Schachmatt: Eine lehrreiche Plauderei für Fortgeschrittene über den Mattangriff im Schach [Reprint 2019 ed.] 9783111651736, 9783111268040


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German Pages 95 [96] Year 1950

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Table of contents :
VORWORT
Inhaltsverzeichnis
I. In der Optik des Bildes
II. In den ersten 12 Zügen
III. Im Wirbel des Mittelspiels
IV. Mit nur wenigen Steinen
V. In Rätseln aus der Partie
VI. Auf dem kürzesten Wege
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Schachmatt: Eine lehrreiche Plauderei für Fortgeschrittene über den Mattangriff im Schach [Reprint 2019 ed.]
 9783111651736, 9783111268040

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VEITS

KLEINE

F o r t g e f ü h r t

von

SCHACHBÜCHEREI

Schachmeister

K u r t

Richter

Kurt Richter

Schachmatt Eine lehrreiche Plauderei für Fortgeschrittene über den Mattangriff im Schach

B e r l i n WALTER

1950

D E G R U Y T E R & CO

vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung • J . Guttentag,Verlagsbuchhandlung Georg Reimer • Karl J . Trübner • Veit & Comp.

Alle Rechte, einschließlich des Übersetzungsrechtes, vorbehalten Walter de Gruyter & Co. vorm. G. J . Göschen'sche Verlagshandlung • J . Gut ten tag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer • K a r l J . Trübner • Veit 'aa aa"

9. Se5:!. Trotzdem Weiß hier noch nicht rochiert hat, ist die Kombination möglich. 9 Ldl: 10. L!7f Ke7 11. Lg5f Kd6 12. Se4f Ke5: 13. !4f Kd4 14. Tadl: Ke8. Interessant ist die Verteidigung Dg5:, die in der vorigen Partie nichts leistete, hier aber doch dem Weißen einige Probleme stellt (die fehlende Rochade!). Am stärksten setzt Weiß darauf mit 15. c3f Ke3 16. 0—0! Sd4 17. fg5: fort. 15, 0—0 (Droht Tf3f Kd4 c 3 f , bzw. Ke2 Sc3+) Sd4 16. Tdelf Se2f 17. Te2+ Ke2: 18. Lh6| Ke3 19.Tf3fKd4 20. Li7!. Ein schöner stiller Zug zum Schluß. Das Matt auf c3 ist undeckbar. a*

Wie schon eingangs betont, sind die schrägen Linien in der ersten Entwicklungsphase der Partie der Schauplatz vieler Kombinationen. Hier ist es besonders das Zweiläufermatt, welches •'//,>.vm . das Endziel bi I WM. ^ det. So oder pf|p ähnlich wird, sei mm es schwarz oder | m i n t weiß, das —; — Schlußbild sein. a

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Katastrophen auf schrägen Linien

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Mit einem amüsanten Reinfall, der allerdings nur dank einer gehörigen Portion Schachblindheit zustande kam, wollen wir diesen Abschnitt beginnen. Weiß: Schwarz: Seefried Künzler (München 1924) 1. d4 d5 2. SI3 c6 3. c4 Sf6 4. Sc3 Lf5 5. Lg5 Se4? 6. cd5: cd5: 7. Db3 Da5. Er gibt den Bauern, will aber wenigstens die Damen tauschen. 8. Dd5s Dd5: 9. Sd5: Sa6 10. e3 e6H Da verhüllte Cai'ssa ihr Angesicht . . . 11. Lb5=t=! Nicht viel anders erging es Schwarz in der nächsten Partie. Weiß: Schirm

Schwarz: Hartmann (Berlin 1925) I. e4 e6 2. d4 d5 3. Sc3 Lb4 4. edö: edö: 5. SI3 Sf6 6. Ld3 c6 7. 0—0 Lc3: 8. bc3: h(5 (Besser 0—0.) 9. La3! (Die erste Läuferdiagonale! Der Nachteil des Tausches auf c3 für Schwarz wird klar.) 9 Le6 10. Tel Sbd7? (Er verstopft seinem König das letzte Fluchtfeld. - S. Bild S. 20.) I I . Te6+!fe6: 12. Lg6f.

20 A h a ! Merkst Du etwas? Auch in der vorigen P a r t i e war e6 das Opferfeld. 7 fe6: 8. Lh6:! gh6:?. Besser ist 8 Sb6 9. L g 7 : Sc4: 10. L h 8 : K f 7 ; jedoch ist auch d a n n der weiße Angriff entscheidend: 11. b3 Sb6 12. f4 D h 8 : 13. D h ö f ! nebst fe5:. 9. Dh5f Kf8 10. Le6: De8 (Erzwungen) 11. Dh6$. Unser Zweiläufermattbild, wobei der eine L ä u f e r durch die D a m e v e r t r e t e n wird. Noch einen i n s t r u k t i v e n Fall dieser Art: Hohngelächter aller P h a r i s ä e r . Dabei sind sie meist schon selbst darauf hereingefallen! N a c h diesen einfachen Beispielen eine etwas verzwicktere Angelegenheit. Weiß: Schwarz: Dr. D ü h r s s e n Graf (Berlin 1937) 1. e4 e5 2. SfS dß 3. d4 Sd7 4. Lc4 c6 5. Sg5 Sh6 6. 0 - 0 Le7. Die von Schwarz gewählte Spielweise ist unzureichend. Schon im N a c h t r a g z u m Bilguer ist a u s g e f ü h r t , d a ß Weiß n u n gewinnen m u ß .

7. Se6!.

Weiß:

Schwarz:

Ciulkow

Gawemann

(Moskau 1947) 1. e4 c6 2. Sc3 dö 3. d4 de4: 4. Se4: SI6 5. Sf6:+ef6: 6. Lc4 Le7. (Besser ist es, die e-Linie freizulassen u n d L d 6 zu spielen.) 7. Dh5 0—0 8. Se2 g 6 i (Vor • solchen schwächenden Zügen soll m a n sich immer hüten, wenn sie nicht gerade erzwungen sind.) 9. Df3! Sd7? (Ermöglicht einen drastischen Abschluß.) 10. Lh6 Te8 11. L f 7 : + ! KI7:. (Andernfalls ist Q u a l i t ä t u n d Bauer dahin.) 12. Db3=t= !

E i n Matt, wie m a n es selten sieht!

21

Wenn der Turm in der Ecke von seinem eigenen König eingeklemmt wird, so wird er „tote Figur" und unfreiwilliger Helfer am Mattnetz seines Königs. Weiß: Schwarz: Krauthäuser H. H e r r m a n n (Siegen 1934) 1.14 e& 2. feö: d6 3. SI3 Sc6 4. ed6: Ld6: 5. e4? (Besser d3) g5! 6. Lb5 g4 7. Lc6f bc6: 8. e5 gf3: 9. ed6: (Ein interessanter Schlagwechsel, aber nun hat Schwarz die Vorhand und n u t z t sie kräftig aus.) 9 Dh4f 10. K f l (Oder 10. g3 De4f 11. Kf2 Dd4f!.) 10 fg2f 11. Kg2: Lh3f 12.Kgl (Sonst geht die Dame verloren.)

11 JSI& i WM i WM Ü * IS II 11 ?! Ii •

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Dd4f!.

Zum Vergleich mit einer ähnlichen Kombination lassen wir jetzt eine Partie folgen, deren Mattbild nicht ganz dem Zweiläufertypus zugehört. Weiß: Dr. T h .

Schwarz: Bier

(1905) 1.14 e5 2. Ie5: d6 3. ed6: Ld6: 4. SIS gS 5. e4? (Auch hier sorglose Unterschätzung des feindlichen Flügelvorstoßes. Geboten war 5. g3, um dem

Springer den Stützpunkt h4 zu schaffen.) 5. g4 6. e5 g!3: 7. ed6: (Verwandte Bilder klingen an. Siehe die vorige Partie!) 7 Dh4f 8. g3.

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8 De4f 9. Kf2 Dd4f 10. Kel (Kf3: Lg4f) 12f H - Ke2 Lg4=|=. Solche Reinfälle sind heute bereits Bestandteil der Theorie geworden! Ein überraschendes F e r n m a t t nach Zweiläuferart ergab sich in der folgenden Partie. Weiß:

Schwarz:

Karff

Lugatsch

(1938) 1. e4 e6 2. d4 (15 3. e» c5 4. Dg4 cd4: 5. S!3 15 6. Dg3 Scß (Besser Sd7 nebst Sc5 und eventuell Se4; nach c6 soll der Königsspringer.) 7. Le2 Ld7?. Nun ist der schwarze König wieder verhängnisvoll umstellt und ein hübscher Überfall möglich. (Siehe Bild auf nächster Seite) 8. Sd4:J Sd4:? (Er sieht im wahrsten Sinne des Wortes nicht weit genug.) 9. Lhöf Ke7 (Auf g6 gewinnt Lg6+ usw.) 10. Da3f!. So weit (bis nach a3!) h a t t e Schwarz nicht gesehen! Leider

22

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Wt. 'MM. ~ ? M iST. ist es kein ,,reines" Zweiläufermatt; der B e 5 wirkt auch noch mit. An dem Mattbild der zwei Läufer kann auch ein Turm beteiligt sein, indem er einen der Läufer deckt.

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Weiß Schwarz: Capt. K e n n e d y N. N. (Weiß hat den S g l vorgegeben. Wir werden an dieser alten Partie sehen, daß diese Vorgabe mitunter auch ein Danaergeschenk sein kann!) 1. e4 eö 2. Lc4 Sf6 3. d4 Se4: (Besser ed4. 4. e 5 d 5 ! ) 4. de5: Sf2: (In der optimistischen Hoffnung auf 5. Kf2 ? Dh4f nebst Dc4 Es folgt jedoch eine pfundige Überraschung )

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5. 0 - 0 » . Ein drolliger Doppelzug, möglich durch den vorgegebenen S g l l Nachdem der Gegner sich von seiner Verblüffung erholt hatte, protestierte er gegen diese in der T a t merkwürdig aussehende Rochade. Vergebens, denn sie ist nach den Regeln durchaus zulässig! „Na schön, dann schlage ich eben die Dame!'' 5

Sdl:? 6. Lf7f Ke7 7. L g 5 f .

An dem Unglück des Nächsten erfreuen wir uns im Schach, was j a bestimmt erlaubt und harmlos ist! Das gleiche Matt ohne vorgegebenen Springer brachte das folgende 1910 in Dresden zwischen B . R. und N. L. gewechselte Spiel. 1. e4 e& 2. SfB Sc6 3. d4 ed4: 4. Sd4: Se5? 5 . 1 4 cöi 6. fe&: cd4: 7. Dd4: Se7 8. Lc4 Sc6 9. 0 - 0 ! Sd4: 10. Lf7f Ke7 11. L g 5 f . Ein Läufer schafft es manchmal auch, wenn Schwarz die die entscheiA a f „ dende Diagonale schützenden B a u 8 HHg ^ Wg§ ern aufzieht oder mm. ™ abtauschen bzw. weglenken läßt. * Das älteste • : Vorbild einer solchen Mattkombination ist eine von dem Kalabresen Greco im Mittelalter gewonnene Partie.

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1. c4 b6 2. d4 Lb7 3. Ld3 !5? (Es ist nicht an Schwarz, in diesem frühen Stadium der Partie zu kombinieren. Das Abenteuer nimmt ein schreckliches Ende!) 4. efö: Lg2:1 (Zwar konsequent, aber nicht diese Diagonale ist für Weiß tödlich, sondern eine andere für Schwarz, wie sich gleich zeigt.) 5. Dh5f g6 6. fg6: SI6.

23

Kunterbunt der Mattbilder Wie wir bisher schon gesehen haben, sind die Mattbilder selbst in den ersten Anfangszügen bereits sehr verschieden und mannigfaltig. Der mattsetzende Teil benutzt dabei geschickt die Verstellungen wichtiger Linien und Felder durch feindliche Steine. Hierzu folgen nun noch ein paar Beispiele. Variationen des erstickten Matts

7. g h 7 f ! Sh5: 8. Lg6+. Ein Läufer, setzt m a t t ! Hierzu noch ein zweites nicht minder berühmtes Beispiel, das gleichzeitig in drastischer Weise die Nachteile zu vieler Bauernzüge in der Eröffnung aufzeigt. Weiß: Schwarz: Teed Delmar (New York 1896) 1. d4 15 2. Lg5 h6 3. Lf4 g5 4. Lg3 (Die Jagd auf den Läufer ist ganz verfehlt!)

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Das erstickte M a t t ist j a wohl jedem Schachfreund bekannt. Ein Springer setzt den im übrigen von seinen eigenen Truppen umstellten gegnerischen König m a t t . In einer von Hoffmann gewonnenen Partie k a m das so zustande : 1. e4 eö 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 SÍ6 4. d4 ed4: 5. 0— 0 Le7 6. Sd4: Se4:? (d6!) 7. SÍ5 g6? ( 0 - 0 ) 8. Dd5 Tf8 9. Sg7=f=. In der Caro-Kann-Eröffnung ist folgender Reinfall möglich (der sich übrigens in dieser oder ähnlicher Form t a t sächlich des öfteren ereignet hat!). 1. e4 c6 2. d4 d5 3. Sc3 de4: 4. Se4: Lfo 5. Ld3 SÍ6 6. De2 Sbd7H 7. Sd6+!. Ersticktes Matt mit Fesselung! Basierten diese Mattführungen im wesentlichen auf einfacher Ausnutzung gegnerischer Fehler, so zeigt das nun folgende Spiel immerhin eine hübsche Kombination. Weiß: Schwarz: N. N. Jankowitsch • 1. e4 e6 2. Se2 (Ein ungesunder Zug!) 2 Lcä 3.14 Df6 4. c3 Sc6 5. g3 Sh6 6. Lg2 Sg4 7. Tfl? (Mit den Zügen von Weiß darf man nicht rechten; wie soll es sonst zu einem Damenopfer von Schwarz und einer Art erstickten Matts kommen! ?) 7 Sl)2: 8. feö:.

24 5 Dg2: 6. Tfl De4+ SfSf. Triumph der Verlockung ! speisen e5 und f7.)

7. Le2 (Lock-

Das Mattbild der 3 leichten Figuren

8 D i l + l ! 9. L f l : Sf3=t=. Außer dem Springer ist hier noch ein Läufer am Mattbild beteiligt. (Also kein ganz ,,echtes" ersticktes Matt!) Ein ähnliches Mattbild, freilich ohne Damenopfer, ergab sich aus der folgenden Partie.

Wir kommen - nun zu Mattbildern, die von Läufern und Springern gemeinsam gebildet werden. Eine von W. E . Rudolph gewonnene Partie endete in einem schönen Matt dieser Art. 1. e4 e5 2. f4 ef4: 3. Lc4 Lc5 4. d4 Dh4f 6. Kfl Lb6 6. Sf3 Dd8 7. Lf4: Se7 8. Sgo 0—0? (Besser d5. Mit dieser Rochade ins Verderben liefert sich Schwarz dem Gegner geradezu ans Messer.) 9. Dh5 h6 10. Lf7+ Kh8.

Weiß: Mühlock

Schwarz: Kostitsch (Köln 1912) 1. e4 eö 2. SIS Sc6 3. Lc4 Sd4 4. Seg (Nicht immer ist der Angriff auf f7 gut! Hier zeigt sich die große Kraft des Gegenangriffs.) Sf7:.

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11. D h 6 t » gh6: 12. Le5+. Dabei fällt uns ein Gegenstück ein mit zwei Springern und einem Läufer, das wir zum Vergleich hierhersetzen wollen. (Siehe Bild auf nächster Seite) 1. D h 6 f ! gh6: 2. Le5f Tf6 3. Lf6$. Zu solchen Mattstellungen, die wohl jeder Schachfreund sehnsuchtsvoll erstrebt, zu kommen, ist Glückssache. Denn es genügt nicht nur, daß der

25

Rösch

Mit Lf2f oder Sf2 h a t t e sich Weiß notgedrungen abgefunden; s t a t t dessen setzt ihn aber sein Gegner auf prächtige Weise in wenigen Zügen matt! 8 Dh4f!S (Freimachung des Feldes d4!) 9. Sh4: Lf2f 1«. Ke2 Sd4f 11. Kd3 S c ö f . Ein schwarzer Bauer u n t e r s t ü t z t die drei leichten Figuren. Das Matt des verlassenen Königs

Dingeldein (München 1939) Gegner schlecht spielt, die Konstellation m u ß außerdem solchen Kombinationen günstig sein. Weiß: Schwarz: Kulmala Lehtonen (Helsingfors 1938) 1. e4 e5 2. ScB Sc6 8. f4 Lc5 4. Sf3 d6 5.15? (Diese und ähnliche Festlegungen im Zentrum sind immer dann nicht zu empfehlen, wenn der Gegner zum Gegenstoß in der Mitte kommt. Hier folgt bald sehr stark d5!) 5 Sf6 6. h3 d&! 7. Se5: (Um auf Se5: mit der Gabel d4 zu antworten. Indessen )7 Se4:! (Droht Dh4f) 8. Sf3.

Wir sahen schon manches Mal, wie der feindliche König ins Freie gelockt und, den Seinen fern, eine leichte Beute des Feindes wird. Die Mattbilder sind hier wenig kompliziert, denn je mehr sich der König von seinem Standfeld entfernt, um so geringer wird seine Verteidigungskraft, um so leichter schließt sich das Mattnetz. Eine von Zukertort gespielte Partie zeigt in einfacher F o r m eine erfolgreiche Königsjagd als Folge des zu frühen Spiels mit der Dame von Seiten des Gegners. 1. e4 e5 2. 813 Df6? 3. Lc4 l)g62 4. 0—0! De4: (Wer mit der großmächtigen Dame weiter nichts anzufangen weiß, als einen armseligen Bauern einzustecken, den trifft ein verdientes Schicksal!) 5. L f 7 f l (Die Treibjagd beginnt! Auf Kf7: käme natürlich 6. S g5t ) 5 Ke7 6. Tel Df4 7.Te5+ (Verfolgung des Feindes ohne Rücksicht auf Opfer) 7 Kf7: 8. d4 Df6 9. Sgöf Kg6.

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(Siehe Bild auf nächster Seite)

Ein groteskes Bild! Von der schwarzen Streitmacht ist nur das Herrscherpaar in den Kampf gezogen.

10. Dd3f Khö: 11. g4f! (Hineinziehung in das Mattnetz!) 11 Kg4: 12. D h 3 f .

26 Ld4 10. c3 hilft auf die Dauer nicht.) 10. D f 3 f . Wer sich in Gefahr begibt. . . .! Und die Moral von der Geschieht': Mit dem König wandre nicht! Zweimal Matt auf 17

Ging hier die Dame auf Beute aus, so kommt es nun noch schlimmer. In dem folgenden Spiel ist der König höchstpersönlich beutelüstern; daß so etwas nicht gut enden kann, ist klar. Weiß: Schwarz: Dr. O s k a m Grosjean (Rotterdam 1930) 1. e4 eö 2. Lc4 Lc5 3. b4 Lb6 4. Sc3 Sitt 5. S!3 Se4: 6. Lf7+ (Einfacher geschah 6. Se4: d5 7. Ldö: Dd5: 8. Sc3.) 6 Kf7: 7. SeSf KeB? (Er glaubt das Pferd ungestraft verspeisen zu können. Richtig war aber Kg8.) 8. Se4: Ke5: (Den Zwischenzug Ld4 beantwortet Weiß mit 9. Dg4f Ke5: 10. c3 Lb6 11. d4f usw.) 9. Lb2f Ke4: (Auch

Der schwächste Punkt auf dem Schachbrett ist f7 (bzw. f2); das dürfte jedem Schachfreund bekannt sein. Von den prosaischen Mattangriffen gegen f7 mit Dame und Läufer, die nur bei großer Unaufmerksamkeit glücken, soll hier nicht die Rede sein, sondern von hübschen und überraschenden Mattkombinationen. Weiß: Kipke

Schwarz: B. (Berlin 1934) 1. e4 eö 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a« 4. La4 bö 6. Lb8 Lb7 (Frühzeitiges a6 und b5 nebst Lb7 ist im Spanier nicht zu empfehlen, wenngleich es keinen direkten Fehler darstellt. Aber f7 kommt sofort in den Bereich des weißen Läufers.) 6. c3 d6 7. d4 Sge71 (Schon läßt er f7 außer acht. Geboten war Le7.) 8. Sg6! d5 9. Df3! !6 (Plausibel, gibt aber Weiß Gelegenheit, die Partie mit einem glänzenden Witz zu beenden.)

27 10. ed6:! e4 („So, das Ärgste war' überstanden!") 11. dc6:H (Schwarz ist zunächst sprachlos. Dann jedoch: „Ach, Sie wollen die Dame opfern? Meinetwegen! Sie bekommen nur zwei Figuren, den Angriff werde ich schon aushalten!") 12 ef3: 13. L f 7 f ! ! Wir überlassen es dem freundlichen Leser, sich in den Seelenzustand von Schwarz zu versetzen. W a r es hier der Läufer, der den Todesstreich führte, so ist es in der anschließenden Kurzpartie der Springer. Weiß: Schwarz: Tanner Thalainen (Helsingfors 1936) 1. d4 d5 2. c4 Sf6 3. cd5: Sd5: 4. e4 Sf6 6. Se3 Sc6i (Unharmonischer Aufbau!) 6. Sf3 Lg4 7 . d 5 S e 5 J 8. Se5:! (Das eingangs behandelte Seekadettenthema taucht wieder auf. Aber hier ist die Pointe doch etwas anders.) 8 L d l : 9. Lböf (Überraschend bricht das Unwetter nun zunächst am Damenflügel herein. Diese Kombination ist, mit Abweichungen, gar nicht einmal so selten.) 9 c 6 1 0 . dc6: Dc7 (Gegen das Abzugschach gibt es keine Verteidigung, da auch das Schlagen auf c6 unzureichend ist.) 11. cb7f Kd8 12. Sf7*.

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Natürlich hätte auch b a 8 : D | genügt, aber es wäre unverzeihlich, so materialistisch zu handeln, wenn es ein Matt in einem Zuge gibt!

Freie Bahn dem Mattangriff Wer bisher aufmerksam den Darlegungen folgte, wird ohne weiteres erkannt haben, daß der Mattangriff das Primäre ist, daß er alle anderen Begriffe überschattet. Material, Zeit und Raum — das kann alles nicht bestehen vor dem einen Worte: Matt! Einige besonders markante Fälle sollen dies aber doch noch einmal deutlich machen. Durchbruch in der f-Linie Wir sagten schon an anderer Stelle, daß ein Frontalangriff kaum Aussicht hat, im ersten Dutzend Züge das Matt zu erzwingen. Da es aber im Schach fast keine Regel ohne Ausnahme gibt, so folgen jetzt hier doch zwei in 12 Zügen siegreich durchgeführte Linienangriffe. Weiß: Schwarz: Morphy Conway (New York 1859) 1. e4 eö 2 . 1 4 el4: 3. Sf3 g5 4. Lc4 g4 5. d4gf3: 6. Df3: Lh6? (Mit 6 d5! 7. Ld5 : Sf6! hat Schwarz gute Aussicht, das ,,Ghulam-Kassim"-Gambit — so heißt es nun einmal! — zu verteidigen.) 7» 0—0 Se7 8. Lf4: Lf4:. (Siehe Bild auf nächster Seite) 9. L f 7 f ! (Das zweite Opfer, das der f-Linie endgültig zum Triumph verhilft!) 9 Kf7: 10. Df4+ Kg7 (Er sträubt sich noch, doch hilft's ihm nicht.) 11. Df6f Kg8 12. Df7f.

28

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Eine drollige Springerstellung! Die Räumung der e-Linie ist damit geglückt. 1 1 . hg3: D e l f . Kleiner Lehrkurs Uber Doppelschach Sehr spaßig ist folgende kleine Geschichte, deren Verfasser uns nicht bekannt ist. Schwarz gibt dem Weißen den Bf7 und zwei Züge vor. Die Partie verläuft wie folgt: 1. e4 2. Sc3 d6 3. d4 eö 4. de5: Sc6 5. ed6: Ld6: 6. e5 Se&: 7. Lf4 De7.

Freilegung der e-Linie Dem Durchbruch in der f-Linie folgt nun ein Einbruch in der e-Linie. Weiß:

Schwarz:

N. N.

E.Ranken

1. e4 e& 2. SfB Sc6 3. c.3 Sf6 4. d4 dö 5. Lbö Se4: 6. Se5: Ld7 7. Db3 De" 8. Dd5:i (Ein gefährliches Gegenüber bedroht den weißen König. Geboten war deshalb die Rochade.) 8 Se5: 9. Db7:i (Diese „Unbefangenheit" wird drastisch bestraft.) 9 Sf3f! 10. Kfl ( g f 3 S d 6 f ) Sg3f!

„ J e t z t wollen wir mal die Dame angreifen!", sagte Weiß und zog 8. Sd5. „ B i t t e sehr", erwiderte Schwarz und setzte den nichtsahnenden Gegner mit 8 Sf3f+ matt. „Nein, so war es nicht gemeint", sagte Weiß, „ich werde zunächst den gefährlichen Springer tauschen." Schwarz hatte nichts dagegen, daß der Zug zurückgenommen wurde. E s geschah also (statt 8. Sd5) 8. Leö: Leö:. „ S o " , meinte Weiß befriedigt, „und jetzt wollen wir mal auf die Dame losgehen: 9. Sd5." „ B i t t e sehr", antwortete Schwarz, und zog 9 Lc3ffl matt.

29 Nun endlich h a t t e Weiß begriffen, was es mit dem Doppelschach auf sich hat. Der stärkste Angriffszug im Schach ist beim Mattangriff von entscheidender K r a f t ! Ein interessanter Bauernzug

7. eöft! ' (Dieses feine Bauernopfer macht den Weg zum Mattangriff frei.) 7 leö: (Kc6 8. Ddöf 9. D b 5 f ) 8. Ddöf Ke7 9. D e ö : f . Iii ähnlich hübscher Weise warf Weiß in dem nächsten Spiel das Mattnetz aus.

Es ist wohl eigentlich überflüssig, immer wieder von neuem zu betonen, daß der Mattangriff ein unerhörtes Tempo haben muß, daß in der Verfolgung des Gegners keine Pause eintreten darf. I n dieser Hinsicht sind auch die folgenden Blitzsiege bemerkenswert.

Weiß: Schwarz: Macdonneil Tyssen 1. e4 e5 2. f4 ef4: 3. Sf3 gö 4. Lc4 g4 5. Sc3 gf3: 6. 0—0 fg2:. (Mit diesem und dem nächsten Zuge öffnet Schwarz dem weißen Mattangriff Tür und Tor!) 7. TI4:16? (Siehe die vorige Partie!) 8. Dhöf Ke7 9. Df7f Kd6.

Weiß: M. B r a u n e

Schwarz: N. N.

1. e4 eö 2. f4 ef4: 3. Lc4 gö 4. h4 f6? (Wie kann man nur dem Gegner die wichtige Diagonale freiwillig öffnen! Kein Wunder, daß der Angriff n u n wie ein Unwetter heranbraust. Richtig war Lg7.) 5. Dhöf Ke7 6. D f 7 | Kd6. (Verweilen wir einen Augenblick. Mit 7. Ddöf Ke7 ist nichts zu erreichen. Auf Entwicklungszüge wie Sc3 oder d4 schafft sich Schwarz aber mit c6 den Schlupfwinkel c7.)

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10. eöf! Ke5: Ddöf.

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12.

Ablenkung der Schutzfigur Wird ein für den Mattangriff entscheidendes Feld von einer feindlichen Figur kontrolliert, so ist kein Opfer zu schade, diesen unangenehmen Wächter wegzulenken. Weiß: Schwarz: H.Müller N. N. (Wien 1928) 1. SI3 Sc6 2. c4 eö 3. Sc3 g6 (Das Fianchetto ist hier von zweifelhaftem

30 Wert, wie sich bald zeigt.) 4. d4 ed4: 5. Sdö! Lg7 6. Lg5 Sge7 ? (Hier mußte wohl oder übel f6 geschehen.) 7. Sd4:! (Weiß nutzt die Schwäche der gegnerischen Fianchettostellung glänzend aus!)

7 Ld4:. Was sonst? Auf Sd4: folgt Le7:; Weiß droht aber Sc6: nebst Le7:. 8. Dd4:ü Die Pointe! Der die schwarzen Felder f6 und h6 schützende Lg7 wird beseitigt. 8. . . . . Sd4: 9. Sf6f Kf8 10. Lh6f. Auch hierzu gibt es ein Gegenstück. Weiß: Schwarz: Kmoch N. N. (Amsterdam 1934)

1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 Sge7 4. 0—0 g6. (Das hier von Schwarz gewählte System hat seine Schattenseiten. Jedenfalls erfordert es genauestes Spiel.) 5. d4 Lg7 (ed4: war vorzuziehen.) 6. deö: Seö: 7. Se5: Le5: 8. Lh6! (Kühn gespielt. Die Verhinderung der gegnerischen Rochade ist Weiß schon einiges wert.) 8 Lb2: 9. Sd2 c6. (Lal: 10. D a l : ist noch unerfreulicher.) 10. Tbl Ld4? (Der letzte Fehler! Er mußte cb5: oder Sg8 versuchen.) 11. S