Reisen in der Regentschaft Algier in den Jahren 1836, 1837 und 1838 [1]

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REISEN IU

-

DER REGENTSCHAFT

ALGIER IN

DEN JAHREN 1836

,

1837 UND 1838

vox

D.

10 RITZ WAGNER,

NEBST EINEM NATURHISTORISCHEN ANHANG UND EINEM KUPFERATLAS.

ERSTER BAND. LEIPZIG, VERLAG VON LEOPOLD BUCBHÄNDLRR

D. K. ACADE91IE D.

VOSS,

WISSENSCHAFTEN ZU

1841.

ST.

PETERSBURG.

US*

SEINER KÖNIGLICHEN HOHEIT

FERDINAND PHILIPP HERZOG VON ORLEANS ETC.

ETC.

ETC.

üiurc dieses

Königliche

Werkes über

haben

Hoheit

ein

Land,

die

Widmung

wo nach den von

Eurer Königlichen Hoheit kürzlich ausgesprochenen Worten „Frankreich ein grosses Reich gründen wird (i9 aller-

huldvollst

für die

anzunehmen

der Reise und

geruht.

Ein

schönerer

der Bearbeitung dieses Buches

geopferte Zeit konnte mir wahrlich nicht werden.

der Gründung afrika

ist

europäischer Niederlassungen in

auch

Lohn

mein Vaterland

vielfach

Bei

Nord-

betheiligt.

Deutsche Krieger kämpfen dort unter der Fahne Frank-

reichs

und

deutsche

Ansiedler

französischer Colonisten

machen,

während

wissenschaftlichen

den

an

verwilderten

Deutschlands Arbeiten

helfen

gelehrte

dem

in

neu

der

Seite

Boden urbar

Welt

die

zugänglich

gewordenen Lande mit dem lebhaftesten Interesse verfolgt.

Eure Königliche Hoheit

Theilnahme, selbst an

welche

unsere

erkennen die

Nation

Algier

innige

schenkt,

durch die mir huldvollst ertheilte Versiche-

rung: es mache Eurer Königlichen Hoheit Vergnügen, zu sehen,

dass

deutsche

Forscher mit den französischen

sich vereinigten,

mehr Licht zu

um

über jenen Theil von Afrika immer

verbreiten.

Ueberzeugt, dass die Vor-

sehung dem hochherzigen Prinzen,

welcher selbst die

Gefahren und Mühen des Feldlebens und den Sieges-

ruhm der französischen Heere

in

Afrika theilte,

Ausführung der grossen, glorreichen Aufgabe, den blühenden Boden Numidiens

winnen

und Europas

hat,

wünsche

ich

Civilisation

aus

einst

der Cultur wieder zu ge-

dem Welttheil der Barbarei zu ten

die

und

Freiheit

verpflanzen,

tiefster

Seele,

nach

vorbehaldass

der

Himmel Eurer Königlichen Hoheit Leben schenken, dass

sein

langes

reichster

glückliches

Segen auf dem

Hause Orleans ruhen möge. In

tiefster

Ehrfurcht beharrt

Eurer Königlichen Hoheit

Augsburg, im

September 1840.

untertänigster

Dr. Moritz

Wagner«

Vorrede. Äeitdem Nordafrika im 7ten Jahrhundert von den mohammedanischen Arabern erobert worden , europäischen Völker Erdkreises.

eine

der

Obwohl nur durch

ländergierigen

ist die

Berberei für die

unzugänglichsten ein

schmales

Europa geschieden,

zogen

Zonen

des

Meer von dem

dessen

mächtige

Marinestaaten doch vor, im fernen Südasien, in Amerika und Australien durch Waffengewalt oder Politik neue Reiche zu

erobern,

statt

den Barbaren das

nahe

gelegene fruchtbare

wo

afrikanische Küstenland zu entreissen,

die

Römer

sechs

Jahrhunderte lang ihre Herrschaft behauptet und die blühendsten Colonien der afrikas

Krieg,

führten

Welt besessen

gegen das

bedeckten

hatten.

christliche

das Mittelmeer

Die Barbaren Nord-

Europa unaufhörlichen

mit

ihren Piratenflotten,

lähmten den Handel, verheerten die Küstenstaaten und schleppten deren Bevölkerung in die Sklaverei.

Europa ertrug

diese

Uebel mit unbegreiflicher Langmuth, und wenn auch zuweilen

X ein hochherziger Fürst, wie der heilige in einer

Anwandlung

geisterung einen

ritterlichen

Zug gegen

Ludwig oder Carl V.,

Zorns oder

Be-

christlicher

die Piratenländer unternahm,

wurden solche kriegerische Operationen doch

so

nicht durch die

nöthige Beharrlichkeit unterstützt und nahmen einen kläglichen

Mit einzelnen europäischen Staaten schlössen

Ausgang. Barbaresken

in

der Folge Separatfrieden

Handelsfahrzeuge in einige ihrer Häfen innern Lande war bis

und Hessen ihre

zu,

aher mit dem

auf die neueste Zeit jeder Verkehr

Namentlich waren

unmöglich.

die

die

Staaten Algier und

Ma-

rokko, von einer wilden, fanatischen, raub- und mordgierigen

Bevölkerung bewohnt, für

alle

Christen bis

hundert völlig verschlossene Länder, beschimpft durch Misshandlung,

zum I8ten Jahr-

und nur

gebeugt unter

als

Sklaven,

dem Druck

der Kette, sahen einzelne Europäer, die ins Innere geschleppt

worden,

die

Riesenskelete der alten Städte wieder, welche

ihre Altvordern hatten.

dort als Eroberer und

Im Angesicht

jener

Herrscher gegründet

mächtigen

Monumente,

der

Triumphpforten, Tempel und Granitsäulen, deren verwitterte Inschriften die Römersiege priesen,

wurde der Europäer an

den Pflug gespannt, und da mochten in ihm bittere Empfin-

dungen wach werden über den Wechsel der Zeiten That,

ein

kläglicheres

sich nicht denken!

Wiedersehen



in der

der Ahnengräber lässt

Als die politischen Verhältnisse zwischen Nordafrika und

Europa eine regelmässigem Gestalt annahmen und

mei-

die

durch Entrichtung eines Tributs mit

sten christlichen Staaten

den Barbaresken schmachvollen Frieden erkauften, gelang es einigen Reisenden durch die Unterstützung der bei den Raubstaaten beglaubigten Consuln, einige Strecken der

des Innern

der Berberei

zu durchziehen.

Küste und

In Tunis waren

dergleichen Reisen weniger schwierig, als in den westlichen

Peyssonel, Shaw, Bruce und Desfontaines durch-

Theilen.

wanderten im 18ten Jahrhunderte die Regentschaft Tunis bis an den

Rand

der Sahara.

Dieselben unermüdlichen wissen-

schaftlichen Forscher bereisten auch einige

kamen aber

nicht über den 35°

Punkte von Algier,

N. B. hinaus und keiner von

ihnen drang bis auf die letzten südlichen Abhänge des Atlas-

gebirges

vor.

Seit

Anfang unsers Jahrhunderts

wurden solche Reisen

nicht

mehr

versucht.

Inmitten

Kriege zwischen den europäischen Mächten hatten staaten

ihr

altes

war dem Seefahrer wieder

wie früher geworden.

1816 durch zwar

die

Landung

die

die

Handwerk wieder begonnen und

afrikanische Küste

1830

bis

so

der

Raub-

die nord-

gefahrvoll

Das Bombardement Algiers im Jahre

Engländer unter Lord Exmouth schüchterte

Barbaren auf einige Jahre ein, aber

erst

nach der

der Franzosen, welche im Jahre 1830 die verjährte

Schande Europas so glänzend rächten,

nahmen

die

dortigen

XII

eine völlig

Verhältnisse

andere Gestalt an.

Alle wichtigen

Punkte auf einer Küstenstrecke von mehr

als achtzig

Länge wurden von den Franzosen

und an demselben

Gestade,

besetzt

welches der Seefahrer bisher

und Grab gemieden, sah man

jetzt die

als

sein

Flaggen

Meilen

Gefängniss

aller

Seehan-

Europas in emsigem Verkehr, wäh-

del treibenden Nationen

rend Armeen in das Innere eindrangen und das berühmte Atlasgebirge überschritten,

auf welchem seit mehr als einem

Jahrtausend kein europäisches Banner geweht hatte.

Im Jahre 1834

bereiste ich das südliche Frankreich

und

machte von dort einen ganz kurzen Ausflug nach der afrikavon

nischen Küste,

Europa zurückriefen. Küstenlandes,

wo

Privatverhältnisse

Aber

die

der Anblick des

alten Atlas,

noch so

nissvolles Innere der Räthsel

afrikanische

Schönheit

mich

bald

des numidischen

dessen geheim-

viele birgt,

Leben, das Gewühl von Völkern des

densten Stammes,

die sich durch

nach

das bunte verschie-

Verkehr zu mischen began-

nen mit den eben so heterogenen Elementen europäischer Auswanderer von Nord und Süd



all'

diese Erinnerungen blie-

ben mir in voller Frische und ich konnte des mächtigen Eindrucks nicht mehr los werden. erhöht durch

die

Derselbe ward nicht wenig

mündlichen Mitteilungen der Militairs und

Kaufleute, welche die afrikanischen Feldzüge mitgemacht oder

wenigstens im Gefolge der französischen Armee sich herum-

XIII

getrieben hatten.

Die Aussagen dieser Leute von wenig Bil-

dung waren zwar zum Theil sehr verworren und mit langweiligen Einzelnheiten über Alles, erlebt

was

angefüllt

sie in

Afrika

und erduldet, zugleich aber entschlüpften ihnen doch

häufig interessante Mittheilungen über die Wildnisse,

die sie

durchzogen, über die Städte des Innern, die sie betreten, und die fremden Völker,

mit denen sie bald durch Handel,

mit den Waffen in der Entschluss

stand

Hand, Verkehr gehabt

bald

mich

fest,

Mein

hatten.

vorzubereiten

bald

zu

einer

grössern Reise nach dem neu zugänglich gewordenen Lande, dort naturwissenschaftliche die

politischen

und

Sammlungen zu

gesellschaftlichen

veranstalten

Zustände

um und

Nordafrikas

kennen zu lernen.

Die Vorgänge

in Algerien

chen Reise sehr lockend. zel rüstete

sich

zu

waren damals zu einer

sol-

Der unternehmende Marschall Clau-

den Zügen nach Maskara und Tlemsan

und verkündete ziemlich offen seinen Plan, die Regentschaft,

nachdem man fünf Jahre lang

sich auf den Besitz der

beschränkt hatte, im Grossen zu occupiren.

Küste

Meine Reisevor-

bereitungen waren zu jener Zeit leider noch nicht beendigt.

Mit Freude that

las ich

von den Erfolgen der Franzosen, aber es

mir doch zugleich wehe,

dass ich nicht mit unter den

Ersten seyn konnte, die in jene Gegenden eindrangen, und ich

wünschte insgeheim, dass

alle

weiteren Feldzüge unterbleiben

XIV Die wenigen

möchten, bis ich selbst in Algier seyn würde.

kargen

welche

Mittheilungen,

von Miiitairs entnahmen,

die

Journale

genügten mir

aus

Briefen

Ich ärgerte

nicht.

mich über deren Dürftigkeit und unbeschreiblich sehnte ich mich,

die

Land und

Heerzüge die

selbst

zu

begleiten

und

das

fremde

Scenen des Beduinenkrieges nach eigener An-

schauung zu schildern. Nicht ohne

Mühe gewann

ich es über mich, diese heisse

Ungeduld niederzukämpfen und nichts zu übereilen. ich in Deutschland

Nachdem

meine Vorbereitungen beendigt hatte, be-

gab ich mich im September 1836 nach Paris und

erhielt dort

durch die Güte des Kriegsministers Bernard, der Professoren des naturhistorischen Museums, der Generale Dejean und Feist-

hamel Empfehlungsbriefe an die französischen Behörden und die

bedeutendsten Miiitairs in Algier.

Paris war Schuld, stantine leid.

dass ich die

versäumte.

Es

that

Dieser Aufenthalt in

erste Expedition

mir

dies

nach Con-

damals nicht wenig

Als ich aber bald nach meiner Ankunft in Algier den

unglücklichen

Ausgang

hörte,

konnte ich die Verlängerung

meines Pariser Aufenthalts nur segnen.

Die Aufnahme,

die ich in Algier fand,

übertraf meine

Hoffnungen, denn nicht nur gewährten mir die Behörden, die Generale, die Lagercommandanten allen Schutz,

alle Erleich-

terungen, die ich für meine Ausflüge verlangen konnte, son-

XV auch so manche durch ihre politische Stellung

(lern ich lernte

wie durch Geist und Charakter hervorragende Männer ken-

mich interessirenden Ge-

nen, die mir bereitwillig über

alle

genstände Auskunft

und deren Umgangs ich mit

ertheilten

wahrer Liebe und Freude gedenke. weilte zu kurze Zeit,

um

mir nützlich seyn zu können; dafür

fand ich an seinem Secretair, Herrn

den unschätzbarsten Führer. forscher machte

ich

die

Adrian Berbrugger,

Mit diesem eifrigen Alterthumsnach den

interessantesten Ausflüge

Ruinen von Rusgonia, nach Ghelma lich

Marschall Clauzel ver-

u.

s.w.

Nicht minder nütz-

waren mir der Obristlieutenant Levaillant, damals noch

Capitän der Zuaven (ein warmer Freund der Jagd und Zoologie,

wie sein Vater, der berühmte Reisende),

Trubelle, arzt

der

Roussel,

eifrige

Commandant Saint-Fargeau, der der Capitän

Magagnos,

die übrigen

welche, sämmtlich

häufig begleiteten.

Wollte ich

Personen nennen, die mir Freundliches erwie-

sen und mein Unternehmen nach Kräften förderten, dies eine

lange Liste;

wenigstens die Capitän

doch halte ich es für meine

folgenden

Daumas,

Namen dankbar

theilte,

so gäbe Pflicht,

anzuführen:

den

ehemaligen Consul in Maskara, der in der

Hauptstadt Abd-el-Kader's seine beschränkte

mir

Stabs-

Sammler zoologischer und botanischer Gegenstände,

auf meinen Ausflügen mich all'

der Doctor

Wohnung

mit

den geistreichen Commandanten Pellissier, die

XVI

Bresson und Sol,

Civilintendanten die Generale

den Stabsarzt

Rapatel, Trezel und Brb,

Guyon,

namentlich den

Letztern, einen der trefflichsten Charaktere, die mir in mei-

nem Leben vorgekommen.

Dass

ich je

Gelegenheit finden

werde, die edle Gastfreundschaft jeuer Männer zu vergelten,

Lager

unter deren Zelt im

wenn mer

ich

und herzlich die ihnen

Lagerkost mit mir

ich

tiefe

kaum

edlen



theilten

selbst spärlich

die im-

zugemessene

dass ich ihnen je mit

hoffen, aber gewiss, ich

Benehmens

derThat

die

Erinnerung ihres so lange die-

ist.

fielen

in

begleitete

die kriegerischen

Reghaia.

JVach

Ruhe

werde

meinem Herzen bewahren,

in

Meine Reisen

die

ein Ruheplätzchen fand,

Dankbarkeit zu beweisen vermögen werde, kann

ses nicht erkaltet

ich

immer

müde von meinen Excursionen heimkehrte,

willig

meine

ich

eine

sehr

günstige Zeit.

Züge nach Constantine,

dem Friedensschlüsse an der Tafna

des

Landes,

bereiste

unter

Ich

Beiida,

benutzte

dem Schutze der

Häuptlinge Abd-el-Kader's das Innere der Provinz Oran und besuchte mehrere interessante Gegenden, wie die Ebene res,

Eggh-

Hammam-Sidi-Hanefiah, wohin die Franzosen noch nie

gekommen

sind.

Mehrere der merkwürdigsten Punkte, welche

ich in den Jahren

1837 und 1838 noch ohne grosse Gefahr

besuchen konnte,

sind jetzt

unzugänglich.

Nach Hammam-

Meskhutin darf man sich ohne starke Bedeckung nicht mehr

XVII

wagen

,

das Innere der Provinz Oran

verschlossen und selbst in der

sechs

man

Monate lang sich jetzt

in

allen

ist

den Reisenden ganz

Umgegend

Algiers, welche ich

Richtungen durchstreifte, kann

ohne augenscheinliche Lebensgefahr nicht von

Auf den Ruinen von Rusgonia,

den Lagern entfernen.

in

deren Mitte ich 1837 mit meinem Freunde Berbrugger meh-

Tage ruhig

rere

campirte,

lagern gegenwärtig die Räuber-

banden Ben-Salem's und der Altherthumsforscher kann dort nicht

mehr unter den Trümmern umhersuchen.

Von den

Werken

älteren

Reisebeschreibungen von

über die Berberei

Shaw und Peyssonel

sind

die

sehr schätzbare

Beide waren gründliche und gewissenhafte Beob-

Quellen.

achter; leider aber sind ihre in wissenschaftlicher Hinsicht so

Werke

zugleich sehr einseitig und trocken.

Die

Verfasser besassen tüchtige archäologische Kenntnisse,

aber

brauchbaren

ihrem Eifer,

in

die

alten Steine

schriften zu entziffern,

zu beschauen und ihre In-

vergassen sie andere wichtigere Ge-

genstände, vergassen sie die Menschen, welche, nach Göthe's

Wort, dem Menschen überall das Interessanteste nirgends

ein

Berberei,

ner

wo

bleiben, aber

aufmerksameres Studium verdienen die Weltereignisse

so

viele

als

in

der

Völker verschiede-

Abstammung und Zunge zusammendrängten, deren Ver-

gangenheit

tiefes

Dunkel deckt und deren gegenwärtige Zu-

stände wir noch lange nicht gründlich genug kennen.

Moritz Wagner's

Algier.

I.

* *

XVIII

Sehr auffallend Algier

über

ist,

dass seit

1830

worden

sind.

geschrieben

dreissig Schriften, welche erschienen,

Die zwanzig oder behandeln fast sämmt-

nur die politische Frage oder die Colonisation.

lich

Buch darunter

tüchtiges Pellissier.

nur drei; findet

sich

sind die

Beschreibende

in

gelehrten Journalen

Campbell war

als

Land kenne

ich

die

zerstreut.

CampbeH's

in

Die beschrei-

Briefe,

Pückler-

Afrika und Rozet's

Reise.

Dichter ohne Zweifel glücklicher, denn findet

man wenig

gewöhnlichen Touristeneindrücke.

Auch war

Reisebeschreiber. als

über das

was an wissenschaftlichen Forschungen geschah,

Muskau's Semilasso

mehr,

Ein sehr

Annales Algeriennes von

Werke

benden Reisebücher sind:

als

wenig gute Werke

so

In seinen Briefen

sein Aufenthalt nur sehr kurz

ten strich er flüchtig vorüber.

und an den wichtigsten Punk-

So

verweilte Campbell in

eine Stunde und

kara, wie mir der Intendant Sol erzählte,

kehrte dann eiligst wieder nach Oran zurück, froh, seinen englischen Lesern sagen konnte,

Mas-

er

dass er

habe die Haupt-

stadt Abd-el-Kader's gesehen.

Semilasso

ist

noch oberflächlicher

Der Fürst Pückler- Muskau

gilt für

als

Campbell's Briefe.

einen geistreichen

Mann

und die „Briefe eines Verstorbenen" zeugen in der That von feiner

Aber

Beobachtungsgabe, in

Witz und Weltmannsgewandtheit.

den späteren Schriften des Fürsten will man eine

XIX merkliche

Abnahme

mehr an der Wahl des neuen

lag die Schuld

seinem innersten

mehr

ein

Cirkel

Mann

Wesen

nicht

der Salons,

anpasste.

als

vornehmer mit Stern

Welt durch

dem

seines Talents bemerkt haben.

Vielleicht

Stoffes,

Fürst Pückler

der Wüste,

geschmückter

Geist, Witz, pikante Einfälle zu glänzen

Mannes, der

und mit

mit der Ueberlegenheit eines

Meister

seines Stoffes

ist,

jene Elemente von

Hoheit, Flitterschimmer, Intriguen und Fäulniss einer kratischen

Welt uns zu

ist

geeigneter im

und Ordensband

Scharfblick des Kenners,

der

aristo-

enthüllen, als unter numidischen Rui-

nen sein Quartier aufzuschlagen und das einfach Grossartige der Wildnisse und des Araberlebens natürlich aufzufassen und zu beschreiben.

Im Vergleiche

mit den beiden

die Reise Rozet's sehr gut

genannten Schriften

und gründlich.

ist

Diesem gewissen-

haften und tüchtigen Beobachter fehlt nur Eines

:

er hat gleich

Campbell und Pückler zu kurze Zeit im Lande sich aufgehalten

und zu wenig gesehen.

Algier, Beiida,

Er

beschreibt nur die vier Städte

Medeah und Oran.

Die Provinz Constantine

und das Innere der Provinz Oran hat er gar nicht

bereist.

Ausserdem haben auch zwei Deutsche, Wilhelm Schimper und Miltiz, über Algier

Broschüren veröffentlicht, welche gut und

anspruchlos geschrieben sind,

Stadt Algier enthalten.

aber blos eine Schilderung der

XX In meiner gegenwärtigen Reisebeschreibung bemühte ich die verschiedenen Bestandteile so viel als möglich zu

mich,

Der

sondern. des

Iste

Werkes und

Band

was

Alles,

statistischen Notizen, die

habe mich bei

den geographischen Theil

enthält

in dieses Gebiet einschlägt,

Beschreibungen der Ruinen

etc.

Schilderuug der Reise bemüht,

dieser

die

Ich alles

mich persönlich Betreffende wegzulassen, so weit dies thunlich

war.

Vielleicht that

spiele anderer

nen

u. s.

ärmer,

nicht

nach dem Bei-

Reisender das Trockne der Beschreibungen zu farbenreiche

mildern durch eine uuter den

ich Unrecht,

Erzählung

aller

Erlebnisse

Wilden der Berberei, der Jagden, der Kriegssce-

Meine Reise war an dergleichen Abenteuern

w.

als die vieler

nicht

Andern, denn ich habe drei Expeditio-

nen begleitet und war später in Abd-el-Kader's Hauptstadt täglicher

Augenzeuge

Lebens.

Da

eine blos

der Scenen

eines

rein

aber meine Absicht keineswegs

amüsante Lecture zu bieten,

afrikanischen

ist,

dem Leser

da ich einfach nur

wünsche, dem Reisenden, welcher Algerien durchwandern, dem Ansiedler, dieses

Buch

der sich dort für ein getreuer

will,

durch

Führer zu seyn, und Denen, welche der

Länder- und Völkerkunde tiges Bild von

immer niederlassen

ernstliches Interesse

widmen, ein

rich-

jenem Lande, von seinen Bewohnern, seiner

Geschichte, seinen heutigen Zuständen zu geben, so vermied ich möglichst alle

Episoden und überflüssigen Schmuck.

XXI

Mau

wird diesem geographischen und descriptiven Theile

wenigstens nicht den Vorwurf der Unvollständigkeit machen,

denn ich bereiste alle Punkte der Regentschaft Algier, wel-

zum Juni 1838, wo

che bis

ich das

Land

verliess,

von den

Franzosen occupirt oder überhaupt damals zugänglich waren.

Es boten

schöne

sehr

mir während meines zweijährigen Aufenthalts

sich

Reisegelegenheiten

nach Tunis

und Marokko,

die ich aber nicht benutzte, weil ich in diesem Falle die ent-

legenen Punkte Algeriens, wie Mostagancm,

sagran

u. s.

w.

wohin nur sehr

,

hätte besuchen können.

selten Schiffe

La

Calle,

Ma-

abgehen , nicht

Ueber jene Städte des Innern, welche

zu berühren keine Möglichkeit war, sammelte ich Notizen bei

den Eingeborenen und besonders bei den Renegaten in Maskara.

Interessante Aufschlüsse über

zenden Gegenden,

namentlich über das

verdanke ich dem Renegaten

gen Menschen,

die

der,

der Sahara angren-

Land

der Mosabiten,

Baudouin, einem merkwürdi-

ganz zum Araber geworden,

die

ver-

schiedenen Idiome mit der Reinheit eines Marabuts sprach.

Den

Uinriss

2ten Bande bis

nach

einem

Quellen.

der Geschichte der Regentschaft Algier im

zum Sturze der Türkenherrschaft entwarf

sorgfältigen

Studium

aller

alten

ich

und neueren

Bei der neuesten Geschichte von 1830 an benutzte

ich Pellissier's

schöpfte ich aus

Annales Algeriennes.

Wichtige Beiträge

der mündlichen Unterhaltung mit den bedeu-

XXII tendsten

Männern, welche

dort seit Jahren

Augenzeugen der

Begebenheiten waren und selbst den thätigsten Theil daran

genommen

Muralt,

hatten.

Meinem Freunde, dem Schweizerhauptmann

in neapolitanischen Diensten, verdanke ich die Schil-

derung von Bugeaud's Zug an die Tafna; selbst einigen

endlich habe ich

bedeutenden Ereignissen beigewohnt.

Eine ausführliche Skizze sämmtlicher eingeborenen Völ-

Es

giebt Reise-

fremder

Völkersitten

ker geht diesem historischen Theile voran. beschreiber,

welche

hauptsächlich

deren

bei

Auge

fassen

und in

winziger Details eingehen über Tracht,

Wohn-

äussere

eine

Menge

ort,

religiöse Ceremonien.

alle

Schilderung

seltsamen Geberden,

Seite

ins

Sehr weitschweifig schildern wissen genau,

sie

welches Knie beim

Gebet zuerst den Boden berührt, welche Bewegung Hand und

Kopf zum Grusse machen, und da

in diesen

Gebräuchen manch-

mal etwas Pikantes vorkommt, so nimmt eine gewisse Classe von Lesern Gefallen an solcher Beschreibungsart. bei

der Schilderung

der Algierer Völker

diese

Ich habe

äusserlichen

Dinge zwar keineswegs übergangen, ihnen aber nur geringen

Raum

gestattet,

da ich glaube,

der Völker ungleich wichtiger

dass es ist,

jene

welche über Charakter, geistige Richtung,

zu einer Kenntniss

Züge zu

erfahren,

sittliche

Zustände

aufklären, als die Bestandtheile ihrer Kleider oder ihre Gri-

massen beim Gebet zu kennen.

XXIII

Die Bearbeitung des 3ten, naturhistorischen Bandes war mir nur möglich durch die freundliche Unterstützung meiner gelehrten

und

Mitarbeiter

Opfer

durch die

des

Verlegers.

Mein Bruder, Professor Dr. Rudolph Wagner, übernahm

die

Eintheilung der Beiträge,

Nordafrika gewinnt unbestreitbar eine mit jedem

Tage

im Osten sind mit

steigende Bedeutung und die Ereignisse

den Vorgängen in Algier vielleicht in weniger fernem Zu-

sammenhange,

als

man glauben

gestaltung steht überall

Während

möchte.

Eine ungeheure

Um-

mohammedanischen Welt bevor.

der

das grosse osmanische Reich im Osten, des Islams

mächtigste Stütze, zusammenbricht und der alte impotente Fa-

natismus vor den unaufhaltsam scher Bildung,

einbrechenden Ideen europäi-

der Toleranz und Freiheit, in seine dumpfen

während die Hoffnung immer näher

Höhlen

sich verkriecht,

rückt,

dass jenes unermessliche fruchtbare Territorium nicht

lange mehr brach liegen wird unter einer

dummen Tyrannei und

dem ertödtenden Druck

Wohnsitz von Wilden und

als

Sklaven, während Russland und England, von Osten her gewaltig

um

sich greifend, die

tigen Schirm reissen,

zugefallen,

in

ist

Völker Asiens unter ihren mäch-

Frankreich im Westen die Aufgabe

den unzugänglichsten,

alten Khalifenreiches einzudringen

verhärteten Völker Nordafrikas

streitbarsten Theil

und die

in uralter

zu lehren,

dass

des

Barbarei

des

Men-

XXIV sehen Bestimmung eine edlere sey, als mit dem Schakal in der Wildniss zu leben,

in brudermörderischen

Kämpfen

sich

zu zerfleischen und eine schöne Erde durch Faulheit veröden

Die Eingeborenen Nordafrikas, obwohl wie wir

zu lassen.

der edlen kaukasischen Rasse angehörend, schlafen lassen und

steskräfte

lichen Kenntnisse nicht

einen

zu

dem Gebäude der mensch-

Stein hinzugefügt, ja sie sind

dem befruchtenden Verkehr vielmehr

Weg

haben ihre Gei-

überall

hemmend

getreten durch Piraterie und Eroberungskriege.

in den

Unsere

von einem Titanenfieber der Umgestaltung, der Reformirung, der Freiheitverbreitung

ger mehr.

Auch

für

ker

Tag

nicht

ist

setzen

der

sich fügen

bewegte Zeit duldet dies nicht län-

Numidiens und Mauritaniens wilde Völ-

mehr sehr fern

oder im

Kampfe

1

,

wo

sie

Europas Ge-

für ihre Barbarei unter-

gehen müssen.

Augsburg, im

September 1840.

Der Verfasser,

n h a

1

t.

Seite I.

Dampfschifffahrt.



Die balearischen Inseln.

Mahon.

enthalt in

Majorka.

Cabrera.

Der Anblick der Stadt yon der Biskris

und Neger.



Minorka.

Auf-

— Ankunft Algier. — Der Hafen. — in

Seeseite.



Gasthöfe.

Der

Eindruck

erste

der Stadt Algier auf den Europäer II.

Beschreibung der Stadt Algier.

und Bauart der Häuser.

Der

Kasbah.

alte



Deypalast.

— Hotel Moscheen. — Das verneurs.

katholische Kirche.



I Statistisches.



Merkwürdige Gebäude.





Die

Das Wohngebäude des Gou-

Latour du Pin.



Die Bibliothek.

Grab Heyraddin Barbarossa's.



Strassen



Der protestantische Gebetsaal.



Die



Schulen der Eingebornen Synagogen III.

36

Fortsetzung der Beschreibung der Stadt Algier. Tribunal supcrieur.

Das Gericht des

Kriegsgerichte.

Kadi's.

Bazars.

Gerichte.

Der Process Moncel's.

Maurische und französische

Kaffeehäuser IV.

Leben und

57

Sitten in Algier.

Der Ramadan und Beiram. Mo-

hammedanischer Nachtgottesdienst. Das maurische Volkstheater

Gharaguss.

Hochzeiten. nisse.

Die Belustigungen des Beiram.

Eine Beschneidung.

Kirchhöfe.

Jüdische Sitten.

Deutsche Belustigungen. V.



Leben der Europäer.

Spanische Bälle

Ausflüge in Algiers Umgegend.

der Landschaft.

Maurische

Eine Hinrichtung. Begräb-



Der Fhos oder

74

Allgemeiner Charakter die Banlieue Algiers.



XX. VI



Der Sahel.

lonistendorf Deli-Ibrahim.



Mustapha-Pascha.



Maison carree.

Ausflüge

in



Die

militairisclie

Lager Byr-Kadem.



Der Markt von



Seite

Das Co-

Niederlassung



Die

Buffarik



144

Umgegend.

Rassota, die Pflanzung des

Keghaia, das Landgut des Herrn Mercier.

Stadt Beiida.





— .



Reise iu das Innere der Provinz Algier.

der Metidscha.

Die Ringmauern

Orangengärten.







von Neu- Beiida.

DerUad-Sidi-el-Kebir.

Die Kabylen des Gebirgs.

.

Landschaft. nois.

Die Ebene bei Bona.

Marmorbruch.

Blockhäuser.

Urschin und Merdass. rallenfischer.

Calle

Lager.

.

206

228

Fort GeDie Flüsse

Die grosse Ebene des

die Niederlassung der

,

Ausflug nach

Ko-

dem See Fezzara 244

— Die wis— Hammam— Das grosse

der Provinz Constantine.

Commission.

senschaftliche

Berda.

La

.

185

Dnars der Kharesas, Beni-

Oasen.

Lager Drean.

XII. Reise in das Innere

Die Gebirge.

Ruinen von Hippo Regius.

Budschimah, Seybuss und Mafragg. Seybuss.

161

Die Südseite

— Der Eng— — — Coleah. Umgegend. Das Land der pass Teniah. Hadschuten. — Kubbar-el-Rummiah „das Grab der Christen" IX. Reise von Algier nach Budschia. — Seefahrt. — Das Küstengebirge. — Der Dschurschura. — Dellys. — Budschia. Stadt. Gegend. — Kabylenstämme der Landschaft X. Reise von Budschia nach Bona. — Dschischelli. — Collo. — Stora. — Philippeville. — Bona. Die Rhede. Ansicht der Stadt. Die Kasbah. Bevölkerung. Die Malteser .... Umgegend. Bonas in — Allgemeiner Charakter der XI. Ausflüge Hausch Mussaia.

121

Ebene Metidscha.

Die Ruinen von Rusgonia VIII.



Hausch Hussein-

Die Lager Duera und Malielma

Umgegend.

Algiers

VII. Ausflüge in Algiers

Fürsten Mir.

Buclscharea.

Das Lager und Colonistendorf Kuba.

Pascha oder ferme modele. VI.



Cap Caxines.



Neschmeia.

Thermalquellen*

Ruinen.

— Ghelma. Die Ruinen von Calama. — — Hammam-Meskhutin oder die verfluchMedschez-Ammar. Thal des Seybuss.

ten Quellen.

Die arabische Sage

286

xrvii

XIII.

Reise in das Innere der Provinz Constantie

Orosius Lib. V. Cap. 15. ***) St. Augustinus contra Literas Petiliani Lib. )

II.

Cap. 99.

302 lama eine bedeutende Schlacht zwischen Jugurtha und Aulus

worden

geschlagen

Posthuinius

Die römische Armee

sey.

des letztern wurde

damals von dem numidischen König fast

Sallust,

der von diesem Treffen längere Erwäh-

vernichtet.

nung macht,

schreibt,

es sey bei Suthul vorgefallen.

Unter

den Mitgliedern unserer Commission erhob sich ein sehr erbaulicher Streit, ob

wohl das heutige Ghelma der Localbeschrei-

bung des Sallust'schen Suthul entspräche und Calama daher wohl der römische,

Sallust bezeichnet Suthuls

sey. tu

m

mit

Suthul der

in praerupti

äusserstem

nicht der

Lage

Berggipfel ,

mit den Worten: „ Si-

Will man nun „extremo"

montis extremo."

Lage Ghelmas

übersetzen,

so

Herr Berbrugger

liegt.

digte diese Uebersetzungsart und meinte,

andere Stadt gewesen seyn.

die

entspricht

dies

welches auf einem der letzten Ab-

hänge des Gebirges Mauna

dem

Name gewesen

numidische

Uebersetzt

verthei-

Suthul müsse eine

man dagegen: „auf

äussersten Vorsprung des Gebirges*), so bezeichnet dies

Lage Ghelmas ganz

Capitän

richtig.

rig dieser letzteren Auslegung das Wort.

Mangay Der

der sich zwischen diesen beiden Herren zu

am Tage

vor

dem Aufbruch

entspann, während

der

überall nur

redete eif-

gelehrte Streit,

Medschez-Ammar

Armee nach

kriegerische

Constantine

Gespräche und

Soldatenlärmen sie umgab, war sehr ergötzlich und wurde mit einer Hitze geführt,

nigsten

passt.

die gerade

Der bekannte

britische

Reisende

Temple und der dänische Consul Falbe, durch ten

über

der

Meinung

")

die

am we-

für die Archäologie

Grenville

seine Arbei-

Ruinen von Karthago bekannt, schlössen sich des Herrn

Mangay

an.

Für

die acht Stunden

Einige Manuscripte Sallust's schreiben: „in extremo margine

montis," was

also letzterer Uebersetzungsart

zu Hülfe käme.

303 weiter südlich liegende Ruinenstadt

passen,

Uebersetzungsweise

stere

Anuna würde wohl denn diese

auf dem Gipfel eines Berges, dagegen

Ebene,

deren

fehlt dort die

erwähnt und die sich

Sallust

die er-

liegt wirklich

in

sumpfige

dem grossen

Seybussthal bei Ghelma noch heutiges Tages vorfindet*).

Die Entfernung zwischen Ghelma und Medschez -el-Am-

mar

wenn man

beträgt,

fünf Stunden.

Der

Weg

ren Geschütz nur mit ist

Name

der

strömt;

eines

der arabische

der neuangelegten Heerstrasse folgt, ist

sehr abschüssig und

Mühe

Name

Medschez

zugänglich.

Bergkessels,

dem schwe-

bedeutet eigentlich

Ammar." Der Seybuss, welcher an manchen

tief

und wegen der steilen Ufer schwer zu passiren

Umfang;

von dunkelgrünen Tamarisken,

vestristannen

,

die

el-Akba,

mee

des Malers Foucaud,

Waldgegend gerade durch als

Bey damals

eine Meisterhand

)

so

ist

berühmte Rasmit

seiner

Ar-

nicht sehr pitto-

diese

stille

afrikanische

ansprechende Einfachheit

grosser

Wirkung seyn

müsste,

es verstände,

den sinnig melancholi-

Wilde"

des Atlasthaies so wie-

schen Charakter, das „heilig

ö

Sil-

Gleichwohl theile ich die

dass

ihre

Landschaftsgemälde von

wenn

liegt der

Medschez -Ammars Gegend

resk, denn ihr fehlt die Variation.

Meinung

bil-

es ist schön bewal-

Mastixbäumen und

Im Süden

auf welchem Achmet

lagerte.

ist,

Berge sind im Westen und Süden von ziem-

ansehnlicher Höhe.

lich

Stellen sehr

Das ganze Thal von Medschez-Ammar

hat nicht über fünf Stunden im det

Ammar

„Uebergang

des

det dort eine Fuhrt.

-

der Seybuss durch-

den

Der auf der Bresche von Constantine

gefallene Capitän Hacket

hat unter vielen lateinischen Inschriften auch zwei maurische zu Ghel-

ma dass

ben.

gefunden und davon treue Copien nach Paris geschickt, möglich, diese über den numidischen Namen der Stadt Aufschluss ge-

304 wie man

derzugeben,

Wohnen

in

mehr

beinahe

es

fühlt als sieht

beim

Medschez Ammar. -

Bei meinem ersten Aufenthalt stand dort ein prächtiges fliegendes

Lager, und obwohl

nicht über 10,000

Mann

gesammte Truppeumasse

die

betrug, so

nahmen doeh Baraken und

Zelte ein Terrain von fast Dreiviertelstunde im Umkreise ein.

Ein ganzes Dorf von Schenken, aus Baumzweigen erbaut,

Lebens war dort erstanden.

tollen

Lange Laubsäle,

voll

in wel-

chen die Officiere speisten, grüne Paläste aus Mastixzweigeu mit einer Eleganz gebaut, die nur Franzosen möglich dort

unabsehbare Gassen — ein

als

die

zusammenfiel,

Nichts

Trompete zum Aufbruch nach Constantine diese

bildeten

Elfengemälde, das gleich dem

Paradies der Titania in ein spurloses

die Klugheit gebot,

,

blies

und

grüne Stadt zu zerstören und nie-

derzubrennen , damit keine meuchelmörderischen Beduinen sich dort im Hinterhalt verstecken konnten.

Am

28. September machte der

einer zahlreichen Escorte einen khutin.

Herzog von Nemours mit

Ausflug nach

Berbrugger, Mangay und ich waren die

Mitglieder der

einzigen

Commission, welche dem grossen Militairge-

folge des Herzogs sich anschliessen konnten,

Mitglieder noch nicht eingetroffen waren. vier

Hammam-Mes-

war von den französischen

auf seinem einsamen Sitz zu

durch die Erzählungen der

Militairs

da die übrigen

Der

Obrist Duvi-

der erste, welcher

Ghelma, neugierig

Araber,

nach Hammam-Meskhutin entschloss.

sich

geworden

zu einem Ausflug

Bezaubert von dem so

fremdartigen Schauspiel der rauchenden Felsen und der wil-

den Scenerie, schrieb dieser sonst marmorkalte Kriegsmann

an den Marschall Clauzel einen enthusiastischen Bericht, mit

dem

er nicht

wenig

die

Neugierde

aller

derer aufregte, die

nicht so glücklich wie Duvivier waren, die Mysterien des

al-

305 teil

Atlas schauen zu können.

Bei unserm Aufbruch hiess

es,

Achmet Bey, der mit seinem Heere auf den Höhen des Basel -

Akba

lagerte

Allein

richtet.

dem Gebirge

habe

,

bei

den Quellen ein Lazareth er-

Cavalerierecognoscirung,

die

die

man nach

brachte bald die Nachricht,

schickte,

dass die

ganze feindliche Armee auf dem Rückzuge nach Constantine begriffen sey.

Der

Weg

Hammam-Meskhutin

nach

sam und schwierig.

Bald ging es über

das Steingerölle hinter

überragende

jedem

Abgründe, wo

steile

dem Reiter her donnerte, bald durch

Bäume uud

so dichte Gesträuche,

Schritt fürchten musste,

dass

man

bei

an den Aesten angespiesst zu

Die „verfluchten Quellen" befinden

sich in

einem

Bergthal voll schöner Pflanzen und Gebüsche.

Das

bleiben.

kleinen

zu Pferde müh-

ist

kochende Rauschen des grossen Quellsturzes und die schwarzen

Dampfwolken

aufwirbelnden

sind

schon aus ziemlicher

Ferne bemerkbar, aber ehe man des schönsten Anblickes von

Hammam-Meskhutin

geniesst, verweilt der verwunderte Blick

auf den seltsamen pyramidenförmigen Felsenkegeln, die wie eine sich

Masse

isolirter arabischer Zelte

erheben.

aus

dem

Die Farbe dieser Steinkegel

Grösse, verschieden,

flachen ist,

von dem dunkelsten Aschgrau

Boden

wie ihre bis fast

zur Hellweisse des Schnees. Die kleinsten sind zwei bis drei

Fuss hoch,

die beträchtlichsten erreichen eine

zwanzig Fuss.

Der Anblick der

Höhe von

ben welchen allenthalben rauchende Dampfsäulen aus de steigen, natürlich

,

ist

dass

versucht fühlt,

Ortes

fast

bizarren Felsenfiguren, ne-

der Er-

so gespenstig, das

Phänomen

man

Ueberraschung sich beinahe

in der ersten

scheint so über-

der arabischen Sage über die Entstehung des

Glauben beizumessen.

Ein

alter

arabischer

Scheikh

Ali-Ben- Saadi erzählte uns zu Ghelma diese Sage ungefähr Moritz Wagner's

Algier.

I.

20

306

fand,

Gegend

in dieser

lebte

einst

und mächtiger Araber, welcher für seine Schwekein anderes Mit-

in strafbarer Leidenschaft entbrannt,

ster tel

„Es

Worten:

mit folgenden ein reicher

dieselbe

zu befriedigen, als

seiner Liebe eine gesetzliche Heirath

mit

dem Gegenstande

einzugehen.

Die Reli-

gion aber und die Landessitten widersetzten sich dieser blutschänderischen Verbindung,

und Kadis und Priester versag-

ten lange ihre Einwilligung

zu einem

Welt mit

in der andern

bestochen

dem

von

Mannes und

einge-

des reichen

Drohungen, Hessen Kadi und Priester

doch endlich überreden, den Heirathscontract zu schlies-

sich

sen und

um

Aber

Gelde

schüchtert von seinen

welchen Allah

Acte,

so furchtbarer Strenge straft.

in das

Haus der neuen Eheleute

sich zu begeben,

Theil an Fest und Schmaus zu nehmen.

Die Volksmen-

ge wollte eben so den Freuden der Hochzeit beiwohnen, und herzu mit

eilte

seln kochte

Trommeln und

der Kuskusu

welcher ausgetheilt werden

,

an die Eingeladenen sowohl, das Geräusch der

In ungeheuren Kes-

Pfeifen.

Musik und der Geruch der Schüsseln

beilockte; reizende Tänzerinnen entzückten bei

Cymbelnklang

Pantomimen

die

und

Augen

der Gäste

Stellungen;

durch

,

im gerechten Zorn über das

Fluch schleuderte auf Eheleute

,

gottlose

Kadi

,

trunkene Lust als

Allah end-

Gelage

,

seinen

Marabut und Volk.

Mu-

Die hauptsächlichsten Personen des Festes, sowie die siker und Tänzerinnen,

her-

Trommel- und

ihre wollüstigen

eingewiegt in

und Fröhlichkeit war die ganze Gesellschaft, lich

sollte

an die Vorübergehenden, die

als

wurden zu Steinen verwandelt.

Es

sind dieses die Figuren, welche in Kegelform das ebene Terrain von soll

Hammam-Meskhutin

bedecken.

Der

grösste

Kegel

der Marabut seyn, welcher das blutschänderische Paar

einsegnete.

Die Volksmenge

floh entsetzt das verfluchte

Haus,

307

dem Wege.

aber Gottes Zorn erreichte sie auf

Sie wurden

Stein verzaubert und bilden den mit spitzigen

in

gleichfalls

Zacken bedeckten Felsen, der das Bett des Uad-el-Meskhutin

Die kochenden Kessel, welche das

überragt.

gottlose

Gastmahl bereiten sollten, wurden verdammt, ewig zu kochen

und zu sieden.

Man

hört unter

de Wasser, das sie enthalten.

dem Boden Aus

das heiss zischen-

diesen Kesseln, erzählte

Dampf, den

der arabische Scheikh, steigt der

ihr heute seht.

Dieser, wie der Schwefelgeruch, verkünden dem Wanderer

von weitem schon, dass hier ein verfluchter Ort sey, dass der

Zorn

Gottes

alle

diejenigen

treffe,

die

und

von den

Daher der Name Hammam-el-Meskhutin,

Quellen trinken.

die verfluchten Quellen."

Unter einem romantischen Volke, welches die Wunder

und Märchen

liebt

,

diese

ist

Sage über

ausserordentlichen Naturphänomens

die Entstehung eines

durchaus nicht auffallend.

Die Araber können oder wollen nimmermehr, che für sie räthselhafte Erscheinungen

Das Wasser, welches

einem ebenen Terrain. an

den

substanz eine bedeutende

loch

Auf

der Quelle,

Art

diese die

hinfliesst, enthält als

Haupt-

Masse kohlensauren Kalk, welcher

auf der Erde absetzt,

verdampft.

dort kochend-

verschiedensten Punkten aus der Oeffnung der

Erde sprudelt und über das Thal

sich

sol-

Wege

Jene Pyramidenkegel befinden sich sämmtlich auf

erklären.

heiss

wie wir,

auf natürlichem

in

dem Masse,

bildet

sich,

dicht

erste weissröthliche

diese thürmt dann der Quellsprudel mit

als

um

Wasser

das das

Mund-

Kalkschicht.

der

Länge

Auf

der Zeit

immer neue Schichten, indem er zugleich mit seinem herabträufelnden vergrössert.

Wasser den Durchmesser der So erhebt

sich nach

untersten Schichten

und nach der Pyramiden-

kegel, bis der Sprudel auf der äussersten Spitze durch seine

20*

308 eigene verhärtete Substanz verstopft wird.

Ist

dann mit der

Vollendung der Kegelbildung der aus den Eingeweiden der

Erde kommende Quellsprudel nicht versiegt,

zwungen,

Der Commandant

suchte , bemerkte eines

Tages einen

dem Augenblick

len übrigen

geringste

wo

früher keine

dieses neuen Sprudels hatte

An

seiner Entstehung 80° Reaumur.

Punkten zeigen

Wärme

Quellsprudel, der so eben

an einer Stelle,

Das Wasser

Oeffnung gewesen. in

die Quellen selten über

71° R.

ist

leistet.

häufig ganz allein be-

die Quellen

seinen Ausfluss erzwang,

das

der während seines Aufenthal-

Levaillant,

Medschez - Hammar

wo

da,

am wenigsten Widerstand

Erdreich seinem Ausflusse

tes zu

so wird er ge-

sich eine andere Oeffnung zu suchen,

Gewiss

70°

;

al-

die

gehören daher diese

Thermalbäder des Atlas zu den heissesten Quellen der Erdku-

Obwohl noch

gel.

bis auf

den heutigen

sche Analyse derselben gemacht wurde eine in

Beobachtung,

flüchtige

,

Tag

so zeigt doch schon

dass sie eine

bedeutende Masse

Kohlensäure aufgelösten kohlensauren Kalk

Eisen und ziemlich

viel

keine chemi-

,

kohlensaures

Schwefelwasserstoff enthalten.

Man

gewahrt auf einem ziemlichen Umfange zu Hammam-Meskhutin

neue

Felsen in Bildung.

Diejenigen,

Mundlöchern der Quellen zunächst

welche

bei

weiss, noch ziemlich weich und rein aus kohlensaurem gebildet.

dung

Etwas weiter

entfernt sieht

erst kürzlich vollendet

und der

leichte

emporsteigt,

Dampf, der

beweist,

dass

ist.

den

sich befinden, sind schnee-

man Kegel, deren

Ihre Farbe

bei einigen

ist

Kalk Bil-

weissröthlich

noch von der Spitze

der Canal der Quelle sich

erst

ganz kürzlich verschlossen hat und der Sprudel nun nach ei-

nem neuen Ausweg

kämpft. Endlich giebt es in grosser Zahl

schon längst gebildete Felsen,

und deren graue Substanz

deren

fast so hart

Quelle

völlig versiegt

wie Granit

ist.

309

Auf dem Plateau zwischen Medschez

-

des rechten Ufers des Flusses Seybuss,

Hammar und Hammam-Meskhutin,

ge-

wahrt man zwei Felsensysteme, bei welchen die Pyramidenkegel und übrigen Steinbildungen der verfluchten Quellen sehr deutlich wieder erscheinen.

Beide

kommen

Bau und Zusammenhang vollkommen Zweifel seyn,

dass

sie

einander an Form,

gleich.

Es kann kein

auf dieselbe Art und durch dieselbe

obwohl an jenem Orte sich

Ursache hervorgebracht wurden,

Tages keine Spur mehr von der Gegenwart der

heutiges

Quellen zeigt.

Jene Felsenbildungen scheinen überdies zu be-

weisen, dass der Ausgangspunkt der Gewässer sich im Laufe der

Möglich wäre es

Zeiten öfters verändert hat. erfahren, zu welcher

mündung

erfolgte,

Epoche

bei

den

heutigen

noch, eine halbe Stunde südöstlich ven die Reste

eines

wurden,

bei

als

zu

al-

existiren

Hammam - Meskhutiu, Die Nähe

nur durch die Vermuthung

ist

erklärbar, dass die Gebäude bei

und

Quellen

andern römischen Landhauses.

zweier solcher Etablissements

richtet

vielleicht,

Versetzung der Haupt-

denn ausser den römischen Ruinen des

Badetablissements

ten

die letzte

Hammam-Meskhutin

erst er-

Quellen hier überflüssig zu werden

die

den entferntem Landhäusern zu versiegen anfingen.

Nicht unmöglich wäre es, dass Nachgrabungen auf der Stelle der beiden Ruinenüberreste auf die Entdeckung des Zeitpunktes

der Gründung dieser Etablissements führen würden.

der ganzen Gebirgslinie von

Medschez-Hammar

ge Maunor, unweit Ghelma,

findet

die

Felsenbildung von

Hauptfelsen

man

die Zeit

Auf

zum Ber-

auf der Erdoberfläche

Hammam - Meskhutin.

mag, wenn

bis

Der

dortige

seiner Entstehung mit der

Gründung des römischen Badehauses zusammentrifft, nach der historischen

seyn.

Berechnung immerhin nahe an 2000 Jahre

Nimmt man nun

an, es habe immer

alt

nur, wie heutigen

310 Tages, eine einzige Hauptquelle bestanden und die Versetzung derselben sey die Ursache dieser sämmtlichen bizarren Kalksteinbildungen, all

welche Epochen

in

jener Felsen von denselben

Umfange

Stunden

von vier

mag dann

Formen

die Entstehung die in

fallen,

einem

den dortigen Boden bedecken?

Die Nachgrabungen bei dem Lager Medschez-Hammar, welche an mehreren Stellen den untersten Felsengrund zu das Räthsel dieses

förderten, sind nur geeignet,

die

tiefsten

theile,

die

aber

nur

seyn können,

als

das

dass diese

Es

Werk

einer

ist

kaum

Massen von Felsenschichten, Reihe

von

Jahrtausenden

von dem Quellabsatze nach und nach auf ein-

andergethürmt wurden. lich

Kalkbestand-

Schichten zeigten völlig dieselben

wie die Felsen von Hammam-Meskhutin.

anders denkbar,

unermessli-

machen, denn

noch unerklärbarer zu

chen Kalkfelsenbaues

Tage

Solche Thatsachen aber würden

frei-

den Ursprung der Erdkugel in ein ungeheures Alter zu-

rückversetzen.

Hammam-Meskhutin

in geologischer Hinsicht gewiss

Aber um dort

der merkwürdigsten Punkte der Erde.

einer

mit

ist

gründlicher

cherheit

Ruhe

nothwendig.

forschen zu können,

Wir

Zeit und Si-

ist

verweilten nicht,

sondern über-

schauten diese imposante Naturerscheinung nur im Fluge. Ob-

wohl der Bey von Constantine sich aus der Gegend entfernt hatte, bis

so

war

es

doch nicht rathsam, den

zu den Quellen ohne

Weg

bewaffnete Escorte

vom Lager

zurückzulegen,

denn einzelne Maraudeurs von Achmet's Heere machten die dortigen eine

Umgebungen

Escorte

die Mitglieder

höchst

unsicher.

Inzwischen hatte

von fünfzig Soldaten vollkommen hingereicht, der

vom General Damremont ernannten Com-

mission scientifique während

ihrer Nachforschungen zu

mam-Meskhutin gegen jede Gefahr zu

sichern.

Ham-

Allein der

311 wie mancher seiner Vorgän-

General Damremont war auch,

ger, wenig mehr, als ein Charlatan,

der in Paris für einen

eifrigen Begünstiger der Wissenschaften

und

in Afrika nichts für dieselben that.

ten verweigerten

immer unter irgend einem Vorwande

Man

uns verlangte Escorte.

aber

um Fourrage

dem Herzog von Nemours

Quellen zu besuchen , da

die von

um

brauchte die Soldaten heute,

Convois zu begleiten, morgen, es

zu gelten wünschte,

Die Truppencomman-

war

einfiel

ein Bataillon

Er

remont zur Escorte nicht genug.

Als

zu holen.

die verfluchten

,

dem General Dam-

Jiess drei

Regimenter

ausrücken, obwohl in weiter Runde sich keine grösseren ara-

Wir

bischen Zusammenrottungen zeigten.

machten den Hin-

Dem

und Herweg ohne einem Araber zu begegnen. Prinzen waren wir

übrigens

jungen

seine Neugierde herzlich

für

dankbar, denn ohne ihn hätten wir den

merkwürdigen Ort

gar nicht zu sehen bekommen.

Die Ruinen des beträchtlich

alten

römischen Badetablissements sind

und ziemlich gut erhalten.

nig dazu bei,

durch ihre malerischen

Sie tragen nicht we-

Formen

die

wunder-

bare Gegend zu verschönen. Die römische Wasserleitung ging

von der Höhe eines kegelförmigen Kalkfelsens aus, welcher in

der

Richtung seiner Axe gespalten

Hauptquelle sprudelte, sah.

Dieser Felsen

ist

die

ist

und von dem

aber ganz nahe bei der jetzigen

Tages

völlig erkaltet,

Man

Hauptquelle.

deutlich die Reste des öffentlichen Badbehälters

nen Privatbadbecken, welche unbedeckt waren. Badbehälter bedeckten hohe gut

erhalten

bäudes, die,

sind.

versteht

gewahrt

und die

klei-

Einen andern

Bögen von Quadersteinen, welche

Ebenso

wie es scheint,

ganz unversehrt.

Wasser

das Thermalbad mit

heutigen

die

ist

die

äussere Bastion des Ge-

zur Verteidigung diente,

Endlich sagt ein

:

„ Sacrum

dis

manibus

fast .

.

312 Pomponius

clarus vir,"

der alten Schriftsteller, eine

Ueberresten

Römerzeiten

es, dass wir in

ist

der

Gebäude

dieses alten Etablissements.

gen

erwähnten Aquae

Schriftstellern

Hammam-Berda, welche nur geringes Nachdem wir

eini-

die heutigen Quellen

von

Interesse bieten, und sich

Hammam - Meskhutin

das

nicht einmal

Die von

tibilitinae sind zuversicht-

der alten Beschreibung nach,

auf keine Weise mit

den

zu

zu schliessen,

mehr den Namen

lich,

nach den be-

die,

,

Wir kennen

besucht waren.

sehr

keinem

welche über Numidien geschrieben,

der Thermalbäder finden

Erwähnung

deutenden

dass dort auch einige römische Grä-

Sehr auffallend

ber sich befinden.

vergleichen lassen.

Thal mit seinen seltsamen Felsenpy-

ramiden, seinen Ruinen und rauchenden Schlünden eine Zeit lang begleiteten

angestaunt hatten,

wir das Gefolge des Prinzen

zn der imposantesten Stelle, die an malerischer Schönheit Alles,

was

ich in

Tyrol und der Schweiz gesehen,

bei

weitem

hinter sich lässt.

Es war der grosse dampfende Wasser-

sturz, der östlich

von den Pyramiden sehr nahe bei den Rui-

nen

und dessen Donnermusik wir schon längst aus

liegt,

ner ziemlichen Entfernung gehört

mont, der den wunderbarste Gaste zeigen,

Cicerone des

hatten.

Prinzen

Wunderortes

Stelle

des

um

dessen

ei-

General Damre-

machte, zuletzt

wollte

diese

seinem jungen

schon durch die übrigen Erschei-

nungen mächtig erregte Ueberraschung hier auf das Höchste zu spannen.

Ich

kann

den

grossen

Kalkfelsen

Hammam-

Meskhutin, der, vom Absätze des Wassers gebildet, mit jedem

Tage

an

Höhe und Umfang zunimmt,

derem vergleichen,

als mit

mit nichts Bezeichnen-

einem unserer Alpengletscher, wel-

che, von ewigem Schnee starrend, ihre weissen Riesenwände,

ihre

Eiszacken und

überschneiten

nach den Wolken erheben.

Spitzen

in

allen

Formen

Der Kalkgletscher von Hammam-

313 Meskhutin hat

und da zeigt derselbe

Die aus dem

Farbe des frischen Schnees, nur hier

völlig die

einen

Quellabsatz

bizarrer,

Man

wähnt da Pflanzen,

dem Felsen wachsen zu sich diese

auf den

Alpengletschern.

Muscheln, Seesterne sehen.

u.

s.

w. aus

Mit jedem Tage verwandeln

Figuren wieder durch den frischen Kalkzusatz und sich

gestalten

Schwefelansatz.

bildenden Figuren sind noch

Eisformen

die

viel

als

gelbröthlichen

sich

zu

neuen wunderlichen Gebilden.

Ueber

die-

sen Kalkfelsen und seine versteinerten Thiere und Pflanzen-

gruppen

stürzt

zischend,

der siedende Wasserfall der grossen Quelle

donnernd in den Abgrund.

dampfend,

Felsenzacken

prallt

mit seinem Sprudel dann wieder den tiefern so,

schwarze Rauchwolken ausspeiend,

bis er sich unter einigt,

Von jedem

der heisse Wasserstrahl zurück, peitscht

Abhang und

fällt

von Stufe zu Stufe,

dem Felsen mit den übrigen Sprudeln

und den heissen Bach Uad-el-Meskhutin

ver-

bildet, der in

einem gut gezeichneten Bette den Lauf nach Süden nimmt. Ich folgte seinem Bette nur einige hundert Schritte weit, das

Wasser noch immer über 60° Reaumur

den weitern Lauf dieses Baches und

seine

wo

zeigte.

Ueber

spätere

Gestal-

tung konnte ich von den Arabern nichts Zuverlässiges erfahren.

Seine Ufer, so wie die Umgebungen der Quellen, ziert

allenthalben eine reiche, herrliche, üppige Vegetation.

ten keinen bessern Zeitpunkt

Die

Scilla maritima blüht

ptember. das

sich

in diesen

dieser

Wir konn-

Bäder wählen.

Gegenden im Monat Se-

Ihre prachtvollen weissen Blumenstengel bedeckten

Thal und

die Felsen,

trümmern, und badeten spitzen in

zum Besuche

sprossten zwischen den Ruinen-

oft dicht

an den Quellen ihre Blüthen-

dem kochenden Wasser. In wenigen Minuten

eine Kalkkruste

an

und



versteinerte

Blumen (nach dem Ausdrucke der Gäste

setzte

gleichsam die

in Carlsbad).

314 Diese

wirklich

wunderschöne

Blume

tragt

zur

pitto-

resken Zierde der Gegend von Hammain-Meskhutin in hohem

Grade bei,

würde jedem Maler

und ich

Zeichnung der Quellen zur Blüthezeit der zunehmen.

Alle

diejenigen Personen

empfehlen,

Scilla maritima auf-

welche den

,

seine

Monat September besuchten, werden mir

Ort

im

darin

beistimmen.

Auch andere schöne Pflanzen, darunter manche

seltene Art,

bedeckten damals in

Menge

das kleine fruchtbare Thal:

Ge-

ranium numidicum, Scilla autumnalis, Passerina hirsuta und

Daphne Gnidium sprossten

die weissen Blüthen des

Lawsonia inermis oder

die

Henna

mit ihren himmelblauen

sel-

der Araber, aus wel-

Die schöne

cher diese ihre rothe Farbe bereiten. leuchtete

men

Menge

Hier und da am Fusse des Felsen zeigte sich die

dort.

tene

in

Iris alata

schmetterlingförmigen Blu-

ungeheurer Zahl aus der grünen Vegetation. Eine so

in

prächtige Pflanzenwelt,

Quellen,

so

dicht

bei Felsen

und rauchenden

Nie hätte ich mir die

überrascht und verwundert.

Hölle und das Paradies in solcher Nähe beisammen gedacht. Ich weiss nicht, ob eine Zeichnung von

khutin

existirt.

Hammam-Mes-

Die Künstler Flanta, Foucqaut, Perier, wel-

che die Expedition nach Constantine begleiteten, spät

kamen zu

im Lager an, um unsern Ausflug mitzumachen. Ob Ho-

race Vernet bei seiner Reise nach Constantine die verfluchten Quellen, welche von der Strasse seitwärts liegen, besucht hat, ist

ich

Unter dem Gefolge des Prinzen war

mir nicht bekannt. der

einzige

Civilist.

Ich

bemerkte mehrere

darunter einen Adjutanten des Herzogs,

die

Officiere,

einen flüchtigen

Umriss des Wasserfalles auf das Papier zu bringen versuchten,

aber der Bleistift stockte in ihrer Hand, das

nur unaufhörlich, wie wandt.

festgezaubert,

Auge war

dem Phänomen zuge-

315

Wir

verweilten drei oder vier Stunden auf dieser Stelle.

Das Gefühl bung,

Aller beim

appellire

an

alle

übrigen Augenzeugen

Es war

desten übertreibe.

eine Art von Betäu-

dass ich nicht im

,

Ich

Min-

nicht Ein Militair anwesend,

man

Erstaunen getheilt hätte;

das allgemeine

nicht

Weggehen war

dem Erwachen aus einem Opiumtraum.

ähnlich

der

schaute

nur und sprach wenig.

Die Gruppe der damaligen Zuschauer

war

Erscheinungen

unter den übrigen

nicht

die

am wenig-

Die Regimenter blieben auf den

sten auffallende.

südöstli-

chen Höhen aufgestellt, nur der Prinz, die Generale, Stabsoffiziere

und Adjutanten kamen der Quelle ganz nahe.

unter waren Caraman,

fanden.

Schwerlich

diese

hatte

wöhnlich ganz

verlassen;

Nähe, der Araber meidet

samen Atlasthale lauschend,

boten

vielleicht

Fremdlinge, lig

existiren

es

viel als

so

-

Meskhutin

ist

keine Duars in der

möglich den verfluchten

Jene goldgestickten Herren

war

es

dem Wunder

,

gewiss

waren

des

die Quellen so sehr über die rothhosigen

aber da anzusehen,

nen Füssen der Boden wankte,

die

Hitze

an seinen

Zuschauer

seinem

fast

Gar

Sohlen

oder fühlte.

war

wenn

sein

Wort

sei-

er die unterirdi-

Im Uebrigen

standen

immer regungslos; keiner getraute

sein Erstaunen auszudrücken,

drol-

wie mancher der geputzten

Nachbar seine Bemerkungen,

äusserte, so

ein-

Anblick,

originellen

diese über die Quellen erstaunt.

als

dem

Zaubergebirges

alten

höchst

einen

in

Kriegsmänner erschrockene Sprünge machte, wenn unter

sche

ge-

und das Geräusch der Gewässer verscheucht von dort

die wilden Thiere.

und

an-

einsame Gebirgsgegend je

Hammam

vornehmen Besuch gehabt.

Ort,

Combes und manche

welche vor Constantine wenige Tage später ihr Grab

dere,

so

Perregaux,

Dar-

seinen

sich,

Enthusiasmus,

und wenn einer das Geringste

ein leises Flüstern, fast mit ver-

316 haltenem die

Athem.

versteinerten

wecken, und von

Es kam mir

fast vor,

als fürchte jeder,

Todten aus ihrem magischen Schlafe zu allen

jenen kühnen Kriegern schien kein

einziger von Abenteuerlust sich versucht zu fühlen

ber der verfluchten Quellen zu lösen.

,

den Zau-

317

Reise in das Innere der Provinz Constantine. Besteigung des höchsten Gipfels.

Ras-el-Akba. ,,

Aminah. "





Sidi -

Tamtam.



Gräber.





Der

Die Ruinen

Oede Hochebenen.



Summah, ein antikes Monument. Fernanblick der Umgebungen von Constantine. Das Plateau El - Mansura. Anblick der Stadt Constantine von El-Mansura. — Der RumRuinen.

mel.



— Kudiat-Ati. —

stantine.

Kirchhöfe.

Buden.

Strassen.





Das Innere der Stadt ConMoscheen. Der

Kaffeehäuser.

Das Wohnhaus Ben-Aissa's. Die Kasbah. RuiDie Römerbrücke über den Rummel. Aquaeduct. Ausflug in die nächsten Umgebungen von Constantine. Das Anblick Constanherrliche Thal des Rummel im Nordwesten. Palast Achmet's.



nenreste.

tines

Die Thermalquellen von Sidi-Mimum.

von Westen.

Der

Sturz des Rummel.

Am

Morgen

Medschez-Hammar

des

1.

October 1837 war das Waldthal von

in einer wunderlichen

Bewegung.

Troni-

vom Bergecho

peteugeschmetter und Trommellärm hallte

ge-

tragen weithin durch die Wildnisse eines stummen Gebirges.

Die zwei

ersten Armeebrigaden mit einem langen Convoi be-

wegten sich schwerfällig dem südlich gelegenen Berg Ras-el-

Akba, dem höchsten Punkt der Gegend

Weg

nach Constantine führte.

Akba vom Lager betrug ungeheure

Convoi,

der

zu,

über welchen der

Die Entfernung des Ras

nicht über drei Stunden. die

Armee wie

machte den Marsch so äusserst langsam,

ein

- el-

Allein der

Alp

drückte,

es fiel überdies ein

so heftiger Regenschauer, dass wir erst Nachmittags die

Höhe-

318 Engpasses erreichten und an derselben

des

meds Reiterhorden

bis

zum

wo Ach-

Stelle,

September gelagert waren,

28.

den Bivouac bezogen.

Die wissenschaftliche Commission,

oder dem Convoi verweilen durfte,

Temple

Berbrugger

Anunah

,

erstieg

mit

stellten

hier für ihre

Höhenmessungen an,

ihre

Mangay

und

hatte

dem Gene-

der Avantgarde

Thä-

Die Herren Falbe und Gren-

tigkeit ein erwünschtes Feld. ville

die mit zu

nach Willkür bei

übrigens

ralstab gehörte,

stöberten

mit deren Fragmenten der

in

Weg

die

nahen

den

besäet

Herren

Ruinen

war

ich

;

meinem Freund Muralt den Gipfel des Ras-el-

Akba, der noch 800 Fuss über dem Engpass emporragte. Da feindliche

Araber

der Nähe spukten und

in

ringsten Entfernung von

der

Armee auf

man

seyn musste,

war

fahr und als

wir beide wieder wohlbehalten

rückgekommen,

dieser Bergausflug

bestürmten uns

mont,

als

er uns mit

leichtsinnig

und

unnütze

vor Constantine befolgt,

schallsstab, nicht in

gezogen. Capitän

el-Akba mehr

als

Lager

zu-

mit Vorwürfen

Damre-

Gipfel sah, soll

denn Leute ihr Leben so

auf's Spiel setzen möchten.

der General den guten Rath, te,

in's

selbst der General

dem Fernrohr auf dem

sich unwillig geäussert haben, wie

gefasst

nicht ohne grosse Ge-

die Officiere

Ja

über unsere „tolle Keckheit/'

bei der ge-

Hinterhalte

Hätte

den er uns damals geben wollso

wäre er wohl mit dem Mar-

einem engen Breterhäuschen von dort ab-

Murak wagte ich.

bei der Ersteigung des

Ras-

Er trug europäische Uniform, wäh-

rend ich in einem langen weissen Bernuss, der

vom Gebrauch

schmuzig geworden, wenn ich die Kapuze über den Kopf zog,

von einem Beduinen

war,

als ich

um

so

weniger zu unterscheiden

durch meine vielen Ausflüge und langen Lager-

aufenthalt eine völlig gebräunte

Haut bekommen

hatte.

Mu-

319 dagegen Waffen, während ich im Falle einer Ge-

ralt führte

Der Berg

fahr auf die Schnelligkeit meiner Beine vertraute.

vom Bivouac an immer steiler und steiniger. Bald Der Ras-el-Akba ist ein Uralle Dammerde.

wurde

verschwand

kalkfelsen, der alle Spuren einer einstigen Katastrophe zeigt,

denn nicht nur sind ungeheure Klumpen von ihm losgetrennt, sondern der ganze Fels hat auch eine solche Masse von Rissen,

Sprüngen, Spalten und Löchern, dass hier offenbar eine

gewaltige Erschütterung von unten auf stattgefunden. obere Theil des Berges

ist

Der

ganz buschlos, eine starre Stein-

wand.

Unter den meisten losgelösten Blöcken, die ich um-

kehrte,

fand ich Scorpionen.

Androctonus Paris

(Koch),

Es war

eine zwölfäugige

Art,

auch bei Bona und Algier

die

vorkommt, aber von ausserordentlicher Grösse.

Mit ihm

in

Gesellschaft fand ich verschiedene Insecten, die sich ganz gut mit

ihm zu vertragen schienen, so namentlich den Acinopus obesus, der sich, gleich ihm, ein Grübchen unter dem Stein gegraben,

Neu war

damit dessen Last ihn nicht beschwere. eine kleine,

Steinen,

die

steigung war

Wenn

grüne, weissgefleckte Eidechse, ebenfalls unter

mir

am

Freude machte.

viele

grössten,

als

Die Gefahr der Er-

wir dem Gipfel uns näherten.

wir irgend vom Feinde bemerkt wurden, durften wir

uns auf einen Hinterhalt jenseits des Berges

Abhang gewahrten wir ten



gefasst

erst,

die innern

— den

südlichen

wir den Gipfel erreicht hat-

Runde.

in weiter

diesen

und

Die Aussicht über

Bergzüge lohnte unser Wagniss keineswegs.

Das

dominirt eine Landschaft von kahlen Bergen und öden

Hochebenen,

die

wir

Constantine durchwandern mussten.

bis

Der Anblick war wenig der

als

Doch wir erklimmten

machen.

gewahrten keinen Feind

Auge

für mich

todten

Bergwüsten

tröstlich ,

und die unheimliche Leere

unserer

nächsten

Nachtquartiere,

320 machte uns

wieder,

keit erst

feuern

die

Wir gewannen

und verstimmt.

still

wir an den

als

die Heiter-

lodernden Bivouac-

lustig-

Zwiebelsuppe und deren Würze, die gemüthliche

französische Plauderseligkeit wieder

wo wir

Engpasses,

lagerten,

Die Höhe des

fanden.

2448 Fuss über dem

beträgt

Meere, der Gipfel mag etwa noch 800 Fuss

Ras-el-Akba

Engpass erheben.

sich

dem

über

„der Treppenkopf."

heisst

Ich übergehe die Schilderung des Lagergemäldes,

Bivouacscenen der französischen Armee Atlas.

auf den

fernung

östlich

sen Augenblick

unbekannt

bedecken den

ist,

die Ueberreste ei-

Name noch

bis die-

von den Arabern geheissen.

Abhang

steilen

eines Berges,

der einer-

von Medschez-Hammar,

das herrliche Waldthal

seits die

In geringer Ent.

So werden

ner grossen römischen Stadt, deren alter

ander-

öden Hochebenen und Berge gegen Süden und

sten überschaut.

wa

des

von unserm Nachtlager standen die öfters er-

wähnten Ruinen von Anunah.

seits

Höhen

Dergleichen Episoden meiner Reisen mögen in einem

andern Theile dieses Buches Platz finden.

Sie

die

Die Trümmer nehmen einen

Dreiviertelstunde im

Umkreise

Es

ein.

erhaltene Gebäude von ansehnlicher

Höhe

Raum

We-

von

et-

sind einige gut

darunter, Triumph-

bögen, Thore, Tempel, der Rest eines Theaters, sehr viele

Marmorblöcke mit mittelmässigen Sculpturarbeiten, welche beweisen,

dass

diese

Stadt vor Zeiten nicht ohne Pracht und

Kunst gewesen.

Selbst bei

dem

ersten oberflächlichsten Be-

schauen gewahrt

man

dass

diese

bald,

tamorphosen durchgemacht, bis

gekommen.

Unverkennbar

stehenden Gebäude aus

ist

Werke

sie in ihren jetzigen

Trümmern von ging.

Zustand

nämlich, dass manche der noch

den und dass man mit ziemlich sigkeit dabei zu

Ruinen mehrere Me-

viel

älteren aufgebaut wor-

Ungeschick und Nachläs-

Stücke von Pfeilern und Mar-

321 mornischen sind mit

unter die Wandsteine verkrochen.

man

auffallendsten gewahrt

chen Kirche, die aus

dies bei der

Ruine einer

Trümmern zusammengeflickt

den verschiedensten Monumenten angehört hatten. auf der

Eingangspforte,

grobgearbeitetes

grosses

und Compass aus

Form.

Shaw

welche

hundert nicht copirten beim

die

welche

Ueber

der.

man

ein

Kreuz und darunter einen Anker von

Kalkstein

Unter den Steinen

Inschrift,

christli-

ist,

der Kuppel sieht

Spitze

Arn

ebenfalls

dieser Kirche

mitgetheilt

und

nigsten aber bieten Interesse.

bemerkt man die

die seit

geringste Veränderung

Rückmarsch etwa

roher

ziemlich

einem Jahr-

erfahren. *)

Wir

dreissig Inschriften; die

Keine derselben

enthielt

weden

Name beUnd in deutet „ein Bassin von steilen Hügeln umgeben." der That sieht man einen kleinen Weiher am Fusse des

römischen

Berges,

Namen

dieser Stadt. ?*)

Der

arabische

welch letztern die Araber Dschibel-el-Sara (Berg

des Glückes) nennen.

Einzelne

Trümmer

wie schon erwähnt,

liegen,

den die Armee eingeschlagen,

den Gebirgsweg,

bis auf zerstreut.

Ich fühlte mich von solchem Alterthümlereifer erfasst, dass ich

beim

Besteigen

des Engpasses,

rend, bald da bald griff

dort

einen

mein Pferd am Zügel füh-

alten

und hinter meinen Sattel laden

•)

Siehe

III.

beschriebenen Stein erwollte.

Immer warf

ich

Band.

Duvivier sagte mir bei meinem zweiten Besuch zu Ghelma im September 1837 , die neuesten Nachforschungen , welche *")

Obrist

Wochen zuvor unter Begleitung von drei Regimentern angestellt, hätten zu einem glücklichen Resultat gelührt und der Name der Stadt sey in einer Inschrift entdeckt worden. Der Obrist war aber wohl im Irrthum, denn als die Commission deshalb später Erkundigungen einzog, wollte Niemand von einer solchen Entdeckung wissen. einige Genieofüciere wenige

Moritz "Wagner's

Algier.

I.

21

322 ihn wieder

weg, wenn

Werth mich

ringen

ihn betrachtend, von seinem ge-

ich,

Endlich

überzeugte.

Kopf

doch den ziemlich beschädigten

gur in halberhobener Arbeit und

behielt

ich aber

einer menschlichen Fi-

hatte fast Lust,

ihn

die

Reise nach Constantine und von dort zurück nach Bona ma-

Ein

chen zu lassen.

und läoger chelnd,

Officier des Geniecorps,

ob

Königs von

ich

Figur

die

Baiern

für

vielleicht

und warf diesen wieder weg.

lä-

die Glyptothek des

Da

aufbewahren wollte.

einmal in die groben Züge des

ter

der viel öfter

den Ruinen gestöbert, fragte mich

als ich in

sah ich noch

verstümmelten Kopfes

halb

Ueberhaupt bemerkte ich un-

den numidischen Ruinen zwar der imposanten Bauwerke

viele,

von feinen Kunstwerken, wie Statuen, Basreliefs,

saik, aber nichts

Wie mochte ,

dem

französischen Soldaten wohl zu

er mit

verlassene

und durch

Muthe seyn

düstere Atmosphäre

dem

untersten oft

ausgezackten

Anflug des Ge-

wähnte,

es

sey Alles

Nebelspuk, eine Fata morgana auf dem Atlas,

Wolkenstadt,

eine

die

Ihre grauen

erblickte? sich mit

wölkes so wunderlich, dass man toller

Mo-

verdiente.

dem schweren Ranzen am Ras - el - Akba

Stadt

Massen vermischten

nur ein

Erwähnung

einer besondern

hinaufschlenderte

sacht die

es als

was

,

die

der

erste

hohen Lüfte entführen würde,

Berg zum kurzen Erdenbesuch

Windstoss wieder in die

aus denen sie auf den alten

Es

sich niedergelassen.

reg-

nete zuweilen scharf, aber es waren vorübergehende Schauer,

Armee

und

als die

der

Himmel der armen Krieger;

ihren Bivouac bezogen,

da erbarmte sich

er wollte sie nicht

warme Abendsuppe bringen und kein Tröpfchen die auflodernden lustigen Küchenfeuer. hatte

der Geisterspuk

fiel

um

in

Von Anunah drüben

nun auch Abschied genommen.

grossen grauen Nebelpaläste fuhren dem

die

mehr

Himmel

zu,

Die

während

323 Triumphbogen, senstaffeleien

und heidnische Tempel, die Rie-

christliche

eines

verfallenen

Amphitheaters ihre massiven

Glieder in den deutlichsten Umrissen zeigten.

Wenige meiner Leser, wenige Europäer, Reisende,

selbst

wenige

Gegenden oder das Innere

die nicht gerade diese

der Regentschaft Tunis besucht haben, dürften ahnen,

welch

sonderbaren Eindruck der Anblick einer numidischen Ruinen-

Resten

stadt übt mit so bedeutenden

inmitten der tiefwildesten

Gegend

alter

Pracht und Grösse,

wo man

,

von Cul-

nichts

wo man keine Spur von Menschen oder irgend lebenden Wesen in weiter Runde schaut, wo den Ankömmling überall tur,

nur die einförmige Melancholie der öden Waldberge und Rö-

mergräber ohne Willkommen grüsst.

Armee hob

sie

in Syrien die

einen

verstummte.

Als die Bonaparte'sche

Ruinen von Heliopolis

erreichte, da er-

der Ueberraschung,

der lange nicht

Schrei

Und doch war

Ort vielen ihrer Begleiter

der

Längst waren jene Gegenden vor der

nicht so völlig fremd.

ägyptischen Expedition von modernen Reisenden besucht und vielfach

Man

beschrieben.

Zeichnungen und topogra-

hatte

phische Arbeiten über jene Länder

Sonnenstadt von Vielen

so

,

Anders war

barei versunkenen

Reste der

die

wenigstens im Bilde zuvor gesehen

worden, und man wusste im voraus, würde.

dass

es mit

dem

in

was man

viel tiefere,

dort finden

rohere Bar-

Numidien , wo tyrannische Beys, fanatische

Christenhasser herrschten und ein wildes Räubervolk wohnte, das gleich begierig nach den Schätzen, jedes christlichen Reisenden war.

wie nach dem Blute

Einzelnen

es

ist

wohl im

vorigen Jahrhundert gelungen, einige Strecken im Innern der

Regentschaft Algier zu durchwandern

,

wie dem brittischen

Dr. Shaw, den Franzosen Peyssonel und Desfontaines und dem

unternehmenden Bruce.

Sie sahen aber nur einen geringen

21

*

324 Theil

Landes

des

im Fluge

Colonne, die den Tribut

als

eintrieb.

Begleiter

Ihre im

der türkischen

Ganzen ziemlich

magern archäologischen Beschreibungen beweisen, dass Innern nur

sie

genug verweilten

an wenigen Orten lang

,

im

um

Ruinen gründlich untersuchen und Zeichnungen aufnehmen zu

Daher

können.

enthalten ihre Schriften auch meist nur eine

gesehenen alten Städte und im Fluge

Namenaufzählung der

copirten Inschriften, von denen die wenigsten historisches Interesse bieten.

Unnennbar war

feiervolle

die

andächtige Schauer, der die Begleiter des französischen

tiefe

Heeres

erfüllte, als sie

zum erstenmale Calama, Anunah,

Es wurden da wunderliche geheime

Constantine erblickten.

Stimmen

laut.

hara ihre

Jene gewaltige Heroszeit,

Monumente

baute, sie

Dieses wilde Afrika war nicht des Beduinen gewesen?

Wer

war

die bis in die Sa-

also doch keine Mythe?

immer der den

Sitz,

dem verwiesen

Hier

ist

deren

Mutterstaate

mächtige

Trümmer dem Zahn

Wüste,

sie

Reiche

,

gründeten fern bauten

in die

man noch

Welt

hinauszuschreiben.

heutiges

Tages

fort

eine

Stunde im

Umkreis

durch das ganze Land.

später die

anstaunt,

fanden nicht einmal Platz in den Registern

der alten Geographen, so diese Stadt vor uns, deren fast

Städte,

der Zeit trotzen, bis zur grossen

ohne davon prahlend

Viele grosse Ruinen, die sind unbenannt,

Schaugepränge

kein Zweifel möglich.

Jene Römer waren nur Männer der That; ihrem

Beute

die Riesenleichen der Provincia Africa

den beleidigenden Unglauben.

von

die

alten Quellen misstraute,

die Ptolemäischen Städtelisten für blosses

hielt,

die

dem Ras-el-Akba und

zwischen

Ruineureste

unbekannten

wer

Stimmung, der wirklich

bedecken.

Und

Trümmer

so geht es

Die französischen Heere sahen

Ruinen von Sigus, Cuiculum,

Sitifis.

Fast eben

325 bedeutende Städte lagen noch tiefer im Innern,

so

und nach

den übereinstimmenden Erzählungen der Renegaten, der zurückgekehrten französischen Gefangenen und Deserteurs, end-

Eingebornen

lich der

selbst, namentlich der Biskris

sabiten, die aus den südlichsten

men,

erfuhren wir,

Rand

dass

Kobla giebt

es

wo

sind

Quellen

deren

tief

am Ufer

Ruinen

Im Blad -

in grosser Zahl,

und Palmen wachsen.

el -

bis

an den

Dscherid und im

fast

an jedem Ort,

Desfontaines fand

im Süden der Regentschaft Tunis zu El-Hammam

des

Sees Schibka -el -Ludiah, unter dem

um

33°

30'

Abd-el-Kader sagte zu Herrn Berbrugger,

nördlicher Breite.

der ihn

Städtetrümmer

diese

der Sahara fortdauern.

und Mo-

Gegenden der Berberei stam-

einen

Ferman

„Was

Sahara zu reisen,

bat,

willst

um

du in dem Kobla?

du findest

Der gefangene Lieutenant

dort nichts, als viele alte Steine."

Defrance sah römische

nach dem Grenzstrich der

Ruinen bei der neuen Residenzstadt

Abd-el-Kader's, Tekendent.

Auch

Gebirgen im Süden von Budschia

den unzugänglichsten

in

am Fusse

des Schneebergs

Dschurschura, auf dem Plateau des Auras liegen Ruinen.

Am

Fusse des Auras {Ahdov des Ptolemäus) lag die Stadt Lambasa, jetzt vielleicht die imposanteste Ruine von ganz Nuini-

dien und Mauritanien. ist

der

Der

Renegat Baudouin,

letzte

Europäer, der sie gesehen,

der vier Jahre im Innern zuge-

bracht und der verschiedenen Landessprachen auf eine erstaunliche

Weise Meister geworden. Die Schilderungen Baudouin's,

den ich

öfters

in

Algier gesprochen und von dem ich sehr

merkwürdige Mittheilungen erhalten,

stimmen mit der Be-

schreibung Peyssonels genau zusammen.

Es

existirten

dort

nicht weniger als vierzig Triumphpforten, die meisten hatten drei

Eingänge mit prächtigen Säulen; sechzehn stehen davon

noch aufrecht.

Lambasa's Ruinen

bedecken das

Land

in

326 einem Umfang von drei Stunden. tet

das

Plateau

französische Heer,

Welch

welches

des Auras erklimmen

ein Anblick erwar-

zum

wird!

mehr

wurden Lambasa's Ruinen nur von

Jahrtausend

päern gesehen, die nur lange genug blieben,

und

Male das

ersten

Seit

als

einem

drei Euro-

um

zu staunen,

Für Archäologen

dann wieder weiter gehen mussten.

und Maler mag es dort noch eine reiche Fundgrube geben.

Es war dunkel geworden

in

Die Wol-

unserm Bivouac.

ken, zu immer wechselnderen Gruppen sich gestaltend, wurden lichter und durch die breiten Risse schaute das bleiche Nachtgestirn,

das ich die Sonne der Ruinen nennen möchte,

Anunah

es zeigte uns das alte

haften Pracht.

senen

in seiner

Das Gemälde der vom

Trümmer war

in der

geheimsten geisterSchein umflos-

fahlen

That wunderschön.

scher Stimmung,

nen

in der

wenn

die

Nähe spuken,

Kochpfanne

wenig die

tröstliche

mächtigsten

und

zischt

die Bedui-

blickten recht träumerisch sinnend

War

um

den

Römermacht abzulauschen und

die

nach der mondbeleuchteten Stadt hinüber. Steinen das Räthsel

Die wache-

eben in elegi-

stehenden Soldaten Frankreichs, sonst nicht

der

Antwort herüberzuhören Reiche,

eure erst

so

:

es

,

verfallen auch

keimende Colonie wird

auch einmal untergehen, wie wir, und nur Schutthaufen einer

spätem Siegergeneration von euch zeugen? Ihr unbekannten numidischen Ruinen

Geschichte

eures

Falles,

die

späteren

,

könntet ihr die

dunkein Schicksale

uns erzählen, die über euch hingegangen, seit Genserich hier das Siegerschwert geschwungen.

Aegyptens Gräberstätten, pilgert

Weit beweinenswerther,

trauernde Seele, mit euch zu klagen über den

Tod, der

grössten Nationen, so wenig als ihre herrlichsten verschont.

Ein rauher,

als

in euere Einsamkeit nie eine

die

Monumente

fanatischer Barbar blickt beim Yor-

327

Wuth und Hohn

überreiten mit

auf die gebengte Stadt der

Christen, und der Fledermäuse Fittiglied, das nur die Mitter-

nacht

vernimmt,

summt

allein die

Bardenklage über das na-

menlose Römergrab.

Von Ras-el-Akba an

bis

Constautine führt

getation dauert von dicht an den

Bona

mit kurzen

Fuss des Ras-el Akba

Weg

der

Die Waldve-

über öde, aller Vegetation entblösste Plateaus.

Unterbrechungen

Von diesem

fort.

an sahen wir während eines fünftägigen Marsches eine

ne Baumgruppe

,

vom Wege

ziemlich weit

seitwärts

Fusse des Berges Ansei, der über das Flüsschen

Am

Zenati sich erhebt.

Sidi-Ebn-Tamtam.

Namens begraben

Nur Gräber

einfach,

Es

liegen.

ist

dies das ein-

dem 22 Stunden langen

also stören die verzweifelte

bei Algier erwähnt

sie

sehen be-

bis Constantine zu

Die arabischen Ruheplätzchen

sowie ich

Uad-el-

unter welcher die Reste des Hei-

zige steinerne Gebäude, das wir auf

der Gegend.

am

zweiten Marschtag erreichten wir

Marsch von Medschez-Hammar kamen.

klei-

,

So nennt man eine mit Kirchhöfen um-

gebene arabische Kapelle, ligen gleichen

bis

Berg-

Monotonie

sind ,

blos

dort sehr

mit drei

Steinen bezeichnet.

Zwei Stunden südwestlich von Sidi-Ebn-Tamtam der Uad-el-Zenati, der sich später mit

Es

ist

ein unbedeutender

sehnlichste stantine.

dem Seybuss

fliesst

vereinigt.

Bach, übrigens doch noch das an-

Gewässer zwischen Medschez-Hammar und ConSeine Quelle

ist

im Gebirge Abu-Gharab.

nen Ufern wächst einiges Gras, Lastthieren sehr willkommen war.

An

sei-

welches den Pferden und

Auf

diesen dürren Hoch-

wo

ebenen sprossen dünne, niedere Kräuter nur an Stellen, Quellen oder Bächlein fliessen.

Der ganze übrige Boden

nackt oder theilweise mit Disteln bedeckt,

die

man

bei

ist

dem

328

um

gänzlichen Mangel an Brennholz eifrig sammelte, die

Nur wenige

Abendsuppe kochen zu können.

Duars ihren

erblickt

man

Bewohnern

Weges.

zur Seite des

verlassen und das aufwirbelnde Feuer, wel-

kündigte den Entschluss Achmet's,

Asche und Trümmer

die

5.

verzehrte,

ver-

den Franzosen nichts

als

zu lassen.

October erreichten wir El-Summah.

Eingebornen ein römisches Monument,

So nennen

welches den Gi-

Hügels krönt und aus dessen Form

pfel eines

arabische

Sie standen von

ches den Strohvorrath oder auch die Hütten

Am

damit

die Archäolo-

gen der Commission über seine frühere Bestimmung nicht

Es

recht klug geworden.

hohes viereckiges Gebäude

ein

ist

von breiten Stufen umgeben und von vier hohen Säulen gerunder

deren jede eine in

stützt,

Am

Zierrathe schmückt.

steinerne

liegt eine grosse

Scheibe

Fusse

ausgeschnittene des

Monuments

Masse viereckig zugehauener Steine

der Unordnung durcheinander.

in wil-

Allem Anschein nach sind

von dem Monument herabgestürzt, so dass dieses früher

weder seyn die

ent-

viel

höher oder von einer Mauer umgeben gewesen

muss.

Unter diesen losgebrochenen Steinen hat einer

Form

bedeutet

eines Kreuzes.

nur zwei Stunden.

Man

Rummel

Der

arabische

Name El-Summah

„Thurm."

Von El-Summah

der.

sie

bis

Constantine beträgt die Entfernung

Die Landschaft

überblickt ein länglich

in westlicher

schmales Thal,

Richtung durchströmt.

und menschliche Wohnungen

,

gen, traten im Hintergründe des östlich der

Friedhöfen sich erhebt, hervor.

das

der

Grüne Bäume

zwei so wohlthuende Dinge,

wenn man fünf Tage lang durch

Plateau El-Mansura,

erheitert sich hier wie-

eine nackte Wüstenei gezo-

Thaies,

wo

westlich das

Berg Kudiat-Ati mit seinen Ein sehr schöner Flor von

329 Olivenbäumen

Armee

die

und

ra sich bewegte,

dem Plateau El-Mansu-

wimmelten,

so

die

Höhe über dem Rummel, sowie

Ufer von arabischen

beiderseitigen

seine

Da aber

im Osten am Ufer des Rummel.

liegt

in gerader Richtung nach

Reiterschwärmen

wagte sich keiner von uns nach dem nahen

Wäldchen hinüber.

Der Marschall

Clauzel vergleicht in seiner Brochure den

Berg El - Mansura mit dem Budscharea de beide nicht im völlig kahler

ist

im Umkreise

ein

dessel-

von Nordwest nach Südost.

Der Budscharea

bei Al-

ausgezackte Gipfel

Mansura machte der grosse Convoi blieben zu dessen

Schutz

den Berg hinauf und

znrück,

,

der

eine

Am

Halt.

während

hochstämmige

Fusse des El

-

Zwei Brigaden die

Avantgarde

dann über das Plateau der Stadt zu-

General Damremont,

zahlreicher Stab quartirten

der Herzog von Nemours und sich in der

Nähe

Mara-

des

butgrabes Sidi-Mabruk ein, dessen schmuzig weisser in

ist

Abhang

liegt;

Vegetation und ganz andere Formen.

ihr

fin-

Berg, auf dessen Höhe ein Plateau von etwa

gier hingegen hat

riickte.

El -Mansura

Mindesten ähnlich.

einer halben Stunde

ben

Ich

bei Algier.

Tempel

den späteren Regentagen einigen Schutz gegen die Nässe

gewährte. ein

Erst an dem äussersten Ende des Plateaus,

Abgrund

in eine schwindelnde

die Stadt Constantine fällt

sichtbar.

Tiefe blicken

Mit einem

lässt,

wo wird

einzigen Schritt

da der Vorhang von einem der seltsamsten Gemälde der

Welt.

Von

der

Höhe El-Summah

aus hatten wir nur einige

wenige Gebäude der Umgebung Constantines , nichts von der eigentlichen Stadt gesehen.

Constantine

liegt

auf einem

senkrecht

Kalkfelsen, welcher nur gegen Osten mit

dem Nachbarberge Kudiat-Ati

in

abgeschnittenen

durch einen

Verbindung

Erddamm

steht,

wäh-

330 rend er sonst überall in

steiler

Mauer

höchster Punkt, die Kasbah, liegt

Die Stadt

sich erhebt.

Abhang von Nordwest nach

hat einen sichtbaren

Südost.

und 807 Fuss über dem Thal des Rummel.

resfläche

Ihr

2100 Fuss über der Mee-

Der

kaum

mit irgend einer an-

dern Stadt der Welt vergleichen lassen.

Ich wenigstens ha-

Anblick Constantines

dürfte

sich

be weder in Natur, noch auf dem Papier jemals eine Stadt bei deren Bild ich mir den

gesehen,

gen

Hauptstadt Numidiens

Nur

der,

dem überhaupt der

düstere,

Landschaftscharakter zusagt, Gebilde seiner Phantasie

der

hier

gespenstige vielleicht

die

aus den productivsten Stunden wie-

eher einem Pompeji,

sie gleicht

Alles dass

ist

hier so

sich

andere

wüstenstumm und Niemand würde ahnen,

Wesen

auf diesem

über die Bewohner rufen



Warum

wohnen auf dem

die

ziemlich

!



möchte man

nur eine Viertelstunde weiter

westlich liegt das herrlichste von

schimmernde Thal.

Felsen niedergelassen,

Die Thoren

Raubvögel oder Steinböcke.

heutigen

das eben

Grabe unversehrt erstanden.

aus einem tausendjährigen

erst

wie

wilde,

Masse zu compact, zu gleichförmig, zu

die

ist

wenig ausgezackt,

als

findet

Die düstere Stadt erinnert nicht etwa an niimidische

der.

Ruinen, dazu

als

Anblick jener ehemali-

vergegenwärtigen können.

hätte

Granatbäumen und Quellen

nicht

geisterhaften

lieber

da hinunterziehen,

Nebelfelsen?

Aber

die

barbarischen Constantiner machten es nur

civilisirten

Cirtenser,

wie

alle

frühern Bewohner.

Diese Felsen waren gewiss schon von alten Zeiten her so öde, wie heute,

und das Rummelthal immer mild und grüü.

Dennoch zogen schon mit die

die

Wänden,

für

die

die

Römer

das mächtige Steinbollwerk

keine Sturmleiter hoch genug und in

weder der Widder, noch der Achtun dvierzigpfünder, noch Pulvermine eine Bresche schlagen kann,

dem Wohnen

331

am Rummel

Die Sicherheit scheint von Alters her

vor.

diesem Lande nie gross als

gewesen zu seyn.

Masinissa hatte

eingeborner König auf diesem Felsen seinen Thron,

römischen Proconsuln

,

türkischen

endlich die

Vandalen,

die

Beys

die

arabischen Emirs,

die

rcsidirten

in

hier

nach einander

und unterwarfen von diesem unzugänglichen Thron aus das Land.

Lagen

Aehnliche

hatten viele andere alte Städte

Zu

Innern, so das nahe Sigus. ten

Bewohner

die

heit

keiner Zeit, scheint

für gemächliches

im

es, woll-

Wohnen im Thal

Frei-

und Leben auf das Spiel setzen.

Die Farbe der Häuser Constantines

Von den

der Felsen, der sie trägt.

ist

Algierer Gebäuden un-

terscheidet sich die Bauart merklich schon

Dächer,

die

während

durch

die kurzen

den Küstenstädten der Berberei unbekannt

in

Algier,

sind.

dunkelgrau wie

Bona,

Oran haben nur Terrassengebäude,

Medeah, Miliana,

in den innern Städten Constantine,

welche auf den Gebirgen und Plateaus des Atlas liegen,

im Winter häufiger Schnee

fällt,

Dachstuhl

der

wo

zweck-

als

mässiger den malerischen Terrassen vorgezogen wird.

Man

übersieht von El

vollkommen,

dass

-

Mansura aus

die

auch von den kleinsten

dem Auge entgehen.

Sogar

dem

Lauf

kann man von dieser Höhe aus folgen,

krumm und enge

sind.

einiger

obwohl

Ausser der Kasbah,

festen Citadelle antiken Ursprunges,

Felsenstadt so

Gebäuden wenige Strassen dieselben

einer ziemlich

ragt nicht Ein Gebäude

über das dunkle Gewirre der Häuser bedeutend hervor. terscheiden kann palast, das

ihrer

man nur

deutlich von den übrigen den

Wohnhaus Ben-Aissa's und

aufragenden weissen Miuarets.

die

UnBey-

Moscheen wegen

Alle

andern Häuser

verschwimmen bei gleicher Höhe, gleicher Bauart undeutlich in einer

gemeinsamen Masse.

Constantine scheint von

El-

332

Mansura aus gesehen grösser, lusion,

die

als

es wirklich

sich bei allen amphitheatralisch

Obwohl

wiederholt.

die

eine Il-

ist,

gebauten Städten

wie ein Condorhorst

thronende

steil

Stadt nur imponirt und befremdet, nicht eben durch Schönheit

waren doch

gefällt, so

die französischen Soldaten,

im Innern des Landes zu Maskara,

Tlemsan,

kleinere und schlechtere Orte gesehen,

die sonst

Beiida nur

auch über

die solide

Bauart Constantines gar sehr verwundert und mit ihren künf-

Manchem

ich von

laut äus-

Eine Compagnie des siebzehnten leichten Infan-

sern hörte.

lagerte

terieregiments

neben dem Generalstab

dicht

als

Es-

Neugierig streckten die französischen Soldaten ihre

corte.

Köpfe über den

wehr gegen

Erdaufwurf, der uns

Kugeln

die

wie

sieht,

als natürliche

Brust-

und schauten auf die Stadt

schützte,

ville! hörte ich Mehrere rufen.

ui/i, c/uelle belle

hinunter,

Man

was

zufrieden,

tigen Quartieren

genügsam

paarjähriger Aufenthalt in

ein

Afrika die genusssüchtigen Rhone- oder Seinebewohner macht,

wie sehr ein solcher ihre hohen Anforderungen auf bequemes

Leben herabstimmt. Noch am Abende den

Rummel und nahm

welchem

Tage

drei

Von

wurden.

Mansura und

des 7. October rückte eine Colonne über

später

dieser Zeit

die

ein tiefes ten,

Breschebatterien

die

an blieben die

errichtet

Truppen auf EI-

Regimenter auf Kudiat-Ati beständig mit

einander in Verbindung. fast täglich

dem Hügel Kudiat-Ati, auf

Besitz von

Wir Zuschauer

des

Kampfes gingen

von einem Berg zum andern hinüber, wobei wir

Thal und das Flüsschen Rummel zu passiren

das beide

Berge

Der Rummel

trennt.

über 30 Fuss breit und 3 Fuss beschwerlich,

sowohl

tief,

wegen der

welche das Flussbett erfüllen,

als

sein

hat-

hier nicht

Uebergang aber

Ungeheuern

wegen

ist

Steinblöcke,

des reissenden

Was-

333

wo

sers, welches zur Zeit der ClauzeFschen Expedition,

Regen noch einige

heftiger war,

Kudiat-Ati, der, mit

Lehmerde

äusserst schlüpferig

geworden, bei seiner

erklimmen

ist,

übertrifft also

2931

ragt

die

Höhe

als

bedeckt

grauenvolle

hätte

Ahnung

grosse

diesem Todtenhätten

sie

dem Lager

in

Die Franzosen Hessen

unheimlicher Nachbarschaft.

machen

auf

erfasst;

Bedeutung gesucht

dadurch wenig irre

der

ist

Andere Soldaten, abergläubischeren

bivouac vielleicht eine böse eine

Gipfel

mit mauri-

alle

Kudiat-Ati

sind.

französischen,

die

Der

der Stadt.

wie der von EI-Mansura, sondern kleine

Kirchhof Constantines. Schlages

schwer zu

Steilheit

wellenförmige Thäler und Erdaufwürfe, die

schen Gräbern

vom Regen

belegt, die damals

Fuss über der Meeresfläche und

um 39 Fuss

bildet keine Fläche,

Der Hügel

mit fortschwemmte.

ermüdete Soldaten

der

kleinen Zugthiere und sogar

die

die

,

ausgerissen und aufgethürmt

als

wohl

bei

so

sich aber

zum Theil

Steine wurden

Brustwehr gegen das Feuer

der Belagerten; manche Soldaten suchten sogar in den geöffZuflucht gegen

neten Gräbern eine

den Regen.

Ich

hier nirgends so schöne Familiendenkmale bemerkt,

habe

wie auf

den maurischen und jüdischen Kirchhöfen bei Algier.

Am

13. October zogen wir in Constantine ein und zwar

durch die enge Bresche selbst über eine Brücke von Leichen, es hielt in der

That schwer,

verstümmelte Körper,

einen Schritt zu

oder Blutlachen,

Waffen unter seine Füsse zu

treten.

thun,

ohne

oder zerschmetterte

Da

die

Thore stark

verrammelt waren, konnten diese erst gegen Abend dem einziehenden Hauptcorps geöffnet werden.

Unsere Freude, das

Innere der berühmten Hauptstadt Numidiens, tender

Ruf noch

Marschälle

durch

die

Frankreichs einen

Niederlage

modernen



eines

deren bedeuder

Zuwachs

besten erhalten

334 und auf welche acht Tage

hatte

lang

unsere neugierigen,

hungrigen , obdachlüsternen Augen in äusserster Nähe gerich-

waren

tet



nun

in aller

Ruhe

betrachten zu können,

und des Todes,

gar sehr der Anblick der Zerstörung

gällte

der uns fast bei jedem Schritte in

ver-

fürchterlichen Bildern be-

gegnete.

Ueber den heutigen Zustand Constantines

nem

grössern

Werk

sche Reisende

Der

eine ausführliche Beschreibung.

Shaw und

Dr.

Constantine

suchten

existirt in kei-

mehr

vor

britti-

der Franzose Peyssonel be-

einem Jahrhundert;

als

aber

ihre Schilderung der Hauptstadt des wichtigsten Beyliks der

Regentschaft

ist

men möchte,

so lakonisch kurz, dass

hatten

sie

bei

man bestimmt anneh-

Besichtigung derselben wenig

Freiheit, getrauten sich vielleicht nur des

Abends auszugehen

und bekamen die sehenswertesten Gebäude, palast,

ja

Kasbah,

die

man wäre ohne

die

bestimmte Details

einige

Basreliefs der Elephanten an der

versucht,

Shaw

Expedition hatte Herr Dureau de

des

renseigiiemens ,

was

nur

als in

la

griechischen

Werk

über

aufzufinden

im Stande war,

die

Stadt

selbst

eine

nur

Dennoch ziemlich

und da der Verfasser Alles, was aus den

Quellen zu schöpfen war,

chen

und

den neueren französischen und Reisewer-

mit vielem Fleiss und Umsicht zusammengetragen.

dürftige Auskunft,

letzten

Malle in seinem Hecueil

sur la Province de Constantine

ken des vorigen Jahrhunderts

giebt sein

über die

nach der Erzählung

er sowohl in alten arabischen ,

lateinischen,

B.

Kurz vor dem Beginn der

der Araber beschrieben.

Alles

z.

Rummelbrücke zu glauben

Constantine

hätte

wie den Bey-

Moscheen im Innern nie zu sehen;

also eine

oder Unrichtigkeiten wiedergab

Menge von Widersprü,

so

brachte

Leser ein verwirrtes und zum Theil falsches Bild

er bei.

dem Da-

335 her erkennt auch das

Auge

des Reisenden Constantine nach

Keine drei schiffbaren

seiner Beschreibung- nicht wieder.

Flüsse bespülen Constantine, wie der arabische Schriftsteller

Bekri sagt, sondern nur ein unbedeutendes Gewässer,

Rummel,

der nicht einmal

die kleinsten

Kähne

trägt;

der

keine

Ringmauer von schwarzen Steinen, von denen Leo Africanus und nach ihm Poiret gesprochen und die nach Herrn Dureau de

la Malle's

Vermuthen Lava seyn könnten,

nur auf der Westseite

Stadt,

die

zeigt,

sonst aber

Felsen

steilen

schönen

ohne

überall

vertheidigt

einige elende Mauerreste

Schanze und nur von ihrem Endlich

ist.

existiren

Thore von rothen Steinen

alten

umgiebt die

und

auch die

die

antike

Triumphpforte „Cassir-Gulah" (Ungeheuerschloss) , von wel-

Shaw wohl

cher

nung gegeben seit

eine eben

übertrieben prächtige Zeich-

hat, als von den Basreliefs der Brücke, schon

25 Jahren nicht mehr. Constantine

ist

saesylier gelegen.

die Cirta der Alten,

sowie die

Urbs nannten und

einfach blos

hielten

Town

den alten

im Lande der Mas-

Der punische Name war Carta, was

viel als Stadt bedeutet *),

fig

so

ihre Hauptstadt

Engländer für London so häu-

die

Die Besieger der Punier be-

gebrauchen.

Namen

Römer

so

verdarben ihn

bei,

aber in Cirta,

sowie noch heute die meisten römischen Ruinenreste eine dem alten

lateinischen

halten haben.

Namen

So nennen

senaria „Arseu",

ähnlich klingende Bezeichnung bedie

Araber Calama „Ghelma", Ar-

Milevum „Milah",

Sitifis „Setifi".

Nur

ne Städte, die gar keine Spur von Alterthümern mehr gen, haben ihre

°)

alten

Bochart Geogr. Lib.

Namen

I.

nicht

Cap. 24.

jezei-

auf die heutigen Bewoh-

336 El-Dschesair (Algier Icosium); Anaba (Bona-

ner vererbt.

Hippo), Warran (Oran), Maskara sind rein arabische Namen. Cirta

war

ein gätulischer

die

Residenz der numidischen Könige. Syphax,

Fürst,

dort

zur Zeit des zweiten

und bewohnte daselbst

punischen Krieges Palast.

herrschte

Er verband

sich,

einen prachtvollen

wie bekannt, mit Karthago, wäh-

rend Masinissa, ein anderer Fürst Numidiens, die Partei der

Römer nahm. sich

Karthago und Syphax unterlagen, Cirta ergab

dem Masinissa und

dieses

60 Jahre lang

blieb

glücklichen Fürsten.

die

Residenz

Unter Masinissa's Nachfolgern

noch mehr und erreichte ihren höchsteu

stieg Cirtas Blüthe

Grad wohl unter der Herrschaft Micipsa's,

wo

wie

Cirta,

Strabo erzählt, mit prächtigen Gebäuden geziert und so volkreich und mächtig

Fussgänger

war, dass

stellen

sie

10,000 Reiter

und 20,000

konnte. *)

Die Herren Falbe und Grenville Temple, Mitglieder der wisCommission, halten dies für eine Uebertreibung und meinten, man müsse den alten Geographen misstrauen, da diese nicht *)

senschaftlichen

immer

richtige

Angaben besassen und

lieber Effect hervorbringen

sich

strenge nach der Wahrheit richten

dass

die alte Cirta keinen grössern

wollten.

Raum

bedeckte,

Nimmt man als die

,

als

an,

heutige

Angabe allerdings augenscheinlich übertrieben, denn selbst bei der dichten mahomedanischen Bevölkerung, wo jedes der kleinen Häuser in der Regel mehrere Familien einschloss, zählte Constantine in der blühendsten Zeit doch wohl nie über 25,000 Einwohner, wenn auch Shaw und andere Reisende die Zahl höher stellen. Die meisten Reisebeschreiber , die, ohne genaue Angaben zu besitzen, aufs Gerathewohl hin schätzen, sind immer zur Uebertreibung geneigt. Selbst angenommen, dass der Berg Kudiat-Ati, unter dessen Gräbern man einige Cisternen und zu andern römischen Gebäuden gehörige Steine, dagegen keine Spur von einer Ringmauer fand, einen Theil von Cirta, vielleicht dessen Vorstadt bildete , konnte die sämmtliche ehemalige Gebäudezahl doch wohl nicht über 40 — 50,000 Menschen fassen. Am wahrscheinlichsten ist daher wohl, dass Strabo Stadt,

zu den

so ist Strabo's

30,000 Kriegern Micipsa's

die

Contingente der Landschaft

337 Unter der Regierung AdherbaPs bezwang Jugurtha die

nachdem er vergeblich

Stadt,

Sturmes erschöpft

gewaltsamen Mittel des

durch Hungersnoth und erhob

hatte,

Später nahmen sie ihm die

seinem Hauptwaffenplatz. gleichfalls durch

alle

Belagerung wieder ab und

alle

sie

zu

Römer

weitern Ver-

suche Jugurtha's, sich abermals wieder in ihren Besitz zu setzen, scheiterten an der natürlichen Festigkeit ihrer

Zeit Juba's

I.

war

Cirtas Glanz noch

Lage.

keineswegs

*)

gesunken.

Hirtius bezeichnet sie damals als eine der reichsten Städte

midiens

Nu-

Nachdem Juba mit den Resten der Pompeji-

*°).

schen Partei unterlegen war, Cirtas

Zur

Gebiet

gab Cäsar einen Theil von

seinem Parteigänger Sitius, der an die römi-

schen Soldaten Ländereien austheilte und eine Colonie gründaher Cirta unter ihm den Beinamen Colonia

dete,

rum

Im Jahre 311 bemächtigte

erhielt.

Alexander

sten

wurde aber später von dem Präfect

der Stadt,

Maxentius besiegt und

Sitiano-

sich der Usurpator

in

diesem Krieg scheint Cirta

zum

er-

Male mit Sturm erobert, oder wenigstens nach der Ue-

bergabe zerstört worden zu seyn, denn Aurelius Victor schreibt, die durch Alexander's

Belagerung zu Grunde gerichtete Stadt

oder der ganzen Provinz mitrechnete.

Rom

stellte

ungeheure Armeen,

nicht aus der Stadtbevölkerung, die sonst ein einziger punischer Krieg

aufgezehrt hätte, sondern aus der Bevölkerung seiner schönen Provin-

Eben so richtig lässt sich daher wohl von Cirta sagen, dass sie Beherrscherin eines Reiches eine Armee von 30,000 Mann zu stellen vermochte, nicht aus ihren eigentlichen Bewohnern, sondern aus zen. als

der Bevölkerung der ihr unterwürfigen kleineren Städte und Dörfer des Landes. ein Augenzeuge des numidischen Krieges, sagt, dass schon damals mit Sturm nicht zu nehmen war. „ Neque propter naturam loci, Cirtam armis expugnare potest." Bellum Jugurthinum. Cap. 23. *)

die

Sallust,

Stadt

**)

De

bell. Afr.

Moritz Wagner's

Cap. 25. Algier.

I.

22

338 Damals

habe der Kaiser Constantin wieder neu aufgebaut. änderte sie ihren

Namen und wurde ihrem Wiedererbauer

Ehren Consta ntina genannt bis

heutigen

Tag

ein

*),

Name,

zu

ihr noch

der

auch unter den Arabern geblieben, aber

in „Cossamtina" verdorben

worden

ist.

Die späteren Schick-

sale der Stadt unter den Vandalen, den byzantinischen Kai-

sern und unter der eilfhundertjährigen Herrschaft der

medaner liegen im

tiefsten

Dunkel.

Maho-

Constantine gehörte bis

zur Zeit der Shaw'schen Reise oder eigentlich bis zur ersten

Expedition der Franzosen im Jahre 1836 zu den für die Europäer unbekanntesten und unzugänglichsten Städten der Erde,

und die wenigen kargen Angaben musste man meist aus

unsichern arabischen Quellen schöpfen. Schriftstellern

theiit

Edrisi,

Von

allen

arabischer

ein

zwölften Jahrhunderts, noch die ausführlichsten

bekannten

Geograph

des

Bemerkungen

über Constantine mit.

Die heutige Stadt Constantine

liegt

nach der Berechnung

zweier Mitglieder der Commission unter dem 36° 21' nördlicher

Breite

und 4° 50' östlicher

Länge.

Ihr

höchster

Punkt, die Kasbah, ragt 2100 Pariser Fuss über der Fläche des mittelländischen Meeres.

Terrain von 1290,000

D

Die Häussermasse bedeckt ein

Fuss.

Algier sammt ihren Neubauten

Constantine steht der Stadt

um

ein gutes Drittheil nach.

Alle älteren Reisenden schätzen die Einwohnerzahl viel

hoch;

Ritter's

Grenville

Geographie giebt 30,000 an.

Temple und Falbe

schätzten sie im Vergleiche mit

dem siebenmal grösseren Tunis auf etwa 16,000 Köpfe. dessen

ist letztere

In-

Berechnung wohl zu gering; denn Con-

stantine, welches eine

')

zu

Die Herren

Aurel. Vict. Epitom.

Menge von Cap. 40.

türkischen und maurischen

339 oder Auswanderern aus Algier,

Flüchtlingen

Bona und den

übrigen von den Franzosen besetzten Küstenstädten aufgenom-

men

hatte,

deren Zahl über 6000 betrug,

bevölkert als Tunis.

von denen

schiedenes die

drei bis vier

Fa-

meisten nur ein in zwei Theile ge-

die

Gemach bewohnten.

Wohnung

viel dichter

reiche Familien bewohnten

Viele Häuser enthielten

ein ganzes Haus.

milien,

Nur wenige

war

unbequemer,

Die Miethe war theurer und

als in

irgend einer andern Stadt

Die beiden deutschen Renegaten Schlosser und

der Berberei.

Send schätzten Constantiues Gesammtbevölkerung nach der

Menge

der Häuser und

deren

zahl auf etwa 20,000 Köpfe,

Männer.

durchschnittlichen

Bewohner-

6000 waffenfähige

worunter

Ben-Aissa, Constantines Gouverneur und Vertheiden ich später in Al-

diger in den Jahren 1836 und 1837, gier persönlich kennen lernte,

seiner

Wahrscheinlichkeit

auf mein Befragen an-

gab

fangs eine weit höhere Zahl an.

Als

ich

Behauptung

ihm aber

vorstellte

die

Un-

und ihm die

Bewohnerzahl sämmtlicher Küstenstädte zum Vergleich entgegenhielt, dachte er nochmals eine

Weile nach, gestand seinen

Irrthum, entschuldigte seine Unwissenheit, weil es nicht lich sey, ein

Register über Geburts

ren in einer Stadt, ten

wo

-

mög-

und Sterbefälle zu füh-

verschiedene Glaubensbekenner wohn-

und das Innere der

Häuser nur

in

ausserordentlichen

Fällen untersucht werden durfte, und stimmte endlich meiner

Meinung

bei,

dass

Constantines

Bewohnerzahl

schwerlich

20,000 Individuen überstiegen habe, worin jedoch die unverheirateten Soldaten Achmet's nicht mitbegriffen waren. diesen 20,000

sischen tiefer

Expedition haben

im Innern

zurückgezogen.

Von

Einwohnern Constantines zur Zeit der franzö-

,

nach

sich beiläufig

4000

in die Städte

Biskara und das tunesische Gebiet

Die Zahl derer, welche

theils bei

22*

der Ver-

340 theidigung

der

mit

Stadt

den Waffen

während der Flucht über

theils

unglückten,

in

theils

und des Elendes

den

starben,

gewiss eher mehr,"

als

die

Hand

der

in

fielen,

Felsen der Kasbah ver-

Gebirgen den

mag immerhin

Tod

Hungers

des

auch 2000 betragen,

weniger, so dass also

jetzt schwerlich

über 14,000 Eingeborne mehr in Constantine leben, worunter

6000 Mauren, 4000 Türken und Kuruglis, 3000 Juden und 1000 Abkömmlinge der verschiedensten afrikanischen Völkerstämme, Kabylen, Neger, Mosabiten, Lagrüats. zu

Ende 1839

nicht ganz 900.

Verkehr,

ein

enger

mit

Bona und

und Cantiniers unterhielten

Kaufleute

Bab-el-Kantarah (Brücken-

über die römische Brücke nach

führt,

von Kudiat-Ati,

Bab-el-Rahbah (Marktthor), auf der Seite

Thore,

die

ebenfalls

und elender, obwohl

letztere

nach Kudiat-Ati

Die Strassen sind nicht so enge und

im obern Stadttheilc von Algier, aber noch

ste

dem Plateau

Bab-el-Dschedid und Bab-el-Uad;

sind zwei ganz kleine führen.

Mzitas und

Philippeville (Stora) eine lebhafte Verbindung.

welches

El-Mansura

,

Unter ihnen herrschte aber

Constantine hat vier Thore: thor),

Biskris

Die Zahl der europäischen Civilbewohner betrug

finster,

als die

viel

schmuziger

die meisten gepflastert sind.

Die läng-

und breiteste dieser winkeligen Gassen (Suk-el -Kolak),

führt

vom Thor Bab-el-Rahbah

zur Kasbah, die meisten an-

Namen

dern Strassen haben französische

Damremont, Rue Combes

u.

s.

erhalten,

wie

Rue

w.

Gleich beim Eintritt durch die Bresche, als wir zwischen

Trümmern und

blutenden Körpern

nur etwa fünfzig Schritte

uns die Masse der kleinen Buden in die

gemacht hatten,

fiel

Augen, welche

in

sammengedrängt

sind, als selbst in Algier oder in irgend ei-

noch grösserer Zahl und weit dichter zu-

ner andern Stadt der Berberei.

Sämmtliche Juden Constan-

341 tines sind

Dasselbe Gewerbe treiben die

Krämer.

Es

Mauren und Kuruglis. Kleinhandel,

übrigens

ist

welchen

durch

gar armseliger

ein

Constantiner

die

meisten

eben

keine

Reichthümer gewannen, sondern gerade nur ihr frugales Leben

fristeten.

Artikeln des

Sandalen,

Ihre

Waaren

bestanden

maurischen Detailhandels,

arabischem Sattelzeug,

Spiegeln, Pfeifenköpfen,

den

in

gewöhnlichen

Schuhen und

wie:

Rosenkränzen,

Schmuck,

zierlichen Frauenpantoffeln

und an-

dern goldgestickten Kleinigkeiten, die aber bei weitem keine so reiche

Auswahl boten,

die der Algierer

als

den gewöhnlichen Spezereiwaaren,

Buden

sind

enge düstere Löcher

oder Capitalisten zehrten, dann die aber

bei

Türken und Kuruglis,

schiednen Hass gegen allen

als

die

Krieger

auch die Araber der Land-

Enthaltsamkeit,

ihrer

Nachts

des

Die Käufer waren

den Handel verachtend nur von ihren Einkünften

schaft,

Die

Tabak.

und werden

durch einen langen Holzpfahl verrammelt. in Constantine, ausser den reicheren

Buden; endlich

namentlich

Luxus der

bei

Städter,

ihrem entnur auf das

Nothwendigste sich beschränkten; daher auch der Umsatz sehr unbedeutend war und nur ein so einfach lebender Menschenschlag, wie

konnte mit dem geringen Ge-

die Constantiner,

winn des Kramhandels genug

für seinen Unterhalt verdienen.

Eine andere Erwerbsquelle für

dem

Besitz vieler Lastthiere.

Maulthiere

die

Fast jede Familie hatte einige

und brachte

oder Esel

Constantiner bestand in

Waaren

damit

aus

dem

Innern nach Constantine oder von letzterer Stadt nach Tunis. In den

Händen der Constantiner war

Theil des afrikanischen

also

Speditionshandels,

auch ein grosser nicht von

Sudan-

waaren, denn die Caravanen aus Tombuktu, Bornu, Gadames

nahmen

nie den

Weg

durch die Provinz

Constantine;

dage-

gen verschickten die meisten Oaseustaaten, wie Tuggurt oder

342 auch einige Lander der Mosabiten, ihre Producfe, namentlich Datteln und Thierhäute, über Biskara und Constantine nach

Vor der Einnahme Constantines

Tunis. del viel

und Industrie dieser Stadt reicher

viel

Man

vorgestellt.

man

hatte

Han-

sich

blühender, die Einwohner

hatte

viel

erzählt

von den

Werkstätten der Goldsticker, der geachtetsten Profession oder

Kunst

in diesem

Lande,

nachdem

die,

sie

von den Küsten-

städten in Folge der Occupation sich grösstenteils zurückge-

zogen,

in

Asyl und

Constantine ein

Beschützer gefunden haben. die

Phantasie

nun

in Algier,

den worden,

im Innern

den

bei

in

Achmet Bey einen

Aber wie gewöhnlich hatte sich

Franzosen

Spiel

in's

gemischt.

Da

Bona, Oran keine arabischen Wunder gefunglaubte

man dafür Dort

concentrirt.

allen orientalischen

noch Seidenfabriken,

sollten

Kunstfärbereien und namentlich

Luxus

erwähnten Fabriken der

die

Goldsticker in voller Blüthe bestehen,

Constantine sollte der

Wir bekamen

Mittelpunkt der maurischen Industrie seyn.

aber von allem dem nichts zu sehen, und ich zweifle sehr, ob die erbeuteten

keiten

eines

Luxuswaaren der ganzen Stadt einzigen

Modeladens im Pariser Palais Royal

an Werth gleich gekommen.

Während

hielten die

der ganzen Zeit mei-

dem Rückmarsch der

nes Aufenthaltes und auch später nach

Armee nach Bona

den Kostbar-

französischen

Soldaten in bei-

den Städten mit ihren geplünderten Schätzen offenen Markt.

Es kamen aber blutwenig Vorschein,

werthvolle

nicht einmal eine

Gegenstände dabei zum

Auswahl reicher Waffen,

sehr wenige Stücke von den prächtigen in Gold und gearbeiteten sonst

Yataganen,

welche

die

reichen

nach ihrem baaren Geld und ihrem Pferd

lieben.

Mehrere speculirende deutsche Juden,

gefolgt

waren,

in

der Hoffnung

nur Silber

Eingebornen

am

die der

meisten

Armee

gute Käufe an erbeuteten

343 Juwelen und Goldgegenständen zu machen, fanden sich recht ihren Hoffnungen

in

bitterlich

getäuscht,

als

auf dem

sie

Soldatenmarkt nur einen Plunder von ehemals glänzenden, nun

nur wegen ihrer

abgetragenen Prachtstoffen sahen, die

oft

samen Formen oder

Goldzierrathen auffielen,

als

fremdartige

selt-

dagegen nur wenigen reellen gewichtigen Schmelzwerth hatten.

Dafür hatten

die

Stürmer gefunden, was ihnen unter den da-

maligen Umständen wohl fluss

das

Willkommenste war:

an Lebensmitteln und ziemlich

nur

freilich fast

in

dem Haus des

viel

Ueber-

baares Geld, letzteres

ßen-Aissa,

berüchtigten

dessen Schatzmeister eben im Austheilen des Soldes begriffen

war,

um

den Eifer der Soldaten und sonstigen Vertheidiger

der Stadt anzufeuern.

Die Zahl der Kaffeehäuser

Es

gier.

Wände

sind lange enge

sieht

ist

dampfende

Weise

Kaffeekessel

kaum verglommen waren. ment und

als in

die

So hat

sitzen.

Wir

und lange Pfeifen also selbst das

wel-

fanden ,

die

Bombarde-

nahe Gefahr des Sturmes die Constantiner in Französische Soldaten

ihren Zerstreuungen nicht gestört. ten jetzt die

Al-

an beiden Seiten der

man Reihen von gemauerten Bänken, auf

chen die Gäste in der bekannten dort noch

weniger gross,

Gewölbe,

Gewollte

füll-

und schlürften die orientalische Nah-

rung, welche gläubigen Gästen zugedacht war. Constantine hatte zehn grössere Moscheen so

viel

oder rets.

kleine

fünf derselben haben hohe weisse

Das Innere

sprach keineswegs

weissen

und doppelt

Gebethäuser mit Marabutgräbern.

an äusserer Grösse oder innerer

Gotteshäuser ent-

und nicht Eines kommt der

Kuppelmoschee auf dem

oder noch weniger der jetzigen

vier

Thürme oder Mina-

dieser mahomedanischen

ihrem Ruf,

Nur

grossen Platz von Algier

katholischen Kirche Algiers

Schönheit gleich.

Es

sind

344 geräumige, aber selten über vierzig Fuss hohe Gewölbe, zum

Theil durch Marmorsäulen gestützt,

wo

nur in der Nische, arabischen

verschlungenen und

künstlich

und

kahl

schwer zu

Theil

sind

es

zum Theil kurze Denkschriften zur Erinne-

Koransprüche,

rung einiger im Rufe der Heiligkeit

verstorbenen

Die Moschee Sidi-el-Kettani

oder Marabuts.

hatte

Priester eine mit

Kunst gearbeitete Kanzel und Säulen von geädertem

Marmor,

so schön,

wie nur immer der berühmte numidische

Der Fussboden

von Sigus seyn mochte.

Sammtteppichen von verschiedenen

schnell aufgeräumt

und so

anderer Schmuck,

welche man

der Moschee

bunten

war mit

Farben bedeckt;

Soldaten hatten mit allem Tragbaren

aber die französischen

kein

deshalb

Zum

entziffernden Inschriften geschmückt.

vieler

Wände

die

der Priester sein Gebet spricht, mit

blieb

als

den Constantiner Moscheen

die

Wände und

kahlen

nicht in die Tornister stecken konnte.

Säulen,

Erst

am

14.

October, als die Verwirrung sich etwas gelegt hatte, wurden

an die Moscheenpforten

Wachen

in

christliche

Kirche metamorphosirt.

Constantines merkwürdigstes fast

im Centrum

Höfen,

ist

Gebäude

der Stadt gelegen und

Bädern für

die Hälfte

und Heumagazine und

Moscheen

Casernen

und der Eintritt

gestellt

Gegenwärtig

len Europäern untersagt.

sich

fast

ist

al-

dieser

Eine in eine

der Beypalast,

mit seinen Gärten,

ein kleines Städtchen bildend.

Die Herren Falbe und Grenville Temple haben

in ihrer

Er-

zählung des Constantiner Feldzuges ein wenig gar zu geringschätzend von diesem ches,

das

wenn auch und

keineswegs

Schönheit der

maurischen Schloss gesprochen,

wel-

nicht zu vergleichen mit den Palästen Grana-

grossartig,

bekannten

doch

maurischen

die

ganze

zierliche

Architektur zeigt und

mir das schönste Gebäude dieser Art in der ganzen Regent-

345

Es

schaft Algier schien.

besteht aus acht zusaminengereihten

Häusern, welche die Nebengebäude an Höhe überragen, sonst ausgezeichnet sind, keine hüb-

aber von aussen durch nichts

Facade bilden und

sche

man aber

Sobald

überrascht

halle erblickt,

Marmorreichthum,

die

in

gen und Granatbäume,

Löwen,

betritt

und

die grosse Säulen-

Eleganz, der

die ausserordentliche

Symmetrie, die Sauberkeit des mauri-

Dazu

schen Baues nicht wenig.

die

einer winkeligen Strasse liegen.

Innere

das

die

die

Wohlgerüche der Oran-

Bäder, die springenden Wasser,

die an der Kette brüllten

stände, die das arabische

Märchen



sämmtlich Gegen-

und die uns an Bag-

feiert

dads alte Khalifenherrlichkeit, an den Wunderpalast Aladin's erinnerten;

nur musste

man da

mit

freilich

dem

ersten Ein-

druck des Ganzen sich begnügen und nicht zu lange verweilen,

nicht

strenger

als

Innere des

ersten grossen Säulenhofes

Südbäumen

aus,

die

Colonnaden

doch nicht über zehn Fuss hoch.

füllt

Das

eingehen.

Kritiker in Details

ein

Garten von

Marmor,

sind von weissem

Die Gemächer zur Seite der

man bemerkte

Galerien waren geräumig und einfach schön,

auch gar nichts von den bizarren Verzierungen, die sonst ters inmitten

eines

übrigens tadelfreien maurischen Bauwer-

Die Wände der Galerien bestanden

kes auffallen.

öf-

statt

aus

bunter Fayenza, wie sonst in den maurischen Gebäuden, aus

Frescogemälden

die ich

,

sem Land bemerkt bilder

spannten Segeln,

eine

ohne

s.

w. die

dieser

Wand-

mit

ausge-

Kriegsschiffe

ohne Ordnung unter

mit beiden Kanonenreihen.

u.

Theil

grösste

Zahl muselmännischer Städte,

Tunis und

Der

Seeschlachten vor.

stellte

feuerten

hatte.

noch an keinem andern Ort in die-

einander

geworfen,

Ausserdem war noch Constantinopel,

Kairo,

angemalt, sämmtlich in grotesken Unformen darunter

stehenden

Namen

nicht

kenntlich.

346

Auch Constantine war mit

Auf

abgebildet.

der Kasbah

rothe Fahnen und über dem Beypalast, der

terten

Umrissen

seine Schönheit die

met Pascha

ist

Augen

der Sultan,

Gegner

zerstreut,

El-Hadschi-Ach-

der Beschauer.

Gott ihn

Allah hat

Möge

wie der Wind den Staub.

sein

möge Allah ihm

und seine Macht immer zunehmen,

Ruhm

Möge

der es bewohnt.

Volk der Ungläubigen.

siegreich machen über das

war

,

„Dieses Schloss blendet durch

folgende Inschrilt angebracht:

seine

gemalten Häuser erhob

sich über die andern

flat-

in grossen

Paläste im Paradies geben und diese bevölkern mit Millionen

So

Huris.

Den

dies Gott gefällt.

Hof

zweiten

ein schönes

füllt

von weissem Marmor

Amen!"

aus.

Im

deren Bassin von Goldfischen belebt

Hofe befanden

sich die

übrigen hat

Springbrunnen,

sind

einem vierten

In

ist.

Löwen, deren Wärter

der deutsche

Eines dieser prächtigen

Renegat Schlosser aus Erfurt war. Thiere brachte

Bad mit einem Becken

dritten

der Herzog von Nemours nach Paris;

man, da

ihr Unterhalt zu kostspielig

die

wurde, auf

Befehl des General Bernelle getödtet.

Das Wohnhaus

Hakhem von

des

furchtbaren

Ben

-

Aissa,

der als

Constantine die Vertheidigung führte und Achmet's

Stellvertreter war, so oft dieser seine Hauptstadt verliess, ist

eben so auffallend bescheiden, bunt

und prächtig.

Hause,

selbst die

Man

als

gewahrte

der Beypalast auffallend fast

keinen

Marmor im

Säulen waren nur von zusammengemauerten

Bausteinen aufgeführt, während in Algier jedes irgend reiche Privathaus Marmorcolonnaden und Fayenzawände hat. in Constantine fanden

Seiten des

wir deren mehrere und

Hakhem wohl

nur

schlaue

Auch

es scheint

Politik

von

gewesen zu

seyn, sich mit der wirklichen Macht zu begnügen und heimlich viel

Geld aufzuhäufen,

dagegen allen äussern Prunk zu

347 vermeiden,

um seinem

tyrannischen Gebieter keinen Grund

und wurde

mauerte Schätze fast

gänzlich

durch

deshalb

Man

demolirt.

Haus barg

Ben-Aissa's

zur Eifersucht zu geben.

viele ver-

Geniecorps

das

etwa 150,000 Budschus

fand

an baarem Geld.

Die Kasbah oder Citadelle krönt den höchsten Punkt des Felsens im Nordwesten

Ringmauern umgeben, angehören, denn

mern

alter

sie

zerstörter

die

Sie

der Stadt.

mit soliden

ist

wohl nicht mehr der Cirtenserzeit aus

bestehen

einer

Menge von Trüm-

Gebäude und wurden

vielleicht aufge-

führt zur Zeit des Wiederaufbaues der Stadt unter Constantin,

oder wahrscheinlicher nach einer der spätem Katastrophen.

Einem vom Capitän Mangay aufgefundenen ment zufolge scheinen die genannt durch

man

Auf der

zu haben.

eine

alten Constantiner

dem Abgrund

des

Rummel weg

bestrichen*

in der

Kasbah

schem

Styl.

ist

Ein

ist

ren

und

schwer

die

gelitten.

Kasbah

führt

Rummel Tiefe

ein

hinab,

brüllt.

Kirche in byzantini-

Diese Kirche

Kasbah von den

bewohnt.

durch die

Gebäude

im Nordwesten und der

Trotz

ihres

französischen

Officie-

soliden

Batterien

Die Mauern waren zusammengestürzt und

durchlöchert und die Erde allenthalben sten

ganze Stadt sammt

der Kirche.

gleich den übrigen Theilen der

Soldaten Achmet's

über denen

auffallendes

eine fast unversehrte

Ihre Eingangspforte

hatte

Mauern

die

schiessend, die französischen

war

Baues

die

besonders

am entgegengesetzten Ende

Altar

Capitolium

welche der Terrasse El-

hat,

Mansura gegenüber stehen und, über

Bivouacs

sind

Reihe von Cisternen unterbrochen,

Batterien errichtet

die

Südostseite

Inschriftfrag-

sie

aufgewühlt;

furchtbarer Felsenabhang in

das

im

Thal

Wedes

dessen 300 Fuss hoher Wassersturz in der

Dies war der Ort,

wo man noch

bis in die

348 letzte

Wei-

Zeit die grossen Verbrecher und die ungetreuen

ber hinunterstürzte, ein uralter Brauch, der von der Zeit der

Römer und Vandalen

auf die

Mahomedaner

sich

vererbte. *)

Ich erwähne zur Ergänzung dieser Skizze von Constantine

noch kurz der Alterthümerreste , die im Innern und der

nächsten

Umgebung

sich

vorfanden;

eine

Be-

ausführlichere

schreibung folgt unter den archäologischen Notizen im dritten

Band.

In der

Nähe

des Thores Bab-el-Uad

Suk-el-Adaryn fand einer

Strasse

unserer

am

Einsang: der

Herr

Collegen,

Berbrugger, mitten unter die Häuser hineingebaut, das Frag-

ment eines Triumphbogens,

der

Shaw'sche Cassir Gulah war.

Aus

mentarischen Inschrift, te,

weil sie unter den

ersah man,

Ehren

dass

die

man

aber

einem

errichtet worden.

der

nicht weiter verfolgen konn-

Mauern der Nachbarhäuser

sie

nicht

sicherlich

einer gleichfalls sehr frag-

Proconsul

Cajus

wie

Sie hatte,

sich verlor,

Claudius

fast alle

zu

römischen

Triumphpforten, drei Bögen, deren mittlerer der höchste gewesen.

Welcher Ordnung

mehr zu erforschen,

da

ihre Säulen angehörten,

diese bereits

waren.

Noch

einzelne

Bögen von weissem Marmor.

die

in

zwei andern Nebengassen

Häuser hineingebaut, dass

stimmtes angeben

sich

war

nicht

allzusehr verstümmelt

entdeckten wir

Sie waren aber

so in

von ihnen gar nichts Be-

lässt.

Eines der merkwürdigsten Bauwerke

ist

wohl

die be-

rühmte Brücke, welche über dem Abgrund El-Hauah, in des-

de persecutione Vandalorum lib. uxorem, Ligator pondere lapidum in Ampsagam, nuvium Cirtensem famosum, jactando demersit." Der Renegat Send im Dienste Achmet's erzählte mir, dass noch im Jahre 1834 ein maurisches Weib dieses Schicksal hatte. Jaden mussten diese Art Hinrichtung *) Victoris Viderbiensis historia

II.

,,Sui fratris

vollziehen.

349 sen Tiefe der

Rummel

Alle älteren Reisenden,

sura hinüberführt.

sah

Shaw,

Meisterwerkes. sie

in ihrer

ursprünglichen Ge-

berichtet, dass sie in früherer Zeit mit alten Bild-

hauerarbeiten, mit Blumen,

ren bedeckt war.

Es

Thiergestalten und andern Figu-

selbst sah

davon nur noch eine Gruppe

von zwei Elephanten, die ihre Rüssel kreuzten. stand die Figur

Dame,

einer

aber keineswegs getreu

ist.

eine Abbildung, die

Diese noch heutigen Tages exi-

grob und schlecht gearbeitet.

stirenden Basreliefs sind

sind nicht

man gar

schwebte, sieht

ganz kurze Rüssel,

brugger

hielt sie mit

zufolge über ihrem

nichts mehr.

welche sich nicht kreuzen.

wurden,

Herr Ber-

Unrecht für Nilpferde, welche bekanntlich

noch dem Tapir, der aber zur

Form

;

am

Zeit,

nächsten

als

diese

als

sie diese

Reisenden

beschrieben, beträchtliche Veränderungen erfahren und gentlich fast ganz renovirt ältesten

der gleichfalls schah.

worden,

Bey von

Constantine war, im Jahre 1793 ge-

Die neuen Baumeister

so viel

ist ei-

was nach den Erinne-

Eingebornen unter Achmet's Grossvater,

sollen

Die Länge der Brücke beträgt 310, ist,

kämen

Figuren

Die ganze

noch nicht bekannt war.

der Brücke hat seit der Zeit,

rungen der

Haupt

Die Elephanten haben

gar keine hervorragende Schnauze haben

gemeisselt

die

mehr kenntlich, von der Muschel,

welche der Shaw'schen Zeichnung

sie

Jede

Figuren befindet sich auf einem besondern Stein,

Züge der Frau

sie

Ueber ihnen

unzüchtiger Stellung die

in

Shaw gab davon

Beschauer anlachend.

der

Bru-

als eines an-

der älteste dieser Reisenden,

aber schon nicht mehr

Er

stalt.

wie Shaw,

erwähnen dieser Brücke

ce, Peyssonel, Poiret, tiken

nach der Hochebene El-Man-

fliesst,

mir bekannt,

dieser Art in der Welt.

Italiener

ihre

gewesen seyn.

Höhe 312 Fuss;

eines der höchsten

Bauwerke

Die Bausteine sind aus einem der

350 nächsten gelblichgrauen

Uebergangskalkfelsen gezogen.

Ei-

der solidesten und imposantesten der Cirtensischen Al-

nes

terthümer sind die Reste eines Aquaeducts,

zwischen

Rummel

des

welche im Thal

El-Mansura und Kudiat-Ati auf dem

linken Ufer

Die Eingebornen nennen

liegen.

El-Kuah

sie

„die Bögen." Sie bestehen aus sechs Arkaden, von denen die höchste

öl

1

^ Fuss

ausser,

sind

Die Richtung dieser kolossalen

misst.

war von Südost nach Nordwest.

Wasserleitung

den sechs

erwähnten Bögen

alle

Indessen

Spuren ihrer

Fortsetzung verschwunden und sogar ihre tiefsten Bausteine aus

dem Boden

lich in

gerissen worden,

diesem Land gegen

alle

Beweis,

ein

wie unglaub-

Ruinen gewüthet worden, in

deren Nähe neue Bevölkerungen ihre Wohnsitze aufschlugen.

Nachdem wir schein

Sehenswerthe der Stadt

alles

genommen,

machte

ich

Man

sprach gleich nach

militairischen

Bewegungen, von

Ausflüge in die nächste Umgebung. der Einnahme von weiteren

Augen-

in

mit meinem Freund Muralt

einem Zug nach dem Städtchen Milah, welches sieben Lieues nordwestlich von Constantine die hübschesten

unweit des

Rummel

liegt

Südbaumgärten der Provinz besitzen

soll.

und

Da

wir aber bei der Ermüdung der Armee und den vielen Arbeiten, die noch zu verrichten waren,

um

Bona

nicht zu diesem

Zug kommen das

dürfte,

so

entschlossen

nahe Rummelthal im Nordwesten

zu besuchen, selbst auf die Gefahr hin,

Wer

dass es

und vor der Ankunft neuer Verstärkungen aus

wir uns, wenigstens

ren.

dem neuen

wohl sahen,

Waffenplatz militäirisch einzurichten, vor Monaten

sich in

überhaupt in diesem

Land

den Kopf zu sich scheut,

verlie-

um

des

Anblicks einer schönen Gegend oder einer Ruine willen nöthigen Falls sein

Leben auszusetzen, der

Innern, denn Gefahr

ist

in den meisten

reise

dort nie

im

Gegenden vorhanden,

351

man

sobald

sich ein paar hundert Schritte von den bewaffne-

ten Posten

Wir

entfernt.

von Sidi-Mimum,

ritten zuerst zu der

über

etwas

die

Thermalquelle

halben Bergeshöhe

der

Das Grab eines Marabuts steht neben der Quelle mit

liegt.

einigen Dattelpalmen,

bedeutender Höhe

die

ziemlich verkümmert und von un-

Die

sind.

alten Cirtenser hatten dort

Wölbungen und

der, von denen noch gemauerte

Das Wasser

existiren.

Becken

ein

sowie bei der nahen Quelle

zeigt,

von Ain-el-Ghadir eine Temperatur von 29° Reaumur. heute

Bäder

die

sind

unter den Eingebornen

Heilkraft berühmt für Rheumatismen,

Noch

wegen

ihrer

Bruskrankheiten und

In der Quelle schwimmen

Geschwüre.

Bä-

geschwänzte Schild-

kröten, von welchen die Eingebornen viele verwirrte wunder-

bare Dinge erzählen und denen besonders

geheime Zauberkraft beilegen,

Es gelang mir

deren zu tödten.

Thiere zu

daher

leider

Obrist Grenville

fischen.

die

man

Weiber wohl

sich

nicht,

Temple

eines

eine hütet,

dieser

fing deren eines,

wie ich später vernahm; ich habe es leider nicht zu sehen

bekommen.

Die

Inschrift,

welche

Shaw

mittheilt,

existirt

noch heute, sowie die in Stein gehauene Krabbe.

Die Ebene oder

eigentlich das grosse

im Nordwesten von Constantine

ist

netsten Landschaften der Berberei.

siasmus aller

älteren

Thal des Rummel

gewiss eine der gesegSie erregte den Enthu-

und neuern Reisenden,

durch den Anblick der kahlen Bergwüste

deren

an des wohlthuenden Grünes der edlen Südbäume

wöhnt war.

Shaw

hielt

diese

Gegend

Auge

vom Ras-el-Akba

für

fast ent-

die fruchtbarste

und bewässertste der Regentschaft Algier; ich meines Theils

würde

wo

die

die

Umgebungen von Beiida und Tlemsan

Orangen

ger gedeihen,

-

und Citronenbäume doch noch

wo

vorziehen, viel freudi-

besonders bei Beiida die niedrige Vege-

352 tation kräftiger

frischer

und schmelzreicher

und besser

Gewächsen gedeiht

baum am

Nähe von Constantine

Er wächst

besten.

kleinen

in

Quellen mir

Unter allen höhern

d linkten.

vertheilt

in der

und die

ist

der Granat-

Wäldern an den

Ufern des Rummel, erhebt sich zu einer schönen Höhe,

ge-

währt hübschen Schatten und war zur Zeit meines Aufenthalts bedeckt mit seinen

gen

Zur

Früchten.

noch nicht völlig reifen, apfelförmi-

muss

Blüthezeit

dieser

kräftig

grüne

Laubbaldachiu, mit den Purpurglockenblumen überstreut, einen unvergleichlichen Anblick gewähren.

Bekanntlich treibt kein

anderes Holzgewächs des Südens so schöne Blüthen, wie der

Granatbaum, die dem Cactus philanthus an Form ähneln, aber Fast in allen Häusern Con-

kleiner und purpurfarbiger sind. stantines

fanden wir Granatäpfel

Grösse und Süssigkeit,

Gegend gefunden. gepflanzt ist

Menge und von

sie

noch in keiner andern

Ursprünglich

worden seyn,

der häufigste

wie ich

in

jetzt

mag

einer

der Granatbaum hier

vermehrt er sich von selbst und

wie ergiebigste

Baum

des

Rummelthaies.

Unter den wild gedeihenden Holzgewächsen bemerkte ich hier

zum erstenmal den Mastixbaum

des

Atlas

Desf.), der hier bis zu einer

Höhe von

Vortrefflich gedeihen auch

die

Maulbeerbäume,

auch nicht zahlreich vorhanden, Blättermasse überschüttet sind

(Pistacia Atlantica

fünfzig Fuss aufschiesst.

doch

mit

die,

wenn

einer Ungeheuern

und unsern schönsten Eichen

an der Ausdehnung des Stammes und der Aeste nichts nachgeben,

Am

kommen nur

Dattelpalmen

rechten Ufer des

Rummel

von der Stadt entfernt

ein

einzeln

und

selten

vor.

liegt eine kleine Viertelstunde

Landhaus des Bey, welches mit

regelmässigen Baumpflanzungen und einigen Blumen umgeben ist.

Der Fluss

rauscht dicht an

Schnelligkeit vorüber.

Wir

dem Häuschen

traten

mit reissender

durch die offene Thüre

353 und fanden das Innere in gräulicher Verwüstung,

und Eisenwerk herabgerissen,

Holz zer-

Zwei unbewaffnete Kabylen

trümmert.

Sie hatten wahrscheinlich ihren

alles

Marmor und Fayenza traten aus

dem Haus.

noch zu plündern gehofft und aus

Zügen sprach der Aerger getäuschter Erwartung, wel-

cher einem Gefühl der Furcht und des Hasses wich,

uns

bewaffnet

gleichfalls

das

Wenige Tage zuvor noch

Truppen Achmet's, konnte

Ein

das Hauptlager der

ohne bedeutende Gefahr

es jetzt

unbewaffneten Soldaten besucht werden,

auch von einzelnen

welche sich dort zerstreuten,

um Orangen und

So weit der Blick

pflücken.

Haus dringen sahen.

Landgut des Bey lag eine halbe Stunde

anderes grösseres weiter östlich.

in

als sie

dauerte

reichte,

Granatäpfel zu

dem Rummel

entlang der Fruchtbaumreichthum fort; aber immer nur in der

Nähe

des bewässerten Bodens.

Die entfernteren Bergabhänge

zur Rechten und

Linken des Flusses waren

Hochebenen

dem Ras-el-Akba.

seit

so kahl wie die

Der Brennholzmangel

ist

überhaupt bei Constantine sehr fühlbar, und gleich in den ersten

Monaten der Occupation war man genöthigt,

alle

Holz-

gewächse, mit Ausnahme der Fruchtbäume, umzuhauen, wobei aber auch wohl mancher edle Granatbaum trotz des Verbotes

mit

unter

dem

Beil

der französischen

Holzfäller

verbluten

mochte.

Obwohl man von dem Rummelthal nur einen kleinen Theil der Stadt Constantine sieht, doch hier bei weitem

am

schönsten.

ihres Felsens, dessen senkrechte

thürmt.

Der Rummel kommt

Wand

so präsentirt sich diese

Man sich

steht hier

am Fusse

800 Fuss hoch

auf-

Kasbah aus

sei-

hier unter der

ner Schlucht hervor und stürzt sich in drei Fällen zusammen über hundert Fuss

tief in

das Thal.

Etwa 600 Metres

vor

seinem Fall verliert er sich in einem unterirdischen Behälter, Moritz Wagner's Algier. I, 23

354 welchen wir nicht untersuchen konnten, ganz und gar.

dumpfe Murmeln seines unterirdischen Laufes wird,

Das sobald

der Fluss, wieder hervorbrechend, den dreifachen Sturz bildet,

zum

Ich habe wenig schönere Na-

lauten mächtigen Donner.

Riesenfelsen, die durch den weissen

turbilder gesehen.

des Sturzes

gruppen, sich

mit

ihre

theils

der

rauhen

über dem zischenden Wasser

Sonne

Strahlschimmer



wiederspiegelnd

hoch

nicht,

voll lustigen

in

schwebend und

dem

beweglichen

oben die melancholische Stadt und

ihre wüsten Kasbahruinen,

und Büschen

Schaum

Rippen strecken, prächtige Baum-

tief

unten

ein

Eden von Blumen

Hymenopterensummens



ich weiss

wie lange ich hier stand mit meinem Freund, der, aus

dem Berner Oberland gebürtig und Bewohner von Neapel, verwöhnt war durch malerische Scenen und doch wie berauscht schien von

dem Donnergetöne

des Wasserfalles und

blick der hochherrlichen Gegend.

dem An-

355



Reise von Algier nach Oran.





Scherschell. Tenez. Der Die Felsenstrasse von Mers - el - Kebir nach Oran. Die Stadt Oran und ihre Bewohner. Die Ebene bei Oran. Dschibel-Sahar oder das „Löwengebirge." Das Lager des Feigenbaumes. Der kleine See. Messerghin.

Hafen Mers-el-Kebir.















Der grosse Salzsee, El-Salgha.

Jim Monat Januar J838 war ich nach einem siebenmonatlichen

Aufenthalt

der Provinz

Constantine wieder in

Ich verweilte dort wieder einige Monate und

Algier zurück. schiffte

in

mich am

2.

März auf dem Dampfboot Aetna

ein, wel-

ches seine Fahrt nach Oran unter sehr ungünstigen Auspicien

begann.

Dreimal versuchte

es

mit seinen sehr dringenden

Depeschen am Bord in die See hinauszusteuern, musste aber

immer wieder

in den

Hafen zurückkehren, nachdem

Stunden vergebens gegen

Wind und Wellen

es einige

gekämpft. Dampf-

boote sind bei hochgehender See zwar leichter zu regieren, als

Segelschiffe,

als

diese,

da

rücken aber fast noch langsamer vorwärts

sie,

beständig von den

schaukelt, mit ihren rollenden

Wogen

gehoben und ge-

Rädern das Wasser nicht

fassen können oder nur die Oberfläche der

Wogen

er-

berühren.

Daher darf man zur Winterzeit an der Algierer Küste nie

am ten.

bestimmten

Tag

Nachdem wir

die vier

Ankunft eines Dampfbootes erwar-

Tag

auf der

Rhede gelegen, 23

ö

aller

356 Qual der Langeweile und Unbehaglichkeit zur Beute, Hess

Commandant

der

Aetna endlich bei dem ersten halben

des

Sonnenblick auf gut Glück in das Meer hinaussteuern.

nen halben

Tag

lang ging

es

Ei-

dann kehrte der

erträglich,

Orkan mit zehnfacher Wuth wieder und der arme Aetna, der Feuer und Wasser zugleich den Wellen in den

spie,

Wehen

vier

Tage lang von

während

die Passagiere

wurde

fürchterlich geschaukelt,

der Seekrankheit fast vergehen wollten.

Wir

durften nicht einmal den Blick mit einiger Hoffnung nach der

Küste richten, deren Berge hafenlos und mal aus dein Seenebel hervortraten in

,

ungastlich manch-

von denen wir uns aber

respectvoller Entfernung halten mussten

Tod

Schiffbruch und alte

drohten.

böse Meeresgreis

Nacht,

Schiffleins zu

Recht schadenfroh,

im Märchen

der benebelte Atlas,

schaute

Treiben unsers von

der

und es schien,

als

wolle er uns noch höhnen mit

So erschien einmal eine von den

über der höchsten Bergreihe.

ein Dampfschiff.

Wie

dem

so arg misshandelten

Winden zusammengeballte Wolkenfigur

Form

wie der

Tausend und Einen

der alte Magier,

Wind und Wasser

allerhand Zauberstückchen.

da von dort nur

,

von

merkwürdiger

Sie sah gerade aus wie

unser Aetna hatte sie Bugspriet, Rä-

der und dampfspeiende Röhren, und da der

Wind

sie in der-

selben Richtung trieb, wie das Schiff, so segelte sie über die

Bergkette

weg

noch zuvor.

mit uns in gleichem Schritt, ja, sie

Schritten taumelten

die

uns

seekranken Passagiere die Kajüten-

treppe herauf und ein Schrei

dem Anblick

kam

Mit leichenblassen Gesichtern und schwankenden

des Staunens

des äffendan Wolkengebildes.

belgruppen zerstreute der

entfuhr allen bei

Alle andern Ne-

Wind im Augenblicke

wieder, wäh-

rend das gespenstige Dampfschiff des Orkanhimmels ziemlich lange blieb, bis es endlich auch versank oder verschwamm in

357

dem Wolkengebirge,

das sich über uns entleerte in

Donner

und Regen. Bei meiner Rückfahrt von Oran nach Algier im Monat Juni hatten wir die

Fahrt

in

dagegen das heiterste Wetter und machten

dreissig

Damals sah

Stunden.

stenstadt Scherschell sehr

welche,

deutlich,

ich

die

Kü-

gegenwärtig im

Besitz Abd-el-Kader's, noch von keinem in der Regentschaft

wohnenden Europäer besucht worden fuhr nur schell

ist

ist.

Das Dampfboot

etwa 300 Metres von der Küste vorüber. die

alte

Scher-

Julia Caesarea, einst die Hauptstadt des

Cäsarischen Mauritanien. Nach Karthago war sie die blühendste Stadt

Sie scheint wenig Reste ihres alten

der Berberei.

Ihre Einwohnerzahl viele

ist

gleichwohl

orthodoxe Algierer,

Frdbeben

da ein

Glanzes bewahrt zu haben,

seit

sie

zerstörte.

1830 gestiegen,

Mauren und Kuruglis,

da

der allzu

nahen Berührung mit den Christen abhold, sich in Scherschell niedergelassen

haben und dort ziemlich lebhaften Handel mit

andern Küstenstädten unterhalten. beträgt etwa

Scherschells Bevölkerung

4500 Seelen, eher mehr

als

Der Um-

weniger.

fang der Häusermasse scheint weuigstens halb

so gross wie

der Algiers, doch sind die Strassen nicht so enge, die Häuser meist einstöckig. Scherschell liegt in einer kleinen Ebene, die

zwischen

dem Meer und dem Gebirge etwa

Dreiviertel-

stunde breit und drei Stunden lang seyn soll und deutlichen

Abhang von Süd nach Nord

hat.

Die hübschen weissen Mi-

narets, deren ich fünf zählte, geben dem Städtchen ein recht

schmuckes sauberes Ansehen, eine Illusion, allen maurischen Städten,

man

seinen Fuss in die Strassen setzte.

fen existirt nicht.

Trümmer

welche, wie bei

schnell verschwinden würde, wenn

Der ehemalige wurde

der Leuchtthürme Cäsareas,

Ein eigentlicher Haausgefüllt

durch die

welche das Erdbeben

35S

Der Ankerplatz,

in die Fluth stürzte.

der von zwei kleinen

Forts und einigen Zwölfpfündero vertheidigt wird, so enge als seicht

von

einer

sehr schön angebaut mit

Boden

Umgebungen

Scherschells

rischen zugänglich.

ner Entfernung

Stunde über

sind bis zu ei-

Mauern heraus

die

Shaw macht

günstigste Beschreibung von seiner Fruchtbarkeit.

dem Grün ler

der

Bäume

erblickt

man

die weissen

die

Zwischen

Kuppeln

vie-

Marabutgräber , eben so auch die Arkaden eines Aquae-

ducts,

welchen Rozet, der ihn mit einem guten Fernrohr be-

trachtete, für einen lich

Der

edlen Fruchtbäumen aller Art.

sehr gut bewässert und ergiebig,

ist

eben

ist

und nur Barken von der Grösse der mau-

,

römischen

ihn in so grosser

nen gegenwärtig nur glis,

Wir waren

hält.

Nähe zu

Hadars, arabische Städtebewohner, unterscheiden.

Auch

woh-

schauen. In Scherschell

zehn Familien von Türken und Kuru»

übrigen Bewohner sind Mauren,

die

nicht so glück-

worunter einige

die sich von ihnen

jüdische Familien

soll es

wenig

noch dort ge-

ben, ungeachtet sie Verfolgungen und Bedrückungen aller Art

ausgesetzt

grausam

sind,

denn

und fanatisch,

die

Mahomedaner

anarchischen

dabei

Rauferereien schnell bereit.

dieser

Stadt

Sinnes

Ihr gegenwärtiger Kaid

sind

und zu ist

Ma-

homed-Ben-Aissa-el-Barkani, welcher einer mächtigen Familie

der Beni-Menasser angehört,

bewohnen.

die

Im Jahre 1834 empörten

Scherschells sich die

Umgegend

Einwohner ge-

gen ihn, weil er den abfahrenden Barken eine zu schwere Steuer auflegte.

Dadurch ward der Handel gelähmt und

maurischen Handelsleute und Schiffer,

den mächtigsteu Stand bilden,

El-Barkani

trat hierauf in

sich tapfer für ihn, erst

Sherif,

später

welche

verjagten

ihn

die

in Scherschell

aus der Stadt.

den Dienst Abd-el-Kader's, schlug

gegen des Emirs Rivalen, Mussa-el-

gegen die Franzosen, und

stieg

endlich

zur

359

Würde Ain

eines Khalifa.

Maadi

-

gefallen

El

-

dem Zuge Abd - el - Kader's nach

Barkani bei seinem Gebieter in Ungnade

und musste wieder

Er

dern.

Landes,

ist

Seit

gilt hier

aber

als

für einen

Kaid nach Scherschell wan-

der tüchtigsten Häuptlinge des

Gegner der Franzosen.

entschiedenen

Aller

Wahrscheinlichkeit nach wird Scherschell bei dem ersten Aus-

Abd -el- Kader und den werden. Der Besitz dieses

bruch eines neuen Krieges zwischen

Franzosen von letzteren occupirt

Städtchens wäre für sie nicht unwichtig, da für die Hadschuten,

diese gefährlichen Feinde

jetzt

weder auszurotten, noch auf gütlichem

man

der Colonisten, die

Wege

zur

bis

Ruhe

zu bringen vermochte, in der Ebene Metidscha kein längeres

Bleiben mehr möglich

im Rücken,

ihr Gebiet in

einer

ist,

einzigen

denn von Scherschell aus

überfällt,

Nacht und

wenn man

Scherschell im Besitz der Franzosen, so hätte

gar keinen Küstenpunkt

mehr

als

Tenez,

Rückzug

Wäre

ab.

Abd -el- Kader

ein

kleines,

bärmliches Nest, zwischen Scherschell und Mostaganem

Handel und ohne Hülfsquellen , nen

Obwohl

er-

ohne

zu rech-

ich auf der Rückreise bei der ruhigsten

nicht möglich, von

aussah,

der Tiefe, besteht

Lehm ')

die

wie der ganze Ort seyn

etwa

fast

als die

aber so räucherig und unfreund-

einige hundert Schritte

aus

See

Küste hinabfuhr, war es mir doch

Tenez etwas Anderes zu entdecken,

Spitze einer Moschee,

Ort

das für gar nichts

,

ist.

dicht an der afrikanischen

lich

man

Duars

will, ihre

schneidet ihnen den

dem Wald Khorasa,

nach ihrem Schlupfwinkel,

fasst

achtzig

soll.

Tenez

elenden Häusern

gebaut, daher auch der Name*).

Tenez oder Tenis bedeutet Koth.

Vor

liegt in

Der ganze

vom Meere. ,

meist von

der Eroberung

360 Algiers durch den berühmten Barbarossa war Tenez gleich-

wohl

die Hauptstadt eines

des;

jetzt

der kleineu Königreiche des Lan-

Eingebornen nur berühmt seines

es unter den

ist

Schmuzes wegen, und das folgende Epigramm (?) des MaraHarnet

butschriftstellers

Munde

ben

-

-

Usaph

ist

seit

150 Jahren im

der Araber:

Mabanesch Ali Ten-nis

Mahnah Schim

Ma Dim

Wa Wa Dies

howa Sim Hamet- ben -Usaph Madakhul Uebersetzuug

lautet in wörtlicher

„Tenez

schim.

auf Mist gebaut.

ist

Seine Erde stinkt, Sein Wasser Seine Luft

ist

Blut,

Gift.

ist

Hamet- ben -Usaph mochte da

Shaw die

den

unter

berichtet,

nicht

wohnen."

Mauren herrsche

die Sage,

Einwohner von Tenez*) seyen vor grauer Vorzeit mäch-

tige

Hexenmeister gewesen und der König Pharao habe einst

die

geschicktesten

Wunder

zu Schanden

ser noch die

davon

immer

erstere

die

zu

vom

um

die

Mosaischen

machen; wirklich seyen die Tene-

grössten Spitzbuben des Landes.

konnte ich nichts Sicheres

Tradition

aber die letztere Angabe lich

rufen lassen,

ist

Ueber

erfahren,

mir von allen Arabern, nament-

von den nächsten Nachbarn der Teneser, den Beduinen Schelif, bestätigt worden.

Am Mers -

*)

el -

6.

März

Kebir

Tenez

soll

ein.

lief

das

Dieser

Dampfboot Aetna im Hafen von ist

von der Stadt zwei Lieues

heute nicht über 600 Einwohner haben.

361 entfernt, ein grosser Uebelstand für Orans Handel,

der

alle

Aussichten vernichtet, aus diesem Orte je einen bedeutenden Stapelplatz für afrikanische Producte zu

die

Karavanen aus dem Sudan

machen; und

hierher statt nach

sich

Punkte eine Stadt zu bauen.

Dazu wäre Oran am

wegen der

geeignetsten, denn bei Mers-el-Kebir lässt sich steilen

Ma-

an einem

rokko wenden, so wird man sich genöthigt sehen, andern

sollte je

Aufschwung nehmen und

der Handel einmal einen mächtigen

Gleich nach unserer Ankunft

Klippen wenig bauen.

zu Mers-el-Kebir kamen Barken aus Oran, die uns mit un-

Zum guten

serm Gepäcke abholten.

denn bei bewegtem Wasser

ruhig geworden, alle

ist

Wochen

2'

dem 25°

liegt unter

28"

sches Ansehen hat,

20" nördlicher Breite und

44'

Länge und

westlicher

Die Stadt

entfernt.

ist

von Algier 76 Lieues

welche ein mehr spanisches,

,

von einander getrennt

am Meere,

Der

sind.

alte

die neue

das östliche,

genannt

,

Kasbah,

welche

Kasbah

oder

,

welche

,

ein

dehnt und stark befestigt

Oran

bis

in

Im

auf friedlichem

,

Rinnen zerfallen,

im

W erk 7

ist.

der

Spanier,

sehr ausge-

Die Spanier haben bekanntlich

abgetreten.

Obercommandant der Provinz Generallieutenant Rapatel

obern

Chateau neuf von den Franzosen

in

Folge



sches Gärtchen, von dessen

Im Chateau neuf

— zur Zeit seine

hat der

meines Aufenhaltes,

Wohnung und

Höhe man

ei-

dem Dey

das grosse Verwüstungen anrichtete,

Wege

liegt

untern Stadttheil liegt

1791 besetzt gehalten und diese Stadt,

nes Erdbebens

Hohlweg

westliche Stadttheil

grössere Quartier sehr hoch;

letzteres hat eine weite Aussicht.

die

mauri-

welche

kleine Plateaus,

zwei

bedeckt

als

durch einen breiten, mit schönen Gärten angefüllten

tief

lang

Verbindung zwischen dem Hafen und der Stadt abgeschnitten.

Oran



Glück war das Meer wieder

ein hüb-

Stadt, Landschaft und

362

Meer

Am

übersieht.

äussersten Südende des Stadttheiles steht

das Fort St. Andreas mit sehr schönen Casernen und Brunnen und

weiter westlich das Fort St. Philipp.

Alle diese spanischen Fe-

stungswerke sind sehr solid, aus grossen Quadersteinen gebaut.

Die Strassen Orans sind Häuser gleichförmig gebaut, mit äussern Fenstern

man

;

zwei

die

theile,

Formen

maurische

höher

trifft

gerade und helle,

fast keine

Privatwohnung

Kirche

tholische

in

Moscheenminarets im obern Stadt-

die Algierer

als

Thürme

sind

mit einem schwerfälligen

geschmackloser

Moschee beschämt zurück.

Form Es

leichte

Thürmchen von

steht hinter

giebt vier

und

Die neue ka-

mit allerliebsten Verzierungen haben.

hässlicher,

die

über eine Etage hoch,

Sehr hübsch und geschmackvoll sind

rein maurischem Styl.

dagegen

breit,

selten

dem Bau jener

Moscheen

in Oran,

deren Inneres nichts Bemerkenswerthes enthält.

Die mahomedanische Bevölkerung Orans beträgt kaum

1000 Köpfe, worunter Mauren, Kuruglis, Neger und TürFrüher

ken.

soll

sie

fünf-

bis

sechstausend Seelen stark

gewesen seyn, welche aber nach der Occupation dieser Stadt durch die Franzosen grösstentheils nach dem Innern auswanViele Familien zogen auch nach

derten.

und der Türkei.

Juden sind gegen 800

Marokko dort.

,

Tunis

Die übrige

Bevölkerung besteht aus Europäern. Im Ganzen wohnen nahe

an

5000 Individuen

in

Oran

ohne das

welche Kramhandel und Gewerbe

ist

viele

Fischer

treiben;

es

und Schiffer unter ihnen.

sehr eigenthümlich.

förmige die

Mi-

Die Mehrzahl der Europäer besteht aus Andalusiern,

litair.

lich

französische

sind nament-

Ihr Costume

Sie tragen hohe, spitzige, zuckerhut-

Mützen und weite Beinkleider, welche nur

Kniee reichen,

die Orientalen.

bis

die sie aber unten nicht zuschnüren,

an

wie

363

Das Leben

Man

selnd.

30

für

in

Oran

im untern

findet

40 Franken

bis

frangais war

geräuschlos und wenig abwech-

ist

meublirte Zimmer Im Hotel des bains

Stadttheil

monatlich.

zur Zeit meines Aufenthalts

ein guter Restau-

Kaffeehäuser giebt es in ziemlicher Zahl und von sehr

rant.

doch

hübscher Einrichtung,

können

mit den Algierschen

sie

Un-

Etablissements dieser Art an Eleganz nicht rivalisiren. ter

den sehr hübschen neugebauten Privathäusern erwähne ich

blos das des Grafen Lepelletier de Saint-Fargeau

im

chefs

in hoher,

Chasseurregiment,

zweiten

Es

Lage.

giebt auch sehr hübsche

nothwendigen Manufacturwaaren

alle

Luxusartikel Europas. zeit

nicht

ganz

,

Der Handel Orans

Es wird

unwichtig.

als

der

in

Oran

die meisten

ist

zur Friedens-

einiges

Getreide nach

Wachs nach Der Markt

europäischen Staaten ausgeführt.

war im Frühjahr

freundlicher

findet darin so-

Spanien, sehr viele Häute, etwas Schafwolle und

den übrigen

Escadron-

Waarenmagazine

im Pariser Geschmack eingerichtet und man

wohl

,

stark besucht, namentlich von den

Garrabas und Beni- Ammer, welche

viel

Stämmen

Vieh zum Ver-

kauf brachten. Die Araber der Provinz Oran sind weit kräftiger gebaut

und höher gewachsen,

Ihr Gesichtsfarbe

destheile.

ist

weil es

und

die

Lan-

grosse

mehr schwarze,

weisse Schafe in der Provinz giebt.

Die Umgegend von Oran

wo

die der übrigen

gebräunter

Mehrzahl trägt schwarze ßernusse, als

als

noch einiger .Regen

reszeit,

hier Mitte

fällt.

März

,

ist

nur schön in den Monaten,

Beim Beginn der heissen Jahverbrennt

an andern Punkten,

schneller,

als

Erde

die

nöthige

nicht

einmal

Bewässerung

die

ist

weit

da der sonst fruchtbaren

fehlt.

ein mittelmässiger Bach.

bung der Stadt

Vegetation

sehr rauh und felsig.

Es

fliesst bei

Oran

Die westliche UmgeHier thürmen

sich

364 drei von den Spaniern gebaute Forts über einander auf.

Tammra

dem

Gipfel des Felsens

auf

dem halben Abhang

fast

am Fusse

Mauna.

Felsens

des

Mauerwerk

Ihr

steht das

Fort San

das

Fort Santa -Cruz, Gregorio

am Meere

dicht

ist

-

Auf

das

endlich

,

Fort

La

sehr solid und selbst einer eu-

ropäischen Artillerie dürfte es nicht leicht werden, diese drei

spanischen Citadellen, Falle brachte

das Erdbeben

die

kühnste lige

finden, es

Werk

Kreuz" als

scheint

dem

Klippe das

und man glauben möchte, für das „hei-

liesse sich in der

es

unzugänglichen

fast

freien

Berg

That keine würdigere als eine

die

Eingebornen

fremden Bauwerkes,

,

fast

wie

Stelle

Krone aufzudrücken,

zum Herrscher zu erhöhen über Land und Meer,

ben doch

es

Obwohl der Bau von Santa-

zu zerstören.

,

Cruz auf der Spitze einer

von 1791 nicht zu

zur

so ha-

Demüthigung des

welches sie nicht zerstören wollten,

da

nach der Uebergabe der Spanier ihnen von Nutzen war,

auf einem noch steilern Berg der Gegend eine Marabutkapelle

gebaut und deren weisse Kuppel mit dem Halbmond geziert.

Bekommt man

jetzt die so pittoresk

ihren massiven Befestigungswerken

gelegene Stadt Oran mit zu

und schaut

Gesicht,

hinauf nach den himmelanstrebenden Burgen, deren höchste das

Wolkenreich bei jedem trüben Tage aufnimmt, so der das

Santa

-

Tricolorfahne der französischen Freiheit, die throne

ist es

we-

Cruz der frommgläubigen Spanier, noch die

dem Auge

zuerst erscheint,

vom hohen

sondern es

ist

Fels-

der spuk-

hafte Marabuttempel im Leichengewand, der neckisch und hoch-

müthig über

christliches

Bauwerk und Siegeszeichen wegsieht

und wie prophetisch sagen

will,

dass

hier

lange der christlichen Ansiedelung den Platz

der Islam noch streitig

machen

werde. Dicht unter dem Felsen

der drei spanischen Forts führt

365

dem Hafen Mers-el-Kebir.

die neue Landstrasse nach

war zur Zeit meines Aufenthaltes noch

noch Augenzeuge der unglaublichen Schwierigkeiten

konnte

um

waren,

die zu besiegen

seyn,

hier den Klippen

Raum abzugewinnen, kaum breit genug, Wagen sich einander ausweichen konnten.

schmalen kleine

Kalkfelsen von

tiäre

Sie

nicht vollendet und ich

dass zwei

Harte

Höhe mussten

achtzig Fuss

einen

ter-

völlig ab-

getragen werden. Durch einen der härtesten wurde ein Tunnel

von zweihundert Fuss Länge gesprengt, welcher

ein

ganzes Jahr lang der mühevollsten Arbeit kostete.

Es

die

Disciplincompagnien, welche allein dieses gewal-

Werk

vollbrachten und sich damit gewiss ein unvergäng-

waren tige

allein

licheres

Monument gründeten

als

,

die Spanier

mit ihrem Fe-

Jene stolzen Burgen können wohl noch einmal

stungsbau.

zusammenstürzen unter den Erdstössen, die sich in Oran frü-

Aber keine Gewalt der Na-

her so häufig eingestellt haben.

wäre

tur,

es

nicht

eine

Sündfluthkatastrophe,

zweite

möchte die Strasse zu erschüttern, selbst, durch die sie gehauen,

sah

die

die

ver-

nur mit den Klippen

zusammenbrechen könnte.

Ich

armen Soldaten der Disciplincompagnien hier arbei-

Zehn Stun-

ten und schauderte über ihr unglückliches Loos.

den täglich mussten

sie

mit den schwersten Eisenwerkzeugen

an diesen schattenlosen Klippen hauen, graben, wälzen. Die unerträgliche Sonnenhitze, die von der te

,

Kalkwand

widerprall-

hatte ihren Gesichtern die Beduinenfarbe aufgedrückt.

einer

trostlosen

Landschaft

umher sahen

Stein und Salzwasser und hörten nur das

sie

nur

Wimmern

In

nackten der

Wo-

gen und das Donnergepolter der vom Pulver berstenden Steine.

Mit ungeheuren Brechmeissein Pfund Schwere schlugen so hart

war,

sie

und

Löcher

Hämmern von

dreissig

in das Gestein,

welches

dass in der Regel die Meissel zerbrachen und

366 durch neue ersetzt werden mussten,

Oeffnung gross

bis die

genug war, dass man den Fels mit Pulver sprengen konnte. Oft geschah es,

dass der berstende Fels die Arbeiter ver-

wundete und gleich bei meinem ersten Besuch sah ich einen verstümmelten Soldaten nach dem Spital tragen.

Seine Ka-

meraden arbeiteten gleichwohl ohne Murren unverdrossen und zur Ehre der aufsehenden sie

mehr durch gute ermahnende Worte,

Werke, wie

und

sollte

Oran

gen Muselmänner dass

freuen,

und

sichern

den

künftigen Bewoh-

so werden auch diese sich

,

Fremdlinge

ein

erst

so

mächtiges 'Mittel

Diese

Communication hergestellt haben. Felsenstrasse wurde

aller

nützliche

je wieder unter die Herrschaft der trä-

zurückfallen

die

So

Felsenstrasse,

diese

Franzosen immer den ewigen Dank ner,

durch harte Re-

als

den ihre Leute zur Ausdauer ermuthigten. grossartige

fort

muss ich sagen, dass

Officiere

der

zwei Lieues lange

im Sommer 1838 vollendet und

ein-

geweiht.

Die Hauptmasse des Felsenterrains zwischen Oran undMersel-Kebir bildet der Schiefer, dessen Schichten sich sämmtlich

nach Norden senken und dunkel bleifarbig, aber von weissen durchdrungen

Quarzadern

Eine

sind.

Stunde westlich von

Oran beginnen einzelne, bläulichgraue oder bräunliche Dolomitfelsen, steigt

der auf

dem

Schiefer ruhende tertiäre Kalkstein

demselben Küsten gebirge

an

1200 Fuss.

Dieser Kalkstein

bis

zu

einer

Höhe von

grobkörnig bald von weis-

ist

ser, bald von schmuzgelber Farbe.

Der Hafen von Mers-el-Kebir, Portus magnus der ten, dessen arabischer und lateinischer

deutung hat, kerplatz

ist

Name

die gleiche

nach der Rhede von Arzew

der Algierer Küste.

Gleichwohl

stössen von Nordost ausgesetzt,

die aber

ist

seit

Al-

Be-

der beste Aner den

Wind-

1830

keinen

367 beträchtlichen

Schaden anrichteten.

Eine kleine Escadre von

etwa zehn Kriegsschiffen fände hier immer ein sicheres Asyl,

denn die Rhede

durch Felsen gegen den Mistral-

tief,

ist

wind und durch Batterien gegen ten geschützt.

die Angriffe feindlicher Flot-

Indessen hat der ganz sichere Ankerplatz doch

Raum und

nur einen sehr beschränkten

der

Name

Portus ma-

wäre passender für den Hafen von Arzew, der

gnus

grössten Flotten fassen würde, und welchen der Capitän

gay auch

Römer

in der

That

wahren „grossen Hafen" der

hält.

Die

Citadelle von

felsen erbaut.

Mers-el-Kebir

ist

auf einem Dolomit-

Sie enthält geräumige Casernen für eine Gar-

nison von tausend ler

für den

die

Man-

Mann,

dabei Magazine,

bombenfeste Kel-

und Cisternen, welche der Garnison während der ganzen

heissen Jahreszeit ziemlich gutes Trinkwasser bieten;

denn

Quellen giebt es weder innerhalb der Citadelle noch in deren

Umgebung

bis auf eine Stunde.

zur Vertheidigung

sehr

kreuzen sich mit dem Feuer

und würden jede Flotte reich ihrer

rings

Die Lage der

glücklich

der

gewählt. drei

Citadelle ist

Ihre Batterien

Kugeln wagte.

Indessen

von Bergen dominirt.

Daher

Oran

Felsenforts bei

leicht vernichten, die sich in ist

die

den Be-

Citadelle

fast

hatten die Spanier auf

dem höchsten Felsen einen neuen Festungsbau begonnen, der aber nicht weit geführt wurde; heute.

Die Franzosen,

die

seine Reste sieht

man noch

einen Angriff von der Seeseite

nicht zu besorgen scheinen, haben noch keine

Miene gemacht,

den Befestigungsplan der Spanier wieder aufzunehmen.

Eine

halbe Stunde westlich von Mers-el-Kebir hört das Steingebirge, liegt,

das

hier wie

eine

abgesonderte Gruppe hingeworfen

und mit dem Atlas in keiner Verbindung

steht,

völlig

auf und macht einer trockenen, unfruchtbaren Erde Platz,

wo

368 nur die Zwergpalme und niederes Gras gedeiht.

Ein Theil

des Duairs, ein mit den Franzosen verbundener Araberstamm, hat dorthin seine Zeltdörfer verlegt.

Einen weit tröstlicheren Anblick, senlandschaft, zeigt Orans östliche teau

mit

Quellen,

einigen

Umgebung. Es

vom October

das

und ergiebige Weide

pflanzenreich ist,

Hochebene

erstreckt sich die

diese westliche Fel-

als

bis

ist

ein Pla-

Mai grün,

bis

Gegen Osten

bietet.

an den sogenannten Löwen-

Aber nur

berg, Dschibel-Sahar, vierLieues von Oran.

bis zu

einer Stunde von dieser Stadt istsie in dieser Richtung grasreich,

weiter östlich

der

ist

hohem Gestrüppe,

Boden

das bis

dicht

bewachsen von drei Fuss

Arzew

fortdauert und für den Jä-

ger ein unerschöpflicher Jagdgrund streckt

sich

das

Plateau

Messerghin, etwa drei

von

bis vier

Oran

Gegen Süden

ist.

bis in

die

erwähnte Löwenberg, Dschibel-Sahar,

er völlig allein steht und aus ganz

ist

ein isolirter

aber

ist

nackt.

Ich

bestieg ihn aber nie,

Höhe

Er

Der

ist er

Hügel

scheint, da

ebenem Grunde

höher, besonders von der Seeseite und von Bis über die halbe

Gegend von

Lieues von der Küste.

von 1800 Fuss Höhe über der Meeresfläche.

hen.

er-

Arzew

ragt, weit

aus gese-

bewachsen; sein Gipfel

kam mehrere Male

bis

an seinen Fuss,

da ich nie Gefährten fand, die für

nen solchen Ausflug Interesse gehabt

hätten.

Allein

ei-

ihn zu

erklimmen, war nicht räthlich, denn in der Nähe wohnen die Garrabas, der berüchtigtste Räuberstamm in der Provinz.

Eine halbe Stunde südöstlich von Oran

liegt auf demsel-

ben Plateau das „Lager des Feigenbaumes" (CVz#«/? dufiguier), ein kleiner befestigter WafFenplatz sten, in dessen

jahr die

Weide

Umgebung bezieht.

der französischen

die französische Cavalerie

Vorpo-

im Früh-

Der Name kommt von einem

dort

einsam stehenden riesenhaften Feigenbaum. Die Umgebung

ist

369 angenehm und

ländlich

für den Botaniker.

ergiebig für den Jäger,

gleich

von diesem Lager

Nicht weit

wie

liegt ein

der eine halbe Stunde breit, zwei Stunden lang

kleiner See,

und von Wasservögeln belebt

Das Wasser

ist.

lichgraue Farbe und unangenehmen,

hat eine grün-

aber nicht salzigen Ge-

schmack. Der See wird von kleinen Bächen genährt, die mit

Im Hochsommer

der Regenzeit enstehen.

cken liegen.

soll

er ganz tro-

Ich durchritt ihn auf einer Jagdpartie im

Mo-

nat April und fand nirgends über drei Fuss Wasser.

Der sehenswertheste Punkt

der

Oraner Umgegend

ist

Messerghin, früher ein arabisches Dorf, drei Stunden südlich

von Oran

wohnen

Nähe

der

in

fast

dem Commando

sich seit ,

Jetzt

Die regulären Spahis unter

dort.

des berühmten Obristen Yussuf haben zu

serghin ihr Hauptquartier.

ken

grossen Salzsees gelegen.

des

nur Europäer

In

Nähe

der

dem Frieden an der Tafna

ein

des

Mes-

Lagers erhob

Dörfchen von Schen-

Kramläden und einigen andalusischen Pflanzern.

Ein

gar friedliches Leben herrscht in dem äusserst pittoresk gelegen Messerghin. Die Unterofficiere der Spahis, meist junge

Leute von guten französischen Familien, genländischen

Costume

gar herrlich

sich

einförmige Lagerleben durch

machen

versüssen wissen, Streifritte in die oft

ihre

noch legte

sehr

den

schlecht

Weg

diesem Lande

in

das

und Scherzen ihre

Eine Landstrasse verbindet

Sie war zur Zeit meines Aufenthalts

und

bedurfte

der ersten

gesehen

mor-

und

beleben die Weinschenke, so

der Dienst sie nicht abruft.

Oran und Messerghin.

gefallen,

immer muntere Laune zu

unter Singen

Umgegend und

die in ihrem

hat.

misslang und der hübsche

vieler

Ausbesserung.

Kutsche zurück, Allein

Wagen

gleich die

zerbrach auf

an den Auswüchsen der holperigen Chaussee. Moritz Wagnkr's Algier. I.

die erste

Ich

man

in

Fahrt

dem Rückweg 24

370

Der grosse

von

Salzsee,

nannt, dessen ganze Fläche

dem Araber El-Sebgha ge-

man

übersieht,

und acht Stunden lang. Im Sommer

breit

cken und sein Becken

füllt

ist

zwei Stunden

liegt er völlig tro-

dann eine Salzschicht aus

auch im Winter auf dem Grund sichtbar

ist

Fuss.

sechs

Ufer,

Seine

Eine

die

und in den bun-

testen Farben, weiss, schwefelgelb, roth, durch das

schimmert.

,

Wasser

auch zur Regenzeit nie

über

Menge von Watvögeln bewohnen

seine

Tiefe

ist

worunter der Flamingo und

der numidische Kranich.

Letzteren hätte ich nicht so weit westlich vermuthet. Jenseits des Salzsees

wohnen

die

Beni -Ammer, einer der zahlreich-

sten

und begütertsten Araberstämme der Provinz Oran, wel-

cher

4000 Reiter

stellen

Herrscher anerkennt.

kann und Abd-el- Kader

als seinen

371

XV. — —

in das Innere der Provinz Oran. Die Ebene TleDie Wohnsitze der Garrabas. Der Wald von Muley Ismael. Die Ebene des Sig oder Habrah. Der Sig. AtBlühende Thäler. lasgebirge. Mascara. Beschreibung

Reise



lat.





— — Die, Wohnung

der Stadt.





des französischen Consuls.

— — Der

— Sommerpalastruine der Beys. — Einwohner von Mascara. — Die Goldsticker. — Der arabische Markt. — Ausflüge in die Umgegend. — Besteigung des Schruab-el-Rähah. Weite Aussicht über das Atlasgebirge und seine Thäler. — Die Ebene Egghres. Die Ghetna von SidiMahiddin Abd-el-Kader's Geburtsort. — Kaschruh, der Kirchhof der Mahiddins. — Ausflug nach den heissen Quellen von zerstörte Palast Abd-el-Kader's.

,

Hammam Berg. len.

ber.

- Sidi - Hanefiah.

Siegel

dessen

— —



Herrliche Gebirgsgegend.

Pellissier,

Directeur des affaires

hatte mir bei meiner Abreise von Algier zwei mit

des Gouverneurs

Namen

den Emir

Abd

Marschall Valee

ausgefertigte -

el -

Mascara Hadschi

-

Kader

,

zen zu suchen und daraus Arzneien dies

der klügste

den

den andern an den

Bukhari gerichtet

,

um

und

einen

in

an

Ich war an

„Dubib," der das heilkräftige Pflan-

zu brauen.

Vorwand, um

dem

Hakhem von

übergeben.

Innere der Regentschaft bereisen wolle,

ist

versehene

arabische Briefe,

beide dringend empfohlen als ein gelehrter

mer

der verfluchte

Das Marabutgrab Sidi-Hanefiah. — Die ThermalquelMutmassliche Ruinen von Victoria. Arabische Grä-

LP er Commandant ArabeSy

Kediat-Meskhutin,



Noch im-

die Einwilligung der

24*

372 zur Bereisung

arabischen Häuptlinge

gewinnen und ihren Argwohn zu

schwächen.

Indessen

Es haben

das Mittel leider schon sehr verbraucht. cherlei

innern Länder zu

der

sich

ist

man-

Abenteurer und Kundschafter unter ähnlichen Vorwän-

den gemeldet und die misstrauischen Araber sind sehr auf ihrer Hut.

Sie argwohnen in jedem Europäer einen französi-

schen Spion, der über die den Franzosen noch unbekannten Laudestheile Nachrichten einziehen, Karten und Pläne entwer-

Daher sind

fen und deren Hülfsmittel auskundschaften wolle. sie

unablässig bemüht, den sich meldenden Reisenden, die

nen wissenschaftlichen Zweck vorgeben,

Entbehrungen,

die ihrer warteten, recht lebhaft auszumalen.

Sie schildern ihr

Land

als sehr

hegten kein Gold,

sie,

und

Gefahren

die

ei-

Die Gebirge, sagten

arm.

und Steine und Pflanzen seyen

nämlichen, wie an der Seeküste.

Sie besorgen

die

dass die Ent-

,

deckung irgend einer kostbaren Ressource im Innern, wie

ei-

nes metallreichen Berges, einer Saline, einer Heilquelle, die

Franzosen anlocken möchte, und im Innern

tigen

wird tes

selbst das unschuldige

sich dieses Schatzes zu

bleibend niederzulassen.

bemäch-

Daher

Treiben eines botanisirenden Arz-

keineswegs gern von ihnen gesehen.

sie, kostbare

die

sich

Fände

er,

meinen

Kräuter, so könnte bald eine Armee nachfolgen,

Einsammler zu beschützen.

Mein Reiseplan war, von Oran

zuerst nach Mascara, der

innern Hauptstadt der westlichen Provinz und Abd-el-Kader's bisheriger Residenz, in des

unter

Emirs Diensten, zu

französischen Consul

einige

dem Schutz irgend gehen.

Wochen

eines Arabers

Dort wollte ich bei dem zubringen und mit ihm

über die besten Mittel mich besprechen,

um

weiter in die in-

nern unbekannten Atlasgegenden vorzudringen.

Von Mascara

wollte ich nach Tlemsan, von dort über die Steppen der

An-

373 gads, nach dem Kobla, der westlichen Fortsetzung des Bladel-Dscherid reisen,

wo möglich

einige der nördlichen Oasen

der Wüste berühren und dann über Tekedent,

Medeah nach Algier zurückkehren. ten, welche der

Arwohn

thende Christenhass der

wenig

Miliana und

Die vielen Schwierigkei-

der arabischen Häuptlinge, der wü-

Stämme im Innern und

befestigte Herrschaft

Abd-el-Kader's

in

die

noch so

Kobla diesem

Unternehmen entgegenstellen würden, sah ich sehr wohl voraus, beschloss aber, wenigstens kein Mittel unversucht zu las-

die einflussreichen Grossen

sen,

schenke,

Abd-el-Kader's durch Ge-

lockende Vorwände für mein

Versprechungen und

Unternehmen günstig zu stimmen und durch möglichste VerIch baute meine

stellung ihr Misstrauen zu beschwichtigen.

Hoffnung besonders auf den persönlichen Charakter Abd-elKader's, der viel leutseliger, zugänglicher, vorurtheilsfreier als die

grosse Mehrzahl seiner Häuptlinge.

Monate zuvor meine Freunde Bodichon

Hamza

freundlich

ähnlichen Plan im Kopfe

hatten,

Medeah

sie

Schutz,

wenige

hatte

und Berbrugger zu

aufgenommen und beiden,

Escorten versprochen, sobald ihn in

Er

ist,

welche

einen

Empfehlungen und

zu ihrem Vorhaben gerüstet,

oder Mascara aufsuchen würden.

Die beiden

Herren waren von des Emirs liebenswürdiger Aufnahme ganz entzückt, fürchteten aber gleichwohl,

wenn

dem Rath kannte für

am Ende

sie reisefertig

einen

Worte möch-

wieder Ausflüchte in Bereitschalt haben, sich

des Consuls

als ich,

seine

gewesen seyn und der schlaue

ten nicht sehr ernst gemeint

Araberfürst

all'

bei

ihm melden würden.

Daumas, der

Je nach

Land und Leute

besser

wollte ich mich für einen botanisirenden Arzt,

Bergmann oder

für

einen speculirenden Händler

ausgeben und traf meine Anstalten, jede dieser Rollen,

so

wie es die Umstände verlangten, zu spielen. Generallieutenant

374 Rapatel

Obercommandant der Provinz Oran, gab mir zu

,

sem Zweck einen dringenden Empfehlungsbrief an den zösischen Consul.

An

Guyon, Stabsarzt der Armee, der

bei jeder Gelegenheit mich nach

eben

stützte,

so

warm

auf

ich

die

freundliche

seinen Kräften unter-

all

empfohlen,

Briefe für die beiden Dragomane: dass

fran-

Herrn Var-

den Arzt des Consulats,

mier, hatte mich Herr Dr.

die-

endlich

hatte

ich

auch

Ben-Amram und Ayas,

Mitwirkung

dieser

aller

so

beim

Consulat angestellten Personen zum Gelingen meines Planes zählen zu dürfen glaubte.

Die Verbindungen zwischen Oran und Mascara waren damals, ohngeachtet der Friede schon ein Jahr währte, noch

gar nicht häufig.

Zu

war der Hass zwischen Ara-

furchtbar

bern und Europäern durch die Scheusslichkeiten eines erbar-

mungslosen Krieges entflammt worden, schnell wieder an einen freundlichen te.

Raub und Meuchelmord

Tafna noch sich

kaum Eine

nicht

die

sich so

Verkehr gewöhnen moch-

hatten trotz des Vertrags an der

Grimm

feindseligen

vor meiner Ankunft

man

waren

zu verbergen. die

Leichname

Umgegend gefunden worden, was

zweier Soldaten in der Erbitterung

man

aufgehört und von beiden Seiten gab

Mühe, den

Woche

als dass

die

und den Schrecken der Europäer neu aufregte.

Als ich in einer Gesellschaft von Officieren von meinem Vor-

haben, theilte

nach Mascara zu reisen,

Meinungen über

Die Mehrzahl meinte

wenn man einen

,

es

sey

zuverlässigen

Testament machen,

hörte ich sehr ge-

einige

Gefahr dabei,

Führer habe.

selbst

Ein anwesen-

sogar im vollem Ernst, er würde sein

der Militairarzt sagte

gönne.

sprach,

die Räthlichkeit einer solchen Reise.

bevor er

ein solches

Ich sprach nun über meinen

dem General Rapatel,

Unternehmen be-

Plan noch einmal mit

dessen Antwort nicht eben sehr beru-

375

Er

higend lautete.

nimmermehr

für seine Person,

entschliessen

den anzuvertrauen,

sagte er,

werde

sich allein solchen treulosen

,

indessen glaube er,

dass in diesem

sich

Wil-

Au-

genblick eben keine besondere Gefahr sey ; übrigens entschuldigte er sich,

dass

er

die Verhältnisse

noch nicht recht zu

beurtheilen vermöchte, da er erst ganz kürzlich das

do der Provinz übernommen*).

Er verwies mich

den Chef seines Generalstabes, Obristen Maussion. diesen würdigen Officier

am Abend

Comman-

deshalb an

Ich traf

darauf bei dem General

Rapatel an der Tafel; seine Auskünfte beruhigten mich

kommen.

voll-

Obrist Maussion hat selbst eine Zeit lang den Po-

sten eines Consuls bei

Abd-el- Kader nach dem

Ende des Commandanten Menonville

versehen.

tragischen

Auf

seiner

Reise nach Mascara, wie während seines dortigen Aufenthaltes hatte er alle Gelegenheit, die politischen

Zustände im In-

nern zu beobachten und nützte dieselben auch auf das Beste. Seine Schilderung des Lebens von Mascara, der politischen

und militairischen Organisation des neuen arabischen Staates, die Nachrichten, die er über

Tekedent, Abd-el-Kader's neu-

gegründete Residenz eingezogen hatte, spannten meine Er-

wartung nicht wenig und ich fand mich andern Tages früh

5 Uhr

reisefertig

Hoffnungen

wohnung die Reise

und

erfüllten

ein.

in der muthvollsten,

Stimmung

in

von den schönsten

dem Hofe der Generals-

Dort stand der kleine Convoi, mit dem

machen

sollte,

ich

gerüstet und ich lernte zwei liebens-

würdige Begleiter kennen, die nur Vergnügen und Neugierde zu

dem Ausflug bewogen.

Der •)

französische Consul in

Mascara war damals Herr

General Rapatel stand vier Jahr in Algier

Truppen und zeichnete

sich

als

Commandant der

dort bei häutigen Anlässen durch seine

bewundernswürdige persönliche Tapferkeit aus.

376 Capitän im zweiten Regiment der berittenen Jägr

Daumas,

von Afrika, der im Rufe eines eben so tüchtigen und gebildeten Officiers,

als

gewandten Diplomaten

mit seinem Gefolge, welches aus

Obwohl

steht.

einem Arzt, zwei Dolmet-

schern und einigen militairischen Dienern bestand, einer ganz

er

arabischen Stadt ein

inmitten

zurückgezogenes und

sehr

nüchternes Leben führte, war es ihm doch bei aller Enthalt-

samkeit nicht möglich, mit den spärlichen Producteu auszurei-

chen,

die das

arme Land ihm

Alle

bot.

drei

Wo-

bis vier

chen versah ihn daher ein kleiner Convoi von Lastthieren mit

den

einer

französischen

Wein, Zucker, sowie

man

Unentbehrlichkeit

Gegend

blössten

Weise

Tafel nothwendigen

die kleinen erst

in

Bedürfnissen.

Manufacturwaaren,

einer von

deren

aller Industrie ent-

wurden ihm auf diese

recht drückend fühlt,

Die Führer der Maulthiere waren fran-

zugeschickt.

zösische Soldaten des Fuhrwesens, welche die Reise gar nicht

machten,

ungern

da

sie

Tage ausruhen konnten,

im Consulat in

sich jedesmal ein paar

Mascara an den wunderlichen

Scenen eines rein afrikanischen Lebens lich

auch in jener wohlfeilen Stadt

sich ergötzten,

allerlei kleine

end-

Einkäufe,

besonders an Geflügel machten, ihre leeren Maulthiere damit

beluden und diese Rückfracht in Oran wieder vortheilhaft ver-

Solche

kauften.

Convois begleitete immer ein Araber im

Dienst Abd-el-Kader's, welchen der Ukil,

d.

h.

Consul, des

Emirs in Oran auf das Verlangen des Generals zu dessen

Verfügung die Reise. für fünf

stellte.

Mit einem solchen Transport machte ich

In Oran

Franken

hatte ich mir ein mittelmässiges Pferd

täglich gemiethet,

mein Gepäcke wurde mit

auf die Maulthiere des Convois geladen.

mas und Herr Varlet,

kommene

Der Lieutenant Dau-

ein junger Militairarzt,

Reisegefährten.

waren mir

wil-

377

Es war den

26.

März,

als

unser kleiner Convoi,

nach-

dem wir dem wackern Rapatel und seinem Ordonanzofficier Saphore lange

und herzlich die Hände geschüttelt,

es zu einer weiten gefährlichen Reise fort, zu

östlichen

Thore hinaus und dann langsam über das damals noch Unser Führer,

grüne Plateau von Oran fortzog. ergrauter Beduine,

ritt

in

Reiter;

der so

frisch-

schon

ein

der den Arabern eigenthümlichen

Haltung, in einen schmuzigbraunen Bernuss gehüllt,

nem Maulesel,

ging

als

dem

auf

ei-

grau und abgelebt aussah, wie sein

im Laufe der Reise aber beschämten beide unsere

wohlgemästeten Thiere und meine noch wohlgenährteren Begleiter durch ihre Rüstigkeit

in den ersten lich für ritt

icb

Stunden gleich ermordet worden wären, freund-

uns zu stimmen und bei guter Laune zu erhalten, so

an dessen Seite und suchte ein Gespräch mit ihm an-

zuknüpfen.

Auf

die erste gewöhnliche

„Wasch -Halek,

Sidi,

meine übrigen Fragen über den

Ausdruck

in seinen harten

hinter den rauhen

Blick der

Wimpern mich

Hyäne

,

in diesem dir

Land: Herr)

„Pehaer" (gut) und beantwor-

demselben kurz abstossenden Ton. licher

Frage

wasch hinta?" (Wie gehts

erwiederte er ein mürrisches tete

uns viel dar-

ohne dessen Schutz wir

unsern Führer,

an liegen musste,

Da

und Ausdauer.

Weg Es

und das Wetter

lag

in

ein gar unheim-

Zügen, und so

oft sein

Auge

tückisch anfunkelte, wie der

da berührte ich

fast unwillkürlich

meine

Pistolen und schaute zurück nach meinen Begleitern, die aber

ganz sorglos neben den Lastthieren weit vor einem fliegenden

ritten.

französischen

Wir kamen

nicht

Cavalerielager vor-

über, welches alljährlich im Grünen nur so lange aufgeschla-

gen wird,

bis die

Pferde die so kräftigen Frühlingspflanzen

abgeweidet haben, was die Thiere für das ganze Jahr stärkt

und munter macht.

Graf Saint-Fargeau, Escadronchef, com-

378 mandirte

Tage

improvisirte Lager.

dieses

zuvor

freundlich

eingeladen,

Er in

mich wenige

hatte

seinem

Leinwand-

häuschen einzusprechen und entomologische Promenaden mit

ihm zu machen, und

ich

wäre gar gern zu ihm hinübergegan-

Weg

gen, aber in der Furcht, den

zu verfehlen und meine

Gefährten nicht zeitig genug wieder einzuholen, unterliess ich es

um

so mehr,

als

am

rer der Garrabas

gerade in dieser Gegend die Wegelage-

um

häufigsten lauerten,

isolirte

Euro-

päer zu plündern oder auch zu morden, blos aus fanatischem

Hass.

Nach einem dreistündigen

tres breiter

der"

Ritt verliessen wir das franzö-

welches von dieser Seite ein fünfhundert

sische Gebiet,

Sumpf von dem Reich

W

7

trennt.

ir

betraten

die

des „Sultans

Ebene Tlelat,

Me-

Abd-el -Kaein

ziemlich

ausgedehntes, aber wenig fruchtbares Gefilde, überschwemmt

unausrottbarem Buschwerk.

mit Morästen und dichtem

Hier

begann wirklich jene ungeheure Menge von Landschnecken sich zu zeigen,

Mascara so

oft

von der mir

die Begleiter der Expedition

nach

Es waren aber wenig

ver-

erzählt hatten.

schiedene Arten darunter.

Die ungeheure Mehrzahl

bildete

die Helix saffarina, deren weisses Gehäuse mit safFranbraunem

Munde rirte.

alle

Büsche und Bäumchen umher recht

Obwohl

zierlich deco-

ich sie auf jeder Pflanze fand, so scheint doch

ihr Lieblingsaufenthalt der Brustbeerstrauch zu seyn, das häufigste

Gewächs der Ebene

Tlelat. Gleich

einem

viele tausend

Ellen langen Gewinde von Perlenschnüren ziehen sich diese zierlich weissen

Schnecken durch das unabsehbare Blätternetz

der Brustbeer-

und Mastixsträuche, der Zwergpalmen, der

Philyreastaude, des Johannisbrodbäumchens.

Der bewegliche

Schneckenflor gestaltet sich oft zu den wunderlichsten Zierrathen, bald sind es Blüthen, bald Schneeflocken, bald ganze

379 Kronleuchter und Sterne,

Manche

an den

die

Gewächse sind so

entlaubte

Zweigen

schweben.

dicht besetzt,

man

dass

durch keine Lücke die Rinde mehr entdeckt und nun einen

ganzen Conchylienbaum dem Boden entsprossen wähnt. französische

Hungertode

Armee wurde durch

Die

dem

diese Schnecke fast von

Auf dem Rückzuge von Mascara, wo

gerettet.

vom Marsch und

stren-

ger Diät, den Bivouac bezog, da schmauste Alles, vom

Tam-

das Heer des Marschalls Clauzel, matt

bour bis

kaum,"

zum

„Ich weiss

Obristen, gekochte Schnecken.

erzählte mir der Capitän

Magagnos

,

„was ohne

harmlosen Mollusken, die wohl nie geahnt, dass zogliche Mahlzeit*) würzen müssten, aus uns

diese

sie eine her-

geworden wäre.

Unsere Mägen waren damals hohl wie Luftballons und unsere

müden Beine wollten

sie nicht

mehr tragen."

Die Ebene Tlelat bewohnt der Stamm der Garrabas, traurig berühmt in

dem Krieg

mit den Franzosen durch seine

Barbarei, wie durch seine Raub- und Kampflust. die Garrabas,

die an der

Generals Trezel ler in

am

Es waren

Makta dem geschlagenen Heer

des

furchtbarsten zusetzten und die Nachzüg-

Stücken hieben, die Herrn Defrance gefangen nahmen

und 1837, während der General Bugeaud an die Tafna ausZmelas,

rückte,

die

Stamm,

überfielen,

einen

mit den Franzosen verbündeten

dessen Weiber und Kinder würgten und

dessen Heerden raubten. Die Garrabas sind in der Provinz Oran dasselbe,

Sie

was

spielen

die

die

Hadschuten in der Provinz Algier

gleiche freche Räuberrolle,

zu Ueberfällen auf das französische auf einzelne Wanderer,

Gebiet,

Jäger und Verirrte,

•) Der Herzog von Orleans behrungen der Armee.

theilte

bekanntlich

sind.

immer gerüstet

immer lauernd immer

bereit,

damals die Ent-

380 mit ihren Familien und Heerden in die

Berge

so oft eine französische Colonne ihnen den

Besuch erwiedern,

„Es

ihre Räubereien rächen will.

2000 Reiter

dschuten und können über

und

Flita

die

aber bei weitem

so

Ha-

als die

stellen.

Die Beni-

zwar noch mächtiger an Zahl,

sind

nicht



„aber meine besten

Die Garrabas sind weit zahlreicher

Krieger."

Ammer



fliehen,

Mörder"

sind famose

dem Consul

sagte Abd-el-Kader einst

zu

kriegerisch und

gefürchtet, wie

die Garrabas.

Es war

dern Schutz

für meine Gefährten peinliches

ein gewiss

fühl, das Gebiet dieser als

Barbaren zu durchziehen,

Ge-

ohne

an-

den eines Führers von ihrem Schlag und ähn-

licher Sinnesari,

im Hass gegen

die Christen grau

und obwohl von dem Ukil beordert,

geworden,

uns sicher zu geleiten,

schien er doch keineswegs gelaunt, im Falle eines Angriffes für unsere

Verteidigung

nicht einmal

trug er

Emirs stand haftes

könne.

wagt,

,

und zu wagen.

viel zu thun

kaum

dachten wir

,

dass sein zerlumptes bettel-

Aeussere seinen Landsleuten

viel

vor den

Augen

Respect

Tod

Hätte Abd-el-Kader wohl unsern

wenn wir

Dabei

Waffen und obwohl er im Dienste des

einflössen

zu rächen ge-

unsers Führers erschlagen

worden wären? wenn seine Moslims ihm gesagt hätten: „Du willst das reine Blut der

für

Gläubigen vergiessen

das ungläubische der hündischen

der nicht,

wie

die

Schrecken herrscht heiligte

,

türkischen Beys

Rummis" durch

,

als

Sühnopfer



würde

er,

Tyrannei und

sondern seine Macht einzig auf seine ge-

Marabutswürde, auf den religiösen Fanatismus seiner

Stämme baut, würde Abd-el-Kader wohl gewagt haben, nen furchtbarsten züchtigen

um

der

wenn auch keine

Stamm, Ermordung

seine

beste

einiger

sei-

Stütze im Felde

Christen willen?

Feindseligkeit des ganzen

Stammes zu

zu

Und furch-

3S1 ten war,

wer

sicherte unser

Leben gegen

Kugel irgend

die

eines einzigen Fanatikers, der aus den dichten Büschen schies-

sen konnte,

Wer

ohne je

eine

Entdeckung fürchten zu dürfen?

weiss, wie gering eigentlich die Gewalt

Khalifa über die Scheikhs, ein

ist,

die ein

Scheikh über die gemeinen Ara-

ber übt, wie locker die Bande des Gehorsams sind unter Bar-

baren, dte keine Disciplin ertragen, wie saumselig sich die

Unbilden zu strafen, die gegen

Häuptlinge immer zeigen, die

Ungläubigen begangen worden,

die

ganze anarchi-

den ungebändigten Charakter,

sche Verfassung,

des arabischen Volkes

sigkeit

wer

kennt,

der

die Treulo-

mag wohl

unser

banges Herzklopfen natürlich finden, bis mit der Gewohnheit an die Nähe der Gefahr eine gewisse Gleichgültigkeit, wenn

auch keine Beruhigung unter uns wiederkehrte. sten

Stunden spähten

wir durch

ohne irgend etwas von

einer

das

In den er-

einsame Buschgefilde,

Araberwohn ung zu entdecken.

Oft genug täuschte uns die aufgeregte Phantasie, so dass wir die wunderlich

gestalteten

Gruppen der Pistaciabüsche

Ferne für kamelshärene Zelte,

in der

den weissen wehenden Lap-

pen eines Marabutgrabes für den Bernuss eines lauernden Beduinen

,

das

wimmernde Geheule der Schakale

geschrei der Garrabas hielten. figen

Täuschung schwand auch

jenes unheimliche Grauen und

wohlgemuth durch Unser blieben,

sen wir,

um

alter

für das

Kampf-

Mit der Entdeckung der häuin uns endlich

am Ende

mehr und mehr

ritten

wir ziemlich

die Wildniss fort.

Führer war

zu beten.

ihn nicht

Da

öfters weit hinter uns

es jetzt düsterer

zurückge-

wurde, beschlos-

mehr aus den Augen zu

verlieren.

Die

Sonne war im Untergehen, der greise Araber stieg wieder von seinem Maulesel,

der,

an diese Pausen gewöhnt, geduldig

wartete, während sein Herr auf die Seite trat,

sich

nieder-

382 warf, die Stirn auf den Boden drückte und in tiefer Andacht versenkt liegen blieb, bis der letzte rothe Strahl verglommen fuhr

diinn

auf,

er

wie

in epileptischen Convülsionen.

uns hinter ihm

erst

gewahrte

Ein

giftiger Blick

er

schoss

als

aus seinen

wüthenden „Emschi, emschi" (Geht te er

uns aus seiner Nähe.

war

holte,

fragte uns

er zu unserer

mit

,

einem

geht fort!) scheuch-

Als er uns später wieder ein-

Verwunderung ganz

freundlich und

Duar

denn wenn wir noch eine Stunde weiter

kämen wir an keinem arabischen Dorf mehr

ten,

so

bei.

Obwohl wir gewünscht

hindurch zu reiten, zutreffen

Augen und

fort,

Jetzt

seines Gebetes.

ob wir nicht die Nacht in einem nahen

,

bringen wollten

gern an,

Zeugen

,

um

hätten,

zurit-

vor-

einen Theil der Nacht

andern Tags zeitig in Mascara ein-

nahmen wir doch den Vorschlag unsers Führers denn die Packpferde waren müde und hätten ohne

Fütterung nicht mehr weit gehen können. Auch für uns hatte die

auf ein lustiges Bivouacfeuer,

Aussicht

eine Schüssel

Milch und ein Nachtlager unter warmen Zelten etwas Einla-

Unser Beduine

dendes.

ritt

nun seitwärts mitten durch das

Dickicht. Bald geriethen wir in eine furchtbare Buschwildniss

irgend

ohne

eine Spur von

einem

Weg.

So ging

es fort

durch Dick und Dünn, unsere Pferde schnaubten, die Maulthiere schrieen sich nur

über den

,

aber der alte Führer trabte munter vor, ohne

umzusehen und schien keinen Augenblick zweifelhaft

Weg.

Nach einem halbstündigen Ritt

erreichten wir einen gros-

sen lichten Platz, der bedeckt war mit schwarzen Zelten und

weidenden Heerden. aufzunehmen. voll Gift

gehen

Wir

Im

ersten

Duar weigerte man

sahen nur Weiber und Kinder,

sich,

uns

die uns

und Bosheit angrinsten und mit Schimpfreden weiter

hiessen.

Vor dem zweiten Duar

unterhandelte unser

383 Fahrer lange mit dem Scheikh, einem eben so ten

und hässlichen Beduinen, wie

laubt abzusteigen.

grasen,

Endlich wurde uns er-

Unsere Maulthiere durften neben dem Duar

zum Nachtlager aufgeschlagen

Zelt wurde uns

ein

er.

alten, zerlump-

und diese Wilden,

uns anfangs mit so flüstern Mienen

die

enp fangen hatten, dass wir

wenig

alle ein

bleich

wurden, nah-

men nach einigem Plaudern und näherer Bekanntschaft liche

Mienen

freund-

an, setzten sich neben uns an ein grosses

Feuer

und fragten nach Neuigkeiten, namentlich was wir von Milud-

Ben- Arasch, der damals ris

war und

diesem

als

Mann

in

Plaudern und

der

als

Sohn

Abd-el-Kader's Gesandter in Pa-

hohem Ansehen ging

Singen

Marabut der Garrabas bei

eines

steht, gehört hätten?

Unter

Theil der Nacht vorüber,

ein

dann streckten wir uns gemächlich unter den kamelhärenen Palast, den

man uns

Doppelflinte in den

sorglos ein, wie

aufgerichtet hatte und ich schlief, meine

Armen,

chen hatten wir noch



das

war

fast

inmitten

dieser

Räuber so ruhig

am Herde meines Vaterhauses. Beim Erwamehr,

alle

den Kopf zwischen den Schultern

wir erwartet hatten.

als

In der Provinz Algier hat

man von

jener grossen Ver-

einigung schwarzer Beduinenzelte, die manchmal den einer kleinen

Stadt einnehmen, von einer

Umfang

Menge Familien

und ungeheuren Heerden bevölkert sind, gar keinen Begriff. Dort zählen die Duars selten mehr melhaaren gewebte luftige

,

als acht bis

zwölf von Ka-

schwärzlichgraue Häuschen.

In

der Provinz Oran, in den südlichen Städten der Provinz Constantine

und Titeri, im Süden der Regentschaften Tunis und

Tripolis giebt es dagegen solche Duars, die bis zu

haben, welche

durch

500 Zelte

mehr oder minder grosse Lücken ge-

trennt stehen, aber einen regelmässigen Kreis bilden und die

Wohnart

eines Hirtenvolks

in

seiner grossen Eigenthümlich-

384 Dieser Duar der Garrabas war der grösste, den

keit zeigen.

hundert Familien fassen.

lich

die schwarze Zeltstadt lagerte aller Art, einige tau-

von meist schwarzer Wolle,

Schafe

Geisböcke,

Um

Heerde von Hausthieren

eine ungeheure

send

habe und mochte wohl einige

gesehen

der Berberei

ich in

Kühe und Ochsen

die Riesen

ziemlich

Heerden ,

der

die

lustig springende

mager und

Dromedare

,

klein, end-

deren fahle

Häupter und Höcker wie Felsklumpen aus der bewegten füssigen

Menge

und Schreien dieser Thiermasse haarigen Beduinenhunde, halb

welche Fremde witterten,

bewohnen am fernte Stellen,

wo nur

ihren Aufenthalt verräth. dringlichkeit

welche ausserdem zu

oft

in

der

die

die

weissen

ohne Aufhören.

fast

lang-

von allen

Die Araber

Wegen

ent-

Rauch der Kochfeuer manchmal

Sie wollen dadurch sowohl der Zu-

Glaubensgenossen

reisenden

ihrer

bellten

Schakals, halb Bullenbeisser,

recht einsame

liebsten

vier-

Neben dem Blöken, Brüllen

herausragten.

ausweichen,

arabische Gastfreiheit ein bischen gar

Anspruch nehmen würden, dann auch ihren Fein-

den die Annäherung erschweren.

Einem französischen Trup-

pencorps wäre es nicht möglich,

den

Weg

durch so dichtes

Gestrüppe sich zu bahnen, ohne lange vor seiner Ankunft von

den Garrabas bemerkt zu werden, und diese könnten in einer Viertelstunde Heerden und Zelte in Sicherheit bringen.

Die

Garrabas waren zur Zeit unserer Durchreise mit den Beni-

Ammer

in

Krieg verwickelt.

Stämme

Beide

plünderten

Duars, raubten Heerden und tödteten sich gelegentlich Leute.

Abd-el-Kader war abwesend seiner Khalifas und

in

Medeah und auf

Agas zur Beilegung

die Befehle

des Streites wurde

nicht viel gehört.

Ein aufgeworfenes Hügelterrain, welches

man

in diesem

Land

fast

Vorläufer

immer

des

Atlas,

in gleicher Entfer-

385 nung vom Meer bemerkt, scheidet

die

Ebene Tlelat von der

weit schönern, grössern und fruchtbarem Ebene des Sig oder

Der Wald

Habrah oder auch Ebene von €eirat genannt.

von Muley-Ismael bedeckt jenes erhöhte Terrain und enthält

Bäumen und Ge-

eine ziemliche Mannichfaltigkeit an niedern

des

sträuchen

Ausserdem

Der

Südens.

kommen

aber

Mastixstrauch

dort

dominirt

Olivenbäume,

wilde

afrikanische

Tamarisken, Pinien, Johannisbrodbäume, südliche Eichenarten und namentlich Brustbeersträuche in

sem Wald

Menge

nach der Versicherung der

ist

lingsresidenz der

Löwen.

Unser Führer

Araber

Wege, und

uns eine

Er

zu geben.

Ein Löwe, sprach

die'

über den

Löwen

hatte noch nicht geendigt, als

längst die waldigen Strecken von

auch

Lieb-

zugleich fing er an,

Menge Anekdoten und Märchen

zum Besten

die

rieth uns dringend,

hier nie während der Nachtzeit zu reisen.

der Araber, lauere auf dem

In die-

vor.

Löwen im Rücken

Muley-Ismael und

wir

folglich

hatten.

Die prachtvolle Ebene des Sig, ein unabsehbares grünes Gefilde,

Nähe

Menge Duars

in der

den und

Marabutgräber.

nen

in

Dort gewahrten wir eine

lag vor uusern Augen.

viele

Weges,

des

sehr zahlreiche Heer-

Diese Marabutgräber erschei-

Nordafrika unter dreierlei Formen.

wöhnlicher

Marabut,

so errichten

die

deren

Araber

seinem Ruheplätzchen

es

blos

in

Stirbt

ein ge-

jedem Duar einige

giebt,

Ringmauer über

eine niedrige

und pflanzen in der Mitte eine weisse

Fahne oder auch nur einen Tuchlappen

War

auf.

der ver-

schiedene Heilige ein Marabut von Bedeutung, der über mehrere

Stämme

seinen religiösen Einfluss

kleine Kapelle

deren

übte,

über seinem Grab gebaut.

man im ganzen Lande

,

Algier.

I.

wird

eine

auch in den einsamsten Gegen-

den, sieht, haben auf der Decke eine

Moritz Wagner's

so

Diese Kapellen,

runde Kuppel, sind

25

386 weiss angestrichen und nehmen sich ,

mein pittoresk

Ueber

aus.

waren, errichten

Wächter, und

den Gräbern der berühmtesten

die

Araber Moscheen mit Ringmauern

die

Sidi-Mahiddin, Abd-el

nie

deren Andenken durch eine

grosse Marabuts,

Solche

dort als

Moscheen werden von Andächtigen

so hohe Auszeichnung gefeiert wird, viele.

dem Grün der Ca-

Einige Thalebs oder Einsiedler bleiben

umgeben.

leer.

aus

eines Berges blickend, unge-

ganzen Lande umher geehrt und ge-

welche im

Marabuts, feiert

Höhe

oder von der

ctusbäume

-

giebt es übrigens nicht

Kader's Vater, war von der



kleinen Zahl der grossen Heiligen des Landes.

Unsere

Reise durch die Ebene des Sig war etwas langsam, da unser alter andächtiger

Führer vor jedem Grabe vom Pferde

und sich betend wie ein Gränze der Ebene

Wurm

fliesst

An

krümmte.

südöstlicher

in

stieg

der südlichen

Richtung der Sig,

ein kleiner Fluss, dessen hohe, senkrecht abgeschnittene Ufer

zwei fortlaufenden Mauern gleichen. hat eine

Sig

sey ein

Genuss sein

seines

Wassers

Pferd dort

Sattel

Die Araber behaupten,

dunkelbraune Farbe.

und

giftiger Fluss

todt;

Das Wasser desselben

die

trinken lasse,

Thiere

fielen

von dem

sagen, jeder Reiter,

sie

solle

der

der

immerhin nur mit dem

und dem Zaume weiter ziehen und sein Ross den Ra-

ben lassen.

Eine Stunde

nach Westen geht.

Mascara übersteigen.

vom

südlich

die erste Kette des Atlasgebirges

Man muss

,

Bette des Sig beginnt

deren

drei

Zug

hier von Osten

dieser Bergketten

bis

Zwischen den Höhenketten durchzieht

man wunderschöne Gebirgsthäler, bedeckt mit

einer

äusserst

üppigen, wiewohl nicht sehr mannichfaltigen Blumenvegetation.

Wir

bewunderten namentlich die

arten.

der

Einzeln und selten zeigte

Mastixbaum

des

Atlas

,

herrlichen niedern Orchissich

Pistacia

auf

den Bergrücken

atlautica

,

der

dem

387 gemeinen Mastixbaume ganz ähnlich

Höhe von

Umgegend von

in der

Wir kamen am in

Mascara

zuweilen eine

Baum

hatte ich

Constantine gefunden.

27.

März

in ziemlich später

erst

Nacht

Der Dragoman Ben - Amram war uns

an.

Stunde weit entgegen gekommen

Hohe Bergrücken

eine

und hiess uns im Namen

Der

des Consuls freundlich willkommen.

ermüdender.

aber

ist,

Denselben

sechzig Fuss erreicht.

wurde immer

Ritt

und hinunter;

hinauf

kein

Lichtflimmer, kein industriöses Geräusche, noch weniger ein

Laut der Freude kündigte

die

Nähe der

Stadt an

und wir

wurden Bab-Ali, Mascaras grösster

offener Vorstadt, erst ge-

wahr

Die Thore der Stadt wa-

,

als

wir mitten darin

ren offen, keine

ritten.

Wache war

zu sehen, kein Gensdarme kam,

nach unsern Pässen zu fragen, kein Douanier, unser Gepäcke In einem abscheulichen Gässchen hielten wir

zu visitiren. vor der

Wohnung

des Consuls,

pfing, und nachdem

freundlich

bat,

bescheidenere sagte er,

seine

er

bescheidene

Küche mit ihm zu

als ich das

der

uns vor der Thüre em-

seinen Bruder

umarmt

Wohnung

theilen,

hatte,

uns

und seine noch

„Sie wären mir,"

Schreiben des Generals Rapatel über-

gab, „auch ohne diese Empfehlung meines Chefs gleich herzlich

willkommen.

Ich danke es jedem Fremden, der mich in

meiner Einsamkeit besucht, dass ich einmal wieder Gedanken nach europäischer Weise austauschen

kann.

Sie

finden

in

Mascara weder Restaurants, noch meublirte Zimmer zu miethen und haben daher auf jeden Fall keine andere Wahl, als sich

ohne Umstände

bei

wir ein paar Augenblicke lichen

Kaminfeuer,

Bukhari, uns ein

als

Lamm

Kaum

mir einzuquartiren."

sassen

am Tische des Consuls, am behagder Hakhem der Stadt, Hadschiund den

„Ehrenkus-

vortrefflichen

kusu" mit Rosinen gespickt schickte.

„Es

ist

das erste Mal' c,

25

*

3S8

Aufmerksamkeit kunft

besser,

Sie

erweist.

die meinige

als

Tag

und die der andern

kam

Bald

die mich besucht haben." richtsdiener, der den

Hakhem Europäern solche sehen, man feiert Ihre An-

„dass der

Consul,

der

sprach

Officiere,

Schlauch oder Ge-

der

über als Ehrenwache im Consulats-

hause verweilte und erzählte, unter den Einwohnern laufe das Gerücht, ein Sohn des Sultans von Frankreich sey in Mas-

Wir

cara angekommen.

sehr

lachten

über diese Neuigkeit

und riethen scherzend, welchen von uns drei Reisenden man

wohl für den französischen Prinzen gehalten.

Mascara

liegt

am Fusse

dritten Bergkette des Atlas

des

Ebene Egghres, 26 Lieues

vollen

südlichen

Abhanges der

und auf der Nordseite der prachtsüdöstlich

18 Lieues in gerader Richtung vom Meer

von Oran und

Shaw,

entfernt.

der von dieser Stadt, die doch schon seit Jahrhunderten eine der

beträchtlichsten

der Provinz

war, nur mit zwei Zeilen

Lage

„in der Mitte einer schönen

Erwähnung macht und

Ebene"

angiebt,

ihre

scheint

Mascara nie gesehen und wohl

die

wenigen Angaben nur nach dem Hörensagen wiederholt zu

Da

haben.

zu seiner Zeit,

wie er

selbst

schreibt,

keine türkische Besatzung aufnehmen wollte, so

Mascara

um

ist es

so

unwahrscheinlicher, dass er die Reise dorthin machen konnte.

Mascara

zeigt keine

Spur von Alterthümern. Die

ria des Ptolemäus lag einige sten.

liegen

in

Mascara.

dem nahen Dorf der Bordschia,

We-

antiker Gebäude eine

Stunde von

Ich habe sie nur flüchtig im Vorbeigehen betrach-

ten können.

Mascara war

lange Oran in der Einschluss

Trümmer

Victo-

gegen

Stunden weiter

Einige wenige unbedeutende

alte

die

Hauptstadt des Beyliks

Gewalt der Spanier sich

ihrer fünf unregelmässig

befand.

,

so

Mit

gebauten Vorstädte be-

deckt die Stadt ein Terrain von beinahe 1,100,000

D Schuhen.

389 Die Vorstädte sind

Stadt

die

offen,

ist

von einer einfachen

zwanzig- Fuss hohen Ringmauer umgeben.

Letztere

aber

ist

dünn und baufällig und schützt die Stadt wohl gegen den An-

Bande, wäre aber von einer europäi-

griff einer arabischen

schen

in

Artillerie

zusammengeschossen.

Stunden

wenigen

Dies sah Abd-el- Kader wohl ein, als er im Jahre 1835

sei-

ne Hauptstadt ohpe viele Umstände den französischen Plün-

Mascara

derern überliess. Ort.

ist

über

alle

Begriffe elender

Die Häuser sind zwar grösstenteils von Stein, nicht

von Koth gebaut, wie blosse Steinhütten.

Shaw

Die Strassen sind enge, aber belebt,

schen aufragenden hohen

Man

Was

noch übrig

Pracht, das muss man

in

dagegen

in allen übrigen gros-

Gräber

in

so

inas,

sie

maurischer

Spuren

geblieben von

So armselig auch die ist

der Mitte der

den zerstörten Palästen Abd-el-Ka-

und der türkischen Beys suchen, die

bewohnt.

die

gewahrt nicht einen hüb-

Thurm, wie

sen Städten des Landes, Stadt.

armselig,

aber klein,

schreibt,

Moscheen ganz unbedeutend.

der's

ein

doch das

Wohnung

jetzt

keine Seele

des Consuls

Dau-

wohlerhaltene Gebäude.

einzige

Sie hat drei finstere Stuben, einen kleinen Hof, eine Küche

und Terrasse.

Oran

auf einige

Französische Soldaten des Genie wurden aus

Wochen

hieher geschickt,

digsten Reparaturen vorzunehmen,

und

um

die nothwen-

ihnen verdankt das

Häuschen den Kamin, den Trost der Bewohner, kleine europäische Männerfamilie

versammelt

und

der die

Abends zu Kaffee und Pfeife

wo dem wackern Consul

das

gemüthliche

Plauderstündchen die Einsamkeit und Langeweile seines Aufenthaltes in

der wildfremden

Stadt einigermassen

Scenen des Zuges nach Con-

macht.

Ich erzählte dort

stantine

und meine Reisen in jener

während der Consul und

alle

vergessen

sein Arzt

interessanten

Provinz,

Varmier mit ihren Erleb-

390 und Erfahrungen inmitten des neuen

nissen, Beobachtungen

arabischen Reiches, in der Geburtsstätte Abd-el-Kader's,

wo

dessen Glücksstern aufgegangen und noch heute seine grösste

Das

Stärke liegt, eben so bereitwillig auftischten.

Leben

der so schöne, der im gesellschaftlichen dabei wohlthuende und

ist

eben

unschätzbare,

Herz gewinnende Charakterzug des

Franzosen , dass er die steifceremonielle Scheidewand zwischen sich

und

dem

nie gesehenen

Fremden

und mit so

so schnell

gutem Anstand zu überspringen weiss, dass

er

Zeit einer allinäligen Bekanntschaft erspart,

dass

zutraulich

er

er schnell

und niemals zudringlich wird, dass seine Unterhal-

tung dann aus Geist und Herz dass

verlorne

die

ergiebig

und lebendig

fliesst,

Geheimnisse zurückbehält und den Fremden

selten

durch sein schönes Vertrauen zur Erwiederung desselben und zur

zwingt

Discretion



solch

ein

Franzose

ächter

chevaleresken Sinnes und einnehmender Manier tän

Wenn

Daumas.

Blosse

so

der Capi-

andere Diplomaten durch strenge Ver-

schlossenheit den Vortheil haben, sich nie vor eine

ist

zu geben, so weiss

der

dem Fremden

Consul Daumas dafür

durch seine Freundlichkeit Andere zum Reden zu bringen und erfährt daher fast Alles,

was im Lande vorgeht, wogegen er

gar gern auch den Häuptlingen von Europa erzählt, von den

Wunderdingen der

Civilisation

und Zeitungsneuigkeiten.

,

den politischen Ereignissen

Ich habe die ausserordentliche Ge-

wandtheit dieses Officiers im Gespräche mit den Eingebornen, die

aufmerksam jedem Wort lauschen, aber nicht

gesprächig werden, gleichgültigsten

oft

Unter

bewundert.

Fragen wusste

er ihnen eine

die

eine Expedition gegen

neu errichtete Pulverfabrik

in

selbst

scheinbar

Menge Geständ-

nisse abzulocken über die Vorgänge in Medeah,

Kader damals

leicht

den

Ain-Maadi

Tekedent,

wo

Abd-el-

rüstete,

die

über

Kanonen-

391

Stämme

Stimmung der

die Stärke und die

bohrerei in Tlemsan,

schiedenen

u.

che verstand er sie zu verwickeln ,

unbedachtsame Aeusserung

um

ihnen hie und da eine

zu entreissen,

Gespräch, ohne dass er irgend eine Mittheilung Wichtigkeit erhascht

Der Consul

dete.

liess ihn

und schenkte ihm flaschen,

von einiger

Ich erinnere

mich, dass eines

Ben-Amidu

sich bei uns mel-

an dem Kaminfeuer Platz nehmen

reichlich

Wein-

ein von den zwei letzten

von unserm mitgebrachten Vorrath noch übrig

die

Es war

waren.

hätte.

deutscher Renegat

ein

man wei-

aus der

Sehr selten endete ein solches

tere Schlüsse ziehen konnte.

Abends

ver-

In die verschiedensten Gesprä-

w.

s.

ein

merkwürdiger Mensch dieser Amidu,

den das Schicksal auf die wunderlichste Weise herumgeworfen,

aber

nie vernichtet

an einem Faden hing.

Sein eigentlicher

war aus Altbaiern gebürtig und

ger, er erzählte,

Leben nur

Name war

fangen wurde

oder

bis

1833,

gewöhnte

er

Er

mir

diente

er von den Arabern ge-

zu ihnen desertirte,

Arabisch,

lernte

wo

Geistin-

wie

hatte,

noch Verwandte in Neuburg an der Donau.

in der Fremdenlegion

Islam,

so oft auch sein

hatte,

und den Sinn der Beduinen und schlug

bekehrte sich

zum

an die Lebensweise

sich

sich tapfer für seinen

Gebieter Abd-el-Kader bei häufigem Zusammentreffen mit den

Er

Franzosen.

hatte

dem Emir sogar

Corps herangebildet und in den ein exercirtes

er lief wieder

versichernd,

Bewegungen

Infanteriebataillon.

ihn doch Ueberdruss an

ein kleines regulaires

Am

abgerichtet,

Ende aber

dem genussarmen Leben Afrikas und

zu den Franzosen,

dem General Desmichels

dass er als Soldat der Fremdenlegion

Arabern gefangen genommen und nun entwischt michels, der ihn für einen Deserteur

wünschte,

lieferte

ihn

wie

erfasste

hielt

dem Emir wieder

und

aus.

von

den

sey.

Des-

seinen

Tod

Der Renegat

392 wurde auf das Fürchterlichste von den Arabern misshandelt und verdankte sein Leben nur einer Anwandlung von Mitleiden seines Gebieters, welchem er sagte, dass er ihn nur verlassen

weil

habe,

Hunger

den nüchternen Arabern seinen

unter

er

und im Elend verkümmerte.

nicht stillen konnte

dem Treffen an der Makta

hatte

Abd-el-Kader

einen

In

Mu-

nitionswagen erbeutet und wünschte diese Siegestrophäe dem

Marokko

Sultan von

Geschenk zu schicken.

als

Bei der Un-

Wagen

möglichkeit aber, einen schweren dickräderigen

unwegsame Gebirge zu

über

war der Emir sehr

transportiren,

in

dem deutschen

Verlegenheit und er holte sich nun Raths bei

Deserteur, denn die Araber wähnen, jeder Europäer sey mit

Gewerben

allen möglichen

vertraut und

könne gleich gut Ka-

nonen bohren oder Dampfschiffe bauen, wie den Acker

Wenn

gen. so

wird

Amidu gab

Renegat dann seine Unkenntniss vorschützt,

ein

dies

nur

sich

pflü-

nun

Wagenmacherkunst

Verstellung und Eigensinn gehalten.

für

Miene,

die

vertraut.

als

Er

sey er wirklich mit der

zerlegte

schwerfällige

die

Maschine, Hess die Räder und übrigen Theile auf Kameele laden und trat seine Reise nach

pfehlungen des Emirs dir gefällt" liebst,

versehen an.

sagte der

brauche

so

fehlen."



Marokko

ich

Nach einem

Emir zu ihm dir das

Abderrahman

zu Füssen.

Er



wollte in

ein Kaffeehaus ein mit

schenkt

Wunsch,

hatte.

Es

„wenn du mich aber

Wiederkommen

nicht zu be-

dreissigtägigen Marsche erreichte der

für

die

Em-

„Bleibe dort, wenn es

Renegat mit seinen Begleitern Fez und tan

mit Geld und

legte

ihn merkwürdige

Marokko

dem Gelde,

ging ihm

dort

dem

Sul-

Wageumaschine

bleiben und

richtete dort

das ihm Abd-el-Kader ge-

aber auch

dort

er machte bankerott und kehrte zu

nicht

nach

Abd-el-Kader

zurück, der ihn günstig empfing und wieder in seine Dienste

393

fabrik in

Renegat

Dieser

aufnahm.

gegenwärtig die

leitet

Pulver-

Tlemsan und kam eben von Medeah zurück, wo

vom Emir

er

sich neue Verhaltsbefehle geholt hatte, denn er

war mit Bohamedi, dem Khalifa von Tlemsan,

in Streit ge-

rathen über die

Art der Fabrikation und der Emir hatte ihm

Recht gegeben.

Amidu war ganz zum Afrikaner geworden.

Das

gem

und gebräunt von langjähri-

verwitterte Gesicht, enstellt

harten Feldleben und Leiden

der zerzauste Bart

,

die

,

Beduinentracht hätten mich nimmermehr in ihm einen Lands-

mann wieder erkennen

obwohl seine Physiognomie

lassen,

zu den übrigen Arabern nicht passte und einem fremden, fer-

nen Stamm anzugehören schien. lange deutsch mit mir und die

Er

plauderte beim Abschied

Töne

der Muttersprache, noch

mehr das Thema des Gesprächs „Deutschland" schienen denn doch einen Funken von

Heimweh

wecken

zu

in seinem rauhen

Herzen, das mir anfangs ganz abgestorben schien gegen Ge-

„Leben

fühle ähnlicher Art.

Sie wohl"



rief er,

als er

Abends hinaustaumelte, halb von der ungewohnten Labung, halb

vom wehen Schmerz

Herr Landsmann, ich bin



betäubt

Sie können

„ich preise Sie glücklich,

Ihr Vaterland wieder sehen;

verdammt, unter den Wilden zu sterben."

Während

der Unterhaltung mit

dem Consul waren dem

Renegaten auf die schlau gestellten Fragen so manche unbedachte Aeusserungen entfahren über den Stand der

Dinge

in

Tlemsan, über das Misslingen der Kanonenbohrerei, für welche

Abd-el-Kader grosse Summen verschwendet

über die gährende

Horden

bereit

Stimmung der Angads,

waren,

Krieg von dem Emir nicht versäumt,

bei

dem

abzufallen.

dem Renegaten

dem verführerischen Trank, der

und

deren zahlreiche

ersten neu

ausbrechenden

Der Consul fleissig

hatte,

hatte

einzuschenken

bei Deutschen

dabei

von

wohl immer

394 der

Schlüssel

beste

fang des Gespräches

mier

Geheimnissen

zu fiel

auf, der sonst nie fehlte

,

wenn

An-

Wand Vorhang

es irgend wichtige Mit-

der Renegat abgetreten war,

Als

theilungen zu hören gab.

erhob sich ein

Gleich beim

ist.

mir die Abwesenheit des Dr. Var-

dem Kamin, wo

dicht an

fast

wir gesessen, und das bärtige, groteske Gesicht des Doctors

Er

hervor mit komischen Lachen.

ffukte

hatte

in eine

sich

verborgene Nische verschanzt, mit Feder und Papier.

hielt

Ein

Vorhang verhinderte das Durchschimmern des Lichtes,

dichter

aber den Schall der

winkel zu dringen. ze verworrene

Worte

ab,

nicht

in

den Schlupf-

Sorgfältig hatte der Doctor da das gan-

Geplauder

des

schrieben und gestand nun,

deutschen Beduinen

dass

niederge-

manchen

er es in so

ähnli-

chen Fällen eben so gemacht habe, wobei er sich durch viele

Uebung zum Schnellschreiber

bildete

Da von

eine erstaunliche Feinhörigkeit gab.

immer

und

seinen

Manches verloren geht, wenn auch das

so

dächtniss es in der Folge dictirt,

waren

so

Ohren

einem Gespräch beste Ge-

diese

getreuen

Stenographien, die einen dicken Band des consularischen Archivs bildeten,

Documente von grosser Wichtigkeit.

Fast täglich kamen auch arabische

Einwohner der Stadt, der's regulairem

Officiere

Scheikhs, maurische

und Soldaten von Abd-el-Ka-

Heer zum Consul,

wohl nicht nur

in der

Absicht, bei ihm unentgeltlich eine Tasse Kaffee zu trinken.

Herr Daumas wusste machen.

sich

aber immer

Kein Gast entging ihm,

dem

reichlich

er nicht irgend eine

bemerkenswerthe Aeusserung abzulocken gewusst

waren

die

Afrika,

wenn

angenehmsten der

Hakhem

Stunden

bezahlt zu

meines

hätte.

Aufenthaltes

Es in

Hadschi-Bukhari, der Khalifa Ha-

dschi-Mustapha, der Scheikh Mohamed-Bussid oder irgend ein

Häuptling der Haschems oder ein Marabut des unglücklichen

395 Stammes der Bordschia am Kaminfeuer uns den

Scenen des vergangenen Krieges,

Leben

dem

Gebieters,

ihres

erzählte

von den

dem

Episoden aus

die meisten zugethan sind mit

inniger, unaussprechlicher Begeisterung, oder uns

Sagen und

zum Besten gaben.

Oft auch

Märchen aus der

alten

scheuten

nicht,

sich

sie

Zeit

mit uns in eine ernste Disputation

Der

über Islamismus und Christenthum einzugehen.

wurde

schienen

warm

sich

das

freuen,

fast zu

Wort

Streit

ohne Bitterkeit geführt und die Araber

aber

lebhaft,

so

oft

unserm

wir

Glauben

redeten, denn das Unbegreiflichste und

pörendste an den Franzosen

ist

Em-

ihnen deren religiöse Gleich-

Fast eine noch liebere Unterhaltung war mir die

gültigkeit.

mit den Häuptlingen aus den fernsten Südstämmen,

wohnern des Kobla und der Sahara.

den Be-

Ueber jene uns Euro-

päern unnahbaren Regionen war mir die geringfügigste Be-

merkung was

eine

Reliquie und gar eifrig notirte ich mir Alles,

die Scheikhs erzählten über Oasenstädte

im Sandmeer der grossen Wüste nach Europa gedrungen. jenseits des Atlasgebirges.

ist

nicht

Seit

scher

So wurden

entthront und

enthauptet,

Laut von ihnen zu den

dort

civilisirten

von

all

che

die

trennt,

Wahnes

willen

Erdthei-

Herr-

Kriege geführt,

Völkerschaften ausgerottet,

Propheten traten auf und entflammten die Stämme eines neuen

liegt

langen Jahren folgen sich

Ohren der wissbegierigen Bewohner des gelangt wäre.

Name

einmal der

Eine uns unbekannte Welt

dort die Generationen, ohne dass ein

les

und das Leben

Von manchem jener grünen Eilande

der Saharabewohner.

um

zum gräulichen Würgen

dem durchdrang kein Widerhall

die

irgend ,

Sandöde,

aber wel-

Oasen von dem Telia' oder anbaufähigen Festland und das,

was

leute davon erzählten,

die

wenigen Karavanen und Handels-

wurde mit aufgenommen

in das dicke

396 arabische Volksmärchenbuch,

dem

in

die

historischen That-

sachen nicht mehr herauszufinden sind aus neblichtem Sagengewirre.

So wäre

auch für den gründlichsten Sprach-

es jetzt

kenner, auch für den scharfsinnigsten Geschichtsforscher nicht

wohl möglich,

eine

zusammenhängende Geschichte der Entden Ursprung dieser interes-

stehung der Mosabitenstaaten , santesten aller afrikanischen

von Tuggurt,

Völkerschaften,

eine Geschichte

Wurglah und andern unabhängi-

Ain-Maadi,

gen Wüstenstaaten aus den fragmentarischen Traditionen der Eingebornen herauszusuchen.

Es

ist in

der

That spottwenig

daran, gross und machtvoll zu seyn unter Barbaren in einem

sandummauerten Kerker.

wohl werth, dass

sie mit

Völkergeschichte,

Wie

Charaktere und Thaten,

viel

aufgenommen würden

gingen und gehen

in die grosse

dort spurlos

unter



kein Sänger singt sie den Zeitgenossen und kein Geschichtschreiber erzählt von ihnen den künftigen Geschlechtern.

mag

der Ehrgeiz

dort noch

seiner Grösse brüten, da

Namens und

Erwünschter

die Unsterblichkeit

seiner Thaten, versagt bleibt?

als die

zu sehr ans Märchenhafte streifenden

Aussagen der Beduinen der ihres

Plane zu

der einzige Reiz dieser ge-

immer martervollen Grösse,

fährlichen und seines

über blutschwangere

wo ihm

Wie

W üste 7

über die Vergangenheit

welche wohl angeführt zu werden verdienen,

Volkes,

auf die aber der Geschichtschreiber nie fussen kann,

da die

Araber eines treuen Nacherzählens ganz unfähig sind und die Phantasie sich in jede ihrer Erinnerungen mischt, viel willkom-

mener

als

jene

Sagen waren mir

gegenwärtigen Zustand der

die Nachrichten über

Saharavölker,

über die Städte, die Oasen, die Ruinen,

unbekannten Ursprungs, haften

Zeit,

bis in jene

den

über ihre Sitten,

welche einsam und

steinerne Geister einer uns rätsel-

Zone der

schauerlichsten

Verödung

397 Recht lebendig und gern beschrieben

aufgethürmt liegen. uns

Saharascheikhs ihre Jagd auf den Strauss und den

die

Löwen und

Man

Dinge. weil die

trauen,

Thiere die

über die Sitten dieser

erzählten uns

wunderlichsten besser

1

solchen

durfte

Mittheilungen

Erzähler als Augenzeugen der Ge-

genwart berichteten und man ihre Angaben mit den Aussa-

gen Anderer controliren konnte. sich

aber auch

denn immer

hier

treibt

viel

Uebertriebenes

ihren

und Falsches ein,

Einbildungskraft und

eine lebendige

Liebe zum Wunderbaren

die

Spuk mit diesem Volk und

Talent, lange Erfahrung und eine gu-

es gehört ein eigenes te

Nichtsdestoweniger mischte

um

Kenntniss des arabischen Charakters dazu,

das Posi-

immer aus solchen pittoresken Schilderungen herauszu-

tive

finden.

Indessen gehören doch jedenfalls die Abendunterhal-

tun^en in dem Consularhause von Mascara zu den angenehmsten Erinnerungen meiner Reise.

Leben Abd-el-Kader's als

Gar sehr

interessant

von seinem Charakter

,

als

Herrscher,

Heiliger, als Krieger und dann wieder von seinem

im häuslichen Kreise.

Herr Varmier

Veranlassung häufigen Zutritt einzige

in

Auf den Wunsch der



das Volk

Emir war gerade

seinen

Kunst

Armen und

die

auf.

Der

kleine

Verwandten und

ergaben sich mit mahomedanischer Resignation in

den Verlust, chen

in

der

wurde der französische Arzt gerufen,

bot aber vergeblich alle Mittel seiner

Mahiddin starb

Der

Zelt des Emirs.

Sohn desselben war krank.



Leben

hatte bei sehr trauriger

das

Mutter und Grossmutter des Kindes damals in Tekedent

waren

Herren Daumas und Varmier von dem

die Schilderungen der

als

Arzt im

eine

Schickung Gottes,

Geringsten zu

ohne dem

christli-

zürnen oder das Vertrauen in

seine Kunst zu verlieren.

Letzteres

war

so

wenig der Fall,

dass

der

Hof

des

398 Hauses jeden Nachmittag zur Stunde, wo Herr Varmier die sich meldenden

neien

Patienten

gedrängt

austheilte,

kranke Leute

besichtigte

und unentgeltlich Arz-

Araber stand.

voll

Es kamen

von zwanzig Stunden der Umgegend her-

bis

Alle ekeligen Gebrechen und Leiden dieser Länder, die

bei.

furchtbare Elephantiasis,

Krankheiten in

Krätzen und Hautausschläge,

Flechten,

Alter,

syphilitische

und Gewächse von Kopfgrösse,

Zahl zum Vorschein.

Geschwüre den Armen,

namentlich an

endlich die gewöhnlichen Augenkrankheiten licher

Man

kamen

in schauer-

überzeugte sich da,

auch die einfachste und natürlichste Lebensart, frische

allerlei

worunter selbst angesteckte Kinder vom zartesten

Formen,

Luft und Bewegung noch

keineswegs

die

dass

immer

hinreichende

Präservativmittel gegen menschliche Leiden sind und dass das altpatriarchalische Zelt so

manche scheussliche Vermächtnisse

einer viel neuern Zeit birgt.

Der Reisende, der

das

Land

der Beduinen meist nur auf flüchtigen Kameelsritt durchzieht, selten oder nie Gelegenheit hat, in das Innere der

Duars

ein-

zudringen und von dem Nomadenvolk meist nur die kräftigen

Männer

sieht,

schwatzt,

die

den

Markt der Städte besuchen,

der

wie ein Eremit von Gauting, von dem urschönen

und gesunden Menschenschlag,

der nichts

von

dem Fluche

der Sünde geerbt habe und frei geblieben sey von der Ent-

artung des

grossen

Geschlechts.

Wie würden

dergleichen

Touristen ihrer blau enthusiastischen, auf oberflächliche Eindrücke gebauten Schilderungen sich schämen,

nem

wenn

sie in ei-

solchen Lazareth in das widerliche Elend, in das Laster-

treiben ihrer gepriesenen Naturmenschen hineinsähen und ge-

stehen müssten, dass diese Wilden, sich nährend wie Vater die civilisirtesten

Abraham,

wenn auch wohnend und gleichwohl so wenig als

Völker sich rein erhalten haben von tiefem

399 und

Sündenverderbniss

Strafen

dessen

den

,

ekelhaften

Seuchen.

Unter den Patienten des Herrn Varmier waren auch so

manche nur

in der

So kam einmal

Einbildung Kranke.

ein

gigantischer Araber, der auf das Festeste betheuerte, er habe

Bauch,

eine mächtig grosse Schildkröte im

Gegen dergleichen Kranke war der Charlatanis-

und drücke.

mus immer das Räthlichste,

glaube, dass

ja ich

Kranken anwenden

und Herr Varmier

sollte,

Denn

ziemlich meiner Meinung.

die Uebel der meisten

ken, die sich melden, sind bereits so

Körper eingenistet,

dass

oder nur durch lange,

Zu

nen.

Er

mehr.

dieser ist

aber

entschliesst

ein

er

hat

nicht

müsse ihn gleich

Kran-

fest in

den

werden kön-

den entferntesten Begriff

Doctor Varmier

So sehr

schätzte

ein

Trank,

den ersten drei Tagen curi-

in

ren oder sey zu nichts nütze. des

so

Araber nimmer-

von unserm medicinischen Verfahren und meint, ein Pulver

ist

Kunst spotten

beseitigt

sich

diese

zu indolent, zu träge, zu einsichtslos, zu fata-

Glaubens,

listischen

Cur

sorgfältige

und so

alt

ärztlichen

aller

sie

man

auch bei den

Arznei in der Ungeheuern Mehrzahl der Fälle wirklich

zwicke

ihn

die

ich die

Aufopferung

und bewunderte, wenn er so

von einem Patienten zum andern ging, ihn sorgfältig ausfragen Hess durch den Dolmetscher nach wie ein Spitalarzt

rade

in

allen

Symptomen, ge-

Europa, und ihm ausführlich ein

Verhaltungssystem anempfahl, so war ich doch eben so sehr als

der

gute Doctor selbst überzeugt,

Rath nie befolgt wurde,

und dass,

Angehörigen sorgsam zu pflegen,

dass

dieser

ärztliche

Araber ermahnen, ihre

sie rein,

warm und

trocken

zu halten und sie gut zu nähren, tauben Ohren predigen heisst.

Auch viel

fragten

die Patienten

und waren

nur

nach solchen Vorschriften nicht

zufrieden,

wenn

sie

ein

versiegeltes

400 Fläschchen mit irgend einer Mixtur erhielten, welches

dann

sie

wirksam glaubten, gleich dem Ta-

für alle Arten von Uebeln

Herr Varmier gestand

lisman des Sultans Saladiu.

sich ge-

dass sein ärztlicher Wirkungskreis keine grosse

wiss selbst,

Wohlthat für

die

Eingebornen sey, sondern nur der Stellung

des Consuls und der französischen Suche überhaupt vielfachen politischen Vortheil

gen

in unsere ärztliche

res als

wir

selbst,

ihnen,

die

das

Franzosen

den

und

Lob

Stämme

entfernteren

Denn

brachte.

alle diese

Patienten zei-

Kunst grosses Vertrauen, weit grössegab auch manche Dankbare unter

es

des

Dubib-el-Rummi

verbreiteten,

Eindruck

günstigen

unter die

bis

was einen gar wohlthätigen, machte.

Jene,

deren

Uebel ihre gute Natur heilte oder milderte und die dann das

Besserwerden lein

natürlich, eben so

wie

es

bei uns geschieht, al-

der empfangenen Arznei zuschrieben, lohnten den Doctor

durch

allerlei

Nachrichten

dem Innern, und

aus

die

besten

und zuverlässigsten Kundschafter hatte der Consul unter sen Patienten des Herrn Varmier.

Es kamen auch

ten arabische

Weiber, worunter

Vätern oder

Männern

Araberinnen

unverhüllt und

blössten auch

wohl Arme, Beine und Brust, nur

Geburtstheile weigerten sich

zu

enthüllen,

nur unter

trotz

dieser

öfters sehr

begleitet.

allen

junge, von ihren

Sie zeigten

sich

wie

alle

ohne die geringste Scheu, entdie

Männer wie Weiber

Vorstellungen

Bedingung

ihr

dieser

krauken

beharrlich

des Arztes,

dass er

Uebel heilen könne.

spannte meine Neugierde nicht wenig,

Gruppen und Gestalten

die-

nicht sel-

alle

Tage

Unglücklichen zu

Es

die neuen.

betrachten,

welche mit ihren Verwandten auf dem Pflaster kauerten, bis der

Dubib

seine

Runde vornahm.

beiden Dolmetscher

ge junge

Gewöhnlich lauschten die

Ben-Amram und Ayas,

zwei lebenslusti-

Leute, zuvor an der Hofthüre mit anscheinender

401 Gleichgültigkeit,

um

Gespräche dieser Araber zu belau-

die

spasshafte Anekdoten

So manche

schen.

und Bemerkungen,

B. über die Art, wie die Patienten zu ihren syphilitischen

z.

Krankheiten gekommen, sind im Gedächtnisse

dieser beiden

Dragomane geblieben und werden von ihnen jedem toaste des Consuls erzählt, sind aber

zu anstössig,

viel

um

ihren Platz

hier zu finden.

Herr Varmier hörte,

verliess,

wie ich aus spätem Nachrichten

Mascara im Frühlinge 1839 und durfte

ner besondern Vergünstigung des

kennung

seiner geleisteten Dienste

was

tion,

ihn

für

der nächste

Wer

nach Frankreich gehen. arzt

geworden,

senderer

Mann

ist

in

Höpital

ein

Schritt zur

zu imponiren.

baut,

Land

ist,

sein Nachfolger als Consulats-

unter den Militairärzten der

Armee

zu finden

hatte,

die ganz

den Arabern auf das Ausserordentlichste

Er war

sind

d' Instruc-

Beförderung

äusserst kräftig,

breitschulterig

hatte eine der bizarrsten Physiognomien,

vorgekommen

ei-

mir unbekannt, doch dürfte kaum ein pas-

gewesen seyn, da Herr Varmier eine Figur geschaffen schien,

Folge

in

Kriegsministers aus Aner-

ge-

die mir je

und einen langen starken Bart, hier zu

ein unerlässlicher

Schmuck.

Der Consul

verglich das

Gesicht seines Doctors, vollkommen richtig, wie mir scheint,

mit den Physiognomien seiner

der donischen Kosaken,

Jugend zu Paris gesehen

dass ein unbärtiger

Dubib

weitem nicht denselben

hat.

die

Ich bin fest überzeugt,

von weniger grotesker Figur bei

Zulauf gehabt haben würde.

Varmier konnte mit ziemlicher Sicherheit allein die durchstreifen, denn allenthalben ärztlichen Charakters als

eine

war

wegen gar sehr

er

respectirt.

Stunde über die Stadt hinaus

Algier.

I.

Herr

Umgegend

bekannt und seines

nie ohne bewaffnete europäische Begleiter

Moritz Wagner'b

er in

Weiter aber

wagte auch er sich oder einen arabi-

26

402 Einer reinen durch Aufopferung vergeltenden

sehen Führer.

Dankbarkeit sind

die

Araber

selbst die Geheilten betrachteten

Prophet Elias den Raben, ihn

Gottes

mit

Speise

Gegend

dieser

willenloses

als

gingen die meisten

fort

war

Erkenntlichkeit

ehrung für den weissen Arzt den Christen nicht

auf.

holten,

ohne ein Wort des Dankes.

wog

Etwas

wenn

sich die Araber,

Herr Varmier einen Patienten im Duar

im

die

Rath und Arzneien

zuvorkommender und herzlicher zeigten

auch

Werkzeug

Von den Arabern,

sättigte.

sich ärztlichen

die

fähig;

Herrn Varmier etwa wie der

der

Hofe des Consulats

dort

nicht

doch

selbst besuchte;

und die Ver-

selten tief

doch die Abneigung gegen

Unter den Duarbewohnern, die ihn

bei solchen Besuchen neugierig umdrängten und die seltsame Gestalt

mit einer gewissen

Scheu betrachteten,

doch

blitzte

auch die Mordlust aus manchem Auge, und wenn ihm nicht irgend

ein

von Fanatisinus und Hass berückter Araber auf

dem Heimweg

mit der Flinte auflauerte, so

geschah es kei-

neswegs, weil ihn die Ehrfurcht für den Beruf und die Person des Arztes abschreckte, sondern weil er glaubte,

seiner

Hülfe vielleicht noch einmal nöthig zu haben.

Der Hakhem oder Gouverneur der

Stadt Mascara

war

damals Hadschi-Bukhari, Abd-el-Kader's Jugendfreund und treuester Anhänger, f)

Häuschen,

Tag

in

über in

Er wohnt

einer entlegenen

dem Gerichtshause

einem

in

Strasse, auf.

unbedeutenden

den

hält sich aber

Der Audienzsaal

ebener Erde und führt auf einen freien Platz,

wo

Markttagen Waarenbuden aufgeschlagen werden.

In

ist

zu

an den

dem

ein-

°) Er begleitet noch heute diese Würde und steht bei Abd-elKader noch in gleicher Gunst, wie in gleich hohem Ansehen bei den mächtigen Stämmen der Haschem-Schraga und Haschem-Garrabas.

403 fachsten sitzt

der

Gemach,

das nicht zwanzig Personen fassen würde,

Hakhem

auf einer Rohrdecke,

Khodschas oder Schreiber, laugen Stöcken steht

Thüre,

gutwilliger

Amt

ist,

die

ihn herum einige

Dutzend Schiauchs mit

vor oder in der Nähe der

gewöhnlich

gewärtig der Befehle ihres

sächlichstes

ein

ein halb

um

Ihr haupt-

Gebieters.

Bastonnade auszutheilen, was

Freigebigkeit

sie mit

Aeusserst selten geht

thun.

Markttag ohne ein halbtausend Stockhiebe vorüber.

man dann den Mann

und auch

der solche befiehlt,

sieht,

wohl der Esecution beiwohnt, so überzeugt man bei diesem

Volk

hier

Wenn

sich,

dass

die Physiognomiklehre gar keinen Massstab

fromm-

giebt, denn Hadschi-Bukhari hat eines der sanftesten

schwärmerischesten Gesichter, die mir je vorgekommen sind.

Es

sind

die

meisten .Grundzüge

von dem

Idealantlitz darin,

welches unsere Maler gewöhnlich dem Gesichte Jesu Christi geben.

Zwar

nicht der heilige Ernst des Stifters der christ-

der mildfromme Blick,

lichen Religion, aber ganz

Schönheit, die Regelmässigkeit,

die

Form

Haare des Christuskopfes.

nicht die langen

die feine

des Bartes,

nur

Hadschi-Bukhari

hat mit seinem Gebieter Abd-el-Kader sehr viele Aehnlichkeit,

wie mir Alle,

die beide gesehen,

nur

versicherten;

Emirs Antlitz noch feiner geformt, blässer und

ist

geistiger, da-

gegen hat der Hakhem von Mascara einen schönen schen Körper. hat

bei

vielen

Treue bewiesen,

wo Als

er theilte

immer

das herbste Missgeschick den in

dem Emir

Proben

sein

athleti-

Hadschi-Bukhari

Beide sind Jugendgespielen. schweren

des

seine

Schicksal,

Sohn Mahiddin's

festeste

auch da verfolgte.

dem Treffen wider Mustapha-Ben-Ismael der Emir

verwundet vom Pferde stürzte, deckte ihn Hadschi-Bukhari mit seinem Körper,

eben

so

hielt

Schlacht gegen Mussa-el-Scherif;

er treu

endlich

bei

war 26

ihm

in der

er einer *

der

404 wenigen Grossen,

Treue nach der Einnahme Masca-

dessen

ras durch die Franzosen nicht

che

ist

der

Hakhem

Stock

eine

sehr

und

leutselig

wie mit Arabern, und wenn active

Im Gesprä-

wankend wurde.

freundlich mit

Christen,

auch bei seiner Justizpflege der

Rolle

spielt,

darf

so

man

unter

einem Volk, das selbst keine andere Strafe angewendet wissen will,

sich deshalb noch gar keine

schlimme Vorstellung

von der Härte seines Charakters machen; seine

flinke

habung der Justiz wurde ihm von den Arabern eher

Hand-

als eine

Empfehlung angerechnet. Hadschi - Bukhari nahm uns drei Reisende mit arabischen

eines

tigkeit

Ar-

aller

Hofmannes auf und wir

verliessen

ihn nach einem langen Gespräch recht eingenommen von sei-

nen Manieren und der Milde seiner Rede.

Als ich aber

ei-

nen Monat später nach Mostaganem kam, traf ich dort einen geflüchteten Renegaten,

dschi -Bukhari

sass

nachdem er uns drückt,

damals mit im

der

und mir erzählte,

allen

auf

bei

Ha-

Hakhem,

der

Hand

Freundlichste die

das

wir zur Thüre

sobald

Zimmer

dass

ge-

hinaus waren, voll giftigem

Hass „Kelb" (Hunde) uns nachmurmelte, wahrscheinlich um rechtgläubige

seine

Umgebung

zu überzeugen,

dass

seine

Freundlichkeit gegen die Ungläubigen nur falsches Spiel ge-

wesen.

Mascara

hatte vor

dem Zuge

einziges sehenswerthes Gebäude,

des Marschalls Clauzel ein

den ehemaligen Palast des

Beys der Provinz, welchen nach der Verjagung der Türken Abd-el-Kader bewohnte und der

Trümmern

liegt.

seit

dem December 1835

lung nichts gethan, ja, er verbot sogar, dass

gen als

sollte

vom

Schutt.

ein verfluchtes

in

Abd-el-Kader hat zu dessen Wiederherstel-

Haus

Niemand sollte

durfte ihn

man

ihn reini-

mehr bewohnen,

er in Ruinen liegen,

seitdem

405 die

Ungläubigen ihn betreten, und er

selbst schwur, nicht ein-

mal den Boden der Stadt mehr zu betreten,

Rummis

Fuss der

Wort

ihn

Mascara kommt, bewohnt

gehalten, und so oft er nach

Umgebung.

er ein Zelt in dessen

Der erwähnte ehemalige nen Resten zu

nachdem der

Der Emir hat

beschinuzt hatte.

Palast

war übrigens, nach

sei-

wie nach der Beschreibung der

schliessen,

Begleiter der Clauzel'schen Expedition nichts weniger als ein

bedeutender

Bau und

mit den schönsten

nicht zu vergleichen

maurischen Gebäuden in Algier, noch weniger mit dem Bey-

Er

palast in Constantine. jetzt

ganz zerstört

hatte einen kleinen Säulenhof, der

Wände waren

seine

ist;

mit blauer Fayen-

za bedeckt, welche die französischen Soldaten vor ihrem Ab-

züge herunterrissen und

nun

die

Mit halber Lebensgefahr

klettert

genden Gemächern hinauf,

Stücken

in

man

jetzt

umherliegen.

nach den ödelie-

wankt der Boden unter den

oft

seit

dem Rückzuge der Fran-

zosen dort als Pascha eingezogen,

und das äussere Gemäuer

Füssen.

ist

der

Der Thurmfalke

ist

schmuzige Thron einer

Menge von

Störchen gewor-

den, die dort ihren Nestbau von Unrath errichtet haben, und

den seltenen Besucher, der

jetzt zu

Der Storch

verwundert anklappern.

ihnen hinaufsteigt, ganz ist

bei den

geheiligter Vogel, der sicher unter ihnen allen Völkern, den

gleiches

Gastrecht

Berberei glauben,

Arabern ein

wohnt und

fast bei

Hindus, den Mahomedanern und Christen geniessen

zu die

Störche

scheint.

seyen

Die

Araber der

ehemalige Marabuts,

welche wegen eines Sündenfalls von Gott in Vögel verwandelt

wurden.

Sie bewohnen in Ungeheuern Schaaren alle

al-

ten

Gebäude

und

wo

sie

ist

die

am

liebsten

die

Moscheendächer,

wie Schildwachen neben dem Halbmonde stehen.

gemeine Art Ciconia

alba.

Von den

riesenhaften

Es

Störchen

406 Ciconia Marabu und Ciconia Argala, welche wohl

im Innern Afrikas vorkommen , habe

viel tiefer

ich nichts zu sehen be-

kommen.

An

die Palastruine stossen zwei

Der

ter Grasgarten.

die auf allen

Hof

Hof

ist

Höfe und ein gemauerunbenutzt

,

und wir

er-

von dort die Thurmfalken herunterzuschiessen,

lustigten uns,

kleinern

grösste

Gemäuern umher ohne Scheu

In dem

sitzen.

Stallungen der Pferde Abd-el-Kader's

sind die

und des Khalifa der Provinz Hadschi-Mustapha-Ben-Thaui.

Von den Pferden

Emirs bekam ich nur

des

zu sehen,

drei

sehr gewöhnliche Thiere, worunter ein silbergrauer Hengst,

auf

dem Abd-el-Kader seinen Einzug

er

in

iu

der

einem

hielt,

als

zerlumpten Bernuss mit einem halben Budschu

Kapuze von den Haschems

wurde.

Das Pferd

tüchtig,

erhält

seine

Ruhe

beschliessen.

zum Emir ausgerufen

lahm und zum Reiten un-

nach wie vor

für

müden Tage

jetzt alt,

ist

aber

zum Dank

täglich

Mascara

in

seine

reichliche

seine frühern Dienste

bei

Gerstensäcken

Ration

und darf

und gutem

jetzt

Gras in

Seine hübschesten Thiere hatte der Emir

mit sich in Medeah, darunter befand sich sein berühmtes ra-

benschwarzes

Saharaross,

Höhe und zehn

Ellen

Generals Bugeaud

Erstaunen

Lande gilt.

setzte.

findet,

welches

Länge macht und

durch sein Feuer

Es

ist

das prächtigste Pferd,

das

man im

zahme Strausse

federarm und traurig aussahen.

Schlossgarten hatte Consul

Daumas

gemiethet.

Er

ohne Blumen, mit hohem Unkraute bedeckt und dient zur

Weide



Begleiter des

die

und seine Schönheit in

In demselben Hofe liefen auch einige

Den

Fuss

sechs

wie auch Abd-el-Kader für den besten Reiter

umher, die sehr schmuzig,

ist

von

Sätze

der Pferde des Consulats. „Unter

dem Bey Mohamed"

erzählte uns der maurische Gärtner mit einem recht

wehe-

407 vollen Seufzer



„da sah

Da waren

es hier anders aus.

Beete abgetheilt in Pflanzungen von Blumen, Bäumen In jeder Ecke

Gemüsen.

fiel

und

ein Springbrunnen in ein rothes

Ein grosses Badhaus stand in der Mitte und

Marmorbecken.

auf jener Wiese sprangen Gazellen. aus

die

dem Lande

verjagt,

Seit

Alles in

ist

man

Türken

die

Unordnung

verfallen.

Erst verwüsteten die Haschems den Garten, dann wurde nichts

mehr

gepflanzt,

endlich

kamen

gehaust,

wachsen

sind als

,

weil

man

die Gärtner nicht

Franzosen und seitdem die hier

vollends die die

Bäume

abgestorben und nichts will mehr

Der Gärtner

Unkraut."

mehr bezahlte;

schien die Wahrheit zu

sagen.

Die Orangenbäume sind dürre,

die

versiegt

und auf der Gartenmauer sonnen

sich

und Scorpionen

,

die

Niemand zu

Ein Sommerpalast der

Süden beinahe

Stadt im

störte Palast des Emirs.

die Reptilien

vertilgen sich bemüht.

Beys

alten

in

Springbrunnen

steht

ausserhalb der

demselben Zustand wie der zer-

Er wurde 1832 durch

die

mit welchen Sidi-Mahiddin, Abd-el-Kader's Vater,

ken verjagte, geplündert und verwüstet. de

Weg

und der Baumgarten,

hannisbrodbäume, nächster

ist die

Umgebung.

Der

Haschems, die

dorthin führen-

voll Dattelpalmen, Granat-,

ein

Jo-

hübscheste Promenade in Mascaras

Dort

liegt

arme Meurice einge-

der

scharrt, ein kleiner Steinhaufen bezeichnet sein Grab. rice,

Tür-

Colonist von Buffarik,

dschuten gefangen und nach der

Meu-

wurde 1836 von den Hagräulichsten

Misshandlung

zu Abd-el- Kader gebracht, bei welchem es ihm erträglich

ging, so lange der Emir selbst in Mascara verweilte. ter siechte er in

Heimwehes immer mehr lieutenant

Mann zum

Spä-

Folge des Mangels, der Misshaudlung, des dahin.

Als

der gefangene Älarine-

#efrance ihn sah, war der

einst

blühend schöne

Schatten verwelkt und starb, seinem Leidensge-

408 durch

fährten

Vermächtniss

das

eines

der ihn gegen den Nachtfrost schützte,

Die Brochure Defrance's

rettend.

zerlumpten Bernuss,

Leben

vielleicht das

erzählt ausführlich die lei-

densvollen Schicksale des unglücklichen Meurice.

Die gegenwärtige Einwohnerzahl von Mascara übersteigt nicht

Darunter sind 5000 Hadars,

7000 Köpfe.

wohner von maurischem Ursprung,

welche in

zwischen den eigentlichen Mauren und Sie leben wie jene in Häusern von aber viel schmuziger,

sind

Sie tragen

und weiss.

Theil auch nur den ihrer

Kleidung

den Arabern stehen.

träger, weniger schön

Turbane, zum

schlechte

Strick von Kamelshaaren;

mehr arabisch

fast

ist

Sitten

Handel und Handwerk,

elender,

zum Theil

Städtebe-

ihren

als

Ganze

das

Die

maurisch.

Zahl der Mauren von reinem Blut, an der Weisse der Haut, den edleren Zügen

,

der reinlichem

erkennen, beträgt kaum 1000. sie

tragen hier wie in Algier

orientalischem Schnitt,

die

man über Viele

dern. der's

sie her,

ihre

vor

noch einige da, verschwunden.

Bei jeder Katastrophe

Buden und Häuschen zu plün-

die

Türken aber

Seit der

Mascara

Negern;

gewesen

so

wohnen

sind

ganz aus Mascara

keineswegs

verbrannten

,

Emirs Palast



die

wie

Ciauzel's

in

Trümmer

Stein- und Lehmhütten aber, die kein Feuer

elend



fast aller afrika-

auch Kuruglis

Anwesenheit der Franzosen

Bulletin meldet, sondern nur des

fingen,

sehr

ein

der Einnahme Mascaras niedergemetzelt.

nischer Völker, Kabylen,

die

— 400;

schwarze Kleidung nach

Die übrigen bestehen aus einem Gemengsei

schlugen,

leicht zu

noch 3

wurden von dem aufgelösten Heer Abd-el-Ka-

am Tage

übrigens

es

leben aber viel ärmlicher,

elender gedrückter Menschenschlag. fällt

Kleidung sehr

Juden giebt

seit

und baufällig zurückliessen , wi#

dem December 1835

hat die

sie

zuvor

Bevölkerung

409

um etwa 1000 Köpfe abgenommen

von Mascara

tenteils nach Tekedent,

deten Stadt

kamen auch

südöstlich

gröss-

die

,

der von Abd-el-Kader neu gegrün-

von Mascara,

auswanderten;

einige

um

den Bergen aus Mangel oder Müdigkeit

in

oder wurden von den Kabylen erschlagen.

Mascara, obwohl

der wichtigste Punkt der Provinz,

war doch schon lauge vor

der französischen Expedition

armer

wahre Beduinenstadt,

ein

elender

und unvertilgbar

beweglich

Geld und Waaren kann man von

Duars.

Ort, ,

dort in

eine

wie die

wenigen

Stunden nach den Bergen retten und dann bleibt dem ErobeLässt

rer nichts, als ein Steinhaufen.

Wuth

aus,

und

kaum werthen in ein paar

Monaten könnte man

der Provinz.

marokkanischen Gränze, Titeri entfernt.

Wer

Es

Mascara wieallein in der

weit

gleich

ist

des Pulvers

wenig verloren,

ganz

ist

von der

wie von der Gränze der Provinz

Mascara mit nur 3000

marschfertigen Truppen,

worunter 4

nicht fehlen dürfen, besetzt hält, der

schönsten Weidegefilde der Provinz

Süden und

ist

ein ähnliches

Mascaras Wichtigkeit

Lage

centralen

sprengt er auch alle elenden,

Steinhütten in die Luft, so

der aufbauen.

an diesem seine

er

,

— 500

leichten,

immer

tüchtige Reiter

gebietet über die zwei die

Ebene Egghres im

die ungeheure, so schön bewässerte,

grüne Fläche

im Norden, welche dreimal den Namen wechselt, bald Ebene des Sig,

des

Habrah oder Ebene von Ceirat genannt wird.

Hätte der Marschall besetzt

fen,

Flita

Mascara,

statt

Tlemsan,

und dorthin eine hinreichend starke Garnison gewor-

um

Streifzüge und Ueberfälle in der

ternehmen, beiden

Clauzel 1835

so

wäre

es

Stämme der Haschems an den Ufern des

Garrabas,

dem

Beispiel

Umgegend zu un-

hohe Wahrscheinlichkeit, in

Schelif,

von

dass

die

der Ebene Egghres,

die

Beni-Ammer und

die

die

Bordschia folgend,

von dem

410

Emir

abgefallen wären.

Denn

so fanatisirt diese mächtigen

Stämme auch durch Abd-el-Kader's

feurige Predigten

und

Proklamationen waren, so wüthend sie die Franzosen hassten, so

hätten

doch

sie

nicht

gern

Wohnsitze mit den rauheren tauscht;

würden wohl

sie

ihre

schönen

fruchtbaren

Gegenden von Tekedent

ein paar

Monate lang

ver-

sich tapfer

geschlagen, dann aber von der Ohnmacht ihrer Angriffe wider die in Mascara verschanzten Franzosen überzeugt, gleich

den Duairs und Zmelas Unterhandlungen augeknüpft, de sich unterworfen haben und Abd-el-Kader ein verlassener Flüchtling gleich

am En-

wäre wohl

Achmet Bey

jetzt

er hätte sich

,

entweder wie sein früherer Nebenbuhler Mustapha-Ben-Ismael gleichfalls

den Franzosen angeschlossen oder er

irrte

jetzt

mit einem auf ein paar hundert Abenteurer reducirten Häuf-

mehr wie

lein,

ein

Räuberhauptmann,

wie ein Fürst im

als

Land.

Der Markt von Mascara wird in der Vorstadt

Bab-Ali, drei Tage in der Woche: Freitag,

Sonnabend und Sonntag, gehalten. Arabermarkt,

lebteste

auf einem grossen Platz

Es

ist

bei

weitem der be-

den ich im ganzen Lande gesehen.

Die Zahl der versammelten Beduinen war wenigstens zehnmal so gross,, als die arabischen Verkäufer auf dem täglichen

Markt

bei Algier vor

bedeutend,

dem Thore Bab-a-Zun und dreimal

als die besuchtesten

so

Märkte der Ebene Metidscha.

Es kamen weit mehr Waaren aus dem Innern zum Vorschein, als ich

an andern Punkten bemerkt habe.

dern und Eier von Straussen

zu

Wir

ziemlich

Die Datteln waren klein, missgestaltet und so

gut,

häute,

als

die von

Tunis und Aegypten.

kauften Fe-

billigen Preisen.

bei

weitem nicht

Schöne Thier-

wie von Löwen, Panthern, waren nicht häufig und

ziemlich theuer.

Honig und Wachs wird hieher

ebenfalls

411 wie nach Constantine gebracht,

nicht in so grosser Quantität

dagegen

Gummi

ist

etwas

stärker im Handel.

Schafwolle

und Häute von Heerdenthieren sind die gangbarsten Artikel,

wurden

zur Erndte

nur

Getreide wird

gebracht,

viel

von Pferden

obwohl Abd el-Kader seinen Unterthanen verbo-

uns,

doch ziem-

ten hatte, deren an die Franzosen zu verkaufen, lich

in

Dromedare

schöne Thiere für 150 Budschus angeboten.

giebt es in der Provinz

Oran in weit grösserer Zahl,

als

den übrigen Landestheilen.

Die Scenen des Marktes

von Mascara sind dieselben,

wie auf den Märkten von Buffarik und an der Hamiss, doch ist

bei der grössern

Masse von Afrikanern,

Boden

freier

ist

mit wilden

meistens

Gewänder

bedeckt.

blinde Sänger,

,

Spieler,

wie die halbe Stadt

fast,

sonngebräunt,

Gestalten,

gross und muskulös, gekleidet

das Schauspiel viel

sich geberden,

Ein Raum, so gross

imposanter.

Mascara,

viel

in

schwarzbraune

Gaukler

Tänzer,

im Be-

Volk auf ihrem eigenen

wusstsein, dass sie als unabhängiges

leben,

die hier

,

bärtig,

flatternde

Märchenerzähler,

Wahrsager

Musikanten,

führen neben Verkäufern, Käufern und Müssiggehern die ge-

wöhnliche Komödie der arabischen Märkte auf. ist

Ganz ähnlich

nach den Schilderungen der neuesten Reisenden im Orient

das tägliche Marktschauspiel in Cairo,

nur mit dem Unter-

arme, getretene, misshandelte Race der

schied, dass dort die

Fellahs sich einer kurzen Lustigkeit der Verzweiflung überlässt, gleich

nem

dem Negersklaven auf Cuba, wenn

schweissvollen

Arbeitstag

tänzchen klingen hört.

die

er nach

ei-

Tamburine zum Abend-

Der arme Fellah sieht beim Begaffen

der Gauklerspiele immer auch die Hippopotamuspeitsche seiner

tyrannischen türkischen Herren daneben, während die Bedui-

nen Abd-el-Kader's, ein kriegerisch

stolzer kräftiger

Men-

412 mit erhobenem Haupte

schenschlag,

lingen oder Marabuts vertraut wie schütteln.

damit sind

gend

schuldige,

um

seine

Ge-

sie alle

ihres Gleichen

Nur

die

alle

Araber einverstanden.

Hand

die

Diebe entgehen der Bastonnade nicht und

Kaid oder Kadi

ein

seyen

als

,

durch das Getümmel stolziren und ihren Häupt-

bieter hier,

Wollte sich aber

ir-

Misshandlungen gegen Un-

brutale

wie in Aegypten erlauben,

Macht geschehen seyn.

würde

so

Abd-el- Kader

es,

schnell

wird

selbst

sich nur so lange halten, als er ein reiner Araberfürst bleibt,

Gerechtigkeit übt und die Sympathie hat.

fürchterliche Spottbenennung.

Race

im

Ismael's

fetten

gefolterte Sklavenheerde

Stämme

seiner

Das „arabische Reich" Mehemet

Dort steckt

die

für sich

wie eine

Ali's klingt

unglückliche

Nilschlamm, nackt und hungrig, eine ,

während

die feisten türkischen

bieter sich inzwischen recht behaglich von

mästen, und diesen Zustand heisst der arabischen Nationalität

!

man

Ge-

dem Fellahschweisse dort ein Auferstehen

Wahrhaftig, mit demselben Recht

könnte man Cuba, Martinique, Texas

u.

w. blühende Ne-

s.

gerreiche nennen und dem geprügelten schwarzen Zuckerplantagenarbeiter von

dem Ruhme vorschwatzen,

ägyptischen Plagen,

blühendsten

Die osmannischen

Colonien der Erde gegründet zu haben.

Egel, diese

die

welche

dort

den

in

den

Pulverrauch gehetzten Arabern eine schändliche Prasserherrschaft verdanken, sind aus der Berberei so gut als jagt.

In

Marokko haben

polis sind sie an der

sie nie festen

Küste blokirt,

mit den Eingebornen vermengt, sind sie fast

dieser

gefasst, in Tri-

Tunis haben

in

sie sich

aus der Regentschaft Algier

verschwunden und Abd-el-Kader hat nur Araber

zu Officieren und Beamten. blick

Fuss

ganz ver-

stolzen

Hochmuth und

Araber

Am in

Ende

ist

Mascara,

das vollste Bewusstseyn

mir doch der Anaus

der

deren

Freiheit

Auge blitzt,

413 Barbarei und Gräuel noch lieber,

trotz ihrer

dem

zitternden, auf

fruchtbarsten

als das verächt-

osmannischen

liche Bild des demüthigen, vor der

Boden

Peitsche

und elend krie-

siech

chenden Fellahvolks am Nilufer.

Meine

erste

Unterredung mit dem Consul Daumas über-

zeugte mich von der Unmöglichkeit, meinen Plan einer Reise

nach dem Kobla und der Sahara auszuführen, wenn ich nicht die

Einwilligung

hiezu

vom Emir

erlangen

selbst

Der Khalifa Hadschi-Mustapha und

der

könnte.

Hakhem Hadschi-

Bukhari waren argwöhnische Männer, fürchteten Abd-el-Ka-

und schienen auch

der's Missbilligung

ten des Emirs, sein

din bewohnt, und

Kaschruh

Oheim, der

sein

Bruder,

eine Einsiedelei

sich

viel

Emir

die Europäer gestimmt, als der

ungünstiger gegen

Die Verwand-

selbst.

Ghetna von Sidi-Mahid-

die

der

auf

dem Kirchhof von weigerten

erbaut hat,

sich,

durch ihren Einfluss meine Bitte zu unterstützen, unter dem

Vorwand,

sie

dürften

sam lebende Marabuts

bei

ihrem heiligen Charakter

sich in solche

als

heiten nicht mischen und verwiesen mich an die hohen ten der Provinz.

Nachdem

berathschlagt hatte,

ich mit

ein-

Verwaltungsangelegen-

dem Consul lange

ob es wohl gut sey,

Beam-

reiflich

dem Hakhem von

Mascara meinen vom Marschall Valee unterzeichneten Empfehlungsbrief vorzulegen, der den

vermehren konnte,

Argwohn

entschloss ich mich

da der Brief über den

des Häuptlings leicht

am Ende

doch hiezu,

Zweck meiner Reise bestimmte Auf-

schlüsse gab und der Reisende mit

solchen directen Empfeh-

lungen wenigstens mehr Ansehen geniesst und mehr Ansprüche auf höflichen

Brief

Empfang machen

aufmerksam

Khodscha

und

liess

darf.

solchen

Der Hakhem auch

lesen; ein paar Augenblicke blieb

seinen

las

den

ersten

er nachdenkend

und fragte mich dann nach meinen Wünschen.

Ich

bat ihn

414

um

Escorte nach Tlemsan,

eine

dem Bedeuten,

höflich ab mit

des

Sultans

er

schlug mir aber diese

dass er ohne die Einwilligung

solche nicht geben könne.

dass ich noch

Ich sagte ihm nun,

einen Brief für Abd-el-Kader selbst hätte und

nach Medeah zu reisen wünschte, und

Schreiben einzuhändigen

um

eine Escorte in das Innere ihn

um

dort

dem Emir

das

Ferman, sowie um

einen

zu bitten.

Hadschi-Bukhari

Sultan habe Befehl gegeben, keinen RumMedeah reisen zu lassen, wenn er nicht eine offimi nach antwortete, der

politische

cielle

durch Gebirge,

Botschaft habe,

überdies

führe

wo Kabylen wohnten, gegen

der

Weg

die eine kleine

Escorte mich nicht schützen könne; er rieth mir, in Mascara zu bleiben, bis Abd-el-Kader selbst käme.

von Mascara wollte viel

ich

wünschte.

er

Es

In die

mir Escorten geben, blieb

so

Umgegend oft

mir keine andere Wahl, denn

Man

der Bescheid des Khalifas lautete ungefähr ebenso. selbst in

und so

hat

Algier keinen Begriff von der Schwierigkeit, den

Argwohn

der Abd-el-Kader'schen

welche

jedem Ankömmling einen verkappten französischen

in

Häuptlinge zu

besiegen,

Ingenieur vermuthen, der Karten und Zeichnungen von dem Landestheil, den die Franzosen noch nicht gesehen, aufneh-

men

wolle.

Ueberhaupt trauen

sie

immer dem europäischen

Reisenden irgend einen geheimen, gefährlichen Plan

zu,

denn

von dem , was die meisten europäischen Entdeckuugsreisenden zu ihren mühseligen und gefahrvollen Unternehmungen treibt,

von dem uns so lebendig

eingefleischten

Trieb,

Länder zu

erspähen, die noch kein anderer Reisender erforscht und beschrieben;

Weise

in

von jener mächtigen Sehnsucht,

die oft seltsamer

ganz ungebildeten Seelen sich regt, zu dem Unge-

heuern Gebäude des menschlichen Wissens einige neue Steine hinzuzufügen, von jener

tiefglühenden

Reiselust,

die einem

415 Hornemann,

Burkhardt,

Mungo

Park, wenn

sie

heimge-

kehrt waren von langer leidenvoller Irrfahrt, kein

Ruhen und

Gemächlichkeit des

civilisirten

Rasten mehr gönnte in

Lebens ,

der

sondern sie immer wieder hinaustrieb in die Wild-

und am Ende

nisse unter Barbaren, sie zu neuen Abenteuern

zum Tod

führte



sucht der Europäer

von einer solchen wunderlichen Wanderhat

der Araber

keine Vorstellung und

wird auch nimmermehr an ein ihm so unbegreifliches Gefühl glauben wollen. Capitän

Daumas und Dr. Varmier

flüge über zwei Stunden

Vergebens hatte

nen.

südlich

letzterer

niss zu erhalten gesucht, die

Eingebornen Sidi

-

hochberühmten

Ben - Hanefiah

von

Mascara machen kön-

von dem

wegen

niemals Aus-

hatten

Hakhem

die Erlaub-

ihrer Heilkraft unter den

von

Thermalquellen

Hammam-

Immer wusste Hadschi-

zu besuchen.

Bukhari eine neue Ausrede zu finden, erbot sich aber willig,

lich

wenn

ihm Wasser von dort holen zu lassen,

Eben

sen zur Heilung seiner Kranken bedürfe.

waren seine

Schritte bei

dem

Khalifa.

so

bereit-

er des-

vergeb-

Geschenke, Ver-

sprechungen, List, kein Mittel vermochte den starrköpfigen

Argwohn

dieser Häuptlinge zu brechen.

ein Hauptmotiv ihres

Widerstrebens

wohn oder Abneigung gegen

Vielleicht auch

war

weniger eigener Arg-

uns Christen,

als

vielmehr die

Furcht, die Stämme im Innern möchten über unser Erschei-

nen unzufrieden werden und sie

die Franzosen das

rabutgräber durch die sen.

Es

ist

Land

ihnen Vorwürfe machen, dass ausspioniren,

dass sie die

Nähe der Ungläubigen

eine der schwachen Seiten der

Ma-

beflecken Hes-

auf die religiöse

Exaltation des Volks basirten Herrschaft Abd-el-Kader's, dass

ihm jede unnöthige Gefälligkeit gegen Christen übel gedeutet wird und dass die fanatische Stimme eines einzigen Marabut,

416 der

dem Emir einen solchen

fährlich

werden kann.

Hindernissen ,

Dort glaubte man

1

.

Niemand von solchen

In Algier hatte

meine schönen Pläne zu nichte machten,

die all

eine Vorstellung

Schritt vorwirft, letzterem ge-

,

ich

würde ganz unge-

Land zwischen dem Süd-

hindert bis in das noch unbekannte

abhang des Atlasgebirges der Regentschaft Algier und der Sahara vordringen können und man freute die Resultate eines

so

sich gar sehr auf

Zuges.

interessanten

Mascara Briefe von Herrn Guvon, dem

Armee, welcher mich beglückwünschte,

Ich

erhielt

in

ersten Stabsarzt der

nun wohl

auf der

Reise nach der grossen Wüste zu seyn und mich aufmunterte, so tief als

des

machten uns diese optimistischen

Consuls

Am

möglich in dieselbe einzudringen.

Tische

Täuschungen

Beamten Algiers von der Reiseleichtigkeit

der obersten

in

den Provinzen Abd-el-Kader's herzlich lachen.

Es

blieb

Ankunft des Emirs sein Volk,



mir nur noch eine Hoffnung

Abd-el-Kader

selbst.

wie über seine Häuptlinge,

ist

die auf die

so erhaben über

dass

ich

noch kei-

neswegs an der Möglichkeit verzweifelte, seine Einwilligung und seinen Schutz für mein Unternehmen zu gewinnen. der

Emir doch Herrn

birge bereisen zu

wollen vorgab,

aber die bald darauf

Hatte

der als Mineralog das Ge-

Pellissier,

seinen

Schutz

angeboten,

ausgebrochenen Feindseligkeiten verhin-

derten dessen Unternehmen.

brugger bei Abd-el-Kader,

um

Später meldete sich Herr Berdie

suchen, dann der Dr. Bodichon,

Ruinen

um

in

Kobla zu

unter-

heilkräftige Pflanzen zu

suchen, beiden versprach er sehr gnädig alle Erleichterungen. Allein es

war

bis jetzt

ben und jene Herren

immer nur beim Versprechen

Reise in die innersten Atlasgegenden zu rüsten. hätte es sich

geblie-

zauderten selbst sich mit Ernst zu einer

nun erproben müssen,

in

Bei mir

wie weit man auf die

417 Versprechungen Abd-el-Kader's nichts

hätte

Lastthiere die

an

hätte

übrigen Bedürfnisse hätte ich von Oran

ziehen

können.

denn mich

dürfe,

Abreise

gehindert.

Mascara zu miethen gefunden und

in

ich

rechnen

augenblicklichen

einer

aus

schnell be-

Ich hatte lange die Art überdacht, wie

dem Emir am klügsten

man

Gesuch vorlegen könne,

ein solches

wie sich am besten seine Gunst gewinnen Hesse, wie man

am

lockendsten durch irgend ein vorgespiegeltes Project, das

seine eigene Neugierde oder Habsucht reizte,

ihn

selbst für

Abd-el-Kader wür-

eine Reise ins Innere interessiren könne.

de sich vielleicht eher als seine Häuptlinge über das

Geschrei einiger missvergnügter

Fanatiker des Südens hin

weggesetzt und mir zuverlässige Führer

ben haben, Hatte

er

Marabuts trotzen

an die Seite gege-

was keiner seiner Untergebenen

doch mehr

als

dumme

einmal

schon

sich

getraute.

den intolerantesten

und den kriegerischesten Kaids und Scheikhs zu

gewagt und ungeachtet ihrer

Opposition

nicht nur

mit den Franzosen Friede gemacht, sondern auch eine ziemlich energische Polizei eingeführt

und jedem Stamm gedroht,

ihm Weiber und Heerden wegzunehmen, wenn er

Haar zu krümmen. die

Mit grosser Sehnsucht erwartete

Ankunft des jungen Fürsten,

Mascara erwartet wurde. rüstete

Maadi.

sich

damals

Er kam

ich

ein

nun

Abd-el-Kader

aber nicht.

zum Zuge gegen Ain-

mit aller Macht

Er

wagen

welcher Mitte Aprils in

Seine Avantgarde stand zu Tekedent,

corps zu Medeah.

es

reisenden Europäer

würde, einem unter seinem Schutze

hatte von allen

Seiten

sein Haupt-

grossen Zulauf

von beutegierigen Abenteurern, die freiwillig bei ihm Dienste

nahmen, und brauchte daher

nicht

die

Werbungen

westlichen Theil seines Reiches zu betreiben.

in

Im Juni brach

gegen Ain-Maadi auf, ohne Mascara zu berühren. Moritz Wagner's Algier. I. 27

er

dem

So

418 war auch

diese

Ausführimg meines

Möglichkeit der

letzte

Planes vernichtet worden.

Inzwischen benutzte ich meinen Aufenthalt,

um

möglich,

Die Begleiter der Clauzel'schen Expedition hatten

streifen.

Es war damals Nebel- und Regen-

gar nichts davon gesehen. wetter, die

nach drei

Armee ging

Mascara hinaus und

nicht über

trat

Ruhetagen ihren Rückmarsch an, ohne die so nahe

Ebene Egghres jetzt

so viel wie

sehenswerthe Punkte der Gegend zu durch-

alle

Alle Ausflüge

zu haben.

betreten

,

die ich

mit dem Consul, seinem Arzt und meinen beiden andern führten uns nach

Reisegefährten unternahm,

Reisender

neuerer

kein

betreten

Punkten,

die

und von denen auch

hat

Shaw, Peyssonel, Bruce keine Erwähnung machen.

Am

31.

März 1838 bestiegen wir den Schruab-el-Rähah,

dessen

Kette, fast

welchen küsst,

der

Nordwestwind

während

die

Ebene

derselbe nicht

sonnenreiner Tag.

Wenige

Gipfels,

des

Wintermonaten

den

Wind, durch

die

scharf

Bergwand abgehal-

Es war

ein recht

ritten

ohne Führer, aber gut bewaff-

über

der

Vorstadt Bab

schwebte ein mächtiger Raubvogel sern Köpfen

des Windes", hat

Lippenform

heimsuchen kann.

Wir

Schritte

der in

ein

der Aetna und Rigi über-

als

Namen von

dritten

Punkt der Gegend,

höchste

Der Schruab-el-Rähah, „die Lippe barocken

seinen

net.

der

Gipfel,

eben so weites Panorama

schaut.

ten,

Mascara gelegenen Berg der

von

einen nordöstlich

Es war

Ali hinaus

gar nicht hoch über un-

recht langsam feierlichen

ihn mit der Kugel herab.

-

Fluges.

Ich schoss

ein alter Falco Bonelli,

den ich mit grosser Freude in die Jagdtasche steckte.

Die

umstehenden Araber kamen herbeigelaufen und äusserten ihre

Bewunderung über meine

Percussionsflinte, von der sie zuvor

nicht glauben wollten, dass sie wenigstens

eben so gut und

419 schiesse,

sicher

langen

ihre

als

mit

Flinten

riesenhaften

Die naturhistorische Beute war auf diesem Aus-

Schlössern.

Am

fluge überhaupt sehr reich.

Fuss des Schruab-el-Rähah

wuchsen eine Menge von schönen und zum Theil mit

Pflanzen,

Wir

füllte.

denen

Herr Varmier seine

Auf

fanden fünf Orchisarten.

erbeutete ich eine schöne neue

Botanisirbüchse

halber Bergeshöhe

Schneckenart,

die

bedeu-

in

Menge an den Büschen hing und wohl nur

tender

seltnen

den

auf

Höhen vorkommen mag, denn weder Herr Varmier noch haben

sie je

Im

an andern Punkten wieder gefunden.

ich

Stau-

be des Fussweges kroch Sepidium aliferum, ein bizarr geKäfer.

stalteter

die

fing

seltne

Auf dem mann

Schmetterlinge zogen in bunter

Menge;

ich

Hipparchia Ines und die Anthocharis Douei.

äussersten Gipfel traf ich unsern ritterlichen Lands-

Papilio Machaon, der auf hohen

Blumen

sich stolz

und

freudig wiegte.

Der Schruab-el-Rähah tiefen

ist bis

tation von Graspflanzen,

men von

höchstens

Blumen, Büschen und kleinen Bäu-

15 Fuss Höhe bedeckt.

von Klüften durchfurcht, Stellen,

wo

die

die aber

chen Klüften eine Tiefe von 30 Stellen

Der Berg

ist

nur an äusserst wenigen

Regenbäche das Erdreich weggeschwemmt Die Erdschicht hat in man-

haben, nacktes Gestein zeigen.

Fuss

zu seinem Gipfel mit einer

und ergiebigen Dammerdschicht und mit reicher Vege-

herausragende Gestein

— 40 ist

Fuss.

Das an einigen

Urkalk und Gneiss.

traf ich zerstreut liegende fossile

Am

Mollusken in geringer

Zahl, von denen ich auf halber Bergeshöhe keine Spur mehr sah.

Wir

konnten nicht

bis auf

den Gipfel reiten,

sondern

Hessen die Pferde auf einem Wiesenabhang in halber Höhe unter der

Bewachung

den Gipfel

um 12

1 /.,

eines

Uhr.

Dolmetschers.

Wir

erreichten

Die Höhe des Schruab-el-Rähah

27*

420 Die weiteste

1460 Metres über dem Mittelmeer.

beträgt

Aussicht

ist

gegen Norden, wo man

Chaos

zuerst ein wildes

von bewaldeten Bergen und einigen Felsen ,

tiefe

zum Theil

dann

auch wieder

recht heiter grün,

mit Duars,

Heerden und

weissen Marabuttempeln angefüllt,

überschaut.

Bei diesem

von

Steinwänden Thäler,

breite

Schluchten,

gebildete

wild verschlungenen Gebirge

die drei Ketten,

es schwer,

ist

deren Richtung von Osten nach Westen geht und die unter sich durch viele Ausläufer von

Die

sind, herauszufinden.

beträgt,

Norden nach Süden verbunden

stärkste Breite dieser drei Ketten

Augen messen konnten,

so weit wir solche mit den

nicht über sechs Lieues, wir übersahen dieselbe in einer

An

von ungefähr dreissig Lieues. sich

Ausläufer

der nördlichsten Ketten wie bei Algier nach

dem Meere hinzudrängen und

also

des Sig

Wir

ausfüllt.

ganzen

Ebene

Halbkreis von

Landstrich von den

grössten Flusses

des

Schelif,

den

grossen

grösstentheils die

übersahen, in einem

Bergzügen eingeschlossen, Ufern des

gleichfalls einen

Raum

zu bilden, deren innern

Bogen

Länge

den Extremitäten scheinen

der

Regentschaft

an die Dolomitfelsen von Mers-el-Kebir

Algier im Osten,

bis

die Küstenpunkte

Oran, Arzew, Massagran und Mostaganem

traten deutlich hervor.

sich

das

Auge

in

Im

äussersten Nordhintergrund verlor

der bläulich

ganz so weit und abwechselnd

Nicht

Süden.

Hier sahen wir

welcher die

dritte

zunächst

Atlaskette

Mittelmeerfläche.

neblichten

die

ist

das

Panorama im

Ebene Egghres,

recht sanft versinkt.

in

Wellen-

förmige grüne Anhöhen ziehen sich an ihrem Nordrande hin

und bilden kleine Wiesenthäler mit den besten Weiden. einem dieser Thälchen

liegt die

wo

stets

Mahiddin seine Residenz

hat.

Abd-el-Kader's Geburtsort, milie

Ghetna von

In

Sidi-Mahiddin,

das Oberhaupt der FaJetzt

wohnt Abd-el-

421 Kader's Oheim, der einzige noch lebende Bruder

Mahiddin,

des alten

Ghetna nennt man die Einsiedeleien jener

dort.

Marabuts, welche junge Leute erziehen,

sie

Es

richten und sie zu Marabuts bilden.

im Koran unter-

sind dies also ara-

Knaben von vornehmen Familien

bische Seminare, und nur

oder von besonders ausgezeichneten Anlagen finden Aufnahme

welche

in solchen Ghetnas,

verlassen und dann in

sie

ihrem Stamm

und Auszeichnung gemessen. schon

später

Heilige wieder

als

grösste Verehrung

die

Die Ghetna von Sidi-Mahiddin,

langer Zeit die berühmteste geistliche Erziehungs-

seit

anstalt dieser Art in der Provinz Oran, besteht aus vier ein-

stöckigen weissen Häuschen.

Das

eine

die

ist

Wohnung

des

gegenwärtigen Oberhaupts der Ghetna, der dort seine Bibliothek und sein Audienzzimmer hat; nebenan stösst ein Häus-

chen,

wo

mehr

nie

als

Gemache

welches durch den Garten von der getrennt

Das

ist.

vierte

oder kleine Moschee,

wo

die weissen

Gebäude endlich

Es

eine Palme.

giesst in der

eine Kapelle

und die andächtigen eine

ist

mit

Vor dem Eingang

recht lieb-

dem Marabut-

der Kapelle steht

Im Gärtchen werden Gemüse, Melonen, Blumen

und der heilige Mann

und

ist

des Marabuts

Häuschen tragen einen grünen Mantel von

aufgewundenen Reben.

jätet

Unkraut

aus.

arbeitet

hier selbst mit, be-

Seine kleine

He erde w eidet r

Nähe an einem Bachufer, wo das ganze Jahr grünes

Futter wächst.

um

Wohnung

Einsamkeit, dieses grüne Thälehen

gepflanzt

deren

Gebäude,

bestehendes

die Zöglinge

Gäste sich zum Gebet versammeln. liche sitz,

Die Zöglinge,

zwölf aufgenommen werden, bewohnen ein läng-

einem einzigen

aus

liches

Frauen wohnen.

seine drei

Täglich

dort zu beten, den

kommen

Gäste nach der

Ghetna,

Marabut um Rath zu fragen und mit

seinem Segen wieder heimzukehren.

Diese Wallfahrer koin-

422

men

Der Eine

Händen.

nie mit leeren

ein

Dritter auch baares

Im

Geld.

Sidi-Mahiddin vor seiner Hüttenthüre,

sitzt

kömmlinge

nimmt

liebreich,

heiligen

der Andere einen Sack

Einsiedler ein Stück seiner Heerde,

Getreide,

dem

bringt

bleichen Bart

grüsst

die

An-

Geschenke in Empfang und

die

den Gast dafür mit Kuskusu und Quellwasser bewirthen.

lässt

Beinahe täglich kommt ein Dutzend solcher Pilger, den Marabut sich im recht sanft

bar im Streit und

Der Eine

Herzen.

bittet

die

um

und ein paar Stunden

und gemüthlich mit ihm verplaudern.

etwas auf dem

hat

Kreise setzen

den Marabut,

lebt mit

Fast jeder

dem Nach-

den Friedenstifter zu

machen, der Andere hat keine gesegnete Ehe und wünscht ein

Fürwort des frommen Mannes, dass ein

schenke,

Krankheit

hat

Dritter

eine

oder ein leidendes

krankes Lieblingspferd

Gebet.

oder

Familienglied

oder es

für all dies sucht er Hülfe bei

Allah ihm Kinder

wirkliche

quälen

eingebildete

oder auch

Gewissensbisse,

ihn

dem Marabut durch Rath und

Oft auch werden politische

Dinge dort verhandelt,

Neuigkeiten ausgetauscht, diplomatischer Rath gehalten. der, der Nachrichten aus Oran bringt, eingetroffen ist, jeder,

Zeitungsbären

einen

Mekka

dem

ein

ein

aufgebunden,

zurückkehrende Hadschi,

wenn

boshafter

Dampfboot

Dragoman irgend

endlich

welcher

ein

Je-

auch jeder aus Neuigkeiten

aus

dem Orient über Mehemed-Ali und den Sultan-el-Mumenin

bringt,

Gast.

Die

ist

in der

Ghetna ein gar sehr willkommener

einflussreichsten

der Gegend lassen selten den bei Sidi-Mahiddin sitz

tige

Kaids, Scheikhs und Marabuts

Mond

gewesen zu seyn.

zweimal wechseln,

gebietet oft über das Schicksal des Landes.

Männer, häufig

in

Lumpen

ohne

Dieser kleine MarabutEinige bär-

gekleidet und Quellwasser

trinkend, aber von mächtigem Einfluss über das durch gemein-

423

sam feurigen Glauben dort über die

eng' verbrüderte Hirtenvolk, entscheiden

Dort wurde im Jahre 1832

Krieg und Frieden.

Ermordung der Türken von Mascara beschlossen, der verstorbene Mahiddin

predigte

gen Krieg gegen

Kader, nach Mehemed-Ali Sohn, dort geboren und

Dschad

den

Franzosen;

die

endlich

ist

oder

dort heili-

auch Abd-el-

unstreitig Afrikas merkwürdigster

in dieser Einsamkeit,

wo

Alles

zum

Nachdenken und zur Ruhe der Seele stimmt, zum grossen

Mann

So

gereift.

Mascara kommt,

Abd-el-Kader in die Umgegend von

oft

er

lässt

selten

Tag

einen

seinen Ahnensitz zu besuchen und mit

dem

vergehen, ohne

alten

Oheim Be-

rathungen zu pflegen.

Im Süden

der Ebene Egghres

man vom Schruab-

sieht

el-Rähah aus noch eine vierte Gebirgskette, deren Lauf viel deutlicher scheint, die aber niedriger lich

unterscheidet

fünfte

man am die

Atlaskette,

Mauer

wie eine

als die dritte;

ist,

end-

Südhorizont noch eine

fernsten

keine hervorragenden Kegel hat und

fortläuft.

Alle

Beduinen der Sahara, die

wir in Mascara gesprochen, sagten übereinstimmend, es sey dies die vorletzte Gebirgskette nach

erhebe sich vier

cara ohne schneebedeckte Gipfel, terrain

allmälig

setzungen

Süden hin; eine sechste

Tagmärsche (48 Stunden)

in

den

Kobla,

südlich von

Mas-

dann versinke das Berg-

wo

in

schwachen Fort-

nur unzusammenhängende Hügel noch vorkommen.

Die Breite des anbaufähigen Bodens, Telia genannt, der Provinz etwa 90 Stunden betragen,

mag

in

dann kommt reiner

Sandboden nur von Oasen unterbrochen.

Am

Fusse der vierten Bergreihe, an der Südgränze der

Ebene Egghres, lamilie. lich

liegt

Kaschruh, der Friedhof der Mahiddin-

Die Lage der Ghetna

ist

hübsch heiter,

aber ziem-

gewöhnlich, auf der grünen Wiese sehen ihre weissen

424 Häuser wie Schweizermaierhöfe oder eher wie lombardische Winzerhäuschen hiddin

sich

Zu

aus.

weit

eine

ihrer

Ma-

Ruheresidenz haben die

Gegend,

herrlichere

als

zu

ihrem

Aufenthalt, ja vielleicht den schönsten Fleck der Provinz ge-

Kaschruh

wählt.

beiden

ren in

liegt in einer Schlucht

wilden scharfgezackten Formen,

ropsfächern

bewachsen

Atlas,

theiiweise

In der

aufragen.

,

hochstämmiges Laubwerk

man

des

auf de-

Granitwände von ziemlich grosser

Seiten

Chamae-

mit

wächst

Tiefe

zusammengedrängt, dass

dicht

so

Höhe

auf den Zweigen wie auf einem Bett sich schaukeln und

von den Felsen sich darauf hinunterstürzen könnte, ohne einen harten Fall zu fürchten. das schattenreichste

Man

sieht

Holzgewächs

dort Johannisbrodbäume,

Gegend,

dieser

Palmen,

Granat-, Mastix-, wilde Oelbäume, Eichen, wild verworren

und durch Winden und bald

Meerwogen ähnelnd,

bald in der Gestalt eines Thron-

bald wie Schiffe

himmels, alles

Schlingpflanzen zusammengebunden,

Masten,

mit Segeln,

Wimpeln,

von Aesten und Blättern geformt und mit Grün in allen

Nuancen bemalt.

Dieser Blätterhorizont, der unter dem blauen

Wind

unbeweglich ruht, weil der

in die

enge geschlossene

Schlucht nicht dringen kann, verdeckt die weissen Grabtempel, welche hie und da durch Astlücken hervorsehen.

Tempel

solche kleine weisse

schieden

durch

Mahiddin,

Mauer

Wände

von

Abd-el-Kader's

Sieben

sind in einer Reihe gebaut, ge-

Cactus;

Vater,

das

mit

ist

Grab des einer

letzten

doppelten

eingeschlossen, neben welcher Mustapha-Ulid-Mahiddin,

Abd-el-Kader's älterer Bruder, sich eine Einsiedlerhütte aus

Baumzweigen gebaut

hat und in der Nachbarschaft des Stau-

bes

seiner Väter allein und kinderlos

ben

lebt.

Dieser junge

Stammes der

Flita

am

Mann war Schelif und

ein träumerisches

einst

Le-

Kaid des mächtigen

nahm an einem Aufstand

425 Später zog er sich ganz von

wider seinen Bruder Theil. den Geschäften und der

zurück, wählte Kasch-

Gesellschaft

ruh zum Wohnsitz und lebt nun einsam, in dem Anblick der

im Lauschen des Bergbächegeplätschers und

der

Waldvögellieder versunken, recht schwermüthig in den

Tag

Gestirne,

Ob

hinein.

Neigung und

das

Leben

seltsame

freier

Wahl

dieses

entsprungen

oder

um

dienspiel und eine Selbstmarter ist,

jungen Mannes aus nur

ein

Komö-

damit auf die Phan-

Araber zu wirken, und einen geheimen, ehrgeizigen

tasie der

Zweck

zu erreichen,

ligiöse

Schwärmerei und träumerisches Hinbrüten scheint üb-

wäre schwer genau auszumitteln.

Re-

rigens eine Eigenschaft dieser seltsamen Familie, und nur bei

Abd-el-Kader wird

von politischer Schlauheit,

sie

Eroberungsgelüste

schem Sinn,

und

kriegeri-

unbegränztem

Ehrgeiz

aufgewogen.

Noch Mascara

erwähnenswerther

ein ist

das

der

Umgegend von

Dorf der Bordschia, wo man einige Rui-

nen ohne Inschriftsspuren

Die Bordschia

sieht.

1835 einen mächtigen Stamm, rabas.

Ort

fast

so mächtig

bildeten bis

wie

die Gar-

Nach der Einnahme von Mascara durch den Marschall

Clauzel waren

sie die ersten,

welche den Emir

Hessen und mit den Franzosen

Abd-el-Kader,

von

als

tracht

dem Stamm

in

Duairs und Zmelas

und dort

der Tafna unterstützt,

zuvor in Mascara wieder einzog,

mächtiger

bis

brach Zwie-

Die Einen wollten gleich den

aus.

sich ansiedeln,

Stiche

Als später

unterhandelten.

Kabylen

den

im

unter die die

Mauern von Oran folgen

Mehrzahl wollte mit dem Emir

wieder in Unterhandlung treten,

um

ihre schönen Weideplätze

in der Ceiratebene nicht verlassen zu

müssen.

Während

sie

Abd-el-Kader

mit seinem

wiedergesammelten Heer den Stamm umzingelt.

Der Kaid

so unschlüssig überlegten,

hatte

426 Kaddur-ben-Marephi jetzt in

nach Mostaganem und lebt

flüchtete sich

dem Dorfe Massagran von

einer kleinen Pension, die

der Marschall Clauzel ihm bewilligte.

Abd-el-Kader wollte,

nachdem das Oberhaupt des abtrünnigen Stammes che entgangen war, gegen die scher Weise

verfahren.

des Brahain

Schiauchs,

Stamm

für

im Lande.

immer

Es

keinen

er

Ra-

Bordschia nicht nach türki-

floss

kein Blut durch die Hände

Abd-el-Kader beschloss,

aber

Er

unschädlich zu machen.

den

zerstreute ihn

Einige Familien mussten sich unter den Haschems,

andere unter den Flita ansiedeln, schickte

seiner

nach

Stamm

etwa den vierten

Tekedent und Tlemsan.

der Bordschia mehr,

Glieder desselben

trifft

die Anhänglichkeit des

man durch

Es

nur

die

Theii

giebt heute

zersprengten

die

Wer

ganze Provinz.

Arabers an seinen Stamm kennt, wel-

chen er liebt als seine grosse Familie, dessen Traditionen er so gut kennt, auf dessen

Macht und Thaten

er so

stolz ist,

dessen Glanz er immer mit den Waffen zu verfechten bereit steht,

wer

weiss, wie nur Verzweiflung

und Verbrechen den

Araber verleiten können, seinen Stamm ganz zu verlassen,

und bei einem fremden Aufnahme zu aber doch die

Reue und das Heimweh

begreifen, dass diese Bordschia bittern,

erbetteln,

nachfolgt

Stämme

,

bei

,

der

mag

unvertilgbaren Groll

gegen Abd-el-Kader im Herzen tragen, so sehr sen gegen die andern

wohin ihm

denen

sie

sie als

Fremde

ben, zu verbergen wissen und verbergen müssen. zurückhaltend sind sie mit diesen Gesinnungen,

auch diele-

Weniger

wenn

sie mit

einem Franzosen sprechen, und der Consul Daumas hatte häufige Gelegenheit zu erfahren,

welch gefährliche, wenn

für den Augenblick noch kraftlose Elemente des Verraths

Abfalls für den

Als

Stamm

Emir durch

diese

Bordschia verbreitet

sind die Bordschia nicht

mehr drohend

für

auch

und sind.

ihn,

427 denn ihre Waffenmacht

durch die Zerstreuung- gehrochen,

ist

unterhalten ein stummes Miss-

aher diese isolirten Bordschia

vergnügen, und

wo immer

Häuptling gegen

ein meuterischer

den Emir seine Fahne aufpflanzen würde, könnte er auf die

Stam-

Unterstützung der nächsten Glieder dieses zerrissenen

mes gewiss mit Sicherheit kleine

eine

Stunde

zählen.

Das Dorf der Bordschia,

von Mascara, hat keine Zelte,

westlich

Lehm und

sondern besteht aus Hütten von Baumzweigen,

Wohnsitz von etwa dreissig Familien.

Stein, und ist der feste

Die Bordschia schienen mir

weniger barbarisch,

ein bischen

Stämme der Provinz, und obwohl

als die

übrigen

als die

Garrabas an Geld und Heerden, hatten

kleine Habseligkeiten und auch

Das Dorf

jene.

Emir

jetzt mit

liegt auf

viel

ärmer,

doch mehr

sie

mehr angebaute Felder,

dem Gebiet der Haschems,

die

Fanatismus anhängen und die Bordschia

als

dem arg-

wöhnisch bewachen.

Nachdem wir

merkwürdigen Punkte der Umgebung

alle

von Mascara besehen hatten, wünschte ich sehr, einen etwas weitern Ausflug ins Gebirge zu westlich liegen die im

Meskhutin len

Lande hochberühmten Thermalquellen

Hammam - Sidi - Hanefiah

von

Fünf Lieues süd-

machen.

als ein verfluchter

Reisenden, Kranken und

,

welche

nicht

vinz.

Grabes

Capitän

vergeblich

um

eines

Hammam-

Ort gemieden, sondern von vie-

Wallfahrern

sowohl wegen der heilkräftigen Bäder, liegenden

wie

als

besucht

werden,

wegen

des dort

der berühmtesten Heiligen der Pro-

Daumas und Dr. Varmier

hatten

schon öfters

einen Führer dorthin gebeten und wollten nun,

meine Anwesenheit benutzend, denselben Versuch recht drin-

gend wiederholen. ich

zuerst

allein

Sie hielten es indessen für besser, die

Einwilligung des

Hakhem

zu

wenn

erhalten

suchte, da er es ihnen schon ein paarmal abgeschlagen hatte.

428 Versuch wieder vergeblich seyn, so wollten

Sollte der erste

wir denselben alle fünf zusammen in

einer feierlichen Visite

wiederholen.

am

Ich ging-

April mit

3.

dem Dragoman Ben-Amram

Der Gouverneur von Mascara

zu Hadschi-Bukhari.

sass in

seinem Audienzzimmer von einigen Khodschas und Schiauchs

umgeben,

hatte

Laune uud

ziemlich übler

Ich

ein.

eben einen

so

nahm

Process geschlichtet, schien

lud mich

einmal zum Sitzen

nicht

indessen ohne viel Umstände ihm gegenüber

auf der Rohrdecke Platz und begann nun ein Gespräch, welches ich hier wörtlich anführe

Begriff mache

Beamten und stets in

den

,

dem Argwohn

von

der Abd-el-Kader'schen

der Schwierigkeiten,

Weg

der Leser sich einen

damit

legt, so oft er

man dem Europäer

die

Punkte besuchen

will,

wel-

che die französischen Heere noch nicht betreten haben.

„Du

hast"

— sagte

Führer zu geben, besuchen

um

dich

ich

— „versprochen,

mir Escorten oder

Punkte der Gegend

so oft ich entlegnere

Ich nehme dich heute beim

will.

Wort und

bitte

einen Führer nach Hammam-Sidi-Hanefiah,"

„„Was

willst du in

Hammam-Sidi-Hanefiah machen?""

fragte Hadschi-Bukhari, ohne

mich anzusehen.

„Ich möchte von den dortigen Quellen Wasser schöpfen.

Man

meines Volks dieses

liegt

geht über

nicht

in

Oran schwer krank und

Mann

hofft durch

Wasser zu genesen."

„„Die Mühe Es

Ein vornehmer

hat mir ihre Heilkraft gerühmt.

des

Steine

weiten

mehr zurückkommen.

hinschicken, damit

er

Weges

will ich dir ersparen.

und Abgründe und

dir

Aber

ich

du könntest heute

will einen

Wasser bringe,

so

Schiauch

viel

du be-

darfst.""

„Es würde

mir dieses nichts helfen,

denn ich muss das

429

Wasser

frisch

um

chen,

von der Quelle, so lange es heiss

„„Du darfst nicht bis an Merahat (Marabut), Er würde

liebt.

und

den

das

gehen,

die Quelle

der die

liegt ein

nicht

versu-

ist,

seine Heilkraft zu erprohen."

eine Krankheit

dir

Wasser würde

denn dort

Rummis

deinem

(Christen)

auf den Hals la-

Tod

den

Patienten

" bringen. " „Ich achte und ehre

fromme Männer

die Marabuts.

sind, die durch ihre Weisheit, ihre strengen

eure Liebe verdienen.

Sitten, ihren versöhnlichen Sinn

aus

Ich weiss, dass es

der Gefangenschaft

zurückgekehrten

von ihnen mit grosser Dankbarkeit,

Christen

denn

sie

Die

sprechen

fanden immer

Schutz bei ihnen gegen die Misshandlungen eurer Krieger. Ich kann nicht glauben, dass ein Heiliger,

für dessen Ge-

beine ich alle Ehrfurcht habe, mir ein Leid thun könnte."

verschonen""



nach einer Pause des Nachdenkens



„„Der Marabut würde Häuptling

der

sagte

dich vielleicht

„„aber deine Begleiter würde

er

um

so gewisser

krank ma-

chen.""

„Sie wollen

wenn

sie

es

aber auf die

krank werden,

trifft

dich

Gefahr hin wagen,

und

weder Schuld noch Vor-

wurf."

„„Der nicht, dass

Ukil (Consul)

ist

mein Freund und

ich

will

ihm ein Leid geschehe, so lange ich es verhindern

kann.""

Da

ich fest verinuthete,

dass nur Misstrauen der

dieser Ausflüchte sey, so änderte ich den



sagte ich



„dass ich kein

dern ein

Allmani

genheiten

kümmere

(Deutscher) bin. ich

mich gar

Ton.

Fransaui

Um

nichts.

„Du

Grund weisst"

(Franzose), son-

eure Staatsangele-

Nie hat mein Volk

mit dem deinigen Krieg geführt und der Sultan von Allmania

430 ist

Sultan -el-Mumenin

der Freund des

Es

denn er

seyn,

Er

tig.

in Constantinopel.

auch sehr rathsam, mit meinem Sultan gut Freund zu

ist

Bukhari

wie der Ukil

ist,

Kanonen und

hat viele

mir hier

fiel

lebhaft

dir erzählt hat, sehr

Pferde."

zahllose

in die

einerlei, ob du ein Deutscher oder

„„Es

Rede.

Franzose

bist.

mäch-

Hadschiist

ganz

Wir

ha-

ben mit den Franzosen ehrlich und aufrichtig Friede gemacht

und werden ihnen nicht etwas versagen, was wir einem anAm Ende willigte Hadschi-Bukhari dern Rummi gewähren." " uns

ein,

Dann könnten wir

halbwegs geleiten zu lassen.

bis

aus dem nächsten Duar einen Araber

ge an der Quelle zu Diese halbe

abschicken, unsere Krü-

füllen.

Zustimmung erregte im Consulathause grosse

Freude, denn wir hofften, einmal auf dem bestechen

zu

rer

pitän

Daumas und der

Varlet

,

uns bis an

dem Frühstück

Gleich nach

den

Ort

Wege,

den Füh-

zu

bringen.

stiegen wir zu Pferde:

der Ca-

mit seinem Bruder,

selbst

die Aerzte

Dragoman Amram.

Varmier und

Unser Führer war

ein

Reiter des Emirs, ein noch sehr junger Mann, äusserst kräftig

den ächtarabischen Typus im

gebaut,

Antlitz;

neben vieler Kühnheit und Energie sprach doch aus

seinem Gesichte eine wohlthuende Offenheit.

noch,

als

dass

er ein

einer Gefahr

wohl verlassen

mager und elend,

dass

Schritt zusammensinken.

liesse,

um

hätte,

und wir merkten

Mensch war, auf den wir uns im Falle

sem riesigen jungen Reiter

schehen,

Er war zu jung

dass der harte, boshafte Fanatismus der arabischen

Graubärte sich in ihm festgenistet bald,

dünkelgebräunten

Indessen hatte

durften.

ein Pferd

man

die-

gegeben so ungeheuer

wir glaubten, es werde bei jedem Vielleicht

zu verhindern,

war

dies

absichtlich ge-

dass der Führer sich überreden

uns weiter zu geleiten, als bis zu

dem Punkt, welchen

431

Hakhem ihm

der

bezeichnet hatte.

und äusserten

darüber

Wir waren

recht unwillig

dem jungen Beduinen; der aber

dies

stachelte sein Pferd mit den langen Spornspitzen, warf seine

gewichtige Flinte hoch

jauchzend

Sein magerer

fort.

Mal zum

Luft, und seinen Schlachtruf

in die

sprengte er wie der Sturmwind über

er knirschte

hob den Schweif und seine lange Mähne

während

Reiter

sein

Blick

lichen

nun mit Einem

abgelebter Gaul wurde

Wüstenross,

feurigen

uns

den Zügel,

in

im Wind,

flatterte

einen recht triumphirend verächt-

Es war

zuwarf.

Ebene

die

dies

gar prächtig anzusehen

und die beiden französischen Cavalerieofficiere riefen entzückt: In unsere Pferde war nun

„Seht da den ächten Beduinen!" gleichfalls die

Rennlust gefahren, und da der flache Boden zu

einem Wettritt

einlud,

Hessen wir

frei.

Nun ging

wollte

dem jungen Führer

Wir

verstehe.

uns

um

an ein lustiges Jagen,

es

Die Ebene in

legten so eine tüchtige Strecke zurück,

am Wege

Egghres hat zwölf Stunden

der Breite.

Die

sie

ohne

kümmern.

zu

in

der

Länge

durchströmenden Gewässer

Der Uad-el-Hammam und der Uad-el-Mausa, welche

sind:

man kaum Flüsschen nennen

kann.

Die Egghres

einem einzigen Stamm, den Haschems, bewohnt. seit

von uns

jeder

zeigen, dass er auch zu galoppiren

Insecten und Pflanzen

und drei

gern die Zügel

ihnen

etwa

hundert

Jahren

zwei

in

Theile

ist

nur von

Dieser

getrennt,

ist

den

Haschem-Schragas und Haschem-Garrabas, deren jeder einen besondern Kaid

hat.

Die Haschems können zusammen 3000

Reiter und 2000 Krieger zu Fuss stellen. sie

den Beni- Ammer

vielleicht

nach, sind

haben mehr Pferde und grössere Heerden.

Stamm

überdies

Garrabas

aber

An aber Sie

Zahl stehen viel

reicher,

sind diesem

durch viel unternehmendere Thatkraft, den

durch

grössere

Einigkeit überlegen.

Ihre

432 Stellung bei Mascara

centrale

macht

sie

entschieden

wichtigsten und mächtigsten

Stamm

Egghres

Waizen- und Gerstenfeldern

ist

zur Hälfte

mit

der Provinz.

aus welchen die unausrottbare

deckt,

Der Boden

Büschen herausragt. Feldbau,

zur

als

Zwergpalme

Daher schicken

Weide.

ist,

Heerden nach der Ebene des Sig;

ihrer

die

den

in dicken

Wohnort, dagegen

steht sie

zum

Hascheins,

Duars werden Erndte-

erst zur

Die Egghres hat keine Moräste und

wieder.

völlig gesunder

be-

grössten Theil

viele

daun abgebrochen und die Bewohner kommen zeit

Die Ebene

eignet sich weit besser

nachdem das Getreide gesäet

gleich

zum

ist

ein

an Fruchtbarkeit,

besonders an Graswuchs, der Ceiratebene nach; ihr fehlt die reiche Bewässerung.

Aus

Hesse sich mit einigen

letzterer

Canalbauten ein überaus fruchtbarer Garten für jede Art von Cultur machen; während in der Ebene Egghres die

am

gedeihende Pflanze

besten

bleiben

Waizen

der

wird.

Als wir

über die goldgelbe ährenbedeckte Fläche hinsahen, rief der

„Sehen

Consul scherzend:

sie doch,

Bugeaud das Herz lachen müsste, brennen nach Herzenslust." möglichkeit,

Araber durch solche Mittel,

die

zur Unterwerfung

Ebene Egghres

allein hätte

um

hier könnte er sengen und

Dabei sahen wir auch die Un-

vorgeschlagen,

braucht,

wie hier dem General

alle

Felder,

wie Bugeaud

zu zwingen,

man vielleicht

einige

denn in der

Wochen

ge-

die durch leere Strecken getrennt

sind, zu zerstören.

Rechts von unserm

mehrere Hügel waren trennt.

Wege in

zog sich eine Bergkette hin;

südlicher Richtung von ihr

Einer dieser isolirten Hügel hatte eine

abge-

auffallende

Ungeheure,

wie es schien losgetrennte Fels-

blöcke von phantastischen

Formen waren oben über einander

Gipfelform.

geworfen, deutlich konnten wir aber gar nichts entdecken,

433 denn der Hügel ragte wenigstens 800 Fuss über der Fläche.

„Es

ist

der Kediat-Meskhutin, der verfluchte Hügel"

— „dort

Araber

zählte unser

auf Kameelen und Musiker mit

Wir

hat."

baten ihn

mehr von dem Spuk zu sagen, er antwortete aber

sehr, uns leise

er-

dem Arabebah und dem Gas-

*), die Allah in Stein verwandelt

bäh



oben sitzen verschleierte Weiber

Während

und furchtsam, dass er weiter nichts wisse.

meine Begleiter neugierig hinaufschauten, bemerkte ich, wie der junge Araher in seinen Bernuss sich hüllte und leise be-

Als wir vorüber waren, schien er von einer drücken-

tete.

den Angst

Andern Tages kam

befreit.

Tässchen Kaffee und

erzählte

zu uns auf ein

er

auf unsere wiederholte Bitte,

nach langem Widerstreben, die über diesen verzauberten Berg in der

Gegend herrschende Sage

Er

**).

versicherte

auch,

dass er beim Vorüberreiten die Arabebahtöne oder gespensti-

gen Musiker und den Hochzeitstriller der steinernen Kameel-

vernommen

deutlich

reiterinnen

Ohren haben gar

nichts der

ten wir sehr das

Wunder

Der Hügel

können.

Tag

abseits

ungläubigen

Uebrigens bedauer-

Nähe

der

nicht in

lag

unsere

besichtigen

und wir hätten

zu

für diesen

auf den Besuch der heissen Quellen verzichten müssen.

Als

wir an der Stelle angekommen waren,

Hakhem dem Führer sich

habe;

Art gehört.

dieser,

unser Ziel bezeichnet hatte, weigerte

gehen.

W

r

ir

waren darauf

gefasst.

dem jungen Araber zwei spanische Piaster

Ich drückte

Hand und

als

weiter zu

welche der

versprach

ihm noch eben so

der Quelle zurückgekehrt wären.

Er wog

*) Musikalische Instrumente der Beduinen.

ner Tamburine ähnlich, das Gasbah •*) Siehe

II.

Bd.

Moritz Wageer's

am

viel,

ist ein

Geld in der

das

Das Arabebah

Blasinstrument.

Schluss.

Algier.

I.

\

in die

wenn wir von

28

ist ei-

434

Hand, Hess

das Versprechen noch

sich

einmal

und sagte endlich entschlossen „ zehn Budschus

wiederholen



!

nun kann

mir der Hakhem meinetwegen zwanzig Hiebe geben lassen." Nachdem wir drei Stunden Weges zurückgelegt, Hessen

wir die Ebene hinter uns und betraten das Bergland, wo der

Weg

Es

schwieriger und steiler wurde.

viel

wöhnliche

Reisestrasse

Armee könnte

von Mascara nach

nicht über kleine

Man

Steingerölle zu straucheln.

fühlt hier

Nutzen des arabischen Pferdes recht dankbarlich.

Land manchmal

in diesem

und Nässe

Buschgegenden weichter

in

dichter Fiusterniss,

beschwerliche

recht

oder

Märsche

Höhen

über

voll

durch

Lehmerde und Gerolle gemacht und

die jetzt

dieser

bei

Wind

unbetretene

bin

niemals

Die französische

Landespferde

durchaus nur

mehr und mehr den Werth

reitet

für die

manche Hindernisse weggeräumt werden müssten.

erst

Meine

militairischen Begleiter hielten

einen

ohne vorgängige Arbeiten nicht für möglich. ich

mich,

von Constantine

manchen sachverständigen tillerie

fort-

Passage der Geschütze und Bagage-

wägen

nere

und

unermüdlichen und sichern

Pferde anerkennt, könnte in diesem Bergterrain gewiss

kommen, während

den

Ich habe

glitschender, durch-

durch die Schuld meines Pferdes gestürzt. Cavalerie,

Eine

Tlemsan.

selbst Reiter sehr

um

langsam, sehr vorsichtig reiten müssen,

Abhänge und

hier die ge-

wenn auch nur mit Bergkanonen und

aber,

Bagagewägen, kaum passiren, da

leichten

ist

Armeezug

hier

Indessen erin-

ganz ähnliche Reden von

Officieren

des

Genie und der Ar-

gehört zu haben, und doch wurden dort die schweren

Vierundzwanzigpfünder

in

wenigen Stunden über ein noch

weit schwierigeres Terrain während des ungünstigsten Wetters gebracht.

Nach zweistündigem

Ritt

öffneten

sich

die

Berge zu

435 Die Höhen umher waren 3

einem breiten Thal.

—4000 Fuss

hoch und bis zu den Gipfeln mit Gruppen von wilden Bäu-

men

die ich

überstreut,

keiner Atlasgegend schöner ge-

in

In der Ferne däuchte uns der grüne Thalgrund

sehen habe.

mit Beduinen oder mit Thiergestalten bedeckt; als wir näher

kamen,

merkten wir,

dem Boden

die zu drei aus

Hintergrund

lichen

welches die

dass

es arabische Grabsteine waren,

ragten.

Bald

einen

Thron

gruppirt stehen.

ersten

Ranges gewesen zu seyn,

Mauer umgeben,

rem Häuschen kamen. die

in

zu machen,

diesem

heiligen

Reiter

erstaunt aus ih-

die ersten Christen,

Der vornehmste

uns

schöpfen zu lassen. mit guten bieten

Worten

wies

er

bis

Er weigerte

sich auf

an die Quelle gehen und Wasser

Gegen diesen fanatischen Menschen war nichts auszurichten; selbst unser Geldaner-

zurück.

Wir

So nahe am Ziel

schlüssig da.

und

er Ungläubige nach

dass

Ort gebracht habe.

das bestimmteste,

ist

daneben

man uns

hatte

gedrungen.

ist

Thaleb plauderte mit unserm vorangerittenen Führer, schien ihm Vorwürfe

um

Grab bewachen,

Wächter ganz

Wir waren wohl

einsame Thal

dieses

das

die

Kaum

und dem Pilger Obdach geben.

denn sein Grab

Moschee

eine kleine

erblickt, als die

hervor,

Sidi-Hanefiah scheint ein Hei-

gebaut und Thalebs wohnen hier,

von Weitem

auch im west-

Todtenwohnungen wie um

geringeren

übrigen

liger

mit einer

trat

das weissliche Marabutgrab

standen sollten

ohne unsern Zweck erreicht zu haben!

und

ärgerlich

un-

wir wieder umkehren,

Obwohl

die

Leute

unbewaffnet und keine Duars in der Nähe waren, wären uns

Gewalt und

kommen.

Drohungen doch

in

solchem Falle schlecht be-

Ich zog endlich einige neue spanische Piaster her-

vor und zeigte

sie

dem Thaleb.

Er weigerte

mer, wir merkten aber doch, dass

es

sich noch im-

ihm Kampf 28 *

kostete,

436 denn so sehr er sich bemühte, seine Äugen von dem gemünz-

wegzuwenden,

ten Silber

In dem

doch darnach.

schielte er

Araber sind religiöser Fanatismus und unersättliche Begierde nach baarem Gelde gewiss die zwei mächtigsten Leidenschaf-

gegen einander im Kampfe.

ten und häufig die

denn eben

letztere,

als

die

meine Tasche rollen wollten,

Hand

streckte

Diesmal siegte

Piaster wieder in

blanken

der heilige

verlangend darnach aus und erklärte,

dass

Mann ich

die

allein

bis zur Quelle

gehen dürfte, meine übrigen Begleiter müssten

zurückbleiben.

Ich folgte ihm in der Richtung des Marabuts.

Die Quelle

Höhlung

etwa dreissig Fuss über dem Boden aus der

floss

eines

Felsens und

das nur zwei Zoll

tief

Der Behälter musste

füllte

dort

ein kleines Becken,

war und fünf Fuss im Umfang

früher viel grösser und tiefer

hatte.

gewesen

seyn, sein Boden war von einer harten Kalkkruste bedeckt,

welche aus dem Absatz der Quelle gebildet war und die den Behälter nach und nach stopfen wird.

ganz ausfüllen und die Quelle ver-

Inzwischen

ist

dieser Absatz von kohlensaurem

Kalk, der einen Theil des Felsens ger, als zu

Hammam-Meskhutin.

hat auch nicht den hundertsten

bildet, bei

weitem gerin-

Die Quelle von Sidi-Haneiiah Theil des Wasserreichtums,

wie jene Thermalquellen der Provinz Constantine. selt

sehr schwach aus

in einer ausgehauenen

wo

mehreren Mundlöchern und

Rinne

in

sers

ist

65

°

Reaumur.

sind.

Den Marabut

Der Wärmegrad

des

Was-

Ich durfte übrigens nur wenige Mi-

nuten verweilen und hatte

kaum

Zeit, die

Krüge und Leder-

schläuche zu füllen, von gründlichen Beobachtungen

gar keine Rede.

dann

läuft

den Grabhof des Marabuts,

mehrere Bassins für Badende gebaut

selbst durfte ich nicht betreten.

Sie rie-

Die Sonne stand

tief

ich hätte für meine zwei spanischen

war

also

und der Thaleb meinte,

Piaster genug gesehen.

437

Meine Begleiter waren mir nacheinander schlichen,

erst

kam

in der Stille nachge-

Doctor Varmier, dann der

der bärtige

Lieutenant Daumas, endlich Herr Varlet und der Dragoman

Amram; nur

derCapitain

Daumas war,

für unsere Neugierde

sich aufopfernd, bei den Pferden zurückgeblieben. schnitt

zwar ein recht böses Gesicht,

trot",

seines Verbots auch an der Quelle

».ein

Wort.

um

zu

Gegend

Unser Führer war

beten. aus.

Ich

Er

fragte

doch

sah,

noch fünf solcher Quellen im

Thale entspringen, aber keine sey reicher, und

übrigen

Aber zwei Stunden weiter süd-

einem andern Thal eine grosse

verfallnen christlichen

alle

Alte Rummisteine (römische Ruinen)

gebe es in der Nähe keine. lich läge in

sagte er

den Marabut eingetreten,

in

inzwischen den Thaleb über die

erzählte, dass

seyen weniger heiss.

DerThaleb

meine Gefährten

als er

Knissas

alte

mit

Stadt,

Arsas

(Kirchen),

(Säulen)

und Heurefs (Buchstaben, Inschriften), welche Niemand

Ob

der Gegend entziffern könne.

dies

wohl

Victoria sind, welche Ptolemäus in diese

die

in

Ruinen von

Gegend versetzt*)?

Unser junger Führer kam aus dem Marabut zurück und mahnte dringend

,

Wir

schnell aufzubrechen.

schieden aber recht un-

gern und zögernd aus der schönen Gebirgsgegend, von

Obwohl

wir das Wenigste gesehen hatten.

die

der

Abends chatteil

schon riesengross über den Atlas herzogen, ritten wir doch

nur sehr langsam und wandten den Kopf beständig rückwärts nach dem standen,

stillen Gräberthal,

so

weit

der

wo

Blick

Leichenstein an Leicheustein

ging.

Aus weiter Umgegend

bringen die Araber ihre Todten in das Thal von Sidi-Hanefiah, damit vielleicht die hochherrliche

Natur

ihnen eine Vorah-

nung des Dschennel (Paradieses) gebe, welches der Koran

»)

Ptolomäus Lib. IV. Cap.

2.

438 ihnen so poetisch beschreibt.

Aber das

licher Stille ruhende Bild der Landschaft

weniger an,

als

im Süden, wo

viel

der schon undeutlich verdüsterte Hintergrund

Thaleb gesprochen.

von welcher der

Als ich da vergeblich das Fernrohr an-

im Voraus den glücklichen Reisenden,

es einmal gelingen wird,

zu dringen,

zog mich doch

die Ruinenstadt liegen soll,

strengte, beneidete ich

dem

in so schöner feier-

in die

welche unwissende

unbekannten Gegenden

Barbaren

noch bis

Augenblick so misstrauisch verschlossen halten.

diesen

439

XVI. Reise von Oran nach Mostaganem.



Neu-Arzew. Die Rhede. Umgegend. Alt-Arzew. Ruinen von Arsenaria. Die Makta. Salinen. Massagran. Beschreibung der Stadt und Umgegend. Das Schloss der Störche. Matmaros. Die Be-





wohner von Mostaganem.

ich zu

Weg

legte den







Der

Schelif.

zwischen Oran und Algier einmal

Wasser und einmal zu Lande zurück, bemerkte aber auf

Wegen wenig

beiden

Interessantes.

Drei Stunden

Oran springt eine etwa zwanzig Fuss hohe,

östlich

von

völlig zuckerhut-

förmige und vom Ufer getrennte Klippe aus dem Meere her-

Auf dem Landwege kommt man an dem

vor.

ten

„Löwenberg"

dicht vorüber.

bis

Arzew

Landschaft

Büsche

ist

die

wuchern so

weit

bereits

Von diesem

isolirten

einförmig wild.

man sehen kann;

erwähn-

Berg

Büsche an

es sind die in

Zwerg-

der Berberei überall wiederkehrenden Pflanzen:

die

palme und Pistacia lentiscus, die hier über

andern Ge-

Ich machte damals die Reise nur von

wächse dominiren.

nem

einzigen Beduinen, aus

begleitet.

ihrer

alle

ei-

dem Mörderstamm der Garrabas,

Vergebens sah ich mich in dieser durch die Zahl

wilden

Thiere

Nur Wildschweine

berühmten

Gegend nach Löwen um.

rauschten manchmal durch die Büsche und

Schakals flohen vor dem Hufschlage, ohne dass wir zur Nachtzeit ihr aaslüsternes

Heulen hörten.

440

Neu-Arzew

liegt

nem Dutzend

Magazinen und

ei-

Zur

Cantinen, Bäckereien und Krankenhäusern.

Abd-el- Kader

Zeit meines Aufenthaltes wurde viel gebaut. lieferte

Es

zwölf Lieues östlich von Oran.

besteht aus zwei Forts, einigen Casernen und

nach Arzew sein an Frankreich schuldiges Getreide,

zu dessen mussten.

Aufbewahrung

Magazine vergrössert werden

die

Aus Mostagauem, das keinen Hafen

hat,

wurde

viel

Getreide durch Privathändler auf kleinen Barken herüberge-

Dies brachte einige Händler auf den Gedanken,

führt.

Arzew Privatmagazine anzulegen,

denn regelmässig

zu

treffen

dort spanische Schiffe aus Catalonien ein, welche Waizen ein-

Die Rhede von Ar-

kaufen und nach Barcelona überführen.

zew bei

ist

die sicherste der

Auch

ganzen Küste der Berberei.

den heftigsten Stürmen



ich

war

selbst

während eines

der furchtbarsten Orkane des Jahres 1838 dort nie ein Beispiel eines Unlalls erlebt



man

hat

und die vor Arzew an-

kernden Schiffe liegen so sicher, wie auf der Rhede von Toulon.

Gleichwohl sind die Berge,

hoch und der Wind,

wenn

er in

die sie

der

umsäumen,

nicht

geschlossenen Bucht

bedeutende Gewalt;

sich verfängt,

hat eine

Öfters ziemlich

hohe Wellen, aber nie eine gefährliche Bran-

es

bilden sich

dung, da der Wellenschlag nicht aus offener See kommt und also

keine zerstörende Kraft hat.

Man

könnte die Rhede

von Arzew mit wenigen Kosten noch bedeutend verbessern,

wenn man

die

Lücken zwischen der Landspitze, welche

Rhede im Westen

schliesst,

die

und den Felsen, die eine geringe

Strecke davon aus dem Wasser ragen, ausfüllen würde. Dies

würde der Rhede im Nordwesten einen

vortrefflichen

Damm

geben, an dem nicht nur die Brandung sich bräche, sondern welcher den Schiffen auch einen weit bequemeren Ankerplatz viel

näher

am Land

böte, denn bei

Neu-Arzew

selbst

müssen

441 etwa 300 Ellen vom Lande entfernt ankern, weil

die Schiffe

das

Meer

in der

Ufernähe allzu seicht

Zur Zeit meines

ist.

Aufenthaltes lag eine Besatzung von vier Compagnien in den 1

Neu

Forts von

-

Arzew.

Die Civilbevölkerung betrug kaum

fünfzig Köpfe.

Die Umgegend Arzews Anbau.

Sie

ist

Spur von

zeigt nicht die mindeste

sehr trocken, an Trinkwasser herrscht em-

pfindlicher Mangel, und es wäre schwer, diesem Uebelstand

anders

als

durch das Graben artesischer Brunnen abzuhelfen,

denn die kleinen Flüsse und Bäche im Osten und Süden ha-

ben schlechtes und ungesundes Wasser, Canalgrabungen nur wahres Gift für herleiten würde.

gend,

Hohe Bäume

dagegen dichtes,

ist.

sam vorhanden und der Graswuchs pig.

Dennoch

steht

Umge-

Buschwerk,

an

dass

so

Weideplätze sind nur spar-

weniger

ist nichts

Arzews Umgegend im Rufe,

Pferderace in der Provinz zu erzeugen. sehr reich an

man durch

giebt es nicht in der

endloses

Brennholz keineswegs Mangel

so dass

Truppen und Bewohner

üp-

als

die beste

Die Landschaft

Wild und kein anderer Küstenpunkt

Es werden

ner Nähe noch so viele grosse Raubthiere.

ist

hat in seiöfters

von den Arabern Löwenhäute hier an die Officiere der Garnison verkauft.

Beduinen aus

Kurze Zeit vor meiner Ankunft waren zwei

dem Stamm der Garrabas auf

einer

Löwenjagd

verunglückt und von den furchtbaren Katzen verzehrt worden.

Ein Bäcker von Arzew bot mir zwei kleine lebende Hyänen

um

geringes Geld zum Verkauf an. Eine verwundete Gazelle,

Exemplar der Antilope Dorcas, wurde während

ein schönes

meiner Anwesenheit von einem Araber gebracht und leider geschlachtet,

Vergnügen biger und

da hier niemand war,

sich zu halten.

das hübsche Thier

Die Hühnerjagd

ist

zum

nirgends ergie-

ein eifriger Jäger, der nicht scheut, sich die

Hände

442 ein bis

wenig im Dornengesträuche zu zerkratzen,

kann

leicht

Stück von den wunderschönen Rebhühnern der

dreissig

Berberei (Perdix petrosa) täglich erlegen.

Die

Stadt

alte

fernt, ist seit

dem

Arzew,

Juli

Stunde vom

l l /2

1834

Hafen

völlig unbewohnt. Sie

damals ein höchst elender Ort,

ent-

war schon

einigen hundert baufälli-

aus

gen Häusern bestehend , deren Bewohner aus Marokko stammten

und blutarm waren, blos von unbedeutendem Feldbau und

einigem Handel mit Pferden und Brennholz nach Oran sich

Die ganze Einwohnerzahl Arzews betrug

nährten.

400, welche von läufig sprachen

Schill uhs *)

nicht über

abstammten, aber Arabisch ge-

und friedliebende, harmlose Menschen waren.

Ein Kadi, Namens Bethuna,

übte

die

höchste Gewalt dort

aus und trat mit den Franzosen in freundlichen Handelsverkehr.

Dies zog ihm den Zorn des damals

jungen Emirs Abd-el-Kader derholt weigerte,

die

zu,

erst aufstrebenden

welcher ihn, da er sich wie-

Verbinduug mit den Franzosen

abzu-

brechen, überfallen, nach Mascara schleppen und dort erdrosseln liess.

Dies bewog den damals in Oran commandirenden

General Desmichels Arzew besetzen zu lassen. 3. Juli

Er

liess

1834 eine Truppencolonne dorthin aufbrechen,

am

aber

Abd-el-Kader kam ihm zuvor, bemächtigte sich Arzews und

zwang

bei der

Annäherung der Franzosen sämmtliche Bewoh-

Nur wenigen

ner zur Auswanderung nach dem Innern.

lang es, später nach Oran und Mostaganem zu flüchten. bei

ge-

Der

weitem grössere Theil dieser unglücklichen Bevölkerung

hat jetzt unter den

Stämmen der Ebene

sitze aufgeschlagen.

viele seiner ehemaligen

*)

Alt

-

Arzew

Ceirat

ist jetzt

seine

Wohn-

ein Schutthaufen,

Häuser sind der Erde gleich und die

Stämme der Kabylen

in

Marokko.

443 übrigen so verfallen,

dass

bei

dem Anblick der armse-

sollte,

die Stadt sey schon seit

man

ligen Ruinen Arzews glauben

undenklichen Zeiten verlassen.

Unweit dieser neuen Backsteinruinen nige römische Bauspuren,

rühren sollen*).

von der

man auch

ei-

alten Arsenaria her-

Der Alterthumsforscher Capitän Mangay vom

der mit mir in

Genie,

die

findet

Arzew

war der

verweilte,

Ansicht,

hier müsse das Portus magnus der Alten gestanden seyn und

Er

Arsenaria weiter östlich liegen.

Ruinen keine

fand indessen unter den

Meinung

Inschrift, die seine

unterstützt hätte.

Drei Stunden südwestlich von Arzew liegen bedeutende Salinen,

niemand ausbeutet,

die aber

obschon ihr Steinsalz

von vortrefflicher Qualität und die Berge daran unerschöpflich

seyn

Die benachbarten Stämme Flita und Gar-

sollen.

rabas versehen sich hier mit ihrem Salzbedarf,

treiben

aber

keinen Handel damit ins Innere, da die übrigen

Stämme

sich

lieber mit diesem unentbehrlichen Artikel aus

Messerghin versehen,

wo

jeden

Sommer

das

dem

Wasser

und eine dicke Kruste auf dem Boden bleibt,

zwar dem der Salinen nachsteht,

Mühe

zu gewinnen

Die Makta, Heerhaufens

dagegen mit

versiegt

deren Salz

viel leichterer

ist.

ein durch die Niederlage

berühmt gewordener Fluss,

Stunden westlich von Arzew

Ebene Ceirat und

Salzsee bei

ist

ins

Meer.

derselbe Fluss,

des

Trezel'schen

ergiesst sich fünf

Er kommt von der

der weiter südlich Ha-

brahu Sig genannt wird und nur durch einige Nebengewässer sich vergrössert hat.

In den Wintermonaten

reissend, tief und bei ihrer

Zu Ende

>)

Aprils,

wo

Mündung

ich in diese

soll die

Makta

nicht zu passiren seyn.

Gegend kam, war an der

Plin. descr. Afric. Lib. V. Cap. 6.

444 schmalen Mündung nur ein Fuss Wasser und der Fluss, der damals wie ein inittelmässiger Bach aussah,

schien fast

still

zu stehen.

Das Städtchen Massagran von der Makta,

eine kleine Viertelstunde

Es

auf einer Anhöhe.

enthält

vom Meer

durchaus

entfernt

Bemerkens-

nichts

Seine Häuser sind klein und einstöckig,

werthes. dient

sieben Stunden östlich

liegt

kaum

ver-

Massagran den Namen Städtchen. Seine Bewohner sind von Tlemsan,

Kuruglis

geflüchtete

Duairs; ihr Hakhein

ist

gend von Massagran

ist

ziemlich bis zu

welches

den der Franzosen

seit

steht auf

ist,

gut

sich

Juli

1833

dem Plateau

dem 36

°

Länge vom Meridian von

Obst-

und

hin.

in den

Hän-

eines Kalkfel-

vom Gestade

255 Fuss über dessen Spiegel

Stadt liegt unter

und

Die Umge-

angebaut,

dem Meeresstrand dem

sens, der, eine kleine Viertelstunde entfernt,

Bordschias

Kaddur-Ben-Marephi.

Gemüsegärten ziehen sich

Mostaganem,

einige

des Meeres

erhebt.

Die

50' nördl. Breite und 2° 11' westl. Paris.

Sie enthält nahe an 5000

Einwohner, worunter 2700 Mauren, 1800 Kuruglis und Türken, 500 Juden und 148 (im Jahre 1834) Europäer.

Zwei

ungcpflasterte Hauptstrassen durchschneiden die Stadt in paralleler

Richtung;

Ausgang.

meisten

die

haben keinen

Seitengassen

Die Häuser sind einstöckig, klein und

wöhnlichen maurischen Style gebaut.

Moscheen, von denen fünf von den Franzosen

nommen wurden.

Man

wandelt.

Wand,

in

erzählt.

Es

unter

dem ge-

in Besitz ge-

in ein Hospital

umge-

demselben eine Marmortafel an der

auf der eine arabische Inschrift steht,

sprung der Stadt ten

Die grösste wurde sieht

in

Mostaganem hat neun

dem Sultan Yussuf

in

die

den Ur-

wenigen Wor-

trieben nämlich Hirten dorthin ihre Schafe,

welche, von der schönen

Weide angezogen,

nicht fortzubrin-

445 Die Schäfer

bringen waren.

Bodens überrascht,

von der Schönheit des

selbst,

an und Allah gab

siedelten sich dort

sei-

nen Segen.

Neben der Mairie, einem unbedeutenden Gebäude, erhebt sich eine in

Ruinen stehende Ciladelle,

Bordschi

-

-

el

Mehal,

„das Fort der Störche," welches von einem Schwann dieser Vögel

genommen

in Besitz

mehr bewohnt

Es war

ist.

von

,

Menschen dagegen

ein solides

nicht

Bauwerk mit grossen

Quadersteinen aus den benachbarten Felsen gebrochen, aber

wohl mit Unrecht haben einige Franzosen dem Bordschi

Mehal

einen römischen Ursprung zugeschrieben.

- el-

Man

fand

keine Spur von einer Inschrift, die einem Gebäude von sol-

chem Umfang

Man

in alter Zeit schwerlich gefehlt

haben

würde.

nur ein schlechtes Wirthshaus in Mostaganem,

trifft

man Zu Matmaros, einem

welches von einem Italiener gehalten wird und in dein ein nothdürftiges

Unterkommen

findet.

von Mostaganem getrennten, höher gelegenen Quartier, ches blos

von der Garnison eingenommen

giebt es

ist,

rere Cantinen, die aber noch erbärmlicher sind, als die

Man

in der Stadt.

lichkeiten noch

ganem

nie,

Frieden

an

vermisst hier alle europäischen

mehr

wie der

dort,

als in

Budschia.

Doch

Tafna

hatte

man

sich

Kneipe

Bequem-

fehlt es in

an frischen Lebensmitteln, und des

wel-

meh-

Mosta-

seit

dem

Benehmens der

Araberstämme der Umgegend nur zu rühmen.

Sie brachten,

gegen das Gebot Abd-el-Kader's, ziemlich beträchtliche Vorräthe an Getreide auf den

Markt von Mostaganem, wo

sich

zur Zeit meines Aufenthaltes spanische Handelsleute befanden,

welche dasselbe aufkauften und auf Booten nach dem Hafen

von Arzew überführen,

wo

kleine Schiffe sich befanden, die

dasselbe nach den catalonischen

Häfen brachten.

kamen auch Schafhäute, Wachs und Wolle, aber

Ausserdem in unbedeu-

446

Der Getreidehandel würde

tender Quantität auf den Markt. dort ohne

Reibungen

die häufigen

zwischen den

Franzosen

und Abd-el-Kader und ohue dessen Bemühung, ein Monopolsystem nach dem Vorbild beträchtlichen Flita,

die

Stämme

Mehemed

einzuführen, einen

Ali's

Aufschwung nehmen, denn

Haschems,

die

Beni

-

Ammer

Medschars,

die

die

und andere reichere

der Provinz haben in den verborgenen unterirdischen

Silos, nach ganz zuverlässigen Nachrichten,

ungeheure Vor-

räthe für den Bedarf vieler Jahre aufgehäuft und könnten im-

mer

in der viel

Die nahegelegene

Dreiviertheil ihrer Erndten verkaufen.

Ebene von Ceirat

ist

Weizen der

für den

Boden

ergiebigste

ganzen Regentschaft Algier. Mostaganem hatte früher Unter

Gewerbthätigkeit.

seiner

Bevölkerung

Goldsticker, Bernussweber, Teppichfabrikanten

u.

s.

gab

es

w. Dies

verschwunden in Folge

der Auswande-

rung eines grossen Theiles der Bevölkerung

seit der Besitz-

nahme durch

noch die unent-

alles ist so ziemlich

behrlichsten

die Franzosen,

Handwerker

und

es giebt nur

in dieser Stadt,

sich

deren in

Die Einwohner Mostaganems

allen maurischen Orten finden.

sind aufs äusserste verarmt,

wie

sie

nähren sich

Ertrag kleiner Gärten oder Kramläden.

vom

kärglich

Ein grosser Theil

der Kuruglis von Tlemsan hat sich seit 1837 dort niedergelassen und bildet den moralischen

von ihnen bekleidet die

Würde

Mostaganems besteht aus

drei

Kern des

der Bevölkerung.

Hakhem.

Compaguien

im befestigten Quartier Mostaganems

Die Garnison

Infanterie, welche

liegen.

Eine Escadron

alle

Monate aus Oran abgelöst wird,

sonirt vor der Stadt.

Commandant von Mostaganem

Spahis, welche

Obrist Dubarail,

ein

eifriger Legitimist,

Strafe hierher geschickt wurde

sionirung

an

und

Einer

garniist

der

der eigentlich zur

bis zur Zeit seiner

dem einsamen Ort ausharren

soll.

Die

PenInter-

447 der

essen

europäischen Civilbevölkerung vertritt der Maire,

Herr Stoepfel,

dem Sousintendant

der unter

ein Elsasser,

civil von Oran steht.

Die Umgegend von Mostaganem wurde von den wenigen Reisenden,

welche sie vor 1835 gesehen,

Da wegen

gelitten.

der Garnison die Flita,

Küste die Verbindung

ihrer gefährlichen

mit Oran

als sehr fruchtbar

Sie hat aber seitdem schwer

und gut angebaut geschildert.

Monate lang unterbrochen

blieb

und

sowie die übrigen Stämme der Gegend, dem Be-

fehle Abd-el-Kader's gehorsam, alle

Verbindung mit der Stadt

abbrachen, ja die kleine Besatzung im Umkreise einer Stunde in Blokade hielten,

waren

so

die

an Allem,

namentlich an

Brennmaterial nothleidenden Soldaten genöthigt, die Ressourcen des Bodens nach einander aufzuzehren und viele Orangen-

und

andere Fruchtbäume

fielen

damals

halb der

unter

der

Axt und

Die Häuser ausser-

mussten die Commissbrodsuppe kochen.

Mauern mussten niedergerissen werden, damit keine

Feinde sich dort in Hinterhalt legen konnten, daher

Auge namentlich im Osten

der Stadt allenthaben

stösst das

auf Spuren

der Zerstörung, neben Gräbern liegen wüste Backsteintrüm-

mer, unter denen sich eine Menge Reptilien angesiedelt haben, so dass

fast unter

jedem Stein, den man umwälzt, Nat-

tern oder Scinke über den

rain von

Mostaganem

ist

Trümmerboden

fliehen.

Das Ter-

bis auf eine Stunde südlich von der

Stadt sehr sandig, übrigens durch Bäche und Quellen gut bewässert.

Alle Pflanzen gedeihen in der

Nähe der Bächlein

rasch und üppig. Herr Texier, der vor Herrn Stoepfel Maire

der Stadt war,

hat in

der

grossen östlichen Schlucht einen

Versuchsgarten anlegen lassen, als bei

wo

die

Baumwolle weit besser

Algier gedeiht, und die Proben,

Marseille mitbrachte

,

wurden von

die ich

allen dortigen

davon nach

Baumwoll-

448 kennern bewundert. In den Privatgärten der Umgebung wird auch die Henna (Lawsonia inermis)

dem

mit

röthlichen Färbestoff giebt,

gepflanzt,

welche den

Eingebornen sich

die

Nägel, Hände und ihren Kindern die langen Haare bemalen. In

der

Umgegend von Algier kommt

Henna

die

nicht fort.

Die ganze übrige wilde Vegetation, welche nicht nahe am be-

war zur Zeit meines Aufenthaltes

wässerten Boden wuchs,

im Mai 1838, wo ungewöhnliche Trockenheit herrschte, schon Ich fand in der

ziemlich verdorrt.

in allen

Richtungen von dem Bau des

Auf

Meriones robustus durchfurcht. ein

Loch

weissbauchigen Ratten führt.

Sonne untergegangen,

und ich schoss Unter

sie

den

drei Quadratschuh

kam

welches in die unterirdischen Nestgänge

,

dieser röthlichbraunen, die

inter-

Ein mit Unkraut bewachsenes Sandfeld im

essante Thiere.

Westen der Stadt war

immer

Umgegend manche

verliessen

sie ihre

Sobald

Schlupfwinkel

da leicht mit der Schrotflinte.

Steinen

findet

sich

ziemlich häufig

Amphis-

baena Wiegmanni, eine interessante Reptilie, die ich ausser-

dem nur am Cap Matifu

Von Mollusken

,

bei Algier

leopteren, unter denen die seltene Art

noch

in

Ich

traf.

wohl aber von Co-

Laphyra Audouinii,

die

keiner andern Gegend aufgefunden worden. brachte in

Gesellschaft

des

Mostaganem

letzterer

eines Obristen der

sten stand.

An

drei vergnügte

Wochen

in

Maire und des Commandanten der Spahis-

escadron Abaibi zu;

Sohn

aber nur selten

erbeutete ich nichts Neues,

ist

aus Syrien gebürtig

Mameluken, der

unserm Tische assen

geborene, der Hakhem, dann der Ukil ein Bruder Hadschi-Bukhari's von

Marephi, ehemaliger Kaid des

in Napoleon's

öfters

Abd -

Mascara

und

Dien-

angesehene Einel -

ist,

Kader's , der

Kaddur-Ben-

einst so mächtigen,

nun

zer-

streuten Stammes der Bordschia, welcher zu Massagran von

449 einer kleinen Pension lebt, endlich Kaddur-el~Sarak (Kaddiir

der Seeräuber), welcher, vormals ein gefürchteter Pirat, jetzt

vom Ertrag reszeit

und

mit

eines Schiffchens lebt, bei

Oran und Mostaganem

dem

unterhält,

während spanische und

zösische Schiffer nur bei ganz ruhiger See

Mostaganem

Neun Monate

hat,

die Fahrt

fran-

wagen.

wie schon erwähnt, gar keine Rhede.

Jahres

des

er in jeder Jah-

Witterung die Verbindung zwischen

jeder

hindurch tobt hier die

Brandung

furchtbar an den Felsen und kein Schiff wagt, selbst bei ru-

higer See,

länger als einen

Tag

doch viele Schiffbrüche, Re-

aller Vorsicht ereignen sich aber ste

von gestrandeten Wracks

gewahrt man

Ufer und unweit Massagran sieht man an

noch

aus

allenthalben

am

der Küste sogar

Salamander,

ein gescheitertes Dampfschiff, den

serne Maschine

Trotz

hier zu verweilen.

dessen

ei-

den beständig umwogten Klippen

hervorragt.

Vier Stunden östlich von Mostaganem des

der Schelif,

fliesst

Landes bedeutendster FIuss, den nur sehr wenige Euro-

päer gesehen haben

und über dessen Schiffbarkeit die Mei-

nungen noch verschieden

ein Amerikaner,

Shaler,

lauten.

der vor vielen Jahren über Algier geschrieben, schiffbar,

Pellissier,

der 1834

eine Reise

machte und an die Ufer des Schelif kam

,

hielt ihn für

in

die

Provinz

behauptet hinge-

gen, der Strom habe fünf Stunden vor seiner Mündung, trotz seiner bedeutenden Breite,

genug Wasser mehr,

nicht

grosse Barken zu tragen, und

man

Von sämmtlichen

Binnenschifffahrt nicht rechnen.

ganem ansässigen Europäern

hatte

Sohn des Obristen Dubarail, den confusen Beschreibung

liess sich

um

dürfe auf den Schelif zur

nur einer,

in

Mosta-

der jüngere

Schelif besucht, aus seiner

aber kein Urtheil bilden.

Zur Zeit meines Aufenthaltes stand Mustapha-Ben-Thaui, Moritz Wagner's

Algier.

T.

29

450 der Khalifa von Mascara, unweit des Schelif mit einem Heer,

welches den Tribut von den dortigen Stämmen

eintrieb.

Ein

Theil der Flita verweigerte denselben und wechselte mit den

Truppen des Khalifas Flintenschüsse. Es war

dies zu einem

Ausflug an den Schelif eben kein günstiger Augenblick, den-

noch würde ich ihn unternommen haben, Obristen Dubarail,

dem

warm empfohlen war,

ich gleichwohl

dem

vom General Rapatel

irgend eine Unterstützung gefunden.

von

Dieser Oberofficier,

hätte ich bei

sehr

machte beständig Schwierigkeiten

unverträglichem ,

Charakter,

verweigerte mir jede Es-

corte und schilderte mir die Gefahren einer solchen Reise so

schwarz,

mich

man den ner

dass ich

bis zu

am Ende

Schelif von

Mündung wohl

Strassburg und

Gleichwohl wagte ich

soll

fern sieht.

Meer graubraun

den von seiner

Er mag

in der

Nähe

wo sei-

dreimal so breit seyn, als der Rhein bei einen weit raschern

Gewässer des Landes haben. das

abstand.

einem Berg, zwei Stunden von Mostaganem,

bis zu

Mündung.

Lauf

als alle

übrigen

Sein schmuziges Wasser färbt einer Entfernung von zwei Stun-

451

A Geograph

i

n

che

s

a n

Ii

g*.

Bemerkungen über

die

Regentschaft Algier.

lPie Regentschaft Algier

zum 26° 12' Süden

ist

östl.

erstreckt sich

Länge.

Ihre

vom 15° 32'

his

Breite von Norden nach

abwechselnd nicht genau bekannt.

Nimmt man

in

der östlichen Provinz Constantine die Fortsetzung des Blad-

el-Dscherid oder dürren Landes, welches etwa vierzig deutsche Meilen in gerader Richtung von der Mittelmeerküste be-

ginnen

soll

Namen Sah

und das

die

ra kennen

-

Eingebornen weit mehr unter dem



es

mag

mit seinen dürren

Vorbild der grossen Sandwüste geben

ehemaligen Deygebietes an,

so



mag wohl

als

Südgränze des

die grösste Breite

der Regentschaft Algier fünfzig bis sechzig Meilen

Provinzen Titeri und weit schmaler

ist,

Oran

,

wo

in

,

den

der anbaufähige Landstrich

höchstens vierzig deutsche Meilen betragen.

Die Oasen Tuggurt und Wurglah ten und der Staat

Hü-

ausgedehnten Ebenen wohl ein

geln und wenig fruchtbaren

die

Länder der Mosabi-

Ain-Maadi, welche

ihre Unabhängigkeit

gegen die Algierer Deys

stets

,

zu behaupten wussten

,

sind in

diese Gränzen nicht mit inbegriffen.

Da

die

mittelt sind,

Südgränzen dieses Landes noch nicht genau

er-

da noch kein europäischer Reisender den ganzen

29

*

452 nördlichen an die Regentschaft Algier

Rand

stossenden

der

Sahara der Lauge nach durchzogen und nie ein französisches Corps

bis

über vierzig Lieues von der Küste sich gewagt

so sind alle Schätzungen

hat,

Flächeninhaltes

des

Cannabich nimmt 9000,

nur sehr unsicher und abweichend.

D

Gatterer 8957

Meilen an

Flächeninhalt nur auf 4218

,

natürlich

andere Geographen schätzen den

D Meilen.

Die ganze Regentschaft Algier wird von Westen nach Osten von Bergketten durchschnitten

zeichnet

was

dieses

Desfontai-

durchschnitten,

dem

der bei Tabarka an der Gränze der Regent-

Tunis beginne und

schaft

be-

Gebirge unter der vagen Benennung Atlas,

Land sey von zwei Ketten

Atlas,

kleinen

Man

beträgt.

der Berbersprache „Steigen" bezeichnet.

in

nes sagt, das

Höhe

deren mittlere

,

nicht über 3000 Fuss über dem Mittelmeer

bis

Marokko

sich

fortziehen soll,

und dem grossen Atlas, der am Rande der Wüste, mit dem kleinen Atlas parallel laufe und die Nordgränze der Sahara

den

soll.

Allein Desfontaines sagt über diesen

Atlas" durchaus

nichts Näheres.

nicht selbst gesehen haben,

bil-

„grossen

Sicher konnte er ihn auch

da er in

den südlichen Theilen

der Regentschaft gewesen und nicht einmal Biskara erreicht hat.

Ganz gewiss hat er

sich

zu dieser

Angabe nur durch

die vagen Berichte einiger alten Geographen verleiten

lassen.

Ptolemäus erwähnt nämlich eines Atlas magnus, der sich vom

Trauerpass Harudsch westwärts bis zum atlantischen Ocean hinziehe.

Alle spätem Geographen

Auch von den neuesten

Autorität hin nach.

Karten

stellen die meisten

birgskette hin

mit

weder Desfontaines Bruce,

schrieben

der ,

dies auf seine

französischen

an den Rand der Wüste eine Ge-

Bezeichnung

grand

Atlas.

Aber

noch seine Vorgänger Shaw, Peyssonel,

sind über vierzig

deutsche Meilen von der Seeküste

453

Was

nach Süden vorgedrungen.

Bergzüge

sie also

über die südlichen

des Atlas jenseits des Aurass sagen, konnten sie

nur den Erzählungen der Eingebornen entnommen haben, die hier aber so unwahr, so abweichend, so verwirrt lauten, wie in

Nubien und

in

den Sudanländern,

wo

fast alle

gründlichen

Reisenden über diese gänzliche Unzuverlässigkeit der Aussa-

gen der Afrikaner, über ihre Begriffslosigkeit und die Unmöglichkeit, von ihnen über irgend ein Land, Gebirge, Stadt,

Wüste, Thier eine Schilderung,

ich verweise hier nur auf das,

die nicht die Phantasie

in

Klage geführt haben

sich eingemischt hätte, zu erhalten,

was der

und

schlichte, wahrheits-

Salt und andere Reisende

treue Burkhardt oder Bruce,

;

dar-

über äussern. Etwas mehr Vertrauen verdienen die im Ganzen ziemlich genau zusammenstimmenden Aussagen der Renegaten,

von denen das

Land

namentlich die Mittheilungen der Beni

Sprache erlernt

-

Baudouin's, der in

Mzab gedrungen und

hatte, Geistinger's, Berndt's

die

mosabitische

und anderer Fran-

zosen und Deutschen im Dienste Abd-el-Kader's, welche im

Jahre 1837 dessen

Zug

durch den Kobla

Alle diese Renegaten stimmten mit

merksamkeit verdienen.

ihren Versicherungen überein,

Aurass und Biskara,

noch

noch auch an der Gränze setzung des Blad

-

el -

Auf-

begleiteten,

im

dass

weder zwischen dem

es

Süden der Provinz

des Kobla,

Titeri,

der westlichen Fort-

Dscherid, hohe Gebirge gebe.

Im Ge-

gentheile würden, sagten sie, die Bergzüge von Constantine, Setif

,

Medeah, Miliana, Mascara immer

man sich den Ebenen des Blad - el here, und die

-

niedriger, je weiter

Dscherid oder Kobla nä-

Nordgränzen dieser trockenen Steppen beständen

aus öden, wellenförmigen mit Disteln und Palmen bewachse-

nen trockenen Hügeln. Dasselbe bestätigten sabiten, die ich in Algier gesprochen, alle

alle Biskris,

Mo-

Beduinen der Sa-

454 so namentlich

hara und des Kobla,

Mohamed- Budsaid imd

mehrere Scheikhs der Angad, die ich in Mascara sah.

Renegaten

selbe sagten die

Berbrugger und zum

Abd-el- Kader zu Haraza besuchten. alle

Heer zu Adrian

in Abd-el-Kader's

Doctor Bodichon,

welche

hierüber ausgeforscht haben,

oft

den Emir

Derselben Ansicht sind

der arabischen Sprache kundigen Officiere

Eingebornen

Das-

welche die

,

wie

Pellissier,

Lamoriciere, Sainte-Marie , oder Militairs, die im Innern des

Landes Commandos hatten und

die Expeditionen begleiteten,

wie die Oberofficiere Cavaignac

,

Levaillant

,

Magagnos.

In

der Provinz Oran erhebt sich jenseits des Berges Zickar bei

Miliana keine Kette, keine Gruppe, kein

isolirter

Berg mehr

Der Dschibel-Ds churschura im Ge-

über 4000 Fuss. biet des

Uthan Sebau, der Aurass (Mons Aurasius im Mit-

telalter,

AvSov

bei Ptolemäus)

Wahrscheinlichkeit Atlasgebirge.

nach

die

und der höchsten

Zickar Gipfel

sind

am

aller

Algierer

Diese Gebirge laufen meist der Meeresküste

entlang und bilden dann die Uferklippen, öfters sind sie aber

davon getrennt durch mehr oder minder breite Ebenen, bei

wie

Bona, Stora, Budschia, Mostaganem, Oran, von denen

die meisten

bogenförmig

sind.

Manchmal

sind diese Gebirge,

ausser durch Ebenen, auch durch sogenannte Massifs, Sahel,

oder Hügelländer, wie bei Algier und Arzew, vom Meere geschieden.

Diese Hügelgruppen

Ebenen getrennt, wie

bei

werden dann wieder durch

der Metidscha und den Gefilden

des Sig.

Tiefer im Lande in einer Entfernung von dreissig Stun-

den von der Küste beträgt die Länge der "Von Westen nach Osten laufenden Ketten selten über vierzig Stunden;

sie

den

getrennt,

dann

wieder durch zwischenstehende

Ebenen

oder sind nur schwach verbunden durch niedere,

wer-

dammartige

455 Aufwürfe.

Zwischen Bona und (Konstantine zeigen sich

gentlich nur vier deutliche Kettenbildungen,

manchmal Aufwürfe von 5

— 600

Fuss

zwischen denen

Gruppen stehen.

in

Acht Stunden südlich von Constantine zieht sich eine Kette hin.

In

Zwei

der Seeküste bis Mascara. Gipfel

des

Oran giebt

der Provinz

Schruab

-

el -

Rähah

Kader's

(Amidu), der am

ich

vom

Süden der Ebene Eg-

im

Der Renegat

gres; ihnen folgt noch eine sechste kleinere.

Geistinger

vierte

drei Ketten von

es

weitere erblickte

,

ei-

Abd-el-

häufigsten im Dienste

Reisen nach Tekedemt, dem Kobla und einmal so-

gar nach Marokko unternahm, versicherte mir, dass es dann weiter keine zusammenhängenden Bergreihen

gebe, sondern nur in einer

isolirte

Gruppen,

bis zur

Sahara

welche überhaupt schon

Entfernung von vierzig Stunden von der Küste noch

vorherrrschend

Zwischen

sind.

Hauptstadt der Provinz Titeri, erheben sich

etwa 25 Stunden Länge,

zum Meere

sich

deren

hindrängen

nach Norden

und niedriger werden.

cher Höhe.

Commandant

zählte mir,

dass

vierte Kette

gesehen habe, niedriger

der

zwei Ketten von

Extremitäten

Stunden südlich von Medeah steht eine

er

Medeah,

und

Algier

dritte

Vier

Kette von glei-

Levaillant, der sie erklimmt hat, er-

etwa fünf Stunden als

weiter südlich eine die drei ersten; nir-

gends aber habe man dort eine Spur von einem grossen Atlasgebirge gesehen.

Einen Theil dieser

genannten Ketten

kann man vom Gipfel des Ras-el-Hammar im Süden der Metidscha und

nug

vom Schruab -el-Räha

bis zu ihren meist

bei

Mascara deutlich ge-

nordwärts ausgekrümmten Extremitä-

ten verfolgen und sich überzeugen, dass sie nicht mit andern

Ketten weiter in Osten oder Westen verzweigt sind. Ob dies bei allen Kettenzügen der Regentschaft der Fall nicht bestimmt sagen,

und

alle

ist,

kann ich

Meinungen der mit der Topo-

456 graphie des Landes beauftragten französischen Officiere des

Bona und Oran waren hierüber eben

Generalstabes in Algier, so schwankend.

Ersteigt

man

Provinzen Oran und

in den

Constantine die höchsten Berge, wie den Schruab-el-Rähah

oder den Gipfel des Ras

- el

-Akba, und versucht eine genaue

Zeichnung dieser wildverworrenen Höhenzüge,

man

die ausserordentliche Schwierigkeit einer solchen Arbeit,

von Keinem unternommen

welche noch von Keinem gelöst,

Man

worden.

überblickt ein

regelinässigsten

densten Richtungen auslaufen

,

schen

Chaos von Gebirgen in den un-

Formen, bald Ketten,

sammenhängend pen

sind,

und verzweigt oder auch unzu-

man wieder

bald sieht

Arzew und Oran. in

Shaw,

einzelne Grup-

ist,

den innern Städten, die

heutiges

Tages

Werkes,

die

eine

auch wohl in der That nicht

Seine übrige allgemeine Schilderung des Atlas

zwar etwas karg, aber

„kommt

selten

treffend.

Gipfel

einem unserer höchsten Berge Grossbritan-

den

mit

dass

man

selbst die erha-

Alpen und Apenninen

in Parallele

In der Regel sind die Berge 4-, 5- oder 609

stellen kann.

Ruthen hoch. findet

ist

„Dieses Gebirge," schreibt

niens gleich und ich zweifle sehr,

Ihre

Abhänge

sind meist leicht zu erklimmen.

auf ihnen mehrere Fruchtbaumarten und anderes

hochstämmiges Holz. höheren,

es

Abd-

jetzt unter

dem wildverschlungenen Gebirge

Hauptkette herauszufinden,

bensten

als

weiter durch-

sagt ganz richtig an einer Stelle seines

es sey sehr schwer, auf

existirt.

Land

der das

el-Kader stehen, länger verweilte, möglich

Man

die nach den verschie-

ja ganz isolirte Kegel, wie den Dschibel-el-Sbua zwi-

wandert hat und

er,

erkennt

so

Hier und da giebt

steileren Felsen,

als die

es

übrigen,

Abgründe gebildet.

,

von

Man

denke sich auf dem Abhang oder Gipfel einen Daskrah, oder ein

Dorf derKabylen, welches durch eine Erdmauer umschlos-

457 sen

man den

so hat

ist,

richtigsten und

genauesten Begriff,

den man sich von diesen Gebirgen machen kann.

Unter den neuern Schriftsteilern

sagt

nen Annales Algeriennes' „Das Land

Pellissier

ist

in sei-

von Westen nach

Osten von den Atlasgebirgen durchzogen, welche aus mehreren parallel laufenden Ketten bestehen,

durch tiefe Thäler

getrennt und manchmal durch Zwischenketten verbunden sind.

Die nördlichste

dieser Ketten nennen wir den kleinen Atlas.

Sie liegt in geringer Entfernung

vom Meer, dem

manchmal

die

dergestalt nähert,

man an den

dass

Im Süden

merkt, ganz verschwindet. sich, ehe

Zone,

flache

meisten Stellen zwischen ihr und

man

Westküste

die

sich

sie

welche

dem Meer

be-

der Atlasgebirge findet eine weit grössere fla-

betritt,

che Zone, das „Blad-el-Dscherid" oder Dattelland.

Ausser-

dem

sich

erweitern die Thäler der verschiedenen Ketten

so, dass sie

wahre Ebenen

bilden,

oft

von denen einige sehr be-

trächtlich sind."

„Der Atlas"



schreibt Cavaignac, der ehemalige

mandant von Tlemsan die Regentschaft

fünfzig

Lieues

Zweige

laufen



„der Atlas

Breite in

in

,

oder

allen

Com-

seiner politischen Brochure über ist

ein ungeheurer Massif, von

darüber.

Richtungen

Seine

schwerfälligen

Er

umschliesst im

aus.

Norden lange und fruchtbare Thäler, durch welche seine sehr zahlreichen

Gewässer nach dem Meere

versinken seine Abhänge

in

sich ohne Zweifel die in

diesem

Meer

des Südens,

dieser Richtung fliessenden

wenn

nicht eine

wo

Gewäs-

der Brand der Sonne und die

dürre Erde sie nicht schon unterwegs hemmen. ist also

Im Süden

weite Ebenen von zweifelhafter

Fruchtbarkeit bis zur Sahara,

ser des Atlas verlieren,

fliessen.

Reihe von Kegeln,

gleich

Der

Atlas

den Pyrenäen

und Alpen, welche zwei verschieden bewohnbare Länder treu-

459 nen könnte. Der Atlas

ist

die Regentschaft selbst.

Auch der

Araber bewohnt den Atlas, unsere Landstrassen durchschneiden ihn und es möglich

seinem

bei

ist

unregelmässigen Laufe nicht

durch ihn bestimmte Gränzen zu ziehen.

,

Ritter, welcher in der zweiten fast

ältere Quellen

auf

blos

mit bekanntem Fleiss,

sich

Ausgabe seiner Erdkunde stützt

und deren Angaben

Scharfsinn und Gründlichkeit zusam-

menstellt, will vier verschiedene Gebirge unterscheiden.

Gränzberge gegen die Sahara.

„1) Grosser Atlas.

dem Trauerpass Harudsch westwärts tige

ziehen

sich mannichfal-

Bergzüge, unter verschiedenen Namen,

die uns keinen

nach Westen

Aufschluss über ihre Beschaffenheit gewähren, hin, bis zur

Küste des atlantischen Oceans; von den Landes-

bewohnern werden und

sie die

haben

Ptolemäus

seit

grossen Berge (Ayduaral) genannt, sie

den

allgemeinen

grossen Atlas (Atlas magnus) erhalten.

zuge

gilt

dass

es,

ist

Namen

des

Von diesem Berg-

Südabhang den weiten Ebenen des

sein

dattelreichen Küstenstriches,

hier

Von

dem

Biledulgeried, zufällt;

aber

durchaus nicht an Eine zusammenhängende Bergkette

zu denken.

In diesem

schen Geographen

Sinne

vom grossen

ist

die Nachricht aller arabi-

Atlas zu verstehen, durch die

wir, bis auf wenige neuere Zusätze,

fast alle

unsere Kennt-

nisse dieses Berglandes besitzen."

„2) Kleiner Atlas.

mittellän-

Verschieden von dem vorigen, lernen wir diese

dische Meer.

Küstenkette

Die Küstenkette gegen das

nicht

durch

die

continentalen

Araber kennen,

welche den langen grossen Atlas von der Landseite her zuerst erblickten

Weit

und überstiegen,

später erst, als jener lange

satz den

Namen

sondern durch Küstenfahrer.

Zug,

des kleinen Atlas."

erhielt sie als

Gegen-

459 „Strabo weiss, dass er vom Vorgebirge Kotes (am Aus-

gang der Strasse von

dem Sky-

Gibraltar, in den Ocean, nach

lax) durch Marusien bis zu den Syrten laufe, also ganz wie

Della

Cella

beobachtete,

dass

er

wie

die übrigen mit

ihm

gleichstreichendeu Gebirge bewohnt sey, im Anfang von Marusiern, weiter

im Innern des Landes von der grössten Liby-

schen Völkerschaft, den Gätulern

,

deren Gebiet sich bis zu

den Syrten erstrecke. "

„Die neueren Geographen aber verstehen unter dem nen Atlas nur dasjenige minder hohe, aber

klei-

steile, zerrissene

Küsten gebirge, welches von der Strasse von Gibraltar ostwärts die ganze

Küste der Berberei, durch die Staaten von Marok-

ko, Algier und Tunis

Es

zieht.

schliesst sich in

den hohen Atlas von Fez und Marokko an,

nachdem

es

bis Titeri

in

Westen an Osten aber,

(Provinz im Südost von Algier) mit

der Küste ein gleichmässiges, paralleles Streichen hatte, biegt es

vom Dschurschuragebirge an gegen Südost herum.

sich

Wendung

Diese

geschieht an den hohen Bergen

undJaite, welchen weiterhin

in

ress

doch wieder parallel

Osten,

mit der Seeküste, die Berge Wellad

-

Wannougah

Selim

,

und Tipasa, im Staat von Tunis folgen,

Mustewah, Aubis

gegen den

Golf von Kabes. "

„Der

äusserste, westlichste Gränzstock des kleinen Atlas

am Osteingange

bildet

Säulen

des

Berg Abila,

Hercules unser

der Strasse von Gibraltar die eine der (^HgatcXeia GTi]\a),

Cap von

Gränzen des Oceans (ab telmeeres waren. lonis

(

Daher

Ceuta,

his ora interni ist

der siebenköpfige

welche den Alten die maris) und des Mit-

das westlicher liegende

Cap Spartel der Neuern) schon dem Herodot

Cap So-

es schon

im Gebiete des Beherrschers des Oceanos,

die

als

Gränze von Libyen bekannt, dem karthagischen Admiral

liegt

dem

er

460 den

hier

um

Altar erbaute,

ersten

dessen Gunst zu seiner

Fahrt zu erflehen." „Dieses Cap von Ceuta sprache Jibbel felsigen

Höhen

d ' Zatute

(d. h.

( d.

Westland)

„Von

dem Meere

aus

Provinz El Garb

(

ist

h.

es, das heute in der Berber-

der Affenberg ) heisst ,

welche der kleine Atlas nun

der

ist

Namen

kleine Atlas

mau-

Errif, sein

wohl dasselbe.

hier an weiter im Osten längs den Küsten

vom Cap

Algier,

Magred

füllt."

der Provinz Errif,

Jibbel arif,

„Von

die westlichste

der Westen) des grossen El

durchzieht, erhält er auch selbst den rischer,

und

aufsteigt,

mit steilen

Mellila

gegen Tunis hin,

bis

im Allgemeinen

in

nichfach aufsteigenden Hügelreihen,

,

durch

zeigt

sich

gegen das Innere man-

kaum 4-, 5

die

— 600

Fuss senkrechte Höhe haben, grossentheils mit Wäldern und

Fruchtbäumen bedeckt sind,

Felswände am Gehäuge

und da durch

die nur hier

steile

der Berge und durch nackte, hervor-

ragende Klippen auf ihren Gipfeln unterbrochen werden.

Er

hat durchaus keine bedeutende Mächtigkeit und Höhe, und so

weit der treffliche

Shaw

sie beobachtete

(

lang im Gebiet von Algier), sähe er sie

er lebte zwölf Jahre

kaum zu

der

Höhe

" seiner vaterländischen Berge sich erheben.

„Im felsiger

Osten von Algier wird die Küstenkette bis Bona weit

und rauher,

darum

sie

schon Abulfeda

El

Adwah,

die

Höhe, genannt

als

hohe Caps in das Meer vor und bilden um den Golf von

Bona

hat.

das Cap Rosso (bei

Hier springen gewaltige Felsufer

La

Cale) bei der Insel Galita, und

der Südspitze von Sardinien gegenüber die schaudervollsten Felspartien.

Ein schwarzer, poröser Sandstein (gres a

trer) von tausendartigen Höhlen und Grotten durchbohrt, scharfkantiger

Rücken und Spitzen, wird

fil-

voll

hier unaufhörlich

461 von den Wellen gepeitscht,

Nadeln und Zacken gespalten.

in

Die vom Meere ausgehöhlten Grotten reichen wohl halbe Viertelstunden weit landeinwärts;

stürmen die Meereswogen

Nur

ein.

nach

Sandstein

den

welche

Adern,

durchziehen,

und stürzen

oft steil in das

wohl von Westen nach Osten

also

Noch weiter nach Osten dauern über Tabarca, Cap

gehen.

Nero

mag

die eisenhaltigen

Hier senken sich die Sand-

bänke von Süden nach Norden, Ihr Streichen

unterirdischen Gebiete

Richtungen

allen

scheinen ihn zusammenzuhalten.

Meer.

ihre

in

u. s.

w. diese Klippen

fort,

die für

den Schiffer um so

Trümmer

fürchterlicher sind, weil durch ihre

unzählige Sand-

bänke an den Küsten entstehen, die keinen wirklichen Hafen Dies war

das Schiff in der Gefahr aufzunehmen.

darbieten,

die westliche Schutzmauer für Karthago."

„3) Der

mittlere Atlas

;

das Plateau. Tiefer landeinwärts

zwischen den beiden Parallelketten des kleinen und grossen Atlas,

die beide

viele andere,

mit ihnen

,

von Westen nach Osten ziehen,

mittlere

theils

Bergzüge,

streichen

theils in gleicher

in mannichfaltiger

Verbindung.

Richtung

Sie bilden

ein breites, hohes, von vielen Thälern, Ebenen, muntern Flüs-

sen und frischen Bergweiden durchzogenes Bergland.

den von Constantine der Sahara

ist

bis

gegen

Im Sü-

lange Gränzkette Buzara

gegen Westen zum hohen At-

es nur hügelig,

las steigt es terrassenweise

erhabene

die

immer höher

auf.

Durch seine

Lage über dem Meere und den Glühewüsten gewinnt

es eine überaus milde

gerühmt wird.

Temperatur, die von den Arabern sehr

Edrisi

glaubt

,

dass

keine

Gegend diesem

Berglande an Fruchtbarkeit, weiter Ausdehnung und reicher

Bevölkerung (frequentia domiciliorum) gleichkomme."

„Leo nen Atlas

sagt, dass sich die

von

der Küste

Berge und Hügelketten des

aus

klei-

landeinwärts an 100 Meilen

462 bald

mehr bald weniger erweiterten

de ,

klare Bäche und Flüsse

manche

salzig sind) nach

und von ihnen

(

dem Meere

fallen reizen-

Shaw auch

zu; gegen den langen At-

Hügelreihen und Ebenen, die

las hin ziehen sich

lichen

;

von denen doch nach

alle vortreff-

Boden haben, der Getreide im Ueberfluss und Gegen Osten

sten Früchte erzeugt.

die Tunesischen

sind es

das Zeugitana und Byzacena,

Landschaften,

Numidischen Kornkammern

der Karthager;

die Landschaften von Sejelmessa

die be-

die

berühmten

gegen Westen

(richtiger Sejin-Messa nach

Jackson) und mehrere marokkanische Provinzen."

„Die grössten Höhen

dieser mittlem Bergketten, welche

zumal landeinwärts,

überall aus Kalkstein,

voll Versteinerun-

tiefer

gegen den hohen Atlas aber aus

quarzhaltigen Gebirgsarten,

schienen Desfontaines im Süden

gen bestehen sollen,

von Algier und Oran nicht über 7200 Fnss (2400 Metres) Meeresfläche

Auf ihnen

haben.

zu

liegt

nirgends ewiger

Schnee;

da wachsen schöne Waldungen von Nadel- (Pinus

alepica)

und

pseudosuber,

Laubholz (zumal Eichenarten, Quercus suber,

und ballota)

coccifera

ilex,

und der

schöne

Oleander (Nerium oleander) wuchert aus den Thälern bis zu

den Höhen hinauf.

„Wannaschrife der höchste, in

ist in

der westlichsten Provinz von Algier

der Dschurschura

der

der östlichen

(Mons

ferratus

dieser Berge.

höchste

der Alten?)

Dieser hat be-

aber sein Rücken wird durch eine ununter-

baute Gehänge,

brochene Kette nackter Felsenwände und Abgründe gebildet, die

im Winter mit Schnee bedeckt,

gänglich werden, stand zwischen den

erzwingen, leben.

die

dass

sie

für

Bewohnern

sonst

immer

und dadurch so unzu-

diese Zeit einen Waffenstill-

ihrer

beiderseitigen

in unversöhnlicher

Gehänge

Feindschaft

463 „Die noch

steiler

abstürzenden Berge von Titeri, zwischen

pen, welche von den Bewohnern

gen,

Kuppen und Klip-

beiden, bilden fast unzugängliche

diesen

zumal

als

als Zufluchtsorte, feste

Bur-

Speicher und Magazine zur Sicherung ihrer

Kornvorräthe benutzt werden."

„Ueberhaupt scheint diese

Steilheit der

Felswände und sehr

enge, senkrecht eingerissene Schluchten, die

Tiefe der Thäler durchsetzen

in die selbst

dem hohen Atlas,

schneiden sie

so,

die horizontalen

gen

dass

oft

charakteristisch zu seyn. Diese durch-

man

zu beiden Seiten der Engpässe

Schiebten der Gebirgsarteu deutlich aufstei-

sieht, die nicht

sind

sie plötzlich bis

diesem Berglande, und

,

nur sechs

zusammengehängt za haben scheinen. Sie sieben Fuss breit,

bis

aber fürchterlich

(wahre Spalten), so dass wenige Menschen ganzen Hee-

steil

ren den Eingang verwehren würden.

den Arabern Beban (d.

i.

Daher werden

sie

am Kaukasus,

Capy (eiserne Thore, wie

in Persien,

Türkei

Mehrere dieser Pässe fanden

z.

B.

u. s.

w. )

genannt.

dem kurzen Wege

auf

von

Pforten), von den Türken Demir

vod

Algier

nach

in der

sich

Constan-

tine ein."

„4) Hoher Atlas ; Daran. Unter dem hohen Atlas , den wir nur allein von der marokkanischen Seeseite hin meistens durch europäische Reisende kennen gelernt haben

höchsten Erhebungen dieses schaft

des

des

verstehen wir die

Gebirges, die in der Nachbar-

atlantischen Oceans

die furchtbare Küstenterrasse

Kaiserthums Marokko und Fez,

östlichen Provinzen Suse,

,

von den südlichen und

Tarudant und Sejelmessa scheiden.

Sie sollen in einem grossen, zusammenhängenden rerer parallelen Gebirgsketten,

vom

Zuge meh-

kleinen Atlas in Errif ge-

gen Südwest ziehen, und zwischen dem Drahafluss und dem

Cap de Ger

in die

Fläche der Sahara abfallen."

464

„Um in

Fez und Mequinez

bilden sie nur mittelhohe Berge,

denen der edelste Menschenschlag wohnt, zumal die Frauen, 1

ohne Ausnahme, von der schönsten Bildung sind."

„Von Marokko,

der Residenz, aus steigen die Gebirgs-

ketten gegen Ost schon in einer Entfernung von einer halben

Tagreise

men

auf zu

den Gipfeln,

Ulstan, Orika, Emsfiva,

die bei dieser Stadt die

Tagana, Fraga,

Na-

Suitana, Ged-

meva, Rgagaia, bei Fez aber Zavias, Itata, Zaimbi

u.

a.

m.

führen."

„Die höchsten «ranze

man von Marokko

Gipfel, welche

aus das

Jahr mit Schnee bedeckt sieht, ziehen in einer Reihe

nur sechs deutsche Meilen (dreissig englische miles) in Ost

von dieser Stadt vorüber und von Mogadore, der Küstenstadt,

28 deutsche Meilen (140 englische miles) weit,

höhe

34 Grad nördlicher Breite

setzt unter

von 10,800 Fuss über

dem Meere

man

sieht

Die ewige Schnee-

Tagen.

noch ihre Kegelgipfel an heitern

eine absolute

Höhe

voraus; doch scheinen nir-

gends weitläufige Schneefelder die Höhen zu bedecken,

nur

einzelne Gipfel ragen in diese Schneeregion empor."

„Leo nennt nur

einen einzigen Gipfel, den Hanteta, den

höchsten Berg, den er gesehen, wahrscheinlich über der verfallenen Stadt Tessa, welcher mit

von den andern sagt er nur, Jahr und

öfters

ewigen Schnee bedeckt sey

auf ihnen schneit es das ganze

kommen oben Karavanen

Behauptung, die, so auffallend

sie

spätem Erzählern wiederholt wird.

auch

vor Kälte um. Eine ist,

Marmol

doch von allen sagt,

dass

auf

den hohen Pässen der Schnee zuweilen in einer Nacht eine

Lanze hoch ter

fällt,

für Thiere

und die Kälte auf den Höhen

und Menschen,

Bergbewohner tödtend seyn gens

alle

Berggipfel von

(

1 ).

selbst für

soll

im Win-

die einheimischen

Dass man im Januar

Marokko aus weiss

sieht

übri-

und dadurch

465 das Klima dieser Stadt selbst sehr abgekühlt wird, kann nichts Gletscher finden sich nirgends."

Auffallendes seyn.

„Mit solchen grässlichen

Steilklüften ist die ganze

kette des hohen Atlas, welche die

nen im Südosten trennt, überall durchrissen. des Hochlandes

ein Charakter

Berg-

Ebenen Marokkos von

de-

Hier zeigt sich auch

der Berberei, den wir

schon oben berührten."

„Wenn man von

Tafilet (Tafilelt nach Jackson) nach

rokko zu über die Bergkette

zieht, so führt der

Weg

Ma-

die er-

sten fünf Tagreisen über

vollkommen vegetationsleere Ebenen,

auf denen es nie regnet.

Dann

man

übersteigt

in drei

Tag-

reisen im hohen Atlas einen solchen Pass, der über die Rui-

nen von Pharoali und dann nach Fez führt; eben solche Pässe geleiten von Sejelmessa eben dahin."

„Diejenigen Horden, welche im Besitze dieser Pässe sind,

werden wohlhabend und

reich, durch die

Zollabgaben der Sudan-

karavanen, welche durch diese Pforten hindurchziehen müssen in das Küstengebiet."

„Ein solcher Pass, schmal, wie durch Felsen gehauen, vierzehn bis fünfzehn Stunden lang, leicht durch wenige zu vertheidigen

,

Wege

am

Zisfluss; drei feste

am

Fluss, Gastir

Höhe. dische

am

len auf die

Burgen vertheidigen ihn, Tamaracost

alljährlich

ist

bei

Agmet, durch welche numi-

Märkte von Marokko die

ziehen.

nordwärts

zum Gap Blanco ihren

„Anmerkung

I.

und Zahbel auf der

im October mit Datteln und Kamee-

durchreisen die Karavanen,

Atlas und bis

zunächst an

nach Fez, und hat seinen Eingang

Flusse der Ebene,

Ein solcher Pass

Horden

der Provinz Quenana,

liegt in

Sejelmessa auf dem

Mann

Namen

Weg

Aehnliche Pässe bis

zum kleinen

nehmen."

Atlas und Daran.

Ueber die Bedeutung des uralten Namens Atlas, Moritz Wagser's Algier. I. 30

1)

Atlas.

den schon

466

Homer kennt,

mit

dem schon Herodot den

im westlichen Libyen am zeichnet,

Berg

äussersten

Salzmeere (ulog) unverkennbar be-

der in der Sage

wie in der römi-

der Atlanten,

schen Geschichte, eine so grosse Rolle uns nicht in Untersuchungen einlassen.

Etymologen wollen ihn bald von ihrem

spielt,

können wir

Die marokkanischen welches Aufstei-

tla,

gen bedeutet und vom Aufsteigen der Sonne gebraucht wird, Schneeberge, herleiten u.dgl. m.

bald von Jibbel Attils,

d.

Auf

merkwürdig, dass die

jeden Fall

ist

es uns

h.

erste historische

Bedeutung davon, die des Herodot, an der Küste des Mittelmeeres war,

und die Homerische Dichtung weist auf ihren

ersten tyrischen

Ursprung

Wahrscheinlich ein Uferberg

hin.

im westlichen Gebiet von Karthago, welcher des Meeres Tiefen

vielleicht da,

Atlas setzen. die

(boie &a\dooi]g noorjg ßlv&ta oidtv),

gesammt durchschaut wohin wir

Herodot sehr wohl

Ende

jetzt das östliche

Aber durch

die

des kleinen

Meerfahrten der Karthager,

bis ausserhalb der

Säulen des Hercu-

les kannte, rückte ihm schon der Atlasberg westwärts bis zu

der Strasse von Gibraltar,

Pyrene,

nvQfjvi],

wie auch im gegenüberliegenden

oberhalb Massilien in Europa,

der

der von uns nun

dieses einen Vorberges auf die ganze Kette

genannten Pyrenäen übertragen worden seyn mag. non's Küstenfahrt, der ältesten

Jahr

v.

Chr. Geb.

Name

In Han-

Urkunde (zwischen 300

und nach Gosselin weit

Gegenden, kommt der

Name

älter)

bis

570

über diese

Atlas noch gar nicht vor."

„Spätere Erzählungen von der untergegangenen Atlantis des Plato im Timäus,

die

Entdeckung der westlichen Inseln

Gerne und anderer; die erste Nachricht des Sebosus von den Inseln der Seligen (quas Fortunatas putant),

schen Inseln

(schon Plinius nennt ein Volk

des Atlas, das die

unsere Canari-

am Westabhang

dortigen Wälder bewohnt, Canarier), deren

467

Zusammenhang mit dem

einstiger

Atlas des Continents bald

Anwohner jener

eine Lieblingshypothese bis auf die heutigen

Küsten wurde;

(fabulosissimum atlantein)

bis

Von diesem

de Ger, aus.

graphen sein Gebiet

Namen

des Atlas

zu seiner Südgränze,

dem Cap

dehnte bald den

dies alles

nun durch

ist

quer durch

Rande der Wüsten hin

bis

„So ging

dem

es mit der

Mekka

Namen

eben so wie mit dem

Taurus

des Berges

Himalaya

,

und von

herausgezerrt worden."

Erweiterung dieses Begriffes, gleich

so vieler andern in der Geographie der alten

Zeit,

am

das Continent hindurch,

gen Tripolis erweitert,

späteren sogar bis Aegypten und

Geo-

die arabischen

in Cilicien,

dem Kaukasus

in

und neuern

der Pyrenäen,

mit

wie mit dem Altai,

Hochasien

u.

dem

dem

w."

s.

„2) Daran. Ptolemäus nannte den höchsten Berg des Atlas

Rüssadiron; nach Solinus, Eustathius

waren

die ältesten

Namen

u.

A. nebst Bochart

Dyris, Dyrim, Adiris,

des Atlas:

Adderim." „Plinius sagt ausdrücklich, dass Dyris der Landesname des Gebirges

am

Säle oder Sla unter 34° 5' rer

nördl. Breite),

Wohnungen zwischen Weinbergen und

zu seiner Seite stehen sollten. zischen

Tur (mons

altura),

nischen Zurana oder

vom

Nähe von Sala

Viorflusse sey, in der

Sanscrit

tir

Dyris

leitet

(heute

wo Ruinen

älte-

Dattelpflanzungen

man vom

phöni-

dem maurischen Turana, dem

Taur (Taurus), oder wohl noch

oder tiram

— Berg —

spa-

früher

ab."

„Polybius lernte auf seiner Küstenfahrt nach der Zerstö-

rung von Karthago den Darafluss, gegen das Bergland die Gaetuli Darae,

und die äthiopischen Daratiten kennen,

Aethiopas Daratitae: nämlich im Süden

Suse,

wo

sich nicht

der Drahfluss (Darah?),

mehr

in

vom Cap de Ger,

der aber heut zu

die

in

Tage

den atlantischen Ocean ergiesst, sondern

30

*

468 im Sande

sich in

verliert,

welcher von hier

hohen Dünen aufgewehet

„Auch

die Berbern,

nennen."

„Dies sind die Benennungen,

oder E-drar, und A-theaar, das

wo

von Teneriffa,

So weit

dem

in

die

Bemerkungen

Mit der

ist.

Ja

Form

die älteste

Namen

alten

des Pik

Die Eintheilung des

Ritter's. ist

„grosse Atlas" ein bis

1) der

.

Aya-Dyrma, aufbewahrt."

Atlas in vier verschiedene Gebirge

Gebirge

heute noch, I-drarn,

Dra oder Dahra, Berg, und

I-daurer im Pluralis , Gebirge heissen.

merkwürdig genug, noch

dem Stammworte

die mit

in der Landessprache verwandt sind,

ist,

den Küsten

Edrisi nennt den Atlas Daran, wie ihn noch heute

Bewohner,

seine

bis zu

ist."

jetzt

Bezeichnung

Ptolemäus doch wohl ein Gebirge,

aber nicht haltbar, weil

nur hypothetisches

magnus

Atlas

meinte

welches den Atlas minor

an Ausdehnung der Ketten und Höhe der Kegel

übertreffe.

Aber nach den übereinstimmenden mündlichen Aussagen der Renegaten Baudouin, Roche, Geistinger, wie auch der Biskris

und Mosabiten in Algier, werden die Gebirge in einer

Entfernung von vierzig Meilen von der Küste immer niedriger, bilden nur dürre Hügel, meistens blos Gruppen, und kein

Berg kommt am Rande der Sahara dem Dschurschura

dem Aurass an Höhe

wellenförmige Plateaus, und

von 2

— 3000

wenn auch

Fuss aufragen, so

Jedenfalls

einzelne Gruppen,

haben wir,

selbst

hie

und da Berge

sind diese doch

weder mit den nördlichen Gebirgszweigen bilden nur

und

Die Glänze der Wüste bilden

gleich.

keine

wenn

in

immer

ent-

Verbindung oder

fortziehenden

Ketten.

der Ptolemäische

Atlas

magnus im Süden der Regentschaft Algier ungeachtet

aller

Verneinungen der Renegaten und Eingebornen existiren

soll-

469 te, über dessen

Nord- und Südgränzen durchaus keine zuverund wissen

lässigen Nachrichten

Gebirge

ist

ob

nicht,

ein getrenntes

er

oder theilweise oder auch ganz mit den nördlichen

Zügen zusammenhängt. 2)

Der „kleine Atlas"

ist

von dem „mittlem Atlas"

keine mit dem Meere parallel

da ersterer

nicht zu trennen,

laufende Kette bildet, sondern an vielen Stellen erst zwanzig

Stunden südlich von

der Küste

beginnt und

sich durchaus

keine bestimmten Glänzen von diesem Gebirge, welches nach allen

Richtungen seine Zweige in das Innere versendet, und

zwischen den entfernteren Höhenzügen angeben lassen. Ritters Bemerkung,

und sehr enge

senkrecht

plötzlich bis in die

land des Atlas richtig.

dass

die

Steilheit

der Felswände

Schluchten,

eingerissene

charakteristisch

Shaw, auf welchen

zu seyn

scheint,

ausdrücklich:

„Die Bergabhänge des Atlas sind meist

leicht zu

Passender mögen Ritter's Bemerkungen

für die

bilden nur die

seyn.

nicht

ist

sagt aber in sei-

ner obenangeführten allgemeinen Beschreibung

Marokko

sie

macht wohl

Ritter sich beruft,

auf einzelne steile Felspartien aufmerksam,

kette in

die

Tiefe der Thäler durchsetzen, dem Berg-

erklimmen."

hohe

Atlas-

Im Innern der Regentschaft Algier

Abhänge des Dschurschura, des höchsten Ber-

ges der Regentschaft Algier,

der Engpass

El-Biban an der

Westgränze der Provinz Constantine, der Pass Teniah zwischen den Städten Beiida und Medeah, dann einige Gegenden

im Süden von Budschia, am Aurass und teri

rauhe Felswände.

Schroffheit nicht

mit

den

zu vergleichen.

Aber auch

Granitwänden

diese

in der Provinz

sind an

Ti-

Höhe und

der Pyrenäen und Alpen

Im Allgemeinen haben

die Atlaszüge

im Innern den monotonen schwermüthigen Charakter

mittel-

mässig hoher Waldberge, oder in den baumlosen und grasrei-

470 Strecken

eben

das

Ansehen

heitere

der

Voralpenmatten.

Selbst in den ganz wüsten Strecken, wie zwischen

dem Ras-

el-Akba und Constantine, zeigt sich verhältnissmässig wenig Granit und Urkalk,

Gneiss,

nacktes Gestein, von Schiefer,

und die meisten, wenn auch vegetationsarmen Berge bedeckt

zum

eine Dammerdschicht bis

sogenannte kleine Atlas die

werden



ist

siger und rauher als

merkt.

Gipfel.

Aber auch

schaudervollen

Die Küstenkette, der

eine Benennung, deren sieb

Reisen aus den

neuesten

enthalten



in Osten

der Stadt Algier weit fel-

im Westen, wie Ritter ganz

dort sind

wohl

Gründen gewiss

angeführten

richtig be-

„die gewaltigen Felsufer, die

Felspartien voll

scharfkantiger

Rücken und

Spitzen" nur äusserst sparsam vorhanden, und von den

älte-

ren Reisenden und Seefahrern mit grosser Uebertreibung geschildert

Die Abhänge

worden.

zwar häufig bis dicht an den

der Berge

Strand,

senkrecht und selten schroff aus

steigen

drängen

Am

dem Meere.

sich

aber fast nie häufigsten

liegen zwischen Bergen und Meer sehr schmale Ebenen mit

meersandigem Nordrand

500—1000 Fuss reichbewachsene

auch grosse,

fruchtbare,

Stunden

wie bei Stora und Bona.

breit,

der Küste,

Höhe

deren

sehr dünn bewaldet.

Auf den Abhängen

selten

manchmal

breit,

Ebenen mehrere

Sämmtliche Gebirge

2000 Fuss

übersteigt,

sind

Die Korkeiche wächst auf den Gipfeln.

stehen stellenweise Tannen, Pistaciabäume

und Zwergpalmen.

Das anbaufähige Land von der Meeresküste

Wüste wird von den Eingeborenen Telia genannt; graphen nennen es nach ser

Shaw Teil.

Am

bis

die

zur

Geo-

breitesten ist die-

Landstrich, der das ganze Atlasgebirge, seine Thäler,

Plateaus und die Küstenebenen in sich begreift, in gentschaft Tunis und im Kaiserreich Marokko,

am

der Re-

schmälsten

471 in

Das an der Südgränze

deu Provinzen Titeri und Oran.

der letzten Atlaszüge beginnende ebene Steppenland

wenig-

ist

und hat nur an den Ufern der nach Süden laufen-

fruchtbar

den Gewässer grüne Weiden und Palmbäume.

Dieses flache

Steppenland, dessen Breite wechselnd und ungewiss

ist,

wird

Geographen mit dem Namen Blad-el-Dscherid

von den

„das Dattelland" oder richtiger das „trockene Land" bezeich-

Aber

net.

pen

Araber geben diesen Namen nur

die

im Süden

Tunis

Regentschaft

der

Theiles der Provinz Constantine. dieser Provinz heisst die

Titeri,

dem

man

Oran und

eines

wie

bezeichnen die Araber mit

Südsteppen

diesen

wohnenden wandernden Araberstämme

„Süd"

was einfach der

kleine Städte, wie Biskara, Ulad-Dschelal,

als die

Sahra,

Verbindung stehen und des-

dem Namen Kobla oder Kibla, giebt in

bereits

Theiles von Marokko, welche mit

sen westliche Fortsetzung sind,

Es

kleinen

Ebenen der Provinzen

südlichen

östlichen Blad-el-Dscherid in

deutet.

eines

In den übrigen Südtheilen

Ebene

diese

Die

grosse Wüste.

und

den Step-

be-

Berberei einige Neftah;

die dort

sind fast eben so zahlreich,

an festen Wohnplätzen sesshaften Araber

im Norden

man

dort au den

der Berberei.

Auch römische Ruinen

meisten fruchtbaren Punkten

Diese Ruinen dauern

bis

Schiftbare Flüsse

trifft

deren es aber nur wenige giebt.

,

an den

giebt

es

Rand in

der Sahara fort.

der Regentschaft Algier

keine, aber desto mehr kleine Gewässer, von denen die meisten

Lauf von

ihren

Mündungen verstopft,

und die sen.

sind

deren

Süden

nach

Norden nehmen.

sämmtlich durch Sandbarren verengt oder

Höhe

nach

der Jahreszeit steigt und

sich nur mit sehr bedeutenden

Der

Ihre

gänzliche

Mangel

fällt

Kosten entfernen Hes-

einer Binnenschifffahrt wird

Transport der Producte aus dem Innern Land

dem

und demnach

472 auch dem Wohlstande des Landes immer sehr hinderlich seyn.

Die Vertheilung so

da die Stämme überall

dessen Unterwerfung sehr schwierig-,

Wasser

Es

und sehr zerstreut leben.

finden

im Land macht

kleiner Gewässer

vieler

giebt

in der

Berberei keinen grossen Fluss, wie in Aegypten, der einem

Eroberer

als

Operationsbasis

dienen könnte

und an dessen

Ufern die ganze Bevölkerung sich concentrirt fände.

Bemerkenswerthe

Gewässer

der

Regentschaft

der Scheiif, welcher bei Sebaun-Ai'un den

sind:

Quellen"

Tekedemt entspringen

von

südöstlich

Algier

„siebenzig

Der

soll.

nimmt auf seinem gegen 250 Lieues langen Lauf,

Scheiif

welcher erst eine nordöstliche, dann eine nordwestliche Richtung verfolgt, sehr viele kleine Flüsschen und Bächlein auf, sein Bett wird an voll Untiefen, so ist,

manchen Punkten sehr

wenn auch der Fluss

Der Nach dem

aber überall

soll

Scheiif

zur Regenzeit öfters hoch anschwillt.

das

Scheiif hat

Schmuzfarbe,

breit, ist

dass an keine Schifffahrt im Innern zu denken

fischlos ist

die

ganze

Jahr hindurch

eine

gelbe

und sein Wasser ungesund seyn.

Tafna unweit der marokkanischen

Gränze nach ihrer Vereinigung mit den Flüssen Barbata, ser und Sikak ein ziemlich bedeutendes

weniger soll

auf

breit

und wasserreich,

als

dem Berge Tafza, zwei

Tlemsan entspringen.

Gewässer, aber

der Scheiif.

Tagmärsche

Isviel

Die Tafna südlich

von

Zwischen der Tafna und Oran

fliesst

der Uad-el-Maylah oder Rio Salado mit ganz salzigem

Was-

Die Makta, welche zwischen Arzew und Massagran

ser.

Meer dem

sich ergiesst,

trüben Wasser,

gebildet.

Habrah und dem Bach Uad

-

el -

Tlelat

Diese verschiedenen Gewässer durchströmen einen

der fruchtbarsten Theile des Landes.

Provinz

ins

wird aus den Flüssen Sig mit ungesun-

Algier wird

aus

den

Der Massafran

Gewässern

Schiffa,

in der

Uad-el-

473 Dschar und Uad-Sidi-el-Kebir gebildet, durchströmt die Provinz Algier und ergiesst sich unweit Coleah ins Meer.

Sein

Hamiss,

Isser,

Wasser

Arasch,

im Winter saffrangelb.

einem Zweige

in

soll

Er durchmesst

des

Dschurschura

Der Lauf

beider

Gewässer,

die

Breite entspringen, bildet ein Dreieck,

unabhängigsten Kabylen des

gehört.

innerhalb dessen die diese Ge-

wenigst bekannten der Erde

man

gleichfalls

noch keine

In neuester Zeit glauben Einige — auf

die

sehr genaue Kunde.

verworrenen Berichte

Eingeborenen und die Entdeckung der Mündung eines

kleinen Gewässers, westlich von der

Mündung

durch den Capitän Berard sich stützend

welchen ein

gleicher

unter

Ueber den Lauf des Rummel, welcher Constantine

bespült, hat

der

wel-

enges Bett haben fast

Landes wohnen, wie

birgsgegend überhaupt zu den

sich sechs

Uad-Adschebbi ,

hohe Ufer und ein

gleich jenem,

soll.

entspringen.

Hochebene Hamza und vereinigt

die

Stunden vor seiner Mündung mit dem cher,

Der Sum-

von Algier, sind unbedeutende Flüsschen.

östlich

mam

ist

Namen

von dem

der



der Uad-el-Kebir,

Rummel im Norden annehmen

Rummel

getrennter Fluss.

Rummel,

des

soll,

sey

Ueber den Seybuss

und Mafragg verweise ich auf das, was ich über beide Gewässer bei Beschreibung der Umgegend von Bona bemerkt habe.

Unter den Flüssen,

welche ihren Lauf nach Süden

nehmen, werden der Uad-el-Dschedi, Uad-el-Abiad und Uadel-Kantara

als

ansehnliche Gewässer genannt.

Doch

fehlt es

über sie an zuverlässigen Nachrichten.

Die Regentschaft Algier war zur Zeit der Deyherrschaft in vier Provinzen getheilt.

Constantine im Osten, die grösste

und bevölkertste Provinz, dann Titeri im Süden barste und ärmste, fruchtbarste

die unfrucht-

und Oran oder Mascara im Westen,

und streitbarste Provinz.

die

Jede derselben hatte

474

Bey zum Oberhaupt,

einen

Deys

ter Oberhoheit der

Land im Namen und

der das

stand unter directer Verwaltung des

Kriegsminister

Shaw

Dey

dort

hatte

schätzt den Tribut,

jährlich entrichteten,

Constantine,

100

bis

Die Provinz

verwaltete.

die

un-

Algier

Deys und der Aga oder

Gewalt über Leben und Tod.

welchen die

Beyliks

drei

an den

auf 250 bis 300,000 Franken für

150,000 Franken

für

Oran

und nur

40,000 Franken für Titeri.

Bemerkenswerthe Städte im Innern der Provinz Constanwelche ich nicht selbst besucht habe, sind:

tine,

Milah, das Constantine,

alte

in

Das Städtchen

Milevum, im Nordwesten der Hauptstadt

einiger

ist

reinlich

Innern, von schönen

Entfernung vom Rummel

Gärten umgeben,

der Granatbaum trefflich gedeiht. aus 2000

Mauren und Kuruglis,

schenschlag.

in

denen namentlich

Seine Bevölkerung besteht ein

armer friedlicher Men-

Die Franzosen halten Milah

Zammurah,

gelegen.

und hübsch, mit einer Fontaine im

seit

183S

besetzt.

unweit des Uad-Adschebbi in der grossen

Ebene Medschana gelegen, hat 1500 Einwohner, grösstentheils

Türken und Kuruglis, welche

sich seit

dem October

1839 den Franzosen unterworfen haben. Biskara, eine Stadt von fünf- bis sechstausend streitbaren

und rührigen Einwohnern,

liegt

an den Lfern des Uad-el-

Kantara im äussersten Süden der Provinz.

Sie soll von sehr

hübschen Gärten umgeben seyn, aber die Bewohner sind arm und alljährlich wandern einige hunderte nach Algier und Tunis,

um

dort als Taglöhner zu arbeiten.

Sie haben viel Lie-

be für ihre Vaterstadt und kehren, nachdem sie

Küstenstädten einiges Geld erspart haben, in ihre

Heimath zurück.

Biskara

ist

päer besucht und beschrieben worden.

stets

sich in den

gern wieder

noch von keinem Euro-

475 Die Franzosen haben Dschimmilah

Niederlassungen

militairische

Beides

und Setif gegründet.

sind

zu

verlassene

römische Städte in einsamer Wildniss gelegen.

Ein sehr merkwürdiger Ort

Kabylenstadt Kelah

die

ist

dem berühmten Eng-

oder Callah, vier Stunden nördlich von pass Biban

auf einem sehr hohen

,

schnittenen Felsen gelegen.

Sie

ist

ringsum senkrecht abgedie Hauptstadt des

Kabylenstammes der Beni-Abbas

tigen

und

mäch-

Residenz

des

Früher war das Oberhaupt immer aus der Marabutfa-

Kaid.

milie Buseid

Der Kaid

genommen,

die seitdem

ausgestorben seyn

nur einen Versuch gegen diese Felsenstadt. verfolgten Unglücklichen, alle aus ihren

vom Bey

Alle

Stämmen verstosseuen

Missethäter fanden von jeher in Kelah eine

alle

Die

Freistätte.

als

Niemals machten die Türken auch

uneinnehmbar geschildert.

Kabylen,

soll.

Kelah wird

legte sich den Titel „Sultan" bei.

Stadt

soll

bedeutende Schätze

Ueber die Zahl der Bevölkerung Kelahs lauten der Eingeborenen widersprechend.

Noch

enthalten.

die

Aussagen

hat ein Euro-

nie

päer diese Stadt besucht.

Von dem Engpass Biban, an vinz Constantine gelegen

28. October 1839

,

der Westgränze der Pro-

welchen die französische Armee

zum erstenmal

passirte,

am

giebt der damals

publicirte officielle Bericht folgende Schilderung.

„Die Ber-

ge bilden

sich

fortziehen diese sich

dort

senkrechte

ein

der Uad-Biban,

tiefes

deren

Der

ein

sind.

lange

Durch

salziger Bach,

Bett durch eine schwarze Kalkstein masse ge-

Wände

sich

über 100 Fuss erheben reihen.

welche

und deren Gipfel nicht zu erklimmen

Gebirgskette hat

bahnt,

Felswände,

Weg

,

zu beiden

Seiten

des Gewässers

und an die höheren Felsen sich an-

hat an drei Stellen nur vier Fuss Breite

und folgt beständig dem Bett des reissenden Baches, dessen

476

Wasser

überschwemmt und

ihn

welche

rollt,

für

schwollen

ist,

Menschen und Pferde den Marsch sehr

Wenn

mühsam machen.

grosse Steinblöcke auf ihn

vom Regen ange-

der Uad-el-Biban

An

wird die Passage unmöglich.

einigen Stel-

man Vorsprünge von Felsgestein, denen man den Namen „Thore" gegeben und die das Bett des Baches so

len erblickt

verengen, dass derselbe mit Heftigkeit durch die

Ausgänge

schmalen

Alle, welche diesen Pass gesehen, fanden

braust.

ihn noch weit schwieriger, als der

Ruf gesagt

Die fruchtbarste und bevölkertste Constantine bilden die

hatte."

Gegend der Provinz

Terrassen, Abhänge und Thäler des

Dschibel-Aurass, sechs Tagmärsche im Süden der Stadt Con-

Der Renegat Baudouin

stantine gelegen.

erzählte mir,

dass

er dort in einem einzigen Thal über vierzig Duars gezählt

Schon

habe.

die

alten Schriftsteller,

namentlich Procopius,

preisen die Schönheit und Fruchtbarkeit des Aurass.

Berg, der eine Kette, wie der Dschurschura

ist

von

Shaw

für

Ab-

blonden Kabylen bewohnt, welche Bruce und

kömmlinge der Vandalen

Dieser

bildet,

hielten.

Die mächtigsten Araberstämme der Provinz Constantine sind die

Henanchas,

deren Wohnsitze,

südöstlich von

der

Hauptstadt, sich bis an die Gränze von Tunis erstrecken; die

Aractas zwischen Ghelma und Constantine, und die Ulid-Abdel-Nur, welche eine grosse Ebene zwischen

Constantine und

der Medschana bewohnen.

Die mächtigsten Kabylenstämme sind: schen

dem Rummel und Uad-Adschebbi,

unabhängig

seit

den Titel Sultan.

undenklichen Zeiten.

die

Zuaua, zwi-

sehr zahlreich und

Ihr Kaid giebt sich

Sie verhielten sich bisher ruhig auf ihren

hohen Wohnsitzen und kamen keinerlei Berührung.

mit den Franzosen noch in

Die Beni-Abbas , welche die Umgegend

477 bewohnen,

Biban

des

Flissa auf

sind

dem Dschurschura

sehr reich ein

ist

so

Die

und mächtig.

Stamm,

zahlreicher

dass er allein 10,000 Krieger, meistens Fussgänger, auf die

Die Flissa sind sehr geschickte Waf-

Beine bringen kann.

wohnen

fenarbeiter,

hübschen steinernen Dörfern und ha-

in

ben eine Hauptstadt „Flissa", von etwa 1000 Einwohnern. der Provinz

In

giebt es nur

Titeri

eine Stadt,

deah, mit einer Bevölkerung von vier bis fünftausend

Sie steht auf einem Hügel,

nern.

ihre

Es

Häuser Ziegeldächer. viereckiger

Form und

werthes bieten.

Moscheen,

In der

Umgegend

haften

Medeah von

in

Bemerk ens-

die nichts

unterhält

ziemlich leb-

Handel mit den Stämmen der Wüste.

Die sieben

Uthans oder Stammgebiete die

Kasbah

stehen einige Landhäuser

Medeah

und ein grosser Aquaeduct.

nur der ehe-

der Terrassen haben die

Statt

giebt eine

vier

Einwoh-

Häuser sind meist

einstöckig mit einem innern Hof, ohne Säulen,

malige Beypalast hat solche.

Me-

welche Medeah umgeben

,

Beni-Hassan, Hassan-ben-Ali

Righa und Haura.

Der Boden

lern durchschnitten.

Neger und besonders

,

sind

Beni-Yacub, Uzra, Uamri,

,

ist

gebirgig, mit breiten

Thä-

In der Stadt wohnen Mauren, Kuruglis, viele Mosabiten.

In der Provinz Oran sind bemerkenswerthe Städte, wel* che

ich

nicht zu besuchen

Miliana, Te-

Gelegenheit hatte:

kedemt, El-Callah und Tlemsan.

Miliana hat eine sehr hohe,

aber freundliche Lage,

des Dschibel

Stadt

ist

unweit

hübsch gebaut, die Strassen

breit,

-

die

Zickar.

angestrichen, mit Ziegeldächern, einstöckig oder blos mit

nem Erdgeschoss.

Bäume und

In

den

Gärten

von Miliana.

ei-

wachsen meistens nur

Pflanzen der nördlichen Zone,

Orangenbäume ertragen

Die

Häuser weiss

die

Palmen und

nicht die Winterkälte der

Umgegend

478

Tekedemt war zu Ende des Uten Jahrhunderts uoch bedeutende Stadt, Tradition

schen

zufolge,

sen worden seyn

Shaw

soll.

wegen

Hungersnoth

verlas-

Dies geschah wenige Jahre,

bevor

einer

gesehen, also wohl gegen das Jahr 1720.

sie

Kader

eine

welche von ihren Bewohnern, der arabi-

hat, nach der

Eroberung von Mascara durch

Abd-eldie

Fran-

zosen, Tekedemt im Jahre 1836 zu seiner Residenz gewählt.

Er

hoffte,

dass

ein

französisches

erreichen würde.

leicht

Tekedemt

südwestlich von Mascara und eben

ist

dort

nicht so

etwa dreissig Stunden

so weit von Miliana ent-

Die von Abd-el-Kader neu aufgeführten Ringmauern

fernt.

sind

Ileernfihn

1200

900

Schritte lang und

die ehemalige

Festung stand ,

bauen, welche

sein

liess

der

Emir

wo

der Stelle, eine

Kasbah

er-

Pulver- und Waffenmagazin und seinen

Tekedemt

Schatz bewahrt.

An

breit.

von ziemlich hohen Gebirgen

ist

umgeben, auf welchen die immergrüne Eiche und der Mastix-

baum wächst. liefert

Letzterer

sehr viel Saamenöl.

(wahrscheinlich Pistacia atlantica)

Das Klima von Tekedemt

rauh und es gefriert schon im Monat October.

gend sie

ist

ist

sehr

Die Umge-

nicht angebaut und die Lebensmittel sind theuer, da

von einem halben Tagmarsch herbeigeführt werden müs-

sen.

Tekedemts Bevölkerung

zählt

kaum

noch

einige hun-

dert Familien.

El-Callah lich

ist

eine schmuzige Stadt,

und andere Stoffe

stark besucht se)n.

cher

Es werden

von Mostaganem gelegen.

che, Bernusse

die

fabricirt

Das Städtchen

Türken früher

eine

zehn Lieues südöstdort viele Teppi-

und der Markt

soll

hat eine Kasbah, in wel-

Garnison hielten.

Ueber die

Einwohnerzahl konnte ich nichts Zuverlässiges erfahren.

Tlemsan, eine im Westen der Provinz gelegene

war

einst sehr gross, blühend

und volkreich.

Hassan,

Stadt,

Dey

479 r.

von Algier,

sie

liess

ganz zerstören.

fast

schall Clauzel

diese

Stadt

am

eine

im Jahre 1760 wegen eines Aufstandes

Bevölkerung von kaum 5000 Einwohnern,

waren und gegenseitig

delle,

des Meschuar,

Die

und

ein Jahr lang belagert befreien.

einer grossen Cita-

Abd-el- Kader

welche die Stadt beherrscht.

die Garnison zu

andere Hälfte Kuruglis

die

in heftigster Zwietracht lebten.

Kuruglis waren Meister

Meschuar

Mar-

unter

Januar 1836 in Tlemsan einzog, hatte

Hälfte Mauren,

von denen die

Armee

Als die französische

13.

die

hatte den

Franzosen kamen,

Tlemsan hat seitdem Drangsale

erlebt

und im Jahre 1837, wo General Bugeaud

dort mit seinem

Heer eine Zeitlang verweilte, war Tlemsan,

Art

aller

wie mir ein Augenzeuge schrieb, wenig mehr

Derselbe Begleiter des Bugeaud'schen Zuges, Haupt-

haufen.

mann wie

als ein Schutt-

Stiirler

alle

in

neapolitanischen Diensten,

übrigen Augenzeugen,

die

schilderte

mir,

Umgegend Tlemsans

als

wunderschön, eben so reich bewässert, mit eben so blühender Vegetation bedeckt, Stadt

ist

wie

die

eine weite vortrefflich cultivirte bei

Tlemsan erheben

Südbaumpflanzungen; des Landes, fast chen.

Umgegend you

auf einem Plateau gebaut,

Die

Beiida.

auf dessen Südseite sich

Ebene ausdehnt.

es giebt dort die grössten

so hoch und astreich,

Die Hügel

mit den schönsten

sich terrassenförmig

als

Olivenbäume

die deutschen

Bu-

Die klaren, frischen Bäche und Bergquellen stürzen

in kleinen Wasserfällen

von einer Terrasse zur andern.

Blumen, Südfrüchten und edlen Bäumen Landschaft

der

Regentschaft

reicher.

Fruchtbarkeit des dortigen Bodens Clauzel,

eine

el-Kader's.

ist die

Art

Diese

ist

An keine

ungemeine

bewog auch den Marschall

Garnison in Tlemsan

dem Vertrag an der Tafna

aller

zurückzulassen.

Seit

Stadt in der Gewalt Abd-

Die Kuruglis sind sämmtlich ausgewandert.

Ein

480 Theil zog mit den Franzosen nach Mostaganem, die übrigen bat Abd-el-Kader im

gen

die imposanten

Lande

Unweit Tlemsan

zerstreut.

Ruinen der arabischen Stadt Mansurah.

Die mächtigsten Stämme der Provinz

Angads im Süden von Tlemsan, Schelif,

in der

Oran sind:

die Flita an

die

den Ufern des

Ebene Egghres

bei Mascara,

und Beni-Ammer zwischen Oran und Mascara,

die Garrabas

die

Haschems

die

lie-

Beni-Menasser in der Umgegend von Scherschel und

die

Kabylen an der Tafna, welche dem Häuptling Bohamedi gehorchen.

Drei merkwürdige Oasenstaaten im Süden der Regentwelche

schaft Algier,

seit alten

behauptet haben, sind Tuggurt,

Zeiten ihre

Unabhängigkeit

Ain-Maadi und

die Staaten

der Beni-Mzab oder Mosabiten.

Tuggurt

ist

im Süden der Provinz

Die Oase

Sahara gelegen.

Die Stadt Tuggurt und

die

ist

soll

sehr reichlich bewässert seyn.

von einer guten Ringmauer umgeben

Umgegend kann man von

setzen, so dass

allen Seiten unter

Wasser

Tuggurt von einem Angriff auswärtiger Fein-

de wenig zu fürchten hat. stadt sey fast

Constantine, in der

Pellissier sagt, diese Oasenhaupt-

eben so bevölkert,

als

Constantine, aber ge-

naue Nachrichten, die ich von Scheikhs der Sahara darüber einzog

verneinen dies und schildern Tuggurt wenig grösser

,

als Beiida.

nennt,

soll

Das Oberhaupt

Staates,

der sich

Sultan

einen bedeutenden Schatz aufgehäuft haben.

Eini-

ge Karavanen,

die aus

dieses

dem Sudan nach Tunis

ziehen,

be-

rühren Tuggurt.

Der

Ain-Maadi

liegt in der

Sahara, neun arabi-

sche Tagmärsche südlich von Tekedemt.

Die Marschetappen

Staat

zwischen diesen beiden Punkten sind: Suamma, Nadur, UadAlk, El-Feschiah, Bir-el-Bidah, Togorarin, Khaira, Teilula



481 Ain-Maadi.

Die Stadt gleichen Namens wurde,

als in

Folge

der Abd-el-Kader'sclien Expedition so viel von Ain-Maadi gein den Zeitungsberichten' sehr vergrössert.

sprochen wurde,

Nach genauen Angaben von Renegaten und Eingebornen die Stadt nicht über dreihundert

Sie hat

achtzig.

Thürmen

welche

,

eine

breite,

Maadi hat

kleiden drei

aber

sich

Thore.

Cisternen,

befinden sich drei

rend der Belagerung

wie

arabische

Tracht.

Stadt

Innerhalb

Ain-

fliesst

der

die

Mauern

welche die Bevölkerung wähversahen.

Die

sie

umge-

Zwei Tagemärsche nordwest-

von Ain-Maadi liegt das Städtchen Logruat, welches nur so

gross

und geringe Bedeutung

ist

Herrscherfamilie

Tidschini

vom Thron

Ain-Maadi

Die frühere

hat.

kleinen Oasenstaates hies

dieses

Ulad-Ali.

Marokko stammenden Marabutfamilie

Sie wurde von der aus

von

gab.

Wasser

mit

bende Ebene heisst El-Masi.

halb

in

Ausserhalb der

Namen

Quelle, welche ihr den

,

Amram

Juden wohnen dort, wie mir der Dragoman

versicherte,

lich

Ringmauer mit

solide

Die Bewohner sind Araber, auch

seinen Geschützen trotzte. einige

sehr

Sturmversuchen Abd-cl-Kader's

allen

bat

Häuser; die Vorstädte etwa

gestürzt.

heisst:

Der gegenwärtige Herrscher

El-Hadschi-Mohamed-Ben-Salem-el-

Tidschini.

Die Staaten der Mosabiten oder Ben-Mzab

,

südlich von

der Provinz Titeri, in der Sahara gelegen, haben eine völlig republikanische Verfassung,

sche Tagemärsche von

sind sehr gewerbthätig, wohlha-

Die westliche Oase, zehn

bend und stark bevölkert.

Medeah,

Hauptstadt heisst Gherdaia.

ist

die

bedeutendste.

Sie hat hübsche Häuser,

Strassen und 15,000 Einwohner.

Uad-el-Biad (weissen Stromes).

Algier.

I.

Ihre breite

Sie liegt an den Ufern des In derselben Oase liegen die

kleinen Städte Bonora, Melika, Ahtfa und Beni-Isghin.

Moritz Wagner's

arabi-

31

Die

482 zweite Oase im Osten von Gherdaia.hat drei Städte: Barriaan,

EI-Grara und

Metlili.

die dritte

liegt

Einwohnern.

ö )

Drei Tagemärsche südlich von Metlili

Oase mit der Hauptstadt Uaragla von 4000

*)

Ueber das Volk der Beni-Mzab und II. Band.

die Verfassung ihrer Staa-

ten siehe

Leipzig, Druck von Hirschfeld.