Reichsgesetz über den Versicherungsvertrag: Nebst dem zugehörigen Einführungsgesetz ; vom 30. Mai 1908 [Reprint 2016 ed.] 9783111395791, 9783111033211


210 78 26MB

German Pages 708 [732] Year 1929

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Table of contents :
Vorwort
Inhaltsübersicht
Abkürzungen
Allgemeine Borvemerkungen
Reichsgesetz über den Versicherungsvertrag
Erster Abschnitt. Vorschriften für sämtliche Versicherungszweige
Erster Titel. Allgemeine Vorschriften
Zweiter Titel. Anzeigepflicht. Gefahrerhöhung
Dritter Titel. Prämie
Vierter Titel. Versicherungsagenten
Zweiter Abschnitt. Schabensversicherung
Erster Titel. Vorschriften für die gesamte Schadensverficherung
Zweiter Titel. Feuerversicherung
Dritter Titel. Hagelversicherung
Vierter Titel. Bichverficherung
Fünfter Titel. Transportversicherung
Sechster Titel. Haftpflichtversicherung
Dritter Abschnitt. Lebensversicherung
§§ 159–178
Vierter Abschnitt. Unfallversicherung
§§ 179–185
Fünfter Abschnitt. Schlutzvorschriften
§ 186–194
Einführungsgesetz zu dem Gesetz über den Versicherungsvertrag
Artikel 1–6
Sachregister
Recommend Papers

Reichsgesetz über den Versicherungsvertrag: Nebst dem zugehörigen Einführungsgesetz ; vom 30. Mai 1908 [Reprint 2016 ed.]
 9783111395791, 9783111033211

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Nr. 83.

G ut te nta gf ch e S a m m l u n g Deutscher Reichsgesetze Nr. 83.

Lextausgaben mit Anmerkungen und Sachregister.

Reichsgeseh über den

Versicherungsvertrag nebst dem zugehörigen

Ginführungsgesetz vom 30. Mal 1908 Sechste vollkommen neu bearbeitete Auflage (16.—19. T a u s e n d ) von

Dr.jur. G. Bruck ord. Professor der BersicherungSwissenschaft an der Hamburgischen Universität

B e r li n u n d L eipzig 1 9 2 9 .

W a l t e r de G r u y t e r L Co. vormals G. I . Göschen'sche Derlagshandlung — I . (Buttentag, Verlags­ buchhandlung — Georg Reimer — Karl I . Trübner — Veit * Lomp.

Das Manuskript ist am 1. MSrz lS2S abgeschlossen

Vorwort. Der Tod des Herrn Generaldirektor Dr. P . Hager ist ohne Einfluß auf die sachliche Gestaltung des Kommentars. Der Verstorbene hat sich infolge seiner starken beruflichen Inanspruchnahme bereits an der zweiten und an der dritten Auflage nur in beschränktem Umfange beteiligen können. An der vierten und fünften Auflage mußte er jede Mit­ arbeit aufgeben. Auch bei der neuen Auflage habe ich mich in erster Linie von den Bedürfnissen der praktischen Handhabung des Gesetzes leiten lassen. Verweisungen auf meine dem Abschluß entgegenreifende systematische Darstellung des Privatversicherungsrechts füllen die Lücke aus. Dem lockenden Versuch, die einschlägigen Bestimmungen anderer Reichsgesetze in den Kreis der Darstellung einzubeziehen, ist im Interesse der Handlichkeit widerstanden worden. D a­ gegen sind die Allgemeinen Versicherungsbedingungen stärker als früher berücksichtigt. Die Angaben über das naturgemäß nur juristische Schrifttum sind knapp gehalten und erheben keineswegs den Anspruch auf Vollständigkeit. Hamburg, 1. März 1929

Druck.

Inhaltsübersicht. Abkürzungen.............................................................................. Allgemeine Vorbem erkungen................................................

Seite 9 14

Gesetz über den Versicherungsvertrag. Erster Abschnitt. Vorschriften für sämtliche Bersicherungszweige. Erster Titel. Allgemeine Vorschriften. §§ 1— 15 . . . Zweiter Titel. Anzeigepflicht. Gefahrerhöhung. §§ 16 bis 3 4 .................................................................................. Dritter Titel. Prämie. §§ 35—42 ................................... Vierter Titel. Versicherungsagenten. §§ 43—48 . . .

29 99 177 220

Z w e ite r Abschnitt. Schadensversich erung. Erster Titel. Vorschriften für die gesamte SchadensVersicherung. I. In halt des Vertrags. §§ 49— 68 II. Veräußerung der versicherten Sache. §§ 69 bis 73 ..................................................................... III. Versicherung für fremde Rechnung. §§ 74 bis 80 ..................................................................... Zweiter Titel. Feuerversicherung. §§ 81— 107 . . . . Dritter Titel. Hagelversicherung. §§ 108— 115 . . . . Vierter Titel. Viehversicherung. §§ 116— 128 . . . . Fünfter Titel. Transportversicherung. §§ 129—148 . . Sechster Titel. Haftpflichtversicherung. §§ 149—158 . .

244 324 349 366 432 447 474 516

8

Inhaltsübersicht. Seite D r itte r Abschnitt. Lebensversicherung.

§§ 159—178

. . V ie rte r A bschnitt. Unfallversicherung.

§| 179— 185

. . F ü n f t e r A bschnitt. Schlußvorschriften.

§§ 186—194

. .

»InführnngSüefetz zu dem Gesetz über den Versicherungsvertrag. Artikel 1—6

.........................................................................651

S a c h r e g i s t e r .....................................................................660

Abkürzungen. ADHGB. A D S.

Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch Allgemeine Deutsche Seeversicherungs­ bedingungen (1919) AllgBersbdg Allgemeine Versicherungsbedingungen Allgemeines Landrecht für die Preußischen ALR. Staaten Annalen Annalen des gesamten Versicherungs­ wesens, Leipzig Gutachten der Ältesten der Kaufmannschaft Apt von Berlin. Berlin 1907 (I), Berlin 1910 (II), Berlin 1914 (III) Archiv für bürgerliches Recht, Berlin ArchBürgR. Archiv für Bersicherungswirtschaft, Berlin Archiv Assekuranz-Jahrbuch, Wien AssJhrb. Baumgartner Die Gerichtspraxis in Bersicherungssachen, Straßburg 1895 Begründung (Reichstagsdrucksache Nr. 364, Bgr. 12. Leg.-P. I. Sess. 07) Bürgerliches Gesetzbuch BGB. Die Praxis des Reichsgerichts in Zivil­ Bolze sachen von A. Bolze, Leipzig Das Privatversicherungsrecht, Berlin, Bruck Mannheim 1929 ff. Bruck, Zwischenstaatliches Bersicherungsrecht = Zwischenstaat­ liches Bersicherungsrecht, Mannheim 1924 Das Recht des LebensversicherungsverBruck-Dörstling trages^ Mannheim 1924 Binnenschiffahrtsgesetz BSchG. Archiv für Theorie und Praxis des Allg. BuschArch. Deutschen Handels- und Wechselrechts von F. A. Busch, Leipzig D JZ . — Deutsche Juristen-Zeitung, Berlin Deutsche BersZtg. = Deutsche Versicherungs-Zeitung, Berlin Deutsche VersPresse = Deutsche Bersicherungs-Presse, Berlin

10 EG. Ehrenberg Ehrenzweig EDO. FGG. Gerhard GO. Gruchot GVG. Hacke

HAG. Hagen HansRGZ. HansRZ. HGB. HGZ. Jh erJ. IR . JT V . IW . KaufmG.

Abkürzungen. Einführungsgesetz Bersicherungsrecht, Leipzig 1893 Die Rechtsordnung der Verträgst, ersicherung, Wien 1929 Eisenbahn- Berkehrsordnung Reichsgesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit Kommentar zum Deutschen Reichsgesetz über den Versicherungsvertrag, Berlin 1908 Gewerbeordnung Beiträge zur Erläuterung des Deutschen Rechts. Begründet von Gruchot, Berlin Gerichtsverfassungsgesetz Die Rechtsprechung des Reichsgerichts, des Reichsoberhandelsgerichts und des Bun­ desoberhandelsgerichts auf dem Gebiete des Versicherungsrechts (ausschließlich des Seeversicherungsrechts), Berlin 1910 Handelsappellationsgericht Das Versicherungsrecht. I n Ehrenberg, Handbuch des gesamten Handelsrechts, Bd. 8, Leipzig 1922 Hanseatische Rechts- und Gerichts-Zeit­ schrift, Hamburg. 51= Abteilung A, B — Abteilung B Hanseatische Rechts-Zeitschrift, Hamburg Handelsgesetzbuch Hamburgische Gerichtszeitung, Hamburgische Handelsgerichtszeitung, Hanseatische Ge­ richtszeitung, Hamburg Jherings Jahrbücher für die Dogmatik des bürgerlichen Rechts, Jen a Juristische Rundschau für die Privatver­ sicherung, Berlin Mitteilungen des Internationalen Trans­ port- Versicherungs- Verbandes, Berlin Juristische Wochenschrift, Berlin Kausmannsgericht

Abkürzungen.

11

Bericht der V III. Kommission des Deutschen Reichstags vom 7. Dezember 1906 Bericht der X II. Kommission des Deutschen KB. II. Reichstags vom 30. Jan u ar 1908 Kammergericht KG. Kisch Handbuch des Privatversicherungsrechtes, München 1920 ff. KO. = Konkursordnung Könige-Petersen^- Gesetz über die privaten VersicherungsUnternehmungen vom 12. Mai 1901, Berlin 1927 Landgericht LG. Leipziger Zeitschrift für Deutsches Recht, LZ. München MalßZ. Zeitschrift für Bersicherungsrecht, Leipzig Masius = Masius Rundschau, Leipzig Mitteilungen = Mitteilungen für die öffentlichen Feuer­ versicherungs-Anstalten, Berlin OAG. Oberappellationsgericht Ob LG. — Bayerisches Oberstes Landgericht Offentlichrechtliche Versicherung — Die öffentlichrechtliche Ver­ sicherung, Berlin OeRevue — Oesterreichische Revue, Wien Oesterreichische Zeitschrift für öffentliche OeZ. und private Versicherung, Wien Oberlandesgericht OLG. OVG. = Entscheidungen des Preußischen Oberver­ waltungsgerichts Praxis = Praxis des Privat-Versicherungsrechts, herausgegeben von Gerhard, Berlin Recht Das Recht Sammlung der Entscheidungen und G ut­ RFH. achten des Reichsfinanzhofs, München RG. = Reichsgericht RGB. = Reichs gesetzblatt RGE. = Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivil­ sachen, Leipzig RG. Strafsachen = Entscheidungen des Reichsgerichts in S traf­ sachen, Leipzig KB. I.

12 R IA .

Abkürzungen.

Entscheidungen in Angelegenheiten der frei­ willigen Gerichtsbarkeit und des Grund­ buchwesens, Berlin Ritter Das Recht der Seeversicherung, Hamburg 1922 ff. Roelli Kommentar zum schweizerischen Bundes­ gesetz über den Bersicherungsverttag vom 2. April 1908, Bern 1914 ROHG. Reichsoberhandelsgericht Die Entscheidungen des ROHG., Erlangen Rspr. Die Rechtsprechung der Oberlandesgerichte auf dem Gebiete des Zivilrechts, Leipzig RBO . Reichsverficherungsordnung Sammlung Sammlung von Bersicherungsbedingungen Deutscher Bersicherungsanstalten. Fünfter Tell. Zweite Hälfte, Berlin 1913 SaskiZ. Saski'sche Zeitschrift für das Versicherungs­ wesen, Leipzig Seuffert (I. A. Seuffert's) Archiv für Entscheidungen der obersten Gerichte in den deutschen Staaten, München und Berlin S tG B . Sttafgesetzbuch UW G. Reichsgesetz über den unlauteren Wett­ bewerb VA. Veröffentlichungen des Reichsaufsichtsamts für Privatversicherung, Berlin (* be­ deutet Anhang zu diesen Veröffent­ lichungen); nach dem Druckjahr des Titel­ blattes BAG. --- Reichsgefetz über die privaten Bersicherungsunternehmungen vom 12. M ail90l BerkehrsrR. — Berkehrsrechtliche Rundschau, Berlin Veröffentlichungen — Veröffentlichungen des Deutschen Ver­ eins für Versicherungs-Wissenschaft, Berlin Der Versicherungsagent, Berlin Bersagent Versb dg. Bersicherungsbedingungen BersLex. Versicherungs-Lexikon, Berlin 1924

Abkürzungen.

13

BersPost — Bersicherungs-Post, Berlin VersPraxis — Die Versicherungspraxis, Berlin BS1G. — Bersicherungssteuergesetz Bu Geldwirtschaft — Versicherung und Geldwirtschaft, Berlin BBG. — Bersicherungsvertragsgeseh BW. — Versicherungs-Wochenschrift, Berlin Wallmann — W allmann's Bersicherungszeitschrlft, BerlinLankwitz Warneyer — Die Rechtsprechung des Reichsgerichts, Leipzig WuR. — Wirtschaft und Recht der Versicherung, Beiheft zu den Mitteilungen, Berlin Z. = Zeitschrift für die gesamte VersicherungsWissenschaft, Berlin ZHR. — Zeitschrift für daS gesamte Handelsrecht und Konkursrecht, Stuttgart Z PO . — Zivilprozeßordnung ZBG. — Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung ZBR. = Zeitschrift für Bersicherungsrecht und Wissenschaft, Sttaßburg ZBW. — Neumann'S Zeitschrift für Versicherungs­ wesen,^.Berlin

14

Allgemeine Vorbemerkungen.

Allgem eine Borvemerkungen. (I. Rechtsquellen des privaten Versicherungsrechts. II. Aus. legungsgrundsätze. III. Nachgiebiges u. zwingendes Recht. IV. Begriff des Versicherungsvertrags. V. Der Versicherungs­ vertrag als Handelsgeschäft.) I. D i e R e c h t s q u e l l e n d e s P r i v a t e n Ve r s i c h e r u n g s r e ch t s. 1. S c h r i f t t u m : B e h r e n d ZHR. Bd. 55. 1; B ru c k §§ 2, 3; E h r e n b e r g Z. 1903. 315; K ö n i g e LZ. 1907. 620; K ü b e l Malß Z. Bd. 1. 321, Bd. 2. 1; P r a n g e Kritische Betrachtungen zu dem Entwurf eines VVG. Leipzig 1904; Veröffentlichungen Heft 2; Z e h n t e r ArchBürgR. Bd. 20. 1. I. R e i c h s g e s e t z e . 2. 1 . Die wichtigste Rechtsquelle ist das R e i c h s g e s e t z ü b e r d e n V e r s i c h e r u n g s v e r t r a g (BVG) nebst seinem Einführungsgesetz. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts beginnen die Versuche zur Kodifikation des privaten Bersicherungsrechts. Zu er­ wähnen sind der Württembergische Entwurf eines HGB. (1839), der preußische Entwurf eines HGB. (1857), der bayerische Entwurf eines BGB. (1860—61), der Dresdner Entwurf eines allgemeinen deutschen Obligationsrechts (1866) und schließlich der im amtlichen Auftrage von B ahr ausgearbeitete Entwurf eines Gesetzes über den Versicherungsvertrag (1893) im ArchBürgR. Bd. 7. 1 ff. veröffentlicht. Auch in dem im Jah re 1874 aufgestellten P lan für die Ausarbeitung eines BGB. war im Anschluß an die zu bewirkende Revision des HGB. die Regelung des Privatversicherungsrechts vorgesehen. Sie ist im Laufe der Zeit aufgegeben worden, weil das in Aus­ sicht genommene Reichsgesetz über die privaten VersicherungsUnternehmungen bis zum Inkrafttreten des BGB. nicht fertiggestellt werden konnte. Infolgedessen hält Art. 76 EGBGB. die landesgesetzlichen Vorschriften, die das Bersicherungsrecht betreffen, aufrecht, soweit nicht in dem DGB. be­ sondere Bestimmungen getroffen sind.

I. Die Rechtsquellen des privaten Bersicherungsrechts.

15

Ein weiteren Kreisen nicht zugänglich gemachter Entwurf 3. ist 1902 einer gutachtlichen Beratung unterzogen worden. I m M ai 1903 hat das Reichsjustizamt den Entwurf eines Ge­ setzes über den Versicherungsvertrag nebst den Entwürfen eines zugehörigen Einführungsgesetzes und eines Gesetzes betreffend Abänderung der Vorschriften des HGB. über die Seeversicherung (Vorentwurf) veröffentlicht (Amtliche A us­ gabe bei Guttentag 1903). Der auf Grund der an ihm ge­ übten Kritik umgearbeitete Vorentwurf ist im Oktober 1904 dem Bundesrat vorgelegt worden. Der Bundesrat hat an ihm eine Reihe von Änderungen vorgenommen. I n dieser Fassung ist der Entwurf nebst Begründung am 28. November 1905 dem Reichstag vorgelegt worden (Drucksache Nr. 22 11. Leg.Periode II. Session 1905/1906). Nach der ersten Lesung am 22. und 23. Januar 1906 ist der Entwurf an die VIII. Kommission verwiesen worden, die ihn in zwei Lesun­ gen beraten, eine Reihe von Änderungen vorgenommen und am 7. Dezember 1906 einen ausführlichen schriftlichen Bericht (KB. I) erstattet hat. Zu einer weiteren Beratung der Vor­ lage im Plenum ist es infolge Auflösung des Reichstags nicht mehr gekommen. Am 29. April 1907 ist der Entwurf nebst Begründung in der von der Kommission beschlossenen Fassung, abgesehen von dem zu dem jetzigen § 169 gestellten Antrag, erneut dem Reichstag zur Beschlußfassung zu­ gegangen. Seine erste Lesung am 27. November 1907 hat mit seiner Überweisung an die XII. Kommission geendigt. Auch sie hat zwei Lesungen abgehalten, aber nur wenige Änderungen vorgenommen. Der von ihr erstattete schriftliche Bericht ist vom 30. Januar 1908 datiert (KB. II). Der Reichstag hat den Entwurf sodann in der ihm von der Kommision gegebenen Fassung in zweiter Lesung am 1. und 2. M ai und in dritter Lesung am 7. Mai 1908 unverändert angenommen. D as Gesetz nebst dem zugehörigen Ein­ führungsgesetz ist unter dem 3 0. M a i 1 9 0 8 (RGB. 263) gleichzeitig mit dem Gesetz, betreffend Änderung der Vor­ schriften des Handelsgesetzbuchs über die Seeversicherung (RGB. 307), veröffentlicht worden. Beide Gesetze sind am 1. Januar 1910 in Kraft getreten (EG. Art. 1). D as DBG. ist geändert: a) durch Reichsgesetz vom 20. Dezember 1911 (RGB. 986)

16

Allgemeine Vorbemerkungen.

§ 10 Abs. 1, das die in § 190 den eingeschriebenen Hilfslassen eingeräumte Sonderstellung beseitigt hat, b) durch Verordnung vom 12. Februar 1924 (RGB. I 65), die § 39 abgeändert hat. 4. D as BVG. g i l t abgesehen von der Verordnung vom 12. Februar 1924 i n D a n z i g (Verfassung der Freien und Hansestadt Danzig vom 15./27. November 1920 Art. 115 Abs.2), im M e m e l g e b i e t (Memelgebietsverordnung vom 15. Februar 1920, ABl. 1), im S a a r g e b i e t , in bett ehe­ maligen preußischen, jetzt zu P o l e n gehörenden Gebieten ( M e n k e s HansRZ. 1927, 893). 5. 2. Das B G B . befaßt sich mit versicherungsrechtlichen Fragen ausdrücklich nur an wenigen Stellen (§§ 330—332, 1045, 1046, 1127—1130; Verordnung vom 15. J a n u a r 1919, RGB. 72, § 2 Nr. 2). Auf den Versicherungsvertrag finden jedoch die Vorschriften des ersten Buchs und des allgemeinen Teils des zweiten Buchs grundsätzlich Anwendung. 6. 3. D as H G B . §§ 778ff. ist die Rechtsquelle für die See­ versicherung, jedoch in der praktischen Handhabung durch die ADS. verdrängt. Außerdem kommen aus dem HGB. vor­ nehmlich die §§ 1 Abs. 2 Nr. 3, 343, 363 Abs. 2 in Betracht. 7. 4. D as V A G . enthält eine Reihe privatrechtlicher Vor­ schriften, so namentlich über die Versicherungsvereine auf Ge­ genseitigkeit, über die Folgen der Zahlungsschwierigkeiten des Versicherers und des Konkurses des Lebensversicherers sowie anderer Versicherer ähnlicher Art für die Versicherungsver­ hältnisse (§§ 61, 63, 67a). 8. II. über die noch geltenden L a n d e s g e s e t z e §§ 191, 192, 193, Art. 2 EG. 9. III. Die an und für sich mögliche Entstehung von G e ­ w o h n h e i t s r e c h t wird durch die zahlreichen Beschränkungen der Bertragsfreiheit und durch das der Aufsichts­ behörde verliehene Genehmigungsrecht der Allgemeinen Bersicherungsbedingungen gehemmt. 10. IV. Die B e r k e h r s s i t t e (§§ 157, 242 BGB., 346 HGB.) ist Rechtsquelle nicht gegenüber den Allgemeinen Bersicherungsbedingungen, die die Derkehrsübung widerspiegeln ( R i t t e r 6), Wohl aber gegenüber dem Gesetz. So ist die Erklärung der Annahme deS Antrags auf Abschluß einer

I. Die Rechtsquellen deS privaten Versicherungsrechts.

17

Versicherung dem Antragsteller gegenüber verkehrsüblich (Dem. 20 zu § 1). V. V e r s i c h e r u n g s b e d i n g u n g e n , die entweder 11. Allgemeine oder Besondere sind. Die Unterscheidung beruht auf der materiellen Bedeutung, nicht auf der Benennung der Bedingungen (RG. 31. 3. 25 IW . 1926. 554). Daher sind die Zusatzbedingungen der Allgemeinen Feuerversicherungs­ bedingungen für die Landwirtschaft und die Allgemeinen Sicherheitsvorschriften für Fabriken und gewerbliche Anlagen sachlich Allgemeine Versicherungsbedingungen (VA. 1911. 223). 1. A l l g e m e i n e Versicherungsbedingungen s i n d 12. typische Geschäftsbedingungen, die ein für allemal im voraus zur Erleichterung massenhaften Abschlusses aufgestellt und zum In h a lt der abzuschließenden Verträge gemacht zu werden pflegen (RGE. Bd. 58. 152). Es besteht aber keine Not­ wendigkeit oder gar Verpflichtung, jedem Versicherungsvertrag Allgemeine Versicherungsbedingungen zugrunde zu legen, es reicht die Bezugnahme auf das BVG. (oder in der See­ versicherung auf das HGB.) aus. Beispielsweise werden Reiselebensversicherungen ohne Versicherungsbedingungen abgeschlosien (VA. 1923. 45). Da die Allgemeinen Versicherungsbedingungen gegebenen­ falls zusammen mit den Besonderen Versicherungsbedingun­ gen die lex contractus bilden, so können sie nur durch aus­ drückliche oder stillschweigende Willenseinigung der Parteien a b g e ä n d e r t werden. Ändert der Versicherer die von ihm verwendeten Allgemeinen Versicherungsbedingungen ab, so haben die Änderungen nicht ohne weiteres rückwirkende Kraft. Die'beim Inkrafttreten des Gesetzes vom 19. J u li 1923, RGB. I. 684, bestehenden Versicherungsverträge konnten unter den Voraussetzungen des § 67a VAG. auch hinsichtlich der Allge­ meinen Versicherungsbedingungen geändert werden. Will der Versicherer die Möglichkeit hierzu für Verträge haben, die später abgeschlossen worden sind, so bedarf es eines Vorbe­ halts bei Eingehung des Versicherungsverhältnisses. Die Allgemeinen Versicherungsbedingungen brauchten B e - 13. stimmungen nur insoweit zu e n t h a l t e n , als das Gesetz schweigt oder insoweit von dem Gesetz abgewichen wird. T at­ sächlich enthalten sie vielfach Wiederholungen gesetzlicher Bor­ is ruck, Versicherungsvertrag. 6. Ausl. 2

18

Allgemeine Vorbemerkungen.

schriften. über ihren In h a lt § 9 Abs. 1 VAG. Bei Ver­ sicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit können die in den All­ gemeinen Versicherungsbedingungen zu regelnden Gegenstände in der Satzung Aufnahme finden (§ 9 Abs. 2 VAG.). 14. Die Allgemeinen Bersicherungsbedingungen b e d ü r f e n in den aufsichtspflichtigen Versicherungszweigen als Bestandteil bes Geschäftsplans d e r aufsichtsbehördlichen G e n e h m i ­ g u n g ( §4 Abs. 3 Nr. 2, § 13 S . 1 VAG.). Die Genehmi­ gung hat grundsätzlich d e k l a r a t o r i s c h e B e d e u t u n g . Sie bestätigt, dah vom Standpunkt der Aufsichtsbehörde aus keine Bedenken gegen die Ingebrauchnahme der Bedingungen bestehen. Weder hat die fehlende Genehmigung die Rechts­ ungültigkeit der trotzdem abgeschlossenen Verträge zur Folge (OLG. Karlsruhe 10. 4. 02 D JZ . 1903. 58; OLG. Frank­ furt 10. 11. 20 VA. 1922* 67 Nr. 1222; anders L i e r t z M it­ teilungen 1916. 304), noch kann durch die Genehmigung einem allgemeinen Rechtsprinzipien oder zwingenden Vorschriften des Gesetzes (AllgVorbem. 26 ff.) widersprechenden Rechtssatz Rechtsgültigkeit verliehen werden. Die Aufsichtsbehörde kann aber bei Ingebrauchnahme nicht genehmigter Bedingungen einschreiten (§§ 64, 67 Abs. 1 VAG.). Ausnahmsweise hat die Genehmigung r e c h t s b e g r ü n d e n d e K r a f t , so bei Festsetzung einer Geschäftsgebühr (§ 40 Abs. 2 S. 3), bei Be­ stimmungen über die Berechnung entgehenden Gewinns in der Feuerversicherung (§ 89 Abs. 2 S . 1), bei Festsetzung des Höchstbetrags für die Leistung des Versicherers bei der Kinder­ todesfallversicherung (§ 159 Abs. 3 S . 2), des Abzuges von der Prämienreserve (§§ 174 Abs. 4 S. 2, 176 Abs. 4 S . 2), bei Abgrenzung der Lebensversicherungen, die als Versicherungen mit kleineren Beträgen zu gelten haben (§ 189 Abs. 2). — Die von Verbänden aufgestellten, von Versicherern verwendeten, vom Aufsichtsamt genehmigten Versicherungsbedingungen unterliegen nicht der besonderen Kartellaufsicht (Verordnung vom 2. November 1923, RGB. I. 1067, 1090, § 19). 15. Die Allgemeinen Bersicherungsbedingungen sind r e v i ­ s i b e l (RG. 13. 12. 12 Bd. 81. 117, 29. 1. 16 Bd. 86. 162, 3. 7. 17 Bd. 90. 378, 8. 10. 18 Bd. 94. 26, 3. 6. 19 Bd. 96. 148, 9. 7. 20 Bd. 100. 29 und an vielen anderen Stellen). RG. 3. 7. 28 I R . 1928. 229 erkennt die Revisibilität n u r an,

II. Auslegungsgrundsätze.

19

wenn die Versicherungsbedingungen in mehr als einem Oberlandesgerichtsbezirk Geltung haben. 2. B e s o n d e r e Versicherungsbedingungen s i n d von 16. Fall zu Fall vereinbarte Bedingungen, die auf die Eigen­ tümlichkeiten des einzelnen Versicherungsverhältnisses und auf die besonderen Wünsche des einzelnen Versicherungsnehmers abgestellt sind. Besondere Versicherungsbedingungen, die für den Versiche-17. rungsnehmer g ü n s t i g e r als die Allgemeinen Versicherungs­ bedingungen sind, sind in den aufsichtspflichtigen Bersicherungszweigen unbeschränkt, insoweit sie u n g ü n s t i g e r sind, nur bei Beobachtung von § 9 Abs. 3 VAG. zulässig. Die Nichtbeobachtung hat keinen Einfluß auf die Rechtsgültigkeit der Bedingungen oder des Vertrages, sondern kann nur ein Einschreiten der Aufsichtsbehörde auslösen (§§ 64, 67 Abs. 1 BAG.). Die Besonderen Bersicherungsbedingungen g e h e n als 18. Sonderbestimmungen den Allgemeinen Versicherungsbedin­ gungen (die geschriebenen den gedruckten Versicherungsbedin­ gungen) v o r (RG. 14. 11. 04 Bd. 59. 158, 8. 6. 10 LZ. 1910. 785, 7. 6. 20 Masius 1920. 271). Die Besonderen Versicherungsbedingungen sind i r r e -1 9 . v i s i b e l (RG. 12. 6. 25 I W . 1925. 1998, 27. 10. 25 I R . 1925. 313). Sie sind ausnahmsweise r e v i s i b e l , wenn ihre Nachprüfung infolge ihres Verhältnisses zu den Allgemeinen Versicherungsbedingungen notwendig wird (RG. 14. 3. 22 Z. 1923. 221). II. A u s l e g u n g s g r u n d s ä t z e . 1. I m allgemeinen ist der Sprachgebrauch des BGB. itttb 20. der sonstigen Reichsgesetze für die A u s l e g u n g v o n B e g r i f f e n , d i e i nt G e s e t z v e r w e n d e t s i n d , maß­ gebend. Jede Abweichung muß sich aus seinem System und In halt zwingend ergeben (RG. 28. 4. 14 Bd. 84 . 409, 411). So sind die Begriffe Gefahr, Interesse, Obliegenheit, Ver­ äußerung anders als in anderen Reichsgesetzen zu verstehen. 2. D i e i n d e n Allgemeinen und Besonderen V e r - 2 1 . sicherungsbedingungen verwendeten ge­ s e t z l i c h e n B e g r i f f e sind ebenso wie in dem Gesetz selbst

20

22.

23.

Allgemeine Vorbemerkungen.

zu verstehen. Ausnahmsweise kann sich aus dem S in n der Bedingungen ergeben, daß gesetzestechnische Ausdrücke anders zu verstehen sind. W enn es beispielsweise in § 1 Abs. 2 S . 2 der AllgTodesfallVersbdg. heißt „die Anfechtung der Versiche­ rung ist . . . zulässig", so kann nur gemeint sein, daß sich der Versicherer auf die Nichterfüllung bestimmter Voraussetzungen nicht mehr berufen kann, wenn eine gewisse F rist verstrichen ist ( B r u c k - D ö r s t l i n g 31). Sind die V e r s i c h e r u n g s b e d i n g u n g e n i it s i ch n i c h t w i d e r s p r u c h s v o l l , so darf nu r angenommen werden, daß sie dem Parteiw illen nicht entsprechen, wenn er­ wiesen ist, daß die Parteien etwas anderes übereinstimmend gewollt haben oder daß sie das Erklärte nicht gewollt haben können. Widerspruchsvolle Versicherungsbedin­ g u n g e n s i n d nicht nach dem buchstäblichen Sinne, sondern nach dem wirklichen S in n e (§ 133 B G B .) gemäß der Ver­ kehrssitte (§ 157 B G B .) a u s z u l e g e n (OLG. Augsburg 31. 10. 14 LZ. 1915. 76; RG. 13. 11. 18 Recht 1919. N r. 1299; RGE. Bd. 98. 122). — Entscheidend ist nicht die Zeit der Ab­ fassung der Versicherung'sbedingungen, sondern die Zeit des Vertragsabschlusses (OLG. Düsseldorf 6. 3. 22 HansRZ. 1922. 554), nicht der an der Niederlassung des Versicherers, sondern der an dem Wohnsitz des Versicherungsnehmers herrschende Sprachgebrauch (RG. 3. 10. 84 Seuffert Bd. 40. 146 N r. 94). — Da sich die Versicherungsbedingungen an die Allgemeinheit tuenden, so sind sie so z u v e r s t e h e n , w i e sie von einem unbefangenen Laien im täglichen Leben verstanden werden (RG. 22. 12. 03 VA. 1904. 69 N r. 47, 30. 3. 06 LZ. 1907. 231, 24. 4. 08 LZ. 1908. 708, 21. 11. 19 Bd. 97. 189, 28. 11 19 Bd. 97. 207; OLG. Colmar 18. 3. 04 VA. 1904. 141 N r. 57). — A u s l e g u n g s m i t t e l sind die von dem V er­ sicherer herausgegebenen Druckschriften, Prospekte u. ä. (OLG. München 12. 7. 05 VA. 1906* 86 N r. 235; R G . 21. 12. 09 VA. 1910* 7 N r. 494, LZ. 1910. 322, 5. 5. 11 VA. 1912* 7 Nr. 644), ferner der Antrag auf Abschluß der Versicherung (ROHG. Bd. 3. 339), ferner das Verhalten des Versicherers gegenüber dem Versicherungsnehmer im Rahmen eines früheren oder des laufenden Versicherungsverhältnisfes. Sn

III. Nachgiebiges und zwingendes Recht.

21

kann die kulante Regulierung von Schadensfällen präjudiziell sein (LG. il Berlin LZ. 1911. 166; anders KG. 27. 2. 12 JT B . 1912. 87 Nr. 165). — Ergeben sich trotz alledem Un­ klarheiten, die auch bei Heranziehung der übrigen Versiche­ rungsbedingungen nicht zu beheben sind (RG. 2. 1. 17 Recht 1917. Nr. 554), so ist d i e f ü r d e n V e r s i c h e r u n g s ­ nehmer günstigere A u sl eg un g entscheidend, da der Versicherer als Verfasser und auf Grund seiner größe­ ren Erfahrung dafür sorgen muß, daß die Versicherungsbedin­ gungen nur eindeutig verstanden werden können (ROHG. Bd. 6. 110, 242, Bd. 8. 70; RG. 9. 9. 82 Bd. 10. 158, 4. 5. 87 Bd. 18. 143, 11. 3. 97 Hacke Bd. 1. 225, 3. 5. 97 ebenda 230, 11. 11. 04 VA. 1905* 12 Nr. 95, 8. 10. 18 Bd. 94. 26, 14. 3. 19 IW . 1919. 680, 11. 2. 21 IW . 1921. 1079, 26. 2. 27 I R . 1927. 108, 11. 3. 27 Bd. 116. 274, IW . 1927. 1588 und an vielen anderen Stellen). Aber dieser Grundsatz bedeutet nicht, daß eine mißverständliche Erklärung des Versicherers stets so auszulegen ist, wie sie der Versicherungsnehmer ver­ standen hat, sondern er bedeutet, daß die Erklärung so aus­ zulegen ist, wie sie der Versicherungsnehmer nach Treu und Glauben und mit Rücksicht auf die Berkehrssitte verstehen konnte; eine willkürliche Auffassung des Versicherungsnehmers ist für den Versicherer belanglos (RG. 11. 3. 27 Bd. 116. 274, VA. 1929. 1 Nr. 1785). Sind die Bersicherungsbedingungen von dem Versicherungsnehmer abgefaßt, so ist der Grundsatz unanwendbar. — Der Versicherer kann die für ihn günstigere Auslegung nicht um deswillen beanspruchen, weil sie von ihm bei Aufstellung der Versicherungsbedingungen be­ absichtigt war (RG. 12. 11. 15 Recht 1916 Nr. 15). III. N a c h g i e b i g e s u n d z w i n g e n d e s Re c ht . S c h r i f t t u m : B r u c k § 3, VersPraxis 1926. 3; 24. E h r e n z w e i g , Festgabe für Prange, Berlin 1926, 66; KB. I Anlage I (Zusammenstellung der zwingenden Vor­ schriften). 1. D as Gesetz enthält grundsätzlich n a c h g i e b i g e s 25. Recht . I n erster Linie bestimmen sich die Rechtsverhältnisse nach den freien Vereinbarungen der Parteien (Allg., Besondere Versbdg.). Die gesetzlichen Vorschriften kommen nur insoweit

22

Allgemeine Vorbemerkungen.

zur Anwendung, als nichts anderes verabredet ist. Der aus­ nahmslosen Durchführung dieses Grundsatzes stehen mit Rück­ sicht darauf, daß der Versicherungsnehmer der wirtschaftlich schwächere und unerfahrenere Teil zu sein Pflegt, erhebliche Bedenken entgegen. Infolgedessen ist eine Reihe von Bestim­ mungen mit relativ oder absolut zwingender Kraft — B e s c h r ä n k u n g e n d e r B e r t r a g s f r e i h e i t (§§ 187, 188) — ausgestattet. 26. a) R e l a t i v z w i n g e n d e B e s t i m m u n g e n sind solche, welche kraft ausdrücklicher Vorschrift zum Nachteil be­ stimmter Personen nicht abgeändert werden können. Ge­ schützt werden der Versicherungsnehmer (§§ 5, 6, 12, 31, 32, 33, 34 Abs. 2, 42, 65, 92, 109, 110, 154 Abs. 2, 172, 178, 183), der Erwerber der versicherten Sache (§§ 72, 114), ausnahms­ weise jeder Dritte (§§ 11, 14, 47 S . 2). Eine Abwandlung zu­ ungunsten des Geschützten hat zur Folge, daß sich die Rechts­ lage nach der gesetzlichen Vorschrift, nicht nach der Verein­ barung bestimmt. Auf die Verletzung kann sich nur der Ge­ schützte berufen. I m Prozeß ist sie von Amts wegen zu be­ rücksichtigen ( S c h w e i g h ä u s e r HansRZ. 1920. 119 anders H e i n e LZ. 1912. SOI). 27. b) A b s o l u t z w i n g e n d e B e s t i m m u n g e n sind solche, auf deren Verletzung sich jeder berufen kann. Ih re Überschreitung ist ausdrücklich mit Nichtigkeit bedroht, wobei sich die Nichtigkeit auf den ganzen Vertrag (§§ 51 Abs. 2, 59 Abs. 3, 159 Abs. 2, 3, 179 Abs. 3) oder nur auf die be­ treffende Vereinbarung (§§ 8, 64 Abs. 1 S . 1, Abs. 3, 81, 87, 89, 184 Abs. 1 S . 1, Abs. 3) erstreckt oder die Nichtigkeit ergibt sich ohne weiteres aus der Natur des Rechtssatzes (§§ 4 Abs. 1, 15, 98, 170) namentlich, weil er dem öffentlichen Recht angehört (§§ 13, 48, 157). I m Prozeß ist die absolut zwin­ gende Bestimmung gleichfalls von Amts wegen zu berück­ sichtigen. 28. 2. Die Beschränkungen der Bertragsfreiheit b l e i b e n bei gewissen Versicherungszweigen, bei der laufenden Versicherung und bei freiwilligen Versicherungen, die bei einer öffentlichen Versicherungsanstalt genommen werden, a u ß e r A n w e n ­ d u n g (§§ 187, 188, 192 Abs. 2). Insoweit herrscht Ver­ tragsfreiheit hinsichtlich aller relativ zwingenden und solcher absolut zwingenden Bestimmungen, die Beschränkungen der

IV. Begriff des Versicherungsvertrags.

23

Vertragsfreiheit zum Gegenstand haben. Daher kommen auch für sie zur Anwendung §§ 4 Abs. 1, 8, 13, 15, 48, 51 Abs. 2, 59 Abs. 3, 64 Abs. 1 S . 1. Bei der kleineren Lebensversicherung und bei Versicherun­ gen kleinerer Gegenseitigkeitsvereine können mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde abweichende Bestimmungen von einigen relativ zwingenden Vorschriften getroffen werden (§ 189). 3. über die Berücksichtigung der zwingenden Bestimmungen 29. bei einem Versicherungsvertrag, der sich nach ausländischem Recht richtet, B r u c k , Zwischenstaatliches Versicherungsrecht, Mannheim 1924, 41 ff. IV. B e g r i f f d e s V e r s i c h e r u n g s v e r t r a g s . S c h r i f t t u m : B r u c k § 6; E h r e n b e r g LZ. 1907. 39. 161, VersLex. 1377; E m m i n g h a u s Masius 1906. 333; v. G i e r k e ZHR. Bd. 86. 144; G o b b i ZBR . Bd. 2. 465, Bd. 3. 246; H ü l s s e Z. 1903. 539; H u p k a ZHR. Bd. 66. 546; K r o s t a , über den Begriff der Versicherung, Berlin 1911; K i t t e r 12. Der im Gesetz nicht bestimmte, für Theorie und Praxis 31. unentbehrliche B e g r i f f d e s V e r s i c h e r u n g s v e r ­ t r a g s muß einheitlich für das gesamte Gebiet der Privat­ versicherung aufgestellt werden. Der Versicherungsvertrag ist ein selbständiger, entgelt­ licher Vertrag, kraft dessen der eine Teil (Versicherungs­ nehmer) zur Deckung eines ungewissen Bedarfs von dem an­ deren Teile (Versicherer) für ein bestimmtes Ereignis oder einen bestimmten Zeitpunkt eine geldliche oder geldeswerte Leistung zugesichert bekommt und bei dem die Leistung min­ destens des einen Teils nach Höhe und/oder Zeitpunkt von ungewissen Umständen abhängt. 1. Der Versicherungsvertrag ist ein s e l b st ä n d i g e r 32. Vertrag. Seine Selbständigkeit zeigt sich darrn, daß die dem Versicherer obliegende Hauptleistung — die Gefahrtragung — sich aus einer besonderen Vereinbarung ergeben muß, also in keinem inneren Zusammenhang mit einem anderen Rechts­ geschäft stehen darf (RG. 14. 1. 16 Bd. 88. 29). Demnach liegt k e i n V e r s i c h e r u n g s v e r t r a g vor, wenn jemand eine Gefahr kraft gesetzlicher Bestimmung (§§ 270, 300, 379, 446, 447, 450, 459, 480, 483, 484, 588, 811,

24

Allgemeine Vorbemerkungen.

2380 u. o. BGB., §§ 384, 407, 408, 425 ff. HGB. W ertdeklaration beim Frachtvertrag RGE. Bd. 28. 140]) oder kraft besonderer im inneren Zusammenhang mit einem anderen Vertrag getroffenen Abrede übernimmt. Derartige Abreden sind beispielsweise die vom Kürschner bei Annahme zur Auf­ bewahrung von Pelzen übernommene Verpflichtung, sie frei von Mottenschäden zurückzugeben, die für bestimmte Zeit vom Uhrmacher übernommene Garantie für richtigen Gang der verkauften Uhr, die Verpflichtung des Glasfabrikanten zum Ersatz von Bruchschäden an den gelieferten Gläsern (VA. 1904. 19), der Abonnementsvertrag auf ärztliche Leistung (VA. 1910. 125), auf Lieferung von Glaserarbeiten (KG. 29. 6. 25 VA. 1927. 226 Nr. 1595), die Garantie einer Auskunftei für richtige Auskünfte (VA. 1913. 195), die Brautaussteuer mit Spareinkauf (VA. 1913. 96), die Unternehmung für Instand­ haltung und Überwachung von Elektromotoren (VA. 1927. 176), der Telefonschutzvertrag (VA. 1928. 165). übernimmt dagegen jemand die Verpflichtung, eine Ge­ fahr zu tragen, ohne daß die Übernahme in einem inneren Zusammenhang mit seinen sonstigen Verpflichtungen gegen­ über dem anderen steht, so ist e i n V e r s i c h e r u n g s v e r ­ t r a g zustande gekommen. Beispiele: Verbindung eines Warendetailgeschäfts mit einer Lebensversicherung (VA. 1907. 81), einer Reiseunfallversicherung als Prämie für Kunden ge­ werblicher Betriebe (VA. 1909. 179, 1927. 137), Verbindung von Dienstleistungen mit einer Pensionsversicherung (RG. 14. 1. 16 Bd. 88. 29). Vor allem liegt bei der A b o n n e n t e n v e r s i c h e r u n g , der Versicherung der Bezieher von Zei­ tungen oder Zeitschriften in dieser Eigenschaft, ein Versiche­ rungsverhältnis vor, wobei es keinen Unterschied macht, ob eine besondere Prämie als Entgelt für den Versicherungsschutz erhoben wird ober ob ein bestimmter Teil der von dem Be­ zieher zu leistenden Zahlung als Prämie zu betrachten ist (RG. Strafsachen 23. 9. 02 Bd. 35. 346, 27. 2. 03 Bd. 36. 124). I n der Form der Abonnentenversicherung wird hauptsäch­ lich Unfall-, ab und zu Sterbegeld- und Haftpflicht-, neustens auch Vieh-Versicherung betrieben. Der Verleger der Zeitung oder Zeitschrift kann gleichzeitig der Versicherer sein oder der Verleger nimmt eine Versicherung für fremde Rechnung (§§ 74 ff.), bei der die Bezieher die Versicherten sind. über

IV. Begriff des Versicherungsvertrags.

25

die Abonnenlenversicherung und den Umfang ihrer Beaufsichti­ gung VA. 1902.15, 1905. 66, 1909. 84, 1916. 99, 1919. 99,1922. 109, 1923. 57, 1927. 118, 138, 1928. 93; E r m a n n WuR. 1927. Heft 5; H a g e n Bd. 1. 336; K. H a g e n Z. 1910. 277; J o s e f ORev. 1922. 49; S a u e r LZ. 1909. 205; S c h n e i ­ de r Z. 1909. 704, 1910. 286; Denkschrift über die Abonnentenverstcherung, Drucksachen des Reichstags 1912/1913 Nr. 644. — Der Vertrieb von Zeitschriften im Umherziehen kann straf­ bar sein (KG. 20. 10. 25 VA. 1926* 18 Nr. 1534, ObLG. 27. 6. 27 VA. 1929. 17 Nr. 1799). — Erweist sich, daß kein Teil des Bezugsgeldes als Präm ie angesprochen werden kann, so ist mangels Entgeltlichkeit kein Bersicherungsverhältnis vor­ handen (E h r e n b e r g I R . 1929. 25). 2. Der Versicherungsvertrag ist ein e n t g e l t l i ch e r 33. Vertrag (RG. 14. 1. 16 Bd. 88. 29; OLG. Dresden 26. 3. 14 VA. 1915* 19 Nr. 864). Ohne Entgelt liegt niemals eine Versicherung, sondern ein anderes Rechtsgeschäft (möglicher­ weise eine Schenkung) vor. D as Entgelt heißt Prämie oder Beitrag (§ 1 Abs. 2). 3. Der Versicherungsvertrag ist ein V e r t r a g und zwar 34. ein Konsensualvertrag, den der Versicherer mit dem Ver­ sicherungsnehmer abschließt. Infolgedessen ist die Selbstver­ sicherung rechtlich keine Versicherung, weil sie nicht auf ver­ traglicher Grundlage beruht. — Die Vereinbarung zwischen natürlichen oder juristischen Personen sowie Personenvereini­ gungen, gewisse Verluste oder Schadensverbindlichkeiten ge­ meinsam zu tragen, die den Gegenstand einer Versicherung bilden können, ist keine Versicherung im Sinne des Gesetzes, wohl aber des VStG. (§ 2 Abs. 1). 4. Durch jeden Versicherungsvertrag wird ein ungewisser ztz. B e d a r f befriedigt. Nicht der Schadenssatz ist das alle Bersicherungszweige einende Merkmal, denn weder der Scha­ densversicherer gewährt Schadensersatz, noch gar der Lebens­ versicherer, sondern die Bedarfsbefriedigung (G o b b i 465, H u p k a 556, 560, H ü l s s e 544 und viele Andere; anders namentlich E h r e n b e r g LZ. 167). Aber die Bedarfsbefrie­ digung hat verschiedene funktionelle Bedeutung. I n der Schadensversicherung ist sie konkretisiert durch den infolge eines bestimmten Ereignisses verursachten Vermögensschaden, in der Lebensversicherung wird die Bedarfsdeckung abstrakt

26

Allgemeine Vorbemerkungen.

zugesichert, ohne daß es für den Umfang der Geldleistung des Versicherers darauf ankommt, ob und in welchem Aus­ maße ein Vermögensschaden eingetreten ist. I n der Schadensversicherung kann nur der Bedarf des durch den E intritt des Versicherungssalls Geschädigten, des Versicherten, versichert werden. Der Versicherte kann der Ver­ sicherungsnehmer, braucht es aber nicht zu sein (Versicherung für fremde Rechnung §§ 74 ff.). Auch in der Personenversicherung ist der Versicherungsnehmer von dem Versicherten zu unterscheiden, wenn derjenige, der den Vertrag mit dem Ver­ sicherer abschließt (Versicherungsnehmer) ein anderer ist als derjenige, auf dessen Person die Versicherung genommen wird (§§ 159, 179). Versicherungsnehmer und Versicherter sind weiter zu unter­ scheiden von demjenigen, dem der Anspruch aus dem Versiche­ rungsvertrag zusteht (Abtretung, Verpfändung, Pfändung). Der von dem Versicherungsnehmer bezeichnete Empfänger der geldlichen Leistung des Versicherers heißt in der Lebens- und Unfall-Versicherung der Bezugsberechtigte (§§ 166, 180). 36. 5. Durch jeden Versicherungsvertrag muß ein u n g e ­ w i s s e r Bedarf befriedigt werden. Die Ungewißheit be­ deutet in Hinblick auf das den Bedarf auslösende Ereignis, daß die Möglichkeit des E intritts eines gewissen Ereignisses ( G e f a h r ) bestehen muß. Die Ungewißheit des konkret (Schadensversicherung) oder abstrakt (Lebensversicherung) zu befriedigenden Bedarfs ist in der Mehrzahl der Fälle dadurch von vornherein gegeben, daß die Versicherungsverträge für die Zukunft wirken: o b j e k ­ t i v e U n g e w i ß h e i t . Jedoch ermöglicht die Rückwärts­ versicherung (§ 2), auch für die Vergangenheit Versicherung zu nehmen; bei ihr tritt an Stelle der objektiven die s u b ­ jektive Ungewißheit. Die Ungewißheit kann a b s o l u t sein: der E intritt des in dem Versicherungsvertrag vorgesehenen Ereignisses ist mög­ lich, nicht notwendig. Es ist ungewiß, ob und wann der Ver­ sicherungsfall eintritt bzw. sich der Bedarf einstellt. So aus­ nahmslos in dem ganzen Bereich der Schadensversicherung (es ist ungewiß, ob und wann das feuerversicherte Haus brennt, die gegen Einbruchdiebstahl versicherten Sachen ge­ stohlen werden, das versicherte Schiff beschädigt wird), der Un-

IV. Begriff des Versicherungsvertrags.

27

fallverficherung, der Kranken-, Invaliditäts-Versicherung und der Todesfall-Risikoversicherung (Bem. 5 vor § 159). I n der Schadensversicherung und der nach ihrer Art betriebenen Personenversicherung (Bem. 2 zu § 1) kommt die Ungewißheit über den Umfang des sich einstellenden Bedarfs hinzu. D a­ gegen besteht in der Lebensversicherung niemals eine Unge­ wißheit, wie hoch sich die geldliche Leistung des Versicherers belaufen wird, da die Bedarfsdeckung eine abstrakte, keine konkrete ist. Bei der reinen Todesfallversicherung und bei der gemischten Lebensversicherung (Bem. 5 vor § 159) muß von vornherein mit dem Eintritt des Ereignisses gerechnet werden, ungewiß ist, wann das Ereignis eintritt ( r e l a t i v e U n ­ g e w i ß h e i t ) . Ebenso liegt eine relative Ungewißheit bei der reinen Erlebensfallversicherung (Bem. 5 vor § 159) vor. Bei der Lebensversicherung mit festem Auszahlungstermin ist sogar der Zeitpunkt feststehend, an dem die geldliche Leistung des Versicherers zu bewirken ist; bei ihr ist aber ungewiß, wie lange Präm ien zu zahlen sind, da die Prämienzahlung mit dem Tode des Versicherten aufhört ( D ö r s t l i n g HansRZ. 1918. 688, 694, H u p k a 583). 6. Die dem Versicherer bei E intritt eines bestimmten Er- 37. eignisses oder zu einem bestimmten Zeitpunkt obliegende g e l d l i c h e oder g e l d e s w e r t e L e i s t u n g ist die durch den Eintritt des Versicherungsfalls herbeigeführte Konkreti­ sierung der Gefahr, d. h. die sich aus einer gewissen Gefahrs­ lage ergebende Folge. Die Gefahrtragung besteht nicht allein in der Verpflichtung des Versicherers zu einer bestimmten geldlichen oder geldeswerten Leistung, sondern in der gesamten Tätigkeit des Versicherers, soweit sie auf Bereitstellung und Erfüllung der Verpflichtungen aus dem Vertrag gerichtet ist. Gefahrtragung und Prämie (Beitrag) stehen sich gegenüber. Hieraus ergeben sich u. a. der Grundsatz von der Unteilbarkeit der Prämie (Bem. 6 vor § 35), die besonderen Wirkungen, die bei Nichtzahlung einer Folgeprämie (§ 39) ausgelöst werden. 7. P l ä r r M ä ß i g k e i t d e s V e r s i c h e r u n g s b e - 3 8 . t r i e b s ist im Gegensatz zu dem VAG. k e i n essentiale, sondern naturale des Versicherungsvertrags, wie auch die ge­ schichtliche Entwicklung des Versicherungswesens beweist ( R i t t e r 17). Dem Gesetz ist jedenfalls das Gegenteil (so

28

M g . Borbem. V. Der VersicherungSvertr. als HandelSgesch.

v. G i e r k e 156) nicht zu entnehmen. I m übrigen hat die Frage praktisch kaum eine Bedeutung, da vereinzelter Abschluß höchst selten ist und nur noch in der Transport- (See-), Kreditund Kursverlust-Versicherung vorkommt. Daher besteht ver­ sicherungsrechtlich kein Unterschied zwischen Rentenversicherung und gelegentlichem Rentenvertrag (der Leibrentenvertrag §§ 759 ff. BGB. ist ein Vertrag besonderer Art, kein Versiche­ rungsvertrag; beruht er auf Schenkung, so würde ihm außer­ dem das Merkmal der Entgeltlichkeit fehlen RGE. Bd. 28. 313). Dasselbe gilt von der Kreditversicherung und der ent­ geltlichen selbstschuldnerischen Bürgschaft; der akzessorische Charakter der (selbstschuldnerischen oder nicht selbstschuld­ nerischen) Bürgschaft spricht ebensowenig wie bei der Kredit­ versicherung gegen die Annahme eines Versicherungsvertrags (RÖHG. Bd. 6. 332). Die entgeltliche Garantieübernahme ist Versicherung (ROHG. Bd. 12. 66). Auch der Hypothekenschutzvertrag kann einen Versicherungsvertrag darstellen. V. D e r V e r s i c h e r u n g s v e r t r a g a l s Handelsgeschäft. 39. Die g e w e r b s m ä ß i g e Ü b e r n a h m e von Versiche­ rungen gegen Prämie ist H a n d e l s g e w e r b e , der Ver­ sicherer ist Kaufmann (§ 1 Abs. 2 Nr. 3 HGB.). Der Ver­ sicherungsvertrag ist H a n d e l s g e s c h ä f t , auch wenn nur ein Teil Kaufmann ist (§ 345 HGB.), er ist beiderseitiges Handelsgeschäft, wenn beide Teile Kaufleute sind und der Versicherungsvertrag zum Betrieb des Handelsgewerbes ge­ hört (§§ 343, 344 HGB.). Der (große) Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit ist kein Kaufmann, wird aber handelsrechtlich wie ein Kaufmann be­ handelt (§ 16 VAG.). Betreibt er Versicherungen gegen feste Prämien (§ 21 Abs. 2 VAG.), so ist er insoweit Kaufmann (RG. 21. 10. 91 Bd. 28. 313). Kleinere Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit (§ 53 VAG.) sind niemals Kaufleute. I s t der Versicherungsvertrag für beide Teile Handelsge­ schäft, so gehören Rechtsstreitigkeiten vor die Kammer für Handelssachen (§ 95 Nr. 1 GVG.).

Reichsgesetz über den Versicherungsvertrag. Vom 30. M ai 1908 (RGB. 263). W ir W i l h e l m , von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen usw. verordnen im Namen des Reichs, nach erfolgter Zu­ stimmung des Bundesrats und des Reichstags, was folgt: E r s te r Abs c hni t t .

Vorschriften für sämtliche Versicherungszweige. Erster Titel. Allgemeine Vorschriften. § 1. Bei der Schadensversicherung ist der Ver­ sicherer verpflichtet, nach dem Eintritte des Versiche­ rungsfalls dem Versicherungsnehmer den dadurch ver­ ursachten Vermögensschaden nach Maßgabe des Ver­ trags zu ersetzen. Bei der Lebensversicherung und der Unfallversicherung sowie bei anderen Arten der P er­ sonenversicherung ist der Versicherer verpflichtet, nach dem E intritte des Versicherungsfalls den vereinbarten Betrag an Kapital oder Rente zu zahlen oder die sonst vereinbarte Leistung zu bewirken. Der Versicherungsnehmer hat die vereinbarte Präm ie zu entrichten. Als Präm ien im Sinne dieses Gesetzes gelten auch die bei Versicherungsunternehmungen auf Gegenseitigkeit zu entrichtenden Beiträge.

30 1. Abschn. Vorschriften für sämtliche BersicherungSzweige. A. D i e E i n t e i l u n g d e r V e r s i c h e r u n g s z w e i g e . 1. S c h r i f t t u m : B r u c k §§ 8, 9; D o r n , Festgabe für Manes, 1; H a g e n Bd. 1. 305; K isc h Bd. 3. 4. 2. I. Das Ge s e t z (Abs. 1) t e i l t alle Versicherungszweige, d. h. typische Versicherungsverträge gegen eine generell gleiche Gefahr, auf i n S c h a d e n s v e r s i c h e r u n g e n u n d i n Personenversicherungen. Das unterscheidende Merkmal soll darin bestehen, daß bei der Schadensversicherung der durch E intritt des Versicherungsfalls verursachte Ver­ mögensschaden zu ersetzen ist, während bei der Personenver­ sicherung der vereinbarte Betrag an Kapital oder Rente zu zahlen oder die sonst vereinbarte Leistung zu bewirken ist. Diese Einteilung ist nicht schlüssig, weil die Personen Versiche­ rung auch als Schadensversicherung betrieben werden kann. D a s allein u n t e r s c h e i d e n d e M e r k m a l ist d i e funktionelle Bedeutung der Bedarfs­ d e c k u n g (AllgVorbem. 35). Die eine Gruppe von Ver­ sicherungszweigen baut sich auf dem S y s t e m d e r k o n ­ k r e t e n B e d a r f s d e c k u n g auf: der Versicherer ersetzt höchstens den tatsächlich entstandenen Bedarf. Die andere Gruppe von Versicherungszweigen baut sich auf dem S y s t e m d e r a b s t r a k t e n B e d a r f s d e c k u n g auf: der Versicherer ver­ pflichtet sich zu einer fest vereinbarten Leistung ohne Rücksicht, ob und in welchem Umfang tatsächlich ein Bedarf entstanden ist. Ein Versicherungszweig kann nach dem einen oder nach dem anderen System betrieben werden. Zwar kann das System der konkreten Bedarfsdeckung nicht durch das System der abstrakten Bedarfsdeckung ersetzt werden, weil anderenfalls der Versicherer mehr als den tatsächlich entstandenen Ver­ mögensbedarf zu ersetzen hätte, also der Versicherte bereichert werden würde, Wohl aber kann das System der abstrakten Be­ darfsdeckung durch das System der konkreten Bedarfsdeckung ersetzt werden. Von dieser Möglichkeit ist bisher bei der Un­ fall-, Kranken-, Jnvaliditats-, Sterbegeld-Versicherung Ge­ brauch gemacht worden (vgl. auch § 12 VAG.). 3. D i e i n d e m Ge s e t z d u r c h g e f ü h r t e U n t e r ­ s c h e i d u n g in Schadensversicherung und in Personenver­ sicherung g e n ü g t wissenschaftlichen Anforderungen auch in­ sofern n i c h t , als bei der Schadensversicherung auf die

1.

Allgemeine Vorschriften. § 1.

31

Folgen des eingetretenen Versicherungsfalls, bei der Personen­ versicherung aus den Gegenstand der Versicherung abgestellt ist ( D o r n 31). Wird der Gegenstand der Versicherung als Unterscheidungsmerkmal gewählt, so ist es richtiger, der P er­ sonenversicherung die Sachversicherung gegenüberzustellen. Da aber diese in den früheren Auflagen des Buchs vorgenommene Unterscheidung, abgesehen davon, daß sie ungenau ist — nicht die Sache, sondern das Interesse ist versichert, es stehen sich also Jnteresseversicherung und Personenversicherung gegenüber —, zu Mißverständnissen Veranlassung gegeben hat, so soll den praktischen Bedürfnissen des Buchs entsprechend d ie g e s e t z ­ l i c he T e r m i n o l o g i e b e i b e h a l t e n werden. II. 1. Bei der S c h a d e n s v e r s i c h e r u n g hat der 4. Versicherer dem Versicherungsnehmer den durch Eintritt des Versicherungsfalls verursachten Vermögensschaden nach Maß­ gabe des Vertrags zu ersetzen (Abs. 1 S . 1). Die Entstehung eines Schadens ist Voraussetzung für die geldliche oder geldes­ werte Leistung des Versicherers, der tatsächliche Umfang des Schadens begrenzt seine Leistung (§ 55). Der Schadensver­ sicherer ersetzt somit einen konkreten Schaden, aber auch ihn nur nach Maßgabe des Vertrags: seine Leistung ist geringer als der entstandene Schaden, wenn Unterversicherung (§ 56) vorliegt. Der Vertrag bestimmt ferner, ob der Versicherer Schadensersatz durch Geldleistung oder Wiederherstellung zu leisten hat (§ 49). Die E i n t e i l u n g der Schadensversicherung läßt sich 5. nach zwei einander durchkreuzenden Unterscheidungsmerkmalen vornehmen. a) Da bei der Schadensversicherung nicht eine Sache, son­ dern ein Interesse versichert ist (Bem. 2 vor § 61), so er­ geben sich n a c h d e m G e g e n st a n d , auf den sich das ver­ sicherte Interesse bezieht, d r e i U n t e r g r u p p e n . Das versicherte Interesse bezieht sich auf bestimmte Sachen (Feuer-, Hagel-, Vieh-, Transport-Versicherung usw.) oder auf be­ stimmte Rechte, die an einer Sache oder losgelöst von einer Sache bestehen (Hypothekenversicherung, die gegenwärtig in Deutschland nicht betrieben wird, Kursverlust-, Kredit-, Fracht-Versicherung) oder auf das ganze Vermögen (Haft­ pflicht-, Rück-Versicherung).

32 1. Abschn. Vorschriften für sämtliche Versicherungszweige. b) N ach d e r A r t der durch den Bersicherungsfall aus­ gelösten Leistung des Versicherers ergeben sich z w e i U n ­ t e r g r u p p e n . Der Versicherer ersetzt den Substanzschaden (Feuer-, Hagel-, Vieh-, Transport-Versicherung usw.) oder den entgehenden Gewinn (Betriebsverlustversicherung, Ver­ sicherung von Preisdifferenzen im Zuckerhandel, Mietsver­ lustversicherung, Versicherung des imaginären Gewinns). 6. 2. Bei der P e r s o n e n v e r s i c h e r u n g zahlt der Ver­ sicherer bei E intritt eines eine Person betreffenden Ereignisses den vereinbarten Betrag an Kapital oder Rente oder bewirkt die sonst vereinbarte Leistung (Abs. 1 S . 2), wobei unter ver­ einbart auch der Betrag zu gelten hat, der sich wie bei der Tontinenversicherung aus der Ansammlung von Prämien, Zinsen, Zinseszinsen ergibt. Die Leistung ist abstrakt zuge­ sichert, ohne daß es darauf ankommt, ob und in welchem Aus­ maß ein nachweisbarer Vermögensschaden entstanden ist. Das Ereignis kann in der Person des Versicherungsnehmers oder eines anderen (§§ 159, 179) oder mehrerer Personen eintreten. Es kann das Leben, den Personenstand (Geburt, Konfirmation, Verheiratung), die Gesundheit (Krankheit, Unfall), die E r­ werbsfähigkeit (Invalidität sVersicherung gegen die Folgen natürlichen Verbrauchs der Arbeitskraft RG. 21. 11. 24 VA. 1925. 74 Nr. 1377], Geschworenendienst, Arbeitslosigkeit) be­ treffen. 7, Die E i n t e i l u n g der Personenversicherung ergibt zwei Untergruppen. &) L e b e n s v e r s i c h e r u n g : die Leistung des Ver­ sicherers ist in der Art von dem Leben einer Person abhängig, daß die seitens des Versicherers zu tragende Gefahr aus der Ungewißheit der Dauer dieses Lebens entspringt. Sie t e i l t sich i n d i e G r u p p e der Todesfallversicherung und in die Gruppe der Erlebensfallversicherung; Todesfall- und Erlebens­ fallversicherungen werden tatsächlich der Regel nach mitein­ ander verbunden (Bem. 5 vor § 159). I n der G r u p p e der T o d e s f a l l v e r s i c h e r u n ­ g e n i st zu u n t e r s c h e i d e n zwischen Kapitalversicherun­ gen, bei denen der E intritt des Versicherers zur Zahlung des vereinbarten Kapitals gewiß ist, und in solche, bei denen eine derartige Gewißheit nicht besteht (Bem. 6 vor § 159).

33

Allgemeine Vorschriften. § 1.

b) Personenversicherung im engeren S i n n e : die Leistung des Versicherers steht in keiner Ab­ hängigkeit von der Dauer des menschlichen Lebens. B. D e r A b s c h l u ß d e s V e r s i c h e r u n g s v e r t r a g s . 1. S ch r i f t t u m : B a s l e r Z. 1914. 623; B r u cf § 19; 8. B ru c k - D ö r s t l i n g 10; De m e l i u s Z. 1907. 436, 1909. 128; H a g e n Bd. 1. 309. Der Abschluß des Versicherungsvertrags bestimmt sich nach §§ 145 ff. BGB. Das Gesetz hat nur in wenigen Beziehungen ergänzend eingegriffen. 1. 1. Der A n t r a g auf Abschluß, Änderung oder Ver- 9. längerung eines bestehenden, auf Wiederinkraftsetzung eines früher in Kraft befindlichen Vertrags ist ein Antrag im Sinne der §§ 145 ff. BGB. (OLG. Dresden 13. 5. 08 LZ. 1908. 956). Gegen die von D e m e l i u s a. a. O. vertretene Vorvertragstheorie B r u ck - D ö r st l i n g 10; Bem. 5 vor § 108; Bem. 6 zu § 187. 2. A n t r a g s t e l l e r ist gewöhnlich der V e r s i ch e -10. r u n g s n e h m e r , wenn auch der Versicherer vielfach die Anregung gibt, so durch Übersendung von Werbeschriften oder sonstigen Drucksachen, die jedoch für die Auslegung der Versbdg. von Bedeutung werden können (AllgVorbem. 23). Enthalten die Druckschriften falsche Angaben über die Divi­ dendenaussichten, so kann ein Verstoß gegen § 3 UWG. vor­ liegen (LG. I Berlin VA. 1927. 30 Nr. 1546). über Netto­ kostenaufstellungen VA. 1919. 160, 1921. 81, 1922. 88, 206, 1928. 123. Dagegen ist d e r V e r s i c h e r e r von vornherein der Antragsteller bei der Automatenversicherung und bei der Kuponpolice (Bem. 3 zu § 3). Der V e r s i c h e r u n g s n e h m e r muß eine g e -11. s c h ä f t s f ä h i g e physische Person oder eine juristische P er­ son des privaten oder öffentlichen Rechts sein. Auch mehrere physische oder juristische Personen (Vater und M utter, Gesell­ schafter, Miterben usw.) können zusammen oder einzeln jeder für sich oder der eine für den anderen oder für alle den Antrug stellen. Rechtsgeschäftliche Vertretung des Antrag­ stellers ist zulässig (OLG. Königsberg 6. 6. 19 Seuffert Bd. 75. 127 Nr. 75).

Bruck, Versicherungsvertrag. 6.Aust.

3

34 1. Abschn. Vorschriften für sämtliche BersicherungSzweige. Ist der V e r s i c h e r u n g s n e h m e r g e s c h ä f t s u n ­ f ä h i g (§§ 104, 105 BGB.), so ist der von ihm gestellte An­ trag nichtig (RG. 9. 12. 15 LZ. 1916. 1470). Ist der V e r s i c h e r u n g s n e h m e r b e s c h r ä n k t g e s c h ä f t s f ä h i g (§§ 104, 105 BGB.), so bedarf er der Einwilligung seines gesetzlichen Vertreters (§ 107 BGB.). Der Mitwirkung des Vormundschaftsgerichts bedarf es nicht in der Lebensversicherung im Hinblick auf § 165 (anders KG. 3.11.28 I R . 1929. 15, HansRGZ. A. 1929. 19), und in dem ganzen Bereich der Versicherung bei einmaliger Prämienzahlung und bei laufender Prämienzahlung, sofern das Bertragsverhältnis nicht länger als ein Ja h r nach Erreichung der Großjährigkeit des Mündels fortdauern soll. I n allen übrigen Fällen ist vormundschaftsgerichtliche Genehmigung notwendig (§ 1822 Nr. 5 BGB.; B r u c k - D ö r s t l i n g 12). Solange sich der Antrag wegen fehlender Genehmigung des gesetzlichen Ver­ treters in der Schwebe befindet (§ 108 BGB.), kann der Ver­ sicherer den Vertrag nur widerrufen, wenn er die Minder­ jährigkeit nicht gekannt oder der Antragsteller wahrheitswidrig die Einwilligung des gesetzlichen Vertreters behauptet hat. Der Vertrag ist voll wirksam, wenn die Voraussetzungen des § 110 BGB. erfüllt sind. 12. Is t der V e r s i c h e r u n g s n e h m e r eine E h e f r a u , so haftet sie für die mit dem Antrag übernommenen Verbind­ lichkeiten bei Gütertrennung mit ihrem gesamten Vermögen, andernfalls mit ihrem Vorbehaltsgut. Besteht Verwaltungs­ und Nutznießungsgemeinschaft, so haftet sie auch mit ihrem eingebrachten Gut, wenn der Ehemann der Antragstellung zu­ gestimmt hat (§ 1399 BGB.); der Ehemann als solcher ist nicht berechtigt, für die Ehefrau, d. h. mit verbindlicher W ir­ kung für ihr Vermögen, den Antrag zu stellen (§ 1375 BGB.) Bei allgemeiner Gütergemeinschaft bedarf es einer Verein­ barung im Ehevertrag, wenn die Versicherung ausschließliches Eigentum der Ehefrau werden soll (§§ 1438, 1440 BGB.); stellt die Ehefrau ohne Zustimmung des Ehegatten den An­ trag, so haftet das Gesamtgut nur für die aus der Antrag­ stellung erwachsenden Verbindlichkeiten (§ 1460 BGB.); stellt der Ehemann den Antrag allein für seine Ehefrau, so haftet das Gesamtgut. Uber die selbständige Antragstellung der Ehefrau §§ 1405, 1452, 1462 BGB.

Allgemeine Vorschriften. § 1.

35

S. Eine gesetzliche ^Bestimmung über die F o r m des 13. Antrags besteht nicht. Aber seit langem erfordert die Technik der meisten Versicherungszweige, den Antrag auf einem von dem Versicherer im voraus aufgestellten Schein — A n t r a g s s c h e i n , Antragspapier — schriftlich zu stellen, der außer dem Vertragsangebot auch die Fragen nach den gefahrerheb­ lichen Umständen und die Anzeigen des Anzeigepflichtigen (§§ 16 ff.) enthält. Die Verbindung des Vertragsangebots mit den Anzeigen gefahrerheblicher Umstände ist rein äußer­ lich; werden die Anzeigen nicht, nicht vollständig, nicht richtig erstattet, so wird das Zustandekommen des Vertrags hierdurch nicht berührt. Anstatt des Antragstellers kann sein bevoll­ mächtigter Vertreter den Antrag unterschreiben (RG. 3. 12. 26 I R . 1927. 10, VA. 1928. 6 Nr. 1663). Der Vertreter kann auch mit dem Namen des Vertretenen unterschreiben (RGE. Bd. 74. 69). Vielfach muß die Unterschrift des Antrag­ stellers von dem Agenten beglaubigt werden. Durch Annahme des nicht unterschriebenen oder sonst mangelhaften Antrags wird der Mangel geheilt (OLG. Ktel 24. 11. 22 VA. 1924* 12 Nr. 1800). 4. Der Antrag muß u n z w e i d e u t i g g e s t e l l t sein, 14 damit der andere durch seine Erklärung oder schlüssige Hand­ lung annehmen oder ablehnen samt. Die Höhe der Prämie braucht nicht zahlenmäßig angegeben zu werden, da sie sich nach dem Geschäftsplan (OLG.Dresden 13. 5. 08 LZ. 1908. 956) des Versicherers, nötigenfalls nach der üblichkeit oder Billigkeit bestimmt, im übrigen muß aber der Antrag so be­ schaffen sein, daß bei seiner Annahme Einigung über alle wesentlichen Vertragspunkte herbeigeführt ist (§ 154 Abs. 1 BGB.). 5. Der Antrag ist a n e i n e n b e s t i m m t e n o d e r 15. a n m e h r e r e b e s t i m m t e V e r s i c h e r e r zu richten. Er kann unter Anwesenden (z. B. durch Fernsprecher oder an der Börse) oder unter Abwesenden gestellt werden. I n dem letzten Fall ist der Antrag in dem Zeitpunkt w i r k s a m , in dem er dem Antragsgegner zugeht (§ 130 BGB.). Da der Vermittelungsagent zur Entgegennahme von Anträgen befugt ist (§ 43 Nr. 1; Ausnahme § 47), so ist der Antrag wirksam, wenn ihn der zuständige Agent entgegengenommen hat.

36

16.

1. Abschn. Vorschriften für sämtliche Bersicherungszweige.

6. Durch Anordnung der Aufsichtsbehörde kann gefordert werden, daß dem Antragsteller ein Stück der maßgebenden A l l g V e r s b d g . oder der Satzung des Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit gegen eine besondere Empfangsbescheini­ gung a u s g e h ä n d i g t wird (Reichsgesetz vom 19. J u li 1923, RGB. I. 684, Art. I Nr. 1). Ein Verstoß hat keine privatrechtliche Bedeutung, sondern kann n ur Einschreiten der Aufsichtsbehörde auslösen (LG.Colmar VA. 1905* 87 Nr. 150). 17. 7. Wird der Antrag an den anwesenden Versicherer ge­ richtet, so muß er ihn, ausgenommen in der Feuerversicherung (Bem. 2 zu § 81), sofort a n n e h m e n oder a b l e h n e n (§ 147 Abs. 1 BGB.). I n : übrigen ist der Antragsteller so lange an seinen Antrag gebunden, bis er den Eingang der Antwort des Antragsgegners unter regelmäßigen Umständen erwarten darf (§ 147 Abs. 2 BGB.; KG. 4. 11. 25 I R . 1925. 330). Diese Umstände erfordern nach der Eigenart der Ver­ sicherung gewöhnlich einen längeren Zeitraum. Z ur Ver­ meidung von Unklarheiten wird in den AllgVersbdg. aus­ drücklich die A n n a h m e f r i st bestimmt (§ 148 BGB.), inner­ halb deren sich der Versicherer über die Annahme des Antrags äußern muß. Die in den genehmigten AllgVersbdg. vor­ gesehene Annahmefrist kann nur unter Beobachtung des § 9 Abs. 3 VAG. verlängert werden. I n der Feuerversicherung muß die Annahmefrist fest bestimmt sein, wenn von der ge­ setzlichen Frist (zwei Wochen) abgewichen wird (Bem. 5 zu §81). Innerhalb der Annahmefrist, einer vertraglichen oder gesetz­ lichen Ausschlußfrist, deren Berechnung sich aus §§ 187 Abs. 1, 188, 193 BGB. ergibt, hat die Annahme des Versicherers dem Antragsteller zuzugehen; der Versicherer darf sich hierbei nicht des vereinfachten aus § 10 sich ergebenden Verfahrens be­ dienen (Bem. 3 zu § 10). § 149 BGB. findet Anwendung (§ 81 Abs. 1 S . 2). Die Annahmefrist b e g i n n t mit dem Zu­ gehen des Antrags bei dem Antragsgegner oder dessen Ver­ treter (§ 130 BGB.), bei Vermittelung des Vertrags durch einen Agenten mit Entgegennahme des Antrags durch ihn (§ 43 Nr. 1; Ausnahme § 47), in der Lebensversicherung mit ärztlicher Untersuchung mit dem Tage der ärztlichen Untersuchung (OLG. Kiel 16. 6. 25 I R . 1925. 319,

Allgemeine Vorschriften. § 1.

37

BA. 1926. 118 Nr. 1476; B r v ck - D ö r st l i n g 22), in der Feuerversicherung mit der Absendung des Antrags (§ 81 Abs. 2). — Für d e n A n t r a g d e s V e r s i c h e r e r s kommt grundsätzlich nur § 147 Abs. 2 BGB. zur Anwendung. — Die v e r s p ä t e t e A n n a h m e des Antragsgegners gilt ebenso wie A n n a h m e u n t e r E r w e i t e r u n g , E i n ­ s c h r ä n k u n g o d e r Ä n d e r u n g als neuer Antrag, den die Gegenseite unter Beobachtung der sich aus § 147 Abs. 2 BGB. ergebenden Frist annehmen kann (§ 150 Abs. 1 BGB.; OLG. Nürnberg 26. 3. 13 BA. 1913* 118 Nr. 770; KG. 15. 3. 22 HansRZ. 1922. 416, 28. 10. 25 I R . 1925. 331, VA. 1927. 21 Nr. 1537, 3. 11. 26 I R . 1927. 16, 9. 5. 28 VA 1929. 217 Nr. 1871). 8. Die B i n d u n g d e s A n t r a g s t e l l e r s wird — 18. abgesehen von ihrem nicht üblichen Ausschluß bei der An­ tragstellung — b e s e i t i g t , wenn dem Antragsgegner oder seinem Vertreter vorher oder gleichzeitig ein Widerruf zugeht (§ 130 Abs. 1 S . 2 BGB.). S tirbt der Antragsteller nach der Antragstellung oder wird er geschäftsunfähig, so bleibt der Antrag wirksam (§ 153 BGB.). Die Annahme muß jedoch den Erben oder dem gesetzlichen Vertreter des Antragstellers gegenüber erklärt werden. Nur in der Todesfallversicherung ist das Leben der Versicherten und seine nicht erhebliche E r­ krankung oder Verletzung Voraussetzung für das Zustande­ kommen des Vertrags. 9. über das Recht des Antragstellers, A b s ch r i f t e n 19. seiner Erklärungen zu fordern, Bem. 13 zu § 3. II. Die A n n a h m e des Antrags auf Abschluß, Ände­ rung, Verlängerung, Wiederinkraftsetzung eines Versicherungs­ vertrags. 1. Da der Versicherungsvertrag ein Konsensualvertrag ist, 29. so k o m m t er in dem Augenblick z u s t a n d e , in dem sich der Antragsgegner mit dem Antragsteller über alle Punkte geeinigt hat, über die nach der Erklärung auch nur einer Partei eine Vereinbarung getroffen werden soll (§ 154 Abs. 1 BGB.). Die das Versicherungswesen im allgemeinen be­ herrschende Verkehrssitte erfordert, daß die Annahme dem An­ tragsteller gegenüber erklärt wird (§ 151 BGB.; RG. 23. 9. 21 HansRZ. 1921. 895; KG. 15. 2. 22 HansRZ. 1922. 415,

38

1. Abschn. Vorschriften für sämtliche Versicherung-zweige.

8. 11. 22 HansRZ. 1923. 217, 17. 6. 25 I R . 1925. 265, HansRZ. 1926. 53, VA. 1926. 13 Nr. 1531), nur in der Hagelversicherung Pflegt nach den AllgVersbdg. der Antrag als angenommen zu gelten, wenn er nicht innerhalb einer gewissen Frist abgelehnt wird. Der Antragsteller kann jedoch auf die Annahmeerklärung verzichten (KG. 17. 1. 23 I R . 1924. 37). Durch die Annahme des Antrags gegenüber den: Antragsteller wird der f o r m e l l e B e r s i c h e r u n g s b e g i n n herbeigeführt (OLG.Nürnberg 26. 3. 13 VA. 1913* 118 Nr. 770), der vor allem von dem materiellen Beginn der Versicherung (Bem. 2 zu § 36) zu unterscheiden ist. 21. 2. Tie Annahme bedarf gesetzlich k e i n e r besonderen F o r m ; insbesondere ist nirgends bestimmt, daß der Ver­ sicherungsvertrag erst durch Aushändigung des Versicherungs­ scheins zustande kommt (KG. 28. 10. 25 I R . 1925. 331, VA. 1927. 21 Nr. 1537). Die Annahme kann aber vertraglich an eine bestimmte Form gebunden werden. Hat der Versicherer, Abschlußagent (§ 45) oder sein sonstiger Vertreter anzunehmen, dann ist der Vertrag in dem Zeitpunkt formell abgeschlossen, in dem dem Versicherungsnehmer oder seinem Vertreter die besondere Erklärung des Versicherers, Abschlußagenten oder seines sonstigen Vertreters hierüber zugegangen oder sein Wille durch schlüssige Handlungen (z. B. Anbieten des Ver­ sicherungsscheins) kundgetan ist (OLG.Frankfurt 12. 3. 09 Praxis Bd. 3. 120; KG. 17. 2. 11 Rspr. Bd. 24. 217). Agent (ROHG. Bd. 5. 110, 115) oder Makler als solche sind zur Entgegennahme der Erklärung für den Versicherungsnehmer nicht befugt. Wird der Vertrag durch Annahme seitens des Versicherungsnehmers oder seines Vertreters abgeschlossen, dann ist der Vertrag formell zustande gekommen, wenn die Annahmeerklärung des Versicherungsnehmers oder seines Ver­ treters dem Versicherer, Abschlußagenten oder seinem sonstigen Vertreter zugegangen oder sein Wille durch schlüssige Hand­ lungen (z. B. Einlösung des Versicherungsscheins) kundgetan ist. — Der Landeshauptbevollmächtigte bedarf zum Abschluß von Lebensversicherungsverträgen der vorausgegangenen Ge­ nehmigung der Zentralleitung der Unternehmung (§ 115 Abs. 2 BAG.), der Reichshauptbevollmächtigte ist zum selb­ ständigen Abschluß von Versicherungsverträgen mit Versiche-

Allgemeine Vorschriften. § 1.

39

rungsnehmern im In la n d und über inländische Grundstücke befugt (§ 86 Abs. 2 Nr. 3 BAG.). 3. Ob sich A n t r a g u n d A n n a h m e d e c k e n , ist 22. nicht buchstabengemäß, sondern sinngemäß zu ermitteln (RG. 8. 10. 20 HansRZ. 1920. 708). Hinsichtlich von Nebenpunkten und der Höhe der Prämie (oben Bem. 14) kann die Annahme­ erklärung Lücken des Antrags ausfüllen. Weicht die Annahme von dem Antrag ab, dann gilt die Annahme als Ablehnung verbunden mit einem neuen Antrag (§ 150 Abs. 2 BGB.). D i e A n n a h m e we i c h t v o n d e m A n t r a g a b , wenn Erstattung von Nebenkosten, die in den Versicherungs­ bedingungen nicht vorgesehen sind, gefordert wird (OLG.Dresden 13. 5. 08 LZ. 1908. 956), wenn die Termine für die Prämienzahlung geändert werden (RG. 8. 10. 09 VA. 1910* 16 Nr. 500), wenn die Dauer der Prämienzahlung geändert wird (VA. 1912. 103), wenn die Höchstbeträge der Haftung für das einzelne Transportmittel geändert werden (KG. 26. 4. 22 HansRZ. 1922. 851), wenn die Annahme bedingt erfolgt, z. B. die Abonnentenversicherung von der eigenhändigen Unter­ schrift der Abonnementsquittung (OLG. Braunschweig 17. 6. 10 VA. 1911* 12 Nr. 572; anders OLG. Hamburg 27. 4. 12 LZ. 1912. 714 als Obliegenheit), die Versicherung des Kraftwagens davon abhängig gemacht wird, daß die Steuerung einwandfrei arbeitet (KG. 26. 10. 27 I R . 1927. 348). — Ob der Versicherer für den Vermittelungsagenten haftet, der den Antragsteller arglistig bestimmt, einen unbedingten Antrag zu unterschreiben, während der Wille des Antragstellers dahin ging, einen Versicherungsvertrag unter der Bedingung zu schließen, z. B. daß er auf sein Gut ein Hypothekendarlehen erhält, hängt von den Umständen des Falles ab (RG. 23. 2. 28 VA. 1929. 189 Nr. 1849). Trotz sich äußerlich deckender Erklärungen ist der B e r - 23. t r a g s a b s c h l u ß n i c h t e r f o l g t , wenn jede Partei mit den Erklärungen einen verschiedenen Sinn verbindet oder wenn die eine Partei die andere Partei mißverstanden hat, wo­ bei jedoch jede Partei die Erklärung so gegen sich gelten lassen muß, wie sie von der Allgemeinheit verstanden wird und wie sie nach Treu und Glauben zu verstehen ist (RGRKommentar Bem. 2 zu § 155 BGB.). Ein beachtlicher Einigunsmangel

40

1. Abschn. Vorschriften für sämtliche BersicherungSzweige.

(§ 155 BG B .) liegt beispielsweise vor, wenn nicht feststeht, was mit co-insurance gemeint ist (OLG.Hamburg 13. 10. 25 HansRZ. 1926. 57, I W . 1926. 384), wenn ein Luftfahrzeug versichert ist „nach dem Typenflug, bis zu 10 S ta r ts zum Einfliegen, Überführungsflug nach Memel m it Zwischen­ landung und Abnahmeflügen" und m it dem Begriff „Thpenflug" kein bestimmter S in n verbunden worden ist (R G . 11. 3. 27 Bd. 116. 274, IW . 1927. 1588). 24. 4. über die Bedeutung des O r t e s d e s V e r t r a g s a b f ch l u f f e s für das auf den V ertrag anzuwendende Recht B r u c k , Zwischenstaatliches Bersicherungsrecht 8. 25. 5. Die A n n a h m e e r k l ä r u n g kann gemäß § 130 BG B. w i d e r r u f e n werden. 26. 6. Der Versicherer, Abschlußagent oder sein sonstiger Ver­ treter ist zu einer M i t t e i l u n g d e r A b l e h n u n g des A ntrags rechtlich nicht verpflichtet, da er kein Geschäfts­ besorger (§§ 663 B G B ., 362 HGB.) ist. Tatsächlich pflegt die Ablehnung mitgeteilt zu werden. 27. 7. D er Versicherer ist n i c h t v e r p f l i c h t e t , den an ihn gerichteten Antrag a n z u n e h m e n . Infolgedessen kann der Antragsteller grundsätzlich Schadensersatzansprüche wegen verspäteter Annahme oder Nichtannahme gegen ihn n ur er­ heben, wenn der Tatbestand des § 826 B G B . gegeben ist. Anders wenn es sich um Änderung eines bestehenden V ertrags handelt; der Versicherer ist nach T reu und Glauben verpflich­ tet, tunlichst bald zu antw orten (KG. 13. 7. 21 VA. 1923* 56 Nr. 1281, 17. 1. 23 I R . 1924 . 37). 28. 8. D ie D e c k u n g s z u s a g e (Deckungserklärung). S c h r i f t t u m : B r u c k VersLex. 435, I R . 1926. 97, 157, IW . 1927. 169; C l a s e n I R . 1926. 293; G o t t s c h a l k HansRZ. 1922. 521, Z. 1925. 200, I R . 1926. 141; M a n e s I W . 1921. 515. Die Deckungszusage, die abgesehen von der Lebens- und Glas- (VA. 1929. 148) Versicherung in allen Versicherungs­ zweigen vorkommt, i st die Erklärung des Versicherers, des Abschlußagenten (O LG.M arienwerder 12. 11. 26 VA. 1929. 11 Nr. 1794) oder seines sonstigen V ertreters, einen A ntrag auf Abschluß, Änderung eines Versicherungsvertrags vorläufig anzunehmen, ohne daß bereits über alle wesentlichen V ertrags-

Allgemeine Vorschriften. § 1.

41

punkte Einigung besteht. Sie ist von der D e c k u n g S b e s t ä t i g u n g zu unterscheiden, durch die der Versicherer be­ stätigt, daß der Versicherte bei Abschluß einer neuen Versiche­ rung im Anschluß an eine bestehende Versicherung ununter­ brochen versichert bleibt (KG. 27. 11. 26 I R . 1927. 42). D a s durch die Deckungszusage geschaffene und während ihres Bestandes vorhandene V e r s i c h e r u n g s v e r h ä l t ­ n i s be st i m m t sich nach den besonderen Vereinbarungen, die bei Abgabe der Deckungszusage getroffen sind (RG. 6. 7. 23 VA. 1924* 73 Nr. 1329), es bestimmt sich ferner nach den in Betracht kommenden AllgVersbdg., wenn auf sie ausdrück­ lich Bezug genommen ist (OLG. Königsberg 19. 1. 26 VA. 1927. 24 N r. 1540) oder wenn sie als Grundlage der Rechts­ beziehungen der Parteien anzusehen sind, etwa weil die P a r­ teien bereits Versicherungsverträge derselben Art abgeschlossen haben, Hilfsweise bestimmt es sich nach dem Gesetz. Der m a t e r i e l l e B e g i n n (Bem. 2 zu § 38) der Deckungszusage kann wie bei jedem anderen Versicherungs­ verhältnis sofort mit dem formellen Beginn, der Abgabe der Erklärung, einsetzen ohne Rücksicht darauf, ob in diesem Zeit­ punkt die Prämie gezahlt oder eine Prämienanzahlung geleistet ist. Er kann aber auch gleichfalls in Übereinstimmung mit sonstigen Versicherungsverhältnissen davon abhängig sein, daß die Präm ie oder eine Präm ienrate gezahlt ist (OLG.Königsberg 19. 1. 26 VA. 1927. 24 Nr. 1540; KG. 11. 12. 26 HansRZ. 1927. 138). Die Stundung der ersten Prämie (Prämienrate) ist für die Deckungszusage nicht begriffswesent­ lich, kommt aber auch außerhalb von der Transport- (und See-) Versicherung dem Zweck der Deckungszusage ent­ sprechend, sofortigen Versicherungsschutz zu schaffen, häu­ figer vor. Die V e r s i c h e r u n g s d a u e r kann von vornherein zeitlich beschränkt sein entweder kalendermäßig auf einen be­ stimmten Zeitraum oder dadurch, daß das Ende des durch die Deckungszusage herbeigeführten Versicherungsschutzes aus­ drücklich auf den Zeitpunkt gelegt wird, in dem der end­ gültige Versicherungsvertrag zustande kommt, oder dem Ver­ sicherungsnehmer erklärt wird, daß der Versicherer die Ge­ fahrtragung weiterhin nicht übernimmt, oder der Versiche-

42 1. Abschn. Vorschriften für sämtliche Versicherung-zweige. rungsnehmer den Antrag des Versicherers auf Abschluß des endgültigen Versicherungsvertrags ablehnt (§ 150 Abs. 2 BGB.; RG. 16. 10. 23 Bd. 107. 198, VA. 1924* 74 Nr. 1330, HansRZ. 1923. 923). F o l g t d e r D e c k u n g s z u s a g e d a s Z u st a n b e ­ kommen des e n d g ü l t i g e n V e r s i c h e r u n g s v e r ­ t r a g e s n i c h t n a c h , weil die zur Zeit der Abgabe der Deckungszusage noch nicht vorhandene Einigung über alle wesentlichen Vertragspunkte später nicht erreicht wird (KG. 15. 3. 22 HansRZ. 1922. 416) oder weil der Versicherer er­ klärt, den endgültigen Vertrag nicht abschließen zu wollen, so hört der Versicherungsschutz spätestens mit dem endgültigen Scheitern der Verhandlungen oder mit dem Zugehen der E r­ klärung des Versicherers auf. Daß der Versicherer während des Bestandes des durch die Deckungszusage geschaffenen Ver­ sicherungsverhältnisses haftet, ist ebenso selbstverständlich (OLG.Kiel 16. 3. 22 IW . 1922. 1342) wie daß er Anspruch hat auf die vereinbarte oder übliche Präm ie, welche auf den Zeitraum entfällt, während dessen die Versicherung bestand (teilweise anders KG. 16. 6. 23 VA. 1924* 11 Nr. 1298). F o l g t d e r D e c k u n g s z u s a g e d a s Z u st a n b e ­ kommen des e n d g ü l t i g e n V e r s i c h e r u n g s ­ v e r t r a g s nach, so setzt sich das Versicherungsverhältnis unmittelbar fort. Hat der Versicherer bei Erteilung der Deckungszusage die Präm ie gestundet und jede zeitliche Be­ grenzung des durch die Deckungszusage geschaffenen Versiche­ rungsschutzes unterlassen, so entsteht die Frage: wird durch die spätere Aufforderung des Versicherers zur Einlösung des Versicherungsscheins der Versicherungsschutz in der Weise unterbrochen, daß der Versicherer erst wieder haftet, wenn seiner Aufforderung Folge geleistet worden ist? Anders ge­ faßt: ist die Prämie, die bei Zustandekommen des endgültigen Versicherungsvertrags fällig ist, eine erste Prämie (§ 36) oder in Hinblick darauf, daß bereits die Deckungszusage das Ver­ sicherungsverhältnis geschaffen hat, eine Prämie, die nach Beginn der Versicherung (§ 39) zu entrichten ist? D as RG. vertritt die Auffassung, daß es sich um eine erste Prämie (§ 38) handelt, mithin bei nicht sofortiger Einlösung des Ver­ sicherungsscheins der Versicherungsschutz unterbrochen wird

Allgemeine Vorschriften. § 1.

43

(RG. 19. 3. 26 Bd. 113. 150, VA. 1927. 224 Nr. 1593, HansRZ. 1926. 373, HGZ. 1926. 112, I R . 1926. 115, IW . 1926. 1553, 24. 9. 26 IW . 1927. 169, HansRZ. 1926. 813, I R . 1926. 295, VA. 1928. 2 Nr. 1660, 24. 9. 26 Bd. 114. 321, VA. 1928. 1 Nr. 1659 und ihm folgen- OLG.Hamburg 11. 6. 25 HansRZ. 1925. 685; KG. 24. 6. 25 I R . 1925. 225; OLG. Mel 14. 7. 27 I R . 1927. 302). Dieser Ansicht kann nicht zu­ gestimmt werden, da sie dem Willen der Parteien nach einem einheitlichen zusammenhängenden Versicherungsschutz, der tech­ nischen Behandlung — der Versicherungsschein umfaßt auch den Zeitraum, in beut nur der durch die Deckungszusage ge­ schaffene Versicherungsschutz bestand; die Prämie wird gleich­ falls einheitlich für die gesamte Dauer des Versicherungs­ schutzes berechnet — und auch dem schutzbedürftigen Interesse des Versicherungsnehmers zuwiderläuft. Solange also nicht das Verfahren nach § 39 durchgeführt ist, muß der Versicherer weiter haften, weil er die Präm ie gestundet hat, und zwar haftet er entweder auf Grund der Deckungszusage, wenn die materielle Dauer der durch sie geschaffenen Versicherung noch nicht abgelaufen ist, oder auf Grund des endgültig zustande­ gekommenen Versicherungsvertrags (OLG.Hamburg 4. 1. 26 HansRZ. 1926. 171, I R . 1926. 73; OLG.Köln 14. 4. 26 I R . 1926. 166, VA. 1927. 235 Nr. 1603; RG. 18. 5. 87 Bd. 19. 216; B ru c k IW . 1927. 169; VA. 1922. 136). Mit Rücksicht auf die vielen Unklarheiten und Zweifel, die die Erteilung einer Deckungszusage in sich schließt, hat das Auf­ sichtsamt empfohlen, die Deckungszusage schriftlich und so zu erteilen, daß aus ihr hervorgeht, auf welchen Versicherungs­ antrag sich die Deckungszusage bezieht, für welchen Zeitraunr sie gilt, wann die Präm ie zu zahlen ist, w e l ch e F o l g e n e i n e v e r s p ä t e t e P r ä m i e n z a h l u n g h a t , welche Allgemeinen oder Besonderen Bedingungen für die Deckungs­ zusage zu gelten haben usw. (VA. 1928. 95). Die Hansa­ speicher-Vereinigung hat 1926 folgende Klausel eingeführt: „ Im Börsenverkehr tritt eine vorläufige Deckungszusage, so­ fern nicht ein späterer Beginn ausdrücklich vereinbart worden ist, bei Abgabe sofort in Kraft. Die Prämie ist innerhalb einer Frist von 10 Tagen nach Aushändigung des Versiche­ rungsscheins zu zahlen. Nach Ablauf dieser Frist ist der

44 1. Abschn. Vorschriften für sämtliche Versicherung-zweige. Versicherer außer Haftung." — Der Makler genügt zunächst seinem Austrage durch Beschaffung einer Deckungszusage, mutz aber dem Versicherungsnehmer mitteilen, daß kein end­ gültiger Versicherungsvertrag abgeschlossen ist (OLG.Hamburg 18. 1. 22 HansRZ. 1922. 348, Seuffert Bd. 78. 34 Nr. 22).

§2. Die Versicherung kann in der Weise ge­ nommen werden, daß sie in einem vor der Schließung des V ertrags liegenden Zeitpunkte beginnt. Weiß in diesem Falle der Versicherer bei der Schlie­ ßung des Vertrags, daß die Möglichkeit des E intritts des Versicherungsfalls schon ausgeschlossen ist, so steht ihm ein Anspruch auf die Präm ie nicht zu. Weiß der Versicherungsnehmer bei der Schließung des Vertrags, daß der Versicherungsfall schon eingetreten ist, so ist der Versicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei; dem Versicherer gebührt, sofern er nicht bei der Schlie­ ßung von dem Eintritte des Versicherungsfalls Kennt­ nis hatte, die Präm ie bis zum Schlusie der Versiche­ rungsperiode, in welcher er diese Kenntnis erlangt. Wird der Vertrag durch einen Bevollmächtigten oder einen Vertreter ohne Vertretungsmacht geschloffen, so kommt in den Fällen des Abs. 2 nicht nur die Kennt­ nis des Vertreters, sondern auch die des Vertretenen in Betracht. 1.

1. S c h r i f t t u m : B r u c k § 31; H a g e n Bd. 1. 387; K isch Bd. 2. 117; R i t t e r 208. 2. I. Der Versicherungsschutz wirkt sich regelmäßig für die Zukunft aus. Die Leistungspflicht des Versicherers wird durch Ereignisse ausgelöst, die nach dem materiellen Beginn (Bem. 2 zu § 38) der Versicherung eintreten: V o r w ä r t s v e r s i c h e r u n g . Das entspricht dem Erfordernis der Un­ gewißheit der Versicherung, da die in der Vergangenheit liegenden Begebenheiten jedenfalls objektiv nicht mehr un-

Allgemeine Vorschriften. § 2.

45

gewiß sind. Aus praktischen Gründen wird seit altersher von diesem Grundsatz abgewichen. Die Versicherung kann auch in der Art genommen werden, daß sie auf einen vor Schließung des Vertrags liegenden Zeitpunkt zurückwirkt: Rückwärtsversicherung. Di e R ü c k w ä r t s v e r s i c h e r u n g i st z u u n t e r - 3. s c h e i d e n von der in der Lebensversicherung gebräuchlichen B o r d a t i e r u n g , bei der der technische Beginn der Ver­ sicherung (Bem. 4 vor § 35) vor dem formellen (Bem. 20 zu § 1) und dem materiellen (Bem. 2 zu § 38) Beginn liegt. Ih re Bedeutung beschränkt sich, abgesehen davon, daß der Prämienberechnung das Lebensalter zugrunde gelegt wird, das dem technischen Beginn der Versicherung entspricht (OLG.Hamburg 6. 10. 20 HansRZ. 1920. 707), darauf, daß der Prämienschuldner eine Prämie für die Vergangenheit zahlt. Durch die Vordatierung wird der materielle Beginn der Versicherung aus einen Zeitpunkt vor Entrichtung der ersten Prämie (RG. 26.1.11 Bd. 75. 377, 4. 10. 12 Bd. 80.139) oder der Beginn von Sperrfristen ( B r u c k - D ö r s t l i n g 29) nicht vorverlegt. — Uber die Voräüsdeckung in der Hagelver­ sicherung Bem. 5 vor § 108. II. 1. Die Haupt a n w e n d u n g s g e b i e t e der Rück- 4. wärtsversicherung sind die Transport- (See- § 5 A D S.) Ver­ sicherung, wenn z. B. ein schon auf der Reise befindliches Schiff, Gut von dem Beginn der Reise an versichert wird, die Haftpflichtversicherung (Bem. 5 zu § 149). Auch bei der Feuer- und Diebstahlversicherung, z. B . von überseeischen Lägern, und bei der Kreditversicherung (OLG. Stuttgart 7. 5. 03 Rspr. Bd. 7. 159) kommt sie vor. Selbst die Personenver­ sicherung ist der Rückwärtsversicherung nicht verschlossen, aber natürlich mit Beschränkung auf die Fremdversicherung (§§ 159 Abs. 2 ff., 179 Abs. 2 ff.; A. schließt eine Todesfall- oder Unfallversicherung auf das Leben des auf einer überseereise befindlichen B . aus Grund der vorher von B . erteilten Ein­ willigung ab; OLG. Hamburg 24. 5. 02 Rspr. Bd. 6. 251). 2. Die Rückwärtsversicherung muß stets ausdrücklich v e r - 5, e i n b a r t sein oder als vereinbart gelten können (OLG. Hamburg 18. 11. 27 HansRGZ. A. 1928. 103, I R . 1928. 73). Ih r materieller Beginn wird kalendermäßig oder durch den

46 1. Abschn. Vorschriften für sämtliche Versicherungszweige. Tag der Antragstellung oder sonstwie festgelegt. Die Ver­ sicherung kann in der Weise genommen werden, daß sie nur Rückwärtsversicherung ist, weil sich die materielle Dauer der Versicherung nur auf die Vergangenheit erstreckt, oder daß die Versicherung Rückwärts- und Vorwärtsversicherung ist, weil sich die materielle Dauer der Versicherung auf Vergangenheit und Zukunft erstreckt. Ist streitig, ob und in welchem Umfang Rückwärtsversiche­ rung vereinbart ist, so hat der, welcher Folgerungen hieraus zieht, den B e w e i s zu erbringen; im Zweifelsfall ist an­ zunehmen, daß keine Rückwärtsversicherung abgeschlossen wor­ den ist, da sie die Ausnahme von der die Regel bildenden Vorwärtsversicherung darstellt ( Ki s ch 121). III. Bei dem formellen Versicherungsbeginn (Bem. 20 zu § 1) kann der Versicherungsfall bereits eingetreten sein oder sich bereits die Unmöglichkeit des Eintritts des Versicherungs­ falls herausgestellt haben. I n dem ersten Fall ist zu unter­ scheiden, ob nur Rückwärtsversicherung oder ob neben Rückwärtsdersicherung auch Vorwärtsversicherung vereinbart ist. A. D e r V e r s i ch e r u n g s f a l l ist zur Zeit des for­ mellen Versicherungsbeginns b e r e i t s e i n g e t r e t e n . 1. Es ist n u r R ü c k w ä r t s v e r s i c h e r u n g verein­ bart. 6. a) B e i d e P a r t e i e n w i s s e n , daß sich der Ver­ sicherungsfall ereignet hat: der Vertrag ist als Versicherungs­ vertrag ungültig (§ 785 Abs. 2 HGB.; unrichtig OLG. Naum­ burg 12. 2. 21 I W . 1921. 687). Der Versicherer kann von dem Versicherungsnehmer oder von dem sonstigen Prämien­ schuldner insbesondere keine Prämie, der Versicherungsnehmer (Versicherter) von dem Versicherer insbesondere nicht die Ent­ schädigungsleistung fordern. Ob sich der Vertrag als anderes Rechtsgeschäft aufrechterhalten läßt (§§ 117 Abs. 2, 140 BG B.), ist Tatfrage (OLG. Hamburg 28. 6. 84 Seuffert Bd. 40. 338 Nr. 227). 7. d) N u r d e r V e r s i c h e r e r w e i ß , daß sich der Ver­ sicherungsfall ereignet hat: der Versicherungsvertrag ist in vollem Umfange wirksam (Abs. 2 S . 2). Die Nichtkenntnis des Versicherungsnehmers wird der objektiven Ungewißheit gleich geachtet. Der Versicherer hat insbesondere die vertrag-

Allgemeine Vorschriften. § 2

47

lich übernommene Leistung zu bewirken, der Prämienschuldner insbesondere die vertraglich übernommene oder die übliche Prämie zu entrichten. c) N u r d e r V e r s i c h e r u n g s n e h m e r w e i ß , daß 8. sich der Versicherungsfall ereignet hat: der Versicherer ist ohne weiteres leistungsfrei (OLG. Köln 21. 1. 26 I R . 1926. 91, LZ. 1926. 596), aber gegebenenfalls zur Auszahlung der Rück­ vergütung (§§ 173, 176) verpflichtet. Dem Versicherungs­ nehmer schadet seine Kenntnis (Abs. 2 S . 2 erster Halbsatz; OLG. Nürnberg 26. 3. 13 VA. 1913* 118 Nr. 770, M itteilun­ gen 1914. 92). Der Versicherer behält den Anspruch auf die Prämie, aber nicht über den Schluß der Versicherungsperiode (§ 9) hinaus, in welcher er von dem E intritt des Versiche­ rungsfalls Kenntnis erhält (Abs. 2 S . 2 zweiter Halbsatz), über die Kenntnis des Versicherten bei Versicherung für fremde Rechnung § 79. ä) B e i d e P a r t e i e n w i s s e n ni c ht , daß sich der 9. Versicherungsfall ereignet hat: der Versicherungsvertrag ist voll wirksam. 2. Es ist R ü c k w ä r t s v e r s i c h e r u n g u n d V o r w ä r t s v e r s i c h e r u n g vereinbart. a) Z ur Zeit des formellen Versicherungsbeginns hat sich 19. bereits e i n V e r s i c h e r u n g s f a l l e r e i g n e t , w e l ­ cher den T o t a l s c h a d e n v e r u r s a c h t h a t (das über- . seeische Lager ist völlig verbrannt): der Versicherungsvertrag ist als Varwärtsversicherung gegenstandslos geworden. b) Z ur Zeit des formellen Versicherungsbeginns hat sich bereits ein V e r s i c h e r u n g s f a l l e r e i g n e t , w e l ­ cher einen Schaden, aber k e i n e n T o t a l s c h a d e n v e r ­ u r s a c h t h a t (das überseeische Lager ist von Feuer be­ schädigt). Es ist zu unterscheiden: N u r d e r V e r s i c h e r u n g s n e h m e r w e i ß , daß 18. der Versicherungsfall nicht mehr eintreten kann: der Versiche­ rer behält den Anspruch auf Prämie, aber nicht über das Ende der Versicherungsperiode, welche lief, als die Möglich­ keit der Entstehung des Versicherungsfalls wegfiel ( Ki sch 167). über die Kenntnis des Versicherten bei der Versicherung für fremde Rechnung § 79. d) B e i d e P a r t e i e n w i s s e n n i c h t , daß der 19. Versicherungsfall nicht mehr eintreten kann: der Versicherer behält den Anspruch auf Prämie, aber nicht über das Ende der Versicherungsperiode, welche lief, als die Möglichkeit der Entstehung des Versicherungsfalls wegfiel. IV. 1. O b d er V e r s i ch e r u n g s v e r t r a g als Ber- 20. sicherungsvertrag voll oder teilweise w i r k s a m , ob er un­ wirksam i st , b e s t i m m t sich na c h dem wirklichen Wissen, d e r K e n n t n i s (Bem. 18 zu § 16) der einen oder anderen Partei oder beider Parteien, bei der Versicherung für fremde Rechnung nach der Kenntnis des Versicherungs­ nehmers und des Versicherten (§ 79 Abs. 2, anders nach Abs. 3 u. 4), nicht nach dem Kennenmüssen. Weder dem Versicherer noch dem Versicherungsnehmer liegt eine E r­ kundigungspflicht ob. Wodurch und von wem die Kenntnis erlangt wird, ist belanglos. Arglistige Mchtkenntnis steht der Kenntnis gleich. Bei mehreren Versicherern kommt es auf die Kenntnis eines jeden von ihnen an, selbst wenn einer von ihnen die Führung hat, ebenso bei mehreren VersicheB ruck, Versicherungsvertrag. 6. Aufl. 4

50 1. Abschn. Vorschriften für sämtliche Versicherung-zweige. rungsnehmern, wenn jeder nur einen Teil versichert hat. Habm sie dagegen ein gemeinsames Interesse einheitlich ver­ sichert, so muß sich jeder die Kenntnis des anderen anrechnen lassen. Die Kenntnis des Vermittelungsagenten steht der Kenntnis des Versicherers nicht gleich (§ 44), dagegen aber die Kenntnis des Abschlußagenten. — Wer sich darauf beruft, daß der andere Teil Kenntnis gehabt hat, mutz diese Kennt­ nis beweisen ( R i t t e r 220). 21. Erfolgt der V e r t r a g s a b s c h l u ß nicht durch den Versicherer und den Versicherungsnehmer, sondern — auf der einen oder auf der anderen Seite oder auf beiden Seiten — d u rc h V e r t r e t e r , so käme nach § 166 Abs. 1 BGB. nur die Kenntnis des Vertreters in Betracht; es käme auch auf die Kenntnis des Vertretenen an, wenn der Bevoll­ mächtigte nach bestimmten Weisungen des Vertretenen ge­ handelt hat (§ 166 Abs. 2 BGB.). Für das Versicherungs­ recht ist eine Erweiterung dieser Bestimmung zum Schutz gegen unredliche Handlungsweise notwendig. Infolgedessen wird ebenso wie bei der vorvertraglichen Anzeigepflicht (§ 19) auf d ie K e n n t n i s d e s V e r t r e t e r s u n d d e s V e r ­ t r e t e n e n abgestellt (Abs. 3). Wird also der Vertrag von einem Bevollmächtigten oder von einem Vertreter ohne Ver­ tretungsmacht abgeschlossen, so kommt es auch auf die Kennt­ nis des Vertretenen an. — Wird der Vertrag von einem g e s e t z l i c h e n V e r t r e t e r abgeschlossen, so entscheidet gemäß § 166 Abs. 1 BGB. nur die Kenntnis des Vertreters (Bgr.), es sei denn, daß der Vertretene arglistig den Vertreter zum Abschluß des Vertrags bestimmt hat ( Ki sch 124; weiter­ gehend R i t t e r 226). 22. 2. Wie der Versicherungsnehmer bei Abschluß des Ver­ sicherungsvertrags zur Anzeige der ihm bekannten gefahr­ erheblichen Umstände verpflichtet ist und ihm die Kenntnis solcher Umstände schadet, wenn er sie nicht rechtzeitig anzeigt (§§ 16 ff.), so schadet ihm bei Vereinbarung einer Rückwärtsversicherung die Kenntnis von dem bereits eingetretenen Ver­ sicherungsfall und von der Unmöglichkeit seines Eintritts. Es liegt ihm also auch bei Abschluß einer Rückwärtsversiche­ rung eine O f f e n b a r u n g s P f l i c h t ob, die als eine Unterart der vorvertraglichen Anzeigepflicht zu betrachten ist

Allgemeine Vorschriften. § 2.

51

( R i t t e r 221 f.). Ebenso wie die Anzeigepflicht ist die Offen­ barungsPflicht eine Obliegenheit (Sem. 4 zu § 6). D araus folgt, daß der Versicherungsnehmer die Kenntnis D ritter, deren er sich bei Erfüllung der Offenbarungspflicht bedient, nur insoweit zu vertreten hat, als der Dritte Wissensvertreter (Bem. 13 zu § 6) ist oder das Gesetz ausdrücklich das Wissen Dritter dem Wissen des Versicherungsnehmers gleichstellt (Abs. 3; Bem. 21). 3. Der maßgebende Z e i t p u n k t f ü r d i e K e n n t n i s 23. des Versicherers und des Versicherungsnehmers und der dritten Personen, deren Kenntnis in Betracht kommt, ist der Augenblick des formellen Versicherungsbeginns (Bem. 20 zu § 1, Bem. 2« zu § 16; B ru c k HansNZ. 1925. 177, 182; OLG. Stuttgart 25. 10. 26 VA. 1929. 57 Nr. 1832, I N . 1927. 97), selbst wenn der Vertragsabschluß bedingt erfolgte. Die Kennt­ nis, die die Parteien über den Eintritt des Versicherungsfalls oder über die Unmöglichkeit seines E intritts bis zu diesem Zeitpunkt erlangen, müssen sie gegen sich gelten lassen, an­ derenfalls treten die vorgesehenen Rechtsnachteile ein (RG. 23. 9. 21 HansRZ. 1921. 895; OLG. Nürnberg 26. 3. 13 VA. 1913* 118 Nr. 770, Mitteilungen 1914. 92; OLG. Hamburg 2. 11. 21 HansRZ. 1922. 61). Nach Abs. 2 S . 2 ist der Versicherer von der Verpflichtung 24. zur Leistung frei, wenn der Versicherungsnehmer zur Zeit des Vertragsabschlusses weiß, daß der Bersicherungsfall schon eingetreten ist. E s fragt sich, ob diese Bestimmung —- die nicht zu den ausdrücklichen Beschränkungen der Vertragsfrei­ heit gehört — durch Parteivereinbarung aufgehoben werden kann: k a n n sich also d e r V e r s i c h e r e r im Rahmen eines Versicherungsvertrags auch f ü r d e n F a l l z u e i n e r L e i s t u n g v e r p f l i c h t e n , d a ß er u n d der V e r s i c h e r u n g s n e h m e r zur Zeit des Vertragsab­ schlusses w i s s e n , d a ß d e r V e r s i c h e r u n g s f a l l b e r e i t s e i n g e t r e t e n is t? Das RG. bejaht die Frage. Nachdem es ernt 16. 11. 20 Bd. 100. 222, IW . 1921. 835, VA. 1922* 21 Nr. 1185, HansRZ. 1921. 100 eine derartige Vereinbarung für rechtlich zulässig erklärt hat, hat es am 9. 2. 26 IW . 1926. 1820, VA. 1927. 15 Nr. 1531 b, HansRZ. 1926. 255, LZ. 1926. 635, I R .

52

1. Abschn. Vorschriften für sämtliche Bersicherungszweige.

J926. 64 ausdrücklich ausgesprochen: wenn Versicherer und Versicherungsnehmer vereinbaren, ohne daß der Versicherer eine Deckungszusage (Bem. 28 zu § 1) erteilt hat, daß „der zwischen Antragstellung und Vertragsabschluß eingetretene und vor dem Vertragsabschluß beiden P arteien bekannt ge­ wordene Schadensfall noch mit in die Versicherung einbezogen" wird, so ist eine solche Vereinbarung im Nahmen der Rück­ wärtsversicherung zulässig. Ebenso und teilweise dem RG. folgend KG. 28. 2. 20 I R . 1925. 264, 17. 6. 25 I R . 1925. 265, BA. 1927. 13 Nr. 1581«, HansRZ. 1926. 53, 16. 6. 20 I R . 1926. 232, VA. 1928. 49 Nr. 1699, 23 . 6. 26 I R . 1926. 231, VA. 1927. 291 N r. 1645; OLG. Köln 28. 2. 25 I R . 1925. 149; OLG. N ürnberg 26. 5. 26 I R . 1920. 200. Die Ansicht ist nicht richtig, weil sie sich über den Begriff des Versicherungsfalls als eines objektiv oder subjektiv u n ­ gewissen Ereignisses hinwegsetzt. § 785 Abs. 2 HGB. sagt: waren beide Teile von dem Sachverhältnis, nämlich daß zur Zeit des Vertragsabschlusses der zu ersetzende Schaden bereits eingetreten ist, unterrichtet, so ist ber V ertrag a ls Versiche­ rungsvertrag ungültig. Dieser Rechtssatz ist selbstverständlich, denn er folgt ohne weiteres aus dem unbestrittenen Gefahr­ begriff. Daher ist er in das Gesetz nicht übernommen worden. „F ür den E ntw urf führen die Vorschriften des § 2 Abs. 2 in ihrenl Zusammenhange zu einem sachlich übereinstimmenden Ergebnisse" (Bgr. § 2). E s braucht daher nicht untersucht zu werden, ob der Versicherte einen unredlichen Gewinn er­ hält, wenn der Versicherer entschädigt, sondern entscheidend ist, daß eine Rückwärtsversicherung n u r gültig ist, wenn sub­ jektiv ungewiß ist, ob der Versicherungsfall bereits eingetreten ist. Ob der V ertrag als ein anderer V ertrag aufrecht er­ halten werden kann (§ 140 BG B.), ist eine andere Frage, als Schenkung wird er nicht aufrecht zu erhalten sein ( Br u c k IW . 1926. 1820; F u l d VuGeldwirtschaft 1926. 329; G e r ­ h a r d 22 d; P f e i f f e r I R . 1925. 266, 1926. 82; R i t t e r 213. Anders H a g e n 387 Anm. 4, K is c h I W . 1921. 835 sbeide ohne nähere Begründung); K r a m e r I R . 1927. 297).

§ 3 . Der Versicherer ist verpflichtet, eine von ihm unterzeichnete Urkunde über den Versicherungsvertrag

Allgemeine Vorschriften. § 3.

53

(Versicherungsschein) dem Versicherungsnehmer auszu­ händigen. Ist ein Versicherungsschein abhanden gekommen oder vernichtet, so kann der Versicherungsnehmer von dem Versicherer die Ausstellung einer Ersatzurkunde verlangen. U n terliegt der Versicherungsschein der K raftloserklärung, so ist der Versicherer erst nach der K raftloserklärung zur Ausstellung verpflichtet. Der Versicherungsnehmer kann jederzeit Abschriften der Erklärungen fordern, die er mit bezug auf den Vertrag abgegeben hat. Der Versicherer hat ihn bei der A ushändigung des Versicherungsscheins auf dieses Recht aufmerksam zu machen. D ie Kosten der Ersatzurkunde sowie der Abschriften hat der Versicherungsnehmer zu tragen und auf V er­ langen vorzuschieben. 1. S c h r i f t t u m : B r u ck § *21; H a g e n Bd. 1. 350; 1. v. Q e r t z e n Z. 1911. 8*22, 1001; W i t t e r 293. I. Der V e r s i c h e r u n g s v e r t r a g k o m m t s o r u i - 2 . l o s z u st a n d e (KG. 6. 5. 22 HansRZ. 1922. 931); die Be­ obachtung schriftlicher Form kann vereinbart lverden (RG. 13. 1. 22 Mitteilungen 1922. 109). Seine Gültigkeit ist ins­ besondere nicht durch die Ausstelluirg des Versicherungsscheins bedingt (Bem. 21 zu § 1). Der Versicherer ist aber zur Aushändigung des Versi cherungsschei ns ohne weiteres verpflichtet (Abs. 1). 1. Die V e r p f l i c h t u n g zur Aushändigung hat ihre 3. Grundlage in dem zustandegekommenen Vertrag. Zwangs­ vollstreckung: §§ 883, 886, 888 Z PO . 2. Die A u s h ä n d i g u n g , die auch durch den Bermitte- 4. lungsagenten (§ 43 Nr. 3; Ausnahme § 47) oder Makler er­ folgen kann, hat (nt den Versicherungsnehmer oder an den von ihm zur Empfangnahme Bevollmächtigten, bei mehreren Ver­ sicherungsnehmern an den, der durch das vorliegende Ber­ tragsverhältnis hierzu ermächtigt ist, zu geschehen. Der Ber-

54 1. Abschn. Vorschriften für sämtliche Bersicherungszweige.

5.

H.

7.

8.

sicherte bei der Versicherung für fremde Rechnung (§ 75 Abs. 1 S . 2) und bei der Versicherung auf die Person eines anderen (§§ 159, 179) kann die Aushändigung auch nicht an den Ver­ sicherungsnehmer verlangen. 3. Auszuhändigen ist a n d e m für die Leistungen des Ver­ sicherers bestimmten L e i s t u n g s o r t (Bem. 7 zu § 49), sofern nicht der Schein dem Versicherungsnehmer auf Kosten und Gefahr des Versicherers überschickt oder durch den Agenten, Makler überreicht wird. 4. Abgesehen von der Kostenregelung für Ersatzurkunden und Abschriften (Abs. 4) ist im übrigen über die K o st e n d e s V e r t r a g s a b s c h l u s s e s gesetzlich nichts bestimmt, mithin trägt an und für sich jeder Teil die ihm erwachsenden Kosten, die der Ausstellung und Aushändigung des Versiche­ rungsscheins also an sich der Versicherer (KB. I. 6). Ver­ traglich wird jedoch gewöhnlich vereinbart, daß der Ver­ sicherungsnehmer diese Kosten (Aufnahmegebühr, E intritts­ geld) in einem gewissen Umfange übernimmt. Wird die E r­ stattung von Kosten verlangt, dann sind sie in den aufsichts­ pflichtigen Versicherungszweigen ausdrücklich in den AllgVersbdg. oder in dem Antragsschein anzugeben und in ein ange­ messenes Verhältnis zu bringen (VA. 1909. 161; über die Ge­ bühren in der Schadensversicherung VA. 1928. 145, 1929. 140). Die Aufnahmegebühr, die zwar rechtlich keine Präm ie ist, steht ihr aber in den wichtigsten Beziehungen rechtlich gleich (Bem. 3 vor § 35). 5. A u f A u s s t e l l u n g des Versicherungsscheins k a n n v e r z i c h t e t w e r d e n ; so wird z. B. in der Schlachtvieh­ versicherung auf andere Weise für ausreichende Klarstellung gesorgt (VA. 1907. 10). II. Der Versicherungsschein ist eine U r k u n d e ü b e r den V e r s i c h e r u n g s v e r t r a g . 1. Der Versicherungsschein muß den wesentlichen In h a lt des Vertrags e n t h a l t e n , so vor allem die Bezeichnung der vertragschließenden Parteien, der versicherten Person, des versicherten Interesses, der Gefahr, gegen welche versichert wird, die technische (Bem. 4 vor § 35) und formelle (Bem. 2 zu § 7) Versicherungsdauer, die Versicherungssumme, die Höhe unb Fättigkeitsdaten der Prämie, die Besonderen Bersbdg.

Allgemeine Vorschriften. § 3.

65

I n den aufsichtspflichtigen Verstcherungszweigen sind die AllgVersbdg. in den Schein aufzunehmen (VA. 1911. 211, 1922. 96, 1925. 20, 1927. 134). Über die Beifügung von An­ tragsabschriften zum Versicherungsschein § 7 AllgHaftpflichtVersbdg., § 15 AllgUnfallVersbdg. (VA. 1924. 34). 2. Der Schein ist von dem Versicherer bzw. allen Mitver- 9. sicherern oder dem Vertreter des Versicherers zu u n t e r ­ schreiben. Mechanische oder ähnliche Vervielfältigung der Unterschrift ist zulässig (RG. 27. 2. 23 Bd. 106. 330, VA. 1924* 3 Nr. 1293; VA. 1928. 168; anders die Ansicht des Aus­ sichtsamts, nach der eine Unterzeichnung auf mechanischem Wege nur bei entsprechendem Vorbehalt in den Bedingungen zu­ lässig ist VA. 1928. 168). 3. Eine besondere Form des Versicherungsscheins stellt die 10. K u p o n p o l i z e , Blockpolize ( S c h n e i d e r Z. 1918. 312) dar, die den In h a lt des einzelnen Vertrags auch hinsichtlich Prämie und Versicherungssumme generell festlegt. Sie war ursprünglich namentlich in der Einbruchdiebstahl-, Schlacht­ viehversicherung üblich, scheint sich aber in Hinblick auf die er­ hebliche Betriebsvereinsachung weiter auszudehnen (VA. 1910. 117, 1924. 22, 54). III. Die r e c h t l i c h e N a t u r d e s V e r s i c h e r u n g s s ch e i n s , des über Änderung des Vertrags ausgestellten Scheins, des Verlängerungsscheins ist verschieden: 1. Der Versicherungsschein ist s t e t s B e w e i s u r k u n d e 11. (Bestätigungsschreiben) für Abschluß und In h a lt des Ver­ trags. Eine Beweisfunktion kann ihm nur zukommen, wenn der Vertrag spätestens mit seiner Aushändigung zustande kommt (RG. 9. 1. 26 VA. 1927. 60 Nr. 1570), nicht wenn in seiner Übersendung ein Antrag des Versicherers auf Ab­ schluß, Änderung, Verlängerung des Vertrags zu erblicken ist (§ 150 BGB.). Seine Ausstellung durch den Versicherer er­ bringt Beweis gemäß § 416 Z P O . dafür, daß die Erklärungen von dem Versicherer herrühren (RG. 21. 1. 21 VA. 1922* 61 Nr. 1209), nicht auch dafür, daß die Erklärungen vollständig sind (RG. Recht 1917. Nr. 1776; anders OLG. Hamburg 22. 5. 17 Recht 1917. Nr. 1509). N e b e n d e m S c h e i n können V e r a b r e d u n g e n bestehen, die beabsichtigt oder unbeabsichtigt keine Aufnahme

56 1. Abschn. Vorschriften für sämtliche BersicherungSzweige. in ihm gefunden haben. Beispiele: In k rafttrete n des Versicherungsvertrags bei Abschluß einer gewissen Z ahl von Verträgen (ROHG. Bd. 6. 94); In k rafttrete n des Versiche­ rungsvertrags abhängig von der Auflösung eines anderen V ertrags (RG. 17. 11. 08 LZ. 1909. 324); Abreden über Ge­ währung eines Darlehens (KG. 10. 12. 07 VA. 1908* 47 N r. 380, 13. 10. 08 VA. 1910* 5 N r. 492; OLG. Colm ar 27. 11. 09 VA. 1910* 6 Nr. 493); Verbindung der Lebensversicherung m it einer Jnvaliditätsversicherung (OLG. Dresden 2. 2. 11 VA. 1911* 42 Nr. 592); Abschluß einer Haftpflichtversicherung ab­ hängig von der zuvorigen Regulierung einer Unfallangelegen­ heit (OLG. K arlsruhe 4. 11. 11 VA. 1912* 45 N r. 661). Will der Versicherer insbesondere Nebenabreden mit Agenten ausschließen (Bem. 6 zu § 47) oder n u r bei Beobachtung einer gewissen Form z. B. schriftlich zulassen, so ist eine diesbezüg­ liche Abmachung in den Schein oder in die ihm zugrunde liegenden Versbdg. (z. B . §* 7 AllgHaftpflichtVersbdg., § 15 AllgUnfallVersbdg.) aufzunehmen (RG. 16. 5. 11 VA. 1912* 47 Nr. 662 (B eitritt zu einem Verein als Bedingung für den Versicherungsvertrag), 8. 6. 20 VA. 1921* 37 N r. 1138, Hans RZ. 1920. 718, I W . 1920. 896; B r u c k - D ö r s t l i n g 281). Uber den Widerspruch gegen die Richtigkeit des Scheins § 5. 12. 2. D er Versicherungsschein ist st e t s S c h u l d s c h e i n (§§ 371, 952 Abs. 1 B G B .; anders m . 18. 10. 22 HansRZ. 1923. 214). Daher kann der Versicherer von seiner Rückgabe die Bewirkung seiner geldlichen Leistung abhängig machen (einfache Einlösungsklausel; Bem. 3 zu § 4). E i g e n t ü m e r d e s S c h e i n s ist der Versicherungs­ nehmer, wenn der Anspruch aus dem Vertrage abgetreten ist der Zessionar, bei Versicherung für fremde Rechnung der Versicherte als Gläubiger der Forderung. D as Recht an dem Schein folgt ausnahm slos dem Recht a u s dem Schein (§ 952 Abs. 1 B G B .); eine gegenüber § 952 abweichende Regelung kommt im Bersicherungsverkehr nicht vor (OLG. Hamburg 29. 11. 09 LZ. 1910. 251). Das auf Grund Gesetzes (§ 273 B G B .) oder Vertrags be­ stehende Z u r ü c k b e h a l t u n g s r e c h t hat obligatorische, nicht dingliche Wirkung (RG. 14. 3. 02 Bd. 51. 83; B r u c k D ö r s t l i n g 250). E s wirkt gegen den Versicherungsnehmer

Allgemeine Vorschriften. § 3.

57

und gegen seine Gesamtrechtsnachfolger einschließlich NachlaßPfleger (KG. 23. 9. 18 IW . 1919. 117), nicht gegen Dritte, die originäre Rechte an dem Schein erworben haben. Insbesondere kann der Zessionar von dem Besitzer, obschon ein Zurückbehal­ tungsrecht besteht, die Herausgabe des Scheins verlangen (§ 952 BGB.; RG. 6. 6. 93 Baumgartner 928; OLG. Ham­ burg 29. 11. 09 LZ. 1910. 251; anders S c h r ö d e r HansRZ 1919. 405). 3. Der Versicherungsschein wird durch die Inhaberklausel 13. zu einem L e g i t i m a t i o n s p a p i e r im Sinne von § 808 BGB. (§ 4 Abs. 1; RG. 24. 5. 07 VA. 1906* 10 Nr. 356, 15. 4. 21 I W . 1922. 166 in Übereinstimmung mit der vor­ gesetzlichen Rechtsprechung ROHG. Bd. 9. 241; RG. Bd. 22. 215; OLG. Oldenburg 5. 7. 02, OLG. Hamburg 2. 5. 03 Rspr. Bd. 8. 86, 87). Die I n h a b e r k l a u s e l kann verschiede­ nen In h a lt haben. I n der Lebensversicherung verleiht sie der Zahlung des Versicherers an den Inhaber des Scheins be­ freiende Wirkung und gewährt dem Versicherer das Recht, den Inhaber auch zur Verfügung über alle Ansprüche aus dem Versicherungsvertrag als legitimiert behandeln zu können ( B r u c k - D ö r f t l i n g 265). über die Inhaberklausel in der vertraglichen Seeversicherung § 14 Abs. 2 S. 2 ADS. 4. Transportversicherungsscheine können O r d e r p a p i e r e , 14. also Wertpapiere sein (§ 363 Abs. 2 HGB.). Das Recht aus dem Schein folgt dem Recht an dem Schein. Der Versicherer kann mit befreiender Wirkung an denjenigen zahlen, der sich durch eine zusammenhängende Kette von Indossamenten als Eigentümer des Scheins ausweist (§ 365 HGB.). 5. Eine besondere Bedeutung komntt dem Besitz des B e r-15. sicherungsscheins bei der Versicherung für fremde Rechnung zu (§§ 75 Abs. 2, 76 Abs. 2). IV. Is t der Versicherungsschein oder der ihm gleichstehende 16. Schein abhanden gekommen oder vernichtet, so kann der Ver­ sicherungsnehmer die A u s s t e l l u n g e i n e r E r s a t z u r k u n de von dem Versicherer verlangen (Abs. 2 S . 1). A b h a n d e n g e k o m m e n ist der Versicherungsschein, wenn der unmittelbare Besitzer ohne seinen Willen und ohne sein Zutun den Besitz verliert (RGE. Bd. 54. 68; RG. 21. 1. 21 Bd. 101. 225, VA. 1922* 74 Nr. 1225, IW . 1921. 1547). Die

58 1. Abschn. Vorschriften für sämtliche Versicherungszweige.

17.

18.

Id

20.

Kosten (BA. 1910.85) der Ersatzurkunde hat der Versicherungs­ nehmer zu tragen und auf Verlangen vorzuschießen (Abs. 4). Bis zu ihrer Erstattung kann der Versicherer die Aushändi­ gung der Urkunde verweigern. — Die übrigen Voraussetzun­ gen für Ausstellung einer Ersatzurkunde sind verschieden. 1 . I s t der V e r s i c h e r u n g s s c h e i n nur Beweisu r k u n d e , dann kann sich der Versicherer mit dem glaub­ haften Nachweis des Versicherungsnehmers begnügen, daß der Schein in Verlust geraten ist, sofern nicht in den Versbdg. ein anderes Verfahren (z. B. Aufruf in Zeitungen) vorgesehen ist. Jedoch kann gerichtliches Aufgebotsverfahren niemals ge­ fordert werden. 2. I s t der V e r s i c h e r u n g s s c h e i n Legiti­ m a t i o n s p a p i e r im Sinne von § 808 BGB., so ist er vorbehaltlich anderweitiger Bestimmungen (so in der Lebens­ versicherung B r u c k - D ö r s t l i n g 282) im Aufgebotsver­ fahren für kraftlos zu erklären (Abs. 2 S . 2). Uber das ge­ richterliche Aufgebotsverfahren §§ 946 ff., 1003 Z PO . 3. O r d e r p o l i z e n können nur im gerichtlichen Auf­ gebotsverfahren für kraftlos erklärt werden. I s t das Ver­ fahren eingeleitet, dann kann der Berechtigte, wenn er bis zur Kraftloserklärung Sicherheit bestellt, Zahlung der Entschädi­ gungsleistung von dem Versicherer verlangen (§ 365 Abs. 2 HGB.). V. Der Versicherungsnehmer kann jederzeit A b s c h r i f ­ t e n s e i n e r E r k l ä r u n g e n fordern, die er mit Bezug auf den Vertrag abgegeben hat (Abs. 3 S. 1). Es kommen insbesondere in Betracht Anzeigen, die der Versicherungs­ nehmer bei Vertragsabschluß oder später über Gefahrumstände erstattet hat (Bgr.), ferner der Antrag, die Anzeige des Bersicherungsfalles, die Schadensberechnung, die Benennung eines Bezugsberechtigten, die Kündigungserklärung, die Verände­ rungsanzeige, der Schuldschein bei Vorauszahlungen (Bern. 7 zu § 176) usw. gehören hierher, nicht dagegen ein ärztlicher Bericht, den sich der Lebens- oder Unfallversicherer erstatten läßt (Bgr.), das von dem Versicherer aufgenommene Schadens­ protokoll ( W e i l e r BuGeldwirtschaft 1927. 113), wohl aber ein ärztliches oder sonstiges Zeugnis, das der Versicherungs­ nehmer selbst beigebracht hat. Der Versicherungsnehmer hat

Allgemeine Vorschriften. § 4.

59

das Recht, auch mehrere Abschriften der einzelnen Erklärung zu verlangen; unter Umständen steht diesem Verlangen § 266 BGB. entgegen. Der Versicherungsnehmer ist bei Aushän­ digung des Scheins von dem Versicherer ausdrücklich auf dieses Recht aufmerksam zu machen (Abs. 3 S . 2). Es ist somit ein besonderer Hinweis auf dem Versicherungsschein oder auf dem Umschlag, welcher für ihn verwendet wird, oder auf einem besonderen dem Schein oder Umschlag beigegebenen Zettel notwendig (VA. 1910. 31). Die Kosten der Abschriften (VA. 1910. 85) hat der Versicherungsnehmer zu tragen und auf Verlangen vorzuschießen (Abs. 4; oben Bem. 9). — D a s Verlangen nach E i n s i c h t der Original­ p a p i e r e richtet sich nach §§ 810, 811 BGB. (VA. 1917. 91). Ein wichtiger Grund für die Vorlegung an dem Wohnsitz des Versicherungsnehmers ist dessen Gebrechlichkeit (LG. Karlsruhe ZVW. 1913. 2). VI. Uber die rückwirkende Kraft Art. 4 Nr. 1 EG. 21.

§ 4. Wird ein Versicherungsschein auf den Inhaber ausgestellt, so treten die im § 808 des Bürgerlichen Gesetzbuchs*) bestimmten Wirkungen ein. Is t im Vertrage bestimmt, daß der Versicherer nur gegen Rückgabe des Versicherungsscheins zu leisten hat, so genügt, wenn der Versicherungsnehmer behauptet, zur Rückgabe außer stände zu sein, das öffentlich be*) § 808 BGB. Wird eine Urkunde, in welcher der Gläubiger benannt ist, mit der Bestimmung ausgegeben, daß die in der Urkunde versprochene Leistung an jeden Inhaber bewirkt werden kann, so 'wird der Schuldner durch die Leistung an den Inhaber der Urkunde befreit. Der Inhaber ist nicht berechtigt, die Leistung zu verlangen. Der Schulder ist nur gegen Aushändigung der Urkunde zur Leistung verpflichtet. Is t die Urkunde abhanden gekom­ men oder vernichtet, so kann sie, wenn nicht ein anderes bestimmt ist, im Wege des Aufgebotsversahrens für kraftlos erklärt werden. Die im § 802 für die Verjährung gegebenen Vorschriften finden Anwendung.

60 1. Abschn. Vorschriften für sämtliche Bersicherungszweige.

glaubigte Anerkenntnis, daß die Schuld erloschen sei. Diese Vorschrift findet keine Anwendung, wenn der Versicherungsschein der Kraftloserklärung unterliegt. 1.

1. S ch r i f t t u m : Bem. 1 zu § 3. 2. I m B e r e i c h d e s Ge s e t z e s (AlLgVorbem. 28) kann ein Versicherungsschein durch die Inhaberklausel n u r zum L e g i t i m a t i o n s p a p i e r im Sinne von § 808 BGB. werden (Abs. 1; Bem. 13 zu § 3). 3. 3. Der Versicherer kann die Bewirkung seiner geldlichen Leistungen von der Rückgabe des Versicherungsscheins ab­ hängig machen: e i n f a c h e E i n l ö s u n g s k l a u s e l (Bem. 12 zu § 3). Es kann aber auch ausdrücklich vereinbart sein, daß der Versicherer nur gegen Rückgabe des Scheins leisten darf: v e r st ä r k t e E i n l ö s u n g s k l a u s e l (Abs. 2 S . 1). Leistet alsdann der Versicherer ohne Rückgabe des Scheins, so macht er sich dem gutgläubigen Inhaber des Scheins schadensersatzpslichtig, mag der Empfänger materiell berechtigt oder nicht berechtigt sein. Die Rückgabe hat an dem Leistnngsort (Bem. 7 zu § 49) zu erfolgen. Behauptet der Versicherungs­ nehmer (Empfangsberechtigte), zur Rückgabe des Scheins außerstande zu sein, so genügt das öffentlich beglaubigte (% 129 BGB.) Anerkenntnis, daß die Schuld erloschen ist (Abs. 2 S . 1; § 371 BGB.). Die Kosten der Beglaubigung hat der Versicherungsnehmer (Empfangsberechtigte) zu tragen. Unterliegt der Schein der gerichtlichen Kraftloserklärung (Bem. 18, 19 zu § 3), dann genügt nicht das bloße Aner­ kenntnis, sondern der Schein muß, bevor der Versicherer leistet, gerichtlich für kraftlos erklärt werden (Abs. 2 S. 2).

2.

§5. Auf eine Vereinbarung, nach welcher die An­ nahme des Versicherungsscheins die Wirkung haben soll, dah der In h alt des Scheins als von dem Versicherungs­ nehmer genehmigt gilt, kann sich der Versicherer nur berufen, wenn durch die Vereinbarung dem Versiche­ rungsnehmer eine Frist von mindestens einem Monate für die Erhebung eines Widerspruchs gegen die Richtig-

Allgemeine Vorschriften. § 5.

61

feit des Scheines gewährt ist und der Versicherungs­ nehmer innerhalb dieser Frist Widerspruch nicht er­ hoben hat. Das Recht des Versicherungsnehmers, die Genehmigung wegen Irrtu m s anzufechten, kann durch eine solche Vereinbarung nicht ausgeschlossen werden. 1. S c h r i f t t u m : B r u c k - D ö r s t l i n g 34; K e d e n - 1. b ü r g I R . 1929. 2; K is ch J h e r J . Bd. 68. 283; W o l l f LZ. 1919. 1097. Weiteres Schrifttum Bem. 1 zu § 3. I. D e r I n h a l t d e s V e r s i c h e r u n g s s c h e i n s , 2. des über Änderung des Vertrags ausgestellten Scheins, des Verlängerungsscheins k a n n von den Vereinbarungen, die tatsächlich getroffen sind, a b w e i c h e n . Vertraglich kann der Versicherer verpflichtet sein, den Versicherungsnehmer bei Aushändigung des Versicherungsscheins schriftlich darauf auf­ merksam zu machen, wenn der Versicherungsschein abweichend von den Angaben des Versicherungsnehnlers im Antrag aus­ gefertigt ist (§ 7 AllgHaftpflichtBersbdg., § 15 AllgUnfallVers bdg.). I n der Übersendung des Scheins liegt ein Antrag des Versicherers, den der Versicherungsnehmer annehmen oder ablehnen kann (§ 150 Abs. 2 BGB.; KG. 15. 3. 22 HansRZ. 1922. 416). N i m m t d e r V e r s i c h e r u n g s ­ n e h m e r a n , so treten an die Stelle der früher getroffenen die nunmehr schriftlich festgelegten Vereinbarungen, wobei es von den Umständen des einzelnen Falles abhängt, ob Schweigen als Annahme zu bewerten ist (NG. 27. 11. 03 VA. 1904. 77 Nr. 52, 1. 6. 11 Wallmann Bd. 45. 2353; OLG. Königsberg 15. 12. 25 VA. 1927. 23 Nr. 1539). E r h e b t der V e r s i c h e r u n g s n e h m e r E i n w e n d ü n g e n , so muß der Versicherer beweisen, daß sich der In h a lt des Scheins mit den getroffenen Vereinbarungen deckt. Die Be­ weisführung wird dem Versicherer erschwert, je später die Richtigstellung gefordert wird, andererseits muß dem Ver­ sicherungsnehmer eine genügende Frist zur Prüfung des Scheins gelassen werden. Dem Ausgleich der sich widerstreitenden Interessen dient die W i d e r s p r u c h s k l a u s e l . II. 1. Die Widerspruchsklausel muß ausdrücklich v e r e i n - 3. b a r t werden. Sie ist tatsächlich in die Versbdg. aller Ver­ sicherungszweige aufgenommen. Es würde jedoch ausreichen,

62 1. Abschn. Vorschriften für sämtliche Bersicherungszweige.

4.

5.

6.

7.

wenn sie nur in dem Antragsschein oder gelegentlich der Abschlußverhandlungen verabredet ist. Sie kann auch still­ schweigend als vereinbart angenommen werden (OLG. Düssel­ dorf 13. 12. 11 BA. 1912* 41 Nr. 658). 2. Der W i d e r s p r u c h ist eine empfangsbedürftige, rechtsgestaltende Willenserklärung, die dem Versicherer (Ab­ schlußagent § 45), seinem Vertreter, bei mehreren Versicherern einem jeden von ihnen, selbst wenn einer die Führung hat, zuge­ gangen sein muß (§ 130 BGB.). Der Vermittelungsagent ist zu ihrer Entgegennahme befugt (§ 43 Nr. 2; Ausnahme § 47). 3. W i d e r s p r e c h e n kann der Versicherungsnehmer, bei mehreren ein jeder von ihnen, sein Vertreter, sein Rechts­ nachfolger (Erbe, Zessionar, Konkursverwalter usw.). I s t er beschränkt geschäftsfähig, so bedarf er nicht der Einwilligung seines gesetzlichen Vertreters (§ 107 BGB.). Dritte (der Ver­ sicherte bei der Versicherung für fremde Rechnung und bei der Versicherung auf die Person eines anderen [§§ 159, 179], der Pfandgläubiger, Vollstreckungsgläubiger, Bezugsberechtigte) und der Versicherer sind zum Widerspruch nicht befugt. 4. Der Widerspruch muß i n n e r h a l b e i n e r F r i s t , die mindestens einen Monat in dem Bereich der Beschränkun­ gen der Vertragsfreiheit (AllgBorbem. 26, 28), in der Hagel­ versicherung mindestens eine Woche (§ 109) zu betragen hat, eingelegt werden. Die Widerspruchsfrist, deren Berechnung sich aus §§ 187 Abs. 1, 188 Abs. 2, 193 BGB. ergibt, ist eine vertragliche Ausschlußfrist. I s t eine kürzere als ein­ monatliche oder einwöchentliche Frist vereinbart, so treten die an den Ablauf der Frist geknüpften Wirkungen nicht ein. Die Frist beginnt mit der Annahme — die Versbdg. sprechen gewöhnlich von der Aushändigung (Bem. 6 zu § 35) — des Versicherungsscheins. Annahme ist nicht Zugehen (§ 130 BGB.), sondern der Vorgang, durch den der zum Widerspruch Berechtigte die tatsächliche Möglichkeit zur Nachprüfung des I n ­ halts des Scheins erlangt ( B r u c k - D ö r s t l i n g 36). Auch nach Eintritt des Versicherungsfalls kann noch widersprochen werden, sofern die Frist noch nicht abgelaufen ist. Die Ver­ säumung der Frist ist entschuldbar (Bem. 12 zu § 12). 5. Der Widerspruch ist gesetzlich f o r m frei, vertraglich gewöhnlich schriftlich zu erklären.

Allgemeine Vorschriften. § 5.

63

6. Er braucht nur z u m A u s d r u c k zu b r i n g e n , daß 8. der In h a lt des Scheins mit den tatsächlich getroffenen Ver­ einbarungen nicht übereinstimmt; die Aufzählung der ver­ schiedenen Unstimmigkeiten und ihre Begründung sind rechtlich unnötig. I n beiden Richtungen kann der Widerspruch auch noch nach Ablauf der Frist ergänzt werden. Auch aus dem Verhalten des Widerspruchsberechtigten kann hervorgehen, daß er Widerspruch einlegen will. Ob die wortlose Zurücksendung des Versicherungsscheins als Widerspruch zu gelten hat, ist Tatfrage. 7. Der frist- (und form-) gerechte Widerspruch b e w i r k t , 9. daß die Beweisvermutung des Versicherungsscheins (Bem. 11 zu § 3) in vollem Umfange entkräftet ist. Ter Vertrag gilt nunmehr als so zustandegekommen wie tatsächlich verabredet; der Vertragsabschluß als solcher bleibt unberührt. Der Ver­ sicherer muß nunmehr beweisen, daß der In h a lt des Scheins den tatsächlichen Verabredungen entspricht. 8. Is t der Widerspruch b e r e c h t i g t , dann hat der V e r-10. sicherer einen neuen bzw. berichtigten Schein auszustellen. E r­ weist sich der Widerspruch als u n b e r e c h t i g t , dann hat der Widersprechende dem Versicherer den ihm entstandenen Schaden zu ersetzen (§ 276 BGB.). 9. Z u r ü c k n a h m e des Widerspruchs, nachdem er dem 11. Widerspruchsempfänger zugegangen ist, ist infolge seiner N atur als Gestaltungsrecht ausgeschlossen, aber in der Zurücknahme kann der Antrag auf Abänderung des tatsächlich abgeschlosse­ nen Vertrags entsprechend seinem verbrieften In h a lt liegen. — Bedient sich der Widerspruchsberechtigte bei Einlegung des Widerspruchs der Hilfe Dritter, so haftet er für sie nach § 278 BGB. 10. Wird der W i d e r s p r u c h verspätet, nicht in gehöriger 12. Form ober überhaupt n ic h t e r h o b e n , dann gilt der In h alt des Scheins als vom Versicherungsnehmer genehmigt. Der Vertrag gilt mit Rückwirkung aus den Augenblick seines Abschlusses als mit dem In h a lt zustandegekommen, den der Schein widergibt (RG. 1. 6. 11 DeutscheVersZ. 1911. 420). Eine Abänderung des Scheins ist nur noch im Wege der An­ fechtung (unten Bem. 6) möglich. Nebenabreden bleiben neben dem Schein bestehen (Bem. 4 zu § 8). Die Genehmigung hat

64 1. Abschrr. Vorschriften für sämtliche Bersicherungszweigc. keinen Einfluß auf Verstöße des Scheins gegen relativ und absolut zwingende Vorschriften des Gesetzes (AllgVorbem. 26, 27). 13. 11. D i e i n d e r N i c h t e r h e b u n g o d e r n i ch t g e h ö r i g e n E r h e b u n g des W i d e r s p r u c h s l i e ­ g e n d e stillschweigende G e n e h m i g u n g k a n n wie die ausdrücklich erklärte Genehmigung von dem Versicherungs­ nehmer w e g e n I r r t u m s a n g e f o c h t e n w e r d e n (S. 2), auch Anfechtung wegen arglistiger Täuschung oder Drohung (§§ 123, 124 BGB.) ist zulässig. Der Anfechtungsberechtigte (Widerspruchsberechtigte; Bem. 5) muß sich im I r r ­ tum über die Bedeutung seines Schweigens oder über den I n ­ halt des Scheins befunden haben (Ki sch 274). Das An­ fechtungsrecht bestimmt sich nach §§ 119 ff. BGB.; der Anfech­ tende kann dem Versicherer nach § 122 BGB. schadensersatz­ pflichtig sein, z. B. wenn der Versicherer einen Schaden er­ leidet, weil er, im Vertrauen auf das Schweigen des Ver­ sicherungsnehmers, eine dem unrichtigen Schein entsprechende Rückversicherung genommen hat ( R i t t e r 308). Z u r Ent­ gegennahme der Anfechtungserklärung ist der Bermittelungsagent befugt (§ 43 Nr. 2; Ausnahme § 47). Die Beweisest hat der Anfechtende. Nach erfolgreich durchgeführter Anfech­ tung tritt dieselbe Wirkung ein, die ein berechtigter Wider­ spruch hervorruft. 14. 12. Die Anfechtung der stillschweigenden oder ausdrück­ lichen Genehmigung ist von der A n f e ch t u n g d e s g a n z e n V e r t r a g s zu unterscheiden. Jene vernichtet die Ge­ nehmigung der einseitig von dem Versicherer vorgenommenen Vertragsänderungen, läßt jedoch den Vertragsabschluß als sol­ chen unberührt, diese führt zu einer Beseitigung des ganzen Vertrags. Beispiele: OLG. Posen 9. 5. 04 VA. 1904. 170 Nr. 75; OLG. Frankfurt 10. 11. 20 VA. 1922* 67 Nr. 1222 (Irrtu m über die Person des Versicherers); OLG. Köln 17. 5. 09 Praxis Bd. 3. 4 (seine Sicherheit); RG. 15. 3. 04 Wall­ mann Bd. 38. 1581 (die Art der Versicherung); OLG. S tu tt­ gart 23. 2. 06 VA. 1906* 84 Nr. 234 (den In h a lt der aus­ gehändigten Bersbdg.); KG. 12. 6. 18 VA. 1919* 28 Nr. 1080, 20. 11. 26 VA. 1928. 24 Nr. 1677, I R . 1927. 15, HansRZ. 1927. 98 (Höhe der Präm ie oder Nachschubprämie); OLG.

Allgemeine Vorschriften. § 6.

65

Hamm 13. 6. 23 VA. 1924* 13 Nr. 1301 (Ausschluß der still­ schweigenden Verlängerung des Vertrags). — Ir rtu m über das gültige Zustandekommen des Vertrags als Ir rtu m über eine Voraussetzung £ £ © . Köln 7. 7. 26 I R . 1926. 252. IV. Auch der V e r s i c h e r e r k a n n den Vertrag wegen 15. Ir rtu m s usw. nach §§ 119 ff. BGB. a n f e c h t e n , so bei I r rtu m über die Person des Versicherungsnehmers, des Ver­ sicherten, die Höhe der Prämie, der Versicherungssumme, über den Umfang des Versicherungsschutzes (OLG. Düsseldorf 22. 3. 28 VA. 1929. 262 Nr. 1916), niemals über anzeige­ pflichtige Umstände (Bem. 21 zu § 16). — Behauptet der Ver­ sicherer, sich bei Berechnung von bezahlten Prämien oder bei ihrem Fälligkeitsdatum oder bei dem Fälligkeitstermin der Versicherungssumme geirrt zu haben, dann liegt nicht Ir rtu m im Beweggrund vor (NG. 8. 6. 20 VA. 1921* 37 Nr. 1138, IW . 1920. 896, HansNZ. 1920. 718; anders KG. 1. 11. 19 VA. 1921* 7 Nr. 1119). III. § 5 ist in dem Bereich der Beschränkungen der V e r-16. tragssreiheit (AllgBorbem. 26, 28) relativ zwingend.

§ 6 . Ist im Vertrage bestimmt, daß bei Verletzung einer Obliegenheit, die vor dem E intritte des Ver­ sicherungsfalls dem Versicherer gegenüber zu erfüllen ist, der Versicherer zum Rücktritte berechtigt oder von der Verpflichtung zur Leistung frei sein soll, so tritt die vereinbarte Rechtsfolge nicht ein, wenn die Ver­ letzung als eine unverschuldete anzusehen ist. Zst eine solche Bestimmung für den Fall getroffen, daß eine Obliegenheit verletzt wird, die nach dem Ein­ tritte des Versicherungsfalls dem Versicherer gegenüber zu erfüllen ist, so tritt die Rechtsfolge nicht ein, wenn die Verletzung weder auf Vorsatz noch auf grober Fahr­ lässigkeit beruht. Auf eine Vereinbarung, durch welche von diesen Vorschriften zum Nachteile des Versicherungsnehmers Bruck, Versicherungsvertrag. 6. Aufl.

6

66 1. Abschn. Vorschriften für sämtliche BersicherungSzweige.

abgewichen wird, kann sich der Versicherer nicht be­ rufen. 1.

I. S c h r i f t t u m : B r u c k § 25, Z. 1926. 180; R i t ­ t e r 30. 2. I. Der versicherungsrechtliche Begriff der O b l i e g e n ­ h e i t ist verhältnismäßig jung. Er findet sich zuerst in § 114 des Allg. Plan hamburgischer Seeversicherer (1847), taucht dann in § 136 der Allg. Seeversicherungsbedingungen (1867) wieder auf und ist schließlich nach dem Vorbild des Schweizer BVG. in das Gesetz übernommen worden. Er gehört zu den Zentralbegriffen der Versicherung, denn es ist kein Versiche­ rungsvertrag denkbar, der nicht die Erfüllung mindestens einer Obliegenheit erfordert. D as Vorkommen der Obliegen­ heiten in den verschiedenen Versicherungszweigen hängt eng mit der Gefahrslage zusammen. I n der Lebens- und in der Hagel-Versicherung gibt es hauptsächlich n u r Anzeigepflichten, die übrigen Versicherungszweige kennen einen mehr oder minder langen Katalog verschiedenartigster Obliegenheiten, der in der Transport- (und See-) Versicherung den größten Um­ fang ereicht. Die Obliegenheiten sind die dem Versicherungs­ recht charakteristischen Pflichten des Versicherungsnehmers, die er vom Zeitpunkt der Antragstellung an die ganze Bertrags­ dauer hindurch bis zur letzten Abwickelung der sich aus dem Versicherungsverhältnis ergebenden Ansprüche zu erfüllen hat. — E s gibt keine Obliegenheiten des Versicherers ( Br uc k ZVW. 1927. 12). 3. II. 1. Die r e c h t l i c h e N a t u r der Obliegenheit ist be­ stritten. Nach der V e r b i n d l i c h k e i t s t h e o r i e (vor allem R i t t e r 37) ist die Obliegenheit eine Verbindlichkeit im herkömmlichen Sinne, wenn auch „von besonderer Art und besonderer Kraft". Sie wird hergeleitet aus der Terminologie des Gesetzes („Verpflichtung"), aus der fehlerhaften Gleich­ stellung der Anzeigepflicht mit der Prämienzahlungspflicht, die sich die Bgr. hat zuschulden kommen lassen. Der Wortlaut kann nicht entscheidend sein, denn die Obliegenheit unterscheidet sich erheblich von einer Verbindlichkeit: sie stellt keinen An­ spruch des Versicherers dar, dessen Erfüllung er erzwingen kann. Daher ist die Prämienzahlungspslicht keine Obliegen­ heit, sondern eine Leistungspflicht (Bem. 2 zu § 35). Die

67

Allgemeine Vorschriften. § fi.

Nichterfüllung einer Obliegenheit löst keinen Anspruch des Versicherers auf Schadensersatz aus, sofern nicht gleichzeitig der Tatbestand einer unerlaubten Handlung gegeben ist (§§ 823 Abs. 2, 826 BGB.; verkannt von RG. 21. 2. 13 Warneyer 1913 Nr. 270; KG. 29. 10. 09 Praxis Bd. 3. 104). I m Gegen­ teil: durch Nichterfüllung einer Obliegenheit verbessert sich die Stellung des Versicherers, da er dauernd oder zeitweilig von der Verpflichtung zur Leistung befreit wird oder sonstige E r­ leichterungen erfährt. Die Obliegenheiten erhalten, wenn sie erfüllt werden, dem Berechtigten die aus dem Vertrag er­ worbenen Rechte, sie sind keine Schutznormen im Sinne des § 823 Abs. 2 BGB. Nach der V o r a u s s e t z u n g s t h e o ­ r i e ( Br u c k , H a g e n , Ki s c h und Andere) ist die Ob­ liegenheit eine Voraussetzung für die Leistung oder das son­ stige Tun des Versicherers. Aus technischen Gründen mnß der Versicherer verlangen, 4. daß eine bestimmte Gefahrslage als Grundlage des Vertrages angenommen und aufrechterhalten wird. Infolgedessen fordert er, daß der Versicherungsnehmer ihm bei Vertragsabschluß alle gefahrerheblichen Umstände anzeigt, daß er ein gewisses durch Gesetz oder Vertrag bestimmt umgrenztes (daher ist die Asse­ kuranztreue keine Obliegenheit G o t t s ch a l k HansRZ. 1926. 577, 562) Verhalten, das sich in den diesem auferlegten Ob­ liegenheiten widerspiegelt, beobachtet (RG. 12. 10. 17 ZVW. 1917. 464). Abgesehen von unbedeutenden Ausnahmen (z. B. § 10) ergeben sich alle Obliegenheiten aus einer bestimmten Gefahrslage. Jede Änderung im Verhalten des Versicherungs­ nehmers gegenüber dem Versicherer zieht eine Änderung im Ver­ halten des Versicherers gegenüber dem Versicherungsnehmer nach sich. Das Verhalten des Versicherungsnehmers ist somit Voraus­ setzung für das Verhalten des Versicherers: die O b l i e g e n ­ he i t en sind zum V e r t r a g s i n h a l t e r ho b e n e V o r a u s s e t z u n g e n f ü r die B e w i r k u n g der Leistung oder f ü r das sonstige T u n des V e r ­ sicherers. So die herrschende Ansicht in Schrifttum ( B r u c k - D ö r s t l i n g 148, H a g e n Bd. 1. 400, K isch Bd. 2. 179, R e m ö HansRGZ. A. 1928. 273, S c h n e i d e r J h e r J . Bd. 53. 1, LZ. 1909. 902) und Rechtsprechung (RG. 28. 6. 04 Bd. 58. 342, 21. 12. 05 Bd. 62. 190, 29. 1. 09 VA. o*

68 1. Abschn. Vorschriften für sämtliche BersicherungSzweige. 1909* 51 Nr. 455, I W . 1909. 198, LZ. 1909. 403, 2. 12. 13 VA. 1914* 41 Nr. 805, LZ. 1914. 582, 1. 12. 14 VA. 1915* 31 Nr. 871, 31. 5. 21 Bd. 102. 215, 8. 10. 26 I W . 1927. 763, I R . 1926. 307, HansRZ. 1926. 935; OLG. Hamm 25. 2. 10 VA. 1911* 115 Nr. 632, 14. 1. 20 VA. 1922* 46 Nr. 1205; KG. 20. 3. 20 VA. 1922* 46 Nr. 1204, 25. 9. 20 VA. 1921* 80 Nr. 1167; OLG. Düsseldorf 8. 11. 16 VA. 1917* 15 Nr. 977; OLG. Königsberg 29. 3. 12 VA. 1912* 117 Nr. 703; OLG. Posen 25. 5. 14 VA. 1914* 74 Nr. 828). Die Obliegenheiten sind namentlich zu u n t e r s c h e i d e n von A u s s c h l u ß k l a u s e l n , durch die der Versicherer von vornherein die Übernahme gewisser Gefahren ausschließt, und von bedingten V e r t r a g s a b s c h l ü s s e n (Bem. 22 zu § 1), denn das Rechtsverhältnis ist unbedingt eingegangen, aber das Verhalten des Versicherers hat ein gewisses Ver­ halten des Versicherungsnehmers zur Voraussetzung. 5. 2. D ie Obliegenheiten trennen sich i n h a l t l i c h in A n ­ zeigepflichten (Auskunftspflichten) und in sonstige V e r h a l t u n g s p f l i c h t e n . Di e A n z e i g e p f l i c h t e n fordern in bestimmten Fällen Anzeigen (§§ 2, 16 ff., 23 ff., 33, 34, 58, 71, 90, 92, 110, 121, 146, 153, 171, 182 usw.), während die sonstigen V e r h a l t u n g s p f l i c h t e n ein zweckmäßiges Verhalten gegenüber dem versicherten Interesse oder des Ver­ sicherten in der Personenversicherung (§§ 62, 93, 111, 122, § 138 usw.) oder die Beobachtung eines geordneten Geschäfts­ betriebes (§§ 10, 104) verlangen. Die Obliegenheiten trennen sich d e r R e g e l u n g nach in gesetzlich geordnete und nur vertraglich geordnete. Die g e s e t z lic h e O r d n u n g ist vollständig (§§ 2, 1 6 ff., 2 3 ff., 71, 10, 104) oder unvollständig (§§ 33, 34, 62, 93, 111 u. andere). Für die v e r t r a g l i c h e O r d n u n g stellt das Gesetz eine im Bereich der Beschränkungen der Vertragsfrei­ heit geltende generelle Bestimmung auf (Abs. 1 und 2). 6. III. 1. Da die Obliegenheiten Voraussetzungen sind, so können sie v o n j e d e m e r f ü l l t w e r d e n . Der Ver­ sicherer kann Erfüllung nicht bloß durch seinen Vertragsgegner verlangen, sondern muß die Erfüllung durch jeden anderen gleichfalls anerkennen, denn es kommt nach dem Zweck der Obliegenheiten nur darauf an, daß er gewisse An-

Allgemeine Vorschriften. § 6.

69

zeigen erhält oder daß ein gewisses Verhalten ihm gegenüber beobachtet wird. Daher kann sich der Versicherer auf die Ver­ letzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht, der Gefahrstandspflicht, der Schadensanzeigepflicht, der Anzeigepflicht bei Veräuße­ rung der versicherten Sache usw. nicht berufen, wenn er von dem nicht angezeigten Umstand auf anderem Wege rechtzeitig Kenntnis erlangt hat oder die Unrichtigkeit der Anzeige kennt (§§ 16 Abs. 3, 17 Abs. 2, 24 Abs. 2, 28 Abs. 2, 33, 71). Auch bei den sonstigen BerhaltungsPflichten ist Erfüllung durch Dritte zulässig; insofern sie ein Unterlassen fordern, kommt es naturgemäß auf das Verhalten des Versicherungsnehmers, auf das Verhalten D ritter nur in beschränktem Umfang (unten Bem. 14) an. Aber tatsächlich ist die Erfüllung der Ob­ liegenheiten häufig nur dem Versicherungsnehmer möglich, nur er hat ein Interesse an ihrer Erfüllung. Insoweit kann man von einem Träger der Obliegenheit sprechen, und da die Nichterfüllung der Obliegenheit dem Versicherungsnehmer zum Nachteil gereicht, auch von einem Verpflichteten. 2. Die A r t d e r E r f ü l l u n g der Obliegenheiten er- 7. gibt sich aus ihrem In h a lt. Die Anzeigen (Auskünfte) sind Wissenserklärungen (RG. 28. 6. 04 Bd. 58. 342, 346). Bei den sonstigen Verhaltungspflichten bestimmt sich von Fall zu Fall, worin die Handlung oder Unterlassung besteht. Die Obliegen­ heiten sind grundsätzlich (Ausnahme namentlich § 34) ohne weiteres zu erfüllen. Sie sind an dem Leistungsort zu erfüllen (Bem. 2 zu § 36). Die Anzeigepflichten (AuskunftsPflichten) sind ihrer Natur nach Bringschulden. 3. Die B e w e i s l a s t bestimmt sich, sofern sich nicht a u s 8. den Bersicherungsbedingungen anderes ergibt, folgendermaßen: behauptet der Versicherer, daß eine Obliegenheit nicht oder nicht gehörig erfüllt ist, so ist er hierfür beweispflichtig (RG. 16. 3. 06 Praxis Bd. 2. 120, 18. 1. 27 I R . 1927. 40; OLG. Je n a 14. 7. 09 LZ. 1909. 956; OLG. Hamburg 21. 6. 11 LZ 1912. 247. Anders ROHG. Bd. 2.247, Bd. 11.132,133; RGE. Bd. 1. 303). Sind die für den Fall der Verletzung der Ob­ liegenheit vorgesehenen Folgen an ein Verschulden des Ver­ sicherungsnehmers geknüpft, so hat der Versicherungsnehmer zu beweisen, daß ihn kein Verschulden trifft. IV. Die Verletzung der Obliegenheit ist nicht k a u s a l für 9.

70 1. Abschn. Vorschriften für sämtliche Versicherungszweige. Eintritt und Umfang des Versicherungsfalls, sofern es sich um Anzeigepflichten handelt; einzige Ausnahme § 21. Der Versicherer kann sich auf ihre Verletzung berufen ohne Rück­ sicht darauf, ob die Verletzung mit dem möglicherweise bereits eingetretenen Versicherungsfall im Zusammenhang steht oder nicht. Dagegen ist bei der Mehrzahl der Obliegenheiten, die sonstige Verhaltungspflichten zum In h a lt haben, Kausal­ zusammenhang notwendig (§§ 25 Abs. 3, 28 Abs. 2, 32 S . 2, 125; AllgUnfallVersbdg. § 10). 10. V. 1. Die Nichterfüllung von Obliegenheiten hat ganz ver­ schiedene W i r k u n g e n . Sie kann den Verlust des Anspruchs des Versicherungs­ nehmers (Anspruchsberechtigten) auf die Leistung des Ver­ sicherers nach sich ziehen: V e r w i r k u n g s k l a u s e l . Der Verlust zeigt sich darin, daß der Versicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei ist oder vom Vertrage zurücktreten kann. Is t diese Rechtsfolge vertraglich vereinbart, so kann sie im Be­ reich der Beschränkungen der Bertragsfreiheit (AllgVorbem. 20, 28) nur eintreten, wenn di-e Verletzung der Obliegenheit verschuldet ist, wobei der Grad des Verschuldens verschieden abgestuft ist: bei Obliegenheiten, die vor Eintritt des Ver­ sicherungsfalls zu erfüllen sind, reicht jeder Grad des Ver­ schuldens aus (Abs. 1), während bei Obliegenheiten, die nach Eintritt des Versicherungsfalls zu erfüllen sind, die Verletzung auf Vorsatz oder auf grober Fahrlässigkeit beruhen muß (Abs. 2). Indem das Gesetz verschuldete Verletzung fordert, knüpft es vor allem an die vorgesetzliche Rechtsübung an (ROHG. Bd. 1. 112, Bd. 2. 183, Bd. 4. 59, 63, Bd. 11. 134; RGE. Bd. 10. 158, Bd. 26. 61, 64, Bd. 62. 190 und anderswo), bringt aber auch die vertragliche Regelung in Übereinstim­ mung mit der gesetzlichen. Daraus, daß der Verlust des An­ spruchs auf die Leistung des Versicherers von einem Ver­ schulden abhängig gemacht ist, kann nicht gefolgert werden, daß derjenige, der die Obliegenheit zu erfüllen hat, Schuldner im Sinne von § 276 BGB. ist (so R i t t e r 34). Es lieg', zwar eine äußerliche Ähnlichkeit zwischen der Nichterfüllung von Obliegenheiten und der Vertretungspflicht des Schuldners einer Leistung oder Unterlassung vor, aber die Unterschiede zwischen der juristischen Natur der Obliegenheit und des

Allgemeine Vorschriften. § 6.

71

Anspruchs werden hierdurch nicht verwischt. Übrigens beweist die ausdrückliche Anordnung eines besonderen Verschuldens, daß die Obliegenheit keine Verbindlichkeit ist (Bem. 3), denn andernfalls hätte es dieser Anordnung nicht bedurft. Die Berufung auf die Leistungsfreiheit schließt keinen Verstoß gegen Treu und Glauben in sich (OLG. Düsseldorf 21. 10. 26 DA. 1928. 38 Nr. 1689). Die Nichterfüllung der Obliegenheit kann aber auch viel w e n i g e r s c h we r w i e g e n d e F o l g e n auslösen. So kann der Versicherer berechtigt sein zur Prämienerhöhung, zur Zurückbehaltung seiner geldlichen oder geldeswerten Lei­ stung so lange, bis die Obliegenheit erfüllt ist, zur Beobachtung eines gewissen Verhaltens in seinem Geschäftsbetrieb (§§ 10, 104), es kann die Verteilung der Beweislast zum Nachteil des Versicherungsnehmers (§§ 93, 110) und manches andere mehr eintreten. Alsdann kommt es nicht auf Verschulden an, jedenfalls zwingt der Gesetzgeber nicht hierzu, sondern es ent­ scheidet die Tatsache, ob die Obliegenheit erfüllt ist oder nicht erfüllt ist. 2. a) Aus der juristischen Natur der Obliegenheit als 11. Voraussetzung ergibt sich, daß die Frage, i n w i e w e i t d e r Versicherungsnehmer für das V erhalten D r i t t e r e i n z u s t e h e n h a t , überhaupt nicht aufge­ worfen werden kann, insoweit die Folgen der Nichterfüllung auch o h n e V e r s c h u l d e n eintreten. Da es bei dieser Gruppe nicht auf das Verschulden des Versicherungsnehmers ankommt, so kann erst recht nicht auch das Verschulden Dritter irgendeinen Einfluß ausüben. Entscheidend ist nur, ob die Obliegenheit erfüllt ist oder nicht. b) Bei der anderen Gruppe von Obliegenheiten, die v e r -12. s c h u l d e t nicht erfüllt sein müssen, damit gewisse Folgen eintreten können, kann eine Haftung für den Dritten als E r­ füllungsgehilfen (§ 278 BGB.) niemals in Betracht kommen (so R i t t e r 35; OLG. Darmstadt 15. 3. 20 HansRZ. 1920. 711; OLG. Kiel 12. 2. 26 VA. 1928. 64 Nr. 1711a, I R . 1926. 106). Es ist vielmehr folgendermaßen zu unterscheiden: a) A n z e i g e p f l i c h t e n ( Au s k u n f t s p f l i chten). 13. I n Anwendung des in §§ 2 Abs. 3, 19, 79 Abs. 1, 161, 179 Abs. 4 ausgesprochenen Grundsatzes muß sich der Bersiche-

72 l. Abschn. Vorschriften für sämtliche DersicherungSzweige. rungsnehmer in allen Fällen auch die Kenntnis des Dritten, der sein W i s s e n s v e r t r e t e r ist, anrechnen lasten. Wissensvertreter ist derjenige, der mit Erstattung der Anzeigen und Auskünfte aus eigenem Wissen betraut ist. Der Ver­ sicherungsnehmer hat also vor allem für seinen gesetzlichen Vertreter und für seinen Bevollmächtigten einzustehen (RG. 28. 6. 04 Bd. 58. 342, 21. 12. 05 Bd. 62. 190, VA. 1906* 98 Nr. 244, 12. 12. 19 Bd. 97. 279, VA. 1921* 66 N r. 1161, 8. 3. 21 Bd. 101. 402, 8. 10. 26 IW . 1927. 763, I R . 1926. 307, HansRZ. 1926. 935 aber unter entsprechender Anwendung des § 166 Abs. 1 BGB.). Kommt d e r D r i t t e nur a l s B o t e zur Übermittelung der Anzeigen (Auskünfte) in Betracht (RG. 2. 12. 13 VA. 1914* 41 Nr. 805; OLG. Düsseldorf 8. 11. 16 VA. 1917* 15 Nr. 977), dann kann dem Anzeigepflichtigen die nicht gehörige (falsche, verspätete, unterlassene) Übermittelung nur zugerech­ net werden, wenn er es an der nötigen Sorgfalt bei Auswahl und bei Überwachung der Boten hat fehlen lasten. I s t — und das ist der Regelfall — vertraglich bestimmt, daß An­ zeigen nur dann rechtlich wirksam sind, wenn sie dem Versicherer zugegangen sind, so entscheidet die Tat­ sache des Zugehens, wenn an das Nichtzugehen nicht die Berwirkungsfolge (Bem. 10) geknüpft ist. I s t der Versicherer vertraglich leistungsfrei oder zum Rücktritt berechtigt, wenn die Anzeige nicht, nicht gehörig, nicht zur rechten Zeit zu seiner Kenntnis gelangt, so muß im Bereich der Beschränkungen der Bertragsfreiheit (AllgVorbem. 26, 28) Abs. 1 und 2 zur An­ wendung kommen. Der Versicherer kann sich somit auf seine Leistungsfreiheit oder auf sein Rücktrittsrecht nicht berufen, wenn das von dem Boten begangene Versehen nicht als Ver­ schulden im Sinne des Abs. 1 oder im Sinne des Abs. 2 dem Anzeigepflichtigen angerechnet werden kann. Alle übrigen Folgen können auch im Bereich der Beschränkungen der Ver­ tragsfreiheit von der Tatsache des Zugehens der Anzeige bei dem Versicherer selbst abhängig gemacht werden. 14. ß) S o n s t i g e V e r h a l t u n g s p f l i c h t e n . Das V e r h a l t e n d e s g e s e t z l i c h e n V e r t r e t e r s ist jedenfalls dem Versicherungsnehmer anzurechnen. Dem gesetz­ lichen Vertreter steht der Konkursverwalter, Testamentsvoll­ strecker, Nachlaßverwalter usw. gleich.

Allgemeine Vorschriften. § 7.

73

I m übrigen hat der Versicherungsnehmer f ü r d a s V e r h a l t e n D r i t t e r n i c h t e i n z u st e h e n (KG. 28. 4. 23 VA. 1924* 91 Nr. 1347, HansRZ. 1923. 531, 24. 5. 24 I R . 1925. 286; OLG. Posen 25. 5. 14 VA. 1914* 74 Nr. 828). Seine H a f t u n g f ü r seinen R e p r ä s e n t a n t e n , d. h. für „Personen, welche in dem Betriebe, zu betn das versicherte Risiko gehört, auf Grund eines Vertretungs- oder anderen Verhältnisses an Stelle des Versicherten stehen" (RG. 22.10. 95 Bd. 37. 149, 18. 10. 01 Bd. 51. 20, 4. 6. 13 Bd. 83. 43, VA. 1913* 131 Nr. 779), findet in dem geltenden Recht (KG. 5. 4. 19 VA. 1919* 64 Nr. 1105) keine Stütze und kann insbesondere auch nicht aus § 166 BGB. abgeleitet werden, da sich das für Willenserklärungen gegebene Prinzip wohl auf Wissenser­ klärungen, nicht aber auf sonstige Verhaltungspflichten über­ tragen läßt (OLG. Düsseldorf 6. 12. 26 F R . 1927. 18; anders RG. 25. 9. 25 HansRZ. 1925. 939, 941, I R . 1925. 282, Seuffert Bd. 80. 21 Nr. 12). Auch das Gesetz kennt gegen­ sätzlich zu Wissenserklärungen keine Bestimmung, die sich selbst zur entsprechenden Anwendung eignet. Hat der Versicherungs­ nehmer den Dritten, dessen er sich zur Erfüllung dev Ob­ liegenheiten bedient, sorgfältig ausgewählt und überwacht, dann hat er alles getan, was er nach Lage der Dinge zu tun verpflichtet ist (RG. 1. 12. 14 VA. 1915* 31 Nr. 871, 31. 5. 21 Bd. 102. 215, VA. 1923* 21 N r. 1247, IW . 1922. 34). Es entspricht dem Sicherungszweck der Versicherung, daß er auch gegen Folgen des unvorhersehbaren Verhaltens D ritter ge­ schützt wird (Bem. 7 zu § 61).

§7. Ist die Dauer der Versicherung nach Tagen, Wochen, Monaten oder nach einem mehrere Monate umfassenden Zeitraume bestimmt, so beginnt die Ver­ sicherung am Mittage des Tages, an welchem der Ver­ trag geschlossen wird. Sie endigt am Mittage des letzten Tages der Frist. 1. S c h r i f t t u m : B r u c k §§ 22, 23. 1. I. 1. Die f o r m e l l e V e r s i c h e r u n g s d a u e r ist der 2. Zeitraum, für den das Vertragsverhältnis eingegangen wird. Sie beginnt mit dem formellen Bersicherungsbeginn (Bem. 20

74 1. Abschn. Vorschriften für sämtliche Versicherung-zweige. zu § 1) und endigt spätestens mit dem sich kalendermäßig (Zeitversicherung) oder aus der Art der versicherten Unter­ nehmung (Versicherung für die D auer einer Reise, einer Aus­ stellung, eines Stapellaufs, eines Krieges, eines Pferde­ rennens sOLG. Königsberg 29. 10. 26 VA. 1928. 39 Nr. 1690] usw.) ergebenden Zeitpunkt, über die Beziehungen zwischen formeller, materieller (unten Bem. 3), technischer (Bem. 4 vor § 35) Versicherungsdauer B ru c k IW . 1925. 561. 2. Eine z e i t l i c h u n b e s c h r ä n k t e formelle Versiche­ rungsdauer ist nicht üblich. Versicherungsverträge mit Ver­ längerungsklausel (§ 8) können tatsächlich eine unbestimmte Zeit hindurch dauern. Lebenslängliche Versicherungsverträge kommen naturgemäß bei gewissen Kombinationen der Lebens­ versicherung, so namentlich bei der reinen Todessallversiche­ rung (Bem. 5 vor § 159), und in der Unfallversicherung gegen Unglücksfäll-e auf Eisenbahnen und Dampfschiffen (Be­ denken gegen ihre Erweiterung VA. 1913. 104) vor. Auch die Anschluß-Haftpflichtversicherung (Bem. 5 zu § 149) stellt einen lebenslänglichen Versicherungsvertrag dar. Den Abschluß son­ stiger lebenslänglicher Schadensversicherungsverträge hat das Aufsichtsamt bislang nicht genehmigt. Vieh- und Hagelver­ sicherungsverträge werden gewöhnlich auf fünf oder sechs Jahre, Unfall- und Haftpflichtversicherungsverträge auf fünf oder zehn Jahre, Feuerversicherungsverträge auf fünf bis zwölf Ja h re abgeschlossen (VA. 1909. 158). 3. II. 1. Die m a t e r i e l l e V e r s i c h e r u n g s d a u e r ist der Zeitraum des Versichertseins. Sie nimmt ihren An­ fang mit dem materiellen Beginn der Versicherung (Bem. 2 zu § 38) und endigt mit dem Aufhören der Gefahrtragung seitens des Versicherers. Dieses Aufhören tritt ein, wenn in­ folge eines Totalschadens — in der Todesfallversicherung durch Eintritt des Todes — die Versicherungssumme (nebst Neben­ leistungen) bezahlt oder der Versicherer aus irgendeinem an­ deren Grunde (z. B. § 13) leistungsfrei wird. Eine gesetzliche Festlegung der materiellen Versicherungsdauer ist nur in der Transportversicherung erfolgt (§§ 134 Abs. 2, 135, 136, 138). I m übrigen ist ihre Bestimmung den Parteivereinbarungen überlassen. 4. 2. T a g und S t u n d e d e s m a t e r i e l l e n B e -

Allgemeine Vorschriften. § 8.

75

g i n n s können ausdrücklich verabredet werden. Sie können sich auch aus der Vereinbarung „für die Zeit von 12 Monaten, beginnend am 1. Januar bis zum 31. Dezember" ergeben; alsdann beginnt die Versicherung mit dem Beginn des ersten und endigt mit dem Ablauf des letzten Tages der Frist (§§ 187 Abs. 2, 188 Abs. 1 BGB.; R i t t e r 630). I n allen übrigen Fällen soll die Versicherung am Mittage des Tages, an dem der Vertrag geschlossen worden ist, beginnen und am Mittage des letzten Tages der Frist endigen. Da aber am Abschlußtag keinesfalls immer die Versicherung beginnt (namentlich nicht bei der Rückwärtsversicherung § 2), so kann der Mittag des Abschlußtages nur dann in Betracht kommen, wenn die Ver­ sicherung an dem Abschlußtage beginnt (anders B ü h r i n g HansRZ. 1926. 161, 170, der formellen und materiellen Ver­ sicherungsbeginn gleichzustellen scheint). Durch die Festlegung der Mittagsstunde ist ein Zeitpunkt gefunden, der jeden Zweifel ausschließt, denn ohne diese Festlegung würde der Zeitpunkt des Vertragsabschlusses, der sich oftmals schwer und unsicher ermitteln läßt, entscheidend sein. I m übrigen ver­ sagt jedoch die Bestimmung des § 7 (B ru ck IW . 1925. 561, 564). Infolgedessen empfiehlt sich zur Abschneidung von Zweifeln, Tag und Stunde des materiellen Beginns stets ausdrücklich zu vereinbaren, über den Zeitpunkt des Beginns der Versicherung Bem. 7 zu § 38. III. § 7 ist nicht zwingend. 5.

§8. Eine Vereinbarung, nach welcher ein Ver­ sicherungsverhältnis als stillschweigend verlängert gilt, wenn es nicht vor dem Ablaufe der Vertragszeit ge­ kündigt wird, ist insoweit nichtig, als sich die jedes­ malige Verlängerung auf mehr als ein Jahr er­ strecken soll. 1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 zu § 7. 1. I. 1. Eine s t i l l s c h w e i g e n d e V e r l ä n g e r u n g der 2. formellen Bersicherungsdauer (§ 7) tritt u n t e r z w e i V o r a u s s e t z u n g e n ein. a) Die stillschweigende Verlängerung muß a u s d r ü c k ­ l i ch v e r e i n b a r t sein: B e r l ä n g e r u n g s k l a u s e l .

76 1. Abschn. Vorschriften für sämtliche BersicherungSzweige. Vgl. dagegen § 139. Ist sie nicht vereinbart, dann kann eine stillschweigende Verlängerung nicht in Betracht kommen (JT V . 1919. 47; OLG. Celle 8. 7. 26 I R . 1926. 335). b) D e r V e r t r a g d a r f vor Ablauf der Vertragszeit von der einen oder von der anderen Partei n i c h t g e k ü n ­ d i g t s e i n . Die Kündigung steht im freien Belieben jeder Partei. Sie ist keine Obliegenheit des Versicherungsnehmers (RG. 12.10.17 ZBW . 1917.464). Die Kündigungserklärung mutz bis zum Ablauf der Versicherungsdauer (§ 7) dem Empfänger zu­ gehen. Ist z. B. ein Jollenkreuzer für die Zeit vom 29. 5. 26 mittags 12 Uhr bis dahin 1927 mit der Maßgabe versichert, daß der Vertrag nach Ablauf dieser Zeit stillschweigend auf ein Jah r fortgesetzt wird, falls nicht ein Monat vor dessen Ablauf mittels eingeschriebenen Briefs gekündigt ist, so ist eine Kündigung des Versicherungsnehmers, die dem Versicherer am 29. 4. 27 nachmittags zwischen 5 und 6 Uhr durch Ein­ schreibebrief zugeht, verspätet (LG. I Berlin I R . 1928. 206; G o t t s c h a l k I R . 1928. 82). Die Kündigung ist oftmals vertraglich an eine bestimmte Form geknüpft (Bem. 18 zu § 38). über die Kündigungsfristen, die als angemessen gelten können (Viehversicherung: ein Monat; Mobiliarfeuerversicherung: ein Monat; Gebäudefeuerversicherung: drei Monate; besonderes gilt für die Hagelversicherung) VA. 1905. 115, 1906. 95, 1909 107, 158). über die Kündigungsfristen in der Haftpflichtvers. AllgHaftpflichtVersbdg. § 10 I, in der Unfallvers. AllgUnfallBersbdg. § 18 I. Durch Stillschweigen auf eine verspätete Kündigung gibt der Versicherer nicht sein Einverständnis zu erkennen (RG. 19. 1. 15 VA. 1915* 10 Nr. 860). B ei unvoll­ ständiger Kündigung, z. B . bei fehlender Genehmigung des Hypothekengläubigers, soll der Versicherer den Versicherungs­ nehmer unverzüglich auf den Mangel aufmerksam machen (VA. 1916. 9). Abgesehen von dem vertraglichen Kündigungsrecht steht dem Versicherungsnehmer ein s o f o r t i g e s Kündi­ g n n g r e ch t zu, wenn sich der Versicherer trotz abgeschlosse­ nem Vertrag weigert, ihm künftighin Versicherungsschutz zu gewähren. Ein solches Verhalten stellt eine positive Vertrags­ verletzung dar, welche nach §§ 325, 326 BG B. zum Rücktritt vom Vertrag berechtigen würde, wenn die Vorschriften über

Allgemeine Vorschriften. § 8.

77

gegenseitige Verträge unverändert auf den Versicherungsver­ trag zur Anwendung gelangten. Aus der Natur des Verstcherungsverhältnisses als Dauerverhältnis ergibt sich, daß an Stelle des Rücktrittsrechts ein sofortiges Kündiaungsrecht tritt. Würde der Versicherungsnehmer zurücktreten können, dann würde der Versicherer seinen Anspruch auf Präm ie für die Zeit bis zum Rücktritt verlieren, ein Ergebnis, das den Grundsätzen der Versicherungstechnik widerspricht (KG. 7. 7. 28 I R . 1928. 276; Bem. 7 zu § 20, Bem. 7 zu § 22). 2. Die stillschweigende Verlängerung erstreckt sich jedesmal 3. stets n u r a u f h ö c h s t e n s e i n J a h r . Der ursprüngliche Vertrag läuft weiter, sofern sich nicht bereits ein Totalschaden ereignet hat. 3. Die stillschweigende Verlängerung ist k e i n n e u e r 4 V e r t r a g s a b s c h l u ß , daher ist die vorvertragliche An­ zeigepflicht (§ 16) nicht erneut zu erfüllen (unbestimmt RG. 26. 4. 21 VA. 1923* 29 Nr. 1255), wohl aber gegebenenfalls die Pflicht zur Anzeige gefahrerhöhender Umstände (§§ 23 ff.), die Ausstellung eines besonderen Erneuerungsscheins unnötig (VA. 1911. 28), die nach der Verlängerung fällige Präm ie eine Folgeprämie (OLG. Dresden 29. 1. 26 I R . 1926. 57, HansRZ. 1926. 329; Bem. 5 vor § 35), der Beginn der Ver­ sicherung (Bem. 2 zu § 38) und der sich nach ihm bestimmende Versicherungswert ist auf den Beginn der ursprünglichen Ver­ sicherung abzustellen (RG. 3. 2. 26 Bd. 112. 384, I R . 1926. 64, IW . 1926. 1439, VA. 1926. 63 Nr. 1572). In der Ü b e r s e n d u n g eines Verlänge­ r n n g s s ch e i n s auf mehrere Jah re liegt ein B ertrags­ antrag an den Versicherungsnehmer (LG. Neustrelitz VA. 1914* 71 Nr. 826). Soweit solche Vereinbarungen nur zur Umgehung des § 8 dienen (z. B. bei Abschluß des Versiche­ rungsvertrags läßt der Versicherer von dem Versicherungs­ nehmer den Antrag auf Verlängerung stellen), sind sie nichtig. II. Von der stillschweigenden Verlängerung ist die a u s - 5. dr ückl i ch v e r e i n b a r t e V e r l ä n g e r u n g eines Versicherungsvertrags u n d d i e V e r e i n b a r u n g e i n e s n e u e n V e r t r a g s , wenn auch in diesem auf einzelne Bestimmungen des alten Vertrags verwiesen wird, zu unter­ scheiden (RG. 11. 11. 27 VA. 1929. ß Nr. 1789). über die

78 1. Abschn. Vorschriften für sämtliche Bersicherungszweige. Verpflichtung zur Nachversicherung in der Viehversicherung Bem. 6 vor § 116. 6. III. § 8 ist absolut zwingend für den ganzen Bereich des Gesetzes (AllgVorbem. 2-7, 28). (Beine rückwirkende Kraft er­ gibt sich aus Art. 3 EG. (Bem. 3 zu Art. 3). I s t ein Ver­ sicherungsvertrag 1909 auf zehn Jahre mit der Vereinbarung abgeschlossen, daß er als stillschweigend verlängert gilt, wenn er nicht drei Monate vor Ablauf gekündigt wird, so findet, wenn er nicht gekündigt ist, § 8 bereits bei Beginn der ersten Verlängerung (1919), nicht erst bei der zweiten Verlängerung (1929) Anwendung, da durch Unterlassung der Kündigung der Versicherungsvertrag dem Gesetz unterworfen wird (VA. 1910. 13, 86, 1911. 114; KG. 28. 10. 10 VA. 1911* 5 Nr. 668). Auf den verlängerten Vertrag kommen die gesetzlichen Verjährungs­ vorschriften zur Anwendung (OLG. Hamburg 29. 11. 18 VA. 1919* 31 Nr. 1082).

§ 9. Als Versicherungsperiode im Sinne dieses Ge­ setzes gilt, falls nicht die Präm ie nach kürzeren Zeit­ abschnitten bemessen ist, der Zeitraum eines Zahres. 1.

2.

1. S ch r i f t t u m : Bem. 1 vor § 35. I. 1. V e r s i c h e r u n g s p e r i o d e ist der Zeitraum, nach welchem die Berechnung der Prämie erfolgt. Der Zeit­ raum kann kalendermäßig bestimmt sein oder sich aus der Art der versicherten Unternehmung (Bem. 3 zu § 7) ergeben. Die Versicherungsperiode kann n i e m a l s l ä n g e r a l s e i n J a h r , w o h l a b e r k ü r z e r s e i n , wenn die Prämie nach kürzeren Zeitabschnitten berechnet ist. Infolge­ dessen bleibt bei ratenweiser Entrichtung einer Jahrespräm ie die Versicherungsperiode ein Ja h r. Eine Änderung der Zah­ lungsweise kann als Änderung der Versicherungsperiode gelten (RG. 20. 6. 02 Praxis Bd. 1. 41, 46). Erstreckt sich die tech­ nische Dauer der Versicherung (Bem. 4 vor § 35) auf mehrere Jahre, so zerfällt sie in eine dementsprechende Anzahl von Versicherungsperioden. Der Beginn der ersten oder der ein­ zigen Versicherungsperiode fällt mit dem technischen Beginn der Versicherung zusammen. E r pflegt willkürlich von bett Parteien bestimmt zu werden. I n der Hagelversicherung um­ faßt der Natur der Sache nach jede Versicherungsperiode.den

Allgemeine Vorschriften. §§ 9, 16.

70

Zeitraum eines Wirtschaftsjahres; gewöhnlich beginnt die Haf­ tung für Schäden an Wintersaaten nicht schon mit der A us­ saat, sondern erst mit dem 1. Ja n u a r oder mit dem 1. M ärz und demgemäß verschiebt sich auch der Lauf der Versicherungs­ periode. 2. Die B e d e u t u n g der VersicherungsPeriode tritt na- 3. mentlich bei der Anwendung des Grundsatzes von der U n ­ t e i l b a r k e i t d e r P r ä m i e (Bem. 6 vor § 35} in die Erscheinung. Die Versicherungsperiode ist ferner bestimmend für die Behandlung der Versicherungssumme (§ 60 Abs. 2), für die Prämie (§§ 41 Abs. 1, 51 Abs. 1, 60 Abs. 2, 95, 119), für die Beschränkung der Haftung des Hagelversicherers bei Eintritt mehrerer Versicherungsfälle (§ 112), für den Zeit­ punkt der Kündigung des Versicherungsnehmers oder V er­ sicherers (§§ 30 Abs. 2, 96 Abs. 2 S . 3, 113, 114, 158 Abs. 2 S . 3). II. § 9 ist insoweit zwingend, als das Gesetz durch zwin- 4. gende Vorschriften Rechte der Parteien mit dem Ablauf der Versicherungsperiode begrenzt; alsdann darf keine längere Periode als ein J a h r festgesetzt werden (Bgr.).

§10. Hat der Versicherungsnehmer seine Wohnung geändert, die Änderung aber dem Versicherer nicht m it­ geteilt, so genügt für eine Willenserklärung, die dem Versicherungsnehmer gegenüber abzugeben ist, die Ab­ sendung eines eingeschriebenen Briefes nach der letzten dem Versicherer bekannten Wohnung. Die Erklärung wird in dem Zeitpunkte wirksam, in welchem sie ohne die Wohnungsänderung bei regelmäßiger Beförderung dem Versicherungsnehmer zugegangen sein würde. Hat der Versicherungsnehmer die Versicherung in seinem Gewerbebetriebe genommen, so finden bei einer Verlegung der gewerblichen Niederlassung die Vor­ schriften des Abs. 1 entsprechende Anwendung. 1. S c h r i f t t u m : B r u c k - D ö r s t l i n g 274. 1. I. Willenserklärungen müssen dem Empfänger zugegangen 2.

80 1. Abschn. Vorschriften fü r sämtliche BersicherungSzweige. sein (§ 130 B G B .). Der Empfänger muß die Möglichkeit ihrer Kenntnisnahme haben. Z u r Vermeidung von Weite­ rungen und Kosten, die verursacht werden, wenn dem V er­ sicherer der Aufenthalt des Versicherungsnehmers unbekannt ist, sieht § 10 eine v e r e i n f a c h t e Z u s t e l l u n g v o n Willenserklärungen, die dem Versiche­ rungsnehmer gegenüber abzugeben si nd, vor. Eine entsprechende Vorschrift g ilt fü r die Gebäudefeuer­ versicherung (§ 104). II. Die vereinfachte Zustellung hat drei V o r a u s ­ setzungen: 3. 1. a) Sie greift n u r Platz f ü r e m p f a n g s b e d ü r f ­ t i g e W i l l e n s e r k l ä r u n g e n des Versicherers, also vor allem fü r M ahnung, Rücktritt, Kündigung, Ablehnung einer Entschädigungsleiftung usw. D ie W illenserklärungen des Versicherers stehen in einem Gegensatz zu den dem V er­ sicherer obliegenden Leistungen, so zu der Aushändigung des Versicherungsscheins oder von Ersatzurkunden, zu Zahlungen aller A r t (Entschädigung, Rückvergütung. Rückgewähr von Prämien, Vorauszahlung usw.); ihrer kann sich der Versicherer nicht dadurch entledigen, daß er sie an die letzte ihm bekannte Wohnung sendet, sondern er hat sie gegebenenfalls öffentlich zu hinterlegen (Bem. 5 zu § 49). D ie Willenserklärungen müssen im R a h m e n des b e r e i t s z u s t a n d e g e k o m m e n e n V e r t r a g s abzugeben sein, daher findet das vereinfachte Verfahren keine Anwendung bei dem Abschluß eines neuen, der Verlängerung oder der Änderung eines be­ stehenden, der Wiederinkraftsetzung eines aufgehobenen V er­ trags ( B r u c k - D ö r s t l i n g 275, G o t t s c h a l k Z V W . 1912. 201; anders W o r m s Z . 1909. 532).

4.

b) D ie Erklärung muß v o n d e m V e r s i c h e r e r , Ab­ schlußagenten (§ 45) oder seinem sonstigen Vertreter abgegeben werden. 5. c) E r k l ä r u n g s e m p f ä n g e r ist der Versicherungs­ nehmer. dem ausdrücklich fü r gewisse Erklärungen der Hypo­ thekengläubiger gleichgestellt w ird (§ 104). D a aber das ver­ einfachte Zustellungsverfahren der Erleichterung des Geschäfts­ betriebs des Versicherers dienen und den umständlichen Weg der öffentlichen Zustellung unnötig machen soll, so ist dem

Allgemeine Vorschriften. § 10.

81

Versicherer dasselbe Recht gegenüber allen zu gewähren, die mit ihm auf Grund und im Rahmen des Versicherungsver­ trags in Beziehung treten, so gegenüber den Rechtsnachfolgern des Versicherungsnehmers, seinen Erben, dem Zessionar, dem Versicherten, allen, denen Mahnung und Kündigung (Bem. 14 zu § 39) zugehen muß ( B r u c k - D ö r s t l i n g 276). 2. Der V e r s i c h e r u n g s n e h m e r m u ß seine W o h - 0. n u n g g e ä n d e r t oder seine gewerbliche N i e d e r l a s ­ s u n g v e r l e g t h a b e n (Abs. 2). Wohnung ist nicht gleich­ bedeutend mit Wohnsitz (§ 7 BGB.). Unter Wohnungsände­ rung ist die Aufgabe der bisherigen Wohnung (gewerblichen Niederlassung) oder die Änderung der „Adresse", d. h. der Stelle, an die bisher der Versicherer Mitteilungen richtete, zu verstehen (T o o p ZVW. 1915. 299, 317, Z. 1916. 471). 3. Der V e r s i c h e r u n g s n e h m e r m u ß u n t e r ­ l a s s e n h a b e n , die W o h n u n g s ä n d e r u n g d e m Versicherer mitzuteilen. a) Die Mitteilungspflicht ist eine O b l i e g e n h e i t 7. (Bem. 4 zu § 6), die vor oder nach Eintritt des Bersicherungsfalls dem Versicherer gegenüber zu erfüllen ist. b) T r ä g e r der Mitteilungspslicht ist der Versicherungs- 8. nehmer auch bei der Versicherung für fremde Rechnung, sein Rechtsnachfolger, bei mehreren Versicherungsnehmern ein jeder von ihnen, sofern sie nicht gemeinsam ein Interesse versichern, bei Veräußerung der versicherten Sache der Erwerber, sobald er in das Vertragsverhältnis eingetreten ist. c) Die M i t t e i l u n g ist W i s s e n s e r k l ä r u n g . 9. Willensmängel oder Mängel in der Geschäftsfähigkeit sind ohne Einfluß. Mithin entscheidet die Tatsache, ob die M it­ teilung ordnungsgemäß gemacht ist oder nicht. Auch ein be­ schränkt Geschäftsfähiger oder ein Geschäftsunfähiger kann die Mitteilung machen. d) Die Anzeige ist a n d e n V e r s i c h e r e r , an den A b -10. schlußagenten (§ 45; Ausnahme § 47), oder an einem sonstigen Vertreter, bei mehreren Versicherern an einen jeden von ihnen, sofern nicht einer die Führung hat, zu richten; der Vermittelungsagent ist zu ihrer Entgegennahme befugt (§ 43 Nr. 2; Ausnahme § 47). e) Die F o r m der Mitteilung ist nicht gesetzlich, regel-11. B ruck, Versicherungsvertrag. 6. Aufl.

6

82 1. Abschn. Vorschriften für sämtliche Bersicherungszweige. mäßig vertraglich geregelt. Gewöhnlich ist schriftliche Form vereinbart. 12. f) Die Mitteilung muß s p ä t e s t e n s bis zu dem Augen­ blick, in dem der Versicherer eine Erklärung abgeben will, erfolgt sein. 13. g) Da die F o l g e n u n t e r l a s s e n e r M i t t e i l u n g auch o h n e V e r s c h u l d e n des MitteilungsPflichtigen ein­ treten, so ist die Frage, ob und inwieweit der Versicherungs­ nehmer für das Verhalten Dritter, deren Hilfe er sich bei E r­ stattung der Mitteilung bedient, aufzukommen hat, gegen­ standslos. Es entscheidet lediglich die Tatsache, ob der Ver­ sicherer die Mitteilung erhalten hat (Bem. 11 zu § 6). Auf welche Weise er die Kenntnis erlangt, ist belanglos. Eine Mitteilung, die ihm von dritter Seite, z. B. dem Agenten, zugeht, muß er gelten lassen. Eine Erkundigungspflicht für den Versicherer besteht nicht; sein Kennenmüssen ist seiner Kenntnis nicht gleichgestellt. I n der Mitteilung, daß der Versicherungsnehmer zu den Fahnen einberufen ist, liegt die Anzeige der Wohnungsänderung (KG. 10. 1. 17 VA. 1918* 8 Nr. 1019). 14. III. 1. Die F o l g e n u n t e r l a s s e n e r M i t t e i ­ l u n g bestehen darin, daß zur Abgabe der Willenserklärung die Absendung eines eingeschriebenen Brieses (Postkarte, Drucksache usw.) an die letzte, dem Versicherer bekannte Woh­ nung des Erklärungsempfängers genügt (Abs. 1 S . 1). Die Erklärung wird wirksam, auch wenn sie als unbestellbar zu­ rückkommt, in dem Zeitpunkt, in welchem sie ohne die Woh­ nungsänderung bei regelmäßiger Beförderung dem Erklä­ rungsempfänger zugegangen sein würde (Abs. 1 S . 2). 15. 2. Die K o s t e n der Einschreibesendung hat der Versicherer zu tragen. — Der Versicherer hat zu b e w e i s e n , daß er die Erklärung eingeschrieben abgesandt hat, der Erklärungs­ empfänger, daß dem Versicherer die neue Wohnung bekannt war. 16. IV. Der Versicherer kann sich auch, wenn die Voraus­ setzungen des § 132 Abs. 2 BGB. erfüllt sind, der ö f f e n t ­ l i ch e n Z u st e l l u n g (§§ 203 ff. ZPO .) bedienen.

§11. Auf eine Vereinbarung, nach welcher die Leistung des Versicherers erst mit der Feststellung des

Süfocmeittc Vorschriften. §§ 11, 12.

83

Anspruchs durch Anerkenntnis, Vergleich oder rechts­ kräftiges Urteil fällig werden soll, kann sich der Ver­ sicherer nicht berufen. 1. Die früher übliche (RG. 19. 1. 91 Seufsert Bd. 46. 458 1. N. 282, 3.1.94 Sb. 32.342; OLG. Stettin 20.4.05 VA. 1905* 77 Nr. 145) V e r e i n b a r u n g , d a ß d i e geldliche oder geldeswerte L e i s t u n g d e s V e r s i c h e r e r s e r s t m i t F e st st e l l u n g d e s A n s p r u ch s d u r ch A n e r ­ kenntnis, Ve r gl e i c h oder r e c h t s k r ä f t i g e s U r t e i l f ä l l i g w i r d , ist u n w i r k f a m. T er Ver­ sicherer kann sich daher beispielsweise nicht auf eine Verein­ barung berufen, nach der für ihn keine Verpflichtung zur Leistung besteht, bevor er den Bestand und den Umfang der Schadensforderung anerkannt hat, oder bevor im Falle einer sich ergebenden Meinungsverschiedenheit richterliche Entschei­ dung erfolgt ist (KG. 18. 10. 22 HansRZ. 1923. 214). — Uber die Fälligkeit der Leistung (Sem. 6 zu § 49), über die Sonderregelung in der Haftpflichtversicherung Sem. 2 zu § 154. 2. § 11 ist relativ ausnahmsweise zugunsten jedes 2. Dritten zwingend (Allg. Vordem. 26, 28) und rückwirkend (Art. 4 Nr. 2 EG.). Er bleibt bei der Transportversicherung von Gütern außer Anwendung (KG. 6. 6. 25 I R . 1925. 255, 7. 1. 28 I N . 1928. 61, VA. 1929. 261 Nr. 1914; bedenklich KG. 23. 4. 27 VA. 1928. 273 Nr. 1771 Autokaskoversiche­ rung).

§ 12. Die Ansprüche aus betn Versicherungsverträge verjähren in zwei Jahren, bei der Lebensversicherung in fünf Jahren. Die Verjährung beginnt m it dem Schlüsse des Jahres, in welchem die Leistung verlangt werben kann. Is t im Vertrage bestimmt, baß der Versicherer von ber Verpflichtung zur Leistung frei sein soll, wenn ber Anspruch auf bie Leistung nicht innerhalb einer be­ stimmten Frist gerichtlich geltend gemacht wirb, so be6*

84 1. Abschn. Vorschriften für sämtliche Bersicherungszweige.

ginnt die Frist erst, nachdem der Versicherer dem Versiche­ rungsnehmer gegenüber den erhobenen Anspruch unter Angabe der mit dem Ablaufe der Frist verbundenen Rechtsfolge schriftlich abgelehnt hat. Die Frist muh wenigstens sechs Monate betragen. Auf eine Vereinbarung, durch welche die Verjährung der Ansprüche gegen den Versicherer erleichtert oder von den Vorschriften des Abs. 2 zum Nachteile des Ver­ sicherungsnehmers abgewichen wird, kann sich der Ver­ sicherer nicht berufen. 1.

1. S c h r i f t t u m : Br u c k § 33; ( H a f e n I R . 1928. 147; B r u c k - D ö r s t l i n g 287; G o 1 t s c h a l k Mitteilungen 1916. 180, 1918. 180, HansRZ. 1922. 122. 2. I. An Stelle der V e r j ä h r u n g s f r i s t e n des BGB. treten andere Fristen und zwar eine Frist von zwei Jahren, bei der Lebensversicherung (Bem. 5 ff. vor § 159) von fünf Jahren (Abs. 1 S . 1). 3. 1. Die V e r j ä h r u n g , die vertraglich nicht ausgeschlossen werden kann (§ 225 S . 1 BGB.), ist von der Klagefrist (Bem. 9) zu unterscheiden (OLG. Hamburg 29. 11. 18 VA. 1919* 31 Nr. 1082). Nach Vollendung der Verjährung kann der Ver­ pflichtete die Leistung verweigern (§ 222 Abs. 1 BGB.). Der Verpflichtete kann jederzeit aus die Einrede der Verjährung verzichten. Die Verjährung ist nicht von Amts wegen zu be­ rücksichtigen. 4. 2. D e r V e r j ä h r u n g u n t e r l i e g e n alle Ansprüche aus dem Versicherungsvertrag, vor allem also der Anspruch des Versicherers auf Entrichtung der Präm ie samt Neben­ kosten, von Verzugszinsen, der Anspruch des Versicherungs­ nehmers auf Aushändigung des Versicherungsscheins oder einer Ersatzurkunde (§ 3), auf Auszahlung der geldlichen Leistung des Versicherers, auf Gewährung der geldeswerten Leistung des Versicherers, auf Gewährung des Rechtsschutzes in der Haftpflichtversicherung, der Rückvergütung (§ 176), auf Ersatz von Aufwendungen, des Verzugsschadens (RG. 9. 6. 25 Bd. 111. 102, I R . 1925. 212, VA. 1926. 84 Nr. 1450). — Da-

Allgemeine Vorschriften. § 12.

86

gegen verjähren nach §§ 195 ff. BGB. der Rückforderungs­ anspruch des zurückgetretenen Versicherers (Sem. 5 zu § 20), der Ausgleichsanspruch mehrerer Versicherer (§ 59 Abs. 2: anders nach § 48 ADS. R i t t e r 699), der Ersatzanspruch gegen Dritte (§ 67), Ansprüche aus ungerechtfertigter Be­ reicherung. 3. Die V e r j ä h r u n g b e g i n n t mit dem Schluß des Jahres, in welchem die Leistung verlangt werden kann (Abs. 1 S. 2), nicht mit der Entstehung des Anspruchs (§ 198 BGB.). Besteht für Entrichtung der Präm ie eine Zahlungsfrist (Bern. 8 zu § 35), dann tritt die Verjährung nicht mit dem Schluß des Jah res ein, in dem die Präm ie fällig ist, son­ dern in dem der Ablauf der Zahlungsfrist liegt. Wann die geldliche Leistung des Versicherers verlangt werden kann, be­ stimmt sich in den Bersicherungszweigen verschieden (Bern. 6 zu § 49). Der erste Tag der Verjährungsfrist ist der erste J a n u a r des auf das Ja h r, in dem die Leistung verlangt wer­ den kann, folgenden Kalenderjahres. 4. Die V e r j ä h r u n g s f r i s t b e t r ä g t zwei oder fünf Jahre; ihre Berechnung ergibt sich aus §§ 187 ff. BGB.; über Hemmung und Unterbrechung §§ 202—217 BGB. — Die Verjährung der Ansprüche gegen den Versicherer kann niemals auf eine kürzere als auf eine zwei- oder fünfjährige Frist bemessen werden, denn darin liegt eine Erleichterung der ge­ setzlich festgelegten Verjährung (Abs. 3). Dagegen könnte die Frist für die Verjährung der Ansprüche gegen den Versiche­ rungsnehmer nicht verlängert, aber abgekürzt werden (§ 225 S . 2 BGB.). 5. Die G e l t e n d m a c h u n g d e r V e r j ä h r u n g s e i n r e d e seitens des Versicherers (des Versicherungsnehmers) versagt, wenn er selbst ohne Arglist den Versicherungsnehmer (den Versicherer) veranlaßt hat, die Frist unbenutzt verstreichen zu lassen (OLG. Düsseldorf 30. 4. 25 I R . 1925. 333, VA. 1926. 141 Nr. 1491; NG. 8. 12. 25 I R . 1926. 4). II. Jede Verzögerung in der Erledigung zweifelhafter Ansprüche erschwert die zuverlässige Feststellung der maßgebenden Tatsachen und beeinträchtigt zugleich die Übersicht über den wahren Stand des Vermögens des Versicherers (Bgr.). Zur Vermeidung dieser Nachteile muß der Anspruch auf die

5.

6.

7.

8.

86 l. Abschn. Vorschriften für sämtliche BerstcherungSzweige. Leistung, falls er abgelehnt wird, innerhalb einer bestimmten Frist — K l a g e f r i s t — geltend gemacht werden (Abs.2). 9. 1. Die K l a g e f r i st ist eine vertragliche A u s s c h l u ß f r i s t . So auch bereits das vorgesetzliche Recht, selbst wenn die Frist als Verjährungsfrist bezeichnet war (ROHG. Bd. 2. 395, Bd. 8. 408, Bd. 12. 204, Bd. 25. 50; LG. Bromberg VA. 1905* 69 Nr. 135; OLG. Königsberg 24. 9. 07 Praxis Bd. 2. 75; RG. 1. 2. 10 VA. 1910* 113 Nr. 564, IW . 1910. 244, 20. 6. 11 VA. 1913* 3 Nr. 711, 25. 2. 13 VA. 1913* 81 Nr. 749). Die Geltendmachung des Anspruchs innerhalb einer bestimmten Frist ist keine Obliegenheit (anders v. G i e r k e LZ. 1909. 721, 739; H e i n e LZ. 1912. 301, 308 u. Andere; richtig G o t t s ch a l k HansRZ. 122 u. Andere), sondern sie befristet das Recht des Versicherungsnehmers, seinen in be­ stimmter Weise abgelehnten Anspruch nunmehr gerichtlich gel­ tend zu machen. Als Ausschlußfrist ist die Klagefrist von Amts wegen zu beachten. I s t die Frist abgelaufen, ohne daß der Anspruch gehörig geltend gemacht worden ist, dann ist der Anspruch untergegangen, unterliegt daher nicht mehr der Verjährung. Dagegen bleibt die Verjährungsfrist (oben Bem. 3) voll Bedeutung für alle Ansprüche, die der Versicherer nicht oder nicht gehörig abgelehnt hat. 2. D i e V e r w i r k u n g d e s A n s p r u c h s auf Leistung des Versicherers durch Ablauf der Klagefrist hat d r e i V o r a u s s e t z illl g e n : 10. a) E s m u ß e i n A n s p r u ch aus Leistung bei dem Versicherer e r h o b e n w o r d e n s e i n , also insbesondere muß von ihn: die Auszahlung geldlicher Leistungen (Entschädiguugsleistung, Versicherungssumme, Rückvergütung, Präm ien­ rückgewähr usw.), die Gewährung geldeswerter Leistungen, die Gewährung von Rechtsschutz in der Haftpflichtversicherung (RG. 25. 2. 13 VA. 1913* 81 Nr. 749), die Ausstellung eines Versicherungsscheins, einer Ersatzurkunde gefordert wordell sein. Sind mehrere Berechtigte vorhanden, dann kann jeder getrennt von den übrigen seinen Anspruch geltend machen. Gehört der Anspruch zu einem Nachlaß, so hat die Geltend­ machung durch alle Miterben gemeinschaftlich zu erfolgen (§ 2040 Abs. 1 BGB.). Wird der Anspruch niemals geltend gemacht, dann Hai der Versicherer keine Macht, den Anspruchs-

Allgemeine Vorschriften. § 12.

87

berechtigten zur Geltendmachung des Anspruchs zu veranlassen (OLG. Stuttgart 10. 4. 20 VA. 1923* 18 Nr. 1245), oder von sich aus die Klagefrist in Lauf zu setzen; es bleibt ihm dann nichts anderes übrig, als den geschuldeten Gegenstand öffent­ lich zu hinterlegen (§§ 372 ff. BGB.; Bem. 5 zu § 49).

b) Die A b l e h n u n g de s A n s p r u c h s muß u n t e r 11. A n g a b e de r mit dem Ablauf der Frist verbundenen R e c h t s f o l g e schriftlich erfolgt sein. Die A b l e h n u n g ist eine empfangsbedürftige Willens­ erklärung des Versicherers oder seines Vertreters. Der Agent (Abschluß- oder Vermittelungsagent) ist als solcher zu ihrer Abgabe nicht befugt (RG. 10. 1. 05 VA. 1905* 70 Nr. 138, 10. 11. 11 Annalen 1912. 105). Bei mehreren Versicherern hat ein jeder für sich abzulehnen, sofern nicht einer die Füh­ rung hat. Die Ablehnung kann erst e r f o l g e n , wenn der Anspruch fällig ist. Es ist somit nicht ausgeschlossen, wenn auch gerade nicht häufig, daß die Klagefrist nach der Verjährungsfrist ab­ läuft, wenn der Versicherer weniger als sechs Monate vor Ende der Verjährungsfrist den Anspruch ablehnt. Zur Auf­ rechterhaltung seines Anspruchs muß dann der Anspruchs­ berechtigte vor Ablauf der Verjährungsfrist den Anspruch ge­ richtlich geltend machen. I s t die Geltendmachung des An­ spruchs innerhalb der Verjährungsfrist durch Verhalten des Versicherers unmöglich, so kann sich der Anspruchsberechtigte gegebenenfalls auf arglistiges Handeln des Versicherers be­ rufen (OLG. Stettin 5. 11. 03 VA. 1904. 152 Nr. 70; RG. 9. 11. 88 Bd. 22. 201, 16. 11. 09 VA. 1910* 39 Nr. 517; KG. 28. 1. 22 HansRZ. 1922. 341). Die Ablehnung hat g e g e n ü b e r d e nr j e n i g e n zu erfolgen, dem der Anspruch zusteht, also dem Versicherungs­ nehmer oder seinem Rechtsnachfolger, dem Zessionar, Pfand­ gläubiger, Vollstreckungsgläubiger, Bezugsberechtigten, bei Versicherung für fremde Rechnung dem Versicherungsnehmer oder dem Versicherten je nachdem, wer verfügungsberechtigt ist (§§ 75, 76), bei Veräußerung der versicherten Sache dem Ver­ äußerer oder dem Erwerber, je nachdem wer den Anspruch zu erheben berechtigt ist (§ 69 Abs. 1). Bei mehreren Berechtigten ist einem jeden gegenüber abzulehnen (LG. Beuthen Praxis

86 1. Abschn. Vorschriften für sämtliche BersicherungSzwelge. Bd. 2. 142; OLG. Marienwerder 13. 6. 10 VA. 1911* 3 Nr. 566; RG. 2. 5. 11 VA. 1912* 33 Nr. 654). Hat der Be­ rechtigte einen rechlsgeschäftlich bestellten oder gesetzlichen Ver­ treter, so ist die Ablehnung ihm gegenüber auszusprechen (RG. 8. 2. 10 VA. 1910* 63 Nr. 529). Nötigenfalls richtet sich die Adresse nach § 10. Die Erklärung ist s c h r i f t l i c h (Abs. 2 begrenzt insoweit den Umfang der Entschädigungsleistung des Versicherers. Die U r s a c h e des Schadens ist von Bedeutung, wenn der Versicherer nur eine oder mehrere Gefahren trägt, dagegen ist sie grundsätzlich ohne Bedeutung, wenn er alle Gefahren trägt (§ 129). I n zeitlicher Hinsicht tritt eine Begrenzung durch die materielle Versichernngsdauer (Bem. 3 zu § 7) ein, in räumlicher Hinsicht kann eine Begrenzung durch den räum­ lichen Geltungsbereich der Versicherung (Bem. 4 vor § 81) eintreten, über den Kausalzusammenhang zwischen dem ent­ standenen Schaden und dem Bersicherungsfall Bem. 2 zu § 55. Der A r t des Schadens nach unterscheidet man zwischen u n m i t t e l b a r e m (direktem) und m i t t e l b a r e m (in­ direktem) S c h a d e n — über Haftung für mittelbaren Scha­ den Bem. 5 zu § 53, Bem. 3 zu § 129 — und zwischen Verlust und Beschädigung. Der Verlust kann ein totaler (Totalschaden) oder teilweiser (Teilschaden) sein. Bei T o t a l V e r l u s t ist der versicherte Gegenstand als solcher vernichtet: der versicherte Gegenstand hat aufgehört das zu sein, als was er herkömmlich vor E intritt des Bcrsicherungsfalls angesehen wurde. Bei T e i l v e r l u st ist der versicherte Gegenstand als solcher teilweise vernichtet: der versicherte Gegenstand hat teil­ weise aufgehört das zu sein, als was er herkömmlich vor Ein­ tritt des Versicherungsfalls angesehen wurde. B e s c h ä d i ­ g u n g ist stoffliche Verschlechterung des versicherten Gegen­ standes ( R i t t e r 493). Is t eine Sachgesamtheit versichert, dann hängt es von den Umständen des einzelnen Falles und von

Vorschriften für die gesamte^Schadensversicherung. § 50.

249

der Verkehrsauffassung ab, ob ein Teilschaden oder eine Teil­ beschädigung als Totalschaden anzusehen ist. So kann der Verlust oder die Beschädigung eines Stücks einer Möbel­ garnitur (LG. Lübeck VA. 1911* 76 Nr. 610), eines Teiles eines Filmnegativs die gesamte Möbelgarnitur, das ganze Filmnegati-v wertlos machen.

§ 50. Der Versicherer haftet nur bis zur Höhe der Versicherungssumme. I. 1. Die V e r s i c h e r u n g s s u m m e bezeichnet den 1. Hö c h s t b e t r a g d e r g e l d l i c h e n L e i s t u n g des Ver­ sicherers; nur ausnahmsweise wird die durch sie gezogene Grenze überschritten (§§ 63 Abs. 1 S . 2, 94 Abs. 1, 124, 144, 150 Abs. 2). I n dieser Hinsicht ä h n e l t sie d e m E r ­ satz w e r t (Versicherungswert zur Zeit des E intritts des Bersicherungsfalls), aber dieser ist von größerer Bedeutung als die Versicherungssumme (§ 55). I s t infolgedessen die Versicherungssumme höher als der Ersatzwert, dann zieht der Ersatzwert die Grenze für die geldliche Leistung des Ver­ sicherers. I s t die Versicherungssumme niedriger als der E r­ satzwert, dann ist Unterversicherung (§ 56) vorhanden. Über­ steigt die Versicherungssumme erheblich den Versicherungs­ wert, dann kann die Überversicherung, beseitigt werden (§ 51). übersteigen bei mehrfacher Versicherung die Versicherungs­ summen zusammen den Versicherungswert, baun ist Doppelversicherung (§ 59) gegeben. — Die Versicherungssumme ä h n e l t ferner d e r T a x e (§ 57). Sie ist zwar keine Ver­ einbarung eines bestimmten Betrages des Versicherungswertes, aber immerhin muß zur Beseitigung, der Überversicherung nachgewiesen lverden, daß die Versicherungssumme den Ver­ sicherungswert erheblich übersteigt (§ 51); beruft sich der Ver­ sicherer auf das Vorliegen von Unterversicherung, dann hat er zu beweisen, daß die Versicherungssumme niedriger als der Ersatzwert ist (§ 56). Wird dagegen der Wert des seuerversicherten Gebäudes durch Sachverständige ermittelt, so ist die hiernach bemessene Versicherungssumme gleichbedeutend mit dem Versicherungswert (RG. 1. 4. 03 Bd. 54. 249, 222). — über die Bedeutung der Versicherungssumme in der Haft­ pflichtversicherung Bem. 7 zu § 149.

250

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

2.

2. Die Versicherungssumme d i e n t abgesehen von anderen Faktoren z u r B e r e c h n u n g d e r P r ä m i e (des Bei­ trags). 3. 3. Wird dassel'be Interesse an m e h r e r e n G e g e n st ä n d e n in einem Vertrag (Bem. 3 zu § 30) u n t e r e i n e r V e r s i c h e r u n g s s u m m e versichert, dann ist im Zweifel Kollektivversicherung als vereinbart anzunehmen, während die Festsetzung mehrerer Versicherungssummen für das Gegenteil spricht ( G e r h a r d § 50 Anm. 1). über Ver­ sicherung nach Positionen Bem. 5 zu 8 64. 4. 4. Die A u f n a h m e e i n e r V e r s i c h e r u n g s ­ s u m m e in den Versicherungsschein ist zwar durchaus üblich, aber n u r n o t w e n d i g in der Lebensversicherung, da ohne sie der Leistung des Versicherers jede Bestimmbarkeit fehlen würde (AllgVorbem. 36; Bem. 6 zu 8 1). I n der S c h a ­ d e n s Versicherung k a n n von ihr a b g e s e h e n w e r ­ d e n , alsdann wird ihre Funktion als mitbestimmender Faktor für die Höchstleistung des Versicherers durch den E r­ satzwert allein übernommen. Sie kann als gleitende Ver­ sicherungssumme dem jeweiligen Wert des versicherten I n te r ­ esses angepaßt werden, somit automatisch seinen Schwankun­ gen folgen (D u r st HansRZ. 1020. 514; B ru c k ebenda 1922. 495). Seit jeher ist die Wandelbarkeit der Versicherungs­ summe der Hagelversicherung bekannt, bei der auch innerhalb der Bersicherungsperiode die Herabsetzung der Versicherungs­ summe durchgeführt und damit Überversicherung (8 51) tat­ sächlich ausgeschlossen wird. — Die Versicherungssumme kann bei Versicherung vertretbarer Sachen nach einer bestimmbaren Mengeneinheit angegeben werden (ROHG. Bd. 10. 41). — Durch Zahlung der Versicherungssumme befreit sich der Transportversicherer von allen weiteren Verbindlichkeiten (8145). 5. II. Versicherungssumme im Sinne des BGB. (88 1046, 1128, 1130) ist der Betrag, den der Versicherer nach Eintritt eines Schadens im einzelnen Fall zu zahlen hat (Bgr.), also die Entschädigungssumme der 8§ W ff-

1.

Vorbemerkungen vor §§ 51 ff. 1. B ru c k 8 34; E h r e n d e r g , Das Interesse im Ver­ sicherungsrecht, München 1915; R i t t e r 49.

Vorschriften f. d. gef. Schadensversicherung. Bor §§ ö lff.

251

2. Gegenstand der Schadensversicherung ist nicht die der- 2. sicherte Sache, sondern das v e r s i c h e r t e I n t e r e s s e . Trotz -er gelegentlich abweichenden Ausdrucksweise des Ge­ setzes (namentlich in § 69, aber auch an anderen Stellen) besteht hierüber kein Zweifel. Von dem versicherten Interesse ist das Interesse des Versicherers im Sinne des § 26, das öffentliche Interesse im Sinne des § 93 zu unterscheiden. Interesse im versicherungstechnischen Sinne ist die Be­ ziehung zur Sache, wobei unter Sache nicht nur körperliche Gegenstände (§ 90 BGB.), sondern auch Rechte zu verstehen sind. Die Beziehung erfordert naturgemäß ein Rechtssubjekt. Mithin ist Interesse die Beziehung eines Recht ssubjektS zu einem Gegenstand, und da die Beziehung im Rahmen des Versicherungsvertrags nur unter dem Gesichtspunkt ihrer Gefährdung in Betracht kommt, ist das versicherte Interesse d ie g e g e n b e s t i m m t e G e f a h r e n v e r s i c h e r t e B e z i e h u n g an e i n e m Gegenstand. 3. Nicht irgendeine Beziehung irgendeines Rechtssubjekts 3. an irgendeinem Gegenstand ist versicherungsfähig. Eine der­ artige unbestimmte Beziehung würde die Erfassung der Ge­ fahrslage unmöglich machen. Mithin ist u n v e r s i ch e r b a r d a s o b j e k t i v e I n t e r e s s e , das Interesse an sich ohne einen bestimmten konkreten Interessenten (Bem. 3 zu § 80). Schon aus der gesetzlichen Regelung der Versicherung für fremde Rechnung (§§ 74, 80 Abs. 1) ergibt sich, daß dem Versicherer angegeben werden muß, ob eigenes Interesse oder fremdes Interesse versichert wird. Außerdem sprechen noch eine Reihe anderer Gründe gegen die Versicherungsfähigkeit des objektiven Interesses (B r u ck § 34 I). Demnach ist ver­ sicherungsfähig nur d i e d e r P e r s o n , d e r A r t , d e m G e g e n st a n d nach bestimmte Beziehung, we l c h e gegen bestimmte Gefahren ver­ s i c h e r t ist. 4. Die Versicherungsfähigkeit der Beziehung erfordert: 4. a) daß die B e z i e h u n g e r l a u b t ist. Sie ist uner­ laubt, wenn sie gegen ein gesetzliches Verbot (§ 134 BGB.) oder gegen die guten Sitten (§ 138 BGB.) verstößt. Daher ist beispielsweise die Versicherung gegen die Beschlagnahme verbotswidrig eingeführter Waren (OLG. Hamburg 14. 7. 22

252

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

HansRZ. 1922. 807; VA. 1921. 108) unzulässig. Die Derbotswidrigkeit, die sich nur vom Standpunkt des ausländischen Rechts aus ergibt, reicht nicht aus (AM. 8. 12. 26 IW . 1927. 790, VA. 1929. 44 Nr. 1822); b) daß die B e z i e h u n g w i r t s c h a f t l i c h i s t , d. h. daß sie in Geld schätzbar ist, denn der Schadensversicherer ersetzt n u r den durch Eintritt des Bersicherungsfalls ver­ ursachten Vermögensschaden (§ 1 Abs. 1 S . 1; Bem. 3 511 § 86). 5. 5. D as versicherte Interesse k a n n auf einem dinglichen (Eigentum, Nießbrauch, Vorkaufsrecht, Pfandrecht) oder einem obligatorischen (Kauf, Schenkung, Miete, Pacht, Leihe, Verwah­ rung usw.) Rechtsverhältnis b e r u h e n . Es kann in der w irt­ schaftlichen Verwertung des Gegenstandes begründet sein, mag auf diese eine Forderung bestehen (z. B. Fracht) oder mag mit ihr nach -allgemeinen Erfahrung sgrundsätzen zu rechnen sein (entgehender Gewinn). 6. 6. A n e i n e m G e g e n st a n d können m e h r e r e I n ­ t e r e s s e n vorhanden sein entweder in der Weise, daß das versicherte Interesse mehreren Interessenten zusteht, oder in der Weise, daß mehrere Interessenten verschiedenartige I n te r ­ essen haben. I m letzten Falle können die Interessen sich gegenseitig nicht berühren (neutrale Interessen), so wenn bei­ spielsweise das Eigentümerinteresse mit dem Pfandgläubiger­ interesse zusammentrifft, oder die Interessen können feindlich (alternativ) sein, sich gegenseitig aufheben. So namentlich das Interesse des Käufers, dem die Sache bereits übergeben ist, gegenüber dem Interesse des Verkäufers, der noch Eigen­ tümer der Sache ist oder der sonstwie an ihrem Schicksal be­ teiligt bleibt, weil der Käufer seinen Verpflichtungen noch nicht oder noch nicht vollständig nachgekommen ist oder weil der Kauf noch rückgängig gemacht werden kann. 7. 7. Die Interessen können vom Zeitpunkt des formellen Bersicherungsbeginns aus betrachtet g e g e n w ä r t i g e , v e r g a n g e n e , z u k ü n f t i g e sein. Der wichtigste An­ wendungsfall der Versicherung eines zukünftigen Interesses ist die laufende Versicherung (§ 187 Abs. 2), bei der die ver­ sicherten Interessen erst nach Vertragsabschluß entstehen. 8. 8. H a t e i n v e r s i c h e r b a r e s I n t e r e s s e n i e -

Vorschriften für die gesamte Schadensversicherung. § 51.

253

m a l s b e st a n d e n , etwa lveil das versicherte Interesse nicht versicherungsfähig ist, so kann auch kein ersatzfähiger Vermögensschaden eintreten. Wissen Versicherer und Versiche­ rungsnehmer zur Zeit des Vertragsabschlusses, daß dem Ver­ trag kein versicherungsfähiges Interesse zugrunde liegt, so ist der Vertrag nichtig (§§ 184, 138 BGB.). Hat nur dev Ver­ sicherer diese Kenntnis, so steht ihm kein Anspruch auf Prämie zu K i s ch 58). Hat nur der Versicherungsnehmer diese Kenntnis, so gebührt unter entsprechender Anwendung der §§ 2 Abs. 2 S. 2, 51 Abs. 2, 59 Abs. 3 dem Versicherer die Prämie bis zum Schluß der Versicherungsperiode, in welcher er die Kenntnis von der Unversicherbarkeit des Interesses er­ langt. Bei Versicherung für fremde Rechnung ist § 79 ent­ sprechend zur Anwendung zu bringen. — Liegt ein versicherungsfähiges Interesse nur i n A n s e h u n g e i n e s T e i l s der e i n h e i t l i c h ver s i cher t en G e g e n st ä n d e (Bem. 2 zu § 30), nicht auch in Ansehung des übrigen Teils vor, so ist der ganze Versicherungsvertrag unwirksam, wenn anzunehmen ist, daß er ohne diesen Teil nicht abgeschloffen sein würde (§ 130 BGB.), über den Wegfall des versicherten Interesses vor dem materiellen Beginn und nach dem mate­ riellen Beginn § 68.

§ 81. Ergibt sich, daß die Versicherungssumme den Wert des versicherten Interesses (Versicherungswert) erheblich übersteigt, so kann sowohl der Versicherer als der Versicherungsnehmer verlangen, dah zur Beseiti­ gung der Überversicherung die Versicherungssumme, unter verhältnismäßiger Minderung der Prämie für die künftigen Versicherungsperioden, herabgesetzt wird. Schließt der Versicherungsnehmer den Vertrag in der Absicht, sich aus der Überversicherung einen rechts­ widrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, so ist der Vertrag nichtig' dem Versicherer gebührt, sofern er nicht Lei der Schließung des Vertrags von der Nichtig­ keit Kenntnis hatte, die Prämie bis zum Schluffe der

254

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

Versicherungsperiode, in welcher er diese Kenntnis erlangt. 1. 2.

1. S c h r i f t t u m : B r u c k § 37; R i t t e r 260. I. Ü b e r v e r s i c h e r u n g kann schon bei V ertragsab­ schluß bestehen oder während der D auer der Versicherung entstehen. Abgesehen von der in unredlicher Absicht genom­ menen Überversicherung (Abs. 2) ist ihre Berechtigung nicht in Zweifel zu ziehen, da anderenfalls die Versicherung, z. B. von Inbegriffen, die in Menge und W ert dem Wechsel un ter­ liegen, nicht ohne Benachteiligung des Versicherungsnehmers durchführbar wäre. D a der Versicherer niem als mehr als den Betrag des tatsächlich entstandenen Schadens zu ersetzen hat (§ 56), so fehlt dem Versicherungsnehmer jedes vernünftige Interesse, nicht von der Möglichkeit zur Beseitigung der Über­ versicherung Gebrauch zu machen. M t In k rafttrete n des Gesetzes sind die landesrechtlichen Strasvorschriften wegen Überversicherung aufgehoben (KG. 30. 6. 10 BA. 1911* 35 Nr. 568; R G . 24. 6. 11 BA. 1912* 35 N r. 656). — ü b e r die teilweise abweichende Regelung in der Seeversicherung §§ 786 Abs. 3 HGB., 9 A D S . II. Ü b e r v e r s i c h e r u n g l i e g t v o r , w e n n d i e Versicherungssumme (§ 50) d e n V e r s i c h e r u n g s w e r t erheblich übersteigt. 3. D i e V e r s i c h e r u n g s s u m m e (§ 50) m u ß d e n V e r s i c h e r u n g s w e r t (Bem. 2, 3 zu § 62) e r h e b l i ch ü b e r s t e i g e n . Diese S pannung kann bereits von vornher­ ein vorhanden sein, etw a weil der tatsächliche W ert der ver­ sicherten- Beziehung überschätzt wird, oder weil die versicherte Beziehung teilweise vor dem materiellen Beginn der Ver­ sicherung wegfällt oder nicht zur Entstehung gelangt (§ 68), oder die S pannung kann auch erst im Laufe der Versicherung hervortreten. Jedenfalls muß sie in dem Augenblick vor­ liegen, in dem das Verlangen auf Beseitigung -der Überver­ sicherung gestellt wird. E s kommt somit auf den jeweiligen Versicherungswert an. I s t bei E in tritt des Versicherungsfalls Überversicherung vorhanden, so ist der Versicherer durch § 55 geschützt. I s t die bei Vertragsabschluß vorhanden gewesene Überversicherung bei E in tritt des BerficherungSfalls, z. B. durch steigende Konjunktur, beseittgt, so kann nicht verlangt

Vorschriften für die gesamte Schadensversicherung. § 51.

255

werden, daß durch entsprechende Herabsetzung der Versiche­ rungssumme nunmehr eine Unterversicherung (§ 56) eintritt. — Die Versicherungssumme muß den- jeweiligen Versiche­ rungswert e r h e b l i c h übersteigen' (Bgr.; KB. I. 50). Bei unerheblicher Überschreitung wird nur der wirkliche Wert zur Zeit des E intritts des Versicherungsfalls ersetzt. HI. 1. Die n ic h t i n u n r e d l i c h e r A b s i c h t zustande gekommene Überversicherung hat k e i n e z i v i l - o d e r s t r a f r e c h t l i c h e n F o l g e n . Der Versicherer bleibt aus­ reichend durch § 55 geschützt. Jedoch kann verlangt werden, daß die ü b e r v e r s i c h e r u n g b e s e i t i g t w i r d (Abs. 1). a) Das V e r l a n g e n ist eine rechtsgestaltende, empfangs­ bedürftige, an sich formfreie Willenserklärung. b) D as V e r l a n g e n k a n n s t e l l e n der Versicherer, von mehreren Versicherern ein jeder von ihnen, sofern nicht einer die Führung hat, nicht der Bermittelungsagent oder Makler als solcher, wohl aber der Abschlußagent (§ 45; Aus­ nahme § 47), ferner der Versicherungsnehmer, bei mehreren Versicherungsnehmern ein jeder für feinen Teil (anders K isch ZHR. Bd. 75. 260). Bei Veräußerung der versicherten Sache (§ 69) kann die Beseitigung der Erwerber auch mit Wirkung gegenüber dem Veräußerer ohne Rücksicht darauf, ob die Überversicherung bereits vor der Veräußerung besteht oder erst nach der Veräußerung entsteht, verlangen. Bei Ver­ sicherung für fremde Rechnung kann die Herabsetzung der Versicherungsnehmer, der Versicherte, wenn die Voraussetzun­ gen des § 75 Abs. 2 erfüllt sind, verlangen. c) E r k l ä r u n g s e m p f ä n g e r ist die Gegenpartei. Z ur Entgegennahme der Erklärung des Versicherungsnehmers ist auch der Bermittelungsagent ermächtigt (§ 43 Nr. 2; Aus­ nahme § 47). Bei mehreren Versicherungsnehmern ist einem jeden von ihnen gegenüber die Erklärung abzugeben. Die Adresse ergibt sich nötigenfalls aus § 10; öffentliche Zustellung Bem. 16 zu § 10. d> Die Erklärung ist an und für sich formfrei, vertraglich wird eine bestimmte F o r m , regelmäßig schriftliche Form für die Erklärung des Versicherungsnehmers, vorgesehen. Aus der Erklärung hat einwandsfrei h e r v o r z u g e h e n , auf welchen Betrag die Versicherungssumme herabgesetzt wird.

4.

5.

6-

7.

8.

256 9.

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

e) Das Verlangen kann j e d e r z e i t auch nach beut Ende der materiellen Bersicherungsdauer (Bern. 3 zu § 7) gestellt werden, aber in denr Augenblick, in dem es gestellt wird, muß Überversicherung vorhanden sein. Bei Versicherung eines Inbegriffs (§ 54) muß anzunehmen sein, daß die Versiche­ rungssumme dauernd höher als der Versicherungswert bleibt. Das Verlangen ist unverjährbar; verjährbar ist aber der An­ spruch -auf Rückzahlung von Prämie. 10. f) Da das berechtigte Verlangen, insoweit es gestellt wird, die Überversicherung endgültig beseitigt, so braucht sich der Erklärungsempfänger mit ihm nicht einverstanden zu erklären, auch gegen seinen Willen wird der Vertrag umgestaltet (ebenso R i t t e r 260; anders K isc h 231, 238). Die nötigenfalls anzustrengende Klage ist eine Feststellungsklage, sofern keine Leistungsklage gegeben ist (KG. 7. 7. 28 I R . 1928. 276, HanfRGZ. A. 1926. 580). — I m Hinblick auf die Verminde­ rung der Versicherungssumme ist der Versicherungsschein zu berichtigen. 11* g) I n dem Verhältnis, in dem die Versicherungssumme herabgesetzt wird, erfolgt die M i n d e r u n g d e r P r ä m i e für die künftigen Versicherungsperioden (§ 9), wobei die zur Zeit des Vertragsabschlusses maßgebenden Tarife des Ver­ sicherers zur Berechnung herangezogen werden können. I m allgemeinen erfolgt die Minderung der Prämie nach dem Verhältnis der alten zu der neuen Versicherungssumme, aber gelegentlich muß die Stärke der Gefahr Berücksichtigung fin­ den. Wird die Autokaskoversicherungssumme von 5000 auf 9000 herabgesetzt, dann kann nicht die Präm ie im Verhältnis von 6 : 3 gemindert werden (KG. 7. 7. 28 I R . 1926. 276, HanfRGZ. A. 1928. 580; B l a n c k Versicherungspraxis 1928. 101; D u r s t I R . 1928. 808). F ü r die zur Zeit des ZugehenS der Erklärung bei dem Erklärungsempfänger laufende Ver­ sicherungsperiode behält der Versickerer nach dem Grundsatz von der Unteilbarkeit der Präm ie (Bern. 6 vor § 35) die u r­ sprüngliche Prämie. Die Nebenkosten werden nicht gemindert; höchstens käme die Rückerstattung von zuviel bezahlter Bersicherungssteuer in Betracht. I s t die Präm ie im voraus für mehrere Versicherungsperioden entrichtet, dann ist der zuviel gezahlte Betrag herauszugeben (§§ 812 ff. BGB.).

Vorschriften für die gesamte Schadensversicherung. § 51.

257

h) I s t das Verlangen gestellt, dann kann b e i S t e i g e n l 2 . d e s V e r s i c h e r u n g s w e r t s nur auf Grund neuer Vereinbarung unter den Parteien die Versicherungssumme wieder erhöht werden. i) Die B e w e i s l a s t für das Vorliegen einer Uberver- 13. sicherung hat derjenige, der ihre Beseitigung verlangt. k) Erweist sich das V e r l a n g e n a l s u n b e r e c h - 14. t i g t , dann bleiben Versicherungssumme und Präm ie in der vertraglich vorgesehenen Höhe bestehen. Natürlich können sie durch Vereinbarung auch dann herabgesetzt werden, wenn keine Überversicherung vorliegt. 2. Die i n u n r e d l i c h e r A b s i c h t genommene über- 15. Versicherung hat die r e l a t i v e N i c h t i g k e i t d e s V e r ­ t r a g s zur Folge (Abs. 2). a) Wann u n r e d l i c h e A b s i c h t bei dem Versicherungs­ nehmer vorliegt, ist in Anlehnung 'an § 268 StG B , zu ent­ scheiden. Bei mehreren Versicherungsnehmern, die Miteigen­ tümer sind, entscheidet die Absicht eines jeden einzelnen, bei Ver­ sicherung für fremde Rechnung auch die des Versicherten. I s t der Vertragsabschluß Lurch einen rechtsgeschäftlich bestellten oder durch einen gesetzlichen Vertreter des Versicherungsneh­ mers erfolgt, dann kommt es auf die betrügerische Absicht des Vertreters und des Vertretenen an (vgl. § 166 BGB.). Den Vermögensvorteil muß der Versicherungsnehmer sich selbst öder bei der Versicherung für fremde Rechnung dem Ver­ sicherten ( R i t t e r 263) verschaffen wollen. Die betrügerische Absicht muß bei dem formellen Bersicherungsbeginn (Bem. 20 zu § 1) gegeben sein. Eventualdolus reicht aus (Schweiz. Bundesgericht 4. 5. 27 HansRGZ. A. 1928. 305). b) Die N i c h t i g k e i t des Vertrags ist n u r eine r e l a -1 6 , t i v e . Nichtig ist der Vertrag, insoweit eine Leistung des Versicherers in Frage kommt. N ur einem Hypotheken- und ihm gleichgestellten (§ 106) Gläubiger, der seine Hypothek usw. dem Versicherer angemeldet hat, bleibt der Versicherer zur Leistung nach Maßgabe des § 100 Abs. 3 verpflichtet. Die Relativität zeigt sich darin, daß dem gutgläubigen Versicherer trotz Nichtigkeit des Vertrags nach dem Grundsatz von der Unteilbarkeit der Präm ie (Bem. 6 vor § 35) die Präm ie bis zum Schluß der Versicherungsperiode, in der er Kenntnis von B r u c k , Versicherungsvertrag.

6. A ufl.

17

258

2. Abschnitt. Schndensverslcherung.

der Nichtigkeit erlangt, gebührt. Der Kenntnis des Ver­ sicherers steht das Kennenmüssen nicht gleich, ebensowenig die Kenntnis des Bermittelungsagenten (§ 45). — Ob der Ver­ sicherer Schadensersatz fordern kann, bestimmt sich nach § 826 BGB. 17. c) Der Versicherer braucht die N i c h t i g k e i t n i c h t a l s b a l d g e l t e n d z u ma c h e n . E r kann sich aber durch Fortsetzung des Versicherungsverhältnisses dritten P er­ sonen (z. B. dem Erwerber der versicherten Sache) schadensersatzpflichtig machen, ebenso wenn ihm die betrügerische Ab­ sicht von vornherein bekannt war. 18. d) Den B e w e i s für die betrügerische Absicht hat der Versicherer zu erbringen. Aus dem bloßen Verdacht vorsätz­ licher Brandstiftung können kaum Schlüsse gezogen werden (OLG. Kiel 30. 6. 28 VA. 1929. 202 Nr. 1858). Der Ver­ sicherungsnehmer hat zu beweisen, daß der Versicherer bei Vertragsabschluß von der Nichtigkeit Kenntnis hatte. 19. IV. Abs. 1 ist nicht zwingend. Das Verfahren zur Be­ seitigung der Überversicherung ist abänderbar (Bem. 4 zu § 50). Abs. 2 ist absolut zwingend für den ganzen Bereich des Gesetzes (AllgVorbem. 28).

8 52. Bezieht sich die Versicherung auf eine Sache, so gilt, soweit sich nicht aus den Umständen ein ande­ res ergibt, der W ert der Sache a ls Versicherungswerts 1.

1. S c h r i f t t u m : B r u c k § 35; E h r e n b e r g Z. 1906. 369, 376. 2. 2. V e r s i c h e r u n g s w e r t ist der „Wert des ver­ sicherten Interesses" (§ 51 Abs. 1). Der Wert des ver­ sicherten Interesses ist etwas anderes als der Wert des Ge­ genstandes, an den die versicherte Beziehung anknüpft. Der Wert des Gegenstandes ist eine allgemein feststehende Größe, der Versicherungswert ist eine subjektive Größe. Beide Größen brauchen sich keineswegs zu decken, wie die Vorschrif­ ten über die Unterversicherung (§ 56), über die Überversiche­ rung (§ 51) ergeben. I m Zweifel gilt zwar der Wert des Gegenstandes als Versicherungswert und daraus folgt, daß im Zweifel das Eigentümerinteresse als versichert gilt (Bgr.), aber keineswegs kann nur das Eigentümerinteresse versichert

Vorschriften für die gef. Schadensversicherung. §§ 52, 53.

259

werden (Bem. 5 vor § 51) und keineswegs kann der Eigen­ tümer nur den vollen Wert des Gegenstandes versichern. 3. Versicherungswert ist der Wert des versicherten In te r- 3. esses zur Zeit des Vertragsabschlusses. E r ist zu unterscheiden von dem Wert des versicherten Jnteresies zur Zeit des Ver­ sicherungsfalls (§ 55) — E r s a t z w e r t — und von dem Wert des versicherten Interesses während der Versicherungs­ dauer — j e w e i l i g e r V e r s i c h e r u n g s w e r t . Bei taxierter Versicherung (§ 57; Ausnahme § 87) und in der Transportversicherung (§§ 140 Abs. 2, 141 Abs. 1 S . 2) ist die Unterscheidung zwischen Versicherungswert und Ersatzwert gegenstandslos. Uber den Versicherungswert in der Haft­ pflichtversicherung Bem. 6 vor § 149. 4. Die B e s t i m m u n g d e s V e r s i c h e r u n g s w e r t s 4. kann auf zweierlei Weise erfolgen: e i n s e i t i g durch den Versicherungsnehmer (offene Police). Erweist sich diese ein­ seitige Bewertung bei Eintritt des Versicherungsfalls als nicht den Tatsachen entsprechend, so ist der Versicherer durch die Vorschriften über die Unterversicherung (§ 56) und über die Überversicherung (§ 51) ausreichend geschützt. Die Bestim­ mung des Versicherungswerts kann auch d u rc h V e r e i n ­ b a r u n g mit dem Versicherer erfolgen (Taxe; § 57). 5. Um Schwierigkeiten bei der Schadensliquidation zu be- 5. gegnen, gibt das Gesetz B e s t i m m u n g e n ü b e r d e n E r s a t z w e r t in §§ 86, 88, 140, 141.

§ 53. Die Versicherung umfaßt den durch den Ein­ tritt des Versicherungsfalls entgehenden Gewinn nur, soweit dies besonders vereinbart ist. I. Die V e r s i c h e r u n g d e s e n t g e h e n d e n G e - 1 . w i n n s (Chomageversicherung) wird einem wirtschaftlichen Bedürfnis gerecht, da nur die Deckung des Substanzschadens nicht in allen Fällen ausreicht, um die Vermögensnachteile auszugleichen, die durch E intritt des Versicherungsfalls dem Versicherungsnehmer entstehen. Die Versicherung des imagi­ nären Gewinns ist von großer Bedeutung in der Transport(und See-) Versicherung (Bem. 13 vor § 129), spielt aber gleichfalls in anderen Versicherungszweigen, namentlich in der Feuerversicherung, eine Rolle und wird auch als besonderer

17*

260

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

Versicherungszweig betrieben (Bem. 6 zu § 89). über die Mitteilungspflicht, wenn die Versicherung entgehenden Ge­ winns bei einem anderen Versicherer genommen wird als bei dem Versicherer, bei dem der Substmrzschaden versichert ist, § 90. I n der Haftpflichtversicherung ist die Versicherung des entgehenden Gewinns begrifflich ausgeschlossen (Bem. 6 vor § 149). 2. II. 1. D e r durch Eintrit des Versicherungsfalls e n t ­ g e h e n d e G e w i n n w i r d n u r e r s e t z t , toentt es be­ sonders vereinbart ist. Gewöhnlich liegt eine ausdrückliche Vereinbarung vor, jedoch kann sich auch aus den Umständen des einzelnen Falles ergeben, daß entgangener Gewinn ver­ sichert ist. 3. 2. Bei der Versicherung des entgehenden Gewinns handelt es sich nicht um einen Gewinn, der dem Versicherungsnehmer aus der Versicherung erwächst, infolgedessen führt sie auch nicht zu einer Bereicherung des Versicherungsnehmers, sondern um den E r s a t z d e s B e r m ö g e n s s c h a d e n s , den er dadurch erleidet, daß ihm die Möglichkeit der Vermehrung seines Vermögens durch Verwertung der versicherten Sache infolge des E intritts des Versicherungsfalls genommen wird (mittelbarer Schaden; RG. 28. 10. 19 Bd. 97. 44, VA. 1921* 18 Nr. 1128, 16. 10. 19 FW . 1920. 288). Da der Versicherer stets nur den tatsächlich entstehenden Schaden ersetzt (§ 55), so braucht er den entgangenen Gewinn nicht zu ersetzen, wenn er beweist, daß der Gewinn in Wirklichkeit nicht erzielt wor­ den wäre (R i t te r 95). 4. 3. Als e n t g a n g e n gilt nach § 262. BGB. der Gewinn, lvelcher nach dem gewöhnlichen Laufe der Dinge oder nach den besonderen Umständen, insbesondere nach den getroffenen Anstalten und Vorkehrungen, mit Wahrscheinlichkeit erwartet werden konnte. Er wird aber nur ersetzt, wenn und soweit trotz E intritts des Versicherungsfalls der erwartete Gewinn durch andere Umstände tatsächlich nicht erzielt worden ist. Is t z. B. bei Versicherung von Waren auch der Gewinn aus einem denmächst abzuschließenden Verkaufe versichert, so wird er nicht ersetzt, wenn es gelingt, rechtzeitig neue Waren zu be­ schaffen und den Verkauf unter den gleichen Umständen zu bewerkstelligen.

Vorschriften für die gesamte Schaden-versicherung. § 54.

261

4. Der entgehende Gewinn u n t e r s c h e i d e t sich v o n 5. d e m i m a g i n ä r e n G e w i n n ( R i t t e r 95), von dem in der Binnenversicherung kaum eine Rolle spielenden Unter­ nehmergewinn, dem M e h r w e r t , der tatsächlich durch Preissteigerung während der Versicherungsdauer entsteht (O e r t m a n n WuR. 1918. 73; KG. 10. 12. 27 I R . 1928. 44; OLG. Hamburg 2. 11. 27 HansRGZ. A. 1928. 162, I R . 1928. 47; RG. 8. 6. 26 IW . 1928. 3175, VA. 1929. 259 Nr. 1913, I R . 1926. 198). Keine Versicherung entgehenden Gewinns liegt bei der Hagelversicherung vor (Bem. 2 zu § 106).

§ 54. Ist die Versicherung für einen Inbegriff von Sachen genommen, so umfaßt sie die jeweils zu dem Inbegriffe gehörigen Sachen. 1. 1. I n b e g r i f f (§§ 260 Abs. 1, 1035 BGB.) ist eine 1. Nöehrheit von Sachen, die eine wirtschaftliche Einheit wie Warenlager, Bibliothek, Herde, In v en tar eines Landguts, Hausrat (§ 85) u. a. nt., nicht dagegen z. B. eine Möbel­ garnitur (LG. Lübeck VA. 1911* 78 Nr. 610), bildet, die der Eigentümer im einzelnen aufzuführen oftmals nur schwer in der Lage ist. Der Inbegriff erfordert regelmäßig aber nicht unbedingt die räumliche Zusammengehörigkeit der einzelnen Sachen; eine nur vorübergehende Entfernung einer einzelnen Sache hebt ihre Zugehörigkeit zum Inbegriff noch nicht auf (OLG. Lübeck Seuffert Bd. 19. 282 Nr. 178). 2. Die v e r s i c h e r u n g s r e c h t l i c h e S o n d e r st e l - 2. l u n g des Inbegriffs, die einem praktischen Bedürfnisse ent­ spricht (Bgr.), besteht darin, daß die j e w e i l i g e Zugehörig­ keit zu dem Inbegriff über den Umfang der Versicherung entscheidet. Was tatsächlich und endgültig aus dem Inbegriff ausscheidet, scheidet auch aus der Versicherung aus, und um­ gekehrt erstreckt sich der Versicherungsschutz auf alle Sachen, die in den Inbegriff einbezogen werden. So gehören bei­ spielsweise die neugeborenen Tiere eines als Inbegriff ver­ sicherten Viehbestandes von selbst in die Versicherung. Was im Zeitpunkt des E intritts des Verficherungsfalls zum I n ­ begriffe gehörte, muß der Versicherungsnehmer beweisen. 3. W a n n e i n e M e h r h e i t von Sachen a l s I n - g.

262

2. Abschnitt. S chadenSversicherung.

b e g r i f f v e r s i c h e r t g i l t , ist dem Vertrag zu ent­ nehmen. So werden z. B. bares Geld, Wertpapiere, Edel­ steine usw. nur, wenn ausdrücklich und besonders vereinbart, als Inbegriff versichert. 4. 4. § 54 ist rückwirkend (OLG. Kolmar 14. 5. 12 LZ. 1913. 495). II. B o n d e r V e r s i c h e r u n g e i n e s I n b e g r i f f s ist z u u n t e r s c h e i d e n : 5. a) die Versicherung nach P o s i t i o n e n (Rubriken), die namentlich in der Feuerversicherung, aber auch in anderen Bersicherungszweigen vorkommt. Die versicherten Sachen werden in Gruppen eingeteilt, und für jede Gruppe wird eine Versicherungssumme festgesetzt; die Prämie wird aus den Ver­ sicherungssummen der Gruppen berechnet, wofür es mehrere Methoden gibt. Die einzelne Position ist gewöhnlich ein I n ­ begriff, z. B. Wäsche, Kleider, Bücher, Arbeitsgerät (VA. 1917. 114). Jede Position kann überversichert, kann unterversichert sein (OLG. Hamburg 4.1. 22 HansRZ. 1962. 277; KG. 16.11. 28 HansRZ. 1923. 181). Bei der Einbruchdiebstahlversicherung ist Unterversicherung nur angenommen worden, wenn die für die Gesamtposition festgesetzte Versicherungssumme nicht aus­ reicht (VA. 1986. 156). Einen Ausgleich unter den Positionen führt die K o m p e n s a t i o n s k l a u s e l herbei (VA. 1913. 112, 1917. 106). Uber weitere Kompensationsklauseln Zusatzbdg. für Landwirtschaft § 3 Abs. 2 (B-ichbestand), § 4 Abs. 2 (Ernte). — Die Einteilung in Positionen hat nicht die Be­ deutung, daß Sachen, welche an sich unter die Versicherung fallen, bei Berechnung der Entschädigung nicht mit berück­ sichtigt werden, weil sie unter keine Position passen (HAG. Nürnberg Seuffert Bd. 27. 109 Nr. 62; LG. Mannheim VA. 1919* 32 Nr. 1063). — Ob die Versicherungssumme für eine Position als Taxe aufzufassen ist Bern. 4 zu § 57. — Den Gegensatz bildet die s u m m a r i s c h e V e r s i c h e r u n g (namentlich üblich bei Hausstandsversicherungen im hansestädtischen Verkehr), bei der für alle unter die Versicherung fallenden Gegenstände eine Versicherungssumme ausgeworfen ist. Die Verbindung von positionsweiser und summarischer Versicherung kommt bei kaufmännischen und industriellen Risiken vor. b) l a u f e n d e V e r s i c h e r u n g (§ 187).

Vorschriften für die gesamte Gchadensverficherung. § 55.

263

§ 55. Der Versicherer ist, auch wenn die Versiche­ rungssumme höher ist als der Versicherungswert zur Zeit des Eintritts des Versicherungsfalls, nicht ver­ pflichtet, dem Versicherungsnehmer mehr als den Be­ trag des Schadens M ersetzen. 1. Nach dem in § 1 S . 1 zum Ausdruck gelangten Grund- 1. satz ist der Schadensversicherer verpflichtet, dem Versicherungs­ nehmer den durch Eintritt des Versicherungsfalls verursachten Vermögensschaden zu ersetzen. Die Höhe des tatsächlich ent­ standenen Schadens zusammen mit der Versicherungssumme (§ 50) sind die Grenzen für die Ersatzleistung des Versicherers in der Weise, daß der V e r s i c h e r e r a u c h d a n n n u r d e n E r s a t z w e r t (Bem. 3 zu § 52) z u v e r g ü t e n h a t , w e n n die V e r s i c h e r u n g s s u m m e h ö h e r a l s d i e s e r W e r t i st. I s t die Versicherungssumme niedriger als der Ersatzwert, dann liegt Unterversicherung (§ 56) vor. Deckt die Versicherungssumme den Ersatzwert, dann hat der Versicherer den ganzen Schaden (Total- oder Teilschaden) nach Maßgabe des Vertrags zu ersetzen. 2. Ersetzt wird nur der durch den Verficherungsfall her- 2. beigeführte Schaden. Der u r s ä c h l i c h e Zusam­ m e n h a n g ( Ki sch WuR. 1926. 1; V i d a l Hamburg. Diss. 1928) zwischen Versicherungsfall und Schaden kann bei un­ mittelbaren Folgen einer Handlung oder eines Ereignisses bestehen (RGE. Bd. 50. 222, Bd. 69. 57, Bd. 72. 327, Bd. 78. 272, Bd. 81. 359; Bd. 90. 383). Auch bei mittelbaren Folgen ist der ursächliche Zusammenhang wenigstens dann anzuer­ kennen, wenn sie dem erfahrungsgemäßen, natürlichen Ver­ lauf der Dinge entsprechen (adäquate Folgen). Die Beweis­ last liegt dem Versicherungsnehmer ob. Es genügt große Wahrscheinlichkeit (RG. 31. 1. 05 VA. 1905* 69 Nr. 136, 10. 4. 19 Bd. 95. 249, 16. 10. 25 LZ. 1926. 116; KG. 18. 11. 22 HansRZ. 1923. 603; RGE. Bd. 98. 60). F ür die sogenannte Unterbrechung des ursächlichen Zusammenhangs gelten die allgemeinen Regeln des bürgerlichen Rechts. M rken außer dem Versicherungssall noch andere Ursachen zur Entstehung des Schadens mit (z. B. neben einem Brand eine Explosion, deren Schaden der Versicherer in Abweichung von der Be-

264

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

stimmung des § 82 nicht zu tragen hat-), so haftet der Ver­ sicherer doch für den ganzen Schaden, soweit nicht auf diese anderen Ursachen ein Teil des Schadens besonders zurück­ zuführen ist. Dagegen muß als Absicht der Bertragsteile an­ gesehen werden, daß ein Ersatz nicht stattfinden soll, wenn und soweit der Schaden überwiegend auf andere Ursachen zurück­ zuführen ist, derart, daß nach dem regelmäßigen Verlauf der Dinge der Schaden auch ohne den Eintritt des Bersicherungsfalls entstanden wäre, oder wenn infolge eines unge­ wöhnlichen Verlaufs ein ganz außerhalb der Berechnung lie­ gender Schaden verursacht wird. Nicht erforderlich ist es, daß der Bersicherungsfall in erster Linie die versicherten Gegen­ stände betroffen hat, sofern nur ein durch ihn vertragsgemäß zu ersetzender Schaden an ihnen entstanden ist. Nicht zu er­ setzen ist ein Schaden, der in gleicher Weise auch ohne den Versicherungsfall eingetreten wäre, z. B. infolge der natür­ lichen Beschaffenheit der Güter (§ 131 Abs. 2) oder der Ab­ nutzung des Schiffes (§ 132 Abs. 2), infolge der natürlichen Abnahme der Erwerbsfähigkeit mit wachsendem Alter. Dies gilt selbstverständlich auch, soweit der Schaden auf bestimmte Gefahren zurückzuführen ist, für die der Versicherer nicht haftet. Dagegen kann der Versicherer nicht geltend machen, daß infolge besonderer Umstände dem Versicherungsnehmer vermutlich auch ohne den Eintritt des Bersicherungsfalls ein Schaden entstanden sein würde, z. B . daß er voraussichtlich auch ohnedies das versicherte Haus demnächst hätte abbrechen müssen.

§ 56. Ist die Versicherungssumme niedriger als der Versicherungswert zur Zeit des Eintritts des Ver­ sicherungsfalls (Unterversicherung), so hastet der Ver­ sicherer für den Schaden nur nach dem Verhältnisse der Versicherungssumme zu diesem Werte. 1. 2.

1. S c h r i f t t u m : Br u c k § 36. I. U n t e r v e r s i c h e r u n g kann bei Vertragsabschluß bestehen, indem die Versicherungssumme bereits in diesem Zeitpunkt niedriger als der Versicherungswert ist, oder wäh­ rend der Dauer der Versicherung durch Steigen des Versiche­ rungswertes ohne entsprechende Erhöhung der Bersicherungs-

Vorschriften für die gesamte Schadensversicherung. § 56.

265

summe entstehen. Da die Versicherungssumme eine der Grenz­ linien ist, über die hinaus der Versicherer nicht haftet (§ 50), so hat der Versicherer bei einem Totalschaden die Versiche­ rungssumme, bei einem Teilschaden .anteilsmäßig zu leisten. — Uber Beseitigung der Unterversicherung infolge Geldent­ wertung durch Einführung einer unbegrenzten Vorsorgever­ sicherung in der Einbruchdiebstahlversicherung VA. 1924. 42. — Uber die teilweise abweichende Regelung in der Seever­ sicherung §§ 792 HGB., 8 ADS. II. U n t e r v e r s i c h e r u n g l i e g t v o r , w e n n d i e V e r s i c h e r u n g s s u m m e (§ 50) n i e d r i g e r als d e r E r s a t z w e r t ist. 1. Ersatzwert ist der Versicherungswert (Bem. 3 zu § 52) 3. zur Zeit des E intritts des Versicherungsfalls. Bei Streit über den Ersatzwert ist maßgebend der Zeitpunkt des Erlasses des Urteils (KG. 2. 5. 25 Berkehrsr. Rdsch. 1925. 647). Dieser Zeitpunkt entscheidet über das Bestehen einer Unterversiche­ rung. Es ist belanglos, daß bei Vertragsabschluß keine Voll­ wertversicherung vorhanden war, wenn sich bis zu dem maß­ gebenden Zeitpunkt die Spannung zwischen Versicherungswert und Versicherungssumme ausgleicht. Bei taxiertem Versiche­ rungswert ist Unterversicherung gegeben, wenn die Versiche­ rungssumme niedriger als die Taxe ist, mag sie auch erheb­ lich übersetzt sein ; 2. oder, wenn sich ein Ablieferungshindernis ergibt, der Zeitpunkt, in welchem die Güter rechtmäßig hinterlegt oder berkauft werden, über Ablieferungshindernisse §§ 437, 601, 603, 604 HGB., 52 ff. BSchG., 81 EVO. Ein Ablieferungs­ Hindernis ist namentlich gegeben, wenn der Empfänger die Annahme verweigert (RG. 14. 3. 85 Bd. 14. 5, 8). 6. V. D i e m a t e r i e l l e D a u e r der Güter-Reiseversicherung v e r l ä n g e r t sich gegebenenfalls durch Be­ nutzung von Leichterfahrzeugen (§ 136).

§ 135. Unter die Versicherung gegen die Gefahren der Beförderung von Gütern auf Eisenbahnen fällt auch die Beförderung zur Eisenbahn sowie die Beför­ derung von der Eisenbahn an den Empfänger, wenn sie durch die Eisenbahnverwaltung oder unter ihrer Verantwortlichkeit erfolgt. 1.

1. Auch bei Beförderung der Güter nicht durch Schiff, son­ dern auf der Eisenbahn, bestimmen sich Beginn und Ende der materiellen Dauer der Versicherung nach § 134. Jedoch wird auch die B e f ö r d e r u n g der Güter von dem Absender

Transportversicherung. §§ 135—187.

493

z u r B a h n o d e r v o n d e r B a h n zum Empfänger durch die Versicherung gedeckt, sofern die Beförderung durch die Eisenbahnverwaltung oder unter ihrer Verantwortlichkeit erfolgt (EVO. § 78).

§ 136. Sind Güter gegen die Gefahren der Be­ förderung auf Binnengewässern versichert, so trägt der Versicherer die Gefahr der Benutzung von Leichter­ fahrzeugen bei der Verladung oder der Ausladung, wenn die Benutzung ortsüblich ist. 1. Die Einbeziehung der Zeitdauer, in der L e i c h t e r - 1. f a h r z e u g e bei Verladung oder Ausladung benutzt zu werden Pflegen, in die materielle Dauer der Güterversiche­ rung entspricht §§ 824 Abs. 3 HGB., 89 ADS. 2. Als L e i c h t e r i st jedes Schiff anzusehen, das den 2. Transport des versicherten Gutes vom Lande nach dem zur Ausführung des Transportes bestimmen Schiffe oder um­ gekehrt besorgt (RG. 30. 6. 06 Bd. 64. 23, VA. 1907* 80 Nr. 330). — Die Versicherung beginnt, sofern die Güter nicht vorher von dem Frachtführer zur Beförderung angenommen worden sind, in dem Augenblick, in dem sie auf das Leichter­ fahrzeug verladen werden, sie endigt, wenn sie das Leichter­ fahrzeug verlassen.

§ 137. Werden die versicherten Güter in anderer Art als mit dem Schiffe befördert, mit welchem sie nach dem Versicherungsverträge befördert werden sollen, so haftet der Versicherer nicht. Werden jedoch die Güter nach dem Beginne der Versicherung infolge eines Unfalls, für den der Ver­ sicherer haftet, mit einem anderen als dem im Ver­ sicherungsverträge bestimmten Schiffe oder zu Lande befördert, so fällt die Beförderung unter die Ver­ sicherung. Das Gleiche gilt, wenn nach dem Beginne der Versicherung ohne Zustimmung des Verstcherungs-

494

2. Abschnitt. Schadensversich erung.

nehmers die Beförderung geändert oder die Reise des Schiffes aufgegeben wird. Die Versicherung umfaßt in den Fällen des Abs. 2 die Kosten der Umladung und der einstweiligen Lage­ rung sowie die Mehrkosten der Weiterbeförderung. 1.

I. Die Rechtsfolgen, welche die Ä n d e r u n g d e r B e ­ f ö r d e r u n g s a r t von versicherten Gütern auslöst, stim­ men mit §§ 816, 828 Abs. 2, 829 HGB., 95 ADS. überein. 2. II. W i r d entgegen der vertraglichen Festlegung eines bestimmten Schiffes als Beförderungsmittel versicherter Güter ei ne a n d e r s a r t i g e B e f ö r d e r n n g der G ü t e r v o r g e n o m m e n , so ist der V e r s i c h e r e r , mag die Be­ förderungsart vor oder nach dem materiellen Beginn der Ver­ sicherung (Bem. 4 zu § 134) geändert werden, l e i s t u n g s f r e i (Abs. 1). Erfolgt die andersartige Beförderung vor Beginn der Versicherung, dann braucht der Versicherungs­ nehmer keine Prämie, nur eine Geschäftsgebühr zu zahlen (§ 68 Abs. 1), erfolgt sie nach Beginn der Versicherung, so gebührt dem Versicherer die Prämie für die laufende Versiche­ rungsperiode (§ 68 Abs. 2; R i t t e r 1104). Is t im Vertrag kein bestimmtes Schiff oder sind mehrere Schiffe wahlweise vorgesehen (so vielfach bei laufender Ver­ sicherung § 187 Abs. 2), so kann von einer Anwendung des Abs. 1 keine Rede sein. 3. IC. 1. A u s n a h m s w e i s e b l e i b t d i e H a f t u n g d e s V e r s i c h e r e r s aus Billigkeitsgründen des Versiche­ rungsnehmers trotz Änderung der Beförderungsart b e s t e h e n (Abs. 2): a) wenn die Güter nach Beginn der Versicherung (Bem. 4 zu § 134) infolge eines Unfalls, für den der Versicherer haftet, mit einem anderen als dem im Versicherungsvertrag be­ stimmten Schiffe oder zu Lande befördert werden. — über den Begriff des Unfalls Bem. 5 zu § 146. Ein Unfall, für den der Versicherer haftet, ist gleichbedeutend mit dem Ver­ sicherungsfall; b) wenn nach Beginn der Versicherung (Bem. 4 zu § 164) ohne Zustimmung des Versicherungsnehmers die Beförderung geändert wird. Die Rechtslage ist ähnlich der der Gefahr-

Lransportversich erung. § 138.

495

erhöhung, infolgedessen bedeutet die Zustimmung nichts an­ deres als Gestatten im Sinne des § 23 (Bem. 18 zu § 23; R i t t e r 1110). Kann der Versicherungsnehmer die anders­ artige Beförderung nicht verhindern, so bleibt die Versiche­ rung in Kraft. „Gestatten" kann der Versicherungsnehmer bereits bei Abschluß des Frachtvertrags, daß die Beförderung geändert wird; c) wenn nach Beginn der Versicherung (Bem. 4 zu § 134) ohne Zustimmung des Versicherungsnehmers die Reise des Schiffs aufgegeben wird. 2. Für die Kosten der Umladung, einstweiligen Lagerung 4. und die Mehrkosten der Weiterbeförderung, welche in den Fällen a—c entstehen, haftet der Versicherer (Abs. 3; mittel­ bare Schäden; Bem. 3 zu § 129), jedoch nicht über die Ver­ sicherungssumme hinaus. Liegt Unterversicherung vor, so treffen diese Kosten den Versicherer nur zu einem verhältnis­ mäßigen Teile (Bgr.).

§ 138. Die Versicherung eines Schiffes beginnt, wenn sie für eine Reise genommen ist, mit dem Zeitpunkte, in welchem mit der Einnahme der La­ dung angefangen wird, oder, wenn keine Ladung einzunehmen ist, mit der Abfahrt. Sie endigt mit dem Zeitpunkte, in welchem die Löschung der Ladung am Bestimmungsorte beendigt ist, oder, wenn keine Ladung zu löschen ist, mit der Ankunft am Bestim­ mungsorte. W ird die Löschung von dem Versicherungs­ nehmer ungebührlich verzögert, so endigt die Ver­ sicherung mit dem Zeitpunkte, in welchem die Löschung beendigt sein würde, falls die Verzögerung nicht statt­ gefunden hätte. Wird vor der Beendigung der Löschung für -eine neue Reise Ladung eingenommen, so endigt die Ver­ sicherung mit dem Zeitpunkte, in welchem mit der Ein­ nahme angefangen wird.

496

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

W ird nach dem Beginne der Versicherung die ver­ sicherte Reise aufgegeben, so tritt in Ansehung der Beendigung der Versicherung der Ort, wo die Reise aufhört, an die Stelle des Bestimmungsorts. 1. 2.

1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 zu § 71. I. §§ 138, 139 befassen sich mit der m a t e r i e l l e n D a u e r (Bem. 3 zu § 7) der S c h i f f s v e r s i c h e r u n g . H 138, der sich auf die S c h i f f s - R e i s e v e r s i c h e r u n g bezieht, stimmt im wesentlichen mit §§ 823 HGB., 66 ADS. überein. 3. II. Der materielle B e g i n n (Bem. 2 zu § 38) der Schiffs-Reiseversicherung ist (S. 1): 1. entweder der Zeitpunkt, in welchem mit der Einnahme der Ladung (Güter) an dem Orte, von dem aus das Schiff die versicherte Reise antritt, angefangen wird. Die Ein­ nahme von Ballast würde der Einnahme von Ladung regel­ mäßig gleichstehen; jedoch ist die Fahrt mit Ballast für Binnenschiffe ohne praktische Bedeutung. Gefahr einer Zu­ reise in Ballast trägt der Versicherer nur, wenn auch die Zureise versichert ist (KG. 2. 6. 08 VA. 1908* 107 Nr. 425). Wird die Einnahme erheblich verzögert, so kann hierin eine Gefahrerhöhung (§ 23) liegen; 2. oder, wenn keine Ladung einzunehmen ist, die Abfahrt des Schiffes von dem O rt aus, von dem es die versicherte Reise antritt. 4. III. Das materielle E n d e (Bem. 3 zu § 7) der SchiffsReiseversicherung ist (S. 2, 3, Abs. 2): 1. entweder der Zeitpunkt, in welchem die Löschung der Ladung (Güter) am Bestimmungsort beendigt ist. Hat der Versicherungsnehmer ein Wahlrecht unter mehreren Bestim­ mungsorten, so ist der O rt, den er wählt, Bestimmungsort; 2. oder, wenn keine Ladung zu löschen ist, die Ankunft am Bestimmungsort. D as Schiff ist an dem Bestimmungsort angekommen, wenn es dort am gehörigen O rt die Anker hat fallen lassen oder befestigt ist (vgl. § 66 S . 2 ADS.); 3. oder, wenn die Löschung von dem Versicherungsnehmer ungebührlich verzögert wird, der Zeitpunkt, in welchem die Löschung beendigt sein würde, falls die Verzögerung nicht

Transportversicherung. § 13-.

497

stattgefunden hätte. Die rechtzeitige Löschung ist eine Ob­ liegenheit des Versicherungsnehmers (Bem. 3 zu § 6); über die Haftung für das Verhalten D ritter Bem. 11 ff. zu § 6. Ungebührlich ist die durch die Umstände nicht gerechtfertigte Verzögerung (vgl. auch §§ 48 ff. BSchG.); 4. oder, wenn vor Beendigung der Löschung für eine neue Reise Ladung eingenommen wird, der Zeitpunkt, in welchem mit der Einnahme angefangen wird. Unerheblich ist, ob das Schiff für die neue Reise versichert ist oder nicht. Die in einem Zwischenhafen eingenommene Ladung ist ohne Einfluß auf das Ende der Versicherung. IV. Gibt der Versicherungsnehmer nach dem Beginn der 5. Versicherung (Bem. 3) die versicherte Reise auf, so tritt in Ansehung des Endes der Versicherung (Bem. 4) der O rt, wo die Reise aufhört, an die Stelle des Bestimmungsorts (Abs. 3). Der Versicherungsnehmer gibt die Reise auf, wenn er seinen Willen, sie nicht fortzusetzen, in irgendeiner Weise kundtut. Das Verhalten des Kapitäns hat er nicht zu ver­ treten. Ob die Aufgabe der Reise erzwungen (z. B. Kriegs­ gefahr) oder freiwillig ist, ist unerheblich.

§ 139. Ist ein auf Zeit versichertes Schiff bei dem Ablaufe der vereinbarten Versicherungszeit unterwegs, so gilt das Verstcherungsverhältnis als verlängert b is zur Ankunft des Schiffes am nächsten Bestimmungsort und, falls an diesem gelöscht wird, bis zu dem nach § 138 für die Beendigung der Versicherung maßgeben­ den Zeitpunkte. Der Versicherungsnehmer kann die Verlängerung, solange das Schiff noch nicht unterwegs ist, durch eine gegenüber dem Versicherer abzugebende Erklärung ausschließen. I. Die in § 139 getroffene Regelung eines besonderen t. Falles der V e r l ä n g e r u n g einer Z e i t - V e r s i c h e ­ r u n g e i n e s S c h i f f e s dient den Jnteresien des Ver­ sicherungsnehmers, der für ein unterwegs befindliches Schiff nur schwer Deckung bekommt, namentlich wenn es überfällig ist, und erleichtert den Nachweis, ob ein Schaden unter die B r u c k , Versicherungsvertrag.

6. A ufl.

32

498

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

eine oder andere Versicherung fällt. D ie Regelung entspricht im wesentlichen §§ 831 HGB., 68 S . 1, 2 A D S . 2. II. 1. Wann sich das Schiff unterwegs befindet, ergibt sich aus § 138; hiernach ist nicht notwendig, daß das Schiff in Fahrt ist. 3. 2. D as trotz Ablauf der Versicherungsdauer verlängerte Versicherungsverhältnis endigt nach Maßgabe des § 138 (Bem. 4, 6 zu § 138), jedoch tritt an die Stelle „des" Be­ stimmungsortes der nächste Bestimmungsort, wenn mehrere Bestimmungsorte in Frage kommen. 4. 3. Daß die Prämie bei Verlängerung der Versicherung weiter zu entrichten ist, versteht sich von selbst (Bgr.). ö. III. Die V e r l ä n g e r u n g kann a u s g e s c h l o s s e n werden (S . 2) durch eine Erklärung des Versicherungsneh­ mers, bei mehreren Versicherungsnehmern durch Erklärung eines jeden von ihnen für seinen Teil, wenn Miteigentum vorliegt, anderenfalls durch Erklärung eines Versicherungs­ nehmers für die übrigen. Die Erklärung ist eine an sich formfreie, empfangsbedürftige Willenserklärung. Erklärungs­ empfänger ist der Versicherer, Abschlußagent (§ 45; Ausnahme § 47) bei mehreren Versicherern ein jeder von ihnen, sofern nicht einer die Führung hat. Die Erklärung muß ihm zu­ gehen, bevor das Schiff unterwegs ist. Wird die Erklärung rechtzeitig abgegeben, dann hört die Versicherung mit Ablauf der Versicherungsdauer auf.

§ 140. Als Versicherungswert der Güter gilt der gemeine Handelswert und in dessen Ermangelung der gemeine Wert, den die Güter am Orte der Absendung in dem Zeitpunkte haben, welcher nach den §§ 134 bis 136 für den Beginn der Versicherung maßgebend ist, unter Hinzurechnung der Versicherungskosten sowie der­ jenigen Kosten, welche bis zur Annahme der Güter durch den Frachtführer entstehen. Der sich nach Abs. 1 ergebende W ert der Güter gilt auch bei dem E intritte des Berficherungsfalls als Versicherungswert.

Transportvers icherung. § 14V.

499

Haben die Güter eine Beschädigung erlitten, so ist bei der Berechnung des Schadens festzustellen, in wel­ chem Verhältnisse der Handelswert oder gemeine Wert, den die Güter im unbeschädigten Zustand am Ab­ lieferungsorte haben würden, zu dem Werte steht, den fle dort im beschädigten Zustande haben- ein die­ sem Verhältnis entsprechender Bruchteil des Ver­ sicherungswerts gilt als Betrag des Schadens. 1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 zu § 51. 1 .1 . Nach allgemeinen Grundsätzen käme a l s V e r s i c h e r u n g s w e r t d e r G ü t e r an sich der Wert in Betracht, den die Güter zur Zeit am Orte des Versicherungsfalls haben (§ 52). Z ur Erleichterung der Wertsermittelung wird ebenso wie in der Seeversicherung (§§ 799 HGB., 90 Abs. 1 ADS.) auf den W e r t d e r G ü t e r a m O r t u n d z u r Z e i t i h r e r A b s e n d u n g (vgl. auch § 141 Abs. 1 S . 1) ab­ gestellt. 2. V e r s i c h e r u n g s w e r t der Güter (Abs. 1) t st („gilt" ist ein irreführender Ausdruck, vgl. auch § 141 Abs. 1) d e r g e m e i n e H a n d e l s w e r t , d. h. der Wert, den Güter gleicher Art und Beschaffenheit im kaufmännischen Verkehr haben (§ 430 Abs. 1 HGB.). I n seiner Ermangelung kommt der gemeine Wert der Güter in Betracht, d. h. der Wert, zu dem Güter gleicher A rt und Beschaffenheit ver­ käuflich sind. I n beiden Fällen ist maßgebend der Wert am Absendungsort und der Zeitpunkt des materiellen Beginns der Versicherung (§§ 134—136). Der Wert erhöht sich um die Kosten der Versicherung und um die Kosten, welche bis zur Annahme der Güter durch den Frachtführer entstehen. Von dem Betrage des sich hieraus ergebenden Wertes hängt es also namentlich ab, ob Überversicherung (§ 51) oder ob Unter­ versicherung (§ 56) vorliegt. 3. Die Bemesiung des Versicherungswerts kann auch durch Taxe (§ 57) erfolgen, über die Versicherung von Mehrwert R i t t e r 1067. 4. I m Gegensatz zu dem Grundsatz der Schadensverstche-

rung (§ 55), nach dem der Ersatzwert zu vergüten ist, ist

1.

2.

3.

4.

5.

600

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

(vgl. -auch § 141 Abs. 1 S . 2) der V e r s i c h e r u n g s w e r t auch der E r s a t z w e r t (Abs. 2; § 90 Abs. 2 ADS.>. Ände­ rungen des Versicherungswertes während der Dauer der Versicherung bleiben somit ohne Einfluß. 6. II. 1. Liegt Bollwertversicherung vor, so hat bei T o t a l v e r l u st der versicherten Güter der Versicherer die Versiche­ rungssumme in voller Höhe, bei T e i l v e r l u st den ent­ sprechenden Betrag (§ 876 HGB.) zu ersetzen. Bei Unterver­ sicherung (§ 56) bestimmt sich die Leistung nach dem Ver­ hältnis der Versicherungssumme zu dem Versicherungswert. Totalverlust einer versicherten, mit Fellen angefüllten Kiste ist gegeben, wenn die Kiste ausgeraubt, aber äußerlich unver­ sehrt ist (KG. 4. 10. 24 HansRZ. 1925. 237). 7. 2. Bei B e s c h ä d i g u n g der Güter wird der Schadens­ betrag nach dem §§ 875 Abs. 3 HGB., 93 Abs. 1 A D S. nach­ gebildeten Wertverhältnis berechnet (Abs. 3). Die Ermitte­ lung erfolgt in der Weise, daß dem Handels- bzw. gemeinen Wert der Güter im unbeschädigten Zustand am Ablieferungs­ ort (Gesundwert) ihr Wert im beschädigten Zustand am Ab­ lieferungsort (Schadenswert) gegenübergestellt wird. Der diesem Verhältnis entsprechende Teil des Werts gilt als B e­ trag des Schadens. I h n hat grundsätzlich der Versicherer zu bezahlen, sofern nicht Unterversicherung vorliegt, über die Ermittelung der Werte können die Bersbdg. nähere An­ ordnungen treffen. Liegt Teilbeschädigung (Beschädigung oder Verlust von einzelnen Bestandeilen oder Zubehörstücken) vor, so kann grundsätzlich Entschädigung nur für diese Teile ober Zubehörstücke verlangt werden (vgl. § 94 A D S.).

§ 141. A ls Versicherungswert des Schiffes gilt der Wert, den das Schiff bei dem Beginne der Ver­ sicherung hat. Dieser Wert gilt auch bei dem E in­ tritte des Versicherungsfalls als Versicherungswert. B ei einer Beschädigung des Schiffes gelten, falls das Schiff ausbesierungsfähig ist, die nach den 88 709, 710 des Handelsgesetzbuchs*) zu berechnenden Ausbesierungskosten als Betrag des Schadens. *) 8 709 HGB.

Der an dem Schiffe oder dem Zubehör

Transportversicherung. § 141.

601

1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 zu § 52. 1. I. 1. Wie bei der Güterversicherung (§ 140 Abs. 1) kommt 2. es bei der Kaskoversicherung auf den V e r s i c h e r u n g s ­ w e r t (Bem. 2 zu § 5 1 ) d e s S c h i f f s b e i d e m m a ­ t e r i e l l e n B e g i n n d e r V e r s i c h e r u n g (§ 138) an des Schiffes entstandene, zur großen Haverei gehörige Scha­ den ist, wenn die Ausbesserung während der Reise erfolgt, am Orte der Ausbesserung und vor dieser, sonst an bem Orte, wo die Reise endet, durch Sachverständige zu ermitteln und zu schätzen. Die Taxe muß die Veranschlagung der er­ forderlichen Ausbesserungskosten enthalten. Sie ist, wenn während der Reise -ausgebessert wird, für die Schadens­ berechnung insoweit maßgebend, als nicht die Ausführungs­ kosten unter den Anschlagssummen bleiben. War die Auf­ nahme einer Taxe nicht ausführbar, so entscheidet der Be­ trag der aus die erforderlichen Ausbesserungen wirklich ver­ wendeten Kosten. Soweit die Ausbesserung nicht während der Reise geschieht, ist die Abschätzung für die Schadensberechnung ausschließlich maßgebend. § 710. Der nach Maßgabe des § 709 ermittelte volle Betrag der Ausbesserungskosten bestimmt die zu leistende Vergütung, wenn das Schiff zur Zeit der Beschädigung noch nicht ein volles J a h r zu Wasser war. Dasselbe gilt von der Vergütung für einzelne Teile des Schiffes, namentlich für die Metallhaut, soweit für einzelne Teile des Zubehörs, wenn solche Teile noch nicht ein volles J a h r in Gebrauch waren. I n den übrigen Fällen wird von dem vollen Betrage wegen des Unterschieds zwischen alt und neu ein Dritteil, bei den Ankerketten ein Sechsteil, bei den Ankern jedoch nichts abgezogen. Bon dem vollen Betrage kommen ferner in Abzug der volle Erlös oder Wert der noch vorhandenen alten Stücke, welche durch neue ersetzt sind oder zu ersetzen sind. Findet ein solcher Abzug und zugleich der Abzug wegen des Unterschieds zwischen alt und neu statt, fo ist zuerst dieser letztere und sodann von dem verbleibenden Betrage der andere Abzug zu machen.

602

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

(Abs. 1 S . 1; §§ 795 Abs. 1 HGB., 70 ALs. 1 6 .1 ADS.). Vereinbarungen über einen anderen Wert z. B. den Wert zur Zeit des E intritts des Bersicherungsfalls (§ 55), den Ver­ kaufswert sind zulässig. Meistenteils wird der Wert taxiert (§ 57); über Ermittelung des Wertes im Schadensfälle durch Sachverständige RG. 28. 5. 21 Bd. 102. 208. Bei still­ schweigender Verlängerung der Versicherung (§ 8) ist maß­ gebend der Wert bei Beginn der ursprünglichen Versicherung (RG. 3. 2. 26 Bd. 112. 384, I R . 1926. 64, IW . 1926. 1439, VA. 1926. 63 Nr. 1572). 3. 2. Wie bei der Güterversicherung (§ 140 Abs. 2) ist ent­ gegen § 55 der V e r s i c h e r u n g s w e r t auch der E r ­ s a t z w e r t (Abs. 1 e . 1; §§ 795 Abs. 1 HGB., 70 Abs. 2 ADS.). 4. II. 1. Bei Vollwertversicherung muß der Versicherer, wenn Totalverlust eintritt, die Versicherungssumme in voller Höhe, bei Unterversicherung anteilsmäßig (§ 56) zahlen; in beiden Fällen wird der etwaige Erlös aus dem Verkauf des Wracks oder der geborgenen Gegenstände abgezogen. Ein Schiff, das nicht mehr ausgebessert werden kann, gilt als total verloren, ebenso wenn es dem Versicherungsnehmer ohne Aussicht auf Wiedererlangung entzogen, insbesondere unrettbar ge­ sunken ist. 5. 2. B e i ausbesserungsfähigen Schiffen gelten die A u s b e s s e r u n g s k o s t e n a l s Betrag des S c h a d e n s (Abs. 2; §§ 872 HGB., 75 ADS.). Inw iew eit dieser Schaden von dem Versicherer zu erstatten oder von dem Versicherungsnehmer zu tragen ist, bestimmt sich nach dem Verhältnisse des Versicherungswerts des Schiffes zu der Versicherungssumme. Nach §§ 709, 710 HGB., 85 BSchG. sind die Ausbesserungskosten durch Sachverständige am Orte der Ausbesserung oder am Orte der Beendigung der Reise zu schätzen; ist die Aufnahme einer Taxe nicht ausführbar, so entscheidet der Betrag der für die Ausbesserung wirklich verwendeten Kosten. Der so ermittelte volle Betrag der Ausbesierungskosten gilt als Schaden, wenn das Schiff zur Zeit des Unfalls noch nicht ein volles J a h r zu Wasser war. D as­ selbe gilt von einzelnen Teilen des Schiffes, wenn diese noch nicht ein volles J a h r in Gebrauch waren. I m übrigen sind

Transportversicherung. §§ 142, 143.

503

abzuziehen: 1. der Unterschied zwischen alt und neu (1/3 der Ausbesserungskosten, 1/6 bei den Ankerketten, nichts bei den Ankern), 2. der volle Erlös oder Wert der noch vorhandenen alten Stücke, welche durch neue ersetzt oder zu ersetzen sind. Finden berde Abzüge statt, so ist zunächst der Abzug zu 2, von dem Restbeträge der zu 1 zu machen. Vereinbarungen über andere Berechnungen des Schadens sind zulässig. Der Anspruch des Versicherungsnehmers ist nicht davon abhängig, daß die Ausbesserung tatsächlich ausgeführt wird.

§ 142. Bei der Versicherung von Gütern ist der Versicherer nicht berechtigt, das Versicherungsverhält­ nis wegen einer unabhängig von dem Willen des Versicherungsnehmers eingetretenen Erhöhung der Ge­ fahr oder wegen einer Veräußerung der versicherten Güter zu kündigen. Der Versicherungsnehmer ist nicht verpflichtet, eine solche Gefahrerhöhung oder eine Veräußerung dem Versicherer anzuzeigen. 1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 zu § 23, Bem. 1 vor § 69. 1. I. B e i d e r G ü t e r v e r s i c h e r u n g w i r d d a s 2. K ü n d i g u n g s r e c h t d e s V e r s i c h e r e r s wegen einer objektiven Gefahrerhöhung (§ 27 Abs. 1) oder wegen Ver­ äußerung (§ 70 Abs. 1) a u f g e h o b e n (S. 1). Damit werden auch die Bestimmungen der §§ 27 Abs. 2, 28, 71 gegenstandslos (S. 2). Der Veräußerung steht die Zwangs­ versteigerung gleich (§ 73). Gleichgültig ist es, ob die Güter­ versicherung auf Zeit oder für eine bestimmte Reise ge­ nommen ist. Selbstverständlich gilt § 142 nur, insoweit der Versicherer überhaupt haftet; ist z. B. das Kriegsrisiko nicht mit übernommen, so kann nicht bei Ausbruch eines Krieges der Versicherer gemäß § 142 haftbar gemacht werden. II. Die übrigen Vorschriften über Gefahrerhöhung (§§ 23 3. bis 26, 29—31) und Veräußerung (§§ 69, 70 Abs. 2, 3, 72, 73) finden Anwendung.

§ 143. Wird bei der Versicherung eines Schiffes das Versicherungsverhältnis, während das Schiff un-

504

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

terwegs ist, von betn Versicherer wegen einer unab­ hängig von dem Willen des Versicherungsnehmers eingetretenen Erhöhung der Gefahr oder wegen Ver­ äußerung des Schiffes gekündigt, -so wirkt die Kün­ digung nicht vor Beendigung der Reise. T ritt wäh­ rend des bezeichneten Zeitraums ein Versicherungs­ fall ein, so wird die Verpflichtung des Versicherers zur Leistung nicht dadurch berührt, daß die Anzeige der Gefahrerhöhung oder der Veräußerung unter­ blieben ist. Ist die Verpflichtung zur Anzeige schon vor dem Beginne der Reise verletzt, so finden die Vorschriften des Abs. 1 nur Anwendung, wenn die Gefahrerhöhung oder die Veräußerung dem Versicherer vor dem Be­ ginne der Reise bekannt geworden ist. Bei einer Zwangsversteigerung des versicherten Schiffes finden die Vorschriften über die Veräußerung entsprechende Anwendung. 1. 2.

1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 zu § 23, Bem. 1 vor § 69. I. 1. B e i d e r S c h i f f s v e r s i c h e r u n g w i r d d a s K ü n d i g u n g s r e c h t d e s V e r s i c h e r e r s wegen einer objektiven Gefahrerhöhung (§ 27 Abs. 1- oder wegen Ver­ äußerung (§ 70 Abs. 1) nicht wie bei der Güterversicherung (§ 142) ganz aufgehoben, sondern nur z e i t l i c h in seiner Wirkung auf die Beendigung der Reise b e s c h r ä n k t (Abs. 1 S. 1). Voraussetzung ist, daß die Gefahrerhöhung oder die Veräußerung, der die Zwangsversteigerung gleichsteht (Abs. 3), erfolgt, während das Schiff unterwegs ist, d. h. solange die Versicherung nach §§ 138, 139 dauert. Das Kündigungsrecht bleibt von Bedeutung, wenn das Schiff für mehrere Reisen versichert ist oder wenn nach Vertragsabschluß, aber vor An­ tritt der Reise eine Gefahrerhöhung eintritt oder eine Ver­ äußerung erfolgt (Bgr.). 3. 2. Wird die Anzeige von der Gesahrerhöhung oder von der Veräußerung nicht unverzüglich gemacht, so ist der Der-

Transportversicherung. § 144.

505

sicherer leistungsfrei, wenn der Bersicherungsfall später als ein Monat nach dem Zeitpunkt eintritt, in welchem die An­ zeige dem Versicherer hätte zugehen müssen (§§ 28 Abs. 1, 71 Abs. 1). Da der hier vorgesehene Wegfall der Haftung des Versicherers mit seinem Kündigungsrecht im Zusammenhang steht, so ergibt sich, daß, insoweit als nach S . 1 der Kündi­ gung des Versicherers die Wirkung versagt ist, auch für die Befreiung des Versicherers von der Verpflichtung zur Lei­ stung kein Raum ist (Bgr.). D e r V e r s i c h e r e r b l e i b t mithin l e i s t u n g s p f l i c h t i g , auch wenn die Anzeige unterblieben ist (S. 2). 3. Die B e s c h r ä n k u n g d e s K ü n d i g u n g s r e c h t s 4. u n d die A u f r e c h t e r h a l t u n g d e r H a f t u n g des V e r s i c h e r e r s trotz unterbliebener Anzeige t r e t e n n u r e i n , wenn dem Versicherer bis zum Beginn der Reise die Gefahrerhöhung oder die Veräußerung bekannt geworden ist (Abs. 2). Wäre der Versicherer in der Lage gewesen, vor Antritt der Reise zu kündigen, so würde das Versicherungs­ verhältnis mit dem Ablauf der einmonatigen Kündigungs­ frist ohne Rücksicht darauf, ob alsdann die Reise beendigt ist oder nicht, erloschen sein. Dem Versicherungsnehmer steht der Gegenbeweis offen, daß dem Versicherer die Gefahr­ erhöhung oder die Veräußerung vor Beginn der Reise durch Anzeige des Versicherungsnehmers oder auf anderem Wege bekannt geworden ist. Jedoch kann nur eine solche Kenntnis in Betracht kommen, die so rechtzeitig erlangt ist, daß der Versicherer noch vor Beginn der Reise kündigen konnte (Bgr.). 4. Die übrigen Vorschriften über Gefahrerhöhung und Ver- 5. äußerung (Bem. 3 zu § 142) finden Anwendung. II. Für die Veräußerung von Schiffsparten kommen die 6. Einschränkungen des § 143 nicht in Betracht; es verbleibt bei den allgemeinen Vorschriften der §§ 69—73.

§ 144. Aufwendungen, die der Versicherungs­ nehmer gemäß § 62 zur Abwendung oder Minderung des Schadens macht, fallen, soweit der Versicherungs­ nehmer sie für geboten halten durfte, dem Versicherer ohne Rücksicht darauf zur Last, ob sie zusammen mit

506

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

der übrigen Entschädigung die Versicherungssumme übersteigen. Sind Aufwendungen zur Abwendung oder M in­ derung oder zur Ermittelung und Feststellung eines Schadens oder zur Wiederherstellung oder Ausbes­ serung der durch einen Verficherungsfall beschädigten Sache gemacht oder Beiträge zur großen Haverei ge­ leistet oder ist eine persönliche Verpflichtung des Ver­ sicherungsnehmers zur Entrichtung solcher Beiträge entstanden, so haftet der Versicherer für den Schaden, der durch einen späteren Verficherungsfall verursacht wird, ohne Rücksicht auf die ihm zur Last fallenden früheren Aufwendungen und Beiträge. 1. 2.

1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 zu § 62. I. Die Versicherungssumme ist nicht ausnahmslos (Bem. 1 zu § 50) die äußerste Grenzlinie für die geldliche Leistung des Versicherers. Während der Schadensversicherer im all­ gemeinen nur Aufwendungen, die in Gemäßheit der von ihm gegebenen Weisungen gemacht worden sind, auch insoweit zu ersetzen hat, als sie zusammen mit der übrigen Entschädi­ gung die Versicherungssumme übersteigen (Bem. 7 zu § 63), hastet der Transportversicherer in erweitertem Umfange. II. 1. Der Transportversich'erer h a f t e t ü b e r d i e V e r s i c h e r u n g s s u m m e hinaus: 3. a) für Aufwendungen zur Abwendung oder Minderung des Schadens (§ 62), soweit der Versicherungsnehmer sie für geboten halten durfte (Abs. 1; vgl. §§ 834 Nr. 3, 4, 840 Abs. 2 HGB., 37 Abs. 2 ADS.). Bei Unterversicherung wer­ den die den Versicherer belastenden Kosten nach dem in §§ 56, 57 angegebenen Verhältnisse geteilt, § 63 Abs. 2 findet entsprechende Anwendung (anders KG. 6. 5. 22 HansRZ. 1922. 767). Für Ermittelungs- und Feststellungskosten haftet auch der Transportversicherer nur bis zur Höhe der Ver­ sicherungssumme (anders nach § 37 Abs. 3 ADS.), bei Unter­ versicherung nur anteilsmäßig (§ 66);

Transportversicherung. § 145.

607

b) für Aufwendungen zur Abwendung oder Minderung eines Schadens (§ 62) oder zur Ermittelung und Feststellung eines Schadens (§ 66) ohne Rücksicht darauf, ob er für den Schaden, der durch einen späteren Versicherungsfall verursacht wird, zu haften hat (Abs. 2; §§ 840 Abs. 3 HOB., 37 Abs. 3 ADS.); c) für Aufwendungen zur Wiederherstellung oder Ausbesserung der durch jeden Versicherungsfall beschädigten Sache (Abs. 2; §§ 840 Abs. 3 HGB., 37 Abs. 3 ADS.). I m übrigen Bereich der Schadensversicherung haftet der Versicherer, wenn keine Nachversicherung genommen ist, nur für den Restbetrag der Versicherungssumme (§§ 95, 112, 119); d) für Beiträge, die zur großen Haverei geleistet sind oder zu deren Entrichtung eine persönliche Verpflichtung des Ver­ sicherungsnehmers entstanden ist (Abs. 2; §§ 840 Abs. 3 HGB., 37 Abs. 3 ADS.). Eine persönliche Verpflichtung zur E nt­ richtung von Havereibeiträgen wird nach § 90 Abs. 2 BSchG. nur für den Empfänger beitragspflichtiger Güter, wenn ihm bei deren Annahme die Beitragspflicht bekannt war, und nur in Höhe des aus den Gütern zu erzielen gewesenen Beitrags begründet. 2. Die Beschränkung der Haftung des Seeversicherers auf die Versicherungssumme, wenn der Versicherer auch für in ­ direkten Kollisionsschaden haftet (§ 129 Abs. 2 S . 2), ist der Transportversicherung im Gegensatz zu der vertraglichen See­ versicherung unbekannt. Uber den Abandon des Versicherers § 145.

§ 145. Der Versicherer ist nach dem (Eintritt eines Versicherungsfalls berechtigt, sich durch Zah­ lung der Versicherungssumme von allen weiteren Verbindlichkeiten zu befreien. Der Versicherer bleibt jedoch zum Ersätze der Kosten verpflichtet, welche zur Abwendung oder Minderung des Schadens oder zur Wiederherstellung oder Ausbesserung der versicherten Sache verwendet worden sind, bevor seine Erklärung, daß er sich durch Zahlung der Versicherungssumme be­ freien wolle, dem Versicherungsnehmer zugegangen ist.

4.

5.

H.

7.

508 1. 2.

2. Abschnitt. Schaden-versicherung.

1. S c h r i f t t u m : B r u c k § 82. I. Zum Schutz gegen die Ausdehnung der Haftung des Versicherers (§ 144) dient der A b a n d o n d e s T r a n s ­ p o r t v e r s i c h e r e r s , der im wesentlichen übereinstim­ mend mit §§ 841 HGB., 36 Abs. 1 ADS. geregelt ist. — Der A b a n d o n d e s V e r s i c h e r u n g s n e h m e r s ist der Transportversicherung unbekannt, über den Abandon des Hastpflichtversicherers Bem. 9 zu § 150. z. II. 1. D e r A b a n d o n des Versicherers i st das Recht * des Versicherers, nach Eintritt des Versicherungsfalls (Bem. 5, 6 zu § 140; Bem. 3, 4 zu § 141) gegenüber dem Versiche­ rungsnehmer zu erklären, daß er sich durch Zahlung der Ver­ sicherungssumme von allen weiteren Verbindlichkeiten befreie. 4. 2. Der Versicherer, dem Abschlußagent (§ 45; Ausnahme § 47), oder sein sonstiger Vertreter, wenn mehrere Versicherer vorhanden sind, ein jeder von ihnen, sofern nicht einer die Führung hat, kann abandonnieren, wenn ein Versicherungsfall eingetreten ist; der E intritt eines Unfalls (§ 146) reicht nicht aus. — Das Recht ist ein Gestaltungsrecht, das durch formfreie, empfangsbedürftige Willenserklärung ausgeübt wird. —ErMrungsempfänger ist der Versicherungsnehmer, sein gesetz­ licher oder rechtsgeschäftlich bestellter Vertreter, bei mehreren Versicherungsnehmern ein «jeder (Miteigentümer) odereiner von ihnen (Gesamthandseigentümer), bei Versicherung für fremde Rechnung auch der Versicherte, wenn die Voraussetzungen des § 75 Abs. 2 erfüllt sind, bei Veräußerung der versicherten Sache der Erwerber, sobald der Versicherer von der Veräuße­ rung Kenntnis erlangt hat (§ 69 Abs. 3). — Aus der E r­ klärung hat hervorzugehen, daß sich der Versicherer durch Zah­ lung der Versicherungssumme von allen weiteren Verbind­ lichkeiten befreien will (S. 1). — Eine Frist zur Abgabe der Erklärung ist nicht vorgesehen; verzögerte Abgabe erweitert jedoch unter Umständen die Haftung des Versicherers (Bem. 6). — Da das Recht ein Gestaltungsrecht ist, so bedarf es keiner Annahme, insbesondere keines Einverständnisses seitens des Erklärungsempfängers. Auch gegen seinen Willen treten die Folgen der Erklärung ein. — Der Versicherer kann seine E r­ klärung anfechten; Ir rtu m über die Höhe des Rettungsaufwands ist Irrtu m im Beweggrund ( Ki sch WuR. 1916. 302).

Transportversicherung. § 146.

609

3. Die F o l g e n der Erklärung bestehen darin, a) daß der 5. Versicherer die Versicherungssumme zu zahlen, wenn keine vorgesehen ist, den Versicherungswert zu ersetzen hat. Grund­ sätzlich ist die ganze Versicherungssumme zu zahlen, der ganze Versicherungswert zu ersetzen, liegt Überversicherung vor, nur der Betrag des Versicherungswerts (Ki sch 304); ist ein Teil der versicherten Sachen bereits der vom Versicherer zu tragenden Gefahr entzogen, so vermindert sich die Leistung des Versicherers um den auf jenen Teil entfallenden Betrag (§ 841 Abs. 2 HGB.). Durch die Zahlung erwirbt der Ver­ sicherer keinen Anspruch auf die versicherten Sachen (§ 841 Abs. 3 HGB.), aber es geht auf ihn der Schadensersatzan­ spruch gegen Dritte (§§ 67, 148) über; b) daß der Versicherer von allen künftigen Verbindlichkeiten, der Zahlung der Ver­ sicherungssumme, des Ersatzes von Abwendungs-, Minderungskosten, von Kosten zur Wiederherstellung oder Ausbesse­ rung der versicherten Sache, zur Ermittelung und Feststellung eines Schadens befreit ist; c) baß für die Zukunft eine Doppelversicherung beseitigt wird, jedoch sind die Versicherer für den Versicherungsfall, der die Veranlassung für den Abandon gibt, ausgleichspflichtig ( R i t t e r 628). 4. Trotz der Erklärung b l e i b t d e r V e r s i c h e r e r 6. v e r p f l i c h t e t , die Kosten der Abwendung oder Minde­ rung des Schadens, der Wiederherstellung oder Ausbesserung der versicherten Sache, die verwendet worden sind, bevor seine Erklärung dem Erklärungsempfänger zugegangen ist (S. 2), zu ersetzen. Die Erklärung wirkt somit nur für die Zukunft.

§ 146. Bei der Versicherung gegen die Gefahren der Binnenschiffahrt hat der Versicherungsnehmer jeden Unfall, der das Schiff oder die Ladung trifft, auch wenn dadurch ein Entschädigungsanspruch für ihn nicht begründet wird, dem Versicherer unverzüglich an­ zuzeigen, sofern der Unfall für die von dem Versicherer zu tragende Gefahr von Erheblichkeit ist. 1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 zu § 33, Bem. 1 vor § 129. !♦ I. Die A n z e i g e p f l i c h t b e i E i n t r i t t d e s D e r - 2.

510

2 . Abschnitt. Schadensversicherung.

s i c h e r u n g s f a l l s (§ 33) ist inhaltlich erweitert (vgl. § 121), da der Transportversicherer ein berechtigtes Jntereffe daran hat, von allen Unfällen Kenntnis zu erlangen, aus denen sich möglicherweise seine Ersatzpflicht entwickeln kann. § 33 gilt neben § 146. 3. II. 1 . Die auf Gesetz beruhende V e r p f l i c h t u n g z u r S c h a d e n s a n z e i g e ist eine Obliegenheit (Voraussetzung; Bem. 4 zu § 6). 4. 2. A n z e i g e p f l i c h t i g ist der Versicherungsnehmer oder sein Rechtsnachfolger, bei mehreren Versicherungsneh­ mern ein jeder von ihnen, bei Versicherung für fremde Rech­ nung hat auch der Versicherte anzuzeigen, wenn e r Kenntnis hat. Bei Veräußerung der versicherten Sache (§ 69) hat der Veräußerer anzuzeigen, wenn der Bersicherungsfall vor der Veräußerung eintritt, der Erwerber, wenn er nachher ein­ tritt; läuft die Anzeigefrist noch bei E intritt des Erwerbers in das Versicherungsverhältnis, so hat der Erwerber den vor der Veräußerung eingetretenen, von dem Veräußerer noch nicht angezeigten Versicherungsfall anzuzeigen. 5. 3. Die Erfüllung der Anzeigepflicht ist an zwei V o r ­ a u s s e t z u n g e n geknüpft. a) Der E i n t r i t t e i n e s U n f a l l s . Unfall ist „ein Ereignis, das das Interesse einer bestimmten Person un­ mittelbar trifft und als nachteilig empfunden wird" (R i t t e r 634). Das Ereignis muß namentlich zwei Eigenschaften haben. Es muß Schiff oder Ladung treffen, und es muß für die von dem Versicherer zu tragende Gefahr erheblich sein (Bem. 17 zu § 16). Dagegen ist nicht erforderlich, daß durch das Ereignis ein Entschädigungsanspruch begründet wird. Wird ein Entschädigungsanspruch begründet, dann ist der Versicherungsfall eingetreten. Der Unfall muß nach dem materiellen Beginn der Versicherung eingetreten sein. Is t er vor dem formellen Bersicherungsbeginn eingetreten, dann unterliegt er unter Umständen der vorvertraglichen Anzeige­ pflicht (§§ 16 ff.). b) Die K e n n t n i s d e S A n z e i g e p f l i c h t i g e n (§ 33 Abs. 1) von dem Unfall und seiner gefahrerheblichen Eigenschaft. An erster Stelle steht die Kenntnis des Anzeigepflichtigen.

Transportversich erung. § 146.

511

Sind mehrere Anzeigepflichtige vorhanden, so schadet die Kenntnis des einen, wenn er die Anzeige nicht unverzüglich erstattet, allen übrigen. Bei gesetzlicher Vertretung des An­ zeigepflichtigen ist die Kenntnis des Vertreters, die des Vertretenen nur, wenn er für sein Wissen verantwortlich ist, bei Versicherung für fremde Rechnung auch die Kenntnis des Versicherten maßgebend. Abgesehen von der Haftung für Wissensvertreter (Bem. 13 zu § 6), kommt eine weitergehende Haftung des Anzeigepflichtigen nicht in Betracht (Bem. 12 zu § 6). III. 1. Die A n z e i g e ist eine empfangsbedürftige, an sich formfreie Willenserklärung. Willensmängel oder Mängel in der Geschäftsfähigkeit haben keinen Einfluß auf die Wirk­ samkeit der Anzeige. Mithin entscheidet die Tatsache, ob die Anzeige ordnungsgemäß erstattet ist oder nicht. Auch ein be­ schränkt Geschäftsfähiger oder ein Geschäftsunfähiger kann anzeigen. Ob er aber für eine unterlassene oder für eine nicht rechtzeitige Anzeige verantwortlich ist, ist nach den Grundsätzen über die Schuldfähigkeit (§§ 827, 828 BGB.) zu entscheiden (Bem. 5 zu § 16). 2. Die Anzeige ist von dem A n z e i g e p f l i c h t i g e n zu erstatten, der sich hierbei der Hilfe Dritter bedienen kann. Bei mehreren Anzeigepflichtigen genügt die Anzeige durch einen, wenn sie dem Versicherer zugeht (RG. 3. 5. 01 IW . 1901. 426). Die von einem Nichtanzeigepflichtigen ordnungs­ gemäß erstattete Anzeige erfüllt die Anzeigepflicht. Diese Folge ist allerdings ausdrücklich n u r für einen ganz be­ stimmten Tatbestand vorgesehen (§ 33 Abs. 2). ES würde aber Treu und Glauben widersprechen, wenn sich der Ver­ sicherer auf die Verletzung der Anzeigepflicht berufen könnte, obschon er die Anzeige von einem Nichtanzeigepflichtigen er­ halten hat (Bem. 7 zu § 33). 3. Die Anzeige ist gesetzlich formfrei, vertraglich pflegt eine bestimmte F o r m verlangt zu werden. Wird die Form nicht gewahrt, so kann sich der Versicherer auf die Ver­ letzung der Anzeigepflicht nicht berufen, wenn er in anderer Weise rechtzeitig von der anzeigepflichtigen Tatsache Kennt­ nis erlangt. 4. Die Anzeige ist a n d e n V e r s i c h e r e r , an den

6.

7.

8.

9.

512

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

Abschlußagenten (§ 45; Ausnahme § 47) oder a n seinen son­ stigen V ertreter, bei mehreren Versicherern a n einen jeden von ihnen, sofern nicht einer die Führung hat, zu richten. Der Verm ittelungsagent ist zur Entgegennahme der Anzeige grundsätzlich (§ 43 N r. 2; Ausnahm e § 47) ermächtigt. 10. 5. I s t der Empfänger der Anzeige anwesend, so ist die Anzeige i n d e r s t ü n d l i c h e r F o r m zu machen, ist der Empfänger abwesend, so muß sie ihm zugegangen sein (§ 130' BGB.). 11. 6. Die Anzeige ist unverzüglich (ohne schuldhaftes Zögern § 121 Abs. 1 B G B .) nach E rlangung der K enntnis zu er­ statten. Vertraglich kann eine bestimmte Anzeigefrist vor­ gesehen werden, deren Berechnung sich alsdann au s §§ 187 Abs. 1, 188 Abs. 1, 193 B G B . ergibt. In n e rh a lb der ver­ traglich vorgesehenen Frist braucht die Anzeige nicht unver­ züglich erstattet zu werden. 12. 7. Die K o st e n für die Erfüllung der Anzeigepflicht hat der Versicherungsnehmer zu tragen. 13. 8. Den B e w e i s für die frist- und formgerechte Anzeige hat der Versicherungsnehmer zu erbringen. D er Versicherer hat zu beweisen, daß die Anzeigepflicht verletzt ist. 14. IV . 1. B e s o n d e r e F o l g e n sind an die Verletzung der Anzeigepflicht nicht geknüpft. Solange die Anzeige nicht ordnungsgemäß erstattet ist, braucht der Versicherer seine geldliche Leistung nicht zu bewirken, aber die Verweigerung darf nicht schikanös sein (§ 226 B G B .). — Hat der AnzeigePflichtige durch die nicht ordnungsgemäße E rstattung der Anzeige dem Versicherer einen Schaden zugefügt (§§ 823 Abs. 2, 826 B G B .), so hat er ihm diesen zu ersetzen. Die Höhe des Schadens hat der Versicherer zu beweisen. I s t der V e r s i c h e r e r nach M aßgabe der in Betracht kommenden Versbdg. l e i s t u n g s f r e i , wenn die Anzeige nicht rechtzeitig oder nicht ordnungsgemäß erstattet wird, so kann diese Folge in der Güterversicherung ohne Rücksicht darauf, ob den Anzeigepflichtigen ein Verschulden trifft oder nicht, in der Schiffsversicherung n u r eintreten, wenn die Nichterfüllung auf Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit beruht (§§ 6 Abs. 2, 3, 187 Abs. 1, 188). Hat sich der Anzeigepflich­ tige in Unkenntnis über seine Verpflichtung zur Anzeige be-

Transportversicherung. § 147.

513

funden, so ist die Verletzung verschuldet. Ob durch die Unter­ lassung oder durch die Verspätung der Anzeige dem Versicherer irgendein Nachteil entstanden ist, ist belanglos, sofern nicht anderes vertraglich vorgesehen sein sollte. Ob den Anzeige­ pflichtigen ein Verschulden trifft, wenn er die Anzeige nicht in der richtigen Form oder nicht an die richtige Adresse er­ stattet, hängt von der M entalität des Anzeigepflichtigen ab (Bem. 29 zu § 16). 2. Eine H a f t u n g des Anzeigepflichtigen für das Derhalten D ritter, deren er sich bei Erfüllung der Anzeigepflicht bedient, kommt unter dem Gesichtspunkt des § 278 BGB. nicht in Betracht, da die Anzeigepflicht eine Obliegenheit ist (Bem. 12 zu § 6). über die Haftung für den Wiffensvertreter und für den Boten Bem. 13 zu § 6. 3. Insoweit die Folgen der Verletzung der Anzeigepflicht 16. b e i d e r S c h i f f s v e r s i c h e r u n g in der L e i s t u n g s ­ f r e i h e i t d e s V e r s i c h e r e r s bestehen, können diese Folgen nicht eintreten, wenn der Versicherer auf andere Weise von der anzeigepflichtigen Tatsache rechtzeitig Kenntnis er­ halten hat (§ 33 Abs. 2). Kennenmüssen steht der Kenntnis nicht gleich, ebensowenig die Kenntnis des Bermittelungs­ agenten der Kenntnis des Versicherers (§ 44), wohl aber schuldhafte Nichtkenntnisnahme. Worauf die Kenntnis be­ ruht, ist gleich. Dem Versicherer kann insbesondere entgegen­ gehalten werden, daß das Ereignis allgemein bekannt (börsen­ notorisch) ist. Erforderlich ist, daß der Versicherer zuver­ lässige Kenntnis von dem konkreten Vorgang erhalten hat (KB. I. 83).

§ 147. Ist die Versicherung für eine Reise ge­ nommen, die teils zur See, teils auf Binnengewäs­ sern oder zu Lande ausgeführt wird, so finden auf die Versicherung, auch soweit sie die Reise auf Binnen­ gewässern oder zu Lande betrifft, die Vorschriften des Handelsgesetzbuchs über die Seeversicherung entspre­ chende Anwendung. Unberührt bleiben die Vorschriften des § 133 Abs. 2 Satz 2, des § 134 Abs. 2 und des § 135 über die Dispache des Schiffers, über den Be­ d r u c k , Versicherungsvertrag.

K .A ufl.

33

614

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

ginn und das Ende der Versicherung sowie über die Haftung des Versicherers für die Beförderung zu und von der Eisenbahn. 1.

I. Bei Versicherung einer Reise, die teils zur See, teils zu Lande, teils auf Binnengewässern ausgeführt wird, müßten an und für sich teils die Bestimmungen des HGB. (der ADS.), teils die Bestimmungen des Gesetzes zur An­ wendung gebracht werden. I m Interesse einer übersichtlichen Rechtslage, namentlich zur Beseitigung der Zweifel, ob ein Schaden während der Seereise oder des Binnentransportes eingetreten ist, und in Übereinstimmung mit der Rechtsent­ wicklung des Frachtrechts (Durchfrachtvertrag, Durchkonnosse­ ment) ist die grundsätzlich (S. 2) einheitliche Behandlung der durchgehenden Versiche­ d u rc h st e h e n d e n , r u n g (durchstehende, durchgehende Polize) nach Seeversiche­ rungsrecht anerkannt (S. 1), mag es sich um Versicherung von Gütern oder Schiffen (z. B. Seeleichter R i t t e r 1345), um Reise- oder Zeitversicherung ( R i t t e r 1346) handeln.

2.

II. 1 . Inw iew eit die A n w e n d u n g d e r s e e v e r s i c h e ­ r u n g s r e c h t l i c h e n V o r s c h r i f t e n (§§ 778ff. HGB., ADS.) auf die Binnenreise unmittelbar oder entsprechend erfolgen kann, muß im Einzelfall geprüft werden (ROHG. Bd. 13. 138 „frei von Beschädigung außer im Strandungs­ fall"; OLG. Hamburg 17. 3. 08 VA. 1908* 106 Nr. 424; RG. 28. 4. 09 VA. 1909* 66 Nr. 467 „nur für Seegefahr"; OLG. Hamburg 13. 1. 11 VA. 1911* 82 Nr. 614 „Ozeanfracht"), über unmittelbare und entsprechende Anwendung der ADS. R i t t e r 1339f. Eine Folge der Anwendung seeversiche­ rungsrechtlicher Vorschriften ist, daß bei Versicherung von Schiffen die Beschränkungen der Vertragsfreiheit (§§ 187 Abs. 1, 188) nicht berücksichtigt zu werden brauchen, über Versicherung „im durchstehenden Risiko von Haus zu Haus" (Wirkung einer Beschränkung der Haftpflicht des Spediteurs) KG. 7. 5. 19 VA. 1919* 80 Nr. 1114. 2. D a s R e c h t d e r T r a n s p o r t v e r s i c h e r u n g wird aber nicht völlig zugunsten der Seeversicherung zurück­ gedrängt, sondern b l e i b t u n b e r ü h r t (S. 2):

Transp ortversich erung. § 148.

515

a) bei großer Haverei ist eine vom Schiffer aufgestellte 3. Dispache für den Versicherer nur verbindlich, wenn er der Aufstellung durch den Schiffer zugestimmt hat (§ 133 Abs. 2 S . 2). Wird die Dispache nicht von einer nach Gesetz oder Ortsgebrauch dazu berufenen Person aufgemacht (§§ 729 HGB., 30 Abs. 2 ADS.), dann kann sie von dem Schiffer mit verbindlicher Kraft n u r aufgemacht werden, wenn der Ver­ sicherer zustimmt (Bem. 3 zu § 133). b) Beginn und Ende der Güter-Reiseversicherung be- 4. stimmen sich abweichend von § 824 HGB. nach § 134 Abs. 2; gegenüber § 88 Abs. 2, 3 ADS. ist dieser Vorbehalt im wesentlichen gegenstandslos. c) M it eingeschlossen in die Versicherung ist die Beförde- 5. rung zur Eisenbahn sowie die Beförderung von der Eisen­ bahn an den Empfänger, wenn sie durch die Eisenbahnver­ waltung oder unter ihrer Verantwortlichkeit erfolgt (§ 135). M ithin findet (besonders wichtig für den Stückgutverkehr R i t t e r 1342) § 824 HGB. keine Anwendung und § 88 Abs. 2, 3 A DS. erhält zum mindesten eine authentische I n ­ terpretation.

§ 148. Die Vorschrift des § 67 Abf. 1 Satz 2 findet auf die Transportversicherung keine Anwendung. , 1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 zu H 67. 1. 2. Nach § 67 Abs. 1 S . 1 gehen Ansprüche auf Ersatz des 2. Schadens, die dem Versicherungsnehmer gegen einen Dritten zustehen, insoweit auf den Versicherer über, als dieser dem Versicherungsnehmer den Schaden ersetzt, und nach S . 2 kann dieser Übergang nicht zum Nachteil des Versicherungsnehmers gellend gemacht werden. Diese Einschränkung paßt nicht für die Transportversicherung (ebenso nicht für die Seeversiche­ rung § 45 ADS.), da bei ihr Ersatzansprüche gegen Dritte eine nicht unbedeutende Rolle spielen und schon für die Prämienberechnung von Einfluß sind (KB. I. 96) — ein häufiger Anwendungsfall sind die Ansprüche aus Schiffszusammenstößen §§ 92 ff. BSchG. — und da ferner teilweise Selbstversicherung in nicht unerheblichem Umfange verein­ bart zu werden pflegt.

616

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

Sechster Titel. Haftpflichtversicherung. Vorbemerkungen vor §§ 149—158. 1. S c h r i f t t u m : H a g e n Bd. 2. 267. 2. Es behandeln § 149 den Gegenstand der Haftpflichtver­ sicherung, § 160 die Haftung des Versicherers für Aufwendun­ gen, § 151 die Versicherung eines geschäftlichen Betriebes, § 152 die Herbeiführung des Versicherungssalls, § 153 die An­ zeige des Versicherungsfalls, § 154 den Zeitpunkt der Fällig­ keit der Leistung, § 155 die Leistung des Versicherers bei Rentenzahlung des Versicherungsnehmers, § 156 das Recht des Versicherungsnehmers zur unmittelbaren Zahlung an den Dritten, § 157 die Stellung des Dritten im Konkurse des Versicherungsnehmers, § 158 das Kündiguirgsrecht der P a r­ teien nach eingetretenem Versicherungsfall. über die AllgBersbdg. VA. 1922. 120. 8. 3. Die Haftpflichtversicherung kann nur von Aktiengesell­ schaften oder von Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit betrieben werden (§ 6 Abs. 2 BAG.; Übergangsbestimmungen §§ 101—103 VAG.). — über die auf Grund der RBO. errich­ teten Haftpfichtversicherungsgenossenschaften Bem. 4 zu § 190. 4. 4. Unter Haftpflichtversicherung, die sich wie die Unfallversiche­ rung erst im Anschluß an das Reichshastpflichtgesetz vom 7. J u n i 1871 zu einem selbständigen (Ansätze finden sich bei­ spielsweise in der Seeversicherung) Versicherungszweig ent­ wickelt hat, versteht man die Versicherung gegen einen Bermögensschaden, der dem Versicherungsnehmer dadurch erwächst, daß er einem Dritten haftpflichtig wird Hieraus ist aber nicht zu folgern, daß sich Haftpflichtversicherung und Haftpflicht stets decken. Es hängt von dem Umfang des im einzelnen Falle gewährten Versicherungsschutzes ab, ob die Tatsache, auf Grund deren der Versicherungsnehmer einem Dritten ver­ antwortlich wird,, unter den Versicherungsvertrag fällt. Die Haftpflicht kann eine gesetzliche oder vertragliche, die gesetzliche eine außervertragliche (unerlaubte Handlung §§ 823 ff. BGB.) oder vertragliche sein, über den Umfang der Haftpflichtver­ sicherung Bem. 2. zu § 149.

1. 2.

Haftpflichtversicherung. Borbem. vor §§ 149—168.

617

5. Die Haftpflichtversicherung ist Schadensversicherung, und 5. zwar gehört sie mit der Rückversicherung (Bern. 2 zu § 186) zu der Gruppe von Versicherungen, bei denen sich das versicherte Interesse auf das ganze Vermögen bezieht (Bern. 6 zu § 1). Ih re Charakterisierung als Rechtsschutzversicherung (G e o r g i i , Die Haftpflichtversicherung, Stuttgart 1904) im Gegensatz zu der Schadensversicherung ist unzutreffend, denn sie umfaßt auch die Befriedigung begründeter Ansprüche. Der auf dem Haftpflichtversicherungsvertrag beruhende Anspruch des Versicherungsnehmers gegen den Versicherer ist gerichtet auf Befreiung des Versicherungsnehmers von dem Angriff des Dritten durch Gewährung von Rechtsschutz, nach Befriedigung des Dritten oder Anerkennung oder Feststellung seines An­ spruchs auf Befreiung des Vermögens des Versicherungs­ nehmers von der ihm auferlegten Verpflichtung ( L e i b l AssJhrb. Bd. 19, I. 125; F l e c h t h e i m LZ. 1908. 801, 1910. 896; RG. 5. 2. 09 Bd. 70. 257, VA. 1909* 58 Nr. 462, 2. 7. 09 Bd. 71. 363, 28. 1. 18 Bd. 81. 250, 7. 11. 14 Bd. 86. 1). 6. Obschon die Haftpflichtversicherung Schadensversicherung ß, ist, sind zahlreiche Vorschriften des allgemeinen Teils (§§ 49 ff.) unanwendbar, da der Haftpflichtversicherung regelmäßig ein Versicherungswert unbekannt ist. Infolgedessen kommen für die Haftpflichtversicherung namentlich nicht zur Anwendung §§ 51 (Überversicherung), 53 (Versicherung entgehenden Ge­ winns OLG. Hamburg 23. 10. 18 VA. 1921* 13 Nr. 1124, HansRZ. 1919. 196, Seufsert Bd. 74. 82 Nr. 50), 57 (taxierte Police). Nach der Bgr. zu §§ 149, 150 sollen auch die Vorschriften über die U n t e r v e r s i c h e r u n g (§ 56) nicht zur An­ wendung kommen. I n dieser Allgemeinheit ist die Bgr. un­ richtig; ebenso kann auch nicht E h r e n b e r g Z. 1923. 261 zugestimmt werden. Bei Haftpflichtversicherung ohne Ver­ sicherungssummeist Unterversicherung begrifflich ausgeschlossen, bei Haftpflichtversicherung mit Versicherungssumme kann die Versicherungssumme keinen künstlichen Versicherungswert schaffen, auf dessen Spannungsverhältnis zu der Versicherungs­ summe es entscheidend ankäme (Bern. 9 zu § 149). M ithin wirkt die Versicherungssumme aus erstes Risiko (OLG. S tettin

618

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

25. 1. 26 VA. 1927. 43 N r. 1566, I R . 1926. 66; R G . 10. 3. 25 Bd. 110. 256, 260). D ie Vorschriften über die D o p p e l v e r s i c h e r u n g (§§ 59, 60) finden m angels eines Versicherungswerts keine An­ wendung. Um eine mehrfache Entschädigung zu vermeiden, wenn der Versicherungsnehmer gegen dieselbe Haftpflichtgefahr bei mehreren Versicherern versichert ist, werden von den Ver­ sicherern verschiedene Wege verfolgt«(anteilsmäßige Regulierung, Prioritätsprinzip; VA. 1929. 128). Die Vorschriften über die V e r ä u ß e r u n g d e r v e r ­ s i c h e r t e n S a c h e (§§69 ff.) finden, abgesehen von der Haft­ pflichtversicherung eines Betriebes (§ l ö l Abs. 2), keine An­ wendung (KG. 1. 4. 26 VA. 1926. 136 Nr. 1466, anders OLG. S tu ttg a rt 26. 4. 27 BA. 1928. 279 N r. 1777, I R . 1927. 262), da sie von dem versicherten Interesse an einer bestimmten Sache ausgehen. Selbst wenn sich jemand in seiner Eigen­ schaft a ls Eigentümer einer bestimmten Sache (Auto, Tier, Hcms, Fahrrad usw.) versichert, ist die Sache das M ittel, durch das ein Haftpflichtanspruch erzeugt werden kann, nicht der T räger des versicherten Interesses (KG. 1. 4. 25 VA. 1926. 136 N r. 1466; OLG. München 30. 3. 27 BA. 1926. 276 Nr. 1774, HanfRZ. 1927. 496, I R . 1927. 247). 7. 7. D as Bestehen einer Haftpflichtversicherung ist keine Eigenschaft im Sinne des § 119 Abs. 2 B G B . des Versiche­ rungsnehm ers (RG. 15. 6. 20 VA. 1922* 41 N r. 1200).

§ 149. Bei der Haftpflichtversicherung ist der Ver­ sicherer verpflichtet, dem Versicherungsnehmer die Lei­ stung zu ersetzen, die dieser auf Grund seiner Verantroortlichkeit für eine während der Versicherungszeit eintretende Tatsache an einen Dritten zu bewirken hat.

1. 2.

1 S c h r i f t t u m : Bem. 1 vor § 149. I. 1. Sachlich unbegrenzt wird die Haftpflichtversicherung nie­ mals übernommen. Die Beschränkung liegt darin, daß der Versicherungsnehmer grundsätzlich n u r gegen P e r s o n e n ­ s c h ä d e n und S a c h s c h ä d e n versichert wird, wobei unter Personenschäden der Tod, die Verletzung oder Gesundheits­ beschädigung von Menschen, unter Sachschäden die Beschädi-

Haftpflichtversicherung. § 14V.

519

gung oder Vernichtung von Sachen verstanden wird. Jedoch kann der Versicherungsschutz ausgedehnt werden auf B e r m ö g e n s s c h ä d i g u n g , die weder durch Personen- noch durch Sachschäden entstanden ist (Folgen der in Ausübung des Berufs oder Amtes als Beamter, Rechtsanwalt, Notar, Vor­ mund, Konkursverwalter usw. erwachsenden Haftpflicht) und auf die Haftpflicht wegen Abhandenkommens von Sachen (Garderobenversicherung, Gastwirtversicherung aus §§ 701 ff. B G B . u. a.). B e i a l l e n Ve r s i c h e r u n g Karten tritt der Versicherungsschutz n u r ein f ü r d i e F o l g e n a üf G r u n d gesetzlicher H a f t p f i c h t b e s t i m m u n g e n p r i v a t r e c h t l i c h e n J n h a l t s . Ob sich der Ver­ sicherungsschutz auch auf Haftpflichtansprüche, soweit sie auf Grund Vertrags oder besonderer Zusagen über den Umfang der gesetzlichen Haftpflicht des Versicherungsnehmers hinaus­ gehen, erstreckt, ist in dem Versicherungsschein ausdrücklich zu regeln (RG. 31. 1. 11 Bd. 75. 173, VA. 1911* 29 Nr. 563, 7. 11. 14 BL. 86. 1, 1. 3. 18 VA. 1918* 54 Nr. 1046, 8. 3. 21 VA. 1902* 44 Nr. 1203). Grundsätzlich ist die Haftung aus­ geschlossen (§ 4 I. 1 AllgBersbdg.). N i c h t v e r s i c h e r b a r sind die Folgen strafbarer Hand­ lung, denn in der Übernahme einer Geldstrafe durch den Ver­ sicherer liegt eine strafbare Begünstigung (§ 267 StG B .; RGStrafsachen 21. 9. 97 Bd. 30. 232). Ferner sind unversicher­ bar die Kosten der Strafvollstreckung (VA. 1912. 116), die Deckung von Zollstrafen (VA. 1916. 168, 1917. 101), die An­ sprüche von Gemeinden aus dem Tumultschadengesetz (VA. 1921.209). V e r s i c h e r b a r sind aber Frachtzuschläge gemäß der EBO ., da sie nicht Geldstrafen, sondern privatrechtliche Vertragsstrafen (RGE. Bd. 47.33) sind (VA. 1918. 98), Bußen, wenn auch über sie der Strafrichter erkennt, Ausgleichsan­ sprüche (§§ 421, 840 B G B.; KG. 18. 2. 16 VA. 1916* 49 Nr. 935). Uber Prozeßkostenschutzversicherung VA. 1929. 129. 2. Der Versicherungsschutz wird nur vorbehaltlich zahl- 3. reicher A u s s c h l u ß k l a u s e l n gewährt. a) Keine Haftung für Schäden an fremden Sachen, welche sich in Benutzung, Gewahrsam oder O b h u t d e s V e r ­ s i c h e r u n g s n e h m e r s , seiner Angestellten, Arbeiter, Be­ diensteten, Bevollmächtigten oder Beauftragten befunden haben

520

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

oder bezüglich welcher der Berficherungsnehmer zur Zeit der Beschädigung die Gefahr trug (§ 4 I. Ziffer 6 a AllgVersbdg.). Beispiele: RG. 14. 12. 17 Bd. 91. 324. 16. 12. 19 VA. 1921* 12 N r. 1123; OLG. Düsseldorf 23. 2. 22 BA. 1923* 44 N r. 1268; c L G . Kiel 10. 4. 22 VA. 1928* 45 Nr. 1269; KG. 4. 4. 25 VA. 1926. 139 N r. 1489; VA. 1922. 13, 1923. 53, 1929. 128). b) Meine Haftung für Schäden an Sachen aus Anlaß ihrer Bef«.iderung, B e a r b e i t u n g oder einer sonstigen T ätig­ keit an oder mit ihnen, bei unbeweglichen Sachen für Schäden an dem Teile, der Gegenstand der Arbeit bzw Tätigkeit w ar, oder an einem nahe mit ihm zusammenhängenden Teile der unbeweglichen Sache (§ 4 1. Ziffer 6 b AÜgVersbdg.). Beiip.e.. VA. 19l9. 128. c) Keine Haftung für Schäden, die an den von dem Ver­ sicherungsnehmer (oder in seinem Auftrag oder für seine Rech­ nung von d ritte n ) hergestellten oder gelieferten Arbeiten oder ^uibcn infolge einer m der H e r s t e l l u n g oder Lieferung .i.gcnoen Ursaa-e entstehen (tz 4 II. Ziffer 5 AllgVersbdg.). u, Meine Haftung für Hastpflichtansprüche aus Schaden|m un von Angehörigen des Versicherungsnehmers, für gegeniv.t.gv Ati,pruche zwischen mehreren Versicherungsnehmern des di..ujvii oer,icherungsvertrags, bei Geschäftsunfähigen oder uc|ivvuiift geschäftsfähigen Personen von gesetzlichen Ver­ tretern, bei ^sellschaften und juristischen Personen Ansprüche von wU ßuebeut des Vorstandes, von Geschäftsführern und Liquidatoren, ferner von persönlich haftenden Teilhabern und iü-e, eil schustern sowie deren Angehörigen (§ 4 11. Ziffer 2 m it Be,ummung oes Begriffs der Angehörigen AllgVersbdg.). über V e r w a n d t e n k l a u s e l VA. 19h2. 118, 123, 1928. 1öi), 1929. 127. Die Klausel ist nicht anwendbar gegenüber vruagr.ffsunsprüchen der Berufsgenossenschaft gemäß §§ 903, lu42 o iV ^. (^ L G . Nürnberg 2. 5. 28 VA. 1929. 234 N r. 1890). e) Keine Haftung für Sachschaden, welcher entsteht durch a l l m ä h l i c h e E i n w i r k u n g der Tem peratur, von G as, mampfen oder Feuchtigkeit, von Niederschlägen (Rauch, Ruß, Staub u. dgl.), Abwasser, ferner durch Schwammbildung, Ventungen von G rundslüaen (auch eines darauf errichteten Viertes oder eines Teiles eines solchen), durch Erdrutschungen,

Haftpflichtversicherung. § 149.

621

Erschütterungen infolge Rammarbeiten, durch Überschwemmun­ gen flehender oder fliegender Gewässer sowie aus Flurschaden durch Weidevieh und aus Wildschaden. f) zieme Haftung für Schäden — S p o r t k l a u s e l — infolge Teilnahme an Pferde-, Rad- oder KraftfahrzeugRennen, Box- oder Ringkampfen sowie den Vorbereitungen (Trauung). über wettere Ausschlußklauseln § 4 AllgVersbdg.; Bern. 8 sU $ 152. 3. I ) l die V e r s i c h e r u n g von dem Versicherungs­ nehmer in b e j t i m m t e r E i g e n s c h a f t g e n o m m e n , Oütm deat die Haftpflichtversicherung Nicht Ansprüche, die g.gen chn in anderer ougenfchast erwachsen. So umfaßt die ^^slpsr.chlver>ia,erung als is>rundstüaseigentümer nicht auch die tM W ucyt ars Tierhalter (KG. 20. 11. 06 BA. 1007* 26 R r. 280 ), die Haftpflichtversicherung als Rechtsanwalt nicht ancy die Haftpflicht als Bermogensverwalter (LG. Dresden DA. IbOo- 24 m . ööo; RG. 20. 1. Uti VA. 1000* 56 Rr. 460), die Haftpfuchtversicherung als Landwirt Nicht auch die Haft­ pflicht als Waffenbefiyer (^LG . Zweibrücken 6. 5. 13 BA. i0i4* 14 Rr. 7öö), die Haftpflichtversicherung als Halter eines Jagdhundes nicht auch die Benutzung des Hundes als Wachyuiio (Mia. 23. 11. 26 VA. 1028 . 30 Rr. 1683). Bei Zufuinuieiilreffen einer verfrcherren mit einer mchtversicherten T a ille it entfcheidet die überwiegende Tätigkeit (RG. 23. 4. 09 DA. 1000* 04 sJ tt. 482). £ u t Vermeidung der sich aus der scharfen Trennung der verfchiedenen Eigenschaften des Berficherungsnehmers ergebenden Schwierigkeiten dient die B o r f o r g e v e r s i c h e r u n g , durch die sich der Versiche­ rungsnehmer gegen Risiken, die nach dem formellen Verficherungvbeginn (Bem. 20 zu § 1) neu entstehen, versichert. D as Elg-entumliche der Borsorgeversicherung besteht darin, daß der Versicherungsschutz sofort mit Eintritt eines neuen Risikos beginnt, ohne daß es einer besonderen Anzeige bedarf, jedoch muß der Versicherungsnehmer binnen einer bestimmten Frist jedes neu eingetretene Risiko anzeigen, anderenfalls der Ver­ sicherungsschutz rückwirkend vom Gefahreintritt ab fortfällt. Besonders große Gefahren (z. B. Betrieb von Bahnen, Theatern, Kinos, Besitz und Lenken von Fahrzeugen aller

522

2. Abschnitt. Schaden-versicherung.

Art, Ausübung der Jagd usw.) sind ausgeschlossen (§ 2 AllgVers'bdg.). Der Eintritt des neuen Risikos mutz von einer ge­ wissen Dauer sein und darf sich nicht in einem seiner Natur nach gelegentlichen und vereinzelten Akt erschöpfen (KG. 18. 6. 16 BA. 1915* 86 Nr. 901). g II. Die E n t s c h ä d i g u n g s p s l i c h t des Versicherers ' i n z e i t l i c h e r H i n s i c h t ist begründet, wenn die Tat­ sache, auf welche die Verantwortlichkeit des Versicherungs­ nehmers zurückzuführen ist (Schadensereignis), in die ma­ terielle Bersicherungsdauer fällt (OLG. Köln 19. 1. 10 VA. 1910* 68 Nr. 533; RG. 31. 1. 11 Bd. 75. 173, BA. 1911* 29 Nr. 583). Bei Rückwärtsverisicherung (§ 2} kann sich das Schadensereignis vor dem formellen Bersicherungsbeginn ab­ gespielt haben. Daß auch während der Bersicherungsdauer der Anspruch gegen den Versicherungsnehmer geltend gemacht oder festgestellt werden muß, ist nicht erforderlich. kann der bei Testamentserrichtung von dem Notar begangene Form­ fehler einen Haftpflichtanspruch erst zur Zeit des Todes des Erblassers auslösen (RGE. Bd. 58. 296). Oftmals wird ver­ einbart, daß das Schadensereignis innerhalb einer bestimmten, gewöhnlich ein Jahr betragenden Frist dem Versicherer anzu­ melden ist ( S p ä t s ch a d e n). Die Frist darf ihren Lauf nicht vom- Ende des Schadensjahres, sondern muß ihn vom Ende der Bertragsdauer an nehmen (VA. 1908. 150, 1009. 181). Der Versicherer haftet auch für später angezeigte Versicherungssälle, wenn eine A n s c h l u ß v e r s i c h e r u n g ge­ nommen ist, die unter gewissen Voraussetzungen Versiche­ rungsschutz ohne Zeitbeschränkung gewährt (VA. 1908. 85). g. III. 1. Die E n t s c h ä d i g u n g s p f l i c h t des Versicherers bestimmt sich i h r e m U m f a n g e nac h durch dies Leistung, die dem Versicherungsnehmer gegenüber dem Dritten obliegt. Das bedeutet aber nur, daß der Versicherer vorbehaltlich § 150 niemals mehr zu leisten hat, als der Versicherungsnehmer seinem Hastpflichtgläubiger leisten muß. Ob er weniger zu leisten berechtigt ist, richtet sich nach der Abmachung zwischen Versicherer und Versicherungsnehmer. Bei der Übernahme mancher Risiken wird aber dem Versicherungsnehmer eine auch der Höhe nach vereinbarte S e l b s t b e t e i l i g u n g auferlegt (BA. 1906. 60, 1903. 53).

Haftpflichtversicherung. § 149.

623

2. a) I s t e i n e V e r s i c h e r u n g s s u m m e (ein Höchst- 7 betrag) v e r e i n b a r t , so ersetzt der Versicherer die dem Versicherungsnehmer obliegende Leistung bis zu diesem B e­ trage. ü b er den Abandon des Versicherers Bem. 9 zu § 160. b) Die Versicherungssumme (§ 50) bedeutet die vertragsm äßige g Haftungsgrenze des Versicherers, und zwar b e i j e d e m S c h a d e n s e r e i g n i s . Mehrere zeitlich zusammenhängende Schäden au s derselben Ursache oder mehrere Schäden a u s Lieferungen der gleichen mangelhaften W aren gelten als ein Schadensereignis (§ 3 II. N r. 2 AllgVersbdg.). Die V er­ sicherungssumme ist auch dann die Höchstgrenze, wenn sich der Versicherungsschutz auf mehrere entfchädigungspflichtige Personen erstreckt (§ 3 II. N r. 2 AllgVersbdg.). S in d der Halter des Autos mit) der jeweilige F ü h rer des Autos zu den gesetz­ lichen Haftungssummen versichert und richtet das Auto einen Schaden an, für den beide hasten, so leistet der Versicherer nicht mehr als einm al die Versicherungssumme. c) D a es bei der Haftpflichtversicherung lein versichertes 9, Anteresse in dem S inne des § 52 gibt, so ist die Versiche­ rungssumme losgelöst von dem W ert irgendeiner Sache. 9 h « wenn der Reeder sich gegen seine gesetzliche Haftung fü r De­ likte von Personen der Schiffsbesatzung versichert, ist der W ert des Schisfsvermögens auch die Grenze für die Ersatzpflicht des Versicherers ( E h r e n b e r g Z . 1923. 261). ü ber Unter­ versicherung Bem. 6 vor § 149. 3. I s t k e i n e Versicherungssumme v e r - zg e i n b a r t , dann hat der Versicherer unbeschränkt dem V er­ sicherungsnehmer die Leistung zu ersetzen, die er dem D ritten zu bewirken hat. S e l b s t b e t e i l i g u n g (Bem. 7) ist möglich. 4. W e i t e r g e h e n d e S c h ä d e n , namentlich m ittel- ^ bare Schäden, die dem Versicherungsnehmer a u s dem Scha­ densereignis erwachsen, werden von tont Versicherer nicht ersetzt (Bgr.) IV. N u r g e g e n A n s p r ü c h e D r i t t e r a n d e n ^ z . V e r s i c h e r u n g s n e h m e r wird Versicherungsschutz ge­ währt. Hat jemand für sich und seine Angestellten V er­ sicherung genommen, so kann er sich nicht wegen des Schadens, den er durch Schuld eines Angestellten erleidet, an den Versicherer halten, über die „Berwandtenklausel" Bem. 3d.

524

L. Abschnitt. Schadensversicherung.

V. Die L e i s t u n g d e s V e r s i c h e r e r s besteht: 1. in dem E r s a t z d e r E n t s c h ä d i g u n g , welche der Versicherungsnehmer auf G rund eines von dem Ver­ sicherer abgegebenen oder genehmigten Anerkenntnisses, eines von ihm geschlossenen oder genehmigten Vergleichs oder einer richterlichen Entscheidung zu zahlen hat (§ 3 II. N r. 1 AllgBersbdg.). Die richterliche Entscheidung, ob - e r Versicherungs­ nehmer dem D ritten ersatzpflichtig ist, ist in einem Prozeß zwischen Versicherungsnehmer und D ritten zu treffen (RE. 22. 3. 04 VA. 1904. 180 N r 85). E s können aber bie Umstände so liegen, daß sich der Prozeß zwischen V er­ sicherer und Versicherungsnehmer abspielt (RG. 27. 4. 26 IW . 1927. 583, VA. 1927. 266 N r. 1625). 14. 2. in der P r ü f u n g d e r H a f t p f l i ch t f r a g e , die vertraglich stets übernommen wird. — I m Rahmen der Ab­ wendung- und Minderungspflicht (§ 62) wird dem Versiche­ rungsnehm er eine umfangreiche Beteiligung auferlegt (§ 5 Nr. 2 AllgVersbdg.). Bei Selbstbeteiligung des Versicherungs­ nehmers findet § 62 S . 2 Anwendung. 15. 3. in der A b w e h r u n b e r e c h t i g t e r A n s p r ü c h e . Zu diesem Zweck hat der Versicherungsnehmer die Prozeßführung dem Versicherer zu überlassen, dem von dem Ver­ sicherer bestellten oder bezeichneten Anwalt Vollmacht und alle von diesem oder dem Versicherer fü r nötig erachteten A ufklärun­ gen zu geben (§ 5 Nr. 3 AllgVersbdg.). Diese Verpflichtung des Versicherungsnehmers ist wie die SchadenabwendungSund M inderungspflicht (§ 62) eine Obliegenheit, die dem Ver­ sicherer gegenüber nach E in tritt des Versicherungsfalls zu er­ füllen ist (§ 6 Abs. 2). Infolgedessen kann der Versicherer wegen ihrer Verletzung n u r leistungsfrei werden, wenn die Verletzung auf Vorsatz (R G . 14. 1. 21 Bd. 101. 213, 216, 4. 12. 23 VA. 1925. 132 N r. 1416) oder grober Fahrlässigkeit (RG. 10. 12. 20 VA. 1922* 42 N r. 1201; KG. 1. 4. 25 DA. 1926. 138 N r: 1488) beruht. D er Einwand des Versicherungs­ nehmers, er habe kein Jntereffe an dem Prozeß m it dem D ritten, versagt gegenüber dem Versicherer (RG . 22. 3. 04 VA. 1904. 180 N r. 85). D er Versicherer führt den Prozeß für den Versicherungsnehmer ( L a n g W uR. 1920. 94; S i l ­ b e r s c h m i d t Z . 1924. 304). Hierbei kann dem Versiche-

13.

Haftpflichtversicherung. § 160.

525

rungsnehmer nicht eine Prozeßführung zugemutet werden, die dem Anstand oder den guten Sitten widerspricht (Bem. 5 zü § 154; z. B. Erhebung schikanöser Einwendungen, Einlegung aussichtsloser Rechtsmittel). I m Prozeß des Dritten gegen den Versicherungsnehmer ist der Versicherer zur Verweigerung des Zeugniffes berechtigt (OLG. Darmstadt 30. 12. 13 Z. 1915. 354; OLG. Karlsruhe 15. 4. 14 VA. 1915* 24 Nr. 867; E i c h b a u m LZ. 1912. 446).

§ 150. Die Versicherung umfaßt die gerichtlichen und außergerichtlichen Kosten, die durch die Verteidi­ gung gegen den von einem Dritten geltend gemachten Anspruch entstehen, soweit die Aufwendung der Kosten den Umständen nach geboten ist. Dies gilt auch dann, wenn sich der Anspruch als unbegründet erweist. Der Versicherer hat die Kosten auf Verlangen des Ver­ sicherungsnehmers vorzuschießen. Ist eine Versicherungssumme bestimmt, so hat der Versicherer Kosten, die in einem auf seine Veranlassung geführten Rechtsstreit entstehen, auch insoweit zu er­ setzen, als sie zusammen mit der übrigen Entschädigung die Versicherungssumme übersteigen. Das Gleiche gilt von Zinsen, die der Versicherungsnehmer infolge einer vom Versicherer veranlaßten Verzögerung der Befrie­ digung des Dritten diesem zu entrichten hat. Is t dem Versicherungsnehmer nachgelasien, die Voll­ streckung einer gerichtlichen Entscheidung durch Sicher­ heitsleistung oder Hinterlegung abzuwenden, so hat auf sein Verlangen der Versicherer die Sicherheitsleistung oder Hinterlegung zu bewirken. Diese Verpflichtung besteht nicht über den Betrag der Versicherungssumme hinaus,' haftet der Versicherer nach Abs. 2 für einen höheren Betrag, so tritt der Versicherungssumme der

526

2. Abschnitt. SchadenSversicherung.

Mehrbetrag hiiM . Der Versicherer ist von der Ver­ pflichtung frei, wenn er den Anspruch des Dritten dem Versicherungsnehmer gegenüber als begründet aner­ kennt. 1.

1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 vor § 149. I. 1. I n -er Haftpflichtversicherung sin- unter -en A u f ­ w e n d u n g e n , die den Versicherer belasten (§ 63), von be­ sonderer Bedeutung die K o s t e n , d i e d e m V e r s i c h e ­ r u n g s n e h m e r durch die V e r t e i d i g u n g g e g e n den von e i n e m D r i t t e n g e l t e n d gemachten A n s p r u c h , mag dieser begründet oder unbegründet sein, e n t s t e h e n . Der Versicherer hat sie insoweit zu ersetzen, als sie den Umständen nach geboten sind (Abs. 1 S . 1, 2; vgl. §§ 93, 94 ZPO.). Daß der Versicherer die Maßnahmen, durck welche die Kosten entstanden sind, angeordnet oder sich mit ihnen einverstanden erklärt hat, ist nicht erforderlich, da der Versicherungsnehmer ihren Ersatz verlangen kann, sofern er beweist, daß sie den Umständen nach geboten waren, aber da tatsächlich der Versicherer die Abwehr des Anspruchs des Dritten zu übernehmen pflegt (Bem. 15 zu § 149), so werden jedenfalls die g e r i c h t l i c h e n K o s t e n ohne weiteres von dem Versicherer zu ersetzen sein. Die V e r t e i d i g u n g um­ faßt jede Art der Abwehr, also nicht nur einen über den Anspruch geführten Rechtsstreit (Erwirkung einer einstweiligen Verfügung RG. 9. 3. 15 BA. 1915* 42 Nr. 879), sondern, wenn der Dritte im Strafverfahren die Zuerkennung einer Buße verlangt, auch die hierauf entfallenden Kosten des Strafverfahrens. I n § 3 II. Nr. 1 AllgBersbdg. übernimmt der Versicherer auch die gesetzlichen oder von ihm vereinbarten Kosten eines mit seiner Zustimmung aufgestellten Verteidigers, falls gegen den Versicherungsnehmer wegen eines Ereignisses, das einen Haftpflichtanspruch im Gefolge haben kann, ein Strafverfahren eingeleitet wird. Auch die durch eine Neben­ klage erwachsenen notwendigen Kosten, wenn sich der Ge­ schädigte der öffentlichen Klage als Nebenkläger anschließt, werden von dem Versicherer erstattet. 3. 2. A u ß e r g e r i c h t l i c h e K o s t e n können durch P rü ­ fung und Feststellung des Tatbestandes entstehen, auf Grund

2.

Haftpflichtversicherung. § 150.

527

dessen der Versicherungsnehmer haftpflichtig gemacht wird, z. B. Kosten für Beschaffung von SituationsPlänen, Skizzen, Photographien, oder der Ausfall, welchen der Stillstand eines Betriebs zwecks Feststellung des Tatbestandes verursacht. 3. Auf Verlangen des Versicherungsnehmers hat bet Dersicherer die K o s te n v o r z u s c h i e ß e n (Abs. 1 S. 3; Bem. 8 zu § 63). II. 1. I s t k e i n e V e r s i c h e r u n g s s u m m e v e r e i n b a r t , dann hat der Versicherer die gerichtlichen und außergerichtlichen Kosten der Verteidigung des Versicherungs­ nehmers insoweit zu ersetzen, a ls sie der Versicherungsnehmer den Umständen nach für geboten halten durfte ohne Rücksicht darauf, ob sich der Anspruch als begründet oder unbegründet erweist (Abs. 1 S. 1, 2), erst recht, wenn der Rechtsstreit auf Veranlassung des Versicherers geführt worden ist. 2. a) I s t e i n e V e r s i c h e r u n g s s u m m e v e r e i n b a r t , dann trägt der Versicherer die Kosten des auf seine Veranlassung geführten Rechtsstreits auch insoweit, als sie zu­ sammen mit der übrigen Entschädigung die Versicherungs­ summe übersteigen (Abs. 3 S . 1; § 63 Abs. 1 S . 2). Das gleiche gilt von den Zinsen, die der Versicherungsnehmer in­ folge einer vom Versicherer veranlaßten Verzögerung der Be­ friedigung des Dritten diesem zu entrichten hat (Ms. 2 S. 2), aber nicht von anderen Nebenforderungen, z. B. Geldent­ wertung (RG. 10. 3. 25 Bd. 110. 256, I R . 1935. 103, VA. 1925. 130 Nr. 1415s, IW . 1935. 1481, 16. 6. 25 IW . 1925. 1989). Der Rechtsstreit gilt auch dann als auf Veranlassung des Versicherers geführt, wenn dieser sich nachträglich mit der Führung einverstanden erklärt. b) Bei S e l b s t b e t e i l i g u n g des Versicherungsnehmers hat der Versicherer nur anteilsmäßig die gerichtlichen und außergerichtlichen Kosten und Zinsen zu tragen. o) Ü b e r s t e i g t d e r H a f t p f l i c h t a n s p r u c h d i e V e r s i c h e r u n g s u m m e , dann liegt keine Unterver­ sicherung im Sinne von § 56 vor (Bem. 6 vor § 149). Es fragt sich aber, ob § 63 Abs. 2 zur entsprechenden Anwendung zu bringen ist, wie E h r e n b e r g Z. 1923. 261, 364 an­ nimmt und § 3 III. Nr. 1 AllgVerslbdg. ausdrücklich dadurch bestimmen, daß der Versicherer die Prozeß-osten nur im Ver-

4. 5.

6.

7. 8.

528

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

hältnis der Versicherungssumme zur Gesamthöhe der An­ sprüche trägt. Ist keine Vereinbarung getroffen, dann ent­ scheidet die juristische Natur der Abwehr, insbesondere Prozeß­ kosten als Versicherungsschaden im weiteren Sinne. Die Ab­ wehrkosten stellen zwar nicht den Versicherungsschaden dar, ge­ hören aber zu dem Schaden, der mit dem Versicherungsfall im Zusammenhang steht und von dem Versicherer zu ersetzen ist. Hieraus folgt, daß die Aufwendungen rechtlich das Schicksal der Entschädigungsleistung teilen, soweit nicht Abweichendes bestimmt oder vereinbart ist (Bem. 11 zu § 68). Da bei der Haftpflichtversicherung Unterversicherung ausgeschloflen ist, findet § 63 Abs. 2 keine Anwendung und der Versicherer hat mithin die Abwehr, insbesondere Prozeßkosten, in voller Höhe insoweit zu tragen, als sie zur Abwendung des ganzen Ent­ schädigungsanspruches bis zur Höhe der Versicherungssumme entstanden sind. Dies Ergebnis entspricht auch durchaus der Billigkeit, anderenfalls würde die Beteiligung des Versicherers an der Aufbringung der Kosten um so geringer werden, als der erhobene Anspruch die Versicherungssumme übersteigt. Die Abwehrkosten des weitergehenden Anspruches des Dritten fallen dem Versicherer ebensowenig zur Last, wie er auch nicht die Rettungskosten für unversicherte Sachen zu tragen hat. V. d) Da der Versicherer über die Versicherungssumme hinaus Aufwendungen in unbegrenzter Höhe zu erstatten hat, sofern der Haftpflichtanspruch die Versicherungssumme nicht über­ steigt, hat der Versicherer nach § 8 II Nr. 1 AllgBersbdg. ähnlich wie der Transportversicherer (§ 145) d a s R e c h t z u a b a n d o n n i e r e n , d.h. sich durch Zahlung der Ver­ sicherungssumme und seines der Versicherungssumme ent­ sprechenden Anteils an den bis dahin erwachsenen Kosten von weiteren Leistungen zu befreien. 10. III. 1. Wird in dem Rechtsstreit zwischen Versicherungs­ nehmer und Drittem (Haftpflichtgläubiger) eine gegen den ersten erlasiene Entscheidung für vorläufig vollstreckbar erkärt, so kann ihm gemäß § 713 Abs. 2 Z P O . auf seinen Antrag nachgelassen werden, durch Sicherheitsleistung oder Hinter­ legung die Vollstreckung abzuwenden. Aus Verlangen des Ver­ sicherungsnehmers hat d e r V e r s i c h e r e r d i e S i c h e r ­ h e i t s l e i stung oder H i n t e r l e g u n g zu be-

Haftpflichtversicherung. § 151.

529

w i r k e n (Abs. 3 1; § 3 II Nr. 1 AllgVersbdg.; OLG. Kolmar 26. 3. 12 VA. 1912* 108 Nr. 695). Das Verlangen ist eine an sich formfreie Willenserklärung des Versicherungs­ nehmers, seines Rechtsnachfolgers, seines gesetzlichen oder rechtsgeschäftlich bestellten Vertreters, die dem Versicherer, seinem Abschlußagenten oder seinem sonstigen Vertreter zu­ gegangen sein muß; zu ihrer Empfangnahme ist der Vermitte­ lungsagent (§ 43 Nr. 2; Ausnahme § 47) befugt. Nach § 3 II Nr. 1 AllgVersbdg. ist die Sicherheitsleistung auch ohne Verlangen zu bewirken. Die Verpflichtung des Versicherers zur Sicherheitsleistung und Hinterlegung findet ihre natür­ liche Grenze in der Versicherungssumme (Abs. 3 S. 2). über die Versicherungssumme hinaus kann dem Versicherer die Ver­ pflichtung zur Sicherheitsleistung oder Hinterlegung nur in Höhe desjenigen Betrages auferlegt werden, für den er unter den Voraussetzungen des Abs. 2 wegen der Kosten und Zinsen ohne Rücksicht auf die Höhe der Versicherungssumme haftet (Abs. 3 S . 2). 2. E r k e n n t d e r V e r s i c h e r e r d e n A n s p r u c h 11. d e s D r i t t e n dem Versicherungsnehmer gegenüber als be­ gründet a n , so ist er von Sicherheitsleistung oder Hinter­ legung befreit (Abs. 3 S . 3). IV. § 150 ist nicht zwingend, kann daher auch zum Nach- 12. teil des Versicherungsnehmers abgeändert werden.

§ 151. Ast die Versicherung für die Haftpflicht aus einem geschäftlichen Betriebe des Versicherungsnehmers genommen, so erstreckt sie sich auf die Haftpflicht der Vertreter des Versicherungsnehmers sowie auf die Haftpflicht solcher Personen, welche er zur Leitung oder Beaufsichtigung des Betriebs oder eines Teiles des Betriebs angestellt hat. Die Versicherung gilt insoweit als für fremde Rechnung genommen. Wird im Falle des Abs. 1 das Unternehmen an einen D ritten veräußert oder auf Grund eines Nieß­ brauchs, eines Pachtvertrags oder eines ähnlichen Ver­ hältnisses von einem Dritten übernommen, so tritt an B ru c k , Versicherungsvertrag. 6. Aufl.

34

530

2. Abschnitt. S chadensversich erung.

Stelle des Versicherungsnehmers der Dritte in die während der Dauer seiner Berechtigung sich aus dem Versicherungsverhältnis ergebenden Rechte und Pflichten ein. Die Vorschriften des § 69 Abs. 2, 3 und der §§ 70, 71 finden entsprechende Anwendung. 1. 2.

1. S ch r i f t t u m : Bem. 1 vor § 74, Bem. 1 vor § 69. I. Die B e t r i e b s h a f t p f l i c h t v e r s i c h e r u n g dient der Versicherung derjenigen Personen, welche an Stelle des Unternehmers oder zusammen mit ihm die Leitung und Be­ aufsichtigung des Betriebes führen. Z ur Vermeidung von Verwickelungen, wenn nur die persönliche Verantwortlichkeit des Unternehmers unter Versicherungsschutz gebracht ist, wird, so­ fern nicht eine besondere Vereinbarung getroffen ist, die Haft­ pflichtversicherung auf einen bestimmten Personenkreis aus­ gedehnt (Abs. 1). 3. 1 . G e s c h ä f t l i c h e B e t r i e b e s i n d landwirtschaft­ liche, industrielle, kaufmännische Unternehmungen aller Art, Betriebe von Rechtsanwälten, Ingenieuren, Architekten usw., nicht oder jedenfalls nur unter einschränkenden Voraussetzun­ gen die Verwaltung eines Hauses (KG. 1. 4. 25 I R . 1925. 199, VA. 1926. 136 Nr. 1486; E h r e n b e r g ZBW . 1927. 229). Es kommt nicht darauf an, ob ein Gewinn erzielt werden soll; so ist z. B. auch eine Universitätsklinik ein ge­ schäftlicher Betrieb. 4. 2. Der P e r s o n e n k r e i s , a u f d e n si ch d i e H a f t p f l i c h t v e r s i c h e r u n g des U n t e r n e h m e r s e r st r e ck t , umfaßt seine Vertreter und die Personen, welche er zur Leitung oder Beaufsichtigung des Betriebes -oder eines Teiles des Betriebes angestellt hat (S. 1). V e r t r e t e r ist nicht im juristisch-technischen Sinne zu verstehen, es kommt weniger auf die Vertretungsmacht als darauf an, daß der Be­ treffende zivilrechtlich verantwortlich ist. N ur nach Lage des Cinzelfalls kann beurteilt werden, ob jemand zur Vertretung des Unternehmers oder z u r L e i t u n g o d e r B e a u f ­ s i c h t i g u n g d e s B e t r i e b e s oder eines Teiles des Betriebes bestellt ist (OLG. Köln 6. 3. 26 VA. 1924* 64 Nr. 132.1). Der Betreffende muß die Verantwortung für den Teil des Betriebes tragen, in dem sich der Haftpflichtfall ab-

Haftpflichtversicherung. § 151.

531

r1 F*

gespielt hat. Auch der Sohn des Unternehmers eines land­ wirtschaftlichen Betriebes gehört zu den versicherten Vertretern (BA. 1928. 169). I s t z. B. eine Brauerei als Tierhalterin versichert, dann erstreckt sich die Haftpflichtversicherung nicht auf den Maschinenmeister, dem die Beaufsichtigung der Pferde und Fuhrwerke nicht obliegt. Km übrigen pflegt bei den Verhandlungen über den Abschluß der Versicherung der P er­ sonenkreis bestimmt abgegrenzt zu werden. 3. Insoweit sich die H a f t p f l i c h t v e r s i c h e r u n g des 5. Unternehmers auch auf andere Personen seines Betriebes er­ streckt, g i l t sie a l s f ü r f r e m d e R e c h n u n g (§§74 ff.) genommen (S. 2; O b e r m a y e r AssJhrb. 1920. I. 83). Der Versicherungsschein wird regelmäßig im Besitz des Unterneh­ mers (Versicherungsnehmers) sein, so daß eine Verfügung des Versicherten nicht in Betracht kommt (§ 75 Abs. 2). Aber auch wenn der Angestellte (Versicherte) den Versicherungs­ schein besitzt, wird durch § 8 Nr. 1 AllgVersbdg. die Ausübung der Rechte ausschließlich dem Versicherungsnehmer zugewiesen. Für Erfüllung der Obliegenheiten pflegen zur Abschneidung aller Zweifel Versicherungsnehmer und Versicherter ausdrück­ lich verantwortlich gemacht zu werden (RG. 14. 1. 31 VA. 1923* 15 Nr. 1242, IW . 1921. 633). Ansprüche des Ver­ sicherungsnehmers selbst und der in Bem. 3d zu § 149 ge­ nannten Personen gegen die Versicherten sind von der Ver­ sicherung ausgeschloffen (§ 8 Nr. 2 AllgVersbdg.). 4. § 151 Abs. 1 ist nicht zwingend. II. D e r Ü b e r g a n g d e s B e t r i e b e s von dem ver­ sicherten Unternehmer a u f e i n e n D r i t t e n hat nach den Grundsätzen über die Veräußerung der versicherten Sache den E intritt des Dritten in die während der Dauer seiner Be­ rechtigung sich aus dem Versicherungsverhältnis ergebenden Rechte und Pflichten zur Folge (Abs. 2; F r o m h e r z LZ. 1914. 1325). 1. D e r V e r ä u ß e r u n g (Bem. 2 zu § 69) w i r d die 8. Übernahme des Unternehmens auf Grund eines Nießbrauchs, Pachtvertrags ( V i l l a LZ. 1913. 205) oder eines ähnlichen Verhältnisses, nicht die Zwangsversteigerung (LG. Kiel VA. 1914* 18 Nr. 791) g l e i c h g e s t e l l t . Da das versicherungs­ fähige Interesse mit dem geschäftlichen Betrieb als solchem

532

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

verbunden ist, ist nicht erforderlich, daß unm ittelbare Rechts­ beziehungen zwischen Veräußerer und Erwerber bestehen (die Wortfassung des Abs. 2 weist hierauf hin, da die Worte in § 69 Abs. 1 „von dem Versicherungsnehmer" fehlen), die V er­ äußerung usw. braucht nicht von dem Versicherungsnehmer selbst vorgenommen zu werden, sondern es entscheidet, ob der Betrieb tatsächlich und wirtschaftlich übergegangen ist. D a h e r g e h t d i e V e r s i c h e r u n g ü b e r bei Neuverpachtung des Hotels (KG. 3. 11. 17 VA. 1918* 34 N r. 1032), des The­ aters (KG. 19. 9. 28 I R . 1928. 334; T a m m I R . 1928. 346, H o c h g r ä b e r ebenda 383, P f e i f f e r ebenda 383>, der Waschanstalt (KG. 21. 6. 22 I R . 1924. 66), bei Über­ nahme der Wirtschaft durch einen neuen Zäpfler (LG. Frankenthal VA. 1914* 16 Nr. 789-, anders LG. Aurich VA. 1914* 16 N r. 790), durch einen neuen Pächter (LG. S tolp VA. 1919* 59 N r. 1099). D a g e g e n g e h t d i e V e r ­ s i c h e r u n g n i c h t ü b e r , wenn der Betrieb eine Ände­ rung erfährt (Zerstückelung des landwirtschaftlichen Betriebes LG. Göttingen VA. 1916* 88 Nr. 955) oder wenn ein M it­ pächter neben dem seitherigen Pächter eintritt (NG. 17. 2. 14 VA. 1914* 99 Nr. 844). — E in N a c h t r a g z u m V e r ­ s i c h e r u n g s s c h e i n bei Übergang der Versicherung braucht nicht ausgestellt zu werden (VA. 1913. 121). — D o p p e l v e r s i c h e r u n g infolge von Besitzwechsel soll nach Möglich­ keit freiwillig von den Versicherern beseitigt werden (VA. 1918. 96). —K ü n d i g t d e r V e r s i c h e r e r dem Erwerber das Bersicherungsverhältnis, dann kann nicht der Versiche­ rungsschutz für den Erwerber dadurch herbeigeführt werden, daß bet Versicherungsnehmer seine Rechte aus der Versiche­ rung an den Erw erber abtritt (KG. 11. 11. 22 HansRZ. 1923. 725). 9. 2. § 151 Abs. 2 ist nicht zwingend. Abweichende V erein­ barungen zum Nachteile des E rw erbers sind zulässig, da § 72 keine Anwendung findet. D as Kündigungsrecht des Erw erbers kann jedoch durch Vereinbarung zwischen Versicherer und V er­ sichern ngsnehnrer (Veräußerer) nicht ausgeschlossen werden ( P e t e r s e n LZ. 1914. 366; unrichtig KG. 2. 5. 13 ZVW . 1913. 432; OLG. S te ttin 27. 10. 13 VA. 1914* 20 N r. 792). 10. 3. Abs. 2 hat rückwirkende K raft (LG. Neuruppin VA. 1913* 31 Nr. 726; S c h w e i g h ä u s e r HansRZ. 1918. 498).

Haftpflichtversicherung. § 152.

533

§ 152. Der Versicherer haftet nicht, wenn der Ver­ sicherungsnehmer vorsätzlich den Eintritt der Tatsache, für die er dem Dritten verantwortlich ist, widerrechtlich herbeigeführt hat. 1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 zu § 61. 1. Von dem allgemeinen Grundsatz der Schadensversicherang (§ 61) wird dadurch abgewichen, daß n u r d i e v o r ­ s ä t z l i c h e , nicht auch die grobfahrlässige H a n d l u n g s ­ weise des V e r s i c h e r t e n di e H a f t u n g d e s V e r s i c h e r e r s ausschließt. Die Haftpflichtversicherung soll dem Versicherungsnehmer Deckung namentlich auch gegen solche Ansprüche Dritter gewähren, die darauf beruhen, daß der Versicherungsnehmer die im Verkehr erforderliche Sorgfalt außer Acht gelassen hat. II. 1. Die L e i s t u n g s f r e i h e i t d e s V e r s i c h e r e r s bedeutet hier wie überall, daß der Versicherer den durch den Haftpflichtfall verursachten Schaden dem Versicherungsnehmer nicht zu vergüten hat. Der Vertrag als solcher bleibt bestehen — vorbehaltlich des Kündigungsrechts (§ 158) — vor allem bleibt der Prämienschuldner weiter zur Entrichtung der Prämie verpflichtet. 2. Der V e r s i c h e r u n g s n e h m e r m u ß d e n E i n t r i t t d e r T a t s a c h e , für die er beut Dritten verant­ wortlich ist, v o r s ä t z l i c h u n d w i d e r r e c h t l i c h h e r ­ b e i g e f ü h r t h a b e n . Uber die rechtliche Konstruktion im allgemeinen Bem. 3 zu § 61. a) Der V e r s i c h e r u n g s n e h m e r darf nicht vorsätzlich und widerrechtlich gehandelt haben, bei mehreren Ver­ sicherungsnehmern keiner von ihnen. Die Herbeiführung durch einen wirkt zum Nachteil aller übrigen. Bei Veräußerung des Unternehmens (§ 151 Abs. 2) tritt der Dritte in die Rechts­ stellung des Versicherungsnehmers gegenüber dem Versicherer ein, darf somit der durch § 156 gesetzten Bedingung für die Leistungspflicht des Versicherers nicht zuwiderhandeln, wenn er den Anspruch nicht gefährden will. Für den Versicherungs­ nehmer hört mit der Veräußerung die Notwendigkeit auf, sich bedingungsgemäß zu verhalten. Führt er den E intritt der Tatsache herbei, so wird hierdurch die Leistungspflicht des

1. 2.

3.

4.

5.

534

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

Versicherers nicht berührt. Bei Versicherung für fre mite Rechnung (§ 151 Abs. 1) darf weder der Versicherungsnehmer noch der Versicherte den E intritt der Tatsache schuldhast her­ beiführen. Uber die Haftung des Versicherungsnehmers für das Verhalten Dritter Bern. 7 zu § 61. I n § 4 II 1 AllgVersbdg. werden die Versicherungsansprüche aller Personen, die den Schaden vorsätzlich herbeigeführt haben, ausgeschlossen und damit die meisten Zweifel beseitigt. 6. b) Schuldhaft handelt derjenige, der den E intritt der Tat­ sache v o r s ä t z l i c h widerrechtlich herbeiführt. Der Vorsatz hat die schadenstiftende Wirkung der Handlung zu umfassen, der Täter muß das Bewußtsein gehabt haben, daß durch sein Verhalten ein Dritter einen Schaden erleiden wird oder doch wenigstens bei gewöhnlichem Verlauf der Dinge geschädigt lverden kann. Nicht erforderlich ist, daß der Täter die Art und den Umfang der konkreten Schadenswirkungen voraus­ gesehen hat, es genügt, wenn er das Bewußtsein hat, sein Verhalten könne einem Dritten irgendwelchen Schaden ver­ ursachen (RG. 15. 3. 10 VA. 1910* 70 Nr. 534, 20. 4. 17 VA. 1917* 60 Nr. 1005). Eventualdolus reicht aus (OLG. Breslau 13. 2. 08 VA. 1908* 92 Nr. 413; anders KG. 11.3.15 VA. 1915* 44 Nr. 880. I n § 4 II 1 AllgVersbdg. wird bei Lieferung oder Herstellung von Waren, Erzeugnissen oder Arbeiten die Kenntnis von der Mangelhaftigkeit oder Schädlichkeit der Waren usw. dem Vorsatz gleichgestellt. — Der Täter muß w i d e r r e c h t l i c h gehandelt haben, also nicht in Notwehr, im Notstand, in berechtigter Selbsthilfe. Rechtswidrig braucht aber nur die Tatsache zu sein, für welche der Versicherungs­ nehmer verantwortlich ist; hingegen tritt eine Befreiung des Versicherers nicht schon dann ein, wenn die Entstehung der Haftpflicht auf einer irgendwie rechtswidrigen Handlung des Versicherungsnehmers beruht, z. B. wenn dieser beim Gehen auf einer Wiese, deren Betreten verboten ist, mit seinem Stocke versehentlich einen Menschen verletzt. Die AllgVersbdg. sehen von dem Erfordernis der Widerrechtlichkeit ab, da eine zwar vorsätzliche, aber nicht widerrechtliche Handlungsweise niemals zum Schadensersatz verpflichtet. 7. c) Uber den Kausalzusammenhang und die Regelung der Beweislast Bem. 10, 11 zu § 61.

Haftpflichtversicherung. § 153.

535

III. § 152 ist nicht zwingend. Der Versicherer kann seine 8. Leistungspflicht auch bei grobfahrlässiger Herbeiführung des Schadens ausschließen. Selbst der Ginschluß der Haftung bei vorsätzlicher Herbeiführung des Dersicherungsfalls verstößt nicht immer gegen die guten Sitten, so z. B. die Übernahme der Haftung aus der vorsätzlichen Tötung wildernder Hunde durch Jagdberechtigte (BA. 1929. 129). Zulässig ist ferner, daß der Versicherer sich zur Leistung verpflichtet, auch wenn die Tatsache einem Verbotsgesetz widerstreitet, so wenn Haus­ besitzer, Fabrikunternehmer usw. sich für die aus Zuwider­ handlung gegen Polizeivorschriften entspringende Haftpflicht versichern. Andrerseits kann der Versicherer seine Haftung auch weiter als durch § 152 geschehen einschränken (§ 4 II AllgBersbdg.; Bem. 3 zu § 149). Unterliegen nach den maß­ gebenden Versicherungsbedingungen dem Versicherungsschutz Nicht solche Ansprüche, die durch Mangelhaftigkeit der von dem Versicherungsnehmer gelieferten Arbeiten verursacht sind, wenn dem Versicherungsnehmer die Mangelhaftigkeit bekannt war, dann kann es unter Umständen auf die Kenntnis eines Angestellten des Versicherungsnehmers ankommen (RG. 8. 3. 21 Bd. 101. 402).

§ 153. Der Pflicht zur Anzeige des Versicherungs­ falls wird genügt, wenn die Anzeige innerhalb einer Woche erfolgt' die Frist beginnt mit dem Zeitpunkt, in welchem der D ritte seinen Anspruch gegenüber dem Verficherungsnehmer geltend macht. Durch die Ab­ sendung der Anzeige wird die Frist gewahrt. Wird der Versicherungsnehmer zu «einer gerichtlichen Ver­ handlung über den Anspruch geladen, so hat er, wenn­ gleich die Frist noch läuft, die Anzeige unverzüglich nach Empfang der Ladung zu machen. Auf eine Vereinbarung, durch welche die Dauer oder die Berechnung der Frist zum Nachteile des Ver­ sicherungsnehmers anders bestimmt ist, kann sich der Versicherer nicht berufen.

536 1. 2.

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 zu § 33, Bem. 1 vor § 149. I. Die A n z e i g e p f l i c h t bei E i n t r i t t des Ve r s u c h e r u n g s f a l l s ist hinsichtlich der Fristbestim­ mung anders als in den übrigen Versicherungszweigen (§§ 92, 110, 121, 146) geordnet. § 33 gilt neben § 153. 3. II. 1 . Die auf Gesetz beruhende V e r p f l i c h t u n g z u r S c h a d e n s a n z e i g e ist eine Obliegenheit (Voraussetzung; Bem. 4 zu § 6), die nach Eintritt des Verficherungsfalls dem Versicherer gegenüber zu erfüllen ist (§ 6 Abs. 2). 4. 2. A n z e i g e p f l i c h t i g ist -e r Versicherungsnehmer oder sein Rechtsnachfolger, bei mehreren Versicherungsneh­ mern ein jeder von ihnen, bei Versicherung für fremde Rech­ nung (§ 151 Abs. 1) hat auch der Versicherte anzuzeigen, wenn er Kenntnis hat. Bei Veräußerung des versicherten Unternehmens (§ 151 Abs. 2) hat der Veräußerer anzuzeigen, wenn der Versicherungssall vor der Veräußerung eintritt, der Erwerber, wenn er nachher eintritt. Läuft die Anzeigefrist noch bei Eintritt des Erwerbers in das Versicherungsverhält­ nis, so hat der Erwerber den vor der Veräußerung eingetrete­ nen, von dem Veräußerer noch nicht angezeigten Versiche­ rungsfall anzuzeigen. Nicht zur Anzeige verpflichtet ist -er Dritte (Haftpflichtgläubiger; RG. 19. 1. 17 VA. 1918* 26 Nr. 1028). 5. 3. Die Erfüllung der Anzeigepflicht ist an zwei V o r ­ a u s s e t z u n g e n geknüpft. a) D e r E i n t r i t t d e s V e r s i c h e r u n g s f a l l s . Der Versicherungssall ist an und für sich mit der Verwirk­ lichung der Tatsache eingetreten, die den Versicherungsnehmer einem Dritten verantwortlich macht. Aber der Versicherer hat kein Interesse, von ihr zu erfahren. Sein Interesse entsteht erst, wenn der Dritte einen Anspruch gegenüber dem Ver­ sicherungsnehmer geltend macht. Diese Tatsache gilt als der anzeigepflichtige Versicherungsfall (OLG. Kolmar 15. 10. 15 VA. 1916* 20 Nr. 919; OLG. Köln 23. 12. 25 VA. 1927. 271 Nr. 1627). Unter Geltendmachung des Anspruchs ist jede E r­ klärung zu verstehen, durch die von dem Versicherungsnehmer eine Leistung gefordert wird, sofern deren Ersatz durch den Versicherer überhaupt in Frage kommen kann. Die bloße Drohung mit der Geltendmachung des Anspruchs genügt nicht.

Haftpflichtversicherung. § 153.

537

Gerichtliche Geltendmachung wird nicht gefordert (KG. 12. 11. 24 AR. 1994. 83). Dieser Tatbestand muß nach dem m a­ teriellen B eginn der Versicherung eingetreten sein. I s t er vor dem formellen Versicherungsbeginn eingetreten, dann un ter­ le g t er un ter Umständen der vor vertraglichen Anzeigepflicht (§§ 16 ff.). b) D i e K e n n t n i s d e s A n z e i g e p f l i c h t i g e n (§ 33 Abs. 1) nicht allein von der Tatsache, die den Haft­ pflichtanspruch eines D ritten erzeugt, sondern auch von der Erhebung eines Anspruchs seitens ^des D ritten (RG. 18. 6.26 Bd. 114. 117, I W . 1927. 173, VA. 1928. 28 N r. 1681, I R . 1926. 206, HansRZ. 1926. 596; OLG. Nürnberg 3. 11. 27 VA. 1929. 232 Nr. 1868). An erster Stelle steht die K enntnis des Anzeigepflichtigen. Sind mehrere Anzeigepflichtige vorhanden, so schadet die K enntnis des einen, wenn er die Anzeige nicht unverzüglich erstattet, allen übrigen. Bei gesetzlicher V ertretung des An­ zeigepflichtigen ist die K enntnis des V ertreters, die des Vertretenen nur, wenn er für sein Wissen verantwortlich ist, bei Versicherung für fremde Rechnung auch die K enntnis des Versicherten maßgebend. Abgesehen von der Haftung für Wissensvertreter (Bem. 13 zu § 6) kommt eine weiter­ gehende Haftung des Anzeigepflichtigen nicht in Betracht (Bem. 12 zu § 6). III. 1. Die A n z e i g e ist eine empfangsbedürftige, an sich 6. formfreie Wissenserklärung. W illensmängel oder M ängel in der Geschäftsfähigkeit haben keinen E influß auf die Wirksam­ keit der Anzeige. M ithin entscheidet die Tatsache, ob die A n­ zeige ordnungsgemäß erstattet ist oder nicht. Auch ein be­ schränkt Geschäftsfähiger oder ein Geschäftsunfähiger kann a n ­ zeigen. O b er für eine unterlassene oder für eine nicht recht­ zeitige Anzeige verantwortlich ist, ist nach den Grundsätzen über die Schuldfähigkeit (§§ 827, 826 BG B .) zu entscheiden (Bem. 5 zu § 16). 2. Die Anzeige ist von dem A n z e i g e p f l i c h t i g e n zu 7. erstatten, der sich hierbei der Hilfe D ritter bedienen kann. Bei mehreren Anzeigepflichtigen genügt die Anzeige durch einen, wenn sie dem Versicherer zugeht (RG. 3. 5. 01 I W . 1901. 426). Die von einem Nichtanzeigepflichtigen ordnungs-

638

2. Abschnitt. Sch adensversich erring.

gemäß erstattete Anzeige erfüllt die Anzeigepflicht. Diese Folge ist allerdings ausdrücklich n u r für einen ganz bestimm­ ten Tatbestand vorgesehen (§ 38 Abs. 2). E s würde aber Treu und Glauben widersprechen, wenn sich der Versicherer auf die Verletzung der Anzeigepflicht berufen könnte, obschon er die Anzeige von einem Nichtanzeigepflichtigen erhalten hat (Bem. 7 zu § 33). 8. 3. Die Anzeige ist gesetzlich formfrei, vertraglich Pflegt An­ zeige durch eingeschriebenen B rief (AllgVersbdg. § 5 N r. 1) verlangt zu werden. W ird die F o r m nicht gewahrt, so kann sich der Versicherer auf die Verletzung der Anzeigepflichr nicht berufen, wenn er in anderer Weise rechtzeitig von der an­ zeigepflichtigen Tatsache K enntnis erlangt. 9. 4. Die Anzeige ist a n d e n V e r s i c h e r e r , an den Abschlußagenten (§ 45; Ausnahm e § 47) oder an seinen sonstigen Vertreter, bei mehreren Versicherern an einen jeden von ihnen, sofern nicht einer die Führung hat, zu richten. Der Verm ittelungsagent ist zur Entgegennahme der Anzeige grund­ sätzlich (§ 43 N r 2; Ausnahm e § 47) ermächtigt. 10. 5. I s t der Empfänger der Anzeige anwesend, so ist die Anzeige in v e r s t ä n d l i c h e r F a r m zu machen, ist der Empfänger abwesend, so muH sie itynt zugegangen sein (§ 130 BGB.). 11. 6. Die Anzeige ist b i n n e n e i n e r Wo c h e nach dem Zeitpunkt, in welchem der D ritte seinen Anspruch gegenüber dem Versicherungsnehmer geltend macht, zu erstatten (Abs. 1 S . 1). Die Frist kann vertraglich verlängert, nicht verkürzt werden (Abs. 2). Die Fristberechnung ergibt sich a u s §§ 187 Abs. 1, 188 Abs. 1, 193 B G B . Der Beginn der Frist darf nicht auf einen früheren als den gesetzlichen Zeitpunkt verlegt werden (RG. 17. 3. 16 VA. 1916* 47 N r. 934, LZ. 1916. 1190; anders KG. 18. 6. 27 I R . 1927. 273). Durch Ab­ sendung der Anzeige wird die F rist gewahrt (Abs. 1 S . 2). In n e rh a lb der einwöch-igen oder der a n ihre Stelle tretenden Frist braucht die Anzeige nicht unverzüglich erstattet zu werden. Nach Ablauf der Frist und, wenn der Versicherungs­ nehmer zu einer gerichtlichen Verhandlung über den Anspruch geladen ist, auch währen- des L aufs der Frist, ist die Anzeige unverzüglich (ohne schuldhaftes Zögern § 121 Abs. 1 BGB.)

Haftpflichtversicherung. § 153.

539

nach Erlangung der Kenntnis oder nach Empfang der Ladung zu erstatten (M s. 1 S . 3). Ladung zu einer gerichtlichen Verhandlung ist vor allem Zustellung der Klageschrift (KG. 22. 12. 28 I R . 1929. 64), Ladung zu einem Beweissicherungs­ verfahren (§§ 485 ff. ZPO .), Ladung zu einem Strafver­ fahren nur, wenn Anspruch auf Buße erhoben wird (RG. 17. 3. 16 VA. 1916* 47 Nr. 934, LZ. 1916. 1190; anders Pfund LZ. 1916. 1358). Nicht anzeigepflichtig ist die Ladung als Zeuge. I m § 5 Nr. 2 Abs. 2 AllgVersbdg. wird die Einleitung eines polizeilichen oder strafgerichtlichen Verfahrens gleichfalls als anzeigepflichtig erklärt. Jede neue gerichtliche Ladung ist erneut mitzuteilen (OLG.. Hamburg 25. 10. 16 VA. 1917* 19 Nr. 976).. Auch Armenrechtsgesuche des Dritten, Haftpflichtgläubigers, können mitteilungspflichtig sein (KG. 24. 4. 18 VA. 1919* 25 Nr. 1078). — Die Be­ rechnung der Frist kann zum Nachteil des Versicherungs­ nehmers nicht geändert werden (Abs. 2). 7. Die K o s t e n für die Erfüllung der Anzeigepflicht hat 12» der Versicherungsnehmer zu tragen. 8. Den B e w e i s für die frist- und formgerechte Anzeige 13« hat der Versicherungsnehmer zu erbringen. Der Versicherer hat zu beweisen, daß die Anzeigepflicht verletzt ist. IV. 1. B e s o n d e r e F o l g e n sind an die Verletzung 14. der Anzeigepflicht nicht geknüpft. Solange die Anzeige nicht ordnungsgemäß erstattet ist, kann der Versicherer dem Ver­ sicherungsnehmer namentlich keinen Rechtsschutz gewähren, aber die Verweigerung darf nicht schikanös (§ 226 BG B.) sein. — Hat der Anzeigepflichtige durch die nicht ordnungs­ gemäße Erstattung der Anzeige dem Versicherer einen Schaden zugefügt (§§ 823 Abs. 2, 826 BG B.), so hat er ihm diesen zu ersetzen. Die Höhe des Schadens hat der Versicherer zu be­ weisen. I s t der V e r s i c h e r e r nach Maßgabe der in Betracht kommenden Bersbdg. l e i s t u n g s f r e i (so nach § 6 Allg­ Versbdg.), wenn die Anzeige nicht rechtzeitig oder nicht ord­ nungsgemäß erstattet wird, so kann diese Folge nur eintreten, wenn die Nichterfüllung auf Vorsatz oder auf grober Fahr­ lässigkeit beruht (§ 6 Abf. 2, 3; OLG. Kolmar 15. 10. 15 DA. 1916* 20 Nr. 919). Hat sich der Anzeigepflichtige in Unkonnt-

540

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

nis über seine Verpflichtung zur Anzeige befunden, so ist die Verletzung verschuldet (RG. 11. 4. 19 Bd. 95. 250, 255). Ob durch die Unterlassung oder durch die Verspätung der Anzeige dem Versicherer irgendein Nachteil entstanden ist, ist belanglos, sofern nicht vertraglich anderes vorgesehen sein sollte. Ob den Anzeigepflichtigen ein Verschulden trifft, wenn er die Anzeige nicht in der richtigen Form oder nicht an die richtige Adresse erstattet, hängt von der M entalität des Anzeigepflichtigen ab (Bem. 29 zu § 16). 15. 2. Eine H a f t u n g des Anzeigepflichtigen für das Ver­ halten D ritter, deren er sich bei Erfüllung der Anzeigepflicht bedient, komntt unter dem Gesichtspunkt des § 278 BGB. nicht in Betracht, da die Anzeigepflicht eine Obliegenheit ist (Bem. 12 zu § 6). Über die Haftung für den Wissensvertreter und für den Boten Bem. 13 zu § 6. 16. 3. Insoweit die Folgen der Verletzung der Anzeigepflicht in der L e i s t u n g s f r e i h e i t d e s V e r s i c h e r e r s be­ stehen, können diese Folgen nicht eintreten, wenn der Ver­ sicherer auf andere Weise von der anzeigepflichtigen Tatsache rechtzeitig Kenntnis erhalten hat (§ 33 Abs. 2; KG. 1. 4. 25 IR . 1025. 102). Kennenmüssen steht der Kenntnis nicht gleich, ebensowenig die Kenntnis des Vermittelungsagenten der Kenntnis des Versicherers (§ 44), wohl aber schuldhafte Nicht­ kenntnisnahme. Worauf die Kenntnis beruht, ist gleich. Dem Versicherer kann insbesondere entgegengehalten werden, daß das Ereignis allgemein bekannt ist. Erforderlich ist, daß der Versicherer zuverlässige Kenntnis von dem konkreten Vor­ gang erhalten hat (KB. I. 83).

§ 154. Der Versicherer hat die Entschädigung binnen zwei Wochen von dem Zeitpunkt an zu leisten, in welchem der Dritte von dem Versicherungsnehmer befriedigt oder der Anspruch des D ritten durch rechts­ kräftiges Urteil, durch Anerkenntnis oder Vergleich festgestellt worden ist. Soweit gemäß § 150 Kosten zu ersetzen sind, ist die Entschädigung binnen zwei Wochen von der M itteilung der Berechnung an zu leisten.

Haftpflichtversicherung. § 154.

541

Auf eine Vereinbarung, nach welcher der Versicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei sein soll, wenn ohne seine Einwilligung der Versicherungsnehmer den Dritten befriedigt oder dessen Anspruch anerkennt, kann sich der Versicherer nicht berufen, falls nach den Um­ ständen der Versicherungsnehmer die Befriedigung oder die Anerkennung nicht ohne offenbare Unbilligkeit ver­ weigern konnte. 1. S c h r i f t t u m : Bern. 1 vor § 149. 1 1. 1. Der Z e i t p u n k t f ü r s t e E n t s c h ä d i g u n g s- 2. l e i s t u n g d e s V e r s i c h e r e r s kann nicht eher liegen, als bis der D ritte von dem Versicherungsnehmer befriedigt oder der Anspruch des D ritten durch rechtskräftiges Urteil, Anerkenntnis oder Vergleich festgestellt worden ist, bettn vor­ her hat auch der Versicherungsnehmer seinerseits keine Leistung zu bewirken. Der Versicherer erhält eine m it diesen Tatsachen beginnende F r i s t v o n z w e i W o c h e n zur Leistung der Entschädigung (Abs. 1 S . 1). Voraussetzung ist, daß der Versicherungsnehmer diese Tatsachen dem Versicherer unver­ züglich m itteilt, sofern er nicht bereits Kenntnis von ihnen hat, was regelmäßig der Fall ist. Insow eit der Versicherer Kosten zu ersetzen hat (§ 150), beginnt die zweiwöchige Frist mit der M itteilung ihrer Berechnung (Abs. 1 S . 2), also der Vorlegung des gerichtlichen Kostenfestsetzungs­ beschlusses oder der Belege anderweitig entstandener Kosten. Solange der Versicherer keine K enntnis hat, beginnt die Frist nicht zu laufen. Die Berechnung der F rist ergibt sich aus §§ 187 Abs. 1, 188 Abs. 2, 193 B G B . Erst mit Ablauf der Frist ist die Leistung des Versicherers fällig (Bem. 6 zu § 49). 2. Der Versicherer kann d i e bereits g e z a h l t e E n t - 3. s c h ä d i g u n g z u r ü c k f o r d e r n , wenn und insoweit- der D ritte dem Versicherungsnehmer seine Schuld erläßt. — Der Versicherer kann die Z a h l u n g v e r w e i g e r n , wenn ausreichende Gründe für die Annahme vorhanden sind, daß der D ritte seinen Anspruch nicht verwirklichen wird. — Ein teilweiser E r l a ß hat gegebenenfalls dem Versicherer und dem Versicherungsnehmer gleichmäßig zugute zu kommen.

542

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

4*

3. D a Abs . 1 n i c h t z w i n g e n d ist, so kann vertrag­ lich der Zeitpunkt für die Entschädiguugsleistung anders be­ stimmt, insbesondere die zweiwöchige Frist auch verlängert werden. 5. II. 1. Der Versicherer kann sich für den Fall k e i n e L e i s t u n g s f r e i h e i t ausbedingen, baß'der Versicherungs­ nehmer ohne seine Einwilligung den Haftpflichtanspruch ganz oder teilweise oder vergleichsweise anerkennt oder befriedigt, falls der Versicherungsnehmer nach den Umständen die Be­ friedigung oder die Anerkennung nicht ohne offenbare Un­ billigkeit verweigern konnte (Abs. 2; § 5 Abs. 4 AllgVersbdg.). Die Anerkennung kann n ur gegenüber dem Haftpflichtan­ spruch-Erhebenden erfolgen; die Anerkennung einem Dritten gegenüber, z. B. einem Krankenhaus oder einem Arzt, ist in­ sofern belanglos, als sich der Versicherer auf sie nicht berufen kann (OLG. Düsseldorf 31. 5. 28 I R . 1926. 190). Die Bgr. führt als Beispiel an, daß der Versicherungsnehmer bei Füh­ rung des Automobils in offenbar schuldhafter Weise -eine vielleicht bedürftige Person überfährt. Aber auch hier müssen alle Umstände erst völlig feststehen, z. B. der Mangel nritwirkenden eigenen Verschuldens des Verletzten, die Höhe des Schadens und der ursächliche Zusammenhang (OLG. Düssel­ dorf 31. 12. 26 VA. 1929. 27 Nr. 1808). Eine offenbare Un­ billigkeit kann auf seiten des Versicherungsnehmers niemals vorliegen, wenn er nicht sofort freiwillig zahlt oder anerkennt, sondern abwartet, ob der Dritte Ansprüche erhebt. Die offen­ bare Unbilligkeit liegt vielmehr auf seiten des Versicherers, wenn er dem Versicherungsnehmer ein Verhalten zumutet, das nach allgemeiner Anschauung dem Anstand und den guten Sitten nicht entspricht. Den Beweis für das unbillige Ver­ halten des Versicherers hat der Versicherungsnehmer zu er­ bringen. Z ur Vermeidung von Zweifeln ist in § 5 Nr. 4 AllgVersbdg. ausdrücklich festgelegt, daß durch irrtümliche An­ nahme des Vorliegens einer gesetzlichen Haftpflicht oder der Richtigkeit der erhobenen Ansprüche oder der behaupteten T at­ sachen der Versicherungsnehmer nicht entschuldigt wird. tz. 2. Abs. 2 ist relativ zwingend.

§ 155. Ist der Versicherungsnehmer dem Dritten zur Gewährung einer Rente verpflichtet, so kann er,

Haftpflichtversicherung. § 15k.

543

wenn die Versicherungssumme den K apitalwert der Rente nicht erreicht, nur einen verhältnismäßigen Teil der Rente verlangen. Hat der Versicherungsnehmer für die von ihm geschuldete Rente dem Dritten kraft Gesetzes Sicherheit zu leisten, so erstreckt sich die Verpflichtung des Ver­ sicherers auf die Leistung der Sicherheit. 1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 vor § 149. 1. 1. 1. Die auf Vertrag oder Gesetz (§§ 843 ff. BGB., § 7 2. Reichshaftpflichtgesetz, §§ 7 ff. des Reichsgesetzes über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen, §§ 19 ff. des Luftverkehrsgesetzes, §§ 1 ff. des Reichstumultschadengesetzes u. a.) beruhende Ver­ pflichtung des Versicherungsnehmers zur E n t r i c h t u n g e i n e r R e n t e an den Dritten (Haftpflichtgläubiger) hat für den Versicherer zur Folge, daß er nicht eine einmalige Leistung, sondern wiederkehrende Leistungen zu bewirken hat. Infolgedessen hat der Versicherungsnehmer auch bauernd für Minderung und Abwendung des Schadens besorgt zu sein (§ 62), so namentlich, wenn der Rentenempfänger Erhöhung der Rente fordert (§ 323 ZPO.). Sobald Minderung oder Aufhebung der Rente möglich erscheint, hat der Versicherungs­ nehmer im Interesse des Versicherers Klage zu erheben oder sich mit der Klageerhebung durch den Versicherer einverstan­ den zu erklären (§ 5 Nr. 5 AllgBersbdg.) — Gerät der V e r ­ s i c h e r u n g s n e h m e r i n K o n k u r s , dann wandelt sich der Rentenanspruch mit Konkurseröffnung endgültig in eine Kapitalforderung um (§§ 69, 70 KO.), die der Versicherer nach Maßgabe seines Vertrags zu befriedigen hat (KG. 13. 2. 18 VA. 1918* 36 Nr. 1033; RG. 21. 6. 18 Bd. 93. 209, VA. 1919* 22 Nr. 1077). 2. H a f t e t d e r V e r s i c h e r e r n u r b i s zu 3. e i n e m Höchst b e t r a g (Versicherungssumme), so ist der Kapitalwert der Rente zu ermitteln. Gewöhnlich erfolgt die Ermittelung aus Grund der vom Statistischen Amt auf­ gestellten Ster'blichkeitstafel für die männliche Gesamtbevölke­ rung (3. Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reichs 1908) und eines Zinsfußes von jährlich 3^2 °/o (§ 3 III

544

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

Nr. 2 AllgVerfbdg.). Ergibt sich, daß der Kapitalwert die Versicherungssumme oder den nach Abzug etwaiger sonstiger Leistungen aus demselben Versicherungsfall noch verbleibenden Restbetrag der Versicherungssumme übersteigt, so wir- die zu leistende Rente verhältnismäßig (d. h. im Verhältnis der Ver­ sicherungssumme bzw. ihres Restbetrages zum Kapitalwert der Rente) erstattet (Abs. 1; § 3 III Nr. 2 AllgBersbdg.). über den maßgebenden Zeitpunkt für die Berechnung des Kapital­ wertes VA. 1918. 179, 1919. 86. Dieses Verfahren ist im Interesse der Beteiligten besser, als wenn der Versicherer die volle Rente so lange zahlt, bis seine Zahlungen zuzüglich der Zinsen den Betrag der Versicherungssumme erreicht haben, mit Erschöpfung der Versicherungssumme aber von allen weiteren Leistungen frei wird (Bgr.). Beträgt beispielsweise die Versicherungssumme 20 000 NM., die Rente, welche der Versicherungsnehmer zu leisten hat, 2000 RM . und ihr Kapitalwert 40 000 RM., so hat der Versicherer jährlich 1000 RM . Rente zu zahlen und braucht auch bei einem früh­ zeitigen Tode des Dritten dem Versicherungsnehmer nicht die von diesem dem Dritten gemachten Leistungen bis zur E r­ schöpfung der Versicherungssumme zu ersetzen, über die Be­ rechnung von Angehörigenrente RG. 16. 11. 20 Bd. 100. 224. — F ür die Rentenzahlung hat der Versicherer ein Deckungs­ kapital zurückzustellen, auf das §§ 56 ff. BAG. entsprechend angewendet werden (VA. 1904. 113, 1906. 27; Vierte V. zur Durchführung des Art. I der Dritten Steuernotverordnung vom 26. August 24, RGB. I. 694, Art. I § 1). 4. 3. H a t d e r V e r s i c h e r u n g s n e h m e r für eine aus einem Versicherungssall geschuldete Rente kraft Gesetzes S i c h e r h e i t zu l e i st e n , so hat der Versicherer diese Sicherheit an seiner Stelle zu bewirken (Abs. 2; §§ 232 ff. BGB.). Unter besonderen Umständen wird die Haftung des Versicherers als genügender Ersatz einer besonderen Sicher­ heitsleistung gelten können. Die gleiche Verpflichtung liegt dem Versicherer ob, wenn dem Versicherungsnehmer die Ab­ wendung der Vollstreckung einer gerichtlichen Entscheidung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung nachgelassen ist. — Haftel der Versicherer nur bis zu einem Höchstbetrag (Ver­ sicherungssumme), so ist die Beschränkung auch für die Ver-

Haftpflichtversicherung. § 156.

545

pflichtung des Versicherers zur Sicherheitsleistung maßgebend und dieser nicht verpflichtet, für eine jenen Betrag über­ schreitende Rente Sicherheit zu leisten (Bgr.).

§ 156. Der Versicherer ist berechtigt, die dem Ver­ sicherungsnehmer gebührende Entschädigung, soweit der Versicherungsnehmer dem Dritten zur Leistung ver­ pflichtet ist, diesem zu entrichten. Vor der Zahlung an den D ritten hat der Versicherer dem Versicherungs­ nehmer M itteilung zu machen. Auf Verlangen des Versicherungsnehmers ist der Versicherer verpflichtet, die Zahlung an den Dritten zu bewirken. 1. S c h r i f t t u m : Bern. 1 vor § 149: S c h ü n e m a n n 1. HansRZ. 1923. 697. I. Z w i s c h e n V e r s i c h e r e r u n d D r i t t e m besteht 2. an sich keinerlei Rechtsverhältnis. Eine Feststellungsklage des Dritten gegen den Versicherer, daß der Versicherungsnehmer einen Anspruch gegen den Versicherer hat, ist unzulässig (OLG. Hamburg 12. 3. 09 VA. 1909* 93 Nr. 481). Der Dritte kann unmittelbare Leistung an sich ebensowenig fordern wie Befreiung des Versicherungsnehmers von seiner Schuld durch den Versicherer. Jedoch ist der Umstand, daß die Ver­ sicherung zu dem Zwecke genommen ist, die M ittel für die Befriedigung des Dritten zu beschaffen, und daß dieser ein erhebliches Interesse an dem Bestehen der Versicherung besitzt, nicht ohne Einfluß. §§ 156, 157 räumen daher dem Dritten a u ß e r h a l b (§ 156) und innerhalb (§ 157) d e s K o n ­ k u r s e s des Versicherungsnehmers eine besondere Rechts­ stellung ein. II. Obschon zwischen Versicherer und Drittem kein Rechts- 3. Verhältnis besieht, hat der V e r s i c h e r e r d a s R e c h t , die im Ergebnisse für den Dritten bestimmte L e i st u n g , ge­ gebenenfalls unter Abzug der geschuldeten Prämien ( E h r e n b e r g ZVW . 1927. 556, 554), d e m D r i t t e n unmittelbar z u k o m m e n z u l a s s e n (S . 1). Macht er von diesem Recht Gebrauch und will hierbei nicht gefährden, daß er dem Versicherungsnehmer schadensersatzpflichtig wird, so muß er B r u c k , Versicherungsvertrag. 6. A ufl. 35

546

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

vor der Zahlung an den Dritten beut Versicherungsnehmer eine M i t t e i l u n g zukommen lassen (S. 2). 4 . 1. Die M i t t e i l u n g s p f l i c h t - ist eine Rechtspflicht (B r u ck ZVW. 1927. 12), keine Obliegenheit (so S ch ü n e m a n n 642), denn es gibt keine Obliegenheiten des Ver­ sicherers (Bem. 2 zu § 6). Infolgedessen haftet der Versiche­ rer für das Verhalten Dritter, deren er sich bei Erfüllung der Mitteilungspslicht bedient, gemäß § 278 BGB. 5. 2. Die M i t t e i l u n g ist eine empfangsbedürftige, an sich farmfreie Willenserklärung des Versicherers, seines Ab­ schlußagenten (§ 45; Ausnahme § 47) oder seines sonstigen Vertreters, bei mehreren Versicherern eines jeden von ihnen, sofern nicht einer die Führung hat. Me Mitteilung durch einen der Versicherer, wenn keiner die Führung hat, genügt, vorausgesetzt, daß die Mitteilung zur Kenntnis des Versiche­ rungsnehmers gelangt. 6. 3. E m p f ä n g e r der Mitteilung ist der Versicherungs­ nehmer, sein Rechtsnachfolger, sein gesetzlicher oder rechtsschäftlich bestellter Vertreter. Gegebenenfalls kann die M it­ teilung nach der letzten dem Versicherer bekannten Wohnung des Versicherungsnehmers gerichtet werden (§ 10). Uber öffentliche Zustellung Bem. 16 zu § 10. 7. 4. Aus der M tteilung hat h e r v o r z u g e h e n , daß der Versicherer an den Dritten zu zahlen beabsichtigt. 8. 5. M e M tteilung ist gesetzlich an keine F o r m gebunden, vertraglich könnte eine bestimmte Form vorgesehen werden. 9. 6. Die Mitteilung hat so r e c h t z e i t i g zu erfalgen, daß der Versicherungsnehmer widersprechen kann. Der W i d e r ­ s p r u c h ist eine empfangsbedürftige, an sich formfreie Willens­ erklärung des Versicherungsnehmers, seines Rechtsnachfolgers, seines gesetzlichen oder rechtsgeschäftlich 'bestellten Vertreters, die dem Versicherer zugehen muß; zu ihrer Empfangnahme ist der Bermittelungsagent befugt (§ 48 Nr. 2; Ausnahme §47). 10. 7. W i d e r s p r i c h t d e r V e r s i c h e r u n g s n e h m e r innerhalb angemessener Frist n i c h t , so kann der Versicherer mit Wirkung für und gegen den Versicherungsnehmer an den Dritten zahlen. W i d e r s p r i c h t d e r V e r s i c h e r u n g s ­ n e h m e r r e c h t z e i t i g und hat der Versicherer an den

Haftpflichtversicherung. § 158.

547

Dritten noch nicht gezahlt, dann kann der Versicherer nicht mehr mit Wirkung für und gegen den Versicherungsnehmer an den Dritten zahlen. Zahlt er trotzdem, so kann zwar der Dritte, insoweit er von dem Versicherer befriedigt ist, keinen Anspruch gegen den Versicherungsnehmer erheben, aber der Versicherungsnehmer kann von dem Versicherer Schadensersatz fordern, wenn er beweist, daß er die Forderung des Dritten, z. B. durch Aufrechnung, zu tilgen in der Lage gewesen wäre. Zum Ersatz des dem Versicherungsnehmer erwachsenden Schadens ist der Versicherer auch dann verpflichtet, wenn er die Mitteilung unterläßt oder so verspätet macht, daß der Versicherungsnehmer nicht mehr zu widersprechen vermag. 8. T r o tz W i d e r s p r u c h s des Versicherungsnehmers 11. k a n n d e r D r i t t e die angebotene oder vollzogene Leistung n ic h t a b l e h n e n . Nimmt er die Leistung nicht an, so kommt er dem Versicherungsnehmer gegenüber in Annahme­ verzug; nimmt er die Leistung an, so verfügt er über seine Forderung gegen den Versicherungsnehmer zu dessen Gunsten ( S c h ü n e m a -nn 643, 644). 9. Auf die M i t t e i l u n g kann v e r z i c h t e t werden. 12. — Bei Rentenzahlungen kann die Mitteilung e i n f ü r a l l e m a l erfolgen (Bgr.). II. Der V e r s i c h e r e r h a t a u f V e r l a n g e n d e s V e r s i c h e r u n g s n e h m e r s di e P f l i c h t , di e Z a h ­ l u n g a n d e n D r i t t e n z u b e w i r k e n (S. 3). 1. D a s V e r l a n g e n des Versicherungsnehmers ist 13. eine an sich formfreie Willenserklärung des Versicherungs­ nehmers, seines Rechtsnachfolgers, seines gesetzlichen oder rechtsgeschäftlich bestellten Vertreters, die dem Versicherer, seinem Albschlußagenten, seinem sonstigen Vertreter zugegangen fein muß; zu ihrer Empfangnahme ist der Vermittelungsagent (§ 48 Nr. 2; Ausnahme § 47) befugt. 2. Das Verlangen i st zu stellen, ehe der Versicherer an den 14. Versicherungsnehmer geleistet oder Vorkehrungen zur Leistung an ihn getroffen hat. Es kann nach Maßgabe des § 185 BGB. widerrufen werden. 3. D e r D r i t t e e r l a n g t e i n e n u n m i t t e l - 15. b a r e n A n s p r u c h gegen den Versicherer (§ 328 BGB.; OLG. Köln 12. 1. 28 I W . 1928. 1417). Leistet der Versicherer

548

2. Abschnitt.

Schadensversicherung.

dem gestellten Verlangen zuwider nicht an den D ritten, son­ dern an den Versicherungsnehmer, so kann dieser, ohne in Annahmeverzug zu kommen, die Leistung zurückweisen oder sie dem D ritten überm itteln und Ersatz der hierfür auf­ gewendeten Kosten von dem Versicherer verlangen. 16. III. D e r D r i t t e wird auf Grund einer an ihn bewirkten L e i st u n g (S . 1,3 ) n i ch t z u m V e r t r a g s g e g n e r d e s V e r s i c h e r e r s . Daher kann der Versicherer nicht m it einer eigenen Forderung gegen ihn auf­ rechnen. Leistet der Versicherer an den D ritten und wird später in einen: Prozesse zwischen dem nur teilweise versicher­ ten Versicherungsnehmer und dem D ritten des letzteren A n­ spruch zurückgewiesen, so kann der Versicherer seine Leistung von dem D ritten zurückfordern. B ei Vereinigung des Ver­ sicherungsnehmers m it dem D ritten im Wege der Gesamtrechtsnachfolge bleibt der Anspruch gegen den Versicherer un ­ berührt (KG. 5. 3. 24 I R . 1905. 275).

§ 157. Ist über das Vermögen des Versicherungs­ nehmers der Konkurs eröffnet, so kann der Dritte wegen des ihm gegen den Versicherungsnehmer zu­ stehenden Anspruchs abgesonderte Befriedigung aus der Entschädigungsforderung des Versicherungsnehmers verlangen. 1.

1. S c h r i f t t u m : F l e c h t h e i m LZ. 1608. 801; J o s e f BuGeldwirtschaft 1927. 107. 2. I. Auch i n d e m K o n k u r s e d e s V e r s i c h e r u n g s ­ n e h m e r s findet der wirtschaftliche Zweck der Haftpflicht­ versicherung zugunsten des Dritten Berücksichtigung. Würde die von dem Versicherer zu leistende Entschädigung in die Konkursmasse fallen, so würde der ersatzlberechtigte D ritte geschädigt und den übrigen Gläubigern ein V orteil zugewendet, der nicht für sie bestimmt ist (Bgr.). über den Einfluß des Konkurses auf das Verstcherungsverhältnis im allgem einen

§ 14. 3.

II. 1. D e r D r i 1 t e (Hastpflichtgläubiger) e r h ä l t nach Eröffnung des Konkursverfahrens über das Vermögen des Versicherungsnehmers e i n R e c h t a u f a b g e s o n -

Haftpflichtversicherung. § 157.

549

b e r t c B e f r i e d i g u n g a u s der g a n z e n Entschäd i g u n g s Ford er un g des V e r s i c h e r u n g s n e h ­ m e r s g e g e n d e n V e r s i c h e r e r , wenn die Tatsache, für die er dem Dritten verantwortlich ist, vor Eröffnung des Konkurses eingetreten ist'. Dagegen Bleibt gleich, wann der Dritte seinen Haftpflichtanspruch geltend macht. T ritt die Tatsache während der Dauer des Konkursverfahrens ein, so hat der Dritte kein Recht auf abgesonderte Befriedigung ( S c h ü n e m a n n LZ. 1923. 445; anders K a r p f LZ. 1924. 804). Hat der Versicherer vor Eröffnung des Konkurses die Entschädigungssumme dem Versicherungsnehmer ausgehändigt, so besteht kein Absonderungsrecht, Wohl aber, wenn die Ent­ schädigungssumme nach der Eröffnung in die Mäste geflossen ist ( S c h ü n e m a n n LZ. 1924. 26). Das Schicksal der Ent­ schädigungssumme teilen die Aufwendungen (Bem. 2 zu § 63). Das Absonderungsrecht des Dritten ergänzt (vgl. auch § 61 ABs. 2, 3 DAG.) den Katalog der Absonderungsrechte in §§ 48, 49 KO. Die Ausgestaltung und Geltendmachung seines Rechtes sind nicht geregelt. Unzweifelhaft hat er wie jeder Abfonderungsberechtigte außerhalb des Konkurses vorzugehen (§ 4 Abs. 2 KO.). I n entsprechender Anwendung des § 1282 BGB. ist er zur unmittelbaren Einziehung der seinem Schuldner (Versicherungsnehmer) gegen den Versicherer zu­ stehenden Entschädigungssorderung berechtigt (RG. 21. 6. 18 Bd. 93. 209, VA. 1919* 22 Nr. 1077). Nach § 64 KO. kann der Dritte aus der Konkursmasse nur für den Betrag ver­ hältnismäßige Befriedigung verlangen, zu welchem er aus abgesonderte Befriedigung verzichtet oder mit welchem er ausgefallen ist oder insoweit der Versicherer infolge der Ver­ sicherungssumme nicht einzustehen hat. Gin Zwangsvergleich berührt das Absonderungsrecht des Dritten nicht (§ 193 KO.; B e r t h o l d LZ. 1911. 451; anders M e u r e t LZ. 1912. 59). Sein Anspruch geht auf Einziehung der Entschädigungsforde­ rung und Auszahlung der Versicherungsleistung an sich selbst; aus dem Befreiungsanspruch wird ein Anspruch auf Zahlung (RG. 26. 1. 13 Bd. 81. 250). Eine Verfügung des Konkurs­ verwalters über die Entschädigungsforderung kann unter dem Gesichtspunkt der §§ 59 Nr. 1, 57 KO. bewertet werden. Der Konkursverwalter ist befugt, aber nicht verpflichtet, durch Vorgehen gegen den Versicherer dem Dritten zu Hilfe zu

550

2. Abschnitt. Schadensversicherung.

kommen (RG. 5. 2. 09 Bb. 70. 2>57, 2. 7. 09 BK. 71. 363, 28. 1. 13 Bb. 81. 250). 4. 2. § 157 ist als eine dem öffentlichen Recht angehörige Be­ stimmung absolut zwingend (AllgBorbem. 27). Uber die rück­ wirkende Kraft B e r t h o l d LZ. 1911. 931; anders L i st LZ. 1912. 538. 5. III. 1. A u ß e r h a l b d e s K o n k u r s e s d e s V e r ­ s i c h e r u n g s n e h m e r s hat der Dritte (Hastpflichtgläubiger) grundsätzlich keine bevorzugte Stellung vor den übrigen Gläubigern des Versicherungsnehmers. Der Versiche­ rungsnehmer kann aber seinen Anspruch aus der Versicherung an den Dritten abtreten oder verpfänden. Durch die Ab­ tretung wird der Versicherer Schuldner des Dritten in der Weise, daß dieser von ihm die Entschädigungsleistung fordern kann. Es tritt also dieselbe Wirkung ein, wie wenn der Ver­ sicherer mit Zustimmung des Dritten die Schuld des Ver­ sicherungsnehmers an dessen Stelle übernommen hat (RG. 12.1.26 VA. 1927. 265 Nr. 1624). § 8 Nr. 3 AllgVersbdg. macht Abtretung und Verpfändung vor endgültiger Fest­ stellung des Haftpflichtanspruchs von der Genehmigung des Versicherers abhängig. Auch die Pfändung des Versicherungs­ anspruchs durch den Dritten ist zulässig, über Verfügungen des Versicherungsnehmers über den Versicherungsanspruch, durch die der Dritte benachteiligt wird, P e t e r s e n HansRZ. 1918. 218. 6. 2. Der Versicherungsanspruch des Versicherungsnehmers kann nicht von jedem beliebigen Gläubiger des Versicherungs­ nehmers gepfändet oder an ihn abgetreten (KG. 11. 11. 22 HansRZ. 1923 . 725) oder verpfändet werden. Eine Aus­ nahme besteht nur zugunsten des Dritten (OLG. Stettin 24. 10. 18 VA. 1921* 14 Nr. 1126; B l u m h a r d LZ. 1913. 907).

§ 158. Hat nach dem E in tritt eines Verstcherungsfalls der Versicherer dem Versicherungsnehmer gegen­ über seine Verpflichtung zur Leistung der Entschädi­ gung anerkannt oder die Leistung der fälligen Ent­ schädigung verweigert, so ist jeder Teil berechtigt, das Versicherungsverhältnis zu kündigen. Das -Gleiche

Haftpflichtversicherung. § 158.

551

gilt, wenn der Versicherer dem Versicherungsnehmer die Weisung erteilt, es über den Anspruch des Dritten züm Rechtsstreite kommen zu lassen. Die Kündigung ist nur innerhalb eines Monats seit der Anerkennung der Entschädigungspflicht oder der Verweigerung der Entschädigung oder seit der Rechtskraft des im Rechtsstreite mit dem Dritten er­ gangenen Urteils zulässig. Der Versicherer hat eine Kündigungsfrist von einem Monat einzuhalten. Der Versicherungsnehmer kann nicht für einen späteren Zeitpunkt als den Schluß der laufenden Versicherungs­ periode kündigen. Kündigt der Versicherungsnehmer, so gebührt dem Versicherer gleichwohl die Prämie für die laufende Versicherungsperiode. Kündigt der Versicherer, so ge­ bührt ihm nur derjenige Teil der Prämie, welcher der abgelaufenen Versicherungszeit entspricht. I. D as der Gesamten (RG. 27. 1. 25 VA. 1926. 152 L Nr. 1501) Schadensversicherung eigentümliche K ü n d i ­ gungsrecht nach E i n t r i t t e i n es V e r s i c h e ­ r n n g s f a l l s (§§ 96, 113; der Transportversicherung u n ­ bekannt) erfährt m it Berücksichtigung der der Hastpflichtversicherung eigentümlichen Verhältnisse Abweichungen. — Uber seine Anwendung in der Unfallversicherung Bern. 19 zu § 182. II. 1. Die V o r a u s s e t z u n g e n des Kündigungsrechtes sind Vorgänge, aus denen sich ergibt, daß die Verhandlungen über den Haftpflichtanspruch zu einem gewissen Abschluß ge­ langt sind. D as Kündigungsrecht ist somit unter zwei V or­ aussetzungen gegeben (Abs. 1). a) D e r E i n t r i t t d e s V e r s i c h e r u n g s f a l l s . 2. Versicherungsfall bedeutet die Geltendmachung eines begrün­ deten oder unbegründeten (§ 150; Bgr.) Anspruchs seitens des D ritten. Der Versicherungsfall ist nicht eingetreten, wenn der Versicherer nach Maßgabe seines V ertrags nicht ver­ pflichtet ist, dem Versicherungsnehmer die Leistung zu er-

552

2. Abschnitt.

Schadensversicherung.

setzen, die dieser auf G rund seiner Verantwortlichkeit einen: D ritte n zu bewirken hat, so z. B . wenn jemand m it als Jäger gegen Haftpflicht versichert ist und er meldet einen Haftpflichtschaden an, der ih n als Hausbesitzer betroffen hat. b) Nach dem E in tr itt des Dersicherungsfalls 3. a ) muß der Versicherer dem Versicherungsnehmer gegen­ über seine V e r p f l i c h t u n g z u r L e i s t u n g d e r E n t ­ schädigung anerkennen. Anerkennen ist nicht im prozessualen, sondern in weiterem S inne zu verstehen. Auch durch eine vergleichsweise Leistung einer Entschädigung kann der Versicherer anerkennen (AG . Ettlingen V A . 1914* 20 Nr. 763; 1613. 121). I m übrigen kommt es auf die Um­ stände des einzelnen Falles an (P e t e r s e n Z. 1915. 356). — Zeigt der Versicherungsnehmer den Schadensfall überhaupt nicht an und beansprucht keine Entschädigung, dann kann der Versicherer weder anerkennen noch ablehnen, infolgedessen kann er auch nicht kündigen. Hat der Versicherungsnehmer Anspruch auf Entschädigung erhoben, so verbleibt dem V e r­ sicherer das Kündigungsrecht, auch wenn der Versicherungs­ nehmer seinen Anspruch wieder fallen läßt; 4. ß ) oder der Versicherer muß die L e i st u n g der fälligen Entschädigung v e r w e i g e r n ; 5. y) oder der Versicherer muß den Versicherungsnehmer an­ weisen, es ü b e r d e n A n s p r u c h d e s D r i t t e n z u m R e c h t s s t r e i t k o m m e n zu l assen. 6. 2. Abweichende Vereinbarungen über die Voraussetzungen des Kündigungsrechts sind zulässig. Nach § 10 I I N r. 1 AllgVersbdg. kann das Versicherungsverhältnis nach E in tr itt eines Versicherungsfalls gekündigt werden, wenn eine Zah­ lung auf G rund eines Versicherungsfalls geleistet oder der Haftpflichtanspruch rechtshängig geworden ist oder der V e r­ sicherer die Leistung der fälligen Entschädigung verweigert hat. 7. I I I . 1. D ie K ü n d i g u n g i st eine rechtsgestaltende, empfangsbedürftige, an sich form freie W illenserklärung, die dem Empfänger zugegangen sein muß (§ 130 B G B .). 8. 2. K ü n d i g u n g s b e r e c h t i g t ist der V e r s i c h e r e r (Abs. 1), sein Abschlußagent (§ 45; Ausnahme § 47), sein sonstiger Vertreter. Nicht befugt ist der Vermittelungsagent als solcher. Kündigungsberechtigt ist aber auch der V e r -

Haftpflichtversicherung. § 158.

553

sich e r u n g s n e h m e r (Abs. 1), sein gesetzlicher oder rechts­ geschäftlich bestellter Vertreter, sein Gesamtrechtsnachfolger. 3. E m p f ä n g e r d e r K ü n d i g u n g s e r k l ä r u n g S. d e s V e r s i c h e r e r s ist der Versicherungsnehmer, bei meh­ reren Versicherungsnehmern muß einem jeden von ihnen die Kündigungserklärung zugehen. Nach dem Tode des Versiche­ rungsnehmers ist seinen Erben zu kündigen, es sei denn, daß Vertretung des Nachlasses durch Testamentsvollstrecker, Nachlaßpfleger in Betracht kommt. I s t der Versicherungs­ nehmer geschäftsunfähig oder beschränkt geschäftsfähig, so muß seinem gesetzlichen Vertreter gekündigt werden. Hat dieser seine Einwilligung zur Empfangnahme der Erklärung seitens des beschränkt Geschäftsfähigen erteilt, so wird die Kündi­ gung in dem Zeitpunkt wirksam, in dem sie dem beschränkt Geschäftsfähigen zugeht (§ 131 BGB.). - Gehört die Ver­ sicherung zum eingebrachten Gut der Ehefrau, dann ist beiden Eheleuten zu kündigen (§ 1403 Abs. 2 BGB.), gehört sie zum Gesamtgut, dann reicht eine Kündigung gegenüber dem Ehe­ mann aus. — I s t der Versicherungsnehmer im Konkurs, so ist die Kündigung an den Konkursverwalter (Bem. 4 zu § 14) zu richten, es sei denn, daß die Versicherung nicht zur Konkurs­ masse gehört. — Bei Veräußerung des versicherten Betriebes (§ 151 Abs. 2) ist gegenüber dem Veräußerer zu kündigen, solange der Versicherer keine Kenntnis von der Veräußerung hat (§ 69 Abs. 3). — E m p f ä n g e r d e r K ü n d i ­ g u n g s e r k l ä r u n g des V e r s i c h e r u n g s n e h m e r s ist der Versicherer, der Bermittelungsagent ist zur Entgegen­ nahme der Kündigung berechtigt (§ 43 Nr. 2; Ausnahme § 47). 4. Die Kündigung ist gesetzlich formfrei, kann aber ver- 10. traglich an eine bestimmte F o r m gebunden werden. Jft, wie gewöhnlich, schriftliche Form vereinbart, so reicht faksimilierte Namensunterschrift des Kündigenden aus (RG. 27. 2. 23 Bd. 106. 330, Mitteilungen 1924. 117, HanfRZ. 1923. 413), nicht aber setaudte Unterschrift (OLG. Köln 21.1. 27 HansRZ. 1927. 278, DA. 1928. 220 Nr. 1734). 5. Der I n h a l t der Kündigung ergabt sich ohne weiteres. 11. Es muß namentlich aus der Erklärung hervorgehen, zu welchem Zeitpunkt gekündigt wird. 6. Die A u s ü b u n g des Kündignngsrechtes ist nur z u - 12.

554

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

l ä s s i g bis zum Ablauf eines Monats seit den Vorgängen, deren E intritt als Voraussetzung für die Ausübung des Kün­ digungsrechtes aufgestellt ist (Bem. 2 ff.), also der Anerken­ nung der Entfchädigungspflicht oder der Verweigerung der Leistung oder der Rechtskraft des im Rechtsstreit mit dem Dritten ergangenen Urteils (Abs. 2 S . 1). Nach § 10 II Nr. 2 AllgVersbdg. ist die Kündigung zulässig, spätestens einen Monat, nachdem die Zahlung geleistet oder der Rechtsstreit durch Klagerücknohme, Anerkenntnis oder Vergleich beigelegt oder das Urteil rechtskräftig geworden ist. Schweigt der Versicherer vollständig, s>o ist nach den Umständen des ein­ zelnen Falles zu beurteilen, von wann ab sein Schweigen als Ablehnung zu gelten hat. Knüpft der Versicherungsnehmer nach Empfang eines endgültigen Bescheids neue Verhand­ lungen an und läßt sich der Versicherer auf sie von neuem ein, dann wird auch die Frist von neuem in Lauf gesetzt. Die Berechnung der einmonatigen Ausschlußfrist ergibt sich aus §§ 187 Abs. 1, 188 Abf. 2, 3, 193 BGB. 13. 7. Der V e r s i c h e r e r hat eine K ü n d i g u n g s f r i s t v o n e i n e m M o n a t einzuhalten (Abs. 2 S . 2), sofern er nicht aus anderen Gründen nach Maßgabe der Versbdg. mit kürzerer Frist kündigen darf, natürlich kann er auch auf später kündigen. Während der Kündigungsfrist besteht die Haftung des Versicherers weiter. 14. 8. Der V e r s i c h e r u n g s n e h m e r kann a u f s o f o r t, aber nicht für einen späteren Zeitpunkt als auf den Schluß der laufenden Versicherungsperiode kündigen (Abs. 2 S . 3). Laufende VersicherungsPeriode (§ 9) ist die Versicherungs­ periode, in der der Vorgang, der als Voraussetzung für die Ausübung des Kündigungsrechtes aufgestellt ist, eintritt. Durch § 10 II Nr. 2 AllgVersbdg. wird dem Versicherungs­ nehmer Kiindigung nur auf sofort gestattet. 15. 9. M it dem Zeitpunkt, zu dem gekündigt ist, h ö r t d ie m a t e r i e l l e D a u e r d e r V e r s i c h e r u n g (Bem.3 zu § 7) a u f . Das S c h i c k s a l d e r P r ä m i e ist verschieden. Bei Kündigung durch den Versicherungsnehmer gebührt dem Versicherer unter Anwendung des Grundsatzes von der Unteil­ barkeit der Prämie (Bem. 6 vor § 35) die volle Präm ie für die laufende Berficherungsperiode (Abs. 3 S . 1). Laufende Versiche-

Vorbemerkungen vor §§ 159— 178,

55 5

rungsperiode (§ 9) ist hier diejenige, während der das Ver­ sicherungsverhältnis infolge der Kündigung sein Ende erreicht. Bei Kündigung durch den Versicherer gebührt ihm die Präm ie nur pro rata temporis (Abs. 3 S . 2). Die Verteilung der Prämie auf den Entschädigungsbetrag und den Restbetrag der Versicherungssumme (vgl. § 96 Ms. 3 S . 2) läßt sich in der Haftpflichtversicherung nicht durchführen (Bgr.). IV. § 158 ist nicht zwingend. Das Kündigungsrecht kann 16. für beide Parteien oder nur für eine Partei ausgeschlossen, es kann in seinen Voraussetzungen, seiner Durchführung ab­ weichend vom Gesetz geordnet werden.

D r i t t e r Abschnitt.

Lebensversicherung. Vorbemerkungen vor §§ 159—178. 1. S c h r i f t t u m : B r u c k - D ö r s t l i n g , D as Recht des 1. Lebensversicherungsvertrages, Mannheim 1924. 2. Es behandeln § 159 die Versicherung auf die Person 2. eines anderen, § 160 das Recht auf Vornahme einer ärzt­ lichen Untersuchung, §§ 161—163 Eigentümlichkeiten der vor­ vertraglichen Anzeigepflicht, § 164 den Begriff der Gefahr­ erhöhung, § 165 das Kündigungsrecht des Versicherungsneh­ mers, §§ 166—168 die Bezugsberechtigung, §§ 169, 170 die Herbeiführung des Versicherungsfalles, § 171 die Anzeige des Versicherungsfalles, § 172 die Beschränkung der Bertrags­ freiheit, §§ 173—177 die Umwandlung der Versicherung in eine prämienfreie und die Rückvergütung, § 178 die Be­ schränkungen der Vertragsfreiheit. über die AllgVersbdg. für die Todessallversicherung VA. 1909 . 92, 154, 1910. 81. 3. Die Lebensversicherung darf nur von Aktiengesellschaften z oder von Bersicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit betrieben werden (§ 6 Abs. 2 VAG.; Übergangsbestimmungen in §§ 101 bis 103 DAG.). Den gleichzeitigen Betrieb der Lebensver­ sicherung und der großen Schadensversicherung durch denselben Versicherer hat das Aussichtsamt in ständiger Verwaltungs­ übung nicht zugelassen (VA. 1904. 91, 1908. 78); über einen Abänderungsvorschlag G r ü n e r LZ. 1918. 121. Dagegen

556

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

ist ausnahmsweise der gemeinsame Betrieb mit der kleinen Schadensversicherung gestattet worden VA. 1905. 34. 4. 4. Der zu der Personenversicherung gehörenden (Bem. 3 zu § 1) L e b e n s v e r s i c h e r u n g im Sinne des Gesetzes i st ch a r a k t e r i st i s ch , daß die Leistung mindestens des einen Teils nach Höhe und/oder Zeitpunkt von ungewissen Um­ ständen abhängt, wobei die ungewissen Umstände in der Dauer des menschlichen Lebens bestehen. K e i n e L e b e n s ­ v e r s i c h e r u n g , überhaupt keine Versicherung, ist die Sparversicherung, wenn sie auch von Lebensversicherungs­ unternehmungen betrieben wird (VA. 1908. 84, 1913. 96; RG. 29. 4. 98 IW . 1898. 404; die spätere falsche Auffasiung des Aufsichtsamts VA. 1916. 100, gegen sie namentlich D ö r st l i n g HansRZ. 1918. 688, ist von dem Amt wieder aufge­ geben VA. 1921. 95). Das VAG. § 6 Abs. 3 rechnet zur Lebensversicherung auch die Jnvaliditäts-, Alters-, M twen-, Waisen-, Aussteuer- und Militärdienst-Versicherung, gleichviel ob auf Kapital oder Renten, und stellt der Lebensversicherung vielfach die Kranken­ versicherung gleich (§§ 12, 63, 99 VAG.). 5. 5. Die mannigfachen A r t e n d e r L e b e n s v e r s i c h e r u n g trennen sich in drei Hauptgruppen: a) in die r e i n e E r l e b e n s f a l l v e r s i c h e r u n g , bei der die geldliche Leistung des Versicherers nur fällig wird, wenn der Versicherte einen bestimmten Zeitpunkt erlebt. Zu ihr gehören die Aussteuer-, Rentenversicherung in allen ihren Formen. Die reine Erlebensfallversicherung hat ihre prak­ tische Bedeutung zur Zeit fast ganz verloren. b) in die T o d e s f a l l v e r s i c h e r u n g , die in folgen­ den Arten vorkommt: a) R e i n e T o d e s f a l l v e r s i c h e r u n g : die geld­ liche Leistung des Versicherers ist bei dem Tode des Ver­ sicherten fällig; laufende Präm ien sind bis zum Tode des Versicherten oder eine bestimmte Zeitdauer hindurch zu ent­ richten. ß) T o d e s f a l l - R i s i k o v e r s i c h e r u n g (temporäre Versicherung): die geldliche Leistung des Versicherers ist nur fällig, wenn der Tod des Versicherten innerhalb des fest­ gesetzten Zeitraumes eintritt; laufende Präm ien sind bis zum

Vorbemerkungen vor §§ 159— 178.

557

Tode des Versicherten, längstens bis zum Ablauf des Zeit­ raumes zu entrichten, über die Umwandlung in eine reine Todesfall- oder gemischte Versicherung VA. 1908. 79. y) V e r s i c h e r u n g m i t f e s t e m A u s z a h l u n g s ­ t e r m i n (Termfix-Versicherung): die geldliche Leistung des Versicherers ist an einem vertraglich festbestimmten Zeitpunkte ohne Rücksicht darauf fällig, ob der Versicherte diesen Zeit­ punkt erlebt oder nicht, laufende Präm ien sind bis zum Tode des Versicherten zu entrichten, über ihre rechtliche Eigentüm­ lichkeit AllgVorbem. 36. c) in die G e m i s c h t e V e r s i c h e r u n g : a) G e m i s c h t e ( a l t e r n a t i v e ) V e r s i c h e r u n g : die geldliche Leistung des Versicherers ist bei Erreichung eines bestimmten Zeitpunktes oder bei früher eintretendem Tode des Versicherten fällig; laufende Prämien sind bis zum Tode des Versicherten oder eine bestimmte Zeit lang zu entrichten. ß ) Die Überlebensrentenversicherung: die geldliche Leistung des Versicherers ist davon abhängig, daß der Rentenberechtigte den Versicherten überlebt; die geldliche Leistung des Ver­ sicherers beginnt mit dem Tode des Versicherten und endigt mit dem Tode des Rentenberechtigten. 6. Innerhalb des Kreises d e r K a p i t a l v e r s i c h e - 6 . r u n g e n f ü r d e n T o d e s f a l l liegt eine Gruppe von Versicherungsarten, die eine Eigentümlichkeit der Lebens­ versicherung bildet. „Es sind das Versicherungen, die dem Versicherungsnehmer von vornherein die Gewißheit bieten, daß das Ereignis, an welches durch den Vertrag die Leistung des Versicherers geknüpft ist, sich verwirklicht, daß also der Vertrag, wenn nicht etwa aus besonderen Gründen die Haftung des Versicherers überhaupt erlischt, stets zu jener Leistung führt" (Bgr.). Zu diesen V e r s i c h e r u n g e n m i t u n b e d i n g t e r L e i s t u n g s p f l i c h t gehören die reine Todesfallversicherung, die Versicherung mit festem Aus­ zahlungstermin, die gemischte Versicherung. Bei den Ver­ sicherungen mit unbedingter Leistungspslicht muß dem Ver­ sicherungsnehmer eine Verfügung über das aus seinen P rä ­ mienzahlungen vom Versicherer gebildete Deckungskapital ge­ währt werden. Dieses Verfügungsrecht tritt in dem Kündi­ gungsrecht auch bei einmaliger Prämienzahlung (§ 165 Abs. 2) und in der Rückvergütung (§§ 176, 177) in die Erscheinung.

658

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

Den Gegensatz bilden Versicherungsarten, bei denen un­ gewiß ist, ob der Versicherer überhaupt leisten muß. V e r ­ s i cher ungen mi t b e d i n g t e r Le i s t u n g s p f l i c h t sind gegeben bei der Todesfall-Risikoversicherung, bei der Überlebensversicherung, bei der eine bestimmte von mehreren Personen die andere überleben muß, und bei allen reinen Erlebensfallversicherungen ohne Rückgewähr der Prämien beim Tode des Versicherten (VA. 1910. 95). 7. 7. Z w a n g s v o l l s t r e c k u n g in Lebensversicherungssorderungen. S c h r i f t t u m : B r u c k - D ö r s t l i n g 252. a) G e g e n st -and d e r B e s c h l a g n a h m e sind sämt­ liche dem Versicherungsnehmer aus dem Vertragsverhältnis zustehenden Rechte in ihrer Gesamtheit oder einzeln, sofern sie einen selbständigen Vermögenswert besitzen. Somit ist pfänd­ bar der Anspruch auf die Versicherungssumme, der Anspruch auf den Rückvergütungswert (§ 176) im Zusammenhang mit dem Anspruch auf Kündigung (§ 165), der Anspruch auf die Umwandlung (§ 174) der Versicherung. Weder steht § 159 Abs. 2 entgegen — der Vollstreckungsgläubiger schließt nicht die Versicherung -ab, sondern beansprucht den Vermögenswert einer abgeschlossenen Versicherung — noch läßt sich die auf ethische, moralische Gründe zurückgeführte Höchstpersönlichkeit der Rechte des Versicherungsnehmers ein­ wandfrei beweisen (RG. 23. 3. 91 Seuffert Bd. 47. 336 Nr. 225, 8. 4. 07 VA. 1908* 14 Nr. 357, LZ. 1907. 437; KG. 13. 3. 08 VA. 1908* 49 N r. 381; LG. Berlin VA. 1910* 13 Nr. 497; OLG. Celle 22. 3. 12 VA. 1913* 15 Nr. 718; OLG. Stettin 18.11.12 VA. 1913* 16 N r. 719; K i r c h m a n n LZ. 1912. 621; B r u c k - D ö r s t l i n g 88. Anders T o o p I R . 1626. 125). über die Rechtslage bei widerruflicher oder unwiderruflicher Begünstigung Bem. 3 ff. vor § 166. b) D a s B e r f a h r e n richtet sich nach §§ 828 ff. Z P O . Mit Zustellung des Pfändungsbeschlusses an den Vorstand der Bersicherungsunternehmung gilt die Pfändung als bewirkt. Der Vollstreckungsgläubiger erlangt hierdurch ein Pfandrecht an der Forderung und somit grundsätzlich dieselbe Rechts­ stellung wie der Pfandgläubiger, aber es bedarf noch eines gerichtlichen Überweisungsbeschlusses zur Einziehung der Forde-

Vorbemerkungen vor §§ 159—178,

559

rung. Er ist nicht befugt zum Widerruf einer Bezugsberechti­ gung — er müßte sich dieses Recht besonders pfänden und über­ weisen lassen ( G ö ß m a n n Z. 1909. 375) — zur Kündi­ gung, Umwandlung, Beleihung usw. der Versicherung. D as Verfügungsrecht steht nach wie vor dem Versicherungsnehmer zu, jedoch darf er keine Verfügungen treffen, die das Recht des Vollstreckungsgläubigers beeinträchtigen, daher kann er zwar die Person des Bezugsberechtigten ändern, aber eine widerrufliche Bezugsberechtigung in eine unwiderrufliche nur mit der Maßgabe umgestalten, daß diese im Range dem Bollstreckungsgläubiger nachgeht. Bei Fälligkeit der Forderung müssen Versicherungsnehmer und Vollstreckungsgläubiger ge­ meinsam handeln; jeder kann allein nur Hinterlegung for­ dern. Eine Zahlung, die der Versicherer nach erfolgter Z u­ stellung des Pfändungsbeschlusses ohne Kenntnis von ihr leistet, hat befreiende Wirkung, sofern er beweist, daß ihm die Pfändung tatsächlich unbekannt gewesen ist, weil sie ord­ nungsgemäßen Geschäftsbetrieb vorausgesetzt noch nicht akten­ mäßig zur Kenntnis des mit der Auszahlung befugten Büros gelangt war (RGE. Bd. 87. 416; § 407 BGB.). Überweisung an Z a h l u n g s s t a t t kann nicht verlangt werden, wenn die Übertragbarkeit ber Forderung ohne Ein­ willigung des Versicherten vereinbarungsgemäß ausgeschlossen ist (so § 16 Abs. 2 AllgVersbdg.). Die Überweisung setzt vor­ aus, daß ein Rückvergütungswert („Nennwert") vorhanden ist. Durch Ü b e r w e i s u n g z u r E i n z i e h u n g erlangt der Vollstreckungsgläubiger nicht die Rechte eines Zessionars, sondern nur die Befugnis zur Einziehung der gepfändeten Forde­ rung. Er kann somit eine widerrufliche Bezugsberechtigung widerrufen, die fällig gewordene Versicherungssumme allein in Empfang nehmen, aber nicht die Versicherung kündigen, um­ wandeln, beleihen. Hierzu bedarf er eines besonderen Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses, sofern nicht alle Rechte des Versicherungsnehmers von ihm gepfändet und ihm über­ wiesen sind. An Stelle der Überweisung kann eine a n d e r e A r t d e r V e r w e r t u n g der gepfändeten Versicherungsforderung zu­ gelassen werden (§ 844 Z PO .), so die öffentliche Versteige­ rung. I s t die Übertragung der Versicherungsforderung nur

560

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

mit Einwilligung des Versicherten zulässig (so § 16 Abs. 2 AllgVersbdg.), so mutz der Versicherte mit der öffentlichen Versteigerung einverstanden sein. Der Ersteher erwirbt die gepfändete Forderung; stirbt der Versicherte, so gehört ihm die Versicherungssumme (RG. 3. 4. 14 LZ. 1914. 1806). c) T r ä g e r d e r V e r s i c h e r u n g s f o r d e r u n g bleibt trotz der Pfändung der Versicherungsnehmer; ihm und zwar nur ihm gegenüber sind alle Willenserklärungen des Ver­ sicherers wie Mahnung, Kündigung abzugeben (OLG. Ham­ burg 14. 7. 06 Rspr. Bd. 14. 175). d) U n p f ä n d b a r sind die Ansprüche an Sterbekassen Bem. 6 zu § 189. 8. K o n k u r s d e s V e r s i c h e r u n g s n e h m e r s . 8. S c h r i f t t u m : B r u c k - D ö r s t l i n g 257. a) Das K o n k u r s v e r f a h r e n über das Vermögen des Versicherungsnehmers e r f a ß t alle Rechte aus der Lebensversicherung in dem Umfange, in dem sie dem Zugriffe des Vollstreckungsgläubigers ausgesetzt sind. Es wird somit die Forderung nicht miterfaßt, wenn sie bereits zur Zeit der Konkurseröffnung einem unwiderruflichen Bezugsberechtigten zustand (OLG. Hamburg 28. 6. 98 Seuffert Bd. 55. 30 Nr. 13). I m übrigen Bem. 3 ff. zu § 14. b> Innerhalb und außerhalb des Konkursverfahrens u n t e r l i e g t namentlich d ie B e z e i c h n u n g e i n e s B e z u g s b e r e c h t i g t e n d e r A n f e c h t u n g . Die Be­ zeichnung eines Bezugsberechtigten stellt sich gewöhnlich als unentgeltliche Verfügung dar. I s t die Bezugsberechttgung widerruflich und der Versicherungssall noch nicht eingetreten, so hat der Konkursverwalter die Möglichkeit, durch ihren Widerruf die Wirkungen der Bezugsberechtigung wieder auf­ zuheben. I s t die Bezugsberechtigung unwiderruflich, so ist sie bei Erfüllung der Voraussetzungen des § 32 KO. bzw. § 3 Nr. 3, 4 des Anfechtungsgesetzes anfechtbar. Anfechtbar ist die Bezugsberechtigung, wenn die Versicherung bislang zu eigenen Gunsten des Versicherungsnehmers ging, wobei es un­ erheblich ist, wenn sich der Versicherungsnehmer die Bezeichnung bereits bei Vertragsabschluß vorbehalten hatte (RG. 10. 11. 05 Bd. 62. 46, 24. 5. 07 Bd. 66. 158, DA. 1908* 10 Nr. 356; OLG. Stuttgart 30. 6. 05 VA. 1907* 42 Nr. 301; OLG.

Vorbemerkungen vor §§ 159— 178.

561

Hamburg 1. 11. 15 VA. 1916* 8 Nr. 912); anfechtbar kann auch die Umstellung einer widerruflichen in eine unwider­ rufliche Bezugsberechtigung sein. Nicht anfechtbar ist die namentliche Änderung des Bezugsberechtigten. — P r ä m i e n ­ z a h l u n g e n s i n d a n f e c h t b a r , wenn sie sich bei E r­ füllung der sonstigen Voraussetzungen als unentgeltliche Ver­ fügung gegenüber dem Bezugsberechtigten erweisen (RG. 8. 7. 04 Bd. 61. 217). Is t der Versicherungsfall noch nicht ein­ getreten, so besteht die herauszugebende Bereicherung (§ 37 Abs. 2 KO.) in dem Unterschied zwischen dem Rückvergütungs­ wert der Versicherung vor und nach der Leistung der anfecht­ bar gezahlten Prämie. I s t der Versicherungsfall eingetreten, dann hat der Bezugsberechtigte die anfechtbar gezahlte Prämie ohne Zinsen zurückzugeben (OLG-. Hamburg 28. 6. 98 Seuffert Bd. 55. 30 Nr. 13). 9. A b t r e t u n g d e r A n s p r ü c h e a u s d e r Le - 9. bensversicherung. S c h r i f t t u m : B l u m h a r d t I R . 1927. 189; B ru c k D ö r s t l i n g 232. a) Die A n s p r ü c h e aus der Lebensversicherung s i n d a b ­ t r e t b a r , sofern nicht (was nicht üblich ist) die Abtretung durch Vereinbarung zwischen Versicherer und Versicherungs­ nehmer ausgeschlosien ist (§ 399 BGB.). — Zedent ist der Ver­ sicherungsnehmer; besteht eine unwiderrufliche Bezugsberechti­ gung, dann hat die Abtretung seitens des Versicherungsneh­ mers an einen anderen als den Bezugsberechtigten selbst keinen praktischen Wert. — Die Abtretung ist formlos; schlüssige Hand­ lungen reichen aus, so unter Umständen Übergabe des Ver­ sicherungsscheins (RG. 19. 4.07 IW . 1907. 329). Einer Anzeige an den Versicherer zur Rechtswirksamkeit der Abtretung dem Zes­ sionar und jedem Dritten gegenüber bedarf es nur dann, wenn die Versbdg. eine diesbezügliche Vorschrift enthalten. § 16 Abs. 1 AllgBersbdg. legt einer Abtretung, die dem Ver­ sicherer nicht angezeigt ist, relative Unwirksamkeit (dem Ver­ sicherer gegenüber) bei ( B r u c k - D ö r s t l i n g 240); jedoch kann der Versicherer die Abtretung auch ohne Anzeige sich gegenüber gelten lassen (KG. 25. 9. 26 I R . 1926. 310). b) Der Z e s s i o n a r t r i t t i n die G l ä u b i g e r ­ r e c h t e in vollem Umfange e i n ; ihre teilweise Abtretung ist B ru ck , Versicherungsvertrag. 6. Stuft. 36

662

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

möglich, aber nur insoweit, als die einzelnen Rechte selb­ ständig sind und einen eigenen Bermögenswert darstellen. Soll der Zessionar auch in die Schuldnerstellung des Versiche­ rungsnehmers einrücken, so bedarf es hierzu der Zustimmung des Versicherers (Schuldübernahme). 10. 10. V e r p f ä n d u n g d e r A n s p r ü c h e a u s d e r Lebensversicherung. S c h r i f t t u m : B r u c k - D ö r s t l i n g 241. a) Der V e r p f ä n d u n g s v e r t r a g ist f o r m f r e i . Die Verpfändung ist nur wirksam, wenn der Versicherungs­ nehmer sie dem Versicherer anzeigt (§ 1280 BGB.); § 16 Abs. 1 AllgBersbdg. verlangt schriftliche Berpfändungsanzeige. b) N ach E i n t r i t t d e r P f a n d r e i f e ist ausschließ­ lich der Pfandgläubiger berechtigt, die fällig gewordene Ver­ sicherungssumme einzuziehen, soweit sie zu seiner Befriedi­ gung erforderlich ist. Zur Kündigung der noch nicht fälligen Versicherungsforderung ist der Pfandgläubiger nicht berechtigt (§ 1282 Abs. 2 BGB.), jedoch kann er sich dieses Recht ver­ schaffen, wenn er sich die Bersicherungsforderung vom Ver­ pfänder an Zahlungsstatt abtreten läßt, wozu dieser nach Ein­ tritt der Pfandreife gesetzlich verpflichtet ist (§ 1282 Abs. 1 S .2 BGB.).

8 159. Die Lebensversicherung kann auf die Person des Versicherungsnehmers oder eines anderen ge­ nommen werden. Wird die Versicherung für den Fall des Todes eines anderen genommen, so ist zur Gültigkeit des V ertrags die schriftliche Einwilligung des anderen erforderlich. Ist der andere geschäftsunfähig oder in der Geschäfts­ fähigkeit beschränkt und steht die Vertretung in den seine Person betreffenden Angelegenheiten dem Ver­ sicherungsnehmer zu, so kann dieser den anderen bei der Erteilung der Einwilligung nicht vertreten. Nimmt der Vater oder die M utter die Versicherung auf die Person eines minderjährigen Kindes, so bedarf

§ m

563

es der Einwilligung des Kindes nur, wenn nach dem Verträge der Versicherer auch bei E intritt des Todes vor der Vollendung des siebenten Lebensjahres zur Leistung verpflichtet sein soll und die für diesen Fall vereinbarte Leistung den Betrag der gewöhnlichen Be­ erdigungskosten übersteigt. Hat für solche Versicherun­ gen die Aufsichtsbehörde einen bestimmten Höchstbetrag festgesetzt, so ist dieser an Stelle des Betrags der ge­ wöhnlichen Beerdigungskosten maßgebend. 1. S c h r i f t t u m : B r u c k - D ö r s t l i n g 16. 1. I. Die Lebensversicherung kann wie die Unfallversicherung 2. (§ 179 Abs. 1) auf die eigene Person des Versicherungs­ nehmers oder auf die Person eines anderen ( F r e m d v e r ­ s i c h e r u n g ) genommen werden (Abs. 1). Der andere ist der Versicherte im Gegensatz zu dem Versicherungsnehmer, dem Vertragsgegner des Versicherers; bei der Versicherung auf die eigene Person ist der Versicherungsnehmer zugleich auch der Versicherte. Die Fremdversicherung setzt voraus, daß sich der Dersicherungsfall in der Person des anderen ereignet, ohne daß auch dem anderen ein Anspruch auf die Leistung des Versicherers zustehen muß: der Anspruch verbleibt dem Versicherungsnehmer oder dem Bezugsberechtigten (§§ 166 ff.). S ie ist zu unter­ scheiden von dem Vertragsabschluß durch gesetzlichen oder rechtsgeschäftlich bestellten Vertreter im Namen und auf die Person des Vertretenen. Unterschreibt jemand nicht mit seinem Namen, sondern mit dem Namen des Versicherungsnehmers (Versicherten) den Antrag — hierzu kann er ermächtigt sein (RG. 3. 12. 26 RR. 1927. 10 VA. 1928. 6. Nr. 1663; RGE. Bd. 74. 69) —, so liegt Versicherung auf die eigene Person des Versicherungsnehmers vor. II. Die Fremdversicherung kann sein 1. E r l e b e n s f a l l v e r s i c h e r u n g : die geldliche 3. Leistung des Versicherers ist fällig, wenn der Versicherte ein bestimmtes Ereignis (z. B . der Vater versichert sich gegen die Kosten der Studienzeit seines Sohnes) oder einen be-

564

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

stimmten Zeitpunkt erlebt. Sie ist unbeschränkt zulässig; es bestehen keine besonderen gesetzlichen Bestimmungen. 4. 2. T o d e s f a l l v e r s i c h e r u n g : die geldliche Leistung des Versicherers ist bei bem Tode des Versicherten fällig. Die rechtliche Wirksamke.it dieser Bersicherungsart ist nicht durch das Vorhandensein eines berechtigten wirtschaftlichen I n t e r ­ esses des Versicherungsnehmers (Versicherung auf das Leben des Schuldners durch den Gläubiger; Versicherung auf das Leben des Sozius) oder bestimmtet verwandtschaftlicher Be­ ziehungen zwischen Versicherungsnehmer und Versicherten be­ dingt. 5. a) Dagegen ist grundsätzlich die E i n w i l l i g u n g d e s V e r s i c h e r t e n e r f o r d e r l i c h (Abs. 2 S . 1). Seine schriftliche (§ 126 B G B .) Einwilligung muß im Zeitpunkt des formellen Versicherungsbeginns (Bern. 20 zu § 1) vorliegen, anderenfalls der V ertrag nichtig ist (RG E. Bolze Bd. 7. 234; LG. Zwickau VA. 1028. 26 N r. 1679). S ie kann gegenüber dem Versicherer oder dem Versicherungsnehmer erklärt wer­ den. Bei kollektivistischer Versicherung von V ereins- oder Verbandsmitgliedern durch den Verein oder den Verband genügt eine Bestimmung in der Satzung nur, wenn das M it­ glied die Satzung schriftlich anerkannt hat (VA. 1929. 166). Die Einw illigung ist ausdrücklich zu erteilen, eine allgemeine Vollmacht reicht nicht aus (OLG. Königsberg 6. 5. 19 Seuffert Bd. 75. 127 N r. 75). I st d e r V e r s i c h e r t e a u ß e r st a n d e , seine I n t e r e s s e n s e l b st w a h r z u n e h m e n , so ist nach allgemeinen Rechtsgrundsätzen (§§ 105 ff. B G B .) die M it­ wirkung seines gesetzlichen V ertreters notwendig. Dabei muß aber der an sich zur V ertretung bei der Einw illigung B e­ rufene von der V ertretung ausgeschlossen sein, falls er selbst als Versicherungsnehmer beteiligt ist. Um jeden Zweifel, ob dieser Ausschluß und folgeweise die Notwendigkeit der M it­ wirkung eines Pflegers schon durch das B G B . (§§ 181, 1630, 1686, 1795) sichergestellt ist, auszuschließen, ist ausdrücklich die Vertretungsmacht des Versicherungsnehmers aufgehoben (Abs. 2 S . 2), w as von besonderer Bedeutung bei der Kindertodesfallversicherung ist (VA. 1907. 76). E s bedarf -also der behördlichen B e s t e l l u n g e i n e s P f l e g e r - (§ 1909

§ m

565

BGB.), betn die Erteilung der Einwilligung zusteht. Vor­ mundschaftsgerichtliche Genehmigung des einzelnen Versiche­ rungsvertrags ist nicht erforderlich. über weitere Bestimmungen zum Schutze des Versicherten §§ 170 Abs. 1, 176 Abs. 2 S . 2, 178; nach § 16 Abs. 2 AllgBersbdg. bedarf es ferner der schriftlichen Einwilligung des Versicherten zu jeder Verfügung über die Rechte aus der Versicherung, insbesondere zur Abtretung und Verpfändung der Rechte. Eine Verfügung ist auch die Änderung des Be­ zugsberechtigten, nicht aber die Entnahme einer Voraus­ zahlung. Auch durch die Inhaberklausel (Bem. 6 zu § 3), die nur das Rechtsverhältnis zwischen Inhaber und Versicherer, nicht zwischen Versicherer und Versichertem regelt, kann der Inhaber ohne schriftliches Einverständnis des Versicherten nicht über die Rechte verfügen, sie insbesondere nicht abtreten und verpfänden. b) Der E i n w i l l i g u n g d e s M i n d e r j ä h r i g e n H. b e d a r f es n i c h t und damit auch nicht der Be­ stellung eines Pflegers, wenn zwei Voraussetzungen erfüllt sind (Abs. 3): a) D i e V e r s i c h e r u n g m u ß v o n V a t e r o d e r M u t t e r f ü r den F a l l des T o d e s . i h r e s m i n ­ d e r j ä h r i g e n K i n d e s g e n o m m e n sein. Diese Erleichterung tritt aber nur ein, wenn Vater oder Mutter, nicht wenn Stief-, Großeltern oder der Vormund die Ver­ sicherung nehmen. Dagegen sind den leiblichen Eltern die Adoptiveltern gleichzustellen. Mit Rücksicht auf die be­ völkerungspolitische Tendenz der Vorschrift ist zu fordern, daß Vater oder M utter die Sorge für die Person des Kindes zusteht. E s bedarf daher der Einwilligung des Minderjährigen (Bestellung eines Pflegers) bei Verwirkung der elterlichen Ge­ walt (§ 1680 BGB.), nicht aber, wenn die M utter des un­ ehelichen Kindes Versicherung auf das Leben des Kindes nimmt, oder wenn die elterliche Gewalt der ehelichen M utter wegen eigener Minderjährigkeit ruht (§§ 1707, 1696 BGB.). ß) D i e V e r s i c h e r u n g s s u m m e d a r f für den Fall, daß das versicherte Kind vor vollendetem siebenten Lebensjahr stirbt, n i c h t ü b e r d i e g e w ö h n l i c h e n B e e r d i g u n g s k o s t e n h i n a u s g e h e n (Abs. 3 S . 1).

666

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

Die Vorschrift entspringt der Befürchtung, daß die Kinder­ todesfallversicherung zu verbrecherischen Spekulationen miß­ braucht werden könnte (Bgr.). Bei Zuwiderhandlung tritt Nichtigkeit des Vertrags, nicht nur Herabsetzung der Ver­ sicherungssumme auf den Betrag der Beerdigungskosten, ein. Hat die Aufsichtsbehörde einen bestimmten Höchstbetrag als den gewöhnlichen Beerdigungskosten entsprechend erklärt (Abs. 3 S. 2), so hat die Festsetzung rechtsbegründende Kraft (AllgBorbem. 14). Von dem Aufsichtsami sind folgende Höchstbeträge zugelassen worden: 100 RM. für das erste bis dritte Lebensjahr, 200 RM. für das vierte und fünfte, 300 RM . für das sechste und siebente Lebensjahr (VA. 1928. 128), 5000 RM . für Kinder zwischen 7 und 14 Ja h ren (VA. 1925. 66). I s t für den Fall des Ablebens des Kindes die Zurückerstattung der Beiträge vorgesehen, so ist die Gewährung einer mäßigen Verzinsung der eingezahlten Beiträge neben der Rückgewähr der Beiträge nicht beanstandet worden, auch wenn die Rückgewähr nebst den Zinsen den für das Sterbegeld fest­ gesetzten Höchstbetrag Übersteigt. Dagegen ist beanstandet worden, wenn der Über die gezahlten Begräbniskosten von der Versicherungssumme verbleibende Uberschuß erst nach Ablauf der vereinbarten Verstcherungsdauer an die gesetz­ lichen Erben des versichert gewesenen Kindes ausgezahlt wird, da die betagte, aber unbedingte Forderung an den Versicherer sofort veräußerbar ist. Um eine Vereitelung der Absicht des Gesetzes durch Versicherung des Kindes bei- mehreren Versicherern zu verhindern, ist eine besondere Frage in den Antragsschein aufzunehmen und unter Umständen eine K ür­ zung der Versicherungssumme herbeizuführen (VA. 1907. 76, 1909. 163, 1910. 17, 93). Daß im ersten Lebensjahr ein Sterbegeld überhaupt nicht gezahlt werden soll, kann nicht gefordert werden (OVG. 19. 2. 12 VA. 1912* 05 Nr. 686).

8 160. Durch die Vereinbarung, daß derjenige, auf dessen Person eine Versicherung genommen werden soll, sich zuvor einer ärztlichen Untersuchung zu unter­ werfen hat, wird ein Recht des Versicherers, die Vor­ nahme der Untersuchung zu verlangen, nicht begründet.

8 i«o.

567

1. S c h r i f t t u m : B r u c k K 18. 1. I. V e r t r a u e n s ä r z t l i c h e U n t e r s u c h u n g wird 2. vielfach bei der Todesfallversicherung gefordert. Daß sich derjenige, auf dessen Person die Versicherung genommen werden soll, der ärztlichen Untersuchung unterwerfen muß, hat man auch früher nicht angenommen. Hingegen ist in dem vorgesetzlichen Recht vielfach üblich gewesen, von dem Versicherungsnehmer oder dem Versicherten, welcher der von ihm bei- Antragstellung übernommenen Verpflichtung auf Vornahme einer vertrauensärztlichen Untersuchung nicht nach­ kommt, eine Vertragsstrafe zu verlangen, welche gewöhnlich in dem einfachen Betrage einer Jahresprämie oder in einem Bruchteile der vom Versicherer zu bewirkenden Kapitalleistung bestand; war die Vertragsstrafe zu hoch, so konnte sie von dem Gericht in Anwendung des § 343 B G B . herab­ gesetzt werden (OLG. Hamm 16. 10. 08 VA. 1909* 47 Nr. 452). Jedoch ist gelegentlich eine derartige Abmachung auch als Vergütung für die bisherige Tätigkeit des Ver­ sicherers aufgefaßt worden. 1. D a s g e l t e n d e R e c h t v e r s a g t d e m V e r ­ s p r e c h e n , s i ch ä r z t l i c h u n t e r s u c h e n z u l a s s e n , d i e A n e r k e n n u n g und bewirkt hiermit, daß auch die für den Fall seiner Nichterfüllung getroffene Vereinbarung einer Vertragsstrafe unwirksam ist (§ 344 BG B.). Nach der bisherigen Meinung des Aufsichtsamts soll es dem Geist der zwingenden Bestimmung des § 160 sogar widersprechen, wenn für den Fall der Weigerung, sich einer ärztlichen Unter­ suchung zu unterziehen, die Versicherung ohne ärztliche Unter­ suchung genommen werden muß (VA. 1913. 122); eine der­ artige Vereinbarung habe den Charakter einer Vertragsstrafe (VA. 1923. 43). Dieser zu weit gehenden Auffassung kann nicht zugestimmt werden; sie ist neuerdings vom Aussichts­ amt auch aufgegeben worden. Nur die ärztliche Untersuchung ist nicht erzwingbar, wohl aber kann sich der Versicherungs­ nehmer hilfsweife zum Abschluß einer Versicherung ohne ärzt­ liche Untersuchung verpflichten. — Aus der Unverbindlichkeit der Abrede auf Vornahme einer Untersuchung folgt, daß der Versicherer weder dem Versicherungsnehmer, noch dem zu Untersuchenden, noch dem Bermittelungsagenten, noch einem

668

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

sonstigen Dritten schadensersatzpslichtig werden kann, wenn er die Untersuchung überhaupt nicht oder verspätet vornehmen läßt. — Wird die Untersuchung nicht vorgenommen, so kann der Versicherer Ersatz seiner bisherigen Auslagen nur aus­ nahmsweise fordern, so wenn ein besonderes Abkommen hier­ über zwischen den Parteien zustande gekommen ist. Das Aufsichtsamt gestattet die Aufnahme einer solchen Verpflich­ tung in den Antvagsschein nur, wenn die AllgBersbdg. diese Verpflichtung vorsehen (VA. 1910. 93, 1911. 90). — Für körperliche Verletzungen gelegentlich der Untersuchung durch den Vertrauensarzt hat der Versicherer aufzukommen (OLG. Köln 8. 7. 05 VA. 1906* 99 Nr. 245, 16. 2. 07 VA. 1907* 57 Nr. 313; RG. 14. 2. 08 VA. 1908* 58 Nr. 388, 1. 10. 12 Wall mann Bd. 47. 489). — über die strafrechtliche Ahndung bei Täuschung von Versicherungsgesellschaften §§ 277—279 StGB. 3. 2. Außer der untersuchenden (und begutachtenden) Tätigkeit von Ärzten kommen die A r z t e ferner z u r E n t g e g e n ­ n a h m e v o n E r k l ä r u n g e n auf bestimmte Fragen in Betracht. I n dieser Beziehung ist die Stellung der Arzte im wesentlichen die gleiche wie die des Agenten (Bem. 12 ff. zu § 43). Legt der Arzt unklare Fragen des Versicherers aus oder erteilt sachverständige Auskunft, so muß der Versicherer hierfür aufkommen (RG. 9. 5. 02 Praxis Bd. 1. 64, 11. 6. 12 LZ. 1912. 777, 6. 10. 16 Wallmann Bd. 51. 1465). 4. 3. Der die Untersuchung vornehmende V e r t r a u e n s ­ a r z t i st selbstverständlich v o n s e i n e r S c h w e i g e ­ p f l i c h t g e g e n ü b e r d e m V e r s i c h e r e r , nicht auch dritten Personen e n t b u n d e n ; bei Verletzung: § 823 Abs. 2 BGB., § 300 StG B. — S o n s t i g e A r z t e müssen ausdrücklich von ihrer Schweigepflicht entbunden werden. Die Entbindung von der Schweigepflicht ist eine Obliegenheit (OLG. Köln 22. 2. 28 I R . 1928. 284, VA. 1929. 221 Nr. 1874). Es genügt die Ermächtigung an den Versicherer zur Einholung von Auskünften (KG. 19. 6. 18 VA. 1919* 53 Nr. 1096). Tie Ermächtigung kann nicht zurückgenommen werden; die Befugnis zu ihrer Erteilung geht nicht auf die Erben über (S ch l ä g e r LZ. 1928. 1046, 1048). über Gesund­ heitsverhältnisse von Angehörigen kann nur mit ihrer Er-

8161.

569

mächtigung Auskunft erteilt werden (Bauchw itz Z. 1912.198). über den In halt der Ermächtigung, die zeitlich begrenzt sein soll, VA. 1920. 3, 84, über die Auskunft über die Todesursache und den Verlauf der letzten Krankheit B r u ck- D ö r st l i n g 52. Kraft Gesetzes ist die Schweigepflicht aufgehoben in § 9 des Gesetzes zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. — Die M i t t e i l u n g s v e r b ä n d e der Lebens- und Unfallver­ sicherer sind nicht zu beanstanden, wenn die Versicherungs­ nehmer ausdrücklich zur Nachfrage und Auskunftserteilung er­ mächtigen, aber die Versicherer dürfen die Auskünfte nicht an Dritte weitergeben (VA. 1911. 88), worunter jeder andere als Lebens- oder Unfallversicherer zu verstehen ist (VA. 1913. 85). 4. über den Einfluß der Einholung ärztlicher Zeugnisse 5. und Auskünfte auf die Dauer der Annahmefrist Bem. 17 zu § 1. II. Versicherungen o h n e v e r t r a u e n s ä r z t l i c h e 6. U n t e r s u c h u n g sind nur beschränkt gestattet (VA. 1926. 29).

§ 161. Wird die Versicherung auf die Person eines anderen als des Versicherungsnehmers genommen, so kann vereinbart werden, das in Ansehung des Rechtes des Versicherers, wegen Verletzung der dem Versiche­ rungsnehmer bei der Schließung des Vertrags ob­ liegenden Anzeigepflicht von dem Vertrage zurück­ zutreten, die Kenntnis und das Verhalten des anderen der Kenntnis oder dem Verhalten des Versicherungs­ nehmers gleichstehen soll. 1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 zu § 16. 1. I. 1. §§ 16—21 geben dem Versicherer nur Rechte, wenn der 2. Versicherungsnehmer selbst die vorvertragliche Anzeigepflicht verletzt hat. Bei der Fremdversicherung (vgl. § 179 Abs. 4) kann vereinbart werden, daß auch d i e K e n n t n i s u n d d a s V e r h a l t e n des Ve r s i c h e r t e n den V e r ­ sicherer befugt, vom V e r t ra ge zurückzu­ t r e t e n (Bem. 19 zu § 16). Von dieser Möglichkeit wird stets Gebrauch gemacht (§ 7 Abs. 1 AllgVersbdg.). Auch das arglistige Verhalten des Versicherten wird immer dem

670

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

arglistigen Verhalten deS Versicherungsnehmers gleichgestellt (§ 7 Abs. 4 AllgBersbdg.; Bem. 24, 25 zu § 16). — Entsprechende Anwendung bei Gefahrerhöhungen (§ 164) wäre möglich. S. 2. Ob sich der Versicherer auf die K e n n t n i s d e s B e z u g s b e r e c h t i g t e n von der Verletzung der Anzeigepflicht durch den Versicherungsnehmer berufen kann, hängt von den Umständen des einzelnen Falles ab. Kannte der Bezugs­ berechtigte die arglistige Täuschung oder mußte er sie kennen, so kann der Versicherer ihm gegenüber anfechten. Sind mehrere Bezugsberechtigte vorhanden, so wirkt die Anfechtung nur gegenüber demjenigen, der die Täuschung kannte oder kennen mußte (§ 123 Abs. 2 S . 2 BGB.).

§ 162. Ist das Alter desjenigen, auf dessen Person die Versicherung genommen werden soll, unrichtig an­ gegeben worden und infolge der unrichtigen Angabe die Präm ie zu niedrig bestimmt, so mindert sich die Leistung des Versicherers nach dem Verhältnis, in welchem die dem wirklichen Alter entsprechende Prämie zu der vereinbarten Präm ie steht. D as Recht, wegen Verletzung der Anzeigepflicht von dem Vertrage zurück­ zutreten, steht dem Versicherer nur zu, wenn das wirk­ liche Alter außerhalb der Grenzen liegt, welche durch den Geschäftsplan für den Abschluß von Verträgen fest­ gesetzt find. 1. 2.

1. S ch r i f t t u m : Bem. 1 zu § 16. I. D as L e b e n s a l t e r desjenigen, auf dessen Person die Versicherung genommen ist (Versicherter), ist einer der wichtigsten Faktoren, nach denen sich Leistung und Gegen­ leistung bestimmen; das Verhältnis beider zu einander läßt sich, wenn das Alter feststeht, mit Hilfe der technischen Unter­ lagen, deren sich der Versicherer bedient, ermitteln. Eine falsche Altersangabe kann zur Folge haben, daß die Prämie zu hoch oder zu niedrig bestimmt wird. An sich könnte der Versicherer bei schuldhafter Verletzung der Anzeigepflicht zu-

§162.

571

rücktreten (§ 17), bei unverschuldeter Verletzung die entsprechende höhere Prämie nachfordern (§ 41). § 162 gibt eine Sondervorschrift, wenn infolge falscher Altersangabe eine zu niedrige Prämie berechnet worden ist. II. 1. I s t i n f o l g e f a l s c h e r A l t e r s a n g a b e 3. d i e P r ä m i e z u n i e d r i g b e m e s s e n , so könnte die Richtigstellung des Fehlers durch entsprechende Erhöhung der Prämie und Nachzahlung des entsprechenden Prämien­ unterschiedes nebst Zinsen, oder durch entsprechende Kürzung der Versicherungssumme oder Rente, oder durch Verbindung beider Verfahren, oder durch Umrechnung der Versicherungs­ dauer (z. B . Verschiebung des Auszahlungstermins vom 50. auf das 55. Lebensjahr) erfolgen. S . 1 entscheidet sich zwin­ gend (§ 172) für V e r m i n d e r u n g d e r g e l d l i c h e n L e i s t u n g d e s V e r s i c h e r e r s in dem Verhältnis, in welchem die dem wirklichen Alter entsprechende Tarifprämie zu der vereinbarten Tarifprämie steht. Nach § 12 Abs. 3 AllgVersbdg. wird die Versicherungssumme gemäß dem P rä­ mienunterschied unter Abrundung auf den nächstniedrigeren durch 10 ohne Rest teilbaren Betrag herabgesetzt. D as Recht des Versicherers, die Minderung geltend zu machen, ist nicht von dem Verschulden des Anzeigepflichtigen abhängig, ebenso­ wenig ist es zeitlich beschränkt; der Versicherer kann daher auch noch nach Auszahlung der Versicherungssumme, der Rückvergütung usw. das zuviel Geleistete zurückfordern, sofern die fünfjährige Verjährungsfrist (§ 12 Abs. 1) nicht ab­ gelaufen ist. Der Berechnung sind nicht die jeweiligen, son­ dern die bei dem formellen Versicherungsbeginn (Bem. 20 zu § 1) in Geltung gewesenen Tarife zugrunde zu legen. Maß­ gebend ist die Tarifprämie; ein auf sie gewährter Rabatt oder ein Risikozuschlag bleiben außer Ansatz. 2. I s t i n f o l g e falscher Altersangabe d i e P r ä m i e 4. z u hoch b e m e s s e n , so ist der Versicherer nach §§ 812 ff. B G B . zur Herabsetzung der zukünftigen Prämien und zur Herausgabe des Unterschiedes der beiden Deckungskapitalien (ungerechtfertigte Bereicherung) verpflichtet. Auf Anregung des Aufsichtsamts (VA. 1910. 93) ist eine diese Rechtsfolgen ausdrücklich angebende Bestimmung in § 12 Abs. 3 AllgBersbdg. aufgenommen worden.

672

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

5.

3. Liegt das w i r k l i c h e L e b e n s a l t e r d e s V e r ­ s i c he r t e n a u ß e r h a l b d e r durch d e n G e s c h ä f t s p l a n d e s V e r s i c h e r e r s g e z o g e n e n G r e n z e n , so ist davon auszugehen, daß der Versicherer bei Kenntnis des wirklichen Alters den Vertrag nicht abgeschlossen haben würde. Infolgedessen bekommt der Versicherer neben dem Minderungsrechte (S. 1) das sich aus den allgemeinen Vorschriften der §§ 16—21 ergebende R ü ck t r i t t s r e ch t (S. 2). Seine Ausübung setzt im Gegensatz zu der des Minderungsrechtes Verschulden des Anzeigepflichtigen voraus. Trotz Rücktritt verbleibt dem Versicherer die Präm ie nach § 40 Abs. 1, er ist jedoch zur Erstattung der Rückvergütung nach §§ 176, 177 verpflichtet; die Rückvergütung wird aus der Versicherungs­ summe berechnet, die dem wirklichen Lebensalter entspricht. Liegt kein Verschulden des Anzeigepflichtigen vor, so kann der Versicherer unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von einem Monat (§ 41 Abs. 2) innerhalb des sich nach § 41 Abs. 3 S. 2 bestimmenden Zeitraums kündigen. Von dem Minde­ rungsrecht wird der Versicherer Gebrauch machen, wenn er wegen mangelnden Verschuldens des Anzeigepflichtigen (§§ 16 Abs. 3, 17 Abs. 2) oder wegen Zeitablaufs (§§ 20 Abs. 1, 163) nicht zurücktreten kann. — Der Begriff des Geschäftsplans ergibt sich aus §§ 4, 11 BAG. Ob der Versicherer für ein bestimmtes E intrittsalter Versicherungen abschließt, ist regel­ mäßig aus seinen Tarifen zu ersehen. Sollte es an einem hierüber Bestimmung treffenden Geschäftsplane fehlen, so ist auf die sonstigen für den Geschäftsbetrieb maßgebenden Grundsätze zurückzugehen. 6. III. Die sich aus der unrichtigen Altersangabe des Versicherten ergebenden besonderen Rechtsfolgen schließen die Geltendmachung sonstiger Rechte seitens beider Bertragsteile aus, so können insbesondere weder Versicherer noch Ver­ sicherungsnehmer wegen Irrtu m s anfechten (RG. 21. 12. 09 VA. 1910* 7 Nr. 494); Anfechtung wegen arglistiger Täuschung bleibt möglich (§ 22; § 123 BGB.). 7. IV. § 162 ist zugunsten des Versicherungsnehmers zwin­ gend (§ 172).

§ 163. Wegen einer Verletzung der dem Versiche­ rungsnehmer bei der Schließung des Vertrags oblie-

8163.

573

genden Anzeigepflicht kann der Versicherer von dem Vertrage nicht mehr zurücktreten, wenn seit der Schlie­ ßung zehn Ja h re verstrichen sind. Das Rücktrittsrecht bleibt bestehen, wenn die Anzeigepflicht arglistig ver­ letzt worden ist. 1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 zu § 16. 1. Da es in der Lebensversicherung für den Versicherer abgesehen von dem Lebensalter fast nur auf den G e s u n d ­ h e i t s z u s t a n d desjenigen ankommt, auf dessen Person die Versicherung genommen ist, so pflegt eine V e r l e t z u n g der vorvertraglichen A n z e i g e p f l i ch t im L a u f e der Z e i t i hr e B e d e u t u n g zu v e r ­ l i e r e n (Bgr.). J e älter der Versicherte wird, desto mehr erweist der nicht oder nicht richtig angezeigte Umstand seine Unerheblichkeit. II. 1. Wegen Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht 3. k a n n d e r V e r s i c h e r e r ni cht z u r ü c k t r e t e n , wenn seit dem formellen Versicherungsbeginn eines neuen, abgeänderten oder wieder in Kraft gesetzten Vertrags (Bem. 20 zu § 1) zehn Fahre verstrichen sind (S. 1). Diese Frist wird tatsächlich erheblich von den Versicherern herabgesetzt, so auf drei Jah re von § 7 Abs. 2 c AllgBersbdg., oftmals ist auch diese Frist noch verkürzt. Die Frist, deren Berechnung sich aus §§ 187 Abs. 1, 188 Abs. 2, 193 BGB. ergibt, ist eine gesetzliche oder vertragliche Ausschlußfrist. Innerhalb der Frist muß die Rücktrittserklärung dem Rücktrittsempfänger ohne Rücksicht darauf zugegangen sein, wann der Versiche­ rungsfall eingetreten ist. Nach Ablauf der Frist kann der Versicherer nicht mehr zurücktreten (RG. 5. 5. 11 LZ. 1911. 942) auch nicht wegen Irrtu m s anfechten (RG. 21. 12. 09 VA. 1910* 7 Nr. 494; IW . 1910. 156). F ür die Frage, in­ wieweit eine Verletzung der Anzeigepflicht vorliegt, ist' auch das Verhalten desjenigen, auf dessen Person die Versicherung genommen worden ist, überall da von Bedeutung, wo gemäß § 161 vereinbart worden ist, daß sein Verhalten dem des Versicherungsnehmers gleichstehen soll. 2. Nach Ablauf der zehnjährigen oder der an ihre Stelle 4. tretenden vereinbarten kürzeren Frist bleibt der Versicherer

674

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

z u m R ü c k t r i t t b e f u g t , wenn die Anzeigepflrcht arg­ listig verletzt ist (S. 2; § 22; §§ 123 BGB., 7 Abs. 4 AllgVersbdg.). Infolgedessen ist die Bezeichnung „unanfechtbare Versicherung, Police" (RG. 29. 10. 89 Bd. 26. 169; F u l d HansRZ. 1918 . 587) irreführend. 5. III. § 163 ist zugunsten des Versicherungsnehmers zwin­ gend (§ 172). Die zehnjährige Frist kann nicht verlängert werden. Dagegen könnte der Versicherer auf das Rücktritts­ recht bei Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht ver­ zichten oder sich das Rücktrittsrecht nur für den Fall arg­ listiger Verletzung vorbehalten (VA. 1910. 94).

§ 164. Als Erhöhung der Gefahr gilt nur eine solche Änderung der Gefahrumstände, welche nach aus­ drücklicher Vereinbarung a ls Gefahrerhöhung angesehen werden soll; die Erklärung des Versicherungsnehmers bedarf der schriftlichen Form. Eine Erhöhung der Gefahr kann der Versicherer nicht mehr geltend machen, wenn seit der Erhöhung zehn Jah re verstrichen sind. Der Versicherer bleibt jedoch zur Geltendmachung befugt, wenn die Pflicht, seine Einwilligung einzuholen oder ihm Anzeige zu machen, arglistig verletzt worden ist. 1.

1. S ch r i f t t u m : Bem. 1 zu § 23. I. Nach vorgesetzlichem Rechte sollte zwar der Anspruch aus die geldliche Leistung des Versicherers von dem Ver­ sicherten nicht durch ängstliche Verkümmerung jeder Freiheit seines Verhaltens erkauft werden müssen (RG. 4. 5. 87 Bd. 18. 142, 18. 6. 95 Gruchot Bd. 39. 995), aber Verwirkung trat ein, wenn sich der Versicherte der Gefährlichkeit seiner Hand­ lungsweise bewußt war (RG. 20. 1. 05 VA. 1905* 49 Nr. 119 Trunksucht). 3. II. 1. Das Gesetz (Abs. 1) geht davon aus, daß eine Ände­ rung der Umstände, die nach den allgemeinen Vorschriften der §§ 23—29 an sich eine G e f a h r e r h ö h u n g bilden würde, als solche gleichwohl n u r i n B e t r a c h t k o m m t , s o ­ weit es ausdrücklich v e r e i n b a r t ist. Der

2.

§§ 164,165.

575

schriftlichen Zustimmung des Versicherungsnehmers — Schrift­ lichkeit wird mit Rücksicht auf die Tragweite der Erklärung verlangt — wird auch dann genügt, wenn die diesbezüglichen Bestimmungen in die AllgVersbdg. aufgenommen sind, denen sich der Versicherungsnehmer schriftlich unterwirft. Von der durch § 164 eröffneten Möglichkeit pflegt kein Gebrauch gemacht zu werden. Besondere Risiken, wie Kriegs-, Klima-, Berufs-, Verkehrs-Gefahr (VA. 1927. 124) werden von vornherein gar nicht oder nur mit bestimmter Begren­ zung übernommen (Ausschlußklauseln); oftmals ist der Auf­ enthalt in allen Teilen der Erde ohne jede Beschränkung gestattet („Weltpolice"; VA. 1909. 159, 165, 19-10. 94; § 9 AllgVersbdg.). 2. Keinesfalls darf der Versicherer die Gefahrerhöhung 4. mehr geltend machen, wenn seit der Erhöhung zehn (§ 163) Jahre verstrichen sind; nur bei arglistiger (Bem. 24 zu § 16) Verletzung der Pflicht, die Einwilligung des Versicherers ein­ zuholen oder ihm Anzeige zu machen, bleibt der Versicherer zur Geltendmachung befugt (Abs. 2). III. § 164 ist zugunsten des Versicherungsnehmers zwin- 5. gend (§ 172). Für die Erlebensfallversicherung ist § 164 ganz bedeutungslos. § 164 gilt nach § 10 Abs. 2 Gesetz v. 20. D e­ zember 1911, RGB. 985, für Krankenversicherungsvereine (VA. 1913. 117).

§ 165. Sind laufende Präm ien zu entrichten, so kann der Versicherungsnehmer das Dersicherungsverhältnis jederzeit für den Schluß der laufenden Dersicherungsperiode kündigen. Ist eine Kapitalversicherung für den Todesfall in der A rt genommen, daß der E intritt der Verpflich­ tung des Versicherers zur Zahlung des vereinbarten Kapitals gewiß ist, so steht das Kündigungsrecht dem Versicherungsnehmer auch dann zu, wenn die Präm ie in einer einmaligen Zahlung besteht. 1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 vor § 85.

1.

676 2.

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

I. Von jeher hat in der Lebensversicherung der Grundsatz gegolten, daß der Versicherungsnehmer nicht gezwungen wer­ den kann, den Vertrag durchzuhalten, denn die für den Ab­ schluß und die Fortsetzung einer Lebensversicherung ausschlag­ gebenden Umstände, vor allem die eigene Leistungsfähigkeit und die persönlichen Beziehungen zu anderen, sind in beson­ derem Maße einem Wechsel unterworfen (Bgr.). Daher wird d em V e r s i c h e r u n g s n e h m e r trotz Verpflichtung zu mehrjähriger Prämienzahlung e i n K ü n d i g u n g s r e c h t

g e wä h r t . S.

II. 1. Die V o r a u s s e tz u n g e n des Kündigungsrechtes sind verschieden: jeder Lebensversicherungsvertrag ist kündbar, wenn laufende Präm ien (Bem. 4 vor § 35) zu entrichten sind (Abs. 1); Kapitalversicherungen für den Todesfall mit unbedingter LeistungsPflicht des Versicherers (Bem. 6 vor § 159) sind bei laufender Prämienzahlung und bei ein­ maliger Prämienzahlung (Bem. 4 vor § 35) kündbar (Abs. 2). Somit sind n ic h t k ü n d b a r Lebensversicherungsverträge mit bedingter Leistungspflicht des Versicherers, wenn eine ein­ malige Präm ie zu entrichten -ist; jedoch kann auch für diese Versicherungsart das Kündigungsrecht in den Bersbdg. vor­ gesehen werden (Besserstellung des Versicherungsnehmers § 172). 4 2. T r ä g e r des Kündigungsrechtes ist der Versicherungs­ nehmer, bei mehreren Versicherungsnehmern ein jeder von ihnen hinsichtlich seines Anteils (§ 420 BGB.), liegt Gesamt­ gläubigerschaft vor (§ 428 BGB.) alle gemeinschaftlich. Der Zessionar ist zur Kündigung berechtigt, kann jedoch dem Ze­ denten gegenüber zur Unterlassung der Kündigung verpflichtet sein (RG. 8. 4. 07 LZ. 1907. 437). Der Pfandgläubiger ist zur Kündigung nicht befugt; der Versicherungsnehmer ist aber an die Zustimmung des oder der Pfand gläubiger ge­ bunden (§ 1276 BGB.). Hierüber und über die Kündigungs­ befugnis des Vollstreckungsgläubigers und Konkursverwalters Bem. 7, 8, 10 vor § 159. N ic h t k ü n d i g u n g s b e ­ r e c h t i g t sind der Versicherte, der nicht zugleich der Ver­ sicherungsnehmer ist, und der Bezugsberechtigte. 5. 3. D er an und für sich kündbare Vertrag kann auch nur t e i l w e i s e g e k ü n d i g t werden; jede über die Grenzen des § 226 BGB. hinausgehende Beschränkung verbietet § 172.

.

§165.

577

III. 1: Die K ü n d i g u n g ist eine rechtsgestaltende, an 6. und für sich formfreie, empfangsbedürftige Willenserklärung. 2. S ie kann j e d e r z e i t , spätestens am letzten Tage 7. der jeweils laufenden Versicherungsperiode (§ 9) erfolgen, also auch vor dem materiellen Beginn der Versicherung (Bem. 2 zu § 38) und noch während des Laufes der letzten Versicherungsperiode. Eine Kündigung vor oder gleichzeitig mit dem Antrag auf Abschluß des Vertrags gilt als Widerruf des Antrags, eine nach Antragstellung, aber vor formellem Bersicherungsbeginn (Bem. 20 zu § 1) oder materiellem Be­ ginn erfolgte Kündigung wirkt zum Schluß der ersten Bersicherungsperiode, sofern nicht sofortige Wirkung besonders vereinbart ist. Bei Versicherungen mit festem Auszahlungs­ termin (Bem. 5 vor § 159) kann auch zwischen dem Tode des Versicherten und dem Fälligkeitstage der Versicherungssumme gekündigt werden. Bei der mit der Lebensversicherung ver­ bundenen Jnvaliditätszusatzversicherung wird oftmals die selbständige Kündigung nur der Zusatzversicherung für die letzten 4 bis 5 Jahre ausgeschlossen, weil gegen ihren Ab­ laufstermin hin die Prämienreserven dieser Zusatzversicherung negativ werden (DA. 1910. 94). 3. E m p f ä n g e r der Kündigungserklärung ist der Der- 8. sicherer; zu ihrer Entgegennahme ist der Bermittelungsagent befugt (§ 43 Nr. 2; Ausnahme § 47). 4. Die Kündigung muß a u s d r ü c k l i c h erklärt werden; A. das Unterlasten rechtzeitiger Prämienzahlung genügt nicht. — Widerruf der Kündigung ist nach § 130 B G B . zulässig. 5. Die Kündigung ist formfrei, wird aber regelmäßig an 10. die schriftliche F o r m gebunden (§ 172 S . 2; Bem. 10 zu § 158). 6. Die Kündigung w i r k t ohne weiteres für den Schluß 11. der laufenden Versicherungsperiode und zwar ohne Unter­ schied, ob laufende Prämien oder eine einmalige Prämie zu entrichten sind, oder ob es sich um eine prämienfreie Versiche­ rung (§§ 174, 175) handelt. Ih re Wirkung kann auf einen späteren Zeitpunkt, aber immer nur auf den Schluß einer Verstcherungsperiode vorgesehen werden. Sonderverein­ barungen über einen beliebigen anderen Zeitpunkt sind zulässig. B ru ck , Versicherungsvertrag. 6. Aufl. 37

578

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

12.

7. Die s a c h l i c h e n W i r k u n g e n der Kündigung: a) I n jedem Fall hört die materielle Dauer der Ver­ sicherung (Bem. 3 zu § 7) in dem Zeitpunkt, in dem die Kündigung wirksam wird, auf. Der Versicherungsnehmer kann aus Gründen, die in der Person des Versicherers liegen, später nicht mehr zurücktreten (RG. 19. 6. 17 LZ. 1917. 1347). b) Bei Versicherungen mit laufender Prämienzahlung geht der Anspruch des Versicherers auf Prämienzahlung mit Schluß der zur Zeit des Wirksamwerdens der Kündigung laufenden Versicherungsperiode unter. Die bis dahin fällig gewordenen oder fällig werdenden Prämien hat der Präm ien­ schuldner noch zu zahlen. c) Bei Versicherungen mit unbedingter Leistungspflicht des Versicherers (Bem. 6 vor § 159) bietet die Kündigung zu­ gleich das Mittel, das Verfügungsrecht über den aus den Prämienzahlungen gebildeten Rückvergütungswert zur Gel­ tung zu bringen (§§ 173, 176—178). 13. IV. § 155 ist zugunsten des Versicherungsnehmers zwin­ gend (§ 172). So kann z. B. nicht ausbedungen werden, wenn der Versicherer dem Versicherungsnehmer ein hypothe­ karisch gesichertes Darlehn gewährt hat, daß die Darlehns­ forderung sofort fällig und eine Konventionalstrafe zu ent­ richten ist, falls der Versicherungsnehmer von dem Kün­ digungsrecht des § 165 Gebrauch macht. Vorbemerkungen vor §§ 166—168. 1. S c h r i f t t u m : B r u c k - D ö r s t l i n g 211; K ü h l m o r g e n , Lebensversicherung zugunsten Dritter, Leipzig 1927. 2. I. Die §§ 166-168, die nach § 180 auch für die Unfall­ versicherung gellen, ergänzen für das G e b i e t d e r K a ­ p i t a l v e r s i c h e r u n g die Vorschriften der §§ 328—335 BGB. Sie haben wie diese nicht die Bedeutung zwingender Bestimmungen, sondern bieten durch Vereinbarung der P a r­ teien abänderbare Rechtssätze und Auslegungsregeln. II. Dem Gesetz ist die sich aus § 15 AllgVersbdg. ergebende Unterscheidung zwischen widerruflicher und unwiderruflicher Bezugsberechtigung unbekannt. Seine §§ 166—168 beziehen sich nur auf die widerrufliche Bezugsberechtigung. 3. A. Die w i d e r r u f l i c h e B e z u g s b e r e c h t i g u n g , 1.

Vorbemerkungen vor §§ 166—168.

679

d. h. die Befugnis des Versicherungsnehmers, einen Bezugs­ berechtigten zu bezeichnen, eine vorhandene Bezeichnung zu ändern oder zu widerrufen, ist ein Gestaltungsrecht, das nicht höchstpersönlich ist (bestritten; wie hier RG. 13. 2. 14 VA. 1914* 78 Nr. 831; H a g e n Z. 1911. 176). — T r ä g e r der Befugnis ist der Versicherungsnehmer (Bem. 6 zu § 174). Is t der Träger minderjährig, so bedarf er zum Widerruf der Bezugsberechtigung nicht der Genehmigung des gesetzlichen Vertreters (§ 107 BGB.), wohl aber zur Neubezeichnung oder Änderung (ausgenommen im Falle des § 332 BGB.). I s t eine Ehefrau Trägerin, so ist sie bei Gütertrennung unbe­ schränkt in der Ausübung der Befugnis, bei VerwaltungSund Nutznießungsgemeinschaft und bei Zugehörigkeit der V er­ sicherung zum eingebrachten Gut bedarf sie der ehemännlichen Einwilligung (§ 1398 BGB.). Diese ist nicht erforderlich, wenn die Bezugsberechtigung für den Todesfall eines der beiden Ehegatten erfolgt, da im Zeitpunkt des Wirksam­ werdens der Verfügung (Tod des Ehegatten) die Ehe bereits aufgelöst ist, also nicht mehr über eingebrachtes Gut verfügt wird. Der Ehemann kann bei einer zum Vermögen der Ehefrau gehörenden Versicherung nur mit Zustimmung der Ehefrau die Bezugsberechtigung treffen, ändern, widerrufen (§ 1375 BGB.). I s t die Berficherungssorderung abgetreten, dann hat die Befugnis zur Bezugsberechtigung usw. nur der Zessionar. I s t die Forderung verpfändet, so kann der Ver­ sicherungsnehmer eine Bezugsberechtigung nur insoweit vor­ nehmen usw., als hierdurch nicht das Recht des Pfand­ gläubigers beeinflußt wird. — Alles dieses gilt auch, wenn nur f ü r e i n e n T e i l d e r V e r s i c h e r u n g s s u m m e aus dem Vertrage die Bezugsberechtigung usw. erfolgt. Die widerrufliche Bezugsberechtigung ist eine der Voraus-setzungen für den Erwerb des Anspruchs auf die geldliche Leistung des Versicherers durch den Dritten; als weitere Voraussetzung muß der Eintritt des Bersicherungsfalles hin­ zukommen. a) Solange der B e r s i c h e r u n g s f a l l noch n i c h t 4. e i n g e t r e t e n ist, hat der Bezugsberechtigte nur eine An­ wartschaft ähnlich wie der Vermächtnisnehmer vor E intritt des Erbfalles. Infolgedessen kann der Bezugsberechtigte über 37*

580

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

sein „Recht" nicht verfügen (OLG. Dresden 18. 2. 10 Seuffert Bd. 65. 317 Nr. 165), er kann es nicht abtreten, verpfänden usw., es kann von seinen Gläubigern nicht gepfändet werden, auch in steuerlicher Hinsicht gehört es nicht zu seinem Ver­ mögen (Reichsabgabenordnung § 147). S tirbt der Bezugs­ berechtigte vor Eintritt des Bersicherungsfalles, oder wird das Recht von ihm aus einem sonstigen Grunde nicht erworben, so gilt § 168. Auch nach der Bezeichnung des Bezugsberech­ tigten behält die unumschränkte Verfügungsmacht über die Forderung der Versicherungsnehmer (OLG. München 4. 3. 16 Rspr. Bd. 32. 224): er kann die Bezeichnung ändern, wider­ rufen, die Forderung abtreten, verpfänden, ohne daß der Be­ zugsberechtigte irgendwelche Rechte gegen ihn erwirbt. Wird die Forderung auf den Versicherungsnehmer zurück über­ tragen, dann lebt die Anwartschaft des Bezugsberechtigten wieder auf, sofern die Bezugsberechtigung nicht widerrufen worden ist. Die Gläubiger des Versicherungsnehmers können im Wege der Zwangsvollstreckung, der Konkursverwalter ohne weiteres (OLG. Stuttgart 17. 3. 08 VA. 1908* 50 Nr. 382) die Anwartschaft des Bezugsberechtigten zunichte machen. Der Versicherer braucht sich vor E intritt des Versiche­ rungsfalles um die widerrufliche Bezugsberechtigung nicht zu kümmern, insbesondere ist er nicht verpflichtet, den Bezugs­ berechtigten zu mahnen, zu kündigen. 5. b) M it E i n t r i t t d e s B e r s i c h e r u n g s f a l l e s wird aus der Anwartschaft des Bezugsberechtigten ein Recht auf die geldlichen Leistungen aus dem Versicherungsverträge, und zwar erwirbt der Bezugsberechtigte das Recht unmittel­ bar gegen den Versicherer. Seine Ansprüche richten sich nicht gegen den Nachlaß des Versicherungsnehmers (§ 330 BGB.; RG. 3. 6. 02 Bd. 51. 403, 4. 6. 09 Bd. 71. 324, 8. 10. 12 Bd. 80. 175, 20. 11. 19 Recht 1920 Nr. 606). D as Recht wächst dem Bezugsberechtigten auch ohne Kenntnis zu, ohne daß es irgend einer Erklärung seinerseits bedarf. Obschon der Erwerb des Bezugsberechtigten originär ist, entstammt das Recht aus dem zwischen Versicherungsnehmer und Ver­ sicherer abgeschlossenen Vertrag. Infolgedessen kann der Ver­ sicherer Einwendungen aus dem Vertrage auch dem Bezugs­ berechtigten gegenüber geltend machen (§ 334 BGB.), mithin

Vorbemerkungen vor §§ 166—168*

681

kann er namentlich wegen Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht anfechten, zurücktreten, ferner das Zurückbehal­ tungsrecht geltend machen (OLG. Hamburg 14. 6. 12 Rspr. Bd. 28. 161), mit Prämienforderungen an den Versicherungs­ nehmer — selbstverständlich auch mit Prämienforderungen an den Bezugsberechtigten selbst, die dieser als Gesamtrechtsnachsolger des Versicherungsnehmers zu erfüllen hat — ausrechnen. Dagegen kann der Versicherer dem Bezugsberechtigten gegenüber nicht aufrechnen mit einer Prämienforderung, die dem Ver­ sicherer gegenüber dem Versicherungsnehmer aus einem an­ deren Versicherungsvertrag zusteht ( E h r e n b e r g ZVW. 1927. 653). Hat der Versicherer auf Grund eines nichtigen Vertrages an den Bezugsberechtigten eine Leistung bewirkt, dann ist sie nach § 813 BGB. zurückforderbar (RG. 27. 4. 15 Warneher 1915 Nr. 163). B. Die u n w i d e r r u f l i c h e B e z u g s b e r e c h t i - g. g u n g , d. h. der sofortige Rechtserwerb des Bezugsberech­ tigten unter Wegfall des Widerrufs- und Anderungsrechtes des Versicherungsnehmers, ist von dem Versicherungsnehmer und dem Versicherer zu vereinbaren. Es kommt weniger auf die Unwiderruflichkeit als auf den sofortigen Rechtserwerb an. Auf welche Weise der Vertrag mit dem Versicherer zustande kommt, ist vertraglich zu ordnen. § 15 Abs. 1 S . 4 AllgVersbdg. fordert die auf Antrag des Versicherungs­ nehmers vorzunehmende Bermerknahme auf dem Versiche­ rungsschein ( B r u c k - D ö r s t l i n g 225). I s t die Bezugsberechtigung unwiderruflich, dann kann der 7 Versicherungsnehmer nicht mehr Leistung an sich, sondern nur noch an den Bezugsberechtigten verlangen. Der Versiche­ rungsnehmer ist nicht mehr imstande — es sei denn an den Bezugsberechtigten selbst — die Rechte aus dem Vertrage zu übertragen, zu verpfänden; diese können von den Gläubigern des Versicherungsnehmers nicht gepfändet werden, sie gehören nicht in seine Konkursmasse (RG. 19. 12. 92 Seuffert Bd. 48. 452 Nr. 284, 13. 2. 14 VA. 1914* 78 Nr. 831; KG. 11. 7. 11 VA. 1911* 94 Nr. 619). S tirbt der Bezugsberechtigte vor E intritt des Bersicherungsfalles, dann treten seine Erben an seine Stelle (RG. 18. 12. 91 Seuffert Bd. 48. 206 Nr. 128). Der Versicherungsnehmer bleibt aber nach wie vor Vertrags-

582

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

Partei, er kann alle Gestaltungsrechte (mit Ausnahme der Bezeichnung eines Bezugsberechtigten) ausüben wie kündigen (§ 165), umwandeln (§ 174), Vorauszahlung (Bern. 7 zu § 176) fordern, nur ihm gegenüber kann der Versicherer mahnen, kündigen, zurücktreten, anfechten. Wird durch Aus­ übung der Gestaltungsrechte eine geldliche Leistung des Ver­ sicherers (Rückvergütung § 176, Vorauszahlung) fällig, dann ist zu ihrer Entgegennahme nicht der Versicherungsnehmer, sondern der Bezugsberechtigte befugt. — Die Rechtsstellung des Bezugsberechtigten ist die gleiche wie die des widerruflich Bezugsberechtigten nach Eintritt des Versicherungssalles (Bem. 5). Er kann seine Rechte abtreten, verpfänden usw., sie können von seinen Gläubigern gepfändet, zur Konkurs­ masse gezogen werden. Der Versicherer hat alle geldlichen Leistungen dem Be­ zugsberechtigten gegenüber zu bewirken, sofern er nicht von der Inhaberklausel (Bem. 6 zu § 3) Gebrauch macht. 8. III. Uber den Einfluß des Konkurses des Versicherungs­ nehmers auf die widerrufliche und unwiderrufliche Bezugs­ berechtigung Bern. 8 vor § 159, über den Wegfall der wider­ ruflichen und unwiderruflichen Bezugsberechtigung bei E r­ mordung des Versicherungsnehmers (Versicherten) § 170 Abs. 2 (Bem. 7 ff. zu § 170).

§ 166. Bei einer Kapitalversicherung ist im Zweifel anzunehmen, baß dem Versicherungsnehmer die Be­ fugnis vorbehalten ist, ohne Zustimmung des Ver­ sicherers einen Dritten als Bezugsberechtigten zu be­ zeichnen sowie an die Stelle des so bezeichneten Dritten einen anderen zu setzen. Die Befugnis des Versiche­ rungsnehmers, an die Stelle des bezugsberechtigten Dritten einen anderen zu setzen, gilt im Zweifel auch dann als vorbehalten, wenn die Bezeichnung des Dritten im Vertrag erfolgt ist. 1. 2.

1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 vor § 166. I. 1. Nach der Auslegungsregel des § 166 hat d e r B e r ­ st ch e r u n g s n e h m e r e i n e r K a p i t a l v e r s i c h e -

r u n g (auf den Todes- oder Erlebensfall, auf die Person des Versicherungsnehmers oder eines anderen) j e d e r z e i t d i e Möglichkeit, einen D ritten widerruflich a l s B e z u g s b e r e c h t i g t e n z u b e z e i c h n e n , die Bezeichnung dieses Dritten zurückzunehmen und entweder einen anderen Dritten an dessen Stelle zu setzen oder über­ haupt keine Verfügung mehr über die Bezugsberechtigung zu treffen (S. 1). I m Zweifel gilt der Versicherungsnehmer selbst dann als berechtigt an die Stelle des Bezugsberechtigten einer anderen zu setzen, wenn der Versicherungsvertrag von vornherein bereits zugunsten eines bestimmten Dritten ab­ geschlossen ist (S . 2). Z u r Ausübung des Bestimmungsrechtes bedarf der Versicherungsnehmer in keinem Falle der Z u ­ stimmung des Versicherers. 2. D i e w i d e r r u f l i c h e B e z u g s b e r e c h t i g u n g i st wie ihr Widerruf eine rechtsgestaltende, einseitige, empfangsbedürstige Willenserklärung, mit der der Versicherungs­ nehmer eine Verfügung unter Lebenden trifft. Die Mög­ lichkeit, von Todes wegen über die Bezugsberechtigung zu verfügen (§ 332 BGB.)>, kann vertraglich (§-§ 15, 18 AllgVers bdg.) ausgeschlossen werden (bedenklich KG. 11. 11. 16 VA. 1917* 12 Nr. 975). 3. E m p f ä n g e r d e r E r k l ä r u n g ist der Versicherer. Der Vermittelungsagent ist zu ihrer Entgegennahme befugt (§ 43 Nr. 2; Ausnahme § 47). Ohne rechtliche Wirksamkeit ist eine Erklärung nur dem Bezugsberechtigten selbst gegen­ über; namentlich reicht Übergabe des Versicherungsscheins an ihn nicht aus (OLG. Braunschweig 4. 2. 19 Rspr. Bd. 40. 248). 4. Die F o r m der Erklärung ist gesetzlich nicht borge* schrieben; Ausbedingung schriftlicher Form ist üblich. 5. I n h a l t l i c h muß die Erklärung so gehalten sein, daß sie den Willen des Versicherungsnehmers, eine Bezugs­ berechtigung zu begründen, zu widerrufen, zu ändern er­ kennen läßt. Der Wille kann ausdrücklich erklärt werden oder sich aus einer anderen Erklärung ergeben, so aus der Abtretungs-, Verpfändungsanzeige. I n der Angabe des An­ trags „Versorgung der Hinterbliebenen" liegt keine Bezeich­ nung eines Bezugsberechtigten (OLG. Düsseldorf 13. 2. 11

z.

4.

5 g.

584

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

DA. 1911* 90 Nr. 617; anders RG. 13. 10. 11 DA. 1913* 11 Nr. 716).

§ 167. Soll bei einer Kapitalversicherung die Leistung des Versicherers nach dem Tode des Ver­ sicherungsnehmers erfolgen und ist die Zahlung an die Erben ohne nähere Bestimmung bedungen, so sind im Zweifel diejenigen, welche zur Zeit des Todes als Erben berufen sind, nach dem Verhältnis ihrer Erb­ teile bezugsberechtigt. Eine Ausschlagung der Erb­ schaft hat auf die Berechtigung keinen Einfluß.

Ist der Fiskus als Erbe berufen, so steht ihm ein Bezugsrecht im Sinne des Abs. 1 Satz 1 nicht zu. 1. 2.

1. S c h r i f t t u m : Dem. 1 vor § 166. I. Die B e z e i c h n u n g d e s w i d e r r u f l i c h B e ­ z u g s b e r e c h t i g t e n erfolgt oftmals i n w e i t e m z e i t ­ l i c h e n A b st a n d v o n d e m A u g e n b l i c k , i n d e m di e B e z u g s b e r e ch t i g u n g ihre Wirkung ä u ß e r n s o l l . Da sich in der Zwischenzeit vielerlei ändern kann, so entstehen leicht Zweifel über die Person desjenigen, dem die Versicherungssumme zufallen soll. Z u r Beseitigung der Zweifel gibt § 167 A u s l e g u n g s r e g e l n f ü r K a ­ p i t a l v e r s i c h e r u n g e n a u f d ^ n T o d e s f a l l . Auf sie ist zurückzugreifen, sofern nicht der Wille des Versiche­ rungsnehmers irgendwie auf andere Weise zu ermitteln ist. Insbesondere können in Betracht kommen: Erklärungen ge­ genüber dem Agenten (RG. 11.5.00 IW . 1900. 496), die T at­ sache der bevorstehenden Verheiratung, Äußerungen gegenüber Verwandten (RG. 13. 10. 11 VA. 1913* 11 Nr. 716), Umstände, die außerhalb des Versicherungsvertrags liegen (RG. 19. 11. 09 IW . 1910. 72). Der Versicherer muß den Willen des Versicherungsnehmers gelten lassen (RG. 6. 1. 06 Bd. 62. 259, VA. 1906* 47 Nr. 206). Lassen sich die Zweifel nicht einwandsfrei beseitigen, dann ist der Versicherer zur Hinter­ legung befugt (§§ 372 ff. BGB.), zumal er nicht wissen kann, welches M aterial zur Auslegung noch beigebracht werden wird

§ 167.

585

(RG. 15. 6. 11 VA. 1911* 92 Nr. 618; KG. 7. 12. 21 VA. 1923* 10 Nr. 1238). II. 1. Hat der Versicherungsnehmer die Z a h l u n g d e r 3. V e r s i c h e r u n g s s u m m e a n d i e E r b e n ohne nähere Bestimmung bedungen, so nahm die Rechtsprechung auf Grund des vorgesetzlichen Rechtes an, daß die Erben aus dem Nachlasse die Versicherungssumme erwerben; diese konnte also von den Nachlaßgläubigern beansprucht und zur Nachlaßkonkursmasse gezogen werden (RG. 26. 1. 94 Bd. 32. 162). Nur in besonders liegenden Fällen, wenn beispielsweise die Be­ zeichnung lautete „an die'legitimierten Erben des Versicherten unter Ausschluß der Nachlaßgläubiger und des Fiskus" (RG. 5, 1. 06 Bd. 62. 259, VA. 1906* 47 Nr. 206; OLG. Kassel 29. 6. 06 VA. 1906* 106 Nr. 249), gelangte man zu der gegenteiligen Auslegung (NGE. Bolze Bd. 10 Nr. 515). Die Versicherung „zugunsten der Familie", „der Hinterbliebenen" wurde anders behandelt. Die Familienangehörigen als solche galten als bezugsberechtigt (ObLG. München 11. 6. 01 Seuffert Bd. 56. 446 Nr. 248). Später trat ein Wechsel in der Recht­ sprechung ein. M an erklärte es als Auslegungsfrage, ob die Erben als Unidersalrechtsnachfolger oder als Dritte, durch ihre Berufung als Erben nur der Person nach näher be­ stimmt, gemeint seien (RG. 5. 1. 06 Bd. 62. 259, VA. 1906* 47 Nr. 206, 19. 11. 09 VA. 1910* 9 Nr. 495). Das Gesetz (Abs. 1 S . 1) nimmt im Zweifel als Willen des Versicherungsnehmers an, daß der Anspruch auf die Ver­ sicherungssumme keinen Bestandteil des Nachlasses bildet, sondern den betreffenden Personen unmittelbar als B e ­ z u g s b e r e c h t i g t e n zustehen soll, infolgedessen fällt der Anspruch nicht in den Nachlaß, ist den Nachlaßgläubigern ent­ zogen und gehört bei Nachlatzkonkurs nicht zur Konkursmasse. Kommen m e h r e r e E r b e n in Betracht, so sollen die­ jenigen bezugsberechtigt sein, die zur Zeit des Todes als Erven berufen sind und zwar nach Verhältnis ihrer Erbteile (Abs. 1 S . 1; § 2066 S . 1 BGB.). Welche Personen berufene Erben sind, bestimmt sich nach BGB.; der nach § 2344 BGB. Erbunwürdige wird durch den an seiner Stelle berufenen Erben ersetzt (Bgr.). An und für sich würde daher auch § 1953 B E . zur Anwendung zu bringen sein. Man kann

586

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

jedoch annehmen, daß die sich hieraus ergebende Folge mit dem mutmaßlichen Willen des Versicherungsnehmers nicht im Einklänge steht (Bgr.); sie müßte besonders vereinbart wer­ den, anderenfalls hat die Ausschlagung der Erbschaft, etwa wegen Überschuldung, auf die Bezugsberechtigung keinen Einfluß (Abs. 1 S . 2). Dieselben Auslegungsregeln haben zu gelten, wenn die Erbfolge testamentarisch bestimmt ist; die Quote des Erbrechtes bestimmt den Anteil des einzelnen Bezugsberech­ tigten. N ä c h ste E r b e n bezeichnen Witwe und Kinder (RG. 19. 11. 09 VA. 1910* 9 Nr. 495), ebenso auch H i n t e r ­ b l i e b e n e , A n g e h ö r i g e , F a m i l i e (RG. 29. 2. 04 Recht 1904. N r. 2594; OLG. Stuttgart 17. 3. 08 Rspr. Bd. 16. 371). Hat der Versicherungsnehmer seine R e c h t s n a c h ­ f o l g e r bezeichnet, so ist anzunehmen, daß die Versicherungs­ summe zum Nachlaß gehört (RG. 15. 6. 11 VA. 1911* 92 Nr. 618; ObLG. 8. 1 . 15 Rspr. Bd. 33. 232; OLG. Hambürg 22. 6. 06 VA. 1906* 89 Nr. 237; OLG. Darmstadt 22. 12. 15 Rspr. Bd. 33. 232), nicht bei Fürsorge für die e v e n t u e l l e n H i n t e r b l i e b e n e n (RG. 13. 10. 11 VA. 1913* 11 Nr. 716). I s t d i e E h e f r a u als bezugs­ berechtigt bezeichnet, so gilt bei Mederverheiratung nach dem Tode der ersten Frau oder bei Scheidung die zweite als be­ zugsberechtigt (RGE. Bolze Bd. 4. Nr. 782, Bd. 8. Nr. 621; § 2077 BGB.). Die Bezeichnung des I n h a b e r s , Ü b e r ­ b r i n g e r s , P r ä s e n t a n t e n des V e r s i c h er u n g s ­ s c h e i n s als bezugsberechtigt bedeutet nichts anderes, als daß der Versicherer berechtigt, aber nicht verpflichtet ist, an den Inhaber des Scheins zu leisten (§ 4 Abs. 1), im übrigen ist die Bezeichnung gegenstandslos (anders Wien ObGH. Seuffert Bd. 43. 447 Nr. 392). 4. 2. I s t d e r F i s k u s a l s E r b e berufen, dann hat er ähnlich wie in §§ 2104,2149 BGB. kein Bezugsrecht im Sinne des Abs. 1, sondern er erwirbt die Versicherungsleistung immer nur als Bestandteil des Nachlasses (Abs. 2). Das Gegenteil könnte vereinbart sein, z. B. wenn der Fiskus als Testaments­ erbe berufen ist. Dem Fiskus stehen nach landesgesetzlicher Vorschrift Körperschaften, Stiftungen oder Anstalten des öffentlichen Rechtes gleich (Art. 138 EGBGB.).

§ m

587

III. über die rückwirkende Kraft des § 167 D ö r s t l i n g 5. Masius 1919. 157.

§ 168. W ird bei einer Kapitalverstcherung das Recht auf die Leistung des Versicherers von dem be­ zugsberechtigten Dritten nicht erworben, so steht es dem Versicherungsnehmer zu. 1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 vor § 166. 1. I. § 168, der wie § 166 für K a p i t a l v e r f i c h e r u n - 2. g e n jeder Art gilt, entscheidet die Frage, w e m d a s R e c h t auf die Leistung des Versicherers z u f ä l l t , w e n n e s der w i d e r r u f l i c h B e z u g s b e r e c h t i g t e zurück­ w e i s t (§ 333 BG B .), o d e r a u s i r g e n d e i n e m a n ­ d e r e n G r u n d e ni cht e r w i r b t . 1. Z u r ü c k w e i s u n g kann b e i W i d e r r u f l i c h e r z . Bezugsberechtigung nur nach Eintritt des Ver­ sicherungsfalles in Frage kommen, da der Bezugsberechtigte vorher noch kein Recht hat. Die Zurückweisung muß gegen­ über dem Versicherer erklärt werden; sie ist so lange möglich, als nicht der Bezugsberechtigte das Recht ausdrücklich dem Versicherer gegenüber oder durch schlüssige Handlungen an­ genommen hat. — B e i u n w i d e r r u f l i c h e r B e z u g s ­ b e r e c h t i g u n g kann der Bezugsberechtigte auch vor Ein­ tritt des Versicherungsfalls das Recht zurückweisen. 2. N i ch t e r w e r b des Rechtes tritt b e i w i d e r r u f - 4. l i c h e r B e z u g s be r e c h t i g u n g ein, wenn der Bezugs­ berechtigte vor Eintritt des Versicherungsfalles stirbt, oder wenn vor diesem Zeitpunkt die bezugsberechtigte Ehefrau, Braut infolge Scheidung der Ehe, Auflösung der Verlobung aus der familienrechtlichen Stellung ausscheidet (gegebenen­ falls tritt die zur Zeit des Versicherungsfalles vorhandene Ehefrau, Braut an ihre Stelle). — B e i u n w i d e r r u f ­ l i c h e r B e z u g s b e r e c h t i g u n g geht das Recht des vor eingetretenem Versicherungsfall verstorbenen Bezugsberechtig­ ten auf seine Erben über, es verbleibt der Ehefrau, Braut trotz Scheidung der Ehe oder Auflösung der Verlobung. 3. I s t der Bezugsberechtigte bei Eintritt des Versicherungs- 5. falles noch n i c h t g e b o r e n , so behält der Nasciturus das

688

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

Recht in jedem Falle bei unwiderruflicher Bezugsberechtigung, aber auch bei widerruflicher Bezugsberechtigung kann ihm der Erbe des Versicherungsnehmers das Recht nur entziehen, wenn die Befugnis dazu vorbehalten worden ist (§ 331 Abs. 2 BGB.). — Wird der widerruflich oder unwiderruflich Bezugsberechtigte nicht geboren, oder ist der Tatbestand des § 170 Abs. 2 gegeben, dann fällt das Recht an den Versiche­ rungsnehmer bzw. in seinen Nachlaß.

§ 169. Bei einer Versicherung für den Todesfall ist der Versicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei, wenn derjenige, auf dessen Person die Versiche­ rung genommen ist, Selbmord begangen hat. Die Verpflichtung des Versicherers bleibt bestehen, wenn die Tat in einem die freie Willensbestimmung au s­ schließenden Zustande krankhafter Störung der Eeistestätigkeit begangen worden ist. 1.

1. S c h r i f t t u m : B r u c k - D ö r s t l i n g 166; Bern. 1 zu § 61. 2. I. Mit dem S e l b s t m o r d e führt der Versicherungs­ nehmer, wenn auf sein Leben die Versicherung genommen ist, oder der Versicherte (bei der Fremdversicherung; Bem. 2 zu § 159) den Versicherungsfall vorsätzlich herbei; es ist nur schlüssig, daß alsdann d e r V e r s i c h e r e r l e i s t u n g S f r e i wird. Jedoch haben Erwägungen mannigfacher Art dazu geführt, den Selbstmord versicherungsrechtlich anders zu behandeln als den auf natürliche Weise oder durch einen Unglücksfall verursachten Tod. 3. II. 1. S e l b s t m o r d ist jede mit Absicht ausgeführte un­ mittelbare Tötung der eigenen Person, also nicht Tötung durch eigene Unvorsichtigkeit (RG. 4. 5. 87 Bd. 18. 142), auch nicht eigene Tötung im Zustande der Bewußtlosigkeit (KB. I. 125). Der Tötung steht der Versuch mit tätlichem Ausgange gleich. Als Selbstmord gilt die auf gemeinsamem Entschlüsse be­ ruhende Selbsttötung mehrerer Personen selbst dann, wenn nur eine von ihnen handelt (der Ehemann tötet zunächst die versicherte Ehefrau, dann sich selbst; RGE. Bolze Bd. 8.

§ m

589

Nr. 623). Ebenso ist als Selbstmord im Sinne des § 169 (Bern. 2 zu § 170) aufzufassen, wenn der zum Selbstmord Entschlossene sich von einem anderen töten läßt (§ 216 StG B.; KB. I. 126). — Bestehen bei dem Versicherer Zweifel über die Todesursache, so hat er zu b e w e i s e n , daß Selbstmord oder eine gleich gestellte Handlung vorliegt (RG. SO. 6. 03 Praxis Bd. 2. 279). Der Beweis gilt als erbracht, wenn sich der Selbstmord oder die gleich gestellte Handlung auch nur als höchst wahrscheinlich nachweisen läßt (RG. 14. 1. 85 Bd. 15. 338, 18. 4. 02 Praxis Bd. 1. 131, 14. 3. 11 LZ. 1911. 558; OLG. Jena 5. 10. 08 P raxis Bd. 3. 221). 2. Bei Selbstmord des Versicherungsnehmers bzw. bei 4. der Fremdversicherung des Versicherten ist der V e r s i c h e ­ rer l e i s t u n g s f r e i . Sind die Voraussetzungen der §§ 173, 176, 177 erfüllt, so hat er die Rückvergütung an den zu erstatten, dem der Anspruch auf die Versicherungssumme zustehen würde, wenn sie fällig geworden wäre. Regelmäßig pflegt aber vertraglich vorgesehen zu sein, daß der Versicherer zur Leistung der Versicherungssumme verpflichtet bleibt, wenn der Selbstmord begangen wird, nachdem die Versicherung bereits eine gewisse Zeit (Wartezeit), die 1—2 Jahre beträgt, bestanden hat, wobei bei einer Nachversicherung im Zweifel die Dauer der Vorversicherung einzurechnen ist (OLG. Frank­ furt 3 .11.25 VA. 1927.29 Nr. 1545). D as Aufsichtsamt hat in ständiger Übung aus berechtigten Gründen daran festgehalten, daß die Wartezeit mindestens ein Jahr betragen muß, um vorsätzliche Schädigung des Versicherers auszuschließen. Nur ganz ausnahmsweise hat es gestattet, daß von jeder Wartezeit Abstand genommen wird (VA. 1928. 126). Es gestattet ferner, daß bei Selbstmord im ersten Bersicherungsjahr ein Teil der Versicherungssumme zur Auszahlung gelangt (VA. 1929. 113). — Nach § 10 Abs. 2 AllgBersbdg. beläuft sich die Warte­ zeit auf zwei Jahre (VA. 1903. 111, 1906. 59,1907.119,1913. 94, 1915. 124); sie beginnt mit dem Ausstellungstage deö Ver­ sicherungsscheins. 3. Auch w ä h r e n d d e r W a r t e z e i t ( S. 1) ist d e r 5. Ve rs i c h e r e r zur Z a h l u n g der B e r l i c h e r u n g s s u m m m e v e r p f l i c h t e t , wenn S e l b s t t ö t u n g vor­ liegt, die Tat in einem die freie Willensbestimmung auS-

590

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

schließenden Zustande krankhafter Störung der Geistestätigkeit begangen worden ist (S. 2; § 104 Nr. 3 BGB.). Es genügt, daß die Störung nur eine ihrer N atur nach vorübergehende war. Oftmals werden vertraglich schwere körperliche Leiden der Geisteskrankheit gleichgestellt. — Den B e w e i s der Un­ zurechnungsfähigkeit im Augenblick der Tat hat der Anspruchs­ berechtigte zu erbringen (RG. 30. 6. 09 Praxis Bd. 2. 279; OLG. Hamm 5. 12. 27 I R . 1928. 174; KG. 21. 9. 27 I R . 1927. 347). Es genügt, daß nach den Erfahrungen der Wissen­ schaft aus den Umständen auf das Vorliegen der Willens­ unfreiheil geschlossen werden kann. 6. III. § 109, der mit der bisherigen Praxis der Gerichte übereinstimmt (ROHG. Bd. 18. 210; RG. 8. 4. 81 Bd. 4. 156; OLG. Celle 3. 3. 97 Seuffert Bd. 53. 88 Nr. 45), ist zu­ gunsten des Versicherungsnehmers zwingend (§ 172). 7. IV. Das Gesetz ordnet die übrigen Fälle nicht, in denen der Versicherungsnehmer (der Versicherte) infolge eines ihm zuzurechnenden Verhaltens sein Leben verliert, so infolge Z w e i k a m p f e s , der V e r u r t e i l u n g z u r T o d e s s t r a f e (ROHG. Bd. 14. 435), der T ö t u n g i m R a u f H a n d e l oder bei Gelegenheit einer vorsätzlich verübten rechtswidrigen Handlung (z. B. der Versicherungsnehmer wird beim Wildern erschossen). Insoweit herrscht Bertragsfreiheit. Gewöhnlich übernehmen die Persicherer die Verpflichtung zur Leistung bei Zweikampf (vorbehaltlich der Bestimmung in § 170 Abs. 1); Vollstreckung der Todesstrafe bildet keine Aus­ nahme mehr (VA. 1909. 165). I s t nichts vereinbart, so ist der Versicherer nicht frei.

§ 170. Ist die Versicherung für den Fall des Todes eines anderen als des Versicherungsnehmers genom­ men, so ist der Versicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei, wenn der Versicherungsnehmer vorsätzlich durch eine widerrechtliche Handlung den Tod des an­ deren herbeiführt. Ist bei einer Versicherung für den Todesfall ein Dritter als Bezugsberechtigter bezeichnet, so gilt die

8170.

591

Bezeichnung als nicht erfolgt, wenn der Dritte vor­ sätzlich durch eine widerrechtliche Handlung den Tod desjenigen, auf dessen Person die Versicherung genom­ men ist, herbeiführt. 1. S c h r i f t t u m : B r u c k - D ö r s t l i n g 171; Bern. 1 1. ru § 61. I. Der Gefahr eines Mißbrauches d e r a u f d e n T o d 2. eines ander en genommenen Versicherung zu unerlaubten Zwecken (§ 150 Abs. 2 S . 1) wird dadurch entgegengewirkt, daß der V e r s i c h e r e r l e i s t u n g s f r e i ist, wenn der Versicherungsnehmer vorsätzlich und widerrecht­ lich den Tod des anderen herbeiführt. 1. Nach dem Wortlaut des Abs. 1 ist nur der Tatbestand 3. erfaßt, daß die Versicherung auf das Leben eines anderen ge­ nommen wird, dem Sinne nach muß ebenso behandelt wer­ den, wenn der Versicherungsnehmer die Rechte aus einer auf sein eigenes Leben abgeschlossenen Versicherung abtritt, ver­ pfändet, oder die Rechte durch Zwangsvollstreckung auf einen anderen übergegangen sind, und dieser den Versicherungs­ nehmer vorsätzlich widerrechtlich tötet. 2. Die T ö t u n g m u ß v o r s ä t z l i c h erfolgt sein. 4. Grobe Fahrlässigkeit genügt nicht; es kann aber auch für diesen Fall die Befreiung des Versicherers vereinbart werden. Der Vorsatz hat sich nach dem klaren Wortlaut sowohl auf die widerrechtliche Handlung als auch auf die Herbeiführung des Todes zu erstrecken. Vorsätzliche Körperverletzung mit tötlichem Ausgang erfüllt den Tatbestand nicht; die Versbdg. können diesen Tatbestand einbeziehen. Die Handlung muß ferner w i d e r r e c h t l i c h sein. Tötung in Notwehr befreit den Versicherer nicht. Hiervon kann das Gegenteil nicht ver­ einbart werden. Die Tötung auf eigenes Verlangen des an­ deren (§ 216 StG B.) fällt unter § 170 und unter § 169. Demnach liegt vorsätzliche, widerrechtliche Tötung in den Fällen der §§ 206, a ll, 212, 216 StG B . vor. Anstifter, Ge­ hilfen, überhaupt alle an dem Verbrechen Beteiligten stehen dem Täter gleich; die strafrechtlichen Begriffe sind nicht maß­ gebend. 3. Bei vorsätzlicher und widerrechtlicher Tötung des Ver- 5.

592

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

sicherten durch den Versicherungsnehmer ist j e d e r A n ­ s p r u c h gegen den Versicherer e r l o s c h e n ; auch zur Her­ ausgabe der R ü c k v e r g ü t u n g ist der Versicherer nicht verpflichtet (§ 176 Abs. 2). Steht dem Täter die Forderung nur teilweise zu (teilweise Abtretung, Verpfändung usw.), so bleibt im übrigen der Versicherer leistungspflichtig. 6. 4. Abs. 1 ist absolut zwingend (AllgVorbem. 27). Gegen­ teilige Abreden verstoßen gegen die guten Sitten (§ 138 BGB.). 7. II. Ein der Erbunwürdigkeit der §§ 2339 ff. BGB. ent­ sprechendes Institu t hat das Bersicherungsrecht nicht aus­ gebildet. Den einzigen Ansatz enthält Abs. 2 (§ 181 Abs. 2). 8. 1. I s t e i n D r i t t e r widerruflich oder unwiderruflich a l s B e z u g s b e r e c h t i g t e r bezeichnet, so wird der Ver­ sicherungsnehmer oder der andere, auf dessen Person die Todesfallversicherung genommen ist, gegen eine Lebensgefähr­ dung durch den Bezugsberechtigten geschützt. Es tritt dieselbe Rechtslage ein, wie wenn ein Bezugsberechtigter überhaupt nicht bezeichnet wäre. D e r von dem Täter verwirkte A n ­ spruch f ä l l t d e m V e r s i c h e r u n g s n e h m e r o d e r s e i n e n R e c h t s n a c h f o l g e r n z u , sofern nicht der Ver­ sicherungsnehmer eine andere Verfügung getroffen haben sollte (KG. 25. 5. 27 I R . 1927. 226). 2. Abs. 2 ist absolut zwingend (AllgVorbem. 27). Der Bezugsberechtigte muß sein Recht unbedingt verlieren. 10, III. Bon einer gesetzlichen Regelung der Frage, welchen Einfluß es auf den Anspruch aus der Versicherung hat, w e n n der Tod des V e r s i c h e r u n g s n e h m e r s ( V e r ­ sicherten) von e i n e m N i c h t b e z u g s b e r e c h t i g ­ t e n herbeigeführt wird, ist abgesehen. Treffen die Versbdg. keine besonderen Bestimmungen, und hat der Täter den An­ spruch als Erbe oder als Vermächtnisnehmer erworben, so steht seiner Geltendmachung § 242 BGB. entgegen. 11. IV. Muß der Versicherer bei Tötung des Versicherten durch einen anderen als den Versicherungsnehmer die Versicherungs­ summe auszahlen, so kann er nach § 826 BGB. (unrichtig OLG. München 22. 10. 24 IW . 1925. 656, das § 823 an­ wendet) S c h a d e n s e r s a t z von dem Tötenden verlangen. Hat er nur :bte Rückvergütung auszuzahlen gehabt, dann

§ 171.

593

entfallt jeder Schadensersatzanspruch, da er hierzu stets ver­ pflichtet wäre.

§ 171. Eine Anzeige von dem Eintritte des Verstcherungssalls ist dem Versicherer nur zu machen, wenn der Tod als Versicherungsfall bestimmt ist. Der Anzeigepflicht wird genügt, wenn die Anzeige binnen drei Tagen nach dem Eintritte des Versicherungsfalls er­ folgt,' durch die Absendung der Anzeige wird die Frist gewahrt. Steht das Recht auf die Leistung einem anderen als dem Versicherungsnehmer zu, so liegt die Anzeige­ pflicht dem anderen ob' das Gleiche gilt von der Pflicht zur Auskunft und zur Beschaffung von Belegen. 1. S c h r i f t t u m : B r u c k - D ö r s t l i n g 158; Bern. 1 zu § 33. 1. Die A n z e i g e p f l i c h t b e i E i n t r i t t d e s V e r s i ch e r u n g s f a l l s (§ 33) hat bei der Lebensversicherung praktische Bedeutung nur, wenn der Tod den Versicherungs­ fall bildet. Is t der Versicherungsfall das Erleben eines be­ stimmten Zeitpunktes oder der Eintritt eines bestimmten Er­ eignisses, so ist es für den Versicherer gleichgültig, wann er hiervon erfährt (Bgr.); jedoch kann eine Anzeigepflicht vor­ gesehen werden, deren Ausgestaltung der freien Parteiver­ einbarung überlassen ist, da § 172 nicht entgegensteht. § 33 gilt neben § 171. II. 1. Die auf Gesetz beruhende V e r p f l i c h t u n g zur Anzeige ist eine Obliegenheit (Voraussetzung; Bem. 4 zu § 6), die nach Eintritt des Bersicherungsfalls dem Versicherer gegenüber zu erfüllen ist (§ 6 Abs. 2). 2. Anzeigepflichtig ist der Versicherungsnehmer und, wenn das Recht auf die Leistung einem anderen zusteht (Bezugs­ berechtigter, Zessionar sOLG. München 22. 10. 24 IW . 1925. 656], Pfandgläubiger, Vollstreckungsgläubiger), dieser andere (Abs. 2). Dem anderen liegt nicht neben, sondern an Stelle des Versicherungsnehmers oder seiner Rechtsnachfolger die AnB r u c k , Versicherungsvertrag.

6. A ufl.

38

1. 2.

3.

4.

594

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

zeigepflicht ob, vorausgesetzt, daß der andere das alleinige Recht auf die Leistung hat. Steht das Recht auf die Leistung mehreren zu, so hat jeder von ihnen anzuzeigen. Der Ver­ sicherungsnehmer ist mangels ausdrücklicher Vereinbarung nicht verpflichtet, dem anderen Mitteilung von dem Vor­ handensein einer Versicherung zu machen (OLG. Celle 29. 4. 13 VA. 1913* 112 Nr. 766; unrichtig OLG. Breslau 21. 5. 08 VA. 1908* 80 Nr. 400; zweifelnd RG. 11. 4. 19 VA. 1919* 55 Nr. 1098). 5. 3. Die Erfüllung der Anzeigepflicht ist an drei V o r a u s ­ s e t z u n g e n geknüpft. a) Der E i n t r i t t d e s V e r s i c h e r u n g s f a l l s . Ver­ sicherungsfall ist der Tod desjenigen, auf den die Versicherung genommen ist (Versicherter). Ungewißheit über sein Schicksal, Verschollenheit, Vermutung des Todes reichen nicht aus (OLG. Celle 17. 12. 20 VA. 1922* 17 Nr. 1182). Auf die Todes­ ursache kommt es nicht an; auch Selbstmord und Selbst­ tötung (§ 169) sind anzuzeigen. Der Versicherungsfall muß nach dem materiellen Beginn der Versicherung eingetreten sein. I s t er vorher eingetreten, so tritt die Versicherung nicht in Kraft (Bem. 10 zu § 16). b) Die K e n n t n i s d e s A n z e i g e p f l i c h t i g e n von dem eingetretenen Todesfall (§ 33 Abs. 1); Kennenmüssen steht der Kenntnis nicht gleich. An erster Stelle steht die Kenntnis des Anzeigepflichtigen. Sind mehrere Anzeige­ pflichtige vorhanden, so schadet die Kenntnis des einen, wenn er die Anzeige nicht unverzüglich erstattet, allen übrigen. Ab­ gesehen von der Haftung für Wissensvertreter (Bem. 13 zu § 6), kommt eine weitergehende Haftung des Anzeigepflichtigen nicht in Betracht (Bem. 12 zu § 6). Die Kenntnis muß sich auf den eingetretenen Tod er­ strecken, nicht auch auf die Todesursache (§ 11 Abs. 1 AllgVersbdg.). c) Die Kenntnis des Anzeigepflichtigen v o n d e m V o r ­ h a n d e n s e i n der V e r s i c h e r u n g und der A n ­ s p r u c h s b e r e c h t i g u n g (ROHG. Bd. 1. 108; RGE. IW . 1902. 151). Kenntnis von der Anzeigepflicht ist nicht er­ forderlich (OLG. Braunschweig 13. 7. 20 LZ. 1921. 274). — Eine Verpflichtung, vor dem Tode des erkrankten Versiche-

8171.

595

rungsnehmers (Versicherten) Erkundigungen einzuziehen, be­ steht nicht (RG. 2. 12. 13 VA. 1914* 41 Nr. 805). III. I .D ie A n z e i g e ist eine empfangsbedürftige Wissens- ► erklärung. Willensmängel oder Mängel in der Geschäfts­ fähigkeit haben keinen Einfluß auf die Wirksamkeit der An­ zeige. M ithin entscheidet die Tatsache, ob die Anzeige ord­ nungsgemäß erstattet ist oder nicht. Auch ein beschränkt Ge­ schäftsfähiger oder ein Geschäftsunfähiger kann anzeigen. £ b er aber für eine unterlassene oder für eine nicht rechtzeitige Anzeige verantwortlich ist, ist nach den Grundsätzen über die Schuldfähigkeit (§§ 827, 828 BGB.) zu entscheiden (Bem. 5 zu § 16). 2. Die Anzeige ist von dem A n z e i g e p f l i c h t i g e n zu 7. erstatten, der sich hierbei der Hilfe anderer Personen bedienen kann. Bei mehreren Anzeigepflichtigen genügt die Erstattung der Anzeige durch einen von ihnen, sofern der Versicherer Kenntnis von dem eingetretenen Tode erlangt (RG. 3. 5. 01 IW . 1901. 426). Die von einem Nichtanzeigepflichtigen ord­ nungsgemäß erstattete Anzeige erfüllt die Anzeigepflicht. Diese Folge ist allerdings ausdrücklich nur für einen ganz bestimm­ ten Tatbestand vorgesehen (§ 33 Abs. 2). Es würde aber Treu und Glauben widersprechen, wenn sich der Versicherer auf die Verletzung der Anzeigepslicht berufen könnte, obschon er die Anzeige von einem Nichtanzeigepflichtigen ordnungs­ gemäß erhalten hat. Auch sonst entscheidet die Kenntnis des Versicherers (§§ 16 Abs. 3, 17 Abs. 2, 25 Abs. 2 S. 2, 28 Abs. 2 S . 1 usw.) und nicht die Art der Kenntniserlangung. 3. Die Anzeige ist gesetzlich f o r m f r e i , vertraglich Pflegt 8. die Beobachtung der schriftlichen Form oder Anzeige durch eingeschriebenen Brief verlangt zu werden. Wird die Form nicht gewahrt, so kann sich der Versicherer auf die Verletzung der Anzeigepflicht nicht berufen, wenn er in anderer Weise rechtzeitig von dem Tode Kenntnis erlangt. 4. Die Anzeige ist a n d e n V e r s i c h e r e r zu richten; 9. der Vermittelungsagent ist zu ihrer Entgegennahme befugt (§ 43 Nr. 2; Ausnahme § 47). 5. Aus der Anzeige hat h e r v o r z u g e h e n , daß der B e r-10. sicherungsnehmer (Versicherte) verstorben ist; außerdem wird Mitteilung der Todesursache im § 11 Abs. 1 AllgVersbdg. ge­ fordert.

596

11.

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

6. Die Anzeige ist b i n n e n d r e i T a g e n nach E intritt des Bersicherungsfalls zu erstatten (Abs. 1 S . 2); die Frist kann durch die Versbdg. verlängert, nicht verkürzt werden (§ 172). Die Fristberechnung ergibt sich aus §§ 187 Abs. 1, 188 Abs. 1, 193 BGB. Hiernach wird der Todestag selbst nicht mitgerechnet, die Frist endigt mit dem Ablauf des dritten dem Todestage folgenden Tages. Durch Absendung der Anzeige wird die Frist gewahrt (Abs. 1 S . 2). In n e r ­ halb der dreitägigen oder der an ihre Stelle tretenden Frist braucht die Anzeige nicht unverzüglich erstattet zu werden. Nach Ablauf der Frist ist die Anzeige unverzüglich (ohne schuldhaftes Zögern § 121 Abs. 1 BGB.) nach Erlangung der Kenntnis zu erstatten (§ 33 Abs. 1). 12. 7. Die K o s t e n für die Erfüllung der Anzeigepflicht be­ lasten den Ansprucherhebenden. 18. 8. Der B e w e i s für die srist- (und form-) gerechte Ab­ sendung der Anzeige liegt dem Ansprucherhebenden ob. 14. IV. 1. Die F o l g e n d e r V e r l e t z u n g d e r A n ­ z e i g e p f l i c h t sind gesetzlich nicht geregelt. Sind sie auch nicht vertraglich geregelt, so ist der Versicherer berechtigt, die Auszahlung der Versicherungssumme so lange zu verweigern, bis die Anzeige ordnungsgemäß erstattet ist, aber die Ver­ weigerung seiner Leistung darf nicht schikanös sein (§ 226 BGB.; OLG. München 22. 10. 24 IW . 1925. 656). Sehen die AllgVersbdg. vor, daß der V e r s i c h e r e r l e i st u n g s f r e i ist, wenn die Anzeige nicht rechtzeitig oder nicht ordnungsgemäß gemacht wird, so kann diese Folge nur eintreten, wenn die Nichterfüllung auf Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit beruht (§ 6 Abs. 2, 3) und der Versicherer nicht auf andere Weise von dem E intritt des Versicherungsfalls rechtzeitig Kenntnis hat (§ 33 Abs. 2). Kennenmüssen steht der Kenntnis nicht gleich, ebensowenig die Kenntnis des Ber­ mittelungsagenten der Kenntnis des Versicherers (§ 44), wohl aber schuldhafte Nichtkenntnisnahme. Worauf die Kenntnis beruht, ist gleich. Dem Versicherer kann insbesondere ent­ gegengehalten werden, daß der Tod des Versicherten allgemein bekannt ist. Erforderlich ist jedoch, daß der Versicherer zu­ verlässige Kenntnis von dem konkreten Vorgang erlangt hat. Hat sich der Anzeigepflichtige in Unkenntnis über seine Ber-

§ 172. Vorbemerkungen vor HZ 173—178.

597

pfLichtung zur Anzeige befunden, so ist die Verletzung ver­ schuldet (RG. 11. 4. 19 Bd. 95. 250, 255). Ob den Anzeige­ pflichtigen ein Verschulden trifft, wenn er die Anzeige nicht in der richtigen Form oder nicht an die richtige Adresse erftaittet, hängt von der M entalität des Anzeigepflichtigen ab. Stellt die Nichterfüllung der Anzeigepflicht den T a t ­ b e s t a n d e i n e r u n e r l a u b t e n H a n d l u n g dar, soll z. B. durch das absichtliche Hinauszögern eine strafbare Handlung verschleiert werden, so kann der Versicherer gegebe­ nenfalls Schadensersatz verlangen (§§ 823 Abs. 2, 826 BGB.). 2. Eine H a f t u n g des Anzeigepflichtigen für das Ver- 15. halten D ritter, deren er sich bei Erfüllung der Anzeigepflicht bedient, kommt unter dem Gesichtspunkt des § 278 BGB. nicht in Betracht, da die Anzeigepflicht eine Obliegenheit ist (Bem. 12 zu § 6). V. Abs. 1 S . 2 ist relativ zwingend zugunsten des Ver- 16. sicherungsnehmers (§ 172.) VI. über die gewöhnlich m den Versbdg. vorgesehene 17. weitergehende V e r p f l i c h t u n g z u r E i n r e i c h u n g d e r a m t l i c h e n S t e r b e u r k u n d e , eines ärztlichen A t t e st e s über den Verlauf der letzten Krankheit, nötigen­ falls zur Erstattung weiterer Auskünfte und Nachweise, und über das Recht des Versicherers zur Besichtigung und Sektion der Leiche B r u ck - D ö r st l i n g 163 ff.

§ 172. Auf eine Vereinbarung, durch welche von den Vorschriften der §§ 162 bis 165, 169 oder des § 171 Abs. 1 Satz 2 zum Nachteile des Versicherungs­ nehmers abgewichen wird, kann sich der Versicherer nicht berufen. Jedoch kann für die Kündigung, zu der nach § 165 der Versicherungsnehmer berechtigt ist, die schriftliche Form bedungen werden. 1. über relativ zwingende Bestimmungen AllgBorbem. 26; 1. zu S . 2 Bem. 2 zu § 31. Vorbemerkungen vor §§ 173—178.

1. S c h r i f t t u m : B r u c k § 32; B r u c k - D ö r s t l i n g 1 . 82; Bem. 1 vor § 35.

598 2.

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

I. Die Umwandlung der Versicherung in eine prämien­ freie (§§ 174, 175), der Anspruch auf die Rückvergütung (§ 176) und die im Gesetz nicht geregelte Vorauszahlung (Bem. 7 zu § 176) stehen tut engen Zusammenhang mit der Präm ien­ reserve oder mit dem gleichbedeutenden Deckungskapital. 3. 1. Das D e c k u n g s k a p i t a l ist die aus den jeweils eingehenden Prämien gebildete Rücklage, deren der Ver­ sicherer bedarf, um die verfügbaren Beträge seiner künftigen Einnahmen auf die Höhe der zu erwartenden Versicherungs­ ansprüche zu ergänzen (Bgr. § 173; Bgr. § 56 VAG.). Bei keiner Versicherungsart der Lebensversicherung kann auf die Bildung des Deckungskapitals verzichtet werden, sofern die Versicherungsdauer ein J a h r überschreitet. Auch bei der Todesfallrisikoversicherung (Bem. 5 vor § 159) ist die Bildung notwendig; vie gegenteilige vom Aufsichtsamt vertretene Auf­ fassung (VA. 1910. 101, unentschieden VA. 1913. 37) scheitert an der klaren Bestimmung des § 173, die ausnahmslos die Umwandlungsfähigkeit vorsieht. Mithin können grundsätzlich Todesfallrisikoversicherungen umgewandelt werden. 4. 2. Z u m D e c k u n g s k a p i t a l einer bestimmten Ver­ sicherung g e h ö r e n nur solche Rücklagen, die der Versicherer geschäftsplanmäßig für die zukünftigen Versicherungsleistungen aus der Versicherung bereitzustellen verpflichtet ist, also nicht Risiko-, Gewinn-, Schadenreserven, Prämienüberträge, über die Unterschiede zwischen Deckungskapital und Prämienreserve­ fonds und die sich hieraus ergebenden Folgerungen für Ver­ sicherungen in nicht deutscher Valuta B r u c k - D ö r s t l i n g 85. 5. 3. über d i e B e r e c h n u n g des Deckungspakitals hat der Geschäftsplan des Unternehmens (§§ 4, 11 VAG.) Auskunft zu geben. — B e i Ä n d e r u n g der R e c h n u n g s ­ g r u n d l a g e n vertritt das Aufsichtsamt den Standpunkt, daß der Versicherer die Wahl hat, ob er die zur Zeit des Vertragsabschlusses oder die zur Zeit der Umwandlung ober der Rückvergütung maßgebenden Rechnungsgrundlagen zur Anwendung bringen will, nur muß klar zum Ausdruck ge­ langen, wofür er sich entschieden hat (VA. 1909. 166). ü. 4. Aus den Versbdg. hat hervorzugehen, a u f w e l c h e n Z e i t p u n k t d a s der Umwandlung oder der Rückver-

§ 173.

599

gütung zugrunde zu legende D e c k u n g s k a p i t a l z u b e ­ r e c h n e n ist, und ob und -inwieweit über diesen Zeitpunkt hinaus entrichtete Präm ien zurückzuerstatten sind (VA. 1909. 165). Die Angaben über die Umwandlungswerte oder Rück­ vergütungen sollen allgemein verständlich sein (VA. 1909. 166, 1929. 114). II. D e r A n s p r u c h des Versicherungsnehmers a u f 7. d a s D e c k u n g s k a p i t a l beruht auf Gesetz. Abgesehen von dem Konkurse des Versicherers (§ 61 VAG.) bestehen nur obligatorische Ansprüche. D as Recht auf das Deckungskapital besteht nicht neben dem Recht auf die Versicherungssumme, sondern es ist nur eine andere Erscheinungsform dieses Rechts (RG. 4. 11. 02 Masius 1903. 425). D araus folgt, daß das Recht auf das Deckungskapital dieselbe juristische Natur hat wie das Recht auf die Versicherungssumme, insbesondere sind beide nicht höchstpersönlich (Bem. 7a vor § 159).

§ 173. Hat das Versicherungsverhältnis mindestens drei Jah re bestanden und ist die Präm ie für diesen Zeitraum bezahlt, so gelten die besonderen Vorschriften der §§ 174 bis 176. 1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 vor § 178. 1. I. Die R e c h te des Versicherungsnehmers a u f U m - 2. W a n d l u n g und R ü c k v e r g ü t u n g sind an eine d o p ­ p e l t e V o r a u s s e t z u n g g e k n ü p f t : die Versicherung muß mindestens drei Jah re bestanden haben und die Prämie für diesen Zeitraum bezahlt sein. Es genügt also weder die Zahlung der dritten Fahresprämie, vielmehr muß das dritte Versicherungsjahr abgelaufen sein, noch genügt der Ablauf der Zeit, wenn noch eine Präm ienrate rückständig oder gestundet ist. Daher reicht es auch nicht aus, wenn die Verpflichtung zur Zahlung der Präm ien nur durch Urteil festgestellt ist, ohne daß Bezahlung erfolgt ist (KG. 31. 3. 28 VA. 1929. 216 Nr. 1870, I R . 1928. 138). Gezahlt ist die Prämie auch bei Zahlung durch Vorauszahlung (Bem. 7 zu § 176). Die drei­ jährige Frist steht dem Versicherungsnehmer auch dann ent­ gegen, wenn nachweislich die Kosten des Abschlusses der Ver­ sicherung bereits in kürzerer Zeit gedeckt sind. Jedoch hat das Aufsichtsamt bei Erlebensfallversicherung verlangt, daß bereits

600

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

nach zweijährigem Bestehen Rückvergütung (Abgangsver­ gütung) gewährt wird. Es hat ferner mehrfach mit Erfolg angeregt, bei rückkaufsfähigen Versicherungen bereits nach einem Jahre eine bare Abgangsvergütung zu geben, falls die Versicherung mangels Prämienzahlung verfällt (VA. 1910. 96). Bei Versicherungen mit unbedingter Leistungspflicht des Ver­ sicherers, für die eine einmalige Prämie entrichtet ist, wird Rückvergütung auch dann gewährt, wenn die Versicherung noch nicht drei Jahre bestanden hat (§ 177). 3. II. § 173 ist zugunsten des Versicherungsnehmers zwingend (§ 178); jedoch kann nach Maßgabe des § 189 von der An­ wendung der §§ 173—178 Abstand genommen werden. Oft­ mals findet eine Besserstellung des Versicherungsnehmers in ­ sofern statt, als bei Umwandlung (§ 174) nicht gefordert wird, daß auch das Versicherungsverhältnis mindestens drei Jahre bestanden haben muß (§ 4 Abs. 1 AllgVersbdg.).

§ 174. Der Versicherungsnehmer kann jederzeit für den Schluß der laufenden Versicherungsperiode die Umwandlung der Versicherung in eine prämienfreie Versicherung verlangen. Wird die Umwandlung verlangt, so tritt mit dem bezeichneten Zeitpunkt an die Stelle des vereinbarten Kapital- oder Nentenbetrags der Betrag, der sich für das Alter desjenigen, auf dessen Person die Versiche­ rung genommen ist, als Leistung des Versicherers er­ gibt, wenn die auf die Versicherung entfallende P rä ­ mienreserve als einmalige Präm ie angesehen wird. Die Prämienreserve ist für den Schluß der laufen­ den Versicherungsperiode zu berechnen. Prämienrück­ stände werden von dem Betrage der Prämienreserve abgesetzt. Der Versicherer ist zu einem angemessenen Abzüge berechtigt. Is t für den Abzug mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde in den Verstcherungsbedingungen ein

§171

601

bestimmter B etrag festgesetzt, so gilt dieser a ls ange­ messen. 1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 vor § 178. 1. 1. Die U m w a n d l u n g d e r p r ä m i e n p f l i c h t i - 2. g e n i n e i n e p r ä m i e n f r e i e Versicherung befreit wie die Kündigung (§ 165) den Prämienschuldner von weiteren Prämienzahlungen; bei der Umwandlung bleibt die Leistungs­ pflicht des Versicherers, wenn auch quantitativ geschmälert, be­ stehen, während das Versicherungsverhältnis durch Kündigung sein Ende findet und unter Umständen die Rückvergütung fällig wird. Die Umwandlung ist gewillkürt (§ 174) oder tritt kraft Gesetzes ein (§ 175). II. 1. Die B e f u g n i s z u r U m w a n d l u n g ist ein 3. unverjährbares Gestaltungsrecht, das nicht höchstpersönlich ist (Bem. 7a vor § 159). 2. Die A u s ü b u n g d e r B e f u g n i s ist an drei Vor- 4. aussetzungen geknüpft: a) es muß die Entrichtung mindestens noch einer Jahres­ prämie ausstehen, die Versicherung darf also nicht bereits prämienfrei sein. Hiernach ist Umwandlung nicht möglich bei Versicherung mit einmaliger Prämienzahlung und bei Ver­ sicherung mit abgekürzter Prämienzahlung nach Ablauf der Prämienzahlungsdauer; b) der Tatbestand des § 173 muß erfüllt sein; c) es muß ein Deckungskapital (Bem. 3 vor § 173) vor­ handen sein. Is t das Deckungskapital negativ oder null, oder ist es durch Verrechnung von Prämienrückständen, Voraus­ zahlung (Bem. 7 zu § 176) usw. verbraucht, so kann Um­ wandlung nicht in Frage kommen. 3. Der T r ä g e r der Befugnis ist der Versicherung^ 5. nehmer, bei mehreren Versicherungsnehmern im Zweifel jeder hinsichtlich seines Anteils (§ 420 BG B.), bei Gesamtgläubiger­ schaft (§ 428 BG B .) alle gemeinschaftlich, nach dem Tode des oder der Versicherungsnehmer die Rechtsnachfolger, der Zes­ sionar, auch wenn die Verpflichtung zur Prämienzahlung dem Zedenten obliegt; nicht der Pfand gläubiger, auch wenn die Voraussetzungen des § 1228 Abs. 2 BG B. eingetreten sind (§ 1282 Abs. 2 BG B.), der Versicherte, der nicht zugleich

602

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

der Versicherungsnehmer ist, der Begünstigte; über den Vollstreckungsgläubiger und Konkursverwalter Bem. 7, 8 vor § 159. 6. 4. Ebenso wie bei der Kündigung (Bem. 5 zu § 165) ist eine t e i l w e i s e Umwandlung zulässig. 7. III. 1. Der A n t r a g a u f U m w a n d l u n g , eine emp­ fangsbedürftige, rechtsgestaltende Willenserklärung, kann jeder­ zeit gestellt werden, wirkt aber zeitigstens auf Schluß der dritten Versicherungsperiode (Abs. 1; § 9). Ein nach Beginn der letzten Versicherungsperiode gestellter Antrag ist gegen­ standslos. 8. 2. A n t r a g st e l l e r ist der Träger des Anspruchs. F ür den beschränkt Geschäftsfähigen hat der gesetzliche Vertreter den Antrag zu stellen. Vormund oder Pfleger bedürfen der Ge­ nehmigung des Gegenvormundes oder Bormundschaftsgerichts (§ 1812 BGB.). Die Unwirksamkeit des Antrags eines Minderjährigen und des ihm Gleichgestellten ergibt sich aus § 111 BGB. Die Ehefrau ist zur alleinigen Antragstellung befugt, wenn Gütertrennung besteht oder die Versicherung zum Vorbehaltsgut gehört; gehört sie zum eingebrachten Gut, dann bedarf die Ehefrau der Einwilligung des Ehemannes (§ 1396 BGB.); aber auch der Ehemann bedarf der Z u­ stimmung der Ehefrau (§ 1375 BGB.). I s t die Bersicherungsforderung mit einem Pfandrecht belastet, so bedarf der Ver­ sicherungsnehmer der Zustimmung des Pfandgläubigers, wenn durch die Umwandlung eine Beeinträchtigung des Pfand­ rechts eintritt. 9. 3. Der Antrag ist a n d e n V e r s i c h e r e r , d.h. den Vorstand der Versicherungsunternehmung, zu richten. Der Vermittelungsagent ist zu seiner Entgegennahme befugt (§ 43 Nr. 1; Ausnahme § 47); ein ihm eingereichter Antrag wird in dem Augenblick wirksam, in dem er dem Agenten zugeht. 10. 4. Der Antrag kann f o r m l o s gestellt werden; jede Formvorschrift verstößt als Erschwerung für den Versiche­ rungsnehmer gegen § 178 S . 1. 11. 5. I n h a l t l i c h muß klar ersichtlich sein, ob der Ver­ sicherungsnehmer kündigen (§ 165) oder umwandeln will. I m Zweifel ist das letzte als die weniger einschneidende M aß­ nahme anzunehmen. 12. 6. Mit dem Z u g e h e n des ordnungsgemäß gestellten An-

§171

603

trags bei dem Versicherer w a n d e l t si ch d i e V e r ­ s i c h e r u n g u m, ohne daß es einer anderen Mitwirkung des Versicherers bedarf als der Ermittelung des rechnungs­ mäßigen Vorgangs. Die Umwandlung vollzieht sich stets zum Schluß der laufenden, d.h. der beim Zugehen des Antrags bei dem Versicherer lausenden Versicherungsperiode. B is zu diesem Zeitpunkt besteht die Versicherung unverändert fort. IV. 1. Die U m w a n d l u n g ist ein technischer Vorgang. 13. M it dem Schluß der laufenden Versicherungsperiode tritt an Stelle des vereinbarten Kapital- oder Rentenbetrages der Betrag, der sich für das Alter des Versicherten (Versiche­ rungsnehmers) als Leistung ergibt, wenn das auf die Ver­ sicherung entfallende Deckungskapital als einmalige Prämie angesehen wird (Abs. 2). Bon diesem Deckungskapital kann der Versicherer (oftmals wird hierauf verzichtet) einen an­ gemessenen A b z u g machen (Abs. 4 S . 1). Der Abzug ist gerechtfertigt, weil der Versicherer, wenn das Versicherungs­ verhältnis frühzeitig sein Ende erreicht, in den bis dahin bezogenen Prämien noch keinen vollen Ersatz für die Ab­ schlußkosten der Versicherung gefunden haben kann, und weil lveiterhin das Deckungskapital der einzelnen Versicherung auf Grund einer Durchschnittsrechnung für den gesamten Ver­ sicherungsbestand festgestellt ist, durch das Ausscheiden also die Gefahr des Versicherers vergrößert wird, daß sich der Gesamt­ bestand der Versicherungen in einer die Leistungsfähigkeit des Unternehmens beeinträchtigenden Weise verschlechtert und sich damit die Durchschnittsrechnung zu seinen Ungunsten als un­ richtig erweist (Bgr.). Wie rechnerisch der Abzug vorzu­ nehmen ist, ist gesetzlich nicht bestimmt. Der Abzug hat sich in den Grenzen des Angemessenen zu halten. Wird bei der Umwandlung das auf die Versicherung entfallende Deckungs­ kapital nicht als Netto-, sondern als Brutto-Präm ie in An­ satz gebracht, so pflegt der Abzug geringer zu sein. Eine Abmachung, durch welche der Betrag des Abzugs im voraus festgesetzt wird, bindet den Versicherungsnehmer, wenn sie von der Aufsichtsbehörde genehmigt ist, die Genehmigung hat rechtsbegründende Kraft (Abs. 4 S . 2; AllgVorbem. 14); über die vom Aussichtsamt zugelassenen Abzüge VA. 1910. 95. Ferner sind Prämienrückstände, geschuldete Vorschüsse,

604

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

Borschußzinsen, Versicherungssteuern usw. abzuziehen (Abs. 3 S . 2). Da die Umwandlung für den Schluß der Versiche­ rungsperiode erfolgt, so ist nicht bloß das Alter, das der Versicherte (Versicherungsnehmer) in diesem Zeitpunkt er­ reicht hat, maßgebend, sondern auch das Deckungskapital muß für diesen Zeitpunkt berechnet werden (Abs. 3 S . 1). Die Prämie ist also bis zu diesem Zeitpunkt als gezahlt anzunehmen; bare Zahlung rückständiger Präm ien kann, so bald umge­ wandelt ist, nicht mehr gefordert werden. 14. 2. Die durch die Umwandlung herbeigeführte Verminde­ rung der Schuld des Versicherers berechtigt ihn zu einer B e r i c h t i g u n g d e s V e r s i c h e r u n g s s c h e i n s . Zu diesem Behuf ist der Schein vorzulegen. Is t hierzu der Ver­ sicherungsnehmer nicht imstande, so kann öffentlich beglaubigtes Anerkenntnis, daß die Schuld teilweise erloschen ist, verlangt werden (§ 371 BGB.). 15. V. § 174 ist zugunsten des Versicherungsnehmers zwingend (§ 178); über zulässige Abweichungen § 178 S. 2. Uber rück­ wirkende Kraft Bem. 4 zu Art. 3 EG.

§ 175. Kündigt der Versicherer das Versicherungs­ verhältnis nach § 39, so wandelt sich mit der Kündi­ gung die Versicherung in eine prämienfreie Versiche­ rung um. Auf die Umwandlung finden die Vorschrif­ ten des § 174 Abs. 2 bis 4 Anwendung. Im Falle des § 39 Abs. 1 Satz 2 ist der Versicherer zu der Leistung verpflichtet, die ihm obliegen würde, wenn sich mit dem Eintritte des Versicherungsfalls die Versicherung in eine prämienfreie Versicherung um­ gewandelt hätte. Die im § 39 vorgesehene Bestimmung einer Zah­ lungsfrist mutz einen Hinweis auf die eintretende Um­ wandlung der Versicherung enthalten. 1.

1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 vor § 178. I. Die U m w a n d l u n g der prämienpflichtigen Versiche­ rung in eine prämienfreie Versicherung t r i t t k r a f t

8175.

605

G e s e t z e s (über die gewillkürte Umwandlung § 174) unter zwei Voraussetzungen e i n : 1. I s t der Versicherer nach Maßgabe des § 39 Abs. 1 2. S . 3 wegen Nichtbezahlung einer Folgeprämie zur K ün di­ gung des Versicherungsverhältnisses befugt (Bem. 24 ff. zu § 39), und sind die Voraussetzungen des § 173 erfüllt, so w a n d e l t si ch m it der Kündigung die Versicherung in eine prämienfreie u m (Abs. 1). Jeder andere Grund, der den Versicherer zur Aufhebung des Vertragsverhältnisses be­ rechtigt, scheidet aus. D ie Umwandlung, die sich im übrigen wie bei der ge­ willkürten vollzieht (Abs. 1 S . 2; Bem . 13 zu § 174), erfolgt auf den Zeitpunkt, in dem die besondere Kündigungs­ erklärung dem Kündigungsempfänger zugeht, wenn auf so­ fort gekündigt w ird, oder auf den A blauf der Zahlungsfrist, wenn zusammen m it der M ahnung gekündigt w ird, oder auf den Ablauf der besonders gesetzten Kündigungsfrist. Uber die Regelung in den AllgVersbdg. B r u ck - D ö r st l i n g 76 f. D ie Umwandlung ist auflösend bedingt; sie wird beseitigt, wenn der Prämienschuldner innerhalb eines M o n ats nach A blauf der Zahlungsfrist die Zahlung nachholt und der V e r ­ sicherungsfall noch nicht eingetreten ist (B . v. 12. Februar 24 A rt. I S . 2 bei 8 39). 2. I s t wegen nicht rechtzeitiger Bezahlung einer Folge- 3. Prämie das M ahnverfahren eingeleitet und tr itt der V e r ­ sicherungsfall nach A blauf der Zahlungsfrist ein, so ist der Versicherer leistungsfrei, wenn sich der Prämienschuldner bei E in tritt des Bersicherungsfalls m it der Zahlung im Verzüge befindet (§ 39 Abs. 1 S . 2). B ei Lebensversicherungsver­ trägen, bei denen die Voraussetzungen des § 173 erfüllt sind, wird der Versicherer nicht leistungsfrei, sondern e r i ft z u der L e i s t u n g v e r p f l i c h t e t , die i h m o b l i e g e n w ü r d e , w e n n si ch m it dem E in tritt des Bersicherungs­ falls d i e V e r s i c h e r u n g i n e i n e p r ä m i e n f r e i e V e r s i c h e r u n g u m g e w a n d e l t h ä t t e (Abs. 2). I I . D a nach § 39 Abs. 2 die M ahnung die Rechtsfolgen 4. anzugeben hat, die m it dem Ablauf der Frist verbunden sind (Bem. 19 zu § 39), so muß sie auch einen Hinw eis auf die eintretende Um wandlung enthalten (Abs. 3).

606 5.

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

III. § 175 ist zugunsten des Versicherungsnehmers zwin­ gend (§ 178); über zulässige Abweichungen § 178 S . 2. über rückwirkende Kraft Bem. 4 zu Art. 3 EG.

§ 176. Wird eine Kapitalversicherung für den Todesfall, die in der Art genommen ist, daß der Ein­ tritt der Verpflichtung des Versicherers zur Zahlung des vereinbarten K apitals gewiß ist, durch Rücktritt öder Kündigung aufgehoben, so hat der Versicherer den Betrag der auf die Versicherung entfallenden Prämienreserve zu erstatten. Das Gleiche gilt bei einer Versicherung der im Abs. 1 bezeichneten Art auch dann, wenn nach dem Eintritte des Bersicherungsfalls der Versicherer von der Verpflichtung zur Zahlung des vereinbarten Ka­ pitals frei ist. Im Falle des § 170 Abs. 1 ist jedoch der Versicherer zur Erstattung der Prämienreserve nicht verpflichtet. Bei der Ermittelung des zu erstattenden Betrags ist die Prämienreserve für den Schluß der Versiche­ rungsperiode zu berechnen, in deren Laufe das Ver­ sicherungsverhältnis endigt. Der Versicherer ist zu einem angemessenen Abzüge berechtigt. Ist für den Abzug mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde in den Versicherungsbedingungen ein bestimmter Betrag festgesetzt, so gilt dieser als an­ gemessen. 1. 2.

1. S ch r i s t t u m : Bem. 1 vor § 173. I. Ist schon bei Abschluß des Versicherungsvertrags gewiß, daß das Ereignis, von dessen Eintritt die Entstehung des An­ spruchs auf die Versicherungssumme abhängt, eintreten wird, so kann die Prämienreserve (das Deckungskapital) von vorn­ herein nur die Bestimmung haben, der Befriedigung dieses

8176.

607

Anspruchs zu dienen. Der Versicherer macht also auf Kosten des Berechtigten einen wirtschaftlichen nicht gerechtfertigten Gewinn, wenn er in Fällen, in denen er entgegen dem regel­ mäßigen Verlauf eines derartigen Bersicherungsverhältnisses aus besonderen Gründen von der Verpflichtung zur Leistung frei wird, die vermittels der Zahlungen des Versicherungs­ nehmers gebildete Prämienreserve (Deckungskapital) einfach für sich behalten darf (Bgr.). Infolgedessen ist es sachlich durchaus berechtigt, wenn d e r V e r s i c h e r e r b e i e i n e r g e wi s s e n G r u p p e von L e b e n s v e r s i c h e r u n ­ g e n z u r H e r a u s g a b e d e r R ü c k v e r g ü t u n g (auch Rückgewähr, Abgangsvergütung, Rückkaufswert genannt) v e r p f l i c h t e t i st. Während durch Umwandlung das Versicherungsverhältnis allerdings mit verändertem In h a lt auf­ recht erhalten bleibt, erlischt mit Herausgabe der Rückver­ gütung das Versicherungsverhältnis. II. Der A n s p r u c h a u f R ü c k v e r g ü t u n g ist ge- 3. geben, wenn vier Voraussetzungen erfüllt sind (Abs. 1, 2): a) umwandlungsfähig (§§ 174, 175) sind alle Berstchernngsarten der Lebensversicherung. Anspruch auf Rückvergütung besteht nur bei Kapitalversicherungen auf den Todesfall mit unbedingter LeistungsPflicht des Versicherers (Abs. 1; Bem. 6 vor § 159). b) es muß eine einmalige Präm ie entrichtet sein, wobei es nicht darauf ankommt, wie lange bas Versicherungsver­ hältnis besteht (§ 177), oder das Versicherungsverhältnis muß mindestens drei Jah re bestanden haben und für diesen Zeit­ raum die laufende Prämie entrichtet sein (§ 173); c) es muß ein Deckungskapital vorhanden sein (Bem. 3 vor § 173); d) das Vertragsverhältnis muß durch Rücktritt (vgl. z. B. §§ 6, 16 Abs. 2, 17 Abs. 1, 18 Abs. 2, 30, 32, 162, 163) oder Kündigung (vgl. z. B. §§ 14, 24, 27, 30, 39, 41 Abs. 2, 165) aufgehoben oder ein Tatbestand eingetreten sein, der den Ver­ sicherer von der Verpflichtung zur Zahlung des vereinbarten Kapitals befreit (vgl. z. B. §§ 6, 12 Abs. 2, 22, 25, 28, 32, 33, 38, 39, 169; einzige Ausnahme § 170 Abs. 1). — Die Rückvergütung kann t e i l w e i s e verlangt werden, wenn bas Bersicherungsverhältnis nur teilweise zur Aufhebung gelangt (z. B. §§ 30, 165).

608 4.

5.

3. Abschnitt. Lebensversicherung.

III. B e i der E r m i t t e l u n g der Rückvergütung ist das Deckungskapital für den Schluß der Versicherungsperiode (§ 9) zu berechnen, in deren Laufe das Versicherungsverhält­ n is endigt (Abs. 3; vgl. § 174 Abs. 3* S . 1). Von dem sich hiernach ergebenden Deckungskapital kann der Versicherer einen Abzug machen (Abs. 4; Bern. 13 zu § 174); über zu­ lässige Abzüge V A. 1910. 96. Vielfach wird bestimmt, daß sich der Abzug vermindert, je länger die Versicherung bestan­ den hat. D ie Rückvergütung bei Todesfallversicherungen mit Vorbehalt der Erm äßigung der Versicherungssumme darf nicht wesentlich niedriger festgesetzt werden a ls bei sonstigen Todesfallversicherungen (V A . 1910. 36). Werden bei Berech­ nung des Deckungskapitals die wirklichen Abschlußkosten berücksichitgt (V. v. 29. April 1920, R G B . 1433), so beträgt die Rückvergütung 95— 100°/o des rechnungsmäßigen Deckungs­ kapitals unter Abzug einer Geschäftsgebühr (BA . 1922. 89, 1923. 45). Prämienrückstände sind abzusetzen.

IV . D ie Rückvergütung ist f ä l l i g mit Schluß der V er­ sicherungsperiode (§ 9), in deren Laufe das Versicherungsver­ hältnis endigt. Ä e kann jedoch schon vorher ausgezahlt wer­ den unter Aufrechterhaltung der Versicherung bis zum Schluß der Versicherungsperiode und Abzug eines D iskonts (§ 5 Abs. 6 AllgDersbdg.). Gewöhnlich wird die Rückvergütung sofort ohne Z insabzug ausgezahlt und hiermit das Versiche­ rungsverhältnis zum Erlöschen gebracht. 6. V. § 176 ist zugunsten des Versicherungsnehmers zwingend (§ 178); über zulässige Abweichungen § 178 S . 2. Der Ver­ sicherer kann nicht das Recht auf Rückvergütung ausschließen, durch andere Befugnisse des Versicherungsnehmers (Umwand­ lung, V orauszahlung, automatische Verlängerung) ersetzen, die Auszahlung von dem Ablauf einer bestimmten Frist (über die Bedeutung dieser Frist für das frühere Recht KG. 12. 5 08 V A . 1908* 76 N r. 396) abhängig machen. Uber die rück­ wirkende Kraft B em . 4 zu Art. 3. 7. V I. D ie im Gesetz nickst geregelten V o r a u s z a h l u n ­ g e n (Polizedarlehen) sind Vorschüsse, die der Versicherer dem Versicherungsnehmer auf Grund der bei ihm abgeschlossenen Versicherung bis zur Höhe des Rückvergütungswertes leistet. Werden sie nach M aßgabe der AllgVersbdg. gewährt, so sind

609

§§ 177, 178.

sie fähig, als Anlagewerte für den Prämienreservefonds zu dienen (§ 59 Nr. 3 VAG.). Voraussetzung für eine Vor­ auszahlung ist das Vorhandensein einer Rückvergütung, die auch ihre Höhe begrenzt. Es besteht ein Recht, keine Pflicht zu ihrer Rückzahlung, jedoch ist der empfangene Betrag zu verzinsen (Vorauszahlungsprämie). Eingehender bei B r u ck D ö r s t l i n g 110.

§ 177. Ist bei einer Versicherung der im § 176 Abs. 1 bezeichneten Art eine einmalige Prämie ent­ richtet, so gelten die Vorschriften des § 176 auch dann, wenn das Versicherungsverhältnis noch nicht drei Jahre bestanden hat. 1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 vor § 173. 1. 2. Abweichung von § 173 (Bem. 2 zu § 173); vgl. § 165 2. Abs. 2. Die Vorschrift ist zugunsten des Versicherungs­ nehmers zwingend (§ 178).

§ 178. Auf eine Vereinbarung, durch welche von den Vorschriften der §§ 173 bis 177 zum Nachteile des Versicherungsnehmers abgewichen wird, kann sich der Versicherer nicht berufen. I n den Versicherungsbedin­ gungen kann jedoch mit Genehmigung der Aufsichts­ behörde eine andere als die in den §§ 174, 175 vor­ gesehene Art der Umwandlung in eine prämienfreie Versicherung sowie eine andere a ls die im § 176 vor­ gesehene Berechnung des zu erstattenden Betrags be­ stimmt werden. 1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 vor § 173. 1. I. D e m V e r s i c h e r u n g s n e h m e r ist j e d e V e r - 2. e i n b a r u n g , d i e w e n i g e r a l s i n §§ 17 3 — 1 7 7 v o r g e s e h e n g e w ä h r t oder unter Ausschluß von Um­ wandlung und Rückvergütung andere Befugnisse vorsieht, n a c h t e i l i g (über relativ zwingende Bestimmungen AllgVorbem. 26). B ru c k , BersicherungSvertrag.

6. Aufl.

39

610 3.

4. Abschnitt. Unfallversicherung.

II. E i n e A b w e i c h u n g von §§ 173—177 ist n u r u n t e r d e n b e i d e n V o r a u s s e t z u n g e n — Be­ stimmung in den AllgBersbdg. und Genehmigung der Auf­ sichtsbehörde — u n d h i n s i c h t l i c h z w e i e r B e z i e ­ hungen zulässig. Jedoch darf hierdurch die Gesamt­ heit der Versicherungsnehmer nicht ungünstiger gestellt wer­ den, als wenn gemäß §§ 174, 175, 176 verfahren würde. a) Es kann e i n e a n d e r e als die in §§ 174, 175 ge­ regelte A r t d e r U m w a n d l u n g gestattet werden. Ge­ bräuchlich ist vor allem ein Verfahren, nach dem bei Um­ wandlung die Ermittelung des Betrags der prämienfreien Versicherung so erfolgt, daß die Versicherungssumme in dem Verhältnisse der Anzahl der bereits gezahlten Prämien zu der Anzahl der für die gesamte Versicherungsdauer zu zah­ lenden Prämien gemindert wird (Bgr.). Die Umwandlung braucht nicht für das Ende der laufenden, sondern kann für das der abgelaufenen Bersicherungsperiode oder für bett Zeit­ punkt, bis zu dem Prämien bezahlt waren, berechnet werden (VA. 1910. 94). Häufig ist auch die Umwandlung in der Form der automatischen Verlängerung. Bei ihr wird das vorhandene Deckungskapital bis zu seiner Erschöpfung benutzt, um aus ihm die Weiterzahlung der Prämie zu leisten, so daß die Versicherung in voller Höhe eine gewisse Zeitlang weiter besteht, um dann ganz zu erlöschen. Während aber nach der Umwandlung dem Versicherungsnehmer nicht das Recht zusteht, ohne Zustimmung des Versicherers die ur­ sprüngliche Versicherung wieder in der früheren Weise her­ zustellen, hat er diese Befugnis, falls eine selbsttätige Ver­ längerung der Versicherung in Frage steht, im Zweifel jeder­ zeit, so lange das Deckungskapital noch nicht zur Prämien­ zahlung verbraucht und damit die Versicherung erloschen ist. b) Es kann die B e r e c h n u n g d e r R ü c k v e r g ü ­ t u n g nac h a n d e r e n M e t h o d e n als nach der des § 176 erfolgen. S ie kann z. B . bei Zahlung der Prämie in unterjährlichen Raten bis zu dem Tage berechnet werden, bis zu welchem die Prämie gezahlt ist (durch Interpolation der ganzjährlichen Reserven). S ie kann namentlich (§ 5 Abs. 5 AllgBersbdg.), wenn von der laufenden Versicherungsperiode erst ein kurzer Zeitraum z. B. noch nicht mehr als ein

Vorbemerkungen vor §§ 179—185»

611

Monat verflossen ist, für den Schluß der vorangegangenen Bersicherungsperiode berechnet werden (VA. 1910. 94, 99). Ferner kann als Maßstab für die Berechnung des zu er­ stattenden Betrags die Summe der eingezahlten Prämien dienen. III. Uber Rückwirkung des § 178 RG. 23. 12. 19 Bd. 4. 97. 323. V i e r t e r Abschnitt.

Unfallversicherung. Vorbemerkungen vor §§ 179—185.

1. S c h r i f t t u m : H a g e n Bd. 2. 498. 2. Es behandeln § 179 die Unfallversicherung auf die Person eines anderen, § 180 die Bezugsberechtigung, § 181 die Herbeiführung des Versicherungsfalls, § 182 die Anzeige des Versicherungsfalls, § 183 die Abwendungs- und Minde­ rungspflicht, § 184 das Sachverständigenverfahren, § 185 die Ermittelungs- und Feststellungskosten. Über die AllgVersbdg. VA. 1921. 102. 3. Die Unfallversicherung kann nur von Aktiengesellschaften oder von Berficherungsvereinen auf Gegenseitigkeit betrieben werden (§ 6 Abs. 2 BAG.; Übergangsbestimmungen §§ 101 bis 103 VAG.). 4. Die Unfallversicherung, die sich wie die Haftpflichtversicherung erst im Anschluß an das Reichshaftpflichtgesetz vom 7. J u n i 1871 zu einem selbständigen Bersicherungszweig ent­ wickelt hat, will den wirtschaftlichen Nachteil ersetzen, der aus einem den Versicherten treffenden Unfall ihm oder seinen Hinterbliebenen erwächst. Sie gehört mit der Lebensversiche­ rung (§§ 159 ff.) zu der Personenversicherung (Bem. 6 zu § 1), wird aber gewöhnlich nach Art der Schadensversicherung be­ trieben, das bedeutet, daß sich die Leistung des Versicherers nach dem Maß der durch den Unfall herbeigeführten Einbuße an Arbeitsfähigkeit abstuft, während, wenn sie nach Art der Lebensversicherung (§ 12 VAG.) betrieben wird, die Leistung des Versicherers von dem Nachweis eines Schadens nicht ab­ hängt (RG. 22. 9. 11 VA. 1912* 31 Nr. 653). Ob die Unfall-

1. 2.

3.

4.

612

4. Abschnitt. Unfallversicherung.

Versicherung nach dieser oder jener Art betrieben wird, hat sich aus den Bersbdg. zu ergeben. Auch wenn sie nach der Art der Schadensversicherung betrieben wird, ist ihr ein Versicherungs­ wert unbekannt. Infolgedessen kommen für die Unfallver­ sicherung namentlich nicht zur Anwendung §§ 51 (RG. 17. 3. 08 VA. 1908* 52 Nr. 383, 23.10. 00 IW . 1900. 804), 56, 57, 59, 60. — Bei U n f a l l v e r s i c h e r u n g m i t P r ä m i e n ­ r ü c k g e w ä h r liegt eine Verbindung der Unfallversicherung mit einer Zusatzversicherung vor, die lebensversicherungsähn­ lichen Charakter hat (VA. 1910. 248, 1923. 9, 51; hiergegen H a g e n 507). Uber Unfallversicherung in Verbindung mit Versicherung gegen sonstige Jnvaliditätsgefahr VA. 1923. 51; über Unfallversicherung von Abonnenten AllgVörbem. 32. 5. 5. Der B e g r i f f d e s U n f a l l s ( P f e i f f e r I R . 1927, 236) entzieht sich gesetzlicher Festlegung. Er ist in der Unfallversicherung ein anderer als in der Transportversiche­ rung (anders RG. 26. 11. 24 Bd. 109. 238, VA. 1925. 148 Nr. 1430, IW . 1925. 254). § 2 I AllgVersbdg. bestimmt „ e ilt U n f a l l l i e g t v o r , w e n n d e r V e r s i c h e r t e dur c h e i n p l ö t z l i c h v o n a u ß e n a u f s e i n e n Körper wirkendes Ereignis unfreiw illig e i n e G e s u n d h e i t s s c h ä d i g u n g e r l e i d e t " . Hier­ nach sind folgende Begriffsmerkmale entscheidend: 6. a) P l ö t z l i c h k e i t . Der Vorgang darf sich nicht all­ mählich entwickeln (z. B. Wundlaufen sanders wenn eine B lut­ vergiftung herbeigeführt wird RG. 10. 5. 18 VA. 1918* 53 Nr. 1045], Wundreiten, Schwielenbildung), sondern muß plötz­ lich eintreten. Der Begriff des Plötzlichen erschöpft sich nicht in dem Begriff der Schnelligkeit, sondern von besonderer Be­ deutung ist das Moment des Unerwarteten, Nichtvorausseh­ baren, Unentrinnbaren (RG. 2. 6.11 VA. 1911* 103 Nr. 624, 21. 1. 13 VA. 1913* 58 Nr. 739). Auch ein Vorgang, der sich innerhalb eines zeitlich bestimmbaren, verhältnismäßig kurzen Zeitraums abspielt, ist plötzlich (KG. 20. 12. 07 VA. 1908* 54 Nr. 385; RG. 21. 11. 19 Bd. 97. 189, IW . 1921. 33; OLG. Hamburg 23. 3. 27 HansRZ. 1927. 533). Die Plötzlichkeit bezieht sich auf die Einwirkung selbst, nicht auf den Eintritt des Erfolgs (RG. 28. 2. 13 VA. 1913* 57 Nr. 738). Nach § 2 1 1 la AllgVersbdg. gellen ausdrücklich als Unfälle durch

Vorbemerkungen vor §§ 179— 185»

613

plötzliche Kraftanstrengung hervorgerufene Verrenkungen, Zer­ rungen (KG. 17. 12. 19 VA. 1921* 9 Nr. 1120, 6. 2. 24 VA. 1925. 133 Nr. 1417), Zerreißungen. b) D as Ereignis muß v o n a u ß e n a u f d e n K ö r - 7 . P e r des Versicherten e i n w i r k e n . Die Gesundheitsbeschä­ digung darf nicht durch einen rein innerlichen, organischen Vorgang im Körper, sondern muß durch ein Ereignis, das sich außerhalb des Körpers vollzieht und seine äußere oder innere Beschädigung zur Folge hat (RG. 18. 10. 21 VA. 1923* 17 Nr. 1244, IW . 1922. 98), verursacht sein. c) D as Ereignis muß u n f r e i w i l l i g seht. Unfrei- 8. willig ist eine Gesundheitsschädigung, die herbeigeführt ist durch Einwirken von Wassermassen (KG. 3. 3. 26 HansRZ. 1926. 376), durch Abspringen von einem in Bewegung be­ findlichen Zuge (OLG. Hamm 25. 4. 27 I R . 1927. 261; OLG. Hamburg 2. 11. 27 VA. 1929. 231 Nr. 1887). Unfreiwillig ist nicht die Gesundheitsschädigung, die vermeidlich (z. B. durch Unterlasten einer unnötigen Operation OLG. Köln 27. 6. 28 I R . 1928. 282) ist oder die schuldhaft herbeigeführt ist (§ 181). Ausdrücklich ausgeschlossen werden in § 3 Nr. 3 AllgVersbdg Beschädigungen des Versicherten bei Heilmaßnahmen und Ein­ griffen, die er an seinem Körper vornimmt oder vornehmen läßt, soweit die Heilmaßnahmen oder Eingriffe nicht durch einen Versicherungsfall veranlaßt waren; das Schneiden von Nägeln, Hühneraugen, Hornhaut gilt nicht als solcher Ein­ griff. Die AllgVersbdg. bemühen sich, den Begriff des Unfalls 9. durch ausdrückliche Feststellungen weiter zu klären. Es g e l t e n a l s U n f ä l l e W u n d i n f e k t i o n e n , bei denen der Ansteckungsstoff durch eine Unfallverletzung in den Körper gelangt ist (über Jnfektionsklauseln OLG. Ham­ burg 7. 6. 13 VA. 1913* 113 Nr. 767; RG. 14. 3. 22 VA. 1923* 42 Nr. 1267). Es g e l t e n n i c h t a l s U n f ä l l e : V e r g i f t u n ­ g e n (OLG. Königsberg 6. 10. 11 VA. 1912* 29 Nr. 651; OLG. Nürnberg 4. 5. 28 I N . 1928. 19-1). Bestritten ist, ob Tod durch Kohlenoxydgas als Vergiftung im Sinne der AllgBersbdg. aufzufassen ist. Dafür KG. 11. 6. 27 I R . 1927. 245, VA. 1928. 246 Nr. 1752, HansRGZA. 1928. 106; RG.

614

4. Abschnitt. Unfallversicherung.

10. 1. 28 Bd. 120. 18, F R . 1928. 42, VA. 1929. 26 N r. 1806, IW . 1928. 556, HansRGZA. 1928. 167; K. L. I R . 1927. 329. Dagegen K r a m e r I R . 1927. 269, 343, 1928. 56; VA. 1927. 136. M alaria, Flecktyphus, sonstige Infektionskrankheiten, Gewerbekrankheiten, Erkrankungen infolge psychischer E in ­ wirkung (Knallgeräusche beim Telephonieren KG. 23. 1. 14 VA. 1914* 7 N r. 784; RG . 9. 6. 14 VA. 1914* 95 N r. 842, 21. 12. 15 VA. 1916* 10 Nr. 913), ferner nicht Gesundheits­ schädigungen durch Licht-, Tem peratur-, W itterungseinflüsse, und schließlich nicht Gesundheitsschädigungen durch Röntgen-, Radium- und ähnliche S trah len . — Nach der „NeuroseKlausel" des § 7 N r. 4 AllgVersbdg. (über ihre frühere Fassung VA. 1911. 34) wird eine Entschädigung für psychische und nervöse Störungen, durch welche im Anschluß an einen Unfall die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt ist, nur gewährt, wenn und soweit diese Störungen aus eine durch den Unfall verursachte organische Erkrankung des Nervensystems oder auf eine im Anschluß an den Unfall neu entstandene Epilepsie zurückzuführen sind (über ihre Auslegung VA. 1921. 99). 10. 6. D er Versicherung, die sich a u f a l l e U n f ä l l e e r­ streckt, steht die Versicherung gegenüber, die sich a u f U n ­ f ä l l e beschränkt, d i e sich b e i e i n e r b e s t i m m t e n B e ­ s c h ä f t i g u n g o d e r B e t ä t i g u n g (Unfall im Dienst, im Betriebe) oder während eines bestimmten Zustandes (Reise-, Eisenbahn-, Dampfschiff-Fahrt) ereignen. A ls V er­ kehrsmittel im S in n e der Verkehrsunfallversicherung ist nicht ein Klepperfaltboot anzusehen (KG. 13.10. 28 I R . 1928. 374, HansRGZA. 1928. 732). Bei der Versicherung gegen alle Un­ fälle werden gewisse S o n d e r g e f a h r e n ausgenommen, jedoch können durch die der Haftpflichtversicherung nach­ gebildete Borsorgeversicherung (Bem. 4 zu § 149) auch diese Gefahren in den Versicherungsschutz einbezogen werden (§ 4 II. AllgVersbdg.). 11. 7. Die L e i s t u n g e n des Versicherers (§§ 1, 6 ff. AllgBersbdg.) bestimmen sich nach den für den Fall der vorüber­ gehenden Arbeitsunfähigkeit, der dauernden A rbeitsunfähig­ keit (In v alid itä t) und des Todes je besonders zu vereinbaren­ den Höchstbeträgen (Tagegeld, Jnvaliditätssum m e, Todesfall­ summe). Bei Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit wird

Vorbemerkungen vor §§ 179—185,

615

längstens auf ein J a h r vom Unfalltage für die Dauer der ärztlichen Behandlung ein nach dem Grad der Beeinträchti­ gung (Gliedertaxe) abgestuftes Tagegeld gewährt. Ergibt sich innerhalb eines Jah res vom Unfalltage an gerechnet, daß eine dauernde Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit zurückbleibt, so wird Invalidenrente nach dem Jnvaliditätsgrad (Glieder­ taxe) gezahlt. I s t die Arbeitsfähigkeit überhaupt nicht beein­ trächtigt worden, so werden die notwendigen Kosten der ärzt­ lichen Behandlung äußerstens in Höhe des Tagegeldes ersetzt. Haben zur Herbeiführung der Gesundheitsschädigung oder des Todes neben dem Unfall Krankheiten (nicht eine bloße Emp­ fänglichkeit BA. 1921. 98; KG. 13. 3. 26 BA. 1927. 258 Nr. 1621) oder Gebrechen mitgewirkt, so wird die Bersicherungsleistung im Verhältnis des auf diese Mitwirkung ent­ fallenden Anteils gekürzt; der Anteil bleibt unberücksichtigt, wenn er weniger als 25°/0 beträgt. War der Versicherte schon vor Eintritt des Unfalls in seiner Arbeitsfähigkeit dauernd beeinträchtigt, so wird dieser Zustand bei der Entschädigung berücksichtigt. 8. Der A n s p r u c h a u s d e r U n f a l l v e r s i c h e - 1 2 . r u n g g e h ö r t nicht z u r K o n k u r s m a s s e des V e r s i c h e r t e n , wenn der Unfall bei Eröffnung des Ver­ fahrens noch nicht eingetreten ist, weil die körperliche Unver­ sehrtheit des Versicherten und die Erhaltung seiner Arbeits­ kraft Güter sind, die nicht der Zwangsvollstreckung unterliegen (OLG. Karlsruhe 17. 12. 01 Seuffert Bd. 57. 303 Nr. 168). Dagegen gehört zur Konkursmasse und unterliegt auch der Pfändung der bei der Unfallversicherung vorkommende All­ spruch auf Prämienrückgewährung. — Die A b t r e t u n g u n d V e r p f ä n d u n g der Ansprüche (B ü h r i n g BuGeldwirtschaft 1925. 201) an dritte Nichtbeteiligte (nicht auch an den Versicherten bei der Versicherung für fremde Rechnung § 179 Abs. 2; OLG. Stuttgart 2. 2. 23 BA. 1924* 61 Nr. 1319) vor ihrer endgültigen Feststellung sind nach § 16 N.r. 3 AllgVersbdg. nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Versicherers zulässig (§ 399 BGB.). Die ausdrückliche Zustimmung bedarf keiner besonderen Form, vor allem nicht der Schriftform, sie muß jedoch bestimmt zum Ausdruck gelangt sein (OLG. S tu tt­ gart 10. 4. 20 VA. 1923* 18 Nr. 1245).

616

4. Abschnitt. Unfallversicherung.

§ 179. Die Unfallversicherung kann gegen Unfälle, die betn Versicherungsnehmer oder gegen Unfälle, die einem anderen zustoßen, genommen werden. Eine Versicherung gegen Unfälle, die einem anderen zustoßen, gilt im Zweifel a ls für Rechnung des an­ deren genommen. Die Vorschriften der §§ 75 bis 79 finden entsprechende Anwendung. Wird eine Versicherung gegen Unfälle, die einem anderen zustoßen, von dem Versicherungsnehmer für eigene Rechnung genommen, so ist zur Gültigkeit des Vertrags die schriftliche Einwilligung des anderen er­ forderlich. Is t der andere geschäftsunfähig oder in der Geschäftsfähigkeit beschränkt und steht die Vertretung in den seine Person betreffenden Angelegenheiten dem Versicherungsnehmer zu, so kann dieser den anderen bei der Erteilung der Einwilligung nicht vertreten. I m Falle des Abs. 3 kann vereinbart werden, daß in Ansehung des Rechtes des Versicherers, wegen Ver­ letzung der dem Versicherungsnehmer bei der Schlie­ ßung des Vertrags obliegenden Anzeigepflicht von dem Vertrage zurückzutreten, die Kenntnis und das Ver­ halten des anderen der Kenntnis oder dem Verhalten des Versicherungsnehmers gleichstehen soll. 1. 2.

1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 vor § 179, Bem. 1 zu § 159. I. Die Unfallversicherung kann wie Me Lebensversicherung (§ 159 Abs. 1) gegen Unfälle, die dem Versicherungsnehmer, oder gegen Unfälle, die einem anderen zustoßen ( F r e m d v e r s i c h e r u n g ) genommen werden (Abs. 1). Der andere ist der Versicherte im Gegensatz zu dem Versicherungsnehmer, dem Vertragsgegner des Versicherers (unrichtig RG. 10. 2. 05 Bd. 60. 141, 143). Bei der Versicherung gegen Unfälle, die dem Versicherungsnehmer selbst zustoßen, ist der Versicherungs­ nehmer zugleich der Versicherte.

§179.

617

H. 1. Die F r e m d v e r s i c h e r u n g set zt v o r a u s , 3. daß sich der Versicherungsfall in der Person des anderen er­ eignet, ohne daß auch dem anderen ein Anspruch auf die Leistung des Versicherers zustehen muß. Der Anspruch ver­ bleibt dem Versicherungsnehmer, wenn er die Versicherung für eigene Rechnung nimmt (Abs. 3), oder dem Bezugsberech­ tigten (§ 180), er steht dem Versicherten zu, wenn die Ver­ sicherung für fremde Rechnung genommen ist (Abs. 2). — Die Fremdversicherung ist zu unterscheiden von dem Vertrags­ abschluß durch gesetzlichen oder rechtsgeschäftlich bestellten Ver­ treter im Namen und auf die Person des Vertretenen (VA. 1913. 103; Bem. 2 zu § 159). 2. Die F r e m d v e r s i c h e r u n g kommt als E i n z e l - 4. V e r s i c h e r u n g — Versicherung gegen Unfälle, die einer bestimmten Person, z. B. einem Kinde, einem Schüler (VA. 1911. 36), zustoßen — a l s K o l l e k t i v v e r s i c h e r u n g — Versicherung gegen Unfälle, die anderen Personen zustoßen, mit oder ohne Namensangabe der anderen, z. B. es werden namentlich aufgeführte Personen gegen Unfälle versichert, wobei die Versicherungssummen verschieden sein können, oder es werden, was häufiger ist, z. B. alle Mitglieder eines Ver­ eins, alle Schüler einer Schule, alle Besucher des Universitatsgebäudes, alle Angestellten und Arbeiter eines Betriebs, alle Besitzer eines Autos versichert, wobei die Versicherungssumme für jeden Versicherten die gleiche sein muß — seltener als P a u s c h a l v e r s i c h e r u n g — Versicherung gegen Un­ fälle, die anderen Personen zustoßen, wobei jeder Versicherte nur einen Teilbetrag der Pauschal-Versicherungssumme erhält — vor. a) Die Fremdversicherung gilt im Zweifel als f ü r 5. f r e m d e R e c h n u n g genommen (Abs. 2), wenn nicht die gegenteilige Auffassung im Vertrag zum Ausdruck gelangt ist. Es bedarf einer ausdrücklichen Anweisung über die ent­ sprechende Anwendung der Grundsätze über die Versicherung für fremde Rechnung, weil diese in der Schadensversicherung geordnet und von dem der Unfallversicherung unbekannten Begriff des versicherten Interesses ausgeht. — Z ur Ent­ richtung der Präm ie und zur Erfüllung sämtlicher Obliegen­ heiten (z. B. Besichtigung und Sektion der Leiche des Ber-

618

4. Abschnitt. Unfallversicherung.

sicherten RG. 22. 5. 17 V-A. 1917* 58 Nr. 999, IW . 1917. 766) ist nur der Versicherungsnehmer verpflichtet, so ausdrück­ lich auch § 16 Nr. 1 AllgVersbdg. Aber auch der Versicherte muß die Obliegenheiten erfüllen (Bem. 4 vor § 74), so kann er eine eingetretene Gefahrerhöhung anzuzeigen verpflichtet sein (RG. 11. 4. 19 Bd. 95. 250, VA. 1919* 55 Nr. 1098). Die Rechte aus der Versicherung stehen zwar dem Versicherten zu (§ 75 Abs. 1 S . 1), aber die Verfügung über sie hat der Versicherungsnehmer, wenn er sich im Besitz des Versiche­ rungsscheins befindet (§§ 75 Abs. 2, 76 Abs. 2). Daher kann er auch die Entschädigungszahlung des Versicherers annehmen 76 Abs. 2), jedoch kann der Versicherer den Nachweis der Zustimmung des Versicherten zu der Versicherung verlangen (§ 76 Abs. 3). Steht die Ausübung der Rechte wie nach § 16 Nr. 1 AllgVersbdg. ausschließlich dem Versicherungs­ nehmer zu, dann ist ein Verzicht des Versicherten auf die Entschädigungsleistung ohne Zustimmung des Versicherungs­ nehmers (RG. 14. 6. 18 VA. 1919* 20 Nr. 1076) unwirksam. Der Versicherungsnehmer ist verpflichtet, die Entschädigungs­ zahlung an den von dem Unfall Betroffenen oder dessen Rechtsnachfolger oder den Bezugsberechtigten herauszugeben. Diese Verpflichtung ergibt sich aus dem Rechtsverhältnis zwischen Versicherungsnehmer und Versichertem (z. B. Dienst­ vertrag) oder aus dem Zweck der genommenen Unfallversiche­ rung. Ebenso auch die Auffassung des vorgesetzlichen Rechts (ROHG. Bd. 23. 158; RG. 1. 7. 84 Bd. 12. 317; OLG. Stuttgart 18. 4. 06 VA. 1906* 16 Nr. 358). Die Schwierig­ keiten, die daraus erwachsen, daß auch der Versicherte ver­ fügungsberechtigt sein kann (§ 75 Abs. 2), und daß der Ver­ sicherungsnehmer der Zustimmung des Versicherten bedarf (§ 76 Abs. 2), werden dadurch vermieden, daß nach § 16 Nr. 1 AllgVersbdg. die Ausübung der Rechte aus dem Ver­ trag ausschließlich dem Versicherungsnehmer zusteht, tz. b) Wird die Fremdversicherung von dem Versicherungs­ nehmer f ü r e i g e n e R e c h n u n g genommen, d. h. soll der Anspruch auf die Leistung des Versicherers dem Ver­ sicherungsnehmer selbst zustehen, so liegen die Verhältnisse ganz ähnlich wie bei der Lebensversicherung, die für den Fall des Todes eines anderen als des Versicherungsnehmers

8180.

619

genommen ist (§ 159 Abs. 2). Demgemäß ist auch die gesetzliche Regelung dieselbe (Abs. 3; § 159 Abs. 2; Bem. 4, 5 zu § 159). I st d e r a n d e r e b e s c h r ä n k t g e s c h ä f t s f ä h i g 7. o d e r g e s c h ä f t s u n f ä h i g , so ist die Mitwirkung eines zu bestellenden Pflegers notwendig (Abs. 2 S . 2; Bem. 5 zu § 159). Hierdurch entstehen Weiterungen, die sich vermeiden lassen, wenn die Unfallversicherung nicht als Lebensversicherung, sondern nach der Art der Schadensver­ sicherung betrieben wird. Der andere bedarf nämlich nur eines Schutzes, wenn sein Leben und seine Gesundheit Gegen­ stand einer spekulativen Versicherung sind, wenn eine im vor­ aus vereinbarte Leistung zugesichert wird. Wird jedoch dem Versicherungsnehmer der Nachweis auferlegt, daß ihm durch den Unfall des anderen, z. B. des Kindes, ein Schaden in be­ stimmter Höhe erwachsen ist, wird somit die Art der Schadens­ versicherung gewählt, so ist die Einwilligung des anderen nicht notwendig. Auf diese Weise wird tatsächlich die Unfallversiche­ rung von Kindern betrieben (VA. 1919. 11, 97). §§ 16—21 geben dem Versicherer nur Rechte, wenn der 8. Versicherungsnehmer selbst die v o r v e r t r a g l i c h e A n ­ z e i g e p f l i c h t verletzt hat. Bei der Fremdversicherung kann vereinbart werden, daß auch die Kenntnis und das Ver­ halten des Versicherten den Versicherer befugen, vom Vertrage zurückzutreten (Abs. 4; vgl. § 161). Von dieser Möglichkeit wird stets Gebrauch gemacht. Auch das arglistige Verhalten des Versicherten wird dem arglistigen Verhalten des Versiche­ rungsnehmers gleichgestellt. — Inw iew eit es auf die Kennt­ nis des Bezugsberechtigten ankommt Bem. 3 zu § 161.

§ 180. Ist als Leistung des Versicherers die Zah­ lung eines Kapitals vereinbart, so gelten die Vor­ schriften der §§ 166 bis 168. 1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 vor § 166; B ü h r i n g VW. 1. 1925. 99. 2. Die B e z e i c h n u n g e i n e s B e z u g s b e r e c h t i g - 2. t e n ist rechtlich bei der Versicherung gegen Unfälle, die dem Versicherungsnehmer oder einem anderen zustoßen, zulässig und wird alsdann nach den Grundsätzen der Lebensversiche­ rung (§§ 166—168) behandelt, spielt aber praktisch eine ganz

620

4. Abschnitt. Unfallversicherung.

unbedeutende Rolle, weil das die Bersicherungsleistung aus­ lösende Ereignis (Unfall) ungewiß ist. — Soll im Todesfall die Leistung des Versicherers an die Erben fallen, dann gehört die Leistung nicht zum Nachlaß (OLG. Cassel 29. 6. 06 VA. 1906* 106 Nr. 249). — Uber den Wegfall der Bezugsberechti­ gung bei vorsätzlicher widerrechtlicher Herbeiführung des Ver­ sicherungsfalls § 181 Abs. 2.

§ 181. Der Versicherer ist von der Verpflichtung zur Leistung frei, wenn der von dem Unfälle Betroffene den Unfall vorsätzlich herbeigeführt hat. Das Gleiche gilt, wenn im Falle des § 179 Abs. 3 der Versiche­ rungsnehmer vorsätzlich durch eine widerrechtliche Handlung den Unfall herbeigeführt hat. Is t ein Dritter als Bezugsberechtigter bezeichnet, so gilt die Bezeichnung als nicht erfolgt, wenn der Dritte vorsätzlich durch eine widerrechtliche Handlung den Un­ fall herbeiführt. 1. 2.

1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 zu § 61. I. Die s c h u l d h a f t e H e r b e i f ü h r u n g d e s U n ­ f a l l s dur ch d e n v o n d e m U n f a l l B e t r o f f e ­ n e n (Versicherten) hat ebenso wie der Selbstmord in der Lebensversicherung (§ 169) zur Folge, daß der Versicherer leistungsfrei wird (Abs. 1 S . 1), ein Ergebnis, das sich bereits aus dem Begriff des Unfalls (Bem. 8 vor § 179) her­ leiten läßt, da kein unfreiwilliges Ereignis vorliegt. 3. 1. Die L e i s t u n g s f r e i h e i t d e s V e r s i c h e r e r s tritt ein, wenn der Versicherte den Unfall vorsätzlich herbei­ führt. Leistungsfreiheit bedeutet hier wie überall, daß der Versicherer die durch den Unfall an und für sich ausgelöste Leistung nicht zu bewirken hat. Der Vertrag als solcher bleibt bestehen, sofern er nicht durch den Tod des Versicherten gegenstandslos geworden ist, vor allem bleibt der Präm ien­ schuldner weiter zur Entrichtung der Prämie verpflichtet. Bleibt der Vertrag weiter bestehen, dann wird bei einem späteren Unfall, den der Versicherte erleidet, die durch den früheren Unfall bereits verursachte Invalidität berücksichtigt.

§181.

621

2. Die Leistungsfreiheit des Versicherers tritt ein, w e n n 4. d e r V e r s i c h e r t e d e n U n f a l l v o r s ä t z l i c h ' ^he r ­ b e i g e f ü h r t h a t . Grobe Fahrlässigkeit hebt die Leistungs­ pflicht des Versicherers nicht auf. Der Vorsatz muß auf die Herbeiführung des Unfalls gerichtet sein, wobei es aber un­ erheblich ist, ob der beabsichtigte Erfolg auch tatsächlich eintritt (anstatt einen Finger zu beschädigen, wird das K nie' be­ schädigt). Der vorsätzlich herbeigeführte Unfall kann auch in Selbstmord oder Selbstverstümmelung bestehen. Die im Zustand der Unzurechnungsfähigkeit begangene Selbsttötung oder Selbstverstümmelung fällt an und für sich unter die Ver­ sicherung, wird aber in § 3 Nr. 4 AllgBersbdg. ausdrücklich ausgeschlossen. Körperverletzungen oder Tötungen infolge Zweikampfs sind keine Unfälle im Sinne von § 3 Nr. 2 AllgVersbdg., da ausgeschlossen sind alle Unfälle, die der Ver­ sicherte erleidet bei der Ausführung oder dem Versuche von Verbrechen oder Vergehen, ferner durch bürgerliche Unruhen, es sei denn, daß er ohne Verschulden oder kraft seines Berufs oder bei Bemühungen zur Rettung von Personen in den Gefahrenbereich gekommen ist. — Der B e w e i s für die vorsätzliche Herbeiführung des Unfalls liegt dem Versicherer ob. Der Beweis gilt als erbracht, wenn sich die vorsätzliche Handlung als höchst wahrscheinlich nachweisen läßt (RG. 30. 9. 04 VA. 1905* 13 Nr. 96, 13. 3. 08 VA. 1908* 56 Nr. 386, 17. 12. 12 VA. 1913* 55 Nr. 737, 2. 7. 15 VA. 1915* 88 Nr. 903; KG. 9. 2. 06 VA. 1906* 10 Nr. 179; OLG. Köln 8. 6. 09 VA. 1910* 93 Nr. 549; OLG. Breslau 12. 6. 12 VA. 1912* 102 Nr. 690). 3. Da § 181 nicht zwingend ist, kann der Versicherer seine 5. Leistungsfreiheit auch in anderen Fällen, z. B. bei grober Fahrlässigkeit des Versicherten (NG. 11. 4. 16 VA. 1916* 45 Nr. 933), vorsehen. II. B e i der V e r s i c h e r u n g für eigene Rechnung 6. g e g e n U n f ä l l e , die e i n e m a n d e r e n zus t oß en (§ 179 Abs. 3), hat die vorsätzliche widerrechtliche Herbei­ führung des Unfalls durch den Versicherungsnehmer zur Folge, daß der Versicherer leistungsfrei wird (Abs. 1 S . 2; Bem. 2 ff. zu § 170). — Führt der Versicherungsnehmer bei Versicherung für fremde Rechnung den Unfall des anderen

622

4. Abschnitt. Unfallversicherung.

herbei (§ 179 Abs. 2), so ist der Versicherer gleichfalls leistungssrei (Bem. 6 zu § 61). 7. III. Die vorsätzliche, widerrechtliche H e r b e i f ü h r u n g des U n f a l l s durch d e n B e z u g s b e r e c h t i g t e n bewirkt, daß die Bezeichnung als nicht erfolgt gilt (Abs. 2; Bem. 7 ff. zu § 170).

§ 182. Die Pflicht zur Anzeige des Versicherungs­ falls liegt, wenn das Recht auf die Leistung einem bezugsberechtigten D ritten zusteht, diesem ob' das Gleiche gilt von der Pflicht zur Auskunft und zur Be­ schaffung von Belegen. 1.

1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 zu § 36. I. Die A n z e i g e p f l i c h t b e i E i n t r i t t d e s V e r ­ s i c h e r u n g - s f a l l s hat entsprechend § 171 Abs. 2 eine be­ sondere gesetzliche Regelung nur insofern gefunden, als der Begünstigte zur Anzeige, Auskunft und Beschaffung von Be­ legen verpflichtet wird. § 33 gilt neben § 182. 3. II. 1. Die auf Gesetz beruhende V e r p f l i c h t u n g z u r S c h a d e n s a n z e i g e ist eine Obliegenheit (Voraussetzung; Bem. 4 zu § 6), die nach Eintritt des Versicherungsfalls dem Versicherer gegenüber zu erfüllen ist (§ 6 Abs. 2). 4. 2. A n z e i g e p f i ch t i g ist der Versicherungsnehmer oder sein Rechtsnachfolger, bei mehreren Versicherungsnehmern ein jeder von ihnen, bei Versicherung für fremde Rechnung (§ 179 Abs. 2) hat auch der Versicherte anzuzeigen, wenn er Kenntnis hat. Steht das Recht auf die Leistung aus dem Versicherungs­ vertrag einem bezugsberechtigten Dritten zu, so liegt ihm die Anzeigepflicht ob. Sind mehrere Bezugsberechtigte vorhanden, so hat ein jeder von ihnen anzuzeigen. Trotz der von § 171 Abs. 2 abweichenden Wortsassung muß auch der Zessionar, Pfandgläubiger, Vollstreckungsgläubiger anzeigeberechtigt (RG. 5. 6. 90 Bd. 26. 61) und anzeigepflichtig sein. 5. 3. Die Erfüllung der Anzeigepflicht ist an zwei V o r ­ a u s s e t z u n g e n geknüpft: a) Der E i n t r i t t e i n e s U n f a l l s d e s V e r ­ s i c h e r t e n . Der Unfall ist eingetreten, wenn sich die T at­ umstände vollzogen haben, durch die der Körperschaden her-

2.

8182.

623

beigeführt worden ist, mag auch der Schaden als solcher und als Folge des Unfalls erst später sicher erkennbar werden (RG. 11. 11. 04 VA. 1905* 12 Nr. 95, 8. 10. 09 Bd. 71. 437, 25. 10. 12 VA. 1913* 25 Nr. 723). b) Die K e n n t n i s d e s A n z e i g e p f l i c h t i g e n von dem eingetretenen Unfall (§ 33 Abs. 1). Kennenmüssen steht der Kenntnis nicht gleich. An erster Stelle steht die Kennt­ nis des Anzeigepflichtigen. Sind mehrere Anzeigepflichtige vörhanden, so schadet die Kenntnis des einen, wenn er die Anzeige nicht fristgemäß erstattet, allen übrigen. Bei gesetz­ licher Vertretung des Anzeigepflichtigen ist die Kenntnis des Vertreters, die des Vertretenen nur, wenn er für sein Wissen verantwortlich ist, bei Versicherung für fremde Rechnung auch die Kenntnis des Versicherten maßgebend. Abgesehen von der Haftung für Wissensvertreter (Bem. 13 zu § 6) kommt eine weitergehende Haftung des Anzeigepflichtigen nicht in Betracht (Bem. 12 zu § 6). Die Kenntnis hat sich auf die eingetretene Tatsache und auf ihren Charakter als Unfall zu erstrecken. Diese Kenntnis ist vorhanden, wenn der Anzeigepflichtige bei verständiger Würdigung aller Umstände mit der Möglichkeit einer Be­ schädigung rechnen muß (RG. 11. 11. 04 VA. 1905* 12 Nr. 95, 23. 11. 06 VA. 1907* 47 Nr. 304, 19. 11. 09 VA. 1910* 91 Nr. 548, IW . 1910. 33, 1. 4. 10 VA. 1910* 62 Nr. 528, 30. 3. 20 VA. 1921* 46 Nr. 1144, 23. 11. 20 VA. 1923* 14 Nr. 1241; OLG. Breslau 21. 6. 06 VA. 1906* 96 Nr. 242; OLG. Köln 11. 4. 07 VA. 1907* 93 Nr. 339; KG. 19. 5. 08 VA. 1908* 84 Nr. 406). Is t sich der Anzeigepflichtige nicht bewußt, daß ein Unfall eingetreten ist, dann kann ihm die Verletzung der Anzeigepflicht nicht zugerechnet werden. III. 1. Die A n z e i g e ist eine empfangsbedürftige, an 6. sich formfreie Mssenserklärung. Mllensmängel oder Mängel in der Geschäftsfähigkeit haben keinen Einfluß auf die Wirk­ samkeit der Anzeige. Mithin entscheidet die Tatsache, ob die Anzeige ordnungsgemäß erstattet ist oder nicht. Auch ein be­ schränkt Geschäftsfähiger oder ein Geschäftsunfähiger kann anzeigen. Ob er aber für eine unterlassene oder für eine nicht rechtzeitige Anzeige verantwortlich ist, ist nach den Grundsätzen über die Schuldfähigkeit (§•§ 827, 828 BGB.) zu entscheiden (Bem. 5 zu § 16).

624

7.

4. Abschnitt. Unfallversicherung.

2. Die Anzeige ist von dem A n z e i g e p f l i c h t i g e n zu erstatten, der sich hierbei der Hilfe Dritter bedienen kann. Bei mehreren Anzeigepflichtigen genügt die Anzeige durch einen, wenn sie dem Versicherer zugeht (RG. 3. 5. 01 IW . 1901. 426). Die von einem Nichtanzeigepflichtigen ordnungs­ gemäß erstattete Anzeige erfüllt die Anzeigepflicht. Diese Folge ist allerdings ausdrücklich nur für einen ganz bestimmten Tatbestand vorgesehen (§ 33 Abs. 2). E s würde aber Treu und Glauben widersprechen, wenn sich der Versicherer auf die Verletzung der Anzeigepflicht berufen könnte, obschon er die Anzeige von einem Nichtanzeigepflichtigen erhalten hat (Bem. 7 zu § 33). 8. 3. Die Anzeige ist gesetzlich formfrei, vertraglich pflegt die Beobachtung einer bestimmten F o r m , regelmäßig die schrift­ liche Form, verlangt zu werden. Hat der Unfall den Tod zur Folge, so ist nach § 9 Nr. 2 AllgVers'bdg. telegraphische Anzeige zu erstatten. Wird die Form nicht gewahrt, so kann sich der Versicherer aus die Verletzung der Anzeigepflicht nicht berufen, wenn er in anderer Weise rechtzeitig von dem Ein­ tritt des Versicherungsfalls Kenntnis erlangt. 9. 4. Die Anzeige ist a n d e n V e r s i c h e r e r , an den Abschlußagenten (§ 45; Ausnahme § 47) oder an seinen sonstigen Vertreter zu richten. Der Vermittelungsagent ist zur Entgegennahme der Anzeige grundsätzlich (§ 43 Nr. 2; Aus­ nahme § 47) ermächtigt. Nimmt er die Anzeige entgegen, ohne den Anzeigenden über den Mangel seiner Vertretungsmacht zn belehren, so kann die Anzeige als ordnungsgemäß erstattet betrachtet werden (OLG. Celle 17. 12. 20 VA. 1922* 17 Nr. 1182; RG. 7. 10. 21 VA. 1923* 16 Nr. 1243). O ft­ mals wird in dem Versicherungsschein eine bestimmte Generalagentur als ausschließlich zur Empfangnahme berechtigt be­ zeichnet. Telegraphische Anzeigen sind stets an den Versicherer selbst zu richten. 10. 6. I s t der Empfänger der Anzeige anwesend, so ist die An­ zeige in v e r s t ä n d l i c h e r F o r m zu machen, ist der Empfänger abwesend, so muß sie ihm zugegangen sein (§ 130 BGB.). 11. 6. Die Anzeige ist i n n e r h a l b der regelmäßig ver­ traglich bestimmten F r i s t nach Eintritt des Versicherungs-

8182.

625

falls zu erstatten. Nach § 9 Nr. 2 AllgVersbdg. ist, wenn der Unfall den Tod zur Folge hat, Anzeige binnen 24 Stunden, und zwar auch dann, wenn der Unfall bereits gemeldet sein sollte, zu erstatten (OLG. Stuttgart 29. 11. 27 VA. 1929. 29 Nr. 1809). Die Berechnung der Frist bestimmt sich im Zweifel nach § 187 Abs. 1 BGB. (KG. 4. 12. 26 HansRZ. 1927. 97). Die Absendung der Anzeige wahrt die Frist. I n ­ nerhalb der Frist braucht die Anzeige nicht unverzüglich er­ stattet zu werden. Nach Ablauf der Frist ist die Anzeige un­ verzüglich (ohne schuldhaftes Zögern § 121 Abs. 1 BGB.) nach Erlangung der Kenntnis zu machen (§ 33 Abs. 1). 7. Die K o s te n für die Erfüllung der Anzeigepflicht hat 12. der Versicherungsnehmer (Anspruchsberechtigte) zu tragen. 8. Den B e w e i s für die frist- und formgerechte Ab- 18* sendung der Anzeige hat der Versicherungsnehmer (Anspruchs­ berechtigte) zu erbringen. Der Versicherer hat zu beweisen, daß die Anzeigepflicht verletzt ist. IV. 1. B e s o n d e r e F o l g e n sind an die Verletzung 1^> der Anzeigepflicht gesetzlich nicht geknüpft. Solange die An­ zeige nicht ordnungsgemäß erstattet ist, hat der Versicherer seine geldliche Leistung nicht zu bewirken. Aber die Ver­ weigerung seiner Leistung darf nicht schikanös (§ 226 BGB.) sein. — Hat der Anzeigepflichtige durch die nicht ordnungs­ gemäße Erstattung der Anzeige dem Versicherer einen Schaden zugefügt (§§ 823 Abs. 2, 826 BGB.), so hat er ihm diesen zu er­ setzen. Die Höhe des Schadens hat der Versicherer zu be­ weisen. I s t der V e r s i c h e r e r nach Maßgabe der in Betracht kommenden Bersbdg. l e i s t u n g s f r e i , so nach § 10 AllgBersbdg., wenn die Anzeige nicht rechtzeitig oder nicht ord­ nungsgemäß erstattet wird, so kann diese Folge nur eintreten, wenn die Nichterfüllung auf Vorsatz oder auf grober Fahr­ lässigkeit beruht (§ 6 Abs. 2, 3). Beispiele: RG. 21. 12. 06 VA. 1907* 21 Nr. 285, 24 4. 08 VA. 1908* 80 Nr. 401, 29. 1. 09 VA. 1909* 51 Nr. 455, FW. 1909. 198 (schriftliche statt telegraphische Anzeige); RG. 16. 6. 08 Bd. 69. 175, VA. 1908* 81 Nr. 402 (Versäumung rechtzeitiger Anzeige infolge besonderer Umstände); RG. 13. 12. 12 DA. 1913* 24 Nr. 722 (ist der Versicherte verpflichtet, seinen Angehörigen von der B ru c k , Versicherungsvertrag.

6. Aufl.

40

626

4. Abschnitt. Unfallversicherung.

Versicherung Mitteilung zu machen?); RG. 6.12.12 VA. 1913* 114 Nr. 768 (völlig unterbliebene Anzeige); RG. 18. 11. 13 VA. 1914* 40 Nr. 804, 2. 12. 13 VA. 1914* 41 Nr. 805, 29. 6. 15 IW . 1915. 1020; OLG. Hamm 5. 5. 11 VA. 1912* 64 Nr. 671 (verspätete Anzeige); OLG. Hamburg 7. 6. 13 VA. 1914* 9 Nr. 785 (entschuldigte Fristüberschreitung wegen un­ klarer Bedingungen); KG. 28. 11. 17 VA. 1918* 21 Nr. 1027 (entschuldigte Unterlassung der telegraphischen Anzeige). Hat sich der Anzeigepflichtige in Unkenntnis über seine Ver­ pflichtung zur Anzeige befunden, so ist die Verletzung ver­ schuldet (RG. 11. 4. 19 Bd. 95. 250, 255). Ob durch die Unterlassung oder durch die Verspätung der Anzeige dem Versicherer irgendein Nachteil entstanden ist, ist belanglos, so­ fern nicht vertraglich anderes vorgesehen sein sollte (vgl. § 10 AllgVersbdg.). Ob den Anzeigepflichtigen ein Ver­ schulden trifft, wenn er die Anzeige nicht in der richtigen Form oder nicht an die richtige Adresse erstattet, hängt von der M entalität des Anzeigepflichtigen ab (Bem. 29 zu § 16). Die Unmöglichkeit rechtzeitiger Zustellung der rechtzeitig ein­ gegangenen Anzeige hat der Versicherer zu vertreten (KG. 4. 12. 26 HansRZ. 1927. 97). 15. 2. Eine H a f t u n g des Anzeigepflichtigen für daS Ver­ halten D ritter, deren er sich bei Erfüllung der Anzeigepflicht bedient, kommt unter dem Gesichtspunkt des § 278 BGB. nicht in Betracht, da die Anzeigepflicht eine Obliegenheit ist (Bem. 12 zu § 6; RG. 21. 12. 05 Bd. 62. 190, VA. 1906* 98 Nr. 244, 2. 12. 13 VA. 1914* 41 Nr. 805). Uber die Haftung für den WiffenSvertreter und für den Boten Bem. 13

3« 16

§

6.

3. Insoweit die Folgen der Verletzung der Anzeigepflicht in der L e i s t u n g s f r e i h e i t des Versicherers bestehen, können diese Folgen nicht eintreten, wenn der Versicherer auf andere Weise von dem E intritt des Versicherungsfalls recht­ zeitig Kenntnis erhalten hat (§ 33 Abs. 2). Kennenmüssen steht der Kenntnis nicht gleich, ebensowenig die Kenntnis deS VermittelungSagenten der Kenntnis des Versicherers (§ 44), wohl aber schuldhafte Nichtkenntnisnahme. Worauf die Kennt­ nis beruht, ist gleich. Dem Versicherer kann insbesondere ent­ gegengehalten werden, daß daS Ereignis allgemein bekannt ist.

§183.

627

Erforderlich ist aber, daß der Versicherer zuverlässige Kennt­ nis von dem konkreten Vorgang erhalten hat. V. § 182 ist nicht zwingend. 17. VI. I m Rahmen der A u s k u n f t s p f l i c h t (§ 34) wird 18. der Versicherungsnehmer vertraglich verpflichtet, dem Ver­ sicherer eine Unfallanzeige nach besonderem Vordruck (ge­ nügende Auskunft auch ohne Benutzung des Vordrucks führt nicht zur Verwirkung des Anspruchs RG. 13. 11. 03 VA. 1904. 71 Nr. 48; VA. 1909. 160) zu erstatten, den behandeln­ den Arzt zum Bericht zu veranlassen, Hausärzte von ihrer Schweigepflicht zu entbinden (Bem. 4 zu § 160); der Ver­ letzte hat sich ferner, wenn möglich, einer vertrauensärzt­ lichen Untersuchung zu unterziehen. Der Versicherer hat das Recht, Besichtigung und Sektion der Leiche zu fordern (RG. 10. 7. 03 VA. 1905* 18 Nr. 98, 19. 1. 06 Wallmann Bd. 40. 1053). Bei vorsätzlicher oder grobfahrlässiger Nichterfüllung kann die Leistungsfreiheit des Versicherers eintreten (RG. 12. 12. 13 VA. 1914* 11 Nr. 786). VII. Der gesetzlich geregelten Unfallversicherung ist als 19. Personenversicherung das der Schadensversicherung eigentüm­ liche K ü n d i g u n g s r e ch t (§§ 96, 113, 158) unbekannt. Da aber die Unfallversicherung nach der Art der Schadens­ versicherung betrieben wird, so sieht § 18 II. Nr. 2 AllgVersbdg. ein Kündigungsrecht vor, das im wesentlichen dem in der Haftpflichtversicherung (§ 158) nachgebildet ist.

§ 183. Der Versicherungsnehmer hat für die Ab­ wendung und Minderung der Folgen des Unfalls nach Möglichkeit zu sorgen und dabei die Weisungen des Versicherers zu befolgen, soweit ihm nicht etwas Un­ billiges zugemutet wird. Auf eine Vereinbarung, durch welche von dieser Vorschrift zum Nachteile des Ver­ sicherungsnehmers abgewichen wird, kann sich der Ver­ sicherer nicht berufen. 1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 zu 8 62. I. 1. Die in § 62 im allgemeinen geregelte A b w e n d u n g s - u n d M i n d e r u n g s p f l i c h t findet die durch

628

4. Abschnitt. Unfallversicherung.

die besonderen Verhältnisse der Unfallversicherung gebotene Schranke. Uber die Rechtsnatur der Abwendungs- und Minderungspflicht, ihre Voraussetzung, die Weisungen des Versicherers, die Folgen der Nichterfüllung Bem. 3, 5, 7, 11 zu § 62. 3. 2. Der I n h a l t der Abwendungs- und MinderungsPflicht Pflegt vertraglich präzisiert zu werden (§ 9 Nr. 3 AllgVersbdg.). Der Versicherte hat alle zur Heilung nötigen Schritte zu tun, insbesondere einen Arzt (Zahnarzt VA. 1918. 178) hinzuzuziehen, für Fortdauer der ärztlichen Behandlung und für angemessene Krankenpflege zu sorgen. Er hat so zu handeln, wie „es bei gleicher Gesundheitsstörung ein ver­ ständiger Mensch tun würde, der nicht in der Lage ist, die Vermögensnachteile, die ihm bei Fortdauer der Krankheit er­ wachsen, auf einen anderen abzuwälzen" (RG. 13. 2. 05 Bd 60. 147). Aus diesem Grundsatz folgt, daß die ärztlichen Anordnungen, z. B. hinsichtlich der Massage, Wundbehandlung, befolgt werden müssen, daß der Versicherer den Verlauf des Heilungsverfahrens überwachen und auf dasselbe einwirken kann. 4 3. Der Versicherer kann die E i n w e i s u n g d e s V e r ­ l e t z t e n i n e i n e H e i l a n st a l t verlangen, soweit diesem nicht etwas Unbilliges zugemutet wird. Die Maßregel muß also durch die Sachlage wirklich gerechtfertigt sein und ihre Befolgung von dem Versicherten mit Rücksicht auf seine ge­ wöhnlichen Familien- und sonstigen Verhältnisse billigerweise verlangt werden können (RG. 22. 10. 01 IW . 1901. 849). Un­ billiges wird ihm zugemutet, wenn er mit der ihm verbleiben­ den Geldentschädigung seine Familie nicht erhalten kann (OLG. Kolmar 3. 11. 05 VA. 1906* 16 Nr. 184), wenn er an wich­ tigen Maßnahmen verhindert wird (Unterbrechung einer Kur OLG. Breslau 23. 3. 06 VA. 1906* 60 Nr 216; RG. 15. 3. 07 VA. 1907* 54 Nr. 310), wenn er trotz schweren Nervenleidens sich der Krankenhausbehandlung unterziehen soll (OLG. Hamm 13. 1. 05 VA. 1906* 102 Nr. 247), wenn die Krankenhaus­ behandlung nicht unbedingt erforderlich ist (OLG. Zweibrücken 13. 11. 06 VA. 1907 18 Nr. 283), wenn sie gefordert und gleichzeitig hierbei zum Ausdruck gebracht wird, daß der Ver­ sicherer keine weitere geldliche Leistung übernimmt (RG. 13. 6.

§184

629

11 VA. 1912* 34 Nr. 655). Weitere Beispiele: RG. 26. 4. 04 Wallmann Bd. 38. 1792, 30. 12. 04 Wallmann Bd. 39. 1087. Andererseits darf der Versicherte einer klinischen Behandlung keinen ungebührlichen Widerstand leisten (RG. 1. 11. 05 VA. 1905* 104 Nr. 166) oder sie ablehnen, weil er wünscht, nur von bestimmten Ärzten behandelt zu werden (NG. 13. 2. 05 Bd. 60. 147). 4. Ob der Versicherte sich einer O p e r a t i o n (über ihren Begriff RG. 23. 4. 09 VA. 1909* 53 Nr. 457; Röntgen­ bestrahlung ist keine Operation RG. 21. 11. 19 Bd. 97. 189, VA. 19-21* 42 Nr. 1142) unterziehen muß, kann nur von Fall zu Fall entschieden werden. Bei Entscheidung der Frage ist davon auszugehen, daß der Versicherte alle zur Heilung oder Besserung seiner Krankheit sich bietenden M ittel der medizinischen Wissenschaft benutzen (RG. 13. 2. 05 Bd. 60. 147), daß er sich operieren lassen muß, wenn er sich auch ohne rechtliche Bindung als vernünftiger Mensch unter Abwägung aller Umstände zur Vornahme der Operation entschließt, sich die Operation als gefahrlos erweist, nicht mit nennenswerten Schmerzen verbunden ist und eine beträchtliche Besserung er­ warten läßt (RG. 30. 1. 91 Seuffert Bd. 46. 294 Nr. 189, 27. 2. 06 VA. 1906* 61 Nr. 218, 3. 4. 06 VA. 1906* 60 Nr. 217, 20. 11. 11 VA. 1912* 67 Nr. 673, 27. 6. 13 Bd. 83. 14; OLG. Königsberg 16. 2. 12 VA. 1913* 59 Nr. 740). 5. Den B e w e i s für die Notwendigkeit, Möglichkeit und den voraussichtlichen Erfolg der ärztlichen (klinischen) Behand­ lung hat der Versicherer zu erbringen, die Gründe, die hier­ gegen sprechen, sind von dem Verletzten zu beweisen. 6. Der V e r s i c h e r e r h a f t e t für eine dem Versicherten gelegentlich einer Untersuchung durch einen Vertrauensarzt zugefügte körperliche Beschädigung (RG. 14. 2. 08 Bd. 68. 108, VA. 1908* 58 Nr. 388). II. § 183 ist zugunsten des Versicherungsnehmers zwingend (S. 2) und hat rückwirkende Kraft (Art. 4 Nr. 9 EG.).

§ 184. Sollen nach dem Vertrage einzelne Voraus­ setzungen des Anspruchs aus der Versicherung oder das Matz der durch den Unfall herbeigeführten Ein­ buße an Erwerbsfähigkeit durch Sachverständige fest-

5.

6.

7.

8.

630

4. Abschnitt. Unfallversicherung.

gestellt werden, so ist die getroffene Feststellung nicht verbindlich, wenn sie offenbar von der wirtlichen Sach­ lage erheblich abweicht. Die Feststellung erfolgt in diesem Falle durch Urteil. D as Gleiche gilt, wenn die Sachverständigen die Feststellung nicht treffen können oder wollen oder sie verzögern. Sind nach dem Vertrage die Sachverständigen durch das Gericht zu ernennen, so finden auf die Ernennung die Vorschriften des § 64 Abs. 2 entsprechende An­ wendung. Eine Vereinbarung, durch welche von der Vorschrift des Abs. 1 Satz 1 abgewichen wird, ist nichtig. 1. 2.

1. S ch r i f t t u m : Bem. 1 zu § 64. 1. § 184 regelt das V e r f a h r e n v o r d e r Ä r z t e ­ k o m m i s s i o n . Er stimmt sachlich mit § 64 überein. Uber das Sachverständigenverfahren im allgemeinen und über die sofortige Anstrengung der Leistungsklage Bem. 2 zu § 64. 3. 71. D as R e c h t z u r B e a n t r a g u n g einer Kom­ missionsentscheidung steht beiden Parteien zu. Nach § 12 Abs. 2b hat der Versicherungsnehmer innerhalb zweier Mo­ nate, nachdem ihm die Erklärung des Versicherers zugegangen ist, Widerspruch zu erheben und binnen eines Monats nach Erhebung des Widerspruchs eine Kommissionsentscheidung zu beantragen, anderenfalls weitergehende Ansprüche, als sie von dem Versicherer anerkannt sind, ausgeschlossen sind. 4. III. Die Z u s t ä n d i g k e i t der Ärztekommission (der Sachverständigen) kann sich auf die Feststellung einzelner Vor­ aussetzungen des Anspruchs aus der Versicherung und auf das Maß der durch den Unfall herbeigeführten Einbuße an Erwerbsfähigkeit erstrecken. Nach § 12 Abs. 2 a AllgVersbdg. entscheidet die Kommission über „Art und Umfang der Unfall­ folgen", und „ob und in welchem Umfange der eingetretene Schaden auf den Versicherungsfall zurückzuführen ist". Die Zulässigkeit einer derartigen Verabredung isi rechtlich be­ denkenfrei (RG. 27. 10. 99 Bd. 45. 350). — F ü r alle sonstigen Streitigkeiten, namentlich über die Frage, ob überhaupt eine

§181

631

Leistungspflicht des Versicherers besteht, bleiben die ordent­ lichen Gerichte zuständig (OLG. Köln 23. 5. 03 VA. 1903. 148 Nr. 16). So kann das Gericht, trotzdem die Kommission die ihr unterbreiteten Fragen zugunsten des Versicherten be­ jaht, zu einer Ablehnung des Anspruchs gelangen (OLG. Kal­ mar 30. 6. 05 VA. 1905* 103 Nr. 165). IV. Die Z u s a m m e n s e t z u n g der Ärztekommission ist 5. vertraglich zu regeln. Die Regelung muß die Unparteilichkeit und die Unabhängigkeit der Kommission garantieren. Nach § 13 I AllgBersbdg. setzt sie sich regelmäßig aus zwei Ärzten, von denen jede Partei einen benennt, und aus dem Obmann (dem nach dem Wohnort des Verletzten zuständigen beamteten Arzt oder einem auf Verlangen sKG. 27. 11. 03 Rspr. Bd. 8. 172] einer Partei von dem Versicherer zu benennenden Leiter einer öffentlichen Heilanstalt, Lehrer an einer deutschen Hoch­ schule) zusammen. Lehnt der Versicherungsnehmer den von dem Versicherer benannten Obmann ab, so wird er von dem Vorsitzenden der für den letzten inländischen Wohnort des Versicherten, hat der Versicherte keinen inländischen Wohnort, von der für den Sitz des Versicherers zuständigen Ärzte­ kammer ernannt. Benennt eine Partei ihr Kommissionsmit­ glied nicht binnen zwei Wochen, nachdem sie von der anderen Partei hierzu aufgefordert ist, so erfolgt die Ernennung dieses Mitgliedes gleichfalls durch den Vorsitzenden der zuständigen Ärztekammer. Der Vertrauensarzt des Versicherers, der bereits ein Gutachten für ihn abgegeben hat, kann Kom­ missionsmitglied, nicht Obmann sein. Zum Obmann taugt nur eine am Streit bisher nicht beteiligte, durchaus un­ befangene Person (RG. 6. 12. 04 VA. 1905* 10 Nr. 93, I W . 1905. 90, 12. 6. 08 VA. 1908* 87 Nr. 408). Über Ausscheiden und Ablehnung von Kommissionsmitgliedern Bem. 6, 7 zu § 64. V. Das V e r f a h r e n ist gesetzlich nicht geregelt. I s t 6. auch vertraglich keine Regelung vorgesehen, dann bestimmen die Kommissionsmitglieder nach eigenem pflichtgemäßen E r­ messen, wie sie vorgehen wollen (Bem. 8 zu § 64). — Nach § 13II AllgBersbdg. hat der Versicherer, sobald die Kom­ mission zusammengesetzt ist, unter Einsendung der Akten den Obmann um die Durchführung des Verfahrens zu ersuchen.

632

4. Abschnitt. Unfallversicherung. § 185.

Der Obmann Bestimmt im Einvernehmen mit den Beiden Kommissionsmitgliedern O rt und Zeit des Zusammen­ tritts und giBt hiervon den Parteien mindestens eine Woche vor dem Tage des Termins Nachricht. Bei der Wahl des Tagungsortes ist Billige Rücksicht auf das körperliche Befinden des Versicherten und auf Vermeidung unverhältnismäßig hoher Reisekosten zu nehmen (VA. 1910. 89) Der Obmann kann sich wegen weiterer Aufklärung des Sachverhalts an die Parteien wenden. I n der Sitzung ist der Verletzte soweit tunlich zu hören und erforderlichenfalls zu untersuchen. Wenn er trotz rechtzeitiger Ladung nicht erscheint, aber sein AusBleiBen rechtzeitig und genügend entschuldigt hat, so ist ein neuer Termin anzuBeraumen. Erscheint er auch dann nicht, dann kann die Kommission auf Grund der Akten entscheiden. Die Entscheidung ist schriftlich zu Begründen und vom Obmann zu Beurkunden. 7. VI. Die F e s t s t e l l u n g der Ärztekommission ist u n v e r B i n d l i c h , wenn sie von der wirklichen Sachlage offen­ bar erheblich -abweicht (Abs. 1 S . 1; Bern. 9 zu § 64). Der offenbaren Unbilligkeit wird gleichgestellt, wenn die Kom­ mission die Feststellung nicht treffen kann (OLG. Stettin 11. 12. 13 VA. 1914* 13 Nr. 787) oder will oder verzögert (Abs. 1 S . 3). 8. VII. B e i d e P a r t e i e n k ö n n e n die Feststellung der Kommission a n f e c h t e n , indem sie gerichtliche Entscheidung verlangen (Abs. 1 S . 2, 3; Bern. 10 zu § 64). 9. V III. Die Verteilung der K o st e n des Verfahrens erfolgt in § 13 III der AllgVersbdg. in der Weise, daß, wenn die Entscheidung der Kommission für den Versicherten günstiger ist als das vor ihrem Zusammentritt erfolgte Angebot des Versicherers, die Kosten von dem Versicherer zu tragen sind; anderenfalls werden sie dem Versicherungsnehmer auferlegt, und zwar Bis zum Betrage von 250 RM., wenn er selbst, Bis zum Betrage von 75 RM., wenn der Versicherer die Kom­ missionsentscheidung beantragt hat. Den Mehrbetrag hat in beiden Fällen der Versicherer zu tragen. 10. IX. Abs. 1 S . 1 ist absolut zwingend (AllgVorbem. 27) Die Vorschriften des § 184 haben rückwirkende Kraft (Art. 4 Nr. 6 EG.).

5. Abschnitt. Schlußvorschristen. §

186.

633

§ 185. Der Versicherer hat dem Versicherungs­ nehmer die Kosten, welche durch die Ermittelung und Feststellung des Unfalls sowie des Umfanges der Leistungspflicht des Versicherers entstehen, insoweit zu erstatten, als ihre Aufwendung den Umständen nach geboten war. 1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 au § 66. 1. 2. § 185 gibt den für die Schadensversicherung in § 66 2. Abs. 1 ausgesprochenen Grundsatz sachlich wieder. Die nähere Regelung der Kostenverteilung erfolgt vertraglich. Nach § 8 AllgVersbdg. übernim m t der Versicherer alle notwendigen Kosten, die durch die vertrauensärztliche Untersuchung des Verletzten, die von dem Versicherer ausgeübte ärztliche Kon­ trolle, die durch die ärztlichen Anordnungen verursacht wer­ den, ferner die Kosten der von dem Versicherer zugezogenen oder befragten Arzte und in gewissem Umfange auch die Kosten für die zur Begründung des Vrrsicherungsanspruchs er­ forderlichen ärztlichen Zeugnisse, endlich auch die Kosten der von dem Versicherer angeordneten Besichtigung und Öffnung der Leiche, über die Verteilung der Kosten der Ärztekom­ mission Bem. 7 zu § 184. 3. § 185 ist nicht zwingend. 3.

F ü n f t e r Abs c hni t t .

Schlutzvorschrlsten. § 186. Die Vorschriften dieses Gesetzes finden auf die Seeversicherung und auf die Rückversicherung keine Anwendung. D en Vorschriften des Gesetzes unter­ l i e g e n nicht: I. die S e e v e r s i c h e r u n g , die in §§ 778—900, 905 1. HGB. gesetzlich, in den A D S. vertraglich geregelt ist; II. die R ü ck v e r s i ch e r u n g. 2. S c h r i f t t u m : H e r r m a n n s d o r f e r , Wesen und Behandlung der Rückversicherung, München 1964; R i t t e r 143.

634

S. Abschnitt. Schlußvorschriften.

1. Die R e c h t s v e r h ä l t n i s s e - w i s c h e n ( E r s t- ) V e r s i c h e r e r u n d R ü c k v e r s i c h e r e r (Retrozessionar) sind t y P i s ch a u s g e b i l d e t. Es kommen vor: die Einzel(Spezial-) Rückversicherung, die laufende (General-) Rückver­ sicherung, die Quoten-, Exzedenten-, Quotenexzedenten-, Schadenexzedenten-Bersicherung sein kann. Die laufende Rückver­ sicherung kann für beide Vertragsparteien fakultativ (frei­ bleibend) oder für den Versicherer fakultativ und für den Rückversicherer obligatorisch oder umgekehrt für den Ver­ sicherer obligatorisch und für den Rückversicherer fakultativ sein. 3. 2. R ü c k v e r s i c h e r u n g i st „Versicherung der von dem Versicherer übernommenen Gefahr" (§ 779 Abs. 1 HGB.). Sie ist keine Gesellschaft oder ein gesellschaftsähnliches Verhältnis, wie vorübergehend irrtümlich angenommen worden ist (RG. 16. 11. 87 Bd. 20. 42, 13. 1. 97 Bd. 38. 206, 25. 9. 97 Bd. 39. 194, 199, 8. 6. 03 Bd. 55. 86, 90 (unentschieden)), wenn auch zwischen Versicherer und Rückversicherer ein partiarisches Verhältnis besteht, sondern V e r s i c h e r u n g (ROHG. Bd. 5. 163; RG. 15. 1. 81 Bd. 4. 13) und zwar Schadensversicherung. I n der Schadensversicherung gehört sie mit der Haftpflichtver­ sicherung (Bem. 5 vor § 149) zu der Gruppe von Versiche­ rungen, bei denen sich das versicherte Interesse aus das ganze Vermögen bezieht (Bem. 5 zu § 1); auch für die Lebensrückversicherung gilt nichts anderes (unrichtig H a l l Z. 1914. 408). 4. 3. Eine besondere gesetzliche R e g e l u n g hat die (Bin­ nen-) Rückversicherung nicht erhalten, durch Erledigung des Vorbehalts in Art. 75 EGBGB. sind auch die landesrecht­ lichen Vorschriften (z. B. §§ 2016 ff. ALR. II. 8) außer Kraft getreten (KB. I. 132; Bgr.). Gewöhnlich liegen der Rück­ versicherung die Versbdg. der Erst-Versicherung zugrunde, im übrigen muß bei jeder einzelnen Bestimmung des Gesetzes ge­ prüft werden, inwieweit ihre entsprechende Anwendung in dem Verhältnis zwischen Erst-Versicherer und Rückversicherer zulässig ist.

§ 187. Die in diesem Gesetze vorgesehenen B e­ schränkungen der Vertragsfreiheit bleiben bei der

§187.

635

Transportversicherung von Gütern, bei der Kredit­ versicherung, der Versicherung gegen Kursverluste, und der Versicherung gegen Arbeitslosigkeit außer An­ wendung. Das Gleiche gilt von einer Schadensversicherung, die in der Weise genommen wird, daß die versicherten Interessen Lei der Schließung des Vertrags nur der Gattung nach bezeichnet und erst nach ihrer Entstehung dem Versicherer einzeln aufgegeben werden (laufende Versicherung). Den B e s c h r ä n k u n g e n d e r V e r t r a g s f r e i ­ h e i t (AllgVorbem. 28) unterliegen nicht: I. Die T r a n s p o r t v e r s i c h e r u n g v o n G ü t e r n 1. oder, wie das Gesetz an anderer Stelle ausführlicher sagt, die Versicherung von Gütern gegen die Gefahren der Beförde­ rung zu Lande oder auf Binnengewässern (§ 129 Abs. 1). Güter sind im Gegensatz zu Transportmitteln zu verstehen, daher unterliegt die Versicherung von Transportmitteln den Beschränkungen der Vertragsfreiheit (RG. 5. 2. 15 Bd. 86. 215, VA. 1915* 35 Nr. 873). Aber die Beschränkungen der Vertragsfreiheit könnten auch bei der Versicherung von Schiffen ganz oder teilweise außer Anwendung gesetzt werden (§ 188). Keine Transportversicherung von Gütern ist die Versicherung des Montagegerüstes und der Eisenkonstruktion zum Bau einer Brücke (RG. 29. 11. 27 I R . 1928. 5). Bei der Güter­ transportversicherung finden somit keine Anwendung z. B. § 11 (KG. 6. 6. 25 I R . 1925. 255), § 12 Abs. 2 (KG. 28. 1. 22 HansRZ. 1922. 341). II. Die K r e d i t v e r s i c h e r u n g ( H e r z f e l d e r , Lexi- 2. kon 809), d. h. die Versicherung gegen Vermögensverluste, die der Versicherte infolge Zahlungsunfähigkeit seines Schuldners erleidet. Sie deckt gewöhnlich Waren-, seltener Finanz-, Miet-, Pachtkredite; auch die Garantie- und Kautionsversiche­ rung sind der Kreditversicherung zuzuzählen, über Finanz­ kreditversicherung VA. 1927. 153, über Exportkreditversicherung VA. 1927. 154, 1928. 153.

636 3.

5. Abschnitt. Schlußvorschriften.

III. Die V e r s i c h e r u n g gegen K ursver­ l u s t e , d. h. die Versicherung des Versicherten gegen den B ermögensschaden, der ihm dadurch erwächst, daß Wertpapiere m it einem den K u rsw e rt nicht erreichenden Betrag zur Auslosung gelangen. Sie ist zulassungs- und aufsichtsfrei nach M aß ­ gabe des § 116 V A G . 4. IV . D ie V e r s i c h e r u n g g e g e n A r b e i t s l o s i g ­ kei t . Sie w ird als private Versicherung nicht betrieben. 5. V. D i e l a u f e n d e V e r s i c h e r u n g . S c h r i f t t u m : D u r st HansRZ. 1919. 566; E h r e n b e r g Z . 1903. 203; M o l d e n h a u e r Z . 1901. 19, 141; R i t t e r 1135; W e y g a n d , Grundzüge der Kundenversiche­ rung, B e rlin 1914. 1. D ie im einzelnen gesetzlich (vgl. die eingehende Rege­ lung in §§ 97, 98 A D S .) nicht geregelte laufende Versiche­ rung, auch Generalversicherung genannt, beherrscht die kauf­ männische Gütertransportversicherung und Rückversicherung (Bem. 2 zu § 186) und findet auch in der Feuerversicherung Anwendung. Sie kommt in dem binnenländischen Betrieb der Transportversicherung vor als P a u s ch a l V e r s i c h e ­ r u n g , deren Eigentümlichkeit darin besteht, daß fü r eine bestimmte Z eit gewisse G üter gegen Transportgefahren ver­ sichert sind, wobei die Haftung des Versicherers auf einen bestimmten M axim albetrag fü r das T ra n sp o rtm ittel (Eisen­ bahn, Schiff, Fuhre, Boten usw.) oder a u f einen Umsatz wäh­ rend eines bestimmten Z eitra u m s (Tages-, Jahresm aximum usw.) beschränkt ist oder auf sämtliche Bezüge ausgedehnt wird, oder als A b s c h r e i b e v e r s i c h e r u n g , bei der die Präm ie nach der Abschreibesumme berechnet w ird, ohne daß eine Rückvergütung der Präm ien stattfindet, wenn die Abschreibesumme innerhalb der formellen Versicherungsdauer (Bem. 2 zu § 7) nicht abgeschrieben ist, während in dem hansestädtischen Verkehr die laufende Versicherung nach § 97 A D S . Verwendung findet. — D as M a x i m u m (verwirrend auch Schadensmaximum im Gegensatz zu Versicherungsmaxi­ mum genannt, wobei unter Bersicherungsmaximum Versiche­ rungssumme, unter Schadensmaximum Versicherung auf erstes Risiko verstanden werden soll) zieht wie die Versicherungs­ summe die äußerste Grenze fü r die Entschädigungsleistung des

§181

637

Versicherers. Infolgedessen findet § 56 Anwendung, wenn z. B. der Lagerbestand das Maximum übersteigt. Die Nicht­ anwendung der Vorschrift des § 56 ist nur möglich, wenn Versicherung auf erstes Risiko vereinbart ist oder als ver­ einbart zu gelten hat, was nur in dem Bereich der Einbruch­ diebstahlversicherung (Bem. 7 zu § 56) anzunehmen ist ( H a g e n Z. 1928. 213, HansRGZA. 1928. 139, 149, E h r e n b e r g Z. 1928. 349, 354) S ch u r g a st I R . 1928. 131; KG. 14. 10. 25 VA. 1927. 65 Nr. 1573. Anders RG. 25. 11. 27 VA. 1929. 47 Nr. 1824, RG. 25. 11. 27 I R . 1928. 7, VA. 1929. 49 Nr. 1825, IW . 1928. 791, 1737, 27. 1. 28 IW . 1928. 3174, I R . 1928. 59; KG. 24. 2. 24 VA. 1926. 158 Nr. 1505, 1. 6. 27 I R . 1927. 258; M a r t i n BersPraxis 1928. 65. 2. D i e l a u f e n d e V e r s i c h e r u n g ist Versicherung 6. künftig entstehender Interessen, wenigstens der Hauptsache nach, denn sie deckt auch diejenigen Interessen, die bei dem materiellen Beginn der Versicherung (Bem. 2 zu § 38) bereits vorhanden sind. Infolgedessen können bei dem formellen Ver­ sicherungsbeginn die versicherten Interessen nicht individuell, sondern nur generell bezeichnet werden, und ihre Aufgabe (De­ klaration) kann erst nach ihrer Entstehung erfolgen. 3. Der A b s c h l u ß einer laufenden Versicherung ist nicht 7. der Abschluß eines Vorvertrags, dem der endgültige Vertrag erst mit Entstehung des versicherten Interesses oder seiner Aufgabe nachfolgt (RG. 10. 2. 94 HGZ. 1894. 83, 28. 6. 99 Bd. 44. 31), sondern der Abschluß eines Versicherungsvertrags über gegenwärtige und der Hauptsache nach über künftig ent­ stehende Interessen (RG. 28. 2. 17 Bd. 90. 5; R i t t e r 1139). Die Aufgabe hat deklaratorische, nicht konstitutive Bedeutung. Mithin muß namentlich die vorvertragliche Anzeigepflicht (§ 16) bis zu dem formellen Versicherungsbeginn, nicht bei der Deklaration erfüllt sein (RG. 3. 3. 11 Bd. 76. 12; anders KG. 22. 12. 26 HansRZ. 1927. 277). 4. Die D e k l a r a t i o n (Aufgabe) ist keine Obliegenheit 8. (§ 6), sondern eine einklngbare Rechtspflicht (RG. 15. 5. 12 HGZ. 1912 . 238; OLG. Hamburg 17. 11. 16 HGZ. 1918. 147 u. an anderen Stellen). Der Versicherungsnehmer haftet in­ folgedessen für seinen Erfüllungsgehilfen (§ 278 BGB.). Die Unterlassung oder die Verzögerung der Deklaration löst nur

638

5. Abschnitt. Schlußvorschriften.

dann Leistungsfreiheit des Versicherers aus, wenn diese Folge ausdrücklich vorgesehen ist. Der Versicherer kann Ersatz des Schadens verlangen, der ihm durch Unterlassung oder V er­ zögerung entstanden ist, weil er z. B. die Rückversicherung unterließ. W ird durch E inbringung der versicherten Werk­ anlage in eine Aktiengesellschaft dem Versicherten unmöglich, weitere Versendungen zur Versicherung zu bringen, so gesteht OLG. S te ttin 24. 10. 27 VA. 1929. 63 N r. 1837; RG . 27. 4. 28 HansRGZA. 1928. 344, I R . 1928. 186, I W . 1928. 1744, VA. 1929. 257 Nr. 1911 ( H o c h g r ä b e r ZBW . 1928.594) dem Versicherer einen Schadensersatzanspruch unter Verkennung von § 68 Abs. 2 — worauf H a g e n I W . 1928. 3182 hinweist — zu P o 1 t i e n V ersPraxis 1928. 27; M i e l k e I R . 1928. 32).

§ 188. Durch Kaiserliche Verordnung kann mit Zustimmung des Bundesrats bestimmt werden, daß bei den im zweiten, dritten und vierten Abschnitte nicht besonders geregelten Versicherungszweigen, auch soweit sie nicht unter den § 187 fallen, sowie bei der Ver­ sicherung von Schiffen gegen die Gefahren der Binnen­ schiffahrt die in diesem Gesetze vorgesehenen Beschrän­ kungen der Vertragsfreiheit ganz oder zum Teil außer Anwendung bleiben. 1.

1. D i e B e s c h r ä n k u n g e n d e r B e r t r a g s f r e 4 h e i t (AllgBorbem. 28) k ö n n e n im Wege der Verordnung ganz oder teilweise a u ß e r A n w e n d u n g gesetzt

we r de n: a) um die fortschreitende Entwicklung des Versicherungs­ wesens nicht zu hemmen für Versicherungszweige, die nicht als Feuer-, Hagel-, Vieh-, T ransport-, Haftpflicht-. Lebens-, Unfall-Versicherung anzusprechen sind, auch soweit sie nicht unter § 187 fallen. Nicht geregelte Schadensversicherungs­ zweige sind beispielsweise die Schlachtvieh-, G las-, Bohkott(VA. 1906. 57), Streik- (VA. 1907. 103) Versicherung, die Versicherung gegen S tu rm - (VA. 1927. 188), Wasserschäden usw.,

§§ 188, 189.

639

b) für die Versicherung von Schiffen gegen die Gefahren der Binnenschiffahrt. 2. Eine derartige Verordnung ist bisher nicht erlassen 2. worden.

§ 189. Die Vorschriften der §§ 38, 39, 42 über die nicht rechtzeitige Zahlung einer Präm ie und die Vorschriften der §§ 173 bis 178 über die Gewährung einer prämienfreien Versicherung und die Erstattung der Prämienreserve finden, soweit mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde in den Versicherungsbedingungen abweichende Bestimmungen getroffen sind, keine An­ wendung: 1. auf Versicherungen, die bei einem Vereine ge­ nommen werden, der a ls kleinerer Verein im Sinne des § 53 des Gesetzes über die privaten Versicherungsunternehmungen vom 12. M ai 1901 (Reichs-Eesetzbl. 6 . 139) anerkannt ist; 2. auf die Sterbegeldversicherung, die Volksversiche­ rung sowie auf sonstige Arten der Lebensversiche­ rung mit kleineren Beträgen. Sind für Versicherungen mit kleineren Beträgen im Sinne des Abs. 1 Nr. 2 mit Genehmigung der Auf­ sichtsbehörde abweichende Bestimmungen getroffen, so kann deren Gültigkeit nicht unter Berufung darauf angefochten werden, daß es sich nicht um Versicherungen mit kleineren Beträgen handle. I. D as VAG. trägt der Sonderstellung der kleineren 1. Bersicherungsunternehmungen durch eine vereinfachte Organi­ sation (§ 53) und dadurch Rechnung, daß Abweichungen von den allgemeinen Vorschriften über die Zulassung, Geschäftsführung und Rechnungslegung gestattet werden (§ 124). II. 1. I m Rahmen deS Gesetzes können Abweichungen nur in ganz bestimmten Richtungen zugelassen werden. An-

640

5. Abschnitt. Schlußvorschriften.

bete als die durch § 189 gestatteten Abweichungen sind unzu­ lässig und würden auch durch aufsichtsbehördliche Genehmi­ gung keine Rechtswirksamkeit erlangen. D i e A b w e i c h u n ­ genkönnen betreffen: 2. a) d i e W i r k u n g e n d e r V e r s ä u m u n g v o n P r ä m i e n z a h l u n g e n (§§ 38, 39, 42). D i e A b ­ weichungen kommen für alle V e r s i c h e r u n g s ­ zweige in Betracht. Es kann also z. B. in Abweichung von § 38 Abs. 2 vor­ gesehen werden, daß der Versicherungsvertrag im Falle des Unterbleibens einer Prämienzahlung, die bei oder vor Beginn der Versicherung zu erfolgen hat, ohne Kündigung erlischt, oder es kann in Abweichung von § 39 bestimmt werden, daß die Versicherung nach Gewährung einer Respektfrist ohne weiteres, also ohne Kündigung aufhört. Es kann ferner ver­ einbart werden, daß nicht gemahnt zu werden braucht, daß es also nicht auf den Verzug, sondern auf die Nichtrechtzeitigkeit ankommt. Das Aufsichtsamt hat bei wöchentlicher Prämienzahlung gewöhnlich Wegfall der Mahnung und der Kündigung ge­ stattet, so daß die Versicherung unter Verfall der geleisteten Beiträge vorbehaltlich gewisser Rechte erlischt, jedoch muß die Frist, innerhalb der die Präm ien bedingungsgemäß zu ent­ richten sind, reichlich bemessen sein. Bei monatlicher Präm ien­ zahlung hat es der Regel nach nur Mahnung, nicht auch Kündigung verlangt und genehmigt, daß die Mahnung mittels eines als Drucksache versendbaren Form ulars erfolgt, und daß die Nachfrist nicht vom Tage des Eingangs, sondern vom Tage der Absendung an läuft (VA. 1909. 168, 1910. 101, 1912. 109). 3. d) d i e U m w a n d l u n g d e r V e r s i c h e r u n g i n ei ne p r ä m i e n f r e i e u n d E r s t a t t u n g d e r Rück­ v e r g ü t u n g (§§ 173—178). D i e s e A b w e i c h u n g e n k o m m e n n u r b e i d e r L e b e n s v e r si ch e r u n g i n Bet racht . Die Bestimmungen der §§ 173 ff. setzen das Vorhandensein einer individuellen Prämienreserve voraus, eine Voraus­ setzung, die bei kleineren Vereinen oftmals nicht erfüllt ist (§ 124 BAG.). Ferner ist, selbst wenn technisch richtig ab-

§ 189.

641

gestufte Beiträge erhoben werden und auch im übrigen der Aufbau des Vereins den Anforderungen der Technik ent­ spricht, die Berechnung der Prämienreserve nur möglich, wenn die Unternehmungen ständig mathematische Sachverständige zu Rate ziehen. Es ist daher die Möglichkeit vorgesehen, daß die Versbdg. oder die Satzungen abweichende Vorschriften ent­ halten. So kann beispielsweise bestimmt werden, daß beim Austritte des Mitgliedes aus dem Verein sämtliche Beiträge dem Verein verbleiben (LG. Essen VA. 1908* 69 Nr. 395; OLG. Hamm 30. 11. 10 VA. 1911* 44 Nr. 594; RG. 24. 10 11 VA. 1912* 14 Nr. 647; OLG. Hamburg 23. 12. 11 VA. 1912* 21 Nr. 648), oder daß nur die ordentlichen Beiträge zurückbezahlt werden (LG. Dresden VA. 1908* 45 Nr. 378). E s kann die dreijährige Frist des § 173 verlängert werden. Es kann von der Umwandlungsmöglichkeit abgesehen werden, wenn ausreichende Rückgewähr vorgesehen ist oder um­ gekehrt (DA. 1910. 102; daselbst auch über die Gewährung von Polieedarlehen). 2. D i e von dem Gesetz a b w e i c h e n d e V e r e i n - 4. b a r u n g darf nicht von Fall zu Fall getroffen werden, son­ dern sie m u ß i n g e n e h m i g t e n A l l g V e r s b d g . e n t h a l t e n sein. Es kommt nur darauf an, ob materiell Versbdg. vorliegen, nicht auf die hiervon etwa verschiedene Bezeichnung (Satzung, Regulativ u. dgl.). 3. D i e A b w e i c h u n g e n d ü r f e n n u r z u g e l a s ­ sen w e r d e n : a) b e i kleineren G e g e n s e i t i g k e i t s v e r - 5. e i n e n (§ 53 DAG.), ohne daß es auf den betriebenen Bersicherungszweig ankommt. Sie findet also, soweit überhaupt möglich, Anwendung beispielsweise bei kleineren Kaskoversiche­ rungsvereinen, Viehversicherungsvereinen, hauptsächlich aber auf dem Gebiete der kleineren Lebensversicherung. Versicherungsvereine, die Leistungen in den Grenzen des § 508 RVO und ein Sterbegeld von höchstens 300 RM. gewähren, sind kleinere Vereine, sofern die Aufsichtsbehörde auf ihren Antrag nichts anderes bestimmt (Gesetz vom 20. Dezember 1911 § 6 Abs. 1; Bem. 2 zu § 190). Die Zuständigkeit zur An­ erkennung als kleinerer Verein entscheidet sich nach §§ 2, 3, das Verfahren nach §§ 73 ff. VAG. B is zur Anerkennung Bruck, Bersicherunqsvertraq. 6. WT. 41

642

5. Abschnitt. Schlußvorschriften.

un- nach deren Wiederaufhebung gilt § 189 für die Vereine nicht. Ob die aufsichtsbehördliche Anerkennung als kleinerer Verein zu Recht ergangen ist, kann auch nach der Richtung der Zuständigkeit hin nicht nachgeprüft werden. Die Ent­ scheidung der Aufsichtsbehörde bindet die ordentlichen Gerichte (§§ 63 Abs. 4, 77 VAG.). 6. b) b e i d e r S t e r b e g e l d v e r s i c h e r u n g . Sie ist kein fest bestimmter juristischer Begriff. Jede Versicherung kleinerer Beträge auf den Todesfall kann hierunter verstanden werden. I m allgemeinen rechnet man die bei kleineren Ver­ einen ( S t e r b e k a s s e n ) genommene Versicherung hierzu. Der Zweck der Sterbekassen geht dahin, im Falle des Todes des Versicherten eine Summe zu gewähren, die den Angehöri­ gen über alle mit dem Todesfall für sie verbundenen Aus­ gaben hinweghelfen soll (LG. Görlitz VA. 1910* 14 Nr. 498) ohne Rücksicht darauf, ob durch die Zugehörigkeit zu mehreren Sterbekassen der Erfolg eintritt, daß die Sterbegelder die Beerdigunskosten übersteigen (OLG. Kolmar 13. 7. 10 VA. 1912* 98 Nr. 687). Zum Begriff LG. Cleve VA. 1905* 47 Nr. 117; OBG. 7. 1. 09 VA. 1909* 3 Nr. 426; B e h r e n d LZ. 1907. 390, M o s e r Z. 1914. 379; §§ 894 BGB., 850 Nr. 4 ZPO . 7. c) b e i d e r B o l k s v e r s i c h e r u n g . Auch ihr Begriff ist kein fester. M an versteht hierunter gewöhnlich Versiche­ rungen kleinerer Summen auf den Todes- und Erlebensfall, bei denen keine ärztliche Untersuchung stattfindet, und bei denen die jährliche Prämie in kleinen Teilbeträgen gewöhnlich in Wochen-, höchstens in M onatsraten gezahlt wird (VA. 1921. 213). Die von der Aufsichtsbehörde festzusetzende Höchst­ summe darf auch nicht durch mehrfache Bersicherungsnahme bei einem und demselben Versicherer überschritten werden (VA. 1910. 101). F ü r diese Versicherung, die auf die minder­ bemittelten Stände berechnet ist, bestehen bei den Lebensver­ sicherungsgesellschaften besondere geschäftliche Einrichtungen, namentlich was die Form der Beitragserhebung anlangt (Aushändigung oder Einkleben von Marken), über die Bei­ tragserhebung außerhalb der Jnkassoorganisation VA. 1911. 93, über das Geschäftsgebahren und die Buchführung VA 1911. 94. 8. d) b e t s o n s t i g e n A r t e n d e r L e b e n s v e r -

§190.

643

s i c h e r u n g m i t k l e i n e r e n B e t r ä g e n . Was hier­ unter zu verstehen ist, ist nicht völlig klar. Es darf angenom­ men werden, daß die Erleichterung des § 189 nur soweit Platz greifen soll, als die gesetzgeberischen Gründe, die Rücksicht auf den einfacheren Betrieb solcher Versicherungen oder auf die besonderen geschäftlichen Einrichtungen (Bgr.) auch anderweitig zutreffen. Notwendig ist, daß es sich um kleinere Beträge als Versicherungssummen oder -renten handelt, wobei die Grenze nicht absolut, sondern nach der Eigenart der Versicherung, insbesondere nach den Bevölkerungsireisen, für welche die Bersicherungsart berechnet ist, zu bemessen ist. I n Betracht kommen insbesondere die Versicherungen bei Fabrik-, Be­ triebs-, Haus-, Seemanns- und ähnlichen Kassen. Jedenfalls muß es sich immer um Lebensversicherung handeln. Die Er­ leichterung ist zugestanden worden der Kupon-Lebenspoliee (VA. 1924. 54; Bem. 3 zu § 3), versagt worden der Volks­ unfallversicherung (VA. 1913. 86). 4. Die von der Aufsichtsbehörde bei dem Betrieb der Ber- 9. Sicherungen mit kleineren Beträgen (Bem. 6—8) erteilte Ge­ nehmigung hinsichtlich der Nichtanwendung gewisser Vor­ schriften (Bem. 2, 3) hat rechtsbegründende Kraft (AllgVorbem. 14). III. § 189 hat nach Art. 4 Nr. 4 EG. (Bem. 7 zu Art. 4) 10. rückwirkende Kraft.

§ 190. Die Vorschriften dieses Gesetzes finden keine Anwendung auf Versicherungsverhältmsse, die*) bei den auf Grund der Gewerbeordnung von Innungen oder Jnnungsverbänden errichteten Unterstützungs­ kassen begründet werden. Das Gleiche gilt von Verstcherungsverhältnissen, die bei Berufsgenossenschaften gemäh § 23 des Gesetzes, betreffend die Abänderung *) Die Worte „bei den auf Grund des Gesetzes über die eingeschriebenen Hilfskassen (Reichs-Gesetzbl. 1876 S . 125, 1884 S . 54)" sind durch das Reichsgesetz vom 20. Dezember 1911 (RGB. 985) § 10 Abs. 1 in Wegfall gekommen.

644

5. Abschnitt. Schlußvorschriften.

der Unfallversicherungsgesetze, vom 30. Ju n i (Reichs-Gesetzbl. 6 . 335) begründet werden. 1.

1900

I. § 190 betrifft ähnlich wie § 122 VAG. d i e a u f Grund b e s o n d e r e r reichsgesetzlicher Vor­ schriften e r r i c ht e t e n V e r s i c h e r u n g s e i n r i c h ­ t u n g e n . Das Gesetz bleibt für sie an sich außer An­ wendung. Die Verstcherungsverhältniffe werden, soweit die betreffenden Gesetze nicht zwingende Vorschriften enthalten, durch die Satzungen geregelt. Fehlt es an Bestimmungen und handelt es sich darum, den vernünftigen Parteiwillen nach allgemeinen Anschauungen des Verkehrs festzustellen, so steht nichts im Wege, die im Gesetz niedergelegten Rechts­ grundsätze entsprechend zur Anwendung zu bringen. 2. II. D ie S o n d e r st e l l u n g d e r e i n g e s c h r i e b e n e n H i l f s k a s s e n ist durch § 10 Reichsgesetz vom 2 0 .De­ zember 1911 (RGB. 985), das am 1. Ju n i 1912 in Kraft ge­ treten ist (Verordnung vom 13. Mai 1912, RG B. 309), be­ seitigt. § 10 Abs. 2—4 des genannten Gesetzes bestimmen: „Auf die Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit, die zum Betriebe der Versicherung ihrer Mitglieder gegen Krankheit befugt sind, und auf diese Mitglieder finden von den Vor­ schriften des Gesetzes über den Versicherungsvertrag nur die §§ 1—22, 31—48, 164, 188, 189, 194 Anwendung, auf Ver­ eine, die ein Sterbegeld von mehr als 300 M. gewähren, außerdem auch die §§ 159, 173—178. Auf eine Vereinbarung, durch die von den Vorschriften des § 164 des Gesetzes über den Versicherungsvertrag zum Nachteile des Versicherungsnehmers abgewichen wird, kann sich der Versicherer nicht berufen. Art. 3, Art. 4 Nr. 1—5 und Art. 6 des Einführungsgesetzes zum Gesetz über den Versicherungsvertrag finden auf die Versicherungsunternehmungen entsprechende Anwendung, die beim Inkrafttreten dieses Gesetzes auf Grund des Gesetzes über die eingeschriebenen Hilfskassen zum Geschäftsbetriebe befugt sind." Die nicht erwähnten Bestimmungen des Gesetzes finden keine Anwendung, so namentlich auch nicht §§ 58, 59 ( V e s p e r Saski Z. 1927. 96).

§§ 191,192.

646

III. über b i e v o n I n n u n g e n o d e r I n n u n g - - 3. v e r b ä n d e n e r r i c h t e t e n U n t e r st ü t z u n g s k a s s e n §§ 81b Ziff. 3, 85 Abs. 1, 87a Abs. 2, 98 Abs. 3, 1001, 100n Abs. 1, 100t Abs. 4, lOOu, 1041 GewO. Die Kassen der Jnnungsausschüsse sind absichtlich nicht genannt (Reger Bd. 24. 205, Bd. 26. 97). IV. An die Stelle des § 23 des Gesetzes born 30. J u n i 4. 1900 sind §§ 843—846 RVO. getreten (Art. 104 EGRVO.). Hiernach können die G e n o s s e n s c h a f t e n unter anderem e i n r i c h t e n a) eine Versicherung gegen Hastpficht für die Unternehmer und die ihnen in der Haftpflicht Gleichstehenden, b) Rentenzuschuß- und Ruhegeldkassen für Betriebsbeamte, Mitglieder der Genossenschaft, Versicherte, Genossenschaftsan­ gestellte sowie für die Angehörigen dieser Personen.

§ 191. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften über Versicherungsverhältnisse, die bei den im § 75 Abs. 4 des Krankenversicherungsgesetzes be­ zeichneten auf Grund landesrechtlicher Vorschriften er­ richteten Hilfskassen oder bei den auf Grund berg­ gesetzlicher Vorschriften errichteten Knappschaftskassen begründet werden. I. über die Bersicherungsverhältnisse bei den H i l f s - 1. t a f f e n Bem. 2 zu § 190. Die auf Grund landesrechtlicher Vorschriften errichteten Hilsskassen stehen den eingeschriebenen Hilfskassen auch insofern nicht gleich, als sie als Ersatzkassen im Sinne des § 503 RVO. nicht mehr zugelassen werden können. Die ihnen auf Grund des § 75a Krankenversiche­ rungsgesetz erteilte Bescheinigung ist spätestens mit dem 30. J u n i 1914 (Verordnung vom 5. J u li 1912, RG Bl. 439) erloschen. II. Die Versicherungsverhältnisse bei K n a p p s c h a f t s - 2. l a s s e n sind durch das Reichsknappschaftsgesetz vom 23. J u n i 1923 (RGB. I. 431) in der Fassung vom 1. J u li 1926 (RGB. I. 369) geregelt.

§ 192. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften über Versicherungsverhältnisse, die bei

646

5. Abschnitt. Schlußvorschriften.

einer nach Landesrecht errichteten öffentlichen Anstalt unmittelbar kraft Gesetzes entstehen, sowie über Ver­ sicherungen, die bei einer solchen Anstalt infolge eines gesetzlichen Zwanges genommen werden. Auf sonstige Versicherungen, die bei einer nach Landesrecht errichteten öffentlichen Anstalt genommen werden, finden die in diesem Gesetze vorgesehenen Be­ schränkungen der Vertragsfreiheit sowie die Vorschriften über die Versicherungsagenten keine Anwendung. Wird eine Versicherungsunternehmung von dem Reichsaufsichtsamte für Privatversicherung*) oder von der nach den §§ 2, 3 des Gesetzes über die privaten Versicherungsunternehmungen vom 12. M ai 1901 (RGBl. 6 . 139) zuständigen Landesbehörde a ls öffent­ liche Anstalt im Sinne des § 119 des genannten Ge­ setzes anerkannt, so gilt sie auch im Sinne dieses Ge­ setzes a ls öffentliche Anstalt. 1. 2.

1. S c h r i f t t u m : H e l l w e g WuR. 1921. 1. I. 1. Der Begriff der ö f f e n t l i c h e n A n s t a l t ( D o r n , Festgabe für Manes, 26 Anm. 18) kann nicht anders als in § 89 BG B ., § 119 VAG. verstanden werden. Es kommt darauf an, ob die Anstalt in die öffentlich-rechtliche Organi­ sation eingegliedert ist (RG. Strafsachen Bd. 40. 297). Ein einzelnes bestimmtes Merkmal wie Zwangsmitgliedschaft, Aus­ schluß des Rechtsweges, Vorzugsrecht vor anderen Gläubigern ist nicht entscheidend, sondern maßgebend ist die gesamte Aus­ gestaltung der Anstalt (VA. 1908. 104). Es kommt darauf an, ob sie nach dem Landesrecht ihres Sitzes als öffentliche zu gelten hat. Zum Teil sind die Verfassungen dieser Anstalten als Gesetz anzusehen (RGE. Bd. 13. 215, Bd. 28. 300, Bd. 52. 234). Die Anstalten sind eigene juristische Personen oder Ein*) Bek. des Reichswirtschaftsministeriums vom 17. Mai 1919, RGB. S . 322.

§ 192.

647

richtungen öffentlicher Korporationen, z. B. des Landes, der Landschaft, der Stadt. Bon besonderer Bedeutung sind die F e u e r V e r ­ sicherungsanstalten, die entweder m i t V e r ­ sicherungszwang — die Gebäudeeigentümer sind zur Versicherung ihrer Gebäude bei der Anstalt ver­ pflichtet — oder m i t V e r s i c h e r u n g s m o n o p o l — die Versicherungsnahme ist freiwillig; wird Versicherung genom­ men, so muß sie mit der zuständigen Anstalt abgeschlossen werden — o d e r m i t B e r s i c h e r u n g s z w a n g u n d m i t V e r s i c h e r u n g s m o n o p o l ausgestattet sind, oder ohne Versicherungszwang und Versicherungsmonopol i m f r e i e n W e t t b e w e r b stehen. — Für die preußischen An­ stalten gilt das Gesetz vom 25. J u li 1910, G S . 241, dem die übrigen Landesgesetze im wesentlichen gleichen. Der Versiche­ rungszwang ist in Preußen zum größten Teil aufgehoben und nur als Annahmezwang mit den sich aus § 10 des Gesetzes vom 25. J u li 1910 ergebenden Einschränkungen bestehen ge­ blieben. 2. D i e aufsichtsbehördliche A n e r k e n n u n g a l s 3. ö f f e n t l i c h e A n st a l t ist f ü r d i e p r i v a t r e c h t ­ l i che B e u r t e i l u n g maßgebend und b i n d e t d i e G e r i c h t e (Abs. 3). Solange eine solche Entscheidung nicht erfolgt ist, steht die Prüfung der Frage dem Richter zu. Er braucht die aufsichtsbehördliche Entscheidung nicht abzu­ warten; § 148 Z P O . ist nicht anwendbar. Anders, wenn ein Verfahren vor der Auffichtsbehörde schwebt. Die An­ erkennung einer öffentlichen Anstalt erfolgt, indem die Auf­ sichtsbehörde ihre Zuständigkeit verneint; weder eine Form noch ein bestimmtes Verfahren sind vorgeschrieben. E s reicht aus, daß die Aufsichtsbehörde in bestimmter Form ausspricht, daß sie mit Rücksicht auf § 119 BAG. zur Beaufsichtigung nicht berufen sei; die Entscheidung braucht nicht an die An­ stalt gerichtet zu sein. Die Entscheidung kann vom Reichsaufsichtsamt für Privatversicherung oder von derjenigen Landesbehörde getroffen werden, die nach §§ 2, 3 BAG. zur Beaufsichtigung zuständig wäre, wenn die Anstalt als private Bersicherungsunternehmung anzusehen wäre, nicht von der zur Beaufsichtigung der öffentlichen Anstalt berufenen Landes-

648

5. Abschnitt. Schlußvorschriften.

behörde. Die Zuständigkeit der Aufsichtsbehörde kann nach­ geprüft werden. — Nach § 35 des P reuß. Gesetzes vom 25. J u l i 1910 steht die Entscheidung der Frage, ob eine beim Inkrafttreten dieses Gesetzes bestehende Unternehmung als öffentliche Feuerversicherungsanstalt anzusehen ist, dem M i­ nister des I n n e rn zu. E s ist somit die Möglichkeit gegeben, daß die Aufsichtsbehörde anders entscheidet als der M n ister. An einer gemeinsamen Oberinstanz fehlt es. 4.

II. U n b e r ü h r t v o n d e r r e i c h s g e s e t z l i c h e n R e g e l u n g b l e i b e n zwei Gruppen von Versicherungs­ verhältnissen bei einer nach Landesrecht errichteten öffentlichen Anstalt: Versicherungsverhältnisse, die kraft Gesetzes entstehen und Versicherungen, die infolge eines gesetzlichen Zwanges ge­ nommen werden (Abs. 1). O b das Rechtsverhältnis zu der Anstalt privatrechtlich oder öffentlichrechtlich ist, ist bestritten ( D a m m M itteilungen 1910. 403, W e h b e r g ebenda 1911. 139; RO H G . Bd. 9. 132; RG . 26. 2. 01 Bd. 48. 332, 3. 2. 04 Bd. 56. 389). E s ist bei den Anstalten verschieden zu be­ urteilen. Bei der Ham burger Feuerkasse liegt ein öffentlichrechtliches V erhältnis vor (Hamburger Verwaltungsgericht 6. 9. 26 HansRZ. 1927. 193; M o r s t e i n - M a r x HansRZ. 1927. 642). a) D as V e r s i c h e r u n g s v e r h ä l t n i s e n t s t e h t u n m i t t e l b a r k r a f t G e s e t z e s , wenn z. B . die Ver­ sicherung alle in einem bestimmten Bezirke belegenen Gebäude umfaßt, m it Errichtung des B aues von selbst. Uber den Be­ ginn der Versicherung I a c o b i W uR . 1920. 90. b) D er V e r s i c h e r u n g s z w a n g ist meistens so a u s­ gestaltet, daß die Versicherung bei einer bestimmten Anstalt genommen werden muß.

III. 1. F ü r die b e i e i n e r ö f f e n t l i c h e n A n st a l t 'genommenen freiwilligen Versicherungen (Abs. 2) gilt Reichsrecht, und zwar auch dann, wenn die Anstalt in einem bestimmten Gebiet ein M onopol besitzt oder wenn für sie ein Annahmezwang besteht (Bgr.). Som it ist möglich, daß auf eine und dieselbe Versicherung doppeltes Recht anzuwenden ist, z. B. wenn Gebäude und F ah rn is zu­ sammen versichert werden und n u r für jene Bersicherungs-

§193.

649

zwang besteht. Soweit Reichsrecht gilt, sind die öffentlichen Anstalten von den Beschränkungen der V ertragsfreiheit (AllgVorbern. 28) befreit. Außerdem gellen nicht die §§ 43— 48. 2. D a sich das K ü n d i g u n g s r e c h t d e s E r w e r - ß. B e r g d e r v e r ä u ß e r t e n S a c h e (§70) aus allgemeinen Rechtsgrundsätzen ergibt (§ 805 BG B.), so gehört das Kündigungsrecht als solches nicht zu dem Komplex von Vor­ schriften, die Gegenstand der Vereinbarung zwischen Ver­ sicherer und Versicherungsnehmer sein können. Infolgedessen kann das Kündigungsrecht auch von öffentlichen Feuerversiche­ rungsanstalten nicht ausgeschlossen werden ( C o h n LZ. 1912. 443, P e t e r s e n Z . 1914. 136; W allmann Bd. 41. 2121, S c h n e i d e r W uR . 1812. 167; LG. I. B erlin I W . 1928. 3198 (Bruck), I R . 1928. 249; KG. 9. 6. 28 I R . 1928. 231, HansRGZ. A. 1928. 507. Anders H e l l w e g M itteilungen 1916. 243, K rs c h Bd. 3. 345 Anm. 1, R u t 1 k e M itteilu n ­ gen 1906. 205, 209, H i r s c h ebenda 1913. 2; LG. Halle M tteilu n g en 1912. 497; LG. M ünster ebenda 1916. 272; LG. I. B erlin ZV W . 1915. 313; LG. Dortmund V uG eldwirtschaft 1928 Beilage zu Heft 3).

§ 193. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen der Versicherer verpflichtet ist, die Entschädigungssumme nur zur Wiederher­ stellung des versicherten Gegenstandes zu zahlen. Die Landesgesetze können bestimmen, in welcher Weise im Falle des § 97 die Verwendung des Geldes zu sichern ist. 1. S c h r i f t t u m : Bem. 1 zu § 97; S c h n e i d e r M it- J. teilungen 1911. 293. 2. Vorbehalten bleiben die landesgesetzlichen Bestimmungen 2. über die Verwendung der Entschädigungssumme zur W ieder­ herstellung des versicherten Gegenstandes (§ 97; A rt. 110 E G B G B .). I n Betracht kommen Anhalt Gesetz vom 26. 3. 1911, Baden Gesetz vom 26. 10. 1912, Mecklenburg-Schwerin Gesetz vom 29. 10. 1909 u. a.

650

5. Abschnitt. Schlußvorschriften. §194.

§ 194. I n bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, in welchen durch Klage oder Widerklage ein Anspruch aus einem den Vorschriften dieses Gesetzes unterliegenden Versicherungsverhältnisse geltend gemacht ist, wird die Verhandlung und Entscheidung letzter Instanz im Sinne des § 8 des Einführungsgesetzes zum Gerichts­ verfassungsgesetze dem Reichsgericht überwiesen. 1. Ähnliche Bestimmung wie in Art. 6 EG BG B. Aus ihr ergibt sich die ausschließliche Zuständigkeit des Reichs­ gerichts als oberste Instanz für Versicherungsrechtsstreitigk-eiten, vorbehaltlich der Bestimmungen in §§ 186 ff und Art. 2 EG.

EG. zu dem Gesetz über den Versicherungsvertrag.

651

Einführungsgesetz zu dem Gesetz über den

Versicherungsvertrag. A r t i k e l 1. Das Gesetz über den Versicherungsvertrag tritt an einem durch Kaiserliche Verordnung mit Zustimmung des Bundesrats festzusetzenden Tage, spätestens am 1. Ja n u a r 1910, in Kraft. 1. Da eine Kaiserliche Verordnung nicht ergangen ist, ist 1. das Gesetz am 1. Januar 1910 in Kraft getreten.

A r t i k e l 2. Die Vorschriften des Gesetzes über den Versiche­ rungsvertrag und dieses Gesetzes erlangen im König­ reiche Bayern für das Jmmobiliarversicherungswesen nur mit Zustimmung der Königlich Bayerischen Regie­ rung Geltung. Die erfolgte Zustimmung wird vom Reichskanzler im Reichs-Gesetzblatte bekannt gemacht. 1. Nach dem Vorbehalte in Nr. IV des Schlußprotokolls zu 1. dem Vertrage vom 23. November 1870 betr. den Beitritt Bayerns zur Verfassung des Deutschen Bundes (BundesGesetzbl. 1871. 23) ist „in Anbetracht der in Bayern be­ stehenden besonderen Verhältnisse bezüglich des Jmmobiliarversicherungswesens und des engen Zusammenhanges der­ selben mit dem Hhpothekenkreditwesen" das Jmmobiliarver- sicherungswesen in Bayern der Zuständigkeit der Reichsgesetz­ gebung entzogen. Der Grund für diesen Vorbehalt (vgl. auch § 125 Abs. 4 VAG.) ist allerdings mit der reichsgesetzlichen Regelung des Hypothekenrechts weggefallen. Trotzdem besteht

652

EG. Btt betn Gesetz über den Versicherungsvertrag.

der Vorbehalt weiter. Die Vorschriften über das Jmmobiliarversicherungswesen können von Bayern nur ganz oder gar nicht, nicht teilweise, auch nicht unter Abänderungen ange­ nommen werden. Solange sie für Bayern nicht in Kraft gesetzt sind, gilt bayerisches Landesrecht. 2. 2. Die Tragweite des Vorbehaltes war anfänglich bestritten ( B r ü n i n g Veröffentlichungen Heft 2. 120; G i e r k e Z. 1904. 341). Nach ständiger Berwaltungsübung (VA. 1904. 123) wird unter Immobiliarversicherung verstanden die Feuer-, Hagel- (Bayer. Rpfl. Z. 1913. 426), Glas-Versicherung, die Versicherung gegen Wafferleitungs-, Sturm-, MaschinenSchäden von Gegenständen, auf welche sich die hypothekarische Haftung erstreckt.

A r t i k e l 3. W ird ein zur Zeit des Inkrafttretens des Gesetzes über den Versicherungsvertrag bestehendes Versiche­ rungsverhältnis nicht nach dem Inkrafttreten für den ersten Termin gekündigt, für den beide Teile nach den bisherigen Gesetzen zur Kündigung berechtigt sind, so finden von diesem Termin an die Vorschriften des Ge­ setzes über den Versicherungsvertrag Anwendung. 1.

1. S c h r i f t t u m : Veröffentlichungen Heft 14; G e r ­ h a r d Z. 1907. 277; H ec h t Z. 1908. 301; H o n i g M it­ teilungen 1920. 156. 2. I. An sich bleiben für bestehende Versicherungsverhältniffe die bisherigen Gesetze in Kraft (Art. 170 EG BGB.). Dabei kommt nicht nur der In h alt der Gesetze selbst in Betracht, vielmehr sind an erster Stelle die auf Grund dieser Gesetze gültig getroffenen Vereinbarungen, also namentlich die AllgBersbdg., entscheidend. I n den Artikeln 3—6 werden jedoch von diesem Grundsatz Ausnahmen vorgesehen. 3. II. 1. Art. 3 schließt sich an Art. 171 EGB-GB. an. Die freiwillige Fortsetzung des Versicherungsderhältnisses unter der Herrschaft des neuen Rechts gilt als der Ausdruck des Willens, sich dem neuen Recht unterwerfen zu wollen (Bgr.). Art. 3 findet aber nur Anwendung, wenn b e i d e Parteien

Art. 3.

653

zur Kündigung berechtigt waren, nicht bei einseitigem Kündi­ gungsrecht (RGE. Bd. 53.170). E s sind deshalb die laufenden Lebensversicherungsverträge durchweg, daneben auch die Ver­ träge in anderen Versicherungszweigen, z. B. in der lebens­ länglichen Unfall- und Haftpflichtversicherung, der Anwendung des neuen Rechts entzogen, da bei ihnen der Versicherer nicht kündigen kann. Da ferner Art. 3 nur das regelmäßige Kündigungsrecht oder Erlöschen der Versicherung betrifft, so kommen nicht in Betracht: außerordentliche Kündigungsrechte, z. B. wegen Gefahrerhöhung, Veräußerung, Nichtzahlung der Prämie nach Eintritt eines Schadensfalles, Rücktrittsrechte, Verwirkungsklauseln. Dagegen bewirkt die Unterlassung der nach § 8 beiderseits zustehenden Kündigung für den ersten unter der Herrschaft des Gesetzes zulässigen Termin, daß von da ab die Vorschriften des Gesetzes gelten, und daß nunmehr die stillschweigende Verlängerung n u r a u f ein Jah r wirk­ sam ist (KB. I. 169; Bem. 5 zu § 8). 2. D as alte Versicherungsverhältnis gilt im Sinne des 4. Art. 3 als fortbestehend, und der Abschluß eines neuen Ver­ trags ist auch dann nicht anzunehmen, wenn die Versicherung nach ihrem Ruhen lediglich auf einseitigen Antrag des Ver­ sicherungsnehmers wieder in Kraft gesetzt werden muß, wenn sie mit dem Erwerber der versicherten Sache fortgesetzt, wenn die Lebensversicherung in -eine prämienfreie umgewandelt wird. Zweifel, ob das alte Versicherungsverhältnis maß­ gebend ist, sind denkbar, wenn eine erloschene Versicherung nur auf Grund neuer Parteivereinbarungen, z. B. in der Lebensversicherung nach erneuter Prüfung des Gesundheitszu­ standes, wieder in Kraft gesetzt zu werden braucht. Auf den wiederhergestellten Vertrag sind die Vorschriften des Gesetzes zur Anwendung zu bringen (RG. 23. 12. 19 Bd. 97. 323, DA. 1901* 39 Nr. 1139). 3. Soweit für ein Versicherungsverhältnis von einem be- 5. stimmten Zeitpunkt an das neue Recht gilt, bleiben trotzdem die Allg. u. Bes.Versbdg. maßgebend, soweit sie nicht zwingen­ den Vorschriften des Gesetzes zuwiderlaufen (RG. 23. 12. 19 Bd. 97. 323, VA. 1921* 39 Nr. 1139). Die Rechtsfolgen der vor jenem Zeitpunkt eingetretenen Tatsachen (z. B . Konkurs des Versicherers, Unterlassung einer Prämienzahlung, Ab-

654

EG. zu dem Gesetz über den Versicherungsvertrag.

schluß einer Doppelversicherung, Eintritt des Versicherungs­ falles) sind ausschließlich nach altem Rechte zu beurteilen; auch das zwingende Recht des Gesetzes kann hier nicht ein­ wirken.

A r t i k e l 4.

Auf ein zur Z eit des In k ra fttre te n s des Gesetzes über den V ersicherungsvertrag bestehendes Versiche­ ru ngsverhältnis finden von dieser Zeit an die folgen­ den Vorschriften des Gesetzes A nwendung: 1. die Vorschriften des § 3 Abs. 2 bis 4 und des § 4 Abs. 2 über den Versicherungsschein und über das Recht des Versicherungsnehmers, Ab­ schriften der von ihm abgegebenen Erklärungen zu verlangen; 2. die Vorschriften des § 11 und des § 12 Abs. 2 über die Fälligkeit der Leistung des Versicherers und die Verwirkung eines nicht rechtzeitig geltend gemachten Anspruchs sowie die Vorschrift des § 12 Abs. 3, soweit sie sich auf die Verwirkung des An­ spruchs bezieht; 3. die Vorschriften des § 13 über den K onkurs des

Versicherers; 4. die Vorschriften der §§ 39, 91 über die nicht recht­ zeitige Zahlung einer nach dem Beginne der Ver­ sicherung zu entrichtenden Präm ie sowie die Vor­ schriften der §§ 40, 42, 189, soweit sie sich auf die nicht rechtzeitige Zahlung einer solchen Präm ie beziehen; 5. die Vorschriften über die Befugnisse der Versiche­ rungsagenten; 6. die Vorschriften der §§ 64, 184 über die M itwir-

Art. 4.

655

kung von Sachverständigen bei der Feststellung der Leistung des Versicherers7. die Vorschriften des § 94 Abs. 2, 3 und des § 124 über die Verpflichtung des Versicherers zu einer Abschlagszahlung; 8. die für Hypotheken und andere Rechte an G rund­ stücken geltenden Vorschriften der §§ 99 bis 107; 9. die Vorschriften des § 183 über die Verpflichtung des Versicherungsnehmers, für die Abwendung und Minderung der Folgen des Unfalls zu sorgen. I. Das Gesetz enthält eine ganze Reihe von Vorschriften 1. zum Schutze des Versicherungsnehmers, die sich zur sofortigen Anwendung auch gegenüber früher entstandenen Versicherungsverhältnisien eignen, ohne daß durch eine solche An­ wendung berechtigte Interessen des Versicherers verletzt wer­ den. Einigen Vorschriften rückwirkende Kraft beizulegen, ist um so mehr angezeigt, als die Voraussetzung (Art. 3), unter der für ein bereits bestehendes Versicherungsverhältnis sämt­ liche Vorschriften des Gesetzes Geltung erlangen, oft erst spät oder überhaupt nicht eintreten wird. Die rückwirkende Kraft der Vorschriften beginnt aber erst von dem In k ra ft­ treten des Gesetzes an; die Wirkung von Tatsachen, die in eine frühere Zeit fallen, richtet sich nach altem Recht. Weiter bleiben die unter der Herrschaft des alten Rechts getroffenen Bedingungen insoweit auch gegenüber Art. 4 in Geltung, als sie nicht zwingenden Vorschriften des Gesetzes widersprechen (Bgr.; Bem. 5 zu Art. 3). Von den in Art. 4 aufgeführten Vorschriften haben zwingenden Charakter §§ 11, 12 Abs. 2 und 3, 13, 39, 40, 47, 64 Abs. 1 S . 1, 91, 99—107, 183, 164 Abs. 1 S . 1, haben dispositiven Charakter §§ 3 Abs. 2—4, 4 Abs. 2, 43—46, 94 Abs. 2 und 3, 124, 189. Die zwingen­ den Vorschriften verdrängen also entgegenstehende Versiche­ rungsbedingungen, die dispositiven Vorschriften finden nur Anwendung, wenn die Bedingungen die Frage nicht regeln. II. Z u Nr. 1. Da 8 3 Abs. 1 nicht erwähnt ist, kann die 2. nachträgliche Ausstellung des Versicherungsscheins nicht ver-

656

EG. zu dem Gesetz über den Versicherungsvertrag.

langt werden. D as in § 3 Abs. 2 dem Versicherungsnehmer gewährte Recht besteht erst, wenn sich der Verlust der Urkunde nach dem In k rafttreten des Gesetzes ereignet hat. 3. Z u N r . 2. Die rückwirkende K raft des § 11 kann nicht auf Fälle ausgedehnt werden, in denen das Schadensereignis vor dem 1. J a n u a r 1910 eingetreten ist, denn „der Entschädi­ gungsanspruch ist kein Bestandteil des bestehenden Versiche­ rungsverhältnisses, sondern ein neben dem Versicherungs­ verhältnisse bestehender selbständiger Anspruch, der zwar aus dem Versicherungsverhältnis als seiner rechtlichen Grundlage entsprungen, dann aber, nachdem er einm al entstanden ist, ein von diesem durchaus unabhängiges Dasein führt" (P e t e r s e n Z. 1913. 253; anders OLG. Posen 27. 3. 11 VA. 1911* 123 N r. 638). E s ist daher auch nicht zutreffend, daß in einem derartigen Falle ein Anspruch auf Verzugs­ zinsen seit dem 1. J a n u a r 1910 besteht (RG. 16. 1. 12 Bd. 78. 410, VA. 1912* 79 Nr. 679). 4. § 12 Abs. 2 ist nur insoweit anwendbar, als nicht am 1. J a n u a r 1910 die Ausschlußfrist schon lief; sie verlängert sich dann auch nicht etwa auf sechs M onate (OLG. München 29. 11. 12 LZ. 1913. 575, W allm ann Bd. 47. 958; KG. 9. 7. 12 VA. 1912* 103 Nr. 691). 5. Z u N r. 3. M e Anwendung des § 18 ist ausgeschlossen, wenn das Konkursverfahren schon vor dem 1. J a n u a r 1910 eröffnet worden w ar. §§ 40 Abs. 3, 42 kommen hier nicht in Betracht, da sie nach Nr. 4 nur Anwendung finden, soweit sie sich auf die nicht rechtzeitige Z ahlung der P räm ie beziehen. ü. Z u N r. 4. Auch für die vor dem 1. J a n u a r 1910 abge­ schlossenen Verträge gelten seit diesem Tage die Vorschriften der §§ 39, 91 über die nicht rechtzeitige Z ahlung von P r ä ­ mien; es muß somit gemahnt und gekündigt werden. S ind in den AllBers-bdg. fü r den Versicherungsnehmer günstigere Ver­ einbarungen, z. B . hinsichtlich der Gewährung einer Respekt­ frist, der Höhe der Mahngebühr, getroffen gewesen, so bleiben diese in K raft (§ 42); es darf also die M ahnung des Ver­ sicherungsnehmers und die Auferlegung der hierdurch ent­ stehenden Kosten erst nach Ablauf der Respektfrist erfolgen (VA. 1906. 242, 1911. 115, 221, 1912. 137). W ar die Respekt­ oder S tundungsfrist am 1. J a n u a r 1910 noch nicht abge-

Art. 4.

657

lausen, so mutz nochmals ausdrücklich eine Zahlungsfrist nach § 39 gesetzt werden (OLG. Naumburg 3. 2. 11 VA. 1911* 43 Nr. 593; KG. 6. 12. 10 VA. 1911* 95 Nr. 620). Durch die rückwirkende Kraft des § 189 sind die Aufsichts- 7. behörden in der Lage, Abweichungen von den §§ 39, 42 auch für die am 1. Ja n u a r 1910 laufenden Verträge zuzulassen. Das Aufsichtsamt hat jedoch diese Abweichungen nur gestattet, wenn nicht die dem Vertrage zugrunde liegenden Bedingungen günstigere für den Versicherungsnehmer waren (VA. 1910. 102, 169). Z u Nr. 5. M it dem Inkrafttreten des Gesetzes haben die 8. Versicherungsagenten die ihnen in §§ 43—47 zugewiesene Rechtsstellung. Vorher von ihnen und ihnen gegenüber vor­ genommene Rechtshandlungen sind in ihrer Wirkung nach altem Rechte zu beurteilen. Soweit nach §§ 44, 45 die Kennt­ nis des Agenten von Erheblichkeit ist, tritt das neue Recht in Wirkung, auch wenn noch vor seinem Inkrafttreten der Agent die Kenntnis erlangt hat. Beschränkungen der Vertretungs­ macht, die der Versicherungsnehmer nach § 47 nicht gegen sich gelten zu lassen brauchte, behalten ihre Wirksamkeit, toerm diese beim Inkrafttreten des Gesetzes gegeben waren. Ob § 48 rückwirkende Kraft hat, ist bestritten. Die Frage 9. ist zu bejahen mit Rücksicht auf den öffentlich-rechtlichen Cha­ rakter der Beftimmung (OLG. Düsseldorf 22. 5. 12 VA. 1912* 83 Nr. 681; KG. 14. 2. 13 VA. 1913* 6 Nr. 713; OLG. Breslau 13. 5. 14 VA. 1915* 3 Nr. 855). Z u Nr. 6. §§ 64, 184 gelten nur, wenn sich nicht beim 10. Inkrafttreten des Gesetzes der Bersicherungsfall bereits er­ eignet hatte. Z u Nr. 7. Falls der Bersicherungsfall vor dem 1. J a n u a r 11. 1910 eingetreten ist, gilt altes Recht. Z u Nr. 8. Soweit dem Versicherer gegenüber einem Hhpo- 12. thekengläubiger obligatorische Rechte zustehen, werden diese nicht berührt, da die §§ 99—107 nur Rechte behandeln, die den Realberechtigten auf Grund ihres dinglichen Rechtes zu­ stehen (Bgr.). I m übrigen ist § 99 nicht anwendbar, wenn der Bersicherungsfall schon eingetreten ist, §§ 100 ff. sind es nicht, wenn die Kündigung, der Rücktritt usw. bereits erfolgt sind, § 102 kann nicht zugunsten des Versicherers gelten, so» Bruck, yersickerunflSvertraq. 6. Aufl. 42

668

EG . zu dem Gesetz über den Versicherungsvertrag.

weit dadurch Hypotheken gläubiger benachteiligt werden, die dem Versicherer gegenüber bei Inkrafttreten des Gesetzes schon (gemäß §§ 1127 ff. B G B .) berechtigt waren, es sei denn, daß ihr W ille, sich dem neuen Rechte zu unterwerfen, erhellt, z. B . durch Anmeldung der Hypothek. 18. Z u N r. 9. § 183 gilt nur für die nach Inkrafttreten des Gesetzes erlittenen Unfälle. 14. III. O b über den Rahmen des Art. 4 hinaus noch andere Bestimmungen des Gesetzes rückwirkende Kraft haben, ist be­ stritten. M an wird eine solche annehmen können, wenn es sich um öffentlich rechtliche Bestimmungen wie in § 15, § 48 (Bem. 9) handelt. V gl. Bem . 5 zu Art. 3.

A r t i k e l 5. Die Rechte, welche einem Hypothekengläubiger oder einem anderen, für den ein Recht an einem Grund­ stücke begründet ist, gegenüber dem Versicherer zu­ stehen, bestimmen sich, bis das Grundbuch für das be­ lastete Grundstück a ls angelegt anzusehen ist, nach den bisherigen Gesetzen. 1.

1. Art. 5 geht auf Art. 189 E G B G B . zurück. Uber die den Realberechtigten zustehenden Rechte §§ 99^—107.

Art i kel s. Die Vorschriften des Gesetzes über den Versiche­ rungsvertrag, welche die Verjährung der Ansprüche * aus dem Vertrage betreffen, finden auf die vor dem Inkrafttreten des Gesetzes entstandenen, noch nicht ver­ jährten Ansprüche Anwendung. Der Beginn sowie die Hemmung und die Unterbrechung der Verjährung be­ stimmen sich jedoch für die Zeit vor dem Inkrafttreten nach den bisherigen Gesetzen. Ist die Verjährungsfrist nach dem Gesetz über den Versicherungsvertrag kürzer als nach den bisherigen

Art. 5, 6.

669

Gesetzen, so wird die kürzere Frist von dem Inkraft­ treten des Gesetzes über den Versicherungsvertrag an berechnet. Läuft jedoch die in den bisherigen Gesetzen bestimmte längere Frist früher a ls die in dem Gesetz über den Derstcherungsvertrag bestimmte kürzere Frist ab, so ist die Verjährung mit dem Ablaufe der län­ geren Frist vollendet. I. A bs.l schließt sich an Art. 169 Abs. 1 EGBGB. an. 1. Als Vorschriften über die Verjährung kommen n u r § 12 Ms. 1, 3 in Betracht, insbesondere nicht § 12 M s. 2. Die gesetzlichen Berjährungsvorschriften finden Anwendung, wenn der Vertrag vor dem Inkrafttreten des Gesetzes abgeschlossen, aber unter seiner Herrschaft verlängert ist (OLG. Hamburg 29.11. 18 VA. 1919* 31 Nr. 1082) und selbstverständlich auch für An­ sprüche, die nach dem Inkrafttreten des Gesetzes auf Grund eines vor diesem Zeitpunkt abgeschloffenen Versicherungsver­ trags entstehen (Bgr.). II. Abs. 2 schließt sich an Art. 169 Ms. 2 CG BGB. an. 2. I m allgemeinen galt bisher für Bersicherungsansprüche die gewöhnliche 30jährige Frist.

660

Sachregister.

Sachregister. Angefertigt von Dr. jur. F. A m th o r , Hamburg. — Versicherung, Versicherungen, VersicherungsB.er — Versicherer B.n, B.mer---- Versicherungsnehmer. B.ter — Versicherter bt Z — versichert A n m e r k u n g e n : 1® i — § l laufende Bemerkung 5 35 V8] ---- Vorbemerkung 2 vor § 35 I V8 = Allgemeine Vorbemerkungen, Bem. 3. Al6 = Bemerkung 5 zu Artikel 1 Ein­ führungsgesetz. A b k ü r z u n g e n : V.

A. Abandon d. B .ers. — Haftpflicht^ 1509. — Transportv. 1452ff. Begriff 1458. Berechtigter 1454. Erklärungsempfänger 1454. Folgen 145®. Frist 1454. In h alt 1454. Natur 1454. Abandon des B.m ers. 1452. Ablauf d. Kdgsfrist s. Kündigung, d. B . s. Dauer. Abbruch 882. Abdeckung 582. Abfindungserklärung 49®. Abgangsvergütung s. Rückvergütung.

Abgesonderte Befriedigung des Dritten in der Haftpflichtv. 1578. Abhandenkommen b. Brand 832. Haftpflichtv. wegen — 1492. d. B.scheins 316ff. Abholung d. Prämie 372ff. Ablehnung der B.leistung durch Agent 43®, 45®. durch B.er 10®, 12®ff; s. Klagefrist. Ablieferung d. Güter 134®. Abnutzung 552, 862ff, 87®, 882, 132®. Avonnentenv. IV®2, l 22. Avonnentenunfallv. 179 V4.

Sachregister. Abreden außerh. B.schein s. B.schein. Abreißschein s. Kuponpolice. Abschätzung des Schadens 572,4, 642,8. s. a. Sachv erständigenv er­ fahren. Abschlagszahlung 67», 948, 1242,8. Abschleppen 628. Abschlußagent s. Agent. Abschluß d. B.Vertrages. s. Agent, Antrag, B.vertrag. Abschreibev. 187». Abschriften Anspruch d. B.n. auf — 320 von ärztl. Gutachten 320; Kosten 36,20. Absender durch — verurs. Schad. I 3 l2ff. Abtretung 146, 16®, 20», 334, 624, 658, 1576. — d. Fordg. 152, 49®. — d. Leb. v. ansprüche 159 V®. — Wiederherstellungsklausel 982ff. — Zulässigkeit 158ff. Abwehranspruch 149 V», 149". Abweichungen von den B.bedg. und Tari­ fen, Befugnis des Agen­ ten zu — 452. Abwendung und Minderung I. Aufwendungen Begriff 638. Ersatz 632, «ff. Ersatzpflichtiger 63». Gläubiger 634. Grenzen 637, 1448ff, 145»,«.

661

polizeil. Rettungsmaßr. 63". Borschußpflicht 638. Beweislast 6210. Fehlen von Weisungen d. B.ers 628,®. Haftg. B.ers f. Weisungen 62». In halt 62»,«. Kosten 6211. Natur 628,». Träger 624. Umfang 62». Verhalten Dritter 6212. Verletzungen 627, 11, 678. Voraussetzungen 62». Weisungen B.ers 627—®. Zweck 622. II. Feuerv. 62®. Haftpflichtv. 627, 149" , 155*. Hagelv. 62®. Unfallv. 627, 1832ff. z,Beweislast 183®. Heilanstalt 1834. Inhalt 1838. Kosten 185. Operation 185». Biehv. 1222. s. a. Schaden. Aequisitiou s. Anwerbung. Adaequate Berursachg. 55»

Administratives Verschulden 1304. Adresse Änderung s. Wohnungsändg. Afsektionswert 86 4 .

Agent 115,21, 220, 54, 18, 162®, 358, 3 5 " ," ," , 43 V*ff/ 43—48

662

Sachregister.

Abgabe v. Willenserklärun­ gen f. B.er. 43 «. Abschlußagent 464. Kenntnis 452. Bertretungsmacht 452ff, 47-ff. Anträge l 1®,22, 438ff,18. Anzeigen 437. Arbeitsgericht 43 V3. Arglist d. — l 22, 4317. Arten 43 V4, 432. Auskünfte d. — 4312ff,28. Auskunftspflicht 43 V3. Begriff 43 V8. Belehrung, unrichtige, durch — 4318ff. Beschränke d. Bertretungs­ macht 472ff. Bevollmächtigter B.mers 431®,21. Bezirksagent 462ff. Begriff 462,8. Zuständigkeit 464. als Bote 4320,22, 474. Erklärungen 438. Firma des — 43 V3. Generalagent 43 V3,4. Gerichtsstand d. Agentur 482ff. Haftung f. seine Angest. 4324. Haftg. gegenüber B.mer. 4321ff, 474. Haftg. B.ers. f. — 432®. Inkassovollmacht 4311,19. In t. Privatrecht 43 V4. Kaufmannseigenschaft 43 V3 Kenntnis 44aff. Kündigungsrecht im Scha­ denfall 96®. Nebenabreden s. d. Niederschrift d. Anz. durch

_

16

Pensaverträge 43 V5. Prämie 43®,11,19, 478.

Prozeßvollmacht 43®, 453, 482ff. Provision 43 V6. Ratschläge 4328. Reiseagent 462. Schadenersatz 4326. 452. Urkunden 43®,10. Verhältnis z. B.er. 43 V6,6. B.schein 43®,10. Bertretungsmacht 43 V4, 433ff, 45aff, 464, 472ff. Zahlg. d. Entschäd. durch — 49®. Zulassung d. B.ers 43 V5. Aktiengesellschaft s. „ Unternehmungsformeil" b. d. Stichworten d. einz. B.zweige. Allg. Sicherheitsvorschriften f. Fabriken 81 V2. Allg. B.bedingungen. s. B.ersbedgen., allg. Alkoholschmuggel 16lö. Alter Abnutzg. durch — 132®. Anzeigepflicht 161®, 172. Erleb ensfallv. 1593,6. Biehv. 117®. Wertmindg. v. Sachen durch — 873, 882,4. Altersangabe Falsche, Lebensv. 162. Allg. Folgen 1622. Herabsetzg. B.summe 1623. Herabsetzg. d. Präm ie 1624. Rücktrittsrecht 162®. Kündigungsrecht 162®. Anfechtung 162®. Altersv. 159 V4. Altes Recht s. B.recht, privates. Änderung Anzeigepflicht bei — des Vertrages 162,18.

Sachregister. — d. Beförderung 137 iff. Folge 137a,8. Haftg. B.ers. f. Mehr­ kosten 137 4. — d. Bertragsgrundlagen — des Vertrages 108, 434,8, 452, 768. Umwandlung als Ver­ trags- — 1742, 12, 14. Anerkenntnis l i 1,2. Anfang d. B. s. Beginn. Anfechtung — d. Genehmigung 518. — d. Spruches d. Kommission 1848. — d. Spruches d. Sachv.Komm. 6410. — d. Vertrages 514. — d. Berzichtserklärung 498. teilweise — 3016. — wegen Irrtu m s ö 18—le, 1621, 2 3 ", 5 7 " , 1454, 162«. — wegen arglist. Täuschung 1681, 17®, 212, 22aff, 4 3 " , 478, 5 7 ", 1454, 1644; Anfechtungsberechtigter,-gegner 208,4, 22 «. Ausschluß d. — 22«. Beweislast 22°. Frist 20 8,4, 22 ». Hypoth ekengläubigerStellung 1018. In h alt 208,4, 22 ®. Natur 22 «. Prämie 227,8. Rücktritt, Verhältnis zum — 222. Schadenersatz 228. Täuschender 228. Ursächlichkeit 224. Voraussetzungen 228.

663

Angehörige 67®,", 1678. Angehörig entlausel 1498. Angehörigenrente 1558. Anker und Ankerketten 141°. Anmeldung d. Hypothek s. Hypothekengläubiger. Annahme d. Güter 1344. d. V.antrages s. Antrag, V.vertrag. Annahmefrist 1 " . Annahmeverzug b. Zahlg. d. Entschädg. 49°. Annahmezwang d. öffentlichen B.anstalten 1922. Anschaffungswert 862, S78.

Anschlag 110°. Ans chlußv ersicherung 72, 1492. Anschrift Änderung s. Wohnungsändg. Ansprüche Klagefrist s. d. Verjährung s. d. Anstalt öff. rechtl. — I922ff. — freiwill. B. 192°. Antrag 1 »^ 1 7 ^ Ablehnung 1 " ,26,27. Abschriften 1 " , 32«, als An­ lage z. V.schein 38. unter Abwesenden, Anwe­ senden l " , " . Abweichungen l 22. Agent 1 " , 434, " . Annahme l " , 20ff. — unter Andgen, Ein­ schränkungen, Erweitgen. 1 " .

664

Sachregister.

Annahme, verspätete l 17. Antragsteller l 10ff,18. Bindung l 17,18, 8 l2. Erklärungsempfänger l 21. Form l 18,21. 7 Hagelv. 108V5« Natur l 9. Unzweideutigkeit l 14«! Widerruf l 18,26. Zugehen l 15« s.a. Antragsschein,Deckungs­ zusage, Berlängerungsschein Antragsschein l 18« Antragspapier s. Antragsschein. Anwerbung 43 "ff. Anzeigen — b. Abschluß s. A.Pflicht, vorvertragl. — Abschriften 320. — Agent s. d. — Form 3l2ff, 474,5. — im Konkurs 144. — an Polizei 33». — e. Veränderung 320. — d. B.falls s. d. Anzeigepflichten s.a. Gefahrerhöhung, Oblie­ genheit, Offenbarungs­ pflicht, Veräußerung. Anzeigepflicht nach Eintritt d. B .falles. I. Anderweitige Kenntnis B.ers 3 3 V 6 Anzeigepflichtiger 334. Arglistiges Verhalten B.mers Beweislast 331S. Empfänger d. Anzeige 339. Folgen d. Verletzung 33 14— 16

Freisein'3 3 " ,iS. Schadenersatz 3 3 " .

Zurückbehaltungsrecht 3 3". Form 338, 10. Frist 3 3 " . Kenntnis B.n. 836 Kosten 3 3 ". Mängel d. Anzeige 33®. Natur d. — 33®. Schadensanzeige 332. Träger d. — 334,7. Unverzüglichkeit 3 3 " . Verhalten Dritter 336,15. Voraussetzungen für — 335. Zweck d. — 332. II. Feuerv. 922ff. Beweislast 9 2 " . Empfänger 92®. Form 928. Freisein 92 " , 16. Frist 9 2 " . Kenntnis 926. Kosten 9 2 ". Natur 928,®. Träger 924,7. Verletzung 9 2 " . Verhalten Dritter 926,7,16. Voraussetzungen 926. Zugang 9 2 " . — des B.ers 9 2 ". Haftpflichtv. Beweislast 15 3 ". Empfänger 1539. Form 1538, " . Frist 1 5 3 ". Kenntnis 153®,". Kosten 153". Natur 1538,6. Träger 1534,7. Verhalten Dritter 153". Verletzung 1 5 3 "—" . B.fall 1535. Voraussetzungen 1635. Hagelv. Beweislast 110". Empfänger HO9.

665

Sachregister. Form HO8, 10, Frist 1 1 0 " . Kenntnis ^d. Trägers H O 6. Kenntnis b. B.ers H O 16. Natur 110«. Träger H O 4,7. Verhalten Dritter H O 6, 16. Verletzung H O 14— 16. V.fall H O 6. Voraussetzungen H O 6. Lebensv. Beweislast 171". Empfänger 171«. Form 171«,". Frist 1 7 1 " . In halt 171". Kenntnis 1716. Kosten 171". Natur 171«,« Träger 171». Verhalten Dritter 17116. Verletzung 171". V.fall 1716. Voraussetzungen 1716. Transportv. Beweislast 1461S. Empfänger 146«. Erweiterung d. — 146«. Form 146«,". Frist 1 4 6 " . Kenntnis 1466, 1«. Kosten 146". Natur 146«,«. Träger 1464,7. Unfall 146«. Verhalten Dritter 14616. Verletzung 146" . Voraussetzungen 1466. Unfallv. Beweislast 182" . Empfänger 182«. Form 182 « ," ," . Frist 182" Kenntnis 18 26. Kosten 182".

Natur 182«,«. Träger 1824,7. Verhalten Dritter 182". Verletzung 1 8 2 " ," . Voraussetzungen 1826. Anzeigepflicht, vorvertrag­ liche 1 " , 2 " , aa, 84, 1326 — b. Abändg. u Wiederinkraftsetzg. 1 6 " . M ersangabe s. Alter, Al­ tersangabe. Anfechtg. 1621; wegen argl. Täuschg. s. Anfechtg. A.pflichtiger (Träger) 164,«. A.pflichtige Umstände 1 6 " , 16". Auskft. u. Belehrg. durch Agenten 43" ff. — b. lfd. B. 1877. Beweislast s. a. Fragebogen Beweislast d. Kenntnis 1 6" Beweislast d. Zus.hanges 2 l 4.

Dauer 1622- » 1. Einfluß d. Verletzung 2 l2ff. Empfänger 16«. Erfüllung 16«. Erheblichkeit 1617, 186,«. Falschanzeige I72ff. Begriff 172. Beweislast 17«. Rücktritt s. u. Rücktrittsverzicht 177. Schadenersatz 17«, 2 l2. Verschulden 172,». Form 167. Fragebogen s. d. Gefahrerhöhung, Verhält­ nis zu — 237. Hagelv. 108 V6. Hypoth ekengläubiger s. d. Kennenmüssen 1 6 " . Kenntnis d. A.pflichtigen 1 6 " ," , 161. Kenntnis d. B.ers 162«.

666

Sachregister.

Kenntnisbeweislast 1618. Kollektivv. 307. Natur 168. Nichtanzeige 1622- 81. Arglistige Unkenntnis 1624,2®, 1612. Begriff 1622. Beweislaft 1622,28. Kenntnis d. B.ers 1628. Rücktritt s. u. Schadenersatz 1631, 2 l2. Verschulden 1628,2®,29. Verzicht a. Rücktritt 1630, 163®. Prämie 207, 4 l2ff,11. Rechtsgrundlage 162. Relativ zwingende Vor­ schriften 31%. Rücktritt B.ers. Begrenzung 6. Lebensv. 163. Berechtigter 204. Erklärungsempfänger 20 5. Erklärungsinhalt 20®. b. Falschanzeige 164—8. Form 206. Frist 20®. Kosten 205. Natur 208. b. Nichtanzeige i6 27-80,82. Rückfordgsanspruch 207. teilweiser — 302ff. Rechte B.mers b. teilw. - 309ff. Widerruf 20®. Wirkung 207, 213, 302ff, 418. Umfang 1620, 18®. Untersuchg. s. d. Urfächl. Zus.hang 214. Verletzung 164,®,19,20,22. Vertreter I6 4, " , 2®,2®,i92ff. Willensmängel 16®. Wissenserklärung 16®.

Zugang 169, n . Zweck 168. Arb eitsg eräts chasten 54®, 81V4, 86®. Arbeitsgericht Agent 43V8. A rbeitskraft B. gegen die Folgen na* türl. Verbrauches d. — l® .

Arbeitslosenv. 1874. Arbeitsunfähigkeit s. Invalidität. A rbitratores 642. A rbitri 642. Architekt 988. Arglistige Täuschg. Anfechtg. s. d. — b. d. Schadensermittlg. 34le. Armenrecht Antrag wahrt nicht Klage­ frist 12“ . Arrest 1212. Arzt Anordnungen 1838,4. ärztl. Untersuchg. 160. Entgegennahme von Er­ klärungen 1608. kein Zwang 1602. Schweigepflicht 1604. Täuschungen 1602. Vertragsstrafe 1602. Schädigung von Patienten b. Untersuchung 1837. Schweigepflicht 1604, 182". Vertrauens — nicht M it­ glied d. Arztekomm. 184®. Ärztliche Leistungen Abonnement auf — keine B. IV82. Ärztl. Zeugnis s. Attest.

Sachregister. Ärztekommission

s. a. Sachverständigenverfahren. Anfechtg. 184b. Antrag 184b. Kosten 184». Unverbindlichreit 1847. Verfahren 184°. Zusammensetzung 184°. Zuständigkeit 1844. Assekuranztreue — keine Obliegenheit 64. Attest d. Arztes über Todeskrank­ heit m 17. tierärztliches — 848. Aufblähen 126°. Aufenthalt b. d. Befördg. 1348. Aus erstes Risiko s. Erstes Risiko. Aufgabe — (Deklaration) s. Laufende B. — d. Ersatzanspruches 67°. Aufgebotsv erfahren b. Verlust d. B.scheins 317, 3

18, 19.

Auflassung 698, 1148. Aufnahmegebühr 3®, 207, 35V8, 354. Aufopferung 1331. Aufrechnung 158. — d. Agenten mit Fordgen gegen B.mer 49°. — gegenüber Bezugsberecht. 166V°. — mit der Prämie 3512. — mit unübertragbaren B.ansprüchen 158. — zwischen Darlehn und Rückvergütung 1764.

667

— keine — des B.ers gegen­ über d. Dritten 15616. Aufruf in Zeitungen 3 17. A ufruhr 84°. Aufruhrv. 81V®, 129V8. Aufsichtsbehörde 347, 43 V8, 81°, 894, 129 V11, 159®, 1694, 1732, 1768, i qq2 5 7 8

1 Qo 3

a

4.7

Auskunftspflicht d. Agenten 43 V8. Beschwerde wahrt nicht Klagefrist 1212. Geschäftsgebühr- Genehmi­ gung 404. Aufsichtsfreiheit 129 V2, 187sf. Aufteilungen 1148. Aufwendungen s. Abwendgs.- u. Mindgspflicht. Aufwuchs Wert 1082. Ausbesserung 141°, 144°. Ausgleichsansprüche 1492. Ausgleichsklausel 54°. Ausgleichsvrinzip 124, 5 9 " . Ausgrabung d. Leiche 3 4 ". Aushändigung d. B.scheins 32—°, 35®, 754—«, 772ff. durch Agenten 43®,10. Auskunftei Garantie f. richtige Aus­ künfte keine B. l V82. Auskunftspflichten s. a. Obliegenheit, s. a. Aufsichtsbehörde.

668

Sachregister.

Auskunstspflicht Arglistige Täuschung 3 4 " . Beispiele 34®. Belege 34®, 94®. Beweislast 3413. Empfänger 344, 10. Erfüllungsort 3411. Feuerv. 9218, 94®. Folgen d. Berletzg. 3414. Form 34®. Frist 34®. Grenzen 347. Kosten 34la. Leistungen 347. Natur 348,5,®.| Träger 34®. Umfang 347. Unfallv. 18219. Verlangen B.ers 344. Verhalten Dritter 3416. b. B.ers 344®. Biehv. 1211®. Voraussetzungen 344. Wirkung 344. Zumutbarkeit 34®. Zweck 34®. Ausl. Recht — u. zwingend. Rechtssätze IV2®. Ausland sauf enth alt 16" . s. a. Weltpolice. Auslegungsgrundsätze 1 V®°ff, l " . Auslosungsversich erung 187*. Ausräumen b. Brand 83®. Aussaatverzeichnis Hagelv. 108 V6. Ausschluß d. Rechtsweges 192*. Ausschlußfrist 5®, 12®, 22®, 3 8 " , 707, A4 4.

Ausschlußklauseln 64, 23®, 1291, 149®, 164®, 1 7 9 V 8 ® 10

Ausstellung' 7®.' Aussteuerv. 159,V4,®.Außenv. 567, 81 V 4. Auszahlungsgenehmigung^ 94«. Autokaskov. s. Kraftfahrzeugv. Automatenv.

l 10. Automatische Verlängerung 178*.

B. Bagatellschaden 82®, 108®. Bagger 2 l 4. Ballast 138®. Bauart e. Hauses 16" . Bauhandwerker 98*. Baulastversicheruna 88*. Baulieferanten 98*. Baumeister 98*. Baumschulen 108 V4. Baunotversicherung 88*. Baureste 97*. Baurisikenv. 129 V®J Baurisiko 1871. Bauverbot s. Wied erh erstellungsNausel. Bauw ert 88®,*. Bahr. Landes-Hagel-B. Anstalt 108V*. Bearbeitungsschäden 149*. Bedarf abstrakter, konkreter — 1 y 85^86'

funktionelle Bedeut«, l V*®. ungewisser — 1 V*®,*®. unversicherbarer — 51 V8,4, 149®.

669

Sachregister. Bedingung 1«, 64, 32». Beerdigungskosten s. a. Sterb egeldv. 159», 189». Beförderung s. Andg. d. Befördg. Befreiungsanspruch s. Haftpfttchtv. (Natur). Beginn d. B . Formetter: 1*°, 2», 7», 142, 1610,98, 2827, 382,7, 41», 682, 6 9 " , 87», 92», 95», 159». Materieller: l 20, 2»,1», 7»,4, 237, 382,7," , 51», 682, 6 9 " , 92», 108V», 1344, 1351, 138, 139, 1412, 1474. technischer: 2», 35 V4, 38»,7. Zeitpunkt 74. s. a. Dauer, B.vertrag, Bor­ datierung. Begünstigung 159 V7,8,9. Anfechtg. 159 V8. s. a. Bezugsberechtigter, — ung. Beitrag 1 V87. Beitragsfreie Versicherung s. Umwandlung. Beleuchtungskörper Beitrittserklärung Hagelv. 108 V». Belege s. Auskunftspflicht. Beleihung der Lebensv. 159 V7. Bemannung d. Schiffes 1304, 132 V . Beraubungsv. 81 V». Bereicherung 49», 672, 867.

Berufsgenossenschaften Kassen d. — 149 V», 1904. Berusshastpflicht 2 3 " , 1492,4. Berufswechsel 1 6 " , 2 3 " ," . Besatzungsschäden 84». Beschädigung 4 9 " , 1 4 0 , 141». Beschaffenheit der Güter 131»ff. Beschlagnahme 734. Beschwerde — b. Aufs.amt wahrt nicht Klagefrist 12". Besichtigung — Biehv. 120. Bestandteile des Bodens 108 V4. Betrieb — Änderung durch Einstellen von Kraftwagen 23». — feuergefährlicher 23" . — Veräußerung s. d. — Haftpfttchtv. s. d. Betrievskassen 189». Betriebsschaden 822,4. Betriebsverlustv. 89». Betrug I ß 28

94? 16

67II

s. a.' arglistige Täuschung. Bevollmächtigter d. B.n b. Ä m ittl. d. Schad. 65Mf.

Bewegungsvereitschaft 129V». Beweissicherung nach Antritt B.falls 3428, 62». Bezirksagent 43V», 462ff. s. a. Agent.

670

Sachregister.

Bezugsberechtigter IV*6, 14*,6, 16*,", 206, 34*. Änderung 159 V7,8. Anzeigepflicht nach Eintritt d. B.falls 171*. Benennung 320. Bezeichnung d. — 166®, 167 Herbeiführung B.falls 1708, 1817. Kündigung d. Lv. 165*. Recht des — 166 V*—7. Tod des — 166 V*. Umwandlungsrecht 1746. Zurückweisung d. Rechts 168. s. a. B ezugsb erechtigung. Bezugsberechtigung — Unfallv. 180. — unwiderrufliche Natur 166 V®. Berfügungsmacht 166 V7. — widerrufliche 166 V®ff, I662ff.

Erklärungsempfänger 166*. Form 1665. In h alt 166®. Natur 166 V®—6, 166®. Träger 166 V3. Berfügungsmacht 166 V*. s. a. Bezugsberechtigter. Bindefrist f. Antrag. Binnengewässer 1292. Binnenschiffahrt 1292. Blankounterschrift s. Fragebogen. Blibableiter 21*, 30*. Blitzschädenklausel 82*. Blitzschlag 30*, 81V*, 82*, 100*®, 117®.

Blockpoliee 310. Blutvergiftung 179V®. Bodenerzeugnisse 108V*, 110*, 1148, 1152. Bodenklausel 81 V*. Bombardement 84*. Bombenwurf 846. Bote 613, 162®, 4320, 47*. Boykottv. 188*. B rand Anzei^epfl. e. früheren — Begriff 822. — auf Nachbargrundstück 83®. Brandnotversicherung 567. Bringschuld s. Prämie. Brücke 130®. Bruttofracht 129®. Bruttoprämie s. Prämie. Bücher . 54*. Bücherei 54*. Buchführung 189*,7. Bürgert. Gesetzbuch s. B.recht, privates. Bürgschaft IV®8. Buße 150®, 153**.

C. Chomageversicherung (Gewinnentgangv.) I 5, 53*ff, 89®, 129 V*3 Couponpoliee s. Kuponpolice. cu-Klausel 69®, 79°, 80®.

Sachregister.

D. Dampfschiffunfallv. 179V10« Darlehn s. Vorauszahlung. Dauer d. B. s. a. Beginn, Verlängerung formelle 38, 72. materielle 7°, 9611, 1122, 1348,6,6, 1 3 5 1 3 8 , 139, 1474. technische 38, 92, 35 V4. unbeschränkte 72. Deckungserklärung s. Deckungszusa ge. Deckungskapital Anspruch auf — 173 V7. Begriff 173 V8,4. Berechnung 173 V6,6,1 7 4 13. f. Haftpflichtrenten 1558. b. Rückvergütung 17 62—4. Voraussetzung f. Umwand­ lung 1744. s. a. Rückvergütung, Um­ wandlung. Deckungszusaae Agent 438,18, 452. Begriff I28. Rechtsverhältnisse l 28. Deklaration 1877,8. Diebstahlversicherung 1214, 116V4. Dienstleistungen ^ verbunden mit Pensionsv. ist B. IV82. Differenzversicherung 765. Dispache 1338. Dissens l 28. Dividende l 10. Dolus eventualis 1526.

Doppelv. 577, lOO10, 1456, 149V6, 1517.

671

Begriff 598- 5. Folgen 596ff, 602. a) nicht unredliche — Ausgleichspflicht 597. Ausländ. B.er 5911. Einwendungen 598. Forderungsübergang 5910. Gegenstand d. Aus gl. 59°. Gesamtschuldnerschaft596. Verjährung 599. b) unredl. — 5912. Herabsetzungsanspruch. Berechtigter 604. Beweislast 609. Empfänger 606. Form 606. Frist 607. In h a lt 608. Kenntnis 603. Natur 604. Prämienschicksal 608, 10, 11 Voraussetzungen 603. Wirkung 6010,11. Zweck 59a. Dritte, Haftg. für Verhalten vgl. Obliegenheit. Drohung d. Agent 4317. s. Anfechtg. Duell s. Zweikampf. Durchgehende B. 1471. Durchschnittswert 1165, I28a. Durchstehende B. 147l .

E. Ehefrau s. a. Güterstand. Bezugsberechtigung 1678. Eidesstattliche Versicherung des B.n. 347.

672

Sachregister.

Eigenbehalt s. Selbstv. Eigentümerhypothek, — grundschuld 1072. Eigentümerinterefs e 51V6, 52a. Eigentumsübergänge gesetzliche 69®. Eigentumsvorb eh alt 69®. Einberufung zu den Fahnen i o 13. Einbruchdiebstahlv. 310, 1616, 23 326, 81V5,6, 81®, 187®. Einfuhrverbot 51V4. Eingebrachtes Gut s. Güterstand. Eingefchr. Hilfskasfen iq ß 2

1qi 1

E in h e it erficha. 81V6, 129V*6. Einlösungsklausel einfache 312, 48. Prämien — 38®. verstärkte 4®. Einmalige Präm ie 35V4, 38*2. Einsichtnahme in die Originaldokumente 320. Einstweilige Verfügung 1212. Eintrittsgeld 3®. ELnzelunfallverficherung 1794. Einziehung d. v.ten Sache 734. Eisenbahn als Abschlußagent 43 V®. — Transportv.s. Transportv. — UnfaNv. 179 V 10. Empfänger durch — verurs. Schaden 1312ff. Ende d. B . s. Dauer.

Enteignen d. v.ten Sache 734. Entgehender Gewinn s. Gewinn, entg. Entgelt IV®®. s. Prämie. Entschädigung I. Abfindungserklärung 49®. Abtretung usw. s. d. Annahmeverzug 49®. Fälligkeit 496. Geldschuld 49®. Haftung f. d. Zahlung 49®. in Geld 49®ff. in Natur 492,6. Klage auf — 49®. Leistungsort 497. Quittung über — 49®. Schaden 4910. Umfang 49®,4 551ff. Bertragsleistung l 4, 491. Verzug 496. Wiederherstellung s. W.klausel. Zahlung durch Agent 49®. II. a) Feuerv. Abschlagszahlung 94®. Fälligkeit 946. Hemmung d. Fristablaufs 944. Nachversicherung 954. Teilschaden 95®ff, 10010. Verzinsung 94®. Zeitpunkt d. Zahlung 942. b) Haftpflichtv. — ohne Einwill. B.ers 154®. MitteilungsPflicht B.ers 1564. Empfänger 1566, 12. Form 156®. Frist 156®. Inhalt 1567. Natur 1564,®. Widerspruch 156®— " .

Sachregister. Rechte V.ers 1563. Rechtsverh. zw. B.er und Drittem 1562. Zahlungsanw eisung B.mers Natur 15618. Wirkung 15615, 16. Zeitpunkt 15614. Zahlungsempfänger 156,

673

Erneuerungsschein s. Berlängerungsschein. Ernte 546. — jähr 1123. Ersatzanspruch s. Übergang. Ersatzkassen 1911. Ersatzstoffe in d. Tuchfabrikation 2312. Ersatzurkunden Ausstellung 316. Kosten 36, 16. Ersatzwert Begriff 50 *, 523, 551, 562, 563, 579, 596. Feuerv. 81V4, 86, 872, 88. Transportv. 1405, 1413. Biehv. 1163,5. Erste Präm ie s. Prämie. Erstes Risiko 567, 1508, 1875. Eventualdolus 152®. Explosion 823. Exportkreditv ersich erung 1872.

Zeitpunkt d. Zahlung 1542— 4. c) Transportv. Ausbesserungskosten 141B, Güter I402ff. Schiff 1412ff. s. a. Schaden, V.fall. Entwertung v. Sachen 882. Entwürfe s. Geschichte. Epilepsie 179 V9. Erbbaurecht 9219. Erben 1673,4. Erbfolge keine Beräußerg. 698. Erbunwürdigkeit b. Bezugsberechtigung 1673 Erdbeben 842. Fabrikkassen Erfüllungsgehilfen vgl. Obliegenheiten. Facsimile s. mechanische Unterschrift Erfüllungsort Prämienzahlung s. Prämie. Fahrlässigkeit Schadenzahlung s. Entschä­ grobe 6 i9. digung. Fahrraddiebst.v. 81V5. Fahruntüchtigkeit Erkrankung 1324ff. von Vieh 121. Begriff 1322. Erkundigungsp flicht Natur 1323. d. V.ers 162. ursächl. Zusammenhang Erlaß 678, 763, 1543. 1325. Erleb ensfallv. Falschanzeige s. Anz.pflicht, vorvertragl. 159 V6,6, 1593, 1645. s. a. Lebensv. Fälligkeit d. Leistung l l 1,2. Erneuerungsantrag 108 V6. Bruck, Versicherungsvertrag. 6. Aufl. 43

674

Sachregister.

Fallsucht 179V9. Fam ilie 1678. s. Angehörige, Berwandtenklausel. Fäulnis 132«. Fehlendes Interesse s. Interesse. Fehlerhafte Führung s. Nautisches Verschulden. Fermentationsschäden 82a. Feststellung — b. Anspruches l l 1,2. — des Schadens, s. Schaden. Feststellungsklage neg. — s. Klagefrist. Feuer Begriff 822. Feuerpolizei 62 '. Feuerversicherung 23la, 32«, 81 V 4ff, 187«. Abhandenkommen 832. Allg. Sich erh eitsv orschriften 81V2. Allg. B.bedingungen 81 V2. Antragsfrist 812ff. Anzeigepflicht nach Eintritt B.falls s. d. Arbeitsgerätschaften 86«,«. Arten 81 V4. Aufruhr 84«. Äuskunftspflicht s. d. Außenv. 81 V4. Begriff 81 V4. Besatzung 843. Blitzschlag 824. Brand 822. Erdbeben 842. Ersatzwert 86. Explosion 823. v. Fabrikaten 86«. Gebäude — 8 1 V 4, A 2. — v. Halbfabrikaten 86«.

— e. Haushalts 85, 864. Hypothekengläubiger s. d. — e. Inbegriffs 852ff. indirekter Schaden 832. Kollektivv. 307. Kombinationen 81 V«. — v. Kostbarkeiten 86«. — v. Kunstgegenständen 864. Krieg 843. Löschschaden 832. Maschinen 86«,«. Mitteilungspflicht b.gesond. B. entg. Gew. 90. Mobiliar 81V 4, A 2. Neuwertv. 867. — v. Rohstoffen 86®. Schaden 832ff. Taxe bewegl. Sachen 87, v. entg. Gewinn 89. Teilschaden 954. Umfang d. Haftung 822ff. Umzug 81 V4. Unternehmungsformen 81V3. B.fall 832ff, zweiter — 954. B.ort 81V4. B.wert 86, 87, 88. — v. Vieh 116 V4. — v. Waren 86«. Feuerv.anstalten 1922,4. Film 32«. Finanzkreditversicherung 1872. Firma d. Agenten s. Agent. Veräußerung 69«. Fiskus 1673,4. Fleischbeschaugesetz 1263. Fliegerschäden 6811, 84«. Fohlenversicherung 116V«. Folgeprämie s. Prämie.

Sachregister. Frachtv. 1«, 129 V 18. Frachtzuschläge 1492. Fragebogen 1617,20, 182ff. ausdrückliche Frage 184. Bedeutung 18«,«. Inhalt 188. schriftliche Frage 184. unzweideutige Frage 184. Zweck 182. Franchise 566. Freijahr 35 V6. Freisein d. V.ers von d. Leistung. 242, 30«,16, 32«, 3928, 5818, 614, 6211, 7114,1«, 9214, 16, 93«, 101, HO14, 111«, 114«, 1214, 1«, 125«, 1267/ 1308, 1372, 14614, 1461«, 1523, 15314, 1«, 154«, 17114, 176«, 181, 1 8 2 " /« . Fremde Rechnung s. B. für — Fremd v. s. Lebensv. s. Unfallv. Fristen s. unter d. eins. Stichworten. Fristsetzung s. Prämie (Mahng). Frost 110«. Führerschein 1324. Führung 2-o, 16«, 2410, 339,1«, 344, 3410, 51«, 5814, 59», 929, 921«, 93«, 96«, 99®, 100«, 10014, 1034, HO9, 111«, 1219, 1«, 1454. Ablehnend. Ansprüche 1211.

675

Begriff 5820, 704. Fehlerhafte — s. Nautisches Verschulden. Für eigene tu / od. fremde Rechnung 803. Für Rechnung wen es angeht 808. Fntterkoften 123.

Garantie

1 y 3 2 #3 8 e

Garderobev. 81V«. Gärungsschaden 822. Gebäude 973,«. Gebäud ebrandnotd ersicherung 577. Gebäudelebensv. 81 V«. Gebäudeschadenv. 81 V«. Gebttudewert Feststellung durch Sachver­ ständige 501. Gevrauchsg egenstände 863, 873. Geburtshindernisse 126«. G efahr 1 V3«, 284, 58«, 81 V«. Änderung d. vereinb. Um­ fangs lOO10. mehrere — in e. B.vertrag 304, 81 V«. Spezialität d. — 81 V«. Universalität d. - 1 2 9 V«, 1291. Gefahränderung 234. Gefahrerhebl. Umstände 1617,20,29, 174, 182ff, 298ff. Gefahrerhöhung 84, 23aff, 164; Änderung d. Umstände 23«, 2318. Änderung nach Beginn 237. Anfechtung s. d.

676

Sachregister.

Anzeigepflicht. Beweislast 2328. Empfänger 2326. Form 2324. Frist 2326. In h a lt 2327. Kenntnis 232®. N atur 232o,22. Träger 2321,23,31. Verhalten D ritter 2322 2320. Verletzung 2322,29, 1433, 1434. Wirkung auf mehrere V.

,

Begriff 23®, 262ff. keine, falls Gebot d. Menschlichkeit 264. keine, falls im Interesse B.ers 262. Leine b. B.fall 262,3. Anwendungsgebiet 26®. Beispiele 2312, 324,5. Beweislast 2312, 26®. D auer 2310. Einwilligung B .ers 2318, 164; fehlende 2318, Schweigen B.ers 2318, W iderruf, Anfechtg. 2 3 18 Erheblichkeit 239. Erhöhung 23V° Gefahränderung s. d. G efahrnnnderung s. d. Gefahrstandspflicht 2314, 613. I n h a lt 2317. Keine Rechte B.ers aus __ 23 Kenntnis B.ers 2418,29, 253,4, 283. Maßstab der — 2312. N atur 2316. objektive — 272,3. Präm ie 4 i 3.

Schadenersatz 2319. Schutzmaßregeln 2311. subjektive — 272. unerhebliche — 292ff. Veränderung d. Um­ stände 2313, 2 4 " . Verhältnis z. Anzeige­ pflicht (vorvertr.) 237. Verzicht 2312. voraussehbare, nicht vor­ aussehbare— 23 V . Freisein d. B.ers 2319, 252ff, 282ff. Beweislast 25®, 28®. kein — wegen mangelnd. Kausalität 23®, 28®. kein — wegen versäumter Frist 254, 284. teilweises — 257, 287. b. unverschuldeter — 253,8, 288. b. verschuldeter — 252, Zweck 251. Kündigungsrecht d. B.ers. 2 3 " , 19,29, 1422. Berechtigter 244, 274 Beweislast 2 4 " , 25®. 274 Erben 24®. Erklärungsempfänger 24®, 274. Erlöschen 2 4 " , " , 274. Frist 2 4 " , 254. Konkurs 24®. N atur 243. b. objektiver — 274, I432ff. Rückwirkung 24®/®. teilweise Kdg. 2 4 " , 274, 302ff. Veräußerung 24®. b. unverschuldeter — 249 24 Wiederherstellung d. alten Zustands 2411,

Sachregister. Wirkung 2 4 0 , 27*. Verschulden B.mers 248, 2416. Verzicht 2412. Voraussetzungen 242. Zeitpunkt 24«, 27*. Teilweise Berletzung302ff. Gefahrminderung und Ver­ hütung 23*, 322ff. Ausdrückt. Vorschriften 32*. Beispiele 32«. Beweislast 328. Natur 32®. Nichterfüllung 32«. Verhalten Dritter 327. Vorschriften zwecks — 322ff. Gefahrstandspflicht s. Gefahrerhöhung. Gefahrtragung IV 37. Gefahrumstände Abschrift v. Anz. 320. Gefahrverhütung 322ff. Gefahrzustand (Gefahrlage) 6*. Gegenseitige B. QO2

1 K o4

Geldschuld 49«. Geldstrafe 1492. Geltungsbereich IV*. Gemeiner Wert 522, 862ff, 1402ff. Gemeinschaft, häusliche s. Häusl. Gemeinschaft. Gemischte B. 159 V6,6. s. a. Lebenso. Generalagent 43V3,*, 432. Generalquittung 498. Generalv. s. laufende V. Genossenschaften als B.er 149 V3, 190*.

677

Gerichtsstand I V 39, 368, 43 V*, 438, 48*ff, 763. Gesamtv. 583. Geschäftsbücher 348, 89*. s. a. Bücher. Geschäftsgebühr 215, 35 V3, 3819, 40*, 608, 68*ff,11. s. Nebengebühren, Ristorno. Geschäftsinhaber gegenseitige B. mehrerer — 3O2, 159*. Geschäftsplan I V 1*, 4114, 162«. Geschichte lV-ff. Geschworenendienst B. für — l«. Gesetzgebung Andg. d. — als Gefahr­ erhöhung 273. Gestehungswert 862ff. Gesundheit als B.fall 1«, 1612. Gesundwert 1163,*, 1407. Gewerbekrankheit 179 V9. Gewinn, entgehd. 1«, 89, 90, 1082. Begriff 533,*,«. B. des — 531ff. s. a. imag. Gewinn, Mehr­ wert. Gewinn, imag. 53«, 129 V 13. G ewinnanteil Recht d. Erwerbers auf — 6918. Gewinnreserve 173 V*. Glasbruch Liefergarantie keine B. G lasfabrikant Bruchgarantie keine B. —

678

Sachregister.

Glasv. 23*2, 3 2 5; 492, 81 V6, 813, 108 V4, 188*. Glasvorsorgev. 81 V6. Glied ertaxe Unfallv. 179 V**. Große Haverei Beiträge 133 *,3. Deckung durch Transportv. 133 *ff, 144 ®, 14 73. Güter d. Schiffseigners 1332. Grund schuld Schutz d. Realgl. -s. Hypothekengl.; 106. Grundstücke Veräußerung 693. Gruppend. s. Kollektivv. Gutachten f. Tierarzt Sachv.kommission. G üteantrag 12 *2. Güter 129 V*2. Güterstand Bezugsberechtigung 166V3. Kündigungsempfänger 246, 705, 1589. Prämienzahlung 353, 38 *5, 39*4. Schadenszahlung 653. Umwandlung 1748. Veräußerung 698. B.mer 1 *2, 74 V2. Gütern. s. Transportv. Gutsüverlassung bäuerliche 698.

H. Hafenmauer 1293. Haftpflichtv. 23*2, 62«^^ 81V6, 129 V**.

Abandon 1509. Abfindungserklärung 498. Anerkennung d. Haftpflicht­ ansprüche 1546. Anschlußv. 1495. Anz. d. B.falls s. Anzpflicht nach Eintritt B.falls. Ausschlußklauseln 1493. Begriff 149 V4, I492ff. Besonderheiten, rechtliche 149 V6,9. —e. Betriebes 151. Betrieb 1513. Leitg.^u. Beaufsichtigung B.ter Personenkreis 1514. Vertreter 1514. Zweck 1512. eigener Schaden 149**. Erlaß d. Haftpflichtan­ spruches 1543. d. Genossenschaften 1904. Herbeiführung B.falls 152. Täter 1526. Voraussetzungen I 522,4ff. Vorsatz 152®. Widerrechtlichkeit 152®. Wirkungen 1522,8. Hinterlegung 150*°,**. Interesse 1499. Kollektiv — 307. Kosten I502ff. Konkurs B.mers s. d. Leistungen B.ers 149*3--*6. Natur 149 V6. Prozeßführung 149 *5. Rentenansprüche I552ff. Schadensereignis 1498. Schadenszahlung s. Ent­ schädigung. Selbstbeteiligung 149®, *4, 1507. Sicherheitsleistung 150*°,** Spätschaden 149®.

Sachregister. Übergang, Veräußerung d. Betriebes. Begriff 1517. Beispiele 1517. Kündigung 1517. Wirkungen 1517. Umfang d. V. 1492ff, 150«, Unternehmungsformen 149V3. Unterv. 150®. Veräußerung 149 V«, 1525. B.summe 1497-10. Vorschußpflicht 1504. Vorsorgev. 1494. Zahlung B.ers s. Entschädiauna. Zeitl. Grenze 1496. Hastpslichtvorsorgev. s. Vorsorgev. Haftung f. Dritte s. unter d. einz. Stich­ worten b. „ Verhalten Dritter". Hagelv. M g . B. Bedg. 108 V2. Antrag 108 V6. Anzeigepflicht 108 V6. Begriff 108 V4. entg. Gewinn 1082. Kündigung im Schadens­ fälle s. Kdg. Nachv. 1124. Prämienaufbringung 108V6. Schadensanzeige s. A.pflicht nach Eintritt B.falls. Schadensermittlung 1083. Teilschaden 112. Umfang d. Deckung 1082. Unternehmungsformen 108 V8. Beränderungsv erb ot 111. In h alt l l l 6,9. Natur l l l 3.

679

Träger l l l 4. Verhalten Dritter l l l 7. Verletzung lll« . Veräußerung ob. Zwangs­ versteigerung d. v.ten Bo­ denerzeugnisse 114, 115. Anz.pflicht 114«. Kdg. 1144,6. Verletzg. 114«. B.periode 92. B.summe 504. Widerspruchsfrist 109. Zweiter V.fall 112. Handelsgesetzbuch s. B.recht, privates. Handelsgewächse l l l 9. Handelskammer 645. Handelssachen Kammer f. —, Zuständigk. 1 V89. Handelsw ert 1403. Handwerkskammer 645. Hauptagent s. Agent (Arten). Hauptmangel 1182ff, 1284. H ausarzt 1604. Hausboden Wäsche auf — 81 V4. Hauskasse 1898. H auslebensv. 81V«. Häusliche Gemeinschaft 679, 852, 1256. s. Angehörigenklausel. H au srat 541,5, 81 V4, 822, 852, 863, 873. Havarie grosse

s. Große Havarei. Hebungskosten 62«. Heilanstalt Einweisung in — 1834. Heizungskessel 822. Herabsetzung — d. Prämie d. Agent 452. — d. Taxe 5711.

680

Sachregister.

Herabsetzung — d. V.sumrne 5 l6ff, 603ff, lO O 10 .

Herbeiführung s. B.fall. Herde 544. Hilfskassen 1902, 1911. Hinterbliebene 166®. Hinterhangsklausel 585. Hinterlegung d. v.ten Güter 134. d. B.summe 495, 150", 1672. Hinterlegungsschein Aushändg. durch Agenten 432. Höchstbetrag B. eines — lO4. Hülsensrüchte l l l 9. Hypothekengläubiger 105, 123, 133, 164, 207, 215, 227, 2321, 248,9, 3914,23, 3931, ö l16, 653, 724, 968, 9611, A 4. Anwendungsgebiet 106, 107. Anzeigepfttcht der Zahlung Form^997. In h alt 998. Natur 99®. Träger 994. Verletzung 9910. Voraussetzungen 995. Widerspruch 9910. Wirkung 999, 10. Zweck 992. Beendigung d. Haftung 1 00 12.

Begünstigungszweck lOO2. Beweislast b. Mitteilungs­ pflicht 10018.

bürgerlich-rechtl. Grund­ lagen 99 V^ff. Fortbestand der Haftung 100 "

, 12.

Kündigung, Rücktritt, Been­ digung d. V.verhältnisses 1OO2ff. Voraussetzungen 1008, 4, 100 8.

Anmeldung 100®. Empfänger 100®. Zeitpunkt 1008. MitteilungsPflicht 10013. Empfänger 10016. Form 10017. In h alt 1004®. Natur 10013, 14. Träger 100". Wirkung 100". Prämie 103, 105. Stellung b. Freisein u. Rücktritt 10l2ff. In h alt d. Begünstigung 101 ®.

Natur 101®. Stellung V.mers 1017. Wirkung 101®, 102. Übergang d. Hypothek lOO7. Ubergangsnachweis 1007. Verzicht B.ers lOO9, 10, 102. B.mer, B.ter als — 107. Wirkung d. Schutzes a. B.er 1022ff.

Frist 1038. In h alt 1037. Mitteilungspflicht B.ers 1032ff. nicht gehörige Erfüllung 1039. Rang 1023. Übergang d. Hypothek 102 2, 3 .

WiederherstelLungsklausel 1024. Zahlung durch — 105.

681

Sachregister. Wohnungsänderung 104. Hypothekenschutz IV38. Hypothekensichgsschein 439, 985. Hypothekenversicherung l 5.

3

«

Im ag in ärer Gewinn s. Gewinn, imag. Jm m obiliarv. s. Feuerv. (Gebäudev.). In b eg riff 49fo, 541ff, 6913, 852ff, 116 V6. Infektion 179 V9. Inhaberklausel s. B.schein. 1673. Inkassoprovision 43 V5. Inkassovollmacht s. Agent. Jnkrasttreten des BBG. 1 V3, A 1. In n e re r Verderb 1318. Innungen, Jnnungsverbände, -ausschüsse; Kassen der — 1903. Jnsektenschaden HO5. Interesse l 6, 216, 1615, 4910, 51 V^f, 584, 6913. Begriff 51 V2. Eigentümer — 51 V6, 522. erlaubtes — 51 v 4. Fehlen 51 V8, 68. Fortfall 682ff. gegenwärtiges — 51 V7. künftiges — 682, 1876. Mehrheit d. — 51 V6. Mehrheit d. Interessenten 3O8, 584. Nichtentstehung 682ff. objektives 51 V3.

teilweise Nichtentstehung 68 3, 10.

teilweiser Fortfall 68V °, 6812. vergangenes — 51 V7. B.fähigkeit 51 V3ff. Wechsel d. Interessenten s. Veräußerung (Begriff), wirtschaftliches — 51 V4,5. zukünftiges — 51 V7. In tern atio n ales Privatrecht s. Zwischenstaatl. B.recht. In v a lid itä t Unfallv. 179 V11. Jn v alid itätsv . I2, 159 V4, 1653, 179 V4. Irrtu m Anfechtung s. d.

3 0 ). Ja h resan trag 108 V5.

Kartellaussicht I V 14.

Kaigefahr 585. Kapitän 1304. Kap italv ersicherung — auf d. Erlebensfall 159 V5. — auf d. Todesfall 159 V5. — mit bedingt. Leistungs­ pflicht 159 V6. — mit unbedingter Leistgspfl. 159 V 6. — zugunsten Dritter 166VMTK apitalw ert d. Haftpflichtrente 1553. Karenzsrist w. Gefahrerhöhg. Leb. B. 1642ff. w. Selbstmord 1694,5. w. unricht. Anz. in d. Leb. B. I632fs.

682

Sachregister.

Staate*.

Auto- s. Kraftfahrzeugv. 129 V«, 132. Kaskov.vereine 129 V8, 189b. Kastration 116 V 4. Käufer b. Veräußerung d. v.ten Sache 694,5. Cif — 808. Kaufmannseigenschaft — des Agenten 43 V8. — des B.ers 1 V89. Kaufalzusammenhang s. ursächl. Zusammenhang Kenntnis — b. Mehrheit von B.er u. B.mer 220. — b. Rückwärtsv. 2«ff. — d. Doppelv. 602,8.

— d. Anzeigepflichtigen 1610, 1618,19,24,232«, 33«, 344. — d. Erwerbers 6918, 7018. — d. B.ers 2«ff, 1610,28, 17«, 20«, 24«,10, 282, 448, 5117,18,6 9 20,7 0 7, 712,17, 1144,6. — d. B.mers 2 «ff, 223, 478, 5810. — d. B.ten 220, 1610, 334, 5810, 792ff, 1798. — d. Vertretenen 221, I92ff. — d. Vertreters 221, 1628, 192ff, 2328. — Dritter 478. Kind B. auf d. Leben e. — 159«. UnfaNv. 1797. Klagefrist Ablauf 1212. Ablehnung 1211. Ablehnungsform 1211.

Arten 1212. Frist 1212. Geltendmachung d. An­ spruchs 1212. Hinweis auf Rechtsfolgen 12 11. mehrere Berechtigte 1210. mehrere B.er 1211. Nachlaß 1210. Natur 129,12. negative Feststellungsklage 1211. unzuständiges Gericht 1212. Bergleichsverhandlungen Verhältnis zur Verjährung Versäumung 1212. von Amts wegen zu beach­ ten 129. Wahrung 1212. Zweck 128. Kleider 54«. Kleinerer Verein s. B.vereine a. Gegens. Klima 1648. Knallgeräusche 179 V9. Knappschaftskassen 1912. Knochenbrüche 126«. Kolik 121«. Kollektivv. — Lebensv. 307, 159«. Teilw. Berl. d. Anz.pfl. od. Gefahrerhöhg. 302,7. — Leben, Unfall, Haftpflicht, Feuer-B. 307. — Unfallv. 307, 1794. Kollisionsschaden 1298. Kollusion des Sachverhalts 599. — beim Brand 932. — beim Hagelschlag l l l 2. s. a. Betrug. Kombinierte Reisen 1471.

Sachregister. Kombinierte B. 81 V 6. Kompensationsklausel 545. Konfirmation als B.fall l 6. Konkurs d. B.ers 132ff, lOO10. Altes Recht A 3, 4. Anmeldung d. Ansprüche 12 12.

Anzeige des — 132. Konkursverwalter als Nach­ folger 133. — des Krankend.ers 134. — des Lebensv.ers 134. — des Schadend.ers l3 3ff. — des Unfallv.ers 134. Prämie 133, 403. Prämienreserve 134. Schadenersatzanspruch B.mers 133. B.summe 133. Wirkung gegenüber Real­ gläubiger 133. Konkurs des B.m ers 158, 20®, 24®, 381®, 3914, 752 86 2.

Anfechtung 159 V8. Anmeldung d. Ansprüche 12 12.

Anzeigepflicht 147. Erlöschen 147. Fortsetzung d. B. durch B.mer 143z6. Freigabe 14®. Kündigungsrecht d. B.ers 147. Leistungen 14®. Prämie 143,4. unpfändbare Sachen 14®. Verfügungsgewalt 144,®. Haftpflichtv. 142, 1552, 157-ff. Absonderungsrecht 1573. Konkursverwalter 1578.

683

Stellung außerh. d. — 157®. Wirkungen 1573. Zwangsvergleich 1573. Lebensv. 142,3, 159 V8, 166 V 4, 1674, 174®. Nnfallv. 179 V12. .Konkurs d. B.ten 142, 75®, 179 V12. Konsensualvertrag B.vertrag ein — 1 V34. Körperbeschädigung 179 V 7. Kosten — als Teil d. Haftpflicht­ schadens 1502ff. — bei Unterv. 663. — d. Policenabschrift 320. — d. Ausbesserung 141®. — d. Ausstellung d. B.scheins 3®. — d. Ermittlung u. Fest­ stellung d. Schadens s. Schaden. — einer Ersatzurkunde 320. — d. Benachrichtigung d. Realgläubigers 1042. — im Konkurs 132. — d. Mahnung 3918. — d. Sachverständigenverfahrens s. d. — d. B.ers 35 V3. — Grenze d. Erstattung 661ff. — im Schadensfall 3412, 6210 6 3 % 651, 661ff, 111®, 1232, 1443ff. Rettungs- 1444. — Vorschußpflicht d. Haftpflichtv.ers 1504. — d. Übersendung d. Prämie 36 4. Kostbarkeiten 868. Kraftfahrzeugv. Haftpflichtv. 81 V®,129 V11.

684

Sachregister.

Kaskov. 49®, 81 V6,129 V11,

Kosten

— d. Pfand- u. Konkurs­ Kombinierte — 81 V 6. Unfallv. 8 1 V 6, 129 V11. K rankenhaus s. Heilanstalt. Krankenkasse 191. K rankenv.vereine 1645. Krankend. I 2, i 3 4, 159 V 4, 1922. Krankheit Einfluß auf llnfallv. 179 V11. Krankheitsbericht Biehv. 12212. Kreditgewährung d. Agenten a. V .m er4341. Kreditv. I V 38, l 5, 325, 565, 6913, 1872. Rückwärtsv. 2 4. K reisarzt 646. Krieg 843, 1174, 1643. Kulanz

als Präjudiz 1 V23. Kündigung 82ff, 93, 103, 144, 6, 2319,29, 242ff, 2 5 % 962ff, 1518,9, 1892, A 3. — an den Agenten 437, 965.

— b. falscher Altersangabe s. d. — b. Gefahrerhöhung 2319,29, 242ff, 251ff, 27, 1422, 1432. — b. Konkurs d. V.m ers 147. — b. M itv. 5818.

— b. Veräußerung s. d. — b. verletzter Anzeigepflicht 412ff.

— b. Verweigerung d. B.schutzes 82b. Beschränkung d. —rechts 1925,6.

Beweis bei teilweiser — 30®.

gläubiger 159 V 7. — d. Erw erbers 702,®ff. — d. Pfandgl. 159 V10. — im Schadensfall 962ff, 1132ff, 1198, 1581ff. Feuerv., im Schadensfall 614, 962ff. Ausschlußfrist 96®. Berechtigter 96®. Empfänger 966. Form 967. Frist 9610. Grund 962. In h a lt 968. mehrfache B. 962. Natur 964. P räm ie 9610,11. unvollständige 968. Voraussetzungen 963. Wirkung 961®,11, gegen­ über Hypothekengl. 1 0 0 % 1037.

Form 82 Frist 82 Haftpflichtv., im Schadens­ fall 614, 158. E m pfänger 158®. Form 15810. Frist 15812“ 14. I n h a lt 15811. Kündigungsberechtigter 158®. N atur 1587. B.fall 1582. Voraussetzungen 1582 6. Wirkungen 15815.

Hagelv., im

Schadensfall

614, 113. P rä m ie 1134. Wirkung 1134. Zeitpunkt 1133. kein—recht 261ff, 4 i3.

685

Sachregister. Lebensv. Berechtigter 1654. Em pfänger 1658. Form 1659,10, 172. Frist 1657. N atur 165«. teilweise — 1655. Voraussetzungen 1653. Wirkungen 1657,11,12, 1752, 1763. mehrere V. 962. N atur 243.

Pfändung des —rechts 159 V 7. Präm ienzahlung bei — 1125, 1134, 15815. —recht, Verzicht auf 963. Rechte d. V.m ers b. teil­ weiser — durch V.er 309. Schweigen d. B.ers b. — 8 2.

sofortige — 82. — durch d. Agenten 452, 965. teilweise — 309ff, 40. Unfallv., im Schadensfall 18219.

llnv ollständige — 82. — des B.ers bei anderwei­ tiger B. 5818. verspätete — 82. Biehv. 1198.

— wegen Nichtzahlung d. P räm ie 3813ff, 3924ff, 402,4, 1036, 7,9, 1752ff, A 4 6.

Wirksamkeit teilweiser — 308ff.

Wirkung auf Realgläubiger 1002ff, 1037.

Zustellung 103. Künftiges Interesse f. Interesse. Knnstg egenstände Ersatzwert 863. Kunstwerk 863.

K upon-Lebensv. 1898. Kuponpolice l 10, 310. Kürschner

Haftg. f. Mottenschäden I V 32.

K ursverlustv. 1 V38, 1873. Kurzschlußklausel 81 V4.

L. Ladung 1331,2, 1383,4, 146r\ Lagerbücher 348.

Lagergefahr s. Lagerv. Lagerkosten 1374. Lagerversicherung 129 V7, 1344.

Lahmheit 1215. Landeshanptbevollm. l 21.

Landesrecht 1 V1,8. Landheim stättenv. 81 V2. L andw irtschastskam m er 645. Landsahrzeuge 129 Vla.

Landgut In v e n ta r 541.

Landwirtsch. Erzeugnisse B.wert 868. Landwirtschaftliche B. 544, 81 V2,5.

Lausende Präm ie s. Prämie. Lausende B.

382, 545, 584, 895, 129 V15, 1875. Abschluß 1877. Abschreibev. 1875. Arten 1875. Deklaration 1877,8. M aximum 1875. Natur 1876, 7. Pauschale 1875.

686

Sachregister.

Lebenslängliche Dauer d. B. 74. — Haftpflicht^ 72, A 33. — Lebensv. 72, 159 V5, A 33 — Unfallv. 72, A 38. Lebensnachweis 348. Lebensv. 1 V *2 85 36/

1 6 10 80f

20«, 2312, 325, 38®, 3922, 189, A 33. Mtretung d. Ansprüche 159 V9, 159«, 166 V3,4. Altersangabe s. d. Anzeigepflicht b. Eintritt B.falls s. d. Arten 159 V5. bedingte Leistungspflicht 159 V 6. Begriff 159 V 4. Bezugsberechtigung s. d. Fremdv. Arten 1593, 4. Begriff 1592. Einwilligung 159«,«. Kenntnis d. Bezugs­ berechtigten 1618. Kenntnis d. B.ten 1612. Kinderv. 159«. Kollektivv. 159«. Gefahrerhöhungen 164. Höchstpersönlichkeit 159 V 7 Kollektivv. 307, 159«. Konkurs 159 V8. Kündigungsrecht V.mers s.d. Pfändung von — fordgen. 159 V 7, 1654, 1748. Prämienreserve s. Deckungs­ kapital. Raufhandel 1697. Selbstmord Begriff 1698,«. Beweislast 1694. Folgen 1692,4,«. Wartezeit 1694.

Sonderregelung f. Sterbe­ geld, Bolksv. usw. 189. Todesanzeige 171. Todesstrafe 1697. Tötung d. B.ten 170. Unanfechtbarkeit 1634. unbedingte Leistungspflicht 159 V«. unpfändbare — 159 V 7. Unternehmungsformen 159 V8. Untersuchung, ärztl. s. d. Verletzung d. vorvertragl. Anz.pfl. 162, 163. Verpfändung 159 V10, 159«, 1654, 166 V3,4, 1748. Versteigerung 159 V 7. Zwangsvollstreckung s. Pfändung. Leckage 1317. Leibrentenvertrag 1 V38. Legegeld 35 v 8, 108 V«. Legitimationsp apier 318,18, 48. s. B.schein. Leichenöffnung s. Sektion. Leichterfahrzeug Begriff I 36a. Benutzung 134«, 1361. Leistung Abtretung, Pfändung, Verpfändg. d. Anspruchs 49®. Anspruch auf — 12«. — d. V.ers l 2,4“ «. s. a. Entschädigung, Schaden. Fälligkeit der — l l \ 49«. Freisein d. s. Klage auf — I 212ff, 6410. — Ort 42, 6 7, 497. Verjährung I22ff. Verweigerung 9214ff. Leistungsfreiheit d. V.ers s. Freisein.

Sachregister. Leistungsklage 1212. Leistungsort s. Leistung, Prämie. Leistungsverzug s. Prämie. Leuchtgas 82». Liebhaberwert 864. Lokalität 6915, 81 V4. Gegenstände wechseln die — 231S. Löschbereitschaft 1345. Löschkosten 63«. Löschschaden 832. Luftangriss 84«. Lustfahrtversichg. 129 V14. Luftversicherung 129 V14.

M. Mahnung s. Prämie (Folge-). M alaria 179 V9. Makler ok S f 11 , 12 , 14 , o» q q l3 , 26 , 11 21 f OD 43 V2,3. Deckungszusage l 28. s. a. Agent. Marken als Prämienquittung 1877. M arktpreis 868, 894. Maschinen Mitarbeiten an — 294. B.te — 86«. s. a. Wiederherstellungsklausel. Maschinenv. 492, 81 V5,«. Massage 183». Massengüter 129 V12. M aterialw ert 86». Maximum b. lfd. B. 187«. Mechanische Unterschrift 39. M ehltau HO®. Mehrfache B. s. Mitversicherung.

687

M ehrwert 53«. Mengeneinheiten B.summe nach — 504. Menschlichkeit Gebot d. 264. Mietsverlustv. 89«. M ilitärdienstv. 159 V4. M inderjähriger l 11. s. B.mer. Minderung des Schadens s. Abwendungs- und Mindgspfl. Mindg. d. G efahr s. Ges.mindg. M inderw ert 862ff, 87». M inderwertv. 1164, 121«. Mißhandlung Biehv. 125». Mi tteilnngsp fli cht s. Anzeigepflicht. M itteilungsverbände 1604. M ittag als B.beginn 74. M ittelbarer Schaden s. Schaden. Mitversicherung Begriff 58». Beziehungen d. B. unter­ einander 58*o. Gefahrengleichheit 58«. Gleichzeitigkeit 587. Jnteressengleichheit 584. Mitteilungspflicht 58«, 902. Beweislast 5817. Empfänger 5814. Form 5813. Frist 58*«. In h alt 58*«. Kosten 58*7. Natur 589,**. Träger 58*«,*2. Verhalten Dritter 58*9 Verletzung 58*8. B.ermehrheit 58«. Zweck 582.

688

Sachregister.

Mövelgarnitur 541. Mole (P ier) 1293. Mottenschäden 1 V32. Montageversich erg. 1871.

Müdigkeit 1215.

R. Nachbargrundstück Schaden aus — durch Feuer 832.

Neuroseklausel 179 V9. Neuwertv. 867. Nichtanzeige s. Anzeigepflicht, vorver­ tragliche. Nichtigkeit 3016, 5115ff. Niederlassung 362, 5911. Niederreißen 832.

Nießbraucher 1063, 1151, 1518. NottötttNg 1263ff.

Nachfrist f. Prämie (Mahnung). Nachgiebiges Recht 1 V25. s. a. zwingendes Recht.

Nachlaßpfleger 205. Nachschußpflicht 1283. Nachschußprämie Irrtu m über die Höhe der — 5

14.

Nachschußverfahren 108 V 6. Nachtrag z. V.schein 4325, l o i 8.

Nachversicherung 84, 954, 1124, 116 V 6, 1194. Anz.pfl., Gefahrerh. 237. Präm ie 35 V5. Provision 43 V6.

Natürl. Beschaffenheit der Güter, Haftg. B.ers 131«ff.

Nautisch es Verschulden 1304,6. Nebenabreden 311, 476. Nebengebühren 3«, 35 V3, 354, 439,11, 5111, 6 8 4.

Nebenklage 1502. Nettokostenaufstellg. l 10. Neuanschaffungswerl 8 6 2,3 , 7 ,8 t

„Neu'für alt" 862ff. Neugeborene Tiere. Zugehörigkeit zum Viehbe­ stand-Inbegriff 542.

O. Oberstes Gericht in B.streitigkeiten 194.

Obhutschäden 1493. Objektives Interesse s. Interesse.

Obliegenheiten

222, 62ff, 82, 107, 129,12 163, 2315,20f22; 323, 338,15, 343, 352, 56«, 58®, 613, 623, 642, 6917,18, 713, 74 V 4, 923,15, 933, 993, 10013, HO3,15, 1213, 1223,15, 1463, 1533, 15 6 4, 179ß, 1823. Abgrenzung 64. Anzeigepflichten 65,12ff. A rt d. Erfüllung 67. Arten 65. Auskunftspflichten 65,12ff.

Bedingung s. d. Begriff S2. Beweis d. Erfüllung 68. Erfüllung 6«.

Kausalität d. Verletzung 6«. keine — des B.ers 62, 1032, 1564.

Ort der Erfüllung 67. rechtl. N atur 63. T räger d. Erfüllung 6«,10, 101 «.

Sachregister. Berbindlichkeitstheorie 6», 6 10.

Verhalten Dritter 6n ff, 101 «.

I. ohne Berschuldensklausel 612. II. mit Versch.klausel. — Anzeigepflichten u. Auskunftspflichten 618. — Berhaltungspflichten 614.

Berhaltungspflichten 65,12. Boraussetzungstheorie 63,4. Wirkung der Nichterfüllung 6 10.

Obmann 644,«,8,12. Obmannstaxe 1088. OffenbarungsPflicht 222. Offene Police 524, 574,«. Offentl. B.anstalten 1922ff. Ohrmarken — Biehv. 116 V6. Operation 1836. Operationsv. 116 V4. Orderpolice 314,19. Ortspolizeibehörde 92».

Pächter 1152. Parzelle H 48. Pauschalv. 56®, 17 9 4, 1875. Peilröhre 1322. Pensaverträge 43 V5. Pensionsrassen 1904. Pensionsv. l V82. Personenstand l 6. Personenv. s. a. Lebensv. 1 V86, l 2,« 7 Pfändung — der Ansprüche aus der Sachv. I52ff, 49®, 624.

689

Pfändung — der Ansprüche aus der Unfallv. 179 V12. — der Entschädigungsforderuna in der Haftpflichtv. 157«. — der Rechte aus d. Lebensv. 159 V7, 1652, 166 V7. — des Umwandlungsrechts 1745,8. —spfandgläubiger 20«, 61«. Pfandverkauf 732,8. Zustellung des—sbeschlusses an d. Agenten 458. Pferdegeld 1178. Planmäßigkeit 1 V88. Platzagent 43 V4. P ie r 129®. Police s. B.schein. Policedarlehen f. Vorauszahlung. Policengebühr s. Nebengebühren. Polizei Anzeigen an 33®, 92®,". Ponton 129®. Position 50®, 54«. Postquittung 4311. Prämie I V87, 82,4, 144,«,35ff, 502, 51 V8. Abholung der — 372, 39®. Altersangabe s. d. Annahme vor Fälligkeit 357, 4311. Aufrechnung 3512, 166 V«. B ar — 35 V8. Begriff 35 V®. — bei Anfechtung 227. — bei Aushändigung B.scheins 35«. — bei betrüg. Überv. 5 l16. — bei Fehlen oder Fortfall d . Interesses 68.

B ru ck , Versicherungsvertrag. 6. Aufl.

44

690

Sachregister.

Prämie — bei Herabsetzung d. Doppelv. 608, " , " , 12. — bei Verlängerung der V. Berechnung 35 V7, 502, 545. Beweis d. Leistung 36®. Bringschuld 36 4, 37 4. Brutto— 35 V3, 174". Deckungszusage l 28. einmalige — 35 V4Z 354. Einziehung 372, 1897. Empfänger 3514. Entgegennahme durch Agenten 439,11Erfüllungsort 3514, 362ff. erste — 35 V5, 356, 38iff, 43 V5, 43u , 189. Einlösung 383. Freisein 38«,7. Klage 38®ff. Kündigung s. unten, nicht rechtzeitige Zahlung 384ff, 1032. Respektfrist 384,7. Verzug 386,7. Wirkung d. Zahlung 383. Zahlung nach Ablauf d. Frist 38". Fälligkeit 354,5,6,8. Falsche Berechnung der — 35 V7. Folge— 35 V5, 354, 392ff, 41, 189. I. Begriff 392. II. Allgemein-rechtl. Ver­ zugsfolgen 393ff. Mahnung nach bürg.Recht qualifizierter Verzug 392. Schadenersatz 394. Vergleich über Zahlung Verzugszinsen 394.

Zahlungs-( L eistungs )klage 395ff,20. III. qualifizierte Berzugsfolgen VBG. 1. Freisein 39513. 2. Kündigung s. unten. 3. Mahnung 39"ff. Form 391®,",20, 1754. Frist 3 9 ", 912, 103. In h alt 3 9 " ,20. Kosten 39 ". Mahnberechtigter 39". Mahnungsempfänger Natur *3912. Respektfrist 358, 3 9 ". Stundung 358, 3911,23. Verzug 3911,23. W irkungen 3921ff. Zahlung nach Mahnung Zeitpunkt 3 9 ". Zugang 3917. Freijahr s. d. — für Nachv. 35 V6. Gebäudefeuerv. 9 l2. Gefahr d. Übersendung 364. Geldschuld 3 5 ". Gerichtsstand 363. Haftung f. Dritte b. Zah­ lung 364. Herabsetzung 35 V7, 5 1 "; b. Teilschaden 953,6, H 93, 119®. Heraufsetzung 35 V7. Höhe 35 V7. Holschuld 372 5, 393,23. Hypothekengläubigerschutz 100", 1013, 103, 105. — im Fall d. Freiseins 32®. — im Fall d. Konkurses s. d. — im Fall d. Kündigung B.ers 247, 158". — im Fall d. Rücktritts B.ers 207, 21, 2273.

Sachregister. Hypothekengläubigerschuh — im Fall der Veräuße­ rung s. d. Kosten d. Übersendung 364. Kündigung l. bei erster Prämie 38®,1S. bedingte 3 8 ". Berechtigter 3814. Empfänger 3815. Form 3818. Frist 3817,19. Hypothekengläubiger 1032. Natur 3813. Wirkung 3819. Zeitpunkt 3 8 ". 2. bei Folgeprämie 397,22, Berechtigter 3926. Empfänger 3927. Form 3930. Frist 3929. Natur 3925. Voraussetzungen 3924. Wirkung 3931, 175. Zeitpunkt 3928. 3. d. Lebensv. 16 5 ",12. Kündigungsrecht B.ers laufende — 35 V4, 354. Nebengebühren s. d. Netto— 35 V3, 17413. Obliegenheit, Zahlung d. — keine 63, 352. Quittung 3515, 439,11. Rabatte 35 V7. Raten 92, 35 V5, 108 V 6. Risiko — 35 V3. Rückvergütung lLebensv.) 173. Scheck als Zahlungsmittel 3542. Schuldner 353,11, 101®, 1795; mehrere 353.

691

Sonderregelungen 189. S par— 35 V3. Stundung 356. Synallagma zur Gefahr­ tragung 35 V6. Tarif— 35 V3. Übernahme der Zahlung durch andere 353,11. Umwandlung 173. Unteilbarkeit 1 V37, 93, 207, 227, 35 V6, 402ff, 5 1 " , " , 6 8 ", 96 ", 1134, 1625. Vorbehalte b. Zahlung 3512. Währung 3512. Wechsel als Zahlungsmittel 35®,12. Zahlpflicht keine Obliegen­ heit 63, 352. Zahlpflicht 352. Zeitpunkt 3513, d. Zahlung 384, 3 9 ". Zinsen 35®. Prämienerhöhung 30®, 412ff, 1622ff. Präm ienfreie B. 174, 175. Präm ienquittnng 4 3 ". Marken als — 1877. ßrämienrechnung 4 3 ". prämienreserve 134, 189. s. Deckungskapital, Rückvergütg. iSrämienrückgewähr Unfallv. mit — 179 V4. s. a. Rückvergütung. Prämienrückstände 1764. Prämienüberträge 173 v 4. prämienvoranszahlung Preisdifferenzen B. v. — im Zuckerh. 89®. Premier risque

s. erstes Risiko. Prioritätsprinzip 59". Probestück i n 5.

692

Sachregister.

Prolongationsklausel s. Berlängerungsklausel. Provision d. Agenten 43 V5. (Abschluß-, Inkasso-, Bermittlungs—). Provisionsv. 129 V18. Prozeßführung Haftpflichtv. 62®, 14915.

Quittung

Q.

— als Beleg 348. — über Entschäd.leistg. 498. s. a. Prämie.

Rabatte

R.

Prämie 35 V7.

Radiumstrahlen 179 V10. Ratenzahlung

s. Prämie. Rauch- u. Rußschäden 822, 1498.

Müde 1216. Raufhandel 1694. Muml. Geltungsbereich s. Lokalität. Mumungsfchaden 832. Realgläubiger s. Hypothekengl. Reallast 1062, 1073.

Rechnungen

als Belege 348.

Rechtsquellen 1 V1ff. Rechtsschutzv. 149 V5. Regend. 81 V5. Regreß s. Übergang v. Ansprüchen. Reichsgericht 194. Reichshauptbevollm. l 21.

Reife

Änderung 1371ff. Aufgabe d. — 1373, 1386. — in Ballast 1388. B.te — 1342ff. Verzögerung 1318. Reiseagent 43 v 4. Reiselagerv. 129 V7. Reiseunfallv. l V32. Reifev. 81 V®. Reifeverzögerung 1293, 1318. Rentenanspruch Haftpflichtv. 1552ff. Rentenschuld Schutz d. Realgl. s. Hypothekengl. 106. Rentenv. l V88. Rentenzuschußkassen 1904. Repräsentant s. Obliegenheiten. Repräsentantenhastg. 6 i7. Requisition b. v.ten Sache 734. Respektfrist 384 3911. Rettungsrosten 144»,4.

Rettungspflicht s. Mwendnngs- u. Min­ derungspflicht. Risiko erhöhtes 35 V». Risokoreserve 173 V4. Risilov. 159 V«,». s. a. Lebens». Ristorno 684ff. Rohstoffe B.wert 86». Röntgenstrahle« 179 V10. —bestrahlung 183». Rost 131°. RostNansel 131». Rstvensamr» u i* .

693

Sachregister. Rubrik, B. nach — en 54°. Rückbeförderung 1346. Rückgewähr s. Rückvergütung. Rückgriffsrecht s. Regreß. Rückkauf f. Rückvergütung. Rückkaufswert s. Rückvergtüuug. Rücktritt M e s Recht A3. — bei falscher Attersangabe 17a, 1625. — und Anfechtung 222. — bei Verletzung b. AnzeigePflicht 167,2% 1 7 % 18°, 198, 202ff, 402, 1625, 163% — bei Verletzung von Ob­ liegenheiten 32°. Beschränkung b. — rechts 17% 18°. Beweislast b. teilweisem — 30°. Erklärungsempfänger 206. Form 205. Frist 20°. — gegenüber Realgläubiger 20 7, 100— 102. — bei Gefahrerhöhung §§l6ff besonders 20a. Inhalt 205. Kosten 205. Leistungspflicht trotz — 21% teilweiser — 30°. — B.mers 82. Wirkung 207. Zustellung 10°. Rückvergütung 1218, 14°, 207, 247, 159 V7,8, 162°, 16512, 1705,11, 173 V2, 173, 176% 177, 178, 189°.

Berechnung 1767, 178°. Fälligkeit 176°. Voraussetzung b. Anspruchs auf — 176». Rückversicherung 582, 186% Arten 1862, 1875. Begriff 186». Natur 186». Regelung 1864. Rückwärtsv. I V 2, 192, 387, 6911, 79», 95», 96», 108 V5, 149°. I. Abgrenzung 2». Anwendungsgebiet 24. Ausdrückl. Vereinbarung 2 °.

Beginn 2°, 7 4. gemischte — 2°. Kenntnis 220ff. reine — 2°. Unmöglichkeit b. Ein­ tritts B.falls 215ff,24. II. reine — , Wissen b. Par­ teien um d. V.fall 2«ff,24.

III. gemischte — , Wissen b. Parteien um b. B.fall 2 i< % 24.

Rückwirkung A3, 4. s. a. b. b. einz. Paragra­ phen. Ruhegeldkafscn 1904. Rußschäden 822, 149».

S. Sachgesamtheit 4910. Sachkundiger in b. Viehv. 1228. Sachversicherung s. Schadensv. Sachverständige Ermittlg. d. Schadens durch — 1412.

694

Sachregister.

Sachverständ ig enb erfahren 12*2, 642ff. Ablehnung von Sachver­ ständigen 647. Anfechtung 64 *o. Arten 642. Ausscheiden e. Sachverstän­ digen 646. Bewertung 642. Ernennendes Gericht 645. Ernennung d. Sachverstän­ digen 645. Kosten 645,*2. Prozessuales 642. Tätigkeitsgebiet 642. Unverbindlichkeit 64». Verfahren 648. Zusammensetzung 644. Zuständigkeit 64». s. a. Ärztekommission. Schaden Arglistige Täuschung bei Ermittlung 347,*«. Begriff 49*°. Ermittlungs- u. Feststel­ lungskosten 56, 662ff, 1443ff, 1455, 6. Ersatzgrenze d. V.ers l 4. Feststellung 942. Haftung f. mittelbaren u. unmittelb. — 49*o, 1298. Rückwärtsv. 2 6ff,i°ff. Total—, Teilverlust, Be­ schädigung 49*0. ursächl. Zusammenhang 552, 61*0. Vertreter V.mers, Stellung 65. s. a. Entschädigung. Schadenreserve 173 V4. Schad ensabwendnng s. Abwendungs- und Minderungspflicht.

Schadensanzeige s. Anzeigepflicht nach Ein­ tritt B.falls. Schadensberechnung s. Schadensrechnung. Schadensersatz Art des — 1 *'36, 49*ff. Aufrechnung von —ansprä­ chen mit unübertragbaren B.forderungen 153. — bei Anfechtung 5*3. — bei Verletzung von Oblie­ genheiten 6*0. — bei Widerspruch 5*°. — V.ers 145, i56*o. — V.mers irrt Konkurs V.ers 133,4. Höhe 493, 50*ff. -Pflicht bei Kollisionen 1293. -Pflicht des Agenten 474. -Pflicht des Anzeigepflichti­ gen 33*4, 58*3. -Pflicht des Auskunfts­ pflichtigen 34*4,*6. -Pflicht des V.mers 1017. -Pflicht Dritter 124. Verjährung 124. s. a. Entschädigung, Schaden Übergang, schad ensfeststellung 642ff, 65, 942ff, 1082,3, Anweisungen d. V.ers 663. Schadensprotokoll Abschriften 320. Schadensrechnung Abschriften 320. betrügerisches Verhalten d. V.mers bei — 347,*6. Schad ensverhütrmgspflicht 23*5, 613. Schad ensversicherung Arten 81 V*ff.

Sachregister. Einteilung 1 V35,36, l 2,3,4,5, 51 V2, 81 V % lebenslängliche — 72. Schadenswert 1407. Satzung — d. V.vereine auf Gegen­ seitigkeit 1893,4. — von Unterstützungskassen 1901. Schiedsgericht 1212, 6413. Schiedsgutachter 642. Schiedsmann 641; s. Sachverständigenver­ fahren. Schiedsrichter 642. Schiff 129 V9. Schiffs-efatzung 1304, 1322. Schiffslebensv. 81 V6. Schiffs-Reisev. 138% Schiffs-Zeitv. 139% Schlachtviehs 116 V4, 1881. B.schein 37,10. Schlagregen HO5. Spareinkauf 1 V32. Schmuggel 51 V4. Schmarotzerpflanzen HO5. Schuldschein s. B.schein. Schüler-Unfallv. 1794. Schute 1322. Schwarzfahrt 129 V11. Schweigepflicht s. Arzt, Untersuchung. Schwesterfchiffklaufel 674. Schwielenbildung 179 V6. Schwinden 1317. See 1292. Seemannskassen 1898. Seeschiffahrt 1292. Seenntüchtigkeit 132% Seev. 1 V38, 129 V2, 1861. Sektion d. Leiche 3418, 1795, 18218. Sektionsbericht 122 13.

695

Selbst-eh alt s. Selbstbeteiligung. Selbstb eteiliguung s. a. Abwendgs. u. M.pfl. s. a. Selbstv. Selbstentzündung 1317. Selbstmord Lebensv. (169) s. d. Unfallv. 1814. Selb st Versicherung 1 V34, 565, 1496. Begriff 565. Natur 568. Verletzung 56®. Selbstverstümmelung 1814. Sengschaden 82 2. Seuchen 294. Sicherheit d. B.ers. Irrtu m über — 514. Sicherheitsleistung s. Rentenanspruch 1554. Sicherung d. Beweises nach Eintritt V.falls 342,8, 62®. Sicherungsmaßregeln 322ff. Sicherungsübereignung 69®. Sondervergütung 35 V7. Sozienv. 1594. Sozietäten s. öffentl. B.anstalten. S parpräm ie 35 V8. Sparversicherung 159 V4. Spätschaden 1495. Sperrfristen 23. Sprungschaden 822. Standesam tl. Urkunden als Belege 348. S tapellauf 72. Starkstromschäden 82*. Stellenlosenv. 1®, 1874. Stellvertreter Abschluß durch — 22% 192ff, 7 9 % Sterbegeld 159«, 189«. Stervegeldv. l 2, 189®.

696

Sachregister.

Sterbekassen 189«. Sterbeurkunde 34«, m 17. Sterblichkeitstaseln 155». Stillschweigende V erlän­ gerung s. Verlängerung. Strafverfahren 1502, 15311. Streik 1291. Streikv. 81 V6, 1881. Streitverkündung 1212, Strich als Antwort 1622. Stückgüter 129 V12, 147». Sturmschädenv. 1881. Stundung s. Prämie. Stutenv. 116 V4. Subdirektor 432. Substanzschaden l 5. Summarische B. 54».

T. Tabak i n 9. Tagegeld Unfallv. 179 V11. Tarisprämie s. Prämie. Täuschung argl. 213, 34*«. f. a. Anfechtg. Taxe 501, 522,*, 56», 1412. Anfechtung 57*«. Begriff 57». Feuerv. bewegl. Sachen 87, entgang. Gewinns 89. — f. mehrere Gegenstände 57». Hagelv. 1082. Herabsetzung 5710. Berechtigter 57**. Beweislast 5714. Natur 57u . Wirkung 57*». Zeitpunkt 57*2. Heraufsetzung 57*«.

In h alt 57«. Übersetzte — 57*°ff. Unterv. 56». Vereinbarung 574. Wirkung 57»,7,9. Zweck 572. Teilschaden 49*°. s. Entschädigung. Teilverlust 49*°. Telefons chutzv ertrag keine B. l V»2. Termfixv. 159 V«,«. s. a. Lebensv. Textilwarenpolice 129 V1». Tiere neugeborene als Teil e. Inbegriffs 542. Tierarzt I222ff. Attest 34». Tod 116 V», 1162, 1692, 181». s. a. Tötung. Todessallrisikov. 159 V». Todessallv. 159 V5,«, 1594. s. st. Lebensv. Todesstrafe Lebensv. 1697. Tonne 129». Tontine 1«. Totalschaden 49*°. Tötung — auf Verlangen 1704. — durch Bezugsberechtigten — durch Dritte 170*°. — durch V.mer 1702. — irrt Raufhandel 1697. — irrt Zweikampf s. d. Trächtigkeitsv. 116 V4. Transportm ittel 129 V*°. T ransportv. 1 V»8, 16»2, 62**, 84». Abandon s. d. M e r u. Abnutzung 132«. Änderung d. Beförderung s. Änderung.

Sachregister. Anzeigepflicht nach Eintritt B.falls s. d. Aufwendungen s. Abwendungs- und Minderungs­ pflicht. Begriff 129 V«ff, 1291,2. Dauer f. d. Eisenbahn 135, 147«. Entschädigung s. d. Fahruntüchtigkeit 1321 «. Große Haverei s. d. Güterv. 134, 140. Herbeiführung B.falls s. b.; durch Absender u. Em­ pfänger 131. Leichter 134«, 1361,2. natürl. Beschaffenheit 131«ff. Reise s. d. Reiseverzögerung 1293, 131«. Schiffsreisev. 138. Schiffszeitv. 139, 1412. See- und — I471ff. Umfang 1298. Unternehmungsformen 129 V8. Veräußerung 1422,8, 1432ff. B.wert 523. Biehv. 116 V4. — von