Doch Unmuth hat vielleicht i h r Wahrheit abgedrungen.
EIN
SCHAUSPIEL.
105
Liest.
„Todt bin ich für den I l o f , und von der Welt getrennt; Empfang', o ! Königin, mein letztes Testament! Nur auf Erfahrung stolz, aus Eifer nur verwegen, Lafs mich ein Schärflein Rath auf deinen Nachttisch legen. Kalt schied von deinem Thron die Exhofmeisterin; Wehmüthig blicket noch die Freundin nach dir hin; Nah an des Abgrunds Rand, den Blumen überweben, Sieht sie auf glatter Bahn dich, leichten Fufses, schweben, Und bebt, indefs dein Geist nur goldne Träum« nährt. Du hast ihr Herz verkannt; sie fühlet deinen Werth. Lafs sie vom Pfad des Glücks dir eine Skizze tusehen! — Fürs Erste— hüte dich, ins Regiment zu pfuschen! Alleinherrschaft war stets der Männer Steckenpferd ; Das W e i b verdammten sie zur Spindel und zum Herd. — Zwar d i r , o ! Königin, ziemt Kochen nicht, noch Spinnen;
îo.j.
E S T H E R .
Auf Putz und Anstand mir gebührt es dir zu sinnen. G e f a l l e n — sey dein Ziel! Nur durch der Kunst Magie Blüht ewig frisch der Heilz, den dir Natur verlieh. Nur sie vermag die Zeit dem Künig zu ver» kürzen, Und ihm die Alltagslost des Eheglück» zu würzen. Dein Blick, wenn du ihm nahst, erhelle das Gemach; Vor dir geh' Ehrfurcht her, und Liebe folge nach ; Und sollt' auch dir vor Angst das Herz im Busen beben ; Lafs auf den Lippen stets ein Wonnelächeln schweben!" — T.egt das Buch hin. Weg mit dem t r e u e n Rath! Ich scheine, was ich bin! O, Wahrheit! o, Natur! für euch nur hab' ich Sinn. Mag ewig sich von mir des Königs Herz entfernen — Nié, nie kann ich die Kunst, mich zu verstellen, lernen. Nimmt es wieder, und fllirt fort zu lesen. „Yerbotne Sehnsucht regt auch unterm Purpur sich. Dein Herz, voll stiller Glut, sey Marmor öffentlich.
EIN
S C H A U S P I E L
ioi
Wie oft vermag ein Blick, ein Hauch, ein halbes Nicken —• Der Wünsche Gegenstand zum Acheion zu scliikken! Neid sieht durchs Mikroskop;
Verdacht lauscht
überall; Der Höfling lebt vom W i n d ,
der Ilarem
ist
Rrysull." —' Legt es unwillig wieder lkin.
Pfuy, Seres! euer Rath ist ein Gespinst von Rän. kcn. — D o c h — L e s e n lafst mich nicht an meinen Kummer denken; Mehr will ich nicht — ich mufs mich mit Gewalt zerstreun — Und
heilsam würde jetzt selbst Argernifs
mir
seyn. Liest wieder.
„Entflieh der Schmeicheley! Verbirg dich selbst dem Lobe; Und spende dein Vertraun nicht an die Garderobe ! — Mit steigender Aufmerksamkeit.
Von Bettlern ohne Zahl wild deine Thür bestürmt ; Und hast du T.uisende gerettet und bescliirmt —
lä S T H E
io6
H.
Und •weisest Einen ab — so regt sicli die Kabale, Und mischt der Schmiihsucht Gift in deine Freudensckale! Dich zu verdammen, e'nfigt der leiseste Verdacht. Ein Augenblick verhüllt die Sonn' in Mitteinacht; Ein
Augenblick
zerreifst
der Ilerzen Bande;
stärkste
Und stürzt dich vom Olymp in Staub und Gram und Schande! " — Legt es h i n ,
steht auf und r u f t in vollem Affekt aus.
W a h r ! wahr! o ! wie so ganz den Hof Frau Seres kennt! Und dort im Winkel lag ihr weises Testament? — Von nun an will iclis treu auf meinem Tisch bewahren. Legt es auf ihren Nachttisch.
Auch ich — ich mufs so früh der Schmähsucht Gift erfahren.
Ich war so gut — und doch hab' ich mein Glück verscherzt! Er liebte mich — und jetzt bin ich bey ihm verschwitr/.t! Und keiner Schuld bewufst, /liefst einsam meine Tliriine!
EIN
SCHAUSPIEL.
VIERTER
107
AUFTRITT.
8 E I. M A.
ESTHER.
S e 1 m a. Der alte Mardochai fragt an —
Esther. Erwünscht! — Ich sehne Mich längst nach seinem Trost. — Geh, fahr' ihn ein, doch sey, Wie immer, wachsam! geh! S e l m a ab.
F Ü N F T E R
AUFTRITT.
MARDOCHAI.
ESTHER.
M a r d o c h a i in einem sackähnlichen Gewände und mit Asche bestreut, tritt ernst und langsam ein.
Esther. Willkommen, Mardochai! — Stutzt.
Doch wie? — Was stellt das vor? So fremd von Tracht und Wesen! I.ächelnd.
Vevjseiht! Ihr seyd doch nicht zur Mummerey gewesen ?
10«
r
- S T H E H.
M a r d o c l u i. Ach, EstherI Als ein Manu ertrug ich meinen Schmerz; Ich hoffte Rath bey dir — Dein Spott blicht mir das Herz. Esther. Was ist euch> guter Mann? Mardochai
strenge.
Verkennst du diese Hülle ? Esther. Sie gleichet einem Sack von grobem — Mardochai
heftig.
Schweig', und fülle Nicht deines Frevels Mals! Dein Purpur sey verflacht! Will ab.
Esther ihn zurilck haltend.
Ach, Oheim!
Ihr habt mich so lange nicht be. sucht — Und geht jetzt mit mir um, dafs mir ein kalter Schauer Durch alle Glieder fliefst! Was that ich euch?
EIN
SCHAUSPIEL. Mardochai
109
gcmäfs jgtcr.
Die Trauer Des Volks, dem du gehörst, Treulose, kennst du nicht? Esther
gutmiltl lig.
Ihr trauert, Freund? für w e n ? M a r d o chai.
Diefs offene Gesicht, Die Unschuld dieses Tons versöhnt mich. Ich verzeihe Den Irrthum.
Reicht ihr die Hand.
— Nein, mein Kind! — So trauert nur die R e u e . Wenn unsrer Sünden Last bis in die Wolken steigt, Wenn knechtisch bange Furcht tief in den Staub uns beugt, Wenn fiber unserm Haupt des Räohers Blitze schweben,
Und Leiden und Gefahr uns, wie ein Meer, umgeben — Sühnopfer bringet dann und Thränen am Altai-, Gehüllt in diefs Gewand, das Volk dem Himmel dar. E sther
besttirzt.
Was hör' ich? Traf mein Volk ein Unglück?
J10
E S T H E R . Mardochai. Sanfte Seele!
Vernähmest d u noch nichts v o m grausamsten Befehle, D e n einem W ü t r i c h je ein falscher Sklav' entrifs. Esther. Nichts. — D o c h
Gerüchte,
Freund,
sind i m m e r
ungewifs. Mardochai zieht eine Holle licrvor, woran des Königs Siegel hängt. Lies selbst! —
Ich u n d mein Volk — w i r sollen elend sterben.
Reicht ihr die Rolle; sie fängt an zu lesen und bebt. Mardochai W e n n deine W a n g e n
sich
sie unterstützend.
i m Lesen
schon ent-
färben — Wie wird
dirs
gelin,
wenn
nun
das Mordfest
selbst beginnt, U n d deiner Brüder Blut in allen Straften r i n n t ? Esther. D a stehe Gott m i r b e y l Sie lafst die Bolle fallen, und .inJkt auf den Sopha.
EIN
SCHAUSPIEL.
m
Mardochai. Nein! eil* uns zu vertreten! Bereite dich zum Werk durch Fasten
und durch
Beten! D a n n , w i e am Hochzeilfest, durch jede Kunst verschont, Durchbaisamt,
reich gcschmfickt, im Purpur utld gekrönt,
Tritt vor des Königs T h r o n , und wirf dich i h m zu Füfsen, Und sprich:
„Monarch, w o f ü r soll Jakobs Sippschaft büfsen?
Begelirest du ihr Gold ? still reichen sie es her. Allein der Tod — er fällt ja selbst dem W u r m e schwer! N e i n ! ehe sich dein Grimm in ihrem Blute bade, T r e f f ' er dein treues W e i b ;
sie fleht f ü r sie um Gnade."
Der König schlofs sich ein; das bängste Schicksal droht D e m , der sich zu ihm w a g t ; auch mir gilt diefs Verbot. Des Todes Priester stehn mit aufgehobnen Armen TJm seinen stillen T h r o n ,
und kennen barmen,
kein Er-
112
E S T H E 11.
W e n n nicht des Königs Heiz ein W i n k des Himmels lenkt, Dafs sich dem Schuldigen der Zepter schonend senkt. Mardocliai nach einer Pause, mit Bitterkeit. Nichts übersteiget Gebrochen ist der Dafs seines Raubs Noch Sprech1 ich
doch die List der Bösewichter. Stab, und eingesperrt der Richter, gewifs der Henker Haman sey. vom Komplot das Herz des Königs frey.
M i t eines Teufels List hat Haman i h n geblendet, Und eigenmächtig dann der Rache Plan vollendet. Nach mir nur trachtet er. Ich Teitzte seine W u t h . Durch m i c h , durch, meine Schuld fliefst meines Volkes Blut. Esther. Mein V o l k ! mein armes V o l k ! ist niemand der dich schütze? Mardocliai. Auf d i r , auf dir allein ruht seine letzte Stütze. Esther. W a s kann ein schwaches W e i b , als Thräneu ihm veileilm?
EIN
SCHAUSPIEL. Mardocliai
113
strenge.
Schlich eitle Laulichkeit in deine Brust sich e i n ? Schwand dein Yertraun auf Gott? Esther. A c h ! et hat mich verlassen. Mardoclrai. Blick' aufs Vergangne h i n ,
um neuen M u t h zu fassen!
Esther. N e i n ! ohne Rettung kämpft mit Fliith und Sturm ein Kahn. M a r d o cli a i in Begeisterung übergehend. Gott hat der W u n d e r mehr durch W e i b e r m u t h getlian. Er w e i i s der Schwachheit Arm zu seinem Dienst zn stählen; Er weifs des Säuglings Mund mit Weisheit zu beseelen. Vor seinem Schelten bebt die Erde, flieht das Meer; Und Furcht und Grauen gehn vor seinem Blicke her. A u f ! nicht umsonst berief sein Ratlischlufs dicli zum Throne; II
11/,
F. S T II E Fi.
Gell und erringe dir noch eine scliönre Krone! Ein Judenmiidchen ehrt die W e l t als Königin; Und e w i g ehre sie i h r Stamm als Retterin! Esther steht auf; mit erhabner Resignation. W o h l a n ! ich w i l l zu Gott voll Inbrunst Hehn, und fasten; Gehorsam dann mit Krön' und Purpur mich belasten ; Der Spezereyen Duft w i l l ich ins Haar mir streun, Und meinen matten IVcitz durch schnöde Kunst erneun. Ich w i l l die Heiligkeit des Thrones kühn verletzen — Und mich zum erstenmahl dem König widersetzen — Ich tliue meine Pflicht, und geitze nicht nach Rulim — Und komm ich u m , mein Freund — nun w o h l ! so komm 1 ich um. Bcyde auf verschiedenen Seiten ab; am Ausgange wenden sie sich wieder gegen einander, und umarmen sich; der Vorhang fällt. End's des d r i t t e n
ALtl.
E 1 jX
bCUAUSilEL.
VIERTER
AKT.
Audienzsaal des Königs. Zur Hechten des Theaters ein goldner Thron auf drey 6tufen, von dessen Ilimmel riu^i herum ein durchsichtiger Schleyer herab hängt.
E R S T E R
AUFTRITT.
A H A S V E R auf dem Throne sitzend, mit Purpur, Krone und Zepter; zu beyden Seiten stehen M a r s c h a l l e mit silbernen Stäben. Vier Sklaven von verschiedenen Nazionen liegen vor dem Throne, so dafs ihre Stirn die unterste Stufe berührt. Mehrere Grofseu des Hofs stehen auf jeder Seite des Saals, mit blolsem Schwerte. Dein Throne gegen über ein brennender Altar in einer Nische ; neben demselben knieen zwey Schwarze, mit Opferschalen, aus denen sie Weihrauch auf den Altar schütten. Den Ausgang in der Tiefe deckt ein seidener Vorhang; der Boden ist mit einem Teppich belegt. Nach einer Pause E I N Z E L N E
STIMMEN
auiserhalb des Theaters.
Erste
Stimme
schwach.
Zurück! Die Hüter des Throns sclüagen mit den Schwcrtcrn gegen einander. Die Marschälle stofien die Stäbe auf.
»16
E S T H E Zweyte
B.
Stimme
«tarier.
Zurück I Wiederholung des vorigen Signals. Dritte
Stimme
noch stärker.
Zurück v o n der geweihten Schwelle. Zweyte Wiederholung des Signals.
Z W E Y T E R ESTHER.
A U F T R I T T .
ZOFEN.
VORIGE.
Der Vorhang öffnet sich; E s t h e r erscheint am Eingänge, auf eine Zofe gestützt; die andere trägt ihr die Schleppe. Erster Mar schall nach einer Pause. Der T o d rauscht über d i r ! Zweyte r
Marschall. Und unter dir die H ö l l e !
E s t h e r tritt standhaft in den Saal lind geht bis an das hinterste Wilchterpaar. Erster Weh dir!
Marschall.
EIN
SCHAUSPIEL.
»7
Alle Stimmen im Saal. Weh dir! Alle S t i m m e n im
Vorzimmer.
Weh dir! E s t h e r geht wieder einige Schritte vorwärts. Zweyter
Marschall.
Sprichst du der Warnung Hohn ? E s t h e r geht bis in die Milte des Saals.
Erster
Marschall.
Heil sey dem König! Saal und
Vorzimmer.
Heil! Zweyter
Marschall. Und Rache seinem Thron!
Die Marschälle schlagen ihre Stäbe kreuzweise über einander; die Sklaven und Schwarzen springen auf, ziehen Dolche und zielen gegen E s t h e r ; die Hüter des Throns schließen einen Kreis um sie und kreuzen die Schwerter über ihrem Haupte.
A h a s y e r. Wer ist der Rasende ?
Wer trotzt des Königs Glimme ?
i,g
E S T H E R . Esther.
Ich bin verloren — Gott! Sinkt in der Zofen Arme.
A h a 8 v e r. Welch eine 9anfte Stimme! Steht a u f , beugt sich v o r und schlagt den Vorhang des Throns aus einander.
Ists möglich? Esther selbst! Eine
Zofe. Sie ringt mit Todesqual I
Alias ver. Schont, rettet, tröstet sie! Die Hilter des Throns lassen die Schwerter sinken, und treten in ihre vorige Ordnung z u r ü c k ;
die Sklaven
eilen nach Hülfe.
N e i n , deiner Augen StTahIt Geliebte, müsse noch zu meinem Tröste funkeln, W e n n , von der Zeit umwölkt, die meinen sich verdunkeln. Dein König, dein Gemahl, deiu Aliasvcros ruft. Hör ihn und lebel Esther. Ach!
Ii 1 N
S C H A U S P I E L .
Eine
119
Zofe.
Sie schöpfet wieder Luft. Ein
Marschall.
Heil scy dem König ! Der ganze Saal und Vorsaal. Heil! Esther die Augen aufschlagend.
W o bin ich ? A h a s v e r.
Nah am Throne,
Defs Hälfte dir gebührt. Esther richtet 6ich a u f , und wankt vorwärts; die Zofen ziehen sich zurück.
O, großer König, schonet Verzeih! Sie w i r f t sich vor dem Throne nieder.
Alias ver. Ich dir Terzeilin? Dir, Engel ohne Schuld?
120
E S T II E PL.
Esther. Erbarmet*! (ende mir das Zeichen deiner Huld t Alias ver. Wohlan !
der Zepter, der die Völker einst nur schieckte, Der Zepter, dessen Last oft Seufzer mir erweckte; Den du zum Ilirtenstab umscliufest — neigt sich dir. Alles fallt auf die Kniee.
Berühr' i h n , und steh auf! E s t h e r k-üfst den Zepter u n d steht a u f , die Übrigen steheu gleichfalls auf.
Und nun entdecke mir, W a s für ein Schauder dich bey meinem Anblick fafste, Dafs dir das Auge brach, und deine Wang* erblafste? E s t Ii e r. Wurst' ich nicht, welch ein Bann diefs Heiligthum umringt, Welch Schicksal dessen harrt, der in das Innre dringt? Und dennoch w i c h die Furcht dem stärkeren Verlangen, D D i c h , Herr, zu sehn, dein Knie noch einmalil zu umfangen.
EIN Nicht
SCHAUSPIEL.
deiner Wächter D r ä u n ,
nicht
tu ihrer Säbel
Wuth, ö,
nur dein Blick,
dein T o u
betäubten
meinen
Math; Denn einen Gott, umringt mit seiner Rache Blitzen, Sah mein
ersclu'ockner Geist
auf
deinem
Stuhle
sitzen, A Ii a s v e r. Sanft schmeichelt der Vergleich des Königs Eitelkeit ; Allein den Gatten kränkt die bange Schüchternheit. Seit
wann erschein 1 ich dir
in
so
furchtbarem
Lichte? Trägt
meiner Liebe Stamm
für
dich
so
bittre
Früchte ? Ist nicht die Königin mein liebster Unterthan ? Darf ihrem Ahasver nicht Esther zwanglos nahn ? I h m , der ohn' Unterlafs auf ihr Vergnügen sinnet, I h m , dem ihr Lächeln nur ein Lächeln abgewinnet! O ! d u , vor der schon längst des Thrones Schranke schwand, D u , die den treusten Pfad zu meiner Seele fand, Dich fesselt kein Verbot, dir winket jede Stunde. Esther (ich auf seine Hand mit Rührung beugend. Mein König und Gemahl I
E S T H E R . A Ii a 8 v e l'. Schwebt ein Gehcimnifs.
Auf deinem Rosenmunde Komm, entfalte mir dein Herz!
E r steigt vom Thron und giebt das Zeichen 6ich zurück zu ziehen. Die Grofsen stellen sich zu beydcn Seiten des Ausgangs, die Marschalle einen Schritt v\ ter v o r ; die Zofen stehen am Ausgange.
Esther. Du bist die Grofsmuth selbst! Ahas v ei nimmt sie bey der Hand. Nagt dich ein stiller Schmerz? Esther. Darf deine Magd an dich wohl eine Bitte wagen? Ahisver. W i e könnte dein Gemahl dir einen Wunsch versagen ? Esther. Demiith ig lad' ich dich zu einem schlichten Mahl Auf morgen Mittag ein in meinem GartensaaL
E I N
S C H A U S P I E L
125
A Ii a s v e r. Ich bin dir ungemein für diesen Ruf verpflichtet; Allein die Bothschaft liätt' ein Känimerling verrichtet ; Warum bemühst du dich in eigener Person? £ s ther. Reich spendet mir clcin Blick der kleinen Mühe Lohn. A h a s v e r. Du konntest ein Billet — Esther. Dem ungeübten Weibe Gehorcht die Feder nicht. Ahasver. Wohl! zähl' auf mich! Ich bleibe (iewifs nicht aus. Esther. Du krönst durch diese Gunst mein Glück. Ahasver. Die Ehre, die du rühmst, fällt auf mich selbst zurück.
IS*
Ii S T II E 11.
Es t h e r . Acli» Heil'! verstofs' auch ich nicht gegen Brauch nnd Sitte, Wenn ich noch einen Freinid zu diesem Feste bitte ? Ah asv er
befremdet.
Wen? Esther. Deinen Haman. — Doch wenn dir mein Wunsch zu kühn — Ahasver. Nein, lad' ihn ein! — Doch halt! — Vor sich.
W i e ? wenn ich selber ihn—. Der Fall ist mir nicht klar — Laut.
Ich w i l l den Marchall fragen — Dir soll das Resultat ein Stabsvertrauter sagen. Einen Schritt zurück tretend.
Genug, w i r stellen gern uns ein zu deinem Schmaus, Und bleiben dir geneigt. Nickt ihr feierlich zu.
EIN
SCHAUSPIEL.
Elster
j«
Marschall. D i e Audienz ist aus.
Der König steigt wieder auf den Thron. E s t Ii e r entfernt eich nach drey Kniebeugungen. Die Zofen tragen ihr die Schleppe. Die Marschälle salutiren mit den Sl ¡Iben; die Übrigen mit dem Schwerte. E s t h e r geht ab.
D R I T T E R
A U F T R I T T .
Zimmer in Ilamans Hause.
O S M I N mit zwey Schwar-
zen, die einen Tisch tragen, worauf eine Collazion, nebst ein Paar brennenden Girandolcn steht. geführt von M E H U M A 1 4
Hierauf S E R E S ,
lind im Gespräche
begriffen.
S er e s im Tone der Bejahung. Nach R o m ! —
Den
weiten W e g soll
m i r mein
Z w e c k versüßen. Meli um an
verwundert.
Nach R o m ? Seres. Und lege selbst mein W e r t dem Papst zu Füfsen.
126
ES
T II E B.
M e h u m an noch mehr verwundert.
Was? S a r e s mit Begeisterung. J a , der Vatikan, er sey mein Helikon! — Stieg aus Litbliaberey C h r i s t i n e nicht vom Thron, Und floh nach Rom, und warf sich in den Arm der Musen? Längst trag' auch ich nur Kunst und Wissenschaft im Busen ; Und Hof — und Thron! mir däucht, es ist derselbe Fall. M e h u m a ; n. Schön! Da besuch' ich euch im nächsten Carneval. Sie setzen sich und fangen an zu essen; M e h u m a n öffnet eine Bouteille Sekt.
S e r e s. O, Thorheit, nach Kredit und Wirkungskreis zu streben! — Kuh ist das höchste Gut. Jetzt schmeck' ich erst das Leben. — Die Musen — und ein Freund! Mehnman
indem er trinkt.
Und solch ein Gläschen W e i n !
E I N
S C H A U S P I E L .
127
S e l' e s. Was icli verlor, ist —
Tand.
Nie
tauscht' ichs
•wieder ein. — W i e plagt sich nicht mein Mann!
Jetzt träumt er
nichts als — Juden.
M e h u m an. Ich weiis, w i e seinen Hafs die Schurken auf sich luden.
S e r e s. Auch dafs im ersten Zorn er Allen Rache schwur?
M e h u m an. Schon recht!
Die Juden sind der Abschaum der Natur,
Und —
S er es
einfallend.
Still! Sie horcht,
Wer kommt ? — Er selbst ? — Er ists! — Er geht geschwinder, Als sonst — Was hat er v o r ?
im
F. S T H E B. V I E R T E R
A U F T R I T T .
H A M A N.
VORIGE.
Haman tritt eilfertig, erhitzt, aber freundlich ein. A h ! guten Abend, Kinder! — M e h u m a n steht auf und verbeugt eich tief, S e r e s nickt H a m a n zu. Stör 1 ich ein Rendezvous? S e r e s. W i e fällt der Spate dir e i n ? Meliuman leifcht zu H a m a n . Ihr' Excellenz sind w o h l ? Haman. Vor allen Dingen W e i n ! M e l i u m a n schenkt ihm ein, er trinkt hastig. Jetzt h ö r t , und freuet euch!
In dreymalil zwanzig
Stunden Schlägt man sie Alle todt — todt — todt, gleich tollen Hunden. Mehuman Vortrefflich! A l l e ?
freudig.
EIN
SCHAUSPIEL.
129
H a m a n. Ja! M e h u ma 11. Und All' an Einem Tilg? Hamati, Ja! Seres
empfindsam-
Das ist scliauervoll ! H aman sich auf den Bauch klopfend. Ihr seilt, was ich vermag! Durch Felsen ging mein W e g ;
Schweifs kostete
die Mine. Verschrieben von Paris ist schon die Guillotine. Sie kommt mit Extrapost in drcyen Tagen an. Dann schaut! mit Einem Schnapp sind hundert abgethan. Trinkt
-wieder.
M e h 11 m an. So kann man bis dahin getrost auf Wechsel borgen? Seres. Die Policcy wird doch für t i e f e Gräber Jorgen? I
130
E S T H E R . Melxuman.
Ihr seyd ein grober Manu I Das is.t ein Meisterstück Von Politik! S er es
hnll> spöttisch.
J a , j a ! du hast in Allem Glück. II am an. W a l i r ! über mein Gestirn darf ich mich nicht beklagen. Und doch — doch wurmt mir noch die Frist von dreyen Tagen! M e l i u m an mit dem Glas in der Hand.
Zum Glückwunsch bring' iclis euch; und bitt' um euern Schutz. IT a m a n mit einer
Proteclionsmiene.
Fest steht er unter un9 der Bund zu Schutz und Trutz. Sie stofsen zusammen an und trinken.
Ist
erst
der
Mavdocliai
und sein Gezücht schlachtet,
So hat mein sattes Herz nichts mehr, trachtet.
ge-
wornaph es
F.IN
SCHAUSPIEL.
131
Der Krone Flittertand gönn' ich dem König gern. Ich habe seine Macht; ich b i n s — er s p i e l t den Herrn. Mein Nähme w i r d genannt, der seinige vergessen. •— Trinkt wieder. An Reichthum kann mit mir sich kein Privatmann messen. Der prächtigste Palast! — Die schönste Suitercy! — Landgüter, Förste, Parks — w i e v i e l ? fällt mir nicht bey. — Und Schmuck und Geld, Jetzt
kluge —
kluge
wie Stroh! •— Und eine weiland schöne —
Frau!
Und
zehn
galante
Söhne — Von denen jeder schon in einer Klasse sitzt, Und an der Feder k a u t , und über Büchern schwitzt. S e t es. Ja, i h r e Bücher sind W e i n , Spiel und Tanz u n d Liebe! Ilaman. Die Jugend w i l l ihr Recht. D
Lafs mir die TaO diebe!
Bald stehn sie um mich her als Landesstützen da. Seres. W i e ginge das denn z u ?
Hainan. Bin icli nicht i h r P a p a ? M e Ii ii m ¡1 n
vor sich.
Dummdreister prahlet nicht ein Stümper vom Pröfessor! Haman. Der Erstgebohrne w i r d ,
w i e b i l l i g , mein Successor — Versteht sich w o h l , w e n n satt vom Saus und Braus der W e l t M i r der Commandostab aus müder Hand entfällt. Feldhauptmann w i r d mein O g , mein B a i b u k Oberbecker, Abilod Oberschenk — Thill Obertafeidecker, Nephusin Kanzler — kurz, kein fettes Amtchen sey Am Hof, beym Militär und in der Klerisey, W o r i n nicht einst eiu Sohn, ein Enkel von m i r prange. Und hätt' ich hundert — m i r w a r ' um i h r Glück nicht bange. S e r es. Mir machen diese zehn den Kopf schon allzu w a r m . Das summt! das braust! das tobt, als w i e eiu Bienenschwarm !
EIN
SCHAUSPIEL.
135
II a m a 11. D u nimmst es zu genau, und liast zu feine Nerven. W i r wollen ihrctlialb uns jetzt nicht überwerfen. Nicht wahr, Herr Freund vom Haus, die Jungen sind doch g u t ? Mehuman. O , allerliebst! Ilaman das
Glas
nehmend.
Stofst a n ! — Frau Seres, ihre Brut! — S e r e s halt die Hand v o r ,
als ob sie gähnte.
Sie trinken.
N u n , alte Henne, man bedankt sich. Serps
spöttisch.
Alte
Henne!
W i e blumenreich! w i e fein! Ilaman
halb verdriefslich.
W e n n i c h dich also nenne, So ehrt es dich und m i c h ;
und wehe dem, ders wagt
Die Lippe zu verzielin! — Stellt auf.
M a d a m — ich bin versagt Auf o II a tritt ein.
Man l'uie Fatmen her mit ihrem Saiteiispiel! C a r b o n a ab. H i p p o c r a t es. Dicl's Mittel setzt gewifs der Agrypnie ein Ziel. —• Und ich empfehle mich. A h a s v e r. Er bleibt, um zuzuhören! Hippocrates. Ich fürchtei das Konzert durch mein Geräusch zu sturen. Ahasver. Kann er nicht stille seyn?
E 1N
SCHAUSPIEL
1JJ
II i p p o c v a t e s. N e i n , thiit' ich m i r auch Z w a n go —• Sdilul — bis zum Schnarchen macht m i i jeglicher Gesang. Aliasver
launig.
Man setze sich! H i p p o c r a t c s setzt sich in den Sessel.
S E C H S T E R
A U F T R I T T .
C A R B O N A. i A I M E ,
VORIGE.
C ar b ona zieht F a t m c u herein. Nur zul Fatme
ängstlich.
O , Z e v s ! u m diese Stunde! G a r t> o u a ab. A h a s v e r. K o m m , w i r erwarten Schlaf aus deinem schönen Munde, Ich und mein Arzt.
LaCs s e h n , was du vermagst! fang' a n !
U4
E S T H E H. Fatme.
W a s f ü r ein Lied ? A Ii a s v e r. Ein Lied— wöbey man schlafen kann.— Gleichviel! — Ein Wiegenlied I Fatme
geziert.
Sir'— ich bin keine Amme.
A h a s v e r. W i e , Mifs Bescheidenheit?
Sie ziert sich?
Zevs
verdamme Den
jungfräulichen Prunk! —
Das
Wiegenlied,
t sich die Augen. W o bin ich denn?
—
Ahaivcr. In meinem Zimmer.
Hippocrales sinkt wieder z u n i c k . Ich komme
—
Schliefet die Augen wieder. A h a s v e r. Fahr' ihm doch mit dieser Lampe Schimmer Dicht ins Gesicht! Fatme
nimmt die Lampe und
leuchtet dem H i p -
p p e r a t e s ins Gesicht. H i p p oer ates springt
erschrocken
Was ists ?
auf.
Ii I N S C H A U S P I E L . A Ii a s v e r
137
lachend.
Ein Spafs. Hip pocrates Kommt ganz zu sich. Ich schäme mich Ahasver
launig.
Ich bin ihm obligirt. Zu T* a t m e n. Geh 1 F a i m t ab. Ilippocrates. W i e befindet sich Die Majestät? Mir däucht, viel muntrer. Ahasver. Gar zu munter. — Ich liege schlecht. — Schieb' er mir noch ein Kissen unter! — So! — Jetzt erzähl' er w a s ! H i p p o c r a t e s. Mir fällt nichts neues ein! Ahasver. E y , w a s ! erzähl' er n u r !
Es braucht nicht neu zu. seyn.
158
E S T H E R . II i p p o c r a t e s der ein gedrucktes Parier aufgehoben hat.
Das Nagelneueste find' ich liier auf der Erden. —: Die Exliofmeisterin will nächstens Autor weiden. Liest.
„Ankündigung eines neuen historisch* moralisch - politisch - litterarisclien Werkes zur Erbauung, Belehrung und Aufheiterung aller Fürsten sammt und sonders in allen fünf Weluheilen, unter dem Titel: G e s c h ich t e d e s a l t e n H o f s zu
Susa,
von der Exliofmeisterin Seres, Satrapiii von Human, gebornen Dynastiu zu Babel. A Ii a s v e r. O , still! Das ganze Weib ist eine Rapsodey Von Tliorlieit, Afterwitz und Egoisterey. Sie spricht vom a l t e n H o f ; ist denn mein Ilof veraltet? — W a s liegt dort für ein Buch auf meinem Pult entfaltet? H i p p o e r ateg. Ein Manuskript. A Ii a s v e r. Ganz, recht, es ist die Clironika.
EIN
S C II A U S P I E T,.
8 I F, I I E N T E R HASSAD.
1J9
A U F T R I T T . VORIGE.
II a s 3 a d Ileii';
zu A h a s v e r .
doch gern duld' ich der Liebe Spott. Ahasver.
W a s nur den Gaumen r e i u t , was nur den Sinnen lüstet,
EIN
S C H A U S P I E L .
179
Wa« nur dor Freude Rausch bey einem Schmause fristet, Fllr Alles hattest du verschwenderisch gesorgt; Miclus war vergessen — doch Eins war mit M ü h erborgt. J a , was mir den Genufs des Göttermahls vergällte, W a r , dafs die W i r t h i n «ich nnr guter Dinge stellte. Esther. I t h , Site? Aliasver. D u , Madam.
Dein Z w a n g entging m i r nicht.
Noch ungewohnt der Kunst,
verrietli sich
dein
Gcsicht. Zu
oft nur
sah ich dich,
indefs bey
Hartums
Schwanken Der Bauch mir schüttelte, die traben Blicke senken.
H a i t i a n. Bey meinen Schwanken,
I-Ierr?
Verzeiht
mir!
Eucrm W i t z Dient 1 ich zum Stichblatt n u r ;
und oft war er zu
spin, Z u königlich.
E S T H E
B.
Alias ver. Wie so? Himan, I h r martert eine Flieg?, Die ihr am Faden f ü h r t . A Ii a 3 v e r . Mit
einem
Becher
D u bist ein T h o r ; besiege Sekt den Dämon der dich quält! —
Doch d u ,
mein Estlierchen, vertrau' m i r , dir fehlt 1
-was
Esther die indessen den J11113 f r an t n gewinkt hat, sich zu entfernen. W i e könnte sich ein Gram
ins Herz
der Gattin
schleichen, Die deine Huld — ? Alusver
einfallend.
D u suchst umsonst mir auszuweichen. Ich sah die Thräne w o h l , mit der dein Auge rang, So oft ich den Fokal auf Esthers Freude s c h w a n g ; Sah w o h l , dafs w e n n die Pflicht des Dankes dir _i'bn hrtf'j Die bleiche Lippe kaum des Bechers Kand berührte.
EIN
SCHAUSTIEI,
181
Esther. l i t t mftglicli, JaXs dein Herz, so zärtlich, so getreu, Zu gleicher Zeit der Sitz grausamen Hasses s e y ? I)«f» es liey meinem Schmerz von Rührung überfließe. Und kalt den Untergang von Tausenden beschließe? W e r bin i c h , dafs du m i r des Undanks Schein verzeihst? Und was verbrach ein Volk, das du dem Tode weihst ? A Ii a s v e r. W c l c h Schreckbild foltert dich ? Esther in wilder Begeisterung. Ihr Opfer frommer Sitte, — Verrath umlagert eure Hütte! Die Schwerter sind gezückt I Sucht, bangen Tauben gleich, In Felsenhöhlen Schutz! In Grüber rettet euch! Nicht Alter, noch Geschlecht entrinnt des WillrichsGrimme; In Thalen und auf Hohn tönt der Erschlag'ncn Stimme; Das W e i b w i r d mit dem M a n n , den sie voll Angst verbirgt, Die Minier mit dem Kind an ihrer Brust erwürgt. Wacht auf und
flieht!
lgi
E S T H E R . A Ii a s v e r.
Wie? Estlier. Ileisclu nicht clein Befehl Israels V o l t zu morden? Aliatver. J a , sie gehören auch zu den geheimen Orden, Die ein Monarch im Siaat nicht dulden darf. Esther f.lllt ihm zu Ftifscn. Wohlan! Das Blutbad fange sich mit deiner Gattin an! II a m a n
vor sich.
W a s hör' ich? A Ii a s v e r will sie aufheben. Bestes W e i b ! gebiete deinen Sinnen! D u schwärmest. Esther. N e i n , ich will dem Schicksal nicht entrinnen, Das meinen Vätern dräut; i h r Fluch ergreif' auch mich. Ich stamm' aus ihrem Blut.
EIN
S C II A U S F I E L .
igä
Alias ver. D u , eine J ü d i n ? Esther. Ich! Ahasver. i»U müglicli? Esther. Ja, iclibins. Und stolz auf meinen Glauben, Soll keine Macht
der W e l t
m i c h meinem Volke rauben.
Dor Feigheit Hülle
sinkt;
die
kühne
Wahrheit
spricht; Sie steht vor Gottes S t u h l ,
u n d f ü r c h t e t Menschen nicht. -vor sich.
H am an
H a ! welche Zaubermaclit beschwöret dieses W e t t e r ? Esther. D e r edle Sterbliche, den einst zu deinem Retter D e r Himmel ausersah;
der fern von deinem T h r o n
Sich deinem Dank entzog; zu dessen spätem L o h n ] n dor 1
entwichnen
Nacht
ein W u n d e r
dich er-
weckt c ;
Den deine Giofanmlli heut mit E i n e n überdeckte;
1S4
E S T II E K.
E r nahm, als Oheim , früh sich meiner Kindheit an, E r fiihrte m i c h , als Freund, der Tilgend, stille B a h n ; E r wufste mein Geschick durch Klugheit einzuleiten, Um eine Burgo in mir den Seinen zu bereiten;' Und ach! er ist der Mann,
den jetzt die Rache sucht;
Um seinetwillen ward sein ganzes Volk verflucht; E r ists, der diesen Groll in Hainaus Brust erzeugte, AYeil er vor Hanums Stolz sein frommes Knie nicht beugte. I I am a n . W e r flöfst, o ! Königin, dir diesen Argwohn e i n ? Kannst du dein reines Ohr Verläumderznngcn l e i h n ? I c h , deines Oheims Feind ?
I c h , der zu seinem Lohne
Den kühnen Plan entwarf? I c h , der sich gern dem Hohne Des Volks
zum Schauspiel
gab,
um
seinen Sie-
geszug Mehr zu verherrlichen? I c h , der für ihn — Alias ver. Genug, Dein Frevel liegt am Tag.
Ich w i l l nur Esthern hören.
H am an. Ach, Sire —
Ii IN
SCHAUSPIEL.
'85
A h a s v e r. W a g ' es niclit, sie noch einmalil zu stören 1 Esther. Wenn in des Richters Brust Gefühl für Unschuld spricht, Bedarfs zu ihrem Schutz deir Überredung nicht. — Welch ein Verbrechen ists, defs Hainan uns beschuldigt? Hast du ein Volk, o Herr! «las herzlicher dir huldigt, Das williger den Hals ins Joch der Knechtschaft schmiegt, Und sich dem Überm utli des Treibers stiller f ü g t ? W i e rührend tönen nicht in seiner Andacht Hütten Fiir seines Königs Heil der frommen Treue Bitten 1 W i e freudig bringt es nicht bey Mangel und Gefahr Dem Staate, der es schützt, sein letztes Schärflein dar! Kann uns ein Fürst, w i e d u , um Meinungen verdammen ? Kann lieil'ger Eifer dich zu blinder W u t h entflammen ? Slollst du den Gott, der uns zu seinem Dienst eikolir, Vom J'ricsterwahn getäuscht, dir als ein Trugbild vor? —
185
E S T H E K.
N u r Er ist Gott — und herrscht — und w i r k t an allen Enden; Das Herz der Könige trägt er in seinen Händen; G l e i c h ist vor seinem Thron der Sterblichen Geschlecht, Und sein gerechter Mund spricht Allen
gleiches
Recht; Er setzt dem Stolz ein Z i e l ; er hält die Racli1 am Ziigel; Und schirmt den Niedrigen © mit väterlichem Flu sei. c E r w a r es, der dein Herz an eine, Jüdin band; Und w i e mein Reitz durch ihn einst Gnade v o r dir fand, So w i r d durch ihn mein Flelin vor dir Erbarmen finden, Und mein bedrängtes Volk von deinem Fluch entbinden ; Auf dafs dein ew'ger R u h m ,
von jedem Flecken
frey, Der Segen und der Stolz zahlloser Völker sey. Ahasver. Steh auf! —
D u hast gesiegt —
Z u sehr bin ich
beklommen — Scham — Reue — Zorn —
O , lafs mich zu mir selber kommen! —
Enträthselt liegt vor mir des bangen Traumes Sinn — Dort steht die Schlange —
du bist meine Retterin! abv
F. I N V I H »
S0HAÜ8TIEL.
T E R K 8 T H E R.
187
A U F T R I T T . MAMAN,
llaman. W i r »i"d allein — ich w i l l nicht an« Vergangne denken — Ich w i l l das sanfte W e i b durch keinen Vorwurf kranken; Ini Eifer für ihr Volk cntscliwand ihr jede Pflicht; lliul wem sie Unrcclit that, war ilire Sorge niclit. D u stürztest mich. — Doch sprich, was kann mein Fall dir nützen? Verständest
du dein W o h l ,
du eiltest mich zu schützcn.
Dos Königs schwaches Herz ist jedes Windes Spiel; Noch kämpft er mit sich selbst;
noch stehst du
nicht am Ziel. Win?
wenn
erwachter
Stolz
die Jüdin
zittern
lehrte ? Wia?
wenn
dio alte Gunst
für llaman wieder.
kehlte? — D u kennst mein Ansehn nicht, noch meine Volksparley. Treib einen M a n n , w i e m i c h , nicht bis zur Raserey! — Bedenke, was du thust! — Ich kann den Thron erschüttern ; Ich Kann diofs weite Reich durch einen Wink zersplittern. —
138
E S T II E K.
Ich kann auch dankbar micli dem Dienst der Schon» heit w e i h n ; Ich kann ihr meinen Arm zu jedem Wunsche leihn. Befiehl — und
Blut
bedeckt des leeren Thrones
Stufen! Befiehl — und Esther w i r d zum König ausgerufen! Esther. Ha!
Bösewicht —
f ü r den ich keinen Nahmen
Jetzt
geb' ich ungerührt
weifs — dich deinem
Schicksal
preis. Schutz foderst du von m i r ;
und tilgst, von Rache Iranken,
In meiner bangen Brust des Mitleids letzten F u n k e n ? Entflieh! dein Blick ist Pest. I I a m a n. A c h , grofse Königint Vor deiner Tilgend sinkt die Reu' im Staube hin. Verzeih dem Rasenden, der sich zu retten strebet! W e r hält dem Schwerte still,
das auf dem Haupt
ihm schwebet? Verzeih m i r ! rette m i c h ! Kannst du dem heifsen Flelin Der Todesangst,
kannst du dem Jammer widerstehn,
Mit
dem
ein Gatte r i n g t ,
ein Vater von zehn Söhnen ?
P. I N
SCHAUSPIEL
l.nfi dln Unschuldigen dein edles Herz versöhnen! A d i i Imy drr Stimme) die sich ahndend in dir regt, Jliyill
hriligrn Geiillil, das dir im Busen schlägt —
Uiliui inen 1
JEr umschlingt i h r e
Kni meiner Esther Freund mufs auch der meine seyn. Du bildetest ihr Herz; liilf mir das meine wahren! Sey Führer mir im Glück und Warner bey Gefahren ! — Geh,
sage deinem Volk
Schutz, Sicherheit und
Ruh Und jede Linderung in meinem Nahmen zu! Sprich, dafs ich euren Gott um Esthers willen ehre; Dafs Esthers Tugend mich den Geist der Duldung lehre; Sprich,
dafs ihr Volk durch sie vom Joch, der
Knechtschaft frey, Und meinen Persern gleich in meiner Liebe sey! — Mardochai
tind E s t h e r
sinken ihm zu F u ß e n ;
er hebt sie auf und wendet sich zu den Übrigen.
I h r , meine Treuen, drückt auf diesen Bund mein Und bergt,
Siegel, wenn ihr mich liebt,
mir nie der
Wahrheit Spiegel! Hinweg mit Sklavenfurcht! vernehmt es laut von mir: Die Götter dieser Welt sind Menschen, so wie ihr.
N
19^
E
S T H E
K.
Mardochai in
frommer
Begeisterung.
O , der du deines Volks zahllose Tliriinen zähltest; Der d u , uns zu befreyn, den Mund der Liebe Wähltest —
D u hörst, Unendlicher, was dein Gesalbter sprach! Vernimm e s , Erdenkreis! ihr Himmel, jauchzt es 113eil ! Ein Freund der Menschheit sitzt auf Cyrus stolzem Throne; Die Wahrheit ist sein Schmuck, die Weisheit seine Krone; Sein Zepter Billigkeit,
sein Scliämel Glück
und
Ruhm — Und seiner Volker Herz sein liebstes Eigenthum!
I E
Ein
Lustspiel
B
A
in drey
S
E
Alten.
P E R S O N E N . ADRIAN, JETTE,
Schiffspatron; i n der Tracht seines Stande«.
Adrians T o c h t e r ; einfach gekleidet j mit einem Blumenkranz in den Haaren.
DOKTORIN
GRIFFEL,
modisch coeffirt nnd ge-
putzt. LUISE,
Nichte der D o k t o r i n ; hochroth v o n Teint u n d Haar,
überputzt
und
allektirt ; lispelt
eil»
wenig. HOLZHAUSEN,
Jettens
Bräutigam;
in
elegantem
Frack. 6CHÖNEMANN,
ein
alter
Junggeselle;
schmack frisirt und gekleidet.
ohne
Ge-
E t w a s schiefe
Beine. TINE, REGINE,
J
Adrians M u h m e n , Trödlerinnen; in bürgerlichem Sonntagsstaat. Im z w e y . t en und dritten A k t weniger geputzt.
R E U T E R , Kaufmann;
Reisckleidung, altvaterisch und
abgetragen. GUMFRECHT,
Jude;
grauer B a r t ;
dürftige
Kleidung;
kurzer
ein Scliiebekastchen mit B r i l l e a
unterm A r m . E N G E L N , Putzmacherin;
i n geschmackvoller Alltags,
kleidung. ANTON, Die
Bedienter der D o k t o r i n ; Handlung
geht am
Rhein
in
in Livree. einer
vor.
Stadl
ERSTER E R S T E R DOKTORIN.
A U F T R I T T .
LUISE.
It E G I N E.
AKT.
JETTE.
T I N E.
SCHÖNEMAUK.
Dir Vrnuenzimmer sitzen im halben Zirkel dicht neben rlihtnilrr um den KaiTehtisch, der v o r Jeiren s t e h t ; Schöncmuiui silzt etwas seitwärts, der D o k t o r i n gegen über. Tino u u d Ae.iiue sind mit T r i n k e n beschäftiget. Jette schenkt iiir Schönemann ein. Doktorin
mit dem Fächer spielend.
H ü b s c h munter, kleine Braut! Sehe Sie doch nicht so ernsthaft a m ! Sic bekommt einen Mann, f ü r den Sie l'assion hat. Die Verlobung soll eben vor sich gehen. Da mufs man nichts t h u n , als singen und springen. Schönemann
indem er seine Tasse holt;
ja v o n j e h e r so e i n M a r i e n b i l d c h e n g e w e s e n .
L u i se lachend, Jette.
Sie i s t Trinkt
jlh, c est hon ga.
Ich weifs selbst nicht, was mir fehlt,
Frau Doktorin.
Ich mache mir ailcrluy Gedanken. —.
193
D I E
Finden Sie n i c h t ,
B A S E N . dafs Herr Holzhausen und der
Vater sehr lange ausbleiben? R e g i n e indem sie Tabak schnupft. W e n n ich meines Heizens Meinung sagen soll, Muhme Jette, so find' ichs eben nicht nach der Tabulatur, dafs sich der Herr Bräutigam zum Verlöbnifs erwarten läfst. Alle tausend! M e i n e m Schatz liätt's einfallen sollen, so1— wie soll ichs nennen? so lcommad und phlegmatisch zu thun. Ich wollt 1 i h n auskapi. telt haben. J e t t e . Herr Holzliausen läfst es sonst nicht an Aufmerksamkeit fehlen. Sie kann mirs glauben, Base Regine, dafs ich keine Ursache habe, über i h n zu klagen. Alle Bräute sind nicht so ungeduldig, als Sie. Tine.
Ein junger H e r r ,
der sich verändert,
hat auch manchmahl noch eine alte Schuld abzuthun. J e t t e etwas empfindlich. So ein Fall läfst sich bey Herrn Holzhausen nicht denken. T i n e halb laut zu Reginen.
W i e sich das Dingel-
chen verantwortet! J e t t e ihr Kaffeh präseiitirend. befehlen gar nicht? Luise. lassen.
Mamsell Luischen
Ich mufs ihn wegen meines Teints
r. I N Doktorin locht
Allig
LUSTSPIEL.
il.is '/.immer musternd.
199, Ilir Yater ist
(ungerichtet, Jettchen.
Julto.
rüv
eine
SchifFerwirthschaft
geht»
Wnlil nn. 8chünemann
indem
er
«eine Tawe hinsetzt.
Wenn w i r nur der Frau Doktorin mit einem l ' H o m bevclien aufwarten konnten;
aber es fehlt am drit-
ten ¡Manne. Doktorin
tpöttisch.
O ! ich habe nicht Ur-
Inche, dar. Spiel zu regre'ttiren. H 0 g i n e.
Zeig' uns doch einstweilen die Prä.
»einer, dafs uns die Zeit nicht so lang w i l d ! Jette.
Sie sind noch unter Weges.
II e g i 11 e.
Sag' iclis doch,
dein Liebster ver-
(tchts nicht. ' D i e sollten lange da seyn.
Vorige
Woche hatte ich einen prächtigen Hut zu verkau- 1 f e n ; aber er w a r dem Herrn Holthausen zu theuer. Jette.
Nicht zu theuer, aber er suchte einen
neuen. Schönemann
lachend.
Wenn man lieiratliet,
w i l l man freylich frische Waare haben. Tine.
Dafs dich!
einer Madam, die Kutsch'
und Vierde hat, ist er doch gut genug gewesen.
tao
D I E
B A S E N .
S c h ö n c m a n n . O, den vornehmen Damen ist öfteis das Wohlfeilste gut genug. R c g i n e . Dem sey, w i e ihm w o l l e , so gehört sichs, dafs man die Präsenter den Tag vorher schickt. Tine.
J a , unter Personen, die zu leben wissen.
D o k t o r i n . Woher weifs denn Frau Tine — möclit' ich wohl fragen — wie's bey solchen Per» sonen hergeht? S c h o n e m a n n vor sich.
O weh !
T i n e . E y , was das anbelangt, Frau Doktorin, L e b e n s a r t haben die Vornehmen nicht allein gepachtet. Da kommts nicht allein auf die Titulatur an. Regine. Denkt doch! Mancher Mensch hat mehr Einsicht in dergleichen Dinge, als mau bey ihm sucht. D o k t o r i n . J a , und auch mehr Malice, als man denken sollte. S c h ö n e m a n n mit Verlegenheit. Schade, dafs w i r das köstliche Wetter nicht im Freyen geniefsen! Doktorin. Es ist nicht erlaubt, dafs ihr Jetten wider einen Mann einzunehmen sucht, der sie liebt, den sie lieirathen soll, und für den i c h mich interessire, verteht ihr mich?
BIN
I U S T S P I E L
Schflnemann
vor sich.
203
Das w i r d b e t r ü b t ab-
laufen. Doktorin.
H e r r Holzhansen ist kein Mensch,
v o n der Gasse.
Seine M u t t e r ist im dritten Grade
mit
meines
wandt. Taufe
lieben
Mannes
Stiefgrofsmntter
ver-
Mein lieber M a n n h a t i h n selbst aus der gehoben.
Es ist ein
feiner,
ordentlicher,
j u n g e r Mensch , der ein air comme il faut
u n d den
niedlichsten Fufs von der W e l t h a t , der seinen W e g gcwil's machen w i r d ,
u n d v o n dem es euch
nicht
z u k o m m t übel zu sprechen. T i n e.
Übel zu sprechen ? dafs d i c h ! I c h rede;
w i e jede andere! R e g ine.
Und
besser,
als m a n c h e ,
die
alle
W o r t e auf die G o l d w a g e legt. Jette
verlegen.
Lafst doch euern KaJTeh n i c h t
kalt w e r d e n , liebe Basen ! Reginc
empfindlich.
indem sie ihn präsentirt. I c h t r i n k e keinen T r o p -
fen m e h r . Tine.
E r ist m i r eben auch nichts rares.
Schöne mann Um Vergebung!
mit
zunehmender
Verlegenheit.
haben die F r a u D o k t o r i n
schon
b e l i e b t , die heutige Z e i t u n g z u lesen? M a n schreibt Ton Peters —
101
D I E
B A S E N .
D o k t o l ' i n einfallend, ohne auf ihn zu höreit. J u n g f e r Jette, Sie hat da ein Paar Basen, die I h r w e n i g gleichen. Sie in Ihrer Art ist so bescheiden, SO manierlich, so scharmant — Tine.
Hast du das gehört, Regine?
Kegine.
W i r werden uns ummodeln müssen.
Tine. Ja, unsrer Art. Doktorin.
um s c h a r m a n t zu w e r d e n ,
in
Bessere Manieren solltet i h r euch
wenigstens zulegen. D t ?
Und eure Profession bringt O
euch doch oft genug in Häuser, w o ihr proiitiren könntet. l i e g i n e . Was wollen Sie mit der Profession sagen? W i r h a n d e l n . Doktorin. Tine.
Jeder treibt die Profession, f ü r die er
sich schickt.
Ich möchte eben nicht mit gewissen
Leuten tauschen. licher,
Mit g e t r a g e n e m Putz.
Es ist zum Exempel immer christ-
honetten Personen zu einem Rathkaufe be-
liülflich zu seyn, als S p i e l g e l a g e zu halten, und den Gästen das Geld aus der Tasche zu praktiziren. R e g i n e zu Luise
Tillen.
Die ist abgetrumpftI
hall) laut zu Jetten.
Expressionen!
Was f ü r clioquante
EIN
L U S T S P I E L.
S c l i ft n e m a 11 n -vorsieh. daxwinchcn, b/mgo
wenn
mir
nicht
«05
Ich legte m i c h gerne für
meine
Frisur
vv.lve. Pause;
J o l l e spielt mit einem Tlieeloflpl, L u i s e mit ihrem Fliehet, indem sie die Muhmen von oben bis unten mustert; die D o k t o r i n sieht gähnend nach der Uhr. S c h ö i L c m a n » nimmt Tabak. T i n e und I V e g i n e ge. teil sich Zeichen und flüstern. Doktorin.
J u n g f e r J e t t e , ich bin i n der In-
tention g e k o m m e n , I h i e r V e r l o b u n g b e y z u w o h n e n , Weil ich es_ f ü r ungefällig h i e l t , dispensiren. ich Ihr
m i c h davon zu
Mamsell L u i s e n , meine Niece,
zur Gesellschaft mitgebracht.
f r e y l i c h nicht v o r h e r s e h e n , dafs i c h liier sich
halb vor
unter Kredi u n d Iiledi gerathen w ü r d e .
wollen uns retiriren,
Tauschen.
liab*
Ich k o n n t e Wir
Steht auf; Luise,
Jette und Schonemami gleichfalls. Luise. Jette
Je fuis a vos ordres, ma chere halb laut.
Tante.
A c h , Frau Doktorin!
Haben
Sie doch die G e w o g e n h e i t , die L e u t c h e n gar n i c h t z u b e m e r k e n ! Ich bitte Sie tausendmahl w e g e n i h r e r Unart um Verzeihung. T i n e und B e g i n e Schönemann
flüstern
zusammen.
geht zur Doktorin.
F r e u n d und Gevatter
m i c h der Hausehre mit annehmen. die U m s t ä n d e ,
Als alter
des H e r r n Adrian mufs i c h E x k u s i r e n Sie
hoclizuverehrende F r a u
Doktorin!
io/f
D
X E
B A
S E
K.
B e y . s o l c h e n G e l e g e n h e i t e i l mufs man Augen und Ohren zu Hause lassen, bis w i r einraahl ein Polizeygesetz
über den g u t e n
Ton
bekom.
men. Doktorin.
Ihnen zu Gefallen, Herr Schöne-
m a n n , w i l l ich mich sacriiiciren. Setzt sich wieder,
L u i s e gleichfalls.
S c h ö n e m an 11 der Doktorin die Hand küssend. Ungemein schmeichelhaft! Tine
zu Reginen.
J e t t e freudig.
Ungemein verbindlich.
Der alte Hasenfufs! Acli,
ich höre
meinen Vater
kommen! Geht ihm entgegen.
Schönemann bleibt hinter der
Doktorin stehen.
Z W E Y T E R ADRIAN. Adrian
A U F T R I T T .
HOLZHAUSEN.
VORIGE.
den Hut auf dem Kopfe, und ein Dokft.
ment mit aufgehobner Hand haltend.
E n d l i c h sind w i r
fertig! Hier hast du den Frachtbrief, Jungfer Braut! "Wie er sie umarmen w i l l , wird er die Doktorin gewahr, w i r f t den Hut w e g , und l'afst Jetten, stehen.
ne höchzuelirende Frau.Doktorin! — stes Mamsellclien! — •übel!
Ach,
mei-
mein werthe-
nehmen Sie's doch ja nicht
vor greiser Freude sah ich niemanden, alt
EIN
LÜSTSPIEI.
mein Mildchen.
«oj
Ich liabe mir meiner Treue gar
nicht eingebildet,
dafs Sie ihr eine so
l'.lnu ei /.ui^en würden.
gewallig»
Stockt das Papier iu da6 Ka-
nilai'l. .Doktorin.
Ich thue in gewissen Fällen lieber
r.11 v i e l , als zu weilig. D o k t o r i n und L u i s e verbeugen sich, ohne aufzustehen. J e t t e und J l o l z h a u s e n haben sich umarmt, Miul sprechen im Hintergründe hcimlich. Tille IIIIKII.
sich nach Holthausen umsehend, ohne aufzuDienerin, Herr Vetter 1
Kevine.
Komm Er doch näher, Herr Holz-
Imisen I Adrian ausklopft.
indem er seinen Hut wieder aufhebt und W e n n ich so vornehme Companie v e r .
muthet hätte, würd' ich mich mehr getummelt, haben. —
D i e n e r , Herr Gevatter!
ReichtSchonemaiu»
die Iland. T i n e zu Regincn.
Ob er uns auch das W o r t
gönnen w i r d ? Adrian •Muhme! Luise Monsieur
zu Tinen und Reginen.
D i e n e r , Frau
Reicht jeder die Hand. nach Holzhausen schielend.
Bon
soir,
Holzhausen!
Doktorin
ohne auszustehen.
Ton w e i t e m , mon
W a s stehn Sie so
eher Holzhausen?
doch in unserm Cercle Platzt
Nehmen Sie
D I E Holzlinuseu
B A S E N .
sicli nähernd.
Erlauben Sie mir
meine D a m e n , Ihnen erst die Hand zu küssen! Doktorin
reicht ihm ihren Backen.
E i n Bräu-
tigam hat das Recht zu embrassiren. Er killst sie auf heyde Backen. Tine.
Sachte! Jette w i r d sclialu werden.
S c h ö n e m au 11 nimmt seinen Plalz wieder ein. h a u s e n kiifst Luisen die Hand. Luise
zu Holzhausen.
Holz-
Sie lassen auch grausam
nach Sich seufzen, schöner Schäfer. Holz hausen. gen , M a m s e l l ,
Icli wäre nicht zu entschuldi-
w e n n mich nicht Bräutigams - Ge-
schäfte abgehalten hätten.
Scherzhaft. Sie glauben
nicht, liebe Jette, w i e schwer einem liier zu Lande das Heirathen gemacht w i r d . R e g i n e zu Tinen.
E r tliut n i c h t , als ob w i r
da wären. Tille.
Z u meiner Zeit wars Mode, dafs man
sich an Ehrentagen zuerst um die Verwandten bekümmerte. S c h ö n e m a n n zu Tiucn.
Geduld, die Reihe
kommt auch au euch. R e g ine. Tine?
Auch
an uns! Hast du da9 gehört,
IIH Tine.
LÜSTSPIEL.
Uns g e d u l d e n ,
un( k o m m t ?
B07
bis die R e i h e
an
Leibliche Geschwisterkinder!
S c Ii 6 n e m a n n .
Macht doch unserm Freunde
Jlol/.haiisen Platz,, ihr Frauen! Tine.
W a s gehts Ihn denn an, Herr Scliöne-
xnann ? Luise.
E r mufs zwischen mir und Jettchen
sitzen. Adrian
bringt einen Stulil, um ilin zwischen Jet.
trn und. Luisen einzuschieben.
Rjickt ein w e n i g hin-
unter, M u h m e T i n e ; und ihr auch, Muhme R e g i i i e ! Tine.
Ich rücke niemahls hinunter.
Piegine.
Ich eben so w e n i g , mit R u h m
zu
melden. Schönemann
halb vor sich.
Es ist doch ein«
liiibsciie Erfindung um die Höflichkeit. Adrian. Jette
Der Bräutigam soll doch nicht stehen ?
empfindlich. Seyd doch nicht wunderlich,
ihr Basen I Tine.
Und w a r u m sollen w i r un« denn eher
inkommodiren, Adrian
als andere ?
den Stuhl unsanft niedersetzend.
man v o r dem die Segel streichen mufs,
Weil
dem Ehre
gebührt. Aul die Doktorin und Luisen zeigend.
Die
Jos
D
I E
B A S E N.
Frauenzimmer sind doch w o h l die Hauptpersonen. Sie beehren uns m i t i h r e m hohen Zuspruch. f ü r können w i r
ihnen
Da-
nicht Ehrerbietung genug
erweisen. PL e g i n e. Tine.
O , ich bin nicht ehrerbietig, ich.
D i e Frauenzimmer mögen Ihn beehren,
so v i e l sie wollen.
Aber icli rühre mich darum
nicht vom Flecke, das schwör' ich Ihm. Piegine.
Wir
haben
auch
unsre
Kaprisen,
Vetter Adrian. Schönemann Holzhausen
vor sich.
Pferdekaprisen.
halb laut zu Jetten.
Ich vergehe
v o r Arger. J e t t e zu Holzhauscn. Doktorin
zu Luisen.
Und ich vor A n g s t . Das sind abgeschmackte
Kreaturen. Sie kennen sich selbst nicht vor Hocli-
Luise. muth. Tine wir
ihr nachspottcnd.
Desto
besser
kennen
Andere.
Adrian
aufgebracht.
Wollt
ihr
schweigen ?
W a s sind das für Freyheiten ? — Verlangt ihr, euch Standespersonen gleich zu s t e l l e n ? Doktorin.
O zum allerwenigsten, w e n n sie
sich nicht gar besser dünken.
EIN Tine.
Ganz
L U S T S P I E L u n d gar n i c h t ,
I c h bleibe b e y m e i n e m
Stande,
M e n s c h e n , w a s er w e r t h ist. arlißo
Redensart!
Adiun
her
sind
Sich wir
eine F r a u D o k t o r i n . ten?
Aber
krochen.
aog
Frau
Doktorin!
u n d taxire
jeden
D a f s d i c h ! ü b e r die
gleich
stellen!
A l l e gleich.
Von
D i e Madam i s t
W e r w i l l i h r denn das abstrei-
sie ist d o c h n i c h t
so aus dem E y ge-
W e n n man S c h l e i f w e g e n i m m t ,
man näher, und w e r
die F a h r l e i s e n
nicht
geht
scheut,
kanns w e i t b r i n g e n .
R e g i 11 e
zu
Tinen halb laut.
Das
war
recht,
Tille 1 S c Ii ö n e m a n n z u Adrian. Doktorin.
Immer plumper !
W a s soll das insolente G e s c h w ä t z
heifsen ? Luise.
E c h a u f f i r e n Sie
Sich n i c h t ,
ma clicre
Tante l Regine. deutsch
Schleifwege!
genug.
eins hält 1
Das
Das
i s t ja
v e r s t e h t jedermann.
auch sein G l ü c k
machen k ö n n e n ;
hochUnser aber
e h r l i c h w ä h r t a m l ä n g s t e n , schauen Sie. Adrian
mit dem Fnfse stampfend.
Z u m Henker,
m i t den u n g e w a s c l i n e n M ä u l e r n I Tine
und P i e g i n e .
ter Adrian.
W i r bedanken 11ns, V e t -
o
D I E
210
Tine
B A S E N .
mit «teigcndcr Geschwindigkeit fortfahrend.
Das läfst scliön, die Freundschaft zu tuschiren, um sich bey einem Paar gesteiften Putzdämchen beliebt zu machen.
Ich für mein T h c i l , ich kann an mich
halten, ich fange niemahls an zu sticheln, ich liebe den Frieden. Kunst.
Schnöde Reden zu geben ,
ist keine
Wenn ich meine Zunge wollte spaziren
lassen, würde manches in der Compagnie blafs und roth werden.
Den Bräutigam dort mein' ich nicht.
Das ist eine ehrliche Haut, ob er gleich die Candew i t e nicht erfunden hat.
Das plumpt so hoher
polter in die Familie hinein, ohne zu sagen: gri'ifs* euch ! Aber er ist noch jung.
Gott
Er kann noch
werden. Luise
dazwischen sprechend.
Ah Ciel! quel flux
de bouche! Tine
indem sie ihren Stuhl ruckt.
M u h m e Jette,
ich wünsche dir eine vergnügte Ehe. liab' ich eben nichts.
Gegen dich
Und wenn ich auch nicht
auf deiner Hochzeit tanze,
aufstehend,
ich darum doch Frau Tine.
Schwenkt sich herum,
so bleib*
u n d w i l l ab.
Regine
wie Tine.
Und ich Frau Regine,
so
g u t , als zuvor. Jette
aufstehend.
A b e r , ich
Basen, was soll der Aufstand? zu Leide getlian ?
bitt* euch,
ihr
Was hat man euch
Ihr werdet doch uusre kleine
¡Mahlzeit nicht verschmähen ?
E I S Regine.
N e i n , nein,
Iceino M i i l i e ! gut.
Es ist
LÜ8TPIEL.
Mi
Mulime Jette, gieb
So ein M i s c h i m a s c l i i
tliut
dir
niemahls
ein gar z u grofser A b s p r u n g v o n
Jen
F r a u e n z i m m e r n bis z u uns. Tine den
mit möglichster Geläufigkeit der Zunge.
Absprung
mufs
icli lachen,
Über
Regine.
Man
k e n n t m i c h als M ä d c h e n , m a n k e n n t m i c h als F r a u , m a n k e n n t m i c h als W i t t w e . zen
Stadt b e k a n n t ,
Und wer (eilen.
das
Adrian dafs i c h
i n der gan-
hat,
der
Ficke.
darf j e d e r m a n n i n die A u g e n
W i l l uochmahls ab. vertritt ihnen den W e g .
ihr Frauen! Muhmen
Ich bin
u n d habe G e l d i n
Ich w i l l
mich
an Jettens E h r e n t a g e
fiberworfen
Groll weiter!
N i c h t so e i l i g ,
m i r n i c h t v o r r ü c k e n lassen, hätte.
Seyd
artig
Eure
mit
meinen
Hand!
und bleibt!
keinen Führt sie
•wieder an ihren Platz; sie setzen sich. Doktorin. ner
Invitation
W i e ? Anstatt den U n v e r s t a n d seizu
redressiren,
A d r i a n n o c h den Ä r m e l i s t keine
Satisfaktion
aus!
zu
reifst i h n e n
nehmen,
als z u
Sich erhebend, und den Scliaul herauf ziehend. l i e b e r M a n n hat w o h l R e c h t z u s a g e n : lieirathet s e y n s o l l , nube pari; deinem Stande n i c h t s . Schönemann
Da gehen. Mein
w e n n s ge-
das h e i f s t : v e r g i e b
W i U ah.
sie haltend.
rende F r a u D o k t o r i n ,
Herr
Z u Luisen.
Ey,
liochzuvereh-
w o l l e n Sie uns
durch
die
D I E
212
B A S E N .
Entziehung Ihrer wertlien Gesellschaft die ganze Lustbarkeit verderben ? Doktorin derangiren.
spüuisch.
O , ich w i l l keine Seele
H o l z h a u s e n zur Doktorin. That untröstlich —
Ich bin in der
D o k t o r i n spöttisch. In so auserlesener Gesellschaft werden Sie uns nicht vermissen. Sie g e h e n ; H o 1 z h a u s c 11 r e i c h t der D o k t o r i n den A r m ; I . u i s c folgt.
L u i s e im Gehen Jette
O, die leibhaften Poisarden!
indem sie L u i s e n zu halten sucht.
Frail
Doktorin! Mamsell Luise! Soll ich an meinem Ehrentage eine Fehlbitte tliun? Das liab' ich den gottlosen Basen zu danken. Mit L u i s e n ah. A d r i a n indem er sie begleitet, und ihnen nachruft. Meine hochzuehrende Frau Doktorin — wenn ich einen Fehler begangen habe •— ich bin kein Mann von Komplimenten — Herr Gevatter, helfen 6io m i r s doch wieder gut machen! — ab. Schönemann
gleichfalls i m Abgehen.
Ja,
ist
der Krie» einmahl unter dem schonen Geschlechte ausgebrochen, so hält der Waffenstillstand schwer. ab.
F. I IT
LUSTSPIEL.
D R I T T E R TINE. R e gi 11 e.
Wir
eij
A U F T R I T T . REGINE.
haben
doch
unsern Platz be-
hauptet, etschl T i 11 e.
Ilum ! das ist nicht mehr als billig.
W e n n Jette gescheid w ä r e ,
hätte sie die beyden
Raugnäriimien ganz weggelassen.
Es w a r doch nur
pure Grofsthuerey von i h r , mit der Bekanntschaft von ehegestern
gegen uns zu prahlen.
kriegt sie einen Studierten.
Freylich
Wenn sie Glück hat,
Laiin sie selbst noch eine vornehme Madam werden. Aber bis dahin nicht
über
sollte
die Achsel
sie doch ihre Verwandten ansehen.
Man mufs den
Schemel nicht eher von sich stofsen, bis man auf dem Stuhl s i t z t . Regine.
W o h l gesprochen, T i n e !
Sag' mir
j i n r , w o du alle Einfalle hernimmst! Tine.
W o ich sie hernehme?
Regine.
J a , du sprichst, meiner S i x e n , w i e
ein Buch. Tine.
Ich schachere ja auch mit alten Büchern.
R e g i n e. Tine.
W a r u m nicht lieber mit n e u e n ?
N i i , das ist Schofel.
die Dauer gemacht.
Der ist nicht auf
414
D I E
B A S E N .
V I E R T E R
a
ENGELN. Engeln
u
t
r
i
t
t
.
VORIGE.
unterm Arm einen K o r b ,
Serviette zugedeckt und worüber gen ist.
f
der mit einer
ihre Schürze geschla-
E y , l i e l i ' i c h Sie l i i e r a n , F l a u H a c h e n ?
U n d auch S i e , Fi^tt R c g i n c h e n ? Beyde. Engeln.
Dienerin, Jnngfer Engeln! U n d so g e p u t z t ?
E s ist d o c h w o h l
nicht gar Verlöbnifs? T i n e spöttisch. Engeln.
I n aller Stille.
Da w i l l ich morgen wieder kommen. "Will ab.
R eg ine
sie haltend.
D a s b r a u c h t Sie
w i r h a b e « u n s ein Bifschen gehechelt.'
nicht;
D i e Gesell-
schaft ist s c h o n h a l b ans e i n a n d e r . Engeln
ängstlich.
Es ist
noch J e m a n d im Hause,
aber d o c h
gewifs
dem ich nicht gern
in
den W u r f k o m m e n m ö c h t e . T i n e. Engeln
W e r w ä r e d e n n das ? verlegen.
Ach! —
niemand —
ein
fremdes Gesicht — R e g i n e um den Korb herum gehend. Sie d e n n Schönes z u b r i n g e n ?
Was
hat
EIN
LUSTSPIEL.
T i n e ili« Scliürzc ltiftend.
Es
41J
ist doch wohl
keine Heimlichkeit'{ Engeln.
A c h , nein — aber —
Regine.
N a , was ist es d e n n ?
Engeln.
Weiter nichts, als das Brautkleid.
Beyde.
Das Brautkleid? —
A c h , lafs Sie'«
uns doch sehen I Engeln
eilig.
Ich kann mich nicht aufhalten.
B e y d e reifsen die Schürze und das Tuch herunter. N u r ein Zipfelchen! Engeln.
Sachte! sachte! Ihr seyd ja ärger, als
ein Visitator. B e y d e nehmen ihr den Korb weg, tragen ihn auf den Tisch und schlagen den Rock aus einander, indem eine die andere bey den folgenden Heden iibersclireyt, und fechte die andere ausreden läfst. T i n e.
Element I
R e g i n e. Tine.
Alle tausend!
Über die Pracht!
Kegine. Tine. Regine.
Uber den Hochmuth ! Eine Schleppe, wie eine Fürstin! Ein Stoff, wovon der Stab zum al-
lerwenigsten einen Karliu w e r t h , i s t !
216
D I E
B A S E
TT.
T i n « . Und ein Florrock, dafs man sich drein wickeln könnte! R e g i n e den übrigen rulrt im Korbe besehend. Und noch Blümchen, und Kinkerlitzchen ohne Ende! Tine.
W o hat Sie nur hingedacht,
Engeln ?
Ist
das ein
Anzug
Jungfer
f ü r ein Schiffer-
mädchen ? Engeln.
Herr Adrian hats exprefs aufs pro»
perste bestellt. Tine.
Der T r o p f !
Engeln. Tochter ;
Ih w a r u m !
er hat nur die einzige
und eine Hochzeit richtet man ja nicht
alle Tage aus. Sic schlagt das Kleid wieder zusammen, u m es i n den Korl) zu packen.
T i n e mit Bedeutung.
Die e i n z i g e
Toohterl
H m I freylich. R c e i n e.
W e n n sie den Staat fortsetzen will,
kann sich Herr Holzhausen bey Zeiten nach dem Thor umsehen. Engeln
ihre Beschäftigung unterbrechend, hastig.
Ach, geh Sie mir mit Ihrem Herrn Holzhausen! Das ist ein leichtsinniger Mensch, ein Mensch ohne Ghristenthum und ohne Gewissen!
Hätt 1 ich mich
n u r nicht bereden lassen, d e n R o c k zu garniren!
EIN
LUSTSPIEL
So sauer ist mir noch keine Arbeit geworden.
Jeder
Nadelstich g i n g mir durchs Herz. R C g i il e mit angenommener Einfall, den Eock hefhlilciid.
Ist denn der Zeug so d e r b ?
Kugeln
weinerlich, indem sie wieder mit Ein--
packen fortfahrt. Schuld.
Dem guten Jettchen geh' ich keine
Sie weifs n i c h t , w a s sie für einen W e t -
terhahn bekommt.
Aber wenn ich daran denke,
stellen m i r die Augen voll Wasser. R e g i n e.
So lamentabel ? Lieber Himmel ! w a s
ist Ihr denn b e g e g n e t ? — J a , w e n n man jung und hübsch i s t , kann man leicht zu einem Fataliutchen kommen. E n eo e l n nimmt das Packet oder den Korb wieder unter den Arm. Keine Randglossen, Frau R'egine! D r> Ich bin eine reputirliche Person. —
Herr Holzhau-
sen li.it sich M ü h e um mich gegeben, Ehre ! rechte Mühe.
auf meine
Und die Sache w ä r e richtig^
g e w o r d e n , w e n n ich Baarschaften aufzuweisen llätte. Weinerlich.
Aber ich habe nichts , als Khrlichkeit ;
u n d damit ist einem armen Mädchen lieut zu Tage Wenig geholfen. T i n e.
Das arme Schiitzchen ! E y , ey ! li'at Sitf
»olclie Anfechtungen g e h a b t ? Regiii«.
Erzähle Sie's uns doch ordentlich!
l'S
D I E
B A S E N .
Engeln. A c h , da ist gar viel zu erzählen — icli mufs fort. Will ab. T i n « sie haltend. Warte Sie doch, Jungfer Engeln! Ob man von solchen Dingen schwatzt, oder von was anderm. Zuweilen verschwatzt man sein Leid. Regine. Und ich höre Liebesgeschichten für mein Leben gern. Man kann immer was daraus lernen. Engeln. Es ist keine Liebesgeschichte — nur eine A m u h r. T i 11 e mit steigender Behendigkeit der Zunge und Ixbliaftigkeit der rantomimen. J a , die Mannsbilder! die Mannsbilder! sie sind ärger, als die Kletten. — IJnd da sey man auf seiner Huth, w i e man w i l l ; so eine verwünschte A m n l i r fliegt einem an, w i e das Fieber. •— Manchmalil sitzt man in seinem Stiibclien in Euh und Frieden. Da kommt ein Scliapo, den w i r irgend einmahl in der Kirche, oder bey einem Ehrentänzchen gesehen haben, und sucht Bekanntschaft. Die Thüle können w i r ihm doch nicht weisen. Er guckt uns so beweglich in die Augen — w i r schielen ihn von der Seite an. Er li,arankirt uns was vor — w i r sind nicht taub. Er geht uns überall zu Gefallen — das kitzelt. Nach und nach w i r d aus dem Spafs Ernst. Der Musje kommt uns Tag und Nacht nicht aus -den
EIN Gedanken.
LUSTSPIEL.
Nun wild
er w o h l
219
mit
unter
grick-
lieh — w i r sehen dem ManlafFen d u r c h die F i n g e r . Kv w i l l k o m m a n d i r e n — J',r notv.i — fiulo
wir
Worte —
wir
schneiden
wir
vertragen
ilber die K i n d e r e y e n h ä n g e » iriehr .111 i h n . siuen.
U n d paff!
schicken
ihn
Gesichter.
fort.'
E r giebt
uns wieder.
wir
Und
das IT017, i m m e r
läfst u n s d e r L a u d l ä u f e r
S o g e l i t s ! das h a t m a n v o m V e r l i e b e n !
Reeine
tief seufzend.
als obs g e d r u c k t w ä r e . —
A c h , das i s t so
wahr,
Gelt, J u n g f e r Engeln ?
So ist es I h r a u c h gegangen ? Engeln
die indessen in Gedanken gestanden liar,
scuf/.t auch tief. gläubiges
Ja, ein zärtliches H e r z ist ein leicht-
Ding;
aber i c h w ä r e j e t z t
gewifs
und
wahrhaftig Madam Holzhausen, w e n n i h m Jettchen n i c h t 10000 G u l d e n z u b r ä c h t e . T i 11 e auffahrend.
Zehn tausend
Adrian mufs verrückt Und
fiir w e n ?
seyn.
Gulden?
Sich so a u s z u z i e h e n !
F ü u ein s c h n i p p i s c h e s
Ding,
das -
a m E n d e n i c h t e i n m a l i l aus der V e r w a n d t s c h a f t i s t . Engeln nicht
aufmerksam.
Was ?
seine
Tochter
aus d e r V e r w a n d t s c h a f t ?
R e g i n e. Tine.
Albernes Z e u g ! Seine
Tochter?
k a n n s a u c h nicht, s e y n .
Sie k a n n s
seyn,
E s steht n i e m a n d e n
sie
an d e r
S t i r n e g e s c h r i e b e n , w e r sein Vater i s t ; u n d i n der W e l t gehts b u n t zu.
.
D I E
tu>
Reg ine.
B A S E N .
Ey was!
das sind ungelegte Eyer.
W e n n jedermann an seinem Vater zweifeln wollte, ao wiilaic
kein Mensch
mehr,
wer
Koch
oder
Keller ist. Endeln. sachen. —
Frau Tinchen sagt nichts ohne UrSie w e i f s
gewifs was. —
Nicht
w a h r , ich liab's getroffen? R e g ine.
Wenn du was weifst, Tine,
wirst
das uns doeli erzählen? Tine.
Erzählen? Ja doch! Morgen.
Wichtig.
Icli weifs, was ich sagen und was ich v e r s c h w e i g e n mufs.
Da kommt ihr an die Unrechte,
habt
ihr mich verstanden? Regine.
So hättest du auch gar nicht davon
anfangen sollen.
F ü r nichts
und wieder nichts
setzt man einem nicht den Floh ins Ohr. Engeln.
So gellt mau nicht mit Leuten um,
die man braucht. Tine.
Spart eure W o r t e !
I h r macht mich
nicht treuherzig. R e g i n e . • Sage'mir
nur,
w i e du mir vor-
kommst, T i n e ! Engeln
zu Reginen.
und w e m « heraus i s t , der Mühe.
Sie will gebeten seyn; verlohnt sichs gewifs nicht,
Empfindlich.
Ich bin nicht neugierig. W i l l ah.
Kf N
LUSTSPIEL.
T i n « «1c haltend. Abel - , was lauft Sie denn, als ob w i r iuis gezankt hätten? Ii 11 g e 1 ii. Scliou g u t ! Ich habe Wunders geglaubt, was Sie für eine gute Kameradin von mir Wäic.
Tine. Das bin ich auch. — Und wenn ich reden dürfte — Aber es ist ein Geheimnifs! Meine Mutter seliger hat mirs erst auf dem Todbette anvertraut. So etwas- nimmt man doch nicht mit unter die Erde. Ich für mein Theil liab's noch auf der Gottes - Welt niemanden gesagt, als meinen drey Schwägerinnen. Denn mit zweyen von ihnen bin icli Ein Herz und Eine Seele; und die Dritte, die just dabey stand, kann mit der Sprache nicht recht fort. Also bey denen ist es gut aufgehoben, das weifs ich. R e g i n e. Und warum denn nicht eben so gut bey uns, he ? Tine. J a , wenn ihr mir bey Hand und Mund versprechen w o l l t , es nicht unter die Leute zu bringen. E n g e l n empfindlich. Uber die Umstände! Ich bin eine verständige Person und kein Kind. Ich Weifs mit Allem umzugehen, und folglich auch mit einem Geheimnifs.
D I E
222
B A S E N .
Regine. I h , wem wollte denn so was gleich das Herz abdrücken? — ich habe einmalil eins sechs ganzer Monate bey mir behalten. Tine. N a , so llört z u ! Die Engeln setzt ihren Korb weg. Aber tretet ein Bißchen näher, dafs ich leise sprechen kann — nnd wer etwas kommen hört, der zupfe mich! Sie treten auf einen Klumpen. Ich weifs nicht, ob ihr mehr gehört habt, w i e Vetter Adrian zu seiner Frau gekommen ist. Es w a r so ein alter Hang. Er wollte, er wollte auch nicht; pump! mufst1 er sie doch nehmen. Hübsch w a r sie, d.is mufste ihr der Neid lassen'; frisch, w i e ein Kuschen, und munter, w i e ein R e h ; ein Weibchen, w i e ein Daus; aber auch ein Schelm in der Haut! — Wenn Adrian daheim w a r , ach! da gings so still und eltrbar bey ihr z u , w i e im Kloster. Aber so bald er den Rücken wandte — er hatte damalils das MarktschifF nach Kölln im Pachte — immer geschwinder und lauter, heysa, jnch lieh! da war der Henker los, mit lockern Officierchen und beblechten Cavalierchen, und Spaziren und Kutschircn, und Kränzchen und Bällchen und Ständchen von früh bis in die Nacht! R e g i n e. Denkt doch! das sind mir alles Neuigkeiten 1 Engeln. Jetten.
Aber da liör'' ich ja noch nicht9 von
EIN Tille
LUSTSPIEL.
23J
Min t in einem dumpfen halb leisen Tone fort.
Stillo n u r ! jetzt k o m n u s . die Olit'cn.
Adrianen klangen endlich
l ) i e Stirne fing i h m an zu jucken.
An
einen) Morgen w i r d er rebellisch, packt F r a u
und
W i n l i s c h a f t a u f , u n d zieht nach Kölln.
Sie hatten
d . m u h l s ein kleines M ä d c h e n ; das starb dort.
Mei-
n e M u t t e r , die j u s t etwas da zu t h u n h a t t e , g i n g m i t z u r Leiche.
Aber w a s g e s c h i e h t ? —
R e g i n e und E n g e l n drängen sich immer dichter an sie. M a n hat der E x e m p e l m e h r , dafs die T o d t e n w i e der auferstehen.
Kurz, eh' man sichs versah —
R e £ i 11 e legt, um besser zu hören, ihre Hand auf T i l i c n s Schuitcr; die r 1:,:U es f ü r cm Zcichcn, bricht schncll ab, und stöfst beyde von sich -weg. Regine
verwundert.
W a s giebts ?
T i n e erschrocken.
Hast d u m i c h n i c h t g e z u p f t ?
Regine.
d o c h ! Ich konnte n i c h t alles
verstehen — Tine
Nicht
N u ? E h ' man sichs versah —
mit möglichster Geschwindigkeit
und fortfahrend.
einfallend
So kam der H e r r Patron w i e d e r ,
m i t Sack u n d P a c k , u n d K i n d u n d Kegel, so grofs u n d b r e i t , als ob eis n i c h t gewesen w ä r e . Engeln. Tine
W a s ? m i t dem todten K i n d e ?
eiwas lauter.
Ich dachte gar.
M i t Jetten,
die er f ü r da« K i n d ausgab, das schon lange unter
.42 ly
D I E
der Erde lag. iFrau;
B A S E N .
Z w e y Jahre darauf starb ihm die
s o ist Jette Haha im Korbe geblieben. Xu ihren natürlichen
Ton
übergehend.
Bey dem allen hat Adrian nahe Blutsfreunde. Denen geschieht doch W e h und Unrecht. Denn das Hemd ist einem doch näher als der Rock. Meint ihr nicht? Regine. klingt ja —
Ich bin ganz stumm geworden.
E n d e l n einfallend. glaub's nicht.
W i e ein Mälirchen.
Das
Ich
T i n e aus Korsett klopfend. Wenn icli w o l l t e — könnt' ich euren Unglauben bald zu Schanden machen. R. e g i n e. N a , so tliu's doch! T i n e.
Schönen Dank!
E n g e l n spöttisch. könnte.
Sie tliiits lange,
wenn sie
T i n e zieht ein Papier aus dem Korsett. ich denn da?, "
W a s hab'
Reg ine
gleichgültig.
E n g e l n verächtlich. T i n e triumphirend.
Ein Papier.
Einen alten Contozettel? Einen Todtenschein!
EIN Beyde
LUSTSPIEL.
liastis, indem sie darnach greifen.
Jet-
t e n ihren Todtcnscheiri? T i n n das r.ipier hoch hallend.
W a s gebt ilir mir,
wenn ich ihn euch lesen lasse? Beyde.
O , bitte , bitte !
Die Grüfseste von beyden reifst ihn T i n c n aus der Hand, und nun fallen beyde darüber her und streiten sich darum; R e g i n e behält ihn zulelzr. R e g i n e indem sie noch hinein guckt.
Den Geyer
a u c h ! da könnte man Jetten Händel machen, schwer e Händel. Tine.
Das mein' ich.
Aber nicht e h e r ,
bis Adrian die Augen zuthut.
als
I c h habe mich schon
b e y einem Advokaten befragt. Indem sie das Papier wieder zu sich nimmt, und ins Korsett steckt-. Dafs ihr mir also j a reinen Mund haltet, das sag. i c h euch.
Die
Sachen
mögen
stehen,
wie
sie
wollen. Engeln.
Für
mich
sey
sie
aufser Sorgen,
Frau Tine ! Ich kann schweigcn. Regine.
Und mich kennst d u , dafs ich nicht
von vielen W o r t e n bin. E n go e l n ihren Korb wieder nehmend. Aber w e i l die Sachen s o stehen; w i l l ich doch den Rock P
D I E
B A S E N .
lieber herschicken, und ihr durch mein NäLmüdcheu sagen lassen, dafs ich nicht zu J e d e r m a n n ins II.ius käme. Tine. Und ich w i l l dem Herrn Vetter zei. g e n , dafs mirs nicht um sein Bifschen Essen zu thun ist. Sie geht, bleibt aber an der Thi'ire stehen und horcht.
R e g i n e in Gedanken, halb vor sich. Warum liab' ich das Ding nicht eher gewufst? Ich hätt's ihr doch in einem Säftchen beibringen wollen, dafs ein Findelkind sich nicht mausig machen darf. Na, es w i r d schon Gelegenheit geben. Engeln
gleichfalls in Gedanken und halb v o r sich.
Wenns dem alten Papa Ilolzhausen zu Ohren käme, so ginge die Ileirath vielleicht zurück. Und dann hätt' ich wieder Hoffnung zu meinem Deserteur. Ich habe der Frau Doktorin Griffel ein Ballkleid zu garniren, da w i l l ich doch von weitem — T i l l e ist leise herbey geschlichen und tritt schnell
zwischen sie. Seyd ihr alle beyde vom Satan besessen? Eben habt ihr mir versprochen zu schweigen, und schon brennls euch auf der Zunge! Engeln. Iii bewahre 1 Ich sage der Frau Doktorin nichts, wenn sie nicht davon anfängt. T i n e ihr mit dem Finger drohend. Höre Sie einmalil, Jungfer Engeln! Ich habe kein Pfand von
EIN I h r , als Tin- W o r t .
LUSTSPIEL.
227
W e n n Sie mir das nicfyt hält,
soll Sio einen hübschen Tanz erleben, das verspreeh' ich Ihr.
Sie kriegt mich auf den H a l s ,
versteht
Sie m i c h ? Engeln
erschrocken.
Und w a s w i l l Sie m i t
tlonn t h u n ? Tine.
Das soll Sie schon sehen.
R e g i 11 e.
Da haben w i r s ! gleich braust sie,
•wie ein Wespennest. — nen Kram aufgehockt?
W a r u m hast du uns deiW e n n man so eine Histo-
rie mit anhört, so thut m a n s , um sich das Memorium auszumübliren, und in einer hübschen Compagnie damit Ehre einzulegen,
d.ifs man etwas
zu
Markte b r i n g t , w o r ü b e r die Leute Maul und Nase aufsperren.
Lieber
mag ich
nichts
wisseil,
als
nichts sagen dürfen. Tine. nicht
Schwatzt n u r ,
lasseil könnt!
Aber
schwatzt,
w e n n ilirs
nehmt euch 111 Acht!
D i e Erste, die ihren Wöhrmann angiebt, der kratz' ich die Augen aus.
F Ü N F T E R REGINE.
Engeln
Schnell ab.
A U F T R I T T . ENGELN.
ihr ängstlich nachsehend.
Acll,
Reginchun, nehme Sie mich in Ihren Schutz!
Frau
t23
S I E
BASEN".
R e g i n e . Sey'Sie ganz r u h i g , Jnngfer Engeln! Frau Tine meints so böse nicht. Fein ist sie, w i e Spaniol, und hat ein Maul am Kopf, w i e ein Schwerdt. Aber wenns aufs Herz ankommt, da beschämt sie Fürsten und Grafen. Engeln. sich
doch
Adjc, Frau Reginchen! — von
meinem
Sie läfst
Herzens verdmfs
nichts
merkcu? R e g ine.
So w e n i g ,
als von Jettens Aufer-
stehung. Beyde ab.
Ende
des
ersten
Akts.
EIN
LUSTSPIEL.
Z W E Y T E R E R S T E R
AKT.
A U F T R I T T .
Esplanade mit Kanapees vor dem Hause der Doktorin. DOKTORIN.
HOLZHAUSEN.
Sic sitzen zusammen auf einem Kanapee. t o r i n gestikulirt und spricht hcimlich h a u s e u.
Die D o k mit H o l z -
H o l 7 . h a u s e n schnell aufstehend. Ist das alles? Und darum liefsen Sie mich zurück rufen? Doktorin. Die Aufschub zu leiden.
Confidence
schien mir keinen
Holz hausen. Allzu dienstfertigt Es hätte Zeit gehabt, bis w i r uns en -passant gesehen hätten. Doktorin. Ihre Empfindlichkeit befremdet mich nicht. Es ist ein undankbares Geschäft, seinen Freunden eine Hiobspost zu bringen. Aber w i e könnt 1 ich Ihnen eine Sache verheimlichen, die im Begriff ist zu ecUtiren ? Adrians Verwandte wollen Lärm machen, das weife ich aus sicherer Hand.
»30
D I E
B A S E N .
U n d da ich h e u t e an I h r e n H e r r n Vater zu schreiben h a b e , so — H o 1 z h a 11 s e n einfallend. Doktorin.
Was sagen Sie ?
So w e r d e ich die Gelegenheit e r -
greifen , i h m seine Vollmacht w e g e n des Consenses zii Ihrer H e i r a t h zurück zu senden. Holz hausen Hörensagen?
hastig.
Doktorin. Fatlie.
Sie
Wie?
auf ein blofses
o h n e U n t e r s u c h u n g ? ohne B e w e i s ? Sie sind meines
sind
unser
lieben
Hausgenosse.
Mannes
Ihr
Herr
Vater hat m i c h i n dieser Sache mit seinem ganzen Vertrauen beehrt.
Es w ä r e unredlich v o n mir, i h n
einen Posttag im Z w e i f e l zu lassen,
da sich
die
Umstände so geändert haben. Holzhausen
mit Feuer.
Geändert? W a s hat
sich g e ä n d e r t ?
W a s kann sich zwischen m i r u n d
Jetten ändern ?
Ich liebe sie so sehr als jemahls.
Ich bin ihres Herzens g e w i f s ,
u n d ich stehe
Gott
L o b ! noch i n keinem so h o h e n Range, dafs ich auf die F a m i l i e
meiner F r a u Rücksicht zu
nehmen
hätte. Doktorin.
I h r H e r r Vater w i r d über
Funkt d e l i k a t e r Holzhausen.
diesen
denken. Mein Vater w i r d m i c h nicht
zeitlebens unglücklich machen.
EIN Doktorin glücklich!
L U S T S P I E L .
die Achseln zuckend.
151
Zeitlebens
un-
Was für Reden?
IIolz hausen.
W e n n ich Jetten verliere,
so
hnb' i c h keine v e r g n ü g t e S t u n d e m e h r . Doktorin
ihn mit einem mitleidigen Kopfschüt-
tclu betrachtend.
Bon Dieui
Sie Sich a n ! —
W i e -pito'Cahle stellen
Ist es m ö g l i c h ,
d e r ü b r i g e n s hon sens h a t ,
dafs ein M e n s c h ,
ein M e n s c h v o n
einer
g e w i s s e n E x t r a k t i o n — so s c h w a c h seyn k a n n , alle seine W ü n s c h e auf ein M ä d c h e n v o n
der o r d i n ä r -
s t e n E r z i e h u n g u n d v o n •— v e r d ä c h t i g e r Genealogie einzuschränken? Holzhausen Verdächtige Doktorin
mit
verbissener
Empfindlichkeit,
Genealogie? spöttisch.
Eine Unglückliche,
A d r i a n aus c h r i s t l i c h e r L i e b e aufgelesen h a t , den Sie Ernsthaft.
doch w o h l
für
keine P r i n z e s s i n
I c h danke dem H i m m e l
dafs Sie n o c h r e c h t ä propos
in
die wer-
halten?
I h r e Seele,
und mit guter Manier
v o n i h r los k o m m e n . Holzliausen
sie starr ansehend.
Frau
Dok-
torin ! Doktorin. Sie
Ihre Partie
Courage,
j u n g e r ITerr!
en
capitaine!
granä
liier in einer F a m i l i e a n z u b a u e n ! tageusen F i g u r ,
Nehmen
Suchen Sie
M i t I h r e r avan-
m i l Iiiren feinen l'afons,
mit Ihrer
Bja
D I E
B A S E N .
A r t Sich auszudrücken mufs man e n t w e d e r eine F r a u sein Glück m a c h e n , oder —
durch
gar n i c h t
licirathcn. Holz hausen Doktorin abgekühlt. —
stärker.
leicht.
Frau
Doktorin!
D i e L u f t h a t sich noch n i c h t
Kommen S i e , mon eher H o l t h a u s e n !
E i n Glas L i m o n a d e w i r d I h n e n heilsam seyn.
—
L u i s c h e n soll u n s dabey auf dem F o r t e piano v o r spielen.
Mit hedetitcndcm Lächeln.
D i e wäre mir
doch z e h n m a h l l i e b e r , als I h r e Jette. IIolzhausen; Ach,
n u n merk'
Spotten Sie m e i n e r ? — iclis — n i c h t w a h r ?
Geschichte ist e r d i c h t e t ? —
Sie wollen meine L i e -
b e aut die P r o b e stellen? — llen Sies! —
Freudig. die ganze
Vertraulich.
Geste-
Es ist ein grausamer Scherz •—
aber
er scy I h n e n v e r z i e h e n , w e n n Sies gestehen. Doktorin
geringschätzig.
I c h biji keine F r e u n -
din v o m Spafsmaclien. Wolzhausen
hingeworfen.
E s ist w a h r , Sie
medisiren lieber. Doktorin
hastig.
I I o l z h a u s e i l ernsr. so ists V e r l e u m d u n g . heber !
Was beliebt? W e n n s kein Scherz ist — N e n n e n Sie
m i r den
Ur-
EIN Doktorin
L I) 6 T S T I I! L .
6]«jtübch.
23J
Sie w e r d e n u n a r t i g , mon
Vrincc ! I I o l 7. Ii a u s e i l heftig. mufs ihn w i s s e n .
I c h w i l l i h n wissen, ich
Faßt 6ic bey der Hand.
Ich halte
mich an S i e , bis ich i h n w e i f s . Doktorin
ihre lland stolz zurück ziehend.
ne Familiaritäten, w e u n ich bitten darf! lieren ganz und gar die Tramontane.
Kei-
Sie v e r -
Ich habe über
I h r e A u f f ü h r u n g gelacht — aber jetzt fange ich an, mich zu ärgern. lialune !
Das hat man v o n seiner Tlieil-
So w i r d
man
Freundschaft belohnt! Vater referiren. melden.
f ü r die uninteressirteste
Ich w e r d e es Ihrem Herrn
I c h w e r d e es meinem lieben Manne
Ich w e r d e i h m zu der Freude gratuliren,
die w i r an unserm Klienten erleben. Ah in ihr Ilaus.
Z W E I T E R
A U F T R I T T .
HOLZHAUSEN
allein.
Ihr halb nachrufend. Klienten? — W a s w i l l sie mit ihrer Klienten Schaft? Heftig. W o h n ' ich b e y i h r um Gotteslohn? L ä f s t sich i h r Mann den Z u tritt in seiner Schreibstube nicht tlieuer genug bezahlen ? M u f s ich nicht f ü r ihre armseligen Höfel
liclikeiten sie bald in die Komödie f ü h r e n , bald auf dem l'iqnenique frey halten, sie und ihre Meerkatze
25