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German Pages 364 Year 1841
REISEN IN
-
»ER REGENTSCHAFT
ALGIER IN
DEN JAHREN 1836, 1837 UND 1838
VON
ö.
MORITZ WA GIER.
NEBST EINEM
NATURHISTORISCHEN
UND
EINExM KUPFERATLAS.
ANHANG
ZWEITER BAND.
LEIPZIG, VERLAG VON LEOPOLD I?lCHaÄ^DLFU
n. K.
ACADKMIE
I).
VOSS,
WISSEKSCHAFTEN ZU
1841.
ST.
PETEnSBURG.
—
I n
li
a
1
t.
Seite
Die Völker der Regentschaft Algier
1
3
Die Araber
I.
54
Die Kabylen
II.
Die Mauren
III.
IV. Die
71
Türken und Kuruglis
............
Neger
VI. Die VII.
88
93
V. Die Juden
106
Die Mosabiten
................ Bemerlcungen
Crcscliiclitliclie
üljer die
110
Regent-
scliaft Algier. Nordafrika von den ältesten Zeiten bis zur Landung der Tür-
I.
119
ken in Algier
Von
II.
der Begründung der türkischen Herrschaft in Algier
bis zur III.
Uebergabe Algiers an die Franzosen im Jahre 1830 der Herrschaft Frankreichs.
Algier unter
Bourmont.
—
—
Marschalls Clauzel.
Abreise Bourmont's.
—
—
Verträge mit Tunis.
—
des
Anlcunft
Kampf und Blutbad
—
Ankunft des Generals Berthezene.
nach Medeah.
—
Maassregeln der innern Verwaltung. ^-
Expedition nach Medeah.
—
141
Marschall
Expeditionen nach Beiida, Bona und Oran.
Juliusrevolution.
iida.
—
Gefechte in den
Be-
in
Abberufung ClauzeFs.
—
—
Zweite Expedition
Umgebungen
Algiers.
El-Hadschi-Mahiddin-el-Sghir-ben-Mubarek's Ernennung
—
zum
>
—
IV
Aga
der Araber.
—
Misslungene Expedition gegen Bona.
—
Verwaltung des Generals Boyer in Oran. Zustand des Innern der Provinz Oran. Abd-el-Kader.
—
—
General Bertliezene
pationsarmee. tung,
—
—
Benehmen
Mauren und Araber. Said.
—
—
—
Ernennung
gegen
des Herzogs von Rovigo
—
die
Unterhandlungen mit Farhat-ben-
Niedermetzlung des Stammes El-Ufüa.
— —
Expedition gegen Beiida.
arabischen Häuptlinge.
der Occu-
und Civilverwal-
Militair-
meine Erhebung der Araberstämme. rik.
161
zum Obercommandanten
Trennung der
und
,
.
IV. Algier unter der Herischaft Frankreichs.
des Herzogs von Rovigo
Seite
Anarcliisclier
Sidi-Maliiddin .
—
—
—
Allge-
Gefecht bei BufFa-
Hinrichtung zweier
Unterhandlungen
mit
Achmet-
— Einnahme der Kasbah von Bona. — Ereignisse in Oran. — Abreise des Herzogs von Rovigo. — Interimsverwaltung des Generals Avizard. — Ankunft des Generals Voirol. — Verwaltungsmaassregeln. — Einnahme von BaZüge gegen die Hadschuten. — Unterwerfung dschia. — — Ereignisse in Bona und Oran. — BeHadschuten. der Arzew und Mostaganem. — Gefecht zwischen setzung von
Bey.
den französischen Truppen und denArabei'nAbd-el-Kader's. Friedensvertrag mit Abd-el-Kader. fen Drouet d'Erlon
—
Ernennung des Gra-
zum Gouverneur von
Algier.
—
Abreise
des Generals Voirol
185
—
V. Algier unter der Herrschaft Frankreichs.
tungsmaassregeln des Grafen Drouet d'Erlon. die Hadschuten.
ner Maclit.
—
—
Abd-el-Kader.
—
Krieg gegen
Rasche Zunahme
Abd-el-Kader und Mussa-el-Darkui. Provinz Titeri.
—
—
—
Treffen zwischen
Einfall des
Wiederausbruch
des
Emirs
Krieges»
Uebergang der Duairs und Zmelas zu den Franzosen. derlage
Makta.
der französischen Truppen
—
sei-
Sein Sieg über Mustapha-ben-Ismael und die
übrigen ihm feindseligen Häuptlinge.
die
—
Die Verwal-
unter Trezel
Abberufung des Grafen Drouet d'Erlon.
kunft des Marschalls Clauzel in Algier.
—
— an
—
in
—
Nieder
An-
Expedition ge-
,
Seite
gen Maskara und Einnahme
Stadt.
dieser
—
Exiiedition
—
gegen TIemsan und Besetzung des Meschuar.
Gefechte
an der Tafna gegen Abd-el-Kader und die Kabylen. kehr des Marschalls Clauzel. in
—
Sikak.
—
—
Rück-
Kriegerische Operationen
den Provinzen Algier und Titeri.
zosen an der Tafna.
—
—
Schlappe der Fran-
Sieg des Generals Biigeaud an der
Ereignisse in Budscliia.
—
Erste Expedition der
Franzosen gegen Constantine unter dem Commando des MarClauzel.
schalls
—
Fehlschlagen derselben
—
Rückzug der französischen Armee.
und trauriger
Abberufung des Mar211
schalls Clauzel
VI. Algier
unter der Herrschaft Frankreichs.
des Generallieutenants
—
gier.
—
die Kabylen.
die Beni-Isser
kunft
Ernennung
des
und
—
Expedition gegen Beiida
Ueberfall von Reghaia.
Dellys.
—
Gefecht
Generals Bugeaud
TIemsan und an
die
Tafna.
Oran.
in
—
—
Züge gegen
am Buduau.
—
densschluss mit Abd-el-Kader. nerals Duvivier in Ghelma.
I.
—
—
Frie-
Unternehmungen des Ge-
Ankunft des Generals
remont im Lager Medschez-Ammar. Achmet-Bey.
An-
Zusammenkunft zwischen
—
—
—
Märsche nach
dem General Bugeaud und dem Emir Abd-el-Kader.
Sie
Al-
Wiedereinsetzung des Bureau arabe unter der Di-
rection des Capitäns Pellissier.
und
—
Damremont zum Gouverneur von
—
Dam-
Unteihandlungen mit
Die zweite Expedition gegen Constantine.
240
!E2xpedition naieli Constantine.
Das Lager Medschez - Ammai'. französisch -afrikanische Armee.
Der Herzog von Nemours. Feldhospitäler.
—
Achmet -Bey's am
—
—
—
23. September.
Ben-Zecri.
zum Aufbruch nach
Truppenschau.
Die
—
— Die
Der Angriff der Armee
—
Ein Abendessen bei
Capitain Levaillant.
Obrist Combes. — — HadscJii-Soliman. —
Constantine
—
General Damremont.
General Peri'egaux.
Lagerscenen.
dem Obristen Lamoriciere. — Zuaven. — Ein Deserteur. — Trezel.
— —
—
Die
General
Rüstung "261
Die Tölker der Reg^entschaft
Alg^ier.
JLPie Eingeborenen der Berberei zerfallen in sieben deutlich
von einander geschiedene Völker, deren jedes seine beson-
dere Abstammung, seine eigenthümlichen Sitten und Charakter-
züge
Die Meisten sind überdies noch durch Gesichts-
hat.
bildung,
Tracht
und
Sprache
geschieden.
Völker sind den mohamedanischen
dieser
der israelitischen
eines
,
Die Araber bilden
Religion zugethan.
Sechs
die grosse
Mehrzahl
der BeAvohner der Regentschaft Algier, und das jetzt im In-
nern
Auch
herrschende Volk.
Araber und
in Tripolis
drängen
oder
das zahlreichste
Amazirghs, Volk;
die
sie
die
Türken immer mehr
Nächst den Arabern bilden die
nach der Seeküste zurück.
Kabylen
Marokko herrschen
in
wie
sie in
Marokko
sind weit länger im
sie
heissen,
Lande
als
jene,
und bewohnen grösstentheils das Küstengebirge des At-
las.
Die
Mauren
gehören nebst den Kabylen zu den
sten Eingeborenen der Berberei.
und haben von
allen
Sie leben nur in Städten
mohamedanischen Völkern dieses Landes
Türken
die mildesten Sitten.
Die
die türkisch redenden
Kuruglis,
Herrschaft im Jahre 1830,
Moritz Wa&ner's
älte-
Algier.
II.
und ihre Abkömmlinge,
sind, seit
dem Sturze
ihrer
auf eine ziemlich unbedeutende 1
und wohnen
Zahl zusammengeschmolzen, den Küstenstädten und alle
Städte
des
in Constantine.
Landes
drückteste A^olksclasse.
aus
zerstreut,
Die
dem westlichen Sudan,
Juden
Die
und
Neger
nur noch in
fast
sind durch
bilden überall
stammen
nur sehr wenige aus Guinea.
Den
Einige sind freie Männer, die Mehrzahl Sklaven. benten Volksstamm bilden die die ihre eigene
bewohnen.
werbe
sich seit sellt,
Zu man
oder Beni-Mzab,
und drei Oasen der Sahara
jetzt
wo
sie
Ge-
fast allen
Nationen Europas ge-
namentlich in den Küstenstädten eine
merkwürdige Sprachverwirrung und tes
sie-
diesen sieben eingeborenen Völkern haben
1830 Ansiedler von
so dass
Mosabiten
Sprache haben,
Viele leben in Algier und Medeah,
treiben.
die ge-
grösstentheils
ein unbeschreiblich
Gemisch von Gesichtern und Röcken
die Schilderung der Völker dieses
findet.
Ich beginne
Landes mit der
sten und wichtigsten Nation, den Arabern.
bun-
zahlreich^-
I.
Die Araber.
^wischen dem liegt ein grosses
rothen
aber der bei weitem grössere
ühertrifft,
in
Golf
der europäischen Türkei zusammenge-
durch die Bezeichnung steinig oder
Während
persischen
Land, dessen Flächeninhalt den von Deutsch-
land, Frankreich und
nommen
Meer und dem
Theil
ist
sandig gebrandmarkt.
den Wildnissen Mittelasiens, in den Steppenlän-
dern der Tartarei doch wenigstens üppige Gräser den grössten Theil des Jahres hindurch wachsen, wird in der traurigen
Einöde jener Halbinsel die endlose Sandebene nur durch
steile
dürre Boden,
der
und nackte Berge unterbrochen, und der
weder Schatten noch Obdach
die
von den drückenden Strah-
Sonne verbrannt.
len einer tropischen
bien,
bietet,
Dieses
Land
Heimath jenes räthselhaften Hirtenvolks,
vor zwölfhundert Jahren die Begeisterung
ist
Ara-
welches
eines neuen Glau-
bens aus seinem Schäfer- und Räuberleben zur Eroberung der
Welt
hinaustrieb.
Arabien
ist
ein armes
Land, das
nie die
Habgierde von Eroberern durch Reichthümer reizen konnte.
Wohl
bestehen Sagen von alten Schätzen, welche
wüste bedeckt haben
sollen,
die
Sand-
und Agatharcides behauptet, dass
gediegene Goldmassen von der Grösse einer Olive bis zu der
einer Nuss dort auf der Oberfläche des Bodens gefunden wor-
das Silber zehnmal so theuer
den, dass das Eisen zweimal,
war,
das
als
Gold;
aber diese wirklichen oder erträumten
Reichthümer Arabiens
fallen
eine
in
uns unbekannte
Zeit.
Seine heutigen wenigen Producte können aus Mangel an schiffbaren Flüssen nur mit
Mühe
den Bergen
stürzt,
befeuchtet,
Luft verbreiten die Winde,
besonders die aus
dem Südwesten,
tödtlichen Dunst.
Die Sandberge,
heben und vernichten,
und durch
die
die jene
Winde wechselnd
Wogen
des Oceans ver-
ganze Heere sollen dort um-
Wirbelwinde im Sande begraben
Die seltenen dort wachsenden Bäume,
worden seyn.
Tamarinde und Acacia,
die auch
zeln schlagen, schlürfen nur mit
Nahrung
die
im dürrsten Boden Wur-
dem Thau
der Nacht einige
Ein kärglicher Vorrath von Regen wird
ein.
den Cisternen und Wasserleitungen gesammelt;
Mekka
in
Brunnen
die
und Quellen sind der geheime Schatz der Wüste, Pilger von
sogar
einen schädlichen,
werden den
glichen, und ganze Karavanen,
gekommen,
deren Wasser von
und von der durstigen Erde bald einge-
Statt erfrischender
saugt wird.
Der Boden wird
ausgeführt werden.
nur von einigen Giessbächen
undiden
widert nach manchem durstigen und schwü-
len
Marschtage der Geschmack des Wassers an,
ein
Lager von Schwefel oder Salz
geflossen
ist.
das über
So
ist
der
allgemeine Charakter des Bodens und Klimas von Arabien.
Doch
fehlt
es
dort auch nicht an Oasen,
Sahara den Schrecken der Wüste mildern.
die selbst in der
Besonders die
höher gelegenen Gegenden Arabiens, welche an den indischen
Ocean gränzen, sind weniger arm an Holz und Wasser. Die Luft die
ist
gemässigter dort, edle Früchte, wie die Dattel und
Weintraube,
haben
zu allen
gedeihen,
Zeiten
die
und der Kaffee und Weihrauch Kaufleute
der
Welt angezogen.
Wenn
Gegend mit den übrigen Theilen der
diese abgelegene
Halbinsel verglichen wird,
men
Glückliche
die
mag
sie in der
That den Beina-
auch haben ihr zu allen
verdienen,
Zeiten arabische Dichter sehnsüchtige Lieder geweiht.
Bewohner
sind
dort auch zahlreicher,
zum Heimathboden
nicht noch
und wäre
mächtiger,
als die
Die Liebe
die
Sehnsucht
nach einem grünen Lande der Palmenhaine und der Quellströme, so
würden
alle
dem Löwen Die
Stämme
wenden, und
sich dorthin
Wüste
die
lassen.
haben uns über Sitten, Le-
Schriftsteller aller Zeiten
ben und Charakter der merkwürdigen Bevölkerung Arabiens Mittheilungen hinterlasen. der Araber bei
Vor allem war
die Unabhängigkeit
Fremden und Eingeborenen
Gegen-
stets ein
immer
stand des Lobes, und die Theologen wollten dieselbe
durch eine Prophezeihung im alten Testament zu Gunsten der
Einige Ausnahmen, die
Nachkommenschaft Ismael's erklären.
weder abgeleugnet noch umgangen werden können, dieser Art von Beweisführung freilich
Provinz
Temen
sehr im
stehen
Wege.
Die
nach einander durch die Abyssinier, die
ist
Perser, die ägyptischen Sultane*) und die Türken unterworfen worden.
Die heiligen Städte Mekka und Medina haben
wiederholt
sich
beugt
dem Joche
eines
Wüste,
ihre Gezelte im Angesichte ihrer
müssen.
**)
Aber
diese
wo
ge.
Brüder aufgeschlagen haben
ist
Yemen wurde von einem Bruder
jocht, der eine Dynastie
nes, Hist. des
1.
sind
vorübergehend und
dem Joche der mächdes grossen Saladin unter-
von Kurden oder Ayubiten gründete.
Huns, tom.
Dio Cassius
Ismael und seine Söhne
Ausnahmen
beschränkt, die Masse der Nation
***)
Tyrannen
und die römische Provinz Arabien umfasst insbeson-
,
dere jenen Theil der
*)
scythischen
1, p. 425.
d'Herbelot
j).
(Guig-
477.)
LXVIII. Procop. de bello persico
1.
I,
c.
19.
tigsten
Die Heere des Sesostris und
Monarchien entgangen.
Cyrus, des Pompejus und Trajan vermochten die Eroberung
Der gegenwärtige Beherr-
von Arabien niemals zu vollenden. scher der Türken, oder in seinem
Namen Mehemed
wohl einen Schatten von Oberherrschaft ausüben, Stolz muss sich herablassen,
Volkes zu bewerben, greifen fruchtlos
Nächst der
waren
die
sich
welches
um
die Freundschaft
zu reizen
eines
anzu-
gefährlich,
ist.
oben erwähnten Beschaffenheit des Landes
Ursachen
dieser
alten
hatten ihre Nachbarn
der Araber ihr
Freiheit
Charakter und ihre Lebensweise.
Mohamed
mag
Ali,
aber sein
Viele
Jahrhunderte^ vor
im Angriifs-, wie im Verthei-
digungskriege ihre unerschrockene Tapferkeit schwer gefühlt.
Die leidenden, wie
werden
in
tenlebens
die thätigen Eigenschaften eines Kriegers
Arabien durch die Art und Gewohnheit des Hir-
von
selbst
und Kameele wird,
Weibern liche
überlassen,
ausgebildet.
Die Wartung der Schafe
namentlich in Zeiten der Fehden,
während alsdann
die kriegerische,
den
männ-
Jugend unter dem Banner ihres Emirs zu Pferde und
im Felde
ist.
Das lange Andenken
ihrer Unabhängigkeit ist
das sicherste Pfand ihrer Fortdauer,
Geschlechter werden zu bewahren
und die nachfolgenden
dadurch augefeuert
,
ihre
Abstammung
Wenn
und ihre Erbschaft zu behaupten.
Araber zur Schlacht vorrücken, haben nung des Sieges, hinter Ihre Pferde und
,
vor sich die Hoff-
sich die Gewissheit eines
Kameele,
Märsche zurücklegen
sie
die
welche ungeheure,
Rückzuges. ausdauernde
verschwinden vor dem Sieger
;
die ge-
heimen Brunnen der Wüste entgehen seinen Nachforschungen, und seine siegreichen Truppen werden bei Verfolgung eines unsichtbaren Feindes,
der ihrer Anstrengungen spottet, und
im Innern der Wüste
ein
unnahbares
Asyl
gefunden
hat,
durch Hunger,
Durst und Ermattung aufgerieben.
ben des arabischen Nomaden
ist
und wenn er
behrungen und Gefahren,
Das Le-
übrigens voll Leiden,
Ent-
sich auch zuweilen
durch Raub oder Tausch die Früchte der Industrie verschafft, so besitzt doch, wie ganz richtig ein grosser Geschichtsschrei-
ber bemerkt,
in
Europa ein gewöhnlicher Privatmann einen
bleibendem und angenehmem Luxus, der
an
der
Spitze
von
zehntausend
als
der stolzeste Emir,
Reitern
Feld
das
in
zieht.
Die Geschichtsschreiber aus
Justinian's Zeitalter
haupt die meisten alten Schriftsteller, schrieben,
und über-
über Arabien ge-
die
stimmen bei der Schilderung der Zustände
Charakterzüge dieses Volkes ziemlich überein, Eigenschaften,
die guten,
und
wie die schlimmen,
nach den Beschreibungen Niebuhr's, d'Herbelot's
und
fast alle
finden sich ,
d'Arvieux',
Burkhard's, auch hei den heutigen Arabern noch vor.
Neben
ihrer fest eingewurzelten Liebe für nationale Unabhängigkeit
und individuelle Freiheit, wurden ihre Ruhmliebe, ihre Enthaltsamkeit, ihr poetischer Geist, ihre Gastfreiheit,
zuweilen
auch Züge von Edelmuth und Grossherzigkeit besonders gerühmt.
Dagegen
Rachsucht,
ihr
blieben ihre Raublust und Geldgierde, ihre
anarchischer
Sinn,
die
Käuflichkeit
ihrer
Freundschaft und die Wandelbarkeit ihrer Treue, jenen, die
Verkehr mit ihnen gehabt, eben so wenig verborgen.
Der
Islamismus hat noch einige neue Laster und Tugenden hinzugefügt, aber den alten Grundcharakter fast unversehrt gelassen.
Die Religion der Araber bestand,
Erscheinen, des
sowie die der Indier, in Verehrung der Sonne,
Mondes und der Sterne
götterei!
vor Mohamed's
—
die schönste,
poetischste
Ab-
Die strahlenden Lichter des Firmaments leuchten
als das sichtbare
Bild der Gottheit.
Ihre Anzahl
und Ent-
fernung erregt in einem denkenden wöhnlichen Gemüthe
die
scheinen
einem ge-
selbst in
diesen
ist
festen
Raumes;
Bällen
aufge-
Verwesung und dem Verfalle unzugänglich
die der ;
ja
Vorstellung gränzenlosen
der Charakter der Einigkeit drückt,
,
die erhabenste Zahlen- und Messkunst, die sie
wohl
ohne BegriiF derselben in ihren Bewegungen ausüben, schei-
nen ihnen lebendig eingeboren,
ermuntert den
gebildeter Einfluss
Erde und
ihre
reiner
chen Zügen Hessen
eine nackte Erde. sich
sie
dass die
besondern
In ihren nächtli-
durch die Sterne leiten;
täglichen Stellungen
Nomaden wohl bekannt,
gelehrt, den
ihrer
ein-
Die astronomische Schule der Araber war
Himmel und
Namen, Ordnung und schen
Glauben,
eitlen
Bewohner der Gegenstand
Fürsorge wären. ein
und ihr wirklicher oder
waren dem
ihre arabi-
und die Erfahrung hatte ihn
Zodiakus des Mondes in acht und zwanzig Theile
zu schneiden,
und die
Sternbilder
durstige Wildniss durch heilsamen dieser reizenden
zu segneu,
Regen
welche die
erfrischten.
Anbetung der Himmelskörper hatten
ber je nach den verschiedenen
Stämmen auch noch
Neben die
Ara-
allerlei
abergläubische Ceremonien und Localgottheiten.
So war der Zustand der Araber, dallah,
den wir einfach blos
erschien.
Er war dem Stamm
der Haschem,
hamed durch
sie
versagt blieb.
keit,
ausgenommen
Er
besass
des Landes,
Mundart und
entsprossen.
eine Gabe,
vielleicht
dabei
die durch eine wohltönende
arabische
unter ihnen
seiner Gefährten zeichnete sich
persönliche Schönheit aus,
ten verachtet wurde,
Mohamed-ben- Ab-
der Koreisch und der Familie
einer der edelsten
Nach der üeberlieferung
als
Mohamed nennen,
die
Mosel-
von Solchen, denen
eine grosse Beredtsam-
Stimme,
durch die reinste
eine feurige Phantasie gehoben wurde.
Seine Zuhörer bewunderten seine imposante Erscheinung, sein
durchdringendes Auge, ein Antlitz, das jede Empfindung der
und Geberden, die jedem Wort seiner Lip-
Seele spiegelte,
Von
pen Nachdruck gaben.
Mohamed
Weibes Kadidscha, und brachte 28 Tage
seines geliebten
der Grotte ven Hera,
Der Glaube, den
dem Namen Islam
Mohamed
Hand
Mannes,
Stel-
Kämpfen
Der Koran,
Buch
ein
Glauben durch feuriges
ihren
Muth
gestählt
als
Führer
hatte,
voll sittlich
in
neue
die
den ersten,
Lehre
aus.
schöner Gebote und arger
war der Verbreitung
Widersprüche,
und
Anhänger jenes aus-
breiteten die
der
entflammt und ihren
glücklichen
Islamismus
des
Durch
Ueberredung und Gewalt gleich günstig. ligung des Genusses des Reichthums und
die
durch
Verwil-
der Schönheit auf
und die Verheissung der schmeichelndsten Freuden
eines künftigen Paradieses zog er
eben
so
viele
an, als er eifrige Bekenner begeisterte, für der
seiner
nur einen Gott
es giebt
Gottes Prophet.
ist
in der
serordentlichen
Erden,
in
predigte,
diesem religiösen Wahlspruch auf der Lippe
dem Schwert
Wort
er in der Folge
Wahrheit und einer
besteht in einer ewigen
in
schwärme-
in
seiner Familie und Nation
lung nothwendigen Erdichtung:
Mit
Mekka,
drei Meilen von
rischem Nachsinnen zu.
und
Jedes Jahr ent-
im Monat Ramadan der Welt und den Armen
zog er sich
unter
Jugend an war
seiner frühesten
religiösen Betrachtungen ergeben.
Lehre
in
Kampf und Tod
zu gehen;
Proselyten
die Verbreitung
denn die höchsten
Genüsse des mohamedanischen Himmels waren besonders den
—
sagt
Himmel und Hölle;
ein
„Das Schwert
Märtyrern des Glaubens aufgespart.
Mohamed
—
Tropfen Blut
ist
Sache vergossen, eine Nacht in Waf-
in Gottes
fen zugebracht,
Beten.
der Schlüssel zu
nützt
Wer immer
mehr, in
der
als
zwei
Schlacht
Monate Fasten und
fällt,
dessen Sünden
10
Am
sind verziehen.
Tage
werden seine Wun-
des Gerichts
den glänzen wie Scharlach,
duften wie
Moschus,
und der
Verlust seiner Gliedmassen wird durch die Fittige der Engel
und Cherubim
ersetzt
Wo
werden."
der Glaube an solche
Verheissung stark und feurig lebte, da war es nicht zu ver-
wundern, wenn siasten den
viele
Tod
Schwerter sich entblössten, viele Enthu-
suchten,
und die kriegerischen Erfolge der
Jünger einer solchen Religion ungeheuer waren. als
einem Jahrhundert wurden Arabien,
In weniger
Persien,
Syrien,
Aegypten, die Berberei und Spanien erobert; kein grösseres Reich hat sich je in so kurzer Zeit erhoben.
Mit der gros-
sen, entscheidenden Niederlage jedoch, welche die von einem furchtbaren
Wahne
Martell erlitten, ihrer
war
begeisterten
Mohamedaner durch Karl
es aber auch
Lehre geschehen.
um
die
Weiterverbreitung
Die Zuversicht des Erfolges wich
von ihnen, und der Islam hatte von jener Zeit an keine Aussicht
mehr, sich zur herrschenden Weltreligion zu erheben. Unter den Arabern der Berberei, deren Sitten und Cha-
rakter ich hier zu schildern versuche, verstehe ich die Nach-
kommen
jener funfzigtausend Familien reiner Araber,
im siebenten Jahrhundert den Nil überschritten,
Wüste durchzogen und im Gefolge san's
in
welche
die libysche
der Heere Akbah's, Has-
und Mussa's, nach Besiegung der Berber und Mauren
Numidien und Mauritanien
blieben treu,
im Allgemeinen
sich niederliessen.
der Lebensart ihrer Altvordern ge-
obwohl nicht zu leugnen
ein anderes
ist,
Land und Klima, und
fremden Völkern,
von
aller
ten, ist unwahr.
dass ihre Versetzung in ihre
Berührung mit vielen
auf sie nicht ohne Einfluss geblieben
nicht ohne Einfluss bleiben konnte. überall
Dieselben
Dass
sie sich
ist,
ganz und
Vermischung mit den Besiegten rein
erhal-
Obwohl im Allgemeinen ziemlich scharf und
n Kabylen und Mauren geschieden,
deutlich von den
manchen Stämmen
auch bei so
doch
Mehrere Kabylenstämme
der
der Araber vor.
herrscht Sprache,
Band
Typus und Tracht bei Dellys ist
wie ich aus
zuverlässigen
berberisch,
Angaben von Renegaten dritten
Unter den Kabylen der
Der Stamm der Amrauah's halb
arabisch,
lialb
es
fehlt
Uebergäugen.
Provinz Constantine sprechen,
wie schon Shaw bemerkt, arabisch.
Umgegend von Ghelma
nicht an
und was auch Pellissier im
erfuhr,
seiner Aiinales algerierines bestätigt.
fand ich in Sitten,
Endlich
Physiognomien und Tracht der Hadars
(Mauren) von Mascara die grösste Annäherung zu den AraUeberdies
bern.
ist es
auch bekannt,
dass
Kriegen, welche diese Länder heimsuchten,
bei den häufigen viele
maurische
Städtebewohner nach der Zerstörung ihrer Häuser genöthigt
wurden
,
bei
den arabischen Stämmen
Asyl zu suchen,
und entweder für sich
in der Wildniss selbst
bern wurden, oder mit den Stämmen sich vermischten. ser
Fall wiederholte sich auch
seit
1830 mehr
als
Die Kabylenbevölkerung der Stadt Arzew mischte die arabischen
Bewohner der Ebene
Mostaganem nahmen
men am
Schelif.
ihre
ein
ganz zu Ara-
Ceirat; viele
Dieeinmal.
sich unter
Mauren von
Wohnplätze mitten unter den Stäm-
Pellissier schätzt die
Zahl der
1830
seit
nach dem Innern ausgewanderten und mit den Arabern ver-
mengten Mauren auf 10,000 Familien.
Doch gehören
Vermischungen immer nur zu den einzelnen Ausnahmen
im Ganzen
hat sich der arabische
Volksstamm von
diese ,
und
allen übri-
gen Volksstämmen der Berberei am reinsten erhalten, seine ursprünglichen Sitten
am
Zweifel der homogenste,
kräftigste
reinsten bewahrt,
und
ist
hat
ohne
Theil der Bevölkerung
der Regentschaft Algier.
Die Geographen und Geschichtsschreiber unterscheiden
m
12
dem
nach
Volk
arabischen
Lebensart zwei
seiner
die sesshaften Araber, die den
Classen:
grosse
Boden bebauen oder
Handel treiben und in Städten oder Dörfern an festen Wohn-
—
sitzen leben
ben
und
,
wandernden Beduinen,
die
gelegentlich
die Viehzucht trei-
auch vom Raube leben.
Schlosser
bemerkt mit Recht, dass nur jene eine eigene Geschichte, die
Nomaden sie die
Wüste aber nur Genealogien haben,
der
Gegenden,
denen
in
sie
so lange
herumziehen, bewohnen, aus-
serhalb dieser aber sich unter andern
Stämmen
Die
verlieren.
Bedawi,
Araber von Algier kennen das Wort
welches in
der rein arabischen Sprache so viel als „Landbewohner"
und aus dem unser
deutet, nicht.
Name „Beduine"
und deren Zahl
welche sich in Städten festgesiedelt haben,
kaum
sich
den
,
,
sie
geben.
Namen Hadars
übrigens allen Stadtbewohnern
Lebensgewohnheit und
so weit der anbaufähige Boden reicht
gewissen Bezirk bewegt, genannt,
bezeich-
auch den Mau-
ohne
Blad-el-Dscherid,
sind
jene
dass sie sich,
immer nur
Ursachen
nicht
Araberstämme,
im Kobla und
dort
,
den eigent-
in
einem
und dieses Stammgebiet, „Uthan"
ausserordentliche
Beduinen
Wüste wohnen,
Sitte
doch mit dem Unterschied,
Beduinen;
Eigentliche
,
Die grosse arabische Landesbevölkerung Alge-
riens nähert sich in lichen
wer-
auf einige hundert beläuft,
den von ihren Landsleuten mit dem
ren
ist,
Sie nennen sich durchgehends el-Arbi; nur die sehr
wenigen Araber,
net
be-
abgeleitet
in
verlässt-
welche im
den Gränzstrichen der
wenig oder gar keinen Ackerbau
trei-
ben, und nur mit ihren Heerden von Kameelen und Schafen
nach Weideplätzen umherziehen. ses
Landes
ist
Die Sprache der Araber
ein Idiom der reinen Arabersprache,
die-
und wird
von den Aegyptern nicht ohne einige Mühe, von den Syrern
und den Bewohnern der grossen Halbinsel noch schwerer ver-
13 standeu.
Doch
man
findet
jedem, auch noch so verdorbe-
in
nen Worte den arabischen Stamm
leicht heraus.
Die Araber derBerberei sind
Sie übertreffen alle mir bekannten Völ-
ner Menschenschlag.
ker Europas,
Ausnahme der Westphalen und
mit
vielleicht
Tyroler, an Grösse; auch sind
und von sehr dicken Individuen
sehr selten,
den Tausenden,
Es
ein Menschenschlag,
ist
des Körpers bewahrt hat.
bräunte Gesichtsfarbe,
den sein
Bewegung
mel, seine einfache, gleichmässige
Haltung. der
;
und nur
sie
ihr
sie
auf
bis zu
den Füssen
tragen den Haikh auf
dem
in
das kahle Haupt
Wolle gewebt,
gewöhnlich weiss,
geduckter
in
Hemd
umhüllt,
und
Die gemeinen Araber ;
die
Vornehmen
tra-
statt
des Turbans dient,
Ueber den Haikh, der meist
befestigt.
bei
eben so kühn
Der Haikh wird durch einen
ist,
weiten, wallenden Mantel, den rer
ist
einem weissen Haikh,
blossen Leib
braunen, kameelshärenen Strick, der
um
Zähne
dem Pferd, Kameel oder
reicht.
gen ihn über dem Unterhemd.
von feiner Wolle gesponnen
Ihre
stehen.
den Kopf weit vor,
Kleidung besteht
Umgebung
schwarzes Auge hat einen
den ganzen Körper wie ein weites
vom Kopf
Ausartung
alle
in der
Ausdruck, ihre Haltung
nur wenn
beugen Ihre
un-
Him-
tragen kurze Barte und Schnurr-
sie
und schön,
stolzen, furchtlosen
Wohnen
unter freiem
Kost gegen
des Wirbels bleibt ein langer Büschel
und imponirend
unter
Die Araber haben eine sonnenge-
barte, ihr Haupthaar rasiren sie,
sind sehr weiss
mir,
ist
man
sieht
nicht ein einziges vorge-
die ich gesehen,
ter luftigem Zelt, seine vielfache
Esel sitzen,
gleichmässigerer
alle viel
sie
Ganz magere Araber
Statur, als die Europäer.
kommen.
ein kräftig gebauter, schö-
ziehen
Bernuss
die
Araber einen
an, der
von gröbe-
den Stämmen der Provinz Constantine
in den westlichen Landestheilen
,
wo
die
14 schwarzen schwarz
Schafe
vorkommen
zahlreicher
viel
Die Kapuze
ist.
,
häufiger
,
ganz ohen an diesem
die sich
Wollmantel befindet, ziehen die Araber bei regnerischer Witterung ganz über den Kopf.
Die nackten Beine der Araber
Um
werden von dem Bernuss umhüllt.
gewendet
Alle Häuptlinge
sind.
Araber tragen
statt
Füsse binden
die
mit Stricken ein Stück Ochsenhaut, dessen
sie
Haare nach aussen
und überhaupt vornehmen
dieser armseligen Fussbekleidung hohe,
Die meisten
sehr hübscher Form.
gelbe Reiterstiefel von
Scheikhs tragen auch weite Beinkleider, und einige der mäch-
Westen, wie
tigsten Stammhäuptlinge goldgestickte
Tür-
die
ken, doch in der Regel nur bei sehr feierlichen Gelegenheiten,
B. während der Beiramtage.
z.
ber besteht in einem
Die Kleidung der Wei-
weiten Wollhemd mit kurzen Aermeln,
das sie mit einem Strick
um
den Leib gürten,
ihre langen
Haare unordentlich
hüllen häufig ein buntes
und Gesicht
Arme und Beine
sie
tragen sie dicke
Zöpfen geflochten
dergleichen
sie
und
vom
zwölften Jahre
mit
Henna
Um
braunroth.
Spangen,
ungeheure Ringe,
Schmuck.
,
Beine, Brust
Reichen, von Kupfer oder Eisen die Armen.
Ohren hängen
die
Sie tragen
das Haupt.
tatuiren sie sich gewöhnlich
und ihre Nägel färben
an,
in
Tuch um
um
und
Brust mit grossen eisernen Nadeln befestigen.
von Silber die
Auch an
die
und lieben überhaupt
Obwohl der Koran
allen
Weibern
Schleier zu tragen befiehlt, so gehen doch sämmtliche Arabe-
rinnen,
mit
Ausnahme der Frauen der
die sich streng an die Gebote
gefeiertsten Marabuts,
des Propheten halten,
unver-
Bei ihrer arbeitvollen Lebensweise und ihrem bestän-
hüllt.
digen
Wohnen
unter der heissen Sonne wäre das Schleiertra-
gen für Araberinnen eine unerträgliche Last.
Die grosse Mehrzahl der Araber wohnt unter schwarzen,
]5 von Kameelhaaren gewebten Zelten, die gewöhnlich in Grup-
pen von zehn
bis
oder bewegliches Dorf bilden.
In der Provinz Oran und im
Süden der Provinz Constantine drei- bis vierhundert Zelten
giebt
sie bilden
;
es
In jenen Landes-
theilen herrscht das Araberleben in seiner grossen
während
die elenden
Stämme
Duars von
solche
einen Kreis, in dessen
Mitte die Heerden eingeschlossen werden.
lichkeit,
D aar
zwanzig beisammen stehen, und einen
Eigenthüm-
der Metidscha bei Al-
gier in armselige Duars von höchstens zwölf Zelten zerstreut
Einige wenige Stämme, wie ein Theil der Beni-Kha-
sind. iil
und Khaschna bei Algier, haben die uralte
wohnung noch
abgelegt, und sich dafür Strohhütten gebaut von fast
elenderem
Ansehen.
Sie stehen gleichfalls zu bilden
kleine Dörfer,
Daschkrahs ist
hang getrennt.
wenn
gesagt,
die
Diese Hütten zehn
die
bis
zwanzig beisammen,
Das
in
der
und
Ebene,
Zelt oder die Hütte
zwei Gemächer durch einen härenen Vor-
In das eine ziehen sich gewöhnlich die Frauen ein Gast den
Eheherrn besucht, obwohl, wie
Araberinnen keine besondere Scheu haben,
den Fremden sich sehen zu lassen. äusserst
Gurbi.
heissen
man Dschimas
im Gebirge nennt.
gewöhnlich in
zurück,
Sitte der Zelt-
wenig Geräthschaften.
vor
Die Araber besitzen nur Einige Decken
von Palm-
blättern geflochten, einige Schafhäute, mit denen sie
in
küh-
len Nächten sich bedecken, ein Dutzend irdene Gefässe, worin
Wasser, Milch und Butter aufbewahrt werden, digsten
Werkzeuge zum Weben der Bernusse,
Handmühle zum Mahlen des Weizens, Pferdezeug,
nung
dies
ist
fast die
endlich
die
nothwen-
eine kleine
Waffen und
ganze Ausstattung der
Woh-
eines Arabers.
Jedes der Zelt- oder Hüttendörfer steht unter dem Befehl eines
Scheikh
oder
Schekh,
in
dessen Familie diese
16
Würde
häufig erblich
Dreissig bis vierzig Dörfer bilden
ist.
gewöhnlich einen Stamm
Namen
(Enkel),
Das Oberhaupt
Mussa [Moses]).
drei-
Namen Kaid.
bis
sowie auch
Hauschs,
den
viele
Kampf
führen können.
bewohnen häufig
Scheikhs,
um
welche dann die Duars gruppirt
Der Kaid
hat das oberste Richteramt und
Märkten
den Vorsitz bei
grossen Versammlungen,
wo
Zank und Schlägereien kommt,
es
leicht
zu
genug
Einmischung
oft
Scheikh übt
das
Scheikhs führen
wo
sie
besonders
in
in's
Der
Commaudo im Kriege,
ihrer Reiter stehen, und ihr als sie persönliche
Feuer gehen.
Neben
seinen religiösen Adel,
deren Einfluss häufig das Ansehen
hat jeder
Marabuts,
die
aller
An-
Tapfer-
diesen Edlen
des Krieges, welche die weltliche Autorität üben,
Stamm auch
etc.,
und seine
Kaids und
seinem Duar.
auch das
immer an der Spitze
keck
bei
Anspruch genommen wird.
in
Richteramt
sehen nur so lange geachtet wird, keit zeigen und
Stammes
Scheikhs bilden eine Art Adel unter dem
Kaids und
arabischen Volke.
Nachkommen
eines ganzen
von Bäumen und Cactushecken umgeben,
steinerne Häuser,
sind.
Maadi
giebt solche Häuptlinge, welche
viertausend Reiter in
Diese Kaids,
sogenannte
Es
UM
B.
z.
(Söhne des Maadi), oder Beni-Mussa (Enkel,
führt den
in
Sie führen
ihrer ursprünglichen Familie gewöhnlich das
Wort Ulid (Söhne) oder Beni des
welche
,
Stämme
so namentlich die
Gegenden der Provinz Oran.
den fruchtbarsten vor dem
Stämme
es giebt aber auch
;
einige hundert Duars zählen,
weltlichen
vor
Grossen
erbleicht.
Hamdam-Ben-Othman-Khodscha, steller,
leitet
Marabat) von
die
Etymologie
Rabata
den, verpflichtet
her,
heisst.
des
ein maurischer Schrift-
Wortes Marabut (arabisch
welches im Arabischen
„Der Marabut
—
fügt
gebun-
Hamdam
17 etwas
in
Erläuterung
seltsamer
bei
Verpflichtung eingegangen, nur Tages einen Marabut
um mir
dessen
Würde
dem
eines
Allah die
bei
Wohl
seiner gläu-
seines
Stammes
vorstellte,
Ich glaube in der That,
dass
nicht besser verdolmetschen kann,
als
aber es
ist
mit
nicht das blosse Priesteramt,
Die Ehrfurcht,
das sie zu Marabuts macht.
die
man ihnen
hängt hauptsächlich nur von ihrem frommen Wandel,
zollt,
ihrer Enthaltsamkeit,
Wohlthätigkeit,
endlich
von ihrem Talent und ihren Kenntnissen
ab.
auch sehr
Zum
lesen und
Leben rabuts
auslegen kann,
rauchen
Ma-
durch Unterdrückung der Leiden-
und
nie),
Ko-
dass er ein zurückgezogenes
führt, sinnlichen Genüssen möglichst entsagt (die
schaften,
viel
Berufe
eines Marabuts gehört vor Allem, dass er schreiben, den
ran
man
Die Marabuts versehen zwar auch
„Heiligen."
den Priesterdienst,
rief,
zu erklären, in der Lingua franca mit
Nachdruck aus: Santosl den Marabuttitel
hat
für das
Ein Scheikh der Garrabas, der mir
digen Brüder zu leben," eines
—
durch Führung eines frömmern Wandels den übri-
gen Arabern
ein schönes Beispiel giebt.
dieser Pflichten, so
ist
erbliche Titel bleibt, doch
Unterlässt er eine
obwohl ihm der
es,
um
seinen Einfluss geschehen.
bedeutenderen Marabuts haben Seminare oder sie
junge Leute unterrichten.
fig
eine
grosse
Familie
in seiner
Die
Ghetnas, wo
Sie versammeln dort auch häu-
Menge Andächtiger
und ihre Einsiedeleien sind für
alle
zu Predigt und
Unglücklichen
Gebet,
ein Asyl,
welches selbst die brutale Tyrannei der türkischen Beys nur sehr selten und nie ohne Gefahr für sie zu
Das Leben und Wirken der Marabuts so schön und lohnend
—
sie
ist
verletzen wagte.
für sie selbst eben
haben die einmüthige und innige
Verehrung ihres ganzen Stammes oder Volks für sich für die
Menge
voll
Moritz Wagner^s
Segen und wohlthätiger Folgen. Algier.
II.
—
als
Wieviel 2
18 Blut wird gespart, wie viele Verbrechen werden gehindert, wie viele
Feinde versöhnt durch das Dazwischentreten des Marabuts! so rachsüchtigen,
Bei einem so reizbaren,
wo
Volke,
weit unbedeutendere Beleidigung,
oder selbst eine
Pferdes, oft
anarchischen
so
die Verführung eines Weibes, der Diebstahl eines
ganze Stämme in wilde Fehde verwickelt, und die fürch-
terliche
len
Aufregung der Parteien nur
zu können scheint,
ist
küh-
in Blutströraen sich
Rolle eines Friedensstifters
die
eine gar edle und preiswürdige;
er
tritt
mit eigener Lebens-
gefährdung zwischen kämpfende Gegner, welche die Leidenschaft taub
gegen vernünftiges Wort,
des Bluts macht
und denen
die nicht auf die
,
allein
gegen
fühllos
sie
Bande
Stimme des Bruders hören,
nur die Erscheinung des heiligen Einsiedlers,
vor dessen ernstem Blick der Yatagan sich senkt, niren,
die
zu impo-
Der Ein-
zu milderm Sinn zu bringen vermag.
der Marabuts verhindert zwar nicht den häufigen Aus-
fluss
bruch der Fehden, aber ihr zeitiges Einschreiten lässt es sehr selten zu starkem Blutvergiessen
in so
ernsten und
Vermittler
gefährlichen
und Versöhner,
alle Verhältnisse,
er
schlichtet
seine
sein
Regel wenig Segen.
litairs
gekannt, die in die
Rath den Geistesschwachen,
Wort
bleibt selten
ganz ohne dies
Ich habe viele französische Mi-
Hände der Araber
gefallen waren,
die Leidensgeschichte ihrer Gefangenschaft mir erzählten.
Sie wurden gräulich misshandelt, die
der Marabut
Stimme missachtet wird, bringt
in der
und
ist
allein
auch die Händel der Einzel-
giebt
Trost den Unglücklichen;
Wirkung, und wo
Momenten
nicht
sein heilsamer Einfluss dringt in
mildert den Hass,
nen,
Doch
kommen.
Weiber schmähten
warfen
wären
sie unter
in
sie
die
und spieen
Männer schlugen sie
sie,
an, die Kinder be-
Verwünschungen mit Koth und Steinen;
wenigen Tagen den dualen erlegen,
sie
ohne die Da-
19
An
zwischeiikuDft der Marabuts.
fanden
diesen frommen
Männern
Beschützer; es waren auch die Einzi-
sie die einzigen
gen, deren Schutz ihnen elwas nützen konnte, denn ein Aufwallen
von Erbarmen und
Grossmuth
einem
bei
gemeinen
Araber würde der taube, fanatische Grimm der grossen Mehrzahl seiner Landsleute überschrieen haben.
zwar immer geneigt,
gegen sein
Dschad
den
tzen; aber vor
dem
ist
Kampf"
und in flammenden Worten
die Christen zu predigen,
Volk aufzureizen,
Der Marabut
oder „heiligen
das Blut der Ungläubigen zu verspri-
entwaffneten, gefangenen, gebeugten Chri-
Die höhere Bildung, der verständi-
sten erlöscht sein Hass.
gere Glaube, häufige religiöse Betrachtungen, dann besonders die Gewohnheit, bei seinem wilden densstifter
wisse
Volke beständig den Frie-
und Versöhner zu machen, haben in ihm eine ge-
Milde geweckt,
die
den übrigen Arabern fremd
und wenn er gleich zum
Streite
genen „Rummis",
selbst mit in
und
kämpft, so ruft doch der bens sein Mitleid an.
nen
men,
sich
weigerten,
schützten sie
Misshandlungen.
mahnt gegen die eingedrun-
die
den vordersten Reihen
unglückliche Feind
Auch wenn
die
ist,
selten verge-
die französischen Gefange-
mohamedanische Religion anzunehMarabuts
doch immer noch
gegen
Wendelin Schlosser*) und seine ünglücks-
gefährten wurden, obwohl sie Christen blieben, von Sidi- Ali-
ben -Aissa, einem berühmten Marabut vom Stamm der Flissa,
immer gütig die vor den
Aufnahme
behandelt.
Einige
Gefangene
in
Constantine,
Grausamkeiten des Beys Achmet flohen,
bei den
Marabuts der südlichen Stämme,
fanden
und der
"*) Wendelin Schlosser, ein Soldat der Fremdenlegion, wurde im Jahre 1834 von den Arabern gefangen und zu Achmet -Bey gebracht, in dessen Diensten er einige Jahre verlebte. Dieser Deutsche hat seine
Schicksale in einer im Jahre 1839 erschienenen Schrift erzählt.
2*
20
Tyraun wagte
türkische
nicht, das geheiligte
Asyl jener Ein-
Das Andenken an Sidi-Mohamed-Mu-
siedler zu verletzen.
barek, den berühmtesten Marabut der Provinz Algier,
wird
von Allen, die ihn kannten, worunter viele Europäer waren,
Er
innigst verehrt.
w^ar ein milder Greis, der seinen grossen
Einfiuss, den er über alle
immer nur
Stämme der Provinz Algier
folgungen, die er unter
dem despotischen Herzog von Rovigo
seine jahrelange
zu dulden hatte,
gegen die Christen nicht
erbittert,
ger Rovigo's , General Voirol an's
Ende
med
scheute sich nicht,
seines
besass,
Die ungerechten Ver-
in friedlicher Absicht übte.
Lebens
als
,
Einkerkerung, hatten ihn und er blieb dem Nachfol-
der ihn in Freiheit setzte, bis
Freund zugethan.
Sidi-
Moha-
auch über religiöse Gegenstände mit
den Europäern zu streiten,
und that dies
ohne Heftigkeit.
habe Marabuts von den Stämmen der Ariben, Beni-
Jch selbst
Urschin, Duairs und Zmelas persönlich
und freute
gekannt,
mich ihres sanften Umgangs und ihrer gemüthlichen Unterhaltung.
Wenn häuslichen
übrigens auch der Einfluss
Angelegenheiten
günstiger und heilsamer
ist,
ihrer so
der Marabuts auf
Landsleute ein
darf
man
die
durchaus
sich doch auch die
Da
Kehrseite ihres Charakters nicht verbergen.
ihre
Macht
durchaus auf den religiösen Sinn der Araber sich gründet, da mit
dem
rauhen,
Erschlaffen
des festen und feurigen Glaubens dieser
aber frommgläubigen Wilden es
unbestrittenes
bald
um
ihr jetzt
Ansehen und ihren schrankenlosen Einfluss im
Lande geschehen wäre, esse betheiligt, ihr
so
sind sie durch ihr eigenes Inter-
Volk von jeder Art Aufklärung, von jeder
Reform, ganz besonders aber von jedem nähern und vertrautern
nen
Umgange der
mit den Christen fern zu
Araber
unter
Europäern,
halten,
ihrer
dem Woh-
etwaigen
Ver-
21 Schmelzung aus allen Kräften entgegenzuwirken, und zu verhüten, dass der Fanatismus durch langen Frieden und freundlichen
Verkehr mit den Europäern
Es
nicht zu leugnen,
ist
je
völlig
einschlummere.
ohne die fanatischen Stimmen
dass
der Marabuts viel Unglück, viel Blutvergiessen erspart worden
wäre, ten
wo
üeberall,
die
Franzosen auf bedeutenden, compac-
und dauernden Widerstand
stiessen,
Priester an der Spitze der Feinde.
war gewiss
Auch
einer jener
Edlen aus der
die
Classe der Krieger suchten manchmal im Innern sich mehrere
Provinzen zu unterwerfen,
ein
arabisches Reich zu gründen
und den Widerstand gegen die Franzosen im Grossen zu
Aber
ganisiren.
ihre Plane scheiterten an der Rivalität
dem Neid anderer Häuptlinge; Grossen gelang es,
Stämme, auszudehnen,
keinem dieser kriegerischen
Ansehn weiter,
sein
or-
und
während
sich
auf ein paar
als
dem jungen Sohne des
Marabut Sidi-Mahiddin Alles ohne grosse Opposition unter-
Der
warf.
alte
Mustapha-ben-Ismael, Kaid der Duairs und
Zmelas, hatte schon zur Zeit der Türkenherrschaft die eines
Aga
Er war von
der Araber versehen.
Würde
jeher einer der
berühmtesten Krieger des Landes, von einer Hoheit der Gestalt,
wie
sie
W^enigen verliehen,
ein
Mann,
scher geboren schien, voll Energie und Muth,
der
zum Herr-
dabei hochbe-
jahrt, erfahren, vertraut mit den Angelegenheiten der
Dieser
Häuptling
war
in
der
ersten
Stämme.
Zeit Abd-el-Kader's
furchtbarster Widersacher, und führte alle seine Parteigänger
gegen die aufkeimende Macht des Emirs der Haschern in den
Kampf.
Aber der
jungen Marabutsohn, und
nen verlassen,
in
Held erlag sehr schnell gegen den
alte
flüchtete sich, bald
von
den Meschuar von Tlemsan,
den Franzosen sich in die
Arme
warf.
all'
wo
den Seier später
Die arabischen Krie-
gerhäuptlinge sind für die Franzosen weit weniger gefährliche
22 Gegner,
Jene haben neben dem
als die Marabiithäuptlinge.
welche diesem die
Fanatismus noch andere Leidenschaften,
Wage
Sie sind herrschsüchtig, geldgierig, weniger
halten.
strenge. Beobachter der Koraugebote; sie lassen sich ziemlich leicht
durch Bestechung gewinnen, und Eifersucht und Miss-
gunst gegen ihre Rivalen sind zuweilen mächtiger in ihnen, alle
religiösen
Glauben
entweder
als
wirklich
weltlichen Grossen,
Erkennen
um
sie die
Die Marabuts sind ihrem
Rücksichten.
eifriger
viel
zugethan,
oder sie müssen es wenigstens scheinen.
Herrschaft der Christen an, so
ihren geistigen Einfluss geschehen.
Sie können wohl für
aber nimmermehr sich ihnen unterwerfen.
Als der Capitän
welcher zu Abd-el -Kader in Auftrag der französi-
dem Emir
schen Regierung gesandt worden, seine
gleich
ist es
zum Frieden mit den „Rummis" mahnen,
eine gewisse Zeit
Alegro,
als die
Prätensionen
etwas
herabstimmen,
er
rieth,
möge
und sich zu einem
geringen Tribut gegen den König der Franzosen,
als seinen
Oberherrn bequemen, da antwortete jener: er würde morgen
von
all'
den Seinigen verlassen seyn, wenn er heute Tribut
bezahle.
Was
ich oben
von dem Charakter der Marabuts gesagt,
gilt namentlich von jenen, die unter ihrem Volk in besonders
hoher Verehrung stehen, ist.
zu
deren Einfluss nicht mehr bestritten
Sidi-Mohamed-Mubarek Flissa,
Sidi
Männer, welche
-
in Coleah,
Sidi-Abdherahman
Mahiddin in Mascara waren wirklich edle
sich über ihr Volk,
wenn
nicht durch einen aufge-
klärtem Geist, doch durch ihre Tugenden erhoben. Nicht dividuen aber, welche sich den Titel sind auch der
Mraba t (Marabut)
That nach Heilige.
Es
alle In-
beilegen,
giebt unter
diesen
Marabuts auch manche wirklich verrückte Menschen, manche Heuchler, die beim öiFentlichen Gebete die frömmsten Gesich-
23 ter
schneiden und im Staub sich krümmen, während sie heim-
Wollust und Habgierde fröhnen,
lich der
wenig Charlatane unter ihnen, allerlei
Gauklerkünsteu täuschen
die den grossen
Trug
durch
lieber
und Beispiele der Tugend
nen suchen.
Ich
häusler
unter
Gestalt,
mit
Macht und Reichthümern
auf die
Menge
Einfluss zu gewin-
sah auch mehr als einen wirklichen Toll-
sogenannten
diesen
manche wüste
Heiligen,
irren, stechen-
welcher nur eine gewisse mitleidige Ehrfurcht
Aber Ruf und Ansehen
von den Arabern gezollt wurde.
cher Marabuts, vierten und fünften Rangs, deren zahl
giebt
Alle
jene
,
geht selten grossen,
oder
gefeierten
durch eine Milde und Liebe, erinnert, wirklich jeue
Volk
in so rührender
nie
der
sol-
Un-
es eine
über ihren Duar hinaus.
Marabuts dagegen verdienen die
ganz an das Christenthum
hohe Verehrung, die ihnen ein ganzes
Weise
zollt.
Kaids und Scheikhs bilden
Marabuts, den Orden
eine
,
durch ein ascetisches Leben
als
Schmuz und Ungeziefer bedeckt,
den Blicks,
Haufen mit
sich besessen stellen
,
erkünstelte Sprache führen, und, nach lüstern,
es giebt auch nicht
in
den Stämmen
Grossen (Atsal-el- Kebir),
welche
als
Richter bei Streitigkeiten, als Stimmführer im Rath und als
Befehlshaber im
Kampf
ihre Ueberlegenheit geltend machen.
Die weltlichen Grossen erlauben
sich
auch zuweilen kleine
Erpressungen, namentlich auf den Märkten, doch immer nur auf indirecte Weise, so dass der Profit, den sie bei solcher
Gelegenheit zu ziehen wissen, eigentlich mehr einem Betrug als einer
Erpressung gleich
fallen freiwillige
Abgaben
sieht.
Den
reichlich zu.
sten auch sehr wohlhabend,
gefeierten Marabuts
Daher sind
und im Stande,
die
die
Mei-
Gastfreund-
schaft an ihren zahlreichen Besuchern in weitem Sinn zu üben.
Die Vorrechte
dieses
„Stammadels" der Krieger und Heiligen
24 haben übrigens sehr enge Gränzen,
und mir
ist
kein Volk
der Welt bekannt, bei welchem im Allgemeinen mehr GleichAlle Marabiits sind gekleidet wie der gemein-
heit herrschte.
Araber,
ste
ja
oft
zeichnen
sie
Schmuz,
der über einen Flächenraum von mehr gebietet,
kann,
durch noch grösseren
sich
durch noch mehr Zerhimptheit aus.
Abd-el- Kader,
6000 Quadratmeilen
als
und 40,000 Reiter unter seiner Fahne versammeln
wie mir die
ist,
HH.
Varnier,
Daumas und andere
oft
gesehen,
versicherten,
Franzosen, welche ihn so
unter
einem Haufen gemeiner Beduinen nicht von den Andern zu Als General Bugeaud mit
unterscheiden.
der Tafna
zusammentraf,
schmuzigen Bernuss, in
diesem Fürsten an
trug derselbe einen abgetragenen,
Nur
wie der ärmste seiner Begleiter.
Waffen und Sattelzeug der Pferde zeigen Kaids und Scheikhs
etwas mehr Luxus,
als
Bei feierlichen Ge-
andere Araber.
legenheiten, namentlich an den Beiramtagen, kleiden sich auch
einige Häuptlinge in etwas feinere Stoffe, ziehen weite Bein-
kleider wie die ist
dies
Türken und
keineswegs ein
goldgestickte
Vorrecht
Westen an;
wohlhabende Araber kaun das Gleiche thun. treiben auch dieselbe Beschäftigung, wie
Der Kaid schämt
sich nicht,
zu holen, es mit eigener zu braten.
Er
bringt,
ein
Hand wie
den Wollbernuss,
all'
Die
Grossen
ihre Landsleute.
Stück seiner Heerde selbst
zu schlachten,
die übrigen
oder Getreide auf den Markt.
doch
der Häuptlinge, und jeder
Sein
und am Feuer
Araber, sein Vieh
Weib webt
zu Hause
kocht den Kuskusu, und holt Wasser
am
Brunnen; sein Sohn hütet mit den anderen Jungen des Stam-
mes
die Heerden.
Die Araber sind sehr
höflich unter einander;
ren sich beim Begegnen auf
und
bringen
dann
ihre
sie
berüh-
die
Hände,
zum Munde.
Die
dem Wege gegenseitig
eigene
Hand
25 Fragen:
Wie
„Wasch
halek?
Wasch
(Wie
hinta?"
geht's?
steht's?), werden beiderseits wenigstens sechsmal wieder-
und auf diese folgen weitere ceremonielle Fragen,
holt,
dass
immer einige Minuten vergehen,
ches
Gespräch entspinnt.
so
ehe sich ein eigentli-
Die ernsten und wilden Gesichts-
züge gewinnen dabei einen recht milden und freundlichen Ausdruck, und fast
Augenblicken möchte man dieses Volk
in solchen
liebgewinnen, wäre die Kehrseite seines Charakters we-
niger entsetzlich.
Zwischen den gemeinen Arabern und den
Häuptlingen
Begrüssung ganz die gleiche, Hohe und
ist
die
Niedere behandeln sich höflich und
Marabuts wird zuerst die Hand geküsst; aber dann ohne
Den grossen
herzlich.
der Besucher
dert mit ihm unbefangen und vertraulich.
auch bei Abd-el -Kader,
Derselbe Fall
Ueberhaupt bringt menschliche Macht
diese Gleichheit erhebt.
zaghafte Furcht
kühne Haltung,
zwingt ihm
Er
ab.
verliert
Lage
in keiner
seine
und schlägt sein Auge so wenig vor dem
Glänze des Sultanthrones, nieder.
ist
den die Sultanswürde nicht über
und Grösse den Araber nicht aus der Fassung, nie
nimmt
Ceremonien neben ihm Platz, und plau-
alle
Die Worte,
als
die er in
„Mein Sklave
,
warum
vor
dem Yatagan
AUah's
Mund
fürchtest du
des Henkers
legt:
meinen Sklaven?
„Steht sein Leben nicht in meiner Hand,
wie das
deinige?"
athmen dieses Gefühl der Menschenwürde des Arabers schön
und energisch. er
gefangen
Ich
sah bei
Dasselbe Gefühl verlässt ihn auch nicht, wenn
dem Feind oder dem Richter gegenübersteht. Beiida
im Mai
1837 vor den General Dam-
remont und seinen Generalstab Gefangene treten, dessen kriegerische tert
Umgebung
nicht
die durch
im mindesten eingeschüch-
wurden, und auf seine Fragen mit einem Stolze antwor-
26 den ich unter ähnlicheu Verhältnissen wenig Europäern
teten,
zutrauen würde.
Die Lage der arabischen Frauen
man
glücklich, als
es sich in
Europa
ist
lange
nicht so un-
Sie verrich-
vorstellt.
ten wohl alle Arbeiten der Haushaltung,
überlassen dagegen
das härtere Geschäft des Feldbaus den Männern. es,
Ehemänner
die Zärtlichkeit ihrer
ist
doch
wenigstens nicht sehr sanfter Art,
Wahr
ist
oder
selten gross,
kommen Misshand-
lungen fast nie vor, oder werden, wenn Körperverletzungen
Folgen sind,
ihre
durch Geldbussen oder Ehescheidung be-
Der Koran
straft.
zu nehmen,
erlaubt den Arabern, vier legitime
aber nur
Wenige machen von
begnügt sich sogar nur mit einer Frau. der Araber hat
kommen
man
viel erzählt,
Von
der Eifersucht
doch wohl auch mit üeber-
Bei meinen häufigen Besuchen
in
den Duars zeig-
Araberinnen ohne Scheu unter den Zelten,
ten sich die
plauderten
dieser Erlaubniss
Die Mehrzahl, worunter der Emir Abd - el - Kader,
Gebrauch.
treibung.
Frauen
sogar manchmal mit mir.
viele
den Markt.
Weiber der Landschaft,
Nach
der Stadt
alte
und junge,
und
Bona auf
In den Duars bemerkte ich, dass die männlichen
Mitglieder eiuer Familie in gewissen Fällen,
z.
Mahlzeit, auf ihren Vorrang vor den Weibern
streng halten.
Die Kuskususchüssel wird setzt,
um
fremden Gästen vorge-
dann setzen sich Vater, Söhne oder sonstige Verwandte
die Schüssel,
sättigt
zuerst den
B. bei der
und
nachdem
erst
sich diese vollständig ge-
haben, kommt die Reihe an Weiber und Töchter, die
inzwischen den Essenden in einiger Entfernung zusehen durften.
Gegen
ihre Mütter zeigen die jungen Araber in der
Re-
gel wenig Achtung, und behandeln sie gleichgültig, ja manch-
mal verächtlich,
Liebe hängen,
wogegen und
die
sie
an ihren Vätern
mit grosser
äussere Ehrerbietung gegen sie nie
27 Die arabischen Mädchen heirathen ge-
ausser Acht lassen.
wöhnlich im zwölften oder dreizehnten Jahr; manche sind im dreissigsten Jahre schon Grossmütter, und da ihr Lebensalter als das
meist eben so lange dauert,
der Europäerinnen,
so
erleben sie in der Regel mehrere Generationen. Alle Reisenden, welche Arabien besuchten, erzählen viel
von dem gastfreien Sinn seiner Bewohner; es weltbekannte
Tugend wenn
Fremde, besonders Andersgläu-
sie nicht
im Duar Bekannte haben,
durch Freunde empfohlen sind rische
ter
in der
,
oder
Regel nur eine mür-
Aufnahme, oder werden sogar mit rauhen Worten weg-
Auf meiner Reise
gewiesen.
kam
derselbe eine
des arabischen Volks, die aber nur gegen
ihre Landsleute geübt wird.
bige, finden,
ist
letzterer Fall öfters vor,
Abd-el-Kader's
man dem Araber schaft schon
Innere der Provinz Oran
in's
obwohl ich damals einen Rei-
Führer mit mir
als
sehr willkommen, sobald
ihm
und
zuvor gemacht,
Dagegen
hatte^
man
ist
seine Bekannt-
vielleicht irgend eine
kleine Gefälligkeit in der Stadt erwiesen hat;
immer
freut er
sich dann des
Wiedersehens herzlich, bewirthet den Gast, so
er kann,
und besucht ihn dann wohl auch gelegentlich
gut
wieder in der Stadt, seinen
um
seine
Revanche zu nehmen, und au
Tisch sich zu Gaste zu
laden.
gegen den Freund und Bekannten lich
beschränkt.
Wenn
Bewirthung verlangt,
man ohne irgend So bei
oft ich
ein
Uebrigens
ist selbst
die Gastfreundschaft ziem-
auch der Araber kein Geld für die
so sieht er es doch nicht gern,
wenn
Gegengeschenk von ihm Abschied nimmt.
auf den Jagdpartien in den Algierer
den Scheikhs der Ariben,
Umgebungen
Mustapha-ben-Dschiara oder
Ali-ben-Smati, meinen Freunden, einkehrte, rausste ich mei-
nen Pulvervorrath mit ihnen chen mich beständig,
theilen,
um von mir
und ihre Kinder umschli-
kleine
Münzen
zu erbetteln.
28 Ich war bei demselbeu
Hochzeit eingeladen;
Stamme im December 1836 zu
Der dampfende
auch mehrere Franzosen aus Algier.
ein,
einer
Gäste fanden sich von nahe und ferne
Kuskusu war auserlesen und mit Rosinen gespickt, Lämmer wurden geschlachtet, der Kaffee rauchte seln,
und der
Tarr
Rebbeb
und
Ungeheuern Kes-
in
ertönten
Tag und Nacht
von dem gellenden Triller der Weiber accompagnirt. diese
Ich
Hochzeitfeier gerade auf den 23. und 24.
den
wollte
arabischen
Kindern von den
Es
fiel
December.
Freuden
des
Christabends einen Begriff geben, und hatte deshalb bei einem
Manufacturwaarenhändler
deutschen
Spielwaaren
allerlei
geworden, mussten
Art für
sie
in
,
Als es dunkel
eingekauft.
Araber sich von dem uns christlichen
die
Wir
Gästen eingeräumten Zelt entfernen. kerzchen an
Nürnberger
Algier
und breiteten
die
zündeten Wachs-
Gaben auf dem Boden
Die Kinder des Duars warteten neugierig aussen. sammelte sie dann
um mich, und
versuchte nun,
ihnen eine,
wenn auch nur dunkle Ahnung von der Weihnachtsfeier zubringen; ich erzählte ihnen, dass der
Aissa
Koran einen Propheten nennt,
am Abend
desselben Jahrestages
(Jesus), den auch
zur
Welt gekommen,
mis an demselben Abend immer von den Engeln
sollte
auch ihnen
;
,
mals noch fast kein
Wort
arabisch sprechen
Kindern
die
Mysterien
seltsamerweise ein Jude.
des
um
und
Rum-
mit schönen
den kleinen Moslims,
nun einmal die gleiche Freude werden.
metscher, dessen ich mich bediente,
bei-
vor langer, langer Zeit
wie nun zu dessen Gedächtniss die frommen Kinder der
Gaben bedacht würden
aus.
Ich ver-
,
Ich konnte da-
und
der
Dol-
den mohamedanischen
Christabends zu
erklären,
war
In die kleinen Araber schien aber
leider auch nicht ein Strahl jener wunderlieblichen
Vorahnun-
gen zu dringen, die bei uns die Phantasie der Kinder beschäf-
29
zum geputz-
tigen, ehe sie zu den Weihnachtsherrlichkeiten,
Baum
flimmernden
ten,
mit grossen
zugelassen werden.
Gesichtern war nur zu lesen, dass sie
etwas bekommen,
sollten
warum
konnten,
man den,
ich
in ihren
sie
aber nicht begreifen
warten Hess,
warum
erzählte, ehe sie sehen durften,
Kaum waren
Zelt gelegt.
in's
dass
und
wohl hegriffen hatten,
sie
sie so lange
Aissa
ihnen erst vom ihnen
Sie guckten mich
Augen komischen Erstaunens an,
sie eingelassen
so setzte es auch fast schon Schläge
um
ich
was wor-
hölzernen
die
Säbelchen und Kreuzertrompeten, obwohl ich jedem sein Theil
Dann
zuvor abgesondert hatte. erhascht hatte,
davon,
um
lief jeder mit
dem,
was
es in Sicherheit zu bringen.
er
Ich
merkte da wohl, dass die Kinderseligkeit des 24. Decemberabends sich ohne den christlichen Glauben nicht wohl unter
fremde Völker verpflanzen
lasse.
Wenn
auch die Knaben an
den Säbelchen, die Mädchen an den Glasperlen ein sehr natürliches
gabe.
Vergnügen hatten,
um
Sie hatten,
so fehlte doch
alle poetische
Zu-
mit einem deutschen Dichter zu spre-
chen, keine Ahnung, dass „der liebe heilige Christ mit gar freundlichen,
frommen Kindesaugen hineinleuchte,
und, wie
von segensreicher Hand berührt, jede Weihnachtsgabe herrliche
Lust
bereite,
wie keine andere."
Aufenthalts bei den Arabern
gen des Ausgangs. des Duars
findet
Nachdem
—
Diese Episode meines
hier ihren Platz nur we-
ich sonach sämmtliche
mit Kleinigkeiten beschenkt,
des Bräutigams,
welcher mich eingeladen hatte,
spanische Piaster für die Bewirthung;
einmal zufrieden.
Die Kinder
liefen
„Ad dini Sordi, Sordi!"
einen Sou
und
als ich in
noch zwei
er schien aber nicht
mir noch lange mit dem
Geschrei nach !),
Kinder
gab ich dem Vater
(Gieb mir einen Sou,
Algier meinen Mantelsack wieder
ausleerte, fand es sich, dass die Hälfte der Gegenstände von
30 meinen gastfreundlichen ist
gegen
Berberei
Christen
An
bezeichnend genug.
Oran,
in der Provinz
gestohlen
worden.
Dies
wie die Gastireundschaft bei den Arabern
für die Art,
der
Wirtiien
und
verstanden
geübt
wird,
andern Orten, wie bei den Garrabas
musste ich erst meinen ganzen Tabak-
man mir
vorrath austheilen, ehe
Dage-
ein Zelt aufsteckte.
gen fand ich bei andern Stämmen
in der Provinz Constantine
auch manchmal eine wirklich gute Aufnahme und Bewirthung; einmal machte ich sogar die
Wirth beim Abschied
seltene Erfahrung,
weigerte,
sich
dass mein
Geldgeschenk an-
eiü
Ein solcher Fall gehört aber zu den Ausnahmen,
zunehmen.
und wenn er
öfters sich ereignet, so darf
man doch immer als
ganz sicher annehmen, dass der Araber irgend eine heimliche eigennützige Absicht dabei hat,
und sich auf andere Weise
dafür bezahlt zu machen sucht.
Uebrigens sind die Araber,
wie gesagt, gegen
christliche Besucher,
dem Zelt
öfters
gesehen
lich.
Mit vielem Anstand führen
,
unter
rensitz, der mit Schafhäuten,
Ehe
das
Essen kommt
einer
in
sie
u. s.
Von
frische
Dann wird
Zeit zu Zeit wird
Milch gereicht.
dem
ist.
der
Kuskusu aufgetra-
Oben
liegt
ein
welches mit unter
und aus hölzernen Löffeln gegessen
noch ein gebratenes Huhn, all'
w. unterlegt
grossen hölzernen Schüssel.
den Kuskusu gemischt,
schon
und herz-
den Gast nach dem Eh-
Teppichen
Stück Butter in Viereckform geschnitten,
wird.
sie solche
suchen sie ihn durch gemüthliches
,
Plaudern zu unterhalten.
gen
wenn
äusserlich liebreich
dem Gaste während des Essens
Dann
bringt
man ihm gewöhnlich
in Stücke geschnitten.
rührt der Araber keinen Bissen au,
bis
Und von sein Gast
sich satt gegessen hat.
Als
einer
allbekannten
Tugend
des
arabischen
Volks
31
wurde immer auch seiner Achtung vor den Todten erwähnt. Diese
auch wirklich bei den
existirt
unverändert,
ist
afrikanischen
Von Augenzeugen
mohamedanischen Völkern eigen.
zwischen Russen und Tscherkessen hört
Züge
erzählen,
machen
fast
ein
um
äussersten Anstrengungen,
die
dieselben
welche sich bei jedem Zusammen-
wie die,
den Händen des Feindes zu retten, selbst
man
des Kriegs
zwischen Franzosen und Arabern ereignen.
treffen
Arabern
aber in gleichem Grade fast allen übrigen
Todten aus
und Viele werden dabei
Man
Opfer ihres Versuchs.
ihre
Letztere
hat
öfters gesehen,
arabische Reiter mit einer oder zwei Leichen auf ihren
dass
Pferden davonjagten, und diese, wenn auch die französischen Chasseurs ihnen dicht auf der Ferse waren, nicht wegwarfen.
Oder
,
wenn auch Todte
in
den Händen der Franzosen
dem Kampfplatz zu erscheinen ihrer Landsleute zu holen. ein,
,
blie-
andern Tags wieder auf
ben, so verfehlten die Araber nie,
um wo möglich
die
Reste
Sie graben die Leichen sorgfältig
und bedecken die Ruheplätzchen mit breiten, festgemauer-
ten Steinen, damit die Raubthiere sie nicht ausscharren.
Die
Art, wie die Franzosen ihre Todten beerdigen, contrastirt zu
ihrem Nachtheile sehr mit der frommen Achtung, welche jene
Die Fran-
Barbaren den Leichen der Ihrigen immer widmen.
zosen werfen ihre getödteten Soldaten in das nächste aufge-
wühlte Loch, welches sie so nachlässig wieder zudecken, dass sich bei
um
Nacht die Schakale und Hyänen in Haufen einfinden,
wo
arabische
Gesetze gelten, wird der Verletzer eines Grabes mit
dem Tode
ihren
bestraft.
Gulenschmaus zu
Zu
die schönsten
halten.
üeberall,
ihren Friedhöfen wählen die Araber gewöhnlich
Gegenden des Landes;
eine Palme, und bauen über
sie pflanzen
dem Grabe
an dem Ort
eines Marabuts einen
32
um welchen
kleinen weissen Tempel,
die übrigen Gräber grup-
pirt stehen.
Die frugale Lebensweise die
sich von
vererbt hat,
allen
steht
Hemmniss im Wege; vung,
dieses Volks, eine Eigenschaft,
ihren Altvordern gleichfalls unverändert auf sie
sie
Civilisationsversuchen
mächtiges
als
erschwert gleich sehr die Entner-
wie die Ausrottung oder Vertreibung dieser Nation.
Die nordamerikanischen Rothhäute wurden durch das „Feuerwasser" besiegt und vom Boden ihrer Väter verjagt;
wo
diese
Wilden den Branntwein gekostet, wurden
Sklaven, und verloren Energie und Freiheitssinn. die
Araber
richtete dieses Mittel nichts
gutes Schlückchen ihres Koran.
Wein
Aber
sie
sie recht
dessen
sie
bei
gern ein
oder Branntwein, trotz der Verbote
werden nie zu Säufern;
das geringste Geld für berauschende
nehmen nur an,
sie
Aber gegen
Wenn
aus.
den Christen zu Gast geladen sind, kosten
überall,
wenn man ihnen
wird ihnen nie zum Bedürfniss,
sie
geben nie
Getränke aus,
sondern
Das Getränk
schenkt.
und
alle
Erinnerungen an
die lustigen benebelten Augenblicke sind nicht mächtig genug,
ihnen je einen Budschu aus der Tasche zu locken. rauschter Araber nie vorgekommen.
getrunken,
In den Duars wird nur Wasser oder Milch
und dabei
steht dieses
ihm der Kuskusu,
Früchte hin.
das
Volk au Körperkraft und
nach.
ungesäuerte Brod und
Abd-el-Kader's
vor Ain-Maadi mehrere Monate lang
Armee
Zur übrigen Nahrung einige
üebrigens sind die Araber auch noch grösserer
Enthaltsamkeit fähig.
Getreide.
be-
mir während meines ganzen Aufenthaltes
ist
Geistesenergie keinem andern reicht
Ein
Armee
fast blos
Es werden unter dem Gepäcke
nährte
sich
von gekochtem
einer arabischen
wenig oder keine Lebensmittel mitgeführt; jeder Rei-
ter trägt einige
Brode und ein Säckchen Mehl mit
sich,
wo-
33 mit er nöthigenfalls
Wochen auskommt,
auf
und geht ihm
der Proviant aus, so sind auch ein paar Wurzeln der Zwerg-
palme und einige Cactusfeigen genug,
ihn kräftig und bei
guter Stimmung zu erhalten.
Mit dem nüchternen Sinn der Beduinen
hält ihre Geld-
Sie verkaufen von den
gierde und ihr Geiz gleichen Schritt.
Producten ihres Bodens und ihrer Heerden jährlich für vier
Franken, und kaufen nicht für den zehn-
bis fünf Millionen
dagegen
ten Theil
Es
ein.
hat also seit der französischen
Occupation eine Baarsumme von vierzig bis fünfzig Millionen
Franken,
auch mehr, den
vielleicht
Weg
in's
Innere genom-
men, und kommt von dort wohl schwerlich mehr zurück. Araber,
die
unter ihren Zelten ihr Baarvermögen nicht ver-
wahren können,
men Ort
in der
wenn
ten,
Die
sie
vergraben
dasselbe an irgend einem einsa-
Wilduiss, und nehmen in unglücklichen Zei-
von Feinden geplündert worden und verarmt
sind, zu dieser Reserve ihre Zuflucht.
Indessen ereignet sich
denn da auch die übrige Habe des
letzterer Fall nicht oft,
Arabers, seine Heerden und seine Felder, theils leicht beweglich,
eine
theils
schwer zu zerstören
Lage,
sehr drückende
ist,
so
kommt
er selten in
und so lange ihn nicht grosse
Noth drückt, gräbt er seine Piaster und Budschus nicht wieder aus.
Fast
alle
rein verloren, und
mehr dieses
diese ein
an's Tageslicht,
Summen gehen
der ihre Schätze birgt,
immer
sein Erbe.
ein günstiger
tigste Mittel
und so mancher
Tod
den eigenen
Die Geldliebe der Araber
ist
übrigens
Umstand für den Frieden, und das mäch-
wider den Fanatismus gewesen.
Moritz Wagner's
nie
Verwandten
nächsten
Araber bringt durch einen schweigenden
Sohn um
kommt wohl
denn bei dem misstrauischen Charakter
Volks verheimlichen sogar die
einander den Ort,
für die Circulation
grosser Theil davon
Algier.
II.
Nach jedem 3
34 Ausbruch der Feindseligkeiten gewann
den Stämmen die
bei
Begierde, den Ueberfluss ihrer Heerden und ihres Getreides
gegen klingende Piaster auszutauschen, bald wieder hand und dämpfte ihren Hass so, Verbote
ihrer
die Ober-
dass sie selbst gegen die
Häuptlinge einen heimlichen Handel mit den
Sogar
Franzosen wieder anknüpften.
Marabuts lieben
die
das gemünzte Silber in einem so hohen
Grade,
dass
man
durch eine geschickte Verwendung desselben den Hass vieler
Männer brechen und
einflussreichen
dieser
sche Interesse gewinnen könnte;
für das französi-
doch wird
freilich bei der
Mehrzahl der ächten Marabuts das Interesse ihrer Religion
immer überwiegend
seyn,
während
bei
den Kriegern der
Der
grössere Theil der Bestechung leicht zugänglich wäre.
Consul Daumas, welcher während eines mehrjährigen Aufentin
halts
Mascara den Charakter der Araber gewiss genau
Studiren konnte,
hatte
wohl sehr Recht,
wenn
er
dem Gou-
verneur in Algier vorschlug, zur Bestechung der einflussreichsten
zu
Häuptlinge
verwenden,
für das ser
Abd-el-Kadcr's jährlich 100,000 Franken
womit
er
Aulblühen der
und
zu sichern,
durchzusetzen,
als
sich
anheischig
Colonie nothvvendigen alle
Absichten
der
machte,
Frieden
Franzosen
den bes-
leichter
mit einer Expeditionscolonne von 20,000
Mann. Uebrigens
ist
trotz
der eingefleischten Geldgierde doch
eine gewisse Mildthätigkeit
für
manche Arten von Unglück
und Gebrechen dem Charakter des Arabers nicht fremd.
werden namentlich
die
vielen
Blinden,
So
die vor den Städten
und auf den Märkten das Mitleid der Gläubigen anrufen, mit kleinen Gaben ziemlich reichlich bedacht, und noch weit mehr
wird Wohlthätigkeit an Wahnsinnigen geübt, worunter auch zuweilen Betrüger auf den
Beutel ihrer mitleidigen Lands-
35
Auf dem Markte zu Bona sah
leute speculiren sollen.
der mit stieren
einen solchen Besessenen,
Zeug
haften Gesticuldtionen verworrenes
dessen schmuzige
sonst
unter leb,
und in
Kapuze jedesmal dicke Kupfermünzen reg-
Dergleichen Anwandlungen von Wohlthun bei einem
neten.
That
Augen
declamirte
ich
und habgierigen Volk sind in der
geizigen
äusserst
räthselhaft; diese
Paarung der widersprechendsten Eigen-
schaften bei den Arabern macht den scharfsinnigsten Beobach-
daher auch die vielen so schroff entgegengesetzten
ter irre:
Urtheile
kommen,
Männern
man noch
die
bis in die
neueste Zeit von
welche mit diesem Volk in vielfacher Berüh-
hört,
rung standen.
Eben
wie die Habgierde, welche den Araber
so
oft ge-
nug zum Verräther an seinem Volk und Glauben, zum Mörder seiner Blutsverwandten machte, contrastirt, die
Landsleuten der
man
denselben Araber an seinen unglücklichen
—
üben sieht,
die schändlichste
Daher auch
eben so seltsam paart sich mit
Enthaltsamkeit
äussersten
Trinken
dieses
Volks
im Essen und
Ausschweifung im Geschlechtstriebe.
furchtbare
die
mit jener Mildthätigkeit
Verbreitung
der
syphilitischen
Krankheiten, mit denen sogar kleine Kinder von ihren Eltern angesteckt werden.
Tiefer
als
der natürliche Missbrauch sind
die unnatürlichen Laster eingerissen: die Päderastie, welcher die ungeheuere
Mehrzahl der Araber,
fröhnen, die Sodomie, sieht.
Von den Durand,
im Jahre 1834
1830
ein reiches in die
entsetzliche Beispiele.
bis sie starb.
Mademoi-
Mädchen aus der Provence,
fiel
Hände der Hadschuten, und wurde vor
den Augen ihres Bruders von so ehrt,
sogar viele Marabuts,
man besonders von Knaben üben
Leidenschaften der niedersten Sinnenlust bie-
ten die Ereignisse seit selle
die
vielen
dieser
Wilden
ent-
Ein ähnliches Schicksal hatten die Gat3 *
36 tiu
und die Tochter
des Colonisten Lantiniere;
schönes, blutjunges, blühendes
Beide wurden in Gegenwart des des Gatten und Vaters,
tiniere,
Bewusstseyn verloren. Soldaten wurden,
Äa
letztere
ein
Mädchen von sechzehn Jahren. gefangenen Lan-
gleichfalls
bis sie das
so oft entehrt,
gefangenen französischen
fast allen
besonders an denen,
jung und blühend
die
waren, die empörendsten Gewaltthätigkeiten begangen, manch-
mal von Umständen begleitet,
man
nicht
wagen
kann,
auch
nur
dass
sind,
die so scheusslich
sie
anzudeuten.
ferne
Ueberläufer fanden bei Häuptlingen oft nur unter der Bedin-
gung Schutz,
dass
sie sich ihnen
ganz überliessen, und bei
ihnen ein Leben der Schande und des Siechthums hinschleppten.
Den
meisten Reisenden,
und bartlos sind,
ja
wurden von den Beduinen Geldaner-
wenn
sie ihren
Arabische Väter sollen
wollten.
zurückgekehrte Gefangene
nen sich vergehen. unter der
—
Wünschen
— so
erzählten mir mehrere
dass
verbreitet,
wie von der gewöhnlichsten Sache, reden
ständig dergleichen Laster
lichen
chen,
denen
oft
unter
hört.
Pellissier in sie
man
davon,
sie
Die Scherz-
einander haben fast
zum Gegenstand.
Herr
Verblendung erzählt, so
bequemen
Diese unnatürlichen Laster sind so sehr
Masse des Volks
von
sich
zuweilen an ihren eigenen Söh-
reden selbst der Häuptlinge
Menschen,
welche jung
sogar vielen französischen Soldaten in
ihren eigenen Lagern,
bietungen gemacht,
besonders jenen,
be-
Dies sind die seiner
unbegreif-
errötheten wie junge
Mäd-
von obscönen Gegenständen gesprochen würde.
Ich habe wenige keusche Araber gekannt,
und diese waren
sämmtlich nur Marabuts, deren religiöses Ansehen durch ihre Enthaltsamkeit mit bedingt viele heimliche Sünder.
ist;
aber auch unter diesen sind
Abd-el- Kader
ist
einer der wenigen
Grossen, dem man hierüber nichts vorzuwerfen
hat.
Dieser
37 Fürst hat die Päderastie mit der Todesstrafe belegt, ein Ge-
zuführen
wegen der Häufigkeit des Lasters
das
setz aber,
dem Kriege gegen
In
nicht durch-
ist.
nen Franzosen, nachdem man handelt hatte,
der
Franzosen bewiesen
die
die
Ara-
In der Regel wurde den gefange-
ber grosse Grausamkeit.
sie
aufs Entehrendste gemiss-
Kopf abgeschlagen;
nur in neuester Zeit
wurden hie und da Gefangene geschont und ausgewechselt.
Die Leichen der gefallenen Feinde werden von den Arabern verstümmelt.
In der ersten Zeit des Zusammentreffens zwi-
schen den Eingeborenen und Franzosen geschahen diese Greuel des Deys;
auf Befehl
Seiten eintrat,
bei der Erbitterung,
behielt
der Krieg
auf beiden
die
auch später seine
wilde,
dem Treffen an der Sikak,
blutige Gestalt,
welche
wo Bugeaud
Gefangenen schonte und gut behandelte, sich
die
Der Friede wurde,
etwas gemildert hat.
durch
erst seit
einen Tractat
abgeschlossen worden,
förmlich
wenn auch
achtet,
viele
Oran,
der Tafna
an
sind.
Innern
die
Man
konnte nach dem
Gegenden der Provinz
von einem einzigen Reiter Abd-el-Kader's begleitet,
sicher durchwandern.
Oran blos
in
vom Stamm hatte,
im Allgemeinen ziemlich ge-
Mordthaten und andere Verbrechen
von Individuen verübt worden Vertrage
nachdem derselbe
zwischen den kriegführenden Parteien
Ich machte die Reise von
der Garrabas,
und dem
es
ganz
der sich mir als Führer erboten
leicht
gewesen wäre,
Einsamkeit zu plündern oder zu ermorden. welche während sich
am
die
Garrabas,
Arzew nach
mir völlig fremden Beduinen
Begleitung eines
des Krieges
mich in der
Dieselben Stämme,
durch Unthaten und Blutdurst
meisten hervorgethan hatten, wie die Hadschuten und
nahmen
im Frieden manche durchreisende
Franzosen ziemlich freundlich
auf.
Beispiele der Treulosig-
38 keit,
wie der Bruch des Friedens an der Tafna durch einen
mörderischen Ueberfall, fehlen aber eben so wenig.
Stämme,
die sich
Einige
den Franzosen unterworfen hatten,
bei erster Gelegenheit verrätherisch
von ihnen ab,
fielen
während
andere, wie die Duairs und Zmelas, seltene Treue und Biederkeit bewiesen, und für die Franzosen sich so tapfer schlu-
gen,
sey es für ihr Volk und für ihren Glauben.
als
Dem
Leser dürfte
es
wohl schwer werden,
sich aus
den
angeführten Hauptcharakterzügen, die so viele Contraste zei-
gen,
eine
feste
Meinung über
bilden, und doch sind diese liegt
keineswegs des
ter
in der
Arabers
die
Araber der Berberei zu
Züge wahr, und
Widerspruch
ihr
Auffassung, sondern in dem Charak-
selbst,
dem
die
Natur und der religiöse
Glaube so manche unbestreitbare Tugenden verliehen, welche mit der Reihe schaudervoller Laster desselben Volks fast unverträglich scheinen.
Das
schwer zu
Ich habe in Algier gescheidte
studiren.
arabische Volk
ist
übrigens sehr
Männer
gekannt, scharfsinnige und gewissenhafte Beobachter, welche
und lange mit den Arabern verkehrt hatten, und mir ge-
viel
standen, dass sie sich noch nicht getrauten, über dieses merk-
würdige Volk ein bestimmtes Urtheil zu
fällen, dass sich ihre
Ansichten über dasselbe öfters geändert,
dass sie manchmal,
empört über die vorgefallenen Greuel, dasselbe unbedingt ver-
dammt, dann aber 3u ruhigerer Ueberlegaug zurückgekommen, und den Motiven und Anlässen, aus denen ihre Thaten hervorgegangen, nachspürend, ihr Urtheil wieder sehr gemildert hätten.
Ueber kein Volk der Welt lauten daher auch
sichten der Beobachter widersprechender,
Ende das Klügste, die
Handlungen,
man
die Zustände, die
solche bei so
und
es
sich alles ürtheils zu begeben,
Gesinnungen,
die
An-
bleibt
am
und nur
in so weit
wenig mittheilsamen Menschen erkennen
39 kann, so einfach hinzustellen, wie
ruhigen und un-
sie einer
parteiischen Beobachtung; erschienen.
Dem man
net
Widerstreite der Meinungen über die Araber begeg-
übrigens bei den neuesten Schriftstellern
wie bei den
ben Grade,
Pellissier
alten.
und Genty haben
die
Araber eben so übertrieben günstig geschildert,
ret
und Rozet
wie
in
Wahrheit so ziemlich
die
Man
in der Mitte steht,
Denkweise und
Sitten
so
al-
den Völkern der Welt, doch dem übrigen
lein stehend unter
Menschengeschlecht in so weit gleichen, dass auch
sie
weder
noch völlig schlimm sind, und die Verschiedenheit
völlig gut,
mag zum Theil wohl
der Urtheile über sie sie
Poi-
den meisten Fällen ähnlicher Art
dass die Araber, obwohl durch
dass
als
übermässig schwarz gemalt hatten.
sie
darf wohl hier,
annehmen, dass
demsel-
in
daher kommen,
ganz andere Laster und Tugenden haben,
meisten übrigen Völker;
Im Ganzen
tige Maassstab.
ist
als die
fehlt dabei der rich-
indessen gar nicht zu leugnen,
Seite im Charakter der Araber bedeutend
dass die schlimme
Aber
überwiegt.
dem Beurtheiler
es
wäre
unbillig,
den Anklagen der
all'
europäischen Ansiedler in Algier, welche in dieser unterneh-
mendsten
und
streitbarsten
der
Völkerschaft
der Fortschritte
Haupthinderniss
der
Berberei
Colonisation
das
und ihre
natürlichen Feinde sehen, ganz unbedingten Glauben zu schen-
ken.
Bei
Grausamkeit,
den die
furchtbaren seit
Beispielen
von
1830 vorgefallen,
Blutdurst
und
fragt Pellissier in
seinen
Annales algeriennes
zosen
den Arabern auch immer Lehren der Menschlichkeit
gegeben?"
In der
sehr passend
That waren
wo 1831, während Ben-Zamun Menge wehrloser Einwohner, in
die
die
:
„haben wir Fran-
Würgescenen
in Beiida,
Besatzung bedrängte, eine
darunter
Greise und Weiber,
den Strassen niedergehauen wurden, ^ie Niedermetzelung
40 Stammes El-Uffia, wobei
des
men fanden, und
Kinder kein Erbar-
sich auf das schriftliche Versprechen eines
sichern Geleites nach Algier begaben,
werthe Thaten der Franzosen, "wundern kann,
wenn auch
man
dass
so
verdammens-
höchst
sich gar nicht
die Araber, die für ihr
für ihre Unabhängigkeit kämpften,
gegen
Messaud und
die Hinrichtung der Scheikhs
welche
el-Arbi,
die
selbst
sich
Land und
Treu und Glaubens
Ich stimme ganz der folgenden
greuliche Repressalien übten.
Bemerkung
Pellissier's bei:
Grausamkeiten im
„Seyen wir überzeugt,
Gefolge
des
gehen,
Ob ren
,
d.
es h.
als
dass die
Krieges keiner Race fremd
sind, und dass hierin die civilisirtesten Völker oft ter
und
fremden Eindringlinge entbunden glaubten,
die
noch wei-
die wildesten."
wohl möglich seyn wird, sie zu
gewöhnen
,
Araber zu
die
civilisi-
ihrem schweifenden Hirtenleben
und Zeltwohnen, ihrem Vagabunden- und Diebessinn zu sagen,
sie
an
feste
thum nach unsern Begriffen ist
dies zweifelhaft,
Jahrhunderts dazu.
ent-
Niederlassungen, an Industrie, an Besitz,
zu
gewöhnen ?
und jedenfalls bedürfte
Ich glaube , es es
mehr
als eines
Ihr bisheriger Verkehr mit den Franzo-
sen seit 1830 brachte nicht die geringste Veränderung in ihre
Lebensweise.
General Bugeaud machte den Versuch, die mit
Frankreich verbündeten
Stämme der Duairs und Zmelas
festen Dörfern anzusiedeln.
Er gab ihnen
alles
material umsonst, und das Geniecorps legte
an;
Bewohner genöthigt zu
bleiben, so
wäre
wieder zu Abd-el-Kader übergegangen.
ungebundenen Leben
mit
Hand
bald von
und hätte General Bugeaud
Arabern im Stich gelassen,
völlig
selbst
aber die halbgebauten Häuschen wurden
ist
in den
fer eingewurzelt, als ihr Glaube an
die
in
nöthige Bau-
den die
Mehrzahl lieber
Die Liebe zu einem
Arabern
Mohamed.
fast
noch
tie-
Das gemäch-
41
Leben der
liehe
Städter, ihre stattlichen Häuser, welche Schutz
gegen Sonne und Regen gewähren, die Städter so
bequem ruhen,
die
die gute
die sauberen Kleider, die sie tragen,
Meubles,
Kost, die
sonderlichen Reiz
Wahl, eben
chen,
sieht
aber es hatte
völlig
in
seiner
leicht,
davon
die er versilbern könnte;
in einer
Stadt
zu wohnen,
Zelt
in der
das der
schmuzigen Bernuss zu tragen, aber bequem anzuziehen
maurisches Häus-
ein
Wildniss zu bleiben,
Wind der
durchpfeift,
zwar
ein Lumpenhabit,
ist.
Die Freiheitsliebe geht
aller
gestraftheit
bei
den Arabern übrigens nicht
Verbrechen hätten.
Es
die Anarchie, welche
Augen
dem Sturze der
Nachdem
Türkenherrschaft gefolgt war, gebändigt hat. Frtjinzosen sich Algiers bemächtigt hatten,
anfangs wenig
um
voll unsinniger
Freude, der Türken
das
,
ün-
im Gegentheil
ist
eines der grössten Verdienste Abd-el-Kader's in den
Stämme, dass er
un-
und den
so weit, dass sie Lust an einer gänzlichen Anarchie, an
seiner
es
bequeme Geräthschaften und prächtige Kleider zu kau-
fen, aber er zieht es vor, ter'm
und
so zu leben; denn er ist reich; er hat vergrabe-
nes Geld und grosse Heerden,
wäre ihm
Es stünde
für ihn.
sie speisen,
dies sah
all'
der Araber seit langen, langen Zeiten schon, nie
auf denen
kümmerten
die
sie sich
was im Innern vorging. Die Araber,
sich anfangs allen möglichen
los zu
seyn, überliessen
Thaten der wildesten Ungebun-
Als aber wechselseitig Räubereien und Mordthaten
denheit.
vorfielen, als sie bald die Diebe, bald die ßestohlenen waren,
wurden
sie
dieses
Zustandes schnell wieder
wandten sich allmälich
Macht besass,
alle
satt,
wurde
sie
an den Häuptling, der die meiste
diesem Zustand ein Ende zu machen.
dehnte sich die Herrschaft Abd-el-Kader's aus. chie
und
so ziemlich unterdrückt,
So
Die Anar-
während der Freiheits-
42
Dem
sinn der Araber unerschüttert blieb.
ben in der Wildniss
Araber
weil er dort ausser
lieb,
und Mord ungestört thun und treiben darf,
Es war
kann
dem Diebstahl
was ihm
dies sogar zur Zeit der Deyherrschaft der
die
gefällt.
Fall;
nie
Der Bewohner
im Duar beengende Polizeimaassregeln.
galten
das Le-
ist
Nacht hindurch am Feuer verweilen,
kann jagen
und schiessen nach Herzenslust, kann überallhin seine Heerde treiben und sein Pferd tummeln,
wächter befehlen ihm Halt,
ein freier
er
wohl,
Mann
sein
visitirt
Gepäck
einem wild -freien Lande;
dies
—
er
fühlt
und darum trägt er auch das Haupt so hoch und
und beugt
stolz,
in
Gendarme verlangt nach
kein
seinem Pass und kein Zollwächter ist
weder Mauern noch Feld-
es vor
keinem Fürsten,
sondern nur allein
vor Gott.
Ausser dieser unbeschränktesten Freiheit, unstätes
Leben
diesem Grade gewährt
in
in der Steppe, in
Reize,
die ihn
der
Wüste,
,
die
nur ein
hat das
Wohnen
für den Beduinen
und das schwarze
Heimath,
als
manche
den Besitz und bequemen Genuss vieler Hab-
Die Wild-
seligkeiten leichten Sinnes verschmerzen lassen. niss
so
Zelt sind ihm theuer auch als seine
das Vermächtniss seiner Altvordern.
Es wur-
den von den Arabern glänzende Städte gegründet; in Bagdad blühten Poesie und Wissenschaften und
mernde Luxus des Orients.
Aber
die
herrschte der schim-
ungeheure Mehrzahl
der arabischen Nation, die Hirten oder Beduinen, kümmerten sich
um
all
dies nichts, sondern setzten die einfache, schwei-
fende Lebensart, wie sie ihre
Mohamed gekannt, Tag.
Auf
Ahnen
viele tausend
Jahre vor
ununterbrochen fort bis auf den heutigen
sie hatten die
mehr und mehr
sich
verbreitenden
Kenntnisse, die ungeheuren Fortschritte der menschlichen Bil-
dung,
nicht
die
mindeste Wirkung,
und so
oft
ich einen
43
Duar
und ich sah einen alten Araber mit gebleich-
besuchte,
tem Bart, Ernst, Ruhe und Einfachheit in den gefurchten Züvor dem braunen Zelt sitzen,
gen,
weidenden Schafe,
die
Kameele,
und in seiner Nähe die
umher knieeten und
die
standen, die Weiber, die ihre Schläuche
da war es mir jedesmal,
die
Abraham
des Vaters
stalt
als
füllten,
Die Person und
selbst vor mir.
Lebensweise dieses Ahnen des Menschengeschlechts,
wie die Genesis
sie
uns überliefert hat,
arabischen Scheikhs oder Marabuts. alle
am Brunnen
sehe ich die patriarchalische Ge-
Dies
war nur ist
so
eines
die
wahr
so
,
dass
Maler, welche Scenen aus jenen ältesten Zeiten nach der
Schilderung der Genesis gaben, immer zugleich auch selbst vielleicht
unbewusst
—
— ihnen
arabische Scenen gemalt haben.
So sah mir der Vater Abraham auf dem schönen Pariser Kuwelcher die Verstossung Hagar's und ihres Soh-
pferstiche,
nes Ismael
geschworen aus wie der erwähnte Scheikh
darstellt,
welcher auf meiner Reise nach Mascara mir
der Garrabas,
den Tabak aus dem Gepäck gestohlen
Es gab
den
unter
manchen romantisch
europäischen
exaltirten
Kopf,
hatte.
Ansiedlern der in das
Arabers sich verliebte, ehe er dasselbe mitgemacht
von dem Glücke träumte, stenz,
bei
das
man
in
Algier
Leben
des
hatte,
dem
bei einer sorglosen Exi-
einer gränzenlosen Freiheit geniessen müsse,
als
unumschränkter Gebieter auf feurigem Rosse durch die Wüste brausend,
den
Strauss
und
Löwen
jagend und mit ganzer
Seele sich versenkend in eine wilde und erhabene Natur.
gab junge Abenteurer, dass sie wirklich, ins Innere gingen
men
—
es
war
in
Es
denen diese Idee so mächtig spukte,
das europäische
Leben
hinter sich lassend,
und bei Abd~el- Kader den Islam annah-
ein grosser Schritt, ein Schritt,
über das Grab, denn sie durften,
so weit wie
einmal zu Moslims gewor-
44 den,
mit ihren ungläubigen Landsleuten
mehr
unterhalten,
durften nie
Regen und Treiben
einer Stadt
gab, durften nichts mehr lesen, nie
die
der Europäer sich ergötzen,
als
Civilisation sich be-
den Koran,
Laute ihrer Muttersprache mehr;
andere Welt gerathen des Barbarentitels.
—
die
es
war
sie
dies doch ein
in eine
theurer Preis
die
Einen in der Hauptstadt Abd~el-
Andern nach ihrer Rückkehr zu ihren
Alle bereuten ihren Schritt bitter;
Laudsleuten.
und hörten
waren
habe einige dieser Renegaten in der
Ich
Folge wiedergesehen, Kader's selbst,
ches
mehr an dem gewerbthätigen
dem Welttheil der
erfuhren nicht, was in
Verkehr
keinerlei
ein
grässli-
Erwachen war ihrem Traume auf dem Fusse
gefolgt.
Die Thoren!
—
Sie hatten nicht bedacht,
dass
der Seligkeiten des Araberlebens der Besitz der ses Volks erste
Bedingung sey,
dass
man
zum Genuss
Tugenden
die ganze
tung und Sinnesart des Beduinen haben müsse,
um
die-
Abhär-
an seiner
Lebensweise wirkliches Behagen, nicht Pein und Langeweile zu finden.
Ich halte die Araber allerdings unter den Völkern
der Berberei für die Glücklichsten. zu so
grossen Entbehrungen gezwungen,
greulicher Anarchie,
und stumpf,
welche das
wie die Kabylen;
wie die Mauren,
phantasiereiches Volk.
eines mächtigen
leben nicht in so sie sind nicht träge
sondern ein energisches und
Gleichwohl bin ich Keiner von denen,
Araberglück über Alles
stellen,
und das Loos
Emirs oder gefeierten Marabuts für beneidens-
werther halten, der
Sie sind nicht arm, nicht
Bereicherung
als
das eines Europäers,
menschlicher
Kenntnisse
der seinen verdankt.
Ruhm Das
Beduinenleben hat manche schöne, anziehende Seite, aber man
muss dazu, wie zur Poesie, geboren seyn. gaten in Mascara lernte schen,
ich
Unter den Rene-
einen gebildeten jungen Deut-
den Baron 0...r, kennen,
den sein abenteuerlicher
45 Sinn unter die Beduinen geführt santer junger
Manu
Es war
hatte.
Aon sehr hühscher
Er
Gestalt.
Gunst bei dem Khalifa Mustapha-ben-Thauy, durch das Land,
auf seinen Zügen
stand in
begleitete ihn
und wurde freundlicher
Nach wenigen Wochen
behandelt, als irgend ein Renegat.
war
ein interes-
er aber des Araberglücks herzlich überdrüssig, und hätte
davon lieber wieder in Gedichten und Romaneu gelesen,
Für
es in Wirklichkeit geschmeckt.
war
sein weichlicher
Körper
den Ritte,
Er konnte
die für den die
lich
um
Erverwünschte
und die anstrengen-
Araber ein Spiel, ein Spass waren.
Wüste weder
Reich liebgewinnen,
Lebensweise
die rauhe
nicht geschaffen.
bald das Zeltwohnen und Kuskusuessen,
als
als seine
Heimath, noch
als sein
wie der Ariiber: er mühte sich vergeb-
ein bischen Begeisterung ab
beim Anblick der grän-
zenlosen Einöde und ihres ewiggestirnten Baldachins, er rang
umsonst nach einem Fünkchen Andacht während der dreimal täglich wiederholten Gebete.
diant,
ber,
warf
wenn
spielte mit
sich niedeu auf sein Antlitz, die
wie
wie ein Komödie übrigen
Ara-
Sonne im Westen versank, und murmelte die
Gebetformeln nach, Seele, mit
Er
aber mit einer
Leere
grässlichen
dem unaufhörlichen Mahnen des Gewissens,
der dass
er schändliches Gaukelspiel treibe mit Gott und mit sich selbst.
Glaube und Begeisterung wollten nicht kommen, und der unglückliche
Thor, der vom Nomadenleben
der Märchenwelt
die
Verwirklichung
seiner Jugendlecture erwartet hatte,
Doch
seinen einzigen Trost nur im Weinen.
selbst
fand dieser
Trost war ihm nur vergönnt, wenn die Gefährten, denen er ohne Gefahr seine Gefühle nicht verrathen ten,
wenn
die
durfte,
schlummer-
nach Blut wimmernden Stimmen der Hyänen
seine nächtlichen Seufzer übertäubten, und nur die leidigen Sterne oben die Beichte seiner
nassen
stumm
Augen
mit-
sahen.
46
Das Leten aber
Keinem
der Araber hat der Reize viele und herrliche,
zum
gelüste es danach, der nicht ganz und gar
Beduinen geworden, und dazu gehört ein Körper von Eisen In den ungeheuren Steppen der
und eine Seele von Feuer.
Angad, im Kobia, im Blad-el-Dscherid, wo wenig Gras wächst, da irren
giebt und
Stämme
interessantesten
dieses Volks.
um
grosse Märsche machen,
Weide dort
Heerden
ihrer
mente
einen
in
oft
ziehen,
wo
zur Weide
er grünes
sie
sich erkennt
ist
Nomade
schweifender ,
getrockneten
das
Excre-
durch
Alles
seine
die
nun
als
der Meeresküste
hinreichenden
Raum
in seiner Ein-
er zieht vor,
Wiege, der Schauplatz seiner
sein Hersscherreich,
erobert hat,
Gott.
als
die
AU' dieses Ungemach achtet der
Land und mehr war
Sie
und
Knabenspiele,
Holzes,
des
statt
die
Er könnte nach
seines Viehs fände;
öde zu bleiben.
oft
wieder einen grünen Fleck zur finden;
See.
Wüstenbewohner wenig.
und
die kräftigsten
im Winter verwandeln die Regengüsse
Hitze versengt,
Steppe
wenig Bäume
Die Angad müssen
Im Sommer wird
Kameeis.
des
zu
verbrennen
mangelt,
es
das er als
und wo er niemand über
Bis in die Zwanzigerjahre sind die
Nomadenaraber dem Geist und der Stimmung nach noch wahre Kinder.
Sie lachen viel und herzlich, und vergnügen sich in
lustigen Spielen, häufig bis tief in die dies oft in den
ben-Thauy, wo
Nacht hinein.
Duars und im Lager des Khalifa Mustaphabis fast
niss oder aus den
um
Mitternacht Scenen ausderWild-
die
wo
Märchen aufgeführt wurden,
gen Krieger sangen, musicirten, tanzten und Lustigkeit
Ich sah
Stunden verschwelgten,
Bauern mit Ackern und Dreschen
die
verleben.
die
jun-
in ausgelassener
unsere jungen
Es
giebt Poeten
sie
singen von Spuk und Abenteuern, von Liebe
und von Krieg.
Dies sind ihre Lieblingsthemata auch im
unter ihnen
;
47 Leben.
Es
wenn
Duar,
giebt keinen
wenige
er auch nur
Zelte zählte, der nicht schon der Schauplatz von Liebesintri-
guen gewesen wäre;
es
gicbt keinen vierzehnjährigen Ara-
ber, der seine Flinte nicht schon einmal
Kein Volk der Welt
gedrückt hätte.
Wer
den Knall des Pulvers.
im
den Araber im Kampfe gese-
Augen funkeln,
hen, wie seine
auf den Feind los-
liebt leidenschaftlicher
wie seine
imposante Gestalt
Sattel des Streitrosses sich aufrichtet in ihrer
wie
barenmajestät,
die
feurigste
jedem Zuge seines ausdrucksvollen Gesichtes Kampfgeschrei oder seine Gesänge,
Kugeln preisen
hat,
—
blitzt,
theuersten
wer
diese
Ton,
der ihm lieber
Haltung der Araber im Feld beobachtet
geborenes Volk
ist,
und dass
—
wenn
ist,
mit sol-
—
Europa jemals wieder zu bedrohen
chen Barbarenhorden
Mann, dem neben
der Eigenschaft eines tüchtigen
Prophetencharakter
der
Höhe
es auch bei der
der europäischen Kriegskunst nicht wohl möglich
Heerführers
Krieg
dass dies ein für den
der überzeugt sich leicht,
ein grosser
wie sein
welche das Pfeifen der
Zauber einer melodischen Stimme, weithin schal-
sey, als der
len
seinen
als
ganzen Bar-
Schlachtenbegeisterung aus
mangeln
nicht
dürfte,
noch immer grosse Thaten mit dem arabischen Volk ausführen
Einigermassen haben dies zwei Männer
könnte.
neuesten Zeit,
Mehemed
Die Freiheitsliebe jedem Lebensalter,
ist
die
ein
Gemeingut
der Araber
dreissiger Jahren
tritt
ka an, und wenn ziemlich
stiller
Araber von ist
Mit dem zunehmenden
und nachdenkender.
In den
MekWesen
er gewöhnlich die Wallfahrt nach
er von dort wiederkehrt,
umgewandelt.
den Spielen,
aller
Lust an Krieg und Abenteuern
etwas mehr ein Attribut der Jugend. Alter wird
der
Ali und Abd-el- Kader, bewiesen.
Die Lust an
Tänzen und Gesängen
ist
aller
ist
sein
Theilnahrae bei
ihm vergangen,
er
48 findet
mehr
zuschauen, als
sie
Unterhaltung-,
dem Treiben der jungen Leute
und der Lust der früheren Jahre zu gedenken,
Die Märchenwelt
wieder mitzumachen.
der kleinsten Reize des Lebens der Araber.
Leere der Wüste
lässt ihre
davon abzulenken,
durch andere
sie
Wonne
nichts stört die
und
Stille
Wind,
Gegenstände
des Träumenden,
Feenaugen oben und
denn das freundliche Nicken goldener der zuweilen säuselnde
Die
keiner
ist
Phantasie in aller Freiheit schim-
mernde Gebilde schaffen, ohne
auch
zu-
der einsame Leiermann,
der
Sahara mit geheimen Geschichten in unbekannter
die
Sprache unterhält, scheinen ihm nur die Blicke und Stimmen der Märchengeister;
sie füllen die
Pausen des Erzählers
lieb-
und wiegen die Zuhörer nur in ein noch wohlige-
lich aus,
Die Bilder,
res Sinnen ein.
pfangen,
bleiben
dem Araber
er aus den
die
Farbenreich und
lebenslang.
lebendig tauchen sie in ihm auf,
wenn
Märchen em-
er unter einer
Palme
oder Ruine hingestreckt die weidende Heerde bewacht,
und
an den lustigen Sprüngen der Böcke oder dem Gebrüll der
Dromedare
sich satt ergötzt hat.
Mit dem zunehmenden Greisenalter wird der Araber mehr und mehr
in sich gekehrt,
und seine
liebste
Der Glaube an
das Lesen des Korans und das Gebet. göttliche
Wahrheit der Prophetenlehre und den
künftigen Paradiesesfreuden
Gemeingut des
Ahn in
dem Araber,
ist
zwar,
ganzen Volks,
theilen, aber er
die
Genuss der
wie die Freiheit, ein
dessen Besitz Urenkel
und
und je langsamer
je weisser sein Bart wird
von Zweifel trübt,
ist
wird doch immer inniger und glühender
seine Pulse schlagen. ist
Jener reine Glaube, den nie ein Schatten das Glück,
um
aber ungläubige Franzosen die Araber hörte.
Beschäftigung
Sie hatten Recht.
welches ich geistvolle,
am
häufigsten beneiden
Wie mancher würde
willig viel von sei-
49 nen irdischen Gütern fahren lassen, hätte er die unerschütterUeberzeug'ung,
liche
dereinst
welche die Poesie Mohamed's mit den sinne-
Welt,
schmeichelndsten
Seligkeiten
Wünsche
Besitz alle
wohl
Augen
von dem Schauen einer neuen Welt seyn würden,
verklärt
einer
seine brechenden
dass
und Wesen schmückte,
deren
und
des Orientalen befriedigen könnte,
unsern Landen nur bei einer geringen Zahl
selbst in
Naturen die innere Sehnsucht nicht auszufüllen ver-
edlerer
Die Araber, wie
möchte.
alle
Wilden, bemessen ihre
Wün-
sche nur nach den mit den Sinnen wahrnehmbaren Gegenstän-
den dieser Erde;
die
Lebens verpflanzen
idealisirten
Orientale im Paradiese
Genüsse ihres
Güter und
sie in die künftige selige
Daher
Welt.
Palmen von Gold und auf
sieht
der
ihren
Zweigen den Bulbul, den arabischen Sängerkönig,
sen Gefieder aber dort purpurfarbig geworden,
nehmbare Verse des Korans, sänge,
trillert.
glocken, die ein
statt
An den goldenen Palmen hängen KrystallWind bewegt, der vom Throne Allah's weht.
Wesen,
cheltropfen ihres
Der
befreien.
dessen
schwarzäugige,
Mundes
hinreicht, das
Wünsche demnach bescheidener und bevölkert
Meer vom Salzwasser
dessen Phantasie einfacher
Indianer,
Himmel
lauten,
sie mit Büffeln
sie
Ihre
und
die
des
und Edelhirschen.
Die
Europäern würde
Gütern bestehender Himmel nicht
aus solchen irdischen
befriedigen.
als
ist,
seine Wälder, seine Jagd-
edleren, höher strebenden Geister unter den
ein
ewig
die so rein sind, dass ein einziger Spei-
Orientalen, versetzt in den gefilde,
und der ver-
der früheren Schnabelge-
Endlich belohnen jene Welt schöne, jungfräuliche
des-
Wünsche
sind
ihnen weniger klar, aber
wollen lieber nur Ahnungen der zu hoffenden Seligkeiten
haben,
als
nicht Reiz
bestimmte Bilder,
genug
hätte.
Moritz Wagner^s
Algier,
deren ewiger Besitz für sie
Ja, eher vielleicht noch wünschten II.
4
50 sie
sich
einen herrlichen
Abendgluth,
Tod,
der Genüsse.
wie den der Sonne in der
Leben
als ein endloses
So verschieden
ist
in
dem
Einerlei sättig-en-
nun einmal das Streben des
Das Erdengliick des Arabers und
Menschengeschlechts.
seine
Paradiesesbilder sagen uns nur deshalb nicht zu, weil die Rich-
tung unserer Seele von früher Zeit an eine ganz andere war,
Könnte man
als die seinige.
Loose zugleich
ganze
die
bei einem
ich denke,
wären
Welttheils
civilisirten
die ganze
Einfalt seines Sinnes,
Innigkeit seines Glaubens kaufen,
des
Tausche mit seinem
zu
alle
Zweifler
dem Tausche
leicht
bereit.
Der Koran
ist
Zweideutigkeit,
bei seinen
für seine
Widersprüchen, seiner häufigen
Anhänger
bequemes Buch.
ein gar
Jenes schauerliche, quälende, von unserer Willenskraft unab-
hängige Gefühl, das man Gewissen nennt, ziemlich fremd. len,
der
Der Dieb, der
Mörder,
dem Araber
der tugendhafteste Marabut.
und unbekümmerten Schlaf,
So wenigstens
Banditenstämmen,
unter den
den Hadschuten
und
Garrabas, längere Zeit verlebt und ihre Greuel selbst
macht hatten.
Es
giebt keinen Uebelthäter,
Barmherzigkeit nicht für grösser hält,
der Ebene Tlelat bei Oran.
Stämmen
die meisten
Makta hieben
sie
den
mitge-
der die göttliche
als seine
Verbrechen.
Auf meiner Reise nach Mascara war mein Führer Araber vom Stamme der Garrabas.
wie
versicherten mir
Renegaten, die, wie Moncel und Geistinger,
berüchtigtsten
so
der seines Bruders Blut vergossen hat,
schläft denselben friedlichen
die
ist
seinen eigenen Freund bestoh-
ein
alter
Die Garrabas wohnen in
Sie rühmen sich,
unter allen
Franzosen erschlagen zu haben; an der
die
verwundeten Nachzügler von Trezel's
unglücklichem Heerhaufen in Stücken.
den übrigen Stämmen sehr gefürchtet,
Sie werden auch von
und es mag wenige
51 männliche Individuen unter ihnen geben, die nicht Menschenblut vergossen hätten.
Jener
im Mörderleben ergraute
alte,
Araber war der
fleissigste
vorgekommen.
Vor jedem Marabutgrabe
warf
sich auf sein Antlitz
Des Alten Züge,
Staub.
in solchen Augenblicken als
und andächtigste Beter, der mir je stieg er
nieder und krümmte
vom Pferde, sich in
sonst so hart und giftig,
mehr
die
den
zeigten
Verklärung eines Heiligen,
Wenn
die Wildheit eines Räubers.
er wieder aufstand,
und mit uns weiter ging, warf er uns immer einen Blick des höhnischen Triumphes zu. das
„Ich habe einen Glauben"
fromme Ungeheuer zu sagen
im Paradiese.
Ihr ungläubigen
— schien
„und einen künftigen Platz
Hunde werdet nur Staub." Der
ächte Christ hat keine glückliche Stunde ohne ein reines Ge-
wissen
;
dem Mohamedaner
reicht sein
Wahn
hin
,
ein langes
Verbrecherleben leicht zu tragen. In den letzten Jahren seines Lebens verfällt der Araber fast
nie
in solche Stumpfheit
und Hinfälligkeit,
Eine gewisse Rüstigkeit des Körpers und Frische
Greise.
des Geistes bewahrt er bis wenige
Tage vor seinem Tode,
der dann gewöhnlich rasch und leicht erfolgt. seine alten leicht,
des
wie unsere
doch
Knochen
die Strapazen des
fehlt es nicht
D seh ad
oder
Zwar ertragen
Kriegs nicht mehr so
an Beispielen, dass beim Predigen
Glaubenskampfes auch
Greise mit auszie-
hen, und durch ihren Fanatismus die Körperstärke ersetzen.
Bei dem Angriff gegen Beiida, zur Zeit tion nach
härte
Medeah
mit unter
,
der ersten Expedi-
sahen die Franzosen nicht wenige Grati-
dem Haufen der Stürmenden,
welche dazu nicht Kraft genug hatten,
und andere,
fanatisirten die
übri-
gen von ihren Pferden herab durch Predigten und Geschrei. Grosse Reisen, wie den Karavanenzug durch die Wüste, kann der Greis nicht mehr ertragen.
Er
liebt
überhaupt eine ge-
4*
52 wisse Ruhe, geht seiteuer auf die Jagd uud beschränkt sein
Nomadenstreifen auf einen engern Raum. die
die Alten,
die freiwillig das
Während
mel übernahmen.
waren
Duars zubrachte,
der Nächte,
Wächteramt unter freiem Himdie Jünglinge
im warmen Zelte Genuss der
Die Naturscenen machen überhaupt den
mehr Freude
als
und dies hängt
den Jünglingen,
mit der zunehmenden Gluth ihrer schwärmerischen
Bei den
keit innigst zusammen.
stürmen
,
wo
kriechen, sieht
die
Gewittern,
bei
Frömmigden
See-
Städter sich ängstlich in ihre Häuser ver-
man zuweilen
einen greisen Araber auf einem
Felsen, unter einer verwitterten
der
gegen
es oft gerade
schliefen, entschädigten sich die Alten durch den
Mondscheinnacht. Greisen
er
ist
Während
Witterung weniger empfindlich.
die ich in arabischen
Dafür
Palme
sitzen
und dem Toben
Elemente mit der Miene der" vollsten Befriedigung zu-
schauen.
Wenn
schüttert,
die
der Orkan seinen kameelshärenen Palast er-
Wolkenbrüche den Duar mit
und bei
taufen,
eiskalten Fluthen
dumpfen Donnermusik, den gespensti-
der
gen Echotönen des Atlas der kleine Beduine auf dem Mutterschoosse
wimmert
und
die
Hunde
angstvoll
jauchzt die gläubige Seele des Arabers über
nes
stöhnen,
da
Grösse
sei-
die
Gottes, und von seinen Lippen strömt freudiger, begei-
sterter
sein feuriges Gebet.
Gegen das Ende
innerlich freudig
seiner
Er
und nachdenkend.
fühlt
Tage wird
der Araber sehr
den nahenden Tod,
und sehnsüchtig entgegensieht,
dem fast
still
er so
wie bei
uns die Kinder dem Weihnachtsabend; er trägt sich mit ganz ähnlichen Hoffnungen, wie
sie.
Verhältnissmässig sterben wenige
Individuen dieses Volks an Krankheiten.
Tod
eine plötzliche
Bei den Meisten
ist
Anwandlung von auflösender Schwäche,
Stockung des Blutumlaufs ; die Agonie
ist
der
eine
niemals schmerzhaft.
53
Man
trägt den
weiche Decken. stützt,
Sterbenden vor das Zelt,
Das Haupt wird auf
wo
die
Kaaba und
Araber
scheidet der
als
terbrust.
Die Söhne,
die
ihm regt,
Enkel,
um
alle
stumm, dann brechen
der Marabut
Der liebenden Verehrung
daher immer wahr und gross.
Es
tzen wählen die Araber die
gebirge;
die
herrlichsten
Wüstenbewohner begraben
kleinen lieblichen Oasen,
krönte
Zu
Palmen wachsen,
wo
spricht
ist
dies
der Hinterbliebenen
Gegenden im Atlasihre
Todten
Quellen fliessen
liegen.
ein tief-
ihren Begräbnissplä-
in
den
und grünge-
und deren allenthalben
Nordrand der Sahara zerstreut
das
jungen Araber für
der
eingewurzeltes Gefühl, und der Schmerz ist
sie in
Weiber stimmen ihren unheim-
die
gellenden Klagetriller an;
Väter habe ich schon erwähnt.
ihre
Angehörige des Ster-
So lange noch ein Athem-
ihn.
sind sie
Trauergeheule aus,
Gebet.
Todesschmerz, das bre-
Säugling schon geliebäugelt hatte an der Mut-
benden versammeln sich in
So
liegen.
hoffend den Lichtwelten zugewendet, mit
denen er
zug sich
des Propheten Grab
und ohne
leicht
Auge noch
chende
ihr
und legt ihn auf Palmenkissen ge-
und das Antlitz nach Osten gekehrt, nach der Rich-
tung,
lichen,
ein
über
den
Drei einfache Steine
ohne Inschrift oder sonstige Zierde bezeichnen jedes einzelne Grab.
Zuweilen wallfahrten die Hinterbliebenen nach diesen küssen
Orten ,
So
liegt
die
der Beduine
Grabsteine in
,
seinem
und weinen grossen
wohl sogar.
Reiche begraben,
unter ewig freier Erde ruht sein Staub; die
Tyrannen
aller
Zeiten haben die Freiheit seines öden Vaterlandes nie eigentlich
zu brechen vermocht, und unverändert, wie heute, wird
dieses
freie
erwachen.
Reich noch stehen, wenn die Todten der Wüste
54
IL
Die Kabylen.
ifie Franzosen,
selbst die officiellen Bulletins
verwechseln die Kabylen sehr häufig mit den Arabern,
teur,
von denen
Abkunft,
doch durch Sprache,
sie
zum Theil auch durch Charakter und
Nur
im Moni-
die
gegen
Gestalt,
und
Sitten geschieden sind.
gemeinsame Religion, die Freiheitsliebe und der Hass
Fremde
bilden
ein
Band zwischen beiden Völkern,
welches im Kriege gegen die Franzosen sich
oft
genug
als
stark und furchtbar bewährt hat, und welchem Abd-el- Kader seine heutige
bylen
Macht verdankt.*)
oder Berber,
Das grosse Volk der Ka-
welches das ganze
Litoralgebirge der
Berberei von Marokko bis Tripolis bewohnt,
Gegenden aber
viel
seltener
Idiome seiner Sprache, oder
Schilhu
vorkommt
,
in den innern
führt,
verschiedene Namen.
heissen die Kabylen in Marokko,
so wie die
Amazirgh wo
sie
am
*) Abd-el-Kader's Herrschaft war nach den Expeditionen gegen Mascara und Tlemsan ziemlich erschüttert. Mehrere Araberstämme wurden ihm untreu, aber die streitbaren Kabylenstämme an der Tafna erklärten sich für ihn, und seitdem war die Macht des Emirs immer im Steigen.
55 zahlreichsten sind,
rik und Tibbo lis
in einigen
in Algier
und Tunis;
Tua-
die
Gegenden des Südens von Tripo;
und der übrigen Berberei sind vermuthlich auch Kabylen.
Ihre Sprache der
Kbaili
nennt man bei Budschia Kbailia,
Seh au iah,
Provinz Constantine
der Ostgränze von
Amazirgh.
Marokko Schilha, im übrigen Marokko
Ganz gewiss gehören
Dialekte
einer Stammsprache an,
keinerlei
Gemeinschaft
Amazirgh
in
im Innern
an der Tafna und an
Marokko
hat.
diese
alle
verschiedenen
welche mit der arabischen
Die Kbaili
in
Algier und die
verstehen einander, während
dem Ara-
ber beide Idiome völlig fremd sind.
Die Frage, woher wohl dieses zahlreiche, unzugängliche, noch so wenig bekannte Volk, welches ein ungeheures Gebiet
bewohnt, und in so naher Nachbarschaft von dem ländergierigen Europa eine mehr als tausendjährige Freiheit zu behaupten wusste,
stammen mag,
worden, und wer weiss, ob
Kabylen
schlossenheit der sten
Geschichtsforscher
Abkömmlinge der
alten
je
ist
noch nicht genügend gelöst
sie bei der
Barbarei und Abge-
Die mei-
gelöst werden kann.
und Geographen
halten
sie
Numidier, andere, die wohl von
gen blonden Stämmen im Innern gehört haben, für
kommen
der Vandalen.
die heutigen
Völker
für
Viel wahrscheinlicher
aber
die
die eini-
Nach-
ist,
dass
Kabylen aus einem Gemische der verschiedenen
entsprungen
sind,
welche
nach einander in Nord-
afrika sich niedergelassen hatten, erst die Herrscher spielten,
dann von neuen kriegerischen Eindringlingen besiegt, in den
Bergen „das Haus der Freiheit,
Es
fanden.
welches,
ist
das ihnen Gott gegründet"
das Blut der Numidier,
Vandalen,
Punier,
im Atlas ein Asyl gegen Unterdrückung suchend,
sich kreuzte
und ein neues Volk gebar.
Algier
sie
sind
In der Regentschaft
gewöhnlich kleiner Statur,
und stehen den
56 kräftig schönen Gestalten der Beduinen in jeder Hinsicht nach;
Marokko
unter den Amazirghs von
soll
wachsene, muskulöse Stämme geben.
Bona
sind
Kabjlen
die
Gesichtsfarbe;
dagegen hochge-
es
Zwischen Budschiaund von
schwarzhaarig,
schmuzgelber
dem Berg Auras aber wohnen ganz
auf
blonde Stämme mit roth und weissem Teint,
hell-
so dass Bruce,
welcher im vorigen Jahrhundert die Kette des Auras bereiste,
und Landsleute aus
über ihren Anblick ganz betroffen war,
schmuziger Tracht zu sehen wähnte.
Altengland in fremder,
Die Aurasbewohner
sind,
obwohl
sie die gleiche
Sprache mit
den übrigen Kabylen reden, vermuthlich Vandalen.*) ter ihnen herrschende Tradition,
stammten
—
was
sie
wie Bruce bemerkt
war
von Christen ab-
als
zu ärgern schien,
spricht stark dafür.
Seit Bruce's Reise
der Renegat Baudouin wohl der einzige Europäer,
den Auras besucht aus
—
dass sie
mehr zu freuen
Die un-
dem Innern
Er
hat. viel
erzählte mir nach seiner
von den
interessanten
Gebirgs, bei denen er gastfreundliche
Stämme
zahlreichste jener blonden
der
Rückkehr
Stämmen
jenes
Aufnahme gefunden. Der
heisst Niardy.
Sie schee-
ren ihren Kopf nicht, wie die übrigen Kabylen, sondern tra-
gen lange Haare. barsten Gegenden
Das Plateau
des Auras
von Numidien,
ist
eine der frucht-
und seine Bewohner sind
sämmtlich Ackerbauer, ein friedlicher Menschenschlag, in
manchen Handwerken wohl erfahren.
Stirnen
ein
griechisches
Derselbe Gebrauch
auch
Sie tatuiren auf ihre
Kreuz oberhalb der beiden Augen.
existirt
auch bei andern Kabylenstämmen,
welche nicht die blonde Hautfarbe auszeichnet, wird aber nur
von den Weibern geübt.
Unter den Eingeborenen herrscht
*) Die Vermischung eines grossen Theils des Vandalenvolks mit den Eingeborenen Afrikas noch vor dem Tode Valentian's bestätigt auch Procopius (de bello Vand. l. I, c. 5.)
57
Vor
folgende Sage hierüber:
vielen,
vielen
Jahren sey ein
dem Norden gekommen, und
kriegerisches, blondes Volk aus
habe ganz Afrika unterworfen und geplündert.
Eingeborenen
welche das Kreuz sich auf die Stirne
aber,
malten, entgingen ihrer
Wuth
brauch unter einigen Stämmen
später habe sich derselbe Ge-
,
als
Vandalen, welche im fünften Jahrhundert bis in die entlegensten
Die
ten.
Herkommen
ein altes
fort-
Offenbar bezieht sich diese Sage auf den Einfall der
geerbt.
thum
Diejenigen
n.
Chr. das Christen-
Wildnisse Nordafrika's verbreite-
Aurasbewohner wohnen
blonden
sichere
und umständliche Nachrichten über
von
den
als dass
man
leider
französischen Niederlassungen zu weit entfernt,
sie einziehen
und
einen directen Verkehr mit ihnen einleiten könnte. Interessant
wären besonders Nachforschungen über
wenn
diese
ihre Sprache,
Stämme wirklich Nachkommen der Vandalen
wie Bruce und Peyssonel vermuthen, so
ist
denn sind,
es wahrscheinlich,
dass in ihrem Idiom sich noch einige Spuren der germanischen
Älerkwürdig
Sprache finden.
pius von einem hellfarbigen
wähnung macht,
*).
Dass
ist
übrigens, dass schon Proco-
blondhaarigen Völkerstamm Er-
der, zwar nicht auf
Auras, wohl aber
wohne
,
tief
die
linge seyn können,
dem ihm wohlbekannten
im Innern Numidiens
in einer
Wüstenei
Aurasstämme übrigens Vandalenabkömm-
ist
sehr möglich, trotz der Versicherung des
Procopius, dass die ganze Vandalenbevölkerung durch das Belisar'sche
Heer
im Jahre 539 pen Hess.
*) oiix
vernichtet
worden und dass Kaiser Justinianus
die letzten Reste, sogar die
Wie
schwer, ja wie
Weiber
Die Erwähnung findet sich imProc. de bell.Vand.
äansQ
ot
Mavgovdtoi /^slayoxQOOi ,
fiaja^ xcu ras xofias '^av&oi.
fortschlep-
unmöglich aber die Ausrot-
lib. II.
cap. 13.
Kay
t« Ow-
ctXkä Xevxol ts
58 tung eines ganzen Volks,
das
ganzes Jahrhundert
ein
fast
lang die Herrschaft in Numidien behauptet hatte,
wo
dünnbevölkerten Lande war,
die
und
fluchtstätten bot, ist einleuchtend,
wie
einem
in
Natur ihnen so viele Zuselbst
Procopius gesteht,
manche
bereits erwähnt, an einer andern Stelle zu, dass so
Vandalen sich unter ihre barbarischen Nachbarn vermengt ha-
Von den Kabylen, welche
ben mögen.
Tagelöh-
in Algier als
ner arbeiten, bemerkt Wilhelm Schimper, ihre Gesichter und Gestalten seyen ihm wie das getreue Bild eines Würtembergers
Wie
vorgekommen.
richtig diese
zeugte ich mich später
der Amrauahs, beide
ein
verwundet
Bemerkung gewesen,
deutscher Tagelöhner
und
dem
Bett
und
über-,
Reghaia, wo, nach dem Ueberfall
in
auf
entkleidet
ein
Kabyle,
Der
lagen.
Deutsche war ein ehemaliger Soldat der Fremdenlegion, dem
und die Bivouacs
die Hitze
er
die
Haut so gebräunt
hatten, dass
von dem Kabylen gar nicht zu unterscheiden war.
berberischen Tagelöhner
Algier
in
brannte süddeutsche Bauern,
Nur
nicht gewaschen haben.
Auge von ziemlich
gemeinen, ist
die
paar Jahre
lang
das lebhaft schwarze, stechende
merkwürdige Aehnlichkeit
sie
wahrt man
diese
nicht mehr.
Dort gleichen
auffallenden sie
mit
den
der Wollkapuze
Bona und Stora ge-
germanischen Physiognomien
mehr Südeuropäern, und
ansässiger Italiener meinte,
aufsetzte, sähen sie
des sonn-
nennen jene „die Kabylen Frank-
Bei den Bergbewohnern von
und
Auch den Ara-
Soldaten der Fremdenlegion
Kabylen aufgefallen und
Stricks
ein
plumpen Physiognomie.
verbrannten deutscheu
Bona
sehen aus wie sonnver-
sich
sehr wildem Ausdruck passt nicht zu der übrigen
bern bei Algier
reichs".
die
Die
wenn man ihnen
eine
ein in
statt
des
zuckerhutförmige Mütze
den Calabresen zum Verwechseln ähnlich.
Aus dem Typus, der Schädelbildung, den Traditionen und
•
59 Sitten
der Kabylen lassen sich
Meinung anführen,
dieses
dass
Gründe für
gleich viele
weitverbreitete
aus sehr heterogenen Urelementen besteht.
die
Gehirgsvolk
Selbst Vermischung
mit Arabern lässt sich auf einzelnen Punkten des Landes, namentlich
der Provinz
in
Constantine,
Den üebergang von den Arabern
ziemlich sicher nachweisen. zu
wie bereits erwähnt,
den Kabylen scheinen namentlich die Stämme zu bilden,
welche das Idiom die Araktas
Seh au iah
sprechen, nämlich die Amrauah,
und die Ulid-Abd-el-Nur.
Die Kabylen wurden schon von Shaw und andern Reisenden der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wildes, tapferes
als
ein sehr
Aber
und freiheitsliebendes Volk geschildert.
die in neuester Zeit so oft
Kabylen von jeher
völlig
wiederholte Behauptung,
unabhängig gewesen, für einige wenige
oder kann höchstens nur
ist
dass die
grundfalsch
Stämme
gelten,
Dass
welche die unzugänglichsten Gebirgsgegenden bewohnten.
Numidien nach der Besieguug Jugurtha's so gut terjocht war, davon zeugen
noch
jetzt die zahlreichen
deutenden Reste der römischen Städte, stungen,
die durch das ganze
Wildnisse zerstreut
wo
jetzt die
Man
sind.
findet
bis
Fe-
in die entlegensten
im Süden von Budschia,
Lambasa auf dem Aurasgebirge
im Innern war eine Stadt von mehr
Umfange.
und be-
Zwischenlager,
unabhängigsten Stämme wohnen, die Ruinen von
Sava, Horrea, Musulubium. tief
Land
un-
als völlig
Diese zahlreichen Städte
als
drei Stunden
im
und festen Plätze waren
durch sehr schöne Fahrstrassen verbunden und es bedarf nicht einmal der Unterstützung der vielen Angaben in den Schriften der alten Geographen
Africa der
Römer
dass
die Provincia
ein blühender, civilisirter Staat
die Reste der alten alte
zum Beweise,
Bauwerke zeugen genugsam
gewesen
hiefür.
—
Diese
Blüthe der Römerschaft aber beweist wiederum, dass die
60 Barbarenstämme damals den Eroberern entweder
völlig unter-
worfen oder unschädlich gemacht waren, da im andern Fall das rasche Gedeihen und die lange Blüthe der römischen Colonie nicht
Zwar
möglich gewesen wäre.
Ansicht von der Unmöglichkeit,
berufen sich die
gen, auf eine Stelle des Procopius,
Verfechter der
Eingeborenen zu bändi-
wo
gesagt
man habe
ist-
von Karthago nach Julia Caesarea (Scherschel) nur zur See reisen können, weil der
Landweg von den Barbarenstämmen Aber Procopius
unsicher gemacht worden. Stelle
in
spricht in dieser
von der Zeit der Herrschaft der oströmischen Kaiser
Nordafrika,
welches Justinianus durch seinen Feldherrn
Bellsar wieder erobert hatte.
Diese zweite Römerschaft war
weder so blühend, noch so solid wie die erste, ten
Städte waren
grösstentheils
denn die
worden,
zerstört
Numidier
die
Gebirge
al-
be-
siegten
Vandalen
stärkt,
und aus dieser Vermischung sind wohl die heutigen
hatten
Kabylen hervorgegangen.
die
Land bewohnten,
ver-
Die Kabylen und die Mauren, wel-
che in ihrer Nachbarschaft gleichfalls das
der
schon
seit alten
Zeiten
wurden im siebenten Jahrhundert von
den aus Aegypten angerückten Heeren der Araber unterwor-
Dass
fen.
wohl auch ist
die
Unterwerfung wirklich
statthatte,
beweist
Bekehrung der Kabylen zum Islam,
denn es
diese
zu unwahrscheinlich, dass ein Volk von so wildem Schlage,-^
das seinen alten Sitten so sehr zugethan, so seine Freiheit, so abhold den
ihm fremden,
in anderer
Fremden
ist,
eifersüchtig auf
den Glauben eines
Zunge redenden Volks
anders,
als
durch das Schwert gezwungen, angenommen habe.
Diese Ab-
hängigkeit mochte aber wohl aufgehört haben,
die
len
als
Kaby-
durch die Anerkennung des Korans mit den Siegern in
gleiche
Rechte
traten.
In der That sah man
bald darauf
Kabylen mit in den maurisch -arabischen Heeren fechten, wel-
61 che zu Anfang des achten Jahrhunderts in Spanien
Nachdem
die
Türken
sechzehnten Jahrhundert der
im
sich
Herrschaft Algiers bemächtigt hatten, ser
Theil
der Kabylen
unter das Türkenjoch
Tribut
auch ein gros-
theilte
Schicksal der Araber,
das
welche
beugen und dem Pascha oder
sich
Dieses
mussten.
bezahlen
einfielen.
unterthäuige
Dey
Verhältniss
dauerte bis zum Sturz der Deyherrschaft im Jahre 1830,
dann im Innern eine Reaction gegen die Türken die
Eingeborenen ihre Tyrannen
verjagten.
Es waren
also
Türken unabhängig, was liche
eintrat,
wo und
theils niedermetzelten, theils
keineswegs
Kabylen von den
alle
in neuester Zeit so viele oberfläch-
Reisende und Journalisten, von denen der Eine dem An-
dern nacherzählte, behaupten.
Die Beni-Salah, Musaia, Sum-
mata, Beni-Dschad, Amrauah, Beni-Menasser, Ulid-Abd-el-Nur,
sowie auch die blonden
Türken Tribut, der aber geringer war, Sogar der mächtige Stamm
Araber.
bezahlten den
Kabylen des Auras,
als der
der
Tribut der auf
Flissa
Dschurschuragebirge entrichtete an die Türken einen Tribut, der freilich für jede Gurbi nur einige
Derselbe
betrug.
Stamm
stellte
ken seinen Kriegercontingent, der Einnahme Algiers
tapfer
Stämme an der Tafna,
kleinen
Kupfermünzen
auch zur Verfügung der Türder im Jahre
gegen
die
1830
sich
vor
Franzosen schlug.
Eigentlich unabhängig von den Türken waren nur
reichen
dem
die
zahl-
ein grosser Theil der Küsten-
bewohner zwischen Dellys und Stora, dann sämmtliche Stämme, deren Wohnsitze sich einige Stunden südlich von Budschia an bis
zum
Biban
zwischen den Flüssen
Adschebbi erstrecken.
Stämme waren
die
Summam
und Uad-
Die mächtigsten dieser unabhängigen
Znaua und
sammen gegen 10,000 Krieger Die Kabylenstämme sind
die
Beni- Abbes,
stellen
in
welche zu-
können.
Grarubas
oder Districte,
62
^
Daschkhras
letztere in
oder Dörfer getheilt.
hen diese Daschkrahs aus mehr hütten), deren jede
als dreissig
Gurbis
(Stroh-
Einige Stämme
Familie bewohnt.
eine
Selten beste-
haben auch grössere Dörfer mit Häusern von Stein, ja man-
Die
che sogar Städte, wie die Flissa und die Beni- Abbes.
Stämme
stehen unter der Herrschaft von
Kaids,
die aber
über ihre unbändigen Untergebenen im Grunde nur eine geringe
Macht üben.
Die Justizpflege wird von den
bei den ist
Kabylen
Thalebs
die
Mrabats.
Dieser Orden von Heiligen
offenbar durch den Contact der Araber und
nahme des Islam Benennung
ist
(Ge-
Die grösste Verehrung aber gemessen auch
lehrten) verwaltet.
bei den
mit der
An-
Kabylen eingeführt worden, denn
bei beiden Völkern die gleiche.
von den berberischen Marabuts dasselbe,
Es
die
lässt sich
wie von den arabi-
schen sagen, nur sind sie noch fanatischer, noch unduldsamer
gegen Andersgläubige,
und ihr Einfluss auf die Kabylen
ist
noch mächtiger. Bei dem Angriffe der Flissa gegen Beiida sah
man
einen
uralten
schwächlich war,
Marabut
mit
eisgrauem
Er
so
predigte im
Kämpfer auf einem Esel
furchtbarsten Musketenfeuer unter
wilden Gesticulationen zu den Kriegern, erst,
der
dass zwei Kabylen ihn auf beiden Seiten
stützen mussten, vor der Fronte der sitzend.
Bart,
und entfernte sich
nachdem eine französische Kartätsche seinem Esel den
Kopf weggerissen
hatte.
Die Marabuts der Kabylen lernen
ausser ihrer Volkssprache auch die arabische,
da
sie ihren
mohamedanischen Landsleuten den Koran erklären müssen.
Die Kabylen sind Ackerbauer, haben sehr frugal
der Araber. in
und besitzen lange
nicht
feste
Wohnplätze, leben
den Heerdenreichthum
Sie sind dagegen etwas industriöser als letztere,
manchen Handwerken wohl erfahren,
zu schmieden, Schiesspulver zu bereiten,
verstehen Waffen falsche
Münzen
zu
63
—
prägen, Häuser von Stein zu bauen
Beduinen fremd über
lumpt,
Ihre Kleidung
sind.
alle
die
Füsse hefestigen
welche den
immer schmuzig, Sie hüllen
K an dura
zer-
um den dem
genannt, welche
entspricht; ihre Beine sind
Haikh oder arabischen Unterkleid
um
ist
Vorstellung armselig.
Körper eine Art Wolltunica,
nackt,
Künste,
Stück Schafhaut zum
sie ein
Schutz gegen die scharfen Steine.
Sie scheeren ihr Haupt,
haben wenig Bart, sind meist unter mittlerer Grösse, mager, aber knochenfest.
In ihren Zügen entdeckt
von dem edlen Schnitt,
Beduinen eigen.
der den Gesichtern der
Wildheit, Hass,
Augen von grosser Beweglichkeit. mender
als
und
die arabische,
Mordlust
das Vergraben des väterliche
ser Theil der jungen
Jahre
als
die
Geldes Sitte
Kabylen genöthigt,
dschus verdient haben, womit sie
Gewehr kaufen können. sind
ist
noch
lär-
Kabylen ein sehr armes allen
viele
so ist ein gros-
in den Städten einige
bis sie ein
Mohameda-
wodurch
ist,
Vermögen kommen,
Tagelöhner zu arbeiten,
aus ihren
zeigen dabei Zähne, so
Volk sind, da auch unter ihnen, wie unter
Söhne um das
Mauren und
blitzt
Ihre Sprache
sie
Da
weiss wie die des Schakals.
nern,
man keine Spur
etwa hundert Bu-
Weib nehmen und
In Algier und in dessen
immer gegen viertausend solcher Kabylen
als
ein
Umgebung Tagelöh-
Sie schlafen dort unter freiem Himmel, leben
ner beschäftigt.
von Wasser und ungesäuertem Brot, und sparen und kargen, bis sie
Summe beisammen haben, wor^ Berge wiederkehren, um dort frei und unab-
ungefähr die erwähnte
auf sie in ihre
hängig zu leben. sie
,
oft
Sie sind sehr genügsam.
aus hundert morschen
Lumpen
ihrem Grossvater geerbt haben, hin.
Ein Weib, eine Hütte, eine
Ihr Haikh, den
zusammengeflickt, von
reicht für ihr ganzes
Leben
Flinte, ein Yatagan, einige
Ziegen, ein Maulthier und ein Hund,
mehr bedarf der Ka-
64 byle nicht,
Tage
seine
bruch betet
um
in einförmiger
schaut
Weib
streckt
—
ihm herab;
das
,
Mit dem Morgenan-
zu.
eben so schmuzig und wild
ist
dann träge in den Sonnenschein und
sich
vielleicht
die Poesie der
Weise
bringt
dann einige Stunden auf seinem Acker,
er, arbeitet
kost mit seinem
wie er,
Er
Art glücklich zu leben.
in seiner
gedankenleer,
—
Araber
oft spielt er
auf das
denn der Kabyle hat nicht
Meer und
Ebene unter
die
auch auf einer hölzernen Pfeife ein-
tönige, langweilige Melodien.
Dies sind nach den Aussagen
zurückgekommenen französischen und deutschen Deser-
der
teurs, die in elender Knechtschaft einige Jahre bei ihnen zu-
gebracht, die Tagesbeschäftigungen und Freuden des Kaby-
Da
len.
er keine weitern Genüsse kennt, hat er auch
Wünsche.
den etwa noch ein Häuschen von Stein
werden für
tzen,
aber wenig
den Sterblichen ge-
heit ist selten,
—
„Rummis"
da die Franzosen nicht
sondern
Die Kabylen
beneidenswerthe Episoden.
führen nicht nur Krieg gegen die
men
und ein Pferd besi-
die Glücklichsten unter
In dieses monotone Leben bringt nur der Krieg häu-
halten. fige,
auch
fast
—
die Gelegen-
oft in ihre
Berge kom-
Krieg unter
beständigen
Stamm gegen Stamm, Dorf gegen Dorf, Hütte gegen Kein Volk der Welt in wilderer Anarchie,
lebt in grösserer als
Freiheit, keines
dass
oft
sich.
Hütte.
auch
Die zurück-
diese Atlasbewohner.
gekehrten Renegaten erzählten mir, eines
wenig
Die, welche ausser den augeführten Gegenstän-
die
Bewohner
und desselben Daschkhra wegen eines verübten Ehe-
bruchs oder Diebstahls auf das Wüthendste über einander hergefallen;
die
nächsten Blutsverwandten
vergossen ihr
der Bruder mordete den Bruder, bis die Marabuts
Frieden
Blut,
kamen und
stifteten.
Der Krieg, den
die
Franzosen
seit
1830 mit kurzer ün-
65 terbrechung gegen die Eingeborenen führten, brachte sie viel
den Kabylen,
seltener
mit
rung.
Der Grund
alle beritten,
mit den Arabern in Rerüh-
als
Die Araber sind
ganz einfach.
,
die verhältnissmässig
nur sehr wenig Cava-
haben, ohne grosse Gefahr manoeuvriren, da ihnen der
Rückzug immer
frei bleibt,
selten oder nie einholen.
und
die französischen Reiter sie
Die Kabylen aber
streiten fast alle
zu Fuss; sie besitzen nur sehr wenig Pferde,
die ihnen auf
ihren Bergen ohnehin von geringem Nutzen sind,
und die Cavalerie der Kabylen
ist,
üebrigens
Race des Landes
sind die berberischen Pferde von der besten
obwohl wegen ihrer ge-
ringen Zahl nicht sehr furchtbar, doch sehr gewandt und
Sinnes der Araber
Wohnungen,
ist
die Zelte,
ihre
unstätere
Da
Lebensart.
und ihre Habe,
Heerden,
die
beweglich sind, so scheuen sie den Krieg wenig, da allenthalben
Weiden und Wasser
haben Hütten und Häuschen,
leicht
sie fast
Die Kabylen aber
finden.
die der
ihre
Feind zerstören kann,
und ihre Habe besteht in der Ernte von ihren Feldern, so
leicht
ta-
Ein anderer Grund des kampflustigem
pfer in der Schlacht.
nicht
fast
und können gegen die schwerfälligen Colonnen
der Franzosen lerie
ist
transportabel
ist.
Krieg mehr zu fürchten, und sind
Sie haben bei ihrer
die
demnach den
ruhigem Beschäf-
tigung weniger geneigt, ihn aufzusuchen, als die Araber bei
Naht man
ihrem unstäten Vagabundengeiste. ren Wohnsitzen,
so
oft die französischen
ten, ner.
schlagen sie sich
Truppen mit
war der Kampf länger und Dieses Volk
liebt seine
um
sich
dagegen
ih-
So
so tapferer.
den Kabylen zu thun hat-
blutiger, der
Heimath
sehr,
Sieg
bestritte-
und duldet
selbst
seine Glaubensbrüder arabischen oder maurischen Blutes nicht
gern
in
allzunaher Nachbarschaft.
Kabylen fremd, Moritz Wagner's
Gastfreundschaft
Misstraüen ein hervorstechender Algier. U.
5
ist
Zug
den
ihres
66
heit
Stämme bewachten
die unabhängigen
Charakters;
immer sehr
und
eifersüchtig,
Deyherrschaft empfingen
sie
Türken oder Araber
—
mer ihren Wohnsitzen zu nahe kam Uebrigens hat man
ihre Frei-
zu den Zeiten der
selbst
— wer
1830 doch auch ziemlich
seit
Kabylen
reiche Beispiele gehabt, dass die
in
grijRF
Stamm
zo-
Ben-
während der ersten Expe-
mit seinen Kabylen,
von seinem
dition des Marschalls Clauzel, Beiida an, welches
Es waren
dreissig Stunden entfernt liegt.
Kabylen des Stammes Mezzaia
zahl-
Kampf
den
gen, wenn auch ihre Wohnplätze nicht bedroht waren.
Zamun
im-
mit Flintenschüssen.
gleichfalls
bei Budschia jene Streitermas-
welche im September 1837 die befestigten Posten der
sen,
Medschez-Ammar
auf den Höhen von
Franzosen
Kabylen halfen auch hauptsächlich
der Vertheidigung von
bei
Hier war es
Constantine in den Jahren 1836 und 1837 mit. bedrohte Freiheit,
nicht ihre
liebe so
überwog,
sondern der Fanatismus,
Kampf
die Atlasbewohner in den
dass sie
angriffen.
der
und ihre Heimaths-
trieb,
Monate lang von ihren geliebten
Gurbis, von Weib und Kind
entfernt blieben,
und
oft nicht
mehr wiederkehrten. Die Taktik der berberischen Krieger
ist
von der arabi-
mehr
schen Kriegsweise insofern verschieden,
als
auf die Vortheile des Terrains Rücksicht
nehmen, welche der
berittene
immer
Araber,
in
dem
pfen daher
am
sie
weit
auf sein flüchtiges Pferd vertrauend, nicht
gleichen Grad liebsten
in
den
Die Kabylen käm-
beachtet.
Bergen,
wo
sie
als
geübte
Kletterer, bei der Behendigkeit und der Abhärtung ihrer Glieder, über den französischen Soldaten
Wenn
sie in der
Ebene
sich in den
schieht dies nur an solchen Stellen, rain
hinter
sich
haben,
grossen Vortheil haben.
Kampf
wo
einlassen, so ge-
sie ein
bedecktes Ter-
und beim Rückzug in die Büsche
67 Auf Hinterhalte muss man
kriechen können.
wandt jeden Vortheil des Terrains;
in jeder
jedem Bergabhang lauern
hinter
ersten Franzosen,
in
diesem Kriege
denn die Kabylen benutzen sehr ge-
beständig gefasst seyn,
bedeckten Schlucht,
um
ihre Krieger,
die sich zeigen,
auf die
und dann
zu feuern,
tie-
fer in die
Gebüsche oder auf die höheren Berge sich zurück-
zuziehen.
Zuweilen versammeln
um
irgend
einen
Gewöhnlich
werden diese Angriffe bei
wie am Feste des Beiram oder des
Gelegenheit,
Haid- el-Kebir, verabredet. Marabuts
auch in grosser Zahl,
Punkte der französischen
Posten anzugreifen. feierlicher
sie sich
der schwächsten
Einzelne Emissarien, fast immer
um
durchwandern die Stammgebiete,
,
„heiligen Krieg" zu predigen,
und den
Tag
an welchem der Angriff beginnen und die
„Rummi"
werde.
schlagen
zu verkünden,
Stunde
letzte
Stamm
Jeder
überall den
stellt
dann sein
Diese Krieger sind sämmtlich Freiwillige,
Contingent.
,
wenn
ihre Angriffe oft sehr tapfer und verzweifelt
Die Blockhäuser
sind.
bedrängt,
bei
Budschia wurden
und ihre Besatzungen waren
feuers der Forts öfters nahe daran
der
,
kreuzte,
und
die
wo
oft sehr heiss
trotz des
kam
der Säbel mit
KanonenZwischen
zu erliegen.
französischen Cavalerie und den Kabylen
sehr mörderischen Kämpfen, sich
die
Wun-
fanatischsten und tapfersten Individuen der Gegend, kein
der also
der
es oft zu
dem Yatagan
Kabylen nicht immer den Kürzern
zogen.
Zu len fast
diesen kriegerischen
immer von ihren Weibern
Freiheit geniessen als die
Araberinnen.
der alten
begleitet,
die
Kaby-
welche weit mehr
und mehr Macht auf ihre Männer üben,
ringer Entfernung von
bern
Unternehmungen sind
Jene wilden Weiber lagern sich in ge-
dem Kampfplatz, und
Teutonen ermuntern
sie
gleich den
die Streiter
5
«
Weidurch
68 Geberden und Geschrei, preisen die Starken und die Tapfern
und schmähen die Fliehenden.
im
Constantine bylinnen
Während
October 1837 sah
man
der Belagerung von
Menge von Ka-
eine
dem Lager Achmet Beys ausserhalb der Stadt
bei
stehen, und als im Juni desselben Jahres der Obrist Schauen-
Monn
burg mit einem Corps von 2000 ser
gegen
die
die
in
Amrauahs zog, da waren,
Ebene der
Is-
während Fussvolk
und Reiter der Kabylen den Franzosen keck zu Leibe gingen, und aus allen Büschen das Musketenfeuer krachte,
die
Gipfel aller Hügel und Felsen umher mit Kabylinnen bedeckt,
welche im flatternden Schmuzgewand, mit aufgelösten Haaren,
Hexen
leibhaftigen
gleichend,
gellendps
ihr
Geschrei aus-
stiessen.
Ich habe gebildete
Leben der Kabylen, das
Franzosen gekannt,
welche für das angesehen,
sie freilich nie selbst mit
sondern nur schildern gehört, sich enthusiasmirten, ihre wilde Freiheit
,
ihre
unbekümmerte Existenz ohne Bedürfnisse und
ohne Sorgen beneidenswerth fanden. hätten dann ebenfalls in
Dieselben Franzosen
auch die Hyäne glücklich preisen müssen,
Löchern wohnt und keinen Herrn über
kennt, die auch mit
Zähne weist und
dem Weibchen
völlig
Einige riethen, man
sorgenfrei
solle unter
kost, in
sich
er-
dem Männchen
die
den
Tag
den Kabylen,
Arabern, Bundesgenossen suchen.
die
hinein lebt.
statt
Aber dergleichen
unter den Politiker
haben ohne Zweifel den Charakter der Kabylen ganz vergessen.
Die Kabylen haben
heit als fanatische
schaftlichen
sich nicht nur bei jeder Gelegen-
Barbaren gezeigt, die jeden nahen freund-
Verkehr mit den Franzosen
stolz
abwiesen,
sie
haben überdies Beispiele einer Treulosigkeit gegeben, welche die
Fides punica beschämte.
Der Leser
erinnert sich
wohl
noch des im ersten Band erwähnten verrätherischen Meuchel-
69 mords,
mon
dem Obercommandanteu von Budschia,
der an
de Musis,
während meines Aufent-
sind die Verbrechen, die sich öfters
schaft, der mit einer thet
Ein Pflanzer meiner Bekannt-
Algier zugetragen.
in
halts
war, besass
Landgütchen,
jungen Spanierin aus Minorca verheira-
Umgegend Algiers unweit Kuba
in der
und
Tagelöhnern
auch
beschäftigte
ausser einigen
Kabylen,
drei
deren
was
schlafen liess,
Türken
Kabylen
Die
erwürgt,
Schlafe ihre
deutschen
det,
und
hatten
hatten
Tagelöhner selbst
sie
entging
der Kabylen sie leidenschaftlich
hoffte.
Er schenkte
In
im Hause
einer Nacht
dem Lager Kuba
Mann an
ihren
ihre
europäischen
er sie mit
nie gcthan.
junge Ehefrau bleich nach
die
hen.
die
dass
,
Kinder, eben
so
nur
dem
Verwandten,
meuchlings
Tode,
Man
entkamen Berge.
,
gemor-
weil
sie alles
durch's
Kabylen
die
Geld mit sich genommen, in die
Herr Rozet, Capitän des Generalstabs, welcher
berberischen
Tagelöhner
öfters in ihren
mit ihnen plauderte und ihnen auch
ihm recht
sie
einer
Sie entriss sich sei-
liebte.
fand acht Leichname im Hause;
nachdem
geflo-
Seite im
ihrer
ihre
nen widrigen Zudringlichkeiten durch einen Sprung Fenster.
viel
ein
Anhänglichkeit er
durch freundliche Behandlung zu gewinnen ihnen zuletzt so viel Vertrauen
kam
Salo-
Weniger bekannt geworden
verübt wurde.
Fonduks
die
besuchte,
wohl Geld gab,
damit
von ihrem Land und Volk erzählten, machte
ihnen im Scherz den Vorschlag, sie auf ihre Berge zu begleiten.
gen.
Sie sahen sich mit ironischem Lächeln an, und schwie-
„Mein Leben wäre
hierauf der Officier.
Kopf abschneiden?" samen Ausdruck,
— —
bei euch
wohl
in
Gefahr?"
fragte
„Ihr selbst würdet mir vielleicht den
„Ah!"
—
riefen sie
mit einem
und sagten weiter kein Wort.
fragte einst einen dieser Tagelöhner,
selt-
Ein Arzt
welcher von den barm-
70 herzigen Schwestern im Algierer Civilhospital auf das Herz-
worden, und dasselbe geheilt verliess
lichste verpflegt
dest du diesen Frauen ein Leid anthun,
nen Bergen träfst^"
würde ihnen
— Der
nicht den
—
sie
„wür-
auf dei-
Kabyle antwortete höhnisch „Ich
Kopf abschneiden,
Doctor Marseillan, ein junger, hübscher Figur, hatte für den
aber...."
—
Der
französischer Militairarzt von
Umgang
mit den Arabern grosse
ging öfters mit ihren Scheikhs in das Innere und
Vorliebe,
hatte sich nie über sie zu beklagen. setzt
wenn du
wurde,
Er kannte
glaubte
Als er nach Stora ver-
machen zu können.
er es dort eben so
zu seinem Unglück nicht den Gharakterunterschied
Kabylen,
zwischen den Arabern und
einem Scheikh
folgte
der letzteren, der ihn zu sich einlud, und wurde
Tags darauf
zwei Stunden von Stora als verstümmelte Leiche
gefunden.
Die unwürdigsten Schändlichkeiten schienen an seinem Körper verübt worden zu seyn.
Herr
Dies
Verfasser der
Pellissier,
es verdiene seine Freiheit
vollkommen,
Eine Verschmelzung mit den Kabylen schaften bieten uns diese
ken Leidenschaften" rigen Glauben."
währen,
!
—
„Ihre star-
„und ihren
feu-
die nur
Wir
Europa noch keineswegs.
hatten in
was noch heutiges
Exaltation der rothen Mützen und braunen Kapu-
zen vermag.
Vor einem Glauben
der Blutschande, tolerirt,
—
Anarchie und Krieg bei den Kabylen sieh be-
fehlt es in
die
räthlich.
starken Leidenschaften aber,
Spanien noch ganz kürzlich eine Probe,
Tages
s^igt,
Und welche Eigen-
Wilden zum Tausch?
— antwortet Pellissier —
An
^
und eine Verschmel-
sey für die europäischen Ansiedler
zung mit ihm
in Metzeleien,
das Volk, von welchem
ist
Annales algeriennes
Raub und
bewahre der Himmel
aber, der den
die widrigsten alle
Mord
heiligt,
Ausschweifungen
ungläubigen Europäer!
71
HI.
Die Mauren.
JUie
ältesten
berei
waren
liert
sich
die
in
Einwohner des westlichen Theils der Ber-
Maurusier oder Maureu.
die
Nacht der Jahrhunderte
Ihr Ursprung ver-
und die Angaben
oder vielmehr die Hypothesen der alten Schriftsteller hierüber lauten sehr abweichend.
schen Krieg,
und sein aus
dass,
als
Sallust erzählt in seinem Jugurthini-
Hercules
Hispanien
in
vielerlei Völkerschaften
umgekommen
zusammengesetztes Heer
auseinandergelaufen, die darunter befindlichen Meder, Perser
und Armenier nach Afrika gesegelt seyen und den Landstrich
eingenommen hätten, der zunächst dem Meere gelegen.
Meder und Armenier
hätten sich
mit
Die
dem eingebornen Volk
^er Libyer, einem rohen Menschenschlag, der wie das Vieh von Wildfleisch und von den Kräutern des Feldes lebte, vermischt
und ihren Namen allmälig
Mauren
in
statt
Meder verdorben.
Procopius, der viel später schrieb und dessen Angaben weniger
Werth haben,
giebt ihnen einen viel neueren
sagt, dass sie aus Phönicien
men, Jebusitern, Gergesitern aus ihrem
Hand
Land
Ursprung und
gekommen, aus mehreren Stämu. s .w.
bestanden und nachdem sie
vertrieben worden, in Afrika mit bewaffneter
sich festgesiedelt hätten.
Andere
Schriftsteller glauben.
72 dass
sie
arabischen Ursprungs
und Abkömmlinge von jenen
Mohamed
Arabern seyeu, welche einige
tausend Jahre
Aegypten überschwemmten; und
es ist allerdings nicht
unwahr-
Schwärme weiter nach Westen
scheinlich, dass damals einige
zogen und in dem Lande,
vor
welches die
Römer
in der
wie das
Mauritanien nannten, sich niederliessen,
Folge
viele Jahr-
hunderte später von den mohamedanischen Arabern geschah.
Die Leichtigkeit, mit welcher beide Völker, die
die
Araber und
Mauren, im siebenten Jahrhundert sich wieder vermischten
oder wenigstens vereinigten, und gemeinschaftlich das Reich in
gründeten
Spanien
die
,
Gleichheit
Sprachen beider
der
Völker, während die von den Arabern besiegten und zur An-
nahme
des Islam gezwungenen Kabylen
beibehielten,
die
ihre
eigene Sprache
üebereinstimmung verschiedener Gebräuche,
wie die Beschneidung, welche bei den Mauren schon vor der
Ankunft der Araber im siebenten Jahrhundert eingeführt war, spricht ziemlich für eine gemeinschaftliche
Leo
Africanus erwähnt in seiner
arabische Emigration nach Afrika, welche
der Sitten
Malek Afriki
namentlich Strabo,
Strabo
sagt
Getuler, welche mit den Libyern,
chthonen Afrikas waren,
der
auf die Aehnlichkeit
den alten Bewohnern Afrikas
zwischen
Arabern aufmerksam.
einige
Zudem machen mehrere
Jahrhunderte nach Josua führte. alten Schriftsteller,
Abstammung. Auch
Descriptio Africae eine
ausdrücklich,
Sallust zufolge,
und
den
dass
die
die Auto-
ganz wie die arabischen Nomaden
lebten.
Die heutigen Mauren machen
in der Regentschaft Algier
etwa den zehnten Theil der Gesammtbevölkerung aus und ihre
Zahl verringert sich reiche
seit
1830 immer mehr,
theils
durch zahl-
Auswanderung nach den übrigen Barbareskenstaaten
aus religiösen oder ökonomischen Rücksichten, theils in Folge
;
73 und
der Zerstörung mehrerer Städte des Kriegs, wodurch viele
wogen wurden, wo
der
übrigen Drangsale
Mauren zur Flucht
ins Innere be-
den Araberstämmen verloren
sie sich unter
Von
und deren Lebensweise annahmen^
allen eingeborenen
Völkerschaften der Berberei haben die Mauren, welche schon
von alten Zeiten her die Städte und namentlich die Seehäfen bewohnten, die mildesten Sitten und die meisten Kenntnisse.
Wenige Länder Wuchses wie
giebt
die
etwas
sie sind
es
der Erde besitzen einen schönern
Araber, doch meistens über mittlerer Grösse;
zur Fettigkeit geneigt und magere Individuen
Die Gesichtszüge der Mauren sind
sehr wenige.
schön und edel, aber weniger energisch, der
Teint
ist
bei
oder spielt etwas
in
Wangen,
selten
hübsch
verliert sich der
sie
und von denen nur auf dem schwarz, eben so die
bleibt, sind
Die Physiognomien scheinen dem, der den Charakter
dieses Volks noch nicht
kennen gelernt, auf Milde und Me-
lancholie hinzudeuten, und niemand
Menschenschlag
mit
dem
sanften
würde ahnen, dass dieser Blick
und
dem ruhigen
auch seine Contingente zu den Seeräuberflotten, welche
einem
Jahrhundert
Meeres waren,
geliefert
der
Schrecken
habe.
Die
des
mittelländischen
maurischen
welche sich nie den Sonnenstrahlen aussetzen,
ganzen
so
Die Haare, welche
ins Olivenfarbige.
Wirbel ein Büschel stehen
vor
der Araber
ihr Teint ist entweder ganz weiss
^ich, gleich den Arabern, scheeren
Wesen
Europa
Bei den Männern
gefärbte Gesichtchen sehe. rothe Anflug der
als die
Kindern rein weiss und rosenroth.
den
Schon Shaw bemerkt, dass man
Augen.
Men-
Die Mauren sind wohlgebaut, nicht so hohen
schenschlag.
Tag
zu Hause in der kühlen,
Säulenhalle zubringen, oder,
wenn
sie
Gesicht mit Musselintüchern umhüllen,
Weiber,
sondern
den
schattigen Galerie der
zuweilen ausgehen, das behalten den wunder-
74 schönen Teint
Auch
gewöhnlich bis in ihr Alter.
sichtszüge dieser Frauen sind ungemein schön
sehr weiss,
Nase
leichtgebogene
die
edel
;
Ge-
die
die Stirne ist
geformt, Mund,
Zähne, Kinn vollkommen, und der feurige Glanz der Augen beschämt die Männer, feurig
auf
ist.
Uebrigens beschränkten sich meine Beobachtungen unbedeutende
verhältnissmässig
eine
Frauen,
deren Blick mehr sanft und matt, als
in
den maurischen Gärten oder auch bei Hoch-
Von
zeiten un verschleiert belauschte.
nehme
diesen schönen Frauen
ich die zahlreichen öffentlichen
man
die hübschesten
Ge-
Diese Dirnen geben von maurischer Schön-
sichter zerstört.
ihnen sieht
Dirnen aus, deren von
Handwerk
früher Jugend auf getriebenes
heit keineswegs
maurischer
Häuser oder bei den
die ich auf den Terrassen der
Jagdpartien,
Zahl
einen sehr hohen Begriff,
doch selbst unter
einzelne prachtvolle Gestalten, die auch durch das
häufig getriebene Laster noch nicht alle Reize verloren haben.
Die Kleidung der Mauren
gleicht
der
bekannten türki-
schen Tracht, nicht der reformirten, sondern der alten, glän-
zenden Türkentracht mit dem bunten Turban,
der eleganten,
mit Schnüren und Goldstickereien verzierten farbenprunkenden
Weste, den weiten faltenreichen Pantalons, welche nur den Knieen gehen und der bunten Leibbinde. duen, welche die Wallfahrt nach
Die
bis zu
Indivi-
Mekka gemacht haben,
tragen
grüne Turbane, und die Auszeichnung der Kadis, ihrer Kodschas (Secretaire) ,
der
Marabuts
und
Thalebs
ist
eigen-
ein
thümlich geformter, weisser, bauschiger, in viele kleine Falten gelegter Turban.
gen Mauren
Bis zum fünfzehnten Jahr tragen
blos rothe
übrige Theil ihres Kopfes setzen
erst mit ihrer
die jun-
Mützchen über dem Haarbüschel tritt
dann nackt hervor.
Verheirathung
den Turban
;
der
Viele
auf.
Mauren haben auch weisse oder schwarze Bernusse, wie
Alle die
75 Araber, aber von weit feinerem, leichterm Stoff und eleganterer
Form.
Sie ziehen diese nur
Witterung an,
schlechter
bei
tragen sie aber beständig mit sich und werfen sie gewöhnlich blos über die Schultern oder über den bei den
Es wird sogar
Vornehmern für unanständig gehalten, ohne den ßer-
nuss auszugehen.
Der Bernuss
kommt
Kleidungsstück und
Bei den armen Mauren nur tragen
sie, statt
grobe Stoffe, entblösst
Arm.
;
ist
der
ist
ein
Toga
ungemein malerisches
der alten
Römer
nahe.
der Schnitt der Kleidung derselbe,
Tuches und goldgestickter Seide,
feinen
Die Waden sind immer
auch wohl Lumpen.
an den Füssen tragen
sie eine
Art von Pantoffeln.
Die maurischen Frauen tragen auf der Strasse vom Kopf zu den Füssen weisse Kleider. selin
bis
Lange Pantalons von Mus-
oder Leinwand gehen bis zu
den Füssen herab;
ein
Haikh bedeckt den übrigen Körper; um das Gesicht binden sie sich
zen
weisse Tücher, durch deren Lücken nur die schwar-
Augen
Ganz verschieden
hervorfunkeln.
der Maurinnen im Innern ihrer Häuser.
ist
die
Dort putzen
Tracht sie sich
buntfarbig und prächtig und tragen gewöhnlich den eigenthümlichen,
thurmartigen Kopfschmuck
Sarmah
genannt,
Türkinnen.
Um
von
geflochtenem Silber,
der aber nicht so hoch
den Leib haben
sie
eine
ist
Seide mit kurzen Aermeln und reicher Stickerei; ein
breiter Gürtel
vom
wie
bei den
Art Jacke von
dann folgt
kostbarsten Stoff, endlich tragen sie
weite Beinkleider, gewöhnlich von weisser Farbe, die bis die
Kniee reichen und
die
Waden
nackt lassen.
bedecken nur Halbpantoffeln von eigenthümlicher
Form und
ziemlich grober Arbeit, deren Obertheil gleichwohl von
grünem
oder rothem Sammet, und mit Goldstickereien überladen
Die ganze Haustracht und dem Auge
gefällig.
der
Maurinnen
ist
an
Ihre Füsse
ist.
äusserst prächtig
76
Was
im ersten Baude vou Leben und Sitten
ich bereits
der maurischen Bewohner der Stadt Algier g-esagt,
gilt
auch
für die übrige maurische Bevölkerung des Landes.
Die
reli-
giösen Gebräuche, die öffentlichen wie die Familienfeste, das gesellige Leben, die Beschäftigungen u. allen Städten.
Das
auffällt, ist seine
Mauren
treibt
w. sind dieselben in
s.
was dem Fremden an diesem Volke
erste,
Ein grosser Theil der
phlegmatische Ruhe.
Kramhandel
diese sieht
•,
man den ganzen Tag
mit gekreuzten Beinen vor ihren Boutiken sitzen, regungslos,
Kaffee schlürfend
oder
den Tabaksqualm
nernen Pfeife in die Luft blasend,
aus ihrer roththö-
oder
tiefem Sinnen verloren vor rische
Handwerker
sich hinstarrend.
aller Art:
legen
Werkzeuge
ihre
Tässchen Kaffee
zu sich
Zeit lang ihre Arbeit, zu
schreiten
allen
Bewegung.
Beschreibung
Auch da
Es
giebt
mau-
und
besonders viele
Diese arbeiten aber mit unerträglicher Langsam-
Schuster.
sener
scheinbar in
Schreiner, Drechsler, Uhrmacher,
Schneider, Goldsticker, Waffenschmiede
keit,
ohne
auch
häufig
Pfeife und ohne Kaffeetasse blos stumm, ernst,
der
sitzen die
oft
bei Seite,
zu nehmen,
ehe
sie
wieder
ihren Verrichtungen
um wieder dann
betrachten
Hand anlegen in
bereits
und
ich
bei der
Erwähnung
gethan.
Mauren mit gekreuzten Beinen, ohne
zu rühren, und lauschen
eine
langsam abgemes-
Des Kaffeehauslebens habe Stadt Algier
,
ein
dem monotonen Geklinge
sich
einer trägen
Musik.
Ob
die
Mauren auch
wäre schwer zu sagen. schränkten
Armen
so gedankenleer als wortkarg sind,
Ich sah deren manchmal mit ver-
auf der Terrasse ihrer Häuser oder hinter
der Brustwehr des Hafendammes stehen und
dem schäumenden
Wogenkriege zuschauen, wenn der Mistral von Nordwesten sauste.
Die bleichen,
ernsten bärtigen Gestalten
waren da
77 sehr grossartig,
sie hätten für
mächtige Magier gelten kön-
nen, auf deren Gebot diese Rebellion
des Meeres entstünde;
oder wenn sie an den Sommerabenden vor dem Thore Bab-a-
Zun
in
Gruppen beisammen sassen, imposant und würdevoll,
und wenn einer von ihnen das Wort nahm, dem da hatte man
sam lauschten,
aufmerk-
alle
das Bild eines Römersenats im
Turban, und wer nicht arabisch verstanden, würde nimmermehr geglaubt haben,
nur von
einfach
unter diesen feierlichen
dass
dem Hornviehmarkt
oder von der Henne
des Nachbarn,
gewöhnlich gelegt,
des
Männern ganz
folgenden
die gestern ein
Rede sey,
Tages
Ei mehr
diese
imposante
Versammlung, wo man Ideale von Kriegshelden,
Senatoren
als
die
dass
und Aposteln zu schauen wähnte, ganz einfach aus Meierhofsbesitzern,
Käsekrämern, Schulmeistern, Hufschmieden Nirgends
bestehe.
täuscht
wollte lange nicht glauben,
die
u. s.
Physiognomik mehr.
dass diese edlen Figuren,
w. Ich
diese
schwermüthig träumenden Mienen blos in nichtigem, dumpfem Hinbrüten versunken seyen
;
über die gebeugte Grösse der den bleichen leihe,
ich dachte lange, es sey der Schmerz
ihres
einst kriegsmächtigen Volks,
Zügen den melancholisch schönen Ausdruck
oder es sey nur ihr Leib, der hier träumend
ihr Geist
wandle indessen
auf den
singe stumme Elegien über
sitze
und
Ruinen von Granada und
dem Grabe der Abencerragen oder
er halte heimliche Zwiesprache mit den Schatten ihrer erwürgten
Ahnen und
zu rächen.
sinne nach über die Art, sie
am
Die Europäer in Algier aber, die
nächster Nachbarschaft von den
ihnen verkehren und
alle
seit
Mauren wohnen,
Gelegenheit hatten,
furchtbarsten
sie
Jahren in
täglich
mit
nüchtern zu
beobachten, wollen diesem Volke durchaus alle poetischen Ge-
danken
oder
energischen
dass sie in ihren
Plane
absprechen und versichern,
Krambuden nur an das Kaffeehaus und im
78 KaiFeehause nur
an
Kuskususchüssel
und
liebsten
an
die
Es
die
kommen, aber
bleiche,
alle
in soweit ich die
ernste,
sinnende Miene
Ressourcen seines Geistes zu
Mauren
in der
Folge während
zweijährigen Aufenthaltes unter ihnen kennen
eines
muss ich
die
Meinung der übrigen Europäer über
gen Fähigkeiten
aller-
aber immer jene
sie
einem so wenig mittheilsamen
hält freilich bei
Volke etwas schwer, hinter
an die
öfter
Frau daheim oder am
liebe
gar nichts denken, wobei
falsche Gedaukenlarve,
bewahrten.
Krambuden oder noch
die
gelernt,
ihre geisti-
Ich habe ausser ihren Gesichtern
theilen.
und Kleidern gar wenig Poetisches an ihnen wahrgenommen, und die deutet
Ruhe,
der
melancholische
Ausdruck
des
Gesichts
wohl wirklich mehr auf Phlegma und Stumpfheit,
als
auf Resignation und Nachdenken.
Bei den sanften Sitten der Mauren
es
lässt
sich
ihnen sehr angenehm verkehren und die Franzosen haben
mit
an
ihnen durchaus kein Hinderniss gegen das Umsichgreifen ihrer Occupation.
natismus
ist
Die Mauren sind zwar fanatisch, aber ihr Fanicht gefährlich, weil diese
Menschen zu
sind und sehr arg gedrückt werden müssten,
um
friedlich
an bewaff-
In den ersten Jahren der An-
neten Widerstand zu denken.
wesenheit der Franzosen sah jenes Volk seine Moscheen zerstören und die Gräber seiner Väter aufwühlen, ohne zu wagen,
gegen den strengen Herzog von Rovigo ders
als
durch
finstere
der Folge söhnte sich
und ziemlich
viele
seijien
Unmuth
Mienen zu erkennen zu geben. ein Theil
Maureu stehen
an-
In
sogar mit den Siegern aus jetzt
im Dienst der franzö-
sischen Regierung als Dolmetscher, Polizeiagenten, Gensdar-
men
u. s.
w. Andere, die es nicht ertragen konnten, mit Christen
beisammen zu wohnen, wanderten nach Tunis, Tanger, dem Orient aus oder zogen
sich
in
die
südlichsten
Gegenden der
79
wo
Regeutschaft Algier zurück,
Man
schwinden.
schätzt
sie unter
ein gutes Drittheil, eher
Mauren auf
Bona,
wie in
der gegenseitige Verkehr so freundlicher Art, dass
ist
arabischen Herrschaft sogar
einer
Hand
Wenige
Türkenherr-
mit
den WaiFen
in
Zwischen Mauren und Arabern
widerstehen würde.
besteht eine herzliche
die
und dass die grosse Mehr-
schaft aufrichtig zurückwünschen
der
Die
weniger.
als
in einigen Städten,
Herren gewöhnt und
von den dortigen Mauren gewiss nur
zahl
mehr
ausgewanderten
an ihre jetzige Lage und
Zurückgebliebenen haben sich nun ihre jetzigen
den Beduinen ver-
Zahl dieser
die
welche nur durch den ge-
Abneigung,
gemildert wird.
meinsamen Glauben in etwas
Die
Araber,
entschieden energischer, abgehärteter, thatkräftiger sind,
die
geben den Mauren ihre Verachtung bei jeder Gelegenheit zu erkennen
und
Name „Hadar"
der
(Stadtbewohner) hat bei
ihnen immer eine verächtliche Nebenbedeutung.
üeber den Charakter der Mauren sind von den neuesten Reisenden eben
so
widersprechende ürtheile gefällt worden,
Wilhelm Schimper wurde von ihrem
über die Araber.
als
stillen
Leben und ihrem
während Rozet ihnen
nicht
Die Mauren sind
will.
wie
leutseligen
alle
eine
Wesen
sehr eingenommen,
gute Eigenschaft zugestehen
allerdings
im hohen Grade geizig,
mohamedanischen Völker ohne Ausnahme,
und betrügen auch, wo diese Verbrechen
sie
sie stehlen
ohne Gefahr können,
doch sind
nicht eben viel häufiger als in Frankreich.
Trotz ihrer äussern Sanftmuth haben die Mauren gegen Gefangene
oft
Härte und Grausamkeit- geübt, doch geschah
ehe sie mit den Franzosen in nähere freundliche
kamen, mehr aus Fanatismus, in
Folge der Erinnerung an
als
die
dies,
Berührung
aus Naturell und wohl auch
Leiden und Bedrückung, die
ihre Grossväter von den Spaniern zu dulden hatten,
nachdem
80 Reich dort zertrümmert war.
ihr schönes
„Rummi"
der Benennung
nieinsamen Hass;
dieser
alle
von dem Boden Spaniens, den
sie
und Philipp's
II.
päern fast keinerlei Verkehr, Geschichte
spanischen
der
Moriscos und
sie
war wohl
motivirt
gegen
die
dass sich in der
und
Euro-
den
mit
kannten diese nur aus
Verfolgungen
wussten nicht,
III.
800 Jahre lang bewohnt,
auf sie vererbt und
Seit zwei Jahrhunderten hatten sie
gerecht.
allen g'e-
von ihren Ahnen,
Ilass hatte sich
welche durch den grausamen Eifer Philipp's
verjagt wurden,
Sie bezeichneten mit
Europäer und weihten
der
armen
Denkweise
der Europäer, selbst der Spanier, seitdem grosse Veränderun-
gen ergeben, dass die Kreuzfahrerbegeisterung dort längst aus der aus
Mode gekommen, Glaubenseifer
Halbinsel
eine
dass mit ihr die blinde Verfolgungssucht
und
aufgehört
gewisse
selbst
in
Toleranz Eingang
Als der Krieg mit deu Franzosen ausbrach,
Mauren
die
der katholischen
gefunden
erwachte in den
Erinnerung an die Ferdinande und
Philippe
die
von Spanien, und ihre Wuth, die Barbarei, mit der unglücklichen
war zwar
delten,
zu
Mannschaften
entschuldigen
dem
Volk,
der
einiger
schwachen,
einem
Dey und
die
geschwatzt hatten.
Die sonst so
ja feige Bevölkerung griff zu
erst
die
als
„Rummis", die
die
doch einigermassen
wenig aufgeklärten
Weiber bedrohten,
den Waffen,
halb
halb aus Schrecken vor
kamen
sie
vor-
friedfertige, phlegmatische,
aus
Wuth
dem Dey, und
französischen Vierundzwanzigpfünder
Kaiserfort donnerten,
sie
misshan-
Marabuts von den Gefahren, die
seinen Glauben, sein Geld und seine
gegen
Kriegsschiffe
nicht zu rechtfertigen,
an
hatte.
auf
das
wieder zur Besinnung,
sie
merkten, was an europäischer Kriegskunst war, merkten, dass ein plötzlich auflodernder tapferer Rausch, ein durch die
des Glaubensfeindes
erhitzter
Fanatismus,
gegen
Nähe
geordnete
81 feuerspriihende Reihen von Stahl und richten
vermöge und
andern Gefühle triumphire.
gebene
Kaoonen
auszu-
nichts
die Todesfurcht bei Feiglingen über alle
Als die Franzosen in das über-
einzogen,
Piratennest
hatten
vom
die
unverhofften
Schlage betäubten Bewohner sich wieder hinter ihren dumpfen, leidenden Fanatismus verkrochen, der bald eine trotzige Miene
annahm,
Sieger lange nicht so wild,
als sie sahen, dass die
man
blutdürstig und gefährlich seyen, als
In den ersten Jahren
sie geschildert hatte.
der Occupation vermieden
die
Mauren Die
so viel als möglich jeden Verkehr mit den Franzosen.
vornehmeren Frauen wagten lange nicht einmal unter Verhüllung sich auf der Strasse zu zeigen und flohen mit Geschrei
und Zittern, wenn
sie
einen lauschenden Franzosen auf der
AUmälig gewöhnte
Terrasse des Nachbarhauses gewahrten.
man
sich aber in Algier, die verhassten Christen, die
den Weibern doch hübscher und liebenswürdiger
mochten,
Ehemänner früher zugeben wollten,
ihre
als
Nach und nach
stellte sich
zuerst aus Handelsinteresse, dann, als bei
Manchen auch
Neigung. weicher,
aus
heiterer
einiger Verkehr her,
man
sich
kennen gelernt,
gegenseitigem Wohlgefallen und aus
Den Anfang machte
rostet waren.
Jugend,
die
in
deren noch
Seele Hass und Fanatismus nicht einge-
Kleine Mauren
der ärmeren Stände erlernten
das Französische mit bewundernswürdiger Leichtigkeit.
wurden, sammt den jüdischen Kindern, Unterhändler zwischen Europäern traten in die Dienste finstern
wendig
—
war
dass ihre
sich einliessen, es
Moritz Wagner's
als
Sie
die Dolmetscher, die
und Eingebornen;
der Franzosen.
Väter wachten,
den „Rummis"
zu
Die Fanatischsten der Bewohner wan-
Nachbarn zu haben. derten aus.
am Ende
vorkommen
So
einige
äugstlich auch ihre
Knaben
nicht weiter mit
eben unumgänglich noth-
ihnen doch nicht möglich zu verhindern, Algier,
II.
6
82
'
ihre Kleinen
(lass
Europäer bald Vergnügen fanden, dass
wenn
rannten,
dass
sie
sie mit
vor stattlichen mit Gaumenherrlichkeiten decorirten mit
Augen
naschhaften
nach dem Thore Bah
sie begierig
- el -
Truppen paradirten oder Feuerwerke 8 Uhr Abends
um
sich regelmässig auf
verweilten,
üaJ
dass
wenn
dort
dass sie
um
liefen,
knallten,
dem grossen Platze
geregeltem Schritt,
dem Munde trommelnd und trompetend und mit
schem Commandowort nach Hause marschirten.
französi-
und Waffengeräusche
Pomp
das
maurischen Jugend ein kriege-
in der
Funke wieder geweckt und
kraftvollere
wird
Vielleicht
durch diesen unaufhörlichen Anblick von militairischem
rischer
ein-
den Zapfenstreich zur Caserne zu geleiten und
dann von dort in gedrängter Reihe und mit
an den Hafen
ein dampfspeiender Bote von Frankreich einlief,
Zuckerbäckerläden
fanden,
und Genüssen der
den Schauspielen
an
sie
gewöhnen
sich an eine
und mannhaftere Beschäftigung zu denken,
als
an
Oder wenn
elende erschlaffende Gewerbe ihrer Väter.
Pulverknall und Rossewiehern sie nicht lockt, so bleibt doch vielleicht der
die
Anblick der grossen und bunten Wunder, welche
europäische Civilisation
mächtigen
Schiffe,
die
neuen Bauwerke, die schimmernden
Erzeugnisse der Industrie,
und spornt der
in
der
wird, an
tende
und
ausstirbt
die
auf sie
Jedenfalls glaube ich, dass
den maurischen
mit
kleine
aufkeimende
Grau-
Generation
Folge nicht heimlich Gift wider Menschen athmen an
gewöhnt
deren
zu
ingrimmige Hass
trotzige,
bärten
Wirkung
nicht ohne gute
Nachahmung.
sie zur
wie die
nach Afrika geschickt,
Seite
deren ,
mit sie
Hoffnungen
bauen,
denn
Umgang deren gross
auf die die
sie
vom
sich
Jugend geworden.
gespielt
sie
Ohne
gegenwärtige
sittliche
Knabenalter hat
,
an
eben
bedeu-
maurische
Jugend
Verderbniss
ist
zu
tief
in
83 diesem sie,
der
Volke
eingerissen,
mit Schonung
Ansiedelung
europäischen
Dienste
wird
Was
leisten
Folge
der
in
Mauren gegen
altern
übrigens nur im Allgemeinen
gilt
dass
verwendet, wesentliche
können.
oder der Abneigung der gesagt,
gleichwohl,
ich
von dem eingefleischten stummen Hass
oben
ich
glaube
behandelt und mit Klugheit
die
die
;
Schon der Umstand, dass
sind sehr zahlreich.
von den Franzosen pecuniären Gewinn ziehen
Manche näherten
feindselige Stimmung.
sich,
,
Europäer
Ausnahmen
viele
Mauren
milderte ihre
ohne
um
das
mürrische Achselzucken ihrer Glaubensgenossen sich zu küm-
mern, den Europäern mit offener Freundlichkeit.
In
grössten maurischen Kaffeehaus in der Divanstrasse sieht
dem
man
auf den langen Bänken Europäer und Eingeborne untermischt sitzen und
sche Wirth leute
mehr
einmal war ich Zeuge,
als
dass
der mauri-
bei zu grosser Ueberfüllung einige seiner
von ihren Sitzen jagte,
um
Lands-
europäischen Gästen,
die
gewöhnlich einen Sou mehr für die Tasse bezahlen, Platz zu machen.
Recht angenehme Bekanntschaften machte ich unter
den maurischen Pflanzern der Algierer Umgebung.
Diese sind
von entschieden besserem, zutraulicherem Charakter,
als
die
Städter, die schon durch ihr Gewerbe zum Eigennutz und zur
Verschmitztheit mehr geneigt sind.
jener Pflanzer,
die
in
schmucken,
Ich gedenke so mancher
weissen Landhäuschen
wohnen, mit grosser Liebe und möchte dersehen.
mich
Wenn
überfiel
,
sie
gern einmal wie-
auf meinen Sammelausflügen ein Gewitter
flüchtete
ich oft
in
diese
fand gleich freundlichen Willkommen bei
Landhäuschen und
Armen und Reichen;
gewöhnlich wurden mir Früchte und Milch oder Kaffee vorgesetzt und
aus,
manchmal weigerte
sich
der Eigenthümer durch-
irgend ein Gegengeschenk anzunehmen.
Da 6*
die mauri-
84 Gärten offen sind oder doch nur lückenhafte
sehen
umzäiinungen haben, so
Agave-
streifte ich fast täglich mit der Flinte
ohne Umstände durch diese Gärten, denn dort gab es manche
Nie wurde
Insecten, die sich an andern Orten nicht fanden.
mir wegen solcher Einbrüche von dem Eigenthümer ein Vor-
einem Esel reitend, so
vielleicht auf
gutmüthigem Gruss wenigstens
mit
Wegen
Begegnete ich diesem auf den engen
wurf gemacht.
manchmal auch etwas Besseres. Ich westlichen Hügeln bei
und bot mir
hielt er still
Tabak
Prise
eine
spazierte einmal
an,
auf den
Bona und sang deutsche Lieber, wäh-
rend ich auf der Daphne Gnidium nach einer schönen grün-
Ein Maure stand auf dem Ab-
glänzenden Käferart suchte.
hänge des Hügels mir aufmerksam
in
seinem Weingarten und sah und hörte
Dann
zu.
stieg er rasch zu
mir herauf und
Die Luft war gerade sehr
bot mir eine ungeheure Traube.
schwül und die Labung that mir wohl.
Viele Europäer wer-
den zur Zeit der Fruchtreife von ihren maurischen Landbe-
und
eingeladen
kanntschaften
und Mohamedaner
Christen
schmausen dann gemächlich beisammen aus einer Schüssel und trinken aus demselben Becher. fest
ist
nicht
freilich
Ein solches maurisches Ernte-
so heiter und unterhaltend,
Weinlese am Rhein oder im Gascoguerlande. keine Winzerinnen mit rosigen das letzte grüne
Laub
in
es eine
eine in
dieser
Wenn
den blonden Haaren tragend.
Weib
sich zeigt, so
Die maurischen Frauen schliessen sich
wenn der Mann Besuch
ein,
vorüber,
weisse
Es erscheinen
Negerin mit aufgeworfenen Lippen und hässlichen,
thierischen Zügen. sorgfältig
eine
Wangen und lachendem Auge,
bei solchen maurischen Gastmählern ein ist
wie
so
ist
Tücher
strengen
sie
hat,
und kommt
vom Kopf
bis
zu
wie
ein
Gespenst.
Bei
des
weiblichen
Ge-
eingehüllt,
Ausgeschlossenheit
den
Füssen
85-
dass
greiflich,
wenig
Mauren
die
man
die
Freuden
Wie
sind.
reizende
Umgebung,
Orangen
bestreuten
ist
Algier
in
schon
und die
gesprächig
der
Anblick
Bäume
und
be-
ziemlich
sind
Unterhal-
beste
ist
die
goldfarbigen
mit
der
die
es
erwähnt,
Einladungen hat,
dergleichen
bei
Männern
mit
geselligen
die
und trocken
einförmig
tung,
Umgang
von jedem
schlechts
Aussicht
über
eine
blühende Landschaft und ein blaues Meer. Selbst jene Mauren, welche in Algier, „der Kriegerischen"
(El-Dschesair),
mehr wohnen mochten, seitdem
nicht
den
Seeräuberfürstin
Nacken
stolzen
unter
Christen gebeugt hat, oder denen das Herz wollte,
als
jene
mehr.
So
ihr
der
am Ende brechen
Mauren sogar haben den früheren Hass Unglück auch
viel
Ueber
letztere
nicht
die französische Invasion über
so rechnen
Volk brachte,
nicht an.
diese
und die deshalb nach dem Innern auswan-
verletzen sahen,
derten,
Joch
Moscheen niederreissen und Gräber
täglich
sie
das
dies
sie
haben
sich
sie
doch den Individuen nicht
zu beklagen,
sogar die französischen Militairs zeigten in der Regel grosse
Schonung
,
wenn
Kampf
der
vorüber war;
die
Ausnahmen
Gewiss sind wenige Mauren von
wenigstens waren selten.
Algier mit derselben bösen Meinung von den Europäern aus-
gewandert, die
sie
vor 1830 gehabt hatten.
Ich habe solche
Algierer Mauren in Mascara wiedergetroffen.
denen
ein
herrschten
dreijähriges
Land
die
Augen
civilisirten
geöfiiiet,
schaft
begrüssteu uns mit un-
die Sitten
und die Denk-
Christen sagten ihnen, den halbcivilisirten
Mohamedanern, doch mehr zu, das rauhe
Diese Leute,
einem von Arabern be-
in
Das Leben,
geheuchelter Freude.
weise der
Wohnen
Leben der Beduinen.
war wenigstens
ihr
als
der wilde Charakter und
Unter französischer Herr-
Leben undEigenthum
nicht gefähr-
86 det
man
;
Hess
Kader's
Menschen ihren
diese harmlosen
wandeln, während
täglichen Verkehr mit den Arabern, welche
dars "
ruhig
ausgesetzt sind und bei ihrem
Vexationen
vielerlei
Weg
den arabischen Beamten Abd-el-
sie unter
gegen
die
„Ha-
hegen und ihre Ueberlegenheit
herzliche Verachtung
ihnen oft genug fühlen lassen, Demiithigungen aller Art erleiden.
Der Consul Daumas und Mauren
teten
und
in
es verging fast kein
Alle diese
besuchten.
sein Gefolge lebte mit jenen geflüch-
Mascara
recht herzlichem Einvernehmen
in
Tag, wo
sie sich nicht
Mauren erkundigten
gegenseitig
sich bei
mir nach
Es war keiner
ihren französischen Freunden in Algier.
un-
ter ihnen, der nicht irgend einen Europäer dort liebgewonnen
und nicht den Wunsch geäussert hätte,
Einer dieser Mauren begleitete uns,
zusehen.
einige Stunden
cara verliessen,
wehmüthigen Abschied, es
ihn einmal wieder,
als
Hass,
standen und
wir Mas-
sey es von seinen Brüdern.
um
noch eines Beispiels bedarf,
sich dieser
als
Weges und nahm dann
der aus
den nur ihre
zu beweisen,
so
Wenn
wie schnell
den Traditionen ihrer Väter ent-
Unkenntniss des Charakters der
Christen so lange erhalten, mildert und legt,
so erinnere ich
nur an Constantine, dessen Bevölkerung sich früher den Franzosen
am
feindlichsten
zeigte
und
an den Gefangenen
Wenige Monate nach
schändlichsten Grausamkeiten beging.
der Einnahme Constantines war
Spur mehr übrig, schneller
nirgends
von dieser Stimmung keine
schlössen
sich
die
Besiegten
und aufrichtiger an die Sieger an und bald unter-
stützten sie
die
Franzosen mit den Waffen
gen ihren ehemaligen Bey, für den gegen
die
die
Franzosen
gestritten.
in der
sie einige
Wenn
Hand
ge-
Monate zuvor
auch die Mauren,
welche der Mehrzahl nach ein unter langjähriger Tyrannei
und in Folge ihrer eigenen Sittenverderbniss feige und stumpf
87 gewordenes
Volk
Stütze bieten, ein
Hinderniss
ein
Gewinn
sind,
den
Franzosen
keine
bedeutende
so sind sie doch wenigstens in keiner ihrer
in einem
Ansiedelung,
Lande, wo
in schroffer Feindseligkeit
und
dies
die grosse
gegenüber
steht.
ist
Weise
immerhin
Mehrzahl
ihnen
88
IV.
Die Türken und
ifie Zahl der Türken seit
dem
in
Murng;li^,
der Regentschaft Algier
ist
Sturz ihrer Herrschaft im Jahre 1830 bedeutend zu-
sammengeschmolzen,
und beläuft sich nur noch auf wenige
Tausende, welche
den Städten der Küste und
zerstreut
wohnen.
in
Es war
Jahre 1516.
des Innern
Die ersten Türken kamen nach Algier im ein
Haufe Freibeuter, welche der Re-
negat Horuk Barbarossa mit anderm Raubgesindel aus
ver-
schiedenen Ländern der Mittelmeerküste auf die Aufforderung eines arabischen
Eutemi's,
Algier geführt hatte.
Emirs der Ebene Metidscha, nach
Nach dem Tode
jenes berühmten
See-
räuberfürsten schickte dessen Bruder Khai'reddin- Barbarossa,
Abu-Homen, dem Herrscher von Tlemsan,
welcher von droht
war
eine
,
Sultan Selim
Land dass
,
Gesandtschaft nach Constantinopel
rief dessen Schutz an
,
und erbot
an den ,
das
seiner Oberhoheit zu unterwerfen, unter der Bedingung,
man
ligte ein,
ihn
zum Pascha von Algier ernenne.
Selim wil-
und schickte ihm 2000 Janitscharen, die später durch
neue Truppensendungen verstärkt wurden. die
sich
be-
Türken
in Algier an,
So
siedelten
sich
und dehnten ihre Herrschaft nach
89 und nach über das ganze innere Land
Unabhängig blie-
aus.
ben nur die schwer zugänglichen Gebirgsgegenden und Wüsteneien,
z.
B. das Kabylenland im Süden vonBudschia und die
dürren Steppen der arabischen Stämme der Angads im Süden
Die Türken verstärkten
von Tlemsan. durch
Werbungen
Smyrna. verloren
von Freiwilligen
in
sich
in
der Folge
und
Constantinopel
Viele verheiratheten sich in Algier an Maurinnen,
aber
dadurch
Sprösslinge dieser
einen
Ehen
Die
Theil ihrer Vorrechte.
Kuruglis, und kommen
heissen
in allen Eigenschaften ihren türkischen
fast
Vätern gleich, genos-
sen aber nicht der gleichen Privilegien, und wurden von den
Türken argwöhnisch bewacht, denn ruglis
öfters versuchten die
die Herrschaft an sich zu reissen,
zu diesem
Zweck
mit den Mauren.
Ku~
und verbanden sich
Nach der Einnahme von
Algier durch Bourmont wurde der grösste Theil der waffenfähigen Türken aus Algier verbannt. der Regentschaft
Die Meisten leben
ist
In den Küstenstädten
Zahl gegenwärtig sehr gering.
deren
in Constantine.
Die Türken, welche
ich
in
den verschiedenen afrikani-
schen Städten gesehen, sind weniger hochgewachsen und knochenfest als die Araber,
als diese,
wenn
wie die Mauren.
Ihre
dagegen fleischiger
auch nicht so zur Fettigkeit geneigt,
Gesichtszüge sind schön und viel markirter, energischer,
als
die maurischen Physiognomien ; es fehlt ihnen aber der melan-
cholische,
interessante Zug.
Die Augen der Türken
sind
Mauren, und verrathen
statt
lange nicht so schön, als die der
Sanftmuth und Träumerei mehr wilde Kühnheit und Grausamkeit.
Ihre Kleidung gleicht ganz der maurischen, nur
gewöhnlich etwas bunter. viel auf eine saubere
ist sie
Die Kuruglis namentlich halten
und reiche Tracht,
und es giebt deren,
welche Anzüge im Werth von einigen tausend Franken tragen.
90 Ein grosser Theil der Algierer Türken steht in französischen Diensten.
ben mehrere Corps,
Deys
der
tscharen
welche eine mit den ehemaligen Jani-
ganz ähnliche Organisation haben,
einen Theil der mobilen Colonne bilden, hauptsächlich
und
der die Franzosen
glücklichen Fortschritte in jener Provinz
ihre
Ueberhaupt hat man längst
verdanken.
und KurugUs
In Constantine bilden diesel-
bitter bereut, die ehe-
malige WafFenmacht der Deys so schnell aufgelöst und den
davon aus dem Lande verwiesen
grössten Theil
Man
wollte sich lieber auf die
zu haben.
Araber stützen, und fand an
diesem Volke keinen Halt, weil es zu wild, zu unbändig war, weil seine Sitten und Sinnesart denen der Europäer zu schroff
entgegen
und
standen,
ihr
Geldgierde aufgewogen wird,
waren
die
musste,
um
sie in
Art,
die
Ruhe
von
leicht
den Türken.
als bei
Gebieter des Landes,
gefürchteten
Kriegführung und
Fanatismus weniger
Letztere
kannten die
wie man die Araber behandeln
zu halten.
Leicht hätte
mocht, in französische Dienste überzutreten;
man
man
sie ver-
hörte meh-
rere von ihnen nach der Explosion des Kaiserlorts sagen, das
französische Silber habe wohl einen eben so guten Klang, als
das Silber des Deys.
Der Beistand
dieser
Türken wäre der
französischen Eroberung von entschiedenem Vortheil gewesen.
Die Araber wären
nicht
geszuversicht erwacht, eine ganz andere Gestalt
zu einer solchen Energie und Sie-
und die Dinge hätten in jenem Land
gewonnen,
als
heutigen Tages.
Charakter und Sitten haben die Algierer Türken so ziemlich mit ihren
gal, tapfer,
Brüdern im Orient gemein.
Sie sind
sehr ehrlich in ihren Handelsverbindungen,
treu und zuverlässig als Bundesgenossen, selbst
Christen gegen alle ihre
stolz, fru-
Mohamedaner
fechten,
übrigen Glaubensgenossen,
wenn
sehr
sie mit
weniger fanatisch
als
vielleicht mit Ausnahme
91 der Mosabiten;
zuweilen grossmüthiger Züge für das edelste
Wort,
sie halten streng ihr
und sind auch
Ich halte die
fähig.
und bedeutendste Volk unter
allen
Dabei haben die Türken aber auch
danern.
Türken
Mohame-
viele
Laster.
Sie sind weniger geizig, als die Kabylen und Araber,
plündern und erpressen ohne Gewissens-
viel habsüchtiger; sie
sind sehr grausam,
scrupel,
aber
ausschweifend und unna-
träge,
Die Türken
türlichen Lastern ergeben.
in der Berberei sind
noch ganz, wie ihre Landsleute in Constantiuopel vor zwanzig Jahren gewesen, ehe dort irgend
worden. da,
wo
die
alte
Sie haben die alte Kleidung, sie
ist
den überlegen,
kräftige,
sie in
sie unter
tyrannische
allen übrigen
ein
Mohamedaner
und
Sinnesart beibehalten.
vor dessen stolzem
sich bücken.
Selbst jetzt,
Algier nicht mehr die Herren spielen,
stehen
sie
den übrigen Städtern in hohem Ansehen. Alle seine
Eigenschaften, selbst die imponirende eingeschlossen, scheinen den
Muslims bestimmt zu haben. der
alten Sitten,
Völkern der Berberei entschie-
geborener Gebieter,
Auftreten die andern
wo
die
noch herrschen, wie in Tripolis und Tunis, auch
wilde,
Der Türke
Reform eingeführt
eine
Daher kam
Landung der Franzosen 12-
zen Lande zerstreut,
Ruhe
der Trägheit mit
Türken zum Herrscher über
bis
es auch
,
die
dass vor
15,000 Türken, im gan-
allenthalben die
Ruhe
einen drückenden Despotismus üben durften,
erhielten,
und
ohne dass Ara-
ber und Mauren sich zu mucksen wagten.
Die meisten Türken und Kuruglis sind vermögend, und leben von ihren Renten.
Sie haben wenig Bedürfnisse, zei-
gen
aber doch in Kleidung sowohl
xus,
als
treibt
die übrigen Eingeborenen.
Kleinhandel.
als
im Essen mehr Lu-
Ein Theil der Kuruglis
In Algier giebt es mehrere stattliche
türkische Buden, namentlich in der Divanstrasse.
Der Eigen-
92 thürner sitzt dort in der gewöhnlichen Gravität, reich geputzt,
hat nicht den melancholischen Ernst der Mauren, und bedient
Käufer mit vollkommenem Anstand und Höflichkeit.
seine
Die türkischen Händler führen hübsche Ffeifenköpfe
riechende Essenzen,
lassen aber auch nicht handeln
Geschäften strenge Redlichkeit. niger industriös, berei;
in ihren
als
,
u.
S ticker eiwaaren, wohls.
w.,
überbieten
und beobachten in
Im Allgemeinen
all'
nie,
ihren
sind sie we-
irgend eines der übrigen Völker der Ber-
Schulkenntnissen stehen sie mit den Mauren
etwa auf gleicher Stufe.
Im Umgänge
sind
sie
angenehm.
Sie schliessen sich gern an die Europäer an, lieben die geselligen lich
Freuden, haben auch bereits gelernt,
reichlichen Portionen
Freunde, auch wenn Anhänglichkeit.
Von
zu trinken,
sie Christen sind,
ihrer
Wein
in ziem-
und zeigen für ihre grosse,
aufrichtige
Treue und Biederkeit haben na-
mentlich die Kuruglis von Mostaganem und Tlemsan schöne
Proben gegeben.
9a
V.
Die Jnden.
J^ie Juden der Berberei haben nach
der Zerstörung Jerusalems,
alle
Welttheile
sich
die
Trümmer
zerstreuten,
Nach den Traditionen der Juden ihrer
wo
des un-
Volkes Israel den Boden ihrer Väter verliessen
g-lücklichen
und über
wahrscheinlich
sich dort
Glaubensgenossen erst nach
soll
niedergelassen.
jedoch die
Mehrzahl
dem Sturze Granadas an Mauren
der afrikanischen Küste gelandet seyn, und mit den
und Arabern
in Spanien
freiwillig
das Exil getheilt haben.
Europa noch der
bitterste
Verfolgungsgeist gegen die unglücklichen Israeliten,
welche
Damals herrschte im
christlichen
dagegen bei den maurischen Königen Schutz,
und,
wenn
auch nicht Gleichheit der Rechte mit den Moslims, doch einen toleranten Sinn fanden, der sie an
der Ausübung ihrer reli
giösen Gebräuche nicht hinderte, und ihre Sitten unangetastet Hess.
Die
erste
grosse Auswanderung der Juden aus Spa-
nien soll der Sage nach schon im Jahre 1390 unter der An-
führung des ersten Rabbiners von Sevilla, Simon Ben-Smia, stattgefunden haben.
Dieser verlangte,
als er
mit den Ge-
nossen seines Exils an der afrikanischen Küste landete,
bei
94 Sidi-ben-Yussuf, eiaem hochberühmten Marabut von Miliana, ein
Asyl,
zwischen
Es wurde
welches bereitwillig gewährt wurde.
den arabischen Fürsten und Simon- beu-Smia da-
mals sogar
ein
schriftlicher
Rechte garantiren
Contract
aufgesetzt,
der ihre
Die Algierer Rabbiner versicherten
sollte.
mir, dass jene Urkunde noch heutigen
synagoge der Stadt aufbewahrt
Tages
in
der Haupt-
Die Einwanderungen
sey.
der Juden aus Spanien vermehrten sich unter der Regierung
Allmälig breiteten sich die Juden
der fanatischen Philippe.
Man
über die ganze Berberei aus. ten, sogar in den
man Ben-Amram Vater den
in
Feldzug
begleitet hatte
,
deren in allen Städ-
trifft
Der
Oasen der Sahara. Mascara, welcher
Knabe
als
türkischen Beys
eines
jüdische Drago-
diesem kleinen
versicherte mir, dass in
Tracht der Beduinen angenommen haben. auch in Tuggurt und Gadames,
Es
sollen
Wü-
Juden leben, welche aber die
stenstaat verhältuissmässig viele
der Mosabiten.
mit seinem
nach Ain-Maadi
und
selbst
Juden sogar
in
Es
giebt Juden
in
den Staaten
den Dörfern der
Amazirghs auf den Gebirgen von Marokko wohnen. werden überall geduldet, jedoch nur
gedrückte, verachtete Menschenclasse ,
Sphäre bequeme Dienste
leistet,
Sie
als eine untergeordnete,
die in ihrer niedrigen
und an denen
selbst der
mo-
hamedanische Bettler noch seinen Uebermuth auslassen kann.
Mir schienen
die Algierer
Juden den europäischen
Körperformen im Allgemeinen überlegen. gebaute und gutgenährte
den Juden in
in
den
Sehr schöne, wohl-
Gestalten sah ich namentlich unter
Constantine.
Sie sind
von
der Grösse
und
Statur der Mauren, aber weniger als diese zur Fettigkeit geneigt.
Ihre Physiognomien tragen den
viel schärfer ausgeprägt, als
orientalischen
Typus
Mauren und Türken. Die Wei-
ber übertreffen die Jüdinnen Europas an
Schönheit bei wei-
95 Sie haben als Mädchen einen
tem.
Wuchs, als
schlanken,
zierlichen
einen sehr hübschen Teint und sanfte Züge;
Frauen behalten
auch
den frischen rosigen Teint bis zu
sie
einem Alter von etwa vierzig Jahren, jedoch ohne den edlen
Der schlauke Wuchs
Ausdruck der Jugendjahre.
Ehe
in der
die
verliert sich
In den dreissiger Jahren haben
den meisten.
bei
Jüdinnen gewöhnlich eine ziemliche Fülle des Körpers,
der durch den herabhängenden Busen unangenehm entstellt
Den
Schnitt der Kleidung haben die Israeliten mit den
Mauren gemein
jedoch lassen sie die
;
Waden
nicht nackt,
Die Farbe ihrer Stoffe
sondern tragen Strümpfe.
ist
immer
sogar der Turban trägt diese
gewöhnlich schwarz;
dunkel,
ist.
die ihnen zu den Zeiten der Türkenherrschaft
Trauerfarbe,
um
ein besonderes Gesetz auferlegte,
sie
von den Moslims
zu unterscheiden, welchen die schwarze Farbe ein Greuel
ist.
Die Tracht der jüdischen Mädchen
Sie
ist
ungemein hübsch.
tragen ein langes Kleid, von Seide die Reichen, von die
Armen, ohne Aermel, auf der Brust mit Gold und
reich
Die Arme
durchwirkt.
fein weissen
Silber
sind nur zur Hälfte von
Musseliuhemd umhüllt.
sie ein seidenes
Wolle
Um
die
dem
Hüften binden
Tuch, wodurch das Kleid eng an den Leib
geschlossen wird,
und die Umrisse
der Körperformen sehr
Die nackten Füsschen stecken
günstig hervortreten.
gestickte Pantoffeln, und
um
sie in
das Haupt hüllen sie ein seide-
nes Tuch, welches die langen, reichen Haare nur theilweise
Der Kopfputz
verbirgt.
der verheiratheten Frauen
höchsten Grade bizarr.
Er
Silberdraht geflochten,
von zwei Fuss Höhe,
genannt, wickelt
der
um welche
ist,
ein
besteht aus einer Art
sind
aber
im
Mütze von
Sarmah
langer, wallender Gazeschleier ge-
der oft bis auf den Boden reicht.
Jüdinnen
ist
immer
unverhüllt,
Die Gesichter
was ihnen
ein
96 Gesetz
strenges
der
Da
Deys
gebot.
die
Juden
Tiirkenherrschaft
der
mit den übrigen Einwohnern geniessen,
Frauen
ihre
gleiche
so könnten
und sich kleiden,
leben
jetzt
dem Sturze
seit
völlig
wie
Rechte sie
und
sie wollten,
aber die früheren Beschränkungen sind in ihre Lebensweise
und
Gewohnheiten so
ihre
in
Männer Weiber
übergegangen,
dass sie noch
Die
zehnjährigen Befreiung fest daran halten.
jetzt seit der
kleiden sich fortwährend in dunkle StoiFe,
und die
obwohl die Juden mehr Ur-
verschleiern sich nicht,
sache hätten, eifersüchtig zu seyn, als früher.
Von den
jün-
geren Individuen hat bereits eine ziemliche Anzahl die europäische Tracht angenommen.
Im Allgemeinen kommt maurischen ziemlich nahe.
Lebensweise der Juden der
die
Sie
wohnen
Häu-
in bescheidenen
sern von maurischer Bauart, leben von massiger Kost, lieben
den Kuskusu und den Kaffee, und über Alles das haare Geld.
Wie
unter allen übrigen Himmelsstrichen
Juden gar nichts
den Ackerbau
,
kümmern
Goldarbeiter
letztere sehr
und
sich
die
und nur wenige treiben
Es giebt unter ihnen Schneider,
Gewerbe.
Blecharbeiter,
welche
um
Schuhmacher,
besonders Waffenschmiede,
hübsche Arbeiten, wie Yatagans, Dolche
mit silberner Scheide und Zierrathen in erhabener Arbeit, fer-
Aber
tigen.
dem so
die
lucrative
Damals ging und so tigte,
oft
grosse Mehrzahl beschäftigt sich nur mit
Gegenwärtig machen die Juden bei weitem nicht
Handel.
Geschäfte mehr, fast der
der
Dey
wie zu den Zeiten der Deys.
ganze Grosshandel durch ihre Hände,
irgend eine grosse Speculation beabsich-
wandte er sich an die Juden, welche nicht
schen Mohamedanern und
Christen,
allein zwi-
sondern auch zwischen
den Beduinen und den Mauren bei jedem Geschäft die Unterhändler machten.
Zum
Theil hat dies
jetzt aufgehört,
und
97 Juden
die
haben an
den vielen geldgierigen und rührigen
Speculanteu aus Europa eifrige Concurrenten. das
treffen
keit,
Volk
während
Letztere über-
noch an Habgierde und Thätig-
fast
Juden den Vortheil einer vollkommenen
die
arabischen Sprache
der
Kenntniss
Israel
vor
ihnen voraushaben.
Viele Araber, welche Vieh oder Getreide zu Markte bringen,
bedienen sich noch immer der Juden len
als Vermittler,
So
ohne ihren Beistand nicht verkaufen.
dem Markt
solcher Araber auf lichen
oft
und woldaher ein
anlangt, wird er von zudring-
Juden umringt, die mit vielem Geschrei ihm ihre DienJeder behauptet dann, zuerst angekommen zu
ste aufdringen.
seyn,
der
nimmt den zum Verkauf bestimmten Ochsen
eine
beim Schwanz, Schläge
der andere bei
Ruhe
zusieht,
hen oder ein Wort zu reden,
Käufer
verhilft,
Israeliten
,
immer
Täglich
Käufer
bald
die gekauften
jüdischen
Knaben
Die Rührigkeit der beginnt schon von
gestachelt,
der Marktplatz
Algiers
den Dolmetscher machen,
Waaren
nachtragen.
das
treiben
voll
Käufern und Verkäufern ihre
kleiner, emsiger Juden, welche
Dienste anbieten,
der ihm zu einem
und den,
ist
Streite mit
ohne eine Miene zu verzie-
redlich bezahlt.
durch Habgierde
früher Jugend auf.
öfters setzt es
während der Araber dem
unter ihnen,
unerschütterlicher
den Ohren,
Metier
des
Fast
bald alle
dem
armen
Stiefelwichsers.
Täglich sieht man deren einige Hunderte durch die Strassen streifen mit VVichskästchen
am Arm,
der bestaubte Stiefel hat, anrufend. in
die Dienste
jeden Vorübergehenden, Viele kleine Juden sind
europäischen Kaufleute
der
getreten.
Alle
sprechen das Französische vollkommen, und einige schreiben es
auch.
Die
Schulen werden
allen fast
Eingeborenen geöffneten französischen
nur von den Juden besucht, deren Wiss-
begierde, Talent und Fortschritte erstaunlich sind.
MoRiTZ Wagner's
Algier.
II.
7
Die un-
98 gemeine
Emsigkeit
dieses
Volks
contrastirt
denen die Juden an
Phlegma der Mauren,
dem
sehr mit
fast allen geisti-
gen Eigenschaften üherlegen sind, nur nicht an Muth.
Die Sitten der Juden zu beohachten hatte ich reichliche Gelegenheit,
denn ihre Häuser sind den Fremden nicht ver-
und bei ihren Familienfesten
schlossen,
an europäischen Gästen. belle,
fehlt es jetzt selten
Einer meiner Freunde, Doctor Tru-
behandelte kranke Juden;
auf meine Bitte
mich in die Häuser seiner Patienten mit; kanntsehaften an
ich knüpfte
und besuchte die Familien
,
oft
ihrem dreizehnten Jahre an
er
Be-
auch ohne
Die jüdischen Mädchen zeigen
besondere Ursache.
nahm
sich von
zu ihrer Verheirathung nur
bis
äusserst selten auf der Strasse, oder g'ehen vielmehr nie aus
So
ohne die dring-endste Nothwendigkeit. Sitte.
Wer
dem
nicht zu Familien Zutritt hat,
rade die lieblichsten Gestalten der jüdischen schönsten Alter ganz unbekannt
Mädchen auf den Strassen geht, gehört
bleiben ge-
Mädchen
in
ihrem
was von mannbaren
denn
,
will es die gute
in der
Regel zu den
Wohl
mit
Unrecht sind übrigens die
Jüdinnen in Al^er im Rufe
-der
Sittenlosigkeit.
verdächtigen Dirnen.
Nur
Theil der Aermeren widerstand der Verführung nicht.
Ganzen aber sind
die liederlichen
verstecken,
um
als
von israelitischen
Die Mädchen der wohlhabendem Classe sind
Gegen theil sehr keusch, ohne
sich eben vor den
wie die Mohamedanerinnen.
so höhern Werth,
Im
Häuser von Maurinnen und
Französinnen bei weitem mehr bevölkert, Dirnen.
ein
als für ihre religiöse
Ihre
im
Fremden zu
Tugend
hat
und geistige Er-
ziehung wenig geschieht, und die Versuche der Verführung nir-
gends häufiger, 4ie Beispiele des Lasterlebens nirgends zahlreicher seyn können, als in Algier. die wir aus
dem
alten
Viele
Mädchen führen Namen,
Testamente kennen, wie Esther, Re~
99 i)ekka
manchmal glaubt man
w., und so
u. s.
schönen Gestalten dieser Jüdinneu, deren sie sich selbst wohl
muth,
Wesen
lieblichen
den einfach-
in
in ihrer natürlichen
kaum bewusst
sind,
Anjene
der alten Zeit wieder zu erkennen,
mit
denen ©ns die biblische 'Geschichte schon in den Kinderjahren befreundet hat.
Es
fehlt diesen
Mädchen auch
nicht an vie-
lem natürlichen Verstand und angenehmer Unterhaltungsgabe.
anständig benimmt,
Liebkosung. tten,
wenn
da wohl vertraulich gegen den Christen,
Sie werden dieser sich
dulden aber keine Art von
Sie sind häuslich und arbeitsam,
Augen
sticken unter den
Eltern zärtlich.
war
Ich
ihrer Mütter,
Zeuge
selbst
waschen, Hä-
und lieben ihre
ihrer eifrigen
Sorge
und liebreichen Pflege für einen armen Vater oder Bruder.
Die Behandlung der Jüdinnen von Seiten der Männer Ganzen gut, wenn
ist
im
auch mehr Beschränkungen unterwar-
sie
fen sind, als in Europa.
Im
Vergleiche mit den
Jiuden keusch;
ken.
z^ugleich
übrigen
eben so frugal im Essen und Trin-
'Sie enthalten sich grösstentheils
obwohl ihre Religion hamedanern.
sie
Eingeborenen sind die
der geistigen Getränke,
ihnen nicht verbietet, wie den
Mo-
Geiz und Habgierde haben die Algierer Israeli-
ten in gleichem
Grade mit
fast
allen
Völkern der Berberei
gemein, aber bei ihnen sind diese Laster weniger schädlich.
Die Geldgierde macht den Araber zum Räuber, den Türken
zum Unterdrücker und Wütherich,
während hei dem Juden
nur die industriöse Thätigkeit und der Speculationsgeist angefeuert
Nationen
wird;
seine
vielfach
wenn auch
in
zu
Händleremsigkeit komnrt den übrigen Statten
wird, und ihre Einmischung in theilige
und
erleichtert
den Verkehr,
anderer Hinsicht ihre Zudringliöhkeit oft lästig
Wirkungen
hat.
alle
Geschäfte mitunter nach-
Die Algierer Juden halten mit
100 äusserster Strenge auf ihre religiösen
Brüdern
ihren
mildthätig gegen
sehr
ihre
all'
Die geflüchteten Juden von Beiida fanden
Glaubensgenossen. bei
und
ohne Fanatismus
gens
Gebräuche, sind übri-
Algier bereitwillig
in
Dach und Brod.
Trotz ihrer Liebe zum Handel und zum Geld brächte man nicht dazu, an einem
sie
Sonnabend ein Geschäft abzuschliessen,
wäre es auch noch so einträglich, oder Münzen zu berühren,
wären
auch schimmernde Suitanis.
es
Sie gehen an ihrem
Feiertag in ihren besten Kleidern, die Weiber, reich geputzt,
Dschenowah
besuchen dreimal die
dann ihrem Vergnügen nach.
und lieben eine Musik,
tanzen zuweilen,
häuser,
viel eintöniger
Den
und langweiliger
ist,
unbestimmter;
manche
Es herrscht
hamedanern,
die
bleiben
einem Alter von drei-
ledig
bis
zum
dass der
Mann
um
reicher ihre Eltern sind,
Bewerber.
viel
dreissigsten allen
Mo-
etwas für die Frau
Wenn
ein
so grösser ist die
Mädchen von der Hand
Mannes einen Ring angenommen und dieser kann
sie,
wenn
hat,
ist
sie
nannten Judenkönig,
Gewöhnlich
Geldsumme
lässt
er
abfinden.
Sechs Tage vor
als seine
sich
Zahl der
eines jungen
ihm
verlobt,
die Eltern ihre Einwilligung ver-
sagen, nöthigenfalls bei dem obersten Rabbiner,
Jubel;
dies
ist
Juden nicht, wie bei
bei den
Sitte,
in
sondern die Mädchen erhalten eine Aussteuer, und
bezahle,
ten.
noch
als die maurische.
Bei den Männern
zehn bis sechzehn Jahren.
je
die
jüdischen Familienfesten habe ich häufig beigewohnt.
Die Mädchen heirathen gewöhnlich
Jahre.
(Synagoge), und eilen
Sie haben ihre eigenen Kaffee-
dem soge-
rechtmässige Braut reclamiren.
jedoch in diesem Falle mit einer
Den
Ehecontract macht der Rabbiner.
der Hochzeit schon beginnen die Festlichkei-
Die Verwandten kommen zusammen zu Schmaus und doch sind Männer und Weiber dabei getrennt.
Am
101 Hochzeitsabend wird die gejtutzte
Verwandter und Freunde
,
Zwei Greise
trägt, abgeholt.
Bräutigams Hause, und der
führen sie an der toll
ein langes Gebet, die Braut erhält
Hand,
des Bräutigams
wo
Säulenhalle,
Um
das
Juden nicht
wenn
sich die Gäste in die
und Tassen die
Haus
erlaubt,
Schwärm
nach dem
sich
das Haus,
und
phantastisch decorirten
Acht Tage nach der Hochzeit dürfen
Brautgemache zurück. nicht
goldenen Ring aus
Gläser
Schüsseln,
Mitternacht verlässt der
das junge Paar zieht
beide
einen
während Täuzerpaare auftreten und musicirt
Runde machen, -wird.
des
dem
spricht der Rabbiner noch
darauf setzen
volle
Hand nach
jubelnde Haufe folgt mit
Zu Hause
Geschrei: „Juh! Juh!"
Braut von einem Haufen
deren jeder eine papierne Laterne
verlassen.
Die Vielweiberei
Frau
aber er kann seine
ist
dem
Verstössen,
er Ursache hat, mit ihr unzufrieden zu seyn, und dann
eine andere heirathen.
Sehr lächerliche Ceremonien bemerkte ich bei den Todesfällen.
um
Weiber der Verwandtschaft versammeln
Alle
und heulen und schreien
das Bett der Leiche,
chen Tönen.
Sie lösen sich dabei einander ab; jede hat ihre
bestimmte Zeit des Heulens, sie
und wenn diese vorüber, wird
ganz munter, geht ihren gewöhnlichen Verrichtungen nach
und scheint gar nicht an den Trauerfall zu denken, der
sich
in klägli-
ihre
Haare
Stunde kommt,
sich ausraufen umss.
wo
sie
seltsamen Gebräuchen
andern
stücke in
Ferne geschleudert,
beeilen,
die
in
schreien und die
klagen,
Bei der Bestattung der Leiche
werden unter die
worauf
mehrere
in
will.
die
Es geschieht
weil der Teufel in der
und des Todten sich bemächtigen
Geld-
Träger
die
Leinwand gewickelte Leiche
zu senken und mit Erde zu bedecken. zählten mir die Juden,
wie-
bis
Wenn
sich
Grube
dies, er-
Nähe die
lauert,
Leiche
102 vor der Grube steht,
Während
wegzulocken.
Wohnung
ihrer letzten
man den Teufel durch
sacht
das Gold
er darnach läuft, ist die Leiche in
um
und der Teufel
angelangt,
seine
Die Gräber der Juden sind sehr schön mit
Beute betrogen.
Monumenten von weissem Marmor
Am
geziert.
SOsten, 90sten
und 330sten Tage nach dem Tode eines Juden oder einer Judin begeben sich ihre nächsten Verwandten auf den Kirchhof,
um
den Grabstein zu küssen,
dort
zu
beten und zu
weinen.
Die Juden waren zu den Zeiten der Türkenherrschaft ein schwer gedrücktes Volk, aller
Racen und Dies
liessen.
und besonders
Lage noch
ist
ihre
in
Marokko.
auferlegt,
mussten
sie
die
Mohamedaner
heute in Tripolis,
Tunis,
Vor jeder Moschee mussten
Juden ihre Schuhe ausziehen, nie
welchem
an
Secten ihren Hass und üebermuth aus-
aller
die schwarze
Tracht war ihnen
durften sie ein Pferd besteigen,
am Brunnen
Muselmann
seine Gefässe
warten,
bis der letzte
der arabischen Schrift sich zu bedienen,
gefüllt hatte;
die
war
ihnen streng untersagt; die geringste Missachtung dieser Be-
schränkungen zog ihnen die ärgsten Misshandlungen Reiche konnte sein Vermögen nicht geniessen,
zu.
Der
und entging
den Erpressungen oder dem Tode nur durch die sorgfältigste
Verheimlichung
seiner
Erde vergrub und zu zählen wagte, gel die
Schätze,
vielleicht
wenn der
die
er
gewöhnlich
nur manchmal zu betrachten und dicke,
Thüre verschlossen, wenn
eisenbeschlagene Holzriees Mitternacht
er keinen andern Zeugen in der Nähe wusste
leuchtende
Lampe und
sein angstbleiches
terei der nicht bezahlten Janitscharen,
bei
,
war, wenn
als die trübe-
Gesicht.
Geldverlegenheit der Deys, Be}s oder Kaids,
Kriege, der
in die
Bei jeder
bei jeder
Meu-
jedem auswärtigen
die Staatseinnahmen verschlang,
nahm man nicht
loa XU den iu den Gewölben der Kasbah ruhenden eisernen Kisten, Alles
die
verschlossen,
was
Reihe von Jahren erpresst
die
hatte,
Tyrannei
seit einer
der Casse der Juden, deren reichste Individuen unter nichtigen
Vorwänden zum Tode
man
Seit
einzog,
oder durch
vei-urtheilte,
grausame Martern zu Vorschüssen zwang. die
langen
seine Zuflucht, sondern zu
1830 Hessen
Mohamedaner an den ausser dem Bereiche der
französi-
schen Herrschaft wohnenden Juden ihreWuth über die Fortschritte der
die
armen
Waffen der Christen auf jede Weise
Israeliten nicht die mindeste
aus,
obwohl
Schuld daran
hatten.
Als das Heer des Marschalls Clauzel im December 1835 sich der Stadt Mascara näherte, da fielen Abd-el-Kader's aufge-
Banden über die armen Juden her,
löste
plünderten ihre Budein,
Armee im Jahre 1837 vor
französische
misshandelten
schändeten ihre Weiber.
Constantine erschien,
da waren es wieder die unglücklichen Juden,
Drohungen durch
Misshandlungen
und
zu
sie,
Als die
die
man
unter
zwang,
Schanzarbeiten
welche Ben-Aissa die Bresche unter dem Feuer der
französischen Vierundzwanzigpfünder ausfüllen
Juden waren
die siegreichen
die
sehr waren diese Menschen von niedrigster
aber so
freier,
Für
liess.
Heere Frankreichs immer Be-
Sinnesart des Sklavenjochs gewöhnt, dass sie jetzt nicht ein-
mal Erkenntliciikeit zeigen für ihre gegenwärtige Sicherheit
und Freiheit ich
die
allem
,
Zeiten
und mehr der
als
einen Juden
Türken zurückwünschen,
tyrannischen Druck doch mehr Geld
können,
als
in
Algier hörte
wo man
bei
habe verdienen
heutigen Tages.
In allen Orten des Innern, welche unter Herrschaft stehen
,
in
Abd -el-Kader's
Mascara , Miliana , Tlemsan
Schicksal der Juden noch eben so
kläglich,
,
ist
das
wie in Algier
vor 1830, und in Constantine bis zum 13. October 1837 ge-
104
Aber nirgends
wesen.
Tyrannei und Verfolgung
lastet die
auf diesem unglücklichen Geschlechte drückender,
wo
rokko, Fez, Tetuan, Mogador, bedeutend
als in
Ma-
Zahl der Juden sehr
die
Ein französischer Reisender hat über die ma-
ist.
rokkanischen Juden wohl mit Recht bemerkt, dass das grösste
Unglück dieses
auserwählten Volkes
einst
Gottes
dass
ist,
Leiden eigentlich nirgends Sympathie erwecken, nirgends
ihre
Mitleid
Kein weisses Volk
einflössen.
der
Erde
wurde
schmählicher in den Staub gedrückt, und doch fanden sie unter
den Philanthropen weniger Vertheidiger,
schen Neger,
als die heidni-
fanden nie unter den Andersgläubigen einem
Freund, der ihnen
die
Hand geboten
Alle Martern,
hätte.
wurden, konnten doch niemals Märty-
die über sie verhängt
rer aus ihnen machen.
In allen Ländern der V^elt, bei den
Moslims, wie bei den Chinesen,
betrachtet
man den Juden
fremdes Gewächs, das keine Wurzeln im Boden hat,
als ein
und das man duldet aus Toleranz oder Interesse.
Der
hei-
mathlose Jude kennt keine Bürgertugenden,« er kümmeit sich nichts
Ruhm
um
die
Wohlfahrt
der Völker,
,
um
die Unabhängigkeit oder den
unter denen
er sich niedergelassen hat,
jede Heimath, jeder Wohnort, wäre es auch
die schmuzigste
Strasse der schmuzigsten Stadt Afrikas, gilt ihm völlig gleich,
wenn
er nur Geld aufhäufen kann.
für jede Bedrückung, jeden Schimpf.
Geduldig erträgt er da-
Es
existirt
kein Bei-
spiel in der Geschichte von eines Volkes schmählicherm Fall.
Daher der auf den
Welt,
sie
natürliche
Nachkommen
Glaube, Israels,
dass
der
ein
ewiger Fluch
nirgends mehr zu einem Volke werden lässt,
allenthalben
laste
sie ausgetrieben in alle
sie
zu einem Gegenstande des Hohnes und des Ab-
scheus macht; ja der ärmste und elendeste Knecht unter allen
übrigen Glaubensbekennern möchte mit dem reichsten Juden
105 Dies
schwerlich tauschen.
wählten Volkes Gottes!
ckung
,
ist
Der
der Zustand des einst auser-
fanatische
Geist
der den meisten Religionen eigen
,
der Unterdrü-
hat an der geisti-
gen Entartung der Juden wohl grosse Schuld. aber
fällt
ein guter Theil dieser Schuld auf den
Unzweifelhaft
Juden
selbst,
welcher in die Knechtschaft sich allenthalben mit der Geduld eines Elenden fügte, der sich nie mit einem
gie waffnete,
elenden
Leben in
Loose
wenn
die
Gelegenheit
sich herauszuarbeiten,
sich
Fünkchen Enerbot,
und der,
aus seinem statt
Gut und
für seine Befreiung in die Schanze zu schlagen, lieber
bequemer Apathie auf das
der ihm nie erscheinen wird.
Kommen
eines Messias harrt,
106
Öle Neger,
Uie schaft
Zahl der Neger
Algier
ist
in
ziemlich
Sklaven unter ihnen.
den Küstenstädten der Regent-
Es
bedeutend.
giebt Freie
und
Letztere leben aber mehr in einer Art
freiwilliger Knechtschaft bei
mohamedanischen Herren, denn
französische Regierung
erkennt für Algier kein Recht
die
des Sklavenbesitzes
men
aus
Schon
dem
mehr
Die meisten dieser Neger stam-
an.
westlichen Sudan,
seit vielen
die
Minderzahl aus Guinea.
Jahrhunderten waren die Mauren und Ara-
ber der Berberei im Besitze schwarzer Sklaven, alljährlich durch
die
Sahara ziehenden Karavanen aus dem Diese pflanzten sich im Nor-
Innern Afrikas zurückbrachten.
den zwar fort,
welche die
aber das Klima der Berberei
Vermehrung
nicht günstig.
sig selten,
und daher mussten
ist
doch ihrer
Negerkinder sind verhältnissmässie
immer wieder durch den
Sklavenhandel aus dem Sudan ergänzt werden.
Ein Theil
wurde auch von den Küsten Guineas nach Marokko zu gebracht; andere sind aus
Marokko
Schiffe
eingeführt worden.
Alle Neger, welche ich in den Städten der Regentschaft
Algier gesehen,
waren sehr
hässlich.
Bei
den
alten
In-
107 dividuen
kurz
sind
vor,
die
gross
und
und wollig,
Nase die
noch
sind
Lippen
hässlicher
welche
Einschnitte,
Backenknochen
die
und
breit
ist
zurückweicheud
sehr
Stirn
die
ist
Männer,
die
Mund
der
Die Weiber
wegen
der
in ihre Gesichter machen.
sie
Haare
treten stark her-
eingedrückt,
aufgeworfen.,
stark
als
die
,
vielen
Sie ha-
ben lange, herabhängende Brüste und einen sehr üblen Geruch.
Die Hautfarbe
man
sieht
ist
sehr selten,
bei den meisten spielt
Man
Aschgraue, zuweilen ins Gelbe.
trifft
sind ihre Beine und
Waden
unter ihnen kräf-
aber immer
Ihre Kleidung
mager.
äusserst
Farbe ins
die
Gestalten mit breiter Brust und Schultern,
tige
ist
Dunkelschwarze Neger
sehr abweichend.
in den Städten wie die maurische; die Neger, welche in den
Duars wohnen, tragen den Haikh und den Bernuss der Araber.
Von den Weibern Sitten
trägt der grösste Theildas Gesicht unverhüllt»,
und Lebensweise haben
Völkern gemein, unter denen
sie
leben sie wie die Mauren, auf
Reiche Leute giebt es leben
vom Tagelohn.
chem Markt
für die
ungesäuertes
fast
die freien
wohnen.
Neger mit den In den Städten
dem Lande wie
keine unter ihnen;
die Beduinen.
die meisten
Die Negerinnen kochen auf Tagelöhner,
Brod an
und verkaufen schlechtes,
Beduinen und Biskris.
die
öffentli-
Einige
wohlhabende Neger sind Besitzer von Landhäusern und
trei-
ben Gartenbau, andere haben Kriegsdienste bei den Franzosen genommen.
ken
als
Die, welche bei reichen Mauren oder Tür-
Sklaven dienen,
sind eigentlich
werden auffallend mild behandelt,
mehr Diener,
als
Leibeigene, und haben durch-
gehends grosse Anhänglichkeit für ihre Herrschaften. teres gilt namentlich
rische Gebieterinnen oft ein halbes Dutzend
vinnen haben.
Letz-
von den Negerinnen, deren reiche, mauschwarzer Skla-
Diese Negerinnen theilen mit ihren Gebiete-
lOS rinnen jedes Schicksal. tine ein
Als bei jder Erstürmung von Constan-
Theil der Bevölkerung sich über die Felsen zu
ret-
um
ihre
ten versuchte, da zerrissen Negerinnen ihre Kleider,
Herrinnen daran über die Abhänge hinabzulassen. des
Ben-Aissa fand man
die
mit
fechtend
der
und
Pistole
fiel.
Im Hause
Leiche einer jungen Negerin,
die
dem Yatagan
Hand
der
in
Die Mohamedaner haben gegen Mehrere Mauren
durchaus keine Abneigung.
und
mit Negerinnen verheirathet ,
in
die
tapfer
Neger
Algier sind
die aus solchen
Ehen
ent-
sprossenen Mulatten gemessen aller Rechte legitimer Kinder.
Die Algierer Neger sind nicht ohne lernen alle Sprachen leicht, sprechen schlecht,
lich
zuvor.
und die Mulatten thun
Sehr charakteristisch
ist
an den Beiramtagen,
es ihnen hierin weit
ihr steter
ger sind die Hanswurste von Algier.
Sie
Intelligenz.
aber freilich ziem-
sie
Humor.
Die Ne-
Bei jedem Volksfeste,
wie an dem Namenstage des Königs
der Franzosen, treten die Neger öffentlich auf cher des grossen Haufens.
Sie musiciren mit
als
Spassma-
Trommeln und
eisernen Klappern, und führen auf den Strassen ihre grotes-
ken Tänze unter den komischsten Grimassen aus; Tanz und
Musik
lieben die
Neger überhaupt
Ich habe die Neger
kennen gelernt, und theil
dert,
theile
als
ziemlich gutmüthige
über
Wilhelm Schimper's, der
leidenschhaftlich.
sie
Menschen
keineswegs das harte Ur-
sie als
grausame Wesen
schil-
denen der Anblick von Qual und Marter bei fremden
Individuen teuflisches Vergnügen gewähre.
Die Neger
zeig-
ten gegen ihre Feinde lange nicht den wüthenden Hass,
erfinderische Quälsucht, wie die Araber und Kabylen.
die, welche sie lieben, sind sie, wie
opferung fähig, als
die
Für
erwähnt, grosser Auf-
und ihrer Treue darf man mehr vertrauen,
der irgend eines andern afrikanischen Volks.
Daher
be-
109 steht
auch Abd-el-Kader's Leibgarde ganz aus Negern; eben
die
Neger sehr
den Türken
Fahne. lich
Neger,
besten in's
bei den
welche
Feuer;
sie
tragen immer die
Feinden sind die Fahnenträger gewöhnoft
mit bewundernswürdigem
Muth
bis
der Todesverachtung dieser Schwarzen
Eroberung von Algier ein Beispiel seltener Art.
zeigte die
Kaiserfort
nach
einem furchtbaren Bombardement
von der türkischen Besatzung geräumt worden,
Dey
schlagen sich
Reihen der französischen Tirailleurs vorsprangen.
Von dem Muth und
das
Im Felde
Die schwarzen Spahis gehen nächst
tapfer.
am
Auch
dicht an die
Als
Marokko.
Sultans von
des
so die
einen
Neger ab,
eine
Lunte
in das
schickte der
Pulvermagazin zu
schleudern, und die Citadelle in die Luft zu sprengen.
Schwarze führte den Befehl seines Gebieters begrub sich unter dem berstenden Gemäuer.
treu
aus,
Der und
110
VII
Die Moisabiten«
l^ie Mosabiten oder Beni-Mzab
sind
noch wenig
ein
bekanntes, durch Sitten und Charakter ungeinein interessantes
Oasen der Sahara bewohnt und van dem
Volk,
welches
einige
hundert Individuen in der Stadt Algier sich niederge-
Ueber den Ursprung dieses Volks lassen
lassen haben. bis jetzt
dr.ei
nur Hypothesen aufstellen,
wahr seyn können. selbst geht hervor,
die eben so irrig,
Aus den Traditionen dass ihre
Ahnen
nicht
der
immer
sich als
Mosabiten die
Wüste,
sondern vor langen, langen Zeiten ein ßergland mehr gegen
Sonnenaufgang bewohnt haben, von dessen Höhen aus blaue
Meer
überschauen
einem gelehrten maurischen
konnten.
Nach Leo
sie das
Africanus,
welcher sich zum
Schriftsteller,
Christenthume bekehrte, und im 6ten Jahrhundert lebte, die
von
Josua
und
den
Israeliten
vertriebenen
Kanaans nach Afrika ausgewandert und haben gesiedelt.
hunderte
Nach demselben später
Schriftsteller
Melek Afriki
sabäischen Arabern nach Afrika.
Bewohner
sich dort fest-
führte
zahlreiche
sind
einige Jahr-
Auswanderer
von
Diese Angaben Leo's wer-
den durch so mancherlei Umstände bestärkt, welche andeuten,
iii dass es in der ßerberei wirklich schon vor langer Zeit zwei
durch Sprache und Abkunft geschiedene Völker gegeben habe,
Die Juden nannten das eine
welche aus Asien gekommen. dieser
(Paleschtin), welchen
Völker „Philister'^
noch heute den Kabylen geben,
sie als
Namen
Nachkommen
Von den Mosabiten
Bewohner Kanaans bezeichnend.
sie
der alten
glauben
Naclikommen der Moabiter (Abkömm-
die Rabbiner, dass sie
linge Moab's, Sohnes des Loth) sind, deren die ßitel so oft
Die Sprache der Mosabiten
erwähnt.
len wesentlich verschieden,
Aehnlichkeit existireo
obwoM Dies
soll.
ist
von der der Kaby-
zwischen beiden eine ferne den Ansichten
stimmt mit
der Rabbiner überein; denn die Kananiter waren linge Ham's;
die Moabiter
aber
von Sem,
Noah's erstem Sohne.
Ham's und
Japhet's wohnten
zwar
stammten
gleich
AbkömmAbraham
Die Geschlechter Sem's, in
dem nämlichen Lande,
aber doch von einander getrennt, oder hatten gegenseitig nur einen Verkehr wie mit fremden Völkern.
Aus
dieser
nung musste natürlicherweise jene Sprachverwirrung welch« Moses einem göttlichen
Wunder
bei
Tren-
entstehen,
dem Thurmbau
Die spätere Auswanderung eines Theils
zu Babel zuschreibt.
der Moabiter nach Afrika erklärt sich aas den Verfolgungen,
welche dieser Stamm von Seiten der Israeliten, namentlich zu
den Zeiten Josua's, bern
existirt
txl
erdulden hatte.
Selbst unter den Ara-
merkwürdigerweise noch heute die Sage
von
der blutschänderischen Abkunft der Mosabiten, und diese haben deshalb manchen Spott
kommen Jobab
zu
—
anführt, noch häufig vor. in Algier, die
erdulden.
Unter
den Mosabiten
Namen Ben- Saram, Ben-Elam, Ben-Salef, BenNamen, deren die Genesis unter Sem's Naehkommen
die
obwohl
Moscheen zu
sie
Endlich erinnert das den Mosabiten
Mohamedaner
sind, auferlegte Verbot,
betreten, an eine Stelle der
Bücher Mosis:
J12 Moabiter
„die
(Abkömnilinge
Moab's)
dürfen nicht
in
die
Gemeinde Gottes kommen."
Was Näheres
wir über die heutigen Mosabiten oder Beni-Mzab erfahren,
grösstentheils auf den mündlichen
beruht
Ende
Mittheilung-en des Renegaten Baudouin, welchen ich zu
Er
des Jahres 1836 noch in Algier traf.
der einzige Europäer, der bis jetzt die
merkwürdigen Volks
der
eines Marabuts
Oasenstaaten
betreten
Sprachtalent,
ausserordentliches
ein
Wüste
meines Wissens
ist
Er
hat.
in
hatte
jenes besass
Begleitung
einen grossen Theil der Regentschaft Algier
durchzogen, und ausser dem Idiom der Araber auch das der
Kabylen und der Mosabiten so gut, dass
mann
Er
Algierer Mosabiten ihn
die
Dass
hielten.
erlernt.
sprach das letztere für
einen
Lands-
er sich wirklich längere Zeit in Gherdaia,
der grössten Stadt des Landes der Beni-Mzab, aufgehalten,
bewies die er
auch
er
durch
die
umständliche
Beschreibung,
den von dort stammenden Bewohnern in Algier von
ihrer Vaterstadt und von ihren
Verwandten machte.
verweilte Baudouin, der, aus der
Umgegend
Leider
Marseilles gebürtig,
im Jahre 1831 von den Arabern gefangen genommen worden, und sich
seit
jener Zeit
bis
zum Sommer 1836 im Innern
umhergetrieben hatte, nach seiner Rückkehr nur wenige nate in Algier. nicht
dem
Er war
völlig
Geiste, doch seinen
zum Wilden geworden, wenn
Lebensgewohnheiten nach, und
konnte sich nicht mehr mit dem Leben und den Sitten
Europäer befreunden.
Mo-
der
Er verschwand wieder gegen Ende 1836
und seitdem hat man nichts mehr von ihm gehört.
Ueber ich bereits
die
Staaten und die Städte
der Mosabiten
im ersten Band die mir von Baudouin und den
Mosabiten Algiers gegebenen Bemerkungen mitgetheilt. drei
habe
Oasen der Mosabiten bilden unter
sich
Die
eine Föderativ-
113
dem
wegen
haben sowohl
Sie
republik.
(anbaufähigem Boden
Telia
el-Dscherid),
auch in Folge
als
für die Unabhängigkeit
ihres
ihrer
Entfernung von
Kobla
des ihrer
Landes,
oder
Blad-
begeisterten
Liebe
die
gegen jeden
sie
auswärtigen Feind zu dem kraftvollsten Widerstand anspornen
würde,
wegen der Befestigung
endlich
Araber uneinnehmbar sind
ihrer Städte,
wenig von Aussen zu
,
die für fürchten.
Die Türken haben wohl gegen andere Oasenstädte der Sahara, wie gegen nie
aber
das
Ain-Maadi und Tuggurt, Züge unternommen,
Land
der
Auch Abd-el -Kader, der ter ausdehnte, als je die
Gherdaia
Beni-Mzab zu bedrohen gewagt. seine Eroberungen im
Türken gethan, wagte
Süden weinichts
gegen
zum Uad-
zu unternehmen, obwohl er 1836 bis
el-
Biadh vordrang und die dortigen Beduinenstämme, mit wenigen Ausnahmen, der Statt
ihrer
üben die
ist
bei
Thalebs
und
Wandel seyn müssen. die Marabuts; sie
den
Mosabiten
ziemlich
Die Thalebs sind Männer, welche auslegen können
Die Würde
seiner Herrschaft unterwarf.
Marabuts (Mrabat)
sonst noch
unbekannt.
grossen
lesen, schreiben,
von reinem,
Die Thalebs sind nicht
Einfluss.
den Koran
tugendhaftem fanatisch,
wie
brauchen nie den „Dschad" zu predigen,
da keine Christen in der Nähe wohnen,
und Religion und
Sitten dieses Völkchens von keiner Seite angefochten werden.
Ausser den Thalebs haben die Mosabiten auch Scheikhs und Kadis, welche jenen untergeordnet sind und geringen Einfluss üben.
Die Scheikhs üben neben dem weltlichen Amt auch
das priesterliche und beten in den kleinern Moscheen,
wäh-
rend die Kadis die Gerichte erster Instanz bilden, nach deren
Spruch der Beklagte immer noch an das Urtheil der Thalebs appelliren kann.
In keinem
Renegat Baudouin,
fallen
Moritz Wagner's
Algier.
Land
aber, erzählte mir der
Verbrechen seltener vor, II.
als bei
8
den
114
.
Es
Mosabiten. lichkeit
ein
dies
ist
Volk von auffallender Gemütli-
und Sittenreinheit, das den Räubersinn der Beduinen
Es
der Sahara nicht kennt, und das Eigenthum achtet.
und
schäftigt sich besonders mit Gartenbau
schöne Dattelpalmen, treibt
dem Sudan und den
mit
ziemlich lebhaften Handel.
meele, auch einige Schafe, des
Löwen,
übrigen Oasen
Sahara
der
Ka-
Die Mosabiten besitzen
viele
sonst aber kein Vieh.
Die Jagd
der Gazelle und des Strausses gehören zu ihren
Die meisten Straussfedern
Lieblingsvergnügungen. Algier nach Europa
kommen
ausgeführt werden,
Lande der Mosabiten. den über
sehr gewerbthätig und
auch
dabei
ist
be-
besitzt namentlich
Dieses Volk
die
aus
liebt die geselligen
Zwischen dem Dorf Melika und
alles.
,
von
dem Freu-
der Stadt
Gherdaia steht eine Menge von Kaffeehäusern an den Ufern des
Uad- el-Biadh
re;n
dürftigem Schatten sich Abends eine
einfinden,
um
sie sind
;
von Palmen umgeben, unter de-
Menge von Gästen
zu musiciren, den Märchenerzählern zuzuhören
oder zu plaudern.
Auch
die
Frauen,
die bei keinem,
medanischen Volk besser behandelt werden,
Zweck und gemessen
zu ähnlichem
moha-
versammeln sich
die gesellige Unterhaltung.
Die Mosabiten sind der Frauenliebe sehr hold; Entführungen
kommen
nicht selten vor, und in solchem Falle
verschiedenen in
Fehden,
Städte
und Ortschaften zuweilen mit einander
die aber gewöhnlich
Thalebs geschlichtet werden. liebten Charakters dieses
vier
durch
Untreue
das Einschreiten der
kommt
Obgleich der Koran den Mosa-
Frauen zu nehmen,
begnügen sich die
Meisten doch nur mit einer Frau, wenigstens
geworden.
Frauen
trotz des ver-
Völkchens nicht häufiger bei ihnen
vor als bei andern Völkern, biten gestattet,
gerathen die
Das Klima der Sahara
ist
bis dieselbe alt
der Fruchtbarkeit der
nicht günstig, sehr viele sterben an den Geburtswehen.
115 In der Oase Metlili herrschte einst solcher dass
die
sonst
gewissenhaft die
friedlichen
so
Bewohner
haltenden
Mangel an Frauen,
und auf das Eigenthumsrecht
Raubzug
einen
dreissig Meilen
weiter nördlich wohnen,
während der grosste Theil
Männer
der
Kameelen nach Medeah gezogen war einige hundert arabische
zuhandeln,
,
unternahmen und, dieser
um
um
in jene
Amer
Hülfe,
entfernten
Metlili
den Thaleb
durch
hatten den
als dieser
Bey von
Tit-
Truppen
wollten die Beni-
auf eigene Gefahr hin einen
Der
wagen.
Die
raubten.
sich weigerte, seine
Gegenden zu schicken,
ihren Verbündeten
mit
Zug gegen
aber
und
Stämme mit
dort Getreide ein-
Weiber
Beduinen, darüber äusserst erbittert, baten den teri
gegen
Beduinenstämme der Beni-Amer und Beni-Luat, welche
Bu-Aram von
Streit
wurde aber
Gherdaia.
vermittelt
Die Mosabiten
Krieg mit den Arabern nicht zu fürchten,
sahen
doch die Ungerechtigkeit der That der Bewohner von
Metlili ein,
Rufes
und da ihr Volk bisher allenthalben wegen ihres
der Ehrlichkeit
beschlossen
die
und Gerechtigkeit geachtet war,
Thalebs
der Städte
so
Bonora und
Gherdaia,
Uaragla, ihre Landsleute von Metlili zur Zurückgabe
ihres
Die Häuptlinge der Beni-Amer
selbst
Raubes zu zwingen.
waren mit Geschenken
wurden
nicht
angenommen
Ihre Gaben
Gherdaia erschienen.
in ;
dennoch zog
Bu-Aram
mit einem
Streitercorps gegen Metlili, gefolgt von den Häuptlingen der
Beni-Amer.
Die Mosabiten von
Metlili weigerten sich, ihre
Beute herauszugeben und traten den Schaaren Bu-Aram's, zum äussersten Wiederstand entschlossen, entgegen.
Da
die ersten Flintenschüsse gefallen, die geraubten
angstvoll sich zwischen die Fechtenden gestürzt
land
die Sabinerinnen
fleht
haben,
ihre Väter
den Yatagan in
sollen, als
Araberinnen
und wie wei-
und ehemaligen Gatten ge-
die Scheide zu
stecken.
8*
Es
116
wurde eine
Die verheiratheten Ära-
üebereinkiiiift getroffen.
berinnen wurden zurückgegeben
den Mosabiten von
Metlili,
Geldsumme zufrieden
blieben
welche ihre Angehörigen mit einer Dieser Vorfall
stellten.
etwa dreissig Jahren
trug sich vor
Die hohe Meinung,
zu.
der Weisheit,
Araber von
Mädchen aber
die
;
welche die
und
der Gerechtigkeitsliebe
Energie der Mosabiten hatten,
der
seitdem noch gestiegen und
ist
die einzelnen Individuen durchreisen mit ziemlicher Sicherheit die vielen
obwohl
Stammgebiete zwischen ihrem Vaterland und Algier, keinesweges für gute Mohamedaner, sondern für
sie
Ketzer gelten, weshalb
sie
auch
in
den Moscheen nicht zuge-
lassen werden.
Bei keinem Volke der Welt,
men Arabiens,
die Freiheit und Gleicheit tiefer
ist
Leben eingedrungen,
rer in das öffentliche
werden
und wah-
als bei diesen
Die verhältnissmässig wenig
publikanern der Sahara. reichen Beamten,
den Stäm-
selbst nicht bei
Re-
zahl-
nämlich die Thalebs, Scheikhs und Kadis,
in öff'cntlichen
Versammlungen gewählt, wo allgemei-
Es
nes Stimmrecht herrscht. die nach dergleichen
wenig Ehrgeizige,
finden sich so
Aemtern streben
,
dass
öfters
sich
der
Gewählte aufs Schnellste aus seiner Stadt nach einem andern
um
Ort flüchtet,
Gewöhnlich der
ihn, Sitte,
setzt
nicht zur
Annahme gezwungen
man aber dem Flüchtling nach und
zugedachten
Würde
vorzustehen.
Aemter
Da
nöthigt
Diese seltsame
welche die in Algier lebenden Mosabiten erzählen und
der Renegat Baudouin bestätigte, die
zu werden.
auch
erklärt
in jenen Oasenrepubliken
die
Gewalt
sehr beschränkt
oder
Richter
nicht
mehr
ist,
nicht die
da
der
wenig
damit bekleideten
sie ferner in ihrer
der
Märkte
sich dadurch, dass
frühern
einträglich sind.
Individuen nur
Würde
als Priester
Ungebundenheit geniessen,
besuchen,
nicht
Karavanenreisen
117 machen, nicht den Strauss so
ist leicht
Wüste
der
in
auch
Stellen,
öffentlichen
Unter den Thalebs
trägt.
führt
üben
durch
ihres
besonders
hervorragendes
Wesens mehr grössern erblich,
Einfluss
Einfachheit
Wahl
und
Biederkeit
oder
Folge der
in
Thalebs
der
thatkräftigen
Betriebsamkeit stenrepublik
zeichnen
des
aus
,
Sinn, das
welches
nicht
ist
erhoben werden.
Stelle
Charakters,
grosse
Frömmigkeit ohne Fanatismus, gemüthliche Ruhe schiedenem
Ruf
den
leutseligen
Der Sohn kann nur durch
des Vaters
zu
Einzelne
durch
oder
Uebrigen blos
Die Würde
wie die der Marabuts.
die öffentliche
höchsten
der Aelteste den Vorsitz,
Talent
die
als
den
als die übrigen.
Tugendsinns
strengen
Volksgunst.
Lüsternheit nach
nach
nicht
hat aber keine grössere Gewalt,
Unabhängig-
als die
ist,
keine sonderliche
keit seines Vaterlandes,
den
dem persönliche
dass der Mosabite,
begreiflich,
Freiheit wenigstens eben so theuer
können,
verfolg-en
bedeutende
interessante
wohl
zu
den
Milde,
bei
ent-
und
Intelligenz
Volk
dieser
Wü-
glücklichsten
der
Erde gehört. Die
in
der Stadt Algier ansässigen Mosabiten
mit ihrem Vaterland in häufigem Verkehr bleiben
Monopol der Mühlen, Sie sind
im Besitz
verlieh
man
die
berühmten
Mosabiten
den
schweres Geld verdienten.
leicht
gebräunt
druck ihres Auges
Aus Erkennt-
ihnen jene Gerechtsame, durch die
Die Kleidung der Mosabiten
von der arabischen kaum verschieden.
Regel
welche
ein beträchtliches Zinscontingeut, das zur Niederlage
des deutschen Kaisers nicht wenig mitwirkte. lichkeit
,
haben das
Bäder und der Schlachthäuser. PriTilegiums seit der
Damals schickten
Expedition Carl's V.
Türken
der
dieses
,
ist
;
ihre
Züge
Ihr Gesicht
sind interessant.
ist
sie ist
in der
Der Aus-
schwermüthig und schwärmerisch, der
118 ihrer übrigen Physiognomie sehr sanft.
Sie sind bei der gan-
zen Bevölkerung ihres friedlichen, ruhigen Lebens wegen beliebt.
Ich bemerkte aber, dass sie sich von den übrigen
hamedanern ziemlich abschlössen,
am
sich selbst vergnügten, übrigens auch mit
ten und deren
vorzogen.
Umgang dem
Mo-
liebsten sich nur unter
Europäern verkehr-
ihrer übrigen
Glaubensgenossen
119
Bemerknng^en über die
Gfesicliichtliclie
Reg^entischaft Alg'ier.
I.
Nordafrika von den ältesten Zeiten dung der Türken in Algier.
Ueber Sjrten
bis
Autochthonen,
die
zum
die Geschichtsschreiber
schwankende
welche Nordafrika
Meer
atlantischen
bewohnten,
der Alten nur wenige
Nach
Nachrichten.
zur Lau-
bis
,
den
geben
uns
dunkle
und
waren
Sallust
von
die
ersten
Bewohner Getuler und Libyer, rohe uud ungebildete Völker, die
sich
Kräutern
wie das des
Feldes
Geschichtsschreiber sein
Heer,
gesetzt
Vieh von
—
Wildfleisch
Als
*).
Hercules ^-
Hispanien
in
erzählt
von
derselbe
umgekommen war,
lief
das aus verschiedenen Völkerschaften zusammen-
Die darunter befindlichen Mcder,
war, auseinander.
Armenier und Perser steuerten nach Afrika
am
und
nährten
mittelländischen
,
wo
erstere den
Meere zunächst liegenden Landstrich ein-
nahmen, während die Perser mehr nach dem Ocean hinzogen. Allmälig
*)
vermischten
sich
Sallust. bell. Jugurtli.
die
Perser durch Heirathen
Cap. 18.
mit
120 den Getulern
und weil
um den Boden kennen
sie,
Gegend
häufig von
einer
sich
Numiden (Nomaden).
selbst
meniern
gesellten
und
Städle
frühzeitig
rischen Mundart
So weit stammten die
und
Die von Josua und den
Israeliten
und
ihrer
barba-
aus Asien.
*)
***)
vertriebenen Kananiter
legten,
der Meinung
nach zu
der grossen ge-
Auch Procopius
mischten Nation der Kabylen.
ten
verdar-
Nach Leo Africanus
den ersten Grund
einiger Schriftsteller,
Namen
nannten sich in
Sallust's.
wanderten nach Afrika aus
die ältesten
Ihre
Einwohner Libyens
ältesten
zusammen
Meder.
statt
Angaben
sie
Tauschhaudel mit dem ihrer
trieben
Mauren
die
bauten
sie
;
Küste gegenüber gelegenen Hispanien. ben diese Völker allmälig
zu lernen,
nannten
Zu den Medern und Ar-
Libyer
die
sich
zogen,
in die andere
glaubte, dass
Bewohner Numidiens von den Kananitern stammEinige Jahrhunderte nach der Einwanderung der
****).
Kananiter führte Malek Afriki folgende fünf arabische Stämme:
Zanagra Afrika;
Musamoda,
,
von ihnen
Zeneta, Hauara arabisch
die
sollen
und
Gomera, nach
Mauren
redenden
abstammen. In
der Folge
siedelten
Phönicier
sich
an der
Küste
etwa 1500 Jahre vor Christi
Nordafrikas an und gründeten,
Geburt, eine Reihe von Städten, worunter Utica, Hippo, Ha-
drumetum, Leptis, später Karthago. aber nicht tief in das
Land
ein,
Die Phönicier drangen
sondern beschränkten
sich
auf den Besitz des Küstenstrichs von den Syrten bis zu den
*)
Die Griechen gaben Nordafrika den
Namen \^t/Sü);; wo
Afrika galt lange nur für den Theil dieses Continents, nicier
Karthago erbauten.
***)
Leonis Descr. Africae
lib. I.
*»*) Procop. de bell. Vand. L.
II.
Cap.
10.
der die
Name Phö-
121 Säulen des Hercules und trieben Handel
und
Innern
den Völkern des
init
Küstenstädten.
benachbarten
den
mit
Oestlich
den phönicischen Niederlassungen hatte sich eine griechi-
von
sche Colonie von Lacedämoniern angesiedelt, welche das heu-
Tages von
tiges
den
Arabern Dschebel-Akdar
Die Numi-
Land, damals Pentapolis Cyrenaica, bewohnten. dier und
Mauren
genannte
des Innern waren zu jener Zeit in kleine
Staaten getheilt, die von unabhängigen Königen regiert wur-
und
den
sich
Römer an
midischen Herrscher. letzterer für
und
der afrikanischen Küste lan-
waren Syphax und Massinissa
deten,
Rom
Als im zweiten
einander befehdeten.
häufig
punischen Kriege die
die mächtigsten der nu-
nahm damals
Ersterer
für Karthago,
Karthago und Syphax unterlagen
Partei.
die Staaten des letzteren
wurden dem Reiche Massinissa's
einverleibt.
Nach der Zerstörung Karthagos Hessen selbst in
Afrika nieder und gründeten
Das numidische Reich im Innern,
sich die
Römer
ihre Provincia Africa.
über welches
damals der
mächtige König Micipsa herrschte, stand nun der Ausbreitung der römischen Herrschaft in
Früher hatten
die
mehr
nöthig.
ihr
einem Kriege,
Lande im Wege.
jetzt hatten sie dieses
um
Bündnisses nicht
Als in der Folge Jugurtha die Söhne Micipsa's
Erbe beraubte,
rechtmässigen
fruchtbaren
Römer Numidien mächtig gemacht,
Karthago zu schaden;
um
dem
Rom
ergriff
angeblich
um
numidischen
rächen, in der That aber,
die
gern
um
Vorwand zu
Ermordung Adherbal's, des
Königs, sich
ersehnten Beute zu bemächtigen.
diesen
ihres
Schützlings,
Numidiens
Den
als einer
zu
lang
Jugurthinischen Krieg
hat der römische Geschichtsschreiber Cajus Sallustius Crispus
beschrieben.
dessen
Sein
Werk
ist
ein
hochwichtiges Document,
Lesung man den heutigen Eroberern Numidiens
nicht
122
Es
genug empfehlen kann.
Land und
enthält über die Politik
und die Taktik der Rö-
mer undNumidier gar interessante und belehrende Die Art der Kriegführung Jugurtha's
Volks
des
losigkeit
ein
voll
ganzes Heer
Ende gefangen genommen. war
welcher er gestritten,
Rom
starb in
des
sieggewohnten
Roms
dass
er
am
Die standhafte Tapferkeit,
verwandelt,
sein
mit
seinen Verbündeten
mit
Er
Looses werth.
Reich wurde
Ausnahme
des
Theiles, welches der Maurenkönig Bocchus erhielt, dafür,
durch's
und
völlig besiegt
eines bessern
unter Martern, und
römische Provinz
Nach
Wechsel fällen, im Laufe dessen
wurde Jugurtha
Joch ziehen musste,
noch
auch die Treu-
ganz die gleiche geblieben.
ist
einem dreijährigen Kampfe einmal
Aufschlüsse.
grösstentheils
ist
wie die der heutigen Eingebornen;
dieselbe,
uad das
die Zeit
charakterisirt
Jugurtha
in
eine
östlichen
zum Dank
Römern
den
verrätherisch ausgeliefert hatte.
Im Mal
Jugurthinischen Kriege waren die
mit den
Römer zum
Mauren oder Maurusiern, wie
ersten
die Griechen sie
nannten, welche westlich von den Numidiern wohnten, in Be-
In dem Kampfe zwischen Pompejus und
rührung gekommen.
Caesar nahm der Maurenkönig Juba, Nachfolger des Bocchus, Partei für Pompejus, gleichfalls
Juba hiess,
wurde besiegt und zierte in
Rom
sein
Augustus gewann den jungen maurischen Prinzen,
und eine schöne Gestalt besass, seines Vaters zurück.
Seeufer,
Namen ')
Juba baute
welche er zu Ehren Dieses
nannte. *)
ist
der
der Geist
und gab ihm das Reich
sich eine Residenzstadt
am
seines Wohlthäters Caesarea
maurische Reich war übrigens nur dem
nach unabhängig
Es
lieb
Sohn,
Caesar's Triumphwagen.
;
denn allenthalben
hatten
sich- in
das heutige Scherschel, 18 Stunden westlich von Algier.
123 demselben römische Ansiedler niedergelassen, welche blühende
Die blühendsten
Städte bauten und Heerstrassen anlegten.
römischen Colonien in Mauritanien waren damals das heutige Budschia, (Algier),
llusgonia
Ritscurium^ dessen Ruinen
^
Gestade des Caps Matifu erblickt,
jetzt
Dellys
man noch
Cartenna
Saldae^
:
Icosium
,
dem öden
auf
(Tenes),
naria (Arzew), Portiis magnus (Mers-el-Kebir).
Rom
der eine Reise nach
Nachfolger,
ArseJuba's
wurde auf
gemacht,
Befehl Caligula's ermordet und dessen Reich nun gleichfalls dem
römischen Gebiet einverleibt. Es wurden zwei Provinzen daraus gemacht,
Mauritania Tingitana^
Tingis
dessen Hauptstadt
(Tanger) war, und Mauritania Caesariensisy dessen HauptdieResidenz des letzten Maurenkönigs, blieb.
stadt Julia Caesarea,
Das von den Römern
in
Afrika gegründete Reich war
und blühendsten der Welt.
eins der grössten
Es
begriff den
grössten Theil der heutigen Regentschaft Tripolis, die Länder von Tunis und
Marokko
in sich
Algier es
;
und das
erstreckte
den beiden Syrten im Osten folgen, Ocean.
ungeheure Gebirgsland
sich
von den Wüsten ,
bis
an
den atlantischen
üeberall wurden grosse Städte gebaut, deren Reste
noch, schön und gewaltig, wie Alles,
die
man
was jene Welteroberer
hinterlassen, in den entlegensten Wildnissen, bis an den san-
digen ten
Rand
Reste
der Sahara erblickt.
sogar
in
Man
imposan-
findet diese
den unzugänglichsten Gebirgsgegenden
des Atlas; im Süden von Budschia stehen die Ruinen von Sava
und Musulupium
,
die seit fast einem Jahrtausend kein
mehr gesehen; denn
Heer gewagt streitbarste
selbst seit
in jene
Europäer
1830 hat noch kein französisches
Gebirgsgegenden einzudringen,
und unbändigste Volk der Erde bewohnt.
die das
Eine
mächtige Ruinenstadt, Lambasa, steht auf dem Aurasgebirge nicht weit von den Gränzsteppen der Sahara.
Ihre
Trümmer
124 bedecken dort das weite Land umher und sollen sehr kolossal
Von
und gut erhalten seyn. Städten
Innern
des
schwunden.
So
einigen vormals sehr bedeutenden
auch
aber
sind
fast
alle
Spuren
Mauritania Sitifensis, kaum noch einige Steinhaufen.
Punkten hingegen trotzen
dem Zahn der
Zeit,
die
gleichwie
vor Zeiten
sie
Die Herrschaft der Römer
Trotz geboten.
ein schlagfertiges
den Zerstö-
Türken
der
in diesem wilden
Die Römer hatten
hat für uns etwas Räthselhaftes.
immer dort
nicht
An andern
Ruinen den Wetterstürmen und
rungskriegen der Vandalen, der Saracenen und
Lande
Heer von 50,000 Mann,
wie heutiges Tages die Franzosen, und doch waren unbestrittenen und vollständigen Besitz allenthalben
ver-
existiren vonSitifis, der alten Hauptstadt von
zerstreuten
Städtereste
des
sie
im
Landes, wie
die
beweisen.
Die ersten
römischen Ansiedler arbeiteten an der Gründung eines mächtigen Reiches
mehr
für
ihre
Enkel,
als für sich,
denn sie
unternahmen grosse zeitraubende Bauwerke, deren Vollendung sie bei
Lebzeiten nicht mehr zu sehen hoifen durften, wie die
ungeheuren Cisternen
Hippo, Cirta,
da
nnd
wo
die
Wasserleitungen
bei
Russicada,
heutigen Ansiedler Europas,
Kneipenbesitzer aus Frankreich
und
Malta,
nur
Steinhütten aufrichten, welche leer stehen und bei den
Regengüssen spurlos zusammenbrechen , Zecher in
Folge
eines
in die
ersten
sobald die Zahl der
Garnisonwechsels sich mindert und
die Marketendercolonisten,
dannen ziehen.
anderweit Gewinn suchend,
Die Numidier wurden von den Römern
Berge gedrängt,
theils
in
man von
theils
Einige Empörungen
brachen wohl von Zeit zu Zeit aus, wurden aber ohne
dass
von
den Städten im Zaume ge-
halten und daher unschädlich gemacht.
unterdrückt.
die
baufällige
Die Bemerkung des Procopius, welcher Cirta nach Caesarea nur zu
Land gehen
Mühe sagt,
konnte,
125 weil
unaufhörlich die Verbindung unter
Gebirgstämme
die
brachen, bezieht sich auf die Zeit der Herrschaft der oströ-
mischen Kaiser, nach der Wiedereroberung Nuniidiens durch
wo
Belisar,
Banden der Barbaren
die
zersprengten Vandalen sich sicherheit zur
am Rande
man wohl
wo
heutiges
die ersten Kornfelder ihrer Colonisten
Lager der Metidscha
der
so
schwerlich grosse
Tages selbst
nicht
vor
die
Franzosen
unter den
Ka-
der Zerstörung
Unter den Ruinen von Calama und Anuna
bewahren können. erblickte ich
Un-
die
der Sahara bauen können, in der Nachbar-
schaft einer Bevölkerung,
nonen
Wäre
verstärkt hatten.
Zeit der ersten Römerherrschaft nur halb
arg, wie heute gewesen, so hätte
Städte
Gebirge durch die
iui
Tempel, Amphitheater, Circus, deren Bau wohl
auch auf ein ruhiges und genusssuchendes Leben der alten
Bewohner
deutet.
Unter Constantin, nach dessen Herrschaft die Macht des römischen Reiches allmälig sank, war Nordafrika in folgende sieben
Provinzen
ches sich
getheilt
vom Ocean
Mauritania Tifigitana^
:
bis zur
Malva
die die Regentschaft Algier von
Mauritania Caesariensis
^
der
und dem Fluss Ampsaga (Rummel), Flüssen
Jimpsaga und Tusca
(gegenwärtig Moluiah),
Marokko
östlich
ritania Sitifensis ^ zwischen
scheidet, erstreckte;
von der Malva;
Mau-
vorhergehenden Provinz
Numidia
(Zaine),
zwischen den
welche letztere die
Regentschaften Algier und Tunis scheidet; Zeugitania^ der Tusca bis an das Vorgebirg des Mercur ;
im
Westen an
die
kleine Syrte
wel-
gränzte;
Byzacium^ weiter
von das
westlich
Cyrenaica^ dann Aegypten. Als unter Constantin's Nachfolgern das römische Reich getheilt
wurde,
fielen
mischen Kaisern zu,
Aegypten und
während
die
Cyrenaica den oströ-
übrigen Provinzen unter
126
Rom
Das Christen thum fand damals auch
verblieben.
Eingang
Nordafrika
und
verbreitete
sich
mit
in
reissender
Schnelligkeit, so dass es in den drei Mauritanien allein über
Unter den afrikanischen Bischöfen wa-
]60 Bisthümer gab.
hochberiihmte Männer,
ren
Hippo Regius, und
Der Ende
vierten
Augustin,
St.
Bischof von
Cyprian, Bischof von Karthago.
St.
kriegerische
des
wie
Geist
Römer versank gegen
der
mehr und mehr,
Jahrhunderts
Schwächung und Verweichlichung
und
das
zur
gegen die
ihrer Heere, die
mehr das Feld behaup-
kräftigen Barbaren des Nordens nicht
ten konnten, gesellten sich noch Uneinigkeit und Verrätherei
Im Jahre 428
ihrer Führer.
Ch. pflanzte Bonifacius, der
n.
römische Statthalter der nordafrikanischen Provinzen, welcher, in
Folge der Umtriebe des Feldherrn Aetius die
Stelle verlieren sollte,
den Kaiser Valentian
,
in
Rom,
seine
Fahne der Empörung auf gegen
und da er sich
allein nicht
behaupten
zu können glaubte, lud er die Yaudalen, die sich eines grossen Theiles
von Spanien bemächtigt hatten, zu einem Zuge
nach Afrika
ein.
Der Vandalenkönig Genserich,
ein
gewal-
tiger Barbarenfürst, der es verstand, die Eroberuugslust seiner
Horden immer mehr zu
stacheln
die
durchschiflfte
,
Meerenge
von Gibraltar und landete im Mai 429 an der mauritanischen
Küste mit 50,000 Mann, worunter sich ausser den Vandalen auch viele Alanen und Gothen, fanden,
die in
Genserich's
Römer
Heer
selbst.
schwersten
den
Abenteurer be-
den blühenden, vom Kriege lange verschonten
Römer
afrikanischen Provinzen der
Zusammenlauf
verzweifelte
wurde
vieler
Die
in
Secte
Verfolgungen
Vandalenkönig,
Afrika
Parteigänger
der
zu
der
gute Beute hofften.
auf
durch
den
den
Reihen
der
Donatisten,
welche
die
verstärkt
aus
erdulden Arianist
hatte,
und
begrüsste
dennoch
ein
127 Feind der orthodoxen Gemeinde war,
einen
als
die Invasion der nordischen Barbaren heimlich
reihten sich offen unter Genserich's Fahne.
den Römern in die unzugänglichen Gebirge von
welche von
zurückgeworfen
Mauritania Tingitana die
Kunde
die Fanatiker
;
Zahlreiche Schaa-
Stämmen der Numidier und Mauren,
von den wildesten
ren
mächtigen
Die furchtsamen unter den Donatisten begünstigten
Befreier.
Landung
der
ihren waldigen
worden,
stiegen
auf
eines Heeres von Römerfeinden von
Höhen herab und
schlössen sich an die
Fremd-
mit denen sie Rache zu nehmen hofften an ihren
linge an,
So wuchs Genserich's Heer, und
alten Unterdrückern.
in
Be-
gleitung seiner blondgelockten, blauäugigen deutschen Krieger
sah
man
die
Schwärme
der sonneverbrannten,
Wilden des Atlasgebirges über
Tanger die
die
bis Tripolis hereinbrechen, die
Städte
tränkend.
und
schleifend
Er wurde
vergeblich.
schlagen
bei
und dieser Sitz des
Hände der Vandalen. der Belagerung
es
:
Der
verschieden wäre
bei
,
den es
Gäste geladen zu haben,
Hippo Regius aufs Haupt ge-
frommen Augustin
Heilige starb
war ihm
in Frieden zu schliessen
Blute
des Grafen Bonifacius,
in tiefer Seele reuete, die furchtbaren
war
Felder niederstampfend,
Erde mit römischem
die
Der Widerstand
halbnackten
blühenden Provinzen von
im
dritten
also vergönnt, die
in
fiel
die
Monate
müden Augen
bevor er mit gebrochenem Herzen
dem
Anblick seiner niedergebrannten
Kirche und verwüsteten Diöcese.
Acht Jahre nach dem Falle
Hippos wurde auch Karthago von den Vandalen besetzt und Genserich erlaubte dort, wie überall, seinen zügellosen Truppen,
an
den Einwohnern und deren Eigenthum ihre
und Habgierde ist die
zu sättigen.
Begleiterin aller
Völkern, auch da,
wo
Eine gewisse Zerstörungslust
Armeen, eben
Wuth
selbst bei
kein
den
civilisirtesten
heftiger NationaUiass
die
12S
Wie
beiden Gegner entflammt.
mochte zu einer Zeit, nicht, die
Wuth
es in Afrika
wo noch
kein Volk,
zugegangen seyn auch die
Barbarei des Charakters völlig abgeworfen,
Römer wo zur
und Rohheit der durch den hartnäckigen Widerstand
erbitterten Vandalen, der
religiöse Fanatismus der lange ver-
folgten Donatisten und die lange
gährende Rachgier der von
dem Boden
Numidier sich
solche
ihrer Väter verdrängten
wilde Elemente in
einem
gehauset, davon erhält der heutige er
die
Rom"
öden Wildnisse dieser einstigen
wie
Würgkampfe
eine Idee,
wenn
„Kornkammer von
durchzieht und die Steinhaufen besucht, die einst
Denk-
Fast Alles, was diö
Römer
einer Reihe von Jahrhunderten in Afrika geschaffen
hatten,
mäler römischer Kunst gewesen. in
zehnjährigen
Wanderer
gesellte,
ging unter während des zehnjährigen Krieges und der sechsundneunzigj ährigen Herrschaft der Vandalen.
Die Herrschaft der oströmischen Kaiser tauchte aber in der ersten Hälfte des sechsten Jahrhunderts noch einmal über
Nordafrika
auf.
herrn Belisar mit einem Heere ab,
Kapaudia,
westlich
waren inzwischen
berühmten Feld-
Justinianus schickte seinen
welches beim Vorgebirg
von Karthago, landete.
ein durch
Die Vandalen
Wohlstand und warmes Klima ver-
weichlichtes Volk geworden: die Tapferkeit, der abenteuerliche
Sinn der Männer Genserich's hatte sich bei ihren Enkeln in ein
üppiges Leben aufgelöst.
pius, Belisar's Begleiter,
Tafel,
die
ihnen
Sie genossen
schreibt
—
—
wie Proco-
die Köstlichkeiten
Land und Meer verschwenderisch
der
boten.
Ihre seidenen weit wallenden Gewänder waren mit Gold gestickt,
Liebe und Jagd bildeten
Lebens und
ihre
die
müssigen Stunden
Beschäftigungen ihres
füllten
sie
mit Pantomi-
men, Wagenrennen, Musik und den Tänzen des Theaters
So waren
die
Nachkommen
aus.
jenes rauhen, kriegsschnaubenden
129 Volks, welchem der Klang des Stahls über Alles gegolten und
dem
jede
SuUikte
Belisar zuerst die
und Hadrumetum.
ptis
traf
Thore
ihnen folgten Le-
;
Der damalige Vandalenkönig Gelimer
Eile Vertheidigungsmassregeln
in
Die Stadt
Art von Luxus ein Greuel gewesen.
öflFnete
und
mit einem
eilte
Heere zur Rettung Karthagos herbei, wurde aber geschlagen nach
und entfloh
September setzt.
Jahres 533 von dem
des
be-
aber ziemlich feigherzig und erlitten
ent-
sich
schiedene Niederlage. so
dort
der Heruler,
der
ihn
bitten liess.
eine
Gelimer warf sich in die Gebirge und
grossen Mangel, dass er Pharas, den
Justinian's aufforderte,
Brod
1.5ten
siegreichen Belisar be-
Die Vandalen wagten noch eine zweite ScMacht,
nahmen
litt
Karthago wurde am
der Wüste.
zur Unterwerfung
um
eine
unter
Lyra, einen
Der König von Afrika
Fürsten
den Scepter
Schwamm und
hatte nämlich
seit
ziemlich langer Zeit kein Brod mehr gegessen, seine Augen
waren
in
triefend
Folge der Anstrengungen oder des vielen Weinens
geworden und er wünschte,
vollen Stunden zu trösten,
sich in
indem er zur Lp-a die
Karthagos
stellte
herrn als Gefangener.
sich
traurige
Endlich trieb das
Geschichte seines eigenen Unglücks sänge.
Elend ihn doch von seinen Bergen herab. städte
seinen schmerz-
In einer der Vor-
Gelimer dem römischen Feld-
Im Augenblick
als
der
König seinen
Besieger erblickte, brach er in ein schallendes Gelächter aus.
Es war
ein Anfall des
Wahnsinns.
das Vandalenreich in Afrika.
Was
So endigte Gelimer und aus
der
Masse des
be-
siegten Volkes geworden, darüber geben uns die alten Quellen
keine
genügende
Auskunft.
Die
tapfersten
vandalischeu
Jünglinge wurden in fünf Reitergeschwader getheilt,
den
Dem
Römern im
persischen
Kriege gute Dienste
welche leisteten.
Exkönig Gelimer wies Justinianus eine Besitzung
Moritz Wagner's
Algier.
II.
9
in
130 der Provinz Galatien au,
wo
Freunden
Die grosse Mehrzahl der Vandalen,
die
ruhig' lebte.
dem Schwert
er mit seiner Familie und seinen
fand wohl
nicht erlagen,
den Bergen
in
und Wildnissen ein Asyl und aus ihrer Vermischung mit den
Bewohnern
alten
entsprangen
wahrscheinlich
die
heutigen
Kabylen, unter deren Stämmen, wie schon erwähnt, sich hie und
da
die weisse
Söhne des Nordens
Gesichtsfarbe
und
das
Flachshaar
der
zeigt.
Nach der Besiegung
Vandalen
der
Justinian's einen furchtbaren Feind, jene
hatten
Heere
die
Numidier und Mau-
ren zu bekämpfen, welche, so lange die Herrschaft des west-
römischen Reiches dauerte, in ehrfurchtsvoller Entfernung von der Küste geblieben waren.
Unter der ungleich schwächern
Herrschaft der Vandalen aber griffen sie die Städte an, setzten die
Küste von Tingis (Tanger)
und schlugen
Byzacium
sogar
Nach
auf.
ihre
Zelte
bis
be-
Caesarea (Algier)
der fruchtbaren Provinz
in
Belisar's Abreise griffen
sie
die
neuen
Eroberer auf mehreren Punkten an und einzelne griechischrömische Corps
erlitten
Der Eunuche Salomon,
Niederlagen.
welcher an Belisar's Stelle den Oberbefehl in Afrika übernom-
men,
drang hierauf mit einem Heere von Karthago in das
Herz des Landes ein und schlug grossen sollen.
Schlachten,
Er
die
worin 60,000
rückte bis
Barbaren gefallen seyn
zum Berg Auras vor, welchen Proco-
pius die Citadelle und den Garten von
dem höchsten
Gipfel desselben
herr eine Festung,
im Zaum dauerte
in
zu
um
halten.
Nordafrika
Eingebornen in zwei
Numidien nennt.
erbaute
Auf
der siegreiche Feld-
die zahlreiche Bevölkerung der
Gegend
Die griechisch-römische Herrschaft zwar
bis
zur Invasion der Araber,
beschränkte sich aber grösstentheils nur auf die Küstenpunkte,
besonders auf die Gegend von Karthago.
Es war mehr
eine
131 militairische Occupation, als ein wirklicher Besitz des
denn es
die
existirten
Landes,
römischen Colonien nicht mehr und
keine Auswanderer kamen aus Europa, den verwilderten Bo-
den wieder urbar zu machen und die
Im Innern waren
aufzubauen.
allenthalben Meister
Städte neu
zerstörten
Eingebornen
die wilden
des Landes geworden und
in
fast
den west-
lichen Provinzen, namentlich in Mauritania Tingitana, hatten die
Mauren
sich
sogar des Küstenstrichs
In den westlichen Theilen des Landes
mächtigt.
haupt die Herrschaft der fest
war über-
Römer und Griechen immer weniger
und weniger ausgedehnt gewesen,
Provinzen. der
grösstentheils be-
den östlichen
in
als
Die höheren Gebirge und der kriegerische Sinn
Eingebornen
machten
dort
die
sehr
Siegesfortschritte
schwierig.
Der gegen
erste
Eroberungsversuch der mohamedanischen Araber
die Berberei fällt in das
sche Krieger unter die
kam
Jahr 647, wo 40,000
dem Oberbefehl von Abdallah -ben- Said
Wüste zwischen Aegypten und bei Tripolis
Gregorius führte.
beir's,
und
die Araber,
von
Tripolis durchzogen.
Es
zu einer entscheidenden Schlaeht zwischen
den Arabern und den Griechen,
siegten
arabi-
dessen
welche letztere der Präfect
Nach einem langen wüthenden Würgen hauptsächlich durch
Hand
die
Tapferkeit Zo-
der Heerführer der Griechen
der, ein ächter Streiter seines
fiel
Glaubens, sogar den auf
den Kopf Gregor's gesetzten Preis:
die
Hand von dessen
schöner gefangener Tochter und die hunderttausend Goldstücke ausschlug, indem er erklärte, dass sein Schwert
dem Dienst
der Religion geweiht sey und dass er nur für einen über die
Reize irdischer Schönheit oder die Reichthümer dieses vergänglichen Lebens weit erhabenen
Lohn
sem
Sieg blieben die weiteren
ersten
sehr theuer erkauften
arbeite.
9*
Nach
die-
132 Eroberungsplane der Saracenen nach Westen beinahe zwanzig Jahre aufgeschoben,
bis ihre
Begründung
Ommijah
des Hauses
Im Jahre 665
Spaltungen durch die feste
schlug der erste Statthalter
Heer von 30,000 Griechen, midiens und machte
viele
Mohamedaner, eine Concession, welche machten,
selyten
was
die
ein
Nu-
Städte
Um
den Bedrü-
Griechen den neuen Glau-
und traten dadurch in den Besitz
ben an,
Moawijah's
mehrere
eroberte
unermessliche Beute.
ckungen zu entgehen, nahmen
worden waren.
beigelegt
die
aller
Rechte der
Araber
allen
Pro-
Sache des Islam nicht wenig
för-
derte.
Der
eigentliche Eroberer der Berberei
war Akbah, wel-
cher gegen das Jahr 670 den Oberbefehl über die siegbegeisterten
Heere der Saracenen im Westen übernahm,
und zu
deren Verstärkung er 10,000 frische Truppen, Arabiens glühendste Glaubensstreiter, aus
Damaskus
mitbrachte.
Akbah,
den ein Geschichtsschreiber wohl mit Recht den mahomedanischen Alexander nannte, städte von Tripolis bis
eroberte die Mehrzahl der Küsten-
Tanger, gründete Kairoan, durchzog
die Gebirgswildniss, in welcher seine Nachfolger die glänzen-
den Hauptstädte Fez und Marokko erbauten, und drang endlich his
sen
an den Rand des atlantischen Oceans und der gros-
Wüste
vor.
Die Laufbahn
,
nicht aber der Eifer des
mohamedanischen Helden wurde durch den Anblick des gränzenlosen Oceans gehemmt.
Wogen, eines
Akbah
erhob seine Augen gen
spornte sein Pferd in die
Himmel und
Schwärmers aus; „Grosser Allah!
Wenn
rief
im Tone
meine Lauf-
bahn nicht durch dieses Meer aufgehalten würde, möchte vorwärts dringen zu den unbekannten Reichen
um
die Einheit
des
ich
Westens,
Deines heiligen Namens zu predigen, und die
rebellischen Völker, die andere Götter,
als
Dich, verehren,
]33
dem
mit
Schwerte
Aber
auszurotten."
dieser
Heerführer, der nach neuen Welten seufzte, wirklichen,
einmal seine
nicht
zu behaupten.
unermesslichen Eroberungen
Allenthalben lehnten sich
die
chen und Afrikaner hinter seinem Rücken
Land
besiegten
Er
auf.
Ungeheure Wildnisse
zu rasch durcheilt.
begeisterte
vermochte doch
Grie-
hatte das
voll tapferer
welche den Aberglauben ihrer Väter gegen die
Feinde,
lo-
Kampf
ckenden Verheissungen der neuen Lehre nicht ohne
vertauschen wollten, trennten ihn von seinen Hülfsquellen, und
am Ende
blieb
Akbah
Schlacht zu sterben,
drungenen Araber
nichts übrig, in
Friedens
mit
Ruhm
in
einer
welcher das ganze Heer der vorge-
bis auf
den letzten
Als gegen das Jahr 692 die nern
als
Mann
verblutete.
Wiederherstellung des
dem Kalifen Abd-el-Malek
Eroberung von Afrika wieder aufzunehmen
,
gestattete, erhielt
In-
die
Hassan,
der Statthalter Aegyptens, den Oberbefehl über ein Heer von
40,000 Mann.
Er nahm Karthago
mit Sturm und plünderte
diese Stadt, welche aus den vielen Drangsalen,
gekommen,
doch immer gross und mächtig wieder erstanden
war, und damals an Blüthe und Reichthum noch
Aber diesen
Städte Afrikas überragte.
Kampf
über sie
die
alle
anderen
letzten verzweifelten
zwischen Kreuz und Halbmond überlebte die schwer-
geprüfte Stadt der Dido
Nachdem
mehr.
sie
die alte Meerbeherrscherin
,
dem Präfecten Johann,
von
,
nicht
der mit
einem grossen Heere von Gothen und Griechen landete, den
Mohamedanern wieder abgenommen worden, rückte arabisches
kam
Heer durch
die
Wüste von Osten
es zu einer gewaltigen
Schlacht,
heran.
Die Griechen und Gothen
gänzliche Niederlage,
und nur ihr
vor
den
krummen
Säbeln
Bei ütica
welche über Afrika,s
Schicksal entschied.
sie
ein neues
erlitten eine
eiliges Einschiffen rettete
der
verfolgenden
Sarace-
134 Karthago wurde wieder erstürmt und von den Flammen
nen.
verzehrt
Die berühmte Stadt,
die
so
viele
Jahrhunderte
den Weltbegebenheiten eine Hauptrolle gespielt,
vom Erdboden verschwunden. trägt auch das
Ihre
alte
ist
Rivalin in Europa
Haupt nicht mehr so siegesstolz und
wie zu den Zeiten der Scipionen und Caesaren. Auch
Mauern
in
seitdem
sind Barbaren gedrungen, haben die edlen
trotzig,
in ihre
Bauwerke
geschändet und verstümmelt, und die Trophäen ihrer Helden, die Beute von tausend Siegen, das Vermächtniss
röchelns von Millionen ihrer
tapferu
Aber
in den Staub getreten.
Rom
ihm lange schon
Geistes
entgangen,
fahrtsort, nach
die blieb
welchem
hatte doch
Petersdom,
die
Coliseums willen.
es
doch immer ein heiliger Wall-
religiöse
und poetische Begeisterung
um
des
Weihwassers im
Andern um der gebrochenen Säulen des
Wer
aber dachte je an eine Pilgerfahrt der Stadt der Fides punica^
nach der Stätte Karthagos, die der lateinische
immer wenig-
Auch da noch,
Herrschaft des Schwertes und des
zahlreiche Pilger lenkte, die Einen St.
Todes-
Ahnen an einem Tage
stens einen Schatten seiner Grösse bewahrt. als
des
Hass so
oft
geschmäht, die kein Lied je
Dort bewundert man auch gar keine Reste
gepriesen hat?
des alten Glanzes mehr, nicht einmal die gebrochenen Säulen,
wie
Rom.
in
kaum
Auf den wenigen Schutthaufen, von denen man
mit Bestimmtheit sagen kann, ob sie wirklich von Kar-
thago herrühren, duine neben
thront jetzt bei
Tage
dem weidenden Kameele, und
ein zerlumpter Bebei
Nacht
hält der
Schakal dort den Leichenschmauss.
Nach der Vertreibung der Griechen
hatten
die
Araber
mit den Berbern und Mauren manchen harten Strauss zu bestehen.
Unter der Fahne ihrer Königin Kahina leisteten die
Eingeborenen tapfern Widerstand, und der arabische Heerfüh-
135 ler Hassan sah sich noch einmal
gezwungen, au
Aegyptens sich zurückzuziehen
wo
,
die
CJ ranze
er fünf Jahre unthätig
versprochenen Verstärkungen der Kalifen erwartend.
blieb, die
Nach deren Verlauf rückte Hassan wieder nach Westen vor, wurde von den Bewohnern der Küstenstädte , die sich weniger vor den
Mohamedanern,
vor den rohen heidnischen Banden des In-
als
begrüsst, und
schlug die Mauren in
einer Schlacht, in welcher die Projihetin
Kahina getödtet wurde.
nern fürchteten, freudig
Nach Hassan's Tode von Afrika,
vollendete Mussa-ben-Noseir die
erst durch
Dieser grosse
Waffengewalt, dann durch üeberzeugung.
Mann war
eben so eifrig bemüht,
Seelen, als Boden zu gewinnen. ten milde, bald, die
Koran,
dem Islam die
Besieg-
und es gelang ihm
seine Seite zu bringen, deren ein Theil
zuvor unter der Herrschaft der sen,
Er behandelte
predigte überall den
Mauren auf
Eroberung
Römer Namenschristen gewe-
und nach dem Einbruch der Vandalen sich zur Secte der welche nie durch besondern Claubens-
Arianisten bekannten, eifer sich hervorgethan.
Es
hielt nicht
schwer, die Mauren,
deren Sitten viel mit den Arabern gemein hatten,
und die
auch wohl damals schon eine dem Arabischen nahe verwandte
Sprache gesprochen, zu bewegen, eine Religion, die ihren
verhasstesten
Unterdrückern empfangen
,
sie
von
gegen einen
Glauben zu vertauschen, der ihnen vollkommen gleiche Rechte mit den Siegern verlieh, und der unter allen Völkern von der
glühenden Einbildungskraft des Südens sich mächtig bewährt len zu bekehren,
Doch als
hat.
Schwerer
Jahre
lockend und
wilderen Kaby-
welche grösstentheils Götzendiener waren.
zeigte auch an ihnen die neue
im
als
hielt es, die
710 das
erste
Küste Spaniens landete,
da
Zahl berberischer Streiter
ein,
Lehre
ihre
Macht, und
mohamedanische Heer an der fand sich schon eine ziemliche
um
unter der
Fahne des Pro-
136 an
pheten
den
Gotheu
Rache zu nehmen
und
Beute
zu
machen.
Die Nachfolger Mussa's,
Namen
die
der Kalifen verwalteten, residirten in der von
gegründeten Stadt Kairoan. afrikanische Reich
in Provinzen,
Die Provinzen waren
machte.
an deren Spitze ein üali
Stämme welche
Justiz
war
in
zum Sturz
vorstand.
Mauren
hatten
des erlauchten Hauses der Ommijaden,
bylen zu den WafiFen griffen und nicht ohne
Scheikhs,
wo
die
Ka-
Mühe von dem
Im Jahre 750 machte
arabischen Statthalter besiegt wurden. Statthalter
Alle
Afrika war ruhig bis
wählen durften.
Abderhaman-ben-Abib,
Die Hand-
den Händen der Kadis.
der Araber, Kabylen und sie sich selbst
und Civilbehörde aus-
in Districte getheilt, denen,
Kaid
wie noch heutigen Tages, ein
habung der
Akbah
Sie theilten das mohamedanisch-
welcher die höchste Militair-
stand,
Afrika mi
als Statthalter
Kairoan, den ersten
in
Versuch, Afrika von der Herrschaft der Abassiden loszureissen.
Er wurde ermordet, und
far unterwarf Afrika auf's
Im Jahre 800 verloren.
El-Mansur-Dscha-
Neue durch seinen General Yerid.
erklärte sich der Statthalter Ibrahim
lab unabhängig, lig
der Kalif
ben
-
und seitdem ging Afrika für die Kalifen Ibrahim ward
Agvöl-
der Gründer der Dynastie der
Aglabiten, welche in Kairoan herrschte.
Einige Jahre vor-
her hatten sich bereits die westlichen Provinzen von den übrigen losgerissen, und Edris- ben -Abdallah gründete dort das
Reich Moghrib-ei-Aksa, erbaute die Stadt Fez und war der Stifter der
Dynastie der Edrisiten, welche
der Kalifen in Spanien wurden, gierten.
und
bis
später Vasallen
zum Jahre 985
Die verschiedenen arabischen Dynastien
dauerten selten über ein Jahrhundert.
re-
in Afrika
Bei den häufigen
in»
nern Kriegen traten immer von Zeit zu Zeit glückliche Heer-
137
Abkömmlinge früherer Usurpatoren
welche die
führer aur,
und ihre Stelle dafür einnahmen.
entthronten ,
972
Zeiri gründete im Jahre
che in Kairoan ihren Sitz in
welchem Jahre
-
die Dynastie der Zeiriten, wel-
hatte,
und
bis
1148
herrschte,
von Abd- el-Mumen gestürzt wurde.
sie sie
Abd-el-Mumen war
Yussuf - ben
der Nachfolger des El-Mahiddin,
wel-
cher mit Hülfe der Kabylen die Herrschaft über einen gros-
sen Theil von
Marokko und der heutigen Provinz Oran
rungen hatte, und
als
er-
Gründer der Fürstenlamilie der Almo-
haden betrachtet wird.
Sein Nachfolger herrschte über den
grössten Theil Nordafrikas und über das ganze mohamedanische Spanien.
Ein Jahrhundert später warfen die Araber
allenthalben das Joch der
Almohaden, welche auf
fast
Kaby-
und im Jahre 1270 wurde ihnen
len sich gestützt hatten, ab,
auch Marokko
die
von der Familie der Beni -Merin entrissen.
Nach dem Sturze der Almohaden
bildeten sich mehrere kleine
Königreiche, worunter Tlemsan
Tunis, Tripolis.
Entstehung
Zeit
der
Tlemsan,
wo
herrschte,
fasste
die
die
neueren
Es war
Barbareskenstaaten.
Ben-Zian von 1248
1560
bis
den grössten Theil der heutigen Regent-
Doch
schaft Algier in sich.
dschia und
der
Familie
,
bildeten die Städte Algier,
Tenez kleine unabhängige
Staaten.
Von
Bu-
dieser
Zeit begann die Reaction der Christenvölker gegen die mo-
hamedanischen Eroberer,
welche ihre Herrschaft in verhält-
nissmässig äusserst kurzer Zeit über einen ungeheuren
ausgedehnt hatten. pedition regierte.
Der
heilige
gegen Tunis, wo
Ludwig unternahm
die Fürstenfamilie der
Aus Spanien wurden
die
der Küstenpunkte
Algier und Budschias
eine
Ex-
Beni-Hafzi
Araber und Mauren ver-
jagt, und die Spanier landeten nun ihrerseits in sie
Raum
Afrika,
wo
Ceuta, Melilla, Oran, einer Insel bei sich
bemächtigten.
Die
Portugiesen
138
Marokko, wo
landeten gleichfalls an der Küste von
fangs grosse Fortschritte machten,
wurden,
alle besetzten
Die Stadt Algier
sie
an-
allmälig aber genöthigt
Punkte wieder zu räumen. bildete,
wie erwähnt, zu Ende des
zehnten Jahrhunderts ein kleines unabhängiges ches in der Folge gleichwohl
Reich,
drei-
wel-
dem König von Tlemsan Tri-
Als im Jahre 1505 die Spanier sich
but entrichten musste.
eines Inselchens bei Algier bemächtigten, baten die
den Emir der Metidscha, Selim Eutemi, ten ihn als Herrscher an.
um
Bewohner
Hülfe, und erkann-
Eutemi war nicht stark genug, die
Spanier zu vertreiben; er lud daher den Seeräuber Horuk Barbarossa, einen sicilianischen Renegaten, ein, mit seinem Bru-
der Khairaddin nach Algier zu eine bedeutende Belohnung, pirte
kommen,
wenn
ihm gelänge, die occu-
es
wieder wegzunehmen.
Insel
und versprach ihm
Horuk
sich
hatte
lange zuvor des Städtchens Dschischelli bemächtigt ein festes Raubnest gegründet, von
leeren in das Mittelmeer auslief,
zu plündern. aus
Er
wo um
,
schon
und dort
aus er mit seinen Gadie christlichen Schiffe
hatte einen zahlreichen
Haufen Freibeuter,
Türken, Mauren, Arabern und europäischen Renegaten
bunt zusammengewürfelt, unter seinen Befehlen, und war der
Schrecken des ganzen europäischen Küstenstrichs, legentlich landete,
um
wo
er ge-
zu plündern und Gefangene zu machen.
Dieser Corsarenhäuptling zog mit einigen Tausenden seiner Soldaten nach Algier. ihn im
Eutemi kam ihm entgegen, empfing
Triumphe und wies ihm seinen eigenen Palast zur
Wohnung
an.
Die schrecklichen Gäste benahmen
Algier bald, wie in einer eroberten Stadt.
sich aber in
Horuk ermordete
den vertrauensvollen Eutemi mit eigener Hand im Bade, und Hess sich dann zum Sultan von Algier ausrufen. sten
Einwohner wurden
Die
reich-
erdrosselt und die übrigen mit unge-
139
Niemand wagte,
heuren Contributionen bedrückt.
den wilden und die Strassen
listigen
ging
,
sich
Tyrannen zu rühren, und wenn
gegen
er durch
versteckte sich das zitternde Volk.
Der König von Spanien
schickte eine Flotte mit 10,000
Mann Landungstruppen unter den Befehlen des Don Diego de Verro ah, um den Seeräuberfürsten aus Algier zu vertreiEin Sturm aber zerstreute
ben.
niedergehauen oder
Die Schiffbrüchigen wurden
in die Sklaverei geschleppt.
auch bedeutende Eroberungen im Innern. des Königs
seinen
Er
Horuk machte schlug das Heer
von Tenez, und verleibte dessen kleines Reich
Staaten ein.
Von Tenez unternahm
gegen Tlemsan mit einer Armee beutegierigen Arabern
vielen
und warf einen
Flotte
die
Theil der Schiffe an die Küste.
die
,
auf
er
einen
und Mauren verstärkt wurde.
Der König von Tlemsan ging ihm
Heer entgegen,
mit einem
wurde aber geschlagen und auf der Flucht von seinen
Thore dem Sieger, welcher
seinen
Einzug
bereuen, denn
und
liess
Vermögen
Horuk
erneuerte dort
um dem immer Citadelle
enthaupten
Im Jahre 1517 brach
confisciren.
des Marquis
ein spanisches
Gomarez von Oran
belagert,
Barbarossa wurde in der dor-
entkam
durch einen unterirdischen
Gang, wurde aber auf der Flucht eingeholt und Als diese Kunde nach Algier gelangte,
von
und ihr
mächtiger werdenden Seeräuberfürsten
Tlemsan wieder abzunehmen. tigen
seine Greuel von Algier
grosse Zahl Einwohner
Heer unter dem Oberbefehl auf,
unter ihrem Freudengeschrei
Sie hatten aber diese Freude bald zu
hielt.
eine
eige-
Die Einwohner Tlemsans öffneten
nen Soldaten umgebracht. ihre
Zug
dem Wege von
enthauptet.
riefen
die dort
Horuk Barbarossa zurückgelassenen Abenteurer dessen
Bruder Khairaddin zum Könige gleich roher, grausamer
aus.
Dieser Häuptling, von
Sinnesart wie sein
Bruder, glaubte
140 sich nicht stark
schickte daher
Selim,
den er
genug,
den Spaniern zu widerstehen,
um
Beistand hat,
mit
dem Anerbieten,
ihn
zum Pascha ernennen würde. ,
wenn man
Sultan Selim
nahm den
und schickte 2000 Janitscharen nach Algier,
denen bald weitere Verstärkungen folgten. türkischen
Mit Hülfe dieser
Truppen nahm Khairaddin den Spaniern
setzte
Insel
Damm
mit
wieder ab,
pudan Pascha ernannt worden,
rossa setzte,
die be-
und vereinigte dieselbe durch einen
dem festen Lande.
Algier wurde nun in ein tür-
kisches Paschalik verwandelt, und Khairaddin,
in der
sein
stellen,
Reich unter türkische Oberherrschaft zu
Vorschlag an
und
Gesandte nach Constantinopel an den Sultan
erhielt
der
zum Ka-
bald einen Nachfolger
Person Hassan Aga's, welcher die von Horuk Barbaeingeführte
Seeräuberei
mit furchtbarem
Erfolg fort-
und die Geissei des mittelländischen Meeres wurde.
141
Von
der Begründung- der türkischen Herrschaft Algier bis zur Ueberg^abe Algiers an die Franzosen im Jahre 1830. in
l^ie Corsarenzüge der Algierer nahmen nach der Ansiedlung der Türken dergestalt [überhand,
dass Kaiser Carl V.
im Jahre 1541 seine berühmte Expedition gegen den furcht-
Der
baren Raubstaat unternahm.
Kaiser scheiterte
ritterliche
aber, wie bekannt, in diesem mit bedeutendem Aufwand be-
gonnenen
Unternehmen
Folge eines Sturmes
in
rend
Landarmee
die
an
der
feindlichen
Küste
bensmittel und ohne Obdach mehrere Tage
und nur mit äusserster Anstrengung selmänner erwehren konnte,
der ein,
sammelt
Heeres
wo Doria hatte.
sen seyn, dass
die
lagern
Le-
musste,
Mu-
welche mit ihren krummen Sä-
schifften sich
Die Trümmer
die-
am Cap Matifu wie-
übrig gebliebenen Kriegsschilfe ge-
Die Zahl der Gefangenen
man
wäh-
ohne
sich der fanatischen
beln von allen Seiten auf sie eindrangen. ses unglücklichen
dem
der
,
grössten Theil seiner Flottte den Untergang brachte,
damals, wie die
soll so
gross gewe-
Mauren noch heute
ver-
sichern, einen Christensklaven für eine Zwiebel kaufen konnte.
Diese verunglückte Expedition fand unter dem zweiten türkischen Pascha Hassau
statt,
dessen Gebeine in einer Moschee
142
am Thore Bab-a-Zun begraben
liegen, und der von den
hamedauern
als ein Heiliger verehrt
Tode
Hassan
hatte
Algiers
und Hasstin's
wird.
Kurz vor seinem
Tlemsan unterworfen.
sich das Gebiet von
unter den Nachfolgern Khairaddin's
Geschichte bietet
durch ihre Raubschiffe be-
ständigen Krieg mit den christlichen Mächten,
europäischen Kauffarteifahrer
den Küsten Spaniens,
weg und
nahmen
um
Balearen und Sardiniens,
der
ren sie in beständigem Krieg mit ihren
dem Ende
schas von
Nachbarstaaten,
ob-
keinen Glaubensfeind zu bekämpfen hatten.
Sie
Algier das ganze westliche
im Osten, welches
wurde 1554
Süden dehnten aus.
Land
bis
die Spanier
zum Flusse
35 Jahre lang
Budschia
besetzt gehal-
von Salha-Rais erobert.
gleichfalls
Eroberungen
die Algierer ihre
bis in die
Im Wüste
Tuggurt und Wurglah wurden von ihnen eingenommen.
Die Spanier machten mehrere Versuche gegen Provinzen des Raubstaates ches
Schon
des löten Jahrhunderts unterwarfen sich die Pa-
Maluia; nur Oran blieb in der Gewalt der Spanier.
ten,
zu
Auch zu Land wa-
dehnten ihre Eroberungen nach dem Innern weit aus. vor
die
landeten zuweilen an
plündern und Gefangene fortzuschleppen.
sie dort
Im
nur wenige merkwürdige Episoden.
Mittelmeere führten die Algierer
wohl
Mo-
Ende.
;
alle
die westlichen
aber nahmen ein unglückli-
Im Jahre 1561 wurde
ein
ganzes spanisches
Heer unter der Anführung des Grafen d'Acaudate
ganem
des Paschas von Algier.
Im Jahre 1568 ernannte
einen berüchtigten Corsaren Ali-Fartaz eroberte Tunis und unterwarf das heit der Pforte.
ren so glänzend,
wurde.
bei Mosta-
vernichtet, und 12,000 Gefangene fielen in die
Hände
die Pforte
zum Pascha.
Dieser
ganze Reich der Oberho-
Die Erfolge dieses Häuptlings zur See wadass er bald
zum Kapudan Pascha ernannt
Ein anderer Seeräuberheld, Menuni-Rais, erhielt das
143 Paschalik von Algier im Jahre 1585.
wagten
tung
erstenmale in
den
wo
Inseln, von
sie
Piraten
die
sich
Ocean,
und landeten an den canarischen
schickte die Algierer Miliz
um
eine Deputation nach Constantinopel, und bat
Dey*) aus
niss, einen
dem Pascha
die
ihrer Mitte wählen zu dürfen, der mit
ten überbrachten reiche
zwischen
die Erlaub-
Gewalt theilen und für die regelmässige Be-
zahlung der Janitscharen Sorge tragen
zugestanden.
zum
wie gewöhnlich Beute und Gefangene mit
Im Jahre 1600
fortschleppten.
Unter seiner Verwal-
der Barbareskenstaaten
Geschenke,
Ihre Deputir-
sollte.
und das Gesuch wurde
Es war aber vorauszusehen,
dass Collisionen
den beiden Oberhäuptern nicht ausbleiben würden,
und dass ein Bruch des Raubstaates mit der Pforte die nächste
Folge davon seyn müsste.
Als die Algierer Corsaren in
der Folge ihre Raubzüge sogar bis
vence ausdehnten, rüstete aus, welche im
warf und
Mai 1683 auf
die Stadt drei
an die Küsten der Pro-
Ludwig XIV. gegen
Tage
der
sie eine Flotte
Rhede von Algier Anker
lang bombiirdirte.
Die Flotte
der Algierer und der untere Stadttheil wurden beinahe gänzlich
zerstört.
von Frankreich
Die gedemüthigten Türken
um
Christensklaven aus. sollte
flehten den
Frieden an, und lieferten ihm sämmtliche
Der im Jahre 1684 geschlossene Friede
hundert Jahre dauern,
aber
schon nach drei Jahren
wurde er von den Algierern wieder gebrochen. Flotte ging im Juni
König
Eine neue
1688 unter den Befehlen des Marschalls
d'Estrees von Toulon ab, schleuderte 10,400
Bomben
in das
Raubnest, verbrannte 6 Kriegsschiffe und zerstörte einen grossen Theil
der Häuser.
Auch
diese Expedition
blieb
ohne
*) Dey heisst in türkischer Sprache Onkel, und war ursprünglich wohl ein Spitzname des gewählten Häuptlings.
144 ein eigentliches Resultat,
und obwohl Algier abermals Friede
mit Frankreich schloss,
der Seeraub
hörte
Im Jahre 1708 bemächtigten
auf.
welches Jahrhunderte im Besitz
sich die
doch nie völlig
Türken
Oran's,
geschah dies unter der Regierung Ibrahim- Dey's,
der zwei
Sein Nachfolger war Baba-
Jahre später ermordet wurde.
Ali, ein grosser Kriegsmann, aber wilder Mensch.
im ersten Monat seiner Regierung
um
sonen erwürgrn,
seine
Wahl
der sich seiner
Macht zu
ihm mit dem Tode, wenn er
Zugleich schickte er Gesandte mit reichen Ge-
wiederkehre.
schenken nach Coustantinopel,
den
Dey
,
Gleich
Dey 1700 PerDen Pascha, befestigen.
liess dieser
widersetzt hatte, liess er nach Constan-
tinopel einschiffen, und drohte
stellungen
Es
der Spanier gewesen.
dciss
sie
und machte der Pforte Vor-
keinen Pascha mehr ernennen
sondern
,
diesem Titel künftighin beehren möge,
mit
weil
zwei Machthaber neben einander sich nimmermehr vertragen
würden, und
Ermordung des Paschas
die
dem Dey seyn könne.
eines Zwistes mit
des Uebergewichts sicher,
die mögliche
Letzterer sey stets
da er auf die Miliz,
die ihn ge-
wählt, sich stützen könne, während der Pascha allein
stehe.
entferntes lik
Die Pforte
Reich
voll
fühlte ihre
in die
als
Ohnmacht,
unbändiger Freibeuter wie
und willigte
zu regieren,
an waren die Deys so gut
ein Fascha-
Forderung Baba-Ali's,
als
völlig
Von
die-
unabhängig
und führten Krieg oder schlössen Frieden
von der Pforte,
ganz auf eigene Rechnung, ohne sich zu
Fremder
ein so weit
weil sie den Zustand Algiers nicht ändern konnte. ser Zeit
Folge
kümmern.
um die Weisungen
Auch Tribut wurde
nicht
der Pforte
mehr an den
Sultan bezahlt, denn hierzu waren jene Raubfürsten zu stolz
und habgierig.
Sie beschränkten sich auf einige Geschenke
bei ihrem Regierungsantritt,
und nie verfehlte die Pforte, den
145
Dey
neugewählten
Würde
in seiner
Regierung Baba-Ali's an
Von der
zu bestätigen.
datirt also die eigentliche
Unabhän-
gigkeit der Algierer Raubfürsten.
Unter den Deys bildete Algier eine Art Militairrepublik.
Nach dem Tode des Oberhaupts versammelte die türkische Miliz vor ter
Stimmme den Namen
des Verstorbenen auf fort,
bis
die
aber
lau-
des Candidaten, den er an die Stelle
dem Throne wünschte.
So
schrie
man
Stimmenmehrheit sich für ein Individuum aus-
und durch Drohungen
häufig
sich jedesmal
Palaste, und jeder rief mit
Die Minorität wurde
sprach. tert
dem
kam
es
in solchen Fällen
zum Schweigen
doch
diesen
bei
eingeschüch-
gebracht.
Wahlen zu
Sehr blutigen
Scenen.
Der Neugewählte wurde dem Ehrenkaftan
auf den
bekleidet; er
gezwungen, wenn
sie
sein Nachfolger hätte
ihn
Nach der Wahl wurde
die
aufgepflanzt,
das Ereigniss in die Ferne.
seiner
zu sichern
und Kanonenschüsse verkündeten
Der neue Dey
für
es
die mit der
den Eid,
er schwur, die innere
die
regelmässige Bezah-
und Beamte die Hand.
Häufig aber
dass noch vor
dem Ende der Ceremonie
Wahl Missvergnügten,
deren Zahl plötzlich an-
sich,
wuchs , einen Aufruhr das neue
leistete
Hierauf küssten ihm sämmt-
lung der Janitscharen zu wachen.
ereignete
geduldet.
Fahne mit dem Halbmonde auf
und besonders
liche türkische Officiere
Eine
Ermordung gewesen;
nimmermehr am Leben
dessen Formel ihm der Mufti vorlas;
Ruhe
und mit
gesetzt
ihm auch nicht behaglich war.
Weigerung wäre nur das Signal
dem Palaste
Thron
war zur Annahme der Würde
anstifteten
Oberhaupt ermordeten,
,
in den
Saal stürmten und
worauf der Anführer der
Meuterei den blutigen Kaftan anzog und den Thron bestieg. Moritz Wagner's Algier. II. 10
146 Einiual geschah es,
dass
Deys nach einander gewählt und ermordet wur-
Miliz sieben
man noch
Ihre Gräber sieht
den.
el -Uad.
bei ziemlich gleicher Spaltung der
Um
seinen
Thron zu
heute vor
dem Thore Bab-
befestigen, fand der neue
kein wirksameres Mittel als den Schrecken,
und
fast
Dey
immer
war
ein solcher Regierungswechsel von mehreren Hinrichtun-
gen
begleitet.
Dennoch waren
von langer Dauer, und
Nach
gewaltsamen Todes. all'
den
von
am Ende
den Händen
durch die Galerien des
all'
Regierungen sehr
selteur
Dejs
eines
das Stündchen,
seiner eigenen
überliefert
Blut, nach
Nächten
hingebrachten
wo
der bleiche
wurde,
Tyrann
Wachen
mitverschworenen
dem Yatagan
seines Palastes gezerrt und
Braham- Dschausch
starb
dem vergossenen
Argwohn schlummerlos
in
schlug doch
die
fast die Hälfte der
an dem auch das
Blut seiner Opfer klebte.
Die Janitscharenmiliz lige
zusammen, welche
na unter dem
hielt ihren EfFectiv
durch Freiwil-
und Smyr-
alljährlich in Constantinopel
niedrigsten Pöbel angeworben wurden.
Die
Neulinge wurden anfangs ziemlich streng gehalten, und durften ihre
Kasernen wenig verlassen.
blieben, desto
Je länger
mehr Vorrechte genossen
mit jedem Jahre erhöht.
Verheirathete
sie;
sie
im Lande
der Sold wurde
Türken genossen
aller
Freiheit, bewohnten ihre eigenen Häuser mit ihren Familien,
zogen
selten in's Feld,
aus den
und thaten
fast
keinen Dienst.
Die
Ehen zwischen Türken und Maurinnen entsprossene
Classe der Kuruglis konnte zwar auch in die Miliz eintreten,
wurde aber
selten oder nie in die höheren Stellen zugelassen.
Nur zu Beys nannt.
der Provinzen wurden einigemale Kuruglis
Die Türken
betrachteten
Eifersucht, und diese blieben,
die
Kuruglis
er-
immer mit
obwohl ihren Vätern
in allen
geistigen und körperlichen Eigenschaften gleich, in einer un-
147 tergeordneten Stellung, welches häufige Reibungen
zwischen
beiden Classen zur Folge hatte.
sich übrigens nicht
arabischen
meisten
Regierung beschränkten
der Algierer
Die Streitkräfte
allein
In den
auf die türkische Miliz.
Stämmen befanden
Individuen,
sich
die
Agas oder Beys eingeschrieben waren.
unter den Reitern der
Sie bildeten den sogenannten
Makhsen,
Abgaben
corps, waren von allen
das arabische Hülfs-
und mussten, so
frei
oft
Dafür
Feld rücken.
ihrer Dienste benöthigt war, in's
man
erhiel-
ten sie, so lange sie im Felde standen, einen täglichen Sold.
Diese Söldlinge waren
den
Türken von grossem
Wenn
es irgend einen rebellischen
zogen
sie mit
Stamm
Nutzen.
zu züchtigen galt,
den Türken aus, und erhielten manchmal auch
einen Antheil der Beute.
Dem Dey den
zur Seite stand ein Divan oder Staatsrath, aus
60 vornehmsten Beamten
Regentschaft bestehend.
der
oder Absetzung der Deys
Dieser hatte auf die Ernennung
immer den grössten
Einfluss. Erster Minister
dschi,
die
Der
welcher
Aga
Finanzen
und
war der Kriegsminister.
war der
das Innere
Er
Kha s naverwaltete.
befehligte
die türki-
sche Miliz und hatte ausserhalb der Stadt Gewalt über
und Tod.
Der ökil-el-Hardschi
Leben
besorgte das Marine-
wesen, früher ein bedeutender Gegenstand des Algierer Staates, der aber
mehr und mehr an Wichtigkeit abnahm.
Der-
selbe Minister besorgte auch die auswärtigen Angelegenheiten.
Krodscha-el-Kril der Nationaldomainen
nannte ;
der
Khodschas oder Secretaire. Kadis; der eine,
man
die
Würde
eines Ministers
Makatadschi war Die
der Chef der
Civiljustiz stand unter
Kadi-el-Hanefi,
hielt Gericht
Türken, der andere, Kadi-el-Maleki,
präsidirte
10
*
zwei
über die
dem Tri-
-
148 bunal der Mauren und Araber. lekiten sind zwei
Die Hanefiten und die Ma-
mohamedanische Secten, die
in einigen un-
bedeutenden Gebräuchen ihres Cultus von einander abweichen.
Ueber den Kadis standen noch zwei Muftis, welche sten geistlichen
Behörden der Algierer
die ober-
Der Mufti
bildeten.
el-Hanefi oder Scheikh-el- Islam war eine sehr bedeutende
Person zur Zeit der Türkenherrschaft.
Der
Staat Algier war,
getheilt.
wie bekannt,
vier Provinzen
in
Ueber die Provinz Algier,
die kleinste von allen,
Deys
direct; die drei übrigen
erstreckte sich die Autorität des
undOran,
Provinzen: Constantine, Titteri
standen unter
Beys, welche dieselben im Namen des Deys verwalteten, die
Abgaben erhoben,
die Kriegscontingente commandirten
Gewalt über Leben und schiedenen
Stämme
Tod
Bewohner
der
und
Die ver-
übten.
der Araber und Kabylen gehorchten ihren
Kaids, welche von den Türken ernannt wurden. Die Scheikhs,
welche
den
verschiedenen Duars und Daskrahs vorstanden,
wurden von den Bewohnern der Bestätigung des net.
selbst
gewählt,
Ziemlich viele Kabylenstämme waren unabhängig; in die
Gebirgsgegenden südlich von Budschia,
mam
unterlagen aber
Kaid und waren demselben untergeord-
zwischen dem Sum-
und dem Üad-Adschebbi, haben sich nie türkische Co-
lonnen gewagt. gleichfalls
Diese unabhängigen Gebirgsstämme hatten
Kaids, die
.iber
häupter der mächtigsten Stämme,
z.
erblich.
Einige Ober-
B. der Zuaua und der
Beni- Abbes, legten sich vormals den Titel „Sultan"
So war rend
die Organisation
bei.
der Regentschaft Algier wäh-
der hundertundzwanzig Jahre
Herrschaft der Deys.
Bei
von ihnen gewählt wurden.
manchen Familien war diese Würde
Die Pforte
im Jahre 1710 verjagt worden,
dauernden
unabhängigen
hatte, seitdem
allen
Einfluss
ihr
Pascha
verloren, und
149 zog nicht den geringsten Vortheil aus diesem Lande, das gleichwohl noch immer
Die Geschichte Algiers unter der
gesehen wissen wollte. Deyherrschaft
der Entthronung und
Ermordung
vieler
Deys wenig Bemer-
Die Spanier nahmen im Jahre J732 Oran und
kens werthes.
Mers-el-Kebir wieder, und
hielten es
Im Jahre 1775
lang besetzt.
400 Segel
den Janitscharenaufständen und
ausser
bietet
sie
zu ihren Besitzungen gehörig an-
als
mit 22,000
stark,
gegen siebenzig Jahre
erschien eine spanische Flotte,
Mann
an Bord,
vor Algier.
Die Flotte stand unter dem Oberbefehl des Admirals Castejon
;
General Oreilly commandirte die Landarmee.
wurde
ausgeschifft,
Letztere
ohne auf Widerstand zu stossen.
Bald
dem Innern ungeheure Massen von Arabern
aber strömten aus
und Mauren zur Vertheidigung der Hauptstadt herbei.
kam
Es
zu einem sehr hitzigen Treffen, in welchem über 20,000
Eingeborene gefallen seyn
sollen.
Dennoch
schifften sich die
Spanier auf's eiligste wieder ein, und Hessen 1,600 Verwun-
Die Seeräubereien,
dete und ihre ganze Artillerie im Stiche.
welche
gegen
abgenommen
hatten,
im Jahre 1814, telländischen
das
als
Ende des ISten Jahrhunderts bedeutend nahmen nach dem europäischen Frieden die
grossen Kriegsflotten aus dem mit-
Meere verschwunden waren,
wieder dergestalt
zu, dass die Engländer, welche bisher mit den Barbareskenstaaten weniger in CoUision tion
als die aa's
gekommen
,
Mittelmeer
Staaten
im Jahre 1816 eine ernste Expedi-
gegen Algier ausrüsteten.
ein wilder, kriegerischer
gränzenden
Der damalige Dey hiess Omar,
Türke, welcher
die Aufforderungen
der Engländer, das Piratenhaudwerk künftighin zu unterlas-
sen, trotzig zurückwies.
Die englische Flotte war von dem
berühmten Lord Exmouth commandirt, und bestand in Verei-
nigung mit
einigen holländischen
Kriegsschiffen
unter
dem
150
Commando
des
schiffen,
Fregatte und 5 Bombenschiffen.
]
am Bord
befand sich
welches
Admirals Van der Capellen aus 12 Linien-
am
1816
26. Aufji'ust
fendamme Anker warf, dass stehenden Häuser beinahe
forderungen
fügen, erwiederte
sich
,
sammelten Volkshaufen
den Kais
dem Willen Englands
Befehl, auf die Schiffe
die
an den Kais ver-
welche herbeigelaufen waren
,
zu
aber auch das englische Admiral-
Feuer gegen
schiff ein so furchtbares
dem Algierer Ha-
Die wiederholten Auf-
Omar-Dey durch den
Nun begann
zu feuern.
so dicht an
sein Bugspriet die an
berührte.
Admirals
des
Lord Exmouth
„Königin Charlotte",
Linienschiffs
des
um
,
die Niederlage der Christen mit anzusehen, dass diese heulend
auseinander stoben.
Die Bomben und Brandraketen aber ver-
folgten
Innere der Stadt.
bis
sie
in's
Auch
die
900 Mann
den Kampf
fortsetzen,
giebigkeit.
Der Dey gab
verloren.
aber die Miliz alle
die Abschaffung des Seeraubs
Omar
wollte
zwang ihn zur Nach-
Sklaven
frei
und willigte in
und der Christensklaverei für
Im Jahre 1817 wurde Omar-Dey
ein.
die
Engländer hatten durch die Landbatterien
stark gelitten und gegen
ewige Zeiten
Abend war
und ein grosser Theil der Stadt
Algierer Flotte verbrannt, zerstört.
Am
ermordet.
Sein Nachfolger, Ali-Dey, der vorletzte Herrscher des Raubstaates, fasste
den Plan, sich von der Janitscharenmiliz unabhängig
zu machen
,
und ergriff
etwaigen Aufstand.
offenen Palast,
sen,
alle
Er
Sicherheitsmassregeln gegen einen
versetzte die Residenz von
der inmitten
nach der befestigten Kasbah,
die,
der
dem gros-
Stadt gelegen war,
auf der äussersten
Höhe
Algiers erbaut, als Citadelle diente und die Stadt in Respect hielt.
An der
Ali
seine letzte
-
Dey
Stelle
Fürst
starb
an
der
Pest
im
Februar
wurde der Khasnadschi Hussein der
Piratenrepublik.
Unter
1818.
gewählt;
ihm
fand
151
berühmte
die
der
Expedition
Franzoseu
im
Jahre
1830
statt.
Frankreich
Algier mehrfachen Grund zur
gegen
hatte
Im Jahre 1818 war
Beschwerde.
Regierung
sich
schen Consularagenten in angeblich
Schadenersatz
Wohnung
die
Bona von den
wegen Contrebande,
dafür gegeben.
ohne dass die Algierer
einem
irgend
zu
Im Jahre 1823 wurde
wollte.
eine französische Handels-
Bona geplündert worden,
brigg zu
Römische
verletzt
türkischen Behörden,
und keine Genugthuung
Schiffe, welche unter
Algierer Corsaren weggenommen.
Endlich
dem Schutze
wurden von den
Flagge führten,
Frankreichs französische
verstehen
des französi-
kam
hiezu noch eine
grobe Beleidigung, welche dem französischen Consul zu Algier in
Gegenwart des ganzen Divans zugefügt wurde.
Ein reicher
Algierer Jude, Bacri, hatte der französischen Regierung zur Zeit ihrer Expedition nach
Aegypten eine grosse Getreide-
lieferung gemacht, die unberichtigt geblieben.
Im Jahre 1816
wurde eine Commission zu dem Zweck ernannt,
die
des Algierer Gläubigers zu
Ansprüche
Diese Commission
untersuchen.
erkannte die Rechtmässigkeit der Forderung an, welche sich auf etwa 14 Millionen Franken
wurde
diese
Summe im
belief.
In Folge eines Vergleichs
Jahre 1819 auf 7 Millionen reducirt
und dabei festgesetzt, dass erst die Gläubiger Bacri's in Frankreich durch
der
That
die
Abschlagszahlungen befriedigt würden.
mehrere
erhielten
Gläubiger
dieser
Aber Bacri's Hauptgläubiger war der Dey eine beträchtliche
Frankreichs
Es
als
hiess damals,
Masse Wolle verkauft eine Garantie
dass
die
hatte,
Zahlungen. welcher ihm
und die Schuld
Schuldners betrachtete.
Ansprüche mancher französischen
Gläubiger, welchen die ersten
gegründet gewesen,
seines
selbst,
In
Summen
zuflössen, nicht völlig
und man hatte namentlich den französi-
J52 scheu Consul dass
in
Diese Meinung war
Der Dey, mehr
Hrn.
Algier,
Deval,
selbst
in
Verdacht,
einigen Reclamanten heimlich einverstanden sey.
er mit
Frankreich, wie
in
in
Afrika verbreitet.
der missvergnügt die Garantie für Bacri
sich mindern sah,
Der Brief
von Frankreich.
ohne Antwort.
blieb
dem Beiramfeste im Jahre 1827 der Dey gebräuchlich
mehr und
empfing,
öffentlich
Als bei
Consuln wie
die
er Hrn. Deval nach
fragte
der Ursache dieses Stillschweigens.
Der Consul
mit einer Phrase, deren Sinn war:
der
antwortete
König von Frank-
reich könne sich nicht so weit herablassen, mit einem
Es
Algier zu correspondiren.
entweder oder
scheint aber, dass
natürlicher
Rauheit
ben-Othman-Kodscha, versichert, die
Charakters
des
Herr Deval
Mann wie Du
Der Maure Hamdan-
in wörtlicher
bist keiner
Antwort."
mit einem Fliegenwedel,
hielt,
beleidigende
war,
üeber-
„Der König von Frankreich würdigt
über diese geringschätzende Aeusserung in
dem Con&ul
Dey
den
für
der Audienz zugegen
der bei
Antwort des Consuls habe
setzung also gelautet:
Hand
Dey von
aus mangelhafter Kenntniss der arabischen Sprache
ziemlich verletzende Ausdrücke wählte.
einen
König
schrieb selbst darüber an den
Der Dey
Wuth,
gerieth
versetzte
den er zufällig in
der
einen Schlag ins Gesicht und brach zugleich in
Reden gegen den König von Frankreich
Herr Deval berichtete darüber an seine Regierung.
aus.
Damals
befand sich Herr von Villele an der Spitze des Ministeriums.
Die vielen Gegner
dieses Staatsmannes warfen
ihm unter an-
dern auch eine schwache und furchtsame Haltung gegen das
Ausland
vor.
Begierig ergriff Herr
eine wohlfeile Energie zeigen,
gen zu bringen.
um
Er verkündigte,
Schimpf rächen werde
und
die
v,
seine
Villele diesen Anlass,
Gegner zum Schwei-
dass
Blokade
der König diesen des
Hafens
von
153 Dieselbe blieb ohne
Algier wurde unverzüglich angeordnet.
Unter dem Ministerium Polignac wurde endlich die
Resultat.
denkwürdige Expedition beschlossen.
Am schiffen,
Mai 1830
25.
worunter 11
100 Kriegs-
lichtete eine Flotte, aus
Linienschiffe und
24 Fregatten, und
357 gemietheten Transportfahrzeugen bestehend, auf der Rhede von
Toulon
die
34,184 Mann
Anker.
Sie
am Bord.
nissmässige Artillerie
war
Rufe des tüchtigsten und
Seemannes
französischen
Landarmee von und eine verhält-
Ihr Obercommandant
Viceadmiral Duperre, der in dem gebildetsten
eine
hatte
(mit Inbegriff der Officiere)
Die
stand.
Land-
armee befehligte der Kriegsminister Generallieutenant Bourmont, dessen Präcedentien diese Ernennung eben nicht rechtfertigten
und
Name
dessen
Armee weder Muth noch
der
Vertrauen eingeflösst haben würde,
hätte
sie
nicht
beides
schon im vollen Bewusstsein ihres kriegerischen Geistes besessen.
Eine grosse
Zahl
der Officiere hatte die Kriege
unter den Fahnen der Republik und des Kaisers
und war daher an als
die
ungleich
Ehren,
wieder,
Gegner gewöhnt,
ungeordneten Haufen wilder Afrikaner.
französischen Jugend aber in
furchtbarere
und gewann
als die
mitgemacht
Unter der
war der Soldatenstand fortwährend sogar ihre Neigung
und Vorliebe
Jünglinge sahen, dass ihrer unter der Fahne
nun eine edlere Rolle harre,
das trockene Einerlei
als
Exercirens und Kasernenlebens.
des
Viele Freiwillige, begeistert
von derLecture der Napoleon'schen Thaten, reihten sich damals unter den Regimentern wieder ein.
Es gab junge Männer von
Stand und Bildung in nicht geringer Zahl unter diesen Volontaires.
Sie brachten einen guten Geist in
die
Reihen und
steckten mit ihrem schönen und frischen Enthusiasmus auch die
roheren oder gleichgültigeren Individuen des Heeres mit an.
154
Am
kam
Juni Morgens
13,
die FJotte
au der afrikani-
schen Küste an und landete au den sandigen Ufern von Sidi-
Ferruch, so genannt von dem Grabe eines Marabut (die Spanier nannten den Ort Torre-Chica), fünf Lieues westlich von
Die Laudung begann am
Algier.
14.
Man war
Morgens.
auf einen bedeutenden Widerstand der Feinde gefasst, erblickte
aber nur in der Ferne einige hundert berittene Araber, welche die
Bewegung
unter
Die
erste Division
des Generals Berthezfene
war kaum ge-
der Flotte beobachteten.
dem Commando
landet, als sie ihre
Colonnen formirte und gegen den Feind
marschirte, der eine halbe Stunde
einem
vom Seeufer
Hügel eine Stellung eingenommen
drei Batterieen gedeckt hatte.
entfernt auf
und dieselbe mit
Diese eröffneten sogleich ihr
Feuer, hemmten aber den Marsch der Colonnen keinen Au-
um
genblick.
General Bourmont, welcher vorwärts
Bewegung
zu leiten, wäre in jenem Augenblicke beinahe ge-
tödtet
worden.
Zwei Kanonenkugeln
und bedeckten ihn mit Sand. sich näherten,
im
Stich,
flohen
Als
eilte
,
fielen zu seinen
die
die
Füssen
Franzosen der Batterie
Türken und Hessen das Geschütz
die
das sie gegen die Bayonnette nicht vertheidigen zu
können glaubten.
Die ganze
Artillerie
fiel
in die
Hände der
Franzosen. General Bourmont hatte von der Furchtbarkeit der Kriegs-
weise der Afrikaner eine
viel zu
hohe Meinung.
eine Cavalerie gegen sich zu finden, wie die der in Aegypten.
er der
In einem von
Palma
Armee bekannt gemacht,
Schlachtreihe
eine
Masse
von
Er
Mamelucken
datirteu Tagesbefehl hatte
der Feind werde in die erste
Dromedaren schicken,
Schrecken unter die französischen Glieder zu verbreiten.
man sah nur
glaubte
um Aber
einige Dutzende dieser Thiere, welche das Ge-
packter Türken
trugen, in der Ferne.
Die so gefürchtete
155
Kampf
afrikanische Reiterei vermied jeden
ständiges
Die Reiter
Tirailliren.
mit der blanken
beschränkte sich auf ein be-
Ihre ganze Kriegsweise
Waffe.
sprengten
hielten ihre Pferde plötzlich an, feuerten ihre
ab und jagten wieder davon,
um
Kriegsmanne
vor,
laden,
und das-
Die Armee des Deys war
Aga
von seinem Eidam Ibrahim, dem unfähigen
Neue zu
aufs
Manoeuvre zu wiederholen.
selbe
einzeln
langen Flinten
commandirt.
der Miliz, einem ganz Ihre Zahl belief sich
auf höchstens 30,000 Streiter, wovon die Beys der Provinzen
Die Algierer
etwa den vierten Theil herbeigeführt hatten.
Türken res
5000 Mann.
zählten höchstens
bestand
aus
Arabern
Dschurschuraberges
Ben-Zamun
Der Rest
der Metidscha
vom Stamme
des
Kaid
welche ihr
Flissa,
Hee-
und Kabylen des
commandirte.
Die Armee
beschäftigte sich, gleich
nachdem
sie
an der
Küste eine Stellung genommen, mit dem Bau eines befestigten Lagers, denn der vorsichtige Bourmont wagte
gegen
Nähe
die Stadt vorzurücken.
üeberfluss
war,
Da
nicht, sogleich
an grünem Laube in der
entstanden bald grüne Hütten und
so
Säle unter den Händen der emsigen französischen Soldaten.
Das Lager
hatte das
Ansehen einer Stadt und war
Gewimmels.
lustigsten
Auf den Vorposten
schlug
voll
man
des sich
inzwischen fortwährend und in diesen Tirailleurgefechten hatten
Eingebornen vermittelst ihrer weittragenden Gewehre
die
sogar einigen Vortheil über die französischen Soldaten, fürchteten
Wenn sten
sie
sehr
die
Artillerie,
doch
besonders die Haubitzen.
eine solche platzte, stäubten die Reiterhaufen
im grös-
Schrecken auseinander.
Am
18.
kamen
einige Araber heimlich
zu den französi-
schen Vorposten und erzählten dem General Berthezene, dass er andern
Tags
mit aller
Macht angegriffen werden würde.
J56 Einer von ihnen,
Scheikh der Beui-Dschad, sagte zum
ein
General, die Araber seyen des Krieges
müde und
sein
Stamm
hege besonders eine günstige Stimmung für die Franzosen.
werde am Tage der Schlacht mit
Am
erfüllt;
aber der
wie der Scheikli vorausgesagt
statt,
]9. warfen sich
Er
seinen Leutan zu ihnen
Dieses Versprechen wurde nicht
übergehen.
Angriff fand in der That hatte.
all'
Tagesanbruch
die Algierer mit
auf die ganze Linie der Franzosen mit ziemlicher Entschlos-
Auf dem
senheit.
linken Flügel, namentlich da,
wo
die
ken dem 37sten Linienregiment gegenüber standen,
Der Feind wurde aber auf
heiss gekämpft.
geworfen und verlor
der Hindernisse
Kanonen im das
darunter
Ebene, Staueli,
— 4000
das es
60
wenn
seinen
war
so
gross,
die
worden,
in
heilloser
dass
seinem
der buschigen
erhielt,
wurden
getödtet oder verwundet.
Die
Alle Eingebornen ver-
Franzosen damals den Feind rasch ver-
Hände
gefallen wäre, denn die
Unordnung und
Niemand an
der Stadtthore gedacht
mont,
und
Gebüsche bedeckten
Namen nach
geliefert
folgt hätten, die Stadt in ihre
flohen
Pferd
Fuss lange Zelt des Agas.
Franzosen verloren gegen 600 Manu.
Türken
zu
Lager und Gepäck wurden genommen;
Türken und Araber
sichern, dass,
sich
Die Feinde Hessen auch diesmal
vor.
Stiche,
wo
mit dichtem
des
prachtvolle,
In diesem Treffen,
3
dauerte lange,
Die zwei ersten Divisionen marschirten nun
Bodens im Sturmschritt ihre
wurde Punkten
Befehl zum Vorrücken zu
zögerte,
Endlich setzte der Obergeneral
geben.
gab das Signal. trotz
Der Kampf
viele Leute.
weil General Bourmont
allen
Tür-
eine
haben würde.
die Bestürzung
ernste Vertheidigung
Aber General Bour-
System der Vorsicht und Langsamkeit uner-
schütterlich getreu,
bewegte sich nicht vom Fleck,
blieb in Staueli bis
zum
24. Juni.
sondern
157 Ibrahim Aga, der General der Türken, hatte nach
dem
Er
ver-
Treffen bei
Staiieli
verloren.
anfangs in ein Landhaus und wagte nicht vor
sich
steckte
die Besinnung- völlig
Dort suchte ihn
seinem Schwiegervater sich sehen zu lassen. der
Maure Hamdan-ben-Othman-Khodscha
Deys mer
auf, sprach
Franzosen mit einem Araberstamm
die
Auftrag des
ihn, die
Heeres wieder zusammenzuraffen.
seines
waren
in
ihm Muth zu und ermunterte
Trüm-
Unterdessen in
Verkehr ge-
Der Dragoman Ayas besuchte sogar einen
treten.
ihrer
Die Araber versicherten
Duars und kaufte einige Ochsen.
aufs Neue, sie seyen des Krieges satt und bereit, das französische
Lager mit Lebensmitteln zu versehen, wenn man
gegen
die
Rache der Türken schütze und besonders
sie gleich
Beides wurde versprochen, indessen kannte
haar bezahle.
sie
man
den Charakter dieser Leute damals noch so wenig, dass man auf dergleichen Versprechungen mehr Hoffnung baute,
als sie
In einem Tagesbefehl schärfte General ßourmont
verdienten.
den Soldaten
ein, in
ihrem Verkehr mit den Eingebornen sich
freundlich und redlich zu
benehmen, da diese auf dem Punkt
stünden, zu den Franzosen überzugehen und mit ihnen gegen ihre Unterdrücker
,
die
Türken zu
folgte aber die Enttäuschung auf
darauf,
am
Dieser Illusion
fechten.
dem Fusse.
Wenige Tage
24. Juni, fand ein allgemeiner Angriff der
und Araber gegen die französische Linie weglichkeit die Eingebornen für
und Feigheit
hielten.
Die
erste
ein
statt,
Türken
deren Unbe-
Zeichen der Schwäche
Division und die Brigade
Damremont rückten dem Feind entgegen und warfen ihn mit Leichtigkeit aus
allen
seinen
Stellungen,
wollte der unentschlüssige und ängstliche
aber noch immer
Bourmont den Feind
nicht bis zur Stadt verfolgen lassen.
Die
französische
Armee
arbeitete
an
einer
bequemen
158
Kanonen und Bagagewagen.
Fahrstrasse für ihre nerale
und
waren an
Geniecorps
das
wenig gewöhnt, dass
Die Ge-
Kriegsweise
die
so
nur mit äusserster Langsamkeit und
sie
Vorsicht vorwärts zu bewegen sich getrauten.
Einige Jahre
später trat an
Zauderns die
die Stelle dieses überängstlichen
Während
Tollkühnheit.
unklugste
Wochen
Jahreszeit drei
ein Vergleichungsweise
brauchte,
ßourmont
um
Juni
ohne je zuvor
,
auf der
fielen
Am
des 4ten
Winter 1836 einen
eine Recognoscirung in
Vom
und
Infanterieregiments
leichten
25. bis
zum
ganzen Linie nur Tiralleurgefechte
28. überfiel eine feindliche Colonne
ein
Bataillon
tödtete
ihm 150
Die Nachlässigkeit des Bataillonschefs war an diesem
Mann.
Die Soldaten waren auf seinen Befehl
Verlust allein Schuld. ihre
beschäftigt,
zerlegt
über
Constantine über Gebirge und Schluchten mit einem
ungeheuren Tross
vor.
Weg
fünf Stunden
jener Richtung vorgenommen zu haben. 28.
besten
wenig schwieriges Terrain zurückzu-
legen, unternahm Marschall Clauzel im
Zug nach
zur
Waffen zu reinigen,
hatten
ihre
und konnten demnach keinen Widerstand
Am
rückte
29.
endlich
die
Armee
Stadt Algier und die sie umgebenden Forts minirt.
Der Widerstand
wohl
einen tüchtigem
sie
an ihrer Spitze
der Feinde
dem misslungenen Angriff vom Unfähigkeit
seines
welcher die
,
allenthalben
hatte
do-
ziemlich matt, ob-
und muthigern Führer
Der Dey
hatten.
war
und besetzte
vor
Abhänge des Budschareaberges
die Gipfel und
Flinten
leisten.
sich
als bisher
nämlich nach
24. Juni von der gänzlichen
Eidams überzeugt und an seiner
Stelle
Mustapha-Bu-Mesrag, Bey vonTitteri, einen tapfern Türken
zum Oberbefehlshaber Arbeiten 3. Juli,
zur
der
Eröffnung
an welchem
Algierer
Armee
der Laufgräben
ernannt.
Die
dauerten bis zum
Tage auch Admiral Duperre
mit seiner
159 Flotte auf der
Rhode von Algier
Am
erschien.
4. feuerten die
französischen Batterien auf einmal gegen das Kaiserfort und
Werke der Stadt. Die türki-
dieKasbah, die beiden bedeutendsten
schen Batterien erwiederten das Feuer vier Stunden lang mit
Dann
grosser Energie.
aber,
durchlöchert
schwieg
und
waren
wurde
,
Mehrzahl ihrer Ge-
die
als
Werke und Mauern
schütze zertrümmert und die
von Kugeln
das Feuer allmälig
gegen Mittag
schwächer
Das Kaiserfort wurde
ganz.
geräumt und sein Pulvermagazin auf Befehl des Deys ange-
Die Esplosion
zündet.
Wände.
zerstörte
innern Gewölbe
alle
Einige französische Compagnien drangen durch die
Löcher der Mauern
in das Kaiserfort
ein
bracht wurden,
feuerten
die
Franzosen
die
in das
Fort ge-
auf das tief unten
Seeufer stehende Fort Bab-a-Zun, dessen Batterien auch
zum Schweigen gebracht waren.
bald
eröiFnete
Werke
ebenfalls
der Stadt nach der Hafenseite
;
gegen die
dasselbe
blieb
da die Entfernung zu gross war.
Innern der Stadt herrschte nach grösste Bestürzung.
mung
Die französische Flotte
gut unterhaltenes Feuer
ein
wirkungslos,
völlig
die
und nahmen es in
Drei türkische Geschütze waren unversehrt geblieben;
Besitz.
mit diesBn nebst zwei Feldgeschützen,
am
und
dem Falle
aber
Im
des Kaiserforls
Die Bewohner, welche eine Erstür-
der Stadt in Begleitung aller gewöhnlichen Unordnungen
und Greuel eines solchen Ereignisses fürchteten, drängten sich in
Masse nach der Kasbah und verlangten mit grossem Ge-
schrei, dass der
Dey
capitulire.
Dieser sandte seinen
Maka-
zum General Bourmont mit dem Vorschlag,
die Kriegs-
kosten bezahlen und sonstige Genugthuung geben
zu wollen.
tadschi
Als der französische General hierauf nicht einging, erbot sich der Makatadschi,
ein
verrätherischer Schurke,
Grossen dieses Raubstaates,
seinen Gebieter aus
wie
fast alle
dem Wege
160 zu schaffen.
Er
zu welcher
Würde
man könne dann mit dem neuen Dey,
sagte,
er den Khasnadschi zu erheben wünschte,
zu sehr vortheühaften Bedingungen zösische General
aber,
unterhandeln.
war,
der beauftragt
Herrschaft ganz zu stürzen, wies
deren
Annahme ohnehin
reichs
gewesen wäre.
diese
die
als
fran-
türkische
Vorschläge zurück,
unverträglich mit der
Hussein -Dey schickte hierauf
Der
Ehre Frank-
Unterhändler die Mau-
Achmed -Buderbah und Hamdan-ben-Othman-Khodscha,
ren
zwei gewandte,
listige
Männer, welche
sich
längere
Europa aufgehalten hatten und französisch mit tigkeit sprachen,
zum General Bourmont.
vieler
Zeit in
Leich-
Nach zweistündiger
Unterhandlung kam eine Capitulation zu Stande, dem zufolge sämmtliche Forts und die Thore der Stadt den
Kasbah,
die
Truppen
französischen
Dey wurde
frei
Escorte
für
so
werden
gestattet, mit seiner Familie
vermögen sich sollte
Vortheile
übergeben
wurden
verpflichtete
die Religion,
zu begeben, seine
und seinem Privat-
ihre
nahm Hussein -Dey
als
Freiheit,
Eigenthum, Handel
an.
gleich.
Es kam
Am
Diese Capitu-
dieser
5. Juli
Act einer Ab-
1830 zogen
die
Sieger in Algier ein und ihre Fahne, die bald
Farbe wechseln
Kaiserfort.
Eben
der General Bourmont auf seine Ehre,
persönliche
dankung von seiner Seite Franzosen
eine
Die gleichen
Sicherheit wachen.
und Industrie der Einwohner zu respectiren. lation
Dem
wohin er Lust habe;
der türkischen Miliz zugesichert.
sich die
sollten.
sollte,
wehte auf der Kasbah und dem
161
m. Algier unter der Herrschaft Frankreichs.
— Expeditionen
nach Beiida, Bona und Oran.— Ankunft des Marschalls Clauzel. Maassregeln der innern Verwaltung. Expedition nach Medeah. Kampf und Blutbad in Beiida. Verträge mit Tunis. Abberufung Clauzel' s. Anltunft des Generals Berthezene. Zweite Expedition nach Medeah. Gefechte in den Umgebungen Algiers. El-Hadschi-Mahiddin-el-Sglür-ben-Mubarek's Ernennung zum Aga der Araber. Misslungene Expedition gegen Verwaltung des Generals Boyer in Oran. Bona. Anarchischer Zustand des Innern der Provinz Oran. Sidi-Mahiddin und General Berthezene. Abd-el-Kader.
Marschall Boürmont.
—
Juliusrevolution.
—
Abreise Bourmont's.
—
— —
—
— —
—
—
—
—
—
—
—
—
Am
Tage nach
neral Boürmont,
der Einnahme Algiers schickte der Ge-
der bald darauf den Marschallstab empfing,
eine Colonne nach
dem Cap Matifu
ab,
um
sich der Marstalle
und Heerden,
welche die türkische Regierung in Hausch-
el-Kantara
Maison carree) undRassota, zwei bedeutenden
(jetzt
Landgütern der Staatsdomaine besass, zu bemächtigen.
Achmet,
der
Bey
von
Constantine,
500 Reitern den Rückmarsch nach
welcher
mit
Aber seinen
seiner Provinz eingeschla-
gen, hatte diese Landgüter zuvor geplündert und die Franzo-
sen fanden nur kahle Mauern.
Moritz Wagner's
Algier
II.
11
162 Bis zum 23. Juli blieb die Armee ruhig in den Umgebungen der Stadt Algier gelagert.
In jene Zeit
der
Anfang der
und Landhäuser der Um-
Zerstörung der prächtigen Gärten gebung.
fiel
Niemand wusste damals, ob man Algier behalten
um
würde; niemand kümmerte sich
Daher
dessen Zukunft.
sahen die Officiere auch gleichgültig zu, wie die
schönsten
Palmen und Orangenbäume unter der Axt der Soldaten
zum Bivouacfeuer verbraucht wurden.
sammenbrachen und In die schönen
zu-
Landhäuser, deren Bewohner sich geflüchtet und verwüsteten und
hatten, brachen Rotten von Soldaten ein
zertrümmerten sogar die Wände,
der Hoffnung, vergrabene
in
Die Spuren
Schätze zu entdecken.
dieses vandalischen
und im Quartier von Mustapha Pascha,
Wü-
dem Budscharea
thens sind noch heute sichtbar, namentlich auf
wo man
blühendsten Gegend auf solche frische Ruinen
inmitten der
stösst.
Diese Unordnungen beschränkten sich aber nicht blos auf das bivouakirende Heer. in
Auf den hohen
Officieren,
den Staatsgebäuden der Stadt einquartiert hatten,
die sich
lastet eine
Die Kostbarkeiten der Kasbah
weit schimpflichere Anklage.
wurden grösstentheils entwendet;
die prächtigen
Vasen,
die
reichen Waffen, unter denen viele aus den glänzenden Zeiten
Spaniens
stammten
Magazinen wanderten
und
Kasbah
der
langer
seit
habgierige Hände,
in
und zu Geld machten tiger Arbeit
von Piraten weggenommen in den
;
Zeit
welche
reiche Gefässe,
begraben
lagen,
sie verschleuderten
zum Theil von präch-
und wahrem KunstWerth, Wurden eingeschmolzen
und Münze daraus
geschlagen.
sollen
—
nicht
wenige Stabsofficiere,
so erzählt
aus der nächsten
gehabt haben.
man noch
Umgebung
An
diesen
Entwendungen
heute in Algier allgemein
sogar
Generale
—
und Personen
des Marschalls Bourmont Theil
Eine Untersuchungscommission wurde in der
163 Folge
Es kam aber von ihren Entdeckungen
eingesetzt.
sbah
ohne beträchtliche Schmälerung nach Frank-
soll nicht
reich gewandert seyn, obwohl Pellissier,
Mann,
nie
Sogar der Schatz der Ka-
etwas zur öffentlichen Kenntniss.
in seinen
^^
gewissenhafter
ein
Annales Algeriennes''^ diesem Gerücht
aufs Bestimmteste widerspricht.
Am
kleinen
einer
Colonne von ]000
100 Reitern einen Ausflug
und
bungen
die
Metidscha und
von Beiida,
wo
1200 Mann und etwa
bis
ins innere
Richtung nach der
in südlicher
Sahel
Bourmont an der Spitze
23. Juli machte Marschall
Land.
Atlaskette, sich
lagerte
Er wandte
sich
überschritt den in
Umge-
den
Bevölkerung ihn gut empfing.
die
Ben-Zamun, Kaid des mächtigen Kabylenstammes Flissa auf
dem Dschurschuraberge, auf
alle
schen hatte
ein
Manu,
Stämme der Gegend
Obergeueral
zuvor
in
der bedeutenden Einfluss
war mit dem
besass,
Unterhandlungen
französi-
getreten
und
zum Vermittler zwischen den Eroberern Algiers
sich
und seinen Landsleuten erboten.
Als derselbe von
dem Vor-
haben Bourmont's hörte, einen Ausflug ins Innere unternehmen zu wollen, suchte
er ihn
zu überreden,
diese Excursion
so
lange zu verschieben, bis ein förmlicher Vertrag die Art des
Verkehrs zwischen
stellungen
den Franzosen
Bourmont kehrte
setzt habe.
und Eingebornen festge-
sich aber
Ben-Zamun's und würdigte
nicht
an diese Vor-
seine
Anträge kaum
einer Antwort, obschon die Klugheit gebot, einen so einfluss-
reichen Häuptling mit
mehr Rücksicht zu behandeln.
Neugierde w^ar im Grunde
Bourmont zu Die Folgen
Tage nach
diesem desselben
ziemlich
das
einzige Motiv, welches
zwecklosen Ausfluge bewog.
waren aber
der Ankunft der Colonne
ernsthaft genug.
merkte man
Am
aus den
Bewegungen der am Fusse der Gebirge versammelten Haufen 11*
164 Die
vou Arabern und Kabylen, dass ein Angriff" bevorstände. sorglos
völlig
wunderschöne Gegend
und
kaum
staunten, hatten
welche
Soldaten,
zerstreuten
üppigen
die
Zeit genug, zu den
neugierig
die
Orangengärten
an-
Waffen zu
greifen.
Ein Escadronschef vom Generalstabe wurde meuchlings gemordet und
die
Colonne auf ihrem Rückmarsch
Nähe von Buffarik
Bourmont war über
verfolgt.
Er
wartete Feindseligkeit äusserst ergrimmt.
dem Sturze der Herrschaft
Deys
des
kerung zu
wo
sie
finden,
und
durch nichts
die
diese uner-
glaubte nach
ein unterworfenes
Tyrannen
eine für die Vertreibung ihrer
in
bis
Land,
erkenntliche Bevöl-
nun gerade da auf Feindseligkeit,
stiess
hervorgerufen
Da man
worden.
den
Charakter der Araber noch nicht kannte und in ihnen die künftigen Ailiirten der Franzosen zu sehen wähnte, schob
Schuld
die
des Widerstandes
Türken und
auf die
man
glaubte
oder suchte sich wenigstens ^u überreden, dass sie die Araber zu
Feindseligkeiten
wurde
aufgereizt
In
hätten.
Wahne
diesem
nach
der
Abreise
Hussein-Dey's zurückgebliebenen Türken beschlossen.
Es war
die
Vertreibung
der
ein ungeheurer Fehler, den
denn
die
Algier
in
man
in der
Türken und Kuruglis
Folge
zeigten
sich
einzige zuverlässige Stütze der Franzosen.
im Dienste der neuen
Herren treu und
damals nicht mehr zahlreich genug,
um
bitter
bereute;
später
als
die
Sie schlugen sich tapfer,
die mächtig
waren aber erwachende
Begeisterung der Araber für die Wiederherstellung einer arabischen Herrschaft niederdrücken zu können. vertriebenen 5- bis
Die aus Algier
6000 Türken waren der Kern der
macht des Deys und hielten
allein
das
Land
in
Streit-
Gehorsam.
Bei ihrer genauen Kenntniss des Charakters der Araber und
Kabylen,
der
Stellung
und gegenseitigen Verhältnisse
Stämme und Häuptlinge, wären
der
ihre Dienste den Franzosen
165
vom
Man hatte
entschiedensten Vortheil gewesen.
durch ihren
Beistand, durch ihre Vermittelung sogleich die Herrschaft auf
Land ausgedehnt und
das ganze ersetzt,
so
die
türkische Regierung
noch ehe die Stämme zur Besinnung gekommen und
mit der Idee einer arabischen Herrschaft befreundet geworden
So aber
wären.
wurde
das
Land
aus
aller
Organisation
Die früheren Beamten waren vertrieben, die
herausgerissen.
Actenstücke und Register der Verwaltung bei der Verwirrung, der Einnahme in der
die unmittelbar nach
verschleudert worden.
wurden
überlassen
selbst
sich
theilweise
um
die
Kasbah
herrschte,
Die inneren Provinzen und Stämme
man kümmerte
oder
sich
der Hauptstadt zunächst liegenden
nur
Gegen-
Daraus musste natürlich anfangs ein anarchischer Zu-
den.
stand im Innern,
später eine Vereinigung der
Stämme
unter
der Herrschaft des mächtigsten und glücklichsten Häuptlings erfolgen.
Marschall Bourmont hatte, noch ehe er den Ausflug nach Beiida unternommen, zwei kleine Expeditionen zur See abgeschickt,
um
sich der Städte
Bona und Oran zu bemächtigen.
Beide Expeditionscorps wurden aber auf die Nachricht
dem Ausbruche der rufen.
Juliusrevolution schnell wieder zurückge-
Die nach Oran bestimmten Truppen unter dem Com-
mando des Obristen Goutfrey waren noch schifft,
wirklich
von
als
ihnen Gegenordre zukam.
vom General Damremont
Angriff der
Araber tapfer
nicht einmal ausge-
Bona hingegen wurde
besetzt
vertheidigt.
und gegen einen
Die
Stadt
musste
aber auf den bestimmten Befehl Bourmont's wieder geräumt
werden.
Die Nachricht von dem Ausbruche der Juliusrevolutiou
war am
IJ.
August durch ein Handelsschiff nach Algier ge-
bracht worden.
Bourmont, ein durchaus unentschlüssiger Cha-
166
was
rakter, wusste uicht
er beginnen sollte, und folgte
dem Rathe der enthusiastischen Legitimisten, deren den Oberofficieren sehr treffen
weder
es unter
gab, und welche Anstalten zu
viele
wünschten, die Armee
nach der Küste der
Vendee
überzuführen und dort für die Legitimität zu streiten*
gab er den Wünschen derer nach,
noch
wie die Generale La-
die,
und Tholoze, vor allem darauf drangen, dass die Armee
hitte
sich von der
Mehrzahl ihrer Landsleute nicht trennen dürfe
und jeder Regierung
sich unterwerfen
müsse, welche Frank-
Als aber weitere Nachrichten aus Frankreich
reich wähle.
folgten und der Sieg
der Revolution allenthalben unbestritten
da wurden namentlich unter den Subalternofficieren die
blieb,
Stimmen immer
lauter
Ordnung der Dinge von Officieren
und dringender, dass man der neuen
sich anschliessen müsse.
waren im Begriff
zum Marschall ßour-
sich
mont zu begeben und ihn aufzufordern, der weissen
statt
Eine grosse Zahl
die dreifarbige
Fahne
Bourmont kam diesem Be-
aufzupflanzen.
suche durch die Bekanntmachung eines
vom
16.
August datirten
Tagesbefehls zuvor, worin erder Armee die Abdankung Carl's X.
und des Herzogs von Angouleme zu Gunsten des Herzogs von
Bordeaux ankündigte und Befehls
eines
des
Königreichs,
des
die
weisse ersetzen werde. erfüllt
Kenntniss
setzte, dass in
Folge
von Orleans, Generallieutenants
dreifarbige
Fahne und Cocarde
die
Diese Erklärung wurde auch bald
und beruhigte die Armee.
Die neral
sie in
Herzogs
letzten
Stunden seines Commandos wurden dem Ge-
Bourmont noch
verbittert durch
eine Folge seiner Entmuthigung waren.
Vorfälle,
welche nur
Als
Araber im
die
Innern sahen, dass die französischen Truppen sich nicht mehr
vom Fleck
rührten, ergriffen sie die
Banden gegen
Offensive,
die Stadt an und blokirten dieselbe.
rückten in
Wer
sich
167 über eine gewisse Entfernung von der Stadt hinaus wagte,
war
ziemlich sicher,
dem Obersten
ermordet zu werden.
Dies widerfuhr
des Isten Liuieuregiments und mehrern andern
Ebene von Mustapha-
Officieren, welche dicht bei der kleinen
Pascha erschlagen wurden.
Der
in
von Titteri, Mustapha-Bu-Mesrag, zosen unterworfen hatte,
dem Vorwand,
Medeah
Bey
residirende
welcher sich den Fran-
erklärte diesen
Krieg,
den
unter
Vertreibung der Türken die
dass sie durch
Capitulation gebrochen hätten.
Am
2.
kanischen
September kam der zum Obercommando der
Armee berufene General
schall
Clauzel
Noch an demselben Tage
von Algier an.
Bourmont
ein.
Er
hatte anfangs
auf der
schiffte
afri-
Rhede Mar-
sich
die Absicht gehabt,
sich nach Frankreich zu begeben, änderte aber plötzlich
Er
sen Entschluss und ging nach Spanien ab.
ner üeberfahrt ein StaatsschifF verlangt,
bis
er
ver-
mit Kauffartei-
ein österreichisches Schüfehen
das ihn aufnehmen wollte.
fand,
hatte zu sei-
was ihm aber
Lange musste der Marschall
weigert wurde.
fahrern unterhandeln,
die-
So
verliess der
Eroberer
Algiers den Schauplatz seiner schönen Waffenthat als Verbannter in aller
Der
älteste
Zwei
Stille.
war mit den
seiner
eroberten
Söhne begleiteten
ihn.
Fahnen nach Frankreich
abgegangen, ein vierter war im Gefecht bei Sidi-Kalaf gefallen.
Obwohl der Name des Generals Clauzel zendsten der französischen
einer der glän-
Ruhmepoche war, so erregte
seine
Ankunft doch wenig Enthusiasmus bei den Truppen, welche wussten, dass die Stimmen der Opposition, walt
gekommen
,
die an die
der Expedition üicht günstig waren.
erste Proclamation des
neuen Obergenerals zeigte die
Ge-
Die Erhe-
bung Ludwig Philipp's auf den französischen Thron an, ohne
168 dass ein einziges
mit seiner
Wort
Armee von Afrika
für
zufrieden sey und die Ehre ih-
Eine grosse Zahl Officiere und Soldaten
res Sieges adoptire.
waren damals
ob das Vaterland auch
darin sagte,
Bourmont ziemlich eingenommen.
Seine
neueste Waffenthat hatte die Schmach, welche seit 1815 seinen
Namen
Sein Un-
befleckte, wenigstens theilweise verwischt.
glück versöhnte
Gegner,
jetzt" seine edleren
Wünsche
deren
den verbannten Eroberer Algiers ins Exil begleiteten.
Commission wurde niedergesetzt, suchen, welche der
die Unterschleife
Armee von Afrika
zu unter-
in Betreff der auf der
Kasbah gefundenen Schätze vorgeworfen wurden.
kam
dieselbe trotz
dem Eifer und der
Eine
Indessen mit der sie
Bitterkeit,
doch zu keinem Resultat,
ihre Nachforschungen fortsetzte,
und man wird wohl nimmermehr erfahren, in welche Taschen und Münzen gefallen,
ein Theil jener Kostbarkeiten
welche
aus den Gewölben der Kasbah von den gewandten Schatzgrä-
bern der Seine erlöst worden waren. General seines
Clauzel
Commandos mit
sich
beschäftigte
einer neuen
gleich
beim Beginn
Organisation
der Armee.
Ein Bataillon von Eingeborenen wurde unter dem Namen Zuaven (arabisch Zuauas)
errichtet,
grösstentheils aus
Kaby-
len der Provinz Constantine bestehend, welche den Regierun-
gen der Barbareskenstaaten ihre Dienste verkaufen, Schweizer die ihrigen in Europa. Plänklercorps
,
welches das
Dieses treffliche leichte
türkische
seitdem bedeutend vermehrt,
wie die
Costume
trägt,
wurde
besteht aber jetzt grösstentheils
aus französischen Freiwilligen, da den Eingeborenen bald die
Der
Lust an der Disciplin verging. ersten Verwaltung Clauzel's
war
wichtigste Act dieser
die Organisation der Gerichts-
höfe, welche selbst den Beifall Pichon's erhielt, der sonst ein
so strenger Tadler von Allem
ist,
was
nicht von
ihm gemacht
169 Die Mauren nahmen indessen die Einrichtung wenig
wurde.
weil sie die oberste Gerichtsbarkeit des Kadi-
günstig auf,
Hanefi
der maurische Schriftsteller Hamdan-ben-
zerstörte;
Othman-Khodscha, welcher im Jahre 1833 über Algier
schrieb,
System mit grosser Bitterkeit
europäi-
griff dieses
an.
Alle
schen Einwanderer, welche auf die Zukunft des Landes speculirten,
waren
Clauzel's eifrige Anhänger.
Eine Gesellschaft
von Colonisten bildete sich unter seinen Anspielen, und nahm den
schönen
,
grossen
seitdem von den Franzosen
1000 Morgen Landes
Hausch
Pachthof
-
Ferme modele
Hussein
Pascha,
-
genannt, welcher
in sich fasst, in Besitz.
Nach diesen Verwaltungsmaassregeln war General Clauzel
Der
auf die Ausführung seiner kriegerischen Plane bedacht.
Bey von
Titteri,
Mustapha-Bu-Mesrag
,
hatte Gesandte an
Hassan-Bey von Oran und Achmet- Bey von der Aufforderung geschickt, ihn als
Constantine, mit
Dey von
Algier anzuer-
kennen und ein Hülfscontingent gegen die Franzosen ihm zu
war dazu geneigt, Achmet aber, der
schicken.
Ersterer
ber selbst
Dey werden
mit der hochmüthigen Antwort: Clauzel verliess Algier
verweigerte ihm
wollte,
am
17.
„Du
bist nicht
alle
mehr,
November 1830 mit
lie-
Hülfe
als ich."
einer klei-
nen Armee von 8000 Mann, um dem kriegslustigen Bey von Titteri, der hinter seinen in seiner Hauptstadt
18.
Bergen
Medeah
November bivouakirten
selben Stelle,
wo
heutigen
sich
für unbesiegbar hielt,
einen Besuch zu machen.
die
Am
Truppen zu Buffarik, an der-
Tages das Lager d'Erlon
steht.
Bei ihrem Weitermarsche gegen Beiida zeigte sich eine arabische
Reiterhorde,
deren Absicht feindselig schien.
Der
Obergeneral schickte den jungen italienischen Renegaten Joseph oder Yussuf, der sich damals noch nicht träumen Hess, dass er zu einer so wichtigen Rolle bestimmt sey,
den Ära-
170
um
entgegen,
bern
mit ihnen in Unterhandlung zu treten.
Yussuf kam mit deren Anführer,
einem stolzen Araber von
imposanter Gestalt zurück, welcher auf die Aeusserung Generals
Clauzel,
er
schlafen, erwiederte:
habe Lust,
er dagegen habe Lust,
Tage
ßelida wurde noch an demselben eine Besatzung
Wege Heer
von bei
grüsste
500 Mann,
von
Medeah
den
Franzosen
am Fusse
des
ehrwürdigen
Eine Proclamation wurde
20.
man
lagerte
hierauf, liess dort
das
kleine
einem Landgute des Beys
Die
Gebirgs.
Atlas in
besetzt;
und rückte dann auf dem
Am
weiter.
dem Hausch Musaia,
von Oran, dicht
die
Die Feindseligkeiten begannen
daran zu hindern.
des
heute noch in Beiida zu
mit
Artillerie
be-
25 Kanonenschüssen.
Napoleonischem Style erlassen,
und bei den abendlichen Bivouacplaudereieu, welche unter den französischen Regimentern beliebter und origineller sind, als unter den
Truppen irgend einer andern Nation, erzählten
die
zahlreichen Pariser Freiwilligen, die Erinnerungen ihrer classischen Studien zu Hülfe rufend,
ihren weniger unterrichte-
ten Kameraden, wie seit den Zeiten der
Römer, des grössten
Kriegsvolks, mit dem ein Vergleich jeder Nation schmeichelt, keine europäische
2L
Armee den
November fand
Atlas überschritten
habe.
rigen Engpasses Teniah ein wüthender
Kampf
mit den Tür-
ken des Beys und den kriegerischen Gebirgsbewohnern welche erst nach mehrstündigem Kampfe aus vertrieben wurden.
Von
der
Höhe
Am
bei der Uebersteigang des äusserst schwie-
statt,
ihrer Position
Die Franzosen verloren dabei 220 Mann.
des Engpasses Teniah erliess General Clauzel
jene bekannte Proclamation voll hochtrabender Phrasen, worin er zu seinen Soldaten unter *
wie die Riesen geschlagen."
Andern sagte; „Ihr habt Euch
Am
22.
November wurde Me-
deah, die Hauptstadt der Provinz Titteri,
ohne Widerstand
171 besetzt,
und der neuernannte Bey Ben- Omar mit einer Be-
Während
satzung dort zurückgelassen.
der Obergeneral hier-
auf seinen Rückzug nach Algier antrat, war die Stadt Beiida der Schauplatz schauderhafter Scenen geworden.
Ben-Zamun
an der Spitze seiner Kabylen hatte die kleine Besatzung dort
Es gelang ihm, durch
angegriffen.
mauer
in die Stadt einzudringen,
mit grosser
Wuth
die halb verfallene
Menge Wei-
den Strassen, wobei eine
in
ber und Kinder in der Hitze des
Ring-
und man schlug sich lange
Kampfes gemordet wurden.
Bei der Annäherang der rückkehrenden Truppen von Medeah
Kabylen
ergriffen die
Clauzel räumte aber Beiida,
die Flucht.
da es ihm bei der feindseligen Stimmung der dortigen Stämme zu gefährlich schien, Truppen daselbst zurückzulassen.
Der hartnäckige Widerstand, den französischen
Armee
die
Eingeborenen der
entgegensetzten, mochte in
Clauzel den Plan erzeugen, der,
wenn
dem General
er damals zur Ausfüh-
rung gekommen wäre, der Ehre Frankreichs keinen NachtheJl
gebracht hätte, und zur Unterwerfung des Landes
grössten Vortheil gewesen wäre.
ner wenig zahlreichen
Armee
die Schwierigkeiten
ausgedehnten Operationsbasis einsah, einen Tractat
mit Tunis,
vom
Clauzel, welcher bei sei-
machte
einer so
zu jener Zeit
vermöge dessen dem Bruder des
dortigen Beys die Provinzen Constantine und Oran unter französischer Obersouverainetät abgetreten werden
neue Bey verpflichtete sich,
unter
Caution
sollten.
Der
seines Bruders,
Frankreich einen jährlichen Tribut von einer Million Fran-
ken zu bezahlen, und
alle
Handelsniederlassungen der Fran-
zosen im Innern des Landes zu begünstigen, die Unterstützung der französischen
Auf
diese
Weise
und Constantines
hätte statt
Frankreich
wogegen ihm
Waffen zugesichert wurde. an den Stämmen
Orans
hartnäckiger Feinde vielleicht nützliche
172 Alliirte
und seine Kräfte
gefunden,
von einem Punkte,
alle
nämlich von Algier aus, auf die benachbarten Gegenden ver-
wenden können.
Dieser Tractat wurde leider von der fran-
zösischen Regierung nicht genehmigt, weil die Eitelkeit des
Ministers Sebastiaui durch das allzu unabhängige Handeln des
Dies war auch der Grund
Generals Clauzel sich verletzt sah.
der baldigen Abberufung des letzteren von Afrika. lich betrauerte die
Menge
Schmerz-
der eingewanderten Colonisten und
Speculanten seine Entfernung; sie wussten, dass Clauzel für die afrikanische Niederlassung
eingenommen war,
trauen in ihre Zukunft hatte.
Die Armee verlor an ihm einen
energischen, unternehmenden Führer.
nen war die Stimmung
Unter den Eingebore-
Die Araber der Metidscha
getheilt.
hatten zwar einen
Beschluss
verbot, Tribut
den Stämmen zu erheben
nommen,
bei
ihr Fanatismus
waffnet worden.
und Ver-
Clauzel's,
Beys
welcher allen ,
günstig aufge-
war aber dadurch keineswegs
ent-
Die Mauren konnten ihm nie vergessen,
dass er viele Moscheen hatte niederreissen lassen. Clauzel's Nachfolger
war der General Berthezene,
wel-
cher während des Feldzugs unter Bourmont die erste Division
commandirte, und dessen Verdienste damals von den Oppositionsblättern,
um Bourmont
In der That
lichkeit erhoben wurden.
ziemlich beschränkter
Er
zu schaden, weit über die
Kopf
war Berthezene
Verwalter,
als
Wirk-
wie
als
ein
General.
beschäftigte sich anfangs viel mit administrativen Maassre-
geln, die aber ohne
Zusammenhang waren und den
senen Unordnungen nicht steuerten. eine besondere Vorliebe
für
die
eingeris-
Dieser General zeigte
Mauren.
Intriganten,
Achmet -Buderbah und Hamdan-ben-Othman-Khodscha, langten unter ihm zu grossem Einflüsse.
merte sich Berthezene wenig
Es
wie ge-
Um die Araber küm-
schien, als hielt er es
kaum
173
Mühe werth
der
tigen; sich
der Regel überliess er es den Dolmetschern,
in
bei
mit ihren Angelegenheiten sich zu beschäf-
,
meldenden Kaids
ihm
Der zum Aga
der Araber
und Scheikhs
ernannte
Maure Mendiri
getraute
von den Be-
sich nicht, die Stadt zu verlassen, aus Furcht,
Der Kaid des Stammes Kha-
duinen ermordet zu werden. schna,
die
abzufertigen.
Mohamed-ben-elAmry,
Aga
der den
einmal besuchte
und ihm einige Geschenke brachte, wurde auf dem Heimwege als
det,
Verräther von den Leuten seines eigenen Stammes gemor-
ohne dass mau daran dachte, seinen
Der
in
Medeah
eingesetzte
Lage
schen in eine sehr gefährliche unter der Verwaltung Clauzel's
die
gerathen, nachdem schon
erlangte
die nächsten Araberstäoime
An
für seinen
Posten
als seine
über die Provinz
fast bestän-
Macht und
Sou-
die
Ein
Medeahs verschwor
ihrer Spitze stand Uiid-
Oberhand
von den
auszudehnen.
der Sohn des gestürzten Beys, welcher, da
der Stadt nicht die
blieb
und war mehr bemüht,
beträchtlicher Theil der Bevölkerung
gegen Ben- Omar.
Maure,
wenig oder keinen Einfluss auf
Einwohnern Geld zu erpressen, verainetät Frankreichs
Gar-
ein
Er
nicht die erforderliche Energie besass.
dig in der Stadt,
inzwi-
kleine französische
aber doch
der
talentvoll,
zu rächen.
Ben -Omar war
nison von dort abgezogen war.
gewandt und
Tod
Bey Ben- Omar war
behielt,
sich
Bu-Mesrag,
seine Partei in
Medeah
verliess
und
zu den unzufriedenen Araberstämmen der Gegend sich gesellte, mit deren Beistand er die Stadt blokirte.
jeden Augenblick den Ausbruch einer Stadt selbst befürchten musste schrieb an den
ihn
um
,
Ben -Omar, der
Verschwörung
und für sein Leben
der
General Berthezfene die dringendsten Briefe,
Erlösung aus dieser peinlichen Lage flehend.
thezene brach
in
zitterte,
am
Ber-
25. Juni 1831 mit zwei Brigaden von AI-
174
hielt
am
Engpass Teniah ohne Kampf und
überschritt den
gier auf,
29. Juni seinen Einzug
französischen
Truppen
Provinz Titteri noch mehr,
Die Nähe der
Stämme der
zu schrecken.
statt sie
Die fran-
wurden unaufhörlich geneckt und das
Vorposten
zösischen
Medeah.
in
reizte aber die fanatischen
Feuer der feindlichen berittenen Plänkler dauerte von Morgen
bis
Abend
Am
fort.
1.
Juli brach der General von
wo
deah nach dem Gebirge Auarah auf, ihre Contingente versammelt hatten.
seine Ankunft nicht ab,
Me-
Stämme
die feindlichen
Natürlich warteten diese
sondern zogen sich, der gleich von
Anfang an befolgten arabischen Taktik gemäss, zurück, unter
dem Vorbehalt, wieder anzugreifen,
sche
Colonne
den
Rückzug
Feldern
und den Bäumen aus,
hieb die Fruchtbäume
zurückzogen,
um.
erschienen
würde.
antreten
Berthezene keine Feinde fand,
liess
er seine
verbrannte
Sobald
die
sobald die französi-
Als
General
Wuth
an den
die
Erndten und
aber die Franzosen sich
unsichtbar gewordenen Feinde
von allen Seiten wieder und umschwärmten den Nachtrab, mit
dem
sie
bis
bensmittel
vor den Thoren Medeahs
Ben-Omar
2.
Armee
Juli
zug von Medeah,
sich
zur Rückkehr nach Algier entschliessen.
wollte auch nicht in
schloss sich der
Medeah
zurückbleiben, sondern
an.
gegen Abend begann der unheilvolle Rückdessen moralische
Wirkung
zösische Sache äusserst verderblich war.
dem Nachtrab der Colonne, welche
in
eine unerklärbare
Unordnung
in den
für die fran-
Der Feind
folgte
der Dunkelheit
Engpass Teniah ohne Verlust zu überschreiten
kam
Die Le-
waren der Colonne ausgegangen, und so musste
General Berthezene
Am
tiraillirten.
hoffte.
Marsch der
den
Bald Batail-
lone, welche sich, gleichwie die Compagnien, unter einander
mengten und den nördlichen Abhang der Atlaskette mit einer
175 General Ber-
Eile hinabstiegen, die einer Flucht gleichkam.
Er
thezene sündigte gegen alle Kriegsregeln.
einmal
Compagnien auf
einige
um
Engpasses, der Feind
So kam
den Rückzug zu schützen.
sich
bemächtigte
dieser Gipfel
schickte nicht
zur Rechten
die Gipfel
und
es,
eine ziemliche Zahl Soldaten kampfunfähig;
rigkeit des Transports der
Verwundeten
nung auf eine furchtbare Weise.
steigerte die
und rannte so schnell
um den Kugeln der Kabylen zu entgehen. schen Augenblicke wäre die
den Muth
zum Commando
taillon
den
als
möglich
Commandan-
Dieser warf sich,
den Kabylen
fort,
In diesem kriti-
die Geistesgegenwart
der Nachhut berufen,
stritten mit einer
sen sie bisher an hatten.
Armee ohne
gewesen.
aus freiem Antrieb
birgsbewohner
Unord-
den kein Ande-
des später berühmt gewordenen
ten Duvivier verloren nicht
Bald
Schwie-
hörte aller Befehl auf; jeder dachte nur an
So
seine eigene Rettung
und
die
Ein Bataillon des 20sten Li-
nienregiments verlor seinen Commandanten, rer ersetzte.
dass
ein mörderi-
sches Feuer auf die französische Colonne herabsprühte.
war
des
obgleich
mit seinem Ba-
entgegen.
Die Ge-
Tapferkeit, wie die Franzo-
den Arabern noch niemals wahrgenommen
Viele stiegen in den Pass hinunter und kämpften mit
Franzosen
Freiwilligen
,
Mann gegen Mann.
Mehrere der Pariser
welche kurz nach der Juliusrevolution Kriegs-
dienste in Afrika
genommen
hatten und später das 67ste Li-
nienregiment bildeten, waren von den ungewohnten Kriegsstra-
pazen todtmüde und schleppten sich
Heere
her.
Hand
Nachzügler hinter dem
Die Kabylen warfen sich vorzüglich auf diese
Unglücklichen, die
vermochten,
als
kaum den
geringsten Widerstand zu leisten
und stürzten mehrere von ihnen mit der blossen
in die steilen
Abgründe zur Linken des Felsenpfades.
Commandant Duvivier bot mit seinem
Bataillon
den Feinden
176 die Stirne, bis alle Nachzügler sich
zog er sich
gleichfalls
gesammelt
gegen den Feind wieder Front machend, so
Während der
allzuhitzig zusetzte.
Leuten sich opferte,
hatten.
Dann
langsam zurück, immer fechtend und
ihm
oft derselbe
tapfere Duvivier mit seinen
liefen die übrigen Bataillone, in die ein
panischer Schrecken gefahren war, aufs Eiligste davon.
Erst
am Fusse
des Gebirges machten sie Halt und formirten in al-
ler Stille
ihre Glieder wieder,
zeigte
Schwäche, die
ganz beschämt über die ge-
durchaus nicht von Feigheit herrührte,
sondern lediglich von der Ungeschicklichkeit und Nachlässigkeit ihres Obergenerals. die
welche die
Chiffa,
Die Franzosen verloren
Die Verfolgung dauerte Colonne
zur Nachtzeit
diesem
auf
unheilvollen
gegen 300 Mann an Todten und Verwundeten. als
dieser Verlust war der Eindruck,
dieser Schlappe der bisher
pen
Flammen
auf.
überschritt.
Rückzuge Schlimmer
den die Nachricht von
Der Fanatismus
Die gefeiertsten Marabuts,
namentlich der kürzlich von durcheilten alle
an
immer siegreich gewesenen Trup-
im Innern hervorbrachte.
hellen
fort bis
Mekka
Stämme und
loderte
in
worunter
zurückgekehrte Sidi-Saadi,
predigten den
D seh ad
(Glau-
Der mehr erwähnte Häuptling Ben-Zamun kam
beuskampf).
mit einem Heer von Arabern und Kabylen
modele^ wo
an die
Ferme
sich die ersten europäischen Ansiedler eingeni-
Auf
stet hatten.
bis
der
andern
Seite
rückte
Ülid-Bu-Mesrag
Die
Ferme modele
mit seinen Haufen nach Buflfarik vor.
wurde von Ben-Zamun angegriffen und
die ersten
von euro-
päischen Händen besäeten Felder zerstört.
General Berthe-
zene machte mit sechs Bataillonen und der
ganzen Gavalerie
einen Auslall
Bald darauf
und
griff
warf
die
Feinde über die Arasch zurück.
Ülid-Bu-Mesrag mit seiner Bande das Block-
haus am üad-el-Kerma an,
wurde aber von
den aus Algier
177 herbeieilenden Truppen geschlagen.
Nirgends hielten die un-
discipllnirten
Banden der Afrikaner gegen
sten Stand.
Da
die
Franzosen
fe-
jene aber sahen, dass sie im Grossen nichts
ausrichten und das verschanzte Algier nicht wieder erstürmen
konnten, beschränkten sie sich auf den Parteigängerkrieg, in
welchem
die
Eingeborenen immer im Vortheil sind.
Während
Vorgänge
dieser
in der Provinz Algier trugen
sich auch in den entfernteren Provinzen Constantine und
Oran
Begebenheiten zu, welche der Ausdehnung der französischen Herrschaft
Constantine, welcher nach der
Bey von
Achmet,
äusserst nachtheilig waren.
Einnahme von Algier
sich mit
Weg
gemacht
seiner kleinen
Truppe nach Hause auf den
hatte, fand die
Thore
seiner Hauptstadt verschlossen.
unter den dort zurückgebliebenen
Türken
eine
Es war
Empörung ge-
gen ihn ausgebrochen, an deren Spitze Hamud - ben - Schakar,
Achmet, der mit seinen wenigen
Achmet's Khalifa, stand.
Soldaten nichts gegen die Stadt auszurichten vermochte, war
im Begriff,
zu seinen Verwandten in der Sahara, der
sich
mächtigen Familie Ben-Gana,
deren Oberhaupt,
ben-Gana, sein Oheim war, zurückzuziehen, Gegenrevolution
in
der
Stadt
Hamud -ben -Schakar wurde
zu
mit
seinen
seinen
Bu-Asis-
als plötzlich eine
Gunsten ausbrach.
Türken zur Flucht
genöthigt und bald darauf von seinen eigenen Anhängern ge-
mordet, welche
nahm fast
Achmet dadurch zu versöhnen
hofften.
sie scheinbar freundlich auf, liess sie aber in der
sämmtlich einzeln hinrichten.
bischem Blut entsprossenen Officiere
viele
Kabylen
Stamm auf
seiner Miliz
seine regulairen
auf.
Diesem Algier.
II.
alle
Weise.
waren Kuruglis.
Truppen und nahm
Moritz Wagner's
Folge
Achmet war Kurugli, und
begünstigte diesen aus türkischem und maurischem
sten
Dieser
in
oder ara-
Die mei-
Er vermehrte
dieselben besonders
streitbaren Gebirgsvolke zeigte
12
178 dei^
Bey
sich sehr
gewogen.
keine Abgaben bezahlen,
und ihre Marabuts
während der Bey
noch Geschenke,
wohnenden Araber unter Achmet's
Aissa,
Die Kabyleu durften wenig oder
ein
Joch drückte.
eisernes
Khalifa und
erhielten sogar
die in seinem Bereiche
mächtigster
Ben-
war
Günstling,
Kabyle.
Die zur Provinz Constantine gehörige Stadt Bona wurde nach dem Abzüge der auf Bourmont's Befehl zurückgerufenen
Brigade des Generals Dararemont von den Araberstämmen der
Umgebung
Die fanatischen Stämme wollten die
belagert.
Einwohner dafür züchtigen, dass sie die
nommen met,
hatten.
In Bona commandirte ein Türke, Sidi-Ach-
Hunderten seiner Landsleute die
welcher mit einigen
Kasbah oder
Citadelle besetzt hielt, und die Stadt vertheidigte.
Dieser Häuptling schrieb bat ihn
um
Ungläubigen aufge-
an
und
den General Berthezene,
Unterstützung an Mannschaft und Munition, je-
doch mit dem Beisatze,
dass
Eingeborenen bestehen dürfe.
Hülfsmannschaft nur aus
die
Der General
schickte
ihm eine
Abtheilung von 125 Zuaven, die sämmtlich Muselmänner waren, aber unter
dem Commando von zwei
cieren, des Bataillonschefs ficiers
französischen Offi-
Houder, ehemaligen Ordonnanzof-
des französischen Botschafters in Constantinopel, Gene-
rals Guilleminot,
und des Capitän Bigot standen.
Sidi- Ach-
met machte die Anwesenheit der französischen Officiere,
und Houder bald zu Reibungen Bruch.
Houder bemächtigte
Herrschaft über die
Stadt.
,
endlich
sich der
die
Es kam zwischen ihm
er nicht verlangt hatte, misstrauisch.
zu einem offenen
Kasbah und mit
ihr der
Bald aber brach unter den an
Meuterei gewöhnten Türken eine Empörung gegen den französischen
Commandanten
Bey von
Constantine,
aus, an deren Spitze ein abgesetzter
Namens Ibrahim,
stand.
Dieser
listige
179 und treulose Mensch hatte sich zuvor
Houder's Vertrauen
in
eingeschlichen und von ihm Geld erhalten, das er zur Beste-
chung der Türken verwendete.
während Houder
in der Stadt
war,
die französischen Officiere mit
Zuaven vor der
Mit
ihrer Hülfe
die
einigen
Citadelle erschienen,
Kasbah
bei
als
treugebliebenen
wurden
sie mit Flinten-
Zugleich benachrichtigten die Stadt-
schüssen zurückgewiesen.
Sicherheit
er,
und
ihrer
bewohner den Commaudanten Houder, mit
nahm
ein,
ihnen
könne,
verweilen
und
einen Angriff beabsichtigten,
da die Araber
Anhang
auf einen
den fanatischen Individuen der Stadt schen Officiere eilten nun nach
dass er nicht länger
Die
hofften.
unter
französi-
dem Hafen, um nach der auf
der Rhede liegenden Corvette Creole sich einzuschiffen.
In
demselben Augenblicke aber wurden die Thore von den Ara-
Unter furchtbarem Geheule drangen diese
bern eingebrochen. fanatischen
Mauren
Wilden
in
sich
gesellte
den
die
zu
Stadt ein;
Strassen,
Gesindel der
einiges
Es kam zu einem kurzen
ihnen.
wobei
Capitän
ßigot getödtet
Gefechte
in
wurde.
Die übrigen Franzosen und Zuaven warfen
die Boote.
Einige wurden noch im
getödtet, worunter der unglückliche
eine
Kugel
rinesoldaten dieser
in den
Kopf
Moment
Commandant Houder, der Mehrere französische Ma-
erhielt.
Auf
wurden gefangen genommen.
blutigen
Vorfälle
schickte
General
Commandanten Duvivier mit 250 Zuaven, Briggs
vertheilt
ausgeliefert.
waren,
ab.
Dagegen konnte
sich in
des Einschiffens
die Nachricht
Berthezene
den
welche auf zwei
Ihm wurden
die
Gefangenen
dieser unternehmende Officier
keinen Versuch gegen die starkbefestigte Kasbah machen, da seine Mannschaft viel zu gering war. ter
Er
kehrte unverrichte-
Sache nach Algier zurück.
12
*
180 Die Stadt Oran der
sich
Hassan -Bey, ein bejahrter Mann,
hatte
nach Ruhe sehnte,
streich ausgeliefert.
Anfangs
den Franzosen ohne Schwert-
Tuneser
erhielt der Khalifa des
Fürsten Achmet das dortige Commando.
Als aber die fran-
dem Marschall
Clauzel und
Tunis abgeschlossenen Vertrag nicht bestätigte,
räumte der
zösische Reg'ierung" den zwischen
Khalifa die Stadt,
und General Boyer wurde zum Comman-
Boyer war schon vom spanischen
danten derselben ernannt.
Er glaubte
Kriege her seiner eisernen Strenge wegen bekannt.
auch in Afrika dasselbe Schreckenssystem anwenden zu müs-
welches den Franzosen in Spanien so bittere Früchte
sen,
getragen hatte. ständnisses mit
Einige Stadtbewohner, welche eines Einver-
dem
Sultan
von Marokko beschuldigt waren,
Hess er ohne Urtheil hinrichten und ihr
Vermögen
Seine Autorität dehnte sich übrigens nicht
mauern
aus.
einziehen.
über
die
Stadt-
Die Araber, welche mit ihren Producten auf
den Markt kamen, belustigten sich wieder verlassen hatten,
öfters,
wenn
sie die
Thore
auf die französischen Schild wachen
zu feuern und dann eiligst davon zu sprengen.
Das
Städt-
chen Arzew, von einem Kabylenstamme aus Marokko bewohnt, stand allein mit Oran unter Vermittelung seines Kadis, dort die oberste Gewalt übte,
Der
in freundschaftlichem
der
Verkehr.
ganze Rest der grossen Provinz war der gräulichsten
Anarchie verfallen.
Die dort wohnenden Araberstämme sind
weit kriegerischer und fanatischer als in den übrigen Prozinzen. sie
Obwohl von den Türken sehr geschont,
deren Herrschaft doch nur mit Unwillen,
ertrugen
und ergriffen
freudig die Gelegenheit, das Joch ganz abzuschütteln.
Bald
nach dem Sturze Hussein-Dey's griffen die mächtigsten Stämme zu den Wafi'en.
Sidi-Mahiddin, ein
alter hochverehrter
Ma-
rabut, der Vater des später so berühmt und mächtig gewor-
181 denen Abd-el- Kader, der über den zahlreichen Stamm der
Haschems unbeschränkten Einfluss übte,
erschien
bedeutenden Macht vor der Stadt Mascara,
und zerstörte
türkische Besatzung
wo
mit einer
überwähigte die
den festen Sommerpalast,
Die Bewohner von Mascara
früher die Beys residirten.
wollten Sidi Mahiddiü zn ihrem Oberhaupte wählen; der
Würde
rabut lehnte aber die
ab
zu
Ma-
Gunsten seines jüngsten
Sohnes Abd-el-Kader, der ihn auf der Wallfahrtsreise nach
Mekka
seine Enthaltsamkeit und
Umgebung
ner
und durch seine schwärmerische Me-
begleitet hatte,
lancholie,
dem
Um
frühzeitig aufgefallen war.
Weissagung
sei-
das Volk leich-
gewinnen, erzählte Sidi-3Ia
ter für seinen Lieblingssohu zu
hiddin die
hohen Geistesgaben
eines Derwischs
in
Mekka,
welcher
kleinen Abd-el-Kader während ihres dortigen Aufenthalts
Das
die Sultanswürde verkündet hatte.
Abd-el-Kader zum
dies, und wählte
rabutsohn
mes,
hielt,
seinen
fanatische
Volk glaubte
Der junge Ma-
Euiir.
begleitet von den Reiterschaaren seines
Einzug
in
Stam-
Mascara unter dem Freudengeschrei
der Bewohner, welchen der nachdenkende, fromme Ausdruck seines
Gesichtes
bleichen
damals noch
arm.
hatte nur einen halben
nahm von dem
alten
wohl
Budschu
Sidi -Mahiddiü
blieb in seiner letzten
in der
Kapuze,
Beypalast in Mascara,
Huldigung von Alt und Jung, empfing.
Abd-el-Kader war
gefiel.
Er trug einen zerlumpten Bernuss und er Besitz
selbst die seines greisen Vaters,
zog nicht mit in die Stadt.
Er
Ghetna oder Einsiedelei und verwandte seine
Tage nur
dazu, die
Macht
seines
Sohnes durch seinen
Einfluss auf die Araber zu befestigen und den die
als
und dort die
Franzosen zu predigen.
Dschad gegen
'
Die übrigen Theile der Provinz Oran wurden durch andere Araberhäuptlinge
unterworfen.
Ueber
die
-weiten Step-
182 pen der Angad herrschte der Scheikh Sidi-el-Gomary
ihm
;
gehorchte die Mehrzahl der kriegerischen Räuberstämme jener
Ueber
Gegend.
die zahlreichen
Kabylenstämme an der Tafna
behauptete Sidi-Buhamedi eine ziemlich beschränkte Autorität.
Milud-ben-Arasch war der
war aber Mustapha-ben~Ismael, von Oran, ein kräftiger,
Stämmen auf die
zum
Scheikh unter den
einfliissreichste
Der bedeutendste Häuptling neben Abd-el- Kader
Garrabas.
in
der frühere
energischer Greis,
Aga
des
Beys
der unter allen
grossem Ansehen stand, und besonderen Einfluss
Stämme der Duairs und Zmelas
Makhsen
Mostaganem
Hassan-Beys
übte,
gehört
deren Reiter
Die
hatten.
Stadt
stand unter der Autorität eines Türken, Ibrahim,
welcher später den Franzosen sich unterwarf. Häuptlinge suchte sein Ansehen so weit
Umgebung auszudehnen.
So
als
Jeder dieser
möglich auf seine
stiessen diese ehrgeizigen
Män-
ner allmälig aufeinander und die Herrschaft des Einen musste der des Andern freiwillig oder durch Waffengewalt weichen.
Abd-el-Kader hatte über seine Rivalen den grossen Vortheil, dass der Sitz
seiner
Macht im Centrum der Provinz gelegen
war, der Stamm, der ihn unterstützte, war zwar weniger zahl-
Angad und Beni- Ammer,
reich, als die
unternehmenden Geistes und dem alten Sidi-Mahiddin
dabei
Ausser diesen einheimischen Häupt-
mit Fanatismus zugethan. lingen
dem
aber sehr compact,
wollte
Sturze
auch ein auswärtiger mächtiger Monarch
des
Deys und dem anarchischen Zustande der
Provinz Nutzen ziehen,
um
die Herrschaft an sich zu reissen.
Es war Muley-Abd-er-Rahman,
Sultan von Marokko, welcher,
weil er Monarch von arabischem Blut
stämmen der Berberei des Kaisers von
aus
in
Marokko
ist,
hohem Ansehen
bei allen steht.
besetzte die Stadt
Beduineu-
Ein Khalifa
Tlemsan und
schien mit einigen hundert Reitern sogar unter den
er-
Mauern
183 von Oran, die schwache französische Besatzung verspottend, die keinen Ausfall zu
In
machen wagte. gegen das Ende der Ver-
der Provinz Algier trat
waltung des Generals Berthezene ein ziemlich ruhiger Zustand
Der
ein.
mit den Arabern einen
französische General hatte
Vergleich geschlossen,
dem zufolge
gestört und unabhängig
wohnen, dagegen auch nicht bewaff-
innerhalb
net
der
Zu ihrem Aga
auf ihrem Gebiet un-
sie
französischen Linien
ernannte
den
er
eindringen
einflussreichsten
durften.
Mann
der
Metidscha, den Marabut El-Hadschi-Mahiddin-el-Sghir-ben-
Mubarek, Oberhaupt der Marabutfamiiie Mubarek von Coleah, durch viele Generationen schon im Rufe der Heiligkeit
die
Dieser Marabut machte sich
stand.
jährliche Besoldung von 70,000
lichen Erfüllung
So
bezahlte
die
die
gegen eine
Araber zur pünkt-
der Bedingungen des Vergleichs anzuhalten.
also
einen Tribut. in
verbindlich
Franken
Frankreich
den
Arabern gewissermassen
Berthezene enthielt sich
aller
Einmischungen
Angelegenheiten der Stämme, obwohl die streitenden
Parteien häufig an seine Entscheidung appellirten. die schöne Gelegenheit,
bereits
jene Stämme,
Er
liess
welche der Anarchie
müde zu werden anfingen und nach einem starken
Oberhaupte sich sehnten, nützt verstreichen.
für,
Frankreich zu gewinnen,
unge-
Eines der wirksamsten Mittel der türki-
schen Politik war, die Scheikhs und Marabuts durch persönliche Interessen an ihre Herrschaft
einen
zu
fesseln
und
sich
Stammes zur Unterwerfung des andern zu bedienen.
des
Die
Indolenz oder die völlig unklaren Begriffe des Generals über die Innern Verhältnisse hielten ihn von der
kluger Mittel ab.
Er
reich
gegenüber
eine
den
liess
ihre Herrschaft zu erweitern
,
Anwendung
solch'
mächtigen Häuptlingen Zeit
zu befestigen und endlich Frank-
arabische
Macht zu gründen,
welche
]84 später allen französischen
mals ein rasches der
Franzosen
Heeren
kräftiges
,
vielleicht
auch ein Unglück
für
trotzen
und
konnte und die da-
entschiedenes
Einschreiten
verhindert haben würde.
Algier,
dass
die
gierung zu jener Zeit an weit wichtigere,
Es war
französische sie
Re-
näher ange-
hende Dinge zu denken hatte und die afrikanischen Angelegenheiten fast ganz vernachlässigte.
Indessen bewogen
doch endlich die schreienden Missgrifife des als
Feldherrn wie
Verwalter gleich unfähigen Grafen Berthezene zu dessen
Abberufung. als
als
sie
von
den
Er
verliess Algier,
maurischen
lucrative Geschäfte
von keiner Seele bedauert,
Intriganten,
gemacht
hatten.
die
unter
ihm
sehr
185
IV,
Algier unter der Herrschaft Frankreichs. von RoYigo zum Obercommandanten der Trennung der Militair- und Civilverwaltung. Benehmen des Heizogs von Rovigo gegen die Mauren Niederund Araber. — Unterhandlungen mit Farhat-ben-Said. metzelung des Stammes El-Uflia. — Allgemeine Erhebung der Expedition gegen BeAraberstämme, Gefecht bei Buffarik. iida. Hinrichtung zweier arabischen Häuptlinge. Unterhandluiigen mit Achmet -Bey. Einnahme der Kasbah von Bona. Ereignisse in Oran. Abreise des Herzogs von Rovigo. Interimsverwaltung des Generals Avizard. Ankunft des Generals Einnahme vonBudschia. Voirol. Verwaltungsmaassregeln. Unterwerfung der Hadschuten, Züge gegen die Hadschuten. Ereignisse in Bona und Oran. Besetzung von Arzew undMostaganem, Gefecht zwischen den französischen Truppen und den Arabern Abd-el-Kader's. Friedensvertrag mit Abd-el- Kader. Ernennung des Grafen Drouet d'Erlon zum Gouverneur von
Ernennung
des
Herzogs
Occupationsarmee.
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
Algier.
—
Abreise des Generals Voirol.
Herzog von Rovigo, wurde
fjrenerallieiitenant Savary,
zum Nachfolger in Algier
am
des Generals Berthezene ernannt und landete
25.
December 1831.
Die Rolle, welche dieser
Oberofficier unter Napoleon als Kriegs- und spielt hat,
sich
—
—
—
—
—
'
—
—
ist
allbekannt.
Nach der
Polizeimann ge-
Juliusrevolution hatte er
wie der ganze geschmeidige Theil der Bonapartisten der
neuen Dynastie angenähert. Posten
in
Frankreich
oder
Da bei
sich für ihn
fremden
kein passender
Höfen
ausfindig
186 machen Hess, wie für andere bonapartistische bot
man ihm
Commando von Algier
das
war damit wohl einem thätigen,
ehrgeizigen
Obwohl
Mann
seines
Schlages nie den
und der Geschäfte durch
bejahrt,
Ruhe entwöhnt, konnte
fünfzehnjährige
Der Herzog
Titel und Reichthum ersetzen bei
zufrieden.
Verlust der Gewalt.
Notabilitäten,
an.
der Herzog doch nie
vergossen, dass er früher in die Angelegenheiten des Staates
mächtig
eingewirkt
und
über
einen
ausgedehnten
ziemlich
Kreis blind unterwürfiger Menschen den Befehlshaber gespielt
Savary sah ein, dass das Commando
hatte.
einzige
dem
ihn
für
geeignete Stelle
sey.
dorthin mit
und seiner neuen
weder
als eine
eine Geldquelle
als
wie sich hei mehreren seiner Nachfolger nicht ohne Grund
vermuthen nichts
giebt
lässt.
Es wurde ihm obwohl
vorgeworfen,
,
die mit solchen
auch
können.
nicht
in dieser
es
in
Anklagen
schnell bereit
Beweise
mindesten
die
Beziehung durchaus
Algier Menschen genug sind
dafür
wenn
,
angehen
Als der Herzog von Rovigo Algier verliess,
er vielleicht
weniger begütert
afrikanische Niederlassung
So
Er kam
er sah seinen Posten
Marschstufe zu einer höhern Stelle noch
sie
Algier die
festen Vorsatz, sich ganz diesem Liinde
Gestaltung zu widmen;
an,
in
überlicss
Gartenpalast,
er den
als zuvor.
hatte
dem Aga Ibrahim,
Schwiegersohn, gehört hatte,
der
war die
angebotenen
Hussein-Dey's
Armee und machte daraus
ein grossartiges Militairhospital, für das
konnte.
für
manche persönliche Opfer gebracht.
ihm zur Sommerresidenz
welcher
Lage wünschen
Er
man keine gesundere
V^oher kam es aber,
dass bei
so
gutem Willen, bei so lobenswerthem Eifer und entschiedenem Talent die Verwaltung Rovigo's durchaus nicht glücklich war, sondere vielmehr die Schwierigkeiten einer Unterwerfung des
Landes ungeheuer vermehrt hat?
Pellissier giebt hierüber in
187
Annales Algeriennes
seinen
„es fehlten
ganz treftende Erklärung:
die
dem Herzog Eigenschaften,
so
vorgerücktem
es sich blos
Algier
sich nicht aneignen
die
angenommen,
lassen und er hatte Gewohnheiten
die
man
mehr ablegen kann."
Alter nicht
darum gehandelt,
in
Hätte
französische Herrschaft in
die
dem frühern System der Türken unverändert
nach
wäre Savary der rechte Mann dazu gewesen.
fortzuführen, so
Die Handhabung einer tyrannischen Polizei verstand dieser
Aber
General meisterlich.
Systems
ohne
die Beibehaltung
Modification
alle
Wenn
Eroberer des Landes.
passte
nicht
des
türkischen
für
die
neuen
früher auf einem Stammgebiet
Verbrechen verübt wurden, wenn Araber gegen die Soldaten
Wehre
der Beys sich zur
Stamm so die
dafür büssen
;
setzten,
dann musste
es fielen einige
manche unschuldige.
oft der
ganze
Dutzend Köpfe, darunter
Eine solche furchtbare Justiz
setzte
im Bereiche der türkischen Soldaten wohnenden Stämme
in Schrecken
er musste
;
sich
kein Häuptling wagte sich zu mucksen oder mit
den Seinigen
in
die
entlegenen Wüste-
neien zurückziehen, was nicht selten geschah.
Despotismus könnte aber nur
den Arabern einerlei Glauben
ein Herrscher hatte.
Einen solchen üben,
der mit
Die Fortsetzung eines
durch Franzosen hätte ganz andere Folgen
solchen Systems
gehabt, weil dann der Fanatismus sich eingemischt und über
den Schrecken gesiegt haben würde. Yatagan
eines
mohamedanischen
Araber unendlich
„Rummis", wo
bitterer,
sein Blut
als
Der Tod
Scharfrichters
der
unter
schien
Tod im Kampfe
dem dem
mit den
von Hass und Schlachtbegeisterung
kochte und die feindliche Kugel ihn direct ins Paradies
zum
Genuss jener höchsten Freuden beförderte, welche der Prophet
dem
Glaubensstreiter verhiess.
der türkischen Justiz,
Das
abscheuliche Verfahren
Auflehnung oder Räubereien
an ün-
168
wenn
schuldigen zu strafen,
die Schuldigen entwischten, hätte,
von den Franzosen nachgeahmt,
und gerechtfertigt;
hervorgerufen
pressalien
wäre
Stoff
ein solcher
Doch
gewesen.
nur die schrecklichsten Re-
bei ihren Predigten
selbst
wenn
es
ganz willkommen
möglich gewesen,
solche Mittel, die Schreckensherrschaft der
Zweck
so hätte dies den moralischen
den Marabuts
Deys
durch
fortzusetzen,
einer europäischen Nie-
Das System der Türken war
derlassung in Afrika verfehlt.
sehr geschickt zur Aufrechthaltung ihres tyrannischen Drucks,
saugte aber das
Land
aus, beförderte die Tyrannei und ver-
Der Araber kümmerte
hinderte jeden Fortschritt.
sich wenig,
den Ertrag seines Feldes zu vermehren, oder seine Viehzucht
um
zu verbessern, da er
war, je mehr er Vermögen besass.
Land und
für das
ohne
alle
die
Erpressungen ausgesetzt
so grössern
Hätteu die Franzosen ein
Bevölkerung so verderbliches System
Modification fortgesetzt, dann wäre gar kein Grund
vorhanden gewesen, eine Acuderung der Herrschaft von Algier
Türkon zu verjagen;
zu wünschen und die hätten
Herren
ihre
seyn, der
wie zuvor.
blieben,
gewechselt,
Boden wäre
öde, das
Wenn
der
die
Eingebornen
ohne ihres Druckes
los
zu
Volk wild und unwissend ge-
Herzog von Rovigo
bei seiner
Verwaltung mit der seinem Charakter eigenthümlichen Strenge und Energie
zugleich
gewissenhafte
die religiösen Vorurtheile
schont,
Gerechtigkeit
gepaart,
und die Sitten der Eingebornen ge-
dagegen Missethaten schnell und streng,
wiewohl nie
an unschuldigen gerächt hätte, so v/ären damals ganz andere Resultate erzielt worden.
Es
giebt nichts,
was einem
,
wenn
auch noch so fanatisch verblendeten Volke mehr imponirt und gefällt,
als
Gerechtigkeit.
Herzog an Willkür
wendung
Als alter Polizeimaun war der
zu lange gewöhnt,
harter, drückender
um
sich von der
An-
Maa&sregeln je durch Rücksichten
189 der Gerechtigkeit und Billigkeit abschrecken zu lassen; jedes
wenn
Mittel, auch das grausamste dünkte ihm gut genug,
nur dem Zweck
es
entsprach, den er sich vorgesteckt hatte: die
Herrschaft Frankreichs in dem ganzen
Umfang
Deyge-
des
bietes auszudehnen und die Stämme unbedingt zu unterwerfen.
Wirkung ganz und
Dieses System verfehlte aber seine
Die Gemüther wurden nur durch gegenseitige Gräuel
um Rache,
jeder vergossene Blutstropfen schrie
an einen aufrichtigen Vergleich
söhnung,
entfesselten Leidenschaften
fernerhin
nicht
mehr zu
war
gar.
verhärtet,
an eine Ausbei den
wild
des National- und Religionshasses
denken
und
der Krieg
zwischen
Franzosen und Arabern nahm seitdem jene wilde fürchterliche Gestalt an, die er bis auf den heutigen
der Herzog
Als
Tag
beibehalten hat.
von Rovigo seine Verwaltung antrat,
war Casimir Perier Minister -Präsident
Die-
in Frankreich.
ser talentvolle und scharfblickende Staatsmann
war damals im
Strudel der Geschäfte zu einer äusserst kritischen Epoche der-
massen versunken, dass er wenig Zeit fand, sich mit der Algierer Angelegenheit zu befassen, und
Hand
liess.
dem Herzog daher
freie
Indessen setzte er doch eine wichtige Maassregel
durch, welche unter günstigeren Umständen der Colonisation des Küstenstrichs der Regentschaft grossen Vorschub geleistet
Er
haben würde.
trennte die Civil- und Militairverwaltung
und ernannte Hrn. Pichon zum Civilintendanten,
welcher
Der
di-
rect mit
dem Ministerpräsidenten
intendant
war zwar dem Obergeneral der Armee untergeordnet,
konnte
aber
doch
durch
seinen
correspondirte.
directen
Civil-
Verkehr mit dem
/Ministerium Manches gegen den Willen des Generals durchsetzen, und die Civilbevölkerung fand
ihm, so
oft sie
immer
eine
Stütze
an
über den Militairdespotismus zu klagen hatte.
Zwischen Herrn Pichon und dem Herzog von Rovigo kam
190
was
es bald zu Collisionen,
süchtigen
Charakteren
dem Herzog weichen
bei zwei so
unbeugsamen, herrsch-
vorauszusehen war.
Pichon musste
aber auch seine Nachfolger Genty de
,
Bussy und Bresson waren
Männer vom besten
thätige, tüchtige
Willen, welche die Colotiisation zu heben suchten, so weit es
Wirkungskreis
ihr beschränkter
Die
erlaubte.
maurische Bevölkerung
wurde gegen den
Algiers
Herzog von Rovigo durch zwei Maassregeln besonders
Da
tert.
die
Truppen damals an Allem Noth
Obdach hatten,
Boden
nackten
schliefen,
eine Contribution von
mit vieler
denen
als ihre leichten Zelte, in
Mühe und
legte
so
der
auf
sie
dem
Herzog den Mauren
5400 Centnern Wolle häufiger
erbit-
und kein
litten,
auf,
welche nur
Anwendung von Zwangsmitteln
Eine andere Maassregel, welche mit Recht
einzutreiben war.
auch den Unwillen so
war
mancher Europäer erweckte,
schon öfters erwähnte Zerstörung
die
einer grossen Zahl mauri-
scher Gräber, welche der schönen Landstrasse, die der Herzog
nach dem Sahel anlegen
Mauren, welche
liess,
im
Wege
Einige
standen.
sich klagend nach Paris wandten,
verbannte
der Herzog aus Algier.
Das System, welches General Savary Landes anwandte, war
Er
send.
liess
für die damaligen
zur Occupation des
Umstände sehr pas-
Lager und Blockhäuser, wiewohl nur
in einer
beschränkten Ausdehnung errichten, und sicherte ein Terrain
von etwa
vier Quadratmeilen
griffe der Araber.
für die kleine Zahl lich
Er sah
um
die
Stadt gegen
ein, dass eine weitere
alle
An-
Ausbreitung
von europäischen Ansiedlern weder nütz-
noch bei dem ziemlich beschränkten Effectiv seiner Armee
möglich war.
Im Said,
April 1832
kam
eine Gesandtschaft von Farhat-ben-
einem mächtigen Häuptling,
welcher im Süden der
191 Provinz CoDstautine in den an die Sahara granzenden sandi-
gen Steppen des Blad
üeber und die
gier
-
ein Häuptling
den
Titel
Scheikh-el-Arab
führte.
wechselte seit Jahrhunderten zwischen den zwei
Familien jener
bedeutendsten
Ben
und
stand
Würde
Wüste Sahara übte
der
welcher unter der Oberhoheit des Beys von
Autorität,
Diese
nach Algier,
wandernden Araberstämme des Dscherid
die zahlreichen
der Gränzsteppen
Constantine
wohnte,
Dscherid
- el -
Südgegenden,
Ben -Said und
Zur Zeit der französischen Expedition nach Al-
Gaua.
war Farhat, das Oberhaupt der Familie Ben -Said,
Besitz jener
Manne
Würde.
misstraute,
im
Achmet-Bey, welcher diesem ehrgeizigen entsetzte
ihn und ernannte Bu-Asis, das
Oberhaupt der Familie Ben-Gana,
mit welchem
Achmet von
mütterlicher Seite nahe verwandt war,
zum Scheikh
Farhat räumte aber nicht so schnell
das
Feld.
el
Arab.
Er
hatte
grossen Anhang in der Sahara, brachte ein Reiterheer zusam»
men und
rückte damit gegen Constantine vor, wurde aber von
Achmet, der die Reiter
in
Person gegen ihn zu Felde zog, geschlagen;
der W^üste zerstreuten sich und die Autorität des
neu ernannten Scheikh-el-Arab wurde von den meisten Stämmen Als Farhat sah, dass er mit seinqn eigener Kräf-
anerkannt.
ten nichts gegen den sich an die
zu einem
Bey
auszurichten vermochte
,
wandte er
Franzosen und munterte den Herzog von Rovigo
Zug gegen
Constantine auf, welchen er mit 10,000
Reitern zu unterstützen versprach. Grosssprechereien
und
die
Der Herzog, welcher
die
ünzuverlässigkeit der arabischen
Häuptlinge damals noch nicht kannte, empfing die Abgesandten Farhat's mit vielem Glanz und Ceremonien,
dessen Anerbieten ausweichend,
Phrasen.
Wenn man
daraus ziehen konnte,
aber
mit
er beantwortete vielen
höflichen
auch für den Augenblick keinen Nutzen so freuete es den
Herzog doch, dass
192 in
jenen fernen Gegenden ein mächtiger Parteigänger Frank-
reichs wohnte,
dessen Beistand bei einer spätem Expedition
gegen Constantine grossen Vorschub gewähren und zur Ausdehnung der Herrschaft Frankreichs
So
beitragen
viel
dachte nicht nur der General Savary,
könnte.
sondern auch seine
Nachfolger, welche die Macht Farhat's viel zu hoch anschlugen
und zu sehr später
viel
wurde, erkannte man lereien
und
die
Wort
auf das
Zug gegen
der
eines Arabers bauten.
Constantine
wirklich
Als
unternommen
wie sehr man sich durch die Prah-
erst,
Versprechungen jenes Häuptlings jahrelang
hatte täuschen lassen.
Die Gesandten Farhat's Sie hatten
schenkt.
verliessen Algier
reichlich
be-
andern rothe mit Gold gestickte
unter
Ehrenbernusse erhalten, wie dies unter der Deyregierung ge-
Wenige Stunden von
bräuchlich war.
der Stadt
wurden
sie
von den Arabern des Stammes El-Üffia ausgeplündert und ihrer rothen Bernusse
Sie
beraubt.
und klagten bei dem Herzog. gesellschaft
,
hatte gespielt
tragte einen der
kamen zurück nach Algier
Savary gab gerade eine Abend-
und Wein getrunken.
Er
beauf-
anwesenden Generale, sogleich mit Truppen
noch in der Nacht aufzubrechen und den Räuberstamm zusammenzuhauen.
Wort.
Er
Der
General
befolgte
und die Chasseurs d'Afrique,
auf
das
Bevölkerung nieder.
stand in schweigender
ihnen geschah,
Bajonnettstichen.
metzelte
Die Graubärte,
die
die
sämmt-
ohne Wider-
Ergebung den Tod erwarteten,
Erbarmen schreienden Weiber,
um-
Maison carree liegenden
Duars von El-Üffia zur Nachtzeit und
ten wie
Befehl
zu diesem Ueberfall aus,
zingelte die unweit des Waffenplatzes
liche
den
suchte die verrufensten Corps, die Fremdenlegion
die
um
die Säuglinge, die nicht wuss-
verbluteten
unter
Säbelhieben
und
Die Soldaten kehrten mit ziemlicher Beute,
193 triumphirend ,
der Lanzen
Spitzen
die
blutigen Häuptern geziert, nach ihrem
wurde geschmaust und getrunken,
So weit
stieg.
und
Bajonnette mit
Lager
Dort
zurück.
Mond
bis der
wieder auf-
trieben einige dieser verrufenen Soldaten
bestialische Rohheit, dass sie
die
abgehauene Glieder der erwürgten
Araber am Feuer rösteten und verzehrten.
So wenigstens
erzählten mir Soldaten der Fremdenlegion selbst, welche
Au-
Deutsche und französische Flüche schallten
genzeugen waren.
Während des scheusslichen Gelages zum Himmel empor.
Keinen
schien der leiseste Gewissensbiss zu quälen.
In Algier jauchzten
That
—
hiess es
machten es die
hatte sich aber gänzlich in den
Arabern
Schrecken zu verbreiten, entzündete diese
Statt
allenthalben
unverständige Europäer über
—
„Gerade so
diese Gräuelthat.
Türken auch." Man verrechnet.
viele
Drei Wochen
nur Rachegluth.
Vernichtung des Stammes der Fremdenlegion,
El-Üffia wurde
ein
nach der
Detachement
vom Lieutenant Cham, einem Schweizer
commandirt, bei Maison carree niedergehauen.
Nur
ziger deutscher Soldat wurde geschont, weil er
„Mohamed!"
schrie,
im Augenblick,
als
der Yatagan seine Kehle berührte.
Die Araber schleppten ihn gefangen später, wieder zu den
fort
es gelang
;
thätig gewesen,
sehr nahe bei der Stelle
fielen,
wo
welche bei
sie
drei
Wochen hatten.
Araber, welche dieses Detachement niedermachten
wohnen.
Isser
an,
welche
östlich
Der Herzog von Rovigo
gegen sie bei Nacht zur See Moritz WAGrNER's Algier. II.
ab.
der
und dass ihre Köpfe
das Blut von Greisen und Säuglingen verspritzt
dem Stamm der
Zufall
dass die ermordeten Soldaten
sämmtlich den Compagnien angehörten,
Würgscene zu El-Uffia
ihm aber
Der
Franzosen zu entwischen.
oder wohl die Nemesis wollte, fast
ein ein-
schickte
,
zuvor
Die
gehörten
vom Cap Matifu eine
Expedition
Die Isser waren aber auf 13
194 Hut und General Buchet, der
ihrer
die Expedition befehligte,
Im ganzen Lande wurde
wagte nicht zu landen.
in
Folge
der Ermordung des Stammes El-Uffia der Glaubenskrieg gepredigt.
Die
gefeiertsten Marabuts, namentlich der unermüd-
liche Sidi-Saadi, eilten
von Stamm zu Stamm und wiegelten
guten Moslims gegen die Franzosen auf.
Sogar der vom
General Berthezfene eingesetzte und bezahlte
Aga Sidi-Muba-
alle
Eine grosse Versamm-
rek schloss sich den Insurgenten an.
lung der bedeutendsten Häuptlinge der Provinz Algier wurde zu Suk-Ali, einem Hausch der Metidscha gehalten.
den sich über hundert Kaids,
Ben-Zamun
führte den Vorsitz.
digten
des
voll
fan-
und Marabuts ein;
Scheikhs
Nach
Es
vielen
Reden und Pre-
wüthendsten Fanatismus der weltlichen und
geistlichen Häuptlinge
wurde
ein Vertilgungskrieg
gegen die
eingedrungenen ,.Rummis" beschlossen und jeder Stamm ver-
Auch
sprach sein Contingent zu liefern.
Der Herzog von Rovigo
und Coleah waren mit im Bunde.
war von Allem, was vorging,
die Städte Beiida
ziemlich gut unterrichtet, stellte
sich aber, als achte er nicht darauf und rüstete in aller Stille
eine Colonne aus.
Er
Kräfte vereinigt hätten,
Schlag
führen
zu
wollte warten,
um dann
einen desto
Am
können.
bis
2.
die
Feinde ihre
entscheidendem
October brachen zwei
französische Colonnen zur Nachtzeit von Algier auf; die eine
wandte sich nach dem Hausch Suk-Ali, die andere gegen die Stadt Coleah.
Die
dem Wäldchen von
erste
Colonne
Sidi-Haid.
stiess
auf den Feind bei
Sie wurden von dem Flinten-
feuer der im Hinterhalt liegenden Kabylen empfangen,
den
Vortrab in Unordnung
die Chasseurs
brachte.
lerie,
Gleichwohl sprengten
muthig gegen den Feind an,
Zuaven des Commandanten Duvivier.
was
gefolgt von den
Die arabische
Cava-
obwohl an Zahl sechsfach überlegen, ergriff die Flucht
195 und
liess
die Infaaterie der
Kabyien feige im
Widerstand
Säbelhieben
mit
und
verzweifeltem
Bajonnetstichen
Der Kabylenhäuptling Ben-Zamun zog
sich
Einige
Stich.
Hundert dieser Gebirgsbewohner wurden nach
getödtet.
ärgerlich
,
über
die Feigheit der Araber, in seine Berge zurück, schwur, sich
nie
mehr
in ihre Angelegenheiten zu mischen und blieb
rere Jahre ganz ruhig
meh-
seinem Hausch des Uthans Flissa.
in
Die zweite Colonne, welche vom General Brossard
befehligt
gegen Coleah marschirte, fand keinen Widerstand.
Der
Aga war
rätherische
nahm
von dort entflohen.
ver-
General Brossard
dafür seine Verwandten Sidi-AUal und Sidi-Mohamed-
ben-Mubarek gefangen, obwohl gegen vorlagen und indirect war.
ihr Antheil
sie keine
an der Insurrection jedenfalls nur
Beide Marabuts blieben lange in Haft, bis der
Nachfolger Rovigo's
sie
Die
entliess.
Städte
Coleah wurden zu einer Contribution von verurtheilt, die aber
wohnern
Schuldbeweise
1,]
und
Beiida
00,000 Franken
von den im ganzen ziemlich armen Be-
nicht bezahlt
werden konnte.
Die Verwaltung des Herzogs von Rovigo in Afrika endigte mit einer That, welche sein
markt,
als der Antheil,
Herzogs von Häuptlinge,
Enghien genommen
hatte.
Ben Mussa, ehemaliger Kaid
Khalil, und Messaud,
General Savary zeichnet.
Andenken noch mehr brand-
den er an der Verurtheilung
als
Zwei
des
arabische
des Uthans
Beni-
Kaid des Uthans El- Seht, wurden dem
besonders erbitterte Franzosenfeinde
Der General
Da
beschloss ihren Untergang.
bediese
Kaid^ sich wohl hüteten, nach Algier zu kommen, sann der alte Polizeiminister
Zu
diesem
Zweck
auf Mittel, befahl er den
sie
in
eine Deputation an ihn schicken sollten,
beiden Kaids beizugesellen.
die Falle
zu locken.
Einwohnern Belidas, welche derselben
auch die
Diese zögerten lange und mochten
13*
196
sprechen eines sichern Geleites, wirklich ausstellen ein
daher das schriftliche Ver-
Sie verlangten
die Falle ahnen.
welches der Herzog
Der Kaid
liess.
Freund der Franzosen,
begleitete sie,
französischen Obergenerals
jene Häuptlinge in Algier angekommen,
meu übergeben und Kaid der Khaschna,
den Gensdar-
Männer
gericht
freiwillig seine
dem
wegen
vorgeblich
gestellt,
brechen zum
Tode
verurtheilt
öffentlichen
Der
theilen zu dürfen
Hände zum Fesseln
Messaud und El-Arbi-ben-Mussa wurden vor
hin.
des
Unwillen über diesen Wortbruch,
voll
verlangte den Kerker dieser beiden
auf
als sie
Wort
Kaum waren
Gefängniss geführt wurden.
ins
und bot den Gensdarmen
auf das
vertrauend.
sicher
ihnen
Stammes Khaschna,
des
persönlich
ein Kriegs-
verübter Ver-
uud vor dem Thore Bab-a-Zun
Marktplatz
enthauptet.
Der Herzog
suchte diesen Treubruch, welcher viele ehrenwerthe Officiere
empörte, mit der Erklärung zu entschuldigen, dass jener Geleitsbrief
nur für politische, nicht für Privatverbrecher Sicher-
Der Dragoraan
heit versprochen.
aber, welcher denselben ge-
schrieben, versichert noch heute, dass von einer solchen
terscheidung durchaus keine
Rede gewesen.
Un-
Bald nach dieser
That, die Rovigo's Andenken befleckt, reiste der Herzog nach
Frankreich ab, den Keim der Krankheit in sich tragend, an welcher er wenige Monate später erlag.
Durch Vorgänger
die
Verwaltung Savary's war das System seiner
völlig geändert
General Berthezene hatte
worden.
auf jede directe Einwirkung auf die Araber verzichtet
wenn
es zuweilen
Angelegenheiten unter
unumgänglich nothwendig wurde, mit ihren sich
zu beschäftigen
Vermittelung des
hatte sich aber,
geschlagen,
und
Agas Ben
-
,
so
geschah dies nur
Mubarek.
Dieser
Aga
wie erwähnt, zu den Feinden der Franzosen
an seine Stelle wurde kein anderer ernannt und
197 der Herzog von Rovigo wollte wieder direct mit den Arabern Letzteres System wäre allerdings das
verkehren.
gewesen, hätte man
es gleich
rathsamste
von Anfange an verfolgt.
Der
häufige Wechsel des Verfahrens hat in der Regel schlimmere
Folgen, tes
Die Araber,
System.
wenn auch
consequent durchgeführtes,
als ein
ein kluges,
scharfblickendes Volk,
hatten den Charakter der Franzosen und ihrer
Das
durchschaut.
Während
in der
schlug
ganzen Berberei hervorgebracht
der kriegerischen
man
Benehmen der
welchen die Ein-
Aufregung,
sich
des Ostens und Westens.
eben so
hatte.
welche in der
Stammes El
Provinz Algier der Niedermetzelung des folgte,
Regierung bald
unbeständige, wankelmüthige
Regierung schwächte den Eindruck sehr,
nahme Algiers
schlech-
erbittert in
~
üffia
den Provinzen
Ben-Aissa, der General des Beys
von Constantine, hatte sich der Stadt Bona bemächtigt, aber die
Kasbah
blieb
ihm verschlossen, und
gewonnen durch
Besatzung warf sich,
die dortige türkische die
Ueberredung des
Capitains Yussuf , eines jungen italienischen Renegaten
cher,
als
Kind von tuneser Corsaren aufgegriffen,
Bey von Tunis
seine
Jugend
verlebt
hatte,
wel-
,
bei
und der
türki-
schen und arabischen Sprache vollkommen mächtig war,
Franzosen
in die
Arme.
dem
den^
Ibrahim, der, wie erwähnt worden,
jener Citadelle sich verrätherisch bemächtigt hatte, wurde mit seinen die
Anhängern zur Flucht gezwungen.
Kasbah
die Stadt,
Häuser rung.
in
in
Als Ben-Aissa
den Händen der Franzosen sah
plünderte
sie
die
Bevölkerung zur Auswande-
Yussuf nahm mit den Türken die
dortigen Gegend griffen,
räumte er
aber zuvor, steckte einen Theil der
Brand und zwang
und rauchenden Trümmer
,
in Besitz.
verlassenen Häuser
Die Araberstämme der
durch Ibrahim
aufgewiegelt,
die
Stadt öfters an, wurden aber zurückgeschlagen, und Yussuf,
J98 der inzwischea sein türkisches Corps orgauisirt hatte, ergriff
nun die Offensive, machte Ausfälle oder sogenannte Razia,
wie die Araber jene Streifzüge nennen, welche mit der Plünderung der Duars verbunden zösische Garnison
Eine hinreichende fran-
sind.
kam nach Bona, und General Monk
Das Verfahren
wurde zum Commandanten derselben ernannt. dieses Generals gegen
die
Eingeborenen war
seine Milde, wie
die
viele
Beni-Ürschin und
die
Kharesas, wel-
che sich mit ihren Familien und Heerden in der
Bona
andere Stämme, wie
lagerten;
Freund-
Einige Stämme gewann er durch
und Leutseligkeit.
lichkeit
Er
vortrefflich.
mit der nothwendigen Energie auch
vereinigte
d'üzer
die
Nähe von
Merdass an den
Ufern des Mafragg und die Elmas, welche in der Nähe des Sees Fezzara wohnen, schüchterte er durch Strenge ein strafte ihre Feindseligkeiten durch
und nöthigte
wenn auch
sie endlich,
um
ihrer
be-
Heerden
(Gnade) zu flehen, und,
nicht sich völlig zu unterwerfen, doch wenigstens
fechten sich durch persönlichen
Türken
welcher in allen Ge-
Yussuf,
sich streng neutral zu halten.
seinen
Wegnahme
Aman
,
Muth
hervorthat, leistete
mit
die trefflichsten Dienste.
In der Provinz Oran machten
weniger Fortschritte,
als in der
ten die marokkanischen
die
Franzosen noch
viel
Zwar
hat-
Provinz Algier.
Truppen, auf
die energischen Recla-
mationen Frankreichs hin, die Stadt Tlemsan geräumt, dage-
gen machte der junge Abd-el -Kader immer grössere FortGeneral Boyer,
schritte.
der eine Verstärkung an Cavalerie
erhalten hatte, machte einige Streifzüge, die aber nichts fruchteten.
chen
Bei der Annäherung der französischen Truppen bradie
Araber ihre Zelte ab,
den nach den Bergen. die Lebensmittel
So
und flohen mit ihren Heer-
oft die
Franzosen, wenn
ihnen
ausgegangen waren, den Rückzug antraten,
199 erschienen die arabischen Reiter von allen Seiten, beunruhig-
Marsch der Colonne, plänkelten mit der Arrieregarde
ten den
und hieben die ermüdeten Nachzügler
Stamm unterwarf
einziger
nächsten bei
sich; ja,
Nicht ein
Stücke.
in
Stämme, welche am
die
der Stadt Oran wohnten und
die Ueberfälle der
Franzosen am meisten zu fürchten hatten, die Garrabas und die 4.
Beni- Ammer, waren die
Mai 1832 wurde Oran von
griffen,
Marabut Sidi-Mahiddin,
Damals machten
die
Kanonen
Pferd
in
Person anführten.
ein
Arabern
vortrcftliclier
der Nähe der Mauern auf und ab, und
Reiter, galoppirte in sein
die
Fantasia machen,
während er
vorbeisausenden Kugeln mit seinen Scherzen begrüsste. zeigte diesen
kühnen Muth,
theils
um
sich in
seiner Landsleute noch mehr zu erheben,
das
Umgebung Orans
von der
der Folge wieder,
sie erschienen
ab;
und zwischen
war jeder Verkehr unterbrochen. November
auch,
Am
Nutzlose ihrer Versuche
die
Er
Meinung
der
theils
ihnen die Furcht vor den Kanonen zu nehmen.
zogen die Feinde,
und
sein grei-
und Haubitzen den
Abd-el-Kader,
noch grossen Schrecken.
3.
einigen tausend Arabern ange-
welche der junge Emir Abd-el- Kader und
ser Vater, der
liess
Am
allerfeindseligsten.
9.
um Mai
einsehend,
aber öfters in
der Stadt und
dem Innern
General Boyer wurde im
lfe32 abberufen und durch den General Desmichels
ersetzt.
Während
der Herzog von Rovigo in
Gesundheit wieder herzustellen suchte,
Frankreich seine
war
die
Verwaltung
der nordafrikanischen Besitzungen Frankreichs einstweilen in
den Händen des Generals Avizard.
arabe
ein,
dere Aufmerksamkeit widmen schriftlich
Er
setzte das
Bureau
welches den arabischen Angelegenheiten beson^
und mit den Stammhäuptlingen
und mündlich verkehren
sollte;
zum Chef desselben
200 wnrde der junge Capitäa Lamoriciere ernannt, talentvoller Officier,
welchen
tigkeit der Eifer empfahl, mit
welchem er
Sein Nachfolger war Pellissier,
der Araber stu-
Capitän
Stimmen tüchtige
über dessen Verdienst übrigens die
,
Algier sehr getheilt sind.
in
vom Gene-
und dabei ein
ralstabe, ebenfalls ein tüchtiger Geschäftsmann geistvoller Schriftsteller
Tüch-
die Angelegenhei-
ten des Landes, die Sitten und die Sprache dirte.
ungemein
ein
ausser seiner militairischen
Scharfen Verstand,
Kenntnisse und besonders einen streng rechtlichen,
edlen und festen Charakter geben ihm auch seine zahlreichen
Gegner zu;
sie
Wirken
behaupten aber, sein
für die Colonie
sey durchaus unglücklich gewesen, weil ihn eine hartnäckige Vorliebe für die Eingeborenen, besonders für die Araber, und entschiedener Hass gegen die europäischen Ansiedler beseelte,
unter denen freilich ein grosser Theil aus
europäischen
Länder,
oder
dem Abschaum der Speculanten
geldgierigen
aus
bestand.
Nach dem Tode
des
von Rovigo
Herzogs
wurde der
General Voirol zum Obercommandanten der afrikanischen Ar-
mee
ernannt.
Er war
ein
Mann von geradem
unerschütterlicher Gerechtigkeitsliebe,
dabei
Charakter und
aber allzu mild,
Vorgängers, von dessen Ener-
das schroffe Gegentheil seines
gie ihm ein guter Theil zu wünschen gewesen wäre. seltsame,
plötzliche
Dieser
Wechsel der Männer und Systeme war
ohne Zweifel an den geringen Fortschritten der Franzosen in Algier grossentheils mit schuld.
gleich weit ins Innere setzte
Medeah.
sich ganz in die
recten
wagen,
Berthezene
Clauzel wollte sich allso-
überschritt den Atlas
und be-
räumte diese Stadt wieder, zog
Nähe von Algier
zurück, wollte
Verkehr mit den Arabern und warf
maurischen Intriganten in die Arme.
sich
keinen
di-
dagegen den
Rovigo wollte das ver-
201 loreiie
Ansehen der französischen Waifen im Innern wieder
herstellen, den
Aga
Würde,
seiner
entsetzte er
neral wollte er direct den
Oberge-
als
Stämmen gebieten, und wählte
Mittel hierzu das türkische System der Willkür und
General Voirol hätte
Strenge.
als
blutiger
Grosses ausrichten können,
wenn
er die aufgeregten
Stämme durch Mässigung
dabei
aber eine
und strenge Justiz gegen die Uebel-
rasche
thäter aufrecht gehalten
che Feindseligkeiten der Beni-Khalil
hätte.
Er war
namentlich die
,
zu weich, Hess man-
Ermordung des Kaids
Buseid-ben-Schaua's, der unter allen Häupt-
,
lingen der Araber fast der einzige war,
nem Tode hing,
mit
same Strenge des
welcher bis zu
und nachdem die Araber durch die grau-
Herzogs vnn Rovigo
erbittert,
Theil auch eingeschüchtert worden, legten als
sei-
Treue an den Franzosen
unerschütterlicher
ungerächt,
neuen Generals
versöhnt,
Schwäche aus,
sie
die
aber
zum
Milde des
wurden wieder frech und
erneuerten ihre Insulten.
Die Verwaltung des Generals Voirol war im Ganzen
Durch Anlegung prächtiger Landstrassen
ziemlich friedlich.
zwischen den verschiedenen Lagern und Dörfern erwarb sich dieser Officier grosses Verdienst, eben so durch sation des
ein
Fhas oder Weichbildes der
Geusdarmeriecorps
,
aus Eingeborenen
Schutze der nächsten Umgebung.
gänger waren
worden,
zwei
Kuba und
Stadt.
errichtete
zum
bestehend,
Schon unter seinem Vor-
europäische Colonistendörfer gegründet
Deli- Ibrahim.
Ortschalten waren
grössteutheils
ursprünglich nach
Amerika zu gehen
Die Einwohner beider
blutarme
Deutsche,
zösische Regierung gab
welche
dann
beabsichtigten,
aber nicht Geld genug für die Ueberfahrt hatten.
rialien
Organi-
die
Er
Die
diesen Unglücklichen Boden,
zum Häuserbau, Vieh, Ackergeräthe und
fran-
Mate-
selbst
Le-
202 bensmittel
wie den Soldaten,
,
den, sich selbst zu ernähren.
vom Hungertode,
im Stande seyn wür-
bis sie
Menschen
Sie rettete diese
fand aber wenig- Dankbare
unter ihnen.
Ein Theil dieser Ansiedler verkaufte Vieh und Ackergeräthe,
Hände
legte die
Kuba,
in
den Schooss und vertrank das erlöste Geld.
einer schönen aber ungesunden
in
wurde von Seuchen heimgesucht; starb,
Einwohner
die übrigen
Gegend gelegen, Bevölkerung
die Hälfte der
Kuba wieder,
verliessen
und
zwei Jahre nach seiner Gründung war dieser Ort völlig menschenleer
,
und seine Häuschen
Eine sehr
Ruinen.
fielen in
preiswürdige Verwaltungsmaassregel des Generals Voirol war
auch der Beginn von Canalbauten zur Austrocknung der Ebene Metidscha.
Er verwendete Unternehmen
nothwendigen und
zu diesem gewaltigen und streng
berberische
die
Militairsträflinge
Tagelöhner und
Theil
einen
arabische
,
des
Heeres.
Leider wurden diese Arbeiten von den Nachfolgern VoiroFs gar nicht fortgesetzt,
theils
in den
theils
Auch
sehr lässig betrieben.
Umgebungen Bonas wurden Arbeiten zum Austrocknen
der Moräste, welche fast dicht an die Stadtmauern stiesseu, unter Voirol's Verwaltung begonnen.
Die Besetzung des Seehafens Budschia war schon unter
dem Herzog von Rovigo
beschlossen worden.
Anlass hierzu
Ein
gab eine Reclamation der Regierung Englands. sches
Fahrzeug war nämlich auf der Rhede von Budschia
von den Eingeborenen
insultirt
worden.
Das
englische Cabi-
net erklärte der französischen Regierung, dass,
gleichen Vorfälle an einer Küste, die sie betrachte,
Maassregeln
nicht
zu
treffen
Die Regierung eine
briti-
Drohung
verhindern
werde,
Frankreichs zu
sehen,
wenn
als ihr
vermöge,
England
dergleichen Insulten glaubte
dass
in
England
sie der-
Besitzthum
dieser selbst
selbst
zu rächen.
Erklärung sich
Bu-
203 dschias
und
bemächtigen wolle,
beeilte sich,
ihm zuvorzu-
kommen.
Am
22. September
zwei Bataillons
des
Trezel
verliess eine kleine
Linienregiments
.59sten
am
landeten
29.,
Forts und der Kasbah durch die Kriegsschiffe
an
Bord
die
nachdem das Feuer der
Kanonen der französischen
zum Schweigen gebracht worden. General Tregetäuscht,
zel hatte sich auffallend
von Toulon
Escadre mit
Die Truppen unter dem Commando des
Rhede von Toulon. Generals
1833
den
zu
Officieren
als
er
Abfahrt
der
bei
des Expeditionscorps
Siigte:
kriegerischen Unter-
„Unsere Soldaten sind zu keiner sehr
nehmung berufen, sondern werden mehr Hacke und Schaufel,
als
und Säbel in Budschia zu schwingen haben.
Flinte
Der Empfang, den
Expedition
die
fand, gab diesen friedlichen
der Kabylen
von Seiten
Hoffnungen eine grausame Wi-
Nirgends wehrten sich die Eingeborenen tapferer
derlegung.
und hartnäckiger
als in
und bei Budschia.
gigem scharfem Gefecht wurden
die
Erst nach viertä-
Franzosen Meister der
Stadt, welche durch das Kanonenfeucr grosstentheils
worden war.
zerstört
Die sämmtliche Bevölkerung wanderte aus und
mischte sich
unter die
Kabylenstämme der Gebirge.
Die
Franzosen besetzten einen verlassenen Schutthaufen, auf wel-
chem nur Blut und Leichen zurückgeblieben waren; seligkeiten hatten die ten
Bewohner
gerettet.
ihre
Hab-
Zum Commandan-
von Budschia wurde der Balaillonschef Duvivier ernannt,
der dort in den zahlreichen
Lorbeern
erntete,
Kämpfen gegen
die
Kabylen dürre
ohne irgend ein Resultat zu erreichen.
Kabylen der Umgegend von Budschia gehören zu den barsten und unbändigsten
Fanatismus
und
hohem Grade,
wilde
Stämmen der Berberei. Freiheitsliebe
beherrschen
Die
streit-
Religiöser sie in so
dass sie, trotz aller materiellen Vortheile
und
204 Versprechungen, sich doch nie bewegen Hessen, mit den Franzosen irgend einen friedlichen Verkehr anzuknüpfen.
In der Provinz Algier
Stämme
der General Voirol einige
hatte
Verbündete gewonnen,
als
Khaschna im Osten
die
der Ebene Metidscha, die Beni-Mussa, deren Duars im frucht-
Theile der grossen Ebene liegen,
und einen Theil
der Beni-Khalil im Centrum der Metidscha.
Die Gesinnungen
barsten
dieser
Araberstämme waren nicht
für die Franzosen
;
eigentlich freundschaftlich
da ihre Wohnsitze aber ziemlich nahe bei
der Stadt Algier und demnach im Bereiche der französischen
Colonnen lagen, waren
sie
klug genug, mit den Eroberern
Algiers sich friedlich abzufinden,
um
nicht auch
des
trat
ganz in die Dienste der Franzosen
Schick-
das
Ein einziger Stamm
Stammes El-Üffia zu haben.
sal
es
;
waren
die Ari-
ben, früher ein mächtiges und zahlreiches Geschlecht, welches aus der Sahara stammte, von dort nach der Hochebene
Hamsa
wanderte und nach mancherlei widerwärtigen Schicksalen sich
nach verschiedenen Gegenden zerstreute.
Ein Theil der Ari-
ben zog sich nach der Metidscha und lebte dort,
Eigenthum besass, von Diebstahl.
da er kein
General Voirol wies die-
sen Arabern Wohnsitze östlich von Algier bei
dem Hausch
Rassota an, bildete aus ihnen ein Corps von irregulairen Spahis
und ernannte zu ihrem Kaid Ben-Zecri, einen geflüchte-
teten Häuptling der Provinz Constantine.
Hadschuten
,
welche unaufhörliche Einfälle
Beni-Khalil und den Sahel machten. Araber,
Gebiet,
besten
in
Es waren
die
den Uthan der
Die Hadschuten
bewohnen zwischen der ChifFa und Scherschel
fruchtbares, von tes
Ein einziger Stamm
Frieden der Umgegend von Algier.
störte den
sind ein
Sümpfen auf der Ost- und Nordseite geschütz-
besitzen
vortreffliche
Reiter des Landes.
Pferde und
gelten für die
Die Mehrzahl der Hadschuten
205 gehörte unter den Türken zu
war
dieser
Stamm
die Zahl dieses
Stämme, so wie
zu nehmen, welchen
fast lirte
alle kriegs-
die
kein
Tag, an dem
Wohnungen
um an dem Räuberkriege Theil
nicht kecke Ueberfälle ausgeführt, iso-
Phlegma.
unerträglich,
und die energi-
Stammes Beni-Khalil, die Einfälle der
welcher als
Hadschuten zu
lei-
weckten den General Voirol endlich aus seinem
Zwei Expeditionen wurden gegen
unternommen; die
ßrb commandirt, Khalil
und Heerden geraubt wurden.
am Ende
des
Nachbar am meisten durch den hatte,
Es verging
organisirt hatten.
geplündert
schen Vorstellungen
die Verbrecher
und raublustigen Indi-
Hadschuten gegen die Franzosen und
arabischen Verbündeten
Dieser Zustand wurde
sich
Seitdem wuchs
Stammes mit jedem Jahre, da
viduen sich zu ihm flüchteten,
ihre
abenteuerlichen
Hadschuten nicht über vierhundert Reiter.
aller übrigen
Aga; immer
des
und
Bei der Einnahme Algiers zählten
Sinnes weg-en berühmt. die
dem Makhsen
krieg'slustigen
seines
die
erste missglückte, die zweite,
hatte ein
Hadschuten
vom General
vollkommenes Resultat.
DieBeui-
und ßeni-Mussa, welche der französischen Colonne
nahmen den
anschlössen,
Hadschuten
gestohlenen
die
Heerden wieder ab und noch mehr Vieh dazu. terwarfen sich die
Hadschuten,
Darauf un-
welche zu jener Zeit noch
lange nicht so keck und mächtig waren, wie heutiges Tages,
und
die
Wiederholung eines Besuchs der französischen Colon-
Kuider-ben-Rebeha, der Kaid der Hadschu-
nen fürchteten. ten,
erschien persönlich in
Voirol zur Tafel gezogen.
dschutenhäuptlings
Algier und wurde
vom General
Die imposante Gestalt
dieses
Ha-
war damals Gegenstand der allgemeinen
Neugierde.
Während
in
der Provinz Algier Friede herrschte, und
in der Provinz Constantine die Feindseligkeiten
ziemlich
un-
206 waren,
bedeutend der Krieg.
gen
den westlichen Landestheiien
in
General Desmichels galt für einen rastlos tapfer
Officier,
Kniffen,
wüthete
dabei voll
im
Ehrgeiz und von einer Unabhängigkeit
Commaudo ganz
des Charakters, die ihn zu untergeordnetem
Im Lande noch
unpassend machte. die Sinnesart der
thäti-
gewandt in diplomatischen
Felde,
neu, die Kriegsweise und
Araber nicht aus eigener Erfahrung ken-
nend, wollte Desmichels erst versuchen, was mit Waffenge-
Er machte
walt gegen diese Wilden auszurichten sey.
züge gegen die Garrabas und Zmelas und nahm Heerden weg. der
frei,
um
,
überfiel
Die Gefangenen
Wirkung
zu sehen, welche
Milde weise gepaartes Benehmen habe.
war aber damals
Streif-
einige Duars,
liess er
dann wie-
ein mit Strenge und
Eine solche Politik
Abd- el-Kader's Macht und
bereits zu spät;
Einfluss hatte sich zu weit schon ausgedehnt, und kein
Stamm
konnte mehr für sich allein mit den Franzosen einen Ver-
Die Zmelas,
gleich abschliessen.
Weiber wieder haben wollten chen Vergleich, Geiseln ihrer
und
stellten
welche ihre gefangeneu einmal einen sol-
versuchten
,
dem General Desmichels sogar
Aber Abd -el- Kader
Treue,
nen Reitern die Zmelas Franzosen abzubrechen,
,
zwang und
sie
,
überfiel mit sei-
jeden Verkehr mit den
trotz ihres verpfändeten
Worts
und ihrer gestellten Geiseln an dem Kriege gegen die Christen wieder Theil zu
dieser Provinzen nicht
,
nehmen.
Eine Unterwerfung der Stämme
oder auch nur ein Friede mit ihnen
,
war
mehr möglich, ohne Abd -el- Kader durch Waffengewalt
vernichtet
oder durch Vergleich für die
gewonnen zu haben.
Stämme,
die
Er bemächtigte
französische
Sache
Sein Einfluss erstreckte sich über
zwischen
alle
Mascara und dem Meere wohnten.
sich auch der Stadt
wohnenden Türken und Kuruglis,
Tlemsan obwohl
,
und die dort
sie
ihm den Ein-
207 tritt
Meschuar
in den
(Citadelle) nicht gestatteten,
ten sich doch jeder Feindseligkeit
Einnahme Tlemsans
starb
gegen
Bald nach der
ihn.
Abd-el-Kader's Vater,
Macht des jungen Emirs und
durch die
ihm und seiner Familie
alle
Stämme
die
Sidi-3Ia-
ohne dass da-
der gefeierte Marabut der Haschern,
hiddin,
enthiel-
Verehrung, die
zollten,
im Mindesten
abnahm.
Am und
besetzte General Desmichels den
1833
3. Juli
Die Stadt
von Arzew.
die Forts
selbst,
Hafen durch
welche
Vermittehmg ihres Kadis Bethuna mit den Franzosen freundschaftliche
Verbindungen unterhalten hatte, wurde durch Abd-
el-Kader's Truppen wenige zerstört
Arzew
und ist
Tage zuvor
Häuser
erstürmt, die
Bevölkerung zur Auswanderung gezwungen.
die
seitdem völlig von der Liste der Städte
Lan-
des
des verschwunden, und seine Bewohner, wieder ganz zu Wil-
den geworden
,
leben unter die Araberstämme der Ebene des
Bald daran fnahmen die
Sig vermengt.
französischen Trup-
pen auch Besitz von der Stadt Mostaganem, welche der kische
Kaid
Desmichels
Ibrahim
stellte
ohne Widerstand übergab.
es den
Einwohnern
völlig frei,
tür-
General ob sie un-
ter französischem Schutze bleiben oder mit ihrer beweglichen
Habe auswandern send Familien,
Die grosse Mehrzahl, über
wollten.
wählte letztern Schritt,
Stiche lassend, ins Innere zurück.
Mauren vermochte
Widerstände
gegen
Hand, war aber doch gen dulden, mit
die
sie
im
Der dumpfe Fanatismus
zwar nicht zu einem energischen
Franzosen
mit
den
Waffen
so mächtig, dass sie lieber
lieber ihre
den rauhen
tau-
ihre
ihre prächtigen Gärten und Landsitze
bequemen Häuser,
dieser
und zog sich,
in der
Bedrückun-
weichliche und ruhige Lebensweise
Gewohnheiten und Sitten der barbarischen
Beduinen vertauschen, und den Bedrückungen der arabischen
208 Häuptlinge, welche die „Hadars" (Stadtbewohner) von gan-
zem Herzen verachten,
sich
aussetzen,
als in
der Nachbar-
schaft der Christen bleiben wollten.
Am
3.
December 1833 wurde zwischen Abd-el- Kader
und dem General Desmichels, welche in
pen
ins
Feuer führten,
Gefecht in der Ebene Tlelat geliefert, französischen
Kampf Die
Person ihre Trup-
ein hartnäckiges und ziemlich blutiges
wohin der Emir den
Der
General förmlich herausgefordert hatte.
blieb aber,
wie früher, ohne entscheidendes Resultat.
Feldartillerie der
Franzosen
richtete
furchtbare Verhee-
rungen unter den zahlreichen Reiterschwärmen der Araber an, dennoch musste sich die französische Colonne
müde gekämpft und keine Lebensmittel mehr zug bequemen, flinken
hatte,
und wurde von den Feinden,
Rossen wie Raubvögel
sie
als sie sich
,
zum Rück-
die auf ihren
umkreisten,
jeden müden
Nachzügler in Stücke hieben und immer die schwächsten Seiten der Marschcolonne
unter die
zum Angriff auszuwählen wussten,
Mauern von Oran
begleitet.
Als der General Desmichels sah
Lande, wo
seine
bis
,
dass in einem solchen
Truppen nirgends Nahrung, nirgends Ob-
dach fanden, und gegen ein solches Volk, das die furchtbarsten Strapazen mit Leichtigkeit ertrug und
gegen
die
Fran-
zosen die verderblichste Kriegsweise anzuwenden wusste, mit
Waffengewalt nichts auszurichten war,
dass
selbst ein sieg-
reiches Gefecht nicht das mindeste Resultat lieferte, entschloss er sich zu Unterhandlungen.
schreiben
Nach langem Hin- und Her-
kam zwischen ihm und Abd-el -Kader
zu Stande, welchen Desmichels keck
Auftrag, ohne die Gutheissung
zwei Theile;
Vertrag
genug war, ohne den
seiner Chefs,
Voirol und des Kriegsministers, abzuschliessen. enthielt
ein
des
Generals
Der Tractat
im ersten wurde den Arabern zuge-
209 Waffen
standen,
und Kriegsmunition
in
Dem Emir
Häfen einkaufen zu dürfen. der Getreideausfuhr bewilligt,
den französischen
wurde das Monopol
und die Auslieferung der ara-
Im zweiten Abschnitt
bischen Deserteurs ihm versprochen.
des Vertrags verpflichtete sich der Emir,
die
Feindseligkei-
ten einzustellen, die französischen Gefangenen und Deserteurs
herauszugeben, nern unter versehen
den Europäern zu gestatten,
endlich
Abd -el-Kader's Schutz und
zu reisen.
mit
dessen
im In-
Fermau
General Desmichels fand für gut, von
diesem für den Emir äusserst günstigen Vertrage seiner Re-
gierung nur den zweiten Abschnitt vorzulegen, des ersten Theiles aber geheim zu halten.
die Clausein
Erst
unter
dem
Nachfolger des Generals^ Voirol wurde die Wahrheit bekannt,
Die Mehrzahl der
und Desmichels sogleich abberufen.
die Algierer Angelegenlieiten eingeweihten ses seltsame
Benehmen
erklären, dass
Männer
will
in
die-
des Generals Desmichels nur dadurch
Abd -el- Kader ihm
einen Antheil an
dem Ge-
winn, den das Handelsmonopol ihm brachte, insgeheim zugesichert habe.
Gegen das Ende des Jahres 1834
erhielt die
Verwaltung
der Regentschaft Algier eine neue Organisation.
mando der Armee und des
,
die
einen
vom
22. Juli
1834
des
Generalgouverneur,
zu
welchem Posten der
Generallieutenant Graf Drouet d'Erlon berufen wurde. Civilintendanten ernannte
sen
man den
Wirken von kurzer Dauer war.
Wie
die meisten
Zum
Präfecten Lepasquier, des-
Die Wahl des Grafen
d'Erlon, der davon selbst nichts geahnt hatte,
keine glückliche.
Lan-
als „fran-
Norden von Afrika" bezeichnet wurde,
zösische Besitzungen im erhielt
Administration
oberste
das durch eine Ordonnanz
Das Com-
war durchaus
Veteranen der Kaiserzeit
Nachwehen der Strapazen des Feldlebens 14 Moritz Wa&ner's Algier. II.
hatten
Alter und
210 seine Erergie und geistigen Fähigkeiten abgestumpft, und es sich in die Angelegenheiten eines
wurde ihm schwer,
Landes
zurecht zu finden, dessen Zustände so verwickelt, so kitzlich sind,
und
irgendwo,
als
die zu bemeistern
wohl nur einem
Von
jungen, thatkräftigen Genie vorbehalten seyn wird. den meist abgenützten Männern, welche
An dem
lichste Verwalter.
dern protestirte
in
er keine Schuld, son-
Paris dagegen bis zum letzten Augenblicke.
In der Provinz Algier wusste er Friede und
Zu
len.
Städten des Innern, mit
es
ihm wohl gelangen,
Mit
Medeah und
namentlich in
in den
Miliana, ein-
den Franzosen verbündete Häuptlinge einzu-
und dadurch eine Rivalmacht gegen den ehrgeizigen
setzen,
jungen Emir von Mascara zu gründen. unterlassen,
Tractat
tfes
war
ein
Generals
Dagegen war
hatte.
herzustel-
w^urden weniger Verbrechen verübt.
mehr Energie wäre
heimische,
dies
Ruhe
keiner andern Zeit, weder vor noch nach der Ver-
waltung Voirol's etwas
Ange-
die
ungeheuren Missgriff des Frie-
Abd-el-Kader trug
mit
1830
war General Voirol der glück-
legenheiten Algiers leiteten,
densvertrags
seit
all'
in
Dass General Voirol
grosser Fehler,
Desmichels,
Bezug auf
die
der,
gleich
unseligsten
die Organisation
dem
Folgen der von
den Franzosen occupirten Landestheile das Wirken des Generals Voirol äusserst wohlthätig
und verdienstlich,
seiner Vorgänger oder Nachfolger er.
Dies fand auch die
vollste
und keiner
leistete hierin so viel,
europäischen Ansiedler in Algier.
Daher
begleiteten auch das
Bedauern und die V^ünsche der ganzen Bevölkerung,
Mohamedaner, wie der Christen, das
Mann
wie
Anerkennung von Seiten der
Schiff,
nach der Küste Frankreichs trug.
der
das jenen edlen
2J1
V. Algier unter der Herrschaft Frankreichs.
—
Krieg geDie Verwaltungsmaassregeln des Grafen Droiiet d'Erlon. Rasche Zunahme sei gen die Hadschuten. Abd- el-Kadei% Sein Sieg über Mustapha-ben-Ismael und die übriner Macht. gen ihm feindseligen Häuptlinge. — Treffen zwischen Abd-el-Kader und Mussa-el-Darkui. Einfall des Emirs in die Provinz Titeri. — Wiederausbruch des Krieges. Uebergang der Duairs
—
—
—
—
—
—
und Zmelas zu den Franzosen. Niederlage der französischen Truppen unter Trezel an der Makta. — Abberufung des Grafen
—
Ankunft des Marschalls Clauzel in Algier. — Drouet d'Erlon. ExpeExpedition gegen Mascara und Einnahme dieser Stadt. dition gegen Tlemsan und Besetzung des Meschuar. — Gefechte Rückliehr an der Tafna gegen Abd el-Kader und die Kabylen. des Marschalls Clauzel, - Kriegerische Operationen in den Provinzen Algier und Titeri. — Schlappe der Franzosen an der Taf-
—
—
na,
—
—
Sieg des Generals Bugeaud an der Sikak.
in Budschia. tine unter
—
Ereignisse
Erste Expedition der Franzosen gegen Constan-
dem Commando
—
des Marschalls Clauzel.
Fehlschla-
gen derselben und trauriger Rückzug der französischen Armee. Abberufung des Marschalls Clauzel.
JLn den ersten d'
—
Monaten der Verwaltung des Grafen Drouet
Erlon herrschte in den Umgebungen sämratlicher von den
mit
Truppen besetzten Städte
die tiefste
Ruhe, und
Ausnahme der Stämme von Budschia standen
die Einge-
französischen
borenen überall mit den Franzosen in Handelsverkehr, besuch-
J4
*
212 teil
die
Märkte und
gefielen sich dort gar sehr
wohl, da
sie
schweres Geld von da in ihre Wildnisse zurückbrachten.
Dies
Es gab auf beiden
Seiten
dauerte aber nur wenige Monate.
Leute, die das Friedens
zu werden anfingen.
satt
Franzosen waren es besonders die ehrgeizigen chen es nach kriegerischen Thaten,
Bei den
Officiere, wel-
Avancement und Ehren-
kreuzen rüstete und denen die persönlichen Interessen und der
Ruhm
der französischen Waffen
mehr
galten,
Eine
lassungen.
der
Maassregeln
ersten
war, Truppen nach Buffarik zu schicken, arabische festes
der bedeutendste
zu Ehren
dort ein
Camp
d'Erlon
Die Lage von Buffarik im Centrum der
genannt wurde. ist
Aus-
Gouverneurs
des
wo
Markt der Metidscha gehalten wurde, und
Lager zu gründen, welches ihm
Metidscha
die
als
der neuen Nieder-
breitung der Colonisation nnd die Blüthe
Camp
äusserst wichtig.
d'Erlon wurde bald der
bedeutendste französische Waffenplatz der Algierer Umgegend.
Es erhoben
der grossen Ebene in kurzer
dort inmitten
sich
Zeit eine ziemliche Zahl Häuser streut liegenden in der
s'tattlicheu
Umgebung
,
Obristlieutenant
Marey,
die
wurde zum Aga der Araber
des
aufgelöst.
das Corps
der
Der neue Aga überSpahis
und
sollte
Araberstämme der Metidscha eine ziemlich ausge-
dehnte Autorität üben. tastischen
der in
ein sehr reicher Officier,
Bureau arabe
nahm den Oberbefehl über über
zer-
zeigt
einer völligen Wildniss ein seltsames Bild.
Paris viele hohe Göuner hatte, ernannt und das
und der Anblick dieser
Wein- und Kaffeeschenken
Mann.
Er
Marey hatte
an
galt
für
einen etwas phan-
den Sitten und
Landes einigen Geschmack gewonnen
,
Gebräuchen
Hess sich den
Bart lang wachsen, das Haupthaar rasiren und trug den Tur-
ban
und
reiche
prächtige
Kleider
im
maurischen
Schnitt.
Mit diesen äusserlichen Nachäffungen der Sitten der Einge-