Reisen in der Regentschaft Algier in den Jahren 1836, 1837 und 1838 [2]

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REISEN IN

-

»ER REGENTSCHAFT

ALGIER IN

DEN JAHREN 1836, 1837 UND 1838

VON

ö.

MORITZ WA GIER.

NEBST EINEM

NATURHISTORISCHEN

UND

EINExM KUPFERATLAS.

ANHANG

ZWEITER BAND.

LEIPZIG, VERLAG VON LEOPOLD I?lCHaÄ^DLFU

n. K.

ACADKMIE

I).

VOSS,

WISSEKSCHAFTEN ZU

1841.

ST.

PETEnSBURG.



I n

li

a

1

t.

Seite

Die Völker der Regentschaft Algier

1

3

Die Araber

I.

54

Die Kabylen

II.

Die Mauren

III.

IV. Die

71

Türken und Kuruglis

............

Neger

VI. Die VII.

88

93

V. Die Juden

106

Die Mosabiten

................ Bemerlcungen

Crcscliiclitliclie

üljer die

110

Regent-

scliaft Algier. Nordafrika von den ältesten Zeiten bis zur Landung der Tür-

I.

119

ken in Algier

Von

II.

der Begründung der türkischen Herrschaft in Algier

bis zur III.

Uebergabe Algiers an die Franzosen im Jahre 1830 der Herrschaft Frankreichs.

Algier unter

Bourmont.





Marschalls Clauzel.

Abreise Bourmont's.





Verträge mit Tunis.



des

Anlcunft

Kampf und Blutbad



Ankunft des Generals Berthezene.

nach Medeah.



Maassregeln der innern Verwaltung. ^-

Expedition nach Medeah.



141

Marschall

Expeditionen nach Beiida, Bona und Oran.

Juliusrevolution.

iida.



Gefechte in den

Be-

in

Abberufung ClauzeFs.





Zweite Expedition

Umgebungen

Algiers.

El-Hadschi-Mahiddin-el-Sghir-ben-Mubarek's Ernennung



zum

>



IV

Aga

der Araber.



Misslungene Expedition gegen Bona.



Verwaltung des Generals Boyer in Oran. Zustand des Innern der Provinz Oran. Abd-el-Kader.





General Bertliezene

pationsarmee. tung,





Benehmen

Mauren und Araber. Said.







Ernennung

gegen

des Herzogs von Rovigo



die

Unterhandlungen mit Farhat-ben-

Niedermetzlung des Stammes El-Ufüa.

— —

Expedition gegen Beiida.

arabischen Häuptlinge.

der Occu-

und Civilverwal-

Militair-

meine Erhebung der Araberstämme. rik.

161

zum Obercommandanten

Trennung der

und

,

.

IV. Algier unter der Herischaft Frankreichs.

des Herzogs von Rovigo

Seite

Anarcliisclier

Sidi-Maliiddin .







Allge-

Gefecht bei BufFa-

Hinrichtung zweier

Unterhandlungen

mit

Achmet-

— Einnahme der Kasbah von Bona. — Ereignisse in Oran. — Abreise des Herzogs von Rovigo. — Interimsverwaltung des Generals Avizard. — Ankunft des Generals Voirol. — Verwaltungsmaassregeln. — Einnahme von BaZüge gegen die Hadschuten. — Unterwerfung dschia. — — Ereignisse in Bona und Oran. — BeHadschuten. der Arzew und Mostaganem. — Gefecht zwischen setzung von

Bey.

den französischen Truppen und denArabei'nAbd-el-Kader's. Friedensvertrag mit Abd-el-Kader. fen Drouet d'Erlon



Ernennung des Gra-

zum Gouverneur von

Algier.



Abreise

des Generals Voirol

185



V. Algier unter der Herrschaft Frankreichs.

tungsmaassregeln des Grafen Drouet d'Erlon. die Hadschuten.

ner Maclit.





Abd-el-Kader.



Krieg gegen

Rasche Zunahme

Abd-el-Kader und Mussa-el-Darkui. Provinz Titeri.







Treffen zwischen

Einfall des

Wiederausbruch

des

Emirs

Krieges»

Uebergang der Duairs und Zmelas zu den Franzosen. derlage

Makta.

der französischen Truppen



sei-

Sein Sieg über Mustapha-ben-Ismael und die

übrigen ihm feindseligen Häuptlinge.

die



Die Verwal-

unter Trezel

Abberufung des Grafen Drouet d'Erlon.

kunft des Marschalls Clauzel in Algier.



— an



in



Nieder

An-

Expedition ge-

,

Seite

gen Maskara und Einnahme

Stadt.

dieser



Exiiedition



gegen TIemsan und Besetzung des Meschuar.

Gefechte

an der Tafna gegen Abd-el-Kader und die Kabylen. kehr des Marschalls Clauzel. in



Sikak.





Rück-

Kriegerische Operationen

den Provinzen Algier und Titeri.

zosen an der Tafna.





Schlappe der Fran-

Sieg des Generals Biigeaud an der

Ereignisse in Budscliia.



Erste Expedition der

Franzosen gegen Constantine unter dem Commando des MarClauzel.

schalls



Fehlschlagen derselben



Rückzug der französischen Armee.

und trauriger

Abberufung des Mar211

schalls Clauzel

VI. Algier

unter der Herrschaft Frankreichs.

des Generallieutenants



gier.



die Kabylen.

die Beni-Isser

kunft

Ernennung

des

und



Expedition gegen Beiida

Ueberfall von Reghaia.

Dellys.



Gefecht

Generals Bugeaud

TIemsan und an

die

Tafna.

Oran.

in





Züge gegen

am Buduau.



densschluss mit Abd-el-Kader. nerals Duvivier in Ghelma.

I.





Frie-

Unternehmungen des Ge-

Ankunft des Generals

remont im Lager Medschez-Ammar. Achmet-Bey.

An-

Zusammenkunft zwischen







Märsche nach

dem General Bugeaud und dem Emir Abd-el-Kader.

Sie

Al-

Wiedereinsetzung des Bureau arabe unter der Di-

rection des Capitäns Pellissier.

und



Damremont zum Gouverneur von



Dam-

Unteihandlungen mit

Die zweite Expedition gegen Constantine.

240

!E2xpedition naieli Constantine.

Das Lager Medschez - Ammai'. französisch -afrikanische Armee.

Der Herzog von Nemours. Feldhospitäler.



Achmet -Bey's am







23. September.

Ben-Zecri.

zum Aufbruch nach

Truppenschau.

Die



— Die

Der Angriff der Armee



Ein Abendessen bei

Capitain Levaillant.

Obrist Combes. — — HadscJii-Soliman. —

Constantine



General Damremont.

General Peri'egaux.

Lagerscenen.

dem Obristen Lamoriciere. — Zuaven. — Ein Deserteur. — Trezel.

— —



Die

General

Rüstung "261

Die Tölker der Reg^entschaft

Alg^ier.

JLPie Eingeborenen der Berberei zerfallen in sieben deutlich

von einander geschiedene Völker, deren jedes seine beson-

dere Abstammung, seine eigenthümlichen Sitten und Charakter-

züge

Die Meisten sind überdies noch durch Gesichts-

hat.

bildung,

Tracht

und

Sprache

geschieden.

Völker sind den mohamedanischen

dieser

der israelitischen

eines

,

Die Araber bilden

Religion zugethan.

Sechs

die grosse

Mehrzahl

der BeAvohner der Regentschaft Algier, und das jetzt im In-

nern

Auch

herrschende Volk.

Araber und

in Tripolis

drängen

oder

das zahlreichste

Amazirghs, Volk;

die

sie

die

Türken immer mehr

Nächst den Arabern bilden die

nach der Seeküste zurück.

Kabylen

Marokko herrschen

in

wie

sie in

Marokko

sind weit länger im

sie

heissen,

Lande

als

jene,

und bewohnen grösstentheils das Küstengebirge des At-

las.

Die

Mauren

gehören nebst den Kabylen zu den

sten Eingeborenen der Berberei.

und haben von

allen

Sie leben nur in Städten

mohamedanischen Völkern dieses Landes

Türken

die mildesten Sitten.

Die

die türkisch redenden

Kuruglis,

Herrschaft im Jahre 1830,

Moritz Wa&ner's

älte-

Algier.

II.

und ihre Abkömmlinge,

sind, seit

dem Sturze

ihrer

auf eine ziemlich unbedeutende 1

und wohnen

Zahl zusammengeschmolzen, den Küstenstädten und alle

Städte

des

in Constantine.

Landes

drückteste A^olksclasse.

aus

zerstreut,

Die

dem westlichen Sudan,

Juden

Die

und

Neger

nur noch in

fast

sind durch

bilden überall

stammen

nur sehr wenige aus Guinea.

Den

Einige sind freie Männer, die Mehrzahl Sklaven. benten Volksstamm bilden die die ihre eigene

bewohnen.

werbe

sich seit sellt,

Zu man

oder Beni-Mzab,

und drei Oasen der Sahara

jetzt

wo

sie

Ge-

fast allen

Nationen Europas ge-

namentlich in den Küstenstädten eine

merkwürdige Sprachverwirrung und tes

sie-

diesen sieben eingeborenen Völkern haben

1830 Ansiedler von

so dass

Mosabiten

Sprache haben,

Viele leben in Algier und Medeah,

treiben.

die ge-

grösstentheils

ein unbeschreiblich

Gemisch von Gesichtern und Röcken

die Schilderung der Völker dieses

findet.

Ich beginne

Landes mit der

sten und wichtigsten Nation, den Arabern.

bun-

zahlreich^-

I.

Die Araber.

^wischen dem liegt ein grosses

rothen

aber der bei weitem grössere

ühertrifft,

in

Golf

der europäischen Türkei zusammenge-

durch die Bezeichnung steinig oder

Während

persischen

Land, dessen Flächeninhalt den von Deutsch-

land, Frankreich und

nommen

Meer und dem

Theil

ist

sandig gebrandmarkt.

den Wildnissen Mittelasiens, in den Steppenlän-

dern der Tartarei doch wenigstens üppige Gräser den grössten Theil des Jahres hindurch wachsen, wird in der traurigen

Einöde jener Halbinsel die endlose Sandebene nur durch

steile

dürre Boden,

der

und nackte Berge unterbrochen, und der

weder Schatten noch Obdach

die

von den drückenden Strah-

Sonne verbrannt.

len einer tropischen

bien,

bietet,

Dieses

Land

Heimath jenes räthselhaften Hirtenvolks,

vor zwölfhundert Jahren die Begeisterung

ist

Ara-

welches

eines neuen Glau-

bens aus seinem Schäfer- und Räuberleben zur Eroberung der

Welt

hinaustrieb.

Arabien

ist

ein armes

Land, das

nie die

Habgierde von Eroberern durch Reichthümer reizen konnte.

Wohl

bestehen Sagen von alten Schätzen, welche

wüste bedeckt haben

sollen,

die

Sand-

und Agatharcides behauptet, dass

gediegene Goldmassen von der Grösse einer Olive bis zu der

einer Nuss dort auf der Oberfläche des Bodens gefunden wor-

das Silber zehnmal so theuer

den, dass das Eisen zweimal,

war,

das

als

Gold;

aber diese wirklichen oder erträumten

Reichthümer Arabiens

fallen

eine

in

uns unbekannte

Zeit.

Seine heutigen wenigen Producte können aus Mangel an schiffbaren Flüssen nur mit

Mühe

den Bergen

stürzt,

befeuchtet,

Luft verbreiten die Winde,

besonders die aus

dem Südwesten,

tödtlichen Dunst.

Die Sandberge,

heben und vernichten,

und durch

die

die jene

Winde wechselnd

Wogen

des Oceans ver-

ganze Heere sollen dort um-

Wirbelwinde im Sande begraben

Die seltenen dort wachsenden Bäume,

worden seyn.

Tamarinde und Acacia,

die auch

zeln schlagen, schlürfen nur mit

Nahrung

die

im dürrsten Boden Wur-

dem Thau

der Nacht einige

Ein kärglicher Vorrath von Regen wird

ein.

den Cisternen und Wasserleitungen gesammelt;

Mekka

in

Brunnen

die

und Quellen sind der geheime Schatz der Wüste, Pilger von

sogar

einen schädlichen,

werden den

glichen, und ganze Karavanen,

gekommen,

deren Wasser von

und von der durstigen Erde bald einge-

Statt erfrischender

saugt wird.

Der Boden wird

ausgeführt werden.

nur von einigen Giessbächen

undiden

widert nach manchem durstigen und schwü-

len

Marschtage der Geschmack des Wassers an,

ein

Lager von Schwefel oder Salz

geflossen

ist.

das über

So

ist

der

allgemeine Charakter des Bodens und Klimas von Arabien.

Doch

fehlt

es

dort auch nicht an Oasen,

Sahara den Schrecken der Wüste mildern.

die selbst in der

Besonders die

höher gelegenen Gegenden Arabiens, welche an den indischen

Ocean gränzen, sind weniger arm an Holz und Wasser. Die Luft die

ist

gemässigter dort, edle Früchte, wie die Dattel und

Weintraube,

haben

zu allen

gedeihen,

Zeiten

die

und der Kaffee und Weihrauch Kaufleute

der

Welt angezogen.

Wenn

Gegend mit den übrigen Theilen der

diese abgelegene

Halbinsel verglichen wird,

men

Glückliche

die

mag

sie in der

That den Beina-

auch haben ihr zu allen

verdienen,

Zeiten arabische Dichter sehnsüchtige Lieder geweiht.

Bewohner

sind

dort auch zahlreicher,

zum Heimathboden

nicht noch

und wäre

mächtiger,

als die

Die Liebe

die

Sehnsucht

nach einem grünen Lande der Palmenhaine und der Quellströme, so

würden

alle

dem Löwen Die

Stämme

wenden, und

sich dorthin

Wüste

die

lassen.

haben uns über Sitten, Le-

Schriftsteller aller Zeiten

ben und Charakter der merkwürdigen Bevölkerung Arabiens Mittheilungen hinterlasen. der Araber bei

Vor allem war

die Unabhängigkeit

Fremden und Eingeborenen

Gegen-

stets ein

immer

stand des Lobes, und die Theologen wollten dieselbe

durch eine Prophezeihung im alten Testament zu Gunsten der

Einige Ausnahmen, die

Nachkommenschaft Ismael's erklären.

weder abgeleugnet noch umgangen werden können, dieser Art von Beweisführung freilich

Provinz

Temen

sehr im

stehen

Wege.

Die

nach einander durch die Abyssinier, die

ist

Perser, die ägyptischen Sultane*) und die Türken unterworfen worden.

Die heiligen Städte Mekka und Medina haben

wiederholt

sich

beugt

dem Joche

eines

Wüste,

ihre Gezelte im Angesichte ihrer

müssen.

**)

Aber

diese

wo

ge.

Brüder aufgeschlagen haben

ist

Yemen wurde von einem Bruder

jocht, der eine Dynastie

nes, Hist. des

1.

sind

vorübergehend und

dem Joche der mächdes grossen Saladin unter-

von Kurden oder Ayubiten gründete.

Huns, tom.

Dio Cassius

Ismael und seine Söhne

Ausnahmen

beschränkt, die Masse der Nation

***)

Tyrannen

und die römische Provinz Arabien umfasst insbeson-

,

dere jenen Theil der

*)

scythischen

1, p. 425.

d'Herbelot

j).

(Guig-

477.)

LXVIII. Procop. de bello persico

1.

I,

c.

19.

tigsten

Die Heere des Sesostris und

Monarchien entgangen.

Cyrus, des Pompejus und Trajan vermochten die Eroberung

Der gegenwärtige Beherr-

von Arabien niemals zu vollenden. scher der Türken, oder in seinem

Namen Mehemed

wohl einen Schatten von Oberherrschaft ausüben, Stolz muss sich herablassen,

Volkes zu bewerben, greifen fruchtlos

Nächst der

waren

die

sich

welches

um

die Freundschaft

zu reizen

eines

anzu-

gefährlich,

ist.

oben erwähnten Beschaffenheit des Landes

Ursachen

dieser

alten

hatten ihre Nachbarn

der Araber ihr

Freiheit

Charakter und ihre Lebensweise.

Mohamed

mag

Ali,

aber sein

Viele

Jahrhunderte^ vor

im Angriifs-, wie im Verthei-

digungskriege ihre unerschrockene Tapferkeit schwer gefühlt.

Die leidenden, wie

werden

in

tenlebens

die thätigen Eigenschaften eines Kriegers

Arabien durch die Art und Gewohnheit des Hir-

von

selbst

und Kameele wird,

Weibern liche

überlassen,

ausgebildet.

Die Wartung der Schafe

namentlich in Zeiten der Fehden,

während alsdann

die kriegerische,

den

männ-

Jugend unter dem Banner ihres Emirs zu Pferde und

im Felde

ist.

Das lange Andenken

ihrer Unabhängigkeit ist

das sicherste Pfand ihrer Fortdauer,

Geschlechter werden zu bewahren

und die nachfolgenden

dadurch augefeuert

,

ihre

Abstammung

Wenn

und ihre Erbschaft zu behaupten.

Araber zur Schlacht vorrücken, haben nung des Sieges, hinter Ihre Pferde und

,

vor sich die Hoff-

sich die Gewissheit eines

Kameele,

Märsche zurücklegen

sie

die

welche ungeheure,

Rückzuges. ausdauernde

verschwinden vor dem Sieger

;

die ge-

heimen Brunnen der Wüste entgehen seinen Nachforschungen, und seine siegreichen Truppen werden bei Verfolgung eines unsichtbaren Feindes,

der ihrer Anstrengungen spottet, und

im Innern der Wüste

ein

unnahbares

Asyl

gefunden

hat,

durch Hunger,

Durst und Ermattung aufgerieben.

ben des arabischen Nomaden

ist

und wenn er

behrungen und Gefahren,

Das Le-

übrigens voll Leiden,

Ent-

sich auch zuweilen

durch Raub oder Tausch die Früchte der Industrie verschafft, so besitzt doch, wie ganz richtig ein grosser Geschichtsschrei-

ber bemerkt,

in

Europa ein gewöhnlicher Privatmann einen

bleibendem und angenehmem Luxus, der

an

der

Spitze

von

zehntausend

als

der stolzeste Emir,

Reitern

Feld

das

in

zieht.

Die Geschichtsschreiber aus

Justinian's Zeitalter

haupt die meisten alten Schriftsteller, schrieben,

und über-

über Arabien ge-

die

stimmen bei der Schilderung der Zustände

Charakterzüge dieses Volkes ziemlich überein, Eigenschaften,

die guten,

und

wie die schlimmen,

nach den Beschreibungen Niebuhr's, d'Herbelot's

und

fast alle

finden sich ,

d'Arvieux',

Burkhard's, auch hei den heutigen Arabern noch vor.

Neben

ihrer fest eingewurzelten Liebe für nationale Unabhängigkeit

und individuelle Freiheit, wurden ihre Ruhmliebe, ihre Enthaltsamkeit, ihr poetischer Geist, ihre Gastfreiheit,

zuweilen

auch Züge von Edelmuth und Grossherzigkeit besonders gerühmt.

Dagegen

Rachsucht,

ihr

blieben ihre Raublust und Geldgierde, ihre

anarchischer

Sinn,

die

Käuflichkeit

ihrer

Freundschaft und die Wandelbarkeit ihrer Treue, jenen, die

Verkehr mit ihnen gehabt, eben so wenig verborgen.

Der

Islamismus hat noch einige neue Laster und Tugenden hinzugefügt, aber den alten Grundcharakter fast unversehrt gelassen.

Die Religion der Araber bestand,

Erscheinen, des

sowie die der Indier, in Verehrung der Sonne,

Mondes und der Sterne

götterei!

vor Mohamed's



die schönste,

poetischste

Ab-

Die strahlenden Lichter des Firmaments leuchten

als das sichtbare

Bild der Gottheit.

Ihre Anzahl

und Ent-

fernung erregt in einem denkenden wöhnlichen Gemüthe

die

scheinen

einem ge-

selbst in

diesen

ist

festen

Raumes;

Bällen

aufge-

Verwesung und dem Verfalle unzugänglich

die der ;

ja

Vorstellung gränzenlosen

der Charakter der Einigkeit drückt,

,

die erhabenste Zahlen- und Messkunst, die sie

wohl

ohne BegriiF derselben in ihren Bewegungen ausüben, schei-

nen ihnen lebendig eingeboren,

ermuntert den

gebildeter Einfluss

Erde und

ihre

reiner

chen Zügen Hessen

eine nackte Erde. sich

sie

dass die

besondern

In ihren nächtli-

durch die Sterne leiten;

täglichen Stellungen

Nomaden wohl bekannt,

gelehrt, den

ihrer

ein-

Die astronomische Schule der Araber war

Himmel und

Namen, Ordnung und schen

Glauben,

eitlen

Bewohner der Gegenstand

Fürsorge wären. ein

und ihr wirklicher oder

waren dem

ihre arabi-

und die Erfahrung hatte ihn

Zodiakus des Mondes in acht und zwanzig Theile

zu schneiden,

und die

Sternbilder

durstige Wildniss durch heilsamen dieser reizenden

zu segneu,

Regen

welche die

erfrischten.

Anbetung der Himmelskörper hatten

ber je nach den verschiedenen

Stämmen auch noch

Neben die

Ara-

allerlei

abergläubische Ceremonien und Localgottheiten.

So war der Zustand der Araber, dallah,

den wir einfach blos

erschien.

Er war dem Stamm

der Haschem,

hamed durch

sie

versagt blieb.

keit,

ausgenommen

Er

besass

des Landes,

Mundart und

entsprossen.

eine Gabe,

vielleicht

dabei

die durch eine wohltönende

arabische

unter ihnen

seiner Gefährten zeichnete sich

persönliche Schönheit aus,

ten verachtet wurde,

Mohamed-ben- Ab-

der Koreisch und der Familie

einer der edelsten

Nach der üeberlieferung

als

Mohamed nennen,

die

Mosel-

von Solchen, denen

eine grosse Beredtsam-

Stimme,

durch die reinste

eine feurige Phantasie gehoben wurde.

Seine Zuhörer bewunderten seine imposante Erscheinung, sein

durchdringendes Auge, ein Antlitz, das jede Empfindung der

und Geberden, die jedem Wort seiner Lip-

Seele spiegelte,

Von

pen Nachdruck gaben.

Mohamed

Weibes Kadidscha, und brachte 28 Tage

seines geliebten

der Grotte ven Hera,

Der Glaube, den

dem Namen Islam

Mohamed

Hand

Mannes,

Stel-

Kämpfen

Der Koran,

Buch

ein

Glauben durch feuriges

ihren

Muth

gestählt

als

Führer

hatte,

voll sittlich

in

neue

die

den ersten,

Lehre

aus.

schöner Gebote und arger

war der Verbreitung

Widersprüche,

und

Anhänger jenes aus-

breiteten die

der

entflammt und ihren

glücklichen

Islamismus

des

Durch

Ueberredung und Gewalt gleich günstig. ligung des Genusses des Reichthums und

die

durch

Verwil-

der Schönheit auf

und die Verheissung der schmeichelndsten Freuden

eines künftigen Paradieses zog er

eben

so

viele

an, als er eifrige Bekenner begeisterte, für der

seiner

nur einen Gott

es giebt

Gottes Prophet.

ist

in der

serordentlichen

Erden,

in

predigte,

diesem religiösen Wahlspruch auf der Lippe

dem Schwert

Wort

er in der Folge

Wahrheit und einer

besteht in einer ewigen

in

schwärme-

in

seiner Familie und Nation

lung nothwendigen Erdichtung:

Mit

Mekka,

drei Meilen von

rischem Nachsinnen zu.

und

Jedes Jahr ent-

im Monat Ramadan der Welt und den Armen

zog er sich

unter

Jugend an war

seiner frühesten

religiösen Betrachtungen ergeben.

Lehre

in

Kampf und Tod

zu gehen;

Proselyten

die Verbreitung

denn die höchsten

Genüsse des mohamedanischen Himmels waren besonders den



sagt

Himmel und Hölle;

ein

„Das Schwert

Märtyrern des Glaubens aufgespart.

Mohamed



Tropfen Blut

ist

Sache vergossen, eine Nacht in Waf-

in Gottes

fen zugebracht,

Beten.

der Schlüssel zu

nützt

Wer immer

mehr, in

der

als

zwei

Schlacht

Monate Fasten und

fällt,

dessen Sünden

10

Am

sind verziehen.

Tage

werden seine Wun-

des Gerichts

den glänzen wie Scharlach,

duften wie

Moschus,

und der

Verlust seiner Gliedmassen wird durch die Fittige der Engel

und Cherubim

ersetzt

Wo

werden."

der Glaube an solche

Verheissung stark und feurig lebte, da war es nicht zu ver-

wundern, wenn siasten den

viele

Tod

Schwerter sich entblössten, viele Enthu-

suchten,

und die kriegerischen Erfolge der

Jünger einer solchen Religion ungeheuer waren. als

einem Jahrhundert wurden Arabien,

In weniger

Persien,

Syrien,

Aegypten, die Berberei und Spanien erobert; kein grösseres Reich hat sich je in so kurzer Zeit erhoben.

Mit der gros-

sen, entscheidenden Niederlage jedoch, welche die von einem furchtbaren

Wahne

Martell erlitten, ihrer

war

begeisterten

Mohamedaner durch Karl

es aber auch

Lehre geschehen.

um

die

Weiterverbreitung

Die Zuversicht des Erfolges wich

von ihnen, und der Islam hatte von jener Zeit an keine Aussicht

mehr, sich zur herrschenden Weltreligion zu erheben. Unter den Arabern der Berberei, deren Sitten und Cha-

rakter ich hier zu schildern versuche, verstehe ich die Nach-

kommen

jener funfzigtausend Familien reiner Araber,

im siebenten Jahrhundert den Nil überschritten,

Wüste durchzogen und im Gefolge san's

in

welche

die libysche

der Heere Akbah's, Has-

und Mussa's, nach Besiegung der Berber und Mauren

Numidien und Mauritanien

blieben treu,

im Allgemeinen

sich niederliessen.

der Lebensart ihrer Altvordern ge-

obwohl nicht zu leugnen

ein anderes

ist,

Land und Klima, und

fremden Völkern,

von

aller

ten, ist unwahr.

dass ihre Versetzung in ihre

Berührung mit vielen

auf sie nicht ohne Einfluss geblieben

nicht ohne Einfluss bleiben konnte. überall

Dieselben

Dass

sie sich

ist,

ganz und

Vermischung mit den Besiegten rein

erhal-

Obwohl im Allgemeinen ziemlich scharf und

n Kabylen und Mauren geschieden,

deutlich von den

manchen Stämmen

auch bei so

doch

Mehrere Kabylenstämme

der

der Araber vor.

herrscht Sprache,

Band

Typus und Tracht bei Dellys ist

wie ich aus

zuverlässigen

berberisch,

Angaben von Renegaten dritten

Unter den Kabylen der

Der Stamm der Amrauah's halb

arabisch,

lialb

es

fehlt

Uebergäugen.

Provinz Constantine sprechen,

wie schon Shaw bemerkt, arabisch.

Umgegend von Ghelma

nicht an

und was auch Pellissier im

erfuhr,

seiner Aiinales algerierines bestätigt.

fand ich in Sitten,

Endlich

Physiognomien und Tracht der Hadars

(Mauren) von Mascara die grösste Annäherung zu den AraUeberdies

bern.

ist es

auch bekannt,

dass

Kriegen, welche diese Länder heimsuchten,

bei den häufigen viele

maurische

Städtebewohner nach der Zerstörung ihrer Häuser genöthigt

wurden

,

bei

den arabischen Stämmen

Asyl zu suchen,

und entweder für sich

in der Wildniss selbst

bern wurden, oder mit den Stämmen sich vermischten. ser

Fall wiederholte sich auch

seit

1830 mehr

als

Die Kabylenbevölkerung der Stadt Arzew mischte die arabischen

Bewohner der Ebene

Mostaganem nahmen

men am

Schelif.

ihre

ein

ganz zu Ara-

Ceirat; viele

Dieeinmal.

sich unter

Mauren von

Wohnplätze mitten unter den Stäm-

Pellissier schätzt die

Zahl der

1830

seit

nach dem Innern ausgewanderten und mit den Arabern ver-

mengten Mauren auf 10,000 Familien.

Doch gehören

Vermischungen immer nur zu den einzelnen Ausnahmen

im Ganzen

hat sich der arabische

Volksstamm von

diese ,

und

allen übri-

gen Volksstämmen der Berberei am reinsten erhalten, seine ursprünglichen Sitten

am

Zweifel der homogenste,

kräftigste

reinsten bewahrt,

und

ist

hat

ohne

Theil der Bevölkerung

der Regentschaft Algier.

Die Geographen und Geschichtsschreiber unterscheiden

m

12

dem

nach

Volk

arabischen

Lebensart zwei

seiner

die sesshaften Araber, die den

Classen:

grosse

Boden bebauen oder

Handel treiben und in Städten oder Dörfern an festen Wohn-



sitzen leben

ben

und

,

wandernden Beduinen,

die

gelegentlich

die Viehzucht trei-

auch vom Raube leben.

Schlosser

bemerkt mit Recht, dass nur jene eine eigene Geschichte, die

Nomaden sie die

Wüste aber nur Genealogien haben,

der

Gegenden,

denen

in

sie

so lange

herumziehen, bewohnen, aus-

serhalb dieser aber sich unter andern

Stämmen

Die

verlieren.

Bedawi,

Araber von Algier kennen das Wort

welches in

der rein arabischen Sprache so viel als „Landbewohner"

und aus dem unser

deutet, nicht.

Name „Beduine"

und deren Zahl

welche sich in Städten festgesiedelt haben,

kaum

sich

den

,

,

sie

geben.

Namen Hadars

übrigens allen Stadtbewohnern

Lebensgewohnheit und

so weit der anbaufähige Boden reicht

gewissen Bezirk bewegt, genannt,

bezeich-

auch den Mau-

ohne

Blad-el-Dscherid,

sind

jene

dass sie sich,

immer nur

Ursachen

nicht

Araberstämme,

im Kobla und

dort

,

den eigent-

in

einem

und dieses Stammgebiet, „Uthan"

ausserordentliche

Beduinen

Wüste wohnen,

Sitte

doch mit dem Unterschied,

Beduinen;

Eigentliche

,

Die grosse arabische Landesbevölkerung Alge-

riens nähert sich in lichen

wer-

auf einige hundert beläuft,

den von ihren Landsleuten mit dem

ren

ist,

Sie nennen sich durchgehends el-Arbi; nur die sehr

wenigen Araber,

net

be-

abgeleitet

in

verlässt-

welche im

den Gränzstrichen der

wenig oder gar keinen Ackerbau

trei-

ben, und nur mit ihren Heerden von Kameelen und Schafen

nach Weideplätzen umherziehen. ses

Landes

ist

Die Sprache der Araber

ein Idiom der reinen Arabersprache,

die-

und wird

von den Aegyptern nicht ohne einige Mühe, von den Syrern

und den Bewohnern der grossen Halbinsel noch schwerer ver-

13 standeu.

Doch

man

findet

jedem, auch noch so verdorbe-

in

nen Worte den arabischen Stamm

leicht heraus.

Die Araber derBerberei sind

Sie übertreffen alle mir bekannten Völ-

ner Menschenschlag.

ker Europas,

Ausnahme der Westphalen und

mit

vielleicht

Tyroler, an Grösse; auch sind

und von sehr dicken Individuen

sehr selten,

den Tausenden,

Es

ein Menschenschlag,

ist

des Körpers bewahrt hat.

bräunte Gesichtsfarbe,

den sein

Bewegung

mel, seine einfache, gleichmässige

Haltung. der

;

und nur

sie

ihr

sie

auf

bis zu

den Füssen

tragen den Haikh auf

dem

in

das kahle Haupt

Wolle gewebt,

gewöhnlich weiss,

geduckter

in

Hemd

umhüllt,

und

Die gemeinen Araber ;

die

Vornehmen

tra-

statt

des Turbans dient,

Ueber den Haikh, der meist

befestigt.

bei

eben so kühn

Der Haikh wird durch einen

ist,

weiten, wallenden Mantel, den rer

ist

einem weissen Haikh,

blossen Leib

braunen, kameelshärenen Strick, der

um

Zähne

dem Pferd, Kameel oder

reicht.

gen ihn über dem Unterhemd.

von feiner Wolle gesponnen

Ihre

stehen.

den Kopf weit vor,

Kleidung besteht

Umgebung

schwarzes Auge hat einen

den ganzen Körper wie ein weites

vom Kopf

Ausartung

alle

in der

Ausdruck, ihre Haltung

nur wenn

beugen Ihre

un-

Him-

tragen kurze Barte und Schnurr-

sie

und schön,

stolzen, furchtlosen

Wohnen

unter freiem

Kost gegen

des Wirbels bleibt ein langer Büschel

und imponirend

unter

Die Araber haben eine sonnenge-

barte, ihr Haupthaar rasiren sie,

sind sehr weiss

mir,

ist

man

sieht

nicht ein einziges vorge-

die ich gesehen,

ter luftigem Zelt, seine vielfache

Esel sitzen,

gleichmässigerer

alle viel

sie

Ganz magere Araber

Statur, als die Europäer.

kommen.

ein kräftig gebauter, schö-

ziehen

Bernuss

die

Araber einen

an, der

von gröbe-

den Stämmen der Provinz Constantine

in den westlichen Landestheilen

,

wo

die

14 schwarzen schwarz

Schafe

vorkommen

zahlreicher

viel

Die Kapuze

ist.

,

häufiger

,

ganz ohen an diesem

die sich

Wollmantel befindet, ziehen die Araber bei regnerischer Witterung ganz über den Kopf.

Die nackten Beine der Araber

Um

werden von dem Bernuss umhüllt.

gewendet

Alle Häuptlinge

sind.

Araber tragen

statt

Füsse binden

die

mit Stricken ein Stück Ochsenhaut, dessen

sie

Haare nach aussen

und überhaupt vornehmen

dieser armseligen Fussbekleidung hohe,

Die meisten

sehr hübscher Form.

gelbe Reiterstiefel von

Scheikhs tragen auch weite Beinkleider, und einige der mäch-

Westen, wie

tigsten Stammhäuptlinge goldgestickte

Tür-

die

ken, doch in der Regel nur bei sehr feierlichen Gelegenheiten,

B. während der Beiramtage.

z.

ber besteht in einem

Die Kleidung der Wei-

weiten Wollhemd mit kurzen Aermeln,

das sie mit einem Strick

um

den Leib gürten,

ihre langen

Haare unordentlich

hüllen häufig ein buntes

und Gesicht

Arme und Beine

sie

tragen sie dicke

Zöpfen geflochten

dergleichen

sie

und

vom

zwölften Jahre

mit

Henna

Um

braunroth.

Spangen,

ungeheure Ringe,

Schmuck.

,

Beine, Brust

Reichen, von Kupfer oder Eisen die Armen.

Ohren hängen

die

Sie tragen

das Haupt.

tatuiren sie sich gewöhnlich

und ihre Nägel färben

an,

in

Tuch um

um

und

Brust mit grossen eisernen Nadeln befestigen.

von Silber die

Auch an

die

und lieben überhaupt

Obwohl der Koran

allen

Weibern

Schleier zu tragen befiehlt, so gehen doch sämmtliche Arabe-

rinnen,

mit

Ausnahme der Frauen der

die sich streng an die Gebote

gefeiertsten Marabuts,

des Propheten halten,

unver-

Bei ihrer arbeitvollen Lebensweise und ihrem bestän-

hüllt.

digen

Wohnen

unter der heissen Sonne wäre das Schleiertra-

gen für Araberinnen eine unerträgliche Last.

Die grosse Mehrzahl der Araber wohnt unter schwarzen,

]5 von Kameelhaaren gewebten Zelten, die gewöhnlich in Grup-

pen von zehn

bis

oder bewegliches Dorf bilden.

In der Provinz Oran und im

Süden der Provinz Constantine drei- bis vierhundert Zelten

giebt

sie bilden

;

es

In jenen Landes-

theilen herrscht das Araberleben in seiner grossen

während

die elenden

Stämme

Duars von

solche

einen Kreis, in dessen

Mitte die Heerden eingeschlossen werden.

lichkeit,

D aar

zwanzig beisammen stehen, und einen

Eigenthüm-

der Metidscha bei Al-

gier in armselige Duars von höchstens zwölf Zelten zerstreut

Einige wenige Stämme, wie ein Theil der Beni-Kha-

sind. iil

und Khaschna bei Algier, haben die uralte

wohnung noch

abgelegt, und sich dafür Strohhütten gebaut von fast

elenderem

Ansehen.

Sie stehen gleichfalls zu bilden

kleine Dörfer,

Daschkrahs ist

hang getrennt.

wenn

gesagt,

die

Diese Hütten zehn

die

bis

zwanzig beisammen,

Das

in

der

und

Ebene,

Zelt oder die Hütte

zwei Gemächer durch einen härenen Vor-

In das eine ziehen sich gewöhnlich die Frauen ein Gast den

Eheherrn besucht, obwohl, wie

Araberinnen keine besondere Scheu haben,

den Fremden sich sehen zu lassen. äusserst

Gurbi.

heissen

man Dschimas

im Gebirge nennt.

gewöhnlich in

zurück,

Sitte der Zelt-

wenig Geräthschaften.

vor

Die Araber besitzen nur Einige Decken

von Palm-

blättern geflochten, einige Schafhäute, mit denen sie

in

küh-

len Nächten sich bedecken, ein Dutzend irdene Gefässe, worin

Wasser, Milch und Butter aufbewahrt werden, digsten

Werkzeuge zum Weben der Bernusse,

Handmühle zum Mahlen des Weizens, Pferdezeug,

nung

dies

ist

fast die

endlich

die

nothwen-

eine kleine

Waffen und

ganze Ausstattung der

Woh-

eines Arabers.

Jedes der Zelt- oder Hüttendörfer steht unter dem Befehl eines

Scheikh

oder

Schekh,

in

dessen Familie diese

16

Würde

häufig erblich

Dreissig bis vierzig Dörfer bilden

ist.

gewöhnlich einen Stamm

Namen

(Enkel),

Das Oberhaupt

Mussa [Moses]).

drei-

Namen Kaid.

bis

sowie auch

Hauschs,

den

viele

Kampf

führen können.

bewohnen häufig

Scheikhs,

um

welche dann die Duars gruppirt

Der Kaid

hat das oberste Richteramt und

Märkten

den Vorsitz bei

grossen Versammlungen,

wo

Zank und Schlägereien kommt,

es

leicht

zu

genug

Einmischung

oft

Scheikh übt

das

Scheikhs führen

wo

sie

besonders

in

in's

Der

Commaudo im Kriege,

ihrer Reiter stehen, und ihr als sie persönliche

Feuer gehen.

Neben

seinen religiösen Adel,

deren Einfluss häufig das Ansehen

hat jeder

Marabuts,

die

aller

An-

Tapfer-

diesen Edlen

des Krieges, welche die weltliche Autorität üben,

Stamm auch

etc.,

und seine

Kaids und

seinem Duar.

auch das

immer an der Spitze

keck

bei

Anspruch genommen wird.

in

Richteramt

sehen nur so lange geachtet wird, keit zeigen und

Stammes

Scheikhs bilden eine Art Adel unter dem

Kaids und

arabischen Volke.

Nachkommen

eines ganzen

von Bäumen und Cactushecken umgeben,

steinerne Häuser,

sind.

Maadi

giebt solche Häuptlinge, welche

viertausend Reiter in

Diese Kaids,

sogenannte

Es

UM

B.

z.

(Söhne des Maadi), oder Beni-Mussa (Enkel,

führt den

in

Sie führen

ihrer ursprünglichen Familie gewöhnlich das

Wort Ulid (Söhne) oder Beni des

welche

,

Stämme

so namentlich die

Gegenden der Provinz Oran.

den fruchtbarsten vor dem

Stämme

es giebt aber auch

;

einige hundert Duars zählen,

weltlichen

vor

Grossen

erbleicht.

Hamdam-Ben-Othman-Khodscha, steller,

leitet

Marabat) von

die

Etymologie

Rabata

den, verpflichtet

her,

heisst.

des

ein maurischer Schrift-

Wortes Marabut (arabisch

welches im Arabischen

„Der Marabut



fügt

gebun-

Hamdam

17 etwas

in

Erläuterung

seltsamer

bei

Verpflichtung eingegangen, nur Tages einen Marabut

um mir

dessen

Würde

dem

eines

Allah die

bei

Wohl

seiner gläu-

seines

Stammes

vorstellte,

Ich glaube in der That,

dass

nicht besser verdolmetschen kann,

als

aber es

ist

mit

nicht das blosse Priesteramt,

Die Ehrfurcht,

das sie zu Marabuts macht.

die

man ihnen

hängt hauptsächlich nur von ihrem frommen Wandel,

zollt,

ihrer Enthaltsamkeit,

Wohlthätigkeit,

endlich

von ihrem Talent und ihren Kenntnissen

ab.

auch sehr

Zum

lesen und

Leben rabuts

auslegen kann,

rauchen

Ma-

durch Unterdrückung der Leiden-

und

nie),

Ko-

dass er ein zurückgezogenes

führt, sinnlichen Genüssen möglichst entsagt (die

schaften,

viel

Berufe

eines Marabuts gehört vor Allem, dass er schreiben, den

ran

man

Die Marabuts versehen zwar auch

„Heiligen."

den Priesterdienst,

rief,

zu erklären, in der Lingua franca mit

Nachdruck aus: Santosl den Marabuttitel

hat

für das

Ein Scheikh der Garrabas, der mir

digen Brüder zu leben," eines



durch Führung eines frömmern Wandels den übri-

gen Arabern

ein schönes Beispiel giebt.

dieser Pflichten, so

ist

erbliche Titel bleibt, doch

Unterlässt er eine

obwohl ihm der

es,

um

seinen Einfluss geschehen.

bedeutenderen Marabuts haben Seminare oder sie

junge Leute unterrichten.

fig

eine

grosse

Familie

in seiner

Die

Ghetnas, wo

Sie versammeln dort auch häu-

Menge Andächtiger

und ihre Einsiedeleien sind für

alle

zu Predigt und

Unglücklichen

Gebet,

ein Asyl,

welches selbst die brutale Tyrannei der türkischen Beys nur sehr selten und nie ohne Gefahr für sie zu

Das Leben und Wirken der Marabuts so schön und lohnend



sie

ist

verletzen wagte.

für sie selbst eben

haben die einmüthige und innige

Verehrung ihres ganzen Stammes oder Volks für sich für die

Menge

voll

Moritz Wagner^s

Segen und wohlthätiger Folgen. Algier.

II.



als

Wieviel 2

18 Blut wird gespart, wie viele Verbrechen werden gehindert, wie viele

Feinde versöhnt durch das Dazwischentreten des Marabuts! so rachsüchtigen,

Bei einem so reizbaren,

wo

Volke,

weit unbedeutendere Beleidigung,

oder selbst eine

Pferdes, oft

anarchischen

so

die Verführung eines Weibes, der Diebstahl eines

ganze Stämme in wilde Fehde verwickelt, und die fürch-

terliche

len

Aufregung der Parteien nur

zu können scheint,

ist

küh-

in Blutströraen sich

Rolle eines Friedensstifters

die

eine gar edle und preiswürdige;

er

tritt

mit eigener Lebens-

gefährdung zwischen kämpfende Gegner, welche die Leidenschaft taub

gegen vernünftiges Wort,

des Bluts macht

und denen

die nicht auf die

,

allein

gegen

fühllos

sie

Bande

Stimme des Bruders hören,

nur die Erscheinung des heiligen Einsiedlers,

vor dessen ernstem Blick der Yatagan sich senkt, niren,

die

zu impo-

Der Ein-

zu milderm Sinn zu bringen vermag.

der Marabuts verhindert zwar nicht den häufigen Aus-

fluss

bruch der Fehden, aber ihr zeitiges Einschreiten lässt es sehr selten zu starkem Blutvergiessen

in so

ernsten und

Vermittler

gefährlichen

und Versöhner,

alle Verhältnisse,

er

schlichtet

seine

sein

Regel wenig Segen.

litairs

gekannt, die in die

Rath den Geistesschwachen,

Wort

bleibt selten

ganz ohne dies

Ich habe viele französische Mi-

Hände der Araber

gefallen waren,

die Leidensgeschichte ihrer Gefangenschaft mir erzählten.

Sie wurden gräulich misshandelt, die

der Marabut

Stimme missachtet wird, bringt

in der

und

ist

allein

auch die Händel der Einzel-

giebt

Trost den Unglücklichen;

Wirkung, und wo

Momenten

nicht

sein heilsamer Einfluss dringt in

mildert den Hass,

nen,

Doch

kommen.

Weiber schmähten

warfen

wären

sie unter

in

sie

die

und spieen

Männer schlugen sie

sie,

an, die Kinder be-

Verwünschungen mit Koth und Steinen;

wenigen Tagen den dualen erlegen,

sie

ohne die Da-

19

An

zwischeiikuDft der Marabuts.

fanden

diesen frommen

Männern

Beschützer; es waren auch die Einzi-

sie die einzigen

gen, deren Schutz ihnen elwas nützen konnte, denn ein Aufwallen

von Erbarmen und

Grossmuth

einem

bei

gemeinen

Araber würde der taube, fanatische Grimm der grossen Mehrzahl seiner Landsleute überschrieen haben.

zwar immer geneigt,

gegen sein

Dschad

den

tzen; aber vor

dem

ist

Kampf"

und in flammenden Worten

die Christen zu predigen,

Volk aufzureizen,

Der Marabut

oder „heiligen

das Blut der Ungläubigen zu verspri-

entwaffneten, gefangenen, gebeugten Chri-

Die höhere Bildung, der verständi-

sten erlöscht sein Hass.

gere Glaube, häufige religiöse Betrachtungen, dann besonders die Gewohnheit, bei seinem wilden densstifter

wisse

Volke beständig den Frie-

und Versöhner zu machen, haben in ihm eine ge-

Milde geweckt,

die

den übrigen Arabern fremd

und wenn er gleich zum

Streite

genen „Rummis",

selbst mit in

und

kämpft, so ruft doch der bens sein Mitleid an.

nen

men,

sich

weigerten,

schützten sie

Misshandlungen.

mahnt gegen die eingedrun-

die

den vordersten Reihen

unglückliche Feind

Auch wenn

die

ist,

selten verge-

die französischen Gefange-

mohamedanische Religion anzunehMarabuts

doch immer noch

gegen

Wendelin Schlosser*) und seine ünglücks-

gefährten wurden, obwohl sie Christen blieben, von Sidi- Ali-

ben -Aissa, einem berühmten Marabut vom Stamm der Flissa,

immer gütig die vor den

Aufnahme

behandelt.

Einige

Gefangene

in

Constantine,

Grausamkeiten des Beys Achmet flohen,

bei den

Marabuts der südlichen Stämme,

fanden

und der

"*) Wendelin Schlosser, ein Soldat der Fremdenlegion, wurde im Jahre 1834 von den Arabern gefangen und zu Achmet -Bey gebracht, in dessen Diensten er einige Jahre verlebte. Dieser Deutsche hat seine

Schicksale in einer im Jahre 1839 erschienenen Schrift erzählt.

2*

20

Tyraun wagte

türkische

nicht, das geheiligte

Asyl jener Ein-

Das Andenken an Sidi-Mohamed-Mu-

siedler zu verletzen.

barek, den berühmtesten Marabut der Provinz Algier,

wird

von Allen, die ihn kannten, worunter viele Europäer waren,

Er

innigst verehrt.

w^ar ein milder Greis, der seinen grossen

Einfiuss, den er über alle

immer nur

Stämme der Provinz Algier

folgungen, die er unter

dem despotischen Herzog von Rovigo

seine jahrelange

zu dulden hatte,

gegen die Christen nicht

erbittert,

ger Rovigo's , General Voirol an's

Ende

med

scheute sich nicht,

seines

besass,

Die ungerechten Ver-

in friedlicher Absicht übte.

Lebens

als

,

Einkerkerung, hatten ihn und er blieb dem Nachfol-

der ihn in Freiheit setzte, bis

Freund zugethan.

Sidi-

Moha-

auch über religiöse Gegenstände mit

den Europäern zu streiten,

und that dies

ohne Heftigkeit.

habe Marabuts von den Stämmen der Ariben, Beni-

Jch selbst

Urschin, Duairs und Zmelas persönlich

und freute

gekannt,

mich ihres sanften Umgangs und ihrer gemüthlichen Unterhaltung.

Wenn häuslichen

übrigens auch der Einfluss

Angelegenheiten

günstiger und heilsamer

ist,

ihrer so

der Marabuts auf

Landsleute ein

darf

man

die

durchaus

sich doch auch die

Da

Kehrseite ihres Charakters nicht verbergen.

ihre

Macht

durchaus auf den religiösen Sinn der Araber sich gründet, da mit

dem

rauhen,

Erschlaffen

des festen und feurigen Glaubens dieser

aber frommgläubigen Wilden es

unbestrittenes

bald

um

ihr jetzt

Ansehen und ihren schrankenlosen Einfluss im

Lande geschehen wäre, esse betheiligt, ihr

so

sind sie durch ihr eigenes Inter-

Volk von jeder Art Aufklärung, von jeder

Reform, ganz besonders aber von jedem nähern und vertrautern

nen

Umgange der

mit den Christen fern zu

Araber

unter

Europäern,

halten,

ihrer

dem Woh-

etwaigen

Ver-

21 Schmelzung aus allen Kräften entgegenzuwirken, und zu verhüten, dass der Fanatismus durch langen Frieden und freundlichen

Verkehr mit den Europäern

Es

nicht zu leugnen,

ist

je

völlig

einschlummere.

ohne die fanatischen Stimmen

dass

der Marabuts viel Unglück, viel Blutvergiessen erspart worden

wäre, ten

wo

üeberall,

die

Franzosen auf bedeutenden, compac-

und dauernden Widerstand

stiessen,

Priester an der Spitze der Feinde.

war gewiss

Auch

einer jener

Edlen aus der

die

Classe der Krieger suchten manchmal im Innern sich mehrere

Provinzen zu unterwerfen,

ein

arabisches Reich zu gründen

und den Widerstand gegen die Franzosen im Grossen zu

Aber

ganisiren.

ihre Plane scheiterten an der Rivalität

dem Neid anderer Häuptlinge; Grossen gelang es,

Stämme, auszudehnen,

keinem dieser kriegerischen

Ansehn weiter,

sein

or-

und

während

sich

auf ein paar

als

dem jungen Sohne des

Marabut Sidi-Mahiddin Alles ohne grosse Opposition unter-

Der

warf.

alte

Mustapha-ben-Ismael, Kaid der Duairs und

Zmelas, hatte schon zur Zeit der Türkenherrschaft die eines

Aga

Er war von

der Araber versehen.

Würde

jeher einer der

berühmtesten Krieger des Landes, von einer Hoheit der Gestalt,

wie

sie

W^enigen verliehen,

ein

Mann,

scher geboren schien, voll Energie und Muth,

der

zum Herr-

dabei hochbe-

jahrt, erfahren, vertraut mit den Angelegenheiten der

Dieser

Häuptling

war

in

der

ersten

Stämme.

Zeit Abd-el-Kader's

furchtbarster Widersacher, und führte alle seine Parteigänger

gegen die aufkeimende Macht des Emirs der Haschern in den

Kampf.

Aber der

jungen Marabutsohn, und

nen verlassen,

in

Held erlag sehr schnell gegen den

alte

flüchtete sich, bald

von

den Meschuar von Tlemsan,

den Franzosen sich in die

Arme

warf.

all'

wo

den Seier später

Die arabischen Krie-

gerhäuptlinge sind für die Franzosen weit weniger gefährliche

22 Gegner,

Jene haben neben dem

als die Marabiithäuptlinge.

welche diesem die

Fanatismus noch andere Leidenschaften,

Wage

Sie sind herrschsüchtig, geldgierig, weniger

halten.

strenge. Beobachter der Koraugebote; sie lassen sich ziemlich leicht

durch Bestechung gewinnen, und Eifersucht und Miss-

gunst gegen ihre Rivalen sind zuweilen mächtiger in ihnen, alle

religiösen

Glauben

entweder

als

wirklich

weltlichen Grossen,

Erkennen

um

sie die

Die Marabuts sind ihrem

Rücksichten.

eifriger

viel

zugethan,

oder sie müssen es wenigstens scheinen.

Herrschaft der Christen an, so

ihren geistigen Einfluss geschehen.

Sie können wohl für

aber nimmermehr sich ihnen unterwerfen.

Als der Capitän

welcher zu Abd-el -Kader in Auftrag der französi-

dem Emir

schen Regierung gesandt worden, seine

gleich

ist es

zum Frieden mit den „Rummis" mahnen,

eine gewisse Zeit

Alegro,

als die

Prätensionen

etwas

herabstimmen,

er

rieth,

möge

und sich zu einem

geringen Tribut gegen den König der Franzosen,

als seinen

Oberherrn bequemen, da antwortete jener: er würde morgen

von

all'

den Seinigen verlassen seyn, wenn er heute Tribut

bezahle.

Was

ich oben

von dem Charakter der Marabuts gesagt,

gilt namentlich von jenen, die unter ihrem Volk in besonders

hoher Verehrung stehen, ist.

zu

deren Einfluss nicht mehr bestritten

Sidi-Mohamed-Mubarek Flissa,

Sidi

Männer, welche

-

in Coleah,

Sidi-Abdherahman

Mahiddin in Mascara waren wirklich edle

sich über ihr Volk,

wenn

nicht durch einen aufge-

klärtem Geist, doch durch ihre Tugenden erhoben. Nicht dividuen aber, welche sich den Titel sind auch der

Mraba t (Marabut)

That nach Heilige.

Es

alle In-

beilegen,

giebt unter

diesen

Marabuts auch manche wirklich verrückte Menschen, manche Heuchler, die beim öiFentlichen Gebete die frömmsten Gesich-

23 ter

schneiden und im Staub sich krümmen, während sie heim-

Wollust und Habgierde fröhnen,

lich der

wenig Charlatane unter ihnen, allerlei

Gauklerkünsteu täuschen

die den grossen

Trug

durch

lieber

und Beispiele der Tugend

nen suchen.

Ich

häusler

unter

Gestalt,

mit

Macht und Reichthümern

auf die

Menge

Einfluss zu gewin-

sah auch mehr als einen wirklichen Toll-

sogenannten

diesen

manche wüste

Heiligen,

irren, stechen-

welcher nur eine gewisse mitleidige Ehrfurcht

Aber Ruf und Ansehen

von den Arabern gezollt wurde.

cher Marabuts, vierten und fünften Rangs, deren zahl

giebt

Alle

jene

,

geht selten grossen,

oder

gefeierten

durch eine Milde und Liebe, erinnert, wirklich jeue

Volk

in so rührender

nie

der

sol-

Un-

es eine

über ihren Duar hinaus.

Marabuts dagegen verdienen die

ganz an das Christenthum

hohe Verehrung, die ihnen ein ganzes

Weise

zollt.

Kaids und Scheikhs bilden

Marabuts, den Orden

eine

,

durch ein ascetisches Leben

als

Schmuz und Ungeziefer bedeckt,

den Blicks,

Haufen mit

sich besessen stellen

,

erkünstelte Sprache führen, und, nach lüstern,

es giebt auch nicht

in

den Stämmen

Grossen (Atsal-el- Kebir),

welche

als

Richter bei Streitigkeiten, als Stimmführer im Rath und als

Befehlshaber im

Kampf

ihre Ueberlegenheit geltend machen.

Die weltlichen Grossen erlauben

sich

auch zuweilen kleine

Erpressungen, namentlich auf den Märkten, doch immer nur auf indirecte Weise, so dass der Profit, den sie bei solcher

Gelegenheit zu ziehen wissen, eigentlich mehr einem Betrug als einer

Erpressung gleich

fallen freiwillige

Abgaben

sieht.

Den

reichlich zu.

sten auch sehr wohlhabend,

gefeierten Marabuts

Daher sind

und im Stande,

die

die

Mei-

Gastfreund-

schaft an ihren zahlreichen Besuchern in weitem Sinn zu üben.

Die Vorrechte

dieses

„Stammadels" der Krieger und Heiligen

24 haben übrigens sehr enge Gränzen,

und mir

ist

kein Volk

der Welt bekannt, bei welchem im Allgemeinen mehr GleichAlle Marabiits sind gekleidet wie der gemein-

heit herrschte.

Araber,

ste

ja

oft

zeichnen

sie

Schmuz,

der über einen Flächenraum von mehr gebietet,

kann,

durch noch grösseren

sich

durch noch mehr Zerhimptheit aus.

Abd-el- Kader,

6000 Quadratmeilen

als

und 40,000 Reiter unter seiner Fahne versammeln

wie mir die

ist,

HH.

Varnier,

Daumas und andere

oft

gesehen,

versicherten,

Franzosen, welche ihn so

unter

einem Haufen gemeiner Beduinen nicht von den Andern zu Als General Bugeaud mit

unterscheiden.

der Tafna

zusammentraf,

schmuzigen Bernuss, in

diesem Fürsten an

trug derselbe einen abgetragenen,

Nur

wie der ärmste seiner Begleiter.

Waffen und Sattelzeug der Pferde zeigen Kaids und Scheikhs

etwas mehr Luxus,

als

Bei feierlichen Ge-

andere Araber.

legenheiten, namentlich an den Beiramtagen, kleiden sich auch

einige Häuptlinge in etwas feinere Stoffe, ziehen weite Bein-

kleider wie die ist

dies

Türken und

keineswegs ein

goldgestickte

Vorrecht

Westen an;

wohlhabende Araber kaun das Gleiche thun. treiben auch dieselbe Beschäftigung, wie

Der Kaid schämt

sich nicht,

zu holen, es mit eigener zu braten.

Er

bringt,

ein

Hand wie

den Wollbernuss,

all'

Die

Grossen

ihre Landsleute.

Stück seiner Heerde selbst

zu schlachten,

die übrigen

oder Getreide auf den Markt.

doch

der Häuptlinge, und jeder

Sein

und am Feuer

Araber, sein Vieh

Weib webt

zu Hause

kocht den Kuskusu, und holt Wasser

am

Brunnen; sein Sohn hütet mit den anderen Jungen des Stam-

mes

die Heerden.

Die Araber sind sehr

höflich unter einander;

ren sich beim Begegnen auf

und

bringen

dann

ihre

sie

berüh-

die

Hände,

zum Munde.

Die

dem Wege gegenseitig

eigene

Hand

25 Fragen:

Wie

„Wasch

halek?

Wasch

(Wie

hinta?"

geht's?

steht's?), werden beiderseits wenigstens sechsmal wieder-

und auf diese folgen weitere ceremonielle Fragen,

holt,

dass

immer einige Minuten vergehen,

ches

Gespräch entspinnt.

so

ehe sich ein eigentli-

Die ernsten und wilden Gesichts-

züge gewinnen dabei einen recht milden und freundlichen Ausdruck, und fast

Augenblicken möchte man dieses Volk

in solchen

liebgewinnen, wäre die Kehrseite seines Charakters we-

niger entsetzlich.

Zwischen den gemeinen Arabern und den

Häuptlingen

Begrüssung ganz die gleiche, Hohe und

ist

die

Niedere behandeln sich höflich und

Marabuts wird zuerst die Hand geküsst; aber dann ohne

Den grossen

herzlich.

der Besucher

dert mit ihm unbefangen und vertraulich.

auch bei Abd-el -Kader,

Derselbe Fall

Ueberhaupt bringt menschliche Macht

diese Gleichheit erhebt.

zaghafte Furcht

kühne Haltung,

zwingt ihm

Er

ab.

verliert

Lage

in keiner

seine

und schlägt sein Auge so wenig vor dem

Glänze des Sultanthrones, nieder.

ist

den die Sultanswürde nicht über

und Grösse den Araber nicht aus der Fassung, nie

nimmt

Ceremonien neben ihm Platz, und plau-

alle

Die Worte,

als

die er in

„Mein Sklave

,

warum

vor

dem Yatagan

AUah's

Mund

fürchtest du

des Henkers

legt:

meinen Sklaven?

„Steht sein Leben nicht in meiner Hand,

wie das

deinige?"

athmen dieses Gefühl der Menschenwürde des Arabers schön

und energisch. er

gefangen

Ich

sah bei

Dasselbe Gefühl verlässt ihn auch nicht, wenn

dem Feind oder dem Richter gegenübersteht. Beiida

im Mai

1837 vor den General Dam-

remont und seinen Generalstab Gefangene treten, dessen kriegerische tert

Umgebung

nicht

die durch

im mindesten eingeschüch-

wurden, und auf seine Fragen mit einem Stolze antwor-

26 den ich unter ähnlicheu Verhältnissen wenig Europäern

teten,

zutrauen würde.

Die Lage der arabischen Frauen

man

glücklich, als

es sich in

Europa

ist

lange

nicht so un-

Sie verrich-

vorstellt.

ten wohl alle Arbeiten der Haushaltung,

überlassen dagegen

das härtere Geschäft des Feldbaus den Männern. es,

Ehemänner

die Zärtlichkeit ihrer

ist

doch

wenigstens nicht sehr sanfter Art,

Wahr

ist

oder

selten gross,

kommen Misshand-

lungen fast nie vor, oder werden, wenn Körperverletzungen

Folgen sind,

ihre

durch Geldbussen oder Ehescheidung be-

Der Koran

straft.

zu nehmen,

erlaubt den Arabern, vier legitime

aber nur

Wenige machen von

begnügt sich sogar nur mit einer Frau. der Araber hat

kommen

man

viel erzählt,

Von

der Eifersucht

doch wohl auch mit üeber-

Bei meinen häufigen Besuchen

in

den Duars zeig-

Araberinnen ohne Scheu unter den Zelten,

ten sich die

plauderten

dieser Erlaubniss

Die Mehrzahl, worunter der Emir Abd - el - Kader,

Gebrauch.

treibung.

Frauen

sogar manchmal mit mir.

viele

den Markt.

Weiber der Landschaft,

Nach

der Stadt

alte

und junge,

und

Bona auf

In den Duars bemerkte ich, dass die männlichen

Mitglieder eiuer Familie in gewissen Fällen,

z.

Mahlzeit, auf ihren Vorrang vor den Weibern

streng halten.

Die Kuskususchüssel wird setzt,

um

fremden Gästen vorge-

dann setzen sich Vater, Söhne oder sonstige Verwandte

die Schüssel,

sättigt

zuerst den

B. bei der

und

nachdem

erst

sich diese vollständig ge-

haben, kommt die Reihe an Weiber und Töchter, die

inzwischen den Essenden in einiger Entfernung zusehen durften.

Gegen

ihre Mütter zeigen die jungen Araber in der

Re-

gel wenig Achtung, und behandeln sie gleichgültig, ja manch-

mal verächtlich,

Liebe hängen,

wogegen und

die

sie

an ihren Vätern

mit grosser

äussere Ehrerbietung gegen sie nie

27 Die arabischen Mädchen heirathen ge-

ausser Acht lassen.

wöhnlich im zwölften oder dreizehnten Jahr; manche sind im dreissigsten Jahre schon Grossmütter, und da ihr Lebensalter als das

meist eben so lange dauert,

der Europäerinnen,

so

erleben sie in der Regel mehrere Generationen. Alle Reisenden, welche Arabien besuchten, erzählen viel

von dem gastfreien Sinn seiner Bewohner; es weltbekannte

Tugend wenn

Fremde, besonders Andersgläu-

sie nicht

im Duar Bekannte haben,

durch Freunde empfohlen sind rische

ter

in der

,

oder

Regel nur eine mür-

Aufnahme, oder werden sogar mit rauhen Worten weg-

Auf meiner Reise

gewiesen.

kam

derselbe eine

des arabischen Volks, die aber nur gegen

ihre Landsleute geübt wird.

bige, finden,

ist

letzterer Fall öfters vor,

Abd-el-Kader's

man dem Araber schaft schon

Innere der Provinz Oran

in's

obwohl ich damals einen Rei-

Führer mit mir

als

sehr willkommen, sobald

ihm

und

zuvor gemacht,

Dagegen

hatte^

man

ist

seine Bekannt-

vielleicht irgend eine

kleine Gefälligkeit in der Stadt erwiesen hat;

immer

freut er

sich dann des

Wiedersehens herzlich, bewirthet den Gast, so

er kann,

und besucht ihn dann wohl auch gelegentlich

gut

wieder in der Stadt, seinen

um

seine

Revanche zu nehmen, und au

Tisch sich zu Gaste zu

laden.

gegen den Freund und Bekannten lich

beschränkt.

Wenn

Bewirthung verlangt,

man ohne irgend So bei

oft ich

ein

Uebrigens

ist selbst

die Gastfreundschaft ziem-

auch der Araber kein Geld für die

so sieht er es doch nicht gern,

wenn

Gegengeschenk von ihm Abschied nimmt.

auf den Jagdpartien in den Algierer

den Scheikhs der Ariben,

Umgebungen

Mustapha-ben-Dschiara oder

Ali-ben-Smati, meinen Freunden, einkehrte, rausste ich mei-

nen Pulvervorrath mit ihnen chen mich beständig,

theilen,

um von mir

und ihre Kinder umschli-

kleine

Münzen

zu erbetteln.

28 Ich war bei demselbeu

Hochzeit eingeladen;

Stamme im December 1836 zu

Der dampfende

auch mehrere Franzosen aus Algier.

ein,

einer

Gäste fanden sich von nahe und ferne

Kuskusu war auserlesen und mit Rosinen gespickt, Lämmer wurden geschlachtet, der Kaffee rauchte seln,

und der

Tarr

Rebbeb

und

Ungeheuern Kes-

in

ertönten

Tag und Nacht

von dem gellenden Triller der Weiber accompagnirt. diese

Ich

Hochzeitfeier gerade auf den 23. und 24.

den

wollte

arabischen

Kindern von den

Es

fiel

December.

Freuden

des

Christabends einen Begriff geben, und hatte deshalb bei einem

Manufacturwaarenhändler

deutschen

Spielwaaren

allerlei

geworden, mussten

Art für

sie

in

,

Als es dunkel

eingekauft.

Araber sich von dem uns christlichen

die

Wir

Gästen eingeräumten Zelt entfernen. kerzchen an

Nürnberger

Algier

und breiteten

die

zündeten Wachs-

Gaben auf dem Boden

Die Kinder des Duars warteten neugierig aussen. sammelte sie dann

um mich, und

versuchte nun,

ihnen eine,

wenn auch nur dunkle Ahnung von der Weihnachtsfeier zubringen; ich erzählte ihnen, dass der

Aissa

Koran einen Propheten nennt,

am Abend

desselben Jahrestages

(Jesus), den auch

zur

Welt gekommen,

mis an demselben Abend immer von den Engeln

sollte

auch ihnen

;

,

mals noch fast kein

Wort

arabisch sprechen

Kindern

die

Mysterien

seltsamerweise ein Jude.

des

um

und

Rum-

mit schönen

den kleinen Moslims,

nun einmal die gleiche Freude werden.

metscher, dessen ich mich bediente,

bei-

vor langer, langer Zeit

wie nun zu dessen Gedächtniss die frommen Kinder der

Gaben bedacht würden

aus.

Ich ver-

,

Ich konnte da-

und

der

Dol-

den mohamedanischen

Christabends zu

erklären,

war

In die kleinen Araber schien aber

leider auch nicht ein Strahl jener wunderlieblichen

Vorahnun-

gen zu dringen, die bei uns die Phantasie der Kinder beschäf-

29

zum geputz-

tigen, ehe sie zu den Weihnachtsherrlichkeiten,

Baum

flimmernden

ten,

mit grossen

zugelassen werden.

Gesichtern war nur zu lesen, dass sie

etwas bekommen,

sollten

warum

konnten,

man den,

ich

in ihren

sie

aber nicht begreifen

warten Hess,

warum

erzählte, ehe sie sehen durften,

Kaum waren

Zelt gelegt.

in's

dass

und

wohl hegriffen hatten,

sie

sie so lange

Aissa

ihnen erst vom ihnen

Sie guckten mich

Augen komischen Erstaunens an,

sie eingelassen

so setzte es auch fast schon Schläge

um

ich

was wor-

hölzernen

die

Säbelchen und Kreuzertrompeten, obwohl ich jedem sein Theil

Dann

zuvor abgesondert hatte. erhascht hatte,

davon,

um

lief jeder mit

dem,

was

es in Sicherheit zu bringen.

er

Ich

merkte da wohl, dass die Kinderseligkeit des 24. Decemberabends sich ohne den christlichen Glauben nicht wohl unter

fremde Völker verpflanzen

lasse.

Wenn

auch die Knaben an

den Säbelchen, die Mädchen an den Glasperlen ein sehr natürliches

gabe.

Vergnügen hatten,

um

Sie hatten,

so fehlte doch

alle poetische

Zu-

mit einem deutschen Dichter zu spre-

chen, keine Ahnung, dass „der liebe heilige Christ mit gar freundlichen,

frommen Kindesaugen hineinleuchte,

und, wie

von segensreicher Hand berührt, jede Weihnachtsgabe herrliche

Lust

bereite,

wie keine andere."

Aufenthalts bei den Arabern

gen des Ausgangs. des Duars

findet

Nachdem



Diese Episode meines

hier ihren Platz nur we-

ich sonach sämmtliche

mit Kleinigkeiten beschenkt,

des Bräutigams,

welcher mich eingeladen hatte,

spanische Piaster für die Bewirthung;

einmal zufrieden.

Die Kinder

liefen

„Ad dini Sordi, Sordi!"

einen Sou

und

als ich in

noch zwei

er schien aber nicht

mir noch lange mit dem

Geschrei nach !),

Kinder

gab ich dem Vater

(Gieb mir einen Sou,

Algier meinen Mantelsack wieder

ausleerte, fand es sich, dass die Hälfte der Gegenstände von

30 meinen gastfreundlichen ist

gegen

Berberei

Christen

An

bezeichnend genug.

Oran,

in der Provinz

gestohlen

worden.

Dies

wie die Gastireundschaft bei den Arabern

für die Art,

der

Wirtiien

und

verstanden

geübt

wird,

andern Orten, wie bei den Garrabas

musste ich erst meinen ganzen Tabak-

man mir

vorrath austheilen, ehe

Dage-

ein Zelt aufsteckte.

gen fand ich bei andern Stämmen

in der Provinz Constantine

auch manchmal eine wirklich gute Aufnahme und Bewirthung; einmal machte ich sogar die

Wirth beim Abschied

seltene Erfahrung,

weigerte,

sich

dass mein

Geldgeschenk an-

eiü

Ein solcher Fall gehört aber zu den Ausnahmen,

zunehmen.

und wenn er

öfters sich ereignet, so darf

man doch immer als

ganz sicher annehmen, dass der Araber irgend eine heimliche eigennützige Absicht dabei hat,

und sich auf andere Weise

dafür bezahlt zu machen sucht.

Uebrigens sind die Araber,

wie gesagt, gegen

christliche Besucher,

dem Zelt

öfters

gesehen

lich.

Mit vielem Anstand führen

,

unter

rensitz, der mit Schafhäuten,

Ehe

das

Essen kommt

einer

in

sie

u. s.

Von

frische

Dann wird

Zeit zu Zeit wird

Milch gereicht.

dem

ist.

der

Kuskusu aufgetra-

Oben

liegt

ein

welches mit unter

und aus hölzernen Löffeln gegessen

noch ein gebratenes Huhn, all'

w. unterlegt

grossen hölzernen Schüssel.

den Kuskusu gemischt,

schon

und herz-

den Gast nach dem Eh-

Teppichen

Stück Butter in Viereckform geschnitten,

wird.

sie solche

suchen sie ihn durch gemüthliches

,

Plaudern zu unterhalten.

gen

wenn

äusserlich liebreich

dem Gaste während des Essens

Dann

bringt

man ihm gewöhnlich

in Stücke geschnitten.

rührt der Araber keinen Bissen au,

bis

Und von sein Gast

sich satt gegessen hat.

Als

einer

allbekannten

Tugend

des

arabischen

Volks

31

wurde immer auch seiner Achtung vor den Todten erwähnt. Diese

auch wirklich bei den

existirt

unverändert,

ist

afrikanischen

Von Augenzeugen

mohamedanischen Völkern eigen.

zwischen Russen und Tscherkessen hört

Züge

erzählen,

machen

fast

ein

um

äussersten Anstrengungen,

die

dieselben

welche sich bei jedem Zusammen-

wie die,

den Händen des Feindes zu retten, selbst

man

des Kriegs

zwischen Franzosen und Arabern ereignen.

treffen

Arabern

aber in gleichem Grade fast allen übrigen

Todten aus

und Viele werden dabei

Man

Opfer ihres Versuchs.

ihre

Letztere

hat

öfters gesehen,

arabische Reiter mit einer oder zwei Leichen auf ihren

dass

Pferden davonjagten, und diese, wenn auch die französischen Chasseurs ihnen dicht auf der Ferse waren, nicht wegwarfen.

Oder

,

wenn auch Todte

in

den Händen der Franzosen

dem Kampfplatz zu erscheinen ihrer Landsleute zu holen. ein,

,

blie-

andern Tags wieder auf

ben, so verfehlten die Araber nie,

um wo möglich

die

Reste

Sie graben die Leichen sorgfältig

und bedecken die Ruheplätzchen mit breiten, festgemauer-

ten Steinen, damit die Raubthiere sie nicht ausscharren.

Die

Art, wie die Franzosen ihre Todten beerdigen, contrastirt zu

ihrem Nachtheile sehr mit der frommen Achtung, welche jene

Die Fran-

Barbaren den Leichen der Ihrigen immer widmen.

zosen werfen ihre getödteten Soldaten in das nächste aufge-

wühlte Loch, welches sie so nachlässig wieder zudecken, dass sich bei

um

Nacht die Schakale und Hyänen in Haufen einfinden,

wo

arabische

Gesetze gelten, wird der Verletzer eines Grabes mit

dem Tode

ihren

bestraft.

Gulenschmaus zu

Zu

die schönsten

halten.

üeberall,

ihren Friedhöfen wählen die Araber gewöhnlich

Gegenden des Landes;

eine Palme, und bauen über

sie pflanzen

dem Grabe

an dem Ort

eines Marabuts einen

32

um welchen

kleinen weissen Tempel,

die übrigen Gräber grup-

pirt stehen.

Die frugale Lebensweise die

sich von

vererbt hat,

allen

steht

Hemmniss im Wege; vung,

dieses Volks, eine Eigenschaft,

ihren Altvordern gleichfalls unverändert auf sie

sie

Civilisationsversuchen

mächtiges

als

erschwert gleich sehr die Entner-

wie die Ausrottung oder Vertreibung dieser Nation.

Die nordamerikanischen Rothhäute wurden durch das „Feuerwasser" besiegt und vom Boden ihrer Väter verjagt;

wo

diese

Wilden den Branntwein gekostet, wurden

Sklaven, und verloren Energie und Freiheitssinn. die

Araber

richtete dieses Mittel nichts

gutes Schlückchen ihres Koran.

Wein

Aber

sie

sie recht

dessen

sie

bei

gern ein

oder Branntwein, trotz der Verbote

werden nie zu Säufern;

das geringste Geld für berauschende

nehmen nur an,

sie

Aber gegen

Wenn

aus.

den Christen zu Gast geladen sind, kosten

überall,

wenn man ihnen

wird ihnen nie zum Bedürfniss,

sie

geben nie

Getränke aus,

sondern

Das Getränk

schenkt.

und

alle

Erinnerungen an

die lustigen benebelten Augenblicke sind nicht mächtig genug,

ihnen je einen Budschu aus der Tasche zu locken. rauschter Araber nie vorgekommen.

getrunken,

In den Duars wird nur Wasser oder Milch

und dabei

steht dieses

ihm der Kuskusu,

Früchte hin.

das

Volk au Körperkraft und

nach.

ungesäuerte Brod und

Abd-el-Kader's

vor Ain-Maadi mehrere Monate lang

Armee

Zur übrigen Nahrung einige

üebrigens sind die Araber auch noch grösserer

Enthaltsamkeit fähig.

Getreide.

be-

mir während meines ganzen Aufenthaltes

ist

Geistesenergie keinem andern reicht

Ein

Armee

fast blos

Es werden unter dem Gepäcke

nährte

sich

von gekochtem

einer arabischen

wenig oder keine Lebensmittel mitgeführt; jeder Rei-

ter trägt einige

Brode und ein Säckchen Mehl mit

sich,

wo-

33 mit er nöthigenfalls

Wochen auskommt,

auf

und geht ihm

der Proviant aus, so sind auch ein paar Wurzeln der Zwerg-

palme und einige Cactusfeigen genug,

ihn kräftig und bei

guter Stimmung zu erhalten.

Mit dem nüchternen Sinn der Beduinen

hält ihre Geld-

Sie verkaufen von den

gierde und ihr Geiz gleichen Schritt.

Producten ihres Bodens und ihrer Heerden jährlich für vier

Franken, und kaufen nicht für den zehn-

bis fünf Millionen

dagegen

ten Theil

Es

ein.

hat also seit der französischen

Occupation eine Baarsumme von vierzig bis fünfzig Millionen

Franken,

auch mehr, den

vielleicht

Weg

in's

Innere genom-

men, und kommt von dort wohl schwerlich mehr zurück. Araber,

die

unter ihren Zelten ihr Baarvermögen nicht ver-

wahren können,

men Ort

in der

wenn

ten,

Die

sie

vergraben

dasselbe an irgend einem einsa-

Wilduiss, und nehmen in unglücklichen Zei-

von Feinden geplündert worden und verarmt

sind, zu dieser Reserve ihre Zuflucht.

Indessen ereignet sich

denn da auch die übrige Habe des

letzterer Fall nicht oft,

Arabers, seine Heerden und seine Felder, theils leicht beweglich,

eine

theils

schwer zu zerstören

Lage,

sehr drückende

ist,

so

kommt

er selten in

und so lange ihn nicht grosse

Noth drückt, gräbt er seine Piaster und Budschus nicht wieder aus.

Fast

alle

rein verloren, und

mehr dieses

diese ein

an's Tageslicht,

Summen gehen

der ihre Schätze birgt,

immer

sein Erbe.

ein günstiger

tigste Mittel

und so mancher

Tod

den eigenen

Die Geldliebe der Araber

ist

übrigens

Umstand für den Frieden, und das mäch-

wider den Fanatismus gewesen.

Moritz Wagner's

nie

Verwandten

nächsten

Araber bringt durch einen schweigenden

Sohn um

kommt wohl

denn bei dem misstrauischen Charakter

Volks verheimlichen sogar die

einander den Ort,

für die Circulation

grosser Theil davon

Algier.

II.

Nach jedem 3

34 Ausbruch der Feindseligkeiten gewann

den Stämmen die

bei

Begierde, den Ueberfluss ihrer Heerden und ihres Getreides

gegen klingende Piaster auszutauschen, bald wieder hand und dämpfte ihren Hass so, Verbote

ihrer

die Ober-

dass sie selbst gegen die

Häuptlinge einen heimlichen Handel mit den

Sogar

Franzosen wieder anknüpften.

Marabuts lieben

die

das gemünzte Silber in einem so hohen

Grade,

dass

man

durch eine geschickte Verwendung desselben den Hass vieler

Männer brechen und

einflussreichen

dieser

sche Interesse gewinnen könnte;

für das französi-

doch wird

freilich bei der

Mehrzahl der ächten Marabuts das Interesse ihrer Religion

immer überwiegend

seyn,

während

bei

den Kriegern der

Der

grössere Theil der Bestechung leicht zugänglich wäre.

Consul Daumas, welcher während eines mehrjährigen Aufentin

halts

Mascara den Charakter der Araber gewiss genau

Studiren konnte,

hatte

wohl sehr Recht,

wenn

er

dem Gou-

verneur in Algier vorschlug, zur Bestechung der einflussreichsten

zu

Häuptlinge

verwenden,

für das ser

Abd-el-Kadcr's jährlich 100,000 Franken

womit

er

Aulblühen der

und

zu sichern,

durchzusetzen,

als

sich

anheischig

Colonie nothvvendigen alle

Absichten

der

machte,

Frieden

Franzosen

den bes-

leichter

mit einer Expeditionscolonne von 20,000

Mann. Uebrigens

ist

trotz

der eingefleischten Geldgierde doch

eine gewisse Mildthätigkeit

für

manche Arten von Unglück

und Gebrechen dem Charakter des Arabers nicht fremd.

werden namentlich

die

vielen

Blinden,

So

die vor den Städten

und auf den Märkten das Mitleid der Gläubigen anrufen, mit kleinen Gaben ziemlich reichlich bedacht, und noch weit mehr

wird Wohlthätigkeit an Wahnsinnigen geübt, worunter auch zuweilen Betrüger auf den

Beutel ihrer mitleidigen Lands-

35

Auf dem Markte zu Bona sah

leute speculiren sollen.

der mit stieren

einen solchen Besessenen,

Zeug

haften Gesticuldtionen verworrenes

dessen schmuzige

sonst

unter leb,

und in

Kapuze jedesmal dicke Kupfermünzen reg-

Dergleichen Anwandlungen von Wohlthun bei einem

neten.

That

Augen

declamirte

ich

und habgierigen Volk sind in der

geizigen

äusserst

räthselhaft; diese

Paarung der widersprechendsten Eigen-

schaften bei den Arabern macht den scharfsinnigsten Beobach-

daher auch die vielen so schroff entgegengesetzten

ter irre:

Urtheile

kommen,

Männern

man noch

die

bis in die

neueste Zeit von

welche mit diesem Volk in vielfacher Berüh-

hört,

rung standen.

Eben

wie die Habgierde, welche den Araber

so

oft ge-

nug zum Verräther an seinem Volk und Glauben, zum Mörder seiner Blutsverwandten machte, contrastirt, die

Landsleuten der

man

denselben Araber an seinen unglücklichen



üben sieht,

die schändlichste

Daher auch

eben so seltsam paart sich mit

Enthaltsamkeit

äussersten

Trinken

dieses

Volks

im Essen und

Ausschweifung im Geschlechtstriebe.

furchtbare

die

mit jener Mildthätigkeit

Verbreitung

der

syphilitischen

Krankheiten, mit denen sogar kleine Kinder von ihren Eltern angesteckt werden.

Tiefer

als

der natürliche Missbrauch sind

die unnatürlichen Laster eingerissen: die Päderastie, welcher die ungeheuere

Mehrzahl der Araber,

fröhnen, die Sodomie, sieht.

Von den Durand,

im Jahre 1834

1830

ein reiches in die

entsetzliche Beispiele.

bis sie starb.

Mademoi-

Mädchen aus der Provence,

fiel

Hände der Hadschuten, und wurde vor

den Augen ihres Bruders von so ehrt,

sogar viele Marabuts,

man besonders von Knaben üben

Leidenschaften der niedersten Sinnenlust bie-

ten die Ereignisse seit selle

die

vielen

dieser

Wilden

ent-

Ein ähnliches Schicksal hatten die Gat3 *

36 tiu

und die Tochter

des Colonisten Lantiniere;

schönes, blutjunges, blühendes

Beide wurden in Gegenwart des des Gatten und Vaters,

tiniere,

Bewusstseyn verloren. Soldaten wurden,

Äa

letztere

ein

Mädchen von sechzehn Jahren. gefangenen Lan-

gleichfalls

bis sie das

so oft entehrt,

gefangenen französischen

fast allen

besonders an denen,

jung und blühend

die

waren, die empörendsten Gewaltthätigkeiten begangen, manch-

mal von Umständen begleitet,

man

nicht

wagen

kann,

auch

nur

dass

sind,

die so scheusslich

sie

anzudeuten.

ferne

Ueberläufer fanden bei Häuptlingen oft nur unter der Bedin-

gung Schutz,

dass

sie sich ihnen

ganz überliessen, und bei

ihnen ein Leben der Schande und des Siechthums hinschleppten.

Den

meisten Reisenden,

und bartlos sind,

ja

wurden von den Beduinen Geldaner-

wenn

sie ihren

Arabische Väter sollen

wollten.

zurückgekehrte Gefangene

nen sich vergehen. unter der



Wünschen

— so

erzählten mir mehrere

dass

verbreitet,

wie von der gewöhnlichsten Sache, reden

ständig dergleichen Laster

lichen

chen,

denen

oft

unter

hört.

Pellissier in sie

man

davon,

sie

Die Scherz-

einander haben fast

zum Gegenstand.

Herr

Verblendung erzählt, so

bequemen

Diese unnatürlichen Laster sind so sehr

Masse des Volks

von

sich

zuweilen an ihren eigenen Söh-

reden selbst der Häuptlinge

Menschen,

welche jung

sogar vielen französischen Soldaten in

ihren eigenen Lagern,

bietungen gemacht,

besonders jenen,

be-

Dies sind die seiner

unbegreif-

errötheten wie junge

Mäd-

von obscönen Gegenständen gesprochen würde.

Ich habe wenige keusche Araber gekannt,

und diese waren

sämmtlich nur Marabuts, deren religiöses Ansehen durch ihre Enthaltsamkeit mit bedingt viele heimliche Sünder.

ist;

aber auch unter diesen sind

Abd-el- Kader

ist

einer der wenigen

Grossen, dem man hierüber nichts vorzuwerfen

hat.

Dieser

37 Fürst hat die Päderastie mit der Todesstrafe belegt, ein Ge-

zuführen

wegen der Häufigkeit des Lasters

das

setz aber,

dem Kriege gegen

In

nicht durch-

ist.

nen Franzosen, nachdem man handelt hatte,

der

Franzosen bewiesen

die

die

Ara-

In der Regel wurde den gefange-

ber grosse Grausamkeit.

sie

aufs Entehrendste gemiss-

Kopf abgeschlagen;

nur in neuester Zeit

wurden hie und da Gefangene geschont und ausgewechselt.

Die Leichen der gefallenen Feinde werden von den Arabern verstümmelt.

In der ersten Zeit des Zusammentreffens zwi-

schen den Eingeborenen und Franzosen geschahen diese Greuel des Deys;

auf Befehl

Seiten eintrat,

bei der Erbitterung,

behielt

der Krieg

auf beiden

die

auch später seine

wilde,

dem Treffen an der Sikak,

blutige Gestalt,

welche

wo Bugeaud

Gefangenen schonte und gut behandelte, sich

die

Der Friede wurde,

etwas gemildert hat.

durch

erst seit

einen Tractat

abgeschlossen worden,

förmlich

wenn auch

achtet,

viele

Oran,

der Tafna

an

sind.

Innern

die

Man

konnte nach dem

Gegenden der Provinz

von einem einzigen Reiter Abd-el-Kader's begleitet,

sicher durchwandern.

Oran blos

in

vom Stamm hatte,

im Allgemeinen ziemlich ge-

Mordthaten und andere Verbrechen

von Individuen verübt worden Vertrage

nachdem derselbe

zwischen den kriegführenden Parteien

Ich machte die Reise von

der Garrabas,

und dem

es

ganz

der sich mir als Führer erboten

leicht

gewesen wäre,

Einsamkeit zu plündern oder zu ermorden. welche während sich

am

die

Garrabas,

Arzew nach

mir völlig fremden Beduinen

Begleitung eines

des Krieges

mich in der

Dieselben Stämme,

durch Unthaten und Blutdurst

meisten hervorgethan hatten, wie die Hadschuten und

nahmen

im Frieden manche durchreisende

Franzosen ziemlich freundlich

auf.

Beispiele der Treulosig-

38 keit,

wie der Bruch des Friedens an der Tafna durch einen

mörderischen Ueberfall, fehlen aber eben so wenig.

Stämme,

die sich

Einige

den Franzosen unterworfen hatten,

bei erster Gelegenheit verrätherisch

von ihnen ab,

fielen

während

andere, wie die Duairs und Zmelas, seltene Treue und Biederkeit bewiesen, und für die Franzosen sich so tapfer schlu-

gen,

sey es für ihr Volk und für ihren Glauben.

als

Dem

Leser dürfte

es

wohl schwer werden,

sich aus

den

angeführten Hauptcharakterzügen, die so viele Contraste zei-

gen,

eine

feste

Meinung über

bilden, und doch sind diese liegt

keineswegs des

ter

in der

Arabers

die

Araber der Berberei zu

Züge wahr, und

Widerspruch

ihr

Auffassung, sondern in dem Charak-

selbst,

dem

die

Natur und der religiöse

Glaube so manche unbestreitbare Tugenden verliehen, welche mit der Reihe schaudervoller Laster desselben Volks fast unverträglich scheinen.

Das

schwer zu

Ich habe in Algier gescheidte

studiren.

arabische Volk

ist

übrigens sehr

Männer

gekannt, scharfsinnige und gewissenhafte Beobachter, welche

und lange mit den Arabern verkehrt hatten, und mir ge-

viel

standen, dass sie sich noch nicht getrauten, über dieses merk-

würdige Volk ein bestimmtes Urtheil zu

fällen, dass sich ihre

Ansichten über dasselbe öfters geändert,

dass sie manchmal,

empört über die vorgefallenen Greuel, dasselbe unbedingt ver-

dammt, dann aber 3u ruhigerer Ueberlegaug zurückgekommen, und den Motiven und Anlässen, aus denen ihre Thaten hervorgegangen, nachspürend, ihr Urtheil wieder sehr gemildert hätten.

Ueber kein Volk der Welt lauten daher auch

sichten der Beobachter widersprechender,

Ende das Klügste, die

Handlungen,

man

die Zustände, die

solche bei so

und

es

sich alles ürtheils zu begeben,

Gesinnungen,

die

An-

bleibt

am

und nur

in so weit

wenig mittheilsamen Menschen erkennen

39 kann, so einfach hinzustellen, wie

ruhigen und un-

sie einer

parteiischen Beobachtung; erschienen.

Dem man

net

Widerstreite der Meinungen über die Araber begeg-

übrigens bei den neuesten Schriftstellern

wie bei den

ben Grade,

Pellissier

alten.

und Genty haben

die

Araber eben so übertrieben günstig geschildert,

ret

und Rozet

wie

in

Wahrheit so ziemlich

die

Man

in der Mitte steht,

Denkweise und

Sitten

so

al-

den Völkern der Welt, doch dem übrigen

lein stehend unter

Menschengeschlecht in so weit gleichen, dass auch

sie

weder

noch völlig schlimm sind, und die Verschiedenheit

völlig gut,

mag zum Theil wohl

der Urtheile über sie sie

Poi-

den meisten Fällen ähnlicher Art

dass die Araber, obwohl durch

dass

als

übermässig schwarz gemalt hatten.

sie

darf wohl hier,

annehmen, dass

demsel-

in

daher kommen,

ganz andere Laster und Tugenden haben,

meisten übrigen Völker;

Im Ganzen

tige Maassstab.

ist

als die

fehlt dabei der rich-

indessen gar nicht zu leugnen,

Seite im Charakter der Araber bedeutend

dass die schlimme

Aber

überwiegt.

dem Beurtheiler

es

wäre

unbillig,

den Anklagen der

all'

europäischen Ansiedler in Algier, welche in dieser unterneh-

mendsten

und

streitbarsten

der

Völkerschaft

der Fortschritte

Haupthinderniss

der

Berberei

Colonisation

das

und ihre

natürlichen Feinde sehen, ganz unbedingten Glauben zu schen-

ken.

Bei

Grausamkeit,

den die

furchtbaren seit

Beispielen

von

1830 vorgefallen,

Blutdurst

und

fragt Pellissier in

seinen

Annales algeriennes

zosen

den Arabern auch immer Lehren der Menschlichkeit

gegeben?"

In der

sehr passend

That waren

wo 1831, während Ben-Zamun Menge wehrloser Einwohner, in

die

die

:

„haben wir Fran-

Würgescenen

in Beiida,

Besatzung bedrängte, eine

darunter

Greise und Weiber,

den Strassen niedergehauen wurden, ^ie Niedermetzelung

40 Stammes El-Uffia, wobei

des

men fanden, und

Kinder kein Erbar-

sich auf das schriftliche Versprechen eines

sichern Geleites nach Algier begaben,

werthe Thaten der Franzosen, "wundern kann,

wenn auch

man

dass

so

verdammens-

höchst

sich gar nicht

die Araber, die für ihr

für ihre Unabhängigkeit kämpften,

gegen

Messaud und

die Hinrichtung der Scheikhs

welche

el-Arbi,

die

selbst

sich

Land und

Treu und Glaubens

Ich stimme ganz der folgenden

greuliche Repressalien übten.

Bemerkung

Pellissier's bei:

Grausamkeiten im

„Seyen wir überzeugt,

Gefolge

des

gehen,

Ob ren

,

d.

es h.

als

dass die

Krieges keiner Race fremd

sind, und dass hierin die civilisirtesten Völker oft ter

und

fremden Eindringlinge entbunden glaubten,

die

noch wei-

die wildesten."

wohl möglich seyn wird, sie zu

gewöhnen

,

Araber zu

die

civilisi-

ihrem schweifenden Hirtenleben

und Zeltwohnen, ihrem Vagabunden- und Diebessinn zu sagen,

sie

an

feste

thum nach unsern Begriffen ist

dies zweifelhaft,

Jahrhunderts dazu.

ent-

Niederlassungen, an Industrie, an Besitz,

zu

gewöhnen ?

und jedenfalls bedürfte

Ich glaube , es es

mehr

als eines

Ihr bisheriger Verkehr mit den Franzo-

sen seit 1830 brachte nicht die geringste Veränderung in ihre

Lebensweise.

General Bugeaud machte den Versuch, die mit

Frankreich verbündeten

Stämme der Duairs und Zmelas

festen Dörfern anzusiedeln.

Er gab ihnen

alles

material umsonst, und das Geniecorps legte

an;

Bewohner genöthigt zu

bleiben, so

wäre

wieder zu Abd-el-Kader übergegangen.

ungebundenen Leben

mit

Hand

bald von

und hätte General Bugeaud

Arabern im Stich gelassen,

völlig

selbst

aber die halbgebauten Häuschen wurden

ist

in den

fer eingewurzelt, als ihr Glaube an

die

in

nöthige Bau-

den die

Mehrzahl lieber

Die Liebe zu einem

Arabern

Mohamed.

fast

noch

tie-

Das gemäch-

41

Leben der

liehe

Städter, ihre stattlichen Häuser, welche Schutz

gegen Sonne und Regen gewähren, die Städter so

bequem ruhen,

die

die gute

die sauberen Kleider, die sie tragen,

Meubles,

Kost, die

sonderlichen Reiz

Wahl, eben

chen,

sieht

aber es hatte

völlig

in

seiner

leicht,

davon

die er versilbern könnte;

in einer

Stadt

zu wohnen,

Zelt

in der

das der

schmuzigen Bernuss zu tragen, aber bequem anzuziehen

maurisches Häus-

ein

Wildniss zu bleiben,

Wind der

durchpfeift,

zwar

ein Lumpenhabit,

ist.

Die Freiheitsliebe geht

aller

gestraftheit

bei

den Arabern übrigens nicht

Verbrechen hätten.

Es

die Anarchie, welche

Augen

dem Sturze der

Nachdem

Türkenherrschaft gefolgt war, gebändigt hat. Frtjinzosen sich Algiers bemächtigt hatten,

anfangs wenig

um

voll unsinniger

Freude, der Türken

das

,

ün-

im Gegentheil

ist

eines der grössten Verdienste Abd-el-Kader's in den

Stämme, dass er

un-

und den

so weit, dass sie Lust an einer gänzlichen Anarchie, an

seiner

es

bequeme Geräthschaften und prächtige Kleider zu kau-

fen, aber er zieht es vor, ter'm

und

so zu leben; denn er ist reich; er hat vergrabe-

nes Geld und grosse Heerden,

wäre ihm

Es stünde

für ihn.

sie speisen,

dies sah

all'

der Araber seit langen, langen Zeiten schon, nie

auf denen

kümmerten

die

sie sich

was im Innern vorging. Die Araber,

sich anfangs allen möglichen

los zu

seyn, überliessen

Thaten der wildesten Ungebun-

Als aber wechselseitig Räubereien und Mordthaten

denheit.

vorfielen, als sie bald die Diebe, bald die ßestohlenen waren,

wurden

sie

dieses

Zustandes schnell wieder

wandten sich allmälich

Macht besass,

alle

satt,

wurde

sie

an den Häuptling, der die meiste

diesem Zustand ein Ende zu machen.

dehnte sich die Herrschaft Abd-el-Kader's aus. chie

und

so ziemlich unterdrückt,

So

Die Anar-

während der Freiheits-

42

Dem

sinn der Araber unerschüttert blieb.

ben in der Wildniss

Araber

weil er dort ausser

lieb,

und Mord ungestört thun und treiben darf,

Es war

kann

dem Diebstahl

was ihm

dies sogar zur Zeit der Deyherrschaft der

die

gefällt.

Fall;

nie

Der Bewohner

im Duar beengende Polizeimaassregeln.

galten

das Le-

ist

Nacht hindurch am Feuer verweilen,

kann jagen

und schiessen nach Herzenslust, kann überallhin seine Heerde treiben und sein Pferd tummeln,

wächter befehlen ihm Halt,

ein freier

er

wohl,

Mann

sein

visitirt

Gepäck

einem wild -freien Lande;

dies



er

fühlt

und darum trägt er auch das Haupt so hoch und

und beugt

stolz,

in

Gendarme verlangt nach

kein

seinem Pass und kein Zollwächter ist

weder Mauern noch Feld-

es vor

keinem Fürsten,

sondern nur allein

vor Gott.

Ausser dieser unbeschränktesten Freiheit, unstätes

Leben

diesem Grade gewährt

in

in der Steppe, in

Reize,

die ihn

der

Wüste,

,

die

nur ein

hat das

Wohnen

für den Beduinen

und das schwarze

Heimath,

als

manche

den Besitz und bequemen Genuss vieler Hab-

Die Wild-

seligkeiten leichten Sinnes verschmerzen lassen. niss

so

Zelt sind ihm theuer auch als seine

das Vermächtniss seiner Altvordern.

Es wur-

den von den Arabern glänzende Städte gegründet; in Bagdad blühten Poesie und Wissenschaften und

mernde Luxus des Orients.

Aber

die

herrschte der schim-

ungeheure Mehrzahl

der arabischen Nation, die Hirten oder Beduinen, kümmerten sich

um

all

dies nichts, sondern setzten die einfache, schwei-

fende Lebensart, wie sie ihre

Mohamed gekannt, Tag.

Auf

Ahnen

viele tausend

Jahre vor

ununterbrochen fort bis auf den heutigen

sie hatten die

mehr und mehr

sich

verbreitenden

Kenntnisse, die ungeheuren Fortschritte der menschlichen Bil-

dung,

nicht

die

mindeste Wirkung,

und so

oft

ich einen

43

Duar

und ich sah einen alten Araber mit gebleich-

besuchte,

tem Bart, Ernst, Ruhe und Einfachheit in den gefurchten Züvor dem braunen Zelt sitzen,

gen,

weidenden Schafe,

die

Kameele,

und in seiner Nähe die

umher knieeten und

die

standen, die Weiber, die ihre Schläuche

da war es mir jedesmal,

die

Abraham

des Vaters

stalt

als

füllten,

Die Person und

selbst vor mir.

Lebensweise dieses Ahnen des Menschengeschlechts,

wie die Genesis

sie

uns überliefert hat,

arabischen Scheikhs oder Marabuts. alle

am Brunnen

sehe ich die patriarchalische Ge-

Dies

war nur ist

so

eines

die

wahr

so

,

dass

Maler, welche Scenen aus jenen ältesten Zeiten nach der

Schilderung der Genesis gaben, immer zugleich auch selbst vielleicht

unbewusst



— ihnen

arabische Scenen gemalt haben.

So sah mir der Vater Abraham auf dem schönen Pariser Kuwelcher die Verstossung Hagar's und ihres Soh-

pferstiche,

nes Ismael

geschworen aus wie der erwähnte Scheikh

darstellt,

welcher auf meiner Reise nach Mascara mir

der Garrabas,

den Tabak aus dem Gepäck gestohlen

Es gab

den

unter

manchen romantisch

europäischen

exaltirten

Kopf,

hatte.

Ansiedlern der in das

Arabers sich verliebte, ehe er dasselbe mitgemacht

von dem Glücke träumte, stenz,

bei

das

man

in

Algier

Leben

des

hatte,

dem

bei einer sorglosen Exi-

einer gränzenlosen Freiheit geniessen müsse,

als

unumschränkter Gebieter auf feurigem Rosse durch die Wüste brausend,

den

Strauss

und

Löwen

jagend und mit ganzer

Seele sich versenkend in eine wilde und erhabene Natur.

gab junge Abenteurer, dass sie wirklich, ins Innere gingen

men



es

war

in

Es

denen diese Idee so mächtig spukte,

das europäische

Leben

hinter sich lassend,

und bei Abd~el- Kader den Islam annah-

ein grosser Schritt, ein Schritt,

über das Grab, denn sie durften,

so weit wie

einmal zu Moslims gewor-

44 den,

mit ihren ungläubigen Landsleuten

mehr

unterhalten,

durften nie

Regen und Treiben

einer Stadt

gab, durften nichts mehr lesen, nie

die

der Europäer sich ergötzen,

als

Civilisation sich be-

den Koran,

Laute ihrer Muttersprache mehr;

andere Welt gerathen des Barbarentitels.



die

es

war

sie

dies doch ein

in eine

theurer Preis

die

Einen in der Hauptstadt Abd~el-

Andern nach ihrer Rückkehr zu ihren

Alle bereuten ihren Schritt bitter;

Laudsleuten.

und hörten

waren

habe einige dieser Renegaten in der

Ich

Folge wiedergesehen, Kader's selbst,

ches

mehr an dem gewerbthätigen

dem Welttheil der

erfuhren nicht, was in

Verkehr

keinerlei

ein

grässli-

Erwachen war ihrem Traume auf dem Fusse

gefolgt.

Die Thoren!



Sie hatten nicht bedacht,

dass

der Seligkeiten des Araberlebens der Besitz der ses Volks erste

Bedingung sey,

dass

man

zum Genuss

Tugenden

die ganze

tung und Sinnesart des Beduinen haben müsse,

um

die-

Abhär-

an seiner

Lebensweise wirkliches Behagen, nicht Pein und Langeweile zu finden.

Ich halte die Araber allerdings unter den Völkern

der Berberei für die Glücklichsten. zu so

grossen Entbehrungen gezwungen,

greulicher Anarchie,

und stumpf,

welche das

wie die Kabylen;

wie die Mauren,

phantasiereiches Volk.

eines mächtigen

leben nicht in so sie sind nicht träge

sondern ein energisches und

Gleichwohl bin ich Keiner von denen,

Araberglück über Alles

stellen,

und das Loos

Emirs oder gefeierten Marabuts für beneidens-

werther halten, der

Sie sind nicht arm, nicht

Bereicherung

als

das eines Europäers,

menschlicher

Kenntnisse

der seinen verdankt.

Ruhm Das

Beduinenleben hat manche schöne, anziehende Seite, aber man

muss dazu, wie zur Poesie, geboren seyn. gaten in Mascara lernte schen,

ich

Unter den Rene-

einen gebildeten jungen Deut-

den Baron 0...r, kennen,

den sein abenteuerlicher

45 Sinn unter die Beduinen geführt santer junger

Manu

Es war

hatte.

Aon sehr hühscher

Er

Gestalt.

Gunst bei dem Khalifa Mustapha-ben-Thauy, durch das Land,

auf seinen Zügen

stand in

begleitete ihn

und wurde freundlicher

Nach wenigen Wochen

behandelt, als irgend ein Renegat.

war

ein interes-

er aber des Araberglücks herzlich überdrüssig, und hätte

davon lieber wieder in Gedichten und Romaneu gelesen,

Für

es in Wirklichkeit geschmeckt.

war

sein weichlicher

Körper

den Ritte,

Er konnte

die für den die

lich

um

Erverwünschte

und die anstrengen-

Araber ein Spiel, ein Spass waren.

Wüste weder

Reich liebgewinnen,

Lebensweise

die rauhe

nicht geschaffen.

bald das Zeltwohnen und Kuskusuessen,

als

als seine

Heimath, noch

als sein

wie der Ariiber: er mühte sich vergeb-

ein bischen Begeisterung ab

beim Anblick der grän-

zenlosen Einöde und ihres ewiggestirnten Baldachins, er rang

umsonst nach einem Fünkchen Andacht während der dreimal täglich wiederholten Gebete.

diant,

ber,

warf

wenn

spielte mit

sich niedeu auf sein Antlitz, die

wie

wie ein Komödie übrigen

Ara-

Sonne im Westen versank, und murmelte die

Gebetformeln nach, Seele, mit

Er

aber mit einer

Leere

grässlichen

dem unaufhörlichen Mahnen des Gewissens,

der dass

er schändliches Gaukelspiel treibe mit Gott und mit sich selbst.

Glaube und Begeisterung wollten nicht kommen, und der unglückliche

Thor, der vom Nomadenleben

der Märchenwelt

die

Verwirklichung

seiner Jugendlecture erwartet hatte,

Doch

seinen einzigen Trost nur im Weinen.

selbst

fand dieser

Trost war ihm nur vergönnt, wenn die Gefährten, denen er ohne Gefahr seine Gefühle nicht verrathen ten,

wenn

die

durfte,

schlummer-

nach Blut wimmernden Stimmen der Hyänen

seine nächtlichen Seufzer übertäubten, und nur die leidigen Sterne oben die Beichte seiner

nassen

stumm

Augen

mit-

sahen.

46

Das Leten aber

Keinem

der Araber hat der Reize viele und herrliche,

zum

gelüste es danach, der nicht ganz und gar

Beduinen geworden, und dazu gehört ein Körper von Eisen In den ungeheuren Steppen der

und eine Seele von Feuer.

Angad, im Kobia, im Blad-el-Dscherid, wo wenig Gras wächst, da irren

giebt und

Stämme

interessantesten

dieses Volks.

um

grosse Märsche machen,

Weide dort

Heerden

ihrer

mente

einen

in

oft

ziehen,

wo

zur Weide

er grünes

sie

sich erkennt

ist

Nomade

schweifender ,

getrockneten

das

Excre-

durch

Alles

seine

die

nun

als

der Meeresküste

hinreichenden

Raum

in seiner Ein-

er zieht vor,

Wiege, der Schauplatz seiner

sein Hersscherreich,

erobert hat,

Gott.

als

die

AU' dieses Ungemach achtet der

Land und mehr war

Sie

und

Knabenspiele,

Holzes,

des

statt

die

Er könnte nach

seines Viehs fände;

öde zu bleiben.

oft

wieder einen grünen Fleck zur finden;

See.

Wüstenbewohner wenig.

und

die kräftigsten

im Winter verwandeln die Regengüsse

Hitze versengt,

Steppe

wenig Bäume

Die Angad müssen

Im Sommer wird

Kameeis.

des

zu

verbrennen

mangelt,

es

das er als

und wo er niemand über

Bis in die Zwanzigerjahre sind die

Nomadenaraber dem Geist und der Stimmung nach noch wahre Kinder.

Sie lachen viel und herzlich, und vergnügen sich in

lustigen Spielen, häufig bis tief in die dies oft in den

ben-Thauy, wo

Nacht hinein.

Duars und im Lager des Khalifa Mustaphabis fast

niss oder aus den

um

Mitternacht Scenen ausderWild-

die

wo

Märchen aufgeführt wurden,

gen Krieger sangen, musicirten, tanzten und Lustigkeit

Ich sah

Stunden verschwelgten,

Bauern mit Ackern und Dreschen

die

verleben.

die

jun-

in ausgelassener

unsere jungen

Es

giebt Poeten

sie

singen von Spuk und Abenteuern, von Liebe

und von Krieg.

Dies sind ihre Lieblingsthemata auch im

unter ihnen

;

47 Leben.

Es

wenn

Duar,

giebt keinen

wenige

er auch nur

Zelte zählte, der nicht schon der Schauplatz von Liebesintri-

guen gewesen wäre;

es

gicbt keinen vierzehnjährigen Ara-

ber, der seine Flinte nicht schon einmal

Kein Volk der Welt

gedrückt hätte.

Wer

den Knall des Pulvers.

im

den Araber im Kampfe gese-

Augen funkeln,

hen, wie seine

auf den Feind los-

liebt leidenschaftlicher

wie seine

imposante Gestalt

Sattel des Streitrosses sich aufrichtet in ihrer

wie

barenmajestät,

die

feurigste

jedem Zuge seines ausdrucksvollen Gesichtes Kampfgeschrei oder seine Gesänge,

Kugeln preisen

hat,



blitzt,

theuersten

wer

diese

Ton,

der ihm lieber

Haltung der Araber im Feld beobachtet

geborenes Volk

ist,

und dass



wenn

ist,

mit sol-



Europa jemals wieder zu bedrohen

chen Barbarenhorden

Mann, dem neben

der Eigenschaft eines tüchtigen

Prophetencharakter

der

Höhe

es auch bei der

der europäischen Kriegskunst nicht wohl möglich

Heerführers

Krieg

dass dies ein für den

der überzeugt sich leicht,

ein grosser

wie sein

welche das Pfeifen der

Zauber einer melodischen Stimme, weithin schal-

sey, als der

len

seinen

als

ganzen Bar-

Schlachtenbegeisterung aus

mangeln

nicht

dürfte,

noch immer grosse Thaten mit dem arabischen Volk ausführen

Einigermassen haben dies zwei Männer

könnte.

neuesten Zeit,

Mehemed

Die Freiheitsliebe jedem Lebensalter,

ist

die

ein

Gemeingut

der Araber

dreissiger Jahren

tritt

ka an, und wenn ziemlich

stiller

Araber von ist

Mit dem zunehmenden

und nachdenkender.

In den

MekWesen

er gewöhnlich die Wallfahrt nach

er von dort wiederkehrt,

umgewandelt.

den Spielen,

aller

Lust an Krieg und Abenteuern

etwas mehr ein Attribut der Jugend. Alter wird

der

Ali und Abd-el- Kader, bewiesen.

Die Lust an

Tänzen und Gesängen

ist

aller

ist

sein

Theilnahrae bei

ihm vergangen,

er

48 findet

mehr

zuschauen, als

sie

Unterhaltung-,

dem Treiben der jungen Leute

und der Lust der früheren Jahre zu gedenken,

Die Märchenwelt

wieder mitzumachen.

der kleinsten Reize des Lebens der Araber.

Leere der Wüste

lässt ihre

davon abzulenken,

durch andere

sie

Wonne

nichts stört die

und

Stille

Wind,

Gegenstände

des Träumenden,

Feenaugen oben und

denn das freundliche Nicken goldener der zuweilen säuselnde

Die

keiner

ist

Phantasie in aller Freiheit schim-

mernde Gebilde schaffen, ohne

auch

zu-

der einsame Leiermann,

der

Sahara mit geheimen Geschichten in unbekannter

die

Sprache unterhält, scheinen ihm nur die Blicke und Stimmen der Märchengeister;

sie füllen die

Pausen des Erzählers

lieb-

und wiegen die Zuhörer nur in ein noch wohlige-

lich aus,

Die Bilder,

res Sinnen ein.

pfangen,

bleiben

dem Araber

er aus den

die

Farbenreich und

lebenslang.

lebendig tauchen sie in ihm auf,

wenn

Märchen em-

er unter einer

Palme

oder Ruine hingestreckt die weidende Heerde bewacht,

und

an den lustigen Sprüngen der Böcke oder dem Gebrüll der

Dromedare

sich satt ergötzt hat.

Mit dem zunehmenden Greisenalter wird der Araber mehr und mehr

in sich gekehrt,

und seine

liebste

Der Glaube an

das Lesen des Korans und das Gebet. göttliche

Wahrheit der Prophetenlehre und den

künftigen Paradiesesfreuden

Gemeingut des

Ahn in

dem Araber,

ist

zwar,

ganzen Volks,

theilen, aber er

die

Genuss der

wie die Freiheit, ein

dessen Besitz Urenkel

und

und je langsamer

je weisser sein Bart wird

von Zweifel trübt,

ist

wird doch immer inniger und glühender

seine Pulse schlagen. ist

Jener reine Glaube, den nie ein Schatten das Glück,

um

aber ungläubige Franzosen die Araber hörte.

Beschäftigung

Sie hatten Recht.

welches ich geistvolle,

am

häufigsten beneiden

Wie mancher würde

willig viel von sei-

49 nen irdischen Gütern fahren lassen, hätte er die unerschütterUeberzeug'ung,

liche

dereinst

welche die Poesie Mohamed's mit den sinne-

Welt,

schmeichelndsten

Seligkeiten

Wünsche

Besitz alle

wohl

Augen

von dem Schauen einer neuen Welt seyn würden,

verklärt

einer

seine brechenden

dass

und Wesen schmückte,

deren

und

des Orientalen befriedigen könnte,

unsern Landen nur bei einer geringen Zahl

selbst in

Naturen die innere Sehnsucht nicht auszufüllen ver-

edlerer

Die Araber, wie

möchte.

alle

Wilden, bemessen ihre

Wün-

sche nur nach den mit den Sinnen wahrnehmbaren Gegenstän-

den dieser Erde;

die

Lebens verpflanzen

idealisirten

Orientale im Paradiese

Genüsse ihres

Güter und

sie in die künftige selige

Daher

Welt.

Palmen von Gold und auf

sieht

der

ihren

Zweigen den Bulbul, den arabischen Sängerkönig,

sen Gefieder aber dort purpurfarbig geworden,

nehmbare Verse des Korans, sänge,

trillert.

glocken, die ein

statt

An den goldenen Palmen hängen KrystallWind bewegt, der vom Throne Allah's weht.

Wesen,

cheltropfen ihres

Der

befreien.

dessen

schwarzäugige,

Mundes

hinreicht, das

Wünsche demnach bescheidener und bevölkert

Meer vom Salzwasser

dessen Phantasie einfacher

Indianer,

Himmel

lauten,

sie mit Büffeln

sie

Ihre

und

die

des

und Edelhirschen.

Die

Europäern würde

Gütern bestehender Himmel nicht

aus solchen irdischen

befriedigen.

als

ist,

seine Wälder, seine Jagd-

edleren, höher strebenden Geister unter den

ein

ewig

die so rein sind, dass ein einziger Spei-

Orientalen, versetzt in den gefilde,

und der ver-

der früheren Schnabelge-

Endlich belohnen jene Welt schöne, jungfräuliche

des-

Wünsche

sind

ihnen weniger klar, aber

wollen lieber nur Ahnungen der zu hoffenden Seligkeiten

haben,

als

nicht Reiz

bestimmte Bilder,

genug

hätte.

Moritz Wagner^s

Algier,

deren ewiger Besitz für sie

Ja, eher vielleicht noch wünschten II.

4

50 sie

sich

einen herrlichen

Abendgluth,

Tod,

der Genüsse.

wie den der Sonne in der

Leben

als ein endloses

So verschieden

ist

in

dem

Einerlei sättig-en-

nun einmal das Streben des

Das Erdengliick des Arabers und

Menschengeschlechts.

seine

Paradiesesbilder sagen uns nur deshalb nicht zu, weil die Rich-

tung unserer Seele von früher Zeit an eine ganz andere war,

Könnte man

als die seinige.

Loose zugleich

ganze

die

bei einem

ich denke,

wären

Welttheils

civilisirten

die ganze

Einfalt seines Sinnes,

Innigkeit seines Glaubens kaufen,

des

Tausche mit seinem

zu

alle

Zweifler

dem Tausche

leicht

bereit.

Der Koran

ist

Zweideutigkeit,

bei seinen

für seine

Widersprüchen, seiner häufigen

Anhänger

bequemes Buch.

ein gar

Jenes schauerliche, quälende, von unserer Willenskraft unab-

hängige Gefühl, das man Gewissen nennt, ziemlich fremd. len,

der

Der Dieb, der

Mörder,

dem Araber

der tugendhafteste Marabut.

und unbekümmerten Schlaf,

So wenigstens

Banditenstämmen,

unter den

den Hadschuten

und

Garrabas, längere Zeit verlebt und ihre Greuel selbst

macht hatten.

Es

giebt keinen Uebelthäter,

Barmherzigkeit nicht für grösser hält,

der Ebene Tlelat bei Oran.

Stämmen

die meisten

Makta hieben

sie

den

mitge-

der die göttliche

als seine

Verbrechen.

Auf meiner Reise nach Mascara war mein Führer Araber vom Stamme der Garrabas.

wie

versicherten mir

Renegaten, die, wie Moncel und Geistinger,

berüchtigtsten

so

der seines Bruders Blut vergossen hat,

schläft denselben friedlichen

die

ist

seinen eigenen Freund bestoh-

ein

alter

Die Garrabas wohnen in

Sie rühmen sich,

unter allen

Franzosen erschlagen zu haben; an der

die

verwundeten Nachzügler von Trezel's

unglücklichem Heerhaufen in Stücken.

den übrigen Stämmen sehr gefürchtet,

Sie werden auch von

und es mag wenige

51 männliche Individuen unter ihnen geben, die nicht Menschenblut vergossen hätten.

Jener

im Mörderleben ergraute

alte,

Araber war der

fleissigste

vorgekommen.

Vor jedem Marabutgrabe

warf

sich auf sein Antlitz

Des Alten Züge,

Staub.

in solchen Augenblicken als

und andächtigste Beter, der mir je stieg er

nieder und krümmte

vom Pferde, sich in

sonst so hart und giftig,

mehr

die

den

zeigten

Verklärung eines Heiligen,

Wenn

die Wildheit eines Räubers.

er wieder aufstand,

und mit uns weiter ging, warf er uns immer einen Blick des höhnischen Triumphes zu. das

„Ich habe einen Glauben"

fromme Ungeheuer zu sagen

im Paradiese.

Ihr ungläubigen

— schien

„und einen künftigen Platz

Hunde werdet nur Staub." Der

ächte Christ hat keine glückliche Stunde ohne ein reines Ge-

wissen

;

dem Mohamedaner

reicht sein

Wahn

hin

,

ein langes

Verbrecherleben leicht zu tragen. In den letzten Jahren seines Lebens verfällt der Araber fast

nie

in solche Stumpfheit

und Hinfälligkeit,

Eine gewisse Rüstigkeit des Körpers und Frische

Greise.

des Geistes bewahrt er bis wenige

Tage vor seinem Tode,

der dann gewöhnlich rasch und leicht erfolgt. seine alten leicht,

des

wie unsere

doch

Knochen

die Strapazen des

fehlt es nicht

D seh ad

oder

Zwar ertragen

Kriegs nicht mehr so

an Beispielen, dass beim Predigen

Glaubenskampfes auch

Greise mit auszie-

hen, und durch ihren Fanatismus die Körperstärke ersetzen.

Bei dem Angriff gegen Beiida, zur Zeit tion nach

härte

Medeah

mit unter

,

der ersten Expedi-

sahen die Franzosen nicht wenige Grati-

dem Haufen der Stürmenden,

welche dazu nicht Kraft genug hatten,

und andere,

fanatisirten die

übri-

gen von ihren Pferden herab durch Predigten und Geschrei. Grosse Reisen, wie den Karavanenzug durch die Wüste, kann der Greis nicht mehr ertragen.

Er

liebt

überhaupt eine ge-

4*

52 wisse Ruhe, geht seiteuer auf die Jagd uud beschränkt sein

Nomadenstreifen auf einen engern Raum. die

die Alten,

die freiwillig das

Während

mel übernahmen.

waren

Duars zubrachte,

der Nächte,

Wächteramt unter freiem Himdie Jünglinge

im warmen Zelte Genuss der

Die Naturscenen machen überhaupt den

mehr Freude

als

und dies hängt

den Jünglingen,

mit der zunehmenden Gluth ihrer schwärmerischen

Bei den

keit innigst zusammen.

stürmen

,

wo

kriechen, sieht

die

Gewittern,

bei

Frömmigden

See-

Städter sich ängstlich in ihre Häuser ver-

man zuweilen

einen greisen Araber auf einem

Felsen, unter einer verwitterten

der

gegen

es oft gerade

schliefen, entschädigten sich die Alten durch den

Mondscheinnacht. Greisen

er

ist

Während

Witterung weniger empfindlich.

die ich in arabischen

Dafür

Palme

sitzen

und dem Toben

Elemente mit der Miene der" vollsten Befriedigung zu-

schauen.

Wenn

schüttert,

die

der Orkan seinen kameelshärenen Palast er-

Wolkenbrüche den Duar mit

und bei

taufen,

eiskalten Fluthen

dumpfen Donnermusik, den gespensti-

der

gen Echotönen des Atlas der kleine Beduine auf dem Mutterschoosse

wimmert

und

die

Hunde

angstvoll

jauchzt die gläubige Seele des Arabers über

nes

stöhnen,

da

Grösse

sei-

die

Gottes, und von seinen Lippen strömt freudiger, begei-

sterter

sein feuriges Gebet.

Gegen das Ende

innerlich freudig

seiner

Er

und nachdenkend.

fühlt

Tage wird

der Araber sehr

den nahenden Tod,

und sehnsüchtig entgegensieht,

dem fast

still

er so

wie bei

uns die Kinder dem Weihnachtsabend; er trägt sich mit ganz ähnlichen Hoffnungen, wie

sie.

Verhältnissmässig sterben wenige

Individuen dieses Volks an Krankheiten.

Tod

eine plötzliche

Bei den Meisten

ist

Anwandlung von auflösender Schwäche,

Stockung des Blutumlaufs ; die Agonie

ist

der

eine

niemals schmerzhaft.

53

Man

trägt den

weiche Decken. stützt,

Sterbenden vor das Zelt,

Das Haupt wird auf

wo

die

Kaaba und

Araber

scheidet der

als

terbrust.

Die Söhne,

die

ihm regt,

Enkel,

um

alle

stumm, dann brechen

der Marabut

Der liebenden Verehrung

daher immer wahr und gross.

Es

tzen wählen die Araber die

gebirge;

die

herrlichsten

Wüstenbewohner begraben

kleinen lieblichen Oasen,

krönte

Zu

Palmen wachsen,

wo

spricht

ist

dies

der Hinterbliebenen

Gegenden im Atlasihre

Todten

Quellen fliessen

liegen.

ein tief-

ihren Begräbnissplä-

in

den

und grünge-

und deren allenthalben

Nordrand der Sahara zerstreut

das

jungen Araber für

der

eingewurzeltes Gefühl, und der Schmerz ist

sie in

Weiber stimmen ihren unheim-

die

gellenden Klagetriller an;

Väter habe ich schon erwähnt.

ihre

Angehörige des Ster-

So lange noch ein Athem-

ihn.

sind sie

Trauergeheule aus,

Gebet.

Todesschmerz, das bre-

Säugling schon geliebäugelt hatte an der Mut-

benden versammeln sich in

So

liegen.

hoffend den Lichtwelten zugewendet, mit

denen er

zug sich

des Propheten Grab

und ohne

leicht

Auge noch

chende

ihr

und legt ihn auf Palmenkissen ge-

und das Antlitz nach Osten gekehrt, nach der Rich-

tung,

lichen,

ein

über

den

Drei einfache Steine

ohne Inschrift oder sonstige Zierde bezeichnen jedes einzelne Grab.

Zuweilen wallfahrten die Hinterbliebenen nach diesen küssen

Orten ,

So

liegt

die

der Beduine

Grabsteine in

,

seinem

und weinen grossen

wohl sogar.

Reiche begraben,

unter ewig freier Erde ruht sein Staub; die

Tyrannen

aller

Zeiten haben die Freiheit seines öden Vaterlandes nie eigentlich

zu brechen vermocht, und unverändert, wie heute, wird

dieses

freie

erwachen.

Reich noch stehen, wenn die Todten der Wüste

54

IL

Die Kabylen.

ifie Franzosen,

selbst die officiellen Bulletins

verwechseln die Kabylen sehr häufig mit den Arabern,

teur,

von denen

Abkunft,

doch durch Sprache,

sie

zum Theil auch durch Charakter und

Nur

im Moni-

die

gegen

Gestalt,

und

Sitten geschieden sind.

gemeinsame Religion, die Freiheitsliebe und der Hass

Fremde

bilden

ein

Band zwischen beiden Völkern,

welches im Kriege gegen die Franzosen sich

oft

genug

als

stark und furchtbar bewährt hat, und welchem Abd-el- Kader seine heutige

bylen

Macht verdankt.*)

oder Berber,

Das grosse Volk der Ka-

welches das ganze

Litoralgebirge der

Berberei von Marokko bis Tripolis bewohnt,

Gegenden aber

viel

seltener

Idiome seiner Sprache, oder

Schilhu

vorkommt

,

in den innern

führt,

verschiedene Namen.

heissen die Kabylen in Marokko,

so wie die

Amazirgh wo

sie

am

*) Abd-el-Kader's Herrschaft war nach den Expeditionen gegen Mascara und Tlemsan ziemlich erschüttert. Mehrere Araberstämme wurden ihm untreu, aber die streitbaren Kabylenstämme an der Tafna erklärten sich für ihn, und seitdem war die Macht des Emirs immer im Steigen.

55 zahlreichsten sind,

rik und Tibbo lis

in einigen

in Algier

und Tunis;

Tua-

die

Gegenden des Südens von Tripo;

und der übrigen Berberei sind vermuthlich auch Kabylen.

Ihre Sprache der

Kbaili

nennt man bei Budschia Kbailia,

Seh au iah,

Provinz Constantine

der Ostgränze von

Amazirgh.

Marokko Schilha, im übrigen Marokko

Ganz gewiss gehören

Dialekte

einer Stammsprache an,

keinerlei

Gemeinschaft

Amazirgh

in

im Innern

an der Tafna und an

Marokko

hat.

diese

alle

verschiedenen

welche mit der arabischen

Die Kbaili

in

Algier und die

verstehen einander, während

dem Ara-

ber beide Idiome völlig fremd sind.

Die Frage, woher wohl dieses zahlreiche, unzugängliche, noch so wenig bekannte Volk, welches ein ungeheures Gebiet

bewohnt, und in so naher Nachbarschaft von dem ländergierigen Europa eine mehr als tausendjährige Freiheit zu behaupten wusste,

stammen mag,

worden, und wer weiss, ob

Kabylen

schlossenheit der sten

Geschichtsforscher

Abkömmlinge der

alten

je

ist

noch nicht genügend gelöst

sie bei der

Barbarei und Abge-

Die mei-

gelöst werden kann.

und Geographen

halten

sie

Numidier, andere, die wohl von

gen blonden Stämmen im Innern gehört haben, für

kommen

der Vandalen.

die heutigen

Völker

für

Viel wahrscheinlicher

aber

die

die eini-

Nach-

ist,

dass

Kabylen aus einem Gemische der verschiedenen

entsprungen

sind,

welche

nach einander in Nord-

afrika sich niedergelassen hatten, erst die Herrscher spielten,

dann von neuen kriegerischen Eindringlingen besiegt, in den

Bergen „das Haus der Freiheit,

Es

fanden.

welches,

ist

das ihnen Gott gegründet"

das Blut der Numidier,

Vandalen,

Punier,

im Atlas ein Asyl gegen Unterdrückung suchend,

sich kreuzte

und ein neues Volk gebar.

Algier

sie

sind

In der Regentschaft

gewöhnlich kleiner Statur,

und stehen den

56 kräftig schönen Gestalten der Beduinen in jeder Hinsicht nach;

Marokko

unter den Amazirghs von

soll

wachsene, muskulöse Stämme geben.

Bona

sind

Kabjlen

die

Gesichtsfarbe;

dagegen hochge-

es

Zwischen Budschiaund von

schwarzhaarig,

schmuzgelber

dem Berg Auras aber wohnen ganz

auf

blonde Stämme mit roth und weissem Teint,

hell-

so dass Bruce,

welcher im vorigen Jahrhundert die Kette des Auras bereiste,

und Landsleute aus

über ihren Anblick ganz betroffen war,

schmuziger Tracht zu sehen wähnte.

Altengland in fremder,

Die Aurasbewohner

sind,

obwohl

sie die gleiche

Sprache mit

den übrigen Kabylen reden, vermuthlich Vandalen.*) ter ihnen herrschende Tradition,

stammten



was

sie

wie Bruce bemerkt

war

von Christen ab-

als

zu ärgern schien,

spricht stark dafür.

Seit Bruce's Reise

der Renegat Baudouin wohl der einzige Europäer,

den Auras besucht aus



dass sie

mehr zu freuen

Die un-

dem Innern

Er

hat. viel

erzählte mir nach seiner

von den

interessanten

Gebirgs, bei denen er gastfreundliche

Stämme

zahlreichste jener blonden

der

Rückkehr

Stämmen

jenes

Aufnahme gefunden. Der

heisst Niardy.

Sie schee-

ren ihren Kopf nicht, wie die übrigen Kabylen, sondern tra-

gen lange Haare. barsten Gegenden

Das Plateau

des Auras

von Numidien,

ist

eine der frucht-

und seine Bewohner sind

sämmtlich Ackerbauer, ein friedlicher Menschenschlag, in

manchen Handwerken wohl erfahren.

Stirnen

ein

griechisches

Derselbe Gebrauch

auch

Sie tatuiren auf ihre

Kreuz oberhalb der beiden Augen.

existirt

auch bei andern Kabylenstämmen,

welche nicht die blonde Hautfarbe auszeichnet, wird aber nur

von den Weibern geübt.

Unter den Eingeborenen herrscht

*) Die Vermischung eines grossen Theils des Vandalenvolks mit den Eingeborenen Afrikas noch vor dem Tode Valentian's bestätigt auch Procopius (de bello Vand. l. I, c. 5.)

57

Vor

folgende Sage hierüber:

vielen,

vielen

Jahren sey ein

dem Norden gekommen, und

kriegerisches, blondes Volk aus

habe ganz Afrika unterworfen und geplündert.

Eingeborenen

welche das Kreuz sich auf die Stirne

aber,

malten, entgingen ihrer

Wuth

brauch unter einigen Stämmen

später habe sich derselbe Ge-

,

als

Vandalen, welche im fünften Jahrhundert bis in die entlegensten

Die

ten.

Herkommen

ein altes

fort-

Offenbar bezieht sich diese Sage auf den Einfall der

geerbt.

thum

Diejenigen

n.

Chr. das Christen-

Wildnisse Nordafrika's verbreite-

Aurasbewohner wohnen

blonden

sichere

und umständliche Nachrichten über

von

den

als dass

man

leider

französischen Niederlassungen zu weit entfernt,

sie einziehen

und

einen directen Verkehr mit ihnen einleiten könnte. Interessant

wären besonders Nachforschungen über

wenn

diese

ihre Sprache,

Stämme wirklich Nachkommen der Vandalen

wie Bruce und Peyssonel vermuthen, so

ist

denn sind,

es wahrscheinlich,

dass in ihrem Idiom sich noch einige Spuren der germanischen

Älerkwürdig

Sprache finden.

pius von einem hellfarbigen

wähnung macht,

*).

Dass

ist

übrigens, dass schon Proco-

blondhaarigen Völkerstamm Er-

der, zwar nicht auf

Auras, wohl aber

wohne

,

tief

die

linge seyn können,

dem ihm wohlbekannten

im Innern Numidiens

in einer

Wüstenei

Aurasstämme übrigens Vandalenabkömm-

ist

sehr möglich, trotz der Versicherung des

Procopius, dass die ganze Vandalenbevölkerung durch das Belisar'sche

Heer

im Jahre 539 pen Hess.

*) oiix

vernichtet

worden und dass Kaiser Justinianus

die letzten Reste, sogar die

Wie

schwer, ja wie

Weiber

Die Erwähnung findet sich imProc. de bell.Vand.

äansQ

ot

Mavgovdtoi /^slayoxQOOi ,

fiaja^ xcu ras xofias '^av&oi.

fortschlep-

unmöglich aber die Ausrot-

lib. II.

cap. 13.

Kay

t« Ow-

ctXkä Xevxol ts

58 tung eines ganzen Volks,

das

ganzes Jahrhundert

ein

fast

lang die Herrschaft in Numidien behauptet hatte,

wo

dünnbevölkerten Lande war,

die

und

fluchtstätten bot, ist einleuchtend,

wie

einem

in

Natur ihnen so viele Zuselbst

Procopius gesteht,

manche

bereits erwähnt, an einer andern Stelle zu, dass so

Vandalen sich unter ihre barbarischen Nachbarn vermengt ha-

Von den Kabylen, welche

ben mögen.

Tagelöh-

in Algier als

ner arbeiten, bemerkt Wilhelm Schimper, ihre Gesichter und Gestalten seyen ihm wie das getreue Bild eines Würtembergers

Wie

vorgekommen.

richtig diese

zeugte ich mich später

der Amrauahs, beide

ein

verwundet

Bemerkung gewesen,

deutscher Tagelöhner

und

dem

Bett

und

über-,

Reghaia, wo, nach dem Ueberfall

in

auf

entkleidet

ein

Kabyle,

Der

lagen.

Deutsche war ein ehemaliger Soldat der Fremdenlegion, dem

und die Bivouacs

die Hitze

er

die

Haut so gebräunt

hatten, dass

von dem Kabylen gar nicht zu unterscheiden war.

berberischen Tagelöhner

Algier

in

brannte süddeutsche Bauern,

Nur

nicht gewaschen haben.

Auge von ziemlich

gemeinen, ist

die

paar Jahre

lang

das lebhaft schwarze, stechende

merkwürdige Aehnlichkeit

sie

wahrt man

diese

nicht mehr.

Dort gleichen

auffallenden sie

mit

den

der Wollkapuze

Bona und Stora ge-

germanischen Physiognomien

mehr Südeuropäern, und

ansässiger Italiener meinte,

aufsetzte, sähen sie

des sonn-

nennen jene „die Kabylen Frank-

Bei den Bergbewohnern von

und

Auch den Ara-

Soldaten der Fremdenlegion

Kabylen aufgefallen und

Stricks

ein

plumpen Physiognomie.

verbrannten deutscheu

Bona

sehen aus wie sonnver-

sich

sehr wildem Ausdruck passt nicht zu der übrigen

bern bei Algier

reichs".

die

Die

wenn man ihnen

eine

ein in

statt

des

zuckerhutförmige Mütze

den Calabresen zum Verwechseln ähnlich.

Aus dem Typus, der Schädelbildung, den Traditionen und



59 Sitten

der Kabylen lassen sich

Meinung anführen,

dieses

dass

Gründe für

gleich viele

weitverbreitete

aus sehr heterogenen Urelementen besteht.

die

Gehirgsvolk

Selbst Vermischung

mit Arabern lässt sich auf einzelnen Punkten des Landes, namentlich

der Provinz

in

Constantine,

Den üebergang von den Arabern

ziemlich sicher nachweisen. zu

wie bereits erwähnt,

den Kabylen scheinen namentlich die Stämme zu bilden,

welche das Idiom die Araktas

Seh au iah

sprechen, nämlich die Amrauah,

und die Ulid-Abd-el-Nur.

Die Kabylen wurden schon von Shaw und andern Reisenden der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wildes, tapferes

als

ein sehr

Aber

und freiheitsliebendes Volk geschildert.

die in neuester Zeit so oft

Kabylen von jeher

völlig

wiederholte Behauptung,

unabhängig gewesen, für einige wenige

oder kann höchstens nur

ist

dass die

grundfalsch

Stämme

gelten,

Dass

welche die unzugänglichsten Gebirgsgegenden bewohnten.

Numidien nach der Besieguug Jugurtha's so gut terjocht war, davon zeugen

noch

jetzt die zahlreichen

deutenden Reste der römischen Städte, stungen,

die durch das ganze

Wildnisse zerstreut

wo

jetzt die

Man

sind.

findet

bis

Fe-

in die entlegensten

im Süden von Budschia,

Lambasa auf dem Aurasgebirge

im Innern war eine Stadt von mehr

Umfange.

und be-

Zwischenlager,

unabhängigsten Stämme wohnen, die Ruinen von

Sava, Horrea, Musulubium. tief

Land

un-

als völlig

Diese zahlreichen Städte

als

drei Stunden

im

und festen Plätze waren

durch sehr schöne Fahrstrassen verbunden und es bedarf nicht einmal der Unterstützung der vielen Angaben in den Schriften der alten Geographen

Africa der

Römer

dass

die Provincia

ein blühender, civilisirter Staat

die Reste der alten alte

zum Beweise,

Bauwerke zeugen genugsam

gewesen

hiefür.



Diese

Blüthe der Römerschaft aber beweist wiederum, dass die

60 Barbarenstämme damals den Eroberern entweder

völlig unter-

worfen oder unschädlich gemacht waren, da im andern Fall das rasche Gedeihen und die lange Blüthe der römischen Colonie nicht

Zwar

möglich gewesen wäre.

Ansicht von der Unmöglichkeit,

berufen sich die

gen, auf eine Stelle des Procopius,

Verfechter der

Eingeborenen zu bändi-

wo

gesagt

man habe

ist-

von Karthago nach Julia Caesarea (Scherschel) nur zur See reisen können, weil der

Landweg von den Barbarenstämmen Aber Procopius

unsicher gemacht worden. Stelle

in

spricht in dieser

von der Zeit der Herrschaft der oströmischen Kaiser

Nordafrika,

welches Justinianus durch seinen Feldherrn

Bellsar wieder erobert hatte.

Diese zweite Römerschaft war

weder so blühend, noch so solid wie die erste, ten

Städte waren

grösstentheils

denn die

worden,

zerstört

Numidier

die

Gebirge

al-

be-

siegten

Vandalen

stärkt,

und aus dieser Vermischung sind wohl die heutigen

hatten

Kabylen hervorgegangen.

die

Land bewohnten,

ver-

Die Kabylen und die Mauren, wel-

che in ihrer Nachbarschaft gleichfalls das

der

schon

seit alten

Zeiten

wurden im siebenten Jahrhundert von

den aus Aegypten angerückten Heeren der Araber unterwor-

Dass

fen.

wohl auch ist

die

Unterwerfung wirklich

statthatte,

beweist

Bekehrung der Kabylen zum Islam,

denn es

diese

zu unwahrscheinlich, dass ein Volk von so wildem Schlage,-^

das seinen alten Sitten so sehr zugethan, so seine Freiheit, so abhold den

ihm fremden,

in anderer

Fremden

ist,

eifersüchtig auf

den Glauben eines

Zunge redenden Volks

anders,

als

durch das Schwert gezwungen, angenommen habe.

Diese Ab-

hängigkeit mochte aber wohl aufgehört haben,

die

len

als

Kaby-

durch die Anerkennung des Korans mit den Siegern in

gleiche

Rechte

traten.

In der That sah man

bald darauf

Kabylen mit in den maurisch -arabischen Heeren fechten, wel-

61 che zu Anfang des achten Jahrhunderts in Spanien

Nachdem

die

Türken

sechzehnten Jahrhundert der

im

sich

Herrschaft Algiers bemächtigt hatten, ser

Theil

der Kabylen

unter das Türkenjoch

Tribut

auch ein gros-

theilte

Schicksal der Araber,

das

welche

beugen und dem Pascha oder

sich

Dieses

mussten.

bezahlen

einfielen.

unterthäuige

Dey

Verhältniss

dauerte bis zum Sturz der Deyherrschaft im Jahre 1830,

dann im Innern eine Reaction gegen die Türken die

Eingeborenen ihre Tyrannen

verjagten.

Es waren

also

Türken unabhängig, was liche

eintrat,

wo und

theils niedermetzelten, theils

keineswegs

Kabylen von den

alle

in neuester Zeit so viele oberfläch-

Reisende und Journalisten, von denen der Eine dem An-

dern nacherzählte, behaupten.

Die Beni-Salah, Musaia, Sum-

mata, Beni-Dschad, Amrauah, Beni-Menasser, Ulid-Abd-el-Nur,

sowie auch die blonden

Türken Tribut, der aber geringer war, Sogar der mächtige Stamm

Araber.

bezahlten den

Kabylen des Auras,

als der

der

Tribut der auf

Flissa

Dschurschuragebirge entrichtete an die Türken einen Tribut, der freilich für jede Gurbi nur einige

Derselbe

betrug.

Stamm

stellte

ken seinen Kriegercontingent, der Einnahme Algiers

tapfer

Stämme an der Tafna,

kleinen

Kupfermünzen

auch zur Verfügung der Türder im Jahre

gegen

die

1830

sich

vor

Franzosen schlug.

Eigentlich unabhängig von den Türken waren nur

reichen

dem

die

zahl-

ein grosser Theil der Küsten-

bewohner zwischen Dellys und Stora, dann sämmtliche Stämme, deren Wohnsitze sich einige Stunden südlich von Budschia an bis

zum

Biban

zwischen den Flüssen

Adschebbi erstrecken.

Stämme waren

die

Summam

und Uad-

Die mächtigsten dieser unabhängigen

Znaua und

sammen gegen 10,000 Krieger Die Kabylenstämme sind

die

Beni- Abbes,

stellen

in

welche zu-

können.

Grarubas

oder Districte,

62

^

Daschkhras

letztere in

oder Dörfer getheilt.

hen diese Daschkrahs aus mehr hütten), deren jede

als dreissig

Gurbis

(Stroh-

Einige Stämme

Familie bewohnt.

eine

Selten beste-

haben auch grössere Dörfer mit Häusern von Stein, ja man-

Die

che sogar Städte, wie die Flissa und die Beni- Abbes.

Stämme

stehen unter der Herrschaft von

Kaids,

die aber

über ihre unbändigen Untergebenen im Grunde nur eine geringe

Macht üben.

Die Justizpflege wird von den

bei den ist

Kabylen

Thalebs

die

Mrabats.

Dieser Orden von Heiligen

offenbar durch den Contact der Araber und

nahme des Islam Benennung

ist

(Ge-

Die grösste Verehrung aber gemessen auch

lehrten) verwaltet.

bei den

mit der

An-

Kabylen eingeführt worden, denn

bei beiden Völkern die gleiche.

von den berberischen Marabuts dasselbe,

Es

die

lässt sich

wie von den arabi-

schen sagen, nur sind sie noch fanatischer, noch unduldsamer

gegen Andersgläubige,

und ihr Einfluss auf die Kabylen

ist

noch mächtiger. Bei dem Angriffe der Flissa gegen Beiida sah

man

einen

uralten

schwächlich war,

Marabut

mit

eisgrauem

Er

so

predigte im

Kämpfer auf einem Esel

furchtbarsten Musketenfeuer unter

wilden Gesticulationen zu den Kriegern, erst,

der

dass zwei Kabylen ihn auf beiden Seiten

stützen mussten, vor der Fronte der sitzend.

Bart,

und entfernte sich

nachdem eine französische Kartätsche seinem Esel den

Kopf weggerissen

hatte.

Die Marabuts der Kabylen lernen

ausser ihrer Volkssprache auch die arabische,

da

sie ihren

mohamedanischen Landsleuten den Koran erklären müssen.

Die Kabylen sind Ackerbauer, haben sehr frugal

der Araber. in

und besitzen lange

nicht

feste

Wohnplätze, leben

den Heerdenreichthum

Sie sind dagegen etwas industriöser als letztere,

manchen Handwerken wohl erfahren,

zu schmieden, Schiesspulver zu bereiten,

verstehen Waffen falsche

Münzen

zu

63



prägen, Häuser von Stein zu bauen

Beduinen fremd über

lumpt,

Ihre Kleidung

sind.

alle

die

Füsse hefestigen

welche den

immer schmuzig, Sie hüllen

K an dura

zer-

um den dem

genannt, welche

entspricht; ihre Beine sind

Haikh oder arabischen Unterkleid

um

ist

Vorstellung armselig.

Körper eine Art Wolltunica,

nackt,

Künste,

Stück Schafhaut zum

sie ein

Schutz gegen die scharfen Steine.

Sie scheeren ihr Haupt,

haben wenig Bart, sind meist unter mittlerer Grösse, mager, aber knochenfest.

In ihren Zügen entdeckt

von dem edlen Schnitt,

Beduinen eigen.

der den Gesichtern der

Wildheit, Hass,

Augen von grosser Beweglichkeit. mender

als

und

die arabische,

Mordlust

das Vergraben des väterliche

ser Theil der jungen

Jahre

als

die

Geldes Sitte

Kabylen genöthigt,

dschus verdient haben, womit sie

Gewehr kaufen können. sind

ist

noch

lär-

Kabylen ein sehr armes allen

viele

so ist ein gros-

in den Städten einige

bis sie ein

Mohameda-

wodurch

ist,

Vermögen kommen,

Tagelöhner zu arbeiten,

aus ihren

zeigen dabei Zähne, so

Volk sind, da auch unter ihnen, wie unter

Söhne um das

Mauren und

blitzt

Ihre Sprache

sie

Da

weiss wie die des Schakals.

nern,

man keine Spur

etwa hundert Bu-

Weib nehmen und

In Algier und in dessen

immer gegen viertausend solcher Kabylen

als

ein

Umgebung Tagelöh-

Sie schlafen dort unter freiem Himmel, leben

ner beschäftigt.

von Wasser und ungesäuertem Brot, und sparen und kargen, bis sie

Summe beisammen haben, wor^ Berge wiederkehren, um dort frei und unab-

ungefähr die erwähnte

auf sie in ihre

hängig zu leben. sie

,

oft

Sie sind sehr genügsam.

aus hundert morschen

Lumpen

ihrem Grossvater geerbt haben, hin.

Ein Weib, eine Hütte, eine

Ihr Haikh, den

zusammengeflickt, von

reicht für ihr ganzes

Leben

Flinte, ein Yatagan, einige

Ziegen, ein Maulthier und ein Hund,

mehr bedarf der Ka-

64 byle nicht,

Tage

seine

bruch betet

um

in einförmiger

schaut

Weib

streckt



ihm herab;

das

,

Mit dem Morgenan-

zu.

eben so schmuzig und wild

ist

dann träge in den Sonnenschein und

sich

vielleicht

die Poesie der

Weise

bringt

dann einige Stunden auf seinem Acker,

er, arbeitet

kost mit seinem

wie er,

Er

Art glücklich zu leben.

in seiner

gedankenleer,



Araber

oft spielt er

auf das

denn der Kabyle hat nicht

Meer und

Ebene unter

die

auch auf einer hölzernen Pfeife ein-

tönige, langweilige Melodien.

Dies sind nach den Aussagen

zurückgekommenen französischen und deutschen Deser-

der

teurs, die in elender Knechtschaft einige Jahre bei ihnen zu-

gebracht, die Tagesbeschäftigungen und Freuden des Kaby-

Da

len.

er keine weitern Genüsse kennt, hat er auch

Wünsche.

den etwa noch ein Häuschen von Stein

werden für

tzen,

aber wenig

den Sterblichen ge-

heit ist selten,



„Rummis"

da die Franzosen nicht

sondern

Die Kabylen

beneidenswerthe Episoden.

führen nicht nur Krieg gegen die

men

und ein Pferd besi-

die Glücklichsten unter

In dieses monotone Leben bringt nur der Krieg häu-

halten. fige,

auch

fast



die Gelegen-

oft in ihre

Berge kom-

Krieg unter

beständigen

Stamm gegen Stamm, Dorf gegen Dorf, Hütte gegen Kein Volk der Welt in wilderer Anarchie,

lebt in grösserer als

Freiheit, keines

dass

oft

sich.

Hütte.

auch

Die zurück-

diese Atlasbewohner.

gekehrten Renegaten erzählten mir, eines

wenig

Die, welche ausser den augeführten Gegenstän-

die

Bewohner

und desselben Daschkhra wegen eines verübten Ehe-

bruchs oder Diebstahls auf das Wüthendste über einander hergefallen;

die

nächsten Blutsverwandten

vergossen ihr

der Bruder mordete den Bruder, bis die Marabuts

Frieden

Blut,

kamen und

stifteten.

Der Krieg, den

die

Franzosen

seit

1830 mit kurzer ün-

65 terbrechung gegen die Eingeborenen führten, brachte sie viel

den Kabylen,

seltener

mit

rung.

Der Grund

alle beritten,

mit den Arabern in Rerüh-

als

Die Araber sind

ganz einfach.

,

die verhältnissmässig

nur sehr wenig Cava-

haben, ohne grosse Gefahr manoeuvriren, da ihnen der

Rückzug immer

frei bleibt,

selten oder nie einholen.

und

die französischen Reiter sie

Die Kabylen aber

streiten fast alle

zu Fuss; sie besitzen nur sehr wenig Pferde,

die ihnen auf

ihren Bergen ohnehin von geringem Nutzen sind,

und die Cavalerie der Kabylen

ist,

üebrigens

Race des Landes

sind die berberischen Pferde von der besten

obwohl wegen ihrer ge-

ringen Zahl nicht sehr furchtbar, doch sehr gewandt und

Sinnes der Araber

Wohnungen,

ist

die Zelte,

ihre

unstätere

Da

Lebensart.

und ihre Habe,

Heerden,

die

beweglich sind, so scheuen sie den Krieg wenig, da allenthalben

Weiden und Wasser

haben Hütten und Häuschen,

leicht

sie fast

Die Kabylen aber

finden.

die der

ihre

Feind zerstören kann,

und ihre Habe besteht in der Ernte von ihren Feldern, so

leicht

ta-

Ein anderer Grund des kampflustigem

pfer in der Schlacht.

nicht

fast

und können gegen die schwerfälligen Colonnen

der Franzosen lerie

ist

transportabel

ist.

Krieg mehr zu fürchten, und sind

Sie haben bei ihrer

die

demnach den

ruhigem Beschäf-

tigung weniger geneigt, ihn aufzusuchen, als die Araber bei

Naht man

ihrem unstäten Vagabundengeiste. ren Wohnsitzen,

so

oft die französischen

ten, ner.

schlagen sie sich

Truppen mit

war der Kampf länger und Dieses Volk

liebt seine

um

sich

dagegen

ih-

So

so tapferer.

den Kabylen zu thun hat-

blutiger, der

Heimath

sehr,

Sieg

bestritte-

und duldet

selbst

seine Glaubensbrüder arabischen oder maurischen Blutes nicht

gern

in

allzunaher Nachbarschaft.

Kabylen fremd, Moritz Wagner's

Gastfreundschaft

Misstraüen ein hervorstechender Algier. U.

5

ist

Zug

den

ihres

66

heit

Stämme bewachten

die unabhängigen

Charakters;

immer sehr

und

eifersüchtig,

Deyherrschaft empfingen

sie

Türken oder Araber



mer ihren Wohnsitzen zu nahe kam Uebrigens hat man

ihre Frei-

zu den Zeiten der

selbst

— wer

1830 doch auch ziemlich

seit

Kabylen

reiche Beispiele gehabt, dass die

in

grijRF

Stamm

zo-

Ben-

während der ersten Expe-

mit seinen Kabylen,

von seinem

dition des Marschalls Clauzel, Beiida an, welches

Es waren

dreissig Stunden entfernt liegt.

Kabylen des Stammes Mezzaia

zahl-

Kampf

den

gen, wenn auch ihre Wohnplätze nicht bedroht waren.

Zamun

im-

mit Flintenschüssen.

gleichfalls

bei Budschia jene Streitermas-

welche im September 1837 die befestigten Posten der

sen,

Medschez-Ammar

auf den Höhen von

Franzosen

Kabylen halfen auch hauptsächlich

der Vertheidigung von

bei

Hier war es

Constantine in den Jahren 1836 und 1837 mit. bedrohte Freiheit,

nicht ihre

liebe so

überwog,

sondern der Fanatismus,

Kampf

die Atlasbewohner in den

dass sie

angriffen.

der

und ihre Heimaths-

trieb,

Monate lang von ihren geliebten

Gurbis, von Weib und Kind

entfernt blieben,

und

oft nicht

mehr wiederkehrten. Die Taktik der berberischen Krieger

ist

von der arabi-

mehr

schen Kriegsweise insofern verschieden,

als

auf die Vortheile des Terrains Rücksicht

nehmen, welche der

berittene

immer

Araber,

in

dem

pfen daher

am

sie

weit

auf sein flüchtiges Pferd vertrauend, nicht

gleichen Grad liebsten

in

den

Die Kabylen käm-

beachtet.

Bergen,

wo

sie

als

geübte

Kletterer, bei der Behendigkeit und der Abhärtung ihrer Glieder, über den französischen Soldaten

Wenn

sie in der

Ebene

sich in den

schieht dies nur an solchen Stellen, rain

hinter

sich

haben,

grossen Vortheil haben.

Kampf

wo

einlassen, so ge-

sie ein

bedecktes Ter-

und beim Rückzug in die Büsche

67 Auf Hinterhalte muss man

kriechen können.

wandt jeden Vortheil des Terrains;

in jeder

jedem Bergabhang lauern

hinter

ersten Franzosen,

in

diesem Kriege

denn die Kabylen benutzen sehr ge-

beständig gefasst seyn,

bedeckten Schlucht,

um

ihre Krieger,

die sich zeigen,

auf die

und dann

zu feuern,

tie-

fer in die

Gebüsche oder auf die höheren Berge sich zurück-

zuziehen.

Zuweilen versammeln

um

irgend

einen

Gewöhnlich

werden diese Angriffe bei

wie am Feste des Beiram oder des

Gelegenheit,

Haid- el-Kebir, verabredet. Marabuts

auch in grosser Zahl,

Punkte der französischen

Posten anzugreifen. feierlicher

sie sich

der schwächsten

Einzelne Emissarien, fast immer

um

durchwandern die Stammgebiete,

,

„heiligen Krieg" zu predigen,

und den

Tag

an welchem der Angriff beginnen und die

„Rummi"

werde.

schlagen

zu verkünden,

Stunde

letzte

Stamm

Jeder

überall den

stellt

dann sein

Diese Krieger sind sämmtlich Freiwillige,

Contingent.

,

wenn

ihre Angriffe oft sehr tapfer und verzweifelt

Die Blockhäuser

sind.

bedrängt,

bei

Budschia wurden

und ihre Besatzungen waren

feuers der Forts öfters nahe daran

der

,

kreuzte,

und

die

wo

oft sehr heiss

trotz des

kam

der Säbel mit

KanonenZwischen

zu erliegen.

französischen Cavalerie und den Kabylen

sehr mörderischen Kämpfen, sich

die

Wun-

fanatischsten und tapfersten Individuen der Gegend, kein

der also

der

es oft zu

dem Yatagan

Kabylen nicht immer den Kürzern

zogen.

Zu len fast

diesen kriegerischen

immer von ihren Weibern

Freiheit geniessen als die

Araberinnen.

der alten

begleitet,

die

Kaby-

welche weit mehr

und mehr Macht auf ihre Männer üben,

ringer Entfernung von

bern

Unternehmungen sind

Jene wilden Weiber lagern sich in ge-

dem Kampfplatz, und

Teutonen ermuntern

sie

gleich den

die Streiter

5

«

Weidurch

68 Geberden und Geschrei, preisen die Starken und die Tapfern

und schmähen die Fliehenden.

im

Constantine bylinnen

Während

October 1837 sah

man

der Belagerung von

Menge von Ka-

eine

dem Lager Achmet Beys ausserhalb der Stadt

bei

stehen, und als im Juni desselben Jahres der Obrist Schauen-

Monn

burg mit einem Corps von 2000 ser

gegen

die

die

in

Amrauahs zog, da waren,

Ebene der

Is-

während Fussvolk

und Reiter der Kabylen den Franzosen keck zu Leibe gingen, und aus allen Büschen das Musketenfeuer krachte,

die

Gipfel aller Hügel und Felsen umher mit Kabylinnen bedeckt,

welche im flatternden Schmuzgewand, mit aufgelösten Haaren,

Hexen

leibhaftigen

gleichend,

gellendps

ihr

Geschrei aus-

stiessen.

Ich habe gebildete

Leben der Kabylen, das

Franzosen gekannt,

welche für das angesehen,

sie freilich nie selbst mit

sondern nur schildern gehört, sich enthusiasmirten, ihre wilde Freiheit

,

ihre

unbekümmerte Existenz ohne Bedürfnisse und

ohne Sorgen beneidenswerth fanden. hätten dann ebenfalls in

Dieselben Franzosen

auch die Hyäne glücklich preisen müssen,

Löchern wohnt und keinen Herrn über

kennt, die auch mit

Zähne weist und

dem Weibchen

völlig

Einige riethen, man

sorgenfrei

solle unter

kost, in

sich

er-

dem Männchen

die

den

Tag

den Kabylen,

Arabern, Bundesgenossen suchen.

die

hinein lebt.

statt

Aber dergleichen

unter den Politiker

haben ohne Zweifel den Charakter der Kabylen ganz vergessen.

Die Kabylen haben

heit als fanatische

schaftlichen

sich nicht nur bei jeder Gelegen-

Barbaren gezeigt, die jeden nahen freund-

Verkehr mit den Franzosen

stolz

abwiesen,

sie

haben überdies Beispiele einer Treulosigkeit gegeben, welche die

Fides punica beschämte.

Der Leser

erinnert sich

wohl

noch des im ersten Band erwähnten verrätherischen Meuchel-

69 mords,

mon

dem Obercommandanteu von Budschia,

der an

de Musis,

während meines Aufent-

sind die Verbrechen, die sich öfters

schaft, der mit einer thet

Ein Pflanzer meiner Bekannt-

Algier zugetragen.

in

halts

war, besass

Landgütchen,

jungen Spanierin aus Minorca verheira-

Umgegend Algiers unweit Kuba

in der

und

Tagelöhnern

auch

beschäftigte

ausser einigen

Kabylen,

drei

deren

was

schlafen liess,

Türken

Kabylen

Die

erwürgt,

Schlafe ihre

deutschen

det,

und

hatten

hatten

Tagelöhner selbst

sie

entging

der Kabylen sie leidenschaftlich

hoffte.

Er schenkte

In

im Hause

einer Nacht

dem Lager Kuba

Mann an

ihren

ihre

europäischen

er sie mit

nie gcthan.

junge Ehefrau bleich nach

die

hen.

die

dass

,

Kinder, eben

so

nur

dem

Verwandten,

meuchlings

Tode,

Man

entkamen Berge.

,

gemor-

weil

sie alles

durch's

Kabylen

die

Geld mit sich genommen, in die

Herr Rozet, Capitän des Generalstabs, welcher

berberischen

Tagelöhner

öfters in ihren

mit ihnen plauderte und ihnen auch

ihm recht

sie

einer

Sie entriss sich sei-

liebte.

fand acht Leichname im Hause;

nachdem

geflo-

Seite im

ihrer

ihre

nen widrigen Zudringlichkeiten durch einen Sprung Fenster.

viel

ein

Anhänglichkeit er

durch freundliche Behandlung zu gewinnen ihnen zuletzt so viel Vertrauen

kam

Salo-

Weniger bekannt geworden

verübt wurde.

Fonduks

die

besuchte,

wohl Geld gab,

damit

von ihrem Land und Volk erzählten, machte

ihnen im Scherz den Vorschlag, sie auf ihre Berge zu begleiten.

gen.

Sie sahen sich mit ironischem Lächeln an, und schwie-

„Mein Leben wäre

hierauf der Officier.

Kopf abschneiden?" samen Ausdruck,

— —

bei euch

wohl

in

Gefahr?"

fragte

„Ihr selbst würdet mir vielleicht den

„Ah!"



riefen sie

mit einem

und sagten weiter kein Wort.

fragte einst einen dieser Tagelöhner,

selt-

Ein Arzt

welcher von den barm-

70 herzigen Schwestern im Algierer Civilhospital auf das Herz-

worden, und dasselbe geheilt verliess

lichste verpflegt

dest du diesen Frauen ein Leid anthun,

nen Bergen träfst^"

würde ihnen

— Der

nicht den



sie

„wür-

auf dei-

Kabyle antwortete höhnisch „Ich

Kopf abschneiden,

Doctor Marseillan, ein junger, hübscher Figur, hatte für den

aber...."



Der

französischer Militairarzt von

Umgang

mit den Arabern grosse

ging öfters mit ihren Scheikhs in das Innere und

Vorliebe,

hatte sich nie über sie zu beklagen. setzt

wenn du

wurde,

Er kannte

glaubte

Als er nach Stora ver-

machen zu können.

er es dort eben so

zu seinem Unglück nicht den Gharakterunterschied

Kabylen,

zwischen den Arabern und

einem Scheikh

folgte

der letzteren, der ihn zu sich einlud, und wurde

Tags darauf

zwei Stunden von Stora als verstümmelte Leiche

gefunden.

Die unwürdigsten Schändlichkeiten schienen an seinem Körper verübt worden zu seyn.

Herr

Dies

Verfasser der

Pellissier,

es verdiene seine Freiheit

vollkommen,

Eine Verschmelzung mit den Kabylen schaften bieten uns diese

ken Leidenschaften" rigen Glauben."

währen,

!



„Ihre star-

„und ihren

feu-

die nur

Wir

Europa noch keineswegs.

hatten in

was noch heutiges

Exaltation der rothen Mützen und braunen Kapu-

zen vermag.

Vor einem Glauben

der Blutschande, tolerirt,



Anarchie und Krieg bei den Kabylen sieh be-

fehlt es in

die

räthlich.

starken Leidenschaften aber,

Spanien noch ganz kürzlich eine Probe,

Tages

s^igt,

Und welche Eigen-

Wilden zum Tausch?

— antwortet Pellissier —

An

^

und eine Verschmel-

sey für die europäischen Ansiedler

zung mit ihm

in Metzeleien,

das Volk, von welchem

ist

Annales algeriennes

Raub und

bewahre der Himmel

aber, der den

die widrigsten alle

Mord

heiligt,

Ausschweifungen

ungläubigen Europäer!

71

HI.

Die Mauren.

JUie

ältesten

berei

waren

liert

sich

die

in

Einwohner des westlichen Theils der Ber-

Maurusier oder Maureu.

die

Nacht der Jahrhunderte

Ihr Ursprung ver-

und die Angaben

oder vielmehr die Hypothesen der alten Schriftsteller hierüber lauten sehr abweichend.

schen Krieg,

und sein aus

dass,

als

Sallust erzählt in seinem Jugurthini-

Hercules

Hispanien

in

vielerlei Völkerschaften

umgekommen

zusammengesetztes Heer

auseinandergelaufen, die darunter befindlichen Meder, Perser

und Armenier nach Afrika gesegelt seyen und den Landstrich

eingenommen hätten, der zunächst dem Meere gelegen.

Meder und Armenier

hätten sich

mit

Die

dem eingebornen Volk

^er Libyer, einem rohen Menschenschlag, der wie das Vieh von Wildfleisch und von den Kräutern des Feldes lebte, vermischt

und ihren Namen allmälig

Mauren

in

statt

Meder verdorben.

Procopius, der viel später schrieb und dessen Angaben weniger

Werth haben,

giebt ihnen einen viel neueren

sagt, dass sie aus Phönicien

men, Jebusitern, Gergesitern aus ihrem

Hand

Land

Ursprung und

gekommen, aus mehreren Stämu. s .w.

bestanden und nachdem sie

vertrieben worden, in Afrika mit bewaffneter

sich festgesiedelt hätten.

Andere

Schriftsteller glauben.

72 dass

sie

arabischen Ursprungs

und Abkömmlinge von jenen

Mohamed

Arabern seyeu, welche einige

tausend Jahre

Aegypten überschwemmten; und

es ist allerdings nicht

unwahr-

Schwärme weiter nach Westen

scheinlich, dass damals einige

zogen und in dem Lande,

vor

welches die

Römer

in der

wie das

Mauritanien nannten, sich niederliessen,

Folge

viele Jahr-

hunderte später von den mohamedanischen Arabern geschah.

Die Leichtigkeit, mit welcher beide Völker, die

die

Araber und

Mauren, im siebenten Jahrhundert sich wieder vermischten

oder wenigstens vereinigten, und gemeinschaftlich das Reich in

gründeten

Spanien

die

,

Gleichheit

Sprachen beider

der

Völker, während die von den Arabern besiegten und zur An-

nahme

des Islam gezwungenen Kabylen

beibehielten,

die

ihre

eigene Sprache

üebereinstimmung verschiedener Gebräuche,

wie die Beschneidung, welche bei den Mauren schon vor der

Ankunft der Araber im siebenten Jahrhundert eingeführt war, spricht ziemlich für eine gemeinschaftliche

Leo

Africanus erwähnt in seiner

arabische Emigration nach Afrika, welche

der Sitten

Malek Afriki

namentlich Strabo,

Strabo

sagt

Getuler, welche mit den Libyern,

chthonen Afrikas waren,

der

auf die Aehnlichkeit

den alten Bewohnern Afrikas

zwischen

Arabern aufmerksam.

einige

Zudem machen mehrere

Jahrhunderte nach Josua führte. alten Schriftsteller,

Abstammung. Auch

Descriptio Africae eine

ausdrücklich,

Sallust zufolge,

und

den

dass

die

die Auto-

ganz wie die arabischen Nomaden

lebten.

Die heutigen Mauren machen

in der Regentschaft Algier

etwa den zehnten Theil der Gesammtbevölkerung aus und ihre

Zahl verringert sich reiche

seit

1830 immer mehr,

theils

durch zahl-

Auswanderung nach den übrigen Barbareskenstaaten

aus religiösen oder ökonomischen Rücksichten, theils in Folge

;

73 und

der Zerstörung mehrerer Städte des Kriegs, wodurch viele

wogen wurden, wo

der

übrigen Drangsale

Mauren zur Flucht

ins Innere be-

den Araberstämmen verloren

sie sich unter

Von

und deren Lebensweise annahmen^

allen eingeborenen

Völkerschaften der Berberei haben die Mauren, welche schon

von alten Zeiten her die Städte und namentlich die Seehäfen bewohnten, die mildesten Sitten und die meisten Kenntnisse.

Wenige Länder Wuchses wie

giebt

die

etwas

sie sind

es

der Erde besitzen einen schönern

Araber, doch meistens über mittlerer Grösse;

zur Fettigkeit geneigt und magere Individuen

Die Gesichtszüge der Mauren sind

sehr wenige.

schön und edel, aber weniger energisch, der

Teint

ist

bei

oder spielt etwas

in

Wangen,

selten

hübsch

verliert sich der

sie

und von denen nur auf dem schwarz, eben so die

bleibt, sind

Die Physiognomien scheinen dem, der den Charakter

dieses Volks noch nicht

kennen gelernt, auf Milde und Me-

lancholie hinzudeuten, und niemand

Menschenschlag

mit

dem

sanften

würde ahnen, dass dieser Blick

und

dem ruhigen

auch seine Contingente zu den Seeräuberflotten, welche

einem

Jahrhundert

Meeres waren,

geliefert

der

Schrecken

habe.

Die

des

mittelländischen

maurischen

welche sich nie den Sonnenstrahlen aussetzen,

ganzen

so

Die Haare, welche

ins Olivenfarbige.

Wirbel ein Büschel stehen

vor

der Araber

ihr Teint ist entweder ganz weiss

^ich, gleich den Arabern, scheeren

Wesen

Europa

Bei den Männern

gefärbte Gesichtchen sehe. rothe Anflug der

als die

Kindern rein weiss und rosenroth.

den

Schon Shaw bemerkt, dass man

Augen.

Men-

Die Mauren sind wohlgebaut, nicht so hohen

schenschlag.

Tag

zu Hause in der kühlen,

Säulenhalle zubringen, oder,

wenn

sie

Gesicht mit Musselintüchern umhüllen,

Weiber,

sondern

den

schattigen Galerie der

zuweilen ausgehen, das behalten den wunder-

74 schönen Teint

Auch

gewöhnlich bis in ihr Alter.

sichtszüge dieser Frauen sind ungemein schön

sehr weiss,

Nase

leichtgebogene

die

edel

;

Ge-

die

die Stirne ist

geformt, Mund,

Zähne, Kinn vollkommen, und der feurige Glanz der Augen beschämt die Männer, feurig

auf

ist.

Uebrigens beschränkten sich meine Beobachtungen unbedeutende

verhältnissmässig

eine

Frauen,

deren Blick mehr sanft und matt, als

in

den maurischen Gärten oder auch bei Hoch-

Von

zeiten un verschleiert belauschte.

nehme

diesen schönen Frauen

ich die zahlreichen öffentlichen

man

die hübschesten

Ge-

Diese Dirnen geben von maurischer Schön-

sichter zerstört.

ihnen sieht

Dirnen aus, deren von

Handwerk

früher Jugend auf getriebenes

heit keineswegs

maurischer

Häuser oder bei den

die ich auf den Terrassen der

Jagdpartien,

Zahl

einen sehr hohen Begriff,

doch selbst unter

einzelne prachtvolle Gestalten, die auch durch das

häufig getriebene Laster noch nicht alle Reize verloren haben.

Die Kleidung der Mauren

gleicht

der

bekannten türki-

schen Tracht, nicht der reformirten, sondern der alten, glän-

zenden Türkentracht mit dem bunten Turban,

der eleganten,

mit Schnüren und Goldstickereien verzierten farbenprunkenden

Weste, den weiten faltenreichen Pantalons, welche nur den Knieen gehen und der bunten Leibbinde. duen, welche die Wallfahrt nach

Die

bis zu

Indivi-

Mekka gemacht haben,

tragen

grüne Turbane, und die Auszeichnung der Kadis, ihrer Kodschas (Secretaire) ,

der

Marabuts

und

Thalebs

ist

eigen-

ein

thümlich geformter, weisser, bauschiger, in viele kleine Falten gelegter Turban.

gen Mauren

Bis zum fünfzehnten Jahr tragen

blos rothe

übrige Theil ihres Kopfes setzen

erst mit ihrer

die jun-

Mützchen über dem Haarbüschel tritt

dann nackt hervor.

Verheirathung

den Turban

;

der

Viele

auf.

Mauren haben auch weisse oder schwarze Bernusse, wie

Alle die

75 Araber, aber von weit feinerem, leichterm Stoff und eleganterer

Form.

Sie ziehen diese nur

Witterung an,

schlechter

bei

tragen sie aber beständig mit sich und werfen sie gewöhnlich blos über die Schultern oder über den bei den

Es wird sogar

Vornehmern für unanständig gehalten, ohne den ßer-

nuss auszugehen.

Der Bernuss

kommt

Kleidungsstück und

Bei den armen Mauren nur tragen

sie, statt

grobe Stoffe, entblösst

Arm.

;

ist

der

ist

ein

Toga

ungemein malerisches

der alten

Römer

nahe.

der Schnitt der Kleidung derselbe,

Tuches und goldgestickter Seide,

feinen

Die Waden sind immer

auch wohl Lumpen.

an den Füssen tragen

sie eine

Art von Pantoffeln.

Die maurischen Frauen tragen auf der Strasse vom Kopf zu den Füssen weisse Kleider. selin

bis

Lange Pantalons von Mus-

oder Leinwand gehen bis zu

den Füssen herab;

ein

Haikh bedeckt den übrigen Körper; um das Gesicht binden sie sich

zen

weisse Tücher, durch deren Lücken nur die schwar-

Augen

Ganz verschieden

hervorfunkeln.

der Maurinnen im Innern ihrer Häuser.

ist

die

Dort putzen

Tracht sie sich

buntfarbig und prächtig und tragen gewöhnlich den eigenthümlichen,

thurmartigen Kopfschmuck

Sarmah

genannt,

Türkinnen.

Um

von

geflochtenem Silber,

der aber nicht so hoch

den Leib haben

sie

eine

ist

Seide mit kurzen Aermeln und reicher Stickerei; ein

breiter Gürtel

vom

wie

bei den

Art Jacke von

dann folgt

kostbarsten Stoff, endlich tragen sie

weite Beinkleider, gewöhnlich von weisser Farbe, die bis die

Kniee reichen und

die

Waden

nackt lassen.

bedecken nur Halbpantoffeln von eigenthümlicher

Form und

ziemlich grober Arbeit, deren Obertheil gleichwohl von

grünem

oder rothem Sammet, und mit Goldstickereien überladen

Die ganze Haustracht und dem Auge

gefällig.

der

Maurinnen

ist

an

Ihre Füsse

ist.

äusserst prächtig

76

Was

im ersten Baude vou Leben und Sitten

ich bereits

der maurischen Bewohner der Stadt Algier g-esagt,

gilt

auch

für die übrige maurische Bevölkerung des Landes.

Die

reli-

giösen Gebräuche, die öffentlichen wie die Familienfeste, das gesellige Leben, die Beschäftigungen u. allen Städten.

Das

auffällt, ist seine

Mauren

treibt

w. sind dieselben in

s.

was dem Fremden an diesem Volke

erste,

Ein grosser Theil der

phlegmatische Ruhe.

Kramhandel

diese sieht

•,

man den ganzen Tag

mit gekreuzten Beinen vor ihren Boutiken sitzen, regungslos,

Kaffee schlürfend

oder

den Tabaksqualm

nernen Pfeife in die Luft blasend,

aus ihrer roththö-

oder

tiefem Sinnen verloren vor rische

Handwerker

sich hinstarrend.

aller Art:

legen

Werkzeuge

ihre

Tässchen Kaffee

zu sich

Zeit lang ihre Arbeit, zu

schreiten

allen

Bewegung.

Beschreibung

Auch da

Es

giebt

mau-

und

besonders viele

Diese arbeiten aber mit unerträglicher Langsam-

Schuster.

sener

scheinbar in

Schreiner, Drechsler, Uhrmacher,

Schneider, Goldsticker, Waffenschmiede

keit,

ohne

auch

häufig

Pfeife und ohne Kaffeetasse blos stumm, ernst,

der

sitzen die

oft

bei Seite,

zu nehmen,

ehe

sie

wieder

ihren Verrichtungen

um wieder dann

betrachten

Hand anlegen in

bereits

und

ich

bei der

Erwähnung

gethan.

Mauren mit gekreuzten Beinen, ohne

zu rühren, und lauschen

eine

langsam abgemes-

Des Kaffeehauslebens habe Stadt Algier

,

ein

dem monotonen Geklinge

sich

einer trägen

Musik.

Ob

die

Mauren auch

wäre schwer zu sagen. schränkten

Armen

so gedankenleer als wortkarg sind,

Ich sah deren manchmal mit ver-

auf der Terrasse ihrer Häuser oder hinter

der Brustwehr des Hafendammes stehen und

dem schäumenden

Wogenkriege zuschauen, wenn der Mistral von Nordwesten sauste.

Die bleichen,

ernsten bärtigen Gestalten

waren da

77 sehr grossartig,

sie hätten für

mächtige Magier gelten kön-

nen, auf deren Gebot diese Rebellion

des Meeres entstünde;

oder wenn sie an den Sommerabenden vor dem Thore Bab-a-

Zun

in

Gruppen beisammen sassen, imposant und würdevoll,

und wenn einer von ihnen das Wort nahm, dem da hatte man

sam lauschten,

aufmerk-

alle

das Bild eines Römersenats im

Turban, und wer nicht arabisch verstanden, würde nimmermehr geglaubt haben,

nur von

einfach

unter diesen feierlichen

dass

dem Hornviehmarkt

oder von der Henne

des Nachbarn,

gewöhnlich gelegt,

des

Männern ganz

folgenden

die gestern ein

Rede sey,

Tages

Ei mehr

diese

imposante

Versammlung, wo man Ideale von Kriegshelden,

Senatoren

als

die

dass

und Aposteln zu schauen wähnte, ganz einfach aus Meierhofsbesitzern,

Käsekrämern, Schulmeistern, Hufschmieden Nirgends

bestehe.

täuscht

wollte lange nicht glauben,

die

u. s.

Physiognomik mehr.

dass diese edlen Figuren,

w. Ich

diese

schwermüthig träumenden Mienen blos in nichtigem, dumpfem Hinbrüten versunken seyen

;

über die gebeugte Grösse der den bleichen leihe,

ich dachte lange, es sey der Schmerz

ihres

einst kriegsmächtigen Volks,

Zügen den melancholisch schönen Ausdruck

oder es sey nur ihr Leib, der hier träumend

ihr Geist

wandle indessen

auf den

singe stumme Elegien über

sitze

und

Ruinen von Granada und

dem Grabe der Abencerragen oder

er halte heimliche Zwiesprache mit den Schatten ihrer erwürgten

Ahnen und

zu rächen.

sinne nach über die Art, sie

am

Die Europäer in Algier aber, die

nächster Nachbarschaft von den

ihnen verkehren und

alle

seit

Mauren wohnen,

Gelegenheit hatten,

furchtbarsten

sie

Jahren in

täglich

mit

nüchtern zu

beobachten, wollen diesem Volke durchaus alle poetischen Ge-

danken

oder

energischen

dass sie in ihren

Plane

absprechen und versichern,

Krambuden nur an das Kaffeehaus und im

78 KaiFeehause nur

an

Kuskususchüssel

und

liebsten

an

die

Es

die

kommen, aber

bleiche,

alle

in soweit ich die

ernste,

sinnende Miene

Ressourcen seines Geistes zu

Mauren

in der

Folge während

zweijährigen Aufenthaltes unter ihnen kennen

eines

muss ich

die

Meinung der übrigen Europäer über

gen Fähigkeiten

aller-

aber immer jene

sie

einem so wenig mittheilsamen

hält freilich bei

Volke etwas schwer, hinter

an die

öfter

Frau daheim oder am

liebe

gar nichts denken, wobei

falsche Gedaukenlarve,

bewahrten.

Krambuden oder noch

die

gelernt,

ihre geisti-

Ich habe ausser ihren Gesichtern

theilen.

und Kleidern gar wenig Poetisches an ihnen wahrgenommen, und die deutet

Ruhe,

der

melancholische

Ausdruck

des

Gesichts

wohl wirklich mehr auf Phlegma und Stumpfheit,

als

auf Resignation und Nachdenken.

Bei den sanften Sitten der Mauren

es

lässt

sich

ihnen sehr angenehm verkehren und die Franzosen haben

mit

an

ihnen durchaus kein Hinderniss gegen das Umsichgreifen ihrer Occupation.

natismus

ist

Die Mauren sind zwar fanatisch, aber ihr Fanicht gefährlich, weil diese

Menschen zu

sind und sehr arg gedrückt werden müssten,

um

friedlich

an bewaff-

In den ersten Jahren der An-

neten Widerstand zu denken.

wesenheit der Franzosen sah jenes Volk seine Moscheen zerstören und die Gräber seiner Väter aufwühlen, ohne zu wagen,

gegen den strengen Herzog von Rovigo ders

als

durch

finstere

der Folge söhnte sich

und ziemlich

viele

seijien

Unmuth

Mienen zu erkennen zu geben. ein Theil

Maureu stehen

an-

In

sogar mit den Siegern aus jetzt

im Dienst der franzö-

sischen Regierung als Dolmetscher, Polizeiagenten, Gensdar-

men

u. s.

w. Andere, die es nicht ertragen konnten, mit Christen

beisammen zu wohnen, wanderten nach Tunis, Tanger, dem Orient aus oder zogen

sich

in

die

südlichsten

Gegenden der

79

wo

Regeutschaft Algier zurück,

Man

schwinden.

schätzt

sie unter

ein gutes Drittheil, eher

Mauren auf

Bona,

wie in

der gegenseitige Verkehr so freundlicher Art, dass

ist

arabischen Herrschaft sogar

einer

Hand

Wenige

Türkenherr-

mit

den WaiFen

in

Zwischen Mauren und Arabern

widerstehen würde.

besteht eine herzliche

die

und dass die grosse Mehr-

schaft aufrichtig zurückwünschen

der

Die

weniger.

als

in einigen Städten,

Herren gewöhnt und

von den dortigen Mauren gewiss nur

zahl

mehr

ausgewanderten

an ihre jetzige Lage und

Zurückgebliebenen haben sich nun ihre jetzigen

den Beduinen ver-

Zahl dieser

die

welche nur durch den ge-

Abneigung,

gemildert wird.

meinsamen Glauben in etwas

Die

Araber,

entschieden energischer, abgehärteter, thatkräftiger sind,

die

geben den Mauren ihre Verachtung bei jeder Gelegenheit zu erkennen

und

Name „Hadar"

der

(Stadtbewohner) hat bei

ihnen immer eine verächtliche Nebenbedeutung.

üeber den Charakter der Mauren sind von den neuesten Reisenden eben

so

widersprechende ürtheile gefällt worden,

Wilhelm Schimper wurde von ihrem

über die Araber.

als

stillen

Leben und ihrem

während Rozet ihnen

nicht

Die Mauren sind

will.

wie

leutseligen

alle

eine

Wesen

sehr eingenommen,

gute Eigenschaft zugestehen

allerdings

im hohen Grade geizig,

mohamedanischen Völker ohne Ausnahme,

und betrügen auch, wo diese Verbrechen

sie

sie stehlen

ohne Gefahr können,

doch sind

nicht eben viel häufiger als in Frankreich.

Trotz ihrer äussern Sanftmuth haben die Mauren gegen Gefangene

oft

Härte und Grausamkeit- geübt, doch geschah

ehe sie mit den Franzosen in nähere freundliche

kamen, mehr aus Fanatismus, in

Folge der Erinnerung an

als

die

dies,

Berührung

aus Naturell und wohl auch

Leiden und Bedrückung, die

ihre Grossväter von den Spaniern zu dulden hatten,

nachdem

80 Reich dort zertrümmert war.

ihr schönes

„Rummi"

der Benennung

nieinsamen Hass;

dieser

alle

von dem Boden Spaniens, den

sie

und Philipp's

II.

päern fast keinerlei Verkehr, Geschichte

spanischen

der

Moriscos und

sie

war wohl

motivirt

gegen

die

dass sich in der

und

Euro-

den

mit

kannten diese nur aus

Verfolgungen

wussten nicht,

III.

800 Jahre lang bewohnt,

auf sie vererbt und

Seit zwei Jahrhunderten hatten sie

gerecht.

allen g'e-

von ihren Ahnen,

Ilass hatte sich

welche durch den grausamen Eifer Philipp's

verjagt wurden,

Sie bezeichneten mit

Europäer und weihten

der

armen

Denkweise

der Europäer, selbst der Spanier, seitdem grosse Veränderun-

gen ergeben, dass die Kreuzfahrerbegeisterung dort längst aus der aus

Mode gekommen, Glaubenseifer

Halbinsel

eine

dass mit ihr die blinde Verfolgungssucht

und

aufgehört

gewisse

selbst

in

Toleranz Eingang

Als der Krieg mit deu Franzosen ausbrach,

Mauren

die

der katholischen

gefunden

erwachte in den

Erinnerung an die Ferdinande und

Philippe

die

von Spanien, und ihre Wuth, die Barbarei, mit der unglücklichen

war zwar

delten,

zu

Mannschaften

entschuldigen

dem

Volk,

der

einiger

schwachen,

einem

Dey und

die

geschwatzt hatten.

Die sonst so

ja feige Bevölkerung griff zu

erst

die

als

„Rummis", die

die

doch einigermassen

wenig aufgeklärten

Weiber bedrohten,

den Waffen,

halb

halb aus Schrecken vor

kamen

sie

vor-

friedfertige, phlegmatische,

aus

Wuth

dem Dey, und

französischen Vierundzwanzigpfünder

Kaiserfort donnerten,

sie

misshan-

Marabuts von den Gefahren, die

seinen Glauben, sein Geld und seine

gegen

Kriegsschiffe

nicht zu rechtfertigen,

an

hatte.

auf

das

wieder zur Besinnung,

sie

merkten, was an europäischer Kriegskunst war, merkten, dass ein plötzlich auflodernder tapferer Rausch, ein durch die

des Glaubensfeindes

erhitzter

Fanatismus,

gegen

Nähe

geordnete

81 feuerspriihende Reihen von Stahl und richten

vermöge und

andern Gefühle triumphire.

gebene

Kaoonen

auszu-

nichts

die Todesfurcht bei Feiglingen über alle

Als die Franzosen in das über-

einzogen,

Piratennest

hatten

vom

die

unverhofften

Schlage betäubten Bewohner sich wieder hinter ihren dumpfen, leidenden Fanatismus verkrochen, der bald eine trotzige Miene

annahm,

Sieger lange nicht so wild,

als sie sahen, dass die

man

blutdürstig und gefährlich seyen, als

In den ersten Jahren

sie geschildert hatte.

der Occupation vermieden

die

Mauren Die

so viel als möglich jeden Verkehr mit den Franzosen.

vornehmeren Frauen wagten lange nicht einmal unter Verhüllung sich auf der Strasse zu zeigen und flohen mit Geschrei

und Zittern, wenn

sie

einen lauschenden Franzosen auf der

AUmälig gewöhnte

Terrasse des Nachbarhauses gewahrten.

man

sich aber in Algier, die verhassten Christen, die

den Weibern doch hübscher und liebenswürdiger

mochten,

Ehemänner früher zugeben wollten,

ihre

als

Nach und nach

stellte sich

zuerst aus Handelsinteresse, dann, als bei

Manchen auch

Neigung. weicher,

aus

heiterer

einiger Verkehr her,

man

sich

kennen gelernt,

gegenseitigem Wohlgefallen und aus

Den Anfang machte

rostet waren.

Jugend,

die

in

deren noch

Seele Hass und Fanatismus nicht einge-

Kleine Mauren

der ärmeren Stände erlernten

das Französische mit bewundernswürdiger Leichtigkeit.

wurden, sammt den jüdischen Kindern, Unterhändler zwischen Europäern traten in die Dienste finstern

wendig



war

dass ihre

sich einliessen, es

Moritz Wagner's

als

Sie

die Dolmetscher, die

und Eingebornen;

der Franzosen.

Väter wachten,

den „Rummis"

zu

Die Fanatischsten der Bewohner wan-

Nachbarn zu haben. derten aus.

am Ende

vorkommen

So

einige

äugstlich auch ihre

Knaben

nicht weiter mit

eben unumgänglich noth-

ihnen doch nicht möglich zu verhindern, Algier,

II.

6

82

'

ihre Kleinen

(lass

Europäer bald Vergnügen fanden, dass

wenn

rannten,

dass

sie

sie mit

vor stattlichen mit Gaumenherrlichkeiten decorirten mit

Augen

naschhaften

nach dem Thore Bah

sie begierig

- el -

Truppen paradirten oder Feuerwerke 8 Uhr Abends

um

sich regelmässig auf

verweilten,

üaJ

dass

wenn

dort

dass sie

um

liefen,

knallten,

dem grossen Platze

geregeltem Schritt,

dem Munde trommelnd und trompetend und mit

schem Commandowort nach Hause marschirten.

französi-

und Waffengeräusche

Pomp

das

maurischen Jugend ein kriege-

in der

Funke wieder geweckt und

kraftvollere

wird

Vielleicht

durch diesen unaufhörlichen Anblick von militairischem

rischer

ein-

den Zapfenstreich zur Caserne zu geleiten und

dann von dort in gedrängter Reihe und mit

an den Hafen

ein dampfspeiender Bote von Frankreich einlief,

Zuckerbäckerläden

fanden,

und Genüssen der

den Schauspielen

an

sie

gewöhnen

sich an eine

und mannhaftere Beschäftigung zu denken,

als

an

Oder wenn

elende erschlaffende Gewerbe ihrer Väter.

Pulverknall und Rossewiehern sie nicht lockt, so bleibt doch vielleicht der

die

Anblick der grossen und bunten Wunder, welche

europäische Civilisation

mächtigen

Schiffe,

die

neuen Bauwerke, die schimmernden

Erzeugnisse der Industrie,

und spornt der

in

der

wird, an

tende

und

ausstirbt

die

auf sie

Jedenfalls glaube ich, dass

den maurischen

mit

kleine

aufkeimende

Grau-

Generation

Folge nicht heimlich Gift wider Menschen athmen an

gewöhnt

deren

zu

ingrimmige Hass

trotzige,

bärten

Wirkung

nicht ohne gute

Nachahmung.

sie zur

wie die

nach Afrika geschickt,

Seite

deren ,

mit sie

Hoffnungen

bauen,

denn

Umgang deren gross

auf die die

sie

vom

sich

Jugend geworden.

gespielt

sie

Ohne

gegenwärtige

sittliche

Knabenalter hat

,

an

eben

bedeu-

maurische

Jugend

Verderbniss

ist

zu

tief

in

83 diesem sie,

der

Volke

eingerissen,

mit Schonung

Ansiedelung

europäischen

Dienste

wird

Was

leisten

Folge

der

in

Mauren gegen

altern

übrigens nur im Allgemeinen

gilt

dass

verwendet, wesentliche

können.

oder der Abneigung der gesagt,

gleichwohl,

ich

von dem eingefleischten stummen Hass

oben

ich

glaube

behandelt und mit Klugheit

die

die

;

Schon der Umstand, dass

sind sehr zahlreich.

von den Franzosen pecuniären Gewinn ziehen

Manche näherten

feindselige Stimmung.

sich,

,

Europäer

Ausnahmen

viele

Mauren

milderte ihre

ohne

um

das

mürrische Achselzucken ihrer Glaubensgenossen sich zu küm-

mern, den Europäern mit offener Freundlichkeit.

In

grössten maurischen Kaffeehaus in der Divanstrasse sieht

dem

man

auf den langen Bänken Europäer und Eingeborne untermischt sitzen und

sche Wirth leute

mehr

einmal war ich Zeuge,

als

dass

der mauri-

bei zu grosser Ueberfüllung einige seiner

von ihren Sitzen jagte,

um

Lands-

europäischen Gästen,

die

gewöhnlich einen Sou mehr für die Tasse bezahlen, Platz zu machen.

Recht angenehme Bekanntschaften machte ich unter

den maurischen Pflanzern der Algierer Umgebung.

Diese sind

von entschieden besserem, zutraulicherem Charakter,

als

die

Städter, die schon durch ihr Gewerbe zum Eigennutz und zur

Verschmitztheit mehr geneigt sind.

jener Pflanzer,

die

in

schmucken,

Ich gedenke so mancher

weissen Landhäuschen

wohnen, mit grosser Liebe und möchte dersehen.

mich

Wenn

überfiel

,

sie

gern einmal wie-

auf meinen Sammelausflügen ein Gewitter

flüchtete

ich oft

in

diese

fand gleich freundlichen Willkommen bei

Landhäuschen und

Armen und Reichen;

gewöhnlich wurden mir Früchte und Milch oder Kaffee vorgesetzt und

aus,

manchmal weigerte

sich

der Eigenthümer durch-

irgend ein Gegengeschenk anzunehmen.

Da 6*

die mauri-

84 Gärten offen sind oder doch nur lückenhafte

sehen

umzäiinungen haben, so

Agave-

streifte ich fast täglich mit der Flinte

ohne Umstände durch diese Gärten, denn dort gab es manche

Nie wurde

Insecten, die sich an andern Orten nicht fanden.

mir wegen solcher Einbrüche von dem Eigenthümer ein Vor-

einem Esel reitend, so

vielleicht auf

gutmüthigem Gruss wenigstens

mit

Wegen

Begegnete ich diesem auf den engen

wurf gemacht.

manchmal auch etwas Besseres. Ich westlichen Hügeln bei

und bot mir

hielt er still

Tabak

Prise

eine

spazierte einmal

an,

auf den

Bona und sang deutsche Lieber, wäh-

rend ich auf der Daphne Gnidium nach einer schönen grün-

Ein Maure stand auf dem Ab-

glänzenden Käferart suchte.

hänge des Hügels mir aufmerksam

in

seinem Weingarten und sah und hörte

Dann

zu.

stieg er rasch zu

mir herauf und

Die Luft war gerade sehr

bot mir eine ungeheure Traube.

schwül und die Labung that mir wohl.

Viele Europäer wer-

den zur Zeit der Fruchtreife von ihren maurischen Landbe-

und

eingeladen

kanntschaften

und Mohamedaner

Christen

schmausen dann gemächlich beisammen aus einer Schüssel und trinken aus demselben Becher. fest

ist

nicht

freilich

Ein solches maurisches Ernte-

so heiter und unterhaltend,

Weinlese am Rhein oder im Gascoguerlande. keine Winzerinnen mit rosigen das letzte grüne

Laub

in

es eine

eine in

dieser

Wenn

den blonden Haaren tragend.

Weib

sich zeigt, so

Die maurischen Frauen schliessen sich

wenn der Mann Besuch

ein,

vorüber,

weisse

Es erscheinen

Negerin mit aufgeworfenen Lippen und hässlichen,

thierischen Zügen. sorgfältig

eine

Wangen und lachendem Auge,

bei solchen maurischen Gastmählern ein ist

wie

so

ist

Tücher

strengen

sie

hat,

und kommt

vom Kopf

bis

zu

wie

ein

Gespenst.

Bei

des

weiblichen

Ge-

eingehüllt,

Ausgeschlossenheit

den

Füssen

85-

dass

greiflich,

wenig

Mauren

die

man

die

Freuden

Wie

sind.

reizende

Umgebung,

Orangen

bestreuten

ist

Algier

in

schon

und die

gesprächig

der

Anblick

Bäume

und

be-

ziemlich

sind

Unterhal-

beste

ist

die

goldfarbigen

mit

der

die

es

erwähnt,

Einladungen hat,

dergleichen

bei

Männern

mit

geselligen

die

und trocken

einförmig

tung,

Umgang

von jedem

schlechts

Aussicht

über

eine

blühende Landschaft und ein blaues Meer. Selbst jene Mauren, welche in Algier, „der Kriegerischen"

(El-Dschesair),

mehr wohnen mochten, seitdem

nicht

den

Seeräuberfürstin

Nacken

stolzen

unter

Christen gebeugt hat, oder denen das Herz wollte,

als

jene

mehr.

So

ihr

der

am Ende brechen

Mauren sogar haben den früheren Hass Unglück auch

viel

Ueber

letztere

nicht

die französische Invasion über

so rechnen

Volk brachte,

nicht an.

diese

und die deshalb nach dem Innern auswan-

verletzen sahen,

derten,

Joch

Moscheen niederreissen und Gräber

täglich

sie

das

dies

sie

haben

sich

sie

doch den Individuen nicht

zu beklagen,

sogar die französischen Militairs zeigten in der Regel grosse

Schonung

,

wenn

Kampf

der

vorüber war;

die

Ausnahmen

Gewiss sind wenige Mauren von

wenigstens waren selten.

Algier mit derselben bösen Meinung von den Europäern aus-

gewandert, die

sie

vor 1830 gehabt hatten.

Ich habe solche

Algierer Mauren in Mascara wiedergetroffen.

denen

ein

herrschten

dreijähriges

Land

die

Augen

civilisirten

geöfiiiet,

schaft

begrüssteu uns mit un-

die Sitten

und die Denk-

Christen sagten ihnen, den halbcivilisirten

Mohamedanern, doch mehr zu, das rauhe

Diese Leute,

einem von Arabern be-

in

Das Leben,

geheuchelter Freude.

weise der

Wohnen

Leben der Beduinen.

war wenigstens

ihr

als

der wilde Charakter und

Unter französischer Herr-

Leben undEigenthum

nicht gefähr-

86 det

man

;

Hess

Kader's

Menschen ihren

diese harmlosen

wandeln, während

täglichen Verkehr mit den Arabern, welche

dars "

ruhig

ausgesetzt sind und bei ihrem

Vexationen

vielerlei

Weg

den arabischen Beamten Abd-el-

sie unter

gegen

die

„Ha-

hegen und ihre Ueberlegenheit

herzliche Verachtung

ihnen oft genug fühlen lassen, Demiithigungen aller Art erleiden.

Der Consul Daumas und Mauren

teten

und

in

es verging fast kein

Alle diese

besuchten.

sein Gefolge lebte mit jenen geflüch-

Mascara

recht herzlichem Einvernehmen

in

Tag, wo

sie sich nicht

Mauren erkundigten

gegenseitig

sich bei

mir nach

Es war keiner

ihren französischen Freunden in Algier.

un-

ter ihnen, der nicht irgend einen Europäer dort liebgewonnen

und nicht den Wunsch geäussert hätte,

Einer dieser Mauren begleitete uns,

zusehen.

einige Stunden

cara verliessen,

wehmüthigen Abschied, es

ihn einmal wieder,

als

Hass,

standen und

wir Mas-

sey es von seinen Brüdern.

um

noch eines Beispiels bedarf,

sich dieser

als

Weges und nahm dann

der aus

den nur ihre

zu beweisen,

so

Wenn

wie schnell

den Traditionen ihrer Väter ent-

Unkenntniss des Charakters der

Christen so lange erhalten, mildert und legt,

so erinnere ich

nur an Constantine, dessen Bevölkerung sich früher den Franzosen

am

feindlichsten

zeigte

und

an den Gefangenen

Wenige Monate nach

schändlichsten Grausamkeiten beging.

der Einnahme Constantines war

Spur mehr übrig, schneller

nirgends

von dieser Stimmung keine

schlössen

sich

die

Besiegten

und aufrichtiger an die Sieger an und bald unter-

stützten sie

die

Franzosen mit den Waffen

gen ihren ehemaligen Bey, für den gegen

die

die

Franzosen

gestritten.

in der

sie einige

Wenn

Hand

ge-

Monate zuvor

auch die Mauren,

welche der Mehrzahl nach ein unter langjähriger Tyrannei

und in Folge ihrer eigenen Sittenverderbniss feige und stumpf

87 gewordenes

Volk

Stütze bieten, ein

Hinderniss

ein

Gewinn

sind,

den

Franzosen

keine

bedeutende

so sind sie doch wenigstens in keiner ihrer

in einem

Ansiedelung,

Lande, wo

in schroffer Feindseligkeit

und

dies

die grosse

gegenüber

steht.

ist

Weise

immerhin

Mehrzahl

ihnen

88

IV.

Die Türken und

ifie Zahl der Türken seit

dem

in

Murng;li^,

der Regentschaft Algier

ist

Sturz ihrer Herrschaft im Jahre 1830 bedeutend zu-

sammengeschmolzen,

und beläuft sich nur noch auf wenige

Tausende, welche

den Städten der Küste und

zerstreut

wohnen.

in

Es war

Jahre 1516.

des Innern

Die ersten Türken kamen nach Algier im ein

Haufe Freibeuter, welche der Re-

negat Horuk Barbarossa mit anderm Raubgesindel aus

ver-

schiedenen Ländern der Mittelmeerküste auf die Aufforderung eines arabischen

Eutemi's,

Algier geführt hatte.

Emirs der Ebene Metidscha, nach

Nach dem Tode

jenes berühmten

See-

räuberfürsten schickte dessen Bruder Khai'reddin- Barbarossa,

Abu-Homen, dem Herrscher von Tlemsan,

welcher von droht

war

eine

,

Sultan Selim

Land dass

,

Gesandtschaft nach Constantinopel

rief dessen Schutz an

,

und erbot

an den ,

das

seiner Oberhoheit zu unterwerfen, unter der Bedingung,

man

ligte ein,

ihn

zum Pascha von Algier ernenne.

Selim wil-

und schickte ihm 2000 Janitscharen, die später durch

neue Truppensendungen verstärkt wurden. die

sich

be-

Türken

in Algier an,

So

siedelten

sich

und dehnten ihre Herrschaft nach

89 und nach über das ganze innere Land

Unabhängig blie-

aus.

ben nur die schwer zugänglichen Gebirgsgegenden und Wüsteneien,

z.

B. das Kabylenland im Süden vonBudschia und die

dürren Steppen der arabischen Stämme der Angads im Süden

Die Türken verstärkten

von Tlemsan. durch

Werbungen

Smyrna. verloren

von Freiwilligen

in

sich

in

der Folge

und

Constantinopel

Viele verheiratheten sich in Algier an Maurinnen,

aber

dadurch

Sprösslinge dieser

einen

Ehen

Die

Theil ihrer Vorrechte.

Kuruglis, und kommen

heissen

in allen Eigenschaften ihren türkischen

fast

Vätern gleich, genos-

sen aber nicht der gleichen Privilegien, und wurden von den

Türken argwöhnisch bewacht, denn ruglis

öfters versuchten die

die Herrschaft an sich zu reissen,

zu diesem

Zweck

mit den Mauren.

Ku~

und verbanden sich

Nach der Einnahme von

Algier durch Bourmont wurde der grösste Theil der waffenfähigen Türken aus Algier verbannt. der Regentschaft

Die Meisten leben

ist

In den Küstenstädten

Zahl gegenwärtig sehr gering.

deren

in Constantine.

Die Türken, welche

ich

in

den verschiedenen afrikani-

schen Städten gesehen, sind weniger hochgewachsen und knochenfest als die Araber,

als diese,

wenn

wie die Mauren.

Ihre

dagegen fleischiger

auch nicht so zur Fettigkeit geneigt,

Gesichtszüge sind schön und viel markirter, energischer,

als

die maurischen Physiognomien ; es fehlt ihnen aber der melan-

cholische,

interessante Zug.

Die Augen der Türken

sind

Mauren, und verrathen

statt

lange nicht so schön, als die der

Sanftmuth und Träumerei mehr wilde Kühnheit und Grausamkeit.

Ihre Kleidung gleicht ganz der maurischen, nur

gewöhnlich etwas bunter. viel auf eine saubere

ist sie

Die Kuruglis namentlich halten

und reiche Tracht,

und es giebt deren,

welche Anzüge im Werth von einigen tausend Franken tragen.

90 Ein grosser Theil der Algierer Türken steht in französischen Diensten.

ben mehrere Corps,

Deys

der

tscharen

welche eine mit den ehemaligen Jani-

ganz ähnliche Organisation haben,

einen Theil der mobilen Colonne bilden, hauptsächlich

und

der die Franzosen

glücklichen Fortschritte in jener Provinz

ihre

Ueberhaupt hat man längst

verdanken.

und KurugUs

In Constantine bilden diesel-

bitter bereut, die ehe-

malige WafFenmacht der Deys so schnell aufgelöst und den

davon aus dem Lande verwiesen

grössten Theil

Man

wollte sich lieber auf die

zu haben.

Araber stützen, und fand an

diesem Volke keinen Halt, weil es zu wild, zu unbändig war, weil seine Sitten und Sinnesart denen der Europäer zu schroff

entgegen

und

standen,

ihr

Geldgierde aufgewogen wird,

waren

die

musste,

um

sie in

Art,

die

Ruhe

von

leicht

den Türken.

als bei

Gebieter des Landes,

gefürchteten

Kriegführung und

Fanatismus weniger

Letztere

kannten die

wie man die Araber behandeln

zu halten.

Leicht hätte

mocht, in französische Dienste überzutreten;

man

man

sie ver-

hörte meh-

rere von ihnen nach der Explosion des Kaiserlorts sagen, das

französische Silber habe wohl einen eben so guten Klang, als

das Silber des Deys.

Der Beistand

dieser

Türken wäre der

französischen Eroberung von entschiedenem Vortheil gewesen.

Die Araber wären

nicht

geszuversicht erwacht, eine ganz andere Gestalt

zu einer solchen Energie und Sie-

und die Dinge hätten in jenem Land

gewonnen,

als

heutigen Tages.

Charakter und Sitten haben die Algierer Türken so ziemlich mit ihren

gal, tapfer,

Brüdern im Orient gemein.

Sie sind

sehr ehrlich in ihren Handelsverbindungen,

treu und zuverlässig als Bundesgenossen, selbst

Christen gegen alle ihre

stolz, fru-

Mohamedaner

fechten,

übrigen Glaubensgenossen,

wenn

sehr

sie mit

weniger fanatisch

als

vielleicht mit Ausnahme

91 der Mosabiten;

zuweilen grossmüthiger Züge für das edelste

Wort,

sie halten streng ihr

und sind auch

Ich halte die

fähig.

und bedeutendste Volk unter

allen

Dabei haben die Türken aber auch

danern.

Türken

Mohame-

viele

Laster.

Sie sind weniger geizig, als die Kabylen und Araber,

plündern und erpressen ohne Gewissens-

viel habsüchtiger; sie

sind sehr grausam,

scrupel,

aber

ausschweifend und unna-

träge,

Die Türken

türlichen Lastern ergeben.

in der Berberei sind

noch ganz, wie ihre Landsleute in Constantiuopel vor zwanzig Jahren gewesen, ehe dort irgend

worden. da,

wo

die

alte

Sie haben die alte Kleidung, sie

ist

den überlegen,

kräftige,

sie in

sie unter

tyrannische

allen übrigen

ein

Mohamedaner

und

Sinnesart beibehalten.

vor dessen stolzem

sich bücken.

Selbst jetzt,

Algier nicht mehr die Herren spielen,

stehen

sie

den übrigen Städtern in hohem Ansehen. Alle seine

Eigenschaften, selbst die imponirende eingeschlossen, scheinen den

Muslims bestimmt zu haben. der

alten Sitten,

Völkern der Berberei entschie-

geborener Gebieter,

Auftreten die andern

wo

die

noch herrschen, wie in Tripolis und Tunis, auch

wilde,

Der Türke

Reform eingeführt

eine

Daher kam

Landung der Franzosen 12-

zen Lande zerstreut,

Ruhe

der Trägheit mit

Türken zum Herrscher über

bis

es auch

,

die

dass vor

15,000 Türken, im gan-

allenthalben die

Ruhe

einen drückenden Despotismus üben durften,

erhielten,

und

ohne dass Ara-

ber und Mauren sich zu mucksen wagten.

Die meisten Türken und Kuruglis sind vermögend, und leben von ihren Renten.

Sie haben wenig Bedürfnisse, zei-

gen

aber doch in Kleidung sowohl

xus,

als

treibt

die übrigen Eingeborenen.

Kleinhandel.

als

im Essen mehr Lu-

Ein Theil der Kuruglis

In Algier giebt es mehrere stattliche

türkische Buden, namentlich in der Divanstrasse.

Der Eigen-

92 thürner sitzt dort in der gewöhnlichen Gravität, reich geputzt,

hat nicht den melancholischen Ernst der Mauren, und bedient

Käufer mit vollkommenem Anstand und Höflichkeit.

seine

Die türkischen Händler führen hübsche Ffeifenköpfe

riechende Essenzen,

lassen aber auch nicht handeln

Geschäften strenge Redlichkeit. niger industriös, berei;

in ihren

als

,

u.

S ticker eiwaaren, wohls.

w.,

überbieten

und beobachten in

Im Allgemeinen

all'

nie,

ihren

sind sie we-

irgend eines der übrigen Völker der Ber-

Schulkenntnissen stehen sie mit den Mauren

etwa auf gleicher Stufe.

Im Umgänge

sind

sie

angenehm.

Sie schliessen sich gern an die Europäer an, lieben die geselligen lich

Freuden, haben auch bereits gelernt,

reichlichen Portionen

Freunde, auch wenn Anhänglichkeit.

Von

zu trinken,

sie Christen sind,

ihrer

Wein

in ziem-

und zeigen für ihre grosse,

aufrichtige

Treue und Biederkeit haben na-

mentlich die Kuruglis von Mostaganem und Tlemsan schöne

Proben gegeben.

9a

V.

Die Jnden.

J^ie Juden der Berberei haben nach

der Zerstörung Jerusalems,

alle

Welttheile

sich

die

Trümmer

zerstreuten,

Nach den Traditionen der Juden ihrer

wo

des un-

Volkes Israel den Boden ihrer Väter verliessen

g-lücklichen

und über

wahrscheinlich

sich dort

Glaubensgenossen erst nach

soll

niedergelassen.

jedoch die

Mehrzahl

dem Sturze Granadas an Mauren

der afrikanischen Küste gelandet seyn, und mit den

und Arabern

in Spanien

freiwillig

das Exil getheilt haben.

Europa noch der

bitterste

Verfolgungsgeist gegen die unglücklichen Israeliten,

welche

Damals herrschte im

christlichen

dagegen bei den maurischen Königen Schutz,

und,

wenn

auch nicht Gleichheit der Rechte mit den Moslims, doch einen toleranten Sinn fanden, der sie an

der Ausübung ihrer reli

giösen Gebräuche nicht hinderte, und ihre Sitten unangetastet Hess.

Die

erste

grosse Auswanderung der Juden aus Spa-

nien soll der Sage nach schon im Jahre 1390 unter der An-

führung des ersten Rabbiners von Sevilla, Simon Ben-Smia, stattgefunden haben.

Dieser verlangte,

als er

mit den Ge-

nossen seines Exils an der afrikanischen Küste landete,

bei

94 Sidi-ben-Yussuf, eiaem hochberühmten Marabut von Miliana, ein

Asyl,

zwischen

Es wurde

welches bereitwillig gewährt wurde.

den arabischen Fürsten und Simon- beu-Smia da-

mals sogar

ein

schriftlicher

Rechte garantiren

Contract

aufgesetzt,

der ihre

Die Algierer Rabbiner versicherten

sollte.

mir, dass jene Urkunde noch heutigen

synagoge der Stadt aufbewahrt

Tages

in

der Haupt-

Die Einwanderungen

sey.

der Juden aus Spanien vermehrten sich unter der Regierung

Allmälig breiteten sich die Juden

der fanatischen Philippe.

Man

über die ganze Berberei aus. ten, sogar in den

man Ben-Amram Vater den

in

Feldzug

begleitet hatte

,

deren in allen Städ-

trifft

Der

Oasen der Sahara. Mascara, welcher

Knabe

als

türkischen Beys

eines

jüdische Drago-

diesem kleinen

versicherte mir, dass in

Tracht der Beduinen angenommen haben. auch in Tuggurt und Gadames,

Es

sollen

Wü-

Juden leben, welche aber die

stenstaat verhältuissmässig viele

der Mosabiten.

mit seinem

nach Ain-Maadi

und

selbst

Juden sogar

in

Es

giebt Juden

in

den Staaten

den Dörfern der

Amazirghs auf den Gebirgen von Marokko wohnen. werden überall geduldet, jedoch nur

gedrückte, verachtete Menschenclasse ,

Sphäre bequeme Dienste

leistet,

Sie

als eine untergeordnete,

die in ihrer niedrigen

und an denen

selbst der

mo-

hamedanische Bettler noch seinen Uebermuth auslassen kann.

Mir schienen

die Algierer

Juden den europäischen

Körperformen im Allgemeinen überlegen. gebaute und gutgenährte

den Juden in

in

den

Sehr schöne, wohl-

Gestalten sah ich namentlich unter

Constantine.

Sie sind

von

der Grösse

und

Statur der Mauren, aber weniger als diese zur Fettigkeit geneigt.

Ihre Physiognomien tragen den

viel schärfer ausgeprägt, als

orientalischen

Typus

Mauren und Türken. Die Wei-

ber übertreffen die Jüdinnen Europas an

Schönheit bei wei-

95 Sie haben als Mädchen einen

tem.

Wuchs, als

schlanken,

zierlichen

einen sehr hübschen Teint und sanfte Züge;

Frauen behalten

auch

den frischen rosigen Teint bis zu

sie

einem Alter von etwa vierzig Jahren, jedoch ohne den edlen

Der schlauke Wuchs

Ausdruck der Jugendjahre.

Ehe

in der

die

verliert sich

In den dreissiger Jahren haben

den meisten.

bei

Jüdinnen gewöhnlich eine ziemliche Fülle des Körpers,

der durch den herabhängenden Busen unangenehm entstellt

Den

Schnitt der Kleidung haben die Israeliten mit den

Mauren gemein

jedoch lassen sie die

;

Waden

nicht nackt,

Die Farbe ihrer Stoffe

sondern tragen Strümpfe.

ist

immer

sogar der Turban trägt diese

gewöhnlich schwarz;

dunkel,

ist.

die ihnen zu den Zeiten der Türkenherrschaft

Trauerfarbe,

um

ein besonderes Gesetz auferlegte,

sie

von den Moslims

zu unterscheiden, welchen die schwarze Farbe ein Greuel

ist.

Die Tracht der jüdischen Mädchen

Sie

ist

ungemein hübsch.

tragen ein langes Kleid, von Seide die Reichen, von die

Armen, ohne Aermel, auf der Brust mit Gold und

reich

Die Arme

durchwirkt.

fein weissen

Silber

sind nur zur Hälfte von

Musseliuhemd umhüllt.

sie ein seidenes

Wolle

Um

die

dem

Hüften binden

Tuch, wodurch das Kleid eng an den Leib

geschlossen wird,

und die Umrisse

der Körperformen sehr

Die nackten Füsschen stecken

günstig hervortreten.

gestickte Pantoffeln, und

um

sie in

das Haupt hüllen sie ein seide-

nes Tuch, welches die langen, reichen Haare nur theilweise

Der Kopfputz

verbirgt.

der verheiratheten Frauen

höchsten Grade bizarr.

Er

Silberdraht geflochten,

von zwei Fuss Höhe,

genannt, wickelt

der

um welche

ist,

ein

besteht aus einer Art

sind

aber

im

Mütze von

Sarmah

langer, wallender Gazeschleier ge-

der oft bis auf den Boden reicht.

Jüdinnen

ist

immer

unverhüllt,

Die Gesichter

was ihnen

ein

96 Gesetz

strenges

der

Da

Deys

gebot.

die

Juden

Tiirkenherrschaft

der

mit den übrigen Einwohnern geniessen,

Frauen

ihre

gleiche

so könnten

und sich kleiden,

leben

jetzt

dem Sturze

seit

völlig

wie

Rechte sie

und

sie wollten,

aber die früheren Beschränkungen sind in ihre Lebensweise

und

Gewohnheiten so

ihre

in

Männer Weiber

übergegangen,

dass sie noch

Die

zehnjährigen Befreiung fest daran halten.

jetzt seit der

kleiden sich fortwährend in dunkle StoiFe,

und die

obwohl die Juden mehr Ur-

verschleiern sich nicht,

sache hätten, eifersüchtig zu seyn, als früher.

Von den

jün-

geren Individuen hat bereits eine ziemliche Anzahl die europäische Tracht angenommen.

Im Allgemeinen kommt maurischen ziemlich nahe.

Lebensweise der Juden der

die

Sie

wohnen

Häu-

in bescheidenen

sern von maurischer Bauart, leben von massiger Kost, lieben

den Kuskusu und den Kaffee, und über Alles das haare Geld.

Wie

unter allen übrigen Himmelsstrichen

Juden gar nichts

den Ackerbau

,

kümmern

Goldarbeiter

letztere sehr

und

sich

die

und nur wenige treiben

Es giebt unter ihnen Schneider,

Gewerbe.

Blecharbeiter,

welche

um

Schuhmacher,

besonders Waffenschmiede,

hübsche Arbeiten, wie Yatagans, Dolche

mit silberner Scheide und Zierrathen in erhabener Arbeit, fer-

Aber

tigen.

dem so

die

lucrative

Damals ging und so tigte,

oft

grosse Mehrzahl beschäftigt sich nur mit

Gegenwärtig machen die Juden bei weitem nicht

Handel.

Geschäfte mehr, fast der

der

Dey

wie zu den Zeiten der Deys.

ganze Grosshandel durch ihre Hände,

irgend eine grosse Speculation beabsich-

wandte er sich an die Juden, welche nicht

schen Mohamedanern und

Christen,

allein zwi-

sondern auch zwischen

den Beduinen und den Mauren bei jedem Geschäft die Unterhändler machten.

Zum

Theil hat dies

jetzt aufgehört,

und

97 Juden

die

haben an

den vielen geldgierigen und rührigen

Speculanteu aus Europa eifrige Concurrenten. das

treffen

keit,

Volk

während

Letztere über-

noch an Habgierde und Thätig-

fast

Juden den Vortheil einer vollkommenen

die

arabischen Sprache

der

Kenntniss

Israel

vor

ihnen voraushaben.

Viele Araber, welche Vieh oder Getreide zu Markte bringen,

bedienen sich noch immer der Juden len

als Vermittler,

So

ohne ihren Beistand nicht verkaufen.

dem Markt

solcher Araber auf lichen

oft

und woldaher ein

anlangt, wird er von zudring-

Juden umringt, die mit vielem Geschrei ihm ihre DienJeder behauptet dann, zuerst angekommen zu

ste aufdringen.

seyn,

der

nimmt den zum Verkauf bestimmten Ochsen

eine

beim Schwanz, Schläge

der andere bei

Ruhe

zusieht,

hen oder ein Wort zu reden,

Käufer

verhilft,

Israeliten

,

immer

Täglich

Käufer

bald

die gekauften

jüdischen

Knaben

Die Rührigkeit der beginnt schon von

gestachelt,

der Marktplatz

Algiers

den Dolmetscher machen,

Waaren

nachtragen.

das

treiben

voll

Käufern und Verkäufern ihre

kleiner, emsiger Juden, welche

Dienste anbieten,

der ihm zu einem

und den,

ist

Streite mit

ohne eine Miene zu verzie-

redlich bezahlt.

durch Habgierde

früher Jugend auf.

öfters setzt es

während der Araber dem

unter ihnen,

unerschütterlicher

den Ohren,

Metier

des

Fast

bald alle

dem

armen

Stiefelwichsers.

Täglich sieht man deren einige Hunderte durch die Strassen streifen mit VVichskästchen

am Arm,

der bestaubte Stiefel hat, anrufend. in

die Dienste

jeden Vorübergehenden, Viele kleine Juden sind

europäischen Kaufleute

der

getreten.

Alle

sprechen das Französische vollkommen, und einige schreiben es

auch.

Die

Schulen werden

allen fast

Eingeborenen geöffneten französischen

nur von den Juden besucht, deren Wiss-

begierde, Talent und Fortschritte erstaunlich sind.

MoRiTZ Wagner's

Algier.

II.

7

Die un-

98 gemeine

Emsigkeit

dieses

Volks

contrastirt

denen die Juden an

Phlegma der Mauren,

dem

sehr mit

fast allen geisti-

gen Eigenschaften üherlegen sind, nur nicht an Muth.

Die Sitten der Juden zu beohachten hatte ich reichliche Gelegenheit,

denn ihre Häuser sind den Fremden nicht ver-

und bei ihren Familienfesten

schlossen,

an europäischen Gästen. belle,

fehlt es jetzt selten

Einer meiner Freunde, Doctor Tru-

behandelte kranke Juden;

auf meine Bitte

mich in die Häuser seiner Patienten mit; kanntsehaften an

ich knüpfte

und besuchte die Familien

,

oft

ihrem dreizehnten Jahre an

er

Be-

auch ohne

Die jüdischen Mädchen zeigen

besondere Ursache.

nahm

sich von

zu ihrer Verheirathung nur

bis

äusserst selten auf der Strasse, oder g'ehen vielmehr nie aus

So

ohne die dring-endste Nothwendigkeit. Sitte.

Wer

dem

nicht zu Familien Zutritt hat,

rade die lieblichsten Gestalten der jüdischen schönsten Alter ganz unbekannt

Mädchen auf den Strassen geht, gehört

bleiben ge-

Mädchen

in

ihrem

was von mannbaren

denn

,

will es die gute

in der

Regel zu den

Wohl

mit

Unrecht sind übrigens die

Jüdinnen in Al^er im Rufe

-der

Sittenlosigkeit.

verdächtigen Dirnen.

Nur

Theil der Aermeren widerstand der Verführung nicht.

Ganzen aber sind

die liederlichen

verstecken,

um

als

von israelitischen

Die Mädchen der wohlhabendem Classe sind

Gegen theil sehr keusch, ohne

sich eben vor den

wie die Mohamedanerinnen.

so höhern Werth,

Im

Häuser von Maurinnen und

Französinnen bei weitem mehr bevölkert, Dirnen.

ein

als für ihre religiöse

Ihre

im

Fremden zu

Tugend

hat

und geistige Er-

ziehung wenig geschieht, und die Versuche der Verführung nir-

gends häufiger, 4ie Beispiele des Lasterlebens nirgends zahlreicher seyn können, als in Algier. die wir aus

dem

alten

Viele

Mädchen führen Namen,

Testamente kennen, wie Esther, Re~

99 i)ekka

manchmal glaubt man

w., und so

u. s.

schönen Gestalten dieser Jüdinneu, deren sie sich selbst wohl

muth,

Wesen

lieblichen

den einfach-

in

in ihrer natürlichen

kaum bewusst

sind,

Anjene

der alten Zeit wieder zu erkennen,

mit

denen ©ns die biblische 'Geschichte schon in den Kinderjahren befreundet hat.

Es

fehlt diesen

Mädchen auch

nicht an vie-

lem natürlichen Verstand und angenehmer Unterhaltungsgabe.

anständig benimmt,

Liebkosung. tten,

wenn

da wohl vertraulich gegen den Christen,

Sie werden dieser sich

dulden aber keine Art von

Sie sind häuslich und arbeitsam,

Augen

sticken unter den

Eltern zärtlich.

war

Ich

ihrer Mütter,

Zeuge

selbst

waschen, Hä-

und lieben ihre

ihrer eifrigen

Sorge

und liebreichen Pflege für einen armen Vater oder Bruder.

Die Behandlung der Jüdinnen von Seiten der Männer Ganzen gut, wenn

ist

im

auch mehr Beschränkungen unterwar-

sie

fen sind, als in Europa.

Im

Vergleiche mit den

Jiuden keusch;

ken.

z^ugleich

übrigen

eben so frugal im Essen und Trin-

'Sie enthalten sich grösstentheils

obwohl ihre Religion hamedanern.

sie

Eingeborenen sind die

der geistigen Getränke,

ihnen nicht verbietet, wie den

Mo-

Geiz und Habgierde haben die Algierer Israeli-

ten in gleichem

Grade mit

fast

allen

Völkern der Berberei

gemein, aber bei ihnen sind diese Laster weniger schädlich.

Die Geldgierde macht den Araber zum Räuber, den Türken

zum Unterdrücker und Wütherich,

während hei dem Juden

nur die industriöse Thätigkeit und der Speculationsgeist angefeuert

Nationen

wird;

seine

vielfach

wenn auch

in

zu

Händleremsigkeit komnrt den übrigen Statten

wird, und ihre Einmischung in theilige

und

erleichtert

den Verkehr,

anderer Hinsicht ihre Zudringliöhkeit oft lästig

Wirkungen

hat.

alle

Geschäfte mitunter nach-

Die Algierer Juden halten mit

100 äusserster Strenge auf ihre religiösen

Brüdern

ihren

mildthätig gegen

sehr

ihre

all'

Die geflüchteten Juden von Beiida fanden

Glaubensgenossen. bei

und

ohne Fanatismus

gens

Gebräuche, sind übri-

Algier bereitwillig

in

Dach und Brod.

Trotz ihrer Liebe zum Handel und zum Geld brächte man nicht dazu, an einem

sie

Sonnabend ein Geschäft abzuschliessen,

wäre es auch noch so einträglich, oder Münzen zu berühren,

wären

auch schimmernde Suitanis.

es

Sie gehen an ihrem

Feiertag in ihren besten Kleidern, die Weiber, reich geputzt,

Dschenowah

besuchen dreimal die

dann ihrem Vergnügen nach.

und lieben eine Musik,

tanzen zuweilen,

häuser,

viel eintöniger

Den

und langweiliger

ist,

unbestimmter;

manche

Es herrscht

hamedanern,

die

bleiben

einem Alter von drei-

ledig

bis

zum

dass der

Mann

um

reicher ihre Eltern sind,

Bewerber.

viel

dreissigsten allen

Mo-

etwas für die Frau

Wenn

ein

so grösser ist die

Mädchen von der Hand

Mannes einen Ring angenommen und dieser kann

sie,

wenn

hat,

ist

sie

nannten Judenkönig,

Gewöhnlich

Geldsumme

lässt

er

abfinden.

Sechs Tage vor

als seine

sich

Zahl der

eines jungen

ihm

verlobt,

die Eltern ihre Einwilligung ver-

sagen, nöthigenfalls bei dem obersten Rabbiner,

Jubel;

dies

ist

Juden nicht, wie bei

bei den

Sitte,

in

sondern die Mädchen erhalten eine Aussteuer, und

bezahle,

ten.

noch

als die maurische.

Bei den Männern

zehn bis sechzehn Jahren.

je

die

jüdischen Familienfesten habe ich häufig beigewohnt.

Die Mädchen heirathen gewöhnlich

Jahre.

(Synagoge), und eilen

Sie haben ihre eigenen Kaffee-

dem soge-

rechtmässige Braut reclamiren.

jedoch in diesem Falle mit einer

Den

Ehecontract macht der Rabbiner.

der Hochzeit schon beginnen die Festlichkei-

Die Verwandten kommen zusammen zu Schmaus und doch sind Männer und Weiber dabei getrennt.

Am

101 Hochzeitsabend wird die gejtutzte

Verwandter und Freunde

,

Zwei Greise

trägt, abgeholt.

Bräutigams Hause, und der

führen sie an der toll

ein langes Gebet, die Braut erhält

Hand,

des Bräutigams

wo

Säulenhalle,

Um

das

Juden nicht

wenn

sich die Gäste in die

und Tassen die

Haus

erlaubt,

Schwärm

nach dem

sich

das Haus,

und

phantastisch decorirten

Acht Tage nach der Hochzeit dürfen

Brautgemache zurück. nicht

goldenen Ring aus

Gläser

Schüsseln,

Mitternacht verlässt der

das junge Paar zieht

beide

einen

während Täuzerpaare auftreten und musicirt

Runde machen, -wird.

des

dem

spricht der Rabbiner noch

darauf setzen

volle

Hand nach

jubelnde Haufe folgt mit

Zu Hause

Geschrei: „Juh! Juh!"

Braut von einem Haufen

deren jeder eine papierne Laterne

verlassen.

Die Vielweiberei

Frau

aber er kann seine

ist

dem

Verstössen,

er Ursache hat, mit ihr unzufrieden zu seyn, und dann

eine andere heirathen.

Sehr lächerliche Ceremonien bemerkte ich bei den Todesfällen.

um

Weiber der Verwandtschaft versammeln

Alle

und heulen und schreien

das Bett der Leiche,

chen Tönen.

Sie lösen sich dabei einander ab; jede hat ihre

bestimmte Zeit des Heulens, sie

und wenn diese vorüber, wird

ganz munter, geht ihren gewöhnlichen Verrichtungen nach

und scheint gar nicht an den Trauerfall zu denken, der

sich

in klägli-

ihre

Haare

Stunde kommt,

sich ausraufen umss.

wo

sie

seltsamen Gebräuchen

andern

stücke in

Ferne geschleudert,

beeilen,

die

in

schreien und die

klagen,

Bei der Bestattung der Leiche

werden unter die

worauf

mehrere

in

will.

die

Es geschieht

weil der Teufel in der

und des Todten sich bemächtigen

Geld-

Träger

die

Leinwand gewickelte Leiche

zu senken und mit Erde zu bedecken. zählten mir die Juden,

wie-

bis

Wenn

sich

Grube

dies, er-

Nähe die

lauert,

Leiche

102 vor der Grube steht,

Während

wegzulocken.

Wohnung

ihrer letzten

man den Teufel durch

sacht

das Gold

er darnach läuft, ist die Leiche in

um

und der Teufel

angelangt,

seine

Die Gräber der Juden sind sehr schön mit

Beute betrogen.

Monumenten von weissem Marmor

Am

geziert.

SOsten, 90sten

und 330sten Tage nach dem Tode eines Juden oder einer Judin begeben sich ihre nächsten Verwandten auf den Kirchhof,

um

den Grabstein zu küssen,

dort

zu

beten und zu

weinen.

Die Juden waren zu den Zeiten der Türkenherrschaft ein schwer gedrücktes Volk, aller

Racen und Dies

liessen.

und besonders

Lage noch

ist

ihre

in

Marokko.

auferlegt,

mussten

sie

die

Mohamedaner

heute in Tripolis,

Tunis,

Vor jeder Moschee mussten

Juden ihre Schuhe ausziehen, nie

welchem

an

Secten ihren Hass und üebermuth aus-

aller

die schwarze

Tracht war ihnen

durften sie ein Pferd besteigen,

am Brunnen

Muselmann

seine Gefässe

warten,

bis der letzte

der arabischen Schrift sich zu bedienen,

gefüllt hatte;

die

war

ihnen streng untersagt; die geringste Missachtung dieser Be-

schränkungen zog ihnen die ärgsten Misshandlungen Reiche konnte sein Vermögen nicht geniessen,

zu.

Der

und entging

den Erpressungen oder dem Tode nur durch die sorgfältigste

Verheimlichung

seiner

Erde vergrub und zu zählen wagte, gel die

Schätze,

vielleicht

wenn der

die

er

gewöhnlich

nur manchmal zu betrachten und dicke,

Thüre verschlossen, wenn

eisenbeschlagene Holzriees Mitternacht

er keinen andern Zeugen in der Nähe wusste

leuchtende

Lampe und

sein angstbleiches

terei der nicht bezahlten Janitscharen,

bei

,

war, wenn

als die trübe-

Gesicht.

Geldverlegenheit der Deys, Be}s oder Kaids,

Kriege, der

in die

Bei jeder

bei jeder

Meu-

jedem auswärtigen

die Staatseinnahmen verschlang,

nahm man nicht

loa XU den iu den Gewölben der Kasbah ruhenden eisernen Kisten, Alles

die

verschlossen,

was

Reihe von Jahren erpresst

die

hatte,

Tyrannei

seit einer

der Casse der Juden, deren reichste Individuen unter nichtigen

Vorwänden zum Tode

man

Seit

einzog,

oder durch

vei-urtheilte,

grausame Martern zu Vorschüssen zwang. die

langen

seine Zuflucht, sondern zu

1830 Hessen

Mohamedaner an den ausser dem Bereiche der

französi-

schen Herrschaft wohnenden Juden ihreWuth über die Fortschritte der

die

armen

Waffen der Christen auf jede Weise

Israeliten nicht die mindeste

aus,

obwohl

Schuld daran

hatten.

Als das Heer des Marschalls Clauzel im December 1835 sich der Stadt Mascara näherte, da fielen Abd-el-Kader's aufge-

Banden über die armen Juden her,

löste

plünderten ihre Budein,

Armee im Jahre 1837 vor

französische

misshandelten

schändeten ihre Weiber.

Constantine erschien,

da waren es wieder die unglücklichen Juden,

Drohungen durch

Misshandlungen

und

zu

sie,

Als die

die

man

unter

zwang,

Schanzarbeiten

welche Ben-Aissa die Bresche unter dem Feuer der

französischen Vierundzwanzigpfünder ausfüllen

Juden waren

die siegreichen

die

sehr waren diese Menschen von niedrigster

aber so

freier,

Für

liess.

Heere Frankreichs immer Be-

Sinnesart des Sklavenjochs gewöhnt, dass sie jetzt nicht ein-

mal Erkenntliciikeit zeigen für ihre gegenwärtige Sicherheit

und Freiheit ich

die

allem

,

Zeiten

und mehr der

als

einen Juden

Türken zurückwünschen,

tyrannischen Druck doch mehr Geld

können,

als

in

Algier hörte

wo man

bei

habe verdienen

heutigen Tages.

In allen Orten des Innern, welche unter Herrschaft stehen

,

in

Abd -el-Kader's

Mascara , Miliana , Tlemsan

Schicksal der Juden noch eben so

kläglich,

,

ist

das

wie in Algier

vor 1830, und in Constantine bis zum 13. October 1837 ge-

104

Aber nirgends

wesen.

Tyrannei und Verfolgung

lastet die

auf diesem unglücklichen Geschlechte drückender,

wo

rokko, Fez, Tetuan, Mogador, bedeutend

als in

Ma-

Zahl der Juden sehr

die

Ein französischer Reisender hat über die ma-

ist.

rokkanischen Juden wohl mit Recht bemerkt, dass das grösste

Unglück dieses

auserwählten Volkes

einst

Gottes

dass

ist,

Leiden eigentlich nirgends Sympathie erwecken, nirgends

ihre

Mitleid

Kein weisses Volk

einflössen.

der

Erde

wurde

schmählicher in den Staub gedrückt, und doch fanden sie unter

den Philanthropen weniger Vertheidiger,

schen Neger,

als die heidni-

fanden nie unter den Andersgläubigen einem

Freund, der ihnen

die

Hand geboten

Alle Martern,

hätte.

wurden, konnten doch niemals Märty-

die über sie verhängt

rer aus ihnen machen.

In allen Ländern der V^elt, bei den

Moslims, wie bei den Chinesen,

betrachtet

man den Juden

fremdes Gewächs, das keine Wurzeln im Boden hat,

als ein

und das man duldet aus Toleranz oder Interesse.

Der

hei-

mathlose Jude kennt keine Bürgertugenden,« er kümmeit sich nichts

Ruhm

um

die

Wohlfahrt

der Völker,

,

um

die Unabhängigkeit oder den

unter denen

er sich niedergelassen hat,

jede Heimath, jeder Wohnort, wäre es auch

die schmuzigste

Strasse der schmuzigsten Stadt Afrikas, gilt ihm völlig gleich,

wenn

er nur Geld aufhäufen kann.

für jede Bedrückung, jeden Schimpf.

Geduldig erträgt er da-

Es

existirt

kein Bei-

spiel in der Geschichte von eines Volkes schmählicherm Fall.

Daher der auf den

Welt,

sie

natürliche

Nachkommen

Glaube, Israels,

dass

der

ein

ewiger Fluch

nirgends mehr zu einem Volke werden lässt,

allenthalben

laste

sie ausgetrieben in alle

sie

zu einem Gegenstande des Hohnes und des Ab-

scheus macht; ja der ärmste und elendeste Knecht unter allen

übrigen Glaubensbekennern möchte mit dem reichsten Juden

105 Dies

schwerlich tauschen.

wählten Volkes Gottes!

ckung

,

ist

Der

der Zustand des einst auser-

fanatische

Geist

der den meisten Religionen eigen

,

der Unterdrü-

hat an der geisti-

gen Entartung der Juden wohl grosse Schuld. aber

fällt

ein guter Theil dieser Schuld auf den

Unzweifelhaft

Juden

selbst,

welcher in die Knechtschaft sich allenthalben mit der Geduld eines Elenden fügte, der sich nie mit einem

gie waffnete,

elenden

Leben in

Loose

wenn

die

Gelegenheit

sich herauszuarbeiten,

sich

Fünkchen Enerbot,

und der,

aus seinem statt

Gut und

für seine Befreiung in die Schanze zu schlagen, lieber

bequemer Apathie auf das

der ihm nie erscheinen wird.

Kommen

eines Messias harrt,

106

Öle Neger,

Uie schaft

Zahl der Neger

Algier

ist

in

ziemlich

Sklaven unter ihnen.

den Küstenstädten der Regent-

Es

bedeutend.

giebt Freie

und

Letztere leben aber mehr in einer Art

freiwilliger Knechtschaft bei

mohamedanischen Herren, denn

französische Regierung

erkennt für Algier kein Recht

die

des Sklavenbesitzes

men

aus

Schon

dem

mehr

Die meisten dieser Neger stam-

an.

westlichen Sudan,

seit vielen

die

Minderzahl aus Guinea.

Jahrhunderten waren die Mauren und Ara-

ber der Berberei im Besitze schwarzer Sklaven, alljährlich durch

die

Sahara ziehenden Karavanen aus dem Diese pflanzten sich im Nor-

Innern Afrikas zurückbrachten.

den zwar fort,

welche die

aber das Klima der Berberei

Vermehrung

nicht günstig.

sig selten,

und daher mussten

ist

doch ihrer

Negerkinder sind verhältnissmässie

immer wieder durch den

Sklavenhandel aus dem Sudan ergänzt werden.

Ein Theil

wurde auch von den Küsten Guineas nach Marokko zu gebracht; andere sind aus

Marokko

Schiffe

eingeführt worden.

Alle Neger, welche ich in den Städten der Regentschaft

Algier gesehen,

waren sehr

hässlich.

Bei

den

alten

In-

107 dividuen

kurz

sind

vor,

die

gross

und

und wollig,

Nase die

noch

sind

Lippen

hässlicher

welche

Einschnitte,

Backenknochen

die

und

breit

ist

zurückweicheud

sehr

Stirn

die

ist

Männer,

die

Mund

der

Die Weiber

wegen

der

in ihre Gesichter machen.

sie

Haare

treten stark her-

eingedrückt,

aufgeworfen.,

stark

als

die

,

vielen

Sie ha-

ben lange, herabhängende Brüste und einen sehr üblen Geruch.

Die Hautfarbe

man

sieht

ist

sehr selten,

bei den meisten spielt

Man

Aschgraue, zuweilen ins Gelbe.

trifft

sind ihre Beine und

Waden

unter ihnen kräf-

aber immer

Ihre Kleidung

mager.

äusserst

Farbe ins

die

Gestalten mit breiter Brust und Schultern,

tige

ist

Dunkelschwarze Neger

sehr abweichend.

in den Städten wie die maurische; die Neger, welche in den

Duars wohnen, tragen den Haikh und den Bernuss der Araber.

Von den Weibern Sitten

trägt der grösste Theildas Gesicht unverhüllt»,

und Lebensweise haben

Völkern gemein, unter denen

sie

leben sie wie die Mauren, auf

Reiche Leute giebt es leben

vom Tagelohn.

chem Markt

für die

ungesäuertes

fast

die freien

wohnen.

Neger mit den In den Städten

dem Lande wie

keine unter ihnen;

die Beduinen.

die meisten

Die Negerinnen kochen auf Tagelöhner,

Brod an

und verkaufen schlechtes,

Beduinen und Biskris.

die

öffentli-

Einige

wohlhabende Neger sind Besitzer von Landhäusern und

trei-

ben Gartenbau, andere haben Kriegsdienste bei den Franzosen genommen.

ken

als

Die, welche bei reichen Mauren oder Tür-

Sklaven dienen,

sind eigentlich

werden auffallend mild behandelt,

mehr Diener,

als

Leibeigene, und haben durch-

gehends grosse Anhänglichkeit für ihre Herrschaften. teres gilt namentlich

rische Gebieterinnen oft ein halbes Dutzend

vinnen haben.

Letz-

von den Negerinnen, deren reiche, mauschwarzer Skla-

Diese Negerinnen theilen mit ihren Gebiete-

lOS rinnen jedes Schicksal. tine ein

Als bei jder Erstürmung von Constan-

Theil der Bevölkerung sich über die Felsen zu

ret-

um

ihre

ten versuchte, da zerrissen Negerinnen ihre Kleider,

Herrinnen daran über die Abhänge hinabzulassen. des

Ben-Aissa fand man

die

mit

fechtend

der

und

Pistole

fiel.

Im Hause

Leiche einer jungen Negerin,

die

dem Yatagan

Hand

der

in

Die Mohamedaner haben gegen Mehrere Mauren

durchaus keine Abneigung.

und

mit Negerinnen verheirathet ,

in

die

tapfer

Neger

Algier sind

die aus solchen

Ehen

ent-

sprossenen Mulatten gemessen aller Rechte legitimer Kinder.

Die Algierer Neger sind nicht ohne lernen alle Sprachen leicht, sprechen schlecht,

lich

zuvor.

und die Mulatten thun

Sehr charakteristisch

ist

an den Beiramtagen,

es ihnen hierin weit

ihr steter

ger sind die Hanswurste von Algier.

Sie

Intelligenz.

aber freilich ziem-

sie

Humor.

Die Ne-

Bei jedem Volksfeste,

wie an dem Namenstage des Königs

der Franzosen, treten die Neger öffentlich auf cher des grossen Haufens.

Sie musiciren mit

als

Spassma-

Trommeln und

eisernen Klappern, und führen auf den Strassen ihre grotes-

ken Tänze unter den komischsten Grimassen aus; Tanz und

Musik

lieben die

Neger überhaupt

Ich habe die Neger

kennen gelernt, und theil

dert,

theile

als

ziemlich gutmüthige

über

Wilhelm Schimper's, der

leidenschhaftlich.

sie

Menschen

keineswegs das harte Ur-

sie als

grausame Wesen

schil-

denen der Anblick von Qual und Marter bei fremden

Individuen teuflisches Vergnügen gewähre.

Die Neger

zeig-

ten gegen ihre Feinde lange nicht den wüthenden Hass,

erfinderische Quälsucht, wie die Araber und Kabylen.

die, welche sie lieben, sind sie, wie

opferung fähig, als

die

Für

erwähnt, grosser Auf-

und ihrer Treue darf man mehr vertrauen,

der irgend eines andern afrikanischen Volks.

Daher

be-

109 steht

auch Abd-el-Kader's Leibgarde ganz aus Negern; eben

die

Neger sehr

den Türken

Fahne. lich

Neger,

besten in's

bei den

welche

Feuer;

sie

tragen immer die

Feinden sind die Fahnenträger gewöhnoft

mit bewundernswürdigem

Muth

bis

der Todesverachtung dieser Schwarzen

Eroberung von Algier ein Beispiel seltener Art.

zeigte die

Kaiserfort

nach

einem furchtbaren Bombardement

von der türkischen Besatzung geräumt worden,

Dey

schlagen sich

Reihen der französischen Tirailleurs vorsprangen.

Von dem Muth und

das

Im Felde

Die schwarzen Spahis gehen nächst

tapfer.

am

Auch

dicht an die

Als

Marokko.

Sultans von

des

so die

einen

Neger ab,

eine

Lunte

in das

schickte der

Pulvermagazin zu

schleudern, und die Citadelle in die Luft zu sprengen.

Schwarze führte den Befehl seines Gebieters begrub sich unter dem berstenden Gemäuer.

treu

aus,

Der und

110

VII

Die Moisabiten«

l^ie Mosabiten oder Beni-Mzab

sind

noch wenig

ein

bekanntes, durch Sitten und Charakter ungeinein interessantes

Oasen der Sahara bewohnt und van dem

Volk,

welches

einige

hundert Individuen in der Stadt Algier sich niederge-

Ueber den Ursprung dieses Volks lassen

lassen haben. bis jetzt

dr.ei

nur Hypothesen aufstellen,

wahr seyn können. selbst geht hervor,

die eben so irrig,

Aus den Traditionen dass ihre

Ahnen

nicht

der

immer

sich als

Mosabiten die

Wüste,

sondern vor langen, langen Zeiten ein ßergland mehr gegen

Sonnenaufgang bewohnt haben, von dessen Höhen aus blaue

Meer

überschauen

einem gelehrten maurischen

konnten.

Nach Leo

sie das

Africanus,

welcher sich zum

Schriftsteller,

Christenthume bekehrte, und im 6ten Jahrhundert lebte, die

von

Josua

und

den

Israeliten

vertriebenen

Kanaans nach Afrika ausgewandert und haben gesiedelt.

hunderte

Nach demselben später

Schriftsteller

Melek Afriki

sabäischen Arabern nach Afrika.

Bewohner

sich dort fest-

führte

zahlreiche

sind

einige Jahr-

Auswanderer

von

Diese Angaben Leo's wer-

den durch so mancherlei Umstände bestärkt, welche andeuten,

iii dass es in der ßerberei wirklich schon vor langer Zeit zwei

durch Sprache und Abkunft geschiedene Völker gegeben habe,

Die Juden nannten das eine

welche aus Asien gekommen. dieser

(Paleschtin), welchen

Völker „Philister'^

noch heute den Kabylen geben,

sie als

Namen

Nachkommen

Von den Mosabiten

Bewohner Kanaans bezeichnend.

sie

der alten

glauben

Naclikommen der Moabiter (Abkömm-

die Rabbiner, dass sie

linge Moab's, Sohnes des Loth) sind, deren die ßitel so oft

Die Sprache der Mosabiten

erwähnt.

len wesentlich verschieden,

Aehnlichkeit existireo

obwoM Dies

soll.

ist

von der der Kaby-

zwischen beiden eine ferne den Ansichten

stimmt mit

der Rabbiner überein; denn die Kananiter waren linge Ham's;

die Moabiter

aber

von Sem,

Noah's erstem Sohne.

Ham's und

Japhet's wohnten

zwar

stammten

gleich

AbkömmAbraham

Die Geschlechter Sem's, in

dem nämlichen Lande,

aber doch von einander getrennt, oder hatten gegenseitig nur einen Verkehr wie mit fremden Völkern.

Aus

dieser

nung musste natürlicherweise jene Sprachverwirrung welch« Moses einem göttlichen

Wunder

bei

Tren-

entstehen,

dem Thurmbau

Die spätere Auswanderung eines Theils

zu Babel zuschreibt.

der Moabiter nach Afrika erklärt sich aas den Verfolgungen,

welche dieser Stamm von Seiten der Israeliten, namentlich zu

den Zeiten Josua's, bern

existirt

txl

erdulden hatte.

Selbst unter den Ara-

merkwürdigerweise noch heute die Sage

von

der blutschänderischen Abkunft der Mosabiten, und diese haben deshalb manchen Spott

kommen Jobab

zu



anführt, noch häufig vor. in Algier, die

erdulden.

Unter

den Mosabiten

Namen Ben- Saram, Ben-Elam, Ben-Salef, BenNamen, deren die Genesis unter Sem's Naehkommen

die

obwohl

Moscheen zu

sie

Endlich erinnert das den Mosabiten

Mohamedaner

sind, auferlegte Verbot,

betreten, an eine Stelle der

Bücher Mosis:

J12 Moabiter

„die

(Abkömnilinge

Moab's)

dürfen nicht

in

die

Gemeinde Gottes kommen."

Was Näheres

wir über die heutigen Mosabiten oder Beni-Mzab erfahren,

grösstentheils auf den mündlichen

beruht

Ende

Mittheilung-en des Renegaten Baudouin, welchen ich zu

Er

des Jahres 1836 noch in Algier traf.

der einzige Europäer, der bis jetzt die

merkwürdigen Volks

der

eines Marabuts

Oasenstaaten

betreten

Sprachtalent,

ausserordentliches

ein

Wüste

meines Wissens

ist

Er

hat.

in

hatte

jenes besass

Begleitung

einen grossen Theil der Regentschaft Algier

durchzogen, und ausser dem Idiom der Araber auch das der

Kabylen und der Mosabiten so gut, dass

mann

Er

Algierer Mosabiten ihn

die

Dass

hielten.

erlernt.

sprach das letztere für

einen

Lands-

er sich wirklich längere Zeit in Gherdaia,

der grössten Stadt des Landes der Beni-Mzab, aufgehalten,

bewies die er

auch

er

durch

die

umständliche

Beschreibung,

den von dort stammenden Bewohnern in Algier von

ihrer Vaterstadt und von ihren

Verwandten machte.

verweilte Baudouin, der, aus der

Umgegend

Leider

Marseilles gebürtig,

im Jahre 1831 von den Arabern gefangen genommen worden, und sich

seit

jener Zeit

bis

zum Sommer 1836 im Innern

umhergetrieben hatte, nach seiner Rückkehr nur wenige nate in Algier. nicht

dem

Er war

völlig

Geiste, doch seinen

zum Wilden geworden, wenn

Lebensgewohnheiten nach, und

konnte sich nicht mehr mit dem Leben und den Sitten

Europäer befreunden.

Mo-

der

Er verschwand wieder gegen Ende 1836

und seitdem hat man nichts mehr von ihm gehört.

Ueber ich bereits

die

Staaten und die Städte

der Mosabiten

im ersten Band die mir von Baudouin und den

Mosabiten Algiers gegebenen Bemerkungen mitgetheilt. drei

habe

Oasen der Mosabiten bilden unter

sich

Die

eine Föderativ-

113

dem

wegen

haben sowohl

Sie

republik.

(anbaufähigem Boden

Telia

el-Dscherid),

auch in Folge

als

für die Unabhängigkeit

ihres

ihrer

Entfernung von

Kobla

des ihrer

Landes,

oder

Blad-

begeisterten

Liebe

die

gegen jeden

sie

auswärtigen Feind zu dem kraftvollsten Widerstand anspornen

würde,

wegen der Befestigung

endlich

Araber uneinnehmbar sind

ihrer Städte,

wenig von Aussen zu

,

die für fürchten.

Die Türken haben wohl gegen andere Oasenstädte der Sahara, wie gegen nie

aber

das

Ain-Maadi und Tuggurt, Züge unternommen,

Land

der

Auch Abd-el -Kader, der ter ausdehnte, als je die

Gherdaia

Beni-Mzab zu bedrohen gewagt. seine Eroberungen im

Türken gethan, wagte

Süden weinichts

gegen

zum Uad-

zu unternehmen, obwohl er 1836 bis

el-

Biadh vordrang und die dortigen Beduinenstämme, mit wenigen Ausnahmen, der Statt

ihrer

üben die

ist

bei

Thalebs

und

Wandel seyn müssen. die Marabuts; sie

den

Mosabiten

ziemlich

Die Thalebs sind Männer, welche auslegen können

Die Würde

seiner Herrschaft unterwarf.

Marabuts (Mrabat)

sonst noch

unbekannt.

grossen

lesen, schreiben,

von reinem,

Die Thalebs sind nicht

Einfluss.

den Koran

tugendhaftem fanatisch,

wie

brauchen nie den „Dschad" zu predigen,

da keine Christen in der Nähe wohnen,

und Religion und

Sitten dieses Völkchens von keiner Seite angefochten werden.

Ausser den Thalebs haben die Mosabiten auch Scheikhs und Kadis, welche jenen untergeordnet sind und geringen Einfluss üben.

Die Scheikhs üben neben dem weltlichen Amt auch

das priesterliche und beten in den kleinern Moscheen,

wäh-

rend die Kadis die Gerichte erster Instanz bilden, nach deren

Spruch der Beklagte immer noch an das Urtheil der Thalebs appelliren kann.

In keinem

Renegat Baudouin,

fallen

Moritz Wagner's

Algier.

Land

aber, erzählte mir der

Verbrechen seltener vor, II.

als bei

8

den

114

.

Es

Mosabiten. lichkeit

ein

dies

ist

Volk von auffallender Gemütli-

und Sittenreinheit, das den Räubersinn der Beduinen

Es

der Sahara nicht kennt, und das Eigenthum achtet.

und

schäftigt sich besonders mit Gartenbau

schöne Dattelpalmen, treibt

dem Sudan und den

mit

ziemlich lebhaften Handel.

meele, auch einige Schafe, des

Löwen,

übrigen Oasen

Sahara

der

Ka-

Die Mosabiten besitzen

viele

sonst aber kein Vieh.

Die Jagd

der Gazelle und des Strausses gehören zu ihren

Die meisten Straussfedern

Lieblingsvergnügungen. Algier nach Europa

kommen

ausgeführt werden,

Lande der Mosabiten. den über

sehr gewerbthätig und

auch

dabei

ist

be-

besitzt namentlich

Dieses Volk

die

aus

liebt die geselligen

Zwischen dem Dorf Melika und

alles.

,

von

dem Freu-

der Stadt

Gherdaia steht eine Menge von Kaffeehäusern an den Ufern des

Uad- el-Biadh

re;n

dürftigem Schatten sich Abends eine

einfinden,

um

sie sind

;

von Palmen umgeben, unter de-

Menge von Gästen

zu musiciren, den Märchenerzählern zuzuhören

oder zu plaudern.

Auch

die

Frauen,

die bei keinem,

medanischen Volk besser behandelt werden,

Zweck und gemessen

zu ähnlichem

moha-

versammeln sich

die gesellige Unterhaltung.

Die Mosabiten sind der Frauenliebe sehr hold; Entführungen

kommen

nicht selten vor, und in solchem Falle

verschiedenen in

Fehden,

Städte

und Ortschaften zuweilen mit einander

die aber gewöhnlich

Thalebs geschlichtet werden. liebten Charakters dieses

vier

durch

Untreue

das Einschreiten der

kommt

Obgleich der Koran den Mosa-

Frauen zu nehmen,

begnügen sich die

Meisten doch nur mit einer Frau, wenigstens

geworden.

Frauen

trotz des ver-

Völkchens nicht häufiger bei ihnen

vor als bei andern Völkern, biten gestattet,

gerathen die

Das Klima der Sahara

ist

bis dieselbe alt

der Fruchtbarkeit der

nicht günstig, sehr viele sterben an den Geburtswehen.

115 In der Oase Metlili herrschte einst solcher dass

die

sonst

gewissenhaft die

friedlichen

so

Bewohner

haltenden

Mangel an Frauen,

und auf das Eigenthumsrecht

Raubzug

einen

dreissig Meilen

weiter nördlich wohnen,

während der grosste Theil

Männer

der

Kameelen nach Medeah gezogen war einige hundert arabische

zuhandeln,

,

unternahmen und, dieser

um

um

in jene

Amer

Hülfe,

entfernten

Metlili

den Thaleb

durch

hatten den

als dieser

Bey von

Tit-

Truppen

wollten die Beni-

auf eigene Gefahr hin einen

Der

wagen.

Die

raubten.

sich weigerte, seine

Gegenden zu schicken,

ihren Verbündeten

mit

Zug gegen

aber

und

Stämme mit

dort Getreide ein-

Weiber

Beduinen, darüber äusserst erbittert, baten den teri

gegen

Beduinenstämme der Beni-Amer und Beni-Luat, welche

Bu-Aram von

Streit

wurde aber

Gherdaia.

vermittelt

Die Mosabiten

Krieg mit den Arabern nicht zu fürchten,

sahen

doch die Ungerechtigkeit der That der Bewohner von

Metlili ein,

Rufes

und da ihr Volk bisher allenthalben wegen ihres

der Ehrlichkeit

beschlossen

die

und Gerechtigkeit geachtet war,

Thalebs

der Städte

so

Bonora und

Gherdaia,

Uaragla, ihre Landsleute von Metlili zur Zurückgabe

ihres

Die Häuptlinge der Beni-Amer

selbst

Raubes zu zwingen.

waren mit Geschenken

wurden

nicht

angenommen

Ihre Gaben

Gherdaia erschienen.

in ;

dennoch zog

Bu-Aram

mit einem

Streitercorps gegen Metlili, gefolgt von den Häuptlingen der

Beni-Amer.

Die Mosabiten von

Metlili weigerten sich, ihre

Beute herauszugeben und traten den Schaaren Bu-Aram's, zum äussersten Wiederstand entschlossen, entgegen.

Da

die ersten Flintenschüsse gefallen, die geraubten

angstvoll sich zwischen die Fechtenden gestürzt

land

die Sabinerinnen

fleht

haben,

ihre Väter

den Yatagan in

sollen, als

Araberinnen

und wie wei-

und ehemaligen Gatten ge-

die Scheide zu

stecken.

8*

Es

116

wurde eine

Die verheiratheten Ära-

üebereinkiiiift getroffen.

berinnen wurden zurückgegeben

den Mosabiten von

Metlili,

Geldsumme zufrieden

blieben

welche ihre Angehörigen mit einer Dieser Vorfall

stellten.

etwa dreissig Jahren

trug sich vor

Die hohe Meinung,

zu.

der Weisheit,

Araber von

Mädchen aber

die

;

welche die

und

der Gerechtigkeitsliebe

Energie der Mosabiten hatten,

der

seitdem noch gestiegen und

ist

die einzelnen Individuen durchreisen mit ziemlicher Sicherheit die vielen

obwohl

Stammgebiete zwischen ihrem Vaterland und Algier, keinesweges für gute Mohamedaner, sondern für

sie

Ketzer gelten, weshalb

sie

auch

in

den Moscheen nicht zuge-

lassen werden.

Bei keinem Volke der Welt,

men Arabiens,

die Freiheit und Gleicheit tiefer

ist

Leben eingedrungen,

rer in das öffentliche

werden

und wah-

als bei diesen

Die verhältnissmässig wenig

publikanern der Sahara. reichen Beamten,

den Stäm-

selbst nicht bei

Re-

zahl-

nämlich die Thalebs, Scheikhs und Kadis,

in öff'cntlichen

Versammlungen gewählt, wo allgemei-

Es

nes Stimmrecht herrscht. die nach dergleichen

wenig Ehrgeizige,

finden sich so

Aemtern streben

,

dass

öfters

sich

der

Gewählte aufs Schnellste aus seiner Stadt nach einem andern

um

Ort flüchtet,

Gewöhnlich der

ihn, Sitte,

setzt

nicht zur

Annahme gezwungen

man aber dem Flüchtling nach und

zugedachten

Würde

vorzustehen.

Aemter

Da

nöthigt

Diese seltsame

welche die in Algier lebenden Mosabiten erzählen und

der Renegat Baudouin bestätigte, die

zu werden.

auch

erklärt

in jenen Oasenrepubliken

die

Gewalt

sehr beschränkt

oder

Richter

nicht

mehr

ist,

nicht die

da

der

wenig

damit bekleideten

sie ferner in ihrer

der

Märkte

sich dadurch, dass

frühern

einträglich sind.

Individuen nur

Würde

als Priester

Ungebundenheit geniessen,

besuchen,

nicht

Karavanenreisen

117 machen, nicht den Strauss so

ist leicht

Wüste

der

in

auch

Stellen,

öffentlichen

Unter den Thalebs

trägt.

führt

üben

durch

ihres

besonders

hervorragendes

Wesens mehr grössern erblich,

Einfluss

Einfachheit

Wahl

und

Biederkeit

oder

Folge der

in

Thalebs

der

thatkräftigen

Betriebsamkeit stenrepublik

zeichnen

des

aus

,

Sinn, das

welches

nicht

ist

erhoben werden.

Stelle

Charakters,

grosse

Frömmigkeit ohne Fanatismus, gemüthliche Ruhe schiedenem

Ruf

den

leutseligen

Der Sohn kann nur durch

des Vaters

zu

Einzelne

durch

oder

Uebrigen blos

Die Würde

wie die der Marabuts.

die öffentliche

höchsten

der Aelteste den Vorsitz,

Talent

die

als

den

als die übrigen.

Tugendsinns

strengen

Volksgunst.

Lüsternheit nach

nach

nicht

hat aber keine grössere Gewalt,

Unabhängig-

als die

ist,

keine sonderliche

keit seines Vaterlandes,

den

dem persönliche

dass der Mosabite,

begreiflich,

Freiheit wenigstens eben so theuer

können,

verfolg-en

bedeutende

interessante

wohl

zu

den

Milde,

bei

ent-

und

Intelligenz

Volk

dieser

Wü-

glücklichsten

der

Erde gehört. Die

in

der Stadt Algier ansässigen Mosabiten

mit ihrem Vaterland in häufigem Verkehr bleiben

Monopol der Mühlen, Sie sind

im Besitz

verlieh

man

die

berühmten

Mosabiten

den

schweres Geld verdienten.

leicht

gebräunt

druck ihres Auges

Aus Erkennt-

ihnen jene Gerechtsame, durch die

Die Kleidung der Mosabiten

von der arabischen kaum verschieden.

Regel

welche

ein beträchtliches Zinscontingeut, das zur Niederlage

des deutschen Kaisers nicht wenig mitwirkte. lichkeit

,

haben das

Bäder und der Schlachthäuser. PriTilegiums seit der

Damals schickten

Expedition Carl's V.

Türken

der

dieses

,

ist

;

ihre

Züge

Ihr Gesicht

sind interessant.

ist

sie ist

in der

Der Aus-

schwermüthig und schwärmerisch, der

118 ihrer übrigen Physiognomie sehr sanft.

Sie sind bei der gan-

zen Bevölkerung ihres friedlichen, ruhigen Lebens wegen beliebt.

Ich bemerkte aber, dass sie sich von den übrigen

hamedanern ziemlich abschlössen,

am

sich selbst vergnügten, übrigens auch mit

ten und deren

vorzogen.

Umgang dem

Mo-

liebsten sich nur unter

Europäern verkehr-

ihrer übrigen

Glaubensgenossen

119

Bemerknng^en über die

Gfesicliichtliclie

Reg^entischaft Alg'ier.

I.

Nordafrika von den ältesten Zeiten dung der Türken in Algier.

Ueber Sjrten

bis

Autochthonen,

die

zum

die Geschichtsschreiber

schwankende

welche Nordafrika

Meer

atlantischen

bewohnten,

der Alten nur wenige

Nach

Nachrichten.

zur Lau-

bis

,

den

geben

uns

dunkle

und

waren

Sallust

von

die

ersten

Bewohner Getuler und Libyer, rohe uud ungebildete Völker, die

sich

Kräutern

wie das des

Feldes

Geschichtsschreiber sein

Heer,

gesetzt

Vieh von



Wildfleisch

Als

*).

Hercules ^-

Hispanien

in

erzählt

von

derselbe

umgekommen war,

lief

das aus verschiedenen Völkerschaften zusammen-

Die darunter befindlichen Mcder,

war, auseinander.

Armenier und Perser steuerten nach Afrika

am

und

nährten

mittelländischen

,

wo

erstere den

Meere zunächst liegenden Landstrich ein-

nahmen, während die Perser mehr nach dem Ocean hinzogen. Allmälig

*)

vermischten

sich

Sallust. bell. Jugurtli.

die

Perser durch Heirathen

Cap. 18.

mit

120 den Getulern

und weil

um den Boden kennen

sie,

Gegend

häufig von

einer

sich

Numiden (Nomaden).

selbst

meniern

gesellten

und

Städle

frühzeitig

rischen Mundart

So weit stammten die

und

Die von Josua und den

Israeliten

und

ihrer

barba-

aus Asien.

*)

***)

vertriebenen Kananiter

legten,

der Meinung

nach zu

der grossen ge-

Auch Procopius

mischten Nation der Kabylen.

ten

verdar-

Nach Leo Africanus

den ersten Grund

einiger Schriftsteller,

Namen

nannten sich in

Sallust's.

wanderten nach Afrika aus

die ältesten

Ihre

Einwohner Libyens

ältesten

zusammen

Meder.

statt

Angaben

sie

Tauschhaudel mit dem ihrer

trieben

Mauren

die

bauten

sie

;

Küste gegenüber gelegenen Hispanien. ben diese Völker allmälig

zu lernen,

nannten

Zu den Medern und Ar-

Libyer

die

sich

zogen,

in die andere

glaubte, dass

Bewohner Numidiens von den Kananitern stammEinige Jahrhunderte nach der Einwanderung der

****).

Kananiter führte Malek Afriki folgende fünf arabische Stämme:

Zanagra Afrika;

Musamoda,

,

von ihnen

Zeneta, Hauara arabisch

die

sollen

und

Gomera, nach

Mauren

redenden

abstammen. In

der Folge

siedelten

Phönicier

sich

an der

Küste

etwa 1500 Jahre vor Christi

Nordafrikas an und gründeten,

Geburt, eine Reihe von Städten, worunter Utica, Hippo, Ha-

drumetum, Leptis, später Karthago. aber nicht tief in das

Land

ein,

Die Phönicier drangen

sondern beschränkten

sich

auf den Besitz des Küstenstrichs von den Syrten bis zu den

*)

Die Griechen gaben Nordafrika den

Namen \^t/Sü);; wo

Afrika galt lange nur für den Theil dieses Continents, nicier

Karthago erbauten.

***)

Leonis Descr. Africae

lib. I.

*»*) Procop. de bell. Vand. L.

II.

Cap.

10.

der die

Name Phö-

121 Säulen des Hercules und trieben Handel

und

Innern

den Völkern des

init

Küstenstädten.

benachbarten

den

mit

Oestlich

den phönicischen Niederlassungen hatte sich eine griechi-

von

sche Colonie von Lacedämoniern angesiedelt, welche das heu-

Tages von

tiges

den

Arabern Dschebel-Akdar

Die Numi-

Land, damals Pentapolis Cyrenaica, bewohnten. dier und

Mauren

genannte

des Innern waren zu jener Zeit in kleine

Staaten getheilt, die von unabhängigen Königen regiert wur-

und

den

sich

Römer an

midischen Herrscher. letzterer für

und

der afrikanischen Küste lan-

waren Syphax und Massinissa

deten,

Rom

Als im zweiten

einander befehdeten.

häufig

punischen Kriege die

die mächtigsten der nu-

nahm damals

Ersterer

für Karthago,

Karthago und Syphax unterlagen

Partei.

die Staaten des letzteren

wurden dem Reiche Massinissa's

einverleibt.

Nach der Zerstörung Karthagos Hessen selbst in

Afrika nieder und gründeten

Das numidische Reich im Innern,

sich die

Römer

ihre Provincia Africa.

über welches

damals der

mächtige König Micipsa herrschte, stand nun der Ausbreitung der römischen Herrschaft in

Früher hatten

die

mehr

nöthig.

ihr

einem Kriege,

Lande im Wege.

jetzt hatten sie dieses

um

Bündnisses nicht

Als in der Folge Jugurtha die Söhne Micipsa's

Erbe beraubte,

rechtmässigen

fruchtbaren

Römer Numidien mächtig gemacht,

Karthago zu schaden;

um

dem

Rom

ergriff

angeblich

um

numidischen

rächen, in der That aber,

die

gern

um

Vorwand zu

Ermordung Adherbal's, des

Königs, sich

ersehnten Beute zu bemächtigen.

diesen

ihres

Schützlings,

Numidiens

Den

als einer

zu

lang

Jugurthinischen Krieg

hat der römische Geschichtsschreiber Cajus Sallustius Crispus

beschrieben.

dessen

Sein

Werk

ist

ein

hochwichtiges Document,

Lesung man den heutigen Eroberern Numidiens

nicht

122

Es

genug empfehlen kann.

Land und

enthält über die Politik

und die Taktik der Rö-

mer undNumidier gar interessante und belehrende Die Art der Kriegführung Jugurtha's

Volks

des

losigkeit

ein

voll

ganzes Heer

Ende gefangen genommen. war

welcher er gestritten,

Rom

starb in

des

sieggewohnten

Roms

dass

er

am

Die standhafte Tapferkeit,

verwandelt,

sein

mit

seinen Verbündeten

mit

Er

Looses werth.

Reich wurde

Ausnahme

des

Theiles, welches der Maurenkönig Bocchus erhielt, dafür,

durch's

und

völlig besiegt

eines bessern

unter Martern, und

römische Provinz

Nach

Wechsel fällen, im Laufe dessen

wurde Jugurtha

Joch ziehen musste,

noch

auch die Treu-

ganz die gleiche geblieben.

ist

einem dreijährigen Kampfe einmal

Aufschlüsse.

grösstentheils

ist

wie die der heutigen Eingebornen;

dieselbe,

uad das

die Zeit

charakterisirt

Jugurtha

in

eine

östlichen

zum Dank

Römern

den

verrätherisch ausgeliefert hatte.

Im Mal

Jugurthinischen Kriege waren die

mit den

Römer zum

Mauren oder Maurusiern, wie

ersten

die Griechen sie

nannten, welche westlich von den Numidiern wohnten, in Be-

In dem Kampfe zwischen Pompejus und

rührung gekommen.

Caesar nahm der Maurenkönig Juba, Nachfolger des Bocchus, Partei für Pompejus, gleichfalls

Juba hiess,

wurde besiegt und zierte in

Rom

sein

Augustus gewann den jungen maurischen Prinzen,

und eine schöne Gestalt besass, seines Vaters zurück.

Seeufer,

Namen ')

Juba baute

welche er zu Ehren Dieses

nannte. *)

ist

der

der Geist

und gab ihm das Reich

sich eine Residenzstadt

am

seines Wohlthäters Caesarea

maurische Reich war übrigens nur dem

nach unabhängig

Es

lieb

Sohn,

Caesar's Triumphwagen.

;

denn allenthalben

hatten

sich- in

das heutige Scherschel, 18 Stunden westlich von Algier.

123 demselben römische Ansiedler niedergelassen, welche blühende

Die blühendsten

Städte bauten und Heerstrassen anlegten.

römischen Colonien in Mauritanien waren damals das heutige Budschia, (Algier),

llusgonia

Ritscurium^ dessen Ruinen

^

Gestade des Caps Matifu erblickt,

jetzt

Dellys

man noch

Cartenna

Saldae^

:

Icosium

,

dem öden

auf

(Tenes),

naria (Arzew), Portiis magnus (Mers-el-Kebir).

Rom

der eine Reise nach

Nachfolger,

ArseJuba's

wurde auf

gemacht,

Befehl Caligula's ermordet und dessen Reich nun gleichfalls dem

römischen Gebiet einverleibt. Es wurden zwei Provinzen daraus gemacht,

Mauritania Tingitana^

Tingis

dessen Hauptstadt

(Tanger) war, und Mauritania Caesariensisy dessen HauptdieResidenz des letzten Maurenkönigs, blieb.

stadt Julia Caesarea,

Das von den Römern

in

Afrika gegründete Reich war

und blühendsten der Welt.

eins der grössten

Es

begriff den

grössten Theil der heutigen Regentschaft Tripolis, die Länder von Tunis und

Marokko

in sich

Algier es

;

und das

erstreckte

den beiden Syrten im Osten folgen, Ocean.

ungeheure Gebirgsland

sich

von den Wüsten ,

bis

an

den atlantischen

üeberall wurden grosse Städte gebaut, deren Reste

noch, schön und gewaltig, wie Alles,

die

man

was jene Welteroberer

hinterlassen, in den entlegensten Wildnissen, bis an den san-

digen ten

Rand

Reste

der Sahara erblickt.

sogar

in

Man

imposan-

findet diese

den unzugänglichsten Gebirgsgegenden

des Atlas; im Süden von Budschia stehen die Ruinen von Sava

und Musulupium

,

die seit fast einem Jahrtausend kein

mehr gesehen; denn

Heer gewagt streitbarste

selbst seit

in jene

Europäer

1830 hat noch kein französisches

Gebirgsgegenden einzudringen,

und unbändigste Volk der Erde bewohnt.

die das

Eine

mächtige Ruinenstadt, Lambasa, steht auf dem Aurasgebirge nicht weit von den Gränzsteppen der Sahara.

Ihre

Trümmer

124 bedecken dort das weite Land umher und sollen sehr kolossal

Von

und gut erhalten seyn. Städten

Innern

des

schwunden.

So

einigen vormals sehr bedeutenden

auch

aber

sind

fast

alle

Spuren

Mauritania Sitifensis, kaum noch einige Steinhaufen.

Punkten hingegen trotzen

dem Zahn der

Zeit,

die

gleichwie

vor Zeiten

sie

Die Herrschaft der Römer

Trotz geboten.

ein schlagfertiges

den Zerstö-

Türken

der

in diesem wilden

Die Römer hatten

hat für uns etwas Räthselhaftes.

immer dort

nicht

An andern

Ruinen den Wetterstürmen und

rungskriegen der Vandalen, der Saracenen und

Lande

Heer von 50,000 Mann,

wie heutiges Tages die Franzosen, und doch waren unbestrittenen und vollständigen Besitz allenthalben

ver-

existiren vonSitifis, der alten Hauptstadt von

zerstreuten

Städtereste

des

sie

im

Landes, wie

die

beweisen.

Die ersten

römischen Ansiedler arbeiteten an der Gründung eines mächtigen Reiches

mehr

für

ihre

Enkel,

als für sich,

denn sie

unternahmen grosse zeitraubende Bauwerke, deren Vollendung sie bei

Lebzeiten nicht mehr zu sehen hoifen durften, wie die

ungeheuren Cisternen

Hippo, Cirta,

da

nnd

wo

die

Wasserleitungen

bei

Russicada,

heutigen Ansiedler Europas,

Kneipenbesitzer aus Frankreich

und

Malta,

nur

Steinhütten aufrichten, welche leer stehen und bei den

Regengüssen spurlos zusammenbrechen , Zecher in

Folge

eines

in die

ersten

sobald die Zahl der

Garnisonwechsels sich mindert und

die Marketendercolonisten,

dannen ziehen.

anderweit Gewinn suchend,

Die Numidier wurden von den Römern

Berge gedrängt,

theils

in

man von

theils

Einige Empörungen

brachen wohl von Zeit zu Zeit aus, wurden aber ohne

dass

von

den Städten im Zaume ge-

halten und daher unschädlich gemacht.

unterdrückt.

die

baufällige

Die Bemerkung des Procopius, welcher Cirta nach Caesarea nur zu

Land gehen

Mühe sagt,

konnte,

125 weil

unaufhörlich die Verbindung unter

Gebirgstämme

die

brachen, bezieht sich auf die Zeit der Herrschaft der oströ-

mischen Kaiser, nach der Wiedereroberung Nuniidiens durch

wo

Belisar,

Banden der Barbaren

die

zersprengten Vandalen sich sicherheit zur

am Rande

man wohl

wo

heutiges

die ersten Kornfelder ihrer Colonisten

Lager der Metidscha

der

so

schwerlich grosse

Tages selbst

nicht

vor

die

Franzosen

unter den

Ka-

der Zerstörung

Unter den Ruinen von Calama und Anuna

bewahren können. erblickte ich

Un-

die

der Sahara bauen können, in der Nachbar-

schaft einer Bevölkerung,

nonen

Wäre

verstärkt hatten.

Zeit der ersten Römerherrschaft nur halb

arg, wie heute gewesen, so hätte

Städte

Gebirge durch die

iui

Tempel, Amphitheater, Circus, deren Bau wohl

auch auf ein ruhiges und genusssuchendes Leben der alten

Bewohner

deutet.

Unter Constantin, nach dessen Herrschaft die Macht des römischen Reiches allmälig sank, war Nordafrika in folgende sieben

Provinzen

ches sich

getheilt

vom Ocean

Mauritania Tifigitana^

:

bis zur

Malva

die die Regentschaft Algier von

Mauritania Caesariensis

^

der

und dem Fluss Ampsaga (Rummel), Flüssen

Jimpsaga und Tusca

(gegenwärtig Moluiah),

Marokko

östlich

ritania Sitifensis ^ zwischen

scheidet, erstreckte;

von der Malva;

Mau-

vorhergehenden Provinz

Numidia

(Zaine),

zwischen den

welche letztere die

Regentschaften Algier und Tunis scheidet; Zeugitania^ der Tusca bis an das Vorgebirg des Mercur ;

im

Westen an

die

kleine Syrte

wel-

gränzte;

Byzacium^ weiter

von das

westlich

Cyrenaica^ dann Aegypten. Als unter Constantin's Nachfolgern das römische Reich getheilt

wurde,

fielen

mischen Kaisern zu,

Aegypten und

während

die

Cyrenaica den oströ-

übrigen Provinzen unter

126

Rom

Das Christen thum fand damals auch

verblieben.

Eingang

Nordafrika

und

verbreitete

sich

mit

in

reissender

Schnelligkeit, so dass es in den drei Mauritanien allein über

Unter den afrikanischen Bischöfen wa-

]60 Bisthümer gab.

hochberiihmte Männer,

ren

Hippo Regius, und

Der Ende

vierten

Augustin,

St.

Bischof von

Cyprian, Bischof von Karthago.

St.

kriegerische

des

wie

Geist

Römer versank gegen

der

mehr und mehr,

Jahrhunderts

Schwächung und Verweichlichung

und

das

zur

gegen die

ihrer Heere, die

mehr das Feld behaup-

kräftigen Barbaren des Nordens nicht

ten konnten, gesellten sich noch Uneinigkeit und Verrätherei

Im Jahre 428

ihrer Führer.

Ch. pflanzte Bonifacius, der

n.

römische Statthalter der nordafrikanischen Provinzen, welcher, in

Folge der Umtriebe des Feldherrn Aetius die

Stelle verlieren sollte,

den Kaiser Valentian

,

in

Rom,

seine

Fahne der Empörung auf gegen

und da er sich

allein nicht

behaupten

zu können glaubte, lud er die Yaudalen, die sich eines grossen Theiles

von Spanien bemächtigt hatten, zu einem Zuge

nach Afrika

ein.

Der Vandalenkönig Genserich,

ein

gewal-

tiger Barbarenfürst, der es verstand, die Eroberuugslust seiner

Horden immer mehr zu

stacheln

die

durchschiflfte

,

Meerenge

von Gibraltar und landete im Mai 429 an der mauritanischen

Küste mit 50,000 Mann, worunter sich ausser den Vandalen auch viele Alanen und Gothen, fanden,

die in

Genserich's

Römer

Heer

selbst.

schwersten

den

Abenteurer be-

den blühenden, vom Kriege lange verschonten

Römer

afrikanischen Provinzen der

Zusammenlauf

verzweifelte

wurde

vieler

Die

in

Secte

Verfolgungen

Vandalenkönig,

Afrika

Parteigänger

der

zu

der

gute Beute hofften.

auf

durch

den

den

Reihen

der

Donatisten,

welche

die

verstärkt

aus

erdulden Arianist

hatte,

und

begrüsste

dennoch

ein

127 Feind der orthodoxen Gemeinde war,

einen

als

die Invasion der nordischen Barbaren heimlich

reihten sich offen unter Genserich's Fahne.

den Römern in die unzugänglichen Gebirge von

welche von

zurückgeworfen

Mauritania Tingitana die

Kunde

die Fanatiker

;

Zahlreiche Schaa-

Stämmen der Numidier und Mauren,

von den wildesten

ren

mächtigen

Die furchtsamen unter den Donatisten begünstigten

Befreier.

Landung

der

ihren waldigen

worden,

stiegen

auf

eines Heeres von Römerfeinden von

Höhen herab und

schlössen sich an die

Fremd-

mit denen sie Rache zu nehmen hofften an ihren

linge an,

So wuchs Genserich's Heer, und

alten Unterdrückern.

in

Be-

gleitung seiner blondgelockten, blauäugigen deutschen Krieger

sah

man

die

Schwärme

der sonneverbrannten,

Wilden des Atlasgebirges über

Tanger die

die

bis Tripolis hereinbrechen, die

Städte

tränkend.

und

schleifend

Er wurde

vergeblich.

schlagen

bei

und dieser Sitz des

Hände der Vandalen. der Belagerung

es

:

Der

verschieden wäre

bei

,

den es

Gäste geladen zu haben,

Hippo Regius aufs Haupt ge-

frommen Augustin

Heilige starb

war ihm

in Frieden zu schliessen

Blute

des Grafen Bonifacius,

in tiefer Seele reuete, die furchtbaren

war

Felder niederstampfend,

Erde mit römischem

die

Der Widerstand

halbnackten

blühenden Provinzen von

im

dritten

also vergönnt, die

in

fiel

die

Monate

müden Augen

bevor er mit gebrochenem Herzen

dem

Anblick seiner niedergebrannten

Kirche und verwüsteten Diöcese.

Acht Jahre nach dem Falle

Hippos wurde auch Karthago von den Vandalen besetzt und Genserich erlaubte dort, wie überall, seinen zügellosen Truppen,

an

den Einwohnern und deren Eigenthum ihre

und Habgierde ist die

zu sättigen.

Begleiterin aller

Völkern, auch da,

wo

Eine gewisse Zerstörungslust

Armeen, eben

Wuth

selbst bei

kein

den

civilisirtesten

heftiger NationaUiass

die

12S

Wie

beiden Gegner entflammt.

mochte zu einer Zeit, nicht, die

Wuth

es in Afrika

wo noch

kein Volk,

zugegangen seyn auch die

Barbarei des Charakters völlig abgeworfen,

Römer wo zur

und Rohheit der durch den hartnäckigen Widerstand

erbitterten Vandalen, der

religiöse Fanatismus der lange ver-

folgten Donatisten und die lange

gährende Rachgier der von

dem Boden

Numidier sich

solche

ihrer Väter verdrängten

wilde Elemente in

einem

gehauset, davon erhält der heutige er

die

Rom"

öden Wildnisse dieser einstigen

wie

Würgkampfe

eine Idee,

wenn

„Kornkammer von

durchzieht und die Steinhaufen besucht, die einst

Denk-

Fast Alles, was diö

Römer

einer Reihe von Jahrhunderten in Afrika geschaffen

hatten,

mäler römischer Kunst gewesen. in

zehnjährigen

Wanderer

gesellte,

ging unter während des zehnjährigen Krieges und der sechsundneunzigj ährigen Herrschaft der Vandalen.

Die Herrschaft der oströmischen Kaiser tauchte aber in der ersten Hälfte des sechsten Jahrhunderts noch einmal über

Nordafrika

auf.

herrn Belisar mit einem Heere ab,

Kapaudia,

westlich

waren inzwischen

berühmten Feld-

Justinianus schickte seinen

welches beim Vorgebirg

von Karthago, landete.

ein durch

Die Vandalen

Wohlstand und warmes Klima ver-

weichlichtes Volk geworden: die Tapferkeit, der abenteuerliche

Sinn der Männer Genserich's hatte sich bei ihren Enkeln in ein

üppiges Leben aufgelöst.

pius, Belisar's Begleiter,

Tafel,

die

ihnen

Sie genossen

schreibt





wie Proco-

die Köstlichkeiten

Land und Meer verschwenderisch

der

boten.

Ihre seidenen weit wallenden Gewänder waren mit Gold gestickt,

Liebe und Jagd bildeten

Lebens und

ihre

die

müssigen Stunden

Beschäftigungen ihres

füllten

sie

mit Pantomi-

men, Wagenrennen, Musik und den Tänzen des Theaters

So waren

die

Nachkommen

aus.

jenes rauhen, kriegsschnaubenden

129 Volks, welchem der Klang des Stahls über Alles gegolten und

dem

jede

SuUikte

Belisar zuerst die

und Hadrumetum.

ptis

traf

Thore

ihnen folgten Le-

;

Der damalige Vandalenkönig Gelimer

Eile Vertheidigungsmassregeln

in

Die Stadt

Art von Luxus ein Greuel gewesen.

öflFnete

und

mit einem

eilte

Heere zur Rettung Karthagos herbei, wurde aber geschlagen nach

und entfloh

September setzt.

Jahres 533 von dem

des

be-

aber ziemlich feigherzig und erlitten

ent-

sich

schiedene Niederlage. so

dort

der Heruler,

der

ihn

bitten liess.

eine

Gelimer warf sich in die Gebirge und

grossen Mangel, dass er Pharas, den

Justinian's aufforderte,

Brod

1.5ten

siegreichen Belisar be-

Die Vandalen wagten noch eine zweite ScMacht,

nahmen

litt

Karthago wurde am

der Wüste.

zur Unterwerfung

um

eine

unter

Lyra, einen

Der König von Afrika

Fürsten

den Scepter

Schwamm und

hatte nämlich

seit

ziemlich langer Zeit kein Brod mehr gegessen, seine Augen

waren

in

triefend

Folge der Anstrengungen oder des vielen Weinens

geworden und er wünschte,

vollen Stunden zu trösten,

sich in

indem er zur Lp-a die

Karthagos

stellte

herrn als Gefangener.

sich

traurige

Endlich trieb das

Geschichte seines eigenen Unglücks sänge.

Elend ihn doch von seinen Bergen herab. städte

seinen schmerz-

In einer der Vor-

Gelimer dem römischen Feld-

Im Augenblick

als

der

König seinen

Besieger erblickte, brach er in ein schallendes Gelächter aus.

Es war

ein Anfall des

Wahnsinns.

das Vandalenreich in Afrika.

Was

So endigte Gelimer und aus

der

Masse des

be-

siegten Volkes geworden, darüber geben uns die alten Quellen

keine

genügende

Auskunft.

Die

tapfersten

vandalischeu

Jünglinge wurden in fünf Reitergeschwader getheilt,

den

Dem

Römern im

persischen

Kriege gute Dienste

welche leisteten.

Exkönig Gelimer wies Justinianus eine Besitzung

Moritz Wagner's

Algier.

II.

9

in

130 der Provinz Galatien au,

wo

Freunden

Die grosse Mehrzahl der Vandalen,

die

ruhig' lebte.

dem Schwert

er mit seiner Familie und seinen

fand wohl

nicht erlagen,

den Bergen

in

und Wildnissen ein Asyl und aus ihrer Vermischung mit den

Bewohnern

alten

entsprangen

wahrscheinlich

die

heutigen

Kabylen, unter deren Stämmen, wie schon erwähnt, sich hie und

da

die weisse

Söhne des Nordens

Gesichtsfarbe

und

das

Flachshaar

der

zeigt.

Nach der Besiegung

Vandalen

der

Justinian's einen furchtbaren Feind, jene

hatten

Heere

die

Numidier und Mau-

ren zu bekämpfen, welche, so lange die Herrschaft des west-

römischen Reiches dauerte, in ehrfurchtsvoller Entfernung von der Küste geblieben waren.

Unter der ungleich schwächern

Herrschaft der Vandalen aber griffen sie die Städte an, setzten die

Küste von Tingis (Tanger)

und schlugen

Byzacium

sogar

Nach

auf.

ihre

Zelte

bis

be-

Caesarea (Algier)

der fruchtbaren Provinz

in

Belisar's Abreise griffen

sie

die

neuen

Eroberer auf mehreren Punkten an und einzelne griechischrömische Corps

erlitten

Der Eunuche Salomon,

Niederlagen.

welcher an Belisar's Stelle den Oberbefehl in Afrika übernom-

men,

drang hierauf mit einem Heere von Karthago in das

Herz des Landes ein und schlug grossen sollen.

Schlachten,

Er

die

worin 60,000

rückte bis

Barbaren gefallen seyn

zum Berg Auras vor, welchen Proco-

pius die Citadelle und den Garten von

dem höchsten

Gipfel desselben

herr eine Festung,

im Zaum dauerte

in

zu

um

halten.

Nordafrika

Eingebornen in zwei

Numidien nennt.

erbaute

Auf

der siegreiche Feld-

die zahlreiche Bevölkerung der

Gegend

Die griechisch-römische Herrschaft zwar

bis

zur Invasion der Araber,

beschränkte sich aber grösstentheils nur auf die Küstenpunkte,

besonders auf die Gegend von Karthago.

Es war mehr

eine

131 militairische Occupation, als ein wirklicher Besitz des

denn es

die

existirten

Landes,

römischen Colonien nicht mehr und

keine Auswanderer kamen aus Europa, den verwilderten Bo-

den wieder urbar zu machen und die

Im Innern waren

aufzubauen.

allenthalben Meister

Städte neu

zerstörten

Eingebornen

die wilden

des Landes geworden und

in

fast

den west-

lichen Provinzen, namentlich in Mauritania Tingitana, hatten die

Mauren

sich

sogar des Küstenstrichs

In den westlichen Theilen des Landes

mächtigt.

haupt die Herrschaft der fest

war über-

Römer und Griechen immer weniger

und weniger ausgedehnt gewesen,

Provinzen. der

grösstentheils be-

den östlichen

in

als

Die höheren Gebirge und der kriegerische Sinn

Eingebornen

machten

dort

die

sehr

Siegesfortschritte

schwierig.

Der gegen

erste

Eroberungsversuch der mohamedanischen Araber

die Berberei fällt in das

sche Krieger unter die

kam

Jahr 647, wo 40,000

dem Oberbefehl von Abdallah -ben- Said

Wüste zwischen Aegypten und bei Tripolis

Gregorius führte.

beir's,

und

die Araber,

von

Tripolis durchzogen.

Es

zu einer entscheidenden Schlaeht zwischen

den Arabern und den Griechen,

siegten

arabi-

dessen

welche letztere der Präfect

Nach einem langen wüthenden Würgen hauptsächlich durch

Hand

die

Tapferkeit Zo-

der Heerführer der Griechen

der, ein ächter Streiter seines

fiel

Glaubens, sogar den auf

den Kopf Gregor's gesetzten Preis:

die

Hand von dessen

schöner gefangener Tochter und die hunderttausend Goldstücke ausschlug, indem er erklärte, dass sein Schwert

dem Dienst

der Religion geweiht sey und dass er nur für einen über die

Reize irdischer Schönheit oder die Reichthümer dieses vergänglichen Lebens weit erhabenen

Lohn

sem

Sieg blieben die weiteren

ersten

sehr theuer erkauften

arbeite.

9*

Nach

die-

132 Eroberungsplane der Saracenen nach Westen beinahe zwanzig Jahre aufgeschoben,

bis ihre

Begründung

Ommijah

des Hauses

Im Jahre 665

Spaltungen durch die feste

schlug der erste Statthalter

Heer von 30,000 Griechen, midiens und machte

viele

Mohamedaner, eine Concession, welche machten,

selyten

was

die

ein

Nu-

Städte

Um

den Bedrü-

Griechen den neuen Glau-

und traten dadurch in den Besitz

ben an,

Moawijah's

mehrere

eroberte

unermessliche Beute.

ckungen zu entgehen, nahmen

worden waren.

beigelegt

die

aller

Rechte der

Araber

allen

Pro-

Sache des Islam nicht wenig

för-

derte.

Der

eigentliche Eroberer der Berberei

war Akbah, wel-

cher gegen das Jahr 670 den Oberbefehl über die siegbegeisterten

Heere der Saracenen im Westen übernahm,

und zu

deren Verstärkung er 10,000 frische Truppen, Arabiens glühendste Glaubensstreiter, aus

Damaskus

mitbrachte.

Akbah,

den ein Geschichtsschreiber wohl mit Recht den mahomedanischen Alexander nannte, städte von Tripolis bis

eroberte die Mehrzahl der Küsten-

Tanger, gründete Kairoan, durchzog

die Gebirgswildniss, in welcher seine Nachfolger die glänzen-

den Hauptstädte Fez und Marokko erbauten, und drang endlich his

sen

an den Rand des atlantischen Oceans und der gros-

Wüste

vor.

Die Laufbahn

,

nicht aber der Eifer des

mohamedanischen Helden wurde durch den Anblick des gränzenlosen Oceans gehemmt.

Wogen, eines

Akbah

erhob seine Augen gen

spornte sein Pferd in die

Himmel und

Schwärmers aus; „Grosser Allah!

Wenn

rief

im Tone

meine Lauf-

bahn nicht durch dieses Meer aufgehalten würde, möchte vorwärts dringen zu den unbekannten Reichen

um

die Einheit

des

ich

Westens,

Deines heiligen Namens zu predigen, und die

rebellischen Völker, die andere Götter,

als

Dich, verehren,

]33

dem

mit

Schwerte

Aber

auszurotten."

dieser

Heerführer, der nach neuen Welten seufzte, wirklichen,

einmal seine

nicht

zu behaupten.

unermesslichen Eroberungen

Allenthalben lehnten sich

die

chen und Afrikaner hinter seinem Rücken

Land

besiegten

Er

auf.

Ungeheure Wildnisse

zu rasch durcheilt.

begeisterte

vermochte doch

Grie-

hatte das

voll tapferer

welche den Aberglauben ihrer Väter gegen die

Feinde,

lo-

Kampf

ckenden Verheissungen der neuen Lehre nicht ohne

vertauschen wollten, trennten ihn von seinen Hülfsquellen, und

am Ende

blieb

Akbah

Schlacht zu sterben,

drungenen Araber

nichts übrig, in

Friedens

mit

Ruhm

in

einer

welcher das ganze Heer der vorge-

bis auf

den letzten

Als gegen das Jahr 692 die nern

als

Mann

verblutete.

Wiederherstellung des

dem Kalifen Abd-el-Malek

Eroberung von Afrika wieder aufzunehmen

,

gestattete, erhielt

In-

die

Hassan,

der Statthalter Aegyptens, den Oberbefehl über ein Heer von

40,000 Mann.

Er nahm Karthago

mit Sturm und plünderte

diese Stadt, welche aus den vielen Drangsalen,

gekommen,

doch immer gross und mächtig wieder erstanden

war, und damals an Blüthe und Reichthum noch

Aber diesen

Städte Afrikas überragte.

Kampf

über sie

die

alle

anderen

letzten verzweifelten

zwischen Kreuz und Halbmond überlebte die schwer-

geprüfte Stadt der Dido

Nachdem

mehr.

sie

die alte Meerbeherrscherin

,

dem Präfecten Johann,

von

,

nicht

der mit

einem grossen Heere von Gothen und Griechen landete, den

Mohamedanern wieder abgenommen worden, rückte arabisches

kam

Heer durch

die

Wüste von Osten

es zu einer gewaltigen

Schlacht,

heran.

Die Griechen und Gothen

gänzliche Niederlage,

und nur ihr

vor

den

krummen

Säbeln

Bei ütica

welche über Afrika,s

Schicksal entschied.

sie

ein neues

erlitten eine

eiliges Einschiffen rettete

der

verfolgenden

Sarace-

134 Karthago wurde wieder erstürmt und von den Flammen

nen.

verzehrt

Die berühmte Stadt,

die

so

viele

Jahrhunderte

den Weltbegebenheiten eine Hauptrolle gespielt,

vom Erdboden verschwunden. trägt auch das

Ihre

alte

ist

Rivalin in Europa

Haupt nicht mehr so siegesstolz und

wie zu den Zeiten der Scipionen und Caesaren. Auch

Mauern

in

seitdem

sind Barbaren gedrungen, haben die edlen

trotzig,

in ihre

Bauwerke

geschändet und verstümmelt, und die Trophäen ihrer Helden, die Beute von tausend Siegen, das Vermächtniss

röchelns von Millionen ihrer

tapferu

Aber

in den Staub getreten.

Rom

ihm lange schon

Geistes

entgangen,

fahrtsort, nach

die blieb

welchem

hatte doch

Petersdom,

die

Coliseums willen.

es

doch immer ein heiliger Wall-

religiöse

und poetische Begeisterung

um

des

Weihwassers im

Andern um der gebrochenen Säulen des

Wer

aber dachte je an eine Pilgerfahrt der Stadt der Fides punica^

nach der Stätte Karthagos, die der lateinische

immer wenig-

Auch da noch,

Herrschaft des Schwertes und des

zahlreiche Pilger lenkte, die Einen St.

Todes-

Ahnen an einem Tage

stens einen Schatten seiner Grösse bewahrt. als

des

Hass so

oft

geschmäht, die kein Lied je

Dort bewundert man auch gar keine Reste

gepriesen hat?

des alten Glanzes mehr, nicht einmal die gebrochenen Säulen,

wie

Rom.

in

kaum

Auf den wenigen Schutthaufen, von denen man

mit Bestimmtheit sagen kann, ob sie wirklich von Kar-

thago herrühren, duine neben

thront jetzt bei

Tage

dem weidenden Kameele, und

ein zerlumpter Bebei

Nacht

hält der

Schakal dort den Leichenschmauss.

Nach der Vertreibung der Griechen

hatten

die

Araber

mit den Berbern und Mauren manchen harten Strauss zu bestehen.

Unter der Fahne ihrer Königin Kahina leisteten die

Eingeborenen tapfern Widerstand, und der arabische Heerfüh-

135 ler Hassan sah sich noch einmal

gezwungen, au

Aegyptens sich zurückzuziehen

wo

,

die

CJ ranze

er fünf Jahre unthätig

versprochenen Verstärkungen der Kalifen erwartend.

blieb, die

Nach deren Verlauf rückte Hassan wieder nach Westen vor, wurde von den Bewohnern der Küstenstädte , die sich weniger vor den

Mohamedanern,

vor den rohen heidnischen Banden des In-

als

begrüsst, und

schlug die Mauren in

einer Schlacht, in welcher die Projihetin

Kahina getödtet wurde.

nern fürchteten, freudig

Nach Hassan's Tode von Afrika,

vollendete Mussa-ben-Noseir die

erst durch

Dieser grosse

Waffengewalt, dann durch üeberzeugung.

Mann war

eben so eifrig bemüht,

Seelen, als Boden zu gewinnen. ten milde, bald, die

Koran,

dem Islam die

Besieg-

und es gelang ihm

seine Seite zu bringen, deren ein Theil

zuvor unter der Herrschaft der sen,

Er behandelte

predigte überall den

Mauren auf

Eroberung

Römer Namenschristen gewe-

und nach dem Einbruch der Vandalen sich zur Secte der welche nie durch besondern Claubens-

Arianisten bekannten, eifer sich hervorgethan.

Es

hielt nicht

schwer, die Mauren,

deren Sitten viel mit den Arabern gemein hatten,

und die

auch wohl damals schon eine dem Arabischen nahe verwandte

Sprache gesprochen, zu bewegen, eine Religion, die ihren

verhasstesten

Unterdrückern empfangen

,

sie

von

gegen einen

Glauben zu vertauschen, der ihnen vollkommen gleiche Rechte mit den Siegern verlieh, und der unter allen Völkern von der

glühenden Einbildungskraft des Südens sich mächtig bewährt len zu bekehren,

Doch als

hat.

Schwerer

Jahre

lockend und

wilderen Kaby-

welche grösstentheils Götzendiener waren.

zeigte auch an ihnen die neue

im

als

hielt es, die

710 das

erste

Küste Spaniens landete,

da

Zahl berberischer Streiter

ein,

Lehre

ihre

Macht, und

mohamedanische Heer an der fand sich schon eine ziemliche

um

unter der

Fahne des Pro-

136 an

pheten

den

Gotheu

Rache zu nehmen

und

Beute

zu

machen.

Die Nachfolger Mussa's,

Namen

die

der Kalifen verwalteten, residirten in der von

gegründeten Stadt Kairoan. afrikanische Reich

in Provinzen,

Die Provinzen waren

machte.

an deren Spitze ein üali

Stämme welche

Justiz

war

in

zum Sturz

vorstand.

Mauren

hatten

des erlauchten Hauses der Ommijaden,

bylen zu den WafiFen griffen und nicht ohne

Scheikhs,

wo

die

Ka-

Mühe von dem

Im Jahre 750 machte

arabischen Statthalter besiegt wurden. Statthalter

Alle

Afrika war ruhig bis

wählen durften.

Abderhaman-ben-Abib,

Die Hand-

den Händen der Kadis.

der Araber, Kabylen und sie sich selbst

und Civilbehörde aus-

in Districte getheilt, denen,

Kaid

wie noch heutigen Tages, ein

habung der

Akbah

Sie theilten das mohamedanisch-

welcher die höchste Militair-

stand,

Afrika mi

als Statthalter

Kairoan, den ersten

in

Versuch, Afrika von der Herrschaft der Abassiden loszureissen.

Er wurde ermordet, und

far unterwarf Afrika auf's

Im Jahre 800 verloren.

El-Mansur-Dscha-

Neue durch seinen General Yerid.

erklärte sich der Statthalter Ibrahim

lab unabhängig, lig

der Kalif

ben

-

und seitdem ging Afrika für die Kalifen Ibrahim ward

Agvöl-

der Gründer der Dynastie der

Aglabiten, welche in Kairoan herrschte.

Einige Jahre vor-

her hatten sich bereits die westlichen Provinzen von den übrigen losgerissen, und Edris- ben -Abdallah gründete dort das

Reich Moghrib-ei-Aksa, erbaute die Stadt Fez und war der Stifter der

Dynastie der Edrisiten, welche

der Kalifen in Spanien wurden, gierten.

und

bis

später Vasallen

zum Jahre 985

Die verschiedenen arabischen Dynastien

dauerten selten über ein Jahrhundert.

re-

in Afrika

Bei den häufigen

in»

nern Kriegen traten immer von Zeit zu Zeit glückliche Heer-

137

Abkömmlinge früherer Usurpatoren

welche die

führer aur,

und ihre Stelle dafür einnahmen.

entthronten ,

972

Zeiri gründete im Jahre

che in Kairoan ihren Sitz in

welchem Jahre

-

die Dynastie der Zeiriten, wel-

hatte,

und

bis

1148

herrschte,

von Abd- el-Mumen gestürzt wurde.

sie sie

Abd-el-Mumen war

Yussuf - ben

der Nachfolger des El-Mahiddin,

wel-

cher mit Hülfe der Kabylen die Herrschaft über einen gros-

sen Theil von

Marokko und der heutigen Provinz Oran

rungen hatte, und

als

er-

Gründer der Fürstenlamilie der Almo-

haden betrachtet wird.

Sein Nachfolger herrschte über den

grössten Theil Nordafrikas und über das ganze mohamedanische Spanien.

Ein Jahrhundert später warfen die Araber

allenthalben das Joch der

Almohaden, welche auf

fast

Kaby-

und im Jahre 1270 wurde ihnen

len sich gestützt hatten, ab,

auch Marokko

die

von der Familie der Beni -Merin entrissen.

Nach dem Sturze der Almohaden

bildeten sich mehrere kleine

Königreiche, worunter Tlemsan

Tunis, Tripolis.

Entstehung

Zeit

der

Tlemsan,

wo

herrschte,

fasste

die

die

neueren

Es war

Barbareskenstaaten.

Ben-Zian von 1248

1560

bis

den grössten Theil der heutigen Regent-

Doch

schaft Algier in sich.

dschia und

der

Familie

,

bildeten die Städte Algier,

Tenez kleine unabhängige

Staaten.

Von

Bu-

dieser

Zeit begann die Reaction der Christenvölker gegen die mo-

hamedanischen Eroberer,

welche ihre Herrschaft in verhält-

nissmässig äusserst kurzer Zeit über einen ungeheuren

ausgedehnt hatten. pedition regierte.

Der

heilige

gegen Tunis, wo

Ludwig unternahm

die Fürstenfamilie der

Aus Spanien wurden

die

der Küstenpunkte

Algier und Budschias

eine

Ex-

Beni-Hafzi

Araber und Mauren ver-

jagt, und die Spanier landeten nun ihrerseits in sie

Raum

Afrika,

wo

Ceuta, Melilla, Oran, einer Insel bei sich

bemächtigten.

Die

Portugiesen

138

Marokko, wo

landeten gleichfalls an der Küste von

fangs grosse Fortschritte machten,

wurden,

alle besetzten

Die Stadt Algier

sie

an-

allmälig aber genöthigt

Punkte wieder zu räumen. bildete,

wie erwähnt, zu Ende des

zehnten Jahrhunderts ein kleines unabhängiges ches in der Folge gleichwohl

Reich,

drei-

wel-

dem König von Tlemsan Tri-

Als im Jahre 1505 die Spanier sich

but entrichten musste.

eines Inselchens bei Algier bemächtigten, baten die

den Emir der Metidscha, Selim Eutemi, ten ihn als Herrscher an.

um

Bewohner

Hülfe, und erkann-

Eutemi war nicht stark genug, die

Spanier zu vertreiben; er lud daher den Seeräuber Horuk Barbarossa, einen sicilianischen Renegaten, ein, mit seinem Bru-

der Khairaddin nach Algier zu eine bedeutende Belohnung, pirte

kommen,

wenn

ihm gelänge, die occu-

es

wieder wegzunehmen.

Insel

und versprach ihm

Horuk

sich

hatte

lange zuvor des Städtchens Dschischelli bemächtigt ein festes Raubnest gegründet, von

leeren in das Mittelmeer auslief,

zu plündern. aus

Er

wo um

,

schon

und dort

aus er mit seinen Gadie christlichen Schiffe

hatte einen zahlreichen

Haufen Freibeuter,

Türken, Mauren, Arabern und europäischen Renegaten

bunt zusammengewürfelt, unter seinen Befehlen, und war der

Schrecken des ganzen europäischen Küstenstrichs, legentlich landete,

um

wo

er ge-

zu plündern und Gefangene zu machen.

Dieser Corsarenhäuptling zog mit einigen Tausenden seiner Soldaten nach Algier. ihn im

Eutemi kam ihm entgegen, empfing

Triumphe und wies ihm seinen eigenen Palast zur

Wohnung

an.

Die schrecklichen Gäste benahmen

Algier bald, wie in einer eroberten Stadt.

sich aber in

Horuk ermordete

den vertrauensvollen Eutemi mit eigener Hand im Bade, und Hess sich dann zum Sultan von Algier ausrufen. sten

Einwohner wurden

Die

reich-

erdrosselt und die übrigen mit unge-

139

Niemand wagte,

heuren Contributionen bedrückt.

den wilden und die Strassen

listigen

ging

,

sich

Tyrannen zu rühren, und wenn

gegen

er durch

versteckte sich das zitternde Volk.

Der König von Spanien

schickte eine Flotte mit 10,000

Mann Landungstruppen unter den Befehlen des Don Diego de Verro ah, um den Seeräuberfürsten aus Algier zu vertreiEin Sturm aber zerstreute

ben.

niedergehauen oder

Die Schiffbrüchigen wurden

in die Sklaverei geschleppt.

auch bedeutende Eroberungen im Innern. des Königs

seinen

Er

Horuk machte schlug das Heer

von Tenez, und verleibte dessen kleines Reich

Staaten ein.

Von Tenez unternahm

gegen Tlemsan mit einer Armee beutegierigen Arabern

vielen

und warf einen

Flotte

die

Theil der Schiffe an die Küste.

die

,

auf

er

einen

und Mauren verstärkt wurde.

Der König von Tlemsan ging ihm

Heer entgegen,

mit einem

wurde aber geschlagen und auf der Flucht von seinen

Thore dem Sieger, welcher

seinen

Einzug

bereuen, denn

und

liess

Vermögen

Horuk

erneuerte dort

um dem immer Citadelle

enthaupten

Im Jahre 1517 brach

confisciren.

des Marquis

ein spanisches

Gomarez von Oran

belagert,

Barbarossa wurde in der dor-

entkam

durch einen unterirdischen

Gang, wurde aber auf der Flucht eingeholt und Als diese Kunde nach Algier gelangte,

von

und ihr

mächtiger werdenden Seeräuberfürsten

Tlemsan wieder abzunehmen. tigen

seine Greuel von Algier

grosse Zahl Einwohner

Heer unter dem Oberbefehl auf,

unter ihrem Freudengeschrei

Sie hatten aber diese Freude bald zu

hielt.

eine

eige-

Die Einwohner Tlemsans öffneten

nen Soldaten umgebracht. ihre

Zug

dem Wege von

enthauptet.

riefen

die dort

Horuk Barbarossa zurückgelassenen Abenteurer dessen

Bruder Khairaddin zum Könige gleich roher, grausamer

aus.

Dieser Häuptling, von

Sinnesart wie sein

Bruder, glaubte

140 sich nicht stark

schickte daher

Selim,

den er

genug,

den Spaniern zu widerstehen,

um

Beistand hat,

mit

dem Anerbieten,

ihn

zum Pascha ernennen würde. ,

wenn man

Sultan Selim

nahm den

und schickte 2000 Janitscharen nach Algier,

denen bald weitere Verstärkungen folgten. türkischen

Mit Hülfe dieser

Truppen nahm Khairaddin den Spaniern

setzte

Insel

Damm

mit

wieder ab,

pudan Pascha ernannt worden,

rossa setzte,

die be-

und vereinigte dieselbe durch einen

dem festen Lande.

Algier wurde nun in ein tür-

kisches Paschalik verwandelt, und Khairaddin,

in der

sein

stellen,

Reich unter türkische Oberherrschaft zu

Vorschlag an

und

Gesandte nach Constantinopel an den Sultan

erhielt

der

zum Ka-

bald einen Nachfolger

Person Hassan Aga's, welcher die von Horuk Barbaeingeführte

Seeräuberei

mit furchtbarem

Erfolg fort-

und die Geissei des mittelländischen Meeres wurde.

141

Von

der Begründung- der türkischen Herrschaft Algier bis zur Ueberg^abe Algiers an die Franzosen im Jahre 1830. in

l^ie Corsarenzüge der Algierer nahmen nach der Ansiedlung der Türken dergestalt [überhand,

dass Kaiser Carl V.

im Jahre 1541 seine berühmte Expedition gegen den furcht-

Der

baren Raubstaat unternahm.

Kaiser scheiterte

ritterliche

aber, wie bekannt, in diesem mit bedeutendem Aufwand be-

gonnenen

Unternehmen

Folge eines Sturmes

in

rend

Landarmee

die

an

der

feindlichen

Küste

bensmittel und ohne Obdach mehrere Tage

und nur mit äusserster Anstrengung selmänner erwehren konnte,

der ein,

sammelt

Heeres

wo Doria hatte.

sen seyn, dass

die

lagern

Le-

musste,

Mu-

welche mit ihren krummen Sä-

schifften sich

Die Trümmer

die-

am Cap Matifu wie-

übrig gebliebenen Kriegsschilfe ge-

Die Zahl der Gefangenen

man

wäh-

ohne

sich der fanatischen

beln von allen Seiten auf sie eindrangen. ses unglücklichen

dem

der

,

grössten Theil seiner Flottte den Untergang brachte,

damals, wie die

soll so

gross gewe-

Mauren noch heute

ver-

sichern, einen Christensklaven für eine Zwiebel kaufen konnte.

Diese verunglückte Expedition fand unter dem zweiten türkischen Pascha Hassau

statt,

dessen Gebeine in einer Moschee

142

am Thore Bab-a-Zun begraben

liegen, und der von den

hamedauern

als ein Heiliger verehrt

Tode

Hassan

hatte

Algiers

und Hasstin's

wird.

Kurz vor seinem

Tlemsan unterworfen.

sich das Gebiet von

unter den Nachfolgern Khairaddin's

Geschichte bietet

durch ihre Raubschiffe be-

ständigen Krieg mit den christlichen Mächten,

europäischen Kauffarteifahrer

den Küsten Spaniens,

weg und

nahmen

um

Balearen und Sardiniens,

der

ren sie in beständigem Krieg mit ihren

dem Ende

schas von

Nachbarstaaten,

ob-

keinen Glaubensfeind zu bekämpfen hatten.

Sie

Algier das ganze westliche

im Osten, welches

wurde 1554

Süden dehnten aus.

Land

bis

die Spanier

zum Flusse

35 Jahre lang

Budschia

besetzt gehal-

von Salha-Rais erobert.

gleichfalls

Eroberungen

die Algierer ihre

bis in die

Im Wüste

Tuggurt und Wurglah wurden von ihnen eingenommen.

Die Spanier machten mehrere Versuche gegen Provinzen des Raubstaates ches

Schon

des löten Jahrhunderts unterwarfen sich die Pa-

Maluia; nur Oran blieb in der Gewalt der Spanier.

ten,

zu

Auch zu Land wa-

dehnten ihre Eroberungen nach dem Innern weit aus. vor

die

landeten zuweilen an

plündern und Gefangene fortzuschleppen.

sie dort

Im

nur wenige merkwürdige Episoden.

Mittelmeere führten die Algierer

wohl

Mo-

Ende.

;

alle

die westlichen

aber nahmen ein unglückli-

Im Jahre 1561 wurde

ein

ganzes spanisches

Heer unter der Anführung des Grafen d'Acaudate

ganem

des Paschas von Algier.

Im Jahre 1568 ernannte

einen berüchtigten Corsaren Ali-Fartaz eroberte Tunis und unterwarf das heit der Pforte.

ren so glänzend,

wurde.

bei Mosta-

vernichtet, und 12,000 Gefangene fielen in die

Hände

die Pforte

zum Pascha.

Dieser

ganze Reich der Oberho-

Die Erfolge dieses Häuptlings zur See wadass er bald

zum Kapudan Pascha ernannt

Ein anderer Seeräuberheld, Menuni-Rais, erhielt das

143 Paschalik von Algier im Jahre 1585.

wagten

tung

erstenmale in

den

wo

Inseln, von

sie

Piraten

die

sich

Ocean,

und landeten an den canarischen

schickte die Algierer Miliz

um

eine Deputation nach Constantinopel, und bat

Dey*) aus

niss, einen

dem Pascha

die

ihrer Mitte wählen zu dürfen, der mit

ten überbrachten reiche

zwischen

die Erlaub-

Gewalt theilen und für die regelmässige Be-

zahlung der Janitscharen Sorge tragen

zugestanden.

zum

wie gewöhnlich Beute und Gefangene mit

Im Jahre 1600

fortschleppten.

Unter seiner Verwal-

der Barbareskenstaaten

Geschenke,

Ihre Deputir-

sollte.

und das Gesuch wurde

Es war aber vorauszusehen,

dass Collisionen

den beiden Oberhäuptern nicht ausbleiben würden,

und dass ein Bruch des Raubstaates mit der Pforte die nächste

Folge davon seyn müsste.

Als die Algierer Corsaren in

der Folge ihre Raubzüge sogar bis

vence ausdehnten, rüstete aus, welche im

warf und

Mai 1683 auf

die Stadt drei

an die Küsten der Pro-

Ludwig XIV. gegen

Tage

der

sie eine Flotte

Rhede von Algier Anker

lang bombiirdirte.

Die Flotte

der Algierer und der untere Stadttheil wurden beinahe gänzlich

zerstört.

von Frankreich

Die gedemüthigten Türken

um

Christensklaven aus. sollte

flehten den

Frieden an, und lieferten ihm sämmtliche

Der im Jahre 1684 geschlossene Friede

hundert Jahre dauern,

aber

schon nach drei Jahren

wurde er von den Algierern wieder gebrochen. Flotte ging im Juni

König

Eine neue

1688 unter den Befehlen des Marschalls

d'Estrees von Toulon ab, schleuderte 10,400

Bomben

in das

Raubnest, verbrannte 6 Kriegsschiffe und zerstörte einen grossen Theil

der Häuser.

Auch

diese Expedition

blieb

ohne

*) Dey heisst in türkischer Sprache Onkel, und war ursprünglich wohl ein Spitzname des gewählten Häuptlings.

144 ein eigentliches Resultat,

und obwohl Algier abermals Friede

mit Frankreich schloss,

der Seeraub

hörte

Im Jahre 1708 bemächtigten

auf.

welches Jahrhunderte im Besitz

sich die

doch nie völlig

Türken

Oran's,

geschah dies unter der Regierung Ibrahim- Dey's,

der zwei

Sein Nachfolger war Baba-

Jahre später ermordet wurde.

Ali, ein grosser Kriegsmann, aber wilder Mensch.

im ersten Monat seiner Regierung

um

sonen erwürgrn,

seine

Wahl

der sich seiner

Macht zu

ihm mit dem Tode, wenn er

Zugleich schickte er Gesandte mit reichen Ge-

wiederkehre.

schenken nach Coustantinopel,

den

Dey

,

Gleich

Dey 1700 PerDen Pascha, befestigen.

liess dieser

widersetzt hatte, liess er nach Constan-

tinopel einschiffen, und drohte

stellungen

Es

der Spanier gewesen.

dciss

sie

und machte der Pforte Vor-

keinen Pascha mehr ernennen

sondern

,

diesem Titel künftighin beehren möge,

mit

weil

zwei Machthaber neben einander sich nimmermehr vertragen

würden, und

Ermordung des Paschas

die

dem Dey seyn könne.

eines Zwistes mit

des Uebergewichts sicher,

die mögliche

Letzterer sey stets

da er auf die Miliz,

die ihn ge-

wählt, sich stützen könne, während der Pascha allein

stehe.

entferntes lik

Die Pforte

Reich

voll

fühlte ihre

in die

als

Ohnmacht,

unbändiger Freibeuter wie

und willigte

zu regieren,

an waren die Deys so gut

ein Fascha-

Forderung Baba-Ali's,

als

völlig

Von

die-

unabhängig

und führten Krieg oder schlössen Frieden

von der Pforte,

ganz auf eigene Rechnung, ohne sich zu

Fremder

ein so weit

weil sie den Zustand Algiers nicht ändern konnte. ser Zeit

Folge

kümmern.

um die Weisungen

Auch Tribut wurde

nicht

der Pforte

mehr an den

Sultan bezahlt, denn hierzu waren jene Raubfürsten zu stolz

und habgierig.

Sie beschränkten sich auf einige Geschenke

bei ihrem Regierungsantritt,

und nie verfehlte die Pforte, den

145

Dey

neugewählten

Würde

in seiner

Regierung Baba-Ali's an

Von der

zu bestätigen.

datirt also die eigentliche

Unabhän-

gigkeit der Algierer Raubfürsten.

Unter den Deys bildete Algier eine Art Militairrepublik.

Nach dem Tode des Oberhaupts versammelte die türkische Miliz vor ter

Stimmme den Namen

des Verstorbenen auf fort,

bis

die

aber

lau-

des Candidaten, den er an die Stelle

dem Throne wünschte.

So

schrie

man

Stimmenmehrheit sich für ein Individuum aus-

und durch Drohungen

häufig

sich jedesmal

Palaste, und jeder rief mit

Die Minorität wurde

sprach. tert

dem

kam

es

in solchen Fällen

zum Schweigen

doch

diesen

bei

eingeschüch-

gebracht.

Wahlen zu

Sehr blutigen

Scenen.

Der Neugewählte wurde dem Ehrenkaftan

auf den

bekleidet; er

gezwungen, wenn

sie

sein Nachfolger hätte

ihn

Nach der Wahl wurde

die

aufgepflanzt,

das Ereigniss in die Ferne.

seiner

zu sichern

und Kanonenschüsse verkündeten

Der neue Dey

für

es

die mit der

den Eid,

er schwur, die innere

die

regelmässige Bezah-

und Beamte die Hand.

Häufig aber

dass noch vor

dem Ende der Ceremonie

Wahl Missvergnügten,

deren Zahl plötzlich an-

sich,

wuchs , einen Aufruhr das neue

leistete

Hierauf küssten ihm sämmt-

lung der Janitscharen zu wachen.

ereignete

geduldet.

Fahne mit dem Halbmonde auf

und besonders

liche türkische Officiere

Eine

Ermordung gewesen;

nimmermehr am Leben

dessen Formel ihm der Mufti vorlas;

Ruhe

und mit

gesetzt

ihm auch nicht behaglich war.

Weigerung wäre nur das Signal

dem Palaste

Thron

war zur Annahme der Würde

anstifteten

Oberhaupt ermordeten,

,

in den

Saal stürmten und

worauf der Anführer der

Meuterei den blutigen Kaftan anzog und den Thron bestieg. Moritz Wagner's Algier. II. 10

146 Einiual geschah es,

dass

Deys nach einander gewählt und ermordet wur-

Miliz sieben

man noch

Ihre Gräber sieht

den.

el -Uad.

bei ziemlich gleicher Spaltung der

Um

seinen

Thron zu

heute vor

dem Thore Bab-

befestigen, fand der neue

kein wirksameres Mittel als den Schrecken,

und

fast

Dey

immer

war

ein solcher Regierungswechsel von mehreren Hinrichtun-

gen

begleitet.

Dennoch waren

von langer Dauer, und

Nach

gewaltsamen Todes. all'

den

von

am Ende

den Händen

durch die Galerien des

all'

Regierungen sehr

selteur

Dejs

eines

das Stündchen,

seiner eigenen

überliefert

Blut, nach

Nächten

hingebrachten

wo

der bleiche

wurde,

Tyrann

Wachen

mitverschworenen

dem Yatagan

seines Palastes gezerrt und

Braham- Dschausch

starb

dem vergossenen

Argwohn schlummerlos

in

schlug doch

die

fast die Hälfte der

an dem auch das

Blut seiner Opfer klebte.

Die Janitscharenmiliz lige

zusammen, welche

na unter dem

hielt ihren EfFectiv

durch Freiwil-

und Smyr-

alljährlich in Constantinopel

niedrigsten Pöbel angeworben wurden.

Die

Neulinge wurden anfangs ziemlich streng gehalten, und durften ihre

Kasernen wenig verlassen.

blieben, desto

Je länger

mehr Vorrechte genossen

mit jedem Jahre erhöht.

Verheirathete

sie;

sie

im Lande

der Sold wurde

Türken genossen

aller

Freiheit, bewohnten ihre eigenen Häuser mit ihren Familien,

zogen

selten in's Feld,

aus den

und thaten

fast

keinen Dienst.

Die

Ehen zwischen Türken und Maurinnen entsprossene

Classe der Kuruglis konnte zwar auch in die Miliz eintreten,

wurde aber

selten oder nie in die höheren Stellen zugelassen.

Nur zu Beys nannt.

der Provinzen wurden einigemale Kuruglis

Die Türken

betrachteten

Eifersucht, und diese blieben,

die

Kuruglis

er-

immer mit

obwohl ihren Vätern

in allen

geistigen und körperlichen Eigenschaften gleich, in einer un-

147 tergeordneten Stellung, welches häufige Reibungen

zwischen

beiden Classen zur Folge hatte.

sich übrigens nicht

arabischen

meisten

Regierung beschränkten

der Algierer

Die Streitkräfte

allein

In den

auf die türkische Miliz.

Stämmen befanden

Individuen,

sich

die

Agas oder Beys eingeschrieben waren.

unter den Reitern der

Sie bildeten den sogenannten

Makhsen,

Abgaben

corps, waren von allen

das arabische Hülfs-

und mussten, so

frei

oft

Dafür

Feld rücken.

ihrer Dienste benöthigt war, in's

man

erhiel-

ten sie, so lange sie im Felde standen, einen täglichen Sold.

Diese Söldlinge waren

den

Türken von grossem

Wenn

es irgend einen rebellischen

zogen

sie mit

Stamm

Nutzen.

zu züchtigen galt,

den Türken aus, und erhielten manchmal auch

einen Antheil der Beute.

Dem Dey den

zur Seite stand ein Divan oder Staatsrath, aus

60 vornehmsten Beamten

Regentschaft bestehend.

der

oder Absetzung der Deys

Dieser hatte auf die Ernennung

immer den grössten

Einfluss. Erster Minister

dschi,

die

Der

welcher

Aga

Finanzen

und

war der Kriegsminister.

war der

das Innere

Er

Kha s naverwaltete.

befehligte

die türki-

sche Miliz und hatte ausserhalb der Stadt Gewalt über

und Tod.

Der ökil-el-Hardschi

Leben

besorgte das Marine-

wesen, früher ein bedeutender Gegenstand des Algierer Staates, der aber

mehr und mehr an Wichtigkeit abnahm.

Der-

selbe Minister besorgte auch die auswärtigen Angelegenheiten.

Krodscha-el-Kril der Nationaldomainen

nannte ;

der

Khodschas oder Secretaire. Kadis; der eine,

man

die

Würde

eines Ministers

Makatadschi war Die

der Chef der

Civiljustiz stand unter

Kadi-el-Hanefi,

hielt Gericht

Türken, der andere, Kadi-el-Maleki,

präsidirte

10

*

zwei

über die

dem Tri-

-

148 bunal der Mauren und Araber. lekiten sind zwei

Die Hanefiten und die Ma-

mohamedanische Secten, die

in einigen un-

bedeutenden Gebräuchen ihres Cultus von einander abweichen.

Ueber den Kadis standen noch zwei Muftis, welche sten geistlichen

Behörden der Algierer

die ober-

Der Mufti

bildeten.

el-Hanefi oder Scheikh-el- Islam war eine sehr bedeutende

Person zur Zeit der Türkenherrschaft.

Der

Staat Algier war,

getheilt.

wie bekannt,

vier Provinzen

in

Ueber die Provinz Algier,

die kleinste von allen,

Deys

direct; die drei übrigen

erstreckte sich die Autorität des

undOran,

Provinzen: Constantine, Titteri

standen unter

Beys, welche dieselben im Namen des Deys verwalteten, die

Abgaben erhoben,

die Kriegscontingente commandirten

Gewalt über Leben und schiedenen

Stämme

Tod

Bewohner

der

und

Die ver-

übten.

der Araber und Kabylen gehorchten ihren

Kaids, welche von den Türken ernannt wurden. Die Scheikhs,

welche

den

verschiedenen Duars und Daskrahs vorstanden,

wurden von den Bewohnern der Bestätigung des net.

selbst

gewählt,

Ziemlich viele Kabylenstämme waren unabhängig; in die

Gebirgsgegenden südlich von Budschia,

mam

unterlagen aber

Kaid und waren demselben untergeord-

zwischen dem Sum-

und dem Üad-Adschebbi, haben sich nie türkische Co-

lonnen gewagt. gleichfalls

Diese unabhängigen Gebirgsstämme hatten

Kaids, die

.iber

häupter der mächtigsten Stämme,

z.

erblich.

Einige Ober-

B. der Zuaua und der

Beni- Abbes, legten sich vormals den Titel „Sultan"

So war rend

die Organisation

bei.

der Regentschaft Algier wäh-

der hundertundzwanzig Jahre

Herrschaft der Deys.

Bei

von ihnen gewählt wurden.

manchen Familien war diese Würde

Die Pforte

im Jahre 1710 verjagt worden,

dauernden

unabhängigen

hatte, seitdem

allen

Einfluss

ihr

Pascha

verloren, und

149 zog nicht den geringsten Vortheil aus diesem Lande, das gleichwohl noch immer

Die Geschichte Algiers unter der

gesehen wissen wollte. Deyherrschaft

der Entthronung und

Ermordung

vieler

Deys wenig Bemer-

Die Spanier nahmen im Jahre J732 Oran und

kens werthes.

Mers-el-Kebir wieder, und

hielten es

Im Jahre 1775

lang besetzt.

400 Segel

den Janitscharenaufständen und

ausser

bietet

sie

zu ihren Besitzungen gehörig an-

als

mit 22,000

stark,

gegen siebenzig Jahre

erschien eine spanische Flotte,

Mann

an Bord,

vor Algier.

Die Flotte stand unter dem Oberbefehl des Admirals Castejon

;

General Oreilly commandirte die Landarmee.

wurde

ausgeschifft,

Letztere

ohne auf Widerstand zu stossen.

Bald

dem Innern ungeheure Massen von Arabern

aber strömten aus

und Mauren zur Vertheidigung der Hauptstadt herbei.

kam

Es

zu einem sehr hitzigen Treffen, in welchem über 20,000

Eingeborene gefallen seyn

sollen.

Dennoch

schifften sich die

Spanier auf's eiligste wieder ein, und Hessen 1,600 Verwun-

Die Seeräubereien,

dete und ihre ganze Artillerie im Stiche.

welche

gegen

abgenommen

hatten,

im Jahre 1814, telländischen

das

als

Ende des ISten Jahrhunderts bedeutend nahmen nach dem europäischen Frieden die

grossen Kriegsflotten aus dem mit-

Meere verschwunden waren,

wieder dergestalt

zu, dass die Engländer, welche bisher mit den Barbareskenstaaten weniger in CoUision tion

als die aa's

gekommen

,

Mittelmeer

Staaten

im Jahre 1816 eine ernste Expedi-

gegen Algier ausrüsteten.

ein wilder, kriegerischer

gränzenden

Der damalige Dey hiess Omar,

Türke, welcher

die Aufforderungen

der Engländer, das Piratenhaudwerk künftighin zu unterlas-

sen, trotzig zurückwies.

Die englische Flotte war von dem

berühmten Lord Exmouth commandirt, und bestand in Verei-

nigung mit

einigen holländischen

Kriegsschiffen

unter

dem

150

Commando

des

schiffen,

Fregatte und 5 Bombenschiffen.

]

am Bord

befand sich

welches

Admirals Van der Capellen aus 12 Linien-

am

1816

26. Aufji'ust

fendamme Anker warf, dass stehenden Häuser beinahe

forderungen

fügen, erwiederte

sich

,

sammelten Volkshaufen

den Kais

dem Willen Englands

Befehl, auf die Schiffe

die

an den Kais ver-

welche herbeigelaufen waren

,

zu

aber auch das englische Admiral-

Feuer gegen

schiff ein so furchtbares

dem Algierer Ha-

Die wiederholten Auf-

Omar-Dey durch den

Nun begann

zu feuern.

so dicht an

sein Bugspriet die an

berührte.

Admirals

des

Lord Exmouth

„Königin Charlotte",

Linienschiffs

des

um

,

die Niederlage der Christen mit anzusehen, dass diese heulend

auseinander stoben.

Die Bomben und Brandraketen aber ver-

folgten

Innere der Stadt.

bis

sie

in's

Auch

die

900 Mann

den Kampf

fortsetzen,

giebigkeit.

Der Dey gab

verloren.

aber die Miliz alle

die Abschaffung des Seeraubs

Omar

wollte

zwang ihn zur Nach-

Sklaven

frei

und willigte in

und der Christensklaverei für

Im Jahre 1817 wurde Omar-Dey

ein.

die

Engländer hatten durch die Landbatterien

stark gelitten und gegen

ewige Zeiten

Abend war

und ein grosser Theil der Stadt

Algierer Flotte verbrannt, zerstört.

Am

ermordet.

Sein Nachfolger, Ali-Dey, der vorletzte Herrscher des Raubstaates, fasste

den Plan, sich von der Janitscharenmiliz unabhängig

zu machen

,

und ergriff

etwaigen Aufstand.

offenen Palast,

sen,

alle

Er

Sicherheitsmassregeln gegen einen

versetzte die Residenz von

der inmitten

nach der befestigten Kasbah,

die,

der

dem gros-

Stadt gelegen war,

auf der äussersten

Höhe

Algiers erbaut, als Citadelle diente und die Stadt in Respect hielt.

An der

Ali

seine letzte

-

Dey

Stelle

Fürst

starb

an

der

Pest

im

Februar

wurde der Khasnadschi Hussein der

Piratenrepublik.

Unter

1818.

gewählt;

ihm

fand

151

berühmte

die

der

Expedition

Franzoseu

im

Jahre

1830

statt.

Frankreich

Algier mehrfachen Grund zur

gegen

hatte

Im Jahre 1818 war

Beschwerde.

Regierung

sich

schen Consularagenten in angeblich

Schadenersatz

Wohnung

die

Bona von den

wegen Contrebande,

dafür gegeben.

ohne dass die Algierer

einem

irgend

zu

Im Jahre 1823 wurde

wollte.

eine französische Handels-

Bona geplündert worden,

brigg zu

Römische

verletzt

türkischen Behörden,

und keine Genugthuung

Schiffe, welche unter

Algierer Corsaren weggenommen.

Endlich

dem Schutze

wurden von den

Flagge führten,

Frankreichs französische

verstehen

des französi-

kam

hiezu noch eine

grobe Beleidigung, welche dem französischen Consul zu Algier in

Gegenwart des ganzen Divans zugefügt wurde.

Ein reicher

Algierer Jude, Bacri, hatte der französischen Regierung zur Zeit ihrer Expedition nach

Aegypten eine grosse Getreide-

lieferung gemacht, die unberichtigt geblieben.

Im Jahre 1816

wurde eine Commission zu dem Zweck ernannt,

die

des Algierer Gläubigers zu

Ansprüche

Diese Commission

untersuchen.

erkannte die Rechtmässigkeit der Forderung an, welche sich auf etwa 14 Millionen Franken

wurde

diese

Summe im

belief.

In Folge eines Vergleichs

Jahre 1819 auf 7 Millionen reducirt

und dabei festgesetzt, dass erst die Gläubiger Bacri's in Frankreich durch

der

That

die

Abschlagszahlungen befriedigt würden.

mehrere

erhielten

Gläubiger

dieser

Aber Bacri's Hauptgläubiger war der Dey eine beträchtliche

Frankreichs

Es

als

hiess damals,

Masse Wolle verkauft eine Garantie

dass

die

hatte,

Zahlungen. welcher ihm

und die Schuld

Schuldners betrachtete.

Ansprüche mancher französischen

Gläubiger, welchen die ersten

gegründet gewesen,

seines

selbst,

In

Summen

zuflössen, nicht völlig

und man hatte namentlich den französi-

J52 scheu Consul dass

in

Diese Meinung war

Der Dey, mehr

Hrn.

Algier,

Deval,

selbst

in

Verdacht,

einigen Reclamanten heimlich einverstanden sey.

er mit

Frankreich, wie

in

in

Afrika verbreitet.

der missvergnügt die Garantie für Bacri

sich mindern sah,

Der Brief

von Frankreich.

ohne Antwort.

blieb

dem Beiramfeste im Jahre 1827 der Dey gebräuchlich

mehr und

empfing,

öffentlich

Als bei

Consuln wie

die

er Hrn. Deval nach

fragte

der Ursache dieses Stillschweigens.

Der Consul

mit einer Phrase, deren Sinn war:

der

antwortete

König von Frank-

reich könne sich nicht so weit herablassen, mit einem

Es

Algier zu correspondiren.

entweder oder

scheint aber, dass

natürlicher

Rauheit

ben-Othman-Kodscha, versichert, die

Charakters

des

Herr Deval

Mann wie Du

Der Maure Hamdan-

in wörtlicher

bist keiner

Antwort."

mit einem Fliegenwedel,

hielt,

beleidigende

war,

üeber-

„Der König von Frankreich würdigt

über diese geringschätzende Aeusserung in

dem Con&ul

Dey

den

für

der Audienz zugegen

der bei

Antwort des Consuls habe

setzung also gelautet:

Hand

Dey von

aus mangelhafter Kenntniss der arabischen Sprache

ziemlich verletzende Ausdrücke wählte.

einen

König

schrieb selbst darüber an den

Der Dey

Wuth,

gerieth

versetzte

den er zufällig in

der

einen Schlag ins Gesicht und brach zugleich in

Reden gegen den König von Frankreich

Herr Deval berichtete darüber an seine Regierung.

aus.

Damals

befand sich Herr von Villele an der Spitze des Ministeriums.

Die vielen Gegner

dieses Staatsmannes warfen

ihm unter an-

dern auch eine schwache und furchtsame Haltung gegen das

Ausland

vor.

Begierig ergriff Herr

eine wohlfeile Energie zeigen,

gen zu bringen.

um

Er verkündigte,

Schimpf rächen werde

und

die

v,

seine

Villele diesen Anlass,

Gegner zum Schwei-

dass

Blokade

der König diesen des

Hafens

von

153 Dieselbe blieb ohne

Algier wurde unverzüglich angeordnet.

Unter dem Ministerium Polignac wurde endlich die

Resultat.

denkwürdige Expedition beschlossen.

Am schiffen,

Mai 1830

25.

worunter 11

100 Kriegs-

lichtete eine Flotte, aus

Linienschiffe und

24 Fregatten, und

357 gemietheten Transportfahrzeugen bestehend, auf der Rhede von

Toulon

die

34,184 Mann

Anker.

Sie

am Bord.

nissmässige Artillerie

war

Rufe des tüchtigsten und

Seemannes

französischen

Landarmee von und eine verhält-

Ihr Obercommandant

Viceadmiral Duperre, der in dem gebildetsten

eine

hatte

(mit Inbegriff der Officiere)

Die

stand.

Land-

armee befehligte der Kriegsminister Generallieutenant Bourmont, dessen Präcedentien diese Ernennung eben nicht rechtfertigten

und

Name

dessen

Armee weder Muth noch

der

Vertrauen eingeflösst haben würde,

hätte

sie

nicht

beides

schon im vollen Bewusstsein ihres kriegerischen Geistes besessen.

Eine grosse

Zahl

der Officiere hatte die Kriege

unter den Fahnen der Republik und des Kaisers

und war daher an als

die

ungleich

Ehren,

wieder,

Gegner gewöhnt,

ungeordneten Haufen wilder Afrikaner.

französischen Jugend aber in

furchtbarere

und gewann

als die

mitgemacht

Unter der

war der Soldatenstand fortwährend sogar ihre Neigung

und Vorliebe

Jünglinge sahen, dass ihrer unter der Fahne

nun eine edlere Rolle harre,

das trockene Einerlei

als

Exercirens und Kasernenlebens.

des

Viele Freiwillige, begeistert

von derLecture der Napoleon'schen Thaten, reihten sich damals unter den Regimentern wieder ein.

Es gab junge Männer von

Stand und Bildung in nicht geringer Zahl unter diesen Volontaires.

Sie brachten einen guten Geist in

die

Reihen und

steckten mit ihrem schönen und frischen Enthusiasmus auch die

roheren oder gleichgültigeren Individuen des Heeres mit an.

154

Am

kam

Juni Morgens

13,

die FJotte

au der afrikani-

schen Küste an und landete au den sandigen Ufern von Sidi-

Ferruch, so genannt von dem Grabe eines Marabut (die Spanier nannten den Ort Torre-Chica), fünf Lieues westlich von

Die Laudung begann am

Algier.

14.

Man war

Morgens.

auf einen bedeutenden Widerstand der Feinde gefasst, erblickte

aber nur in der Ferne einige hundert berittene Araber, welche die

Bewegung

unter

Die

erste Division

des Generals Berthezfene

war kaum ge-

der Flotte beobachteten.

dem Commando

landet, als sie ihre

Colonnen formirte und gegen den Feind

marschirte, der eine halbe Stunde

einem

vom Seeufer

Hügel eine Stellung eingenommen

drei Batterieen gedeckt hatte.

entfernt auf

und dieselbe mit

Diese eröffneten sogleich ihr

Feuer, hemmten aber den Marsch der Colonnen keinen Au-

um

genblick.

General Bourmont, welcher vorwärts

Bewegung

zu leiten, wäre in jenem Augenblicke beinahe ge-

tödtet

worden.

Zwei Kanonenkugeln

und bedeckten ihn mit Sand. sich näherten,

im

Stich,

flohen

Als

eilte

,

fielen zu seinen

die

die

Füssen

Franzosen der Batterie

Türken und Hessen das Geschütz

die

das sie gegen die Bayonnette nicht vertheidigen zu

können glaubten.

Die ganze

Artillerie

fiel

in die

Hände der

Franzosen. General Bourmont hatte von der Furchtbarkeit der Kriegs-

weise der Afrikaner eine

viel zu

hohe Meinung.

eine Cavalerie gegen sich zu finden, wie die der in Aegypten.

er der

In einem von

Palma

Armee bekannt gemacht,

Schlachtreihe

eine

Masse

von

Er

Mamelucken

datirteu Tagesbefehl hatte

der Feind werde in die erste

Dromedaren schicken,

Schrecken unter die französischen Glieder zu verbreiten.

man sah nur

glaubte

um Aber

einige Dutzende dieser Thiere, welche das Ge-

packter Türken

trugen, in der Ferne.

Die so gefürchtete

155

Kampf

afrikanische Reiterei vermied jeden

ständiges

Die Reiter

Tirailliren.

mit der blanken

beschränkte sich auf ein be-

Ihre ganze Kriegsweise

Waffe.

sprengten

hielten ihre Pferde plötzlich an, feuerten ihre

ab und jagten wieder davon,

um

Kriegsmanne

vor,

laden,

und das-

Die Armee des Deys war

Aga

von seinem Eidam Ibrahim, dem unfähigen

Neue zu

aufs

Manoeuvre zu wiederholen.

selbe

einzeln

langen Flinten

commandirt.

der Miliz, einem ganz Ihre Zahl belief sich

auf höchstens 30,000 Streiter, wovon die Beys der Provinzen

Die Algierer

etwa den vierten Theil herbeigeführt hatten.

Türken res

5000 Mann.

zählten höchstens

bestand

aus

Arabern

Dschurschuraberges

Ben-Zamun

Der Rest

der Metidscha

vom Stamme

des

Kaid

welche ihr

Flissa,

Hee-

und Kabylen des

commandirte.

Die Armee

beschäftigte sich, gleich

nachdem

sie

an der

Küste eine Stellung genommen, mit dem Bau eines befestigten Lagers, denn der vorsichtige Bourmont wagte

gegen

Nähe

die Stadt vorzurücken.

üeberfluss

war,

Da

nicht, sogleich

an grünem Laube in der

entstanden bald grüne Hütten und

so

Säle unter den Händen der emsigen französischen Soldaten.

Das Lager

hatte das

Ansehen einer Stadt und war

Gewimmels.

lustigsten

Auf den Vorposten

schlug

voll

man

des sich

inzwischen fortwährend und in diesen Tirailleurgefechten hatten

Eingebornen vermittelst ihrer weittragenden Gewehre

die

sogar einigen Vortheil über die französischen Soldaten, fürchteten

Wenn sten

sie

sehr

die

Artillerie,

doch

besonders die Haubitzen.

eine solche platzte, stäubten die Reiterhaufen

im grös-

Schrecken auseinander.

Am

18.

kamen

einige Araber heimlich

zu den französi-

schen Vorposten und erzählten dem General Berthezene, dass er andern

Tags

mit aller

Macht angegriffen werden würde.

J56 Einer von ihnen,

Scheikh der Beui-Dschad, sagte zum

ein

General, die Araber seyen des Krieges

müde und

sein

Stamm

hege besonders eine günstige Stimmung für die Franzosen.

werde am Tage der Schlacht mit

Am

erfüllt;

aber der

wie der Scheikli vorausgesagt

statt,

]9. warfen sich

Er

seinen Leutan zu ihnen

Dieses Versprechen wurde nicht

übergehen.

Angriff fand in der That hatte.

all'

Tagesanbruch

die Algierer mit

auf die ganze Linie der Franzosen mit ziemlicher Entschlos-

Auf dem

senheit.

linken Flügel, namentlich da,

wo

die

ken dem 37sten Linienregiment gegenüber standen,

Der Feind wurde aber auf

heiss gekämpft.

geworfen und verlor

der Hindernisse

Kanonen im das

darunter

Ebene, Staueli,

— 4000

das es

60

wenn

seinen

war

so

gross,

die

worden,

in

heilloser

dass

seinem

der buschigen

erhielt,

wurden

getödtet oder verwundet.

Die

Alle Eingebornen ver-

Franzosen damals den Feind rasch ver-

Hände

gefallen wäre, denn die

Unordnung und

Niemand an

der Stadtthore gedacht

mont,

und

Gebüsche bedeckten

Namen nach

geliefert

folgt hätten, die Stadt in ihre

flohen

Pferd

Fuss lange Zelt des Agas.

Franzosen verloren gegen 600 Manu.

Türken

zu

Lager und Gepäck wurden genommen;

Türken und Araber

sichern, dass,

sich

Die Feinde Hessen auch diesmal

vor.

Stiche,

wo

mit dichtem

des

prachtvolle,

In diesem Treffen,

3

dauerte lange,

Die zwei ersten Divisionen marschirten nun

Bodens im Sturmschritt ihre

wurde Punkten

Befehl zum Vorrücken zu

zögerte,

Endlich setzte der Obergeneral

geben.

gab das Signal. trotz

Der Kampf

viele Leute.

weil General Bourmont

allen

Tür-

eine

haben würde.

die Bestürzung

ernste Vertheidigung

Aber General Bour-

System der Vorsicht und Langsamkeit uner-

schütterlich getreu,

bewegte sich nicht vom Fleck,

blieb in Staueli bis

zum

24. Juni.

sondern

157 Ibrahim Aga, der General der Türken, hatte nach

dem

Er

ver-

Treffen bei

Staiieli

verloren.

anfangs in ein Landhaus und wagte nicht vor

sich

steckte

die Besinnung- völlig

Dort suchte ihn

seinem Schwiegervater sich sehen zu lassen. der

Maure Hamdan-ben-Othman-Khodscha

Deys mer

auf, sprach

Franzosen mit einem Araberstamm

die

Auftrag des

ihn, die

Heeres wieder zusammenzuraffen.

seines

waren

in

ihm Muth zu und ermunterte

Trüm-

Unterdessen in

Verkehr ge-

Der Dragoman Ayas besuchte sogar einen

treten.

ihrer

Die Araber versicherten

Duars und kaufte einige Ochsen.

aufs Neue, sie seyen des Krieges satt und bereit, das französische

Lager mit Lebensmitteln zu versehen, wenn man

gegen

die

Rache der Türken schütze und besonders

sie gleich

Beides wurde versprochen, indessen kannte

haar bezahle.

sie

man

den Charakter dieser Leute damals noch so wenig, dass man auf dergleichen Versprechungen mehr Hoffnung baute,

als sie

In einem Tagesbefehl schärfte General ßourmont

verdienten.

den Soldaten

ein, in

ihrem Verkehr mit den Eingebornen sich

freundlich und redlich zu

benehmen, da diese auf dem Punkt

stünden, zu den Franzosen überzugehen und mit ihnen gegen ihre Unterdrücker

,

die

Türken zu

folgte aber die Enttäuschung auf

darauf,

am

Dieser Illusion

fechten.

dem Fusse.

Wenige Tage

24. Juni, fand ein allgemeiner Angriff der

und Araber gegen die französische Linie weglichkeit die Eingebornen für

und Feigheit

hielten.

Die

erste

ein

statt,

Türken

deren Unbe-

Zeichen der Schwäche

Division und die Brigade

Damremont rückten dem Feind entgegen und warfen ihn mit Leichtigkeit aus

allen

seinen

Stellungen,

wollte der unentschlüssige und ängstliche

aber noch immer

Bourmont den Feind

nicht bis zur Stadt verfolgen lassen.

Die

französische

Armee

arbeitete

an

einer

bequemen

158

Kanonen und Bagagewagen.

Fahrstrasse für ihre nerale

und

waren an

Geniecorps

das

wenig gewöhnt, dass

Die Ge-

Kriegsweise

die

so

nur mit äusserster Langsamkeit und

sie

Vorsicht vorwärts zu bewegen sich getrauten.

Einige Jahre

später trat an

Zauderns die

die Stelle dieses überängstlichen

Während

Tollkühnheit.

unklugste

Wochen

Jahreszeit drei

ein Vergleichungsweise

brauchte,

ßourmont

um

Juni

ohne je zuvor

,

auf der

fielen

Am

des 4ten

Winter 1836 einen

eine Recognoscirung in

Vom

und

Infanterieregiments

leichten

25. bis

zum

ganzen Linie nur Tiralleurgefechte

28. überfiel eine feindliche Colonne

ein

Bataillon

tödtete

ihm 150

Die Nachlässigkeit des Bataillonschefs war an diesem

Mann.

Die Soldaten waren auf seinen Befehl

Verlust allein Schuld. ihre

beschäftigt,

zerlegt

über

Constantine über Gebirge und Schluchten mit einem

ungeheuren Tross

vor.

Weg

fünf Stunden

jener Richtung vorgenommen zu haben. 28.

besten

wenig schwieriges Terrain zurückzu-

legen, unternahm Marschall Clauzel im

Zug nach

zur

Waffen zu reinigen,

hatten

ihre

und konnten demnach keinen Widerstand

Am

rückte

29.

endlich

die

Armee

Stadt Algier und die sie umgebenden Forts minirt.

Der Widerstand

wohl

einen tüchtigem

sie

an ihrer Spitze

der Feinde

dem misslungenen Angriff vom Unfähigkeit

seines

welcher die

,

allenthalben

hatte

do-

ziemlich matt, ob-

und muthigern Führer

Der Dey

hatten.

war

und besetzte

vor

Abhänge des Budschareaberges

die Gipfel und

Flinten

leisten.

sich

als bisher

nämlich nach

24. Juni von der gänzlichen

Eidams überzeugt und an seiner

Stelle

Mustapha-Bu-Mesrag, Bey vonTitteri, einen tapfern Türken

zum Oberbefehlshaber Arbeiten 3. Juli,

zur

der

Eröffnung

an welchem

Algierer

Armee

der Laufgräben

ernannt.

Die

dauerten bis zum

Tage auch Admiral Duperre

mit seiner

159 Flotte auf der

Rhode von Algier

Am

erschien.

4. feuerten die

französischen Batterien auf einmal gegen das Kaiserfort und

Werke der Stadt. Die türki-

dieKasbah, die beiden bedeutendsten

schen Batterien erwiederten das Feuer vier Stunden lang mit

Dann

grosser Energie.

aber,

durchlöchert

schwieg

und

waren

wurde

,

Mehrzahl ihrer Ge-

die

als

Werke und Mauern

schütze zertrümmert und die

von Kugeln

das Feuer allmälig

gegen Mittag

schwächer

Das Kaiserfort wurde

ganz.

geräumt und sein Pulvermagazin auf Befehl des Deys ange-

Die Esplosion

zündet.

Wände.

zerstörte

innern Gewölbe

alle

Einige französische Compagnien drangen durch die

Löcher der Mauern

in das Kaiserfort

ein

bracht wurden,

feuerten

die

Franzosen

die

in das

Fort ge-

auf das tief unten

Seeufer stehende Fort Bab-a-Zun, dessen Batterien auch

zum Schweigen gebracht waren.

bald

eröiFnete

Werke

ebenfalls

der Stadt nach der Hafenseite

;

gegen die

dasselbe

blieb

da die Entfernung zu gross war.

Innern der Stadt herrschte nach grösste Bestürzung.

mung

Die französische Flotte

gut unterhaltenes Feuer

ein

wirkungslos,

völlig

die

und nahmen es in

Drei türkische Geschütze waren unversehrt geblieben;

Besitz.

mit diesBn nebst zwei Feldgeschützen,

am

und

dem Falle

aber

Im

des Kaiserforls

Die Bewohner, welche eine Erstür-

der Stadt in Begleitung aller gewöhnlichen Unordnungen

und Greuel eines solchen Ereignisses fürchteten, drängten sich in

Masse nach der Kasbah und verlangten mit grossem Ge-

schrei, dass der

Dey

capitulire.

Dieser sandte seinen

Maka-

zum General Bourmont mit dem Vorschlag,

die Kriegs-

kosten bezahlen und sonstige Genugthuung geben

zu wollen.

tadschi

Als der französische General hierauf nicht einging, erbot sich der Makatadschi,

ein

verrätherischer Schurke,

Grossen dieses Raubstaates,

seinen Gebieter aus

wie

fast alle

dem Wege

160 zu schaffen.

Er

zu welcher

Würde

man könne dann mit dem neuen Dey,

sagte,

er den Khasnadschi zu erheben wünschte,

zu sehr vortheühaften Bedingungen zösische General

aber,

unterhandeln.

war,

der beauftragt

Herrschaft ganz zu stürzen, wies

deren

Annahme ohnehin

reichs

gewesen wäre.

diese

die

als

fran-

türkische

Vorschläge zurück,

unverträglich mit der

Hussein -Dey schickte hierauf

Der

Ehre Frank-

Unterhändler die Mau-

Achmed -Buderbah und Hamdan-ben-Othman-Khodscha,

ren

zwei gewandte,

listige

Männer, welche

sich

längere

Europa aufgehalten hatten und französisch mit tigkeit sprachen,

zum General Bourmont.

vieler

Zeit in

Leich-

Nach zweistündiger

Unterhandlung kam eine Capitulation zu Stande, dem zufolge sämmtliche Forts und die Thore der Stadt den

Kasbah,

die

Truppen

französischen

Dey wurde

frei

Escorte

für

so

werden

gestattet, mit seiner Familie

vermögen sich sollte

Vortheile

übergeben

wurden

verpflichtete

die Religion,

zu begeben, seine

und seinem Privat-

ihre

nahm Hussein -Dey

als

Freiheit,

Eigenthum, Handel

an.

gleich.

Es kam

Am

Diese Capitu-

dieser

5. Juli

Act einer Ab-

1830 zogen

die

Sieger in Algier ein und ihre Fahne, die bald

Farbe wechseln

Kaiserfort.

Eben

der General Bourmont auf seine Ehre,

persönliche

dankung von seiner Seite Franzosen

eine

Die gleichen

Sicherheit wachen.

und Industrie der Einwohner zu respectiren. lation

Dem

wohin er Lust habe;

der türkischen Miliz zugesichert.

sich die

sollten.

sollte,

wehte auf der Kasbah und dem

161

m. Algier unter der Herrschaft Frankreichs.

— Expeditionen

nach Beiida, Bona und Oran.— Ankunft des Marschalls Clauzel. Maassregeln der innern Verwaltung. Expedition nach Medeah. Kampf und Blutbad in Beiida. Verträge mit Tunis. Abberufung Clauzel' s. Anltunft des Generals Berthezene. Zweite Expedition nach Medeah. Gefechte in den Umgebungen Algiers. El-Hadschi-Mahiddin-el-Sglür-ben-Mubarek's Ernennung zum Aga der Araber. Misslungene Expedition gegen Verwaltung des Generals Boyer in Oran. Bona. Anarchischer Zustand des Innern der Provinz Oran. Sidi-Mahiddin und General Berthezene. Abd-el-Kader.

Marschall Boürmont.



Juliusrevolution.



Abreise Bourmont's.



— —



— —

















Am

Tage nach

neral Boürmont,

der Einnahme Algiers schickte der Ge-

der bald darauf den Marschallstab empfing,

eine Colonne nach

dem Cap Matifu

ab,

um

sich der Marstalle

und Heerden,

welche die türkische Regierung in Hausch-

el-Kantara

Maison carree) undRassota, zwei bedeutenden

(jetzt

Landgütern der Staatsdomaine besass, zu bemächtigen.

Achmet,

der

Bey

von

Constantine,

500 Reitern den Rückmarsch nach

welcher

mit

Aber seinen

seiner Provinz eingeschla-

gen, hatte diese Landgüter zuvor geplündert und die Franzo-

sen fanden nur kahle Mauern.

Moritz Wagner's

Algier

II.

11

162 Bis zum 23. Juli blieb die Armee ruhig in den Umgebungen der Stadt Algier gelagert.

In jene Zeit

der

Anfang der

und Landhäuser der Um-

Zerstörung der prächtigen Gärten gebung.

fiel

Niemand wusste damals, ob man Algier behalten

um

würde; niemand kümmerte sich

Daher

dessen Zukunft.

sahen die Officiere auch gleichgültig zu, wie die

schönsten

Palmen und Orangenbäume unter der Axt der Soldaten

zum Bivouacfeuer verbraucht wurden.

sammenbrachen und In die schönen

zu-

Landhäuser, deren Bewohner sich geflüchtet und verwüsteten und

hatten, brachen Rotten von Soldaten ein

zertrümmerten sogar die Wände,

der Hoffnung, vergrabene

in

Die Spuren

Schätze zu entdecken.

dieses vandalischen

und im Quartier von Mustapha Pascha,

Wü-

dem Budscharea

thens sind noch heute sichtbar, namentlich auf

wo man

blühendsten Gegend auf solche frische Ruinen

inmitten der

stösst.

Diese Unordnungen beschränkten sich aber nicht blos auf das bivouakirende Heer. in

Auf den hohen

Officieren,

den Staatsgebäuden der Stadt einquartiert hatten,

die sich

lastet eine

Die Kostbarkeiten der Kasbah

weit schimpflichere Anklage.

wurden grösstentheils entwendet;

die prächtigen

Vasen,

die

reichen Waffen, unter denen viele aus den glänzenden Zeiten

Spaniens

stammten

Magazinen wanderten

und

Kasbah

der

langer

seit

habgierige Hände,

in

und zu Geld machten tiger Arbeit

von Piraten weggenommen in den

;

Zeit

welche

reiche Gefässe,

begraben

lagen,

sie verschleuderten

zum Theil von präch-

und wahrem KunstWerth, Wurden eingeschmolzen

und Münze daraus

geschlagen.

sollen



nicht

wenige Stabsofficiere,

so erzählt

aus der nächsten

gehabt haben.

man noch

Umgebung

An

diesen

Entwendungen

heute in Algier allgemein

sogar

Generale



und Personen

des Marschalls Bourmont Theil

Eine Untersuchungscommission wurde in der

163 Folge

Es kam aber von ihren Entdeckungen

eingesetzt.

sbah

ohne beträchtliche Schmälerung nach Frank-

soll nicht

reich gewandert seyn, obwohl Pellissier,

Mann,

nie

Sogar der Schatz der Ka-

etwas zur öffentlichen Kenntniss.

in seinen

^^

gewissenhafter

ein

Annales Algeriennes''^ diesem Gerücht

aufs Bestimmteste widerspricht.

Am

kleinen

einer

Colonne von ]000

100 Reitern einen Ausflug

und

bungen

die

Metidscha und

von Beiida,

wo

1200 Mann und etwa

bis

ins innere

Richtung nach der

in südlicher

Sahel

Bourmont an der Spitze

23. Juli machte Marschall

Land.

Atlaskette, sich

lagerte

Er wandte

sich

überschritt den in

Umge-

den

Bevölkerung ihn gut empfing.

die

Ben-Zamun, Kaid des mächtigen Kabylenstammes Flissa auf

dem Dschurschuraberge, auf

alle

schen hatte

ein

Manu,

Stämme der Gegend

Obergeueral

zuvor

in

der bedeutenden Einfluss

war mit dem

besass,

Unterhandlungen

französi-

getreten

und

zum Vermittler zwischen den Eroberern Algiers

sich

und seinen Landsleuten erboten.

Als derselbe von

dem Vor-

haben Bourmont's hörte, einen Ausflug ins Innere unternehmen zu wollen, suchte

er ihn

zu überreden,

diese Excursion

so

lange zu verschieben, bis ein förmlicher Vertrag die Art des

Verkehrs zwischen

stellungen

den Franzosen

Bourmont kehrte

setzt habe.

und Eingebornen festge-

sich aber

Ben-Zamun's und würdigte

nicht

an diese Vor-

seine

Anträge kaum

einer Antwort, obschon die Klugheit gebot, einen so einfluss-

reichen Häuptling mit

mehr Rücksicht zu behandeln.

Neugierde w^ar im Grunde

Bourmont zu Die Folgen

Tage nach

diesem desselben

ziemlich

das

einzige Motiv, welches

zwecklosen Ausfluge bewog.

waren aber

der Ankunft der Colonne

ernsthaft genug.

merkte man

Am

aus den

Bewegungen der am Fusse der Gebirge versammelten Haufen 11*

164 Die

vou Arabern und Kabylen, dass ein Angriff" bevorstände. sorglos

völlig

wunderschöne Gegend

und

kaum

staunten, hatten

welche

Soldaten,

zerstreuten

üppigen

die

Zeit genug, zu den

neugierig

die

Orangengärten

an-

Waffen zu

greifen.

Ein Escadronschef vom Generalstabe wurde meuchlings gemordet und

die

Colonne auf ihrem Rückmarsch

Nähe von Buffarik

Bourmont war über

verfolgt.

Er

wartete Feindseligkeit äusserst ergrimmt.

dem Sturze der Herrschaft

Deys

des

kerung zu

wo

sie

finden,

und

durch nichts

die

diese uner-

glaubte nach

ein unterworfenes

Tyrannen

eine für die Vertreibung ihrer

in

bis

Land,

erkenntliche Bevöl-

nun gerade da auf Feindseligkeit,

stiess

hervorgerufen

Da man

worden.

den

Charakter der Araber noch nicht kannte und in ihnen die künftigen Ailiirten der Franzosen zu sehen wähnte, schob

Schuld

die

des Widerstandes

Türken und

auf die

man

glaubte

oder suchte sich wenigstens ^u überreden, dass sie die Araber zu

Feindseligkeiten

wurde

aufgereizt

In

hätten.

Wahne

diesem

nach

der

Abreise

Hussein-Dey's zurückgebliebenen Türken beschlossen.

Es war

die

Vertreibung

der

ein ungeheurer Fehler, den

denn

die

Algier

in

man

in der

Türken und Kuruglis

Folge

zeigten

sich

einzige zuverlässige Stütze der Franzosen.

im Dienste der neuen

Herren treu und

damals nicht mehr zahlreich genug,

um

bitter

bereute;

später

als

die

Sie schlugen sich tapfer,

die mächtig

waren aber erwachende

Begeisterung der Araber für die Wiederherstellung einer arabischen Herrschaft niederdrücken zu können. vertriebenen 5- bis

Die aus Algier

6000 Türken waren der Kern der

macht des Deys und hielten

allein

das

Land

in

Streit-

Gehorsam.

Bei ihrer genauen Kenntniss des Charakters der Araber und

Kabylen,

der

Stellung

und gegenseitigen Verhältnisse

Stämme und Häuptlinge, wären

der

ihre Dienste den Franzosen

165

vom

Man hatte

entschiedensten Vortheil gewesen.

durch ihren

Beistand, durch ihre Vermittelung sogleich die Herrschaft auf

Land ausgedehnt und

das ganze ersetzt,

so

die

türkische Regierung

noch ehe die Stämme zur Besinnung gekommen und

mit der Idee einer arabischen Herrschaft befreundet geworden

So aber

wären.

wurde

das

Land

aus

aller

Organisation

Die früheren Beamten waren vertrieben, die

herausgerissen.

Actenstücke und Register der Verwaltung bei der Verwirrung, der Einnahme in der

die unmittelbar nach

verschleudert worden.

wurden

überlassen

selbst

sich

theilweise

um

die

Kasbah

herrschte,

Die inneren Provinzen und Stämme

man kümmerte

oder

sich

der Hauptstadt zunächst liegenden

nur

Gegen-

Daraus musste natürlich anfangs ein anarchischer Zu-

den.

stand im Innern,

später eine Vereinigung der

Stämme

unter

der Herrschaft des mächtigsten und glücklichsten Häuptlings erfolgen.

Marschall Bourmont hatte, noch ehe er den Ausflug nach Beiida unternommen, zwei kleine Expeditionen zur See abgeschickt,

um

sich der Städte

Bona und Oran zu bemächtigen.

Beide Expeditionscorps wurden aber auf die Nachricht

dem Ausbruche der rufen.

Juliusrevolution schnell wieder zurückge-

Die nach Oran bestimmten Truppen unter dem Com-

mando des Obristen Goutfrey waren noch schifft,

wirklich

von

als

ihnen Gegenordre zukam.

vom General Damremont

Angriff der

Araber tapfer

nicht einmal ausge-

Bona hingegen wurde

besetzt

vertheidigt.

und gegen einen

Die

Stadt

musste

aber auf den bestimmten Befehl Bourmont's wieder geräumt

werden.

Die Nachricht von dem Ausbruche der Juliusrevolutiou

war am

IJ.

August durch ein Handelsschiff nach Algier ge-

bracht worden.

Bourmont, ein durchaus unentschlüssiger Cha-

166

was

rakter, wusste uicht

er beginnen sollte, und folgte

dem Rathe der enthusiastischen Legitimisten, deren den Oberofficieren sehr treffen

weder

es unter

gab, und welche Anstalten zu

viele

wünschten, die Armee

nach der Küste der

Vendee

überzuführen und dort für die Legitimität zu streiten*

gab er den Wünschen derer nach,

noch

wie die Generale La-

die,

und Tholoze, vor allem darauf drangen, dass die Armee

hitte

sich von der

Mehrzahl ihrer Landsleute nicht trennen dürfe

und jeder Regierung

sich unterwerfen

müsse, welche Frank-

Als aber weitere Nachrichten aus Frankreich

reich wähle.

folgten und der Sieg

der Revolution allenthalben unbestritten

da wurden namentlich unter den Subalternofficieren die

blieb,

Stimmen immer

lauter

Ordnung der Dinge von Officieren

und dringender, dass man der neuen

sich anschliessen müsse.

waren im Begriff

zum Marschall ßour-

sich

mont zu begeben und ihn aufzufordern, der weissen

statt

Eine grosse Zahl

die dreifarbige

Fahne

Bourmont kam diesem Be-

aufzupflanzen.

suche durch die Bekanntmachung eines

vom

16.

August datirten

Tagesbefehls zuvor, worin erder Armee die Abdankung Carl's X.

und des Herzogs von Angouleme zu Gunsten des Herzogs von

Bordeaux ankündigte und Befehls

eines

des

Königreichs,

des

die

weisse ersetzen werde. erfüllt

Kenntniss

setzte, dass in

Folge

von Orleans, Generallieutenants

dreifarbige

Fahne und Cocarde

die

Diese Erklärung wurde auch bald

und beruhigte die Armee.

Die neral

sie in

Herzogs

letzten

Stunden seines Commandos wurden dem Ge-

Bourmont noch

verbittert durch

eine Folge seiner Entmuthigung waren.

Vorfälle,

welche nur

Als

Araber im

die

Innern sahen, dass die französischen Truppen sich nicht mehr

vom Fleck

rührten, ergriffen sie die

Banden gegen

Offensive,

die Stadt an und blokirten dieselbe.

rückten in

Wer

sich

167 über eine gewisse Entfernung von der Stadt hinaus wagte,

war

ziemlich sicher,

dem Obersten

ermordet zu werden.

Dies widerfuhr

des Isten Liuieuregiments und mehrern andern

Ebene von Mustapha-

Officieren, welche dicht bei der kleinen

Pascha erschlagen wurden.

Der

in

von Titteri, Mustapha-Bu-Mesrag, zosen unterworfen hatte,

dem Vorwand,

Medeah

Bey

residirende

welcher sich den Fran-

erklärte diesen

Krieg,

den

unter

Vertreibung der Türken die

dass sie durch

Capitulation gebrochen hätten.

Am

2.

kanischen

September kam der zum Obercommando der

Armee berufene General

schall

Clauzel

Noch an demselben Tage

von Algier an.

Bourmont

ein.

Er

hatte anfangs

auf der

schiffte

afri-

Rhede Mar-

sich

die Absicht gehabt,

sich nach Frankreich zu begeben, änderte aber plötzlich

Er

sen Entschluss und ging nach Spanien ab.

ner üeberfahrt ein StaatsschifF verlangt,

bis

er

ver-

mit Kauffartei-

ein österreichisches Schüfehen

das ihn aufnehmen wollte.

fand,

hatte zu sei-

was ihm aber

Lange musste der Marschall

weigert wurde.

fahrern unterhandeln,

die-

So

verliess der

Eroberer

Algiers den Schauplatz seiner schönen Waffenthat als Verbannter in aller

Der

älteste

Zwei

Stille.

war mit den

seiner

eroberten

Söhne begleiteten

ihn.

Fahnen nach Frankreich

abgegangen, ein vierter war im Gefecht bei Sidi-Kalaf gefallen.

Obwohl der Name des Generals Clauzel zendsten der französischen

einer der glän-

Ruhmepoche war, so erregte

seine

Ankunft doch wenig Enthusiasmus bei den Truppen, welche wussten, dass die Stimmen der Opposition, walt

gekommen

,

die an die

der Expedition üicht günstig waren.

erste Proclamation des

neuen Obergenerals zeigte die

Ge-

Die Erhe-

bung Ludwig Philipp's auf den französischen Thron an, ohne

168 dass ein einziges

mit seiner

Wort

Armee von Afrika

für

zufrieden sey und die Ehre ih-

Eine grosse Zahl Officiere und Soldaten

res Sieges adoptire.

waren damals

ob das Vaterland auch

darin sagte,

Bourmont ziemlich eingenommen.

Seine

neueste Waffenthat hatte die Schmach, welche seit 1815 seinen

Namen

Sein Un-

befleckte, wenigstens theilweise verwischt.

glück versöhnte

Gegner,

jetzt" seine edleren

Wünsche

deren

den verbannten Eroberer Algiers ins Exil begleiteten.

Commission wurde niedergesetzt, suchen, welche der

die Unterschleife

Armee von Afrika

zu unter-

in Betreff der auf der

Kasbah gefundenen Schätze vorgeworfen wurden.

kam

dieselbe trotz

dem Eifer und der

Eine

Indessen mit der sie

Bitterkeit,

doch zu keinem Resultat,

ihre Nachforschungen fortsetzte,

und man wird wohl nimmermehr erfahren, in welche Taschen und Münzen gefallen,

ein Theil jener Kostbarkeiten

welche

aus den Gewölben der Kasbah von den gewandten Schatzgrä-

bern der Seine erlöst worden waren. General seines

Clauzel

Commandos mit

sich

beschäftigte

einer neuen

gleich

beim Beginn

Organisation

der Armee.

Ein Bataillon von Eingeborenen wurde unter dem Namen Zuaven (arabisch Zuauas)

errichtet,

grösstentheils aus

Kaby-

len der Provinz Constantine bestehend, welche den Regierun-

gen der Barbareskenstaaten ihre Dienste verkaufen, Schweizer die ihrigen in Europa. Plänklercorps

,

welches das

Dieses treffliche leichte

türkische

seitdem bedeutend vermehrt,

wie die

Costume

trägt,

wurde

besteht aber jetzt grösstentheils

aus französischen Freiwilligen, da den Eingeborenen bald die

Der

Lust an der Disciplin verging. ersten Verwaltung Clauzel's

war

wichtigste Act dieser

die Organisation der Gerichts-

höfe, welche selbst den Beifall Pichon's erhielt, der sonst ein

so strenger Tadler von Allem

ist,

was

nicht von

ihm gemacht

169 Die Mauren nahmen indessen die Einrichtung wenig

wurde.

weil sie die oberste Gerichtsbarkeit des Kadi-

günstig auf,

Hanefi

der maurische Schriftsteller Hamdan-ben-

zerstörte;

Othman-Khodscha, welcher im Jahre 1833 über Algier

schrieb,

System mit grosser Bitterkeit

europäi-

griff dieses

an.

Alle

schen Einwanderer, welche auf die Zukunft des Landes speculirten,

waren

Clauzel's eifrige Anhänger.

Eine Gesellschaft

von Colonisten bildete sich unter seinen Anspielen, und nahm den

schönen

,

grossen

seitdem von den Franzosen

1000 Morgen Landes

Hausch

Pachthof

-

Ferme modele

Hussein

Pascha,

-

genannt, welcher

in sich fasst, in Besitz.

Nach diesen Verwaltungsmaassregeln war General Clauzel

Der

auf die Ausführung seiner kriegerischen Plane bedacht.

Bey von

Titteri,

Mustapha-Bu-Mesrag

,

hatte Gesandte an

Hassan-Bey von Oran und Achmet- Bey von der Aufforderung geschickt, ihn als

Constantine, mit

Dey von

Algier anzuer-

kennen und ein Hülfscontingent gegen die Franzosen ihm zu

war dazu geneigt, Achmet aber, der

schicken.

Ersterer

ber selbst

Dey werden

mit der hochmüthigen Antwort: Clauzel verliess Algier

verweigerte ihm

wollte,

am

17.

„Du

bist nicht

alle

mehr,

November 1830 mit

lie-

Hülfe

als ich."

einer klei-

nen Armee von 8000 Mann, um dem kriegslustigen Bey von Titteri, der hinter seinen in seiner Hauptstadt

18.

Bergen

Medeah

November bivouakirten

selben Stelle,

wo

heutigen

sich

für unbesiegbar hielt,

einen Besuch zu machen.

die

Am

Truppen zu Buffarik, an der-

Tages das Lager d'Erlon

steht.

Bei ihrem Weitermarsche gegen Beiida zeigte sich eine arabische

Reiterhorde,

deren Absicht feindselig schien.

Der

Obergeneral schickte den jungen italienischen Renegaten Joseph oder Yussuf, der sich damals noch nicht träumen Hess, dass er zu einer so wichtigen Rolle bestimmt sey,

den Ära-

170

um

entgegen,

bern

mit ihnen in Unterhandlung zu treten.

Yussuf kam mit deren Anführer,

einem stolzen Araber von

imposanter Gestalt zurück, welcher auf die Aeusserung Generals

Clauzel,

er

schlafen, erwiederte:

habe Lust,

er dagegen habe Lust,

Tage

ßelida wurde noch an demselben eine Besatzung

Wege Heer

von bei

grüsste

500 Mann,

von

Medeah

den

Franzosen

am Fusse

des

ehrwürdigen

Eine Proclamation wurde

20.

man

lagerte

hierauf, liess dort

das

kleine

einem Landgute des Beys

Die

Gebirgs.

Atlas in

besetzt;

und rückte dann auf dem

Am

weiter.

dem Hausch Musaia,

von Oran, dicht

die

Die Feindseligkeiten begannen

daran zu hindern.

des

heute noch in Beiida zu

mit

Artillerie

be-

25 Kanonenschüssen.

Napoleonischem Style erlassen,

und bei den abendlichen Bivouacplaudereieu, welche unter den französischen Regimentern beliebter und origineller sind, als unter den

Truppen irgend einer andern Nation, erzählten

die

zahlreichen Pariser Freiwilligen, die Erinnerungen ihrer classischen Studien zu Hülfe rufend,

ihren weniger unterrichte-

ten Kameraden, wie seit den Zeiten der

Römer, des grössten

Kriegsvolks, mit dem ein Vergleich jeder Nation schmeichelt, keine europäische

2L

Armee den

November fand

Atlas überschritten

habe.

rigen Engpasses Teniah ein wüthender

Kampf

mit den Tür-

ken des Beys und den kriegerischen Gebirgsbewohnern welche erst nach mehrstündigem Kampfe aus vertrieben wurden.

Von

der

Höhe

Am

bei der Uebersteigang des äusserst schwie-

statt,

ihrer Position

Die Franzosen verloren dabei 220 Mann.

des Engpasses Teniah erliess General Clauzel

jene bekannte Proclamation voll hochtrabender Phrasen, worin er zu seinen Soldaten unter *

wie die Riesen geschlagen."

Andern sagte; „Ihr habt Euch

Am

22.

November wurde Me-

deah, die Hauptstadt der Provinz Titteri,

ohne Widerstand

171 besetzt,

und der neuernannte Bey Ben- Omar mit einer Be-

Während

satzung dort zurückgelassen.

der Obergeneral hier-

auf seinen Rückzug nach Algier antrat, war die Stadt Beiida der Schauplatz schauderhafter Scenen geworden.

Ben-Zamun

an der Spitze seiner Kabylen hatte die kleine Besatzung dort

Es gelang ihm, durch

angegriffen.

mauer

in die Stadt einzudringen,

mit grosser

Wuth

die halb verfallene

Menge Wei-

den Strassen, wobei eine

in

ber und Kinder in der Hitze des

Ring-

und man schlug sich lange

Kampfes gemordet wurden.

Bei der Annäherang der rückkehrenden Truppen von Medeah

Kabylen

ergriffen die

Clauzel räumte aber Beiida,

die Flucht.

da es ihm bei der feindseligen Stimmung der dortigen Stämme zu gefährlich schien, Truppen daselbst zurückzulassen.

Der hartnäckige Widerstand, den französischen

Armee

die

Eingeborenen der

entgegensetzten, mochte in

Clauzel den Plan erzeugen, der,

wenn

dem General

er damals zur Ausfüh-

rung gekommen wäre, der Ehre Frankreichs keinen NachtheJl

gebracht hätte, und zur Unterwerfung des Landes

grössten Vortheil gewesen wäre.

ner wenig zahlreichen

Armee

die Schwierigkeiten

ausgedehnten Operationsbasis einsah, einen Tractat

mit Tunis,

vom

Clauzel, welcher bei sei-

machte

einer so

zu jener Zeit

vermöge dessen dem Bruder des

dortigen Beys die Provinzen Constantine und Oran unter französischer Obersouverainetät abgetreten werden

neue Bey verpflichtete sich,

unter

Caution

sollten.

Der

seines Bruders,

Frankreich einen jährlichen Tribut von einer Million Fran-

ken zu bezahlen, und

alle

Handelsniederlassungen der Fran-

zosen im Innern des Landes zu begünstigen, die Unterstützung der französischen

Auf

diese

Weise

und Constantines

hätte statt

Frankreich

wogegen ihm

Waffen zugesichert wurde. an den Stämmen

Orans

hartnäckiger Feinde vielleicht nützliche

172 Alliirte

und seine Kräfte

gefunden,

von einem Punkte,

alle

nämlich von Algier aus, auf die benachbarten Gegenden ver-

wenden können.

Dieser Tractat wurde leider von der fran-

zösischen Regierung nicht genehmigt, weil die Eitelkeit des

Ministers Sebastiaui durch das allzu unabhängige Handeln des

Dies war auch der Grund

Generals Clauzel sich verletzt sah.

der baldigen Abberufung des letzteren von Afrika. lich betrauerte die

Menge

Schmerz-

der eingewanderten Colonisten und

Speculanten seine Entfernung; sie wussten, dass Clauzel für die afrikanische Niederlassung

eingenommen war,

trauen in ihre Zukunft hatte.

Die Armee verlor an ihm einen

energischen, unternehmenden Führer.

nen war die Stimmung

Unter den Eingebore-

Die Araber der Metidscha

getheilt.

hatten zwar einen

Beschluss

verbot, Tribut

den Stämmen zu erheben

nommen,

bei

ihr Fanatismus

waffnet worden.

und Ver-

Clauzel's,

Beys

welcher allen ,

günstig aufge-

war aber dadurch keineswegs

ent-

Die Mauren konnten ihm nie vergessen,

dass er viele Moscheen hatte niederreissen lassen. Clauzel's Nachfolger

war der General Berthezene,

wel-

cher während des Feldzugs unter Bourmont die erste Division

commandirte, und dessen Verdienste damals von den Oppositionsblättern,

um Bourmont

In der That

lichkeit erhoben wurden.

ziemlich beschränkter

Er

zu schaden, weit über die

Kopf

war Berthezene

Verwalter,

als

Wirk-

wie

als

ein

General.

beschäftigte sich anfangs viel mit administrativen Maassre-

geln, die aber ohne

Zusammenhang waren und den

senen Unordnungen nicht steuerten. eine besondere Vorliebe

für

die

eingeris-

Dieser General zeigte

Mauren.

Intriganten,

Achmet -Buderbah und Hamdan-ben-Othman-Khodscha, langten unter ihm zu grossem Einflüsse.

merte sich Berthezene wenig

Es

wie ge-

Um die Araber küm-

schien, als hielt er es

kaum

173

Mühe werth

der

tigen; sich

der Regel überliess er es den Dolmetschern,

in

bei

mit ihren Angelegenheiten sich zu beschäf-

,

meldenden Kaids

ihm

Der zum Aga

der Araber

und Scheikhs

ernannte

Maure Mendiri

getraute

von den Be-

sich nicht, die Stadt zu verlassen, aus Furcht,

Der Kaid des Stammes Kha-

duinen ermordet zu werden. schna,

die

abzufertigen.

Mohamed-ben-elAmry,

Aga

der den

einmal besuchte

und ihm einige Geschenke brachte, wurde auf dem Heimwege als

det,

Verräther von den Leuten seines eigenen Stammes gemor-

ohne dass mau daran dachte, seinen

Der

in

Medeah

eingesetzte

Lage

schen in eine sehr gefährliche unter der Verwaltung Clauzel's

die

gerathen, nachdem schon

erlangte

die nächsten Araberstäoime

An

für seinen

Posten

als seine

über die Provinz

fast bestän-

Macht und

Sou-

die

Ein

Medeahs verschwor

ihrer Spitze stand Uiid-

Oberhand

von den

auszudehnen.

der Sohn des gestürzten Beys, welcher, da

der Stadt nicht die

blieb

und war mehr bemüht,

beträchtlicher Theil der Bevölkerung

gegen Ben- Omar.

Maure,

wenig oder keinen Einfluss auf

Einwohnern Geld zu erpressen, verainetät Frankreichs

Gar-

ein

Er

nicht die erforderliche Energie besass.

dig in der Stadt,

inzwi-

kleine französische

aber doch

der

talentvoll,

zu rächen.

Ben -Omar war

nison von dort abgezogen war.

gewandt und

Tod

Bey Ben- Omar war

behielt,

sich

Bu-Mesrag,

seine Partei in

Medeah

verliess

und

zu den unzufriedenen Araberstämmen der Gegend sich gesellte, mit deren Beistand er die Stadt blokirte.

jeden Augenblick den Ausbruch einer Stadt selbst befürchten musste schrieb an den

ihn

um

,

Ben -Omar, der

Verschwörung

und für sein Leben

der

General Berthezfene die dringendsten Briefe,

Erlösung aus dieser peinlichen Lage flehend.

thezene brach

in

zitterte,

am

Ber-

25. Juni 1831 mit zwei Brigaden von AI-

174

hielt

am

Engpass Teniah ohne Kampf und

überschritt den

gier auf,

29. Juni seinen Einzug

französischen

Truppen

Provinz Titteri noch mehr,

Die Nähe der

Stämme der

zu schrecken.

statt sie

Die fran-

wurden unaufhörlich geneckt und das

Vorposten

zösischen

Medeah.

in

reizte aber die fanatischen

Feuer der feindlichen berittenen Plänkler dauerte von Morgen

bis

Abend

Am

fort.

1.

Juli brach der General von

wo

deah nach dem Gebirge Auarah auf, ihre Contingente versammelt hatten.

seine Ankunft nicht ab,

Me-

Stämme

die feindlichen

Natürlich warteten diese

sondern zogen sich, der gleich von

Anfang an befolgten arabischen Taktik gemäss, zurück, unter

dem Vorbehalt, wieder anzugreifen,

sche

Colonne

den

Rückzug

Feldern

und den Bäumen aus,

hieb die Fruchtbäume

zurückzogen,

um.

erschienen

würde.

antreten

Berthezene keine Feinde fand,

liess

er seine

verbrannte

Sobald

die

sobald die französi-

Als

General

Wuth

an den

die

Erndten und

aber die Franzosen sich

unsichtbar gewordenen Feinde

von allen Seiten wieder und umschwärmten den Nachtrab, mit

dem

sie

bis

bensmittel

vor den Thoren Medeahs

Ben-Omar

2.

Armee

Juli

zug von Medeah,

sich

zur Rückkehr nach Algier entschliessen.

wollte auch nicht in

schloss sich der

Medeah

zurückbleiben, sondern

an.

gegen Abend begann der unheilvolle Rückdessen moralische

Wirkung

zösische Sache äusserst verderblich war.

dem Nachtrab der Colonne, welche

in

eine unerklärbare

Unordnung

in den

für die fran-

Der Feind

folgte

der Dunkelheit

Engpass Teniah ohne Verlust zu überschreiten

kam

Die Le-

waren der Colonne ausgegangen, und so musste

General Berthezene

Am

tiraillirten.

hoffte.

Marsch der

den

Bald Batail-

lone, welche sich, gleichwie die Compagnien, unter einander

mengten und den nördlichen Abhang der Atlaskette mit einer

175 General Ber-

Eile hinabstiegen, die einer Flucht gleichkam.

Er

thezene sündigte gegen alle Kriegsregeln.

einmal

Compagnien auf

einige

um

Engpasses, der Feind

So kam

den Rückzug zu schützen.

sich

bemächtigte

dieser Gipfel

schickte nicht

zur Rechten

die Gipfel

und

es,

eine ziemliche Zahl Soldaten kampfunfähig;

rigkeit des Transports der

Verwundeten

nung auf eine furchtbare Weise.

steigerte die

und rannte so schnell

um den Kugeln der Kabylen zu entgehen. schen Augenblicke wäre die

den Muth

zum Commando

taillon

den

als

möglich

Commandan-

Dieser warf sich,

den Kabylen

fort,

In diesem kriti-

die Geistesgegenwart

der Nachhut berufen,

stritten mit einer

sen sie bisher an hatten.

Armee ohne

gewesen.

aus freiem Antrieb

birgsbewohner

Unord-

den kein Ande-

des später berühmt gewordenen

ten Duvivier verloren nicht

Bald

Schwie-

hörte aller Befehl auf; jeder dachte nur an

So

seine eigene Rettung

und

die

Ein Bataillon des 20sten Li-

nienregiments verlor seinen Commandanten, rer ersetzte.

dass

ein mörderi-

sches Feuer auf die französische Colonne herabsprühte.

war

des

obgleich

mit seinem Ba-

entgegen.

Die Ge-

Tapferkeit, wie die Franzo-

den Arabern noch niemals wahrgenommen

Viele stiegen in den Pass hinunter und kämpften mit

Franzosen

Freiwilligen

,

Mann gegen Mann.

Mehrere der Pariser

welche kurz nach der Juliusrevolution Kriegs-

dienste in Afrika

genommen

hatten und später das 67ste Li-

nienregiment bildeten, waren von den ungewohnten Kriegsstra-

pazen todtmüde und schleppten sich

Heere

her.

Hand

Nachzügler hinter dem

Die Kabylen warfen sich vorzüglich auf diese

Unglücklichen, die

vermochten,

als

kaum den

geringsten Widerstand zu leisten

und stürzten mehrere von ihnen mit der blossen

in die steilen

Abgründe zur Linken des Felsenpfades.

Commandant Duvivier bot mit seinem

Bataillon

den Feinden

176 die Stirne, bis alle Nachzügler sich

zog er sich

gleichfalls

gesammelt

gegen den Feind wieder Front machend, so

Während der

allzuhitzig zusetzte.

Leuten sich opferte,

hatten.

Dann

langsam zurück, immer fechtend und

ihm

oft derselbe

tapfere Duvivier mit seinen

liefen die übrigen Bataillone, in die ein

panischer Schrecken gefahren war, aufs Eiligste davon.

Erst

am Fusse

des Gebirges machten sie Halt und formirten in al-

ler Stille

ihre Glieder wieder,

zeigte

Schwäche, die

ganz beschämt über die ge-

durchaus nicht von Feigheit herrührte,

sondern lediglich von der Ungeschicklichkeit und Nachlässigkeit ihres Obergenerals. die

welche die

Chiffa,

Die Franzosen verloren

Die Verfolgung dauerte Colonne

zur Nachtzeit

diesem

auf

unheilvollen

gegen 300 Mann an Todten und Verwundeten. als

dieser Verlust war der Eindruck,

dieser Schlappe der bisher

pen

Flammen

auf.

überschritt.

Rückzuge Schlimmer

den die Nachricht von

Der Fanatismus

Die gefeiertsten Marabuts,

namentlich der kürzlich von durcheilten alle

an

immer siegreich gewesenen Trup-

im Innern hervorbrachte.

hellen

fort bis

Mekka

Stämme und

loderte

in

worunter

zurückgekehrte Sidi-Saadi,

predigten den

D seh ad

(Glau-

Der mehr erwähnte Häuptling Ben-Zamun kam

beuskampf).

mit einem Heer von Arabern und Kabylen

modele^ wo

an die

Ferme

sich die ersten europäischen Ansiedler eingeni-

Auf

stet hatten.

bis

der

andern

Seite

rückte

Ülid-Bu-Mesrag

Die

Ferme modele

mit seinen Haufen nach Buflfarik vor.

wurde von Ben-Zamun angegriffen und

die ersten

von euro-

päischen Händen besäeten Felder zerstört.

General Berthe-

zene machte mit sechs Bataillonen und der

ganzen Gavalerie

einen Auslall

Bald darauf

und

griff

warf

die

Feinde über die Arasch zurück.

Ülid-Bu-Mesrag mit seiner Bande das Block-

haus am üad-el-Kerma an,

wurde aber von

den aus Algier

177 herbeieilenden Truppen geschlagen.

Nirgends hielten die un-

discipllnirten

Banden der Afrikaner gegen

sten Stand.

Da

die

Franzosen

fe-

jene aber sahen, dass sie im Grossen nichts

ausrichten und das verschanzte Algier nicht wieder erstürmen

konnten, beschränkten sie sich auf den Parteigängerkrieg, in

welchem

die

Eingeborenen immer im Vortheil sind.

Während

Vorgänge

dieser

in der Provinz Algier trugen

sich auch in den entfernteren Provinzen Constantine und

Oran

Begebenheiten zu, welche der Ausdehnung der französischen Herrschaft

Constantine, welcher nach der

Bey von

Achmet,

äusserst nachtheilig waren.

Einnahme von Algier

sich mit

Weg

gemacht

seiner kleinen

Truppe nach Hause auf den

hatte, fand die

Thore

seiner Hauptstadt verschlossen.

unter den dort zurückgebliebenen

Türken

eine

Es war

Empörung ge-

gen ihn ausgebrochen, an deren Spitze Hamud - ben - Schakar,

Achmet, der mit seinen wenigen

Achmet's Khalifa, stand.

Soldaten nichts gegen die Stadt auszurichten vermochte, war

im Begriff,

zu seinen Verwandten in der Sahara, der

sich

mächtigen Familie Ben-Gana,

deren Oberhaupt,

ben-Gana, sein Oheim war, zurückzuziehen, Gegenrevolution

in

der

Stadt

Hamud -ben -Schakar wurde

zu

mit

seinen

seinen

Bu-Asis-

als plötzlich eine

Gunsten ausbrach.

Türken zur Flucht

genöthigt und bald darauf von seinen eigenen Anhängern ge-

mordet, welche

nahm fast

Achmet dadurch zu versöhnen

hofften.

sie scheinbar freundlich auf, liess sie aber in der

sämmtlich einzeln hinrichten.

bischem Blut entsprossenen Officiere

viele

Kabylen

Stamm auf

seiner Miliz

seine regulairen

auf.

Diesem Algier.

II.

alle

Weise.

waren Kuruglis.

Truppen und nahm

Moritz Wagner's

Folge

Achmet war Kurugli, und

begünstigte diesen aus türkischem und maurischem

sten

Dieser

in

oder ara-

Die mei-

Er vermehrte

dieselben besonders

streitbaren Gebirgsvolke zeigte

12

178 dei^

Bey

sich sehr

gewogen.

keine Abgaben bezahlen,

und ihre Marabuts

während der Bey

noch Geschenke,

wohnenden Araber unter Achmet's

Aissa,

Die Kabyleu durften wenig oder

ein

Joch drückte.

eisernes

Khalifa und

erhielten sogar

die in seinem Bereiche

mächtigster

Ben-

war

Günstling,

Kabyle.

Die zur Provinz Constantine gehörige Stadt Bona wurde nach dem Abzüge der auf Bourmont's Befehl zurückgerufenen

Brigade des Generals Dararemont von den Araberstämmen der

Umgebung

Die fanatischen Stämme wollten die

belagert.

Einwohner dafür züchtigen, dass sie die

nommen met,

hatten.

In Bona commandirte ein Türke, Sidi-Ach-

Hunderten seiner Landsleute die

welcher mit einigen

Kasbah oder

Citadelle besetzt hielt, und die Stadt vertheidigte.

Dieser Häuptling schrieb bat ihn

um

Ungläubigen aufge-

an

und

den General Berthezene,

Unterstützung an Mannschaft und Munition, je-

doch mit dem Beisatze,

dass

Eingeborenen bestehen dürfe.

Hülfsmannschaft nur aus

die

Der General

schickte

ihm eine

Abtheilung von 125 Zuaven, die sämmtlich Muselmänner waren, aber unter

dem Commando von zwei

cieren, des Bataillonschefs ficiers

französischen Offi-

Houder, ehemaligen Ordonnanzof-

des französischen Botschafters in Constantinopel, Gene-

rals Guilleminot,

und des Capitän Bigot standen.

Sidi- Ach-

met machte die Anwesenheit der französischen Officiere,

und Houder bald zu Reibungen Bruch.

Houder bemächtigte

Herrschaft über die

Stadt.

,

endlich

sich der

die

Es kam zwischen ihm

er nicht verlangt hatte, misstrauisch.

zu einem offenen

Kasbah und mit

ihr der

Bald aber brach unter den an

Meuterei gewöhnten Türken eine Empörung gegen den französischen

Commandanten

Bey von

Constantine,

aus, an deren Spitze ein abgesetzter

Namens Ibrahim,

stand.

Dieser

listige

179 und treulose Mensch hatte sich zuvor

Houder's Vertrauen

in

eingeschlichen und von ihm Geld erhalten, das er zur Beste-

chung der Türken verwendete.

während Houder

in der Stadt

war,

die französischen Officiere mit

Zuaven vor der

Mit

ihrer Hülfe

die

einigen

Citadelle erschienen,

Kasbah

bei

als

treugebliebenen

wurden

sie mit Flinten-

Zugleich benachrichtigten die Stadt-

schüssen zurückgewiesen.

Sicherheit

er,

und

ihrer

bewohner den Commaudanten Houder, mit

nahm

ein,

ihnen

könne,

verweilen

und

einen Angriff beabsichtigten,

da die Araber

Anhang

auf einen

den fanatischen Individuen der Stadt schen Officiere eilten nun nach

dass er nicht länger

Die

hofften.

unter

französi-

dem Hafen, um nach der auf

der Rhede liegenden Corvette Creole sich einzuschiffen.

In

demselben Augenblicke aber wurden die Thore von den Ara-

Unter furchtbarem Geheule drangen diese

bern eingebrochen. fanatischen

Mauren

Wilden

in

sich

gesellte

den

die

zu

Stadt ein;

Strassen,

Gesindel der

einiges

Es kam zu einem kurzen

ihnen.

wobei

Capitän

ßigot getödtet

Gefechte

in

wurde.

Die übrigen Franzosen und Zuaven warfen

die Boote.

Einige wurden noch im

getödtet, worunter der unglückliche

eine

Kugel

rinesoldaten dieser

in den

Kopf

Moment

Commandant Houder, der Mehrere französische Ma-

erhielt.

Auf

wurden gefangen genommen.

blutigen

Vorfälle

schickte

General

Commandanten Duvivier mit 250 Zuaven, Briggs

vertheilt

ausgeliefert.

waren,

ab.

Dagegen konnte

sich in

des Einschiffens

die Nachricht

Berthezene

den

welche auf zwei

Ihm wurden

die

Gefangenen

dieser unternehmende Officier

keinen Versuch gegen die starkbefestigte Kasbah machen, da seine Mannschaft viel zu gering war. ter

Er

kehrte unverrichte-

Sache nach Algier zurück.

12

*

180 Die Stadt Oran der

sich

Hassan -Bey, ein bejahrter Mann,

hatte

nach Ruhe sehnte,

streich ausgeliefert.

Anfangs

den Franzosen ohne Schwert-

Tuneser

erhielt der Khalifa des

Fürsten Achmet das dortige Commando.

Als aber die fran-

dem Marschall

Clauzel und

Tunis abgeschlossenen Vertrag nicht bestätigte,

räumte der

zösische Reg'ierung" den zwischen

Khalifa die Stadt,

und General Boyer wurde zum Comman-

Boyer war schon vom spanischen

danten derselben ernannt.

Er glaubte

Kriege her seiner eisernen Strenge wegen bekannt.

auch in Afrika dasselbe Schreckenssystem anwenden zu müs-

welches den Franzosen in Spanien so bittere Früchte

sen,

getragen hatte. ständnisses mit

Einige Stadtbewohner, welche eines Einver-

dem

Sultan

von Marokko beschuldigt waren,

Hess er ohne Urtheil hinrichten und ihr

Vermögen

Seine Autorität dehnte sich übrigens nicht

mauern

aus.

einziehen.

über

die

Stadt-

Die Araber, welche mit ihren Producten auf

den Markt kamen, belustigten sich wieder verlassen hatten,

öfters,

wenn

sie die

Thore

auf die französischen Schild wachen

zu feuern und dann eiligst davon zu sprengen.

Das

Städt-

chen Arzew, von einem Kabylenstamme aus Marokko bewohnt, stand allein mit Oran unter Vermittelung seines Kadis, dort die oberste Gewalt übte,

Der

in freundschaftlichem

der

Verkehr.

ganze Rest der grossen Provinz war der gräulichsten

Anarchie verfallen.

Die dort wohnenden Araberstämme sind

weit kriegerischer und fanatischer als in den übrigen Prozinzen. sie

Obwohl von den Türken sehr geschont,

deren Herrschaft doch nur mit Unwillen,

ertrugen

und ergriffen

freudig die Gelegenheit, das Joch ganz abzuschütteln.

Bald

nach dem Sturze Hussein-Dey's griffen die mächtigsten Stämme zu den Wafi'en.

Sidi-Mahiddin, ein

alter hochverehrter

Ma-

rabut, der Vater des später so berühmt und mächtig gewor-

181 denen Abd-el- Kader, der über den zahlreichen Stamm der

Haschems unbeschränkten Einfluss übte,

erschien

bedeutenden Macht vor der Stadt Mascara,

und zerstörte

türkische Besatzung

wo

mit einer

überwähigte die

den festen Sommerpalast,

Die Bewohner von Mascara

früher die Beys residirten.

wollten Sidi Mahiddiü zn ihrem Oberhaupte wählen; der

Würde

rabut lehnte aber die

ab

zu

Ma-

Gunsten seines jüngsten

Sohnes Abd-el-Kader, der ihn auf der Wallfahrtsreise nach

Mekka

seine Enthaltsamkeit und

Umgebung

ner

und durch seine schwärmerische Me-

begleitet hatte,

lancholie,

dem

Um

frühzeitig aufgefallen war.

Weissagung

sei-

das Volk leich-

gewinnen, erzählte Sidi-3Ia

ter für seinen Lieblingssohu zu

hiddin die

hohen Geistesgaben

eines Derwischs

in

Mekka,

welcher

kleinen Abd-el-Kader während ihres dortigen Aufenthalts

Das

die Sultanswürde verkündet hatte.

Abd-el-Kader zum

dies, und wählte

rabutsohn

mes,

hielt,

seinen

fanatische

Volk glaubte

Der junge Ma-

Euiir.

begleitet von den Reiterschaaren seines

Einzug

in

Stam-

Mascara unter dem Freudengeschrei

der Bewohner, welchen der nachdenkende, fromme Ausdruck seines

Gesichtes

bleichen

damals noch

arm.

hatte nur einen halben

nahm von dem

alten

wohl

Budschu

Sidi -Mahiddiü

blieb in seiner letzten

in der

Kapuze,

Beypalast in Mascara,

Huldigung von Alt und Jung, empfing.

Abd-el-Kader war

gefiel.

Er trug einen zerlumpten Bernuss und er Besitz

selbst die seines greisen Vaters,

zog nicht mit in die Stadt.

Er

Ghetna oder Einsiedelei und verwandte seine

Tage nur

dazu, die

Macht

seines

Sohnes durch seinen

Einfluss auf die Araber zu befestigen und den die

als

und dort die

Franzosen zu predigen.

Dschad gegen

'

Die übrigen Theile der Provinz Oran wurden durch andere Araberhäuptlinge

unterworfen.

Ueber

die

-weiten Step-

182 pen der Angad herrschte der Scheikh Sidi-el-Gomary

ihm

;

gehorchte die Mehrzahl der kriegerischen Räuberstämme jener

Ueber

Gegend.

die zahlreichen

Kabylenstämme an der Tafna

behauptete Sidi-Buhamedi eine ziemlich beschränkte Autorität.

Milud-ben-Arasch war der

war aber Mustapha-ben~Ismael, von Oran, ein kräftiger,

Stämmen auf die

zum

Scheikh unter den

einfliissreichste

Der bedeutendste Häuptling neben Abd-el- Kader

Garrabas.

in

der frühere

energischer Greis,

Aga

des

Beys

der unter allen

grossem Ansehen stand, und besonderen Einfluss

Stämme der Duairs und Zmelas

Makhsen

Mostaganem

Hassan-Beys

übte,

gehört

deren Reiter

Die

hatten.

Stadt

stand unter der Autorität eines Türken, Ibrahim,

welcher später den Franzosen sich unterwarf. Häuptlinge suchte sein Ansehen so weit

Umgebung auszudehnen.

So

als

Jeder dieser

möglich auf seine

stiessen diese ehrgeizigen

Män-

ner allmälig aufeinander und die Herrschaft des Einen musste der des Andern freiwillig oder durch Waffengewalt weichen.

Abd-el-Kader hatte über seine Rivalen den grossen Vortheil, dass der Sitz

seiner

Macht im Centrum der Provinz gelegen

war, der Stamm, der ihn unterstützte, war zwar weniger zahl-

Angad und Beni- Ammer,

reich, als die

unternehmenden Geistes und dem alten Sidi-Mahiddin

dabei

Ausser diesen einheimischen Häupt-

mit Fanatismus zugethan. lingen

dem

aber sehr compact,

wollte

Sturze

auch ein auswärtiger mächtiger Monarch

des

Deys und dem anarchischen Zustande der

Provinz Nutzen ziehen,

um

die Herrschaft an sich zu reissen.

Es war Muley-Abd-er-Rahman,

Sultan von Marokko, welcher,

weil er Monarch von arabischem Blut

stämmen der Berberei des Kaisers von

aus

in

Marokko

ist,

hohem Ansehen

bei allen steht.

besetzte die Stadt

Beduineu-

Ein Khalifa

Tlemsan und

schien mit einigen hundert Reitern sogar unter den

er-

Mauern

183 von Oran, die schwache französische Besatzung verspottend, die keinen Ausfall zu

In

machen wagte. gegen das Ende der Ver-

der Provinz Algier trat

waltung des Generals Berthezene ein ziemlich ruhiger Zustand

Der

ein.

mit den Arabern einen

französische General hatte

Vergleich geschlossen,

dem zufolge

gestört und unabhängig

wohnen, dagegen auch nicht bewaff-

innerhalb

net

der

Zu ihrem Aga

auf ihrem Gebiet un-

sie

französischen Linien

ernannte

den

er

eindringen

einflussreichsten

durften.

Mann

der

Metidscha, den Marabut El-Hadschi-Mahiddin-el-Sghir-ben-

Mubarek, Oberhaupt der Marabutfamiiie Mubarek von Coleah, durch viele Generationen schon im Rufe der Heiligkeit

die

Dieser Marabut machte sich

stand.

jährliche Besoldung von 70,000

lichen Erfüllung

So

bezahlte

die

die

gegen eine

Araber zur pünkt-

der Bedingungen des Vergleichs anzuhalten.

also

einen Tribut. in

verbindlich

Franken

Frankreich

den

Arabern gewissermassen

Berthezene enthielt sich

aller

Einmischungen

Angelegenheiten der Stämme, obwohl die streitenden

Parteien häufig an seine Entscheidung appellirten. die schöne Gelegenheit,

bereits

jene Stämme,

Er

liess

welche der Anarchie

müde zu werden anfingen und nach einem starken

Oberhaupte sich sehnten, nützt verstreichen.

für,

Frankreich zu gewinnen,

unge-

Eines der wirksamsten Mittel der türki-

schen Politik war, die Scheikhs und Marabuts durch persönliche Interessen an ihre Herrschaft

einen

zu

fesseln

und

sich

Stammes zur Unterwerfung des andern zu bedienen.

des

Die

Indolenz oder die völlig unklaren Begriffe des Generals über die Innern Verhältnisse hielten ihn von der

kluger Mittel ab.

Er

reich

gegenüber

eine

den

liess

ihre Herrschaft zu erweitern

,

Anwendung

solch'

mächtigen Häuptlingen Zeit

zu befestigen und endlich Frank-

arabische

Macht zu gründen,

welche

]84 später allen französischen

mals ein rasches der

Franzosen

Heeren

kräftiges

,

vielleicht

auch ein Unglück

für

trotzen

und

konnte und die da-

entschiedenes

Einschreiten

verhindert haben würde.

Algier,

dass

die

gierung zu jener Zeit an weit wichtigere,

Es war

französische sie

Re-

näher ange-

hende Dinge zu denken hatte und die afrikanischen Angelegenheiten fast ganz vernachlässigte.

Indessen bewogen

doch endlich die schreienden Missgrifife des als

Feldherrn wie

Verwalter gleich unfähigen Grafen Berthezene zu dessen

Abberufung. als

als

sie

von

den

Er

verliess Algier,

maurischen

lucrative Geschäfte

von keiner Seele bedauert,

Intriganten,

gemacht

hatten.

die

unter

ihm

sehr

185

IV,

Algier unter der Herrschaft Frankreichs. von RoYigo zum Obercommandanten der Trennung der Militair- und Civilverwaltung. Benehmen des Heizogs von Rovigo gegen die Mauren Niederund Araber. — Unterhandlungen mit Farhat-ben-Said. metzelung des Stammes El-Uflia. — Allgemeine Erhebung der Expedition gegen BeAraberstämme, Gefecht bei Buffarik. iida. Hinrichtung zweier arabischen Häuptlinge. Unterhandluiigen mit Achmet -Bey. Einnahme der Kasbah von Bona. Ereignisse in Oran. Abreise des Herzogs von Rovigo. Interimsverwaltung des Generals Avizard. Ankunft des Generals Einnahme vonBudschia. Voirol. Verwaltungsmaassregeln. Unterwerfung der Hadschuten, Züge gegen die Hadschuten. Ereignisse in Bona und Oran. Besetzung von Arzew undMostaganem, Gefecht zwischen den französischen Truppen und den Arabern Abd-el-Kader's. Friedensvertrag mit Abd-el- Kader. Ernennung des Grafen Drouet d'Erlon zum Gouverneur von

Ernennung

des

Herzogs

Occupationsarmee.



























Algier.



Abreise des Generals Voirol.

Herzog von Rovigo, wurde

fjrenerallieiitenant Savary,

zum Nachfolger in Algier

am

des Generals Berthezene ernannt und landete

25.

December 1831.

Die Rolle, welche dieser

Oberofficier unter Napoleon als Kriegs- und spielt hat,

sich











'





ist

allbekannt.

Nach der

Polizeimann ge-

Juliusrevolution hatte er

wie der ganze geschmeidige Theil der Bonapartisten der

neuen Dynastie angenähert. Posten

in

Frankreich

oder

Da bei

sich für ihn

fremden

kein passender

Höfen

ausfindig

186 machen Hess, wie für andere bonapartistische bot

man ihm

Commando von Algier

das

war damit wohl einem thätigen,

ehrgeizigen

Obwohl

Mann

seines

Schlages nie den

und der Geschäfte durch

bejahrt,

Ruhe entwöhnt, konnte

fünfzehnjährige

Der Herzog

Titel und Reichthum ersetzen bei

zufrieden.

Verlust der Gewalt.

Notabilitäten,

an.

der Herzog doch nie

vergossen, dass er früher in die Angelegenheiten des Staates

mächtig

eingewirkt

und

über

einen

ausgedehnten

ziemlich

Kreis blind unterwürfiger Menschen den Befehlshaber gespielt

Savary sah ein, dass das Commando

hatte.

einzige

dem

ihn

für

geeignete Stelle

sey.

dorthin mit

und seiner neuen

weder

als eine

eine Geldquelle

als

wie sich hei mehreren seiner Nachfolger nicht ohne Grund

vermuthen nichts

giebt

lässt.

Es wurde ihm obwohl

vorgeworfen,

,

die mit solchen

auch

können.

nicht

in dieser

es

in

Anklagen

schnell bereit

Beweise

mindesten

die

Beziehung durchaus

Algier Menschen genug sind

dafür

wenn

,

angehen

Als der Herzog von Rovigo Algier verliess,

er vielleicht

weniger begütert

afrikanische Niederlassung

So

Er kam

er sah seinen Posten

Marschstufe zu einer höhern Stelle noch

sie

Algier die

festen Vorsatz, sich ganz diesem Liinde

Gestaltung zu widmen;

an,

in

überlicss

Gartenpalast,

er den

als zuvor.

hatte

dem Aga Ibrahim,

Schwiegersohn, gehört hatte,

der

war die

angebotenen

Hussein-Dey's

Armee und machte daraus

ein grossartiges Militairhospital, für das

konnte.

für

manche persönliche Opfer gebracht.

ihm zur Sommerresidenz

welcher

Lage wünschen

Er

man keine gesundere

V^oher kam es aber,

dass bei

so

gutem Willen, bei so lobenswerthem Eifer und entschiedenem Talent die Verwaltung Rovigo's durchaus nicht glücklich war, sondere vielmehr die Schwierigkeiten einer Unterwerfung des

Landes ungeheuer vermehrt hat?

Pellissier giebt hierüber in

187

Annales Algeriennes

seinen

„es fehlten

ganz treftende Erklärung:

die

dem Herzog Eigenschaften,

so

vorgerücktem

es sich blos

Algier

sich nicht aneignen

die

angenommen,

lassen und er hatte Gewohnheiten

die

man

mehr ablegen kann."

Alter nicht

darum gehandelt,

in

Hätte

französische Herrschaft in

die

dem frühern System der Türken unverändert

nach

wäre Savary der rechte Mann dazu gewesen.

fortzuführen, so

Die Handhabung einer tyrannischen Polizei verstand dieser

Aber

General meisterlich.

Systems

ohne

die Beibehaltung

Modification

alle

Wenn

Eroberer des Landes.

passte

nicht

des

türkischen

für

die

neuen

früher auf einem Stammgebiet

Verbrechen verübt wurden, wenn Araber gegen die Soldaten

Wehre

der Beys sich zur

Stamm so die

dafür büssen

;

setzten,

dann musste

es fielen einige

manche unschuldige.

oft der

ganze

Dutzend Köpfe, darunter

Eine solche furchtbare Justiz

setzte

im Bereiche der türkischen Soldaten wohnenden Stämme

in Schrecken

er musste

;

sich

kein Häuptling wagte sich zu mucksen oder mit

den Seinigen

in

die

entlegenen Wüste-

neien zurückziehen, was nicht selten geschah.

Despotismus könnte aber nur

den Arabern einerlei Glauben

ein Herrscher hatte.

Einen solchen üben,

der mit

Die Fortsetzung eines

durch Franzosen hätte ganz andere Folgen

solchen Systems

gehabt, weil dann der Fanatismus sich eingemischt und über

den Schrecken gesiegt haben würde. Yatagan

eines

mohamedanischen

Araber unendlich

„Rummis", wo

bitterer,

sein Blut

als

Der Tod

Scharfrichters

der

unter

schien

Tod im Kampfe

dem dem

mit den

von Hass und Schlachtbegeisterung

kochte und die feindliche Kugel ihn direct ins Paradies

zum

Genuss jener höchsten Freuden beförderte, welche der Prophet

dem

Glaubensstreiter verhiess.

der türkischen Justiz,

Das

abscheuliche Verfahren

Auflehnung oder Räubereien

an ün-

168

wenn

schuldigen zu strafen,

die Schuldigen entwischten, hätte,

von den Franzosen nachgeahmt,

und gerechtfertigt;

hervorgerufen

pressalien

wäre

Stoff

ein solcher

Doch

gewesen.

nur die schrecklichsten Re-

bei ihren Predigten

selbst

wenn

es

ganz willkommen

möglich gewesen,

solche Mittel, die Schreckensherrschaft der

Zweck

so hätte dies den moralischen

den Marabuts

Deys

durch

fortzusetzen,

einer europäischen Nie-

Das System der Türken war

derlassung in Afrika verfehlt.

sehr geschickt zur Aufrechthaltung ihres tyrannischen Drucks,

saugte aber das

Land

aus, beförderte die Tyrannei und ver-

Der Araber kümmerte

hinderte jeden Fortschritt.

sich wenig,

den Ertrag seines Feldes zu vermehren, oder seine Viehzucht

um

zu verbessern, da er

war, je mehr er Vermögen besass.

Land und

für das

ohne

alle

die

Erpressungen ausgesetzt

so grössern

Hätteu die Franzosen ein

Bevölkerung so verderbliches System

Modification fortgesetzt, dann wäre gar kein Grund

vorhanden gewesen, eine Acuderung der Herrschaft von Algier

Türkon zu verjagen;

zu wünschen und die hätten

Herren

ihre

seyn, der

wie zuvor.

blieben,

gewechselt,

Boden wäre

öde, das

Wenn

der

die

Eingebornen

ohne ihres Druckes

los

zu

Volk wild und unwissend ge-

Herzog von Rovigo

bei seiner

Verwaltung mit der seinem Charakter eigenthümlichen Strenge und Energie

zugleich

gewissenhafte

die religiösen Vorurtheile

schont,

Gerechtigkeit

gepaart,

und die Sitten der Eingebornen ge-

dagegen Missethaten schnell und streng,

wiewohl nie

an unschuldigen gerächt hätte, so v/ären damals ganz andere Resultate erzielt worden.

Es

giebt nichts,

was einem

,

wenn

auch noch so fanatisch verblendeten Volke mehr imponirt und gefällt,

als

Gerechtigkeit.

Herzog an Willkür

wendung

Als alter Polizeimaun war der

zu lange gewöhnt,

harter, drückender

um

sich von der

An-

Maa&sregeln je durch Rücksichten

189 der Gerechtigkeit und Billigkeit abschrecken zu lassen; jedes

wenn

Mittel, auch das grausamste dünkte ihm gut genug,

nur dem Zweck

es

entsprach, den er sich vorgesteckt hatte: die

Herrschaft Frankreichs in dem ganzen

Umfang

Deyge-

des

bietes auszudehnen und die Stämme unbedingt zu unterwerfen.

Wirkung ganz und

Dieses System verfehlte aber seine

Die Gemüther wurden nur durch gegenseitige Gräuel

um Rache,

jeder vergossene Blutstropfen schrie

an einen aufrichtigen Vergleich

söhnung,

entfesselten Leidenschaften

fernerhin

nicht

mehr zu

war

gar.

verhärtet,

an eine Ausbei den

wild

des National- und Religionshasses

denken

und

der Krieg

zwischen

Franzosen und Arabern nahm seitdem jene wilde fürchterliche Gestalt an, die er bis auf den heutigen

der Herzog

Als

Tag

beibehalten hat.

von Rovigo seine Verwaltung antrat,

war Casimir Perier Minister -Präsident

Die-

in Frankreich.

ser talentvolle und scharfblickende Staatsmann

war damals im

Strudel der Geschäfte zu einer äusserst kritischen Epoche der-

massen versunken, dass er wenig Zeit fand, sich mit der Algierer Angelegenheit zu befassen, und

Hand

liess.

dem Herzog daher

freie

Indessen setzte er doch eine wichtige Maassregel

durch, welche unter günstigeren Umständen der Colonisation des Küstenstrichs der Regentschaft grossen Vorschub geleistet

Er

haben würde.

trennte die Civil- und Militairverwaltung

und ernannte Hrn. Pichon zum Civilintendanten,

welcher

Der

di-

rect mit

dem Ministerpräsidenten

intendant

war zwar dem Obergeneral der Armee untergeordnet,

konnte

aber

doch

durch

seinen

correspondirte.

directen

Civil-

Verkehr mit dem

/Ministerium Manches gegen den Willen des Generals durchsetzen, und die Civilbevölkerung fand

ihm, so

oft sie

immer

eine

Stütze

an

über den Militairdespotismus zu klagen hatte.

Zwischen Herrn Pichon und dem Herzog von Rovigo kam

190

was

es bald zu Collisionen,

süchtigen

Charakteren

dem Herzog weichen

bei zwei so

unbeugsamen, herrsch-

vorauszusehen war.

Pichon musste

aber auch seine Nachfolger Genty de

,

Bussy und Bresson waren

Männer vom besten

thätige, tüchtige

Willen, welche die Colotiisation zu heben suchten, so weit es

Wirkungskreis

ihr beschränkter

Die

erlaubte.

maurische Bevölkerung

wurde gegen den

Algiers

Herzog von Rovigo durch zwei Maassregeln besonders

Da

tert.

die

Truppen damals an Allem Noth

Obdach hatten,

Boden

nackten

schliefen,

eine Contribution von

mit vieler

denen

als ihre leichten Zelte, in

Mühe und

legte

so

der

auf

sie

dem

Herzog den Mauren

5400 Centnern Wolle häufiger

erbit-

und kein

litten,

auf,

welche nur

Anwendung von Zwangsmitteln

Eine andere Maassregel, welche mit Recht

einzutreiben war.

auch den Unwillen so

war

mancher Europäer erweckte,

schon öfters erwähnte Zerstörung

die

einer grossen Zahl mauri-

scher Gräber, welche der schönen Landstrasse, die der Herzog

nach dem Sahel anlegen

Mauren, welche

liess,

im

Wege

Einige

standen.

sich klagend nach Paris wandten,

verbannte

der Herzog aus Algier.

Das System, welches General Savary Landes anwandte, war

Er

send.

liess

für die damaligen

zur Occupation des

Umstände sehr pas-

Lager und Blockhäuser, wiewohl nur

in einer

beschränkten Ausdehnung errichten, und sicherte ein Terrain

von etwa

vier Quadratmeilen

griffe der Araber.

für die kleine Zahl lich

Er sah

um

die

Stadt gegen

ein, dass eine weitere

alle

An-

Ausbreitung

von europäischen Ansiedlern weder nütz-

noch bei dem ziemlich beschränkten Effectiv seiner Armee

möglich war.

Im Said,

April 1832

kam

eine Gesandtschaft von Farhat-ben-

einem mächtigen Häuptling,

welcher im Süden der

191 Provinz CoDstautine in den an die Sahara granzenden sandi-

gen Steppen des Blad

üeber und die

gier

-

ein Häuptling

den

Titel

Scheikh-el-Arab

führte.

wechselte seit Jahrhunderten zwischen den zwei

Familien jener

bedeutendsten

Ben

und

stand

Würde

Wüste Sahara übte

der

welcher unter der Oberhoheit des Beys von

Autorität,

Diese

nach Algier,

wandernden Araberstämme des Dscherid

die zahlreichen

der Gränzsteppen

Constantine

wohnte,

Dscherid

- el -

Südgegenden,

Ben -Said und

Zur Zeit der französischen Expedition nach Al-

Gaua.

war Farhat, das Oberhaupt der Familie Ben -Said,

Besitz jener

Manne

Würde.

misstraute,

im

Achmet-Bey, welcher diesem ehrgeizigen entsetzte

ihn und ernannte Bu-Asis, das

Oberhaupt der Familie Ben-Gana,

mit welchem

Achmet von

mütterlicher Seite nahe verwandt war,

zum Scheikh

Farhat räumte aber nicht so schnell

das

Feld.

el

Arab.

Er

hatte

grossen Anhang in der Sahara, brachte ein Reiterheer zusam»

men und

rückte damit gegen Constantine vor, wurde aber von

Achmet, der die Reiter

in

Person gegen ihn zu Felde zog, geschlagen;

der W^üste zerstreuten sich und die Autorität des

neu ernannten Scheikh-el-Arab wurde von den meisten Stämmen Als Farhat sah, dass er mit seinqn eigener Kräf-

anerkannt.

ten nichts gegen den sich an die

zu einem

Bey

auszurichten vermochte

,

wandte er

Franzosen und munterte den Herzog von Rovigo

Zug gegen

Constantine auf, welchen er mit 10,000

Reitern zu unterstützen versprach. Grosssprechereien

und

die

Der Herzog, welcher

die

ünzuverlässigkeit der arabischen

Häuptlinge damals noch nicht kannte, empfing die Abgesandten Farhat's mit vielem Glanz und Ceremonien,

dessen Anerbieten ausweichend,

Phrasen.

Wenn man

daraus ziehen konnte,

aber

mit

er beantwortete vielen

höflichen

auch für den Augenblick keinen Nutzen so freuete es den

Herzog doch, dass

192 in

jenen fernen Gegenden ein mächtiger Parteigänger Frank-

reichs wohnte,

dessen Beistand bei einer spätem Expedition

gegen Constantine grossen Vorschub gewähren und zur Ausdehnung der Herrschaft Frankreichs

So

beitragen

viel

dachte nicht nur der General Savary,

könnte.

sondern auch seine

Nachfolger, welche die Macht Farhat's viel zu hoch anschlugen

und zu sehr später

viel

wurde, erkannte man lereien

und

die

Wort

auf das

Zug gegen

der

eines Arabers bauten.

Constantine

wirklich

Als

unternommen

wie sehr man sich durch die Prah-

erst,

Versprechungen jenes Häuptlings jahrelang

hatte täuschen lassen.

Die Gesandten Farhat's Sie hatten

schenkt.

verliessen Algier

reichlich

be-

andern rothe mit Gold gestickte

unter

Ehrenbernusse erhalten, wie dies unter der Deyregierung ge-

Wenige Stunden von

bräuchlich war.

der Stadt

wurden

sie

von den Arabern des Stammes El-Üffia ausgeplündert und ihrer rothen Bernusse

Sie

beraubt.

und klagten bei dem Herzog. gesellschaft

,

hatte gespielt

tragte einen der

kamen zurück nach Algier

Savary gab gerade eine Abend-

und Wein getrunken.

Er

beauf-

anwesenden Generale, sogleich mit Truppen

noch in der Nacht aufzubrechen und den Räuberstamm zusammenzuhauen.

Wort.

Er

Der

General

befolgte

und die Chasseurs d'Afrique,

auf

das

Bevölkerung nieder.

stand in schweigender

ihnen geschah,

Bajonnettstichen.

metzelte

Die Graubärte,

die

die

sämmt-

ohne Wider-

Ergebung den Tod erwarteten,

Erbarmen schreienden Weiber,

um-

Maison carree liegenden

Duars von El-Üffia zur Nachtzeit und

ten wie

Befehl

zu diesem Ueberfall aus,

zingelte die unweit des Waffenplatzes

liche

den

suchte die verrufensten Corps, die Fremdenlegion

die

um

die Säuglinge, die nicht wuss-

verbluteten

unter

Säbelhieben

und

Die Soldaten kehrten mit ziemlicher Beute,

193 triumphirend ,

der Lanzen

Spitzen

die

blutigen Häuptern geziert, nach ihrem

wurde geschmaust und getrunken,

So weit

stieg.

und

Bajonnette mit

Lager

Dort

zurück.

Mond

bis der

wieder auf-

trieben einige dieser verrufenen Soldaten

bestialische Rohheit, dass sie

die

abgehauene Glieder der erwürgten

Araber am Feuer rösteten und verzehrten.

So wenigstens

erzählten mir Soldaten der Fremdenlegion selbst, welche

Au-

Deutsche und französische Flüche schallten

genzeugen waren.

Während des scheusslichen Gelages zum Himmel empor.

Keinen

schien der leiseste Gewissensbiss zu quälen.

In Algier jauchzten

That



hiess es

machten es die

hatte sich aber gänzlich in den

Arabern

Schrecken zu verbreiten, entzündete diese

Statt

allenthalben

unverständige Europäer über



„Gerade so

diese Gräuelthat.

Türken auch." Man verrechnet.

viele

Drei Wochen

nur Rachegluth.

Vernichtung des Stammes der Fremdenlegion,

El-Üffia wurde

ein

nach der

Detachement

vom Lieutenant Cham, einem Schweizer

commandirt, bei Maison carree niedergehauen.

Nur

ziger deutscher Soldat wurde geschont, weil er

„Mohamed!"

schrie,

im Augenblick,

als

der Yatagan seine Kehle berührte.

Die Araber schleppten ihn gefangen später, wieder zu den

fort

es gelang

;

thätig gewesen,

sehr nahe bei der Stelle

fielen,

wo

welche bei

sie

drei

Wochen hatten.

Araber, welche dieses Detachement niedermachten

wohnen.

Isser

an,

welche

östlich

Der Herzog von Rovigo

gegen sie bei Nacht zur See Moritz WAGrNER's Algier. II.

ab.

der

und dass ihre Köpfe

das Blut von Greisen und Säuglingen verspritzt

dem Stamm der

Zufall

dass die ermordeten Soldaten

sämmtlich den Compagnien angehörten,

Würgscene zu El-Uffia

ihm aber

Der

Franzosen zu entwischen.

oder wohl die Nemesis wollte, fast

ein ein-

schickte

,

zuvor

Die

gehörten

vom Cap Matifu eine

Expedition

Die Isser waren aber auf 13

194 Hut und General Buchet, der

ihrer

die Expedition befehligte,

Im ganzen Lande wurde

wagte nicht zu landen.

in

Folge

der Ermordung des Stammes El-Uffia der Glaubenskrieg gepredigt.

Die

gefeiertsten Marabuts, namentlich der unermüd-

liche Sidi-Saadi, eilten

von Stamm zu Stamm und wiegelten

guten Moslims gegen die Franzosen auf.

Sogar der vom

General Berthezfene eingesetzte und bezahlte

Aga Sidi-Muba-

alle

Eine grosse Versamm-

rek schloss sich den Insurgenten an.

lung der bedeutendsten Häuptlinge der Provinz Algier wurde zu Suk-Ali, einem Hausch der Metidscha gehalten.

den sich über hundert Kaids,

Ben-Zamun

führte den Vorsitz.

digten

des

voll

fan-

und Marabuts ein;

Scheikhs

Nach

Es

vielen

Reden und Pre-

wüthendsten Fanatismus der weltlichen und

geistlichen Häuptlinge

wurde

ein Vertilgungskrieg

gegen die

eingedrungenen ,.Rummis" beschlossen und jeder Stamm ver-

Auch

sprach sein Contingent zu liefern.

Der Herzog von Rovigo

und Coleah waren mit im Bunde.

war von Allem, was vorging,

die Städte Beiida

ziemlich gut unterrichtet, stellte

sich aber, als achte er nicht darauf und rüstete in aller Stille

eine Colonne aus.

Er

Kräfte vereinigt hätten,

Schlag

führen

zu

wollte warten,

um dann

einen desto

Am

können.

bis

2.

die

Feinde ihre

entscheidendem

October brachen zwei

französische Colonnen zur Nachtzeit von Algier auf; die eine

wandte sich nach dem Hausch Suk-Ali, die andere gegen die Stadt Coleah.

Die

dem Wäldchen von

erste

Colonne

Sidi-Haid.

stiess

auf den Feind bei

Sie wurden von dem Flinten-

feuer der im Hinterhalt liegenden Kabylen empfangen,

den

Vortrab in Unordnung

die Chasseurs

brachte.

lerie,

Gleichwohl sprengten

muthig gegen den Feind an,

Zuaven des Commandanten Duvivier.

was

gefolgt von den

Die arabische

Cava-

obwohl an Zahl sechsfach überlegen, ergriff die Flucht

195 und

liess

die Infaaterie der

Kabyien feige im

Widerstand

Säbelhieben

mit

und

verzweifeltem

Bajonnetstichen

Der Kabylenhäuptling Ben-Zamun zog

sich

Einige

Stich.

Hundert dieser Gebirgsbewohner wurden nach

getödtet.

ärgerlich

,

über

die Feigheit der Araber, in seine Berge zurück, schwur, sich

nie

mehr

in ihre Angelegenheiten zu mischen und blieb

rere Jahre ganz ruhig

meh-

seinem Hausch des Uthans Flissa.

in

Die zweite Colonne, welche vom General Brossard

befehligt

gegen Coleah marschirte, fand keinen Widerstand.

Der

Aga war

rätherische

nahm

von dort entflohen.

ver-

General Brossard

dafür seine Verwandten Sidi-AUal und Sidi-Mohamed-

ben-Mubarek gefangen, obwohl gegen vorlagen und indirect war.

ihr Antheil

sie keine

an der Insurrection jedenfalls nur

Beide Marabuts blieben lange in Haft, bis der

Nachfolger Rovigo's

sie

Die

entliess.

Städte

Coleah wurden zu einer Contribution von verurtheilt, die aber

wohnern

Schuldbeweise

1,]

und

Beiida

00,000 Franken

von den im ganzen ziemlich armen Be-

nicht bezahlt

werden konnte.

Die Verwaltung des Herzogs von Rovigo in Afrika endigte mit einer That, welche sein

markt,

als der Antheil,

Herzogs von Häuptlinge,

Enghien genommen

hatte.

Ben Mussa, ehemaliger Kaid

Khalil, und Messaud,

General Savary zeichnet.

Andenken noch mehr brand-

den er an der Verurtheilung

als

Zwei

des

arabische

des Uthans

Beni-

Kaid des Uthans El- Seht, wurden dem

besonders erbitterte Franzosenfeinde

Der General

Da

beschloss ihren Untergang.

bediese

Kaid^ sich wohl hüteten, nach Algier zu kommen, sann der alte Polizeiminister

Zu

diesem

Zweck

auf Mittel, befahl er den

sie

in

eine Deputation an ihn schicken sollten,

beiden Kaids beizugesellen.

die Falle

zu locken.

Einwohnern Belidas, welche derselben

auch die

Diese zögerten lange und mochten

13*

196

sprechen eines sichern Geleites, wirklich ausstellen ein

daher das schriftliche Ver-

Sie verlangten

die Falle ahnen.

welches der Herzog

Der Kaid

liess.

Freund der Franzosen,

begleitete sie,

französischen Obergenerals

jene Häuptlinge in Algier angekommen,

meu übergeben und Kaid der Khaschna,

den Gensdar-

Männer

gericht

freiwillig seine

dem

wegen

vorgeblich

gestellt,

brechen zum

Tode

verurtheilt

öffentlichen

Der

theilen zu dürfen

Hände zum Fesseln

Messaud und El-Arbi-ben-Mussa wurden vor

hin.

des

Unwillen über diesen Wortbruch,

voll

verlangte den Kerker dieser beiden

auf

als sie

Wort

Kaum waren

Gefängniss geführt wurden.

ins

und bot den Gensdarmen

auf das

vertrauend.

sicher

ihnen

Stammes Khaschna,

des

persönlich

ein Kriegs-

verübter Ver-

uud vor dem Thore Bab-a-Zun

Marktplatz

enthauptet.

Der Herzog

suchte diesen Treubruch, welcher viele ehrenwerthe Officiere

empörte, mit der Erklärung zu entschuldigen, dass jener Geleitsbrief

nur für politische, nicht für Privatverbrecher Sicher-

Der Dragoraan

heit versprochen.

aber, welcher denselben ge-

schrieben, versichert noch heute, dass von einer solchen

terscheidung durchaus keine

Rede gewesen.

Un-

Bald nach dieser

That, die Rovigo's Andenken befleckt, reiste der Herzog nach

Frankreich ab, den Keim der Krankheit in sich tragend, an welcher er wenige Monate später erlag.

Durch Vorgänger

die

Verwaltung Savary's war das System seiner

völlig geändert

General Berthezene hatte

worden.

auf jede directe Einwirkung auf die Araber verzichtet

wenn

es zuweilen

Angelegenheiten unter

unumgänglich nothwendig wurde, mit ihren sich

zu beschäftigen

Vermittelung des

hatte sich aber,

geschlagen,

und

Agas Ben

-

,

so

geschah dies nur

Mubarek.

Dieser

Aga

wie erwähnt, zu den Feinden der Franzosen

an seine Stelle wurde kein anderer ernannt und

197 der Herzog von Rovigo wollte wieder direct mit den Arabern Letzteres System wäre allerdings das

verkehren.

gewesen, hätte man

es gleich

rathsamste

von Anfange an verfolgt.

Der

häufige Wechsel des Verfahrens hat in der Regel schlimmere

Folgen, tes

Die Araber,

System.

wenn auch

consequent durchgeführtes,

als ein

ein kluges,

scharfblickendes Volk,

hatten den Charakter der Franzosen und ihrer

Das

durchschaut.

Während

in der

schlug

ganzen Berberei hervorgebracht

der kriegerischen

man

Benehmen der

welchen die Ein-

Aufregung,

sich

des Ostens und Westens.

eben so

hatte.

welche in der

Stammes El

Provinz Algier der Niedermetzelung des folgte,

Regierung bald

unbeständige, wankelmüthige

Regierung schwächte den Eindruck sehr,

nahme Algiers

schlech-

erbittert in

~

üffia

den Provinzen

Ben-Aissa, der General des Beys

von Constantine, hatte sich der Stadt Bona bemächtigt, aber die

Kasbah

blieb

ihm verschlossen, und

gewonnen durch

Besatzung warf sich,

die dortige türkische die

Ueberredung des

Capitains Yussuf , eines jungen italienischen Renegaten

cher,

als

Kind von tuneser Corsaren aufgegriffen,

Bey von Tunis

seine

Jugend

verlebt

hatte,

wel-

,

bei

und der

türki-

schen und arabischen Sprache vollkommen mächtig war,

Franzosen

in die

Arme.

dem

den^

Ibrahim, der, wie erwähnt worden,

jener Citadelle sich verrätherisch bemächtigt hatte, wurde mit seinen die

Anhängern zur Flucht gezwungen.

Kasbah

die Stadt,

Häuser rung.

in

in

Als Ben-Aissa

den Händen der Franzosen sah

plünderte

sie

die

Bevölkerung zur Auswande-

Yussuf nahm mit den Türken die

dortigen Gegend griffen,

räumte er

aber zuvor, steckte einen Theil der

Brand und zwang

und rauchenden Trümmer

,

in Besitz.

verlassenen Häuser

Die Araberstämme der

durch Ibrahim

aufgewiegelt,

die

Stadt öfters an, wurden aber zurückgeschlagen, und Yussuf,

J98 der inzwischea sein türkisches Corps orgauisirt hatte, ergriff

nun die Offensive, machte Ausfälle oder sogenannte Razia,

wie die Araber jene Streifzüge nennen, welche mit der Plünderung der Duars verbunden zösische Garnison

Eine hinreichende fran-

sind.

kam nach Bona, und General Monk

Das Verfahren

wurde zum Commandanten derselben ernannt. dieses Generals gegen

die

Eingeborenen war

seine Milde, wie

die

viele

Beni-Ürschin und

die

Kharesas, wel-

che sich mit ihren Familien und Heerden in der

Bona

andere Stämme, wie

lagerten;

Freund-

Einige Stämme gewann er durch

und Leutseligkeit.

lichkeit

Er

vortrefflich.

mit der nothwendigen Energie auch

vereinigte

d'üzer

die

Nähe von

Merdass an den

Ufern des Mafragg und die Elmas, welche in der Nähe des Sees Fezzara wohnen, schüchterte er durch Strenge ein strafte ihre Feindseligkeiten durch

und nöthigte

wenn auch

sie endlich,

um

ihrer

be-

Heerden

(Gnade) zu flehen, und,

nicht sich völlig zu unterwerfen, doch wenigstens

fechten sich durch persönlichen

Türken

welcher in allen Ge-

Yussuf,

sich streng neutral zu halten.

seinen

Wegnahme

Aman

,

Muth

hervorthat, leistete

mit

die trefflichsten Dienste.

In der Provinz Oran machten

weniger Fortschritte,

als in der

ten die marokkanischen

die

Franzosen noch

viel

Zwar

hat-

Provinz Algier.

Truppen, auf

die energischen Recla-

mationen Frankreichs hin, die Stadt Tlemsan geräumt, dage-

gen machte der junge Abd-el -Kader immer grössere FortGeneral Boyer,

schritte.

der eine Verstärkung an Cavalerie

erhalten hatte, machte einige Streifzüge, die aber nichts fruchteten.

chen

Bei der Annäherung der französischen Truppen bradie

Araber ihre Zelte ab,

den nach den Bergen. die Lebensmittel

So

und flohen mit ihren Heer-

oft die

Franzosen, wenn

ihnen

ausgegangen waren, den Rückzug antraten,

199 erschienen die arabischen Reiter von allen Seiten, beunruhig-

Marsch der Colonne, plänkelten mit der Arrieregarde

ten den

und hieben die ermüdeten Nachzügler

Stamm unterwarf

einziger

nächsten bei

sich; ja,

Nicht ein

Stücke.

in

Stämme, welche am

die

der Stadt Oran wohnten und

die Ueberfälle der

Franzosen am meisten zu fürchten hatten, die Garrabas und die 4.

Beni- Ammer, waren die

Mai 1832 wurde Oran von

griffen,

Marabut Sidi-Mahiddin,

Damals machten

die

Kanonen

Pferd

in

Person anführten.

ein

Arabern

vortrcftliclier

der Nähe der Mauern auf und ab, und

Reiter, galoppirte in sein

die

Fantasia machen,

während er

vorbeisausenden Kugeln mit seinen Scherzen begrüsste. zeigte diesen

kühnen Muth,

theils

um

sich in

seiner Landsleute noch mehr zu erheben,

das

Umgebung Orans

von der

der Folge wieder,

sie erschienen

ab;

und zwischen

war jeder Verkehr unterbrochen. November

auch,

Am

Nutzlose ihrer Versuche

die

Er

Meinung

der

theils

ihnen die Furcht vor den Kanonen zu nehmen.

zogen die Feinde,

und

sein grei-

und Haubitzen den

Abd-el-Kader,

noch grossen Schrecken.

3.

einigen tausend Arabern ange-

welche der junge Emir Abd-el- Kader und

ser Vater, der

liess

Am

allerfeindseligsten.

9.

um Mai

einsehend,

aber öfters in

der Stadt und

dem Innern

General Boyer wurde im

lfe32 abberufen und durch den General Desmichels

ersetzt.

Während

der Herzog von Rovigo in

Gesundheit wieder herzustellen suchte,

Frankreich seine

war

die

Verwaltung

der nordafrikanischen Besitzungen Frankreichs einstweilen in

den Händen des Generals Avizard.

arabe

ein,

dere Aufmerksamkeit widmen schriftlich

Er

setzte das

Bureau

welches den arabischen Angelegenheiten beson^

und mit den Stammhäuptlingen

und mündlich verkehren

sollte;

zum Chef desselben

200 wnrde der junge Capitäa Lamoriciere ernannt, talentvoller Officier,

welchen

tigkeit der Eifer empfahl, mit

welchem er

Sein Nachfolger war Pellissier,

der Araber stu-

Capitän

Stimmen tüchtige

über dessen Verdienst übrigens die

,

Algier sehr getheilt sind.

in

vom Gene-

und dabei ein

ralstabe, ebenfalls ein tüchtiger Geschäftsmann geistvoller Schriftsteller

Tüch-

die Angelegenhei-

ten des Landes, die Sitten und die Sprache dirte.

ungemein

ein

ausser seiner militairischen

Scharfen Verstand,

Kenntnisse und besonders einen streng rechtlichen,

edlen und festen Charakter geben ihm auch seine zahlreichen

Gegner zu;

sie

Wirken

behaupten aber, sein

für die Colonie

sey durchaus unglücklich gewesen, weil ihn eine hartnäckige Vorliebe für die Eingeborenen, besonders für die Araber, und entschiedener Hass gegen die europäischen Ansiedler beseelte,

unter denen freilich ein grosser Theil aus

europäischen

Länder,

oder

dem Abschaum der Speculanten

geldgierigen

aus

bestand.

Nach dem Tode

des

von Rovigo

Herzogs

wurde der

General Voirol zum Obercommandanten der afrikanischen Ar-

mee

ernannt.

Er war

ein

Mann von geradem

unerschütterlicher Gerechtigkeitsliebe,

dabei

Charakter und

aber allzu mild,

Vorgängers, von dessen Ener-

das schroffe Gegentheil seines

gie ihm ein guter Theil zu wünschen gewesen wäre. seltsame,

plötzliche

Dieser

Wechsel der Männer und Systeme war

ohne Zweifel an den geringen Fortschritten der Franzosen in Algier grossentheils mit schuld.

gleich weit ins Innere setzte

Medeah.

sich ganz in die

recten

wagen,

Berthezene

Clauzel wollte sich allso-

überschritt den Atlas

und be-

räumte diese Stadt wieder, zog

Nähe von Algier

zurück, wollte

Verkehr mit den Arabern und warf

maurischen Intriganten in die Arme.

sich

keinen

di-

dagegen den

Rovigo wollte das ver-

201 loreiie

Ansehen der französischen Waifen im Innern wieder

herstellen, den

Aga

Würde,

seiner

entsetzte er

neral wollte er direct den

Oberge-

als

Stämmen gebieten, und wählte

Mittel hierzu das türkische System der Willkür und

General Voirol hätte

Strenge.

als

blutiger

Grosses ausrichten können,

wenn

er die aufgeregten

Stämme durch Mässigung

dabei

aber eine

und strenge Justiz gegen die Uebel-

rasche

thäter aufrecht gehalten

che Feindseligkeiten der Beni-Khalil

hätte.

Er war

namentlich die

,

zu weich, Hess man-

Ermordung des Kaids

Buseid-ben-Schaua's, der unter allen Häupt-

,

lingen der Araber fast der einzige war,

nem Tode hing,

mit

same Strenge des

welcher bis zu

und nachdem die Araber durch die grau-

Herzogs vnn Rovigo

erbittert,

Theil auch eingeschüchtert worden, legten als

sei-

Treue an den Franzosen

unerschütterlicher

ungerächt,

neuen Generals

versöhnt,

Schwäche aus,

sie

die

aber

zum

Milde des

wurden wieder frech und

erneuerten ihre Insulten.

Die Verwaltung des Generals Voirol war im Ganzen

Durch Anlegung prächtiger Landstrassen

ziemlich friedlich.

zwischen den verschiedenen Lagern und Dörfern erwarb sich dieser Officier grosses Verdienst, eben so durch sation des

ein

Fhas oder Weichbildes der

Geusdarmeriecorps

,

aus Eingeborenen

Schutze der nächsten Umgebung.

gänger waren

worden,

zwei

Kuba und

Stadt.

errichtete

zum

bestehend,

Schon unter seinem Vor-

europäische Colonistendörfer gegründet

Deli- Ibrahim.

Ortschalten waren

grössteutheils

ursprünglich nach

Amerika zu gehen

Die Einwohner beider

blutarme

Deutsche,

zösische Regierung gab

welche

dann

beabsichtigten,

aber nicht Geld genug für die Ueberfahrt hatten.

rialien

Organi-

die

Er

Die

diesen Unglücklichen Boden,

zum Häuserbau, Vieh, Ackergeräthe und

fran-

Mate-

selbst

Le-

202 bensmittel

wie den Soldaten,

,

den, sich selbst zu ernähren.

vom Hungertode,

im Stande seyn wür-

bis sie

Menschen

Sie rettete diese

fand aber wenig- Dankbare

unter ihnen.

Ein Theil dieser Ansiedler verkaufte Vieh und Ackergeräthe,

Hände

legte die

Kuba,

in

den Schooss und vertrank das erlöste Geld.

einer schönen aber ungesunden

in

wurde von Seuchen heimgesucht; starb,

Einwohner

die übrigen

Gegend gelegen, Bevölkerung

die Hälfte der

Kuba wieder,

verliessen

und

zwei Jahre nach seiner Gründung war dieser Ort völlig menschenleer

,

und seine Häuschen

Eine sehr

Ruinen.

fielen in

preiswürdige Verwaltungsmaassregel des Generals Voirol war

auch der Beginn von Canalbauten zur Austrocknung der Ebene Metidscha.

Er verwendete Unternehmen

nothwendigen und

zu diesem gewaltigen und streng

berberische

die

Militairsträflinge

Tagelöhner und

Theil

einen

arabische

,

des

Heeres.

Leider wurden diese Arbeiten von den Nachfolgern VoiroFs gar nicht fortgesetzt,

theils

in den

theils

Auch

sehr lässig betrieben.

Umgebungen Bonas wurden Arbeiten zum Austrocknen

der Moräste, welche fast dicht an die Stadtmauern stiesseu, unter Voirol's Verwaltung begonnen.

Die Besetzung des Seehafens Budschia war schon unter

dem Herzog von Rovigo

beschlossen worden.

Anlass hierzu

Ein

gab eine Reclamation der Regierung Englands. sches

Fahrzeug war nämlich auf der Rhede von Budschia

von den Eingeborenen

insultirt

worden.

Das

englische Cabi-

net erklärte der französischen Regierung, dass,

gleichen Vorfälle an einer Küste, die sie betrachte,

Maassregeln

nicht

zu

treffen

Die Regierung eine

briti-

Drohung

verhindern

werde,

Frankreichs zu

sehen,

wenn

als ihr

vermöge,

England

dergleichen Insulten glaubte

dass

in

England

sie der-

Besitzthum

dieser selbst

selbst

zu rächen.

Erklärung sich

Bu-

203 dschias

und

bemächtigen wolle,

beeilte sich,

ihm zuvorzu-

kommen.

Am

22. September

zwei Bataillons

des

Trezel

verliess eine kleine

Linienregiments

.59sten

am

landeten

29.,

Forts und der Kasbah durch die Kriegsschiffe

an

Bord

die

nachdem das Feuer der

Kanonen der französischen

zum Schweigen gebracht worden. General Tregetäuscht,

zel hatte sich auffallend

von Toulon

Escadre mit

Die Truppen unter dem Commando des

Rhede von Toulon. Generals

1833

den

zu

Officieren

als

er

Abfahrt

der

bei

des Expeditionscorps

Siigte:

kriegerischen Unter-

„Unsere Soldaten sind zu keiner sehr

nehmung berufen, sondern werden mehr Hacke und Schaufel,

als

und Säbel in Budschia zu schwingen haben.

Flinte

Der Empfang, den

Expedition

die

fand, gab diesen friedlichen

der Kabylen

von Seiten

Hoffnungen eine grausame Wi-

Nirgends wehrten sich die Eingeborenen tapferer

derlegung.

und hartnäckiger

als in

und bei Budschia.

gigem scharfem Gefecht wurden

die

Erst nach viertä-

Franzosen Meister der

Stadt, welche durch das Kanonenfeucr grosstentheils

worden war.

zerstört

Die sämmtliche Bevölkerung wanderte aus und

mischte sich

unter die

Kabylenstämme der Gebirge.

Die

Franzosen besetzten einen verlassenen Schutthaufen, auf wel-

chem nur Blut und Leichen zurückgeblieben waren; seligkeiten hatten die ten

Bewohner

gerettet.

ihre

Hab-

Zum Commandan-

von Budschia wurde der Balaillonschef Duvivier ernannt,

der dort in den zahlreichen

Lorbeern

erntete,

Kämpfen gegen

die

Kabylen dürre

ohne irgend ein Resultat zu erreichen.

Kabylen der Umgegend von Budschia gehören zu den barsten und unbändigsten

Fanatismus

und

hohem Grade,

wilde

Stämmen der Berberei. Freiheitsliebe

beherrschen

Die

streit-

Religiöser sie in so

dass sie, trotz aller materiellen Vortheile

und

204 Versprechungen, sich doch nie bewegen Hessen, mit den Franzosen irgend einen friedlichen Verkehr anzuknüpfen.

In der Provinz Algier

Stämme

der General Voirol einige

hatte

Verbündete gewonnen,

als

Khaschna im Osten

die

der Ebene Metidscha, die Beni-Mussa, deren Duars im frucht-

Theile der grossen Ebene liegen,

und einen Theil

der Beni-Khalil im Centrum der Metidscha.

Die Gesinnungen

barsten

dieser

Araberstämme waren nicht

für die Franzosen

;

eigentlich freundschaftlich

da ihre Wohnsitze aber ziemlich nahe bei

der Stadt Algier und demnach im Bereiche der französischen

Colonnen lagen, waren

sie

klug genug, mit den Eroberern

Algiers sich friedlich abzufinden,

um

nicht auch

des

trat

ganz in die Dienste der Franzosen

Schick-

das

Ein einziger Stamm

Stammes El-Üffia zu haben.

sal

es

;

waren

die Ari-

ben, früher ein mächtiges und zahlreiches Geschlecht, welches aus der Sahara stammte, von dort nach der Hochebene

Hamsa

wanderte und nach mancherlei widerwärtigen Schicksalen sich

nach verschiedenen Gegenden zerstreute.

Ein Theil der Ari-

ben zog sich nach der Metidscha und lebte dort,

Eigenthum besass, von Diebstahl.

da er kein

General Voirol wies die-

sen Arabern Wohnsitze östlich von Algier bei

dem Hausch

Rassota an, bildete aus ihnen ein Corps von irregulairen Spahis

und ernannte zu ihrem Kaid Ben-Zecri, einen geflüchte-

teten Häuptling der Provinz Constantine.

Hadschuten

,

welche unaufhörliche Einfälle

Beni-Khalil und den Sahel machten. Araber,

Gebiet,

besten

in

Es waren

die

den Uthan der

Die Hadschuten

bewohnen zwischen der ChifFa und Scherschel

fruchtbares, von tes

Ein einziger Stamm

Frieden der Umgegend von Algier.

störte den

sind ein

Sümpfen auf der Ost- und Nordseite geschütz-

besitzen

vortreffliche

Reiter des Landes.

Pferde und

gelten für die

Die Mehrzahl der Hadschuten

205 gehörte unter den Türken zu

war

dieser

Stamm

die Zahl dieses

Stämme, so wie

zu nehmen, welchen

fast lirte

alle kriegs-

die

kein

Tag, an dem

Wohnungen

um an dem Räuberkriege Theil

nicht kecke Ueberfälle ausgeführt, iso-

Phlegma.

unerträglich,

und die energi-

Stammes Beni-Khalil, die Einfälle der

welcher als

Hadschuten zu

lei-

weckten den General Voirol endlich aus seinem

Zwei Expeditionen wurden gegen

unternommen; die

ßrb commandirt, Khalil

und Heerden geraubt wurden.

am Ende

des

Nachbar am meisten durch den hatte,

Es verging

organisirt hatten.

geplündert

schen Vorstellungen

die Verbrecher

und raublustigen Indi-

Hadschuten gegen die Franzosen und

arabischen Verbündeten

Dieser Zustand wurde

sich

Seitdem wuchs

Stammes mit jedem Jahre, da

viduen sich zu ihm flüchteten,

ihre

abenteuerlichen

Hadschuten nicht über vierhundert Reiter.

aller übrigen

Aga; immer

des

und

Bei der Einnahme Algiers zählten

Sinnes weg-en berühmt. die

dem Makhsen

krieg'slustigen

seines

die

erste missglückte, die zweite,

hatte ein

Hadschuten

vom General

vollkommenes Resultat.

DieBeui-

und ßeni-Mussa, welche der französischen Colonne

nahmen den

anschlössen,

Hadschuten

gestohlenen

die

Heerden wieder ab und noch mehr Vieh dazu. terwarfen sich die

Hadschuten,

Darauf un-

welche zu jener Zeit noch

lange nicht so keck und mächtig waren, wie heutiges Tages,

und

die

Wiederholung eines Besuchs der französischen Colon-

Kuider-ben-Rebeha, der Kaid der Hadschu-

nen fürchteten. ten,

erschien persönlich in

Voirol zur Tafel gezogen.

dschutenhäuptlings

Algier und wurde

vom General

Die imposante Gestalt

dieses

Ha-

war damals Gegenstand der allgemeinen

Neugierde.

Während

in

der Provinz Algier Friede herrschte, und

in der Provinz Constantine die Feindseligkeiten

ziemlich

un-

206 waren,

bedeutend der Krieg.

gen

den westlichen Landestheiien

in

General Desmichels galt für einen rastlos tapfer

Officier,

Kniffen,

wüthete

dabei voll

im

Ehrgeiz und von einer Unabhängigkeit

Commaudo ganz

des Charakters, die ihn zu untergeordnetem

Im Lande noch

unpassend machte. die Sinnesart der

thäti-

gewandt in diplomatischen

Felde,

neu, die Kriegsweise und

Araber nicht aus eigener Erfahrung ken-

nend, wollte Desmichels erst versuchen, was mit Waffenge-

Er machte

walt gegen diese Wilden auszurichten sey.

züge gegen die Garrabas und Zmelas und nahm Heerden weg. der

frei,

um

,

überfiel

Die Gefangenen

Wirkung

zu sehen, welche

Milde weise gepaartes Benehmen habe.

war aber damals

Streif-

einige Duars,

liess er

dann wie-

ein mit Strenge und

Eine solche Politik

Abd- el-Kader's Macht und

bereits zu spät;

Einfluss hatte sich zu weit schon ausgedehnt, und kein

Stamm

konnte mehr für sich allein mit den Franzosen einen Ver-

Die Zmelas,

gleich abschliessen.

Weiber wieder haben wollten chen Vergleich, Geiseln ihrer

und

stellten

welche ihre gefangeneu einmal einen sol-

versuchten

,

dem General Desmichels sogar

Aber Abd -el- Kader

Treue,

nen Reitern die Zmelas Franzosen abzubrechen,

,

zwang und

sie

,

überfiel mit sei-

jeden Verkehr mit den

trotz ihres verpfändeten

Worts

und ihrer gestellten Geiseln an dem Kriege gegen die Christen wieder Theil zu

dieser Provinzen nicht

,

nehmen.

Eine Unterwerfung der Stämme

oder auch nur ein Friede mit ihnen

,

war

mehr möglich, ohne Abd -el- Kader durch Waffengewalt

vernichtet

oder durch Vergleich für die

gewonnen zu haben.

Stämme,

die

Er bemächtigte

französische

Sache

Sein Einfluss erstreckte sich über

zwischen

alle

Mascara und dem Meere wohnten.

sich auch der Stadt

wohnenden Türken und Kuruglis,

Tlemsan obwohl

,

und die dort

sie

ihm den Ein-

207 tritt

Meschuar

in den

(Citadelle) nicht gestatteten,

ten sich doch jeder Feindseligkeit

Einnahme Tlemsans

starb

gegen

Bald nach der

ihn.

Abd-el-Kader's Vater,

Macht des jungen Emirs und

durch die

ihm und seiner Familie

alle

Stämme

die

Sidi-3Ia-

ohne dass da-

der gefeierte Marabut der Haschern,

hiddin,

enthiel-

Verehrung, die

zollten,

im Mindesten

abnahm.

Am und

besetzte General Desmichels den

1833

3. Juli

Die Stadt

von Arzew.

die Forts

selbst,

Hafen durch

welche

Vermittehmg ihres Kadis Bethuna mit den Franzosen freundschaftliche

Verbindungen unterhalten hatte, wurde durch Abd-

el-Kader's Truppen wenige zerstört

Arzew

und ist

Tage zuvor

Häuser

erstürmt, die

Bevölkerung zur Auswanderung gezwungen.

die

seitdem völlig von der Liste der Städte

Lan-

des

des verschwunden, und seine Bewohner, wieder ganz zu Wil-

den geworden

,

leben unter die Araberstämme der Ebene des

Bald daran fnahmen die

Sig vermengt.

französischen Trup-

pen auch Besitz von der Stadt Mostaganem, welche der kische

Kaid

Desmichels

Ibrahim

stellte

ohne Widerstand übergab.

es den

Einwohnern

völlig frei,

tür-

General ob sie un-

ter französischem Schutze bleiben oder mit ihrer beweglichen

Habe auswandern send Familien,

Die grosse Mehrzahl, über

wollten.

wählte letztern Schritt,

Stiche lassend, ins Innere zurück.

Mauren vermochte

Widerstände

gegen

Hand, war aber doch gen dulden, mit

die

sie

im

Der dumpfe Fanatismus

zwar nicht zu einem energischen

Franzosen

mit

den

Waffen

so mächtig, dass sie lieber

lieber ihre

den rauhen

tau-

ihre

ihre prächtigen Gärten und Landsitze

bequemen Häuser,

dieser

und zog sich,

in der

Bedrückun-

weichliche und ruhige Lebensweise

Gewohnheiten und Sitten der barbarischen

Beduinen vertauschen, und den Bedrückungen der arabischen

208 Häuptlinge, welche die „Hadars" (Stadtbewohner) von gan-

zem Herzen verachten,

sich

aussetzen,

als in

der Nachbar-

schaft der Christen bleiben wollten.

Am

3.

December 1833 wurde zwischen Abd-el- Kader

und dem General Desmichels, welche in

pen

ins

Feuer führten,

Gefecht in der Ebene Tlelat geliefert, französischen

Kampf Die

Person ihre Trup-

ein hartnäckiges und ziemlich blutiges

wohin der Emir den

Der

General förmlich herausgefordert hatte.

blieb aber,

wie früher, ohne entscheidendes Resultat.

Feldartillerie der

Franzosen

richtete

furchtbare Verhee-

rungen unter den zahlreichen Reiterschwärmen der Araber an, dennoch musste sich die französische Colonne

müde gekämpft und keine Lebensmittel mehr zug bequemen, flinken

hatte,

und wurde von den Feinden,

Rossen wie Raubvögel

sie

als sie sich

,

zum Rück-

die auf ihren

umkreisten,

jeden müden

Nachzügler in Stücke hieben und immer die schwächsten Seiten der Marschcolonne

unter die

zum Angriff auszuwählen wussten,

Mauern von Oran

begleitet.

Als der General Desmichels sah

Lande, wo

seine

bis

,

dass in einem solchen

Truppen nirgends Nahrung, nirgends Ob-

dach fanden, und gegen ein solches Volk, das die furchtbarsten Strapazen mit Leichtigkeit ertrug und

gegen

die

Fran-

zosen die verderblichste Kriegsweise anzuwenden wusste, mit

Waffengewalt nichts auszurichten war,

dass

selbst ein sieg-

reiches Gefecht nicht das mindeste Resultat lieferte, entschloss er sich zu Unterhandlungen.

schreiben

Nach langem Hin- und Her-

kam zwischen ihm und Abd-el -Kader

zu Stande, welchen Desmichels keck

Auftrag, ohne die Gutheissung

zwei Theile;

Vertrag

genug war, ohne den

seiner Chefs,

Voirol und des Kriegsministers, abzuschliessen. enthielt

ein

des

Generals

Der Tractat

im ersten wurde den Arabern zuge-

209 Waffen

standen,

und Kriegsmunition

in

Dem Emir

Häfen einkaufen zu dürfen. der Getreideausfuhr bewilligt,

den französischen

wurde das Monopol

und die Auslieferung der ara-

Im zweiten Abschnitt

bischen Deserteurs ihm versprochen.

des Vertrags verpflichtete sich der Emir,

die

Feindseligkei-

ten einzustellen, die französischen Gefangenen und Deserteurs

herauszugeben, nern unter versehen

den Europäern zu gestatten,

endlich

Abd -el-Kader's Schutz und

zu reisen.

mit

dessen

im In-

Fermau

General Desmichels fand für gut, von

diesem für den Emir äusserst günstigen Vertrage seiner Re-

gierung nur den zweiten Abschnitt vorzulegen, des ersten Theiles aber geheim zu halten.

die Clausein

Erst

unter

dem

Nachfolger des Generals^ Voirol wurde die Wahrheit bekannt,

Die Mehrzahl der

und Desmichels sogleich abberufen.

die Algierer Angelegenlieiten eingeweihten ses seltsame

Benehmen

erklären, dass

Männer

will

in

die-

des Generals Desmichels nur dadurch

Abd -el- Kader ihm

einen Antheil an

dem Ge-

winn, den das Handelsmonopol ihm brachte, insgeheim zugesichert habe.

Gegen das Ende des Jahres 1834

erhielt die

Verwaltung

der Regentschaft Algier eine neue Organisation.

mando der Armee und des

,

die

einen

vom

22. Juli

1834

des

Generalgouverneur,

zu

welchem Posten der

Generallieutenant Graf Drouet d'Erlon berufen wurde. Civilintendanten ernannte

sen

man den

Wirken von kurzer Dauer war.

Wie

die meisten

Zum

Präfecten Lepasquier, des-

Die Wahl des Grafen

d'Erlon, der davon selbst nichts geahnt hatte,

keine glückliche.

Lan-

als „fran-

Norden von Afrika" bezeichnet wurde,

zösische Besitzungen im erhielt

Administration

oberste

das durch eine Ordonnanz

Das Com-

war durchaus

Veteranen der Kaiserzeit

Nachwehen der Strapazen des Feldlebens 14 Moritz Wa&ner's Algier. II.

hatten

Alter und

210 seine Erergie und geistigen Fähigkeiten abgestumpft, und es sich in die Angelegenheiten eines

wurde ihm schwer,

Landes

zurecht zu finden, dessen Zustände so verwickelt, so kitzlich sind,

und

irgendwo,

als

die zu bemeistern

wohl nur einem

Von

jungen, thatkräftigen Genie vorbehalten seyn wird. den meist abgenützten Männern, welche

An dem

lichste Verwalter.

dern protestirte

in

er keine Schuld, son-

Paris dagegen bis zum letzten Augenblicke.

In der Provinz Algier wusste er Friede und

Zu

len.

Städten des Innern, mit

es

ihm wohl gelangen,

Mit

Medeah und

namentlich in

in den

Miliana, ein-

den Franzosen verbündete Häuptlinge einzu-

und dadurch eine Rivalmacht gegen den ehrgeizigen

setzen,

jungen Emir von Mascara zu gründen. unterlassen,

Tractat

tfes

war

ein

Generals

Dagegen war

hatte.

herzustel-

w^urden weniger Verbrechen verübt.

mehr Energie wäre

heimische,

dies

Ruhe

keiner andern Zeit, weder vor noch nach der Ver-

waltung Voirol's etwas

Ange-

die

ungeheuren Missgriff des Frie-

Abd-el-Kader trug

mit

1830

war General Voirol der glück-

legenheiten Algiers leiteten,

densvertrags

seit

all'

in

Dass General Voirol

grosser Fehler,

Desmichels,

Bezug auf

die

der,

gleich

unseligsten

die Organisation

dem

Folgen der von

den Franzosen occupirten Landestheile das Wirken des Generals Voirol äusserst wohlthätig

und verdienstlich,

seiner Vorgänger oder Nachfolger er.

Dies fand auch die

vollste

und keiner

leistete hierin so viel,

europäischen Ansiedler in Algier.

Daher

begleiteten auch das

Bedauern und die V^ünsche der ganzen Bevölkerung,

Mohamedaner, wie der Christen, das

Mann

wie

Anerkennung von Seiten der

Schiff,

nach der Küste Frankreichs trug.

der

das jenen edlen

2J1

V. Algier unter der Herrschaft Frankreichs.



Krieg geDie Verwaltungsmaassregeln des Grafen Droiiet d'Erlon. Rasche Zunahme sei gen die Hadschuten. Abd- el-Kadei% Sein Sieg über Mustapha-ben-Ismael und die übriner Macht. gen ihm feindseligen Häuptlinge. — Treffen zwischen Abd-el-Kader und Mussa-el-Darkui. Einfall des Emirs in die Provinz Titeri. — Wiederausbruch des Krieges. Uebergang der Duairs













und Zmelas zu den Franzosen. Niederlage der französischen Truppen unter Trezel an der Makta. — Abberufung des Grafen



Ankunft des Marschalls Clauzel in Algier. — Drouet d'Erlon. ExpeExpedition gegen Mascara und Einnahme dieser Stadt. dition gegen Tlemsan und Besetzung des Meschuar. — Gefechte Rückliehr an der Tafna gegen Abd el-Kader und die Kabylen. des Marschalls Clauzel, - Kriegerische Operationen in den Provinzen Algier und Titeri. — Schlappe der Franzosen an der Taf-





na,





Sieg des Generals Bugeaud an der Sikak.

in Budschia. tine unter



Ereignisse

Erste Expedition der Franzosen gegen Constan-

dem Commando



des Marschalls Clauzel.

Fehlschla-

gen derselben und trauriger Rückzug der französischen Armee. Abberufung des Marschalls Clauzel.

JLn den ersten d'



Monaten der Verwaltung des Grafen Drouet

Erlon herrschte in den Umgebungen sämratlicher von den

mit

Truppen besetzten Städte

die tiefste

Ruhe, und

Ausnahme der Stämme von Budschia standen

die Einge-

französischen

borenen überall mit den Franzosen in Handelsverkehr, besuch-

J4

*

212 teil

die

Märkte und

gefielen sich dort gar sehr

wohl, da

sie

schweres Geld von da in ihre Wildnisse zurückbrachten.

Dies

Es gab auf beiden

Seiten

dauerte aber nur wenige Monate.

Leute, die das Friedens

zu werden anfingen.

satt

Franzosen waren es besonders die ehrgeizigen chen es nach kriegerischen Thaten,

Bei den

Officiere, wel-

Avancement und Ehren-

kreuzen rüstete und denen die persönlichen Interessen und der

Ruhm

der französischen Waffen

mehr

galten,

Eine

lassungen.

der

Maassregeln

ersten

war, Truppen nach Buffarik zu schicken, arabische festes

der bedeutendste

zu Ehren

dort ein

Camp

d'Erlon

Die Lage von Buffarik im Centrum der

genannt wurde. ist

Aus-

Gouverneurs

des

wo

Markt der Metidscha gehalten wurde, und

Lager zu gründen, welches ihm

Metidscha

die

als

der neuen Nieder-

breitung der Colonisation nnd die Blüthe

Camp

äusserst wichtig.

d'Erlon wurde bald der

bedeutendste französische Waffenplatz der Algierer Umgegend.

Es erhoben

der grossen Ebene in kurzer

dort inmitten

sich

Zeit eine ziemliche Zahl Häuser streut liegenden in der

s'tattlicheu

Umgebung

,

Obristlieutenant

Marey,

die

wurde zum Aga der Araber

des

aufgelöst.

das Corps

der

Der neue Aga überSpahis

und

sollte

Araberstämme der Metidscha eine ziemlich ausge-

dehnte Autorität üben. tastischen

der in

ein sehr reicher Officier,

Bureau arabe

nahm den Oberbefehl über über

zer-

zeigt

einer völligen Wildniss ein seltsames Bild.

Paris viele hohe Göuner hatte, ernannt und das

und der Anblick dieser

Wein- und Kaffeeschenken

Mann.

Er

Marey hatte

an

galt

für

einen etwas phan-

den Sitten und

Landes einigen Geschmack gewonnen

,

Gebräuchen

Hess sich den

Bart lang wachsen, das Haupthaar rasiren und trug den Tur-

ban

und

reiche

prächtige

Kleider

im

maurischen

Schnitt.

Mit diesen äusserlichen Nachäffungen der Sitten der Einge-