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German Pages 512 Year 1841
REISEN IU
-
DER REGENTSCHAFT
ALGIER IN
DEN JAHREN 1836
,
1837 UND 1838
vox
D.
10 RITZ WAGNER,
NEBST EINEM NATURHISTORISCHEN ANHANG UND EINEM KUPFERATLAS.
ERSTER BAND. LEIPZIG, VERLAG VON LEOPOLD BUCBHÄNDLRR
D. K. ACADE91IE D.
VOSS,
WISSENSCHAFTEN ZU
1841.
ST.
PETERSBURG.
US*
SEINER KÖNIGLICHEN HOHEIT
FERDINAND PHILIPP HERZOG VON ORLEANS ETC.
ETC.
ETC.
üiurc dieses
Königliche
Werkes über
haben
Hoheit
ein
Land,
die
Widmung
wo nach den von
Eurer Königlichen Hoheit kürzlich ausgesprochenen Worten „Frankreich ein grosses Reich gründen wird (i9 aller-
huldvollst
für die
anzunehmen
der Reise und
geruht.
Ein
schönerer
der Bearbeitung dieses Buches
geopferte Zeit konnte mir wahrlich nicht werden.
der Gründung afrika
ist
europäischer Niederlassungen in
auch
Lohn
mein Vaterland
vielfach
Bei
Nord-
betheiligt.
Deutsche Krieger kämpfen dort unter der Fahne Frank-
reichs
und
deutsche
Ansiedler
französischer Colonisten
machen,
während
wissenschaftlichen
den
an
verwilderten
Deutschlands Arbeiten
helfen
gelehrte
dem
in
neu
der
Seite
Boden urbar
Welt
die
zugänglich
gewordenen Lande mit dem lebhaftesten Interesse verfolgt.
Eure Königliche Hoheit
Theilnahme, selbst an
welche
unsere
erkennen die
Nation
Algier
innige
schenkt,
durch die mir huldvollst ertheilte Versiche-
rung: es mache Eurer Königlichen Hoheit Vergnügen, zu sehen,
dass
deutsche
Forscher mit den französischen
sich vereinigten,
mehr Licht zu
um
über jenen Theil von Afrika immer
verbreiten.
Ueberzeugt, dass die Vor-
sehung dem hochherzigen Prinzen,
welcher selbst die
Gefahren und Mühen des Feldlebens und den Sieges-
ruhm der französischen Heere
in
Afrika theilte,
Ausführung der grossen, glorreichen Aufgabe, den blühenden Boden Numidiens
winnen
und Europas
hat,
wünsche
ich
Civilisation
aus
einst
der Cultur wieder zu ge-
dem Welttheil der Barbarei zu ten
die
und
Freiheit
verpflanzen,
tiefster
Seele,
nach
vorbehaldass
der
Himmel Eurer Königlichen Hoheit Leben schenken, dass
sein
langes
reichster
glückliches
Segen auf dem
Hause Orleans ruhen möge. In
tiefster
Ehrfurcht beharrt
Eurer Königlichen Hoheit
Augsburg, im
September 1840.
untertänigster
Dr. Moritz
Wagner«
Vorrede. Äeitdem Nordafrika im 7ten Jahrhundert von den mohammedanischen Arabern erobert worden , europäischen Völker Erdkreises.
eine
der
Obwohl nur durch
ländergierigen
ist die
Berberei für die
unzugänglichsten ein
schmales
Europa geschieden,
zogen
Zonen
des
Meer von dem
dessen
mächtige
Marinestaaten doch vor, im fernen Südasien, in Amerika und Australien durch Waffengewalt oder Politik neue Reiche zu
erobern,
statt
den Barbaren das
nahe
gelegene fruchtbare
wo
afrikanische Küstenland zu entreissen,
die
Römer
sechs
Jahrhunderte lang ihre Herrschaft behauptet und die blühendsten Colonien der afrikas
Krieg,
führten
Welt besessen
gegen das
bedeckten
hatten.
christliche
das Mittelmeer
Die Barbaren Nord-
Europa unaufhörlichen
mit
ihren Piratenflotten,
lähmten den Handel, verheerten die Küstenstaaten und schleppten deren Bevölkerung in die Sklaverei.
Europa ertrug
diese
Uebel mit unbegreiflicher Langmuth, und wenn auch zuweilen
X ein hochherziger Fürst, wie der heilige in einer
Anwandlung
geisterung einen
ritterlichen
Zug gegen
Ludwig oder Carl V.,
Zorns oder
Be-
christlicher
die Piratenländer unternahm,
wurden solche kriegerische Operationen doch
so
nicht durch die
nöthige Beharrlichkeit unterstützt und nahmen einen kläglichen
Mit einzelnen europäischen Staaten schlössen
Ausgang. Barbaresken
in
der Folge Separatfrieden
Handelsfahrzeuge in einige ihrer Häfen innern Lande war bis
und Hessen ihre
zu,
aher mit dem
auf die neueste Zeit jeder Verkehr
Namentlich waren
unmöglich.
die
die
Staaten Algier und
Ma-
rokko, von einer wilden, fanatischen, raub- und mordgierigen
Bevölkerung bewohnt, für
alle
Christen bis
hundert völlig verschlossene Länder, beschimpft durch Misshandlung,
zum I8ten Jahr-
und nur
gebeugt unter
als
Sklaven,
dem Druck
der Kette, sahen einzelne Europäer, die ins Innere geschleppt
worden,
die
Riesenskelete der alten Städte wieder, welche
ihre Altvordern hatten.
dort als Eroberer und
Im Angesicht
jener
Herrscher gegründet
mächtigen
Monumente,
der
Triumphpforten, Tempel und Granitsäulen, deren verwitterte Inschriften die Römersiege priesen,
wurde der Europäer an
den Pflug gespannt, und da mochten in ihm bittere Empfin-
dungen wach werden über den Wechsel der Zeiten That,
ein
kläglicheres
sich nicht denken!
Wiedersehen
—
in der
der Ahnengräber lässt
Als die politischen Verhältnisse zwischen Nordafrika und
Europa eine regelmässigem Gestalt annahmen und
mei-
die
durch Entrichtung eines Tributs mit
sten christlichen Staaten
den Barbaresken schmachvollen Frieden erkauften, gelang es einigen Reisenden durch die Unterstützung der bei den Raubstaaten beglaubigten Consuln, einige Strecken der
des Innern
der Berberei
zu durchziehen.
Küste und
In Tunis waren
dergleichen Reisen weniger schwierig, als in den westlichen
Peyssonel, Shaw, Bruce und Desfontaines durch-
Theilen.
wanderten im 18ten Jahrhunderte die Regentschaft Tunis bis an den
Rand
der Sahara.
Dieselben unermüdlichen wissen-
schaftlichen Forscher bereisten auch einige
kamen aber
nicht über den 35°
Punkte von Algier,
N. B. hinaus und keiner von
ihnen drang bis auf die letzten südlichen Abhänge des Atlas-
gebirges
vor.
Seit
Anfang unsers Jahrhunderts
wurden solche Reisen
nicht
mehr
versucht.
Inmitten
Kriege zwischen den europäischen Mächten hatten staaten
ihr
altes
war dem Seefahrer wieder
wie früher geworden.
1816 durch zwar
die
Landung
die
die
Handwerk wieder begonnen und
afrikanische Küste
1830
bis
so
der
Raub-
die nord-
gefahrvoll
Das Bombardement Algiers im Jahre
Engländer unter Lord Exmouth schüchterte
Barbaren auf einige Jahre ein, aber
erst
nach der
der Franzosen, welche im Jahre 1830 die verjährte
Schande Europas so glänzend rächten,
nahmen
die
dortigen
XII
eine völlig
Verhältnisse
andere Gestalt an.
Alle wichtigen
Punkte auf einer Küstenstrecke von mehr
als achtzig
Länge wurden von den Franzosen
und an demselben
Gestade,
besetzt
welches der Seefahrer bisher
und Grab gemieden, sah man
jetzt die
als
sein
Flaggen
Meilen
Gefängniss
aller
Seehan-
Europas in emsigem Verkehr, wäh-
del treibenden Nationen
rend Armeen in das Innere eindrangen und das berühmte Atlasgebirge überschritten,
auf welchem seit mehr als einem
Jahrtausend kein europäisches Banner geweht hatte.
Im Jahre 1834
bereiste ich das südliche Frankreich
und
machte von dort einen ganz kurzen Ausflug nach der afrikavon
nischen Küste,
Europa zurückriefen. Küstenlandes,
wo
Privatverhältnisse
Aber
die
der Anblick des
alten Atlas,
noch so
nissvolles Innere der Räthsel
afrikanische
Schönheit
mich
bald
des numidischen
dessen geheim-
viele birgt,
Leben, das Gewühl von Völkern des
densten Stammes,
die sich durch
nach
das bunte verschie-
Verkehr zu mischen began-
nen mit den eben so heterogenen Elementen europäischer Auswanderer von Nord und Süd
—
all'
diese Erinnerungen blie-
ben mir in voller Frische und ich konnte des mächtigen Eindrucks nicht mehr los werden. erhöht durch
die
Derselbe ward nicht wenig
mündlichen Mitteilungen der Militairs und
Kaufleute, welche die afrikanischen Feldzüge mitgemacht oder
wenigstens im Gefolge der französischen Armee sich herum-
XIII
getrieben hatten.
Die Aussagen dieser Leute von wenig Bil-
dung waren zwar zum Theil sehr verworren und mit langweiligen Einzelnheiten über Alles, erlebt
was
angefüllt
sie in
Afrika
und erduldet, zugleich aber entschlüpften ihnen doch
häufig interessante Mittheilungen über die Wildnisse,
die sie
durchzogen, über die Städte des Innern, die sie betreten, und die fremden Völker,
mit denen sie bald durch Handel,
mit den Waffen in der Entschluss
stand
Hand, Verkehr gehabt
bald
mich
fest,
Mein
hatten.
vorzubereiten
bald
zu
einer
grössern Reise nach dem neu zugänglich gewordenen Lande, dort naturwissenschaftliche die
politischen
und
Sammlungen zu
gesellschaftlichen
veranstalten
Zustände
um und
Nordafrikas
kennen zu lernen.
Die Vorgänge
in Algerien
chen Reise sehr lockend. zel rüstete
sich
zu
waren damals zu einer
sol-
Der unternehmende Marschall Clau-
den Zügen nach Maskara und Tlemsan
und verkündete ziemlich offen seinen Plan, die Regentschaft,
nachdem man fünf Jahre lang
sich auf den Besitz der
beschränkt hatte, im Grossen zu occupiren.
Küste
Meine Reisevor-
bereitungen waren zu jener Zeit leider noch nicht beendigt.
Mit Freude that
las ich
von den Erfolgen der Franzosen, aber es
mir doch zugleich wehe,
dass ich nicht mit unter den
Ersten seyn konnte, die in jene Gegenden eindrangen, und ich
wünschte insgeheim, dass
alle
weiteren Feldzüge unterbleiben
XIV Die wenigen
möchten, bis ich selbst in Algier seyn würde.
kargen
welche
Mittheilungen,
von Miiitairs entnahmen,
die
Journale
genügten mir
aus
Briefen
Ich ärgerte
nicht.
mich über deren Dürftigkeit und unbeschreiblich sehnte ich mich,
die
Land und
Heerzüge die
selbst
zu
begleiten
und
das
fremde
Scenen des Beduinenkrieges nach eigener An-
schauung zu schildern. Nicht ohne
Mühe gewann
ich es über mich, diese heisse
Ungeduld niederzukämpfen und nichts zu übereilen. ich in Deutschland
Nachdem
meine Vorbereitungen beendigt hatte, be-
gab ich mich im September 1836 nach Paris und
erhielt dort
durch die Güte des Kriegsministers Bernard, der Professoren des naturhistorischen Museums, der Generale Dejean und Feist-
hamel Empfehlungsbriefe an die französischen Behörden und die
bedeutendsten Miiitairs in Algier.
Paris war Schuld, stantine leid.
dass ich die
versäumte.
Es
that
Dieser Aufenthalt in
erste Expedition
mir
dies
nach Con-
damals nicht wenig
Als ich aber bald nach meiner Ankunft in Algier den
unglücklichen
Ausgang
hörte,
konnte ich die Verlängerung
meines Pariser Aufenthalts nur segnen.
Die Aufnahme,
die ich in Algier fand,
übertraf meine
Hoffnungen, denn nicht nur gewährten mir die Behörden, die Generale, die Lagercommandanten allen Schutz,
alle Erleich-
terungen, die ich für meine Ausflüge verlangen konnte, son-
XV auch so manche durch ihre politische Stellung
(lern ich lernte
wie durch Geist und Charakter hervorragende Männer ken-
mich interessirenden Ge-
nen, die mir bereitwillig über
alle
genstände Auskunft
und deren Umgangs ich mit
ertheilten
wahrer Liebe und Freude gedenke. weilte zu kurze Zeit,
um
mir nützlich seyn zu können; dafür
fand ich an seinem Secretair, Herrn
den unschätzbarsten Führer. forscher machte
ich
die
Adrian Berbrugger,
Mit diesem eifrigen Alterthumsnach den
interessantesten Ausflüge
Ruinen von Rusgonia, nach Ghelma lich
Marschall Clauzel ver-
u.
s.w.
Nicht minder nütz-
waren mir der Obristlieutenant Levaillant, damals noch
Capitän der Zuaven (ein warmer Freund der Jagd und Zoologie,
wie sein Vater, der berühmte Reisende),
Trubelle, arzt
der
Roussel,
eifrige
Commandant Saint-Fargeau, der der Capitän
Magagnos,
die übrigen
welche, sämmtlich
häufig begleiteten.
Wollte ich
Personen nennen, die mir Freundliches erwie-
sen und mein Unternehmen nach Kräften förderten, dies eine
lange Liste;
wenigstens die Capitän
doch halte ich es für meine
folgenden
Daumas,
Namen dankbar
theilte,
so gäbe Pflicht,
anzuführen:
den
ehemaligen Consul in Maskara, der in der
Hauptstadt Abd-el-Kader's seine beschränkte
mir
Stabs-
Sammler zoologischer und botanischer Gegenstände,
auf meinen Ausflügen mich all'
der Doctor
Wohnung
mit
den geistreichen Commandanten Pellissier, die
XVI
Bresson und Sol,
Civilintendanten die Generale
den Stabsarzt
Rapatel, Trezel und Brb,
Guyon,
namentlich den
Letztern, einen der trefflichsten Charaktere, die mir in mei-
nem Leben vorgekommen.
Dass
ich je
Gelegenheit finden
werde, die edle Gastfreundschaft jeuer Männer zu vergelten,
Lager
unter deren Zelt im
wenn mer
ich
und herzlich die ihnen
Lagerkost mit mir
ich
tiefe
kaum
edlen
—
theilten
selbst spärlich
die im-
zugemessene
dass ich ihnen je mit
hoffen, aber gewiss, ich
Benehmens
derThat
die
Erinnerung ihres so lange die-
ist.
fielen
in
begleitete
die kriegerischen
Reghaia.
JVach
Ruhe
werde
meinem Herzen bewahren,
in
Meine Reisen
die
ein Ruheplätzchen fand,
Dankbarkeit zu beweisen vermögen werde, kann
ses nicht erkaltet
ich
immer
müde von meinen Excursionen heimkehrte,
willig
meine
ich
eine
sehr
günstige Zeit.
Züge nach Constantine,
dem Friedensschlüsse an der Tafna
des
Landes,
bereiste
unter
Ich
Beiida,
benutzte
dem Schutze der
Häuptlinge Abd-el-Kader's das Innere der Provinz Oran und besuchte mehrere interessante Gegenden, wie die Ebene res,
Eggh-
Hammam-Sidi-Hanefiah, wohin die Franzosen noch nie
gekommen
sind.
Mehrere der merkwürdigsten Punkte, welche
ich in den Jahren
1837 und 1838 noch ohne grosse Gefahr
besuchen konnte,
sind jetzt
unzugänglich.
Nach Hammam-
Meskhutin darf man sich ohne starke Bedeckung nicht mehr
XVII
wagen
,
das Innere der Provinz Oran
verschlossen und selbst in der
sechs
man
Monate lang sich jetzt
in
allen
ist
den Reisenden ganz
Umgegend
Algiers, welche ich
Richtungen durchstreifte, kann
ohne augenscheinliche Lebensgefahr nicht von
Auf den Ruinen von Rusgonia,
den Lagern entfernen.
in
deren Mitte ich 1837 mit meinem Freunde Berbrugger meh-
Tage ruhig
rere
campirte,
lagern gegenwärtig die Räuber-
banden Ben-Salem's und der Altherthumsforscher kann dort nicht
mehr unter den Trümmern umhersuchen.
Von den
Werken
älteren
Reisebeschreibungen von
über die Berberei
Shaw und Peyssonel
sind
die
sehr schätzbare
Beide waren gründliche und gewissenhafte Beob-
Quellen.
achter; leider aber sind ihre in wissenschaftlicher Hinsicht so
Werke
zugleich sehr einseitig und trocken.
Die
Verfasser besassen tüchtige archäologische Kenntnisse,
aber
brauchbaren
ihrem Eifer,
in
die
alten Steine
schriften zu entziffern,
zu beschauen und ihre In-
vergassen sie andere wichtigere Ge-
genstände, vergassen sie die Menschen, welche, nach Göthe's
Wort, dem Menschen überall das Interessanteste nirgends
ein
Berberei,
ner
wo
bleiben, aber
aufmerksameres Studium verdienen die Weltereignisse
so
viele
als
in
der
Völker verschiede-
Abstammung und Zunge zusammendrängten, deren Ver-
gangenheit
tiefes
Dunkel deckt und deren gegenwärtige Zu-
stände wir noch lange nicht gründlich genug kennen.
Moritz Wagner's
Algier.
I.
* *
XVIII
Sehr auffallend Algier
über
ist,
dass seit
1830
worden
sind.
geschrieben
dreissig Schriften, welche erschienen,
Die zwanzig oder behandeln fast sämmt-
nur die politische Frage oder die Colonisation.
lich
Buch darunter
tüchtiges Pellissier.
nur drei; findet
sich
sind die
Beschreibende
in
gelehrten Journalen
Campbell war
als
Land kenne
ich
die
zerstreut.
CampbeH's
in
Die beschrei-
Briefe,
Pückler-
Afrika und Rozet's
Reise.
Dichter ohne Zweifel glücklicher, denn findet
man wenig
gewöhnlichen Touristeneindrücke.
Auch war
Reisebeschreiber. als
über das
was an wissenschaftlichen Forschungen geschah,
Muskau's Semilasso
mehr,
Ein sehr
Annales Algeriennes von
Werke
benden Reisebücher sind:
als
wenig gute Werke
so
In seinen Briefen
sein Aufenthalt nur sehr kurz
ten strich er flüchtig vorüber.
und an den wichtigsten Punk-
So
verweilte Campbell in
eine Stunde und
kara, wie mir der Intendant Sol erzählte,
kehrte dann eiligst wieder nach Oran zurück, froh, seinen englischen Lesern sagen konnte,
Mas-
er
dass er
habe die Haupt-
stadt Abd-el-Kader's gesehen.
Semilasso
ist
noch oberflächlicher
Der Fürst Pückler- Muskau
gilt für
als
Campbell's Briefe.
einen geistreichen
Mann
und die „Briefe eines Verstorbenen" zeugen in der That von feiner
Aber
Beobachtungsgabe, in
Witz und Weltmannsgewandtheit.
den späteren Schriften des Fürsten will man eine
XIX merkliche
Abnahme
mehr an der Wahl des neuen
lag die Schuld
seinem innersten
mehr
ein
Cirkel
Mann
Wesen
nicht
der Salons,
anpasste.
als
vornehmer mit Stern
Welt durch
dem
seines Talents bemerkt haben.
Vielleicht
Stoffes,
Fürst Pückler
der Wüste,
geschmückter
Geist, Witz, pikante Einfälle zu glänzen
Mannes, der
und mit
mit der Ueberlegenheit eines
Meister
seines Stoffes
ist,
jene Elemente von
Hoheit, Flitterschimmer, Intriguen und Fäulniss einer kratischen
Welt uns zu
ist
geeigneter im
und Ordensband
Scharfblick des Kenners,
der
aristo-
enthüllen, als unter numidischen Rui-
nen sein Quartier aufzuschlagen und das einfach Grossartige der Wildnisse und des Araberlebens natürlich aufzufassen und zu beschreiben.
Im Vergleiche
mit den beiden
die Reise Rozet's sehr gut
genannten Schriften
und gründlich.
ist
Diesem gewissen-
haften und tüchtigen Beobachter fehlt nur Eines
:
er hat gleich
Campbell und Pückler zu kurze Zeit im Lande sich aufgehalten
und zu wenig gesehen.
Algier, Beiida,
Er
beschreibt nur die vier Städte
Medeah und Oran.
Die Provinz Constantine
und das Innere der Provinz Oran hat er gar nicht
bereist.
Ausserdem haben auch zwei Deutsche, Wilhelm Schimper und Miltiz, über Algier
Broschüren veröffentlicht, welche gut und
anspruchlos geschrieben sind,
Stadt Algier enthalten.
aber blos eine Schilderung der
XX In meiner gegenwärtigen Reisebeschreibung bemühte ich die verschiedenen Bestandteile so viel als möglich zu
mich,
Der
sondern. des
Iste
Werkes und
Band
was
Alles,
statistischen Notizen, die
habe mich bei
den geographischen Theil
enthält
in dieses Gebiet einschlägt,
Beschreibungen der Ruinen
etc.
Schilderuug der Reise bemüht,
dieser
die
Ich alles
mich persönlich Betreffende wegzulassen, so weit dies thunlich
war.
Vielleicht that
spiele anderer
nen
u. s.
ärmer,
nicht
nach dem Bei-
Reisender das Trockne der Beschreibungen zu farbenreiche
mildern durch eine uuter den
ich Unrecht,
Erzählung
aller
Erlebnisse
Wilden der Berberei, der Jagden, der Kriegssce-
Meine Reise war an dergleichen Abenteuern
w.
als die vieler
nicht
Andern, denn ich habe drei Expeditio-
nen begleitet und war später in Abd-el-Kader's Hauptstadt täglicher
Augenzeuge
Lebens.
Da
eine blos
der Scenen
eines
rein
aber meine Absicht keineswegs
amüsante Lecture zu bieten,
afrikanischen
ist,
dem Leser
da ich einfach nur
wünsche, dem Reisenden, welcher Algerien durchwandern, dem Ansiedler, dieses
Buch
der sich dort für ein getreuer
will,
durch
Führer zu seyn, und Denen, welche der
Länder- und Völkerkunde tiges Bild von
immer niederlassen
ernstliches Interesse
widmen, ein
rich-
jenem Lande, von seinen Bewohnern, seiner
Geschichte, seinen heutigen Zuständen zu geben, so vermied ich möglichst alle
Episoden und überflüssigen Schmuck.
XXI
Mau
wird diesem geographischen und descriptiven Theile
wenigstens nicht den Vorwurf der Unvollständigkeit machen,
denn ich bereiste alle Punkte der Regentschaft Algier, wel-
zum Juni 1838, wo
che bis
ich das
Land
verliess,
von den
Franzosen occupirt oder überhaupt damals zugänglich waren.
Es boten
schöne
sehr
mir während meines zweijährigen Aufenthalts
sich
Reisegelegenheiten
nach Tunis
und Marokko,
die ich aber nicht benutzte, weil ich in diesem Falle die ent-
legenen Punkte Algeriens, wie Mostagancm,
sagran
u. s.
w.
wohin nur sehr
,
hätte besuchen können.
selten Schiffe
La
Calle,
Ma-
abgehen , nicht
Ueber jene Städte des Innern, welche
zu berühren keine Möglichkeit war, sammelte ich Notizen bei
den Eingeborenen und besonders bei den Renegaten in Maskara.
Interessante Aufschlüsse über
zenden Gegenden,
namentlich über das
verdanke ich dem Renegaten
gen Menschen,
die
der,
der Sahara angren-
Land
der Mosabiten,
Baudouin, einem merkwürdi-
ganz zum Araber geworden,
die
ver-
schiedenen Idiome mit der Reinheit eines Marabuts sprach.
Den
Uinriss
2ten Bande bis
nach
einem
Quellen.
der Geschichte der Regentschaft Algier im
zum Sturze der Türkenherrschaft entwarf
sorgfältigen
Studium
aller
alten
ich
und neueren
Bei der neuesten Geschichte von 1830 an benutzte
ich Pellissier's
schöpfte ich aus
Annales Algeriennes.
Wichtige Beiträge
der mündlichen Unterhaltung mit den bedeu-
XXII tendsten
Männern, welche
dort seit Jahren
Augenzeugen der
Begebenheiten waren und selbst den thätigsten Theil daran
genommen
Muralt,
hatten.
Meinem Freunde, dem Schweizerhauptmann
in neapolitanischen Diensten, verdanke ich die Schil-
derung von Bugeaud's Zug an die Tafna; selbst einigen
endlich habe ich
bedeutenden Ereignissen beigewohnt.
Eine ausführliche Skizze sämmtlicher eingeborenen Völ-
Es
giebt Reise-
fremder
Völkersitten
ker geht diesem historischen Theile voran. beschreiber,
welche
hauptsächlich
deren
bei
Auge
fassen
und in
winziger Details eingehen über Tracht,
Wohn-
äussere
eine
Menge
ort,
religiöse Ceremonien.
alle
Schilderung
seltsamen Geberden,
Seite
ins
Sehr weitschweifig schildern wissen genau,
sie
welches Knie beim
Gebet zuerst den Boden berührt, welche Bewegung Hand und
Kopf zum Grusse machen, und da
in diesen
Gebräuchen manch-
mal etwas Pikantes vorkommt, so nimmt eine gewisse Classe von Lesern Gefallen an solcher Beschreibungsart. bei
der Schilderung
der Algierer Völker
diese
Ich habe
äusserlichen
Dinge zwar keineswegs übergangen, ihnen aber nur geringen
Raum
gestattet,
da ich glaube,
der Völker ungleich wichtiger
dass es ist,
jene
welche über Charakter, geistige Richtung,
zu einer Kenntniss
Züge zu
erfahren,
sittliche
Zustände
aufklären, als die Bestandtheile ihrer Kleider oder ihre Gri-
massen beim Gebet zu kennen.
XXIII
Die Bearbeitung des 3ten, naturhistorischen Bandes war mir nur möglich durch die freundliche Unterstützung meiner gelehrten
und
Mitarbeiter
Opfer
durch die
des
Verlegers.
Mein Bruder, Professor Dr. Rudolph Wagner, übernahm
die
Eintheilung der Beiträge,
Nordafrika gewinnt unbestreitbar eine mit jedem
Tage
im Osten sind mit
steigende Bedeutung und die Ereignisse
den Vorgängen in Algier vielleicht in weniger fernem Zu-
sammenhange,
als
man glauben
gestaltung steht überall
Während
möchte.
Eine ungeheure
Um-
mohammedanischen Welt bevor.
der
das grosse osmanische Reich im Osten, des Islams
mächtigste Stütze, zusammenbricht und der alte impotente Fa-
natismus vor den unaufhaltsam scher Bildung,
einbrechenden Ideen europäi-
der Toleranz und Freiheit, in seine dumpfen
während die Hoffnung immer näher
Höhlen
sich verkriecht,
rückt,
dass jenes unermessliche fruchtbare Territorium nicht
lange mehr brach liegen wird unter einer
dummen Tyrannei und
dem ertödtenden Druck
Wohnsitz von Wilden und
als
Sklaven, während Russland und England, von Osten her gewaltig
um
sich greifend, die
tigen Schirm reissen,
zugefallen,
in
ist
Völker Asiens unter ihren mäch-
Frankreich im Westen die Aufgabe
den unzugänglichsten,
alten Khalifenreiches einzudringen
verhärteten Völker Nordafrikas
streitbarsten Theil
und die
in uralter
zu lehren,
dass
des
Barbarei
des
Men-
XXIV sehen Bestimmung eine edlere sey, als mit dem Schakal in der Wildniss zu leben,
in brudermörderischen
Kämpfen
sich
zu zerfleischen und eine schöne Erde durch Faulheit veröden
Die Eingeborenen Nordafrikas, obwohl wie wir
zu lassen.
der edlen kaukasischen Rasse angehörend, schlafen lassen und
steskräfte
lichen Kenntnisse nicht
einen
zu
dem Gebäude der mensch-
Stein hinzugefügt, ja sie sind
dem befruchtenden Verkehr vielmehr
Weg
haben ihre Gei-
überall
hemmend
getreten durch Piraterie und Eroberungskriege.
in den
Unsere
von einem Titanenfieber der Umgestaltung, der Reformirung, der Freiheitverbreitung
ger mehr.
Auch
für
ker
Tag
nicht
ist
setzen
der
sich fügen
bewegte Zeit duldet dies nicht län-
Numidiens und Mauritaniens wilde Völ-
mehr sehr fern
oder im
Kampfe
1
,
wo
sie
Europas Ge-
für ihre Barbarei unter-
gehen müssen.
Augsburg, im
September 1840.
Der Verfasser,
n h a
1
t.
Seite I.
Dampfschifffahrt.
—
Die balearischen Inseln.
Mahon.
enthalt in
Majorka.
Cabrera.
Der Anblick der Stadt yon der Biskris
und Neger.
—
Minorka.
Auf-
— Ankunft Algier. — Der Hafen. — in
Seeseite.
—
Gasthöfe.
Der
Eindruck
erste
der Stadt Algier auf den Europäer II.
Beschreibung der Stadt Algier.
und Bauart der Häuser.
Der
Kasbah.
alte
—
Deypalast.
— Hotel Moscheen. — Das verneurs.
katholische Kirche.
—
I Statistisches.
—
Merkwürdige Gebäude.
—
—
Die
Das Wohngebäude des Gou-
Latour du Pin.
—
Die Bibliothek.
Grab Heyraddin Barbarossa's.
—
Strassen
—
Der protestantische Gebetsaal.
—
Die
—
Schulen der Eingebornen Synagogen III.
36
Fortsetzung der Beschreibung der Stadt Algier. Tribunal supcrieur.
Das Gericht des
Kriegsgerichte.
Kadi's.
Bazars.
Gerichte.
Der Process Moncel's.
Maurische und französische
Kaffeehäuser IV.
Leben und
57
Sitten in Algier.
Der Ramadan und Beiram. Mo-
hammedanischer Nachtgottesdienst. Das maurische Volkstheater
Gharaguss.
Hochzeiten. nisse.
Die Belustigungen des Beiram.
Eine Beschneidung.
Kirchhöfe.
Jüdische Sitten.
Deutsche Belustigungen. V.
—
Leben der Europäer.
Spanische Bälle
Ausflüge in Algiers Umgegend.
der Landschaft.
Maurische
Eine Hinrichtung. Begräb-
—
Der Fhos oder
74
Allgemeiner Charakter die Banlieue Algiers.
—
XX. VI
—
Der Sahel.
lonistendorf Deli-Ibrahim.
—
Mustapha-Pascha.
—
Maison carree.
Ausflüge
in
—
Die
militairisclie
Lager Byr-Kadem.
—
Der Markt von
—
Seite
Das Co-
Niederlassung
—
Die
Buffarik
—
144
Umgegend.
Rassota, die Pflanzung des
Keghaia, das Landgut des Herrn Mercier.
Stadt Beiida.
—
—
— .
—
Reise iu das Innere der Provinz Algier.
der Metidscha.
Die Ringmauern
Orangengärten.
—
—
—
von Neu- Beiida.
DerUad-Sidi-el-Kebir.
Die Kabylen des Gebirgs.
.
Landschaft. nois.
Die Ebene bei Bona.
Marmorbruch.
Blockhäuser.
Urschin und Merdass. rallenfischer.
Calle
Lager.
.
206
228
Fort GeDie Flüsse
Die grosse Ebene des
die Niederlassung der
,
Ausflug nach
Ko-
dem See Fezzara 244
— Die wis— Hammam— Das grosse
der Provinz Constantine.
Commission.
senschaftliche
Berda.
La
.
185
Dnars der Kharesas, Beni-
Oasen.
Lager Drean.
XII. Reise in das Innere
Die Gebirge.
Ruinen von Hippo Regius.
Budschimah, Seybuss und Mafragg. Seybuss.
161
Die Südseite
— Der Eng— — — Coleah. Umgegend. Das Land der pass Teniah. Hadschuten. — Kubbar-el-Rummiah „das Grab der Christen" IX. Reise von Algier nach Budschia. — Seefahrt. — Das Küstengebirge. — Der Dschurschura. — Dellys. — Budschia. Stadt. Gegend. — Kabylenstämme der Landschaft X. Reise von Budschia nach Bona. — Dschischelli. — Collo. — Stora. — Philippeville. — Bona. Die Rhede. Ansicht der Stadt. Die Kasbah. Bevölkerung. Die Malteser .... Umgegend. Bonas in — Allgemeiner Charakter der XI. Ausflüge Hausch Mussaia.
121
Ebene Metidscha.
Die Ruinen von Rusgonia VIII.
—
Hausch Hussein-
Die Lager Duera und Malielma
Umgegend.
Algiers
VII. Ausflüge in Algiers
Fürsten Mir.
Buclscharea.
Das Lager und Colonistendorf Kuba.
Pascha oder ferme modele. VI.
—
Cap Caxines.
—
Neschmeia.
Thermalquellen*
Ruinen.
— Ghelma. Die Ruinen von Calama. — — Hammam-Meskhutin oder die verfluchMedschez-Ammar. Thal des Seybuss.
ten Quellen.
Die arabische Sage
286
xrvii
XIII.
Reise in das Innere der Provinz Constantie
Orosius Lib. V. Cap. 15. ***) St. Augustinus contra Literas Petiliani Lib. )
II.
Cap. 99.
302 lama eine bedeutende Schlacht zwischen Jugurtha und Aulus
worden
geschlagen
Posthuinius
Die römische Armee
sey.
des letztern wurde
damals von dem numidischen König fast
Sallust,
der von diesem Treffen längere Erwäh-
vernichtet.
nung macht,
schreibt,
es sey bei Suthul vorgefallen.
Unter
den Mitgliedern unserer Commission erhob sich ein sehr erbaulicher Streit, ob
wohl das heutige Ghelma der Localbeschrei-
bung des Sallust'schen Suthul entspräche und Calama daher wohl der römische,
Sallust bezeichnet Suthuls
sey. tu
m
mit
Suthul der
in praerupti
äusserstem
nicht der
Lage
Berggipfel ,
mit den Worten: „ Si-
Will man nun „extremo"
montis extremo."
Lage Ghelmas
übersetzen,
so
Herr Berbrugger
liegt.
digte diese Uebersetzungsart und meinte,
andere Stadt gewesen seyn.
die
entspricht
dies
welches auf einem der letzten Ab-
hänge des Gebirges Mauna
dem
Name gewesen
numidische
Uebersetzt
verthei-
Suthul müsse eine
man dagegen: „auf
äussersten Vorsprung des Gebirges*), so bezeichnet dies
Lage Ghelmas ganz
Capitän
richtig.
rig dieser letzteren Auslegung das Wort.
Mangay Der
der sich zwischen diesen beiden Herren zu
am Tage
vor
dem Aufbruch
entspann, während
der
überall nur
redete eif-
gelehrte Streit,
Medschez-Ammar
Armee nach
kriegerische
Constantine
Gespräche und
Soldatenlärmen sie umgab, war sehr ergötzlich und wurde mit einer Hitze geführt,
nigsten
passt.
die gerade
Der bekannte
britische
Reisende
Temple und der dänische Consul Falbe, durch ten
über
der
Meinung
")
die
am we-
für die Archäologie
Grenville
seine Arbei-
Ruinen von Karthago bekannt, schlössen sich des Herrn
Mangay
an.
Für
die acht Stunden
Einige Manuscripte Sallust's schreiben: „in extremo margine
montis," was
also letzterer Uebersetzungsart
zu Hülfe käme.
303 weiter südlich liegende Ruinenstadt
passen,
Uebersetzungsweise
stere
Anuna würde wohl denn diese
auf dem Gipfel eines Berges, dagegen
Ebene,
deren
fehlt dort die
erwähnt und die sich
Sallust
die er-
liegt wirklich
in
sumpfige
dem grossen
Seybussthal bei Ghelma noch heutiges Tages vorfindet*).
Die Entfernung zwischen Ghelma und Medschez -el-Am-
mar
wenn man
beträgt,
fünf Stunden.
Der
Weg
ren Geschütz nur mit ist
Name
der
strömt;
eines
der arabische
der neuangelegten Heerstrasse folgt, ist
sehr abschüssig und
Mühe
Name
Medschez
zugänglich.
Bergkessels,
dem schwe-
bedeutet eigentlich
Ammar." Der Seybuss, welcher an manchen
tief
und wegen der steilen Ufer schwer zu passiren
Umfang;
von dunkelgrünen Tamarisken,
vestristannen
,
die
el-Akba,
mee
des Malers Foucaud,
Waldgegend gerade durch als
Bey damals
eine Meisterhand
)
so
ist
berühmte Rasmit
seiner
Ar-
nicht sehr pitto-
diese
stille
afrikanische
ansprechende Einfachheit
grosser
Wirkung seyn
müsste,
es verstände,
den sinnig melancholi-
Wilde"
des Atlasthaies so wie-
schen Charakter, das „heilig
ö
Sil-
Gleichwohl theile ich die
dass
ihre
Landschaftsgemälde von
wenn
liegt der
Medschez -Ammars Gegend
resk, denn ihr fehlt die Variation.
Meinung
bil-
es ist schön bewal-
Mastixbäumen und
Im Süden
auf welchem Achmet
lagerte.
ist,
Berge sind im Westen und Süden von ziem-
ansehnlicher Höhe.
lich
Stellen sehr
Das ganze Thal von Medschez-Ammar
hat nicht über fünf Stunden im det
Ammar
„Uebergang
des
det dort eine Fuhrt.
-
der Seybuss durch-
den
Der auf der Bresche von Constantine
gefallene Capitän Hacket
hat unter vielen lateinischen Inschriften auch zwei maurische zu Ghel-
ma dass
ben.
gefunden und davon treue Copien nach Paris geschickt, möglich, diese über den numidischen Namen der Stadt Aufschluss ge-
304 wie man
derzugeben,
Wohnen
in
mehr
beinahe
es
fühlt als sieht
beim
Medschez Ammar. -
Bei meinem ersten Aufenthalt stand dort ein prächtiges fliegendes
Lager, und obwohl
nicht über 10,000
Mann
gesammte Truppeumasse
die
betrug, so
nahmen doeh Baraken und
Zelte ein Terrain von fast Dreiviertelstunde im Umkreise ein.
Ein ganzes Dorf von Schenken, aus Baumzweigen erbaut,
Lebens war dort erstanden.
tollen
Lange Laubsäle,
voll
in wel-
chen die Officiere speisten, grüne Paläste aus Mastixzweigeu mit einer Eleganz gebaut, die nur Franzosen möglich dort
unabsehbare Gassen — ein
als
die
zusammenfiel,
Nichts
Trompete zum Aufbruch nach Constantine diese
bildeten
Elfengemälde, das gleich dem
Paradies der Titania in ein spurloses
die Klugheit gebot,
,
blies
und
grüne Stadt zu zerstören und nie-
derzubrennen , damit keine meuchelmörderischen Beduinen sich dort im Hinterhalt verstecken konnten.
Am
28. September machte der
einer zahlreichen Escorte einen khutin.
Herzog von Nemours mit
Ausflug nach
Berbrugger, Mangay und ich waren die
Mitglieder der
einzigen
Commission, welche dem grossen Militairge-
folge des Herzogs sich anschliessen konnten,
Mitglieder noch nicht eingetroffen waren. vier
Hammam-Mes-
war von den französischen
auf seinem einsamen Sitz zu
durch die Erzählungen der
Militairs
da die übrigen
Der
Obrist Duvi-
der erste, welcher
Ghelma, neugierig
Araber,
nach Hammam-Meskhutin entschloss.
sich
geworden
zu einem Ausflug
Bezaubert von dem so
fremdartigen Schauspiel der rauchenden Felsen und der wil-
den Scenerie, schrieb dieser sonst marmorkalte Kriegsmann
an den Marschall Clauzel einen enthusiastischen Bericht, mit
dem
er nicht
wenig
die
Neugierde
aller
derer aufregte, die
nicht so glücklich wie Duvivier waren, die Mysterien des
al-
305 teil
Atlas schauen zu können.
Bei unserm Aufbruch hiess
es,
Achmet Bey, der mit seinem Heere auf den Höhen des Basel -
Akba
lagerte
Allein
richtet.
dem Gebirge
habe
,
bei
den Quellen ein Lazareth er-
Cavalerierecognoscirung,
die
die
man nach
brachte bald die Nachricht,
schickte,
dass die
ganze feindliche Armee auf dem Rückzuge nach Constantine begriffen sey.
Der
Weg
Hammam-Meskhutin
nach
sam und schwierig.
Bald ging es über
das Steingerölle hinter
überragende
jedem
Abgründe, wo
steile
dem Reiter her donnerte, bald durch
Bäume uud
so dichte Gesträuche,
Schritt fürchten musste,
dass
man
bei
an den Aesten angespiesst zu
Die „verfluchten Quellen" befinden
sich in
einem
Bergthal voll schöner Pflanzen und Gebüsche.
Das
bleiben.
kleinen
zu Pferde müh-
ist
kochende Rauschen des grossen Quellsturzes und die schwarzen
Dampfwolken
aufwirbelnden
sind
schon aus ziemlicher
Ferne bemerkbar, aber ehe man des schönsten Anblickes von
Hammam-Meskhutin
geniesst, verweilt der verwunderte Blick
auf den seltsamen pyramidenförmigen Felsenkegeln, die wie eine sich
Masse
isolirter arabischer Zelte
erheben.
aus
dem
Die Farbe dieser Steinkegel
Grösse, verschieden,
flachen ist,
von dem dunkelsten Aschgrau
Boden
wie ihre bis fast
zur Hellweisse des Schnees. Die kleinsten sind zwei bis drei
Fuss hoch,
die beträchtlichsten erreichen eine
zwanzig Fuss.
Der Anblick der
Höhe von
ben welchen allenthalben rauchende Dampfsäulen aus de steigen, natürlich
,
ist
dass
versucht fühlt,
Ortes
fast
bizarren Felsenfiguren, ne-
der Er-
so gespenstig, das
Phänomen
man
Ueberraschung sich beinahe
in der ersten
scheint so über-
der arabischen Sage über die Entstehung des
Glauben beizumessen.
Ein
alter
arabischer
Scheikh
Ali-Ben- Saadi erzählte uns zu Ghelma diese Sage ungefähr Moritz Wagner's
Algier.
I.
20
306
fand,
Gegend
in dieser
lebte
einst
und mächtiger Araber, welcher für seine Schwekein anderes Mit-
in strafbarer Leidenschaft entbrannt,
ster tel
„Es
Worten:
mit folgenden ein reicher
dieselbe
zu befriedigen, als
seiner Liebe eine gesetzliche Heirath
mit
dem Gegenstande
einzugehen.
Die Reli-
gion aber und die Landessitten widersetzten sich dieser blutschänderischen Verbindung,
und Kadis und Priester versag-
ten lange ihre Einwilligung
zu einem
Welt mit
in der andern
bestochen
dem
von
Mannes und
einge-
des reichen
Drohungen, Hessen Kadi und Priester
doch endlich überreden, den Heirathscontract zu schlies-
sich
sen und
um
Aber
Gelde
schüchtert von seinen
welchen Allah
Acte,
so furchtbarer Strenge straft.
in das
Haus der neuen Eheleute
sich zu begeben,
Theil an Fest und Schmaus zu nehmen.
Die Volksmen-
ge wollte eben so den Freuden der Hochzeit beiwohnen, und herzu mit
eilte
seln kochte
Trommeln und
der Kuskusu
welcher ausgetheilt werden
,
an die Eingeladenen sowohl, das Geräusch der
In ungeheuren Kes-
Pfeifen.
Musik und der Geruch der Schüsseln
beilockte; reizende Tänzerinnen entzückten bei
Cymbelnklang
Pantomimen
die
und
Augen
der Gäste
Stellungen;
durch
,
im gerechten Zorn über das
Fluch schleuderte auf Eheleute
,
gottlose
Kadi
,
trunkene Lust als
Allah end-
Gelage
,
seinen
Marabut und Volk.
Mu-
Die hauptsächlichsten Personen des Festes, sowie die siker und Tänzerinnen,
her-
Trommel- und
ihre wollüstigen
eingewiegt in
und Fröhlichkeit war die ganze Gesellschaft, lich
sollte
an die Vorübergehenden, die
als
wurden zu Steinen verwandelt.
Es
sind dieses die Figuren, welche in Kegelform das ebene Terrain von soll
Hammam-Meskhutin
bedecken.
Der
grösste
Kegel
der Marabut seyn, welcher das blutschänderische Paar
einsegnete.
Die Volksmenge
floh entsetzt das verfluchte
Haus,
307
dem Wege.
aber Gottes Zorn erreichte sie auf
Sie wurden
Stein verzaubert und bilden den mit spitzigen
in
gleichfalls
Zacken bedeckten Felsen, der das Bett des Uad-el-Meskhutin
Die kochenden Kessel, welche das
überragt.
gottlose
Gastmahl bereiten sollten, wurden verdammt, ewig zu kochen
und zu sieden.
Man
hört unter
de Wasser, das sie enthalten.
dem Boden Aus
das heiss zischen-
diesen Kesseln, erzählte
Dampf, den
der arabische Scheikh, steigt der
ihr heute seht.
Dieser, wie der Schwefelgeruch, verkünden dem Wanderer
von weitem schon, dass hier ein verfluchter Ort sey, dass der
Zorn
Gottes
alle
diejenigen
treffe,
die
und
von den
Daher der Name Hammam-el-Meskhutin,
Quellen trinken.
die verfluchten Quellen."
Unter einem romantischen Volke, welches die Wunder
und Märchen
liebt
,
diese
ist
Sage über
ausserordentlichen Naturphänomens
die Entstehung eines
durchaus nicht auffallend.
Die Araber können oder wollen nimmermehr, che für sie räthselhafte Erscheinungen
Das Wasser, welches
einem ebenen Terrain. an
den
substanz eine bedeutende
loch
Auf
der Quelle,
Art
diese die
hinfliesst, enthält als
Haupt-
Masse kohlensauren Kalk, welcher
auf der Erde absetzt,
verdampft.
dort kochend-
verschiedensten Punkten aus der Oeffnung der
Erde sprudelt und über das Thal
sich
sol-
Wege
Jene Pyramidenkegel befinden sich sämmtlich auf
erklären.
heiss
wie wir,
auf natürlichem
in
dem Masse,
bildet
sich,
dicht
erste weissröthliche
diese thürmt dann der Quellsprudel mit
als
um
Wasser
das das
Mund-
Kalkschicht.
der
Länge
Auf
der Zeit
immer neue Schichten, indem er zugleich mit seinem herabträufelnden vergrössert.
Wasser den Durchmesser der So erhebt
sich nach
untersten Schichten
und nach der Pyramiden-
kegel, bis der Sprudel auf der äussersten Spitze durch seine
20*
308 eigene verhärtete Substanz verstopft wird.
Ist
dann mit der
Vollendung der Kegelbildung der aus den Eingeweiden der
Erde kommende Quellsprudel nicht versiegt,
zwungen,
Der Commandant
suchte , bemerkte eines
Tages einen
dem Augenblick
len übrigen
geringste
wo
früher keine
dieses neuen Sprudels hatte
An
seiner Entstehung 80° Reaumur.
Punkten zeigen
Wärme
Quellsprudel, der so eben
an einer Stelle,
Das Wasser
Oeffnung gewesen. in
die Quellen selten über
71° R.
ist
leistet.
häufig ganz allein be-
die Quellen
seinen Ausfluss erzwang,
das
der während seines Aufenthal-
Levaillant,
Medschez - Hammar
wo
da,
am wenigsten Widerstand
Erdreich seinem Ausflusse
tes zu
so wird er ge-
sich eine andere Oeffnung zu suchen,
Gewiss
70°
;
al-
die
gehören daher diese
Thermalbäder des Atlas zu den heissesten Quellen der Erdku-
Obwohl noch
gel.
bis auf
den heutigen
sche Analyse derselben gemacht wurde eine in
Beobachtung,
flüchtige
,
Tag
so zeigt doch schon
dass sie eine
bedeutende Masse
Kohlensäure aufgelösten kohlensauren Kalk
Eisen und ziemlich
viel
keine chemi-
,
kohlensaures
Schwefelwasserstoff enthalten.
Man
gewahrt auf einem ziemlichen Umfange zu Hammam-Meskhutin
neue
Felsen in Bildung.
Diejenigen,
Mundlöchern der Quellen zunächst
welche
bei
weiss, noch ziemlich weich und rein aus kohlensaurem gebildet.
dung
Etwas weiter
entfernt sieht
erst kürzlich vollendet
und der
leichte
emporsteigt,
Dampf, der
beweist,
dass
ist.
den
sich befinden, sind schnee-
man Kegel, deren
Ihre Farbe
bei einigen
ist
Kalk Bil-
weissröthlich
noch von der Spitze
der Canal der Quelle sich
erst
ganz kürzlich verschlossen hat und der Sprudel nun nach ei-
nem neuen Ausweg
kämpft. Endlich giebt es in grosser Zahl
schon längst gebildete Felsen,
und deren graue Substanz
deren
fast so hart
Quelle
völlig versiegt
wie Granit
ist.
309
Auf dem Plateau zwischen Medschez
-
des rechten Ufers des Flusses Seybuss,
Hammar und Hammam-Meskhutin,
ge-
wahrt man zwei Felsensysteme, bei welchen die Pyramidenkegel und übrigen Steinbildungen der verfluchten Quellen sehr deutlich wieder erscheinen.
Beide
kommen
Bau und Zusammenhang vollkommen Zweifel seyn,
dass
sie
einander an Form,
gleich.
Es kann kein
auf dieselbe Art und durch dieselbe
obwohl an jenem Orte sich
Ursache hervorgebracht wurden,
Tages keine Spur mehr von der Gegenwart der
heutiges
Quellen zeigt.
Jene Felsenbildungen scheinen überdies zu be-
weisen, dass der Ausgangspunkt der Gewässer sich im Laufe der
Möglich wäre es
Zeiten öfters verändert hat. erfahren, zu welcher
mündung
erfolgte,
Epoche
bei
den
heutigen
noch, eine halbe Stunde südöstlich ven die Reste
eines
wurden,
bei
als
zu
al-
existiren
Hammam - Meskhutiu, Die Nähe
nur durch die Vermuthung
ist
erklärbar, dass die Gebäude bei
und
Quellen
andern römischen Landhauses.
zweier solcher Etablissements
richtet
vielleicht,
Versetzung der Haupt-
denn ausser den römischen Ruinen des
Badetablissements
ten
die letzte
Hammam-Meskhutin
erst er-
Quellen hier überflüssig zu werden
die
den entferntem Landhäusern zu versiegen anfingen.
Nicht unmöglich wäre es, dass Nachgrabungen auf der Stelle der beiden Ruinenüberreste auf die Entdeckung des Zeitpunktes
der Gründung dieser Etablissements führen würden.
der ganzen Gebirgslinie von
Medschez-Hammar
ge Maunor, unweit Ghelma,
findet
die
Felsenbildung von
Hauptfelsen
man
die Zeit
Auf
zum Ber-
auf der Erdoberfläche
Hammam - Meskhutin.
mag, wenn
bis
Der
dortige
seiner Entstehung mit der
Gründung des römischen Badehauses zusammentrifft, nach der historischen
seyn.
Berechnung immerhin nahe an 2000 Jahre
Nimmt man nun
an, es habe immer
alt
nur, wie heutigen
310 Tages, eine einzige Hauptquelle bestanden und die Versetzung derselben sey die Ursache dieser sämmtlichen bizarren Kalksteinbildungen, all
welche Epochen
in
jener Felsen von denselben
Umfange
Stunden
von vier
mag dann
Formen
die Entstehung die in
fallen,
einem
den dortigen Boden bedecken?
Die Nachgrabungen bei dem Lager Medschez-Hammar, welche an mehreren Stellen den untersten Felsengrund zu das Räthsel dieses
förderten, sind nur geeignet,
die
tiefsten
theile,
die
aber
nur
seyn können,
als
das
dass diese
Es
Werk
einer
ist
kaum
Massen von Felsenschichten, Reihe
von
Jahrtausenden
von dem Quellabsatze nach und nach auf ein-
andergethürmt wurden. lich
Kalkbestand-
Schichten zeigten völlig dieselben
wie die Felsen von Hammam-Meskhutin.
anders denkbar,
unermessli-
machen, denn
noch unerklärbarer zu
chen Kalkfelsenbaues
Tage
Solche Thatsachen aber würden
frei-
den Ursprung der Erdkugel in ein ungeheures Alter zu-
rückversetzen.
Hammam-Meskhutin
in geologischer Hinsicht gewiss
Aber um dort
der merkwürdigsten Punkte der Erde.
einer
mit
ist
gründlicher
cherheit
Ruhe
nothwendig.
forschen zu können,
Wir
Zeit und Si-
ist
verweilten nicht,
sondern über-
schauten diese imposante Naturerscheinung nur im Fluge. Ob-
wohl der Bey von Constantine sich aus der Gegend entfernt hatte, bis
so
war
es
doch nicht rathsam, den
zu den Quellen ohne
Weg
bewaffnete Escorte
vom Lager
zurückzulegen,
denn einzelne Maraudeurs von Achmet's Heere machten die dortigen eine
Umgebungen
Escorte
die Mitglieder
höchst
unsicher.
Inzwischen hatte
von fünfzig Soldaten vollkommen hingereicht, der
vom General Damremont ernannten Com-
mission scientifique während
ihrer Nachforschungen zu
mam-Meskhutin gegen jede Gefahr zu
sichern.
Ham-
Allein der
311 wie mancher seiner Vorgän-
General Damremont war auch,
ger, wenig mehr, als ein Charlatan,
der in Paris für einen
eifrigen Begünstiger der Wissenschaften
und
in Afrika nichts für dieselben that.
ten verweigerten
immer unter irgend einem Vorwande
Man
uns verlangte Escorte.
aber
um Fourrage
dem Herzog von Nemours
Quellen zu besuchen , da
die von
um
brauchte die Soldaten heute,
Convois zu begleiten, morgen, es
zu gelten wünschte,
Die Truppencomman-
war
einfiel
ein Bataillon
Er
remont zur Escorte nicht genug.
Als
zu holen.
die verfluchten
,
dem General Dam-
Jiess drei
Regimenter
ausrücken, obwohl in weiter Runde sich keine grösseren ara-
Wir
bischen Zusammenrottungen zeigten.
machten den Hin-
Dem
und Herweg ohne einem Araber zu begegnen. Prinzen waren wir
übrigens
jungen
seine Neugierde herzlich
für
dankbar, denn ohne ihn hätten wir den
merkwürdigen Ort
gar nicht zu sehen bekommen.
Die Ruinen des beträchtlich
alten
römischen Badetablissements sind
und ziemlich gut erhalten.
nig dazu bei,
durch ihre malerischen
Sie tragen nicht we-
Formen
die
wunder-
bare Gegend zu verschönen. Die römische Wasserleitung ging
von der Höhe eines kegelförmigen Kalkfelsens aus, welcher in
der
Richtung seiner Axe gespalten
Hauptquelle sprudelte, sah.
Dieser Felsen
ist
die
ist
und von dem
aber ganz nahe bei der jetzigen
Tages
völlig erkaltet,
Man
Hauptquelle.
deutlich die Reste des öffentlichen Badbehälters
nen Privatbadbecken, welche unbedeckt waren. Badbehälter bedeckten hohe gut
erhalten
bäudes, die,
sind.
versteht
gewahrt
und die
klei-
Einen andern
Bögen von Quadersteinen, welche
Ebenso
wie es scheint,
ganz unversehrt.
Wasser
das Thermalbad mit
heutigen
die
ist
die
äussere Bastion des Ge-
zur Verteidigung diente,
Endlich sagt ein
:
„ Sacrum
dis
manibus
fast .
.
312 Pomponius
clarus vir,"
der alten Schriftsteller, eine
Ueberresten
Römerzeiten
es, dass wir in
ist
der
Gebäude
dieses alten Etablissements.
gen
erwähnten Aquae
Schriftstellern
Hammam-Berda, welche nur geringes Nachdem wir
eini-
die heutigen Quellen
von
Interesse bieten, und sich
Hammam - Meskhutin
das
nicht einmal
Die von
tibilitinae sind zuversicht-
der alten Beschreibung nach,
auf keine Weise mit
den
zu
zu schliessen,
mehr den Namen
lich,
nach den be-
die,
,
Wir kennen
besucht waren.
sehr
keinem
welche über Numidien geschrieben,
der Thermalbäder finden
Erwähnung
deutenden
dass dort auch einige römische Grä-
Sehr auffallend
ber sich befinden.
vergleichen lassen.
Thal mit seinen seltsamen Felsenpy-
ramiden, seinen Ruinen und rauchenden Schlünden eine Zeit lang begleiteten
angestaunt hatten,
wir das Gefolge des Prinzen
zn der imposantesten Stelle, die an malerischer Schönheit Alles,
was
ich in
Tyrol und der Schweiz gesehen,
bei
weitem
hinter sich lässt.
Es war der grosse dampfende Wasser-
sturz, der östlich
von den Pyramiden sehr nahe bei den Rui-
nen
und dessen Donnermusik wir schon längst aus
liegt,
ner ziemlichen Entfernung gehört
mont, der den wunderbarste Gaste zeigen,
Cicerone des
hatten.
Prinzen
Wunderortes
Stelle
des
um
dessen
ei-
General Damre-
machte, zuletzt
wollte
diese
seinem jungen
schon durch die übrigen Erschei-
nungen mächtig erregte Ueberraschung hier auf das Höchste zu spannen.
Ich
kann
den
grossen
Kalkfelsen
Hammam-
Meskhutin, der, vom Absätze des Wassers gebildet, mit jedem
Tage
an
Höhe und Umfang zunimmt,
derem vergleichen,
als mit
mit nichts Bezeichnen-
einem unserer Alpengletscher, wel-
che, von ewigem Schnee starrend, ihre weissen Riesenwände,
ihre
Eiszacken und
überschneiten
nach den Wolken erheben.
Spitzen
in
allen
Formen
Der Kalkgletscher von Hammam-
313 Meskhutin hat
und da zeigt derselbe
Die aus dem
Farbe des frischen Schnees, nur hier
völlig die
einen
Quellabsatz
bizarrer,
Man
wähnt da Pflanzen,
dem Felsen wachsen zu sich diese
auf den
Alpengletschern.
Muscheln, Seesterne sehen.
u.
s.
w. aus
Mit jedem Tage verwandeln
Figuren wieder durch den frischen Kalkzusatz und sich
gestalten
Schwefelansatz.
bildenden Figuren sind noch
Eisformen
die
viel
als
gelbröthlichen
sich
zu
neuen wunderlichen Gebilden.
Ueber
die-
sen Kalkfelsen und seine versteinerten Thiere und Pflanzen-
gruppen
stürzt
zischend,
der siedende Wasserfall der grossen Quelle
donnernd in den Abgrund.
dampfend,
Felsenzacken
prallt
mit seinem Sprudel dann wieder den tiefern so,
schwarze Rauchwolken ausspeiend,
bis er sich unter einigt,
Von jedem
der heisse Wasserstrahl zurück, peitscht
Abhang und
fällt
von Stufe zu Stufe,
dem Felsen mit den übrigen Sprudeln
und den heissen Bach Uad-el-Meskhutin
ver-
bildet, der in
einem gut gezeichneten Bette den Lauf nach Süden nimmt. Ich folgte seinem Bette nur einige hundert Schritte weit, das
Wasser noch immer über 60° Reaumur
den weitern Lauf dieses Baches und
seine
wo
zeigte.
Ueber
spätere
Gestal-
tung konnte ich von den Arabern nichts Zuverlässiges erfahren.
Seine Ufer, so wie die Umgebungen der Quellen, ziert
allenthalben eine reiche, herrliche, üppige Vegetation.
ten keinen bessern Zeitpunkt
Die
Scilla maritima blüht
ptember. das
sich
in diesen
dieser
Wir konn-
Bäder wählen.
Gegenden im Monat Se-
Ihre prachtvollen weissen Blumenstengel bedeckten
Thal und
die Felsen,
trümmern, und badeten spitzen in
zum Besuche
sprossten zwischen den Ruinen-
oft dicht
an den Quellen ihre Blüthen-
dem kochenden Wasser. In wenigen Minuten
eine Kalkkruste
an
und
—
versteinerte
Blumen (nach dem Ausdrucke der Gäste
setzte
gleichsam die
in Carlsbad).
314 Diese
wirklich
wunderschöne
Blume
tragt
zur
pitto-
resken Zierde der Gegend von Hammain-Meskhutin in hohem
Grade bei,
würde jedem Maler
und ich
Zeichnung der Quellen zur Blüthezeit der zunehmen.
Alle
diejenigen Personen
empfehlen,
Scilla maritima auf-
welche den
,
seine
Monat September besuchten, werden mir
Ort
im
darin
beistimmen.
Auch andere schöne Pflanzen, darunter manche
seltene Art,
bedeckten damals in
Menge
das kleine fruchtbare Thal:
Ge-
ranium numidicum, Scilla autumnalis, Passerina hirsuta und
Daphne Gnidium sprossten
die weissen Blüthen des
Lawsonia inermis oder
die
Henna
mit ihren himmelblauen
sel-
der Araber, aus wel-
Die schöne
cher diese ihre rothe Farbe bereiten. leuchtete
men
Menge
Hier und da am Fusse des Felsen zeigte sich die
dort.
tene
in
Iris alata
schmetterlingförmigen Blu-
ungeheurer Zahl aus der grünen Vegetation. Eine so
in
prächtige Pflanzenwelt,
Quellen,
so
dicht
bei Felsen
und rauchenden
Nie hätte ich mir die
überrascht und verwundert.
Hölle und das Paradies in solcher Nähe beisammen gedacht. Ich weiss nicht, ob eine Zeichnung von
khutin
existirt.
Hammam-Mes-
Die Künstler Flanta, Foucqaut, Perier, wel-
che die Expedition nach Constantine begleiteten, spät
kamen zu
im Lager an, um unsern Ausflug mitzumachen. Ob Ho-
race Vernet bei seiner Reise nach Constantine die verfluchten Quellen, welche von der Strasse seitwärts liegen, besucht hat, ist
ich
Unter dem Gefolge des Prinzen war
mir nicht bekannt. der
einzige
Civilist.
Ich
bemerkte mehrere
darunter einen Adjutanten des Herzogs,
die
Officiere,
einen flüchtigen
Umriss des Wasserfalles auf das Papier zu bringen versuchten,
aber der Bleistift stockte in ihrer Hand, das
nur unaufhörlich, wie wandt.
festgezaubert,
Auge war
dem Phänomen zuge-
315
Wir
verweilten drei oder vier Stunden auf dieser Stelle.
Das Gefühl bung,
Aller beim
appellire
an
alle
übrigen Augenzeugen
Es war
desten übertreibe.
eine Art von Betäu-
dass ich nicht im
,
Ich
Min-
nicht Ein Militair anwesend,
man
Erstaunen getheilt hätte;
das allgemeine
nicht
Weggehen war
dem Erwachen aus einem Opiumtraum.
ähnlich
der
schaute
nur und sprach wenig.
Die Gruppe der damaligen Zuschauer
war
Erscheinungen
unter den übrigen
nicht
die
am wenig-
Die Regimenter blieben auf den
sten auffallende.
südöstli-
chen Höhen aufgestellt, nur der Prinz, die Generale, Stabsoffiziere
und Adjutanten kamen der Quelle ganz nahe.
unter waren Caraman,
fanden.
Schwerlich
diese
hatte
wöhnlich ganz
verlassen;
Nähe, der Araber meidet
samen Atlasthale lauschend,
boten
vielleicht
Fremdlinge, lig
existiren
es
viel als
so
-
Meskhutin
ist
keine Duars in der
möglich den verfluchten
Jene goldgestickten Herren
war
es
dem Wunder
,
gewiss
waren
des
die Quellen so sehr über die rothhosigen
aber da anzusehen,
nen Füssen der Boden wankte,
die
Hitze
an seinen
Zuschauer
seinem
fast
Gar
Sohlen
oder fühlte.
war
wenn
sein
Wort
sei-
er die unterirdi-
Im Uebrigen
standen
immer regungslos; keiner getraute
sein Erstaunen auszudrücken,
drol-
wie mancher der geputzten
Nachbar seine Bemerkungen,
äusserte, so
ein-
Anblick,
originellen
diese über die Quellen erstaunt.
als
dem
Zaubergebirges
alten
höchst
einen
in
Kriegsmänner erschrockene Sprünge machte, wenn unter
sche
ge-
und das Geräusch der Gewässer verscheucht von dort
die wilden Thiere.
und
an-
einsame Gebirgsgegend je
Hammam
vornehmen Besuch gehabt.
Ort,
Combes und manche
welche vor Constantine wenige Tage später ihr Grab
dere,
so
Perregaux,
Dar-
seinen
sich,
Enthusiasmus,
und wenn einer das Geringste
ein leises Flüstern, fast mit ver-
316 haltenem die
Athem.
versteinerten
wecken, und von
Es kam mir
fast vor,
als fürchte jeder,
Todten aus ihrem magischen Schlafe zu allen
jenen kühnen Kriegern schien kein
einziger von Abenteuerlust sich versucht zu fühlen
ber der verfluchten Quellen zu lösen.
,
den Zau-
317
Reise in das Innere der Provinz Constantine. Besteigung des höchsten Gipfels.
Ras-el-Akba. ,,
Aminah. "
—
—
Sidi -
Tamtam.
—
Gräber.
—
—
Der
Die Ruinen
Oede Hochebenen.
—
Summah, ein antikes Monument. Fernanblick der Umgebungen von Constantine. Das Plateau El - Mansura. Anblick der Stadt Constantine von El-Mansura. — Der RumRuinen.
mel.
—
— Kudiat-Ati. —
stantine.
Kirchhöfe.
Buden.
Strassen.
—
—
Das Innere der Stadt ConMoscheen. Der
Kaffeehäuser.
Das Wohnhaus Ben-Aissa's. Die Kasbah. RuiDie Römerbrücke über den Rummel. Aquaeduct. Ausflug in die nächsten Umgebungen von Constantine. Das Anblick Constanherrliche Thal des Rummel im Nordwesten. Palast Achmet's.
—
nenreste.
tines
Die Thermalquellen von Sidi-Mimum.
von Westen.
Der
Sturz des Rummel.
Am
Morgen
Medschez-Hammar
des
1.
October 1837 war das Waldthal von
in einer wunderlichen
Bewegung.
Troni-
vom Bergecho
peteugeschmetter und Trommellärm hallte
ge-
tragen weithin durch die Wildnisse eines stummen Gebirges.
Die zwei
ersten Armeebrigaden mit einem langen Convoi be-
wegten sich schwerfällig dem südlich gelegenen Berg Ras-el-
Akba, dem höchsten Punkt der Gegend
Weg
nach Constantine führte.
Akba vom Lager betrug ungeheure
Convoi,
der
zu,
über welchen der
Die Entfernung des Ras
nicht über drei Stunden. die
Armee wie
machte den Marsch so äusserst langsam,
ein
- el-
Allein der
Alp
drückte,
es fiel überdies ein
so heftiger Regenschauer, dass wir erst Nachmittags die
Höhe-
318 Engpasses erreichten und an derselben
des
meds Reiterhorden
bis
zum
wo Ach-
Stelle,
September gelagert waren,
28.
den Bivouac bezogen.
Die wissenschaftliche Commission,
oder dem Convoi verweilen durfte,
Temple
Berbrugger
Anunah
,
erstieg
mit
stellten
hier für ihre
Höhenmessungen an,
ihre
Mangay
und
hatte
dem Gene-
der Avantgarde
Thä-
Die Herren Falbe und Gren-
tigkeit ein erwünschtes Feld. ville
die mit zu
nach Willkür bei
übrigens
ralstab gehörte,
stöberten
mit deren Fragmenten der
in
Weg
die
nahen
den
besäet
Herren
Ruinen
war
ich
;
meinem Freund Muralt den Gipfel des Ras-el-
Akba, der noch 800 Fuss über dem Engpass emporragte. Da feindliche
Araber
der Nähe spukten und
in
ringsten Entfernung von
der
Armee auf
man
seyn musste,
war
fahr und als
wir beide wieder wohlbehalten
rückgekommen,
dieser Bergausflug
bestürmten uns
mont,
als
er uns mit
leichtsinnig
und
unnütze
vor Constantine befolgt,
schallsstab, nicht in
gezogen. Capitän
el-Akba mehr
als
Lager
zu-
mit Vorwürfen
Damre-
Gipfel sah, soll
denn Leute ihr Leben so
auf's Spiel setzen möchten.
der General den guten Rath, te,
in's
selbst der General
dem Fernrohr auf dem
sich unwillig geäussert haben, wie
gefasst
nicht ohne grosse Ge-
die Officiere
Ja
über unsere „tolle Keckheit/'
bei der ge-
Hinterhalte
Hätte
den er uns damals geben wollso
wäre er wohl mit dem Mar-
einem engen Breterhäuschen von dort ab-
Murak wagte ich.
bei der Ersteigung des
Ras-
Er trug europäische Uniform, wäh-
rend ich in einem langen weissen Bernuss, der
vom Gebrauch
schmuzig geworden, wenn ich die Kapuze über den Kopf zog,
von einem Beduinen
war,
als ich
um
so
weniger zu unterscheiden
durch meine vielen Ausflüge und langen Lager-
aufenthalt eine völlig gebräunte
Haut bekommen
hatte.
Mu-
319 dagegen Waffen, während ich im Falle einer Ge-
ralt führte
Der Berg
fahr auf die Schnelligkeit meiner Beine vertraute.
vom Bivouac an immer steiler und steiniger. Bald Der Ras-el-Akba ist ein Uralle Dammerde.
wurde
verschwand
kalkfelsen, der alle Spuren einer einstigen Katastrophe zeigt,
denn nicht nur sind ungeheure Klumpen von ihm losgetrennt, sondern der ganze Fels hat auch eine solche Masse von Rissen,
Sprüngen, Spalten und Löchern, dass hier offenbar eine
gewaltige Erschütterung von unten auf stattgefunden. obere Theil des Berges
ist
Der
ganz buschlos, eine starre Stein-
wand.
Unter den meisten losgelösten Blöcken, die ich um-
kehrte,
fand ich Scorpionen.
Androctonus Paris
(Koch),
Es war
eine zwölfäugige
Art,
auch bei Bona und Algier
die
vorkommt, aber von ausserordentlicher Grösse.
Mit ihm
in
Gesellschaft fand ich verschiedene Insecten, die sich ganz gut mit
ihm zu vertragen schienen, so namentlich den Acinopus obesus, der sich, gleich ihm, ein Grübchen unter dem Stein gegraben,
Neu war
damit dessen Last ihn nicht beschwere. eine kleine,
Steinen,
die
steigung war
Wenn
grüne, weissgefleckte Eidechse, ebenfalls unter
mir
am
Freude machte.
viele
grössten,
als
Die Gefahr der Er-
wir dem Gipfel uns näherten.
wir irgend vom Feinde bemerkt wurden, durften wir
uns auf einen Hinterhalt jenseits des Berges
Abhang gewahrten wir ten
—
gefasst
erst,
die innern
— den
südlichen
wir den Gipfel erreicht hat-
Runde.
in weiter
diesen
und
Die Aussicht über
Bergzüge lohnte unser Wagniss keineswegs.
Das
dominirt eine Landschaft von kahlen Bergen und öden
Hochebenen,
die
wir
Constantine durchwandern mussten.
bis
Der Anblick war wenig der
als
Doch wir erklimmten
machen.
gewahrten keinen Feind
Auge
für mich
todten
Bergwüsten
tröstlich ,
und die unheimliche Leere
unserer
nächsten
Nachtquartiere,
320 machte uns
wieder,
keit erst
feuern
die
Wir gewannen
und verstimmt.
still
wir an den
als
die Heiter-
lodernden Bivouac-
lustig-
Zwiebelsuppe und deren Würze, die gemüthliche
französische Plauderseligkeit wieder
wo wir
Engpasses,
lagerten,
Die Höhe des
fanden.
2448 Fuss über dem
beträgt
Meere, der Gipfel mag etwa noch 800 Fuss
Ras-el-Akba
Engpass erheben.
sich
dem
über
„der Treppenkopf."
heisst
Ich übergehe die Schilderung des Lagergemäldes,
Bivouacscenen der französischen Armee Atlas.
auf den
fernung
östlich
sen Augenblick
unbekannt
bedecken den
ist,
die Ueberreste ei-
Name noch
bis die-
von den Arabern geheissen.
Abhang
steilen
eines Berges,
der einer-
von Medschez-Hammar,
das herrliche Waldthal
seits die
In geringer Ent.
So werden
ner grossen römischen Stadt, deren alter
ander-
öden Hochebenen und Berge gegen Süden und
sten überschaut.
wa
des
von unserm Nachtlager standen die öfters er-
wähnten Ruinen von Anunah.
seits
Höhen
Dergleichen Episoden meiner Reisen mögen in einem
andern Theile dieses Buches Platz finden.
Sie
die
Die Trümmer nehmen einen
Dreiviertelstunde im
Umkreise
Es
ein.
erhaltene Gebäude von ansehnlicher
Höhe
Raum
We-
von
et-
sind einige gut
darunter, Triumph-
bögen, Thore, Tempel, der Rest eines Theaters, sehr viele
Marmorblöcke mit mittelmässigen Sculpturarbeiten, welche beweisen,
dass
diese
Stadt vor Zeiten nicht ohne Pracht und
Kunst gewesen.
Selbst bei
dem
ersten oberflächlichsten Be-
schauen gewahrt
man
dass
diese
bald,
tamorphosen durchgemacht, bis
gekommen.
Unverkennbar
stehenden Gebäude aus
ist
Werke
sie in ihren jetzigen
Trümmern von ging.
Zustand
nämlich, dass manche der noch
den und dass man mit ziemlich sigkeit dabei zu
Ruinen mehrere Me-
viel
älteren aufgebaut wor-
Ungeschick und Nachläs-
Stücke von Pfeilern und Mar-
321 mornischen sind mit
unter die Wandsteine verkrochen.
man
auffallendsten gewahrt
chen Kirche, die aus
dies bei der
Ruine einer
Trümmern zusammengeflickt
den verschiedensten Monumenten angehört hatten. auf der
Eingangspforte,
grobgearbeitetes
grosses
und Compass aus
Form.
Shaw
welche
hundert nicht copirten beim
die
welche
Ueber
der.
man
ein
Kreuz und darunter einen Anker von
Kalkstein
Unter den Steinen
Inschrift,
christli-
ist,
der Kuppel sieht
Spitze
Arn
ebenfalls
dieser Kirche
mitgetheilt
und
nigsten aber bieten Interesse.
bemerkt man die
die seit
geringste Veränderung
Rückmarsch etwa
roher
ziemlich
einem Jahr-
erfahren. *)
Wir
dreissig Inschriften; die
Keine derselben
enthielt
weden
Name beUnd in deutet „ein Bassin von steilen Hügeln umgeben." der That sieht man einen kleinen Weiher am Fusse des
römischen
Berges,
Namen
dieser Stadt. ?*)
Der
arabische
welch letztern die Araber Dschibel-el-Sara (Berg
des Glückes) nennen.
Einzelne
Trümmer
wie schon erwähnt,
liegen,
den die Armee eingeschlagen,
den Gebirgsweg,
bis auf zerstreut.
Ich fühlte mich von solchem Alterthümlereifer erfasst, dass ich
beim
Besteigen
des Engpasses,
rend, bald da bald griff
dort
einen
mein Pferd am Zügel füh-
alten
und hinter meinen Sattel laden
•)
Siehe
III.
beschriebenen Stein erwollte.
Immer warf
ich
Band.
Duvivier sagte mir bei meinem zweiten Besuch zu Ghelma im September 1837 , die neuesten Nachforschungen , welche *")
Obrist
Wochen zuvor unter Begleitung von drei Regimentern angestellt, hätten zu einem glücklichen Resultat gelührt und der Name der Stadt sey in einer Inschrift entdeckt worden. Der Obrist war aber wohl im Irrthum, denn als die Commission deshalb später Erkundigungen einzog, wollte Niemand von einer solchen Entdeckung wissen. einige Genieofüciere wenige
Moritz "Wagner's
Algier.
I.
21
322 ihn wieder
weg, wenn
Werth mich
ringen
ihn betrachtend, von seinem ge-
ich,
Endlich
überzeugte.
Kopf
doch den ziemlich beschädigten
gur in halberhobener Arbeit und
behielt
ich aber
einer menschlichen Fi-
hatte fast Lust,
ihn
die
Reise nach Constantine und von dort zurück nach Bona ma-
Ein
chen zu lassen.
und läoger chelnd,
Officier des Geniecorps,
ob
Königs von
ich
Figur
die
Baiern
für
vielleicht
und warf diesen wieder weg.
lä-
die Glyptothek des
Da
aufbewahren wollte.
einmal in die groben Züge des
ter
der viel öfter
den Ruinen gestöbert, fragte mich
als ich in
sah ich noch
verstümmelten Kopfes
halb
Ueberhaupt bemerkte ich un-
den numidischen Ruinen zwar der imposanten Bauwerke
viele,
von feinen Kunstwerken, wie Statuen, Basreliefs,
saik, aber nichts
Wie mochte ,
dem
französischen Soldaten wohl zu
er mit
verlassene
und durch
Muthe seyn
düstere Atmosphäre
dem
untersten oft
ausgezackten
Anflug des Ge-
wähnte,
es
sey Alles
Nebelspuk, eine Fata morgana auf dem Atlas,
Wolkenstadt,
eine
die
Ihre grauen
erblickte? sich mit
wölkes so wunderlich, dass man toller
Mo-
verdiente.
dem schweren Ranzen am Ras - el - Akba
Stadt
Massen vermischten
nur ein
Erwähnung
einer besondern
hinaufschlenderte
sacht die
es als
was
,
die
der
erste
hohen Lüfte entführen würde,
Berg zum kurzen Erdenbesuch
Windstoss wieder in die
aus denen sie auf den alten
Es
sich niedergelassen.
reg-
nete zuweilen scharf, aber es waren vorübergehende Schauer,
Armee
und
als die
der
Himmel der armen Krieger;
ihren Bivouac bezogen,
da erbarmte sich
er wollte sie nicht
warme Abendsuppe bringen und kein Tröpfchen die auflodernden lustigen Küchenfeuer. hatte
der Geisterspuk
fiel
um
in
Von Anunah drüben
nun auch Abschied genommen.
grossen grauen Nebelpaläste fuhren dem
die
mehr
Himmel
zu,
Die
während
323 Triumphbogen, senstaffeleien
und heidnische Tempel, die Rie-
christliche
eines
verfallenen
Amphitheaters ihre massiven
Glieder in den deutlichsten Umrissen zeigten.
Wenige meiner Leser, wenige Europäer, Reisende,
selbst
wenige
Gegenden oder das Innere
die nicht gerade diese
der Regentschaft Tunis besucht haben, dürften ahnen,
welch
sonderbaren Eindruck der Anblick einer numidischen Ruinen-
Resten
stadt übt mit so bedeutenden
inmitten der tiefwildesten
Gegend
alter
Pracht und Grösse,
wo man
,
von Cul-
nichts
wo man keine Spur von Menschen oder irgend lebenden Wesen in weiter Runde schaut, wo den Ankömmling überall tur,
nur die einförmige Melancholie der öden Waldberge und Rö-
mergräber ohne Willkommen grüsst.
Armee hob
sie
in Syrien die
einen
verstummte.
Als die Bonaparte'sche
Ruinen von Heliopolis
erreichte, da er-
der Ueberraschung,
der lange nicht
Schrei
Und doch war
Ort vielen ihrer Begleiter
der
Längst waren jene Gegenden vor der
nicht so völlig fremd.
ägyptischen Expedition von modernen Reisenden besucht und vielfach
Man
beschrieben.
Zeichnungen und topogra-
hatte
phische Arbeiten über jene Länder
Sonnenstadt von Vielen
so
,
Anders war
barei versunkenen
Reste der
die
wenigstens im Bilde zuvor gesehen
worden, und man wusste im voraus, würde.
dass
es mit
dem
in
was man
viel tiefere,
dort finden
rohere Bar-
Numidien , wo tyrannische Beys, fanatische
Christenhasser herrschten und ein wildes Räubervolk wohnte, das gleich begierig nach den Schätzen, jedes christlichen Reisenden war.
wie nach dem Blute
Einzelnen
es
ist
wohl im
vorigen Jahrhundert gelungen, einige Strecken im Innern der
Regentschaft Algier zu durchwandern
,
wie dem brittischen
Dr. Shaw, den Franzosen Peyssonel und Desfontaines und dem
unternehmenden Bruce.
Sie sahen aber nur einen geringen
21
*
324 Theil
Landes
des
im Fluge
Colonne, die den Tribut
als
eintrieb.
Begleiter
Ihre im
der türkischen
Ganzen ziemlich
magern archäologischen Beschreibungen beweisen, dass Innern nur
sie
genug verweilten
an wenigen Orten lang
,
im
um
Ruinen gründlich untersuchen und Zeichnungen aufnehmen zu
Daher
können.
enthalten ihre Schriften auch meist nur eine
gesehenen alten Städte und im Fluge
Namenaufzählung der
copirten Inschriften, von denen die wenigsten historisches Interesse bieten.
Unnennbar war
feiervolle
die
andächtige Schauer, der die Begleiter des französischen
tiefe
Heeres
erfüllte, als sie
zum erstenmale Calama, Anunah,
Es wurden da wunderliche geheime
Constantine erblickten.
Stimmen
laut.
hara ihre
Jene gewaltige Heroszeit,
Monumente
baute, sie
Dieses wilde Afrika war nicht des Beduinen gewesen?
Wer
war
die bis in die Sa-
also doch keine Mythe?
immer der den
Sitz,
dem verwiesen
Hier
ist
deren
Mutterstaate
mächtige
Trümmer dem Zahn
Wüste,
sie
Reiche
,
gründeten fern bauten
in die
man noch
Welt
hinauszuschreiben.
heutiges
Tages
fort
eine
Stunde im
Umkreis
durch das ganze Land.
später die
anstaunt,
fanden nicht einmal Platz in den Registern
der alten Geographen, so diese Stadt vor uns, deren fast
Städte,
der Zeit trotzen, bis zur grossen
ohne davon prahlend
Viele grosse Ruinen, die sind unbenannt,
Schaugepränge
kein Zweifel möglich.
Jene Römer waren nur Männer der That; ihrem
Beute
die Riesenleichen der Provincia Africa
den beleidigenden Unglauben.
von
die
alten Quellen misstraute,
die Ptolemäischen Städtelisten für blosses
hielt,
die
dem Ras-el-Akba und
zwischen
Ruineureste
unbekannten
wer
Stimmung, der wirklich
bedecken.
Und
Trümmer
so geht es
Die französischen Heere sahen
Ruinen von Sigus, Cuiculum,
Sitifis.
Fast eben
325 bedeutende Städte lagen noch tiefer im Innern,
so
und nach
den übereinstimmenden Erzählungen der Renegaten, der zurückgekehrten französischen Gefangenen und Deserteurs, end-
Eingebornen
lich der
selbst, namentlich der Biskris
sabiten, die aus den südlichsten
men,
erfuhren wir,
Rand
dass
Kobla giebt
es
wo
sind
Quellen
deren
tief
am Ufer
Ruinen
Im Blad -
in grosser Zahl,
und Palmen wachsen.
el -
bis
an den
Dscherid und im
fast
an jedem Ort,
Desfontaines fand
im Süden der Regentschaft Tunis zu El-Hammam
des
Sees Schibka -el -Ludiah, unter dem
um
33°
30'
Abd-el-Kader sagte zu Herrn Berbrugger,
nördlicher Breite.
der ihn
Städtetrümmer
diese
der Sahara fortdauern.
und Mo-
Gegenden der Berberei stam-
einen
Ferman
„Was
Sahara zu reisen,
bat,
willst
um
du in dem Kobla?
du findest
Der gefangene Lieutenant
dort nichts, als viele alte Steine."
Defrance sah römische
nach dem Grenzstrich der
Ruinen bei der neuen Residenzstadt
Abd-el-Kader's, Tekendent.
Auch
Gebirgen im Süden von Budschia
den unzugänglichsten
in
am Fusse
des Schneebergs
Dschurschura, auf dem Plateau des Auras liegen Ruinen.
Am
Fusse des Auras {Ahdov des Ptolemäus) lag die Stadt Lambasa, jetzt vielleicht die imposanteste Ruine von ganz Nuini-
dien und Mauritanien. ist
der
Der
Renegat Baudouin,
letzte
Europäer, der sie gesehen,
der vier Jahre im Innern zuge-
bracht und der verschiedenen Landessprachen auf eine erstaunliche
Weise Meister geworden. Die Schilderungen Baudouin's,
den ich
öfters
in
Algier gesprochen und von dem ich sehr
merkwürdige Mittheilungen erhalten,
stimmen mit der Be-
schreibung Peyssonels genau zusammen.
Es
existirten
dort
nicht weniger als vierzig Triumphpforten, die meisten hatten drei
Eingänge mit prächtigen Säulen; sechzehn stehen davon
noch aufrecht.
Lambasa's Ruinen
bedecken das
Land
in
326 einem Umfang von drei Stunden. tet
das
Plateau
französische Heer,
Welch
welches
des Auras erklimmen
ein Anblick erwar-
zum
wird!
mehr
wurden Lambasa's Ruinen nur von
Jahrtausend
päern gesehen, die nur lange genug blieben,
und
Male das
ersten
Seit
als
einem
drei Euro-
um
zu staunen,
Für Archäologen
dann wieder weiter gehen mussten.
und Maler mag es dort noch eine reiche Fundgrube geben.
Es war dunkel geworden
in
Die Wol-
unserm Bivouac.
ken, zu immer wechselnderen Gruppen sich gestaltend, wurden lichter und durch die breiten Risse schaute das bleiche Nachtgestirn,
das ich die Sonne der Ruinen nennen möchte,
Anunah
es zeigte uns das alte
haften Pracht.
senen
in seiner
Das Gemälde der vom
Trümmer war
in der
geheimsten geisterSchein umflos-
fahlen
That wunderschön.
scher Stimmung,
nen
in der
wenn
die
Nähe spuken,
Kochpfanne
wenig die
tröstliche
mächtigsten
und
zischt
die Bedui-
blickten recht träumerisch sinnend
War
um
den
Römermacht abzulauschen und
die
nach der mondbeleuchteten Stadt hinüber. Steinen das Räthsel
Die wache-
eben in elegi-
stehenden Soldaten Frankreichs, sonst nicht
der
Antwort herüberzuhören Reiche,
eure erst
so
:
es
,
verfallen auch
keimende Colonie wird
auch einmal untergehen, wie wir, und nur Schutthaufen einer
spätem Siegergeneration von euch zeugen? Ihr unbekannten numidischen Ruinen
Geschichte
eures
Falles,
die
späteren
,
könntet ihr die
dunkein Schicksale
uns erzählen, die über euch hingegangen, seit Genserich hier das Siegerschwert geschwungen.
Aegyptens Gräberstätten, pilgert
Weit beweinenswerther,
trauernde Seele, mit euch zu klagen über den
Tod, der
grössten Nationen, so wenig als ihre herrlichsten verschont.
Ein rauher,
als
in euere Einsamkeit nie eine
die
Monumente
fanatischer Barbar blickt beim Yor-
327
Wuth und Hohn
überreiten mit
auf die gebengte Stadt der
Christen, und der Fledermäuse Fittiglied, das nur die Mitter-
nacht
vernimmt,
summt
allein die
Bardenklage über das na-
menlose Römergrab.
Von Ras-el-Akba an
bis
Constautine führt
getation dauert von dicht an den
Bona
mit kurzen
Fuss des Ras-el Akba
Weg
der
Die Waldve-
über öde, aller Vegetation entblösste Plateaus.
Unterbrechungen
Von diesem
fort.
an sahen wir während eines fünftägigen Marsches eine
ne Baumgruppe
,
vom Wege
ziemlich weit
seitwärts
Fusse des Berges Ansei, der über das Flüsschen
Am
Zenati sich erhebt.
Sidi-Ebn-Tamtam.
Namens begraben
Nur Gräber
einfach,
Es
liegen.
ist
dies das ein-
dem 22 Stunden langen
also stören die verzweifelte
bei Algier erwähnt
sie
sehen be-
bis Constantine zu
Die arabischen Ruheplätzchen
sowie ich
Uad-el-
unter welcher die Reste des Hei-
zige steinerne Gebäude, das wir auf
der Gegend.
am
zweiten Marschtag erreichten wir
Marsch von Medschez-Hammar kamen.
klei-
,
So nennt man eine mit Kirchhöfen um-
gebene arabische Kapelle, ligen gleichen
bis
Berg-
Monotonie
sind ,
blos
dort sehr
mit drei
Steinen bezeichnet.
Zwei Stunden südwestlich von Sidi-Ebn-Tamtam der Uad-el-Zenati, der sich später mit
Es
ist
ein unbedeutender
sehnlichste stantine.
dem Seybuss
fliesst
vereinigt.
Bach, übrigens doch noch das an-
Gewässer zwischen Medschez-Hammar und ConSeine Quelle
ist
im Gebirge Abu-Gharab.
nen Ufern wächst einiges Gras, Lastthieren sehr willkommen war.
An
sei-
welches den Pferden und
Auf
diesen dürren Hoch-
wo
ebenen sprossen dünne, niedere Kräuter nur an Stellen, Quellen oder Bächlein fliessen.
Der ganze übrige Boden
nackt oder theilweise mit Disteln bedeckt,
die
man
bei
ist
dem
328
um
gänzlichen Mangel an Brennholz eifrig sammelte, die
Nur wenige
Abendsuppe kochen zu können.
Duars ihren
erblickt
man
Bewohnern
Weges.
zur Seite des
verlassen und das aufwirbelnde Feuer, wel-
kündigte den Entschluss Achmet's,
Asche und Trümmer
die
5.
verzehrte,
ver-
den Franzosen nichts
als
zu lassen.
October erreichten wir El-Summah.
Eingebornen ein römisches Monument,
So nennen
welches den Gi-
Hügels krönt und aus dessen Form
pfel eines
arabische
Sie standen von
ches den Strohvorrath oder auch die Hütten
Am
damit
die Archäolo-
gen der Commission über seine frühere Bestimmung nicht
Es
recht klug geworden.
hohes viereckiges Gebäude
ein
ist
von breiten Stufen umgeben und von vier hohen Säulen gerunder
deren jede eine in
stützt,
Am
Zierrathe schmückt.
steinerne
liegt eine grosse
Scheibe
Fusse
ausgeschnittene des
Monuments
Masse viereckig zugehauener Steine
der Unordnung durcheinander.
in wil-
Allem Anschein nach sind
von dem Monument herabgestürzt, so dass dieses früher
weder seyn die
ent-
viel
höher oder von einer Mauer umgeben gewesen
muss.
Unter diesen losgebrochenen Steinen hat einer
Form
bedeutet
eines Kreuzes.
nur zwei Stunden.
Man
Rummel
Der
arabische
Name El-Summah
„Thurm."
Von El-Summah
der.
sie
bis
Constantine beträgt die Entfernung
Die Landschaft
überblickt ein länglich
in westlicher
schmales Thal,
Richtung durchströmt.
und menschliche Wohnungen
,
gen, traten im Hintergründe des östlich der
Friedhöfen sich erhebt, hervor.
das
der
Grüne Bäume
zwei so wohlthuende Dinge,
wenn man fünf Tage lang durch
Plateau El-Mansura,
erheitert sich hier wie-
eine nackte Wüstenei gezo-
Thaies,
wo
westlich das
Berg Kudiat-Ati mit seinen Ein sehr schöner Flor von
329 Olivenbäumen
Armee
die
und
ra sich bewegte,
dem Plateau El-Mansu-
wimmelten,
so
die
Höhe über dem Rummel, sowie
Ufer von arabischen
beiderseitigen
seine
Da aber
im Osten am Ufer des Rummel.
liegt
in gerader Richtung nach
Reiterschwärmen
wagte sich keiner von uns nach dem nahen
Wäldchen hinüber.
Der Marschall
Clauzel vergleicht in seiner Brochure den
Berg El - Mansura mit dem Budscharea de beide nicht im völlig kahler
ist
im Umkreise
ein
dessel-
von Nordwest nach Südost.
Der Budscharea
bei Al-
ausgezackte Gipfel
Mansura machte der grosse Convoi blieben zu dessen
Schutz
den Berg hinauf und
znrück,
,
der
eine
Am
Halt.
während
hochstämmige
Fusse des El
-
Zwei Brigaden die
Avantgarde
dann über das Plateau der Stadt zu-
General Damremont,
zahlreicher Stab quartirten
der Herzog von Nemours und sich in der
Nähe
Mara-
des
butgrabes Sidi-Mabruk ein, dessen schmuzig weisser in
ist
Abhang
liegt;
Vegetation und ganz andere Formen.
ihr
fin-
Berg, auf dessen Höhe ein Plateau von etwa
gier hingegen hat
riickte.
El -Mansura
Mindesten ähnlich.
einer halben Stunde
ben
Ich
bei Algier.
Tempel
den späteren Regentagen einigen Schutz gegen die Nässe
gewährte. ein
Erst an dem äussersten Ende des Plateaus,
Abgrund
in eine schwindelnde
die Stadt Constantine fällt
sichtbar.
Tiefe blicken
Mit einem
lässt,
wo wird
einzigen Schritt
da der Vorhang von einem der seltsamsten Gemälde der
Welt.
Von
der
Höhe El-Summah
aus hatten wir nur einige
wenige Gebäude der Umgebung Constantines , nichts von der eigentlichen Stadt gesehen.
Constantine
liegt
auf einem
senkrecht
Kalkfelsen, welcher nur gegen Osten mit
dem Nachbarberge Kudiat-Ati
in
abgeschnittenen
durch einen
Verbindung
Erddamm
steht,
wäh-
330 rend er sonst überall in
steiler
Mauer
höchster Punkt, die Kasbah, liegt
Die Stadt
sich erhebt.
Abhang von Nordwest nach
hat einen sichtbaren
Südost.
und 807 Fuss über dem Thal des Rummel.
resfläche
Ihr
2100 Fuss über der Mee-
Der
kaum
mit irgend einer an-
dern Stadt der Welt vergleichen lassen.
Ich wenigstens ha-
Anblick Constantines
dürfte
sich
be weder in Natur, noch auf dem Papier jemals eine Stadt bei deren Bild ich mir den
gesehen,
gen
Hauptstadt Numidiens
Nur
der,
dem überhaupt der
düstere,
Landschaftscharakter zusagt, Gebilde seiner Phantasie
der
hier
gespenstige vielleicht
die
aus den productivsten Stunden wie-
eher einem Pompeji,
sie gleicht
Alles dass
ist
hier so
sich
andere
wüstenstumm und Niemand würde ahnen,
Wesen
auf diesem
über die Bewohner rufen
—
Warum
wohnen auf dem
die
ziemlich
!
—
möchte man
nur eine Viertelstunde weiter
westlich liegt das herrlichste von
schimmernde Thal.
Felsen niedergelassen,
Die Thoren
Raubvögel oder Steinböcke.
heutigen
das eben
Grabe unversehrt erstanden.
aus einem tausendjährigen
erst
wie
wilde,
Masse zu compact, zu gleichförmig, zu
die
ist
wenig ausgezackt,
als
findet
Die düstere Stadt erinnert nicht etwa an niimidische
der.
Ruinen, dazu
als
Anblick jener ehemali-
vergegenwärtigen können.
hätte
Granatbäumen und Quellen
nicht
geisterhaften
lieber
da hinunterziehen,
Nebelfelsen?
Aber
die
barbarischen Constantiner machten es nur
civilisirten
Cirtenser,
wie
alle
frühern Bewohner.
Diese Felsen waren gewiss schon von alten Zeiten her so öde, wie heute,
und das Rummelthal immer mild und grüü.
Dennoch zogen schon mit die
die
Wänden,
für
die
die
Römer
das mächtige Steinbollwerk
keine Sturmleiter hoch genug und in
weder der Widder, noch der Achtun dvierzigpfünder, noch Pulvermine eine Bresche schlagen kann,
dem Wohnen
331
am Rummel
Die Sicherheit scheint von Alters her
vor.
diesem Lande nie gross als
gewesen zu seyn.
Masinissa hatte
eingeborner König auf diesem Felsen seinen Thron,
römischen Proconsuln
,
türkischen
endlich die
Vandalen,
die
Beys
die
arabischen Emirs,
die
rcsidirten
in
hier
nach einander
und unterwarfen von diesem unzugänglichen Thron aus das Land.
Lagen
Aehnliche
hatten viele andere alte Städte
Zu
Innern, so das nahe Sigus. ten
Bewohner
die
heit
keiner Zeit, scheint
für gemächliches
im
es, woll-
Wohnen im Thal
Frei-
und Leben auf das Spiel setzen.
Die Farbe der Häuser Constantines
Von den
der Felsen, der sie trägt.
ist
Algierer Gebäuden un-
terscheidet sich die Bauart merklich schon
Dächer,
die
während
durch
die kurzen
den Küstenstädten der Berberei unbekannt
in
Algier,
sind.
dunkelgrau wie
Bona,
Oran haben nur Terrassengebäude,
Medeah, Miliana,
in den innern Städten Constantine,
welche auf den Gebirgen und Plateaus des Atlas liegen,
im Winter häufiger Schnee
fällt,
Dachstuhl
der
wo
zweck-
als
mässiger den malerischen Terrassen vorgezogen wird.
Man
übersieht von El
vollkommen,
dass
-
Mansura aus
die
auch von den kleinsten
dem Auge entgehen.
Sogar
dem
Lauf
kann man von dieser Höhe aus folgen,
krumm und enge
sind.
einiger
obwohl
Ausser der Kasbah,
festen Citadelle antiken Ursprunges,
Felsenstadt so
Gebäuden wenige Strassen dieselben
einer ziemlich
ragt nicht Ein Gebäude
über das dunkle Gewirre der Häuser bedeutend hervor. terscheiden kann palast, das
ihrer
man nur
deutlich von den übrigen den
Wohnhaus Ben-Aissa's und
aufragenden weissen Miuarets.
die
UnBey-
Moscheen wegen
Alle
andern Häuser
verschwimmen bei gleicher Höhe, gleicher Bauart undeutlich in einer
gemeinsamen Masse.
Constantine scheint von
El-
332
Mansura aus gesehen grösser, lusion,
die
als
es wirklich
sich bei allen amphitheatralisch
Obwohl
wiederholt.
die
eine Il-
ist,
gebauten Städten
wie ein Condorhorst
thronende
steil
Stadt nur imponirt und befremdet, nicht eben durch Schönheit
waren doch
gefällt, so
die französischen Soldaten,
im Innern des Landes zu Maskara,
Tlemsan,
kleinere und schlechtere Orte gesehen,
die sonst
Beiida nur
auch über
die solide
Bauart Constantines gar sehr verwundert und mit ihren künf-
Manchem
ich von
laut äus-
Eine Compagnie des siebzehnten leichten Infan-
sern hörte.
lagerte
terieregiments
neben dem Generalstab
dicht
als
Es-
Neugierig streckten die französischen Soldaten ihre
corte.
Köpfe über den
wehr gegen
Erdaufwurf, der uns
Kugeln
die
wie
sieht,
als natürliche
Brust-
und schauten auf die Stadt
schützte,
ville! hörte ich Mehrere rufen.
ui/i, c/uelle belle
hinunter,
Man
was
zufrieden,
tigen Quartieren
genügsam
paarjähriger Aufenthalt in
ein
Afrika die genusssüchtigen Rhone- oder Seinebewohner macht,
wie sehr ein solcher ihre hohen Anforderungen auf bequemes
Leben herabstimmt. Noch am Abende den
Rummel und nahm
welchem
Tage
drei
Von
wurden.
Mansura und
des 7. October rückte eine Colonne über
später
dieser Zeit
die
ein tiefes ten,
Breschebatterien
die
an blieben die
errichtet
Truppen auf EI-
Regimenter auf Kudiat-Ati beständig mit
einander in Verbindung. fast täglich
dem Hügel Kudiat-Ati, auf
Besitz von
Wir Zuschauer
des
Kampfes gingen
von einem Berg zum andern hinüber, wobei wir
Thal und das Flüsschen Rummel zu passiren
das beide
Berge
Der Rummel
trennt.
über 30 Fuss breit und 3 Fuss beschwerlich,
sowohl
tief,
wegen der
welche das Flussbett erfüllen,
als
sein
hat-
hier nicht
Uebergang aber
Ungeheuern
wegen
ist
Steinblöcke,
des reissenden
Was-
333
wo
sers, welches zur Zeit der ClauzeFschen Expedition,
Regen noch einige
heftiger war,
Kudiat-Ati, der, mit
Lehmerde
äusserst schlüpferig
geworden, bei seiner
erklimmen
ist,
übertrifft also
2931
ragt
die
Höhe
als
bedeckt
grauenvolle
hätte
Ahnung
grosse
diesem Todtenhätten
sie
dem Lager
in
Die Franzosen Hessen
unheimlicher Nachbarschaft.
machen
auf
erfasst;
Bedeutung gesucht
dadurch wenig irre
der
ist
Andere Soldaten, abergläubischeren
bivouac vielleicht eine böse eine
Gipfel
mit mauri-
alle
Kudiat-Ati
sind.
französischen,
die
Der
der Stadt.
wie der von EI-Mansura, sondern kleine
Kirchhof Constantines. Schlages
schwer zu
Steilheit
wellenförmige Thäler und Erdaufwürfe, die
schen Gräbern
vom Regen
belegt, die damals
Fuss über der Meeresfläche und
um 39 Fuss
bildet keine Fläche,
Der Hügel
mit fortschwemmte.
ermüdete Soldaten
der
kleinen Zugthiere und sogar
die
die
,
ausgerissen und aufgethürmt
als
wohl
bei
so
sich aber
zum Theil
Steine wurden
Brustwehr gegen das Feuer
der Belagerten; manche Soldaten suchten sogar in den geöffZuflucht gegen
neten Gräbern eine
den Regen.
Ich
hier nirgends so schöne Familiendenkmale bemerkt,
habe
wie auf
den maurischen und jüdischen Kirchhöfen bei Algier.
Am
13. October zogen wir in Constantine ein und zwar
durch die enge Bresche selbst über eine Brücke von Leichen, es hielt in der
That schwer,
verstümmelte Körper,
einen Schritt zu
oder Blutlachen,
Waffen unter seine Füsse zu
treten.
thun,
ohne
oder zerschmetterte
Da
die
Thore stark
verrammelt waren, konnten diese erst gegen Abend dem einziehenden Hauptcorps geöffnet werden.
Unsere Freude, das
Innere der berühmten Hauptstadt Numidiens, tender
Ruf noch
Marschälle
durch
die
Frankreichs einen
Niederlage
modernen
—
eines
deren bedeuder
Zuwachs
besten erhalten
334 und auf welche acht Tage
hatte
lang
unsere neugierigen,
hungrigen , obdachlüsternen Augen in äusserster Nähe gerich-
waren
tet
—
nun
in aller
Ruhe
betrachten zu können,
und des Todes,
gar sehr der Anblick der Zerstörung
gällte
der uns fast bei jedem Schritte in
ver-
fürchterlichen Bildern be-
gegnete.
Ueber den heutigen Zustand Constantines
nem
grössern
Werk
sche Reisende
Der
eine ausführliche Beschreibung.
Shaw und
Dr.
Constantine
suchten
existirt in kei-
mehr
vor
britti-
der Franzose Peyssonel be-
einem Jahrhundert;
als
aber
ihre Schilderung der Hauptstadt des wichtigsten Beyliks der
Regentschaft
ist
men möchte,
so lakonisch kurz, dass
hatten
sie
bei
man bestimmt anneh-
Besichtigung derselben wenig
Freiheit, getrauten sich vielleicht nur des
Abends auszugehen
und bekamen die sehenswertesten Gebäude, palast,
ja
Kasbah,
die
man wäre ohne
die
bestimmte Details
einige
Basreliefs der Elephanten an der
versucht,
Shaw
Expedition hatte Herr Dureau de
des
renseigiiemens ,
was
nur
als in
la
griechischen
Werk
über
aufzufinden
im Stande war,
die
Stadt
selbst
eine
nur
Dennoch ziemlich
und da der Verfasser Alles, was aus den
Quellen zu schöpfen war,
chen
und
den neueren französischen und Reisewer-
mit vielem Fleiss und Umsicht zusammengetragen.
dürftige Auskunft,
letzten
Malle in seinem Hecueil
sur la Province de Constantine
ken des vorigen Jahrhunderts
giebt sein
über die
nach der Erzählung
er sowohl in alten arabischen ,
lateinischen,
B.
Kurz vor dem Beginn der
der Araber beschrieben.
Alles
z.
Rummelbrücke zu glauben
Constantine
hätte
wie den Bey-
Moscheen im Innern nie zu sehen;
also eine
oder Unrichtigkeiten wiedergab
Menge von Widersprü,
so
brachte
Leser ein verwirrtes und zum Theil falsches Bild
er bei.
dem Da-
335 her erkennt auch das
Auge
des Reisenden Constantine nach
Keine drei schiffbaren
seiner Beschreibung- nicht wieder.
Flüsse bespülen Constantine, wie der arabische Schriftsteller
Bekri sagt, sondern nur ein unbedeutendes Gewässer,
Rummel,
der nicht einmal
die kleinsten
Kähne
trägt;
der
keine
Ringmauer von schwarzen Steinen, von denen Leo Africanus und nach ihm Poiret gesprochen und die nach Herrn Dureau de
la Malle's
Vermuthen Lava seyn könnten,
nur auf der Westseite
Stadt,
die
zeigt,
sonst aber
Felsen
steilen
schönen
ohne
überall
vertheidigt
einige elende Mauerreste
Schanze und nur von ihrem Endlich
ist.
existiren
Thore von rothen Steinen
alten
umgiebt die
und
auch die
die
antike
Triumphpforte „Cassir-Gulah" (Ungeheuerschloss) , von wel-
Shaw wohl
cher
nung gegeben seit
eine eben
übertrieben prächtige Zeich-
hat, als von den Basreliefs der Brücke, schon
25 Jahren nicht mehr. Constantine
ist
saesylier gelegen.
die Cirta der Alten,
sowie die
Urbs nannten und
einfach blos
hielten
Town
den alten
im Lande der Mas-
Der punische Name war Carta, was
viel als Stadt bedeutet *),
fig
so
ihre Hauptstadt
Engländer für London so häu-
die
Die Besieger der Punier be-
gebrauchen.
Namen
Römer
so
verdarben ihn
bei,
aber in Cirta,
sowie noch heute die meisten römischen Ruinenreste eine dem alten
lateinischen
halten haben.
Namen
So nennen
senaria „Arseu",
ähnlich klingende Bezeichnung bedie
Araber Calama „Ghelma", Ar-
Milevum „Milah",
Sitifis „Setifi".
Nur
ne Städte, die gar keine Spur von Alterthümern mehr gen, haben ihre
°)
alten
Bochart Geogr. Lib.
Namen
I.
nicht
Cap. 24.
jezei-
auf die heutigen Bewoh-
336 El-Dschesair (Algier Icosium); Anaba (Bona-
ner vererbt.
Hippo), Warran (Oran), Maskara sind rein arabische Namen. Cirta
war
ein gätulischer
die
Residenz der numidischen Könige. Syphax,
Fürst,
dort
zur Zeit des zweiten
und bewohnte daselbst
punischen Krieges Palast.
herrschte
Er verband
sich,
einen prachtvollen
wie bekannt, mit Karthago, wäh-
rend Masinissa, ein anderer Fürst Numidiens, die Partei der
Römer nahm. sich
Karthago und Syphax unterlagen, Cirta ergab
dem Masinissa und
dieses
60 Jahre lang
blieb
glücklichen Fürsten.
die
Residenz
Unter Masinissa's Nachfolgern
noch mehr und erreichte ihren höchsteu
stieg Cirtas Blüthe
Grad wohl unter der Herrschaft Micipsa's,
wo
wie
Cirta,
Strabo erzählt, mit prächtigen Gebäuden geziert und so volkreich und mächtig
Fussgänger
war, dass
stellen
sie
10,000 Reiter
und 20,000
konnte. *)
Die Herren Falbe und Grenville Temple, Mitglieder der wisCommission, halten dies für eine Uebertreibung und meinten, man müsse den alten Geographen misstrauen, da diese nicht *)
senschaftlichen
immer
richtige
Angaben besassen und
lieber Effect hervorbringen
sich
strenge nach der Wahrheit richten
dass
die alte Cirta keinen grössern
wollten.
Raum
bedeckte,
Nimmt man als die
,
als
an,
heutige
Angabe allerdings augenscheinlich übertrieben, denn selbst bei der dichten mahomedanischen Bevölkerung, wo jedes der kleinen Häuser in der Regel mehrere Familien einschloss, zählte Constantine in der blühendsten Zeit doch wohl nie über 25,000 Einwohner, wenn auch Shaw und andere Reisende die Zahl höher stellen. Die meisten Reisebeschreiber , die, ohne genaue Angaben zu besitzen, aufs Gerathewohl hin schätzen, sind immer zur Uebertreibung geneigt. Selbst angenommen, dass der Berg Kudiat-Ati, unter dessen Gräbern man einige Cisternen und zu andern römischen Gebäuden gehörige Steine, dagegen keine Spur von einer Ringmauer fand, einen Theil von Cirta, vielleicht dessen Vorstadt bildete , konnte die sämmtliche ehemalige Gebäudezahl doch wohl nicht über 40 — 50,000 Menschen fassen. Am wahrscheinlichsten ist daher wohl, dass Strabo Stadt,
zu den
so ist Strabo's
30,000 Kriegern Micipsa's
die
Contingente der Landschaft
337 Unter der Regierung AdherbaPs bezwang Jugurtha die
nachdem er vergeblich
Stadt,
Sturmes erschöpft
gewaltsamen Mittel des
durch Hungersnoth und erhob
hatte,
Später nahmen sie ihm die
seinem Hauptwaffenplatz. gleichfalls durch
alle
Belagerung wieder ab und
alle
sie
zu
Römer
weitern Ver-
suche Jugurtha's, sich abermals wieder in ihren Besitz zu setzen, scheiterten an der natürlichen Festigkeit ihrer
Zeit Juba's
I.
war
Cirtas Glanz noch
Lage.
keineswegs
*)
gesunken.
Hirtius bezeichnet sie damals als eine der reichsten Städte
midiens
Nu-
Nachdem Juba mit den Resten der Pompeji-
*°).
schen Partei unterlegen war, Cirtas
Zur
Gebiet
gab Cäsar einen Theil von
seinem Parteigänger Sitius, der an die römi-
schen Soldaten Ländereien austheilte und eine Colonie gründaher Cirta unter ihm den Beinamen Colonia
dete,
rum
Im Jahre 311 bemächtigte
erhielt.
Alexander
sten
wurde aber später von dem Präfect
der Stadt,
Maxentius besiegt und
Sitiano-
sich der Usurpator
in
diesem Krieg scheint Cirta
zum
er-
Male mit Sturm erobert, oder wenigstens nach der Ue-
bergabe zerstört worden zu seyn, denn Aurelius Victor schreibt, die durch Alexander's
Belagerung zu Grunde gerichtete Stadt
oder der ganzen Provinz mitrechnete.
Rom
stellte
ungeheure Armeen,
nicht aus der Stadtbevölkerung, die sonst ein einziger punischer Krieg
aufgezehrt hätte, sondern aus der Bevölkerung seiner schönen Provin-
Eben so richtig lässt sich daher wohl von Cirta sagen, dass sie Beherrscherin eines Reiches eine Armee von 30,000 Mann zu stellen vermochte, nicht aus ihren eigentlichen Bewohnern, sondern aus zen. als
der Bevölkerung der ihr unterwürfigen kleineren Städte und Dörfer des Landes. ein Augenzeuge des numidischen Krieges, sagt, dass schon damals mit Sturm nicht zu nehmen war. „ Neque propter naturam loci, Cirtam armis expugnare potest." Bellum Jugurthinum. Cap. 23. *)
die
Sallust,
Stadt
**)
De
bell. Afr.
Moritz Wagner's
Cap. 25. Algier.
I.
22
338 Damals
habe der Kaiser Constantin wieder neu aufgebaut. änderte sie ihren
Namen und wurde ihrem Wiedererbauer
Ehren Consta ntina genannt bis
heutigen
Tag
ein
*),
Name,
zu
ihr noch
der
auch unter den Arabern geblieben, aber
in „Cossamtina" verdorben
worden
ist.
Die späteren Schick-
sale der Stadt unter den Vandalen, den byzantinischen Kai-
sern und unter der eilfhundertjährigen Herrschaft der
medaner liegen im
tiefsten
Dunkel.
Maho-
Constantine gehörte bis
zur Zeit der Shaw'schen Reise oder eigentlich bis zur ersten
Expedition der Franzosen im Jahre 1836 zu den für die Europäer unbekanntesten und unzugänglichsten Städten der Erde,
und die wenigen kargen Angaben musste man meist aus
unsichern arabischen Quellen schöpfen. Schriftstellern
theiit
Edrisi,
Von
allen
arabischer
ein
zwölften Jahrhunderts, noch die ausführlichsten
bekannten
Geograph
des
Bemerkungen
über Constantine mit.
Die heutige Stadt Constantine
liegt
nach der Berechnung
zweier Mitglieder der Commission unter dem 36° 21' nördlicher
Breite
und 4° 50' östlicher
Länge.
Ihr
höchster
Punkt, die Kasbah, ragt 2100 Pariser Fuss über der Fläche des mittelländischen Meeres.
Terrain von 1290,000
D
Die Häussermasse bedeckt ein
Fuss.
Algier sammt ihren Neubauten
Constantine steht der Stadt
um
ein gutes Drittheil nach.
Alle älteren Reisenden schätzen die Einwohnerzahl viel
hoch;
Ritter's
Grenville
Geographie giebt 30,000 an.
Temple und Falbe
schätzten sie im Vergleiche mit
dem siebenmal grösseren Tunis auf etwa 16,000 Köpfe. dessen
ist letztere
In-
Berechnung wohl zu gering; denn Con-
stantine, welches eine
')
zu
Die Herren
Aurel. Vict. Epitom.
Menge von Cap. 40.
türkischen und maurischen
339 oder Auswanderern aus Algier,
Flüchtlingen
Bona und den
übrigen von den Franzosen besetzten Küstenstädten aufgenom-
men
hatte,
deren Zahl über 6000 betrug,
bevölkert als Tunis.
von denen
schiedenes die
drei bis vier
Fa-
meisten nur ein in zwei Theile ge-
die
Gemach bewohnten.
Wohnung
viel dichter
reiche Familien bewohnten
Viele Häuser enthielten
ein ganzes Haus.
milien,
Nur wenige
war
unbequemer,
Die Miethe war theurer und
als in
irgend einer andern Stadt
Die beiden deutschen Renegaten Schlosser und
der Berberei.
Send schätzten Constantiues Gesammtbevölkerung nach der
Menge
der Häuser und
deren
zahl auf etwa 20,000 Köpfe,
Männer.
durchschnittlichen
Bewohner-
6000 waffenfähige
worunter
Ben-Aissa, Constantines Gouverneur und Vertheiden ich später in Al-
diger in den Jahren 1836 und 1837, gier persönlich kennen lernte,
seiner
Wahrscheinlichkeit
auf mein Befragen an-
gab
fangs eine weit höhere Zahl an.
Als
ich
Behauptung
ihm aber
vorstellte
die
Un-
und ihm die
Bewohnerzahl sämmtlicher Küstenstädte zum Vergleich entgegenhielt, dachte er nochmals eine
Weile nach, gestand seinen
Irrthum, entschuldigte seine Unwissenheit, weil es nicht lich sey, ein
Register über Geburts
ren in einer Stadt, ten
wo
-
mög-
und Sterbefälle zu füh-
verschiedene Glaubensbekenner wohn-
und das Innere der
Häuser nur
in
ausserordentlichen
Fällen untersucht werden durfte, und stimmte endlich meiner
Meinung
bei,
dass
Constantines
Bewohnerzahl
schwerlich
20,000 Individuen überstiegen habe, worin jedoch die unverheirateten Soldaten Achmet's nicht mitbegriffen waren. diesen 20,000
sischen tiefer
Expedition haben
im Innern
zurückgezogen.
Von
Einwohnern Constantines zur Zeit der franzö-
,
nach
sich beiläufig
4000
in die Städte
Biskara und das tunesische Gebiet
Die Zahl derer, welche
theils bei
22*
der Ver-
340 theidigung
der
mit
Stadt
den Waffen
während der Flucht über
theils
unglückten,
in
theils
und des Elendes
den
starben,
gewiss eher mehr,"
als
die
Hand
der
in
fielen,
Felsen der Kasbah ver-
Gebirgen den
mag immerhin
Tod
Hungers
des
auch 2000 betragen,
weniger, so dass also
jetzt schwerlich
über 14,000 Eingeborne mehr in Constantine leben, worunter
6000 Mauren, 4000 Türken und Kuruglis, 3000 Juden und 1000 Abkömmlinge der verschiedensten afrikanischen Völkerstämme, Kabylen, Neger, Mosabiten, Lagrüats. zu
Ende 1839
nicht ganz 900.
Verkehr,
ein
enger
mit
Bona und
und Cantiniers unterhielten
Kaufleute
Bab-el-Kantarah (Brücken-
über die römische Brücke nach
führt,
von Kudiat-Ati,
Bab-el-Rahbah (Marktthor), auf der Seite
Thore,
die
ebenfalls
und elender, obwohl
letztere
nach Kudiat-Ati
Die Strassen sind nicht so enge und
im obern Stadttheilc von Algier, aber noch
ste
dem Plateau
Bab-el-Dschedid und Bab-el-Uad;
sind zwei ganz kleine führen.
Mzitas und
Philippeville (Stora) eine lebhafte Verbindung.
welches
El-Mansura
,
Unter ihnen herrschte aber
Constantine hat vier Thore: thor),
Biskris
Die Zahl der europäischen Civilbewohner betrug
finster,
als die
viel
schmuziger
die meisten gepflastert sind.
Die läng-
und breiteste dieser winkeligen Gassen (Suk-el -Kolak),
führt
vom Thor Bab-el-Rahbah
zur Kasbah, die meisten an-
Namen
dern Strassen haben französische
Damremont, Rue Combes
u.
s.
erhalten,
wie
Rue
w.
Gleich beim Eintritt durch die Bresche, als wir zwischen
Trümmern und
blutenden Körpern
nur etwa fünfzig Schritte
uns die Masse der kleinen Buden in die
gemacht hatten,
fiel
Augen, welche
in
sammengedrängt
sind, als selbst in Algier oder in irgend ei-
noch grösserer Zahl und weit dichter zu-
ner andern Stadt der Berberei.
Sämmtliche Juden Constan-
341 tines sind
Dasselbe Gewerbe treiben die
Krämer.
Es
Mauren und Kuruglis. Kleinhandel,
übrigens
ist
welchen
durch
gar armseliger
ein
Constantiner
die
meisten
eben
keine
Reichthümer gewannen, sondern gerade nur ihr frugales Leben
fristeten.
Artikeln des
Sandalen,
Ihre
Waaren
bestanden
maurischen Detailhandels,
arabischem Sattelzeug,
Spiegeln, Pfeifenköpfen,
den
in
gewöhnlichen
Schuhen und
wie:
Rosenkränzen,
Schmuck,
zierlichen Frauenpantoffeln
und an-
dern goldgestickten Kleinigkeiten, die aber bei weitem keine so reiche
Auswahl boten,
die der Algierer
als
den gewöhnlichen Spezereiwaaren,
Buden
sind
enge düstere Löcher
oder Capitalisten zehrten, dann die aber
bei
Türken und Kuruglis,
schiednen Hass gegen allen
als
die
Krieger
auch die Araber der Land-
Enthaltsamkeit,
ihrer
Nachts
des
Die Käufer waren
den Handel verachtend nur von ihren Einkünften
schaft,
Die
Tabak.
und werden
durch einen langen Holzpfahl verrammelt. in Constantine, ausser den reicheren
Buden; endlich
namentlich
Luxus der
bei
Städter,
ihrem entnur auf das
Nothwendigste sich beschränkten; daher auch der Umsatz sehr unbedeutend war und nur ein so einfach lebender Menschenschlag, wie
konnte mit dem geringen Ge-
die Constantiner,
winn des Kramhandels genug
für seinen Unterhalt verdienen.
Eine andere Erwerbsquelle für
dem
Besitz vieler Lastthiere.
Maulthiere
die
Fast jede Familie hatte einige
und brachte
oder Esel
Constantiner bestand in
Waaren
damit
aus
dem
Innern nach Constantine oder von letzterer Stadt nach Tunis. In den
Händen der Constantiner war
Theil des afrikanischen
also
Speditionshandels,
auch ein grosser nicht von
Sudan-
waaren, denn die Caravanen aus Tombuktu, Bornu, Gadames
nahmen
nie den
Weg
durch die Provinz
Constantine;
dage-
gen verschickten die meisten Oaseustaaten, wie Tuggurt oder
342 auch einige Lander der Mosabiten, ihre Producfe, namentlich Datteln und Thierhäute, über Biskara und Constantine nach
Vor der Einnahme Constantines
Tunis. del viel
und Industrie dieser Stadt reicher
viel
Man
vorgestellt.
man
hatte
Han-
sich
blühender, die Einwohner
hatte
viel
erzählt
von den
Werkstätten der Goldsticker, der geachtetsten Profession oder
Kunst
in diesem
Lande,
nachdem
die,
sie
von den Küsten-
städten in Folge der Occupation sich grösstenteils zurückge-
zogen,
in
Asyl und
Constantine ein
Beschützer gefunden haben. die
Phantasie
nun
in Algier,
den worden,
im Innern
den
bei
in
Achmet Bey einen
Aber wie gewöhnlich hatte sich
Franzosen
Spiel
in's
gemischt.
Da
Bona, Oran keine arabischen Wunder gefunglaubte
man dafür Dort
concentrirt.
allen orientalischen
noch Seidenfabriken,
sollten
Kunstfärbereien und namentlich
Luxus
erwähnten Fabriken der
die
Goldsticker in voller Blüthe bestehen,
Constantine sollte der
Wir bekamen
Mittelpunkt der maurischen Industrie seyn.
aber von allem dem nichts zu sehen, und ich zweifle sehr, ob die erbeuteten
keiten
eines
Luxuswaaren der ganzen Stadt einzigen
Modeladens im Pariser Palais Royal
an Werth gleich gekommen.
Während
hielten die
der ganzen Zeit mei-
dem Rückmarsch der
nes Aufenthaltes und auch später nach
Armee nach Bona
den Kostbar-
französischen
Soldaten in bei-
den Städten mit ihren geplünderten Schätzen offenen Markt.
Es kamen aber blutwenig Vorschein,
werthvolle
nicht einmal eine
Gegenstände dabei zum
Auswahl reicher Waffen,
sehr wenige Stücke von den prächtigen in Gold und gearbeiteten sonst
Yataganen,
welche
die
reichen
nach ihrem baaren Geld und ihrem Pferd
lieben.
Mehrere speculirende deutsche Juden,
gefolgt
waren,
in
der Hoffnung
nur Silber
Eingebornen
am
die der
meisten
Armee
gute Käufe an erbeuteten
343 Juwelen und Goldgegenständen zu machen, fanden sich recht ihren Hoffnungen
in
bitterlich
getäuscht,
als
auf dem
sie
Soldatenmarkt nur einen Plunder von ehemals glänzenden, nun
nur wegen ihrer
abgetragenen Prachtstoffen sahen, die
oft
samen Formen oder
Goldzierrathen auffielen,
als
fremdartige
selt-
dagegen nur wenigen reellen gewichtigen Schmelzwerth hatten.
Dafür hatten
die
Stürmer gefunden, was ihnen unter den da-
maligen Umständen wohl fluss
das
Willkommenste war:
an Lebensmitteln und ziemlich
nur
freilich fast
in
dem Haus des
viel
Ueber-
baares Geld, letzteres
ßen-Aissa,
berüchtigten
dessen Schatzmeister eben im Austheilen des Soldes begriffen
war,
um
den Eifer der Soldaten und sonstigen Vertheidiger
der Stadt anzufeuern.
Die Zahl der Kaffeehäuser
Es
gier.
Wände
sind lange enge
sieht
ist
dampfende
Weise
Kaffeekessel
kaum verglommen waren. ment und
als in
die
So hat
sitzen.
Wir
und lange Pfeifen also selbst das
wel-
fanden ,
die
Bombarde-
nahe Gefahr des Sturmes die Constantiner in Französische Soldaten
ihren Zerstreuungen nicht gestört. ten jetzt die
Al-
an beiden Seiten der
man Reihen von gemauerten Bänken, auf
chen die Gäste in der bekannten dort noch
weniger gross,
Gewölbe,
Gewollte
füll-
und schlürften die orientalische Nah-
rung, welche gläubigen Gästen zugedacht war. Constantine hatte zehn grössere Moscheen so
viel
oder rets.
kleine
fünf derselben haben hohe weisse
Das Innere
sprach keineswegs
weissen
und doppelt
Gebethäuser mit Marabutgräbern.
an äusserer Grösse oder innerer
Gotteshäuser ent-
und nicht Eines kommt der
Kuppelmoschee auf dem
oder noch weniger der jetzigen
vier
Thürme oder Mina-
dieser mahomedanischen
ihrem Ruf,
Nur
grossen Platz von Algier
katholischen Kirche Algiers
Schönheit gleich.
Es
sind
344 geräumige, aber selten über vierzig Fuss hohe Gewölbe, zum
Theil durch Marmorsäulen gestützt,
wo
nur in der Nische, arabischen
verschlungenen und
künstlich
und
kahl
schwer zu
Theil
sind
es
zum Theil kurze Denkschriften zur Erinne-
Koransprüche,
rung einiger im Rufe der Heiligkeit
verstorbenen
Die Moschee Sidi-el-Kettani
oder Marabuts.
hatte
Priester eine mit
Kunst gearbeitete Kanzel und Säulen von geädertem
Marmor,
so schön,
wie nur immer der berühmte numidische
Der Fussboden
von Sigus seyn mochte.
Sammtteppichen von verschiedenen
schnell aufgeräumt
und so
anderer Schmuck,
welche man
der Moschee
bunten
war mit
Farben bedeckt;
Soldaten hatten mit allem Tragbaren
aber die französischen
kein
deshalb
Zum
entziffernden Inschriften geschmückt.
vieler
Wände
die
der Priester sein Gebet spricht, mit
blieb
als
den Constantiner Moscheen
die
Wände und
kahlen
nicht in die Tornister stecken konnte.
Säulen,
Erst
am
14.
October, als die Verwirrung sich etwas gelegt hatte, wurden
an die Moscheenpforten
Wachen
in
christliche
Kirche metamorphosirt.
Constantines merkwürdigstes fast
im Centrum
Höfen,
ist
Gebäude
der Stadt gelegen und
Bädern für
die Hälfte
und Heumagazine und
Moscheen
Casernen
und der Eintritt
gestellt
Gegenwärtig
len Europäern untersagt.
sich
fast
ist
al-
dieser
Eine in eine
der Beypalast,
mit seinen Gärten,
ein kleines Städtchen bildend.
Die Herren Falbe und Grenville Temple haben
in ihrer
Er-
zählung des Constantiner Feldzuges ein wenig gar zu geringschätzend von diesem ches,
das
wenn auch und
keineswegs
Schönheit der
maurischen Schloss gesprochen,
wel-
nicht zu vergleichen mit den Palästen Grana-
grossartig,
bekannten
doch
maurischen
die
ganze
zierliche
Architektur zeigt und
mir das schönste Gebäude dieser Art in der ganzen Regent-
345
Es
schaft Algier schien.
besteht aus acht zusaminengereihten
Häusern, welche die Nebengebäude an Höhe überragen, sonst ausgezeichnet sind, keine hüb-
aber von aussen durch nichts
Facade bilden und
sche
man aber
Sobald
überrascht
halle erblickt,
Marmorreichthum,
die
in
gen und Granatbäume,
Löwen,
betritt
und
die grosse Säulen-
Eleganz, der
die ausserordentliche
Symmetrie, die Sauberkeit des mauri-
Dazu
schen Baues nicht wenig.
die
einer winkeligen Strasse liegen.
Innere
das
die
die
Wohlgerüche der Oran-
Bäder, die springenden Wasser,
die an der Kette brüllten
stände, die das arabische
Märchen
—
sämmtlich Gegen-
und die uns an Bag-
feiert
dads alte Khalifenherrlichkeit, an den Wunderpalast Aladin's erinnerten;
nur musste
man da
mit
freilich
dem
ersten Ein-
druck des Ganzen sich begnügen und nicht zu lange verweilen,
nicht
strenger
als
Innere des
ersten grossen Säulenhofes
Südbäumen
aus,
die
Colonnaden
doch nicht über zehn Fuss hoch.
füllt
Das
eingehen.
Kritiker in Details
ein
Garten von
Marmor,
sind von weissem
Die Gemächer zur Seite der
man bemerkte
Galerien waren geräumig und einfach schön,
auch gar nichts von den bizarren Verzierungen, die sonst ters inmitten
eines
übrigens tadelfreien maurischen Bauwer-
Die Wände der Galerien bestanden
kes auffallen.
öf-
statt
aus
bunter Fayenza, wie sonst in den maurischen Gebäuden, aus
Frescogemälden
die ich
,
sem Land bemerkt bilder
spannten Segeln,
eine
ohne
s.
w. die
dieser
Wand-
mit
ausge-
Kriegsschiffe
ohne Ordnung unter
mit beiden Kanonenreihen.
u.
Theil
grösste
Zahl muselmännischer Städte,
Tunis und
Der
Seeschlachten vor.
stellte
feuerten
hatte.
noch an keinem andern Ort in die-
einander
geworfen,
Ausserdem war noch Constantinopel,
Kairo,
angemalt, sämmtlich in grotesken Unformen darunter
stehenden
Namen
nicht
kenntlich.
346
Auch Constantine war mit
Auf
abgebildet.
der Kasbah
rothe Fahnen und über dem Beypalast, der
terten
Umrissen
seine Schönheit die
met Pascha
ist
Augen
der Sultan,
Gegner
zerstreut,
El-Hadschi-Ach-
der Beschauer.
Gott ihn
Allah hat
Möge
wie der Wind den Staub.
sein
möge Allah ihm
und seine Macht immer zunehmen,
Ruhm
Möge
der es bewohnt.
Volk der Ungläubigen.
siegreich machen über das
war
,
„Dieses Schloss blendet durch
folgende Inschrilt angebracht:
seine
gemalten Häuser erhob
sich über die andern
flat-
in grossen
Paläste im Paradies geben und diese bevölkern mit Millionen
So
Huris.
Den
dies Gott gefällt.
Hof
zweiten
ein schönes
füllt
von weissem Marmor
Amen!"
aus.
Im
deren Bassin von Goldfischen belebt
Hofe befanden
sich die
übrigen hat
Springbrunnen,
sind
einem vierten
In
ist.
Löwen, deren Wärter
der deutsche
Eines dieser prächtigen
Renegat Schlosser aus Erfurt war. Thiere brachte
Bad mit einem Becken
dritten
der Herzog von Nemours nach Paris;
man, da
ihr Unterhalt zu kostspielig
die
wurde, auf
Befehl des General Bernelle getödtet.
Das Wohnhaus
Hakhem von
des
furchtbaren
Ben
-
Aissa,
der als
Constantine die Vertheidigung führte und Achmet's
Stellvertreter war, so oft dieser seine Hauptstadt verliess, ist
eben so auffallend bescheiden, bunt
und prächtig.
Hause,
selbst die
Man
als
gewahrte
der Beypalast auffallend fast
keinen
Marmor im
Säulen waren nur von zusammengemauerten
Bausteinen aufgeführt, während in Algier jedes irgend reiche Privathaus Marmorcolonnaden und Fayenzawände hat. in Constantine fanden
Seiten des
wir deren mehrere und
Hakhem wohl
nur
schlaue
Auch
es scheint
Politik
von
gewesen zu
seyn, sich mit der wirklichen Macht zu begnügen und heimlich viel
Geld aufzuhäufen,
dagegen allen äussern Prunk zu
347 vermeiden,
um seinem
tyrannischen Gebieter keinen Grund
und wurde
mauerte Schätze fast
gänzlich
durch
deshalb
Man
demolirt.
Haus barg
Ben-Aissa's
zur Eifersucht zu geben.
viele ver-
Geniecorps
das
etwa 150,000 Budschus
fand
an baarem Geld.
Die Kasbah oder Citadelle krönt den höchsten Punkt des Felsens im Nordwesten
Ringmauern umgeben, angehören, denn
mern
alter
sie
zerstörter
die
Sie
der Stadt.
mit soliden
ist
wohl nicht mehr der Cirtenserzeit aus
bestehen
einer
Menge von Trüm-
Gebäude und wurden
vielleicht aufge-
führt zur Zeit des Wiederaufbaues der Stadt unter Constantin,
oder wahrscheinlicher nach einer der spätem Katastrophen.
Einem vom Capitän Mangay aufgefundenen ment zufolge scheinen die genannt durch
man
Auf der
zu haben.
eine
alten Constantiner
dem Abgrund
des
Rummel weg
bestrichen*
in der
Kasbah
schem
Styl.
ist
Ein
ist
ren
und
schwer
die
gelitten.
Kasbah
führt
Rummel Tiefe
ein
hinab,
brüllt.
Kirche in byzantini-
Diese Kirche
Kasbah von den
bewohnt.
durch die
Gebäude
im Nordwesten und der
Trotz
ihres
französischen
Officie-
soliden
Batterien
Die Mauern waren zusammengestürzt und
durchlöchert und die Erde allenthalben sten
ganze Stadt sammt
der Kirche.
gleich den übrigen Theilen der
Soldaten Achmet's
über denen
auffallendes
eine fast unversehrte
Ihre Eingangspforte
hatte
Mauern
die
schiessend, die französischen
war
Baues
die
besonders
am entgegengesetzten Ende
Altar
Capitolium
welche der Terrasse El-
hat,
Mansura gegenüber stehen und, über
Bivouacs
sind
Reihe von Cisternen unterbrochen,
Batterien errichtet
die
Südostseite
Inschriftfrag-
sie
aufgewühlt;
furchtbarer Felsenabhang in
das
im
Thal
Wedes
dessen 300 Fuss hoher Wassersturz in der
Dies war der Ort,
wo man noch
bis in die
348 letzte
Wei-
Zeit die grossen Verbrecher und die ungetreuen
ber hinunterstürzte, ein uralter Brauch, der von der Zeit der
Römer und Vandalen
auf die
Mahomedaner
sich
vererbte. *)
Ich erwähne zur Ergänzung dieser Skizze von Constantine
noch kurz der Alterthümerreste , die im Innern und der
nächsten
Umgebung
sich
vorfanden;
eine
Be-
ausführlichere
schreibung folgt unter den archäologischen Notizen im dritten
Band.
In der
Nähe
des Thores Bab-el-Uad
Suk-el-Adaryn fand einer
Strasse
unserer
am
Einsang: der
Herr
Collegen,
Berbrugger, mitten unter die Häuser hineingebaut, das Frag-
ment eines Triumphbogens,
der
Shaw'sche Cassir Gulah war.
Aus
mentarischen Inschrift, te,
weil sie unter den
ersah man,
Ehren
dass
die
man
aber
einem
errichtet worden.
der
nicht weiter verfolgen konn-
Mauern der Nachbarhäuser
sie
nicht
sicherlich
einer gleichfalls sehr frag-
Proconsul
Cajus
wie
Sie hatte,
sich verlor,
Claudius
fast alle
zu
römischen
Triumphpforten, drei Bögen, deren mittlerer der höchste gewesen.
Welcher Ordnung
mehr zu erforschen,
da
ihre Säulen angehörten,
diese bereits
waren.
Noch
einzelne
Bögen von weissem Marmor.
die
in
zwei andern Nebengassen
Häuser hineingebaut, dass
stimmtes angeben
sich
war
nicht
allzusehr verstümmelt
entdeckten wir
Sie waren aber
so in
von ihnen gar nichts Be-
lässt.
Eines der merkwürdigsten Bauwerke
ist
wohl
die be-
rühmte Brücke, welche über dem Abgrund El-Hauah, in des-
de persecutione Vandalorum lib. uxorem, Ligator pondere lapidum in Ampsagam, nuvium Cirtensem famosum, jactando demersit." Der Renegat Send im Dienste Achmet's erzählte mir, dass noch im Jahre 1834 ein maurisches Weib dieses Schicksal hatte. Jaden mussten diese Art Hinrichtung *) Victoris Viderbiensis historia
II.
,,Sui fratris
vollziehen.
349 sen Tiefe der
Rummel
Alle älteren Reisenden,
sura hinüberführt.
sah
Shaw,
Meisterwerkes. sie
in ihrer
ursprünglichen Ge-
berichtet, dass sie in früherer Zeit mit alten Bild-
hauerarbeiten, mit Blumen,
ren bedeckt war.
Es
Thiergestalten und andern Figu-
selbst sah
davon nur noch eine Gruppe
von zwei Elephanten, die ihre Rüssel kreuzten. stand die Figur
Dame,
einer
aber keineswegs getreu
ist.
eine Abbildung, die
Diese noch heutigen Tages exi-
grob und schlecht gearbeitet.
stirenden Basreliefs sind
sind nicht
man gar
schwebte, sieht
ganz kurze Rüssel,
brugger
hielt sie mit
zufolge über ihrem
nichts mehr.
welche sich nicht kreuzen.
wurden,
Herr Ber-
Unrecht für Nilpferde, welche bekanntlich
noch dem Tapir, der aber zur
Form
;
am
Zeit,
nächsten
als
diese
als
sie diese
Reisenden
beschrieben, beträchtliche Veränderungen erfahren und gentlich fast ganz renovirt ältesten
der gleichfalls schah.
worden,
Bey von
Constantine war, im Jahre 1793 ge-
Die neuen Baumeister
so viel
ist ei-
was nach den Erinne-
Eingebornen unter Achmet's Grossvater,
sollen
Die Länge der Brücke beträgt 310, ist,
kämen
Figuren
Die ganze
noch nicht bekannt war.
der Brücke hat seit der Zeit,
rungen der
Haupt
Die Elephanten haben
gar keine hervorragende Schnauze haben
gemeisselt
die
mehr kenntlich, von der Muschel,
welche der Shaw'schen Zeichnung
sie
Jede
Figuren befindet sich auf einem besondern Stein,
Züge der Frau
sie
Ueber ihnen
unzüchtiger Stellung die
in
Shaw gab davon
Beschauer anlachend.
der
Bru-
als eines an-
der älteste dieser Reisenden,
aber schon nicht mehr
Er
stalt.
wie Shaw,
erwähnen dieser Brücke
ce, Peyssonel, Poiret, tiken
nach der Hochebene El-Man-
fliesst,
mir bekannt,
dieser Art in der Welt.
Italiener
ihre
gewesen seyn.
Höhe 312 Fuss;
eines der höchsten
Bauwerke
Die Bausteine sind aus einem der
350 nächsten gelblichgrauen
Uebergangskalkfelsen gezogen.
Ei-
der solidesten und imposantesten der Cirtensischen Al-
nes
terthümer sind die Reste eines Aquaeducts,
zwischen
Rummel
des
welche im Thal
El-Mansura und Kudiat-Ati auf dem
linken Ufer
Die Eingebornen nennen
liegen.
El-Kuah
sie
„die Bögen." Sie bestehen aus sechs Arkaden, von denen die höchste
öl
1
^ Fuss
ausser,
sind
Die Richtung dieser kolossalen
misst.
war von Südost nach Nordwest.
Wasserleitung
den sechs
erwähnten Bögen
alle
Indessen
Spuren ihrer
Fortsetzung verschwunden und sogar ihre tiefsten Bausteine aus
dem Boden
lich in
gerissen worden,
diesem Land gegen
alle
Beweis,
ein
wie unglaub-
Ruinen gewüthet worden, in
deren Nähe neue Bevölkerungen ihre Wohnsitze aufschlugen.
Nachdem wir schein
Sehenswerthe der Stadt
alles
genommen,
machte
ich
Man
sprach gleich nach
militairischen
Bewegungen, von
Ausflüge in die nächste Umgebung. der Einnahme von weiteren
Augen-
in
mit meinem Freund Muralt
einem Zug nach dem Städtchen Milah, welches sieben Lieues nordwestlich von Constantine die hübschesten
unweit des
Rummel
liegt
Südbaumgärten der Provinz besitzen
soll.
und
Da
wir aber bei der Ermüdung der Armee und den vielen Arbeiten, die noch zu verrichten waren,
um
Bona
nicht zu diesem
Zug kommen das
dürfte,
so
entschlossen
nahe Rummelthal im Nordwesten
zu besuchen, selbst auf die Gefahr hin,
Wer
dass es
und vor der Ankunft neuer Verstärkungen aus
wir uns, wenigstens
ren.
dem neuen
wohl sahen,
Waffenplatz militäirisch einzurichten, vor Monaten
sich in
überhaupt in diesem
Land
den Kopf zu sich scheut,
verlie-
um
des
Anblicks einer schönen Gegend oder einer Ruine willen nöthigen Falls sein
Leben auszusetzen, der
Innern, denn Gefahr
ist
in den meisten
reise
dort nie
im
Gegenden vorhanden,
351
man
sobald
sich ein paar hundert Schritte von den bewaffne-
ten Posten
Wir
entfernt.
von Sidi-Mimum,
ritten zuerst zu der
über
etwas
die
Thermalquelle
halben Bergeshöhe
der
Das Grab eines Marabuts steht neben der Quelle mit
liegt.
einigen Dattelpalmen,
bedeutender Höhe
die
ziemlich verkümmert und von un-
Die
sind.
alten Cirtenser hatten dort
Wölbungen und
der, von denen noch gemauerte
Das Wasser
existiren.
Becken
ein
sowie bei der nahen Quelle
zeigt,
von Ain-el-Ghadir eine Temperatur von 29° Reaumur. heute
Bäder
die
sind
unter den Eingebornen
Heilkraft berühmt für Rheumatismen,
Noch
wegen
ihrer
Bruskrankheiten und
In der Quelle schwimmen
Geschwüre.
Bä-
geschwänzte Schild-
kröten, von welchen die Eingebornen viele verwirrte wunder-
bare Dinge erzählen und denen besonders
geheime Zauberkraft beilegen,
Es gelang mir
deren zu tödten.
Thiere zu
daher
leider
Obrist Grenville
fischen.
die
man
Weiber wohl
sich
nicht,
Temple
eines
eine hütet,
dieser
fing deren eines,
wie ich später vernahm; ich habe es leider nicht zu sehen
bekommen.
Die
Inschrift,
welche
Shaw
mittheilt,
existirt
noch heute, sowie die in Stein gehauene Krabbe.
Die Ebene oder
eigentlich das grosse
im Nordwesten von Constantine
ist
netsten Landschaften der Berberei.
siasmus aller
älteren
Thal des Rummel
gewiss eine der gesegSie erregte den Enthu-
und neuern Reisenden,
durch den Anblick der kahlen Bergwüste
deren
an des wohlthuenden Grünes der edlen Südbäume
wöhnt war.
Shaw
hielt
diese
Gegend
Auge
vom Ras-el-Akba
für
fast ent-
die fruchtbarste
und bewässertste der Regentschaft Algier; ich meines Theils
würde
wo
die
die
Umgebungen von Beiida und Tlemsan
Orangen
ger gedeihen,
-
und Citronenbäume doch noch
wo
vorziehen, viel freudi-
besonders bei Beiida die niedrige Vege-
352 tation kräftiger
frischer
und schmelzreicher
und besser
Gewächsen gedeiht
baum am
Nähe von Constantine
Er wächst
besten.
kleinen
in
Quellen mir
Unter allen höhern
d linkten.
vertheilt
in der
und die
ist
der Granat-
Wäldern an den
Ufern des Rummel, erhebt sich zu einer schönen Höhe,
ge-
währt hübschen Schatten und war zur Zeit meines Aufenthalts bedeckt mit seinen
gen
Zur
Früchten.
noch nicht völlig reifen, apfelförmi-
muss
Blüthezeit
dieser
kräftig
grüne
Laubbaldachiu, mit den Purpurglockenblumen überstreut, einen unvergleichlichen Anblick gewähren.
Bekanntlich treibt kein
anderes Holzgewächs des Südens so schöne Blüthen, wie der
Granatbaum, die dem Cactus philanthus an Form ähneln, aber Fast in allen Häusern Con-
kleiner und purpurfarbiger sind. stantines
fanden wir Granatäpfel
Grösse und Süssigkeit,
Gegend gefunden. gepflanzt ist
Menge und von
sie
noch in keiner andern
Ursprünglich
worden seyn,
der häufigste
wie ich
in
jetzt
mag
einer
der Granatbaum hier
vermehrt er sich von selbst und
wie ergiebigste
Baum
des
Rummelthaies.
Unter den wild gedeihenden Holzgewächsen bemerkte ich hier
zum erstenmal den Mastixbaum
des
Atlas
Desf.), der hier bis zu einer
Höhe von
Vortrefflich gedeihen auch
die
Maulbeerbäume,
auch nicht zahlreich vorhanden, Blättermasse überschüttet sind
(Pistacia Atlantica
fünfzig Fuss aufschiesst.
doch
mit
die,
wenn
einer Ungeheuern
und unsern schönsten Eichen
an der Ausdehnung des Stammes und der Aeste nichts nachgeben,
Am
kommen nur
Dattelpalmen
rechten Ufer des
Rummel
von der Stadt entfernt
ein
einzeln
und
selten
vor.
liegt eine kleine Viertelstunde
Landhaus des Bey, welches mit
regelmässigen Baumpflanzungen und einigen Blumen umgeben ist.
Der Fluss
rauscht dicht an
Schnelligkeit vorüber.
Wir
dem Häuschen
traten
mit reissender
durch die offene Thüre
353 und fanden das Innere in gräulicher Verwüstung,
und Eisenwerk herabgerissen,
Holz zer-
Zwei unbewaffnete Kabylen
trümmert.
Sie hatten wahrscheinlich ihren
alles
Marmor und Fayenza traten aus
dem Haus.
noch zu plündern gehofft und aus
Zügen sprach der Aerger getäuschter Erwartung, wel-
cher einem Gefühl der Furcht und des Hasses wich,
uns
bewaffnet
gleichfalls
das
Wenige Tage zuvor noch
Truppen Achmet's, konnte
Ein
das Hauptlager der
ohne bedeutende Gefahr
es jetzt
unbewaffneten Soldaten besucht werden,
auch von einzelnen
welche sich dort zerstreuten,
um Orangen und
So weit der Blick
pflücken.
Haus dringen sahen.
Landgut des Bey lag eine halbe Stunde
anderes grösseres weiter östlich.
in
als sie
dauerte
reichte,
Granatäpfel zu
dem Rummel
entlang der Fruchtbaumreichthum fort; aber immer nur in der
Nähe
des bewässerten Bodens.
Die entfernteren Bergabhänge
zur Rechten und
Linken des Flusses waren
Hochebenen
dem Ras-el-Akba.
seit
so kahl wie die
Der Brennholzmangel
ist
überhaupt bei Constantine sehr fühlbar, und gleich in den ersten
Monaten der Occupation war man genöthigt,
alle
Holz-
gewächse, mit Ausnahme der Fruchtbäume, umzuhauen, wobei aber auch wohl mancher edle Granatbaum trotz des Verbotes
mit
unter
dem
Beil
der französischen
Holzfäller
verbluten
mochte.
Obwohl man von dem Rummelthal nur einen kleinen Theil der Stadt Constantine sieht, doch hier bei weitem
am
schönsten.
ihres Felsens, dessen senkrechte
thürmt.
Der Rummel kommt
Wand
so präsentirt sich diese
Man sich
steht hier
am Fusse
800 Fuss hoch
auf-
Kasbah aus
sei-
hier unter der
ner Schlucht hervor und stürzt sich in drei Fällen zusammen über hundert Fuss
tief in
das Thal.
Etwa 600 Metres
vor
seinem Fall verliert er sich in einem unterirdischen Behälter, Moritz Wagner's Algier. I, 23
354 welchen wir nicht untersuchen konnten, ganz und gar.
dumpfe Murmeln seines unterirdischen Laufes wird,
Das sobald
der Fluss, wieder hervorbrechend, den dreifachen Sturz bildet,
zum
Ich habe wenig schönere Na-
lauten mächtigen Donner.
Riesenfelsen, die durch den weissen
turbilder gesehen.
des Sturzes
gruppen, sich
mit
ihre
theils
der
rauhen
über dem zischenden Wasser
Sonne
Strahlschimmer
—
wiederspiegelnd
hoch
nicht,
voll lustigen
in
schwebend und
dem
beweglichen
oben die melancholische Stadt und
ihre wüsten Kasbahruinen,
und Büschen
Schaum
Rippen strecken, prächtige Baum-
tief
unten
ein
Eden von Blumen
Hymenopterensummens
—
ich weiss
wie lange ich hier stand mit meinem Freund, der, aus
dem Berner Oberland gebürtig und Bewohner von Neapel, verwöhnt war durch malerische Scenen und doch wie berauscht schien von
dem Donnergetöne
des Wasserfalles und
blick der hochherrlichen Gegend.
dem An-
355
—
Reise von Algier nach Oran.
—
—
Scherschell. Tenez. Der Die Felsenstrasse von Mers - el - Kebir nach Oran. Die Stadt Oran und ihre Bewohner. Die Ebene bei Oran. Dschibel-Sahar oder das „Löwengebirge." Das Lager des Feigenbaumes. Der kleine See. Messerghin.
Hafen Mers-el-Kebir.
—
—
—
—
—
—
—
Der grosse Salzsee, El-Salgha.
Jim Monat Januar J838 war ich nach einem siebenmonatlichen
Aufenthalt
der Provinz
Constantine wieder in
Ich verweilte dort wieder einige Monate und
Algier zurück. schiffte
in
mich am
2.
März auf dem Dampfboot Aetna
ein, wel-
ches seine Fahrt nach Oran unter sehr ungünstigen Auspicien
begann.
Dreimal versuchte
es
mit seinen sehr dringenden
Depeschen am Bord in die See hinauszusteuern, musste aber
immer wieder
in den
Hafen zurückkehren, nachdem
Stunden vergebens gegen
Wind und Wellen
es einige
gekämpft. Dampf-
boote sind bei hochgehender See zwar leichter zu regieren, als
Segelschiffe,
als
diese,
da
rücken aber fast noch langsamer vorwärts
sie,
beständig von den
schaukelt, mit ihren rollenden
Wogen
gehoben und ge-
Rädern das Wasser nicht
fassen können oder nur die Oberfläche der
Wogen
er-
berühren.
Daher darf man zur Winterzeit an der Algierer Küste nie
am ten.
bestimmten
Tag
Nachdem wir
die vier
Ankunft eines Dampfbootes erwar-
Tag
auf der
Rhede gelegen, 23
ö
aller
356 Qual der Langeweile und Unbehaglichkeit zur Beute, Hess
Commandant
der
Aetna endlich bei dem ersten halben
des
Sonnenblick auf gut Glück in das Meer hinaussteuern.
nen halben
Tag
lang ging
es
Ei-
dann kehrte der
erträglich,
Orkan mit zehnfacher Wuth wieder und der arme Aetna, der Feuer und Wasser zugleich den Wellen in den
spie,
Wehen
vier
Tage lang von
während
die Passagiere
wurde
fürchterlich geschaukelt,
der Seekrankheit fast vergehen wollten.
Wir
durften nicht einmal den Blick mit einiger Hoffnung nach der
Küste richten, deren Berge hafenlos und mal aus dein Seenebel hervortraten in
,
ungastlich manch-
von denen wir uns aber
respectvoller Entfernung halten mussten
Tod
Schiffbruch und alte
drohten.
böse Meeresgreis
Nacht,
Schiffleins zu
Recht schadenfroh,
im Märchen
der benebelte Atlas,
schaute
Treiben unsers von
der
und es schien,
als
wolle er uns noch höhnen mit
So erschien einmal eine von den
über der höchsten Bergreihe.
ein Dampfschiff.
Wie
dem
so arg misshandelten
Winden zusammengeballte Wolkenfigur
Form
wie der
Tausend und Einen
der alte Magier,
Wind und Wasser
allerhand Zauberstückchen.
da von dort nur
,
von
merkwürdiger
Sie sah gerade aus wie
unser Aetna hatte sie Bugspriet, Rä-
der und dampfspeiende Röhren, und da der
Wind
sie in der-
selben Richtung trieb, wie das Schiff, so segelte sie über die
Bergkette
weg
noch zuvor.
mit uns in gleichem Schritt, ja, sie
Schritten taumelten
die
uns
seekranken Passagiere die Kajüten-
treppe herauf und ein Schrei
dem Anblick
kam
Mit leichenblassen Gesichtern und schwankenden
des Staunens
des äffendan Wolkengebildes.
belgruppen zerstreute der
entfuhr allen bei
Alle andern Ne-
Wind im Augenblicke
wieder, wäh-
rend das gespenstige Dampfschiff des Orkanhimmels ziemlich lange blieb, bis es endlich auch versank oder verschwamm in
357
dem Wolkengebirge,
das sich über uns entleerte in
Donner
und Regen. Bei meiner Rückfahrt von Oran nach Algier im Monat Juni hatten wir die
Fahrt
in
dagegen das heiterste Wetter und machten
dreissig
Damals sah
Stunden.
stenstadt Scherschell sehr
welche,
deutlich,
ich
die
Kü-
gegenwärtig im
Besitz Abd-el-Kader's, noch von keinem in der Regentschaft
wohnenden Europäer besucht worden fuhr nur schell
ist
ist.
Das Dampfboot
etwa 300 Metres von der Küste vorüber. die
alte
Scher-
Julia Caesarea, einst die Hauptstadt des
Cäsarischen Mauritanien. Nach Karthago war sie die blühendste Stadt
Sie scheint wenig Reste ihres alten
der Berberei.
Ihre Einwohnerzahl viele
ist
gleichwohl
orthodoxe Algierer,
Frdbeben
da ein
Glanzes bewahrt zu haben,
seit
sie
zerstörte.
1830 gestiegen,
Mauren und Kuruglis,
da
der allzu
nahen Berührung mit den Christen abhold, sich in Scherschell niedergelassen
haben und dort ziemlich lebhaften Handel mit
andern Küstenstädten unterhalten. beträgt etwa
Scherschells Bevölkerung
4500 Seelen, eher mehr
als
Der Um-
weniger.
fang der Häusermasse scheint weuigstens halb
so gross wie
der Algiers, doch sind die Strassen nicht so enge, die Häuser meist einstöckig. Scherschell liegt in einer kleinen Ebene, die
zwischen
dem Meer und dem Gebirge etwa
Dreiviertel-
stunde breit und drei Stunden lang seyn soll und deutlichen
Abhang von Süd nach Nord
hat.
Die hübschen weissen Mi-
narets, deren ich fünf zählte, geben dem Städtchen ein recht
schmuckes sauberes Ansehen, eine Illusion, allen maurischen Städten,
man
seinen Fuss in die Strassen setzte.
fen existirt nicht.
Trümmer
welche, wie bei
schnell verschwinden würde, wenn
Der ehemalige wurde
der Leuchtthürme Cäsareas,
Ein eigentlicher Haausgefüllt
durch die
welche das Erdbeben
35S
Der Ankerplatz,
in die Fluth stürzte.
der von zwei kleinen
Forts und einigen Zwölfpfündero vertheidigt wird, so enge als seicht
von
einer
sehr schön angebaut mit
Boden
Umgebungen
Scherschells
rischen zugänglich.
ner Entfernung
Stunde über
sind bis zu ei-
Mauern heraus
die
Shaw macht
günstigste Beschreibung von seiner Fruchtbarkeit.
dem Grün ler
der
Bäume
erblickt
man
die weissen
die
Zwischen
Kuppeln
vie-
Marabutgräber , eben so auch die Arkaden eines Aquae-
ducts,
welchen Rozet, der ihn mit einem guten Fernrohr be-
trachtete, für einen lich
Der
edlen Fruchtbäumen aller Art.
sehr gut bewässert und ergiebig,
ist
eben
ist
und nur Barken von der Grösse der mau-
,
römischen
ihn in so grosser
nen gegenwärtig nur glis,
Wir waren
hält.
Nähe zu
Hadars, arabische Städtebewohner, unterscheiden.
Auch
woh-
schauen. In Scherschell
zehn Familien von Türken und Kuru»
übrigen Bewohner sind Mauren,
die
nicht so glück-
worunter einige
die sich von ihnen
jüdische Familien
soll es
wenig
noch dort ge-
ben, ungeachtet sie Verfolgungen und Bedrückungen aller Art
ausgesetzt
grausam
sind,
denn
und fanatisch,
die
Mahomedaner
anarchischen
dabei
Rauferereien schnell bereit.
dieser
Stadt
Sinnes
Ihr gegenwärtiger Kaid
sind
und zu ist
Ma-
homed-Ben-Aissa-el-Barkani, welcher einer mächtigen Familie
der Beni-Menasser angehört,
bewohnen.
die
Im Jahre 1834 empörten
Scherschells sich die
Umgegend
Einwohner ge-
gen ihn, weil er den abfahrenden Barken eine zu schwere Steuer auflegte.
Dadurch ward der Handel gelähmt und
maurischen Handelsleute und Schiffer,
den mächtigsteu Stand bilden,
El-Barkani
trat hierauf in
sich tapfer für ihn, erst
Sherif,
später
welche
verjagten
ihn
die
in Scherschell
aus der Stadt.
den Dienst Abd-el-Kader's, schlug
gegen des Emirs Rivalen, Mussa-el-
gegen die Franzosen, und
stieg
endlich
zur
359
Würde Ain
eines Khalifa.
Maadi
-
gefallen
El
-
dem Zuge Abd - el - Kader's nach
Barkani bei seinem Gebieter in Ungnade
und musste wieder
Er
dern.
Landes,
ist
Seit
gilt hier
aber
als
für einen
Kaid nach Scherschell wan-
der tüchtigsten Häuptlinge des
Gegner der Franzosen.
entschiedenen
Aller
Wahrscheinlichkeit nach wird Scherschell bei dem ersten Aus-
Abd -el- Kader und den werden. Der Besitz dieses
bruch eines neuen Krieges zwischen
Franzosen von letzteren occupirt
Städtchens wäre für sie nicht unwichtig, da für die Hadschuten,
diese gefährlichen Feinde
jetzt
weder auszurotten, noch auf gütlichem
man
der Colonisten, die
Wege
zur
bis
Ruhe
zu bringen vermochte, in der Ebene Metidscha kein längeres
Bleiben mehr möglich
im Rücken,
ihr Gebiet in
einer
ist,
einzigen
denn von Scherschell aus
überfällt,
Nacht und
wenn man
Scherschell im Besitz der Franzosen, so hätte
gar keinen Küstenpunkt
mehr
als
Tenez,
Rückzug
Wäre
ab.
Abd -el- Kader
ein
kleines,
bärmliches Nest, zwischen Scherschell und Mostaganem
Handel und ohne Hülfsquellen , nen
Obwohl
er-
ohne
zu rech-
ich auf der Rückreise bei der ruhigsten
nicht möglich, von
aussah,
der Tiefe, besteht
Lehm ')
die
wie der ganze Ort seyn
etwa
fast
als die
aber so räucherig und unfreund-
einige hundert Schritte
aus
See
Küste hinabfuhr, war es mir doch
Tenez etwas Anderes zu entdecken,
Spitze einer Moschee,
Ort
das für gar nichts
,
ist.
dicht an der afrikanischen
lich
man
Duars
will, ihre
schneidet ihnen den
dem Wald Khorasa,
nach ihrem Schlupfwinkel,
fasst
achtzig
soll.
Tenez
elenden Häusern
gebaut, daher auch der Name*).
Tenez oder Tenis bedeutet Koth.
Vor
liegt in
Der ganze
vom Meere. ,
meist von
der Eroberung
360 Algiers durch den berühmten Barbarossa war Tenez gleich-
wohl
die Hauptstadt eines
des;
jetzt
der kleineu Königreiche des Lan-
Eingebornen nur berühmt seines
es unter den
ist
Schmuzes wegen, und das folgende Epigramm (?) des MaraHarnet
butschriftstellers
Munde
ben
-
-
Usaph
ist
seit
150 Jahren im
der Araber:
Mabanesch Ali Ten-nis
Mahnah Schim
Ma Dim
Wa Wa Dies
howa Sim Hamet- ben -Usaph Madakhul Uebersetzuug
lautet in wörtlicher
„Tenez
schim.
auf Mist gebaut.
ist
Seine Erde stinkt, Sein Wasser Seine Luft
ist
Blut,
Gift.
ist
Hamet- ben -Usaph mochte da
Shaw die
den
unter
berichtet,
nicht
wohnen."
Mauren herrsche
die Sage,
Einwohner von Tenez*) seyen vor grauer Vorzeit mäch-
tige
Hexenmeister gewesen und der König Pharao habe einst
die
geschicktesten
Wunder
zu Schanden
ser noch die
davon
immer
erstere
die
zu
vom
um
die
Mosaischen
machen; wirklich seyen die Tene-
grössten Spitzbuben des Landes.
konnte ich nichts Sicheres
Tradition
aber die letztere Angabe lich
rufen lassen,
ist
Ueber
erfahren,
mir von allen Arabern, nament-
von den nächsten Nachbarn der Teneser, den Beduinen Schelif, bestätigt worden.
Am Mers -
*)
el -
6.
März
Kebir
Tenez
soll
ein.
lief
das
Dieser
Dampfboot Aetna im Hafen von ist
von der Stadt zwei Lieues
heute nicht über 600 Einwohner haben.
361 entfernt, ein grosser Uebelstand für Orans Handel,
der
alle
Aussichten vernichtet, aus diesem Orte je einen bedeutenden Stapelplatz für afrikanische Producte zu
die
Karavanen aus dem Sudan
machen; und
hierher statt nach
sich
Punkte eine Stadt zu bauen.
Dazu wäre Oran am
wegen der
geeignetsten, denn bei Mers-el-Kebir lässt sich steilen
Ma-
an einem
rokko wenden, so wird man sich genöthigt sehen, andern
sollte je
Aufschwung nehmen und
der Handel einmal einen mächtigen
Gleich nach unserer Ankunft
Klippen wenig bauen.
zu Mers-el-Kebir kamen Barken aus Oran, die uns mit un-
Zum guten
serm Gepäcke abholten.
denn bei bewegtem Wasser
ruhig geworden, alle
ist
Wochen
2'
dem 25°
liegt unter
28"
sches Ansehen hat,
20" nördlicher Breite und
44'
Länge und
westlicher
Die Stadt
entfernt.
ist
von Algier 76 Lieues
welche ein mehr spanisches,
,
von einander getrennt
am Meere,
Der
sind.
alte
die neue
das östliche,
genannt
,
Kasbah,
welche
Kasbah
oder
,
welche
,
ein
dehnt und stark befestigt
Oran
bis
in
Im
auf friedlichem
,
Rinnen zerfallen,
im
W erk 7
ist.
der
Spanier,
sehr ausge-
Die Spanier haben bekanntlich
abgetreten.
Obercommandant der Provinz Generallieutenant Rapatel
obern
Chateau neuf von den Franzosen
in
Folge
—
sches Gärtchen, von dessen
Im Chateau neuf
— zur Zeit seine
hat der
meines Aufenhaltes,
Wohnung und
Höhe man
ei-
dem Dey
das grosse Verwüstungen anrichtete,
Wege
liegt
untern Stadttheil liegt
1791 besetzt gehalten und diese Stadt,
nes Erdbebens
Hohlweg
westliche Stadttheil
grössere Quartier sehr hoch;
letzteres hat eine weite Aussicht.
die
mauri-
welche
kleine Plateaus,
zwei
bedeckt
als
durch einen breiten, mit schönen Gärten angefüllten
tief
lang
Verbindung zwischen dem Hafen und der Stadt abgeschnitten.
Oran
3°
Glück war das Meer wieder
ein hüb-
Stadt, Landschaft und
362
Meer
Am
übersieht.
äussersten Südende des Stadttheiles steht
das Fort St. Andreas mit sehr schönen Casernen und Brunnen und
weiter westlich das Fort St. Philipp.
Alle diese spanischen Fe-
stungswerke sind sehr solid, aus grossen Quadersteinen gebaut.
Die Strassen Orans sind Häuser gleichförmig gebaut, mit äussern Fenstern
man
;
zwei
die
theile,
Formen
maurische
höher
trifft
gerade und helle,
fast keine
Privatwohnung
Kirche
tholische
in
Moscheenminarets im obern Stadt-
die Algierer
als
Thürme
sind
mit einem schwerfälligen
geschmackloser
Moschee beschämt zurück.
Form Es
leichte
Thürmchen von
steht hinter
giebt vier
und
Die neue ka-
mit allerliebsten Verzierungen haben.
hässlicher,
die
über eine Etage hoch,
Sehr hübsch und geschmackvoll sind
rein maurischem Styl.
dagegen
breit,
selten
dem Bau jener
Moscheen
in Oran,
deren Inneres nichts Bemerkenswerthes enthält.
Die mahomedanische Bevölkerung Orans beträgt kaum
1000 Köpfe, worunter Mauren, Kuruglis, Neger und TürFrüher
ken.
soll
sie
fünf-
bis
sechstausend Seelen stark
gewesen seyn, welche aber nach der Occupation dieser Stadt durch die Franzosen grösstentheils nach dem Innern auswanViele Familien zogen auch nach
derten.
und der Türkei.
Juden sind gegen 800
Marokko dort.
,
Tunis
Die übrige
Bevölkerung besteht aus Europäern. Im Ganzen wohnen nahe
an
5000 Individuen
in
Oran
ohne das
welche Kramhandel und Gewerbe
ist
viele
Fischer
treiben;
es
und Schiffer unter ihnen.
sehr eigenthümlich.
förmige die
Mi-
Die Mehrzahl der Europäer besteht aus Andalusiern,
litair.
lich
französische
sind nament-
Ihr Costume
Sie tragen hohe, spitzige, zuckerhut-
Mützen und weite Beinkleider, welche nur
Kniee reichen,
die Orientalen.
bis
die sie aber unten nicht zuschnüren,
an
wie
363
Das Leben
Man
selnd.
30
für
in
Oran
im untern
findet
40 Franken
bis
frangais war
geräuschlos und wenig abwech-
ist
meublirte Zimmer Im Hotel des bains
Stadttheil
monatlich.
zur Zeit meines Aufenthalts
ein guter Restau-
Kaffeehäuser giebt es in ziemlicher Zahl und von sehr
rant.
doch
hübscher Einrichtung,
können
mit den Algierschen
sie
Un-
Etablissements dieser Art an Eleganz nicht rivalisiren. ter
den sehr hübschen neugebauten Privathäusern erwähne ich
blos das des Grafen Lepelletier de Saint-Fargeau
im
chefs
in hoher,
Chasseurregiment,
zweiten
Es
Lage.
giebt auch sehr hübsche
nothwendigen Manufacturwaaren
alle
Luxusartikel Europas. zeit
nicht
ganz
,
Der Handel Orans
Es wird
unwichtig.
als
der
in
Oran
die meisten
ist
zur Friedens-
einiges
Getreide nach
Wachs nach Der Markt
europäischen Staaten ausgeführt.
war im Frühjahr
freundlicher
findet darin so-
Spanien, sehr viele Häute, etwas Schafwolle und
den übrigen
Escadron-
Waarenmagazine
im Pariser Geschmack eingerichtet und man
wohl
,
stark besucht, namentlich von den
Garrabas und Beni- Ammer, welche
viel
Stämmen
Vieh zum Ver-
kauf brachten. Die Araber der Provinz Oran sind weit kräftiger gebaut
und höher gewachsen,
Ihr Gesichtsfarbe
destheile.
ist
weil es
und
die
Lan-
grosse
mehr schwarze,
weisse Schafe in der Provinz giebt.
Die Umgegend von Oran
wo
die der übrigen
gebräunter
Mehrzahl trägt schwarze ßernusse, als
als
noch einiger .Regen
reszeit,
hier Mitte
fällt.
März
,
ist
nur schön in den Monaten,
Beim Beginn der heissen Jahverbrennt
an andern Punkten,
schneller,
als
Erde
die
nöthige
nicht
einmal
Bewässerung
die
ist
weit
da der sonst fruchtbaren
fehlt.
ein mittelmässiger Bach.
bung der Stadt
Vegetation
sehr rauh und felsig.
Es
fliesst bei
Oran
Die westliche UmgeHier thürmen
sich
364 drei von den Spaniern gebaute Forts über einander auf.
Tammra
dem
Gipfel des Felsens
auf
dem halben Abhang
fast
am Fusse
Mauna.
Felsens
des
Mauerwerk
Ihr
steht das
Fort San
das
Fort Santa -Cruz, Gregorio
am Meere
dicht
ist
-
Auf
das
endlich
,
Fort
La
sehr solid und selbst einer eu-
ropäischen Artillerie dürfte es nicht leicht werden, diese drei
spanischen Citadellen, Falle brachte
das Erdbeben
die
kühnste lige
finden, es
Werk
Kreuz" als
scheint
dem
Klippe das
und man glauben möchte, für das „hei-
liesse sich in der
es
unzugänglichen
fast
freien
Berg
That keine würdigere als eine
die
Eingebornen
fremden Bauwerkes,
,
fast
wie
Stelle
Krone aufzudrücken,
zum Herrscher zu erhöhen über Land und Meer,
ben doch
es
Obwohl der Bau von Santa-
zu zerstören.
,
Cruz auf der Spitze einer
von 1791 nicht zu
zur
so ha-
Demüthigung des
welches sie nicht zerstören wollten,
da
nach der Uebergabe der Spanier ihnen von Nutzen war,
auf einem noch steilern Berg der Gegend eine Marabutkapelle
gebaut und deren weisse Kuppel mit dem Halbmond geziert.
Bekommt man
jetzt die so pittoresk
ihren massiven Befestigungswerken
gelegene Stadt Oran mit zu
und schaut
Gesicht,
hinauf nach den himmelanstrebenden Burgen, deren höchste das
Wolkenreich bei jedem trüben Tage aufnimmt, so der das
Santa
-
Tricolorfahne der französischen Freiheit, die throne
ist es
we-
Cruz der frommgläubigen Spanier, noch die
dem Auge
zuerst erscheint,
vom hohen
sondern es
ist
Fels-
der spuk-
hafte Marabuttempel im Leichengewand, der neckisch und hoch-
müthig über
christliches
Bauwerk und Siegeszeichen wegsieht
und wie prophetisch sagen
will,
dass
hier
lange der christlichen Ansiedelung den Platz
der Islam noch streitig
machen
werde. Dicht unter dem Felsen
der drei spanischen Forts führt
365
dem Hafen Mers-el-Kebir.
die neue Landstrasse nach
war zur Zeit meines Aufenthaltes noch
noch Augenzeuge der unglaublichen Schwierigkeiten
konnte
um
waren,
die zu besiegen
seyn,
hier den Klippen
Raum abzugewinnen, kaum breit genug, Wagen sich einander ausweichen konnten.
schmalen kleine
Kalkfelsen von
tiäre
Sie
nicht vollendet und ich
dass zwei
Harte
Höhe mussten
achtzig Fuss
einen
ter-
völlig ab-
getragen werden. Durch einen der härtesten wurde ein Tunnel
von zweihundert Fuss Länge gesprengt, welcher
ein
ganzes Jahr lang der mühevollsten Arbeit kostete.
Es
die
Disciplincompagnien, welche allein dieses gewal-
Werk
vollbrachten und sich damit gewiss ein unvergäng-
waren tige
allein
licheres
Monument gründeten
als
,
die Spanier
mit ihrem Fe-
Jene stolzen Burgen können wohl noch einmal
stungsbau.
zusammenstürzen unter den Erdstössen, die sich in Oran frü-
Aber keine Gewalt der Na-
her so häufig eingestellt haben.
wäre
tur,
es
nicht
eine
Sündfluthkatastrophe,
zweite
möchte die Strasse zu erschüttern, selbst, durch die sie gehauen,
sah
die
die
ver-
nur mit den Klippen
zusammenbrechen könnte.
Ich
armen Soldaten der Disciplincompagnien hier arbei-
Zehn Stun-
ten und schauderte über ihr unglückliches Loos.
den täglich mussten
sie
mit den schwersten Eisenwerkzeugen
an diesen schattenlosen Klippen hauen, graben, wälzen. Die unerträgliche Sonnenhitze, die von der te
,
Kalkwand
widerprall-
hatte ihren Gesichtern die Beduinenfarbe aufgedrückt.
einer
trostlosen
Landschaft
umher sahen
Stein und Salzwasser und hörten nur das
sie
nur
Wimmern
In
nackten der
Wo-
gen und das Donnergepolter der vom Pulver berstenden Steine.
Mit ungeheuren Brechmeissein Pfund Schwere schlugen so hart
war,
sie
und
Löcher
Hämmern von
dreissig
in das Gestein,
welches
dass in der Regel die Meissel zerbrachen und
366 durch neue ersetzt werden mussten,
Oeffnung gross
bis die
genug war, dass man den Fels mit Pulver sprengen konnte. Oft geschah es,
dass der berstende Fels die Arbeiter ver-
wundete und gleich bei meinem ersten Besuch sah ich einen verstümmelten Soldaten nach dem Spital tragen.
Seine Ka-
meraden arbeiteten gleichwohl ohne Murren unverdrossen und zur Ehre der aufsehenden sie
mehr durch gute ermahnende Worte,
Werke, wie
und
sollte
Oran
gen Muselmänner dass
freuen,
und
sichern
den
künftigen Bewoh-
so werden auch diese sich
,
Fremdlinge
ein
erst
so
mächtiges 'Mittel
Diese
Communication hergestellt haben. Felsenstrasse wurde
aller
nützliche
je wieder unter die Herrschaft der trä-
zurückfallen
die
So
Felsenstrasse,
diese
Franzosen immer den ewigen Dank ner,
durch harte Re-
als
den ihre Leute zur Ausdauer ermuthigten. grossartige
fort
muss ich sagen, dass
Officiere
der
zwei Lieues lange
im Sommer 1838 vollendet und
ein-
geweiht.
Die Hauptmasse des Felsenterrains zwischen Oran undMersel-Kebir bildet der Schiefer, dessen Schichten sich sämmtlich
nach Norden senken und dunkel bleifarbig, aber von weissen durchdrungen
Quarzadern
Eine
sind.
Stunde westlich von
Oran beginnen einzelne, bläulichgraue oder bräunliche Dolomitfelsen, steigt
der auf
dem
Schiefer ruhende tertiäre Kalkstein
demselben Küsten gebirge
an
1200 Fuss.
Dieser Kalkstein
bis
zu
einer
Höhe von
grobkörnig bald von weis-
ist
ser, bald von schmuzgelber Farbe.
Der Hafen von Mers-el-Kebir, Portus magnus der ten, dessen arabischer und lateinischer
deutung hat, kerplatz
ist
Name
die gleiche
nach der Rhede von Arzew
der Algierer Küste.
Gleichwohl
stössen von Nordost ausgesetzt,
die aber
ist
seit
Al-
Be-
der beste Aner den
Wind-
1830
keinen
367 beträchtlichen
Schaden anrichteten.
Eine kleine Escadre von
etwa zehn Kriegsschiffen fände hier immer ein sicheres Asyl,
denn die Rhede
durch Felsen gegen den Mistral-
tief,
ist
wind und durch Batterien gegen ten geschützt.
die Angriffe feindlicher Flot-
Indessen hat der ganz sichere Ankerplatz doch
Raum und
nur einen sehr beschränkten
der
Name
Portus ma-
wäre passender für den Hafen von Arzew, der
gnus
grössten Flotten fassen würde, und welchen der Capitän
gay auch
Römer
in der
That
wahren „grossen Hafen" der
hält.
Die
Citadelle von
felsen erbaut.
Mers-el-Kebir
ist
auf einem Dolomit-
Sie enthält geräumige Casernen für eine Gar-
nison von tausend ler
für den
die
Man-
Mann,
dabei Magazine,
bombenfeste Kel-
und Cisternen, welche der Garnison während der ganzen
heissen Jahreszeit ziemlich gutes Trinkwasser bieten;
denn
Quellen giebt es weder innerhalb der Citadelle noch in deren
Umgebung
bis auf eine Stunde.
zur Vertheidigung
sehr
kreuzen sich mit dem Feuer
und würden jede Flotte reich ihrer
rings
Die Lage der
glücklich
der
gewählt. drei
Citadelle ist
Ihre Batterien
Kugeln wagte.
Indessen
von Bergen dominirt.
Daher
Oran
Felsenforts bei
leicht vernichten, die sich in ist
die
den Be-
Citadelle
fast
hatten die Spanier auf
dem höchsten Felsen einen neuen Festungsbau begonnen, der aber nicht weit geführt wurde; heute.
Die Franzosen,
die
seine Reste sieht
man noch
einen Angriff von der Seeseite
nicht zu besorgen scheinen, haben noch keine
Miene gemacht,
den Befestigungsplan der Spanier wieder aufzunehmen.
Eine
halbe Stunde westlich von Mers-el-Kebir hört das Steingebirge, liegt,
das
hier wie
eine
abgesonderte Gruppe hingeworfen
und mit dem Atlas in keiner Verbindung
steht,
völlig
auf und macht einer trockenen, unfruchtbaren Erde Platz,
wo
368 nur die Zwergpalme und niederes Gras gedeiht.
Ein Theil
des Duairs, ein mit den Franzosen verbundener Araberstamm, hat dorthin seine Zeltdörfer verlegt.
Einen weit tröstlicheren Anblick, senlandschaft, zeigt Orans östliche teau
mit
Quellen,
einigen
Umgebung. Es
vom October
das
und ergiebige Weide
pflanzenreich ist,
Hochebene
erstreckt sich die
diese westliche Fel-
als
bis
ist
ein Pla-
Mai grün,
bis
Gegen Osten
bietet.
an den sogenannten Löwen-
Aber nur
berg, Dschibel-Sahar, vierLieues von Oran.
bis zu
einer Stunde von dieser Stadt istsie in dieser Richtung grasreich,
weiter östlich
der
ist
hohem Gestrüppe,
Boden
das bis
dicht
bewachsen von drei Fuss
Arzew
fortdauert und für den Jä-
ger ein unerschöpflicher Jagdgrund streckt
sich
das
Plateau
Messerghin, etwa drei
von
bis vier
Oran
Gegen Süden
ist.
bis in
die
erwähnte Löwenberg, Dschibel-Sahar,
er völlig allein steht und aus ganz
ist
ein isolirter
aber
ist
nackt.
Ich
bestieg ihn aber nie,
Höhe
Er
Der
ist er
Hügel
scheint, da
ebenem Grunde
höher, besonders von der Seeseite und von Bis über die halbe
Gegend von
Lieues von der Küste.
von 1800 Fuss Höhe über der Meeresfläche.
hen.
er-
Arzew
ragt, weit
aus gese-
bewachsen; sein Gipfel
kam mehrere Male
bis
an seinen Fuss,
da ich nie Gefährten fand, die für
nen solchen Ausflug Interesse gehabt
hätten.
Allein
ei-
ihn zu
erklimmen, war nicht räthlich, denn in der Nähe wohnen die Garrabas, der berüchtigtste Räuberstamm in der Provinz.
Eine halbe Stunde südöstlich von Oran
liegt auf demsel-
ben Plateau das „Lager des Feigenbaumes" (CVz#«/? dufiguier), ein kleiner befestigter WafFenplatz sten, in dessen
jahr die
Weide
Umgebung bezieht.
der französischen
die französische Cavalerie
Vorpo-
im Früh-
Der Name kommt von einem
dort
einsam stehenden riesenhaften Feigenbaum. Die Umgebung
ist
369 angenehm und
ländlich
für den Botaniker.
ergiebig für den Jäger,
gleich
von diesem Lager
Nicht weit
wie
liegt ein
der eine halbe Stunde breit, zwei Stunden lang
kleiner See,
und von Wasservögeln belebt
Das Wasser
ist.
lichgraue Farbe und unangenehmen,
hat eine grün-
aber nicht salzigen Ge-
schmack. Der See wird von kleinen Bächen genährt, die mit
Im Hochsommer
der Regenzeit enstehen.
cken liegen.
soll
er ganz tro-
Ich durchritt ihn auf einer Jagdpartie im
Mo-
nat April und fand nirgends über drei Fuss Wasser.
Der sehenswertheste Punkt
der
Oraner Umgegend
ist
Messerghin, früher ein arabisches Dorf, drei Stunden südlich
von Oran
wohnen
Nähe
der
in
fast
dem Commando
sich seit ,
Jetzt
Die regulären Spahis unter
dort.
des berühmten Obristen Yussuf haben zu
serghin ihr Hauptquartier.
ken
grossen Salzsees gelegen.
des
nur Europäer
In
Nähe
der
dem Frieden an der Tafna
ein
des
Mes-
Lagers erhob
Dörfchen von Schen-
Kramläden und einigen andalusischen Pflanzern.
Ein
gar friedliches Leben herrscht in dem äusserst pittoresk gelegen Messerghin. Die Unterofficiere der Spahis, meist junge
Leute von guten französischen Familien, genländischen
Costume
gar herrlich
sich
einförmige Lagerleben durch
machen
versüssen wissen, Streifritte in die oft
ihre
noch legte
sehr
den
schlecht
Weg
diesem Lande
in
das
und Scherzen ihre
Eine Landstrasse verbindet
Sie war zur Zeit meines Aufenthalts
und
bedurfte
der ersten
gesehen
mor-
und
beleben die Weinschenke, so
der Dienst sie nicht abruft.
Oran und Messerghin.
gefallen,
immer muntere Laune zu
unter Singen
Umgegend und
die in ihrem
hat.
misslang und der hübsche
vieler
Ausbesserung.
Kutsche zurück, Allein
Wagen
gleich die
zerbrach auf
an den Auswüchsen der holperigen Chaussee. Moritz Wagnkr's Algier. I.
die erste
Ich
man
in
Fahrt
dem Rückweg 24
370
Der grosse
von
Salzsee,
nannt, dessen ganze Fläche
dem Araber El-Sebgha ge-
man
übersieht,
und acht Stunden lang. Im Sommer
breit
cken und sein Becken
füllt
ist
zwei Stunden
liegt er völlig tro-
dann eine Salzschicht aus
auch im Winter auf dem Grund sichtbar
ist
Fuss.
sechs
Ufer,
Seine
Eine
die
und in den bun-
testen Farben, weiss, schwefelgelb, roth, durch das
schimmert.
,
Wasser
auch zur Regenzeit nie
über
Menge von Watvögeln bewohnen
seine
Tiefe
ist
worunter der Flamingo und
der numidische Kranich.
Letzteren hätte ich nicht so weit westlich vermuthet. Jenseits des Salzsees
wohnen
die
Beni -Ammer, einer der zahlreich-
sten
und begütertsten Araberstämme der Provinz Oran, wel-
cher
4000 Reiter
stellen
Herrscher anerkennt.
kann und Abd-el- Kader
als seinen
371
XV. — —
in das Innere der Provinz Oran. Die Ebene TleDie Wohnsitze der Garrabas. Der Wald von Muley Ismael. Die Ebene des Sig oder Habrah. Der Sig. AtBlühende Thäler. lasgebirge. Mascara. Beschreibung
Reise
—
lat.
—
—
— — Die, Wohnung
der Stadt.
—
—
des französischen Consuls.
— — Der
— Sommerpalastruine der Beys. — Einwohner von Mascara. — Die Goldsticker. — Der arabische Markt. — Ausflüge in die Umgegend. — Besteigung des Schruab-el-Rähah. Weite Aussicht über das Atlasgebirge und seine Thäler. — Die Ebene Egghres. Die Ghetna von SidiMahiddin Abd-el-Kader's Geburtsort. — Kaschruh, der Kirchhof der Mahiddins. — Ausflug nach den heissen Quellen von zerstörte Palast Abd-el-Kader's.
,
Hammam Berg. len.
ber.
- Sidi - Hanefiah.
Siegel
dessen
— —
—
Herrliche Gebirgsgegend.
Pellissier,
Directeur des affaires
hatte mir bei meiner Abreise von Algier zwei mit
des Gouverneurs
Namen
den Emir
Abd
Marschall Valee
ausgefertigte -
el -
Mascara Hadschi
-
Kader
,
zen zu suchen und daraus Arzneien dies
der klügste
den
den andern an den
Bukhari gerichtet
,
um
und
einen
in
an
Ich war an
„Dubib," der das heilkräftige Pflan-
zu brauen.
Vorwand, um
dem
Hakhem von
übergeben.
Innere der Regentschaft bereisen wolle,
ist
versehene
arabische Briefe,
beide dringend empfohlen als ein gelehrter
mer
der verfluchte
Das Marabutgrab Sidi-Hanefiah. — Die ThermalquelMutmassliche Ruinen von Victoria. Arabische Grä-
LP er Commandant ArabeSy
Kediat-Meskhutin,
—
Noch im-
die Einwilligung der
24*
372 zur Bereisung
arabischen Häuptlinge
gewinnen und ihren Argwohn zu
schwächen.
Indessen
Es haben
das Mittel leider schon sehr verbraucht. cherlei
innern Länder zu
der
sich
ist
man-
Abenteurer und Kundschafter unter ähnlichen Vorwän-
den gemeldet und die misstrauischen Araber sind sehr auf ihrer Hut.
Sie argwohnen in jedem Europäer einen französi-
schen Spion, der über die den Franzosen noch unbekannten Laudestheile Nachrichten einziehen, Karten und Pläne entwer-
Daher sind
fen und deren Hülfsmittel auskundschaften wolle. sie
unablässig bemüht, den sich meldenden Reisenden, die
nen wissenschaftlichen Zweck vorgeben,
Entbehrungen,
die ihrer warteten, recht lebhaft auszumalen.
Sie schildern ihr
Land
als sehr
hegten kein Gold,
sie,
und
Gefahren
die
ei-
Die Gebirge, sagten
arm.
und Steine und Pflanzen seyen
nämlichen, wie an der Seeküste.
Sie besorgen
die
dass die Ent-
,
deckung irgend einer kostbaren Ressource im Innern, wie
ei-
nes metallreichen Berges, einer Saline, einer Heilquelle, die
Franzosen anlocken möchte, und im Innern
tigen
wird tes
selbst das unschuldige
sich dieses Schatzes zu
bleibend niederzulassen.
bemäch-
Daher
Treiben eines botanisirenden Arz-
keineswegs gern von ihnen gesehen.
sie, kostbare
die
sich
Fände
er,
meinen
Kräuter, so könnte bald eine Armee nachfolgen,
Einsammler zu beschützen.
Mein Reiseplan war, von Oran
zuerst nach Mascara, der
innern Hauptstadt der westlichen Provinz und Abd-el-Kader's bisheriger Residenz, in des
unter
Emirs Diensten, zu
französischen Consul
einige
dem Schutz irgend gehen.
Wochen
eines Arabers
Dort wollte ich bei dem zubringen und mit ihm
über die besten Mittel mich besprechen,
um
weiter in die in-
nern unbekannten Atlasgegenden vorzudringen.
Von Mascara
wollte ich nach Tlemsan, von dort über die Steppen der
An-
373 gads, nach dem Kobla, der westlichen Fortsetzung des Bladel-Dscherid reisen,
wo möglich
einige der nördlichen Oasen
der Wüste berühren und dann über Tekedent,
Medeah nach Algier zurückkehren. ten, welche der
Arwohn
thende Christenhass der
wenig
Miliana und
Die vielen Schwierigkei-
der arabischen Häuptlinge, der wü-
Stämme im Innern und
befestigte Herrschaft
Abd-el-Kader's
in
die
noch so
Kobla diesem
Unternehmen entgegenstellen würden, sah ich sehr wohl voraus, beschloss aber, wenigstens kein Mittel unversucht zu las-
die einflussreichen Grossen
sen,
schenke,
Abd-el-Kader's durch Ge-
lockende Vorwände für mein
Versprechungen und
Unternehmen günstig zu stimmen und durch möglichste VerIch baute meine
stellung ihr Misstrauen zu beschwichtigen.
Hoffnung besonders auf den persönlichen Charakter Abd-elKader's, der viel leutseliger, zugänglicher, vorurtheilsfreier als die
grosse Mehrzahl seiner Häuptlinge.
Monate zuvor meine Freunde Bodichon
Hamza
freundlich
ähnlichen Plan im Kopfe
hatten,
Medeah
sie
Schutz,
wenige
hatte
und Berbrugger zu
aufgenommen und beiden,
Escorten versprochen, sobald ihn in
Er
ist,
welche
einen
Empfehlungen und
zu ihrem Vorhaben gerüstet,
oder Mascara aufsuchen würden.
Die beiden
Herren waren von des Emirs liebenswürdiger Aufnahme ganz entzückt, fürchteten aber gleichwohl,
wenn
dem Rath kannte für
am Ende
sie reisefertig
einen
Worte möch-
wieder Ausflüchte in Bereitschalt haben, sich
des Consuls
als ich,
seine
gewesen seyn und der schlaue
ten nicht sehr ernst gemeint
Araberfürst
all'
bei
ihm melden würden.
Daumas, der
Je nach
Land und Leute
besser
wollte ich mich für einen botanisirenden Arzt,
Bergmann oder
für
einen speculirenden Händler
ausgeben und traf meine Anstalten, jede dieser Rollen,
so
wie es die Umstände verlangten, zu spielen. Generallieutenant
374 Rapatel
Obercommandant der Provinz Oran, gab mir zu
,
sem Zweck einen dringenden Empfehlungsbrief an den zösischen Consul.
An
Guyon, Stabsarzt der Armee, der
bei jeder Gelegenheit mich nach
eben
stützte,
so
warm
auf
ich
die
freundliche
seinen Kräften unter-
all
empfohlen,
Briefe für die beiden Dragomane: dass
fran-
Herrn Var-
den Arzt des Consulats,
mier, hatte mich Herr Dr.
die-
endlich
hatte
ich
auch
Ben-Amram und Ayas,
Mitwirkung
dieser
aller
so
beim
Consulat angestellten Personen zum Gelingen meines Planes zählen zu dürfen glaubte.
Die Verbindungen zwischen Oran und Mascara waren damals, ohngeachtet der Friede schon ein Jahr währte, noch
gar nicht häufig.
Zu
war der Hass zwischen Ara-
furchtbar
bern und Europäern durch die Scheusslichkeiten eines erbar-
mungslosen Krieges entflammt worden, schnell wieder an einen freundlichen te.
Raub und Meuchelmord
Tafna noch sich
kaum Eine
nicht
die
sich so
Verkehr gewöhnen moch-
hatten trotz des Vertrags an der
Grimm
feindseligen
vor meiner Ankunft
man
waren
zu verbergen. die
Leichname
Umgegend gefunden worden, was
zweier Soldaten in der Erbitterung
man
aufgehört und von beiden Seiten gab
Mühe, den
Woche
als dass
die
und den Schrecken der Europäer neu aufregte.
Als ich in einer Gesellschaft von Officieren von meinem Vor-
haben, theilte
nach Mascara zu reisen,
Meinungen über
Die Mehrzahl meinte
wenn man einen
,
es
sey
zuverlässigen
Testament machen,
hörte ich sehr ge-
einige
Gefahr dabei,
Führer habe.
selbst
Ein anwesen-
sogar im vollem Ernst, er würde sein
der Militairarzt sagte
gönne.
sprach,
die Räthlichkeit einer solchen Reise.
bevor er
ein solches
Ich sprach nun über meinen
dem General Rapatel,
Unternehmen be-
Plan noch einmal mit
dessen Antwort nicht eben sehr beru-
375
Er
higend lautete.
nimmermehr
für seine Person,
entschliessen
den anzuvertrauen,
sagte er,
werde
sich allein solchen treulosen
,
indessen glaube er,
dass in diesem
sich
Wil-
Au-
genblick eben keine besondere Gefahr sey ; übrigens entschuldigte er sich,
dass
er
die Verhältnisse
noch nicht recht zu
beurtheilen vermöchte, da er erst ganz kürzlich das
do der Provinz übernommen*).
Er verwies mich
den Chef seines Generalstabes, Obristen Maussion. diesen würdigen Officier
am Abend
Comman-
deshalb an
Ich traf
darauf bei dem General
Rapatel an der Tafel; seine Auskünfte beruhigten mich
kommen.
voll-
Obrist Maussion hat selbst eine Zeit lang den Po-
sten eines Consuls bei
Abd-el- Kader nach dem
Ende des Commandanten Menonville
versehen.
tragischen
Auf
seiner
Reise nach Mascara, wie während seines dortigen Aufenthaltes hatte er alle Gelegenheit, die politischen
Zustände im In-
nern zu beobachten und nützte dieselben auch auf das Beste. Seine Schilderung des Lebens von Mascara, der politischen
und militairischen Organisation des neuen arabischen Staates, die Nachrichten, die er über
Tekedent, Abd-el-Kader's neu-
gegründete Residenz eingezogen hatte, spannten meine Er-
wartung nicht wenig und ich fand mich andern Tages früh
5 Uhr
reisefertig
Hoffnungen
wohnung die Reise
und
erfüllten
ein.
in der muthvollsten,
Stimmung
in
von den schönsten
dem Hofe der Generals-
Dort stand der kleine Convoi, mit dem
machen
sollte,
ich
gerüstet und ich lernte zwei liebens-
würdige Begleiter kennen, die nur Vergnügen und Neugierde zu
dem Ausflug bewogen.
Der •)
französische Consul in
Mascara war damals Herr
General Rapatel stand vier Jahr in Algier
Truppen und zeichnete
sich
als
Commandant der
dort bei häutigen Anlässen durch seine
bewundernswürdige persönliche Tapferkeit aus.
376 Capitän im zweiten Regiment der berittenen Jägr
Daumas,
von Afrika, der im Rufe eines eben so tüchtigen und gebildeten Officiers,
als
gewandten Diplomaten
mit seinem Gefolge, welches aus
Obwohl
steht.
einem Arzt, zwei Dolmet-
schern und einigen militairischen Dienern bestand, einer ganz
er
arabischen Stadt ein
inmitten
zurückgezogenes und
sehr
nüchternes Leben führte, war es ihm doch bei aller Enthalt-
samkeit nicht möglich, mit den spärlichen Producteu auszurei-
chen,
die das
arme Land ihm
Alle
bot.
drei
Wo-
bis vier
chen versah ihn daher ein kleiner Convoi von Lastthieren mit
den
einer
französischen
Wein, Zucker, sowie
man
Unentbehrlichkeit
Gegend
blössten
Weise
Tafel nothwendigen
die kleinen erst
in
Bedürfnissen.
Manufacturwaaren,
einer von
deren
aller Industrie ent-
wurden ihm auf diese
recht drückend fühlt,
Die Führer der Maulthiere waren fran-
zugeschickt.
zösische Soldaten des Fuhrwesens, welche die Reise gar nicht
machten,
ungern
da
sie
Tage ausruhen konnten,
im Consulat in
sich jedesmal ein paar
Mascara an den wunderlichen
Scenen eines rein afrikanischen Lebens lich
auch in jener wohlfeilen Stadt
sich ergötzten,
allerlei kleine
end-
Einkäufe,
besonders an Geflügel machten, ihre leeren Maulthiere damit
beluden und diese Rückfracht in Oran wieder vortheilhaft ver-
Solche
kauften.
Convois begleitete immer ein Araber im
Dienst Abd-el-Kader's, welchen der Ukil,
d.
h.
Consul, des
Emirs in Oran auf das Verlangen des Generals zu dessen
Verfügung die Reise. für fünf
stellte.
Mit einem solchen Transport machte ich
In Oran
Franken
hatte ich mir ein mittelmässiges Pferd
täglich gemiethet,
mein Gepäcke wurde mit
auf die Maulthiere des Convois geladen.
mas und Herr Varlet,
kommene
Der Lieutenant Dau-
ein junger Militairarzt,
Reisegefährten.
waren mir
wil-
377
Es war den
26.
März,
als
unser kleiner Convoi,
nach-
dem wir dem wackern Rapatel und seinem Ordonanzofficier Saphore lange
und herzlich die Hände geschüttelt,
es zu einer weiten gefährlichen Reise fort, zu
östlichen
Thore hinaus und dann langsam über das damals noch Unser Führer,
grüne Plateau von Oran fortzog. ergrauter Beduine,
ritt
in
Reiter;
der so
frisch-
schon
ein
der den Arabern eigenthümlichen
Haltung, in einen schmuzigbraunen Bernuss gehüllt,
nem Maulesel,
ging
als
dem
auf
ei-
grau und abgelebt aussah, wie sein
im Laufe der Reise aber beschämten beide unsere
wohlgemästeten Thiere und meine noch wohlgenährteren Begleiter durch ihre Rüstigkeit
in den ersten lich für ritt
icb
Stunden gleich ermordet worden wären, freund-
uns zu stimmen und bei guter Laune zu erhalten, so
an dessen Seite und suchte ein Gespräch mit ihm an-
zuknüpfen.
Auf
die erste gewöhnliche
„Wasch -Halek,
Sidi,
meine übrigen Fragen über den
Ausdruck
in seinen harten
hinter den rauhen
Blick der
Wimpern mich
Hyäne
,
in diesem dir
Land: Herr)
„Pehaer" (gut) und beantwor-
demselben kurz abstossenden Ton. licher
Frage
wasch hinta?" (Wie gehts
erwiederte er ein mürrisches tete
uns viel dar-
ohne dessen Schutz wir
unsern Führer,
an liegen musste,
Da
und Ausdauer.
Weg Es
und das Wetter
lag
in
ein gar unheim-
Zügen, und so
oft sein
Auge
tückisch anfunkelte, wie der
da berührte ich
fast unwillkürlich
meine
Pistolen und schaute zurück nach meinen Begleitern, die aber
ganz sorglos neben den Lastthieren weit vor einem fliegenden
ritten.
französischen
Wir kamen
nicht
Cavalerielager vor-
über, welches alljährlich im Grünen nur so lange aufgeschla-
gen wird,
bis die
Pferde die so kräftigen Frühlingspflanzen
abgeweidet haben, was die Thiere für das ganze Jahr stärkt
und munter macht.
Graf Saint-Fargeau, Escadronchef, com-
378 mandirte
Tage
improvisirte Lager.
dieses
zuvor
freundlich
eingeladen,
Er in
mich wenige
hatte
seinem
Leinwand-
häuschen einzusprechen und entomologische Promenaden mit
ihm zu machen, und
ich
wäre gar gern zu ihm hinübergegan-
Weg
gen, aber in der Furcht, den
zu verfehlen und meine
Gefährten nicht zeitig genug wieder einzuholen, unterliess ich es
um
so mehr,
als
am
rer der Garrabas
gerade in dieser Gegend die Wegelage-
um
häufigsten lauerten,
isolirte
Euro-
päer zu plündern oder auch zu morden, blos aus fanatischem
Hass.
Nach einem dreistündigen
tres breiter
der"
Ritt verliessen wir das franzö-
welches von dieser Seite ein fünfhundert
sische Gebiet,
Sumpf von dem Reich
W
7
trennt.
ir
betraten
die
des „Sultans
Ebene Tlelat,
Me-
Abd-el -Kaein
ziemlich
ausgedehntes, aber wenig fruchtbares Gefilde, überschwemmt
unausrottbarem Buschwerk.
mit Morästen und dichtem
Hier
begann wirklich jene ungeheure Menge von Landschnecken sich zu zeigen,
Mascara so
oft
von der mir
die Begleiter der Expedition
nach
Es waren aber wenig
ver-
erzählt hatten.
schiedene Arten darunter.
Die ungeheure Mehrzahl
bildete
die Helix saffarina, deren weisses Gehäuse mit safFranbraunem
Munde rirte.
alle
Büsche und Bäumchen umher recht
Obwohl
zierlich deco-
ich sie auf jeder Pflanze fand, so scheint doch
ihr Lieblingsaufenthalt der Brustbeerstrauch zu seyn, das häufigste
Gewächs der Ebene
Tlelat. Gleich
einem
viele tausend
Ellen langen Gewinde von Perlenschnüren ziehen sich diese zierlich weissen
Schnecken durch das unabsehbare Blätternetz
der Brustbeer-
und Mastixsträuche, der Zwergpalmen, der
Philyreastaude, des Johannisbrodbäumchens.
Der bewegliche
Schneckenflor gestaltet sich oft zu den wunderlichsten Zierrathen, bald sind es Blüthen, bald Schneeflocken, bald ganze
379 Kronleuchter und Sterne,
Manche
an den
die
Gewächse sind so
entlaubte
Zweigen
schweben.
dicht besetzt,
man
dass
durch keine Lücke die Rinde mehr entdeckt und nun einen
ganzen Conchylienbaum dem Boden entsprossen wähnt. französische
Hungertode
Armee wurde durch
Die
dem
diese Schnecke fast von
Auf dem Rückzuge von Mascara, wo
gerettet.
vom Marsch und
stren-
ger Diät, den Bivouac bezog, da schmauste Alles, vom
Tam-
das Heer des Marschalls Clauzel, matt
bour bis
kaum,"
zum
„Ich weiss
Obristen, gekochte Schnecken.
erzählte mir der Capitän
Magagnos
,
„was ohne
harmlosen Mollusken, die wohl nie geahnt, dass zogliche Mahlzeit*) würzen müssten, aus uns
diese
sie eine her-
geworden wäre.
Unsere Mägen waren damals hohl wie Luftballons und unsere
müden Beine wollten
sie nicht
mehr tragen."
Die Ebene Tlelat bewohnt der Stamm der Garrabas, traurig berühmt in
dem Krieg
mit den Franzosen durch seine
Barbarei, wie durch seine Raub- und Kampflust. die Garrabas,
die an der
Generals Trezel ler in
am
Es waren
Makta dem geschlagenen Heer
des
furchtbarsten zusetzten und die Nachzüg-
Stücken hieben, die Herrn Defrance gefangen nahmen
und 1837, während der General Bugeaud an die Tafna ausZmelas,
rückte,
die
Stamm,
überfielen,
einen
mit den Franzosen verbündeten
dessen Weiber und Kinder würgten und
dessen Heerden raubten. Die Garrabas sind in der Provinz Oran dasselbe,
Sie
was
spielen
die
die
Hadschuten in der Provinz Algier
gleiche freche Räuberrolle,
zu Ueberfällen auf das französische auf einzelne Wanderer,
Gebiet,
Jäger und Verirrte,
•) Der Herzog von Orleans behrungen der Armee.
theilte
bekanntlich
sind.
immer gerüstet
immer lauernd immer
bereit,
damals die Ent-
380 mit ihren Familien und Heerden in die
Berge
so oft eine französische Colonne ihnen den
Besuch erwiedern,
„Es
ihre Räubereien rächen will.
2000 Reiter
dschuten und können über
und
Flita
die
aber bei weitem
so
Ha-
als die
stellen.
Die Beni-
zwar noch mächtiger an Zahl,
sind
nicht
—
„aber meine besten
Die Garrabas sind weit zahlreicher
Krieger."
Ammer
—
fliehen,
Mörder"
sind famose
dem Consul
sagte Abd-el-Kader einst
zu
kriegerisch und
gefürchtet, wie
die Garrabas.
Es war
dern Schutz
für meine Gefährten peinliches
ein gewiss
fühl, das Gebiet dieser als
Barbaren zu durchziehen,
Ge-
ohne
an-
den eines Führers von ihrem Schlag und ähn-
licher Sinnesari,
im Hass gegen
die Christen grau
und obwohl von dem Ukil beordert,
geworden,
uns sicher zu geleiten,
schien er doch keineswegs gelaunt, im Falle eines Angriffes für unsere
Verteidigung
nicht einmal
trug er
Emirs stand haftes
könne.
wagt,
,
und zu wagen.
viel zu thun
kaum
dachten wir
,
dass sein zerlumptes bettel-
Aeussere seinen Landsleuten
viel
vor den
Augen
Respect
Tod
Hätte Abd-el-Kader wohl unsern
wenn wir
Dabei
Waffen und obwohl er im Dienste des
einflössen
zu rächen ge-
unsers Führers erschlagen
worden wären? wenn seine Moslims ihm gesagt hätten: „Du willst das reine Blut der
für
Gläubigen vergiessen
das ungläubische der hündischen
der nicht,
wie
die
Schrecken herrscht heiligte
,
türkischen Beys
Rummis" durch
,
als
Sühnopfer
—
würde
er,
Tyrannei und
sondern seine Macht einzig auf seine ge-
Marabutswürde, auf den religiösen Fanatismus seiner
Stämme baut, würde Abd-el-Kader wohl gewagt haben, nen furchtbarsten züchtigen
um
der
wenn auch keine
Stamm, Ermordung
seine
beste
einiger
sei-
Stütze im Felde
Christen willen?
Feindseligkeit des ganzen
Stammes zu
zu
Und furch-
3S1 ten war,
wer
sicherte unser
Leben gegen
Kugel irgend
die
eines einzigen Fanatikers, der aus den dichten Büschen schies-
sen konnte,
Wer
ohne je
eine
Entdeckung fürchten zu dürfen?
weiss, wie gering eigentlich die Gewalt
Khalifa über die Scheikhs, ein
ist,
die ein
Scheikh über die gemeinen Ara-
ber übt, wie locker die Bande des Gehorsams sind unter Bar-
baren, dte keine Disciplin ertragen, wie saumselig sich die
Unbilden zu strafen, die gegen
Häuptlinge immer zeigen, die
Ungläubigen begangen worden,
die
ganze anarchi-
den ungebändigten Charakter,
sche Verfassung,
des arabischen Volkes
sigkeit
wer
kennt,
der
die Treulo-
mag wohl
unser
banges Herzklopfen natürlich finden, bis mit der Gewohnheit an die Nähe der Gefahr eine gewisse Gleichgültigkeit, wenn
auch keine Beruhigung unter uns wiederkehrte. sten
Stunden spähten
wir durch
ohne irgend etwas von
einer
das
In den er-
einsame Buschgefilde,
Araberwohn ung zu entdecken.
Oft genug täuschte uns die aufgeregte Phantasie, so dass wir die wunderlich
gestalteten
Gruppen der Pistaciabüsche
Ferne für kamelshärene Zelte,
in der
den weissen wehenden Lap-
pen eines Marabutgrabes für den Bernuss eines lauernden Beduinen
,
das
wimmernde Geheule der Schakale
geschrei der Garrabas hielten. figen
Täuschung schwand auch
jenes unheimliche Grauen und
wohlgemuth durch Unser blieben,
sen wir,
um
alter
für das
Kampf-
Mit der Entdeckung der häuin uns endlich
am Ende
mehr und mehr
ritten
wir ziemlich
die Wildniss fort.
Führer war
zu beten.
ihn nicht
Da
öfters weit hinter uns
es jetzt düsterer
zurückge-
wurde, beschlos-
mehr aus den Augen zu
verlieren.
Die
Sonne war im Untergehen, der greise Araber stieg wieder von seinem Maulesel,
der,
an diese Pausen gewöhnt, geduldig
wartete, während sein Herr auf die Seite trat,
sich
nieder-
382 warf, die Stirn auf den Boden drückte und in tiefer Andacht versenkt liegen blieb, bis der letzte rothe Strahl verglommen fuhr
diinn
auf,
er
wie
in epileptischen Convülsionen.
uns hinter ihm
erst
gewahrte
Ein
giftiger Blick
er
schoss
als
aus seinen
wüthenden „Emschi, emschi" (Geht te er
uns aus seiner Nähe.
war
holte,
fragte uns
er zu unserer
mit
,
einem
geht fort!) scheuch-
Als er uns später wieder ein-
Verwunderung ganz
freundlich und
Duar
denn wenn wir noch eine Stunde weiter
kämen wir an keinem arabischen Dorf mehr
ten,
so
bei.
Obwohl wir gewünscht
hindurch zu reiten, zutreffen
Augen und
fort,
Jetzt
seines Gebetes.
ob wir nicht die Nacht in einem nahen
,
bringen wollten
gern an,
Zeugen
,
um
hätten,
zurit-
vor-
einen Theil der Nacht
andern Tags zeitig in Mascara ein-
nahmen wir doch den Vorschlag unsers Führers denn die Packpferde waren müde und hätten ohne
Fütterung nicht mehr weit gehen können. Auch für uns hatte die
auf ein lustiges Bivouacfeuer,
Aussicht
eine Schüssel
Milch und ein Nachtlager unter warmen Zelten etwas Einla-
Unser Beduine
dendes.
ritt
nun seitwärts mitten durch das
Dickicht. Bald geriethen wir in eine furchtbare Buschwildniss
irgend
ohne
eine Spur von
einem
Weg.
So ging
es fort
durch Dick und Dünn, unsere Pferde schnaubten, die Maulthiere schrieen sich nur
über den
,
aber der alte Führer trabte munter vor, ohne
umzusehen und schien keinen Augenblick zweifelhaft
Weg.
Nach einem halbstündigen Ritt
erreichten wir einen gros-
sen lichten Platz, der bedeckt war mit schwarzen Zelten und
weidenden Heerden. aufzunehmen. voll Gift
gehen
Wir
Im
ersten
Duar weigerte man
sahen nur Weiber und Kinder,
sich,
uns
die uns
und Bosheit angrinsten und mit Schimpfreden weiter
hiessen.
Vor dem zweiten Duar
unterhandelte unser
383 Fahrer lange mit dem Scheikh, einem eben so ten
und hässlichen Beduinen, wie
laubt abzusteigen.
grasen,
Endlich wurde uns er-
Unsere Maulthiere durften neben dem Duar
zum Nachtlager aufgeschlagen
Zelt wurde uns
ein
er.
alten, zerlump-
und diese Wilden,
uns anfangs mit so flüstern Mienen
die
enp fangen hatten, dass wir
wenig
alle ein
bleich
wurden, nah-
men nach einigem Plaudern und näherer Bekanntschaft liche
Mienen
freund-
an, setzten sich neben uns an ein grosses
Feuer
und fragten nach Neuigkeiten, namentlich was wir von Milud-
Ben- Arasch, der damals ris
war und
diesem
als
Mann
in
Plaudern und
der
als
Sohn
Abd-el-Kader's Gesandter in Pa-
hohem Ansehen ging
Singen
Marabut der Garrabas bei
eines
steht, gehört hätten?
Unter
Theil der Nacht vorüber,
ein
dann streckten wir uns gemächlich unter den kamelhärenen Palast, den
man uns
Doppelflinte in den
sorglos ein, wie
aufgerichtet hatte und ich schlief, meine
Armen,
chen hatten wir noch
—
das
war
fast
inmitten
dieser
Räuber so ruhig
am Herde meines Vaterhauses. Beim Erwamehr,
alle
den Kopf zwischen den Schultern
wir erwartet hatten.
als
In der Provinz Algier hat
man von
jener grossen Ver-
einigung schwarzer Beduinenzelte, die manchmal den einer kleinen
Stadt einnehmen, von einer
Umfang
Menge Familien
und ungeheuren Heerden bevölkert sind, gar keinen Begriff. Dort zählen die Duars selten mehr melhaaren gewebte luftige
,
als acht bis
zwölf von Ka-
schwärzlichgraue Häuschen.
In
der Provinz Oran, in den südlichen Städten der Provinz Constantine
und Titeri, im Süden der Regentschaften Tunis und
Tripolis giebt es dagegen solche Duars, die bis zu
haben, welche
durch
500 Zelte
mehr oder minder grosse Lücken ge-
trennt stehen, aber einen regelmässigen Kreis bilden und die
Wohnart
eines Hirtenvolks
in
seiner grossen Eigenthümlich-
384 Dieser Duar der Garrabas war der grösste, den
keit zeigen.
hundert Familien fassen.
lich
die schwarze Zeltstadt lagerte aller Art, einige tau-
von meist schwarzer Wolle,
Schafe
Geisböcke,
Um
Heerde von Hausthieren
eine ungeheure
send
habe und mochte wohl einige
gesehen
der Berberei
ich in
Kühe und Ochsen
die Riesen
ziemlich
Heerden ,
der
die
lustig springende
mager und
Dromedare
,
klein, end-
deren fahle
Häupter und Höcker wie Felsklumpen aus der bewegten füssigen
Menge
und Schreien dieser Thiermasse haarigen Beduinenhunde, halb
welche Fremde witterten,
bewohnen am fernte Stellen,
wo nur
ihren Aufenthalt verräth. dringlichkeit
welche ausserdem zu
oft
in
der
die
die
weissen
ohne Aufhören.
fast
lang-
von allen
Die Araber
Wegen
ent-
Rauch der Kochfeuer manchmal
Sie wollen dadurch sowohl der Zu-
Glaubensgenossen
reisenden
ihrer
bellten
Schakals, halb Bullenbeisser,
recht einsame
liebsten
vier-
Neben dem Blöken, Brüllen
herausragten.
ausweichen,
arabische Gastfreiheit ein bischen gar
Anspruch nehmen würden, dann auch ihren Fein-
den die Annäherung erschweren.
Einem französischen Trup-
pencorps wäre es nicht möglich,
den
Weg
durch so dichtes
Gestrüppe sich zu bahnen, ohne lange vor seiner Ankunft von
den Garrabas bemerkt zu werden, und diese könnten in einer Viertelstunde Heerden und Zelte in Sicherheit bringen.
Die
Garrabas waren zur Zeit unserer Durchreise mit den Beni-
Ammer
in
Krieg verwickelt.
Stämme
Beide
plünderten
Duars, raubten Heerden und tödteten sich gelegentlich Leute.
Abd-el-Kader war abwesend seiner Khalifas und
in
Medeah und auf
Agas zur Beilegung
die Befehle
des Streites wurde
nicht viel gehört.
Ein aufgeworfenes Hügelterrain, welches
man
in diesem
Land
fast
Vorläufer
immer
des
Atlas,
in gleicher Entfer-
385 nung vom Meer bemerkt, scheidet
die
Ebene Tlelat von der
weit schönern, grössern und fruchtbarem Ebene des Sig oder
Der Wald
Habrah oder auch Ebene von €eirat genannt.
von Muley-Ismael bedeckt jenes erhöhte Terrain und enthält
Bäumen und Ge-
eine ziemliche Mannichfaltigkeit an niedern
des
sträuchen
Ausserdem
Der
Südens.
kommen
aber
Mastixstrauch
dort
dominirt
Olivenbäume,
wilde
afrikanische
Tamarisken, Pinien, Johannisbrodbäume, südliche Eichenarten und namentlich Brustbeersträuche in
sem Wald
Menge
nach der Versicherung der
ist
lingsresidenz der
Löwen.
Unser Führer
Araber
Wege, und
uns eine
Er
zu geben.
Ein Löwe, sprach
die'
über den
Löwen
hatte noch nicht geendigt, als
längst die waldigen Strecken von
auch
Lieb-
zugleich fing er an,
Menge Anekdoten und Märchen
zum Besten
die
rieth uns dringend,
hier nie während der Nachtzeit zu reisen.
der Araber, lauere auf dem
In die-
vor.
Löwen im Rücken
Muley-Ismael und
wir
folglich
hatten.
Die prachtvolle Ebene des Sig, ein unabsehbares grünes Gefilde,
Nähe
Menge Duars
in der
den und
Marabutgräber.
nen
in
Dort gewahrten wir eine
lag vor uusern Augen.
viele
Weges,
des
sehr zahlreiche Heer-
Diese Marabutgräber erschei-
Nordafrika unter dreierlei Formen.
wöhnlicher
Marabut,
so errichten
die
deren
Araber
seinem Ruheplätzchen
es
blos
in
Stirbt
ein ge-
jedem Duar einige
giebt,
Ringmauer über
eine niedrige
und pflanzen in der Mitte eine weisse
Fahne oder auch nur einen Tuchlappen
War
auf.
der ver-
schiedene Heilige ein Marabut von Bedeutung, der über mehrere
Stämme
seinen religiösen Einfluss
kleine Kapelle
deren
übte,
über seinem Grab gebaut.
man im ganzen Lande
,
Algier.
I.
wird
eine
auch in den einsamsten Gegen-
den, sieht, haben auf der Decke eine
Moritz Wagner's
so
Diese Kapellen,
runde Kuppel, sind
25
386 weiss angestrichen und nehmen sich ,
mein pittoresk
Ueber
aus.
waren, errichten
Wächter, und
den Gräbern der berühmtesten
die
Araber Moscheen mit Ringmauern
die
Sidi-Mahiddin, Abd-el
nie
deren Andenken durch eine
grosse Marabuts,
Solche
dort als
Moscheen werden von Andächtigen
so hohe Auszeichnung gefeiert wird, viele.
dem Grün der Ca-
Einige Thalebs oder Einsiedler bleiben
umgeben.
leer.
aus
eines Berges blickend, unge-
ganzen Lande umher geehrt und ge-
welche im
Marabuts, feiert
Höhe
oder von der
ctusbäume
-
giebt es übrigens nicht
Kader's Vater, war von der
—
kleinen Zahl der grossen Heiligen des Landes.
Unsere
Reise durch die Ebene des Sig war etwas langsam, da unser alter andächtiger
Führer vor jedem Grabe vom Pferde
und sich betend wie ein Gränze der Ebene
Wurm
fliesst
An
krümmte.
südöstlicher
in
stieg
der südlichen
Richtung der Sig,
ein kleiner Fluss, dessen hohe, senkrecht abgeschnittene Ufer
zwei fortlaufenden Mauern gleichen. hat eine
Sig
sey ein
Genuss sein
seines
Wassers
Pferd dort
Sattel
Die Araber behaupten,
dunkelbraune Farbe.
und
giftiger Fluss
todt;
Das Wasser desselben
die
trinken lasse,
Thiere
fielen
von dem
sagen, jeder Reiter,
sie
solle
der
der
immerhin nur mit dem
und dem Zaume weiter ziehen und sein Ross den Ra-
ben lassen.
Eine Stunde
nach Westen geht.
Mascara übersteigen.
vom
südlich
die erste Kette des Atlasgebirges
Man muss
,
Bette des Sig beginnt
deren
drei
Zug
hier von Osten
dieser Bergketten
bis
Zwischen den Höhenketten durchzieht
man wunderschöne Gebirgsthäler, bedeckt mit
einer
äusserst
üppigen, wiewohl nicht sehr mannichfaltigen Blumenvegetation.
Wir
bewunderten namentlich die
arten.
der
Einzeln und selten zeigte
Mastixbaum
des
Atlas
,
herrlichen niedern Orchissich
Pistacia
auf
den Bergrücken
atlautica
,
der
dem
387 gemeinen Mastixbaume ganz ähnlich
Höhe von
Umgegend von
in der
Wir kamen am in
Mascara
zuweilen eine
Baum
hatte ich
Constantine gefunden.
27.
März
in ziemlich später
erst
Nacht
Der Dragoman Ben - Amram war uns
an.
Stunde weit entgegen gekommen
Hohe Bergrücken
eine
und hiess uns im Namen
Der
des Consuls freundlich willkommen.
ermüdender.
aber
ist,
Denselben
sechzig Fuss erreicht.
wurde immer
Ritt
und hinunter;
hinauf
kein
Lichtflimmer, kein industriöses Geräusche, noch weniger ein
Laut der Freude kündigte
die
Nähe der
Stadt an
und wir
wurden Bab-Ali, Mascaras grösster
offener Vorstadt, erst ge-
wahr
Die Thore der Stadt wa-
,
als
wir mitten darin
ren offen, keine
ritten.
Wache war
zu sehen, kein Gensdarme kam,
nach unsern Pässen zu fragen, kein Douanier, unser Gepäcke In einem abscheulichen Gässchen hielten wir
zu visitiren. vor der
Wohnung
des Consuls,
pfing, und nachdem
freundlich
bat,
bescheidenere sagte er,
seine
er
bescheidene
Küche mit ihm zu
als ich das
der
uns vor der Thüre em-
seinen Bruder
umarmt
Wohnung
theilen,
hatte,
uns
und seine noch
„Sie wären mir,"
Schreiben des Generals Rapatel über-
gab, „auch ohne diese Empfehlung meines Chefs gleich herzlich
willkommen.
Ich danke es jedem Fremden, der mich in
meiner Einsamkeit besucht, dass ich einmal wieder Gedanken nach europäischer Weise austauschen
kann.
Sie
finden
in
Mascara weder Restaurants, noch meublirte Zimmer zu miethen und haben daher auf jeden Fall keine andere Wahl, als sich
ohne Umstände
bei
wir ein paar Augenblicke lichen
Kaminfeuer,
Bukhari, uns ein
als
Lamm
Kaum
mir einzuquartiren."
sassen
am Tische des Consuls, am behagder Hakhem der Stadt, Hadschiund den
„Ehrenkus-
vortrefflichen
kusu" mit Rosinen gespickt schickte.
„Es
ist
das erste Mal' c,
25
*
3S8
Aufmerksamkeit kunft
besser,
Sie
erweist.
die meinige
als
Tag
und die der andern
kam
Bald
die mich besucht haben." richtsdiener, der den
Hakhem Europäern solche sehen, man feiert Ihre An-
„dass der
Consul,
der
sprach
Officiere,
Schlauch oder Ge-
der
über als Ehrenwache im Consulats-
hause verweilte und erzählte, unter den Einwohnern laufe das Gerücht, ein Sohn des Sultans von Frankreich sey in Mas-
Wir
cara angekommen.
sehr
lachten
über diese Neuigkeit
und riethen scherzend, welchen von uns drei Reisenden man
wohl für den französischen Prinzen gehalten.
Mascara
liegt
am Fusse
dritten Bergkette des Atlas
des
Ebene Egghres, 26 Lieues
vollen
südlichen
Abhanges der
und auf der Nordseite der prachtsüdöstlich
18 Lieues in gerader Richtung vom Meer
von Oran und
Shaw,
entfernt.
der von dieser Stadt, die doch schon seit Jahrhunderten eine der
beträchtlichsten
der Provinz
war, nur mit zwei Zeilen
Lage
„in der Mitte einer schönen
Erwähnung macht und
Ebene"
angiebt,
ihre
scheint
Mascara nie gesehen und wohl
die
wenigen Angaben nur nach dem Hörensagen wiederholt zu
Da
haben.
zu seiner Zeit,
wie er
selbst
schreibt,
keine türkische Besatzung aufnehmen wollte, so
Mascara
um
ist es
so
unwahrscheinlicher, dass er die Reise dorthin machen konnte.
Mascara
zeigt keine
Spur von Alterthümern. Die
ria des Ptolemäus lag einige sten.
liegen
in
Mascara.
dem nahen Dorf der Bordschia,
We-
antiker Gebäude eine
Stunde von
Ich habe sie nur flüchtig im Vorbeigehen betrach-
ten können.
Mascara war
lange Oran in der Einschluss
Trümmer
Victo-
gegen
Stunden weiter
Einige wenige unbedeutende
alte
die
Hauptstadt des Beyliks
Gewalt der Spanier sich
ihrer fünf unregelmässig
befand.
,
so
Mit
gebauten Vorstädte be-
deckt die Stadt ein Terrain von beinahe 1,100,000
D Schuhen.
389 Die Vorstädte sind
Stadt
die
offen,
ist
von einer einfachen
zwanzig- Fuss hohen Ringmauer umgeben.
Letztere
aber
ist
dünn und baufällig und schützt die Stadt wohl gegen den An-
Bande, wäre aber von einer europäi-
griff einer arabischen
schen
in
Artillerie
zusammengeschossen.
Stunden
wenigen
Dies sah Abd-el- Kader wohl ein, als er im Jahre 1835
sei-
ne Hauptstadt ohpe viele Umstände den französischen Plün-
Mascara
derern überliess. Ort.
ist
über
alle
Begriffe elender
Die Häuser sind zwar grösstenteils von Stein, nicht
von Koth gebaut, wie blosse Steinhütten.
Shaw
Die Strassen sind enge, aber belebt,
schen aufragenden hohen
Man
Was
noch übrig
Pracht, das muss man
in
dagegen
in allen übrigen gros-
Gräber
in
so
inas,
sie
maurischer
Spuren
geblieben von
So armselig auch die ist
der Mitte der
den zerstörten Palästen Abd-el-Ka-
und der türkischen Beys suchen, die
bewohnt.
die
gewahrt nicht einen hüb-
Thurm, wie
sen Städten des Landes, Stadt.
armselig,
aber klein,
schreibt,
Moscheen ganz unbedeutend.
der's
ein
doch das
Wohnung
jetzt
keine Seele
des Consuls
Dau-
wohlerhaltene Gebäude.
einzige
Sie hat drei finstere Stuben, einen kleinen Hof, eine Küche
und Terrasse.
Oran
auf einige
Französische Soldaten des Genie wurden aus
Wochen
hieher geschickt,
digsten Reparaturen vorzunehmen,
und
um
die nothwen-
ihnen verdankt das
Häuschen den Kamin, den Trost der Bewohner, kleine europäische Männerfamilie
versammelt
und
der die
Abends zu Kaffee und Pfeife
wo dem wackern Consul
das
gemüthliche
Plauderstündchen die Einsamkeit und Langeweile seines Aufenthaltes in
der wildfremden
Stadt einigermassen
Scenen des Zuges nach Con-
macht.
Ich erzählte dort
stantine
und meine Reisen in jener
während der Consul und
alle
vergessen
sein Arzt
interessanten
Provinz,
Varmier mit ihren Erleb-
390 und Erfahrungen inmitten des neuen
nissen, Beobachtungen
arabischen Reiches, in der Geburtsstätte Abd-el-Kader's,
wo
dessen Glücksstern aufgegangen und noch heute seine grösste
Das
Stärke liegt, eben so bereitwillig auftischten.
Leben
der so schöne, der im gesellschaftlichen dabei wohlthuende und
ist
eben
unschätzbare,
Herz gewinnende Charakterzug des
Franzosen , dass er die steifceremonielle Scheidewand zwischen sich
und
dem
nie gesehenen
Fremden
und mit so
so schnell
gutem Anstand zu überspringen weiss, dass
er
Zeit einer allinäligen Bekanntschaft erspart,
dass
zutraulich
er
er schnell
und niemals zudringlich wird, dass seine Unterhal-
tung dann aus Geist und Herz dass
verlorne
die
ergiebig
und lebendig
fliesst,
Geheimnisse zurückbehält und den Fremden
selten
durch sein schönes Vertrauen zur Erwiederung desselben und zur
zwingt
Discretion
—
solch
ein
Franzose
ächter
chevaleresken Sinnes und einnehmender Manier tän
Wenn
Daumas.
Blosse
so
der Capi-
andere Diplomaten durch strenge Ver-
schlossenheit den Vortheil haben, sich nie vor eine
ist
zu geben, so weiss
der
dem Fremden
Consul Daumas dafür
durch seine Freundlichkeit Andere zum Reden zu bringen und erfährt daher fast Alles,
was im Lande vorgeht, wogegen er
gar gern auch den Häuptlingen von Europa erzählt, von den
Wunderdingen der
Civilisation
und Zeitungsneuigkeiten.
,
den politischen Ereignissen
Ich habe die ausserordentliche Ge-
wandtheit dieses Officiers im Gespräche mit den Eingebornen, die
aufmerksam jedem Wort lauschen, aber nicht
gesprächig werden, gleichgültigsten
oft
Unter
bewundert.
Fragen wusste
er ihnen eine
die
eine Expedition gegen
neu errichtete Pulverfabrik
in
selbst
scheinbar
Menge Geständ-
nisse abzulocken über die Vorgänge in Medeah,
Kader damals
leicht
den
Ain-Maadi
Tekedent,
wo
Abd-el-
rüstete,
die
über
Kanonen-
391
Stämme
Stimmung der
die Stärke und die
bohrerei in Tlemsan,
schiedenen
u.
che verstand er sie zu verwickeln ,
unbedachtsame Aeusserung
um
ihnen hie und da eine
zu entreissen,
Gespräch, ohne dass er irgend eine Mittheilung Wichtigkeit erhascht
Der Consul
dete.
liess ihn
und schenkte ihm flaschen,
von einiger
Ich erinnere
mich, dass eines
Ben-Amidu
sich bei uns mel-
an dem Kaminfeuer Platz nehmen
reichlich
Wein-
ein von den zwei letzten
von unserm mitgebrachten Vorrath noch übrig
die
Es war
waren.
hätte.
deutscher Renegat
ein
man wei-
aus der
Sehr selten endete ein solches
tere Schlüsse ziehen konnte.
Abends
ver-
In die verschiedensten Gesprä-
w.
s.
ein
merkwürdiger Mensch dieser Amidu,
den das Schicksal auf die wunderlichste Weise herumgeworfen,
aber
nie vernichtet
an einem Faden hing.
Sein eigentlicher
war aus Altbaiern gebürtig und
ger, er erzählte,
Leben nur
Name war
fangen wurde
oder
bis
1833,
gewöhnte
er
Er
mir
diente
er von den Arabern ge-
zu ihnen desertirte,
Arabisch,
lernte
wo
Geistin-
wie
hatte,
noch Verwandte in Neuburg an der Donau.
in der Fremdenlegion
Islam,
so oft auch sein
hatte,
und den Sinn der Beduinen und schlug
bekehrte sich
zum
an die Lebensweise
sich
sich tapfer für seinen
Gebieter Abd-el-Kader bei häufigem Zusammentreffen mit den
Er
Franzosen.
hatte
dem Emir sogar
Corps herangebildet und in den ein exercirtes
er lief wieder
versichernd,
Bewegungen
Infanteriebataillon.
ihn doch Ueberdruss an
ein kleines regulaires
Am
abgerichtet,
Ende aber
dem genussarmen Leben Afrikas und
zu den Franzosen,
dem General Desmichels
dass er als Soldat der Fremdenlegion
Arabern gefangen genommen und nun entwischt michels, der ihn für einen Deserteur
wünschte,
lieferte
ihn
wie
erfasste
hielt
dem Emir wieder
und
aus.
von
den
sey.
Des-
seinen
Tod
Der Renegat
392 wurde auf das Fürchterlichste von den Arabern misshandelt und verdankte sein Leben nur einer Anwandlung von Mitleiden seines Gebieters, welchem er sagte, dass er ihn nur verlassen
weil
habe,
Hunger
den nüchternen Arabern seinen
unter
er
und im Elend verkümmerte.
nicht stillen konnte
dem Treffen an der Makta
hatte
Abd-el-Kader
einen
In
Mu-
nitionswagen erbeutet und wünschte diese Siegestrophäe dem
Marokko
Sultan von
Geschenk zu schicken.
als
Bei der Un-
Wagen
möglichkeit aber, einen schweren dickräderigen
unwegsame Gebirge zu
über
war der Emir sehr
transportiren,
in
dem deutschen
Verlegenheit und er holte sich nun Raths bei
Deserteur, denn die Araber wähnen, jeder Europäer sey mit
Gewerben
allen möglichen
vertraut und
könne gleich gut Ka-
nonen bohren oder Dampfschiffe bauen, wie den Acker
Wenn
gen. so
wird
Amidu gab
Renegat dann seine Unkenntniss vorschützt,
ein
dies
nur
sich
pflü-
nun
Wagenmacherkunst
Verstellung und Eigensinn gehalten.
für
Miene,
die
vertraut.
als
Er
sey er wirklich mit der
zerlegte
schwerfällige
die
Maschine, Hess die Räder und übrigen Theile auf Kameele laden und trat seine Reise nach
pfehlungen des Emirs dir gefällt" liebst,
versehen an.
sagte der
brauche
so
fehlen."
—
Marokko
ich
Nach einem
Emir zu ihm dir das
Abderrahman
zu Füssen.
Er
—
wollte in
ein Kaffeehaus ein mit
schenkt
Wunsch,
hatte.
Es
„wenn du mich aber
Wiederkommen
nicht zu be-
dreissigtägigen Marsche erreichte der
für
die
Em-
„Bleibe dort, wenn es
Renegat mit seinen Begleitern Fez und tan
mit Geld und
legte
ihn merkwürdige
Marokko
dem Gelde,
ging ihm
dort
dem
Sul-
Wageumaschine
bleiben und
richtete dort
das ihm Abd-el-Kader ge-
aber auch
dort
er machte bankerott und kehrte zu
nicht
nach
Abd-el-Kader
zurück, der ihn günstig empfing und wieder in seine Dienste
393
fabrik in
Renegat
Dieser
aufnahm.
gegenwärtig die
leitet
Pulver-
Tlemsan und kam eben von Medeah zurück, wo
vom Emir
er
sich neue Verhaltsbefehle geholt hatte, denn er
war mit Bohamedi, dem Khalifa von Tlemsan,
in Streit ge-
rathen über die
Art der Fabrikation und der Emir hatte ihm
Recht gegeben.
Amidu war ganz zum Afrikaner geworden.
Das
gem
und gebräunt von langjähri-
verwitterte Gesicht, enstellt
harten Feldleben und Leiden
der zerzauste Bart
,
die
,
Beduinentracht hätten mich nimmermehr in ihm einen Lands-
mann wieder erkennen
obwohl seine Physiognomie
lassen,
zu den übrigen Arabern nicht passte und einem fremden, fer-
nen Stamm anzugehören schien. lange deutsch mit mir und die
Er
plauderte beim Abschied
Töne
der Muttersprache, noch
mehr das Thema des Gesprächs „Deutschland" schienen denn doch einen Funken von
Heimweh
wecken
zu
in seinem rauhen
Herzen, das mir anfangs ganz abgestorben schien gegen Ge-
„Leben
fühle ähnlicher Art.
Sie wohl"
—
rief er,
als er
Abends hinaustaumelte, halb von der ungewohnten Labung, halb
vom wehen Schmerz
Herr Landsmann, ich bin
—
betäubt
Sie können
„ich preise Sie glücklich,
Ihr Vaterland wieder sehen;
verdammt, unter den Wilden zu sterben."
Während
der Unterhaltung mit
dem Consul waren dem
Renegaten auf die schlau gestellten Fragen so manche unbedachte Aeusserungen entfahren über den Stand der
Dinge
in
Tlemsan, über das Misslingen der Kanonenbohrerei, für welche
Abd-el-Kader grosse Summen verschwendet
über die gährende
Horden
bereit
Stimmung der Angads,
waren,
Krieg von dem Emir nicht versäumt,
bei
dem
abzufallen.
dem Renegaten
dem verführerischen Trank, der
und
deren zahlreiche
ersten neu
ausbrechenden
Der Consul fleissig
hatte,
hatte
einzuschenken
bei Deutschen
dabei
von
wohl immer
394 der
Schlüssel
beste
fang des Gespräches
mier
Geheimnissen
zu fiel
auf, der sonst nie fehlte
,
wenn
An-
Wand Vorhang
es irgend wichtige Mit-
der Renegat abgetreten war,
Als
theilungen zu hören gab.
erhob sich ein
Gleich beim
ist.
mir die Abwesenheit des Dr. Var-
dem Kamin, wo
dicht an
fast
wir gesessen, und das bärtige, groteske Gesicht des Doctors
Er
hervor mit komischen Lachen.
ffukte
hatte
in eine
sich
verborgene Nische verschanzt, mit Feder und Papier.
hielt
Ein
Vorhang verhinderte das Durchschimmern des Lichtes,
dichter
aber den Schall der
winkel zu dringen. ze verworrene
Worte
ab,
nicht
in
den Schlupf-
Sorgfältig hatte der Doctor da das gan-
Geplauder
des
schrieben und gestand nun,
deutschen Beduinen
dass
niederge-
manchen
er es in so
ähnli-
chen Fällen eben so gemacht habe, wobei er sich durch viele
Uebung zum Schnellschreiber
bildete
Da von
eine erstaunliche Feinhörigkeit gab.
immer
und
seinen
Manches verloren geht, wenn auch das
so
dächtniss es in der Folge dictirt,
waren
so
Ohren
einem Gespräch beste Ge-
diese
getreuen
Stenographien, die einen dicken Band des consularischen Archivs bildeten,
Documente von grosser Wichtigkeit.
Fast täglich kamen auch arabische
Einwohner der Stadt, der's regulairem
Officiere
Scheikhs, maurische
und Soldaten von Abd-el-Ka-
Heer zum Consul,
wohl nicht nur
in der
Absicht, bei ihm unentgeltlich eine Tasse Kaffee zu trinken.
Herr Daumas wusste machen.
sich
aber immer
Kein Gast entging ihm,
dem
reichlich
er nicht irgend eine
bemerkenswerthe Aeusserung abzulocken gewusst
waren
die
Afrika,
wenn
angenehmsten der
Hakhem
Stunden
bezahlt zu
meines
hätte.
Aufenthaltes
Es in
Hadschi-Bukhari, der Khalifa Ha-
dschi-Mustapha, der Scheikh Mohamed-Bussid oder irgend ein
Häuptling der Haschems oder ein Marabut des unglücklichen
395 Stammes der Bordschia am Kaminfeuer uns den
Scenen des vergangenen Krieges,
Leben
dem
Gebieters,
ihres
erzählte
von den
dem
Episoden aus
die meisten zugethan sind mit
inniger, unaussprechlicher Begeisterung, oder uns
Sagen und
zum Besten gaben.
Oft auch
Märchen aus der
alten
scheuten
nicht,
sich
sie
Zeit
mit uns in eine ernste Disputation
Der
über Islamismus und Christenthum einzugehen.
wurde
schienen
warm
sich
das
freuen,
fast zu
Wort
Streit
ohne Bitterkeit geführt und die Araber
aber
lebhaft,
so
oft
unserm
wir
Glauben
redeten, denn das Unbegreiflichste und
pörendste an den Franzosen
ist
Em-
ihnen deren religiöse Gleich-
Fast eine noch liebere Unterhaltung war mir die
gültigkeit.
mit den Häuptlingen aus den fernsten Südstämmen,
wohnern des Kobla und der Sahara.
den Be-
Ueber jene uns Euro-
päern unnahbaren Regionen war mir die geringfügigste Be-
merkung was
eine
Reliquie und gar eifrig notirte ich mir Alles,
die Scheikhs erzählten über Oasenstädte
im Sandmeer der grossen Wüste nach Europa gedrungen. jenseits des Atlasgebirges.
ist
nicht
Seit
scher
So wurden
entthront und
enthauptet,
Laut von ihnen zu den
dort
civilisirten
von
all
che
die
trennt,
Wahnes
willen
Erdthei-
Herr-
Kriege geführt,
Völkerschaften ausgerottet,
Propheten traten auf und entflammten die Stämme eines neuen
liegt
langen Jahren folgen sich
Ohren der wissbegierigen Bewohner des gelangt wäre.
Name
einmal der
Eine uns unbekannte Welt
dort die Generationen, ohne dass ein
les
und das Leben
Von manchem jener grünen Eilande
der Saharabewohner.
um
zum gräulichen Würgen
dem durchdrang kein Widerhall
die
irgend ,
Sandöde,
aber wel-
Oasen von dem Telia' oder anbaufähigen Festland und das,
was
leute davon erzählten,
die
wenigen Karavanen und Handels-
wurde mit aufgenommen
in das dicke
396 arabische Volksmärchenbuch,
dem
in
die
historischen That-
sachen nicht mehr herauszufinden sind aus neblichtem Sagengewirre.
So wäre
auch für den gründlichsten Sprach-
es jetzt
kenner, auch für den scharfsinnigsten Geschichtsforscher nicht
wohl möglich,
eine
zusammenhängende Geschichte der Entden Ursprung dieser interes-
stehung der Mosabitenstaaten , santesten aller afrikanischen
von Tuggurt,
Völkerschaften,
eine Geschichte
Wurglah und andern unabhängi-
Ain-Maadi,
gen Wüstenstaaten aus den fragmentarischen Traditionen der Eingebornen herauszusuchen.
Es
ist in
der
That spottwenig
daran, gross und machtvoll zu seyn unter Barbaren in einem
sandummauerten Kerker.
wohl werth, dass
sie mit
Völkergeschichte,
Wie
Charaktere und Thaten,
viel
aufgenommen würden
gingen und gehen
in die grosse
dort spurlos
unter
—
kein Sänger singt sie den Zeitgenossen und kein Geschichtschreiber erzählt von ihnen den künftigen Geschlechtern.
mag
der Ehrgeiz
dort noch
seiner Grösse brüten, da
Namens und
Erwünschter
die Unsterblichkeit
seiner Thaten, versagt bleibt?
als die
zu sehr ans Märchenhafte streifenden
Aussagen der Beduinen der ihres
Plane zu
der einzige Reiz dieser ge-
immer martervollen Grösse,
fährlichen und seines
über blutschwangere
wo ihm
Wie
W üste 7
über die Vergangenheit
welche wohl angeführt zu werden verdienen,
Volkes,
auf die aber der Geschichtschreiber nie fussen kann,
da die
Araber eines treuen Nacherzählens ganz unfähig sind und die Phantasie sich in jede ihrer Erinnerungen mischt, viel willkom-
mener
als
jene
Sagen waren mir
gegenwärtigen Zustand der
die Nachrichten über
Saharavölker,
über die Städte, die Oasen, die Ruinen,
unbekannten Ursprungs, haften
Zeit,
bis in jene
den
über ihre Sitten,
welche einsam und
steinerne Geister einer uns rätsel-
Zone der
schauerlichsten
Verödung
397 Recht lebendig und gern beschrieben
aufgethürmt liegen. uns
Saharascheikhs ihre Jagd auf den Strauss und den
die
Löwen und
Man
Dinge. weil die
trauen,
Thiere die
über die Sitten dieser
erzählten uns
wunderlichsten besser
1
solchen
durfte
Mittheilungen
Erzähler als Augenzeugen der Ge-
genwart berichteten und man ihre Angaben mit den Aussa-
gen Anderer controliren konnte. sich
aber auch
denn immer
hier
treibt
viel
Uebertriebenes
ihren
und Falsches ein,
Einbildungskraft und
eine lebendige
Liebe zum Wunderbaren
die
Spuk mit diesem Volk und
Talent, lange Erfahrung und eine gu-
es gehört ein eigenes te
Nichtsdestoweniger mischte
um
Kenntniss des arabischen Charakters dazu,
das Posi-
immer aus solchen pittoresken Schilderungen herauszu-
tive
finden.
Indessen gehören doch jedenfalls die Abendunterhal-
tun^en in dem Consularhause von Mascara zu den angenehmsten Erinnerungen meiner Reise.
Leben Abd-el-Kader's als
Gar sehr
interessant
von seinem Charakter
,
als
Herrscher,
Heiliger, als Krieger und dann wieder von seinem
im häuslichen Kreise.
Herr Varmier
Veranlassung häufigen Zutritt einzige
in
Auf den Wunsch der
—
das Volk
Emir war gerade
seinen
Kunst
Armen und
die
auf.
Der
kleine
Verwandten und
ergaben sich mit mahomedanischer Resignation in
den Verlust, chen
in
der
wurde der französische Arzt gerufen,
bot aber vergeblich alle Mittel seiner
Mahiddin starb
Der
Zelt des Emirs.
Sohn desselben war krank.
—
Leben
hatte bei sehr trauriger
das
Mutter und Grossmutter des Kindes damals in Tekedent
waren
Herren Daumas und Varmier von dem
die Schilderungen der
als
Arzt im
eine
Schickung Gottes,
Geringsten zu
ohne dem
christli-
zürnen oder das Vertrauen in
seine Kunst zu verlieren.
Letzteres
war
so
wenig der Fall,
dass
der
Hof
des
398 Hauses jeden Nachmittag zur Stunde, wo Herr Varmier die sich meldenden
neien
Patienten
gedrängt
austheilte,
kranke Leute
besichtigte
und unentgeltlich Arz-
Araber stand.
voll
Es kamen
von zwanzig Stunden der Umgegend her-
bis
Alle ekeligen Gebrechen und Leiden dieser Länder, die
bei.
furchtbare Elephantiasis,
Krankheiten in
Krätzen und Hautausschläge,
Flechten,
Alter,
syphilitische
und Gewächse von Kopfgrösse,
Zahl zum Vorschein.
Geschwüre den Armen,
namentlich an
endlich die gewöhnlichen Augenkrankheiten licher
Man
kamen
in schauer-
überzeugte sich da,
auch die einfachste und natürlichste Lebensart, frische
allerlei
worunter selbst angesteckte Kinder vom zartesten
Formen,
Luft und Bewegung noch
keineswegs
die
dass
immer
hinreichende
Präservativmittel gegen menschliche Leiden sind und dass das altpatriarchalische Zelt so
manche scheussliche Vermächtnisse
einer viel neuern Zeit birgt.
Der Reisende, der
das
Land
der Beduinen meist nur auf flüchtigen Kameelsritt durchzieht, selten oder nie Gelegenheit hat, in das Innere der
Duars
ein-
zudringen und von dem Nomadenvolk meist nur die kräftigen
Männer
sieht,
schwatzt,
die
den
Markt der Städte besuchen,
der
wie ein Eremit von Gauting, von dem urschönen
und gesunden Menschenschlag,
der nichts
von
dem Fluche
der Sünde geerbt habe und frei geblieben sey von der Ent-
artung des
grossen
Geschlechts.
Wie würden
dergleichen
Touristen ihrer blau enthusiastischen, auf oberflächliche Eindrücke gebauten Schilderungen sich schämen,
nem
wenn
sie in ei-
solchen Lazareth in das widerliche Elend, in das Laster-
treiben ihrer gepriesenen Naturmenschen hineinsähen und ge-
stehen müssten, dass diese Wilden, sich nährend wie Vater die civilisirtesten
Abraham,
wenn auch wohnend und gleichwohl so wenig als
Völker sich rein erhalten haben von tiefem
399 und
Sündenverderbniss
Strafen
dessen
den
,
ekelhaften
Seuchen.
Unter den Patienten des Herrn Varmier waren auch so
manche nur
in der
So kam einmal
Einbildung Kranke.
ein
gigantischer Araber, der auf das Festeste betheuerte, er habe
Bauch,
eine mächtig grosse Schildkröte im
Gegen dergleichen Kranke war der Charlatanis-
und drücke.
mus immer das Räthlichste,
glaube, dass
ja ich
Kranken anwenden
und Herr Varmier
sollte,
Denn
ziemlich meiner Meinung.
die Uebel der meisten
ken, die sich melden, sind bereits so
Körper eingenistet,
dass
oder nur durch lange,
Zu
nen.
Er
mehr.
dieser ist
aber
entschliesst
ein
er
hat
nicht
müsse ihn gleich
Kran-
fest in
den
werden kön-
den entferntesten Begriff
Doctor Varmier
So sehr
schätzte
ein
Trank,
den ersten drei Tagen curi-
in
ren oder sey zu nichts nütze. des
so
Araber nimmer-
von unserm medicinischen Verfahren und meint, ein Pulver
ist
Kunst spotten
beseitigt
sich
diese
zu indolent, zu träge, zu einsichtslos, zu fata-
Glaubens,
listischen
Cur
sorgfältige
und so
alt
ärztlichen
aller
sie
man
auch bei den
Arznei in der Ungeheuern Mehrzahl der Fälle wirklich
zwicke
ihn
die
ich die
Aufopferung
und bewunderte, wenn er so
von einem Patienten zum andern ging, ihn sorgfältig ausfragen Hess durch den Dolmetscher nach wie ein Spitalarzt
rade
in
allen
Symptomen, ge-
Europa, und ihm ausführlich ein
Verhaltungssystem anempfahl, so war ich doch eben so sehr als
der
gute Doctor selbst überzeugt,
Rath nie befolgt wurde,
und dass,
Angehörigen sorgsam zu pflegen,
dass
dieser
ärztliche
Araber ermahnen, ihre
sie rein,
warm und
trocken
zu halten und sie gut zu nähren, tauben Ohren predigen heisst.
Auch viel
fragten
die Patienten
und waren
nur
nach solchen Vorschriften nicht
zufrieden,
wenn
sie
ein
versiegeltes
400 Fläschchen mit irgend einer Mixtur erhielten, welches
dann
sie
wirksam glaubten, gleich dem Ta-
für alle Arten von Uebeln
Herr Varmier gestand
lisman des Sultans Saladiu.
sich ge-
dass sein ärztlicher Wirkungskreis keine grosse
wiss selbst,
Wohlthat für
die
Eingebornen sey, sondern nur der Stellung
des Consuls und der französischen Suche überhaupt vielfachen politischen Vortheil
gen
in unsere ärztliche
res als
wir
selbst,
ihnen,
die
das
Franzosen
den
und
Lob
Stämme
entfernteren
Denn
brachte.
alle diese
Patienten zei-
Kunst grosses Vertrauen, weit grössegab auch manche Dankbare unter
es
des
Dubib-el-Rummi
verbreiteten,
Eindruck
günstigen
unter die
bis
was einen gar wohlthätigen, machte.
Jene,
deren
Uebel ihre gute Natur heilte oder milderte und die dann das
Besserwerden lein
natürlich, eben so
wie
es
bei uns geschieht, al-
der empfangenen Arznei zuschrieben, lohnten den Doctor
durch
allerlei
Nachrichten
dem Innern, und
aus
die
besten
und zuverlässigsten Kundschafter hatte der Consul unter sen Patienten des Herrn Varmier.
Es kamen auch
ten arabische
Weiber, worunter
Vätern oder
Männern
Araberinnen
unverhüllt und
blössten auch
wohl Arme, Beine und Brust, nur
Geburtstheile weigerten sich
zu
enthüllen,
nur unter
trotz
dieser
öfters sehr
begleitet.
allen
junge, von ihren
Sie zeigten
sich
wie
alle
ohne die geringste Scheu, entdie
Männer wie Weiber
Vorstellungen
Bedingung
ihr
dieser
krauken
beharrlich
des Arztes,
dass er
Uebel heilen könne.
spannte meine Neugierde nicht wenig,
Gruppen und Gestalten
die-
nicht sel-
alle
Tage
Unglücklichen zu
Es
die neuen.
betrachten,
welche mit ihren Verwandten auf dem Pflaster kauerten, bis der
Dubib
seine
Runde vornahm.
beiden Dolmetscher
ge junge
Gewöhnlich lauschten die
Ben-Amram und Ayas,
zwei lebenslusti-
Leute, zuvor an der Hofthüre mit anscheinender
401 Gleichgültigkeit,
um
Gespräche dieser Araber zu belau-
die
spasshafte Anekdoten
So manche
schen.
und Bemerkungen,
B. über die Art, wie die Patienten zu ihren syphilitischen
z.
Krankheiten gekommen, sind im Gedächtnisse
dieser beiden
Dragomane geblieben und werden von ihnen jedem toaste des Consuls erzählt, sind aber
zu anstössig,
viel
um
ihren Platz
hier zu finden.
Herr Varmier hörte,
verliess,
wie ich aus spätem Nachrichten
Mascara im Frühlinge 1839 und durfte
ner besondern Vergünstigung des
kennung
seiner geleisteten Dienste
was
tion,
ihn
für
der nächste
Wer
nach Frankreich gehen. arzt
geworden,
senderer
Mann
ist
in
Höpital
ein
Schritt zur
zu imponiren.
baut,
Land
ist,
sein Nachfolger als Consulats-
unter den Militairärzten der
Armee
zu finden
hatte,
die ganz
den Arabern auf das Ausserordentlichste
Er war
sind
d' Instruc-
Beförderung
äusserst kräftig,
breitschulterig
hatte eine der bizarrsten Physiognomien,
vorgekommen
ei-
mir unbekannt, doch dürfte kaum ein pas-
gewesen seyn, da Herr Varmier eine Figur geschaffen schien,
Folge
in
Kriegsministers aus Aner-
ge-
die mir je
und einen langen starken Bart, hier zu
ein unerlässlicher
Schmuck.
Der Consul
verglich das
Gesicht seines Doctors, vollkommen richtig, wie mir scheint,
mit den Physiognomien seiner
der donischen Kosaken,
Jugend zu Paris gesehen
dass ein unbärtiger
Dubib
weitem nicht denselben
hat.
die
Ich bin fest überzeugt,
von weniger grotesker Figur bei
Zulauf gehabt haben würde.
Varmier konnte mit ziemlicher Sicherheit allein die durchstreifen, denn allenthalben ärztlichen Charakters als
eine
war
wegen gar sehr
er
respectirt.
Stunde über die Stadt hinaus
Algier.
I.
Herr
Umgegend
bekannt und seines
nie ohne bewaffnete europäische Begleiter
Moritz Wagner'b
er in
Weiter aber
wagte auch er sich oder einen arabi-
26
402 Einer reinen durch Aufopferung vergeltenden
sehen Führer.
Dankbarkeit sind
die
Araber
selbst die Geheilten betrachteten
Prophet Elias den Raben, ihn
Gottes
mit
Speise
Gegend
dieser
willenloses
als
gingen die meisten
fort
war
Erkenntlichkeit
ehrung für den weissen Arzt den Christen nicht
auf.
holten,
ohne ein Wort des Dankes.
wog
Etwas
wenn
sich die Araber,
Herr Varmier einen Patienten im Duar
im
die
Rath und Arzneien
zuvorkommender und herzlicher zeigten
auch
Werkzeug
Von den Arabern,
sättigte.
sich ärztlichen
die
fähig;
Herrn Varmier etwa wie der
der
Hofe des Consulats
dort
nicht
doch
selbst besuchte;
und die Ver-
selten tief
doch die Abneigung gegen
Unter den Duarbewohnern, die ihn
bei solchen Besuchen neugierig umdrängten und die seltsame Gestalt
mit einer gewissen
Scheu betrachteten,
doch
blitzte
auch die Mordlust aus manchem Auge, und wenn ihm nicht irgend
ein
von Fanatisinus und Hass berückter Araber auf
dem Heimweg
mit der Flinte auflauerte, so
geschah es kei-
neswegs, weil ihn die Ehrfurcht für den Beruf und die Person des Arztes abschreckte, sondern weil er glaubte,
seiner
Hülfe vielleicht noch einmal nöthig zu haben.
Der Hakhem oder Gouverneur der
Stadt Mascara
war
damals Hadschi-Bukhari, Abd-el-Kader's Jugendfreund und treuester Anhänger, f)
Häuschen,
Tag
in
über in
Er wohnt
einer entlegenen
dem Gerichtshause
einem
in
Strasse, auf.
unbedeutenden
den
hält sich aber
Der Audienzsaal
ebener Erde und führt auf einen freien Platz,
wo
Markttagen Waarenbuden aufgeschlagen werden.
In
ist
zu
an den
dem
ein-
°) Er begleitet noch heute diese Würde und steht bei Abd-elKader noch in gleicher Gunst, wie in gleich hohem Ansehen bei den mächtigen Stämmen der Haschem-Schraga und Haschem-Garrabas.
403 fachsten sitzt
der
Gemach,
das nicht zwanzig Personen fassen würde,
Hakhem
auf einer Rohrdecke,
Khodschas oder Schreiber, laugen Stöcken steht
Thüre,
gutwilliger
Amt
ist,
die
ihn herum einige
Dutzend Schiauchs mit
vor oder in der Nähe der
gewöhnlich
gewärtig der Befehle ihres
sächlichstes
ein
ein halb
um
Ihr haupt-
Gebieters.
Bastonnade auszutheilen, was
Freigebigkeit
sie mit
Aeusserst selten geht
thun.
Markttag ohne ein halbtausend Stockhiebe vorüber.
man dann den Mann
und auch
der solche befiehlt,
sieht,
wohl der Esecution beiwohnt, so überzeugt man bei diesem
Volk
hier
Wenn
sich,
dass
die Physiognomiklehre gar keinen Massstab
fromm-
giebt, denn Hadschi-Bukhari hat eines der sanftesten
schwärmerischesten Gesichter, die mir je vorgekommen sind.
Es
sind
die
meisten .Grundzüge
von dem
Idealantlitz darin,
welches unsere Maler gewöhnlich dem Gesichte Jesu Christi geben.
Zwar
nicht der heilige Ernst des Stifters der christ-
der mildfromme Blick,
lichen Religion, aber ganz
Schönheit, die Regelmässigkeit,
die
Form
Haare des Christuskopfes.
nicht die langen
die feine
des Bartes,
nur
Hadschi-Bukhari
hat mit seinem Gebieter Abd-el-Kader sehr viele Aehnlichkeit,
wie mir Alle,
die beide gesehen,
nur
versicherten;
Emirs Antlitz noch feiner geformt, blässer und
ist
geistiger, da-
gegen hat der Hakhem von Mascara einen schönen schen Körper. hat
bei
vielen
Treue bewiesen,
wo Als
er theilte
immer
das herbste Missgeschick den in
dem Emir
Proben
sein
athleti-
Hadschi-Bukhari
Beide sind Jugendgespielen. schweren
des
seine
Schicksal,
Sohn Mahiddin's
festeste
auch da verfolgte.
dem Treffen wider Mustapha-Ben-Ismael der Emir
verwundet vom Pferde stürzte, deckte ihn Hadschi-Bukhari mit seinem Körper,
eben
so
hielt
Schlacht gegen Mussa-el-Scherif;
er treu
endlich
bei
war 26
ihm
in der
er einer *
der
404 wenigen Grossen,
Treue nach der Einnahme Masca-
dessen
ras durch die Franzosen nicht
che
ist
der
Hakhem
Stock
eine
sehr
und
leutselig
wie mit Arabern, und wenn active
Im Gesprä-
wankend wurde.
freundlich mit
Christen,
auch bei seiner Justizpflege der
Rolle
spielt,
darf
so
man
unter
einem Volk, das selbst keine andere Strafe angewendet wissen will,
sich deshalb noch gar keine
schlimme Vorstellung
von der Härte seines Charakters machen; seine
flinke
habung der Justiz wurde ihm von den Arabern eher
Hand-
als eine
Empfehlung angerechnet. Hadschi - Bukhari nahm uns drei Reisende mit arabischen
eines
tigkeit
Ar-
aller
Hofmannes auf und wir
verliessen
ihn nach einem langen Gespräch recht eingenommen von sei-
nen Manieren und der Milde seiner Rede.
Als ich aber
ei-
nen Monat später nach Mostaganem kam, traf ich dort einen geflüchteten Renegaten,
dschi -Bukhari
sass
nachdem er uns drückt,
damals mit im
der
und mir erzählte,
allen
auf
bei
Ha-
Hakhem,
der
Hand
Freundlichste die
das
wir zur Thüre
sobald
Zimmer
dass
ge-
hinaus waren, voll giftigem
Hass „Kelb" (Hunde) uns nachmurmelte, wahrscheinlich um rechtgläubige
seine
Umgebung
zu überzeugen,
dass
seine
Freundlichkeit gegen die Ungläubigen nur falsches Spiel ge-
wesen.
Mascara
hatte vor
dem Zuge
einziges sehenswerthes Gebäude,
des Marschalls Clauzel ein
den ehemaligen Palast des
Beys der Provinz, welchen nach der Verjagung der Türken Abd-el-Kader bewohnte und der
Trümmern
liegt.
seit
dem December 1835
lung nichts gethan, ja, er verbot sogar, dass
gen als
sollte
vom
Schutt.
ein verfluchtes
in
Abd-el-Kader hat zu dessen Wiederherstel-
Haus
Niemand sollte
durfte ihn
man
ihn reini-
mehr bewohnen,
er in Ruinen liegen,
seitdem
405 die
Ungläubigen ihn betreten, und er
selbst schwur, nicht ein-
mal den Boden der Stadt mehr zu betreten,
Rummis
Fuss der
Wort
ihn
Mascara kommt, bewohnt
gehalten, und so oft er nach
Umgebung.
er ein Zelt in dessen
Der erwähnte ehemalige nen Resten zu
nachdem der
Der Emir hat
beschinuzt hatte.
Palast
war übrigens, nach
sei-
wie nach der Beschreibung der
schliessen,
Begleiter der Clauzel'schen Expedition nichts weniger als ein
bedeutender
Bau und
mit den schönsten
nicht zu vergleichen
maurischen Gebäuden in Algier, noch weniger mit dem Bey-
Er
palast in Constantine. jetzt
ganz zerstört
hatte einen kleinen Säulenhof, der
Wände waren
seine
ist;
mit blauer Fayen-
za bedeckt, welche die französischen Soldaten vor ihrem Ab-
züge herunterrissen und
nun
die
Mit halber Lebensgefahr
klettert
genden Gemächern hinauf,
Stücken
in
man
jetzt
umherliegen.
nach den ödelie-
wankt der Boden unter den
oft
seit
dem Rückzuge der Fran-
zosen dort als Pascha eingezogen,
und das äussere Gemäuer
Füssen.
ist
der
Der Thurmfalke
ist
schmuzige Thron einer
Menge von
Störchen gewor-
den, die dort ihren Nestbau von Unrath errichtet haben, und
den seltenen Besucher, der
jetzt zu
Der Storch
verwundert anklappern.
ihnen hinaufsteigt, ganz ist
bei den
geheiligter Vogel, der sicher unter ihnen allen Völkern, den
gleiches
Gastrecht
Berberei glauben,
Arabern ein
wohnt und
fast bei
Hindus, den Mahomedanern und Christen geniessen
zu die
Störche
scheint.
seyen
Die
Araber der
ehemalige Marabuts,
welche wegen eines Sündenfalls von Gott in Vögel verwandelt
wurden.
Sie bewohnen in Ungeheuern Schaaren alle
al-
ten
Gebäude
und
wo
sie
ist
die
am
liebsten
die
Moscheendächer,
wie Schildwachen neben dem Halbmonde stehen.
gemeine Art Ciconia
alba.
Von den
riesenhaften
Es
Störchen
406 Ciconia Marabu und Ciconia Argala, welche wohl
im Innern Afrikas vorkommen , habe
viel tiefer
ich nichts zu sehen be-
kommen.
An
die Palastruine stossen zwei
Der
ter Grasgarten.
die auf allen
Hof
Hof
ist
Höfe und ein gemauerunbenutzt
,
und wir
er-
von dort die Thurmfalken herunterzuschiessen,
lustigten uns,
kleinern
grösste
Gemäuern umher ohne Scheu
In dem
sitzen.
Stallungen der Pferde Abd-el-Kader's
sind die
und des Khalifa der Provinz Hadschi-Mustapha-Ben-Thaui.
Von den Pferden
Emirs bekam ich nur
des
zu sehen,
drei
sehr gewöhnliche Thiere, worunter ein silbergrauer Hengst,
auf
dem Abd-el-Kader seinen Einzug
er
in
iu
der
einem
hielt,
als
zerlumpten Bernuss mit einem halben Budschu
Kapuze von den Haschems
wurde.
Das Pferd
tüchtig,
erhält
seine
Ruhe
beschliessen.
zum Emir ausgerufen
lahm und zum Reiten un-
nach wie vor
für
müden Tage
jetzt alt,
ist
aber
zum Dank
täglich
Mascara
in
seine
reichliche
seine frühern Dienste
bei
Gerstensäcken
Ration
und darf
und gutem
jetzt
Gras in
Seine hübschesten Thiere hatte der Emir
mit sich in Medeah, darunter befand sich sein berühmtes ra-
benschwarzes
Saharaross,
Höhe und zehn
Ellen
Generals Bugeaud
Erstaunen
Lande gilt.
setzte.
findet,
welches
Länge macht und
durch sein Feuer
Es
ist
das prächtigste Pferd,
das
man im
zahme Strausse
federarm und traurig aussahen.
Schlossgarten hatte Consul
Daumas
gemiethet.
Er
ohne Blumen, mit hohem Unkraute bedeckt und dient zur
Weide
—
Begleiter des
die
und seine Schönheit in
In demselben Hofe liefen auch einige
Den
Fuss
sechs
wie auch Abd-el-Kader für den besten Reiter
umher, die sehr schmuzig,
ist
von
Sätze
der Pferde des Consulats. „Unter
dem Bey Mohamed"
erzählte uns der maurische Gärtner mit einem recht
wehe-
407 vollen Seufzer
—
„da sah
Da waren
es hier anders aus.
Beete abgetheilt in Pflanzungen von Blumen, Bäumen In jeder Ecke
Gemüsen.
fiel
und
ein Springbrunnen in ein rothes
Ein grosses Badhaus stand in der Mitte und
Marmorbecken.
auf jener Wiese sprangen Gazellen. aus
die
dem Lande
verjagt,
Seit
Alles in
ist
man
Türken
die
Unordnung
verfallen.
Erst verwüsteten die Haschems den Garten, dann wurde nichts
mehr
gepflanzt,
endlich
kamen
gehaust,
wachsen
sind als
,
weil
man
die Gärtner nicht
Franzosen und seitdem die hier
vollends die die
Bäume
abgestorben und nichts will mehr
Der Gärtner
Unkraut."
mehr bezahlte;
schien die Wahrheit zu
sagen.
Die Orangenbäume sind dürre,
die
versiegt
und auf der Gartenmauer sonnen
sich
und Scorpionen
,
die
Niemand zu
Ein Sommerpalast der
Süden beinahe
Stadt im
störte Palast des Emirs.
die Reptilien
vertilgen sich bemüht.
Beys
alten
in
Springbrunnen
steht
ausserhalb der
demselben Zustand wie der zer-
Er wurde 1832 durch
die
mit welchen Sidi-Mahiddin, Abd-el-Kader's Vater,
ken verjagte, geplündert und verwüstet. de
Weg
und der Baumgarten,
hannisbrodbäume, nächster
ist die
Umgebung.
Der
Haschems, die
dorthin führen-
voll Dattelpalmen, Granat-,
ein
Jo-
hübscheste Promenade in Mascaras
Dort
liegt
arme Meurice einge-
der
scharrt, ein kleiner Steinhaufen bezeichnet sein Grab. rice,
Tür-
Colonist von Buffarik,
dschuten gefangen und nach der
Meu-
wurde 1836 von den Hagräulichsten
Misshandlung
zu Abd-el- Kader gebracht, bei welchem es ihm erträglich
ging, so lange der Emir selbst in Mascara verweilte. ter siechte er in
Heimwehes immer mehr lieutenant
Mann zum
Spä-
Folge des Mangels, der Misshaudlung, des dahin.
Als
der gefangene Älarine-
#efrance ihn sah, war der
einst
blühend schöne
Schatten verwelkt und starb, seinem Leidensge-
408 durch
fährten
Vermächtniss
das
eines
der ihn gegen den Nachtfrost schützte,
Die Brochure Defrance's
rettend.
zerlumpten Bernuss,
Leben
vielleicht das
erzählt ausführlich die lei-
densvollen Schicksale des unglücklichen Meurice.
Die gegenwärtige Einwohnerzahl von Mascara übersteigt nicht
Darunter sind 5000 Hadars,
7000 Köpfe.
wohner von maurischem Ursprung,
welche in
zwischen den eigentlichen Mauren und Sie leben wie jene in Häusern von aber viel schmuziger,
sind
Sie tragen
und weiss.
Theil auch nur den ihrer
Kleidung
den Arabern stehen.
träger, weniger schön
Turbane, zum
schlechte
Strick von Kamelshaaren;
mehr arabisch
fast
ist
Sitten
Handel und Handwerk,
elender,
zum Theil
Städtebe-
ihren
als
Ganze
das
Die
maurisch.
Zahl der Mauren von reinem Blut, an der Weisse der Haut, den edleren Zügen
,
der reinlichem
erkennen, beträgt kaum 1000. sie
tragen hier wie in Algier
orientalischem Schnitt,
die
man über Viele
dern. der's
sie her,
ihre
vor
noch einige da, verschwunden.
Bei jeder Katastrophe
Buden und Häuschen zu plün-
die
Türken aber
Seit der
Mascara
Negern;
gewesen
so
wohnen
sind
ganz aus Mascara
keineswegs
verbrannten
,
Emirs Palast
—
die
wie
Ciauzel's
in
Trümmer
Stein- und Lehmhütten aber, die kein Feuer
elend
—
fast aller afrika-
auch Kuruglis
Anwesenheit der Franzosen
Bulletin meldet, sondern nur des
fingen,
sehr
ein
der Einnahme Mascaras niedergemetzelt.
nischer Völker, Kabylen,
die
— 400;
schwarze Kleidung nach
Die übrigen bestehen aus einem Gemengsei
schlugen,
leicht zu
noch 3
wurden von dem aufgelösten Heer Abd-el-Ka-
am Tage
übrigens
es
leben aber viel ärmlicher,
elender gedrückter Menschenschlag. fällt
Kleidung sehr
Juden giebt
seit
und baufällig zurückliessen , wi#
dem December 1835
hat die
sie
zuvor
Bevölkerung
409
um etwa 1000 Köpfe abgenommen
von Mascara
tenteils nach Tekedent,
deten Stadt
kamen auch
südöstlich
gröss-
die
,
der von Abd-el-Kader neu gegrün-
von Mascara,
auswanderten;
einige
um
den Bergen aus Mangel oder Müdigkeit
in
oder wurden von den Kabylen erschlagen.
Mascara, obwohl
der wichtigste Punkt der Provinz,
war doch schon lauge vor
der französischen Expedition
armer
wahre Beduinenstadt,
ein
elender
und unvertilgbar
beweglich
Geld und Waaren kann man von
Duars.
Ort, ,
dort in
eine
wie die
wenigen
Stunden nach den Bergen retten und dann bleibt dem ErobeLässt
rer nichts, als ein Steinhaufen.
Wuth
aus,
und
kaum werthen in ein paar
Monaten könnte man
der Provinz.
marokkanischen Gränze, Titeri entfernt.
Wer
Es
Mascara wieallein in der
weit
gleich
ist
des Pulvers
wenig verloren,
ganz
ist
von der
wie von der Gränze der Provinz
Mascara mit nur 3000
marschfertigen Truppen,
worunter 4
nicht fehlen dürfen, besetzt hält, der
schönsten Weidegefilde der Provinz
Süden und
ist
ein ähnliches
Mascaras Wichtigkeit
Lage
centralen
sprengt er auch alle elenden,
Steinhütten in die Luft, so
der aufbauen.
an diesem seine
er
,
— 500
leichten,
immer
tüchtige Reiter
gebietet über die zwei die
Ebene Egghres im
die ungeheure, so schön bewässerte,
grüne Fläche
im Norden, welche dreimal den Namen wechselt, bald Ebene des Sig,
des
Habrah oder Ebene von Ceirat genannt wird.
Hätte der Marschall besetzt
fen,
Flita
Mascara,
statt
Tlemsan,
und dorthin eine hinreichend starke Garnison gewor-
um
Streifzüge und Ueberfälle in der
ternehmen, beiden
Clauzel 1835
so
wäre
es
Stämme der Haschems an den Ufern des
Garrabas,
dem
Beispiel
Umgegend zu un-
hohe Wahrscheinlichkeit, in
Schelif,
von
dass
die
der Ebene Egghres,
die
Beni-Ammer und
die
die
Bordschia folgend,
von dem
410
Emir
abgefallen wären.
Denn
so fanatisirt diese mächtigen
Stämme auch durch Abd-el-Kader's
feurige Predigten
und
Proklamationen waren, so wüthend sie die Franzosen hassten, so
hätten
doch
sie
nicht
gern
Wohnsitze mit den rauheren tauscht;
würden wohl
sie
ihre
schönen
fruchtbaren
Gegenden von Tekedent
ein paar
Monate lang
ver-
sich tapfer
geschlagen, dann aber von der Ohnmacht ihrer Angriffe wider die in Mascara verschanzten Franzosen überzeugt, gleich
den Duairs und Zmelas Unterhandlungen augeknüpft, de sich unterworfen haben und Abd-el-Kader ein verlassener Flüchtling gleich
am En-
wäre wohl
Achmet Bey
jetzt
er hätte sich
,
entweder wie sein früherer Nebenbuhler Mustapha-Ben-Ismael gleichfalls
den Franzosen angeschlossen oder er
irrte
jetzt
mit einem auf ein paar hundert Abenteurer reducirten Häuf-
mehr wie
lein,
ein
Räuberhauptmann,
wie ein Fürst im
als
Land.
Der Markt von Mascara wird in der Vorstadt
Bab-Ali, drei Tage in der Woche: Freitag,
Sonnabend und Sonntag, gehalten. Arabermarkt,
lebteste
auf einem grossen Platz
Es
ist
bei
weitem der be-
den ich im ganzen Lande gesehen.
Die Zahl der versammelten Beduinen war wenigstens zehnmal so gross,, als die arabischen Verkäufer auf dem täglichen
Markt
bei Algier vor
bedeutend,
dem Thore Bab-a-Zun und dreimal
als die besuchtesten
so
Märkte der Ebene Metidscha.
Es kamen weit mehr Waaren aus dem Innern zum Vorschein, als ich
an andern Punkten bemerkt habe.
dern und Eier von Straussen
zu
Wir
ziemlich
Die Datteln waren klein, missgestaltet und so
gut,
häute,
als
die von
Tunis und Aegypten.
kauften Fe-
billigen Preisen.
bei
weitem nicht
Schöne Thier-
wie von Löwen, Panthern, waren nicht häufig und
ziemlich theuer.
Honig und Wachs wird hieher
ebenfalls
411 wie nach Constantine gebracht,
nicht in so grosser Quantität
dagegen
Gummi
ist
etwas
stärker im Handel.
Schafwolle
und Häute von Heerdenthieren sind die gangbarsten Artikel,
wurden
zur Erndte
nur
Getreide wird
gebracht,
viel
von Pferden
obwohl Abd el-Kader seinen Unterthanen verbo-
uns,
doch ziem-
ten hatte, deren an die Franzosen zu verkaufen, lich
in
Dromedare
schöne Thiere für 150 Budschus angeboten.
giebt es in der Provinz
Oran in weit grösserer Zahl,
als
den übrigen Landestheilen.
Die Scenen des Marktes
von Mascara sind dieselben,
wie auf den Märkten von Buffarik und an der Hamiss, doch ist
bei der grössern
Masse von Afrikanern,
Boden
freier
ist
mit wilden
meistens
Gewänder
bedeckt.
blinde Sänger,
,
Spieler,
wie die halbe Stadt
fast,
sonngebräunt,
Gestalten,
gross und muskulös, gekleidet
das Schauspiel viel
sich geberden,
Ein Raum, so gross
imposanter.
Mascara,
viel
in
schwarzbraune
Gaukler
Tänzer,
im Be-
Volk auf ihrem eigenen
wusstsein, dass sie als unabhängiges
leben,
die hier
,
bärtig,
flatternde
Märchenerzähler,
Wahrsager
Musikanten,
führen neben Verkäufern, Käufern und Müssiggehern die ge-
wöhnliche Komödie der arabischen Märkte auf. ist
Ganz ähnlich
nach den Schilderungen der neuesten Reisenden im Orient
das tägliche Marktschauspiel in Cairo,
nur mit dem Unter-
arme, getretene, misshandelte Race der
schied, dass dort die
Fellahs sich einer kurzen Lustigkeit der Verzweiflung überlässt, gleich
nem
dem Negersklaven auf Cuba, wenn
schweissvollen
Arbeitstag
tänzchen klingen hört.
die
er nach
ei-
Tamburine zum Abend-
Der arme Fellah sieht beim Begaffen
der Gauklerspiele immer auch die Hippopotamuspeitsche seiner
tyrannischen türkischen Herren daneben, während die Bedui-
nen Abd-el-Kader's, ein kriegerisch
stolzer kräftiger
Men-
412 mit erhobenem Haupte
schenschlag,
lingen oder Marabuts vertraut wie schütteln.
damit sind
gend
schuldige,
um
seine
Ge-
sie alle
ihres Gleichen
Nur
die
alle
Araber einverstanden.
Hand
die
Diebe entgehen der Bastonnade nicht und
Kaid oder Kadi
ein
seyen
als
,
durch das Getümmel stolziren und ihren Häupt-
bieter hier,
Wollte sich aber
ir-
Misshandlungen gegen Un-
brutale
wie in Aegypten erlauben,
Macht geschehen seyn.
würde
so
Abd-el- Kader
es,
schnell
wird
selbst
sich nur so lange halten, als er ein reiner Araberfürst bleibt,
Gerechtigkeit übt und die Sympathie hat.
fürchterliche Spottbenennung.
Race
im
Ismael's
fetten
gefolterte Sklavenheerde
Stämme
seiner
Das „arabische Reich" Mehemet
Dort steckt
die
für sich
wie eine
Ali's klingt
unglückliche
Nilschlamm, nackt und hungrig, eine ,
während
die feisten türkischen
bieter sich inzwischen recht behaglich von
mästen, und diesen Zustand heisst der arabischen Nationalität
!
man
Ge-
dem Fellahschweisse dort ein Auferstehen
Wahrhaftig, mit demselben Recht
könnte man Cuba, Martinique, Texas
u.
w. blühende Ne-
s.
gerreiche nennen und dem geprügelten schwarzen Zuckerplantagenarbeiter von
dem Ruhme vorschwatzen,
ägyptischen Plagen,
blühendsten
Die osmannischen
Colonien der Erde gegründet zu haben.
Egel, diese
die
welche
dort
den
in
den
Pulverrauch gehetzten Arabern eine schändliche Prasserherrschaft verdanken, sind aus der Berberei so gut als jagt.
In
Marokko haben
polis sind sie an der
sie nie festen
Küste blokirt,
mit den Eingebornen vermengt, sind sie fast
dieser
gefasst, in Tri-
Tunis haben
in
sie sich
aus der Regentschaft Algier
verschwunden und Abd-el-Kader hat nur Araber
zu Officieren und Beamten. blick
Fuss
ganz ver-
stolzen
Hochmuth und
Araber
Am in
Ende
ist
Mascara,
das vollste Bewusstseyn
mir doch der Anaus
der
deren
Freiheit
Auge blitzt,
413 Barbarei und Gräuel noch lieber,
trotz ihrer
dem
zitternden, auf
fruchtbarsten
als das verächt-
osmannischen
liche Bild des demüthigen, vor der
Boden
Peitsche
und elend krie-
siech
chenden Fellahvolks am Nilufer.
Meine
erste
Unterredung mit dem Consul Daumas über-
zeugte mich von der Unmöglichkeit, meinen Plan einer Reise
nach dem Kobla und der Sahara auszuführen, wenn ich nicht die
Einwilligung
hiezu
vom Emir
erlangen
selbst
Der Khalifa Hadschi-Mustapha und
der
könnte.
Hakhem Hadschi-
Bukhari waren argwöhnische Männer, fürchteten Abd-el-Ka-
und schienen auch
der's Missbilligung
ten des Emirs, sein
din bewohnt, und
Kaschruh
Oheim, der
sein
Bruder,
eine Einsiedelei
sich
viel
Emir
die Europäer gestimmt, als der
ungünstiger gegen
Die Verwand-
selbst.
Ghetna von Sidi-Mahid-
die
der
auf
dem Kirchhof von weigerten
erbaut hat,
sich,
durch ihren Einfluss meine Bitte zu unterstützen, unter dem
Vorwand,
sie
dürften
sam lebende Marabuts
bei
ihrem heiligen Charakter
sich in solche
als
heiten nicht mischen und verwiesen mich an die hohen ten der Provinz.
Nachdem
berathschlagt hatte,
ich mit
ein-
Verwaltungsangelegen-
dem Consul lange
ob es wohl gut sey,
Beam-
reiflich
dem Hakhem von
Mascara meinen vom Marschall Valee unterzeichneten Empfehlungsbrief vorzulegen, der den
vermehren konnte,
Argwohn
entschloss ich mich
da der Brief über den
des Häuptlings leicht
am Ende
doch hiezu,
Zweck meiner Reise bestimmte Auf-
schlüsse gab und der Reisende mit
solchen directen Empfeh-
lungen wenigstens mehr Ansehen geniesst und mehr Ansprüche auf höflichen
Brief
Empfang machen
aufmerksam
Khodscha
und
liess
darf.
solchen
Der Hakhem auch
lesen; ein paar Augenblicke blieb
seinen
las
den
ersten
er nachdenkend
und fragte mich dann nach meinen Wünschen.
Ich
bat ihn
414
um
Escorte nach Tlemsan,
eine
dem Bedeuten,
höflich ab mit
des
Sultans
er
schlug mir aber diese
dass er ohne die Einwilligung
solche nicht geben könne.
dass ich noch
Ich sagte ihm nun,
einen Brief für Abd-el-Kader selbst hätte und
nach Medeah zu reisen wünschte, und
Schreiben einzuhändigen
um
eine Escorte in das Innere ihn
um
dort
dem Emir
das
Ferman, sowie um
einen
zu bitten.
Hadschi-Bukhari
Sultan habe Befehl gegeben, keinen RumMedeah reisen zu lassen, wenn er nicht eine offimi nach antwortete, der
politische
cielle
durch Gebirge,
Botschaft habe,
überdies
führe
wo Kabylen wohnten, gegen
der
Weg
die eine kleine
Escorte mich nicht schützen könne; er rieth mir, in Mascara zu bleiben, bis Abd-el-Kader selbst käme.
von Mascara wollte viel
ich
wünschte.
er
Es
In die
mir Escorten geben, blieb
so
Umgegend oft
mir keine andere Wahl, denn
Man
der Bescheid des Khalifas lautete ungefähr ebenso. selbst in
und so
hat
Algier keinen Begriff von der Schwierigkeit, den
Argwohn
der Abd-el-Kader'schen
welche
jedem Ankömmling einen verkappten französischen
in
Häuptlinge zu
besiegen,
Ingenieur vermuthen, der Karten und Zeichnungen von dem Landestheil, den die Franzosen noch nicht gesehen, aufneh-
men
wolle.
Ueberhaupt trauen
sie
immer dem europäischen
Reisenden irgend einen geheimen, gefährlichen Plan
zu,
denn
von dem , was die meisten europäischen Entdeckuugsreisenden zu ihren mühseligen und gefahrvollen Unternehmungen treibt,
von dem uns so lebendig
eingefleischten
Trieb,
Länder zu
erspähen, die noch kein anderer Reisender erforscht und beschrieben;
Weise
in
von jener mächtigen Sehnsucht,
die oft seltsamer
ganz ungebildeten Seelen sich regt, zu dem Unge-
heuern Gebäude des menschlichen Wissens einige neue Steine hinzuzufügen, von jener
tiefglühenden
Reiselust,
die einem
415 Hornemann,
Burkhardt,
Mungo
Park, wenn
sie
heimge-
kehrt waren von langer leidenvoller Irrfahrt, kein
Ruhen und
Gemächlichkeit des
civilisirten
Rasten mehr gönnte in
Lebens ,
der
sondern sie immer wieder hinaustrieb in die Wild-
und am Ende
nisse unter Barbaren, sie zu neuen Abenteuern
zum Tod
führte
—
sucht der Europäer
von einer solchen wunderlichen Wanderhat
der Araber
keine Vorstellung und
wird auch nimmermehr an ein ihm so unbegreifliches Gefühl glauben wollen. Capitän
Daumas und Dr. Varmier
flüge über zwei Stunden
Vergebens hatte
nen.
südlich
letzterer
niss zu erhalten gesucht, die
Eingebornen Sidi
-
hochberühmten
Ben - Hanefiah
von
Mascara machen kön-
von dem
wegen
niemals Aus-
hatten
Hakhem
die Erlaub-
ihrer Heilkraft unter den
von
Thermalquellen
Hammam-
Immer wusste Hadschi-
zu besuchen.
Bukhari eine neue Ausrede zu finden, erbot sich aber willig,
lich
wenn
ihm Wasser von dort holen zu lassen,
Eben
sen zur Heilung seiner Kranken bedürfe.
waren seine
Schritte bei
dem
Khalifa.
so
bereit-
er des-
vergeb-
Geschenke, Ver-
sprechungen, List, kein Mittel vermochte den starrköpfigen
Argwohn
dieser Häuptlinge zu brechen.
ein Hauptmotiv ihres
Widerstrebens
wohn oder Abneigung gegen
Vielleicht auch
war
weniger eigener Arg-
uns Christen,
als
vielmehr die
Furcht, die Stämme im Innern möchten über unser Erschei-
nen unzufrieden werden und sie
die Franzosen das
rabutgräber durch die sen.
Es
ist
Land
ihnen Vorwürfe machen, dass ausspioniren,
dass sie die
Nähe der Ungläubigen
eine der schwachen Seiten der
Ma-
beflecken Hes-
auf die religiöse
Exaltation des Volks basirten Herrschaft Abd-el-Kader's, dass
ihm jede unnöthige Gefälligkeit gegen Christen übel gedeutet wird und dass die fanatische Stimme eines einzigen Marabut,
416 der
dem Emir einen solchen
fährlich
werden kann.
Hindernissen ,
Dort glaubte man
1
.
Niemand von solchen
In Algier hatte
meine schönen Pläne zu nichte machten,
die all
eine Vorstellung
Schritt vorwirft, letzterem ge-
,
ich
würde ganz unge-
Land zwischen dem Süd-
hindert bis in das noch unbekannte
abhang des Atlasgebirges der Regentschaft Algier und der Sahara vordringen können und man freute die Resultate eines
so
sich gar sehr auf
Zuges.
interessanten
Mascara Briefe von Herrn Guvon, dem
Armee, welcher mich beglückwünschte,
Ich
erhielt
in
ersten Stabsarzt der
nun wohl
auf der
Reise nach der grossen Wüste zu seyn und mich aufmunterte, so tief als
des
machten uns diese optimistischen
Consuls
Am
möglich in dieselbe einzudringen.
Tische
Täuschungen
Beamten Algiers von der Reiseleichtigkeit
der obersten
in
den Provinzen Abd-el-Kader's herzlich lachen.
Es
blieb
Ankunft des Emirs sein Volk,
—
mir nur noch eine Hoffnung
Abd-el-Kader
selbst.
wie über seine Häuptlinge,
ist
die auf die
so erhaben über
dass
ich
noch kei-
neswegs an der Möglichkeit verzweifelte, seine Einwilligung und seinen Schutz für mein Unternehmen zu gewinnen. der
Emir doch Herrn
birge bereisen zu
wollen vorgab,
aber die bald darauf
Hatte
der als Mineralog das Ge-
Pellissier,
seinen
Schutz
angeboten,
ausgebrochenen Feindseligkeiten verhin-
derten dessen Unternehmen.
brugger bei Abd-el-Kader,
um
Später meldete sich Herr Berdie
suchen, dann der Dr. Bodichon,
Ruinen
um
in
Kobla zu
unter-
heilkräftige Pflanzen zu
suchen, beiden versprach er sehr gnädig alle Erleichterungen. Allein es
war
bis jetzt
ben und jene Herren
immer nur beim Versprechen
Reise in die innersten Atlasgegenden zu rüsten. hätte es sich
geblie-
zauderten selbst sich mit Ernst zu einer
nun erproben müssen,
in
Bei mir
wie weit man auf die
417 Versprechungen Abd-el-Kader's nichts
hätte
Lastthiere die
an
hätte
übrigen Bedürfnisse hätte ich von Oran
ziehen
können.
denn mich
dürfe,
Abreise
gehindert.
Mascara zu miethen gefunden und
in
ich
rechnen
augenblicklichen
einer
aus
schnell be-
Ich hatte lange die Art überdacht, wie
dem Emir am klügsten
man
Gesuch vorlegen könne,
ein solches
wie sich am besten seine Gunst gewinnen Hesse, wie man
am
lockendsten durch irgend ein vorgespiegeltes Project, das
seine eigene Neugierde oder Habsucht reizte,
ihn
selbst für
Abd-el-Kader wür-
eine Reise ins Innere interessiren könne.
de sich vielleicht eher als seine Häuptlinge über das
Geschrei einiger missvergnügter
Fanatiker des Südens hin
weggesetzt und mir zuverlässige Führer
ben haben, Hatte
er
Marabuts trotzen
an die Seite gege-
was keiner seiner Untergebenen
doch mehr
als
dumme
einmal
schon
sich
getraute.
den intolerantesten
und den kriegerischesten Kaids und Scheikhs zu
gewagt und ungeachtet ihrer
Opposition
nicht nur
mit den Franzosen Friede gemacht, sondern auch eine ziemlich energische Polizei eingeführt
und jedem Stamm gedroht,
ihm Weiber und Heerden wegzunehmen, wenn er
Haar zu krümmen. die
Mit grosser Sehnsucht erwartete
Ankunft des jungen Fürsten,
Mascara erwartet wurde. rüstete
Maadi.
sich
damals
Er kam
ich
ein
nun
Abd-el-Kader
aber nicht.
zum Zuge gegen Ain-
mit aller Macht
Er
wagen
welcher Mitte Aprils in
Seine Avantgarde stand zu Tekedent,
corps zu Medeah.
es
reisenden Europäer
würde, einem unter seinem Schutze
hatte von allen
Seiten
sein Haupt-
grossen Zulauf
von beutegierigen Abenteurern, die freiwillig bei ihm Dienste
nahmen, und brauchte daher
nicht
die
Werbungen
westlichen Theil seines Reiches zu betreiben.
in
Im Juni brach
gegen Ain-Maadi auf, ohne Mascara zu berühren. Moritz Wagner's Algier. I. 27
er
dem
So
418 war auch
diese
Ausführimg meines
Möglichkeit der
letzte
Planes vernichtet worden.
Inzwischen benutzte ich meinen Aufenthalt,
um
möglich,
Die Begleiter der Clauzel'schen Expedition hatten
streifen.
Es war damals Nebel- und Regen-
gar nichts davon gesehen. wetter, die
nach drei
Armee ging
Mascara hinaus und
nicht über
trat
Ruhetagen ihren Rückmarsch an, ohne die so nahe
Ebene Egghres jetzt
so viel wie
sehenswerthe Punkte der Gegend zu durch-
alle
Alle Ausflüge
zu haben.
betreten
,
die ich
mit dem Consul, seinem Arzt und meinen beiden andern führten uns nach
Reisegefährten unternahm,
Reisender
neuerer
kein
betreten
Punkten,
die
und von denen auch
hat
Shaw, Peyssonel, Bruce keine Erwähnung machen.
Am
31.
März 1838 bestiegen wir den Schruab-el-Rähah,
dessen
Kette, fast
welchen küsst,
der
Nordwestwind
während
die
Ebene
derselbe nicht
sonnenreiner Tag.
Wenige
Gipfels,
des
Wintermonaten
den
Wind, durch
die
scharf
Bergwand abgehal-
Es war
ein recht
ritten
ohne Führer, aber gut bewaff-
über
der
Vorstadt Bab
schwebte ein mächtiger Raubvogel sern Köpfen
des Windes", hat
Lippenform
heimsuchen kann.
Wir
Schritte
der in
ein
der Aetna und Rigi über-
als
Namen von
dritten
Punkt der Gegend,
höchste
Der Schruab-el-Rähah, „die Lippe barocken
seinen
net.
der
Gipfel,
eben so weites Panorama
schaut.
ten,
Mascara gelegenen Berg der
von
einen nordöstlich
Es war
Ali hinaus
gar nicht hoch über un-
recht langsam feierlichen
ihn mit der Kugel herab.
-
Fluges.
Ich schoss
ein alter Falco Bonelli,
den ich mit grosser Freude in die Jagdtasche steckte.
Die
umstehenden Araber kamen herbeigelaufen und äusserten ihre
Bewunderung über meine
Percussionsflinte, von der sie zuvor
nicht glauben wollten, dass sie wenigstens
eben so gut und
419 schiesse,
sicher
langen
ihre
als
mit
Flinten
riesenhaften
Die naturhistorische Beute war auf diesem Aus-
Schlössern.
Am
fluge überhaupt sehr reich.
Fuss des Schruab-el-Rähah
wuchsen eine Menge von schönen und zum Theil mit
Pflanzen,
Wir
füllte.
denen
Herr Varmier seine
Auf
fanden fünf Orchisarten.
erbeutete ich eine schöne neue
Botanisirbüchse
halber Bergeshöhe
Schneckenart,
die
bedeu-
in
Menge an den Büschen hing und wohl nur
tender
seltnen
den
auf
Höhen vorkommen mag, denn weder Herr Varmier noch haben
sie je
Im
an andern Punkten wieder gefunden.
ich
Stau-
be des Fussweges kroch Sepidium aliferum, ein bizarr geKäfer.
stalteter
die
fing
seltne
Auf dem mann
Schmetterlinge zogen in bunter
Menge;
ich
Hipparchia Ines und die Anthocharis Douei.
äussersten Gipfel traf ich unsern ritterlichen Lands-
Papilio Machaon, der auf hohen
Blumen
sich stolz
und
freudig wiegte.
Der Schruab-el-Rähah tiefen
ist bis
tation von Graspflanzen,
men von
höchstens
Blumen, Büschen und kleinen Bäu-
15 Fuss Höhe bedeckt.
von Klüften durchfurcht, Stellen,
wo
die
die aber
chen Klüften eine Tiefe von 30 Stellen
Der Berg
ist
nur an äusserst wenigen
Regenbäche das Erdreich weggeschwemmt Die Erdschicht hat in man-
haben, nacktes Gestein zeigen.
Fuss
zu seinem Gipfel mit einer
und ergiebigen Dammerdschicht und mit reicher Vege-
herausragende Gestein
— 40 ist
Fuss.
Das an einigen
Urkalk und Gneiss.
traf ich zerstreut liegende fossile
Am
Mollusken in geringer
Zahl, von denen ich auf halber Bergeshöhe keine Spur mehr sah.
Wir
konnten nicht
bis auf
den Gipfel reiten,
sondern
Hessen die Pferde auf einem Wiesenabhang in halber Höhe unter der
Bewachung
den Gipfel
um 12
1 /.,
eines
Uhr.
Dolmetschers.
Wir
erreichten
Die Höhe des Schruab-el-Rähah
27*
420 Die weiteste
1460 Metres über dem Mittelmeer.
beträgt
Aussicht
ist
gegen Norden, wo man
Chaos
zuerst ein wildes
von bewaldeten Bergen und einigen Felsen ,
tiefe
zum Theil
dann
auch wieder
recht heiter grün,
mit Duars,
Heerden und
weissen Marabuttempeln angefüllt,
überschaut.
Bei diesem
von
Steinwänden Thäler,
breite
Schluchten,
gebildete
wild verschlungenen Gebirge
die drei Ketten,
es schwer,
ist
deren Richtung von Osten nach Westen geht und die unter sich durch viele Ausläufer von
Die
sind, herauszufinden.
beträgt,
Norden nach Süden verbunden
stärkste Breite dieser drei Ketten
Augen messen konnten,
so weit wir solche mit den
nicht über sechs Lieues, wir übersahen dieselbe in einer
An
von ungefähr dreissig Lieues. sich
Ausläufer
der nördlichsten Ketten wie bei Algier nach
dem Meere hinzudrängen und
also
des Sig
Wir
ausfüllt.
ganzen
Ebene
Halbkreis von
Landstrich von den
grössten Flusses
des
Schelif,
den
grossen
grösstentheils die
übersahen, in einem
Bergzügen eingeschlossen, Ufern des
gleichfalls einen
Raum
zu bilden, deren innern
Bogen
Länge
den Extremitäten scheinen
der
Regentschaft
an die Dolomitfelsen von Mers-el-Kebir
Algier im Osten,
bis
die Küstenpunkte
Oran, Arzew, Massagran und Mostaganem
traten deutlich hervor.
sich
das
Auge
in
Im
äussersten Nordhintergrund verlor
der bläulich
ganz so weit und abwechselnd
Nicht
Süden.
Hier sahen wir
welcher die
dritte
zunächst
Atlaskette
Mittelmeerfläche.
neblichten
die
ist
das
Panorama im
Ebene Egghres,
recht sanft versinkt.
in
Wellen-
förmige grüne Anhöhen ziehen sich an ihrem Nordrande hin
und bilden kleine Wiesenthäler mit den besten Weiden. einem dieser Thälchen
liegt die
wo
stets
Mahiddin seine Residenz
hat.
Abd-el-Kader's Geburtsort, milie
Ghetna von
In
Sidi-Mahiddin,
das Oberhaupt der FaJetzt
wohnt Abd-el-
421 Kader's Oheim, der einzige noch lebende Bruder
Mahiddin,
des alten
Ghetna nennt man die Einsiedeleien jener
dort.
Marabuts, welche junge Leute erziehen,
sie
Es
richten und sie zu Marabuts bilden.
im Koran unter-
sind dies also ara-
Knaben von vornehmen Familien
bische Seminare, und nur
oder von besonders ausgezeichneten Anlagen finden Aufnahme
welche
in solchen Ghetnas,
verlassen und dann in
sie
ihrem Stamm
und Auszeichnung gemessen. schon
später
Heilige wieder
als
grösste Verehrung
die
Die Ghetna von Sidi-Mahiddin,
langer Zeit die berühmteste geistliche Erziehungs-
seit
anstalt dieser Art in der Provinz Oran, besteht aus vier ein-
stöckigen weissen Häuschen.
Das
eine
die
ist
Wohnung
des
gegenwärtigen Oberhaupts der Ghetna, der dort seine Bibliothek und sein Audienzzimmer hat; nebenan stösst ein Häus-
chen,
wo
mehr
nie
als
Gemache
welches durch den Garten von der getrennt
Das
ist.
vierte
oder kleine Moschee,
wo
die weissen
Gebäude endlich
Es
eine Palme.
giesst in der
eine Kapelle
und die andächtigen eine
ist
mit
Vor dem Eingang
recht lieb-
dem Marabut-
der Kapelle steht
Im Gärtchen werden Gemüse, Melonen, Blumen
und der heilige Mann
und
ist
des Marabuts
Häuschen tragen einen grünen Mantel von
aufgewundenen Reben.
jätet
Unkraut
aus.
arbeitet
hier selbst mit, be-
Seine kleine
He erde w eidet r
Nähe an einem Bachufer, wo das ganze Jahr grünes
Futter wächst.
um
Wohnung
Einsamkeit, dieses grüne Thälehen
gepflanzt
deren
Gebäude,
bestehendes
die Zöglinge
Gäste sich zum Gebet versammeln. liche sitz,
Die Zöglinge,
zwölf aufgenommen werden, bewohnen ein läng-
einem einzigen
aus
liches
Frauen wohnen.
seine drei
Täglich
dort zu beten, den
kommen
Gäste nach der
Ghetna,
Marabut um Rath zu fragen und mit
seinem Segen wieder heimzukehren.
Diese Wallfahrer koin-
422
men
Der Eine
Händen.
nie mit leeren
ein
Dritter auch baares
Im
Geld.
Sidi-Mahiddin vor seiner Hüttenthüre,
sitzt
kömmlinge
nimmt
liebreich,
heiligen
der Andere einen Sack
Einsiedler ein Stück seiner Heerde,
Getreide,
dem
bringt
bleichen Bart
grüsst
die
An-
Geschenke in Empfang und
die
den Gast dafür mit Kuskusu und Quellwasser bewirthen.
lässt
Beinahe täglich kommt ein Dutzend solcher Pilger, den Marabut sich im recht sanft
bar im Streit und
Der Eine
Herzen.
bittet
die
um
und ein paar Stunden
und gemüthlich mit ihm verplaudern.
etwas auf dem
hat
Kreise setzen
den Marabut,
lebt mit
Fast jeder
dem Nach-
den Friedenstifter zu
machen, der Andere hat keine gesegnete Ehe und wünscht ein
Fürwort des frommen Mannes, dass ein
schenke,
Krankheit
hat
Dritter
eine
oder ein leidendes
krankes Lieblingspferd
Gebet.
oder
Familienglied
oder es
für all dies sucht er Hülfe bei
Allah ihm Kinder
wirkliche
quälen
eingebildete
oder auch
Gewissensbisse,
ihn
dem Marabut durch Rath und
Oft auch werden politische
Dinge dort verhandelt,
Neuigkeiten ausgetauscht, diplomatischer Rath gehalten. der, der Nachrichten aus Oran bringt, eingetroffen ist, jeder,
Zeitungsbären
einen
Mekka
dem
ein
ein
aufgebunden,
zurückkehrende Hadschi,
wenn
boshafter
Dampfboot
Dragoman irgend
endlich
welcher
ein
Je-
auch jeder aus Neuigkeiten
aus
dem Orient über Mehemed-Ali und den Sultan-el-Mumenin
bringt,
Gast.
Die
ist
in der
Ghetna ein gar sehr willkommener
einflussreichsten
der Gegend lassen selten den bei Sidi-Mahiddin sitz
tige
Kaids, Scheikhs und Marabuts
Mond
gewesen zu seyn.
zweimal wechseln,
gebietet oft über das Schicksal des Landes.
Männer, häufig
in
Lumpen
ohne
Dieser kleine MarabutEinige bär-
gekleidet und Quellwasser
trinkend, aber von mächtigem Einfluss über das durch gemein-
423
sam feurigen Glauben dort über die
eng' verbrüderte Hirtenvolk, entscheiden
Dort wurde im Jahre 1832
Krieg und Frieden.
Ermordung der Türken von Mascara beschlossen, der verstorbene Mahiddin
predigte
gen Krieg gegen
Kader, nach Mehemed-Ali Sohn, dort geboren und
Dschad
den
Franzosen;
die
endlich
ist
oder
dort heili-
auch Abd-el-
unstreitig Afrikas merkwürdigster
in dieser Einsamkeit,
wo
Alles
zum
Nachdenken und zur Ruhe der Seele stimmt, zum grossen
Mann
So
gereift.
Mascara kommt,
Abd-el-Kader in die Umgegend von
oft
er
lässt
selten
Tag
einen
seinen Ahnensitz zu besuchen und mit
dem
vergehen, ohne
alten
Oheim Be-
rathungen zu pflegen.
Im Süden
der Ebene Egghres
man vom Schruab-
sieht
el-Rähah aus noch eine vierte Gebirgskette, deren Lauf viel deutlicher scheint, die aber niedriger lich
unterscheidet
fünfte
man am die
Atlaskette,
Mauer
wie eine
als die dritte;
ist,
end-
Südhorizont noch eine
fernsten
keine hervorragenden Kegel hat und
fortläuft.
Alle
Beduinen der Sahara, die
wir in Mascara gesprochen, sagten übereinstimmend, es sey dies die vorletzte Gebirgskette nach
erhebe sich vier
cara ohne schneebedeckte Gipfel, terrain
allmälig
setzungen
Süden hin; eine sechste
Tagmärsche (48 Stunden)
in
den
Kobla,
südlich von
Mas-
dann versinke das Berg-
wo
in
schwachen Fort-
nur unzusammenhängende Hügel noch vorkommen.
Die Breite des anbaufähigen Bodens, Telia genannt, der Provinz etwa 90 Stunden betragen,
mag
in
dann kommt reiner
Sandboden nur von Oasen unterbrochen.
Am
Fusse der vierten Bergreihe, an der Südgränze der
Ebene Egghres, lamilie. lich
liegt
Kaschruh, der Friedhof der Mahiddin-
Die Lage der Ghetna
ist
hübsch heiter,
aber ziem-
gewöhnlich, auf der grünen Wiese sehen ihre weissen
424 Häuser wie Schweizermaierhöfe oder eher wie lombardische Winzerhäuschen hiddin
sich
Zu
aus.
weit
eine
ihrer
Ma-
Ruheresidenz haben die
Gegend,
herrlichere
als
zu
ihrem
Aufenthalt, ja vielleicht den schönsten Fleck der Provinz ge-
Kaschruh
wählt.
beiden
ren in
liegt in einer Schlucht
wilden scharfgezackten Formen,
ropsfächern
bewachsen
Atlas,
theiiweise
In der
aufragen.
,
hochstämmiges Laubwerk
man
des
auf de-
Granitwände von ziemlich grosser
Seiten
Chamae-
mit
wächst
Tiefe
zusammengedrängt, dass
dicht
so
Höhe
auf den Zweigen wie auf einem Bett sich schaukeln und
von den Felsen sich darauf hinunterstürzen könnte, ohne einen harten Fall zu fürchten. das schattenreichste
Man
sieht
Holzgewächs
dort Johannisbrodbäume,
Gegend,
dieser
Palmen,
Granat-, Mastix-, wilde Oelbäume, Eichen, wild verworren
und durch Winden und bald
Meerwogen ähnelnd,
bald in der Gestalt eines Thron-
bald wie Schiffe
himmels, alles
Schlingpflanzen zusammengebunden,
Masten,
mit Segeln,
Wimpeln,
von Aesten und Blättern geformt und mit Grün in allen
Nuancen bemalt.
Dieser Blätterhorizont, der unter dem blauen
Wind
unbeweglich ruht, weil der
in die
enge geschlossene
Schlucht nicht dringen kann, verdeckt die weissen Grabtempel, welche hie und da durch Astlücken hervorsehen.
Tempel
solche kleine weisse
schieden
durch
Mahiddin,
Mauer
Wände
von
Abd-el-Kader's
Sieben
sind in einer Reihe gebaut, ge-
Cactus;
Vater,
das
mit
ist
Grab des einer
letzten
doppelten
eingeschlossen, neben welcher Mustapha-Ulid-Mahiddin,
Abd-el-Kader's älterer Bruder, sich eine Einsiedlerhütte aus
Baumzweigen gebaut
hat und in der Nachbarschaft des Stau-
bes
seiner Väter allein und kinderlos
ben
lebt.
Dieser junge
Stammes der
Flita
am
Mann war Schelif und
ein träumerisches
einst
Le-
Kaid des mächtigen
nahm an einem Aufstand
425 Später zog er sich ganz von
wider seinen Bruder Theil. den Geschäften und der
zurück, wählte Kasch-
Gesellschaft
ruh zum Wohnsitz und lebt nun einsam, in dem Anblick der
im Lauschen des Bergbächegeplätschers und
der
Waldvögellieder versunken, recht schwermüthig in den
Tag
Gestirne,
Ob
hinein.
Neigung und
das
Leben
seltsame
freier
Wahl
dieses
entsprungen
oder
um
dienspiel und eine Selbstmarter ist,
jungen Mannes aus nur
ein
Komö-
damit auf die Phan-
Araber zu wirken, und einen geheimen, ehrgeizigen
tasie der
Zweck
zu erreichen,
ligiöse
Schwärmerei und träumerisches Hinbrüten scheint üb-
wäre schwer genau auszumitteln.
Re-
rigens eine Eigenschaft dieser seltsamen Familie, und nur bei
Abd-el-Kader wird
von politischer Schlauheit,
sie
Eroberungsgelüste
schem Sinn,
und
kriegeri-
unbegränztem
Ehrgeiz
aufgewogen.
Noch Mascara
erwähnenswerther
ein ist
das
der
Umgegend von
Dorf der Bordschia, wo man einige Rui-
nen ohne Inschriftsspuren
Die Bordschia
sieht.
1835 einen mächtigen Stamm, rabas.
Ort
fast
so mächtig
bildeten bis
wie
die Gar-
Nach der Einnahme von Mascara durch den Marschall
Clauzel waren
sie die ersten,
welche den Emir
Hessen und mit den Franzosen
Abd-el-Kader,
von
als
tracht
dem Stamm
in
Duairs und Zmelas
und dort
der Tafna unterstützt,
zuvor in Mascara wieder einzog,
mächtiger
bis
brach Zwie-
Die Einen wollten gleich den
aus.
sich ansiedeln,
Stiche
Als später
unterhandelten.
Kabylen
den
im
unter die die
Mauern von Oran folgen
Mehrzahl wollte mit dem Emir
wieder in Unterhandlung treten,
um
ihre schönen Weideplätze
in der Ceiratebene nicht verlassen zu
müssen.
Während
sie
Abd-el-Kader
mit seinem
wiedergesammelten Heer den Stamm umzingelt.
Der Kaid
so unschlüssig überlegten,
hatte
426 Kaddur-ben-Marephi jetzt in
nach Mostaganem und lebt
flüchtete sich
dem Dorfe Massagran von
einer kleinen Pension, die
der Marschall Clauzel ihm bewilligte.
Abd-el-Kader wollte,
nachdem das Oberhaupt des abtrünnigen Stammes che entgangen war, gegen die scher Weise
verfahren.
des Brahain
Schiauchs,
Stamm
für
im Lande.
immer
Es
keinen
er
Ra-
Bordschia nicht nach türki-
floss
kein Blut durch die Hände
Abd-el-Kader beschloss,
aber
Er
unschädlich zu machen.
den
zerstreute ihn
Einige Familien mussten sich unter den Haschems,
andere unter den Flita ansiedeln, schickte
seiner
nach
Stamm
etwa den vierten
Tekedent und Tlemsan.
der Bordschia mehr,
Glieder desselben
trifft
die Anhänglichkeit des
man durch
Es
nur
die
Theii
giebt heute
zersprengten
die
Wer
ganze Provinz.
Arabers an seinen Stamm kennt, wel-
chen er liebt als seine grosse Familie, dessen Traditionen er so gut kennt, auf dessen
Macht und Thaten
er so
stolz ist,
dessen Glanz er immer mit den Waffen zu verfechten bereit steht,
wer
weiss, wie nur Verzweiflung
und Verbrechen den
Araber verleiten können, seinen Stamm ganz zu verlassen,
und bei einem fremden Aufnahme zu aber doch die
Reue und das Heimweh
begreifen, dass diese Bordschia bittern,
erbetteln,
nachfolgt
Stämme
,
bei
,
der
mag
unvertilgbaren Groll
gegen Abd-el-Kader im Herzen tragen, so sehr sen gegen die andern
wohin ihm
denen
sie
sie als
Fremde
ben, zu verbergen wissen und verbergen müssen. zurückhaltend sind sie mit diesen Gesinnungen,
auch diele-
Weniger
wenn
sie mit
einem Franzosen sprechen, und der Consul Daumas hatte häufige Gelegenheit zu erfahren,
welch gefährliche, wenn
für den Augenblick noch kraftlose Elemente des Verraths
Abfalls für den
Als
Stamm
Emir durch
diese
Bordschia verbreitet
sind die Bordschia nicht
mehr drohend
für
auch
und sind.
ihn,
427 denn ihre Waffenmacht
durch die Zerstreuung- gehrochen,
ist
unterhalten ein stummes Miss-
aher diese isolirten Bordschia
vergnügen, und
wo immer
Häuptling gegen
ein meuterischer
den Emir seine Fahne aufpflanzen würde, könnte er auf die
Stam-
Unterstützung der nächsten Glieder dieses zerrissenen
mes gewiss mit Sicherheit kleine
eine
Stunde
zählen.
Das Dorf der Bordschia,
von Mascara, hat keine Zelte,
westlich
Lehm und
sondern besteht aus Hütten von Baumzweigen,
Wohnsitz von etwa dreissig Familien.
Stein, und ist der feste
Die Bordschia schienen mir
weniger barbarisch,
ein bischen
Stämme der Provinz, und obwohl
als die
übrigen
als die
Garrabas an Geld und Heerden, hatten
kleine Habseligkeiten und auch
Das Dorf
jene.
Emir
jetzt mit
liegt auf
viel
ärmer,
doch mehr
sie
mehr angebaute Felder,
dem Gebiet der Haschems,
die
Fanatismus anhängen und die Bordschia
als
dem arg-
wöhnisch bewachen.
Nachdem wir
merkwürdigen Punkte der Umgebung
alle
von Mascara besehen hatten, wünschte ich sehr, einen etwas weitern Ausflug ins Gebirge zu westlich liegen die im
Meskhutin len
Lande hochberühmten Thermalquellen
Hammam - Sidi - Hanefiah
von
Fünf Lieues süd-
machen.
als ein verfluchter
Reisenden, Kranken und
,
welche
nicht
vinz.
Grabes
Capitän
vergeblich
um
eines
Hammam-
Ort gemieden, sondern von vie-
Wallfahrern
sowohl wegen der heilkräftigen Bäder, liegenden
wie
als
besucht
werden,
wegen
des dort
der berühmtesten Heiligen der Pro-
Daumas und Dr. Varmier
hatten
schon öfters
einen Führer dorthin gebeten und wollten nun,
meine Anwesenheit benutzend, denselben Versuch recht drin-
gend wiederholen. ich
zuerst
allein
Sie hielten es indessen für besser, die
Einwilligung des
Hakhem
zu
wenn
erhalten
suchte, da er es ihnen schon ein paarmal abgeschlagen hatte.
428 Versuch wieder vergeblich seyn, so wollten
Sollte der erste
wir denselben alle fünf zusammen in
einer feierlichen Visite
wiederholen.
am
Ich ging-
April mit
3.
dem Dragoman Ben-Amram
Der Gouverneur von Mascara
zu Hadschi-Bukhari.
sass in
seinem Audienzzimmer von einigen Khodschas und Schiauchs
umgeben,
hatte
Laune uud
ziemlich übler
Ich
ein.
eben einen
so
nahm
Process geschlichtet, schien
lud mich
einmal zum Sitzen
nicht
indessen ohne viel Umstände ihm gegenüber
auf der Rohrdecke Platz und begann nun ein Gespräch, welches ich hier wörtlich anführe
Begriff mache
Beamten und stets in
den
,
dem Argwohn
von
der Abd-el-Kader'schen
der Schwierigkeiten,
Weg
der Leser sich einen
damit
legt, so oft er
man dem Europäer
die
Punkte besuchen
will,
wel-
che die französischen Heere noch nicht betreten haben.
„Du
hast"
— sagte
Führer zu geben, besuchen
um
dich
ich
— „versprochen,
mir Escorten oder
Punkte der Gegend
so oft ich entlegnere
Ich nehme dich heute beim
will.
Wort und
bitte
einen Führer nach Hammam-Sidi-Hanefiah,"
„„Was
willst du in
Hammam-Sidi-Hanefiah machen?""
fragte Hadschi-Bukhari, ohne
mich anzusehen.
„Ich möchte von den dortigen Quellen Wasser schöpfen.
Man
meines Volks dieses
liegt
geht über
nicht
in
Oran schwer krank und
Mann
hofft durch
Wasser zu genesen."
„„Die Mühe Es
Ein vornehmer
hat mir ihre Heilkraft gerühmt.
des
Steine
weiten
mehr zurückkommen.
hinschicken, damit
er
Weges
will ich dir ersparen.
und Abgründe und
dir
Aber
ich
du könntest heute
will einen
Wasser bringe,
so
Schiauch
viel
du be-
darfst.""
„Es würde
mir dieses nichts helfen,
denn ich muss das
429
Wasser
frisch
um
chen,
von der Quelle, so lange es heiss
„„Du darfst nicht bis an Merahat (Marabut), Er würde
liebt.
und
den
das
gehen,
die Quelle
der die
liegt ein
nicht
versu-
ist,
seine Heilkraft zu erprohen."
eine Krankheit
dir
Wasser würde
denn dort
Rummis
deinem
(Christen)
auf den Hals la-
Tod
den
Patienten
" bringen. " „Ich achte und ehre
fromme Männer
die Marabuts.
sind, die durch ihre Weisheit, ihre strengen
eure Liebe verdienen.
Sitten, ihren versöhnlichen Sinn
aus
Ich weiss, dass es
der Gefangenschaft
zurückgekehrten
von ihnen mit grosser Dankbarkeit,
Christen
denn
sie
Die
sprechen
fanden immer
Schutz bei ihnen gegen die Misshandlungen eurer Krieger. Ich kann nicht glauben, dass ein Heiliger,
für dessen Ge-
beine ich alle Ehrfurcht habe, mir ein Leid thun könnte."
verschonen""
—
nach einer Pause des Nachdenkens
—
„„Der Marabut würde Häuptling
der
sagte
dich vielleicht
„„aber deine Begleiter würde
er
um
so gewisser
krank ma-
chen.""
„Sie wollen
wenn
sie
es
aber auf die
krank werden,
trifft
dich
Gefahr hin wagen,
und
weder Schuld noch Vor-
wurf."
„„Der nicht, dass
Ukil (Consul)
ist
mein Freund und
ich
will
ihm ein Leid geschehe, so lange ich es verhindern
kann.""
Da
ich fest verinuthete,
dass nur Misstrauen der
dieser Ausflüchte sey, so änderte ich den
—
sagte ich
—
„dass ich kein
dern ein
Allmani
genheiten
kümmere
(Deutscher) bin. ich
mich gar
Ton.
Fransaui
Um
nichts.
„Du
Grund weisst"
(Franzose), son-
eure Staatsangele-
Nie hat mein Volk
mit dem deinigen Krieg geführt und der Sultan von Allmania
430 ist
Sultan -el-Mumenin
der Freund des
Es
denn er
seyn,
Er
tig.
in Constantinopel.
auch sehr rathsam, mit meinem Sultan gut Freund zu
ist
Bukhari
wie der Ukil
ist,
Kanonen und
hat viele
mir hier
fiel
lebhaft
dir erzählt hat, sehr
Pferde."
zahllose
in die
einerlei, ob du ein Deutscher oder
„„Es
Rede.
Franzose
bist.
mäch-
Hadschiist
ganz
Wir
ha-
ben mit den Franzosen ehrlich und aufrichtig Friede gemacht
und werden ihnen nicht etwas versagen, was wir einem anAm Ende willigte Hadschi-Bukhari dern Rummi gewähren." " uns
ein,
Dann könnten wir
halbwegs geleiten zu lassen.
bis
aus dem nächsten Duar einen Araber
ge an der Quelle zu Diese halbe
abschicken, unsere Krü-
füllen.
Zustimmung erregte im Consulathause grosse
Freude, denn wir hofften, einmal auf dem bestechen
zu
rer
pitän
Daumas und der
Varlet
,
uns bis an
dem Frühstück
Gleich nach
den
Ort
Wege,
den Füh-
zu
bringen.
stiegen wir zu Pferde:
der Ca-
mit seinem Bruder,
selbst
die Aerzte
Dragoman Amram.
Varmier und
Unser Führer war
ein
Reiter des Emirs, ein noch sehr junger Mann, äusserst kräftig
den ächtarabischen Typus im
gebaut,
Antlitz;
neben vieler Kühnheit und Energie sprach doch aus
seinem Gesichte eine wohlthuende Offenheit.
noch,
als
dass
er ein
einer Gefahr
wohl verlassen
mager und elend,
dass
Schritt zusammensinken.
liesse,
um
hätte,
und wir merkten
Mensch war, auf den wir uns im Falle
sem riesigen jungen Reiter
schehen,
Er war zu jung
dass der harte, boshafte Fanatismus der arabischen
Graubärte sich in ihm festgenistet bald,
dünkelgebräunten
Indessen hatte
durften.
ein Pferd
man
die-
gegeben so ungeheuer
wir glaubten, es werde bei jedem Vielleicht
zu verhindern,
war
dies
absichtlich ge-
dass der Führer sich überreden
uns weiter zu geleiten, als bis zu
dem Punkt, welchen
431
Hakhem ihm
der
bezeichnet hatte.
und äusserten
darüber
Wir waren
recht unwillig
dem jungen Beduinen; der aber
dies
stachelte sein Pferd mit den langen Spornspitzen, warf seine
gewichtige Flinte hoch
jauchzend
Sein magerer
fort.
Mal zum
Luft, und seinen Schlachtruf
in die
sprengte er wie der Sturmwind über
er knirschte
hob den Schweif und seine lange Mähne
während
Reiter
sein
Blick
lichen
nun mit Einem
abgelebter Gaul wurde
Wüstenross,
feurigen
uns
den Zügel,
in
im Wind,
flatterte
einen recht triumphirend verächt-
Es war
zuwarf.
Ebene
die
dies
gar prächtig anzusehen
und die beiden französischen Cavalerieofficiere riefen entzückt: In unsere Pferde war nun
„Seht da den ächten Beduinen!" gleichfalls die
Rennlust gefahren, und da der flache Boden zu
einem Wettritt
einlud,
Hessen wir
frei.
Nun ging
wollte
dem jungen Führer
Wir
verstehe.
uns
um
an ein lustiges Jagen,
es
Die Ebene in
legten so eine tüchtige Strecke zurück,
am Wege
Egghres hat zwölf Stunden
der Breite.
Die
sie
ohne
kümmern.
zu
in
der
Länge
durchströmenden Gewässer
Der Uad-el-Hammam und der Uad-el-Mausa, welche
sind:
man kaum Flüsschen nennen
kann.
Die Egghres
einem einzigen Stamm, den Haschems, bewohnt. seit
von uns
jeder
zeigen, dass er auch zu galoppiren
Insecten und Pflanzen
und drei
gern die Zügel
ihnen
etwa
hundert
Jahren
zwei
in
Theile
ist
nur von
Dieser
getrennt,
ist
den
Haschem-Schragas und Haschem-Garrabas, deren jeder einen besondern Kaid
hat.
Die Haschems können zusammen 3000
Reiter und 2000 Krieger zu Fuss stellen. sie
den Beni- Ammer
vielleicht
nach, sind
haben mehr Pferde und grössere Heerden.
Stamm
überdies
Garrabas
aber
An aber Sie
Zahl stehen viel
reicher,
sind diesem
durch viel unternehmendere Thatkraft, den
durch
grössere
Einigkeit überlegen.
Ihre
432 Stellung bei Mascara
centrale
macht
sie
entschieden
wichtigsten und mächtigsten
Stamm
Egghres
Waizen- und Gerstenfeldern
ist
zur Hälfte
mit
der Provinz.
aus welchen die unausrottbare
deckt,
Der Boden
Büschen herausragt. Feldbau,
zur
als
Zwergpalme
Daher schicken
Weide.
ist,
Heerden nach der Ebene des Sig;
ihrer
die
den
in dicken
Wohnort, dagegen
steht sie
zum
Hascheins,
Duars werden Erndte-
erst zur
Die Egghres hat keine Moräste und
wieder.
völlig gesunder
be-
grössten Theil
viele
daun abgebrochen und die Bewohner kommen zeit
Die Ebene
eignet sich weit besser
nachdem das Getreide gesäet
gleich
zum
ist
ein
an Fruchtbarkeit,
besonders an Graswuchs, der Ceiratebene nach; ihr fehlt die reiche Bewässerung.
Aus
Hesse sich mit einigen
letzterer
Canalbauten ein überaus fruchtbarer Garten für jede Art von Cultur machen; während in der Ebene Egghres die
am
gedeihende Pflanze
besten
bleiben
Waizen
der
wird.
Als wir
über die goldgelbe ährenbedeckte Fläche hinsahen, rief der
„Sehen
Consul scherzend:
sie doch,
Bugeaud das Herz lachen müsste, brennen nach Herzenslust." möglichkeit,
Araber durch solche Mittel,
die
zur Unterwerfung
Ebene Egghres
allein hätte
um
hier könnte er sengen und
Dabei sahen wir auch die Un-
vorgeschlagen,
braucht,
wie hier dem General
alle
Felder,
wie Bugeaud
zu zwingen,
man vielleicht
einige
denn in der
Wochen
ge-
die durch leere Strecken getrennt
sind, zu zerstören.
Rechts von unserm
mehrere Hügel waren trennt.
Wege in
zog sich eine Bergkette hin;
südlicher Richtung von ihr
Einer dieser isolirten Hügel hatte eine
abge-
auffallende
Ungeheure,
wie es schien losgetrennte Fels-
blöcke von phantastischen
Formen waren oben über einander
Gipfelform.
geworfen, deutlich konnten wir aber gar nichts entdecken,
433 denn der Hügel ragte wenigstens 800 Fuss über der Fläche.
„Es
ist
der Kediat-Meskhutin, der verfluchte Hügel"
— „dort
Araber
zählte unser
auf Kameelen und Musiker mit
Wir
hat."
baten ihn
mehr von dem Spuk zu sagen, er antwortete aber
sehr, uns leise
er-
dem Arabebah und dem Gas-
*), die Allah in Stein verwandelt
bäh
—
oben sitzen verschleierte Weiber
Während
und furchtsam, dass er weiter nichts wisse.
meine Begleiter neugierig hinaufschauten, bemerkte ich, wie der junge Araher in seinen Bernuss sich hüllte und leise be-
Als wir vorüber waren, schien er von einer drücken-
tete.
den Angst
Andern Tages kam
befreit.
Tässchen Kaffee und
erzählte
zu uns auf ein
er
auf unsere wiederholte Bitte,
nach langem Widerstreben, die über diesen verzauberten Berg in der
Gegend herrschende Sage
Er
**).
versicherte
auch,
dass er beim Vorüberreiten die Arabebahtöne oder gespensti-
gen Musiker und den Hochzeitstriller der steinernen Kameel-
vernommen
deutlich
reiterinnen
Ohren haben gar
nichts der
ten wir sehr das
Wunder
Der Hügel
können.
Tag
abseits
ungläubigen
Uebrigens bedauer-
Nähe
der
nicht in
lag
unsere
besichtigen
und wir hätten
zu
für diesen
auf den Besuch der heissen Quellen verzichten müssen.
Als
wir an der Stelle angekommen waren,
Hakhem dem Führer sich
habe;
Art gehört.
dieser,
unser Ziel bezeichnet hatte, weigerte
gehen.
W
r
ir
waren darauf
gefasst.
dem jungen Araber zwei spanische Piaster
Ich drückte
Hand und
als
weiter zu
welche der
versprach
ihm noch eben so
der Quelle zurückgekehrt wären.
Er wog
*) Musikalische Instrumente der Beduinen.
ner Tamburine ähnlich, das Gasbah •*) Siehe
II.
Bd.
Moritz Wageer's
am
viel,
ist ein
Geld in der
das
Das Arabebah
Blasinstrument.
Schluss.
Algier.
I.
\
in die
wenn wir von
28
ist ei-
434
Hand, Hess
das Versprechen noch
sich
einmal
und sagte endlich entschlossen „ zehn Budschus
wiederholen
—
!
nun kann
mir der Hakhem meinetwegen zwanzig Hiebe geben lassen." Nachdem wir drei Stunden Weges zurückgelegt, Hessen
wir die Ebene hinter uns und betraten das Bergland, wo der
Weg
Es
schwieriger und steiler wurde.
viel
wöhnliche
Reisestrasse
Armee könnte
von Mascara nach
nicht über kleine
Man
Steingerölle zu straucheln.
fühlt hier
Nutzen des arabischen Pferdes recht dankbarlich.
Land manchmal
in diesem
und Nässe
Buschgegenden weichter
in
dichter Fiusterniss,
beschwerliche
recht
oder
Märsche
Höhen
über
voll
durch
Lehmerde und Gerolle gemacht und
die jetzt
dieser
bei
Wind
unbetretene
bin
niemals
Die französische
Landespferde
durchaus nur
mehr und mehr den Werth
reitet
für die
manche Hindernisse weggeräumt werden müssten.
erst
Meine
militairischen Begleiter hielten
einen
ohne vorgängige Arbeiten nicht für möglich. ich
mich,
von Constantine
manchen sachverständigen tillerie
fort-
Passage der Geschütze und Bagage-
wägen
nere
und
unermüdlichen und sichern
Pferde anerkennt, könnte in diesem Bergterrain gewiss
kommen, während
den
Ich habe
glitschender, durch-
durch die Schuld meines Pferdes gestürzt. Cavalerie,
Eine
Tlemsan.
selbst Reiter sehr
um
langsam, sehr vorsichtig reiten müssen,
Abhänge und
hier die ge-
wenn auch nur mit Bergkanonen und
aber,
Bagagewägen, kaum passiren, da
leichten
ist
Armeezug
hier
Indessen erin-
ganz ähnliche Reden von
Officieren
des
Genie und der Ar-
gehört zu haben, und doch wurden dort die schweren
Vierundzwanzigpfünder
in
wenigen Stunden über ein noch
weit schwierigeres Terrain während des ungünstigsten Wetters gebracht.
Nach zweistündigem
Ritt
öffneten
sich
die
Berge zu
435 Die Höhen umher waren 3
einem breiten Thal.
—4000 Fuss
hoch und bis zu den Gipfeln mit Gruppen von wilden Bäu-
men
die ich
überstreut,
keiner Atlasgegend schöner ge-
in
In der Ferne däuchte uns der grüne Thalgrund
sehen habe.
mit Beduinen oder mit Thiergestalten bedeckt; als wir näher
kamen,
merkten wir,
dem Boden
die zu drei aus
Hintergrund
lichen
welches die
dass
es arabische Grabsteine waren,
ragten.
Bald
einen
Thron
gruppirt stehen.
ersten
Ranges gewesen zu seyn,
Mauer umgeben,
rem Häuschen kamen. die
in
zu machen,
diesem
heiligen
Reiter
erstaunt aus ih-
die ersten Christen,
Der vornehmste
uns
schöpfen zu lassen. mit guten bieten
Worten
wies
er
bis
Er weigerte
sich auf
an die Quelle gehen und Wasser
Gegen diesen fanatischen Menschen war nichts auszurichten; selbst unser Geldaner-
zurück.
Wir
So nahe am Ziel
schlüssig da.
und
er Ungläubige nach
dass
Ort gebracht habe.
das bestimmteste,
ist
daneben
man uns
hatte
gedrungen.
ist
Thaleb plauderte mit unserm vorangerittenen Führer, schien ihm Vorwürfe
um
Grab bewachen,
Wächter ganz
Wir waren wohl
einsame Thal
dieses
das
die
Kaum
und dem Pilger Obdach geben.
denn sein Grab
Moschee
eine kleine
erblickt, als die
hervor,
Sidi-Hanefiah scheint ein Hei-
gebaut und Thalebs wohnen hier,
von Weitem
auch im west-
Todtenwohnungen wie um
geringeren
übrigen
liger
mit einer
trat
das weissliche Marabutgrab
standen sollten
ohne unsern Zweck erreicht zu haben!
und
ärgerlich
un-
wir wieder umkehren,
Obwohl
die
Leute
unbewaffnet und keine Duars in der Nähe waren, wären uns
Gewalt und
kommen.
Drohungen doch
in
solchem Falle schlecht be-
Ich zog endlich einige neue spanische Piaster her-
vor und zeigte
sie
dem Thaleb.
Er weigerte
mer, wir merkten aber doch, dass
es
sich noch im-
ihm Kampf 28 *
kostete,
436 denn so sehr er sich bemühte, seine Äugen von dem gemünz-
wegzuwenden,
ten Silber
In dem
doch darnach.
schielte er
Araber sind religiöser Fanatismus und unersättliche Begierde nach baarem Gelde gewiss die zwei mächtigsten Leidenschaf-
gegen einander im Kampfe.
ten und häufig die
denn eben
letztere,
als
die
meine Tasche rollen wollten,
Hand
streckte
Diesmal siegte
Piaster wieder in
blanken
der heilige
verlangend darnach aus und erklärte,
dass
Mann ich
die
allein
bis zur Quelle
gehen dürfte, meine übrigen Begleiter müssten
zurückbleiben.
Ich folgte ihm in der Richtung des Marabuts.
Die Quelle
Höhlung
etwa dreissig Fuss über dem Boden aus der
floss
eines
Felsens und
das nur zwei Zoll
tief
Der Behälter musste
füllte
dort
ein kleines Becken,
war und fünf Fuss im Umfang
früher viel grösser und tiefer
hatte.
gewesen
seyn, sein Boden war von einer harten Kalkkruste bedeckt,
welche aus dem Absatz der Quelle gebildet war und die den Behälter nach und nach stopfen wird.
ganz ausfüllen und die Quelle ver-
Inzwischen
ist
dieser Absatz von kohlensaurem
Kalk, der einen Theil des Felsens ger, als zu
Hammam-Meskhutin.
hat auch nicht den hundertsten
bildet, bei
weitem gerin-
Die Quelle von Sidi-Haneiiah Theil des Wasserreichtums,
wie jene Thermalquellen der Provinz Constantine. selt
sehr schwach aus
in einer ausgehauenen
wo
mehreren Mundlöchern und
Rinne
in
sers
ist
65
°
Reaumur.
sind.
Den Marabut
Der Wärmegrad
des
Was-
Ich durfte übrigens nur wenige Mi-
nuten verweilen und hatte
kaum
Zeit, die
Krüge und Leder-
schläuche zu füllen, von gründlichen Beobachtungen
gar keine Rede.
dann
läuft
den Grabhof des Marabuts,
mehrere Bassins für Badende gebaut
selbst durfte ich nicht betreten.
Sie rie-
Die Sonne stand
tief
ich hätte für meine zwei spanischen
war
also
und der Thaleb meinte,
Piaster genug gesehen.
437
Meine Begleiter waren mir nacheinander schlichen,
erst
kam
in der Stille nachge-
Doctor Varmier, dann der
der bärtige
Lieutenant Daumas, endlich Herr Varlet und der Dragoman
Amram; nur
derCapitain
Daumas war,
für unsere Neugierde
sich aufopfernd, bei den Pferden zurückgeblieben. schnitt
zwar ein recht böses Gesicht,
trot",
seines Verbots auch an der Quelle
».ein
Wort.
um
zu
Gegend
Unser Führer war
beten. aus.
Ich
Er
fragte
doch
sah,
noch fünf solcher Quellen im
Thale entspringen, aber keine sey reicher, und
übrigen
Aber zwei Stunden weiter süd-
einem andern Thal eine grosse
verfallnen christlichen
alle
Alte Rummisteine (römische Ruinen)
gebe es in der Nähe keine. lich läge in
sagte er
den Marabut eingetreten,
in
inzwischen den Thaleb über die
erzählte, dass
seyen weniger heiss.
DerThaleb
meine Gefährten
als er
Knissas
alte
mit
Stadt,
Arsas
(Kirchen),
(Säulen)
und Heurefs (Buchstaben, Inschriften), welche Niemand
Ob
der Gegend entziffern könne.
dies
wohl
Victoria sind, welche Ptolemäus in diese
die
in
Ruinen von
Gegend versetzt*)?
Unser junger Führer kam aus dem Marabut zurück und mahnte dringend
,
Wir
schnell aufzubrechen.
schieden aber recht un-
gern und zögernd aus der schönen Gebirgsgegend, von
Obwohl
wir das Wenigste gesehen hatten.
die
der
Abends chatteil
schon riesengross über den Atlas herzogen, ritten wir doch
nur sehr langsam und wandten den Kopf beständig rückwärts nach dem standen,
stillen Gräberthal,
so
weit
der
wo
Blick
Leichenstein an Leicheustein
ging.
Aus weiter Umgegend
bringen die Araber ihre Todten in das Thal von Sidi-Hanefiah, damit vielleicht die hochherrliche
Natur
ihnen eine Vorah-
nung des Dschennel (Paradieses) gebe, welches der Koran
»)
Ptolomäus Lib. IV. Cap.
2.
438 ihnen so poetisch beschreibt.
Aber das
licher Stille ruhende Bild der Landschaft
weniger an,
als
im Süden, wo
viel
der schon undeutlich verdüsterte Hintergrund
Thaleb gesprochen.
von welcher der
Als ich da vergeblich das Fernrohr an-
im Voraus den glücklichen Reisenden,
es einmal gelingen wird,
zu dringen,
zog mich doch
die Ruinenstadt liegen soll,
strengte, beneidete ich
dem
in so schöner feier-
in die
welche unwissende
unbekannten Gegenden
Barbaren
noch bis
Augenblick so misstrauisch verschlossen halten.
diesen
439
XVI. Reise von Oran nach Mostaganem.
—
Neu-Arzew. Die Rhede. Umgegend. Alt-Arzew. Ruinen von Arsenaria. Die Makta. Salinen. Massagran. Beschreibung der Stadt und Umgegend. Das Schloss der Störche. Matmaros. Die Be-
—
—
wohner von Mostaganem.
ich zu
Weg
legte den
—
—
—
Der
Schelif.
zwischen Oran und Algier einmal
Wasser und einmal zu Lande zurück, bemerkte aber auf
Wegen wenig
beiden
Interessantes.
Drei Stunden
Oran springt eine etwa zwanzig Fuss hohe,
östlich
von
völlig zuckerhut-
förmige und vom Ufer getrennte Klippe aus dem Meere her-
Auf dem Landwege kommt man an dem
vor.
ten
„Löwenberg"
dicht vorüber.
bis
Arzew
Landschaft
Büsche
ist
die
wuchern so
weit
bereits
Von diesem
isolirten
einförmig wild.
man sehen kann;
erwähn-
Berg
Büsche an
es sind die in
Zwerg-
der Berberei überall wiederkehrenden Pflanzen:
die
palme und Pistacia lentiscus, die hier über
andern Ge-
Ich machte damals die Reise nur von
wächse dominiren.
nem
einzigen Beduinen, aus
begleitet.
ihrer
alle
ei-
dem Mörderstamm der Garrabas,
Vergebens sah ich mich in dieser durch die Zahl
wilden
Thiere
Nur Wildschweine
berühmten
Gegend nach Löwen um.
rauschten manchmal durch die Büsche und
Schakals flohen vor dem Hufschlage, ohne dass wir zur Nachtzeit ihr aaslüsternes
Heulen hörten.
440
Neu-Arzew
liegt
nem Dutzend
Magazinen und
ei-
Zur
Cantinen, Bäckereien und Krankenhäusern.
Abd-el- Kader
Zeit meines Aufenthaltes wurde viel gebaut. lieferte
Es
zwölf Lieues östlich von Oran.
besteht aus zwei Forts, einigen Casernen und
nach Arzew sein an Frankreich schuldiges Getreide,
zu dessen mussten.
Aufbewahrung
Magazine vergrössert werden
die
Aus Mostagauem, das keinen Hafen
hat,
wurde
viel
Getreide durch Privathändler auf kleinen Barken herüberge-
Dies brachte einige Händler auf den Gedanken,
führt.
Arzew Privatmagazine anzulegen,
denn regelmässig
zu
treffen
dort spanische Schiffe aus Catalonien ein, welche Waizen ein-
Die Rhede von Ar-
kaufen und nach Barcelona überführen.
zew bei
ist
die sicherste der
Auch
ganzen Küste der Berberei.
den heftigsten Stürmen
—
ich
war
selbst
während eines
der furchtbarsten Orkane des Jahres 1838 dort nie ein Beispiel eines Unlalls erlebt
—
man
hat
und die vor Arzew an-
kernden Schiffe liegen so sicher, wie auf der Rhede von Toulon.
Gleichwohl sind die Berge,
hoch und der Wind,
wenn
er in
die sie
der
umsäumen,
nicht
geschlossenen Bucht
bedeutende Gewalt;
sich verfängt,
hat eine
Öfters ziemlich
hohe Wellen, aber nie eine gefährliche Bran-
es
bilden sich
dung, da der Wellenschlag nicht aus offener See kommt und also
keine zerstörende Kraft hat.
Man
könnte die Rhede
von Arzew mit wenigen Kosten noch bedeutend verbessern,
wenn man
die
Lücken zwischen der Landspitze, welche
Rhede im Westen
schliesst,
die
und den Felsen, die eine geringe
Strecke davon aus dem Wasser ragen, ausfüllen würde. Dies
würde der Rhede im Nordwesten einen
vortrefflichen
Damm
geben, an dem nicht nur die Brandung sich bräche, sondern welcher den Schiffen auch einen weit bequemeren Ankerplatz viel
näher
am Land
böte, denn bei
Neu-Arzew
selbst
müssen
441 etwa 300 Ellen vom Lande entfernt ankern, weil
die Schiffe
das
Meer
in der
Ufernähe allzu seicht
Zur Zeit meines
ist.
Aufenthaltes lag eine Besatzung von vier Compagnien in den 1
Neu
Forts von
-
Arzew.
Die Civilbevölkerung betrug kaum
fünfzig Köpfe.
Die Umgegend Arzews Anbau.
Sie
ist
Spur von
zeigt nicht die mindeste
sehr trocken, an Trinkwasser herrscht em-
pfindlicher Mangel, und es wäre schwer, diesem Uebelstand
anders
als
durch das Graben artesischer Brunnen abzuhelfen,
denn die kleinen Flüsse und Bäche im Osten und Süden ha-
ben schlechtes und ungesundes Wasser, Canalgrabungen nur wahres Gift für herleiten würde.
gend,
Hohe Bäume
dagegen dichtes,
ist.
sam vorhanden und der Graswuchs pig.
Dennoch
steht
Umge-
Buschwerk,
an
dass
so
Weideplätze sind nur spar-
weniger
ist nichts
Arzews Umgegend im Rufe,
Pferderace in der Provinz zu erzeugen. sehr reich an
man durch
giebt es nicht in der
endloses
Brennholz keineswegs Mangel
so dass
Truppen und Bewohner
üp-
als
die beste
Die Landschaft
Wild und kein anderer Küstenpunkt
Es werden
ner Nähe noch so viele grosse Raubthiere.
ist
hat in seiöfters
von den Arabern Löwenhäute hier an die Officiere der Garnison verkauft.
Beduinen aus
Kurze Zeit vor meiner Ankunft waren zwei
dem Stamm der Garrabas auf
einer
Löwenjagd
verunglückt und von den furchtbaren Katzen verzehrt worden.
Ein Bäcker von Arzew bot mir zwei kleine lebende Hyänen
um
geringes Geld zum Verkauf an. Eine verwundete Gazelle,
Exemplar der Antilope Dorcas, wurde während
ein schönes
meiner Anwesenheit von einem Araber gebracht und leider geschlachtet,
Vergnügen biger und
da hier niemand war,
sich zu halten.
das hübsche Thier
Die Hühnerjagd
ist
zum
nirgends ergie-
ein eifriger Jäger, der nicht scheut, sich die
Hände
442 ein bis
wenig im Dornengesträuche zu zerkratzen,
kann
leicht
Stück von den wunderschönen Rebhühnern der
dreissig
Berberei (Perdix petrosa) täglich erlegen.
Die
Stadt
alte
fernt, ist seit
dem
Arzew,
Juli
Stunde vom
l l /2
1834
Hafen
völlig unbewohnt. Sie
damals ein höchst elender Ort,
ent-
war schon
einigen hundert baufälli-
aus
gen Häusern bestehend , deren Bewohner aus Marokko stammten
und blutarm waren, blos von unbedeutendem Feldbau und
einigem Handel mit Pferden und Brennholz nach Oran sich
Die ganze Einwohnerzahl Arzews betrug
nährten.
400, welche von läufig sprachen
Schill uhs *)
nicht über
abstammten, aber Arabisch ge-
und friedliebende, harmlose Menschen waren.
Ein Kadi, Namens Bethuna,
übte
die
höchste Gewalt dort
aus und trat mit den Franzosen in freundlichen Handelsverkehr.
Dies zog ihm den Zorn des damals
jungen Emirs Abd-el-Kader derholt weigerte,
die
zu,
erst aufstrebenden
welcher ihn, da er sich wie-
Verbinduug mit den Franzosen
abzu-
brechen, überfallen, nach Mascara schleppen und dort erdrosseln liess.
Dies bewog den damals in Oran commandirenden
General Desmichels Arzew besetzen zu lassen. 3. Juli
Er
liess
1834 eine Truppencolonne dorthin aufbrechen,
am
aber
Abd-el-Kader kam ihm zuvor, bemächtigte sich Arzews und
zwang
bei der
Annäherung der Franzosen sämmtliche Bewoh-
Nur wenigen
ner zur Auswanderung nach dem Innern.
lang es, später nach Oran und Mostaganem zu flüchten. bei
ge-
Der
weitem grössere Theil dieser unglücklichen Bevölkerung
hat jetzt unter den
Stämmen der Ebene
sitze aufgeschlagen.
viele seiner ehemaligen
*)
Alt
-
Arzew
Ceirat
ist jetzt
seine
Wohn-
ein Schutthaufen,
Häuser sind der Erde gleich und die
Stämme der Kabylen
in
Marokko.
443 übrigen so verfallen,
dass
bei
dem Anblick der armse-
sollte,
die Stadt sey schon seit
man
ligen Ruinen Arzews glauben
undenklichen Zeiten verlassen.
Unweit dieser neuen Backsteinruinen nige römische Bauspuren,
rühren sollen*).
von der
man auch
ei-
alten Arsenaria her-
Der Alterthumsforscher Capitän Mangay vom
der mit mir in
Genie,
die
findet
Arzew
war der
verweilte,
Ansicht,
hier müsse das Portus magnus der Alten gestanden seyn und
Er
Arsenaria weiter östlich liegen.
Ruinen keine
fand indessen unter den
Meinung
Inschrift, die seine
unterstützt hätte.
Drei Stunden südwestlich von Arzew liegen bedeutende Salinen,
niemand ausbeutet,
die aber
obschon ihr Steinsalz
von vortrefflicher Qualität und die Berge daran unerschöpflich
seyn
Die benachbarten Stämme Flita und Gar-
sollen.
rabas versehen sich hier mit ihrem Salzbedarf,
treiben
aber
keinen Handel damit ins Innere, da die übrigen
Stämme
sich
lieber mit diesem unentbehrlichen Artikel aus
Messerghin versehen,
wo
jeden
Sommer
das
dem
Wasser
und eine dicke Kruste auf dem Boden bleibt,
zwar dem der Salinen nachsteht,
Mühe
zu gewinnen
Die Makta, Heerhaufens
dagegen mit
versiegt
deren Salz
viel leichterer
ist.
ein durch die Niederlage
berühmt gewordener Fluss,
Stunden westlich von Arzew
Ebene Ceirat und
Salzsee bei
ist
ins
Meer.
derselbe Fluss,
des
Trezel'schen
ergiesst sich fünf
Er kommt von der
der weiter südlich Ha-
brahu Sig genannt wird und nur durch einige Nebengewässer sich vergrössert hat.
In den Wintermonaten
reissend, tief und bei ihrer
Zu Ende
>)
Aprils,
wo
Mündung
ich in diese
soll die
Makta
nicht zu passiren seyn.
Gegend kam, war an der
Plin. descr. Afric. Lib. V. Cap. 6.
444 schmalen Mündung nur ein Fuss Wasser und der Fluss, der damals wie ein inittelmässiger Bach aussah,
schien fast
still
zu stehen.
Das Städtchen Massagran von der Makta,
eine kleine Viertelstunde
Es
auf einer Anhöhe.
enthält
vom Meer
durchaus
entfernt
Bemerkens-
nichts
Seine Häuser sind klein und einstöckig,
werthes. dient
sieben Stunden östlich
liegt
kaum
ver-
Massagran den Namen Städtchen. Seine Bewohner sind von Tlemsan,
Kuruglis
geflüchtete
Duairs; ihr Hakhein
ist
gend von Massagran
ist
ziemlich bis zu
welches
den der Franzosen
seit
steht auf
ist,
gut
sich
Juli
1833
dem Plateau
dem 36
°
Länge vom Meridian von
Obst-
und
hin.
in den
Hän-
eines Kalkfel-
vom Gestade
255 Fuss über dessen Spiegel
Stadt liegt unter
und
Die Umge-
angebaut,
dem Meeresstrand dem
sens, der, eine kleine Viertelstunde entfernt,
Bordschias
Kaddur-Ben-Marephi.
Gemüsegärten ziehen sich
Mostaganem,
einige
des Meeres
erhebt.
Die
50' nördl. Breite und 2° 11' westl. Paris.
Sie enthält nahe an 5000
Einwohner, worunter 2700 Mauren, 1800 Kuruglis und Türken, 500 Juden und 148 (im Jahre 1834) Europäer.
Zwei
ungcpflasterte Hauptstrassen durchschneiden die Stadt in paralleler
Richtung;
Ausgang.
meisten
die
haben keinen
Seitengassen
Die Häuser sind einstöckig, klein und
wöhnlichen maurischen Style gebaut.
Moscheen, von denen fünf von den Franzosen
nommen wurden.
Man
wandelt.
Wand,
in
erzählt.
Es
unter
dem ge-
in Besitz ge-
in ein Hospital
umge-
demselben eine Marmortafel an der
auf der eine arabische Inschrift steht,
sprung der Stadt ten
Die grösste wurde sieht
in
Mostaganem hat neun
dem Sultan Yussuf
in
die
den Ur-
wenigen Wor-
trieben nämlich Hirten dorthin ihre Schafe,
welche, von der schönen
Weide angezogen,
nicht fortzubrin-
445 Die Schäfer
bringen waren.
Bodens überrascht,
von der Schönheit des
selbst,
an und Allah gab
siedelten sich dort
sei-
nen Segen.
Neben der Mairie, einem unbedeutenden Gebäude, erhebt sich eine in
Ruinen stehende Ciladelle,
Bordschi
-
-
el
Mehal,
„das Fort der Störche," welches von einem Schwann dieser Vögel
genommen
in Besitz
mehr bewohnt
Es war
ist.
von
,
Menschen dagegen
ein solides
nicht
Bauwerk mit grossen
Quadersteinen aus den benachbarten Felsen gebrochen, aber
wohl mit Unrecht haben einige Franzosen dem Bordschi
Mehal
einen römischen Ursprung zugeschrieben.
- el-
Man
fand
keine Spur von einer Inschrift, die einem Gebäude von sol-
chem Umfang
Man
in alter Zeit schwerlich gefehlt
haben
würde.
nur ein schlechtes Wirthshaus in Mostaganem,
trifft
man Zu Matmaros, einem
welches von einem Italiener gehalten wird und in dein ein nothdürftiges
Unterkommen
findet.
von Mostaganem getrennten, höher gelegenen Quartier, ches blos
von der Garnison eingenommen
giebt es
ist,
rere Cantinen, die aber noch erbärmlicher sind, als die
Man
in der Stadt.
lichkeiten noch
ganem
nie,
Frieden
an
vermisst hier alle europäischen
mehr
wie der
dort,
als in
Budschia.
Doch
Tafna
hatte
man
sich
Kneipe
Bequem-
fehlt es in
an frischen Lebensmitteln, und des
wel-
meh-
Mosta-
seit
dem
Benehmens der
Araberstämme der Umgegend nur zu rühmen.
Sie brachten,
gegen das Gebot Abd-el-Kader's, ziemlich beträchtliche Vorräthe an Getreide auf den
Markt von Mostaganem, wo
sich
zur Zeit meines Aufenthaltes spanische Handelsleute befanden,
welche dasselbe aufkauften und auf Booten nach dem Hafen
von Arzew überführen,
wo
kleine Schiffe sich befanden, die
dasselbe nach den catalonischen
Häfen brachten.
kamen auch Schafhäute, Wachs und Wolle, aber
Ausserdem in unbedeu-
446
Der Getreidehandel würde
tender Quantität auf den Markt. dort ohne
Reibungen
die häufigen
zwischen den
Franzosen
und Abd-el-Kader und ohue dessen Bemühung, ein Monopolsystem nach dem Vorbild beträchtlichen Flita,
die
Stämme
Mehemed
einzuführen, einen
Ali's
Aufschwung nehmen, denn
Haschems,
die
Beni
-
Ammer
Medschars,
die
die
und andere reichere
der Provinz haben in den verborgenen unterirdischen
Silos, nach ganz zuverlässigen Nachrichten,
ungeheure Vor-
räthe für den Bedarf vieler Jahre aufgehäuft und könnten im-
mer
in der viel
Die nahegelegene
Dreiviertheil ihrer Erndten verkaufen.
Ebene von Ceirat
ist
Weizen der
für den
Boden
ergiebigste
ganzen Regentschaft Algier. Mostaganem hatte früher Unter
Gewerbthätigkeit.
seiner
Bevölkerung
Goldsticker, Bernussweber, Teppichfabrikanten
u.
s.
gab
es
w. Dies
verschwunden in Folge
der Auswande-
rung eines grossen Theiles der Bevölkerung
seit der Besitz-
nahme durch
noch die unent-
alles ist so ziemlich
behrlichsten
die Franzosen,
Handwerker
und
es giebt nur
in dieser Stadt,
sich
deren in
Die Einwohner Mostaganems
allen maurischen Orten finden.
sind aufs äusserste verarmt,
wie
sie
nähren sich
Ertrag kleiner Gärten oder Kramläden.
vom
kärglich
Ein grosser Theil
der Kuruglis von Tlemsan hat sich seit 1837 dort niedergelassen und bildet den moralischen
von ihnen bekleidet die
Würde
Mostaganems besteht aus
drei
Kern des
der Bevölkerung.
Hakhem.
Compaguien
im befestigten Quartier Mostaganems
Die Garnison
Infanterie, welche
liegen.
Eine Escadron
alle
Monate aus Oran abgelöst wird,
sonirt vor der Stadt.
Commandant von Mostaganem
Spahis, welche
Obrist Dubarail,
ein
eifriger Legitimist,
Strafe hierher geschickt wurde
sionirung
an
und
Einer
garniist
der
der eigentlich zur
bis zur Zeit seiner
dem einsamen Ort ausharren
soll.
Die
PenInter-
447 der
essen
europäischen Civilbevölkerung vertritt der Maire,
Herr Stoepfel,
dem Sousintendant
der unter
ein Elsasser,
civil von Oran steht.
Die Umgegend von Mostaganem wurde von den wenigen Reisenden,
welche sie vor 1835 gesehen,
Da wegen
gelitten.
der Garnison die Flita,
Küste die Verbindung
ihrer gefährlichen
mit Oran
als sehr fruchtbar
Sie hat aber seitdem schwer
und gut angebaut geschildert.
Monate lang unterbrochen
blieb
und
sowie die übrigen Stämme der Gegend, dem Be-
fehle Abd-el-Kader's gehorsam, alle
Verbindung mit der Stadt
abbrachen, ja die kleine Besatzung im Umkreise einer Stunde in Blokade hielten,
waren
so
die
an Allem,
namentlich an
Brennmaterial nothleidenden Soldaten genöthigt, die Ressourcen des Bodens nach einander aufzuzehren und viele Orangen-
und
andere Fruchtbäume
fielen
damals
halb der
unter
der
Axt und
Die Häuser ausser-
mussten die Commissbrodsuppe kochen.
Mauern mussten niedergerissen werden, damit keine
Feinde sich dort in Hinterhalt legen konnten, daher
Auge namentlich im Osten
der Stadt allenthaben
stösst das
auf Spuren
der Zerstörung, neben Gräbern liegen wüste Backsteintrüm-
mer, unter denen sich eine Menge Reptilien angesiedelt haben, so dass
fast unter
jedem Stein, den man umwälzt, Nat-
tern oder Scinke über den
rain von
Mostaganem
ist
Trümmerboden
fliehen.
Das Ter-
bis auf eine Stunde südlich von der
Stadt sehr sandig, übrigens durch Bäche und Quellen gut bewässert.
Alle Pflanzen gedeihen in der
Nähe der Bächlein
rasch und üppig. Herr Texier, der vor Herrn Stoepfel Maire
der Stadt war,
hat in
der
grossen östlichen Schlucht einen
Versuchsgarten anlegen lassen, als bei
wo
die
Baumwolle weit besser
Algier gedeiht, und die Proben,
Marseille mitbrachte
,
wurden von
die ich
allen dortigen
davon nach
Baumwoll-
448 kennern bewundert. In den Privatgärten der Umgebung wird auch die Henna (Lawsonia inermis)
dem
mit
röthlichen Färbestoff giebt,
gepflanzt,
welche den
Eingebornen sich
die
Nägel, Hände und ihren Kindern die langen Haare bemalen. In
der
Umgegend von Algier kommt
Henna
die
nicht fort.
Die ganze übrige wilde Vegetation, welche nicht nahe am be-
war zur Zeit meines Aufenthaltes
wässerten Boden wuchs,
im Mai 1838, wo ungewöhnliche Trockenheit herrschte, schon Ich fand in der
ziemlich verdorrt.
in allen
Richtungen von dem Bau des
Auf
Meriones robustus durchfurcht. ein
Loch
weissbauchigen Ratten führt.
Sonne untergegangen,
und ich schoss Unter
sie
den
drei Quadratschuh
kam
welches in die unterirdischen Nestgänge
,
dieser röthlichbraunen, die
inter-
Ein mit Unkraut bewachsenes Sandfeld im
essante Thiere.
Westen der Stadt war
immer
Umgegend manche
verliessen
sie ihre
Sobald
Schlupfwinkel
da leicht mit der Schrotflinte.
Steinen
findet
sich
ziemlich häufig
Amphis-
baena Wiegmanni, eine interessante Reptilie, die ich ausser-
dem nur am Cap Matifu
Von Mollusken
,
bei Algier
leopteren, unter denen die seltene Art
noch
in
Ich
traf.
wohl aber von Co-
Laphyra Audouinii,
die
keiner andern Gegend aufgefunden worden. brachte in
Gesellschaft
des
Mostaganem
letzterer
eines Obristen der
sten stand.
An
drei vergnügte
Wochen
in
Maire und des Commandanten der Spahis-
escadron Abaibi zu;
Sohn
aber nur selten
erbeutete ich nichts Neues,
ist
aus Syrien gebürtig
Mameluken, der
unserm Tische assen
geborene, der Hakhem, dann der Ukil ein Bruder Hadschi-Bukhari's von
Marephi, ehemaliger Kaid des
in Napoleon's
öfters
Abd -
Mascara
und
Dien-
angesehene Einel -
ist,
Kader's , der
Kaddur-Ben-
einst so mächtigen,
nun
zer-
streuten Stammes der Bordschia, welcher zu Massagran von
449 einer kleinen Pension lebt, endlich Kaddur-el~Sarak (Kaddiir
der Seeräuber), welcher, vormals ein gefürchteter Pirat, jetzt
vom Ertrag reszeit
und
mit
eines Schiffchens lebt, bei
Oran und Mostaganem
dem
unterhält,
während spanische und
zösische Schiffer nur bei ganz ruhiger See
Mostaganem
Neun Monate
hat,
die Fahrt
fran-
wagen.
wie schon erwähnt, gar keine Rhede.
Jahres
des
er in jeder Jah-
Witterung die Verbindung zwischen
jeder
hindurch tobt hier die
Brandung
furchtbar an den Felsen und kein Schiff wagt, selbst bei ru-
higer See,
länger als einen
Tag
doch viele Schiffbrüche, Re-
aller Vorsicht ereignen sich aber ste
von gestrandeten Wracks
gewahrt man
Ufer und unweit Massagran sieht man an
noch
aus
allenthalben
am
der Küste sogar
Salamander,
ein gescheitertes Dampfschiff, den
serne Maschine
Trotz
hier zu verweilen.
dessen
ei-
den beständig umwogten Klippen
hervorragt.
Vier Stunden östlich von Mostaganem des
der Schelif,
fliesst
Landes bedeutendster FIuss, den nur sehr wenige Euro-
päer gesehen haben
und über dessen Schiffbarkeit die Mei-
nungen noch verschieden
ein Amerikaner,
Shaler,
lauten.
der vor vielen Jahren über Algier geschrieben, schiffbar,
Pellissier,
der 1834
eine Reise
machte und an die Ufer des Schelif kam
,
hielt ihn für
in
die
Provinz
behauptet hinge-
gen, der Strom habe fünf Stunden vor seiner Mündung, trotz seiner bedeutenden Breite,
genug Wasser mehr,
nicht
grosse Barken zu tragen, und
man
Von sämmtlichen
Binnenschifffahrt nicht rechnen.
ganem ansässigen Europäern
hatte
Sohn des Obristen Dubarail, den confusen Beschreibung
liess sich
um
dürfe auf den Schelif zur
nur einer,
in
Mosta-
der jüngere
Schelif besucht, aus seiner
aber kein Urtheil bilden.
Zur Zeit meines Aufenthaltes stand Mustapha-Ben-Thaui, Moritz Wagner's
Algier.
T.
29
450 der Khalifa von Mascara, unweit des Schelif mit einem Heer,
welches den Tribut von den dortigen Stämmen
eintrieb.
Ein
Theil der Flita verweigerte denselben und wechselte mit den
Truppen des Khalifas Flintenschüsse. Es war
dies zu einem
Ausflug an den Schelif eben kein günstiger Augenblick, den-
noch würde ich ihn unternommen haben, Obristen Dubarail,
dem
warm empfohlen war,
ich gleichwohl
dem
vom General Rapatel
irgend eine Unterstützung gefunden.
von
Dieser Oberofficier,
hätte ich bei
sehr
machte beständig Schwierigkeiten
unverträglichem ,
Charakter,
verweigerte mir jede Es-
corte und schilderte mir die Gefahren einer solchen Reise so
schwarz,
mich
man den ner
dass ich
bis zu
am Ende
Schelif von
Mündung wohl
Strassburg und
Gleichwohl wagte ich
soll
fern sieht.
Meer graubraun
den von seiner
Er mag
in der
Nähe
wo sei-
dreimal so breit seyn, als der Rhein bei einen weit raschern
Gewässer des Landes haben. das
abstand.
einem Berg, zwei Stunden von Mostaganem,
bis zu
Mündung.
Lauf
als alle
übrigen
Sein schmuziges Wasser färbt einer Entfernung von zwei Stun-
451
A Geograph
i
n
che
s
a n
Ii
g*.
Bemerkungen über
die
Regentschaft Algier.
lPie Regentschaft Algier
zum 26° 12' Süden
ist
östl.
erstreckt sich
Länge.
Ihre
vom 15° 32'
his
Breite von Norden nach
abwechselnd nicht genau bekannt.
Nimmt man
in
der östlichen Provinz Constantine die Fortsetzung des Blad-
el-Dscherid oder dürren Landes, welches etwa vierzig deutsche Meilen in gerader Richtung von der Mittelmeerküste be-
ginnen
soll
Namen Sah
und das
die
ra kennen
-
Eingebornen weit mehr unter dem
—
es
mag
mit seinen dürren
Vorbild der grossen Sandwüste geben
ehemaligen Deygebietes an,
so
—
mag wohl
als
Südgränze des
die grösste Breite
der Regentschaft Algier fünfzig bis sechzig Meilen
Provinzen Titeri und weit schmaler
ist,
Oran
,
wo
in
,
den
der anbaufähige Landstrich
höchstens vierzig deutsche Meilen betragen.
Die Oasen Tuggurt und Wurglah ten und der Staat
Hü-
ausgedehnten Ebenen wohl ein
geln und wenig fruchtbaren
die
Länder der Mosabi-
Ain-Maadi, welche
ihre Unabhängigkeit
gegen die Algierer Deys
stets
,
zu behaupten wussten
,
sind in
diese Gränzen nicht mit inbegriffen.
Da
die
mittelt sind,
Südgränzen dieses Landes noch nicht genau
er-
da noch kein europäischer Reisender den ganzen
29
*
452 nördlichen an die Regentschaft Algier
Rand
stossenden
der
Sahara der Lauge nach durchzogen und nie ein französisches Corps
bis
über vierzig Lieues von der Küste sich gewagt
so sind alle Schätzungen
hat,
Flächeninhaltes
des
Cannabich nimmt 9000,
nur sehr unsicher und abweichend.
D
Gatterer 8957
Meilen an
Flächeninhalt nur auf 4218
,
natürlich
andere Geographen schätzen den
D Meilen.
Die ganze Regentschaft Algier wird von Westen nach Osten von Bergketten durchschnitten
zeichnet
was
dieses
Desfontai-
durchschnitten,
dem
der bei Tabarka an der Gränze der Regent-
Tunis beginne und
schaft
be-
Gebirge unter der vagen Benennung Atlas,
Land sey von zwei Ketten
Atlas,
kleinen
Man
beträgt.
der Berbersprache „Steigen" bezeichnet.
in
nes sagt, das
Höhe
deren mittlere
,
nicht über 3000 Fuss über dem Mittelmeer
bis
Marokko
sich
fortziehen soll,
und dem grossen Atlas, der am Rande der Wüste, mit dem kleinen Atlas parallel laufe und die Nordgränze der Sahara
den
soll.
Allein Desfontaines sagt über diesen
Atlas" durchaus
nichts Näheres.
nicht selbst gesehen haben,
bil-
„grossen
Sicher konnte er ihn auch
da er in
den südlichen Theilen
der Regentschaft gewesen und nicht einmal Biskara erreicht hat.
Ganz gewiss hat er
sich
zu dieser
Angabe nur durch
die vagen Berichte einiger alten Geographen verleiten
lassen.
Ptolemäus erwähnt nämlich eines Atlas magnus, der sich vom
Trauerpass Harudsch westwärts bis zum atlantischen Ocean hinziehe.
Alle spätem Geographen
Auch von den neuesten
Autorität hin nach.
Karten
stellen die meisten
birgskette hin
mit
weder Desfontaines Bruce,
schrieben
der ,
dies auf seine
französischen
an den Rand der Wüste eine Ge-
Bezeichnung
grand
Atlas.
Aber
noch seine Vorgänger Shaw, Peyssonel,
sind über vierzig
deutsche Meilen von der Seeküste
453
Was
nach Süden vorgedrungen.
Bergzüge
sie also
über die südlichen
des Atlas jenseits des Aurass sagen, konnten sie
nur den Erzählungen der Eingebornen entnommen haben, die hier aber so unwahr, so abweichend, so verwirrt lauten, wie in
Nubien und
in
den Sudanländern,
wo
fast alle
gründlichen
Reisenden über diese gänzliche Unzuverlässigkeit der Aussa-
gen der Afrikaner, über ihre Begriffslosigkeit und die Unmöglichkeit, von ihnen über irgend ein Land, Gebirge, Stadt,
Wüste, Thier eine Schilderung,
ich verweise hier nur auf das,
die nicht die Phantasie
in
Klage geführt haben
sich eingemischt hätte, zu erhalten,
was der
und
schlichte, wahrheits-
Salt und andere Reisende
treue Burkhardt oder Bruce,
;
dar-
über äussern. Etwas mehr Vertrauen verdienen die im Ganzen ziemlich genau zusammenstimmenden Aussagen der Renegaten,
von denen das
Land
namentlich die Mittheilungen der Beni
Sprache erlernt
-
Baudouin's, der in
Mzab gedrungen und
hatte, Geistinger's, Berndt's
die
mosabitische
und anderer Fran-
zosen und Deutschen im Dienste Abd-el-Kader's, welche im
Jahre 1837 dessen
Zug
durch den Kobla
Alle diese Renegaten stimmten mit
merksamkeit verdienen.
ihren Versicherungen überein,
Aurass und Biskara,
noch
noch auch an der Gränze setzung des Blad
-
el -
Auf-
begleiteten,
im
dass
weder zwischen dem
es
Süden der Provinz
des Kobla,
Titeri,
der westlichen Fort-
Dscherid, hohe Gebirge gebe.
Im Ge-
gentheile würden, sagten sie, die Bergzüge von Constantine, Setif
,
Medeah, Miliana, Mascara immer
man sich den Ebenen des Blad - el here, und die
-
niedriger, je weiter
Dscherid oder Kobla nä-
Nordgränzen dieser trockenen Steppen beständen
aus öden, wellenförmigen mit Disteln und Palmen bewachse-
nen trockenen Hügeln. Dasselbe bestätigten sabiten, die ich in Algier gesprochen, alle
alle Biskris,
Mo-
Beduinen der Sa-
454 so namentlich
hara und des Kobla,
Mohamed- Budsaid imd
mehrere Scheikhs der Angad, die ich in Mascara sah.
Renegaten
selbe sagten die
Berbrugger und zum
Abd-el- Kader zu Haraza besuchten. alle
Heer zu Adrian
in Abd-el-Kader's
Doctor Bodichon,
welche
hierüber ausgeforscht haben,
oft
den Emir
Derselben Ansicht sind
der arabischen Sprache kundigen Officiere
Eingebornen
Das-
welche die
,
wie
Pellissier,
Lamoriciere, Sainte-Marie , oder Militairs, die im Innern des
Landes Commandos hatten und
die Expeditionen begleiteten,
wie die Oberofficiere Cavaignac
,
Levaillant
,
Magagnos.
In
der Provinz Oran erhebt sich jenseits des Berges Zickar bei
Miliana keine Kette, keine Gruppe, kein
isolirter
Berg mehr
Der Dschibel-Ds churschura im Ge-
über 4000 Fuss. biet des
Uthan Sebau, der Aurass (Mons Aurasius im Mit-
telalter,
AvSov
bei Ptolemäus)
Wahrscheinlichkeit Atlasgebirge.
nach
die
und der höchsten
Zickar Gipfel
sind
am
aller
Algierer
Diese Gebirge laufen meist der Meeresküste
entlang und bilden dann die Uferklippen, öfters sind sie aber
davon getrennt durch mehr oder minder breite Ebenen, bei
wie
Bona, Stora, Budschia, Mostaganem, Oran, von denen
die meisten
bogenförmig
sind.
Manchmal
sind diese Gebirge,
ausser durch Ebenen, auch durch sogenannte Massifs, Sahel,
oder Hügelländer, wie bei Algier und Arzew, vom Meere geschieden.
Diese Hügelgruppen
Ebenen getrennt, wie
bei
werden dann wieder durch
der Metidscha und den Gefilden
des Sig.
Tiefer im Lande in einer Entfernung von dreissig Stun-
den von der Küste beträgt die Länge der "Von Westen nach Osten laufenden Ketten selten über vierzig Stunden;
sie
den
getrennt,
dann
wieder durch zwischenstehende
Ebenen
oder sind nur schwach verbunden durch niedere,
wer-
dammartige
455 Aufwürfe.
Zwischen Bona und (Konstantine zeigen sich
gentlich nur vier deutliche Kettenbildungen,
manchmal Aufwürfe von 5
— 600
Fuss
zwischen denen
Gruppen stehen.
in
Acht Stunden südlich von Constantine zieht sich eine Kette hin.
In
Zwei
der Seeküste bis Mascara. Gipfel
des
Oran giebt
der Provinz
Schruab
-
el -
Rähah
Kader's
(Amidu), der am
ich
vom
Süden der Ebene Eg-
im
Der Renegat
gres; ihnen folgt noch eine sechste kleinere.
Geistinger
vierte
drei Ketten von
es
weitere erblickte
,
ei-
Abd-el-
häufigsten im Dienste
Reisen nach Tekedemt, dem Kobla und einmal so-
gar nach Marokko unternahm, versicherte mir, dass es dann weiter keine zusammenhängenden Bergreihen
gebe, sondern nur in einer
isolirte
Gruppen,
bis zur
Sahara
welche überhaupt schon
Entfernung von vierzig Stunden von der Küste noch
vorherrrschend
Zwischen
sind.
Hauptstadt der Provinz Titeri, erheben sich
etwa 25 Stunden Länge,
zum Meere
sich
deren
hindrängen
nach Norden
und niedriger werden.
cher Höhe.
Commandant
zählte mir,
dass
vierte Kette
gesehen habe, niedriger
der
zwei Ketten von
Extremitäten
Stunden südlich von Medeah steht eine
er
Medeah,
und
Algier
dritte
Vier
Kette von glei-
Levaillant, der sie erklimmt hat, er-
etwa fünf Stunden als
weiter südlich eine die drei ersten; nir-
gends aber habe man dort eine Spur von einem grossen Atlasgebirge gesehen.
Einen Theil dieser
genannten Ketten
kann man vom Gipfel des Ras-el-Hammar im Süden der Metidscha und
nug
vom Schruab -el-Räha
bis zu ihren meist
bei
Mascara deutlich ge-
nordwärts ausgekrümmten Extremitä-
ten verfolgen und sich überzeugen, dass sie nicht mit andern
Ketten weiter in Osten oder Westen verzweigt sind. Ob dies bei allen Kettenzügen der Regentschaft der Fall nicht bestimmt sagen,
und
alle
ist,
kann ich
Meinungen der mit der Topo-
456 graphie des Landes beauftragten französischen Officiere des
Bona und Oran waren hierüber eben
Generalstabes in Algier, so schwankend.
Ersteigt
man
Provinzen Oran und
in den
Constantine die höchsten Berge, wie den Schruab-el-Rähah
oder den Gipfel des Ras
- el
-Akba, und versucht eine genaue
Zeichnung dieser wildverworrenen Höhenzüge,
man
die ausserordentliche Schwierigkeit einer solchen Arbeit,
von Keinem unternommen
welche noch von Keinem gelöst,
Man
worden.
überblickt ein
regelinässigsten
densten Richtungen auslaufen
,
schen
Chaos von Gebirgen in den un-
Formen, bald Ketten,
sammenhängend pen
sind,
und verzweigt oder auch unzu-
man wieder
bald sieht
Arzew und Oran. in
Shaw,
einzelne Grup-
ist,
den innern Städten, die
heutiges
Tages
Werkes,
die
eine
auch wohl in der That nicht
Seine übrige allgemeine Schilderung des Atlas
zwar etwas karg, aber
„kommt
selten
treffend.
Gipfel
einem unserer höchsten Berge Grossbritan-
den
mit
dass
man
selbst die erha-
Alpen und Apenninen
in Parallele
In der Regel sind die Berge 4-, 5- oder 609
stellen kann.
Ruthen hoch. findet
ist
„Dieses Gebirge," schreibt
niens gleich und ich zweifle sehr,
Ihre
Abhänge
sind meist leicht zu erklimmen.
auf ihnen mehrere Fruchtbaumarten und anderes
hochstämmiges Holz. höheren,
es
Abd-
jetzt unter
dem wildverschlungenen Gebirge
Hauptkette herauszufinden,
bensten
als
weiter durch-
sagt ganz richtig an einer Stelle seines
es sey sehr schwer, auf
existirt.
Land
der das
el-Kader stehen, länger verweilte, möglich
Man
die nach den verschie-
ja ganz isolirte Kegel, wie den Dschibel-el-Sbua zwi-
wandert hat und
er,
erkennt
so
Hier und da giebt
steileren Felsen,
als die
es
übrigen,
Abgründe gebildet.
,
von
Man
denke sich auf dem Abhang oder Gipfel einen Daskrah, oder ein
Dorf derKabylen, welches durch eine Erdmauer umschlos-
457 sen
man den
so hat
ist,
richtigsten und
genauesten Begriff,
den man sich von diesen Gebirgen machen kann.
Unter den neuern Schriftsteilern
sagt
nen Annales Algeriennes' „Das Land
Pellissier
ist
in sei-
von Westen nach
Osten von den Atlasgebirgen durchzogen, welche aus mehreren parallel laufenden Ketten bestehen,
durch tiefe Thäler
getrennt und manchmal durch Zwischenketten verbunden sind.
Die nördlichste
dieser Ketten nennen wir den kleinen Atlas.
Sie liegt in geringer Entfernung
vom Meer, dem
manchmal
die
dergestalt nähert,
man an den
dass
Im Süden
merkt, ganz verschwindet. sich, ehe
Zone,
flache
meisten Stellen zwischen ihr und
man
Westküste
die
sich
sie
welche
dem Meer
be-
der Atlasgebirge findet eine weit grössere fla-
betritt,
che Zone, das „Blad-el-Dscherid" oder Dattelland.
Ausser-
dem
sich
erweitern die Thäler der verschiedenen Ketten
so, dass sie
wahre Ebenen
bilden,
oft
von denen einige sehr be-
trächtlich sind."
„Der Atlas"
—
schreibt Cavaignac, der ehemalige
mandant von Tlemsan die Regentschaft
fünfzig
Lieues
Zweige
laufen
—
„der Atlas
Breite in
in
,
oder
allen
Com-
seiner politischen Brochure über ist
ein ungeheurer Massif, von
darüber.
Richtungen
Seine
schwerfälligen
Er
umschliesst im
aus.
Norden lange und fruchtbare Thäler, durch welche seine sehr zahlreichen
Gewässer nach dem Meere
versinken seine Abhänge
in
sich ohne Zweifel die in
diesem
Meer
des Südens,
dieser Richtung fliessenden
wenn
nicht eine
wo
Gewäs-
der Brand der Sonne und die
dürre Erde sie nicht schon unterwegs hemmen. ist also
Im Süden
weite Ebenen von zweifelhafter
Fruchtbarkeit bis zur Sahara,
ser des Atlas verlieren,
fliessen.
Reihe von Kegeln,
gleich
Der
Atlas
den Pyrenäen
und Alpen, welche zwei verschieden bewohnbare Länder treu-
459 nen könnte. Der Atlas
ist
die Regentschaft selbst.
Auch der
Araber bewohnt den Atlas, unsere Landstrassen durchschneiden ihn und es möglich
seinem
bei
ist
unregelmässigen Laufe nicht
durch ihn bestimmte Gränzen zu ziehen.
,
Ritter, welcher in der zweiten fast
ältere Quellen
auf
blos
mit bekanntem Fleiss,
sich
Ausgabe seiner Erdkunde stützt
und deren Angaben
Scharfsinn und Gründlichkeit zusam-
menstellt, will vier verschiedene Gebirge unterscheiden.
Gränzberge gegen die Sahara.
„1) Grosser Atlas.
dem Trauerpass Harudsch westwärts tige
ziehen
sich mannichfal-
Bergzüge, unter verschiedenen Namen,
die uns keinen
nach Westen
Aufschluss über ihre Beschaffenheit gewähren, hin, bis zur
Küste des atlantischen Oceans; von den Landes-
bewohnern werden und
sie die
haben
Ptolemäus
seit
grossen Berge (Ayduaral) genannt, sie
den
allgemeinen
grossen Atlas (Atlas magnus) erhalten.
zuge
gilt
dass
es,
ist
Namen
des
Von diesem Berg-
Südabhang den weiten Ebenen des
sein
dattelreichen Küstenstriches,
hier
Von
dem
Biledulgeried, zufällt;
aber
durchaus nicht an Eine zusammenhängende Bergkette
zu denken.
In diesem
schen Geographen
Sinne
vom grossen
ist
die Nachricht aller arabi-
Atlas zu verstehen, durch die
wir, bis auf wenige neuere Zusätze,
fast alle
unsere Kennt-
nisse dieses Berglandes besitzen."
„2) Kleiner Atlas.
mittellän-
Verschieden von dem vorigen, lernen wir diese
dische Meer.
Küstenkette
Die Küstenkette gegen das
nicht
durch
die
continentalen
Araber kennen,
welche den langen grossen Atlas von der Landseite her zuerst erblickten
Weit
und überstiegen,
später erst, als jener lange
satz den
Namen
sondern durch Küstenfahrer.
Zug,
des kleinen Atlas."
erhielt sie als
Gegen-
459 „Strabo weiss, dass er vom Vorgebirge Kotes (am Aus-
gang der Strasse von
dem Sky-
Gibraltar, in den Ocean, nach
lax) durch Marusien bis zu den Syrten laufe, also ganz wie
Della
Cella
beobachtete,
dass
er
wie
die übrigen mit
ihm
gleichstreichendeu Gebirge bewohnt sey, im Anfang von Marusiern, weiter
im Innern des Landes von der grössten Liby-
schen Völkerschaft, den Gätulern
,
deren Gebiet sich bis zu
den Syrten erstrecke. "
„Die neueren Geographen aber verstehen unter dem nen Atlas nur dasjenige minder hohe, aber
klei-
steile, zerrissene
Küsten gebirge, welches von der Strasse von Gibraltar ostwärts die ganze
Küste der Berberei, durch die Staaten von Marok-
ko, Algier und Tunis
Es
zieht.
schliesst sich in
den hohen Atlas von Fez und Marokko an,
nachdem
es
bis Titeri
in
Westen an Osten aber,
(Provinz im Südost von Algier) mit
der Küste ein gleichmässiges, paralleles Streichen hatte, biegt es
vom Dschurschuragebirge an gegen Südost herum.
sich
Wendung
Diese
geschieht an den hohen Bergen
undJaite, welchen weiterhin
in
ress
doch wieder parallel
Osten,
mit der Seeküste, die Berge Wellad
-
Wannougah
Selim
,
und Tipasa, im Staat von Tunis folgen,
Mustewah, Aubis
gegen den
Golf von Kabes. "
„Der
äusserste, westlichste Gränzstock des kleinen Atlas
am Osteingange
bildet
Säulen
des
Berg Abila,
Hercules unser
der Strasse von Gibraltar die eine der (^HgatcXeia GTi]\a),
Cap von
Gränzen des Oceans (ab telmeeres waren. lonis
(
Daher
Ceuta,
his ora interni ist
der siebenköpfige
welche den Alten die maris) und des Mit-
das westlicher liegende
Cap Spartel der Neuern) schon dem Herodot
Cap So-
es schon
im Gebiete des Beherrschers des Oceanos,
die
als
Gränze von Libyen bekannt, dem karthagischen Admiral
liegt
dem
er
460 den
hier
um
Altar erbaute,
ersten
dessen Gunst zu seiner
Fahrt zu erflehen." „Dieses Cap von Ceuta sprache Jibbel felsigen
Höhen
d ' Zatute
(d. h.
( d.
Westland)
„Von
dem Meere
aus
Provinz El Garb
(
ist
h.
es, das heute in der Berber-
der Affenberg ) heisst ,
welche der kleine Atlas nun
der
ist
Namen
kleine Atlas
mau-
Errif, sein
wohl dasselbe.
hier an weiter im Osten längs den Küsten
vom Cap
Algier,
Magred
füllt."
der Provinz Errif,
Jibbel arif,
„Von
die westlichste
der Westen) des grossen El
durchzieht, erhält er auch selbst den rischer,
und
aufsteigt,
mit steilen
Mellila
gegen Tunis hin,
bis
im Allgemeinen
in
nichfach aufsteigenden Hügelreihen,
,
durch
zeigt
sich
gegen das Innere man-
kaum 4-, 5
die
— 600
Fuss senkrechte Höhe haben, grossentheils mit Wäldern und
Fruchtbäumen bedeckt sind,
Felswände am Gehäuge
und da durch
die nur hier
steile
der Berge und durch nackte, hervor-
ragende Klippen auf ihren Gipfeln unterbrochen werden.
Er
hat durchaus keine bedeutende Mächtigkeit und Höhe, und so
weit der treffliche
Shaw
sie beobachtete
(
lang im Gebiet von Algier), sähe er sie
er lebte zwölf Jahre
kaum zu
der
Höhe
" seiner vaterländischen Berge sich erheben.
„Im felsiger
Osten von Algier wird die Küstenkette bis Bona weit
und rauher,
darum
sie
schon Abulfeda
El
Adwah,
die
Höhe, genannt
als
hohe Caps in das Meer vor und bilden um den Golf von
Bona
hat.
das Cap Rosso (bei
Hier springen gewaltige Felsufer
La
Cale) bei der Insel Galita, und
der Südspitze von Sardinien gegenüber die schaudervollsten Felspartien.
Ein schwarzer, poröser Sandstein (gres a
trer) von tausendartigen Höhlen und Grotten durchbohrt, scharfkantiger
Rücken und Spitzen, wird
fil-
voll
hier unaufhörlich
461 von den Wellen gepeitscht,
Nadeln und Zacken gespalten.
in
Die vom Meere ausgehöhlten Grotten reichen wohl halbe Viertelstunden weit landeinwärts;
stürmen die Meereswogen
Nur
ein.
nach
Sandstein
den
welche
Adern,
durchziehen,
und stürzen
oft steil in das
wohl von Westen nach Osten
also
Noch weiter nach Osten dauern über Tabarca, Cap
gehen.
Nero
mag
die eisenhaltigen
Hier senken sich die Sand-
bänke von Süden nach Norden, Ihr Streichen
unterirdischen Gebiete
Richtungen
allen
scheinen ihn zusammenzuhalten.
Meer.
ihre
in
u. s.
w. diese Klippen
fort,
die für
den Schiffer um so
Trümmer
fürchterlicher sind, weil durch ihre
unzählige Sand-
bänke an den Küsten entstehen, die keinen wirklichen Hafen Dies war
das Schiff in der Gefahr aufzunehmen.
darbieten,
die westliche Schutzmauer für Karthago."
„3) Der
mittlere Atlas
;
das Plateau. Tiefer landeinwärts
zwischen den beiden Parallelketten des kleinen und grossen Atlas,
die beide
viele andere,
mit ihnen
,
von Westen nach Osten ziehen,
mittlere
theils
Bergzüge,
streichen
theils in gleicher
in mannichfaltiger
Verbindung.
Richtung
Sie bilden
ein breites, hohes, von vielen Thälern, Ebenen, muntern Flüs-
sen und frischen Bergweiden durchzogenes Bergland.
den von Constantine der Sahara
ist
bis
gegen
Im Sü-
lange Gränzkette Buzara
gegen Westen zum hohen At-
es nur hügelig,
las steigt es terrassenweise
erhabene
die
immer höher
auf.
Durch seine
Lage über dem Meere und den Glühewüsten gewinnt
es eine überaus milde
gerühmt wird.
Temperatur, die von den Arabern sehr
Edrisi
glaubt
,
dass
keine
Gegend diesem
Berglande an Fruchtbarkeit, weiter Ausdehnung und reicher
Bevölkerung (frequentia domiciliorum) gleichkomme."
„Leo nen Atlas
sagt, dass sich die
von
der Küste
Berge und Hügelketten des
aus
klei-
landeinwärts an 100 Meilen
462 bald
mehr bald weniger erweiterten
de ,
klare Bäche und Flüsse
manche
salzig sind) nach
und von ihnen
(
dem Meere
fallen reizen-
Shaw auch
zu; gegen den langen At-
Hügelreihen und Ebenen, die
las hin ziehen sich
lichen
;
von denen doch nach
alle vortreff-
Boden haben, der Getreide im Ueberfluss und Gegen Osten
sten Früchte erzeugt.
die Tunesischen
sind es
das Zeugitana und Byzacena,
Landschaften,
Numidischen Kornkammern
der Karthager;
die Landschaften von Sejelmessa
die be-
die
berühmten
gegen Westen
(richtiger Sejin-Messa nach
Jackson) und mehrere marokkanische Provinzen."
„Die grössten Höhen
dieser mittlem Bergketten, welche
zumal landeinwärts,
überall aus Kalkstein,
voll Versteinerun-
tiefer
gegen den hohen Atlas aber aus
quarzhaltigen Gebirgsarten,
schienen Desfontaines im Süden
gen bestehen sollen,
von Algier und Oran nicht über 7200 Fnss (2400 Metres) Meeresfläche
Auf ihnen
haben.
zu
liegt
nirgends ewiger
Schnee;
da wachsen schöne Waldungen von Nadel- (Pinus
alepica)
und
pseudosuber,
Laubholz (zumal Eichenarten, Quercus suber,
und ballota)
coccifera
ilex,
und der
schöne
Oleander (Nerium oleander) wuchert aus den Thälern bis zu
den Höhen hinauf.
„Wannaschrife der höchste, in
ist in
der westlichsten Provinz von Algier
der Dschurschura
der
der östlichen
(Mons
ferratus
dieser Berge.
höchste
der Alten?)
Dieser hat be-
aber sein Rücken wird durch eine ununter-
baute Gehänge,
brochene Kette nackter Felsenwände und Abgründe gebildet, die
im Winter mit Schnee bedeckt,
gänglich werden, stand zwischen den
erzwingen, leben.
die
dass
sie
für
Bewohnern
sonst
immer
und dadurch so unzu-
diese Zeit einen Waffenstill-
ihrer
beiderseitigen
in unversöhnlicher
Gehänge
Feindschaft
463 „Die noch
steiler
abstürzenden Berge von Titeri, zwischen
pen, welche von den Bewohnern
gen,
Kuppen und Klip-
beiden, bilden fast unzugängliche
diesen
zumal
als
als Zufluchtsorte, feste
Bur-
Speicher und Magazine zur Sicherung ihrer
Kornvorräthe benutzt werden."
„Ueberhaupt scheint diese
Steilheit der
Felswände und sehr
enge, senkrecht eingerissene Schluchten, die
Tiefe der Thäler durchsetzen
in die selbst
dem hohen Atlas,
schneiden sie
so,
die horizontalen
gen
dass
oft
charakteristisch zu seyn. Diese durch-
man
zu beiden Seiten der Engpässe
Schiebten der Gebirgsarteu deutlich aufstei-
sieht, die nicht
sind
sie plötzlich bis
diesem Berglande, und
,
nur sechs
zusammengehängt za haben scheinen. Sie sieben Fuss breit,
bis
aber fürchterlich
(wahre Spalten), so dass wenige Menschen ganzen Hee-
steil
ren den Eingang verwehren würden.
den Arabern Beban (d.
i.
Daher werden
sie
am Kaukasus,
Capy (eiserne Thore, wie
in Persien,
Türkei
Mehrere dieser Pässe fanden
z.
B.
u. s.
w. )
genannt.
dem kurzen Wege
auf
von
Pforten), von den Türken Demir
vod
Algier
nach
in der
sich
Constan-
tine ein."
„4) Hoher Atlas ; Daran. Unter dem hohen Atlas , den wir nur allein von der marokkanischen Seeseite hin meistens durch europäische Reisende kennen gelernt haben
höchsten Erhebungen dieses schaft
des
des
verstehen wir die
Gebirges, die in der Nachbar-
atlantischen Oceans
die furchtbare Küstenterrasse
Kaiserthums Marokko und Fez,
östlichen Provinzen Suse,
,
von den südlichen und
Tarudant und Sejelmessa scheiden.
Sie sollen in einem grossen, zusammenhängenden rerer parallelen Gebirgsketten,
vom
Zuge meh-
kleinen Atlas in Errif ge-
gen Südwest ziehen, und zwischen dem Drahafluss und dem
Cap de Ger
in die
Fläche der Sahara abfallen."
464
„Um in
Fez und Mequinez
bilden sie nur mittelhohe Berge,
denen der edelste Menschenschlag wohnt, zumal die Frauen, 1
ohne Ausnahme, von der schönsten Bildung sind."
„Von Marokko,
der Residenz, aus steigen die Gebirgs-
ketten gegen Ost schon in einer Entfernung von einer halben
Tagreise
men
auf zu
den Gipfeln,
Ulstan, Orika, Emsfiva,
die bei dieser Stadt die
Tagana, Fraga,
Na-
Suitana, Ged-
meva, Rgagaia, bei Fez aber Zavias, Itata, Zaimbi
u.
a.
m.
führen."
„Die höchsten «ranze
man von Marokko
Gipfel, welche
aus das
Jahr mit Schnee bedeckt sieht, ziehen in einer Reihe
nur sechs deutsche Meilen (dreissig englische miles) in Ost
von dieser Stadt vorüber und von Mogadore, der Küstenstadt,
28 deutsche Meilen (140 englische miles) weit,
höhe
34 Grad nördlicher Breite
setzt unter
von 10,800 Fuss über
dem Meere
man
sieht
Die ewige Schnee-
Tagen.
noch ihre Kegelgipfel an heitern
eine absolute
Höhe
voraus; doch scheinen nir-
gends weitläufige Schneefelder die Höhen zu bedecken,
nur
einzelne Gipfel ragen in diese Schneeregion empor."
„Leo nennt nur
einen einzigen Gipfel, den Hanteta, den
höchsten Berg, den er gesehen, wahrscheinlich über der verfallenen Stadt Tessa, welcher mit
von den andern sagt er nur, Jahr und
öfters
ewigen Schnee bedeckt sey
auf ihnen schneit es das ganze
kommen oben Karavanen
Behauptung, die, so auffallend
sie
spätem Erzählern wiederholt wird.
auch
vor Kälte um. Eine ist,
Marmol
doch von allen sagt,
dass
auf
den hohen Pässen der Schnee zuweilen in einer Nacht eine
Lanze hoch ter
fällt,
für Thiere
und die Kälte auf den Höhen
und Menschen,
Bergbewohner tödtend seyn gens
alle
Berggipfel von
(
1 ).
selbst für
soll
im Win-
die einheimischen
Dass man im Januar
Marokko aus weiss
sieht
übri-
und dadurch
465 das Klima dieser Stadt selbst sehr abgekühlt wird, kann nichts Gletscher finden sich nirgends."
Auffallendes seyn.
„Mit solchen grässlichen
Steilklüften ist die ganze
kette des hohen Atlas, welche die
nen im Südosten trennt, überall durchrissen. des Hochlandes
ein Charakter
Berg-
Ebenen Marokkos von
de-
Hier zeigt sich auch
der Berberei, den wir
schon oben berührten."
„Wenn man von
Tafilet (Tafilelt nach Jackson) nach
rokko zu über die Bergkette
zieht, so führt der
Weg
Ma-
die er-
sten fünf Tagreisen über
vollkommen vegetationsleere Ebenen,
auf denen es nie regnet.
Dann
man
übersteigt
in drei
Tag-
reisen im hohen Atlas einen solchen Pass, der über die Rui-
nen von Pharoali und dann nach Fez führt; eben solche Pässe geleiten von Sejelmessa eben dahin."
„Diejenigen Horden, welche im Besitze dieser Pässe sind,
werden wohlhabend und
reich, durch die
Zollabgaben der Sudan-
karavanen, welche durch diese Pforten hindurchziehen müssen in das Küstengebiet."
„Ein solcher Pass, schmal, wie durch Felsen gehauen, vierzehn bis fünfzehn Stunden lang, leicht durch wenige zu vertheidigen
,
Wege
am
Zisfluss; drei feste
am
Fluss, Gastir
Höhe. dische
am
len auf die
Burgen vertheidigen ihn, Tamaracost
alljährlich
ist
bei
Agmet, durch welche numi-
Märkte von Marokko die
ziehen.
nordwärts
zum Gap Blanco ihren
„Anmerkung
I.
und Zahbel auf der
im October mit Datteln und Kamee-
durchreisen die Karavanen,
Atlas und bis
zunächst an
nach Fez, und hat seinen Eingang
Flusse der Ebene,
Ein solcher Pass
Horden
der Provinz Quenana,
liegt in
Sejelmessa auf dem
Mann
Namen
Weg
Aehnliche Pässe bis
zum kleinen
nehmen."
Atlas und Daran.
Ueber die Bedeutung des uralten Namens Atlas, Moritz Wagser's Algier. I. 30
1)
Atlas.
den schon
466
Homer kennt,
mit
dem schon Herodot den
im westlichen Libyen am zeichnet,
Berg
äussersten
Salzmeere (ulog) unverkennbar be-
der in der Sage
wie in der römi-
der Atlanten,
schen Geschichte, eine so grosse Rolle uns nicht in Untersuchungen einlassen.
Etymologen wollen ihn bald von ihrem
spielt,
können wir
Die marokkanischen welches Aufstei-
tla,
gen bedeutet und vom Aufsteigen der Sonne gebraucht wird, Schneeberge, herleiten u.dgl. m.
bald von Jibbel Attils,
d.
Auf
merkwürdig, dass die
jeden Fall
ist
es uns
h.
erste historische
Bedeutung davon, die des Herodot, an der Küste des Mittelmeeres war,
und die Homerische Dichtung weist auf ihren
ersten tyrischen
Ursprung
Wahrscheinlich ein Uferberg
hin.
im westlichen Gebiet von Karthago, welcher des Meeres Tiefen
vielleicht da,
Atlas setzen. die
(boie &a\dooi]g noorjg ßlv&ta oidtv),
gesammt durchschaut wohin wir
Herodot sehr wohl
Ende
jetzt das östliche
Aber durch
die
des kleinen
Meerfahrten der Karthager,
bis ausserhalb der
Säulen des Hercu-
les kannte, rückte ihm schon der Atlasberg westwärts bis zu
der Strasse von Gibraltar,
Pyrene,
nvQfjvi],
wie auch im gegenüberliegenden
oberhalb Massilien in Europa,
der
der von uns nun
dieses einen Vorberges auf die ganze Kette
genannten Pyrenäen übertragen worden seyn mag. non's Küstenfahrt, der ältesten
Jahr
v.
Chr. Geb.
Name
In Han-
Urkunde (zwischen 300
und nach Gosselin weit
Gegenden, kommt der
Name
älter)
bis
570
über diese
Atlas noch gar nicht vor."
„Spätere Erzählungen von der untergegangenen Atlantis des Plato im Timäus,
die
Entdeckung der westlichen Inseln
Gerne und anderer; die erste Nachricht des Sebosus von den Inseln der Seligen (quas Fortunatas putant),
schen Inseln
(schon Plinius nennt ein Volk
des Atlas, das die
unsere Canari-
am Westabhang
dortigen Wälder bewohnt, Canarier), deren
467
Zusammenhang mit dem
einstiger
Atlas des Continents bald
Anwohner jener
eine Lieblingshypothese bis auf die heutigen
Küsten wurde;
(fabulosissimum atlantein)
bis
Von diesem
de Ger, aus.
graphen sein Gebiet
Namen
des Atlas
zu seiner Südgränze,
dem Cap
dehnte bald den
dies alles
nun durch
ist
quer durch
Rande der Wüsten hin
bis
„So ging
dem
es mit der
Mekka
Namen
eben so wie mit dem
Taurus
des Berges
Himalaya
,
und von
herausgezerrt worden."
Erweiterung dieses Begriffes, gleich
so vieler andern in der Geographie der alten
Zeit,
am
das Continent hindurch,
gen Tripolis erweitert,
späteren sogar bis Aegypten und
Geo-
die arabischen
in Cilicien,
dem Kaukasus
in
und neuern
der Pyrenäen,
mit
wie mit dem Altai,
Hochasien
u.
dem
dem
w."
s.
„2) Daran. Ptolemäus nannte den höchsten Berg des Atlas
Rüssadiron; nach Solinus, Eustathius
waren
die ältesten
Namen
u.
A. nebst Bochart
Dyris, Dyrim, Adiris,
des Atlas:
Adderim." „Plinius sagt ausdrücklich, dass Dyris der Landesname des Gebirges
am
Säle oder Sla unter 34° 5' rer
nördl. Breite),
Wohnungen zwischen Weinbergen und
zu seiner Seite stehen sollten. zischen
Tur (mons
altura),
nischen Zurana oder
vom
Nähe von Sala
Viorflusse sey, in der
Sanscrit
tir
Dyris
leitet
(heute
wo Ruinen
älte-
Dattelpflanzungen
man vom
phöni-
dem maurischen Turana, dem
Taur (Taurus), oder wohl noch
oder tiram
— Berg —
spa-
früher
ab."
„Polybius lernte auf seiner Küstenfahrt nach der Zerstö-
rung von Karthago den Darafluss, gegen das Bergland die Gaetuli Darae,
und die äthiopischen Daratiten kennen,
Aethiopas Daratitae: nämlich im Süden
Suse,
wo
sich nicht
der Drahfluss (Darah?),
mehr
in
vom Cap de Ger,
der aber heut zu
die
in
Tage
den atlantischen Ocean ergiesst, sondern
30
*
468 im Sande
sich in
verliert,
welcher von hier
hohen Dünen aufgewehet
„Auch
die Berbern,
nennen."
„Dies sind die Benennungen,
oder E-drar, und A-theaar, das
wo
von Teneriffa,
So weit
dem
in
die
Bemerkungen
Mit der
ist.
Ja
Form
die älteste
Namen
alten
des Pik
Die Eintheilung des
Ritter's. ist
„grosse Atlas" ein bis
1) der
.
Aya-Dyrma, aufbewahrt."
Atlas in vier verschiedene Gebirge
Gebirge
heute noch, I-drarn,
Dra oder Dahra, Berg, und
I-daurer im Pluralis , Gebirge heissen.
merkwürdig genug, noch
dem Stammworte
die mit
in der Landessprache verwandt sind,
ist,
den Küsten
Edrisi nennt den Atlas Daran, wie ihn noch heute
Bewohner,
seine
bis zu
ist."
jetzt
Bezeichnung
Ptolemäus doch wohl ein Gebirge,
aber nicht haltbar, weil
nur hypothetisches
magnus
Atlas
meinte
welches den Atlas minor
an Ausdehnung der Ketten und Höhe der Kegel
übertreffe.
Aber nach den übereinstimmenden mündlichen Aussagen der Renegaten Baudouin, Roche, Geistinger, wie auch der Biskris
und Mosabiten in Algier, werden die Gebirge in einer
Entfernung von vierzig Meilen von der Küste immer niedriger, bilden nur dürre Hügel, meistens blos Gruppen, und kein
Berg kommt am Rande der Sahara dem Dschurschura
dem Aurass an Höhe
wellenförmige Plateaus, und
von 2
— 3000
wenn auch
Fuss aufragen, so
Jedenfalls
einzelne Gruppen,
haben wir,
selbst
hie
und da Berge
sind diese doch
weder mit den nördlichen Gebirgszweigen bilden nur
und
Die Glänze der Wüste bilden
gleich.
keine
wenn
in
immer
ent-
Verbindung oder
fortziehenden
Ketten.
der Ptolemäische
Atlas
magnus im Süden der Regentschaft Algier ungeachtet
aller
Verneinungen der Renegaten und Eingebornen existiren
soll-
469 te, über dessen
Nord- und Südgränzen durchaus keine zuverund wissen
lässigen Nachrichten
Gebirge
ist
ob
nicht,
ein getrenntes
er
oder theilweise oder auch ganz mit den nördlichen
Zügen zusammenhängt. 2)
Der „kleine Atlas"
ist
von dem „mittlem Atlas"
keine mit dem Meere parallel
da ersterer
nicht zu trennen,
laufende Kette bildet, sondern an vielen Stellen erst zwanzig
Stunden südlich von
der Küste
beginnt und
sich durchaus
keine bestimmten Glänzen von diesem Gebirge, welches nach allen
Richtungen seine Zweige in das Innere versendet, und
zwischen den entfernteren Höhenzügen angeben lassen. Ritters Bemerkung,
und sehr enge
senkrecht
plötzlich bis in die
land des Atlas richtig.
dass
die
Steilheit
der Felswände
Schluchten,
eingerissene
charakteristisch
Shaw, auf welchen
zu seyn
scheint,
ausdrücklich:
„Die Bergabhänge des Atlas sind meist
leicht zu
Passender mögen Ritter's Bemerkungen
für die
bilden nur die
seyn.
nicht
ist
sagt aber in sei-
ner obenangeführten allgemeinen Beschreibung
Marokko
sie
macht wohl
Ritter sich beruft,
auf einzelne steile Felspartien aufmerksam,
kette in
die
Tiefe der Thäler durchsetzen, dem Berg-
erklimmen."
hohe
Atlas-
Im Innern der Regentschaft Algier
Abhänge des Dschurschura, des höchsten Ber-
ges der Regentschaft Algier,
der Engpass
El-Biban an der
Westgränze der Provinz Constantine, der Pass Teniah zwischen den Städten Beiida und Medeah, dann einige Gegenden
im Süden von Budschia, am Aurass und teri
rauhe Felswände.
Schroffheit nicht
mit
den
zu vergleichen.
Aber auch
Granitwänden
diese
in der Provinz
sind an
Ti-
Höhe und
der Pyrenäen und Alpen
Im Allgemeinen haben
die Atlaszüge
im Innern den monotonen schwermüthigen Charakter
mittel-
mässig hoher Waldberge, oder in den baumlosen und grasrei-
470 Strecken
eben
das
Ansehen
heitere
der
Voralpenmatten.
Selbst in den ganz wüsten Strecken, wie zwischen
dem Ras-
el-Akba und Constantine, zeigt sich verhältnissmässig wenig Granit und Urkalk,
Gneiss,
nacktes Gestein, von Schiefer,
und die meisten, wenn auch vegetationsarmen Berge bedeckt
zum
eine Dammerdschicht bis
sogenannte kleine Atlas die
werden
—
ist
siger und rauher als
merkt.
Gipfel.
Aber auch
schaudervollen
Die Küstenkette, der
eine Benennung, deren sieb
Reisen aus den
neuesten
enthalten
—
in Osten
der Stadt Algier weit fel-
im Westen, wie Ritter ganz
dort sind
wohl
Gründen gewiss
angeführten
richtig be-
„die gewaltigen Felsufer, die
Felspartien voll
scharfkantiger
Rücken und
Spitzen" nur äusserst sparsam vorhanden, und von den
älte-
ren Reisenden und Seefahrern mit grosser Uebertreibung geschildert
Die Abhänge
worden.
zwar häufig bis dicht an den
der Berge
Strand,
senkrecht und selten schroff aus
steigen
drängen
Am
dem Meere.
sich
aber fast nie häufigsten
liegen zwischen Bergen und Meer sehr schmale Ebenen mit
meersandigem Nordrand
500—1000 Fuss reichbewachsene
auch grosse,
fruchtbare,
Stunden
wie bei Stora und Bona.
breit,
der Küste,
Höhe
deren
sehr dünn bewaldet.
Auf den Abhängen
selten
manchmal
breit,
Ebenen mehrere
Sämmtliche Gebirge
2000 Fuss
übersteigt,
sind
Die Korkeiche wächst auf den Gipfeln.
stehen stellenweise Tannen, Pistaciabäume
und Zwergpalmen.
Das anbaufähige Land von der Meeresküste
Wüste wird von den Eingeborenen Telia genannt; graphen nennen es nach ser
Shaw Teil.
Am
bis
die
zur
Geo-
breitesten ist die-
Landstrich, der das ganze Atlasgebirge, seine Thäler,
Plateaus und die Küstenebenen in sich begreift, in gentschaft Tunis und im Kaiserreich Marokko,
am
der Re-
schmälsten
471 in
Das an der Südgränze
deu Provinzen Titeri und Oran.
der letzten Atlaszüge beginnende ebene Steppenland
wenig-
ist
und hat nur an den Ufern der nach Süden laufen-
fruchtbar
den Gewässer grüne Weiden und Palmbäume.
Dieses flache
Steppenland, dessen Breite wechselnd und ungewiss
ist,
wird
Geographen mit dem Namen Blad-el-Dscherid
von den
„das Dattelland" oder richtiger das „trockene Land" bezeich-
Aber
net.
pen
Araber geben diesen Namen nur
die
im Süden
Tunis
Regentschaft
der
Theiles der Provinz Constantine. dieser Provinz heisst die
Titeri,
dem
man
Oran und
eines
wie
bezeichnen die Araber mit
Südsteppen
diesen
wohnenden wandernden Araberstämme
„Süd"
was einfach der
kleine Städte, wie Biskara, Ulad-Dschelal,
als die
Sahra,
Verbindung stehen und des-
dem Namen Kobla oder Kibla, giebt in
bereits
Theiles von Marokko, welche mit
sen westliche Fortsetzung sind,
Es
kleinen
Ebenen der Provinzen
südlichen
östlichen Blad-el-Dscherid in
deutet.
eines
In den übrigen Südtheilen
Ebene
diese
Die
grosse Wüste.
und
den Step-
be-
Berberei einige Neftah;
die dort
sind fast eben so zahlreich,
an festen Wohnplätzen sesshaften Araber
im Norden
man
dort au den
der Berberei.
Auch römische Ruinen
meisten fruchtbaren Punkten
Diese Ruinen dauern
bis
Schiftbare Flüsse
trifft
deren es aber nur wenige giebt.
,
an den
giebt
es
Rand in
der Sahara fort.
der Regentschaft Algier
keine, aber desto mehr kleine Gewässer, von denen die meisten
Lauf von
ihren
Mündungen verstopft,
und die sen.
sind
deren
Süden
nach
Norden nehmen.
sämmtlich durch Sandbarren verengt oder
Höhe
nach
der Jahreszeit steigt und
sich nur mit sehr bedeutenden
Der
Ihre
gänzliche
Mangel
fällt
Kosten entfernen Hes-
einer Binnenschifffahrt wird
Transport der Producte aus dem Innern Land
dem
und demnach
472 auch dem Wohlstande des Landes immer sehr hinderlich seyn.
Die Vertheilung so
da die Stämme überall
dessen Unterwerfung sehr schwierig-,
Wasser
Es
und sehr zerstreut leben.
finden
im Land macht
kleiner Gewässer
vieler
giebt
in der
Berberei keinen grossen Fluss, wie in Aegypten, der einem
Eroberer
als
Operationsbasis
dienen könnte
und an dessen
Ufern die ganze Bevölkerung sich concentrirt fände.
Bemerkenswerthe
Gewässer
der
Regentschaft
der Scheiif, welcher bei Sebaun-Ai'un den
sind:
Quellen"
Tekedemt entspringen
von
südöstlich
Algier
„siebenzig
Der
soll.
nimmt auf seinem gegen 250 Lieues langen Lauf,
Scheiif
welcher erst eine nordöstliche, dann eine nordwestliche Richtung verfolgt, sehr viele kleine Flüsschen und Bächlein auf, sein Bett wird an voll Untiefen, so ist,
manchen Punkten sehr
wenn auch der Fluss
Der Nach dem
aber überall
soll
Scheiif
zur Regenzeit öfters hoch anschwillt.
das
Scheiif hat
Schmuzfarbe,
breit, ist
dass an keine Schifffahrt im Innern zu denken
fischlos ist
die
ganze
Jahr hindurch
eine
gelbe
und sein Wasser ungesund seyn.
Tafna unweit der marokkanischen
Gränze nach ihrer Vereinigung mit den Flüssen Barbata, ser und Sikak ein ziemlich bedeutendes
weniger soll
auf
breit
und wasserreich,
als
dem Berge Tafza, zwei
Tlemsan entspringen.
Gewässer, aber
der Scheiif.
Tagmärsche
Isviel
Die Tafna südlich
von
Zwischen der Tafna und Oran
fliesst
der Uad-el-Maylah oder Rio Salado mit ganz salzigem
Was-
Die Makta, welche zwischen Arzew und Massagran
ser.
Meer dem
sich ergiesst,
trüben Wasser,
gebildet.
Habrah und dem Bach Uad
-
el -
Tlelat
Diese verschiedenen Gewässer durchströmen einen
der fruchtbarsten Theile des Landes.
Provinz
ins
wird aus den Flüssen Sig mit ungesun-
Algier wird
aus
den
Der Massafran
Gewässern
Schiffa,
in der
Uad-el-
473 Dschar und Uad-Sidi-el-Kebir gebildet, durchströmt die Provinz Algier und ergiesst sich unweit Coleah ins Meer.
Sein
Hamiss,
Isser,
Wasser
Arasch,
im Winter saffrangelb.
einem Zweige
in
soll
Er durchmesst
des
Dschurschura
Der Lauf
beider
Gewässer,
die
Breite entspringen, bildet ein Dreieck,
unabhängigsten Kabylen des
gehört.
innerhalb dessen die diese Ge-
wenigst bekannten der Erde
man
gleichfalls
noch keine
In neuester Zeit glauben Einige — auf
die
sehr genaue Kunde.
verworrenen Berichte
Eingeborenen und die Entdeckung der Mündung eines
kleinen Gewässers, westlich von der
Mündung
durch den Capitän Berard sich stützend
welchen ein
gleicher
unter
Ueber den Lauf des Rummel, welcher Constantine
bespült, hat
der
wel-
enges Bett haben fast
Landes wohnen, wie
birgsgegend überhaupt zu den
sich sechs
Uad-Adschebbi ,
hohe Ufer und ein
gleich jenem,
soll.
entspringen.
Hochebene Hamza und vereinigt
die
Stunden vor seiner Mündung mit dem cher,
Der Sum-
von Algier, sind unbedeutende Flüsschen.
östlich
mam
ist
Namen
von dem
der
—
der Uad-el-Kebir,
Rummel im Norden annehmen
Rummel
getrennter Fluss.
Rummel,
des
soll,
sey
Ueber den Seybuss
und Mafragg verweise ich auf das, was ich über beide Gewässer bei Beschreibung der Umgegend von Bona bemerkt habe.
Unter den Flüssen,
welche ihren Lauf nach Süden
nehmen, werden der Uad-el-Dschedi, Uad-el-Abiad und Uadel-Kantara
als
ansehnliche Gewässer genannt.
Doch
fehlt es
über sie an zuverlässigen Nachrichten.
Die Regentschaft Algier war zur Zeit der Deyherrschaft in vier Provinzen getheilt.
Constantine im Osten, die grösste
und bevölkertste Provinz, dann Titeri im Süden barste und ärmste, fruchtbarste
die unfrucht-
und Oran oder Mascara im Westen,
und streitbarste Provinz.
die
Jede derselben hatte
474
Bey zum Oberhaupt,
einen
Deys
ter Oberhoheit der
Land im Namen und
der das
stand unter directer Verwaltung des
Kriegsminister
Shaw
Dey
dort
hatte
schätzt den Tribut,
jährlich entrichteten,
Constantine,
100
bis
Die Provinz
verwaltete.
die
un-
Algier
Deys und der Aga oder
Gewalt über Leben und Tod.
welchen die
Beyliks
drei
an den
auf 250 bis 300,000 Franken für
150,000 Franken
für
Oran
und nur
40,000 Franken für Titeri.
Bemerkenswerthe Städte im Innern der Provinz Constanwelche ich nicht selbst besucht habe, sind:
tine,
Milah, das Constantine,
alte
in
Das Städtchen
Milevum, im Nordwesten der Hauptstadt
einiger
ist
reinlich
Innern, von schönen
Entfernung vom Rummel
Gärten umgeben,
der Granatbaum trefflich gedeiht. aus 2000
Mauren und Kuruglis,
schenschlag.
in
denen namentlich
Seine Bevölkerung besteht ein
armer friedlicher Men-
Die Franzosen halten Milah
Zammurah,
gelegen.
und hübsch, mit einer Fontaine im
seit
183S
besetzt.
unweit des Uad-Adschebbi in der grossen
Ebene Medschana gelegen, hat 1500 Einwohner, grösstentheils
Türken und Kuruglis, welche
sich seit
dem October
1839 den Franzosen unterworfen haben. Biskara, eine Stadt von fünf- bis sechstausend streitbaren
und rührigen Einwohnern,
liegt
an den Lfern des Uad-el-
Kantara im äussersten Süden der Provinz.
Sie soll von sehr
hübschen Gärten umgeben seyn, aber die Bewohner sind arm und alljährlich wandern einige hunderte nach Algier und Tunis,
um
dort als Taglöhner zu arbeiten.
Sie haben viel Lie-
be für ihre Vaterstadt und kehren, nachdem sie
Küstenstädten einiges Geld erspart haben, in ihre
Heimath zurück.
Biskara
ist
päer besucht und beschrieben worden.
stets
sich in den
gern wieder
noch von keinem Euro-
475 Die Franzosen haben Dschimmilah
Niederlassungen
militairische
Beides
und Setif gegründet.
sind
zu
verlassene
römische Städte in einsamer Wildniss gelegen.
Ein sehr merkwürdiger Ort
Kabylenstadt Kelah
die
ist
dem berühmten Eng-
oder Callah, vier Stunden nördlich von pass Biban
auf einem sehr hohen
,
schnittenen Felsen gelegen.
Sie
ist
ringsum senkrecht abgedie Hauptstadt des
Kabylenstammes der Beni-Abbas
tigen
und
mäch-
Residenz
des
Früher war das Oberhaupt immer aus der Marabutfa-
Kaid.
milie Buseid
Der Kaid
genommen,
die seitdem
ausgestorben seyn
nur einen Versuch gegen diese Felsenstadt. verfolgten Unglücklichen, alle aus ihren
vom Bey
Alle
Stämmen verstosseuen
Missethäter fanden von jeher in Kelah eine
alle
Die
Freistätte.
als
Niemals machten die Türken auch
uneinnehmbar geschildert.
Kabylen,
soll.
Kelah wird
legte sich den Titel „Sultan" bei.
Stadt
soll
bedeutende Schätze
Ueber die Zahl der Bevölkerung Kelahs lauten der Eingeborenen widersprechend.
Noch
enthalten.
die
Aussagen
hat ein Euro-
nie
päer diese Stadt besucht.
Von dem Engpass Biban, an vinz Constantine gelegen
28. October 1839
,
der Westgränze der Pro-
welchen die französische Armee
zum erstenmal
passirte,
am
giebt der damals
publicirte officielle Bericht folgende Schilderung.
„Die Ber-
ge bilden
sich
fortziehen diese sich
dort
senkrechte
ein
der Uad-Biban,
tiefes
deren
Der
ein
sind.
lange
Durch
salziger Bach,
Bett durch eine schwarze Kalkstein masse ge-
Wände
sich
über 100 Fuss erheben reihen.
welche
und deren Gipfel nicht zu erklimmen
Gebirgskette hat
bahnt,
Felswände,
Weg
,
zu beiden
Seiten
des Gewässers
und an die höheren Felsen sich an-
hat an drei Stellen nur vier Fuss Breite
und folgt beständig dem Bett des reissenden Baches, dessen
476
Wasser
überschwemmt und
ihn
welche
rollt,
für
schwollen
ist,
Menschen und Pferde den Marsch sehr
Wenn
mühsam machen.
grosse Steinblöcke auf ihn
vom Regen ange-
der Uad-el-Biban
An
wird die Passage unmöglich.
einigen Stel-
man Vorsprünge von Felsgestein, denen man den Namen „Thore" gegeben und die das Bett des Baches so
len erblickt
verengen, dass derselbe mit Heftigkeit durch die
Ausgänge
schmalen
Alle, welche diesen Pass gesehen, fanden
braust.
ihn noch weit schwieriger, als der
Ruf gesagt
Die fruchtbarste und bevölkertste Constantine bilden die
hatte."
Gegend der Provinz
Terrassen, Abhänge und Thäler des
Dschibel-Aurass, sechs Tagmärsche im Süden der Stadt Con-
Der Renegat Baudouin
stantine gelegen.
erzählte mir,
dass
er dort in einem einzigen Thal über vierzig Duars gezählt
Schon
habe.
die
alten Schriftsteller,
namentlich Procopius,
preisen die Schönheit und Fruchtbarkeit des Aurass.
Berg, der eine Kette, wie der Dschurschura
ist
von
Shaw
für
Ab-
blonden Kabylen bewohnt, welche Bruce und
kömmlinge der Vandalen
Dieser
bildet,
hielten.
Die mächtigsten Araberstämme der Provinz Constantine sind die
Henanchas,
deren Wohnsitze,
südöstlich von
der
Hauptstadt, sich bis an die Gränze von Tunis erstrecken; die
Aractas zwischen Ghelma und Constantine, und die Ulid-Abdel-Nur, welche eine grosse Ebene zwischen
Constantine und
der Medschana bewohnen.
Die mächtigsten Kabylenstämme sind: schen
dem Rummel und Uad-Adschebbi,
unabhängig
seit
den Titel Sultan.
undenklichen Zeiten.
die
Zuaua, zwi-
sehr zahlreich und
Ihr Kaid giebt sich
Sie verhielten sich bisher ruhig auf ihren
hohen Wohnsitzen und kamen keinerlei Berührung.
mit den Franzosen noch in
Die Beni-Abbas , welche die Umgegend
477 bewohnen,
Biban
des
Flissa auf
sind
dem Dschurschura
sehr reich ein
ist
so
Die
und mächtig.
Stamm,
zahlreicher
dass er allein 10,000 Krieger, meistens Fussgänger, auf die
Die Flissa sind sehr geschickte Waf-
Beine bringen kann.
wohnen
fenarbeiter,
hübschen steinernen Dörfern und ha-
in
ben eine Hauptstadt „Flissa", von etwa 1000 Einwohnern. der Provinz
In
giebt es nur
Titeri
eine Stadt,
deah, mit einer Bevölkerung von vier bis fünftausend
Sie steht auf einem Hügel,
nern.
ihre
Es
Häuser Ziegeldächer. viereckiger
Form und
werthes bieten.
Moscheen,
In der
Umgegend
haften
Medeah von
in
Bemerk ens-
die nichts
unterhält
ziemlich leb-
Handel mit den Stämmen der Wüste.
Die sieben
Uthans oder Stammgebiete die
Kasbah
stehen einige Landhäuser
Medeah
und ein grosser Aquaeduct.
nur der ehe-
der Terrassen haben die
Statt
giebt eine
vier
Einwoh-
Häuser sind meist
einstöckig mit einem innern Hof, ohne Säulen,
malige Beypalast hat solche.
Me-
welche Medeah umgeben
,
Beni-Hassan, Hassan-ben-Ali
Righa und Haura.
Der Boden
lern durchschnitten.
Neger und besonders
,
sind
Beni-Yacub, Uzra, Uamri,
,
ist
gebirgig, mit breiten
Thä-
In der Stadt wohnen Mauren, Kuruglis, viele Mosabiten.
In der Provinz Oran sind bemerkenswerthe Städte, wel* che
ich
nicht zu besuchen
Miliana, Te-
Gelegenheit hatte:
kedemt, El-Callah und Tlemsan.
Miliana hat eine sehr hohe,
aber freundliche Lage,
des Dschibel
Stadt
ist
unweit
hübsch gebaut, die Strassen
breit,
-
die
Zickar.
angestrichen, mit Ziegeldächern, einstöckig oder blos mit
nem Erdgeschoss.
Bäume und
In
den
Gärten
von Miliana.
ei-
wachsen meistens nur
Pflanzen der nördlichen Zone,
Orangenbäume ertragen
Die
Häuser weiss
die
Palmen und
nicht die Winterkälte der
Umgegend
478
Tekedemt war zu Ende des Uten Jahrhunderts uoch bedeutende Stadt, Tradition
schen
zufolge,
sen worden seyn
Shaw
soll.
wegen
Hungersnoth
verlas-
Dies geschah wenige Jahre,
bevor
einer
gesehen, also wohl gegen das Jahr 1720.
sie
Kader
eine
welche von ihren Bewohnern, der arabi-
hat, nach der
Eroberung von Mascara durch
Abd-eldie
Fran-
zosen, Tekedemt im Jahre 1836 zu seiner Residenz gewählt.
Er
hoffte,
dass
ein
französisches
erreichen würde.
leicht
Tekedemt
südwestlich von Mascara und eben
ist
dort
nicht so
etwa dreissig Stunden
so weit von Miliana ent-
Die von Abd-el-Kader neu aufgeführten Ringmauern
fernt.
sind
Ileernfihn
1200
900
Schritte lang und
die ehemalige
Festung stand ,
bauen, welche
sein
liess
der
Emir
wo
der Stelle, eine
Kasbah
er-
Pulver- und Waffenmagazin und seinen
Tekedemt
Schatz bewahrt.
An
breit.
von ziemlich hohen Gebirgen
ist
umgeben, auf welchen die immergrüne Eiche und der Mastix-
baum wächst. liefert
Letzterer
sehr viel Saamenöl.
(wahrscheinlich Pistacia atlantica)
Das Klima von Tekedemt
rauh und es gefriert schon im Monat October.
gend sie
ist
ist
sehr
Die Umge-
nicht angebaut und die Lebensmittel sind theuer, da
von einem halben Tagmarsch herbeigeführt werden müs-
sen.
Tekedemts Bevölkerung
zählt
kaum
noch
einige hun-
dert Familien.
El-Callah lich
ist
eine schmuzige Stadt,
und andere Stoffe
stark besucht se)n.
cher
Es werden
von Mostaganem gelegen.
che, Bernusse
die
fabricirt
Das Städtchen
Türken früher
eine
zehn Lieues südöstdort viele Teppi-
und der Markt
soll
hat eine Kasbah, in wel-
Garnison hielten.
Ueber die
Einwohnerzahl konnte ich nichts Zuverlässiges erfahren.
Tlemsan, eine im Westen der Provinz gelegene
war
einst sehr gross, blühend
und volkreich.
Hassan,
Stadt,
Dey
479 r.
von Algier,
sie
liess
ganz zerstören.
fast
schall Clauzel
diese
Stadt
am
eine
im Jahre 1760 wegen eines Aufstandes
Bevölkerung von kaum 5000 Einwohnern,
waren und gegenseitig
delle,
des Meschuar,
Die
und
ein Jahr lang belagert befreien.
einer grossen Cita-
Abd-el- Kader
welche die Stadt beherrscht.
die Garnison zu
andere Hälfte Kuruglis
die
in heftigster Zwietracht lebten.
Kuruglis waren Meister
Meschuar
Mar-
unter
Januar 1836 in Tlemsan einzog, hatte
Hälfte Mauren,
von denen die
Armee
Als die französische
13.
die
hatte den
Franzosen kamen,
Tlemsan hat seitdem Drangsale
erlebt
und im Jahre 1837, wo General Bugeaud
dort mit seinem
Heer eine Zeitlang verweilte, war Tlemsan,
Art
aller
wie mir ein Augenzeuge schrieb, wenig mehr
Derselbe Begleiter des Bugeaud'schen Zuges, Haupt-
haufen.
mann wie
als ein Schutt-
Stiirler
alle
in
neapolitanischen Diensten,
übrigen Augenzeugen,
die
schilderte
mir,
Umgegend Tlemsans
als
wunderschön, eben so reich bewässert, mit eben so blühender Vegetation bedeckt, Stadt
ist
wie
die
eine weite vortrefflich cultivirte bei
Tlemsan erheben
Südbaumpflanzungen; des Landes, fast chen.
Umgegend you
auf einem Plateau gebaut,
Die
Beiida.
auf dessen Südseite sich
Ebene ausdehnt.
es giebt dort die grössten
so hoch und astreich,
Die Hügel
mit den schönsten
sich terrassenförmig
als
Olivenbäume
die deutschen
Bu-
Die klaren, frischen Bäche und Bergquellen stürzen
in kleinen Wasserfällen
von einer Terrasse zur andern.
Blumen, Südfrüchten und edlen Bäumen Landschaft
der
Regentschaft
reicher.
Fruchtbarkeit des dortigen Bodens Clauzel,
eine
el-Kader's.
ist die
Art
Diese
ist
An keine
ungemeine
bewog auch den Marschall
Garnison in Tlemsan
dem Vertrag an der Tafna
aller
zurückzulassen.
Seit
Stadt in der Gewalt Abd-
Die Kuruglis sind sämmtlich ausgewandert.
Ein
480 Theil zog mit den Franzosen nach Mostaganem, die übrigen bat Abd-el-Kader im
gen
die imposanten
Lande
Unweit Tlemsan
zerstreut.
Ruinen der arabischen Stadt Mansurah.
Die mächtigsten Stämme der Provinz
Angads im Süden von Tlemsan, Schelif,
in der
Oran sind:
die Flita an
die
den Ufern des
Ebene Egghres
bei Mascara,
und Beni-Ammer zwischen Oran und Mascara,
die Garrabas
die
Haschems
die
lie-
Beni-Menasser in der Umgegend von Scherschel und
die
Kabylen an der Tafna, welche dem Häuptling Bohamedi gehorchen.
Drei merkwürdige Oasenstaaten im Süden der Regentwelche
schaft Algier,
seit alten
behauptet haben, sind Tuggurt,
Zeiten ihre
Unabhängigkeit
Ain-Maadi und
die Staaten
der Beni-Mzab oder Mosabiten.
Tuggurt
ist
im Süden der Provinz
Die Oase
Sahara gelegen.
Die Stadt Tuggurt und
die
ist
soll
sehr reichlich bewässert seyn.
von einer guten Ringmauer umgeben
Umgegend kann man von
setzen, so dass
allen Seiten unter
Wasser
Tuggurt von einem Angriff auswärtiger Fein-
de wenig zu fürchten hat. stadt sey fast
Constantine, in der
Pellissier sagt, diese Oasenhaupt-
eben so bevölkert,
als
Constantine, aber ge-
naue Nachrichten, die ich von Scheikhs der Sahara darüber einzog
verneinen dies und schildern Tuggurt wenig grösser
,
als Beiida.
nennt,
soll
Das Oberhaupt
Staates,
der sich
Sultan
einen bedeutenden Schatz aufgehäuft haben.
Eini-
ge Karavanen,
die aus
dieses
dem Sudan nach Tunis
ziehen,
be-
rühren Tuggurt.
Der
Ain-Maadi
liegt in der
Sahara, neun arabi-
sche Tagmärsche südlich von Tekedemt.
Die Marschetappen
Staat
zwischen diesen beiden Punkten sind: Suamma, Nadur, UadAlk, El-Feschiah, Bir-el-Bidah, Togorarin, Khaira, Teilula
—
481 Ain-Maadi.
Die Stadt gleichen Namens wurde,
als in
Folge
der Abd-el-Kader'sclien Expedition so viel von Ain-Maadi gein den Zeitungsberichten' sehr vergrössert.
sprochen wurde,
Nach genauen Angaben von Renegaten und Eingebornen die Stadt nicht über dreihundert
Sie hat
achtzig.
Thürmen
welche
,
eine
breite,
Maadi hat
kleiden drei
aber
sich
Thore.
Cisternen,
befinden sich drei
rend der Belagerung
wie
arabische
Tracht.
Stadt
Innerhalb
Ain-
fliesst
der
die
Mauern
welche die Bevölkerung wähversahen.
Die
sie
umge-
Zwei Tagemärsche nordwest-
von Ain-Maadi liegt das Städtchen Logruat, welches nur so
gross
und geringe Bedeutung
ist
Herrscherfamilie
Tidschini
vom Thron
Ain-Maadi
Die frühere
hat.
kleinen Oasenstaates hies
dieses
Ulad-Ali.
Marokko stammenden Marabutfamilie
Sie wurde von der aus
von
gab.
Wasser
mit
bende Ebene heisst El-Masi.
halb
in
Ausserhalb der
Namen
Quelle, welche ihr den
,
Amram
Juden wohnen dort, wie mir der Dragoman
versicherte,
lich
Ringmauer mit
solide
Die Bewohner sind Araber, auch
seinen Geschützen trotzte. einige
sehr
Sturmversuchen Abd-cl-Kader's
allen
bat
Häuser; die Vorstädte etwa
gestürzt.
heisst:
Der gegenwärtige Herrscher
El-Hadschi-Mohamed-Ben-Salem-el-
Tidschini.
Die Staaten der Mosabiten oder Ben-Mzab
,
südlich von
der Provinz Titeri, in der Sahara gelegen, haben eine völlig republikanische Verfassung,
sche Tagemärsche von
sind sehr gewerbthätig, wohlha-
Die westliche Oase, zehn
bend und stark bevölkert.
Medeah,
Hauptstadt heisst Gherdaia.
ist
die
bedeutendste.
Sie hat hübsche Häuser,
Strassen und 15,000 Einwohner.
Uad-el-Biad (weissen Stromes).
Algier.
I.
Ihre breite
Sie liegt an den Ufern des In derselben Oase liegen die
kleinen Städte Bonora, Melika, Ahtfa und Beni-Isghin.
Moritz Wagner's
arabi-
31
Die
482 zweite Oase im Osten von Gherdaia.hat drei Städte: Barriaan,
EI-Grara und
Metlili.
die dritte
liegt
Einwohnern.
ö )
Drei Tagemärsche südlich von Metlili
Oase mit der Hauptstadt Uaragla von 4000
*)
Ueber das Volk der Beni-Mzab und II. Band.
die Verfassung ihrer Staa-
ten siehe
Leipzig, Druck von Hirschfeld.