Rache und Triumph: Krieg, Gefühle und Gedenken in der Moderne 9783486854909, 9783486713480

Remembrance as a weapon Images of the enemy continue to play a significant role in the commemorative activities of man

368 108 21MB

German Pages 457 [460] Year 2014

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Table of contents :
Inhalt
Vorwort
Einleitung
I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...« Kriegerische Drohungen gegen unsichtbare Feinde
Der Rächer und die deutsche Marine
Das »Seeoffizier-Ehrenmal« in Mürwik
Rache-Gedanken auf deutschen Friedhöfen
Drohgebärden in europäischen Gedenklandschaften
Der Schwur, der Blick, ein Fingerzeig
Drohend, brüllend, kreischend: Tiere im Totengedenken
Künftiger Ernte blutige Saat
Gegen den Feind gerichtete Waffen
Rachsüchtige Tote
Aufwärts!
Vom Retter, Rächer und dem Karfreitag Deutschlands
II. »...eine Welt von Feinden...« Der Feind als Bedrohung
Unbesiegte Tote, besiegte Lebende?
Die Schuldfrage im Gefallenengedenken
Schmähungen und Anklagen in Wort und Inschrift
Geschändete Nation und soldatische Märtyrer
Getroffen: Der Feind als tödliche Waffe
Schlangenwesen, Drachengetier
Kettenrasseln
Unterlegen
III. Triumph und Trophäen. Der Feind als überwundene Bedrohung
Von Barbaren und Soldaten
Kriegstrophäen: Echte Kanonen und falsche Feldzeichen
Stahlhelm und Pickelhaube
Der malträtierte Adler
Schlangenwesen und Spinnentiere
Hakenkreuz
»Nie wieder Krieg!«
Schlussbetrachtung
Anhang
Bildteil
Abbildungsnachweis
Abkürzungen
Literatur
Ortsregister
Personenregister
Recommend Papers

Rache und Triumph: Krieg, Gefühle und Gedenken in der Moderne
 9783486854909, 9783486713480

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

de Libero • Rache und Triumph

Beiträge zur Militärgeschichte Begründet vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt Herausgegeben vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr Band 73

Rache und Triumph Krieg, Gefühle und Gedenken in der Moderne Von

Loretana de Libero

Umschlagabbildung unter Verwendung von: Feier des Kriegsendes mit Konfetti-Parade in der Wall Street, ullstein bild – Pachot Faust, Loretana de Libero

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.de abrufbar. Library of Congress Cataloging-in Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. ©

2014 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Rosenheimer Str. 143, 81671 München, Deutschland www.degruyter.com/oldenbourg Ein Unternehmen von De Gruyter

Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigen Papier (chlorfrei gebleicht). Redaktion: Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr Projektkoordination: Wilfried Rädisch Lektorat: Alexander Knaak, Berlin Bildredaktion und -lizenzen: Marina Sandig Bildseitengestaltung: Maurice Woynoski, Carola Klinke Umschlaggestaltung: Knud Neuhoff, Berlin, und Loretana de Libero, Hamburg Satz: Christine Mauersberger Gedruckt in Deutschland Dieses Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706. ISBN 978-3-486-71348-0 eISBN 978-3-486-85490-9

Für meine Schwester Anna Xenia de Libero

Inhalt Vorwort ...............................................................................................................IX Einleitung .............................................................................................................1 I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...« Kriegerische Drohungen gegen unsichtbare Feinde .........................................................................................19 Der Rächer und die deutsche Marine .............................................................28 Das »Seeoffizier-Ehrenmal« in Mürwik ...........................................................32 Rache-Gedanken auf deutschen Friedhöfen....................................................45 Drohgebärden in europäischen Gedenklandschaften ......................................66 Der Schwur, der Blick, ein Fingerzeig .............................................................81 Drohend, brüllend, kreischend: Tiere im Totengedenken ...............................89 Künftiger Ernte blutige Saat ...........................................................................98 Gegen den Feind gerichtete Waffen ..............................................................105 Rachsüchtige Tote ........................................................................................116 Aufwärts! ......................................................................................................121 Vom Retter, Rächer und dem Karfreitag Deutschlands .................................124 II. »...eine Welt von Feinden...« Der Feind als Bedrohung .................................129 Unbesiegte Tote, besiegte Lebende? ..............................................................131 Die Schuldfrage im Gefallenengedenken ......................................................150 Schmähungen und Anklagen in Wort und Inschrift .....................................169 Geschändete Nation und soldatische Märtyrer .............................................178 Getroffen: Der Feind als tödliche Waffe .......................................................183 Schlangenwesen, Drachengetier....................................................................188 Kettenrasseln ................................................................................................200 Unterlegen ...................................................................................................207 III.Triumph und Trophäen. Der Feind als überwundene Bedrohung .................209 Von Barbaren und Soldaten..........................................................................209 Kriegstrophäen: Echte Kanonen und falsche Feldzeichen .............................215 Stahlhelm und Pickelhaube ..........................................................................223 Der malträtierte Adler ..................................................................................230 Schlangenwesen und Spinnentiere ................................................................235 Hakenkreuz..................................................................................................238 »Nie wieder Krieg!« ......................................................................................239

VIII

Inhalt

Schlussbetrachtung ............................................................................................ 249 Anhang Bildteil .............................................................................................................. 257 Abbildungsnachweis .......................................................................................... 345 Abkürzungen..................................................................................................... 357 Literatur ............................................................................................................ 359 Ortsregister ....................................................................................................... 423 Personenregister................................................................................................. 437

Vorwort Exegi monumentum aere perennius (Horaz) Wenn Menschen sterben, fällt es den Zurückbleibenden schwer, den Tod als sinnvoll zu deuten. Sterben hunderte, ja hunderttausende in einem Krieg, so gewinnt die Frage der Deutung dieser Tode eine gemeinschaftliche, nationale Dimension. Das muss erst recht gelten wenn, wie nach 1918/19 und später nach 1945, der Toten eines verlorenen Krieges zu gedenken ist. Waren alle »Opfer« umsonst? Waren es »Opfer«? Wer hat wen geopfert – oder haben sich die jungen Männer wirklich selbst geopfert, wie es die herrschende Sinndeutung behauptete? Wie ließ sich diese Aussage, wonach die jungen Gefallenen nunmehr »Helden« und keineswegs vergebens gestorben seien, in rechter Weise ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken? Loretana de Libero geht dieser Frage in einem Buch nach, dass erkennen lässt, wie sehr die Autorin ursprünglich der Alten Geschichte verhaftet ist. Nicht nur, dass ihr Text immer wieder lateinische Zitate heranzieht: Das Gedenken an die eigenen Gefallenen und die Darstellung der Feinde finden sich schon in der griechischen und römischen Kultur, und daran setzt die Interpretation dieses Bandes an. Dieses Buch ist kein Buch über das Sterben im Krieg. Es ist nicht einmal in erster Linie ein Buch darüber, wie Angehörige mit dem Tod ihrer Lieben umgegangen sind. Es ist ein Buch darüber, wie die Nachkriegsgesellschaften die Erinnerung und das Gedenken an das Sterben im Krieg dazu instrumentalisiert haben, Hass und Rache zu schüren und damit konkrete Politik zu treiben. Insofern ist dieses Buch über Kriegerdenkmäler eine hochpolitische Geschichte jener Gesellschaften, die Denkmäler errichtet haben. Das frühere Militärgeschichtliche Forschungsamt hat immer wieder einmal Arbeiten zur historischen Bildkunde veröffentlicht. Diese Tradition setzt es mit dem vorliegenden Band fort. Wie lässt sich der Rückschluss von der Beschreibung bildlicher Darstellungen auf die damit verbundenen politischen Absichten und kulturellen Konnotationen methodisch stringent und überzeugend ziehen? Der Band dokumentiert damit auch, dass das jetzige Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr dem Anspruch des alten MGFA auf wissenschaftliche Solidität ebenso methodische Innovation treu zu bleiben gedenkt. An einem Buch arbeiten viele Menschen mit: neben der Autorin vor allem der Lektor, der Grafiker, die Mediendesignerin. Sie alle finden im Impressum

X

Vorwort

Erwähnung. Der vorliegende Band aber verdankt seine Realisierung in einem ganz außergewöhnlichen Maße Frau Marina Sandig, die für die Bildredaktion verantwortlich war. Die Fülle jener internationalen Fotos zu bewältigen, die den Wert dieses Buch ausmachen, dabei auch für Darstellungen aus dem Internet die Urheberrechte zu recherchieren und zu erwerben, das hat Frau Sandig über lange Zeit beschäftigt. Ihr sei an dieser Stelle in ganz besonderer Weise gedankt. Dr. Hans-Hubertus Mack Oberst und Kommandeur Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr

Einleitung Wenig schmeichelhaft ist der tote Feind gestaltet. Seine Bauchhöhle ist in Verwesung übergangen, die Kehle durchgeschnitten, seine unförmigen Gliedmaßen liegen seltsam verdreht am Körper. Der Sieger triumphiert über den Verlierer und hat keine Scheu, ihn in herabwürdigender Weise darzustellen. Dieses grausige Bild eines getöteten Gegners findet sich auf einem Relief, das einst zu dem berühmten Siegesund Gefallenenmonument des Kaisers Trajan im rumänischen Adamklissi, dem Tropaeum Traiani, gehörte (Abb. 1). Des Kaisers Sieg über die Daker 106 n. Chr. kostete die römische Seite Tausende von Menschenleben. 3800 Namen von erschlagenen Soldaten allein aus dem Ersten Dakerkrieg von 102/3  n.  Chr. finden sich auf Tafeln in der Nähe des Monuments1. Nun mag es zwar scheinen, dass nur in der fernen Antike ein derart expressives Feindbild üblich gewesen sei. Es stellt sich dem zweifelnden Betrachter jedoch die Frage, ob sich der moderne Mensch, gerade im unmittelbaren Nachgang eines männermordenden Krieges, grundsätzlich anders ausdrückte als ein Römer. Schließlich hatte ja der Feind zumeist allein das vorzeitige Ableben der eigenen Soldaten, der Kameraden, Freunde und Verwandten, zu verantworten. Im Mittelpunkt dieser Studie soll die Visualisierung des Feindes in der Gedenklandschaft Deutschlands und seiner Gegner nach dem Ersten Weltkrieg stehen. Gestreift werden dabei zugleich auch vorangegangene gewaltsame Auseinandersetzungen sowie die Zeit der NS-Diktatur und des Kalten Krieges. Untersucht werden soll an ausgewählten Erinnerungszeichen – deren Begrifflichkeit vorab geklärt werden muss – inwieweit sich die Erfahrung einer entgrenzten, ja einer totalen Kriegführung2 – der hart erkämpfte Sieg, die unerwartete Niederlage – auf das Bild des Feindes in der 1

2

Vgl. zum Tropaeum Traiani, das Mars Ultor geweiht war und allgemein in das Jahr 108/9 n. Chr. datiert wird, zuerst Tocilescu/Benndorf/Niemann, Das Monument von Adamklissi (1895), hier S.  59; im weiteren maßgeblich Florescu, Das Siegesdenkmal von Adamklissi. Zur abgebildeten Metope XXXIV wenig überzeugend die Deutung von Rossi, A Historiographic Reassessment, S. 63, der die nackte Leiche für einen Römer aus dem Ersten Dakerkrieg hält. – Das Nationaldenkmal für die rumänischen Gefallenen des Ersten Weltkrieges in Mărăşeşti, dem rumänischen Verdun, ist übrigens dem Tropaeum nachgebildet (1920/1938; Georges Cristinel); in das Grabmal des Unbekannten Soldaten in Bukarest (1923) sind überdies Originalfragmente des antiken Mals verbaut worden, vgl. Born, Römer und/oder Daker, S. 261. Vgl. hierzu Müller, Militärgeschichte, S.  289: »Der Begriff meint eine Totalisierung der Kriegsanstrengungen, die Mobilisierung der ganzen Gesellschaft für den Krieg bis hin zu ihrer Erschöpfung, die Entgrenzung politischer Kriegsziele, die bis zur Vernichtung ganzer Staaten und Völker führen können, die Ideologisierung und Enthumanisierung der Kriegführung sowie den Einsatz moderner Technik und Wissenschaft für militärische Zwecke.«

2

Einleitung

Konzeption von Gefallenenmalen niedergeschlagen hat. Bedeutungswandel und Bedeutungskonstanten von Stereotypen3 im öffentlichen Nachkriegsgedächtnis sollen hierbei herausgearbeitet und ihr emotionaler Gebrauchswert im Hinblick auf geschichtspolitische Instrumentalisierung und ideologische Funktion, Absicht und Zielsetzung der Denkmäler analysiert werden. Welche politischen Folgen die medialen Gebilde aus Stein und Bronze hatten, ob eine mangelnde Multiperspektivität zu Kritik und Widerstand führte, eine Ausformulierung von Weltkriegsfeindbildern die Öffentlichkeit, lokal oder überregional, polarisierte oder Reaktionen auf Seiten des einstigen Feindes provozierte, sind im Weiteren zu analysieren. Von Interesse ist, in welchem Maße die bewusstseinsprägende Erfahrung von Krieg und Kriegsfolgen die unterschiedlichen Auftraggeber (Kriegervereine, Soldatenverbände, kommunale oder konfessionelle Träger) motivierten oder die Nachwirkung der Kriegspropaganda (etwa in Form von genuinen Massenkommunikationsmitteln wie Bildpostkarten oder Gedenk-Münzen) die Fremdwahrnehmung im Hinblick auf eine intersubjektive Gültigkeit prägten. Über die sogenannten Kriegerdenkmäler scheint zwar das Wichtigste gesagt, jedoch soll hier die Chance genutzt werden, die vielfältigen, zum Teil abgelegen publizierten Erkenntnisse vergleichend zusammenzuführen, um jenseits ausgetretener Pfade neues Licht auf alte Steine zu werfen. Aus der Vielfalt möglicher methodologischer Ansätze ist hier die komparative Betrachtungsweise gewählt worden. Vergleichend zu forschen ist die gegenwärtig in der Fachwelt eingeforderte, allerdings nicht gänzlich unumstrittene Methode4. Für das gewählte Thema stellt der grenzüberschreitende Vergleich von Feindbildperzeptionen in der materiellen Erinnerungspolitik einen Gewinn dar, da er einen differenzierten und vielschichtigen Einblick in europäische Wahrnehmungs- und Erfahrungsebenen gewährt und Wege zu neuen interdisziplinären und komparativen Forschungsperspektiven eröffnet. Der hermeneutische Zugriff erfolgt primär über einen systematischen Ansatz, der es ermöglicht, die unterschiedlichen nationalen Gegebenheiten sachgerecht zu vergleichen. Gleichzeitig wird der historische Ansatz durch eine interdisziplinäre Perspektive erweitert, indem über die Fach- bzw. Disziplingrenzen hinweg Erkenntnisse nutzbringend einbezogen werden, die in den Bereichen der Mentalitätsund Emotionsgeschichte5, Stereotypenforschung, Kunstgeschichte oder Geschlechterforschung gewonnen wurden und förderliche Anknüpfungspunkte bieten. Die vorliegende Untersuchung soll damit einen Beitrag zu der noch recht jungen »Militärgeschichte in der Erweiterung«6 leisten. Allerdings darf bei all diesen 3 4

5

6

Hahn/Hahn, Nationale Stereotypen, S. 20. Der Begriff des Feindbilds wird hier im Weiteren als negatives Stereotyp verstanden. Vgl. Gehler, Zeitgeschichte, S. 24. Abwägend Haupt, Historische Komparatistik. Zur Methodendiskussion im besonderen Siegrist, Perspektiven, mit weiterführender Literatur sowie die Beiträge in: Comparison and History. In dieser Arbeit werden die Termini »Gefühl« und »Emotion« als äußere, demonstrierte Reaktion (im Gegensatz zur inneren »Empfindung«) verstanden und synonym gebraucht, vgl. zum Problem ihrer Differenzierung Herding, Emotionsforschung, S.  3‑8, und Aschmann, Vom Nutzen und Nachteil der Emotionen, S. 12‑18. Vgl. hierzu Kühne/Ziemann, Militärgeschichte; Buschmann/Carl, Zugänge zur Erfahrungsgeschichte, S. 11‑13, und Lipp, Diskurs.

Einleitung

3

traditionellen wie innovativen Forschungsansätzen nicht übersehen werden, dass die eigene theoretische Reflexion von den jeweiligen, in diesem Fall abendländischen Erinnerungscodes geprägt ist, die sich nicht immer problemlos in eine andere Sprache und in einen anderen kulturellen Kontext übertragen lassen. Letztlich besteht immer auch die Gefahr, nicht nur oft die eigene, vertraute Geschichte zu präferieren, sondern auch allzu sehr der deutschen Sicht verhaftet zu bleiben. Der gegenwärtig nahezu inflationär gebrauchte Begriff einer »transnationalen« Geschichtsschreibung wird in dieser Untersuchung nur im weitesten Sinne entsprechend seiner originären lateinischen Bedeutung verwandt. »Transnationalität« wird in dieser Arbeit verstanden als »grenzübergreifende« bzw. »grenzüberschreitende« Forschungsperspektive, die diachron oder synchron mögliche Gemeinsamkeiten und Unterscheidungen, mögliche Reaktionen und Interdependenzen in der Gedenkkultur über nationale Grenzen hinweg vergleichend betrachtet7. Die »transnationale« Analyse soll sich konkret auf die zeitgebundene Instrumentalisierung des Kriegerdenkmals und der damit verbundenen wechselseitigen Fremd- und Feindwahrnehmung ehemals kriegführender Staaten konzentrieren, wobei der nach innen gerichtete Blick das Fundament, den impulsgebenden Ausgangspunkt darstellt, ist doch Kriegsgedenkkultur in erster Linie national geprägt8. Wenn auch die je nationalen (regionalen, lokalen) Gedächtnisse im Nachkriegs-Europa miteinander konkurrieren, verfügen sie dennoch über Schnittmengen, die ein gleichsam europäisches Groß-Gedächtnis bilden, einen kollektiven Erinnerungspool abendländischer Provenienz, der kulturelle Wurzeln, Denk- und Verhaltensweisen, Normen und Werte, Symbole oder Ereignisse, d.h. gewachsene Verflechtungen enthält, die jenseits des eigenen Nationalen über die Grenzen und Schlagbäume hinweg vertraut sind und verstanden werden. Ohne nun im Einzelnen näher auf die Gedächtnisdebatte eingehen zu wollen, sei darauf verwiesen, dass bei der Betrachtung von Gegenwart und Gedächtnis in Interaktion der Terminus des »kulturellen Gedächtnisses« verwendet und nach Jan Assmann wie folgt definiert wird: »Unter dem Begriff des kulturellen Gedächtnisses fassen wir den in jeder Gesellschaft und jeder Epoche eigentümlichen Bestand an Wiedergebrauchs-Texten, -Bildern und -Riten zusammen, in deren ›Pflege‹ sie ihr Selbstbild stabilisiert und vermittelt, ein kollektiv geteiltes Wissen vorzugsweise (aber nicht ausschließlich) über die Vergangenheit, auf das eine Gruppe ihr Bewusstsein von Einheit und Eigenart stützt9.« Der Vorgang des Erinnerns, der sich auf ein 7

8 9

Vgl. die Theoriedebatte bei Rödder, Klios neue Kleider, S. 660‑669; Patel, Überlegungen; Werner/ Zimmermann, Vergleich, S.  607‑636. Zu den unterschiedlichen Deutungsansätzen vgl. im Besonderen die Beiträge im Review-Forum »Transnationale Geschichte« unter http://geschichtetransnational.clio-online.net/transnat.asp (8.8.2013) und die durchaus auch kritischen Studien im Sammelband Transnationale Geschichte. Vgl. allgemein Frevert, Europeanizing German History, S. 9‑24. Zum Begriff des Nationalen umfassend Langewiesche, Nation. Assmann, Kollektives Gedächtnis, S.  15; vgl. noch Assmann, Das kulturelle Gedächtnis, S.  52: »Für das kulturelle Gedächtnis zählt nicht faktische, sondern erinnerte Geschichte«; im Weiteren noch besonders Assmann, Der lange Schatten der Vergangenheit, S.  51‑61; Oexle, Memoria, S. 22‑29, und Hutton, History. Die Literatur zum »memorial turn« ist nahezu unüberschaubar, einen guten Einstieg in die Materie bietet Erll, Kollektives Gedächtnis. »Kultur« wird hier definiert

4

Einleitung

Gedächtnis oder mehrere Teilgedächtnisse stützt, bedient sich dieses Bestandes, verformt, verändert oder entstellt ihn10. Betrachtet wird das Medium Denkmal als Deutungsträger im öffentlichen Kommunikationsraum, als materieller Bezugspunkt für eine außenpolitische Akzentuierung bzw. Demonstration durch ehemalige Kriegsgegner. Diese bildhaften Feindkonstruktionen in einem Zeichen, das der Erinnerung an Vergangenes dienen soll, transportieren, generieren und beeinflussen Wahrnehmungen von Gegenwart11. Emotion und Erinnerung spielen in der gegenwartsbezogenen Re-Konstruktion von Vergangenem und der Wahrnehmung des Anderen, der für die eigene Situation verantwortlich gemacht wird, eine entscheidende, weil motivierende Rolle. »Heiße« Erinnerungen sind nach Assmann Prozesse innerhalb einer Gesellschaft, genauer einer Erfahrungsgemeinschaft, welche die Gegenwart ablehnt und Veränderung durch rückwärtsgewandte Handlungsorientierung ersehnt bzw. anstrebt12. Dieses Defizienz-Empfinden im aktuellen Erleben ist aber nicht nur Besiegten, sondern auch Siegern eigen, wie wir im Folgenden sehen werden. Im Mittelpunkt stehen feindbezogene Erinnerungszeichen der Mittelmächte, vor allem Deutschlands, sowie der Entente, Großbritannien und Frankreich, wobei zugleich auch Gedenkformen der mit den beiden kriegführenden Lagern jeweils alliierten Staaten einbezogen werden. Es versteht sich, dass angesichts der Fülle an Denkmälern eine repräsentative Auswahl getroffen werden musste, wobei Zentrum und Peripherie, Großstadt und Dorf, Region und Metropole, Grenzgebiet und Binnenland gleichermaßen berücksichtigt werden sollen. Angestrebt wurde zugleich eine ausgewogene Auswahl an Erinnerungsakteuren, vom Sportverein über die öffentliche Verwaltung bis hin zur Kirche. Ein Schwerpunkt liegt allerdings beim Militär. Insoweit der Raum des einst christlichen Abendlandes angesprochen ist, lässt sich ein bemerkenswerter Gleichklang an Formen erkennen, die auch über politische Zäsuren hinweg, wie etwa in Deutschland oder Italien, kontinuierlich weitergepflegt wurden. Symbole und Zeichen einer inszenierten Demonstration sollen gelesen und verstanden werden. Der Adressat, auch der Feind, benötigt daher dieselbe Ebene der Kommunikation und Erfahrung, um eine chiffrierte Botschaft verstehen zu können. Die Deutungsmuster müssen somit zwangsläufig auch einen gemeinsamen oder ähnlichen kulturellen Hintergrund besitzen, ansonsten gehen mentale Konstruktionen in ihrer Intention fehl. Das Denkmal wirkt nämlich in seinem historischen Kontext nur, wenn es wahrgenommen und rezipiert wird. Es kann dann nicht nur als identitätsstiftend, sondern auch, was oft bezweckt wurde, als identitätsbedrohend empfun-

10 11

12

nach Kaschuba, Kulturalismus, S. 87: »›Kultur‹ als Praxis der Wahrnehmung und Bearbeitung von ›Wirklichkeit‹ ist in hohem Maße durch gesellschaftliche Diskurse organisiert.« Vgl. hierzu Assmann, Erinnerungsräume, S. 29 f. Zu dem Medium Bild als einer publizistischen Waffe in der gegenwärtigen Methodendiskussion grundlegend Paul, Von der historischen Bildkunde, S. 14‑25; Paul, Bilder des Krieges. Vgl. noch Fulda, Die vielen Gesichter des Hans Schweitzer, S. 221: »Es wird Zeit, dass Historiker sich Gedanken machen, wie sie die visuelle Dimension der Vergangenheit sinnvoll in ihre Untersuchungen einbeziehen können.« Assmann, Das kulturelle Gedächtnis, S. 78 f.; vgl. noch Bruendel, Kulturelle Identität, S. 4‑14. Siehe zum »kommunikativen Gedächtnis« unten S. 21, Anm. 11.

Einleitung

5

den werden. Der emotionale Denkmalkonflikt, der sich über verbale Proteste bis hin zum Bildersturm äußert13, hat seine Wurzeln in einem hegemonialen Geschichtsbild und einem national überhöhten Selbstverständnis. So ist beispielsweise das französische Sieger-Gedächtnis von 1918 zugleich auch ein »Verlierer-Gedächtnis«14, das die demütigende Erfahrung einer vergangenen Niederlage (1870/71) durch den Triumph über das deutsche Denkmal auszulöschen versucht15. In der Untersuchung sollen jedoch nicht die über den Totenkult16 erfolgte Bewältigung von Gewalt- und Vernichtungserfahrungen, nicht nach innen gerichtete Sinnstiftungsangebote oder rückwärtsgewandte Rechtfertigungsversuche im Vordergrund stehen. Diese Aspekte sind bereits in der Forschung auf jeweils nationaler Ebene mit unterschiedlicher Intensität seit den 1980er Jahren umfassend und vielfach überzeugend thematisiert worden. Während Gerhard Armanski noch 1988 feststellen konnte, dass Kriegerdenkmäler ein »Un-Thema« seien, da es nur wenige Monographien hierzu gebe17, ist die Literatur heute kaum mehr zu überschauen. In der westdeutschen Forschung hat sich Reinhart Koselleck früh dem Typ des Kriegerdenkmals zugewandt (1976; 1979/1996)18. Seither ist eine Fülle an wissenschaftlicher Literatur erschienen, die sich dem Gegenstand sozial- und kunsthistorisch, wie die grundlegende sechsbändige Untersuchung von Meinholf Lurz aus den Jahren 1985‑198719, oder kulturwissenschaftlich mit Blick auf Fragen nach kultureller oder kollektiver Erinnerung nähert20. Auch religionswissenschaftliche Ansätze sind zu verzeichnen21. Tiefergehende historische Untersuchungen finden sich jedoch eher selten. Gleiches gilt für problemorientierte Darstellungen, in denen systematisch einzelne Aspekte analysiert werden. Abhandlungen zum Thema sind häufig essayistisch oder konzentrieren sich auf die Analyse eines einzelnen Denkmals oder einer Region22. Festzustellen 13

14 15 16 17 18 19

20 21 22

Grundlegend Speitkamp, Denkmal; Speitkamp, Denkmalsturz. Anders verhält es sich dagegen mit deutschen Kolonialdenkmälern in Afrika, die unter der einheimischen Bevölkerung – auch aufgrund der Fremdartigkeit der europäisch-deutschen Gedenkformen – im Ganzen keine negativen Reaktionen provozierten, vgl. zu diesem Komplex Speitkamp, Kolonialherrschaft und Denkmal, S. 177‑181, und Zeller, Kolonialdenkmäler. Assmann/Frevert, Geschichtsvergessenheit, S. 42 f.; Volkmann, Gesellschaft und Militär, S. 858. Koselleck, Kriegerdenkmale, S. 275, nimmt an, dass es nach 1918 in Elsass-Lothringen nicht zu Denkmalstürzen gekommen sei. Siehe hierzu aber insbesondere S. 96 f.. Umfassend und erschöpfend Koselleck, Kriegerdenkmale; Koselleck, Zur politischen Ikonologie, sowie die Beiträge in: Der politische Totenkult. Armanski, »... und wenn wir sterben müssen«, S. 7. Reinhart Koselleck, Die Herausforderung der Mahnmale. In: »Frankfurter Allgemeine Zeitung«, 13.11.1976; Koselleck, Kriegerdenkmale; Koselleck, Zur politischen Ikonologie. Leider sind diesem maßgeblichen Werk keine Abbildungen beigefügt. Im Weiteren seien allein aus dem monographischen Bereich noch erwähnt die entsprechend regional oder typologisch ausgerichteten Spezialstudien von Uber, Stadtbildgestaltung; Probst, Bilder vom Tode, und Jochmann, Öffentliche Kunst. Zum Phänomen der Erinnerungsorte themen- und zeitübergreifend Assmann, Erinnerungsräume, S. 43‑48 und S. 289‑339. So etwa Eschebach, Öffentliches Gedenken. Anregend Koselleck, Kriegerdenkmale, und Behrenbeck, Heldenkult oder Friedensmahnung?; Behrenbeck, Denkmale einer Niederlage; im Weiteren Simon, Der Nackte und die Toten, oder Brumme, Das Kriegerdenkmal. Nützliche Sammlungen stellen darüber hinaus die Dissertationen

6

Einleitung

ist überdies, dass regionale Darstellungen den zeitgeschichtlichen Kontext oft nicht oder nicht gebührend berücksichtigen. Vielfach finden sich Studien heimatkundlichen Charakters, mit geringem wissenschaftlichen Anspruch und/oder polemisch-emotionaler Ausrichtung23. Vergleichende Arbeiten sind in der deutschen Denkmalforschung selten. Ansätze lassen sich immerhin für die Zwischenkriegszeit feststellen. In den 1990er Jahren finden sich erste, anregende Beiträge für eine Internationalisierung des Themas durch einen Ländervergleich zwischen Deutschland und Frankreich24. Die komparative Methode hat zudem Eingang gefunden in einen kleinen Sammelband zur Denkmalkultur in den Städten Kiel und Posen, wobei aber die Autoren das gängige Modell der jeweils eigenen nationalen Perspektive gewählt und damit auf einen inhärenten Quer- oder Längsschnitt in ihren Beiträgen verzichtet haben25. Außer Frankreich oder Polen, die auch und gerade wegen des Umgangs mit deutschen Kriegerdenkmälern auf ihrem Territorium Aufmerksamkeit finden, werden andere europäische Nachbarn in deutschsprachigen Denkmalstudien bisher kaum berücksichtigt26. Allgemein wird in der deutschen Denkmalforschung die auf Reinhart Koselleck zurückgehende These vertreten, dass die Erinnerungszeichen ein Angebot an die Überlebenden zur Identifikation darstellen, vor allem über eine zuweilen eigenwillige Deutung des Kriegsausgangs. Vielfach zitiert wird seine eingängige These, die sich auch als Titel seiner grundlegenden Studie von 1979 wiederfindet, dass Kriegerdenkmäler »Identitätsstiftungen der Überlebenden« seien. Nach der militärischen Niederlage beherrschten, so die auf ihn zurückgehende Forschungsmeinung, zunächst Trauer und eine gewisse Sprachlosigkeit die Denkmalsinitiativen. Erst mit größerem Abstand zum Kriegsgeschehen, insbesondere gegen Ende der Weimarer Republik, hätten nationalistische und »militantere«27 Formen die Denkmalslandschaft geprägt28. Laut

23

24

25 26

27 28

von Bach, Studien, und Weinland, Kriegerdenkmäler, sowie das Werk von Meyer-Kahrweg, Denkmäler, dar. Vorbildlich ist die Lokalstudie über den Raum Ludwigshafen am Rhein von Furtwängler, Erinnerung. So beispielsweise Franz, Martialische Idole, oder Beck/Euskirchen, Die beerdigte Nation. Von geringem Erkenntniswert sind etwa die Exzerpte von Wolters, Die Kriegerdenkmäler der Uckermark. Eine fragwürdige gesinnungspolitische Ausrichtung wählt Hammerbacher, Deutsche Gedenkstätten und Ehrenmale. Als Beispiel einer frühen vergleichenden Arbeit begrenzten Umfangs ist die unveröffentlichte ausdruckstheoretische Arbeit von Seeger, Wandlungen, aus dem Jahre 1962 zu nennen. Einen gelungenen diachronen, innerdeutschen Kurzvergleich legte 1992 Behrenbeck, Heldenkult oder Friedensmahnung?, vor. Richtungsweisend sind die Beiträge im Sammelband: Der politische Totenkult; maßgeblich Koselleck, Zur politischen Ikonologie; im weiteren überblicksartig Koselleck, Zeitschichten, S.  265‑284. Zu deutsch-französischen Erinnerungsritualen rund um Denkmäler nach 1871 vgl. Maas, Der Kult der toten Krieger. Denkmäler in Kiel und Posen. Vgl. nur Maas, Zeitenwende in Elsaß-Lothringen; Dyroff, Erinnerungskultur im deutsch-polnischen Kontaktbereich, oder Eßer, Deutsches Kriegerdenkmal. Eine Besonderheit stellt die interessante Studie von Böttcher, Gefallen für Volk und Vaterland, dar, deren Autor anhand von Fallstudien die Denkmalspolitik deutscher Minderheiten in den Nachfolgestaaten ÖsterreichUngarns zwischen 1918 und 1939 vergleichend betrachtet. Hill, »Unseren Helden zum Gedächtnis – 1914‑18«, S. 121. So etwa Weigand, Kriegerdenkmäler, S. 214 f.; Hill, Das Ehrenmal, S. 148; Behrenbeck, Zwischen Trauer und Heroisierung, S. 335‑338; Behrenbeck, Heldenkult oder Friedensmahnung?, S. 350 f.;

Einleitung

7

Koselleck hat die Formensprache deutscher Kriegerdenkmäler nach 1918 aber nur indirekt, nie »sichtbar« Rache eingefordert29. Mit Blick auf die gedrückte Stimmung der deutschen Bevölkerung bei Kriegsbeginn im September 1939 verneint darüber hinaus Sabine Behrenbeck überhaupt, dass appellative Nachkriegsdenkmäler das Denken und Handeln der Deutschen beeinflusst hätten30. Grundsätzlich wird in der Forschung aber davon ausgegangen, dass deutsche Kriegerdenkmäler im Unterschied zu den Erinnerungszeichen ihrer Gegner oftmals aggressiver, französische oder britische demgegenüber verhaltener, überwiegend dem trauernden Gedenken gewidmet gewesen seien31. Soweit erkennbar, hat auch die internationale Forschung für das hier gewählte Thema bisher nur zögerlich den Weg der Komparatistik beschritten, wobei die Visualisierung des Gegners auf Kriegerdenkmälern ebenfalls keine Beachtung findet. Vergleichende Untersuchungen synchroner wie diachroner Art bieten seit Beginn dieses Jahrhunderts überblicksartig Rudy J. Koshar und exemplarisch Stefan Goebel, der systematisch mediävistische Reminiszenzen im britischen und deutschen Kriegsgedenken analysiert32. Die angelsächsische Forschung hat in der ihr eigenen mentalitätsgeschichtlichen Methodik interessante Überlegungen angestellt, jedoch oft ohne diese tiefergehend zu stützen, so dass sich zwei gegensätzliche Positionen herausgebildet haben: Während David Cannadine und Jay Winter in den eigenen Kriegerdenkmälern Orte der Trauerbewältigung und des ehrenden Gedenkens sehen, dienten sie nach George L. Mosse als ein Mittel politischer Kommunikation, um weite Gesellschaftsteile über die Formensprache auf einen künftigen Krieg einzustimmen33. Das Beziehungsgeflecht von Feindbild und Denkmal wird allerdings hier gleichfalls nicht berücksichtigt. Bisweilen wird lediglich behauptet, der Feind sei auf den Kriegermonumenten nicht dargestellt worden34. In der vor allem an Bildwerken

29 30 31

32 33

34

Grütter, Denkmalskultur, S. 212 f.; Schneider, Militarisierung, S. 71 f.; Schneider, »... nicht umsonst gefallen«?, S. 87‑89 und S. 92‑94; Jeismann/Westheider, Wofür stirbt der Bürger?, S. 32 f.; Lipp, Meinungslenkung im Krieg, S.  317; Eckstein, Im öffentlichen Auftrag, S.  128‑130, und Lurz, Kriegerdenkmäler, Bd 4, S. 437‑439. Koselleck, Kriegerdenkmale, S. 262 f.; vgl. leicht modifiziert Koselleck, Zur politischen Ikonologie, S. 37: »Rein ikonographisch sind Rachebotschaften äußerst selten«. Behrenbeck, Zwischen Trauer und Heroisierung, S.  338  f.; so auch Goebel, The Great War, S. 260. So allgemein Ziemann, »Vergesellschaftung der Gewalt«, S.  755; Koselleck, Kriegerdenkmale, S.  263; Gehringer, Das Ulanendenkmal, S.  307; Scherb, Kriegerdenkmäler, S.  17, und Mosse, Soldatenfriedhöfe, S. 258. Koshar, From Monuments to Traces; Goebel, The Great War. Cannadine, War and Death, S.  219; Winter, Sites of Memory, S.  85‑116; Winter, Topoi, S. 28‑41; King, Memorials, S. 249; Moriarty, Private Grief, S. 125‑142; Archer, The Glorious Dead, S. 320 f.; Piehler, Remembering War, S. 188; Tarlow, Bereavement, S. 152‑165; Mosse, Fallen Soldiers, S. 78‑93; Mosse, Soldatenfriedhöfe; vgl. noch Westheider, Altstoff der Geschichte, S. 132. − Als einschlägige, zumeist bildreiche Untersuchungen über britische Erinnerungszeichen sind vor allem zu nennen: Archer, The Glorious Dead; Boorman, At the Going down of the Sun; King, Memorials; Gaffney, Aftermath, und Bell, Monuments to the Fallen; non vidi: Whittick, War Memorials (1946). So etwa Bennett, From Patriotism to Peace, S. 5: »Yet the enemy remained unseen; just as the industrialization of war (the advent of machine guns, tanks, mines, and airplanes) depersonalized the enemy and made them [sic!] psychologically easier to destroy, so did the monuments.«

8

Einleitung

reichen französischen Forschung wird ebenfalls davon ausgegangen, dass die eigenen Kriegerdenkmäler im Gegensatz zu deutschen Erinnerungszeichen zuvörderst der Trauerbewältigung und Erinnerung gewidmet gewesen seien35. Diverse Studien zu einzelnen Départements des Landes liegen zwar bereits vor, doch werden von den Verfassern die Intention der Stifter und die Rezeption der Bildwerke nur gelegentlich beleuchtet. Ein innerfranzösischer Vergleich steht ebenfalls noch aus. Anders als etwa in Deutschland, wo das Feld der Denkmalskunde oft den Heimatforschern überlassen bleibt, werden in der italienischen Forschung seit rund zwei Dezennien verschiedene Regionen und Provinzen vor allem im nördlichen Teil der Halbinsel wissenschaftlich aufgearbeitet36. Für Italien insgesamt liegt allerdings noch keine großangelegte Bestandsaufnahme vor, so dass wir für den Vergleich auf diese Gebietsstudien angewiesen sind. Allgemein wird auch in diesen Untersuchungen die These vertreten, dass die eigenen Erinnerungszeichen für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs dem Zweck dienten, den Trauernden Trost zu bieten und die politische Zerrissenheit der Nachkriegsgesellschaft zu überwinden37. Im Weiteren wird eine ähnliche Entwicklung wie im Deutschland der Zwischenkriegszeit beobachtet: Im Übergang vom liberalen zum faschistischen Italien sei das Formen- und Zeichenrepertoire im Wesentlichen gleich geblieben38. Was die Entwicklung der Gefallenenehrung im Nachbarstaat Österreich angeht, liegt seit 1992 eine fundierte Untersuchung von Joachim Giller, Hubert Mader und Christina Seidl vor, die das Phänomen vorwiegend entwicklungsgeschichtlich von der Antike bis zur Gegenwart betrachten. Die Autoren gehen davon aus, dass auch die österreichischen Kriegerdenkmäler oft Ausdruck von Trauer waren und überdies dazu dienten, der durch den Kriegsausgang und seine Folgen traumatisierten Gesellschaft Identifikationsmöglichkeiten zu bieten39. Für 35

36

37 38 39

So vor allem Prost, Les anciens combattants, vol. 3, S. 39‑52. Unter den vier von Prost, Les monuments aux morts, S. 209, angeführten Denkmalskategorien fehlt daher auch ein von mir so genanntes »monument de la revanche«. Wie Prost so z.B. auch Becker, La guerre et la foi, S. 103‑138; Kidd, Memory, oder Sherman, Art; vgl. Gorman, Cults, S. 84 f. Auszugehen ist hierbei von der in frühfaschistischer Zeit entstandenen Bildbandserie mit 320 kleinen Fotos: »Monumenti della riconoscenza eretti dagli Italiani ai caduti per la patria nella Grande Guerra, 1923‑25« (1925). Vgl. im weiteren Cresti, Architetture. Provincia di Genova: Monteleone/Sarasini, I monumenti italiani. Provincia di Verona: Trevisan, Memorie; Guglielmi, Monumenti. Roma und Lazio: Vidotto/Tobia/Brice, La memoria perduta. Für die Region der Toscana: Salvagnini, La scultura; Gierut, Monumenti. Provincia di Pavia: Negri, Monumenti. Provincia di Pesaro Urbino: Cuppini/Marzi/Desideri, La memoria storica. Provincia di Trento: La memoria pia. Einige Erinnerungszeichen für die Toten der italienischen Unabhängigkeitskriege sind darüber hinaus abgebildet in: Cicala, I monumenti (1908), wobei der Titel irreführend ist, da die Denkmäler nur schmückendes Beiwerk für eine Schilderung der Feldzüge von 1848 bis 1870 sind. – Zur besonderen Form der individuellen Gefallenengedenkschriften des italienischen Bürgertums Janz, Monumenti di carta, sowie Janz, Das symbolische Kapital. So etwa Tobia, Gefallenendenkmäler, S. 412. Zum Stand der Forschung Janz, Kriegstod, S. 365 f. Vgl. Monteleone/Sarasini, I monumenti italiani, S. 632 f. Giller/Mader/Seidl, Wo sind sie geblieben...?, S.  79: »Die Botschaften der österreichischen Kriegerdenkmäler der Zwischenkriegszeit bezweckten jedoch keine geistige Vorbereitung auf den neuen Krieg; sie standen nicht im Zeichen des Revanchismus, sondern hatten einen innenpolitischen Stellenwert. Der Hinweis auf das Vermächtnis der Toten sollte die politisch zerrissene Bevölkerung zu Einigkeit und gemeinsamen Handeln anhalten.« Zur Aufarbeitung einzelner Regionen, wie etwa zur Gedenkpraxis in Graz und der Steiermark, vgl. Todeszeichen. Zu den österreichischen Erinnerungszeichen nach 1945 vgl. die kritische Abhandlung von Gärtner/Rosenberger,

Einleitung

9

die nach dem Auseinanderbrechen des habsburgischen Reiches entstandenen Staaten Ostmitteleuropas stellt sich demgegenüber die Forschungssituation als nicht unproblematisch dar, trat doch der Erste Weltkrieg im nationalen Totengedenken durch die neugewonnene Unabhängigkeit in den Hintergrund. Die Gefallenen hatten in der »falschen«, nämlich der k.u.k. Uniform für eine fremde Sache gekämpft, galten somit entweder als Opfer oder wurden kurzerhand zu Widerstandskämpfern gegen die verhasste Donaumonarchie erklärt40. Die bulgarische Gedenkkultur der 1920er Jahre hingegen unterschied sich hinsichtlich der Trauerverarbeitung und patriotischen Sinngebung kaum von den Praktiken der anderen kriegführenden Nationen, und ging im Wesentlichen auf private Initiativen von Familien und Dorfgemeinschaften zurück41. Die russische Forschung steht, was präsowjetische Denkmäler angeht, gegenwärtig noch am Anfang und bewegt sich, soweit erkennbar, in der Phase der Sichtung und Inventarisierung der zumeist zerstörten Bauwerke und Plastiken42. Auch für die übrigen am Krieg beteiligten Staaten ist festzuhalten, dass die steinerne Totenehrung in den letzten Jahren verstärkt die Aufmerksamkeit der Forschung auf sich gezogen hat. Vergleichende Untersuchungen stehen in den meisten Fällen jedoch noch aus, wenn auch vielfach Bildbände und Kataloge vorgelegt wurden, welche die systematische Arbeit zum gewählten Thema erleichtern43. Interessant ist jedenfalls, dass – vielleicht mit Ausnahme der deutschen Wissenschaft – die jeweils nationale Forschung dazu neigt, ihre eigenen Erinnerungszeichen weitgehend in die Kategorie der reinen Trauermale einzuordnen. Die Stereotypenforschung hat das Feld der interessengeleiteten Denkmalsikonographie bisher noch nicht entdeckt. Steinerne Feindcharakterisierungen wurden in fachwissenschaftlichen Untersuchungen zum wechselseitigen Bild der Deutschen und ihrer Kriegsgegner noch nicht thematisiert. Auch jüngste, im Übrigen überzeugende Bestandsaufnahmen zum britischen Deutschlandbild haben das Objekt Denkmal für die Zwischenkriegszeit ebenso wenig im Blick wie die umfangreiche Forschung zu wechselseitigen Fremd- und Feindbildern der anderen kriegführen-

40

41 42

43

Kriegerdenkmäler sowie die diskursanalytische Studie von Vasak, Sichtbare Erinnerung. Die kunsthistorische Dissertation von Kahler, »Kriegerdenkmäler im Felde und daheim«, beschränkt sich trotz des Titels nur auf wenige ausgewählte Denkmäler und konzentriert sich im Weiteren auf einen Vergleich zwischen österreichischen und italienischen Kriegergrabstätten in Oberitalien. Vgl. hierzu Mick, Der vergessene Krieg; zur Denkmalspolitik in den Nachfolgestaaten des habsburgischen Vielvölkerstaates im Besonderen noch Bremša, Denkmäler; Lipták, Monuments, S. 81 f.; Pokorný, Tschechoslowakische Denkmäler. Vgl. hierzu Weber, Auf der Suche nach der Nation, S. 241‑243 und S. 308‑311. Für das zaristische Russland hat erstmals Sokol, Monumental’nye pamjatniki, einen umfassenden, reich bebilderten Katalog vorgelegt. Vgl. für den Zweiten Weltkrieg im Weiteren als einen ersten Kurzvergleich zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland den Beitrag von Konradova/Ryleva, Helden und Opfer. Vgl. vor allem die in Teilen komparativ angelegten Überblicksdarstellungen in: »Guerres mondiales et conflicts contemporains« (GMCC), 167 (1992), 42, S. 5‑94 (Inglis; Becker; Prost; Phillips; Moriarty; Dogliani). Im Weiteren ist zu verweisen auf eine Vielzahl an Abhandlungen, Katalogen bzw. Inventaren mit weiterführender Literatur (in Auswahl) zu Erinnerungszeichen z.B. in Belgien: Claisse, La mémoire; Jacobs, Zij, die vielen als helden. (Nord-)Irland: Johnson, Ireland; Switzer, Unionists. Polen: Visuelle Erinnerungskulturen; Dyroff, Erinnerungskultur im deutsch-polnischen Kontaktbereich. Vereinigte Staaten von Amerika: Rajtar/Franks, War Monuments; Mayo, War Memorials; Piehler, Remembering War. Kanada: Shipley, To Mark Our Place; Tippett, Art at the Service of War.

10

Einleitung

den Staaten44. Fremdwahrnehmungen in anderen Medien werden hingegen verstärkt betrachtet. So stehen etwa die Konstruktion des Anderen auf Fotografien, die Analyse von Fremdzuschreibungen in der Publizistik oder das Weiterwirken von Weltkriegsfeindbildern im Spielfilm im Fokus der deutschen Stereotypen-Forschung45. Eine breite Materialbasis ist die Voraussetzung für eine fundierte Analyse der jeweiligen Erinnerungszeichen, die in enger Verknüpfung von Fragestellung und Auswertung des vielschichtigen Quellenmaterials zu erfolgen hat. Bei der »intertextuellen Analyse« ausgewählter Fallbeispiele müssen neben der materiellen Ausdrucksform, Ikonographie und Inschrift, der Semantik, der Entstehung, Konzeption und Ausführung des Denkmalprojektes, die Intention des bzw. der Auftraggeber, Pläne, Form, Inhalt und Kosten, insbesondere Einweihungsrituale (Ablauf, Redner, Vortragstexte, Teilnehmer) und inländische Medienreflexion (nach Auflage, politischer Ausrichtung und Klientel) sowie kritische Auslandsstimmen und gegebenenfalls diplomatische Protestnoten ehemaliger Kriegsgegner als Wirkungskomponenten berücksichtigt werden. Für eine angemessene Analyse der ausgewählten deutschen Fallbeispiele war zumeist eine Recherche vor Ort möglich. Für die übrigen Länder musste aus zeitlichen wie ökonomischen Gründen auf einen Archivaufenthalt verzichtet werden. Es musste daher für nichtdeutsche Erinnerungszeichen auf publiziertes, zumeist disparates Bildmaterial und möglichst quellengestützte Publikationen zurück gegriffen werden46. Unterstützung gewährten neben einer Anzahl kleinerer Archive vor allem das Bundesarchiv-Militärarchiv in Freiburg im Breisgau, das Bundesarchiv in Berlin, das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin, das Landesarchiv Berlin, das Brandenburgische Landeshauptarchiv in Potsdam, das Staatsarchiv Hamburg sowie das Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Von der Dokumentenseite her interessierten die Planungs- und Baugeschichte eines Denkmals, Gemeinderats- und Ausschussprotokolle, Festschriften zur Einweihung oder zu späteren Jahrestagen, sogenannte Heimatliteratur wie etwa ortskundliche Chroniken, Broschüren, Kalender und Vereinsmitteilungen, Kataloge der Bildhauerwerkstätten, Fotografien sowie Reaktionen in lokalen wie überregionalen Zeitungen47. Nützlich war für den deutschen Bereich die Sammlung von mehr als 2000 Zeitungsartikeln über Gefallenenehrungen zwischen 1919 und 1939 im Pressearchiv des Reichslandbundes48. Für die Geschichte der behandelten Regimentsdenkmäler 44

45 46 47

48

Vgl. etwa Wittek, Auf ewig Feind?; Stibbe, German Anglophobia; Jahr, »Das Krämervolk der eitlen Briten«; Müller, Die Nation als Waffe; Das kontinentale Europa und die britischen Inseln; Jeismann, Das Vaterland der Feinde; Nolan, The Inverted Mirror; Deutschland und Italien. Vgl. hierzu kurz den Literaturüberblick bei Hahn/Hahn, Nationale Stereotypen, S. 43‑46. So auch Gehler, Zeitgeschichte, S. 35: »Eine vergleichende Betrachtung muss sich auf publizierte Werke beschränken.« Filmische Berichterstattung über Denkmalsweihen bleiben hier ausgespart, da sie zumeist eine innere Stoßrichtung besaßen, deren Wirkmächtigkeit von republikanischer Seite durchaus nicht verkannt wurde; vgl. etwa die Entscheidung der Filmprüfstelle und Film-Oberprüfstelle Berlin vom 2. und 10.10.1924 über den von der U.F.A. erstellten Bildstreifen »Die Weihe des Ehrenmals für das GardeFuß-Art-Regiment [sic!] zu Spandau am 25. September 1924« (98 m), . Zur mutigen Aktion des Maquis de l’Ain in Oyonnax vom 11.11.1943 vor dem Kriegerdenkmal von 1870/71, die auf Zelluloid festgehalten wurde, siehe S. 141. BArch, R 8034 II/7691‑7693.

Einleitung

11

wurden die entsprechenden Aktenbestände im Bundesarchiv-Militärarchiv in Freiburg im Breisgau gehoben und, sofern (noch) vorhanden und/oder zugänglich, Quellenzeugnisse eingesehen, die sich im Bundes-, Landes- und Geheimen Staatsarchiv in Berlin oder im Hauptstaatsarchiv Stuttgart befinden. Ein zentrales Inventar der in der Welt errichteten deutschen Kriegerdenkmäler existiert nicht. Reichskunstwart Edwin Redslob beabsichtigte in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre, über den Deutschen Städtetag und den Reichsstädtebund eine Sammlung von deutschen Kriegerehrungen zusammenzustellen, um die ihm geeignet erscheinenden Kriegerdenkmäler in einer Wanderausstellung fotografisch präsentieren zu können49. Nach langjährigen Vorbereitungen wurde am 11. Februar 1933 die Ausstellung »Deutsche Kriegerehrung« in den Räumen des Architekturmuseums der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg in Zusammenarbeit mit der Hochschule und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. eröffnet50. Es ließ sich bisher nicht feststellen, wo die etwa 100 ausgestellten, großformatigen Fotografien (50x60 cm) verblieben sind. Wahrscheinlich sind sie im Krieg zerstört worden. Zu der von Redslob geplanten Publikation der Bilder scheint es aus politischen Gründen nicht mehr gekommen zu sein. Die republikanische Institution des Reichskunstwarts fiel der nationalsozialistischen »Machtergreifung« zum Opfer. Redslob, der dieses Amt seit dem 1. Januar 1920 bekleidet hatte, wurde noch im Februar 1933 gekündigt, sein Aufgabenbereich dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda unterstellt51. Durch Kriegseinwirkung ging darüber hinaus die Foto-Sammlung von Kriegerdenkmälern aus dem In- und Ausland verloren, die Karl von Seeger als Direktor der Bibliothek des Württembergischen Landesgewerbeamts in Stuttgart angelegt hatte. Eine Auswahl von mehr als 200 Erinnerungszeichen hatte er immerhin 1930 in seinen Bildband »Das Denkmal des Weltkriegs« publiziert. Vorhanden waren bzw. sind im Weiteren regionale Verzeichnisse in Archiven, die von privater Seite oder den jeweiligen Landesämtern für Denkmalspflege erstellt wurden. Als Glücksfall für den Historiker ist eine Bildsammlung württembergischer Kriegerdenkmäler zu werten, die von Generalmajor a.D. Hugo Flaischlen zwischen 1925 und 1942 erstellt wurde und nunmehr im Hauptstaatsarchiv Stuttgart52 verwahrt wird. Eine der jüngsten Bestandsaufnahmen stellt die verdienstvolle, überwiegend auf Autopsie basierende brandenburgische Denkmal-Datenbank dar, die durch ein Spezialinventar der Akten im Brandenburgischen Landeshauptarchiv für die preußische Provinz ergänzt wird53. Nützlich sind darüber hinaus die verschiedenen Melderegister von Bronze- und Kupferdenkmälern zur Verstärkung der Rüstungsreserve auf der Grundlage des so genannten Führer-Erlasses vom 28. August 193954. Wertvoll sind ferner die Skizzen, Berichte und Fotodokumentationen über 49 50 51 52 53 54

Vielfältiger Schriftverkehr im BArch, R  36/1218‑1219, R  32/350‑352, R  32/372, 32/373a, R 43 I/711. BArch, R 32/349. Vgl. hierzu Laube, Der Reichskunstwart, S. 219‑223. HStA, M 746. Kriegerdenkmale in Brandenburg. Etwa BArch, R 2/12012. Vgl. im weiteren die aussagekräftigen Aktenvorgänge in den folgenden Kriegsjahren unter BArch, R 43 II/609a: Bis zum März 1942 waren »nur« 224 Tonnen Material aus

12

Einleitung

das Schicksal deutscher Kriegerdenkmäler von 1870/71 in Frankreich in der Zeit zwischen 1919 und 1933, die im Auftrag des Zentralnachweisamtes für Kriegerverluste und Kriegergräber erstellt wurden55. In neuerer Zeit bemühen sich einzelne Denkmalämter, die in ihrem Bezirk noch vorhandenen Denkmäler zu katalogisieren. Häufig liegen jedoch kaum mehr als Aktensplitter vor, so dass interessierte Historiker einzelne, vielfach auf ungeklärte Weise »verschwundene« Kriegerdenkmäler zumeist nur noch über alte Bildbände zu erschließen vermögen. Hilfreich sind hierbei die Anfang der 1930er erschienenen, professionell aufgemachten Kompendien, die jedoch zumeist auf weiterführende Erläuterungen verzichten56. In der nationalsozialistischen Zeit wurden entsprechend ideologisch ausgerichtete Bilddokumentationen vorgelegt, wie etwa die tendenziöse Auswahl von Siegfried Scharfe, die in einer Auflage von 20 000 Exemplaren verkauft wurde57. Bildpostkarten, die stolze (und finanzschwache) Gemeinden in Umlauf brachten, sind gleichfalls unersetzliche Hilfsmittel. Angesichts fehlender Karteien oder Aufstellungen offizieller Art sind für deutsche Erinnerungszeichen elektronische Datenbanken eine nicht zu verachtende Option. Allerdings beruhen sie – anders als etwa in Großbritannien oder Italien – auf der Privatinitiative von Hobby-Genealogen, und stellen zumeist Sammlungen ohne kontextgebundene Synthese dar, so etwa die durchaus verdienstvolle, täglich aktualisierte deutsche Webseite unter dem Namen »Denkmalprojekt«58. Indes konzentrieren sich die engagierten Familienforscher dort im wesentlichen darauf, die Namen aller Gefallenen zu erfassen. Ihre Angaben sind nicht immer fehlerfrei, insbesondere wird so manche verwitterte Inschrift nicht richtig gelesen. Hinsichtlich der Erinnerungszeichen der ehemaligen Kriegsgegner musste, wie oben bereits angemerkt, die historische Recherche beschränkt bleiben auf Publikationen, welche überwiegend auf Quellenrecherche und/oder Autopsie basieren. Zurückgegriffen wurde beispielsweise auf die aufwendig gestalteten Bildbände und Kataloge von Derek Boorman oder Jim Corke59. Was britische Denkmäler angeht, wird die wissenschaftliche Arbeit wesentlich erleichtert durch das 1989 eingerichtete, professionelle »United Kingdom National Inventory of War Memorials«, welches britische Kriegerdenkmäler aller Epochen, bis hin zu den Irak-Kriegen erfasst, jedoch auf eine

55 56 57 58 59

Kupfer und Bronze von Städten und Gemeinden auf freiwilliger Basis abgeliefert worden, Brief des Reichswirtschaftsministers an den Reichsminister des Innern vom 23.3.1942. Zur Verstärkung der sogenannten Metallreserve wurden daraufhin in einem Runderlass des Reichsministers des Innern vom 3.5.1942 die Gemeinden und Gemeindeverbände angewiesen, alle restlichen Denkmäler abzuliefern – jedoch mit Ausnahme der Gruppe  D, d.h. derjenigen Denkmäler, »die wegen ihrer besonderen künstlerischen Bedeutung erhalten werden soll[t]en«. Im beigefügten 17seitigen Verzeichnis gelten im Ganzen noch 20 Kriegermale, darunter vier aus der Zeit nach 1933, als erhaltungswürdig. Vgl. noch die dort dokumentierten Eingaben des Reichskriegerführers und Generals der Infanterie Hans Reinhardt, die u.a. den Reichsminister und Chef der Reichskanzlei, den Reichswirtschaftsminister sowie den Leiter der Partei-Kanzlei bis Oktober 1942 beschäftigen sollten. BArch, R 80. Deutscher Ehrenhain (1931); Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs (1930). Scharfe, Deutschland über Alles (1938/1940); Kriegerdenkmale in der Pfalz (1934). . Boorman, At the Going Down of the Sun; Boorman, A Century of Remembrance; Corke, War Memorials in Britain.

Einleitung

13

bildliche Dokumentation verzichtet60. Für Frankreich kann derzeit unter anderem auf eine umfangreiche Datenbank zurückgegriffen werden, die jedoch wie in Deutschland von Amateuren betrieben wird. Die private Webseite »MémorialGenWeb« bietet Fotografien zu einzelnen »Monuments aux morts«, konzentriert sich aber auch hier auf das namentliche Erfassen der jeweiligen Kriegstoten61. Ergänzt werden diese Internetseiten durch zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen über Denkmäler in einzelnen Départements und durch aussagekräftige Bildbände62. 2008 haben schließlich das Museo Civico del Risorgimento di Bologna und das Museo Storico Italiano della Guerra di Roverto eine – noch unvollständige – nationale Bilddatenbank für die Gefallenendenkmäler des Ersten Weltkriegs aus ganz Italien ins Netz gestellt, welche, wenn auch nur mit spärlichen Informationen versehen, eine notwendige Ergänzung zu den oben genannten, regional begrenzten Studien darstellt63. Im Mittelpunkt dieser Studie stehen Erinnerungszeichen, die für »Gefallene« errichtet wurden, also gemäß den damaligen Widmungskategorien für alle Soldaten, die im Kampf getötet wurden, ihren Verwundungen erlegen waren oder als vermisst galten. Unberücksichtigt bleiben reine Sieges- und Nationalmonumente wie etwa das Hermannsdenkmal, das Völkerschlachtdenkmal oder die Berliner Siegessäule. Ausgenommen sind ferner individuelle Grabsteine auf Friedhöfen, die dem Trauergedenken der Überlebenden dienten, in der privaten Sphäre verblieben und keine Außenwirkung oder Demonstration über den unmittelbaren Kreis der Friedhofsgrenzen beabsichtigten. Kriegerdenkmäler stehen bzw. standen als materialisierte Formen des Erinnerns auf oder am Rand von Schlachtfeldern, auf öffentlichen Plätzen, Kirch- und Friedhöfen, in Ruinen, auf entlegenen Anhöhen oder an verkehrsreichen Kreuzungen. Epitaphien bzw. Gedenktafeln hängen oder hingen an den Wänden von Kirchen, Schulen, Gerichts- und Verwaltungsgebäuden oder Fabrikeingängen und künd(et)en vom Tod auf dem »Feld der Ehre«. Wie viele Monumente allein für deutsche Soldaten nach dem Ersten Weltkrieg errichtet wurden, lässt sich nur schwer feststellen. Meinholf Lurz schätzt die Zahl der in deutschen Kommunen gesetzten Gefallenendenkmäler für die letzten drei Kriege auf 100 000, eine Zahl, die angesichts der bemerkenswerten Vielzahl dieser Objekte in einzelnen Städten zu niedrig erscheint64. Was die Gedenklandschaft der deutschen Verbündeten angeht, überraschen 60 61 62 63 64

. . Becker, Les monuments aux morts; Becker [u.a.], Monuments de Mémoire; Bouillon/Petzold, Mémoire figée. . Lurz, Kriegerdenkmäler, Bd  1, S.  19. Nachweislich zu gering ist die geschätzte Zahl von 700 reichsweit zwischen 1918 bis 1933 errichteten Kriegermalen bei Jeismann/Westheider, Wofür stirbt der Bürger?, S. 28; skeptisch auch Furtwängler, Erinnerung, S. 75. Allein eine Stadt von der Größenordnung wie Wuppertal besaß auf ihrem Territorium an die 150 Kriegerdenkmäler unterschiedlichster Form, vgl. die erschöpfende Bestandsaufnahme von Meyer-Kahrweg, Denkmäler. Mehr als 170  Kriegerdenkmäler wurden in Hannover für die Toten des Ersten Weltkrieges gesetzt, vgl. Schneider, »... nicht umsonst gefallen«?, S. 329‑336. Im Wendland wurden allein zwischen den Jahren 1920 und 1923 bereits über 50 Kriegerdenkmäler gestiftet, so Beyer/Kahrs, Die Kriegerdenkmäler, S. 173.

14

Einleitung

die in der Fachliteratur angegebenen niedrigen Zahlen: So sollen in der Republik Österreich lediglich 5000, in Ungarn kaum mehr als 2500 Monumente errichtet worden sein65. Auch in Bulgarien werden kaum mehr als 1900 Denkmale gezählt66. Was die Gedenktopografie der Feinde betrifft, zählt die Fachwelt in Großbritannien insgesamt 50 000 bis 60 000 Erinnerungszeichen allein für den »Großen Krieg«. Im britischen Commonwealth werden derzeit 1500 australische »War Memorials« gezählt, in Neuseeland befinden sich etwa 500 Male dieser Art67. In Frankreich soll in nahezu jeder Gemeinde ein Erinnerungszeichen stehen, weshalb Historiker davon ausgehen, dass zwischen 30  000 und 38  000 Kriegerdenkmäler allein für die Toten des Ersten Weltkriegs errichtet worden sind68. Statistiker haben errechnet, dass im Zeitraum von 1919 bis 1925 französische Auftraggeber fünf bis sechs Gedenkmonumente pro Tag erbauen ließen69. Für das Königreich Italien fehlen sowohl für die liberale als auch faschistische Zeit aussagekräftige Zahlen, weil bisher vornehmlich die nördlichen Regionen des Landes wissenschaftlich aufgearbeitet worden sind70. Für osteuropäische Kriegerdenkmäler auf dem Territorium der einstigen Sowjetunion bzw. des Warschauer Pakts stellt sich die Forschungssituation ebenfalls als nicht unproblematisch dar, da zaristische Denkmäler in Russland aufgrund des Systemwechsels nach 1917 weitgehend zerstört wurden oder in russisch besetzten bzw. kommunistisch beherrschten Staaten alte Gefallenen- und Befreiungsmale oftmals beseitigt wurden71. Zumindest für das auf Seiten der Entente in den Krieg eingetretene Königreich Rumänien werden in der Forschung Zahlen genannt, so sollen insbesondere in ländlichen Gegenden um 3500 Male gestiftet worden sein72. 65 66

67 68 69 70 71

72

Vgl. etwa Mick, Der vergessene Krieg, S. 75. Dimitrova, »Taming the Death«, S. 176. Insgesamt scheinen in dem Land durch die Zeitläufe hindurch mehr als 2000 Kriegerdenkmäler errichtet worden zu sein, Weber, Auf der Suche nach der Nation, S. 241‑243 und S. 308‑311. Nach eigener Autopsie Inglis, World War One Memorials, S. 55; gefolgt von Stevenson, 1914‑1918, S. 640. Prost, Les monuments aux morts, S. 200; Becker, Der Kult der Erinnerung, S. 315; Bennett, From Patriotism to Peace, S. 5. So etwa Jacoby, Le Poilu Libérateur, S. 64. Für die römische Hauptstadt sind etwa 150 Weltkriegsdenkmäler nachgewiesen, für ihre Provinz 180 Exemplare, vgl. Vidotto, La vittoria, S. 511. Vgl. die Bestandsaufnahme für russische Denkmäler bei Sokol, Monumental’nye pamjatniki. Im Weiteren Mick, Der vergessene Krieg, S.  78: »Für die Bolschewiki war der Erste Weltkrieg ein imperialistischer Krieg, mit dem sie nichts zu tun hatten [...] Kein einziges Nationaldenkmal oder Ehrenmal wurde errichtet.« Bremša, Denkmäler, S. 186, merkt an, dass sich in Lettland zwischen 1922 und 1940 nur 100 Erinnerungszeichen befunden hätten, deren überwiegenden Teil die sowjetische Besatzungsmacht zerstört habe. Vgl. zu den lettischen Denkmälern ausführlich die zeitgenössische Studie von Likerts, Brivibas un kritušo pieminekli (1938). – Gleiches widerfuhr nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vielen russischen Sieges- und Gefallenenmalen im ehemaligen Ostblock, vgl. etwa »Berliner Zeitung« vom 20.5.2008 zu den Verhältnissen in Polen und der Ukraine; im Weiteren allgemein Jaworski, Denkmalstreit, S. 175‑190. Vgl. noch die spektakuläre Umsetzung des russischen Kriegermals, ein Bronze-Soldat von Enn Roos, im estnischen Tallinn im Jahre 2007, das 60 Jahre zuvor, am dritten Jahrestag des Einmarsches der sowjetrussischen Armee in die Stadt, am 22.9.1947, enthüllt worden war, Münch, Diskriminierung durch Geschichte? Vgl. hierzu kurz Bucur, Edifices of the Past, S. 163. Im Weiteren existiert mit der »Oficiul Naţional pentru Cultul Eroilor« eine staatliche Organisation, der auch die Pflege der Kriegermale obliegt, .

Einleitung

15

Abschließend sei noch auf das königliche Jugoslawien der Zwischenkriegszeit verwiesen, das etwa 200 Kriegerdenkmäler hervorbrachte73. Für andere, ehemals kriegführende Staaten liegen keine verwertbaren statistischen Angaben vor. Was den Begriff der in dieser Studie zu untersuchenden Objekte angeht, waren zeitbedingt verschiedenartige, differenzierende Bezeichnungen im Gebrauch, wie ein Blick in die Presse und die Vielzahl an Fest- bzw. Gedenkschriften zeigt. Wertneutral konnotiert waren etwa Termini wie »Erinnerungszeichen«74, »Erinnerungsmal«75, »Gedenkzeichen«, »Gedenkmal«76 bzw. »Gedenkstein« oder »Gedächtnismal«77. Eine Überhöhung des Soldatentodes als Opfertod implizieren Benennungen wie »Ehrenmal«78, »Ehrendenkmal«79, »Heldendenkmal«80 oder »Heldenmal«81. Bezeichnungen wie »Rachedenkmal« bzw. »Revanchedenkmal«82 wurden anklagend oder negativ wertend gebraucht, während das Wortpaar »Mahn- und Warnungszeichen«83 einen ambivalenten Charakter besitzt, insofern entweder vor einem Krieg gewarnt oder appellativ auf einen künftigen Krieg eingestimmt werden sollte. »Kriegsmal«, »Kriegsgedächtniszeichen«, »Kriegserinne73 74

75

76 77 78

79

80

81 82 83

So Bokovoy, Scattered Graves, S. 251. So etwa BLHA, Brandenburgischer Provinziallandtag, 51. Tagung 1921, Drucksachen Nr. 1‑90, 957b, S. 91. Im Weiteren Förster, Das Ehrenmal zu Olbernhau (1925), S. 5 und S. 12; Fest-Schrift zur Einweihung des Denkmals der 95er Gotha (1927), o.S. [S. 9]; Festschrift für die Einweihung des U-Boot-Ehrenmals (1930), S. 9. Festschrift zur Weihe des Denkmals für die im Kriege 1914‑1918 gefallenen Helden des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4 (1925), S. 5; Feier bei der Enthüllung des Denkmals (1926), S. 13 f. Z.B.: Regimentstag des Infanterie-Regiments Großherzog von Sachsen (5. Thüring.) Nr. 94 (1927), S. 9. So etwa Förster, Das Ehrenmal zu Olbernhau (1925), S. 11 f. Die Denkmalsweihe des Kgl.Pr. 3. Garde-Regiments z.F. (1900), S. 7; Weihe des Denkmals (1924), S. 7 und S. 9; Ansprachen und Reden (1924), S. 16; August Gauls Kriegerdenkmal (1925), S. 9; Förster, Das Ehrenmal zu Olbernhau (1925), S. 4 und 6 f.; Dem Andenken ihrer im Weltkriege Gefallenen gewidmet (1925), S. 13 und S. 21; Feier bei der Enthüllung des Denkmals (1926), S. 3; Regimentstag des Infanterie-Regiments Großherzog von Sachsen (5. Thüring.) Nr. 94 (1927), S. 50 f. und S. 54; Fest-Schrift zur Einweihung des Denkmals der 95er Gotha (1927), o.S. [S. 15]; Festschrift zur Erinnerung an die Enthüllung des Denkmals für die Gefallenen der 8. LandwehrDivision (1930), S. 20; Festschrift zur Weihe des Ehrenmals der Garde-Pioniere (1929); Festschrift zum 6. Oktober 1929 aus Anlaß der Weihe des Ehrenmals in Quedlinburg (1929). Das Krieger-Denkmal zu Barmen (1874), S. 10; Dem Andenken der für das Vaterland gefallenen ehemaligen Angehörigen des Osnabrücker Ratsgymnasiums (1922), S.  7; Weihe des Denkmals (1924), S.  3; Festschrift zur Einweihung des Ehrendenkmals für die im Weltkrieg gefallenen Angehörigen der Oberrealschule Zweibrücken (1924); Denkschrift zur Einweihung des Ehrenmals der »Deutschen Landsmannschaft« (1926), S.  25. Als Variante: »Ehren-Monument«. In: Das Krieger-Denkmal zu Barmen (1874), S. 7. Gedenkschrift zur Weihe und Enthüllung des Krieger-Denkmales der Gemeinde Höchst (1928), S. 8; Festschrift zur Erinnerung an die Enthüllung des Denkmals für die Gefallenen der 8. LandwehrDivision (1930), S. 32. Zum Begriff des Helden konzis Stevens, »Unglücklich das Land, das Helden nötig hat«, T. 1, S. 259‑266. Feier bei der Enthüllung des Denkmals (1926), S. 13. So etwa die linksorientierte zeitgenössische Presse zum Augustaner-Denkmal im Oktober 1925, siehe S. 49. So beispielsweise Förster, Das Ehrenmal zu Olbernhau (1925), S. 12. Vgl. noch: Die Denkmalsweihe des Kgl.Pr. 3.  Garde-Regiments z.F. (1900), S.  15: »Mahn- und Wahrzeichen«; Feier bei der Enthüllung des Denkmals (1926), S. 17: »heiliges Wahrzeichen«.

16

Einleitung

rungszeichen« oder »Kriegsehrenzeichen« wurden vor allem, aber nicht ausschließlich, im Ersten Weltkrieg verwandt. Im Weiteren finden sich noch Bezeichnungen wie »Kriegerdenkmal«84, »Kriegergedenkzeichen«, »Kriegerehrenmal« oder »Kriegsehrenzeichen«85. In den unten behandelten Fallbeispielen wird darüber hinaus auf die in den Quellenzeugnissen eigens gewählten begrifflichen Bestimmungen eingegangen. Im Sinne einer materialisierten Erinnerung interessengeleiteten Charakters werden im Folgenden die auf die griechische Wortbedeutung mnemósynon zurückgehenden, neutralen Begriffe »Erinnerungszeichen«86 bzw. »Erinnerungsmal«87 bevorzugt, die gleichfalls zeitgenössisch sind; desgleichen werden etwa die damals wie heute gängigen Bezeichnungen »Kriegerdenkmal« und »Gefallenendenkmal« im gleichen wertneutralen Grimm’schen Sinne gebraucht88. Für die europäischen Nachbarn werden im Allgemeinen die dort gängigen Bezeichnungen wie »War Memorial«, »Monumento ai Caduti« oder »Monument aux Morts« bzw. »Monument Commémoratif«89 verwendet. Auf Begriffe wie »Mahnmal« oder »Gedenkstätte« wird im folgenden verzichtet, da im heutigen Sprachgebrauch hierunter im Wesentlichen das Gedenken an zivile Opfer von Terror und Gewaltherrschaft verstanden wird. Als Prämisse gilt die allgemeine Definition von Hans Ulrich Reck: »Das Denkmal ist ein öffentlich symbolisierendes Konstrukt, das aktuale und prospektive Bedeutungsansprüche herstellt und deren kulturelle Interpretation auf ihre fokussierende Leistungsfähigkeit hin überprüft90.« Der Hauptteil der Untersuchung gliedert sich in drei Kapitel, in denen systematisch Erinnerungszeichen kontextualisiert werden sollen. Während im ersten Kapitel die im und nach dem Ersten Weltkrieg aufgebaute Drohkulisse analysiert wird, sollen in den beiden folgenden Kapiteln der als Bedrohung wahrgenommene Kriegsgegner auf den Sockeln untersucht und seine Überwindung in visueller Form nachvollzogen werden. Von Interesse ist hierbei die mediale Zurschaustellung von Gefühlen, wobei im Mittelpunkt die »heißen« Emotionen stehen wie wilde Wut, tiefer Hass, quälende Rache und triumphierende Genugtuung. Es geht jedoch nicht darum, im Zuge der Untersuchung martialische Sprachbilder gegen Formen aufrichtiger Trauer aufzurechnen91. Eine Quantifizierung ist nicht intendiert und 84 85

86

87 88 89 90 91

So bereits der Titel der Festschrift: Das Krieger-Denkmal zu Barmen (1874). Alle diese Begriffe finden sich beispielsweise für ein einziges Erinnerungszeichen in den Akten zu einer württembergischen Denkmalsdebatte 1920/21 bei Döbele-Carlesso, Das Brackenheimer Kriegerdenkmal, S. 3; Döbele-Carlesso, »Unseren Gefallenen zu ehrendem Gedächtnis ...«, S. 66. Vgl. etwa die Broschüre: Die Denkmalsweihe des Kgl.Pr. 3. Garde-Regiments z.F. (1900), S. 19, sowie die Festschrift für das Mal des ehemaligen Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiments Nr. 2: Die Denkmals-Einweihung, Berlin 1924, BArch, MSg 3/1026. Vgl. etwa die Wortwahl im Projektband: Kriegergräber im Felde und daheim (1917). Grimm/Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd 2 (1860), Sp. 941, s.v. Denkmal: »das Andenken an eine Person oder Sache zu erhalten«. So etwa Lacroix, Les Morts (1891), passim. Reck, Inszenierung, S. 213. Vgl. die interessante Überlegung von Assmann, Der lange Schatten der Vergangenheit, S.  110: »Nach einem Krieg hat die Nation die Aufgabe, die Gefallenen in die Gemeinschaft der Überlebenden aufzunehmen. Mit der ›Aufhebung‹ der Toten in der kollektiven Erinnerung festigt die Nation zugleich das Bewusstsein der Zugehörigkeit zu ihrer Identität. Trauer in diesem Sinne

Einleitung

17

angesichts der disparaten Überlieferungslage von geringem Erkenntnisgewinn. Die Fragmentierung einer durch Krieg und Kriegsfolgen hoch emotionalisierten Gesellschaft spiegelt sich in einer Vielzahl gemäßigter, friedfertiger wie eben auch radikaler, aggressiver Stimmen und Bilder wider. Totalitäre Systeme konnten darüber hinaus vordergründig Friedensmale setzen, einstige Kriegs- und Rachemale in Demokratien von späteren Generationen als Trauermale missdeutet werden. Die Wechselwirkungen zwischen gedachten und gefühlten, wahrgenommenen und intendierten Feindbildaussagen sowie der verschiedenen Ebenen mentaler, sprachlicher und figurativer Art sollen in ihrem Gehalt, ihrer jeweiligen Interpretation sowie Fortentwicklung in Umbruchszeiten nachvollzogen und offen gelegt werden. Der Untersuchungszeitraum wird entsprechend weit gefasst, der Begriff »Nachkriegszeit« bezeichnet hierbei nicht ausschließlich die unmittelbare Phase nach dem Ende einer militärischen Auseinandersetzung. In der heutigen Zeit, in der Kriegerdenkmäler keine unbeachteten Randerscheinungen mehr darstellen, sondern saniert, restauriert oder gar neu aufgestellt werden, für die alten »Helden« der beiden Weltkriege wie nun auch für die »Gefallenen«92 der Bundeswehr, soll bewusst gemacht werden, wie in der Erinnerung an Kriegstote das Freund-Feind-Denken post bellum instrumentalisiert, geschichtspolitisch verwertet und der Tod für das Vaterland in den Dienst einer politischen Sache gestellt werden konnte, deren Verfechtern nicht immer daran gelegen war, Frieden und Völkerversöhnung zu stiften. Vollständigkeit konnte für diese kleine Monographie aufgrund der Quellensituation und der komparativen Vorgehensweise selbstverständlich nicht angestrebt werden, aber die Verfasserin hofft, in und durch ihre Untersuchung bisher vermeintlich Unsichtbares sichtbar gemacht zu haben.

92

ist kein inklusives Gefühl, sondern verstärkt im Gegenteil im Eingedenken an ›unsere‹ Toten gegenüber ›euren‹ und ›ihren Toten‹ immer auch das Moment der Abgrenzung.« So werden die im Einsatz ums Leben gekommenen Bundeswehrsoldaten gemäß der von dem BMVg PrInfoAB 1 erlassenen Sprachregelung seit 27.10.2008 bezeichnet; vgl. aber bereits zuvor die Rede des damaligen Bundesministers der Verteidigung Franz Josef Jung anlässlich der Trauerfeier für die am 20.10.2008 in Afghanistan im Einsatz getöteten Soldaten der Bundeswehr am 24.10.2008 in Zweibrücken, http://archiv.bundesregierung.de/Content/DE/Archiv16/Pressemitteilungen/BMVg/ 2008/10/2008-10-24-trauerfeier.html (11.9.2012).

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...« Kriegerische Drohungen gegen unsichtbare Feinde Es war spät geworden an diesem 12.  Mai des Jahres 1919. Kurz vor Acht zeigte die Uhr, als der Präsident der Nationalversammlung in der Fest-Aula der Berliner Universität das Wort ergriff. Nach einer langen, überaus emotionalen Debatte über den Friedensentwurf der Entente-Mächte hatten sich die deutschen Abgeordneten ihren Zorn, ihre Wut und Enttäuschung von der Seele geredet und nahezu einhellig die gestellten Bedingungen für unerträglich, unerfüllbar und unannehmbar erklärt. Constantin Fehrenbach fasste abschließend noch einmal die Stimmungen im Hause zusammen: Der vorliegende Vertragsentwurf sei ein »lang hinhaltende(s) Morden«, schlechterdings »ein Werk der ödesten Selbstsucht, des Hasses und der Rache«. Selbst die Römer hätten ihren Feinden keine solchen Bedingungen diktiert. Das Ceterum censeo des alten Cato sei im Vergleich mit dem nun vorliegenden alliierten Entwurf geradezu »barmherzig« gewesen1. Wortgewaltig redete sich Fehrenbach in Rage, seine improvisierte Rede gipfelte schließlich in dramatischen Zukunftsvisionen. Unter aufbrausendem Beifall und Bravorufen von Abgeordneten schleuderte er in wohlgesetzten Worten den Kriegsgegnern folgende Drohung entgegen: »Und jetzt richte ich mich an unsere Feinde in einer Sprache, die auch sie verstehen: memores estote, inimici, ex ossibus ultor! Wenn unsere Feinde es mit ihren Kindern und Enkeln gut meinen, dann besinnen sie sich noch einmal. Das hohe und niedere wurmstichige Treibholz bei uns wird rasch verschwinden, und je schneller es auf dem Pflaster zertreten wird und je rascher es in den Orkus fährt, desto besser für unsere Gesundung. Aber auch in Zukunft werden deutsche Frauen Kinder gebären, und die Kinder, die in harter Fron aufwachsen, werden imstande sein, nicht nur die Hand zur Faust zu ballen, sie werden mit dem Willen erzogen werden, die Sklavenketten zu brechen und die Schmach abzuwaschen, die unserem deutschen Antlitz zugefügt werden will2.«

Der Genius loci, den viele Abgeordnete unter dem Bildnis Johann Gottlieb Fichtes zuvor beschworen hatten3, zog letztlich auch den 67-jährigen Zentrumspolitiker aus Baden in seinen Bann. Allerdings zitierte Fehrenbach nicht Fichte, sondern variierte einen Vers aus der Aeneis Vergils. In diesem römischen Nationalepos, das in 1 2 3

Stenographischer Bericht der 39. Sitzung der Nationalversammlung vom 12.5.1919. In: Verhandlungen der verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung, Bd 327, S. 1110. Ebd., S. 1111 (Hervorhebung im Original). Das 1914 entstandene große Wandgemälde von Arthur Kampf zeigte Fichte in seiner letzten Rede an die deutsche Nation im Jahre 1808. Es wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Vgl. hierzu Hübinger, Gelehrte, S. 227‑231.

20

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

der Frühzeit des augusteischen Principats entstanden ist (29‑19 v. Chr.), verflucht die sagenumwobene Herrscherin Karthagos ihren treulosen Liebhaber Aeneas mit den Worten: »exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor4!« Während Dido zornbebend ihren Fluch ausstößt, steht sie auf den Mauern ihrer Stadt und sieht die Segelschiffe des Trojaners am Horizont entschwinden. In ihrer ohnmächtigen Wut kann sie nur noch darauf hoffen, dass die ihr angetane Schmach einst von einem Nachgeborenen ihres Volkes gerächt werden würde. Da Aeneas im Gründungsmythos Roms eine nicht unerhebliche Rolle spielt, hat dieser Fluch einer betrogenen Frau aus Karthago bei Vergil prophetischen Charakter: Der ultor sollte für die Römer in der Person des Hannibal Wirklichkeit werden. Publius Vergilius Maro diente seit der Antike als Schulautor, und war somit auch Fehrenbach nicht unbekannt. Als Lehrerkind war er im Freiburger Gymnasialkonvikt früh mit den alten Sprachen in Kontakt gekommen und hatte nach einem abgebrochenen Theologiestudium erfolgreich die Rechtswissenschaften absolviert5. Fehrenbach, ein begnadeter Redner, scheint durch ein Sprachbild des Abgeordneten Arthur Graf von Posadowsky-Wehner (DNVP) zu seiner Fluchformel angeregt worden zu sein. Letzterer sprach nämlich während der Debatte in Anlehnung an die Argonautensage von Drachenzähnen, die, von den Feinden in deutsche Erde gesät, nachmals Kämpfer für Deutschlands Freiheit hervorbringen würden6. Die eigenwillige Variante Fehrenbachs blieb in den Ohren der erregten Abgeordneten allerdings nicht haften, sondern wurde als der Hexameter Vergils erinnert, wie nicht nur die Protokollnotiz über die zumeist negativen Reaktionen in der Kabinettssitzung vom Folgetag zeigt7. Auch die Presse griff diesen Vorfall dankbar auf. Während die verbale Drohgebärde in liberalen und sozialdemokratischen Blättern kritisiert wurde8, feier4 5

6

7

8

Verg. Aen. 4,625: »Möge aus unseren Knochen ein Rächer erstehen«. Vgl. zum bildungsbürgerlichen Hintergrund Mannes, Reichskanzler Constantin Fehrenbach, S. 25‑36. Fehrenbach bemühte gerne lateinische Wendungen in seinen politischen Auftritten, vgl. etwa seinen frei gehaltenen, äußerst wirkungsvollen Vortrag zur Zabern-Affäre, Stenographischer Bericht der 181.  Sitzung des Reichstags vom 3.12.1913. In: Verhandlungen des Reichstags. XIII. Legislaturperiode. I. Session, Bd 291, Sp. 6161‑6167. Dass sein Hang zum großen Wort nicht bloße Attitüde, sondern Ausdruck tiefer Empfindungen war, zeigt etwa seine ehrliche Erschütterung nach dem 9.11.1918 (»finis Germaniae!«), vgl. zu seinem seelischen Zusammenbruch coram publico Mannes, Reichskanzler Constantin Fehrenbach, S. 170. Stenographischer Bericht der 39. Sitzung der Nationalversammlung vom 12.5.1919. In: Verhandlungen der verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung, Bd  327, S.  1098. Er übersieht allerdings, dass sich in der griechischen Sage die Krieger schließlich gegeneinander wenden. Zu den Argonauten vgl. v.a. die beiden uns erhaltenen antiken Epen von Apollonios von Rhodos, Das Argonautenepos, und Valerius Flaccus, Argonautica. Siehe auch S. 193, Anm. 282. Akten der Reichskanzlei, Weimarer Republik. Das Kabinett Scheidemann (1919), Bd 1, Nr.  71, S.  317. Vgl. demgegenüber den DVP-Abgeordneten Stresemann, Von der Revolution bis zum Frieden von Versailles (14.5.1919), S.  171: »Ihm gab in dieser Stunde ein Gott zu sagen, was das deutsche Volk empfindet. Die persönliche Wirkung seiner Rede war wohl die größte, die in den letzten Jahren ein Redner in der deutschen Volksvertretung ausgelöst hat [...] Wie sich die Worte von seinem Munde lösten, memores estote, inimici, ex ossibus ultor – als die Worte von den Kindern, die mit dem Willen erzogen würden, die Sklavenketten zu brechen, hinausgestoßen wurden [...], das war eine unvergessliche feierliche Stunde. Es lag in diesem Auftreten etwas von bleibender Größe. Die Wirkung war gewaltig auf alle, die deutsch empfanden.« Vgl. Erich Koch-Weser (DDP), Tagebuch-Eintrag vom 13.5.1919. In: Akten der Reichskanzlei, Weimarer Republik. Das Kabinett Scheidemann (1919), Bd 1, Nr. 71, S. 317 (mit Verweis auf

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

21

ten rechte Medien den Vers als Befreiungsschlag. So empfand es auch der deutschnationale Journalist Adolf Stein, der für die »Tägliche Rundschau« einen Kreuzzug gegen die junge Republik führte und für die Debatte vom 12. Mai ansonsten nur Hohn und Spott übrig hatte. Allein in der ultor-Formel Fehrenbachs vermochte er »das heiße Bekenntnis zum Trotz gegenüber einer im Deutschenhaß vergletscherten Feindeswelt«9 zu erkennen. Auswärtige Berichterstatter hingegen scheinen kaum reagiert zu haben. Mit Blick auf eine mögliche Außenwirkung notierte der Abgeordnete Erich Koch-Weser (DDP) erleichtert, dass viele auswärtige Pressevertreter bereits vor der Abschlussrede des Präsidenten nach Hause gegangen seien10. Der Gebrauch der antiken Rache-Formel ist indes nicht erst eine rhetorische Waffe in der deutschen Nachkriegszeit. Ihre Ursprünge reichen bis weit in die Renaissance zurück, allerdings nicht in das Altertum, dort spielte der Vers nämlich mit Blick auf das Fremde, Andere oder den Kriegsgegner überhaupt keine Rolle. Indem aber durch die Jahrhunderte hindurch prominente Europäer immerfort auf diese Wendung zurückgriffen, verblieb sie im »kommunikativen Gedächtnis«11 und konnte somit jederzeit als bekannt vorausgesetzt und abgerufen werden. Als Ausdruck einer letzten, ja trotzigen Hoffnung steht das exoriare aliquis in der Moderne zuvorderst bei all denen, die persönlich Unrecht erfahren, vergeblich gegen Unterdrückung gekämpft hatten oder ihr Opfer geworden waren. Als ein frühes Beispiel in der europäischen Rezeptionsgeschichte des Verses kann das »poetische Sterben«12 des italienischen Aristokraten Filippo Strozzi, ein Feind Cosimos de’Medici, angesehen werden: Nach der verlorenen Schlacht bei Montemurlo 1537 wurde Strozzi in der Florentiner Fortezza da Basso eingekerkert. Wenige Monate später wurde er in seiner Zelle tot aufgefunden. Die Überlieferung zu den Todesumständen ist nicht eindeutig. Die einen wussten zu berichten, er habe vor seinem Tod die bekannten Worte mit Blut auf einen Abschiedsbrief, auf den Boden oder an die Wand geschrieben13. Andere hingegen erzählten, Strozzi habe mit dem Schwert, das ihm für den erzwungenen Freitod überlassen worden sei, den Droh-Vers in den Kaminsims geritzt14. Sein tragisches,

9

10

11

12 13 14

BArch, Nachlass Koch-Weser; jetzt: BArch, N 1012). Zur allgemeinen Stimmungslage im Mai und Juni 1919 in Berliner Zeitungen jedweder politischer Couleur, die sich zunächst in der Ablehnung der Vertragsbestimmungen einig waren, Koszyk, Deutsche Presse, S. 61‑69. Stein, Friedrich der Vorläufige (1919), S.  146. Unter dem Pseudonym »A« publizierte er seine Kommentare bereits 1919 in Buchform. Vgl. zu seinem destruktiven Wirken in den 1920ern Albrecht, Die Macht einer Verleumdungskampagne, S. 26 f. Koch-Weser, Tagebuch-Eintrag vom 12.5.1919. In: Akten der Reichskanzlei, Weimarer Republik. Das Kabinett Scheidemann (1919), Bd 1, Nr. 71, S. 317 (mit Verweis auf BArch, Nachlass KochWeser; jetzt: BArch, N 1012). In der Nachfolge von Maurice Halbwachs vor allem Assmann, Kollektives Gedächtnis; Assmann, Das kulturelle Gedächtnis, S.  48‑66. Zur Kritik an diesem erinnerungstheoretischen Konzept Keppler, Soziale Formen, S. 157 f.; Cornelißen, Was heißt Erinnerungskultur?, S. 556. In dieser Studie wird dieses Assmannsche Begriffspaar verwandt im Sinne eines temporären Teilgedächtnisses, das erlebtes Erfahrenes speichert, welches der Träger mit kulturellen Formen, Wissensinhalten, Symbolen, Ereignissen oder Riten intentional verknüpft und kommuniziert. Ähnlich Israeli, Curiosities of Literature (1824), vol. 2, S. 214 (»poetical death«). So etwa Dandolo, Lettere su Firenze (1827), S. 157; Mazzini, Scritti letterari (1847), vol. 2, S. 146; Palgrave, Handbook for Travellers (1852), S. 512. So früh Balzac, Les entretiens (1659), S. 346 f.; Noble, Memoirs of the House of the Illustrious Medici (1797), S. 234; Israeli, Curiosities of Literature (1824), vol. 2, S. 219; Gorton, A General

22

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

geheimnisumwittertes Ende ließ den Adligen, der für die Freiheit der Stadtrepublik Florenz gekämpft hatte, zu einem beliebten Sujet für die romantische Dichtkunst werden. Samuel Rogers, ein namhafter englischer Literat, stilisierte Strozzi in den 1820ern zu einem Brutus, zu einem letzten Römer, der für die res publica gekämpft habe:

»– Our first homage is to Virtue. / Where, in what dungeon of the Citadel, / (It must be known – the writing on the wall / Cannot be gone – twas with the blade cut in / Ere, on his knees to God, he slew himself,) / Did he, the last, the noblest citizen / Breathe out his soul lest in the torturing hour / He might accuse the Guiltless15?«

Didos Ausruf wird auch in nachfolgenden Jahrhunderten immer wieder gerne von namhaften Männern kurz vor ihrem Tod zitiert, oder ihnen in den Mund gelegt. Nicht nur, aber vor allem das romantische Zeitalter erfreute sich an dem Bild eines einsamen Helden, der für eine gerechte Sache aufrecht und entschlossen in den Tod geht, mit einer Pathos-Formel auf den Lippen das Unrecht des übermächtigen Gegners für alle Zeit anprangert und sterbend von künftigen Generationen Genugtuung einfordert. Das Italien des Risorgimento hatte einen seiner ersten Helden in dem greisen Geistlichen Antonio de Luca, der seinen Kampf gegen die Bourbonen 1828 mit dem Leben bezahlte und dessen letzte Worte Vergil galten16. 1841 schleuderte der königstreue General Diego de León in Madrid den Schergen des Regenten Baldomero Espartero ein trotziges exoriare aliquis entgegen, das Ferdinand Freiligrath zu seinem damals durchaus umstrittenen Gedicht »Aus Spanien« inspirierte17. Ein Revolutionär der deutschen Arbeiterbewegung, Ferdinand Lassalle, forderte schließlich am 22. Mai 1864 öffentlich von seinen Anhängern, seinen möglichen Tod zu rächen und sein Werk weiterzuführen18. Eng verknüpft ist die Wendung Vergils zugleich mit den nationalen Freiheitsbewegungen im modernen Europa abendländischer Prägung. In politischer Lyrik oder Prosa wird für unterdrückte Völker jeweils ein ultor beschworen, für die

15

16

17

18

Biographical Dictionary (1838), vol. 3, s.v. Strozzi (Philipp). Vgl. die Kritik von Trollope, Filippo Strozzi (1860), S. 384‑389. Florence. In: Rogers, Italy, a poem (1842), S. 109. Vgl. für das 20. Jahrhundert das mündlich verbürgte Graffito von Capitano Dante Jovino, internierter Carabiniere der Armata Italiana in Russia, an der Wand seiner Baracke in Odessa, Castellano, I Carabinieri nella Campagna di Russia, S. 5 (hier jedoch mit fehlerhafter Zitation). Settembrini, Ricordanze della mia vita, vol. 1, S. 13: »La parte liberale rimase sbigottita: e noi altri giovani ricordavamo con malinconia i nomi di quei poveri martiri, e specialmente del canonico De Luca, vecchio di ottant’anni, già deputato al Parlamento del 1820, prima sconsacrato dal vescovo di Salerno, poi decapitato. Ripetevamo le parole che il vecchio disse prima di morire: ›Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor‹; e dicevamo: ›chi sa se potremo vendicarlo!‹« Vgl. noch Vozzi, La comitiva armata, S. 1157. »Aus Spanien. Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor«, zuerst abgedruckt in: »Morgenblatt für gebildete Leser«, Nr. 286, 30.11.1841, S. 1141 f.; nachfolgend in: Freiligrath, Ein Glaubensbekenntniß (1844), S. 5‑11. Lassalle, Die Agitation, S.  872: »Die Gefühle, die mich bei dem Gedanken, daß ich persönlich beseitigt werden kann, durchdringen, kann ich nicht besser zusammenfassen als in die Worte des römischen Dichters: ›Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor!‹«

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

23

Griechen gegen die Türken19, für die Iren gegen die Engländer20, für die Polen gegen die Russen. Polnische Exilanten scheinen übrigens unter den Ersten gewesen zu sein, die ihre Hoffnung auf einen künftigen Rächer, Retter und Erlöser auf Denkmälern verewigten. Auf dem Montmartre-Friedhof in Paris befindet sich ein besonders markantes Ensemble. Nach dem Novemberaufstand von 1830/31 errichteten polnische Emigranten in der »Avenue des Polonais« zwei klassizistische Grabmale, einen kleinen dorischen Tempel und einen auf hohem Sockel ruhenden Stein-Sarkophag. Das Tempelchen trägt die lateinische Widmung »EXULES POLONI MEMORIÆ SUORUM«. Auf der westlichen Schmalseite des angrenzenden Sarkophags prangt in erhabenen Lettern der Vergil-Vers als Manifest der Ohnmächtigen, die in messianischem Zukunftsglauben Trost suchten: »EXORIARE ALIQUIS, NOSTRIS EX OSSIBUS, ULTOR!!!« (Abb. 2)21. Dem Empfinden der gescheiterten Revolutionäre hat August von Platen wenig später in seinen wirkmächtigen Polenliedern hoffnungsfrohen Ausdruck verliehen: »Mag zu Staub uns auch zerschmettern / Jener Sklaven Legion, / Unter morscher Särge Brettern / Keimt die neue Blume schon. / Wann das letzte Schwert zerbrochen, / Lasst zu Grab uns freudig gehn; / Aber einst aus unsern Knochen / Wird ein Rächer auferstehn!«22.

Auch die deutsche Militärgeschichte hat ihr exoriare. Allerdings kennt sie keine strahlenden Helden, die sich mit lateinischer Poesie auf den Lippen einem Exekutionskommando entgegenstellten. In Preußen etwa ging es eher unblutig zu. Als der Große Kurfürst 1679 gezwungen war, den Frieden von Saint-Germain zu unterzeichnen, soll er seinem Groll mit der Hilfe Vergils Luft verschafft haben: »Als er aber den Friedenstraktat mit zitternder Hand unterschrieben hatte, warf er zornig die Feder von sich und rief prophetisch die Worte des römischen Dichters: ›Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor!‹«23. Doch diese dramatische Szene hat in 19

20

21

22

23

Vgl. beispielsweise die überaus populäre Reisebeschreibung des Comte Auguste de ChoiseulGouffier, Voyage pittoresque de la Grèce (1782), Frontizpiece, Explication und den Discours auf S. XV‑XVj (erste Ausgabe, erster Druck): »leur humiliation actuelle, il s’écriera peut-être avec eux, avec moi, Exoriare aliquis«. Ein dritter Abdruck der ersten Ausgabe endet hingegen auf S. XII mit »O utinam«; auch ins Deutsche übersetzt im gleichen Jahr im Gothaer Ettinger Verlag, allerdings ohne exoriare-Verweis. So etwa Marx, Ökonomische Manuskripte, S. 133: »Die Irländer unterdeß tragen nicht nur ihre eignen Knochen nach Amerika, sondern sich selbst, und das ›Exoriare aliquis ultor‹ wird furchtbar, jenseits des Transatlantic«. Vgl. Der neue Pitaval, n.S., Bd 4 (1869), S. 59. Zu diesen Denkmälern, insbesondere zu den dort verzeichneten Namen, kurz Bialecki [u.a.], Polacy pochowani na cmentarzu Montmartre, S.  121‑143. Vgl. die ultor-Inschrift auf dem Sarkophag für die Toten von 1830/31 auf dem Friedhof Łyczakowski im heutigen Lwiw (Lemberg), abgebildet in: Nicieja, Cmentarz Łyczakowski, S. 274. Zur psychologischen Funktion des Fluches, wenn auch in einem anderen Zusammenhang, Franzos, Aus der großen Ebene (1888), Bd 1, Vorwort: »Und wenn im ›Exoriare aliquis...‹ etwa auch ein Trost steckt, so wird uns auch dieser nicht fehlen – gewiß nicht!« Von gänzlich anderen Formen des polnischen Messianismus handelt Walicki, Philosophy, S.  239‑333. Zum Begriff des Messianismus generell Schreiner, »Wann kommt der Retter Deutschlands?«, S. 109‑113, der die ultor-Formel jedoch ebenfalls nicht berücksichtigt. »Gesang der Polen bei dem Vernichtungsmanifeste des Selbstherrschers. Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor! (3. Februar 1831)«, vv. 73‑80. In: Polenlieder, 1832 in Hamburg bei Hoffmann & Campe publiziert. Hiltl, Der Große Kurfürst (1893), S. 368; so etwa auch Fontane, Dörfer und Flecken im Lande Ruppin, S. 421. – Der Friedensvertrag wurde am 29.6.1679 vom Bevollmächtigten des Kurfürsten,

24

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

Wirklichkeit nie stattgefunden. Sie ist erst in späterer Zeit entstanden, als rachsüchtige Kriegslyrik gegen Frankreich, die Gedichte eines Ernst Moritz Arndt oder Heinrich von Kleist, in den literarischen Salons und gebildeten Zirkeln kursierte24. Ein Biograph des Kurfürsten, der Berliner Literarhistoriker Franz Christoph Horn, ist ihr Urheber. In seinem 1814 erschienenen Werk ließ er um des Effektes willen, unbekümmert dichterische Freiheiten walten25. Um dem nüchternen Schauplatz der Vertragsunterzeichnung die nötige Dramatik zu verleihen, legte er dem barocken Brandenburger die dumpfe Drohung in den Mund. So wie dieser markige Auftritt schriftstellerischer Phantasie entsprungen ist, so sind im Übrigen auch die dem Kurfürsten zugeschriebenen ultor-Münzen jüngeren Datums bzw. Fälschungen26. Nichtsdestotrotz brannte sich das kolportierte kurfürstliche Bonmot schnell und so tief in das deutsche Gedächtnis ein, dass viele Nachgeborene irrigerweise glaubten, der Brandenburger selbst sei Urheber des lateinischen Verses gewesen27. Im späten 19. Jahrhundert schließlich wurde der Ohnmachtsfluch erstmals auf nationaler Ebene verwendet. Jetzt fühlte sich, wie Frankreich nach 1871, eine ganze Nation um ihr Recht betrogen, gleichsam in toto ungerecht behandelt. Nicht mehr ein Fürst allein drohte einem Sieger, nunmehr drohte ein Volk seinem Nachbarn. Und alsbald schon, als ob nicht ein einziger Gegner genug wäre, drohte das deutsche Volk »einer Welt von Feinden«: Der Ruf nach einem Rächer ist, so mag es vor allem mit Blick auf die Jahre 1679, 1871 und 1919 scheinen, der des ohnmächtigen Kriegsverlierers. Doch der Eindruck täuscht. Mochte dies für Frankreich noch gelten, das seit 1872 in Wort und Bild auf Rache sann28, rief das deutsche Kaiserreich bereits während des langen, männermordenden Weltkrieges nach einem ultor, der sich zuvorderst gegen einen Feind richten sollte: gegen Großbritannien. Verwendet wurde der Rache-

24

25

26

27

28

dem Geheimen Rat Franz Meinders unterzeichnet, im August von Friedrich Wilhelm in Potsdam ratifiziert, vgl. Moerner, Kurbrandenburgs Staatsverträge (1867), Nr. 237. Vgl. etwa Arndts »Lied der Rache« (1811). In: Arndt, Katechismus für den deutschen Kriegs- und Wehrmann (1814), S. 90‑92. Zu Kleists racheschwangerem Gedicht »Germania an ihre Kinder« vgl. etwa für unsere Frage die zeitbehaftete Reflexion von Sauer, Ex ossibus ultor (1923). Zur Rezeption in den Befreiungskriegen Sembdner, Kleists Kriegslyrik. Horn, Das Leben Friedrich Wilhelms des Großen (1814), S. 159: »Und so rief der Fürst, nachdem er unterschrieben hatte, voll tiefer, schmerzlindernder Ahnung aus: Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor!«. Horn wird deswegen von einem Rezensenten in der »Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung«, 12 (1815), 28, S. 222, kritisiert: »Überhaupt kann es nur dem Dichter erlaubt seyn, seinen Helden prophetische Worte in den Mund zu legen.« Vgl. die Kurznotiz bei Schrötter, Wörterbuch der Münzkunde, S. 179; überdies noch den Katalog zum preußischen Münzwesen von Schrötter, Die Münzen Friedrichs Wilhelms, der unter diversen lateinischen Legenden eine solche eben nicht aufführt. So etwa Stein, Friedrich der Vorläufige (1919), S. 146; gleichfalls noch Hauptmann a.D. Walter Schultze in den »Nachrichten des Vereins der Offiziere, Sanitäts-Offiziere und oberen Beamten des ehemaligen Infanterie-Regiments König Ludwig III. von Bayern (2. Niederschlesisches) Nr. 47«, 1920, Nr.  1, S.  3, BArch, MSg  3/2054; Angehörige des ehemaligen Leib-Kürassier-Regiments »Großer Kurfürst« (Schlesisches) Nr.  1, Oberst a.D. von Giese und Generalleutnant a.D. von Mutius. In: Ansprachen und Reden (1924), S. 26 und S. 39; die Denkmalsetzer in Mürwik, siehe S.  32‑35, in Jüterbog S.  62‑65 und auf Borkum S.  198; sogar noch Auerbach, Preußische Gedächtnissäulen, S. 21, und »Das rote Schloß am Meer«, S. 69 und S. 135, Anm. 60. Siehe hierzu ausführlich S. 117 f.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

25

Fluch nun erstmals in der Phase des Stellungskriegs. Abgesehen von literarischen Ergüssen zum Fall von Tsingtau/Qingdao am 7. November 1914, die ebenfalls gegen Großbritannien gerichtet waren29, ragt aus der Fülle propagandistischer Zeugnisse eine Gedenkmedaille aus dem Jahr 1916 hervor (Abb. 3)30. Gestaltet wurde sie von Walther Eberbach aus Heilbronn, einem Vertreter der Münchner Medailleure. Sie gehört zu einer achtzehn Medaillen umfassenden Edition namens »Totentanz«. Auf Anregung des Direktors des Berliner Münzkabinetts, Julius Menadier, hatte Eberbach wie 43 andere deutsche Künstler mit seinen Entwürfen zu einer 180 Kunstmedaillen umfassenden Weltkriegs-Serie beigetragen. Nach dem Willen der Sponsoren, der 1915 gegründeten Gesellschaft der »Freunde der deutschen Schaumünze«, sollte ein Teil des Erlöses den Künstlern, ein anderer Kriegsbeschädigten und hilfsbedürftigen Hinterbliebenen zugutekommen31. Auf der Vorderseite dieser eisernen Prägung, welche die Signatur des Künstlers und das Ausgabejahr aufweist, schreitet ein Skelett mit erhobener Faust durch die Meeresfluten auf Englands Küste zu. Im Hintergrund schwebt ein Luftschiff in Gewitterwolken und ankern Schiffe vor einem langgestreckten Küstenstreifen. Die Umschrift lautet »U22.L19.ENGLAND.DAS.MASS. IST.VOLL«. Auf der Rückseite befindet sich mittig der bekannte Vergil-Vers unter der deutschen Kriegsflagge. Thematisiert werden durch die umlaufende Legende die Tragödie des Marineluftschiffs L  19 vom 2.  Februar 1916 und der sogenannte »Baralong-Mord« vom 19. August 1915. Dem Künstler unterlief hierbei allerdings – ähnlich wie seinem Kollegen Karl Goetz mit seiner Lusitania-Prägung32 – ein Missgeschick: Es handelt sich bei dem betroffenen Untersee-Boot nämlich nicht um U  22, das den Krieg unbeschadet überstand und am 1. Dezember 1918 an Großbritannien ausgeliefert wurde, sondern um die von dem britischen Q-Ship »Baralong« versenkte deutsche U 27. Eberbach klagt das völkerrechtswidrige Verhalten der beiden britischen Besatzungen an: So weigerten sich die Seeleute des Fischkutters »King Stephen«, die in Not geratenen Luftschiffer zu retten, und ließ der Kommandant der »Baralong« die Überlebenden von U 27 erschießen33. Die Rache folgte gewissermaßen bildlich auf dem Fuße: Die Kriegstoten drohen durch die Allegorie des Knochenmannes, der kraftvoll durch die Fluten watet, dem Feind mit der erhobenen Faust, eine Geste, die uns später noch näher interessieren wird. Gleichnishaft soll aus ihren eigenen Knochen der Rächer erstehen. Der Feind hingegen bleibt unsichtbar, nur seine ruchlose Tat wird 29 30 31 32 33

So etwa Gottberg, Die Helden von Tsingtau (1915), S. 14 und S. 23. Schulman, Catalogue LXVII 1917, Nr. 675F; Steguweit, Das Münzkabinett, S. 130; vgl. American Numismatic Society (ANS), 1919.25.4. Vgl. hierzu kurz Steguweit, Das Münzkabinett, S. 7‑9. Die durchschnittliche Auflage betrug zwischen 50 und 100 Stück, vgl. ebd., S. 96. Zur fehlerhaften Lusitania-Prägung Kienast, The Medals of Karl Goetz, op. 156 mit S. 13‑18, und Beitin, Geprägte Propaganda. Zum Schicksal von L  19: BArch, RM  5/836, Bl.  221 und Bl.  223; RM  5/2540, Bl.  372‑444; RM  5/6459, Bl.  136; vgl. noch Robinson, Deutsche Marine-Luftschiffe, S.  145‑147. – Zum »Baralong-Fall«: BArch, RM  3/5362. RM  3/11102, Bl.  201‑234; RM  5/6459, Bl.  52-86; N 253/99, Bl. 23 f.; RM 5/3004. Kurzinformation bei Spindler, Der Krieg zur See 1914‑1918, Bd 2, S. 250‑255; Die deutschen Kriegsschiffe, Bd 3, S. 31, sowie Schröder, Die U-Boote des Kaisers, S. 167‑169.

26

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

in Text und Bild dokumentiert. Fraglich ist, wie diese spezielle Prägung, die ja Teil einer privat motivierten Serie gewesen ist, bei Freund und Feind aufgenommen wurde. Einer der führenden Numismatiker seiner Zeit, der Brite George Francis Hill, äußerte sich im Krieg abschätzig über das »abgenützte Skelettmotiv«34. Anders als bei der LusitaniaMedaille scheint die britische Propaganda, die um Erklärungen in beiden Fällen nicht verlegen war, auf den Irrtum des Künstlers jedoch nicht reagiert zu haben. Dem Rache-Krieg eigen sind aber nicht nur Gesten der Ohnmacht, sondern auch der Schadenfreude. In der gegnerischen Propaganda scheint die lange Nase die Antwort auf ohnmächtiges Drohen gewesen zu sein, auf deutsche Fäuste, die nicht nur auf Medaillen, sondern auch auf Bildpostkarten den Untergang von L 19 begleiteten35. Eine weit verbreitete und auch in Deutschland bekannte Karikatur von Louis Raemaekers, dessen Bleistift ein »rächendes Schwert« genannt wurde36, zeigt daher 1916 einen Winzling im Matrosenanzug, wie er einem hässlichen Riesen mit Pickelhaube, der sich kaum auf L 19 zu halten vermag, eine lange Nase dreht (Abb.  4)37. Der dicke Riese sucht den Däumling denn auch zu locken, wie die Legende verrät: »Come and save me. You know I am so fond of children.« Auf alliierter Seite verspürte die Bevölkerung naturgemäß wenig Sympathie für die deutschen Zeppeline. Da ihren Luftangriffen auf England auch Kinder zum Opfer gefallen waren, hießen sie dort bloß »Baby Killers«. Nach offiziellen britischen Angaben sollen rund 300 Kinder durch die Bomben deutscher Zeppeline und später auch Flugzeuge getötet worden sein38. Am Eingang eines Spielplatzes im Londoner Stadtteil Poplar steht noch heute das von der damaligen Königin Alexandra enthüllte »Poplar Air Raid Memorial« (1919; Archibald Richard Adams). Auf der bei Kriegsende enthüllten Tafel steht geschrieben: »In memory of 18 Children who were 34

35 36 37

38

Hill, The Commemorative Medal (1917), S. 26. Vgl. die positive Besprechung seiner tendenziösen Schrift in der »New York Times« vom 3.2.1918: »German Medals That Appeal to the Passions«. Noch zu Kriegszeiten, 1918, erschien eine deutsche Übersetzung in der Schweiz unter dem Titel: Deutsche Kriegsmedaillen, hier S.  20. Der bekannteste deutsche Medailleur Karl Goetz hat das vermeintlich »abgenützte Skelettmotiv« noch im Zweiten Weltkrieg als Anklage gegen alliierte Bombenangriffe auf Aachen eingesetzt, Kienast, Goetz II, Nr. 607 (1943). Siehe hierzu auch unten S. 72. So der Herausgeber J. Murray Allison in: Raemaekers, Raemaekers’ Cartoon History of the War (1919), vol. 1, S. V: »the pencil in his hands becomes an avenging sword«. Im französischen Boulevardblatt »Le Journal« vom 16.2.1916, wieder in Raemaekers’ Cartoons, S. 288‑289, unter dem Titel »Tom Thumb and the Giant.« Vgl. noch Raemaekers, Raemaekers’ Cartoon History of the War (1919), vol. 2, S. 82. Auch abgedruckt in: Avenarius, Das Bild als Narr (1918), S. 133. Vgl. zum deutschen Luftkrieg gegen Großbritannien Fegan, The »Baby Killers«; zur literarischen Perzeption Freedman, Zeppelin Fictions. − Eine apologetische Replik auf alliierte Anklagen erfolgte am 16.7.1919 durch den Rektor der Breslauer Universität Max Koch, Akademische Feier (1919), S. 10. Er sprach von deutschen »Luftschiffkommandanten, die doch nur zögernd und schonend [...] für den Kindermord französischer Flieger in Karlsruhe eine immer noch sehr milde Vergeltung übten«. Ein – von expressionistischer Formensprache beeinflusstes – Fliegeropferdenkmal für den Ersten Weltkrieg ist in Karlsruhe erst 1993 von Gerhard Karl Huber realisiert worden; vgl. zu den erfolglosen Planungen in den 1920ern Gischler, Denkmäler (1921); Merkel, Projekt. Das moderne Denkmal enthält Informationen zum französischen Luftangriff vom 22.6.1916, wobei die Verursacher jedoch ungenannt bleiben; die Texte sind wiedergegeben bei Beckmann, Mentalitätsgeschichtliche und ästhetische Untersuchungen, S. 137, Anm. 162.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

27

killed by a bomb dropped from a German aeroplane upon the L.C.C. School, Upper North Street, Poplar, on the 13th of June 1917«39. In seinem Spendenaufruf hatte der Bürgermeister von Poplar bekundet, dass die getöteten Kinder gleich den tapferen Männern an der Front für ihr Vaterland gefallen seien40. Die Eberbachsche Prägung ist ein nicht unwesentlicher Mosaik-Stein, welcher das in der Forschung herausgearbeitete England-Bild in der deutschen Kriegsöffentlichkeit ergänzt. Anhand bisher vernachlässigter geschichtspolitischer Bezüge im transnationalen Schlagabtausch lässt sich nämlich aufzeigen, wie sich die deutsche Selbstwahrnehmung im Laufe des Krieges wandelte. In akademischen Elitediskursen der Vorkriegszeit wurde das eigene Land noch mit dem siegreichen Rom der antiken Heldenzeit gleichgesetzt, während Großbritannien mit dem vermeintlich perfiden Krämerstaat Karthago identifiziert wurde. Von deutschen Helden und englischen Händlern handelte demgemäß ein populäres Werk des Nationalökonomen Werner Sombart aus dem Jahre 191541. Während des Krieges wähnte sich der deutschnationale Althistoriker Eduard Meyer auf deutsch-römischer Seite und wütete heftig gegen das »perfide Albion«42. Auch gehörte er zu den prominenten Zeitgenossen, die den berüchtigten Intellektuellen-Aufruf »An die Kulturwelt« unterzeichneten43. Der Kulturphilosoph Oswald Spengler hoffte gegen Ende des Jahres 1914, deutsche Truppen würden alsbald in London einmarschieren und den Briten ihr »Zama« bereiten44. Zeitgleich kursierte in Deutschland eine Bismarck-Medaille unbekannter Provenienz, die auf der Rückseite eine Variante der auch beim letzten deutschen Kaiser so beliebten Cato-Sentenz trägt: »CETERUM / CENSEO / BRITANNIAM / ESSE DELENDAM«45. Wohl neigten die Briten in ihrem deutschen Feindbild nicht zu solchen Analogien, sprachen sie doch im Krieg den Deutschen jegliche »Kultur« ab; aber immerhin hatte die englische Presse selbst lange vor dem Krieg den Appell des alten Cato gegen Deutschland gerichtet, womit sie die Gefühlslage 39 40 41 42 43

44 45

Vgl. hierzu Cooper, The Outdoor Monuments of London (1928), S. 77. »these little ones died as truly for their country as any of our gallant men who have fallen on the battlefield or on the High Seas«, zit. nach Connelly, The Great War, S. 89. Sombart, Händler und Helden (1915). Zu diesem bereits im Mittelalter geprägten Schlagwort Schmidt, The Idea and Slogan of »Perfidious Albion«. Meyer, England (1915), S. 202. − Zum »Krieg der Geister« allgemein Pogge von Strandmann, The Role of British and German Historians; im besonderen Ungern-Sternberg/Ungern-Sternberg, Der Aufruf »An die Kulturwelt!«. Brief an Hans Klöres vom 18.12.1914. In: Spengler, Briefe, S. 33 (»das Zama für die Engländer«). Vgl. noch Franz Oppenheimer, Neu-Rom und Neu-Karthago. In: »Frankfurter Zeitung«, 13.9.1914. Schulman, Catalogue Avril LXV 1916, Nr. 824. – Zu Wilhelm II. Röhl, Young Wilhelm, S. 442 (»ceterum censeo Britanniam esse delendam«, 1885); Franke, Die Randbemerkungen, S. 10 (»ceterum censeo naves esse aedificandas«). Das heute so geläufige »Ceterum censeo Carthaginem esse delendam« ist allerdings nicht antik, M. Porcius Cato Censorius beendete seine Reden im Senat regelmäßig mit einem markigen »Delenda est Carthago«, vgl. Libero, Vernichtung oder Vertrag?, S. 19. Das Original findet sich modernisiert beim Tübinger Mediävisten Johannes Haller, Britannia Delenda! In: »Süddeutsche Zeitung«, 16.9.1914. Im Zweiten Weltkrieg war die Vernichtungsformel übrigens ein beliebter Slogan des Vichy-Journalisten Jean Hérold-Paquis, der auf Radio Paris seine abendliche Nachrichtensendung stets mit dem Satz beschloss: »L’Angleterre, comme Carthage, sera détruite!«, vgl. seine Bulletins in: Hérold-Paquis, L’Angleterre, comme Carthage (1944) – jetzt in: Hérold-Paquis, Mémoires.

28

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

zumindest von Teilen der britischen Öffentlichkeit widerspiegelte. Am 1.  Februar 1896 und am 11. September 1897 erschienen zwei Artikel in der viel gelesenen, einflussreichen Wochenzeitschrift »The Saturday Review«. Aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus forderten zwei anonyme Autoren unverblümt ein »Germania est delenda« bzw. »Germaniam esse delendam« und verursachten damit in Deutschland einiges Aufsehen46. Das deutsche Klischee von jenen britischen »Puniern der Nordsee«, wie Heinrich Heine sie einmal nannte47, verkehrte sich nach 1918 ins Gegenteil. Der 11. November 1918 sollte wider Erwarten zu einem deutschen Zama werden. Spätestens im Mai 1919 identifizierten sich daher nicht nur deutsche Bildungsbürger weitgehend mit dem geschlagenen und gedemütigten Karthago, dem ja einst – obwohl mehrfach siegreich – die Römer einen »Schmachfrieden« diktiert hatten. Kein geringerer als der spätere Außenminister Gustav Stresemann (DVP) konstatierte am 14. Mai 1919: »Der Vergleich Rom-Karthago hat sich während des Krieges vielen von uns aufgedrängt, nur daß wir glaubten, die Römer zu sein, während wir doch die Karthager waren48.« Eduard Meyer, neuer Rektor der Berliner Universität, verglich im Oktober 1919 folgerichtig den Versailler Vertrag mit den Klauseln des römischen Diktats von 202 v. Chr.49.

Der Rächer und die deutsche Marine In Marine-Kreisen erfreute sich der gegen Großbritannien gerichtete ultor-Ausruf bei Kriegsende größter Beliebtheit. Anfangs hatten sich auch die Seeoffiziere als künftige Vollstrecker gesehen, die es dem »Krämervolk der eitlen Briten«50 gründlich 46

47 48 49

50

Laut Meyers Konversationslexikon, Bd 16 (1890), S. 851, s.v. Zeitungen, nahm die liberal-konservative Zeitung »einen hervorragenden Rang« in der britischen Presselandschaft ein. Erinnert wurde an den englischen Vernichtungsappell noch in der »Vossischen Zeitung« vom 4.3.1903. Rückblickend Wilke, Totenehrung (1920), S.  6: »Die Staatsmänner unserer Feinde, die Einkreisungspolitiker, haben es ja auch jahrelang vor dem Kriegsausbruch in die Welt hinausgerufen: ceterum censeo, Germaniam esse delendam.« Heine, Lutezia, S. 30. In: Stresemann, Schriften, S. 254. Vgl. zuvor Stresemann, Englands Wirtschaftskrieg (1915), S. 6. Eduard Meyer, Rede zum Antritt des Rektorats der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin am 15.10.1919. In: Meyer, Kleine Schriften, Bd  2, S.  539‑567. Auch außerhalb akademischer Denkwelten wurde in dieser Umbruchszeit ein derartiger Vergleich gezogen, so von Hauptmann Gustav Böhm in seinen Aufzeichnungen zum 12.5.1919. In: Adjutant im preußischen Kriegsministerium, S. 150 f. Für die englische Seite vgl. als maßgebliche Stimme den Ökonomen John Maynard Keynes, The Economic Consequences of the Peace, S. 19 f., 31 und S. 84: »the Carthaginian Peace [of M. Clemenceau]«. Gebildete Zeitgenossen bezogen sich selbstverständlich auf diesen, den letzten Vertrag Roms mit Karthago (Die Staatsverträge des Altertums, Bd 3, S. 296‑308), was in der zeithistorischen Forschung allgemein nicht (mehr) präsent ist und daher zu falschen Schlüssen führt. Bekannt war nämlich damals noch das Schicksal der Stadt am Ende des 3.  Punischen Krieges: 146 v. Chr. wurde Karthago erobert und dem Erdboden gleichgemacht, vgl. hierzu Libero, Vernichtung oder Vertrag?, S. 18‑21. Vgl. als Phrase in dem Lied: »Rings lag die Welt im tiefsten Frieden« (1915). In: Elbers, Das deutsche Soldatenlied, S. 84 und S. 291; im Weiteren Otto Haendler, »Dies irae! In: Oellers, Wehe dir, England! (1915), S. 48: »du Krämerpack, Karthago unsrer Zeit!«; Ernst Rosmer, »England«. In:

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

29

heimzahlen würden51. Im vergeblichen Warten auf die alles entscheidende Schlacht sahen sie sich jedoch bald gezwungen, den Tag der Abrechnung in die Zukunft eines zweiten, ja eines »II.  Punischen Krieges«52 verlegen zu müssen. Mit Blick auf die Waffenstillstandsforderung Ludendorffs richtete der Marine-Attaché für die Nordischen Reiche in Stockholm, Kapitän zur See Reinhold von Fischer-Loßainen, seine Hoffnungen im Krieg bereits auf einen Krieg nach dem Krieg. So schreibt er Anfang Oktober 1918 an den Chef des Stabes der Seekriegsleitung:

»Es ist ja nun leider alles zu spät, und unser armes Vaterland wird so übel zugerichtet, dass wir uns nicht mehr darin zurechtfinden werden. Sie können sich denken, welche Höllenqualen ich jetzt im Auslande ausstehe. Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor! Das ist das Einzige, woran ich jetzt noch mich halte, denn trotz allem bleibt mir der Glaube an das deutsche Volk und seine Zukunft! Aber den Ehrenschild, der uns von der älteren Generation fleckenlos überkommen ist, haben wir nicht verstanden, blank zu halten; der Fleck muss eines Tages von unseren Söhnen abgewaschen werden. Arbeiten und hassen sollen sie53!«

51

52

53

ebd., S. 107: »die feigen Krämerseelen«; Gustav Starcke, »Der ›Brummer‹«. In: ebd., S. 124: »den eklen Krämerseelen«. Vgl. noch die antibritische Bildpostkarte, die bereits im August 1914 umlief: »Pfui Teufel Krämerseele«, DHM, PK 96/239. Zu den antibritischen Stereotypen im Seeoffizierkorps, die sich nur unwesentlich von denen in der deutschen Öffentlichkeit unterschieden, Wolz, Das lange Warten, S. 346‑351, der jedoch – wie auch die übrige Forschung – auf die historischen Analogien nicht eingeht; im Weiteren etwa Jahr, »Das Krämervolk der eitlen Briten«; Stibbe, German Anglophobia, S. 59‑72; Müller, Die Nation als Waffe, S. 114‑117; Lipp, Meinungslenkung im Krieg, S. 229; Wieland, Der deutsche Englandhass. Zum Weiterwirken der Feindbilder im Weimarer Kinofilm, etwa im kommerziell erfolgreichen U-Boot-Drama der UFA mit dem Titel »Morgenrot«, uraufgeführt in Berlin am 31.1.1933 in Gegenwart der neuen Machthaber Hitler und Goebbels, vgl. Ziereis, Freunde, S. 57 und S. 61; Ziereis, Kriegsgeschichte im Spielfilmformat, S. 305 f. Vgl. Vizeadmiral Albert Hopman, Tagebucheintrag vom 11.4.1915. In: Hopman, Das ereignisreiche Leben, S.  596: »Gegen Schlagwort II.  Punischer Krieg, das auch Kronprinz gebrauchte, ging Tirpitz gegen, weil es eventuell jetzt ein schwächliches Nachgeben zu entschuldigen suche.«; ferner Wilhelm II., z.B. im Herbst 1917: »Kein Aufhören des U-boot-Krieges, bis die George unterschrieben haben! England hat den I. Punischen Krieg [...] nicht gewonnen, also verloren; wir haben es aber nicht bezwungen [...] Also wird der II. Punische Krieg [...] unbedingt sofort vorbereitet werden. Denn er kommt. Ehe einer von uns beiden nicht allein oben ist, gibt es keinen Frieden in der Welt!«, zit. nach Gutsche, Wilhelm II., S. 183. Ähnlich sehr früh bereits Oswald Spengler, Brief an Hans Klöres vom 18.12.1914. In: Spengler, Briefe, S. 33 (»so wird ein zweiter Krieg gegen England den Sieg bringen«). Fischer-Loßainen, Brief an Magnus von Levetzow vom 9.10.1918, BArch, Depositum Levetzow, N 239/21, Bl. 185 (der Vergil-Vers wurde vom Schreiber nachträglich handschriftlich korrigiert). Fischer-Loßainen war zu diesem Zeitpunkt noch nicht über den Operationsplan für den letztlich gescheiterten Flottenvorstoß informiert, vgl. hierzu Groß, Eine Frage der Ehre? – Die gleichen Gedanken sollen auch Generalmajor a.D. Karl von Rettberg, dem letzten Kommandeur des Infanterie-Regiments Nr. 94, im Dezember 1918 gekommen sein, wie er rückblickend in der Festschrift zur Einweihung des Regimentsmals beteuert, in: Regimentstag des Infanterie-Regiments Großherzog von Sachsen (5. Thüring.) Nr. 94 (1927), S. 53: »Seelisch schwerer als manche Stunde des Kampfes wurde mir die Abschiedsstunde von meinen Kriegskämpfern in Weimar. ›Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor‹ waren die letzten Worte meines gequälten Herzens unter dem Eindruck des Scheidens und der Ohnmacht unseres Vaterlandes.« Vgl. zudem das Gedicht des Chefredakteurs Paul Warncke, »Vergessen«. In: »Kladderadatsch«, 72 (26.1.1919), 4: »Vergessen ist, was uns groß gemacht / Im Wandel der tausend Jahre, / Der Held der Fehrbelliner Schlacht / Und sein grollendes ›Exoriare‹!«. Seine Gedicht-Zeilen wurden in der Folgezeit auch über Postkarten vertrieben.

30

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

Nach dem gescheiterten Flottenvorstoß Ende Oktober 1918 vertagte die kaiserliche Marineführung die »Heimzahlerei«54 endgültig auf die ferne Zukunft und erlegte sie den Nachkommen auf55. Ihre Offiziere hatten den bitteren Gang unter das römischbritische Joch zu gehen und die Hochseeflotte am 19. November 1918 nach dem Firth of Forth und schließlich Scapa Flow zu überführen56. Und Dido fuhr an Bord mit. Während der Internierung im englischen Kriegshafen wusste der Kommandant des Torpedobootes B 112, Leutnant zur See Friedrich Ruge, seine Crew zu beschäftigen. Vor Ostern 1919 ließ er die Decke der Messe vom Nachbarboot B 110 mit den Namen sämtlicher Gefechte des Bootes beschriften. Auf die Vorderwand kam das hochgemute »Viel Feind, viel Ehr«, die Rückwand schmückte »die bekannte Stelle aus Vergil, die der Grosse Kurfürst aussprach, als er beim Frieden von St. Germain schmählich im Stich gelassen wurde: Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor [...] Wer es liest, kann sich ja sein Teil dazu denken57.« Diente diese Aktion zugleich auch als eine Art der Beschäftigungstherapie gegen den »Scapafimmel«58, richtete sie sich doch in erster Linie gegen Großbritannien. Ruge ging im April 1919 wohl noch davon aus, dass die deutschen Schiffe ausgeliefert würden, denn er beabsichtigte, die Gefechtsnamen nicht nur mit bloßer Farbe auf dem Boot zu verewigen, sondern gleichzeitig noch in das hölzerne Ruderrad einzugraben, wo sie ein jeder sehen würde und nur schwer zu entfernen gewesen wären59. Die bemalte Messe von B 110 sollte den künftigen Besitzern, die sich in deutschen Augen der »unbesiegten« deutschen Flotte bemächtigten, übel aufstoßen. 54

55 56

57

58 59

Kapitänleutnant Hermann Graf von Schweinitz, Tagebucheintrag vom 13.12.1914, in: Schweinitz, Das Kriegstagebuch, S. 66: »Lautes Rachegeschrei [...] Dieses Hin und Her mit der Heimzahlerei ist keine Strategie.« Vgl. etwa Vizeadmiral Albert Hopman, Tagebucheintrag vom 6.10.1918. In: Hopman, Das ereignisreiche Leben, S. 1129, mit Brief an seinen Sohn Immo vom 2.9.1920, S. 1141. Vgl. zur bewussten Inszenierung durch den First Sea Lord Admiral David Beatty etwa Krause, Scapa Flow, S. 187‑192. Zur Perzeption durch deutsche wie britische Seeoffiziere allgemein Wolz, Das lange Warten, S. 441‑445; ergänzend hierzu noch den Führer der Torpedoboote, Korvettenkapitän Hermann Cordes, in seinem 1920 entstandenen Bericht über »Internierung und Versenkung der Torpedoboote in Scapa Flow«, S. 4‑13, besonders S. 9: »Im Triumphzug werden wir eingebracht, gefesselt und gefangen; entwaffnet und geschmäht, ziehen wir [...] am Flaggschiff eines hochmütigen Seelords vorüber, wie einst die Germanen am Throne Neros«, BArch, RM 44/7. Rückblickend Ruge, Scapa Flow, S. 68: »Das Bewußtsein, hier unter das Joch geschickt zu werden, zerrte an den Nerven.« Als zeitnahe britische Stimme vgl. etwa Major Gibbon, The Triumph of the Royal Navy (1919). Friedrich Ruge, Brief an seine Verlobte Ruth Greeff vom 2./3.4.1919, seine beigefügte Zeichnung scheint verloren; sowie Friedrich Ruge, Brief an seine Verlobte Ruth Greeff vom 3.6.1919, MSM/ WGAZ, Reg.-Nr. 22442. Nicht zu ermitteln ist, ob die Messe fotografiert worden ist, immerhin rettete Ruge nach eigener Aussage einige Fotos; zudem sollen Dias und Platten im »Prisoner Camp Oswestry« von den Briten konfisziert worden sein, Ruge, Scapa Flow, S. 162 und S. 167. Ruge war humanistisch erzogen, sein Vater, Walther Ruge, hatte u.a. Latein, Griechisch und Geschichte studiert, war zuletzt Rektor am Gymnasium in Bautzen und ist in der renommierten Realenzyklopädie der Klassischen Altertumswissenschaften (RE) mit Beiträgen zum antiken Kleinasien vertreten, vgl. auch Ruge, In vier Marinen, S.  14. Ruge selbst hat Beiträge zur antiken Seefahrt für das 1960er »Lexikon der Alten Welt« beigesteuert. Zu dem Briefkonvolut aus Scapa Flow bereitet die Verfasserin derzeit eine Quellenedition vor. So etwa Friedrich Ruge, Brief an seine Verlobte Ruth Greeff vom 20.4.1919, MSM/WGAZ, Reg.Nr. 22442; so auch Korvettenkapitän Hermann Cordes, Bericht, S. 22, BArch, RM 44/7. So Friedrich Ruge, Brief an seine Verlobte Ruth Greeff vom 2./3.4.1919, MSM/WGAZ, Reg.Nr. 22442.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

31

Nicht auszuschließen ist darüber hinaus, dass Ruge mit seinem Rachebild auch den Soldatenräten vor Ort den künftigen Kampf ansagen wollte. Noch 50  Jahre später belegte er als pensionierter Admiral mit heftigen Worten deren Treiben im Internierungsverband. Eine direkte Provokation wäre aber angesichts der heiklen Verhältnisse im Verband höchst unklug gewesen. Möglicherweise hat sich der junge Offizier auch hier »sein Teil« und den inneren Feind gleich mitgedacht. Ruge betitelte im Februar 1919 mögliche neue Waffenstillstandsbestimmungen ironisch mit einem damals gängigen Schlagwort, sie seien »Errungenschaften der Revolution!«, und versicherte sich trotzig: »Ich weiss aber, dass der Tag der Rache auch einmal kommt60.« Dass das Erstehen eines Rächers in der Messe von B  110 mit dem Auferstehungsfest Christi zusammenfiel, dürfte, auch wenn wir hierzu sonst keinerlei Anhaltspunkte haben, kein Zufall gewesen sein. Bemerkenswert ist, wie beiläufig Friedrich Ruge Jahrzehnte später in seinem sonst überaus detailreichen Erlebnisbericht die Verschönerungsaktion erwähnt: »Würdig« hätten sie das Osterfest gestalten und daher die Messe »neu« malen wollen61. Welch prekärer Art diese kreative Unternehmung war, sagt er hingegen nicht, auch findet sich kein Hinweis in seinen früheren Berichten über die Internierungszeit. Weder erscheint das ultor-Bild in seinem Artikel aus dem Jahre 1939, wo es der Leser eigentlich erwarten würde, noch in seinen Beiträgen aus bundesdeutscher Nachkriegszeit62. Möglicherweise meinte Ruge auf das deutschenglische Flottenabkommen von 1935 Rücksicht nehmen zu müssen63, bzw. schien es ihm später als erster Inspekteur der neuen Bundesmarine wohl nicht opportun, die nunmehrigen Verbündeten mit alten Rache-Geschichten zu brüskieren. Wenn auch den Briten der Gebrauch von Vergils exoriare in der Politik geläufig war64, scheinen sie doch selbst keine lateinische Rache-Lyrik in ihrer Kriegspropaganda eingesetzt zu haben. Ohnehin sahen die britischen Besatzungen wie auch die Einheimischen vor Ort die deutschen Angehörigen des Internierungsverbandes schlichtweg nur als »huns«65. Admiral David Beatty bezeichnete den deutschen Feind 60 61 62

63

64

65

Friedrich Ruge, Brief an seine Verlobte Ruth Greeff vom 23.2.1919, ebd. Ruge, Scapa Flow, S. 122, vgl. S. 124. »Illustrirte Zeitung«, Leipzig 1939, S. 868 f.; »Leinen los!«, 6 (1959), S. 162 und S. 164 f.; »MarineRundschau«, 8 (1973), S. 654‑656, alle erneut abgedruckt in: Erleben – Lernen – Weitergeben, S. 132‑146. Vgl. die spätere Einschätzung Ruges, Eigene Einstellung zum Nationalsozialismus (1971). In: Erleben – Lernen – Weitergeben, S.  221  f.: »Die Marine begrüßte sowohl die Aufrüstung wie den Flottenvertrag mit England [...] Das Flottenabkommen wurde begrüßt, weil es die Marine aus hoffnungsloser Unterlegenheit herausführte, ihr wieder modernere Waffen gab und dabei der als überflüssig empfundenen Rivalität mit England ein Ende setzte [...] Die Besetzung der ›RestTschechei‹ und die Kündigung des Flottenvertrages hielt ich für schwere politische Fehler«, erstmals abgedruckt in: Erleben – Lernen – Weitergeben, S. 218‑224. Vgl. etwa die legendäre Rede des liberalen Schatzmeisters William Gladstone am 12.3.1866 zur Wahlrechtsreform (2. Lesung). In: Gladstone, Speeches (1866), S. 187: »If we do so fall, we, or others in our places, shall rise with it hereafter [...] You may bury the Bill that we have introduced, but we will write upon its gravestone for an epitaph this line, with certain confidence in its fulfilment: ›Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor.‹ You cannot fight against the future. Time is on our side.« Vgl. noch den Nekrolog in: »The New York Times«, 19.5.1898. Zur Bedeutung und Wirkung dieser »Dido-Rede« bereits Gunsaulus, Gladstone (1898), S. 222 f. Korvettenkapitän Hermann Cordes, Bericht, S.  9, BArch, RM  44/7. Zur überaus effektiven Hunnen-Propaganda in der britischen Presse Hiery, Angst und Krieg, S.  189‑204; Schramm,

32

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

als »despicable beast« und schärfte seinen Männern ein, in Scapa Flow wachsam zu sein66. Rachegefühle persönlicher Art waren auch auf britischer Seite individuell verschieden stark ausgeprägt. Wozu der wechselseitige, im Krieg erzeugte Hass führen konnte, zeigt ein Vorfall zwei Tage nach der Versenkung der Flotte in der Bucht von Scapa Flow. Auf der H.M.S. Revolution erschoss der englische Matrose James Woolley kurzerhand den Maschinistenanwärter Kuno Evertsberg. Woolley hatte zuvor gegenüber Kameraden angekündigt, er wolle seine beiden gefallenen Brüder rächen: »he was going to have his own back at the Germans«67. Die Briten haben das kriegerische Kunstwerk Ruges nie zu Gesicht bekommen. B 110 versank am 21. Juni 1919 in den Fluten vor Scapa Flow, um sechs Jahre später von einer britischen Firma gehoben und verschrottet zu werden68. Festhalten lässt sich für diese Episode, dass ein junger Seeoffizier ein im Krieg vorhandenes rachsüchtiges Deutungsmuster aus der mentalen Diskurs-Ebene der deutschen Öffentlichkeit, mit deren Feindbildern er d’accord ging, in die Kriegsrealität hineinnahm und sowohl für die eigene Selbstvergewisserung nutzte als auch direkt gegen den Gegner richtete69. Die alte neue Marine-Führung sollte es ihm nur wenige Jahre später gleichtun.

Das »Seeoffizier-Ehrenmal« in Mürwik Mit der deutschen Hochseeflotte gingen zugleich auch die lang gehegten Weltmachtträume unter. Die Entscheidungsschlacht war ausgeblieben und alte Rechnungen weiterhin offen. Viele durch die Kriegsereignisse und revolutionären Umbrüche traumatisierte Seesoldaten bewegten dunkle Rachegedanken weit über das Kriegsende hinaus in ihren Herzen. Der Hoffnung auf einen rettenden Rächer, auf eine Veränderung der als unerträglich empfundenen Gegenwart wurde alsbald an prominenter Stelle Raum gegeben. Anlässlich der Skagerrak-Feier wurde am 3. Juni 1923 in der Aula der Marineschule Mürwik ein »Seeoffizier-Ehrenmal« enthüllt und der Reichsmarine übergeben (Abb.  5a/b). Knapp vier Jahre nach Scapa Flow er-

66

67

68 69

Das Deutschlandbild, S. 418‑423. Zum Weiterwirken des Barbaren-Topos weit über Kriegsende hinaus in den Vereinigten Staaten Hölbling, The Long Shadow; vgl. noch Brewer, Crusaders vs. Barbarians. Ausschlaggebend für die Bezeichnung der Deutschen als »Hunnen« dürfte die berüchtigte »Hunnenrede« des deutschen Kaisers am 27.7.1900 in Bremerhaven gewesen sein, vgl. hierzu Sösemann, Die sog. Hunnenrede Wilhelms II., mit Schramm, Das Deutschlandbild, S. 421 f. »The New York Times«, 4.12.1918. Beatty stand mit dieser Wertung durchaus nicht allein, vgl. zur Entmenschlichung des deutschen Gegners in der britischen Presse kurz Müller, Die Nation als Waffe, S. 127‑131; zum Bild britischer Seeoffiziere allgemein Wolz, Das lange Warten, S. 355. Deutsche Seeoffiziere dachten in Teilen ebenso über den englischen Feind, ebd., S. 350. Vgl. die Kurznachricht im »Daily Telegraph« und »Manchester Guardian« vom 10.2.1920. In: Marineleitung, Denkschrift über Britische Völkerrechtsverletzungen, Anlage Teil A, S. 24 f., und Teil B: Bericht des Kapitänleutnants Georgii, S. 40, BArch, RM 5/2631. Vgl. noch den britischen Deck-Offizier in dem Bericht des Korvettenkapitäns Ottmar von Wachter über die turbulenten Ereignisse vom 21.6.1919: »Auf meine Vorstellungen über das Beschießen der Ruderbarkaß seitens des Drifters antwortete der Drifterführer: ›Ich habe drei Brüder im Kriege verloren.‹«, in: ebd., S. 45. Leutnant z.S. a.D. Wagner, Das Schicksal der versenkten Deutschen Flotte (1927). Anders Lipp, Meinungslenkung im Krieg, S. 230, die generell ausschließt, dass es einen »›trickledown‹-Effekt von der Diskursebene zu den Handlungsdispositionen der Soldaten« gegeben habe.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

33

stand erneut ein Rächer, dieses Mal auf Veranlassung einer vergangenheitsbezogenen Marine-Führung, die den Schulterschluss mit den Größen der Kaiserlichen Armee suchte und alten Geist in junge Köpfe pflanzte. Auf vier Eichentafeln, Altarschreinen gleich, sind auf den Innenseiten fast 800 im Krieg gefallene Seeoffiziere namentlich verzeichnet. Die Außenflügel der oberen Tafeln tragen die Gefechtsorte Coronel, Falkland, Doggerbank und Skagerrak mit den jeweiligen Daten, auf den unteren Tafelflügeln stehen 28 Kriegsschauplätze zu See. Wer für die exoriare-Inschrift auf der Predella unterhalb des oberen linken Triptychons verantwortlich zeichnet, ist nicht bekannt. Der erste Spenden-Aufruf vom 22.  Mai 1922 erging im Namen von sechs (Groß-)Admiralen. Für die ehemalige Kaiserliche Marine unterzeichneten Hans von Koester, Heinrich Prinz von Preußen, Alfred von Tirpitz, Ludwig von Schröder und Reinhard Scheer sowie der Chef der Marineleitung Paul Behncke als Vertreter der Reichsmarine. Der Kommandeur der Marineschule, Kapitän zur See Werner Tillessen, sprach anlässlich der Einweihung der Ehrentafeln davon, dass »das gesamte örtliche Seeoffizierkorps« an der Planung beteiligt gewesen sei70. Die Durchführung oblag dem Direktor der Flensburger Kunstgewerbeschule Friedrich Hüllweck. Wie der oben behandelte Fall des Leutnants zur See Ruge zeigt, scheint der Vergil-Vers in der Marine durch alle Dienstgrade hindurch beliebt gewesen zu sein. Im Prinzip könnte jeder Offizier in Mürwik diese Inschrift vorgeschlagen haben, aber vielleicht war es ja der alte Admiral von Schröder, der späterhin das Gefallenenmal in Mürwik enthüllen sollte. In seiner Festrede meinte er nämlich auf die neulateinische Wendung des Kriegerdenkmals, das die Universität Berlin ihren gefallenen Kommilitonen stiften wollte, eingehen zu müssen: »Das Denkmal [...] trägt als Inschrift die drei lateinischen Worte: Invictis victi victuri, d.h. den Unbesiegten gewidmet von den besiegten zukünftigen Siegern. Diesen schönen gemütvollen und zielbewussten Sinnspruch möchte ich auch dem Ehrenmal für unsre Marinehelden im Geiste anheften und als Losung mitgeben71.« Durch die Verbindung der dritten örtlichen Skagerrak-Gedenkfeier mit der Einweihung der Gedächtnistafeln wurde nicht nur das angeschlagene Selbstbewusstsein wieder aufgerichtet, sondern auch die ehemaligen Feinde, hauptsächlich Großbritannien, angegangen72. So sprach der Kommandeur der Marineschule vor zahlreichen Gästen und 3000 Mann in Paradeaufstellung von deutschen Heldentaten und schmachvollen Kriegsfolgen. Stolz hob er hervor, dass sich die deutsche Flotte »siegreich« gegen eine »erdrückende britische Übermacht« vor dem Skagerrak im Jahre 1916 behauptet habe. Zürnend wandte er sich gegen die Faust »eines raub70

71

72

Skagerrak-Gedenkfeier (1924), S. 14. Aufruf zuerst in: »M.O.V.-Nachrichten«, 4 (14.5.1922), 24, S. 329; 4 (28.6.1922), 26, S. 355. Vgl. noch Tillessen, Ehrung des Gedächtnisses. In: »M.O.V.Nachrichten«, 4 (8.11.1922), 44/45, S. 515. Schröder, in: Skagerrak-Gedenkfeier (1924), S.  19. Siehe auch unten Anm.  76. Anders als der Gorch Fock-Sinnspruch für die rechte Tafel stand das exoriare bereits früh fest. Der Vers wird in der Festschrift: Skagerrak-Gedenkfeier (1924), S. 33, übrigens nicht Vergil, sondern dem Großen Kurfürsten zugeschrieben. Zum Berliner Invictis-Denkmal unten S. 131‑135. So in den Redebeiträgen von Kapitän z.S. Tillessen und Admiral Behncke, in: Skagerrak-Gedenkfeier (1924), S. 7, 9, 26 und S. 31.

34

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

gierigen, hasserfüllten Gegners«, die drückend auf dem Land laste, womit er insbesondere auf die französische Besetzung des Ruhrgebietes anspielte73. Während der Feier wurde in Reden aktiver wie ehemaliger hochrangiger Offiziere die Gegenwart in trüben Farben gezeichnet, die »trostlose Dunkelheit unsrer Tage« beklagt, »die Morgenröte einer neuen Zeit« sehnlichst erhofft74. Erinnert wurde an die ruhmreiche Vergangenheit, die in einer nicht allzu fernen Zukunft wieder lebendig werden möchte75. Beim gemeinsamen Festmahl im Remter beschworen alte Admirale in markigen Ansprachen, die nicht nur den anwesenden Friedrich Ruge beeindruckten, den »alten Skagerrak-Geist«, den am Krieg und Tod vieler Kameraden Verantwortlichen wurde Vergeltung angedroht. Von dem »Tag der Rache« war auch hier wieder die Rede76. Die Gefallenen deutete der protestantische Militärgeistliche Werner Fenger schließlich als die »edle Saat, die Frucht bringen will und wird«77. Begleitet von den Worten Körners und Fichtes stellten alle Redner im blauen Rock das Sterben ihrer Kameraden den Offizieranwärtern als leuchtendes Vorbild vor Augen. Der künftige Krieg wurde ersehnt, gedacht und auch laut gefordert78. Den stummen Toten selbst legten sie schließlich das exoriare in den Mund. Das Denkmal in Mürwik wie die unterschiedlichen Wortbeiträge hochrangiger Skagerrak-Kämpfer und Vertreter der neuen Reichsmarine spiegeln eine Fülle an Emotionen wider, die von individueller Verletztheit über kollektiven Identitätsverlust bis hin zum trotzigen Verlangen nach internationaler Anerkennung und Wertschätzung von Nation und Volk reichte. Die seelischen Verletzungen schienen nicht geheilt, ja durch die Ruhrbesetzung vom Januar 1923 noch weiter vertieft worden zu sein. Die Betroffenen flüchteten sich in Äußerlichkeiten, in Formen und Symbole, schwelgten in heißen Erinnerungen und messianischer Heilserwartung. Die Feier in Mürwik bewies zugleich, dass der Krieg nicht in Waffenstillstand und Vertrag sein Ende gefunden hatte, sondern dass sich Marineoffiziere unterschiedlicher Altersklassen und Dienstgrade für vermeintlich erlittenes Unrecht im Krieg wie im Frieden zu revanchieren gedachten. Dieses Quid-pro-quo, das uns schon im Krieg begegnete, entwickelte eine Eigendynamik, die über die eigentliche Kriegs-/Nachkriegsphase hinausging, beför73 74 75 76

77 78

Tillessen, in: Skagerrak-Gedenkfeier (1924), S. 8 f. Redebeiträge von Tillessen, Marinepfarrer Fenger, Schröder, in: Skagerrak-Gedenkfeier (1924), S. 6, 8 f. und S. 18. Fenger, in: Skagerrak-Gedenkfeier (1924), S. 15 f. Rede des Admirals Guido von Usedom, in: Skagerrak-Gedenkfeier (1924), S.  30: »dass in der jungen Generation Deutschlands ein Geist aufsteht und erwächst, der sie dereinst zur Rache an denen befähigen wird, die an dem in so verbrecherischer Weise vom Zaun gebrochenen Krieg und an dem Tode unsrer für ihr Vaterland gefallenen Helden die Schuld tragen.« Bericht von Kapitän z.S. a.D. Gustav von Stosch, in: ebd., S.  31: »Als er [sc. Schröder] damit endet, dass alle, ob alt oder jung, an dem Tag der Rache mit dem alten Skagerrakgeist unter solchen Führern wieder gegen den Feind ziehen würden, da will die Begeisterung nicht enden«. Entschärft in: »M.O.V.-Nachrichten«, 5 (27.6.1923), 13, S. 165. Vgl. zur Wirkung der Reden auf die jungen Offiziere Friedrich Ruge, Tagebucheintrag vom 5.6.1923, Bd 3, MSM/WGAZ, Reg.-Nr. 22442. Im Weiteren die Kranzschleife des Seeoffizierjahrgangs 1913 mit der Aufschrift: »An ›dem Tag‹ werden wir Euch rächen«, in: »M.O.V.-Nachrichten«, 5 (11.7.1923), 14, S. 180. Fenger, in: Skagerrak-Gedenkfeier (1924), S. 16. Skagerrak-Gedenkfeier (1924), S. 13, 19, 21‑23 und S. 33.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

35

dert von übersteigertem Nationalstolz und den unheilvollen Folgeerscheinungen des Versailler Vertrags. Strafende Vergeltung üben, die Rechnung begleichen, erschien vielen im Seeoffzierkorps als durchaus legitim. Eine Aufforderung zur WiederVergeltung war daher das Seeoffizier-Ehrenmal, das bis in die Ehrenalben hinein als ein Rache-Denkmal konzipiert war. Der Vers auf der ersten Seite des ersten Bandes stammt von dem antisemitischen Freikorpsführer Fregattenkapitän a.D. Bogislav von Selchow und lautet: »Euch sank das Schwert aus sieggewohnten Händen, / was Ihr begehrt, wir werden es vollenden79«. Rache ist, wie der jüngere Seneca einst meinte, ein Geständnis des Schmerzes80. Schmerzhaft waren in monarchisch-gesinnten Marine-Kreisen die Erinnerungen an den Krieg und sein unrühmliches Ende, an tote Kameraden, Söhne, Brüder und Väter, an die Überführung der »unbesiegten« Hochsee-Flotte nach Scapa Flow und die Paragraphen des »Schmachfriedens«81. Neun Jahre nach Kriegsende dürsteten Angehörige der zum Küstenschutz degradierten Reichsmarine immer noch nach Rache und wussten sich eins mit weiten Teilen der bürgerlichen Gesellschaft in der ungeliebten Republik: Als »ein Mahnmal der Rache«82 war daher auch das »Marine-Ehrenmal« in Laboe gedacht, die nationale Kriegsgedenkstätte einer privaten Organisation, des 1891 gegründeten Bundes Deutscher Marine-Vereine (1936; Georg August Munzer). Am Montag, den 8. August 1927, verfolgten 10 000 Gäste die Grundsteinlegung. Unter Hammerschlägen deklamierten 22 prominente Vertreter aus Politik, Militär und Wissenschaft die unterschiedlichsten Sinnsprüche. Für den Initiator des Mals, einem ehemaligen Obermaat der Kaiserlichen Marine, Wilhelm Lammertz, reichte hierbei ein einziger ultor schon nicht mehr aus: »Wir halten Euch die Treue über Grab und Tod und Zeit hinaus, damit Euch einst die Rächer erstehen83!«. Als Vertreter der evangelischen Kirche erinnerte der Marineoberpfarrer Friedrich August Ronneberger in seiner Predigt darüber hinaus an das »kaudinische Joch«, unter welchem die Deutschen als »Sklaven« hindurch geschritten seien, und legte den 35 000 toten Seesoldaten folgende Formulierungen in den Mund: »Sie rufen uns zu: ›Heraus, sofern ihr unserer noch gedenkt, die Schmach getilgt und die Ketten gesprengt! Wir Toten fordern als unser Recht, die alte Treue vom neuen Geschlecht.‹ Mancher Stein liegt freilich noch im Wege, aber wie einst Hermann der Cherusker bewusst die deutschen Stämme zum Kampf gegen die römische Fremdherrschaft aufrief, so wird auch uns wieder ein Führer entstehen, der uns aus Nacht zum Licht führt, und der uns den Platz an der Sonne wiedergibt84.«

79

80 81

82 83 84

Ebd., S.  35. Ursprünglich war für die Albumswidmung nicht pathetische Rachesucht, sondern dichterische Selbstversicherung geplant: »M.O.V.-Nachrichten«, 4 (20.12.1922), 50/52, S.  559. Zur Vita Selchows vgl. etwa Epkenhans, »Wir als deutsches Volk sind doch nicht klein zu kriegen...«, S. 166‑176. Seneca, De ira, 3,5,8: ultio doloris confessio est. Generalmajor a.D. Mohr-Gießen, Ansprache, in: Mitteilungen des Vereins der Offiziere des ehemal. Infanterie-Regts. Kaiser Wilhelm [sic!] Nr. 116, Dezember 1924, Nr. 12, S. 2, BArch, MSg 3/2909. Hartwig, Das Marine-Ehrenmal, S. 36. »Deutsche Marine-Zeitung«, 33 (1927), 17, S. 15. Zit. nach ebd., S.  11. Zur umstrittenen Person des Geistlichen, dessen Vita beispielhaft ist für kontinuierliches Wirken der Funktionseliten bis in bundesrepublikanische Nachkriegszeiten hin-

36

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

In der Prophezeiung des Pfarrers, der zeitweise in Scapa Flow die internierten Besatzungen betreut hatte, verbirgt sich zugleich auch eine anti-französische Spitze, die im Gebrauch des Arminius vulgo Hermann als »liberator Germaniae«85 deutlich zum Ausdruck kommt. In seinen Vorstellungen traf sich »christlich tradierte Erwartung eines Kommenden«86 mit nationalen, d.h. germanisierenden Sichtweisen. Der im Marinegedenken untypische Verweis auf »Hermann den Cherusker« entspringt kulturprotestantischen Ressentiments gegen das römisch-katholische Frankreich, den »Erbfeind, mit dem es nie, nie wahren Frieden geben wird«87. Frankreich wurde als einst romanisiertes Gallien mit dem dekadenten Rom und römischer Fremdherrschaft gleichgesetzt, Deutschland war demgegenüber das unter Hermann geeinte, freie und damit urtümliche Germanien88. Wenige Jahre später sollte Adolf Hitler in den letzten freien lippischen Landtagswahlen diese »Galionsfigur des nationalen Lagers«89 mit ungeheurem Aufwand stimmbringend für sich nutzen. Die Agitatoren der NSDAP verstiegen sich sogar dazu, den berühmten Cherusker durch Hitler als den zukünftigen Befreier zu ersetzen. Der »Simplicissimus« karikierte diese Propagandataktik in seiner Ausgabe vom 5.  Februar 1933 süffisant, indem er auf seiner Titelseite Hitler statt Arminius auf das Hermannsdenkmal setzte: »Fort mit Hermann! In den Teutoburger Wald gehört Adolf! Ihm gelang es, mit nur 6000 LippeDetmoldern ein Sechzigmillionenvolk zu schlagen90!« Der Stadtrat von Detmold überlegte im Jahre 1934 ernstlich, eine Bronzeplakette an das gegen Westen gerichtete Hermannsdenkmal anbringen zu lassen. Sie sollte die »Befreiung des deutschen Volkes durch den Führer« verkünden. Der Rat scheiterte jedoch mit seinem Ansinnen am Widerstand des lippischen Landeskonservators, der das Nationaldenkmal nicht zu einer »Plakatsäule« degradiert wissen wollte91. Unberücksichtigt blieb bei dem geschichtspolitischen Missbrauch der Varus-Schlacht allerdings hier wie zu jeder Zeit, dass Arminius ein Römer germanischer Herkunft war, der seinen Freund P. Quinctilius Varus mit drei Legionen kaltblütig in den Hinterhalt geführt hatte. Ronneberger zitierte in seinem martialischen Appellativ einen später von Karl Meister vertonten Zweizeiler, der von den Überlebenden »Treue« im Sinne der

85 86 87 88 89 90 91

ein, Keß, Friedrich Ronneberger. Zum Festakt im Weiteren noch Prange, Das Marine-Ehrenmal, S. 62‑66. Ähnliche Hoffnungen wie Ronneberger verewigten kommunale Stifter im sächsischen Leipzig-Knauthain auf ihrem Kriegerdenkmal: »Herzvolk Europas / zittere nicht / Auf dunkle Nacht / folgt Sonnenlicht« (1926). Vgl. zum Hermann-Topos bereits Arndt, Lieder für Teutsche (1813), S.  111: »Noch will kein Hermann uns erstehn, / Noch winkt kein Retter mit dem Schwerdte; / Der Lüge bunte Fahnen wehn, / Und Frevler folgen ihrer Fährte«. Tac. ann. 2,88,2. Eschebach, Öffentliches Gedenken, S. 87, jedoch in einem anderen Zusammenhang. 31er Regimentstag anläßlich der Denkmalsweihe (1925), S. 10. Zu diesem geschichtspolitischen Konstrukt, das seine Wurzeln im 19. Jahrhundert hat, allgemein Tacke, Denkmal, S. 29‑50. Dörner, Politischer Mythos und symbolische Politik, S. 320. »Simplicissimus«, 37 (5.2.1933), S. 45. Vgl. ferner Mellies, »Wir kämpfen unter Hermanns Zeichen, bis alle unsere Feinde bleichen«, S. 360‑364; Ciolek-Kümper, Wahlkampf in Lippe, S. 226‑233. Vgl. hierzu Kaiser, Hermann, S. 18, mit Bezug auf Akten des Staatsarchivs Detmold. Vgl. noch zum Befreier-Mythos im offiziellen Detmolder Totengedenken der frühen NS-Jahre Gaus/Hattenhorst/Plöger, »Heldengedenktage«, S.  480‑484; allgemein Schreiner, »Wann kommt der Retter Deutschlands?«, S. 141‑155.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

37

Fortsetzung bzw. Wiederaufnahme des Krieges einfordert und sich auf mehreren Gefallenendenkmalen seiner Zeit wiederfindet. So trägt etwa das Anker-Denkmal für die Toten der Kaiserlichen Marine auf dem Kieler Nordfriedhof, das am SkagerrakTag 1933 eingeweiht wurde, die beiden Verse: »Wir Toten fordern als unser Recht / die alte Treue vom neuen Geschlecht«. Von Teilen der bürgerlichen Gesellschaft wurde dieses Motto, mitunter auch leicht abgewandelt, konfessionell- wie zeit- und grenzübergreifend für gut befunden. So ist dieser Spruch noch heute auf Weltkriegsmalen in Brandenburg, in Thüringen oder in Ostwestfalen zu lesen. Überdies galten diese Zeilen für die Zeit nach 1945 weiterhin als sinnstiftend, insbesondere wenn die Stifter mangelnde Erinnerungsbereitschaft meinten beklagen zu müssen92. Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang die mentalen Kontinuitäten, die sich an einem Regimentsmal im westfälischen Paderborn festmachen lassen. Ein faustballender Feldgrauer wurde am 20. September 1934 für die Gefallenen des 7. Lothringischen Infanterie-Regiments Nr. 158 eingeweiht (Abb. 34). 1950 ließ der CDU-geführte Stadtrat dieses revanchistische Erinnerungszeichen als unzeitgemäß abtragen. Es folgten heftige Proteste ehemaliger Regimentsangehöriger, zahlreicher Bürger und konservativer Politiker. Wenige Jahre später hoffte die Stadt vor dem Hintergrund der Wiederbewaffnung eine Garnison der künftigen deutschen Streitkräfte zu werden. Aus politischen wie wirtschaftlichen Gründen sah sie sich nunmehr gezwungen, das alte Trotzmal wieder aufzustellen. Am 12. Juni 1955 wurde der Faustkrieger ein zweites Mal offiziell eingeweiht. Es gelang dabei dem immer noch empörten »Bund ehemaliger 158er« auf die Sockelrückseite eine neue Inschrift setzen zu lassen: »Wir Toten fordern als unser Recht / die gleiche Treue vom lebenden Geschlecht93.« Das Rache-Konzept scheint vor allem an der Ostsee im maritimen Totengedenken konsequent und offen umgesetzt. Der einstmals stolze kaiserliche Kriegshafen erinnerte monarchietreue Marine-Kreise schmerzhaft an Matrosenaufstand und Novemberrevolution, die den sicher geglaubten Sieg über den englischen Gegner in ihren Augen zunichte gemacht hatten. Die ultor-Formel in Laboe und in Mürwik war somit nicht nur gegen den äußeren, sondern auch gegen den inneren Feind gerichtet. Die baulichen Landmarken an der Küste sollten die Erinnerung an die »schmachvollen« Ereignisse von 1917/1918 bannen helfen94. Anders als die Marine92

93

94

Brandenburg: Halbe. Thüringen: Dietlas und Frauenpriessnitz. Nordrhein-Westfalen: Das ursprünglich 1923 eingeweihte Mal in Bad Wünnenberg-Haaren wies zwischen 1936 und 1954 die Version auf: »Wir Toten fordern als unser Recht, den alten Treueschwur vom jungen Geschlecht«, Kloppenburg, Die Friedhofskapelle, S. 135‑138. Vgl. etwa die Wiederaufnahme des Verses auf den erweiterten Kriegerdenkmälern in Stafstedt und Norderstapel in Schleswig-Holstein. Vgl. hierzu Twistern, Der Soldat, S.  204‑221. Ein zeitgemäßes Mahnmal, ein Friedensengel von Josef Rikus, als Ersatz für den vergrabenen Trotzkrieger, wurde von den wortführenden 158ern, die sogar vor Gericht zogen, abgelehnt, vgl. »Der Spiegel«, 27.5.1953, S. 9‑12. Andeutungen zu diesem Denkmal-Streit finden sich in der von vier ehemaligen Regimentern herausgegebenen Festschrift anlässlich der Regimentstage und Einweihung der Denkmäler für die Gefallenen (1955), S. 24: »Wir Überlebende haben somit die heilige Pflicht, für das ehrende Gedenken unserer gefallenen Kameraden zu sorgen und sie auch gegen jede Missachtung ihres Opfers noch nach ihrem Tode zu verteidigen.« Das 1921 eingeweihte ultor-Denkmal für die Gefallenen der II. Marine-Brigade (»Brigade Ehrhardt«) auf der Nordsee-Insel Borkum (Kaserne der Küstenwehrabteilung VI) atmete zwar durch personelle Kontinuitäten den gleichen Geist, ist aber insoweit hiervon geschieden, als die Brigade erst nach dem Krieg aufgestellt und gegen »innere Feinde« eingesetzt war. Siehe hierzu ausführlich S. 198.

38

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

Denkmäler von Mürwik und Möltenort wurde das »Ehrenmal« von Laboe jedoch erst in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur fertig gestellt. Einen Tag vor dem 20. Jahrestag der Skagerrak-Schlacht, am 30. Mai 1936, wurde es im Beisein der NSFührung eingeweiht. Ronnebergers ersehnter »Führer« war vielen Deutschen nun im anwesenden Adolf Hitler erstanden, der sie »aus Nacht zum Licht« führen sollte. Durch die politische Entwicklung seit 1933, durch den Aufbau einer Wehrmacht, den erfolgreichen Anschluss des Saargebietes, die Besetzung des Rheingebietes und die Olympischen Spiele in Berlin schien auch der vom Marineoberpfarrer ersehnte »Platz an der Sonne« für Deutschland in der Welt wieder in greifbare Nähe gerückt95. Das deutsch-englische Flottenabkommen von 18. Juni 1935 ließ jedoch während der Feierlichkeiten am »Ehrenmal« anders als noch vor neun Jahren keine öffentlichen Rachebotschaften zu. Die gleichgeschaltete Presse druckte den deutschfreundlichen Augenzeugenbericht eines britischen Seeoffiziers, die Reden über den einstigen Feind waren betont freundlich gehalten96. Zwischen den Zeilen konnten Verständige allerdings herauslesen, wie tatsächlich gedacht wurde und was eigentlich militärisch beabsichtigt war, wandte sich doch der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Großadmiral Erich Raeder, an den anwesenden Adolf Hitler mit folgenden Worten: »Mein Führer! Aus nächtlichem Dunkel haben Sie uns, und haben Sie mit der Marine ein ganzes dankbares Volk aufwärts geführt zur Morgenröte einer lichten Zukunft97.« Die Morgenröte, die 1923 in Mürwik ersehnt, der »Platz an der Sonne«, der 1927 in Laboe bei der Grundsteinlegung eingeklagt wurde, fand 1936 nicht nur verbale Erfüllung, sondern auch bildlichen Ausdruck: Im Mosaikglasfenster der Ehrenhalle, der heutigen Historischen Halle des Laboeer Totenmals, steigt hinter einer erdfarben schimmernden Kriegsflotte die Hakenkreuz-Sonne empor. Der »Rächer« war offenbar in Hitler erstanden, und er sollte die Kriegsmarine für »den Tag« gegen England rüsten98. Nur naheliegend schien es daher den Verantwortlichen, das Totenmal für die Gefallenen der deutschen U-Bootwaffe in Möltenort in seinem semantischen Programm nunmehr zu ändern99. Der vom Kieler Architekten Heinrich Hansen entworfene, mit einem Adler geschmückte Pfeiler, der von den Stiftern als ein in den Boden gerammtes »Siegfriedsschwert«100 gedeutet wurde, war am 8. Juni 1930 der Reichsmarine übereignet worden. Seine gegen das »Reich

95 96 97

98 99 100

Siehe zu den Zitaten oben S. 35. Vgl. hierzu kurz Prange, Das Marine-Ehrenmal, S. 112, und Hartwig, Kontinuität, S. 235. Rede z.B. wiedergegeben in der »Marine-Rundschau«, 40/41 (1935), S. 323. Zur Wirkung etwa Ruge, Tagebucheintrag vom 30.5.1936, Bd 7, MSM/WGAZ, Reg.-Nr. 22442: »Wenig Publikum außer Festteilnehmern [...] Reden von [...], Raeder, die letzte besonders gut«; so noch 1979 Ruge, In vier Marinen, S.  162: »Mehrere Reden folgten, besonders gut sprach Raeder.« Raeder, Mein Leben (1957), Bd 2, S. 170, behauptet, die Marine habe sich bis 1938 »niemals mit England als Gegner« beschäftigt. Vgl. zu Raeders Politik nach 1933 Rahn, Strategische Optionen, S. 215‑218, und Bird, Erich Raeder, S. 112‑137. Zur Aufrüstung der Marine Dülffer, Weimar, Hitler und die Marine, S. 434‑555, und Salewski, Die deutsche Seekriegsleitung, Bd 1, S. 38‑65. Zu diesem Erinnerungszeichen Sieck/Sieck, Die U-Bootfahrer, S. 31‑71. Hero Akkermann, Das U-Boots-Ehrenmal. In: »Deutsche Marine-Zeitung«, 34 (1928), 13, S. 6, sowie Festschrift für die Einweihung des U-Boot-Ehrenmals (1930), S. 10.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

39

des Krämervolks«101 gerichtete Botschaft, welche die Landseite des Pfeilers schmückte, lautete: »ES KOMMT / EIN TAG« (Abb. 6)102. Vielfach wurde die Widmung, auch von den Stiftern selbst, erinnert als »Es kommt der Tag«, in Anlehnung an den bekannten Vers aus der Ilias Homers »Einst wird kommen der Tag« (4,164)103. Ein Leser der sozialdemokratisch ausgerichteten »Schleswig-Holsteinischen VolksZeitung« nannte im Juni 1930 das Totenmal ein »Denkmal der Revanche, der Aufrüstung und des alten monarchischen Gedankens«104. 1935 musste das prophetische »Ehrenmal« wegen Baufälligkeit abgerissen werden, und wurde alsbald unter NSVorzeichen in ähnlicher Form wieder errichtet. Die Inschrift wurde jedoch nicht wieder angebracht, da ja, so die Begründung in einer Weiherede vom 12. Juni 1938, der Tag gekommen sei105. Gehofft, gesungen und gedruckt wurde in deutschen Landen der Zwischenkriegszeit also nicht nur das exoriare aliquis, sondern auch ein Vers aus der Ilias Homers: »Einst wird kommen der Tag«. Im Krieg selbst wurde »der Tag«, der Tag der Entscheidungsschlacht gegen Großbritannien ersehnt. Der 20-jährige Fähnrich zur See Hans Langsdorff zitierte den Ilias-Vers bereits in einem Brief an seinen Vater vom 4. September 1914106. Der junge Offizieranwärter reflektierte hierbei jenen Zeitgeist, der, wie wir bereits oben an der ultor-Formel gesehen haben, über das Kriegsende hinaus in Marine-Kreisen am Leben gehalten wurde. In einem Gedicht »Auf den Tag« von Walter Ferl heißt es unter anderem: »So bleibt mir nur das heiße, süße Haßen / als Brand in andre Herzen einzuglühn – / bis auf den Tag! Den Tag! Dann will ich gern erblassen107.« 101

102

103

104

105

106

107

So Marine-Ober-Ingenieur a.D. Johannes Kirchner, Prolog, in: Festschrift für die Einweihung des U-Boot-Ehrenmals (1930), S.  5. Zur anti-englischen Ausrichtung des »Ubootssonderdenkmals« auch »M.O.V.-Nachrichten«, 4 (28.6.1922), 26, S. 352. Vgl. den ehemaligen Oberbefehlshaber der U-Boote Vizeadmiral a.D. Andreas Michelsen, in: »Kieler Neueste Nachrichten«, 11.6.1930, zit. nach Sieck/Sieck, Die U-Bootfahrer, S.  42. Der Gedanke an die Gefallenen spielt in Michelsens Überlegungen keine Rolle, vgl. auch besonders Michelsen, Das U-Boots-Ehrendenkmal (1922), S. 366 f. Zu den biblischen Wurzeln der Inschrift: Maleachi 3, 19‑21. So Marine-Ober-Ingenieur a.D. Johannes Kirchner, Prolog, in: Festschrift für die Einweihung des U-Boot-Ehrenmals (1930), S. 5: »Es kommt der [sic!] Tag, der deutsches Volk zum Kampfe neu vereint, / Denn U-Bootsgeist mahnt uns an Euch und an die Taten unserer Ahnen!«. Siehe auch die beiden folgenden Anmerkungen. »Es kommt der [sic!] Tag, dieser Satz, der die dümmsten und politisch unmöglichsten Rachegedanken zum Ausdruck bringen soll, schmückt die Rückseite des U-Boot-Ehrenmals auf der Möltenorter Schanze [...] Es wird also gar nicht verheimlicht, sondern ganz offen ausgesprochen, dass man es hier mit einem Denkmal der Revanche, der Aufrüstung und des alten monarchischen Gedankens zu tun hat«, zit. nach Sieck/Sieck, Die U-Bootfahrer, S. 43. Weiherede des Bundesführers im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Siegfried Emmo Eulen. In: »Kriegsgräberfürsorge«, 18 (1938), 10, S. 150: »Der Tag ist gekommen: Deutschland ist wieder frei und groß geworden, und der dies schuf, der Führer, lebt in aller Herzen.« Vgl. noch Festschrift zur Einweihung des Unterseeboot-Ehrenmals (1938), S. 7. »Nur wir von der Marine, wir gehen Wache bis wir schwarz werden und dann kommt bei Nebel der Engländer und all unser Wachen und Ausguck halten ist vergebens. Na trotzdem ›ἔσσεται ἦμαρ ὅτ’ ἄν ποτ’ ὀλώλῃ‹ dies Zitat ist wahrscheinlich fehlerhaft, kommt aber tief nachgefühlt nicht mit ahnungsvoller Rührseligkeit, sondern mit einem richtigen Ingrimm von Herzen. Dann werden wir ihn [sc. den »Tommy«] gleich ordentlich versohlen.« Für den freundlichen Hinweis danke ich dem Bearbeiter der Briefe, Hans-Jürgen Kaack. In: Oellers, Wehe dir, England! (1915), S. 35.

40

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

Die akademische Welt hoffte nach 1918 weiterhin auf »den Tag«. Bereits wenige Wochen nach Unterzeichnung des Versailler Vertrages erklärte der Rektor der Universität Breslau Max Koch auf der Trauerfeier für die Gefallenen der Hochschule: »so möge einstens kommen der Tag, vom dem wir nicht eitel sprechen, an den wir jedoch in unserer Herzen Tiefen stündlich mit höchster Inbrunst denken sollen, der dreimal gesegnete Tag, an dem der Geist von 1813, 1870 und 1914 wieder das gesamte deutsche Volk durchflammt und mit Heldenblut die November-Schuld und Juni-Schmach vom deutschen Namen abwaschen wird«108. Der Tübinger Historiker Johannes Haller wählte als Motto seiner im fünften Nachkriegsjahr publizierten »Epochen der deutschen Geschichte« gleich das griechische Original. Die Anfangsworte des berühmten Verses lauten: »Ἔσσεται ἦμαρ...«. Wie er in seinem Vorwort vom November 1922 erklärte, war er davon überzeugt, es werde »aus dem Elend der Gegenwart eine bessere Zukunft hervorgehen« und »ein neues Geschlecht mit neuer Kraft auch der deutschen Geschichte ihren Sinn wiedergeben«. Er schloss seine kurzen Ausführungen nachgerade trotzig mit den Worten: »der Tag wird kommen!«. Sein Werk erfuhr mit diesem persönlichen Bekenntnis in den 1920 und 30er Jahren mehrere Auflagen109. In der bearbeiteten Ausgabe des Jahres 1940, die der Autor im März 1939 abgeschlossen hatte, ist das »Ἔσσεται ἦμαρ...« vom Titelblatt verschwunden. Sein Verfasser verkündete nun freudig im Vorwort: »Was Glaube und Hoffnung war, ist Wirklichkeit geworden, der Tag ist gekommen!«. Aber auch im Falle Homers hätte Haller es besser wissen müssen, lautet die betreffende Passage doch in Gänze: »Einst wird kommen der Tag, da die heilige Ilios hinsinkt, / Priamos selbst und das Volk des lanzenkundigen Königs! / Dann wird Zeus der Kronid’ aus strahlender Höhe des Äthers / Gegen sie all’ erschüttern das Graun der umnachteten Ägis, / Zürnend ob solchem Betrug! Geschehn wird dieses unfehlbar110!«

So mancher Deutsche hoffte also auch nach 1933 weiterhing auf einen »Tag der Rache«111, um die Scharte des Weltkrieges auszuwetzen. Als der sehnlich erhoffte Tag endlich da war, kam er jedoch für die Kriegsmarine um mindestens fünf Jahre zu früh. Ihr Oberbefehlshaber Großadmiral Erich Raeder notierte am 3. September 1939:

»Was die Kriegsmarine anbetrifft, so ist sie selbstverständlich im Herbst 1939 noch keineswegs für den grossen Kampf mit England hinreichend gerüstet [...] Die Überwasserstreitkräfte aber sind noch so gering an Zahl und Stärke gegenüber der englischen Flotte, dass sie – vollen Einsatz vorausgesetzt – nur zeigen können, dass sie mit Anstand zu sterben verstehen und damit die Grundlage für einen späteren Wiederaufbau zu schaffen gewillt sind112.«

108 109

110 111 112

Koch, Akademische Feier (1919), S. 9. Vgl. das Vorwort vom Oktober 1934 zur neuen Ausgabe Haller, Die Epochen der deutschen Geschichte (1935): »so möge es mir vergönnt sein, eine weitere Neuausgabe des Buches mit der Feststellung zu beenden, dass der Tag, auf dessen Kommen wir hoffend vertrauen, gekommen ist.« Hom. Il. 4,164‑168, nach der klassischen, damals gängigen Übersetzung von Voß, Homers Werke (1793), dessen Todestag sich 1926 zum 100. Mal jährte. Graefe-Goldebee, Die Revision von Versailles (1920), S. 24 und S. 26. »Gedanken des Oberbefehlshabers der Kriegsmarine zum Kriegsausbruch am 3.9.1939«. In: KTB Skl, T. A, Bd 1, S. 16-E.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

41

Mit offenen Augen führte Raeder die Marine in die apokalyptische Katastrophe, aus der sie, so meinte er sich zu beruhigen, einem Phoenix gleich wieder erstehen würde. Erneut stand ein »Stirb und Werde« an, ein »Todeskampf« um der vermeintlichen Ehre willen, wie er bereits für den 29. Oktober 1918 geplant gewesen war, um einer »neuen deutschen Zukunftsflotte«113 den Weg zu bahnen114. 20 Jahre hatte diese Vorstellung in den Köpfen einer Marine-Führung überlebt, die 1939 nicht Manns genug war, wenigstens aus militärischen Erwägungen heraus Widerspruch zu erheben, um sinnloses Blutvergießen zu verhindern. Bereits am 17. August 1915 hatte Kapitänleutnant Hermann Graf von Schweinitz in sein Tagebuch geschrieben: »Das passive Heldentum nutzt dem Lande wenig. Man sollte sich auch mit andern Gedanken befassen als mit dem, wie man mit Anstand am besten untergeht.« (S. 80). Eine Mehrheit der Bürger wählte mit Adolf Hitler den Unfrieden und marschierte 1939 abermals in den Krieg. Die Rache fiel sechs Jahre später auf die Rachsüchtigen zurück. Die Sehnsucht nach »dem Tag«, der da kommen sollte, den Feind zu vernichten, mündete schließlich in »den Tag« der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945. Eine Rachekultur wurde im deutschen Kriegs- und Totengedenken gepflegt, die nicht spezifisch marinetypisch und nicht nur im besiegten Deutschland verbreitet war, sondern auch bei anderen Verlierer-Nationen anzutreffen ist. Zu nennen sind etwa die Franzosen, die nach 1871 den mentalen Rachekrieg vom Zaun brachen. Im Pariser Palais des Champs-Elysées stellte Émile Bayard im Jahre 1872 einen Altarschrein − ähnlich dem in Mürwik − aus (Abb. 7). Das Bildwerk war ein Exponat in der altehrwürdigen Kunstausstellung, dem »Salon de Paris«, welche das Ministère de l’Instruction publique, des Cultes et des Beaux-Arts jährlich ausrichtete. Das Triptychon des Künstlers zeigt auf seinen drei Tafeln je ein Schlachtfeld übersät mit toten Soldaten. Im zentralen Bild steht auf einem Haufen erschlagener Männer der Erzengel Michael mit dem Flammenschwert. Mittig ist unter diesem blutigen Altarbild gleichsam als Kommentar angebracht: »Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor Virg115.« Vergils exoriare war in Frankreich so populär, dass wir ihm 113

114 115

Chef der Hochseeflotte, Admiral Franz von Hipper, Tagebucheintrag vom 7.10.1918, BArch, Nachlass Hipper, N 162/9: »Aus einem ehrenvollen Kampf der Flotte, auch wenn er ein Todeskampf wird in diesem Krieg, wird, wenn unser Volk nicht überhaupt national versagt, eine neue deutsche Zukunftsflotte erwachsen; einer durch schmachvollen Frieden gefesselten Flotte ist die Zukunft gebrochen.« Allgemein zu den im Ersten Weltkrieg verbreiteten Schöpfungsideen, die in dieser destruktiven Form wohl nur auf deutscher Seite anzutreffen sind, Reimann, Der große Krieg der Sprachen, S. 252‑257. Album de photographies des œuvres achetées par l’Etat intitulé: »Division des Beaux-Arts. Tableaux commandés ou acquis par le Service des Beaux-Arts. Salon de 1872.« Œuvres exposées au salon annuel organisé par le Ministère de l’Instruction publique, des Cultes et des Beaux-Arts Division des Beaux-Arts), en 1872, au Palais des Champs-Elysées à Paris, Paris 1872, Nr. 72. Bayard stellte sein Triptychon ein weiteres Mal im »Salon de 1874« aus, der exoriare-Vers wurde hierbei entfernt und durch das damals populäre, außenpolitisch unproblematischere »Gloria Victis« ersetzt, das so vom Staat angekauft werden konnte: Album de photographies des œuvres achetées par l’Etat intitulé: »Division des Beaux-Arts. Tableaux commandés ou acquis par le Service des Beaux-Arts. Salon de 1874.« Œuvres exposées au salon annuel organisé par le Ministère de l’Instruction publique, des Cultes et des Beaux-Arts Direction des Beaux-Arts, au Palais des Champs-Elysées à Paris, à partir du 1er mai 1874, Nr. 1881.

42

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

noch 30 Jahre nach Kriegsende begegnen, wenn auch jetzt in französischem Gewand. Im fernab gelegenen Oloron-Sainte-Marie (Pyrénées-Atlantiques), das vom Krieg verschont geblieben war, steht ein eherner Soldat düster sinnend, verwundet, die Arme verschränkt. Neben ihm sitzt ein tödlich getroffener Franc-tireur mit ausladender Geste und leicht geöffnetem Mund, als rufe er, was die Inschrift auf dem Postament kündet: »Sors de nos ossements ô Vengeur attendu« (1903; Edmond Desca)116. Die Bürger der besiegten Republik flüchteten sich mit ihren Denkmalsprojekten in die römische Antike, als Gallien frei und Vercingetorix groß war. Klassische Dichtung diente als tröstende Waffe einer unterlegenen Nation im Kampf gegen einen Feind, dessen kulturnationales Selbstverständnis als Barbarei verurteilt wurde117. Im Unterschied zur Französischen Revolution, die in ihrer Propaganda Frankreich mit Rom gleichsetzte und Großbritannien die Karthago-Rolle zusprach118, konnte sich die französische Nation, vor allem ihre republikanischen Verfechter, nach 1871 ebenfalls mit der geschlagenen Stadt in Nordafrika identifizieren. Nationalpolitische Mythen, vor allem antike Nationalhelden konnten instrumentalisiert und ihr Wirken auf die politischen Gegebenheiten der Gegenwart bezogen werden. Lokale Freiheitskämpfer gegen imperiale Besatzer ließen sich auf diese Weise für nationale Befindlichkeiten als geschichtspolitische exempla vereinnahmen. Die »edle« Antike als symbolischer Bezugspunkt der Nation personalisierte sich in »Verliererhelden«119. In Frankreich erschienen sie in der Gestalt des Vercingetorix, in Belgien in der des Ambiorix, Veriathus ist es in Portugal. Nur in England übernahm mit Boudicca eine Frau den tragischen Heldenpart im nationalen Kriegsdrama. Während für viele Deutsche der Rachefluch des Kurfürsten durch den Sieg gegen Frankreich und die Reichseinigung 1871 erfüllt schien und Wilhelm I. als würdiger ultor gefeiert wurde120, sollte im besiegten Frankreich aus bleichen Knochen ein neuer Vercingetorix erstehen, wobei viele Franzosen ausblendeten, dass der Gallierfürst von C. Iulius Caesar besiegt und im römischen Carcer ermordet worden war. Der dem Nationalismus innewohnende kollektive Minderwertigkeitskomplex konnte keine 116

117 118 119 120

Der in Colmar geborene Elsässer Auguste Bartholdi plante etwa zur gleichen Zeit, den exoriare-Vers sogar an einem Denkmal auf schweizerischem Boden anzubringen, in Schinznach (1901), wo französische Angehörige der Bourbaki-Armee verstorben waren, Explication des ouvrages de peinture, sculpture, architecture, gravure et lithographie des artistes vivants exposés a la Galerie des Machines le 1er mai 1899, Paris 1899, Nr. 3189; vgl. den Hinweis in Oberle, Entre académisme et innovation, S. 92. – Keine heidnischen, dafür christliche Rache-Gedanken (Joh. Apok. 6,10) treffen wir darüber hinaus in Saint-Julien-de-Vouvantes (Loire-Atlantique) an: »DIEU / VENGEZ / NOTRE SANG«. Allgemein zum Vercingetorix-Kult im 19. Jahrhundert Tacke, Denkmal, S. 34 f. und S. 43 f.; zum Barbaren-Topos Jeismann, Das Vaterland der Feinde, S. 207‑234. Schmidt, The Idea and Slogan of »Perfidious Albion«, S. 609‑613. Schivelbusch, Die Kultur der Niederlage, S. 200, in Bezug auf Vercingetorix. Vgl. etwa die offiziösen »Neueste Mittheilungen«, 27.4.1888: »›Möchte aus meinen Gebeinen dereinst ein Rächer entstehen!‹ – mit diesen Worten schickte sich der Kurfürst in das Unvermeidliche. Der Rächer ist ihm erstanden; der große Kaiser, der vor wenigen Wochen zu Grabe getragen wurde, hat Frankreich niedergeworfen und allen fremden Interessen und Einflüssen in Deutschland ein für alle Mal einen Riegel vorgeschoben.« Zuvor bereits Pietsch, Von Berlin bis Paris (1871), S. 328 f. Ähnliche Gedanken äußerte nach 1918 Oberst a.D. Eberhard von Giese, ehemals Leib-KürassierRegiment »Großer Kurfürst« (Schlesisches) Nr. 1, in: Ansprachen und Reden (1924), S. 26: »dann wird von diesem Stein Segen ausgehen und die prophetischen Worte unseres hohen Ahnherrn werden sich zum anderen Male erfüllen: ›Aus meinen Gebeinen wird der Rächer erstehen.‹«

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

43

Niederlage zulassen, deshalb empfanden die Besiegten den Kriegsausgang als ungerecht und präsentierten sich – zumindest in moralischer Hinsicht – als überlegen121. Als künftige Sieger sahen sich die Verlierer überdies und hofften auf Vergeltung. Sie sehnten sich nach dem Moment, in dem sie endlich über den niedergerungenen Gegner triumphieren würden. »Heiße« Emotionen dieser Art verriet beispielsweise eine Kriegspredigt des Bischofs von Verdun, Monsignore Charles Ginisty. Kurz vor der Schlacht von Verdun hoffte er, dass das, was in Tränen und Demütigung vor einem halben Jahrhundert begonnen worden sei, nunmehr in der Freude des Triumphs und der Revanche seine Erfüllung finden werde122. Im Deutschen Reich tauchten zwischen 1871 und 1945 nicht selten kriegerische Germanen »als Prototypen deutscher Vaterlandsverteidiger«123 auf Gefallenendenkmälern auf124. In der französischen Gedenklandschaft wurde die enge Bindung zum großen Gallier hingegen recht gefühlvoll zelebriert, insbesondere nach dem Ersten Weltkrieg, als Sedan, das moderne Alesia, durch den 11. November 1918 gerächt schien. Als personifizierte Vergeltung treffen wir ihn beispielsweise in Vic-en-Bigorre (Hautes-Pyrenées) an: In seiner Heimatstadt setzte Edmond Desca im Jahre 1894 den Gefallenen unter dem Titel »La Revanche« einen urwüchsigen Kelten mit Keule auf den Sockel. Der bekannte französische Bildhauer Joanny Durand hat im Bereich des Totengedenkens mehrfach den Mythos des keltischen Landesverteidigers aufgenommen und umgesetzt. In Boën (Loire) und in Thiers (Puy-de-Dôme) stehen seit den frühen 1920er Jahren Vercingetorix und ein französischer Soldat einträchtig, teils händehaltend, teils eng121 122 123 124

Vgl. hierzu im Besonderen Christadler, Zur nationalpädagogischen Funktion, S.  199‑211; im Weiteren kurz Schubert, Nation, S. 209 f., Anm. 85. Ginisty, Verdun! (1919), S. 29. Lurz, Kriegerdenkmäler, Bd 4, S. 209. Ein frühes Beispiel ist hier das als Symbol für die Befreiungskriege 1852 errichtete GermanenDenkmal für die Gefallenen von 1792‑1815, das der Prinz-Emil-Veteranen-Verein im hessischen Darmstadt gestiftet hatte, Haupt, Die Bau- und Kunstdenkmäler, Bd 1, S. 291. Nach 1871 sitzen etwa zwei Germanen am städtischen Kriegerdenkmal in Bielefeld (1875; Wilhelm Albermann), Schmidt, Der Bildhauer Wilhelm Albermann, S. 104‑106. Es stand ein Germane im württembergischen Pforzheim (Bronze; 1879‑1945[?]; Karl Friedrich Moest) oder saß in MünchenNeuhausen auf einem Löwen neben einer Germania (Bronze; 1888‑1942/45/51; Anton Kaindl). Der heimische Veteranen- und Kriegerverein entschied sich für die vielsagende Inschrift: »In Krieg / und / Frieden / bereit«, Schröther, Das ehemalige Kriegerdenkmal, S.  26‑33; Alckens, Die Denkmäler (1936), S. 174 f. Aufsehen erregte aufgrund seiner Nacktheit der Germane zu Pferd im hessischen Wiesbaden (1909; Franz Prietel). Vgl. zum Germanen von Waltershausen (Gotha, Thüringen) kurz noch Lurz, Kriegerdenkmäler, Bd 4, S. 209; abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S.  81. In dem ehemaligen Römerlager Haltern (Lkr. Recklinghausen, NordrheinWestfalen) wurde noch im letzten Friedensmonat d.J. 1914 ein Kriegerdenkmal für 1870/71 errichtet. Es zeigte den Cheruskerfürsten Arminius. Zusätzlich war auf einem Relief die VarusSchlacht dargestellt (Bronze; 20. Juli 1914 bis 1943, Metallspende; Dietrich Meinardus), Marwitz, Die Geschichte, S. 71‑78. Heute steht in Haltern, was bis 1945 undenkbar gewesen wäre, eine Varus-Statue als Sinnbild des gescheiterten Feldherrn, vgl. »Halterner Zeitung«, 27.9.2007. Für die Zeit nach 1918 vgl. z.B. die Kriegergedächtnishalle auf dem Friedhof im thüringischen Weimar mit kniendem Germanen (1921; Joseph Heise). Geschichtspolitischer Missbrauch schreckte selbst vor der Zerstörung archäologischer Stätten nicht zurück, wie das NS-Mal von Osterburken (NeckarOdenwald-Kreis, Baden-Württemberg) beweist, das in das dort ausgegrabene Römerkastell aus dem 3. Jh. n. Chr. gesetzt wurde (1937‑1946; Ernst Schlander), Lurz, Den Gefallenen zur Ehr’, S. 141‑166.

44

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

umschlungen auf dem Sockel125. In Saint-Julien-d’Oddes (Loire) lässt Durand seinen gallischen Held mit hoch gerecktem Schwert zum Kampf rufen. In Barbizon (Seine-et-Marne) wird der keltische Urahn von Ernest Révillon gar in die Nähe eines Halbgottes gerückt, wie Herakles trägt er ein Löwenfell um die Schultern (1921)126. Unabhängig davon, wie lange ein Krieg währte, wie viele Verluste und Zerstörungen er mit sich brachte, der Umgang mit dem Besiegten war von jeher entscheidend für das künftige Neben- und Miteinander der Nationen. Als folgenschwer erwies sich trotziges Verharren in oder hartnäckiges Kultivieren von nationalen Stereotypen weit über das Kriegsende hinaus. Anders als Monsignore Ginisty befürchtete Hauptmann Charles de Gaulle als Kriegsgefangener im Oktober 1918, dass die Folgen des großen Krieges, die Toten, die Versehrten, die Verwüstung des Landes, das Erleben und Erinnern von Verlust den Samen des Hasses in sich trügen:

»Est-ce que des générations durant, dans toutes les familles de chez nous, on ne se léguera pas les souvenirs formidables de la plus grande des guerres, semant au Cœur des enfants ces germes de haines de nations que rien n’éteint? [...] Mais chacun sait, chacun sent que cette paix n’est qu’une mauvaise couverture jetée sur des ambitions non satisfaites, des haines plus vivaces que jamais, des colères nationales non éteintes127.«

Schien ein überkommenes Feindbild bestätigt und wurden nachfolgend alte Fremdzuschreibungen durch Defizienz-Wahrnehmung oder individuelle Erfahrungen bestärkt, konnte nur der Gedanke an künftige Rache trösten. Das Verlierergedächtnis scheint im Übrigen transnational, denn in Frankreich wie in Deutschland gleichen sich die mentalen Bilder. Wie Deutsche sich nach 1918 (weiterhin) nach »dem Tag« sehnten, konnte der Ministerpräsident Georges Clemenceau, der 1871 gegen den Friedensvertrag gestimmt hatte, bei der Übergabe der Friedensbedingungen an die deutsche Delegation in Paris am 7. Mai 1919 befriedigt feststellen: »Die Stunde der Abrechnung ist da128.« Anders als in Frankreich hat der Vergil-Vers in Italien seinen Platz ausschließlich in der Tradition der nationalen Freiheits- und Einigungsbewegungen. Mit dem Ruf nach einem Rächer wurde hier an die Toten des Risorgimento erinnert. Im Innenhof der Universität Siena steht seit 1893 ein Erinnerungszeichen, dessen Sockel in großen Buchstaben der Vergil-Vers ziert (1893; Raffaello Romanelli; Abb. 8). Das Denkmal war den Angehörigen der Hochschule gewidmet, die in der Schlacht bei Curtatone und Montanara am 29.  Mai 1848 gegen die österreichischen Truppen 125

126

127 128

Abgebildet in: Bouillon/Petzold, Mémoire figée, S. 98 f. – Eine ähnliche Aufstellung findet sich auf dem Monumento ai caduti in Arpino (Frosinone), dem Geburtsort des gegen die Germanen mehrfach siegreichen Feldherrn C. Marius. Der Consul reicht einem antik-modernen Soldaten die Hand: è ORGOGLIO DI ARPINO / AVER DATO ALLA PATRIA / NON DEGENERI FIGLI / DI / CAIO MARIO (1927; Domenico Mastroianni). Abgebildet in: Vidotto/Tobia/Brice, La memoria perduta, S. 230. Abgebildet in: Bouillon/Petzold, Mémoire figée, S.  96. Vgl. noch den nach Osten blickenden Kelten-Bauern auf dem Monument aux morts in Bourges (Cher) von Jean Baffier (»L’Espoir«, 1907), hierzu McWilliam, Monumental Intolerance, S. 71‑83 und S. 92 f. Gaulle, La limitation des armements (1918), S. 536. Zit. nach Quellen zum Friedensschluss, S. 242. Vgl. auch die Perzeption dieser für die deutschen Emissäre demütigenden Inszenierung auf einer Gedenkmünze des bekannten Medailleurs Karl Goetz: Kienast, The Medals of Karl Goetz, op. 225.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

45

unter Feldmarschall Radetzky gefallen waren129. Ein halbes Jahrhundert nach dem Kriegsgeschehen diente die Denkmalssetzung allerdings nicht mehr der Trauer um die Toten. Ihr Gefallenentod sollte die Nachlebenden im Sinne des Irredentismus anspornen, gegen die habsburgische Herrschaft im Norden der Halbinsel aufzubegehren. Österreich wurde ein exoriare zugerufen, der künftige Krieg angedroht. Wenngleich Italien nach dem Ersten Weltkrieg nicht alle von der Entente im Londoner Vertrag vom 26. April 1915 zugesicherten Gebiete erhielt und daher die Enttäuschung über diese »vittoria mutilata« groß war, scheinen nach 1918 keine gegen Österreich gerichteten ultor-Male gestiftet worden zu sein. Die Vergil-Rezeption spielte gleichwohl eine nicht unwesentliche Rolle im italienischen Faschismus, der den gekränkten Nationalstolz konservativer Kreise nach Kriegsende geschickt auszunutzen verstand. Benito Mussolini wurde in der Staatspropaganda nicht nur mit Jesus Christus, Caesar oder Augustus, sondern auch mit dem Dichter Vergil gleichgesetzt130. Nach einem Rächer zu rufen, war aber in einer Zeit, die einen gottgleichen »Dux«131 bejubelte, wohl nicht mehr opportun.

Rache-Gedanken auf deutschen Friedhöfen Ein Warten und Hoffen auf den Tag der Rache war nach 1918 nicht nur in der alten und neuen deutschen Marine verbreitet, auch ehemalige wie aktive Heeressoldaten konnten rachsüchtige Gedanken hegen und sich im Ausruf der verzweifelten Dido wiederfinden. Der 71-jährige Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg schrieb am 17. Februar 1919 an den Königsberger Oberbürgermeister Siegfried Körte, er möge trotz des Niedergangs des Vaterlandes nicht verzweifeln, sondern auf den Herrgott vertrauen, der »Sein Preußen-Deutschland« doch nicht im Stich lassen werde: »Und sollten wir es selbst auch nicht mehr erleben, dann wird das ›Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor‹ des Großen Kurfürsten doch gewisslich in Erfüllung gehen132.« Auf dem einstigen Garnisonfriedhof in der Berliner Hasenheide steht ein monumentaler Katafalk aus Porphyr, auf dem ein steinerner Leichnam unter einem Fahnentuch ruht (Abb.  9a). Bei einem Rundgang um das fast vier Meter breite Denkmal erschließt sich dem Betrachter die Dreidimensionalität des Objekts: Die rechte Hand ragt aus dem Tuch hervor und ist zur Faust erhoben, die Linke liegt am Körper und ist ebenfalls geballt133. Auf dem Leichnam, dessen Umrisse sich 129 130 131 132 133

Zu den beiden Gefallenenmalen am Ort der Schlacht selbst Cicala, I monumenti (1908), S. 32 f. Zur Antike-Rezeption im Faschismus vgl. u.a. Schieder, Rom, jedoch ohne Bezug zum Thema. Zu den neulateinischen Inschriften des »Dux« bzw. »Duce« etwa Bartels, Roms sprechende Steine, S. 122 und S. 195. BArch, Nachlass Hindenburg, N 429/1. Die eigene Autopsie im Frühjahr 2008 hat die These von Koselleck, Zur politischen Ikonologie, S. 33, nicht verifizieren können, derzufolge der Leichnam »aufgedunsen« sei. Es handelt sich hier nicht um einen in Verwesung begriffenen Leichnam, wie etwa im oben erwähnten Relief des Tropaeum Traiani, sondern um den Typus des »schlafenden Kriegers«. Auch in der Festschrift zur Weihe des Denkmals für die im Kriege 1914‑1918 gefallenen Helden des Königin Augusta GardeGrenadier-Regiments Nr. 4 von 1925 wird eine solche, doch recht unästhetische Darstellungsweise für den dort so genannten »Helden« mit keinem Wort erwähnt.

46

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

unter dem Tuch abzeichnen, liegen als kriegerische Attribute ein Stahlhelm, ein Seitengewehr mit gebrochener Klinge und ein Lorbeerkranz134. Auf der Hauptseite des quaderartigen Unterbaus stehen in Versalien die Widmungen für das Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr.  4, seine Reserve-Regimenter Nr.  55 und 202 und seine »Söhne«. Das Denkmal ist also nicht nur den Gefallenen, sondern allen Angehörigen dieses Truppenteils gewidmet. Oberhalb des Sockels wurde auf der schmalen Langseite des Postaments eine weitere Inschrift eingraviert. Es handelt sich hierbei um eine Variante eines damals sehr beliebten Lersch-Verses: »Wir starben, auf dass Deutschland lebe. / So lasset uns leben in euch135!« Auf der rückwärtigen Seite des Sockels stand mittig bis 1946 der bekannte Vergil-Vers aus der Aeneis: »EXORIARE ALIQUIS NOSTRIS / EX OSSIBUS ULTOR« (Abb. 9b). Wie der Entwurf des Künstlers Franz Dorrenbach erkennen lässt, war das Denkmal ursprünglich nur für die Frontalansicht konzipiert und besaß ursprünglich anstelle des Lersch-Zitats das exoriare auf der Vorderseite, wodurch die erhobene Faust des Toten unmissverständlich als Drohgebärde zu verstehen war136. Das niedere Gefühl der Rache sollte durch den humanistischen Anspruch geadelt werden. Allerdings sah sich die Denkmalskommission im Februar 1925 gezwungen, Dorrenbach zu bitten, die Vergil-Inschrift - »zunächst jedenfalls« - wegzulassen137. Sie tat dies weniger, weil die Initiatoren befürchteten, dass das - bis in die Arbeiterschaft hinein bekannte exoriare nicht verstanden würde, sondern weil sie anfangs vergegenwärtigten, wegen dieser überaus deutlichen Drohgebärde keinen geeigneten Standort in Berlin überlassen zu bekommen. Im Frühjahr 1925 entschied sich die Denkmalskommission schließlich endgültig gegen den Vergil-Vers auf der Vorderseite und einigte sich auf eine unverfänglichere Botschaft am Postament, eben den durch das Tuch leicht beschatteten Appell an die Nachgeborenen, so wie es heute noch zu sehen ist138. Es 134

135

136 137 138

Die Ikonographie ist hier eindeutig, dargestellt ist kein »Schwert« oder gar der »Augustaner-Säbel«, wie fälschlich in der damaligen Presse und in der modernen Literatur behauptet wird, so etwa »Der Tag«, 12.10.1925; »Neuköllner Tageblatt«, 13.10.1925; Goebel, The Great War, S. 261; Saehrendt, Der Stellungskrieg, S. 99; Weinland, Kriegerdenkmäler, S. 178, oder Richter, Das Denkmal, S. 108. Vgl. demgegenüber bereits die Präsentation des Denkmalentwurfs durch den Arbeitsausschuss der Denkmalskommission in: »Augusta-Blätter«, 6 (1925), 2, S. 34. Die hier herangezogenen Bände der Verbandszeitschrift befinden sich im BArch, MSg 3/3342‑3360. Im Gedicht »Soldatenabschied« von Heinrich Lersch aus dem Jahr 1914 enden die fünf Strophen jeweils mit einem emphatischen »Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen!«, Lersch, Herz! (1916), S.  4 und S.  14  f. Wiederverwendet wurde der Vers auf vielen deutschen Kriegerdenkmälern als sinnstiftender Appell. Das bekannteste Beispiel ist das bis heute umstrittene Kriegsdenkmal des Infanterie-Regiments (2.  Hanseatisches) Nr.  76 von Richard Kuöhl am Dammtor-Bahnhof in Hamburg (1936). Auch nach einem Angriffs- und Vernichtungskrieg schien der Sinnspruch weiterhin wirkmächtig, so standen z.B. für die Toten des Zweiten Weltkriegs auf der Gedenktafel in der Kirche St. Marien im rheinischen Eschweiler-Röthgen zwischen 1952 und 1973 die Worte: »Sie litten den Tod, damit wir leben«, Jacquorie, Das Kriegerdenkmal, S. 111. – Die Augusta-Version hingegen ist m.E. einmalig. Vgl. hierzu etwa die Präsentation des Denkmalsentwurfs durch den Arbeitsausschuss der Denkmalskommission in: »Augusta-Blätter«, 6 (Februar 1925), 2, S. 34 f. Ebd., 6 (März 1925), 3, S. 64, anlässlich eines Antrags an das Bezirksamt Tempelhof in Sachen Platzfrage, ebd., 6 (April 1925), 4, S. 93. Ebd., 6 (Mai 1925), 5, S. 124: »nach einstimmigem Beschluß des Arbeitsausschusses« werde der Vergil-Vers ersetzt. Vgl. den Brief des Bundesführers, Generalleutnant a.D. Hans von Tieschowitz, an die Stadtverwaltung Berlin vom 21.8.1936, LA Berlin, A Rep. 044-08, Nr. 140.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

47

liegt zudem nahe anzunehmen, dass erst in dieser Zeit die »Legende« entstanden ist, der Künstler habe sich von einer Fotografie inspirieren lassen, die einen gefallenen Offizier unter einem Tuch zeigte, dessen Rechte im »Todeskrampf« emporragte139. Zumindest konnte durch eine solche Version die drohend wirkende Faust im Streit mit den Behörden deutungsmäßig entschärft werden. Der Dido-Vers sollte aber schließlich doch noch, allerdings an der Rückfront angebracht werden. Er wurde zwar auf die Rückseite verbannt, war aber zu jeder Zeit an jedem der drei Standorte auf dem Friedhof, an denen das Denkmal bis zum Ende der 1930er Jahre versetzt wurde, deutlich zu sehen (Abb. 9c)140. Die ultor-Inschrift existiert heute nicht mehr, allerdings ist die Rasur im Stein deutlich zu erkennen. Aufgrund der Kontrollratsdirektive Nr.  30 vom 13.  Mai 1946 zur Beseitigung militaristischer und nationalsozialistischer Denkmäler hatte die Verwaltung der Garnisonkirchhöfe die vorhandenen Kriegerdenkmäler abzulichten. Aus Furcht vor einer möglichen Schleifung scheint sie das exoriare bereits vor dieser fotografischen Dokumentation vorsorglich entfernt zu haben141. Die Gesamtkonzeption als solche schien ihr also nicht problematisch. Fraglich ist jedoch, ob der zuständigen Abteilung der US-amerikanischen Militärregierung, dem Office of Military Government US Berlin District, Finance and Property Control, im Oktober 1946 alle Ansichten des Denkmals vorlagen. Vielleicht wurde ja auch nur die unbedenkliche Rückansicht des Augusta-Mals ohne die drohend erhobene Faust abgelichtet, und hatte daher dort die verräterische Inschrift zu verschwinden. Diese Überlegungen müssen allerdings Spekulation bleiben, da die betreffenden Akten des Bezirksamts Neukölln/Gartenbauamt noch unerschlossen sind. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Dorrenbach seinen Entwurf ursprünglich für den Denkmalswettbewerb des ehemaligen 1. Garde-Regiments zu Fuß eingereicht hatte, das sich aber für seinen Entwurf »Semper Talis« nach dem gleichnamigen Motto der Gardisten entschied. Das Denkmal zeigte einen Soldaten der friderizianischen Armee, der einem Feldgrauen im Stahlhelm die Hand reichte. Die Einweihung erfolgte am 14. Juni 1924 im Beisein von Eitel Friedrich Prinz von Preußen nahe der Garnisonkirche von Potsdam142. Das Augusta-Regiment kaufte 139

140

141 142

So kolportiert in der Festschrift zur Weihe des Denkmals für die im Kriege 1914‑1918 gefallenen Helden des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments Nr.  4 (1925), S.  5. Vgl. den zeitgebundenen Brief des Bundesführers, Generalleutnant a.D. Hans von Tieschowitz, an die Stadtverwaltung Berlin vom 21.8.1936: »Es war in seiner Zeit beabsichtigt, das Denkmal auf einem öffentlichen Platz Berlins zu errichten. Die Genehmigung wurde durch die damalige marxistischpazifistisch eingestellte Stadtverwaltung nicht erteilt, weil das Denkmal zu kriegerisch sei«, LA Berlin, A Rep. 044-08, Nr. 140. Contra Richter, Das Denkmal, S.  110  f., welche die Fotos und Aufstellungsordnung für die Weihefeier vom 11.10.1925 nicht berücksichtigt. Vgl. die »Augusta-Blätter«, 6 (September 1925), 9, S. 210; 6 (November 1925), 11, Foto-Beilage zw. S. 276 und 277; 19 (März/April 1938), 2, S. 70, Abbildung mit leicht fehlerhafter Wiedergabe der Inschrift. Heutiger Standort seit 1939: ebd., 20 (März/April 1939), 2, S. 78; 20 (Mai/Juni 1939), 3, S. 119 f.; 20 (Juli/August 1939), 4, S. 230 mit Abbildung. So auch Schütze, Von den Befreiungskriegen bis zum Ende der Wehrmacht, S. 150. Vgl. »Semper Talis«, 4 (31.7.1924), 16, S. 2‑16, BArch, MSg 3/1013. Als Entwurf für das 1. GardeRegiment taucht »Exoriare aliquis« zuerst auf in: »Augusta-Blätter«, 3 (Oktober 1922), 10, S. 217. Ausgestellt waren die Modelle im Maßstab 1:6 im Großen Zivilkasino in Potsdam. 1946 wurde das

48

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

also das abgelehnte Modell eines anderen Garde-Truppenteils auf. Federführend war hierbei der Vorsitzende des Vereins der Offiziere des Regiments, Major a.D. von der Planitz, der mit dem Berliner Künstler im Herbst 1922 Verbindung aufgenommen hatte. Im Oktober/November 1922 war dann Dorrenbach in einer Sitzung des Werbe- und Arbeitsausschusses aufgetreten, und hatte sich bereit erklärt, einen »passenden Entwurf zu fertigen.«143. Die Kommission entschied sich allerdings ein halbes Jahr später, am 25. Mai 1923, einstimmig für den alten Dorrenbach-Entwurf mit dem Titel »Exoriare aliquis«. Eine Ausschreibung oder einen Wettbewerb hatte es nicht gegeben144. Im Oktober 1924 war das Denkmal fertiggestellt und wurde den ehemaligen Grenadieren, die bereits viel Geld gespendet hatten, in den »Augusta-Blättern«, jedoch ohne Bild, erstmals näher vorgestellt145. Auf Ersuchen vieler Leser wurde das Werk dann schließlich im Februar 1925 in der verbandseigenen Zeitschrift präsentiert. Allerdings wurde nur ein Modell ohne Inschriften abgebildet. Bemerkenswert ist, dass dieses »Erinnerungsmal« von den ehemaligen Regimentsangehörigen nicht einhellig begrüßt, anscheinend auch mit harter Kritik nicht gespart wurde, auch wenn wir konkret nicht erfahren, welcher Art die Einwendungen waren. Die geäußerten Bedenken wurden jedoch von der Denkmalskommission, in der vor allem die beiden Offiziere wortführend gewesen sein dürften, beiseite gewischt, und die alten Kameraden letztlich im Februar 1925 vor vollendete Tatsachen gestellt146. Das »Rachedenkmal«, wie denn auch die linksgerichtete Presse titulierte147, sollte einerseits der Ehrung der fast 4000 Gefallenen des Regiments und der Erinnerung an seine Kriegstaten dienen. Andererseits wurde aber auch schon früh gewünscht,

143

144

145 146

147

kriegsbeschädigte Kriegerdenkmal abgetragen. Abgebildet in: Bauer/Knitter/Ruppert, Vernichtet, vergessen, verdrängt, S. 153. »Augusta-Blätter«, 3 (November 1922), 11, S.  242  f. (hier irrig »Dormann« statt Dorrenbach); Festschrift zur Weihe des Denkmals für die im Kriege 1914‑1918 gefallenen Helden des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4 (1925), S. 6. »Augusta-Blätter«, 4 (Juni 1923), 6, S. 63. Eine Kommission von fünf Männern aus dem »großen Denkmals-Ausschuss« zeichnete hierfür verantwortlich und war aus verschiedenen Schichten und Berufen zusammengesetzt: Bankier Major a.D. Edler von der Planitz, Verwaltungsoberinspektor Funk, Schlosser Konietzny, Kriminalbetriebsassistent Palm und als Vertreter des Werbe- und Arbeitsausschusses Oberstleutnant a.D. Günther Graf von der Schulenburg-Wolfsburg. Künstler waren nicht vertreten. Zur namentlichen und beruflichen Zusammensetzung: »Augusta-Blätter«, 3 (August 1922), 8, S. 186 f. Zum beanspruchten Vetorecht des Vereins der Offiziere des ehem. Königin Augusta Garde-Grenadier-Rgt. Nr.  4: »Augusta-Blätter«, 4 (Februar 1923), 1/2, S.  15, sowie 4 (April 1923), 4, S. 48 f. »Augusta-Blätter«, 5 (Oktober 1924), 10, S. 93. Ebd., 6 (Februar 1925), S. 34 f. mit Abbildung der Frontseite des Modells (!) ohne exoriare-Inschrift, die rechte Armstellung ist dort flacher als in der späteren Ausführung. Ebd., 6 (März 1925), 3, S. 64: »Es ist nicht verwunderlich, wenn die Urteile stark auseinandergehen, aber: Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann. Das Denkmal ist fertiggestellt und harrt jetzt nur noch der Weihe.« Einige divergierende Stimmen unter den Augustanern, die im Vorwege für trotzige Monumentalität oder aber schlichte Größe plädierten: ebd., 3 (Oktober 1922), 10, S. 217 f. (gegen Frankreich gerichteter verwundeter Handgranatenwerfer); 3 (November 1922), 11, S. 241 (Obelisk aus Granit). So etwa der sozialdemokratische »Vorwärts«, 13.10.1925. Laut Festschrift zur Weihe des Denkmals für die im Kriege 1914‑1918 gefallenen Helden des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4 (1925), S. 6, sollte dieses Denkmal in der Tat »den Gedanken der Vergeltung und Rache zum Ausdruck bringen«.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

49

ein deutliches Zeichen zu setzen, dass die Toten »nicht umsonst« gefallen seien148. Die ehemaligen Gegner wurden in diesem Zusammenhang verbal bekämpft, wobei die oft anonymen Schreiber in den offiziellen Vereins-Blättern alte und durch die Kriegsfolgen verstärkte Vorurteile pflegten. In der März-Ausgabe der »AugustaBlätter« des Jahres 1922 erschien beispielsweise das Hass-Gedicht »Wir rechnen ab!«, in dem gegen raubgierige Franzosen, neidische Briten und »schmutz’ge Polenwirtschaft« gewettert wird. Trotzig wurde den alten Feinden angedroht: »Wir rechnen ab! Gemach! Es kommt der Tag149!« Im November-Heft des gleichen Jahres wurden kämpferische Slogans auf einigen Seiten jeweils an das Seitenende platziert, gewissermaßen als Reminiszenz an die als schmachvoll empfundene Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrags am 11.  November 1918. Gefordert wurde darüber hinaus unübersehbar in Fettdruck: »Pactum Versaillense est delendum150!« In der Februar-Ausgabe von 1923 wurde anlässlich der Besetzung des Ruhrgebiets durch den »sadistisch-feige(n) Franzosen« und »gleichwürdige Belgier«151, die ihre »widrigen Henkersknechte« immer tiefer nach Deutschland hineintrieben, im geschichtspolitischen Rückgriff auf den Rächer gehofft und zornbebend gefragt: »Wird ein neuer Hermann erstehen, der der gallischen Gier ein Ziel setzt und dem üblen Raffer so arg auf die langen Finger haut, dass er sie schleunigst zurückzieht? Wird ein einiges deutsches Volk wieder erwachen durch solche schwere Not152?«

Im September 1925 wurden schließlich angesichts der geplanten Denkmalsenthüllung wieder der »alte Geist«, die dunkle Nacht und das »Morgenrot« der Freiheit beschworen153. Überkommene Feindbilder aus (vor-)wilhelminischer Zeit konnten also mühelos auf die gegenwärtige Situation übertragen werden. Die Bilder blieben im Wesentlichen die gleichen. Der Vorrat an National-Stereotypen im Reservoir des kulturellen Gedächtnisses war anscheinend begrenzt, aber dennoch ausreichend, denn das alte kognitive Konzept wurde nunmehr mit den Erfahrungen des Krieges, den wahrge148

149 150 151

152 153

»Augusta-Blätter«, 2 (Oktober 1921), 10, S. 131; 3 (Mai 1922), 5, S. 112; 6 (März 1925), 3, S. 64. Vgl. das Gedicht des Augustaners Paul-Hans Leppin anlässlich der bevorstehenden Denkmalsweihe mit dem Titel »Denkst Du noch dran?« und dem anschließenden Aufruf zu reger Teilnahme in: ebd., 6 (September 1925), 9, S. 205‑207. Ebd., 3 (März 1922), 3, S. 49 f. Ebd., 3 (November 1922), 11, S. 260. Zu der eher seltenen negativen Zeichnung der belgischen Besetzung vgl. noch das Beispiel in: Gedenkschrift über die Weihe des Denkmals für die im Weltkriege 1914‑1918 Gefallenen des 3. Garde-Regiments zu Fuß am 6.5.1923, Berlin 1923, S. 11, BArch, MSg 3/2050: »mit Raub, Mord und Plünderung gehen Franzosen und Belgier vor, um uns zu zeigen, dass sie die Herren sind und in unserem Landen hausen können, wie es ihnen gefällt«; im Weiteren Wiedenhöfer, Die Kriegergedächtnisstätte der Stadt Dorsten (1925), S. 29. »Augusta-Blätter«, 4 (Februar 1923), 1/2, S. 1. »Augusta-Blätter«, 6 (September 1925), 9, S. 206: »So haltet wach den alten Geist im Volke, / Laßt ihn nicht sterben in der deutschen Not! / Nach jeder düstern Nacht folgt doch ein Morgen, / Einst strahlt auch uns der Freiheit Morgenrot«, aus dem Gedicht von Paul-Hans Leppin, »Denkst Du noch dran?«. Vgl. den frühen Gebrauch der Wendung bei Schuldirektor Schmidt, Rede, in: Hundertjahrfeier des Gymnasiums und Realgymnasiums zu Rendsburg (1919), S. 7: »dann steigt auch das Morgenrot der Freiheit aus dunkler Nacht wieder empor!«; ferner Pastor D. Büttner, Gedächtnisrede, in: Weihe der Gedächtniskapelle (1914), S. 6: »Der deutschen Nacht von heute kommt der neue deutsche Morgen nur durch eine ganz große Erneuerung des heiligen, heroischen Opfergeistes.«

50

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

nommenen Kriegsfolgen und der eigenen, auch selbst erlebten Regimentsgeschichte angereichert. Die tradierten Feindbilder waren wiederum so anpassungsfähig, dass sie über den militärischen Kreis hinaus problemlos verstanden und mit individuellen Erfahrungen, Wahrnehmungen und Gefühlen belegt werden konnten. Die wertenden Aussagen beschränkten sich zumeist auf negative Eigenschaftszuweisungen. Als hauptsächliche Gegner wurden ein rachsüchtiges Frankreich, im Weiteren ein neidisches, ängstliches Großbritannien und ein liederliches Polen ausgemacht und öffentlich kommuniziert. Der Kampf wurde zumeist über alte, gängige und/oder wieder belebte Stereotypen ausgetragen. Gepflegt wurde ein ausgeprägtes Feindbilddenken, das bis weit in die Vorkriegszeit zurückreichte und sich hauptsächlich gegen die oben genannten drei Staaten richtete. Selbst ein Friedhofsführer, das einzige Werk über den Garnisonfriedhof Hasenheide in der Zwischenkriegszeit, mochte sich 1930 diesem Denken nicht entziehen und wetterte über Gräber hinweg gegen »rachsüchtige, ländergierige und handelsneidische Feinde«154. In dieser defizienten Wahrnehmung vom ungleichwertigen Feind, der sich zuvor bereits die Kriegspropaganda bedient hatte, ließ sich der verlorene Krieg natürlich nur damit erklären, dass Lug und Trug, List und Verrat allein der glorreichen deutschen Armee den sicheren Sieg entrissen hätten. Die Toten verpflichteten und entlasteten somit zugleich. Die Nachgebliebenen meinten, ihnen für ihr »heldisches Opfer« Dank, Erinnerung und vor allem Nachfolge zu schulden. Pietät wurde auf diese Weise instrumentalisiert. Über- bzw. Nachlebende projizierten ihre emotionalen Bedürfnisse in die Toten bzw. in deren Erinnerungsmale hinein. Der monarchisch geprägte Gefühlshaushalt konzentrierte sich auch in maßgeblichen Gruppierungen der Augusta-Garde von 1919 an bis zum nächsten Weltkrieg auf die Pflege heftiger Rachegelüste. Der gesichtslose Tote schleuderte einem unsichtbaren Feind sein trotziges exoriare entgegen. Die Faust symbolisierte darüber hinaus Handlungsbereitschaft. Unverhohlen konnte daher von einem ehemaligen Offizier bekundet werden, dass das Regiments-Mal »auch die künftige Generation zur Vergeltung für die uns angetane Schmach und Schande« aufrufe155. Das »mächtige, inhaltsschwere Denkmal«156 wurde an einem regnerischen Herbsttag, am 11. Oktober 1925 auf dem Neuen Garnisonfriedhof in der Berliner Hasenheide eingeweiht. Ein großes Publikum war erschienen, Kriegervereine und Kampfbünde, die Traditionskompanie der Reichswehr, schließlich auch Reichspräsident Paul von Hindenburg und ein Vertreter aus dem Reichswehrministerium. In Locarno tagten derweil die ehemaligen Weltkriegsgegner, um zu einer friedensstabilisierenden Sicherheitspolitik für und in Europa zu gelangen157. Unberührt hiervon wurden im entfernten Berlin düstere Rachegedanken gehegt und ausgesprochen, insbesondere 154

155

156 157

Borchert, Garnison-Friedhof (1930), S. 65: »die geballte Faust des Toten. Sie deutet an, dass dieser den heiligen Zorn über den feindlichen Ueberfall auf das deutsche Vaterland durch rachsüchtige, ländergierige und handelsneidische Feinde und den schmachvollen Ausgang des heldenhaften Ringens mit ins Grab nimmt.« Festschrift zur Weihe des Denkmals für die im Kriege 1914‑1918 gefallenen Helden des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4 (1925), S. 5. Vgl. ähnlich Fest-Schrift zur Einweihung des Denkmals der 95er Gotha (1927), o.S. [S. 18]. »Augusta-Blätter«, 6 (November 1925), 11, S. 270. Vgl. zur Bedeutung der Konferenz für die deutsche Revisionspolitik etwa Krüger, Friedenssicherung, S. 229‑236.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

51

der anhaltende Zorn auf die Besatzungsmacht Frankreich enthüllt. Der 74-jährige Alterspräsident der Augusta-Vereinigung, General a.D. Friedrich Wilhelm Ferdinand Sixt von Armin begrüßte die Gäste vormittags in der ehemaligen Kaserne des Regiments an der Friesenstraße. Er bedauerte eingangs mit Blick auf die politischen Verhältnisse, dass die Rheinlande »unter dem Druck der Fremdherrschaft« zu leiden hätten. Der kaisertreue General hoffte, es möge »der Tag« bald kommen, an dem das Denkmal Kaiser Wilhelms I. am Deutschen Eck wieder hinüberschauen würde über einen »freien, deutschen Rhein«158. In seiner anschließend auf dem Friedhof gehaltenen Weiherede verlieh er dem Wunsch Ausdruck, es möge »der Tag« kommen, an dem sich Deutschland wieder erhebe »aus Elend und Schande zu alter Macht in neuen Ehren«159. Da das Regiment 1860 im rheinischen Koblenz aufgestellt worden war, fühlten sich die alten Augustaner dieser Region natürlich besonders verbunden. Teilgenommen hatte die Garde am Krieg gegen Dänemark 1864 und gegen Österreich 1866. Im 1870/71er Krieg hatte sie verlustreich gegen die Franzosen gekämpft, unter anderem in den Schlachten von St. Privat/Gravelotte, Sedan und Le Bourget. Verglichen mit dem »Rache-Denkmal« war jedoch das Regimentsdenkmal für die Toten im Deutsch-Französischen Krieg unspektakulär und sehr schlicht gehalten. Kaiserin Augusta als Chef des Regiments hatte das Mal gestiftet, das am 27. Dezember 1871 auf dem Schlachtfeld von St. Privat eingeweiht wurde: Es stellt ein Kreuz dar und ist ausschließlich dem Gedenken an 931 gefallene und vermisste Augustaner gewidmet160. So wie das exoriare letztlich auf die Rückseite verbannt wurde und damit zunächst vordergründig aus dem Blick geriet, so blieb in den offiziellen Reden des Tages das Denkmal hinsichtlich seiner Konzeption, Ikonographie und Semantik weitgehend unbeachtet. In Festschrift wie Verbandszeitung der Kameradschaft »Gemeinschaft Alt-Augusta e.V.« werden zwar Zeichnungen, Fotografien und sogar das Modell des Künstlers präsentiert, allerdings fehlt durchweg ein Bild von der Rückseite des Denkmals. Dieser eigenartigen Scheu vor dem Bild stehen die Beiträge in der Festschrift gegenüber, die zur Denkmalsweihe ausgegeben wurde. An Deutlichkeit lassen die dortigen Ausführungen nämlich nichts zu wünschen übrig. Major a.D. Robert von Oidtman zeichnete als Leiter der Redaktion der »Augusta-Blätter« für das 78  Seiten umfassende Werk größtenteils allein verantwortlich. Mit markigen Reden und deutschnationalen Artikeln war er zuvor schon aufgefallen, und hielt auch in der Festschrift mit seiner Gesinnung nicht hinter dem Berg. Neben sinnstiftenden Appellen benannte er unverhohlen den vorran158 159 160

»Augusta-Blätter«, 6 (November 1925), 11, S. 262; vgl. dort auch die Predigt des Divisionspfarrers, S. 264 f. (z.B. »tieffste [sic!] Schmach«; »Schmachbesetzung«). »Augusta-Blätter«, 6 (November 1925), 11, S. 269. Vgl. Festschrift zur 50jährigen Jubelfeier des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4 (1910); Braumüller, Geschichte des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4 (1907), S.  264‑267; ferner Geibel, Führer (1903), S.  308‑313. Zur letzten, der 75-Jahr-Feier des alten Regiments, vom 29.6. bis 1.7.1935 in Koblenz: »Augusta-Blätter«, 16 (Mai 1935), 3, S. 118. Angst um das alte Denkmal: ebd., 2 (August 1921), 8, S. 89 f.; 2 (Oktober 1921), 10, S. 124; 2 (Dezember 1921), 12, S. 162. Leidlicher Zustand: ebd., 20 (Januar/Februar 1939), 1, S. 12; instandgesetzt Ende der 1950er: Heinicke, Deutsche Kriegsgräber, S. 35 f. Auch dieses Denkmal ist noch in situ, vgl. Notiz bei Rohde/Geiger, Metz, S. 98, und Hoff/Pollino/Pochon, Metz 1870, S. 161.

52

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

gigen Sinn und Zweck des Denkmals, die im gesprochenen Wort mit Blick auf die polyphone Öffentlichkeit zumeist nur verschämt umschrieben oder gar verschwiegen wurden. Oidtmans radikales Deutungsangebot spiegelte den Wunsch vieler Augustaner, vor allem der Offiziere des einstmals stolzen Garde-Regiments, von der für sie unerträglichen Gegenwart erlöst zu werden, und kennzeichnete zugleich ihr Unvermögen, an der Situation, die sie nicht zu verantworten glaubten, selbst etwas zu ändern. Kompensiert wurde ihre Ohnmacht, indem inbrünstig ein »Rächer« ersehnt und unerschütterlich »der Tag« herbeigeredet wurde, der Tag, der einen neuen Krieg und damit die Rückkehr zu alter Größe und Herrlichkeit bringen sollte. Diese Nemesis-Ideologie im deutschnationalen Gefallenengedenken ist in der Augusta-Festschrift von einer ungewöhnlich programmatischen Deutlichkeit und soll daher hier in ihrer Gänze zitiert werden:

»So wird das Denkmal für uns alte Soldaten zur Mahnung, in unerschütterlichem Glauben an deutsche Zukunft und deutsche Wiedergeburt alles einzusetzen für ein mächtiges geeintes Vaterland von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt! Und nicht müde zu werden in fester Zuversicht, daß einst der Tag kommen muß und kommen wird, an welchem wir Vergeltung üben für die Entehrung, die unsere Feinde mit den schmachvollsten Mitteln über unser Volk und Vaterland brachten. Denn nicht ein Sieg mit Waffen, sondern die satanische Macht der Lüge und Verleumdung, der Verführung und Vergiftung unseres Volkes schlug uns zu Boden. Dem Niederbruch wird ein Aufrichten erst folgen können, wenn die Einigkeit unseres Volkes neu ersteht [...] Und ist dies Ziel erreicht, stehen wir wieder zusammen als einig Volk von Brüdern, ist nationales Bewusstsein erst wieder eine Tugend geworden, dann wird auch die Stunde schlagen, da aus den Gebeinen derer, denen wir heute das Erinnerungsmal errichten, der Rächer und Held ersteht, der Deutschland Freiheit, Kraft und Herrlichkeit bringt161.«

Oidtman dachte und lebte in der Vergangenheit, die für die Zukunft in all ihrer Pracht und Größe wieder erstehen sollte. Die typischen Phrasen und Topoi seiner Zeit werden von ihm über ein Totengedenken, das kaum von Trauer und Einkehr bestimmt war, fortwährend am Leben gehalten: die Legende von der unbesiegten Truppe, die durch Uneinigkeit eines verführten Volkes, das nicht mehr national gedacht habe, niedergerungen worden sei, und die Sehnsucht nach einem Rächer, der die Schmach des Versailler Vertrages sühnen und als Gottgleicher kommen werde, um durch einen neuen Krieg Deutschland, − wie der blasphemische Griff auf das »Vater unser« verrät −: zu neuer »Kraft und Herrlichkeit« zu führen162. Die Reaktionen in der deutschen Presse auf die Denkmalsweihe zeigen, dass im Wesentlichen nur die nach innen geschüttelte Faust wahrgenommen wurde163. Ursächlich hierfür ist wohl vor allem die Tatsache, dass die inszenierte Erinnerung des kaisertreuen Regiments nicht nur mit der Locarno-Konferenz zeitlich zusam161

162 163

Major a.D. Robert von Oidtman, Was sagt uns unser Denkmal? In: Festschrift zur Weihe des Denkmals für die im Kriege 1914‑1918 gefallenen Helden des Königin Augusta Garde-GrenadierRegiments Nr. 4 (1925), S. 5. Die im Gottesdienst gebräuchliche Fassung nach Mt 6,9-13 mit 1 Chr 29,10-11: »Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.« Eine Sammlung verschiedener Pressestimmen findet sich unter BArch, R 8034 II/7692.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

53

menfiel, sondern auch mit den Wahlen zur Berliner Stadtverordnetenversammlung vom 25.  Oktober, aus denen die SPD mit 32,6  % der Stimmen vor der DNVP (20,8%) und KPD (18,7%) als stärkste Kraft hervorging164. Das deutsch-nationale Gefallenengedenken war selbstverständlich ein Thema im Wahlkampf. Der sozialdemokratische »Vorwärts« kritisierte einen Tag vor der Weihe unter dem Titel »Denkmalswahnsinn« generell monarchistisch-monumentale Weihefeiern, in denen die Toten des Krieges nur schwarz-weiß-rotes »Spekulationsobjekt« seien, und zielte auch auf das Augustaner-Denkmal, indem er bemerkte, es sei »ein Stück trocken Brot tausendmal mehr wert [...] als hundert kitschige Granitblöcke«165. Die Rechtspresse warf im Gegenzug den demokratischen Blättern vor, Wahlkampfagitation auf Kosten der Gefallenen zu betreiben166. Ob der Weihe-Termin von den Augustanern vorsätzlich gelegt wurde, bleibt fraglich, immerhin stand er schon seit Frühling des Jahres fest. Die Zeitungen der Stadt stritten sich insbesondere um republikfeindliche Äußerungen des Generals a.D. Sixt von Armin, die er in seiner Begrüßungsansprache auf dem Kasernenhof von sich gegeben hatte, und die später noch den Reichswehrminister, den Reichsminister der Justiz, den Oberreichsanwalt und den Preußischen Ministerpräsidenten beschäftigen sollten167. In demokratischen Organen empörten sich Journalisten vor allem darüber, dass der alte General erklärt hatte, vom Ex-Kaiser beauftragt worden zu sein, ihn bei der Feier zu vertreten und einen Kranz niederzulegen, und sich zudem bemüßigt gefühlt hatte zu versichern, alle Anwesenden stünden »in unwandelbarer Treue« zum Monarchen168. In demokratischen Zeitungen wurde der Festakt als »monarchistische Demonstration«169 unter Beteiligung bzw. im Beisein von Reichspräsident und Reichswehr verurteilt170, als »unerhörte Provokation«171 aufgefasst und als »eine besondere Unverschämtheit, eine unerhörte Herausforderung der Republik und des republikanischen Berlin«172 angeprangert. Die deutschnationale Presse, hierunter vor allem die Hugenberg-Blätter, verschwieg zunächst den Wortlaut der Rede173. Erst zwei Tage nach dem Vorfall ging sie zum Angriff über und stellte 164 165 166 167

168

169 170 171 172 173

Wahlergebnisse nach Büsch, Berlin als Hauptstadt, S. 61‑65. »Vorwärts«, 10.10.1925. »Berliner Börsenzeitung«, 13. und 16.10.1925; »Der Tag«, 14.10.1925. Vgl. besonders die Korrespondenz zwischen dem Preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun (SPD) und dem parteilosen Reichskanzler Hans Luther seit dem 12.10.1925 in: BArch, R 43 I/710. Siehe auch die Presseverlautbarung des Reichswehrministers Otto Geßler (DDP) unten in Anm.  179. Im Weiteren zur letztlich erfolglosen Anzeige wegen Aufforderung zum Hochverrat von Seiten der Republikanischen Beschwerdestelle e.V. gegen den General in: »Vorwärts«, 29. und 30.10.1925; vgl. im Weiteren Acht Jahre Politische Justiz (1927), S. 267‑269; kurz noch Jung, Verfassungsschutz privat, S. 91. Verewigt wurde der Skandal in Ernst Ottwalts Justiz-Roman Denn sie wissen was sie tun (1931), S. 220‑222 und S. 248‑250. So etwa die »Berliner Montagspost«, die »Berliner Morgenpost« und der »Vorwärts«, 12.10.1925. Vgl. zudem die Karikatur Wilhelms II. im »Vorwärts« vom selben Tag mit dem ihm in den Mund gelegten Zitat: »– in unwandelbarer Treue hat der General von Armin gesagt – die Republik scheint herrlichen Zeiten entgegenzugehen.« Auch abgebildet in: Saehrendt, Der Stellungskrieg, S. 103. »Berliner Tageblatt«, 12.10.1925. »Vorwärts«, 12.10.1925. »Berliner Morgenpost«, 12.10.1925. »Vorwärts«, 12.10.1925. Wohlwollende Berichterstattung ohne wörtliche oder inhaltliche Wiedergabe der Reden: »Deutsche Zeitung«, 12.10.1925; »Der Tag«, 14.10.1925.

54

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

wahlweise den Wahrheitsgehalt der kritischen Berichte in Frage oder suchte den inkriminierten Wortlaut zu rechtfertigen. Wider besseres Wissen nahm sie Zuflucht zu den damals üblichen Ausreden, sprach gar von einer privaten Totenfeier, womit sie den appellativen Zweck des Denkmals und die Anwesenheit offizieller Vertreter der Reichsregierung geflissentlich ignorierte174. Der tatsächliche Redebeitrag des Alterspräsidenten wurde wenig später in der November-Ausgabe der vereinseigenen »Augusta-Blätter«, die der Presse wohl nicht bekannt waren, abgedruckt:

»Es ist mir eine hohe Ehre, dass seine Majestät, der Kaiser und König, mich beauftragt haben, Allerhöchstihn bei der heutigen Feier zu vertreten, Seinen tapferen Augustanern [...] Seinen Gruß zu übermitteln und einen Kranz an unserm Denkmal niederzulegen. Ich weiß, dass es Ihrer aller Empfinden entspricht, wenn ich Seiner Majestät unsern ehrfurchtsvollen Dank und die Versicherung ausspreche, dass wie Er im Geiste unter uns weilt, so auch wir Seiner gedenken und in unwandelbarer Treue zu ihm stehen175.«

Der publizierte Text unterscheidet sich in den wesentlichen Punkten kaum von dem gesprochenen Wort, das ein durchaus wohlmeinender Korrespondent an Ort und Stelle stenographiert hatte. Die »B.S.-Korrespondenz« erklärte nämlich auf Ausflüchte Armins, der Wortlaut der Rede sei von einem gewissenhaften Journalisten aufgenommen und korrekt wiedergegeben worden. Seinen Text hatten denn auch die demokratischen Blätter wie die »Berliner Montagspost«, die »Berliner Morgenpost« und der »Vorwärts« vom 12. Oktober 1925 veröffentlicht:

»Ich habe die hohe Ehre, dass Seine Majestät der Kaiser und König mich beauftragt haben, das Denkmal des Regiments Augusta [...] einzuweihen. Wir gedenken seiner in ehrfurchtsvoller Dankbarkeit und unwandelbarer Treue und sind so, wie er bei uns ist, im Geiste bei ihm.«

Im publizierten Redetext der Vereinsschrift fehlt allerdings die von der Presse verbreitete Passage: »Das oberste Gesetz für uns alle ist das der Pflichterfüllung, getreu den Kriegsartikeln und dem Fahneneid, den wir Seiner Majestät geschworen haben.« Allerdings lesen wir dort eine recht ähnliche Formulierung: »Gedenke der Kriegsartikel unserer alten Armee, gedenke des Fahneneids, den du einst deinem Kaiser geschworen«176. Als Glücksfall ist zu werten, dass sich das von Armin verfasste Redemanuskript, das der Forschung bisher nicht bekannt war, im Freiburger Bundesarchiv-Militärarchiv erhalten hat177. Diese handschriftliche Fassung weicht nur unwesentlich von dem gedruckten Wort in den »Augusta-Blättern« ab und dürfte wohl auch diejenige gewesen sein, die später dem Reichswehrminister vorgelegen hat. Sie scheint nicht nachträglich verfasst zu sein, da der Text leichte Veränderungen und Streichungen aufweist, so ist etwa der Dank an »seine Kaiserliche und Königliche 174

175 176 177

»Neue Preußische Kreuz-Zeitung«, 13. und 14.10.1925; »Deutsche Zeitung«, 13.10.1925; »Der Tag«, 13.10.1925; »Tägliche Rundschau«, 13.10.1925; »Berliner Börsenzeitung«, 13.10.1925. Nach diesem Skandal diente das Augustaner-Denkmal dem Regimentsbund kurzzeitig nicht mehr der Aufforderung zur Vergeltung, sondern nur der Ehrung der Toten: »Augusta-Blätter«, 6 (1925), 11, S. 254 (mit bissigem Seitenhieb auf die Kritiker) S. 255. Siehe demgegenüber die Feststellung in der Festschrift selbst S. 52. »Augusta-Blätter«, 6 (November 1925), 11, S. 262 f., Zitat S. 262. Ebd., S. 263. Verstreuter, ungeordneter Armin-Nachlass im BArch unter MSg 1/2831-2836.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

55

Hoheit den Kronprinzen«, der nicht erschienen war, durchgestrichen. Der betreffende Journalist hatte also die Aussagen des Alterspräsidenten der Augusta-Vereinigung, der das Denkmal offiziell einweihen sollte, sinngemäß gekürzt. Die Handschrift Armins weist zugleich noch eine auf den Kaiser gehaltene Rede beim abendlichen Festkommers auf. Es scheint, als hätten die maßgeblichen Augustaner nach den öffentlichen Unruhen und Turbulenzen es für nicht opportun gehalten, diese Eloge in ihrem Vereinsorgan aufzunehmen, obwohl sie andere Ansprachen des gleichen Abends sehr wohl abdruckten. Zu seinen »kurzen markigen Worten«178 mochte der von der Republik alimentierte General a.D. der Infanterie übrigens schon wenig später nicht mehr stehen und suchte sich durch Abwesenheit, mit Ausflüchten, Vagheiten und Wortklaubereien erfolgreich aus der Affäre zu ziehen179. Der Rachegedanke des Denkmals trat während des publizistischen Schlagabtauschs in den Hintergrund, was wohl dem Wahlkampf oder aber auch einer bereits erfolgten Gewöhnung an derartige Artefakte geschuldet war180. Selbst da, wo der vergilische Vers erwähnt ist, wird die Stoßrichtung des »Rachedenkmals« in der Linkspresse kaum mit ähnlicher Verve angegangen181. Es fällt hierbei zudem auf, dass in der Rechtspresse das Aussehen des »Ehrenmals« häufig, wohl aus Unkenntnis oder entsprechenden Sehgewohnheiten, falsch wiedergegeben und die Aussage der Inschriften selten kommentiert werden182. Die Augusta-Affäre von 1925 belegt, dass zu dieser Zeit in Deutschland eine in ihrer Gefühlswelt radikalisierte Öffentlichkeit um Deutungshoheit rang, sei es in Bezug auf die Staatsform oder sei es mit Blick auf die ehemaligen Kriegsgegner. Gruppierungen traten auf, die ihre durch Krieg, aber vor allem durch die Kriegsfolgen hervorgerufenen Emotionen selbst an Orten wie Friedhöfen, die ja ausschließlich der Trauer und dem Gedenken reserviert sein sollten, bewusst nicht (mehr) kontrollierten. Peter Sloterdijk prägte jüngst den Begriff von der »thymotischen Gesellschaft«. Er greift hierbei auf das altgriechische Substantiv θυμός zurück, womit er den Zorn als entscheidenden emotionalen Motor für Fortschritt, Entwicklung und Veränderung 178 179

180 181 182

»Der Tag«, 12.10.1925. Vgl. die Äußerungen des Generals im »Berliner Tageblatt«, 12.10.1925, seine »Richtigstellung« in der »Neuen Preußischen Kreuz-Zeitung«, 15.10.1925, mit der er seinem eigenen Vereinsorgan im Vorwege Lügen zieh; die Erklärung des Reichswehrministers im »Vorwärts«, 13.10.1925; Sachstand im »Vorwärts«, 15.10.1925, im »Berliner Tageblatt«, 16.10.1925, und Mitteilung aus dem »Reichsdienst der Deutschen Presse« im »Vorwärts«, 24.10.1925; Erklärung des Reichswehrministers in der liberalen »Vossischen Zeitung«, 29.10.1925, und dem Hugenbergschen »Berliner Lokal-Anzeiger«, 29.10.1925. Zur artikulierten Diskrepanz zwischen monarchischer Gesinnung und republikanischer Generalspension: »Berliner Morgenpost«, 12.10.1925; Leserzuschriften im »Vorwärts«, 16.10.1925, unter dem Titel »Der Staat, der seine Gegner bezahlt«. Zum Erlass Geßlers, künftig Kasernen für Feierlichkeiten dieser Art nicht mehr zur Verfügung zu stellen, vgl. den Offenen Brief in: »Deutsche Tageszeitung«, 8.12.1925. Vgl. die spätere Stellungnahme Geßlers im Reichstag, Stenographischer Bericht der 169. Sitzung des Reichstags vom 3.3.1926. In: Verhandlungen des Reichstags. III. Wahlperiode 1924, Bd 389, S. 5914. Letzteres vermutet auch Richter, Das Denkmal, S. 116. »Berliner Morgenpost« und »Vossische Zeitung«, 12.10.1925; »Vorwärts«, 14.10.1925. »Der Tag«, 12.10.1925 (»Bahrtuch« statt Fahnentuch, »zerbrochenes Schwert« statt Seitengewehr, »Dornbach« statt Dorrenbach); »Deutsche Zeitung«, 12.10.1925; »Berliner Lokal-Anzeiger«, 12.10.1925 (die ultor-Inschrift bleibt unerwähnt).

56

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

in der Menschheitsgeschichte umschrieben wissen will183. Bezogen auf die lange Zwischenkriegszeit können wir sicherlich größtenteils eine »zornige« Gesellschaft, in unterschiedlichsten sozialen Milieus, in adeligen, bürgerlichen wie in militärischen Kreisen ausmachen. Viele »zornige« Männer (und Frauen) dieser Kriegsgeneration hegten aber zugleich auch Rachegedanken, so dass wir es in Teilen zu tun haben mit einer »rachsüchtigen«, also einer gleichsam »timorischen Gesellschaft« – wenn wir, wie der deutsche Philosoph, die Wortspielerei mit den Alten Sprachen weitertreiben wollten. Pindar meinte einmal, dass der Krieg nur »süß« sei für diejenigen, die ihn nicht kennten184; auf deutsche Verhältnisse der Jahre nach 1918 scheint dies jedoch nicht zuzutreffen. Die Gegenwart musste für so manchen, der sich mit Kaiser, Reich und Nation identifiziert hatte, derart unerträglich sein, dass selbst Veteranen, die die Hölle von Verdun und die Schlammwüsten Flanderns erlebt hatten, in die Kriegstrompete stießen. Symptomatisch für diese über Jahre hinweg vorherrschende Gemütsstimmung ist eine Sequenz in dem kurz vor der NS-Machtübernahme entstandenen, ungemein populären UFA-Film »Morgenrot«. Als das U-Boot sinkt, richtet der Kommandant an seine Crew folgende Worte: »Zu leben verstehen wir Deutschen vielleicht schlecht, aber sterben können wir fabelhaft!« Stolz und Vorurteil, Demütigung und Spott schürten alten Hass, der durch die Kriegsfolgen fortschwelte und im heftigen Verlangen nach Rache einen Katalysator zu finden schien. Es wurde offen, laut und deutlich »gefühlt«. Und die Berichterstattung der jeweiligen parteipolitischen Couleur scheint die Empfindungen und Meinungen ihrer Leser reproduziert oder gar verstärkt zu haben. Gegen die Zurschaustellung der kaisertreuen Gesinnung und tiefempfundener Rache-Gefühle drohte beispielsweise das linksliberale »Berliner Tageblatt« vom 12. Oktober 1925 ebenfalls »Gefühle« an, forderte »die unmittelbare Gegenwirkung« auf die monarchistische Herausforderung und stellte fest: »Hier stehen Meinungen gegen Meinungen, Gefühle gegen Gefühle. Und so sei gesagt: Die republikanisch gesinnte Bevölkerung der Hauptstadt der Deutschen Republik wird es sich nicht nehmen lassen, auch ihre Gefühle zu deutlichem Ausdruck zu bringen.«

Drohend erhob schließlich auch die bürgerlich-liberale »Vossische Zeitung« ihre Stimme gegen den Rache-Rummel: »man soll sich nicht wundern, wenn das Volk es satt bekommt, als stummer Zuschauer dem Treiben der monarchistischen Provokateure zuzusehen, und ihnen eines Tages eine nicht mißzuverstehende Antwort gibt185.« Am 16. Oktober veranstaltete das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold folgerichtig auf dem Gendarmenmarkt in Berlin eine große Kundgebung gegen den »Monarchistenrummel«186. Nur gelegentlich erinnerten republiktreue Zeitungen an die Konferenz in Locarno und äußerten die Befürchtung, dass diese »Kundgebung für Monarchie und Revanche«187 in der Hasenheide die Friedensbemühungen von Reichskanzler Hans 183 184 185 186 187

Sloterdijk, Zorn und Zeit. Pind. Frg. 110 (Edition Maehler). »Vossische Zeitung«, 12.10.1925. Vgl. auch den »Vorwärts«, 13.10.1925. »Berliner Börsenzeitung«, 16.10.1925; »Vorwärts«, 17.10.1925. »Vorwärts«, 12.10.1925.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

57

Luther und Außenminister Gustav Stresemann torpedieren könne188. Die rechtsgerichtete »Berliner Börsenzeitung« zeigte hingegen mit dem Finger auf Frankreich und verurteilte das Vorgehen deutscher Politiker, die Wochen zuvor am Grab des unbekannten Soldaten unter dem Triumphbogen in Paris einen Kranz niedergelegt hatten. Empört wertete der Schreiber es als eine »Schamlosigkeit«, sich auf diese Weise vor dem »französischen Rachedurst« erniedrigt zu haben189. Die französische Presse, namentlich die Pariser Tageszeitung »Le Temps«, berichtete prompt am 15. und 16. Oktober, wie die Denkmalsweihe der Augustaner auf die Teilnehmer der Konferenz in Locarno gewirkt habe. Der französische Botschafter wurde sogar am 24.  Oktober 1925 beim Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Carl von Schubert vorstellig und zeigte sich über rachelüsterne Vorkommnisse in Deutschland besorgt. Er erwähnte hierbei, welch fatalen Eindruck die Rede des Generals von Armin, vor allem aber die Vorfälle auf dem »Reichskriegertag« am 18.  Oktober 1925 in Leipzig auf die französische Öffentlichkeit gemacht hätten, als 150 000 Frontkämpfer das Lied gesungen hätten: »Siegreich wolln wir Frankreich schlagen«. Schubert wiegelte jedoch erfolgreich ab190. Den Ausgang der Konferenz hatten letztlich weder die Rede des greisen Generals noch das Rache-Denkmal selbst beeinflussen können. Erfolgreich waren beide gleichwohl, da sie den ehemaligen Gegner provozierten, indem sie Negativ-Empfindungen pathetischen Ausdruck verliehen und tiefen Hass über Jahre hinweg kultivierten. Noch 15 Jahre später erinnerte die gleichgeschaltete »Charlottenburger Zeitung« vom 11. Februar 1940 an die kritischen Reaktionen aus dem Ausland und merkte an, dass das Augustaner-Mal »eine Flut von zornbebenden Artikeln in der englischen und französischen Presse ausgelöst« habe und »die drohend erhobene Faust [...] den englisch-französischen ›Freunden‹ der Weimarer Republik auf die Nerven« gefallen sei. Die »Augusta-Blätter« berichteten in der Folgezeit immer wieder kurz von ihrem »schönen« Denkmal. Auch Hindenburg scheint nahezu alljährlich an den Feiern am Totensonntag teilgenommen zu haben191. Zum ersten Jahrestag der Denkmalsweihe erschien in der Verbandszeitschrift von einem Anonymus ein recht holpriges Gedicht unter dem Titel »11. Oktober 1925«: 188

189 190

191

»Berliner Morgenpost« und »Berliner Tageblatt«, 12.10.1925; »Vorwärts«, 13.10.1925: »Die Angriffe der republikanischen Presse [...] haben sich bekanntlich auch darauf bezogen, daß in Gegenwart des Reichspräsidenten, also der offiziellen Vertretung des Reiches, und gerade in der Zeit, wo man in Locarno über den ewigen Frieden verhandelt, ein Kriegerdenkmal enthüllt worden ist, auf dem die Worte stehen: ›Aus unseren Gebeinen wird ein Rächer entstehen.‹ Auf den schreienden Widerspruch zwischen dieser Widmung und der offiziellen Reichspolitik aufmerksam gemacht, hat die zuständige amtliche Stelle keine Antwort gefunden.«; ferner »Vorwärts«, 14.10.1925. Vgl. den beschwichtigenden Brief des Ministerialdirektors Hermann Pünder (Reichsfinanzministerium) an Staatssekretär Franz Kempner (Reichskanzlei, in Locarno), 12.10.1925, BArch, R 43 I/426. »Berliner Börsenzeitung«, 13.10.1925. Aufzeichnung des Staatssekretärs des Auswärtigen Amts von Schubert, 24.10.1925, ADAP, Serie A, Bd 14, Nr. 176, S. 462 f. Vgl. auch die mahnenden Worte des Preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun in seinem Brief vom 24.11.1925 an Reichskanzler Hans Luther, BArch, R 43 I/710. »Augusta-Blätter«, 14 (Januar 1933), 1, S.  3. Reichspräsident von Hindenburg soll angeblich über die Rede Sixt von Armins »sehr entrüstet« gewesen sein, so das Schreiben Pünders an den Staatssekretär Kempner in Locarno, 12.10.1925, BArch, R 43 I/426; an dem exoriare des Denkmals störte er sich, wie diese Besuche zeigen, offenbar nicht.

58

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

»Hingestreckt liegt unter Falten / Fahnentuchs – das Denkmal zeigt es – / Unser Held mit der geballten / Faust. Er mahnt an nicht Erreichtes. / Diese Faust, die jedes Auge / Festhält, sei uns allen Mahner, / Daß für Deutschlands Heil nur tauge / Geist der toten Augustaner192!«

Dieser »Geist der toten Augustaner« überschattete und verdrängte schließlich den »Geist von Locarno«. Zum »Heldengedenktag« vom 12.  März 1939 schien die Heilserwartung endgültig eingelöst, war die Erinnerung an unrühmliche Zeiten verblasst, die Erfahrung von Ohnmacht und Niederlage kompensiert durch die Wahrnehmung von der »Wiederauferstehung der deutschen Wehrmacht, der Wiedererstarkung und Freiheit von Staat und Volk«. Wenige Monate vor einem neuen Krieg widmete der nunmehrige Traditionsverband des ehemaligen Regiments seiner exoriare-Inschrift eine ganze Seite, in der nun nicht mehr verzweifeltes oder trotziges Hoffen, sondern selbstbewusster Anspruch auf ewige Rache propagiert wurde: »Die Faust des toten Augustaners, die geballt unter dem Tuch des Denkmals hervorlugt, sie bleibt uns Symbol für das ›Dennoch‹, für Hoffen und Wollen, wie für ein nicht zu tilgendes ›Exoriare‹ durch alle Zeiten193.« Die Ikonographie dieses Regimentsdenkmals scheint einzigartig. Es verwundert daher, dass es nicht in die beiden nationalkonservativen Bildbände der 1930er Jahre, die durchaus andere aggressive Erinnerungszeichen berücksichtigen, aufgenommen wurde. Der verwandte Typus des ruhenden bzw. schlafenden Kriegers kommt nämlich im Allgemeinen ohne die geballte Faust aus. Er wird generell ohne Empfindungen dargestellt. Keine Bewegung oder Gebärden stören den »HeldenSchlaf«, auf den so problemlos jedwede Emotion von Überlebenden projiziert werden konnte. An wen sich Franz Dorrenbach, der dem Verein Berliner Künstler angehörte, orientierte, bleibt fraglich. Vielleicht hat er sich von einem Werk des Bildhauers Arthur Bock inspirieren lassen. Der Wahlhamburger aus Leipzig gestaltete nämlich 1920 auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg im Auftrag ehemals Internierter ein Erinnerungsmal für die in US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft verstorbenen Seeoffiziere der deutschen Handelsmarine. Der Kopf des Toten ruht hier im Schoß einer trauernden Frauengestalt, »Mutter Erde«, die im Begriff ist, den Verstorbenen mit ihrem weiten Gewand zu bedecken (Abb.  10)194. Da Franz Dorrenbach dort ebenfalls für ein Familiengrabmal im Jahre 1923 tätig gewesen war, 192

193

194

»Augusta-Blätter«, 7 (Oktober 1926), 10, S. 229. Es musste nicht immer ein männlicher Dichter sein, abgedruckt wurde z.B. in ebd., 7 (November 1926), 11, S. 293 f., ein neun Strophen umfassendes Gedicht »Unsere deutsche Fahne!« von einer »Vereinsdichterin«, der Ehefrau eines Kameraden, das zudem noch von der Tochter vorgetragen wurde, den Mythos vom unbesiegten Heer besang und u.a. versicherte: »Einst kommt ein Tag, ich sag’ es frei und offen, / Der von uns nimmt die unverdiente Schmach! / Mit ganzem Herzen woll’n wir warten, hoffen, / Daß bald erscheinen möchte dieser große Tag.« Alle Zitate aus: »Augusta-Blätter«, 20 (Mai/Juni 1939), 3, S.  119; vgl. 20 (September/Oktober 1939), 5, S. 248 f. Der exoriare-Vers wurde daher auch von Hayner/Frantzius/Zarn, Geschichte des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 201 (1940), S. VIII, dem Band, der während des FrankreichFeldzugs gedruckt wurde, als Motto vorangestellt. Zu diesem Künstler allgemein Behrens, Der Bildhauer Arthur Bock. Vgl. das von Bock im Jahre 1916 gestaltete Grabmal für den gefallenen Fähnrich Walter Roy, Schoenfeld, Der Ohlsdorfer Friedhof, S. 112 mit Abb.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

59

dürfte ihm diese steinerne Figurengruppe wohl nicht unbekannt gewesen sein195. Möglicherweise war er auch vertraut mit einem älteren Entwurf von Rupert von Miller. Miller hatte 1916 in einer Broschüre des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins sein »Heldengrabmal« vorgestellt, das quaderförmig gestaltet ist und von einem aufgebahrten Leichnam beherrscht wird (Abb. 11)196. Dorrenbachs Racheheld scheint in seiner appellativ-provokativen Form keine unmittelbaren Nachahmer gefunden zu haben. Selbst die Krieger-Leiche vom Gefallenen-Mal im hessischen Kassel aus dem Jahr 1926 oder der liegende Soldat im pfälzischen Rheingönheim von 1931 blieben statisch konzipiert. Um dieses Mal der pfälzischen Gemeinde schufen die Künstler zudem eine auratische Atmosphäre, indem sie eine Fackel platzierten und eine Trauerweide anpflanzten. Das ganze Ensemble glich der Aufbahrung in einem germanischen Heldenhain. Die Plastik deutete ein damaliger Betrachter denn auch als »Gestalt eines Kriegers in Totenstarre« (1931‑1945; K. und W.B. Staudinger; Abb. 12)197. Der seiner eigentlichen Bedeutung beraubte Vergil-Vers wurde zu einem willkommenen Instrument, mit dessen Hilfe deutsche Deutungseliten ihre heftigen Emotionen ventilieren und ihnen ewiggültigen, gleichsam kathartischen Ausdruck verleihen konnten. Der in breiten Bevölkerungskreisen bekannte und zitierte DidoFluch findet sich daher wenig überraschend auch jenseits einer spezifisch militärischen Erinnerungskultur. Der Hexameter wurde in der Zwischenkriegszeit vielerorts auf deutschen Kriegerdenkmälern angebracht. Allerdings ist er nach 1945 oft entfernt worden, so dass nur noch wenige Exemplare bekannt oder gar in situ zu finden sind198. Keines allerdings erregte die Gemüter so sehr wie das Denkmal des Augusta-Regiments. Selten ist der Rache-Gedanke so offen und plastisch in deutschem Gefallenengedenken wie in Berlin umgesetzt worden. Anders als das AugustaMal sind die übrigen, der Verfasserin bekannten ultor-Denkmäler in ihrer Form und Gestaltung wesentlich zurückhaltender, wodurch sie sich übrigens auch von ihren nichtdeutschen Vorgängern unterscheiden. 195

196

197

198

Zu Dorrenbachs Mutter-Kind-Gruppe »Mutterliebe« für das Grabmal der Familie Max Rieck Behrens, Historische Kindergrabstätten in Ohlsdorf, und Aust, Der Ohlsdorfer Friedhof, S. 50 mit Abb. S. 41. Soldaten-Gräber, Krieger-Denkmäler, Erinnerungszeichen (1916), S. 76. Vgl. noch den ähnlichen Entwurf im Katalog der Gebrüder Heidl (Atelier und Werkstätten für Grabmalkunst) aus dem sächsischen Rochlitz, Gebrüder Heidl, Neue Kriegerdenkmäler (1921), Bl. 40. Kassel: Neo-klassizistische Plastik eines in ein Leichentuch gehüllten nackten Kriegers (1926‑1933, 1954; Hans Sautter). Zur Geschichte dieses vom Kurhessischen Kriegerbund initiierten Mals, das 1933 als »Spitalsleiche« diffamiert wurde und bis 1951 von Steinplatten verdeckt war: Das »Ehrenmal« in der Karlsaue. Rheingönheim: »Generalanzeiger« vom 21.08.1931: »Die Vergangenheit ist absolut, ist statisch, ist der Inbegriff der Ruhe und Erstarrung. So ist auch der Weltkrieg ein statisches Moment und ist absolut. Die Allegorie davon liegt auf dem Denkstein in Gestalt eines Kriegers in Totenstarre«, zit. nach Furtwängler, Erinnerung, S.  105; vgl. Kriegerdenkmale in der Pfalz (1934), S.  141 (»Im Mittelpunkt liegt nur der Mensch, um den wir trauern.«). – Das Motiv einer sich unter einem Tuch abzeichnenden Leiche scheint in Deutschland erst wieder in Isny im Allgäu realisiert worden zu sein: Pietà-Gruppe mit Stahlhelm vor drei Kreuzen (1930; Fritz von Graevenitz), Probst, Bilder vom Tode, S. 179‑182 und S. 381. So manches ultor-Denkmal war auch hinter Kasernen-Mauern verborgen, wie etwa das Erinnerungszeichen für die ehemaligen Fußartillerie-Regimenter Nr. 13 und 24 im Fort Unterer Kuhberg in Ulm (1923‑1954), HStA Stuttgart, M 746 Bü 4.

60

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

Dem Feind späte Rache anzudrohen, und das auf elegante lateinische Art, reizte auch Verantwortliche in Schulen, Behörden, in Kirchen und Wirtschaftsunternehmen. In den preußischen Provinzen scheint Didos Droh-Vers in den frühen 1920er Jahren besonders beliebt gewesen zu sein. Im Schatten des Kurfürsten, der häufig den eigentlichen Urheber Vergil verdunkeln half, sann so mancher Denkmalsstifter grimmig auf Rache. Als Ausdruck amtlicher Befindlichkeiten zierte das exoriare früh Eingänge, Korridore oder Treppenhäuser in preußischen Verwaltungsgebäuden und Krankenhäusern: Im Landeshaus der Provinz Brandenburg, das sich bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg in der Berliner Matthäikirchstraße (heute Herbert von Karajan-Straße) befand, hing bereits seit 1920 eine »Gedächtnistafel« aus Terracotta für die Gefallenen der Provinzialverwaltung. Im oberen Teil dieses Denkmals war in einem Spruchband der lateinische Rachevers zu lesen (Abb. 13). Der Entwurf ging auf den Bildbauer und Begas-Schüler Walther Schmarje zurück, der kurz vor seinem Tod noch mit zwei politischen Werken von sich reden machte: »Das zusammengebrochene Deutschland« (1919) und »Das sich wiederaufrichtende Deutschland« (1920)199. Ihrem im Krieg gefallenen Anstaltspersonal hatte die sogenannte Brandenburgische Idiotenanstalt, die spätere »Brandenburgische Landesanstalt« in Lübben im gleichen Jahr ebenfalls ein exoriare gewidmet. Auch hier krönte der Hexameter den oberen Abschluss der Tafel und war zudem noch auf eine Standarte als Zeichen der Treue gesetzt200. Angestoßen hatte die behördliche Erinnerungsoffensive im Januar 1919 der Beamtenrat der provinzialen Hauptverwaltung Brandenburgs. Mit den Tafeln wurde ein Konzept aufgegriffen und umgesetzt, das bereits 1915 angedacht worden war. Die Entwürfe aus den einzelnen provinzialen Einrichtungen wurden dabei der Brandenburgischen Provinzial-Bauberatungsstelle vorgelegt, die denn auch die Gedächtnistafel aus dem Landeshaus in ihrem Jahresbericht von 1927 als besonders gelungene Totenehrung hervorhob201. Offenbar galt diese frühe exoriare-Tafel von Walther Schmarje als stilbildend und richtungsweisend. Verbindlich war sie allerdings nicht. Bei weitem nicht alle Tafeln in preußischen oder gar Reichsbehörden weisen nämlich diesen Rache-Vers auf (Abb. 14)202. Der ultor findet sich nicht nur in administrativen Räumlichkeiten, sondern auch in den Hallen der deutschen Wirtschaft. Im altpreußischen Linz am Rhein (Neuwied, Rheinland-Pfalz) beispielsweise widmete die Basalt AG ihren 425 gefallenen Angehörigen eine große, schlichte Tafel im 1922 erbauten Hauptgebäude des Unternehmens. Im unteren Drittel dieser Tafel brachten die Kölner Architekten des 199

200

201 202

BLHA, Rep. 55, Abt. I, Nr. 1016, Bl. 72 (1920); BLHA, Brandenburgischer Provinziallandtag, 51. Tagung 1921, Drucksachen Nr. 1-90/957b, S. 10 mit Bildbeilage. Wieder abgebildet in: Tätigkeitsbericht 1914‑1926, S. 44. Vgl. kurz zu den beiden heute verschollenen Skulpturen Chronik der Familie Schmarje, S. 214. BLHA, Brandenburgischer Provinziallandtag, 51. Tagung 1921, Drucksachen Nr. 1-90/ 957b, S. 10 mit Bildbeilage. Zur Situation der Landesklinik in den 1920ern Hübener/Kinze/Rose, Von der Armenfürsorge, S. 44. BHLA, Rep. 55, Abt. I, Nr. 1016, Bl. 1; Tätigkeitsbericht 1914‑1926 (1927), S. 14; vgl. kurz auch Gentzen/Hübener, Staatliche Kriegerehrungen, S. 124 und S. 127. Vgl. die Beispiele in: BLHA, Brandenburgischer Provinziallandtag, 51. Tagung 1921, Drucksachen Nr.  1-90/957b, S.  10 mit Bildbeilage. Nur die Widmung scheint zumindest in der Provinz Brandenburg jeweils identisch gewesen zu sein: »Auf dem Felde der Ehre fielen für unser Vaterland«.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

61

Baus, Heinrich Mattar und Eduard Scheler, zusätzlich noch eine Plakette aus Basalt an. Sie forderte vom Betrachter Vergeltung für die Toten: »EXORIARE ALIQUIS / NOSTRIS / EX OSSIBUS ULTOR« (Abb. 15). Die französische Besetzung der Stadt in den Jahren 1923 bis 1925 dürfte wohl ausschlaggebend für die Wahl der Inschrift gewesen sein203. Allerdings müssen diese Überlegungen Spekulation bleiben, diesbezügliche Anfragen an das Unternehmen blieben unbeantwortet. Da die Firma seit 120 Jahren von der streng katholischen Familie Werhahn geleitet wird, belegt die damalige Entscheidung darüber hinaus, dass der in protestantischen Kirchengemeinden überaus beliebte Vers auch konfessionsübergreifend wirkte204. Im pommerschen Altenkirchen, auf der Insel Rügen, spricht Dido Deutsch. Für die Wahl des Rache-Verses mochte in dieser Region die eigene Lokalgeschichte ausschlaggebend gewesen sein, hatte doch der Große Kurfürst das zuvor eroberte Vorpommern im besagten Frieden von Saint-Germain von 1679 wieder abzutreten. Unweit der evangelischen Pfarrkirche, deren Ursprünge auf das 12. Jahrhundert zurückgehen, errichtete die Kirchengemeinde um 1920 ein schlichtes Gefallenendenkmal. Auf der polierten Vorderseite des roh behauenen Feldsteins steht unter der Widmung für die »gefallenen Helden« in kleinerer Schriftgröße: »Möge aus ihren Gebeinen der Rächer erstehen.« Um diesen Fluch bildlich zu bekräftigen, ist am unteren Ende des Steins zudem noch eine hoch erhobene Faust an langem Arm eingemeißelt (Abb. 16). In diesem Fall wenden sich keine rachsüchtigen Toten an die Lebenden, sondern es wird von den christlichen Denkmalsetzern selbst der Wunsch nach Vergeltung unverhohlen zum Ausdruck gebracht205. Nicht verwunderlich ist, dass auch nahe dem Schlachtfeld von Fehrbellin, auf dem der Große Kurfürst die Schweden im Jahre 1675 besiegt hatte, der Rächer sein Unwesen treibt. Vor der Dorfkirche in Tarmow (heute Lkr. Ostprignitz-Ruppin, Brandenburg) haben die Überlebenden des Weltkrieges in den Jahren vor 1925 inmitten alter Grabsteine ihren Herzenswunsch in Stein hauen lassen, wobei er auf Deutsch wiederum den Toten in den Mund gelegt wird: »Aus / unsern Gebeinen / soll dereinstmal / der Rächer erstehen« (Abb. 17)206. Am 14. Januar 1923 wurde in der preußischen Provinz Sachsen, in dem kleinen Ort Hackpfüffel (heute Lkr. Mansfeld-Südharz, Sachsen-Anhalt) von der 300-SeelenGemeinde ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs eingeweiht207. 203 204 205

206

207

Zur politischen Situation der Stadt in jenen Jahren Burghard/Kapser, Linz am Rhein, S. 200‑207. Zur Firmengeschichte vgl. 50 Jahre Basalt AG Linz a.Rh. (1938), S. 14‑18. Zeit und Umstände der Denkmalsstiftung in Altenkirchen sind leider nicht mehr bekannt, Unterlagen nach freundlicher Auskunft des Pfarrers in der Gemeinde nicht mehr vorhanden. – Vgl. Generalleutnant Freiherr von Watter anlässlich der Einweihung des Regimentsmals am 25.10.1925 in Osnabrück: »Unsere Kameraden dürfen nicht umsonst geblutet haben und gefallen sein. Aus ihren Gebeinen erstehe der Rächer! Deutschland muss auferstehen und frei werden«, in: Blume, Das Königlich-Preußische zweite Lothringische Feldartillerie-Regiment Nr. 34 (1931), S. 315. Laut Protokoll über die öffentliche 7. Sitzung des Ortsbeirates Tarmow vom 17.8.2010, (8.8.2013), sollte das Kriegerdenkmal um die Namen der Gefallenen des Zweiten Weltkrieges erweitert werden. Infolge der Umgestaltung wurde der Rächer-Spruch, der die DDR-Zeit überstanden hatte, aber in den Planungen mit keinem Wort erwähnt wurde, von einer Namenstafel verdeckt. Vgl. »Märkische Allgemeine«, 20.8.2010, gleichfalls ohne Verweis auf die Inschrift. Vgl. die Notiz bei Thieme, 1100 Jahre Hackpfüffel, S. 4.

62

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

Ein zerklüfteter Naturstein steht vor der evangelischen Kirche und trägt auf seiner zur Straße gelegenen Vorderseite eine Bronze-Tafel. Unter den Namen von zwölf Gefallenen steht hier der Vergil-Vers wiederum auf Latein. Auch wenn die Denkmalsenthüllung in die Zeit der beginnenden Ruhrbesetzung fiel, dürften die Verantwortlichen sich hier schon zuvor für die Rache-Inschrift entschieden haben. Die Rächerhand lässt sich desgleichen in der »Wiege Preußens«, der Altmark der Provinz Sachsen, finden: Allerdings hätte der Ort Beetzendorf im heutigen SachsenAnhalt mit seinem Rache-Denkmal wohl damals kaum Gnade vor einer preußischen Bauberatungsstelle gefunden, wählte doch die Kirchengemeinde St. Marien einen Steinquader, auf dem ein Stahlhelm im Eichenkranz noch über den schmalen Abschluss hinauskragt208. Auf seiner Rückseite hat Didos Drohen Zeiten, Kriege und Systeme überdauert. In der brandenburgischen Garnisonstadt Jüterbog (Lkr Teltow-Fläming) wurde der sonst so beliebte grobe »norddeutsche« Granitstein eingetauscht gegen eine antikisierende Architektur, die damaligen (wie heutigen) Betrachtern als »zierlich« erschien209. Vor der evangelischen St. Nikolai-Kirche steht auf dem alten Friedhof ein offener Rundbau mit niedrigem Feldsteinpodest und zehn dorischen Säulen gleich einem antiken Monopteros. Die Säulen tragen verklinkerte Arkaden, die in ihrer Gestaltung an klösterliche Kreuzgänge erinnern. In der Mitte des Mals befindet sich unter freiem Himmel ein sarkophagähnliches Objekt aus Sandstein, das an seinen Langseiten Inschriften trägt (Abb. 18a bis c)210. Auf der zur Straße und nach Süden ausgerichteten Vorderseite liest der Betrachter die Widmung: »DEN IM WELTKRIEGE / 1914‑18 / GEFALLENEN HELDEN / DER STADT JÜTERBOG«211. Auf der nördlichen, zur Kirche gewendeten Rückseite war bis 1946 Vergils Rache-Vers zu lesen, allerdings hatten ihn die Stifter geringfügig verändert, um die Toten direkt ansprechen. Nicht aus »unseren« oder »ihren«, aus »euren« Gebeinen sollte nun der Rächer erstehen: »EXORIARE ALIQUIS VESTRIS EX 208

209 210

211

BLHA, Brandenburgischer Provinziallandtag, 51.  Tagung 1921, Drucksachen Nr.  1-90/957b, S. 91: »So ist die Gefahr vorhanden, daß [...] massenweis Denkmäler entstehen, welche nicht nur die Namen der für das Vaterland Gefallenen und das Gedächtnis des großen Krieges der Nachwelt übermitteln, sondern auch dauernde Wahrzeichen des kulturellen Tiefstandes dieser Zeit bilden werden.« Vgl. auch die herbe Kritik von Lindner, Kriegerehrung (1930), S.  66  f.: »Aber ein Findling, als unmittelbares Naturerzeugnis in die Umgebung von Bauten gesetzt, oder eine Häufung von kleineren abgerollten oder nur roh bearbeiteten Steinen, [...] durch alle möglichen Embleme, durch Marmorplatten mit Goldschrift, Waffennachbildungen und Figurenzutaten bereichert [...], wirken trostlos und sind alles andere als künstlerisch.« Anders hingegen Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs (1930), S. 28: »Ihre Unbehauenheit ist wie der Frontsoldat selbst, hart und grobknochig und doch riesengroß, urhaft. Jeder für sich und in sich ruhend; verbunden, drohend und machtvoll, ein einziger Trotz und Wille.« Weiherede des Oberst a.D. Ernst Fritze vom 28.10.1923, KHAJ, BAA JB, Akte Nr. 700; Buchinger/ Cante, Stadt Jüterbog, S. 144. Vgl. hierzu auch den Brief des Denkmalsausschusses über das geplante Denkmal an den Magistrat der Stadt Jüterbog vom 23.7.1923, in dem von einem »offenen Tempel« und einem »Altar« – trotz des geschwungenen Deckels – die Rede ist, KHAJ, BAA JB, Akte Nr. 700. Irrig Buchinger/Cante, Stadt Jüterbog, S. 144, wonach bei der Renovierung 1997 das zu DDRZeiten zerkratzte »Helden« weggelassen worden sei. Siehe meine Aufnahme vom Zustand des Mals im April 2008 (Abb. 18b). Ursprünglich sollte an dieser südlichen Seite nur das Wortpaar »FÜRS / VATERLAND« stehen, so die Bauzeichnung vom 23.7.1923, KHAJ, BAA JB, Akte Nr. 700.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

63

OSSIBUS ULTOR« (Abb. 2)212. Nicht die Namen der »Helden«, wohl aber die der zehn großzügigen Spender der Säulen wurden am Sockel verewigt. Irritierend ist, dass in Akten der Verwaltung, in den Medienberichten der letzten 20 Jahre und auch in der (kunsthistorischen) Fachliteratur die beiden Seiten des Sarkophags miteinander verwechselt werden. Mitunter scheint der ultor-Fluch gänzlich unbekannt zu sein. Es ranken sich darüber hinaus viele Irrtümer um dieses Denkmal, sei es aus Unkenntnis, sei es aus Nachlässigkeit. Es scheint sogar, dass die Denkmalschützer wie auch die kulturpolitischen Akteure der Stadt ihr eigenes Kriegerdenkmal nicht kennen oder nicht genau hingesehen haben213. Der Rachevers ist als Folge der Kontrollratsdirektive Nr.  30 entfernt worden, möglicherweise zeitgleich mit den Regimentsdenkmälern in Jüterbog II, die alle im Dezember 1946 geschleift wurden214. An die frühe Rasur erinnern sich einige Jüterboger Bürger heute nicht mehr. Sie behaupten in ihren Leserbriefen an die »Märkische Allgemeine Zeitung« vom 9. und 28. März 2006, der Vers habe erst 1997 der neuen, »anti-faschistischen« Inschrift weichen müssen. Der neue Sinn-Spruch lautet jetzt: »DIE SCHULDIGEN / UND UNSCHULDIGEN OPFER / DER NS-DIKTATUR / MAHNEN UNS NACHGEBORENE«. Wie im Fall des Augustaner-Denkmals hatte auch das Jüterboger Erinnerungszeichen in den 1920er Jahren einen heftigen Wirbel verursacht. Magistrat und Stadtverordnete der Garnisonstadt, die mit diesem Fall zwei Jahre lang, von 1921 bis 1923, beschäftigt waren, erklärten sich anfangs noch bereit, den Initiator, den Krieger-Verein Jüterbog und angeschlossene Militärverbände, aktiv zu unterstützen. Sie wollten unentgeltlich einen geeigneten Standort zur Verfügung stellen, auch anteilig anfallende Kosten sowie die spätere Instandhaltung übernehmen. Allerdings behielt sich die Stadt vor, über den auszuführenden Entwurf mitzuentscheiden215. Der fünfköpfige Denkmalsausschuss war mit einer solchen Einmischung offenbar nicht einverstanden, denn wir hören erst zwei Jahre später, im Februar 1923, dass der Krieger-Verein nunmehr die Angelegenheit, vor allem die Platzfrage, ernsthaft angehen wollte. In der Folgezeit wurden dann alle Entscheidungen an den städtischen Gremien vorbei getroffen. Die Kirche stellte den Platz, das Denkmal wurde in Auftrag gegeben – die Stadt aber sollte möglichst für die Kosten des privaten Vereins aufkommen. 212

213

214 215

Ein Foto mit entsprechendem Kommentar findet sich in der rechtsgerichteten »Deutschen Tageszeitung«, 17.11.1923. – Philologische Spielereien mit dem Vergil-Vers sind nicht erst ein Produkt des modernen Kriegergedenkens, auch im 18. und 19. Jahrhundert waren verschiedene Versionen im Umlauf. Vgl. beispielsweise die Verwendung im Kontext der britischen Armengesetzgebung in: »The London Medical Gazette« vom 14.10.1837 (hier ebenfalls: »vestris« statt »nostris«). Eine holländische Version, die im Deutschland der Weimarer Rechten undenkbar gewesen wäre, lautete: »exoriare aliquis e tantis cladibus ultor!« In: Wagenaar, Vaderlandsche historie (1798), T. 20, S. 75. Vgl. das »Decretum Oxoniense« von 1683 ex »Aede Christi«: »quis nunc me (voce vocavit / Extremâ) eripiat tantis e cladibus ultor?« In: Musæ Anglicanæ (1741), vol. 2, S. 100. Auffällig ist der Eintragungsbescheid für die denkmalrechtliche Unterschutzstellung durch den Landrat des Landkreises Teltow-Fläming, der sich auf ein Gutachten der Unteren Denkmalschutzbehörde stützt und u.a. behauptet: »Bei seiner Gestaltung wurde bemerkenswerter Weise zugunsten sakraler Würde auf militärisches Pathos vollkommen verzichtet, und auch die Inschrift zeichnet sich durch ihre lapidare Kürze aus«, KHAJ, BAA JB, Akte Nr. 700. Fehlerhaft auch Buchinger/Cante, Stadt Jüterbog, S. 143 f. Vgl. hierzu kurz Schulze, Geschichte der Garnison Jüterbog, S. 67 f. Zusatz im Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 15.4.1921, KHAJ, BAA JB, Akte Nr. 700.

64

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

Bemerkenswert ist, dass der exoriare-Vers in keinem der Aktenvorgänge erwähnt wird. Ob er von Anfang an geplant war, lässt sich aus Mangel an Belegen nur vermuten, ist aber durchaus wahrscheinlich, da nicht nur das unkooperative, undurchsichtige Verhalten der Veteranen dafür spräche, sondern auch die Tatsache, dass das exoriare nachweislich früh in Jüterboger Soldatenköpfe herumgeisterte. Das »Löwendenkmal« für die Angehörigen der ehemaligen FeldartillerieSchießschule in Jüterbog, das bereits Monate zuvor, am 19. November 1922, eingeweiht worden war, zierte nämlich ebenfalls der Vers Vergils (1922‑1946; Hans Dammann)216. Vorsitzender des Denkmalsauschusses war der ehemalige Kommandeur dieser Feldartillerie-Schießschule, Oberst a.D. Ernst Fritze, der sich bereits in der Platzfrage durchgesetzt und keinerlei Interesse daran hatte, der Stadt Einblicke in seine Denkmalspläne zu gewähren. Bat er am 24. Mai noch kurz um finanzielle Unterstützung für das bereits im Bau befindliche Kriegerdenkmal, ließ er erst auf mehrmaliges Nachfragen von Magistrat und Finanzkommission am 23.  Juli eine Bau-Zeichnung (nur in Vorderansicht) schicken, der Kostenanschlag folgte gar erst am 15. Oktober, wenige Tage vor der offiziellen Einweihung des Denkmals. Obwohl Fritze den Magistrat letztlich im Herbst vor vollendete Tatsachen stellte, erklärte sich das Gremium am 25. Oktober 1923 dennoch bereit, das nun schon errichtete Denkmal in städtische Obhut zu nehmen. Dieses Ansinnen wurde jedoch tags darauf von der Stadtverordnetenversammlung in spätnächtlicher Sitzung von den wenigen noch verbliebenen Abgeordneten, namentlich der sozialdemokratischen Fraktion und auch von Vertretern aus dem bürgerlichen Spektrum abgelehnt217. Am 28. Oktober 1923 wurde in einer kleinen Feier in der St. Nikolai-Kirche der »Tempel«218 eingeweiht. Oberst a.D. Fritze sprach während des Festakts davon, dass es nun nicht darum ginge zu trauern, sondern »Gedanken des aufrichtenden Stolzes« zu hegen. Der Krieg sei von den Gefallenen »siegreich« geführt worden. Die Gegenwart unter den Bedingungen des Versailler Vertrages empfand er hingegen als unerträglich und klagte über »das namenlose Elend, die Schmach und die Schande, in der wir jetzt leben«. Sibyllinisch wurde Fritze, als es um die Verantwortlichen an diesem »Elend« ging: Schuld seien die treulosen Verbündeten, innere Zwietracht und »fasche Propheten«. Auf die ultor-Inschrift ging er bei all diesen Gemeinplätzen ebenfalls nicht unmittelbar ein. Er behalf sich mit einem Rückgriff auf Preußens Geschichte und bekundete, dass Deutschlands Situation mit der des Kurfürsten vergleichbar sei, da ja beide von ihren Bundesgenossen verraten worden seien: »Aber wie einst [...] der Große Kurfürst [...] in heiligem Zorn die Feder zerbrach und prophetischen Geistes ausrief: Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor! So rufen auch wir unsern gefallenen 216 217

218

»Der Tag«, 21.11.1922. Erklärung der SPD-Fraktion durch den Stadtverordneten Mariaschk vom 26.10.1926: »Wir hätten gewünscht, daß das ehrende Gedenken der im Weltkriege gefallenen Jüterboger Kämpfer nicht zu einer nationalist-militärischen [sic!] Parteipropaganda missbraucht worden wäre, wie das in unserer Stadt zweifellos geschehen ist und sind der Ansicht, daß sich unter der Beteiligung der Stadt etwas Würdigeres und Schöneres hätte schaffen lassen, als das errichtete Denkmal es ist [...] Ein Denkmal, das unter den bezeichneten Umständen und unter geflissentlicher Ausschaltung der städtischen Körperschaften zustande gekommen ist, auf die Stadt zu übernehmen, lehnen wir ab«, KHAJ, BAA JB, Akte Nr. 700. Siehe hierzu oben Anm. 210.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

65

Helden zu: »Aus Euern Gebeinen wird uns der Rächer erstehen219!« Die Gemeinde von St. Nikolai nahm im Folgenden das »Ehrendenkmal« in ihre Obhut. Zwar hatte der Krieger-Verein mit seinem Rache-Denkmal nach diversen Täuschungsmanövern sein Ziel erreicht, blieb jedoch zu seinem Ärger auf den in der Inflation ständig wachsenden Barkosten sitzen. Eine weitere geplante Inschrift im Oberbau des »Tempels« ist nicht mehr ausgeführt worden, die angekündigten Tafeln mit Namen von 205 Gefallenen Jüterbogs wurden erst im Jahre 1930 im Eingangsbereich der Kirche angebracht220. Ihren Unmut machten die Vereins-Kameraden anfangs in diversen regionalen Zeitungen laut und vernehmlich Luft. Die Gefühle wogten hin und her, so dass sich der Bürgermeister am 23. November 1923 sogar zu einer ausführlichen Gegendarstellung genötigt sah221. Antike Dichter waren bei Berufsbeamten, Unternehmern, Soldaten und christlichen Stiftern gleichermaßen beliebt. Es überrascht daher kaum, dass neben Horaz, der mit seinem »süßen Tod für das Vaterland« seine Blütezeit auf wilhelminischen Denkmälern hatte, vor allem Vergils »Rächer« auf Kirch- und Friedhöfen der 1920er Jahre anzutreffen ist222. Auf schlichten Gedenktafeln, auf heimischen Findlingen ist sein Racheschwur ebenso anzutreffen wie auf ausgefallener Architektur, wobei gelegentlich die Wucht des dumpfen Fluchs mit der »zierlichen« Ästhetik des Mals kontrastiert. Bildsprache und Botschaft setzten die unterschiedlichen Stifter aber bevorzugt auf schlichte, oft »germanisierende« Art in Szene. Die Feierlichkeiten um diese Rache-Denkmäler wurden dabei pathetisch, teilweise bewusst provokant inszeniert. In der pluralisierten, polarisierten Gesellschaft der Weimarer Republik stießen diese Veranstaltungen nicht nur auf Zustimmung, sondern häufig auch auf Protest. Allerdings vermochten demokratisch gewählte Organe, die in den Entstehungsprozess oftmals eingebunden waren, diese zumeist um Unauffälligkeit bemühten Rache-Zeichen nicht zu verhindern. An Gräbern und vor Kirchen, an »Gefühls-Orten«, wurde angesichts von Tod und Auferstehung, von Erlösung und Gnade, nicht um Vergebung gebeten, sondern finstere Rache geschworen. Selten wurde der Vergil-Vers auf Deutsch in den Stein eingelassen, was nicht weiter verwundert, da wir oben gesehen haben, wie bekannt der Hexameter war, wussten doch auch Nichtlateiner und Normalbürger mit dem lateinischen Zitat etwas anzufangen. Seine besondere Bedeutung in Deutschland zeigt sich unter anderem darin, dass ausschließlich deutschsprachige Enzyklopädien bis zum Zweiten Weltkrieg den besagten Aeneis-Vers 4,625 als Stichwort verzeichneten223. Weder französische, britische 219 220

221 222

223

KHAJ, BAA JB, Akte Nr. 700. Vgl. hierzu Ansprache des Oberst a.D. Ernst Fritze vom 28.10.1923, sowie die Bauzeichnung vom 23.7.1923: »Den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Erinnerung, den Kommenden zur Nacheiferung«, KHAJ, BAA JB, Akte Nr. 700. Im Weiteren kurz Sturtevant, Chronik der Stadt Jüterbog (1935), S. 481. KHAJ, BAA JB, Akte Nr. 700. Horaz, Carm. 3,2: »dulce et decorum est pro patria mori« (»Süß und ehrenvoll ist’s, fürs Vaterland zu sterben«). Horazens Vers fand sich aber auch nach 1918 trotz neuer blutiger Qualität eines Weltkrieges weiterhin auf nicht wenigen europäischen Kriegerdenkmalen. Meyers Großes Konversations-Lexikon, 4. Aufl., Leipzig 1885/1892, und 6. Aufl., Leipzig 1905/ 1909; Meyers Lexikon, 8. Aufl., Leipzig 1937; Brockhaus Kleines Konversations-Lexikon, 5. Aufl., Leipzig 1911; Der Große Brockhaus, 15. Aufl., Leipzig 1930.

66

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

noch italienische Lexika kennen ein solches Lemma. Der Rückgriff auf den antiken Dichter ließ diesen populären Vers zu einem zeitgenössischen Phänomen deutscher Gefühlswelten werden. So besaß noch viele Jahre, bis in den nächsten Krieg hinein, das sinnige Urteil von Heinz Pol Gültigkeit: »Wir lieben einfache lateinische Sätze, die mit ›Exoriare‹ anfangen und mit dem ›ultor‹ enden, und wir sind kernige Kinder, und wir werden auch nicht den Hut ziehen, sondern trutzig umherblicken und die schwielige Faust in der berühmten Tasche ballen224.«

Drohgebärden in europäischen Gedenklandschaften Unbefangene Friedhofsbesucher mögen die Augustaner-Faust in der Hasenheide heute als Drohung gegen den Krieg empfinden225. Einen ähnlichen Eindruck hinterlässt sein fast zeitgleiches Pendant im französischen Péronne (Somme). Dort ist eine ausdrucksvolle Plastik zu sehen, die heutzutage unter dem irrigen Titel »La Picarde maudissant la guerre« geführt wird (1926; Paul Auban; Abb. 19)226. Eine zornige Frau in Landestracht hebt über der Leiche eines erschlagenen Soldaten die Faust − nicht gegen den Krieg227, sondern gen Osten, gegen Deutschland als Verursacher von Krieg, Leid und Tod. Wie der Augustaner greift sie über den Raum und die Grenzen des Denkmals hinaus und richtet sich in drohender Gestik und hasserfüllter Mimik gegen den unsichtbaren Feind. Die weibliche Faust im Westen droht der männlichen Faust im Osten. Ihre bildlich unterlegten Gefühlsäußerungen werden allerdings nicht von rachedurstigen Inschriften begleitet. Das exoriare, das ja auch die Franzosen kannten und nach 1871 einsetzten, wie wir oben gesehen haben, taucht an diesem expressiven, emotional aufgeladenen Denkmal nicht auf. Gewidmet ist diese Verfluchung des Feindes schlicht und kommentarlos »unseren Toten« − »à nos morts«. Die antideutsche Botschaft der Faust erklärt sich augenfällig aus der Gesamtkomposition: Eine gebrochene Säule hinter der Gruppe symbolisiert die Zerstörung der Stadt durch deutsche Truppen. Die rückseitigen Bas-Reliefs von Paul Theunissen thematisieren den Widerstand der Stadt gegen den Erbfeind in den Jahren 1916 und 1536228. Das Denkmal in Péronne war beileibe nicht das einzige, geschweige denn das erste Beispiel seiner Art. Bereits kurz nach Kriegsende richtete der französische Sieger, wohlgemerkt der Sieger von 1918, seine Faust zur deutschen Grenze aus: So schüttel224 225 226

227 228

Pol, Das Nationaldenkmal. In: »Die Weltbühne«, 21 (1925), 48, S. 881 f. Vgl. zum heutigen Unverständnis etwa Hammer, Historische Friedhöfe, S. 235: »Unter dem Tuch ragt eine geballte Faust heraus – Sinnbild für leidvolles Sterben oder Widerstand bis zum Tod?« Eine solche Assoziation hätte auch damals durchaus nahegelegen, vgl. die Zeichnung von Martin von Feuerstein mit dem Titel »Bella matribus detesta« (1914), abgebildet in dem katholischen Erbauungs-Prachtband von Leicht, Sankt Michael (1917), zw. S.  392 und 393. Der lateinische Spruch stammt von Horaz, Oden 1,1,24 f. So jedoch Bouillon/Petzold, Mémoire figée, S. 117. Vgl. in diesem Zusammenhang auch das früh geplante, aber erst 1925 eingeweihte Monument aux morts in Lens (Pas-de-Calais), auf dem sich die Personifikation der Stadt mit erhobener Faust gegen die weitreichenden Zerstörungen durch den deutschen Besatzer wendet (1925; Augustin Lesieux), vgl. »Le Journal de Lens«, 23.2.1925: »qui proteste du bras en un geste puissamment éloquent contre l’envahisseur et ses actes de désolation.«

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

67

te auf einem der ersten Nachkriegsdenkmale ein Poilu229 in Saint-Amand-en-Puisaye im östlichen Départment Nièvre drohend seine Rechte, während er das personifizierte Elsass mit der Linken umfasst (1920‑1933; Thomas Cartier)230. Als Pendant zum »trotzigen Feldgrauen«, der uns noch beschäftigen soll, steht seit 1921 in Castetsen-Dorthe (Gironde) ein Poilu, der seine Faust, »le poing vengeur«, äußerlich ruhig an der linken Körperseite ballt. Nicht nur steinerne Kriegerwitwen künden über die Toten hinweg neue Vergeltung an, auch Kriegswaisen ballen ihre kleinen Hände. Nur selten richten sich hierbei jedoch Kinder-Fäuste gegen den Krieg, der ihnen den Vater raubte231. Kindliche Gesten dienten in Frankreich vornehmlich dazu, nicht nur den Hinterbliebenen, sondern auch dem deutschen Nachbarn ohne großen Aufwand die künftigen Rächer zu präsentieren. Den Besiegten konnten so über Kinder-Plastiken der nächste Krieg erklärt, die kommende Abrechnung angekündigt werden: In SaintSauves (Puy-de-Dôme) ballt auf einem Bas-Relief ein Knabe die linke Faust, während er auf den Helm seines gefallenen Vaters schaut, der auf dem Schoß des Großvaters liegt (1923; Jean-Marie Camus)232. Allerdings verzichteten die französischen Sieger, die sich in mancher Hinsicht um den Sieg betrogen fühlten, offenbar auf den ihnen vertrauten Vergil-Vers. Sie ließen in der Zwischenkriegszeit lediglich Bilder sprechen. Im Gegensatz zu den französischen Siegern von 1918 hoben die deutschen Sieger von 1871 nicht ihre Fäuste. Durch den Sieg, die territorialen Gewinne und die Reichseinigung schien das nationale Geltungsbedürfnis vorerst saturiert, währenddessen viele Franzosen heiße Rachegedanken, die ja fast ein halbes Jahrhundert – mal mehr, mal weniger – genährt worden waren, nach Kriegsende 1919 nicht zu verdrängen vermochten. Die leidvollen Erfahrungen des an der Westfront fast ausschließlich auf französischem Gebiet geführten Krieges, 1,6 Millionen Tote, Zerstörungen und Verwüstungen mochten hierbei ihr übriges getan haben, in der französischen Nachkriegsgesellschaft das Gefühl einer »victoire mutilée« aufkommen zu lassen. Im übrigen Europa schütteln allein Männerfiguren ihre geballte Rechte. Das siegreiche Italien kannte nach 1918 die Geste auf seinen Erinnerungszeichen, doch sollte sie dort weniger Rachsucht denn finstere Entschlossenheit ausdrücken. So hält im toskanischen Bagni di Lucca ein nackter Bronze-Heros mit der Linken einen sterbenden Kameraden und erwartet mit geballter Faust den Feind (1922; Guido Cheli)233. Am Marmor-Monument von Vallecchia Pietrasanta (Lucca) streckt ein ebenfalls idealtypisch geformter Krieger dem Feind die Faust entgegen, während er mit der anderen Hand ein Wurfgeschoß umfasst (1924; Abele Jacopi). Sein ausgestreckter Arm ruht dabei auf einem Basrelief, das Frau und Sohn zeigt234. Die Familie symbolisiert 229 230 231 232 233 234

»Poilu« ist der liebevolle Spitzname für den französischen Infanteristen im Ersten Weltkrieg, vgl. Sumner, French Poilu, S. 20. Moisan, Sentinelles de pierre, S. 197 f. Für ähnliche Gefühle soll wohl auch der mit der Faust drohende Poilu in Crémieu (Isère) stehen, abgebildet in: Bouillon/Petzold, Mémoire figée, S. 69. Siehe hierzu besonders S. 246. Vgl. noch das Relief auf dem Monument aux morts in Long (Somme), auf dem junge Erwachsene ihre Fäuste gegen Deutschland erheben, während zur allgemeinen Mobilmachung getrommelt wird. Salvagnini, La scultura, Nr. 13. Als Verteidigungsbereitschaft wird sie gedeutet von Salvagnini, La scultura, S. 42 mit S. 41, gefolgt von Gierut, Monumenti, S. 130 f.

68

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

auf diesem Erinnerungszeichen die italienische Heimat, die es gegen den österreichischen Aggressor zu verteidigen galt. Die italienischen Künstler waren sich hier im Übrigen mit den belgischen Bildhauern einig, die auf ihren Gefallenendenkmälern mit der geballten Faust die Bereitschaft des Soldaten andeuteten, seine Heimat gegen den Angreifer entschlossen zu verteidigen235. Heines »Punier der Nordsee« wandten sich in ihren Nachkriegsdenkmälern nur selten gegen den Feind. Britische Zeitungen bezeichneten zwar das Datum, an dem die deutsche Hochseeflotte interniert werden sollte, spöttisch als den »Tag«. Sie erinnerten damit an bekannte deutsche Slogans aus dem Krieg, in der auf »den Tag« der Entscheidungsschlacht angespielt worden war236. Der exoriare-Gedanke jedoch scheint trotz individueller Rachegelüste nirgendwo in der britischen Gedenklandschaft verankert. Selbstvergewisserung und Gegnerdefinierung bewegten englische Denkmalstifter in der Regel nicht – wie etwa in Deutschland oder Frankreich – an die Überlebenden zu appellieren, die Toten des Krieges zu rächen. Britische Künstler haben auch die Faust auf ihren Totenmalen im Allgemeinen nicht in diesem Sinne verstanden wissen wollen. Wenn sie denn vorkommt, vermittelt sie als »fist in combat« wie in Italien Entschlossenheit sowie Kampfbereitschaft bis zum letzten Atemzug, so insbesondere in den Werken der englischen Bildhauer Albert Toft, John Tweed oder Walter Marsden. Mehrfach kopiert schuf Albert Toft in den frühen 1920er Jahren einen Infanteristen mit Bajonett, der seine leicht erhobene Linke zur Faust ballt. Ein solcher Soldat steht beispielsweise in London auf dem Denkmal für die Royal Fusiliers (1922), in Lancashire auf dem kommunalen Oldham War Memorial (1923) oder auf dem 41st  British Division Memorial im französischen Flers (Somme; 1932). Ein wenig verhaltener gestaltete Toft 1921 seinen wachsamen Krieger auf dem Chadderton Memorial bei Manchester, indem er die Faust an der Körperseite beließ. Diese Art der Ausführung übernahm im Jahr 1922 sein Kollege John Tweed für den Soldaten auf dem King’s Royal Rifle Corps Memorial in Winchester (Hampshire; Abb.  20). Walter Marsden hingegen ließ 1924 in St. Anne’s-on-Sea (Lancashire) einen Soldaten im Schützengraben angespannt den Feind erwarten. Die Linke ist geballt, die Rechte umfasst das leer geschossene Gewehr am Lauf237. Eine »Rachefaust« scheint zu keiner Zeit auf britischen Kriegerdenkmälern 235

236

237

Vgl. etwa das »dynamische« Bronzemal in Keiem (West-Flandern; 1925; Rombaux Roland), Jacobs, Zij, die vielen als helden, vol.  2, S.  168; zum Denkmal von Pepinster (Liège) vgl. die Beschreibung von Ypersèle, Making the Great War Great, S. 32: »the soldier is on his way to the front, his jaws and fists clenched and his cartridge pouch full; he is looking at the horizon, where his duty and faith await him.« Mangels Belege muss seine Deutung jedoch spekulativ bleiben. Auch Frankreich kannte diesen Typus, vgl. etwa den in Serie gefertigten »Poilu dans la tourmente« von Charles-Henri Pourquet im französischen La Collancelle (Nièvre; 1924) und La ChapelleSaint-André (Nièvre; 1925), Moisan, Sentinelles de pierre, S. 132‑135. So etwa der konservative »Daily Express«, 21.11.1918, zit. nach Schramm, Das Deutschlandbild, S. 464. Vgl. noch Gibbon, The Triumph of the Royal Navy (1919), S. 19: »Germany’s ›Day‹ had come and gone.« Vgl. hierzu auch den verwundeten Grenadier des einstigen Großherzoglich Mecklenburgischen Grenadier-Regiments Nr. 89 in Schwerin (1923‑1948; Wilhelm Wandschneider), der damit den Kampf bis zum Äußersten anzeigt; im Weiteren in entsprechender Aktion die Soldatenplastik im rumänischen Bukarest, welche den in Mărăşeşti gefallenen Angehörigen des 2. Garde-Regiments »König Alexander von Jugoslawien« (Nr. 9) gewidmet ist (1931; Spiridon Georgescu).

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

69

realisiert worden zu sein. Die Trauer um die Toten schlug im Vereinigten Königreich offenbar nicht in einen gestenreichen Ruf nach Vergeltung um, wie wir es aus der deutschen oder französischen Gedenktopographie kennen. Ähnliches lässt sich auch für die Gedenkpraxis in den Vereinigten Staaten von Amerika sagen: »Doughboys« marschieren mit erhobenen Fäusten entschlossen gegen den Feind, so der eherne Soldat in Llano (Texas) von Frank Teich (1918), oder erwarten den Gegner faustballend mit aufgepflanztem Bajonett wie auf dem »Bushwick-Ridgewood World War Memorial« in Brooklyn (New York; 1921; Pietro Montana)238. Ganz frei von Rachegelüsten waren siegreiche Nationen somit also auch nicht, obwohl ihre Soldaten letztlich die Oberhand behalten hatten. Vertragliche Vergeltungsmaßnahmen schienen nicht ausreichend, das vae victis! in der abschließenden Ab- und Aufrechnung genügte nicht, befriedigte nicht mehr. Der Rachedurst wurde von den verschiedenen Beteiligten so sehr »gefühlt«, dass er anscheinend nur noch durch einen und in einem totalen Krieg gestillt, wenn auch nicht wirklich gelöscht werden konnte. Die funktionale Dimension der Rachebotschaften greift nämlich noch über den Zweiten Weltkrieg hinweg. Nach 1945 wurden in Frankreich staatlicherseits Rache- und Siegesdenkmäler (wieder) instand gesetzt. Zweck dieser Aktionen war es, den Triumph über den ehemaligen Besatzer auszukosten, und den nunmehrigen Besiegten ein weiteres Mal mit alten Erinnerungszeichen zu demütigen. Zeigen lässt sich diese Gefühlslage nach 1945 eindrucksvoll daran, wie die Pariser Regierung mit dem von den deutschen Besatzern 1940 abgetragenen »Monument des Alsaciens-Lorrains«, dem Gefallenendenkmal für die »Befreier Elsaß-Lothringens« im Wald von Compiègne (Oise) verfuhr (1922; Edgar Brandt). Es wurde originalgetreu wieder aufgebaut und fünf Jahre nach Kriegsende am Jahrestag des Waffenstillstands, am 11. November 1950, in einem feierlichen Akt von Charles de Gaulle eingeweiht. Seither liegt der deutsche Adler wieder erschlagen auf den Stufen des Denkmals, über dem der gallische Hahn den Sieg verkündet (Abb. 173)239. Selten nur löst der Poilu nach 1918 in Frankreich die Faust und stemmt sie entspannt in die Seite, wie wir es von italienischen Siegerdarstellungen her kennen, die auf Gedenkmalen mit aufreizender Körpersprache dem österreichischen Nachbarn furchtlose Wachsamkeit signalisieren. In Olevano Romano (Roma) steht beispielsweise ein eherner Fante mit freiem, d.h. ungeschütztem Oberkörper auf einem Marmorsockel; sein linker Arm liegt in provozierender Weise auf der Hüfte, während die rechte Hand abwehrbereit eine Handgranate umschließt. Die Inschrift auf der Plinthe begleitet seine Haltung mit einem Vers aus dem damals populären Lied »La leggenda del Piave« von Giovanni Ermete Gaeta alias E.A. Mario: »E IL PIAVE MORMORÒ / NON PASSA LO STRANIERO« (1922; Romolo Bernardi)240. 238 239 240

Vgl. noch die Ausführungen in Marshall (MO) von John Paulding (1927; »Saline County World War I Memorial«); Newberry (SC) von John Paulding (1928). Siehe hierzu unten S. 231. Siehe zu diesem beliebten Liedvers unten S. 168. Vgl. den überlebensgroßen Wachposten in KehlAuenheim (Ortenaukreis, Baden-Württemberg), der am 22.6.1930 unmittelbar nach dem Ende der französischen Besetzung eingeweiht wurde (1964 umgestaltet; Hermann Föry); ähnlich der Feldgraue für die Toten des 2.  Naussauischen Infanterie-Regiments Nr.  88 im ehemals besetzten Mainz, den der Soldatenverein vor der Kaserne am Drususwall enthüllen ließ (1937, kriegs-

70

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

Weitere Beispiele inszenierter Provokation äußern sich körpersprachlich über die Heldenbrust. In der toskanischen Gemeinde Foiano della Chiana (Arezzo) entblößt der Vaterlandsverteidiger mit beiden Händen entschlossen seine Brust und bietet sie gleichsam als Schutzwall für die Heimat den Geschossen des Angreifers dar (1923; Valmore Gemignani). Mitunter gaben sich auch die meist strammen Soldatenfiguren des deutschen Siegers betont lässig, insbesondere auf erobertem Boden, in einem (neuen) Grenzgebiet. Im Zentrum der seit dem 3. September 1917 von den Deutschen besetzten Stadt Riga stand seit September 1918 vor dem Gouvernementsgebäude für wenige Wochen ein hölzerner Landsturmmann auf hohem Podest, der anlässlich des ersten Jahrestages der Befreiung von der »Deutschen Kriegerhilfe« initiiert worden war. Seine linke Hand steckte tief in der Manteltasche. Der Blick war entspannt nach Osten gerichtet, als wollte er dem russischen Nachbarn herausfordernd sagen, er möge ruhig angreifen, der deutsche Landsturmmann würde schon noch mühelos mit ihm fertig werden241. Gleichzeitig dürfte die Hand in der Manteltasche wohl auch auf das Motto des Russenbezwingers Hindenburg angespielt haben, der im November 1914 erklärt hatte, es werde nur siegen, wer die stärksten Nerven habe242. Unmittelbar nach Abzug der deutschen Truppen wurde die Figur entweder von der Bevölkerung oder den Anfang Januar 1919 einrückenden Rotarmisten zerstört (Abb. 21)243. Leider scheinen zu diesem einzigartigen, jedoch kurzlebigen Kriegerdenkmal nur mehr spärliche Informationen vorzuliegen244. Die Haltung des Feldgrauen erinnert ein wenig an das Bild des Deutschen Michel, wie es vor dem Krieg auf Postkarten zum Jubiläumsjahr 1913 verbreitet wurde (Abb.  22). Dort begegnet uns der Michel mit der linken Hand in der Hosentasche, der Zipfelmütze auf dem Kopf und der Pfeife im Mund. Einem ihm über den Rhein mit dem Bajonett drohenden französischen Soldaten wehrt er lässig ab: »Nur sachte François – mich kannste gar nicht reizen. / Du weißt – vor 100 Jahren – da schlug es auch mal 13245!« Auf den Krieg einstimmen, den nächsten Krieg androhen sollte in deutschen Kriegswie Nachkriegszeiten bis 1945 die männliche Faust. Auf den überwiegend privat initiier-

241

242

243 244

245

beschädigt, ersetzt durch einen steinernen Stahlhelm auf Eichenkranz; Hans Hubert DietzschSachsenhausen). Abgebildet in: Rogge, Das Königl. Preuß. 2.  Nassauische Infanterie-Regiment Nr. 88 (1936), zw. S. 434 und 435. Vgl. die zeitgenössische Deutung in: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914‑1918 (1919), Bd 9, S. 215, s.v. »Der Tag von Riga«: »Der feldgraue Kämpe steht [...] in der dem deutschen Frontsoldaten eigentümlichen Ruhe und Gelassenheit da wie ein eherner Fels, den keiner, auch nicht eine Welt von Feinden, aus seiner selbstsicheren Ruhe bringen kann.« Hindenburg, Hindenburg-Worte (1918), S. 11: »Wenn Deutschland und Österreich-Ungarn stärkere Nerven haben und durchhalten werden – sie werden sie haben und sie werden durchhalten –, so werden sie siegen.« Zum populären Diskurs um deutsche »Nervenstärke« im Krieg Reimann, Der große Krieg der Sprachen, S. 41‑48. Kurznotiz in Sokol, Monumental’nye pamjatniki, S. 416, nicht verzeichnet in Lismanis, Kauju un kritušo karavīru piemiņai. Der Film zur Jubiläumsfeier in Riga am 3.9.1918 (B 5313, 14.2.1922, 345 m), in deren Verlauf das Standbild eingeweiht worden ist, ist verschollen; (8.8.2013). Hagenow, Politik und Bild, Kat.-Nr. 76.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

71

ten Plakaten und Bildpostkarten sehen wir mit Kriegsbeginn 1914 die »deutsche Faust«, eine eiserne Faust oder die »Siegfriedsfaust«246. Die gepanzerte Rechte wird erhoben, um dem Feind zu drohen, ihn abzuwehren oder dreinzuschlagen247. Selten nur wird die linke Hand gewählt248. Politische oder militärische Führer recken ihre Fäuste, ein Bismarck und ein Hindenburg schlagen mannhaft mit der Faust auf den Tisch249. Manche Bildpräsentationen dieser kämpferisch-kriegerischen Geste scheinen sich tief in das kommunikative Gedächtnis eingeprägt zu haben, denn der Faust unseres Augustaners begegnen wir auf einer offiziösen Postkarte aus der Frühzeit des Krieges wieder, die nach einer Vorlage des Wiener Künstlers Theodor Zasche gestaltet wurde und »Deutschlands Führer in grosser Zeit«250 zeigt251. Der Kaiser ist in feldgrauer Uniform und mit der Pickelhaube auf dem Kopf dargestellt. Mit starrer Miene schaut er in die unendliche Ferne, hoch erhoben die rechte Faust mit leicht angewinkeltem 246

247

248

249

250 251

Zur Einweihungsfeier des Krefelder Gefallenendenkmals vom 31.10.1915 dichtete beispielsweise Helene Kayer: »Mit eiserner Kraft drängt die deutsche Faust / Allerorten die Feinde zurück«, in: »Krefelder Zeitung«, 1.11.1915, zit. nach Wietzorek, Gefallenenverehrung, S. 53. Vgl. die Bildpostkarte mit der Illustration einer eisernen Faust, die von einem Ganghofer-Zitat begleitet wird: »Deutsche Siegfriedsfaust / erwürg’ den Drachen«. Vgl. die Titelseite des satirischen »Kladderadatsch«, 71 (6.1.1918), 1, wo eine deutsche Riesen-Rechte auf die vielen Feinde niedersaust. – Hagenow, Propaganda per Hand, S. 56, verweist daraufhin, dass die Bildpropaganda in Deutschland bis 1917 zumeist privaten Ursprungs war (»offiziöse, von staatlicher Seite geduldete und akzeptierte Bildpolitik«). Vgl. hierzu Schneider, Kriegspostkarten, S.  154‑159. Zur unterschiedlichen Handhabung amtlicher Bildzensur von sogenannten »Hetzpostkarten« in den deutschen Staaten vgl. Brocks, Die bunte Welt des Krieges, S. 29‑32; Brocks, »Unser Schild muss rein bleiben«, S. 27‑37. Hagenow, Politik und Bild, Kat.-Nr.  118, zeigt die rechte Faust des »eisernen Kanzlers« gegen drohende Ungeheuer mit der Bildunterschrift: »Wir Deutsche fürchten / Gott, aber sonst nichts / in der Welt. / Bismarck« (1914), vgl. hierzu Hagenow, Propaganda per Hand, S. 58 f.; ferner Hagenow, Politik und Bild, Kat.-Nr. 215: »Ein Schlag und ihr steht im Hemd da!« (1914/15); Kat.Nr. 121: die eiserne Faust gegen den italienischen Dolch, »Denk an Novara« (um 1918; ÖsterreichUngarn, Rotes Kreuz Kriegshilfsbüro, Wien); Kat.-Nr.  120: »Möchte die deutsche Hand auch beim Friedensschluß eisern sein« (1919). Im Weiteren auf der politischen Ebene drohend der Abgeordnete Maximilian Pfeiffer (Zentrum) unter stürmischen Beifall: »Will man uns diese Feder in die von Hunger und Entbehrung gekrümmte Hand zwingen? Es kann sein, daß diese Hand nicht schreibt, sondern sich gar leicht zur Faust ballt!«, Stenographischer Bericht der 34. Sitzung der Nationalversammlung vom 10.4.1919. In: Verhandlungen der verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung, Bd 327, S. 921. Vgl. etwa den 76er in Felduniform, der auf das vor ihm liegende japanische Ultimatum seine linke Faust schlägt, während die Rechte auf dem Gewehr ruht, mit der Botschaft: »Und wenn die Welt voll Teufel wär’ und / keinem wär zu trauen, / So fürchten wir uns dennoch nicht, / Wir halten’s wie der Kaiser spricht: / Wir werden sie verhauen.« (1914), abgedruckt in: Schneider, Kriegspostkarten, S. 188, Abb. 2. Bismarck: Hagenow, Politik und Bild, Kat.-Nr. 35: »Der steinerne Gast in Brest-Litowsk« (1918); nachgebildet dem Monumental-Denkmal in Hamburg von Hugo Lederer (1906), hier ist es einmal mehr die linke Faust, da die reale Skulptur mit der Rechten das Schwert hält, vgl. Kat.Nr. 118 (oben Anm. 247). Hindenburg: Kat.-Nr. 196: »Schach! Schach!« (1916), hierzu Hagenow, Propaganda per Hand, S. 57: »Der Wucht und durchschlagenden Kraft der Faust des Generals sind die verschreckten Gesten der Gegner gegenübergestellt.« Vgl. im Weiteren Zetzmann, Deutsche Silbermedaillen, Nr.  4152: Auf der Rückseite dieser Prägung für Manfred von Richthofen zerschlägt die Faust ein englisches Flugzeug (1917). So die Legende auf der Silbermedaille mit dem Porträt Wilhelms II., Schulman, Catalogue Avril LXV 1916, Nr. 585 (1914/1915). Hagenow, Politik und Bild, Kat.-Nr. 116 (jedoch mit falscher Datierung).

72

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

Arm, wie wir sie von unserem Rache-Denkmal her kennen, während die Linke an der Seite den Marschallstab umfasst. Wilhelms Haltung drückt Entschlossenheit, Stärke und Tatkraft aus. Die visuelle Botschaft wird vom unterlegten Text, einer Passage aus seiner Ansprache »An das Deutsche Volk« vom 6. August 1914, noch verstärkt: »Und wir werden diesen Kampf bestehen auch gegen eine Welt von Feinden. Noch nie ward Deutschland überwunden, wenn es einig war«. Die Geste des obersten Heerführers war zuvorderst an das eigene Volk gerichtet, konnte aber auch als Drohgebärde gegen die besagte »Welt von Feinden« verstanden werden. So scheint denn auch die Entente diese Geste aufgefasst zu haben. Der drohenden Rechten des Kaisers antwortete der britische Kriegsgegner im selben Kriegsjahr ungerührt mit der geballten Linken: »Should this meet the eye of Wilhelm or Willie«252. Und gleich mehrere französische Fäuste drohen Wilhelm II., der neben einem Grenzpfahl mit einer Tafel »Via Berlin« steht: »Nous aurons ta peau, Guillaume! Tu as semé le vent, tu récolteras la tempête. T’as beau crâner, va. On te la défrisera, ta moustache«253. In einem industriellen Krieg, in dem die bloße Faust als Waffe nutzlos war, wurde ihr dennoch ein hoher symbolischer Wert beigemessen. In ihrer bildlichen Schlagkraft, die half, Gefühle und Empfindungen zu vermitteln, wurde sie daher grenzübergreifend in der Kriegspropaganda eingesetzt. Gedacht war sie zwar in erster Linie als moralischer Appell nach innen für die eigene Bevölkerung, aber zugleich auch gegen den Feind gerichtet, der hierauf zu reagieren suchte; zumeist unterfütterte er seine Bild-Antworten bzw. »Gruß-Erwiderungen« mit ähnlich gelagerten Drohungen. Die Rache-Faust erscheint, wie bereits am Beispiel der exoriare-Medaille Eberbachs ausgeführt, recht früh in der privat motivierten Bildagitation des Krieges. Auch Deutschlands berühmtester Medailleur Karl Goetz setzte das Motiv ein. Anlässlich der oben erwähnten Tragödie von Luftschiff L 19 gab er 1916 eine silberne Gussmedaille heraus (Abb. 23). Auf der Vorderseite gravierte er einen in den Fluten versinkenden Zeppelin. Auf dessen Plattform stehen mehrere Besatzungsmitglieder, von denen besonders einer herausgehoben ist, der die Briten, wie der Text auf der Rückseite verrät, gestenreich verflucht. Die rückseitige Legende ist zwischen dem Auge Gottes und der Waage der Gerechtigkeit gesetzt und lautet: »FLUCH DEN BRITEN / ZUR SEE FLUCH EUREM / SCHLECHTEN GEWISSEN / HILFESUCHENDE SCHIFF- / BRÜCHIGE HABEN UNTER / GEHEN MÜSSEN«. In diesem konkreten Fall ist es nicht, wie bei Eberbach, ein Skelett, sondern sind es die Schiffbrüchigen selbst, die den untätigen Briten mit der Faust drohen254. Mit der RacheFaust konnte darüber hinaus das deutsche Stereotyp vom raffgierigen Engländer verbunden werden, wie auf einer Bildpostkarte um 1915/1916 deutlich zu erkennen ist 252 253 254

Ebd., Kat.-Nr. 119; Hagenow, Propaganda per Hand, S. 61. »Via Berlin«, in: Schneider, Kriegspostkarten, S. 195, Abb. 10. Abgebildet in: Kienast, The Medals of Karl Goetz, op. 174; Schulman, Catalogue LXVII 1917, Nr. 669, Pl. V; Zetzmann, Deutsche Silbermedaillen, Nr. 5040. Vgl. noch Kienast, The Medals of Karl Goetz, op. 155: Der auf einem U-Boot sitzende Neptun mit dem Dreizack droht Britannien mit seiner Rechten, Umschrift: »GOTT STRAFE ENGLAND 18 FEBRUAR 1915« (Beginn des uneingeschränkten U-Boot-Kriegs gegen Großbritannien); op. 163: Eine Faust ragt aus dem Meer und droht der britischen Kriegsflagge (Versenkung von U 41 durch das britische Q-Ship »H.M.S. Baralong« am 24.9.1915; sog. »Zweiter Baralong-Fall«).

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

73

(Abb. 24). Der Künstler ist der damals bekannte Potsdamer Maler Willy Brandes. In den Fluten der Nordsee steht drohend eine übergroße Lichtgestalt mittelalterlicher Prägung, die für den offenen, ritterlichen Kampf steht. Dieser »deutscher Riese«, so der Begleittext, schüttelt seine gepanzerte Faust gegen einen britischen Händler im John-Bull-Typus, der kaum Platz auf seiner felsigen Insel hat angesichts der vielen Säcke voller Goldmünzen, vor denen er kauert. Verpflichtet ist diese Illustration dem alten National-Stereotyp vom geldgierigen Krämer, hinter dessen Reichtum sich überdies noch die winzige britische Flotte versteckt. Im Text wird die »deutsche Faust« angesprochen, wobei das Deutsche Reich zum Sprachrohr der ganzen Welt wird, gegen die es doch nun eigentlich Krieg führte:

»Aber geschieht’s, was wir hoffen, dann greife, du deutsche Faust, / hinüber ins sichere Nest, wo der Schurke haust, / Dann, deutscher Riese, dann reck’ dich empor und lass / Ihn spüren: Du Schurke, wir haben nur einen Hass! / Wir suchen nur eine Rache! Wir heben zum Schlage die Hand / Im Namen der ganzen Erde: Wehe Dir Engeland255!«

Die Wertschätzung der Faust in der deutschen Kriegspropaganda, vor allem in dem beliebten Massenmedium der Bildpostkarte, die zudem als Feldpostkarte portofrei befördert wurde256, lässt sich an unzähligen Beispielen ablesen. Als deiktisches Symbol steht sie für (noch) nicht ausgelebte bzw. unbewältigte Emotionen, die durch virtuelle Handlungsbereitschaft – erhobene, zum Schlag bereite Rechte – kompensiert und potenziert werden. Diese »Pathosformel«, um mit Aby Warburg zu sprechen, überträgt für alle sichtbar einen inneren Gemütszustand nach außen, der von Dritten Aktionen einfordert und Gefühle provoziert. Solche PathosFormeln sind »Bildformeln emotionaler Intensität«257, die im Rahmen virtuell geforderter Handlungen einen »Überschwang an Gefühlen«258 ausdrücken und deren Träger entsprechende Kompensation erwarten. In dieses Gefühlsmuster, in dem sich zugleich ein Teil der veröffentlichten Meinung widerspiegelt, werden negative Gefühle übertragen, die nicht ausgelebt werden können oder dürfen. Die Ohnmacht Matthias Erzbergers angesichts der harten Waffenstillstandsbedingungen in Compiègne spiegelte sich bekanntlich in der späterhin legendären Sentenz: »Ein Volk von 70  Millionen leidet – aber es stirbt nicht«. Karl Goetz verknüpfte diese trotzige Sentenz auf einer Münze ausdrucksvoll mit vielen Fäusten, die sich im November 1918 in die Höhe recken (Abb. 25)259. »Die Bildersprache der Gebärde«, so Aby Warburg, »häufig durch Inschriften um die Sprache des Wortes, die sich auch 255 256 257

258 259

Vgl. ähnliche Hassgedichte und Lieder in: Oellers, Wehe dir, England! (1915). Vgl. zum Verbreitungsgrad und Popularität dieses Mediums Hagenow, Mit Gott für König, Volk und Vaterland, S. 152‑159; Fischer, Die propagandistische Funktion von Bildpostkarten, S. 63‑66. Wenger-Deilmann/Kämpfer, Handschlag, S.  191. Warburgs Pathosformel wird von den beiden Autoren mit guten Argumenten wieder in den Diskurs eingeführt, wobei sie sie als »Erregungspose« in der politischen Bildsprache verstehen. Von mir wird diese Formel hier auf den memorialen Bereich angewendet. Herding, Emotionsforschung, S. 11. Kienast, The Medals of Karl Goetz, op. 215 revers. Vgl. zur Erklärung Erzbergers bei der Unterzeichnung des Waffenstillstands am 11.11.1918: »Das deutsche Volk, das fünfzig Monate lang standgehalten hat gegen eine Welt von Feinden, wird ungeachtet jeder Gewalt seine Freiheit und Einheit wahren. Ein Volk von siebzig Millionen leidet, aber es stirbt nicht«, in: Der Waffenstillstand 1918‑1919 (1928), S. 73.

74

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

ans Ohr wendet, verstärkt, zwingt durch solche gedächtnismäßige Funktion [...] durch die unzerstörbare Wucht ihrer Ausdrucksprägung zum Nacherleben menschlicher Ergriffenheiten in dem ganzen Umfange ihrer tragischen Polarität vom passiven Erdulden bis zur aktiven Sieghaftigkeit«260. In der politischen Ikonographie der deutschen Nachkriegsdenkmäler ist dieser »Superlativ der Gebärdensprache«261 recht früh auszumachen: Im Juli 1919 entschloss sich die Stadt Bonn für den Ankauf eines Denkmalentwurfs des in Köln geborenen Bildhauers Karl Menser. Es handelte sich hierbei um eine monumentale Figurengruppe mit dem Titel »1918« (Abb. 26). Ein unbekleidetes Paar steht einträchtig nebeneinander. Sie symbolisieren gemeinsam gefühlte Trauer und trotzige Ohnmacht. Der Mann ballt seine rechte Hand hinter dem Rücken zur rächenden Faust262. Die britischen und später französischen Besatzungsmächte verhinderten jedoch bis 1926, dass dieses provokante Kriegerdenkmal, das sich ja vor allem gegen den Waffenstillstand und seine Folgen richtete, in Bonn aufgestellt werden konnte. 1921 schlug Menser der Stadt vor, die »geballte Faust« auf dem Rücken vorerst nicht auszuführen, um Einwände der Besatzungsmacht zu entkräften. Das »Bildwerk« war schließlich im März 1922 fertiggestellt. Nach Abzug der Besatzungstruppen sollte die Faust eingearbeitet, die auf dem Bauhof versteckte »Koloss-Gruppe« endlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Doch schien der Stadt das monumentale Denkmal nun aus ästhetischem Empfinden heraus nicht mehr genehm, der Oberbürgermeister verzögerte über Platzund Kostenfragen jahrelang eine Aufstellung, bis schließlich der Witwe Mensers 1935 das Denkmal unverrichteterdinge zurückgegeben wurde263. Der frühere Vizekanzler Karl Helfferich gab die von Menser geteilte nationalkonservative Gefühlslage kurz vor der Ratifizierung des Versailler Vertrags am 26. Juni 1919 vor Berliner Studenten folgendermaßen wider: »Die Würfel sind gefallen. Wir stehen dabei mit geballter Faust und blutendem Herzen, ohnmächtig, das Verhängnis abzuwenden264.« Nachdem in der visuellen Kommunikation die Faust als Drohgebärde anfänglich noch auf dem Rücken »versteckt« worden war, sollte sie alsbald schon als Rache-Geste in der Vorderansicht auftauchen. Anders als noch in der Kriegspropaganda wurde nun als Pathosformel des ohnmächtigen Trotzes und künftiger Rache nicht so sehr die rechte Schwert-Hand, sondern eher die linke, die Schild-Hand, geballt. Der »Held mit der geballten Faust« gehört zum Typus des damals gängigen »trotzigen Kriegers«, der durch diese Geste ebenso wie der tote Augustaner den Über- und Nachlebenden die gemeinsam gefühlte Wut anzeigte. Dieser Rache-Krieger unterscheidet sich allerdings von der drohenden Augustaner260 261 262

263

264

Warburg, Der Bilderatlas Mnemosyne, S. 5. Vgl. ebd., Tafel 45. Entwurf für Muschelkalk, in Vorderansicht abgebildet in: Fischer, Karl Menser (1931), Tafel LXIV. Vgl. die Interpretation des von Menser beauftragten Prof. Dr. Winter am 15. Mai 1919, kurz nach Bekanntwerden der Vertragsbedingungen, Stadtarchiv Bonn, Pr 42/52, Bl. 9. Stadtarchiv Bonn, Pr 42/52. Zu danken habe ich Herrn Johann Frehse, Stadtarchiv Bonn, für die freundliche Unterstützung. – In einer sehr ähnlichen Form hat Menser den Entwurf schließlich 1928 im rheinischen Neuwied vollplastisch in Bronze umgesetzt, wobei der drei Meter große Mann nun nicht mehr trauert und die Faust an der linken Körperseite offen ballt, abgebildet in: Fischer, Karl Menser (1931), Tafel LXV. Helfferich, Der Friede von Versailles (1919), S. 4.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

75

Leiche insoweit, als seine Faust nicht offen gegen den Feind erhoben, sondern weniger auffällig an der Seite – gewissermaßen an der Hosennaht – geballt wird. Auf diese Weise wird die gefühlte Ohnmacht des Geschlagenen, dessen Rache-Gefühle vor allem an dieser Geste zu erkennen sind, visualisiert. Offenbar scheint auf Kriegerdenkmälern nach 1918 kein zweites Mal die »deutsche Heldenfaust«265 mit Vergils Rache-Vers verbunden worden zu sein. Gedanklich ist diese Verbindung jedoch oft gezogen worden, erinnerte die Faust doch wiederum an den zornerfüllten Großen Kurfürsten, mit dem sich so mancher Grenadier oder Kürassier identifizierte. Anlässlich der Einweihungsfeier des indes »faustlosen« Kriegermals für das Leib-Kürassier-Regiment Großer Kurfürst (Schlesisches) Nr. 1 in Breslau am 13. Juli 1924 bekundete Oberpfarrer Walter Richter beim Regimentsappell: »Auch er [sc. der Kurfürst] ist durch einen schlechten Frieden um die Siegeserfolge seines Schwertes gebracht, auch er hat die Faust geballt und nach dem Rächer aus seinen Gebeinen gerufen266.«

Ungeachtet dessen fand und findet sich die Trotz-Faust – mitunter von erläuternden Inschriften oder Festansprachen begleitet – in vielen deutschen Städten und Dörfern. Zumeist harrten die Faust-Krieger dort auf »den Tag«, den Tag der Rache. Der Krieger demonstrierte den von den Stiftern als unerträglich empfundenen Zustand und deutete Entschlossenheit und Kampfbereitschaft an. Selten wird dabei die ohnmächtige Wut gegen die Kriegsfolgen so heftig gefühlt, dass der Krieger beide Fäuste erhebt, wie auf dem städtischen Mal im württembergischen StuttgartFeuerbach (»Ohnmacht und Wille«; 1929; Daniel Stocker/Stadtbaurat Friedrich Holstein; Abb. 27)267. Auf Regimentsdenkmälern war die Faust ein überaus beliebtes Motiv, das vom Kriegsende an bis etwa in die Mitte der 1930er Jahre im Deutschen Reich nachzuweisen ist. Das allmähliche Verschwinden dieser spezifischen »Pathos-Formel« hängt sicherlich mit der schrittweisen Revision des Versailler Vertrags zusammen, mit der Saarabstimmung vom 13. Januar 1935, dem »Gesetz für den Aufbau der Wehrmacht« vom 16. März 1935 oder der deutschen Besetzung der entmilitarisierten Rheinlande am »Heldengedenktag« des Jahres 1936. Noch vor den Augustanern hatten sich die Garde-Schützen in Berlin-Dahlem für die Rachefaust, die ihr eherner Feldgrauer an der linken Hosennaht ballt, entschieden (1923‑1946; Gerhard 265

266

267

Louis Engelbracht, »An England«: »Die Rache wird den Erdball umgestalten, / und wo die deutsche Heldenfaust nicht reicht, da lässt der Himmel jene Mächte walten«, in: Oellers, Wehe dir, England! (1915), S. 26. Ansprachen und Reden (1924), S. 15. Das Denkmal stellte einen Kürassier an der Seite seines Pferdes dar, der trauernd die Standarte senkt (1924; Josef Limburg); abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S.  173. Vgl. demgegenüber die anti-militaristische Kritik an der Kurfürstentümelei seiner Tage von Carl von Ossietzky, Der Minister und der Große Kurfürst, in: »Das Tage-Buch«, 3.4.1926. Abgebildet in: Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs (1930), S.  184. Zur Deutung der Gruppe der Oberbürgermeister von Feuerbach: HStA Stuttgart, M 746 Bü 56. Vgl. das Motiv bei Kienast, The Medals of Karl Goetz, op.  230 (1919): Bismarck ballt in den Wolken beide Fäuste, da die Deutschen den Frieden unterschrieben haben, mit der Legende: »WAR ES FRÜHER / GEHASST, SO WIRD ES JETZT MIT RECHT / VERACHTET. ES MUSS SICH SOGAR / SELBST VERACHTEN BIS DIESE / SCHMACH MIT DEM BLUTE UN- / SERER FREUNDE [sic!] ABGEWA- / SCHEN WIRD!«.

76

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

Janensch). Das ehemalige Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr.  2 wählte hingegen die rechte Faust: Am 22. Juni 1924 wurde in Berlin-Kreuzberg auf der Mittelpromenade der Baerwaldstraße das antikisierende Kriegerdenkmal eingeweiht (Abb. 28). Der Berliner Bildhauer Eberhard Encke hatte bereits 1919 diesen nackten, in die Knie gesunkenen Krieger entworfen: Er fasst sich mit der Linken ans Herz, während die Rechte auf dem Schenkel zur Faust geballt ist. Mental befanden sich die Gardisten dabei immer noch im Krieg, wie die Bildbeschreibung in ihrer Festschrift verrät: »Ein steinernes Antlitz in Schmerz erstarrt – eine Hand, die in Selbstzerfleischung an das Herz greifen zu wollen scheint, – Kniee, die die Last von zehn [sic!] Kriegsjahren zu Boden gezwungen hat – unerträglich fast der Leidenszug, der sich in allen Linien ausspricht! Und doch – [...]: Nicht Schmerz allein künden die starren Züge, da ist noch etwas anderes, da ist mehr als Leiden und Trauer, da ist finstere, aber heilig-feste Entschlossenheit, und die Faust, die sich dort auf dem Schenkel ballt, sie spricht vom stolzen Willen, durchzuhalten, bis dies Herz wieder frei, die Schultern stark geworden sind, um die Bergeslast, die ein hartes Schicksal darüber getürmt hat, in gewaltigem Schwung abzuwälzen268.«

Angehörige des in Göttingen beheimateten ehemaligen 2. Kurhessischen InfanterieRegiments Nr. 82 entschieden sich 1925 gegen eine solche idealistische Formgebung. Sie wählten einen 2,30 Meter großen Feldgrauen aus grünem Porphyr, der im offenen Mantel lässig im Kontrapost steht und seine linke Faust leicht anhebt (Abb. 29; 1925, 1953 versetzt, 1988 gestürzt; Roland Engelhard). Eine zeitgenössische, einheimische Stimme kommentierte die Einweihung am 23. August 1925 mit wohlwollenden Worten und dokumentierte – anders als die vorsichtige Festschrift der 82er – die »heißen« Gefühle der Nachlebenden: »Das ist der 82er, der schon den Schmerz, den Groll und den Zorn der unverdienten und unerwarteten Niederlage in sich trägt – die helmbeschatteten Augen, das hagere Gesicht, sie reden deutlich davon – und dem trotz allem oder gerade darum ein unbezwingliches Dennoch auf den trotzigen Lippen liegt, tatengewillt bekräftigt durch die zur Faust geballte Linke269.«

268

269

Festschrift: »Die Denkmals-Einweihung«, Berlin 1924, o.S., in: BArch, MSg  3/1026; »Militärwochenblatt«, 5.4.1924, S.  509. Der »Vorwärts«, 24.6.1924, übersieht eigentümlicherweise die Faust. Siehe hierzu besonders S. 137 f. Für einen angemessenen Hintergrund sorgten ursprünglich die 1974 abgerissenen Kasernen des Regiments. Keine zwei Monate nach seiner Errichtung wurde das Mal anlässlich des kommunistischen »Antikriegstages« von unbekannten Tätern mit roter Farbe übergossen, »Franzer-Nachrichten«, 50 (August 1924), S. 7. – Vgl. eine ähnliche Pose im figürlichen Denkmal des Infanterie-Regiments Kaiser Wilhelm (2. Großherzoglich Hessisches) Nr. 116 in Gießen (1925; Wilhelm Heidwolf Arnold), siehe hierzu S. 121. Rektor Tecklenburg, Die Denkmalsweihe (1925), S. 70. Vgl. hierzu Oberstleutnant a.D. Dieterichs, Festschrift zur Denkmalsweihe (1925), S.  7: »Das Standbild eines schlichten deutschen Soldaten« (ohne die Faust zu erwähnen), jedoch später Dieterichs, Festschrift zum 4. RegimentsAppell (1937), S. 12: »Der 82er fasste sein Gewehr fester und ballte die Faust vor Kummer und Wut über das, was man der Heimat und seinem ehrenfesten Soldatentum angetan hatte.«; Saathoff, Göttinger Kriegsgedenkbuch (1935), S.  211  f.: »Trotzig und entschlossen ist seine Haltung«. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Trotzkrieger als »Ehrenmal« für die Toten der einstigen ostpreußischen Infanteriedivisionen der Wehrmacht weiter verwendet, Nissen, Das Ehrenmal; Biermann/Lindloff, »Alle werden fallen«. Der Faustkrieger befand sich von 1988 bis 2004 in der Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne in Osterode.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

77

Expressionismus und Mittelalter gingen demgegenüber in (Hamburg-)Altona eine ungewöhnliche Symbiose ein. An ihrem alten Garnisonsort setzte im gleichen Jahr wie die 82er das ehemalige Infanterie-Regiment Graf Bose (1. Thüringisches) Nr. 31 vor die Johanniskirche ein expressionistisches Säulenmonument aus Klinker und Keramik. An diesem flammenartigen Gebilde stehen drei nackte Krieger, einer von ihnen trägt eine Kolbenfrisur und ballt die linke Faust (1925; August Henneberger/ Architekten Heinrich Esselmann und Max Gerntke; Abb. 30)270. Ihnen gleich tat es in Göttingen das ehemalige 4. Lothringische Infanterie-Regiment Nr. 136, das seinen Gefallenen den Erzengel Michael in mittelalterlicher Rüstung mit Flammenschwert weihte. Selbst der Nationalheilige der Deutschen krampft dort seitlich die Linke. Um die Geste nicht allzu offensichtlich werden zu lassen, ist der Handrücken hier allerdings dem Betrachter zugedreht (1929, 1979 versetzt in die Lützow-Kaserne nach Münster-Handorf; Hans Dammann; Abb. 31)271. Im Unterschied zu den deutschen Stiftern war der einstigen Donaumonarchie nicht nur die Rachefaust, sondern auch die abwehrbereite Rechte geläufig. Slowenische Truppen hatten im Februar 1919 nach dem Zusammenbruch des Vielvölkerstaats das österreichische Grenzgebiet besetzen wollen. Das sogenannte »Abwehrkämpfer-Denkmal« im Rathaus im steirischen Radkersburg bezieht sich mit seinen naturalistischen Fresken auf den Kampf der »Radkersburger Freischar« bzw. des »Bauernkommandos« gegen die Invasoren. Zwar steht die Faust prinzipiell dem trotzigen Mann in Uniform zu; so wundert es daher wenig, dass im steirischen Knittelfeld zur Rechten der Germania ein junger Weltkriegssoldat kniet, der die rechte Hand zur Faust ballt (1925; Hans Beres)272. Doch in Radkersburg sind es einmal auch Zivilisten, die als bürgertreue Vaterlandsverteidiger und Grenzschützer gegen die Slowenen ihre Fäuste ballen (1929; Fritz Silberbauer)273. In den frühen 1930er Jahren wurde die Hand zwar immer noch an der Seite geballt, aber die Ohnmacht schien allmählich einer gewissen Erwartung zu weichen, diese Faust bald wieder einsetzen zu können. Bei dem eher seltenen Fall einer rechts geballten Faust in Wuppertal-Nächstebreck (1931; Ernst Müller-Blensdorf; Abb. 32) heißt es in der damaligen Lokal-Presse: »Die linke Hand umkrampft das bei Fuß gehaltene Gewehr, die rechte hängt geballt herab [...] Der fest geschlossene Mund gräbt zugleich Schmerz und Trauer und unbeugsamen Willen in das hagere Antlitz. Unter dem Stahlhelm hervor blicken Augen voll Sehnsucht und Erwartung auf ein fernes Ziel. Das Standbild ist Symbol des geschlagenen, aber nicht besiegten Volkes, das einer größeren Zukunft entgegenharrt274.«

270

271 272 273 274

Vgl. zum Denkmal die Broschüre: 31er Regimentstag anläßlich der Denkmalsweihe (1925), S. 10; abgebildet in: Studt, Infanterie-Regiment Graf Bose (1. Thüringisches) Nr. 31 (1926), [o.S.]; zur späteren Auseinandersetzung mit dem Denkmal: Arbeitsgruppe »Kriegerkultmal« des Kirchenvorstandes der St. Johannisgemeinde Altona: Nein zum Kriegerkult. Abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 85. Vgl. hierzu Riesenfellner, Todeszeichen, S. 46. Zum Denkmal Silberbauer, Fritz Silberbauer, S. 241‑250; Riesenfellner, Todeszeichen, S. 57 f. Zu den Ereignissen insbesondere Kurahs, Die Entwicklung, Bd 1, S. 175‑351. »Bergisch-Märkische Zeitung«, 1.6.1931, zit. nach Meyer-Kahrweg, Denkmäler, S. 292.

78

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

Während die meisten soldatischen Figuren ihre Faust an der Seite tragen275, hebt der feldgraue Faust-Krieger der Gemeinde Hüllhorst (Lkr. Minden-Lübbecke, Nordrhein-Westfalen) seine geballte Linke mit einer leichten Drehung nach außen an (Bronze; 1930; Hans Dammann; Abb.  33)276. Gleiches unternimmt der Feldgraue in Paderborn für das ehemalige 7.  Lothringische Infanterie-Regiment Nr. 158 (1934‑1950, 1955 wieder errichtet; Hans Dammann; Abb. 34)277. Nach 1935 finden sich aus den oben genannten Gründen nur noch wenige Faust-Krieger. So ballt seit 1938 ein verspäteter, weil eben 1934 konzipierter Trotz-Krieger von Heinrich Sprick in Rüthen-Kneblinghausen (Lkr. Lippstadt, Nordrhein-Westfalen) – einst unter einem Hakenkreuz – seine wuchtige Linke (Abb. 35)278. Sitzende Faust-Krieger sind eher selten anzutreffen. Berüchtigtes Beispiel in Deutschland ist der thronende Krieger der Universität Erlangen (1930‑1946; Eduard Beyrer), der seine angekettete linke Hand ballt. Er wird uns im folgenden Kapitel noch näher beschäftigen279. Der Weltkriegssoldat steht oder sitzt jedoch bald nicht mehr nur in verhaltener Wut auf einem Postament. Er beginnt sich Anfang der 1930er Jahre aus seiner Starre zu lösen. Seit 1932 marschiert ein verwundeter Feldgrauer vor der St. Johanniskirche in Hamburg-Harburg »tatbereit« voran, seine Faust »bewegt« sich hierbei im Marschrhythmus, das Gewehr ist quer über die Schulter gelegt. Dieses mehr als zehn Meter hohe »Ehrenmal« der Stadt für 3000 gefallene Harburger sollte vor allem »den trotzigen Mut des wieder in den Kampf ziehenden Kriegers« symbolisieren. Es besaß in den damals verbreiteten Deutungen und artikulierten Wahrnehmungen sowohl eine innere wie äußere Stoßrichtung (1932; Hermann Hosaeus; Abb. 36)280. Auch in der frühen NS-Zeit stehen Faust-Krieger 275

276 277

278

279 280

Starre Faust-Krieger finden sich darüber hinaus in Ettlingen-Spessart (Lkr. Karlsruhe, BadenWürttemberg) oder Luckenwalde (Lkr. Teltow-Fläming, Brandenburg; Bronze; 1929‑1942, Metallspende). Für freundliche Hinweise danke ich Herrn Dirk Oermann, Gemeinde Hüllhorst. Original abgebildet in: Möller, Geschichte des Paderborner Infanterie-Regiments (7.  Lothr.) Nr. 158 (1939), o.S. [S. 555]. Noch 1955 heißt es in der Festschrift anlässlich der Regimentstage und Einweihung der Denkmäler für die Gefallenen, S.  18, unreflektiert, das wiederaufgestellte Denkmal, »das Sinnbild des ›Unbekannten Soldaten‹«, möge »Andenken, Ehrung und Mahnung bleiben«, wobei nicht die Mahnung vor Krieg und Zerstörung, sondern zur steten Erinnerung an die Gefallenen gemeint war. »Der Patriot«, 18./19.6.1938: »Die überlebensgroße Figur des Kriegers, von dem Adler überschattet, spricht von der Unsterblichkeit des Soldatentums und des Wehrgeistes in unserem Volk«, zit. nach Bach, Studien, Kat.-Nr. 318. Siehe zum »Siegfried« von Hangelar noch S. 161. Siehe unten S. 204‑206. »Harburger Anzeigen und Nachrichten«, 16.1.1932. Unter den vier Inschriften lautet die von Hosaeus selbst erdachte Botschaft: »WUNDEN ZUM TROTZ / TATBEREIT HEUTE WIE EINST / UND IN ALLER ZEIT / DEUTSCHLAND / FÜR DICH«. Hosaeus hatte diese sprachliche Eigenkomposition bereits, wenn auch erfolglos, für sein Kösener Löwenmal vorgeschlagen, das Corps wählte jedoch ein Zitat von Theodor Körner, so Kutz, Die Chronik der Rudelsburg, S. 76, 78 und S. 80. Die Figur ist in der damals schon seltenen Kupfertreibarbeit ausgeführt, vgl. Hosaeus, Brief an den Reichskunstwart, 4.7.1931, über den von ihm selbst so genannten »Kerl in dem grünen Kupferton«, BArch, R 32/373a. Eine anti-bolschewistische Stoßrichtung enthalten die Reden zur Einweihung, »Hamburger Nachrichten«, 27.6.1932. Das Soldatenmal ist seit 1932 Eigentum der Kirchengemeinde. Zur Rezeption und Gegen-Aktionen nach 1945 vgl. »Der Soldat«, S. 14‑16. Zum Gegendenkmal eines trauernden Kindes inmitten von Stahlhelmen (1988; Hendrik-André Schulz) vgl. Walden, Das Schweigen, S. 40.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

79

nicht mehr nur steif auf ihrem Posten und warten auf den Tag der Vergeltung, sondern konnten in dynamischer Bewegung rachsüchtigen Kampfgeist demonstrieren, der sich gegen äußere wie innere Feinde richtete. In Viersen-Dülken schreitet ein fast vier Meter hoher »Jung-Siegfried« in den künftigen Krieg hinaus. In der Rechten hält er das »neu geschmiedete« Kurzschwert, die Linke ist zur Faust geballt (1934; Willy Meller)281. Das »Gesetz für den Aufbau der Wehrmacht« vom 16. März 1935 sorgte schließlich für neugewonnenes Selbstbewusstsein, dass sich in der DreierGruppe von Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis, Baden-Württemberg) widerspiegelte: Zwei Soldaten ballen ihre linke Faust, während der Dritte zum Gleichschritt die Trommel schlägt (1936; Wilhelm Kollmar; Abb. 37)282. Spätere Betrachter mochte wohl die vollplastische Ausführung an das nationalsozialistische Soldatenlied »Reißt eure Fahnen hoch« erinnern, wo es heißt: »Denn einer ist, der zündet und führt. Wir aber marschieren, marschieren. Die Fäuste geballt und die Trommeln gerührt! Wir haben ein Reich zu verlieren283!« Im städtischen Denkmal für den in der Skagerrak-Schlacht gesunkenen Kreuzer »Rostock« wurde schließlich in Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) ganz im Sinne der Wiederaufrüstung zu den Waffen gegriffen. Ein gusseiserner Matrose hielt ein Torpedo-Geschoss in seinen Armen und ballte gleichzeitig die angewinkelte Linke zur Faust (28. Juni 1936 bis 1945; Wilhelm Wandschneider; Abb. 38)284. Zumeist steht der faustballende Feldgraue allein auf dem Sockel, jedoch konnte sich gelegentlich auch die »Heimat« in Form von Frau und Kind hinzugesellen. Auf dem Amtsdenkmal im ostwestfälischen Enger beispielsweise steht ein Infanterist im langen Mantel und schweren Marschstiefeln (1929; Hans Dammann; Abb. 39). Der rechte Arm des Frontsoldaten ist schützend um Frau und Kind gelegt. Die Rechte hält dabei zugleich ein Gewehr, die linke hingegen ist an der Seite zur Faust geballt. Unter einem Stahlhelm schaut er in die Ferne, das Gesicht wird von herabgezogenen Mundwinkeln dominiert. Während sich die Frau an die Brust des Soldaten schmiegt, schaut das Kind über ihre Schulter hinweg in die gleiche Blickrichtung wie der Frontkämpfer. Der Berliner Bildhauer Hans Dammann gab seinem Werk den Titel »Schutz der Heimat«. Die Inschrift auf dem Sockel lautet: »SEINEN 408 SÖHNEN, DIE SICH / IM WELTKRIEGE 1914‑1918 / ZUM SCHUTZE DER HEIMAT / OPFERTEN.« Abgehoben wurde mit dieser Widmung auf den angeblich defensiven Charakter der Kriegführung, deren Ziel es gewesen sei, gegen die vielen Feinde die Heimat, Frau und Kind, zu schützen. Auch künftige Generationen werden, wie 281

282 283 284

Weiherede des SA-Gruppenführers August Wilhelm Prinz von Preußen am 21.10.1934: »Er hat das ja in der Hand, was zerbrochen wurde durch Feigheit und Hinterlist in der Heimat und hat es neu geschmiedet und will es vorantragen einem neuen Deutschland«, zit. nach Schirrmacher, Der Siegfried, S. 45; vgl. zu diesem NS-Mal ebd.; bedingt Nabrings, »...eine immerfort währende Mahnung...«, S. 46‑48 und S. 178; aus NS-Sicht Brocher, Dülkens Ehrenmal (1939), S. 86 f. Zur Dolchstoß-Legende im Denkmal siehe besonders S. 153‑161. Vgl. hierzu Grau/Guttmann, Weinheim, S. 441 f.; Lurz, Kriegerdenkmäler, Bd 5, S. 156 f. In: Kameraden, lasst uns singen (1940), S.  11. Der Text stammt vom NS-Schriftsteller Gustav Sichelschmidt, die Musik von Wilhelm Volk. Vgl. demgegenüber die verwandte Bildformel am überlebensgroßen »Roten Matrosen« von Hans Kies auf dem Berliner »Friedhof der Märzgefallenen«, der seit 1960 für die gefallenen Angehörigen der Volksmarinedivision ebenfalls die linke Bronze-Hand ballt.

80

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

der Blick des Kindes verrät, Freiheit und Vaterland verteidigen, der Sohn soll und wird den Kampf des Vaters fortführen285. Auf deutschen Erinnerungszeichen ballt keine Frau ihre Faust. Ihr obliegt es zu trauern. Die weiblichen Figuren brechen nicht aus der ihnen von der Gesellschaft zugewiesenen passiven Rolle des stillen Leidens und Duldens aus. Eine Faust im Frauenbild war nicht vorgesehen. Selbst ein allzu expressiver Ausdruck der Klage wurde in der Ikonographie vermieden: »Als heroisch dargestellte Trauer, einer aufrecht-starren Haltung weiblicher Figuren, die auf jegliche weitere Gebärdensprache als Zeichen von Gefühlsäußerungen, von Tränen oder Schreien verzichten, konnte die Trauerallegorie sogar die revanchistische Parole des ›nicht umsonst‹ unterstützen und daher für einen weiteren Krieg einstehen286.«

So selten wie auf deutschen Denkmalssockeln offen die Gefallenen betrauert werden, so selten findet sich dort die Klage über den Krieg an sich. Nahezu einzigartig ist daher in diesem Zusammenhang die klagende Stadtallegorie auf dem Wiener Zentralfriedhof. Sie schuf im Jahr 1925 der Bildhauer Anton Hanak im Auftrag der sozialdemokratischen Stadtregierung zum Missvergnügen rechtsgerichteter Kreise. Die Personifikation der »schmerzerfüllten Stadt Wien«287 steht in wallenden Gewändern vor einem Mauerportal, ihre Arme sind ausladend im Klagegestus erhoben, die Handflächen zum Betrachter hin geöffnet. Ihre Botschaft stand bis in die 1930er Jahre hinein auf der Rückseite des Denkmals und war unmissverständlich: »Nie wieder Krieg« (Abb. 40)288. Anders als auf französischen Kriegerdenkmälern ballen Kinder auf deutschen Erinnerungszeichen offenbar nirgendwo ihre kleinen Fäuste. Ein solches Bild war jedoch nach 1918 nicht undenkbar, mindestens einmal ist es als Option vorgeschlagen worden. Vielleicht mochte sich der eine oder andere Künstler noch an Fehrenbachs Rede vom 12. Mai 1919 erinnern, in der der Zentrumspolitiker prophezeit hatte, dass die Kinder deutscher Mütter alsbald wieder imstande seien, ihre Faust zu ballen289. Der 285

286

287 288

289

Vgl. noch die ähnliche Ausführung im zehn Jahre jüngeren NS-Kriegermal auf der Insel Reichenau/ Bodensee (1939); im Weiteren das Kriegerdenkmal im mittelfränkischen Fürth (1922; Georg Albertshofer), auf dem ein Kind von einem Helden beschützt wird, abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 103. In diesem Sinne ist wohl auch die Aufforderung auf dem Erinnerungsmal der Gemeinde Vettweiss-Jakobwüllesheim (Lkr. Düren, Nordrhein-Westfalen) zu verstehen: »Sag es deinem Kinde / Ihren im Kriege 1914‑1918 gefallenen Söhnen«. Hoffmann-Curtius, Sieg ohne Trauer, S. 267. Vgl. noch Probst, Bilder vom Tode, S. 33 f. Der reinen Trauer gewidmet ist beispielsweise das eindrucksvolle, etwa sechs Meter hohe Monument für die gefallenen Werksangehörigen von BASF im Wislicenusblock in Ludwigshafen am Rhein, das eine händeringende, weinende Mutter mit nacktem, am Daumen nuckelnden Knaben zeigt (1923; Hermann Hahn), vgl. Furtwängler, Erinnerung, S. 84. Im Vergleich mit französischen Plastiken, etwa in Buzançais (Indre; 1900; Ernest Nivet), wirkt sie in ihrer Trauer allerdings immer noch recht verhalten. »Bedingungen für die Errichtung eines Kriegerdenkmales auf dem Zentralfriedhofe« vom 28.3.1925, zit. nach Grassegger, Anton Hanak, S. 334. Vgl. hierzu Hoffmann-Curtius, Sieg ohne Trauer, S. 272 f.; Grassegger, Anton Hanak, S. 334‑342; abgebildet in: Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs (1930), S.  203. Der politische Appell an die Menschheit wurde in Zeiten des Austro-Faschismus geändert in christliches Flehen: »Herr, gib uns den Frieden!«. Zu weiteren Anti-Kriegs-Malen siehe unten S. 239‑247. Stenographischer Bericht der 39.  Sitzung der Nationalversammlung vom 12.5.1919. In: Verhandlungen der verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung, Bd 327, S. 1111.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

81

Bildhauer Franz Albermann jedenfalls reichte 1926 einen Entwurf für das geplante Kerpener Kriegerdenkmal ein, sein Mentor Toni Ooms, Direktor der KalscheuerSteinzeugwerke in Frechen, stellte die geplante Plastik in einem Brief vom 21. August 1926 dem Bürgermeister Johannes Kipshoven vor. Nach seinen Vorstellungen sollte eine trauernde Witwe auf einem Amboss sitzen, schützend umfasst ihr rechter Arm den heranwachsenden Sohn, der in der linken Hand einen Hammer hält. Seine Rechte, »zur Faust geballt, drückt den verhaltenen Zorn aus über das Geschick des Vaterlandes und den festen Entschluss zur Mitarbeit zum Wiederaufbau durch die Arbeit des ganzen Volkes«290. Die Szene sollte wohl an die bekannte Legende von Jung-Siegfried erinnern, der einst das Schwert schmiedete, um den Drachen zu töten291. Möglicherweise diente Albermann eine ähnliche Szene am monumentalen Bismarck-Denkmal in Berlin als Anregung, das Reinhold Begas im Jahre 1901 in Bronze ausgeführt hatte292.

Der Schwur, der Blick, ein Fingerzeig Die Trotz-Gestik im Medium Bild wird in der deutschen Zwischenkriegszeit noch ergänzt durch das visuelle Phänomen einer das Denkmal bekrönenden Schwurhand293. Prominentes Beispiel ist hierbei die Stele des ehemaligen XXII.  Reservekorps in Berlin-Wilmersdorf. Eine zeitgenössische Stimme deutete die Ausführung folgendermaßen: »Aus einer Kugel, die auf einem hochragenden Stein ruht, erhebt sich eine Faust, die drei Schwurfinger zum Himmel gerichtet. Das Gedächtnis an die Gefallenen wird allen Kameraden, die mit ihnen Seite an Seite fochten und stritten, zu einem heiligen Schwur, nicht zu ruhen und zu rasten, bis Deutschlands Ketten gesprengt sind294.« Die Schwurhand ist 1946 infolge der Direktive Nr. 30 entfernt worden (1924; Eberhard Encke; Abb. 41). Gelegentlich wurden sogar Baukörper von 290 291 292

293

294

Ooms, Brief an Johannes Kipshoven vom 21.8.1926, zit. nach Militzer-Schwenger, Weder Amboß noch Apokalypse, S. 49. Ebd., S. 49, die in diesem Entwurf jedoch ein reines Trauermal sieht, das den Halbwaisen zum Hammer statt zum Schwert greifen lässt. Vgl. zu diesem Denkmal kurz Abshoff, Deutschlands Ruhm und Stolz (1901), S. 14, und Wirth, Bezirk Tiergarten (1955), S.  214. Vgl. noch das Bas-Relief im pfälzischen Bischheim, auf dem Siegfried mit Hammer und Schwert vor einem Amboss steht (1931; J.R. Schuler), Kriegerdenkmale in der Pfalz (1934), S. 19. Nicht erst seit 1918 dient die Schwurhand als Signifikant auf Erinnerungszeichen, ein frühes Beispiel findet sich etwa auf dem hannoverschen Kriegerdenkmal von Langensalza, das von dem Ex-König Georg V. und dem Langensalza-Komitee i.J. 1876 errichtet wurde, zu diesem Denkmal allgemein Schneider, Langensalza, S. 209‑315. Schuchardt, Das Kriegerdenkmal in Prenzlau. In: »Heimat-Kalender für den Kreis Prenzlau«, 1 (1926), S. 98. Vgl. das vergebliche Bemühen der SPD-Fraktion in der Berliner Stadtverordnetenversammlung, Enckes »Revanchedenkstein« (»Berliner Volkszeitung«, 20.9.1924) zu verhindern, sowie die höhnische Replik der Deutschnationalen, in: »Deutsche Tageszeitung«, 27.3.1924: »Diese Schwurhand dichten die Sozis zum ›Racheschwur‹ um und lesen mit pazifistisch verseuchtem Gemüt daraus die Aufforderung zum ›Revanchekrieg‹ heraus!«. Abgebildet in: Hayner/Frantzius/Zarn, Geschichte des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 201 (1940), zw. S. 446 und 447. Vgl. ferner die Inschrift auf dem von einer Schwurhand bekrönten Relief des 1. Westpreußischen Fußartillerie-Regiments Nr. 11 in Berlin-Dahlem, gestiftet vom Kriegerverein Dahlem (1926; Hermann Hosaeus): »Deutschlands /

82

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

den Stiftern oder zeitgenössischen Betrachtern als Schwurfinger oder Schwurhand gedeutet295. Oftmals konnten in Deutschland aber auch Soldatenfiguren aufgestellt werden, die ihre Rechte zum Schwur erhoben. In Marne versteckt ein liegender nackter Krieger die Schwurhand noch verschämt auf den Rücken (1922; Siegfried Möller). In der Technischen Hochschule Dresden reckte er bereits ein Jahr später offen die Hand zum Schwur (1923‑1945; Oswin Hempel/Arthur Lange). In der Unteroffizierschule Potsdam leistete ein Soldat in der Uniform der Befreiungskriege den Schwur (1925‑1945; Eberhard Encke), im thüringischen Artern war es dann im gleichen Jahr ein Halbnackter im Stahlhelm, der die Rechte hob. Die abgebrochene Klinge seines Schwertes trug, wie an einem Modell im Kunsthandel ersichtlich, die Aufschrift »DIES/ILLA« (»Treuschwur«; 1925, Metallspende; Paul Juckoff; Abb.  42)296. Selten reckte eine Frau in deutscher Gedenklandschaft ihre Schwurhand. Ein berüchtigtes Beispiel befand sich bis zum Zweiten Weltkrieg in Schwerin. Das Mecklenburgische Feldartillerie-Regiment Nr.  60 wählte für seine Gefallenen eine Gestalt aus der Nibelungen-Sage. Kriemhild schwört nach der Ermordung Siegfrieds mit hoch erhobener Rechten grausame Rache. Verantwortlich zeichnete der deutschvölkische Bildhauer Wilhelm Wandschneider, der auch das örtliche Dolchstoßdenkmal geschaffen hatte. Die politische Aussage ist unverkennbar: Neben der Plastik lag ein Stahlhelm und die Sockelinschrift versprach »TREUE DEN TREUEN« (Bronze; 1923, nach 1945 zerstört; Abb. 43)297.

295

296

297

Freiheit soll beschworen werden / Als ein Bund den nur der Eidbruch stört / Seht wir Toten recken aus den Erden / Gräberkreuze – Opferkreuze / Daß Ihr darauf / schwört«. Hagen (Nordrhein-Westfalen): Städtisches Denkmal (1922), Osses, Zwischen Totenehrung, S. 132. Olbernhau (Erzgebirgskreis, Sachsen): Städtisches Denkmal (1925; Bruno Ziegler), Förster, Das Ehrenmal zu Olbernhau (1925), S.  12; abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S.  43. Saarbrücken (Saarland): Sandsteinobelisk des 8.  Rheinischen Infanterie-Regiments Nr.  70 (1928‑1947; Ludwig Nobis), Knauf/Trepesch, Kriegerdenkmäler, S.  161; abgebildet in: Siehr, 8. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 70 (1929), S. 247. Vgl. die Inschrift auf dem expressionistischen Kriegerdenkmal in Hamburg-Lokstedt: »Dem Vaterland der Schwur / Empor« (1923). Marne (Schleswig-Holstein): Sinnbild für Marne-Land, Trende, Marner Kriegerdenkmäler, S. 32, hält diese Geste jedoch fälschlich für ein Victory-Zeichen. Dresden (Sachsen): Bas-Relief mit drei antikisierenden Kriegern, zur Inschrift siehe unten S. 204, Anm. 336. Potsdam (Brandenburg): »Franzer-Nachrichten«, 62 (September 1925), S. 3, 1941 versetzt nach Potsdam-Eiche, Plastiken 1945 verschollen, wiederentdeckter Sockel 2011 neu eingeweiht, »Potsdamer Neueste Nachrichten«, 13.4.2011. Artern (Kyffhäuserkreis, Thüringen): abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S.  214. Schwarzenberg (Erzgebirgskreis, Sachsen): Schwörender auf hoher Stele, Militärverein »König Albert« (1926, Metallspende; Bruno Ziegler), abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 210. Bochum (Nordrhein-Westfalen): Städtische Oberrealschule an der Goethestraße, Basrelief eines schwörenden Frontkämpfers (1926‑1957), Brand, Das Gefallenen-Ehrenmal. Netzschkau (Vogtlandkreis, Sachsen): Heros mit Adler (1928‑1944, Metallspende; Georg Wreba). Frankenthal-Flomersheim (Pfalz): Schwörender Soldat, der einen sterbenden Kameraden hält (1930; Lind), abgebildet in: Kriegerdenkmale in der Pfalz (1934), S. 47. Leipzig (Sachsen): Heros der Fleischer-Innung (vor 1931‑1946?; H. Becker), abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 225. Fliegerhorst Tutow (Lkr. Demmin, Mecklenburg-Vorpommern): Treueschwur eines Soldaten (?‑1947). Metelen (Lkr. Steinfurt, Nordrhein-Westfalen): Schwörender Soldat im Hochrelief, Mal der lokalen Kriegerkameradschaft (1935‑1962; Heinz Höffer). Ungewöhnlich ist die linke Schwurhand auf dem Kriegerdenkmal im thüringischen Ranis (vor 1931‑?; K. Lindenberg), abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 227. Vgl. Nachrichtenblatt der Kameradschaftlichen Vereinigung Angehöriger des ehemaligen Großh. Mecklbg. Feld-Art.-Regts. Nr.  60, 4 (Januar 1922), S.  1  f. Aufgenommen wurde das Denkmal

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

83

Die deiktische Begleitung des mündlichen Schwurs verdeutlicht in überwiegendem Maße eine auch nach 1918 zumindest verbal vorhandene Gewaltbereitschaft im bürgerlichen Milieu. Den Toten (und damit zugleich auch den Lebenden) wurde über den Eid versichert, den Kampf, sobald als möglich, fortzuführen. Anders als die Faust wies die Schwurhand gedanklich ausschließlich nach innen. Sie war auf die eigene soziale Gruppe ausgerichtet und besaß einen deutlich adhortativen Charakter298. Beide Gesten konnten aber auch gemeinsam auf einem Erinnerungszeichen auftauchen, wie sich am Denkmal für die Schwere Korps-Artillerie des Marinekorps Flandern in Cuxhaven zeigen lässt (1927, 1935 versetzt, um 1975 verschollen; Wolfgang Niedner; Abb.  44). Das am 5.  August 1927 eingeweihte Standbild aus Bronze, ein Knabe in idealisierter Nacktheit, ballte die rechte Faust, die mit der Handinnenseite zum Betrachter gedreht ist. Gleichzeitig hob es die Linke zum Schwur. Ungewöhnlich mochte es bereits dem damaligen Betrachter erschienen sein, wie der Künstler den Akt des Schwörens geformt hatte. Die Hand war nicht, wie sonst auf Schwur-Denkmälern üblich, in die Höhe gereckt, sondern verhalten, gleichsam verschämt in Hüfthöhe abgewinkelt, wobei drei Finger zum Schwur abgespreizt waren. Offenbar hatten sich die Stifter nicht getraut, eine »männliche« Faust und eine eindeutige Schwurhaltung der zu Hamburg gehörenden Stadt unter ihrem Bürgermeister Max Bleicken (DDP) zuzumuten. Der Schwörende auf dem Sockel scheint jedenfalls kein Sinnbild der Gefallenen, sondern der überlebenden Kameraden des Marinekorps gewesen zu sein. Die Ehemaligen der Schweren KorpsArtillerie setzten sich nämlich mit dem schmächtigen Jüngling gleich, wie die sperrige Inschrift auf dem steinernen Sockel kündete: »Wir woll’n uns vor / Der Gier der Welt / Aus Kräften uns’rer / Seele wehren / Und unser Leben / Soll allein dem Sinn / In allem Sein gehören / Der allen eigentlichen / Wert des Daseins / fördern will und mehren // Das woll’n wir unserm Vaterland / und unsern toten Helden schwören299.«

Die visuelle Präsentation der eidlich bekräftigten Gefolgschaft kommt in der westdeutschen Gedenklandschaft nach 1945 nicht mehr vor. Verwendet wurde sie nun von kommunistischen Künstlern in Ostdeutschland. Die Schwurhand stand in der DDR symbolisch für die Fortführung des Kampfes der Arbeiterklasse gegen den »Faschismus« − umso mehr mussten daher die alten Schwur-Denkmäler der Zwischenkriegszeit verschwinden. Den wohl eindringlichsten Schwur schuf Fritz Cremer 1954 im Auftrag der Staatspartei mit dem Bronze-Mal für die kommunistische Widerstandsbewegung im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald. Rätselhaft erscheint demgegenüber die übergroße Schwurhand auf dem Parkfriedhof Marzahn in Berlin. Entworfen hatte diese Plastik Erwin Kobbert 1951/52 für »3330  Opfer des Bombenterrors« (Abb.  45). Wie die Formulierung der Inschrift

298

299

in den vom Schweriner Verkehrsverein herausgegebenen Reiseführer: Schwerin in Mecklenburg (1930), S. 140. Vgl. etwa die Worte des katholischen Divisionspfarrers in: Weihe des Denkmals (1924), S. 9: »Es ist, als ob aus den Gräbern eine Hand sich streckte, eine Schwurhand, um uns zu beschwören: ›Wir haben unseren Eid gehalten, nun vollendet ihr das Werk, damit wir uns nicht umsonst geopfert haben.‹« »Deutsche Marine-Zeitung«, 33 (1927), 16, S. 4; abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 226.

84

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

vermuten lässt, richtete sich die dem nationalsozialistischen Sprachgebrauch entlehnte Anklage, die sich nur aus den Bedingungen des Kalten Krieges heraus verstehen lässt, gegen die einstigen westlichen Verbündeten der Sowjetunion. Unklar ist, was mit dieser Geste konkret gemeint ist. Da die Schwurhand gewissermaßen aus dem Boden herauswächst, scheinen die Bomben-Opfer die Lebenden verpflichten zu sollen, gegen das westliche Bündnis oder das kapitalistische System zu kämpfen. Das wilde Gestikulieren auf deutschen Kriegerdenkmälern wurde schon in der Zeit der Weimarer Republik kritisiert. In der sozialdemokratischen »Reichsbanner-Zeitung« etwa stand 1927 zu lesen: »Da sind Rachefäuste, die unter steinernen Leichentüchern hervorragen, zum Racheschwur erhobene Hände«300. Aber auch manch rechter Politiker sprach verächtlich von der »leeren Faust«, mit der unter den Bedingungen des Versailler Vertrages nach »Krieg und Revanche« gerufen werde. So sehnte sich der Reichstagsabgeordnete von Graefe-Goldebee (DNVP), der am 22.  Juni 1919 gegen den Versailler Vertrag gestimmt hatte, nach einem »Programm der gepanzerten Faust« und versprach seinen begeisterten Zuhörern 1920 einen »Tag der Rache«301. In der NS-Zeit öffnete sich die »leere Faust« und streckte sich zum Hitlergruß, zum »Deutschen Gruß«, der die Heilserwartung auf eine Person fokussierte, auf einen vermeintlichen Rächer302. Während Anton Paul Weber in seiner prophetischen Lithographie »Das Verhängnis« bereits 1932 die ganze Nation mit ausgestrecktem Arm in den Untergang marschieren sah, fabulierte der NS-Dichter Hanns Johst wenig später blasphemisch über dessen Rolle in einem künftigen Krieg: »Fühle, mein Volk, des Sturmes / Dunkle Verkündigung: / Wahrlich, – du wirst mit geballten / Fäusten Himmelfahrt halten303!« Die NS-Ideologie bediente religiöse Sehnsüchte und 300

301 302

303

»Illustrierte Reichsbanner-Zeitung«, 19.2.1927. Es darf hierbei allerdings auch nicht übersehen werden, dass unterschiedlichste politische Gruppierungen das Faustmotiv vereinnahmten: »rote« Fäuste der Kommunisten z.B. richteten sich auf diversen Wahlplakaten gegen Faschismus und Militarismus (Hagenow, Politik und Bild, Kat.-Nr.  122) oder gegen Sozialdemokraten (Kat.Nr. 199, 110, 112 und 126 f.). Vgl. auch das Negativbild der Bayrischen Volkspartei gegen diese Arbeiter-Faust von 1919 (Kat.-Nr. 117). Als antifaschistisches Kampfsymbol der schlagkräftigen Arbeiterbewegung diente sie nach 1945 etwa auf dem Denkmal für die Deutschen Interbrigadisten in Berlin-Friedrichshain (1968; Fritz Cremer) oder für die Toten der Novemberrevolution auf dem Berliner »Friedhof der Märzgefallenen« (1960; Hans Kies). Zu den Fäusten auf einem sowjetischen Mal vgl. etwa die Monumentalfigur der Memorial-Gruppe »Rot Front« im ehemaligen Konzentrationslager Salaspils in Lettland, Azizyan/Ivanova, Honour Eternal, S. 214‑221; im Weiteren das bulgarische Denkmal im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen in Österreich, Marcuse/Schimmelfennig/Spielmann, Steine des Anstoßes, S. 1. Geschieden hiervon ist der nach 1918 entstandene Faust-Gruß in der kommunistischen Arbeiterbewegung, Korff, Rote Fahnen, S. 91‑94; vgl. zum medialen Einsatz der Geste als Kampfsymbol die Fotos und Plakate aus dem Spanischen Bürgerkrieg 1936‑1939, in: Immagini nemiche. Graefe-Goldebee, Die Revision von Versailles (1920), S. 24 und S. 26. Reine Weltkriegsmale, deren Gestalten den Arm zum »Deutschen Gruß« erheben, sind in den 1930er Jahren naturgemäß selten. Vgl. etwa das Kriegerdenkmal im brandenburgischen Velten von Hermann Hosaeus, das einen Hitlerjungen als Erben des gefallenen Vaters zeigte, der seinen rechten Arm zum sogenannten »Führergruß« hob, Notiz bei Lurz, Kriegerdenkmäler, Bd 5, S. 202. Für das faschistische Italien lässt sich Ähnliches feststellen, auch hier sind Kriegerdenkmäler mit dem »saluto romano« kaum anzutreffen und heute ersetzt oder/und umgearbeitet, vgl. etwa den einstmals grüßenden Soldaten in Bormio (Sondrio; Egidio Gunella), heute auf dem Monte delle Scale. Webers Zeichnung, in: Niekisch, Hitler (1932), S.  11. – Hanns Johst, Inbrunst und Opfer, in: Uns trägt ein Glaube (1934), S. 17; vgl. Hofprediger Walter Richter, in: Ansprachen und Reden

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

85

Heilserwartungen, kopierte christliche Denkfiguren und Glaubensbotschaften304. In der nationalsozialistischen Propaganda wurde Hitler als Prophet früh auf Postkarten verewigt. Vier Jahre nach der »Machtergreifung« kursierte beispielsweise eine offizielle Postkarte, welche die ersten Worte des Prologs aus dem Johannes-Evangelium zierte: »Am Anfang war das Wort« (Abb. 46)305. Hitler steht dort mit ausladender Handbewegung, dem klassischen Redegestus der Allocutio, vor seinen Anhängern und predigt ihnen das »Evangelium«306 der NS-Bewegung. Vorlage war das gleichnamige Ölgemälde von Hermann Otto Hoyer, das Hitler 1937 während der Großen Deutschen Kunstausstellung erwarb307. Auch in Gedenkreden hatte diese blasphemische Gleichsetzung ihren Platz. Begeisterte Anhänger sahen in ihm einen weltlichen Messias, »den Einen, den Großen und Reinen, den Gott zum Führer erkoren«308. Als Erlöser tauchte Hitler in der politischen Ikonographie auf und wurde von den Massen umjubelt. Als »Befreier Deutschlands« ließ er sich, wie auch die oben erwähnte Ansichtskarte zeigt, nach dem 30. Januar 1933 von der Propaganda feiern. Als »Lichtbringer«, der »über die Mächte der Finsternis« gesiegt habe, huldigte ihm auch die nicht-offiziöse Kunst309. Ihm wurden Gedenksteine gesetzt310, seine Worte schmückten die Wände von Totenmalen. Mitunter blieben seine »Sinnsprüche«, wie im Fall der Dattelner Gedächtnishalle, bis weit in die 1960er Jahre hinein unbeanstandet311. Aber zu diesem Zeitpunkt hatten viele Deutsche ohnehin bereits die Hand vor die Augen geführt, um nicht mehr die Grauen des Krieges und ihre eigenen Verbrechen zu sehen. Sinnbildlich hierfür mag das Firmendenkmal von

304 305 306

307 308

309 310

311

(1924), S. 16: »Wir gehen hinauf – aus der Höllenfahrt zur Himmelfahrt, zur Ehre Gottes und zum Heil eines ganzen jubelnden siegreichen Volkes.«; ferner Pastor Spaniel in seiner Festrede zur Denkmalsenthüllung im schlesischen Hertwigswaldau (heute Snowidza, Polen) am 26.6.1922. In: »Jauersches Tageblatt«, 27.6.1922: »Und wenn der Tag kommt, wo die Eichen das Lied von deutscher Freiheit wieder singen, möge das Denkmal wie eine Faust zum Himmel ragen und in unseren Herzen die Begeisterung entflammen, die unsere Helden von 1914 beseelte.« Zum Erlöser-Glauben in der NS-Bewegung allgemein Schreiner, »Wann kommt der Retter Deutschlands?«, S. 141‑149, jedoch ohne Bezug zu der hier behandelten Thematik. Zu dieser Postkarte Hagenow, Propaganda per Hand, S. 68‑71. Abgebildet in: Hagenow, Politik und Bild, Kat.-Nr. 8. Vgl. in anderer Hinsicht Klemperer, LTI, S. 123 und S. 126: »Der Führer ein neuer Christus, ein deutscher Sonderheiland [...] Der Nazismus wurde von Millionen als Evangelium hingenommen, weil er sich der Sprache des Evangeliums bediente.« Große Deutsche Kunstausstellung 1937, S. 48 (heute im Depot des U.S. Army Center of Military History, Washington, D.C.). So der Auszug aus der Rede des Rektors der evangelischen Volksschule am Opphof in WuppertalElberfeld am 29.3.1934 anlässlich der Einweihung der schlichten Gedenktafel für die im Weltkrieg gefallenen Lehrer und Schüler, wiedergegeben von: Meyer-Kahrweg, Denkmäler, S. 310 f. Zur religiösen Sprache Hitlers, der johanneische Sprachmuster favorisierte, an einem Fallbeispiel treffend Cancik, »Wir sind jetzt eins«, S. 13‑48. So Ludwig Roselius über das gleichnamige Relief von Bernard Hoetger, das seit 1936 den Eingang zur Bremer Boettcherstraße ziert, in: Schmidle, Schandmal, S. 188. »Adolf-Hitler-Steine«, v.a. aus dem Jahr 1933, sind etwa bekannt aus Barntrup, Barum, Blumenhagen, Bockhorst, Böddingstedt, Böklund, Eichelsdorf, Eubach, Jesteburg, Lauta, Magdeburg, Niendorf, Rondeshagen, Scharmbeck, Trebel oder Zella-Mehlis. Zu diesem NS-Mal in Datteln (Lkr. Recklinghausen, Nordrhein-Westfalen), das, 1937 eingeweiht, von britischen Soldaten nach Kriegsende oberflächlich und erst 1968 vom Stadtrat gründlich entnazifiziert werden sollte, Beckmann, Das Dattelner Ehrenmal, S. 195‑201.

86

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

Harald Schmahl für die gefallenen Angehörigen der Fahrzeugwerke C. Blumhardt in Wuppertal-Vohwinkel stehen, das am 9. Juni 1950 eingeweiht wurde. Auf einer Bronze-Tafel im Eingangsbereich des Werksgeländes ist in flachem Relief ein Mann gearbeitet, der mit der Rechten seine Augen bedeckt. Der Festredner bezog sich denn auch ausschließlich auf die Angehörigen der 37 Gefallenen und Vermissten, als er vor versammelter Belegschaft davon sprach, dass sie sich alle bemühen wollten, »das Leid zu verringern und die Schrecknisse vergessen zu machen«312. Nicht nur Droh- und Rachefäuste wurden gegen den Feind geschüttelt. Mitunter genügte der bloße Fingerzeig. National- wie Stadt-Allegorien zeigten den Männern die direkte Marschroute in den künftigen Krieg. In Lyon (Rhône) wurde 1887 auf Initiative von Veteranen ein Kriegerdenkmal eingeweiht, auf dem die personifizierte Stadt mit ausgestrecktem Arm den Weg zum Rhein weist. Unterstützt wird ihr Ansinnen von einem Trompeter, der, wie zeitgenössische Betrachter meinten, alsbald zum nächsten Krieg rufen werde (1887; Etienne Pagny; Abb.  47)313. »Marianne« als Sinnbild der französischen Republik wurde gleichfalls für die gerechte Sache rekrutiert. Sie zeigt seit 1922 zwei Soldaten die Marschrichtung in Vaucouleurs (Meuse)314. Die Flagge nimmt die personifizierte »Heimat« im wallonischen Tamines zu Hilfe, um einem voranstürmenden Belgier den richtigen Weg zur Front zu weisen (1921)315. Auch »Britannia« deutet in Lancashire auf dem Clayton-le-Moors Memorial dem Soldaten den Weg (1920; John Cassidy)316. Gelegentlich gab bzw. gibt es Soldatenfiguren, die mit dem Finger auf den Feind zeigen. In Gravelotte stand ein deutscher Jäger auf hohem Postament und wies mit der ausgestreckten Linken nach Frankreich (1897‑?; August Gerber). Französische Soldaten nahmen dieses Denkmal des Rheinischen Jäger-Bataillons Nr.  8 deshalb nach 1918 aufs Korn317. Ein französisches Gegenstück steht in Chazey-Bons (Ain): hier schreitet ein Poilu energisch in Richtung Deutschland (1922; Elie Descotes). In Alveringem, im belgischen West-Flandern, deutet ein Soldat seit 1923 nach Norden, ebenfalls zum deutschen Feind hin318. Im italienischen Roveredo in Piano (Pordenone) schließlich ist es ein Fante319, der entschlossen den Weg nach Österreich weist (1924)320. 312 313

314 315 316 317

318 319 320

Zit. nach Meyer-Kahrweg, Denkmäler, S. 340. Vgl. hierzu kurz Hargrove, Qui vive?, S. 61 f. Ein deutsches Gegenstück stiftete in Erfurt noch 1935 das ehemalige 3. Thüringische Infanterie-Regiment Nr. 71, Lurz, Kriegerdenkmäler, Bd 5, S. 144. Dem religiösen Gedanken geschuldet ist hingegen der zum Himmel aufschauende, überlebensgroße Hornist der rheinischen Stadt Brühl (»Das große Wecken«; 1928; Wilhelm Barutzky), was jedoch in den Einweihungsreden ignoriert wurde, Hesse/Purpus, Gedenken, S. 94 mit S. 29 f. Abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 181. Abgebildet in: Becker [u.a.], Monuments de Mémoire, S. 177. So Ypersèle, Making the Great War Great, S. 32. Zum Schicksal dieser Stadt nach dem deutschen Einmarsch im August 1914 François/Vesentini, Essai, S. 61‑65. Vgl. hierzu Archer, The Glorious Dead, S. 65 f., und Boorman, At the Going down of the Sun, S. 86 f. Zum Schicksal des Denkmals, dessen Bronze bald nach 1918 gestürzt und wohl eingeschmolzen wurde, Geibel, Führer (1903), S. 261‑264; Fischer, Die Kriegergräber (1930), S. 367; Heinicke, Deutsche Kriegsgräber, S. 26, und Hoff/Pollino/Pochon, Metz 1870, S. 182 und S. 76. So Jacobs, Zij, die vielen als helden, vol. 2, S. 15. »Fante« ist die italienische Bezeichnung für einen Infanteristen. Vgl. diese Geste u.a. noch in Maglie (Lecce), Vaglio Basilicata (Potenza), Stilo (Calabria), Dipignano (Cosenza) oder Maracalagonis (Sardinia).

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

87

In Gray (Haute-Saône) hingegen ist es ein sterbender Soldat Frankreichs, der einem Schuljungen, seinem Sohn und Erben, den Weg zur deutschen Grenze zeigt. Der Junge hat bereits seine Bücher abgelegt und das väterliche Gewehr in die Hand genommen (1901; Jules Grosjean). Über Zeiten und Grenzen hinweg erscheint der ausgestreckte Zeigefinger als ein Symbol, einen neuen Krieg rachsüchtig anzudeuten. Das einst an der Flusspromenade in Basra aufgestellte Gefallenenmonument widmete Saddam Hussein den »Märtyrern des Schlachtfelds« aus dem Irak-IranKrieg von 1980‑1988. 80 Offiziere waren in der Schlacht am Shatt al-Arab, dem Zusammenfluss von Euphrat und Tigris, gefallen. Der Diktator ließ überlebensgroße Standbilder mit ihren Gesichtszügen aufstellen, die alle auf das iranische Ufer zeigen (1989‑2003; Abb. 48)321. Bisweilen wurden böse Blicke über die westliche, seltener die östliche Grenze geworfen. Die Stifter suchten damit auf eine unauffällige Art ihre negativen Gefühle der Öffentlichkeit mitzuteilen. Bereits kurz nach 1871 wurde dem Verlierer die trotzige Stirn geboten, wie es in der Urkunde des Kriegervereins Germania Walsdorf aus dem Jahre 1894 heißt: »dem Feinde die Stirn, dem Kameraden die Hand, das Leben, wenn’s sein muß, dem Vaterland«322. Die »Germania« im westfälischen Hamm etwa blickt über die Rhein-Grenze zum besiegten Feind (1875, 1914 umgesetzt, 2000 restauriert). Mitunter konnte ein ganzes allegorisches Denkmalsensemble die WestGrenze beobachten. So stand im hessischen Biebrich eine »Germania« auf hohem Sockel, die, so ein wilhelminischer Denkmalführer: »triumphierend nach dem umstrittenen Rhein schaut. An ihre Linke schmiegt sich, den Kopf rückwärts gewandt und grimmig wie gegen einen Feind die Zähne fletschend, der nassauische Löwe, während zur Rechten der preußische Adler sitzt, scharf nach Westen äugend« (um 1900?; K. Hoffmann)323. Nach 1918 wurden steinerne Soldaten absichtlich in die Richtung des Feindes gedreht, wobei hierbei unterschiedlichste Stifter- und Personengruppen am Werk waren. Das ehemalige Infanterie-Regiment Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig (Ostfriesisches) Nr. 78 ließ in Osnabrück seinen Feldgrauen im Mantel nach Frankreich schauen (1922; Hermann Hosaeus)324. Der örtliche Kriegerverein in Dortmund-Wickede richtete 1925 sein großes figürliches Denkmal für seine »unbesiegten« Kameraden ebenfalls nach Westen aus. Im gleichen Jahr tat dies auch die katholische Kirchengemeinde im westfälischen Ochtrup mit ihrem winzigen Zinnsoldaten325. Die von dem Zweibrücker Künstler Ludwig Rech gearbeiteten Frontsoldaten in den pfälzischen Orten Rammstein321

322 323 324 325

Vgl. die westliche Perzeption bei Michalski, Public Monuments, S. 198 f.: »The figural complex exudes an unabashed aggressiveness enhanced by the theatrical – though by commemorative standards logical – site. This is militarism pure and simple, at the right place and in full view of the enemy, impersonated by an impressive phalanx ready to cross the waterway once more.« Als eine kritische irakische Stimme Kanan Makiya alias Samir al-Khalil, The Monument, S. 29‑31. Zum Abbau durch irakische Behörden, »The New York Times«, 5.5.2003. ; Bürgerbrief Nr. 5 (7.11.2010). Abshoff, Deutschlands Ruhm und Stolz (1901), S. 52. Zu dem Mal Brumme, Das Kriegerdenkmal, S. 145 f. und S. 153‑165. Abgebildet in: Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs (1930), S. 154. Dortmund-Wickede: Kniender, sich auf ein Schwert stützender Soldat, »Den Unbesiegten die dankbare Heimat« (1925), Schneider, Die Kriegerdenkmäler, S. 82 f. Ochtrup: Der 50 cm gro-

88

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

Miesenbach und Waldmohr blicken wachsam nach Westen (1932? bzw. 1930)326. Selbst im grenzfernen Gotha ließ das 6. Thüringische Infanterie-Regiment Nr. 95 seinen Soldaten nach Westen drehen (1927‑1967; Hans Dammann)327. Nach dem Ersten Weltkrieg erinnerten ehemalige Regimenter darüber hinaus an ihre einstigen Standorte im nunmehr verlorenen »Reichsland«. Noch zehn Jahre nach dem Frieden von Versailles setzte der Soldatenverein des ehemaligen 1. Lothringischen InfanterieRegiments Nr.  130 in Holzwickede-Hengsen einen nach Süd-Westen, nach der Garnison Metz blickenden, die verlorene Heimat grüßenden Feldgrauen aus Bronze (1929; Fritz Richter-Elsner). Die ungewöhnlich lange Inschrift lautete einst:

»Dort hinter jenen Bergen liegst Du – Metz! / Dein treues Regiment grüßt Dich – Du liegst in fremden Händen, / Und nur das Auge meiner Sehnsucht kann Dich schauen, / Die einstmals mein. / Doch meine Treue soll Dich nie verlassen / Ich bin Dein Sohn und Du die Mutter mein / Die mich gelehrt zu kämpfen und sterben für das Vaterland. / Fünftausend treue Söhne sind von uns um Dich verblutet. / Wir Lebenden des Regiments grüßen in heißer Sehnsucht Dich – Stadt Metz – / Und schwören ew’gen Eid: / Der toten Kameraden und Dir Stadt in Liebe zu gedenken / Und die Treue zu halten328.«

In der NS-Zeit blickte der Soldat schließlich nicht mehr bloß nach Westen, sondern marschierte in Richtung Rheingrenze, wie etwa der von dem Kriegerverein initiierte Feldgraue im badischen (Pfinztal-)Berghausen (1934, 2004 versetzt; Karl Seckinger/ Architekt Fritz Rößler). Drohende Mimik konnte (und sollte) oft den Feind reizen, der, sofern er des Denkmals habhaft wurde, entsprechend destruktiv reagierte. So holten im Juni 1919 französische Besatzungssoldaten im badischen Dorf Kehl das 20 Jahre alte Kriegerdenkmal von 1870/71, einen zwei Meter großen Fahnenträger, der nach Westen ausgerichtet war, vom hohen Sockel. Selbst von Ruinen und Trümmern ging anscheinend noch eine beunruhigende Wirkung aus. Im besetzten Saarbrücken wurden 1947 die kriegszerstörten Reste des von Emil Cauer geschaffenen »Fahnenträgers im Sturmangriff« auf Veranlassung der französischen Militärregierung abgetragen. 1910 hatte das 8. Rheinische Infanterie-Regiment Nr. 70 diese Plastik für seine Gefallenen dort aufstellen lassen329. Der ehemalige Kriegsgegner erwiderte nur selten die zornigen Blicke aus Deutschland. Außergewöhnlich ist in diesem Zusammenhang ein Erinnerungszeichen im nordfranzösischen Beaumont-Hamel (Somme). Es steht nämlich auf diesem einst hart umkämpften Boden kein Poilu, sondern ein schottischer Soldat im Kilt, der wachsam nach Osten, nach Deutschland, schaut (1924; George Henry Paulin). Es handelt sich hierbei um ein klassisches Schlachtfelddenkmal, gestiftet ist es den Gefallenen der britischen 51st Highland Division330.

326 327 328 329 330

ße Trompeter mit Stahlhelm steht auf einem ca. drei Meter hohen Pfeiler (1925, 1970 versetzt), Kersting, Was kommt aufs Ehrenmal?, S. 72‑80. Abgebildet in: Kriegerdenkmale in der Pfalz (1934), S. 121 und S. 173. Dammann, Vollendet, in: Fest-Schrift zur Einweihung des Denkmals der 95er Gotha (1927), o.S. [S. 70]: »der steinerne Soldat [...] den Blick nach Westen, dem Erbfeind zu«. Zit. nach: Duhme [u.a.], »Unseren tapferen Helden ...«, S. 32. Vgl. hierzu Knauf/Trepesch, Kriegerdenkmäler, S. 164‑166. Vgl. hierzu kurz Bird, The Spirit, S. 224.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

89

Selten wurde trauernd über die Grenzen Europas geschaut. Sofern Trauer ausgedrückt werden sollte, galt der Blick den blutigen Schlachtfeldern oder fernen Kriegsgräbern. Von seltener Eindringlichkeit ist beispielsweise die vier Meter hohe Marmorfigur einer weinenden Frau, die den gefallenen Werksangehörigen von BASF (Badische Anilin- und Sodafabrik) im damals französisch besetzten Ludwigshafen am Rhein gewidmet ist. Sie blickt, so eine zeitgenössische Deutung, »verzweifelt« nach Westen, wo ihr Mann und der Vater des sich an sie schmiegenden Knaben gefallen ist (1923; Hermann Hahn)331. Ein französisches Pendant wurde 1921 in Biarritz (Pyrénées-Atlantique) eingeweiht, eine expressive Plastik von Édouard Cazaux, die als Eckfigur eines Kenotaphs gestaltet ist. Sie stellt eine weinende Frau dar, die einen Säugling auf dem Arm trägt und ein weiteres Kind an den Rockschößen umfasst332. Tief empfundene Trauer konnte in Frankreich gelegentlich mit einer Anklage gegen den Krieg verbunden werden. In Équeurdreville (Manche) hält eine weinende Frau in bäuerlicher Tracht ihre kleine Tochter auf dem Arm und beschützt den sich an sie schmiegenden Sohn. Auf dem Sockel steht: »QUE MAUDITE SOIT LA GUERRE« (1932; Marie-èmile Rolez)333. Der damalige sozialistische Bürgermeister Hippolyte Mars veranlasste bereits 1922 dieses eindringliche Werk als »une protestation contre la guerre«334 und verteidigte es jahrelang gegen nationalistische Anwürfe.

Drohend, brüllend, kreischend: Tiere im Totengedenken Anstelle von Faust-Kriegern konnten, wie oben bereits angedeutet, auch Tiere als Sinnbild der jeweiligen Nation in Mimik und Gestik dem ehemaligen Feind mit der Pranke oder den flatternden Flügeln drohen. Raubtiere wurden vor allem in Grenzgebieten in wachsamer, angriffslustiger oder aggressiver Pose auf hohe Sockel gesetzt. Obwohl sie den Gefallenen einer Schlacht oder eines Krieges gewidmet waren, zielten solche Tiermale zugleich auf die angeschlagene Psyche des Unterlegenen, der sie nur als Siegeszeichen eines triumphierenden Gegners verstehen konnte (und sollte). Noch heute vermögen sie die von ihnen einst intendierte Wirkung zu entfalten und national gesinnte Gemüter zu verärgern. Einen monumentalen Löwen stellten am 25. Juli 1862 die dänischen Sieger auf dem Alten Flensburger Friedhof auf, inmitten deutscher Grabstellen, die vom Denkmal »besetzt« wurden (1862‑1864; Herman Wilhelm Bissen; Abb. 49). Der etwa acht Meter hohe Löwe erinnerte an die für Dänemark erfolgreiche Schlacht bei Idstedt vom 25. Juli 1850. Sein Blick war nach Süden, zur deutschen Grenze gerichtet. Ein zeitgenössisches Flugblatt vom 23. Februar 1864 belegt, wie der Löwe auf deutscher Seite wahrgenommen wurde: 331 332 333 334

Furtwängler, Erinnerung, S. 84 mit Abb. 58. Vgl. noch die nach Westen blickende Trauende auf der Stele in Düsseldorf-Benrath (1932‑1937, 1967 wieder errichtet; Erich Kuhn, Wilhelm Bracht). Zu diesem Mal kurz: Sculpteurs du souvenir, S. 64. Vgl. zu diesem Anti-Kriegsmal kurz Bouillon/Petzold, Mémoire figée, S. 19 f.; umfassend Coëpel, Que maudite soit la guerre! Siehe hierzu besonders unten S. 245 f. Hippolyte Mars, Toujours le Monument. In: »L’Avenir de la Manche«, 26.10.1922, zit. nach: Coëpel, Que maudite soit la guerre!, S. 144.

90

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

»Majestätisch liegt er da in stolzer Schöne / Auf dem ehr’nen Antlitz Grimm und Haß, / Fressen möchte er Schleswig-Holstein’s Söhne / [...] / Ziehet Ihr als Sieger in Flensburg’s Mauern ein / Dann Ihr Schleswig-Holstein’s Krieger, bemächtigt Euch des Leu’n / Zertrümmert seine Glieder und schlagt ihn kurz und klein335.«

Es überrascht nicht, dass Flensburger Bürger schon kurz nach dem Sieg der Preußen 1864 dieses Denkmal empfundener Schmach zu zerstören trachteten, »a sort of petty retaliation«, wie ein englischer Journalist missbilligend bemerkte336. Den IdstedtLöwen ließ Bismarck daraufhin abbauen und als Trophäe ins Berliner Zeughaus überführen. 1878 wurde er im Innenhof der Kadettenanstalt Lichterfelde aufgestellt. 1946 gab ihn schließlich die US-amerikanische Besatzungsmacht auf Betreiben eines dänischen Journalisten und auf Bitten der dortigen Regierung an Dänemark zurück. Die Tierplastik stand 65 Jahre lang »provisorisch« im Hinterhof des Kopenhagener Zeughausmuseums. Über eine Rückführung nach Flensburg wurde lange Zeit kontrovers im Grenzland diskutiert. Bemerkenswert hierbei ist, dass interessierte dänische Kreise den Löwen vordergründig als »Grabdenkmal« verstanden, während Flensburger in ihm ein reines »Siegesmal« erblicken wollten337. Auf Beschluss der Flensburger Ratsversammlung vom 18.  Februar 2010 kehrte der Idstedt-Löwe am 10. September 2011 wieder an seinen ursprünglichen Standort auf dem Alten Friedhof in Flensburg zurück, »als Zeichen von Freundschaft und Vertrauen zwischen Dänen und Deutschen«, wie der Wortlaut der neuen Inschrift besagt338. Wie im Fall des unten noch zu behandelnden Adlers von Metz wird damit ein in seiner Aussage eindeutiges Standbild durch Umwidmung neutralisiert. Unklar ist, ob derartige Wiederverwendungen alter, offensiver Erinnerungszeichen im öffentlichen Raum darauf zurückzuführen sind, dass Geschichtskenntnisse fehlen, wirtschaftliche Zwänge die Kulturpolitik bestimmen oder die zeitgenössische Denkmalskunst schlichtweg in eine kreative Krise geraten ist. Nicht nur nach 1850, auch nach 1871 blickten Raubtiere grimmig über Landesgrenzen hinweg. Sie konnten sogar lautlos brüllen, die Zähne wider den Feind fletschen oder die Pranke drohend erheben. Die Löwen des Kaiserreichs boten damit bisweilen ein gänzlich anderes Bild, als es die Zeitgenossen bisher gewohnt waren. Als Zeichen der Trauer um die Toten eines Krieges waren nämlich zuvor üblicherweise schlafende Löwen gesetzt worden. Als Vorbild diente ein Löwenmotiv von Christian Daniel Rauch nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel, das dieser in den Jahren 1821 bis 1824 für das Scharnhorst-Denkmal auf dem Berliner Invaliden-Friedhof geschaffen hatte. Das königliche Tier sollte auf wilhelminischen Erinnerungszeichen nun aber nicht mehr nur den heroischen Tod auf dem Schlachtfeld symbolisieren. Es hatte jetzt ein gegen Frankreich gerichtetes Zeichen deutscher Wachsamkeit und Wehrhaftigkeit zu sein, allzeit bereit, das 335 336 337

338

Original abgebildet in: Vaagt, Der (ungeliebte) Idstedt-Löwe, S. 13. Dicey, The Schleswig-Holstein War (1864), vol. 1, S. 173. Vgl. vor allem die Beiträge in den »Grenzfriedensheften« von 1992, die im Grenzland eine hitzige, langjährige Debatte auslösten; des Weiteren Sühlo, Der Idstedt-Löwe, S.  26‑29; Schlaber, Kontroverse; Vaagt, Der (ungeliebte) Idstedt-Löwe, S. 12‑14. (22.7.2010); (12.9.2011).

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

91

gewonnene Territorium gegen den rachedurstigen Gegner zu behaupten. Die beiden bekanntesten Löwen dieser Art standen daher im sensiblen Grenzraum zum besiegten Frankreich. Doch auch im Binnenland wurden emotionale Tiermale gesetzt, zum Teil selbst noch Jahrzehnte nach dem Kriegsgeschehen. Auslöser für späte Denkmalsetzungen waren in der Regel Jahrestage zur 25-, 30- oder 40-jährigen Wiederkehr der Kriegsereignisse339. Verantwortlich zeichneten hierbei kommunale wie militärische Stifter. 30 Jahre nach der Schlacht bei St. Privat/Gravelotte weihte etwa das 3.  Garde-Regiment zu Fuß ihr Gefallenendenkmal auf dem einstigen Schlachtfeld ein. Es handelte sich hierbei um einen aus erbeuteter Geschützbronze gegossenen Löwen, »die Pranken fest auf den Boden gestellt, den Athem [sic!] anhaltend zum entscheidenden Sprunge, das scharfe Gebiss zum Zerreißen des Feindes geöffnet«340. Den einstigen Kriegsteilnehmern und anderen Regimentsangehörigen galt er so als die »Wacht an der Mosel« (1900, Plastik 1919 zerstört; Weddo von Glümer; Abb.  50)341. Zwar zollten prominente Redner bei der Einweihung am 25. September 1900 dem einstigen Feind Respekt und bezeichneten ihn als ebenbürtig und tapfer; dennoch meinte der Bezirkspräsident von Lothringen Freiherr von Hammerstein feststellen zu müssen:

»Eine Erinnerung, nicht eine Herausforderung liegt in dem mächtigen, eindrucksvollen, kriegerischen Sinnbilde, ein Hinweis aber auch darauf, daß der Löwenmuth wie die Löwenstärke auch heute noch ungebrochen, daß das Regiment in alter Kraft und Zähigkeit wie vor 30 Jahren, so jetzt und immerdar bereit und gerüstet ist. Ja, der Löwe lebt und wehe dem, der sich ihm feindlich entgegenstellt342.«

Den Löwen holten im Jahre 1919 die Franzosen vom Sockel und ließen ihn einschmelzen343. Ein ähnliches Schicksal widerfuhr dem Löwenmal in Vionville (Moselle). Das Infanterie-Regiment Herzog Ferdinand von Braunschweig (8. Westfälisches) Nr. 57 hatte sich für seine gefallenen 14 Offiziere und 370 Mann noch vor dem 25. Jahrestag der Schlacht von Sedan für ein offensives Mal entschieden, dessen Aufstellung sich allerdings verzögerte. Ursprünglich hatten die Regimentsangehörigen nämlich einen Standort auf französischem Boden ins Auge gefasst, doch wurde ihnen dies von den dortigen Behörden verweigert. Auf breitem Sockel schlug ein von einem Speer getroffener Löwe brüllend seine Pranke gegen den Feind (1897‑1918; Franz Dorrenbach; Abb. 51)344. An der Stelle des wohl von US-amerikanischen Soldaten 339 340 341 342

343

344

Vgl. etwa als spätes Beispiel den Löwen von Amorbach (Lkr. Miltenberg, Bayern; 1911). Die Denkmalsweihe des Kgl.Pr. 3. Garde-Regiments z.F. (1900), S. 22. Ebd., S. 35; Geibel, Führer (1903), S. 9‑12. Die Denkmalsweihe des Kgl.Pr. 3. Garde-Regiments z.F. (1900), S. 22 f. Auch rein architektonisch konzipierte Kriegermonumente sollten diese Überzeugung vermitteln, etwa der neogotische Turm in Wuppertal-Barmen, so sein Architekt Edwin Oppler, Beschreibung, in: Das Krieger-Denkmal zu Barmen (1874), S. 3: »Für den Feind jenseits des Rheins aber steht derselbe da gleichsam als Warte, als drohendes Warnungszeichen, falls er es wagen sollte, deutsche Lande jemals zu berühren!« BArch, R  80/12; vgl. die Gedenkschrift über die Weihe des Denkmals für die im Weltkriege 1914‑1918 Gefallenen des 3.  Garde-Regiments zu Fuß am 6.5.1923, Berlin 1923, BArch, MSg 3/2050, S. 10: »vom fanatischen Haß des Erbfeindes zertrümmert«. Der fast fünf Meter hohe Sockel mit Widmung und Tafel ist noch in situ. Vgl. hierzu noch das zweite, 1923 eingeweihte Löwenmal des Regiments in Döberitz, S. 94. Vgl. hierzu kurz Maas, Politische Ikonographie, S. 199 f., Anm. 21. Laut Geibel, Führer (1903), S. 160, handelt es sich um einen verwundeten Löwen, »kampfbereit, die Fahnen des Regiments zu schützen«.

92

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

im Jahre 1918 zerstörten Regimentsmals errichtete die Gemeinde Vionville noch im Jahre 1919 ein französisches Erinnerungszeichen für die Toten von 1870/71. Die französischen Stifter meinten, die Erinnerung an die frühere Niederlage auslöschen zu müssen, indem sie nicht nur das verhasste Feinddenkmal restlos beseitigten, sondern den einstigen deutschen Erinnerungsort überdies symbolisch für ihre Toten in Besitz nahmen345. Unter den Verbündeten der Entente waren brüllende Raubkatzen eher selten anzutreffen. Nach 1870/71 reckte der französische Löwe zumeist nur stolz sein Haupt, so wie das Tier in Meaux (Seine-et-Marne) am Fuße eines Säulenmonumentes, das bezeichnenderweise von einer Victoria bekrönt wird (Bronze; 1903; Alphonse Moncel). Erst 30 Jahre zeigte eine Tierplastik in Bar-le-Duc vorsichtig ihre Zähne (Meuse; 1900; Pierre-Eugène Caveneget). Nach 1918 schien diese Zurückhaltung den Denkmalsinitiatoren dann nicht mehr angemessen. Die französischen Löwen konnten nunmehr angriffslustig gestaltet werden346. Auch der italienische Löwe fauchte in der Zwischenkriegszeit, wie sein imposantes Exemplar in Cavezzo (Modena) von Armando Manfredini aus dem Jahre 1922 beweist (Abb.  52). In der Ausführung kommt das Tier der Raubkatze vom 3. Garde-Regiment zu Fuß in St. Privat interessanterweise recht nahe. Der britische Löwe konnte ebenfalls die Fänge blecken, wie sein muskulöses Exemplar in Reading (Berkshire) beweist. 1886 wurde das Standbild den 329 Offizieren und Mannschaften des Royal Berkshire Regiments gewidmet, die in der verlustreichen Schlacht von Maiwand 1880 in Afghanistan gefallen waren (Abb. 53)347. Meist genügte aber den angelsächsischen Stiftern in der Folgezeit ein majestätischer Blick und eine stolze Haltung des Tieres348. Gelegentlich mochten auch andere Tierplastiken ihren Schmerz, ihre Trauer oder Wut über die vielen Gefallenen in den eigenen Reihen herausbrüllen. Bei Beaumont-Hamel an der Somme begann am 1. Juli 1916 die blutigste Schlacht des Ersten Weltkrieges. Die britischen Truppen erlitten sehr hohe Verluste, 20 000 Tote waren allein am Abend des ersten Tages zu beklagen. Das aus Freiwilligen bestehende Royal Regiment aus Neufundland etwa ist nahezu vollständig im deutschen Maschinengewehrfeuer aufgerieben worden. An diesem Ort massenhaften Sterbens weihte am 7. Juni 1925 der ehemalige englische Befehlshaber Field Marshall Douglas Haig das Newfoundland Memorial ein. Gewidmet war es den 820 Gefallenen des 345

346 347 348

BArch, R 80/14. – Ein vergleichbares Vorgehen lässt sich auch für französisch besetzte Gebiete nach 1918 feststellen. In Bad Ems an der Lahn wurde ein deutsches Kriegerdenkmal von 1870/71 über neue Inschriften umgewidmet, u.a. wurden Schlachtorte durch dort stationierte Soldaten eingemeißelt, die nachgerade teleologisch festhalten: »Marne 1914 – Occupation française 1918«, vgl. »Tägliche Rundschau«, 15.8.1920. Deutscherseits wurde späterhin kaum anders gehandelt, vor allem die Wehrmacht ging 1940 rigoros gegen französische Weltkriegsmale vor. Möglicherweise meinte sie so die tatsächliche oder behauptete Zerstörung deutscher Kriegerdenkmäler in ElsassLothringen nach 1918 rächen zu wollen. Einige Objekte wurden okkupiert und unter nationalsozialistischen Vorzeichen umgeformt, so z.B. die Pietà in Metz von Paul Niclausse aus dem Jahr 1935, Kidd, Les monuments aux morts, S. 101 und S. 108 f. Vgl. etwa den angreifenden »Lion de Flandres« im Bas-Relief in Douai (Nord; 1927; Alexandre Descatoire). Abgebildet in: Corke, War Memorials in Britain, S. 8. Vgl. etwa die Gefallenenmale im südenglischen Plymouth (»Royal Naval Memorial to the Missing«; 1924) oder im schottischen Glasgow (1924), McKenzie, Public Sculpture, S. 147‑149.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

93

Royal Newfoundland Regiment, der Newfoundland Royal Naval Reserve und den Mercantile Marines. Auf einer künstlich angelegten Anhöhe steht das Wappentier des Regiments: Ein ehernes Karibu röhrt nach Osten über die als Park gestaltete einstige Schlachtregion (und erhaltene Schützengräben) hinweg (1925; Basil Gotto)349. Eigentümlicherweise drohten und brüllten in der Zwischenkriegszeit auch die steinernen oder ehernen Löwen der Besiegten. Sie sollten durch ihr offensives Gebaren eine immer noch vorhandene Stärke und Kampfbereitschaft des Unterlegenen anzeigen. Da es als anstößig galt, in der Öffentlichkeit heftige Gefühle zu zeigen, schien es opportun, Raubtierplastiken als emotionale Platzhalter zu wählen. Für dieses tierische Bildmuster optierten zivile wie militärische Stifter – allerdings nicht erst gegen Ende der Republik, wie die Forschung bisher vermutete, sondern durchgängig. Eine Häufung derartiger Denkmalsetzungen ist zwar für die zweite Hälfte der 1920er Jahre festzustellen, doch ist dieses Phänomen vor allem der vorangegangenen alliierten Besetzung geschuldet. Die durch die lange Fremdherrschaft aufgestauten Gefühle erhielten erst spät ihr Ventil in offensiven Tiersymbolen. Einige dieser Löwen sind bereits heimlich während der Besetzung entstanden, um dann wenige Tage nach Abzug der feindlichen Truppen eingeweiht zu werden. Die zumeist verwundeten Raubtiere brüllen, heben ihre Pranken, bäumen sich auf oder setzen zum Sprung an. Sie drücken Schmerz, Ohnmacht, Wut und Angriffslust aus. Eine Vielzahl unterschiedlichster Stiftergruppen zeichnete für diese Tiermale verantwortlich. Keine zwei Jahre nach dem Versailler Friedensvertrag finanzierten Städte und Gemeinden, zivile oder militärische Vereine die ersten Exemplare dieser Art. Ihre Zähne fletschen, ihre Pranken heben Raubtiere im bayerischen Burtenbach (1921; Ludwig Hohlwein; Abb. 54) und Leipheim (1921, 1974 versetzt; Abb. 55)350. Selbstverständlich besaß auch der ehemalige Verbündete bereits wenige Jahre nach Kriegsende sein offensives Löwen-Mal. So fletscht beispielsweise in Graz-Liebenau ein Löwe die Zähne gegen die Feinde Habsburgs (1922; Eduard Kubovsky). Bedingt durch die Inflation und/oder die Besetzung des Rheinlandes folgten mit einiger Verzögerung schließlich im gesamten Reichsgebiet kämpferische Tiermale. Auf ehemals von den Alliierten besetzten Gebieten an Rhein und Ruhr stehen bzw. standen dabei besonders aggressive Plastiken. Löwen brüll(t)en im westfälischen Dortmund-Asseln (1926?) und Bochum-Weitmar (1926, Metallspende; Walter J. Becker), im sächsischen Bad Kösen (1926; Hermann Hosaeus) oder im vorpommerschen Anklam (1928; August Kraus)351. Weitere Exemplare wurden gegen Ende der Weimarer Republik gesetzt in Merchweiler-Wemmetsweiler im damaligen »Saargebiet« (1927)352, in der pfälzischen Gemeinde Waldsee (1928; Ludwig Kern)353, im westfälischen Bochum-Ehrenfeld (1928; Willy Meller), im rheinischen Neuss (1929; Willy Meller) oder Linnich an der Rur (1930‑1953; Franz Albermann; Abb. 56 bis 58). 349 350 351 352 353

Ähnliche Karibu-Male des Regiments finden sich auch an anderer Stelle in dieser einstmals hart umkämpften Region, so in Gueudecourt, Monchy-le-Preux oder Masnières. Abgebildet in: Brulz, Mahnmale des Friedens, S. 47 und S. 147. Abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 232. Abgebildet in: Knauf/Trepesch, Kriegerdenkmäler, S. 163. Abgebildet in: Kriegerdenkmale in der Pfalz (1934), S. 175.

94

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

Außerordentlich offensiv sind wiederum verschiedene Regimentsmale gebildet. Als typische Beispiele seien hier etwa die Erinnerungszeichen zweier GardeRegimenter genannt: Das ehemalige 3. Garde-Regiment zu Fuß setzte am 6. Mai 1923 als Ersatz für sein von den Franzosen zerstörtes Löwenmal in St.  Privat/ Gravelotte auf dem Truppenübungsplatz Döberitz einen neuen Löwen, der nunmehr »seinen Schmerz und seine Wut hinausbrüllt in die Welt«354 (1923‑1945/47[?]; Hans Dammann; Abb. 59). Mit der kaisertreuen Ansprache des Festredners Paul von Hindenburg verursachten die Verantwortlichen im Mai 1923 im Übrigen einen heftigen Presse-Skandal. Ähnliche Treuebekundungen sollten die Zeitgenossen ja nur wenig später in Berlin in Aufregung versetzen355. Nachdem es im hessischen Darmstadt bereits im Vorfeld einigen politischen Wirbel gegeben hatte, hielten sich die Redner bei der Einweihung ihres Löwenmals zumeist zurück. Das Erinnerungszeichen des ehemaligen Leibgarde-Regiments (1. Großherzoglich Hessisches) Nr. 115 war aber auch ohne allzu viele Worte aussagekräftig: Das verwundete Tier bäumt sich brüllend auf und schlägt mit seiner rechten Pranke in westliche Richtung (1928; Heinrich Jobst; Abb. 60). Die Vereinszeitschrift der Leibgardisten deutete das Standbild als »Sinnbild hessischer Tapferkeit«, das »zum letzten Tatzenhieb gegen die Übermacht der Feinde« aushole: »sein Rache- und Sterbensschrei donnert übers Schlachtfeld356.« Auch »einfache« Infanterie-Regimenter mochten nicht zurückstehen und gaben fauchende Raubtiere in Auftrag, so das ehemalige 4.  Thüringische Infanterie-Regiment Nr.  72 im sächsischen Torgau (1923; Hans Dammann) oder das 9.  Badische Infanterie-Regiment Nr.  170 in Offenburg (Ortenaukreis, Baden-Württemberg)357. Und wenn einmal die ehernen oder steinernen Löwen ihre Zähne nicht fletschten, übernahmen es ihre Interpreten bei den Einweihungsfeierlichkeiten, wobei oftmals der Wunsch Vater des Gedankens war, wie bei den äußerlich eher unauffälligen, weil ruhenden Großkatzen im westfälischen Dülmen (1925; Albert Mazzotti)358, im hessischen Bad Homburg (1926; Philipp 354 355

356

357

358

Deickert, Döberitz (1930), S. 46. Vgl. diverse Artikel in rechts- wie linksgerichteten Berliner Zeitungen, die hier dieselben Argumente wie im Oktober 1925 zum Augustaner-Mal vorbringen, »Berliner Lokal-Anzeiger«, 7.5.1923 (»schlichte, würdige Feier«), »Der Tag«, 8.5.1923 (»von keinem Mißklang gestörte Feier«); demgegenüber der »Vorwärts«, 8.5.1923: »trat Hindenburg als Sprecher auf und ließ jene Phrasen vom Stapel, die von der überwiegenden Mehrheit des deutschen Volkes als eine dreiste Provokation empfunden werden müssen [...] Machinationen dieser Clique, die vor nichts, nicht einmal vor einer außenpolitischen Schädigung der Reichsinteressen zurückschrecken.« »Der Leibgardist«, 4 (August 1928), S. 99 f. (Festreden von Generalmajor a.D. von Preuschen und Pfarrer Schüler), demgegenüber die Deutungen in ebd., 2 (Juni 1926), S. 61; 4 (Juli 1928), S. 77. Siehe hierzu noch S. 187. Torgau: abgebildet in: Gruson, Das Königlich Preußische 4.  Thür. Infanterie-Regiment Nr.  72 (1930), nach S. 424, und Deutscher Ehrenhain (1931), S. 96. Vgl. noch Dammanns Kopie im pommerschen Bublitz (heute Bobolice, Polen), in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 45. Offenburg: ?; ferner unter den Kolonialdenkmälern der Löwe des Vereins ehemaliger Kolonialkrieger in Weissenfels/Saale (1924‑1945). Angriffslust konnte in Dülmen vom Festredner gewissermaßen »erfühlt« werden; so vom Architekten Gustav Wolf, in: Festschrift zur Enthüllung des Kriegerdenkmals für Stadt und Amt Dülmen (1925), S. 10: »Der Löwe liegt trauernd, und nur die Spannung in dem muskulösen Leibe verrät, dass er sich nicht für die Dauer gebeugt niedergelassen hat.« Abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 15.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

95

Schmalz)359, im württembergischen Brackenheim (1922‑1950; Jakob Brüllmann)360 oder im – noch französisch besetzten – pfälzischen Sembach (1929; Fritz Korter)361. Als Hoheitszeichen des Deutschen Reiches und als ein Symbol für deutsche Macht und Stärke galt der Seeadler. Der Raubvogel konnte nach 1871 wachsam nach Westen spähen, oft aufreizend mit den Flügeln schlagen und/oder den geöffneten Schnabel drohend dem französischen Feind entgegenstrecken362. Selbst fern der Westgrenze, in der Mitte des Reiches, wurde nach Frankreich geschaut. In fast 15 Metern Höhe wandte ein preußischer Adler im thüringischen Erfurt den Blick nach Westen (1876‑1945; Florenz Moeller)363. Unmittelbar vor der Unterzeichnung des Versailler Vertrages stieß die »Deutsche Tageszeitung« vom 26. Juni 1919 den Stoßseufzer aus, es möge »vielleicht doch in nicht so ferner Zeit [...] – der Tag komm[en], an welchem das deutsche Volk sich aus seinem tiefen Fall wieder erheben kann und der deutsche Adler von neuem den Flug zur Sonne unternimmt«. Dieser sehnsüchtige Wunsch wurde in die Gedenkwelt hineingetragen364. In be359

360

361 362

363 364

Im hessischen Bad Homburg vdH setzte 1926 das ehemalige Füsilier-Regiment von Gersdorff (Kurhessisches) Nr. 80 einen Marmor-Löwen, dessen Hinterläufe zerschlagen waren. Nach dem Willen der Stifter zeigt das sterbende Raubtier »jedem Gegner ein bissiges Gesicht«, so der Vorsitzende der Denkmalskommission, in: »Nachrichtenblatt des Verbandes ehemaliger 80er«, Mai 1926, Nr.  7, S.  4, BArch, MSg  3/4191. Abgebildet in: Rosenegk, Das Königlich Preußische FüsilierRegt. von Gersdorff (Kurhessisches) Nr. 80 (1929), T. 2, S. 175. Zum Denkmal des Regiments in seiner zweiten Garnison Wiesbaden, dessen Grundstein 13 Tage nach Abzug der französischen Besatzungstruppen aus dem Rheinland gelegt wurde (1930; Arnold Hensler/Architekt Edmund Fabry), vgl. die Festschrift zur Erinnerung an die Enthüllung des Denkmals für die Gefallenen des Füsilier-Regiments von Gersdorff (1930). Diese 132-seitige Festschrift besteht jedoch zur Hälfte aus Werbeanzeigen. Es sind überdies weder ein Foto noch die Festreden wiedergegeben. Im Weiteren »Nachrichtenblatt des Verbandes ehemaliger 80er«, Januar 1930, Nr. 22, S. 3; April 1930, S. 1 f.; Juli 1930, Nr. 24, S. 1‑3; August 1930, Nr. 25, S. 1 und S. 4‑7; November 1930, Nr. 26, S. 5‑8; Farbanschlag auf das Denkmal: Januar 1931, Nr. 27, S. 20, BArch, MSg 3/4191. Stadtschultheiß Hiltwein, Rede: »wir wollen [...] hoffen, daß der Löwe, der mit starker Pranke unser Stadtwappen hält, es sich nie entreissen läßt und sich einmal wieder erheben wird, um die Fesseln zu sprengen, die der deutschen Kraft und Entfaltung angelegt sind«, zit. nach DöbeleCarlesso, Das Brackenheimer Kriegerdenkmal, S. 73. Kriegerdenkmale in der Pfalz (1934), S.  159: »Auf einem einfachen Steinsockel erhebt sich die Plastik eines Löwen, grimmig, zum Sprunge bereit.« Vernéville (Moselle): 18. Preußische Division (24.4.1872 bis 1918). (Wuppertal-)Barmen (Nordrhein-Westfalen; 1873; Friedrich Schluckebier), Meyer-Kahrweg, Denkmäler, S. 47. Schriesheim (Baden-Württemberg; 1874, 1958 versetzt), Groß, Vom Heldenkult, S. 68. Lindlar (NordrheinWestfalen; 1878); Hemer (Nordrhein-Westfalen): Kriegerverein (1878). Amanweiler/Amanvillers (Moselle): Garde-Schützen-Bataillon (1899‑1918), Hoff/Pollino/Pochon, Metz 1870, S.  148. Kehl am Rhein (Baden-Württemberg; 1905). Gorze (Moselle): Leib-Grenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm III. (1. Brandenburgisches) Nr. 8 (1910‑1918; Weddo von Glümer). Weitere nach Westen äugende Adler deutscher Regimenter auf den Schlachtfeldern um Metz bei Geibel, Führer (1903), S. 5, 23 f., 79, 135, 209, 285 und S. 328‑331. Zu diesem Mal kurz Herz, Denkmale, S. 29. Hamburg-Gross Borstel (1922‑2006; Richard Kuöhl): »Groß-Borsteler Bote«, Oktober 1922: »Mit kräftigen Krallen steht er trotzig und lauernd auf seinem eisernen Grund, den scharfen Blick nach Westen gerichtet«, zit. nach Raffat, Grabhügel, S.  61; ferner Trenschel, Nachdenkmal am Licentiatenberg, S. 25‑28. Wasserkuppe/Rhön (Lkr. Fulda, Hessen; 1923; August Gaul/Architekt Johannes Moßner), vgl. hierzu die Weiherede des Oberstleutnants a.D. Walter von Eberhardt: »Und eigene Kraft wird es sein, die alle Fesseln, die Schmach und Schande, die Not und Elend uns angelegt haben, wieder sprengen wird. Nach Westen blickt der Adler. Er weist uns den Weg, den

96

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

sonders anschaulicher Weise hat diese Sehnsucht das ehemalige Garde-KürassierRegiment in seinem Kriegerdenkmal umgesetzt. Im Berliner Kleistpark verhalf ein vier Meter hoher Bronze-Heros einem Adler zum Flug. Den Sockel zierte dabei der preußische Wahlspruch »NEC SOLI CEDIT« (1923‑1946[?]; Hans Hubert Dietzsch-Sachsenhausen; Abb.  61)365. Ähnliche Gedanken hegten jenseits der Grenze die Verantwortlichen der Frontkämpfer-Vereinigung in der jungen Republik Österreich. Im steirischen Radkersburg, das sich im Februar 1919 gegen slowenische Expansionsbestrebungen gewehrt hatte, sitzt ein Adler auf einem Schwertknauf, der von einer aus dem Denkmal ragenden, von einem Dornenkranz umrankten Hand gehalten wird. Es handelt sich hierbei um einen Entwurf der Rodin-Schülerin Maria Peter-Reininghaus, der von dem Bildhauer Eisner ausgeführt wurde. Über ein Gedicht, das der Ortsgruppe Radkersburg der Frontkämpfer-Vereinigung Deutschösterreichs gewidmet ist, bekundeten die Stifter, dass sie zehn Jahre nach Versailles und St. Germain immer noch und weiterhin auf »den Tag« hofften: »In deutschen Herzen aber lebt die Ahnung. / Es kommt der Tag, da breitet seine Schwingen / Der stolze Aar zu neuem Höhenflug, / Da fällt der Dornenkranz des deutschen Leids / Und jubelnd rauscht es durch der Heimat Gaue: / ›Deutschland, Deutschland über alles, / Ueber alles in der Welt!‹366.«

Einen Höhenflug unternahm der deutsche Adler auf feindlichen Gefallenenmalen selbstredend nicht. Er konnte dort nur fallen und liegt auch heute noch auf manchen französischen oder italienischen Erinnerungszeichen zerschmettert am Boden, wie im dritten Kapitel noch näher gezeigt werden soll. Vom siegreichen Feind wurden die rächenden Raubtier-Denkmäler oft als Zielscheiben zweckentfremdet, zerschossen oder zertrümmert. Die Löwen von St. Privat, Vionville, Döberitz und Jüterbog wurden jeweils bei Kriegsende geschleift367. Von seinem Sockel wurde der deutsche Adler vielfach heruntergeholt, abgebrochen oder in den Staub geworfen368. Anscheinend konnte der von den Denkmälern aus-

365

366 367

368

wir gehen müssen«, zit. nach: Jenrich, Die Wasserkuppe, S. 320. Im Weiteren sei noch verwiesen auf die Kranzschleife des »Bundes der Jagdflieger« am Tag der Einweihung: »Adler, Du, halte die Wacht! Um uns ist Schande und Nacht. / Siehe, dort hinter dem Rhein / Schlummert der Brüder Gebein / Bis einst der Morgen erwacht. Adler, Du, halte die Wacht!«, laut »Deutsche Allgemeine Zeitung«, 31.8.1923. Strasburg (Lkr. Uecker-Randow, Mecklenburg-Vorpommern): Städtisches Denkmal (1925‑?), Stallmann, Das Ehrenmal zum Andenken an die im Weltkriege gefallenen Söhne Strasburgs. In: »Heimatkalender für den Kreis Prenzlau«, 1 (1926), S. 94 f. Rastatt (BadenWürttemberg): Füsilier-Regiment Fürst Karl Anton von Hohenzollern (Hohenzollernsches) Nr. 40 (1927; R.H. Alker), Lurz, Kriegerdenkmäler, Bd 4, S. 270 f. Vgl. als zeitgenössische Stimme Borchert, Garnison-Friedhof (1930), S. 60: »In Bronze ausgeführt, verkörpert es in einem schreitenden jugendkräftigen Manne die ungebrochene Kraft des jungen Geschlechts, das berufen ist, den deutschen Aar wieder zum freien Aufstieg zu bringen.« »Österreichische Grenzwacht«, 6 (3.11.1929), 44, S. 1, »anläßlich der Heldendenkmalenthüllung am 3.11.1929«. Vgl. zum Denkmalsturz in St. Privat/Gravelotte die spätere Deutung in: Gedenkschrift über die Weihe des Denkmals für die im Weltkriege 1914‑1918 Gefallenen des 3.  Garde-Regiments zu Fuß am 6.5.1923, Berlin 1923, BArch, MSg 3/2050, S. 10: »vom fanatischen Haß des Erbfeindes zertrümmert«. 1918 wurden die Adler von den Erinnerungszeichen in Eschborn (1888), Neuenhain (1903) von französischen Soldaten heruntergeschossen. In Elsass-Lothringen sind vor allem die Adler als Symbole deutscher Herrschaft gestürzt worden, wobei es hier sowohl zu spontanen als auch an-

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

97

gehenden Bedrohung, der Provokation nur durch Vernichtung und Verhöhnung des Gegners begegnet werden. Noch fünf Jahre nach dem Waffenstillstand ist der Zorn auf die Deutschen spürbar, als der französische Ministerpräsident Raymond Poincaré Ende 1923 anordnete, alle deutschen Kriegerdenkmäler, »die einen herausfordernden oder kriegerischen Charakter tragen«, auf nunmehr französischen Boden zu schleifen369. Das Verlierergedächtnis ertrug offenbar trotz des nachfolgenden Sieges die alten Demütigungen nicht. Das Symbol des Feindes auf heimischer Erde nagte am Nationalstolz. Die einstigen Triumphorte des Feindes wurden zu Racheorten des Siegers umfunktioniert. Einige dieser alten Adler von 1871 fanden übrigens nach dem Zweiten Weltkrieg ihren Weg von Frankreich zurück nach (West-)Deutschland, wo sie in BundeswehrKasernen Aufnahme fanden. Zumeist fristen sie dort funktionslos ihr Dasein, wurden als künstlerisches Accessoire baulich integriert oder auch vergessen. Ihr historischer Gehalt ist heute oft nicht mehr präsent, wie am Beispiel des sogenannten »Adlers von Metz« zu sehen ist, der einst das deutsche Kriegerdenkmal auf dem Garnisonfriedhof Chambière bekrönt hatte (1887‑1970). Der vom Krieger- und Turnverein Metz gestiftete Adler stand ursprünglich nach Westen äugend auf einer hohen Würfelpyramide. Das Denkmal wurde um 1970 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. abgebrochen. Der Adler selbst gelangte auf Umwegen nach Berlin und wurde dort im Jahr 2007 in einem vollkommen neuen Kontext wieder aufgestellt. Auf einem groben Findling in der Blücher-Kaserne sitzend dient er seither den Bundeswehrangehörigen »als ein Symbol für die Integration von Soldaten anderen Glaubens«370. Das Denkmal erhielt somit eine versöhnliche Umdeutung, welche allerdings durch die aggressive Pose des frisch vergoldeten Flügeltiers nicht unbedingt gestützt wird (Abb. 62 und 63)371.

369

370 371

geordneten Ikonoklasmen kam, vgl. BArch, R 80/2.3; Heinicke, Deutsche Kriegsgräber, passim. Der Metallwert dürfte dabei sicherlich keine geringe Rolle gespielt haben. Der heruntergebrochene Adler vom Denkmal des Grenadier-Regiments Prinz Carl von Preußen (2. Brandenburgisches) Nr. 12 in Spichern/Spicheren (Moselle) soll sogar als Abort zweckentfremdet worden sein, BArch, R 80/15, vgl. noch »Deutsche Zeitung«, 2.2.1925 nach einem Bericht des »Nieuwe Rotterdamsche Courant«. Einzig der 1905 eingeweihte Bronze-Adler vom Denkmal des Feldartillerie-Regiments General-Feldmarschall Graf Waldersee (Schleswigsches) Nr. 9 in Metz ist laut Heinicke, Deutsche Kriegsgräber, S.  29, nach 1918 nicht gestürzt worden; zu diesem Denkmal auch Hoff/Pollino/ Pochon, Metz 1870, S. 150 f. Zit. nach Lurz, Kriegerdenkmäler, Bd  2, S.  142. Poincaré trat gleichzeitig in Frankreich als Festredner bei Denkmalsenthüllungen auf, deren Standbilder deutsche Symbole und Allegorien mit Füßen traten oder mit dem Bajonett durchbohrten, siehe S. 230‑232. So http://gfw-sektion-berlin.de/berlin/vortraege/VortraglazReg3113Jun07a.pdf, im Weiteren Hillebrandt, Lazarettregiment 31, S. 81 f. Originalzustand abgebildet in: Geibel, Führer (1903), S. 80. Vgl. zur Geschichte des Metzer Adlers insbesondere Bröckermann, Von der Chambière nach Berlin, S. 10 f.

98

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

Künftiger Ernte blutige Saat Wie einst Dido schwört die »Picarde« auf dem Rachedenkmal in Péronne Rache, wie Dido konnten die Stifter zumeist nur darauf hoffen, dass der Tod nicht umsonst gewesen war und Früchte trieb. Angesprochen wird diese Vorstellung von menschlicher Aussaat bereits nach dem Krieg von 1870/71 in der Inschrift des vom Souvenir français errichteten, späterhin erweiterten »Marianne«-Denkmal von Bruville (Meurthe-et-Moselle). Am Sockel stehen zwei bekannte Liedzeilen der französischen Nationalhymne, denen eine versteckte Drohung gegen den (nunmehr als deutsch gedachten) Feind innewohnt: »S’ils tombent nos jeunes héros, / La terre en produit de nouveaux – Marseillaise« (1894)372. In Frankreich konnte die »Saat« eines Krieges auf Erinnerungszeichen für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges schließlich Gestalt annehmen. So schreitet beispielsweise eine Frau barfüßig in Sceaux (Hauts-de-Seine; 1921) und in Saint-Jeande-Luz (Pyrénées-Atlantique; 1919) durch ein dichtes Ährenfeld, in dessen Mitte sich ein Grabkreuz befindet. Auf diesem schlichten Kreuz hängt ein französischer Helm. »Terre de France« taufte der Künstler Maxime Réal del Sarte diese »bukolische« Szene, die er bereits im ersten Friedensjahr entworfen hatte. Ein ähnliches Motiv tragen die Gefallenenmale in Avelin (Nord; 1925; Paul Auban), Compiègne (Oise; 1922; Maxime Réal del Sarte), Suippes (Marne; 1930; Félix-Alexandre Desruelles) und Saugnac-et-Muret (Landes; 1923; Robert Wlérick): Eine Bäuerin steht trauernd vor einem mit einem Helm bekrönten Kreuz inmitten eines Getreidefeldes. Saat-Bilder waren auch in Deutschland Teil des Kriegsgedenkens. Aber anders als im französischen Bild-Programm spielte das Säen und Ernten in der deutschen Ikonographie eine eher unbedeutende Rolle. Nur selten wurde für eine bildliche Umsetzung aus dem eigenen, kulturellen Gedächtnis geschöpft und die Erdmetaphorik plastisch in das Denkmalsprogramm integriert. Zwar schuf bereits in der Frühromantik Philipp Otto Runge das Bild des gefallenen Familienvaters, der als Leiche den Acker düngt, den seine Frau mit dem Kleinkind auf den Schultern pflügt373. Auf Kriegerdenkmalen ist diese Vorstellung jedoch kaum realisiert. Immerhin findet sich in Österreich ein ausdrucksstarkes Beispiel dieser seltenen Gattung. Die Gedenktafel für die Gefallenen der Lehrerbildungsanstalt in Salzburg, deren nunmehriges Fragment sich heute an der Südseite der Pädagogischen Akademie befindet374, wies im Bas-Relief eine eigentümliche Szene auf: Vor einer aufgehenden Sonne steht eine männliche Gestalt mit hoch gereckten Armen über einem Amboss. Zu ihren Füßen liegen verwesende Krieger, wie an ihren eingesunkenen Augen und hervorstehenden Rippenbögen zu erkennen ist (1929; Joseph Piffrader). Eine der heute nicht mehr vorhandenen Inschriften lautete: 372

373

374

Gelegentlich wird auch ein trauernder Bauer im Saat-Feld gezeigt, so in: Commentry (Allier; 1924; Félix-Alexandre Desruelles), abgebildet in: Bouillon/Petzold, Mémoire figée, S.  127; Courbesseaux (Meurthe-et-Moselle; 1924; Eugène Gatelet), abgebildet in: Didier, Lorraine 1914, S. 96; Haucourt (Pas-de-Calais; 1925; Boisselier) oder Ascain (Pyrénées-Atlantiques) mit Frau (1924; Maxime Réal del Sarte), abgebildet in: Becker [u.a.], Monuments de Mémoire, S. 184. »Fall des Vaterlandes« (1809), heute Hamburger Kunsthalle; abgebildet in: Hoffmann-Curtius, Sieg ohne Trauer, S. 263. Vgl. noch Brandt, Germania und ihre Söhne, S. 170: »Ein Felsbrocken unter seinem Rücken verewigt seine Qualen und den Gedanken an Rache.« Vgl. hierzu Kahler, »Kriegerdenkmäler im Felde und daheim«, S. 45.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

99

»LEHRER DEM VOLKE / ZU WERDEN BENAHM EUCH / DAS RASCHE / VERHÄNGNIS / LEHRER DEM VOLKE / ZU SEIN / IST EUCH NUN / DAUERND / BERUF / SAME ZU STREUEN / DEN SEELEN / BAR IST EUCH / DIE HEILIGE / SENDUNG / SAME SEID IHR / NUN SELBST / WACHSET / UND BLEIBET / IM LICHT375.«

Die säkulare Agrarmetaphorik vermischte sich mit dem christlichen Glauben an die Auferstehung, der wiederum in ein politisches Programm von nationaler Erhebung und Erweckung, Wiederauferstehen und Erblühen umgedacht werden konnte376. Vielfach zu hören war die Ernte-Metapher in diversen Predigten, Weihund Festansprachen. Auch der Blumenschmuck am Denkmal und Grußworte von Abordnungen konnten dieser Vorstellung verpflichtet sein377. Deutsche Erinnerungsakteure wollten mal Saat, mal Frucht, mal beides zugleich sein. Mitunter stand auch der »Erbfeind« selbst Pate, wie etwa die Übernahme von Léon Gambettas Motto »Pensez-y toujours, n’en parlez jamais« zeigt. Der über sein Fach hinaus bekannte Historiker Hermann Oncken meinte am 16. Juli 1919 seine Zuhörer darauf einzuschwören, dass sie alle lernen müssten, »zu säen und zu pflanzen, ohne die Früchte zu sehen, geduldig zu arbeiten für eine kommende Generation, die auf unsern Schultern steht [...] Und es wird Dinge geben, an die wir immer denken, von denen wir niemals sprechen378.« Letztlich wurde aber – wie einst in Frankreich – weniger geschwiegen als laut und vernehmlich Krieg erklärt. Die deutschen Gefallenen wurden naturmetaphorisch als eine ins Herz gesenkte Saat verstanden379, auch als Saat im Erdboden gedacht, als »ruhende Saat«380 bzw. als »keimende Saat«381. Der »Heldentod« selbst sei »edle Saat«382, bisweilen sogar im Superlativ »edelste Saat«383. Es 375 376

377

378 379

380

381 382

383

Abgebildet in: ebd. München: auf dem Mal des Kgl. Bayr. 1.  Infanterie-Regiments König: »Möge ihr Geist unser kommendes Geschlecht erwecken« (1922). Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf, Gedenktafel im Bundes-Realgymnasium Franklinstraße: »Mit euch, Gefallne, fiel des Volkes Geist, / Kaum aus der Asche glimmts in unserem Herde. / Lebt auf in uns, daß ihr den Weg uns weist! / Daß uns durch euch die Auferstehung werde!« (um 1920?), in: Schöbitz, Die Kriegerdenkmäler, S. 92. Vgl. noch die Wortwahl bei Thiersch, Entstehungsgeschichte, in: Dem Andenken ihrer im Weltkriege Gefallenen gewidmet (1925), S. 6. Vgl. etwa den Kranzschwur des Stabes der 3. Kavallerie-Division in Weimar am Jenaer Universitätsdenkmal vom 21.6.1925: »Heilig ist die Saat, wir harren der Ernte«, in: Die Gedenktafeln der Thüringischen Landesuniversität Jena (1925), S. 16. Ansprache, in: Die Universität Heidelberg (1919), S. 16. Vgl. u.a. Pastor Nielsen anlässlich der Einweihung der Gefallenentafeln am 12.10.1919, in: Hundertjahrfeier des Gymnasiums und Realgymnasiums zu Rendsburg (1919), S. 6: »Sie sind die Saat, in die Herzen der Lebenden gesät – einst geht sie auf und bringt ihre Frucht.« So auf dem 1960 erweiterten Denkmal im oberfränkischen Hof: »Helden der Stadt / Ruhende Saat / Mahnen zur Ernte / Künftiger Tat«, verbunden mit der Plastik eines Säenden (1927; Hanns Breitenbach, Lothar Dietz), abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S.  198. Vgl. auch den Sämann in Krefeld-Uerdingen, zu dessen Füßen ein Stahlhelm liegt (1930; Peter Stammen), abgebildet in: ebd., S. 202. So der Text an der Stele an der Feldsteinkirche im brandenburgischen (Fichtwald-)Hillmersdorf. Vielfach in Brandenburg zu beobachten: Grabow: »Doch Euer Heldentod / Mahnt in der schweren Not / Als eine edle Saat / Auch uns zur Opfertat / Für Volk und Vaterland!« WölsickendorfWollenberg: »Euer Herzblut – edle Saat«; so auch Sonnenwalde-Brenitz. Vgl. noch im sächsischen Freiberg: »Euer / Tod soll Leben / werden. / Deutscher / Zukunft / edle Saat«. Otto, Zum Gedächtnis (1919), S. 10.

100

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

schlummerte im Boden »künft(i)ger Ernte blut(i)ge Saat«384. Letztlich konnte sogar der christliche Gott als verantwortliche Instanz ausgemacht, der Gefallenentod als »Saat von Gott gesät«385, auch als »heilige Saat«386 gedeutet werden. Auch an Ermahnungen und Aufforderungen fehlte es nicht in diesem prospektiven Totengedenken, wie der zynische Gebrauch der Ernte-Metapher in der deutschen Reichshauptstadt Berlin ebenso wie im fernen West-Galizien zeigt: »Der Tod hat uns in die Erde gepflügt – nun erntet387!« Gedacht und geplant wurde darüber hinaus eine eigene, neue Aussaat auf der von Gefallenenblut durchtränkten, gleichsam gedüngten Erde388. 384

385

386

387

388

So etwa Meinhold, »Seele, vergiß sie nicht, Seele, vergiß nicht die Toten!« (1919), S. 14. Ähnlich der Berliner Jura-Student Link, in: Feier bei der Enthüllung des Denkmals (1926), S. 10: »furchtbare blutige Saat, aus der das neue Reich erwachsen soll«. Vgl. v.a. die beliebte Inschrift: »Wo ihr auch schlummert nach Gottes Rat, künftiger Ernte blutige Saat, nimmer vergessen im deutschen Land, ruhet in Frieden in Gottes Hand«, z.B. in Brandenburg: Dabendorf; DrebkauGreifenhain; Glienick (1921); Hennickendorf; Zagelsdorf; Zossen (1922; August Oetken); Gramzow-Meichow; Lebusa. In Niedersachsen: Braunschweig, Hauptfriedhof; Stelle. In Sachsen: Großenhain-Wildenhain; Großschirma-Reichenbach (1920); Langenwolmsdorf; Weigersdorf. In Sachsen-Anhalt: Möckern-Rietzel. In Thüringen: Dietlas; Mechterstädt; Schönau vor dem Walde. Vgl. als Varianten die Tafel an der evangelischen Kirche in Wilhelmshaven-Heppens (Niedersachsen): »Unser die Hoffnung, dass einst Frucht bringt die blutige Saat«; die Tafel an der evangelischen Stiftskirche in Bielefeld-Schildesche (Nordrhein-Westfalen): »Soll die Blut- und Tränensaat der Jahre 1914‑18 dir Frucht tragen« (1923); Inschrift auf dem Kirchfriedhof im oberfränkischen Bischberg: »Was die Väter im Blute gesät, / Mög’ es den Enkeln in Frieden reifen« (1922). Vgl. noch das Mal im schlesischen Münsterberg (heute Ziębice, Polen): »Es wird die Saat der teuren Heldenleben / Das Erntefest für Deutschlands Zukunft sein«, abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 107; so auch auf dem Mal im sächsischen Hainichen-Bockendorf. Allgemein verbreitet als »Saat von Gott gesät, dem Tage der Garben zu reifen«, nach Klopstock, Der Messias: 1. Gesang, Bd 3 (1771), S. 32. Berlin-Wilmersdorf: XXII. Reservekorps (1924; Eberhard Encke). Wuppertal-Barmen: Tafel im Gymnasium an der Bleicherstraße (1922, Kriegsverlust), Meyer-Kahrweg, Denkmäler, S.  223; Inselfriedhof Nebel auf Amrum. Ehrenmal des SchillerRealgymnasiums zu Leipzig (Wilhelm Andreas/Architekt Georg Wünschmann), abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 100. Vgl. ein frühes Zeugnis in: Meinhold, »Seele, vergiß sie nicht, Seele, vergiß nicht die Toten!« (1919), S. 14. Geislingen-Türkheim (Lkr. Göppingen, Baden-Württemberg): »künftiger Ernte heilige Saat« (1921); Leipzig-Paunsdorf (Sachsen): »Die heilige Saat / die ihr gesät / bringt einst / doch reiche Frucht«. Vgl. noch die Formulierung in der Festschrift Denkmal der Gefallenen des Königlich Preußischen Infanterie-Regiments Herzog von Holstein (Holsteinisches) Nr.  85 (1931), o.S. [S. 19]: »Treu-Saat [...], die auf Frucht harrt«. Berlin-Niederschöneweide: Tafel des Triptychon im Eingang der evangelischen Friedenskirche (1930); so bereits zuvor (und auch noch heute) auf dem von der Kriegsgräberabteilung des k.u.k. Militärkommandos Krakau im Krieg eingerichteten Kriegerfriedhofs Demborzyn Nr. 230 in WestGalizien (heute Dęborzyn, Polen): »UNS HAT DER TOD INS LAND GEPFLÜGT: – NUN ERNTET!«, Broch/Hauptmann, Die westgalizischen Heldengräber (1918), S. 208 f.; Stauss, Kriegergräber in Rumänien (1931), S. 77 f. Vgl. für den akademischen Bereich Lütgert, Zum Gedächtnis (1919), S. 13: »Aber selbst, wenn wir die Zeit der Ernte nicht mehr erleben sollten, so bereiten wir sie vor und erleben die Arbeit, aber auch die Freude einer neuen Aussaat.« Ähnlich Sonnwend 1919, S. 13; der AStA-Vorsitzende stud. jur. Edmund Stoeckle, Rede, in: Unseren im Weltkrieg Gefallenen (1922), S. 14. Ferner die Inschrift auf dem Kriegerdenkmal in Eschede (Lkr. Celle, Niedersachsen): »WIR DÜNGTEN DIE ERDE MIT UNSEREM BLUT / DIE ERNTE IST EUER / SEID STETS AUF DER HUT« (1923), Probst, Bilder vom Tode, S. 31 f.; auf dem Obelisk in Brühl-Heide (Rhein-Erft-Kreis, Nordrhein-Westfalen): »Aus eurem Heldenkriegerblut steigt Deutschlands größ’rer Morgen«, Hesse/Purpus, Gedenken, S.  102  f., Nr.  17; vgl. das hoffnungsfrohe »DAS BLUT DER GEFALLENEN WERDE DER

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

101

Die Hitlerjugend fand als Erbe der alten Frontsoldaten ebenfalls ihren Platz auf den nach 1933 errichteten Weltkriegsmalen. In Castrop-Rauxel-Habinghorst (Lkr. Recklinghausen, Nordrhein-Westfalen) stiftete die Krieger- und Landwehrkameradschaft »Germania« im Jahr 1935 ein Denkmal mit einem Relief. Dargestellt war ein Feldgrauer, der einem Hitlerjungen die linke Hand auf die Schulter legte, während die Inschrift erklärte: »Wir wollen uns Eurer würdig erweisen389.« Das künftige »ver sacrum«390 huldigte jenem Opfer- und Totenkult der nationalen »Erhebung«, der ins Massengrab führte. Gewollt war dieser Weg von den damaligen Deutungseliten, die es laut, offen und widerspruchslos verkündeten. Neu und überraschend war diese Marschrichtung nicht, das Fundament hierzu war bereits 1918/19 von der deutschnationalen Rechten gelegt und in den Folgejahren beharrlich ausgebaut worden. Der Bürgermeister von Viersen-Dülken, Ludwig Simon, ehemaliger Ortsgruppenleiter der NSDAP, erklärte bei der Einweihung des Siegfried-Denkmals für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs am 21. Oktober 1934, dass aus dem Blut der Gefallenen nun die Saat aufginge, die sie, die Toten, einst selbst gesät hätten. Zu fordern hätten die Nachlebenden nichts, aber alles zu opfern für Deutschland, und wenn es sein müsse, eben nicht nur »heldisch« wie sie zu leben, sondern eben auch so zu sterben391. Bis in die zweite deutsche Diktatur hinein klingen diese ideologischen Sprachmuster nach, die den sinnlosen Tod propagierten und Trauer verneinten: Auf dem Alten Friedhof in Schwerin wurde zu DDR-Zeiten eine Erinnerungsstätte an »verdiente Kämpfer für Demokratie und Sozialismus« geschaffen. Auf einer schlichten Mauer stand – unterbrochen von einer Figurengruppe – in großen Lettern geschrieben: »AUS DER ASCHE UNSERER TOTEN / KEIMT DIE NEUE SAAT« (1965‑2005; Hans Kies)392. Diese Formel war für die regierende SED überaus attraktiv, da sie sich damit in eine antifaschistische Tradition stellen und als legitime Nachfolgerin der kommunistischen Widerstandsbewegung präsentieren konnte. Für diese Selbstdarstellung nutzte sie insbesondere symbolträchtige Jahrestage. Noch am 30.  Gründungstag der DDR, den 7.  Oktober 1979, wurde im mecklenburgischen 389 390

391 392

SAMEN ZU NEUEN HELDEN« am 1932 eingeweihten Kriegerdenkmal von Josef Nussbaum in Niederleuken (Lkr. Trier-Saarburg, Rheinland-Pfalz), Kölling, Errichtung, S. 63‑73. Zu diesem Mal kurz Scholz, Krieger- und Gefallenendenkmal, S. 121. Das Wortpaar war in humanistischen Lehranstalten nicht selten vertreten, so z.B. auf den Gedächtnistafeln der Klosterschule Unser Lieben Frauen zu Magdeburg, vgl. Kaiser, Das Denkmal (1920), S. 17 f.; auf einer Wandmalerei im Alten Gymnasium Bremen (1924; Ida Stroever), abgebildet in: Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs (1930), S. 242; auf der Gedenktafel der Universität Heidelberg, abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 179, und über den Namen der Toten in der »Ehrenhalle« der Universität Bonn (1930). Stoffels, Kriegerdenkmäler, S.  367‑369 und S. 397‑402, deutet das Bonner Denkmal als ein demokratisch-christlich-pazifistisches Projekt akademischer Kreise. Sie verkennt hierbei, dass durch die antike Inschrift und die an mittelalterliche Sakralarchitektur erinnernde Krypta ein Opferkult intendiert war, der die Toten überhöhte und gleichzeitig den Krieg legitimierte, handelte es sich doch bei einem ver sacrum um die Weihe eines ganzen Jahrgangs für eine »gerechte« Sache. Das Konzept der professoralen Stifter fügte sich so nahtlos in das nationalkonservative Totengedenken der Weimarer Republik. Rede im Original bei Schirrmacher, Der Siegfried, S. 44. Vgl. Brocher, Dülkens Ehrenmal (1939), S. 86 f. Abgebildet in: Karge/Rübesamen/Wagner, Gedenkstättenarbeit, S.  103. Vgl. das gleichnamige Bildwerk von Hans Kies an der Wuhlheide, ehemals Pionierpark, in Berlin-Köpenick (1966), Endlich [u.a.], Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus, Bd 2, S. 69.

102

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

Röbel ein großer Gedenkstein für die Opfer des Faschismus gesetzt. Rechts neben dem Häftlingswinkel kündet die Tafel, dass aus der Asche der Toten die neue Saat keime393. Es scheint bemerkenswert, dass die Erdmetaphorik nach dem Zweiten Weltkrieg auch im militärischen Milieu Westdeutschlands Verwendung finden konnte, um im Umfeld von Kriegsgräbern eine Botschaft des Friedens zu verkünden. Die 329. Infanterie-Division setzte nach Kriegsende auf dem Waldfriedhof Lauheide im westfälischen Münster einen Gedenkstein, der die folgende Inschrift trägt: »DIE FRUCHT / IHRES TODES / SEI DER FRIEDE / AUF ERDEN«394. Eine gegenläufige Entwicklung ist wiederum für die Gegenwart zu beobachten. Sechzig Jahre nach der deutschen Kapitulation werden auf polnischem Boden deutsche Rachemale wieder instand gesetzt: Auf dem Friedhof Jägerhöhe, dem einstigen »Heldenfriedhof« im ostpreußischen Angerburg (heute Węgorzewo) steht ein quaderförmiger Baukörper, der auf Veranlassung des Volksbunds Deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. restauriert und in seinen ursprünglichen Zustand versetzt wurde. Die alte Inschrift erstrahlt jetzt auf neuer Tafel in weißer Schrift auf rötlichem Grund und kündet weithin von deutscher Wiedervergeltung: »SIE STARBEN – UND LEBEN NOCH / SIE SCHLUMMERN – UND WACHEN DOCH / SIE RUHEN – ZU NEUER TAT / DER ZUKUNFT SAAT«395. Bedenklich ist an dieser Renaissance von Kriegerdenkmälern, dass sie oftmals restauriert werden, ohne den zeitlichen Kontext, ohne Ikonographie oder Semantik zu berücksichtigen, und somit kriegerische Botschaften vergangener Zeiten erneut verbreiten396. Was Käthe Kollwitz am 28. Oktober 1918 in einem offenen Brief an den Lyriker Richard Dehmel forderte, scheint in solchen Fällen vergessen: »Es ist genug gestorben! Keiner darf mehr fallen! Ich berufe mich gegen Richard Dehmel auf einen Größeren, welcher sagte: ›Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden‹397.« 393

394 395

396

397

»RUHM / UND EHRE / DEN / OPFFERN / DES FASCHISMUS // AUS DER / ASCHE UNSE- / RER TOTEN / KEIMT / DIE NEUE SAAT«, abgebildet in: Karge/Rübesamen/Wagner, Gedenkstättenarbeit, S.  361. Vgl. hierzu noch Endlich [u.a.], Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus, Bd 2, S. 462 (hier jedoch irrige Trennung der Inschrift). Laut Papenheim, »Trauer und Propaganda«, S. 436, sind die näheren Umstände unbekannt. Unreflektiert Kammerer/Kammerer, Deutsche Kriegsgräberstätten in Ost- und Südosteuropa, S.  119, die zudem die Inschrift verschweigen; zu recht die kritischen Anmerkungen von Eßer, Deutsches Kriegerdenkmal, S. 120 f. Zu dem Phänomen der oft unreflektierten Neu- und Wiederaufrichtung von Weltkriegsdenkmälern in Ostdeutschland Thümmler, Der Wandel, S. 221‑247. Vgl. als ein markantes Beispiel das erweiterte Kriegerdenkmal in Loddin (Lkr. Ostvorpommern, Mecklenburg-Vorpommern) mit der nach 1990 angebrachten Inschrift: »Unsern fürs Vaterland / im 2. Weltkrieg gefallenen Helden«; ähnlich noch im Jahre 2000 die thüringische Gemeinde Daasdorf am Berge: »Ihren Helden die dankbare Gemeinde«. Vgl. das Schicksal des Teupitzer Kriegerdenkmals nach 1990, dem die 1966 angebrachte Friedenstaube Pablo Picassos von Unbekannten entwendet und die Kaiserkrone von 1904 wieder aufgesetzt wurde, Heimatkalender Königs Wusterhausen 2002, S. 42. Siehe die eindringliche Warnung vor neuen Helden-Malen durch Generalstaatsanwalt Erardo Rautenberg in: »Potsdamer Neueste Nachrichten«, 16.2.2008. Auch westdeutsche Gemeinden entstauben derzeit wieder ihre Kriegermale, so z.B. Bielefeld-Dornberg ihren am Sedanstag 1872 eingeweihten Obelisken, der um 1973 abgebaut und 2004 den Weg vom Bauhof zum Friedhof fand, zu den Fakten Sunderbrink, Kriegsverherrlichung, S. 25 f. Kollwitz, An Richard Dehmel!, in: Kollwitz, Tagebuchblätter (1948), S.  79; Kollwitz, Die Tagebücher, S.  377 und S.  839‑841. Kollwitz widersprach damit Dehmels Aufruf zum letzten

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

103

Es ist wenig überraschend, dass in den visuellen Repräsentationen des Totengedenkens angesichts der politischen Ausrichtung der Stifter traditionelle Geschlechterkonstruktionen wirksam sind. Im Krieg wurde die weibliche Bevölkerung aufgefordert, künftige Krieger zu gebären. Auf einer britischen Bildpostkarte wird besonders anschaulich dargelegt, auf welche Rolle die Frau in der Gesellschaft zuvorderst festgelegt war und auf welch vielfältige Weise sozialer Druck ausgeübt werden konnte. Über einer leeren Wiege stehen die Worte: »Now is the time to do our utmost«398. Ein Paar, das kinderlos war, hatte demgemäß nicht sein »Äußerstes« im Krieg für das Land getan. Im kriegführenden Deutschland wurde der Storch für die eigene Sache reklamiert. Auf einer Ansichtskarte trägt der mit den Reichsfarben geschmückte Adebar zwei Körbe voller Kleinkinder zu ihren künftigen Eltern. Sinnigerweise ist diese Aktion mit »Rekrutentransport« betitelt. Der männliche wie weibliche Betrachter wurde auf scheinbar spielerische Art animiert, im verlustreichen Weltkrieg für »Nachschub« zu sorgen. Es galt, künftige Rekruten zu zeugen bzw. zu gebären. Auf deutschen Erinnerungszeichen für die Toten des Krieges wurde der Fortpflanzungsgedanke späterhin ebenfalls bildlich umgesetzt. Für den Sitzungssaal der Oberpostdirektion Stuttgart hatte der Bildhauer Fritz von Graevenitz im Jahre 1927 ein ungewöhnliches Kriegerdenkmal aus Nussbaumholz gearbeitet. Eine Frau schaut sinnend auf ihren Schoß, auf dem sich gleich einem schwangeren Bauch ein Stahlhelm wölbt399. Im westfälischen Bünde hält eine Mutter das Schwert ihres gefallenen Mannes vor die Brust und legt zugleich ihre Hand auf den Kopf des vor ihr stehenden Kindes. Die aus Goethes Freimaurer-Gedicht »Symbolum« entnommene Botschaft auf dem Sockel weist in die Zukunft des Rächer-Erben, der das aufbewahrte Schwert des Vaters dereinst ergreifen wird: »Wir heißen Euch hoffen« (1930; Joseph Enseling)400. In Lützen (Burgenlandkreis, Sachsen-Anhalt) umfasste eine kniende Mutter mit der Linken ihren nackten, nach vorn schauenden Sohn und mit der Rechten das Schwert des toten Mannes und Vaters401. In Eschede (Lkr. Celle, Niedersachsen) drückt sie die Hand des Toten und schaut auf den zukünftigen Rächer, der bereits Stahlhelm und Schwert in seinen kleinen Händen hält (1923; Heinz Küsthardt; Abb.  64)402. Weiblichkeit hatte somit ihren Platz auch im Revanche-Diskurs, wobei sie jedoch zumeist in passiver Gestalt auftrat. Status und Rolle der Geschlechter waren in der Gesellschaft klar umrissen: Männer rächen, Frauen dulden und gebären den Rächer-Erben. In dieser nationalen Bildsprache wurde das persönliche Schicksal mit dem der geschlagenen Nation untrennbar verbunden. Die Vorstellung von einer racheschwangeren oder bald Rache gebärenden Frau kreierte eine Denk-Figur, wie sie im Materiellen, im Visuellen, in den Köpfen der Betroffenen, in, nach und zwischen den Kriegen

398 399 400 401 402

Aufgebot (»Einzige Rettung«) im »Vorwärts«, 22.10.1918. Ihre Entgegnung wurde am 30.10.1918 im »Vorwärts« und in der »Vossischen Zeitung« abgedruckt. Abgebildet in: Huss, Pronatalism, S. 358, Abb. 23. Abgebildet in: Hesse, Das Kriegerdenkmal, S. 333. Anders Lurz, Kriegerdenkmäler, Bd  4, S.  158: »Anscheinend sollte die trauernde Kriegerwitwe wieder zur triumphierenden Germania gemacht werden.« Abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 224. Vgl. zu dieser Figurengruppe Probst, Bilder vom Tode, S. 31 f., 150‑153 und S. 362. Zur Inschrift siehe oben Anm. 388.

104

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

greifbar ist. Eine Söhlder Pfarrersfrau beglückwünschte 1920 ihre Nachbarin brieflich zu ihrem neugeborenen Kind und fügte hinzu, dass sie überglücklich über die Geburt des Jungen sei, der ihre beiden im Krieg gefallenen Söhne dereinst werde »rächen« können403. Wollte Dido noch selbst gerächt werden, hoffte nunmehr eine Frau in hasserfüllter Trauer, dass ihre Nachkommen von den Söhnen anderer Frauen gerächt würden. Kinder als künftige Rächer finden sich jedoch in dieser Deutlichkeit nur selten auf deutschen Gefallenendenkmälern. Zumeist wird eine zurückhaltende Form gewählt, so schaut etwa der Knabe in Enger anders als die schutzsuchende Mutter in die gleiche Richtung wie sein Vater404. Ohne Scheu schienen hingegen so manche Stifter in Frankreich. Nicht erst in den 1880er Jahren, wie die Forschung annimmt405, sondern bereits kurz nach dem Krieg von 1870/71 wurden die auf dem eigenen Nachwuchs liegenden Hoffnungen im Totengedenken augenfällig demonstriert. Ungeachtet dessen, wie groß oder klein die Gruppe unter den Veteranen war, die hiermit ihre revanchistischen Sehnsüchte auszudrücken und zu kompensieren suchte, scheint sie dennoch einflussreich, durchsetzungsfähig und überaus geräuschvoll gewesen zu sein406. In einer heiß umkämpften Schlachtregion des Jahres 1870, in Mars-la-Tour (Meurthe-etMoselle), dessen Boden die Überreste dort gefallener Soldaten barg, wurde im Jahre 1875 eine Bronzegruppe errichtet (Abb.  65). Auf den ersten Blick unterscheidet sich dieses französische Erinnerungszeichen kaum von gängigen Kriegerdenkmälern wilhelminischer Kaiserzeit: Eine Landesallegorie bekränzt einen sterbenden Soldaten mit dem Sieges-Lorbeer. Allerdings ging es hier nicht nur um Lob, Dank und Anerkennung der Nation Frankreich an und für ihre gefallenen Söhne, sondern auch um ein sichtbares Zeichen der Revanche. Die personifizierte Gestalt Galliens blickt daher nicht auf den tödlich Getroffenen, sondern starr in Richtung Osten, die künftige Generation steht schon bereit: Das Gewehr gleitet dem Sterbenden aus den Händen in die Arme eines der zu seinen Füßen sitzenden Knaben407. Das französische Kriegsministerium befürchtete, dass dieses von Frédéric-Louis Bogino geschaffene Monument angesichts der damaligen »Krieg-in-Sicht-Krise« von Deutschland als Provokation aufgefasst werden könnte. Der geplante Einweihungstermin, der 16. August, der Jahrestag der Schlacht, musste daher um mehrere Wochen auf den 2.  November 1875 verschoben werden408. Ähnliche Darstellungen, zumeist aus 403 404

405 406 407

408

Zit. in: Behrens, Heldengedenktag 1933, S. 103. Siehe oben S. 79 f., sowie den eindeutigen Entwurf für das Kerpener Mal S. 81. Vgl. noch das Denkmal in Stuttgart-Zuffenhausen: Mutter mit Sohn, »der aus Ohnmacht erwacht u. sich zu neuer Tat emporreckt« (1922; Gustav Adolf Bredow), HStA Stuttgart, M 746 Bü 35. So Prost, Les monuments aux morts, S. 196; Hargrove, Qui vive?, S. 62. So etwa Hargrove, Qui vive?, S. 74. Vgl. hierzu kurz ebd., S.  56; Maas, Politische Ikonographie, S.  211 und S.  215; Hoff/Pollino/ Pochon, Metz 1870, S. 132 f.; Geibel, Führer (1903), S. 168 f. Abgebildet in: Bouillon/Petzold, Mémoire figée, S. 10, und Badel, Mars-La-Tour, Gravelotte & Saint-Privat (1897), S. 65. Vgl. hierzu Metzing, Kriegsgedenken, S.  59. Zu dieser von Bismarck ausgelösten Krise jetzt Janorschke, Bismarck. Zu den Gedenkfeierlichkeiten rund um das Kriegermal in den 1880er Jahren, die als »tollstes Revanchegetaumel« von deutschen Beobachtern beschrieben wurden, vgl. Maas, Kriegerdenkmäler, S. 98. Als eine späte deutsche Reaktion Geibel, Führer (1903), S. 168: »Dass an diesem Denkmal der Revanchegedanke ausgeprägt ist, ist ganz zweifellos, dennoch regt es auch den deutschen Betrachter zum Mitleid mit dem geschlagenen Feind an.«

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

105

Bronze, finden sich in den folgenden 25 Jahren von kommunaler und/oder privater Seite erbaut etwa in Saint-Quentin (1881, im Ersten Weltkrieg zerstört; LouisErnest Barrias), in Troyes (Marmor, 1891; Alfred Boucher), in Gray (1901; Jules Grosjean), in Sens (Marmor, 1904; Emile Peynot) und in Bayeux (1908; Arthur Le Duc)409. Noch weitaus deutlicher wird die Symbolik, wenn die Hoffnung auf den künftigen Rächer, die sprichwörtliche »espérance«, wenn der vergangenheitsbezogene Zukunftsentwurf auf einem figürlichen Mal Gestalt annimmt: In Melun (Seine-et-Marne) reicht eine Mutter ihrem Sohn das Gewehr seines gefallenen Vaters (1901; Charles Desvergnes; Abb.  66)410. Die Darstellungskonventionen scheinen sich auch nach dem Ersten Weltkrieg nicht wesentlich geändert zu haben. In SaintChristophe-à-Berry (Aisne) hält auf einem Bas-Relief von J.-H. André der Knabe bereits das Schwert in der Hand. Während er auf den Helm seines gefallenen Vaters schaut und den Geschichten des Großvaters lauscht, geht im Bildhintergrund die Morgensonne vor einem üppigen Saatfeld auf411.

Gegen den Feind gerichtete Waffen Auf dem Leib des toten Augustaners in der Hasenheide liegt als Attribut des verlorenen Krieges ein zerbrochenes Bajonett. Seitengewehre sind konfliktbehaftete Symbole, die nicht nur das Militärische per se verkörpern, sondern Erfahrungen und Empfindungen gebündelt präsentieren. Allein die Darstellung von Bajonetten, also einer modernen Stoßwaffe, konnte auf manche Betrachter anstößig weil in ihrer modernen Unmittelbarkeit allzu aggressiv wirken. Ihre Verwendung auf einem Erinnerungszeichen war daher nicht immer unumstritten, wie Reaktionen aus der Bevölkerung auf nordirische oder englische Memorials zeigen. Moderne Waffen wirkten durch zeitliche Nähe und realen Bezug auf das konkrete Weltkriegsgeschehen eben ungleich aggressiver als altertümliche Waffen. Im englischen Bradford in West Yorkshire wurde vor 40 000 Zuschauern am 1. Juli 1922 ein Kenotaph für die 5000 Gefallenen der Stadt enthüllt. Das Denkmal wird von zwei Bronze-Statuen flankiert, die beide jeweils ein Gewehr mit aufgepflanztem Seitengewehr im Anschlag halten, die bereits von Zeitgenossen als zu kriegerisch und aggressiv empfunden wurden (1922; H.H. Martyn Ltd.)412. Singulär scheint in diesem Zusammenhang die Figur eines britischen Soldaten in der nordirischen Stadt Londonderry/Derry City, der im Nahkampf gezeigt wird. Festgehalten ist der Moment, in dem er mit dem Bajonett 409 410 411 412

Vgl. hierzu Hargrove, Qui vive?, S. 58, 63, 69 und S. 71‑73. Vgl. hierzu ebd., S. 72. Siehe hierzu auch das Original von Jean-Marie Camus in Saint-Sauves (Puy-de-Dôme) S. 67. Vgl. zur damaligen Kontroverse King, Memorials, S. 207 f.; Boorman, A Century of Remembrance, S. 58; Archer, The Glorious Dead, S. 69. 1969 wurden die Seitengewehre von Unbekannten beschädigt und nach einer anschließenden Säuberung nicht wieder angebracht, was Boorman, At the Going Down of the Sun, S. 129, bedauert: »The figures are still without bayonets which, unfortunately, makes them appear unbalanced and detracts from what is a fine monument.« Er übersieht hierbei, dass am »Armistice Day Memorial Service« alljährlich ›mobile Bajonette‹ auf die Gewehre gesetzt werden. Gleiches geschieht auch am Hoylake and West Kirby War Memorial (Cheshire; 1922; Charles Sargeant Jagger).

106

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

auf den unsichtbaren Feind einsticht (1927; Vernon March; Abb. 67)413. Diese für britische Verhältnisse ungewöhnlich aggressive Darstellung ist nicht ohne Kritik geblieben und galt manchem Betrachter als »carven nightmare«414. Das Bajonett, das ein Töten mit Blickkontakt impliziert, weckte grenzübergreifend Unbehagen. Die Toten sollten, so die verbreitete Meinung, als »Opferhelden«, nicht als aggressive Kämpfer geehrt werden415. Der dem Bajonett innewohnende aggressive Aspekt wurde daher oft mit der ehrenvollen Aufgabe der Landesverteidigung verbunden und auf diese Weise entsprechend abgemildert. So schützen etwa am War Memorial des SeifenKonzerns der Lever Brothers im britischen Port Sunlight (Cheshire) zwei wachsame Soldaten mit aufgepflanztem Bajonett einen verwundeten Kameraden, Frauen und Kinder (1921; William Goscombe John; Abb.  68). In Syracuse (New York) wacht auf einem hohen Felsblock ein eherner Soldat der 38th Infantry, die in der Zweiten Marne-Schlacht am 15. Juli 1918 unerschütterlich die Stellung gehalten hatte: »ready to attack the German forces«416 (»Rock of the Marne«; 1920; Roland Hinton Perry). Im Faschismus und Nationalsozialismus ist das Bajonett in Aktion wieder kritikloses Accessoire, allerdings fehlt dort, soweit bekannt, der angedeutete Akt des Tötens. In Cigognola (Pavia) zeigt etwa ein Denkmal einen italienischen Gebirgsjäger mit dem Bajonett in der Rechten beim Sturmangriff (1936)417. Zur gleichen Zeit setzte das ehemalige Reserve-Jäger-Bataillon Nr. 20 seinen Toten ein ganz ähnliches Denkmal im niedersächsischen Rinteln (1936). Selbst auf Soldatenfriedhöfen ist dieses Motiv anzutreffen, so beispielsweise auf dem »Monument ossuaire aux Morts des Armées de Champagne« in Sainte-Marie-à-Py (Marne), das in seinem Inneren die Knochen von 10 000 Soldaten birgt (1924; Maxime Réal Del Sarte)418. Zugleich schreckten einige Stifter in einer durch Krieg und Gewalt emotionalisierten Gesellschaft nicht davor zurück, die Verletzungen, welche diese Waffe zufügte, in Kirchen bildlich wiederzugeben, ohne hiermit jedoch eine Aussage gegen das Töten im Krieg zu verbinden: In Österreich wird auf dem Bild im Eingangsportal der Kirche von Langenwang (Steiermark) ein sterbender Soldat von Jesus Christus getröstet. Seine Brust weist zwei tiefe, blutende Wunden auf, die von einem Bajonett herrühren (1924; Franz Silberbauer)419. Im Zeitalter des modernen Grabenkampfes waren moderne Angriffswaffen mit Wurfcharakter hingegen weniger umstritten. Sie vermieden in der Phantasie der Zeitgenossen den unmittelbaren Körperkontakt und halfen, die damit bezweckte Tötung des Feindes auszublenden. So kam es, dass die Soldaten des Ersten Welt413 414 415

416 417

418 419

Vgl. hierzu besonders auch das kanadische Erinnerungszeichen in Trois-Rivières in Québec (1921; Coeur de Lion MacCarthy). Vgl. die zeitgenössischen britischen Stimmen bei Switzer, Unionists, S. 78. Vgl. Archer, The Glorious Dead, S. 70 und S. 72: »The war memorial [...] had as its primary function the acknowledgement of the combatant’s death – of men seen as victims rather than as the perpetrators of violence«. Rajtar/Franks, War Monuments, S. 178. Vgl. hierzu Negri, Monumenti, S. 207: »incita all’attacco i suoi compagni«. Vgl. den Bersagliere in Florenz (1927; F. Vichi), Salvagnini, La scultura, Nr. 96, und den Poilu auf dem französischen Militärfriedhof im belgischen Dinant (1927; Alexandre Daoust). Abgebildet in: Texier, Les architectes de la mémoire, S. 82 und S. 168. Vgl. hierzu die kunstgeschichtlichen Ausführungen von Silberbauer, Fritz Silberbauer, Bd 1, S. 212, Bd 2, Abb. 153; kurz noch Riesenfellner, Todeszeichen, S. 61.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

107

kriegs einander über die Grenzen hinweg mit Handgranaten bewarfen. Der deutsche Feldgraue und der französische Poilu stehen daher oft mit der typischen, weitausholenden Wurfbewegung auf den Sockeln diverser Kriegerdenkmäler (Abb.  69 und 70)420. Auch der k.u.k. Soldat wirft seine Handgranaten, nicht nur gegen ehemalige Weltkriegsfeinde, sondern gegen neue, unliebsame Nachbarn, so etwa im steirischen Arnfels gegen die Slowenen (1927; Hans Neuböck). Auf die österreichische Grenze richtet(e) der italienische Fante die Granate in Celano (Aquila; 1921‑1935, Metallspende), Monteforte d’Alpone (Verona; 1924; Egisto Zago) oder in Allumiere (Roma; 1925; Torquato Tamagnini)421. Aber nicht nur im europäischen Totengedenken hat der Handgranatenwerfer den Feind fest im Blick. Im fernen Australien schleudert ein ANZAC-Bomber422, der sein Gewehr mit aufgepflanztem Bajonett um die Schulter geworfen hat, in weit ausholender Geste seine Handgranate gegen den fernen, unsichtbaren Gegner. Das eherne »Broken Hill and District War Memorial« in New South Wales gestaltete Charles Web Gilbert, der auch sonst dazu neigte, die Erinnerung an den Weltkrieg in offensiven Formen umzusetzen423. Vor Tausenden von Zuschauern weihte Sir John Monash, der damals überaus populäre Befehlshaber der australischen Divisionen im Weltkrieg, das nicht unumstrittene Denkmal am 11. Oktober 1925 ein424. 420

421 422 423 424

Pulheim-Stommeln (Nordrhein-Westfalen): Ortsdenkmal mit vollplastischer Figurengruppe eines Handgranatenwerfers und eines Verwundeten (1922‑1953; Paul Simon), Hesse/Purpus, Gedenken, S. 193. Lohne: 1922. Potsdam (Brandenburg): Denkmal für das Garde-Jäger-Bataillon auf dem Hartmannsweilerkopf: Jäger wirft eine Stielhandgranate gegen den französischen Gegner (Bronze; 1923‑1944, Metallspende; Karl Kowalczewski), abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S.  161. Berlin-Tiergarten: Denkmal des 4.  Garde-Regiments zu Fuß: »IHR GEIST LEBT« (1924‑1946; Hans Hubert Dietzsch-Sachsenhausen), abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S.  212. Berlin-Charlottenburg: Technische Universität (1926, im Zweiten Weltkrieg zerstört; Hermann Hosaeus), Saehrendt, Der Stellungskrieg, S. 115 f.; abgebildet in: Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs (1930), S. 146 mit S. 35: »der alte, aber in zerschmetternder Kraft hervorbrechende furor teutonicus des in ernster Heeresschule geübten deutschen Soldaten.« Darmstadt (Hessen): Denkmal des ehemaligen 1. Großherzoglich Hessischen Feldartillerie-Regiments Nr. 25 (1927‑1946; Robert Cauer). Koblenz: Festung Ehrenbreitstein, Mal des ehemaligen InfanterieRegiments von Goeben (2. Rheinisches) Nr. 28 (1935‑1945; E. Hollweg). Köln: »Reichsehrenmal der Deutschen Feldartillerie« (1936‑1945; Hans Dammann), Lurz, Kriegerdenkmäler, Bd  5, S. 144; vgl. den Aufruf: DHM, 1988/119380. Leverkusen-Rheindorf: »Euer Tod unsere Kraft« (1939). – In Frankreich findet sich »le lanceur de grenade« z.B. in: Pierrefonds (Oise; 1919), abgebildet in: Bouillon/Petzold, Mémoire figée, S. 72; Oissel (Seine-Maritime; 1921; Robert Delandre); Lambersart (Nord; 1923; Henri Augustin Soubricas); Cléguérec (Morbihan; 1923; Gaston-Auguste Schweitzer); vgl. noch Orcines (Puy-de-Dôme; Raoul Mabru); Lubersac (Corrèze); Montataire (Oise) oder La Côte-Saint-André (Isère; 1922; Alexandre Maspoli). Vgl. noch den belgischen Handgranatenwerfer in Hollebeke, West-Flandern (1926; DemeyereVerlinde), Jacobs, Zij, die vielen als helden, vol. 2, S. 121 f. Vgl. darüber hinaus die offensive Gestaltung in Capena (Roma; 1922; Pietro Piratino) oder in Santa Maria a Monte (Pisa; 1924; Oreste Chilleri). ANZAC: »Australian and New Zealand Army Corps«. Siehe hierzu S. 234. Rainbird, Representing Nation, S. 24‑31, vermutet, dass das im Bergarbeitermilieu angesiedelte Mal bewusst als Provokation nach innen, vor allem gegen die marxistisch ausgerichtete Gewerkschaft gedacht gewesen sei, da sich die örtliche Kriegsbegeisterung wie Freiwilligenmeldungen in Grenzen gehalten hätten, S. 30: »I propose that the Broken Hill Bomber is an example of a monument commissioned and erected by the local élite in the full knowledge that the style and the subject would

108

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

Anlässlich der Einweihung des Handgranatenwerfers des ehemaligen Garde-JägerBataillons in Potsdam ging das sozialdemokratische »Potsdamer Volksblatt« vom 11. Juli 1923 die Stifter heftig an: »Der Soldat als Mörder, wie er die Handgranate hebt und sie auf den Gegner schleudert! Sind es Wahnsinnige oder sind es überspannte Menschen, die den Krieg verherrlichen, die nach Rache schreien in einer Stunde, wo den Völkern der Frieden zur ihrer Gesundung und Heilung nötiger tut denn je425?« An einem dieser vielen Handgranatenwerfer, einer Bronze-Skulptur, die in der sogenannten »Ehrenhalle« der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg aufgestellt war, treffen wir Vergils Rächer wieder. Am Langemarck-Tag, den 11.  November 1930 legte dort der Nationalsozialistische Studentenbund einen Kranz nieder. Auf der Schleife stand neben dem Hakenkreuz ein »ex ossibus ultor« geschrieben. Nicht nur die Toten sollten geehrt werden, das Sterben bei Langemarck war mit dem Ende des Kriegs eng verflochten, der 11. November 1918 war hierbei mitgedacht (1926, kriegszerstört?; Hermann Hosaeus)426. Neben den Handgranaten waren besonders in Italien Steine als urtümliche Wurfgeschosse gegen die »wilden« Völker aus dem Norden beliebt. Zugleich kaschierten sie die Grausamkeit des modernen Krieges. Ein Bronze-Soldat holt beispielsweise in Peretola-Petriolo (Firenze) weit aus, um einen Stein gegen den »ewigen Barbaren«, so die Inschrift, zu schleudern (1927)427. Der Künstler ist nicht bekannt, das Mal erinnert aber in Stil und Ausführung an den ehernen Steinwerfer von Italo Amerigo Passani, der in Santa Fiora (Grosseto) gesetzt wurde (1928, im Zweiten Weltkrieg zerstört). Archaische Wurfgeschosse waren auch in anderen italienischen Gemeinden im Gebrauch. In Seravezza (Lucca) wirft ein acht Meter großer Riese, im Entwurf »l’Apuano« genannt, einen Felsblock gegen den Feind (1927; Cornelio Palmerini/ Pietro Bibolotti; Abb. 71)428. Den ligurischen Volkstamm der in dieser Region einst beheimateten Apuaner, auf den sich der Künstler mit seinem Werkstitel bezog, hatten die Römer allerdings im 2. Jahrhundert v. Chr. bekämpft, besiegt und schließlich zwangsumgesiedelt. Letztlich war aber auch das Motiv des Steinschleuderers

425 426

427 428

perturb the majority in the city« [Hervorhebung im Original]. Allerdings erklärt diese durchaus plausible These nicht die rege Teilnahme an der Einweihungsfeier. Allgemein zur Ablehnung der Wehrpflicht in Australien Inglis, World War One Memorials, S. 54. Artikel kommentarlos wiedergegeben in: »Mitteilungen des Vereins der Offiziere des Garde-JägerBatls«, September 1923, Nr. 14, S. 12 f., BArch, MSg 3/4048. Zum sogenannten »Hakenkreuz-Zwischenfall«, der wohl auch mit Blick auf die anstehenden studentischen Kammerwahlen provoziert worden war, vgl. die liberale »Frankfurter Zeitung«, 11.11.1930, sowie die »Deutsche Zeitung«, 11. und 12.11.1930. Die Kranzschleife wurde vom Rektor auf behördliche Anweisung hin entfernt. Im Rücken der Bronzeplastik hing die Gefallenentafel für die Hochschulangehörigen, die mit der legendären Meldung aus dem Heeresbericht vom 11.11.1914 zu Langemarck überschrieben war, »Berliner Lokal-Anzeiger«, 23.2.1926; »Vorwärts«, 23.2.1926. Der Handgranatenwerfer ist abgebildet in: Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs (1930), S. 146, und in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 67. »Il popolo d’Italia / nell’ora storica del destino / fu tutto balilla / contro l’eterno barbaro«, nach Salvagnini, La scultura, S. 98, Nr. 240. Zu den damaligen Deutungen faschistischer Prägung Gierut, Monumenti, S. 139 f. Vgl. noch die Steinwerfer in Correggioverde (Mantova; um 1924) und San Giorgio Piacentino (Piacenza; 1924; Ugo Rancati). Zu einem ähnlichen Bild auf österreichischer Seite während des Krieges vgl. Abbildung bei Zetzmann, Deutsche Silbermedaillen, Nr.  4136, revers mit der Aufschrift »IM KAMPF GEGEN DEN VERRÄTER ITALIEN / 1915‑1916« (1916).

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

109

den Zeitgenossen bereits aus dem Ersten Weltkrieg von diversen Ansichtskarten her bekannt429. Als offensive Militärsymbolik bevorzugten Künstler wie Stifter vor allem aber die altertümlichen und damit weniger anstößigen Handwaffen auf ihren Erinnerungszeichen. Die Geschichte der Vormoderne, Antike wie Mittelalter, wurde als Steinbruch ausgebeutet und diente in Form von zeitlosen Bedeutungsträgern als sozio-kultureller Stabilisator, der die edle Qualität des Einzel-Kampfes und damit den hohen Einsatz der Gefallenen verkörperte. Gleichzeitig aber vermied er die für die Erinnerung und Wahrnehmung schmerzhafte Unmittelbarkeit industrieller Waffen und ihrer zerstörerischen Wirkung im modernen Maschinenkrieg. Als ewiggültige Waffe wurden ein römischer gladius oder »das deutsche Schwert«430 den Gefallenen bei Verdun und am Isonzo in die Hände gelegt. Diese Waffen schienen darüber hinaus die Betrachter aufzufordern, den Verteidigungskampf oder den »gerechten Krieg« eigenhändig wieder aufzunehmen, nach innen wie nach außen431. In diversen Provinzen des Reiches wurde kurz nach dem Krieg auf das Schwertmotiv zurückgegriffen, das bereits in der privaten Kriegspropaganda verwendet worden war. Allerdings besaß es in dieser Zeit noch eine andere Funktion, war es doch als Zeichen der Landnahme gedacht. Auf einer deutschen Bildpostkarte des Illustratoren Robert Langbein von 1915 ist ein riesiges Schwert vor einem leuchtenden Kreuz in die britische Halbinsel gerammt. Begleitet wird diese Szene von der an der Front und in der Heimat populären Gruß-Formel: »Gott strafe England / Er strafe es« (Abb. 72)432. Nach 1918 hingegen sollte nach dem Willen von Künstlern und Stiftern ein in den Boden versenktes Schwert die Erwartung versinnbildlichen, es möge alsbald ein neuer Siegfried kommen, der den blanken Stahl zum erneuten Kampf herauszöge433. Die anachronistische Waffe wurde bevorzugt in der Nähe 429 430 431

432

433

Vgl. etwa das entsprechende Bild von Antonio Rubino: »SCHIACCIALI! / ESSI SONO I NEMICI / D’ITALIA!« (1916), abgebildet in: Cresti, Architetture, S. 15. Vgl. etwa die Inschrift im brandenburgischen Schmergow: »Für Weib und Kind / Für Haus und Herd / Schwang tapfer ich / das deutsche Schwert / zu siegen und zu sterben«. Vgl. noch die ahistorische Beschreibung des Greiz-Pohlitzer Mals durch Pfarrer Albin Franck, Weiherede (1923), zitiert in: Klein, Die Einweihung, S. 7: »Auf der Vorderseite prangt ein Ritterschwert, daran gemahnend, dass sie unter dem Schwerte und mit dem Schwerte gefallen sind, und seine Kreuzesform deutet an, dass es ein heiliger Kampf gewesen ist« (1923; Albert Gottschow). In Italien weihte der toskanische Ort Marina di Pietrasanta am 24.5.1951, dem Tag, an dem 1915 Italien in den Großen Krieg eingetreten war, ein architektonisches Denkmal für die Gefallenen beider Weltkriege ein. Das die Inschrift tragende Mittelstück wird von zwei hohen Bajonetten flankiert (1951; Silio Terigi). Gierut, Monumenti, S. 117, sieht in ihnen den Gedanken der Wachsamkeit umgesetzt. Noch 1960 pflanzte die französische 1re Division d’Infanterie Coloniale in Laneuvillesur-Meuse (Meuse) ein Metall-Bajonett in den Boden, vielleicht als »symbole du courage de la division«, so die Deutung von Barcellini/Wieviorka, Passant, souviens-toi!, S. 55. Vgl. etwa das Gedicht von W. Tilgenkamp, »Der deutsche Gruß«, in: Oellers, Wehe dir, England! (1915), S.  135  f., hierzu rückblickend Hellmut von Gerlach, Gott strafe England!«, in: »Die Weltbühne«, 21 (1925), S. 794. In Ernst Lissauers »Hassgesang gegen England«, 1913/14, taucht diese Phrase, wie zumeist irrtümlich angenommen wird, nicht auf. Vgl. im Weiteren den deutschen Stahlhelm im Royal Museum of the Armed Forces and of Military History, Brüssel, mit den aufgeklebten Sinnsprüchen: »DEUTSCHLAND ÜBER ALLES / GOTT MIT UNS / GOTT STRAFE ENGLAND« – und dem nachträglichen Kommentar des Feindes »ALLES CAPUT«. Siehe diese Deutung etwa für das »U-Boot-Ehrenmal« in Möltenort S. 38.

110

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

von Kirchen aufgestellt, um den gerechten Charakter des Kampfes zu betonen. In späteren Jahren löste sich die Klinge aus dem sakralen Umfeld und wurde in die Landschaft gesetzt, um für alle (auch heute noch) weithin sichtbar den Kampf um die Heimat zu symbolisieren. Mit der Spitze auf einem niedrigen Sockel stand beispielsweise ein monumentales Bronze-Schwert im mecklenburgischen Sternberg vor der alten Stadtkirche (1925‑1945; Hermann Hosaeus; Abb. 73). Auf dem Burgberg in Wentorf (Lkr. Lauenburg, Schleswig-Holstein) ragt ein Bronze-Schwert gleich »Excalibur« aus einem Stein auf hohem Postament. Der Stifter, die »Militärische Kameradschaft Wentorf von 1895«, widmete diese Waffe im Jahre 1925 »Dem lebenden Geist unserer Toten« (Abb. 74). Im brandenburgischen Doberlug-Kirchhain stellten die Stifter 1934 ihr Schwert an der Hauptstraße auf. In Landsberg an der Warthe (heute Gorzów Wielkopolski, Polen), das durch den Versailler Vertrag wiederum zur Grenzstadt im Osten wurde, stand ebenfalls die hehre blanke Waffe (vor 1927)434. Im rheinischen Krefeld-Fischeln waren es gleich fünf etwa vier Meter hohe Schwerter, die analog den fünf Kriegsjahren in die Erde gerammt wurden. Sie bestanden aus Eisenbeton und waren mit rotgebrannten Keramiksteinen verkleidet. Auf den Klingen standen die etwa 300 Namen der Gefallenen des Ortes. Ein »Stirb und Werde« war überdies wortreich auf den Parierstangen festgehalten. Es handelt sich dabei um das Epigramm »Das Leben und der Tod« des katholischen Theologen Angelus Silesius: »KEIN TOD IST / HERRLICHER / ALS DER / EIN LEBEN / BRINGT / KEIN LEBEN / EDLER / ALS DAS / AUS DEM TOD / ENTSPRINGT« (1930, kriegsbeschädigt, 1953 abgebrochen; Kurt Schwippert, Josef Hehl435. Manche Denkmalstifter stellten ihre riesigen Schwertmale nicht auf die Spitze, sondern auf den Schaft. Sie standen so als machtvolle Wehr auf dem heimatlichen Boden, den die Gefallenen ja mit ihrem Leben beschützt hätten. In der Kirchenruine Granau bei Halle/Saale steht ein Schwert aus Kunststein gleich einem Kreuz in der Mitte des Altarraumes, um die heilige, gerechte Sache zu symbolisieren, der sich die Gefallenen wie Jesus Christus geopfert hätten (1923; Johannes Niemeyer; Abb. 75)436. 1932 stiftete der örtliche Militärverein auf dem Brandfelsen in Todtnau (Kreis Lörrach, Baden-Württemberg) das wohl imposanteste Gefallenendenkmal diesen Typs. Ein steinernes Monumentalschwert von Hugo Knittel überragt bis heute weithin sichtbar die Landschaft (Abb. 76). Als Applikationen duldeten Pfarrer und Kirchengemeinden die Waffe darüber hinaus an den Außenwänden ihrer Gotteshäuser. Zwei Schwerter flankieren beispielsweise seit 1922 im unterfränkischen Hösbach die Seiten des Haupteingangs der katholischen Pfarrkirche St.  Michael. Ein großes gebrochenes Schwert aus Klinkersteinen brachte der deutschnationale Bildhauer Hermann Hosaeus im Jahr 1924 an der Südwand des Turmes der evangelisch-lutherischen St. Petri-Kirche im hannoverschen Buxtehude an. Von einem Kampf, den Deutschland unbe434 435 436

Vgl. kurz Gerloff, Landsberg-Warthe (1927), S. 26‑28. Vgl. hierzu die Notiz bei Heyen, Kurt Schwippert, S. 133, Nr. 52 mit Abb.; auch abgebildet in: Blum, Die Fischelner Kriegstoten, S. 49. Abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 186.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

111

siegt gegen eine Welt von Feinden »bestanden« habe, zeugt auch heute noch eine Inschrift von damaligen Überzeugungen. Knapp zehn Jahre später setzte Hosaeus in Sprockhövel-Haßlinghausen (Ennepe-Ruhr-Kreis, Nordrhein-Westfalen) gleich fünf Kupfer-Schwerter an die Westseite der dortigen evangelischen Kirche. Die Inschrift kündet ebenfalls von einem »im Kampfe unbesiegt«, von einem aufgezwungenen Krieg gegen eine Welt von Feinden, in dem Deutschland standgehalten habe (1935; Hermann Hosaeus)437. Die damals moderne, von demokratischen Kreisen bevorzugte Stilrichtung des Expressionismus konnte im Übrigen desgleichen für rückwärtsgewandte Kriegsdeutung und Rachsucht genutzt werden. Auf den Heidbergen von Teterow in Mecklenburg steht ein von der Kirchengemeinde gestiftetes, mehr als 20 Meter hohes avantgardistisches Mal aus Ziegeln, das als ein tief in den Boden versenktes Schwert gedeutet wurde. Auf seinem »Schaft« ist überdies noch ein weiteres, kleineres Schwert appliziert (1927; Paul Korff)438. Angesichts dieser Vielzahl an monumentalen Schwert-Malen in der deutschen Gedenklandschaft dürfte die Interpretation des Reichskunstwarts Edwin Redslob zu jener Zeit wohl nur von wenigen geteilt worden sein: »Das Schwert kommt ja auf Krieger- und Gefallenendenkmälern häufig vor. Schon der Gedanke, dass das Schwert nach dem Krieg zum Pflug umgeformt wird oder in Kreuzesform als Grabzeichen Bedeutung gewinnen kann, nimmt ihm jeden aggressiven Charakter439.« Zwar erscheinen vielfach zerbrochene Schwert- bzw. Bajonettklingen auf den Erinnerungsmalen als Zeichen eines wenn auch verlorenen, so doch bis zum Äußersten gefochtenen Kampfes. Aber eine Figur, die ein Schwert zu einem Pflug formt oder die Klinge zerbricht, scheint nirgendwo in Deutschland auf einen Sockel gestellt worden zu sein. In anderen, am Krieg beteiligten Nationen geschah dies sehr wohl, wobei zumeist Stifter aus der Arbeiterbewegung verantwortlich zeichneten. Im englischen Skipton (North Yorkshire) sucht beispielsweise ein Bronzekrieger über seinem Knie ein Schwert zu brechen (1922; John Cassidy; Abb. 77). Initiiert wurde dieses pazifistische Mal von dem Rat der Arbeiter-Stadt, deren Hauptarbeitgeber die textilverarbeitende Industrie war. Im französischen Levallois-Perret (Hauts-deSeine) nahe Paris zerbricht ein junger Arbeiter am Sockel des Denkmals ein Schwert (1927; Charles Yrondy; Abb.  78). Der kommunistisch wie sozialistisch besetzte Gemeinderat setzte dieses eindrucksvolle Werk gegen größten Widerstand, vor allem von Seiten der Kriegsveteranen, durch. Die »allégorie du prolétariat brisant la guerre«440 war in der Folgezeit Zielscheibe heftiger Kontroversen und mutwilliger Beschädigungen441. In Château-Arnoux (Alpes-de-Haute-Provence) sucht ein junger Mann ebenfalls sein Schwert zu brechen, während eine trauernde Frau auf die vielen Namen am Totenmal verweist. Auf dem Denkmal steht in lateinischen Majuskeln »PAX VOX POPULI!« Dieser Überschrift folgt ein langes Gedicht des sozialistischen Bürgermeisters von Château-Arnoux, Victorin Maurel, eines Mitbegründers 437 438 439 440 441

Siehe zur Inschrift auch unten S. 146. Vgl. hierzu kurz Karge/Rübesamen/Wagner, Gedenkstättenarbeit, S. 234 f. mit Abb. S. 223; abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 83. Brief an den Gemeindevorsteher von Schöneiche, Kreis Niederrhein, 25.5.1927, BArch, R 32/352. Prost, Les monuments aux morts, S. 209. Vgl. zu diesem Erinnerungszeichen überzeugend Wirsching, Umstrittene Erinnerung.

112

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

der Liga der Menschenrechte, in dem der Krieg als Verbrechen verurteilt wird (1930; Alfred Salvignol). Architektonische Gebilde konnten darüber hinaus in Deutschland von einem Metall-Schwert bekrönt werden. Versehen wurden mit dieser Waffe beispielsweise ein von der damaligen Kommune gestiftetes Pfeiler-Mal in Wuppertal-Langerfeld (1929) und eine fast acht Meter hohe Säule in Bensberg (1930; Ferdinand Flosdorf )442. Als Symbol trotzigen Wehrwillens und (künftiger) Kriegsbereitschaft standen bzw. stehen noch heute Schwerter an den (neugezogenen) Grenzen des Reiches. Ein frühes Beispiel ist heute noch auf dem Kriegerfriedhof Nr. 118 bei Staszkówka zu betrachten, der bereits zu Kriegszeiten im ehemals habsburgischen West-Galizien (heute Polen) angelegt worden ist (Abb. 79). Er nimmt in zweierlei Hinsicht eine Sonderstellung unter den westgalizischen Soldatenfriedhöfen des Ersten Weltkriegs ein. Da sehr viele Soldaten des Deutschen Reichs dort auf der Höhe 437 gefallen und vor Ort bestattet waren, wurde mit Hermann Hosaeus auf deutschem Wunsch hin ein deutscher Künstler beauftragt. Durch seine wuchtige Ausgestaltung unterscheidet sich sein Erinnerungszeichen darüber hinaus wesentlich von den übrigen 377 von der Kriegsgräberabteilung des k.u.k. Militärkommando Krakau in WestGalizien angelegten Anlagen. Vier monumentale, knapp 15  Meter hohe, eng beieinander stehende Steintürme wurden in kürzester Zeit auf freiem Feld errichtet, auf denen ursprünglich je ein langes schmiedeeisernes Schwert aufgestellt war443. Vielleicht hatte der Berliner Architekt Bruno Paul diese vier massigen Pylone vor Augen, als er im Kriegsjahr 1917 davor warnte, allzu gewaltige Erinnerungszeichen in die Weiten des deutschen Ostens zu setzen:

»Ach, sie sind nur so lange gigantisch, überwältigend, wie sie Projekt und Bild sind. Im verengten Gesichtsfelde der Zeichnung, auf dem Papier täuschen sie uns Ungeheures an Erscheinung vor. Aus Stein gemauert in die freie große Landschaft gestellt, wird es ein Zerrbild unserer selbst, unseres ohnmächtigen Strebens, mit den Erscheinungen der gewaltigen Natur in Wettbewerb treten, sie meistern zu wollen444.«

Unter dem Eindruck des deutschen Sieges bei Metz notierte Ernst Barlach am 22.  August 1914 in sein Tagebuch: »Rache? Ja, aber für das unersättliche Misstrauen, das schmähliche Unterschieben böser Absichten, für das Nichtwollen guter Nachbarschaft445.« Seine Rachegefühle goss der Bildhauer in die Form eines stürmen442 443

444 445

Zur Stele von Langerfeld Meyer-Kahrweg, Denkmäler, S. 275 f. Zum Bensberger Mal Höchel, Das Ehrenmal. Vgl. hierzu Broch/Hauptmann, Die westgalizischen Heldengräber (1918), S.  166‑169. Sie sahen noch zu Kriegszeiten in den vier Türmen die Mittelmächte und ihre Verbündeten symbolisiert, »die dem Ansturm der ganzen Welt unerschütterlich standhalten« (S. 169). Knappe Notiz in der Volksbund-Publikation von Kammerer/Kammerer, Deutsche Kriegsgräberstätten in Ostund Südosteuropa, S. 118. Zwei Schwerter sind noch in situ vorhanden. Vgl. als ein verwandtes Beispiel das damals von der Bevölkerung weithin abgelehnte, weil moderne, bis zu 12  Metern hohe »Ehrenmal« für die 190 gefallenen Warnemünder aus Rotklinker (1927‑1938; Walther Butzek), Schimanke, Das Ehrenmal; Keipke, »...wollen wir denn etwas anderes von einem solchen Denkmal..., als dass wir Ernst, Mut und Ehrfurcht von ihm lernen?«, S. 114‑118 und S. 121, und Lau, Das Krieger-Ehrenmal, S. 24 f. Abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 13. Paul, Kriegsgräber, S. 10. Barlach, Güstrower Tagebuch, S. 30.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

113

den, schwertschwingenden »Berserkers«, den er später in »Der Rächer« umbenannte446. Der ersehnte Rächer, Retter und Befreier wurde nach dem Krieg im jugendlichen »Recken« mit dem Schwert versinnbildlicht und findet sich im militärischen, akademischen oder kommunalen Erinnerungsraum. In Berlin-Charlottenburg »stürmte«447 einst ein zierlicher Jüngling mit erhobenem Schwert in der Rechten »per aspera ad astra«, wie die Inschrift auf der Bronzetafel noch heute besagt. Das ehemalige Königin Elisabeth Garde-Grenadier-Regiment Nr. 3 hatte diese Bronzeplastik am 3. Mai 1925, dem Jahrestag von Gorlice-Staszkowka, im Lietzenseepark enthüllt (Metallspende; Wilhelm Gerstel)448. Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn wollte seinen Gefallenen ebenfalls einen bronzenen Schwertkämpfer setzen (Abb. 80). Die Statue war bereits während der französischen Besatzungszeit heimlich in Auftrag gegeben worden und harrte im Verborgenen ihrer Aufstellung im Innenhof der Universität. Unmittelbar nach Abzug der Besatzungstruppen wurde sie im Rahmen der offiziellen »Befreiungsfeierlichkeiten« als »Befreiungssinnbild«449, das ja doch eigentlich den Gefallenen gewidmet war, errichtet und am 21. Februar 1926 eingeweiht. In dynamischer Körperführung reckte ein junger, später vergoldeter Heros ein großes Schwert in den Himmel. Am Sockel kündeten zwei Worte das akademische Begehren: »Flamme empor« (in situ 1926‑1930 und 1933‑1940, Metallspende; Karl Menser)450. Im bayerischen Coburg ließ im gleichen Jahr die Deutsche Landsmannschaft ein monumentales »Ehrenmal« im Hofgarten errichten. Es zeigt drei unbekleidete Männer, die gemeinsam ein Schwert in den Himmel heben (1926; Richard Kuöhl; Abb. 81)451. Der appellative Sinn dieser Szene wird in der Festschrift der Landsmannschaft einleitend mit einem Gedicht von Max Vielau vermittelt:

446 447 448

449 450

451

Vgl. hierzu Holsten, Allegorische Darstellungen, S. 49 f. Das Mal für die Deutschen Interbrigadisten in Berlin (1968; Fritz Cremer) zitiert interessanterweise den Barlachschen »Rächer«. So gedeutet von Leutnant d.R. a.D. Hermann Sandkuhl, Das Elisabeth-Denkmal, in: Dieterichs, Festschrift zur Denkmalsweihe (1925), S. 7 und S. 9. Leutnant d.R. a.D. Hermann Sandkuhl, Das Elisabeth-Denkmal, in: ebd., S. 6‑9, S. 7: »ein trotziges Monument der Kraft, des Willens, der Überwindung [...] Aufrichten, erheben soll das Denkmal [...] Empor aus der erdrückenden Schmach, empor zum Glauben an Deutschlands Zukunft!«; abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 16. Die lateinische Sentenz steht u.a. auch auf der Rückseite des Kolonialdenkmals im Stadtpark von Braunschweig (1925; Herman Flesche/Jakob Hofmann). Clemen, Der Denkmalbegriff (1933), S. 19. Zu diesem Mal Stoffels, Kriegerdenkmäler, S.  361‑366, 369 und S.  388‑397. Im Weiteren »Befreiungsfeier der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn« in: »Bonner Zeitung«, 22.2.1926. Abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S.  123, und in: Fischer, Karl Menser (1931), Tafel LXVIII. – Vgl. ähnlich den Düsseldorfer Architekten Georg August Munzer in einem Brief vom Juni 1931 an den Rektor der Kieler Universität über sein fünfsäuliges Studentenmal: »Fünf Säulen streben zum Himmel, die Kriegsjahre andeutend und wie eine Flamme zum Himmel strebend. Es soll das unbesiegte deutsche Volk daran erinnern, dass es trotz Not und Tod eine Zukunft hat und stolz sein kann«, zit. nach Hill, Das Ehrenmal, S. 148, und Hill, »Unseren Helden zum Gedächtnis – 1914‑18«, S. 109 (basierend auf Akten des Landesarchivs Schleswig-Holstein). Vgl. hierzu die Denkschrift zur Einweihung des Ehrenmals der »Deutschen Landsmannschaft« (1926).

114

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

»Ihr faßt das Schwert und reckt es himmelwärts – / Ein stumm’ Gebet hör’ ich zum Himmel klingen: / ›Nicht Worte bannen unsrer Seele Schmerz, / Die Tat allein kann uns Errettung bringen452!‹«

Ein gottgleicher Rächer wurde darüber hinaus in einem Gedicht eines anderen Landsmannschafters ersehnt, ein dritter drohte versreich dem »welschen« Feind453. Nicht von ungefähr ballt übrigens auch in Coburg einer der drei Heroen aus Muschelkalk seine linke Faust. Die generationsübergreifende Verpflichtung zum Kampf wurde ebenfalls im deutschen Totengedenken angemahnt. Dieses Motiv scheint jedoch erst spät in die Gedenklandschaft eingeführt worden zu sein. Während in Bayrischzell der Weltkriegsteilnehmer 1923 noch selbst drohend nach dem entglittenen Schwert griff oder in Flensburg 1926 geduckt mit dem Schwert in der Hand auf der Lauer lag454, wurde der Kampf gegen Ende der Weimarer Republik den Jüngeren überlassen. Zehn Jahre nach Kriegsende gibt etwa im französisch besetzten Bad Münstereifel (Lkr Euskirchen, Nordrhein-Westfalen) ein älterer Frontsoldat seine Waffe verstohlen an einen Jüngeren weiter (22.  September 1929; Ferdinand Flosdorf )455. Unmissverständlich war für damalige Betrachter diese wortlose Aufforderung der alten Frontkämpfer. Das Motiv der Schwertübergabe thematisierte auch Edwin Scharff wenige Jahre später auf einem Relief am »Krieger-Ehrenmal«456 in seinem schwäbischen Heimatort Neu-Ulm (1932). In der NS-Diktatur konnte dieser Appell ebenfalls bevorzugt über das Kriegerdenkmal vermittelt werden. Am ehemaligen Hindenburgufer (heute Sundpromenade) von Stralsund (Mecklenburg-Vorpommern) standen zwei eherne Männer in idealisierter Nacktheit. Der Ältere reicht sein Schwert dem Jüngeren. Auf dem Sockel wurde den Toten versichert: »IHR SEID / NICHT / UMSONST 452

453

454

455 456

Ebd., S. 2, so auch die von den Initiatoren übernommene Interpretation der Hamburger Architekten Zauleck und Hormann, ebd., S. 33: »Hoch aufgereckt das Schwert in Einigkeit, in Begeisterung und Bereitschaft, es den gefallenen Kameraden gleich zu tun. Ernst, kraftvoll und zuversichtlich der Blick hinaufgerichtet zum Schwert, mutvoll hinaus in die Zukunft.« Fraglich ist, ob sich Kuöhl von dem ähnlichen Gefallenendenkmal im toskanischen Livorno hat inspirieren lassen (1924; Mario Carlesi). Paul Grabein (Sueviae-Jena), »Dereinst«: »Und es kommt dereinst die Stunde, / [...] / Wo wir um den Mann uns scharen, / Den von Gott wir uns erfleh’n. / Nieder klirren Sklavenketten, / Frei und kühn steht wieder da / Von des Morgenrots Gloriole / Goldumstrahlt Germania.« Kurt Siemers (Vitebergiae), »Burschenherrlichkeit«: »Dräun auch am Rhein französische Kanonen, / Erwarten dein Kommando unverzagt, / Bis donnernd Gleichtritt grauer Legionen / Den Feind von unsrer Scholle jagt. / Dann treten wir die welsche Trikolore / In Staub und öffnen einer neuen Zeit / Mit harter Faust die goldnen Tore«. In: Denkschrift zur Einweihung des Ehrenmals der »Deutschen Landsmannschaft« (1926), S. 10 und S. 32. Bei dem heute noch vorhandenen Denkmal von Bayrischzell handelt es sich um eine Ehrung der Gemeinde selbst. Das Flensburger Erinnerungszeichen »Auf der Wacht« von Andreas Treede war gestiftet vom ehemaligen Füsilier-Regiment Königin (Schleswig-Holsteinisches) Nr. 86 und wurde 1974 abgebrochen. Vgl. zur Transnationalität des Motivs den lettischen Soldaten, der sich zum Angriff anschickt und für die Befreier der Stadt Riga zum 20. Jahrestag nahe der Kirche in Piņķi von studentischen Korporationen gestiftet wurde (1939‑1946; Jānis Briedis), hierzu kurz Bremša, Denkmäler, S. 202; insbesondere Melks, Mūžam nerims varoņu gars. Vgl. zu diesem Denkmal kurz Militzer-Schwenger, Weder Amboß noch Apokalypse, S.  81 und S. 84. Abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 197. K. Fried, Edwin Scharffs Krieger-Ehrenmal für Neu-Ulm, 1932, in: »Kunst und Künstler«, 31 (1932), S. 345.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

115

/ GEFALLEN«. Der Reichskriegerbund »Kyffhäuser« veranlasste diese unmissverständliche Botschaft, die vor dem Hintergrund der damals eingeführten Wehrpflicht zu sehen ist (1935‑1946; Georg Kolbe; Abb. 82)457. In Duisburg-Huckingen, ehemals Rheinpreußen, waren es die Toten, die das Schwert weiterreichten. Wie durch einen Grabstein, offerierten sie durch den Kalkstein des Kriegermals den Lebenden ein mittelalterlich anmutendes Bronze-Schwert. Initiiert hatte das Mal der KriegerVerein Duisburg (10. September 1933, 1996 umgestaltet; Ferdinand Heseding)458. Der Marine-Verein »Möwe« wählte im schlesischen Sprottau (heute Szprotawa, Polen) ein ähnlich sinniges Motiv, das auch auf Bildpostkarten im Reich verbreitet wurde. Aus den Meeresfluten stieß die Hand eines Toten ein Schwert in die Höhe (1929‑1945[?], Sockel in situ; Hanns Breitenbach; Abb. 83)459. Erinnert wurde mit diesem Denkmal an die Gefallenen des Hilfskreuzers »Möwe«, dessen Kommandant Nikolaus zu Dohna-Schlodien gebürtiger Sprottauer war. Die Toten der See schienen auf diese Weise die Lebenden aufzufordern, sie zu rächen. Gelegentlich konnte auch eine aus dem Boden wachsende Hand ein Schwert halten, um die Nachlebenden an ihre Verpflichtung zu erinnern, wie noch heute im rheinischen Dormagen zu sehen ist, das bis 1923 von britischen, französischen und belgischen Truppen besetzt war (?; Victor Calles). Der gerechte Kampf der Toten sollte gegen eine Welt von Feinden an die Lebenden als künftige Rächer über- und weitergehen. Das Schwert-Motiv findet sich außerhalb Deutschlands ebenfalls in vielfältigen Formen umgesetzt. In den ehemaligen Feindstaaten artikulierten die jeweiligen Verantwortlichen damit jedoch weniger einen Rachegedanken als die entschlossene Bereitschaft zur Verteidigung der Heimat. Im toskanischen San Giovanni d’Asso (Siena) reckt eine Monumentalhand aus Travertin einen bronzenen Dolch in den Himmel (?)460. Anders als etwa bei dem Mal des Marine-Vereins im schlesischen Sprottau handelt es sich bei dieser Darstellung um einen Siegesgestus, dem zugleich eine versteckte Warnung an den österreichischen Nachbarn innewohnt. Nicht von ungefähr wurde der Erste Weltkrieg auf so manchem italienischen Kriegerdenkmal als »guerra italo-austriaca« bezeichnet461. Im schottischen Kirkcudbright hält ein Bronze-Heros die Waffe schützend vor ein schlafendes Kind (1921; George Henry Paulin; Abb. 84) 462. War dort der Feind noch unsichtbar, erscheint er auf dem War Memorial in Crompton (Lancashire) als das materialisierte Böse des Krieges, welches der Held zum Schutz mehrerer Kinder erfolgreich bekämpft: »IN MEMORY OF 457

458 459

460 461 462

Vgl. zu diesem Kriegermal Schubert, Revanche, S. 85‑89, und Pollack/Nicolai, Kriegerdenkmale, S.  80. Die Figuren-Gruppe ist derzeit ebenerdig aufgestellt im Freigelände des Marinemuseum Dänholm in Stralsund. Abgebildet in: Focke, Das Huckinger Ehrenmal, S. 169. Abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 183. Vgl. darüber hinaus noch das Bas-Relief für die Toten von Ripa (Lucca), auf dem ein den Weg versperrender Römer eingerahmt wird von mehreren Armen, die aus den Namensblöcken wie aus Gräbern herausragen und in Reih und Glied ihre gladii empor recken (1925, 1944 zerstört; Arturo Tarabella). Abgebildet in: Salvagnini, La scultura, S. 110, Nr. 314. Vgl. auch das von einer Hand gehaltene Schwert auf hohem Sockel in Semina (Pavia; 1925?; Annibale Ticinese). So z.B. in Sillano (Lucca; 1923), Soci (Arezzo); Liano (Bologna; 1919). Vgl. zu diesem Denkmal Archer, The Glorious Dead, S. 81 f.; auch abgebildet in: Boorman, A Century of Remembrance, S. 28 f.

116

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

THE MEN OF CROMPTON WHO FOUGHT AND GAVE THEIR LIVES TO FREE MANKIND FROM THE OPPRESSION AND BRUTAL TYRANNY OF WAR« (1923; Richard R. Goulden)463. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren in die Erde gerammte Schwerter in Frankreich und Belgien ein beliebtes Motiv auf Gefallenenmalen. Vermutlich sind sie überwiegend als Zeichen des siegreich beendeten Kampfes gegen Tyrannei und Unterdrückung zu deuten464. Übernommen wurde das Schwert-Motiv deshalb auch von der französischen Widerstandsbewegung. In Chartres (Eure-et-Loir) wächst eine Hand aus dem Boden, die ein zerbrochenes Monumentalschwert hält. Sie steht für den leidenschaftlichen Kampf der französischen Résistance gegen die deutschen Besatzer. Gewidmet ist das Denkmal Jean Moulin, dem Kopf des französischen Widerstands, der an die Gestapo verraten wurde und an den Folgen der Folter 1943 verstarb. Einen »Héros et Martyr« nennt ihn daher die Inschrift. (1948; Marcel Courbier/ Architekt Jean Maunory; Abb. 85)465. Es fällt immer wieder auf, wie sehr sich doch im Ausdruck von Aggressionen die Bilder in der europäischen Gedenklandschaft gleichen, bei Siegern wie Besiegten.

Rachsüchtige Tote Am 5.  August 1919 meinte ein Redner anlässlich der Gedenkfeier im Realgymnasium des Johanneums zu Hamburg, die Toten würden ihm ein exoriare aliquis zurufen466. Sich die Toten als lebendig im Grab oder zumindest als empfindungsfähig vorzustellen, ist im europäischen Volksglauben seit antiker Zeit tief verwurzelt. Nach Kriegsende wurde insbesondere von christlichen Predigern die Wiederkehr der Gefallenen beschworen467. Dichter, Prediger und Militärs nahmen die toten Soldaten für sich in Anspruch und ließen sie nicht in Frieden ruhen: In Festreden und Weihepredigten der 1920er Jahren wird viel davon gesprochen, was die Toten vermeintlich empfinden oder sie den Überlebenden mitzuteilen hätten. 463 464

465 466

467

Vgl. kurz hierzu Boorman, At the Going Down of the Sun, S. 94 und S. 97. Vgl. noch das War Memorial in Stockport (Greater Manchester; 1925; Gilbert Ledward). Vgl. etwa das Bronze-Schwert in Leuilly-sous-Coucy (Aisne), hierzu Barcellini/Wieviorka, Passant, souviens-toi!, S. 55, die mittelalterliche Anklänge vermuten: »réminiscence probable de Durandal, l’épée de Roland à Roncevaux, et de la mort héroïque du neveu de Charlemagne.« – Mitten auf dem belgischen Militärfriedhof in Koksijde in West-Flandern findet sich ein Schwert von fast drei Metern Höhe, abgebildet in: Jacobs, Zij, die vielen als helden, vol. 2, S. 185. Abgebildet in: Texier, Les architectes de la mémoire, S. 137 und S. 165. Amtsrichter A.E. Wallenstein, Ansprache vom 5.8.1919, in: Unsern für das Vaterland 1914‑1920 gefallenen Mitgliedern (1920), S. 7: »›Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor!‹ rufen uns die Toten zu. Treibt man uns zum Aeußersten, lässt man seinen Vernichtungsgelüsten ungehemmten Lauf, dann muß das Volk, wenn es sich zur Abwehr erheben will, noch die Kraft und den Mut selbst zum Hasse haben«. Vgl. u.a. Pastor Groscurth anlässlich der Weihe des 75er »Ehrenmals« in der Bremer Kirche von Unser Lieben Frauen: »So steigen sie aus ihren himmlischen Höhen wieder zu uns hernieder, um mit uns zu leben, zu kämpfen, zu siegen«, in: Weihe der Gedächtniskapelle (1914), S. 15; ferner Oberst von Giese, in: Ansprachen und Reden (1924), S. 26: »mit dem Geisterheer vereint, werden wir uns eine neue deutsche Kaiserherrlichkeit erkämpfen.«

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

117

So »warten«468 die Toten diesen Vorstellungen zufolge ungeduldig darauf, dass der Kampf wieder aufgenommen würde, andernfalls sie doch umsonst gestorben seien469. Die »Heldensaat« sollte blutige Frucht tragen, um der vermeintlich geschändeten Ehre willen470. Die Gefallenen warten jedoch in diesen Totenbeschwörungen nicht nur, sie »rufen«471, fordern472, und, wie wir oben gesehen haben, sie drohen gar. Mitunter steigen sie selbst wieder aus ihren Gräbern, um eigenhändig Rache zu nehmen und den begonnenen Kampf zu einem siegreichen Ende zu bringen. Wie im Volksglauben des übrigen kriegführenden Europa marschierten auch in Deutschland die Toten bereits im Weltkrieg als Geister-Armee an der Seite der Lebenden473. Mit Blick auf die europäische Gedenklandschaft sind wohl zuerst in Frankreich die vielbeschworenen Toten nicht mehr nur im Wort, sondern auch im Bild wieder erstanden. Auf dem Cimetière du Ladhof im elsässischen Colmar, das von 1871 bis 1918 deutscher Verwaltung unterstand, gestaltete 1872 der einheimische Künstler Frédéric-Auguste Bartholdi, der Schöpfer der New Yorker Freiheitsstatue, die Wie468

469

470 471

472

473

Z.B. die Inschrift auf dem Soldaten-Mal des ehemaligen 2. Westfälischen Feldartillerie-Regiments Nr. 22 in Münster/W.: »OB AUCH ALLES UM UNS SANK / LASST UNS NICHT ENTARTEN! / HALTET SCHWERT UND EHRE BLANK! / UNSERE TOTEN – WARTEN!« (1923; Alexander Frerichmann), Papenheim, »Trauer und Propaganda«, S. 446‑449. Dieser Appell ist im Umfeld der Ruhrbesetzung zu sehen, die Weihe-Reden waren entsprechend hasserfüllt, wiedergegeben in: Zunker/Hüger/Vietor, Das Königlich Preußische 2. Westfälische Feldartillerie-Regiment Nr. 22 (1924), S. 235 f. – Diese Inschrift wählten für ihr Erinnerungszeichen auch das einstige 1. und 2. Lothringische Feldartillerie-Regiment Nr. 33 bzw. 34 in Osnabrück (1925), abgebildet in: Blume, Das Königlich-Preußische zweite Lothringische Feldartillerie-Regiment Nr. 34 (1931), Taf. 1. Vgl. etwa aus der Rede des Pastors Schaub: »Ihre Opfer aber dürfen nicht vergeblich gewesen sein, sie sollen und müssen Früchte bringen für das gegenwärtige und künftige Geschlecht«, in: »Westfälische Zeitung« vom 28.11.1929, zit. nach: Maoro, Das Ehrenmal, S. 313. Siehe hierzu S. 98‑100. Weihe des Denkmals (1924), S.  4: »Aus 1½  Millionen Gräbern ruft es uns zu.« Vgl. noch das Gedicht »Dereinst« von Paul Grabein, in: Denkschrift zur Einweihung des Ehrenmals der »Deutschen Landsmannschaft« (1926), S. 10. Im Weiteren Pfarrer G. Hoffmann, in: Reden und Ansprachen (1927), S. 16. Auf dem Korbmattfelsen in Baden setzte das 1. Ober-Elsässische Feldartillerie-Regiment Nr. 15 sein Gedenkmal mit folgender Inschrift: »MAHNEND RUFEN DIE TOTEN DIR DEUTSCHEM WANDERER ZU: VOLLSTRECKER UNSERES WOLLENS OH LEBENDER SEIEST DU!« (1927, 1957 nach Marburg versetzt). Auf dem Pfeiler in Bensheim a.d. Bergstraße heißt es: »Wir rufen Euch«. Z.B. spricht Pfarrer Foerster, Was wir unsern Gefallenen schuldig sind (1919), S. 4, während der Trauerfeier der Frankfurter Universität am 30.5.1919 u.a. von einem »herzzerreißende(n) Schrei bitterster Enttäuschung und richtender Anklage« aus den Gräbern. Anklage gegen »Vaterlands-Verräter« erheben überdies bleiche Gestalten bei Wilke, Totenehrung (1920), S. 10‑12. In: Sonnwend 1919, S.  7 und S.  12  f., verlangt der »Chor der Gefallenen« nach »rechten Führer[n]«. 1920 lässt der Reichstagsabgeordnete Hermann Hoffmann (Zentrum) anlässlich der Einweihungsfeierlichkeiten der neoklassizistischen »Ehrenhalle« auf dem Hauptfriedhof von Ludwigshafen am Rhein die Toten selbst sprechen: »›Euch haben wir geschützt, behütet vor des Krieges Greuel, der Heimat einen Wall gebaut aus unseren Leibern [...] Bleibt einig, treu und deutsch / In eurem ganzen Streben / Dann werdet ihr das Morgenrot / Des neuen Aufstiegs bald erleben‹«, zit. nach Furtwängler, Erinnerung, S.  83. Vgl. ferner das Denkmal des Kriegervereins Glüsingen-Darrigsdorf (Lkr. Harburg, Niedersachsen): »Laßt stolz die Fahnen weh’n, die schwarzweißroten [...] Nicht Tränen, Taten fordern Eure Toten. Dann finden wir in unsren Gräbern Ruh« (vor 1923). Zum forschen »Wir Toten fordern als unser Recht« siehe oben S. 35‑37. Zum Mythos »Debout les morts!« in der französischen Kriegsliteratur vgl. etwa Smith/AudoinRouzeau/Becker, France and the Great War, S. 55 f.

118

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

derauferstehung eines Rächers in Bronze (Abb. 86). Er schuf ein Grabmal mit zwei Platten für drei 1870 gefallene und dort auch bestattete Nationalgardisten. Die Inschrift lautet wenig spektakulär: »MORTS EN COMBATTANT. 14 SEPTre 1870«. Das Bildprogramm ist umso aussagekräftiger: Während die linke Hand eines unsichtbaren Toten die Grabplatte leicht anhebt, greift seine muskulöse Rechte nach dem Säbel-Bajonett474. Aus der Gruft meinte der Gefallene – so die Vorstellung der kommunalen Stifter – wieder emporsteigen zu müssen, da die Lebenden nicht fähig oder willens waren weiterzukämpfen. 1200 Personen sollen der Einweihung des Denkmals in Colmar am 14. September 1872 beigewohnt haben. Es wurde so populär, dass es in der Folgezeit sogar von Karikaturisten aufgegriffen wurde475. Deutsche Behörden duldeten im Reichsland Elsass-Lothringen die Aufstellung solcher Rachezeichen, wohl weil sie oft über die revanchistische Zielsetzung bewusst im Unklaren gehalten oder irregeführt wurden – so wie ja später die US-Amerikanische Militärregierung in Berlin im Falle des Augustaner-Mals. Der französische Bürgermeister von Colmar »verkaufte« den auferstehenden Toten auf seinem Friedhof dem deutschen KreisDirektor jedenfalls erfolgreich als »simple hommage«476. Im Ersten Weltkrieg ließ General Hans Gaede das Denkmal im Jahre 1916 ins örtliche Musée Bartholdi befördern, weil er befürchtete, dessen Rache-Botschaft könne sich fatal auf die Moral der elsässischen Bevölkerung auswirken. Am 23. März 1919 wurde es dann an Ort und Stelle zurückgebracht. Im September 1940 wieder abgebaut kehrte es um 1945 endgültig auf den Friedhof zurück477. Der Gedanke einer Revanche gegen Deutschland erhielt mit dem Kriegermal von Bartholdi somit schon sehr früh, kein Jahr nach dem Ende des kurzen Krieges um 1870/71, bildhaften Ausdruck im französischen Totengedenken478. Im Deutschen Reich stiegen die gefallenen Soldaten zwar in Festreden und Ansprachen oftmals aus ihren Gräbern, aber auf Denkmälern ist die Darstellung lebender Toter vor 1918 überhaupt nicht und nach 1918 eher selten anzutreffen. Ihr Erscheinen erschöpft sich überwiegend im bereits oben behandelten Bildmotiv der Schwertübergabe. Knapp ein Jahr nach dem Erlass des Wehrgesetzes behauptete Adolf Hitler schließlich am »Heldengedenktag« vom 12. Februar 1936: »Unsere Toten sind alle wieder lebend geworden. Sie marschieren nicht nur im Geiste, sondern lebendig mit uns mit479.« Das ehemalige Niederrheinische Füsilier-Regiment Nr.  39 setzte diese Vorstellung drei Jahre später plastisch um. Es weihte am 9.  Juli 1939 vor 8000 Ehemaligen auf dem Reeser Platz in Düsseldorf ein westlich zum Rhein ausgerichtetes Grabgewölbe ein, aus der die Geister der Gefallenen herausmarschieren. Die architektonische Gestaltung geht auf einen Entwurf der Architekten Rudolf 474 475 476 477 478

479

Zu diesem Mal Oberle, Entre académisme et innovation, S. 80‑83 (basierend auf Akten aus dem Musée Bartholdi und den Archives municipales de Colmar). Vgl. hierzu kurz ebd., S. 83. So ebd., S. 80. Vgl. hierzu Muller, Les monuments colmariens, S. 59. Anders Prost, Les monuments aux morts, S.  200; Gorman, Cults, S.  86; Hargrove, Souviens-toi; Hargrove, Qui vive?, S. 62; Thomson, The Troubled Republic, S. 170 f.; Jeismann/Westheider, Wofür stirbt der Bürger?, S. 27, und Maas, Politische Ikonographie, S. 201. In: Domarus, Hitler: Reden und Proklamationen, Bd 2, S. 575.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

119

Klophaus & Artur Tachill aus dem Jahre 1932 zurück, die Reliefs des Geisterheeres stammen von Richard Kuöhl. Nahezu nahtlos schloss der Bund der 39er übrigens nach dem zweiten verlorenen Weltkrieg an diese seine NS-Tradition an, wie die unsäglichen Auftritte bei den Gedenkfeiern in den 1950er Jahren belegen (Abb. 87)480. Wie die Gedenktafel in der Pfarrkirche St. Oswald im bayerischen HinterschmidingHerzogsreut belegt, diente die Idee von den »lebenden Toten« im Zweiten Weltkrieg dazu, im vorwurfsvollen Ton von der »Volksgemeinschaft« Gedenken und Nachfolge einzuklagen. Ihre Forderung konnte anschließend problemlos mit dem nachfolgenden Kriegsgedenken von 1945 verquickt werden. 38 Namen flankieren auf zwei Tafeln das Gedicht »Grabschrift« von Heinrich Lersch aus dem Jahr 1918, das auf recht drastische Weise die Pflicht der Lebenden gegenüber den Toten einfordert: »Ich sage dir, wenn du dich heute zum Schlafen legst / Und nicht nach den toten Soldaten frägst: Wer starb heute für mich? / Und nicht den letzten Gedanken mir schenkst, / Sondern an deine Freuden denkst, / Dann steh ich auf und laufe zu dir / Und küsse dich mit zerschossenem Munde / Und zeige dir meine blutende Wunde, / Daß du die ganze Nacht von mir träumst [...] / Denn ich und alle, die wir hier liegen, / Starben für dich, um kämpfend zu siegen. / Und nun müsst ihr unser gedenken und für uns stehn. / Sonst werdet ihr alle zugrunde gehn.«

Es verwundert nicht, dass die Alliierten nach 1945 den beliebten Spruch auf Kriegerdenkmälern »Sie werden auferstehen!« argwöhnisch beäugten und gegebenenfalls gegen den von der NS-Propaganda beförderten säkularen Wiederauferstehungskult vorgingen. Häufig gelang es den betroffenen Kommunen jedoch, bedrohte Kriegerdenkmäler wegen ihres ambivalenten Charakters als rein religiöse Male zu exkulpieren481. In diesem dissonanten Chor der Geisterbeschwörer fehlte es nicht an besonnenen Stimmen. Im Theaterstück »Wunder um Verdun« von Hans von Chlumberg, das in Leipzig 1930 mit großem Erfolg uraufgeführt wurde, steigen die gefallenen Soldaten beider Seiten im Jahr 1939 (!) aus ihren Gräbern in Verdun und marschie480

481

Vgl. hierzu besonders Wintgens, Mit der Vergangenheit leben, S. 149‑153. Zum umstrittenen, weil avantgardistischen Vorgänger-Mal von Jupp Rübsam, selbst ein 39er (1928‑1933, 1978 Fragmente wieder aufgestellt), Lurz, Kriegerdenkmäler, Bd  4, S.  215‑217; Brandt, Trauer und fortgesetzter Krieg, S. 256‑259; ferner Krumeich, Denkmäler; aus NS-Sicht Delvos, Geschichte der Düsseldorfer Denkmäler (1938), S. 201‑217. Abgebildet in: Alberg, Düsseldorfer Denkmäler, S. 144. Anstoß nahm hier etwa die US-amerikanische Militärregierung im unterfränkischen Alzenau an dem dortigen 1929 eingeweihten Kriegerdenkmal, Klotz, Im Archiv geblättert, S. 30; Ratzka, Das Kriegerdenkmal, S.  83. Das heute bekannteste Mal ist sicherlich die Denkmalsanlage vor dem Münchener Armeemuseum mit ihrem »Schlafenden Krieger«, die auf Initiative des Bayerischen Kriegerbunds für die 13 000 Kriegstoten der Stadt geschaffen wurde (1924/25; Entwurf von Karl Knappe, Plastik von Bernhard Bleeker/Architekten Eberhard Finsterwalder, Thomas Wechs). Die besagte Heilsbotschaft dieses Denkmals schien zu keiner Zeit christlich konnotiert, vgl. den Artikel des Architekten Finsterwalder, Wie das Münchener Kriegerdenkmal entstand, S. 251‑253. Vgl. auch den Gedenkstein in Wuppertal-Langerfeld mit Schlachtorten und besagter Inschrift neben einem 12,5 Meter hohen Pfeiler, auf dem einst ein vier Meter langes Bronzeschwert aufrecht stand (1929, Metallspende), Meyer-Kahrweg, Denkmäler, S.  275; ferner das zeitgleiche Denkmal im niedersächsischen Nordhorn-Altendorf. In Wilhelmshaven wird zweimal versichert, dass die Gefallenen nicht tot seien, wobei ein religiöser Bezug in mindestens einem Fall zweifelhaft ist: »Sie Kämpften – Sie Starben – Sie Leben«, so auf der Gedenktafel im Treppenhaus des Finanzamtes für die Gefallenen von 1939/45 (!), und auf dem Niobe-Denkmal in der Garnisonkirche (1934).

120

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

ren zu den Verantwortlichen und Mächtigen Europas, nicht um Krieg und Rache zu fordern, sondern um Frieden in der Welt. Doch die verantwortlichen Politiker verschließen ihre Ohren. Sie schwadronieren von Heldentaten und Heldenmalen, streiten sich mit ihren europäischen Nachbarn und bereiten den nächsten Krieg vor. Angewidert kehrt daraufhin »der geisterhafte Zug der Auferstandenen« unverrichteterdinge in sein Massengrab zurück. Im badischen Ettlingen hätte die GeisterArmee Gehör gefunden. Am Rathausturm der Stadt befindet sich ein ausdrucksvolles Erinnerungszeichen für die 274 im Ersten Weltkrieg Gefallenen der Stadt, das der Trauer und der Versöhnung über Gräben und Grenzen hinweg gewidmet ist (Abb.  88). Dieses eindrucksvolle Bild hatte in den Jahren 1923 bis 1928 der Ettlinger Bildhauer Oskar Alexander Kiefer geschaffen. Ein farbiges Bas-Relief zeigt den Schnitter Tod mit der Sense, wie er auf einem schweren Ackergaul durch eine Menschenmenge reitet. Soldaten marschieren zum Klang der Trommel mit gezückten Bajonetten über Leichen hinweg in den Kampf, eine Bauernfamilie flüchtet mit ihrem Vieh. In noch unfertigem Zustand wurde das Relief am 27. Juni 1927 im Rahmen der 700-Jahr-Feier der Stadt eingeweiht. Bürgermeister Paul Potyka (Zentrum) legte in seiner Weihrede vor einem großen Publikum den Toten folgende Worte in den Mund: »Sie rufen: [...] Ihr sollt nicht Rache schwören, denn sie hat vier Jahre lang die Welt aus den Fugen gerissen. Sie hat Berge von Leichen erzeugt [...] Ihr sollt sein ein Volk von Menschenbrüdern, das keine Grenzen kennt. Wir Toten wollen lieber sprechen von der Brüderlichkeit. Tod dem Tode, der durch Menschenhand das Menschengeschlecht befleckt482.«

Während die Ettlinger Gefallenen 1927 Frieden und Versöhnung forderten, meinte wenige Jahre später der Standortälteste Oberstleutnant Eicke ein anderes vivos voco zu vernehmen. Am »Heldengedenktag« des Jahres 1942 behauptete er in einer Rede vor dem Ettlinger Denkmal, die Gefallenen der Wehrmacht würden wieder aus ihren Gräbern aufsteigen, um an der Seite ihrer Kameraden weiterzukämpfen483.

482

483

Zit. nach Lorch, Der Wandel, S. 30. Zum pazifistischen Grundgedanken des in der Bevölkerung umstrittenen Mals, das vom Künstler bereits 1922 konzipiert worden war, Stemmermann, Oskar Alexander Kiefer, S. 76‑81. Zur zeitgenössischen Rezeption Niemetz, Paul Potyka, S. 55‑59; auch abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 182. »Albtalbote«, 16.3.1942: »Diese unsere gefallenen Helden marschieren hier mit im Geiste, und es hat nur der Ausspruch Sinn, wenn es heißt: Deutschland muß leben, wenn auch der einzelne stirbt. Sie marschieren mit in unseren Reihen, die Toten des Regiments bleiben nicht in ihrem Grab. Die Opfer der Gefallenen sind die Saat für ein Kräfte erheischendes Vaterland [...] Wir hören ihre Stimme voller Kraft ›Schlaft nicht, schafft‹. So tönen die Worte unserer Gefallenen noch im Tode in das Leben hinein«. – Es ist in der NS-Zeit durchaus versucht worden, Kiefers Gefallenenmal zu entfernen, hierzu Stemmermann, Oskar Alexander Kiefer, S. 81 f. Das Relief ließ sich aber, wie die Feier von 1942 zeigt, den Verhältnissen entsprechend umdeuten. Schon 1922 wunderte sich Kiefer in einem Brief an Adolf Sautter vom 12.12.1922: »Er [sc. der Entwurf ] findet merkwürdigerweise auch bei den Spießern Beifall und wäre das erste pazifistische Kriegerdenkmal in Europa«, zit. nach Stemmermann, Oskar Alexander Kiefer, S. 76.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

121

Aufwärts! Letztendlich waren es die Überlebenden selbst, die ihrer Gefühlswelt ein Denkmal setzten und dabei oft den Willen zum erneuten Krieg, seltener zum Frieden visualisierten. Grenzüberschreitende Versöhnung strebten die zumeist heterogenen Stiftergruppen nach 1918 eher selten an, ein Friedenswille war vielfach nicht vorhanden. Oftmals meinten sich Initiatoren in den zusammengesunkenen Figuren wiederzuerkennen und glaubten zugleich, den Plastiken eine gewisse Spannung beigeben zu müssen, um sich und der Welt zu zeigen, dass sie nicht vollends niedergerungen wären, sondern nur neue Kraft sammelten, um sich bald wieder gegen die alten Feinde erheben zu können. Wie dies zu geschehen hatte, zeigt etwa das Mal des ehemaligen Infanterie-Regiments Kaiser Wilhelm (2.  Großherzoglich Hessisches) Nr.  116 in Gießen, wo sich ein nackter Faust-Krieger leicht gestützt auf den Stahlhelm als Symbol militärischer Stärke aufzurichten anschickt (1925; Wilhelm Heidwolf Arnold; Abb.  89). Das Fundament des Wiedererstehens sollte also das Militär sein. Die intendierte Botschaft wird von der Inschrift auf dem Sockel gestützt, die nur aus einem Wort, dem Kommando: »Aufwärts« besteht484. Zeitgenössische Wahrnehmungen bezeugen den revanchistischen Charakter dieses Mals, in denen zugleich auch die äußeren Feinde eine Rolle spielten. Der hockende Krieger wurde nämlich allgemein interpretiert als »Abbild des wehrhaften Deutschlands«, das »erst vor wenigen Jahren auf die Knie gedrückt und fast vernichtet, auch heute noch von seinen Feinden in allen denkbaren Fesseln gehalten« werde. Gleichwohl sei es ein Deutschland, das zwar »heute noch in Armut und Elend« lebe, aber »gestützt auf sein gutes Recht, bereits wieder alle Kräfte anspannend und in unerschütterlichem Selbstvertrauen den Blick in die Zukunft« richte485. Obwohl dieses Erinnerungszeichen auf die Initiative eines Soldaten-Vereins zurückging und den Gefallenen eines Regiments gewidmet war, wurde der nackte Held von großen Teilen der Gießener Bevölkerung aus Mangel an einem städtischen Erinnerungsmal bereitwillig angenommen. Sicherlich taten sie dies nicht nur, weil es sich um »ihr« Regiment handelte, sondern auch, weil das Denkmal in seiner prospektiven Art mit positiven Botschaften behaftet war, die einen Ausweg aus grauer Gegenwart und gegnerischer Gängelung verhießen. Noch deutlicher als in Gießen wird dieser Hoffnung nur wenig später in Bochum-Gerthe Ausdruck verliehen. Der ortsansässige Kriegerverein stiftete einen Krieger mit zerbrochenem Schwert, der sich auf einem Stahlhelm stützend aufzurichten versucht. Die Inschrift kündete trotzig: 484

485

Vorbildliche Bestandsaufnahme von Kobusch, Kriegerdenkmäler, S. 22‑34, der anmerkt, dass die offensivere Bildsprache des Modells in der späteren Ausführung abgeschwächt wurde. Vgl. hierzu ergänzend im Weiteren noch die Darstellung in den »Mitteilungen des Vereins der Offiziere des ehemal. Infanterie-Regts. ›Kaiser Wilhelm‹ (2. Großh. Hess.) Nr. 116«, Dezember 1924, 12, S. 1‑7, und Oktober 1925, 14, S. 1‑8, BArch, MSg 3/2909. »Gießener Anzeiger«, 14.8.1925, zit. nach Kobusch, Kriegerdenkmäler, S.  31. Vgl. hierzu die zeitverhaftete Umdeutung von General a.D. Rudolf Mohr, in: »Mitteilungen der Vereinigung der Offiziere des ehem. Infanterie-Regiments ›Kaiser Wilhelm‹ (2. Großh. Hess.) Nr. 116«, November 1936, S. 3 f., BArch, MSg 3/2909. Vgl. als frühe Stimme in einem anderen Zusammenhang Wilke, Totenehrung (1920), S. 14: »Das deutsche Volk liegt zwar im Staube, aber es ist nicht tot, sondern es lebt und es wird sich wieder erheben.«

122

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

»TROTZ ALLEDEM – ICH GLAUBE AN MEIN VATERLAND / DAS AUS DER TIEFSTEN NOT NOCH STETS DEN WEG NACH OBEN FAND« (1930‑1944, Metallspende; Bernhard A.W. Lohf; Abb. 90). Bereits unmittelbar nach Kriegsende äußerten weite Kreise der bürgerlichen Gesellschaft den Wunsch, nicht unsägliche Trauer und leidvolles Sterben auf dem Sockel sehen zu wollen, sondern heroisches Kämpfertum und erhebenden Siegeswillen. Es verwundert daher nicht, dass sich der Typus des »sterbenden« alsbald zu dem des »auferstehenden Kriegers« wandeln konnte. Diese Verwandlung lässt sich an der Entstehungsgeschichte und Konzeption des Erinnerungsmals im westfälischen Lüdenscheid, das an der Grenze zur entmilitarisierten Zone lag, besonders anschaulich zeigen (Abb. 91). Der Künstler, Willy Meller, hatte zunächst einen unbekleideten Gefallenen entworfen. Diese Plastik war der berühmten Statue des Sterbenden Galliers im Kapitolinischen Museum in Rom nachempfunden. Sein 1927 prämiertes Modell musste Meller nach heftigen Protesten aus dem rechten (und katholischen) Spektrum aber noch vor 1933 in einen leicht bekleideten »Erwachenden« umarbeiten486. Aus finanziellen Gründen konnte die etwa sechs Meter große Bronze erst 1935 fertig gestellt und der Öffentlichkeit präsentiert werden. Sie wurde dem neuen Zeitgeist entsprechend gedeutet: »Ein glücklicher Zufall wollte es, daß einen Tag nach der Verkündigung des neuen Wehrgesetzes [...] die Hülle von diesem Denkmal fiel und zum erstenmal der herrliche Bronzekörper in der Sonne leuchtete, aus langer Erniedrigung sich erhebend, die Faust zum Widerstande ballend, recht ein Sinnbild des neu erstandenen, wehrhaften Vaterlandes487.«

Auf den Erinnerungsmalen der Zwischenkriegszeit finden sich auch versehrte Krieger, wobei hier die gedenkpolitische Zielrichtung oftmals eine andere ist, als sie dem modernen Betrachter auf dem ersten Blick erscheinen mag. Es handelt sich in diesen Fällen nicht um Erinnerungszeichen für Kriegsversehrte, diese wurden zwar auch gesetzt, waren aber wesentlich seltener und oft umstritten488. Die zumeist neuzeitlichen Soldaten tragen im Kampf Wunden davon, richten aber dennoch den Blick »trotzig« nach vorn. Mit grimmiger Miene verbinden sie sich den Arm wie in Friedrichshafen am Bodensee (1930; Erwin Dauner) oder den Kopf, wie der in Serie hergestellte Feldgraue von Emil Cauer, der zuerst in Bielefeld aufgestellt wurde (1920; Abb. 92 und 93)489. In zeitgenössischer Wahrnehmung besaßen diese verwundeten Krieger 486

487

488

489

Vgl. hierzu Finkbeiner, Das Ehrenmal in Lüdenscheid (1936), S.  2: »nicht mehr das Opfer des Krieges, nicht mehr sein Leid und seine Not [...], sondern die Hoffnung [...], die sich nun inzwischen erfüllte, dass auf diese große Schicksalsprüfung eine Wiederauferstehung unseres Volkes folgen müsse.« Finkbeiner, Das Ehrenmal in Lüdenscheid (1936), S. 1 f. Vgl. hierzu noch Simon, Der Nackte und die Toten; Lurz, Kriegerdenkmäler, Bd 4, S. 150. Vgl. zum architektonischen Kontext kurz Gropp, Das Kriegerdenkmal, S. 35 f. Vgl. etwa das Versehrtenmal in Füssen (Lkr. Ostallgäu, Bayern) von Wilhelm Nida-Rümelin, abgebildet in: Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs (1930), S.  157, und in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 169. Einen Kriegsblinden schuf in Berlin-Steglitz Arthur Lewin-Funcke, abgebildet in: Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs (1930), S. 160. Zum Verwundetendenkmal in MünchenNeuhausen von 1924, das einen leicht verwundeten Kriegsheimkehrer mit einer Armbinde zeigt, Schröther/Weyerer, »Den Toten zur Ehre, den Lebenden zur Mahnung«, S. 36 f. Friedrichshafen: abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 157. Bielefeld: Den verwundeten Krieger aus Muschelkalk auf dem Johannisberg stifteten Krieger- und Schützenvereine der Stadt und

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

123

weiterhin die Kraft, ihr Gewehr fest zu umfassen, so etwa in Hilzingen-Duchtlingen (Lkr. Konstanz, Baden-Württemberg), oder vermochten, wie der Faust-Krieger in Hamburg-Harburg, weiter energisch gegen den Feind zu marschieren (1930; Hermann Hosaeus; Abb.  36)490. Über den Verband signalisierten die Stifter dem Betrachter, dass sie zwar kurzzeitig – von der Übermacht der Feinde und/oder innerer Zwietracht – bezwungen, aber nicht besiegt, und daher bereit seien, den unterbrochenen Kampf weiterzuführen. Der Blick konnte hierbei, wie etwa in Bielefeld, bereits ein Jahr nach Friedensschluss erneut in Richtung Grenze gelenkt werden. Die trotzige Stirn oder der linke Arm waren die von den Künstlern bevorzugten Partien des soldatischen Körpers, die mit einer Binde versehen wurden, wobei der oben erwähnte Prototyp von Emil Cauer bereits im Weltkrieg entworfen worden war491. Die verletzte Brust als Zeichen der Tapferkeit spielte in deutscher Denkmalskunst – anders als etwa in Italien – keine Rolle, da die Leistung, die moralische Überlegenheit des »unbesiegten Heeres« ja ohnehin nicht in Frage gestellt war bzw. werden durfte. Einen Endpunkt in der Entwicklung dieser Darstellungsform im Gefallenengedenken stellte das Denkmal des 4. Magdeburgischen Infanterie-Regiments Nr. 67 in Bochum dar. Am 18. August 1935 wurde das von Walter J. Becker geschaffene Regimentsmal eingeweiht. Die Ausführung war dem Gedanken des jüngst erlassenen Wehrgesetzes verpflichtet. Zwei überlebensgroße, eherne Soldaten standen breitbeinig vor einer Mauer aus Ruhrsandstein. Sie trugen eine zusammengerollte Fahne und symbolisierten über ihre Uniformen zum einen die alte Armee und zum anderen die neue Wehrmacht. Der Soldat des Ersten Weltkriegs trug einen Kopfverband. »Trotz Not und Tod vorwärts und aufwärts« heißt es noch heute auf dem Stein. Die Statuen sind 1983 von Unbekannten gestürzt worden und befinden sich derzeit im Stadtarchiv Bochum. Bei den Verbündeten der Entente treffen wir gleichfalls auf das Motiv des verwundeten Soldaten. Es scheint dort jedoch – anders als im besiegten Deutschland – eine eher untergeordnete Rolle zu spielen Gleichwohl sollte auch in diesen Ländern die Kopf- oder Armbinde anzeigen, dass der Soldat trotz seiner Wunden weiterhin bereit ist, Leib und Leben für sein Land, für Recht und Freiheit zu riskieren. Als Beispiele seien hier nur genannt das englische War Memorial in Croydon (Surrey), auf dem sich ein Soldat des East Surrey Regiments den Arm verbindet (1921; Paul Raphael

490 491

des Landkreises, Westheider, »Für König und Vaterland«, S. 31 f. Vgl. v.a. noch Besswitz/Hinterpommern (heute Biesowice, Polen) mit der Inschrift »Herr mach uns frei!« (Bronze; 1924; Pantheon und Sockel in situ). Schwerin/Warthe (heute Skwierzyna, Polen): Bronze; 1926; abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 70. Steinau-Marjoss (Main-Kinzig-Kreis, Hessen): Bronze. BerlinOberschöneweide: eherne Hochreliefs vor der Kirche, darunter eines mit einem Verwundeten (1931‑1942). Sobernheim: Bronze; 1936. In Sorau/Niederlausitz (heute Żary, Polen) schuf Hosaeus übrigens eine ähnliche Ausführung wie in Harburg, abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 180. Kopfbinde: Lebbin/Pommern (heute Lubin, Polen): Sitzender Feldgrauer mit Gewehr in der Rechten und in die Hüfte gestemmter Linken (?‑1945[?]; Hermann Hosaeus), abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S.  48. Schwerin: Grenadier »in trotziger Abwehrstellung« (so Schwerin in Mecklenburg (1930), S.  85), Regimentsmal des ehemaligen Großherzoglich Mecklenburgischen Grenadier-Regiments Nr. 89 (Bronze; 1923‑1948; Wilhelm Wandschneider), Zipfel, Geschichte des Großherzoglich Mecklenburgischen Grenadier-Regiments Nr. 89 (1932), S. 547 f. mit Taf. 83.

124

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

Montford), das Erinnerungszeichen in Portsmouth (Hampshire), auf dem ein am Kopf verletzter Schütze sein Maschinengewehr bedient (1921; Charles Sargeant Jagger), oder der verwundete Fante in Radicondoli, der weiterhin Wache hält (Siena; 1925; Luigi Sguazzini)492.

Vom Retter, Rächer und dem Karfreitag Deutschlands So scheint mit Blick auf die diversen Befindlichkeiten in militär-adeligen und bürgerlich-akademischen Kreise, dass Deutschland nach 1918 im Wesentlichen eine Gesellschaft mit Weltkriegsgeist geblieben war, die den verlorenen Krieg und seine fatalen Folgen bekämpfte und den Rächer, den säkularen Erlöser aus dem nationalen Elend herbeisehnte. »Wann kommt der Retter Deutschlands?« fragten etwa die Stifter des Fallingbosteler Kriegerdenkmals im Jahre 1922493. Die Rachsucht wurde ästhetisiert, indem auf die eigene nationale wie abendländische Geschichte zurückgegriffen wurde. Gerade das christliche Auferstehungsfest ließ sich für den gewünschten Rache-Feldzug instrumentalisieren. »Angestellte Gottes«494 gaben hierzu auch in den Folgejahren bereitwillig ihren Segen: »Freilich sollen die Osterfeuer nationaler Auferstehung aus Schmach und Knechtschaft zu neuer völkischer Ehre und Freiheit leuchten, dann muß jeder unter Einsetzung seiner ganzen Persönlichkeit für die heilige Sache Deutschlands schaffen und wirken495.« In der satirischen Wochenschrift »Simplicissimus« wurde in der Ausgabe vom 23.  März 1921, die in der Karwoche erschien, eine Bleistift-Zeichnung von Wilhelm Schulz abgedruckt, die überschrieben ist mit dem Wortpaar »Deutsche Ostern« (Abb. 94). Ein Schwarz-Afrikaner im Fez läutet in einem Kirchturm eine große Glocke, während durch ein Fenster des Baus eine idealtypische deutsche Dorflandschaft zu erkennen ist. Unter dieser Szene steht das vierstrophige Gedicht »Exoriare aliquis ...« von Hans Erich Bleich, der unter dem Pseudonym Dr. Owlglaß zeitweise als Redakteur für die Zeitschrift tätig war. Vor dem Hintergrund der Anfang März 1921 gescheiterten Londoner Konferenz zur Reparationsfrage und der hierauf folgenden französisch-belgischen Besetzung von Duisburg und Düsseldorf, auf welche das Bild durch den fremdartigen Glöckner Bezug nimmt, fragt Bleich:

492 493

494

495

Croydon: Switzer, Unionist, S. 78; Archer, The Glorious Dead, S. 118; Boorman, At the Going Down of the Sun, S. 127 f. Radicondoli: abgebildet in: Petrucci, I Fanti, S. 158 f. Zit. nach Schreiner, »Wann kommt der Retter Deutschlands?«, S. 109 (basierend auf Akten aus dem Stadtarchiv Fallingbostel). Vgl. bereits im Mai 1919 auf der Gedächtnisfeier der Berliner Universität das Gedicht von Isolde Kurz, Letzter Gruß, in: Trauerfeier der Universität Berlin (1919), S. 27: »Wenn uns kein Retter hier erstehen will, / Aus dieser Stunde Schmach und Qual geboren, / So rufen wir die toten Brüder an.« Erich Kästner, Stimmen aus dem Massengrab. (Für den Totensonntag. Anstatt einer Predigt), 1927: »Ihr dürft die Angestellten Gottes loben. / Sie sprachen schön am Massengrab von Pflicht. / Wir lagen unten, und sie standen oben. / Das Leben ist der Güter höchstes nicht.«, in: Kästner, Herz auf Taille, S. 109. Pastor Wilking, Gedächtnisrede, in: Feier zum ehrenden Gedächtnis (1920), o.S. [S. 2].

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

125

»Und werden wir zermahlen / und kehrt man uns wie Spreu zuhauf, / keimt einst aus unsren Qualen / Kein junges Leben rächend auf? Aus Knochen, raunt die Sage, / aus euren Knochen wächst’s und braust. / Das Schicksal hält die Wage [sic!] / in seiner eisengrauen Faust496.«

Drei Jahre später meinte der ehemalige Hofprediger Wilhelms II., Walter Richter, in seiner Predigt vom 14. Juni 1924 zur Einweihung des Kriegermals des ehemaligen 1. Garde-Regiments zu Fuß, von einem »Karfreitag Deutschlands« sprechen zu müssen. Er ging sogar so weit, nicht nur die Nation, sondern seine eigene Person blasphemisch mit dem gekreuzigten Christus gleichzusetzen497. Er prophezeite: »Dann muß Ostern kommen, wie es damals kam, und auf dem abgewälzten Grabstein Jesu bauen wir den Grenzstein der Macht unsrer Feinde: den deutschen Körper mögt ihr knebeln und knechten, des deutschen Geistes werdet ihr nie Herr werden498!« In der NS-Zeit verlor das exoriare an Bedeutung, da in den Augen der Rachsüchtigen die Erlösung von den Übeln der Gegenwart in der Person Hitlers erstanden schien. Eines der letzten und jüngsten Beispiele im Gefallenenkomplex dürfte in diesem Zusammenhang die Ehrentafel des Corps Saxonia im württembergischen Tübingen gewesen sein, das am 5.  Juli 1934 zum 60.  Stiftungsfest im Conventzimmer enthüllt wurde499. Mit Genugtuung stellte schließlich die gleichgeschaltete »Charlottenburger Zeitung« vom 11.  Februar 1940 in einem Artikel zum 70.  Geburtstag von Franz Dorrenbach fest, dass sich die Prophezeiung der Augustaner-Inschrift in ihren Kriegstagen erfüllt habe. Für Adolf Hitler selbst konnte es in seiner chiliastischen Geschichtsauffassung gleichfalls keinen weiteren Retter und Rächer geben. Ende August 1944 soll Hitler laut Albert Speer in seinem Hauptquartier »Wolfsschanze« vor Reichs- und Gauleitern bekundet haben, dass, wenn das deutsche Volk in jenem Krieg unterliege, es seine Probe vor der Geschichte nicht bestanden hätte, eben zu schwach gewesen und daher auch zu nichts anderem als zum Untergang bestimmt wäre500. Allerdings schien er mit diesen seinen Überlegungen nicht immer konsequent. Wie einst Wilhelm II. verglich Hitler näm496 497

498

499

500

»Simplicissimus«, 25 (23.3.1921), 52, S. 780. »Semper Talis«, 4 (31.7.1924), 16, S.  6, BArch, MSg  3/1013: »wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden höhnenden Massen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht vorbei und warten auf unser langsames Absterben von innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit den angenagelten Händen seinen Gott an«. Siehe zum Bild des gekreuzigten Deutschlands unten S. 180‑182. »Semper Talis«, 4 (31.7.1924), 16, S. 6, BArch, MSg  3/1013. Vgl. ähnlich Walter Richter, in: Ansprachen und Reden (1924), S. 16; Schuldirektor Otto Romberg, Vom Sterben des Deutschen Offizierstandes, in: Vom Sterben des Deutschen Offizierkorps (1922), S. 51: »in Erwartung der kommenden Morgenröte des Auferstehungstages unseres Volkes«. Das »Gesetz für den Aufbau der Wehrmacht« vom 16.3.1935 konnte daher mit dem christlichen Auferstehungsfest gleichgesetzt werden, vgl. die Festrede von Pastor Schmelzkopf am »Heldengedenktag« vom 17.3.1935, einen Tag nach der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht: »Karfreitag mußte es werden über unserem Volk, damit es Ostern werden konnte«, in: »Osnabrücker Tageblatt«, 18.3.1935, zit. nach Brumme, Das Kriegerdenkmal, S. 194. Zu diesem Keramik-Relief Nationalismus in Tübingen, S. 257. Vgl. etwa noch die Gedenktafel des 2. Ober-Elsässischen Feldartillerie-Regiments Nr. 51, ehemals Straßburg, über dessen Verbleib nichts bekannt ist: »MÖGE AUS IHREN GEBEINEN / EINST EIN RÄCHER ERSTEHEN!«. Abgebildet in: Wagner, Das 2. Ober-Elsässische Feldartillerie-Regiment Nr. 51 [1936], S. 361. Nach Domarus, Hitler. Reden und Proklamationen, Bd  4, S.  2139. Vgl. ähnliche, verbürgte Äußerungen seit 1941 bei Hitler, Deutschland und die Mächte, S. 89 und S. 124.

126

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

lich ein halbes Jahr später das kriegführende Deutschland mit dem antiken Rom nach der Schlacht von Cannae und fabulierte noch im Februar 1945 hoffnungsfroh von einem nächsten, einem »dritten« Krieg501. Ein Teil der Deutschen machte es seinen Führern im Ersten Weltkrieg nach, nannte die Schlacht von Tannenberg das »Cannae des Weltkriegs«502 und vergaß dabei, dass Hannibal zwar Cannae gewonnen, aber dennoch den Krieg verloren hatte, vergaß, dass Karthago nach dem dritten Krieg nur noch ein Trümmerfeld war, über das die siegreichen Römer den Pflug zogen zum Zeichen dafür, dass an diesem Ort nie wieder städtisches Leben erblühen sollte503. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die Nation, die sich vom Ende des Ersten Weltkriegs an als ein modernes Karthago verstand, ein ähnliches Schicksal erleiden sollte. »It’s another Carthage!«, entfuhr es Harry Hopkins, dem engen Berater des US-amerikanischen Präsidenten, als er im Mai 1945 über das zerstörte Berlin flog504. Angesichts der Ruinenlandschaft bemühten nicht wenige humanistisch gebildete Politiker oder Journalisten diese Analogie, um ihr Entsetzen angemessen auszudrücken. Wenn es nach dem Willen von Hard-Peace-Politikern wie dem US-amerikanischen Finanzminister Henry Morgenthau gegangen wäre, die vor dem Ausmaß deutscher Verbrechen erschauderten, sollten gar Schafe weiden in den Städten Deutschlands − so wie es einst die Thebaner und Korinther mit dem 404 v. Chr. niedergerungenen Athen vorhatten505. Aber gleich Athen sollte auch Deutschland aufgrund seiner geopolitischen Lage nur wenige Jahre nach der totalen Niederlage erneut eine wichtige Rolle im Konzert der Mächte spielen. Der vermeintliche Befreier, Rächer und Retter Hitler entzog sich am 30. April 1945 durch Freitod der Verantwortung und hinterließ ein »Tausendjähriges Reich in Trümmern« und Millionen von Toten. Die deutschen Enzyklopädien strichen nun folgerichtig das exoriare aus ihren Verzeichnissen. Der ultor hat Hitler dennoch überlebt. In den Zeiten des »Kalten Krieges« wurde der Vers in seiner ursprünglichen Bedeutung wiederbelebt. Er steht – wie einst im 19.  Jahrhundert – für den 501

502

503 504 505

Hitler, Proklamation zum Parteigründungstag vom 24.2.1945: »Als Rom nach der Schlacht von Cannae seine schwersten Stunden erlebte, siegte es nicht durch den Versuch eines feigen Kompromisses, sondern durch den kompromisslosen Entschluß, den Kampf für sein Dasein unter Aufgebot der letzten Volkskraft weiterzuführen. Als selbst der zweite punische Krieg den afrikanischen Vorstoß nicht endgültig zu beseitigen vermochte, beendete ihn der dritte!«, in: Domarus, Hitler. Reden und Proklamationen, Bd 4, S. 2205. So bereits der »Held von Tannenberg« selbst, Paul von Hindenburg, in einem Brief an Friedrich von Bernhardi vom 3.9.1914: »Das war wirklich ein Cannae à la Schlieffen«, in: Bernhardi, Denkwürdigkeiten aus meinem Leben [1927], S. 397; vgl. ferner Strecker, Von Hannibal zu Hindenburg [1915]; Niemann, Hindenburgs Siege [1915]; François, Hindenburgs Sieg bei Tannenberg [1924/1931]. Salz wurde in die Furchen jedoch nicht gestreut, dies ist eine oft kolportierte, moderne Legende, die durch die antiken Quellen nicht gestützt wird, vgl. Libero, Vernichtung oder Vertrag? Zit. nach: Miscamble, From Roosevelt to Truman, S. 154. Vgl. bereits nach Kriegsende Theodor Nöldeke, Brief an Eduard Meyer vom 28.12.1919: »Auch mir fiel, als die schrecklichen Bedingungen des Waffenstillstandes bekannt wurden, gleich der traurige Friede ein, den Athen damals schliessen musste. Unsre Glanzzeit hat noch etwas weniger lange gedauert als die Pentekontaëtie [...] Ob nach Jahrtausenden die geistige Blüte Deutschlands wohl noch einigermaassen [sic!] so anerkannt werden wird wie noch jetzt die Griechenlands?«, BerlinBrandenburgische Akademie der Wissenschaften, Akademiearchiv: Nachlass Eduard Meyer 1008.

I. »Aus unseren Knochen ein Rächer...«

127

nationalen Freiheitskampf eines Volkes gegen einen fremden Unterdrücker. Zumeist wird er von nichtdeutschen Journalisten zitiert, derweil er aus deutschen Feuilletons weitgehend verbannt scheint. Nach dem gescheiterten Aufstand der Ungarn gegen die sowjetische Besatzungsmacht soll laut »Time« vom 19. November 1956 ein ungarischer Bürger in Wien seiner ohnmächtigen Wut mit den Worten Vergils Luft gemacht haben506, worauf der Journalist selbst nachdenklich resümierte, wann der Rächer denn wohl käme (»The question was, when?«). Im Deutschland der Stunde Null wurden Rache-Gedanken nach der totalen Niederlage und der alliierten Besetzung in der öffentlichen Erinnerungskultur kaum mehr offen ausgesprochen. Gehegt wurden sie dennoch, oft genährt durch die bittere Erfahrung von Flucht und Vertreibung. Manche Vertriebenenverbände blieben lange Zeit unversöhnlich. Befördert durch den mit dem »Kalten Krieg«‚ einhergehenden Antikommunismus errichteten sie in ihrer neuen, westdeutschen Heimat alsbald anklagende oder offen revanchistische Denkmäler507. Eine in der Forschung vermutete Sprachlosigkeit im Gefallenengedenken ist auch für diese bislang letzte deutsche Nachkriegszeit daher nur bedingt festzustellen508.

506 507

508

Vgl. knapp 100 Jahre zuvor bereits General Klapka, Memoirs of the War, vol. 2 [1850], S. 94. Laut Hesse/Purpus, Monuments, S. 49, sind etwa 1300 Vertriebenenmale in der Bundesrepublik bekannt, davon sind 59 nach 1990 in den neuen Bundesländern gesetzt worden. Vgl. insbesondere das offizielle Inventar auf (10.8.2013). Noch 50 Jahre nach Kriegsende ist diese unversöhnliche Haltung für die sogenannte Nachwendezeit in Ostdeutschland festzustellen. Auf einem 1996 gesetzten Gedenkstein in Waren (Lkr. Müritz, Mecklenburg-Vorpommern) fordert der Bund der Vertriebenen (BdV): »Wider das Vergessen! / Den Lebenden zur Mahnung / Gedenket unserer Opfer / von Flucht und Vertreibung / Unrecht bleibt Unrecht!«; abgebildet in: Karge/Rübesamen/Wagner, Gedenkstättenarbeit, S.  361. Im sächsischen Delitzsch bekundete der BdV: »Zum Gedenken / an die Vertreibung / und das Unrecht / an den Deutschen / nach dem / 2. Weltkrieg.« (2000). Vgl. ähnlich die Steinmale im thüringischen Apolda (1995) oder Erfurt (1994); ferner die heftigen Anklagen im sächsischen Deutschneudorf (2003).

II. »...eine Welt von Feinden...« Der Feind als Bedrohung »Die Waffen ruhen an allen Fronten. Der Krieg ist zu Ende. Wir haben ihn verloren«, so lautet der knappe Eintrag, den Kapitänleutnant Hermann Graf von Schweinitz am 11. November 1918 in sein Tagebuch notierte1. Verloren war der Krieg, hierüber waren sich alle einig. Allerdings einzugestehen, dass man besiegt worden sei, kam so manchem schon schwerer über die Lippen, und so verwundert es nicht, dass auch hier nicht selten Zuflucht zu den alten Sprachen genommen wurde. Lateinische Zitate waren oft nicht nur in humanistisch gebildeten Kreisen en vogue, sondern – wie wir bereits am exoriare-Vers gesehen haben –, schichtenübergreifend populär, adelte doch der Gebrauch der lateinischen Sprache den Sprecher. Indes schöpfte die akademische Elite für ihr Deutungsangebot nicht ausschließlich aus dem Sprachschatz antiker Autoritäten, sondern meinte auch selbst, mit eigens erdichteten neulateinischen Wendungen ihrem erregten Gemütszustand Ausdruck verleihen zu müssen. Grenzüberschreitende Berühmtheit erlangte hierbei eine Sentenz des evangelischen Theologen Reinhold Seeberg, der im Krieg an der Heimatfront gekämpft und annexionistische Kriegsziele propagiert hatte2. Erich Kästner mochte wohl auch an ihn gedacht haben, als er das sogenannte »Plaudern der Pastoren«3 rügte, richteten sich in Seebergs Fall dessen Predigten doch eher am Alten denn am Neuen Testament aus. Der Friede war im Frühjahr 1919 noch nicht geschlossen, da sprach der kämpferische Kirchenmann bereits von einem neuen Krieg. Im Berliner Dom hielt Seeberg als Rektor der Friedrich-Wilhelms-Universität am 24.  Mai 1919 die Festansprache bei der Trauerfeier zu Ehren der gefallenen Universitätsangehörigen. Die Vertragsbedingungen der Entente waren seit gerade zwei Wochen bekannt, kaum verklungen war Fehrenbachs empörtes ex ossibus ultor. Der erste Schock äußerte sich teilweise in wütenden Protesten und Kundgebungen auf der Straße4. Der 60-jährige Seeberg sprach somit noch ganz unter dem Eindruck der letzten turbu1 2

3

4

Schweinitz, Das Kriegstagebuch, S. 130. Seeberg gehörte ebenfalls zu den Unterzeichnern des berüchtigten Manifests »An die Kulturwelt!« vom 4.10.1914, Text in: Ungern-Sternberg/Ungern-Sternberg, Der Aufruf »An die Kulturwelt!«, S.  144‑147. Wortlaut der »Seeberg-Adresse« vom 20.6.1915 in: Aufrufe und Reden deutscher Professoren im Ersten Weltkrieg, S.  125‑135. Vgl. zu Seebergs Kriegspublizistik umfassend Brakelmann, Protestantische Kriegstheologie. Kästner, Stimmen aus dem Massengrab. (Für den Totensonntag. Anstatt einer Predigt), 1927: »Ihr hört nur auf das Plaudern der Pastoren, / Wenn sie mit ihrem Chef vertraulich tun. / Ihr lieber Gott hat einen Krieg verloren / Und lässt Euch sagen: Lasst die Toten ruhn!«, in: Kästner, Herz auf Taille, S. 109. Vgl. hierzu zusammenfassend Dülffer, Frieden schließen nach einem Weltkrieg?, S. 30‑33, und an einem regionalen Beispiel Voelker, »Unerträglich, unerfüllbar und deshalb unannehmbar«.

130

II. »...eine Welt von Feinden...«

lenten Ereignisse. Anders als in seiner Predigt vom 5. Januar 1919 in der Berliner Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche nahm er die deutsche Verbform »besiegt« nun nicht mehr in den Mund. Er gestand lediglich ein, dass »das alte Deutschland«, dass »wir«, so das Sprechersubjekt, im Innern »zusammengebrochen«, die deutsche Eiche »niedergeschmettert« sei5. Zu Ehren der Gefallenen, um die es in dieser Feier ja eigentlich ging, wünschte er sich abschließend ein Universitätsdenkmal, das der gegenwärtigen Gefühlslage Rechnung tragen sollte und in seiner Vorstellung schon erstaunlich konkrete Formen angenommen hatte. Im Universitätsgarten möge, so Seeberg, das Mal stehen, das figürliche und architektonische Elemente vereinen solle. Als Widmung auf dem Sockel müssten drei Worte stehen, die eine klare Botschaft zu vermitteln hätten: »Invictis victi victuri! – Invictis: ein Wort des stolzen Dankes an unsere Helden. Victi: ein wehes Bekenntnis unserer Erniedrigung. Victuri: der Ausdruck des Glaubens, daß wir trotz allem siegen und leben – es kann beides bedeuten – werden6.«

Das Lateinische diente auch hier als mediale Waffe im politischen Kampf um die Deutungshoheit, wie Krieg, Kriegsausgang und der Feind zu bewerten seien. Seeberg entwickelte in seiner eigenwilligen Partizipialkonstruktion gleichsam »drei Zeitekstasen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft«7. Verkünden wollte der Kirchenhistoriker eine neulateinische Rache-Botschaft, die durch ihre Ansprache an die Überlebenden noch direkter und deutlicher war als Vergils exoriare. Die Gefallenen wurden als invicti, als Unbesiegte empfunden, da sie den Zusammenbruch Deutschlands, die Schmach des Waffenstillstands und des kommenden Friedens nicht mehr erlebt hätten. Die Überlebenden, die sich mit einer unerträglichen Gegenwart konfrontiert sähen und zugleich rachsüchtigen Feinden ausgeliefert seien, bekennten sich hingegen als victi, als Besiegte, die allerdings der Welt im lateinischen Futur Perfekt victuri kündeten, dass sie dereinst gewiss wieder siegen würden. Dieser von Seeberg entwickelte Invictis-Topos, der ein gewisses Besiegtsein durchaus nicht leugnete, aber lateinisch ummantelte, errang in der Folgezeit eine ungeahnte Popularität. Er wurde überregional und überzeitlich als entlastendes Sprachmuster rezipiert und konnte auch von anderen Erinnerungsgemeinschaften jenseits der akademischen Denkwelten übernommen und politisch vereinnahmt werden8. 5

6 7 8

In: Trauerfeier der Universität Berlin (1919), S. 4, 7, 11 und S. 15. Vgl. demgegenüber die für Seeberg eher untypische, weil verhaltene, überwiegend der Trauer und christlichem Glaubenstrost gewidmete Predigt vom 5.1.1919, Seeberg, Wundert euch nicht über die Leiden dieser Tage!, S. 6: »Nicht darin liegt dies Gericht [sc. Gottes], daß wir besiegt wurden, daß wir arm sind, daß wir geschmäht und verachtet, verleumdet und verlästert werden, sondern darin, daß wir ohne Gott sind.« In: Trauerfeier der Universität Berlin (1919), S. 16 (Skalierung im Original). Koselleck, Zur politischen Ikonologie, S. 36. Zur Wirkung der Invictis-Rede vgl. Wendland, Wege, S. 66: »Seebergs nationales Pathos ergriff die Zuhörer. Ich sah Tränen in den Augen, auch bei Studenten. Unter ihnen waren noch viele, die die Höllen des Trommelfeuers durchlitten und durchschritten hatten [...] Ich selbst war genauso ergriffen und erschüttert wie die andern.« In einer Kurznotiz geht etwa auch die DNVP-nahe »Deutsche Tageszeitung«, 24.5.1919, auf die »ergreifende« Rede des Rektors ein, nennt aber das Invictis-Motto nicht.

II. »...eine Welt von Feinden...«

131

Unbesiegte Tote, besiegte Lebende? Das Beharrungsvermögen der victi in der Bewertung des Kriegsausgangs schien zeitund grenzenlos, wie die Entstehungsgeschichte um das Berliner Universitätsmal belegt. Nachdem Reinhold Seeberg 1919 seinen Entwurf für ein invictis-Denkmal öffentlich vorgetragen hatte, gingen Senat und Rektorat der Universität daran, diesen Vorschlag unverzüglich in die Tat umzusetzen9. Allerdings verhinderten finanzielle Engpässe, studentische Eigenwilligkeiten und künstlerische Eitelkeiten eine zügige Erstellung. Das bereits Ende 1920 gebilligte, allseits bekannte Modell von dem Bildhauer Hugo Lederer und dem Architekten German Bestelmeyer sollte daher erst sieben Jahre später, im Jahre 1926, realisiert werden. Seeberg spielte als »Beauftragter des Senats für die Denkmalsangelegenheit«10 mit seinem Kollegen und Nachfolger im Rektorat, Eduard Meyer, in dieser Angelegenheit eine tragende und treibende Rolle11. Wie bei dem kleinen Jüterboger Kriegerverein spielte sich auch bei der großen Universität alles »hinter dem Vorhang ab«12. Zwar wurden vom Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung im Vorwege Bedenken geäußert ob der Inschrift, wie etwa ein Brief des Rektors Eduard Meyer vom 8. März 1920 an das preußische Ministerium offenbart13, auch rieb sich die sozialdemokratische Presse alsbald an der Seebergschen Rache-Formel14, aber lautstarke Proteste blieben vorerst aus. Am 10. Juli 1926 erfolgte im Garten der Universität die Einweihung des Erinnerungszeichens für die mehr als 1000 »unbesiegbaren Helden«15 im Beisein der Ersten des Staates, allen voran Reichspräsident Paul von Hindenburg, Reichskanzler Wilhelm Marx (Zentrum) und Reichswehrminister Otto Geßler (DDP). Das Denkmal selbst setzte sich aus architektonischen und figürlichen Elementen zusammen, ganz so, wie es sich Seeberg 1919 gewünscht hatte (Abb. 95). Vor vier schlanken, sieben Meter hohen Pylonen war ein spärlich bekleideter Krieger breitbeinig auf die Knie gesunken, den Schild an der Seite, die Schwert-Hand kraftlos 9

10 11 12

13 14

15

Umfassend zum Entstehungsprozess Hoffmann-Curtius, Das Kriegerdenkmal, S. 93‑113, die angesichts einer disparaten Aktenlage wesentliche Zeugnisse zusammengetragen und analysiert hat; hier ergänzt im folgenden durch weitere Quellen. GStA PK, I. HA, Rep. 76 Kultusministerium Va, Sekt. 2, Tit. X, Nr. 27, Bd 6, Bl. 65. Vgl. hierzu Hoffmann-Curtius, Das Kriegerdenkmal, S. 94 und S. 107. Kritik des ansonsten wohlwollenden Verfassers in der »Vossischen Zeitung«, 15.10.1920, der die »würdige Inschrift« aber fälschlich als Alliteration wiedergibt: »Victis victi victuri«, wodurch nun auch die Gefallenen zu Besiegten wurden. Es handelte sich hierbei jedoch nicht um einen Druckfehler der Zeitungsredakteure, wie Hoffmann-Curtius, Das Kriegerdenkmal, S. 106, vermutet, sondern um eine korrekte Wiedergabe des falsch gedruckten Spendenaufrufs vom 12.10.1920, GStA PK, I. HA, Rep. 76, Kultusministerium Va, Sekt. 2, Tit. X, Nr. 27, Bd 6, Bl. 45. GStA PK, I. HA, Rep. 76, Kultusministerium Va, Sekt. 2, Tit. X, Nr. 27, Bd 6, Bl. 36. Anlässlich der Ausstellung des Modells in der Alten Aula der Universität am 12.10.1920 berichteten skeptisch die »Deutsche Allgemeine Zeitung«, 13.10.1920, und zustimmend das liberale »Berliner Tageblatt«, 15.10.1920, ohne jeweils die Inschrift zu erwähnen; demgegenüber der sozialdemokratische »Vorwärts«, 4. und 25.11.1922, über die »Sieger der Zukunft«. Dessen ungeachtet gehörten solche Wendungen auch zum SPD-Sprachgebrauch staatstragender Art, vgl. nämlich den Gruß an die Heimkehrer in: »Die Glocke«, 7.12.1918: »Willkommen, deutsche Soldaten, Sieger von gestern, Sieger von heute, Sieger von Morgen.« Seeberg, in: Trauerfeier der Universität Berlin (1919), S. 17.

132

II. »...eine Welt von Feinden...«

auf dem rechten Schenkel. Auf dem Sockel stand in Majuskeln der »vielbekämpfte Sinnspruch«16 zu lesen: »INVICTIS VICTI VICTURI«. In der Festschrift der Universität wurde der antikisierende Granit-Krieger vorgestellt als »das Bild des wieder zu neuem Ringen erstarkenden deutschen Heldenjünglings«. So wurde es denn auch in den Medien verbreitet17. Allerdings nahmen sich die Fest-Redner am Tag der Einweihung ein wenig zurück. Der Rektor der Universität hatte nämlich zuvor dem Chef des Reichspräsidialamtes Staatssekretär Otto Meissner versichern müssen, dass die Äußerungen »weder aussenpolitisch noch innenpolitisch zu irgendwelchen Beanstandungen Anlass geben würden«18. Mochte daher der Rektor Josef Felix Pompeckj auch um Ziel und Zweck der victuri herumreden, was die liberale »Frankfurter Zeitung« vom 11. Juli 1926 denn auch als »Klügeleien« rügte, wurde dennoch von den Rednern der Gedanke an künftigen Kampf und Opferbereitschaft angesprochen, so von Pompeckj selbst, vom spiritus rector Seeberg und dem forschen Sprecher eines von rechten Gruppen dominierten Allgemeinen Studentenausschusses. Die von Josef Gobes ausgeführte Plastik Lederers wurde dabei als »Bild des deutschen Volkes« (Pompeckj), gar als »ein Symbol des ewigen Dennochs« (Seeberg) gedeutet19. Die Ehrung der gefallenen invicti war in diesem Bildwerk somit nur vordergründig intendiert und genau genommen gar nicht visualisiert. Nur der »unauslöschliche Dank« schien ihnen gewiss, jedoch ohne Wehklage und Schmerz, denn das wäre ja, so der Vertreter der Studentenschaft, »eine durchaus undeutsche und unchristliche Trauer«20. Zugleich wurden die Toten, worauf ja auch schon die Gewichtung im neulateinischen Dreiklang hinzielt, von den victi victuri überlagert. Jedoch sahen sich die victi nicht von einem Feind, sondern nur von einem »unerbittlichen Schicksal« überwunden21. Enger konnte das einst erdachte und gesprochene Wort, das Gegenwartsempfinden mit der Bildsprache eines Denkmals kaum verbunden werden. Situativ begründete Emotionen des Jahres 1919 wurden perpetuiert, negative Empfindungen petrifiziert. Die Antikenrezeption wurde in den Dienst einer republikfeindlichen Bildungs- und Geisteselite gestellt, die ihr gebrochenes Selbst, ihre »heißen« Gefühle hinter humanistischer Bildung 16 17

18 19

20

21

So in der akademischen Festschrift: Feier bei der Enthüllung des Denkmals (1926), S. 4. Vgl. noch »Vorwärts«, 10.7.1926. Feier bei der Enthüllung des Denkmals (1926), S. 4; vgl. auch die Deutung Seebergs in: ebd., S. 16: »Siegfrieds Kraft spielt in den mächtigen Armen«; so bereits Jahre zuvor angesichts des ausgestellten Modells die »Vossische Zeitung«, 15.10.1920, und das »Berliner Tageblatt«, 15.10.1920. Vgl. den Aktenvermerk vom 8.7.1926, BArch, R 43 I/711, Bl. 71. Feier bei der Enthüllung des Denkmals (1926), S.  14 und S.  18. In seiner wohlwollenden Kurzbiographie übergeht Krey, Hugo Lederer (1931), eigentümlicherweise diese Plastik. Allgemein zu einem religiös motivierten Optimismus, eines »trotzigen Dennochs« des Glaubens in dieser Zeit Graf, Optimismus, S. 133 f. Feier bei der Enthüllung des Denkmals (1926), S. 4 und S. 9, vgl. S. 12. Vgl. ähnlich noch 1919 für die Gefallenen der Wiener Universität Wilke, Totenehrung (1920 leicht überarbeitet erschienen), S. 8: »Unsere arischen Vorfahren waren von ruhigerer Denkungsart. Übermäßige Totenklage kannten sie nicht. Der Römer Tacitus wunderte sich denn auch darüber, daß den Leichenbegängnissen der Germanen das Gepränge fehlte.« Pompeckj, Rede, in: Feier bei der Enthüllung des Denkmals (1926), S. 14: »Die Entscheidung des unerbittlichen Schicksals hat uns zu den Victi gemacht. Wir haben uns vor dem Schicksal beugen müssen.«

II. »...eine Welt von Feinden...«

133

vornehm zurückhaltend verbarg und zugleich sich und anderen »ungebrochen militaristische Siegeshoffnung«22 vermitteln wollte. »Verlogen wie die Sache ist der Stil«, kommentierte denn auch Carl von Ossietzky die gesamte Veranstaltung, kritisierte die »geschwollenen Dunkelheiten« der Festredner und stellte fest: »Die Niederlage im Krieg, das ist die harte Wirklichkeit. Weil man das nicht aussprechen mag, deshalb mixt man aus gequollenen Redensarten eine phantastische Zukunft. Diese Zukunft ist immer der fromme Selbstbetrug von Besiegten gewesen, die darüber die Gegenwart verloren haben23.«

Die deutschnationale Presse berichtete hingegen ausführlich und mit geräuschvollem Pathos von den Einweihungsfeierlichkeiten24. Über die Inschrift sinnierte der rechtsgerichtete Student Julius E. Kayser-Petersen in den »Akademischen Blättern«. Er fragte sich, ob sie denn victuri seien. So ganz behagte ihm das victi denn doch nicht. Er verneinte nämlich, dass Deutschland den Krieg militärisch verloren habe, sondern verstieg sich zu der damals üblichen Schutzbehauptung, dass die Niederlage, der Zusammenbruch rein politisch und geistig begründet gewesen sei25. In der Ausgabe des »Vorwärts« vom 13. Juli 1926 rügte hingegen ein Beobachter die Feier als »nationalistische Demonstration, die sich gegen den Geist der Versöhnung, die Politik von Locarno richtet(e).« Er schimpfte über »kneiptolle Professoren« und »unreife Studenten«. Sozialdemokratische Studenten blieben überdies der akademischen Feier weitgehend fern, da sie »in dieser Inschrift ein Bekenntnis zum Kriegs- und Rachegedanken« sahen26. Scharf hatte der »Vorwärts« bereits am 11. Juli 1926 unter der prophetischen Überschrift »Die Besiegten von morgen« die universitäre Veranstaltung kritisiert: Als eine »Demonstration nationalistischen Kriegs- und Vergeltungswillens« sei die Totenfeier gestaltet gewesen. Die lateinische Inschrift atme den Geist der Rache, des Hasses und der Gewalt. Die »nationalistische Überhebung« habe daher nicht den Gefallenen der Universität, sondern nur sich selbst ein Denkmal gesetzt. Der Verfasser des Artikels gab sich dennoch zuversichtlich, dass Friedenswille und Völkerversöhnung über den »dunklen Rachegeist« triumphieren und die vermeintlichen Sieger der Zukunft dereinst die Besiegten sein würden. Dieser Wunsch sollte sich – anders als gedacht – im Zweiten Weltkrieg auf katastrophale Weise bewahrheiten. 22 23 24

25

26

Hoffmann-Curtius, Das Kriegerdenkmal, S. 106. Ossietzky, Invictis victi victuri. In: »Die Weltbühne«, 13.7.1926. »Neue Preußische Kreuz-Zeitung«, »Deutsche Zeitung«, »Deutsche Tageszeitung« und »Berliner Lokal-Anzeiger«, 10.7.1926, sowie das Organ der Zentrums-Partei »Germania«, 11.7.1926. Auch die liberale »Vossische Zeitung«, 11.7.1926, war angetan von der Ausführung des Denkmals. Kayser-Petersen, Sind wir victuri? In: »Akademische Blätter des Kyffhäuser-Verbandes der Vereine Deutscher Studenten«, 41 (November 1926), S. 73: »Sind wir victuri? Indem wir diese Frage stellen, müssen wir uns darüber klar sein, dass wir den Krieg nicht militärisch, sondern politisch, nicht körperlich, sondern geistig verloren haben und dass es darum mit der körperlichen Ertüchtigung, die jetzt als Ersatz für den verschwundenen Militärdienst dringend notwendig ist, nicht getan ist. Vor allem heißt es für uns Akademiker, die geistigen Voraussetzungen des Sieges zu schaffen.« Vgl. noch die Berliner »Deutsche Zeitung«, 9.7.1926: »Wir aber haben [...] die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, den treuen Toten nachzueifern und nicht zu rasten, bis die blutige Saat ihres freiwilligen Opfers aufgegangen und das neue Reich gekommen ist.« Die Erklärung der Vereinigung Sozialdemokratischer Studenten an der Berliner Universität wurde etwa abgedruckt im »Vorwärts«, 10.7.1926, und im »Berliner Tageblatt«, 11.7.1926.

134

II. »...eine Welt von Feinden...«

Zeitgleiche Protestdemonstrationen von Sozialdemokraten und Gewerkschaftlern unter dem Motto »Nie wieder Krieg« sowie eine kommunistische Gegenveranstaltung wurden wiederum vom Rektor und von rechtsgerichteten Journalisten empört zur Kenntnis genommen27. Der ideologische Kampf der unterschiedlichen, gegenläufigen »Ismen«, mit lateinischen Floskeln garniert, wurde so auf und über den Gräbern der Gefallenen ausgetragen. Der Humanismus ließ sich so als Waffe des Militarismus gegen die Ideen von Pazifismus und Internationalismus einsetzen. Die Geschlagenen traten öffentlich als künftige Sieger auf. Die Reaktion der Alliierten, insbesondere der Franzosen, auf die unmissverständlichen Drohungen der victi victuri ließ nicht lange auf sich warten. Bedingt durch einen Pressestreik in Berlin berichteten deutsche Blätter anfangs wenig über das geplante »Gedächtnismal«28, so dass die Alliierten bei der öffentlichen Vorstellung des Entwurfs 1920 zunächst nicht alarmiert schienen, zumindest reagierten sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Erst Ende 1922 wurde das Ausland auf das geplante Berliner Universitätsdenkmal aufmerksam, und es finden sich erste kritische Kommentare. Auslöser des negativen Presseechos scheint eine vom Senat abgesegnete Aktion der rechtsgerichteten Studentenschaft gewesen zu sein. Zusammen mit dem ungeduldigen Seeberg plante sie – wenn auch letztlich erfolglos –, am Totensonntag, den 26. November 1922, einen vier Meter hohen Gedenkstein mit der invictis-Inschrift aufzustellen29. Es überrascht nicht, dass sich in diesem Zusammenhang die bedeutende Pariser Tageszeitung »Le Temps« zu Wort meldete. Wenige Wochen vor der französisch-belgischen RuhrBesetzung, am 9. Dezember 1922, erschien dort ein Artikel, der das ohnehin angespannte Auswärtige Amt zusätzlich beunruhigte. Ein französischer Journalist deutete nämlich die Sockel-Inschrift als typischen Ausdruck von »Revanchegeist im deutschen Unterrichtswesen«30. Kritische Stimmen waren wenig später auch aus den Vereinigten Staaten zu hören. Die »New York Times« vom 23. Dezember 1922 empfand die Inschrift als deutsche Prahlerei, wobei sie das invictis auf das Schlagwort »im Felde unbesiegt« bezog. Zugleich verstand sie das victuri als unverhohlene Drohung, als Ankündigung eines künftigen Krieges. In der Universitätszeitung »The Harvard Crimson« vom 19. Januar 1923 erschien nur wenig später eine Notiz, in der ein anonymer Autor sinnierte, wie die Deutschen wohl auf die jüngst erfolgte Ruhr-Besetzung durch französische Truppen reagieren würden: »but a change of heart is hardly indicated by the Latin words which are to be inscribed on a Berlin monument to the war dead. ›Invictis victi victurus‹ [sic!].« Der Vorsitzende der Interalliierten Militärkontrollkommission, General Camille Walch, meldete die 27

28 29 30

Rektor Pompeckj, Rede, in: Feier bei der Enthüllung des Denkmals (1926), S. 13: »muß uns nicht tieffste [sic!] Empörung erfüllen, wenn Studenten dieser Alma Mater den unsäglich traurigen Mut aufbringen konnten, mit Lügen zu Demonstrationen gegen die heutige Feier zu wühlen?«. Vgl. »Berliner Lokal-Anzeiger«, »Neue Preußische Kreuz-Zeitung« und »Deutsche Tageszeitung«, 10.7.1926. Zu den politischen Gegenaktionen kurz noch Hoffmann-Curtius, Das Kriegerdenkmal, S. 113 f.; Saehrendt, Der Stellungskrieg, S. 124. So Lederer und Bestelmeyer in einer Kurzbeschreibung t.a.q. 1922, GStA PK, I. HA, Rep. 76, Kultusministerium Va, Sekt. 2, Tit. X, Nr. 27, Bd 6, Bl. 46 f. »Berliner Lokal-Anzeiger«, 3.11.1922; »Vorwärts«, 4. und 25.11.1922. Im Weiteren GStA PK, I. HA, Rep. 76, Kultusministerium Va, Sekt. 2, Tit. X, Nr. 27, Bd 6, Bl. 58 und Bl. 62‑65. Vgl. hierzu GStA PK, I. HA, Rep. 76, Kultusministerium Va, Sekt. 2, Tit. X, Nr. 27, Bd 6, Bl. 60.

II. »...eine Welt von Feinden...«

135

Berliner Inschrift nach Paris. Er hielt die Formel für so bedeutsam, dass er sie später in den Abschlussbericht der Kontrollkommission von 1927 aufnahm. Da Walch in Berlin das »Studentenkriegermal«31 selbst in Augenschein genommen hatte, fand er wohl bestätigt, dass die deutschen Deutungseliten acht Jahre nach Kriegsende kulturell noch nicht abgerüstet hätten, dass eine mentale Demobilisierung in Deutschland noch nicht erfolgt sei32. Wie ja die diversen Vorgänge und Aktionen in der deutschen Gedenklandschaft zeigen, wurde in der Tat der Weltkrieg in führenden Kreisen der Gesellschaft auf mentaler, verbaler und materieller Ebene fortgesetzt. Allerdings ist in maßgeblichen Erinnerungsgemeinschaften des siegreichen Frankreichs eine solche Einstellung ebenfalls zu beobachten, vor dem die französischen Verantwortlichen, die deutsche Umtriebe argwöhnisch beobachteten, jedoch die Augen verschlossen33. Der »Heldenjüngling« der Universität, der die Gemüter grenzübergreifend erregte, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, die Reste des Denkmals später abgetragen34. 1919 hofften also Deutsche, wenn schon nicht die Sieger von heute, so doch von morgen zu sein. Der Rächer sollte aus den Besiegten selbst erstehen. Die invictis-Formel wurde in diversen Artikeln und Vorträgen thematisiert und in Regimentsgeschichten aufgenommen35. Wie der exoriare-Vers fand letztlich auch diese pathosgeladene Drohung Eingang in gängige Nachschlagewerke: Bereits 1919 nahm der Chemnitzer Realschulrektor Artur R. Diebler in die zweite Auflage seines Büchleins »Das Latein im täglichen Leben« dieses moderne Distichon auf36. Ungewöhnlich genug wurde der moderne Dreisatz vom Krieg sogar in anerkannten Fachenzyklopädien berücksichtigt. So reihte Hans Lamer im renommierten »Kröners Wörterbuch der Antike« das politisierende Konstrukt lobend unter die antiken Lemmata37. Der Klassische Philologe Friedrich Zucker hielt am 18. Juli 1933 vor der Philologischen Fachschaft der Universität Jena einen Vortrag über »Klassisches Altertum und deutsche Bildung«. Er pries das invictis-Motto als »eine lateinische Inschrift stolzesten vaterländischen Inhalts, von unerreichter Monumentalität der sprachlichen 31 32

33 34 35

36 37

Spendenaufruf von Politik, Universität, Kunst und Finanzwirtschaft vom Mai 1923, ebd., Bl. 76. Vgl. hierzu Salewski, Entwaffnung und Militärkontrolle, S. 378, Anm. 11. Vgl. noch C.F. Endres, Das Panzerhemd. In: »Das Tage-Buch«, 7 (24.7.1926), 30, S. 1072: »Invictis victi victuri! Und die Antwort auf diese großmäulige Geschmacklosigkeit sprach General Walch. Diese Antwort löste einen Sturm der Entrüstung in Deutschland aus. Und so geht es hin und her, damit man ja nicht daran vergißt: Erbfeind zu sein!«. Siehe hierzu S. 225 f. Vgl. hierzu Hoffmann-Curtius, Das Kriegerdenkmal, S. 87; Gandert, Vom Prinzenpalais zur Humboldt-Universität, S. 176; im Besonderen noch Günther, Das letzte Jahr (1948), S. 14. Ernst Jünger, Invictis victi victuri. In: »Der Vormarsch«, (Juni 1928), 2, S. 10‑12; Oberstleutnant a.D. Rieben, Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 (1929), Vorwort; Major a.D. Köhler, Das 3. Schlesische Dragoner-Regiment Nr. 15 (1930), S. 3: »Den toten Kameraden / zum ehrenden Gedächtnis / Invictis / Victi / Victuri«; als Sinnspruch geäußert vom Oberst a.D. Knox bei der Grundsteinlegung für das Kriegerdenkmal des 4. Magdeburgischen Infanterie-Regiments Nr. 67 in Bochum im Jahr 1935, Lurz, Kriegerdenkmäler, Bd 5, S. 290. Die spätere Inschrift des Mals lautete: »Trotz Not und Tod vorwärts und aufwärts« (1935‑1983; Walter J. Becker). Diebler, Das Latein im täglichen Leben (1919), S. 23: »Den Unbesiegten die dereinst siegreichen Besiegten. Motto des Berliner Universitätsrektors bei der Gedächtnisfeier für die Gefallenen«. Wörterbuch der Antike (1933), S. 296: »in meisterhafter, vielsagender Kürze wiedergegeben; ein glänzendes Beispiel für die Prägnanz der lat. [sic!] Sprache.« Vergils exoriare ist hingegen nicht aufgenommen.

136

II. »...eine Welt von Feinden...«

Prägung«. Vor dem Hintergrund der geänderten politischen Vorzeichen: fragte er darüber hinaus: »Ist diese Inschrift etwa undeutsch, weil sie lateinisch ist38?« Bürgerlich-akademische Kreise waren so begeistert von dem Seebergschen invictis-Motto, dass es bereits lange vor dem Berliner Denkmal auf Gefallenenmalen in vielen Städten des Reiches auftauchte. Bereits 1921 prägte das Tübinger Corps Suevia das die Betroffenen tröstende, weil verheißungsvolle Rache-Konzept in vergoldeten Buchstaben auf seine hölzerne Gedenktafel, die einen Soldatenkopf krönte: »INVICTIS VICTI VICTURI« (Abb. 96). Auf der Einweihungsfeier im Verbindungshaus stellten Redner denn auch weniger das Besiegt-sein als künftige Siege heraus: »Kommen wird einst der Tag, da wir die Fesseln des Versailler Schandfriedens sprengen, dazu sollen die Heldentaten unserer gefallenen Corpsbrüder uns voranleuchten39!« Im Harz schließlich leuchtet das Motto seit 1923 über einer Drachentöter-Szene von Ferdinand Müller im bunten Gedenkfenster der ehemaligen Bergakademie Clausthal, der heutigen Universität, welches von der Studentenschaft gestiftet worden war40. Humanistische Gymnasien zogen rasch nach. Knapp ein Jahr nach Seebergs programmatischer Rede, 1920, setzte die Schulleitung des Neuen Gymnasiums (heute Franz-Ludwig-Gymnasium) im bayerischen Bamberg den neulateinischen Zukunftsglauben auf ein tempelartiges Tafelbild für die Gefallenen der Schule (Abb. 97). In Thüringen kündet seit 1924 im rudolstädtischen Fridericianum ein antikisierendes Reiter-Relief von den vermeintlichen Siegern der Zukunft. Diese Darstellung soll uns aufgrund seiner ungewöhnlichen Feinddarstellung im nächsten Kapitel noch näher beschäftigen. Noch 1928 besaß das invictis-Motto eine große Attraktivität für den Rektor des Humanistischen Gymnasiums zu Günzburg in Bayern. Er ließ es in eine schlichte Gedenktafel einmeißeln. Auf der Weihefeier deutete Konrektor Anton Huber den Dreiklang in unmissverständlichen Worten: »Den Dank an die unbesiegten Helden, das Gefühl der Schmach, die seit dem Schandtag von Versailles heute noch auf unseren Wangen brennt und das Gelöbnis der Jugend, am großen Tag des Vaterlandes jenes Schandmal auszutilgen41.«

Bewundernd blickten Rektoren deutscher Hochschulen nach 1926 auf das Studentenmal Berlins. Den »heimatlosen« Gefallenen der einstigen Kaiser-Wilhelms-Universität zu Straßburg wurde am 8. Juli 1927 im »Ehrenhof« der Universität Frankfurt am Main ein Bleiberecht eingeräumt. Unter den Namen auf den Gedächtnistafeln prangte in roten Lettern als Synonym für das verlorene Elsass-Lothringen zwar nur ein schlichtes »Strassburg«42 [sic!]. In seiner Gedenkrede aber gab sich der Prorektor der Universität Jena, Heinrich Gerland, als Vertreter der deutschen Hochschulen kämpferisch, wobei die Erinnerung an die Toten von schwelenden Rachegefühlen verdrängt wurde: 38 39 40

41 42

Zucker, Klassisches Altertum und deutsche Bildung (1934), S. 5. Zit. nach Nationalismus in Tübingen, S. 254, dort auch Abbildung des Clipeus. Vgl. hierzu kurz Die Preußische Bergakademie (1925), S. 84, sowie Rektor Siegfried Valentiner, Rede vom 7.11.1923, ebd.: »Helft uns zum Sieg, Ihr Tapferen und Siegreichen, wenn die Zeit kommt, das Joch der Fremdherrschaft abzuschütteln [...] Und heilig sei uns der Haß gegen die, die uns knechten wollen und gegen alle, die dem Feinde Vorschub leisten.« Ansprache in: 2. Blatt zum Günz- und Mindel-Boten, Nr. 162, 17.7.1928, S. 1. Für freundliche Unterstützung habe ich Walter Grabert M.A., Stadtarchiv Günzburg, herzlich zu danken. Reden und Ansprachen (1927), S. 11.

II. »...eine Welt von Feinden...«

137

»grüßen wir heute noch einmal die Toten von Straßburg. Auch über ihren Ehrentafeln stehen die flammenden Worte der herrlichen Inschrift des Berliner Gefallenendenkmals: invictis victi victuri: den Unbesiegten, die zwar Besiegten, die aber nie den Glauben an die Zukunft, die Freiheit und die Einheit des Vaterlandes verloren haben, die für diesen Glauben kämpfen und sterben wollen, die auch in dem trüben Heute nie den kommenden Morgen vergessen werden43.«

Die Reden anlässlich der Einweihung der »Alma Mater« für die gefallenen Universitätsangehörigen der Albertina-Ludoviciana in Freiburg im Breisgau wurden sogar unter der Überschrift »Den Toten. Invictis, victi, victuri« vertrieben, obwohl weder die Form der weiblichen Allegorie noch ihre Sockel-Inschriften auf diesen Zukunftsgedanken hindeuten (1927; Arnold Rickert)44. Nicht nur im akademischen Umfeld kursierte die invictis-Formel, auch unter den (ehemals) militärischen Eliten war sie ausgesprochen populär. Admiral a.D. von Schröder hätte sich diese Inschrift auch für die Ehrentafeln in der Marineschule vorstellen können, wie sein Lob auf die lateinische Widmung des geplanten Universitätsdenkmals im Jahre 1923 verrät45. Das ehemalige Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 beabsichtigte 1923/24 das Seebergsche Motto ohne viel Aufhebens auf sein Denkmal zu setzen. Die Verantwortlichen der Franzer-Vereine erteilten dem Berliner Künstler Eberhard Encke den Auftrag. Encke hatte bereits im Februar 1920 einen invictisEntwurf dem Senat der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin vorgelegt, damit aber Meyer und Seeberg nicht zu überzeugen vermocht46. Es ist anzunehmen, dass der Künstler sein abgelehntes Projekt 1923 der Denkmalskommission des Regiments andiente. Sein neo-klassizistischer Faustkrieger, der zudem den Werk-Titel »Invictis Victi Victuri« trug, erfüllte genau die Seebergschen Vorgaben (Abb. 99). Wenn der Betrachter es nicht besser wüsste, könnte er meinen, eine zeitgenössische Stimme von 1930 beschreibe nicht das Franzer-, sondern das Berliner Universitätsmal: »Auf mächtigen quadratischem Unterbau erhebt sich aus schwerem Niederbruch, in wiederkehrender Kraft, die noch unter der Wucht eines gewaltigen Schlages kniende Gestalt eines schöngestalteten jungen Mannes. Der entschlossene Gesichtsausdruck kündet den unbesiegbaren Willen, die gespannten Muskeln den bereits begonnenen Versuch zur Wiederaufrichtung, zur Wiedergewinnung der alten überragenden Stellung47.«

Anders als in den geschlossenen Räumen humanistischer Bildung gestaltete es sich für das Regiment allerdings als nicht unproblematisch, ein invictis-Mal im öffentlichen Bereich aufstellen zu wollen. Wie die Augustaner hatten die »Franzer« 43 44

45 46

47

In: ebd., S. 11 f. »Akademische Mitteilungen«, 15.12.1927. Zu diesem Universitätsmal einer trauernden, weitgehend unbekleideten »Alma Mater« kurz Scherb, »Wir bekommen die Denkmäler, die wir verdienen«, S. 106‑108. Abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 85. Siehe hierzu besonders oben S. 33. Vorhanden sind lediglich Aktennotizen des Preußischen Ministeriums für Unterricht, Kultur und Volksbildung vom 9.12.1919 und Schreiben des Rektors der Universität Eduard Meyer vom 13.1.1920 u.ä., die eine Begutachtung und Ablehnung eines nicht näher beschriebenen Modells von Encke belegen, GStA PK, I. HA, Rep. 76, Kultusministerium Va, Sekt. 2, Tit. X, Nr. 27, Bd 6, Bl. 19 f., 23 f., 37 und S. 45. Borchert, Garnison-Friedhof (1930), S. 59. Vgl. zudem »Franzer-Nachrichten«, 46 (März 1924), S. 1, BArch, MSg 3/1026.

138

II. »...eine Welt von Feinden...«

Schwierigkeiten, den gewünschten Standort vor ihrer Kaserne in Berlin-Kreuzberg genehmigt zu bekommen. Und wie die Augustaner scheinen sie nicht mit offenen Karten gespielt zu haben, was die Gestaltung ihres Kriegermals anging. Kurz vor dem Weihe-Termin kam es nämlich zu einem Eklat in der Kreuzberger Bezirksverordnetenversammlung. In einer außerordentlichen Sitzung vom 13.  Juni 1924 weigerte sich der Bezirks-Bürgermeister Martin Kahle (SPD), den ursprünglich vom Magistrat genehmigten Standort freizugeben. Möglicherweise hatte Kahle erst zu diesem Zeitpunkt von der Trotzgeste des Kriegers und der invictis-Inschrift erfahren48. Letztlich musste die Denkmalskommission einlenken, um ihr Mal vor ihrer einstigen Kaserne an der Baerwaldstraße in Kreuzberg setzen zu dürfen49. Das bereits am Sockel des Franzer-Mals angebrachte »Invictis Victi Victuri« hatte noch vor der Einweihung am 22. Juni 1924 zu verschwinden und wurde durch das Regimentsabzeichen ersetzt. Der Unmut über den Verlust der Inschrift wirkte noch in der Regimentsgeschichte aus dem Jahre 1929 nach. Das Denkmal ist dort in Verbindung mit dem neulateinischen Dreiklang abgebildet50. Aber nicht nur in Berlin, der Wirkstätte Seebergs, sondern auch in Hessen oder in Bayern fanden ehemalige Offiziere an einem neulateinisch inspirierten, prospektiven Gedenken Gefallen. Bemerkenswerterweise hatten sie nicht die Schwierigkeiten zu vergegenwärtigen wie ihre Kameraden in der Hauptstadt. In Frankfurt-Bockenheim gelang es dem ehemaligen Husaren-Regiment König Humbert von Italien (1. Kurhessisches) Nr. 13 – ebenfalls noch vor der Berliner Universität –, das pseudoklassische Zitat auf sein Denkmal zu setzen, das zugleich auch durch seine avantgardistische Formgebung auffällt. Allerdings wurde die Formel, wenn auch in roten Buchstaben, auf die Rückseite des Regimentsmals verbannt. (1925, 2003 versetzt; Carl Hochscheidt). Die Vereinigung ehemaliger Pionier- und Verkehrstruppen brauchte in München mit ihrer Einstellung hingegen nicht hinterm Berg zu halten und ließ 1925 an der Außenmauer der neobarocken Josephskirche ein architektonisches Memento gleichen Stils anbringen. Am Turm ihrer ehemaligen Garnisonskirche prangt bis heute ein weithin sichtbares »INVICTIS / VICTI / VICTURI« (Hermann Neppel/ Architekt Alois Leibinger)51. Bei der in dieser antikisierenden Wendung ausgedrückten kirchlich-militärischen Allianz im Geiste verwundert es nicht, dass angesichts der zweifelhaften Rolle, die einige Theologen im Krieg gespielt hatten, das invictis nicht 48

49 50

51

Im März 1924 berichtete die Vereinszeitung noch, vom Bezirksmagistrat von Kreuzberg seien in der Platzfrage keine Schwierigkeiten zu erwarten, da er dem Denkmal »wohlwollend« gegenüber stünde. Über die Inschrift, die »kurz« sein sollte, war zu diesem Zeitpunkt offenbar noch nicht entschieden, »Franzer-Nachrichten«, 46 (März 1924), S. 1 f., BArch, MSg 3/1026. Allerdings waren nicht alle Regimentsangehörigen mit dem nackten Krieger einverstanden, wie die »FranzerNachrichten«, ebd., S. 5, meldeten. »Militärwochenblatt«, 5.4.1924, S. 509, und vom 4.7.1924, S. 20. Über die Einweihung und das Regimentsabzeichen berichtete die Festschrift »Die DenkmalsEinweihung«, Berlin 1924, BArch, MSg  3/1026; vgl. auch den »Vorwärts«, 24.6.1924; ferner Rieben, Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 (1929), Vorwort: »Invictis – Victi – Victuri! ›Den Unbesiegten – die Besiegten, – die einst Sieger sein werden!‹ So stand es auf dem Sockel unseres den Gefallenen des Weltkrieges errichteten Regimentsdenkmals, ehe das Franzerzeichen ihn schmückte.« Abbildung ebd., nach Taf. 25. Vgl. hierzu kurz, ohne Erläuterung, Lurz, Im Umkreis, S. 92 f.

II. »...eine Welt von Feinden...«

139

nur an Außenwänden von Kirchen angebracht wurde, sondern auch in das sakrale Innere einzog. In der hessischen Stiftskirche Oberkaufungen ließ die Althessische Ritterschaft das Motto standesgemäß vergolden und bereits 1921 auf eine Säule unter die Namen der gefallenen Söhne der ehemaligen Adelsgeschlechter setzen. Während im deutschen Gefallenengedenken nur wenige Varianten der beliebten invictis-Formel existier(t)en52, war der einstmalige österreichische Verbündete überaus einfallsreich. »NON VICTORES SED INVICTI« kündet etwa das von seinem Offizierkorps gestiftete Denkmal der k.u.k. Traindivision Nr. 3, das noch heute im Park nahe der Universität Graz steht (1922; August Rantz; Abb. 100)53. »Non victi, sed vincendo fatigati« behauptete hingegen das Lehrerkollegium vom Gymnasium Graz und setzte diesen Satz 1924 in Fraktur auf eine marmorne Gedenktafel. Die lateinische Sprache diente auch hier als agent provocateur. Allerdings wählte das Kollegium nicht Tacitus als klassische Bildungsautorität, wie fälschlich auf der Feier behauptet wurde54. Es griff auf Pompeius Trogus zurück, der zur Zeit des Kaisers Augustus lebte, und dessen »Weltgeschichte« wir in Auszügen von der Hand seines Epitomators Iunius Iustinianus besitzen. Entnommen ist das Zitat einer Passage über den Heldentod der Spartiaten gegen die persische Übermacht in der Schlacht an den Thermopylen 480 v. Chr. (2,11): »ad postremum non victi, sed vincendo fatigati inter ingentes stratorum hostium catervas occiderunt« (»Schließlich fielen sie, nicht besiegt, sondern des Siegens müde, inmitten ungeheurer Leichenberge erschlagener Feinde«)55. Gedacht war mit diesem Ausspruch weniger an die Empfindungen der 14 Kriegstoten der Schule, die nicht »vom Siegen erschöpft«, sondern gefallen und somit tot waren. Die Wendung bezog sich auf die verwirrte Gefühlswelt der beteiligten Akademiker, wie sie sich auch in der deutschen Wortwahl während der Feier offenbarte: »Ein zermürbtes und verführtes Volk ist ermattet gefallen56.« Selten kam es vor, dass die Initiatoren freimütig und auf Deutsch eingestanden, besiegt worden zu sein. Ein solches Bekenntnis konnte sich hierbei sowohl nach innen als auch nach außen richten. Im preußischen (Forst-)Sacro (Lkr. Spree-Neiße, Brandenburg) wurde 1922 das Seebergsche invictis vom damaligen Pfarrer Werner Groß übersetzt und auf das Kriegerdenkmal für die Toten der drei alten Gemeinden Sakro, Jähnsdorf und Neusakro an der Kirche übertragen: »Den Unbesiegten! / Die 52

53 54

55

56

Havixbeck (Lkr. Coesfeld, Nordrhein-Westfalen): an der Kriegergedächtniskapelle steht vom Pfarrer verfasst: »INVICTI / CECIDERE VIRI NE INFAUSTA / VIDERENT« (1925), hierzu Holtstiege, Havixbeck, S. 290, allerdings ohne die Inschrift zu berücksichtigen. Vgl. hierzu kurz Riesenfellner, Todeszeichen, S. 30; Burkert, Zur Errichtung des Kriegerdenkmals. Siehe hierzu auch unten S. 207 f. So eigentümlicherweise der Altphilologe Kniely, Jahresbericht (1923/24), S. 11. Pietsch, 1918‑1988 Non victi, sed vincendo fatigati, S. 6, dem die Mitarbeiter des Thesaurus Linguae Latinae in München, die es eigentlich hätten wissen müssen, nicht helfen konnten, geht daher irrig davon aus, dass sich eine Lehrkraft diese Wendung erdacht habe. Vgl. ähnlich Oros. 2,9,10: »ad postremum vincendo fatigati, ubi quisque eorum deficientibus membris visus est sibi mortis suae ultione satiatus, ibi inter impedimenta cadaverum campumque crasso et semigelato sanguine palpitantem lassus, lapsus et mortuus est« (»Als nun jeder schließlich vom Siegen müde, da die Glieder erlahmten und er sich an der Rache für seinen Tod gesättigt zu haben schien, fiel er und starb mitten auf den im Weg liegenden Leichenbergen und einem von dickem, halbgeronnenen Blut zuckenden Schlachtfeld«). Kniely, Jahresbericht (1923/24), S. 11.

140

II. »...eine Welt von Feinden...«

Besiegten, / Die siegen werden« (Abb.  101). Das Sterben im Krieg wird als vorbildlich empfunden, die Nachlebenden mahnend auf ihren Tod eingeschworen57. Außergewöhnlich ist in diesem Zusammenhang der Aufruf des »Arbeitsausschusses für die Errichtung eines U-Boot-Ehrenmals«, der in der »Deutschen Allgemeinen Zeitung« vom 27. November 1921 veröffentlicht wurde, weil sich darin militärische Stifter selbst als »Besiegte« begreifen: »Ueberall errichten die Sieger im Weltkriege ihren Gefallenen ragende Denkmäler. Auch wir, die Besiegten, haben die Pflicht, deren Andenken der Nachwelt zu erhalten.« Das »U-Boot-Ehrenmal« in Möltenort sollte im favorisierten Entwurf namens »Zeitgeist« von Heinrich Hansen aus dem Jahr 1923 auf seinem Pfeiler zur Landseite denn auch ein »Wehe den Besiegten!« tragen58. Allerdings sollten über diesen Entwurf weder die vielen Verluste beklagt noch die Niederlage im Krieg eingestanden werden. Gedacht war das geplante Mal ursprünglich als moralische Anklage gegen das Diktat von Versailles und die französisch-belgische Ruhr-Besetzung. Das »Wehe den Besiegten!« bezieht sich auf die Legende von der Einnahme Roms durch die Gallier im Jahre 387 v. Chr., die Livius in seiner »Römischen Geschichte« überliefert: Ein »Vae victis!« soll der Gallierfürst Brennus den besiegten Römern entgegenschleudert haben, als sie gegen seine unlauteren Machenschaften beim Abwiegen des von ihnen zu leistenden Tributs protestierten59. Gleich den Römern warfen also die Initiatoren um den ehemaligen Chef der U-Bootstreitkräfte Vizeadmiral a.D. Andreas Michelsen der siegreichen Entente, vor allem aber den Franzosen als Nachfahren der Gallier, Habgier, Betrug und Heimtücke vor. Da sich die Denkmalsetzung in Möltenort jedoch aus finanziellen Gründen verzögerte und das Eingeständnis, besiegt zu sein, vielen Ehemaligen nicht behagte, wurde die geplante Inschrift letztlich 1928 verworfen. Statt dieser – in der deutschen Denkmallandschaft wohl einzigartigen – Anklage gegen die Sieger wurde 1930 die dumpfe Drohung in den Raum und an den Pfeiler gestellt: »Es kommt ein Tag60.« Die Besiegten von heute waren überzeugt, die Sieger von morgen zu sein. Wenn auch der Seebergsche Dreiklang vor allem zur »Terminologie der Zylinderhüte und Lederhelme an Kriegerdenkmälern«61 gehörte, wirkte er dennoch über parteipolitische und nationale Grenzen hinweg. Anfang 1933 kursierte in Neuss vor den Reichstagswahlen eine kommunistische Flugschrift namens »Der Scheinwerfer. Or57

58 59 60

61

Vgl. etwa auch den Historiker Hermann Oncken, Ansprache, in: Die Universität Heidelberg (1919), S. 13 f.: »der möge nur die Toten von 1914/18 befragen, die wie ein unübersehbares Geisterheer zwischen dem alten und dem neuen Deutschland, zwischen unserer Vergangenheit und Zukunft schweben. Jene Millionen, die [...] uns mahnen, uns nicht für immer knechten zu lassen: sie können uns auch das höchste lehren, uns selber treu zu bleiben und im Schaffen des Neuen die bleibenden Werte des Alten zu ehren.« Sieck/Sieck, Die U-Bootfahrer, S. 38. Siehe zu diesem Mal auch noch oben S. 38 f. Liv. 5,48,9. Vgl. hierzu auch den Refrain des Liedes »Denkt daran«, in: Front Heil! Eine Auswahl deutscher Lieder (1929), S. 27: »Denkt daran, denkt daran, was uns angetan der Feind, ’s kommt ein Tag, ’s kommt ein Tag, wo die Freiheitssonne scheint. Dann ihr Kameraden greift zur Wehr, tretet ein für Deutschlands heil’ge Ehr, denkt daran, ja denkt daran, was der Feind uns angetan.« Zum Ilias-Vers siehe oben S. 38‑40. Erik Reger, Gestalt und Gestaltung der proletarischen Welt. In: »Frankfurter Zeitung«, 26.5.1928, in seiner Besprechung von Karl Grünbergs proletarisch-revolutionärem Roman »Brennende Ruhr. Roman aus dem Kapp-Putsch« (1928).

II. »...eine Welt von Feinden...«

141

gan der Werktätigen von Neuss«. Das Titelblatt einer undatierten Ausgabe zierte eine Szene aus einem Boxring (Abb. 102). Auf der linken Bildhälfte steht ein Boxer, der siegreich seinen linken Handschuh hebt, während sich rechts zwei Männer, einer davon in bayerischer Tracht, der andere vielleicht ein SA-Mann, um den niedergeschlagenen Gegner kümmern. Überschrieben ist die Skizze mit der selbstbewussten Feststellung: »Wir sind die Sieger von morgen62!« Zehn Jahre später, am 11. November 1943, dem 25. Jahrestag des Waffenstillstandsabkommens, marschierte eine uniformierte Gruppe des Maquis de l’Ain demonstrativ durch das im deutschen Besatzungsgebiet gelegene Oyonnax (Ain). Unter den Augen einer erstaunten Bevölkerung legten die Partisanen einen Kranz vor dem Gefallenenmal nieder. Als Symbol des freien Frankreichs war der Kranz in Form eines Lothringerkreuzes gewunden, auf dem geschrieben stand: »Les vainqueurs de demain à ceux de 14‑1863.« Siegreich seien die Gefallenen der Schule gewesen, als »Sieger« auf dem Schlachtfeld geblieben, erklärte der Direktor des Ratsgymnasiums in Osnabrück anlässlich der Weihefeier für eine Erinnerungstafel am 26. April 1922. Das Seebergsche Paradigma erweiterte er hierbei noch ausdrücklich um eine gemäßigte Variante des damals gängigen Dolchstoß-Vorwurfs: »Sie sind ja zum größten Teil aus dem Leben geschieden, als wir noch auf allen Kriegsschauplätzen siegreich waren und sind zum mindesten gefallen in Feindesland, ehe wir, in unserer wirtschaftlichen Not, uns selbst die Waffen aus der Hand schlugen und – noch weit jenseits der deutschen Grenze – durch den schmählichen Waffenstillstand uns verpflichteten, nicht nur bis an die Grenze zurückzugehen, sondern sogar fremde Truppen in unser Land aufzunehmen64.«

In seiner Ansprache mochte der Schulmeister nicht eingestehen, dass das deutsche Volk oder die deutsche Nation besiegt seien, ein solcher Satz kam ihm nicht über die Lippen, auch nicht auf Latein. Aber immerhin stützen seine Ausführungen den bereits bei Seeberg gewonnenen Eindruck, dass anfänglich nur die Gefallenen als unbesiegt galten65. 62

63

64

65

Abgebildet in: Engels, Geschichte der Stadt Neuss, T.  3, S.  269. Vgl. Karl Liebknecht im Zentralorgan der KPD »Die Rote Fahne«, 15.1.1919, zum gescheiterten Spartakus-Aufstand: »Die Geschlagenen von heute werden die Sieger von morgen sein.« Vgl. hierzu kurz auch Kedward, In Search of the Maquis, S. 65 f., der von ähnlichen Aktionen (»a coup de théâtre«) in Marcilhac-sur-Célé (Lot) und in Sainte-Féréole (Corrèze) berichtet. Die Aktion des Maquis in Oyonnax wurde auf Zelluloid festgehalten: . Franke, Rede, in: Dem Andenken der für das Vaterland gefallenen ehemaligen Angehörigen des Osnabrücker Ratsgymnasiums (1922), S. 12. Die Gedenktafel in der Vorhalle des Gymnasiums trägt allerdings einen Vers des Kallimachos, Epigramm 9 (ed. Pfeiffer), Grabgedicht auf Saon: »θνήσκειν μή λέγε τούς ἀγαθούς« (»Von Sterben sprich nicht bei den Guten«). Vgl. ähnlich die Deutung des Historikers Stephan Stoy in: Die Gedenktafeln der Thüringischen Landesuniversität Jena (1925), S. 7: »So sind wir hinausgezogen und haben gekämpft auf allen Erdteilen [...], wo sie bis zum letzten Augenblick Sieger gewesen waren [...] bis jenes Furchtbare eintrat, daß unser Volk erkrankte, durch die furchtbaren Leiden zermürbt [...] Zum Schluß sind aber noch andere Mächte wirksam geworden, die uns zermürbt haben und das Schwert zerbrachen« (Hervorhebungen von der Verfasserin). Vgl. als ein Beispiel aus der militärischen Sphäre Oberst a.D. von Giese, in: Ansprachen und Reden (1924), S. 24: »Als Sieger sind sie auf der Wahlstatt geblieben.« Vgl. diverse Traueranzeigen post bellum in der »Neuen Preußischen Kreuz-Zeitung«, etwa vom 30.5.1919, in welcher die Familie von Buttlar 14 Gefallene namentlich aufführt und ihren Nachruf

142

II. »...eine Welt von Feinden...«

In den Anfangsjahren der Republik galt auf dem Stein das stolze Adjektiv »unbesiegt« bzw. der lateinische Dativ »invictis« offenbar zunächst den auf den Schlachtfeldern Gefallenen. Es verwundert nicht, dass der Topos der Unbesiegten vor allem auf Regimentsdenkmälern recht früh und recht häufig gesetzt wurde. Unabhängig davon dürfen wir davon ausgehen, dass auf den eingemauerten Urkunden noch öfter als auf den Sockelseiten eines Denkmals beteuert wurde, das eigene Regiment sei siegreich gewesen66. Unmittelbar nach Kriegsende initiierten Krieger- und Soldatenverbände darüber hinaus kommunale oder kirchliche »Sieges-Zeichen« für die betreffenden Toten. Entsprechende Widmungen traten in den verschiedenen Provinzen des Deutschen Reiches auf. Die Gefallenen wurden also als »Sieger« oder als »Unbesiegte« gefeiert, als »Helden« gepriesen, die »siegreich«, »siegend«, »unbesiegt« oder »nicht besiegt« im Kampf gefallen seien (Abb.  103)67. Mitunter bemühten sich manche Stifter, wenn schon

66

67

mit den Worten schließt: »Freudigen Herzens und unbesiegt gingen sie für ihren König und das Vaterland, wie sie es kannten und liebten, in den Tod. Wir Ueberlebenden danken unseren Helden, die nie vergessen werden sollen und beneiden sie, daß ihnen erspart bleibt, was wir jetzt durchmachen müssen.« In diesem Sinne vgl. noch die Verse Viktor Blüthgens, wie sie etwa auf der stark besuchten Gedenkfeier für die gefallenen Akademiker Berlins öffentlich rezitiert wurden, »Berliner Lokal-Anzeiger«, 6.6.1919. Im Weiteren die Reden auf der Trauerfeier für die Gefallenen der Universität Heidelberg am 16.7.1919: Während der Rektor, der Indogermanist Christian Bartholomae, eingestand, dass »wir« besiegt seien – Die Universität Heidelberg (1919), S.  6 –, lehnte sich der Historiker Hermann Oncken an Seebergs Dreiklang an, ebd., S. 8: »Als Geschlagene gedenken wir derer, die für uns siegten; als Schuldiggesprochene derer, die im Bewusstsein unseres Rechtes in den Tod gingen; und als die Ueberlebenden preisen wir diejenigen glücklich, deren Los sie solchem Ausgang für immer entrückt hat.« Theodor Körner wurde bemüht, was den »Neid« der Überlebenden auf die gefallenen Kameraden anging, die als »glücklich und frei« gedacht wurden, da sie »alle die Schmach und Schande, die wir erleben mussten, nicht mit anzusehen brauchten«, so etwa Rektor Sellin, Ansprache, in: Ein Gedenkblatt für die im Weltkrieg gefallenen Angehörigen der Christian-Albrechts-Universität (1920), S. 6. Vgl. Koch, Akademische Feier (1919), S. 4; Schian, Rede, in: Trauerfeier für die Gefallenen der Ludwigsuniversität (1919), S.  16; Generalmajor a.D. von Rettberg, in: Regimentstag des Infanterie-Regiments Großherzog von Sachsen (5. Thüring.) Nr. 94 (1927), S. 51: »Das Schwerste aber, das uns Lebende drückt, blieb Euch erspart, die Schmach, besiegt zu sein.« Die »Ehrentafel« des Barmer Offizier-Vereins zierte einen im Tempus veränderten Vers aus dem »Vaterlandslied« von Ernst Moritz Arndt: »WIR SIEGTEN UND WIR STARBEN HIER / DEN SÜSSEN TOD DER FREIEN« (1932‑1943, kriegszerstört; Paul Weynand), Meyer-Kahrweg, Denkmäler, S. 300. Vgl. die in der Festschrift abgedruckte, dem Denkmal beigegebene Urkunde für den »Sterbenden Gallier« des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 91 vor dem Max-Planck-Gymnasium im hannoverschen Göttingen, der den »im Weltkriege gefallenen Kameraden« gewidmet ist (1924). Sie besagt, dass die Regimentsangehörigen »nicht als Sieger [...] aber auch nicht als Besiegte« nach Göttingen zurückgekehrt seien, und aus den Gräbern der Toten »die Freiheit auferstehn« werde, Kümmel, Res. Inf. Regt. Nr. 91 (1926), S. 470. Dortmund-Wickede: »Den Unbesiegten die dankbare Heimat« (1925), Schneider, Die Kriegerdenkmäler, S.  82. Tengern-Huchzen (Lkr. Minden-Lübbecke, Nordrhein-Westfalen): »Mögen sie ruhen in Frieden, die Helden, die siegend im Kampfe gefallen, Deutschlands Fluren zu schützen, setzten kämpfend ihr Leben sie ein«. Eisenach (Thüringen): »SIE STARBEN / UNBESIEGT UND / BLEIBEN UNVERGESSEN« (1922; Hermann Hosaeus), so auch im schlesischen Grünberg (heute Zielona Góra, Polen; ?‑1945; Hermann Hosaeus), abgebildet in: Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs (1930), S.  151. Als Kurzformel z.B. in Arenshausen (EichsfeldKreis, Thüringen): »UNBESIEGT UND / UNVERGESSEN!« (erste Zeile nach 1945 entfernt); Berlin-Dahlem (1926; Hermann Hosaeus) und im ostpreußischen Altstadt (heute Stary Miasto, Polen). Wünschendorf (Sachsen): »Im Weltsturm unbesiegt«. Langensalza: »GEFALLEN –

II. »...eine Welt von Feinden...«

143

nicht in korrektem Latein, so doch mittels einer eigenwilligen deutschen Grammatik die eigene Deutung vom Kriegsausgang mit dem Aufruf zum Kampf zu verknüpfen. Auf der Wasserkuppe der Rhön wurde am 28.  Oktober 1923 anlässlich der Oswald-Boelcke-Gedenkfeier die »Flieger-Gedenkstätte« dem »Ring der Flieger« übergeben, welcher die Arbeitsgemeinschaft der kameradschaftlichen Vereinigungen der alten Kriegsfliegerverbände repräsentierte. Unter einem Bronze-Adler von August Gaul ist in das Basaltgestein eine Bronzetafel eingelassen, auf der die Toten selbst dem deutschen Volk die Wiederaufrüstung recht kryptisch ans Herz legen: »Wir toten Flieger / Blieben Sieger / Durch uns allein, / Volk. / Fliege Du wieder / Und Du wirst Sieger / Durch Dich allein68!« »DEN / UNBESIEGTEN / HELDEN / DER LUFT« ist demgegenüber in aller Deutlichkeit das Fliegerdenkmal im fränkischen Nürnberg gewidmet (1924, kriegsbeschädigt, 1958 umgestaltet; Walter Franke). Auf dem Berliner Garnisonfriedhof Hasenheide steht seit 1926 ein »Denkstein«69 für das 1. Westpreußische Fußartillerie-Regiment Nr. 11. Er besteht im Wesentlichen aus einem Hochrelief mit der Heiligen Barbara im Sturmangriff und war »den unbesiegt gefallenen Kameraden« geweiht (1926; Hermann Hosaeus)70. Das Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr.  1 ließ ein Jahr später in seiner Nachbarschaft einen ehernen Fahnenträger aufstellen. Auf dem Sockel steht die königstreue Inschrift: »SEINEN IM WELTKRIEG / 1914‑1918 / TAPFER UND UNBESIEGT / MIT GOTT / FÜR KÖNIG UND VATERLAND / GEFALLENEN KAMERADEN« (1927, 1936 versetzt nach Kaserne Ruhleben, 1957 rückversetzt; Kurt Kluge)71. Schließlich sei noch das Denkmal des Königs-Infanterie-Regiments (6.  Lothringisches) Nr.  145 in Oerlinghausen (Kr. Lippe, Nordrhein-Westfalen) genannt. Dort heißt es auf dem Architrav einer tempelartigen Anlage, in der eine Kriegerfigur aufgebahrt liegt, in roten Lettern: »SCHIRMEND DER HEIMAT HEILIGEN BODEN / STARBEN DIE TAPFEREN UNBESIEGT« (1930).

68

69 70 71

NICHT BESIEGT!«, Denkmal des Jäger-Regiments zu Pferde Nr. 2 (1922‑?; Hans Dammann). Niederorschel (Eichsfeld-Kreis, Thüringen): »Im Kampf gefallen, / doch nicht besiegt!«. Carmzow (Lkr. Uckermark, Brandenburg): »Unbesiegt starben« (1929). Vgl. den Bericht über die Einweihung von Major a.D. Georg Paul Neumann in der deutschnationalen »Deutsche Allgemeine Zeitung«, 31.8.1923, der mit dem exoriare-Vers schließt. Die »Rätselformel« fand sich leicht verändert auch am »Fliegerehrenmal« des Wuppertaler Aeroclubs in Elberfeld (1932, Tafel verschollen), Meyer-Kahrweg, Denkmäler, S. 299. Siehe hierzu unten S. 148. Borchert, Garnison-Friedhof (1930), S. 54. Abgebildet in: Laeger, Das 1. Westpreußische Fußartillerie-Regiment (1934), o.S. Vgl. hierzu ebd., S. 52 f. Saehrendt, Der Stellungskrieg, S. 73, glaubt, es sei in Folge der Direktive Nr.  30 im Jahre 1946 das »tapfer und unbesiegt« hinter Rauputz versteckt worden. Anlässlich der Rückversetzung des Mals von Berlin-Ruhleben auf den Neuen Garnisonfriedhof 1957 weiß die Festschrift jedoch von keinen Eingriffen, deren Autor doch sogar gegen das Hauptkinderheim (ehemals Alexanderkaserne) in Ruhleben wettert, es habe das auf dem Gelände stehende Mal »mit Birkenbüschen vollständig verdeckt«, Oberfeldarzt a.D. Carl Meißner, Gedenkschrift zur Denkmalsweihe mit Divisionstreffen der ehemal. [sic!] 23. und 76.  Infanterie-Division und des Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiments Nr.  1 am 21. und 22.9.1957 zu Berlin, Berlin 1957, S. 7, BArch, MSg 2/4309. Weinland, Kriegerdenkmäler, S. 181, gibt hingegen an, dass der Muschelkalksteinsockel erst 1983 mit Rauputz verblendet worden sei. Die Inschrift ist gegenwärtig problemlos zu lesen. Originalzustand abgebildet in: Bose, Das Kaiser Alexander Garde-GrenadierRegiment Nr. 1 (1932), Taf. 13. – Zum schlichten 1871er Denkmal des Regiments Geibel, Führer (1903), S. 325.

144

II. »...eine Welt von Feinden...«

Kriegerdenkmäler beherrschten den geographischen und den mentalen Raum. Sie dienten als emotional besetztes Handlungsfeld, auf dem bei Bedarf geschichtspolitisch agiert werden konnte. Ihre jeweiligen Botschaften reichten weit über die Grenzen der Erinnerungszeichen selbst hinaus. Während die Franzosen nach 1918 empfindlich auf deutsche invictis-Male reagierten und als Besatzungsmacht nicht nur gegen große, sondern auch gegen kleine, unscheinbare Denkmäler vorgingen72, übersahen sie zugleich ihre eigenen Trotz-Denkmäler zum verlorenen Krieg von 1870/71. Französische Stifter behaupteten nach 1871, wie später auch deutsche Denkmalsetzer, nur der feindlichen Übermacht erlegen, dem Gegner aber letztlich moralisch überlegen gewesen zu sein. Anders als die Deutschen nahmen sie hierbei das victi freimütig in den Mund. Überaus populär war im französischen Volk beispielsweise die Gruppe »GLORIA VICTIS« von Antonin Mercié. 1874 war sie im Pariser »Salon« ausgestellt, wurde anschließend vom Staat aufgekauft und fand in Kopie als Kriegerdenkmal in zahlreichen Gemeinden Aufstellung, so etwa in der »Ehrenhalle« des Ratshauses in Paris, in Bordeaux (Gironde) oder in Châlons-sur-Bouchard (Marne; 1891)73. Das Erinnerungszeichen auf dem Place d’Alsace-Lorraine in Sedan (Ardennes) rühmt noch heute auf Latein die Tapferkeit und Unerschrockenheit seiner Kämpfer, die nur der feindlichen Überzahl hätten weichen müssen: »IMPAVIDUS / NUMERO / VICTUS« (»Pour la Patrie«; 1897; Aristide Croisy; Abb. 104)74. In Héricourt (Haute-Saône) stellten die Stifter daher selbstbewusst fest: »Leur défaite est encore une victoire«. Der Besiegte zog sich also auf die Ebene der moralischen Integrität zurück, um den Triumph des Anderen ertragen zu können. Selbst diese Rückzugsmöglichkeit konnte ihm aber vom Sieger im Zeitalter nationaler Empfindlich- und Überheblichkeiten streitig gemacht werden. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs setzten Stadt und Kriegerverein in Emmerich (Lkr. Kleve, Nordrhein-Westfalen) ein spätes Denkmal für die Gefallenen von 1870/71 (1913; Theodor Haake, Hugo Lederer/Architekt Wilhelm Kreis). Auf der Festveranstaltung ergriff unter anderem ein alter Kriegveteran das Wort und erinnerte an den einstigen Feind mit seinen »weit tragenden Chassepots«, der ihnen vor mehr als vierzig Jahren mit »wilden Horden« entgegenmarschiert sei, mit »wilden Barbaren«, die nur danach »gelechzt« hätten, »Deutschland zu zermalmen und zu vernichten.« Auf die französischen Kolonialtruppen anspielend zeichnete der Redner noch nachträglich ein 72

73

74

So war die Interalliierte Militär-Kontrollkommission von der Inschrift des Jäger-Denkmals in Langensalza wenig angetan, die behauptete »GEFALLEN – NICHT BESIEGT!« (1922‑?; Hans Dammann), und lancierte ihre Beobachtung an die französische Presse, Benary, Das Königlich Preußische Jäger-Regiment zu Pferde Nr. 2 (1937), S. 296. Selbst die Kriegsschuldfrage konnte, wie der Fall des Kriegerdenkmals in Treis an der Mosel (1924) zeigt, über das Gefallenengedenken grenzüberschreitend ausgetragen werden, Enck, Eine umstrittene Inschrift, o.S. Hargrove, Qui vive?, S.  55. Deutscherseits wahrgenommen ohne Kommentar z.B. in: Lüer, Geschichte der Metallkunst, Bd 1 (1904), S. 592. In Nachahmung des Banners, das an der Pariser Kirche La Madeleine zur Siegesfeier am 14.7.1919 aufgehängt war, wurde im siegreichen Frankreich ein stolzes »GLORIA VICTORIBUS« auf die Kriegerdenkmäler gesetzt, so etwa in Avenay-Vald’Or (Marne); La Neuville-aux-Larris (Marne) oder Colombiers (Charente-Maritime). Im klassischen Latein ein hapax legomenon, soweit ich sehe, vgl. lediglich Claudianus, Carmina, 27, v. 27: »numero victus«.

II. »...eine Welt von Feinden...«

145

Schreckensbild: »Wehe Deutschland, wenn diese wilden Horden deutsche Fluren überflutet hätten, wehe auch den deutschen Frauen und Jungfrauen, wenn sie in die Hände dieser wilden Soldaten gefallen wären75.« Ein vae victoribus! wurde von französischer Seite dem deutschen Sieger zugerufen, kaum dass 1871 die Waffen schwiegen. Ursprünglich sollte diese neulateinische Wendung den Sieger unmittelbar nach Sedan ermahnen, maßvoll zu sein, da im Triumph der Keim zu neuen Kriegen gelegt sei: »Vae Victoribus! Der Triumph ist ein schlechter Ratgeber und im Blut, das sie vergießen, pflegen die Nationen auszugleiten76.« Wie deutsche Stifter nach 1918 ihr trotziges »Dennoch« in die Toten-Male meißelten, so ließen 30 Jahre zuvor französische Akteure ihr »Quand-même!« in den Stein hauen. Diese Trotz-Haltung blieb jedoch auch auf französischer Seite nicht immer unwidersprochen. Es boykottierten beispielsweise gemäßigte Angehörige der revisionistischen »Ligue des Patriotes« die Einweihung des von einem Mitbegründer der Liga geschaffenen Bronze-Mals in der bei Frankreich verbliebenen südelsässischen Stadt Belfort. Es zeigt auf hohem Sockel eine kämpferische Allegorie des Elsass, die »Alsatia«, die den Kampf gegen Deutschland fortsetzt (»Quand même!«; 1884; Antonin Mercié; Abb. 105)77. Ging es nach deutscher Kriegserinnerung, war die Niederlage 1918 ebenfalls gegen einen zahlenmäßig überlegenen Feind erfolgt, »in einem ungleichen Kampfe«78, gar »gegen eine Welt von Feinden«, eine beliebte Wendung der Vorkriegs- und Kriegszeit, die von den deutschen Besiegten nach dem Ersten Weltkrieg in ihre Gedenkwelten hineingenommen wurde79. Kompensiert wurde die empfundene Demütigung von Waffenstillstand und ungleichem Vertrag, der Gedanke »ans trübe 75 76

77 78

79

»Bote vom Niederrhein«, 23.6.1913, in Gänze abgedruckt in: Pelzer, Am Anfang, S. 23‑43. So äußerte sich der deutsche Publizist Jacob Venedey, Vae Victoribus, in: »Wiener Neue Freie Presse«, 20.8.1870; zur negativen Perzeption Wippermann, ADB, Bd  39, S.  603. Vgl. zum deutschen Ursprung auch Schivelbusch, Die Kultur der Niederlage, S.  150‑154; französische Deutungen bei Jeismann, Das Vaterland der Feinde, S. 235‑240. Die Wendung konnte bis 1914 vielfältige Formen annehmen. Sie wurde Bildern oder Skulpturen als Titel beigegeben. Vae victoribus konnte aber auch gesungen werden, vgl. etwa das gleichnamige Chanson für Elsass-Lothringen von Paul Déroulède (Musik: C. Geispitz), das zudem mit den folgenden Zeilen endet: »La France et les Français n’aient qu’un seul but: détruire / la Prusse et les Prussiens!« Vgl. hierzu Hargrove, Qui vive?, S. 59 f. und S. 61: »moderate Opportunists, who boycotted the inauguration to avoid any gesture that might be seen as an official provocation of the German Reich.« So die Tafel an der Stiftskirche von Bielefeld-Schildesche (1923), Lurz, Kriegerdenkmäler, Bd 4, S. 317. Vgl. noch Hermann Adalbert Braun, Das Denkmal für die im Weltkriege Gefallenen zu Angerburg: »Was habt ihr vollbracht, als die ganze Welt gegen uns tobte [...] Einer gegen Dreißig! Schmach den feindlichen Völkern, die sich nicht schämten, ein so widersinnig ungleiches Ringen zu beginnen!«, in: Festschrift zur Einweihung des Denkmals für die im Weltkriege Gefallenen des Kirchspiels Angerburg (1927), S. 6. Vgl. für den akademischen Bereich Wilke, Totenehrung (1920), S. 12: »Das deutsche Volk hat im Verlauf seiner Geschichte viele Siege erfochten und viele Niederlagen erlitten, und es ist wahrlich nicht zu verwundern, dass es nach vierjährigem heldenhaften Ringen schließlich einer zehnfachen Übermacht erlag.« Im Weiteren Bartholomae, Ansprache, in: Die Universität Heidelberg (1919), S. 5: »das heldenhafte Aufgebot [...] ist doch schließlich der gewaltigen Uebermacht an kriegerischen und wirtschaftlichen Mitteln erlegen«; Seeberg, Rede, in: Trauerfeier der Universität Berlin (1919), S. 6: »Volk, das einer unermeßlichen Übermacht stand hielt«. Vgl. noch Finke, Unseren Gefallenen zum Gedächtnis (1919), S. 22; Schulz, Ansprache, in: Weihe der Gedenktafel (1921), o.S. [S. 9 f.]. Zur Wendung auf Kriegermalen siehe unten S. 183 f.

146

II. »...eine Welt von Feinden...«

Heute«80, an »gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid«81, durch wortreiche Neuschöpfungen oder Wortkonstruktionen. Wie die siegreichen Weltkriegsgegner wollten manche Stifter im unterlegenen Deutschland ihre Toten wenn nicht zu den eigentlichen, so doch wenigstens zu moralischen Siegern erklären82. Typisch für den Geist dieser Zeit war die Rede des evangelischen Hofpredigers Walter Richter, der am 14. Juni 1924 in Potsdam verbale Kontratänze vollführte, als das Denkmal des ehemaligen 1. Garde-Regiments zu Fuß eingeweiht wurde. Weder sei der Garde ihre Waffenrüstung »abgefallen« noch das Schwert zerbrochen, »wir«, so der Pfarrer, seien letztlich »nie besiegt« worden: »Es ist der uralte Kampf zwischen Zahl und Geist, zwischen Technik und Genius, zwischen Nibelungengold und Siegfriedsgeist, den der Deutsche und an seiner Spitze das erste Regiment der ganzen deutschen Heeresmacht [...] auszufechten hatte. Heldentum ist nie bloß Körperkraft und Heeresmacht, sondern Geistesmacht gewesen, die, auch äußerlich besiegt, niemals zu überwinden war83.«

Diese Überzeugung fand ihren unmittelbaren Niederschlag in der deutschen Gedenkwelt. Ein besonders aussagekräftiges Beispiel findet sich in Düsseldorf: Unmittelbar nach Abzug der französischen Besatzungstruppen 1925 legte das ehemalige Westfälische Ulanen-Regiment Nr.  5 im Düsseldorfer Hofgarten den Grundstein für sein Erinnerungszeichen. Aufgrund von Querelen um den Standort und das Aussehen des Denkmals fand jedoch die Einweihung des Erinnerungszeichens erst vier Jahre später an anderer Stelle, nämlich am Düsseldorfer Rheinufer statt. Dort sitzt nun ein Ulane auf einem Pferd, das auf einer fast 16 Meter hohen Stele gegen Westen hin aufsteigt (1929; Richard Langer; Abb.  106). Auf dem Schaft standen einst folgende Verse, die trotzig von den wahren, den moralischen Siegern kündeten: »WENN TAUSEND / EINEN MANN / ERSCHLAGEN, / DAS IST NICHT / RUHM, / DAS IST NICHT / EHR’, / DENN HEISSEN / WIRD’S / IN SPÄTREN / TAGEN: / GESIEGT HAT / DOCH DAS / DEUTSCHE HEER.«

Diese Verse wurden 1953 von der Stadt entfernt, 1958 von Unbekannten wieder angebracht und erst 1986 endgültig vom Denkmal beseitigt84. Im Jahre 1926 ließen 80 81 82

83 84

So Obersekretär Leonhard Schrickel, Ehrenausschuß des ehemaligen Infanterie-Regiments Nr. 94, in: Regimentstag des Infanterie-Regiments Großherzog von Sachsen (5. Thüring.) Nr. 94 (1927), S. 9. Hofprediger Walter Richter, Rede, in: »Semper Talis«, 4 (31.7.1924), 16, S. 6, BArch, MSg 3/1013. Schlettau (Saalkreis, Sachsen-Anhalt), »Euer Sieg war knirschendes Verzichten / Und Euer Stürmen harte, stolze Pflicht!«. Viersen-Dülken, Namenstafel in der evangelischen Kirche: »An Siegen reich, die Stirne wund vom Lorbeer zog die / deutsche Mannschaft heim aus verlorenem Völkerkrieg« (1921). Vgl. die Ansprache eines Untersekundaners anlässlich der Gedächtnisfeier des Gocher Realgymnasiums: »Laßet uns schweigend als gedemütigte Deutsche unsere Pflicht tun [...] Dann werden wir das Morgenrot der deutschen Wiedergeburt erleben, moralische Sieger bleiben«, in: »Uedemer Volkszeitung«, 31.3.1922, zit. nach Schippkus, Zur Geschichte, S. 21. »Semper Talis«, 4 (31.7.1924), 16, S. 5, BArch, MSg 3/1013. Zur Geschichte des Denkmals vgl. die Gedenkschrift zur Einweihung des Ehrenmals der Gefallenen des Westf. Ulanen-Regiments No. 5 (1929), S. 6 f. und S. 23; im Weiteren Looz-Corswarem, Das Ulanendenkmal; Brandt, Das Sichtbare und das Unsichtbare, S.  204‑210; Brandt, Trauer und fortgesetzter Krieg, S. 252‑255. Nach Wintgens, Mit der Vergangenheit leben, S. 117, sollen die Zeilen jedoch bereits 1947 von der »Freien Deutschen Jugend« entfernt worden sein. Ausgewählt hatte die Inschrift der Ehrenvorsitzende der Denkmalskommission und des Verbandes ehem. 5. Ulanen Oberstleutnant a.D. Franz von Papen, der spätere Reichskanzler. Vgl. ferner die Version

II. »...eine Welt von Feinden...«

147

der Kreiskriegerverband und die Regimentsvereine der ehemaligen Garnison Köln unmittelbar nach Abzug der britischen Besatzungstruppen ihr »Kriegerehrenmal« errichten. Ein nach Westen blickender Adler mit ausgebreiteten Schwingen setzt auf einem etwa zehn Meter hohen Pfeiler zum Flug an. Die obere Abschlusskante kündet umläufig vom Empfinden der Stifter: »NUMERO // OPPRESSIS // MENTE // INVICTIS« (1926; Georg Grasegger/Architekt Otto Scheib; Abb. 107)85. Dieses Motto wählten wenige Jahre später auch die kommunalen Verantwortlichen im rheinischen Kürten (Rheinisch-Bergischer Kreis, Nordrhein-Westfalen) unter der Basaltplastik des Heiligen Michael mit dem Drachen (1929, 1990 überarbeitet; Ferdinand Flosdorf )86. Dieses Erklärungsparadigma der Besiegten konnte nicht nur auf Latein, sondern auch auf Deutsch gebildet werden. In Bochum-Ehrenfeld ließ der Kyffhäuserbund die Skulptur eines nach Westen brüllenden, verwundeten Löwen aufstellen. Die Mimik des Tieres wird von der Feststellung auf dem Sockel begleitet: »DER ÜBERZAHL / ERLEGEN / IM GEISTE / UNBESIEGT« (1928; Willy Meller; Abb. 108). Die Nachlebenden knüpften hier also über die moralisch aufgeladene Variante »mente invictis« bzw. »im Geiste unbesiegt« an das Gefallenengedenken an. Letztlich wurde mit dieser Sentenz, wenn auch ungewollt, eingestanden, dass die Stifter die Niederlage verleugneten. Die moralische Wertung des Kriegsgeschehens ermöglichte es den überlebenden Kriegsteilnehmern, sich unbesiegt zu fühlen. Diese eigenwillige Deutung des Kriegsausgangs tauchte schon früh in Festreden und Weiheansprachen auf. Im Grunde wollten sich die im Seebergschen Deutungsmodell klassifizierten victi nicht als besiegt sehen, sondern gleich den Toten als invicti. Noch heute ist in Buxtehude (Lkr. Stade, Niedersachsen) eine frühe Form dieses Gedankens zu sehen. Es gab im Gefallenengedenken nicht mehr nur »das vom Feinde unbesiegte deutsche Heer«87, sondern es fühlte sich die gesamte deutsche Nation von den vielen Kriegsgegnern nicht bezwungen. An der Südseite des Turms von St. Petri, einer gotischen Backsteinbasilika in Buxtehude, wurde 1924 ein von Hermann Hosaeus gestaltetes Monumental-Schwert aus Ziegelsteinen angebracht. Unter dieser Bauplastik kündete die Inschrift: »Vom großen Kampf soll dieses Mal zu Kind und Kindeskindern

85 86

87

des Vorsitzenden des Kölner Kriegervereins, Feist, Rede bei der Einweihungsfeier in Bensberg vom 5.10.1930: »Sagt auch nicht, sie seien im Kampfe unterlegen: ›Wenn viele Einen niederschlagen, / So ist das wenig Ruhm und Ehr, / Nach 100 Jahren wird man sagen: / Gesiegt hat doch das deutsche Heer!‹«, zit. nach Höchel, Das Ehrenmal, S.  87. – Vgl. die ursprüngliche Fassung des Gedichts von Paul Warncke, Und doch!, in: »Kladderadatsch«, 71 (13.10.1918), 41. Heimkehrende Soldaten konnten mit diesen Versen Ende 1918 in ihren Garnisonstädten begrüßt werden, so etwa in Quedlinburg, Fließ/Dittmar, 5.  Hannoversches Infanterie-Regiment Nr.  165 (1927), S.  224 (»auf tannenbekränzter Tafel schon am Eingang der Stadt«). Abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 13. Flosdorf übersetzte die Wendung allerdings irrig mit »Den durch die Überzahl Besiegten, dem Mute nach Unbesiegten«, zit. nach Militzer-Schwenger, Weder Amboß noch Apokalypse, S. 67. In Kerpen (Rhein-Erft-Kreis, Nordrhein-Westfalen) hatte der Künstler dieselbe Inschrift ebenfalls geplant, jedoch nicht aufgenommen: »Krieger Abschied« (1929), ebd., S. 67. Vgl. die stilistisch elegantere Version im Berthold-Gymnasium in Freiburg im Breisgau: »VIRTUTE INVICTIS«, abgebildet in: Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs (1930), S. 238. Allerdings sind beide Wortpaare ein modernes Konstrukt, das antike Latein kennt solche Formulierungen nicht. Oberst a.D. von Giese, in: Ansprachen und Reden (1924), S. 24.

148

II. »...eine Welt von Feinden...«

reden, den Deutschland gegen eine Welt von Feinden unbesiegt bestand, und mahnen nie der Tapfern zu vergessen88.« Gegen Ende der Republik war dann endlich das gesamte deutsche Volk »unbesiegt«: Hieß es noch 1923 am Fliegermal auf der Wasserkuppe der Rhön: »Volk. / Fliege Du wieder / Und Du wirst Sieger«, kündete 1932 das heute verschollene »Fliegerehrenmal« in Wuppertal-Elberfeld: »Volk flieg du wieder / und du bleibst Sieger89.« In ihrer Sieges-Semantik waren sich die interessierten militäradligen und bildungsbürgerlichen Festredner oftmals nicht einig. Mal waren die Deutschen nicht geschlagen, nur besiegt, mal das deutsche Heer oder die Gefallenen geschlagen oder unterlegen, jedoch unbesiegt bzw. nicht besiegt90. Mitunter mischten die Vortragenden alle Zustandsformen zusammen. So meinte etwa Pastor Wilking anlässlich der Übergabe eines Gedächtnisbildes an den Vorsitzenden des Finanzamtes für den brandenburgischen Landkreis Teltow am 1. April 1920: »Wir sind ein besiegtes Volk trotz unseres unbesiegten Heeres, und dazu innerlich und äußerlich so zusammengebrochen wie nie ein Volk vorher91.« Die teilweise widersprüchlichen und zweideutigen Äußerungen, die vielfachen Bedeutungsverschiebungen in den Zustandsbeschreibungen sollten einhellig zum Ausdruck bringen, dass deutsche Denkmalsetzer den Weltkriegsfeinden den Sieg nicht zuerkannten und ihnen somit auch das Recht absprachen, Bedingungen zu stellen92. 88

89 90

91

92

Vgl. demgegenüber eben fünf Jahre zuvor der Historiker Hermann Oncken, Ansprache, in: Die Universität Heidelberg (1919), S. 7: »als Nation sind wir nach Taten und Opfern ohnegleichen schliesslich doch unterlegen.« Der Klassische Archäologe Franz Studniczka, in: August Gauls Kriegerdenkmal (1925), S. 7, hingegen mochte bereits nur noch von einem »Teil der Nation« sprechen, der »unter dem unmenschlichen Verbrechen der Hungerblockade« zusammengebrochen sei. Hervorhebung von der Verfasserin. Siehe zum Fliegermal auf der Wasserkuppe oben S. 143. Meinhold, »Seele, vergiß sie nicht, Seele, vergiß nicht die Toten!« (1919), S. 6: »Wir sind zwar nicht geschlagen, aber besiegt!«; cand. agrar. Schwarz, Rede, in: Dem Andenken ihrer im Weltkriege Gefallenen gewidmet (1925), S. 15: »ein geschlagen [sic!] Heer, und doch kein besiegtes«; Krehan, Weimarer Kriegerehrung, in: Regimentstag des Infanterie-Regiments Großherzog von Sachsen (5.  Thüring.) Nr.  94 (1927), S.  24: »unbesiegt, wenn auch der Uebermacht unterlegen [sic!]«; Förster, Das Ehrenmal zu Olbernhau (1925), S. 1: »von den Feinden unbesiegt und unbezwungen, aber von der eigenen Not und Schwäche überwunden«; die Urkunde im Kriegerdenkmal von Bad Soden (1930; Anton Grauel): »das deutsche Volk nicht besiegt, aber wirtschaftlich zusammengebrochen«, zit. nach: Stock, Das Kriegerdenkmal, S. 89; vgl. noch Bartholomae, Ansprache, in: Die Universität Heidelberg (1919), S. 6. – In Berlin-Tempelhof stiftete 1923 die evangelische Kirchengemeinde Mariendorf die Plastik eines niedergesunkenen nackten Kriegers, die Inschrift auf dem Sockel kündet: »Unterlegen / nicht besiegt« (Hermann Möller; vom Kirchenvorstand späterhin ergänzt um das Gedenken an die Gefallenen von 1939/45). In: Feier zum ehrenden Gedächtnis (1920), o.S. [S. 2]. Vgl. z.B. die Rede des Kommerzienrats Fritz Rechberg anlässlich der Einweihung des Mals in Bad Hersfeld am 23.8.1925: »Zusammengebrochen unter einer in der Geschichte nie dagewesenen Uebermacht von Feinden, einer, die nötig war, einen solchen Riesen zu überwältigen. Fast die gesamte Welt mußte sich zusammenfinden, diese Tat zu vollbringen und doch konnte er mit Waffengewalt nicht besiegt werden«, in: »Hersfelder Zeitung«, 24.8.1925, zit. nach Miehe, Den Toten zum Gedächtnis, S.  160. Abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 62. Vgl. etwa Major a.D. von Mackensen, in: Festschrift zur Erinnerung an die Enthüllung des Denkmals für die Gefallenen der 8. Landwehr-Division (1930), S. 15: »mögen namentlich unsere Feinde sich einbilden, sie hätten den Krieg gewonnen«; Oberstleutnant a.D. Dieterichs, Festschrift zur Denkmalsweihe (1925), S. 6: »der angebliche Sieger, der Franzose«; Oberstleutnant a.D. Franz von Papen in: Gedenkschrift zur Einweihung des Ehrenmals der Gefallenen des Westf. Ulanen-

II. »...eine Welt von Feinden...«

149

Ungern wurde das Wort »Niederlage« in den Mund genommen oder auf den Stein gebracht. Zuflucht genommen wurde zu einer mittelhochdeutschen Wendung, die im 19.  Jahrhundert von Felix Dahn künstlich wiederbelebt wurde und als »nordisch« galt: »Unsieg«93. So hieß es denn auch auf der Gedenktafel für die gefallenen Reichsbankbeamten im alten Hauptgebäude an der Jägerstraße in Berlin: »Sieg oder Unsieg / steht in Gottes Hand / der Ehre sind wir / selber Herr und König« (vor 1923‑1945; Hermann Hosaeus; Abb. 109)94. Den holprigen Zweizeiler dürfte der Bildhauer dem 1920 erstmals publizierten Theaterstück »Totila. Ein Trauerspiel in drei Aufzügen« von Wilhelm Kube entlehnt haben95. In den ersten Jahren der NS-Diktatur sollte das Schauspiel des späteren Gauleiters und Hitler-Vertrauten noch oftmals aufgeführt werden. Doch bald wurde nicht mehr nur trotzig vom »Unsieg«, sondern triumphierend von einem (vermeintlichen) Sieg gesprochen. »DENNOCH SIEG! / 1914 1918« heißt es auf dem als monumentales Kriegerdenkmal gestalteten, heute unter Denkmalschutz stehenden Friedhofstor in Dietrichingen (Lkr. Südwestpfalz, Rheinland-Pfalz). Nach 1933 errichtet wurde es späterhin um die Namen der Gefallenen des Zweiten Weltkrieges ergänzt. Nach dem Ende des Frankreich-Feldzugs im Sommer 1940 haderten alte Militärs immer noch mit dem Ausgang des vorangegangenen Waffenganges: »Und ihr habt doch gesiegt« lautete das trotzige Beharren nach den ersten militärischen Erfolgen in Ost und West. Der Erste Weltkrieg sollte gemäß dieser Anschauung im gegenwärtigen vollendet sein96. Gleichzeitig wurde dieser Unsinnsspruch aber auch und vor allem für die sogenannten »Gefallenen der Bewegung« verwendet97. Erstaunlicherweise schien diese Trotz-Formel späterhin nicht so belastet, dass ihn die DDR-Führung nicht 1953 auf ein Mal für die über 1000 getöteten KZHäftlinge in Gardelegen (Altmarkkreis Salzwedel, Sachsen-Anhalt) setzen konnte. Sie waren am 13. und 14. April 1945 auf dem Todesmarsch in der Isenschnibber Feldscheune von SS- und Wehrmachtssoldaten ermordet worden: »UND SIE

93 94

95

96

97

Regiments No. 5 (1929), S. 6: »tausend Schlachten waren geschlagen, keine verloren worden. Nicht auf der Wahlstatt des Kampfes waren wir einer ganzen, gegen uns aufgestandenen Welt erlegen.« Grimm/Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd 24 (1854), Sp. 1392, s.v. Unsieg. Abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 125. Weinland, Kriegerdenkmäler, Nr. 50, S. 194, datiert die Tafel fälschlich in das Jahr 1938. Vgl. ferner den Lapsus auf dem Mal in Bad Kreuznach: »Herr und Meister«. Zur Vita kurz Franz Menges, Kube, Wilhelm, in: NDB, 13 (1982), S.  156  f. Vgl. zudem den Holzschnitt von Georg Sluyterman von Langeweyde (seit 1928 NSDAP-Mitglied), in: Rittich, Deutsche Kunst (1943), Bd 2, S. 101; auch abgebildet in: Hermand, Heroic Delusions, S. 110. Vgl. z.B. Hayner/Frantzius/Zarn, Geschichte des Reserve-Infanterie-Regiments Nr.  201 (1940), S.  IX: »Ihr Geist glühender Vaterlandsliebe und hingebender Opferbereitschaft ist auferstanden und wieder lebendig geworden in der herrlichen Armee des neuen Deutschen Reiches! Darum dürfen wir heute, am Tage des Waffenstillstands von Compiègne, ihnen in voller Genugtuung zurufen: ›Und Ihr habt doch gesiegt!‹« – Ähnliche Denkweisen finden sich auf französischen Kriegerdenkmälern nach 1918, die in ihren Widmungen eine direkte Linie zum Jahr 1871 ziehen, so z.B. in Ottange (Moselle; 1925) oder in Cognac (Charente; 1923; Albert Bartholomé) mit den Jahresangaben »1918‑1870«. Vgl. als zentrales Zeugnis die Inschrift an der Ostseite der Münchner Feldherrnhalle (9. November 1933 bis 1945), Alckens, Die Denkmäler (1936), S.  160, oder – in kleinerem architektonischen Maßstab – in der einstigen »Ehrenhalle« des Gemeinschaftshauses Mascheroder Holz in Braunschweig (1939‑1945), Lehmann, Das Gemeinschaftshaus, S. 14 f.

150

II. »...eine Welt von Feinden...«

HABEN DOCH GESIEGT«. Die toten Opfer wurden posthum zu sozialistischen Widerstandskämpfern erklärt98. Die Haltung weiter Kreise in Deutschland, sich nicht besiegt zu fühlen, führte letztlich 1945 in ein totales Besiegt-werden. Die militärische Niederlage musste in den Planungen der Alliierten total sein, um rachelüsternen Deutschen den Gedanken an einen erneuten Waffengang gründlich auszutreiben. Obwohl die Wehrmacht am 8. Mai 1945 bedingungslos kapituliert hatte, versuchten verantwortliche Generale jedoch bald erneut, den verlorenen Krieg mit alten Sprachmustern zu erklären. »Verlorene Siege« lautet der Titel der 1955 erschienenen Memoiren des Generals Erich von Manstein. »Verlorene Siege« waren nunmehr die Bilanz der deutschen Wehrmacht, die gegen eine Übermacht von Ost und West die Waffen habe strecken müssen99. Ein Eingeständnis der Erlebnisgeneration, besiegt worden zu sein, findet sich jedoch auch in der deutschen Gedenklandschaft für 1939/1945 nur selten. Mochten die weiterhin so genannten »Helden« nun nicht mehr »unbesiegt« sein und die Überlebenden nicht mehr victi victuri, waren sie jetzt alle victimae, Opfer – Opfer der Umstände, des Schicksals, des Weltensturms, überdies wehrloser Spielball der »Mächtigen in Ost und West«100. In Vellahn-Camin (Lkr. Ludwigslust, MecklenburgVorpommern) ist denn auch als Widmung für die Gefallenen an einem Pfeiler im Innern der alten Feldsteinkirche unter den Jahreszahlen »1939‑1945«, dem Kreuz und dem Christogramm »IHS« ein versteckt anklagendes »VICTIS VINCTI« gesetzt.

Die Schuldfrage im Gefallenengedenken Viele Demokraten hofften 1918/19 auf einen republikanischen Neuanfang, ohne Kaiser und Gardekorps, hofften im »Traumland der Waffenstillstandsperiode«101 98

99

100

101

»1016 antifaschistische Widerstandskämpfer von Faschisten bestialisch ermordet«; »Widerstandskämpfer gegen den Faschismus«. Vgl. zum Massaker, zur Gedenkstätte und den verschiedenen Inschriften Kalmbach/Pietsch, Zwischen Vergessen und Erinnerung, S. 10‑15, 23‑48 und S. 64 f., mit weiterführender Literatur. So der letzte Bericht des Oberkommandos der deutschen Wehrmacht vom 9.5.1945, in: Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt, Bd 3, S. 569: »Damit ist das fast sechsjährige heldenhafte Ringen zu Ende. Es hat uns große Siege, aber auch schwere Niederlagen gebracht. Die deutsche Wehrmacht ist am Ende einer gewaltigen Übermacht ehrenvoll unterlegen.« So der Wortlaut auf der rechten Grabplatte des Kriegermals im niedersächsischen Wunstorf, der die vorherrschende Stimmungslage in der von ca. 3500 Flüchtlingen und Vertriebenen dominierten, um fast das Doppelte angewachsenen Stadt wiedergibt: »DEN TOTEN / IN DER HEIMAT / ZUM GEDENKEN / DEN LEBENDEN / IN DER FREMDE / ZUR HOFFNUNG / DEN MÄCHTIGEN / IN OST UND WEST ZUR MAHNUNG«. Auf der linken Grabplatte wurde für die gefallenen Wehrmachtssoldaten auf Plutarch zurückgegriffen und – aus der damaligen Perspektive der Heimatlosen verständlich – der Mythos von den »tapferen Soldaten« und der »sauberen Wehrmacht« in das Toten-Gedenken hineingenommen: »UNS ZIEMT / ZU STERBEN / JEDWEDEM / AUF SEINEM / SCHILDE / 1939‑1945«. Troeltsch, Spektator-Briefe (1924), S. 69, zum 26.6.1919: »Das Traumland der Waffenstillstandsperiode, wo jeder sich ohne die Bedingungen und realen Sachfolgen des bevorstehenden Friedens die Zukunft phantastisch, pessimistisch oder heroisch ausmalen konnte, ist geschlossen.« Vgl. stellvertretend Käthe Kollwitz, Tagebucheintrag vom 31.12.1918, in: Kollwitz, Tagebuchblätter und Briefe, S. 80: »Noch ist kein Frieden. Der Frieden wird wohl sehr schlecht werden. Aber es ist kein

II. »...eine Welt von Feinden...«

151

auf einen maßvollen Frieden und Versöhnung mit den europäischen Nachbarn. Für Monarchietreue, für nationalkonservative Demokratiegegner hingegen war Deutschland zusammengebrochen: »Die nationale Verlumpung des deutschen Volkes ist sehr groß«, erklärte verächtlich der Erste Generalquartiermeister und spätere Reichswehrminister Wilhelm Groener102, während der Seeoffizier und spätere Freikorpsführer Bogislav von Selchow platterdings urteilte, die Deutschen seien »ein würdeloses Gesindel«103. Diese Herren lebten seit November 1918 in einem »Alptraumland der Waffenstillstandsperiode«. Sie pflegten einen Gemütszustand, der sich durch den Versailler Vertrag und seine Folgen auf alle Ebenen und in alle Schichten ausbreiten und nach 1933 seine Erfüllung finden sollte. Eberts Feststellung vor den heimgekehrten deutschen Truppen am 10. Dezember 1918, dass kein Feind sie überwunden habe104, bestätigte letztlich nur die Denkweise derer, die sich bereits während des Krieges auf die Suche nach möglichen Schuldigen abseits der Front gemacht hatten. Und die vermeintlich Schuldigen waren bekanntlich schnell gefunden: Eberts Sozialdemokraten, Demokraten überhaupt, Juden, Kommunisten und auch die Frauen. Plakativ und effektvoll wurde diese Sichtweise von Werner Hahmann in der satirischen Wochenzeitschrift »Kladderadatsch« vom 30.  November 1919 (72.  Jahrgang, Nr.  48) mithilfe des Medusen-Mythos dem Leser nahegebracht: Eine auffällig geschminkte Frau im modisch-urbanen Kostüm der Zeit trägt eine Ballon-Mütze, unter der ihr Medusenhaar hervorschlängelt. In gebückter Haltung rammt sie von hinten einem Frontsoldaten einen Speer durch den Rücken ins Herz. Das Aussehen der Frau, deren Kopfbedeckung von einem Davidsstern bekrönt wird, ist überdies stereotyp codiert. Neben dem wuscheligen Schlangenhaar ist eine Hakennase unter vertikalen Stirnfalten angedeutet, die Augen wirken durch die schwarze Umrandung vergrößert und die Lippen sind breit gezeichnet. In diesem antisemitischen, antibolschewistischen und misogynen Feindbild ist die Medusa, deren Anblick im Mythos die Helden versteinerte, das Sinnbild eines männermordenden Ungeheuers. Es verwundert daher auch nicht, dass der antisemitische Fregattenkapitän a.D. von Selchow Hahmanns Karikatur in sein nachträglich bearbeitetes »Logbuch« für die Zeit um den 11. November 1918 mit rotem Buntstift hineinzeichnete (Abb. 110)105. Innenpolitisch wurde diesem Ungeheuer, das der an-

102

103 104

105

Krieg mehr [...] 1918 hat den Krieg beendet und die Revolution gebracht. Der entsetzliche, immer unerträglichere Kriegsdruck ist fort, und das Atmen ist leichter. Dass wir damit gleich gute Zeiten bekämen, glaubt kein Mensch.« Ausführungen im sogenannten »Kriegsrat vom 19. Juni 1919«, in: Niederschrift über die Sitzung am 19. Juni 1919, aus dem Nachlass Poseck, BArch, N 244/6a, Bl. 125‑151, erstmals ediert von Mühleisen, Annehmen oder ablehnen?, Dok. 2, S. 451: »Die nationale Verlumpung des deutschen Volkes ist sehr groß. Einen Aufschwung können wir erst von unserer Jugend erwarten, wenn sie entsprechend erzogen wird.« Tagebucheintrag vom 18.11.1918, BArch, Nachlass Selchow, N 428/38, Bl. 7527, auch transkribiert in: Epkenhans, »Wir als deutsches Volk sind doch nicht klein zu kriegen...«, S. 201. Ebert, An die heimkehrenden Truppen, in: Friedrich Ebert. Schriften, Bd 2 (1926), S. 127 f.: »Kein Feind hat Euch überwunden. Erst als die Übermacht der Gegner an Menschen und Material immer drückender wurden, haben wir den Kampf aufgegeben [...] Erhobenen Hauptes dürft Ihr zurückkehren. Nie haben Menschen Größeres geleistet und gelitten als Ihr.« BArch, N 428/38, S. 7551.

152

II. »...eine Welt von Feinden...«

geschlagenen männlichen Psyche als willkommener Sündenbock diente, auch in der Gedenklandschaft wort- und bildreich der Kampf angesagt. Die Schuldfrage spielte in Gedächtnisreden, Weihansprachen oder Festschriften eine nicht unwesentliche Rolle. Den semantischen Schlag nach innen vollführte bereits im Februar 1919 der Tübinger Mediävist Johannes Haller. In seiner Gedenkrede vor heimgekehrten Studierenden behauptete er, Deutschland wäre siegreich gewesen, wenn »nicht im gefährlichsten Augenblick wiederum die Heimat den Kämpfern den Dolch in den Rücken gestoßen« hätte. Für ihn war es das »Volk der Heimat [...], das den Krieg verloren, sich selbst mit Schande bedeckt und schließlich das Heer mit sich in den Abgrund gerissen hat«106. Neben der gegnerischen Übermacht, derer sich das deutsche Heer gleich einem Schutzwall um das deutsche Vaterland tapfer erwehrt habe, war an der Niederlage also im akademischen Gedenken »die Heimat« schuld107. Führende Militärs bliesen dankbar in dasselbe Horn, hatten aber vorsorglich schon im Krieg fleißig die Dolchstoßtrommel gerührt108. Durch Schuldzuweisungen an das eigene Volk, an die eigenen Mitbürger entzogen sie sich der eigenen Verantwortung für die Niederlage:

»Nicht das unbesiegte deutsche Heer, sondern das deutsche Volk, durch Hunger gebrochen in seiner Willenskraft, vergiftet und betört durch die Lügen innerer und äußerer Feinde, hat den Krieg verloren. Das deutsche Schwert wurde durch deutsche Hände zerbrochen109.«

106

107

108 109

Haller, Von Tod und Auferstehung der deutschen Nation (1919), S. 7. Allgemein zum überwiegend revanchistischen Kriegsgedenken der Universität Tübingen Kotowski, »Noch ist ja der Krieg gar nicht zu Ende«. Rechtskonservative Vertreter wie der Berliner Philologe Ulrich von WilamowitzMöllendorff wähnten sich auf einer Gedenkfeier der DNVP am 23.11.1919 in »einem Sumpfe von Erniedrigung, von Schande und von Schmach!«, in: Das Vermächtnis der Toten (1920), S. 14. Auf Kriegerdenkmäler übertrugen ähnlich denkende Stifter diese Gefühle, die sich anklagend nach innen richteten, z.B. in Allmersbach-Heutenbach (Rems-Murr-Kreis, Baden-Württemberg): »IHNEN BLIEB DEUTSCHLANDS SCHANDE ERSPART« (1922). Gepaart mit mystischer Zukunftserwartung heißt es auf der Tafel im Gymnasium Adolfinum im niedersächsischen Bückeburg: »Aus seiner Schmach / wird einst es sich erheben« (?; heute Jägerkaserne). Vgl. noch die rhetorische Frage am Kriegermal der Saxo-Borussia in Heidelberg (1923): »1914‑1919 / Soll ewig währen Deutschlands Verderben? / Blickt auf die Helden! Ihr seid die Erben!«; so auch auf dem Weltkriegsmal in Röllinghausen (Lkr. Hildesheim, Niedersachsen). So etwa Auhagen, Gedächtnisrede bei der Trauerfeier am 26.7.1919, in: Auhagen, Pro Patria! (1921), S.  7: »Zersetzende Einflüsse drangen von der Heimat ins Heer«; Oncken, Ansprache, in: Die Universität Heidelberg (1919), S.  14: »der wachsenden Überlegenheit draußen und einer wachsenden Ermattung von innen«; Lütgert, Zum Gedächtnis (1919), S. 11: »so ist auch die Niederlage nicht nur ein Mißerfolg des Heeres oder der Staatsleitung, sondern eine Niederlage des ganzen Volkes.« Drygalski, Ansprache, in: Unseren im Weltkrieg Gefallenen (1922), S.  11: »Unbesiegt haben unsere herrlichen Heere bis zum Schluß des Krieges gestanden und unerschüttert in dem Vertrauen zu ihren großen Führern [...], doch das Können der Heimat erlag.« Vgl. zur Kritik der 3. Obersten Heeresleistung an der »Heimat« seit 1916/17 Barth, Dolchstoßlegenden, S. 21‑26 und S. 77‑80. Major a.D. Gürtler, Zur Geschichte des Bayerischen Offizierkorps, in: Vom Sterben des Deutschen Offizierkorps (1922), S. 23; Major a.D. von Mackensen, Festrede, in: Festschrift zur Erinnerung an die Enthüllung des Denkmals für die Gefallenen der 8.  Landwehr-Division (1930), S.  15: »Dem deutschen Heer und jedem deutschen Manne [...] bleibt der Ruhm, unter den schwierigsten Umständen, vor sich den Feind, hinter sich die Revolution, von den Bundesgenossen verlassen, aber sich selbst getreu und seiner unsterblichen Taten eingedenk, bis zum letzten Augenblick gefochten und die Grenzen des Vaterlandes erst dann dem Feinde geöffnet zu haben, als bitterer Befehl es verlangte.«

II. »...eine Welt von Feinden...«

153

Natürlich existierten in der pluralisierten Meinungswelt der Republik konkurrierende Deutungen und Differenzierungen, die sich auch in der Gedenklandschaft niederschlugen. Mitunter wurde in den Fest- und Weihreden nicht von dem vermeintlichen Versagen der »Heimat«, sondern unspezifisch vom »Irrwahn der Straße«110 oder vom »düsteren Novembernebel«111 gesprochen, wenn eigentlich die verhasste Revolution gemeint war. Ungern mochten darüber hinaus viele Redner sich selbst, der »Heimat« oder »Deutschland« die Schuld geben. Schuldig gesprochen an der Niederlage wurden zumeist das Andere, Fremde, gar »Verbrecher«, »Drückeberger«, Verräter und letztendlich schlechterdings alles »Undeutsche«. Selten nahmen hierbei besonders ehemals hohe Militärs ein Blatt vor den Mund112. Das Gefühl, dem äußeren Feind nicht unterlegen zu sein, weder tot noch lebendig, wurde auf Kriegerdenkmälern unter dem Vorzeichen der Dolchstoß-Lüge schon früh artikuliert113. Das bekannte Schlagwort »im Felde unbesiegt«, das in der Memorial-Literatur bereits um 1920 auftaucht114, ist allerdings nur sehr selten und recht spät auf deutsche Erinnerungszeichen gesetzt worden115. Vermittelt wurde der 110

111 112

113

114 115

Rektor Josef Felix Pompeckj, Rede, in: Feier bei der Enthüllung des Denkmals (1926), S.  13: »Steigt uns nicht heute noch brennende Röte der Scham in die Wangen im Gedenken an jene grauenvolle Zeit, da der Irrwahn der Straße unser Bestes, unser Heer in den Schmutz zog, das Andenken unserer Helden schändete.« Vgl. noch Festschrift zur Enthüllungs-Feier des »Bamberger Ulanen« (1924), S. 3: »jene fressende Flamme im Rücken der Front«. Im Weiteren Oberstleutnant a.D. Dieterichs, Festschrift zur Denkmalsweihe (1925), S. 28: »Die moralische und wirtschaftliche Sintflut spült über das von allen guten Geistern verlassene deutsche Land.« Vgl. besonders noch die Inschrift auf dem Denkmal in Wiggensbach (Lkr. Oberallgäu, Bayern): »Hilf Deinem irregeleiteten Volk, das unbesiegt die Waffen von sich warf, von falschem Wahn verleitet«. Rittmeister d.R. a.D. von Heydebrand-Dammer, in: Ansprachen und Reden (1924), S. 33. Ebd.: »hatten schon Verbrecher das Vaterland verraten«; Katholischer Divisionspfarrer Meier, Rede, in: Weihe des Denkmals (1924), S. 8: »Als nach 4 Jahren die Zahl der Drückeberger und Fahnenflüchtigen erschreckend zunahm, da war auch unser Schicksal besiegelt«; der in der Quelle nicht genannte Vorsitzende des Ortskriegerverbands zur Einweihung des unauffälligen Kriegerdenkmals in Hagen-Haspe am 16.10.1927: »Feinde ringsum, heute wie damals; Feinde aber heute auch unter uns, in uns. Heute gilt es, den Kampf gegen alles Undeutsche, Fremde, Zersetzende im eigenen Volk. Gegen die Illusionisten, Pazifisten und wie sie alle heißen mögen [...] Gedenke, daß Du ein Deutscher bist, das ist die Stimme aus Millionen deutscher Soldatengräber«, in: Schulte, Denkmale (1938), S. 272; Architekt Friedrich Seeßelberg, Der Sinn des Ehrenmals, in: Festschrift zur Einweihung des Regiments-Ehrenmals (1928), S.  13: »das Unwürdige des Kriegsendes [...] Unwürdig aber, weil man in Compiègne zum Abschluss des Waffenstillstandes nicht aufrecht, sondern winselnd und Erbarmen heischend vor den raub- und rachsüchtigen Feind hintrat; unwürdig weil man dem nicht umfassten Heere durch rückwärtige verräterische Umtriebe in den Arm fiel«. Auch nach einem weiteren verlorenen Weltkrieg schienen einige Kameraden weiterhin unbelehrbar, noch 1957 ist die Empörung groß, von »feige[m] brudermordenden Verrat« etwa ist da die Rede, Oberfeldarzt a.D. Carl Meißner, Gedenkschrift zur Denkmalsweihe mit Divisionstreffen der ehemal. [sic!] 23. und 76. Infanterie-Division und des Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiments Nr. 1 am 21. und 22. September 1957 zu Berlin, Berlin 1957, S. 5, BArch, MSg 2/4309. Vgl. die Sockelinschrift am Hochrelief für die »unbesiegt« Gefallenen an der Außenmauer der St. Georg-Kirche im thüringischen Eisenach: »IHR HABT SIE DEM VOLKE ERZOGEN / SIE HABEN EUCH NICHT BETROGEN« (1922; Hermann Hosaeus). Vgl. die finanziell erfolgreiche »Unbesiegt-Reihe« des J.F. Lehmanns Verlags, Krassnitzer, An allen Fronten unbesiegt, S. 109‑136. So setzte etwa die damalige Gemeinde Crailsheim-Onolzheim (Lkr. Schwäbisch Hall, BadenWürttemberg) die Formel 1928 auf ein Reiterdenkmal für ihre 24 Gefallenen, HStA Stuttgart, M 746 Bü 15.

154

II. »...eine Welt von Feinden...«

Vorwurf, die Heimat habe versagt bzw. die Front sei verraten worden, vor allem über das tragische Ende des bereits im Krieg allgegenwärtigen Nibelungen-Helden Siegfried. Die Worte Hindenburgs vom »Speerwurf des grimmigen Hagen«116, die in wortreichen Varianten ihren Weg in die Denkmalsfeiern fanden117, wurden hierbei mitunter in recht aggressive Formen gegossen. Der Schuldige blieb jedoch auf solchen Gefallenenmalen zumeist unsichtbar. Als von der antisemitischen »Deutschen Studentenschaft« in der Aula der Wiener Universität der monumentale Marmor-Kopf des gemeuchelten Siegfried zu Ehren der Gefallenen enthüllt wurde, geschah dies am 9.  November 1923, dem Tag, an dem Hitler in München zu putschen versuchte (1923, 2006 versetzt; Josef Müllner; Abb.  111). Unter dem Beifall vieler Hochschullehrer und der vorbehaltlosen Zustimmung des Akademischen Senats inszenierten rechtsgerichtete Studierende den gegen innenpolitische »Feinde« gerichteten Affront. Rektor und Professorenschaft billigten sogar, dass der Festzug noch vor dem corpus academicus von einer Gruppe nationalsozialistischer Studenten im Stahlhelm angeführt wurde118. Der Vorsitzende der Kammer der »Deutschen Studentenschaft« und spätere Vorsitzende des »Deutschen Hochschulrings«, Walter Kolbe, führte mit Blick auf das vorsätzlich gewählte Datum aus: »Der eherne Ring verlor im Inneren seine Stützen und konnte dem übermächtigen Druck der Feinde nicht mehr standhalten. Es kam der Tag der Versklavung und Knechtschaft. Das Werk unserer toten Helden wurde vernichtet. Der 9. November, als Tag der völkerversöhnenden Gleichheit und Freiheit in die Welt hinausposaunt, ist in Wahrheit der Tag der Knechtschaft geworden119.«

Der aggressive Deutschnationalismus erklärte in Wien den neunten Tag im elften Monat zum »Dolchstoßtag«, den Tag, an dem – wohlgemerkt in Berlin – die Republik ausgerufen wurde. In ihren »memorialen« Kampfansagen ging diese ideologische Bewegung aber noch einen Schritt weiter. Der »innere Feind« wurde im selben Jahr auf einem Regimentsmal nicht mehr nur versteckt, sondern für alle sichtbar an den Pranger gestellt. Zwar erscheint er noch in symbolischer Form, gewisserma116

117

118

119

Hindenburg, Aus meinem Leben (1920), S. 403: »Wie Siegfried unter dem hinterlistigen Speerwurf des grimmigen Hagen, so stürzte unsere ermattete Front; vergebens hatte sie versucht, aus dem versiegenden Quell der heimatlichen Kraft neues Leben zu trinken.« So als frühe Stimmen inmitten der Trauer Rektor Koch, Akademische Feier (1919), S. 9 f.: »Ist es noch nicht genug, dass der englische Goldstrom durch Hunderte von dunklen Kanälen die öffentliche Meinung allenthalben vergiftet hat, die Gewissen einschläferte, dass der russisch-bolschewistische Rubel ungehemmt verderblichst rollte, bis Hagens tückischer Mordspeer, von der eigenen Heimat geschwungen, Siegfried, das von vorne unbezwungene deutsche Frontheer, verräterisch im Rücken zu Tode traf?«; S. 12: »den Drückebergern und deren einflußreichen Gönnern, die es zuletzt so geschickt verstanden haben, den Kämpfenden in den Rücken zu fallen«; Rektor Finke, Unseren Gefallenen zum Gedächtnis (1919), S. 22: »Siegfried, der auf dem Heimatboden, hinterrücks entwaffnet, vom Blutsverwandten erschlagen wird«. Rektor Haller, Von Tod und Auferstehung der deutschen Nation (1919), S. 5: »Nur so konnte der stolze Baum gefällt, nur so das deutsche Heer überwunden werden, wie Siegfried von Hagen erschlagen ward.« Zu diesem Universitätsdenkmal Davy/Vašek, Der »Siegfried-Kopf«, S.  9-13. Zu seiner Versetzung und künstlerischen Neugestaltung im Arkadenhof des Hauptgebäudes der Universität siehe jetzt (22.6.2010). »Reichspost«, 10.11.1923, zit. nach Davy/Vašek, Der »Siegfried-Kopf«, S. 13.

II. »...eine Welt von Feinden...«

155

ßen als pars pro toto, dennoch war allen Betrachtern unmissverständlich klar, auf wen die streitsüchtigen Denkmalsstifter abzielten. Gegen den politischen Gegner agitierte auf diese Art und Weise unverhohlen das ehemalige Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 76 mit seinem Gefallenenmal am einstigen Standort Schwerin (1923‑1949; Wilhelm Wandschneider; Abb. 112)120. Hagens Speer, Versinnbildlichung des gegen Kriegsende beschworenen VerräterDolchs, ragte aus dem Rücken eines knienden Muschelkalk-Kriegers , der ihn mit der Linken herauszuziehen suchte121. Der Entwurf zu diesem »Dolchstoßdenkmal«122, dem »Schandmal«, wie es später demokratische Blätter nennen sollten123, wurde im April 1922 der Landesregierung vorgelegt, um einen Standort an prominenter Stelle, im Schweriner Schlossgarten, genehmigt zu bekommen. Der Öffentlichkeit wurde das Modell einen Monat später über die Lokalpresse präsentiert. Die jeweils zuständigen Minister für Kunst und Landwirtschaft (DVP, später DDP und SPD) erteilten zeitnah die Genehmigung und hielten auch späterhin an ihr fest124. Warum sie sich für das Denkmal einsetzten, bleibt rätselhaft, zumal sie die intendierte politische Aussage, die massive Provokation erkannten, die von der »deutschvölkischen« Bewegung in Mecklenburg ausging, zu der sich auch der Bildhauer Wandschneider zählte. Seine Wahl durch den Vorsitzenden des Denkmalsausschusses, den späteren Landtagsabgeordneten Heinrich Schade (Deutschvölkische Freiheitsbewegung) war gewissermaßen Programm125. Ob alle Veteranen des Regiments mit diesem Denkmal einverstanden waren, ist zweifelhaft. Wenn schon nicht die eigenen Minister, so wandte sich wenigstens der Fraktionsführer der sozialdemokratischen Partei im Schweriner Landtag, Carl Moltmann, entschlossen gegen diese dreiste Provokation der Rechten, die, wie deren Presse stolz und ohne Scheu verkündete, ja vor allem auf die SPD zielte126. 120

121 122

123

124

125

126

Zu den ministeriellen Vorgängen zuerst Kasten, Das sogenannte »Dolchstoss-Denkmal«, S.  380‑382 (auf Basis der Akten im Landeshauptarchiv Schwerin); hier ergänzt durch weitere, bisher unbekannte Zeugnisse. Ebd., S. 379 f., deutet die Waffe als Dolch. Die Fotos zeigen jedoch einen abgebrochen Schaft, siehe auch unten Anm. 131. So Carl Moltmann (SPD) im Landtag: Stenographische Berichte der 96. Sitzung des Zweiten Ordentlichen Mecklenburg-Schwerinschen Landtags vom 3.10.1923. In: Verhandlungen des Mecklenburg-Schwerinschen Landtages. Zweiter Ordentlicher Landtag, Sp. 5197. Vgl. etwa das Organ der Sozialdemokratischen Partei in Mecklenburg: »Das Freie Wort«, 23., 24. und 25.8.1923; Carl Moltmann (SPD): Stenographische Berichte der 96. Sitzung des Zweiten Ordentlichen Mecklenburg-Schwerinschen Landtags vom 3.10.1923. In: Verhandlungen des Mecklenburg-Schwerinschen Landtages. Zweiter Ordentlicher Landtag, Sp. 5200 f., 5206 und Sp. 5208 (»Schandstein«). Zu Recht die Einschätzung von Kasten, Das sogenannte »Dolchstoss-Denkmal«, S. 382: »Dieses eklatante politische Versagen der von der DDP und der SPD gestellten Minister [...] bei der Verteidigung des Weimarer Staates gegen einen massiven Angriff der Deutschvölkischen verdient Beachtung.« Wandschneider war bereits 1920 mit einem provokanten Gefallenen-Mal aufgefallen: In Malchow (Lkr. Müritz, Mecklenburg-Vorpommern) setzte er ein Hakenkreuz auf den Schild seiner KriegerPlastik, Typus Sterbender Gallier, siehe hierzu unten S. 238 f. Vgl. den Aufruf der SPD, namentlich Carl Moltmanns, in: »Das Freie Wort«, 25.8.1923: »Heraus zum Protest gegen das Schanddenkmal [...] Auf zur Massendemonstration [...] gegen das Schanddenkmal, welches hier der Öffentlichkeit übergegeben werden soll [...] Alle ehrlichen Republikaner, gleich welcher Partei, dürfen sich diese Verhöhnung der Republik nicht gefallen lassen.« – Die deutschvölkische »Mecklenburgische Warte« vom 28.8.1923 prahlte zwei Tage nach

156

II. »...eine Welt von Feinden...«

Ähnlich wie im Fall des Augustaner-Denkmals suchten die verantwortlichen Veteranen, als sich politischer Widerstand formierte und sich die Provokation zu einem Skandal ausweitete, über Schutzbehauptungen das Offensichtliche halbherzig zu kaschieren. War der Tote mit der Faust in Berlin angeblich nur ein Soldat in Leichenstarre, so sollte es sich bei der Schweriner Plastik lediglich um altbekannten Stoff aus der NibelungenSage, nämlich um den von Hagen getöteten Siegfried handeln127. Proteste, Tätlichkeiten, Rangeleien zwischen Veteranen und linken Demonstranten begleiteten die Einweihungsfeier am 26.  August 1923128. Hilflos agierte der zuständige Staatsminister Karl Gladischewski (DDP), der als Festredner bei der Denkmalsenthüllung auftrat und, seiner Profession als reformierter Pfarrer gemäß, versöhnliche Worte zu finden versuchte, aber damit fatalerweise den radikalen Rechten noch zuarbeitete: »Wohl entspricht der sterbende Siegfried in dieser Stellung der alten deutschen Sage, aber Ihre gefallenen Kameraden stellten sich todesmutig, in zäher Entschlossenheit, dem feindlichen Ansturm entgegen und empfingen in der Brust die tödliche Wunde129.«

Gladischewskis Versuch, die Aussage des Denkmals umzudeuten, schien jedoch wenig erfolgversprechend, war doch die Darstellung für alle Augen offenkundig. Zudem bestätigte er mit seiner Äußerung lediglich, was die Auftraggeber ohnehin propagierten, dass der heldenhafte, ehedem siegreiche Kampf eben nicht von vorn, durch den äußeren Feind, sondern von hinten, durch einen Dolchstoß in den Rücken unrühmlich beendet worden sei. Fassungslos reagierte der »Vorwärts« vom 5. September 1923 auf diese Vorkommnisse: »Um so unverständlicher ist es, dass überhaupt ein Minister an der Einweihung dieser völkischen Verhöhnung des neuen Deutschland teilnehmen, ja dass die republikanische Regierung von Mecklenburg die Aufstellung eines solchen ›Denkmals‹ überhaupt gestatten konnte«.

127

128

129

der Einweihung: »Der Dolchstoß der Sozialdemokratie ist durch das 76er Denkmal auch nach außen hin für immer Geschichte geworden.« Weitere entsprechende Kommentare rechtsgerichteter Zeitungen wiedergegeben von Carl Moltmann: Stenographische Berichte der 96. Sitzung des Zweiten Ordentlichen Mecklenburg-Schwerinschen Landtags vom 3.10.1923. In: Verhandlungen des Mecklenburg-Schwerinschen Landtages. Zweiter Ordentlicher Landtag, Sp. 5199. Magnus Knebusch (DNVP), ebd., Sp. 5187. Vgl. im Besonderen den Brief des Ersten Vorsitzenden des Vereins ehemaliger Angehöriger Landwehr 76 an den Reichskunstwart vom 18.3.1927: »Motiv ist der sterbende Siegfried. Leider wurde das Denkmal nach erfolgter Übergabe von ruchloser Bubenhand, anscheinend aus politischen Gründen, teilweise beschädigt. Nach Pressemitteilungen sahen linksgerichtete Kreise Anspielung auf die Erdolchung der Front 1918«, BArch, R 32/352. Vgl. hierzu Kasten, Das sogenannte »Dolchstoss-Denkmal«, S. 382 f. Im Weiteren die Schilderung der Ereignisse von Carl Moltmann und Karl Gladischewski im Landtag: Stenographische Berichte der 96. Sitzung des Zweiten Ordentlichen Mecklenburg-Schwerinschen Landtags vom 3.10.1923. In: Verhandlungen des Mecklenburg-Schwerinschen Landtages. Zweiter Ordentlicher Landtag, Sp.  5198  f. und Sp.  5227  f., sowie die tendenziöse Darstellung des Kommissionsvorsitzenden Hauptmann a.D. Schade in den »Mitteilungen der Vereinigung ehemaliger Offiziere des L. I.R. 76«, 15.5.1924: »Hier versuchten Horden halbstarker unter Führung einiger Novemberhelden die Feier zu stören [...] Die Festteilnehmer bewahrten mustergültige Ordnung, obleich man es manchem ansah, dass er am liebsten dreingehauen hätte [...] Ruhestörer, die die Feier durch Johlen und Absingen der Internationale zu stören versuchten.« Rede in Auszügen zit. in: »Vorwärts«, 5.9.1923.

II. »...eine Welt von Feinden...«

157

Für seine Teilnahme wurde der DDP-Minister vom SPD-Fraktionsführer heftig angegangen. Moltmann forderte nicht nur den sofortigen Abriss des Denkmals, sondern auch Gladischewskis Rücktritt, und beschwor damit eine Koalitionskrise zwischen SPD und DDP herauf. Während der Sommerpause erhitzten sich die Gemüter weiter. Die Kommunisten riefen dazu auf, das Denkmal zu schleifen. Moltmann und seine Familie wurden aus der rechtsradikalen Szene bedroht. Jungsozialisten wiederum bespuckten kollektiv das Denkmal130. In der Nacht des 23.  September 1923 schließlich wurde »die bewusst in Stein geschlagene Dolchstoßlüge«131 von unbekannten Tätern beschädigt, der Speer und das Schwert zertrümmert132. In der ersten Sitzung nach der Sommerpause kam es im Mecklenburg-Schwerinschen Landtag am 3. Oktober 1923 zu einem heftigen Schlagabtausch zwischen demokratischen und »deutschvölkischen« Abgeordneten, der darin gipfelte, dass der ehemalige Frontsoldat Moltmann vor aller Augen Urkunden der ihm verliehenen Kriegsauszeichnungen zerriss133. Zu der angedachten Beseitigung des umstrittenen Denkmals kam es – aus Furcht vor erneuten politischen Zusammenstößen – jedoch nicht. Nach der erregten politischen Debatte wurde es allmählich still um die lädierte »Dolchstoß-Säule«134. Sie diente fortan als Postkartenmotiv, als touristische Attraktion und nicht zuletzt als Ort nationalistischer Gedenkfeierlichkeiten135. Im August des Jahres 1936 versahen die örtlichen Nationalsozialisten das Standbild dann wieder mit Speer und Schwert. In dieser Form überstand das Mal erstaunlicherweise die Kontrollratsdirektive Nr. 30 vom 13.  Mai 1946. Die damals zuständigen Staatsbeamten wussten wohl nicht mehr um die Brisanz oder wollten nichts mehr davon wissen. Vermutlich hatten sie sich nicht die Mühe gemacht, das Denkmal vor Ort in Augenschein zu nehmen, sondern nur von entsprechenden Fotos her geurteilt. Der ehemalige pommersche Provinzialkonservator Paul Viering, der von 1945 bis 1949 Landeskonservator in Schwerin war, lobte – wohl nichtsahnend – den künstlerischen Wert der Plastik, deren Schöpfer 1930 der NSDAP beigetreten war. Der kommunistische Minister für Volksbildung, der ebenfalls ortsfremde Gottfried Grünberg, hielt die Figur schlech130 131

132

133

134 135

Vgl. hierzu Kasten, Das sogenannte »Dolchstoss-Denkmal«, S. 383 f. Carl Moltmann: Stenographische Berichte der 96. Sitzung des Zweiten Ordentlichen MecklenburgSchwerinschen Landtags vom 3.10.1923. In: Verhandlungen des Mecklenburg-Schwerinschen Landtages. Zweiter Ordentlicher Landtag, Sp. 5199. Vgl. den Brief des Ersten Vorsitzenden des Vereins ehemaliger Angehöriger Landwehr 76 an den Reichskunstwart vom 18.3.1927: »So ist [...] einerseits das Schwert in der Rechten, wie auch der aus dem Rücken ragende Speer zum Teil zerschlagen. Wir haben auf die Wiederherstellung mit Absicht verzichtet, um kommenden Generationen neben dem Bilde deutscher Heldenverehrung auch die niedrige Gesinnung mancher Kreise zu überliefern«, BArch, R 32/352. Carl Moltmann spricht hingegen im Landtag von einem Dolch, der im Rücken des Kriegers stecken würde, Stenographische Berichte der 96.  Sitzung des Zweiten Ordentlichen Mecklenburg-Schwerinschen Landtags vom 3.10.1923. In: Verhandlungen des Mecklenburg-Schwerinschen Landtages. Zweiter Ordentlicher Landtag, Sp. 5199. Stenographische Berichte der 96. Sitzung des Zweiten Ordentlichen Mecklenburg-Schwerinschen Landtags vom 3.10.1923. In: Verhandlungen des Mecklenburg-Schwerinschen Landtages. Zweiter Ordentlicher Landtag, Sp. 5187‑5290, insbesondere Sp. 5200. »Vorwärts«, 5.9.1923. Vgl. etwa die vom Verkehrsverein Schwerin herausgegebene Broschüre Schwerin in Mecklenburg (1930), hier S. 140 f.

158

II. »...eine Welt von Feinden...«

terdings für einen sterbenden Krieger und sprach sich gegenüber der Sowjetischen Militäradministration für ihren Erhalt aus136. Anders als beim Wiener DolchstoßDenkmal schien der politische Gehalt des Erinnerungszeichens vergessen, verdrängt oder überhaupt nicht bekannt. Erst am 14. April 1949 wurde das Dolchstoß-Denkmal geschleift, nachdem der kommunistische Innenminister Hans Warnke, der zwar aus Hamburg stammte, aber bereits in den 1920er Jahren in der Schweriner Politik aktiv gewesen war, wiederholt und nachdrücklich dessen Beseitigung gefordert hatte137. Alle diese genannten Dolchstoßmale richten sich über den Siegfried-Mythos, gewissermaßen über motivische Platzhalter, gegen die inneren Feinde. Sie wurden gleichsam unsichtbar auf den Sockeln stehend gedacht. Allerdings ist in mindestens einem Fall in der deutschen Gedenklandschaft ein – wenn auch verzerrtes – Antlitz des Gegners wiedergegeben. Eine auch für damalige Zeiten ungewöhnliche, weil unverhohlen antisemitische Feinddarstellung findet sich nämlich auf einem Kriegerdenkmal im unterfränkischen Mainbernheim. Ursprünglich stand es auf dem Rathausplatz und ist nach seiner Wiederaufstellung und Umsetzung im Jahre 1982 heute nahe der Stadtkirche zu sehen (1927‑1945; Richard Rother; Abb. 113a und b)138. Dargestellt ist ein Fahnenträger, der im Begriff ist, eine Handgranate zu werfen. Zu seinen Füßen kauert ein grinsendes Skelett mit einem Dolch in der Hand. Indes beließen es die Stifter nicht bei diesem mehrdeutigen Bild. Das Gesäß des Knochenmannes, das nur in der Rückansicht zu sehen ist, ist überdies als eine groteske Fratze gestaltet, die Merkmale der sogenannten »jüdischen Physiognomie« aufweist. Das Denkmal hatte Rother in dieser Form bereits 1922 entworfen, im gleichen Jahr stimmte der Stadtrat zu. 1926 wurde der Grundstein gelegt, die Einweihung erfolgte 1927. Bedenken ob des politisch diffamierenden Gehalts des Denkmals sind zu keiner Zeit von keiner Seite, auch nicht von den demokratischen Kräften der Stadt, geäußert worden. In den 1920er Jahren zählte Mainbernheim unter seinen 1389 Einwohnern 25 Bürger jüdischen Glaubens. Der 52 toten »Helden« wurde gedacht, »›die‹ Juden« als vermeintlich Schuldige an der Niederlage am gleichen Ort geschmäht139. Einen Gedenk-Pranger wie in Deutschland, der sich gegen eine religiöse Gruppe des eigenen Volkes richtet, hat es in den Erinnerungslandschaften der Sieger wie auch anderer Besiegter offenbar nicht gegeben. Wenn auch der »Dolchstoß« in den visuellen Medien der Kriegsgegner bekannt und in einer binnenorientierten Funktion gebräuchlich war, lässt sich dennoch festhalten, dass in der europäischen Gedenklandschaft Denkmale wie diejenigen in Schwerin oder Mainbernheim singulär sind140. 136 137

138 139 140

LHAS, 5.12-7/1, 6986. Schreiben an Ministerpräsident Wilhelm Höcker vom 7.4.1949: »Zur Schande aller antimilitaristischen und antifaschistischen Kreise steht in Schwerin im Schlossgarten das sogenannte Dolchstoßdenkmal. Unter großer Empörung der antifaschistisch-demokratischen Bevölkerung wurde dieses Mal vor 1933 eingeweiht«, LHAS, 6.11-21. Vgl. Kasten, Das sogenannte »Dolchstoss-Denkmal«, S. 385 f. Für Hinweise zu diesem Denkmal danke ich Martin Kraus, Mainbernheim. Bemerkenswerterweise hatte Richard Rother im Jahre 1921 die Gedenktafel für die Weltkriegsgefallenen der Israelitischen Kultusgemeinde in der Synagoge von Kitzingen geschaffen. Nicht zu klären war, ob das ungewöhnliche Holzbildnis der Gefallenentafel in der katholischen Pfarrkirche von Ernstkirchen eine antibritische oder gar antisemitische Aussage enthält. Dort

II. »...eine Welt von Feinden...«

159

Die Dolchstoß-Lüge blieb in der Erinnerungskultur der deutschen wie der österreichischen Republik bis zu ihrem Ende virulent141. Gerade die Gefallenen wurden ohne Scheu für die eigenwillige Deutung des Kriegsausgangs rekrutiert. Bereits 1919 ließ der Theologe Fritz Wilke in seiner Gedenkrede an der Wiener Universität die Toten vorwurfsvoll klagen, dass »schmählicher Verrat im Felde und daheim« an der »Niederlage« die Schuld trüge142. Als Schuldige benannte Wilke die meuternden slawischen Truppen. Er stellte sich in seiner Rede vor, dass die Gefallenen ihnen die folgenden, anklagenden Worte ins Gesicht schleudern würden: »Nicht die Feinde, sondern ihr habt uns umgebracht. Ihr seid unsere Mörder143!« Der »Treulosigkeit der fremden Verräter« wurde von Wilke zugleich »der innere Zusammenbruch unseres eigenen Volkes« an die Seite gestellt. Er verstieg sich sogar dazu, von »hirnloser Selbstentmannung von rückwärts« zu sprechen144. Verächtlich sprach er von den Kriegsgegnern, den »feindlichen Horden«, von Polen, Russen und Italienern145. Ungewöhnlich ist diese aus einem erschütterten Selbstwertgefühl resultierende Geringschätzung, die sich über andere Völker erhebt, für eine Zeit des Umbruchs und Übergangs keineswegs. Wir finden sie in nicht wenigen Weih- und Gedenkreden146. Einen Reflex auf die zerrissene politische Landschaft, in der sich die Akteure gegenseitig verbal zerfleischten, stellt demgegenüber die Vielzahl an Kriegerdenkmälern dar, die eindringlich die nationale Geschlossenheit, eine innere Einmütigkeit wie Einigkeit des Volkes beschwören147. Doch der Ruf nach Einigkeit bedeutete vielfach

141

142 143 144 145 146

147

ist Jesus dargestellt, der im Garten Gethsemane am Ölberg betet, als Judas erscheint, um ihn zu verraten (1920‑1958, 2006; Georg Friedrich). Die schriftliche Anfrage an den zuständigen Heimat- und Geschichtsverein Oberer Kahlgrund im Jahre 2009 blieb unbeantwortet. Vgl. etwa die Gleichsetzung des Jüngers Christi mit dem englischen Kriegsgegner Hagenow, Politik und Bild, Kat.-Nr. 128: »Judas von England« (1914). Zum »Dolchstoß« als Thema in den Reichstagswahlen von 1924 und zum gleichnamigen Prozess in München im Jahre 1925 vgl. Fulda, Die vielen Gesichter des Hans Schweitzer, S. 210‑213; Barth, Dolchstoßlegenden, S. 510‑516, mit weiterführender Literatur. Wilke, Totenehrung (1920), S. 11. Ebd., S. 11 f., besonders S. 11: »Heute rühmen sich die Verräter ganz offen, dass sie in geschlossenen Verbänden zum Feinde übergegangen sind und dass daheim alles verraten wurde«. Ebd., S. 12 f. Ebd., S. 13 f. und S. 16. Vgl. besonders Pastor Wilking, Gedächtnisrede, in: Feier zum ehrenden Gedächtnis (1920), o.S. [S.  2]: »Mit einer erdrückenden Übermacht, zusammengewürfelt aus allen fünf Erdteilen, mit Weißen, Gelben und Schwarzen, Wilden und Halbwilden haben sie sich in Ost und West, in Belgien und Frankreich [...] herumschlagen müssen«; Universitätsrektor Auhagen, Gedächtnisrede bei der Trauerfeier am 26.7.1919, in: Auhagen, Pro Patria! (1921), S. 8: »Es ist unmöglich, daß Deutschland im Kreise der Nationen den untersten Platz einnehmen soll, während Polen, die Tschecho-Slowakei und Jugoslavien als Länder hoher Kultur gepriesen werden«. Schulz, Ansprache, in: Weihe der Gedenktafel (1921), o.S. [S. 8]: »Sindflut der asiatischen Barbaren«; Oberstleutnant a.D. Dieterichs, Festschrift zur Denkmalsweihe (1925), S. 24: »die ganze Verkommenheit der polnischen Behausungen peinigt den aus einem Kulturlande kommenden deutschen Soldaten.« Der Appell findet sich unter Zuhilfenahme deutscher Dichter u.a. in: Putlitz-Mansfeld (Lkr. Prignitz, Brandenburg); Gross Luckow (Lkr. Uecker-Randow, Mecklenburg-Vorpommern); Preußisch Oldendorf-Börninghausen (Lkr. Minden-Lübecke, Nordrhein-Westfalen; 1923) und Eckartsberga (Burgenlandkreis, Sachsen-Anhalt): »Nimmer wird das Reich zerstör[e]t, wenn ihr einig seid und treu!«; Wendisch-Silkow (heute Żelkowo, Polen): »Wir wollen sein ein einig Volk«. »Seid einig!«: in Bochum-Weitmar (1926) und Oberhausen (Pfalz; 1928). Schwäbisch Hall-Hessental (Baden-Württemberg; 1925) und Guttstadt/Ostpreußen (heute Dobre Miasto,

160

II. »...eine Welt von Feinden...«

nicht, die Meinung des Anderen zu respektieren. Oft ging es, jenseits von Respekt und Toleranz nur darum, im politisch-kulturellen Raum die Deutungshoheit zu erlangen, absolute Wahrheiten zu verkünden und den Sachwalter der glorreichen Vergangenheit und strahlenden Zukunft zu mimen. Der tote Siegfried blieb das Symbol der rechtsgerichteten Kreise Deutschlands, welche die Verantwortung für den verlorenen Krieg und seine Folgen ihren parteiund gesinnungspolitischen Gegnern zuzuschieben suchten. Morgenluft witterten sie schließlich 1933, und ließen ihren in Republikzeiten vielerorts dahin gemeuchelten Siegfried in der nationalsozialistischen Denkmalslandschaft wiederauferstehen: Im niederrheinischen Viersen-Dülken schreitet der deutsche Heros nun mit einem neugeschmiedeten Schwert in den nächsten Krieg (1934; Willy Meller/Architekt Emil Mewes; Abb. 114)148. In seiner wohl frei gehaltenen, nachträglich nicht bearbeiteten Weiherede führte der SA-Gruppenführer August Wilhelm Prinz von Preußen im zackigen Stakkato aus, dass Siegfried das in der Hand habe, was ihm zerbrochen worden sei »durch Feigheit und Hinterlist in der Heimat«, und dass er es neu geschmiedet habe und »einem neuen Deutschland« vorantragen wolle. Zuvor hatte bereits der Bannführer der Hitlerjugend Dülkens das alte Feindbild ebenfalls nebulös umrissen, wobei er sich der bekannten Phrasen bediente: »Jene Männer der Front [...] haben niemals begreifen können, dass es in der Heimat Schurken gab, die der lebenden Mauer der feldgrauen Bataillone den Dolchstoß versetzten. Unbesiegt kehrten die Helden in die Heimat zurück, und ebenso unbesiegt nahmen sie den Kampf auf gegen jene volksfremden Elemente in unserem Vaterland, die Deutschland zu vernichten drohten149.«

Ein Jahr später weihte der »Bochumer Verein für Bergbau und Gusstahlfabrikation AG« in Bochum-Stahlhausen, der 1937 als »Nationalsozialistischer Musterbetrieb« ausgezeichnet werden sollte, ein Schwertdenkmal für die gefallenen Betriebsangehörigen ein. Bei der Feier war auch der preußische Ministerpräsident Hermann

148

149

Polen): »SEID EINIG EINIG EINIG!«. Auf Niederdeutsch in Kirchlinteln-Weitzmühlen (Lkr. Verden, Niedersachsen): »Heldengeister roopt Di to: Eenig bliewt und dütsch und tro«. Vgl. Generalmajor a.D. von Rettberg, in: Regimentstag des Infanterie-Regiments Großherzog von Sachsen (5. Thüring.) Nr. 94 (1927), S. 54: »Nur Einigkeit bringt uns Stärke und Ansehen, und beide werden der Rächer sein [...] Haben wir erst unsere innere Kraft wieder, werden wir auch die Macht bekommen, das fremde Joch von unseren Schultern zu heben.« Stadtpfarrer Gustav Rost, Worte, in: Festschrift zur Erinnerung an die Enthüllung des Denkmals für die Gefallenen der 8. LandwehrDivision (1930), S. 25‑28; Major a.D. von Mackensen, Festrede, in: ebd., S. 17: »Es ist ja auch nicht wahr, dass in Deutschland der Feind rechts oder links steht. Draußen steht der Feind, nicht innerhalb unserer Grenzen. Denn wir alle sind von deutschen Müttern geboren, wir alle sind Deutsche«. Der Entschluss für diesen Entwurf fiel am 15.1.1934 vom »Ausschuss für die Errichtung des Kriegerehrenmals«, in dem Angehörige von NSDAP, SA, SS, Stahlhelm, Soldatenvereinen, von Beamtenschaft, Handwerk, Gesang, Sport und Kirche vertreten waren, Schirrmacher, Der Siegfried, S. 27 f. – In Castrop-Rauxel (Lkr. Recklinghausen, Nordrhein-Westfalen) wurde im gleichen Jahr ein deutliches Bekenntnis zum Krieg abgegeben – ein dem Sockel entwachsender, schwertschwingender Siegfried aus Muschelkalk. Die Inschrift lautete: »Erwacht zur Wehr / Helden des Weltkrieges / Euch zur Ehr / Ein einig Deutschland«; zur entsprechenden zeitgenössischen Wahrnehmung kurz Scholz, Krieger- und Gefallenendenkmal, S. 118 f. Nach 1945 wurde die Siegfriedsfigur abgetragen, die Tafel neu gestaltet. Reden zit. nach Schirrmacher, Der Siegfried, S. 45. Vgl. das Foto mit dem Kaiser-Sohn am Mikrofon, ebd., S. 40.

II. »...eine Welt von Feinden...«

161

Göring (NSDAP) anwesend. Ein von Willy Meller und seinem Architekten Emil Mewes geschaffenes 12  Meter hohes Stahlschwert stand aufrecht zwischen zwei Steinblöcken. Auf den Vorderseiten der beiden heute noch vorhandenen Quader sind Szenen aus dem Siegfriedmythos wiedergegeben. Auf dem linken Relief schmiedet Siegfried sein Schwert Gram, das er auf dem nächsten Bild gegen den Drachen Fafnir führt. Zwischen den Reliefs befand sich somit, gewissermaßen zum Greifen nahe, das Schwert des Recken. 1936 verschmolz der Nibelungenheld schließlich mit dem »Führer« Adolf Hitler, der manchen Zeitgenossen wie der von Gott gesandte Siegfried erschien, der »den roten, fremden Drachen erschlug und die innere Einheit herstellte, er [sc. Gott] gab uns in Adolf Hitler den Mann, zu dem das ganze Volk in gläubigem grenzenlosen Vertrauen aufschaut, dass es ihm gelingen wird, nun auch die äußeren Ketten unseres Volkes zu zerbrechen. Dann wird doch einmal am deutschen Wesen die Welt genesen150.« Einen der letzten Nibelungenhelden in der NS-Zeit gestaltete 1938 Adalbert Hertel in (Sankt Augustin-)Hangelar (Rhein-Sieg-Kreis, NordrheinWestfalen): ein Siegfried mit charakteristischer Kolbenfrisur steht breitbeinig auf dem Sockel, ballt die Faust und richtet seinen Blick in die Ferne151. Dieser Schlag nach innen, dieser Angriff gegen eine einzelne religiöse Gruppe in der Gedenkpraxis scheint einzigartig unter den einstmals kriegführenden Staaten in Europa. Singulär ist in diesem Zusammenhang zudem das vorsätzliche Vorgehen deutscher Stifter, Namen von jüdischen Gefallenen nicht auf Gedenktafeln setzen oder gar von alten Kriegerdenkmälern wieder entfernen zu lassen. Im westpreußischen Zippnow (heute Sypniewo, Polen) übten antisemitische Großgrundbesitzer über ihre Spenden entsprechenden Druck auf die Dorfgemeinde aus und erreichten bereits im Jahr 1922, ihren jüdischen Gefallenen von Ehrung und Erinnerung durch das geplante Mal auszuschließen152. Den Höhepunkt der internen Aus- und Abgrenzung in der deutschen Erinnerungslandschaft bildete aber die damnatio memoriae jüdischer Gefallener durch die Nationalsozialisten seit 1935. Auslöser scheint ein Denkmalstreit in Unna im Ruhrgebiet gewesen zu sein. Oberst a.D. von der Sode, ein 130er, wandte sich nachdrücklich gegen das Vorhaben des Denkmalsausschusses, die Namen der jüdischen Gefallenen auf der einzumauernden Urkunde wegzulassen. Auf Anfrage der Gauleitung Westfalen-Süd entschied Adolf Hitler in der zweiten Hälfte des Jahres 1935, dass künftig auf Kriegermalen jüdische Gefallene nicht mehr namentlich aufgeführt werden dürften153. Im fränkischen Gunzenhausen sind daher 150

151 152

153

Rektor Wilhelm Wischmeyer, Wofür? In: Heldenbuch zu Ehren der im Weltkriege 1914‑1918 gefallenen Söhne der Stadt Hagen i.Westf. (1936), S. 38. Der in Hitler aufgegangene NibelungenHeld konnte daher im Zweiten Weltkrieg als Metallspende eingeschmolzen werden, wie beispielsweise der erst 1936 gesetzte Bronze-Siegfried aus dem hessischen Hofheim am Taunus. Abgebildet in: Henseler, Der verschwundene Soldat, S. 68. »Israelitisches Familienblatt«, 18.5.1922, BArch, R  8034  II/7691, Bl.  115. Vgl. die Worte des Rabbiners Abraham Tawrogi anlässlich der Einweihung der Ehrentafeln in der Synagoge von (Bad) Kreuznach im Dezember 1922: »Möchte einem nicht das Herz weinen, wenn man heute die Wahrnehmung macht, daß man versucht, das von unseren Glaubensbrüdern so reichlich geflossene Blut zu besudeln.« In: Bönnen, Das Ehrenmal für die Gefallenen, S. 391. Akten der Partei-Kanzlei der NSDAP, T. 1, Bd 1, S. 117, Nr. 10981: »grundsätzliche Entscheidung Hitlers auf eine über Bormann vorgelegte Anfrage der Gauleitung« (August/September 1935). Das am 22.9.1935 eingeweihte Kriegerdenkmal in Unna stammt von Joseph Enseling, ist dem

162

II. »...eine Welt von Feinden...«

auf dem am 7. Juni 1936 eingeweihten Kriegermal die Namen der fünf jüdischen Gefallenen bereits nicht mehr aufgenommen (Architekten Rudolf Klophaus & Artur Tachill)154. Gleichfalls ausgegrenzt wurden die gefallenen jüdischen Frontsoldaten auf den Kriegermalen im badischen Weinheim von 1936, im pfälzischen Dahn von 1936 (Fritz Korter) oder im westfälischen Drensteinfurt von 1938 (Albert Mazzotti). Bei dem Gefallenendenkmal in Gunzenhausen handelte sich um eine 10 Meter hohe Marmorsäule mit einem Adler, der auf einem Hakenkreuz im Eichenkranz stand. Nachdem US-amerikanische Soldaten dieses Mal bereits 1945 »entnazifiziert« hatten, gelang es dem Stadtrat, die Säule in nahezu unveränderter Form zu retten, indem er vorgab, den »genaue(n) Wortlaut« der Alliierten Kontrollratsdirektive Nr. 30 nicht zu kennen155. Erst als im Jahr 1958 im Zeichen der Wiederbewaffnung der Gefallenen des Zweiten Weltkrieges gedacht werden sollte, wurde die diffamierende Ausgrenzung der jüdischen Kriegsteilnehmer behoben156. Das NS-Mal in Weinheim wurde 1959 um die fehlenden Toten ergänzt, als die Namen der Gefallenen des Zweiten Weltkrieges hinzugefügt werden sollten (Abb. 115)157. In Drensteinfurt hingegen gedachte die Stadt der jüdischen Gefallenen offiziell erst ein halbes Jahrhundert nach der Denkmalsweihe, im Jahr 1989. Noch später reagierte die pfälzische Stadt Frankenthal, welche die Tafel auf ihrem monumentalen Kriegerdenkmal von 1936 erst 2001 korrigierte (Georg Schubert/Walther Perron)158. Nicht bekannt ist die Zahl der Kriegerdenkmäler aus der NS-Zeit, auf denen die jüdischen Gefallenen bis heute verschwiegen werden. Letztlich bleibt fraglich, ob NS-Male, auf denen unter einem (entfernten) Hakenkreuz zum nächsten Krieg marschiert oder getrommelt wird, überhaupt dem Gedenken an die (jüdischen) Gefallenen angemessen sind. Beseitigt wurden überdies zwischen 1933 und 1945 von so manchem älteren Kriegerdenkmal in vorauseilendem Gehorsam, aus antisemitischer Überzeugung oder in eilfertiger Anpassung an die »braunen« Verhältnisse die Namen von gefallenen jüdischen Kriegsteilnehmern. Es waren hierfür nicht einmal »Gesetze« oder »Führererlasse« notwendig. Letztlich hatte ja selbst Hitler im August/September 1935 »grundsätzlich« entschieden, dass lediglich auf neuen Kriegerdenkmälern die Namen jüdischer Gefallener nicht mehr genannt werden dürften. In vielen Dörfern und Gemeinden verschwanden dennoch auf vielen älteren Denkmälern die Namen der gefallenen jüdischen Soldaten, wobei die Initiative nicht selten »von unten« ausging159. Verblendete zogen also nicht nur gegen die Lebenden, sondern auch

154 155 156 157 158 159

Kameradschaftsgedanken gewidmet und 2009 umgestaltet worden. – Nach Giller/Mader/Seidl, Wo sind sie geblieben...?, S. 186, ist von solchen Ausgrenzungen auf österreichischem Boden »nichts bekannt«. – Mit welcher Perfidie Nationalsozialisten darüber hinaus gegen jüdische Spender vorgingen, belegt Tomczyk, Ein Kriegerdenkmal in Lohr am Main, und Tomczyk, Kunst im Spessart, S. 251‑257, am Beispiel des Kriegerdenkmals im unterfränkischen Lohr am Main. Zu diesem Denkmal Loy, Unter »Eichenkranz« und »Hackenkreuz«, S. 125 f. Protokoll und Beschluss des Stadtrates vom 2.8.1946, zit. nach dem Originalabdruck aus dem Stadtarchiv Gunzenhausen, in: Loy, Unter »Eichenkranz« und »Hackenkreuz«, S. 172. Vgl. hierzu ebd., S. 134 f. und S. 173 f., mit Stadtratsprotokoll vom 10.7.1958. Zum Aussehen des Denkmals siehe S. 79. So Bönnen, Das Ehrenmal für die Gefallenen, S. 393. In Betzdorf (Lkr. Altenkirchen, Rheinland-Pfalz) ließ der NS-Kreisleiter August Venter, von Beruf Landwirt, den Namen des jüdischen Gefallenen Dagobert Tobias um 1935 von der Tafel

II. »...eine Welt von Feinden...«

163

gegen die Toten hasserfüllt zu Felde160. Dem physischen Vernichten der jüdischen Mitbürger ging somit ein namentliches Tilgen und symbolisches Auslöschen ihrer Toten voraus161. Im württembergischen Heilbronn, um ein eklatantes Beispiel zu nennen, wurden 27 oder 30 Namen von Soldaten jüdischen Glaubens vor 1939/40 von den Gedenktafeln im Hafenmarktturm, der zum Kriegerdenkmal umgewidmet war, entfernt und durch Namen von Gefechtsorten ersetzt (1936; Erwin Scheerer, Wilhelm Schäffer, Karl Dübbers; Abb.  116a und b). 1946 scheint diese damnatio memoriae (teilweise?) wieder rückgängig gemacht worden zu sein. Manchmal brauchte eine Gemeinde allerdings recht lange, um eine Rasur aus nationalsozialistischer Zeit wieder rückgängig zu machen. Auch erwies sich gelegentlich ein tief verwurzelter Antisemitismus als überaus hinderlich. So wehrte sich die Christlich Demokratische Union in Freudental (Lkr. Ludwigsburg, Baden-Württemberg) dagegen, auf der um 1970 in der örtlichen Aussegnungshalle angebrachten Tafel für die Gefallenen beider Weltkriege die fehlenden vier jüdischen Namen zu ergänzen. Namentlich der verantwortliche Steinmetz, ein späteres Gemeinderatsmitglied, wehrte sich hartnäckig gegen das Ansinnen. Der politische Streit währte bis 1991, als letztlich auf Antrag der Bürgergruppe Freudental e.V. (BGF) mit einer CDU/BGFMehrheit im Gemeinderat beschlossen wurde, die Tafel im alten Zustand zu belassen162. Die Diffamierung der deutschen Kriegsteilnehmer jüdischen Glaubens, die im Ersten Weltkrieg durch die sogenannte Judenzählung vom November 1916 ihren unheilvollen Anfang genommen hatte, scheint also zumindest in dieser Gemeinde mit dem Jahr 1945 kein Ende gefunden zu haben. Festzustellen bleibt in Einzelfällen ein Fortwirken antisemitischer Denkmuster in der bundesrepublikanischen Gedenklandschaft, deren Wurzeln noch über die NS-Zeit in die Frühzeit der Weimarer Republik zurückreichen – von einer »Gedenkkultur« mag hier daher nicht gesprochen werden.

160

161

162

am Kriegerdenkmal (1931; Peter Reuter) entfernen. Vgl. die vom NS-Ortsgruppenleiter angestoßene Affäre um das am 14.6.1936 eingeweihte Kriegerdenkmal im ostfriesischen Loga, Akten der Partei-Kanzlei der NSDAP, T. 1, Bd 1, S. 247, Nr. 21873. Der frisch ernannte Heidelberger Rektor Paul Schmitthenner bat unmittelbar nach der Pogromnacht von 1938 in einem Schreiben an den badischen Unterrichtsminister nachdrücklich darum, die Namen der jüdischen Gefallenen von den Gedenktafeln entfernen zu dürfen. Das Schreiben lag daraufhin dem Reichserziehungsminister vor, der es nach Rücksprache mit Berlin untersagen ließ, Friedländer, Das Dritte Reich und die Juden, Bd 1, S. 315 f., der die Grundsatz-Entscheidung von 1935 allerdings nicht kennt. Vgl. etwa Pfarrer Schwenk, Weiherede (1923), in: Zunker/Hüger/Vietor, Das Königlich Preußische 2. Westfälische Feldartillerie-Regiment Nr. 22 (1924), S. 237: »Das Vaterland ist unser höchstes Gut. Darum Haß, trotziger Haß gegen alle, die es vernichten wollen. Ehrlicher Haß gegen alles, was uns deutsche Art und deutsches Wesen nicht gönnt.« Nicht verwundern darf in diesem Zusammenhang, dass zugleich auch Gefallenenmale von jüdischen Künstlern in der NS-Zeit geschleift wurden, so z.B. in Rheda (Gütersloh, Nordrhein-Westfalen) der »Wächter« von Wolfgang Meyer-Michael (1928‑1940), hierzu Schlüter, Das Denkmal; die »Trauernde« von Benno Elkan in Völklingen (1925‑1935) oder die »Pietà« von Richard Engelmann in Apolda (1930‑1941), siehe hierzu unten S. 242. Vgl. zu rasseideologisch motivierten Schleifungen im deutsch-besetzten Frankreich im Jahre 1940 kurz Bouillon/Petzold, Mémoire figée, S. 13. So Schmid-Kemmner, »...leuchtest mir zum frühen Tod.«, S.  114. Vgl. demgegenüber die Gedenktafel für die Vertriebenen im Foyer des örtlichen Rathauses aus dem Jahre 1985, Bund der Vertriebenen, Mahn- und Gedenkstätten in Baden-Württemberg, S. 15, (17.8.2013).

164

II. »...eine Welt von Feinden...«

Das Gefallenenmal konnte dagegen im restlichen Europa zu einem Medium werden, um die politischen Verantwortlichen, die Regierung oder allgemein »die herrschende Klasse« ob der vielen Opfer eines sinnlosen Krieges anzuklagen. In Frankreich zitierten sozialistische Stifter – Parteien wie Gewerkschaften – hierbei gerne Karl Marx, Anatole France, Jean Jaurès oder Paul Valéry. In Clans (Alpes-Maritimes) heißt es: »Maudits soient les responsables de la guerre et honneur à ceux qui ont travaillé pour la paix« (1921). In Mazaugues (Var) lautet die Inschrift: »L’Union des Travailleurs / fera la paix dans le monde // L’Humanité est maudite si, pour faire preuve de courage, elle est condamnée à tuer éternellement«. In Saint-Appolinaire (Rhône) steht schließlich am Erinnerungszeichen eine Sentenz des Dichters und Philosophen Paul Valéry: »La guerre est le massacre de gens qui ne se connaissent pas au profit de gens qui, eux, se connaissent mais ne se massacrent pas«. Im präfaschistischen Italien richteten sich die politisierenden Gefallenenmale ebenfalls nicht gegen Mitbürger. Sozialistische Anti-Kriegs-Denkmäler stellten die Regierenden in Rom an den Pranger. Sie hatten ja den bei linken Intellektuellen, bei der Arbeiterschaft und der ländlichen Bevölkerung im Süden ungeliebten Krieg vom Zaun gebrochen163. Dieser »subversive Totenkult«164 gegen die tatsächlich Verantwortlichen oder vermeintlich Schuldigen am Krieg, der sich vor allem über Gedenktafeln äußerte, fand innerhalb der politischen und kirchlichen Eliten Italiens selbstredend wenig Zuspruch. Von den zuständigen lokalen Behörden wurde er als »Kampfansage an den hegemonialen Totenkult«165 verstanden und rigoros bekämpft166. Verboten wurde bereits 1919 die Tafel in Monturano (Macerata), die den Opfern Frieden wünschte, Krieg den Verantwortlichen androhte; verboten die Tafel in Gazzuolo (Mantua), die 1921 die Habgier der Regierenden anprangerte167. In Tolentino (Macerata) stellten die sozialistischen Stifter im gleichen Jahr unmissverständlich fest: »POSSA LA SANTITA’ DEL LAVORO REDENTO / FUGARE E UCCIDERE PER SEMPRE / IL SANGUINANTE SPETTRO DELLA GUERRA / PER NOI E PER TUTTE LE GENTI DEL MONDO / QUESTA LA SPERANZA E LA MALEDIZIONE NOSTRA / CONTRO CHI LA GUERRA VOLLE E RISOGNA.«

Die Mehrzahl dieser polemischen Denkmäler ist, wenn nicht bereits in der liberalen Ära zerstört, der faschistischen Bilderstürmerei von 1922 zum Opfer gefallen168. 163

164 165 166 167

168

Vgl. als eine frühe Polemik der »Interventisti« auf die ablehnende Kriegshaltung die Bildpostkarte »Una nuova ›triplice‹« (1915/16), Hagenow, Politik und Bild, Kat.-Nr.  146. Vgl. allgemein zur Stimmungslage in Italien Procacci, Die politischen und sozialen Folgen, S. 165‑183. Janz, Das symbolische Kapital, S. 9. Vgl. Isola, Immagini, S. 533. Janz, Zwischen Trauer und Triumph, S. 69. Vgl. hierzu auch Foot, Italy’s Divided Memory, S. 35‑44. »CADUTI PER LA GUERRA / MORIRONO / PER AVIDITà DI REGNANTI / PER GELOSIA DI POTENTI / [...] ODIO CONTRO LA GUERRA / MALEDIZIONI CONTRO COLORO / CHE LA BENEDIRONO E LA ESALTARONO«, zit. nach: Isola, Immagini, S. 535 f. Vgl. hierzu ebd., S. 530‑543; Janz, Zwischen Trauer und Triumph, S. 69 f. Aufgrund ihres verhaltenen Wortlautes blieb die von den Dorfbewohnern gestiftete Tafel in Fiuminata (Macerata) wohl verschont: »CHE FURONO VITTIME E CADDERO / PER IL FURORE DELLA GRANDE GUERRA EUROPEA« (1920).

II. »...eine Welt von Feinden...«

165

Eine antikapitalistische Komponente im Gefallenengedenken der organisierten Arbeiterklasse, die, wenn überhaupt, zuvorderst utilitarische Erinnerungszeichen favorisierte, hat sich in Deutschland nur in Ansätzen herausgebildet. Drei Arbeitervereine und der Ortsverein der Unabhängigen Sozialisten aus Stuttgart-Hedelfingen errichteten im April 1920 – allerdings auf vereinseigenem Grund – eine schlichte Stele, welche die deutlichen Worte trug: »Zum ehrenden Andenken unserer / für Kapitalsucht Ehrgeiz u. [sic!] Ländergier / von 1914‑1918 gefallenen Mitglieder«169. Da dieses Denkmal deutlich aussprach, dass die Gefallenen in den Augen der Stifter eben nicht heldenhaft fürs Vaterland gestorben waren, machten es die lokalen Nationalsozialisten nach der »Machtergreifung« 1933 sofort dem Erdboden gleich. Letztlich stand der Dolch bzw. der Dolchstoß für die tiefen Gefühle im Krieg und Nach-Krieg, wurden doch negative Eigenschaften wie Feigheit, Hinterlist und Heimtücke, die auf den gegnerischen Part projiziert wurden, auf eine kurze, einprägsame Bildformel gebracht. Zwar konnte auch in der englischen Presse gegen Ende des Krieges ein streikender Arbeiter mit spitzem Dolch als Verräter der Front dargestellt werden170, aber auf den Erinnerungszeichen Großbritanniens führten offenbar weder der Klassenfeind noch die Arbeiterklasse den ideologischen Kampf fort171. In der Agitation gegen den äußeren Feind war der Dolch ebenfalls eine beliebte »Waffe«. Er war ein wichtiges Attribut der Feind-Charakterisierung. Da er jedoch – wie an unterschiedlichen Propagandamedien im Folgenden zu zeigen sein wird – gegen die verschiedensten Feinde unterschiedslos eingesetzt wurde, war das Bild von einer gewissen Beliebigkeit, was seiner Wirkkraft aber, wenn wir etwa an die Langlebigkeit deutsch-österreichischer Vorurteile gegenüber Italien denken, nicht abträglich gewesen sein dürfte. Der Dolch als Zeichen der Hinterlist und Heimtücke wurde jedenfalls in der offiziellen, offiziösen wie privat initiierten Kriegspropaganda der Mittelmächte diversen äußeren Gegnern in die Hand gelegt. Der Verräter-Dolch fand sich zunächst in den Händen des deutschen Hauptfeindes, des »verschlagenen« Briten, so auf einer deutschen Bildpostkarte aus dem Jahre 1914/1915. Ein stämmiger Brite, der durch seine Bekleidung mit Frack, Weste und 169

170

171

So Beck/Keim, Der Krieg beginnt im Frieden, S.  342; Lurz, Kriegerdenkmäler, Bd  4, S.  403. Vgl. noch das 13  Meter hohe Bauwerk im wallonischen Quaregnon (Province de Hainaut), einer Arbeiterhochburg, »aux victimes de la guerre«, das über sein Bildprogramm den Krieg und seine Urheber anprangert (1929; Georges Wasterlain), Tixhon/Ypersèle, Du sang et des pierres, S. 122 f., zu dessen Botschaft S. 123: »Les victimes, en temps de guerre comme de paix, ce sont toujours les ouvriers. Leur souffrances sont inutiles. L’ennemi commun à tous les travailleurs, c’est le bourgeois.« »Punch«, 2.10.1918: »The Traitor«. Vgl. zur Dolchstoß-Metapher in der britischen Presse anlässlich des großen Bergarbeiterstreiks von 1915 Müller, Die Nation als Waffe, S. 244. Zur Germanophobie und Spionage-Hysterie im Weltkriegs-Großbritannien Panayi, »The Hidden Hand«, und Panayi, The Enemy, S. 153‑183. Nach Andeutungen des Künstlers scheint das von Zeitgenossen als eigenartig empfundene Leeds University War Memorial gegen Kriegsgewinnler gerichtet gewesen zu sein: Jesus verjagt modern gekleidete Händler, Geldwechsler und Pfandleiher aus dem Tempel (1923; Eric Gill), hierzu Archer, The Glorious Dead, S. 157 f. In Leeds war allerdings eine der größten jüdischen Gemeinden in Großbritannien ansässig. Ob dem Mal daher auch eine versteckte antijüdische oder antisemitische Aussage innewohnt, muss vorerst offen bleiben.

166

II. »...eine Welt von Feinden...«

Zylinder als »John Bull« charakterisiert wird, sitzt in einem kleinen Segelboot und hält in der rechten Hand einen übergroßen geschwungenen Dolch172. Der oben bereits erwähnte »Baralong«-Zwischenfall vom 19. August 1915 veranlasste Karl Goetz, auf einer Medaille die englischen »BARALONG MÖRDER«, so die Aufschrift, und ihr als Heimtücke empfundenes Verhalten anzuprangern. Auf der Vorderseite der Münze wird der Mörderdolch in einer Hand geführt, deren Nationalität durch den Union Jack auf dem Ärmelaufschlag angezeigt wird (Abb. 117)173. Neben dem Briten tritt in deutschen Bildmedien häufig ein mit der Entente verbündeter Japaner auf, der dem deutschen Soldaten meuchlings in den Rücken fällt. Er wird jedoch ob seiner Winzigkeit kaum eines Blickes würdigt174. Seltener wird »der Serbe« mit einem Dolch dargestellt. Da er in den Augen der Mittelmächte für den Krieg verantwortlich war, wurde ihm als Attribut bevorzugt eine Bombe mit brennender Lunte zugewiesen175. Beide Waffen trägt er auf einer österreichischen Bildpostkarte, die ihn als meuchelmörderischen Viehhirten zeigt, auf den die österreichische Faust herniedergeht mit dem Ausruf: »... Serbien muss sterbien!« (Abb. 118). Nach dem Kriegseintritt Italiens am 23. Mai 1915 glänzte das Instrument der Treulosen vor allem auf österreichischen Ansichtskarten in der Hand der »ehrenwerten Italia«: Eine Personifikation Italiens ist dort in Landestracht wiedergegeben. Sie versteckt hinter ihrem Rücken die Stichwaffe, während sie gleichzeitig den beiden Kaisern freundlich zuprostet176. Im Ohr mochte der österreichische Betrachter sicherlich die Erklärung Kaiser Franz Josephs gehabt haben, der auf die italienische Kriegserklärung hin empört erklärt hatte: »Der König von Italien hat mir den Krieg erklärt. Ein Treubruch, dessengleichen die Geschichte nicht kennt, ist von dem Königreich Italien an seinen beiden Verbündeten begangen worden177.« Der italienische Gegner wird von seinem erbosten Nachbarn bevorzugt als räuberischer Halunke dargestellt. Zumeist ist er auf Bildmedien im Typus des »Maledetto Katzelmacker« gezeichnet, der Hauptfigur in dem gleichnamigen populären Kinderbuch von Arpad Schmidhammer aus dem Jahre 1916 (Abb.  119). Gleich einem kalabresischen Briganten geht der kleine, dolchbewehrte Italiener, der einen spitzen Filzhut trägt und seinen löchrigen, schwarzen Umhang über die Schulter geworfen hat, auf einer Bildpostkarte mit seinen lächerlich wirkenden Verbündeten gebückt gegen zwei große, aufrechte Soldaten der Mittelmächte vor178. Auf einer Vielzahl populärer Massenmedien wie auch auf Kriegsmedaillen ist späterhin der filzartige Hirtenhut 172 173 174 175 176 177

178

»Rrrraus aus der Nordsee«: Hagenow, Propaganda per Hand, S. 59 f. Kienast, The Medals of Karl Goetz, op. 162. Bildpostkarte aus dem Berliner Verlag Wilhelm Schröder Nachf. (1914). Vgl. etwa Kienast, The Medals of Karl Goetz, op. 132 (1914). Abgebildet in: Weigel/Lukan/Peyfuss, Jeder Schuss ein Russ, S. 36. Extraausgabe der »Wiener Zeitung«, 23.5.1915, zit. nach: Afflerbach, Der Dreibund, S. 870. Vgl. leicht geändert die Proklamation bei Kienast, The Medals of Karl Goetz, op. 159. Zur Bewertung des italienischen Kriegseintritts mit unterschiedlicher Gewichtung Rusconi, Das Hasardspiel, und Afflerbach, Vom Bündnispartner zum Kriegsgegner; Afflerbach, »... nearly a case of Italy contra mundum«?, S. 160 f. »Das europäische Gleichgewicht« (1915; Theodor Zasche), abgebildet in: Weigel/Lukan/Peyfuss, Jeder Schuss ein Russ, S. 62.

II. »...eine Welt von Feinden...«

167

gegen die Kopfbedeckung der Bersaglieri, die »Vaira«, ausgetauscht. Es handelt sich hierbei um einen ausladenden Hut mit schwarz-grünlichen Hahnenfedern an der rechten Seite, welche die Soldaten der in der italienischen Bevölkerung äußerst beliebten, elitären Infanterieeinheit tragen. Auf einer Bildpostkarte österreichischer Provenienz versucht eine Mischung aus Räuber und Bersagliere einen Tiroler Kaiserbzw. Landesschützen im Gebirge von hinten zu erdolchen, der aber gemütlich seine Pfeife stopft und, ohne sich umzuwenden, den Angreifer mit einem Tritt in den Abgrund stößt. Der abgewendete Dolchstoß wird mit dem abwertenden Ausruf begleitet: »Katzelmocha ziag o179!« Schließlich bleibt vom Angreifer wie Verteidiger nur noch die Hand als pars pro toto der handelnden Nation (Abb. 120): Den treulosen Stahl führt eine aus dem italienischen Stiefel herausragende Hand gegen Österreich, der von einer armierten Faust Einhalt geboten wird. Auf dem Dolch ist das Wort »Italia« in Majuskeln gleich einem Firmenlogo wiedergegeben. Beigefügt ist ein Gedicht, das sich indirekt auf die Vielzahl der Kriegsgegner bezieht, aber in dem zugleich versichert wird, dass die linke Hand noch frei sei, um mit dem neuen Feind fertig zu werden:

»In deiner Hand seh’n wir den Mordstahl blinken, / Um tückisch alte Freunde zu bekriegen, / Wir kämpfen zwar gen dich nur mit der Linken, / Doch sei gewiß, wir werden dennoch siegen180!«

Diese negative Verbildlichung des Nachbarn wurde zumeist von heftigen VerbalAttacken begleitet, der italienische Kriegsgegner vor allem vom einstigen österreichischen Verbündeten direkt angegangen, und sein Kriegseintritt auf Seiten der Entente mit der Revolution und dem Auseinanderbrechen der Doppelmonarchie verbunden. Die letzten Kriegsjahre schienen daher für manchen Redner im Rückblick als ein heldenhafter Kampf des Einzelnen gegen »das Schlangengezücht von Verrat, Aufruhr und Rebellion«181. Auf österreichischen Kriegerdenkmälern, vor allem in den nach 1918 umkämpften Grenzregionen wie der Steiermark, konnte der vielgesichtige Gegner daher auch als Hydra wiedergegeben werden, die, wie in Stainz und Graz-Gösting, ein k.u.k. Soldat mit dem Gewehrkolben erschlagen will (1921; Eduard Kubovsky)182. Feststellen lässt sich auch hier, dass beim Totengedenken nicht zwangsläufig mit den im Weltkrieg ausgebildeten oder verstärkten traditionellen Feindbildtraditionen gebrochen wurde.

179 180

181 182

Abgebildet in: ebd. »Katzelmacher« war in Österreich ein abwertender Spitzname für die italienischen Nachbarn. Rotes-Kreuz Kriegs-Hilfsbüro, k.u.k. Kriegsfürsorgeamt Nr.  140 (1915); abgebildet in: Weigel/ Lukan/Peyfuss, Jeder Schuss ein Russ, S. 98. Dieses Bild konnte auch mit einem anderen Slogan versehen werden (Rotes-Kreuz Kriegs-Hilfsbüro, k.u.k. Kriegsfürsorgeamt Nr.  149): »Denk an Novara, an Custozza denke / Vergesse nicht auf Lissas eh’rnen Schlag / Wir kennen uns und kennen deine Ränke / Es kommt gewiß hierfür der Rache Tag.« Vgl. etwa die Medaille von August Hummel mit dem Portrait Erzherzog Eugens und der Legende revers »IM KAMPFE GEGEN DEN VERRÄTER ITALIEN«, Schulman, Catalogue LXVII 1917, Nr. 710. So das katholische »Grazer Volksblatt«, 4.10.1921, zit. nach Riesenfellner, Todeszeichen, S. 35. Abgebildet in: ebd., S.  221. Eine ähnliche Haltung des Soldaten wie die in Stainz ist auf verschiedenen Kriegspostkarten abgebildet, so etwa Hagenow, Politik und Bild, Kat.-Nr. 148: »Jeder Schuss an Russ! / Jeder Stoß a Franzos! / Jeder Tritt a Brit!« (1914); vgl. auch Kat.-Nr. 200 (»Der Europäische Krieg«; 1914). Siehe hierzu besonders unten S. 193.

168

II. »...eine Welt von Feinden...«

In der italienischen Kriegsprogapanda wurde die Donaumonarchie, gegen die seit dem 23. Mai 1915 eine »guerra di liberazione«183 geführt wurde, ebenfalls wenig schmeichelhaft gezeichnet. Der Feind wurde dabei hauptsächlich über den BarbarenTopos charakterisiert: »Fuori i barbari!« lautete in Anlehnung an den vermeintlichen Kriegsruf von Papst Julius II. (1443‑1513) die Forderung, die nicht nur von der »Irredenta« erhoben wurde184. Von Staats wegen wurde diese Kampfansage nämlich zugleich mit der Aufforderung verbunden, Kriegsanleihen zu zeichnen: »Fuori i barbari! / Per la Vittoria / sottoscrivete al Prestito« (um 1915; Achille Beltrame). Auf einigen Werbeanzeigen wehrte die mit antiken Waffen gerüstete, mit Mauerkrone geschmückte »Italia« den mit Keule und Brandfackel über das Gebirge heranstürmenden Barbaren im Flügelhelm erfolgreich ab (1918; Giovanni Capranesi). Angespielt wurde mit solchen Szenen auf den historischen Sieg der römischen Legionen unter C. Marius und Q. Lutatius Catulus über die in Italien eingefallenen Kimbern und Teutonen auf den Raudischen Feldern bei Vercellae im Jahre 101 v. Chr. Gleichzeitig gab es Darstellungen, wie der »Bersagliere« dem österreichischen Soldaten einen heftigen Fußtritt versetzt, so in der satirischen Zeitung »L’Asino« aus Rom185. Auch diese Bildmotive schienen somit unter den Kriegsgegnern nahezu beliebig austauschbar. Der Dolch, il pugnale, war in der italienischen Bilderwelt keineswegs negativ konnotiert, sondern bezeichnete als l’arma bianca den heroischen Abwehrkampf der Fanti »nella lotta della civiltà contro la barbarie«, so die Wendung auf der Gedächtnistafel im toskanischen Gabbro. In der Gedenklandschaft war diese Waffe folgerichtig gegen den einstigen Besatzer drohend oder abwehrend gerichtet186. Unterstützt wurde diese Haltung gegenüber dem ungeliebten Nachbarn mit diversen Inschriften. Überaus beliebt war gegen Kriegsende ein Vers aus dem patriotischen Lied »La leggenda del Piave« von E.A. Mario alias Giovanni Ermete Gaeta: »Il Piave mormorò: Non passa lo straniero!«. Diese Liedzeile stand einst auch mahnend auf dem »Monumento ai caduti« von Strettoia (Lucca; 1923‑1945; Lorenzo Belli)187. Die kleine Gemeinde geriet zwischen September 1944 und April 1945 im 183

184 185 186

187

Stiappa (Pistoia): »suoi figli / che nella guerra di liberazione 1915‑1918 / pugnarono vinsero morirono« (1921); ferner Tor di Quinto (Roma): »IN GUERRA LIBERATRICE / DI COSCIENZE E DI TERRE DALLO STRANIERO« (1922). Selva (Verona): »liberando il patrio suolo / da oppressori e invasori« (1921; B. Baggiani). Vgl. noch Regia Zecca (Roma): »PER L’INTEGRITà DELLA PATRIA« (1922). Bologna: »PER L’INTEGRITà E LA LIBERTà / DELLA PATRIA«. Zum historischen Kontext der Legende Hirschi, Wettkampf, S. 228. Abgebildet in: Avenarius, Das Bild als Narr (1918), S. 110. Lumarzo (Genova): eherner Fante mit kleiner vittoria alata auf der linken und dem pugnale wehrbereit in der rechten Hand, abgebildet in: Monteleone/Sarasini, I monumenti italiani, S.  639 (mit 1982 ergänztem Adler). Roma: einst Sant’Ivo alla Sapienza, jetzt Università di Roma, für die Gefallenen aller Kriege von 1848 bis 1945 (1921; Amleto Cataldi). Santa Maria Albiano (Lucca): Bas-Relief eines behelmten Kriegers, der in der ausgestreckten Rechten einen Dolch hält (1923; Cornelio Palmerini). Der Vers findet sich u.a. noch auf dem Erinnerungszeichen in Olevano Romano (Roma), siehe oben S. 69. Vgl. die Abwehrhaltung der Soldatenfigur auf dem Kriegerdenkmal in Minerbe (Verona; 1922; E. Polazzollo). – Vgl. die französische Variante: »On ne passe pas« bzw. »Ils n’ont pas passé«, für die vor allem Eugène Désiré Piron verantwortlich zeichnete, so z.B. in Bienvillersau-Bois (Pas-de-Calais; 1922); Pierre-Bouffièr (Haute-Vienne; 1922); Péroy-les-Gombries (Oise); Lignières (Mayenne); im Besonderen noch das »Monument du Mort-Homme« in Cumières-Chattancourt (Meuse) bei Verdun für die 69e division d’infanterie (1922; Jacques

II. »...eine Welt von Feinden...«

169

wahrsten Sinne des Wortes zwischen die Fronten und wurde in den Kämpfen an der »Gotenstellung« / »Linea Gotica« von den stranieri, den deutschen Truppen, die 1943 den Piave überschritten hatten, vollkommen zerstört.

Schmähungen und Anklagen in Wort und Inschrift Wenig schmeichelhaft waren die Epitheta, mit denen deutsche Militärs, Prediger und Politiker in Reden zu Ehren der Weltkriegsgefallenen ihre ehemaligen Feinde, die ihnen darin nicht nachstanden188, bedachten. Rachsüchtig seien sie, hasserfüllt und neidisch, habgierig und verlogen189. »Die unmenschlichen Feinde«, so der Theologe Fritz Wilke 1919, wurden weiterhin als Bedrohung wahrgenommen und über entsprechende Bedeutungsträger vorgeführt190. In der gesprochenen, flüchtigen Rede schien es leichter, die ehemaligen Kriegsgegner heftig anzugreifen. Auf den Gedenksteinen selbst sind vermeintliche oder tatsächliche Verfehlungen des Feindes nämlich weitgehend verklausuliert formuliert191. Eine Ausnahme stellen einige Erinnerungszeichen

188

189

190 191

Froment-Maurice); ferner die Pose des Poilu in Carvin (Pas-de-Calais), der sich mit ausgestreckten Armen schützend vor seine Familie stellt (1922), oder den Soldaten in Havrincourt (Pasde-Calais), der in voller Montur breitbeinig stehend die Arme in die Hüfte stemmt (1923; Lucien Brasseur), abgebildet in: Grailles, Mémoires de pierres, S. 43 und S. 78. Eine britische Variante findet sich auf dem anglo-belgischen Denkmal in Brüssel, wo ein britischer und ein belgischer Soldat mit verschränkten Armen den Feind erwarten (1923; Charles Sargeant Jagger). Vgl. etwa die auf französisch gehaltene Rede des britischen Generals Nevil Macready bei der Einweihung des kommunalen Erinnerungszeichens von Saint-Omer (Pas-de-Calais) am 21.10.1923: »Ils sont morts pour résister à une tyrannie, qui, si elle avait été victorieuse, aurait fait disparaître le mot liberté de l’Ouest de L’Europe; ils sont morts pour sauver leur foyer et leur patrie d’un ennemi sans pitié et sans scrupule«, zit. nach: (17.7.13). Vgl. etwa den Schuldirektor Förster, Das Ehrenmal zu Olbernhau (1925), S. 1: »Englischer Neid auf Deutschlands wirtschaftliches Emporblühen, französische Rachsucht wegen der Niederlage von 1870/71 und russischer Haß gegen Deutschland wegen seines Schutz- und Trutzbündnisses mit Oesterreich«; im Weiteren Rektor Koch, Akademische Feier (1919), S.  8, der zugleich auch die Besetzung Belgiens 1914 als »Not- und Abwehr« rechtfertigt; stud. jur. Edmund Stoeckle, in: Unseren im Weltkrieg Gefallenen (1922), S. 13; Oberst a.D. von Müller, Weiherede vom 1.10.1922, in: Langensalza, 1925, S. 322: »das einst so stolze Deutsche Reich [...] macht- und wehrlos am Boden [...], der schrankenlosen Rachsucht und Willkür der sogenannten Sieger preisgegeben«; Studienrat Mößner bei der Weihefeier in Brackenheim am 10.9.1922: »die brutalen Auswüchse frz. [sic!] Hasspolitik«, zit. nach Döbele-Carlesso, »Unseren Gefallenen zu ehrendem Gedächtnis ...«, S. 74; Kommerzienrat Fritz Rechberg bei der Weihe des Mals in Bad Hersfeld am 23.8.1925: »Nur Lüge und Hinterlist der Feinde«, in: »Hersfelder Zeitung«, 24.8.1925, zit. nach Miehe, Den Toten zum Gedächtnis, S. 160. – Vgl. im Weiteren als Reaktion auf die Ruhrbesetzung Rektor Renz bei der Weihe des Denkmals in Lauffen a.N. am 27.6.1923: »die Verletzungen unserer Reichsgrenzen, die Vergewaltigung unserer Volksgenossen [...] seitens eines übermütigen und rachsüchtigen Feindes«, in: Reiner, Das Kriegerdenkmal, S. 9, und den renommierten Archäologen Franz Studniczka, in: August Gauls Kriegerdenkmal (1925), S. 8, über den französischen Nachbarn, der »mit unbelehrbarer Herrsch- und Rachsucht nebst widerlicher Gleißnerei allen Verträgen hohnsprechend Unrecht auf Unrecht, Schimpf auf Schimpf, Gewalttat auf Gewalttat häufen durfte«; ferner Oberstleutnant a.D. Dieterichs, Festschrift zur Denkmalsweihe (1925), S. 6 und S. 16‑18. Wilke, Totenehrung (1920), S. 4. So etwa die Widmung auf dem Mal nahe der Kirche Cumlosen (Lkr. Prignitz, Brandenburg): »1914‑1918 / Wir gedenken aller derer, die das Unrecht uns nahm«.

170

II. »...eine Welt von Feinden...«

in den östlichen Abstimmungsgebieten des Deutschen Reiches dar, die eine gewisse Entlastungsfunktion für die von den Kriegsfolgen unmittelbar Betroffenen übernahmen. Gedacht wurde der Gefallenen, aber zugleich wurde der »gierige« Nachbar angegangen. Im ostpreußischen Gregersdorf (heute Grzegórski, Polen) stand auf der Vorderseite des kommunalen Gedenksteins unter den Namen der Toten ein deutliches politisches Bekenntnis: »Die Gemeinde stimmte 1920 100 v. 100 für Deutschland / Masuren ein deutsches Land / Gieriger Pole weg die Hand192!« Die Gefallenenmale gerieten zu Abstimmungsdenkmalen, in denen dokumentiert wurde, dass die Überlebenden in der Nachfolge der Toten über den Krieg hinaus für ihr Land weiter kämpften. Ursächlich dafür, dass inschriftliche Feindepitheta gegenüber der Entente zumeist vermieden wurden, dürfte die für Deutschland prekäre militärische Lage nach 1918 gewesen sein. Die überlegenen Alliierten kannten demgegenüber keine Scheu. Sie gossen ihre Bitterkeit und Wut auf den deutschen Gegner gnadenlos in glänzendes Erz oder meisselten ihren Rachezorn in Stein. Die Erinnerung an Kriegsverbrechen deutscher Truppen wurde bedenkenlos in die materielle Gedenklandschaft hineingenommen. Es überrascht nur wenig, dass die alliierten Anklagen auch und vor allem auf Latein erhoben werden konnten. Die Sprache der römischen Antike half erneut, heiße Emotionen zu kaschieren und durch Distanz schaffende, kühle Diktion zu veredeln. »FURORE TEUTONICO DIRUTA / DONO AMERICANO RESTITUTA« sollte trotz deutscher Proteste in barocker Form an die Balustrade der wieder aufgebauten Bibliothek in Leuven gesetzt werden (Abb. 121). Die monumentalen Lettern sollten daran erinnern, dass die altehrwürdige Bibliothek im August 1914 von deutschen Truppen zerstört und mithilfe US-amerikanischer Spenden wieder aufgebaut worden war. Erdacht hatte sich diese Anklage »römischer Zivilisation« gegen »germanische Kultur« angeblich 1921 der belgische Kardinal Desire Mercier, wie zumindest der US-amerikanische Architekt Whitney Warren behauptete. Anfangs befürwortete denn auch die katholische Universitätsleitung den sprachlich missglückten Zweizeiler, der in der belgischen Bevölkerung ungemein populär war. Warren scheiterte aber mit der Umsetzung im Jahre 1928 am hartnäckigen Widerstand des Rektors Paulin Ladeuze, der um den internationalen Ruf der Universität fürchtete193. Deutsche Soldaten zerstörten die Universitätsbibliothek ein weiteres Mal im Mai 1940. Das Portal blieb hierbei jedoch unversehrt: Bis heute steht dort eine bewehrte Heilige Jungfrau, »La Vierge casquée«, die mit dem Jesus-Kind auf dem Arm ihren rechten Fuß auf den deutschen Adler setzt194. Die beiden ersten Worte der verhinderten Bibliotheks-Balustrade, »FURORE TEUTONICO«195, fanden schließlich 192

193 194 195

Vgl. hierzu auch die späte Genugtuung auf der verschollenen Gedenktafel aus dem ostpreußischen Paterschobensee (heute Sasek Maly, Polen): »Am 11.7.1920 STIMMTEN / WIR ALLE DEUTSCH!« (1928). Vgl. hierzu »Time«, 21.5.1928 und 21.10.1929; ferner noch die Warren gewidmete Verteidigungsschrift von Soëte, Furore Teutonico (1929); im Weiteren Schivelbusch, Die Bibliothek. Abgebildet in: Soëte, Furore Teutonico (1929), S. 29 und S. 63. Zuerst findet sich das Wortpaar furor teutonicus bei Lucan, Pharsalia 1,255 f. Anders als im übrigen Europa war dieses Wortpaar in Deutschland durchaus positiv besetzt, vgl. nur seine entsprechende Verwendung im akademischen Gedenkrahmen bei Finke, Unseren Gefallenen zum

II. »...eine Welt von Feinden...«

171

wenige Jahre später am »Monument National aux Martyrs Civils Belges« in Dinant (Namur) Verwendung. Gegen deutsche Proteste und gegen die Intervention des belgischen Königs und seines Ministerpräsidenten ließ der Bürgermeister der Stadt das Wortpaar am 23. August 1936 einweihen (Abb. 122). Der von den monumentalen Lettern dominierte, 15 Meter lange Denkmalsentwurf ging auf den belgischen Bildhauer Pierre De Soëte zurück, einem Freund und Förderer Warrens. Gewidmet war es den 674 Bürgern, darunter 76 Frauen und 38 Kindern unter 15 Jahren, die als angebliche francs-tireurs am 23.  August 1914 von deutschen Soldaten des Königlich Sächsischen 2. Grenadier-Regiments Nr. 101 »Kaiser Wilhelm, König von Preußen« erschossen worden waren196. Gedacht war es als »une éternelle protestation contre les calomnies et d’un suprême appel à la Vérité et à la Justice«197. Diverse Postkartenmotive, die noch heute zahlreich im Handel erhältlich sind, zeugen von der Beliebtheit dieses monumentalen Baus, der in Form und Aussage nahezu einzigartig in der europäischen Gedenkwelt ist. Dem anklagenden »FURORE« von Dinant begegneten die deutschen Invasoren im Mai 1940 mit teutonischer Gründlichkeit: Das Denkmal wurde gesprengt198. Die deutsche Reichsregierung rechtfertigte im Nachhinein das Vorgehen der sächsischen Truppen in Dinant. Die Verbrechen blieben ungesühnt, die Täter wurden nicht zur Verantwortung gezogen. Entsprechend groß war die Verbitterung in der Bürgerschaft von Dinant. Am 24. August 1919 wurde in der Zeitung »Notre Pays« der Brief einer Witwe veröffentlicht, in dem sie ihren Sohn eindringlich bat, nicht zu vergessen: »N’oublie jamais ces barbares qui te firent orphelin avant de naître, qui firent de ta grand-mère et de moi de pauvres veuves éplorées, la haine dans de telles circonstances est un devoir sacré199.« Selbst, als sich 2001 der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung, Walter Kolbow (SPD), bei einer Versöhnungsfeier in Dinant für die dort begangenen deutschen Kriegsverbrechen in beiden Kriegen entschuldigte, saß der genährte Groll immer noch so tief, dass manche Opfer und ihre Hinterbliebenen nicht verzeihen

196

197

198 199

Gedächtnis (1919), S.  19, oder in der politischen Sphäre deutschnationaler Befindlichkeiten Graefe-Goldebee, Die Revision von Versailles (1920), S.  24; für propagandistische Zwecke z.B. »Der Krieg: Illustrierte Kriegschronik«, 1914, Heft Nr. 2, ferner die Feldpostkarte »Furor teutonicus« vom August/September 1914, auf der ein fellbekleideter Germane ins Horn stößt (Deutscher Militär-Kunstverlag GmbH Saarbrücken), sowie eine Silbermedaille aus dem gleichen Jahr, auf der ein germanischer Hüne einen russischen und französischen Zwerg in ihren landestypischen Uniformen beim Kragen packt, mit der Umschrift »FUROR TEUTONICUS«, Zetzmann, Deutsche Silbermedaillen, Nr. 2042 und Nr. 4083. Zum Streit um dieses Monument Tixhon, Le souvenir des massacres, S. 142‑162. Zu deutschen Protesten gegen das »Denkmal des Deutschenhasses« tendenziös Schelenz, Fort mit dem »furor Teutonicus«! (1937), S. 297 f., und NS-Presseanweisungen der Vorkriegszeit, Bd 4/1, S. 928 f. Zum Massaker von Dinant Horne/Kramer, German Atrocities, S. 42‑53. Aufruf der Denkmalskommission unter Leitung von Bürgermeister Léon Sasserath und General H. Couillard aus dem Jahr 1932, Original abgedruckt in: Tixhon, Le souvenir des massacres, S. 145. Zu den zahlreichen anklagenden Gedenktafeln in der Stadt kurz Horne/Kramer, German Atrocities, S. 384 f. Vgl. hierzu News from Belgium and the Belgian Kongo, vol. 2, S. 66 (28.2.1942). Ein Foto vom zerstörten Denkmal in: Préaux, Le Gestapo, S. 95. Zit. nach Ypersèle, Making the Great War Great, S. 40, Anm. 31. Zur deutschfeindlichen Stimmung in Dinant in den 1920er und 1930er Jahren Tixhon, Le souvenir des massacres, S. 215‑222.

172

II. »...eine Welt von Feinden...«

konnten200. Auf dem Friedhof von Haine-Saint-Pierre (Hainaut) bedeckt auf einem Denkmal eine Waise das skelettartige Gesicht eines Toten, während sie ihm zugleich ins Ohr zu flüstern scheint, was auf dem Sockel steht: »Nous n’oublierons jamais«. Der patriotische Widerstand gegen die deutschen Invasoren schreckte auch vor deutlichen Worten in der eigenen Sprache nicht zurück, wenngleich die Anklagen auf den Erinnerungszeichen nicht die Intensität des furore-Monuments in Dinant erreichten. Diverse Denkmäler in Dinant selbst erinnerten zwischen 1918 und 1940 an die deutschen Täter, Soldaten des Kgl. Sächs. 2. Grenadier-Regiments Nr. 101 »Kaiser Wilhelm, König von Preußen«. Sie wurden von der Wehrmacht im Jahre 1940 ebenfalls systematisch zerstört, nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch von der Bevölkerung wieder rekonstruiert. Auf den Gedenktafeln heißt es beispielsweise: »par les hordes saxonnes«, »par les hordes allemandes«, »la barbarie allemande«, »la furie teutonne«201. Auch im übrigen Belgien pranger(t)en Denkmale selbst in kleinsten Dörfern und Gemeinden die »barbarie allemande« an. Sie erinnern an die verhängnisvollen Tage im August 1914, als deutsche Soldaten aus Angst vor vermeintlichen Übergriffen aus der Bevölkerung unbescholtene Männer, Frauen und Kinder ermordeten202. Die Täter werden oft nur als »teutonische Horden« oder »deutsche Barbaren« bezeichnet203. Wenn das neutrale Wortpaar »deutsche Soldaten« in den Inschriften erscheint, wird es jeweils mit entsprechenden Eigenschaften verbunden. So heißt es zum Beispiel in Etalle auf einer an der Kirche angebrachten Gedenktafel: »Lâchement et cruellement assassinés par les soldates Allemands« (1920)204. Nach 1945 galt es in zuvor deutsch besetzten Gebieten ein weiteres Mal, deutsche Willkür und Kriegsverbrechen anzuprangern. In den betroffenen Gemeinden finden sich zahlreiche Erinnerungsorte für die Opfer deutscher Kriegsverbrechen. Auf Gedenktafeln erinnerten beispielsweise italienische Gemeinden oder Partisanenverbände an ihre Toten, wobei die Erinnerungen unter den Betroffenen selbst nicht immer konfliktfrei waren oder sind205. Deutsche Soldaten von Wehrmacht und 200 201 202

203

204 205

Vgl. zu dem schwierigen Verhältnis zwischen Dinant und Berlin Emsley, War, Culture and Memory, S. 24‑29. Zur Gestapo in Dinant Préaux, Le Gestapo, S. 10‑13. Vgl. hierzu Tixhon, Le souvenir des massacres, S. 198 f. und S. 326‑331. Sehr frühe »AOÛT 1914«-Opfermale finden sich z.B. in der belgischen Provinz Luxembourg, in Huombois-Croix-Rouge: »GLORIEUSES VICTIMES DE LA BARBARIE ALLEMANDE [...] ASSASSINÉS LES 21 ET 22 AOUT 1914« (1920) oder in Sainte-Marie: dito (1920‑1940), dort mit dem später ergänzten Vermerk, dass die Gedenktafel von den Deutschen zerstört und nach dem Krieg wiederhergestellt worden sei, Claisse, La mémoire, S. 236. Weitere Beispiele in: Ypersèle, Making the Great War Great, S. 37. Zu den willkürlichen Aktionen der deutschen Invasionsarmee und den psychologischen Hintergründen François/Vesentini, Essai, S.  51‑82, sowie Horne/ Kramer, German Atrocities, S. 13‑53 und S. 435‑443. Zu »les hordes teutonnes« oder »barbares allemandes« Tixhon/Ypersèle, Du sang et des pierres, S.  100  f. In Lincé (Liège) drohte auf dem Denkmal für die August-Opfer eine Frau mit Kind den »hordes allemandes« (1920‑1943; Georges Petit). Nach ihrer Zerstörung durch deutsche Soldaten wurde 1962 eine ähnliche Skulptur von Marceau Gillard wieder an gleicher Stelle eingeweiht. Vgl. noch Ansart (Luxembourg): »Hic Innocuos Occidit Germanus« (1921), Claisse, La mémoire, S. 179 f. Der Schimpfname »Boche« scheint hingegen nur selten gewählt, vgl. Arlon (Luxembourg): »LE 23 AOÛT 1914 / PÉRIRENT ICI SOUS LES BALLES BOCHE«. Inschrift in: Claisse, La mémoire, S. 192. Zum »clash of memories« vgl. zuletzt Foot, Italy’s Divided Memory, S.  125. Siehe auch unten Anm. 208 die Inschrift von Ai Pini.

II. »...eine Welt von Feinden...«

173

Waffen-SS hatten auf ihrem Rückzug im Sommer und Herbst 1944 in Italien eine Schneise von Tod und Vernichtung hinterlassen. Mehr als 15 000 Zivilisten fielen ihrer Mordlust zum Opfer206. Auf Gedenktafeln wurde dieser zivilen Opfer deutscher Kriegsverbrechen bereits kurz nach dem Ende des Krieges gedacht. Die deutschen Täter werden dort jedoch anders als in Belgien oder Frankreich zumeist nicht als »teutonische Horden« bezeichnet, dennoch wird die ethnische Zugehörigkeit generell mit »Barbarentum« gleichgesetzt. Seit 1947 heißt es etwa in Camaiore-Migliano (Lucca) über die dort von Deutschen verübten Verbrechen: »INNOCENTI / BARBARAMENTE UCCISI / DAI TEDESCHI / IN VALPROMARO / IL GIORNO 30 GIUGNO 1944207.« In Sant’Anna di Stazzema (Lucca) erinnert seit 1948 ein schlichter Traventinblock an die 132 Unschuldigen, darunter 32 Kinder, die auf dem Kirchplatz des Ortes von Angehörigen der 16. SS-Freiwilligen-PanzergrenadierDivision »Reichsführer SS« ermordet wurden: »IN QUESTA PIAZZA IL 12 AGOSTO 1944 / UN’ORDA DI TEDESCHI IMBESTIALITI / DALLA ›IDEOLOGIA DELLA MORTE‹ / STRONCARONO E BRUCIARONO CON NAZISTICA FEROCIA / CENTINAIA DI UOMINI DONNE E BAMBINI / DI NULL’ALTRO REI CHE DI AVER CHIESTO A QUESTI MONTI / RIPARO DALLE FURIE DELLA GUERRA208.«

Insgesamt ermordeten deutsche Soldaten, von denen sich nach dem Krieg keiner vor deutschen Gerichten für seine Tat verantworten musste, in diesem toskanischen Dorf bis zu 560 Menschen, darunter einen erst 20 Tage alten Säugling209. Auf drei Seiten des Gedenksteins stehen als Vergleich die Ortsnamen anderer deutscher Massaker in Europa: »Come Marzabotto « / »Come Lidice « / »Come Oradour«. Nicht nur auf Mahnmalen für zivile Opfer, auch auf Kriegerdenkmälern konnten die zivilen Opfer und ihre Mörder benannt werden. Auf den Monumenti ai Caduti werden die Opfer von den Gefallenen zumeist durch die nüchterne Kategorie »uccisi dai tedeschi« geschieden, so etwa in Nocchi (Lucca). Allerdings erinnerten sich manche Betroffene noch Jahrzehnte nach den furchtbaren Geschehnissen im Zorn an die Täter. So klagten die Stifter in Seravezza (Lucca) noch im Jahre 1992 an: »massacrati dai Nazisti«. Seit 1997 heißt es in Moggiano (Arezzo): »CRIMINALI NAZISTI COMPIVANO UN DELITTO CONTRO L’UMANITA’ / FALCIANDO LE 206

207 208

209

Vgl. hierzu im Besonderen Gentile, »Politische Soldaten«, sowie zusammenfassend Gentile, Der Partisanenkrieg. Zur Aufarbeitung deutscher Kriegsverbrechen in der deutschen Forschung zuerst Andrae, Auch gegen Frauen und Kinder, und im Besonderen Schreiber, Deutsche Kriegsverbrechen in Italien. Abgebildet in: Gierut, Monumenti, S. 41. Zu diesem Mal vgl. die von der Denkmalskommission herausgegebene offizielle Broschüre L’eccidio di Valpromaro (1947). Vgl. hierzu die Inschrift in Ai Pini (Lucca): »IL 12 AGOSTO 1944, CON FERRO E FUOCO OMICIDI, TRUPPE TEDESCHE / DI CUORE BESTIALE, DI MENTE SELVAGGIA ED ITALIANI RINNEGATI / COMPIVANO A SANT’ANNA QUELL’ECCIDIO CHE NEI SECOLI SUONERà / ONTA AGLI AUTORI E FARà COMPIANTE LE LOR SEICENTO VITTIME / INNOCENTI, CHIUDEVA IL GIORNO NEFASTA LA FUCILAZIONE, QUI / DI QUATTORDICI GIOVANI, TRATTI A CASO DALLE CENTINAIA DI / RASTRELLATI, PER ESSER DEPORTATI SCHIAVI IN GERMANIA TRA / QUEL POPOLO NON DI ELETTI MA DI MALEDETTI«. Zu dem Massaker vom 12.8.1944 in Sant’Anna di Stazzema vgl. im Besonderen die Beiträge in Tra storia e memoria; im Weiteren Schreiber, Deutsche Kriegsverbrechen in Italien, S. 181 f.

174

II. »...eine Welt von Feinden...«

VITE INNOCENTI.« Allerdings wird, wie auch diese beiden Beispiele zeigen, im heutigen Italien zumeist ohne Verweis auf die deutschen Täter an die Gräueltaten erinnert. Die Schuldigen sind oft nur mehr »Nationalsozialisten«. Auf Denkmälern, die kurz nach dem Kriegsende geweiht wurden, war die Erinnerung an das Leid hingegen noch frisch und politische Rücksichtnahme auf den künftigen NATO-Partner noch fern. Die deutschen Täter werden offen beim Namen genannt und heftige Anklagen erhoben. In Pioppetti (Lucca) wird seit September 1945 der 35 Geiseln, darunter Mönche des benachbarten Kartäuser-Klosters La Certosa di Farneta, gedacht, die dort im Rahmen einer Vergeltungsaktion umgebracht worden waren: »Alle vittime / del 4 settembre 1944 / immolate dalla ferocia tedesca«210. In den Inschriften kehren altbekannte Wendungen aus dem »Großen Krieg« wieder, die teilweise mit zeitgenössischen Namen und Ereignissen verbunden und dadurch aktualisiert werden: »vittime della tedesca rabbia« (Camaiore, Lucca), »vittime del barbaro tedesco« (San Polo, Arezzo), »VITTIME INNOCENTI / DELLA IMPOTENTE RABBIA / DEI TEDESCHI BARBARI IN FUGA« (Serra, Pistoia; 1945)211, »FUCILATI / DAL BARBARO INVASORE TEDESCO« (Padulivo, Firenze), »BARBARAMENTE STRANGOLATI / DAL CAPESTRO TEDESCO« (Anghiari, Arezzo), »TRUCIDATI DAI BARBARI TEUTONICI« (Ontignano, Firenze)212, »BARBARAMENTE TRUCIDATI DALLA FEROCIA NAZI-FASCISTA« (Bagno a Ripoli, Firenze; 1945)213, »uccisi barbaramente da rappresaglia nazi-fascista« (Badia Prataglia, Arezzo) oder »BARBARAMENTE TRUCIDATE / DAI NAZI-FASCISTI« (San Quirico, Pistoia; 1974). Allein in der Provinz von Arezzo künden unzählige Steine von deutschen Verbrechen, die vor allem mit den aus dem Ersten Weltkrieg bekannten Schlagworten umschrieben werden: »furore tedesco« (Cavriglia), »ira teutonica« (Orenaccio), »ferocia del barbaro tedesco« (Palazzo del Pero)214, »ferocia tedesca« (Pulicciano)215, »barbarie tedesca« (Carda; Falzano)216, »servaggio tedesco« (San Leo; 1948), »la furia nazista« (San Severo, 1952), »ferocia nazi-fascista« (Partina; Montemignaio) oder »barbarie nazifasciste« (San Pancrazio). In der gleichfalls von deutschen Soldaten heimgesuchten Provinz Firenze ist zu lesen: »BARBARO FURORE TEDESCO« (San Vettore; 1945), »tedesca rabbia« (Uzzano)217, »LA SANGUINARIA CRUDELTà TEUTONICA« (Pievecchia), »INFAMIA TEDESCA« (Sambuca) und 210 211 212 213

214 215 216 217

Vgl. hierzu den Abdruck der Originaldokumente der War Crimes Commission (17.8.2013). Vgl. hierzu Artimino (Prato): »INERMI / DELLE STRAGI GERMANICHE / QUI CADDERO TRUCIDATI / DALLE TRUPPE IN RITIRATA.« Vgl. noch »RABBIA TEUTONICA« (Padule di Fucecchio, Firenze). Vgl. etwa Bagnone (Massa Carrara); Filettole (Pisa): »MASSACRATI / DALLA BIECA FEROCIA / NAZISTA«. Auch die SS wird erwähnt: »UN ORDA BARBARICA / DELLE SS TEDESCA« (Molina di Quosa, Pisa); »LE ORDE BARBARE SS TEDESCHE« (Santa Luce, Pisa). Vgl. noch »barbara ferocia tedesca« (Vada, Livrono). Provincia di Firenze: »ferocia tedesca« (Cintoia Alta; Ceppeto); »barbara ferocia« (Lamole). Provincia di Siena: »ferocia tedesca« (Castiglioncello del Trinoro; 1945). Vgl. noch Vellano (Pistoia); ähnlich auch in Macchiaie (Siena): »MASSACRATI DALLA / BARBARIE TEDESCA«. Dieses Wortpaar findet sich in Firenze noch ein weiteres Mal in Santa Lucia, aber auch in Capoluogo (Grosseto). In Uzzano lautet die Inschrift in Gänze: »A esecrazione perenne / della tedesca rabbia pur qui giunta / che il 24 Luglio 1944 / con satanica studiata ferocia / oscurante

II. »...eine Welt von Feinden...«

175

»BARBARIE NAZISTA« (Castagno d’Andrea) bzw. »BARBARIE NAZI FASCISTA« (Lucolena; 1991). Der alte Barbaren-Begriff, das »furore teutonico« diente somit noch nach 1945 im romanischen Kriegsgedächtnis als die nachgerade hilflose Umschreibung unvorstellbarer deutscher Kriegsverbrechen. Auf deutschem Boden finden sich anklagende Mahnmale für die Opfer der Gewaltherrschaft nach 1945 im Allgemeinen nur aus der frühen Besatzungszeit. Sie wurden auf Betreiben der Alliierten oder einzelner Opfergruppen gesetzt und sind zumeist in der Sprache der Opfer oder auf Latein gehalten218. Ob die lateinische Sprache in diesen Fällen verwandt wurde, weil das Ausmaß der Verbrechen von Deutschen in deutschem Namen sprachlos machte oder so das Geschehene ummäntelt werden sollte, muss offen bleiben. Außergewöhnlich ist in diesem Zusammenhang der schlichte Gedenkstein zur Erinnerung an die 101 ermordeten Angehörigen der jüdischen Gemeinde auf dem Göppinger Friedhof. Dieses Mahnmal hatte die Israelitische Kultusvertretung Württemberg-Hohenzollern im Jahre 1953 mit Zustimmung der örtlichen Kommune errichten lassen. Die von dem Gemeinderat gebilligte deutsche Widmung lautete: »WIR GEDENKEN / ALLER / BRÜDER UND SCHWESTERN / DER GEMEINDE DIE IN DEN / JAHREN 1933‑1945 / IHR LEBEN / LASSEN MUSSTEN / UND IN FREMDER ERDE / RUHEN«. Während der deutsche Text im Ganzen unbestimmt bleibt und die Shoa ausblendet, brechen die Gefühle angesichts der grauenhaften Verbrechen in der zweiten, hebräischen Inschrift hervor. Sie lautet übersetzt: »Den Männern, Frauen und Kindern der Gemeinde Göppingen, die in den Krallen der wilden Bestie umkamen219.« Die »Bestie« bleibt jedoch gesichts- und namenlos; dass die Verbrechen von Deutschen und in deutschem Namen begangen wurden, daran mochten die jüdischen Überlebenden, die als Deutsche im Lande der Täter verblieben, wohl (sich und die Göppinger) nicht ausdrücklich erinnern. Die politische Gemeinde selbst gedenkt erst seit 1995 mit einem schlichten Felsstein im Göppinger Schlossgarten der »Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft«.

218

219

l’antica barbarie / trucidava sette operosi agricoltori / colpevoli solo di amare / il paese la terra la casa«. Vgl. etwa den auf Geheiß der britischen Militärregierung auf dem evangelisch-reformierten Friedhof in Wuppertal-Cronenberg im Oktober 1945 aufgestellten Obelisken für ermordete und umgekommene russische Zwangsarbeiter, die in der rein russischen Widmung zu »sowjetischen Patrioten« wurden, »erschossen von deutschen faschistischen Henkern«, deutsche Übersetzung des Originals bei Meyer-Kahrweg, Denkmäler, S. 338. Eine Tafel in GrazStrassgang (Steiermark) erinnert auf Deutsch und Englisch an drei US-amerikanische Piloten, die von »Nazifaschisten [...] feige ermordet« wurden (»victims of cowardly Nazi-fascist murderers«), Giller/Mader/Seidl, Wo sind sie geblieben...?, S. 146. Zur lateinischen Inschrift im ehemaligen Konzentrationslager Bergen-Belsen, in welcher die deutschen Täter verschwiegen werden und nur von »diris carnificum manibus«, von grausamen Henkershänden die Rede ist, Puvogel [u.a.], Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus, Bd 1, S. 385, dort auch weitere Beispiele (ohne Übersetzung oder Kommentar). Zur Besonderheit der »KombiDenkmale« für Weltkriegsgefallene und Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft in Ostdeutschland siehe S. 177. Zu diesem Mal kurz Plieninger, Dissonante Erinnerungen, S.  392, dem ich jedoch in der Einschätzung nicht zu folgen vermag, dass im hebräischen Text die »Wahrheit« schonungslos offengelegt werde (s.o.). Abgebildet in: Plieninger, Botschaft aus Stein, S. 121.

176

II. »...eine Welt von Feinden...«

Während in den 1920er und 1930er Jahren der ehemalige Feind oft vergeblich gegen die anklagende Komponente im Kriegs- und Gefallenengedenken remonstrierte und sich für alle Ewigkeit an einen memorialen Pranger gestellt sah, waren in den 1950er Jahren deutsche Eingaben unter gewandelten außenpolitischen Vorzeichen durchaus erfolgreich. Gegen die Inschrift auf dem »Monumento ai caduti nei campi nazisti« auf dem Cimitero Monumentale in Mailand intervenierte beispielsweise Anfang der 1950er Jahre der deutsche Generalkonsul. Auftraggeber des Mahnmals war die »Associazione dei reduci dai campi di concentramento«, Künstler einer dem modernen Rationalismus verpflichteten Architektenvereinigung, die »Gruppo BBPR«, benannt nach ihren Gründern Gianluigi Banfi†, Lodovico Barbiano di Belgiojoso, Enrico Peressutti, Ernesto N. Rogers. Die 1945 und 1950 eingeweihte Fassung des abstrakten Denkmals für die in deutschen Lagern umgekommenen italienischen Staatsbürger, die als Gefallene verstanden werden, wies auf einer Tafel die jeweils gleichlautende Inschrift auf: »AI MORTI / NEI CAMPI DI GERMANIA«. Auf Verlangen des deutschen Konsuls in Mailand, der gegen diese pauschale Formulierung protestierte und sie als diskriminierend für das deutsche Volk empfand, wurde 1955 die Inschrift abgeändert in »AI MORTI / NEI CAMPI DI STERMINIO NAZISTI«220. Unter den Vorzeichen der bipolaren Konfrontation, die aus Gegnern Verbündete und aus Alliierten Feinde machte, war ein deutlicher Hinweis auf die Todesumstände der Opfer in Italien wohl nicht mehr opportun. Die italienische Regierung ließ zu dieser Zeit Betroffene überdies weitgehend im Stich und verfolgte deutsche Täter nur halbherzig221. Das Selbstbewusstsein der jungen Bundesrepublik in Person des Konsuls war demgegenüber soweit gestärkt und gewachsen, dass auch in einem fremden Land gefordert werden konnte, Schuld und Verantwortung allein einer kleinen verbrecherischen Gruppe von Nationalsozialisten zuzuweisen222. Zeitgleich meißelten deutsche Interessenverbände, insbesondere Ortsgruppen einzelner Vertriebenen-Organisationen, auf deutschen Friedhöfen Anklagen über ihr eigenes Schicksal unversöhnlich in die Steine. In ihrem Zorn über erlittenes Unrecht blendeten sie die eigentlichen Urheber, die Wechselbeziehungen von Ursache und Wirkung aus. Kaum ins Gewicht mag hierbei schließlich der Umstand fallen, dass Jahre zuvor in Deutschland Stiftungsurkunden verfasst wurden, die heute noch in den Fundamenten mancher Denkmäler schlummern und »in unvergänglicher chinesischer Tusche«223 den ungebrochenen Hass auf die Weltkriegsgegner, auf »beutegierige und übermächtige Feinde«224, konservieren. 220 221

222 223 224

Vgl. hierzu Jehle-Schulte Strathaus/Reichlin, Monumento ai Caduti, S. 20‑22. Vgl. zur mangelnden juristischen Aufarbeitung, insbesondere zum erst 1994 geöffneten »Schrank der Schande« in Rom, in dem Tausende von Untersuchungsakten zu deutschen Kriegsverbrechern verborgen gehalten wurden, und den darauf folgenden italienischen Strafverfahren gegen deutsche Kriegsverbrecher Franzinelli, Le stragi nascoste. Zur Nachkriegsthese vom vermeintlich »sauberen Krieg« der Wehrmacht im besetzten Italien vgl. überdies Lingen, »Resistenza-Mythos«, S. 346‑350. Festschrift zur Denkmalsweihe für seine im Weltkriege gefallenen Helden (1925), S. 6, Fußnote. So der Wortlaut der Urkunde im »Ehrendenkmal« des ehemaligen Königin Elisabeth Garde-GrenadierRegiments Nr. 3, in: ebd., S. 6. Vgl. im Weiteren die Urkunde des 116er Denkmals in Gießen, in: Mitteilungen des Vereins der Offiziere des ehemal. Infanterie-Regt. Kaiser Wilhelm [2. Großh. Hess.] Nr. 116, Dezember 1924, Nr. 12, S. 4, BArch, MSg 3/2909: »In der Notzeit des Vaterlandes, schwer

II. »...eine Welt von Feinden...«

177

Zu versöhnlichem Gedenken schienen übrigens auch einige ostdeutsche Gemeinden nach der sogenannten Wende von 1989 nicht bereit, lässt sich doch dort nicht nur ein unreflektierter Umgang mit alten Kriegermalen beobachten, sondern oftmals auch ein »Vergessen« der Opfer des Nationalsozialismus. So wurden in den letzten 20 Jahren alte Kriegermale vor Schulen und an zentralen Plätzen wiederaufgestellt, auf denen ein frisch vergoldeter Reichsadler gegen Frankreich auffliegt oder nachträglich die verbale Faust gegen kommunistische »Gewaltherrschaft« erhoben wird. Festzustellen ist in diesem Zusammenhang nicht selten ein selektives und vielfach nivellierendes Gedenken. In Tüttleben (Lkr. Gotha, Thüringen) wurde neben den Kriegerdenksteinen von 1870/71, 1914/18 und dem 2001 gesetzten Stein für die im Zweiten Weltkrieg »gefallenen Soldaten« im Jahre 2002 noch ein Erinnerungszeichen für die »Opfer des Stalinismus« errichtet: »Unschuldige Opfer stalinistisch-sowjetischer Willkür und Gewaltherrschaft 1945‑1950« lautet die Inschrift. Der Opfer des Nationalsozialismus wird in diesem Denkmalsensemble hingegen nicht gedacht. Auch anderenorts ist an Gefallenenmalen ein ausgrenzendes Erinnern festzustellen. Den Gefallenen der Kriege und der Opfer der »stalinistischen Willkürherrschaft« gedenkt die brandenburgische Gemeinde Laaslich seit 1992, seit 1994 der sächsische Ort Olbernau-Blumenau auf seinem erweiterten Kriegerdenkmal von 1932. Im thüringischen Oberlind wurde 1995 an das Gefallenendenkmal aus dem Jahr 1924 eine Tafel angebracht, auf der weder den Opfern der NS-Diktatur noch den Gefallenen des letzten Krieges gedacht wird, sondern: »DEN OPFERN / STALINISTISCHER WILLKÜR / U. [sic!] POLITISCHER VERFOLGUNG / VON 1945‑1989 / IM KREIS SONNEBERG«. Die Stadt Freyburg (Burgenlandkreis, Sachsen-Anhalt) ließ 1996 auf ihrem sanierten Kriegermal die Widmung anbringen: »Zum Gedenken an die / Opfer der Weltkriege / 1914‑1918 / 1939‑1945 / Alle Nachkriegsopfer / und politisch Verfolgten«. Die Schützengilde Grevesmühlen (Lkr. Nordwestmecklenburg, Mecklenburg-Vorpommern) veränderte und ergänzte 1992 ihren am Bahnhof gelegenen Findling durch folgende Worte: »Zum Gedenken der Opfer und Gefallenen 1914‑1918 / 1939‑1945 und des Unrechts danach«. Des »Unrechts davor« gedenkt sie – wie die oben genannten Gemeinden – nicht225. Mitunter kann das Gedenken an die »Gewaltherrschaft«, welche zumeist die Jahre von 1945 bis 1989 umfasst, auf die Zeit des Nationalsozialismus ausgedehnt und so die DDR mit der NS-Diktatur gleichgesetzt werden. In Willerstedt (Kreis Weimarer Land, Thüringen) heißt es seit 1993 beispielsweise: »für alle Männer, Frauen / und Kinder, die von 1933 bis 1989 / Opfer von Krieg und / Gewaltherrschaft wurden«. Bildungseinrichtungen konnten darüber hinaus in den 1990er Jahren in Ostdeutschland als geeignete Standorte von

225

bedrückt durch den rachsüchtigen Erbfeind und seine Anhänger«, ferner die Urkunde in: Förster, Das Ehrenmal zu Olbernhau (1925), S. 5: »Deutschland von Neid, Bosheit und Rachsucht seiner westlichen und östlichen Nachbarn 1914 zum Kriege gedrängt«; oder den Abdruck des Originals in: Festschrift zur Enthüllung des Kriegerdenkmals für Stadt und Amt Dülmen (1925), S. 33. Vgl. darüber hinaus die wortreiche wie ausgrenzende Widmung auf dem erweiterten Weltkriegsmal der Gemeinde Luisenthal (Lkr. Gotha, Thüringen): »Wir gedenken der Opfer des 2. Weltkrieges und seiner Folgen, sowie derer, die an den Folgen des 2. Weltkrieges nach 1945 verstorben sind. Der Opfer der Menschen und ihrer Angehörigen, die ihre Heimat verlassen mussten und in den Orten Schwarzwald, Stutzhaus und Luisenthal eine neue Heimat fanden« (1995).

178

II. »...eine Welt von Feinden...«

Kriegerdenkmälern wieder entdeckt werden, wobei fraglich ist, ob sich die jeweils politischen Verantwortlichen der Problematik von Kriegsdenkmälern bewusst waren. In Oranienburg (Lkr. Oberhavel, Brandenburg) wurde beispielsweise gegen den Willen von Schülerinnen und Schülern das 1929 auf dem Schlossplatz aufgestellte, 1950 eingelagerte Mal von der Hand des späteren NSDAP-Mitglieds Hermann Hosaeus im Jahr 1996 vor dem Louise-Henriette-Gymnasium in neuem, sanierten Glanz wiedererrichtet226. Möglicherweise wohnt einem solchen Gedenkverhalten zugleich ein Trotz-Reflex inne, der sich gegen den in der DDR politisch verordneten Anti-Faschismus richtete. Indes gibt es in Ostdeutschland auch Gemeinden, deren Vertreter von Politik, Kirche und Verbänden verantwortungsbewusst mit der eigenen Geschichte, mit dem Erleben von Krieg und Totalitarismus umgehen. Die brandenburgische Gemeinde Briesen-Biegen gestaltete ihr altes Kriegerdenkmal im Jahre 2004 um. Als neue Inschrift ließ sie das nachdenklich-eindringliche Gebot prägen: »Den Lebenden zur Mahnung / den Frieden zu erhalten / die Freiheit zu schützen / und die Würde des Menschen zu achten.«

Geschändete Nation und soldatische Märtyrer Germania contra mundum, so umschrieb der Earl of Cromer 1915 die Situation, in die sich seiner Meinung nach die Deutschen hineinmanövriert hatten227. In deutscher Wahrnehmung war es hingegen vor, in und nach dem Krieg ein mundus contra Germaniam. Während über die bedrohliche militärische Konstellation, in der die Mittelmächte »gegen eine Welt von Feinden« standen, von »Feinden ringsum« umgeben schienen, im Krieg noch derbe Witze gerissen werden konnten228, war den Künstlern in der Zwischenkriegszeit das Lachen erst einmal vergangen. Angesichts zusammengebrochener Selbstverständlichkeiten wurde an tradierten Ordnungsvorstellungen und nationalen Feindzuschreibungen festgehalten, die durch vertraute Abgrenzungsrituale Sicherheit vermittelten. (Vor- und Nach-)Kriegsfeindbilder wurden jeweils auf die gegenwärtige Situation angewendet, im Bedarfsfall auch flexibel angepasst, ohne dass dabei die äußere Form verändert wurde oder werden musste. Auf dem geschichtspolitischen Feld des Gefallenengedenkens wurde mit Blick auf 226 227 228

Vgl. hierzu Hübener, »Den 1914‑1918 gefallenen Söhnen gewidmet...«, S. 197‑201. Originalzustand abgebildet in: Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs (1930), S. 153. Cromer, Germania contra mundum (1915), zuerst im Sommer 1915 erschienen als Artikel-Serie in der Londoner Tageszeitung »The Spectator«. Hagenow, Politik und Bild, Kat.-Nr.  202: Ein deutscher und österreichischer Soldat stehen auf einer Weltkugel und verprügeln ihre Kriegsgegner: »Einmal hin, einmal her, ringsherum das ist nicht schwer« (1914, Deutschland). Auf einer Bildpostkarte aus dem Berliner Verlag Wilhelm S. Schröder Nachf. steht ein deutscher Soldat fröhlich vor sechs Gegnern, während ein kleiner Japaner als Meuchelmörder rücklings herbeirennt (1914). Diese Szene wird von einem Vers aus Schillers »Lied von der Glocke« begleitet: »Er zählt die Häupter seiner Lieben / Und sieh’ es sind statt sechse ›Sieben‹.« Der Verlag druckte um 1915 noch eine Karte mit dem Spruch »Hier werden noch Kriegserklärungen angenommen«, auf der ein riesiger Michel Pfeife schmauchend die diversen Kriegserklärungen auf einem Tablett sammelt, während zu seinen Füßen deutsche Soldaten aus Heer und Marine fünf Gegner bekämpfen bzw. – wie den Belgier – bereits mit dem Bajonett durchstoßen haben. Weitere Kartenmotive z.B. in: Weigel/Lukan/Peyfuss, Jeder Schuss ein Russ, S. 58.

II. »...eine Welt von Feinden...«

179

darstellbare Feindstereotypen wiederum die ferne Vergangenheit ausgebeutet, welche die Gegenwart ertragen half. Reinhold Seeberg schilderte am 24. Mai 1919 in seiner Festansprache zu Ehren der gefallenen Berliner Universitätsangehörigen die Situation Deutschlands in düsteren Farben. »Germania« sah er am »Schandpfahl gepeitscht [...] wie eine schlechte Dirne in einem mittelalterlichen Söldnerlager«229. Mit dieser Vorstellung stand er nicht alleine. Um die gleiche Zeit kursierte eine Bildpostkarte aus dem Salzburger Josef Winter-Verlag, auf der eine junge Frau halbnackt an einen Pfahl gefesselt ist. Schild, Schwert und Krone liegen zu ihren Füßen, wehrlos scheint sie einem herannahenden Wolfsrudel ausgeliefert (Abb. 123)230. Diese finstere Szene wird jedoch von einem Sonnenstrahl, der durch die dunklen Wolken bricht, ein wenig erhellt, und auch der unterlegte Text will nicht ganz ohne Trost sein, wenngleich nicht näher ausgeführt wird, woher die dort verheißene Rettung kommen soll: »Wenn auch entwaffnet und gefesselt – Am Himmel leuchtet ein Hoffnungsstrahl. / Es naht die Stunde der Erlösung, Germania am Marterpfahl!« Gesteigert werden konnte dieses Bild einer gepeinigten Nation noch dadurch, dass sich Künstler christlicher Bildtraditionen bedienten. »Germania« ist beispielsweise auf einer Gedenkmünze des bekannten Medailleurs Goetz mit der Legende »DEUTSCHLANDS KARFREITAG« in ChristusPose ausgeführt. Leidend schaut sie zum Himmel empor, während innere und äußere Feinde ihr den Essigschwamm reichen, die Kreuzigungstafel anbringen und das Gewand entreißen wollen, um es hernach unter sich aufzuteilen (Abb. 124)231. In manchen Gedenkreden konnte diese blasphemische Vorstellung dadurch noch zusätzlich auf die Spitze getrieben werden, dass das Mutterland mit dem Volk in eins gesetzt und beide zumindest verbal an das Kreuz des Versailler Vertrages genagelt wurden. Der Direktor des Heinrich-Hertz-Realgymnasiums in Hamburg führte 1921 seinen Zuhörern den »Deutschen Karfreitag« recht drastisch vor Augen:

»Der Haß höhnt aus harten Herzen. – Vor uns aber ragt das Kreuz empor, an dem unserer Mutter Leib hängt, durchbohrt von eisernen, kalten Nägeln, und stilles Weinen klagt aus der Tiefe unserer Not um Dich, Du heißgeliebte, die Du so sehr leidest. Doch leuchtend aus dem Dunkel hebt sich wie Freude im Weh das starke Wort: ›Siehe, welch’ ein Volk232!‹«

Die Schändung der weiblich gedachten Nation erfuhr jedoch keine Umsetzung im figurativen Gefallenengedenken. Der vom Feind geschundene Körper blieb in dieser räumlichen Dimension ausschließlich ein männlicher, ging es ja auf den Podesten und Plinthen vor allem darum, die Befindlichkeiten der überwiegend männlichen 229

230 231 232

Seeberg, Rede, in: Trauerfeier der Universität Berlin (1919), S. 7. Vgl. Rektor Ernst Sellin, Ansprache auf der Gedächtnisfeier der Universität Kiel am 18.11.1919, in: Ein Gedenkblatt für die im Weltkrieg gefallenen Angehörigen der Christian-Albrechts-Universität (1920), S. 6: »ein zusammengebrochenes, zerrissenes, geschändetes, verachtetes Deutschland«. DHM, PK 96/235. Kienast, The Medals of Karl Goetz, op. 224 (1919). Ansprache, in: Weihe der Gedenktafel (1921), o.S. [S. 7]. Vgl. bereits früh das Bild in der Kriegspredigt des evangelischen Pfarrers Kremers, Unter dem eisernen Kreuz! (1914), S. 9: »Sie hassen uns ohne Ursache und säen eitle Lügensaat, daß unser Herz sich entsetzt vor all der Schlechtigkeit. Wir müssen das leiden und tragen damit ein Stück Christi Kreuz.« Siehe hierzu besonders noch oben S. 124 f.

180

II. »...eine Welt von Feinden...«

Stifter auszudrücken. Germanischer Hybris, wie sie auf Papier gedruckt und verbreitet wurde, mochte auch hier kaum jemand Einhalt gebieten. In der Nachfolge Christi starb der Weltkriegssoldat auf den Sockeln den Märtyrer-Tod. Dem Dulder konnte in dieser Wahrnehmung folgerichtig ein Stahlhelm aufgesetzt werden. Manche Kirchengemeinde, mancher Divisionspfarrer mochte eben der Meinung sein, dass die eigenen Gefallenen »für die Menschheit gestorben sind – wie Christus selbst«233. Ein Weltkriegs-Golgatha auch bildlich zu realisieren, ist in der Mitte der 1920er Jahre im mittelfränkischen Roth zumindest angedacht worden. Der preisgekrönte Entwurf »Die Gekreuzigten« des Münchner Bildhauers Josef Gangl für das Erinnerungszeichen an der evangelischen Stadtkirche sah vor, dass Weltkriegssoldaten an einem Kreuz hängen sollten. Allerdings schreckten die Denkmalsstifter letztlich doch davor zurück, eine derart aktualisierte Version umzusetzen234. Der Gekreuzigte wurde allenfalls verbal in die Heeresuniform gesteckt. Ein Bild mit drei Hochkreuzen auf dem ostpreußischen Kriegerfriedhof Lyck unterlegte Wilhelm Borchert in seinem Friedhofsführer von 1930 mit einem Gedicht von Albert Lehsten alias Oberstleutnant a.D. Albert Benary mit dem Titel »Deutsches Golgatha«. Dort heißt es: »Drei Kreuze ragen gen Himmel / Vom Hügel im Abendrot. / Ein Hauptmann, zwei Musketiere / Sie starben den bitteren Tod. / Sie gaben ihr junges Leben / Am Morgen, da niemand es sah / Drei Kreuze ragen am Grabe: Ein deutsches Golgatha235.«

Im politisch-kulturellen Kontext der Zwischenkriegszeit war es auch bei den Entente-Mächten und ihren Verbündeten üblich, den Tod auf dem Schlachtfeld und im Schützengraben mit christlicher Tradition zu verknüpfen. Während der eigene Soldat mit dem gekreuzigten Gottessohn gleichgesetzt wurde, mutierte der Gegner, vor allem der deutsche, zu dessen Peiniger. Kreuzigungsszenen unterschiedlichster Form und Ausprägung waren bereits im Krieg populär und wurden auch im Gefallenengedenken nach 1918 umgesetzt, um das aktive Opfer, das für die 233

234 235

Ernst Günther, in: Die Gefallenen-Ehrung der evangel. Kirchgemeinde Brieg (1926), o.S. [S. 17]; vgl. besonders Divisionspfarrer F. Dohrmann, Gedächtnisrede zur Einweihung des Ehrenmals für die Gefallenen der ehemaligen Stettiner Truppenteile (1921): »Doch starb nicht Deutschlands beste Jugend nun umsonst [...]? Umsonst? – War Jesu Werk zerbrochen, als er am Kreuze hing? War seine Liebe, die das Leben an jedem Tage, in jeder Stunde für die Menschen opferte, denn nun vergeblich?«, in: Hartmann, Geschichte des Vorpommerschen Feldartillerie-Regiments Nr. 38, Bd 2 (1928), S. 262 f.; ferner die Feststellung von Pater Bonifatius Franz Trogemann: »Kein Geringerer als Gottes eingeborener Sohn wußte in seiner unbegrenzten Erlöserliebe nichts Größeres für uns zu opfern, als sein einzig kostbares Leben. Ihm, ihren Herrn und Meister, dem sie in lebendigem Glauben verbunden waren, sind sie gefolgt, auch im heiligen Opfertod«, in: Zipfel, Geschichte des Königlich Preußischen Garde-Kürassier-Regiments (1930), S.  328. Da sie für das Vaterland ein aktives Opfer gebracht hätten, lag für viele Zeitgenossen bereits zu Kriegsbeginn dieser Vergleich nahe, so etwa Pfarrer Kremers, Unter dem eisernen Kreuz! (1914), S. 18. Vgl. das Gefallenenmal von Hessisch Oldendorf (Lkr. Hameln-Pyrmont, Niedersachsen) mit 2. Kor. 4,8-10. Vgl. hierzu kurz Meister, Das Kriegerdenkmal, S. 25 f. Borchert, Garnison-Friedhof (1930), S. 66. Im hannoversch-preußischen Northeim malte Georg Hering für die Hieronymuskapelle der St.-Sixti-Kirche im Jahr 1923 die »Kreuztragung Christi«. Kirchenvorstand und Lokalpresse sahen darin gleichnishaft das unter der Last des Krieges und seinen Folgen zusammengebrochene deutsche Volk. Zu diesem Mal Harer, Kriegstotengedenken, S. 113‑116. Die Gefallenen, um die es hier eigentlich gehen sollte, hatten die an der Gesamtsituation leidenden Denkmalsstifter dabei gänzlich aus den Augen verloren.

II. »...eine Welt von Feinden...«

181

Menschheit erbracht wurde, anschaulich ins Gedächtnis zu rufen. Eines der umstrittensten Kunstwerke ist hierbei das 1918 entstandene Bas-Relief »Canada’s Golgotha« des britischen Bildhauers Francis Derwent Wood, das zum ersten Mal Anfang 1919 in der Ausstellung »Canadian War Memorials« in der Londoner Ausstellung einem breiten Publikum vorgestellt wurde. Nach Protesten der deutschen Regierung, die in den anlaufenden Friedensverhandlungen ohnehin einen schweren Stand hatte, wurde die Bronze auf der nächsten Station in New York im Juni 1919 aus der Ausstellung genommen. Geplant war ursprünglich, das Artefakt noch im August in Toronto und in Montreal zu zeigen. Das Relief verblieb für die Dauer von mehr als 60 Jahren, von 1930 bis 1992 im Magazin des Canadian War Museum in Ottawa (Abb. 125)236. Auf dem fast einen Meter hohen Bas-Relief ist ein kanadischer Soldat in der aus christlicher Ikonographie bekannten Kreuzigungshaltung an ein Scheunentor genagelt, während ihm deutsche Soldaten höhnend mit der Faust drohen. Dem christlichen »Märtyrer des Schlachtfelds«, der sich für die Ideale der zivilisierten Welt opfert, wird der heidnische Barbar gegenübergestellt. Der Künstler griff mit seinem grausigen Bild ein im Frühjahr 1915 unter kanadischen Soldaten kursierendes Gerücht auf, das von der angelsächsischen Kriegspropaganda bereitwillig verbreitet wurde. Wahrscheinlich ist dieses Gerücht in oder nach der Zweiten Schlacht bei Ypern im April 1915 entstanden. Im Umfeld dieses Kräftemessens sollen deutsche Militärs, die dort zum ersten Mal Giftgas einsetzten, einen kanadischen Soldaten an einem Scheunentor mit Bajonetten gekreuzigt haben. Angesichts der vielfältigen Gräuel, die den deutschen Truppen nachgesagt wurden, erschien es Teilen der angelsächsischen Öffentlichkeit zu dieser Zeit nicht unglaubwürdig, dass deutsche Soldaten auch zu einer solch barbarischen Tat fähig gewesen wären237. Eine gekreuzigte Frau als Opfer deutscher Barbarei war demgegenüber auch im gegnerischen Lager – zumindest vor 1945 – nicht mehrheitsfähig. Die von Rayner Hoff geplante Bronzegruppe »The Crucifixion of Civilization« für das ANZAC Memorial in Sydney wurde niemals realisiert. Zu heftig waren die Reaktionen in der Öffentlichkeit, wobei – vor allem in katholischen Kreisen – moralische wie ästhetische Bedenken vorgebracht wurden. Im Innern des Bauwerkes konnte Hoff hingegen ohne nennenswerte Proteste eine variierte Kreuzigungsszene mit dem Titel »The Sacrifice« realisieren (»Torture of a Canadian Officer«; 1934; Rayner Hoff/Architekt Charles Bruce Dellit; Abb.  126)238. In Anlehnung an klassische Formen liegt dort allerdings ein nackter Mann auf einem Schwert und Schild: »not a giver of wounds but a bearer of them, like 236

237

238

CWM 8940 (83 x 63,5 cm). Vgl. noch Tippett, Art at the Service of War, S. 81‑87. Zur Beliebtheit des Reliefs in maßgeblichen politischen Kreisen Kanadas in den 1990er Jahren Brandon, Art or Memorial?, S. 30: »Minister of National Defense Doug Young displayed it in his office in 1996.« Wohl zuerst in: »The Times«, 10.5.1915. Vgl. noch das Gräuelbild vom gekreuzigten kanadischen Offizier in der auflagenstarken Zeitung »A la Baïonnette«, 29.7.1915, abgedruckt in: Topitsch, Die Greuelpropaganda, S. 69. Zu diesen Gerüchten Fussell, The Great War, S. 117‑120. Selbst im berüchtigten »Bryce Report of the Committee on Alleged German Outrages« taucht diese angebliche Gräueltat nicht auf. Zu diesem Mal Inglis, Sacred Places, S. 303‑313, jedoch ohne den Kreuzigungsvergleich. Vgl. immerhin die Zeichnung des Karikaturisten Charles Gilbert-Martin »L’Alsace et la Lorraine«, welche die beiden verlorenen Provinzen Frankreichs 1895 am Kreuz hängend zeigt, abgebildet in: Leiner, Das Deutschlandbild, S. 189.

182

II. »...eine Welt von Feinden...«

Saint Sebastian, the sword and the shield on which he lies no longer instruments of war but elements for the crucified corpse239.« Der anonyme Tod im Maschinenkrieg wurde mit antiken Hinrichtungsarten verglichen, der (englische oder französische) Feind als römischer Barbar geschmäht240. Seine Übermacht manifestierte sich für den Betrachter in einer Vielzahl von Wunden, Nägeln oder Pfeilen am Körper des »Helden«. Als besonders geeignet schien den kirchlichen Auftraggebern unter den zahlreichen Märtyrern der Alten Kirche der Heilige Sebastian, um das Selbstopfer der Toten sinnfällig auszudrücken. Die zahlreichen Pfeile, die seinen Körper durchbohrten, symbolisierten auf anschauliche Weise die Welt der vielen Feinde241. Die Sakralisierung der Gefallenen konnte so weit auf die Spitze getrieben werden, dass, um jede Fehldeutung auszuschließen, dieser Märtyrer mit blondem Haupthaar versehen wurde: Die katholische Kirchengemeinde des Marktes Regenstauf (Lkr. Regensburg, Bayern) ließ 1926 einen solchen »nordisch« aussehenden Sebastian an die Außenwand ihrer bedeutenden Sebastianskapelle direkt oberhalb des Portals aufmalen. Die 1713/14 geweihte barocke Pest-Kapelle wurde gleichzeitig in eine Kriegergedächtnis-Stätte umgewidmet, der antike Märtyrer zum modernen Opferhelden erhoben. Da aus dem Steinbruch der Geschichte immer nur die Steine herausgebrochen werden, die geeignet scheinen, die eigene Gefühlswelt ansprechend zu vermitteln, wurde auch hier von den jeweiligen Auftraggebern tunlichst ignoriert, dass der Schutzpatron Sebastian der Legende nach von römischen Legionären hingerichtet wurde, weil er als Christ den Wehrdienst verweigert hatte242. Selbst in katholischen Kreisen scheinen diese modernisierenden Darstellungsmodi selten kritisiert worden zu sein, wurden doch mit dem Leiden und Sterben der »Märtyrer auf dem Schlachtfeld« zugleich auch die Leiden der Nachgebliebenden und Überlebenden artikuliert. Das »wir« der deutschen Nation sah sich von Feinden, die ihren exzessiven Gefühlen freien Lauf ließen243, gepeinigt, gequält und der Folter 239

240

241

242

243

Inglis, Sacred Places, S. 312. Zur Gleichsetzung des Soldaten mit Christus in der englischen Literatur Fussell, The Great War, S. 118‑120. Vgl. zur Vorstellung von einem »serbischen Golgatha« auf dem Kenotaph des serbischen Soldatenfriedhofs im griechischen Thessaloniki Bokovoy, Scattered Graves, S. 250 f.; ferner die Kreuzigungsposen auf italienischen Denkmälern, z.B. auf dem »Cimitero degli Eroi« in Aquileia (Udine; 1917; Ettore Ximenes); Roncoferraro (Mantova) oder Mailand (1923; Enrico Saroldi). Vgl. den Verweis auf französische »Barbarei« im Umfeld der Nachkriegsbesetzungen: z.B. Pfarrer Kaiser, Das Denkmal (1920), S. 12; Rektor Heinrich Gerland, Ansprache, in: Die Gedenktafeln der Thüringischen Landesuniversität Jena (1925), S. 23. Der Märtyrer konnte allem Anschein nach in Aachen-Eilendorf sogar für die Dolchstoß-Lüge vereinnahmt werden. Auf dem dortigen Kriegerdenkmal steckt dem auf die Knie gesunkenen römischen Legionär, der sich auf sein Schild stützt, ein einziger Pfeil im Rücken (1927; Fritz Neumann). Eine Umdeutung der Sebastians-Legende erfolgte unter pazifistischen Vorzeichen im Gefallenengedenken nach 1945, z.B. in Günnes (Kreis Soest, Nordrhein-Westfalen; 1963) oder Bergheim/ Erft (1956; Gerhard Marcks). Das Motiv des »Schmerzensmanns« lebt weiter auf dem Städtischen Friedhof im bayerischen Landshut in einem Relief mit der Geißelung Christi über der Inschrift »DIE TOTEN DER HEIMAT / NIE VERGESSEN«, das 1990 anlässlich der deutschen Wiedervereinigung von der Sudetendeutschen Landsmannschaft gestiftet wurde. Hermann Oncken, Ansprache, in: Die Universität Heidelberg (1919), S.  8: »Denn der Hass der Feinde, ohnmächtig in den Kriegsjahren, von der Angst vor unserer offenbarten Grösse zum Aeussersten aufgepeitscht, ging jetzt daran, nach dem Ausmass eben dieser Grösse seine Rache zu

II. »...eine Welt von Feinden...«

183

des Versailler Vertrages unterworfen: »In dem fluchwürdigen Friedensinstrumente haben unsere Feinde uns durch Foltern, wie sie keine Rüstkammer mittelalterlicher Inquisition kennt, gezwungen, das Bekenntnis der Schuld an diesem Kriege auf uns zu nehmen244.« Der gemarterte Gottessohn bzw. der Heilige erscheinen als Paraphrase einer vom Gegner vergewaltigten Männer-Gesellschaft, die sich durch Sakralisierung in ihrem Leiden an der Gegenwart selbst er- und die Kriegstoten überhöhte. Die suggestive Wirkkraft überkommener Märtyrerdarstellungen konnte durch Übernahme der christlichen Ikonographie in das Weltkriegsgedenken nachgerade blasphemische Formen annehmen, die sich nach dem deutschen Angriffs- und Vernichtungskrieg wiederholten, heißt es doch beispielsweise auf dem Sockel einer Pietà auf dem katholischen Friedhof im badischen (Freiburg-)Kappel: »MUTTER SIEHE DA DEINEN SOHN / IHREN IN DEN WELTKRIEGEN / 1914‑1918 U. [sic!] 1939‑1945 / GEFALLENEN SÖHNEN / DIE DANKBARE HEIMAT« (1954; August Storr)245.

Getroffen: Der Feind als tödliche Waffe »Eine Welt von feindlichen Waffen«246 versammelte sich auf den Monumenten zu Ehren der im Krieg Gefallenen. Der Feind in Gestalt einer Waffe schien geeignet, als gesichtslose Bedrohung das Gefühl der militärischen Einkreisung und politischen Isolierung nach dem Krieg in ansprechender Form auszudrücken. Verbalisiert wurde diese Wahrnehmung insbesondere über die Formeln »gegen eine Welt von Feinden« bzw. »Feinde ringsum«, die auf den Denkmalssockeln im ersten Jahrzehnt nach dem Weltkrieg häufig wiederkehren247. Der Feind wurde als Aggressor dehumanisiert und

244

245 246 247

kühlen, an unserem Staate, an der Ehre und der Zukunft unseres Volkes.« Vgl. zehn Jahre später Major a.D. von Mackensen, in: Festschrift zur Erinnerung an die Enthüllung des Denkmals für die Gefallenen der 8. Landwehr-Division (1930), S. 16: »Jenseits unserer Grenzen frohlockte höhnend ein grausamer Feind. Er glaubte, daß nunmehr das Schicksal seinen Gang gehen und daß im angeblichen Frieden das erreicht werden würde, was er dem Volke in Waffen gegenüber nicht erreichen konnte. Er hoffte auf den völligen und dann wohl endgültigen Zusammenbruch.« Schulz, Ansprache, in: Weihe der Gedenktafel (1921), o.S. [S. 9]. Vgl. die Deutung von Pfarrer Ehret, Ansprache, in: Festschrift zur Erinnerung an die Enthüllung des Denkmals für die Gefallenen der 8. Landwehr-Division (1930), S. 30: »Gewiß, der laute, tosende Krieg hat sein Ende gefunden. Aber dafür wütet nun ein stiller, heimlich-unheimlicher Krieg. Die Waffen unserer Feinde sind heute aufgenötigte Verträge. Sind harte wirtschaftliche Forderungen.« Vgl. noch die gleichlautende, nur auf die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs bezogene Widmung der Reliefstele auf dem Friedhof von Mauchen (Lkr. Lörrach, Baden-Württemberg). Spenden-Aufruf des Magistrats und Bürgervorsteher-Kollegiums Lüchow u.a. vom Oktober 1920, Original abgedruckt in: Beyer/Kahrs, Die Kriegerdenkmäler, S. 176. »GEGEN EINE WELT VON FEINDEN«: Z.B. Berlin: Tafel an der Friedrichswerderschen Kirche; Kreuz mit Bas-Relief an der Alten Pfarrkirche in Pankow (1929‑?; Hermann Hosaeus). Brandenburg: Uckerland-Güterberg: Holztafel in der Ortskirche. Wünsdorf. NordrheinWestfalen: Bad Salzuflen mit Anspielung auf den Thermopylen-Mythos: »Über 300 der Unseren ließen ihr Leben im Kampfe für Heimat und Herd gegen eine Welt von Feinden«. Vgl. die nach 1945 veränderte, dadurch sinnentstellte Tafel in der Kirche von Oberkrämer-Vehlefanz (Lkr. Oberhavel, Brandenburg): »Im gewaltigen Ringen unseres Volkes gegen eine Welt von 1914‑1918

184

II. »...eine Welt von Feinden...«

auf eine durchdringende, tödliche Waffe reduziert. Bevorzugt wurden von Künstlern und Stiftern die Darstellung archaischer Handwaffen, die von der Kriegswirklichkeit ablenken und den heroischen Zweikampf suggerieren sollten. Die Übermacht der Feinde wurde im Allgemeinen durch eine Vielzahl an Lanzen, Speeren und Pfeilen sowie, wenn auch seltener, durch ein Bündel neuzeitlicher Seitengewehre symbolisiert. Der Dolch als tückisches Feindsymbol spielte auf deutschen wie österreichischen Kriegerdenkmälern jedoch kaum eine Rolle, scheint er doch nach 1919 allzu sehr mit dem inneren Gegner verbunden worden zu sein248. Das Zeichenrepertoire scheint daher, zumindest was das Feld des Gefallenengedenkens angeht, begrenzt und von einer stereotypen Wiederkehr. Mit dem Zitat der feindlichen Waffen auf deutschen Erinnerungszeichen ließ sich der Blick des Betrachters über das steinerne Mal hinweg nach außen lenken. Nicht nur an das Bedrohungsgefühl der Vor- und Kriegszeit wurde mit diesen Bildmotiven erinnert, sondern auch das akute Erleben fortgesetzter Feindseligkeiten post bellum gespiegelt. Die »Welt der Feinde« wurde in Berlin vor der Kaiser-Wilhelm-GedächtnisKirche auf einem Hochrelief aus Travertin als eine Vielzahl von Speeren dargestellt. Der nordische Held musste sich gleich einem »Winkelried«, so der Künstler, der Feinde erwehren (Abb. 127). Wie der Schweizer Freiheitsheld in der Schlacht bei Sempach 1386 hätten die deutschen Soldaten ihre Körper zum Schutz der Heimat dargeboten. »Eure Leiber den Feinden« hieß es daher auch auf diesem Denkmal (1928‑1943, kriegszerstört; Hermann Hosaeus)249. Der Klassische Archäologe Franz Studniczka aus Leipzig hatte zwar das Löwenmal seiner Universität vor Augen, als er von einem »Heldenwall« und »der unerhörten Übermacht« sprach250; aber er hätte diese Passagen seiner Rede auch problemlos vor dem Denkmal an der Kaiser-WilhelmGedächtnis-Kirche in Berlin halten können. Hosaeus gestaltete zwei Jahre später das Ehrenmal für die gefallenen Reichsbankbeamten in Berlin. Im Lichthof der Reichsbank sah der Besucher einen Adler auf der Weltkugel stehen. Mit der linken Kralle hält er einen von Pfeilen getroffenen Schild. Die ihn umgegebene Inschrift lautete: »GEDENKE DASS DU EIN DEUTSCHER BIST« (vor 1923‑1945; Abb. 109)251. Ein weiteres Mal lässt der deutschnationale Künstler einen Löwen gegen eine Vielzahl feindlicher Waffen kämpfen. Am 16.  Oktober 1926 weihte der Kösener Senioren-Convents-Verband an der Rudelsburg in Bad Kösen (SachsenAnhalt) das Bas-Relief für seine 2360 Gefallenen ein (Abb. 128). Das Raubtier steht mit den Vorderpfoten auf einem Bündel von Speeren, welches die Welt der Feinde

248 249

250 251

[sic!] starben« (Hervorhebung von Verfasserin). – »FEINDE RINGSUM«: Bochum-Weitmar, gestiftet vom Krieger- und Landwehrverein Weitmar (1926, Metallspende; Walter J. Becker), siehe zum Denkmal auch S. 187. Siehe hierzu das Kriegerdenkmal in Mainbernheim S. 158. Vgl. hierzu Weinland, Kriegerdenkmäler, S. 213 und S. 121 f., welche die Waffen allerdings als »Bündel expressionistisch gezackter Pfeile« deutet. – In der privat initiierten Kriegsbildpropaganda waren eigene Schwerter abwehrend gegen die »Feinde Ringsum« angeordnet, z.B. Zetzmann, Deutsche Silbermedaillen, Nr. 2041 und Nr. 3001 (jeweils 1914; Prägeanstalt Lauer, Nürnberg). Vgl. das Motiv am sowjetischen Kriegerdenkmal von Sewastopol (1967; V. Yakovlev/L. Fialko), abgebildet in: Azizyan/Ivanova, Honour Eternal, S. 56 f. In: August Gauls Kriegerdenkmal (1925), S. 7. Abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 125.

II. »...eine Welt von Feinden...«

185

symbolisiert: »der Sterbende hat sich brüllend aufgerichtet und zeigt seinen Gegnern ungebrochenen Kampfeswillen«, so deutete der für Rachemale bekannte Bildhauer Hosaeus seinen Löwen. Der sozialdemokratische »Vorwärts« vom 16. Oktober 1926 meinte hingegen ein gegen Westen gerichtetes »Revanchegebrüll« zu vernehmen und kritisierte das Löwenmal scharf als »verbrecherische Kriegshetze«252. Neben den als zeitlos stilisierten Waffen wählten deutsche Künstler gelegentlich auch das Seitengewehr als Feindsignifikant. Äußerst aggressiv wird der Feind in diesem Zusammenhang auf einem frühen NS-Mal der bis 1926 französisch besetzten Gemeinde Kaarst-Büttgen (Kreis Neuss, Nordrhein-Westfalen) dargestellt. Auf einem großen Mosaik bedrohen vier Bajonette einen deutschen Feldgrauen, der sich gleich einem Schutzwall vor die im Hintergrund gemalte bäuerliche Heimat stellt. In der einen Hand hält der Soldat ein anachronistisches Schwert, die andere ist zur Faust geballt: »IHR STARBT FÜR DIE HEIMAT« (11.11.1934; Will Hall/Paul Loskill; Abb. 129). Auf Befehl der US-amerikanischen Besatzungsmacht wurde das Mosaik im März 1945 zunächst notdürftig übermalt, auf Anweisung der nachfolgenden britischen Militärregierung schließlich 1947 mit Teer überstrichen. 1951 legte der örtliche Schützenverein unter Verstoß gegen die Kontrollratsdirektive Nr. 30 das problematische Bild wieder frei. Das Denkmal aus NS-Zeiten ist seither Bestandteil des alljährlichen Büttger Schützenfestes. 1984 wurde es unter Denkmalschutz gestellt. Wie wichtig weiterhin historische Bildung und Aufklärung bleiben, zeigt die recht unbedarfte Debatte im Schul- und Kulturausschuss der Stadt Kaarst vom 14. Januar 2003, in der konservative Politiker (CDU/UWG) eine Informationstafel am Kriegerdenkmal ablehnten, dieses Ansinnen teils als »Entehrung« und »Nestbeschmutzung« bezeichneten, teils von der ursprünglichen Intention des Denkmals nichts wissen wollten253. Im Oktober 2011 ist auf Initiative der Grünen eine Informationstafel neben das Erinnerungszeichen gesetzt worden. Allerdings entzieht sich der Text einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Denkmal254. Schmerz und ohnmächtige Wut als unbändige Gefühlsempfindungen wurden auf deutschen Kriegerdenkmälern, wie wir bereits oben gesehen haben, weniger durch menschliche Wesen, als bevorzugt über Lebewesen aus dem Tierreich ausgedrückt. Heftige Gefühle zu offenbaren, verstieß gegen ein gesellschaftliches Tabu, reden konnten die Stifter zwar davon, bloß zeigen durften sie ihre Emotionen nicht255. Sie suchten daher ihre »heißen« Erinnerungen indirekt, über die Tierwelt medial zu vermitteln. Beliebt war hierbei die Löwen-Allegorie. Die Tierfigur sollte über entsprechende Mimik und Gestik den Feind desavouieren. Der äußere Feind wird hierbei in Form einer oder mehrerer, zumeist abgebrochener Wurfwaffen dargestellt, die in der Brust, der Flanke oder im Rücken eines brüllenden Raubtiers stecken. Geschosse im Rücken scheinen auf die Dolchstoß-Lüge, mithin auf den »inneren Feind« bezogen. Selten ist dabei die Botschaft aber so eindeutig wie im böh252 253 254 255

Vgl. hierzu Kutz, Die Chronik der Rudelsburg, S. 71‑84. Vgl. »Neuss-Grevenbroicher Zeitung«, 16.1.2003. (8.8.2013). Z.B. Rektor der Universität München Erich von Drygalski, Ansprache, in: Unseren im Weltkrieg Gefallenen (1922), S. 11: »Das große Leid, das in jedem Deutschen brennt und uns mit Empfindungen untilgbaren Zornes erfüllt.«

186

II. »...eine Welt von Feinden...«

mischen Teplitz-Schönau (heute Teplice, Tschechien) gewesen. Ein sich aufbäumender Löwe wurde dort rücklings von einer Lanze durchbohrt (Bronze; 1930‑1945; Johannes Watzal; Abb. 130)256. Das Bildmotiv des sterbenden Löwen wurde auf Gefallenendenkmälern bereits kurz nach dem Krieg realisiert und hat in den verschiedenen Gegenden des Reiches bis zum Ende der Republik bisweilen recht aggressive Ausprägungen erfahren. In ihrer emotionalen Expressivität sind diese Löwenmale als heftige Reaktion auf die Folgen des Krieges, insonderheit der alliierten Besetzungen und territorialen Verluste, zu werten. Es versteht sich, dass in den betroffenen Gebieten solche provokanten Motive erst nach dem Ende der Besatzungszeit realisiert werden konnten und dort zwangsläufig später auftauchten als in den »freien« Städten und Kommunen, etwa der preußischen Provinz Hannover oder in Bayern. In der Formgebung kopiert und variiert wurden oft berühmte Vorbilder. Als beliebte Bildformel stand der sterbende Löwe in Luzern Pate. Er war 1821 von Lucas Ahorn nach einem Entwurf Bertel Thorvaldsens geschaffen worden. Gewidmet war das Denkmal den gefallenen Schweizer Garden. Dem Löwen steckt ein abgebrochener Speer im Rücken (Abb. 131). In der preußischen Provinz Hannover taucht dieses Motiv nach 1918 auffallend häufig auf. Vielleicht ist dies unter anderem dem Umstand zu verdanken, dass das in der Kaiserzeit erbaute, bedeutende Provinzial-Kriegerdenkmal in Hannover einen von einem Speer tödlich getroffenen Löwen zeigte (1884‑1941, Metallspende; Hermann Volz). So ragt beispielsweise dem waidwunden Löwen von Gehrden-Leveste bei Hannover ein abgebrochener Speer aus der Flanke (um 1920; Karl Sondershausen). Auch in Jemgum (Lkr. Leer, Niedersachsen) schuf Karl Sondershausen ein solches Motiv (1926). Vermutlich stammt auch der Löwe in Rodenberg-Pohle (Lkr. Schaumburg, Niedersachsen) von der Hand dieses Künstlers257. Es blieb allerdings nicht bei diesem verhaltenen Motiv eines sterbenden Löwen. Früh schon setzten Gemeinden und Vereine besonders expressive Varianten, vor allem im teils französisch besetzten Hessen und in Bayern, wo der Löwe ja zugleich auch Wappentier ist. Gleich zwei abgebrochene Speere stecken im Rücken des fauchenden Löwen im bayerischen Burtenbach (1921; Ludwig Hohlwein). Auf dem Kirchhof der St. Veitskirche in Leipheim setzt das von einem Pfeil getroffene Tier aus einer kauernden Stellung zum Sprung an (1921, 1974 versetzt; Abb. 54 und 55). Im bayerischen Dachau-Augustenfeld faucht das mächtige, von einem Pfeil getroffene Tier den Feind an (1922; Josef Jost; Abb. 132). Im hessischen Rosenthal krallt sich das verwundete Tier in den abgebrochenen Speer und wendet sich brüllend seiner Wunde im Rücken zu (1922, Daubert; Abb. 133). Eine Kopie dieses »Nibelungenmotivs« setzte auch die Gemeinde Heringen an der Werra ihren Gefallenen im Jahre 1927. Den »Dolchstoß« in den Rücken der Heimat scheint 256

257

Die Festschrift lässt sich zur Deutung des »von einem goldenen Spieße durchbohrt[en]« Löwen wohlweislich nicht aus, Gedenkschrift anlässlich der Enthüllung des Kriegerdenkmales (1930). Hingegen ein Anonymus: »ein einst hart umstrittenes Wahrzeichen des deutschen Sudetenlandes«, in: Velhagen & Klasings Monatshefte, 53 (1938/1939) 2, S. 31. Abgebildet in: Befreite Heimat (1939), S. 63. Vgl. den Stein-Löwen im bayerischen Merching-Steinach (1922); ferner die schlichte Gedenktafel der Technischen Universität Graz, die einen gemalten Löwen mit abgebrochenem Speer in der Flanke zeigte. Abgebildet in: Riesenfellner, Todeszeichen, S. 36.

II. »...eine Welt von Feinden...«

187

auch das Löwen-Mal von Walter J. Becker in Bochum-Weitmar zu symbolisieren: Gleich zwei Pfeile haben den fauchenden Bronze-Löwen in den Rücken getroffen (1926, Metallspende). Der örtliche Krieger- und Landwehrverein widmete diese Plastik nicht nur den Gefallenen der Gemeinde Weitmar, sondern deutete sie zugleich als erstes Befreiungsdenkmal nach dem Ende der französischen Besetzung 1925258. Die Erfahrungen mit den Folgen der Kriegsniederlage, insbesondere die Rheinlandbesetzung und der Ruhrkampf, spiegelten sich auch in den Löwenmotiven wider, die zum Teil bereits während der Besetzung entstanden sind. In HagenHolthausen ist das brüllende Raubtier nicht nur von einem Speer getroffen, auf dessen Schaft er seine Pranke gelegt hat, seine Hinterläufe scheinen überdies gelähmt (1927; Hans Dammann; Abb. 134)259. Den brüllenden, sich aufbäumenden Bronze-Löwen im ehemals besetzten Darmstadt trafen zwei Speere mitten in die Brust (Bronze; 1928; Heinrich Jobst; Abb. 60)260. Dieses »wuchtige Heldenmal«261 war vom ehemaligen Leibgarde-Regiment (1. Großherzoglich Hessisches) Nr. 115, der Stadt und dem hessischen Staat gestiftet worden. Wie die naturalistische Darstellung des sich vor Rache und Schmerz aufbäumenden Tieres auf das damalige Publikum wirkte, lässt sich nur vermuten. In einem Artikel aus dem »Darmstädter Tagblatt« vom 18. August 1928 heißt es überraschend, das Regimentsmal habe »schlicht und bescheiden« gewirkt262. Seit 1928 brüllt ein von einem Pfeil verwundeter Löwe im westfälischen Bochum-Ehrenfeld den französischen Nachbarn an. Sein Sockel kündet von einem vermeintlichen Sieg: »DER ÜBERZAHL / ERLEGEN / IM GEISTE / UNBESIEGT« (1928; Willy Meller; Abb. 108)263. Im rheinischen Neuss 258 259

260

261

262

263

Vgl. etwa »Spendenurkunde zu einem Baustein für das erste Befreiungsdenkmal im Ruhrgebiet«, HStA Stuttgart, M 703. Im Heringer Löwen steckt sicher kein Dolch, wie Miehe, Den Toten zum Gedächtnis, S.  159, meint. Der Holthausener Löwe ist abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S.  20, und im Heldenbuch zu Ehren der im Weltkriege 1914‑1918 gefallenen Söhne der Stadt Hagen i.Westf. (1936), S. 383. Ähnlich gestaltet ist das Regimentsmal in Bad Homburg (1926; Philipp Schmalz), jedoch sind hier keine Waffen zu sehen, lediglich scheint »die ganze Hinterhand zerfetzt«, so der Vorsitzende der Denkmalskommission, in: »Nachrichtenblatt des Verbandes ehemaliger 80er«, Mai 1926, Nr. 7, S. 4, BArch, MSg 3/4191. Es scheint sich tatsächlich um Speere zu handeln, nicht um Pfeile, wie etwa das »Darmstädter Tageblatt« vom 18.8.1928 meint; so auch Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs (1930), S.  38. »Der Leibgardist«, 2 (Juni 1926), S. 61, spricht hingegen von »Lanzenstößen in die Brust«. »Der Leibgardist«, 4 (Juni 1928), S. 62; ebd., 4 (Juli 1928), S. 73: »wuchtige Gestalt des sterbenden Löwen«. Das ursprüngliche Modell wirkte hingegen graziler, vgl. die Abbildungen in: »Der Leibgardist«, 2 (Juni 1926), S. 63, und – bereits leicht abgewandelt – 4 (Februar 1928), S. 13. Siehe hierzu auch oben S. 94. Das Amt für Wirtschaft und Stadtentwicklung der Stadt Darmstadt erklärte in seinem InternetJournal »dafacto« vom 20.8.2004 das offensive Löwenmal fälschlich zu einem genuinen AntiKriegsdenkmal der 1920er Jahre, (6.7.2010). Gestützt wird diese irrige Geschichtsversion durch eine in Auszügen wiedergegebene Rede des Oberbürgermeisters Ludwig Engel (SPD). Er hatte am Volkstrauertag 1953 die aggressive Pathosformel in einen Ausdruck des Schmerzes über die vielen Kriegsopfer umgedeutet. Vgl. auch sein Grußwort in: Wiedersehensfeier ehem. Leibgardisten (1954), S. 3. Vgl. das Mannheimer Kolonialdenkmal, das eine von einem Pfeil getroffene afrikanische Antilope im Sprung darstellte, begleitet von der Inschrift »DENNOCH / DEUTSCHE / KOLONIEN« (1937, Metallspende; Roderich Jerusalem von Safft). Bei der Einweihung erklärte Oberstleutnant von Boemcken, dass das Tier »ein Sinnbild der durch Gift und Haß unserer Gegner im Versailler

188

II. »...eine Welt von Feinden...«

steckt dem brüllenden Bronze-Löwen das feindliche Geschoss in der Flanke (1929; Willy Meller; Abb.  58). Eher statisch wirkt der seltene Fall einer von einem Pfeil getroffenen, fauchenden Löwin im rheinischen M. Gladbach (30.  April 1933 bis 1960; Franz Brantzky)264. Allerdings meinte der Theologe T. Willemsen, welcher der Denkmalskommission angehört hatte, in der Ausführung eine große Emotionalität erkennen zu können: »Aber bevor der Tod sie erfasst, rafft sie sich mit letzter Kraft noch einmal auf und stößt einen Schrei aus, der weit in die Lande hinauszudringen scheint: Rache265!«

Schlangenwesen, Drachengetier Während deutsche Künstler ihre eigene Nation als edles Königstier gestalteten, das sich in letzter Kraftanstrengung gegen die feindliche Übermacht aufbäumte, konnten sie den Kriegsgegner auf den unterschiedlichsten Bildmedien nicht nur als Waffe, sondern auch als Ungeheuer, als mythisches Untier gestalten. Wie schon in der Bibel waren hierbei die Grenzen fließend und wurde das animalische Böse unterschiedslos als Drachen, Schlange, Teufel oder Satan angesprochen, wie ja auch das altgriechische δράκων / drácōn allgemein einen Drachen oder eine Schlange bezeichnet266. Im Rückgriff auf christliche wie nationale Mythen wurde der Feind bzw. die vielen Feinde in Kriegs- und Nachkriegszeiten als das personifizierte Böse visualisiert und dämonisiert267. Der bzw. die Feinde verkörperten in der bildnerischen Kunst unterschiedlichste Gattungen von Schlangen, die als biblisches Sinnbild des Teufels für das vermeintlich tückische, hinterhältige und bedrohliche Verhalten der Gegner standen. Neben dem geflügelten Drachen oder dem menschengestaltigen Teufel griffen die Karikaturisten und Bildhauer also oft auf niederes Getier zurück, vorzugsweise »kriechendes Gewürm«268. Auffallend häufig anzutreffen ist hierbei die vielköpfige Hydra, seltener ihre mythische Schwester, die dreiköpfige Chimäre269.

264 265 266 267

268

269

Schandfrieden getroffenen Kolonien« sei, zit. nach Präger, Denkmäler, S. 188. Im Weiteren den Weimarer Kolonial-Gedenkbrunnen mit Adler, der sich kreischend zu einem Pfeil in seinem linken Flügel wandte (1930‑1945), Zeller, Kolonialdenkmäler, S. 146 und S. 316. Vgl. hierzu Schürings, Das Mönchengladbacher Löwen-Kriegerdenkmal, S. 113‑127; ähnlich der Löwe in Sinzig am Rhein (1931; Willy Meller/Franz Brantzky; Abb. 135). »Niederrheinische Volkszeitung«, 23.4.1934, zit. nach: Schürings, Das Mönchengladbacher LöwenKriegerdenkmal, S. 115. Off 12,9: »der große Drachen, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt«, vgl. 20,2. Im Ersten Weltkrieg wurden die Feinde der Mittelmächte beispielsweise als siebenköpfiger Teufel dargestellt, auf den zwei Soldaten einschlagen, so Bildpostkarte: »Krampus 1914« (ÖsterreichUngarn; 1914; K.Th. Zelger), abgebildet in: Weigel/Lukan/Peyfuss, Jeder Schuss ein Russ, S. 107. 3. Mose 11,43. Vgl. Zetzmann, Deutsche Silbermedaillen, Nr. 2154: avers Michael gegen dreiköpfigen, geflügelten Drachen, mit Umschrift »Du Deutscher Geist St. Michael, hilf uns das Gewürm zertreten« (1915; E. Behr); Nr.  4083: avers Porträt von Hindenburg, revers nackter Heros ein Schlangenknäuel zertretend mit der Aufschrift »FUROR / TEUTONICUS« (1915; Fritz Eue). Auf einer Silbermedaille aus dem Jahre 1914 steht avers »DIE ENGLISCHE / CHIMÄRA / 1914«, revers kämpft der deutsche Adler gegen eine Chimäre mit (russischem) Bärenkopf, (französischem) Hahnenkopf im Nacken und (britischem) Schlangenkopf als Schwanzende, Zetzmann, Deutsche Silbermedaillen, Nr. 2043 (1914; M. Heilmeier). Der britische wie auch serbische Feind

II. »...eine Welt von Feinden...«

189

Zu Kriegsbeginn veröffentlichte der »Kladderadatsch« vom 16.  August 1914 (67. Jahrgang, Nr. 33) unter der Überschrift »Die Ekels« eine Zeichnung von Werner Hahmann, auf der die Triple Entente in Gestalt einer Hydra dargestellt ist, deren drei Köpfe jeweils eine britische, französische und russische Schirmmütze tragen (Abb. 136). Aus dem Postkartenverlag der Brüder Kohn in Wien stammt eine Ansichtskarte mit dem Titel »Die achtköpfige Hydra«, die wohl 1915 in Umlauf gebracht wurde, auf der ein mit Orden verzierter Landsturmmann und ein deutscher Soldat mit Pickelhaube auf das feindliche Schlangengebilde einschlagen (Abb. 137). Die Köpfe der Hydra tragen Mützen mit den jeweiligen Landesfarben. Das italienische Schlangenhaupt ist übrigens mit der »Vaira« versehen und züngelt im Rücken der beiden Kämpfenden. Auf einer Silbermedaille des in Berlin tätigen Wiener Medailleurs und Bildhauers Artur Löwental kämpfen im Typus des Schlangenbezwingers nunmehr als deutscher Herakles und österreichischer Iolaos Wilhelm II. und Franz Joseph I. gegen die lernaeische Schlange (Abb. 138)270. Wie es einst die mythischen Waffenbrüder unternahmen, sollten beide Regenten nun der neuzeitlichen Hydra mit Schwert und Fackel zuleibe rücken, wie die Umschrift auf der Rückseite bestätigt: »EIN / ENDE / ALLER / TÜCKE«. Das Böse stellte sich hier als ein- oder eben auch vielköpfiges Ungeheuer dar, das mitunter unmissverständlich durch die jeweiligen Nationalfarben oder militärischen Kopfbedeckungen auf den Schlangenhäuptern gekennzeichnet sein konnte271. Seite an Seite mit dem kaiserlichen Recken bekämpften in der deutschen Bildpropaganda vor allem germanische und christliche Heroen das feindliche Untier. Der im Alten Testament vom Erzengel Michael bezwungene Teufel wurde dabei gerne mit dem französischen Gegner gleichgesetzt. Das Bildmotiv war in der privaten wie staatlichen Propaganda von den Befreiungskriegen bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs gebräuchlich, wie wir allein an dem Schicksal eines Kunstwerks über knapp anderthalb Jahrhunderte hinweg exemplarisch verfolgen können: Der braunschweigische Hofmaler Friedrich Georg Weitsch schuf 1814 ein Ölgemälde, das er »Denkmal der Vaterlandsliebe des preußischen Volkes 1813/14« betitelte. Auf diesem Bild trägt der vom Erzengel niedergerungene Teufel die Gesichtszüge Napoleons. Noch 1940 war dieses Bildnis in der Berliner Ausstellung »Großdeutschlands Freiheitskampf« zu sehen272.

270

271

272

konnte darüber hinaus noch als schlangenhäuptige Medusa dargestellt werden, Steguweit, Das Münzkabinett, S.  123, Nr.  172 (1915; Joseph Thorak); Schulman, Catalogue Avril LXV 1916, Nr. 819 (1914/1915; Gustav Adolf Daumiller). Abgebildet in: Zetzmann, Deutsche Silbermedaillen, Nr. 3011. Eine Jahresangabe fehlt, die Prägung scheint mir jedoch wegen der sechs (statt der mythischen neun Schlangenköpfe) in das Jahr 1914 zu gehören; das Artefakt tauchte 1915 im Kunsthandel nachweislich auf, siehe die Literaturangaben bei Zetzmann, Deutsche Silbermedaillen, unter Nr. 3012. Ohne nationale Markierung z.B. Schulman, Catalogue Avril LXV 1916, Nr. 812 (1914; Fr. Hörnlein); Nr. 814 (1914; A. Lehzen); Nr. 816 (1914; Wysocki); Nr. 1188 (ungarische Prägung, 1914; R.A. Zutt) mit Legende »A KULTURA’E’RT E’S A HAZA’E’RT« (»Für Kultur und Vaterland«). Mit nationaler Typisierung: »1914 / Und wenn die Welt voll Teufel wär« (1914; Max Frey). Montenegro und Serbien als von Habsburg bezwungene Hydra in: Zetzmann, Deutsche Silbermedaillen, Nr. 4143; Schulman, Catalogue Avril LXV 1916, Nr. 839 (1914; R. Küchler). Vgl. zu diesem Gemälde Hoffmann-Curtius, Der Altar des Vaterlandes, S. 52 f. mit Abb. 10. – Vgl. die Rede des Katholischen Divisionspfarrers Meier, in: Weihe des Denkmals (1924), S. 11,

190

II. »...eine Welt von Feinden...«

Im Gefallenengedenken für 1870/71 war der Feind im Drachentöter-Motiv auch ohne Beigaben von Monsterwesen und Satansbraten immer mitgedacht. Stand der Drachentöter allein auf dem Sockel, konnte er gleichermaßen von kommunalen Denkmalstiftern als Überwinder französischer Fremdherrschaft gedeutet werden. Jubiläumsjahre und Jahrestage spielten hierbei eine nicht unwichtige Rolle. 42 Jahre nach der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Frankreich und Deutschland wurde das 100jährige Jubiläum der Befreiungskriege im rheinischen NettetalKaldenkirchen zum Anlass genommen, den Toten und Kriegsheimkehrern von 1870/71 einen überlebensgroßen Siegfried zu setzen (1913 bis in die 1930er; Peter Stammen)273. Jung-Siegfried verschmolz im Ersten Weltkrieg mit dem Patron der Deutschen, dem Erzengel Michael, oder mit dem in katholischen Kreisen als Schutz-Heiligen verehrten miles Christianus Georg von Kappadokien, der um 300  n.Chr. den Märtyrer-Tod erlitten haben soll274. Auf den massenhaft vertriebenen Druckgrafiken populärer Alltagskunst wurde der Heldenkampf als Drachenkampf gegen eine vielfache Übermacht der Weltkriegsfeinde gedeutet. Die Gestalt des Drachentöters konnte dabei mythisch (Siegfried) oder christlich (Michael, Georg) konnotiert, mitunter vom antiken Herakles-Mythos inspiriert sein275. Selbst vor lebenden Personen wie dem Kaiser und seinen Feldherren schreckten hierbei die privaten Propagandisten nicht zurück, und die Zensur ließ sie gewähren. Künstler setzten den preußischen Monarchen etwa 1914/15 mit dem Schutzheiligen der Deutschen, dem Erzengel Michael gleich, dessen Verehrung durch den Kaiser allgemein bekannt war276. In der offiziellen bzw. offiziösen Propaganda wurde die Vorstellung vom biblischen Heilsbringer auf den Kaiser von Gottes Gnaden übertragen, der einen »heiligen«, ei-

273 274 275

276

der die Verhältnisse von 1805 spiegelt: »In jedem Winkel unserer Heimat wütete französische Teufelei und Raffgier.« Entsprechend konnte auch der Vertrag von Versailles so tituliert werden, Schulz, Ansprache, in: Weihe der Gedenktafel (1921), o.S. [S. 10]: »Und auch jetzt noch nach dem Abschluß des teuflischen Friedens geht ihr Streben darauf hinaus, aus dem Leibe Deutschlands die Glieder herauszureißen und es zu einem ohnmächtigen Torso zu machen.« Zu diesem Mal kurz Kaiser, Der Siegfried. Zur Legende Maisuradze, Der Heilige Georg. Zetzmann, Deutsche Silbermedaillen, Nr.  2149, avers würgt ein nackter Heros einen geflügelten Drachen; revers »VERGELTUNG FÜR SARAJEVO * OKT. NOV. DEZ. 1915« (1915; Friedrich Wilhelm Hörnlein). Die Prägung gehört zu Menadiers Weltkriegsedition, Steguweit, Das Münzkabinett, S. 104, Nr. 53. Vgl. das ebenfalls zu dieser Edition gehörende Stück mit einem deutschen Helden gegen ein britisches Seemonster (1916; Walther Eberbach), Schulman, Catalogue LXVII 1917, Nr. 663. Zu Wilhelms Passion etwa Holsten, Allegorische Darstellungen, S.  35; Fliege, »Und wenn die Welt voll Teufel wär«, S. 225; Lurz, Kriegerdenkmäler, Bd 2, S. 286 f. Der Kaiser selbst entwarf den ehernen Michael westlich von St.  Privat für das 1.  Garde-Regiment zu Fuß (1899‑1918; Walter Schott), Geibel, Führer (1903), S.  7  f. Sein Großonkel stiftete einen Drachentöter mit preußischem Adler auf dem Brustpanzer für das am dritten Jahrestag des Falls von Rastatt eingeweihte »Preußendenkmal« in Karlsruhe. Es ist den im Kampf gegen die Badenser getöteten Soldaten gewidmet (1852; August Kiß/Architekt Friedrich Eisenlohr). Vgl. die Karikatur aus der Zeit um 1850, auf der der Erzengel als dicke Putte mit Pickelhaube dargestellt ist. Er durchbohrt eine Schlange mit seinem Bajonett, deren menschlicher, bärtiger Kopf einen Hecker-Hut trägt, LA Berlin, Sammlung 1848, J III D 149. Der im Krieg beschädigte Erzengel wurde 1953 entfernt, zum Denkmal Merkel, Preußen-Denkmal, S. 241‑250.

II. »...eine Welt von Feinden...«

191

nen »gerechten Krieg« gegen das Böse führte277. Eine Vielzahl an Postkarten variierte von August 1914 an das Drachentöter-Motiv, wobei der biblische Drachentöter mit dem mythischen Helden und dem deutschen Monarchen verschmelzen konnte. Auf einer Postkarte aus dem Jahre 1914 steht Wilhelm II. in mittelalterlicher Rüstung auf einem schlangenartigen Mischwesen mit sechs Köpfen, die auf die damalige Anzahl der Kriegsgegner hinweisen. Allerdings hat der Kaiser trotz seiner Siegerpose diesen vielköpfigen Drachen, der einen Teufelsschwanz besitzt, noch nicht überwunden, seine Köpfe scheinen alle noch ziemlich lebendig. Unter dieser Szene ist ein Vers aus dem bekannten Kirchenlied Luthers »Eine feste Burg« wiedergegeben: »Und wenn die Welt voll Teufel wär’...«. Im April 1918 scheiterte die Michael-Offensive, das deutsche Heer zog sich fünf Monate später auf die Siegfriedstellung zurück, am 11. November wurde der Waffenstillstandsvertrag unterzeichnet. Der Kampf gegen die Drachen-Feinde musste nun allein über die Erinnerungsmale und Memorialwerke fortgesetzt werden, wie nicht nur Weiheansprachen nahelegen, sondern auch die Wahl der Formensprache, die sich dabei oftmals der fernen Vergangenheit bediente und sie mit der Gegenwart verwob. So wurde den christlichen Streitern ohne Scheu der Stahlhelm aufgesetzt. Zumeist handelt es sich bei diesen »Drachentötern im Schützengraben«, die als Symbolfiguren für die gefallenen Frontsoldaten standen, um eklektizistische Plastiken. Unter den Einheimischen waren diesen Plastiken, vor allem in überwiegend katholischen Gegenden, nicht unumstritten278. Unterschiedliche Stiftergruppen gaben dennoch während des ersten Nachkriegsjahrzehnts stahlhelmtragende Drachentöter in den verschiedenen Regionen des Reiches in Auftrag. Im preußischen Potsdam zeichnete etwa das ehemalige Regiment Gardes du Corps für ein solches figürliches Denkmal verantwortlich (1923‑1929), im schwäbischen Ellwangen-Pfahlheim war es die katholische Pfarrgemeinde (1924; Martin Scheible), so auch im westfälischen Körbecke (1926), im bayerischen Wolnzach, Lappersdorf und Hemau hingegen die Marktgemeinde und im badischen Gundelsheim die Stadt (1923; Josef 277

278

So etwa Pastor D. Büttner, Gedächtnisrede, in: Weihe der Gedächtniskapelle (1924), S. 4: »Uns beirrt nicht die Lüge der wider uns verbündeten Welt, als sei die Sache nicht heilig und rein gewesen, für die sie gestorben sind, – wir wissen es besser«. Vgl. die Bronzemedaille mit dem Porträt des Kronprinzen auf der Vorderseite, der revers mit »Jung / Siegfried« gleichgesetzt wird, der gegen einen Drachen kämpft, dessen vier Häupter feindliche Nationalallegorien abbilden, das britische Einhorn, den gallischen Hahn, russischen Bären und belgischen Löwen (1915), Kienast, Goetz II, op. 151. Auch die übrigen Monarchen im Deutschen Reich ließen sich in der Kriegspropaganda mit dem Drachentöter-Mythos in Verbindung bringen, so etwa der König von Sachsen, Zetzmann, Deutsche Silbermedaillen, Nr.  2077 (1914): revers tragen die einzelnen Schlangen sogar die Namen der Gegner Belgien, England, Frankreich, Japan und Russland. Gleiches lässt sich für die Feldherren des Krieges sagen, so insbesondere für Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg, z.B. Kienast, Goetz II, Nr. 151a (1914/15); vgl. zudem noch Schulman, Catalogue Avril LXV 1916, Nr. 697: Krieger einen (russischen) Bären fesselnd mit der Legende revers: »WIE SIEGFRIED / DER / HELD DEN BÄREN BAND« (1915; Artur Löwental). Zur Überhöhung seiner Person allgemein Wolfs, Le culte Hindenburg. Pfarrer Muke schien bei der Weihe des kommunalen Kriegerdenkmals in Aschaffendorf am 25.10.1925 auf die Instrumentalisierung des Heiligen im Gefallenengedenken reagiert zu haben, als er bekräftigte: »St. Michaels Bild bedeutet nicht Gedenken an Kampf und Anreizen zu neuem Krieg, sondern es bedeutet Untergang dem Hader und Streit und allem Bösen, Einführung der Seelen der lieben Gefallenen zum ewigen Leben.« In: »Ems-Zeitung«, 26.10.1925.

192

II. »...eine Welt von Feinden...«

Zeitler)279. Da das deutsche Heer ja im Felde unbesiegt gewesen sei, wurde das Untier, also der Kriegsgegner, in den genannten Beispielen zumeist als bezwungen präsentiert. Besonders markant war in diesem Zusammenhang ein Kriegerdenkmal im katholischen Münster von Weingarten (Lkr. Ravensburg, Baden-Württemberg; Abb.  139)280. Das Erinnerungszeichen hatte das ehemalige Infanterie-Regiment König Wilhelm I. (6. Württembergisches) Nr. 124 gestiftet »in Zeiten der Schmach am Sedantag 1923«, wie die Inschrift einstmals trotzig kündete. Vor einer hölzernen Namenstafel befand sich eine figürliche Plastik, die in ihren Uniformteilen mehrere Stilepochen auf sich vereinte. Angetan mit einem römischen Brustpanzer stand der Heilige Georg in Stahlhelm und mittelalterlichem Beinkleid über einem kleinen Drachen. Das große, breite Ritterschwert hatte er dabei als Zeichen des Sieges quer über die Schulter gelegt (1923‑1945; Franz Xaver Eberhard). Der Künstler hatte für seine Idee bedenkenlos das abendländische Bildrepertoire geplündert, um tatsächliche oder vermeintliche Kontinuitäten und Bezüge zu einer »glorreichen« deutschen Vergangenheit aufzuzeigen. Selbst im kirchlichen Innenraum konnte der ideologische Kampf fortgeführt werden, wie etwa das Gefallenenmal in der evangelischen Stadtkirche (heute Kreuzkirche) in Bonn zeigt. Unmittelbar nach dem Abzug der französischen Besatzungstruppen wurde es der Öffentlichkeit präsentiert (1926‑1944, kriegszerstört; Hans Joachim Wagner)281. Als ob sie der göttlichen Macht nicht ganz trauen würden, hatten die Kirchenoberen unter Führung von Pfarrer Hermann Kremers ein Sgraffito mit dem Erzengel Michael und dem heidnischen Siegfried im Seitenflügel des Gotteshauses anbringen lassen, die jeweils gegen einen schlangenartigen Drachen siegreich vorgingen282. Anlässlich der Einweihung am 28. Februar 1926 wetterte Pfarrer Eugen Strauß mit nationalprotestantischem Pathos von der Kanzel herab gegen innere wie äußere Feinde: »Es krochen aus der Tiefe hervor die [...] Geister der Schwachheit, [...] des Verrats, und die Feinde riefen alle höllischen Geister der Lüge zur Hilfe, warfen ihre giftige Drachensaat unter uns und vergiften vollends die müde, schweratmende deutsche Seele. Und so erlagen wir; im Felde unbesiegt erlagen wir283.«

279

280 281 282

283

Abgebildet in: Frankewitz/Lingens, Denkmäler und Zeugnisse, S. 114. Auch nach 1945 wird die Profanierung christlicher Protagonisten fortgesetzt, vgl. nur den Heiligen Georg in Wehrmachtsuniform im pfälzischen Oberotterbach (1962; Alois Lenhard), abgebildet in: Fischer, Das Ehrenmal der Gemeinde, S. 280. Abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S.  170. Kurzinformation zum Denkmal in HStA Stuttgart, M 746 Bü 3. Abgebildet in: Heyer, Die Kreuzkirche, S. 86. Zu Kremers Tätigkeit im Krieg vgl. im Besonderen die frühe Predigt: Kremers, Unter dem eisernen Kreuz! (1914); zu seiner späteren politischen Ausrichtung vgl. etwa das in fünf Auflagen zwischen 1931 und 1933 erschienene Werk Nationalsozialismus und Protestantismus. Zit. in: Stoffels, Kriegerdenkmäler, S. 407. Vgl. bereits den Hamburger Direktor Schulz, Ansprache, in: Weihe der Gedenktafel (1921), o.S. [S. 8]: »Und sie kamen; wie die Saat der Drachenzähne wuchsen sie aus der Erde hervor, wie gefräßige Wölfe gierten sie, uns zu rauben, was wir gewonnen im Ringen der Völker, was wir erworben im Schweiße der Arbeit.« Noch zehn Jahre später sollte der Erzengel am expressionistischen Gefallenendenkmal der Stadt Gladbach-Rheydt am Rhein (heute Mönchengladbach) den äußeren wie inneren – politischen wie »gottlosen« – Gegner bekämpfen (1932‑1940; Walther Kniebe), hierzu Häußler, Das Gefallenen-Denkmal, S. 8‑10.

II. »...eine Welt von Feinden...«

193

Drachengestaltig war der Feind dargestellt, der, wie der Kirchenmann ausführte, seine Drachensaat ausgestreut habe und mit den Mächten des Bösen im Bunde stand, so dass das Gute, der deutsche Michael/Siegfried, durch die inneren »Geister des Verrats« ohnehin geschwächt, unterlegen sei, ja in den Augen des Pfarrers zwangsläufig unterliegen musste. Der Erzengel hatte strenggenommen kein drachenartiges Fabelwesen gemeuchelt, sondern das Böse schlechthin, den Satan in Menschengestalt284. In dieser christlich geprägten Wahrnehmung des Krieges nahm die bildliche Verteufelung des Kriegsgegners einen besonderen Stellenwert ein. Der Feind wurde mit dämonischen Zügen gezeichnet, die dazu dienten, ihn als Gehilfen finsterer Mächte zu denunzieren. Gegen antike Schlangenwesen kämpften nach 1918 auf rauhem Stein moderne Soldatenfiguren. Umgesetzt wurde diese Vorstellung bereits kurz nach Kriegsende im steiermärkischen Graz-Gösting (1921) und in Stainz: Beide vom Grazer Künstler Eduard Kubovsky gestaltete Erinnerungszeichen zeigen einen österreichischen Landsturmmann, der die Weltkriegsfeinde in Gestalt des vielköpfigen Wesens erschlägt (Abb. 140). Um an »die vielen ruchlosen Feinde«285 zu erinnern, bleibt das Hydra-Motiv auch in Deutschland in den Nachkriegsjahren weiterhin attraktiv. Wahlweise handelt es sich bei dem bekämpften Untier um eine drei- oder siebenköpfige Hydra. Doch anders als in der Steiermark kämpfen überwiegend mythische Helden oder zeitlose Krieger, selten deutsche Landser gegen das Untier. Anders als in Österreich ist in der deutschen Gedenklandschaft dieses Bildmotiv zudem nicht vollplastisch, sondern ausschließlich in Reliefform umgesetzt worden. Noch ganz traditionell war die Ausführung im niederrheinischen Viersen. Dort kämpfte Herakles gegen die dreiköpfige lernaeische Schlange (1925‑1945; Arno Breker; Abb. 141)286. Im hessischen Hofheim-Lorsbach ist es eine siebenköpfige Schlange, der sich der griechische Halbgott zu erwehren hat. Die Lorsbacher Ortschronik vermerkt zu diesem Relief nicht ohne Stolz, dass der Kampf des Herakles als Symbol dafür stehe, wie einst das Vaterland von Feinden ringsum angegriffen worden sei (9.  April 1933; Emil Fuchs)287. An der evangelischen Bartholomäuskirche in Markgröningen (Lkr. Ludwigsburg, Baden-Württemberg) schwingt ein von der Stadt gestifteter mittelalterlich anmutender »Kämpfer gegen das Böse«288 im Bas-Relief sein Schwert gegen eine dreiköpfige Schlange (1928; Erwin Dauner; Abb. 142)289. Im württembergischen Trossingen ist es dann keine mythische Figur mehr, die das moderne Geschehen ummäntelt. Nun war es ein Weltkriegssoldat, der sich mit Schild und Gewehr einer siebenköpfigen Hydra erwehrt. Die Köpfe gestaltete der Bildhauer nach dem aus der Weltkriegspropaganda bekannten Wappentieren oder Staatssymbolen, dem belgischen Löwen, gallischen Hahn, rumänischen Adler, russi284 285 286 287 288 289

Vgl. daher etwa den humanoiden Satan auf dem Denkmal im steirischen Gleinstätten (1921) und Neudau (1926), letzteres abgebildet in: Riesenfellner, Todeszeichen, S. 50. Rechnungsrat Hoffmann, Gedenkrede, in: Feier zum ehrenden Gedächtnis (1920), o.S. [S. 3]. Kriegerdenkmal als Kaminaufsatz im Vereinshaus der großbürgerlichen Viersener »Gesellschaft Casino«, Nabrings, »...eine immerfort währende Mahnung...«, S. 103. Zit. nach Seitz, Das Gefallenen-Ehrenmal in Hofheim-Lorsbach, S. 89 So die Deutung der Stadt, HStA Stuttgart, M 746 Bü 35. Abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 181.

194

II. »...eine Welt von Feinden...«

schen Bären, amerikanischen Stern, der englischen Bulldogge und dem italienischen Chamäleon (1924‑1945; Josef Zeitler)290. Im kleinen Winzerdorf Haardt an der Weinstraße ist der Frontsoldat nur mit einem Stahlhelm bekleidet und kämpft mit dem Schwert gegen sieben züngelnde Schlangenköpfe, deren Leib sich bereits um sein linkes Bein gewunden hat (1931; F. Korte/J.W. Steger; Abb. 143). Mit diesem Motiv griffen die Künstler ein Bild aus der Weltkriegspropaganda auf: Auf einer Medaille zu Ehren von Generalleutnant Erich Ludendorff kämpft nämlich ein junger nordischer Krieger gegen eine züngelnde, siebenköpfige Hydra (1914; Friedrich Eue)291. Im unterfränkischen Kitzingen windet sich eine züngelnde Schlange um die Beine eines nackten, verwundeten, überdies mit Ketten gefesselten Heros, der sich dennoch mit aller Macht aufzurichten versucht. Mit diesem Denkmal, das eigentlich zu Ehren der Gefallenen gedacht war, verbanden die kommunalen Stifter ihren Groll über den »Versailler Schandvertrag«. Unter der Figur aus Muschelkalk, deren Sockel nach 1945 um das Andenken an die Toten des Zweiten Weltkrieges ergänzt wurde, steht: »Denkt stets an des Vaterlandes Knechtung nach dem Weltkrieg 1914‑18« (1925‑1945, 1956; Richard Rother; Abb. 144)292. Was oder wer mit den Reptilien jeweils konkret gemeint war, konnten sich die damaligen Betrachter denken, hatte sich doch, wie bereits ausgeführt, die Kriegspropaganda der Mittelmächte ausgiebig selbigen Motivs nahezu fünf Jahre lang bedient. Die falsche Schlange konnte in deutschen Gedenkwelten zwischen 1871 und 1945 auch vom deutschen Adler angegangen werden. Private Denkmalstifter stellten im deutschen Kaiserreich die besiegten Franzosen bevorzugt als niederes Schlangengetier dar, das eigentliche Wappentier, der gallische Hahn, spielte anders als in der Weltkriegspropaganda überhaupt keine Rolle. Es begegnet uns die AdlerSchlange-Gruppe beispielsweise um 1875 im unterfränkischen Reichenberg und noch 1910 im westfälischen Bochum-Hiltrop. In beiden Fällen hockt der PreußenAar vollplastisch bzw. in Reliefform auf einer Schlange und schaut gen Westen (Abb. 145). An der Saar fand sich das Bildmotiv überdies auf einem Medaillon an einem Obelisk auf dem Friedhof der damaligen Stadt St. Johann wieder, auf dem 300 deutsche Soldaten beigesetzt waren (heute Echelmeyer-Park in Saarbrücken). Unbedarft kommentiert eine zeitgenössische Stimme das Bildnis: »der Preußenaar hat mit seinen Fängen die gallische Schlange gepackt und ist im Begriff, ihr den Kopf abzuhacken«293. 1946 musste das Medaillon auf Anordnung der französischen Militärregierung entfernt werden, ein Schicksal, das es mit so manch anderen Erinnerungszeichen dieser Art teilte. Im Ersten Weltkrieg stürzte sich der deutsche Adler in der Bildpropaganda auf die französische Schlange herab oder packte sie als Beute mit seinem Schnabel294. Bereits im Jahr 1916 setzte das Reserve-Infanterie290 291 292 293 294

So die Informationen aus dem Schultheissenamt Trossingen an General Flaischlen im Jahre 1926, HStA Stuttgart, M 746 Bü 60. Schulman, Catalogue Avril LXV 1916, Nr. 710 (fälschlich: »Herakles«). Vgl. hierzu noch den »Laokoon« im sächsischen (Neustadt-)Polenz, dessen linke Hand auf dem Rücken gefesselt zu sein scheint (um 1925), www.bildindex.de/obj20698578.html (17.8.2013). Dittrich, Deutsche Heldengräber im Reichslande (1895), S. 40 f. Zetzmann, Deutsche Silbermedaillen, Nr. 2180 (1918; Friedrich Wilhelm Hörnlein); Schulman, Catalogue Avril LXV 1916, Nr. 581 (1914; A. Glatter). Vgl. im Weiteren den Kampf des deutschen

II. »...eine Welt von Feinden...«

195

Regiment seinen gefallenen Kameraden ein Denkmal in der Kaserne I in Detmold. Ein Adler – nicht unähnlich der Plastik in Reichenberg – hält in seiner Kralle eine kleine Schlange (1916, 1928 versetzt; Heinrich Wiehe/Hartwig Bornemann)295. Nach 1918 fasste der Raubvogel auf dem Erinnerungszeichen in Brüssow (Lkr. Uckermark, Brandenburg) das Reptil mit seinen Krallen (192?‑1945). Gleich mehrere Schlangen greift er sich auf der Stele an der Kilianskirche von Mundelsheim (Lkr. Ludwigshafen, Baden-Württemberg)296. In Oberlenningen bezwingt der Adler die feindliche Hydra (1921; Josef Zeitler), in Neuffen kämpft er ebenfalls gegen das vielköpfige Ungeheuer (1925‑1947)297. Ungewöhlich ist abschließend die Darstellung auf dem Erinnerungszeichen von Waiblingen, die der für solche »tierischen« Motive bekannte Stuttgarter Bildhauer Josef Zeitler im Jahr 1922 geschaffen hatte: »der von der Hydra gefällte deutsche Hirsch« – eine Anspielung auf das württembergische Wappentier298. Dem Schlangenwesen war übrigens keine lange Lebenszeit beschieden, 1945 schlugen ihm US-amerikanische Soldaten seine drei Köpfe ab299. Während in der Bildpropaganda des Jahres 1914 die Faust Bismarcks einer züngelnden englischen Schlange drohte300, treibt seit 1929 in Wuppertal-Elberfeld eine gallische Natter ihr Unwesen im deutschen Totengedenken. Auf dem SandsteinMal, das vom ehemaligen 9. Lothringischen Infanterie-Regiment Nr. 173 gestiftet wurde, würgt die französische Schlange den deutschen Leu (1929; Fritz Lücken; Abb.  146). In der Elberfelder Stadtverordneten-Versammlung kam es wegen des Entwurfs am 23.  Oktober 1928 zu einem politischen Schlagabtausch301. Auf der Tagesordnung stand der Antrag des Reichsbundes ehemaliger 173er, für ihr

295 296

297 298 299 300

301

Adlers gegen die nationalen Fabelwesen von Großbritannien, Frankreich und Russland in Gestalt der »reudigen Hydra« auf der Bronze-Medaille Kienast, The Medals of Karl Goetz, op. 137 (1914). Vgl. Ruppert, Kriegerdenkmäler in Detmold, S. 9 f., der die Schlange jedoch nicht erwähnt. So Schmid-Kemmner, »...leuchtest mir zum frühen Tod«, S. 136. – Nach 1945 konnte hingegen der Feind als aggressiver Raubvogel dargestellt werden, den ein Bronzekrieger mit Lendenschurz und Stahlhelm an seinem Flügel zieht und mit dem Schwert bekämpft: Denkmal der Kameradschaft Flak-Regiment 25 an der Flakkaserne Ludwigsburg-Oßweil (Baden-Württemberg; 1958; Wilhelm Julius Frick), zum Mal kurz ebd., S. 131. HStA Stuttgart, M 746 Bü 28, Bü 43. HStA Stuttgart, M 7456 Bü 64. So »Fellbacher Zeitung«, 30.8.2010. Der Hirsch ist heute noch in situ. Vgl. auf diversen populären Verbreitungsmedien Großbritannien als züngelnde Schlange der Falschheit und Lüge mit einer Kröte (?) im Hintergrund, Hagenow, Politik und Bild, Kat.-Nr. 118 (1914); als brotfressendes Symbol der britischen Seeblockade, Zetzmann, Deutsche Silbermedaillen, Nr.  5023 (1914/15); als weltumspannende Schlange, gegen die der Erzengel mit dem Flammenschwert antritt, DHM, 96/274 (hier fälschlich als Siegfried interpretiert). Vgl. hierzu Hans von Wolzogen »Die Lüge«, in: Oellers, Wehe dir, England! (1915), S. 153: »Ein schauderhaft fahles Höllengebild, / dem giftiger Geifer vom Maule quillt, / dem Falschheit aus schieligen Blicken grinst«. – Frankreich wird mit dem Reptil bei Kienast, The Medals of Karl Goetz, op. 136, gleichgesetzt, avers mit Umschrift »RACHE SÆTEST DU BEI ZEITEN SCHON«. Vgl. die 1919 vom Kriegsgegner und Künstler Oskar A. Kiefer gravierte Medaille mit der Umschrift »PAX VERSAIL- / LENSIS«, welche die Schlange als das Übel schlechthin zeigt, die wiederum Böses in Form vieler kleiner Schlangen gebiert, abgebildet in: Stemmermann, Oskar Alexander Kiefer, S. 77. Vgl. die Variante bei Kienast, The Medals of Karl Goetz, op. 225 (1919). Vgl. zum Folgenden Stenographische Berichte über die Verhandlungen der Stadtverordneten-Versammlung zu Elberfeld Nr. 5, Sitzung vom 23.10.1928, S. 105‑110, Stadtarchiv Wuppertal, DV 470.

196

II. »...eine Welt von Feinden...«

Denkmal in Elberfeld von der Stadt einen Platz am Freudenberg überlassen zu bekommen. Bemerkenswert ist, dass das französischfeindliche Bild kaum ein Thema, gar ein Grund für eine Ablehnung unter den Rednern war, was wohl damit zusammenhängen dürfte, dass die national-bürgerlichen und deutschvölkischen Parteien die Mehrheit stellten. Während sich der sozialdemokratische Abgeordnete verhaltend ablehnend äußerte, die allegorische Szene bloß am Rande streifte und die utilitarische Haltung seiner Partei zur Frage der Kriegerehrungen erläuterte, setzte sich lediglich der kommunistische Redner, wenn auch überaus polemisch, mit dem Entwurf Lückens auseinander. Von einer »Verständigung mit Frankreich« könne keine Rede sein, wenn »der starke, deutsche, mutige Löwe [...] von der hinterlistigen, falschen französischen Schlange aus dem Hinterhalt überfallen und erwürgt« werde. Abgesehen davon habe man einen starken, mutigen deutschen Löwen im Krieg durchaus nicht immer erleben dürfen, nach dem Krieg sei er sogar »vor den sogenannten Feinden auf dem Bauch gerutscht [...], um um Gottes willen irgendein kleines Revisiönchen herauszukommen«. Der Abgeordnete sprach sich daher unter »stürmischen Unterbrechungen« von rechts dafür aus, an die Stelle des Löwen einen Hund zu setzen. Kategorisch lehnte er schließlich Gefallenenehrungen grundsätzlich als »eine Verherrlichung des Massenmordes« ab. Der deutschnationale Vertreter ignorierte die kommunistischen Anwürfe weitgehend und erklärte das Bild des Denkmals beiläufig zu einer Geschmacksfrage. Während der Redner für das Zentrum sich lediglich um einen reibungslosen Ablauf der Einweihungsfeier sorgte, drohte der deutschvölkische Abgeordnete unverhohlen, »Menschen, die ihre Helden besudeln und beschimpfen«, seien es nicht wert zu »existieren«. Der Antrag des Regimentsbundes wurde nach dieser kurzen Aussprache in der StadtverordnetenVersammlung gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und Kommunisten angenommen. Unumstritten schien der Entwurf aber auch in den national-konservativen Kreisen der Stadt nicht, waren doch die schwarz-weiß-roten Sehgewohnheiten bisher davon geprägt, dass das Symbol der Kraft und Stärke seine Pranke auf die Schlange legt und nicht von ihr erdrosselt wird: »Als Grundgedanke war der Kampf des deutschen Löwen gegen die welsche Schlange gewählt. Dieses Zeichen führte zu manchen Mißverständnissen. Während die Linke den Entwurf als verhetzend wirkend ablehnte, mißbilligte die Rechte die scheinbare Überlegenheit der Schlange, die sich dem Löwen um den Hals geringelt hatte, um ihn zu erwürgen. Dem widersprach der Künstler; nach ihm ist der Löwe unbesiegt und reckt sich wehrhaft zur Verteidigung. Der Entwurf solle lediglich den Augenblick des Angriffs veranschaulichen302.«

Letztlich verzichtete die Stadt darauf, über das Mittel der Platzvergabe die Denkmalskonzeption zu beeinflussen oder gar zu entschärfen. Fast 20 Jahre und einen weiteren Weltkrieg später schien sich an dieser Einstellung nicht viel geändert zu haben. In einer Gemeinsamen Sitzung des Bau- und Wohnungsausschusses vom 22. April 1947 wurde, ohne Angabe von Gründen, gegen den Willen der städtischen 302

»Generalanzeiger«, 19.8.1929, zit. nach Meyer-Kahrweg, Denkmäler, S. 271. Zum Bild der tierischen Siegerpose bereits Schulman, Catalogue Avril LXV 1916, Nr. 582 (1914).

II. »...eine Welt von Feinden...«

197

Verwaltung beschlossen, die Inschrift nicht zu entfernen303. Das gegen Frankreich gerichtete Kriegerdenkmal stand als Ganzes erstaunlicherweise nicht zur Disposition. Die Vorgaben der bis 1955 gültigen Kontrollratsdirektive Nr. 30 wurden somit auch nachträglich nicht befolgt, wonach alle Denkmäler bis zum 1. Januar 1947 zu beseitigen seien, »die darauf abzielen, die deutsche militärische Tradition zu bewahren und lebendig zu erhalten, den Militarismus wachzurufen oder die Erinnerung an die nationalsozialistische Partei aufrechtzuerhalten, oder ihrem Wesen nach in der Verherrlichung von kriegerischen Ereignissen bestehen«. Auf der Rückseite des Denkmals steht bis heute die Aufforderung des damaligen Bundes der 173er aus dem Jahre 1929: »LEBE / KAEMPFE / UND STREBE / IN UNSEREM GEIST! / IM WERKE IST STAERKE / DIE UNS DEM TOD ENTREISST«304. Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg wurde entsprechend den Bildtraditionen auch der innere Feind im deutschen Gefallenengedenken als Ungeheuer visualisiert. Die Schlange, der im Volksglauben Eigenschaften wie Doppelzüngigkeit, Hinterlist und Tücke nachgesagt werden, wurde bereits bei Kriegsende mit der Revolution verbunden und als Symbol für den »Dolchstoß« auf einer Bildpostkarte, die wohl gegen Ende 1918 verbreitet wurde, bildlich präsentiert: Der träumende Siegfried wird in lyrischen Versen vor dem herankriechenden Schlangengezücht gewarnt:

»Von Ruhm zu Ruhm, von Sieg zu Siege / Geht unser Heer und krönt die Tat, / Indessen schleicht durchs Land die Lüge / Und übt am Heiligsten Verrat. // Germania, was Du erstritten / Durch Deiner Söhne Blut nud [sic!] Tod, / Ist Deinen Händen schnell entglitten, / Kommt nicht ein Retter in der Not. // Wo ist Dein Siegfried? Darf er säumen, / Da alles auf dem Spiele steht? – / Noch wiegt er sich in süßen Träumen, / Und wird er wach, ist es zu spät. – // Das ist des Schicksals böse Tücke: / Daß oft zermürbt ward Deutschlands Kraft, / Wenn es sich nahte seinem Glücke, / Durch Hader, Haß und Leidenschaft305.«

In den Denkmalsinschriften wurde der innenpolitische Feind allerdings – im Unterschied zu den Weihereden – nur selten genannt. Zumeist mussten die Zuschauer hier zwischen den Zeilen lesen. Vieles wurde nur angedeutet. Anders sah es da mit den durchweg provokanten Freikorps-Denkmälern aus. Es handelt sich hierbei zwar nicht um klassische Kriegerdenkmäler, aber da hier von »Gefallenen« die Rede ist, seien kurz zwei besondere Beispiele für die Dolchstoßsemantik vorgestellt, die überdies die Langlebigkeit des Motivs belegen. Es handelt sich zum einen um das exoriare-Mal der sogenannten Brigade Ehrhardt auf der ostfriesischen Insel Borkum, und zum anderen um das monumentale »Freikorpsdenkmal 1919« in der bayerischen Landeshauptstadt. Das Rache-Zeichen der 1919/20 aufgestellten II. Marine-Brigade wurde am 19. Juli 1921 in der Kaserne »Mitte« der Küstenwehrabteilung  VI auf Borkum eingeweiht306. Die preußische Seefestung war für ihren »Bäder-Antisemitismus« hinlänglich bekannt, wenn nicht 303 304

305 306

Stadtarchiv Wuppertal, DV 407, 864. Vgl. hierzu auch noch den im gleichen Jahr aufgestellten Löwen in Vellberg (Lkr. Schwäbisch Hall, Baden Württemberg), der von einer riesigen Schlange erwürgt wird (1929; Friedrich Lutz). Laut Schultheißenamt sei er lediglich ein »Sinnbild von Kraft und Falschheit«, HStA Stuttgart, M 746 Bü 25. Bildpostkarte aus dem Xenien-Verlag, Leipzig, »Beste Schützengraben-Lektüre« mit dem Titel »Germanias Schicksal«, gedichtet von Hauptmann d.L. F. Mehns. BArch, RM 26/81.

198

II. »...eine Welt von Feinden...«

gar berüchtigt, so dass sie ehemaligen Brigadisten, die in die Küstenwehrabteilung übernommen worden waren, als Standort wohl besonders geeignet schien307. Hinter einer Grabplatte, auf der das exoriare aliquis Vergils zu lesen war, erhob sich ein kubusartiger Bau, der an vier Seiten mit Reliefs geschmückt war. Die Inschriften rühmten unter anderem das erfolgreiche Vorgehen der Brigade gegen die Rätebewegung. Genannt wurden daher unter den »Schlachtorten« auch zwei deutsche Städte: Berlin und München. Diese semantische Dimension der Ausgrenzung erscheint auf den ersten Blick ungewöhnlich, ist aber angesichts des destruktiven Potentials einer emotional aufgeladenen Übergangsgesellschaft letztlich wenig verwunderlich. Während der kommunistische Gegner in unruhigen Friedenszeiten lediglich über deutsche Städtenamen an den memorialen Pranger gestellt wurde, erhielt er im Kriegsjahr 1942 sogar ein tierisches Gesicht. Auf dem Freikorpsdenkmal im Münchner Stadtteil Giesing würgte vor einer Schule auf einem riesigen Bas-Relief ein zehn Meter hoher Heros gleich Herakles eine Schlange (1942‑1947; Ferdinand Liebermann; Abb. 147)308. Das späte Relief sollte in erster Linie provozieren, wurde es doch in einem Arbeiterviertel errichtet, dessen Bewohner 1919 den Freikorps heftigen Widerstand entgegengesetzt hatten. Der Typus des Schlangenbezwingers ist, wie so vieles in der nationalsozialistischen Kunst, ein aus der Antike überkommenes Bildmotiv, das, wie wir oben gesehen haben, bereits im Weimarer Totengedenken seinen festen Platz hatte. Als Hunnen, Barbaren oder Monstren bezeichneten während des Krieges die Vertreter der Entente ihre Feinde. Die sogenannte »Gräuelpropaganda« setzte bereits im ersten Kriegsmonat ein und war, wie die übrige, kaum von Zensur beeinflusste Agitation, überaus wirkungsvoll309. Vergleichsweise harmlos wirken demgegenüber Bildpostkarten, auf denen die Mittelmächte als Misch- oder Meereswesen dargestellt werden. Als eine dreiköpfige Hydra werden Deutschland, Österreich-Ungarn und ihr türkischer Verbündeter von einem russischen Künstler karikiert. Auf einem Plakat (lubok) bekämpft ein mittelalterlicher Ritter, ein bogatyr, die feindliche Drachenschlange, deren Köpfe Wilhelm I., Franz Joseph I. und Mohammed V. darstellen310. Als vielarmiger Polyp mit Pickelhaube, als eine »Kriegskrake« werden die Deutschen bzw. ihr Kaiser auf einer französischen Kriegspostkarte aus dem Jahr 1914 307

308 309

310

Laut »Deutsche Zeitung«, 20.7.1921, hielt die Weihe-Predigt der antisemitische Pastor der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Borkums Ludwig Münchmeyer, der 1925 der NSDAP beitrat, vgl. zur Person kurz Mattias Süßen, s.v., in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, 29 (2008), Sp. 958‑961. Zu Ausschreitungen der Jahre 1920/21 in Borkum, an denen sich Angehörige der Küstenwehrabteilung beteiligten, BArch, RM  20/435, Bl.  92‑103; ferner Stenographischer Bericht der 60. Sitzung des Reichstags vom 28.1.1921. In: Verhandlungen des Reichstags. I. Wahlperiode 1920, Bd 347, S. 2250 und S. 2253 f.; vgl. noch die abgedruckten Dokumente zum Juli 1921 bei Akkermann, Antisemitismus auf Borkum, o.S. Zum Antisemitismus auf Borkum allgemein Wildt, »Der muß hinaus! Der muß hinaus!«, S. 11‑16. Vgl. hierzu Rosenfeld, Monuments, S. 233 und S. 235, mit Abbildung auf S. 236. Laut Alckens, München in Erz und Stein, S. 41, soll das Relief bereits 1945 entfernt worden sein. Vgl. zu dieser Thematik Topitsch, Die Greuelpropaganda; Oberstleutnant a.D. Dieterichs, Festschrift zur Denkmalsweihe (1925), S. 17: »ein Wall von Schmutz und Gemeinheit in Wort und Tat nimmt dem deutschen Heer den ehrlichen Namen.« Vgl. hierzu Norris, A War of Images, S. 147 f.

II. »...eine Welt von Feinden...«

199

gezeichnet311. Die Fangarme sollten den gierigen Griff nach der Weltmacht symbolisieren. Dieses Bildmotiv kehrte 35 Jahre später auf einer polnischen Postkarte wieder. Nunmehr trägt die deutsche Krake einen Stahlhelm mit dem Hakenkreuz. Sie erschien zum Gedenken an die Leiden der polnischen Bevölkerung unter der deutschen Besatzung anlässlich des 10. Jahrestags des Überfalls auf Polen. Der StahlhelmPolyp ruht auf einem Schädelberg, im Hintergrund sieht der Betrachter neun Galgen, an denen Menschen aufgeknüpft sind312. Fabelwesen und Höllenmonster treiben ihr Unwesen auch in den italienischen Bildmedien der Kriegszeit. Wenig schmeichelhaft wird Österreich-Ungarn auf einer Bildpostkarte aus der Serie »Danza Macabra Europea« von Alberto Martini gezeichnet. Dort greift sich ein Höllenhund einen wehrlosen Mann, der »Italia!« schreit. Geritten wird das blutrünstige Satanswesen von einem skelettierten Doppeladler, dessen Hinterteil im Konterfei des Kaisers Franz Josef ausläuft (»LA VENDETTA DELL’AUSTRIA MATRIGNA«; 1916). In der Gedenkwelt der Entente und ihrer Verbündeten ist das Motiv des Drachentöters ebenfalls weit verbreitet. Der Heilige Georg ist der Nationalheilige der Briten, er spielte im Feindbilddenken der Insel eine nicht unbedeutende Rolle. Selbst für staatliche Rekrutierungsaktionen konnte »St. George« eingespannt werden, wie ein Werbeplakat mit dem Motto »BRITAIN NEEDS / YOU AT ONCE« aus dem Jahr 1915 zeigt (Abb. 148). Anlässlich der Enthüllung einer Gedenktafel in Canterbury (Kent), das den Heiligen Georg zeigt, erklärte Reverend Monteith Jackson im April 1919: »The enemy with the foul and shameful deeds of cruelty that had stained his name was stretching himself like some hideous monster over Belgium and with his claws at the very moment groping for the throat of France. The enemy was, of course, the Dragon [...] Once again St. George and the Dragon met face to face, and once again St. George was victorious, and another battle was won on behalf of the freedom of the seas, which meant the freedom of the world313.«

In der Lawrence Sheriff School in Rugby (Warwickshire) wird der Betrachter eindringlich aufgefordert, ja auf der Hut zu sein. Unter einem Drachentöter steht die eindeutige Warnung: »THERE ARE DRAGONS STILL / 1914‑1918« (1922)314. Im neuseeländischen Christchurch gestaltete darüber hinaus der englische Künstler Martin Travers im Jahre 1924 ein sehr britisches »War Memorial Window« im Canterbury College (heute University of Canterbury). Im unteren Teil des Fensters stoßen Soldaten an der Küste Britanniens mit Bajonetten auf rote Seeschlangen ein, die auf einem in die Szene eingefügten Banner näher charakterisiert werden. 311

312 313 314

Hagenow, Politik und Bild, Kat.-Nr.  220: »La Pieuvre Germanique«. – Der britische Gegner konnte übrigens ebenfalls als Polyp bzw. Krake dargestellt werden: Bronzemedaille aus Menadiers Weltkriegsedition, avers: Deutscher Adler mit Krake in den Fängen, revers: »GEORG’S / V: GROSSBRITANNIEN / ANGSTGESICHT« (1915?; Heinz Weddig), Steguweit, Das Münzkabinett, S.  125, Nr.  175. Vgl. noch das Gedicht von H. Diesener: »Deutsches Stoßgebet«, in: Oellers, Wehe dir, England! (1915), S. 17: »Der Tintenfisch, dies Engeland / giert mit Polypenfängen / weit über seinen Inselrand / in nimmersattem Drängen.« WEL, Reg.-Nr. 175 (1949). »Kent Gazette and Canterbury Press«, 26.4.1919, zit. nach Donaldson, Ritual and Remembrance, S. 177. Abgebildet in: Boorman, At the Going down of the Sun, S. 19.

200

II. »...eine Welt von Feinden...«

Sie stellen, so die Legende, deutsche »BRUTALITY & IGNORANCE« dar315. Im Parlamentsgebäude im kanadischen Ottawa liegt seit 1942 ein 602 Seiten starkes »Book of Remembrance«. Für das Jahr 1915 erinnert es an 6036 Kanadier, die in der zweiten Ypern-Schlacht unter deutschem Gaseinsatz ihr Leben ließen. Illustriert wird diese Todesernte mit einem Heiligenbild: »St. George« bekämpft den feuerund gasspeienden (deutschen) Drachen316.

Kettenrasseln Zum Krieg geführt habe »der Haß, der Neid und die Furcht der Feinde«317. Über das »Schanddiktat von Versailles«318, den »Fluchvertrage von Versailles«319, den »Mordfrieden«320 hätten sie daher das deutsche Volk in »furchtbare Ketten«321 geschlagen. Nach der Forderung Ludendorffs an die Regierung, Waffenstillstand zu schließen, notierte Fregattenkapitän Bogislav von Selchow am 5. Oktober 1918 in sein Kriegstagebuch: »sie werden uns so in Ketten schlagen, daß wir uns nicht rühren können, noch ganz anders als nach dem Tilsiter Frieden«322. Ungeachtet der politischen Ausrichtung ähneln sich die Äußerungen auf frappierende Weise. Der damalige Präsident Philipp Scheidemann (SPD) erklärte bekanntlich zum Versailler Vertragsentwurf am 12.  Mai 1919 in der Nationalversammlung: »Welche Hand müsste nicht verdorren, die sich und uns in solche Fesseln legte«323. Die Feinde hat315 316 317

318

319 320 321

322 323

Vgl. Maclean/Phillips, The Sorrow, S. 84: »British civilisation confronts the German menace«. Vgl. hierzu Young, »We throw the torch«, S. 14. Katholischer Divisionspfarrer Meier, Rede, in: Weihe des Denkmals (1924), S. 10. Vgl. im Weiteren Schulz, Ansprache, in: Weihe der Gedenktafel (1921), o.S. [S. 9]: »der zügellose Haß gegen die leiblichen und geistigen Kräfte unseres Vaterlandes, der giftige Neid gegen den deutschen Gedanken und deutschen Fleiß haben unter Englands Führung die Bewohner der fünf Erdteile gegen uns zusammengeführt«; Förster, Das Ehrenmal zu Olbernhau (1925), S. 1: »Englischer Neid auf Deutschlands wirtschaftliches Emporblühen, französische Rachsucht wegen der Niederlage von 1870/71 und russischer Haß gegen Deutschland wegen seines Schutz- und Trutzbündnisses mit Oesterreich«. So bereits Pfarrer Hermann Kremers in seiner Kriegspredigt Unter dem eisernen Kreuz! (1914), S. 7‑9. Generalleutnant Graf von Schmettow, in: Ansprachen und Reden (1924), S. 13. Vgl. noch Festschrift zur Einweihung des Denkmals für die im Weltkriege Gefallenen des Kirchspiels Angerburg (1927), S. 19: »Trotz Knechtschaft und Sklaverei und trotz des uns aufgezwungenen Schandvertrages von Versailles geht das große deutsche 60  Millionenvolk seinen geraden Weg«; so auch Oberstleutnant a.D. Otto, in der Festschrift des Franzer-Regiments: »Die Denkmals-Einweihung«, Berlin 1924, o.S., BArch, MSg 3/1026. Im Weiteren Oberstleutnant a.D. Freiherr von Marschall, Willkommensgruß, in: Gedenkschrift zur Weihe des Denkmals für die im Weltkriege Gefallenen des Metzer Infanterie-Regiments Nr. 98 (1925), S. 3: »das Diktat eines angsterfüllten Feindes«. Rede des katholischen Divisionspfarrers Meier, Weihe des Denkmals (1924), S. 5. Auhagen, Gedächtnisrede bei der Trauerfeier am 26.7.1919, in: Auhagen, Pro Patria! (1921), S. 8. Graefe-Goldebee, Die Revision von Versailles (1920), S. 4. Vgl. im Umfeld der Dolchstoßlüge die Äußerungen von Pastor Wilking, in: Feier zum ehrenden Gedächtnis (1920), o.S. [S. 2]: »ein solch jämmerliches, zerspaltenes und zerrissenes, an Händen und Füßen mit Sklavenketten gefesseltes, ohnmächtiges Volk, wie wir es jetzt sind«. BArch, Nachlass Selchow, N 428/38; auch als Auszug in: Epkenhans, »Wir als deutsches Volk sind doch nicht klein zu kriegen...«, S. 184. Stenographischer Bericht der 39.  Sitzung der Nationalversammlung vom 12.5.1919. In: Verhandlungen der verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung, Bd 327, S. 1083.

II. »...eine Welt von Feinden...«

201

ten aber Deutschland, das deutsche Volk nicht einfach nur gefesselt, sondern, so die Metaphorik der Gewalt, in Fesseln »geschlagen«324, daher sollten diese feindlichen Fesseln »gesprengt« oder »gebrochen« werden325. Über Fesseln und Ketten wurde die teils gefühlte, teils erfahrene Unfreiheit auch in der deutschen Gedenklandschaft symbolisiert. Der antike Bildtopos, den Besiegten gefesselt darzustellen, wurde von Rednern und Künstlern nach 1918 aufgenommen. Kurioserweise greift nun aber der Besiegte selbst, der sich streng genommen nicht für besiegt hält, auf das Motiv des Gefesselten zurück. Anders als seine antiken Vorläufer stellt er sich jedoch nicht als trauernd, sondern als ohnmächtig oder trotzig dar. Selchow mochte wohl die Gefühle vieler Seeoffiziere wiedergeben, als er diese Haltung in seinem zweiten Gedichtband »Der Ruf des Tages« beschrieb. Im Juli 1922 veröffentlichte nämlich die Schriftleitung des Nachrichtenblatts des Marine-Offizier-Verbandes sein Gedicht »Mein Schwur und Gebet«, in dem es unter anderem heißt: »So lange ich denke und atme und bin, / Hat das Leben für mich nur den einen Sinn: / Die Ketten zu brechen! / Und was ich auch tue bei Tag und bei Nacht, / Ich habe nur einen Gedanken gedacht: / Die Schande zu rächen.«326.

In großbürgerlichen Kreisen scheint es in den ersten Jahren der Weimarer Republik Mode gewesen zu sein, über Kleinkunst den Versailler Vertrag, deutsche Gefühlswelten und die Rolle der Feinde bildhaft zum Ausdruck zu bringen. Im Militärhistorischen Museum in Dresden befindet sich beispielsweise eine etwa 35 cm hohe Statuette unbekannter Provenienz, wohl aus Alabastergips, mit Bronzeattributen, die einen nackten, an einen Pfahl gefesselten Stahlhelm-Krieger im Kontrapost zeigt. Das mutmaßliche signum mercatoris lautet »Schrimpf W.W.« (Abb. 149)327. Der bekannte Hamburger Bildhauer Arthur Bock vertrieb in den 1920er Jahren über den Kunsthandel ein kleines Bronzemodell seines Kriegermals »Vaterland«, dessen Original bis zum 324

325

326 327

Schulleiter Dittmann, Rede zum Gedächtnis (1922), S. 15: »Ein Volk wie das deutsche kann nicht untergehen; es kann nicht dauernd niedergehalten und unterdrückt werden. Es wird sich erheben, es wird sich befreien von den Fesseln, in die der sogenannte Friedensvertrag es geschlagen hat«. Vgl. noch Rektor Sellin in: Ein Gedenkblatt für die im Weltkrieg gefallenen Angehörigen der ChristianAlbrechts-Universität (1920), S. 7. Wilke, Totenehrung (1920), S. 13: »Mögen Rachgier und Unverstand uns auch die schimpflichsten Friedensbedingungen aufnötigen, es kommt der Tag, wo wir die Fesseln sprengen.« General a.D. Zunker, Festrede (1923): »so mögen auch mit Gottes Hilfe bald die Ketten fallen, die der hasserfüllte Feind unserm Volke angelegt hat. Die physische Macht dazu hat er und betätigt sie in unmenschlicher, grausamer Art. Wir sind ihr gegenüber ohnmächtig, aber wir werden die Ketten brechen durch die moralische Wucht des Willens zum Siege. Nicht vergeblich haben wir schon an den Ketten zu rütteln begonnen.« In: Zunker/Hüger/Vietor, Das Königlich Preußische 2. Westfälische Feldartillerie-Regiment Nr. 22 (1924), S. 236. Gerland, Rede, in: Reden und Ansprachen (1927), S. 11: »Der Glaube an die Zukunft Deutschlands, in dem die Fesseln von heute gebrochen werden, in dem ein stärkeres wieder befreites in sich geeintes Deutschland seine Geschicke selbst bestimmt, und das ganze Volk, das sich in einheitlichen Grenzen vereinen will, umfassend die Stellung in der Welt behauptet, die ihm von rechtswegen zukommt«; im Weiteren die Widmung von Ernst Prinz von Sachsen-Meiningen, in: Fest-Schrift zur Einweihung des Denkmals der 95er Gotha (1927), o.S. [S. 7]. Vgl. noch Seeberg, Rede, in: Trauerfeier der Universität Berlin (1919), S. 7. »M.O.V.-Nachrichten«, 4 (19.7.1922), 27/29, S. 369. MHM Dresden, Inv.-Nr.  BAAT0817. Herkunft und Geschichte des aus Privatbesitz stammenden Artefakts liegen weitgehend im Dunkeln. Über den Künstler besitzt das MHM derzeit keine Informationen.

202

II. »...eine Welt von Feinden...«

Zweiten Weltkrieg im zuvor französisch besetzten Dortmund-Mengede stand (1927, Metallspende; Abb. 150). Die Miniatur zeigt einen etwa 50 cm hohen unbekleideten »nordischen« Mann, dessen Handgelenke in Ketten gelegt sind. Während seine auf die Knie gesunkene Frau zu ihm emporschaut, blickt er zur Seite, wohl in die Vergangenheit, die über das zerbrochene Schwert in seiner Linken gegenwärtig ist. Seine Rechte umfasst einen nackten Knaben, seinen Sohn, der die kleinen Fäuste ballt und nach oben schaut328. Die Fesseln bzw. Ketten beziehen sich auf den unsichtbaren Feind, auf seine barbarische Rache, seine vertragliche Willkür. Diese Ketten spiegeln die durch Kriegserinnerung und Folgeerfahrung wahrgenommene Wirklichkeit wider, wie sie in das geschichtspolitische Feld der Gedenkkultur hineingetragen wurde. Als »abhängige Sklaven von Versailles«329 fühlten sich Vertreter der militärischen Deutungselite, die sich in fataler Selbstüberschätzung dem Feind überlegen gewähnt hatten und durch die »Novemberlinge von 1918«330 verraten sahen. »28. Juni 1919« lautet die Legende auf einer Bronze-Medaille von 1919. Ein unbekannter Künstler deutet Deutschland als athletischen Prometheus, als Licht- und Kulturbringer, der in faustballender Ohnmacht an einen Felsen, den Versailler Vertrag, geschmiedet ist (Abb. 151)331. Verstärkt wird der Eindruck, es sei auch die Dolchstoß-Lüge noch auf dieser kleinen Münze platziert worden, nicht nur durch den vor Kraft strotzenden Helden, zu dessen Füßen der Stahlhelm liegt, sondern auch durch die Legende auf der Rückseite, die als eindringlichen Appell den bekannten Vers Max von Schenkendorfs zitiert: »Nimmer wird / das Reich zerstöret, / wenn Ihr einig seid / und treu«. Nicht nur der griechischen Mythologie bedienten sich deutsche Künstler, um die Befindlichkeiten der damaligen Bildungseliten wiederzugeben, sondern auch germanischer Symbolik und Runen: In Demmin (Vorpommern) ließ der Bund vaterlandtreuer Ulanen für die Gefallenen des ehemaligen 2. Pommerschen UlanenRegiments Nr. 9 im Jahr 1924 eine »Germanenanlage« anlegen (1924‑1946, 1995; Abb. 152). Für dieses »deutschvölkische« Projekt zeichnete der Berliner Bildhauer Fritz Richter-Elsner verantwortlich. Zwei örtliche Megalithgräber beraubte RichterElsner hierbei ihrer Steine und zerstörte damit bedenkenlos ihren archäologischen 328

329 330

331

Abgebildet in: Schulze, Bemerkungen, in dessen Privatbesitz es sich befindet, wobei ihm aber das Standbild aus Dortmund-Mengede nicht bekannt ist. Die spätere Besetzung der Rheinlande und des Ruhrgebietes konnten über dieses Motiv der Knechtschaft ebenfalls angeprangert werden. Karl Goetz gestaltete 1923 eine Medaille, auf der revers eine barbusige Marianne mit phrygischer Mütze die Peitsche gegen geballte Fäuste schwingt, während avers zwei zur Faust geballten Arme an eine Stele gekettet sind. Diese Stele ist mit einem Franzosen-Helm bekrönt und erinnert in dieser Form an die in der Revolution wiederbelebten römischen Fasces. Sie konnte sogar die Form eines Phallus annehmen, an den eine deutsche Frau gekettet ist, mit der Umschrift »Die schwarze Schande«, verbunden avers mit einer rassistischen Zeichnung eines Soldaten der französischen Kolonialtruppen, Kienast, The Medals of Karl Goetz, op. 262, op. 264 (1920), entschärft op. 263 (1921). Generalmajor von Rettberg, dem letzten Kommandeur des Infanterie-Regiments Nr. 94, in: Regimentstag des Infanterie-Regiments Großherzog von Sachsen (5. Thüring.) Nr. 94 (1927), S. 53. So die deutschnationale »Osnabrücker Allgemeine Zeitung«, 26.11.1927, anlässlich des Flaggenstreits am Denkmal des Infanterie-Regiments Nr. 78 in Osnabrück, Brumme, Das Kriegerdenkmal, S. 162 f. Abgebildet in: Zetzmann, Deutsche Silbermedaillen, Nr. 6045 (Prägeanstalt: Mayer & Wilhelm, Stuttgart). Vgl. in einem anderen Zusammenhang Hofprediger Richter, in: Ansprachen und Reden (1924), S. 16: »mit diesen ohnmächtigen, gebundenen Händen«.

II. »...eine Welt von Feinden...«

203

Verbund. Die Steine wurden mit Runen versehen und im Osten der Stadt bei den Sandbergstannen in Hanglage terrassenförmig neu aufgestellt. Ein Reiterstandbild krönte als zentraler Blickfang das obere Ende der Anlage. Am Eingang zu diesem Regimentsmal wurde über den Boden eine Kette gelegt, welche die Fesselung Deutschlands durch den Versailler Vertrag symbolisieren sollte. Inschriftlich wurde an den Betrachter appelliert, diesen Zustand der Knechtschaft zu beenden: »DEUTSCHER / DENKE DRAN / WENN DU / SCHREITEST / ÜBER DIESE / KETTEN // ES GILT DES / VATERLANDES / EHRE UND FREIHEIT / ZU RETTEN«.

Nachdem die Wehrpflicht wieder eingeführt und die Wiederaufrüstung mit dem »Gesetz für den Aufbau der Wehrmacht« vom 16. März 1935 nun ganz offen betrieben wurde, sprengten die Ulanenveteranen zusammen mit örtlichen Nationalsozialisten die alte Kette öffentlichkeitswirksam und befestigten das zerschlagene »Mahnmal der damaligen schmachhaften Wehrlosigkeit«332 beidseits des Eingangs. Die Stadt ließ die »deutschvölkische« Anlage 1995 in Teilen wiederherstellen333. Eine ähnliche Anlage schuf Richter-Elsner übrigens wenige Jahre später für die 208 Gefallenen der Stadt Labes in Hinterpommern (heute Łobez, Polen). Statt eines Ulanen krönte hier eine Rolandsstatue die 100 Meter hohe Gedenkstätte. Um das Postament war eine – 1935 ebenfalls gebrochene – Kette geschmiedet (1926‑1945)334. Durch das republikanische Jahrzehnt hindurch wurden in konservativen Kreisen Unmut und Hass auf den Versailler Vertrag genährt. Sogar auf GefallenenDenkmälern konnte der »Schandvertrag« verewigt werden. So stand auf dem Kriegermal der Stadt Soldin/Neumark (heute Myślibórz, Polen) zu lesen: »Deutscher, vergiß Versailles nicht« (1932)335. Auch die berühmte Liedzeile des »Niederländischen Dankgebetes«, das oft auf Denkmalsfeiern gesungen und in Weihe-Reden mit der aktuellen politischen Situation verknüpft werden konnte336, fand sich auf diversen Postamenten wieder: Das »Herr, mach uns frei« stand beispielsweise am Stadt-, Kreisund Regimentsmal in Prenzlau (Lkr. Uckermark, Brandenburg), auf dem ein eherner Jüngling aus den Flammen des vaterländischen Altars emporschwebte (1924‑1950; Fritz Klimsch; Abb. 153). Der Vorsitzende der Denkmalskommission verwies denn auch auf diesen »Schrei aus der tieffsten [sic!] Not unserer Tage auf der Vorderseite des Denkmalaltars« und führte zum Sinn des Standbilds aus: »Wie der Phönix aus 332 333

334

335 336

»Demminer Ulanen«, 57 (15.10.1935), S. 1306. Vgl. hierzu »Demminer Ulanen«, 57 (15.10.1935), S.  1306 und S.  1308; 70/71 (19.4.1939), S. 1614, sowie »Demminer Ulanen« (2. Sonderheft 1924), S. 4, 7 und S. 17. Zum gegenwärtigen Zustand www.orte-in-mv.de/Ort/248_Demmin/; www.mecklenburg-vorpommern-lese.de/index. php?article_id=25 (17.8.2013). Vgl. hierzu Ehrenmal der Kreisstadt Labes (1926/1970), S. 14: »Unser Künstler will [...] in diesem Denkmal den Spiegel arisch-germanischer Vergangenheit schmählicher Vergessenheit entreißen [...] eine mächtige Steinsäule, die eine kampfgewaltige Germanengestalt nach Rolandsart gegen den Himmel reckt.« BArch, R 32/351, Bl. 183. Generalmajor Zunker erklärte anlässlich der Weihe des Denkmals des ehemals 2.  Westfälischen Feldartillerie-Regiments Nr. 22 am 6.5.1923: »Möge der tausendfältige Schrei unseres gequälten Volkes nicht unerhört zum Himmel dringen: ›Herr, mach uns frei!‹«, in: Zunker/Hüger/Vietor, Das Königlich Preußische 2. Westfälische Feldartillerie-Regiment Nr. 22 (1924), S. 236.

204

II. »...eine Welt von Feinden...«

der Asche emporsteigt zu neuem Leben und neuem Licht, so steigt unser Jüngling aus dem Flammen hervor, in denen das neue Deutschland erst geläutert worden ist, und schaut himmelwärts einer neuen Zukunft entgegen, in der er das Schwert, das er in der rechten Hand hält, wohl wieder zu führen wissen wird337.« Das »Anti-Versailles-Denkmal«338 der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen machte sich diese »heißen« Gefühle schließlich unmissverständlich zu eigen (1930‑1946; Eduard Beyrer; Abb.  154). Nach annähernd zehn Jahren heftiger Kontroversen um Form und Inhalt des künftigen Universitätsmals waren sich Denkmalsausschuss und Universitätsleitung im Juni 1929 endlich einig. Wenn schon nicht zum fünften, so sollte doch zum zehnten Jahrestag ein politisches Gedenk-Fanal gegen den Versailler Vertrag Gestalt annehmen339. Ursprünglich war das Kriegermal für eine oberbayerische Gemeinde gedacht gewesen, doch hatte diese es wegen der Hyper-Inflation nach Kriegsende nicht mehr bezahlen können. Der Entwurf passierte problemlos innerhalb von zehn Tagen sämtliche behördlichen Hürden. Als letzte Instanz stimmte das bayerische Ministerium für Kunst und Unterricht nahezu vorbehaltlos zu, wobei sich dessen leichte Bedenken aber nicht gegen Form und Inhalt richteten, sondern gegen mögliche Finanzierungsübernahmen. Der »deutschvölkisch« und nationalsozialistisch durchsetzte AStA war selbstredend begeistert, beide Gruppierungen gewannen bei den AStA-Wahlen vom 20.  November 1929 gemeinsam die absolute Mehrheit der Stimmen. Kritik kam von Seiten derjenigen, die sich, wie ein lokaler Künstler oder einzelne studentische Verbindungen, bei der Entscheidung übergangen fühlten. Inhaltlichen Protest erhoben hingegen nur demokratische Blätter. Kritisiert wurde, dass die akademischen Stifter ein auf Ewigkeit angelegtes Gefallenengedenken für tagespolitische Auseinandersetzungen, vor allem angesichts der Reparationsnachverhandlungen in Paris und Den Haag, missbräuchten. Das sozialdemokratische »Erlanger Volksblatt« vom 2.  August 1929 sprach sogar von einem »neue[n] Stahlhelm-Hetzmonument«340. Die Universität hielt jedoch unbeirrt an ihrem Beschluss fest. Zwölf Monate später fand die Einweihung im Schlossgarten der Universität statt. Mit dem 1.  Juli 1930 wurde die Feier geschickt auf den ersten Tag nach dem Abzug der französischen Truppen aus dem 337

338 339

340

Schuchardt, Das Kriegerdenkmal in Prenzlau. In: »Heimat-Kalender für den Kreis Prenzlau«, 1 (1926), S.  98  f. Abgebildet in: Geschichte des Infanterie-Regiments Generalfeldmarschall Friedrich Karl von Preußen (1929), Taf. 47. Vgl. noch diesen Vers am Rundtempel im pommerschen Besswitz (heute Biesowice, Polen) aus dem Jahr 1924; zur gleichen Zeit den Rektor der Universität Leipzig Steindorff, in: August Gauls Kriegerdenkmal (1925) S. 10. – Im Weiteren das Mal der Technischen Hochschule Dresden mit drei marschierenden nackten Kriegern und die damals viel zitierten Verse aus Schillers »Willhelm Tell«: »WIR WOLLEN FREI SEIN, WIE DIE VÄTER WAREN / EHER DEN TOD ALS IN DER KNECHTSCHAFT LEBEN / WIR WOLLEN TRAUEN AUF DEN HÖCHSTEN GOTT / UND UNS NICHT FÜRCHTEN VOR DER MACHT DER MENSCHEN« (1924‑1945; Arthur Lange/Architekt Oswin Hempel), abgebildet in: Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs (1930), S. 166. Hanisch, Gefallen für das Vaterland, S. 32. Vgl. zur damaligen Stimmung an der Universität z.B. die Rede des Erlanger Historikers Otto Brandt bei der »Kundgebung des Lehrkörpers und der Studentenschaft der Universität anlässlich der 10jährigen Wiederkehr der Unterzeichnung des Versailler Diktats« unter dem Motto »Herr mach uns frei« am 28.6.1929, abgedruckt in den Erlanger Universitäts-Reden, Nr. 6. Vgl. Hanisch, Gefallen für das Vaterland, S. 35 f.

II. »...eine Welt von Feinden...«

205

Rheinland gelegt. Die acht Steinblöcke, welche die fast 400 Namen der Gefallenen trugen, wirkten nahezu unscheinbar im Vergleich zur marmornen Plastik, die mit einer Höhe von 2,30 Metern den Raum beherrschte. Zwischen den Gefallenentafeln saß ein athletischer Krieger im Stahlhelm und in römischen Sandalen, dessen geballte Linke an ein thronähnliches Gebilde angeschmiedet war. Mit dem Schwert in der Rechten blickte er auf den Eingang des Kollegienhauses. An der Vorderseite der Lehne war ein damals beliebter Vers aus Goethes Gedicht »Feiger Gedanken« eingehauen: »ALLEN / GEWALTEN / ZUM TRUTZ / SICH ER- / HALTEN«. Bereits im Spendenaufruf, der vom Vorsitzenden des Denkmalsausschusses und dem Rektor der Universität unterschrieben war, wurde über den Sinn und Zweck des Denkmals kein Zweifel gelassen: »Die Figur, unser heute in Fesseln geschlagenes Vaterland andeutend, soll die akademische Jugend, die hier täglich vorüberwandelt, mahnen und immer wieder mahnen: Sinnt darauf, wie ihr das scheinbar Unmögliche möglich machet, solche Fesseln zu sprengen! Duldet nicht, daß die Taten unserer Helden umsonst vollbracht seien! Der Wille und die Kraft, die aus dieser markigen Figur sprechen, sollen und werden sie darin bestärken341.«

Unter den 384 Gefallenen ist im Übrigen auch ein Student genannt, der wie die meisten seiner Erlanger Kommilitonen als Angehöriger des »Freikorps Epp« an der Niederschlagung der Räterepublik in München teilgenommen und dort den Tod gefunden hatte342. Die steinerne Ehrung der Universität reichte also über die eigentlichen Kriegsgefallenen hinaus und erstreckte sich, gestützt durch die Jahresangabe auf dem Mal, zugleich auch auf die Toten der Kämpfe des Jahres 1919343. Im Einklang hiermit war die Rede des studentischen Vertreters Reinhard Sunkel (NSDStB), in der er sich gegen die Welt der äußeren und inneren Feinde richtete und offen dazu aufrief, den »derzeitigen Staat« zu beseitigen344. Zwar protestierten republikanisch gesinnte Kräfte gegen das Mal und die Ausrichtung der Feier, die wie bei den Augustanern in Berlin wiederum ein politisches wie juristisches Nachspiel hatte. Letztlich blieb aber auch in diesem Fall die inszenierte Provokation ohne nennenswerte Folgen für die na341

342

343

344

Original abgedruckt in: ebd., S. 33. Vgl. zeitgleich die Hoffnung auf der Urkunde im Grundstein des Totenmals von Bad Soden aus d.J. 1930: »möge der Kriegerverein Soden wieder ein von allen Fesseln befreites, neu erstarktes deutsches Volk und Vaterland erstehen sehen«, wiedergegeben in: Stock, Das Kriegerdenkmal, S. 92. Die Universität Erlangen, die über Rektorat und Senat die Freikorps-Aktivitäten ihrer Angehörigen unterstützte, stellte 1919 mit etwa 350 Studenten das stärkste Freiwilligen-Aufgebot, Franze, Die Erlanger Studentenschaft, S. 22‑28. Auch auf anderen Weltkriegsmalen konnten Freikorpsangehörige einbezogen und unter die Gefallenen subsummiert werden, so etwa auf der Tafel im Städtischen Gymnasium Prenzlau (Lkr. Uckermark, Brandenburg): »In den Kämpfen gegen in/nere Feinde sind gefallen«. Sunkel, Rede bei der Einweihung des Denkmals für die Gefallenen der Universität: »der heutige Staat hat es verschmäht, sich auf die männlichen und heroischen Kräfte des Krieges und des Volkes zu gründen. Er verschmäht es, die Ehre der Nation zu vertreten; und darum sagen wir, die wir im Feuer jener Ideen leben, für die 2  Millionen Deutsche starben, dass die Beseitigung des derzeitigen Staates oberstes Gebot für jeden bewussten Deutschen ist«, zit. nach Franze, Die Erlanger Studentenschaft, S. 120. Reinhard Sunkel, der in Erlangen Geschichte studiert hatte, sollte anfangs eine steile Karriere im NS-Reichserziehungsministerium machen, musste dann aber aufgrund seiner »nicht rein arischen Abstammung« als Ministerialdirektor ausscheiden, verblieb allerdings im öffentlichen Dienst, Akten der Partei-Kanzlei der NSDAP, T. 1, Bd 1, S. 335, Nr. 12870; S. 616, Nr. 15276.

206

II. »...eine Welt von Feinden...«

tionalsozialistischen Brandstifter345. Obwohl das Rektorat der Friderico-Alexandrina nach 1945 seine »markige« Plastik durch dilatorisches Verhalten zu retten versuchte, musste es schließlich auf Anordnung der US-amerikanischen Militärregierung Anfang November 1946 geschleift werden346. Es verwundert bei all dem Rasseln mit imaginären Ketten nicht, dass nach 1933 deutscherseits Plastiken ihre Fesseln und Ketten abschüttelten oder zerbrachen, insbesondere auf den Denkmälern, welche die Saar-Abstimmung vom 13. Januar 1935 thematisierten347. In Heidelberg wurde sogar eine zuvor präparierte Kette des erst wenige Tage alten Saar-Denkmals im Rathaus der Stadt vom Oberbürgermeister feierlich zerteilt (6. Januar 1935 bis 1945/46 (?); Otto Schließler/Entwurf: Oberbaurat Friedrich Haller)348. An Gedenkanlagen versinnbildlichten Ketten oftmals die Fesselung durch den Versailler Vertrag. Sie wurden nach dem Erlass des »Gesetzes für den Aufbau der Wehrmacht« vom 16. März 1935 ebenfalls zerbrochen: Die jeweiligen Stifter sprengten zusammen mit den örtlichen Nationalsozialisten die oben erwähnten Ketten von Demmin und Labes jeweils in einem symbolischen Akt349. Ähnliche Assoziationen finden sich wiederum grenzübergreifend beim einstigen Kriegsgegner, der nach der Befreiung von österreichischer Besetzung nach 1918 oder von deutscher Besetzung nach 1945 ebenfalls bildlich die Ketten sprengt350. 345 346 347

348 349

350

Zu den Reaktionen im Einzelnen Hanisch, Gefallen für das Vaterland, S. 47‑52. So ebd., S. 60‑62. Zum weiteren Schicksal der Fragmente nach 1993 Wachter, Das Gefallenendenkmal, S. 22. So z.B. Richard Scheibe’s »Die befreite Saar« (1936‑?) für die I.G. Farbenindustrie AG, Werk Hoechst, in Frankfurt am Main, Eckstein, Im öffentlichen Auftrag, S. 73 f. Abgebildet in: Kolbe, Richard Scheibe (1939), S. 34. Vgl. hierzu Präger, Die Heidelberger Rathausloggia, S.  94‑97; Lurz, Kriegerdenkmäler, Bd  5, S. 222 f. Nach 1945 war im staatspolitischen Gedenken die Fessel beliebtes Sujet, um politische Unfreiheit auszudrücken, vgl. besonders das Mahnmal des »Gefesselten« zur Erinnerung an das Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 und den Aufstand vom 17. Juni 1953: »DEN OPFERN / FÜR WAHRHEIT / UND FREIHEIT« in Osnabrück (20.7.1964; Gerhard Marcks), zu diesem Mal Papenbrock, Gerhard Marcks, S.  231‑246; Marcuse/Schimmelfennig/Spielmann, Steine des Anstoßes, S.  3. Ähnlich das »Mahnmal der Gewalt« von 1955 in West-Berlin, siehe hierzu unten S. 238. Der »nackte Jüngling« aus Bronze von Richard Scheibe im Bendlerblock des heutigen Bundesministeriums der Verteidigung in Berlin wurde am 20.7. 1953 im Auftrag des Senats als Symbol für den militärischen Widerstand gesetzt, Eckstein, Im öffentlichen Auftrag, S. 287‑300. Neben ihrem anti-totalitären Gehalt erinnern Fesseln nach 1945 auf Gefallenendenkmälern auch an das Schicksal von deutschen Kriegsgefangenen, so z.B. in Sundern-Stockum (Hochsauerlandkreis, Nordrhein-Westfalen; 1961; Franz-Josef Greitemann), zu diesem Denkmal Heinemann, Ehren- und Mahnmale, S. 54. Italien: Santa Cristina (Pavia): ein tödlich getroffener Soldat hält in seiner Rechten eine »catena spezzata« (1922), Negri, Monumenti, S. 207. Borgomanero (Novara): ein stolzer Heros mit gebrochenen Handketten (1922). Belgien: ein Löwe ruht auf einer gebrochenen Kette in Anzegem (West-Flandern; 1921; A. De Beule); ähnlich der brüllende Löwe in Ieper (West-Flandern) »met verbroken ketens« (1926; A. De Beule/Architekt J. Coomans), hierzu kurz Jacobs, Zij, die vielen als helden, vol. 2, S. 15 und S. 138 f. Vgl. noch die belgische Bildpostkarte Hagenow, Politik und Bild, Kat.-Nr. 78: Die Landesallegorie sprengt ihre Ketten und stößt das mit dem Hakenkreuz versehene Gefängnistor weit auf: »Vrij België – Belgique Libre« (1944). Das Motiv auf Erinnerungszeichen des französischen Widerstands: Belfort (Territoire de Belfort), wo ein Mann seine Arme mit den Resten gesprengter Ketten zum Himmel hebt (1955). – Stacheldraht spielt erst nach 1945 eine Rolle in der Gedenkkultur, zumeist auf Mahnmalen für Opfer des Nationalsozialismus oder für deutsche Kriegsgefangene. Ungewöhnlich ist daher das erst 1987 eingeweihte 38th Welsh Division

II. »...eine Welt von Feinden...«

207

Ungewöhnlich genug ist das Bildmotiv selbst im siegreichen Großbritannien verbreitet: In Newton Abbot (Devon) hält eine weibliche Bronze die gesprengte Kette (1922; Courtenay Pollock). Am Hoylake and West Kirby War Memorial hängen die Reste an den Handgelenken einer weiblichen Figur herunter, die ein Kind in ihren Armen hält (Cheshire; 1922; Charles Sargeant Jagger). Die Ketten stehen für die Bedrohung durch den Feind, vor dem die Gefallenen ihre Heimat, ihre Familie oder die Menschheit allgemein mit ihrem Einsatz gerettet haben: »GIVING UP THEIR / OWN LIVES THAT OTHERS MIGHT LIVE IN FREEDOM«. Während sich aber die Statuen auf ihren hohen Sockeln von den Ketten befreit haben, bleiben die Opfer deutscher Kriegsverbrechen auf dem Stein gefesselt, wie etwa auf dem Mahnmal für die 1944 von SS-Soldaten in den Fosse Ardeatine erschossenen 335 Zivilisten (»I Martiri«; 1950; Francesco Coccia; Abb. 155)351.

Unterlegen In der Perspektive der Besiegten war der eigene Soldat der wahre Held, der tapfer kämpfend vom übermächtigen Sieger überwunden wurde. Diese antithetische Komposition entlehnten die modernen Bildhauer der Antike, der aber der Gedanke einer Heroisierung des Unterlegenen über dieses Bildmotiv gänzlich fremd war352. So konnten etwa k.u.k. Soldaten auf einem Gefallenenmonument in Graz die Rolle des Unterlegenen einnehmen: »NON VICTORES SED INVICTI« waren die Kämpfer der Steiermark, die anachronistisch als nackte Krieger vom gegnerischen Pferd niedergeritten wurden (1922; August Rantz; Abb. 100)353. Das Denkmal zeige, so eine zeitgenössische Stimme, »den Heldentod durch die Hand des auf seinem Schlachtroß übermütig aufspringenden Feindes«354. So zumindest empfand es nach 1918 der Initiator, das einstige k.u.k. Offizierkorps des Trainbataillon Nr.  3. Übernommen wurde diese Wahrnehmung von den späteren Finanziers, der Stadtgemeinde sowie der Universität Graz. Da das von den Offizieren in Auftrag gegebene Denkmal aber bereits am Ende des Weltkriegs nahezu fertig gestellt war, liegt es nahe anzunehmen, dass die Stifter sich ursprünglich mit dem siegreichen Reiter identifiziert haben. Aber nicht nur in Österreich, auch in Deutschland wurde diese Wahrnehmung in ähnlichen Bildern gespiegelt. In Usingen (Hochtaunuskreis, Hessen) reitet auf dem städtischen Kriegermal ebenfalls die personifizierte Entente den deutschen Helden nieder. Gleich zwei Hochreliefs zeugen von dem ungleichen Kampf (1924;

351 352 353 354

Memorial in Mametz (Somme) für die Gefallenen des Weltkrieges 1914/18, auf dem ein roter, feuerspeiender Drachen, das Wappentier von Wales, einen zerteilten Stacheldraht als Sinnbild des deutschen Gegners, in den Pranken hält, Notiz bei Texier, Les architectes de la mémoire, S. 186 f.; abgebildet in: Klauer, Militärgeschichtlicher Reiseführer, S. 93. Zu dem deutschen Massaker Staron, Fosse Ardeatine. Vgl. im Besonderen den nachwirkenden Kriegsvortrag des Leipziger Archäologen Studniczka, Die Griechische Kunst an Kriegergräbern (1915). Vgl. hierzu kurz Riesenfellner, Todeszeichen, S.  28  f.; bedingt Burkert, Zur Errichtung des Kriegerdenkmals, S. 20‑25, da er auf die künstlerische Ausführung nicht eingeht. »Grazer Tageblatt«, 9.12.1922, zit. nach Riesenfellner, Todeszeichen, S. 28 f.

208

II. »...eine Welt von Feinden...«

Carl Wilhelm Bierbauer; Abb. 156)355. Nach dem Willen des Wiesbadener Künstlers sollten die Szenen »die ungebrochene, mächtige Kraft eines bis zur Verzweiflung kämpfenden Volkes« verkörpern356. Der Festredner, Studiendirektor Ludwig Bruns, sprach denn auch am 1. Juni 1924 von der »Schmach des Vaterlandes« und dem »Tag der Rache«, der vielleicht, so Gott wolle, noch einmal kommen möge357. Ob diese dramatischen, aber doch recht unrühmlichen Darstellungen des Besiegten die NSZeit überlebten, weil das ambivalente Bildprogramm von den »Siegern der Zukunft« missdeutet wurde, die sich selbstredend mit den überlegenen Reitern identifizierten, muss hier Spekulation bleiben. Im gleichen Jahr wie die Stadt Usingen errichtete auch das Fridericianum im thüringischen Rudolstadt ein Reiter-Relief, das sich noch heute im Eingangsbereich der Schule befindet (1924; H. Böttner; Abb. 157). Da sowohl Sieger wie Besiegte in idealisierter Schönheit dargestellt sind, konnten sich die Betrachter je nach Gefühlslage in beiden »Helden« wiedererkennen. Der Festredner der Lehrerschaft, Friedrich Lundgreen, deutete das ambivalente Bild mit der invictisInschrift nämlich folgendermaßen: »Den in der Überzeugung der Unbesiegbarkeit Deutschlands Gefallenen widmen die Besiegten eine Gedenktafel, in der Hoffnung, dass sie einstmals doch noch als Sieger erstehen werden358«. Im Rückgriff auf eine antike Bildmetapher ließ sich wohl die eigene Anschauung, im heroischen Einzelkampf im eigentlichen Wortsinn »unterlegen« gewesen zu sein, am treffendsten wiedergeben. Der Held wird von der Übermacht der Feinde überrannt, überwunden und niedergeritten. Der vermeintliche, übermächtige Sieger triumphiert über einen bereits am Boden liegenden Gegner. Diese zeitlose Bildsymbolik von Triumph und Demütigung störte anscheinend wenig die mentale Disposition der jeweiligen Zielgruppen. Eine moderne Version dieser Kriegsdeutung zu kreieren, lag allem Anschein nach außerhalb der Vorstellungswelt der Betroffenen. Die verleugnete Niederlage hätte sich dadurch wohl nur umso nachdrücklicher in das kollektive Gedächtnis einbrennen können. Es stellt sich die Frage, wie wohl die Zeitgenossen reagiert hätten, wenn das antike Motiv in die damalige Gegenwart übertragen worden wäre. Den tatsächlichen Kriegsausgang sinnbildlich auf den Sockel zu übertragen, hätte nämlich bedeutet, einen Feldgrauen abzubilden, der gerade von einem Panzer überfahren wird.

355 356 357 358

Vgl. hierzu Saltenberger, Patriotische Glorifizierungen, S. 188‑191 (mit Verweis auf den Aktenbestand im Stadtarchiv Usingen). »Kreisblatt«, 6.11.1922, zit. nach: Saltenberger, Patriotische Glorifizierungen, S. 189. Zit. nach: Saltenberger, Patriotische Glorifizierungen, S. 190. Zit. nach: www.fridericianum-rudolstadt.de/t3/fileadmin/geschichte/weimarerrep.pdf (18.8.2013).

III. Triumph und Trophäen. Der Feind als überwundene Bedrohung »An Frieden krank« fühlte sich Philipp zu Eulenburg und Hertefeld und setzte 1919 seinem Leiden einen schlichten Feldstein, den er neben das Kirchenportal im brandenburgischen Liebenberg platzierte1. Der einstige Vertraute des deutschen Kaisers tat damit früh sein »Unwohlsein« über den Ausgang des Krieges kund. Während die Verlierer des Ersten Weltkrieges seelische Qualen litten, sich gar »in Stunden tiefster Erniedrigung« wähnten2, herrschte unter den Siegern große Freude. Neben reinen Trauermalen, die wir ja auch für die Mittelmächte ausmachen können, setzten die Entente und ihre Verbündeten im Hochgefühl des Sieges ihren Gefallenen Triumphmale, auf denen auch die geschlagene Nation ihren Platz einnehmen sollte. Sie erschien dort aber in der Regel nicht als ein würdiger Gegner, sondern als ein bezwungenes Übel. Der ehemalige Kontrahent wurde auf diese Weise bildlich aus der Gemeinschaft der Toten und Trauernden ausgeschlossen.

Von Barbaren und Soldaten Bei der Wiedergabe des Feindes auf Kriegerdenkmälern entwickelten die Künstler nur in wenigen Fällen eine neue Formensprache. Allzu häufig wurden in Nachkriegszeiten die altbekannten Topoi aus der antiken Bilderwelt bemüht. In der italienischen Gedenk-Ikonografie wählten Stifter zum Beispiel bevorzugt das Motiv des besiegten oder gedemütigten Barbaren. Im toskanischen Castelnuovo Berardenga (Siena) etwa liegt zu Füßen des Kriegshelden ein erschlagener Feind, der durch seine ausgeprägte Muskelmasse und sein wildes Haupthaar als Barbar gekennzeichnet ist (1924; Ettore Brogi)3. Für eine ähnliche Ausführung entschied sich auch die umbrische Gemeinde Montone (Perugia), um an die Taten ihrer Kriegstoten zu erinnern. Sie drückte dem gefesselten germanischen Barbaren überdies noch eine Keule in die Hand (1927; 1 2

3

Der Stein hat die DDR-Zeit überdauert und befindet sich mit seinem Gegenstück, das den Gefallenen des Ersten Weltkrieges gewidmet war, heute noch in situ. So etwa der Wortlaut auf dem Erinnerungsmal an der Johanniskirche im wendländischen Lüchow: »In Stunden tiefster Erniedrigung zur Aufrichtung und Erbauung« (1920?; W. Haack); vgl. die Verse auf der Gedenktafel an der St.-Martin-Kirche zu Langenau: »In schwerer Zeit, in tiefer Not / Gequält, verachtet und bedroht« (1923); ferner den Architekten Friedrich Seeßelberg, Der Sinn des Ehrenmals, in: Festschrift zur Einweihung des Regiments-Ehrenmals (1928), S. 12: »mitten in einer Zeit tieffster [sic!] Schmach und Tributlast«. Vgl. hierzu kurz Cresti, Architetture, S. 151.

210

III. Triumph und Trophäen

Angelo Biscarini). Nahezu zehn Jahre später wählte die Gemeinde Forte dei Marmi (Lucca) ebenfalls eine Barbaren-Figur, als sie ihren Gefallenen des Großen Krieges ein Marmormal stiftete. Auf einem schmalen Postament steht seit 1938 eine grazile Siegesgöttin, allerdings nicht – wie ehedem die Helden – neben, sondern auf dem gekrümmten Rücken des kauernden Gegners (»La Vittoria«; Arturo Dazzi). Der Sieger triumphierte auf diese anschauliche Weise über den niedergerungenen Feind, der ja in Italien vornehmlich als teutonischer Barbar wahrgenommen wurde. Über eine solche Feindmarkierung demütigten die Stifter den Gegner und versicherten sich damit zugleich, im Krieg einer gerechten Sache gedient, für Freiheit, Recht und Zivilisation, gekämpft zu haben. Ungewöhnlich aber waren solche, den ehemaligen Kriegsgegner herabsetzenden Bildkompositionen nicht. Triumphgesten, vor allem eine auf dem Besiegten stehende Allegorie wurden nicht erst im italienischen Faschismus entwickelt, sondern gehen auf eine bis in die Vormoderne zurückreichenden abendländischen Bild-Tradition zurück. Sie entsprangen vorgeprägten Sehgewohnheiten und althergebrachten Bildformeln, die von der neuen Qualität eines industriellen Krieges unberührt blieben. Im Vergleich mit anderen europäischen Malen sind daher diese Siegeszeichen zu Ehren von Kriegstoten, so ungewöhnlich sie uns heute scheinen mögen, eigentümlich konventionell. Ob sie auf die eigene Gesellschaft, auf das eigene Publikum radikalisierend wirkten, muss hier offen bleiben, ist aber mit Blick auf die jeweiligen Zeiten und Umstände wenig wahrscheinlich. Provozierend wirkten sie wohl nur auf fremde Soldaten, mitunter auch auf diejenigen, deren Nation mit diesen Zeichen gar nicht gemeint war. Die Vittoria in Forte dei Marmi wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von einem US-amerikanischen Soldaten aufs Korn genommen. Sie hat diese Attacken allerdings weitgehend unbeschadet überstanden, wurde restauriert und in ihrer Gesamtkomposition auch späterhin nicht als anstößig empfunden4. Angesichts der Tatsache, dass im Krieg die alliierte Propaganda den deutschen Soldaten als teutonisches Ungetüm karikiert hatte, überrascht es nicht, einem deutschen Riesen in französischen, britischen wie italienischen Gedenklandschaften zu begegnen. Die biblische Geschichte von David gegen Goliath übertrugen die Stifter in abgewandelter Form auf die Kriegsparteien. David stand für den Kampf des Rechts und der Zivilisation gegen Terror und Barbarei. Er konnte das siegreiche Frankreich verkörpern, das seinen Fuß in Cercy-la-Tour (Nièvre) selbstbewusst auf einen geköpften Goliath, »l’incarnation du ›boche‹«, setzt (1921; Georges Pouillat)5. David repräsentierte gleichermaßen den italienischen Vaterlandsverteidiger. In Campli (Teramo) trägt er auf dem ehernen Bas-Relief an der Außenwand der Kirche Santa Maria in Platea die charakteristischen Beinkleider eines Fante und hält das abgeschlagene Haupt des Barbaren als Trophäe in seiner linken Hand (?; Mario Moschi). Er symbolisierte darüber hinaus die schlagkräftige britische Artillerie, die 4 5

So Gierut, Monumenti, S. 68. Zu diesem Bronze-Mal, das interessanterweise von den damals regierenden Sozialisten mitgetragen wurde, Moisan, Sentinelles de pierre, S. 71 f. Vgl. im Besonderen das ähnlich gestaltete War Memorial im schottischen Pollokshields (1921), Bell, Monuments to the Fallen, vol.  2, S.  482. Zum abwertenden Begriff des »Boche« als Synonym für den deutschen Barbaren kurz Leiner, Das Deutschlandbild, S. 181‑186.

III. Triumph und Trophäen

211

ihn Mitte der 1920er Jahre, wenn auch in recht zierlicher Gestalt, auf ihr Machine Gun Corps Memorial im Londoner Hyde Park Corner stellte (1925; Francis Derwent Wood). Die ungewöhnliche Inschrift dieses Denkmals ist dem Alten Testament entnommen und wurde – wie der »Jüngling« – bereits vor der Denkmalsweihe kontrovers diskutiert, selbst im britischen Parlament kam das umstrittene Bibel-Zitat auf die Tagesordnung: »Saul hath slain his thousands / but David his tens of thousand6.« Im Buch Samuel besingen die Frauen des Volkes Israel den siegreichen Heerführer David und vergleichen seine Taten mit denen ihres Königs Saul. Die Stifter hingegen zielten mit diesem Zitat auf die Schlagkraft ihrer »kleinen« Waffe im »Großen« Krieg7. Was den künstlerischen Umgang mit dem Feind jenseits dieser Darstellungskonventionen angeht, scheinen demgegenüber so manch andere, wohlgemerkt nichtdeutsche, Erinnerungsmale bisweilen von einer Intensität, um nicht zu sagen: einer Aggressivität, welche für die Zeit vor 1918 so in Europa nicht festzustellen ist. Die im Weltkrieg erfahrene Gewalt verbanden einige Bildhauer mit den propagandistisch bekräftigten Feindbildern und setzten diese emotionale Gemengelage in Stein oder Bronze um. Der althergebrachte Barbaren-Topos wurde hierbei in zeitgemäße Formen gegossen, wie im Folgenden noch näher darzulegen sein wird. Diese Formen, diese Platzhalter für das feindliche Gegenüber beanspruchen interessanterweise noch im 21. Jahrhundert ihre Gültigkeit und werden im Konfliktfall vor allem in Europa mühelos aus dem kulturellen Gedächtnis abgerufen. Das – menschliche – Antlitz des Feindes erblickte der Betrachter in den diversen nationalen Gedenklandschaften nur selten. Sofern der Kriegsgegner auf einem Sockel auftauchte, hatte er in der Regel eine Uniform an, als Zivilperson trat er nicht auf. Die Realität war eine kriegerische, der Tod auf dem Schlachtfeld oder in Schützengräben erfolgt, weshalb der Verursacher von Trauer und Leid wohl nur als Soldat gedacht werden konnte. Wenn ein sterbender oder toter Feind auf Wunsch kommunaler oder privater Stifter auf einem Gefallenenmal in realistischer Zeichnung erscheinen sollte, orientierten sich die Künstler offenbar an den zahlreichen von der Zensur genehmigten und in der Presse verbreiteten Kriegsfotografien. Einem Foto nachgebildet scheint in diesem Zusammenhang das französische Erinnerungszeichen in Saint-Jean-de-Daye (Manche). Ein französischer Infanterist steht über einen aus dem Schlamm ragenden toten Deutschen, dessen skelettierter Kopf in einem Stahlhelm steckt (Bronze; 11. November 1925; Henri A. Poublan). Während der französische Poilu siegreich voranmarschiert, versinkt der deutsche Soldat namen- und grablos in der Schlammwüste Flanderns. Mit dieser überaus realistischen Feindzeichnung werden sowohl der Krieg, der Kriegsgegner als auch seine Überwindung visualisiert. Vermittelt wird eine solche Botschaft ferner ausdrucksvoll auf einem monumentalen Relief des Blackpool Memorial (ehemals Lancashire) in England, das den Titel »1918 – The End of War« trägt. Dort trauern siegreiche britische Soldaten im Feld 6

7

1 Samuel 18,7. Vgl. hierzu Koureas, Memory, S. 91‑106. Zu den kritischen Reaktionen in den 1920er Jahren Bell, Monuments to the Fallen, vol.  2, S.  481, und Archer, The Glorious Dead, S. 304. Vgl. als eine gegenwärtige Stimme Boorman, At the Going down of the Sun, S. 34: »perhaps a strange choice of quotation«. Vgl. hierzu die Akte in: The National Archives, WORK 20/146, zit. nach: .

212

III. Triumph und Trophäen

um ihre gefallenen Kameraden, die jedoch unsichtbar bleiben. Der einzige Tote auf diesem Bild ist ein deutscher Soldat. Er trägt die zu Kriegsende bereits anachronistische Pickelhaube und liegt zu Füßen der angetretenen Männer im Schlamm (1923; Gilbert Ledward). Der heroische Tod, das edle Sterben ohne Blut und Wunden blieb auch auf französischen und englischen Kriegerdenkmalen den eigenen Soldaten vorbehalten und wurde in bekannter Manier oft neo-klassizistisch umgesetzt8. Neben dem Bild des toten Feindes konnte gelegentlich auch der Akt des Tötens selbst auf dem Denkmal gezeigt werden, der jedoch – wie wir oben bereits gesehen haben – bei den zeitgenössischen Betrachtern recht zwiespältige Gefühle auslösen konnte. Auf einem Relief des nordirischen Banbridge Memorial töten zwei Soldaten den deutschen Feind mit ihren Bajonetten (1923; Frederick Pomeroy)9. In der Dorfkirche von Neuenkirchen (Lkr. Ludwigslust, Mecklenburg-Vorpommern) etwa erblickte der Trauernde auf der Gedenktafel der Kirchengemeinde, wie deutsche Soldaten mit ihren Bajonetten losstürmen und getroffene Feinde niedersinken. Es konnten somit auch in einem kirchlichen Gedenken Kampf und Tod realistisch abgebildet werden, ohne die Darstellung mit einer versöhnlichen Note zu verknüpfen. Befremdlich erscheint in diesem Zusammenhang ein Hochrelief mit einer Figurengruppe nahe der Kirche von Saint-Dizant-du-Gua (Charente-Maritime), befremdlich insofern, als die Darstellung dem heutigen Betrachter überaus feindselig und brutal anmutet (1922 bis zum Zweiten Weltkrieg; Paul Mora; Abb. 158)10. Ein Poilu hatte einst seinen rechten Fuß auf den Kopf eines auf der Erde liegenden deutschen Soldaten gesetzt und schickte sich an, den Wehrlosen mit einem Felsblock zu zerschmettern. Seine Waffe trug als Inschrift die Namen dreier Schlachtorte: »LA MARNE / YSER / VERDUN«. Überdies sollten laut Entwurf noch das langgehegte französische Sehnen nach Vergeltung auf dem Stein Platz finden, in Person zweier Engel, wobei das eine Flügelwesen eine Waage, das andere das Rächer-Schwert hält; dies ist jedoch nicht umgesetzt worden. Im Spendenaufruf des Jahres 1921 heißt es »le soldat du Droit, de la Justice et de la Liberté terrassant la force brutale«11. Es scheint, als habe es dem Künstler damals nicht genügt, lediglich darzustellen, dass der deutsche Gegner am Boden liegt. Die vielen französischen Toten aus drei der verlustreichsten Schlachten des Ersten Weltkriegs konnten und sollten in seinen Augen wohl erst durch eine endgültige, eine (totale) Vernichtung des Feindes angemessen gerächt sein. Möglicherweise wollten Bildhauer und Auftraggeber mit dieser Szene auch den in Frankreich als unzureichend empfundenen Versailler Vertrag kritisieren, welcher den Sieg der Entente über Deutschland »verstümmelt«, ja die Nation um 8

9 10 11

Allerdings gibt es auch hier Ausnahmen, vgl. z.B. in Frankreich das überaus realistische Mal mit einem toten Poilu von René Quillivic in Saint-Pol-de-Léon (Finistère) aus dem Jahr 1920, abgebildet in: Becker [u.a.], Monuments de Mémoire, S. 246; in Großbritannien das Bronzerelief im Londoner Stadtteil Limehouse mit drei toten britischen Soldaten in einem zerbombten Schützengraben (1921; Arthur Walker), abgebildet in: Archer, The Glorious Dead, S. 147; in Italien das Bronzerelief auf dem Mal in Verucchio (Forlì) mit toten und verwesenden Soldaten neben einem Artilleriegeschütz (1930; Romeo Pazzini), abgebildet in: Cresti, Architetture, S. 85. Zu diesem Memorial Switzer, Unionists, S. 78. Siehe hierzu auch oben S. 105 f. Foto des Modells bei Vautrin, Inventaire, S. 65.

(24.8.2013).

III. Triumph und Trophäen

213

den Sieg selbst betrogen habe. An das Schlagwort von der »victoire mutilée« mochten die Verantwortlichen in Saint-Dizant-du-Gua gedacht haben, als sie diesen steinernen Ruf nach erneutem Krieg und Wiedervergeltung setzten. Allerdings müssen diese Überlegungen mangels schriftlicher Quellenbelege spekulativ bleiben. Im Gedenkprogramm des Siegers wird der Verlierer, so er denn berücksichtigt wird, überwiegend als erschlagen und tot dargestellt. Wohl erstmals nach dem Krieg von 1914/1918 spielten auch Kriegsverbrechen, tatsächliche oder vermeintliche Gräueltaten gegenüber der Zivilbevölkerung auf Gefallenenmalen eine Rolle. Selten war dabei die Aussage so eindeutig wie an dem Kriegermal von La FertéMacé (Orne). Auf einem der vier Reliefs ist ein deutscher Soldat mit Pickelhaube abgebildet, der eine flüchtende Frau mit Kind verfolgt (1928‑1940, deutscherseits abgetragen; Marcel Pierre; Abb.  159). Auch im örtlichen Gefallenengedenken in Sledmere (Yorkshire) spielen deutsche Soldaten eine unrühmliche Rolle: In einer für britische Verhältnisse seltenen Eindeutigkeit brandmarkte der in Sledmere ansässige Landlord, Lieutenant Colonel Mark Sykes, den ehemaligen Gegner auf dem von ihm entworfenen Erinnerungszeichen. In dem auch baulich interessanten Waggoners’ Memorial für die gefallenen Fahrer der von Sykes aufgestellten Wolds Waggoners Reserve werden unverhohlen antideutsche Sehgewohnheiten bedient. Mit ihrer Hilfe wollte der Stifter kurz nach Kriegsende verdeutlichen, wofür seine Männer aus Yorkshire im Krieg gekämpft und gefallenen waren. Gleich einer Bildergeschichte schuf der Londoner Künstler Carlo Magnoni 1919 mehrere Reliefs in naivem Stil, die Szenen aus dem Krieg wiedergegeben. Ein Bild zeigt marodierende Deutsche mit Pickelhauben, auf einem weiteren Bild werden eben diese Deutschen über die Marne gejagt (Abb. 160a und b). Sykes hatte im Krieg das 5th Yorkshire Regiment kommandiert, war der maßgebliche Nahost-Experte im britischen Außenministerium und nahm späterhin an den Friedensverhandlungen in Paris teil. Er erkrankte dort an der sogenannten Spanischen Grippe und verstarb knapp 40-jährig im Februar 1919. Das Monument enthüllte daher seine Witwe, im September 1920, zusammen mit einem »Kriegshelden« von der Westfront, Lieutenant General Ivor Maxse. Nachdem sich deutsche Reisende über das Bildprogramm des Kriegerdenkmals beschwert hatten, ersuchte im Jahre 1938 die deutsche Botschaft in London die britische Regierung vergeblich, das antideutsche Kriegerdenkmal in Sledmere entfernen zu lassen12. Nach 1918 wurden zwar selten der äußere Feind, öfter dagegen die Folgen feindlicher Waffen und ihre todbringende Wirkung, die Wunden, welche der Gegner schlug, die Trümmer, die er hinterließ, plastisch kenntlich gemacht: der Schuss ins Herz13, 12 13

So ohne weitere Belege Boorman, At the Going down of the Sun, S. 76 f.; Boorman, A Century of Remembrance, S. 17; Archer, The Glorious Dead, S. 76. Der liegende Krieger im niederrheinischen Kleve weist eine kreisrunde Öffnung über dem Herzen auf (1934‑1938, 1981 restauriert und wiederaufgestellt; Ewald Mataré), Mainzer, Historische Denkmäler, S.  166‑169; Goebel, The Great War, S.  256  f. Vgl. im Weiteren als eine geläufige Feststellung z.B. die Inschrift auf dem Denkmal in Scado: »In der Blüte der Jahre, in der Fülle der Kraft / Hat die Feindeskugel Euch hingerafft« (1921; Ort 1964 devastiert; heute auf dem Kirchhof von Elsterheide-Geierswalde; Lkr. Bautzen, Sachsen). Varianten in ModautalNeutsch (Lkr. Darmstadt-Dieburg, Hessen): »hat des Feindes Kugel euch dahingerafft«; Radchen (Niederschlesien; heute Okmiany, Polen): »Die Kugel des Feindes, die traf Euch so schwer«.

214

III. Triumph und Trophäen

die Wunden an Kopf und Armen14. Ausgeliefert waren die Frontsoldaten auf allen Seiten seit 1915 dem tückischen Gas. Den Tod durch chemische Kampfmittel deutet auf diversen Erinnerungszeichen die Gasmaske an. Allerdings begegnet sie uns als Verweis auf eine unheimliche, weil unsichtbare tödliche Waffe und deren qualvollen Folgen vergleichsweise selten. So hängt etwa in Kerzlin (Lkr. OstprignitzRuppin, Brandenburg) die Schutzmaske einem Feldgrauen um den Hals (1922; Max Wiese). In Menden (Märkischer Kreis, Nordrhein-Westfalen) presst der Wachposten die Gasmaske mit der Linken an den Körper (1935 bis ca. 1970; Adalbert Hertel)15. Auf dem französischen Mal in Samogneux (Meuse) ist der Poilu im Begriff, sich die Schutzmaske aufzusetzen (»L’alerte aux gaz«; 1933; Gaston Broquet)16. Auf britischen und italienischen Erinnerungszeichen konnte die Gasmaske ebenfalls als ein Teil der Ausrüstung auftauchen, zum Beispiel beim Bronze-Soldaten am Hoylake and Westkirby War Memorial (Cheshire; 1922; Charles Sargeant Jagger) oder am ehernen Fante im norditalienischen Modena (1926; Ermenegildo Luppi). Auch die Folgen eines Gasangriffs konnten bildlich wiedergegeben werden. Soldaten als Opfer einer solchen Attacke zeigt das Relief auf dem Denkmal in St. Anne’s-onSea (Lancashire; 1924; Walter Marsden). In Macclesfield (Cheshire) liegt ein Toter neben einer Gasmaske, die er nicht mehr hat rechtzeitig aufsetzen können (1921)17. Eine pazifistische Aussage verbindet mit diesem Uniformteil aber wohl allein der Bildhauer Ernst Barlach auf seinem berühmten Denkmal im Magdeburger Dom: Dort hält sich ein verhärmter Soldat nach Abnahme der Gasmaske gequält die hageren Hände an die Schläfen (1929‑1934, 1956)18. Da das steinerne oder eherne Material aber darüber hinaus kaum zuließ, den Weltkrieg auf eine einprägsame Bildformel zu reduzieren, taucht das totale Kriegsgeschehen nahezu ausschließlich auf größeren Gedenkfenstern oder auf Relieftafeln auf19. Krieg, Tod und Zerstörung konnten auf diesen Formaten erzählend im Bild festgehalten werden, wobei der Feind allerdings zumeist unsichtbar bleibt. Der österreichische Bildhauer Fritz Silberbauer hat in der Steiermark im sakralen Raum einige Kriegerdenkmale dieser Art ausgeführt, in denen er zugleich auch persönliche Erlebnisse verarbeitete. In Katsch schuf er beispielsweise im Jahre 1923 zwei Fresken für eine kleine Wegkapelle, auf denen das Kriegsgeschehen realistisch wiedergegeben ist. In expressiven Farben malte er zerstörte Landschaften, brennende Ruinen und Trümmer, durch welche die eigenen Soldaten marschieren, kämpfen und 14 15 16

17 18 19

Siehe hierzu oben die verwundeten Krieger S. 122‑124. Zu diesem Mal Henseler, Der verschwundene Soldat, S. 48‑66 und S. 73 f., der jedoch offen lässt, weshalb die Stifter letztlich dieses Ausrüstungsteil auswählten. Vgl. noch entsprechende Szenen auf dem »Monument aux morts« in Saint-Quentin (Aisne), auf denen sich Soldaten im Schützengraben Gasmasken aufsetzen (1927; Henri Bouchard, Paul Landowski). Vgl. Archer, The Glorious Dead, S. 120: »Typically his death appears to have been peaceful«. Siehe hierzu S. 243 mit Anm. 131. Der Weltkrieg selbst wird dargestellt als eine Weltkugel in Flammen im bayerischen LandshutHofgarten. Das Mal ist den gefallenen Mitgliedern des Realschulabsolventen-Verbands Landshut geweiht (1921; Eugen Oswald ). Vgl. zur bildlichen Wiedergabe von Kriegsruinen in Kirchenfenstern auch das Beispiel in der Göttinger Jakobikirche (1925), Lurz, Kriegerdenkmäler, Bd 4, S. 37.

III. Triumph und Trophäen

215

fallen20. In der Filialkirche zum Heiligen Sigismund in Oberwölz schuf der Künstler 1924 des Weiteren einen neogotischen Flügelaltar, den die Stadt Oberwölz und die Gemeinde Winklern stifteten. Auf vier Tafeln, welche die Namen der Gefallenen einrahmen, ist der Tod von einzelnen Soldaten im Kampfgeschehen wirklichkeitsnah wiedergegeben21. Allerdings sind diese Wandmalereien, trotz der kirchlichen Umgebung, frei von jeder kritischen oder pazifistischen Aussage: »Silberbauers Kriegsbilder beinhalten keine bewusst kritischen Elemente, sind in ihrer Struktur nicht auf das Schicksal der individuellen Kreatur ausgerichtet. Da sie weniger vom Intellekt als vom persönlichen Erlebnis getragen sind, fehlt es ihnen durchwegs an aufklärerischem Gehalt. Sie dokumentieren die schicksalshafte Eingebundenheit des Menschen in den Ablauf des Lebens und Sterbens, sein Ausgeliefertsein an die jeweilige historische Situation22.«

Kriegstrophäen: Echte Kanonen und falsche Feldzeichen Unterscheiden lässt sich somit im Bildprogramm der jeweiligen Sieger zunächst einmal das Motiv des bekämpften, besiegten und überwundenen Feindes. Ein Sieg zeichnete sich aber vor allem darin aus, dass reiche Beute nach Hause getragen wurde. Um diesen für den Gewinner des Krieges erfreulichen Umstand auch in der Ikonographie zu vergegenständlichen, griffen viele Denkmalsgestalter auf das gängige Sujet der Kriegstrophäe zurück. Beliebte Feindcharakterisierungen auf europäischen Erinnerungszeichen sind daher originäre oder nachgebildete Feldzeichen, Geschütze, Staats- und Hoheitssymbole, Landesallegorien sowie Uniformteile, in späterer Zeit gelegentlich auch Parteisymbole. Ein solches Vorgehen war auch in außereuropäischen Kulturen nichts Ungewöhnliches. Noch gegen Ende des 20.  Jahrhunderts übten Trophäen auf orientalische Machthaber einen gewissen Reiz aus. Nach dem Iran-Irak-Krieg ließ Saddam Hussein an seinem Sieges- und Gefallenenmonument in Bagdad 5000 iranische Helme niederlegen, die angeblich alle von Schlachtfeldern stammten. Bei diesem Triumphmal des irakischen Diktators handelt es sich um die ehernen »Schwerter von Qadisiyyah«, ein recht eigenwilliges, über 40 Meter hohes Erinnerungszeichen. Jeweils zwei gekreuzte Schwerter werden von Fäusten gehalten, die bis zu den Fingerabdrücken einen überdimensionalen Original-Abdruck von Husseins Händen und Armen darstellen (1989; Khaled Al-Rahhal/Mohammed Ghani Hikmat)23. Als Trophäe erscheint der Feind auf europäischen Kriegermalen zunächst in Form erbeuteter Feldzeichen oder Waffen, häufig im eingeschmolzenen Aggregatzustand einer Geschützbronze. Die erbeuteten Waffen dienten Künstlern dazu, den Sieg der 20

21 22 23

Vgl. hierzu Silberbauer, Fritz Silberbauer, Bd 1, S. 205‑207; Bd 2, Abb. 147 f. Vgl. noch Silberbauers Fresko in der Dekanatskirche zur Heiligen Magdalena in Köflach (1926), ebd., Bd  1, S. 213‑217 und S. 220‑223; Bd 2, Abb. 154‑155a. Vgl. hierzu ebd., Bd 1, S. 209‑211; Bd 2, Abb. 152 und 152a. Abgebildet auch in: »Grazer SchreibKalender für Haus und Kontor«, 141 (1925), zw. S. 188 und 189. Silberbauer, Fritz Silberbauer, S. 219. Vgl. auch zu den historischen Implikationen Kanan Makiya alias Samir al-Khalil, The Monument.

216

III. Triumph und Trophäen

Nation zu verherrlichen, die Soldaten ob ihrer Leistung zu rühmen und den geschlagenen Feind zu demütigen. In Paris wurden bereits im Jahre 1810 die Reliefs an der Colonne de la Grande Armée (Austerlitz Säule, heute Vendôme Säule) aus der geschmolzenen Bronze erbeuteter preußischer Kanonen gefertigt. Da das Schicksal bekanntlich unberechenbar ist, war es mehr als 60 Jahre später französische »Geschützbronce«, aus der deutsche Erinnerungsmale gefertigt wurden. Bereits kurz nach dem Krieg gegen Frankreich, im Jahre 1873, erhielt der Bildhauer Hans Baur aus dem preußischen Artillerie-Depot »feindliches Metall«, um eine Siegesgöttin für das badische Konstanz in die Form zu gießen24. Die Bronzearbeiten am Krieger- und Siegesdenkmal im sächsischen Chemnitz, das ebenfalls von einer Victoria bekrönt war, stammten ebenso von erbeuteten französischen Geschützen (1875‑1947; Anton Haendler)25. Selbst noch das eine Generation später eingeweihte Denkmal für das Pionier-Bataillon von Rauch (1. Brandenburgisches) Nr. 3 in Berlin‑Spandau setzte sich aus der Bronze erbeuteter Kanonen zusammen. Sie war den Pionieren von ihrem Kaiser Wilhelm  II. gestiftet worden. Aus »feindlichem« Geschütz ließen die Denkmalssetzer ihren Gefallenen der Einigungs- und Kolonialkriege zu Ehren einen tödlich getroffenen Pioniersoldat gießen (1908; Wilhelm Wandschneider)26. Auf reichsländischem Boden hielt vier Jahre vor Ausbruch des nächsten Krieges im lothringischen Gorze (Moselle) ein monumentaler Adler aus erobertem Geschützmaterial Wache für die Toten des Leib-Grenadier-Regiments König Friedrich Wilhelm  III. (1. Brandenburgisches) Nr. 8 (1910‑1918; Weddo von Glümer)27. Der Krieg holte sich diese Bronzen jedoch oft wieder zurück, der Adler in Gorze, die Siegesgöttin von Chemnitz wurden gestürzt, die Konstanzer Victoria 1942 als Metallspende dem nächsten Krieg zugeführt. Das Erz erbeuteter deutscher Geschütze wiederum fand nach 1918 seinen Weg über den Kanal nach Großbritannien. Es floss beispielsweise in die Plastiken und Reliefs des Guards Division War Memorial in London, das 170 Tonnen wiegt (1926; Gilbert Ledward/Architekt H. Carlton Bradshaw)28. Aber nicht allein deutsches Kriegsgerät wurde in England eingeschmolzen. Die weibliche Allegorie mit dem Namen »Honour« bzw. »Victory« des Crimean War Memorial in London ist aus dem Metall russischer Kanonen aus Sewastopol gegossen (1861; John Bell). Der Umstand, dass die feindliche Waffe auf diese Art und Weise künstlerisch »neutralisiert« wurde, konnte noch auf den Erinnerungszeichen selbst vermerkt werden. Stolz erklären Bürgerschaft und Garnison von Mainz auf ihrem »Krieger-Denkmal« von 1870/71, der Kaiser habe eroberte Kanonen gegeben, aus welchen der eherne Löwe gegossen worden sei (1873; Eduard Kreyssig nach der Berliner Vorlage von Christian Daniel Rauch). In Italien ist diese Haltung auch noch nach dem Ersten Weltkrieg zu beobachten: Die Stifter in der Regia Zecca, der königlichen Münzstätte Roms, stellen auf ihrem Erinnerungszeichen kurz und bündig fest: »CON PIETRA ROMANA E CON BRONZO NEMICO« (1922; Bernardo Morescalchi). Im 24 25 26 27 28

Zu diesem Mal Präger, Gloria, S. 190‑196. Vgl. hierzu kurz Abshoff, Deutschlands Ruhm und Stolz (1901), S. 60. Vgl. hierzu Weinland, Kriegerdenkmäler, Nr. 17, S. 161. So Maas, Politische Ikonographie, S. 203, Anm. 38. Zu diesem Mal kurz Cooper, The Outdoor Monuments of London (1928), S.  46  f.; Moriarty, »Remnants of Patriotism«, S. 307.

III. Triumph und Trophäen

217

gleichen Jahr vermerkten die stolzen Denkmalssetzer auf dem Sockel unter einer Siegesgöttin in Manziana (Roma), dass das Metall dem Feind entrissen worden sei: »NEL BRONZO DEI CANNONI / TOLTI AL NEMICO / MANZIANA CONSACRA ETERNA / LA GLORIA DEI SUOI FIGLI / MORTI PER LA PATRIA« (1921; Guido Galli/Architekt Stanislao Eureli).

Allerdings durfte nur eroberte, dem Feind entrissene Beute verarbeitet werden. Es wurde nämlich zugleich besonderer Wert darauf gelegt, dass im Übrigen nur einheimische Materialien verwendet oder lokale Künstler und inländische Hersteller beauftragt wurden. Als 1925 im englischen Barnsley (South Yorkshire) das Gerücht umlief, eine deutsche Firma habe die Bronze für das örtliche War Memorial gegossen, hagelte es wütende Proteste. Der Denkmalsausschuss konnte jedoch die erregten Gemüter weitgehend beschwichtigen, die Plastik war nämlich nicht in Deutschland, sondern in Brüssel gefertigt worden. Die »Sheffield Mail« vom 18.  August 1925 kritisierte zwar immer noch leicht ungehalten, dass »alien hands« involviert gewesen seien, meinte aber dennoch erleichtert: »it is indefinitely preferable that it should have been made by our allies than by our erstwhile enemies«29. Auf einem Relief an der Invalidensäule in Berlin aus dem Jahr 1854 mussten die geschlagenen Badenser der Borussia ihre Waffen noch bildlich zu Füßen legen; nach 1871 konnten solche Waffen auch realiter auf oder an einem Kriegerdenkmal platziert werden. Echte Trophäen fanden nun ihren Weg auf, an oder neben die Gefallenenmale eines Siegers, wenn sie von robuster Machart waren, wie vor allem die im Krieg eingesetzten Artillerie-Waffen. Um und nach 1864 wurden auf deutschem Boden dänische Kanonen als schmückendes Beiwerk für die Erinnerungszeichen der Reichseinigungskriege geweiht. Ein solches dänisches Geschütz aus dem Krieg von 1848/50 steht beispielsweise am Begräbnisplatz der Toten in Busdorf bei Schleswig. Die deutschen Soldaten seien – wie die Inschrift am Sockel vermeldet – »für Ehre, Recht und Freiheit ihres Vaterlandes 1850« gefallen30. Dänische Waffen konnten sogar ein deutsches Kriegerdenkmal von 1870/71 zieren, gewissermaßen als ein Relikt aus der Anfangsphase der Reichseinigungskriege. Wilhelm I. stiftete gleich vier im Krieg von 1864 erbeutete Kanonenrohre für das Adler-Mal von Bevensen in der preußischen Provinz Hannover (1875)31. In der preußischen Garnisonstadt Posen (heute Poznań, Polen) wurde kurz vor Ausbruch des deutsch-französischen Krieges den in der Schlacht bei Nachod im Jahre 1866 gefallenen Soldaten des 5. Armeekorps ein eherner Löwe geweiht. Er stand mit beiden Vorderpfoten auf einem erbeuteten Kanonenrohr des österreichischen Gegners (1870‑1919; Cäsar Stenzel)32. Für das 29

30 31 32

Zit. nach King, Memorials, S. 156. Vgl. ähnlich eine französische Stimme in der Zeitschrift »L’art funeraire et commémoratif« aus dem Jahr 1921: »Les maires savent que leur devoir est de commander les monuments de nos morts à des artistes de France et non à des industriels de la Bochie [...] Il ne faut pas que nos larmes et nos deuils servent à engraisser des mercantis d’outre-Rhin qui furent sans doute les assassins de nos héros.« Zit. nach Becker, Les monuments aux morts, S. 142. Vgl. zu diesem Friedhof Lorentzen, Denkmale am Busdorfer Teich, S. 67 f. Zu diesem Mal Wagenknecht, Denkmäler, S. 19 f. Vgl. im Weiteren die vier Kanonenrohre an dem Adler-Denkmal im thüringischen Erfurt (1876‑1945; Florenz Moeller), kurz Herz, Denkmale, S. 29. Zu diesem Denkmal kurz Molik, Zur Denkmalkultur, S. 63 und S. 65 mit Abb. 3, 67, 69, 72 und Abb. 74; Bach, Studien, Kat.-Nr. 121.

218

III. Triumph und Trophäen

1874 eingeweihte »Sieges- und Ehrenmonument« im bergischen Wuppertal-Barmen erhielt die Stadt vom Kaiser zwei 1832/33 in Straßburg gegossene Geschütze geschenkt. Diese »Sieges-Trophäen« von 1870/71 standen bis 1917 »als Hauptzierde« neben dem Eingang des Denkmals, das in der Form eines neugotischen Festungsturmes aus einheimischer Grauwacke und rheinischem Tuffstein gebaut war. »Feindliches Material« wurde sinnigerweise für die antikisierende Waffentrophäe über dem Portal gewählt, es war in »französischem Stein ausgeführt« (1874‑1951; Edwin Oppler)33. Nach 1871 wurde die im Krieg gefürchtete Mitrailleuse oft in unmittelbarer Nähe deutscher Kriegerdenkmäler aufgestellt. Mitunter aber wussten die Stifter anscheinend gar nicht, wohin sie all ihre Trophäen stellen sollten. Das von Stadt und Bürgerschaft gestiftete Sieges- und Kriegerdenkmal aus Sandstein im damals noch preußischen Altona für das IX. Armeekorps wurde von einer Vielzahl an erbeuteten Marinegeschützrohren getragen und war zusätzlich noch von zwei Geschützpyramiden flankiert (1875‑1943; Ferdinand Luthmer)34. Das »Kanonendenkmal« in Schleswig hingegen war nur aus zwölf französischen Kanonen zusammengesetzt (1890‑1941, Metallspende). Die Geschütze beider Säulendenkmale hatte das IX. Armeekorps in der Schlacht von Orléans 1870 erbeutet. Zur Kriegsbeute aus dem Deutsch-Französischen Krieg gehörten unter anderem 1915 Feldgeschütze und Mitrailleusen sowie 5526 Festungsgeschütze, von denen eine Vielzahl ihren Weg in die deutsche Gedenklandschaft fand. Waffen nicht nur aus National-, sondern auch aus Kolonialkriegen konnten ebenfalls Verwendung auf oder an einem Denkmal finden. In London etwa hängen am Royal Artillery Afghan and Zulu Wars Memorial neben nachgebildeten Zulu-Waffen, Schilden und Assegais aus Bronze sogar zwei Originalgewehre aus Afghanistan (1882; Count Victor Gleichen)35. Auch nach 1918 wurden die erbeuteten Waffen der Besiegten in Europa und der übrigen Welt auf oder an die Gefallenenmale gestellt. In Belgien fanden sich nach Kriegsende deutsche Trophäen im memorialen Kontext, die teilweise von Kriegsteilnehmern selbst gestiftet worden waren. Die Präsenz von wuchtigen Kanonen im Umfeld beeindruckender Erinnerungszeichen schuf offenbar eine achtungsgebietende Aura, weshalb sich um die Geschütze alsbald allerlei Legenden rankten36. Als architektonische Accessoires fanden sich vielerorts Kanonen, die wie in Deutschland zumeist der Metallspende im Zweiten Weltkrieg zum Opfer fielen. In 33

34

35 36

Zit. aus der Festschrift: Das Krieger-Denkmal zu Barmen (1874), S. 1‑3 und S. 7; antifranzösische Ressentiments in den Weihereden ebd., S. 8 f.; vgl. dieselbe Tonart im oldenburgischen Varel, in: Ehmler, »Germania trauert am Sedanstag«, S. 14 f. Zum weiteren Schicksal des Barmener Turms, der 1951 wegen Einsturzgefahr gesprengt werden musste, Meyer-Kahrweg, Denkmäler, S. 48‑50. Vgl. hierzu kurz Abshoff, Deutschlands Ruhm und Stolz (1901), S. 6, und Plagemann, »Vaterstadt, Vaterland, schütz Dich Gott mit starker Hand«, S. 65 f. Zu ähnlichen Gedenkformen im zaristischen Russland Sokol, Monumental’nye pamjatniki, S. 285‑287. Vgl. zu diesem Mal kurz Cooper, The Outdoor Monuments of London (1928), S. 8. Vgl. etwa die Krupp-Kanone in Adinkerke (West-Flandern) hinter dem Weltkriegsdenkmal (1922‑1940), Jacobs, Zij, die vielen als helden, vol.  2, S.  14. Siehe zu dem Mal noch unten Anm. 68. Zur Legendenbildung Tixhon/Ypersèle, Du sang et des pierres, S. 108: »Dans plusieurs localités, la rumeur publique s’attache même à colporter que les canons ses trouvant autour du monument sont ceux qui ont tiré le dernier coup signifiant la fin des hostilités!«.

III. Triumph und Trophäen

219

ganz Kanada, das im »Großen Krieg« mehr als 65 000 tote Soldaten zu beklagen hatte, wurden auf örtlichen Wunsch hin insgesamt 3450 deutsche Geschütze in Städten und Gemeinden, vor Rathäusern, Gerichtsgebäuden, Krankenhäusern und Schulen aufgestellt. Begehrt waren dabei vor allem die großen Kaliber. Allerdings war auch ihnen oft nur eine kurze Lebenszeit beschieden. Ein Fünftel sollte im Zweiten Weltkrieg der Metallspende zugeführt oder als einstige deutsche Waffe von kanadischen Soldaten gegen den alten neuen Feind geführt werden37. Auch in anderen Teilen des Britischen Weltreichs konnten feindliche Militaria aus diversen Kriegen an Denkmälern platziert werden. Deutsche Waffen aus dem Ersten Weltkrieg wurden dabei bis an das Ende der Welt bzw. in die südliche Hemisphäre getragen: Allein 4000 deutsche Maschinengewehre dienten Denkmalsstiftern in Australien bereits in den ersten drei Nachkriegsjahren als willkommener Trophäenschmuck38. Waren keine Geschütze verfügbar oder der Entwurf allzu komplex, wurde auf Nachbildungen zurückgegriffen. Triumphale Siegerposen waren im Zeitalter des Nationalismus durchaus nicht selten. Mit hoch gereckten Armen, einer stolz geschwellten Brust konnte der Sieger auf dem Feindattribut stehen wie auf einem erlegten Wild. Eine frühe Form solch gestenreicher Bildsprache wurde 1858 im dänischen Fredericia aus deutschen Geschützen gegossen: »Den tappre Landsoldat efter Seiren« – der tapfere Landsoldat nach dem Sieg, der seinen Fuß auf eine dicke, deutsche Kanone setzt. Der fröhlich jubelnde Krieger steht für den Sieg über die deutschen Schleswiger im Krieg von 1848/50 und war im dänischen Königreich derart populär, dass sich um dieses Motiv ein wahres Merchandising entwickelte (1858; Herman Wilhelm Bissen; Abb. 161)39. Wie der Däne über den deutschen, so konnte wiederum der Deutsche über den französischen Verlierer triumphieren: Im sächsischen Altenburg, im westfälischen Halle und im bayerischen Miltenberg setzt(e) ein eherner Fahnenträger mit gezücktem Säbel seinen linken Fuß auf ein zerstörtes Geschütz, das als das mehrläufige Rohr einer französischen Mitrailleuse gebildet war (Abb. 162)40. Dieser Typus wurde in Serie gefertigt bzw. ist im Kaiserreich oftmals kopiert worden. Selbst noch 35 Jahre nach dem Krieg tritt der deutsche Grenadier im westfälischen Steinhagen den Gegner von 1870/71 symbolisch kräftig mit den Füßen (1906; 37 38 39 40

Vgl. hierzu Shipley, To Mark Our Place, S. 162‑164. Vgl. hierzu Inglis, Sacred Places, S. 178 f. Vgl. hierzu wenn auch mit eigenwilliger Deutung Adriansen/Jenvold, »Der tapfere Landsoldat«; ferner Dicey, The Schleswig-Holstein War, vol. 1 (1864), S. 255. Altenburg (Altenburger Land, Thüringen): Landesdenkmal des Herzogtums Sachsen-Altenburg (1880; Otto Fritzsche), Abshoff, Deutschlands Ruhm und Stolz (1901), S. 5 f. mit Abb. S. 93. Halle/Saale (Sachsen-Anhalt): Denkmal der Kirchengemeinde, ein gebrochenes Rohr mit gewollt fragmentarischem Namenszug »NA ... ON« für Kaiser Napoleon III. (1898; Arnold Kuhn), Westheider, Krieg, S. 498, und Bach, Studien, S. 192 f. Miltenberg (Bayern): Städtisches Denkmal (1901, Metallspende), abgebildet in: »Bote vom Untermain / Michaelismesse Miltenberg«, 23.8.1991. Vgl. Neustadt-Geinsheim (Rheinland-Pfalz): Kommunales Denkmal (1907, Josef Walz), hierzu Kästel, Das Kriegerdenkmal, S.  5‑13. Merzig (Saarland): Kreis-Kriegerdenkmal (1899‑1915, Metallspende), abgebildet in: Abshoff, Deutschlands Ruhm und Stolz (1901), S.  171. BochumWattenscheid (Nordrhein-Westfalen): Städtisches Kriegermal (1897‑1943, Metallspende), Bach, Studien, Kat.-Nr. 168, und Neumann, Von der Kaiserlinde, Bd 2, S. 483‑510. Ähnlich SalzkottenThüle (Nordrhein-Westfalen): Denkmal des Krieger-, Landwehr- und Reservevereins Thüle (1913), Bach, Studien, Kat.-Nr. 171.

220

III. Triumph und Trophäen

Bernhard Schewen)41. Ein wenig verhaltener ist demgegenüber der Triumph des Infanteristen im badischen Philippsburg. Das von der Stadt gestiftete, aufwendig gestaltete Kriegerdenkmal zeigte ihn, wie er freudig seinen Helm schwenkend vor einem erbeuteten Geschütz steht (1899‑1938; Christian Elsässer). Im 19.  Jahrhundert war auf der siegreichen Seite naturgemäß der Stolz auf erbeutete Fahnen groß. In Deutschland wurden die von den Gegnern erbeuteten Feldzeichen im Berliner Zeughaus verwahrt. Aus dem Krieg von 1870/71 lagerten dort rund 900 französische Fahnen und Standarten. Wie in der Antike war der Verlust der Feldzeichen auch im modernen Europa schmachvoll. Über den Artikel 245 des Versailler Vertrags forderten die Franzosen daher von Deutschland die Auslieferung ihrer alten Feldzeichen und Standarten. Sie sollten sie allerdings nicht mehr zurückerhalten, die empfundene Schmach des vergangenen Krieges konnte nicht, wie vertraglich geregelt, durch den Triumph des gegenwärtigen Sieges ausgelöscht werden. Am Tag der Vertragsunterzeichnung, den 23. Juni 1919, verbrannte eine wütende Menge in Berlin, etwa 200 bis 300 deutsche Freikorpssoldaten und Studenten, auf der Straße Unter den Linden die aus dem Zeughaus geraubten französischen und belgischen Fahnen42. Aufgrund ihres ephemeren Charakters konnten Feldzeichen und Fahnen selbstverständlich nur als Nachbildungen auf Erinnerungszeichen Platz finden. Anders als im archaischen Griechenland, wo die Tropé aus Holz war und auf dem Schlachtfeld als ein vergängliches Siegeszeichen gesetzt wurde, um einer späteren Versöhnung zwischen den benachbarten Poleis nicht im Wege zu stehen, wurde in der Moderne die demütigende Erinnerung an die Niederlage in dauerhaftere Formen gegossen. Die Nachbildungen reflektierten hierbei selten die Wirklichkeit, mitunter waren sie recht phantasievoll, zumeist antikisierend gestaltet43. Auf einem der ersten Kriegerdenkmale nach dem Deutsch-Französischen Krieg, auf der am 19.  Mai 1872 eingeweihten Gefallenensäule des Kösener Senioren-Convents-Verbandes an der Rudelsburg, wurden gleich mehrere solcher Beutestücke abgelegt. Zu Füßen eines goldenen Reichsadlers, der eine Flügelspannweite von 2,30 Metern aufwies, lagen ein französischer Helm, ein Legionsadler und ein nachgebildetes »Napoleonisches Dekret«. Bei einer Gesamthöhe von 14,5 Metern ist allerdings zu bezweifeln, dass damalige Betrachter diese Details überhaupt hätten erkennen können. Während der monumentale Adler mitsamt den Trophäen von seinem Platz heute schon längst verschwunden ist, leuchtet immer noch weithin sichtbar das Dulce et decorum des römischen Dichters Horaz, das den roten Säulenschaft ziert. In der Widmung wird am Postament der »Manen« der 138 gefallenen Corps-Studenten gedacht44. In seiner Festrede vermerkte Baurat 41

42 43

44

Zu diesem Mal Westheider, Krieg, S.  499, und Bach, Studien, S.  197; ebd., Kat.-Nr.  188. Die Mitrailleuse in Verbindung mit der Germania findet sich z.B. im pfälzischen Oppau-Edigheim (1891; Eduard Glückstein/Heinrich Betsch). »Frankfurter Zeitung«, 24.6.1919. Vgl. hierzu kurz auch Hohrath/König/Merta, Die Fahnensammlung, S. 9, und Schmidt, »... niederzulegen im Königlich Preußischen Zeughaus ...«, S. 64 f. Vgl. etwa das neoklassizistische Kriegerdenkmal von Dresden-Loschwitz, das den Gefallenen der Reichseinigungskriege gewidmet war und als Aufsatz einen antikisierenden Helm auf einem französischen Feldzeichen barg (1878‑1950; Aufsatz heute im Stadtmuseum Dresden). Vgl. hierzu die Informationen bei Kutz, Die Rudelsburg, S.  110  f.; Kutz, Die Chronik der Rudelsburg, S. 30‑38, und Kahlenberg, Trümmer in der Saale.

III. Triumph und Trophäen

221

Mothes am 22. Mai 1872, das Denkmal werde »ein Mahnruf sein für Freund und Feind des Vaterlandes«. Der deutsche Adler aber habe »mit der Wucht seiner Fänge den frechen Friedensstörer mit blutigen Striemen weit hinter die deutschen Marken heimgepeitscht«45. In den folgenden Jahren kehrte der ehemalige Kriegsgegner auf deutschen Erinnerungsmalen immer wieder als antikisierendes Symbol wieder. In Karlsruhe‑Durlach steht ein Heros auf einer Vielzahl von Kriegstrophäen, einem gallischen Schild, einem Helm und einem zerbrochenen Feldzeichen. Der Feind wird symbolisch mit Füßen getreten, was durch die Wahl des Standorts überdies künftigen Generationen als erstrebenswert anempfohlen wurde: Das Kriegerdenkmal wurde direkt vor dem Eingang der Friedrich-Realschule errichtet, wo es auch heute noch steht (1878; Hirschen & Volke). Das Durlacher Kriegerdenkmal war als ein Siegeszeichen mit anti-französischer Stoßrichtung gedacht, wie auch der Blick in den Kalender verrät: Eingeweiht wurde es am »Sedantag«, den 2. September 1878. Der deutsche Soldat steht jedoch nicht nur auf seiner Beute, er schreitet andernorts auch energisch über französische Feldzeichen hinweg, gleich als wollte er dem flüchtenden Gegner nachsetzen. In wilhelminischer Zeit war das von Karl Keil geschaffene Bronze-Standbild eines vorwärtsstürmenden Fahnenträgers, der eine zerschossene Fahne und ein Seitengewehr trägt, außerordentlich beliebt. Es wurde über mehrere Jahrzehnte hindurch vielfach kopiert und im gesamten Deutschen Reich mit oder ohne Trophäen zu seinen Füßen aufgestellt (Abb. 163)46. Französische Feldzeichen lagen aber nicht nur zu Füßen des Siegers im Staub, sie konnten überdies triumphierend geschwenkt werden, wie im Fall des Kriegermals der Gemeinde Ober-Flörsheim (Lkr. Alzey-Worms, Rheinland-Pfalz), wo der französische »Adler« zusätzlich noch die Initialen des besiegten Kaisers Napoleon III. trägt (1901; Abb. 164)47. Der Sieger mochte schließlich noch auf der Kriegsbeute selbst Platz nehmen. In Wuppertal‑Elberfeld etwa spendeten Bürger namhafte Beträge für »ihre« vier Meter hohe, segnende »Germania« auf dem damaligen Königsplatz, dem heutigen Laurentiusplatz (1881‑1936; Wilhelm Albermann; Abb. 165). An den beiden Seiten des Postaments saßen einst zwei überlebensgroße eherne Krieger, ein Kürassier und ein Infanterist, als Symbole für »Kampf« und »Sieg«. Der Infanterist ruhte auf einem Geschützrohr, einer französischen Standarte »und anderen Waffenstücken«48. Zudem lag wohl, dem Foto nach zu urteilen, ein französischer Helm zu Füßen des Soldaten. Überdies flankierten das symbolträchtige Denkmal, einst noch zwei echte französische Geschütze, die 1919 an Frankreich zurückgegeben werden mussten49. 45 46

47 48 49

Zit. nach: Kahlenberg, Trümmer in der Saale, S. 315. Bremen: 1875‑1942, Metallspende, Abshoff, Deutschlands Ruhm und Stolz (1901), S. 56 mit Abb. S. 79; Mielsch, Denkmäler, S. 22, und Alings, Monument und Nation, S. 98 f. Düsseldorf: Kriegermal des Niederrheinischen Füsilier-Regiments Nr.  39 (1893‑1916, Metallspende; C. Roeber). Wuppertal-Cronenberg: 1896‑1941/42, Metallspende, Holtmanns, Beiträge (1898), S. 66‑69, und Meyer-Kahrweg, Denkmäler, S. 93. Aschheim (Bayern): 1901; weitere Beispiele bei Bach, Studien, S. 191‑193. Zu diesem Mal Schmahl, Das Ober-Flörsheimer Kriegerdenkmal, S. 7‑9. So Abshoff, Deutschlands Ruhm und Stolz (1901), S.  90; zur Ausschreibung und den Einweihungsfeierlichkeiten Meyer-Kahrweg, Denkmäler, S. 578. Zu letzterem Schmidt, Der Bildhauer Wilhelm Albermann, S. 108.

222

III. Triumph und Trophäen

Solche wilhelminischen Triumphposen sind im heutigen Stadtbild nur mehr selten zu finden. Wenn nicht die Metallsammlungen zweier Weltkriege, so hat diesen dynamischen Soldaten-Typ spätestens der erboste Feind vom Sockel geholt. Der Fahnenträger von Mönchengladbach-Odenkirchen, der über ein französisches Feldzeichen marschierte, wurde beispielweise von belgischen Besatzungstruppen 1920 zerschlagen (1897‑1920)50. In Saarlouis wurde die Figurengruppe des 1901 eingeweihten Kreis-Kriegerdenkmals von Georg Renatus Meyer-Steglitz von französischen Besatzungssoldaten geteert und gefedert und musste schließlich im Mai 1946 auf Anordnung der französischen Besatzungsmacht abgebaut werden51. Landesallegorien konnten ebenfalls mit Trophäen des Krieges verbunden werden, unabhängig davon, ob sie am Ort des einstigen Kampfgeschehens gesetzt wurden oder im Hinterland. Nicht unbeliebt war hierbei das Motiv des sterbenden oder angriffslustigen Löwen als Sinnbild von Tapferkeit, Heldenmut und Stärke. So ruh(t)en zum Beispiel der österreichische Löwe in Wien-Aspern (1858; Anton Dominik von Fernkorn) sowie der deutsche Leu in Hannover (1884‑1941; Hermann Volz) und in Vionville (1897‑1918; Franz Dorrenbach) auf französischen Trophäen52. Noch heute steht der Zähne fletschende Bronze-Löwe des Infanterie-Regiments von Wittich (3. Kurhessisches) Nr. 83 bei Wörth/Wœrth (Bas-Rhin) »stolz aufgerichtet auf der Sigesbeute«, d.h. auf französischen Waffen, unter anderem auf dem Rohr einer Mitrailleuse und diversen Feldzeichen – »jeden Muskel angespannt und bereit, die Trophäen zu verteidigen53« (1904; H. Brand; Abb. 166). Als Siegessymbol krallt sich schließlich im rheinischen Grevenbroich zur Abwechslung einmal keine fauchende Raubkatze, sondern ein flügelschlagender Reichsadler ein erbeutetes Feldzeichen (1907; Josef Hammerschmidt)54. Die Sieger von 1918 suchten auf ihren Erinnerungszeichen in unterschiedlichsten Ausprägungen ihrer Genugtuung darüber plastischen Ausdruck zu verleihen, den Gegner endlich bezwungen zu haben. Es ist wahrscheinlich, dass über die Triumphgeste hinaus auch das Kriegserlebnis, die Frage nach dem Sinn des millionenfachen Sterbens auf dem Schlachtfeld, kompensiert worden sein dürfte. Das Bildprogramm war dabei oft auch nach außen, gegen den Feind gerichtet, etwa um den Verlierer zu demütigen 50 51

52

53 54

Vgl. hierzu kurz Boland, Vom Sterben für’s Vaterland, S. 78. Vgl. als erste wissenschaftliche Bestandsaufnahme den Artikel von Oranna Dimmig im Kunstlexikon Saar vom Januar 2010 unter (24.8.2013). – Teeren und Federn scheint auch im 21. Jahrhundert noch ein Mittel, seinen Unmut über ein Gefallenendenkmal auszudrücken, siehe den anonymen Anschlag auf die Artillerie-Ehrenhalle in Oldenburg im Juli 2010 (1921; K. Boschen), »NordwestZeitung«, 27.7.2010. Aspern: Matsche-von Wicht, Zum Problem, S. 52: »ein von einem Schwert [sic!] durchbohrter Löwe, der in den Vorderpranken einen napoleonischen Adler und einen Küraß mit dem Buchstaben ›N‹ hält.« Hannover: Provinzial-Kriegerdenkmal (1884‑1941, Metallspende; Hermann Volz), Alings, Monument und Nation, S.  177‑186. Vionville: Siehe S.  91  f. Vgl. noch den kleinen Löwen im Halbrelief am sogenannten Bosnin-Denkmal in Graz (1901), Giller/Mader/Seidl, Wo sind sie geblieben...?, S. 49 f. Zit. aus: Röper, Geschichte des Infanterie-Regiments von Wittich (1913), S. 641. Abgebildet in: ebd., und Schiler, Das Schlachtfeld, S. 42. Vgl. zu diesem Kreiskriegerdenkmal Schmidt, Kriegerdenkmäler, S. 195, dessen Ausführungen sich auf die »Denkmalakte« im lokalen Stadtarchiv stützen.

III. Triumph und Trophäen

223

oder, wie wir bereits oben gesehen haben, seine Vergehen für alle Zeit und Ewigkeit anzuprangern. Da die europäische Forschung zur Erinnerungskultur die visuelle Feindcharakterisierung kaum im Blick hat, zeitgenössische Überlegungen und Perzeption von Feindbildern am Denkmal daher weitestgehend unberücksichtigt lässt, kann die Instrumentalisierung im Gefallenengedenken im Folgenden oft nur bildimmanent herausgearbeitet werden. Die komparative Betrachtung transnationaler Art stößt hier an ihre Grenzen. Dieses lohnende Untersuchungsfeld liegt noch weitgehend brach.

Stahlhelm und Pickelhaube Die Pickelhaube war im Krieg und nach 1918 Sinnbild des Hunnen, des deutschen Barbaren, der in seinem furor teutonicus Städte brandschatzte, Unschuldige mordete und Frauen schändete55. Während die charakteristische Kopfbedeckung auf deutschen Kriegerdenkmälern für 1870/71 häufig anzutreffen war, spielte sie nach 1918 nur noch eine marginale Rolle und wurde von dem 1916 eingeführten Stahlhelm weitestgehend verdrängt56. Interessanterweise ist es aber gerade diese alte Pickelhaube, die auf den Erinnerungszeichen der ehemaligen Feinde den deutschen Feind symbolisiert. Nur selten findet sich hingegen der Stahlhelm als visuelle Feindkonstruktion. In einigen Fällen dient das Feindattribut »Stahlhelm« als ein figurativer Hinweis darauf, wer bekämpft worden war und den Tod der eigenen Soldaten zu verantworten hatte. Am Erinnerungszeichen von Château-Thierry (Aisne) beispielsweise steckt ein Stahlhelm in einem Stacheldrahtverhau (vor 1930; Achille Jacopin). Auf dem Relief am Guards Division Memorial in London liegt ein deutscher Stahlhelm neben einem britischen Artilleriegeschütz, das von drei Soldaten bedient wird (1926; Gilbert Ledward)57. Um Triumphmale handelt es sich hier sicherlich nicht, allein die ungeschönte Darstellung des bäuchlings in den Schlamm liegenden »Poilus« auf dem Denkmal in Château-Thierry spricht gegen eine solche Deutung58. Bemerkenswert 55

56

57 58

Vgl. allein die Karikaturen im englischen »Punch«, in den französischen »A la Baïonette« und »Rire Rouge« bei Topitsch, Die Greuelpropaganda, S.  53‑91, im Weiteren Kaplan, »Die abgehackte Hand«, S. 93‑119. In Keilberg stand zwischen 1921 und 1936 ein Soldat mit Pickelhaube Wache, der als »Soldatenkarikatur« in der NS-Zeit geschmäht und gegen den Willen des Kriegervereins abgetragen wurde, »Keilberg aktuell«, März 2001, Nr. 2, S. 6‑8. Vgl. den Fahnenträger des ehemaligen Füsilier-Regiments Feldmarschall Graf Moltke (Schlesisches) Nr. 38 an seinem Standort im niederschlesischen Glatz (heute Kłodzko, Polen; 1928‑1940; Hans Dammann), abgebildet in: Burchardi, Das FüsilierRegiment Generalfeldmarschall Graf Moltke (Schlesisches) Nr. 38 (1928), Taf. 10; ferner das eigenartige Soldaten-Paar in der ehemaligen Unteroffizierschule Potsdam (Bronze; 1925‑1945[?]; Eberhard Encke), »Franzer-Nachrichten«, 62 (September 1925), S.  3; den Reiter der Gardes du Corps in Potsdam (1929‑1944, Metallspende; Emil Cauer), abgebildet in: Bauer/Knitter/Ruppert, Vernichtet, vergessen, verdrängt, S. 155; den Reiter des Kgl. Sächs. Karabiner-Regiments in Borna (1927‑1946; Karl Möbius), abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 128; sowie den Reiter des Jäger-Regiments zu Pferde Nr. 2 im thüringischen Langensalza (1922‑?; Hans Dammann), abgebildet in: Benary, Das Königlich Preußische Jäger-Regiment zu Pferde Nr. 2 (1937), zwischen S. 300 und 301. Abgebildet in: Boorman, At the Going down of the Sun, S. 37. Vgl. die eindringliche, weil ungeschönte Darstellung des Kriegstodes auf dem ähnlich gestalteten Mal belgischer Stifter im kanadischen Saint Boniface (Manitoba) für die Toten des Ersten Weltkrieges.

224

III. Triumph und Trophäen

ist überdies, dass der Stahlhelm weitaus häufiger im angelsächsischen Bereich auf den Gefallenenmalen auftaucht, als dies etwa in Frankreich der Fall ist. Er symbolisierte dabei nicht einfach nur das Ende des »Großen Krieges«, sondern vor allem den Sieg über die Deutschen. In Cambridge (Cambridgeshire) kehrt beispielsweise ein junger Bronze-Soldat fröhlich aus dem Krieg heim und hat auf seinem Tornister einen deutschen Stahlhelm als Beute befestigt (»The Home-Coming«; 1922; Robert Tait McKenzie)59. Anders als mit dem modernen Stahlhelm wurde hingegen mit der alten, ja altertümlichen Pickelhaube die überaus erfolgreiche Propaganda der ersten Kriegsjahre wachgerufen, die in verschiedenartigen Bildformen tatsächliche oder vermeintliche Verbrechen der deutschen Besatzer – vor allem in Belgien – wirkungsvoll angeprangert hatte. Der militärische Helm aus Kaisers Zeiten wurde als visuelles Zitat für diverse Erinnerungszeichen dem Stahlhelm vorgezogen, weil er – nicht nur seit den fatalen Augusttagen des Jahres 1914 – eindeutig negativ konnotiert war und im Zuschauer entsprechende Emotionen weckte. Die Pickelhaube als virtuelle Kriegsbeute diente zunächst einmal – wie der Stahlhelm – als Symbol für den siegreichen Kriegsausgang auf den Sockeln der Gefallenenmale. Mit ihrem Erscheinen wurde dem trauernden Betrachter zugleich aber vor Augen geführt, dass der Waffengang, der so viele Opfer gefordert hatte, notwendig und gerecht gewesen sei. Der Krieg gegen die Pickelhaube galt als ein Synonym für den heiligen Kampf der Zivilisation gegen deutsche Barbarei60. Barbarische Fremdherrschaft und Unterdrückung waren ja nach der Überzeugung der Denkmalsstifter abgewehrt, Freiheit, Recht und Gerechtigkeit in diesem Krieg erfolgreich verteidigt worden. Gleichzeitig konnte diese Überzeugung unabhängig von der imaginären Kriegsbeute in der Widmung am Sockel festgehalten werden, galt es doch den angesichts der Millionen von Toten verzagenden Bürgern auch nachträglich noch Sinn, Notwendigkeit und Unvermeidbarkeit der militärischen Auseinandersetzung zu vermitteln61. 59 60

61

Zu diesem regionalen Mal Inglis, The Homecoming, S. 583‑605, ohne jedoch auf die Trophäe näher einzugehen, im Weiteren Archer, The Glorious Dead, S. 312 f. und S. 316 f. Seine Wurzeln hatte diese Brandmarkung in der Dichotomie von französischer Zivilisation und deutscher Kultur, die auf das 19.  Jahrhundert zurückgeht und im Ersten Weltkrieg wie in der Zwischenkriegszeit eine große Rolle gespielt hat. Vgl. hierzu Tacke, Denkmal, S. 35: »Die französische Zivilisation als Ergebnis der römischen Invasion stand der deutschen Barbarei, die nicht durch römischen Einfluss gezügelt worden war, entgegen.« Deutsche Selbstdarstellungen in den frühen Kriegsjahren haben dieses Negativbild zudem noch unwillentlich befördert, vgl. den Totenschädel mit Pickelhaube am Ufer des Rheins auf der deutschen Bildpostkarte mit dem Titel »Feste Istein – Die Wacht am Ober-Rhein« (um 1914), Hagenow, Politik und Bild, Kat.-Nr.  166, oder den übergroßen Soldatenkopf mit Pickelhaube, der drohend in das Schlafgemach der winzig kleinen Marianne blickt (1914), ebd., Kat.-Nr. 81. Vgl. die Rede des Lord Mayor von London anlässlich der Einweihung des Royal Fusiliers’ Memorial am 4.11.1922: »who gave their lives in the sacred cause of right, justice and humanity«, in: Connelly, The Great War, S. 102. Ähnliche Äußerungen bei Donaldson, Ritual and Remembrance, S. 185. Im Weiteren die Tafel in der St. Peter’s School in York: »who fought for right and justice in the Great War« (1920), Kernot, British Public Schools War Memorials (1927), S. 186; das Kriegsmal der St. Michael’s Church Cornhill in London: »gave their lives for the freedom of the world.«; ähnlich auch das Guard’s Division War Memorial in London, Cooper, The Outdoor Monuments of London (1928), S. 47 und S. 83; ferner das Mal im walisischen Soughton: »who gave their lives for Justice and Right in the Great War« (1921), Bartlett/Ellis, Remembering the Dead in Northop, S. 239 f. Weitere Beispiele bei McIntyre, Monuments of War, S. 101‑105, und Donaldson, Ritual

III. Triumph und Trophäen

225

Die Pickelhaube, und damit der deutsche Gegner, liegen überall in Frankreich zu Füßen eines wachsamen Poilus oder werden von ihm in Siegerpose mit dem Fuß getreten. Ein sehr frühes, wenn nicht gar das erste Beispiel dieses »tretenden« Typs wurde im Januar 1919 in Metz auf den Sockel der zuvor gestürzten Figur Wilhelms I. gehoben, ein ephemerer Poilu aus Gips, der seinen Fuß auf eine Pickelhaube setzte (1919‑1920; Henri Bouchard; Abb.  167). Die französische Presse schien damals bemüht, diese Geste souverän erscheinen zu lassen: »Le poilu fait cet acte avec le geste sûr et conscient mais sine ira du vainqueur62.« Bouchard legte die Pickelhaube später noch einem Poilu in Dijon (Côte-d’Or) bei. Ihr war ebenfalls kein langes Leben beschieden. Während der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg wurde sie entfernt (1924‑1941). Auf eine wohlgeformte Pickelhaube setzte ein Poilu seinen Fuß allein in den frühen 1920er Jahren in Nibelle (Loiret; 1921‑1940; Charles Desvergnes), Jumièges (Seine-Maritime; 1921, 1940 französischerseits abgeschliffen; Maurice Ringot), Vaucouleurs (Meuse; 1922, 1940 entfernt), Belgentier (Var; 1923, 1944 abgearbeitet; Marius Lions)63, in Châteaubernard (Charente; 1923, Spitze abgearbeitet; Ernest Diosi), in Les Noëls (Loir-et-Cher; 1924; Charles Desvergnes), SaintGratien (Val D’Oise; 1924; Ernest Diosi) oder in Proyart (Somme; 1924, Spitze abgearbeitet; Marbreries Générales; Abb. 168). In Merdrignac (Côtes-d’Armor) rammt der Poilu, der triumphierend auf einem zerstörten Kanonenrohr steht, den Kolben seines Gewehrs in die Pickelhaube hinein (Bronze; 1921; Elie le Goff). Kopien dieses Standbilds finden sich in Plémet (Côtes-d’Armor; Bronze; 1922), Etel (Morbihan; 1922), Brech (Morbihan; 1923) und Belz (Morbihan; 1925). Sehr oft liegt die deutsche Pickelhaube jedoch bloß zu Füßen eines wachsamen oder den Sieg begrüßenden Poilu, so etwa in Gordes (Vaucluse; 1922; Léopold Bulla), Roussillon (Vaucluse; 1922; Léopold Bulla), Loriol du Comtat (Vaucluse; 1923; Alexandre Bonne), Brissac (Maine-et-Loire), Perrigny (Jura), Mailly-le-Camp (Aube) oder Vandré (Charente-Maritime; ?; E. Doucet-Bouas). In Bozouls (Aveyron) liegt sie ebenfalls neben einem wehrhaften Soldaten auf einem Hochrelief von Denys Puech, wobei die Inschrift zugleich vielsagend kündet: »ON NE PASSE PAS« (1920). Selten ist es das siegreiche Frankreich, zu dessen Füßen der Helm liegt, so etwa auf dem Mal in Saint-Yrieix-la-Perche (Haute-Vienne; 1921; Jules Pollachi). In Blénod-lès-Pontà-Mousson (Meurthe-et-Moselle) steckt die Pickelhaube gar schräg im Schlamm des

62 63

and Remembrance, S. 195, Anm. 8. Vgl. diese und andere Wertvorstellungen auf den schottischen War Memorials in Bell, Monuments to the Fallen, vol. 1, S. 299 f. Vgl. die Tafel in Alexandra im neuseeländischen Otago: »GAVE THEIR LIVES / FOR / RIGHTEOUSNESS, / JUSTICE / AND LIBERTY«, abgebildet in: Maclean/Phillips, The Sorrow, S. 108, sowie das zweisprachige War Memorial für das Worchestershire Regiment 1st June 1794 im belgischen Geluveld (1925; Geo W. Jones): »To the Eternal Memory of the Officers and Men [...] who fighting gloriously against a determined foe gave their lives at Gheluvelt [sic!] that civilization might be saved«, Jacobs, Zij, die vielen als helden, vol. 2, S. 105. – Entsprechende französische oder italienische Aussagen z.B. in: Eyzies-de-Tayac (Dordogne): »morts pour la civilisation« (1922); Beine-Nauroy oder in Fismes (Marne; 1924; F. Morgues): »Pour le Droit et la Liberté«; ferner in Delebio, (Sondrio): »a difesa della famiglia della patria e dell’umanità« (1921), oder in Vado Ligure (Savona): »Ab iusto bello summa gloria«. »Le Messin«, 7.1.1919, zit. nach Jacoby, Le Poilu Libérateur, S. 72, im Weiteren noch S. 69‑80; Maas, Zeitenwende in Elsaß-Lothringen, S. 92 f., und Kidd, Les monuments aux morts, S. 26 f. Vgl. hierzu Mattone-Vastel/Meissonnier, L’art, S. 72 f.

226

III. Triumph und Trophäen

Schlachtfeldes, auf dem ein polychromer Handgranatenwerfer in Aktion zu sehen ist (1920; Émile Tournayre), so auch in Villars (Loire; 1922) mit Kopien in Templemars (Nord; 1923) und Sury-le-Comtal (Loire). Auf einem Hochrelief in Rosheim (BasRhin) reicht schließlich ein französischer Soldat einem jungen Elsässer in deutscher Uniform die Hand, der zuvor seine Pickelhaube fortgeworfen hat (?; Albert Schultz). Die Pickelhaube lag aber nicht nur in französischen Gemeinden auf den Sockeln diverser Kriegermale. Auch in Belgien und in Italien konnte der deutsche Helm auf die Postamente gesetzt werden. Während in Wallonien, in Ouffet oder Rumes (1920; Charles Montois), die Pickelhaube zu Füßen eines Soldaten liegt, trat in Pratovecchio (Arezzo) ein Fante gegen das auf der Halbinsel sonst kaum verwandte Symbol des Deutschen Kaiserreichs. Das Denkmal wurde schließlich im Zweiten Weltkrieg von deutschen Soldaten gestürzt (1929; Delfo Paoletti). In Großbritannien fand sich die Pickelhaube ebenfalls bereits kurz nach Kriegsende auf bzw. an den Erinnerungszeichen für den Weltkrieg, doch wirkte dort der Umgang mit diesem Feindsymbol häufig unverkrampfter, ja gelassener als im übrigen Europa. So steht etwa in Hale (Greater Manchester) ein englischer Soldat auf einem imaginären Schlachtfeld, verwundet, aber leidenschaftslos, auf seinen siegreichen Kampf deutet lediglich die Helm-Trophäe in seiner Hand hin (Bronze; 1922; Frederick J. Wilcoxson). Der Künstler verweigerte sich mit dieser Bildkomposition bewusst einer triumphalen Geste, wie wir sie insbesondere aus Frankreich kennen. Es kommt zwar auch in Großbritannien vor, dass die Pickelhaube zu Füßen eines Soldaten im ehernen Schlamm liegt, wie beim Gordon Highlanders Memorial im schottischen Keith (1923; Arthur G. Walker), auf dem Kriegerdenkmal im nordirischen Larne (1922; Frederick Pomeroy) oder auf dem Hoylake and West Kirby War Memorial in Nordwest-England (1922; Charles Sargeant Jagger). Es wird dort jedoch dieses Symbol abgewendeter Knechtschaft nicht mit Füßen getreten64. Noch früher als in Großbritannien spielt die Pickelhaube in Australien eine prominente Rolle im Gefallenengedenken, was wohl auch auf die effektive anti-deutsche Propaganda der britischen Presse zurückzuführen sein dürfte65. Im Jahr des Friedensschlusses, 1919, platzierte William P. Macintosh die verhasste deutsche Kopfbedeckung auf einem War Memorial in Double Bay, einem Vorort von Sydney. Der altertümliche Helm lag bis zu seiner Zerstörung durch Unbekannte unter einem mit dem Bajonett vorwärts drängenden, verwundeten Bronze-»Digger« – »the most belligerent of all Great War figures«66. Die Inschrift des Erinnerungszeichens erklärt in drei Worten, wofür die Soldaten gefallen seien: »Freedom, Justice, and Australia« (Abb.  169). 64

65

66

Vgl. die Wertung von Archer, The Glorious Dead, S.  294: »representing [...] attitudes of grim determination and stoic resistance, their obviously muscular physiques signifying the fortitude of fighting men generally and, by implication, their moral strength and the moral strength of the nation.« Zur Wirkung der Hunnen-Propaganda im Verbund mit der Furcht vor chinesischer Überfremdung in Australien und Neuseeland, jedoch ohne Bezug auf das Totengedenken, kurz Hiery, Angst und Krieg, S. 216. Inglis, Sacred Places, S. 166. Das Original der Plastik befinde sich heute im Royal Australian Infantry Corps Museum in Singleton. Zur Bezeichnung »Digger« für den australischen Soldaten ebd., S. 84: »›Digger‹ was colloquial, convivial, a form of address among equals expressing the special fellowship of trench and tent.«

III. Triumph und Trophäen

227

Der Infanterist vom englischen Hoylake and West Kirby Memorial wurde mit und ohne Pickelhaube im Britischen Weltreich bereitwillig kopiert. Ein spät ausgeführtes Exemplar steht beispielsweise seit 1937 auf dem Driver and Wipers Memorial am »Shrine of Remembrance« im australischen Melbourne. Auch im benachbarten Neuseeland wollten manche Denkmalsstifter nicht auf den prägnanten deutschen Militärhelm verzichten. In Wellington sehen wir etwa am Citizens’ War Memorial, wie ein Soldat über eine Pickelhaube und deutsche Feldzeichen hinüberreitet (»The Will to Peace«; 1932; Richard Oliver Gross)67. Wohlbekannte tierische Nationalallegorien konnten in diesem steinernen Feldzug gegen den deutschen Militarismus ebenfalls bemüht werden. Zu Füßen des stolzen belgischen oder rumänischen Löwen liegt gelegentlich eine kleine deutsche Pickelhaube. Der flandrische wie wallonische Löwe drückt bereits kurz nach Kriegsende in Moorsele, Watou, in Adinkerke oder Rosoux-Crenwick brüllend seine Pranke auf den Helm des einstigen Besatzers68. Das 1929 in Bukarest eingeweihte Löwenstandbild von Spiridon Georgescu, das den Gefallenen des rumänischen Pioniercorps gewidmet ist, stellt seine Vorderpfoten sogar auf ein ganzes Ensemble von deutschen Waffen, Feldzeichen und Uniformteilen. Doch auch auf diesem von Kriegsveteranen finanzierten Denkmal gebührt der deutschen Pickelhaube unter den Trophäen der vornehmste Platz (Abb. 170). Im Weltkrieg krähte der gallische Hahn bereits im ersten Kriegsjahr siegesgewiss auf deutschen Trophäen. Französische Kriegsgefangene setzten 1915 ihren im Lazarett verstorbenen Kameraden auf dem Münsteraner Friedhof Toppheide ein pyramidenförmiges Denkmal von fast vier Metern Höhe69. Auf die Vorderfront setzten sie das Hahnen-Bild, wohl als Zeichen ihrer Zuversicht, dass Frankreich dereinst siegen werde. Die Internierten scheinen in diesem Fall die für Kriegszeiten ungewöhnlich tolerante Haltung von deutschen Behörden und der hiesigen Bevölkerung genutzt zu haben, um im Feindesland ein patriotisches Bekenntnis besonderer Art abzulegen. Es muss dabei offen bleiben, inwieweit den deutschen Verantwortlichen letztlich das Bildprogramm in seinem wahren Gehalt bekannt war. Nach dem Krieg steht der gallische Hahn nahezu ausschließlich – auch mal flatternd und krähend – auf dem Sinnbild deutschen Barbarentums, das es ja vier Jahre zu bekämpfen galt. Das Motiv des coq gaulois triomphant oder coq chantant la victoire sur un casque à pointe erscheint sehr früh, bereits im Jahr des Versailler Vertrags, auf vielen Denkmälern in Frankreich. Der Hahn nahm dabei zumeist auf oder an Stelen Platz und entstammte nicht selten dem Katalog der Marbreries Générales in Paris (Abb. 171)70. Allein aus dem westlichen Département Charente-Maritime sind mehr 67 68

69

70

Vgl. zu diesem Denkmal kurz Dunn, New Zealand Sculpture, S. 52. Löwe von Watou (1921; G. Pickery), Adinkerke (1922; O. Rotsaert) und Moorsele (1919; T. Viaene-Lagae), Kurzbeschreibungen in: Jacobs, Zij, die vielen als helden, vol. 2, S. 13 f., 255 f. und S. 418. Vgl. hierzu kurz, ohne auf das Relief näher einzugehen, Papenheim, »Trauer und Propaganda«, S. 464‑466; ferner die vom Stadtarchivar Eduard Schulte im Auftrag der Stadt geführte Kriegschronik der Stadt Münster: Schulze, Kriegschronik (1930), S. 123. Collobrières (Var; 2.11.1919; F. Grava); Blangy-sur-Bresle (Seine-Maritime; 1921‑1940; Guibout); Excideuil (Dordogne; 1922); Le-Grand-Lucé (Sarthe; 1922); Lapanouse (Aveyron; 1922;

228

III. Triumph und Trophäen

als 15 Exemplare bekannt, die alle in den ersten beiden Friedensjahren geschaffen wurden71. Bedauerlicherweise wird in der französischen Literatur dieses Phänomen jedoch, wenn überhaupt, nur en passant erwähnt. Von den Beweggründen oder gar Reaktionen auf diese Triumphmale in den jeweiligen Gemeinden erfahren wir deshalb nur sehr wenig. Die oft vorkommenden Hahn-Helm-Kombinationen oder auch bloß der stolz krähende Hahn scheinen aber mitunter auch von französischen Zeitgenossen kritisiert worden zu sein. So kommentieren die linksgerichteten kommunalen Stifter in Saint-Cyr-du-Doret (Charente-Maritime) das Krähen auf originelle Weise. Auf ihrem Obelisk, der »à ses enfants victimes de la guerre« gewidmet ist, heißt es unter einem Hahnen-Bild: »Combien ô coq gaulois ta voix serait plus belle / Si tu ne chantais plus que la paix éternelle« (um 1925). Die Forschung geht bisher davon aus, dass von den maßgeblichen kriegführenden Nationen im 20. Jahrhundert einzig die US-amerikanischen Erinnerungszeichen keine Feindcharakterisierungen aufweisen: »Es sind Siegermale ohne sichtbaren Feind; der Feind wird in das Nichts der schwarzen Farbe getaucht, das vom Gold der Sieger verdrängt und überstrahlt wird72.« Diese Annahme trifft zweifelsohne für die Zeit nach dem Vietnam-Krieg zu. Für die Zeit bis in die 1950er Jahre hinein förderten entsprechende Recherchen für diese Studie aber auch in den Vereinigten Staaten, insbesondere an der Ostküste, die aus dem englischen Mutterland bekannten »Accessoires« zutage. Der Feind nimmt in den Vereinigten Staaten allerdings ausschließlich in symbolischer Gestalt auf den Erinnerungszeichen für die Toten des Ersten und Zweiten Weltkrieges Platz. Einerseits kann er als Schlange gebildet sein, die sich unter den Füßen eines Soldaten windet. Andererseits erscheint er in der Form des deutschen Stahlhelms in der Hand, über der Schulter oder zu Füßen eines Doughboys, dem Sinnbild des Infanteristen der American Expeditionary Forces73.

71

72 73

Joseph Malet); Vaucouleurs (Meuse; 1922‑1940); Aumetz (Moselle; 1924‑1940, zerstört von deutschen Besatzungstruppen). Vgl. Baneins (Ain) und Andrézieux (Loire): Hahn (im BasRelief ) setzt seine Kralle auf die Pickelhaube. Ein sehr ähnliches Motiv taucht bereits im Krieg auf französischen Medaillen auf, Schulman, Catalogue Avril LXV 1916, Nr. 364: revers kräht der Hahn dem Morgenrot entgegen und steht inmitten deutscher Trophäen, darunter seitlich eine kleine Pickelhaube (1914/1915; F.P. Lasserre). Sonnac (1920; H. Euve/J. Chalard); Landes (1920; Charles Brault), Braults zweiter Entwurf mit der Pickelhaube auf einem Totenschädel wurde abgelehnt, Vautrin, Inventaire, S. 46; La Barde (1921; Marbreries Générales); La Génétouze; Saint-Genis-de-Saintonge (Pickelhaube, ersetzt durch Stahlhelm). Krähender Hahn: Cherbonnières (1921; Charles Brault); Juicq (1921; Charles Brault); Les-Eglises-d’Argenteuil (1921; Charles Brault); Paillé (1921); Saint-Denis-du-Pin (1921; Charles Brault); Montguyon (1922; Marbreries Générales); Saint-Palais-de-Négrignac (Marbreries Générales). Flatternder Hahn: Saint-Hilaire-de-Villefranche (30.6.1919; Charles Brault); Poursay-Garnaud (1921; Charles Brault); Soubran (1921; Marbreries Générales). Vgl. hierzu noch die Bestandaufnahme der in den Kommunen eingereichten Entwürfe und Skizzen auf der Grundlage archivalischer Unterlagen von Vautrin, Inventaire. Der jeweilige Entscheidungsfindungsprozess, die Einweihungsfeierlichkeiten wie öffentlichen Reaktionen sind in dieser verdienstvollen Studie leider nicht berücksichtigt. Koselleck, Kriegerdenkmale, S. 266. Ähnlich Piehler, Remembering War, S. 188. Schlange: In Washington D.C. tritt ein Soldat, der die Gefallenen beider Weltkriege repräsentiert, auf ein Reptil (1951; Frank Bowden). Stahlhelm: »The Doughboy« in Milford (MA; 1921; T.P. Murray); St. Anthony (ID; 1921; Aavard Fairbanks); Hoboken (NJ; 1922); Gloversville (NJ; 1923; Karl Illava); Marlborough (MA; 1923; John G. Hardy); Quincy (MA; 1924; Bruce

III. Triumph und Trophäen

229

In Seattle (WA) hingen dem in der Bevölkerung durchaus umstrittenen Doughboy gleich zwei Stahlhelme über der rechten Schulter, die jedoch bereits sechs Monate nach der Einweihung verschwunden waren (»Bringing Home Victory«; 1932 [1921]; Alonzo V. Lewis)74. Anders als in Frankreich scheint in den wenigsten Fällen beabsichtigt, den bzw. die ehemaligen Gegner zu demütigen. Der deutsche Stahlhelm – eine Pickelhaube scheint nirgends verwandt – steht als Symbol für das siegreiche Ende der bewaffneten Auseinandersetzungen. Da keine tiefergehenden Analysen zu den betreffenden Denkmälern vorliegen, müssen Überlegungen zu Stiftern und Motiven allerdings spekulativ bleiben. Zwar meinten deutsche Auftraggeber in der Weimarer Republik, dass die kaiserliche Armee zwischen 1914 und 1918 einen »guten Kampf«75 gekämpft habe, im »Völkerringen«76 für eine heilige bzw. gerechte Sache eingetreten sei77, und ihre Soldaten im »Verteidigungskampf für das Vaterland«78 oder »zum Schutz der Heimat«79 gefallen seien. Trophäen haben sie jedoch, obwohl doch »im Felde unbesiegt«, nicht auf ihren Erinnerungszeichen verewigt. Erst die Nationalsozialisten meinten, wieder Feindattribute auf ein Gefallenenmal legen zu müssen. In Odenheim (Lkr. Karlsruhe,

74 75

76 77

78

79

Wilder Saville); Columbus (OH; 1926; Bruce Wilder Saville); Hopkinton (MA; 1931; Theo Alice Ruggles Kitson). – Die Leistungen der afro-amerikanischen Bevölkerung in den Kriegen der Vereinigten Staaten sind erst spät gewürdigt worden: Das wohl erste Kriegermal dieser Art steht seit 1906 auf einem Friedhof für farbige Veteranen des Civil War in Norfolk (VA). Zunächst nur mit einem Altar versehen erhielt diese Stätte erst 1922 eine Statue in der Gestalt eines farbigen Soldaten der Unionsarmee, »the figure of the black soldier«, der trotz seiner Uniform zugleich noch für die Toten des Ersten Weltkrieges vereinnahmt wurde, Savage, Standing Soldiers, S. 186‑188. Zum All Wars Memorial to Colored Soldiers and Sailors in Philadelphia (PA; 1934; J. Otto Schweizer) vgl. Lieberman, Race; zur nachträglich angefügten Dreier-Gruppe am Vietnam Veterans Memorial Wagner-Pacifici/Schwartz, Die Vietnam-Veteranen-Gedenkstätte, S. 411 f. Zu War Memorials, die US-Soldaten indigener Herkunft gewidmet sind, u.a. bei Rajtar/Franks, War Monuments, S. 9 und S. 196. Zur Kritik, die sich vor allem gegen die beiden Helme und die Mimik der Soldatenfigur richtete, »The Seattle Times«, 31.5.1932. »Ich habe einen [bzw. den] guten Kampf gekämpft« nach 2 Tim 4,7: Landsberg am Lech (1920), Probst, Bilder vom Tode, S. 195‑198; Duggendorf (Lkr. Regensburg, Bayern); Rhodt unter Rietburg (Lkr. Südliche Weinstraße, Rheinland-Pfalz), abgebildet in: Kriegerdenkmale in der Pfalz (1934), S. 143. »Sie haben einen guten Kampf gekämpft!«: Luhe (Bayern); Gössnitz (Lkr. Altenburg, Thüringen). Im akademischen oder kirchlichen Umfeld oft auch auf Latein: »bonum certamen certavi«: Städtisches Gymnasium in Euskirchen (1922‑1945), Weitz, Kriegerdenkmäler, S. 29. Vgl. früh Koch, Akademische Feier (1919), S. 7. Erinnerungszeichen u.a. in Ütteroda (Wartburg-Kreis, Thüringen); Unterkatz (Lkr. Schmalkalden-Meiningen, Thüringen). Z.B. Vorstand des Bundes ehem. 84er, in: Festordnung zur Denkmals-Weihe für die gefallenen Kameraden des Inf.-Regt. von Manstein (1926), o.S. [S.  2]; Oberstleutnant a.D. Dieterichs, Festschrift zur Denkmalsweihe (1925), S. 5: »gerechte Selbstverteidigung«. Kriegerdenkmal in Kirschkau (Saale-Orla-Kreis, Thüringen). Vgl. noch die Tafel auf der GedenkPyramide in Finowfurt (Lkr. Barnim, Brandenburg): »Im Kampf für das Vaterland und in Verteidigung der Heimat«; so auch der Text auf der Stele in (Königs Wusterhausen-)Senzig (Lkr. Dahme-Spreewald, Brandenburg). Z.B. die Kriegerdenkmale in: Kleinvargula (Unstrut-Hainich-Kreis, Thüringen): »Krieg zum Schutz der Heimat«; Gerolsheim (Lkr. Bad Dürkheim, Rheinland-Pfalz): »Sie schützten die Heimat vor Elend und Not«; Kalbe/Milbe (Altmarkkreis Salzwedel, Sachsen-Anhalt): »Sie starben als Schützer der Grenzen des deutschen Reiches, als Schirmer des eigenen Herdes«; Reut-Noppling (Lkr. Rottal-Inn, Bayern): »Den Beschützern der Heimat«.

230

III. Triumph und Trophäen

Baden-Württemberg) liegt seit 1937 ein nachgebildeter französischer Helm, über den ein Frontkämpfer mit leichtem Maschinengewehr Typ 08-15 über der Schulter und erhobener Linken forschen Schrittes hinweg marschiert (Abb. 172)80.

Der malträtierte Adler Nicht nur die Pickelhaube konnte mit Füßen getreten werden, auch andere Feindsymbole wurden auf steinernen Denkmälern malträtiert. In der kollektiven Wahrnehmung der Entente und ihrer Verbündeten dominierte bei der Feinddarstellung zwangsläufig das anti-deutsche (bzw. anti-österreichische) Bild auf den Postamenten. Die übrigen Kriegsgegner spielten hingegen eine nur geringe Rolle. Festzustellen ist hierbei, dass die intensive Kriegspropaganda an den Orten der Erinnerung und Trauer noch lange heftig nachwirkte, sofern bei den Gestaltungsmerkmalen nicht ohnehin stereotype Vorkriegsbilder bemüht wurden. Während im Krieg mittels Propagandapostkarten der auf dem Rücken liegende Gegner vom triumphierenden Sieger in spe mit dem Bajonett durchbohrt werden konnte81, nahmen im figurativen Totengedenken die Stifter von derart drastischen Darstellungen überwiegend Abstand. Auf den Sieges- und Gefallenendenkmälern konnte an Feindes Statt das deutsche Nationalsymbol verunglimpft werden. Beliebt scheint das Motiv gewesen zu sein, den deutschen Aar, der ja nach dem preußischen Wahlspruch der Sonne nicht weichen wollte, als gefallen und erschlagen am Fuße des Monuments darzustellen. Recht früh entschieden sich in Frankreich einige Gemeinden für ein solches provokantes Bild in ihrem Totengedenken. Der kleine Küstenort La Couarde-sur-Mer (Charente-Maritime) hatte bereits im Oktober 1919 vom Architekten Jules Godefroy einen Entwurf enthalten, der vom Bildhauer Aimé Octobre umgesetzt und am 3. September 1922 der Öffentlichkeit präsentiert wurde: Ein gestürzter deutscher Adler liegt zu Füßen einer Gefallenentafel. Er hängt kopfüber mit ausgebreiteten Flügeln auf den Stufen des Denkmals und streckt beide Krallen in die Höhe. Ursprünglich war noch ein Schwert geplant, das in seinem Herzen steckte, aber in der endgültigen Ausführung denn doch weggelassen wurde82. An einem zentralen Erinnerungsort Frankreichs, im Wald von Compiègne, wurde nur zwei Monate später ein weiterer gefallener deutscher Adler in das Totengedenken integriert: Auf den Stufen des aus elsässischem Sandstein errichteten Monument aux morts, das am 11. November 1922 eingeweiht wurde, liegt kopfüber das gestürzte 80

81

82

Die Gemeinde widersetzte sich zwischen 1946 und 1948 der Aufforderung des Landesdenkmalamtes Karlsruhe, das »militaristische« Denkmal des Bildhauers Karl Wahl gemäß Kontrollratsdirektive Nr. 30 zu beseitigen, Günther, Vor 70 Jahren errichtet, S. 20‑23. Siehe zur Dolchstoß-Lüge und dem Slogan »Und Ihr habt doch gesiegt« S. 150‑163 und S. 149 f. Vgl. die Bildpostkarte aus dem Berliner Verlag Wilhelm S. Schröder Nachf. mit dem Titel »Hier / werden noch / Kriegserklä- / rungen / angenommen« (um 1915), auf der ein deutscher Soldat einen am Boden liegenden Belgier mit dem Bajonett durchstößt. Noch drastischer DHM, PK 96/386: Ein deutscher und österreichischer Soldat spießen einen Briten auf ihren Bajonetten auf: »Den feste, lieber Bundesbruder, / Der ist an allem Schuld, das Luder« (1914/15). Zum Entwurf Vautrin, Inventaire, S. 34.

III. Triumph und Trophäen

231

deutsche Hoheitstier. Das Erinnerungszeichen war allen Soldaten Frankreichs als den »Befreiern Elsass-Lothringens« gewidmet: »AUX HÉROÏQUES SOLDATS DE FRANCE / DÉFENSEURS DE LA PATRIE ET DU DROIT. / GLORIEUX LIBÉRATEURS DE L’ALSACE ET DE LA LORRAINE« (1922‑1940, 1950; Edgar Brandt; Abb.  173). Deutsche Besatzungstruppen trugen am 24.  Juni 1940 dieses »Denkmal des gallischen Hochmuts« ab, wie es der NS-Wochenschaubericht Nr. 512 vom 26. Juni 1940 nannte83. Nach dem Krieg ließ Charles de Gaulle die allegorische Szene im Wald von Compiègne wieder erstehen und weihte das problematische Zeichen persönlich am 11. November 1950 ein; für eine deutsch-französische Verständigung war, zumindest was ein versöhnliches Gedenken angeht, die Zeit anscheinend noch nicht reif. Nicht wieder errichtet wurde nach dem Zweiten Weltkrieg hingegen das in Metz (Moselle) gesetzte Triumphmal, das deutsche Soldaten ebenfalls im Jahre 1940 geschleift hatten. Auf der Esplanade, dort, wo einst der alte Kaiser auf dem Sockel gestanden und auf das Moseltal geschaut hatte, triumphierte eine Personifikation des befreiten Lothringens über den herabgestürzten deutschen Adler. Eingeweiht worden war dieses Ensemble vom französischen Ministerpräsidenten Raymond Poincaré im Beisein der beiden Weltkriegsmarschälle Joseph Joffre und Ferdinand Foch (»Metz délivrée«; 1922‑1940; Emmanuel Hannaux)84. Ein Jahr später sollte sich schließlich das siegreiche Frankreich auf dem Monument aux morts in Sallaumines (Pas-de-Calais) über den gestürzten deutschen Wappenvogel erheben (1923; Jules Pendaries)85. In der Folgezeit lag das deutsche Vogeltier aber nicht nur sterbend oder erschlagen am Fuße eines Kriegerdenkmals, sondern wurde bzw. wird noch heute mit Füßen getreten. In Siegerpose steht dabei zumeist ein französischer Soldat oder gleich die gesamte Nation in Gestalt des gallischen Hahns über dem deutschen Adler. Um einen Eindruck von der relativen Häufigkeit dieses beliebten Motivs zu vermitteln, seien aus unterschiedlichsten Départements hier allein und erstmalig genannt die Poilu-Aigle-Gruppen in: Dompierre-sur-Besbre (Allier; 1920, Adler während der Besatzungszeit abgearbeitet; Pierre Fournier des Corats), Héry (Yonne; 1920, Adler während der deutschen Besetzung abgearbeitet; Paul Berthier), Pons (Charente-Maritime; 1920?; Gadolet), Bucy-lès-Pierrepont (Aisne; 1922, während der deutschen Besatzungszeit abgeschliffen; Charles-Henri Pourquet)86, Châteauponsac (Haute-Vienne; 1922; L. Boirlaud), Clamecy (Nièvre; Bronze; 1922‑1940, von deutschen Truppen gestürzt; Max Blondat)87, Lapalisse (Allier; 1922; Louis Bertola/Gaston Petit), Migennes (Yonne; 1922, 83 84 85 86

87

Vgl. auch »Führer-Erlasse«, S. 127, Nr. 8. Vgl. hierzu Jacoby, Le Poilu Libérateur, S. 80. Abgebildet in: Grailles, Mémoires de pierres, S. 38. Pourquet schien sich auf diese Bildkomposition spezialisiert zu haben, denn es finden sich verschiedene Kopien in den französischen Départements, so z.B. in: Saint-Calais (Sarthe; 1920; Adler abgeschliffen); Saint-Etienne-de-Serre (Ardeche; 1920?); Saint-Méen-le-Grand (Ille-et-Vilaine; 1920); Etréchy (Essonne; 1921), Palaiseau (Essonne; 1921); Champagnole (Jura; 1922, von deutschen Soldaten zerstört); Charmes-sur-l’Herbasse (Drôme; 1922, während der deutschen Besatzungszeit abgeschliffen); Saint-Paul-de-Tartas (Haute-Loire; 1922). Zu Clamecy Moisan, Sentinelles de pierre, S.  91  f., jedoch ohne Verweis auf zeitgenössische Reaktionen.

232

III. Triumph und Trophäen

Adler während der deutschen Besetzung entfernt; Paul Berthier), Narbonne (Aude; Bronze; 1922, 1943 gesprengt; Elie Ottavy), Colombes (Hauts-de-Seine; vor 1925; Charles Yrondy), Nevers (Nièvre; Bronze; 1923‑1940, Kopf entfernt, nach 1945 wieder angefügt; Alix Marquet), Crémieu (Isère; 1923; Paul Moullet), PlobannalecLesconil (Finistère; 1923; Jean Joncourt), Vincennes (Val-de-Marne; 1925‑1940, deutscherseits zerstört; Charles Desvergnes), La Ferté-Macé (Orne; 1928, 1940, Adler von den deutschen Besatzern entfernt; Marcel Pierre), Saint-Dié (Vosges; 1928, 1940 von den deutschen Besatzern zerstört; Charles Desvergnes), Saint-Just-Sauvage (Marne) oder Saint-Marcouf (Manche; Abb. 174 bis 176). Bemerkenswert in seinem offensiven Ausdruck scheint im Besonderen das detailfreudige Mal von Roquevaire (Bouches-du-Rhône), da hier ein Poilu dabei ist, das gestürzte Tier mit seinem Bajonett zu töten (?; François D. Honoré). In Saint-Céré (Lot) triumphiert der französische Soldat bereits über den erschlagenen Adler, in dessen Gurgel die tödliche Waffe steckt (»11 novembre 1918«; 1922; Giovanni Pinotti Cipriani). Kein Poilu, aber ein muskulöser Heros ersticht den Adler in Les-Eyziesde-Tayac (Dordogne; 1922; Yani Paris). Eine Variante war in La-Charité-sur-Loire (Nièvre) zu sehen, wo ein Mann den Adler packt, um ihn zu erdolchen. Es verwundert nicht, dass diese Darstellung den Unmut der deutschen Besatzer erregte und umgehend zerstört wurde (1921‑1940, nach 1944 umgestaltet; Clotaire Champy; Abb. 177)88. Es mag auf den ersten Blick überraschen, dass schon der französische Verlierer diese Sieges- und Triumphalpose für sich in Anspruch genommen hatte. Georges Bareau ließ eine Poilu-Aigle-Gruppe unter dem Motto »Pour le drapeau« im »Salon de 1895« vollplastisch ausstellen, ja wenig später sogar auf Kriegerdenkmälern in Nantes (Loire-Atlantique; 1897) und in Villeneuve-sur-Lot (Lot-et-Garonne; 1903) verewigen (Abb.  178)89. Vermittelt werden über diese Erinnerungszeichen selbstredend nicht triumphierende Genugtuung, sondern der Gedanke an und die Hoffnung auf künftige Vergeltung. Der Held, der zugleich einen sterbenden Kameraden stützt, schwingt – so die zeitgenössische Interpretation – seine »épée vengeresse«. Immerhin wirkt auf diesen Revanche-Malen der auf dem Rücken liegende deutsche Adler noch ziemlich lebendig: »le vautour allemand bat des ailes et cherche encore à déchirer les guerriers de son bec et de ses serres«90. Einzigartig scheint abschließend ein anti-deutsches Bildwerk in Belleville-sur-Meuse (Meuse), das über die Komposition eines lediglich erschlagenen Vogels noch hinausgeht. Ein Poilu schnitt hier einst dem leblosen Adler die Kehle durch (1924‑1940; Paul Vaast; Abb. 179). 88 89

90

Vgl. hierzu ebd., S. 133 f. Album de photographies des oeuvres achetées par l’Etat intitulé: »Direction des Beaux-Arts. Ouvrages commandés ou acquis par le Service des Beaux-Arts. Salon de 1895. Photographié par G. Michelez«. Oeuvres exposées au salon annuel organisé par la Société des artistes français, au Palais des Champs-Elysées à Paris, à partir du 1er mai 1895. Tirage photographique sur papier albuminé représentant: Nr. 2840, Paris 1895. Vgl. auch die Notiz bei Hargrove, Qui vive?, S. 65 f. Die antideutsche Plastik in Nantes wurde zwar im August 1940 von den deutschen Besatzern gestürzt, nach der Entdeckung großer Teile 1987 jedoch restauriert und wieder auf den alten Sockel gestellt. »Le Progrès de Lot-et-Garonne«, 27.8.1903, zit. nach Hargrove, Qui vive?, S. 79, Anm. 73. Mitunter scheint es wohl auch nur Wunschdenken gewesen zu sein, wie die Lithographie »Revanche« von Adolphe Willette von 1890 zeigt, auf der ein französischer Kürassier an der Landesgrenze dem deutschen Hoheitstier den Kopf abgeschlagen hat; abgebildet in: Thomson, The Troubled Republic, S. 205.

III. Triumph und Trophäen

233

Ein weibliches Wesen konnte ebenfalls den deutschen Vogel bekämpfen. In Mailly-Maillet (Somme) ist es die geflügelte Victoria als Personifikation des französischen Sieges (1922; Dessein-Houriez), in Guînes (Pas-de-Calais) hingegen Marianne als Allegorie der Republik (1921‑1940; Augustin Lesieux), die beide das deutsche Wappentier mit einem großen Schwert durchbohr(t)en91. Auch diese Bildkombination ist nicht erst in Nachkriegszeiten erdacht worden, der Künstler hat hier ein schon im Krieg verbreitetes Motiv wieder aufgenommen, das den Titel trug: »Le combat de Marianne et de l’Aigle92.« Weitaus offensiver mutet in diesem Zusammenhang die Figurengruppe für das Lycaeum in Perpignan (PyrénéesOrientales) an. Ein bereits niedergestürzter Adler soll von einer Frau, das personifizierte Frankreich, mit einem Stein erschlagen werden, wobei in leicht abgeschwächter Form die brutale Darstellung von Saint-Dizant-du-Gua (Charente-Maritime) wiederholt wird (»L’Aigle écrasé«; 1921/22; Raymond Sudre). Und endlich ist es eine französische Bäuerin in Lafrançaise (Tarn-et-Garonne), die den getöteten deutschen Adler nebst Pickelhaube als »Beute« auf ihren Schultern davon trägt (1922; André Abbal). Verhältnismäßig harmlos erscheint vor dem Hintergrund dieser gewalttätigen Szenen demgegenüber der coq gaulois, wenn er sich auf den Erinnerungszeichen »nur« in das halbtote oder bereits erschlagene Tier krallt, so etwa in Villard-de-Lans (Isère; 1921; Auguste Davin), Aigues-Vives (Gard; 1922; Albert Malanot), Verneuil-enHalatte (Oise; 1922; Henri Bouchard), Cheppes-la-Prairie (Marne; 1923), Chemillé (Maine-et-Loire; 1924‑1940, 1945; Marius Sein), Sainte-Féréole (Corrèze; 1924; Louis Froidefond), in Nant (Aveyron) oder in Saint-Jean-Bonnefonds (Loire)93. Dieses ebenfalls nicht neuartige Motiv des über seinen Gegner triumphierenden Hahns konnte noch von entsprechenden Inschriften begleitet werden, wie etwa auf dem Mal in Verneuil-en-Halatte (Oise). Dort heißt es: »Dominant le monde couvert de lauriers qu’il a conquis, le coq de France chante sa victoire, tandis que l’aigle germanique épuisé par un stérile effort s’accroche«. Ähnliche Motive lassen sich auch in anderen Staaten finden, die einst gegen die Mittelmächte Krieg geführt hatten. Im schottischen Grangemouth schlägt der britische Leu seine Zähne in den deutschen Adler (1919; John James Burnet). Im englischen Rickmansworth (Hertfordshire) steht er als König der Tiere hoheitsvoll auf dem kreischenden deutschen Vogel, den er mit seinen Vorderpfoten niederdrückt (1922; William Reid Dick)94. In Belgien wurde bzw. wird der auf dem Rücken liegende deutsche Adler von einem Soldaten oder dem Wappentier des Landes malträtiert. Im wallonischen Habay-la-Neuve stand ein Fahnenträger mit einem Fuß auf dem Vogel, weshalb er von deutschen Truppen 1940 gestürzt wurde (1921‑1940; Camille Vandecapelle)95. Auf einem Bas-Relief am Obelisk im wallonischen Chantemelle drückte die belgische Raubkatze den deutschen Vogel nieder, was den deutschen 91 92 93 94 95

Zum Schicksal der Gruppe in Guînes vgl. musee-guines.fr/monument_aux_morts.htm (24.8.2013). Vgl. zu dem Kampf der Marianne gegen den deutschen Adler Agulhon, Pèlegrinage et mémoire, S. 380. Vgl. bereits die bei Avenarius, Das Bild als Narr (1918), S. 111, abgebildete französische Kriegspostkarte, auf der der coq krähend auf einem Adler mit Pickelhaube steht. Vgl. hierzu das Monumento de los Sitios im spanischen Astorga (Léon), auf dem der Löwe über dem besiegten napoleonischen Adler steht (?; Enrique Marín Higuero). Vgl. die Verwendung des Motivs im Jahr 1930 im wallonischen Verlaine (Liège).

234

III. Triumph und Trophäen

Besatzern ebenfalls nur wenig gefallen wollte. Im Mai 1940 zertrümmerten die Soldaten den Löwen (1921; Julien Crelot)96. In Böhmen und Mähren, in den tschechischen Gemeinden Podolí I, Čeložnice und Ždánice, steht jeweils ein großer Löwe, der den Habsburger Doppeladler zu Boden drückt (Abb. 180). In Australien spielt der deutsche Aar ebenfalls eine Rolle auf den Kriegerdenkmälern. In der Church of England Grammar School in Geelong (Victoria) wurde am 24. Juni 1927 eine große Bronzegruppe eingeweiht, die George W. Lambert geschaffen hatte. Zwei australische Soldaten tragen schwer an einem überlebensgroßen Adler, den ein nackter Heros mit einem Schwert zu durchbohren trachtet. In zeitgenössischer Deutung beschreibt der maßgebliche Denkmalsführer von 1927, was die Auftraggeber mit dieser Darstellung beabsichtigten: »it is symbolic of the triumph of Youthful Heroism over Evil. Two war-weary Australian soldiers [...] support the immense bird – symbolic of the Germanic purpose of war, and also of all evil destroying the virtue and beauty of civilisation«97. Auf französischem Boden war darüber hinaus kurz zuvor ein australisches Mal besonders offensiver Art errichtet worden. In Mont Saint Quentin (Somme) bei Péronne widmete die Second Australian Division ihren Gefallenen ein ehernes War Memorial, das in seiner aggressiven Ausführung selbst das Mal in Geelong übertrifft. In Anwesenheit von General Ferdinand Foch wurde ein monumentaler australischer Soldat enthüllt, der den auf dem Rücken liegenden deutschen Adler mit seinem Bajonett durchbohrt (1925‑1940, von deutschen Truppen zerstört; Charles Web Gilbert; Abb. 181). Im Mutterland der römischen Siegeszeichen finden sich, zumindest was die von der Forschung näher untersuchten nördlichen Regionen Italiens angeht, offenbar kaum feindliche Trophäen, Feldzeichen oder Waffennachbildungen. Auch die Pickelhaube scheint nicht übermäßig präsent, was vielleicht daran liegen mag, dass primär Österreich und weniger Preußen als Feind gesehen wurde. Die Habsburger Monarchie wurde daher kaum über markante Kopfbedeckungen, als vielmehr über die Gestalt des niedergeworfenen Doppeladlers angegangen. Auf Erinnerungszeichen in der Toscana und in Umbrien setzt der Fante seinen Fuß auf das Tier, so etwa in den Orten Cenaia (Pisa; ?; L. Potanari), Boveglio (Lucca; 1923; E. Simoni) oder Lari (Pisa; ?; Valmore Gemignani)98. In Oberitalien geht manche Soldatenfigur noch heute besonders offensiv gegen das verhasste Feindsymbol vor: In Isola della Scala (Verona) will sie den doppelköpfigen Adler erdolchen (1923; Eugenio Prati/Egisto Zago), in Zenevredo (Pavia) schickt sie sich an, den Raubvogel, auf welchem sie steht, mit dem Gewehrkolben zu erschlagen (1929)99. In Pandino (Cremona) schließlich ist ein Alpino im Begriff, den auf dem Boden liegenden riesigen Doppeladler mit einem Stein zu 96 97 98

99

Vgl. hierzu Claisse, La mémoire, S. 188: »Ce fortait n’a jamais été réparé, car la population a voulu garder trace de ce sacrilège.« Kernot, British Public Schools War Memorials (1927), S. 286. Boveglio: abgebildet in: Salvagnini, La scultura, Nr. 32. Vgl. noch die ähnliche Gestaltung durch Angelo Biscarini auf den Erinnerungszeichen in Castel Rigone di Passignano (Perugia) und Castel Viscardo (Terni), die in die frühen 1920er Jahren zu datieren sind. Vgl. ferner noch das Relief in Torre Maiana di Maranello (Modena), auf dem der italienische Adler seine Krallen in die Brust des erschlagenen österreichischen Wappentiers krallt (vor 1925; Pio Gibellini). Abgebildet in: Negri, Monumenti, S. 225.

III. Triumph und Trophäen

235

zerschmettern (1928; Abb. 182). Einzigartig scheint in diesem Zusammenhang das in seiner Ausführung anachronistische Denkmal im süditalienischen Tropea (Vibo Valentia), das vor allem durch die großzügigen Spenden ehemaliger Tropeaner aus Montevideo (Uruguay) realisiert werden konnte: Ein überlebensgroßer römischer Legionär ringt mit dem Doppelkopfadler, den er wie ein Hühnchen fasst und mit einem Messer töten will (1926; Giuseppe Renda).

Schlangenwesen und Spinnentiere Aber nicht nur als pars pro toto oder als malträtiertes Wappentier ließen die Entente und ihre Verbündeten die Mittelmächte auf den Kriegerdenkmälern auftreten. Beliebte Motive waren – wie in Deutschland – Schlangenwesen. In Bovolone (Verona) ist der Feind als Medusa wiedergegeben (19. November 1922; Francesco Modena). Der mythische Held Perseus reckt dort ähnlich wie der berühmte »Perseo« von Benvenuto Cellini in Florenz das Gorgonen-Haupt in die Höhe. Die Inschrift geht auf den Dichter Berto Barbacani zurück und lautet: »Perseo novello / il / fante senza paura / regge / con mano convulsa / stupendo trofeo / di vittoria / il capo tronco / della secolare nemica100.«

Eine ähnliche Darstellung findet sich im toskanischen Montescudaio, wo der sagenhafte Held das abgeschlagene Schlangenhaupt mit seiner Linken dem Betrachter gleichsam anzubieten scheint (1924; Italo Orlando Griselli)101. Ein letztes Mal taucht das Bild der Medusa als Feindattribut schließlich am Ende des Zweiten Weltkrieges in Italien auf: Im Jahr 1945 prägte der auch für seine Kriegerdenkmäler bekannte Künstler Aurelio Mistruzzi eine Gedenkmünze, die an die Siegesprägungen der römischen Kaiser erinnert. Auf der Vorderseite der noch heute im Kunsthandel erhältlichen Medaille ist unter der Legende »GERMANIA DEVICTA: MCMXLV« ein gepfähltes Medusenhaupt als Trophäe inmitten einer Flaggenparade der siegreichen Alliierten zu erkennen. Auf der Stirn trägt es das Hakenkreuz102. Das Schlangen-Motiv konnte entweder den überwundenen Gegner oder in christlicher Konnotation das Übel des Krieges bedeuten. Im schottischen Hawick triumphiert der »Spirit of Youth« über das Böse in Form einer Schlange, die sich zu seinen Füßen windet (1921; Alex V.L. Gordon). In London liegt das züngelnde Wesen zu Füßen dreier Infanteristen auf dem 24th Infantry Division War Memorial (1924; Eric Kennington)103. Eine interessante Variante findet sich im toskanischen Chiesina 100

101 102 103

Vgl. zu dem Denkmal kurz Guglielmi, Monumenti, S.  137  f. (basierend auf Akten aus dem Archivio Comunale di Bovolone), hier noch S. 137: »non è chiaro però il perché della scelta di un soggetto così particolare [...] per celebrare i ›caduti‹ (se non nell’ ovvia identificazione della Medusa con la nazione nemica austriaca)«. Abgebildet in: Trevisan, Memorie, S. 44. Salvagnini, La scultura, Nr. 220, S. 96, meint hingegen, in dem Standbild David mit dem abgeschlagenen Goliath-Haupt zu erkennen. Als bauliches Accessoire schmückt ein solches Medusenhaupt seit 1925 das von Mistruzzi gestaltete Monumento ai caduti von Pordenone, abgebildet in: Aurelio Mistruzzi, S. 75 f. Vgl. hierzu Bell, Monuments to the Fallen, vol. 2, S. 479, sowie Cooper, The Outdoor Monuments of London (1928), S.  91, der jedoch auf die Absicht der Stifter nicht eingeht. Abgebildet in: Hammerton, Wonderful Britain (1930), S. 1030.

236

III. Triumph und Trophäen

Uzzanese: Auf dem dortigen Monument wird der Feind nicht als Schlange, sondern als Spinnentier, genauer gesagt als Skorpion auf einem Totenschädel gezeichnet, auf den eine Frau mit Kind auf dem Arm ihren linken Fuß setzt (1927; Siro Walfredo Grassi)104. Das deutsche Ungeheuer vermochte aber nicht nur der klassische Held, sondern auch der kleine gallische Hahn zur Strecke zu bringen. Der coq steht beispielsweise in Givet (Ardennes) auf einem toten Drachen (1925; A. Derville). Auf deutschen Gefallenendenkmälern hingegen wird eine aggressive Feindcharakterisierung selten gewählt. Weder nach 1870/71 noch nach 1914/18 scheint der Kriegsgegner auf dem Stein eine so bestimmende Rolle wie der deutsche Feind bei den Entente-Mächten besessen zu haben. Ein deutscher Adler, der sich nach 1871 in den gallischen Hahn krallt, ein Löwe, der das französische Geflügel niederdrückt, ist – obwohl der umgekehrte Fall ja bei den Siegern von 1918 oft vorkommt – auf Postamenten und Plinthen im siegreichen Kaiserreich wie in der Weimarer Republik trotz der Verwendung in anderen Medien offenbar nicht auf Kriegerdenkmälern verewigt worden105. In deutschen Nachkriegszeiten ist der Gegner überwiegend symbolisch präsent, wobei das künstlerische Repertoire anders als bei den Kriegsgegnern auf wenige Formen begrenzt ist und damit weitgehend erschöpft scheint. Zumeist kämpft der deutsche Adler oder Löwe, wie oben dargelegt, gegen eine britische oder französische (See-)Schlange als das personifizierte Böse106. Ungewöhnlich erscheint vor diesem Hintergrund daher das marmorne Gefallenenmal am Altar der Schlosskirche Ivenack in Mecklenburg, weil es der Vorstellung eines vermeintlich im Felde unbesiegten Heeres Tribut zollt, das über den Feind triumphiert. Gestiftet von dem Grafenpaar Plessen schuf Fritz Behn vor 1929 einen deutschen Frontsoldaten im Hochrelief, der betend auf einem »besiegten Feindtier«107 steht (Abb. 183). Mochten nach 1918 die militärische Lage, die Situation in den besetzten Gebieten ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass aggressive Motive dieser Art auf Kriegerdenkmälern weitgehend fehlten, wurde der konservierte Hass auf die belgischen, französischen oder britischen Besatzer selbst nach deren Abzug selten offen über gegnerische Landes-Allegorien kommuniziert. Die Schlange scheint im kaiserlichen wie republikanischen Deutschland nahezu das einzige emotionsfördernde Feind-Attribut, das Denkmalsstifter aus dem abendländischen Erinnerungsreservoir schöpften. Wenn wir auch über die emotionale Wirkung solcher feindbezogenen Kriegerdenkmäler auf die Zeitgenossen wenig aus der Forschungsliteratur erfahren, scheint doch die Reaktion des Geschmähten selbst auf die diversen Kampfansagen regelmäßig der Denkmalsturz, die Schleifung demütigender Erinnerung, gewesen zu sein – sofern er denn dieser Denkmäler habhaft wurde. Im ehemaligen Reichsland wurden zwischen Ende 1918 und Mitte 1921 von den Franzosen 36 deutsche Kriegerdenkmäler zerstört oder beseitigt, wie die »Mission Militaire Française de 104 105 106

107

Zu diesem Denkmal kurz Salvagnini, La scultura, Nr. 71, S. 74. Die Motive waren durchaus nicht unbekannt, wie etwa eine Medaille bei Kienast, The Medals of Karl Goetz, op. 142 (1914), belegt. Das Bild war bereits im Krieg geläufig, z.B. die Bronzemünze zu Ehren des Admirals von Schröder (1916; Ottmar Obermaier), Steguweit, Das Münzkabinett, S. 118, Nr. 140. Siehe zu den fraglichen Erinnerungszeichen oben S. 193‑197. Gehrig, Von Gefallenenmälern in Mecklenburg (1929), S. 416.

III. Triumph und Trophäen

237

Recherche des Disparus en Allemagne« dem »Zentralnachweiseamt für Kriegergräber« am 18. August 1921 mitteilte108. Es überrascht wiederum nicht, dass die Inkarnation des Barbaren auf französischen, belgischen und italienischen Erinnerungszeichen den deutschen Besatzern 1940 übel aufstieß. Es galt, diese Feindcharakterisierung der nunmehrigen Verlierer auszulöschen, wobei die Besatzungsmacht die Denkmäler entweder als Ganzes oder in Teilen schleifte bzw. schleifen ließ. Mitunter stellten Gefallenenmale ungeachtet ihrer Ausrichtung als solche schon eine Provokation dar, reichte manchmal doch die bloße Existenz eines Erinnerungszeichens, ihn seiner tatsächlichen oder vermeintlichen Macht berauben zu wollen. In Hofheim-Diedenbergen (Main-Taunus-Kreis, Hessen) stand vor der evangelischen Kirche eine ›friedliche‹ »Germania«, die ihren rechten Arm gleichsam segnend über die Betrachter hielt (1875‑1954/61; Alexander Calandrelli). Gleichwohl fühlte sich ein französischer Besatzungssoldat nach dem Ersten Weltkrieg veranlasst, sein Gewehr auf die Figur anzulegen. Die hierob empörte Gemeinde Diedenbergen reagierte unmittelbar nach dem Ende der Besatzungszeit. Der Vandalismus sollte für alle Ewigkeit öffentlich dokumentiert werden. Sie ließ in den Sockel des restaurierten Kriegerdenkmals einmeißeln, dass die Hand der Germania von französischen Besatzungssoldaten im Jahre 1919 »beschädigt« worden sei. 1945 wurde die fast zweieinhalb Meter hohe Germania erneut zur Zielscheibe einmarschierender Truppen, wobei dieses Mal US-amerikanische Soldaten die Figur aufs Korn nahmen und ihr jetzt sogar den Kopf abschossen. Der Gemeinderat beschloss schließlich im Jahre 1954, die antifranzösische Inschrift und die beschädigte Statue zu entfernen109. Im Westen wie Osten scheinen sich im Übrigen die Bilder zu gleichen. In Hohensalza, in der damaligen preußischen Provinz Posen (heute Inowrocław, Polen), wurde die kriegerische Germania mit gezücktem Schwert nach Kriegsende von polnischen Soldaten als verhasstes Zeichen deutscher Herrschaft geköpft und ihr Bronzehaupt quasi in effigiem an einen Laternenpfahl gehängt (1879‑1919; Gustav Eberlein)110.

Hakenkreuz Als Folge totalitärer Regime und totaler Kriege traten Trophäen nach 1945 in neuer Gestalt auf. Nicht mehr Feldzeichen, Waffen oder Uniformteile finden sich auf den Sockeln, sondern die Nachbildung von Parteisymbolen. In Berlin-Treptow tritt ein Sowjetsoldat, der mit der Rechten ein gesenktes Schwert umfasst und mit der Linken ein Kind trägt, auf ein zerbrochenes Hakenkreuz (1949; Evgenij Viktorovič Vučetič; Abb. 184). Die Inschrift ergänzt auf Russisch und auf Deutsch die bildliche Aussage: »Ewiger Ruhm den Kämpfern der Sowjetarmee, die ihr Leben hingegeben haben 108 109 110

BArch, R 80/2.3. Vgl. hierzu kurz auch Lurz, Kriegerdenkmäler, Bd 4, S. 347 f. So Schütz, Über Kriegervereine, S. 1955. Vgl. den angeblichen Tagebucheintrag Franziska Radlers vom 8.1.1919 zur Einnahme Hohensalzas durch die Polen, in: »Ost-Archiv und Heimatmuseum. Beilage zum ›Ostland‹, Wochenschrift des Deutschen Ostbundes e.V.«, Jg. 1928, 5. Folge, S. 18; vgl. allgemein Dyroff, Das Schicksal preußisch-deutscher Denkmäler. Abgebildet in: Abshoff, Deutschlands Ruhm und Stolz (1901), S. 143.

238

III. Triumph und Trophäen

im Kampf für die Befreiung der Menschheit von faschistischer Knechtschaft«. Die Aussage ist unmissverständlich: Die sowjetische Besatzungsmacht präsentierte sich den besiegten Deutschen als Befreier; darüber hinaus ermöglichte das Monument dem zeitgenössischen Betrachter einen Ausweg, konnte doch über das Symbol des zerschlagenen Nationalsozialismus die alleinige Schuld auf eine kleine Clique verbrecherischer Parteigenossen geschoben werden. Allerdings mochten die Besiegten im Westteil der Stadt, die sich zugleich als Opfer des Marxismus-Leninismus fühlten, die steinerne Botschaft der sowjetischen Besatzungsmacht nicht unkommentiert stehen lassen. 1955 ließ die Stadtverwaltung ein »Mahnmal der Gewalt« in Berlin-Reinickendorf aufstellen, das Lidy von Lüttwitz entworfen hatte (Abb. 185). Auf diesem Denkmal ist ein Mann rücklings an ein hakenkreuzähnliches Symbol gefesselt. Mit Blick auf den niedergeschlagenen Arbeiter-Aufstand vom 17.  Juni 1953 weist die Inschrift zugleich eine deutlich antikommunistische Stoßrichtung auf: »JEDE / WELTANSCHAUUNG / DIE SICH AUF / GEWALT GRÜNDET / RÄDERT DEN MENSCHEN AUF SEINEN SYMBOLEN111.« Mit dem sowjetischen Kriegerdenkmal in Treptow schließt sich im Übrigen ein Kreis, der 1920 mit einem Gefallenenmal in Malchow begonnen wurde. In der mecklenburgischen Stadt hatte der deutschvölkische Künstler Wilhelm Wandschneider für deren Kriegstoten einen nackten Bronze-Krieger im Typus des »Sterbenden Galliers« gefertigt, dessen zerbrochener Rundschild ein Hakenkreuz zierte. Die Swastika war wohlweislich nur in der Rückansicht zu sehen. Wandschneider, der drei Jahre später für das Dolchstoß-Denkmal in Schwerin verantwortlich zeichnen sollte, orientierte sich nach seinen eigenen Worten am antisemitischen Freikorps »Brigade Ehrhardt«, deren Stahlhelme das Hakenkreuz zierte112. Die Inschrift auf der Rückseite des Denkmals mit den Jahreszahlen 1914 bis 1919 weist in der Verbindung mit dem Hakenkreuz daraufhin, dass der Künstler – wohl ohne Absprache mit dem Stifter, einem lokalen Unternehmer – ein politisches Zeichen setzen und auch die Aktivitäten der Freikorps bedacht wissen wollte. Trotz Protesten gegen die antisemitische Ausrichtung des Denkmals blieb das Symbol auf dem Schild. Auf dem Stein selbst waren unter den 154 Gefallenen zwei jüdische Soldaten aufgeführt (1920‑1945; Wilhelm Wandschneider)113. 111 112

113

Abgebildet in: Marcuse/Schimmelfennig/Spielmann, Steine des Anstoßes, S. 25. Wandschneider, Das Malchower Hakenkreuzdenkmal (1941), S. 126: »In dieser Zeit kamen die Ehrhard-Brigaden [sic!] von den letzten Kämpfen aus Riga zurück. Sie hatten ihren Stahlhelm mit dem Hakenkreuz geschmückt. Ich freute mich, denn dieses Zeichen war verboten, und versah den Schild meines verwundeten Kriegers ebenfalls mit diesem Zeichen.« Zur Rolle des Hakenkreuz in dem betreffenden Freikorps Weißmann, Schwarze Fahnen, S. 99 f. Vgl. noch die prahlenden Worte des Ortsgruppenleiters der NSDAP, Curt Müller, 700 Jahre Stadt Malchow, in: »Mecklenburgische Monatshefte«, 11 (1935), S.  245: »es ist das erste Denkmal in Deutschland, das mit unserem Hakenkreuz geschmückt Aufstellung fand.« Vgl. zum Denkmal kurz Martin, Kriegerdenkmale, S. 4; bewusst falsche wie feindselige Darstellung der Affäre durch Wandschneider in einem Auszug seiner unveröffentlichten »Lebenserinnerungen« in den »Mecklenburgischen Monatsheften«, Wandschneider, Das Malchower Hakenkreuzdenkmal (1941), S. 126‑128, mit Abb.; ähnlich der Ortsgruppenleiter der NSDAP Curt Müller, 700 Jahre Stadt Malchow, in: »Mecklenburgische Monatshefte«, 11 (1935), S.  245, der zudem von nur 70 Gefallenen weiß.

III. Triumph und Trophäen

239

»Nie wieder Krieg!« In einer polyphonen Erinnerungsgemeinschaft wie der deutschen wurden nach 1918 nicht nur rachelüsterne, sondern selbstverständlich auch völkerversöhnende Gedanken artikuliert. Allerdings wurden sie weniger von ehemaligen Kürassieren denn von einsichtigen Theologen vorgetragen114. Wenn von einer pax vobiscum geredet wurde, muss dennoch mit Blick auf die obigen Ausführungen bedacht werden, dass dem Friedenswillen auf den Gedenkfeiern für die unzähligen Gefallenen einer Stadt oder eines Regiments im Vergleich weitaus weniger Platz eingeräumt wurde. Nicht selten wurde in säbelrasselnden Weih- und Gedächtnisreden die pazifistische Idee sogar offen verurteilt. Es überrascht angesichts der anhaltenden »timorischen« Strömungen in konservativen Milieus kaum, dass der Friedensgedanke, der Pazifismus als »Blödsinn«115, gar als »Verbrechen«116 charakterisiert werden konnten. »Ein Wort, das unseren Ohren hässlich klingt«, nannte es ein Berliner Hochschulrektor zwei Jahre nach Kriegsende, und führte in seiner Gedächtnisrede für die Toten weiter aus: »Der Pazifismus erscheint den meisten von uns als weichlich, unmännlich, zudem töricht, gut für den deutschen Michel, um ihn einzulullen, während die übrige Welt nicht daran denkt, die Waffen niederzulegen [...] Der Krieg ist [...] eine Notwendigkeit [...] der strenge Richter, der harte Nötiger und Erzieher zum Fortschritt: ›πόλεμος πατήρ πάντων‹«117. Der Redner scheint mit dieser Überzeugung nicht allein gewesen zu sein, zeigt doch eine Silbermünze von Karl Goetz unter dem Motto »Pazifismus 1921« ein Schaf, das »NIE WIEDER KRIEG« blökt, während es von einem riesigen Wolf angegangen wird (Abb. 186)118. Gleichzeitig konnte in kleinen Gemeinden und Dorfgemeinschaften, in einer faceto-face-society, der Ruf nach einer grenzübergreifenden Aussöhnung und der damit 114

115 116

117

118

Hill, »Unseren Helden zum Gedächtnis – 1914‑18«, S. 117, verweist kurz auf das Vorhandensein einer »pazifistischen Denkmaltradition« in der Weimarer Republik, deren Erinnerungs- und Mahnzeichen von den Nationalsozialisten vernichtet worden seien. Anders Lurz, Kriegerdenkmäler, Bd 4, S. 326. Vgl. Domprediger Voß anlässlich der Einweihung des Denkmals für das InfanterieRegiment Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig (Ostfriesisches) Nr. 78 in Osnabrück: »Ein solcher Krieg darf niemals wieder vorkommen, es muß ein sicherer Weg zur friedlichen Schlichtung der Völkerstreitigkeiten gefunden werden.«, in der Zentrumsnahen »Osnabrücker Volkszeitung«, 2.10.1922, zit. nach Brumme, Das Kriegerdenkmal, S. 160. So z.B. Admiral a.D. Ludwig von Schröder, Rede, in: Skagerrak-Gedenkfeier (1924), S. 18 (»blöder Pazifismus«). General a.D. Bruno von Mudra, Rede beim Begrüßungskommers anlässlich der Einweihung des Denkmals des ehemaligen 9. Lothringischen Infanterie-Regiments Nr. 173 in Wuppertal-Elberfeld am 17.8.1929: »Lächerlich sei es, in dieser Zeit der Versklavung des deutschen Volkes deutsche Menschen davon reden zu hören, daß es keinen Krieg mehr geben könne. In einer Zeit, da unsere Feinde mit uns Schindluder trieben, sei Pazifismus ein Verbrechen. Nötig sei es, geschlossen dafür zu sorgen, daß aus der Jugend von heute der Geist der Verlotterung restlos ausgemerzt würde, und daß sich der Gedanke an die Wehrhaftigkeit wieder siegreich durchsetze«, indirekte Wiedergabe in: Meyer-Kahrweg, Denkmäler, S. 271. Rektor der Landwirtschaftlichen Hochschule Otto Auhagen, Gedächtnisrede bei der Trauerfeier am 26.7.1919, in: Auhagen, Pro Patria! (1921), S. 15. Vgl. noch Förster, Das Ehrenmal zu Olbernhau (1925), S. 11. Kienast, The Medals of Karl Goetz, op. 291. Vgl. noch das anzügliche op. 325 (1925).

240

III. Triumph und Trophäen

einhergehende Protest gegen ein kriegerisches Denkmal zu sozialer Ausgrenzung einzelner engagierter Bürger führen119. Nichtsdestotrotz bildete sich vor allem in der Arbeiterbewegung eine Denkmaltradition heraus, die den in linksgerichteten Kreisen verpönten »Gefallenenkult« mit der Friedensidee versöhnte. Allerdings wurden nur wenige Erinnerungszeichen gestiftet, die den Krieg und seine Urheber direkt anklagten. Eine pazifistische Gefallenenehrung, die in den toten Soldaten keine Helden, sondern Opfer sah, war im Nachkriegsdeutschland nicht mehrheitsfähig und löste oftmals heftige Reaktionen von Seiten konservativ-bürgerlicher Kreise aus. Im pfälzischen Annweiler etwa wurde von privater Seite »den Opfern 1914/1918« ein schlichter Stein finanziert. Auf Wunsch eines in die USA ausgewanderten, finanzkräftigen Spenders namens H. Loewe wurde gegen den Protest eines ortsansässigen Fabrikanten im unteren Sockelbereich ein »Nie wieder Krieg« angebracht (1922 bis April 1933; A. Bernd)120. In Benningen errichtete der Arbeiterturnverein seinen 27 gefallenen »Turngenossen« 1928 ein Erinnerungszeichen gleichfalls mit dem Appell »NIE WIEDER KRIEG«. 1933/34 wurde die Inschrift entfernt, 1947 von Unbekannten wieder angebracht121. Auch städtischerseits konnte, insbesondere unter (sozial-)demokratischer Ägide, der Friedensgedanke auf steinernen Sockeln Platz nehmen122. Eher unwillig setzte hingegen der konservative Bürgermeister von Weinstadt-Strümpfelbach (Rems-Murr-Kreis, Baden-Württemberg) im Jahre 1924 die politische Forderung »Nie wieder Krieg« auf das kommunale Denkmal, aber auch nur, weil eine namhafte Spende aus Arbeiterkreisen an diese Bedingung geknüpft war. 1933 ließen örtliche Nationalsozialisten die ihnen unliebsamen Worte umgehend herausmeißeln. Erst im Jahr 1985 wurde, wohl im Zuge der damaligen Friedensbewegung, der Spruch erneuert (Abb. 187). Die pazifistischen Erinnerungszeichen zu Ehren der Weltkriegsgefallenen sind im Deutschland der Zwischenkriegszeit zumeist klein und unscheinbar. Nur einmal scheint sich die Friedenssehnsucht in einem monumentalen Gefallenendenkmal Bahn gebrochen zu haben. In Stuttgart-Münster steht auf dem Neuen Friedhof ein neo-klassizistisches Portal, auf dessen Architrav die Gemeinde in großen Lettern »NIE WIEDER KRIEG« fordert (192?; Felix Schuster; Abb. 188)123. 119 120

121 122

123

Vgl. etwa die Vorgänge im thüringischen Kapellendorf im Jahr 1922, Franz, Martialische Idole, S. 72 f. »Berliner Tageblatt«, 20.5.1922. Abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 15. Welche negativen Auswirkungen dies aufrichtige Bekenntnis für den Frieden auf den Tourismusbetrieb in der Stadt hatte, belegen Jeismann/Westheider, Wofür stirbt der Bürger?, S. 29, Anm. 16. Geschleift wurde es 1933 auf Beschluss des Stadtrates, Eger, Geschichte der Stadt Speyer, Bd 2, S. 382. Vgl. hierzu Schmid-Kemmner, »...leuchtest mir zum frühen Tod.«, S. 99. Sozialdemokratische Bürgermeister suchten darüber hinaus als Festredner der von den Stiftern intendierten Heroisierung eine kritische Wendung zu geben, so etwa der Bürgermeister von Oppau-Edigheim, Rudolf Zorn, anlässlich der Einweihung des örtlichen Kriegermals vom Typ Sterbender Gallier (1928; Theodor Joanni), Furtwängler, Erinnerung, S. 101. Abgebildet in: Kriegerdenkmale in der Pfalz (1934), S. 43. In Aachen-Brand versuchte der Gemeinderat durch eine Denkmalsordnung im Jahre 1932 der Politisierung der Gefallenenehrung erfolglos Einhalt zu gebieten: »§ 2: dürfen Ansprachen politischen Inhaltes oder solche, die geeignet sind, den Krieg zu verherrlichen, nicht gehalten werden«, Förster/Kreus, Das Brander Ehrenmal, S.  85  f. Vgl. ferner das republikanische Kriegsgefangenendenkmal in Bielefeld (1931‑1944, Metallspende?; Karl Löwe), Westheider, Zwei Kriege, S. 468‑474; und Kruse/Kruse, Kriegerdenkmäler, S. 113 f. Abbildung in: HStA Stuttgart, M 746 Bü 56.

III. Triumph und Trophäen

241

Über expressionistische Plastiken konnte der Friedenswille ebenfalls propagiert werden. Die weibliche »Trauernde« von Benno Elkan in Frankfurt am Main war zwar bereits 1913/14 als Friedhofsfigur geschaffen worden und hatte da noch »Heldenklage« geheißen. Nach dem Willen der Stadtväter sollte sie aber 1920 als eine Mahnung wider den Krieg verstanden werden und der reinen Klage um die »Opfer« gewidmet sein (Abb.  189). Diese frühe, gegen den Krieg eingestellte Haltung der Stadt hätte gleich zu Beginn der Republik einen Neuanfang in der Gedenkkultur einläuten können. Die »Trauernde« blieb aber letztlich eines der wenigen Zeichen gegen Krieg und Gewalt. Die demokratische Presse lobte Elkans personifizierte, weibliche Klage um die Toten. Den Nationalsozialisten und ihren Helfershelfern hingegen erschien die naturalistische Frauengestalt eines zudem jüdischen Künstlers als unheroisch, so dass sie die Figur bereits kurz nach der Machtergreifung im Jahre 1933 entfernen ließen. Erst 1953/54 wurde die Plastik nach erfolgter Restaurierung wieder an ihrem ursprünglichen Platz in der Innenstadt aufgestellt124. Wider die heroische Norm wirkten auch Stifter kleinerer Dörfer und Gemeinden, deren Friedenszeichen jedoch zumeist auf Soldatenfriedhöfe gesetzt wurden. Drei frühe Beispiele aus dem Jahre 1922 sollen hier kurz genannt werden: Im französisch besetzten Hofheim‑Diedenbergen (Main-Taunus-Kreis) setzten die kommunalen Stifter auf dem »Ehrenfriedhof« eine Trauernde, die nicht den »Helden«, sondern, wie die Inschrift besagt, den »Opfern im Weltkrieg 1914‑1918« gewidmet war (1922; Joseph Fuhrmann). In der damaligen Gemeinde Voerde in der einstigen Provinz Westfalen (heute Ennepetal, Ennepe-Ruhr-Kreis) entschieden sich politische und kirchliche Vertreter beider Konfessionen ebenfalls für die Gestalt einer »Trauernden Frau«, die ihren Platz auf dem örtlichen Friedhof fand (1922; Eduard Timaeus)125. In der damaligen Stadt Bergedorf bei Hamburg hingegen wurde auf Figürlichkeit weitgehend verzichtet und ein riesiger Quader auf den »Ehrenfriedhof« (heute Neuer Friedhof ) gesetzt, der schlicht »DEN OPFERN« gewidmet ist. Unter seinem Gewicht scheint eine Frau im Bas-Relief von Trauer und Leid niedergedrückt zu werden (1922; Friedrich Wield). Der Friedensgedanke blieb lebendig, auch in den politisch radikalisierten Jahren gegen Ende der Weimarer Republik. Zur 1927 eingeweihten »Trauernden Mutter« von Arno Breker in Budberg am Niederrhein erläuterte ein Förderer des Künstlers, der Wiesbadener Regierungsrat Max Niehaus, in einem Schreiben an den Reichskunstwart vom 20. Januar 1928: »Ich finde die Arbeit so bemerkenswert, weil sie ausser ihrer formalen Lösung auch den schönen Gedanken der trauernden Mutter und nicht des ewig sterbenden Kriegers enthält, den wir uns so leid gesehen haben. Es liegt der Arbeit also eine pazifistische Idee zugrunde, die wir nach meiner Ansicht unterstützen und propagieren müssen126.« 124

125 126

Abgebildet in: Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs, S. 207. Vgl. hierzu kritisch Gischler, Denkmäler (1921), S. 59; ferner Menzel-Severing, Der Bildhauer Benno Elkan, S. 76 und S. 152; HoffmannCurtius, Sieg ohne Trauer, S. 272‑280; Lurz, Kriegerdenkmäler, Bd 4, S. 217. Vgl. hierzu Hirschberg, Die Kriegsmahnmale, S. 18 f. In Wuppertal-Cronenberg steht ein ähnlich beeindruckendes Trauermal des Künstlers aus dem Jahre 1928. BArch, R 32/352.

242

III. Triumph und Trophäen

Die beiden in Granit gemeißelten Plastiken von Benno Elkan sind »den« bzw. »allen Opfern« des Weltkrieges gewidmet. Ihnen wohnt eine ausschließlich trauernde bzw. versöhnliche Botschaft inne, die die Nationalsozialisten, denen der jüdische Künstler ohnehin ein Dorn im Auge war, nur stören konnte. Sein Frankfurter Opfermal von 1920 wurde 1933 beseitigt, seine überlebensgroße »Trauernde« in Völklingen von 1925 in der Mitte der 1930er Jahre abgetragen127. Gleiches widerfuhr der avantgardistischen Pietà des jüdischen Bildhauers Richard Engelmann im thüringischen Apolda während des Zweiten Weltkriegs (1930‑1941). Die vom Oberbürgermeister Otto Hartmann (DDP) in der schwäbischen Stadt Göppingen durchgesetzte und im gleichen Jahr, 1930, eingeweihte »Pietà« von Jakob Wilhelm Fehrle wurde ebenfalls früh von heimischen Nationalsozialisten bekämpft und als »Ausdruck eines tränenseligen Pazifismus« verhöhnt. Sie sollte schließlich Ende der 1930er Jahre durch eine »heldische« Figurengruppe von Fritz Nuss ersetzt werden. Allerdings entging die dem Friedensgedanken verpflichtete Plastik der Zerstörungswut, weil sie in ihrer monumentalen Ausführung auch als heroisches Opfer im Sinne der NS-Ideologie umgedeutet werden konnte – und sich überdies Werke des Bildhauers in der Kunstsammlung Adolf Hitlers befanden. Die »Pietà« wurde im Dezember 1938 auf den Neuen Friedhof versetzt128. Zerlegt, beseitigt und vernichtet wurden die schon bei ihrer Entstehung in ihrer Emotionalität als »unheldisch« wahrgenommenen und daher heftig umkämpften Regimentsmale avantgardistischer und/oder jüdischer Künstler wie die Erinnerungszeichen von Hans Walther im thüringischen Erfurt (1924‑1939) und von Jupp Rübsam im rheinischen Düsseldorf (1928 bis 28. März 1933; 1978 Fragmente wieder aufgestellt)129. Anti-Kriegsmale, die den Kriegstod in all seiner grausigen Brutalität wiedergeben, hat es, soweit mir bekannt, wohl nicht gegeben130. Einige wenige avantgardistische und/oder pazifistische Entwürfe, wie etwa Barlachs Magdeburger Gefallenenmal aus dem Jahre 1929, konnten zwar realisiert werden, haben aber oftmals die NS-Zeit nicht überdauert131. Radikale Entwürfe 127 128

129

130

131

Vgl. hierzu Becker, Das Denkmal »Allen Opfern«, S. 4‑6, und Menzel-Severing, Der Bildhauer Benno Elkan, S. 76 und S. 157. Vgl. hierzu Probst, Bilder vom Tode, S. 164‑166; Plieninger, Dissonante Erinnerungen, S. 389-391; Plieninger, Botschaft aus Stein, S.  109‑120. – Fehrle gestaltete 1934 das Kriegerdenkmal für Schwäbisch Gmünd, ein Adler mit dem Hakenkreuz in seinen Fängen auf einer hohen ehernen Säule, das am 9.11.1934 eingeweiht wurde (HStA Stuttgart, M 746 Bü 23). Seit 1948 steht an der Stelle dieser NS-Plastik der Heilige Michael mit dem Flammenschwert, ebenfalls ein Werk Fehrles. Erfurt: Jäger-Regiment zu Pferde Nr. 6 mit Kavallerie-Kameradschaft 1889 Erfurt, Menzel, Denkmale, S. 19, und Kahl, »Bereinigte Geschichte«, S. 172. Walthers Trauergruppe in Straussfurt (Kreis Sömmerda, Thüringen) von 1923 hat Zeiten und Systeme hingegen unbeschadet überstanden, abgebildet in: Franz, Martialische Idole, S. 92. Düsseldorf: Niederrheinisches FüsilierRegiment Nr. 39, siehe hierzu auch oben S. 119, Anm. 480. Die realistischen Fresken von Fritz Silberbauer in der Dekanatskirche zur Heiligen Magdalena in Köflach (Steiermark) sind trotz all ihrer Drastik ohne politische Aussage, zum Denkmal Silberbauer, Fritz Silberbauer, Bd 1, S. 213‑219; Bd 2, Abb. 154‑155a. Siehe hierzu auch oben S. 215. Zur nationalsozialistischen »Kulturbarbarei« generell Thamer, Von der Monumentalisierung, S. 113‑126. Zu Barlachs Gruppe im Magdeburger Dom, die dort erst 1956 wieder aufgestellt wurde, Onasch, Dies acer artis. Abgebildet in: Deutscher Ehrenhain (1931), S. 166, sowie in: Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs (1930), S. 140, der S. 31 f. dieser für damalige Augen ungewöhnlichen Eichenholzplastik gerecht zu werden versucht. Vgl. auch das positive Urteil des Reichskunstwarts Edwin Redslob in einem Schreiben an den Direktor des Kaiser Friedrich Museums in Magdeburg

III. Triumph und Trophäen

243

waren nicht mehrheitsfähig, auch nicht im unmittelbaren Übergang vom Krieg zum Frieden, in dem das Grauen des Krieges noch frisch in den Köpfen und von sentimentalen Erinnerungen noch nicht überlagert war. In einem durch Niederlage, Verlust und Demütigung emotionalisierten Umfeld bürgerlicher Prägung, in der Gedanken an Wiedervergeltung und die Sinnsuche für die Millionen an Kriegstoten virulent waren, wurden avantgardistische Vorschläge wie etwa der Wettbewerbsentwurf für das Gefallenenmal der Stadt Karlsruhe von Wladimir Zabotin und Karl Wahl aus dem Jahre 1920 oder das schonungslose »Wofür?« von Rudolf Belling von 1919 für das Universitätsmal von Berlin von den betreffenden Denkmalskommissionen denn auch schlichtweg ignoriert132. Friedensgedanken tauchen zwar gelegentlich auf deutschen Kriegerdenkmälern auf, allerdings haben sie nur wenig mit grenzüberschreitender Aussöhnung im Sinne der Bergpredigt Christi zu tun. Die säkularen Friedensmonumente sind daher zu unterscheiden von den Totenmalen, die einen rein christlichen, transzendentalen Frieden propagieren133. Im Besonderen sind sie aber von den politischen Denkmälern zu trennen, die vorrangig dem Zweck dienen, Deutschland als friedliebende Nation hinzustellen, die in den Krieg hineingezwungen worden sei. So lässt etwa in Aschenfeld (Lkr. Main-Spessart, Bayern) die katholische Kirchengemeinde in ihrer Maria-HilfKapelle im Jahr 1931 die Toten sagen: »Wir stritten für die Heimat. / Wir wollten den Frieden134.« Moralisierend gab sich Obereichsel (Kreis Lörrach, Baden-Württemberg) auf einem Wegekreuz aus rotem Sandstein. Die Gemeinde meinte 1921, gleich Jesus von Nazareth den Allmächtigen Gott um Verzeihung für die Verfehlungen der gegnerischen Seite zu bitten. Der Waffenausgang wurde unter sakral-nationalen Vorzeichen umgedeutet, indem das Kreuzeswort Christi in den politischen Bereich getragen wurde:

132

133

134

vom 4.2.1930: »Die Grösse und Innerlichkeit, die aus diesem Werke wie aus dem ganzen Schaffen Barlachs spricht, erscheint mir so zwingend, dass sie weit mehr positive als negative Empfindungen in mir auslöst. Ich kann auch den von Ihnen geltend gemachten Rasse-Standpunkt nicht anerkennen, weil ich finde, dass tiefste Menschlichkeit aus dem ganzen Werke spricht, die es über Rassefragen erhebt, denen übrigens zum mindestens die Hauptgestalt des Werkes im Sinne unseres Volkstums durchaus gerecht wird«, BArch, R 32/350. Zum Vorschlag für Karlsruhe Merkel, Kriegerdenkmäler, S. 79 f., mit weiterführender Literatur. Zum Berliner Entwurf Bellings kurz Hoffmann-Curtius, Das Kriegerdenkmal, S.  106. Vgl. im Besonderen auch die radikalen Forderungen von Adolf Behne und Bruno Taut aus den Jahren 1919 und 1921, hierzu Schubert, Das »harte Mal« der Waffen, S. 137‑143, und Pollack/Nicolai, Kriegerdenkmale, S. 67 f. So etwa Pastor Harnisch, Geleitworte, in: Die Gefallenen-Ehrung der evangel. Kirchgemeinde Brieg (1926), o.S. [S.  6]: »Friede denen, die in heißem Kampfe ihr Leben aushauchten, die in bitterer Gefangenschaft starben; Friede allen, die in unruhigem Lebenskampfe Ruhe, auf dunklem Sorgenwege einen Lichtstrahl suchen. – Friede! –«. Das Wort »Friede« stand im Strahlenkranz über dem Ausgang der von Gebhard Utinger ausgemalten »Ehrenhalle« im Nordturm der gotischen Nikolaikirche im schlesischen Brieg (heute Brzeg, Polen), abgebildet in: Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs (1930), S. 244‑251. Vgl. demgegenüber den globalen Friedensgedanken auf jüdischen Gefallenendenkmälern im hessischen Darmstadt (1922) oder in Worms (1928?), Bönnen, Das Ehrenmal für die Gefallenen. Vgl. hierzu auch Lurz, Kriegerdenkmäler, Bd 4, S. 325: »Deutlich ist einerseits der religiöse Bezug, deutlich aber andererseits auch seine Umdeutung, insofern der Frieden das Wohlergehen der Heimat meinte. Damit aber war ihm der Gedanke der Aussöhnung gerade genommen. Er blieb ein Frieden zum Wohle des Vaterlandes.« Ergänzend hierzu dürften auch Wendungen wie die auf dem Mal im deutschsprachigen Bütgenbach (heute Ost-Belgien) zu deuten sein, das ein »Friede mit uns« aufweist.

244

III. Triumph und Trophäen

»Vater vergib ihnen / Denn sie wissen nicht was sie tun. / In schwerer Zeit nach hartem Streit / hat im Verein die Eichseler Gemein / dies Zeichen erstellt / Gib Frieden der Welt!«

Eine solche moralisierende Aussage, die sich über andere erhebt, war ein für die damalige Zeit nicht untypisches Denkmuster, ging es doch darum, das Gegenüber als den eigentlichen Schuldigen am Krieg und seinen Folgen hinzustellen. Nach 1945 wurde gelegentlich noch das Schuld-Bekenntnis aus dem »Vater unser« der Bergpredigt herangezogen, um über das Bibelwort die Schandtaten gegeneinander aufzurechnen: »Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern135.« Diese moralische Abwehrhaltung, die sich einem kritischen Umgang mit der Geschichte, einem Nachdenken über die eigene Verantwortung weitgehend verschloss und hierfür sogar Gottes Wort bemühte, ist noch gegen Ende des 20. Jahrhunderts, gewissermaßen mit zeitlicher Verzögerung, in ostdeutschen Erinnerungslandschaften aufzuspüren. In der unmittelbaren Nachwendezeit, im Jahre 1993, setzte beispielsweise die evangelische Kirchengemeinde aus Gospiteroda (Lkr. Gotha, Thüringen) ihren Gefallenen des Zweiten Weltkriegs eine Tafel »ZUM GEDENKEN UND MAHNUNG [sic!]«. Unter den Namen von 15 Männern steht ein Spruch aus der Bergpredigt (Matth 7): »Richtet nicht, damit Ihr nicht gerichtet werdet«. Der NS-Ideologie eigen ist es, alles für sich zu verwerten und zu missbrauchen. Es verwundert daher nicht, dass in der Frühphase der Diktatur sogar die Idee von Frieden und Völkerverständigung von Parteipropagandisten vereinnahmt und ehrliches Bemühen einzelner Verbände als politisches Feigenblatt für kriegerische Gelüste dienen konnte. Parteigrößen konnten sich entsprechend in Szene setzen und – wie in Wuppertal-Barmen oder Ludwigshafen – den Wolf im Schafspelz spielen. Einen schlichten Gedenkstein hatte am 21.  Mai 1933 der Verein der ehemaligen Kriegsgefangenen auf dem »Barmer Ehrenfriedhof« niedersetzen lassen, um der dort liegenden drei Belgier, drei Russen und eines Serben zu gedenken. Die Botschaft der Tafel lautet: »NICHT HASS / SONDERN LIEBE / REGIERE DIE WELT!«. Die örtlichen Parteigenossen ließen es sich nicht nehmen, selbst dieses in der verhassten »Systemzeit« geplante Mal für sich zu reklamieren und in Reden ihre ganz eigenen Vorstellungen von einem Weltfrieden zu verkünden136. Bei der Einweihung des Mals für die gefallenen Angehörigen der Rheinschule im pfälzischen Ludwigshafen 1934 ist deutlich zu erkennen, wie hinter der Fassade hohler Friedensparolen der Gedanke an Wiederaufrüstung hervorlugte: »Wir verkünden heute im Dritten Reich nicht: Nie wieder Krieg, aber wir fordern im Geist der Millionen gefallener Söhne unseres Volkes Ehr und Wehr und Gleichberechtigung und setzen uns unter Adolf Hitlers Führung ein für den Frieden unter allen Völkern des Erdenrunds137.« 135

136 137

So seit 1971 am alten Kriegerdenkmal in Hamburg-Langenhorn: »Vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Die Toten zweier Weltkriege mahnen. Wehret neuem Blutvergiessen« (1930; Richard Kuöhl). Verantwortlich für die Folgen des Krieges konnte darüber hinaus der göttliche Willen gemacht werden, auf dem Mal der westfälischen Stadt Erwitte steht rückwärtig nach Psalm 60,4 zu lesen: »ERSCHÜTTERT / HAST DU DAS LAND / ES IST GESPALTEN / HEILE HERR / SEINE RISSE / DENN SIEHE / ES WANKT« (1967; Hilde Schürk-Frisch). Abgebildet in: Vogt, Den Lebenden zur Mahnung, S. 222. Vgl. hierzu Meyer-Kahrweg, Denkmäler, S. 306 f. »Pfälzische Lehrerzeitung«, 22.11.1934, zit. nach: Furtwängler, Erinnerung, S. 142.

III. Triumph und Trophäen

245

Im Land des ehemaligen Bündnispartners Österreich schlug sich die (sozial-)demokratische Anti-Kriegsstimmung nicht nur in der »roten« Hauptstadt Wien nieder, wie bereits oben am Beispiel des Gefallenenmals von Anton Hanak ausgeführt, sondern auch in der Provinz, ja selbst im Grenzgebiet. In der Steiermark wurde auf dem Friedhof in Donawitz ein fünf Meter hohes »Anti-Kriegsdenkmal« von einem jungen österreichischen Bildhauer in Zusammenarbeit mit dem Landesverband der Kriegsbeschädigten, Ortgruppe Leoben, und einer Gruppe von Arbeitslosen erstellt (1932‑1934/38, 1988 in Leoben wiedererrichtet; Fritz Wotruba). Zur Enttäuschung mancher Kriegsveteranen wurde ein abstraktes Denkmal in Form eines Totempfahles geschaffen. Als Teil des Pfahles diente ein blockhafter Menschenkopf, um den herum eine deutliche Botschaft angeordnet war: »MENSCH / VER/DAMME // DEN / KRIEG // DEN OPFERN / 1914 / 1918«138. In der Gedenklandschaft der Entente und ihrer Verbündeten konnte der Krieg ebenfalls verurteilt werden, aber auch dort waren die Denkmalsetzer zumeist einer traditionellen Gefallenenehrung verpflichtet. Während Leid- und Trauermale den Unmut und Protest rechtsorientierter Kreise hervorriefen, da sie sich nur in einem »heroischen« oder unversöhnlichen Gedenken wiederfinden wollten, reagierten linksgerichtete Gruppen mit symbolischen Gegenaktionen: Als das Monument aux morts in Saint-Quentin (Aisne) am 31. Juli 1927 eingeweiht und die »Marseillaise« intoniert wurde, sangen die Sozialisten mit der »Internationale« gegen an139. In Gemeinden, in denen die Sozialisten den Bürgermeister stellten, konnte es unabhängig von Ort und Zeit zu Anti-Kriegsmalen kommen, die in deutlicher Sprache den Krieg verurteilen: »Maudite soit la guerre (et ses auteurs)« bzw. »Guerre à la guerre« heißt es auf den Weltkriegsmalen in Gentioux (Creuse; 1922), Saint-Martin-d’Estréaux (Loire; 1922), Sainte-Savine (Aube; 1922), Équeurdreville (Manche; 1932; Abb. 190) oder Gy-l’Évêque (Yonne)140. Die Drohung gegen den Krieg wurde auch bildlich umgesetzt: Auf einem Bas-Relief in Decazeville (Aveyron) drohen Bergarbeiter der Kriegsfurie (1934; Jeanne André Galtié). In Gentioux (Creuse), dem mit Jules Coutaud ein sozialistischer Bürgermeister vorstand, ballt eine Waise vor einer Stele die kleine Faust, auf der unter den Namen der Gefallenen steht: »MAUDITE SOIT LA GUERRE« (1922; Jules Pollachi; Abb.  191)141. Allerdings war dieses emotionale Engagement selbst in Gemeinden, die linke Mehrheiten stellten, nicht immer unumstritten142. 138 139 140

141

142

Vgl. zu diesem Mal Riesenfellner, Todeszeichen, S. 65‑67. So Troyansky, Monumental Politics, S. 140. Smith/Audoin-Rouzeau/Becker, France and the Great War, S. 167, nehmen an, dass diese Inschrift kaum mehr als zehn Gefallenenmale in ganz Frankreich tragen. Varianten finden sich in Dardilly (Loire): »CONTRE LA GUERRE / A SES VICTIMES / A LA FRATERNITE / DES PEUPLES« (1924; Félix Dumas); in Aniane (Hérault) auf Okzitanisch: »La guerra qu’on vougut es la guerra a la guerra / Son morts per nostra terra et per touta la terra« (d.h. »la guerre qu’ils ont voulue est la guerre à la guerre / Sont morts pour notre terre et pour toute la terre«); Avion (Pas-de-Calais): »Tu ne tueras point« (1924) bzw. Peille (Alpes-Maritimes): »Tu ne tueras pas«. Vgl. die Reaktion militärischer Kreise auf dieses pazifistische Zeichen bei Bouillon/Petzold, Mémoire figée, S.  20: »à la fureur des autorités militaires du camp de la Courtine qui, dit-on, donnèrent à leurs troupes l’ordre de rompre le pas cadencé et de détourner la tête lorsqu’elles passaient devant le monument.« Vgl. zur Reaktion der anciens combattants ebd., S.  20. Zurückhaltender waren Inschriften wie »Paix et Travail«, so in der »commune de gauche« Imphy (Nièvre; 1923; Berthet), zu dem Mal

246

III. Triumph und Trophäen

Ähnlich verhält es sich mit den vielfach auf sozialistische Initiativen zurückgehenden pazifistischen Gefallenenehrungen in Italien, die im europäischen Vergleich jedoch recht zahlreich waren. Allerdings haben sie nur in seltenen Fällen die ersten Jahre faschistischer Zeitrechnung überlebt. Die Bilderstürmerei der Schwarzhemden machte hierbei auch vor Menschenleben nicht Halt. 1922 töteten Faschisten den kriegsinvaliden Pförtner des Rathauses in Muggiò (Monza e Brianza), als er die Gedenktafel für die Gefallenen des Krieges beschützen wollte. Der Text lautete: »IN QUESTI MARMI / POSTI DAI CONCITTADINI DI MUGGIÒ / AUSPICE / LA LEGA PROLETARIA FRA MUTILATI, INVALIDI / E REDUCI DI GUERRA / SONO INCISI I NOMI DEI CADUTI NELLA / GUERRA MONDIALE / COME VOTO DI FRATELLANZA INTERNAZIONALE / COME MALEDIZIONE ALLE GUERRE143.«

Der Friedensgedanke konnte ebenfalls auf den Denkmälern der Entente thematisiert werden. Eindrucksvoll umgesetzt wurde dies vor allem dadurch, dass ein junger Mann bzw. ein Arbeiter ein Schwert zerbricht. Zu sehen ist diese symbolische Tat auf den vollplastischen »Monuments pacifistes«144 in Issy-les-Moulineaux (Hauts-de-Seine), in Levallois-Perret (Hauts-de-Seine) oder Château-Arnoux (Alpes-de-Haute-Provence). In Großbritannien bricht in Skipton (West Yorkshire) sogar ein Soldat über seinem Knie das Schwert (Bronze; 1922; John Cassidy; Abb.  77 und 78)145. Aber auch im Vereinten Königreich sind Gefallenendenkmäler mit einer Aussage gegen den Krieg eher selten anzutreffen. »Peace« auf britischen Denkmälern scheint in der Regel als Hinweis auf das siegreiche Ende eines harten Kampfes, wenn nicht gar nur als Wunsch, den Gefallenen möge himmlischer Friede zuteil werden146. Im australischen Kalorama deuteten sozialistische Betrachter einen Denkstein irrtümlich als Friedensmal, obwohl es tatsächlich »nur« dem Friedensschluss von 1919 gewidmet war: »To commemorate the Peace of 1919147.« Unter seinen 1500 War Memorials finden sich auf dem Kontinent in der südlichen Hemisphäre tatsächlich nur wenige »Anti-War-Memorials«148. In Saint-Martin-d’Estréaux (Loire) wird auf dem vom Bürgermeister initiierten, schlichten Erinnerungszeichen für den Ersten Weltkrieg dem geläufigen an143 144 145 146

147 148

Moisan, Sentinelles de pierre, S. 129 f. Vgl. hierzu Isola, Immagini, S. 532‑543. Siehe hierzu auch oben S. 164. Eine solche Kategorie wird jedoch von Prost, Les monuments aux morts, S. 209, abgelehnt, da pazifistische Male seiner Meinung nach allzu selten gewesen seien. Abgebildet in: Boorman, A Century of Remembrance, S. 55. So King, Memorials, S. 179: »There was [...] considerable ambiguity in these allusions to peace. They could be interpreted either to mean that the dead had served the achievement of peace, who now honoured them, or that, as a result of honourable deaths, the dead were now at peace, freed from the strife of the world.« Laut Bell, Monuments to the Fallen, vol. 1, S. 305, finden sich auch in Schottland nur wenige Male mit einer pazifistischen Botschaft. An dem von ihm hierbei angeführten Mal in Torridon für die Gefallenen von Shieldaig belegt die Inschrift allerdings, dass die Stifter zwar gegen den Krieg eingestellt, jedoch davon überzeugt waren, es handle sich bisher bloß um einen frommen Wunsch: »O LORD HASTEN THOU THE DAY WHEN NATION / SHALL NOT RISE UP AGAINST NATION, WHEN THEY / SHALL NOT LEARN TO WAR ANY MORE, AND WE THANK / THEE THAT MEANTIME THOU HAST PROVIDED US WITH / THE INSTRUMENTS OF DEFENSE AGAINST OUR ENEMIES« (1922). Vgl. hierzu Inglis, Sacred Places, S. 228 f. Vgl. hierzu ebd., S. 233 und S. 248.

III. Triumph und Trophäen

247

tiken Original »si vis pacem para bellum« ein modernes »si vis pacem para pacem« gegenübergestellt:

»SI VIS PACEM PARA BELLUM! [...] ou / Si tu veux la paix, prépare la guerre! / est une devise dangereuse / SI VIS PACEM PARA PACEM! [...] ou / Si tu veux la paix, prépare la paix! / doit etre la formule de l’avenir« (1922; Alfred Salvignol).

Die lateinische Sprache konnte also in Frankreich nicht nur in der Kampfparänese eingesetzt, sondern auch zum Friedensdienst verpflichtet werden. Unser Vergil, der so oft im kriegführenden Europa missbraucht wurde, um den niederen Rachezorn gegen den benachbarten Feind ein elegantes Äußeres zu geben, missbraucht wurde, um neue Kriege anzufachen und neues Leid zuzufügen, – auch sein Epos konnte, wenn auch selten, gegen den Krieg eingesetzt werden. In dem im Zweiten Weltkrieg völlig zerstörten Ripa (Lucca) errichtete im Jahre 1958 der Stadtrat ein großes Monument, das den Gefallenen aller Kriege gewidmet war und zugleich an die blutigen Kampfhandlungen an der »Linea Gotica« erinnern sollte. Drei von Edoardo Rubino gearbeitete figurative Hochreliefs zeigen »La Pace«, »La Patria« und »La Storia«, unter denen ein Vers aus der Aeneis gesetzt ist: »ne, pueri, ne tanta animis adsuescite bella / neu patriae validas in viscera vertite viris«149. Das berüchtigte exoriare wurde in Deutschland nach 1945 schließlich durch den versöhnlichen Vers 11,362 der Aeneis ersetzt. Noch im Jahre 1999 wählten die Stifter im pfälzischen Dudenhofen angesichts ihrer vielen Toten des Zweiten Weltkrieges diesen Hexameter und ergänzten ihn, da das Lateinische selbst der Bildungselite heute nicht mehr geläufig ist, um eine deutsche und eine französische Übersetzung: »NULLA SALUS BELLO // PACEM TE POSCIMUS OMNES // KEIN HEIL DURCH KRIEG // – FRIEDE NACH DIR // VERLANGEN WIR ALLE // NUL SALUT PAR LA GUERRE / – C’EST LA PAIX QUE/ TOUS NOUS DEMANDONS« (Abb. 192)150.

149 150

Verg. Aen. 6,832: »Gewöhnt nicht, Knaben, das Herz an so heftige Kriege! / Nicht gegen des Vaterlandes Eingeweide wendet so starke Kräfte!«. Gelegentlich wird das »te« auch weggelassen: Bas-Relief im Max-Planck-Gymnasium in GelsenkirchenBuer (1966; Kurt Lehmann). – Zum pax-Denkmal im belgischen Kaaskerke Jacobs, Zij, die vielen als helden, vol. 1, S. 21; vol. 2, S. 158. Sie weist ebd., vol. 1, S. 146, darauf hin, dass in der von ihr untersuchten Provinz West-Flandern nur wenige pazifistische Denkmäler gesetzt wurden.

Schlussbetrachtung Verwesende Verlierer kannte nicht nur die römische Antike. Auch die europäische Moderne bediente sich ihrer im Gefallenengedenken. Es hat sogar den Anschein, dass im Zeitalter des Nationalismus anders als in der Antike ehemalige Feinde im Umfeld von Trauer und Gedenken offensiver, brutaler und demütigender angegangen wurden. Allerdings reagierten zivile wie militärische Denkmalsstifter auf die neue Qualität der totalen Kriege des 20. Jahrhunderts zumeist mit überkommenen Ausdrucksformen, die grenzübergreifend eingesetzt und verstanden wurden. In der Übergangszeit vom Krieg zum Frieden veränderten sich die zum Teil jahrhundertealten Stereotypen vom jeweiligen Nachbarn in den Gedenkansprachen, Weihreden und Predigten nur wenig. Die Trauer um Millionen von Toten, der Wahnsinn eines jahrelangen männermordenden Krieges vermochte nicht die vielfältigen Feindbilder aus den Köpfen zu löschen. Gerade im Bereich des Totengedenkens konnte die Fortwirkung der medialen Waffen sogar einer weitreichenden Versöhnung und Verständigung im Weg stehen. Weder die Nähe zum traumatischen Ereignis noch die historische Ferne führte in Nach- bzw. Zwischenkriegszeiten, vor allem nach 1871 oder 1918, dazu, negative Gefühle im Gefallenengedenken auszublenden. Selbst nach 1945 lassen sich noch Überreste dieser feindseligen Denk- und Verhaltensmuster beobachten, die durch manche Erben der Erlebnisgeneration weitergetragen wurden und mit nahezu 50jähriger Verspätung im Ostteil der deutschen Republik auf einigen Kirch- und Friedhöfen erneut erstanden. Die alten Trotz-Kämpfe um die Deutungshoheit konnten in der unmittelbaren Wende- und Nachwendezeit in kleinerem Maßstab weitergeführt werden, gewissermaßen als »Racheakte« der letztlich doch »Siegreichen« gegen die »bolschewistische Gewaltherrschaft«. Die politischen, ökonomischen und sozialen Folgen eines Krieges ließen es auch mit fortschreitender zeitlicher Entfernung vom Geschehen kaum zu, dem (ehemaligen) Feind vorurteilslos gegenüberzutreten. Individuelle Negativerlebnisse auch im Nachgang der Niederlage, kollektiver Nationalstolz und Selbstüberhebung, die dem Prinzip der Vergeltung unterworfen waren, taten ein Übriges. Wollten die Betroffenen aber weder vergeben noch vergessen, wurden die Wunden zwangsläufig offen gehalten, die »heißen« Gefühle weiter geschürt. Der Weltkrieg endete nicht im Denkmal, der Krieg wurde mittels Denkmal weitergeführt, nicht nur nach innen für oder gegen den Staat oder einzelne Gruppierungen, sondern auch als Demonstration, ja als gewollte Provokation nach außen über die Schlagbäume hinweg. Das Erinnerungszeichen diente häufig nicht nur als bloßer Gedächtnisort, sondern als politisches Instrument, um den äußeren oder inneren Feind als Verursacher des Leids oder als Sündenbock zu schmähen.

250

Schlussbetrachtung

Bemerkenswert ist, dass dieses Phänomen Siegern und Besiegten gleichermaßen gemein ist. Das feindorientierte Kriegerdenkmal konnte somit ein Ort der zornigen Anklage, der kriegerischen Drohung oder der triumphierenden Demütigung sein. Das Standbild war oft bildlicher Ausdruck des Vae Victis! ebenso wie des Vae Victoribus! Im Nachkriegserleben diente die Visualisierung des Feindbildes in der Formensprache der Erinnerungskultur als Manifestation der Vergangenheitsdeutung und des Gegenwartserlebens. Das Jahr 1916 mit seinen blutigen Schlachten an der Westfront mochte zwar von Zeitgenossen als Zäsur empfunden worden sein, da der Völkerkrieg bei Verdun und an der Somme ein Destruktionspotential gewann, das den massenhaften Tod alltäglich werden ließ. Im Feinddenken hingegen lassen sich, was politisierende, interessengeleitete Kriegermale angeht, eher Kontinuitäten denn Brüche erkennen. Die alten Stereotype lebten fort, wurden gegebenenfalls aktualisiert, ergänzt, mit neuen Inhalten gefüllt oder beliebig gegen den einen wie den anderen Gegner eingesetzt. Es scheint, als habe der kriegerische Enthemmungsprozess bestehende Feindbildprojektionen im Gefallenengedenken nur unwesentlich beeinflusst. Es gibt zwar sehr aggressive bildliche »Ausbrüche«, jedoch interessanterweise nicht in Großbritannien oder in den Vereinigten Staaten von Amerika, sondern vor allem in Frankreich. Dort wird noch heute auf einer Vielzahl von Gefallenenmalen der deutsche Feind zumeist in symbolischer Gestalt erdolcht, erschlagen oder brutal zertrümmert. Gleichwohl schöpften die Feind-Darstellungen nicht aus der blutigen Qualität des Maschinen-Krieges. Eine solche Absicht wäre ohnehin schwer umzusetzen gewesen. Die Stifter bedienten sich zumeist Vorprägungen der eigenen, fernen Geschichte, archaischer Formen, die mit ihren Triumphalposen dem Bereich des Jagdwesens entlehnt sind oder in ihrer simplen Brutalität an die Steinzeit erinnern. Der Feind wurde in den Bildmedien wie auf Kriegerdenkmälern entmenschlicht oder auf ein prägnantes Uniformteil reduziert. Das in diesen Erscheinungen durchaus begrenzte Formenvokabular ging damit auf Bildtraditionen zurück, die in den verschiedensten Kriegs- wie Nachkriegszeiten anzutreffen waren und offensichtlich nicht erst im Zeitalter der Weltkriege entwickelt wurden. Ansätze zu einem friedlichen Miteinander, zu einer Verurteilung des Krieges an und auf den Sockeln der Gefallenendenkmäler hat es in diversen Ländern durchaus gegeben, doch finden sich pazifistische Erinnerungszeichen insgesamt seltener als Rache- und Triumphmale. Die wenigen Beispiele zu einem positiven Bild des Feindes, vor allem in der Gedenkkultur der Arbeiterbewegung, sind hier vorgestellt worden. Völkerverbindende Gegendiskurse konnten aber weder eine Mehrheitsfähigkeit noch eine Wirkmächtigkeit auf größere Teile oder gar die gesamte Bevölkerung insbesondere im Europa der Zwischenkriegszeit beanspruchen. Alle Erinnerung ist Gegenwart, so heißt es bei Novalis1. Die Kriegsfolgen, d.h. die Umsetzung des Versailler Vertrages, der fragile Prozess der internationalen Friedenskonsolidierung, die Instabilität politischer Systeme in Europa sowie bürgerkriegsähnliche Zustände verbunden mit materieller Not, Arbeitslosigkeit und Hyperinflation haben das Trauer- und Gedenkverhalten in Europa beeinflusst und Planungen be1

Novalis. Schriften, Bd 2, S. 559.

Schlussbetrachtung

251

stimmt, wenn nicht gar die Realisierung von konkreten Denkmalsentwürfen für längere Zeit verhindert. Die ökonomische Lage war ein wesentlicher Faktor dafür, dass manche Denkmäler nach kurzen Phasen der Konzeption, Standortsuche und öffentlicher Spendenaufrufe nicht 1921 oder 1923, sondern erst erheblich später, eben 1925, 1929 oder 1932, ja erst in der NS-Diktatur entstanden. Eine verspätete Denkmalsetzung war somit oft weniger dem Bedürfnis nach Verdrängung der Kriegsfolgen, sondern schlechterdings dem wirtschaftlichen Unvermögen, teilweise auch politisch motivierter Uneinigkeit innerhalb der oft heterogen zusammengesetzten Denkmalskommissionen geschuldet. Die politischen, ökonomischen und territorialen Konsequenzen des verlorenen Krieges konnten die Empfänglichkeit der Betroffenen für Rachebotschaften verstärken. In den besetzten Gebieten schwelten die negativen Emotionen gegenüber dem Feind und Besatzer fort oder wurden durch Zwischenfälle oder Krisen immer wieder entfacht, um zumeist unmittelbar nach Abzug der feindlichen Truppen offen auszubrechen. Zu zeigen ist dies an den im Vergleich zur sonst gängigen Praxis erstaunlich zügigen Denkmalserrichtungen in rheinischen Gebieten, deren oftmals provokanten Plastiken schon während Besatzungszeit heimlich geplant und sogar geschaffen worden waren. Die Wellen bzw. Phasen, welche die Forschung für die Jahre um 1925 und erneut um 1929 in Deutschland festzustellen glaubte, waren somit nicht notwendigerweise Spiegelungen der zunehmenden politischen Radikalisierung gegen Ende der Weimarer Republik. Die Denkmalspraxis in den anderen ehemals kriegführenden Staaten vermag diese These zu stützen. In Großbritannien, Frankreich und Italien sind die meisten Denkmäler für die Toten des Ersten Weltkrieges bereits in den ersten vier Friedensjahren eingeweiht worden. In den dunklen Schacht der Geschichte meinten Sieger wie Besiegte einzufahren, Personen und Ereignisse aus dem Stein zu brechen und an das trübe Licht der Gegenwart zu holen, um ihre Vorgehensweisen zu legitimieren, um Trost zu erfahren und Weisung zu erhalten. Geschichte war willenlos verfügbar und diente den unterschiedlichsten Erinnerungsakteuren im verbalen wie bildlichen Kampf gegen die einstigen Kriegsgegner. Besonders die römische Antike schien geeignet, »heiße« Erinnerungen und tiefe Gefühle auf vermeintlich überlegene Art und Weise auszudrücken: »Denn zweifellos stellt das Denkmal die emotionalste und ästhetischste Form der Erinnerung dar2.« Auf dem strahlend weißen Fundament des NeuHumanismus wurden steinerne oder eherne exempla virtutis aufgestellt, die für moralische Integrität, edles Handeln und wahrhafte Gefühle auch negativer Art standen. Das feindbezogene Denkmal war jenseits der Gemeinschaft der Trauernden semantisch der Ort, über Bildsprache und Botschaft Alterität zu konstruieren und zu diffamieren. Ernüchtert erkannte Oswald Spengler in seinem vielgelesenen »Untergang des Abendlandes«: »Wir haben in unser Bild von den Griechen und Römern jedes Mal das hineingelegt, hineingefühlt, was wir in der Tiefe der eigenen Seele entbehrten oder erhofften3.« Das kulturell vermittelte Wissen diente dabei weniger der Friedenskonsolidierung oder Versöhnungsbereitschaft bürgerlich-nationaler wie militärischer Eliten. Im Frieden waren jene Kreise nicht angekommen, 2 3

Orte der Erinnerung, S. 6. Spengler, Der Untergang des Abendlandes, Bd 1 (1920), S. 41 (Hervorhebung im Original).

252

Schlussbetrachtung

ihren Frieden mit den Gegebenheiten vermochten sie nicht zu schließen. Sie generierten Bildwerke der Friedlosigkeit, der Rache oder des Triumphes. Im Namen der Mnemosyne wurde in diesen Fällen nicht ab-, sondern aufgerüstet. Zweifellos hat es neben diesen auch auf Außenwirkung bedachten, konfrontativen Distinktionsleistungen tief empfundene Trauer, Trauerbewältigungsformen und versöhnliche Gedenkweisen in der europäischen Erinnerungsgemeinschaft gegeben. Allerdings kann für die frühen Nachkriegszeiten durch den hier vorgelegten Befund eine von der Forschung allgemein konstatierte Sprachlosigkeit in der europäischen Gedenklandschaft nicht bestätigt werden. Festzuhalten ist dies sowohl für die Mikroebene des Bürgers, Soldaten und Pfarrers als auch für die politische Makroebene. Zu einer »kulturellen Demobilmachung«4 ist es im europäischen Totengedenken in den Jahren der Nachkriegszeit, die sich jeweils zu Zwischenkriegszeiten entwickelten, zumeist nicht gekommen. Nur schwer lässt sich die Frage beantworten, ob der bildliche und verbale Memorial-Krieg nach dem Ersten den Zweiten Weltkrieg hat mental vorbereiten helfen. Die bekanntermaßen gedrückte Stimmung der Bevölkerung im September 1939, im Gegensatz zur verbreiteten Euphorie in den Augusttagen des Jahres 1914, spricht jedenfalls gegen diese These. Allerdings muss bedacht werden, dass die Nationalsozialisten früh das Gedenkwesen für ihre Zwecke vereinnahmten, zugleich auf das ohnmächtige, trotzigen Sehnen nach einem Rächer und Retter einen »Führer« präsentierten, der den in deutschen Augen schmählichen Versailler »Schandvertrag« aufkündigte, die »Ketten von Versailles« abstreifte und außenpolitisch durch Eingliederung der Saar, durch Besetzung der entmilitarisierten Rheinlande durch die Wehrmacht und durch den Anschluss von Österreich, Sudeten- und Memelland revidierte. Als eine von vielen Stimmen mag hier eine Passage aus einem VeteranenBlatt die Gefühle nationalkonservativ Denkender zusammenfassen: »Nun ist der Retter erstanden! Als am Volkstrauertag vergangenen Jahres das Gesetz über die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht verkündet wurde, ging ein Jubelsturm durch das deutsche Land. Und als am 7.  März dieses Jahres wieder deutsche Truppen in das Rheinland einrückten, da war es uns, als ob der deutsche Frühling erst jetzt in voller Blüte stände. Die Sklavenketten sind gefallen. Unserem Frontkameraden, Adolf Hitler, dem Führer und Reichskanzler gebührt der heiße Dank des ganzen Volkes, in erster Linie aber der Dank der alten Soldaten, die in ihm den Rächer der mit Füßen getretenen Soldatenehre sehen5.«

Vielleicht schien auch deshalb vielen Bürgern ein weiterer, in früheren Weihreden oftmals herbeigeredeter Krieg nicht oder nicht mehr notwendig. Die Rache- und Drohmale, die figurativen Feindbildcharakterisierungen waren Ausdruck für die »heißen« Emotionen innerhalb der Gesellschaft, welche durch die Folgen des Krieges von 1914/18 genährt wurden und letztlich den Prozess einer ernsthaften Friedenskonsolidierung behinderten. Ihren Katalysator hatten diese »heißen« Emotionen letztlich in Adolf Hitler gefunden – der vom Frieden sprach und zum Krieg rüstete. 4 5

Horne, Kulturelle Demobilmachung, S. 129 (»cultural demobilization«). »Nachrichtenblatt des Bundes Dritter Gardisten«, 1 (Mai 1936), 6, S. 2.

Schlussbetrachtung

253

Nulla salus bello, pacem te poscimus omnes – »kein Heil liegt im Krieg, um Frieden bitten wir Dich alle«, so steht es bei Vergil geschrieben. Nach 1945 hat auch diese Sentenz des lateinischen Dichters, wie wir oben gesehen haben, seinen Weg auf die Kriegerdenkmäler gefunden. Es wäre daher abschließend zu wünschen, dass im 21. Jahrhundert alte Rachemale nicht mehr gepflegt oder instand gesetzt, dass vor allem NS-Zeichen in ihrem gefährlichen Gehalt erkannt werden und nicht mehr als malerischer Hintergrund für stolz posierende Schützenvereine dienen, sondern dass an Männer und Frauen egal welcher Nationalität wegen ihrer Menschlichkeit erinnert werde, ohne dass Hass und Schmerz, Rache- und Triumphgefühle vergangener oder gegenwärtiger Zeiten eine Rolle spielen.

gratias ago Für lieben Zuspruch, vielfältige Unterstützung, ehrliches Engagement für die Sache möchte ich mich herzlich bedanken bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des damaligen Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, dem heutigen Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften in Potsdam, im Besonderen aber bei den Menschen, die durch ihren Einsatz für meine Forschung oftmals das Unmögliche möglich gemacht haben: Dagmar Suske, Anke Strohmeier, Christine Mauersberger, Marina Sandig, Bernd Nogli und Maurice Woynoski.

Anhang

Abb. 1: Tropaeum Traiani, Metope XXXIV Abb. 3: Walther Eberbach, »Totentanz«

Abb. 2: Cimetière de Montmartre

Abb. 4: Der Untergang von L 19 aus britischer Sicht: »Come and save me. You know I am so fond of children«

258

Bildteil

Abb. 5a/b: Das »SeeoffizierEhrenmal« in der Aula der Marineschule Mürwik

Abb. 6: Das U-Boot-Ehrenmal in Möltenort

Bildteil

259

Abb. 7: Émile Bayard, ExoriareTriptychon in Paris

Abb. 8: Università degli Studi di Siena

260

Bildteil

Abb. 9a/b/c: Denkmal des eh. Königin AugustaGarde-Grenadier-Regiments Nr. 4, Berlin

Bildteil

Abb. 10: Denkmal für die Seeoffiziere der Handelsmarine, Hamburg

Abb. 11: Rupert von Miller, »Heldengrabmal«

261

262

Bildteil

Abb. 12: Rheingönheim

Abb. 13: Gedächtnistafel, Landeshaus Berlin

Bildteil

Abb. 14: Brandenburgische Ehrentafeln

263

264

Abb. 15: Basalt A.-G., Linz am Rhein

Bildteil

Abb. 16: Altenkirchen

Abb. 17: Tarmow

Bildteil

Abb. 18a/b/c: Jüterbog

265

266

Bildteil

Abb. 19: Péronne

Abb. 20: King’s Royal Rifle Corps Memorial, Winchester

Bildteil

Abb. 21: Der Landsturmmann in Riga

Abb. 22

267

268

Abb. 23

Bildteil

Abb. 25

Abb. 26: Karl Menser, »1918«

Abb. 24

Bildteil

269

Abb. 27: Feuerbach

Abb. 28: Denkmal des eh. Kaiser Franz-GardeGrenadier-Regiments Nr. 2, Berlin

270

Bildteil

Abb. 29: Denkmal des eh. 2. Kurhessischen InfanterieRegiments Nr. 82, Göttingen Abb. 30: Denkmal des eh. Infanterie-Regiments Graf Bose (2. Thüringisches) Nr. 31, Hamburg

Abb. 31: Denkmal des eh. 4. Lothringischen Infanterie-Regiments Nr. 136, Göttingen

Bildteil

271

Abb. 32: WuppertalNächstebreck

Abb. 34: Denkmal des eh. 7. Lothringischen InfanterieRegiments Nr. 158, Paderborn Abb. 33: Hüllhorst

272

Bildteil

Abb. 35: Kneblinghausen

Abb. 36: Hamburg-Harburg

Abb. 37: Weinheim

Bildteil

Abb. 38: Rostock

Abb. 40: Wien

Abb. 39: Enger

273

274

Abb. 41: Berlin

Bildteil

Abb. 43: Denkmal des eh. Mecklenburgischen Feldartillerie-Regiments Nr. 60, Schwerin

Abb. 42: Artern

Bildteil

Abb. 44: Cuxhaven

Abb. 45: Berlin

Abb. 46: Hermann Otto Hoyer, »Am Anfang war das Wort«

275

276

Bildteil

Abb. 47: Lyon

Abb. 48: Basra

Abb. 49: Flensburg

Bildteil

Abb. 50: Denkmal des 3. Garde-Regiments zu Fuß, St. Privat/Gravelotte

Abb. 51: Denkmal des InfanterieRegiments Herzog Ferdinand von Braunschweig (8. Westfälisches) Nr. 57, Vionville

277

278

Bildteil

Abb. 52: Cavezzo

Abb. 53: Royal Berkshire Regiment, Reading

Bildteil

Abb. 54: Burtenbach

Abb. 56: Anklam

Abb. 55: Leipheim

Abb. 57: Wemmetsweiler

279

280

Bildteil

Abb. 58: Neuss

Abb. 59: Denkmal des eh. 3. Garde-Regiments zu Fuß, Döberitz

Abb. 60: Darmstadt

Bildteil

Abb. 61: Denkmal des eh. Garde-Kürassier-Regiments, Berlin

Abb. 63: Adler von Metz

281

Abb. 62: Garnisonfriedhof Chambière

282

Bildteil

Abb. 64: Eschede

Abb. 65: Mars-la-Tour

Bildteil

283

Abb. 66: Melun

Abb. 67: Londonderry/Derry

284

Bildteil

Abb. 68: Port Sunlight

Abb. 70: Lambertsart

Abb. 69: Denkmal des eh. GardeJäger-Bataillons, Potsdam

Bildteil

Abb. 71: Seravezza

285

286

Abb. 72

Bildteil

Abb. 73: Sternberg

Abb. 74: Wentorf

Bildteil

Abb. 75: Kirchenruine Granau

Abb. 76: Brandfelsen, Schwarzwald

287

288

Abb. 77: Skipton

Bildteil

Abb. 78: Levallois-Perret

Abb. 79: Kriegerfriedhof Nr. 118, Staszkówka

Bildteil

Abb. 80: Universität Bonn

Abb. 81: Coburg

Abb. 82: Stralsund

289

290

Bildteil

Abb. 83: Sprottau

Abb. 84: Kirkcudbright

Bildteil

291

292

Bildteil

Abb. 85: Chartres

Abb. 86: Cimètiere du Ladhof, Colmar

Bildteil

293

Abb. 87: Denkmal des eh. Niederrheinischen Füsilier-Regiments Nr. 39, Düsseldorf

Abb. 88: Ettlingen

Abb. 89: Denkmal des eh. InfanterieRegiments Kaiser Wilhelm (2. Großherzoglich Hessisches) Nr. 116, Gießen

294

Bildteil

Abb. 90: Bochum-Gerthe

Abb. 91: Lüdenscheid

Abb. 92: Friedrichshafen (Modell)

Abb. 93: Bielefeld

Bildteil

Abb. 94

295

296

Bildteil

Abb. 95: Universität Berlin

Abb. 96: Tübingen

Abb. 97: Bamberg

Bildteil

Abb. 98: Günzburg

Abb. 99: Denkmal des eh. Kaiser Franz-Garde-Grenadier-Regiments Nr. 2, Berlin

297

298

Bildteil

Abb. 100: Denkmal der eh. k.u.k. Traindivision Nr. 3, Graz

Abb. 101: Sacro

Abb. 102

Bildteil

Abb. 103: Denkmal des eh. JägerRegiments zu Pferde Nr. 2, Langensalza Abb. 104: Sedan

299

300

Abb. 105: Belfort

Bildteil

Bildteil

Abb. 106: Denkmal des eh. Westfälischen Ulanen-Regiments Nr. 5, Düsseldorf

Abb. 107: Köln

301

302

Bildteil

Abb. 108: Bochum-Ehrenfeld

Abb. 109: Berlin Abb. 110

Bildteil

303

304

Abb. 111: Universität Wien

Bildteil

Abb. 112: Denkmal des eh. Landwehr-Infanterie-Regiments Nr. 76, Schwerin

Abb. 113a/b: Mainbernheim

Bildteil

Abb. 114: Dülken

Abb. 115: Weinheim

305

306

Bildteil

Bildteil

307

Abb. 116a/b: Hafenmarktturm Heilbronn: »Ritter, Hermann – Langemarck – Rödel, Willy«

308

Bildteil

Abb. 117

Abb. 118

Abb. 119

Bildteil

309

Abb. 120

Abb. 121: Inschrift-Fragment im Innenhof der Universitätsbibliothek Leuven

Abb. 122: Dinant

310

Bildteil

Abb. 123: »Germania am Marterpfahl«

Bildteil

Abb. 124

Abb. 125: »Canada’s Golgotha«

311

312

Abb. 126: Sydney

Bildteil

Bildteil

313

314

Bildteil

Abb. 127: Berlin

Abb. 128: Bad Kösen

Bildteil

Abb. 129: Büttgen

Abb. 130: Teplitz-Schönau

315

316

Bildteil

Abb. 131: Luzern

Abb. 132: Augustenfeld

Bildteil

317

Abb. 133: Rosenthal Abb. 134: Holthausen

318

Bildteil

Abb. 135: Sinzig

Abb. 136

Bildteil

319

Abb. 137

Abb. 138

Abb. 139: Denkmal des eh. InfanterieRegiments König Wilhelm I. (6. Württembergisches) Nr. 124, Weingarten

320

Bildteil

Abb. 140: Graz-Gösting

Abb. 141: Viersen

Bildteil

Abb. 142: Markgröningen

Abb. 144: Kitzingen

321

Abb. 143: Haardt

322

Bildteil

Abb. 146: Denkmal des eh. 9. Lothringischen Infanterie-Regiments Nr. 173, Wuppertal

Abb. 145: Reichenberg

Abb. 147: München-Giesing

Bildteil

Abb. 148

Abb. 149: »Anti-Versailles«

323

324

Bildteil

Abb. 151: »28. Juni 1919«

Abb. 150: Mengede (Modell)

Bildteil

Abb. 152: Denkmal des 2. UlanenRegiments Nr. 9, Kettentor, Demmin

Abb. 153: Denkmal des eh. Infanterie-Regiments Generalfeldmarschall Friedrich Karl von Preußen (8. Brandenburgisches) Nr. 64, Prenzlau Abb. 154: Universität Erlangen

325

326

Bildteil

Abb. 155: »I Martiri delle Fosse Ardeatine«

Abb. 156: Usingen

Bildteil

327

Abb. 157: Rudolstadt

Abb. 158: Saint-Dizantdu-Gua

Abb. 159: La Ferté-Macé

328

Abb. 160a/b: Sledmere

Bildteil

Bildteil

329

Abb. 161: Fredericia

Abb. 162: Halle/Westf.

330

Bildteil

Abb. 163: Bremen

Abb. 164: Ober-Flörsheim

Abb. 165: Elberfeld

Bildteil

Abb. 166: Wörth

Abb. 168: Proyart

Abb. 167: Metz

331

332

Abb. 169: Double Bay

Abb. 170: Bukarest

Bildteil

Bildteil

333

Abb. 171: Aumetz

Abb. 172: Odenheim

334

Abb. 173: Compiègne

Bildteil

Bildteil

Abb. 174: Clamecy

Abb. 175: Lapalisse

Abb. 177: La Charité-sur-Loire

Abb. 176: La Ferté-Macé

335

336

Abb. 178: Villeneuve-sur-Lot

Bildteil

Bildteil

Abb. 179: Belleville-sur-Meuse

337

338

Abb. 180: Podolí I

Bildteil

Bildteil

339

Abb. 181: Mont Saint Quentin

Abb. 182: Pandino

340

Bildteil

Abb. 183: Ivenack

Abb. 184: Berlin

Bildteil

Abb. 185: Berlin

Abb. 186

Abb. 187: Strümpfelbach

Abb. 188: Stuttgart-Münster

341

342

Abb. 189: Frankfurt am Main

Bildteil

Bildteil

Abb. 190: Équeurdreville

343

344

Abb. 191: Gentioux

Abb. 192: Dudenhofen

Bildteil

Abbildungsnachweis 1.  Florescu, Das Siegesdenkmal von Adamklissi, S.  450, Abb.  112 (Inv.Nr.  31); 2. Bialecki [u.a.], Polacy pochowani na cmentarzu Montmartre, S. 124; 3. Steguweit, Das Münzkabinett, S.  130; 4.  Raemaekers, Raemaekers’ Cartoons, S.  289; 5a‑5b. Marineschule Mürwik; 6. Privatsammlung; 7. Quelle: Album de photographies des œuvres achetées par l’Etat intitulé: ›Division des Beaux-Arts. Tableaux commandés ou acquis par le Service des Beaux-Arts. Salon de 1872.‹ Œuvres exposées au salon annuel organisé par le Ministère de l’Instruction publique, des Cultes et des Beaux-Arts Division des Beaux-Arts), en 1872, au Palais des Champs-Elysées à Paris, Paris 1872, Nr. 72, http://www.culture.gouv.fr/Wave/image/archim/0004/ dafanch99_764223_2.jpg; 8. Harald Laake/ddpimages_00049115; 9a und 9c. Loretana de Libero; 9b.  Schütze, Von den Befreiungskriegen bis zum Ende der Wehrmacht, S.  150, Foto: Max Howy; 10.  Loretana de Libero; 11.  SoldatenGräber, Krieger-Denkmäler, Erinnerungszeichen, S. 76; 12. rheingoenheim-info.de; 13‑14. BLHA, Rep. 55, Abt. I, Nr. 1016, Bl. 72 (1920); BLHA, Brandenburgischer Provinziallandtag 51. Tagung 1921, Drucksachen Nr. 1-90/957b, S. 10 mit Bildbeilage; 15. Deutscher Ehrenhain, S. 112; 16‑18c. Loretana de Libero; 19. Generalstaatsarchiv und Staatsarchive in den Provinzen © Staatsarchiv EUPEN/Sammlung D’Haenens; 20. ullstein bild-imageBROKER/Jevgenija Pigozne; 21. bpk; 22. dhm/ ZIB; 23.  ©  Henry Scott Goodman/www.KarlGoetz.com; 24.  »Historische Bildpostkarten – Universität Osnabrück – Sammlung Prof. Dr. Sabine Giesbrecht«, www.bildpostkarten.uos.de; 25.  ©  Henry Scott Goodman/www.KarlGoetz.com; 26.  Fischer, Karl Menser, Tafel  LXIV; 27.  Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs, S.  184; 28.  Loretana de Libero; 29.  Privatsammlung; 30.  Loretana de Libero; 31. BArch, Bild 102-08180/Georg Pahl; 32. https://commons.wikimedia.org/wiki/ File:Kriegerdenkmal-Junkersbeck.jpg?uselang=de, Foto: Morty, Lizenz: https:// creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de, Abruf am 12.4.14; 33.  © Gemeindearchiv Hüllhorst; 34.  Möller, Geschichte des Paderborner Infanterie-Regiments (7.  Lothr.) Nr.  158, o.S. [S.  555]; 35.  Stadt Rüthen, Fachbereich  1, Sachgebiet Verwaltung, Schulen, Kultur; 36. Privatsammlung; 37. Jutta Lieder; 38. Stadtarchiv/ Hansestadt Rostock, Foto: AHR, 3.2.3. (Klement-Gottwald-Straße/Parkstraße), Inv.-Nr. 18922; 39. https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:2007_0609Bild0041.JPG? uselang=de, Foto: BangertNO, Lizenz: GNU Free Documentation License, Abruf am 14.4.14; 40.  Foto Bundesdenkmalamt, Wien; 41.  Hayner/Frantzius/Zarn, Geschichte des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 201, nach S. 447; 42. Deutscher Ehrenhain, S.  214; 43.  Stadtarchiv Schwerin; 44.  Deutscher Ehrenhain, S.  226;

346

Abbildungsnachweis

45. https://de. wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Parkfriedhof_Wiesenburger_ Weg_110329_Marzahn_AMA_fec_(6).JPG&filetimestamp=20110329162153, Foto: Angela  M. Arnold, Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/ 3.0,2. 5,2.0.1.0/deed.de, Abruf am 12.4.14; 46. bpk/Hermann Otto Hoyer; 47. akg-images; 48. Getty Images//Lonely Planet Images/Jane Sweeney; 49. ullstein bild-CARO/ Robert Seeberg; 50. bpk; 51. Privatsammlung; 52. AFP/Getty Images; 53. ullstein bild/Heritages Images; 54.  Markt Burtenbach, 1.  Bürgermeister; 55.  Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Stadt Leipheim; 56.  Deutscher Ehrenhain, S.  232; 57.  Heimatmuseum Wemmetsweiler; 58. Stadtarchiv Neuss; 59. BArch, Bild 102-00056; 60.  Hessisches Staatsarchiv Darmstadt R4 Nr.  23043/Foto: Louise Brockmeyer; 61. Zipfel, Geschichte des Königlich Preußischen Garde-Kürassier-Regiments, nach S. 330; 62. Francois Hoff/Pollino/Pochon; 63. Bundeswehr/LazRgt 31; 64. https:// commons.wikimedia.org/wiki/File:Kriegerdenkmal_in_Eschede_IMG_5514. jpg?uselang=de, Foto: Losch, Lizenz: https://creativecommons.org/licences/by-sa/ 3.0/deed.de, Abruf am 21.12.13; 65.  dhm/PK 2011/453; 66.  Generalstaatsarchiv und Staatsarchive in den Provinzen © Staatsarchiv EUPEN/Sammlung D’Haenens; 67.  https://commons.wikimedia.org/wiki/File: War_memorial_Derry_2007_SMC. jpg?uselang=de, Foto: SeanMack, Lizenz: https:// creativecommons.org/licenses/bysa/3.0/deed.de, Abruf am 21.12.13; 68.  ©  Paul Thompson/Corbis; 69.  Privatsammlung; 70. Generalstaatsarchiv und Staatsarchive in den Provinzen © Staatsarchiv EUPEN/Sammlung D’Haenens; 71.  https://commons.wikimedia.org/wiki/File: Seravezza-monumenti_ai_caduti.jpg?uselang=de, Foto: Davide Papalini, Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de, Abruf am 21.12.13; 72.  »Historische Bildpostkarten – Universität Osnabrück – Sammlung Prof. Dr. Sabine Giesbrecht«, www.bildpostkarten.uos.de; 73.  Scharfe, Deutschland über Alles, S. 63; 74. Andreas Körber; 75. Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle/ Originalfoto aus Privatbesitz/Privatnachlass Niemeyer/Repro Eberhard Renno; 76. Herbert Sandig; 77. Privatsammlung/Detail Skipton/Kopie; 78. https://commons. wikimedia.org/wiki/File: Levallois-Perret_Monument_aux_Morts.JPG?uselang=de, Foto: JHvW, Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de, Abruf am 21.12.13, Ausschnitt: Bernd Nogli; 79. Broch/Hauptmann, Die westgalizischen Heldengräber, S. 169; 80. Deutscher Ehrenhain, S. 123; 81. akpool; 82. Stadtarchiv der Hansestadt Stralsund; 83. Deutscher Ehrenhain, S. 183; 84. Photo by Hulton Archive/Getty Images/Malcolm Dunbar; 85. ullstein bild - Roger-Viollet; 86. Privatsammlung; 87.  ullstein bild-imageBROKER/David Davies; 88.  https://commons.wikimedia.org/wiki/File: Gefallenendenkmal_Ettlingen.JPG? uselang=de, Foto: Martin Dürrschnabel, Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/ 2.5/deed.de, Abruf am 13.4.14; 89.  Stadtachiv Gießen; 90.  Ev. Kirchengemeinde Bochum-Gerthe; 91.  https://commons.wikimedia.org/wiki/File: Erwachender.jpg? uselang=de, Foto: Silvercork, Lizenz: https://creativecommons.org/licences/by-sa/ 3.0/deed.de, Abruf am 21.12.13; 92. Deutscher Ehrenhain, S. 157; 93. Stadtarchiv Bielefeld; 94. bpk/Kunstbibliothek/SMB/Foto: Dietmar Katz; 95. Scheja/Hölscher, Die Schrift in der Baukunst, S. 79; 96. Stadtarchiv Tübingen/Corps Suevia, D 150/ 136-000/Peter Neumann; 97. Marina Sandig; 98. Stadtarchiv und Heimatmuseum

Abbildungsnachweis

347

Günzburg; 99. Privatsammlung; 100. Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs, S. 197; 101.  Helmut P. Fleischhauer; 102.  Quelle: Nordrhein-Westfäl. Hauptstaatsarchiv Düsseldorf (Gerichte Rep. 114/7879, S. 13a), heute: Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland; 103. Benary, Das Königlich Preußische Jäger-Regiment zu Pferde Nr. 2, nach S. 300; 104. dhm, PK 001022; 90/1022, Ausschnitt: Bernd Nogli; 105. Time & Life Pictures/Getty Images/Carlo BAVAGNOLI; 106.  Stadtarchiv der Landeshauptstadt Düsseldorf, 809-806-011; 107.  ullstein bild/August Kreyenkamp; 108. Stadtarchiv-Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte; 109. Deutscher Ehrenhain, S. 125; 110. BArch, NL Bogislav von Selchow/N 428/38, Bl. 7551; 111. Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs, S.  159; 112.  Stadtarchiv Schwerin; 113a‑113b.  Foto: Petra Haas-Weiglein/Mainbernheim; 114. Stadt Viersen/Schule, Kultur, Sport Abt. Stadtarchiv; 115.  Jutta Lieder; 116a‑116b.  Nadja Sprenger; 117.  ©  Henry Scott Goodman/www.KarlGoetz.com; 118.  Privatsammlung; 119.  Loretana de Libero; 120.  »Historische Bildpostkarten – Universität Osnabrück – Sammlung Prof. Dr. Sabine Giesbrecht«, www.bildpostkarten.uos.de; 121. Directeur Universiteitsbibliotheek Ku Leuven; 122.  Privatsammlung; 123.  dhm/ZIB/Josef Winter (Verleger); 124. © Henry Scott Goodman/www.KarlGoetz.com; 125. CanadianWar Museum/ Frances Derwent Wood; 126.  Getty Images//Lonely Planet Images/Richard Cummins; 127. Scherl/SZ Photo; 128. Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs, S. 218; 129.  Stadt Kaarst/Verwaltungsbücherei/Stadtarchiv Kaarst/StA; 130.  bpk/Max Löhrich; 131. © Corbis Jacques LOIC/Photononstop Corbis; 132. Nachlass Ottilie Palm-Jost und Josef Jost: Stefanie Schneider; 133. https://commons.wikimedia.org/ wiki/File:Rosenthal-Kirchhainerstra%C3%9Fe-o-Nr-z.jpg?uselang=de, Lizenz: https://creativecommons.org/by-sa/3.0/deed.de, Abruf am 13.4.14; 134.  Deutscher Ehrenhain, S.  20; 135.  Original: Stadtarchiv Sinzig; 136.  Kladderadatsch vom 16.8.1914, 67.  Jg., Nr.  33/Werner Hahmann; 137.  dhm, PK2004/906/Verlag Brüder Kohn 1914/1918; 138. Münzkabinett/Staatliche Museen zu Berlin-Preußischer Kulturbesitz; 139.  Deutscher Ehrenhain, S.  170; 140.  https://commons. wikimedia.org/wiki/File:Graz_G%C3%B6sting_L1290480.JPG?uselang=de/ Lizenz: https://creativecommons.org/by-sa/3/3a/deed.de, Abruf am 13.4.14; 141. Kreisarchiv Viersen; 142. Deutscher Ehrenhain, S. 181; 143. Stadtarchiv Neustadt an der Weinstraße, Foto: R. Schaedler; 144. akpool; 145. Markt Reichenberg; 146. Loretana de Libero; 147.  Werner, Die deutsche Plastik der Gegenwart, S.  112; 148.  Getty Images/Buyenlarge; 149. Militärhistorisches Museum der Bundeswehr; 150. Deutscher Ehrenhain, S.  132; 151.  Zetzmann, Deutsche Silbermedaillen, Nr.  6045; 152. Demminer Regionalmuseum; 153. Geschichte des Infanterie-Regiments Generalfeldmarschall Friedrich Karl von Preußen, Nr. 64, Taf. 47; 154. Privatsammlung; 155.  ©  POOL/Reuters/Corbis; 156.  https://de.wikipedia.org/wiki/File:Usingen_ Kriegerdenkmal_rechter_Fl%C3%BCgel.JPG?uselang=de, Foto: Karsten11, Lizenz: Public Domain, Abruf am 14.4.14; 157. Stadtarchiv Rudolstadt/Bildarchiv, BDi 178; 158‑159.  Privatsammlung; 160a.  Getty Images/Richard Watson; 160b.  Privatsammlung/Detail Sledmere/Kopie; 161.  https://da.wikipedia.org/wiki/File: Landsoldaten.jpg?uselang=de, Foto: Rune, Lizenz: https://creativecommons.org/ licenses/by-sa/3.0/deed.de, Abruf am 14.4.14; 162. Foto: Wolfgang Kosubek/Haller

348

Abbildungsnachweis

ZeitRäume-virt. Museum in Halle Westf.; 163. dhm/Inv.-Nr.: 08/2080/004/182/044; 164.  https://commons.wikimedia. org/wiki/File:Kriegerdenkmal_Ober-Fl%C3% B6rsheim.jpg?uselang=de, Foto: Olga Bandelowa, Lizenz: https://creativecommons.org/by-sa/3.0/deed.de, Abruf am 13.4.14; 165.  Stadtbetrieb Historisches Zentrum/Fotosammlung/Stadtarchiv Wuppertal; 166.  bpk/Bayerische Statsbibliothek/Archiv Heinrich Hoffmann; 167.  Privatsammlung; 168.  Generalstaatsarchiv und Staatsarchive in den Provinzen © Staatsarchiv EUPEN/Sammlung D’Haenens; 169.  https://en.wikipedia.org/wiki/File: Double_Bay_war_memorial.JPG?uselang =de, Foto: J Bar Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de, Abruf am 14.4.14; 170.  https://en.wikipedia.org/wiki/File:Leul_Cotroceni.jpg? uselang=de, Foto: Bogdan Giușcă, Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/ by-sa/3.0/deed.de, Abruf am 14.4.14; 171. Privatsammlung; 172. J. Neckermann; 173. picture alliance/Herve Champollion/akg-images; 174‑175. Generalstaatsarchiv und Staatsarchive in den Provinzen © Staatsarchiv EUPEN/Sammlung D’Haenens; 176. ullstein bild-Roger-Viollet; 177. Privatsammlung; 178. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Villeneuve-sur-Lot_-_Monument_aux_morts_-163. jpg?uselang=de, Foto: Mossot, Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/ 3.0/deed.de, Abruf am 13.4.14; 179. Generalstaatsarchiv und Staatsarchive in den Provinzen © Staatsarchiv EUPEN/Sammlung D’Haenens; 180. https://cs.wikipedia. org/wiki/File:Podol%C3%AD_I_4.jpg? uselang=de, Foto: Chmee2, Lizenz: https:// creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de, Abruf am 13.4.14; 181.  http:// upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f8/MontStQuentinMemorial1925. jpg?uselang=de Public Domain, Abruf am 13.4.14; 182. https://commons.wikimedia. org/wiki/File:Pandino_mon_Caduti.JPG? uselang=de, Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de, Abruf am 13.4.14; 183.  https://commons. wikimedia.org/wiki/File:Ivenack-kirche-krieger denkm.jpg?uselang=de, Foto: Peter Schmelzle, Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de, Abruf am 13.4.14; 184. picture alliance/Arco Images/Schoening; 185. Landesarchiv Berlin/F Rep. 290, Nr. 0108080/Fotograf: Willa, Johann/1965; 186. © Henry Scott Goodman/www.KarlGoetz.com; 187.  Privatsammlung; 188.  Landesarchiv BadenWürttemberg, Vorlage und Aufnahme: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, M 746, Bü 56; 189.  https://commons.wikimedia.org/wiki/File:FFM_Mahnmal_Den_Opfern_Elkan. jpg?uselang=de, Foto: Frank Behnsen, Lizenz: https://creativecommons.org/Licenses/ by-sa/3.0/deed.de, Abruf am 13.4.14; 190.  https://fr.wikipedia.org/wiki/Fichier: Monument_aux_morts_d%27Equeurdreville.jpeg?uselang=de, Foto: Auditus, Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de, Abruf am 14.4.14; 191. AFP/ Getty Images/ Pascal Lachenaud; 192. Verbandsgemeinde Dudenhofen, Bürgermeister/ Foto: Kurt Keller Trotz sorgfältiger Recherche konnten nicht alle Fotografen und Künstler bzw. deren Rechtsnachfolger ausfindig gemacht werden. Sollten unberücksichtigte Rechtsansprüche bestehen, so sind diese beim ZMSBw geltend zu machen.

Abbildungsnachweis

349

GNU Free Documentation License Version 1.3, 3 November 2008 Copyright © 2000, 2001, 2002, 2007, 2008 Free Software Foundation, Inc.

Everyone is permitted to copy and distribute verbatim copies of this license document, but changing it is not allowed. 0. PREAMBLE The purpose of this License is to make a manual, textbook, or other functional and useful document »free« in the sense of freedom: to assure everyone the effective freedom to copy and redistribute it, with or without modifying it, either commercially or noncommercially. Secondarily, this License preserves for the author and publisher a way to get credit for their work, while not being considered responsible for modifications made by others. This License is a kind of »copyleft«, which means that derivative works of the document must themselves be free in the same sense. It complements the GNU General Public License, which is a copyleft license designed for free software. We have designed this License in order to use it for manuals for free software, because free software needs free documentation: a free program should come with manuals providing the same freedoms that the software does. But this License is not limited to software manuals; it can be used for any textual work, regardless of subject matter or whether it is published as a printed book. We recommend this License principally for works whose purpose is instruction or reference. 1. APPLICABILITY AND DEFINITIONS This License applies to any manual or other work, in any medium, that contains a notice placed by the copyright holder saying it can be distributed under the terms of this License. Such a notice grants a world-wide, royalty-free license, unlimited in duration, to use that work under the conditions stated herein. The »Document«, below, refers to any such manual or work. Any member of the public is a licensee, and is addressed as »you«. You accept the license if you copy, modify or distribute the work in a way requiring permission under copyright law. A »Modified Version« of the Document means any work containing the Document or a portion of it, either copied verbatim, or with modifications and/or translated into another language. A »Secondary Section« is a named appendix or a front-matter section of the Document that deals exclusively with the relationship of the publishers or authors of the Document to the Document‘s overall subject (or to related matters) and contains nothing that could fall directly within that overall subject. (Thus, if the Document is in part a textbook of mathematics, a Secondary Section may not explain any mathe-

350

Abbildungsnachweis

matics.) The relationship could be a matter of historical connection with the subject or with related matters, or of legal, commercial, philosophical, ethical or political position regarding them. The »Invariant Sections« are certain Secondary Sections whose titles are designated, as being those of Invariant Sections, in the notice that says that the Document is released under this License. If a section does not fit the above definition of Secondary then it is not allowed to be designated as Invariant. The Document may contain zero Invariant Sections. If the Document does not identify any Invariant Sections then there are none. The »Cover Texts« are certain short passages of text that are listed, as Front-Cover Texts or Back-Cover Texts, in the notice that says that the Document is released under this License. A Front-Cover Text may be at most 5 words, and a Back-Cover Text may be at most 25 words. A »Transparent« copy of the Document means a machine-readable copy, represented in a format whose specification is available to the general public, that is suitable for revising the document straightforwardly with generic text editors or (for images composed of pixels) generic paint programs or (for drawings) some widely available drawing editor, and that is suitable for input to text formatters or for automatic translation to a variety of formats suitable for input to text formatters. A copy made in an otherwise Transparent file format whose markup, or absence of markup, has been arranged to thwart or discourage subsequent modification by readers is not Transparent. An image format is not Transparent if used for any substantial amount of text. A copy that is not »Transparent« is called »Opaque«. Examples of suitable formats for Transparent copies include plain ASCII without markup, Texinfo input format, LaTeX input format, SGML or XML using a publicly available DTD, and standard-conforming simple HTML, PostScript or PDF designed for human modification. Examples of transparent image formats include PNG, XCF and JPG. Opaque formats include proprietary formats that can be read and edited only by proprietary word processors, SGML or XML for which the DTD and/or processing tools are not generally available, and the machine-generated HTML, PostScript or PDF produced by some word processors for output purposes only. The »Title Page« means, for a printed book, the title page itself, plus such following pages as are needed to hold, legibly, the material this License requires to appear in the title page. For works in formats which do not have any title page as such, »Title Page« means the text near the most prominent appearance of the work‘s title, preceding the beginning of the body of the text. The »publisher« means any person or entity that distributes copies of the Document to the public. A section »Entitled XYZ« means a named subunit of the Document whose title either is precisely XYZ or contains XYZ in parentheses following text that translates XYZ in another language. (Here XYZ stands for a specific section name mentioned below, such as »Acknowledgements«, »Dedications«, »Endorsements«, or »History«.) To »Preserve the Title« of such a section when you modify the Document means that it remains a section »Entitled XYZ« according to this definition.

Abbildungsnachweis

351

The Document may include Warranty Disclaimers next to the notice which states that this License applies to the Document. These Warranty Disclaimers are considered to be included by reference in this License, but only as regards disclaiming warranties: any other implication that these Warranty Disclaimers may have is void and has no effect on the meaning of this License. 2. VERBATIM COPYING You may copy and distribute the Document in any medium, either commercially or noncommercially, provided that this License, the copyright notices, and the license notice saying this License applies to the Document are reproduced in all copies, and that you add no other conditions whatsoever to those of this License. You may not use technical measures to obstruct or control the reading or further copying of the copies you make or distribute. However, you may accept compensation in exchange for copies. If you distribute a large enough number of copies you must also follow the conditions in section 3. You may also lend copies, under the same conditions stated above, and you may publicly display copies. 3. COPYING IN QUANTITY If you publish printed copies (or copies in media that commonly have printed covers) of the Document, numbering more than 100, and the Document‘s license notice requires Cover Texts, you must enclose the copies in covers that carry, clearly and legibly, all these Cover Texts: Front-Cover Texts on the front cover, and Back-Cover Texts on the back cover. Both covers must also clearly and legibly identify you as the publisher of these copies. The front cover must present the full title with all words of the title equally prominent and visible. You may add other material on the covers in addition. Copying with changes limited to the covers, as long as they preserve the title of the Document and satisfy these conditions, can be treated as verbatim copying in other respects. If the required texts for either cover are too voluminous to fit legibly, you should put the first ones listed (as many as fit reasonably) on the actual cover, and continue the rest onto adjacent pages. If you publish or distribute Opaque copies of the Document numbering more than 100, you must either include a machine-readable Transparent copy along with each Opaque copy, or state in or with each Opaque copy a computer-network location from which the general network-using public has access to download using public-standard network protocols a complete Transparent copy of the Document, free of added material. If you use the latter option, you must take reasonably prudent steps, when you begin distribution of Opaque copies in quantity, to ensure that this Transparent copy will remain thus accessible at the stated location until at least one year after the last time you distribute an Opaque copy (directly or through your agents or retailers) of that edition to the public.

352

Abbildungsnachweis

It is requested, but not required, that you contact the authors of the Document well before redistributing any large number of copies, to give them a chance to provide you with an updated version of the Document. 4. MODIFICATIONS You may copy and distribute a Modified Version of the Document under the conditions of sections 2 and 3 above, provided that you release the Modified Version under precisely this License, with the Modified Version filling the role of the Document, thus licensing distribution and modification of the Modified Version to whoever possesses a copy of it. In addition, you must do these things in the Modified Version: A. Use in the Title Page (and on the covers, if any) a title distinct from that of the Document, and from those of previous versions (which should, if there were any, be listed in the History section of the Document). You may use the same title as a previous version if the original publisher of that version gives permission. B. List on the Title Page, as authors, one or more persons or entities responsible for authorship of the modifications in the Modified Version, together with at least five of the principal authors of the Document (all of its principal authors, if it has fewer than five), unless they release you from this requirement. C. State on the Title page the name of the publisher of the Modified Version, as the publisher. D. Preserve all the copyright notices of the Document. E. Add an appropriate copyright notice for your modifications adjacent to the other copyright notices. F. Include, immediately after the copyright notices, a license notice giving the public permission to use the Modified Version under the terms of this License, in the form shown in the Addendum below. G. Preserve in that license notice the full lists of Invariant Sections and required Cover Texts given in the Document‘s license notice. H. Include an unaltered copy of this License. I. Preserve the section Entitled »History«, Preserve its Title, and add to it an item stating at least the title, year, new authors, and publisher of the Modified Version as given on the Title Page. If there is no section Entitled »History« in the Document, create one stating the title, year, authors, and publisher of the Document as given on its Title Page, then add an item describing the Modified Version as stated in the previous sentence. J. Preserve the network location, if any, given in the Document for public access to a Transparent copy of the Document, and likewise the network locations given in the Document for previous versions it was based on. These may be placed in the »History« section. You may omit a network location for a work that was published at least four years before the Document itself, or if the original publisher of the version it refers to gives permission.

Abbildungsnachweis

353

K. For any section Entitled »Acknowledgements« or »Dedications«, Preserve the Title of the section, and preserve in the section all the substance and tone of each of the contributor acknowledgements and/or dedications given therein. L. Preserve all the Invariant Sections of the Document, unaltered in their text and in their titles. Section numbers or the equivalent are not considered part of the section titles. M. Delete any section Entitled »Endorsements«. Such a section may not be included in the Modified Version. N. Do not retitle any existing section to be Entitled »Endorsements« or to conflict in title with any Invariant Section. O. Preserve any Warranty Disclaimers. If the Modified Version includes new front-matter sections or appendices that qualify as Secondary Sections and contain no material copied from the Document, you may at your option designate some or all of these sections as invariant. To do this, add their titles to the list of Invariant Sections in the Modified Version‘s license notice. These titles must be distinct from any other section titles. You may add a section Entitled »Endorsements«, provided it contains nothing but endorsements of your Modified Version by various parties—for example, statements of peer review or that the text has been approved by an organization as the authoritative definition of a standard. You may add a passage of up to five words as a Front-Cover Text, and a passage of up to 25 words as a Back-Cover Text, to the end of the list of Cover Texts in the Modified Version. Only one passage of Front-Cover Text and one of Back-Cover Text may be added by (or through arrangements made by) any one entity. If the Document already includes a cover text for the same cover, previously added by you or by arrangement made by the same entity you are acting on behalf of, you may not add another; but you may replace the old one, on explicit permission from the previous publisher that added the old one. The author(s) and publisher(s) of the Document do not by this License give permission to use their names for publicity for or to assert or imply endorsement of any Modified Version. 5. COMBINING DOCUMENTS You may combine the Document with other documents released under this License, under the terms defined in section 4 above for modified versions, provided that you include in the combination all of the Invariant Sections of all of the original documents, unmodified, and list them all as Invariant Sections of your combined work in its license notice, and that you preserve all their Warranty Disclaimers. The combined work need only contain one copy of this License, and multiple identical Invariant Sections may be replaced with a single copy. If there are multiple Invariant Sections with the same name but different contents, make the title of each such section unique by adding at the end of it, in parentheses, the name of the origi-

354

Abbildungsnachweis

nal author or publisher of that section if known, or else a unique number. Make the same adjustment to the section titles in the list of Invariant Sections in the license notice of the combined work. In the combination, you must combine any sections Entitled »History« in the various original documents, forming one section Entitled »History«; likewise combine any sections Entitled »Acknowledgements«, and any sections Entitled »Dedications«. You must delete all sections Entitled »Endorsements«. 6. COLLECTIONS OF DOCUMENTS You may make a collection consisting of the Document and other documents released under this License, and replace the individual copies of this License in the various documents with a single copy that is included in the collection, provided that you follow the rules of this License for verbatim copying of each of the documents in all other respects. You may extract a single document from such a collection, and distribute it individually under this License, provided you insert a copy of this License into the extracted document, and follow this License in all other respects regarding verbatim copying of that document. 7. AGGREGATION WITH INDEPENDENT WORKS A compilation of the Document or its derivatives with other separate and independent documents or works, in or on a volume of a storage or distribution medium, is called an »aggregate« if the copyright resulting from the compilation is not used to limit the legal rights of the compilation‘s users beyond what the individual works permit. When the Document is included in an aggregate, this License does not apply to the other works in the aggregate which are not themselves derivative works of the Document. If the Cover Text requirement of section 3 is applicable to these copies of the Document, then if the Document is less than one half of the entire aggregate, the Document‘s Cover Texts may be placed on covers that bracket the Document within the aggregate, or the electronic equivalent of covers if the Document is in electronic form. Otherwise they must appear on printed covers that bracket the whole aggregate. 8. TRANSLATION Translation is considered a kind of modification, so you may distribute translations of the Document under the terms of section 4. Replacing Invariant Sections with translations requires special permission from their copyright holders, but you may include translations of some or all Invariant Sections in addition to the original versions of these Invariant Sections. You may include a translation of this License, and all the license notices in the Document, and any Warranty Disclaimers, provided

Abbildungsnachweis

355

that you also include the original English version of this License and the original versions of those notices and disclaimers. In case of a disagreement between the translation and the original version of this License or a notice or disclaimer, the original version will prevail. If a section in the Document is Entitled »Acknowledgements«, »Dedications«, or »History«, the requirement (section 4) to Preserve its Title (section 1) will typically require changing the actual title. 9. TERMINATION You may not copy, modify, sublicense, or distribute the Document except as expressly provided under this License. Any attempt otherwise to copy, modify, sublicense, or distribute it is void, and will automatically terminate your rights under this License. However, if you cease all violation of this License, then your license from a particular copyright holder is reinstated (a) provisionally, unless and until the copyright holder explicitly and finally terminates your license, and (b) permanently, if the copyright holder fails to notify you of the violation by some reasonable means prior to 60 days after the cessation. Moreover, your license from a particular copyright holder is reinstated permanently if the copyright holder notifies you of the violation by some reasonable means, this is the first time you have received notice of violation of this License (for any work) from that copyright holder, and you cure the violation prior to 30 days after your receipt of the notice. Termination of your rights under this section does not terminate the licenses of parties who have received copies or rights from you under this License. If your rights have been terminated and not permanently reinstated, receipt of a copy of some or all of the same material does not give you any rights to use it. 10. FUTURE REVISIONS OF THIS LICENSE The Free Software Foundation may publish new, revised versions of the GNU Free Documentation License from time to time. Such new versions will be similar in spirit to the present version, but may differ in detail to address new problems or concerns. See http://www.gnu.org/copyleft/. Each version of the License is given a distinguishing version number. If the Document specifies that a particular numbered version of this License »or any later version« applies to it, you have the option of following the terms and conditions either of that specified version or of any later version that has been published (not as a draft) by the Free Software Foundation. If the Document does not specify a version number of this License, you may choose any version ever published (not as a draft) by the Free Software Foundation. If the Document specifies that a proxy can decide which future versions of this License can be used, that proxy‘s public statement of acceptance of a version permanently authorizes you to choose that version for the Document.

356

Abbildungsnachweis

11. RELICENSING »Massive Multiauthor Collaboration Site« (or »MMC Site«) means any World Wide Web server that publishes copyrightable works and also provides prominent facilities for anybody to edit those works. A public wiki that anybody can edit is an example of such a server. A »Massive Multiauthor Collaboration« (or »MMC«) contained in the site means any set of copyrightable works thus published on the MMC site. »CC-BY-SA« means the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 license published by Creative Commons Corporation, a not-for-profit corporation with a principal place of business in San Francisco, California, as well as future copyleft versions of that license published by that same organization. »Incorporate« means to publish or republish a Document, in whole or in part, as part of another Document. An MMC is »eligible for relicensing« if it is licensed under this License, and if all works that were first published under this License somewhere other than this MMC, and subsequently incorporated in whole or in part into the MMC, (1) had no cover texts or invariant sections, and (2) were thus incorporated prior to November 1, 2008. The operator of an MMC Site may republish an MMC contained in the site under CC-BY-SA on the same site at any time before August 1, 2009, provided the MMC is eligible for relicensing. ADDENDUM: How to use this License for your documents To use this License in a document you have written, include a copy of the License in the document and put the following copyright and license notices just after the title page: Copyright (C) YEAR YOUR NAME. Permission is granted to copy, distribute and/or modify this document under the terms of the GNU Free Documentation License, Version 1.3 or any later version published by the Free Software Foundation; with no Invariant Sections, no Front-Cover Texts, and no Back-Cover Texts. A copy of the license is included in the section entitled »GNU Free Documentation License«.

If you have Invariant Sections, Front-Cover Texts and Back-Cover Texts, replace the »with … Texts.« line with this: with the Invariant Sections being LIST THEIR TITLES, with the Front-Cover Texts being LIST, and with the Back-Cover Texts being LIST.

If you have Invariant Sections without Cover Texts, or some other combination of the three, merge those two alternatives to suit the situation. If your document contains nontrivial examples of program code, we recommend releasing these examples in parallel under your choice of free software license, such as the GNU General Public License, to permit their use in free software.

Abkürzungen Akten zur deutschen auswärtigen Politik 1918—1945 Allgemeine Deutsche Biographie Aus Politik und Zeitgeschichte (Zeitschrift) Bundesarchiv Band Brandenburgisches Landeshauptarchiv Central European History (Zeitschrift) Deutsches Historisches Museum French Historical Studies (Zeitschrift) Geschichte und Gesellschaft (Zeitschrift) Guerres Mondiales et Conflits Contemporains (Zeitschrift) German Historical Institute Hauptstaatsarchiv Historische Zeitschrift Journal of Canadian Studies (Zeitschrift) Journal of Contemporary History (Zeitschrift) Journal of the History of Ideas (Zeitschrift) Kulturhistorisches Archiv Jüterbog Kriegstagebuch der Seekriegsleitung 1939 bis 1945 Landesarchiv Landeshauptarchiv Landkreis Mélanges de l’École Française de Rome, Italie et Méditerranée (Schriftenreihe) MGM Militärgeschichtliche Mitteilungen (Zeitschrift) MGZ Militärgeschichtliche Zeitschrift MHM Militärhistorisches Museum MSM/WGAZ Marineschule Mürwik/Wehrgeschichtliches Ausbildungszentrum NDB Neue Deutsche Biographie VfZ Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (Zeitschrift) WEL Warburg Electronic Library ZfG Zeitschrift für Geschichtswissenschaft ADAP ADB APuZ BArch Bd BLHA CEH DHM FHS GG GMCC GHI HStA HZ JCanS JCH JHI KHAJ KTB Skl LA LHA Lkr. MEFRI

Literatur Abshoff, Fritz, Deutschlands Ruhm und Stolz. Unsere hervorragenden vaterländischen Denkmäler in Wort und Bild, Berlin 1901 Acht Jahre politische Justiz. Das Zuchthaus – die politische Waffe. Eine Denkschrift der Deutschen Liga für Menschenrechte e.V., Berlin 1927 Adjutant im preußischen Kriegsministerium Juni 1918 bis Oktober 1919. Aufzeichnungen des Hauptmanns Gustav Böhm. Hrsg. von Heinz Hürten und Georg Meyer, Stuttgart 1977 (= Beiträge zur Militär- und Kriegsgeschichte, 19) Adriansen, Inge, und Birgit Jenvold, »Der tapfere Landsoldat«. Ein Heldendenkmal über den Mann aus dem Volk. In: 1848‑50: Med Gud!, S. 55‑69 Afflerbach, Holger, Der Dreibund. Europäische Großmacht- und Allianzpolitik vor dem Ersten Weltkrieg, Wien [u.a.] 2002 (= Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs, 92) Afflerbach, Holger, »... nearly a case of Italy contra mundum«? Italien als Siegermacht in Versailles 1919. In: Versailles 1919, S. 159‑173 Afflerbach, Holger, Vom Bündnispartner zum Kriegsgegner. Ursachen und Folgen des italienischen Kriegseintritts im Mai 1915. In: Der Kriegseintritt Italiens, S. 53‑69 Aggression und Katharsis. Der Erste Weltkrieg im Diskurs der Moderne. Hrsg. von Petra Ernst, Sabine A. Haring und Werner Suppanz, Wien 2004 (= Studien zur Moderne, 20) Agulhon, Maurice, Pèlegrinage et mémoire. Marianne en 14‑18. In: Guerre et cultures, S. 373‑384 Akkermann, Tönjes, Antisemitismus auf Borkum. Dokumentation, Borkum 1993 Akten der Partei-Kanzlei der NSDAP. Teil  1: Regesten Bd  1. Bearb. von Helmut Heiber unter Mitarb. von Hildegard von Kotze [u.a.], München 1983 Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik. Das Kabinett Scheidemann (1919), Bd  1. Hrsg. für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften von Karl Dietrich Erdmann und für das Bundesarchiv von Wolfgang Mommsen, Boppard a.Rh. 1971 Akten zur deutschen auswärtigen Politik 1918‑1945. Aus dem Archiv des Deutschen Auswärtigen Amts, Serie A: 1918‑1925, Bd 14, Göttingen 1995 Alberg, Werner, Düsseldorfer Denkmäler in den 30er Jahren. In: Düsseldorfer Kunstszene, S. 144‑153 Albrecht, Niels H.M., Die Macht einer Verleumdungskampagne. Antidemokratische Agitationen der Presse und Justiz gegen die Weimarer Republik und ihren ersten Reichspräsidenten Ebert, vom »Badebild« bis zum Magdeburger Prozeß, Diss.

360

Literatur

phil. Universität Bremen 2002 (http://elib.suub.uni-bremen.de/publications/ dissertations/E-Diss358_albrecht.pdf ) Alckens, August, Die Denkmäler und Denksteine der Stadt München, München 1936 Alckens, August, München in Erz und Stein. Gedenktafeln, Denkmäler, Gedenkbrunnen, Mainburg 1973 Alégria, Ludivine, Monuments aux morts de la Grande Guerre dans les Landes, Mont-de-Marsan 2004 Alings, Reinhard, Monument und Nation. Das Bild vom Nationalstaat im Medium Denkmal zum Verhältnis von Nation und Staat im deutschen Kaiserreich 1871‑1918, Berlin, New York 1996 (= Beiträge zur Kommunikationsgeschichte, 4) Allgemeine Deutsche Biographie, Bd  39: Tunner‑de Vins. Hrsg. durch die historische Commission bei der Königl. Akademie der Wissenschaften. Auf Veranlassung und mit Unterstützung seiner Majestät des Königs von Bayern Maximilian II., Leipzig 1895 Altenhöner, Florian, Kommunikation und Kontrolle. Gerüchte und städtische Öffentlichkeiten in Berlin und London 1914/1918, Diss. phil. Humboldt-Universität Berlin 2005, Berlin 2007 (= Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts, 62) An der Schwelle zum Totalen Krieg. Die militärische Debatte über den Krieg der Zukunft 1919‑1939. Hrsg. von Stig Förster unter Mitwirkung von Timo Baumann [u.a.], Paderborn [u.a.] 2002 (= Krieg in der Geschichte, 13) Andrae, Friedrich, Auch gegen Frauen und Kinder. Der Krieg der deutschen Wehrmacht gegen die Zivilbevölkerung in Italien 1943‑1945, München, Zürich 1995 Andresen, Hans-Günther, Die Ehrenmale von Möltenort und Laboe. In: Stolperstein der Geschichte, S. 205‑215 Angst und Politik in der europäischen Geschichte. Hrsg. von Franz Bosbach, Dettelbach 2000 (= Bayreuther historische Kolloquien, 13) Ansprachen und Reden, die bei der Einweihungsfeier des Denkmals für die im Weltkriege 1914‑1918 gefallenen Kameraden des Leib-Kürassier-Regiments »Großer Kurfürst« (Schlesisches) Nr. 1 gehalten wurden, und Telegramme. Gesammelt und hrsg. durch den Vorsitzenden des Denkmal-Komitees von Prittwitz, Major a.D., Breslau 1924 Anstätt, Klaus, Mahn- und Gedenkstätte. In: 1295‑1995 Höheinöd, S. 108‑117 Anton Hanak (1875‑1934). Hrsg. von Friedrich Grassegger und Wolfgang Krug, Wien, Köln, Weimar 1997 Apfeld, Volker, Borkum – eine Festung im Meer. Die interessante Geschichte der Seefestung Borkum von den Anfängen im Jahre 1902 bis zur Schließung des Bundeswehrstandortes 1996, Borkum 2005 Archer, Geoff, The Glorious Dead. Figurative Sculpture of British First World War Memorials, Kristead 2009 Das architektonische Urteil. Annäherungen und Interpretationen von Architektur und Kunst. Hrsg. von Ulrike Jehle-Schulte Strathaus und Bruno Reichlin, Basel 1989

Literatur

361

Architektur in Mannheim 1919‑1939. Hrsg. von Peter Plachetka und Jörg Schadt, Mannheim 1994 Architektur und bildende Kunst von 1933 bis 1945. Hrsg. von Brigitte Hartel und Bernfried Lichtnau, Frankfurt a.M. [u.a.] 1997 (= Kunst im Ostseeraum, 2) Architektur und Erinnerung. Hrsg. von Wolfram Martini, Göttingen 2000 Armanski, Gerhard, »... und wenn wir sterben müssen«. Die politische Ästhetik von Kriegerdenkmälern, Hamburg 1988 Arndt, Ernst Moritz, Katechismus für den deutschen Kriegs- und Wehrmann. Worin gelehret wird, wie ein christlicher Wehrmann seyn und mit Gott in den Streit gehen soll, [Frankfurt a. M.] 1814 Arndt, Ernst Moritz, Lieder für Teutsche, Berlin 1813 Aschmann, Birgit, Vom Nutzen und Nachteil der Emotionen in der Geschichte. In: Gefühl und Kalkül, S. 9‑32 Assmann, Aleida, Erinnerungsräume. Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses, München 1999 Assmann, Aleida, und Ute Frevert, Geschichtsvergessenheit – Geschichtsversessenheit. Vom Umgang mit deutschen Vergangenheiten nach 1945, Stuttgart 1999 Assmann, Aleida, Der lange Schatten der Vergangenheit. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik, München 2006 Assmann, Jan, Collective Memory and Cultural Identity. In: New German Critique, 65 (1995), S. 125‑133 Assmann, Jan, Kollektives Gedächtnis und kulturelle Identität. In: Kultur und Gedächtnis, S. 9‑19 Assmann, Jan, Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen, 4. Aufl., München 2002 1848‑1850: Med Gud! For Konge og Fødeland! Für Einheit und Freiheit! [Ausstellung: Museet på Sønderborg Slot 30.5.‑30.8.1998, Museumsberg Flensburg 11.10.1998‑3.1.1999, Museet på Koldinghus 14.3.‑13.6.1999] Red.: Alex und Wiebke Johnsen, Sonderborg 1998 Auerbach, Horst, Preußische Gedächtnissäulen auf der Insel Rügen. In: Pommern. Zeitschrift für Kultur und Geschichte, 31 (1993), 3, S. 19‑25 Auf See unbesiegt. Erlebnisse im Seekrieg erzählt von Mitkämpfern, 2 Bde. Hrsg. von Eberhard von Mantey, München 1922 Aufrufe und Reden deutscher Professoren im Ersten Weltkrieg. Hrsg. von Klaus Böhme, Stuttgart 1975 August Gauls Kriegerdenkmal vollendet von Max Esser, der Universität Leipzig gestiftet von Heinrich Toelle. Vier Lichtdrucktafeln mit dem Verzeichnis der Gefallenen und dem Berichte der Universität über die Enthüllungsfeier am 31. Oktober 1924, Leipzig 1925 Auhagen, Otto, Pro Patria! Reden zum Gedächtnis der gefallenen Angehörigen der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin und zur Feier des 50jährigen Bestehens des Deutschen Reiches, Berlin 1921 Aurelio Mistruzzi 1880‑1960. A cura di Carlo Someda de Marco, Udine 1974

362

Literatur

Aus der Arbeit des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie. Hrsg. vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Erfurt 2009 Aust, Alfred, Der Ohlsdorfer Friedhof, Hamburg 1953 Avenarius, Ferdinand, Das Bild als Narr. Die Karikatur in der Völkerverhetzung, was sie aussagt – und was sie verrät, München 1918 Azizyan, I., and I. Ivanova, Honour Eternal. Second World War Memorials, Moskau 1982 Bach, Martin, Studien zur Geschichte des deutschen Kriegerdenkmals in Westfalen und Lippe, Diss. phil. Universität Münster/W. 1984, Frankfurt a.M. [u.a.] 1985 (= Europäische Hochschulschriften, Reihe 28, 43) Badel, Emile, Mars-La-Tour, Gravelotte & Saint-Privat, Mars-La-Tour 1897 Baeumerth, Angelika, Das Denkmal der 80er in Bad Homburg. In: Alt-Homburg, 25 (1982), 5, S. 87 Balkan Identities. Nation and Memory. Ed. by Maria Todorova, London 2004 Balzac, Jean Louis Guez de, Les entretiens, Leiden 1659 Banser, Hermann, Kriegsgräber, Gedenkstätten und Mahnmale im Landkreis Schaumburg. Hrsg. vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Kreisverband Schaumburg, [o.O.] 1987 Barcellini, Serge, et Annette Wieviorka, Passant, souviens-toi! Les lieux du souvenir de la Seconde Guerre Mondiale en France, Paris 1995 Barlach, Ernst, Güstrower Tagebuch (1914‑1917) in der Fassung der Handschrift. Hrsg. von Ulrich Bubrowski, Hamburg 2007 Bartels, Klaus, Roms sprechende Steine. Inschriften aus zwei Jahrtausenden, Mainz 2000 Barth, Boris, Dolchstoßlegenden und politische Desintegration. Das Trauma der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg 1914‑1933, Düsseldorf 2003 Bartlett, J., and K.M. Ellis, Remembering the Dead in Northop: First World War Memorials in a Welsh Parish. In: JCH, 34 (1999), 2, S. 231‑242 Bauer, Erich, Opfer und Helden. In: Geschichte und Geschichten aus unserer Heimat Weissacher Tal, 18 (2003), S. 155‑180 Bauer, Frank, Hartmut Knitter und Heinz Ruppert, Vernichtet, vergessen, verdrängt. Militärbauten und militärische Denkmäler in Potsdam, Berlin [u.a.] 1993 Baumstark, Brigitte, Das Kriegerdenkmal vor der Friedrich-Realschule in Durlach. In: Blick in die Geschichte, 1995, 28, S. 4 Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin. Hrsg. von Hinnerk Scheper, Berlin (West) 1955 Beck, Arndt, und Markus Euskirchen, Die beerdigte Nation. »Gefallenen«-Gedenken von 1813 bis heute, Berlin 2009 Beck, Stefan, und Gerhard Keim, Der Krieg beginnt im Frieden. In: Von Weimar bis Bonn, S. 339‑354 Becker, Achim, Das Denkmal »Allen Opfern« des Bildhauers Benno Elkan in Völklingen. In: Völklinger Schätze, 3 (2008), Sonderausg., S. 3‑6

Literatur

363

Becker, Annette, La guerre et la foi. De la mort à la mémoire, 1914‑1930, Paris 1994 (= Collection U, série Histoire contemporaine) Becker, Annette, Der Kult der Erinnerung nach dem Großen Krieg. Kriegerdenkmäler in Frankreich. In: Der politische Totenkult, S. 315‑324 Becker, Annette, Monuments aux morts après la guerre de sécession et la guerre de 1870‑1871: Un legs de la guerre nationale? In: GMCC, 167 (1992), 42, S. 23‑40 Becker, Annette, Les Monuments aux morts. Patrimoine et mémoire de la grande guerre, Paris 1988 Becker, Annette [u.a.], Monuments de Mémoire. Les Monuments aux morts de la Première Guerre Mondiale, Paris 1994 Becker, Meike [u.a.], Heldentod und Abschied. Zur Sinnstiftung zweier Kriegerdenkmäler in Ennigloh und Enger aus der Zeit der Weimarer Republik. In: Historisches Jahrbuch für den Kreis Herford, 1 (1994/1993), S. 207‑216 Beckmann, Annett, Mentalitätsgeschichtliche und ästhetische Untersuchungen der Grabmalsplastik des Karlsruher Hauptfriedhofs, Diss. phil. Universität Karlsruhe 2005, Karlsruhe 2006 Beckmann, Theodor, Das Dattelner Ehrenmal. In: Vestischer Kalender, 63 (1991), S. 194‑201 Beddrich, Heinrich, Statt Söhnen der Stadt blicken die Löwen heute den Sachsen ins Grab. Geschichte des ehemaligen Kriegerdenkmals. Einst prägte es den Engelplatz. In: »Bote vom Untermain/Michaelismesse Miltenberg« vom 23. August 1991 Befreite Heimat. Bad Teplitz-Schönau im Kampf und Jubel großer Tage. Hrsg. im Auftrag des Bürgermeisteramtes der Kur- und Badestadt Teplitz-Schönau von Ernst Renner, Teplitz-Schönau 1939 Begegnungen. Festschrift für Peter Anselm Riedl zum 60.  Geburtstag. Hrsg. von Klaus Güthlein und Franz Matsche, Worms 1993 Begrüßung der aus dem Krieg heimgekehrten Studierenden am 16. Februar 1919 in der Stiftskirche zu Tübingen, Tübingen 1919 (= Universität Tübingen Heft, 17) Behrenbeck, Susanne, Denkmale einer Niederlage. Architekturdenkmale zwischen 1926 und 1936 und ihre Symbolsprache. In: Historische Denkmäler, S. 71‑101 Behrenbeck, Susanne, Heldenkult oder Friedensmahnung? Kriegerdenkmale nach beiden Weltkriegen. In: Lernen aus dem Krieg?, S. 344‑364 Behrenbeck, Susanne, Zwischen Trauer und Heroisierung. Vom Umgang mit Kriegstod und Niederlage nach 1918. In: Kriegsende 1918, S. 315‑339 Behrens, Carl, Heldengedenktag 1933. Gedenktafel für die Kriegstoten 1914/18 in der Söhlder Kirche. In: Hildesheimer Heimat-Kalender, 2001, S. 103‑106 Behrens, Christine, Der Bildhauer Arthur Bock (1875‑1957) in Hamburg. In: Ohlsdorf. Zeitschrift für Trauerkultur, 99 (2007), 4, vom 10.11.2007. http:// www.fof-ohlsdorf.de/thema/2007/99s05_bockbehrens.htm

364

Literatur

Behrens, Christine, Historische Kindergrabstätten in Ohlsdorf. In: Ohlsdorf. Zeitschrift für Trauerkultur, 74 (2001), 3, vom August 2001. http://www.fofohlsdorf.de/2001/thema/74s22_historisch.htm Beitin, Andreas F., Geprägte Propaganda. Karl Goetz und seine »Lusitania-Medaille«. In: Bildpropaganda im Ersten Weltkrieg, S. 277‑292 Beiträge zur Ausstellung »Spuren des I.  Weltkrieges im Landkreis Lüchow-Dannenberg.« Ein Lesebuch. [Arbeitsausschuß: Christiane Beyer u.a.], Wustrow 1986 (= Schriften des Museums Wustrow) Bell, Gilbert Torrance, Monuments to the Fallen. Scottish War Memorials of the Great War, 2 vols., Ms-Diss. phil. University of Strathclyde 1993 Ben-Amos, Avner, Monuments and Memory in French Nationalism. In: History and Memory, 5 (1993), 2, S. 50‑77 Benary, Albert, Das Königlich Preußische Jäger-Regiment zu Pferde Nr.  2 und seine Kriegsformationen, Berlin 1937 (= Deutsche Tat im Weltkrieg 1914/1918. Geschichten der Kämpfe deutscher Truppen, 61) Bennett, James R., From Patriotism to Peace. The Humanization of War Memorials. In: The Humanist, 58 (1998), 5, S. 5‑10 Benz, Wolfgang, Feindbild und Vorurteil. Beiträge über Ausgrenzung und Verfolgung, München 1996 Benz, Wolfgang, Fremdenfeindlichkeit als Vorurteil und politische Aggression. In: Benz, Feindbild und Vorurteil, S. 9‑19 Berg, Karl Matthias, Ein altes Kriegerdenkmal in neuer Umgebung, Lindlar – Eichenhofstraße. In: Frei-Licht-Blick, 4 (1992), S. 80‑84 Bernhardi, Friedrich von, Denkwürdigkeiten aus meinem Leben. Nach gleichzeitigen Aufzeichnungen und im Lichte der Erinnerung, Berlin 1927 Besatzung, Widerstand und Erinnerung in Italien, 1943‑1945. Hrsg. von Bernd Heidenreich, Marzia Gigli und Sönke Neitzel, Wiesbaden 2010 Die Besetzung des öffentlichen Raumes. Politische Plätze, Denkmäler und Straßennamen im europäischen Vergleich. Hrsg. von Rudolf Jaworski und Peter Stachel, Berlin 2007 Beyer, Christiane, und Axel Kahrs, Die Kriegerdenkmäler des 1. Weltkriegs im Wendland. Ihre Geschichte und ihr gegenwärtiger Zustand. In: Beiträge zur Ausstellung, S. 172‑194 Bialecki, Robert [u.a.], Polacy pochowani na cmentarzu Montmartre oraz Saint Vincent i Batignolles w Paryżu, Warschau 1999 Bielefeld-Senne. Eine siedlungsgeschichtliche Dokumentation mit Beiträgen zur Volkskunde und Heimatgeschichte, Bd 2. Hrsg. von Horst Wasgindt und Hans Schumacher, Bielefeld 1989 Biermann, Holger, und Frauke Lindloff, »Alle werden fallen«. Das Kriegerdenkmal im Rosengarten. In: Verewigt und Vergessen, S. 54‑66 Bildpropaganda im Ersten Weltkrieg. Hrsg. von Raoul Zühlke, Hamburg 2000 (= 20th Century Imaginarium, 4) Bird, Derek, The Spirit of the Troops is excellent. The 6th (Morayshire) Battalion, Seaforth Highlanders, in the Great War 1914‑1919, Eastholme 2008

Literatur

365

Bird, Keith W., Erich Raeder. Admiral of the Third Reich, Annapolis, MA 2006 Bird, Keith W., Weimar, the German Naval Officer Corps and the Rise of National Socialism, Amsterdam 1977 »Bis in die fernste, fernste Zeit ...«. Hagen und seine Denkmäler. Hrsg. von Beate Hobein, Hagen 1996 (= Hagener Stadtgeschichte(n), 6) Blum, Ludwig, Die Fischelner Kriegstoten und deren Mahnmal. In: Die Heimat: Krefelder Jahrbuch. Zeitschrift für niederrheinische Kultur- und Heimatpflege, 58 (1987), S. 49‑52 Blume, Siegfried, Das Königlich-Preußische zweite Lothringische Feldartillerie-Regiment Nr. 34 im Weltkriege 1914‑1918, Oldenburg i.O. 1931 (= Erinnerungsblätter deutscher Regimenter, 343) Bölke, Stefan, Die Marineschule Mürwik. Architekturmonographische Untersuchung eines Repräsentationsbaues der Kaiserlichen Marine, Diss. Universität Kiel 1994, Frankfurt a.M. 1998 (= Europäische Hochschulschriften, Reihe 28, 328) Bönnen, Gerold, Das Ehrenmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs auf dem neuen jüdischen Friedhof in Worms und seine Bedeutung im regionalen Vergleich. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte, 32 (2006), S. 367‑396 Böttcher, Bernhard, Gefallen für Volk und Vaterland. Kriegerdenkmäler deutscher Minderheiten in Ostmitteleuropa während der Zwischenkriegszeit, Diss. phil. Universität Jena 2007, Köln, Weimar, Wien 2009 (= Studia Transylvanica, 39) Bokovoy, Melissa, Scattered Graves, Ordered Cemeteries. Commemorating Serbia’s Wars of National Liberation, 1912‑1918. In: Staging the Past, S. 236‑254 Boland, Karl, Vom Sterben für’s Vaterland. Zu den historischen »Helden«-Denkmälern in Mönchengladbach und Rheydt. In: Juni. Magazin für Literatur und Politik, 3 (1989), 4, S. 73‑84 Boorman, Derek, At the Going down of the Sun. British First World War Memorials, 2. ed., York 1988 Boorman, Derek, A Century of Remembrance. One Hundred Outstanding War Memorials, Barnsley 2005 Borchert, Wilhelm, Garnison-Friedhof Hasenheide in Wort und Bild, Berlin 1930 Borg, Alan, War Memorials from Antiquity to the Present, London 1991 Born, Robert, Römer und/oder Daker. Zur symbolischen Funktionalisierung der Antike in Rumänien von 1918 bis 1989. In: Neue Staaten – neue Bilder?, S. 257‑271 Bose, Thilo von, Das Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 im Weltkriege 1914‑1918, Zeulenroda 1932 (= Aus Deutschlands großer Zeit. Heldentaten deutscher Regimenter, 45) Bouillon, Jacques, et Michel Petzold, Mémoire figée, mémoire vivante. Les monuments aux morts, Charenton-le-Pont 1999 Brakelmann, Günter, Protestantische Kriegstheologie im 1.  Weltkrieg. Reinhold Seeberg als Theologe des deutschen Imperialismus, Bielefeld 1974 Brand, Eberhard, Das Gefallenen-Ehrenmal in der Goethe-Schule in Bochum. In: Bochumer Zeitpunkte. Beiträge zur Stadtgeschichte, Heimatkunde und Denkmalpflege, Bochum, 4 (1996), S. 19‑23

366

Literatur

Brandon, Laura, Art or Memorial? The Forgotten History of Canada’s War Art, Calgary 2006 (= Beyond Boundaries Series, 2) Brandt, Bettina, Germania und ihre Söhne. Repräsentationen von Nation, Geschlecht und Politik, Göttingen 2010 Brandt, Otto, »Herr mach uns frei!«. Rede gehalten bei der Kundgebung des Lehrkörpers und der Studentenschaft der Universität anlässlich der 10jährigen Wiederkehr der Unterzeichnung des »Versailler Diktats« am 28.  Juni 1929, Erlangen 1929 (= Erlanger Universitäts-Reden, 6) Brandt, Susanne, Denkmalpolitik und Grabmalkunst 1919‑1924. In: Krieg und Utopie, S. 389‑393 Brandt, Susanne, Das Sichtbare und das Unsichtbare. Denkmäler zur Erinnerung an den Ersten Weltkrieg in Düsseldorf. In: Krieg und Frieden in Düsseldorf, S. 201‑212 Brandt, Susanne, Trauer und fortgesetzter Krieg. Totengedenken zwischen Trauer und Kriegsverherrlichung in Düsseldorf nach dem ersten Weltkrieg. In: Der verlorene Frieden, S. 243‑260 Braumüller, Maximilian von, Geschichte des Königin Augusta Garde-GrenadierRegiments Nr. 4, Mannschaftsausgabe, 2. Aufl., Berlin 1907 (1. Aufl., 1901) Bremša, Laila, Denkmäler des Ersten Weltkrieges und der Freiheitskämpfe in Lettland aus den Jahren 1920‑1940. In: Das Denkmal im nördlichen Ostmitteleuropa, S. 185‑203 Brewer, Susan, Crusaders vs. Barbarians. American Propaganda during World War I. In: »Huns« vs. «Corned Beef«, S. 27‑58 British and German Historiography 1750‑1950. Traditions, Perceptions, and Transfers. Ed. by Benedikt Stuchtey and Peter Wende, Oxford 2000 Broch, Rudolf, und Hans Hauptmann, Die westgalizischen Heldengräber aus den Jahren des Weltkrieges 1914‑1915. Hrsg. vom k.u.k. Militärkommando Krakau, Wien 1918 Brocher, Josef, Dülkens Ehrenmal. In: Der Niederrhein, 11 (1939), 4, S. 86‑87 Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon, 5. Aufl., Leipzig 1911 Brocks, Christine, Die bunte Welt des Krieges. Bildpostkarten aus dem Ersten Weltkrieg 1914‑1918, Diss. phil. TU Berlin 2005/06, Essen 2008 (= Frieden und Krieg. Beiträge zur Historischen Friedensforschung, 10) Brocks, Christine, »Unser Schild muss rein bleiben.« Deutsche Bildzensur und ‑propaganda im Ersten Weltkrieg. In: MGZ, 67 (2008), 1, S. 25‑51 Bröckermann, Heiner, Von der Chambière nach Berlin. Zur Denkmalsgeschichte des »Adlers von Metz«. In: Schriftenreihe »Militärmuseum Brandenburg-Preußen«, 5 (2009), 1, S. 10 f. Bruendel, Steffen, Kulturelle Identität. Vergangenheitsdeutung, Zukunftserwartung und Distinktion. Eine methodische Einführung. In: Kulturelle Identität, S. 4‑16 Brulz, Rudolf, Mahnmale des Friedens. Gedenkstätten im Landkreis Günzburg. Kriegsopfer 1914‑1918 und 1939‑1945. Ehrenmale und Grabstätten, Günzburg 1992

Literatur

367

Brumme, Ilona, Das Kriegerdenkmal des Infanterie-Regiments Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig (Ostfr.) Nr.  78 und seiner Töchterregimenter am Bocksturm. In: Symbole des Friedens, S. 145‑171 Buchinger, Marie-Luise, und Marcus Cante, Stadt Jüterbog mit Kloster Zinna und Gemeinde Niedergörsdorf. Mit Beitr. von Katja Laudel [u.a.], Worms a.Rh. 2000 (= Denkmale in Brandenburg, 17) Bucur, Maria, Edifices of the Past. War Memorials and Heroes in Twentieth-century Romania. In: Balkan Identities, S. 158‑179 Büsch, Otto, Berlin als Hauptstadt der Weimarer Republik 1919‑1933, Berlin (West) 1987 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, 70) Büttner, Frank, Demonstration des Erinnerns. Kiel und seine Denkmäler. In: 750 Jahre Kiel, S. 103‑139 Burchardi, Karl, Das Füsilier-Regiment Generalfeldmarschall Graf Moltke (Schlesisches) Nr. 38, Berlin 1928 (= Erinnerungsblätter deutscher Regimenter, 248) Burghard, Hermann, und Cordula Kapser, Linz am Rhein. Geschichte der Stadt von der Frühzeit bis zur Gegenwart, Köln [u.a.] 2002 (= Stadt und Gesellschaft, 2) Burkert, Günther, Zur Errichtung des Kriegerdenkmals des ehemaligen Trainbataillons Nr. 3 bei der Universität Graz. In: Blätter für Heimatkunde, 54 (1980), S. 20‑25 Buschmann, Nikolaus, und Horst Carl, Zugänge zur Erfahrungsgeschichte des Krieges. Forschung, Theorie, Fragestellung. In: Die Erfahrung des Krieges, S. 11‑26 Bußler, Wilhelm, Die Kriegerdenkmäler von Metz, geschildert und behandelt als Wegweiser bei Wanderungen über die Schlachtfelder, Metz 1895 Calì, Vincenzo, Il monumento alla Vittoria di Bolzano. Un caso di continuità fra fascismo e post-fascismo. In: La Grande Guerra, S. 663‑670 Cancik, Hubert, »Wir sind jetzt eins«. Rhetorik und Mystik in einer Rede Hitlers (Nürnberg, 11.9.1936). In: Forum Religionswissenschaft, 2 (1980), S. 13‑48 Cannadine, David, War and Death, Grief and Mourning in Modern Britain. In: Mirrors of Mortality, S. 187‑242 Castellane, Henri de, et Marcel Vergeade, Guerre 1914‑1918: Les Monuments aux morts de Ribérac et de son canton. In: Bulletin de la Société Historique et Archéologique du Périgord, 126 (1999), S. 343‑357 Castellano, Andrea, I Carabinieri nella Campagna di Russia. In: »Le Fiamme d’Argento«, Juli 2005, S. 5 Changes of Changes. Society and Politics in Slovakia in the 20th Century. Ed. by Ľubomír Lipták, Bratislava 2002 (= Studia Historica Slovaca, 22) Choiseul-Gouffier, Comte Auguste de, Voyage pittoresque de la Grèce, Paris 1782 Christ, Karl, Griechische Geschichte und Wissenschaftsgeschichte, Stuttgart 1996 (= Historia Einzelschriften, 106) Christadler, Marieluise, Zur nationalpädagogischen Funktion kollektiver Mythen in Frankreich. Die französische Bewältigungsliteratur nach 1871. In: Nationale Mythen und Symbole, S. 199‑211 Chronik der Familie Schmarje von Julius und Auguste Schmarje, geb. Wickel, und weitere Dokumente aus Fuhlsbüttel. Hrsg. von Klaus Timm, Hamburg 2006 (= Geschichten aus Klein Borstel, 21)

368

Literatur

Cicala, Vittorio, I monumenti a ricordo delle battaglie per l’indipendenza e l’unità d’Italia, Voghera 1908 Ciolek-Kümper, Jutta, Wahlkampf in Lippe. Die Wahlkampfpropaganda der NSDAP zur Landtagswahl am 15. Januar 1933, München 1976 (= Kommunikation und Politik, 8) Claisse, Stéphanie, La mémoire de la guerre 1914‑1918 à travers les monuments aux morts des communes d’Etalle, Habay, Léglise et Tintigny, Brüssel 2002 Clemen, Paul, Der Denkmalbegriff und seine Symbolik. Eine Rede zum 18. Januar 1933, Bonn 1933 Clodfelter, Michael, Warfare and Armed Conflict. A Statistical Reference to Casualty and Other Figures, 1500‑2000, 2. ed., Jefferson, NC 2001 Coëpel, Philippe, Que maudite soit la guerre! Enquête sur un monument aux morts pacifiste: Le Monument d’Equeurdreville, Bricqueboscq 1997 Commemorations. The Politics of National Identity. Ed. by John R. Gillis, Princeton, NJ 1994 Comparison and History. Europe in Cross-National Perspective. Ed. by Deborah Cohen and Maura O’Connor, New York, London 2004 Connelly, Mark, The Great War, Memory and Ritual. Commemoration in the City and East London, 1916‑1939, London 2002 Cooper, Clayton Sedgwick, The Outdoor Monuments of London. Statues, Memorial Buildings, Tablets and War Memorials, London 1928 Corke, Jim, War Memorials in Britain, Princes Risborough 2005 Cornelißen, Christoph, Was heißt Erinnerungskultur? Begriff – Methoden – Perspektiven. In: GWU, 54 (2003), 10, S. 548‑563 Cornick, M., Fighting Myth with Reality. The Fall of France, Anglophobia and the BBC. In: France at War, S. 65‑87 Cresti, Carlo, Architetture e statue per gli eroi. L’Italia di monumenti ai caduti, Florenz 2006 Creutz, Martin, Die Pressepolitik der kaiserlichen Regierung während des Ersten Weltkriegs. Die Exekutive, die Journalisten und der Teufelskreis der Berichterstattung, Diss. phil. Universität Düsseldorf 1994, Frankfurt a.M. 1996 (= Europäische Hochschulschriften, Reihe 3: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, 704) Cromer, Evelyn Baring Earl of, Germania contra mundum, London 1915 Cuppini, Silvia, Giacomo De Marzi et Paola Desideri, La memoria storica tra parola e immagine. I monumenti celebrativi nella provincia di Pesaro e Urbino dal Risorgimento alla Liberazione, Urbino 1995 Dandolo, Tullio, Lettere su Firenze, Milano 1827 Davy, Ulrike, und Thomas Vašek, Der »Siegfried-Kopf«. Eine Auseinandersetzung um ein Denkmal in der Universität Wien. Dokumentation im Auftrag des Akademischen Senats der Universität Wien, Wien 1991 Deickert, Paul, Döberitz. Betrachtungen und Bilder aus der Vergangenheit und Gegenwart des Truppenübungsplatzes Döberitz, Döberitz 1930

Literatur

369

Delvos, Hubert, Geschichte der Düsseldorfer Denkmäler, Gedenktafeln und Brunnen, Düsseldorf 1938 Dem Andenken der für das Vaterland gefallenen ehemaligen Angehörigen des Osnabrücker Ratsgymnasiums. Eine Heldenehrung im Osnabrücker Ratsgymnasium am 26. April 1922, Osnabrück 1922 Dem Andenken ihrer im Weltkriege Gefallenen gewidmet zum 1. März 1925 von der Georg-August-Universität Göttingen 1914‑1918, München 1925 Denkmäler: Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe 1715‑1945. 2. Aufl., Karlsruhe 1989 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, 7) Denkmäler. Ein Reader für Unterricht und Studium. Hrsg. von Eberhard Grillparzer, Günther Ludig und Peter Schubert, Hannover 1994 Denkmäler in Kiel und Posen. Parallelen und Kontraste. Hrsg. von Rudolf Jaworski und Witold Molik, Kiel 2002 Denkmal der Gefallenen des Königlich Preußischen Infanterie-Regiments Herzog von Holstein (Holsteinisches) Nr. 85 in der Form einer erweiterten »Amtlichen Verlustliste« zur Überlieferung seiner stolzen Vergangenheit 1870‑71, 1914‑18. Hrsg. von dem im Bunde vereinigten 85er-Vereinen, Kiel 1931 Das Denkmal im nördlichen Ostmitteleuropa im 20. Jahrhundert. Politischer Kontext und nationale Funktion. Hrsg. von Sven Ekdahl, Hamburg 1997 (= Nordost-Archiv, n.F., 6/1) Denkmale und kulturelles Gedächtnis nach dem Ende der Ost-West-Konfrontation. Dokumentation der internationalen Fachtagung vom 18. bis 22. November 1998 in Berlin. Hrsg. von der Akademie der Künste, Berlin 2000 Denkmalsturz. Zur Konfliktgeschichte politischer Symbolik. Hrsg. von Winfried Speitkamp, Göttingen 1997 Die Denkmalsweihe des Kgl.Pr. 3. Garde-Regiments z.F. auf dem Schlachtfelde von St. Privat am 25. September 1900, Metz 1900 Denkschrift zur Einweihung des Ehrenmals der »Deutschen Landsmannschaft«. Coburg, Pfingsten 1926, Coburg 1926 Deutsche Erinnerungslandschaften Rudelsburg – Saaleck Kyffhäuser. Protokollband der wissenschaftlichen Tagungen 14.‑16. Juni 2002 in Bad Kösen und 13.‑15. Juni 2003 in Bad Frankenhausen. Hrsg. vom Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e.V. und Heimatbund Thüringen e.V., Halle/ Saale 2004 (= Beiträge zur Regionalund Landeskultur Sachsen-Anhalts, 32) Das Deutsche Marine-Ehrenmal. Hrsg. vom Nationalsozialistischen Deutschen Marine-Bund, Berlin 1936 Deutsche Marinen im Wandel. Vom Symbol nationaler Einheit zum Instrument internationaler Sicherheit. Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes hrsg. von Werner Rahn, München 2005 (= Beiträge zur Militärgeschichte, 63) Deutsche Nationaldenkmale 1790‑1990. Hrsg. vom Sekretariat für kulturelle Zusammenarbeit Nordrhein-Westfalen, Bielefeld 1993 Die deutsche Seekriegsleitung im Ersten Weltkrieg. Dokumentation. Hrsg. von Gerhard Granier, Koblenz 2004 (= Materialien aus dem Bundesarchiv, 9)

370

Literatur

Die Deutsche Waffenstillstands-Kommission. Drucksachen Nr. 1‑12, Berlin 1918/19 Die deutschen Kriegsschiffe 1815‑1945, Bd 3: U-Boote, Hilfskreuzer, Minenschiffe, Netzleger, Sperrbrecher. Hrsg. von Erich Gröner, Dieter Jung und Martin Maass, Koblenz 1985 Deutscher Ehrenhain für die Helden von 1914/1918, Leipzig 1931 Deutschland und Italien 1860‑1960. Hrsg. von Christof Dipper, München 2005 (= Schriften des Historischen Kollegs Kolloquien, 52) Deutschlands Sonderung von Europa 1862‑1945. Hrsg. von Wilhelm Alff, Frankfurt a.M., Bern, New York 1984 (= Studien zum Kontinuitätsproblem der deutschen Geschichte, 1) Dicey, Edward, The Schleswig-Holstein War, vol. 1, London 1864 Didier, Jacques, Lorraine 1914. Guide des lieux de mémoire. Morhange Le Grand Couronné de Nancy, Louviers 2004 Diebler, Artur Richard, Das Latein im täglichen Leben. Nachschlagebuch der gebräuchlichsten lateinischen Aussprüche und Redewendungen, 2. Aufl., Leipzig 1919 Dieter Hartwig – Marinegeschichte und Sicherheitspolitik. Vorträge und Texte aus drei Jahrzehnten. Festschrift zum 60.  Geburtstag. Hrsg. von Jens Graul und Michael Kämpf, Bochum 2003 (= Kleine Schriftenreihe zur Militärgeschichte, 6) Dietrichs, Ernst, Festschrift zum 4. Regiments-Appell des ehem. 2. Kurhess. Inf.Regts. Nr. 82 und zur Feier der Wiederaufrichtung des Infanterie-Regiments 82, Göttingen 29., 30. u. 31. Mai 1937, Göttingen 1937 Dieterichs, Ernst, Festschrift zur Denkmalsweihe und Regimentsappell des ehem. 2. Kurhess. Inf. Regts. Nr. 82. Göttingen, 22.‑24. August 1925, Göttingen 1925 Dimitrova, Snezhana, »Taming the Death«: The Culture of Death (1915‑18) and its Remembering and Commemorating through First World War Soldier Monuments in Bulgaria (1917‑1944). In: Social History, 30 (2005), 2, S. 175‑194 Dithmarschen: Landeskunde, Kultur, Natur. Hrsg. vom Verein für Dithmarscher Landeskunde e.V., Heide 1992 Dittmann, Friedrich, Rede zum Gedächtnis der gefallenen ehemaligen Schüler der Dr. Anton Rée-Realschule (Stiftungsschule von 1815). Gehalten am 21.  Mai 1922 von dem Leiter der Schule Dr. Fr. Dittmann, Hamburg 1922 Dittrich, Max, Deutsche Heldengräber im Reichslande. Wanderstudie über die Schlachtfelder von 1870 in Elsaß-Lothringen, Rathenow 1895 Döbele-Carlesso, Isolde A., Das Brackenheimer Kriegerdenkmal. In: Schwaben und Franken, 42 (1996), 3, S. 1‑4 Döbele-Carlesso, Isolde A., »Unseren Gefallenen zu ehrendem Gedächtnis ...«: Zur Geschichte des Brackenheim Kriegerdenkmals. In: Zeitschrift des Zabergäuvereins, 1996, S. 61‑81 Dörner, Andreas, Politischer Mythos und symbolische Politik. Sinnstiftung durch symbolische Formen am Beispiel des Hermannsmythos, Diss. phil. Universität Essen 1994, Opladen 1995 Dogliani, Patrizia, Les monuments aux morts de la grande guerre en Italie. In: Guerres mondiales et conflicts contemporains, 167 (1992), 42, S. 87‑94

Literatur

371

Domarus, Max, Hitler. Reden und Proklamationen 1932‑1945. Kommentiert von einem deutschen Zeitgenossen, T. 1: Triumph, Bd 2: 1935‑1938; T. 2: Untergang, Bd 4: 1941‑1945, Leonberg 1988 Donaldson, Peter, Ritual and Remembrance: The Memorialisation of the Great War in East Kent, Newcastle 2006 Dräger, Benno, Ehrenmale der Stadt Lohne, Lohne 2000 Dülffer, Jost, Frieden schließen nach einem Weltkrieg? Die mentale Verlängerung der Kriegssituation in den Friedensschluss. In: Der verlorene Frieden, S. 19‑37 Dülffer, Jost, Weimar, Hitler und die Marine. Reichspolitik und Flottenbau 1920‑1939. Mit einem Anhang von Jürgen Rohwer, Düsseldorf 1973 Düsseldorfer Kunstszene 1933‑1945. Hrsg. vom Stadtmuseum Düsseldorf, Düsseldorf 1987 Duhme, Thomas [u.a.], »Unseren tapferen Helden...«. Kriegs- und Kriegerdenkmäler und politische Ehrenmale. Dortmunder Beispiele. Hrsg. vom Fachbereich Design der Fachhochschule Dortmund, Essen 1987 Dunn, Michael, New Zealand Sculpture: A History, Auckland 2002 Dyroff, Stefan, Erinnerungskultur im deutsch-polnischen Kontaktbereich. Bromberg und der Nordosten der Provinz Posen (Wojewodschaft Poznań) 1871‑1939, Osnabrück 2007 (= Einzelveröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts Warschau, 19) Dyroff, Stefan, Das Schicksal preußisch-deutscher Denkmäler in den polnischen Westgebieten in der Zwischenkriegszeit: Zwischen Akkulturation, »Entdeutschung« und Pragmatismus. In: Visuelle Erinnerungskulturen, S. 271‑288 Ebert, Rolf, Zur Geschichte der Stadt Lübben (Spreewald). Chronologischer Abriss, Lübben 2003 L’eccidio di Valpromaro. Tributo di compianto e di esaltazione alle 12 vittime naziste del 30 Giugno 1944, Camaiore 1947 Eckstein, Beate, Im öffentlichen Auftrag: Architektur- und Denkmalsplastik der 1920er bis 1950er Jahre im Werk von Karl Albiker, Richard Schiebe und Josef Wackerle, Hamburg 2005 (= Schriften zur Kunstgeschichte, 10) Eger, Wolfgang, Geschichte der Stadt Speyer, Bd 2, Stuttgart [u.a.] 1982 Ehmler, Christof, »Germania trauert am Sedanstag«. Über den Umgang mit Erinnerungsmälern für Kriegstote am Beispiel der Germania in Varel. In: Das Land Oldenburg: Mitteilungsblatt der Oldenburgischen Landschaft, 117 (2003), S. 8‑17 Ehrenmal der Kreisstadt Labes in Pommern. Hrsg. vom Heimatbuchausschuss der Kreisstadt Labes, 2., veränd. Aufl., Ratzeburg 1970 Das »Ehrenmal« in der Karlsaue, Kassel 1993 (= Studien der Geschichtswerkstatt am Friedrichsgymnasium, 1) Ehrenmal und Ärgernis. Schüler erforschen Bergisch Gladbacher Kriegsdenkmäler. [Hrsg. vom Stadtarchiv Bergisch Gladbach. Red.: Albert Esser], Bergisch Gladbach 1997 (= Beiträge zur Geschichte der Stadt Bergisch Gladbach, 4) 31er Regimentstag anläßlich der Denkmalsweihe für die Gefallenen des Aktiven, des Reserve-, des Landwehr-Infanterie-Regiments 31 am 3., 4. und 5. Oktober 1925 in Altona, Hamburg 1925

372

Literatur

Elbers, Winfried, Das deutsche Soldatenlied im 1. Weltkrieg und seine publizistische Bedeutung (unter besonderer Berücksichtigung des neuen Soldatenliedes), Münster i.W. 1963 Elbers, Winfried, Das Soldatenlied als publizistische Erscheinung. Wege und Wirkungen der Liedpublizistik im deutschen Weltkriegsheer, Diss. phil. Universität Münster i.W. 1963 Elvert, Jürgen, Die Marinedenkmäler am Ostufer der Kieler Förde. In: Denkmäler in Kiel und Posen, S. 218‑249 Emsley, Clive, War, Culture and Memory, Milton Keynes 2003 Enck, Wilhelm, Eine umstrittene Inschrift auf dem ehemaligen Kriegerdenkmal in Treis an der Mosel. In: Heimat zwischen Hunsrück und Eifel, 33 (August 1985), 8 [o.S.] Das Ende der Gemütlichkeit. Theoretische und praktische Ansätze zum Umgang mit Fremdheit, Vorurteilen und Feindbildern. Hrsg. von der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1993 Endlich, Stefanie [u.a.], Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Bd 2: Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Bonn 2000 Engels, Wilhelm, Geschichte der Stadt Neuss, T. 3: Die preussische Zeit 1814/15 bis 1945, Neuss 1986 Entwicklungslinien in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Beiträge zum 130-jährigen Bestehen des Asklepios Fachklinikums in Lübben. Hrsg. von Wolfram Kinze, Berlin 2007 (= Schriftenreihe zur Medizin-Geschichte, 14) Epkenhans, Michael, »Wir als deutsches Volk sind doch nicht klein zu kriegen...«. Aus den Tagebüchern des Fregattenkapitäns Bogislav von Selchow 1918/19. In: MGM, 55 (1996), 1, S. 165‑224 Die Erfahrung des Krieges. Erfahrungsgeschichtliche Perspektiven von der Französischen Revolution bis zum Zweiten Weltkrieg. Hrsg. von Nikolaus Buschmann und Horst Carl, Paderborn [u.a.] 2001 (= Krieg in der Geschichte, 9) Erinnerungsorte der Antike: Die römische Welt. Hrsg. von Elke und Karl-Joachim Hölkeskamp, München 2006 Erleben – Lernen – Weitergeben: Friedrich Ruge (1894‑1985). Hrsg. von Jörg Hillmann, Bochum 2005 (= Kleine Schriftenreihe zur Militär- und Marinegeschichte, 10) Erll, Astrid, Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen. Eine Einführung, Stuttgart, Weimar 2005 Ernst Barlach – das Güstrower Ehrenmal. Ausstellung der Ernst Barlach Stiftung in Güstrow, 25.10.1998‑11.4.1999 zum 60. Todestag von Ernst Barlach. Hrsg. von Volker Probst, Güstrow 1998 (= Schriften der Ernst-Barlach-Stiftung, Reihe B, 4) Der Erste Weltkrieg als Kommunikationsereignis. Hrsg. von Siegfried Quandt und Horst Schichtel, Gießen 1993 (= Medien, Kommunikation, Geschichte, 1) Der Erste Weltkrieg 1914‑1918. Ereignis und Erinnerung. Im Auftrag des Deutschen Historischen Museums hrsg. von Rainer Rother, Berlin 2004

Literatur

373

Der Erste Weltkrieg und die europäische Nachkriegsordnung. Sozialer Wandel und Formveränderung der Politik. Hrsg. von Hans Mommsen, Köln [u.a.] 2000 (= Industrielle Welt, 60) Der Erste Weltkrieg. Wirkung, Wahrnehmung, Analyse. Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamts hrsg. von Wolfgang Michalka, München [u.a.] 1994 Erster Weltkrieg – Zweiter Weltkrieg. Ein Vergleich. Krieg, Kriegserlebnis, Kriegserfahrung in Deutschland. Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes hrsg. von Bruno Thoß und Hans-Erich Volkmann, Paderborn [u.a.] 2002 Eschebach, Insa, Öffentliches Gedenken. Deutsche Erinnerungskulturen seit der Weimarer Republik, Frankfurt a.M., New York 2005 Eschweiler-Röthgen. Gelebte Geschichte eines Stadtteils. Hrsg. vom Eschweiler Geschichtsverein, Eschweiler 1990 Eßer, Barbara, Deutsches Kriegerdenkmal oder religiöses Schutzmal? Bedeutung eines verschwundenen Symbols. In: Nordost-Archiv, n.F., 8 (1999), S. 77‑127 Farben der Geschichte. Fahnen und Flaggen. Im Auftrag des Deutschen Historischen Museums hrsg. von Daniel Hohrath unter Mitarbeit von Urte Evert und Steffi Bahro, Berlin 2007 Fegan, Thomas, The »Baby Killers«. German Air Raids on Britain in the First World War, Barnsley 2002 Fehlhauer, Gero, Tote Steine weinen nicht. Nachgedacht über vogtländische Kriegerdenkmale für die Gefallenen des Krieges 1914‑1918, Reichenbach 2002 Feier bei der Enthüllung des Denkmals für die im Weltkriege gefallenen Studierenden, Dozenten und Beamten der Universität am 10. Juli 1926. Hrsg. von der FriedrichWilhelms-Universität zu Berlin, Berlin 1926 Feier zum ehrenden Gedächtnis der im Weltkriege 1914‑1920 Gefallenen des Finanzamtes für den Landkreis Teltow am Gründonnerstag, den 1.  April 1920. Gedenkblatt gewidmet vom Finanzamt für den Landkreis Teltow, Berlin 1920 Feier zum Wiederaufbau des 29er Ehrenmals: am 6. und 7. Mai 1961 in Rheinbrohl, verbunden mit einem Treffen der ehem. 29er und Angehörigen. Festschrift. Hrsg. und gestaltet vom Festausschuss »Vereinigung ehem. 29er und Förderer des Ehrenmals«,, Rheinbrohl 1961 Feindbilder in der deutschen Geschichte. Studien zur Vorurteilsgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert. Hrsg. von Christoph Jahr, Uwe Mai und Kathrin Roller, Berlin 1994 (= Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin, 10) Felderhoff, Ernst, Kriegerehrenmale im Kreise Geldern. In: Heimatkalender für Stadt und Landkreis Geldern 1941, S. 40‑47 Ferdinand Lassalle’s Reden und Schriften. Neue Gesammt-Ausgabe Mit einer biographischen Einleitung, Bd 2. Hrsg. von Eduard Bernstein, Berlin 1893 Festordnung zur Denkmals-Weihe für die gefallenen Kameraden des Inf.-Regt. von Manstein (Schleswigsches) Nr.  84, Res.-Inf.-Regt. Nr.  84, Landw.-Inf.-Regt. Nr. 84, Landw.-Inf.-Batl. III/84 am 11. Juli 1926 in Schleswig. Erinnerungs- und Wiedersehens-Feier daselbst am 10. Juli 1926, Schleswig 1926 Festschrift anlässlich der Regimentstage und Einweihung der Denkmäler für die Gefallenen am 11. und 12. Juni 1955 in Paderborn und Neuhaus. Hrsg. vom ehe-

374

Literatur

maligen 1. Westfälischen Husaren-Regiment Nr. 8, Paderborner Infanterie-Regiment 158, Infanterie-Regiment 18 und Kavallerie-Regiment 15, Paderborn 1955 Festschrift für die Einweihung des U-Boot-Ehrenmals. Sonnabend, den 7., Sonntag, den 8. und Montag, den 9. Juni 1930, Kiel 1930 Festschrift zum 6. Oktober 1929 aus Anlaß der Weihe des Ehrenmals in Quedlinburg für die im Weltkriege Gefallenen des 2. Ober-Els. Infanterie-Regiments Nr. 171. Ehem. Standort: Colmar i.Els., Lauban i.Schl. 1929 Festschrift zum Stiftungsfest des Unterhaltungsverein »Eintracht« Niederleuken e.V, Niederleuken 2000 Festschrift zur Denkmalsweihe für seine im Weltkriege gefallenen Helden am 3. Mai 1925, Königin Elisabeth Garde-Grenadier Regiment Nr. 3. Hrsg. von Constantin von Altrock, Berlin-Charlottenburg 1925 Fest-Schrift zur Einweihung des Denkmals der 95er Gotha und der Truppenverbände: Landsturm-Bataillon XI/10 Gotha, Landwehr-Inftr.-Regt. Nr. 82, Reserve-Inftr.Regt. Nr. 82, Brigade-Ersatz Nr. 76, Reserve-Inftr.-Regt. Nr. 233, 234, 235, 236, Inftr.-Rgt. Nr.  371 sowie für alle gefallenen und infolge Kriegsleiden verstorbenen und vermißten Söhne der Stadt und des Landes Gotha am 11., 12. und 13. Juni 1927 in Gotha, Gotha 1927 Festschrift zur Einweihung des Denkmals für die im Weltkriege Gefallenen des Kirchspiels Angerburg am 25. September 1927. Zusammengestellt im Auftrage des Kriegervereins Angerburg von C. Fischer, Angerburg 1927 Festschrift zur Einweihung des Ehrendenkmals für die im Weltkrieg gefallenen Angehörigen der Oberrealschule Zweibrücken, 24.VII.24, Zweibrücken 1924 Festschrift zur Einweihung des Ehrenmals für die im Weltkriege gefallenen Kameraden des 3. Unterelsässischen Infanterie-Regiments Nr. 138, verbunden mit Bundestagung und Wiedersehensfeier vom 5.‑8. August 1933 in Saarbrücken, Saarbrücken 1933 Festschrift zur Einweihung des Regiments-Ehrenmals. Regimentstag der Prinz Albrecht-Füsiliere Nr. 73 am 3. Juni 1928 in Hannover. Im Auftrag des FüsilierBundes 73 bearb. von Theodor Junker, Hannover 1928 Festschrift zur Einweihung des Unterseeboot-Ehrenmals auf der Adolf Hitler-Schanze in Kiel-Möltenort. Hrsg. vom Verbandsführer der Unterseebootskameradschaften im NSDMB, Kapitän z.S. Hans Walther, Kiel 1938 Festschrift zur Enthüllung des Kriegerdenkmals für Stadt und Amt Dülmen. Hrsg. vom Heimatverein für Dülmen und Umgebung, Dülmen 1925 Festschrift zur Enthüllungs-Feier des »Bamberger Ulanen«. Bamberg 18. bis 19. Oktober 1924. Festgabe des Bamberger Tagblatt, Bamberg 1924 Festschrift zur Enthüllungsfeier des Denkmals für die im Kriege gefallenen ehemaligen Lehrer und Schüler des staatlichen Gymnasiums zu Duderstadt. Hrsg. von Paul Keseling, Duderstadt 1923 Festschrift zur Erinnerung an die Enthüllung des Denkmals für die Gefallenen der 8. Landwehr-Division am 19. und 20. Oktober 1929 auf der Tüllinger Höhe, Lörrach 1930

Literatur

375

Festschrift zur Erinnerung an die Enthüllung des Denkmals für die Gefallenen des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Kurhessisches Nr. 80) und seiner Kriegstruppenteile: Reserve-Infanterie-Regiment Nr.  80, Landwehr-Infanterie-Regiment Nr.  80, Reserve-Infanterie-Regimente Nr.  223, Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 253, Infanterie-Regiment Nr. 186, Infanterie-Regiment Nr. 353, InfanterieRegiment Nr.  365. Hrsg. von Paul Knöbber, Theodor Szymanski und Rudolf Wolff-Malm, Wiesbaden 1930 Festschrift zur 50jährigen Jubelfeier des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments Nr.  4 vom 2. bis 4.  Mai 1910. Hrsg. von der Jubiläums-Kommission, Oldenburg i.Gr. 1910 Festschrift zur Weihe des Denkmals für die im Kriege 1914‑1918 gefallenen Helden des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4 und seiner Tochterregimenter, Berlin 1925 Festschrift zur Weihe des Ehrenmals der Garde-Pioniere am 1. und 2. Juni 1929 in Berlin, Berlin 1929 Festschrift zur Weihe des 52er Ehrenmales in Cottbus am 13. und 14. August 1927, Cottbus 1927 Fiebig, Rewald von, Husaren heraus!, Berlin 1933 Finkbeiner, Wilhelm, Das Ehrenmal in Lüdenscheid und seine Geschichte. In: Bauwelt, 27 (1936), 17, S. 1‑4 Finke, Heinrich, Unseren Gefallenen zum Gedächtnis. Rede, gehalten am 29. März 1919 in der Aula der Universität Freiburg i.Br., Freiburg i.Br. 1919 Finsterwalder, Eberhard, Wie das Münchener Kriegerdenkmal entstand (1935). In: Jahrbuch der bayerischen Denkmalpflege, 47/48 (1993/94), S. 251‑253 Fischer, G., Die Kriegergräber und Denkmäler von 1870 bei Metz. In: Elsaß-lothringische Mitteilungen, 12 (1930), S. 365 f. Fischer, Peter, Die propagandistische Funktion von Bildpostkarten im Ersten Weltkrieg. Motivanalytische Überlegungen. In: Der Erste Weltkrieg als Kommunikationsereignis, S. 63‑75 Fischer, Theodor, Karl Menser, von seinem Werk, dem Künstler und Menschen, Düsseldorf 1931 Fischer, Willi, Das Ehrenmal der Gemeinde. In: Oberotterbach, S. 277‑280 Flaccus, C. Valerius, Argonautica, lat.-deutsch. Hrsg., übers. und komment. von Paul Dräger, Frankfurt a.M. [u.a.] 2003 Fliege, Thomas, »Und wenn die Welt voll Teufel wär«. Die Instrumentalisierung des Michaelskultes im Ersten Weltkrieg. In: KriegsVolksKunde, S. 219‑256 Fließ, Otto, und Kurt Dittmar, 5.  Hannoversches Infanterie-Regiment Nr.  165 im Weltkriege, Oldenburg i.O., Berlin 1927 (=  Erinnerungsblätter deutscher Regimenter, 189) Florescu, Florea Bobu, Das Siegesdenkmal von Adamklissi, Tropaeum Traiani, Bukarest, Bonn 1965 Focke, Werner, Das Huckinger Ehrenmal. In: Huckinger Heimatbuch 1997, S. 167‑169

376

Literatur

Foerster, Erich, Was wir unsern Gefallenen schuldig sind. Rede bei der Trauerfeier der Universität in der Paulskirche am 30. Mai 1919, Frankfurt a.M. 1919 (= Frankfurter Universitätsreden, 9) Förster, Leo, und Bruno Kreus, Das Brander Ehrenmal. In: Brand. Heimatkundliche Blätter, 3 (1992), S. 67‑91 Förster, M., Das Ehrenmal zu Olbernhau, Olbernhau/Sa. 1925 Fontane, Theodor, Der deutsche Krieg von 1866, Anhang: Die Denkmäler, 2. Aufl., Berlin 1871 Fontane, Theodor, Dörfer und Flecken im Lande Ruppin. Hrsg. von Gotthard Erler [u.a.], Berlin 1994 (= Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 6) Foot, John, Italy’s Divided Memory, New York 2009 France at War in the Twentieth Century. Propaganda, Myth and Metaphor. Ed. by V. Holman und D. Kelly, New York, Oxford 2000 François, Aurore, et Frédéric Vesentini, Essai sur l’origine des massacres du mois d’août 1914 à Tamines et à Dinant. In: Cahiers d’Histoire du Temps Présent, 7 (2000), S. 51‑82 François, Aurore, Les événements du mois d’août 1914 à Dinant, Brüssel 2001 François, Hermann von, Hindenburgs Sieg bei Tannenberg. Das Cannae des Weltkrieges in Wort und Bild, Leipzig 1924/1931 Franke, Lydia, Die Randbemerkungen Wilhelms II. in den Akten der auswärtigen Politik als historische und psychologische Quelle, Diss. phil. Universität Berlin 1933, Ohlau/Schl. 1933 Frankewitz, Stefan, und Peter Lingens, Denkmäler und Zeugnisse zur Gefallenenehrung in Geldern und Umgebung. In: Rheinisches Jahrbuch für Volkskunde, 34 (2002), S. 105‑137 Franz, Peter, Martialische Idole. Die Sprache der Kriegerdenkmäler in Thüringen. Eine landesweite Darstellung des Bestandes und eine kritische Analyse ihrer ikonografischen und verbalen Botschaften, Jena 2001 Franze, Manfred, Die Erlanger Studentenschaft 1918‑1945, Würzburg 1972 (= Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte, Reihe IX, 30) Franzinelli, Mimmo, Le stragi nascoste. L’armadio della vergogna: impunità e rimozione dei crimini di guerra nazifascisti 1943‑2001, Milano 2002 Franzos, Karl Emil, Aus der großen Ebene. Neue Kulturbilder aus Halb-Asien, Bd 1, Stuttgart 1888 Freckmann, Klaus, Zur Quellenlage. Sobernheim und Umgebung als Beispiel. In: »Der König ruft...«, S. 7‑16 Freedman, Ariela, Zeppelin Fictions and the British Home Front. In: Journal of Modern Literature, 27 (2004), 3, S. 47‑62 Freiligrath, Ferdinand, Ein Glaubensbekenntniß. Zeitgedichte, Mainz 1844 Frevert, Ute, Europeanizing German history. In: GHI Bulletin, 36 (2005), S. 9‑24 Friedländer, Saul, Das Dritte Reich und die Juden, Bd 1: Die Jahre der Verfolgung 1933‑1939, 3. Aufl., München 2007 Friedrich Ebert. Schriften, Aufzeichnungen, Reden, Bd 2. Hrsg. von Friedrich Ebert jun., Dresden 1926

Literatur

377

Front Heil! Eine Auswahl deutscher Lieder. Hrsg. vom Jungstahlhelm Greifswald, 2. Aufl., Greifswald 1929 Führer durch Metz und über die Schlachtfelder, Metz 1895 »Führer-Erlasse« 1939‑1945. Edition sämtlicher überlieferter, nicht im Reichsgesetzblatt abgedruckter, von Hitler während des Zweiten Weltkrieges schriftlich erteilter Direktiven aus den Bereichen Staat, Partei, Wirtschaft, Besatzungspolitik und Militärverwaltung. Zsgest. und eingel. von Martin Moll, Stuttgart 1997 50 Jahre Basalt A.-G. Linz a.Rh. 1888‑1938. Hrsg. von der Basalt-Aktiengesellschaft Linz am Rhein, Linz am Rhein 1938 Fuhrmeister, Christian, Beton, Klinker, Granit. Material, Macht. Politik. Eine Materialikonographie, Diss. phil. Universität Hamburg 1998, Berlin 2001 Fulda, Bernhard, Die vielen Gesichter des Hans Schweitzer. Politische Karikaturen als historische Quelle. In: Visual History, S. 206‑224 Fundgrube Vergangenheit. Aufsätze zur Stadtgeschichte, Bd 4. Hrsg. vom Stadtarchiv Sankt Augustin, Siegburg 1999 (= Beiträge zur Stadtgeschichte, 33) Furtwängler, Martin, Erinnerung aus Erz und Stein. Denkmäler in Ludwigshafen am Rhein bis 1945, Ludwigshafen a.Rh. 2006 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Ludwigshafen am Rhein, 35) Fussell, Paul, The Great War and Modern Memory, New York, London 1975 Gärtner, Reinhold, und Sieglinde Rosenberger, Kriegerdenkmäler. Vergangenheit in der Gegenwart, Innsbruck 1991 Gaffney, Angela, Aftermath. Remembering the Great War in Wales, Cardiff 1998 Gall, Lothar, Die Germania als Symbol nationaler Identität im 19. und 20. Jahrhundert. In: Nachrichten der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, philologisch-historische Klasse, (1993), 2, S. 37‑88 Gandert, Klaus-Dietrich, Vom Prinzenpalais zur Humboldt-Universität. Die historische Entwicklung des Universitätsgebäudes in Berlin mit seinen Gartenanlagen und Denkmälern, Berlin (Ost) 1985 Gaulle, Charles de, Lettres, notes et carnets 1905‑1918, Paris 1980 Gaulle, Charles de, La limitation des armements, 1918. In: Gaulle, Lettres, notes et carnets, S. 530‑536 Gaus, Gunda, Maik Hattenhorst und Marcel Plöger, »Heldengedenktage« in Detmold. Politisches Gefallengedenken zwischen 1933‑1945. In: Nationalsozialismus in Detmold, S. 476‑502 Gebrüder Heidl (Atelier und Werkstätten für Grabmalkunst), Neue Kriegerdenkmäler, Rochlitz/Sa. 1921 Das Gedächtnis der Stadt: Hamburg im Umgang mit seiner nationalsozialistischen Vergangenheit. Hrsg. von Peter Reichel, Hamburg 1997 Gedächtnisfeier der Technischen Hochschule Darmstadt zur Ehrung des Andenkens ihrer für das Vaterland gefallenen Angehörigen am 8.  April 1919 in der Pauluskirche, Darmstadt 1919 Ein Gedenkblatt für die im Weltkrieg gefallenen Angehörigen der Christian-Albrechts-Universität in Kiel: Gedächtnisfeier der Universität am 18.  November 1919, abends 6 Uhr, in der Nikolaikirche, Kiel, Leipzig 1920

378

Literatur

Gedenkschrift anlässlich der Enthüllung des Kriegerdenkmales von Prof. Johannes Watzal, Pfingsten 1930 in Teplitz-Schönau. Hrsg. vom Festausschuss, Teplitz 1930 Gedenkschrift zur Einweihung des Ehrenmals der Gefallenen des Westf. UlanenRegiments No. 5 in Düsseldorf am 25. und 26. Mai 1929, Düsseldorf 1929 Gedenkschrift zur Weihe des Denkmals für die im Weltkriege Gefallenen des Metzer Infanterie-Regiments Nr. 98, des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 98, des Reserve-Infanterie-Regiments Metz und der Festungs-Maschinengewehr-Abteilung Nr. 14. 22., 23. und 24. August 1925, Berlin 1925 Gedenkschrift zur Weihe und Enthüllung des Krieger-Denkmales der Gemeinde Höchst 1928. Hrsg. im Auftrag des Kriegerdenkmal-Komitees Höchst von Ferdinand Rheinberger, Feldkirch 1928 Die Gedenktafeln der Thüringischen Landesuniversität Jena für ihre im Weltkriege gefallenen Angehörigen, Jena 1925 Die Gefallenen-Ehrung der evangel. Kirchgemeinde Brieg. Hrsg. vom evangl. Gemeindekirchenrat Brieg ausgef. von Gebhard Utinger, Breslau 1926 Gefühl und Kalkül. Der Einfluss von Emotionen auf die Politik des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. von Birgit Aschmann, Stuttgart 2005 (= Historische Mitteilungen, 62) Gehler, Michael, Zeitgeschichte zwischen Europäisierung und Globalisierung. In: APuZ, B 51/52 (2002), S. 23‑35 Gehrig, Oscar, Von Gefallenenmälern in Mecklenburg. In: Mecklenburgische Monatshefte, 5 (1929), 8, S. 413‑417 Gehringer, Horst, Das Ulanendenkmal in der Wunderburg als Erinnerungsort Bamberger Garnisonsgeschichte. In: Bericht. Historischer Verein Bamberg für die Pflege der Geschichte des Ehemaligen Fürstbistums, 139 (2003), S. 263‑311 Geibel, A., Führer über die Schlachtfelder um Metz, 2. Aufl., Metz 1903 Gentile, Bruno, Der Partisanenkrieg der Wehrmacht und der SS in Italien: Tatorte und Täter. In: Besatzung, Widerstand und Erinnerung, S. 77‑94 Gentile, Bruno, »Politische Soldaten«. Die 16. SS-Panzer-Grenadier-Division »Reichsführer SS« in Italien 1944. In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken, 81 (2001), S. 529‑561 Gentzen, Udo, und Kristina Hübener, Staatliche Kriegerehrungen. Das Wirken der brandenburgischen Provinzialberatungsstelle für Kriegerehrungen seit 1916. In: Kriegerdenkmale in Brandenburg, S. 115‑132 Gerloff, Otto, Landsberg-Warthe. Ein Führer durch die Stadt und ihre Umgebung, Landsberg/W. 1927 Geschichte der Metallkunst, 2 Bde, Bd 1. Hrsg. von Hermann Lüer und Max Creutz, Stuttgart 1904 Geschichte des Infanterie-Regiments Generalfeldmarschall Friedrich Karl von Preußen (8. Brandenburg.) Nr. 64 während des Krieges 1914/18, Berlin 1929 Geschichte des 10. August 1792 in Paris und Bericht über Entstehung des Löwendenkmals in Luzern für die an jenem Tage gefallenen Schweizer-Garden, 6. Aufl., Luzern 1885

Literatur

379

Gibbon, Perceval, The Triumph of the Royal Navy. How the German Fleet came to Britain, London, New York, Toronto 1919 Gierut, Lodovico, Monumenti e Lapidi in Versilia in Memoria dei Caduti di tutte le Guerre, Pietrasanta 2001 Giesen, B., Kollektive Identität. Die Intellektuellen und die Nation, Bd 2, Frankfurt a.M. 1999 Giller, Joachim, Hubert Mader und Christina Seidl, Wo sind sie geblieben...? Kriegerdenkmäler und Gefallenenehrung in Österreich, Wien 1992 (= Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien, 12) Ginisty, Charles, Verdun! Paroles de Guerre 1914‑1918, 2. ed., Paris 1919 Giroud, Jean, et R. et M. Michel, Les monuments aux morts de la Grande Guerre 1914‑1918 dans le Vaucluse, L’Isle sur Sorgue 1991 Gischler, W., Denkmäler. In: Die Rheinlande, 21 (1921), 1, S. 57‑62 Gladstone, William E., Speeches on Parliamentary Reform in 1866, London 1866 Goebel, Stefan, The Great War and Medieval Memory. War, Remembrance and Medievalism in Britain and Germany, 1914‑1940, Cambridge, MA 2007 (= Studies in the Social and Cultural History of Modern Warfare, 25) Göppingen unterm Hakenkreuz. Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Städtischen Museum Göppingen im »Storchen« vom 29. September bis 13. November 1994. Hrsg. von Walter Bader und Konrad Plieninger, 2. Aufl., Göppingen 1998 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Göppingen, 32) Gorman, Keith Phelan, Cults of the Dead. French Socialism and the Politics of Memory, 1914‑1924, Diss. University of Wisconsin 1994, Ann Arbor 1995 Gorton, John, A General Biographical Dictionary, vol. 3, London 1838 Gottberg, Otto, Die Helden von Tsingtau, Berlin 1915 Graefe-Goldebee, Albrecht von, Die Revision von Versailles. Rede des Reichstagsabgeordneten auf dem 2. Parteitage der Deutschnationalen Volkspartei in Hannover am 25. Oktober 1920, Berlin 1920 (= Deutschnationale Flugschriften, 72) Graf, Rüdiger, Optimismus und Pessimismus in der Krise – der politisch-kulturelle Diskurs in der Weimarer Republik. In: Ordnungen in der Krise, S. 115‑140 Grailles, Bénédicte, Mémoires de pierres. Les monuments aux morts de la première guerre mondiale dans le Pas-de-Calais, Arras 1992 La Grande Guerra. Esperienza, memoria, immagini. A cura di Diego Leoni e Camillo Zadra, Bologna 1986 Grassegger, Friedrich, Anton Hanak und das »Rote Wien«. Der Wille zum »neuen Menschen« und Hanaks Denkmäler und Bauplastiken für sozialdemokratische Auftraggeber. In: Anton Hanak, S. 306‑371 Grau, Ute, und Barbara Guttmann, Weinheim. Geschichte einer Stadt, Weinheim 2008 Greiffenhagen, Martin, Zur Rolle der Sprache in der Politik. In: APuZ, 27 (1980), S. 3‑9 GrenzenLos. Lebenswelten in der deutsch-französischen Region an Saar und Mosel seit 1840. Hrsg. von Lieselotte Kugler, Saarbrücken 1998

380

Literatur

Grimm, Jacob, und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd 24: Un‑Uzvogel, Leipzig 1854 Grimm, Jacob, und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd  2: Biermörder‑Dwatsch, Leipzig 1860 Gropp, David, Das Kriegerdenkmal in Lüdenscheid. In: Denkmalpflege in WestfalenLippe, 1 (2007), S. 34‑37 Groß, Gerhard P., Eine Frage der Ehre? Die Marineführung und der letzte Flottenvorstoß 1918. In: Deutsche Marinen, S. 287‑304 Groß, Konstantin Mario, Vom Heldenkult zur Friedensmahnung. Schriesheims Kriegerdenkmäler im Kontext der militärischen Memorialen. In: Schriesheimer Jahrbuch, 10 (2006), S. 63‑77 Groß-Borstel 1989 bis 2000. Hrsg. vom Kommunalverein von 1889 in Groß-Borstel e.V., Hamburg 2000 Der Große Brockhaus. Handbuch des Wissens in 20 Bänden, 15., völlig neubearb. Aufl., Leipzig 1930 Große Deutsche Kunstausstellung 1937 im Haus der Deutschen Kunst zu München [18. Juli‑31. Oktober 1937]. Offizieller Ausstellungskatalog, 2. Ausg., München 1938 Grütter, Heinrich Theodor, Denkmalskultur im Ruhrgebiet. In: Orte der Erinnerung, S. 189‑230 Grupp, Peter, Deutsche Außenpolitik im Schatten von Versailles 1918‑1920. Zur Politik des Auswärtigen Amtes vom Ende des Ersten Weltkriegs und der Novemberrevolution bis zum Inkrafttreten des Versailler Vertrags, Paderborn 1988 Gruson, Ernst, Das Königlich Preußische 4.  Thür. Infanterie-Regiment Nr.  72, Oldenburg/O., Berlin 1930 (= Erinnerungsblätter deutscher Regimenter, 303) Günther, Gabriele, Vor 70 Jahren errichtet: Das Kriegerdenkmal von Odenheim. In: da Linsabauch, 23 (2007), 25, S. 20‑23 Günther, Joachim, Das letzte Jahr. Mein Tagebuch 1944/45, Hamburg 1948 Guerre et cultures 1914‑1918. Ed. par Jean-Jacques Becker [u.a.], Paris 1994 (= Actes du Colloque de Péronne 1992) Guglielmi, Nicola, Monumenti ai Caduti del primo dopoguerra nelle Province di Padova, Verona e Vicenza. In: Venezia arti, 14 (2003), S. 135‑141 Gummels, Karin, Untersuchungen zur Motivgeschichte figürlicher Krieger- und Ehrenmale des Ersten Weltkrieges. In: Kriegerdenkmale in Brandenburg, S. 71‑84 Gunsaulus, Frank Wakeley, Gladstone. A Biographical Study, New York 1898 Gutsche, Willibald, Wilhelm  II. Der letzte Kaiser des Deutschen Reiches. Eine Biographie, Berlin 1991 Häger, Hartmut, Kriegstotengedenken in Hildesheim. Geschichte, Funktionen und Formen, mit einem Katalog der Denkmäler für Kriegstote des 19. und 20. Jahrhunderts, Hildesheim 2006 Häußler, Heinz Georg, Das Gefallenen-Denkmal »Michael Hilf!« von Walther Kniebe in Rheydt am Rhein. In: Michael, S. 8‑10

Literatur

381

Hagenow, Elisabeth von, Mit Gott für König, Volk und Vaterland – Die Bildpostkarte als Massen- und Bekenntnismedium. In: Bildpropaganda im Ersten Weltkrieg, S. 145‑178 Hagenow, Elisabeth von, Politik und Bild. Katalog zur Ausstellung des Kunstgeschichtlichen Seminars, Forschungsstelle Politische Ikonographie, im Hauptgebäude der Universität Hamburg vom 11. Mai‑30. Juni 1994. Hrsg. von der Forschungsstelle Politische Ikonographie, Hamburg 1994 Hagenow, Elisabeth von, Propaganda per Hand. Politische Gesten auf Postkarten. In: Politische Kunst, S. 53‑72 Hahn, Hans Henning, und Eva Hahn, Nationale Stereotypen. Plädoyer für eine historische Stereotypenforschung. In: Stereotyp, Identität und Geschichte, S. 17‑56 Hahn, Hans Henning, Stereotypen in der Geschichte und Geschichte im Stereotyp. In: Historische Stereotypenforschung, S. 190‑204 Haller, Johannes, Die Epochen der deutschen Geschichte, neue erw. Bearb., Stuttgart, Berlin 1928; Berlin 1934/35; Berlin 1940 Haller, Johannes, Von Tod und Auferstehung der deutschen Nation. In: Begrüßung der aus dem Krieg heimgekehrten Studierenden, S. 3‑22 Hammer, Klaus, Historische Friedhöfe und Grabmäler in Berlin, Berlin 1994 Hammer Lesebuch. Geschichten aus der Geschichte der Stadt. Hrsg. von Jürgen Lange, Essen 1991 Hammerbacher, Hans Wilhelm, Deutsche Gedenkstätten und Ehrenmale, Heusenstamm 1976 Hammerton, John Alexander, Wonderful Britain. Its Highways, Byways and Historic Places, vol. 3, London 1930 Hanisch, Manfred, Gefallen für das Vaterland, Erlangen 1994 (= Erlanger Forschungen, Sonderreihe, 7) Hanke, Christian, Selbstverwaltung und Sozialismus: Carl Herz, ein Sozialdemokrat, Diss. phil. Universität Hamburg 2004, Berlin, Hamburg, Münster 2006 Harer, Hans, Kriegstotengedenken in Northeim nach dem Ersten Weltkrieg. In: Northeimer Jahrbuch, 70 (2005), S. 106‑124 Hargrove, June, Qui vive? France! War Monuments from the Defense to the Revanche. In: Nationalism and French Visual Culture, S. 55‑81 Hargrove, June, Souviens-toi. In: Les monuments historiques de la France, 124 (1982), S. 59‑65 Harpel, Gerd, Über die Errichtung von Kriegerdenkmälern nach dem 1. Weltkrieg. In: Aschendorfer Heimatblätter, 25 (1995), S. 3‑39 Hartmann, Franz, Geschichte des Vorpommerschen Feldartillerie Regiments Nr. 38, 1899‑1919, Bd 2, Stettin 1928 Hartwig, Dieter, Kontinuität und Wandel einer nationalen Gedenkstätte – das Marine-Ehrenmal in Laboe. In: Dieter Hartwig, S. 231‑250 Hartwig, Dieter, Das Marine-Ehrenmal in Laboe: »Für die Ewigkeit, zeitlos, klar ...«, Hamburg 2004

382

Literatur

Hartwig, Dieter, Neu charakterisiert: Das Marine-Ehrenmal in Laboe. Zentrale Gedenkstätten der deutschen Marine und der zivilen Schifffahrt (1997). In: Dieter Hartwig, S. 227‑230 Haupt, Georg, Die Bau- und Kunstdenkmäler des Landes Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, 2 Bde. Bd 1: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Darmstadt, Darmstadt 1952 Haupt, Heinz-Gerhard, Historische Komparatistik in der internationalen Geschichtsschreibung. In: Transnationale Geschichte, S. 137‑149 Ein Haus für die Geschichte. Festschrift für Reinhard Vogelsang. Hrsg. von Johannes Altenberend, Gütersloh 2004 (= Jahresbericht des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg, 89) Hayner, Max, Felix von Frantzius und Otto Zarn, Geschichte des Reserve-InfanterieRegiments Nr.  201, Berlin 1940 (=  Deutsche Tat im Weltkrieg 1914/1918. Darstellungen der Kämpfe deutscher Truppen, 45) Hayward, James, Myths and Legends of the First World War, Stroud 2002 Heidelberger Denkmäler 1788‑1981. Hrsg. von einem Autorenkollektiv am Kunsthistorischen Institut der Universität Heidelberg unter Leitung von Dietrich Schubert, Heidelberg 1982 (= Neue Hefte zur Stadtentwicklung und Stadtgeschichte, 2) Heimatkalender Königs Wusterhausen und das Dahmeland 2002. Hrsg. vom Heimatverein Königs Wusterhausen, Königs Wusterhausen 2002 Heine, Heinrich, Lutezia. Berichte über Politik, Kunst und Volksleben. Zweiter Theil, Hamburg 1990 (= Düsseldorfer Heine-Ausgabe [DHA], 14/1) Heinemann, Werner, Ehren- und Mahnmale in der Stadt Sundern. Hrsg. vom Sunderner Heimatbund e.V., Sundern 2005 Heinicke, Erich, Deutsche Kriegsgräber / Denkmäler 1870/71. Erstellt im Auftrag des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge [Manuskript in Fotokopie], o.O. o.J. [um 1959, UB Oldenburg i.O.] Heldenbuch zu Ehren der im Weltkriege 1914‑1918 gefallenen Söhne der Stadt Hagen i.Westf. Hrsg. von der Heldenbuchkommission der Kriegerkameradschaften der Stadt Hagen im Kyffhäuserbund, Hagen/Westf. 1936 Helfferich, Karl, Der Friede von Versailles. Rede an die akademische Jugend gehalten am 26. Juni im Auditorium Maximum der Berliner Universität, 2. Aufl., Berlin 1919 (= Deutschnationale Flugschrift, 20) Henning, Dirk, »Heldentod« und »Mahnung«. Gefallenendenkmale im ehemaligen Kreis Saalfeld, Saalfeld 2007 (= Saalfelder Museumsreihe, Sonderbd 1) Henseler, Paul, Der verschwundene Soldat oder der Umgang mit dörflichen Denkmälern der Zeitgeschichte. Das Kriegerehrenmal der ehemaligen Gemeinde Menden auf dem Gelände der alten Pfarrkirche. In: Fundgrube Vergangenheit, Bd 4, S. 43‑76 Herding, Klaus, Emotionsforschung heute – eine produktive Paradoxie. In: Pathos, Affekt, Gefühl, S. 3‑46 Hermand, Jost, Heroic Delusions: German Artists in the Service of Imperialism. In: 1914/ 1939, S. 91‑115 Hérold-Paquis, Jean, L’Angleterre, comme Carthage, Paris 1944

Literatur

383

Hérold-Paquis, Jean, Mémoires. L’Angleterre comme Carthage... suivi de Des illusions... Désillusions ! 15 août 1944‑15 août 1945, Paris 2008 Herz, Gerhard, Denkmale in Erfurt – denk mal darüber nach! Das ehemalige Kriegerdenkmal am Hirschgarten. In: Stadt und Geschichte. Zeitschrift für Erfurt, 17 (2002), S. 29 Hesse, Hans, und Elke Purpus, Gedenken und Erinnern im Rhein-Erft-Kreis. Ein Führer zu Mahnmalen, Denkmälern und Gedenkstätten des Ersten Weltkriegs und zur NS-Zeit (sowie des Zweiten Weltkriegs), Essen 2008 (= Schriftenreihe der Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln, 3) Hesse, Hans, und Elke Purpus, Monuments and Commemorative Sites for German Expellees. In: Memorialization in Germany, S. 48‑57 Hesse, Wolfgang, Das Kriegerdenkmal in Eningen unter Achalm. In: Schwäbische Heimat, 35 (1984), S. 329‑335 Hettling, Manfred, Bürger oder Soldaten? Kriegerdenkmäler 1848 bis 1854. In: Der politische Totenkult, S. 147‑193 Heyen, Franz-Josef, Kurt Schwippert: Werkverzeichnis der Plastik, Düsseldorf 1983 Heyer, Helmut, Die Kreuzkirche zu Bonn. Entstehung und Schicksal der evangelischen Stadtkirche, Bonn 1988 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Bonn, 41) Hiery, Hermann Joseph, Angst und Krieg. Die Angst als bestimmender Faktor im Ersten Weltkrieg. In: Angst und Politik, S. 167‑224 Hill, George F., The Commemorative Medal in the Service of Germany, London 1917 (dt. Ausg.: George F. Hill, Deutsche Kriegsmedaillen, Bümpliz-Bern 1918) Hill, George F., Deutsche Kriegsmedaillen, Bümpliz-Bern 1918 Hill, Thomas, Das Ehrenmal der Christian-Albrechts-Universität für die Toten des Ersten Weltkriegs. Ein Beitrag zum Gefallenengedenken im 20. Jahrhundert. In: Denkmäler in Kiel und Posen, S. 139‑164 Hill, Thomas, »Unseren Helden zum Gedächtnis – 1914‑18«. Gefallenendenkmäler in der Weimarer Republik. In: Von Menschen, Ländern, Meeren, S. 109‑124 Hillebrandt, Jörg, Lazarettregiment 31: ein Traditionsverband im Einsatz. In: Wehrmedizin und Wehrpharmazie, 28 (2004), S. 81 f. Hiltl, Georg, Der Große Kurfürst und seine Zeit, 3. Aufl., Bielefeld, Leipzig 1893 Hindenburg, Paul von, Aus meinem Leben, Leipzig 1920 Hindenburg, Paul von, Hindenburg-Worte. Briefe, Drahtungen, Reden und Gespräche des Generalfeldmarschalls Hindenburg. Ges. von Hans Wohltmann, 2., unveränd. Aufl., München 1918 Hinz, Uta, Düsseldorf im Ersten Weltkrieg. In: Krieg und Frieden in Düsseldorf, S. 233‑256 Hirschberg, Hermann, Die Kriegsmahnmale in Ennepetal-Voerde. In: Voerder Heimatblättchen, 3 (1999), S. 11‑15 und S. 17‑21 Hirschfeld, Gerhard, Erster Weltkrieg – Zweiter Weltkrieg: Kriegserfahrungen in Deutschland. Neuere Ansätze und Überlegungen zu einem diachronen Vergleich. In: Zeitgeschichte-online, Thema: Fronterlebnis und Nachkriegsordnung. Wirkung und Wahrnehmung des Ersten Weltkrieges, Mai 2004, S. 1‑22 (http:// www.zeitgeschichte-online.de/md=EWK-Hirschfeld)

384

Literatur

Hirschfeld, Gerhard, Kriegserlebnis, Mentalität und Erinnerung. Der Erste Weltkrieg in der deutschen und internationalen Geschichtsschreibung. In: Aggression und Katharsis, S. 367‑386 Hirschi, Caspar, Wettkampf der Nationen: Konstruktionen einer deutschen Ehrgemeinschaft an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit, Diss. phil. Universität Freiburg i.Br. 2004, Göttingen 2005 Historische Denkmäler und Brunnen in Roth. Hrsg. vom Stadtarchiv Roth, Roth 1996 (= Damals bei uns in Roth, 6) Historische Denkmäler. Vergangenheit im Dienste der Gegenwart? Dokumentation einer Studienkonferenz der Thomas-Morus-Akademie in Zusammenarb. mit dem Landschaftsverband Rheinland/Referat Heimatpflege. Red.: Stephan Lennartz, Bergisch Gladbach 1994 (= Bensberger Protokolle, 81) Historische Stereotypenforschung. Methodische Überlegungen und empirische Befunde. Hrsg. von Hans Henning Hahn, Oldenburg 1995 (= Oldenburger Schriften zur Geschichtswissenschaft, 2), S. 190‑204 Hitler, Deutschland und die Mächte. Materialien zur Außenpolitik im Dritten Reich. Hrsg. von Manfred Funke, Düsseldorf 1976 (= Bonner Schriften zur Politik und Zeitgeschichte, 12) Hoch, Gerhard, und Carsten Schäfer, Kriegerdenkmäler im Kreis Segeberg. In: Heimatkundliches Jahrbuch für den Kreis Segeberg, 42 (1996), S. 147‑156 Hoch, Gerhard, und Carsten Schäfer, Kriegerdenkmäler im Kreis Segeberg. In: Gegenwind. Politik und Kultur in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, Kiel, 125 (1999), S. 26‑32 Höchel, Julia, Das Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges auf dem Deutschen Platz in Bensberg. In: Ehrenmal und Ärgernis, S. 63‑106 Högg, Emil, Kriegergrab und Kriegerdenkmal, Wittenberg 1915 Hölbling, Walter W., The Long Shadow of the Hun. Continuing German Stereotypes in U.S. Literature and Film. In: »Huns« vs. »Corned Beef«, S. 203‑213 Hoff, François, Bernard Pollino et Francis Pochon, Metz 1870. Les monuments commémoratifs des champs de bataille, Louviers 2010 Hoffmann, Lutz, Das gemachte Fremdsein der nichtdeutschen Einwanderer. In: Das Ende der Gemütlichkeit, S. 51‑57 Hoffmann-Curtius, Kathrin, Der Altar des Vaterlandes – Opferrituale von der Französischen Revolution bis zum deutschen Faschismus. In: Das Opfer des Lebens, S. 41‑116 Hoffmann-Curtius, Kathrin, Der Doryphoros als Kommilitone. Antikenrezeption in München nach der Räterepublik. In: Humanistische Bildung, 8 (1984), S. 73‑138 Hoffmann-Curtius, Kathrin, Der Doryphoros als Kommilitone. Antikenrezeption in München nach der Räterepublik. In: »Klassische« Antike, S. 59‑90 Hoffmann-Curtius, Kathrin, Das Kriegerdenkmal der Berliner Friedrich-WilhelmsUniversität 1919‑1929: Siegexegese der Niederlage. In: Jahrbuch für Universitätsgeschichte, 5 (2002), S. 87‑116 Hoffmann-Curtius, Kathrin, Sieg ohne Trauer – Trauer ohne Sieg. Totenklage auf Kriegerdenkmälern des Ersten Weltkrieges. In: Trauer tragen, S. 259‑286

Literatur

385

Hohrath, Daniel, André König und Klaus-Peter Merta, Die Fahnensammlung des Deutschen Historischen Museums. In: Farben der Geschichte, S. 6‑16 Holsten, Siegmar, Allegorische Darstellungen des Krieges 1870‑1918. Ikonologische und ideologiekritische Studien, Diss. phil. Bonn 1974, München 1976 (= Studien zur Kunst des neunzehnten Jahrhunderts, 27) Holtmanns, Johannes, Beiträge zur Geschichte der Stadt Cronenberg, Nachdr. der Ausg. Remscheid 1898, Remscheid 1982 Holtstiege, Reinhold, Havixbeck und seine Vergangenheit, Dülmen 1991 Hopman, Albert, Das ereignisreiche Leben eines ›Wilhelminers‹ Tagebücher, Briefe, Aufzeichnungen 1901 bis 1920. Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes hrsg. von Michael Epkenhans, München 2004 (= Beiträge zur Militärgeschichte, 62) Horn, Franz, Das Leben Friedrich Wilhelms des Großen, Kurfürsten von Brandenburg. Nebst Andeutungen über die Idee und die spätere Geschichte des Preußischen Staats vom Jahre 1688 bis 1814, Berlin 1814 Horne, John, and Alan Kramer, German Atrocities 1914. A History of Denial, New Haven, London 2001 Horne, John, Kulturelle Demobilmachung 1919‑1939. Ein sinnvoller historischer Begriff? In: Politische Kulturgeschichte, S. 129‑150 Horning, Fr., Das Schlachtfeld bei Wörth im Elsaß in Bildern, Fröschweiler 1907 Hübener, Dieter, »Den 1914‑1918 gefallenen Söhnen gewidmet...« Döbern, Peitz und Oranienburg als Fallbeispiele für die Gefallenenehrung in Brandenburg. In: Kriegerdenkmale in Brandenburg, S. 185‑202 Hübener, Kristina, Wolfram Kinze und Wolfgang Rose, Von der Armenfürsorge zur medizinischen Behandlung. Facetten der kinder- und jugendpsychiatrischen Entwicklung. Das Beispiel Lübben. In: Entwicklungslinien, S. 21‑70 Hübinger, Gangolf, Gelehrte, Politik und Öffentlichkeit. Eine Intellektuellengeschichte, Göttingen 2006 Hünig, Wolfgang K., British and German Cartoons as Weapons in World War I. Invectives and Ideology of Political Cartoons, a Cognitive Linguistics Approach, Frankfurt a.M. [u.a.] 2002 Hüppi, Adolf, Kunst und Kult der Grabstätten, Olten 1968 Hundertjahrfeier des Gymnasiums und Realgymnasiums zu Rendsburg und zum Gedächtnis der gefallenen Lehrer und Schüler. Rendsburg, den 12. Oktober 1919, Rendsburg 1919 »Huns« vs. »Corned Beef«. Representations of the Other in American and German Literature and Film on World War I. Ed. by Thomas F. Schneider and Hans Wagener, Göttingen 2007 (= Schriften des Erich Maria Remarque-Archivs, 21) Huss, Marie-Monique, Pronatalism and the popular Ideology of the Child in Wartime France: the Evidence of the Picture Postcard. In: The Upheaval of War, S. 329‑367 Hutton, Patrick H., History as an Art of Memory, Hanover, London 1993 Identität. Hrsg. von Odo Marquard und Karlheinz Stierle, 2., unveränd. Aufl., München 1996 (= Poetik und Hermeneutik, 8)

386

Literatur

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914‑1918. Allgemeine Kriegszeitung, Bd 9: Heft 201‑234, Stuttgart [u.a.] 1919 Immagini nemiche. La guerra civile spagnola e le sue rappresentazioni (1936‑1939). A cura dell’ Istituto per i Beni Artistici, Culturali e Naturali della Regione EmiliaRomagna, Bologna 1999 Inglis, Kenneth S., The Homecoming: The War Memorial Movement in Cambridge, England. In: JCH, 27 (1992), S. 583‑605 Inglis, Kenneth S., Sacred Places. War Memorials in the Australian Landscape (1999), Carlton South 2001 Inglis, Kenneth S., War Memorials: Ten Questions for Historians. In: GMCC, 167 (1992), 42, S. 5‑21 Inglis, Kenneth S., World War One Memorials in Australia. In: GMCC, 167 (1992), 42, S. 51‑58 Isola, Gianni, Immagini di guerra del combattentismo socialista. In: La Grande Guerra, S. 519‑543 Israeli, Isaac D’, Curiosities of Literature, 3 vols., 7. ed., London 1824 Italien in Deutschland – Deutschland in Italien. Die deutsch-italienischen Wechselbeziehungen in der Belletristik des 20. Jahrhunderts. Hrsg. von Anna Comi und Alexandra Pontzen, Berlin 1999 Jacobs, Mariette, Zij, die vielen als helden... Cultuurhistorische analyse van de oorlogsgedenktekens van de twee wereldoorlogen in West-Vlaanderen, 2  vols., Brugge 1995/96 Jacoby, Jean-Claude, Le Poilu Libérateur. L’Œuvre messine du Sculpteur Henri Bouchard. In: Les cahiers lorrains, 2000, S. 63‑82 Jacquorie, Günter, Das Kriegerdenkmal. In: Eschweiler-Röthgen, S. 101‑111 Jäger, Wolfgang, Historische Forschung und politische Kultur in Deutschland, Diss. phil. Gießen 1983, Göttingen 1984 (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, 61) Jahr, Christoph, »Das Krämervolk der eitlen Briten«. Das deutsche Englandfeindbild im Ersten Weltkrieg. In: Feindbilder in der deutschen Geschichte, S. 115‑142 Jahresbericht des I.  Bundesgymnasiums in Graz. Veröffentlicht am Schlusse des Schuljahres 1923/24 vom Direktor Dr. Lorenz Tretter, Graz 1924 Janorschke, Johannes, Bismarck, Europa und die Krieg-in-Sicht-Krise von 1875, Paderborn [u.a.] 2010 (= Otto-von-Bismarck-Stiftung, Wissenschaftliche Reihe, 11) Janssen, Wilhelm, Das ehemalige Kriegerehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges auf dem Cyriakusplatz. In: Weezer Geschichte, 1 (2001), S. 52‑56 Janz, Oliver, Kriegstod und politischer Totenkult in der neueren Geschichte Italiens. In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken, 84 (2004), S. 360‑372 Janz, Oliver, Monumenti di carta. Le pubblicazioni in memoria dei caduti della prima guerra mondiale. In: Non omnis moriar, S. 11‑73 Janz, Oliver, Das symbolische Kapital der Trauer. Nation, Religion und Familie im italienischen Gefallenenkult des Ersten Weltkriegs, Tübingen 2009 (= Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom, 120)

Literatur

387

Janz, Oliver, Zwischen Trauer und Triumph. Politischer Totenkult in Italien nach dem Ersten Weltkrieg. In: Der verlorene Frieden, S. 61‑75 Jaworski, Rudolf, Denkmäler als Gedächtnisorte und als Gegenstand der Forschung. Regionale und vergleichende Aspekte. In: Denkmäler in Kiel und Posen, S. 10‑22 Jaworski, Rudolf, Denkmalstreit und Denkmalsturz im östlichen Europa. Eine Problemskizze. In: Die Besetzung des öffentlichen Raumes, S. 175‑190 Jehle-Schulte Strathaus, Ulrike, und Bruno Reichlin, Monumento ai caduti nei campi di Germania. In: Das architektonische Urteil, S. 9‑63 Jeismann, Michael, Das Vaterland der Feinde. Studien zum nationalen Feindbegriff und Selbstverständnis in Deutschland und Frankreich 1792‑1918, Stuttgart 1992 (= Sprache und Geschichte, 1) Jeismann, Michael, und Rolf Westheider, Wofür stirbt der Bürger? Nationaler Totenkult und Staatsbürgertum in Deutschland und Frankreich seit der Französischen Revolution. In: Der politische Totenkult, S. 23‑50 Jenrich, Joachim, Die Wasserkuppe. Ein Berg mit Geschichte, Fulda 2007 Jochmann, Herbert, Öffentliche Kunst als Denkmalkritik. Studien zur Spezifik zeitgenössischer Kunst in Bezugnahme auf öffentliche Erinnerungszeichen, Weimar 2001 Jochum-Bohrmann, Ilonka, Hugo Lederer. Ein deutschnationaler Bildhauer des 20. Jahrhunderts, Frankfurt a.M. [u.a.] 1990 (= Europäische Hochschulschriften, Reihe 28, 109) Johnson, Nuala C., Ireland, the Great War and the Geography of Remembrance, Cambridge, MA 2003 Jünger, Ernst, Invictis victi victuri. In: Der Vormarsch, Jungdeutsche Rundschau, 2 (Juni 1928), S. 10‑12 Jung, Ottmar, Verfassungsschutz privat: Die Republikanische Beschwerdestelle e.V. (1924‑1933). In: VfZ, 35 (1987), S. 65‑93 Kästel, Norbert, Das Kriegerdenkmal und Denkmäler für die Opfer von Kriegen in Geinsheim. Hrsg. vom Verein für Heimatpflege e.V. aus Anlass der Renovierung des Kriegerdenkmals im Jahre 2000, Neustadt 2001 Kästner, Erich, Herz auf Taille, Nachdr. der 2. Aufl., Leipzig, Wien 1928, Hildesheim [u.a.] 2008 Kahl, Monika, »Bereinigte Geschichte«. Zur Umwidmung des Kriegerdenkmals von Hans Walther in Schleusingen. In: Aus der Arbeit des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie, S. 165‑173 Kahlenberg, Christian, Trümmer in der Saale. Das Gefallenenmal der Kösener Corpsstudenten von 1870/71. In: Einst und Jetzt. Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung e.V., 47 (2002), S. 313‑319 Kahler, Thomas, »Kriegerdenkmäler im Felde und daheim«. Materialien zur Gestaltung von Kriegerdenkmälern für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges in Österreich und Oberitalien, 2 Bde, Diss. phil. Universität Salzburg 1990 Kaiser, Albrecht, Das Denkmal der gefallenen Lehrer und Schüler des Klosters Unser Lieben Frauen zu Magdeburg. Rede zur Weihe des Denkmales, gehalten am 21. August 1920, Magdeburg 1920

388

Literatur

Kaiser, Hans, Der Siegfried zu Kaldenkirchen. Einweihung eines Kriegerdenkmals anno 1913. In: Heimatbuch des Kreises Viersen, 27 (1976), S. 146‑151 Kaiser, Roswitha, Hermann: Denkmal, Pflege und Inszenierung. In: Denkmalpflege in Westfalen-Lippe, 1 (2007), S. 13‑18 Kalmbach, Ulrich, und Jürgen M. Pietsch, Zwischen Vergessen und Erinnerung. Stätten des Gedenkens im Altmarkkreis Salzwedel, Sröda 2003 (= Schriften zur Regionalgeschichte, 3) Kameraden, lasst uns singen. Neue Soldatenlieder. Redaktion: Gustav Schulten und Ludwig Voggenreiter, Potsdam 1940 Kammerer, Willi, Deutsche Kriegsgräberstätten im Westen. Hrsg. von Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Kassel 2001 Kammerer, Willi, und Anja Kammerer, Deutsche Kriegsgräberstätten in Ost- und Südosteuropa. Hrsg. vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Kassel 2004 Kaplan, Ines, »Die abgehackte Hand«. Ein Beitrag zur Ikonographie der französischen Hetzkarikatur als Teil der antideutschen Propaganda während des Ersten Weltkriegs. In: Bildpropaganda im Ersten Weltkrieg, S. 93‑123 Kappenberg, Jürgen, Krieger-Ehrenmäler. Denkmale in der Westpfalz für Teilnehmer und Opfer der Kriege der letzten beiden Jahrhunderte – ein mentalitätsgeschichtlicher Überblick. In: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz, 104 (2006), S. 341‑366 Karge, Wolf, Denkmalsturz nach dem Zweiten Weltkrieg in Mecklenburg und Vorpommern. Die Entfernung und Vernichtung von Denkmälern mit revanchistischen, militaristischen und nationalsozialistischen Aussagen zwischen 1945 und 1950. In: Zeitgeschichte regional, 11 (2007), 2, S. 26‑34 Karge, Wolf, Hugo Rübesamen und Andreas Wagner, Gedenkstättenarbeit in Mecklenburg-Vorpommern. Bestandsaufnahme politischer Memoriale des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin 1998 Kaschuba, Wolfgang, Kulturalismus: Kultur statt Gesellschaft? In: Geschichte und Gesellschaft, 21 (1995), S. 81‑95 Kasten, Bernd, Das sogenannte »Dolchstoss-Denkmal« im Schweriner Schlossgarten. In: Mecklenburgische Jahrbücher, Beih. zum 114. Jahrgang: Festschrift für Christa Cordshagen, Schwerin 1999, S. 379‑387 Kedward, Harry Roderick, In Search of the Maquis. Rural Resistance in Southern France, 1942‑1944, Oxford 1994 Keipke, Bodo, »...wollen wir denn etwas anderes von einem solchen Denkmal..., als dass wir Ernst, Mut und Ehrfurcht von ihm lernen?« Die Gedenkstätten für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges in Rostock und in Warnemünde. In: Beiträge zur Geschichte der Stadt Rostock, 28 (2006), S. 95‑126 Keller, Andreas, Brandenburgische Inschriften und ihre zeitgreifende Verfügungsgewalt zwischen lokalem Standort und nationaler Geschichte. In: Kriegerdenkmale in Brandenburg, S. 85‑114 Keppler, Angela, Soziale Formen individuellen Erinnerns. Die kommunikative Tradierung von (Familien-)Geschichte. In: Das soziale Gedächtnis, S. 137‑159

Literatur

389

Kernot, Charles F., British Public Schools War Memorials, London 1927 Kersting, Tim, Was kommt aufs Ehrenmal? Die Deutungen des Ochtruper »Brunnendenkmals«. In: Die »Urkatastrophe«, S. 61‑80 Keß, Barbara, Friedrich Ronneberger: Marineseelsorge, Museum, Heldengedenken. In: Souvenirs, S. 23‑34 Keynes, John Maynard, The Economic Consequences of the Peace (1919). Ed. by Paul A. Volcker, New York 2007 Khalil, Samir al-, The Monument. Art, Vulgarity and Responsibility in Iraq, Berkeley, Los Angeles, London 1991 Kidd, William, Memory, Memorials, and Commemoration in Lorraine, 1908‑1988. In: War and Memory, S. 143‑159 Kidd, William, Les monuments aux morts mosellans. De 1870 à nos jours, Metz 1999 Kienast, Gunter W., Goetz II. A Supplement to ›The Medals of Karl Goetz‹, Lincoln, NE 1986 Kienast, Gunter W., The Medals of Karl Goetz, Cleveland, OH 1967 King, Alex, Memorials of the Great War in Britain. The Symbolism and Politics of Remembrance, Oxford, New York 1998 Klapka, György, Memoirs of the War of Independence in Hungary, vol. 2. Translated from the original manuscript by Otto Wenckstern, London 1850 »Klassische« Antike und moderne Demokratie. Arthur Rosenberg zwischen Alter Geschichte und Zeitgeschichte, Politik und politischer Bildung. Hrsg. von R.W. Müller und G. Schäfer, Göttingen, Zürich 1986 Klauer, Markus, Militärgeschichtlicher Reiseführer zu den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges in Flandern und Nordfrankreich, Remscheid 2004 Klaus, Harald, Der Kriegerverein schoß drei Ehrensalven. Jüdisches Kriegerdenkmal wurde 1929 geweiht. In: Heimat im Bild, (1996), 44 [o.S.] Klein, Sven Michael, Die Einweihung des Pohlitzer Kriegerehrenmals vor 85 Jahren. In: Der Heimatbote, 54 (2008), 1, S. 5‑9 Klemperer, Victor, LTI. Notizbuch eines Philologen, Berlin 1946, Nachdr. der 3. Aufl., Halle/S. 1957, 15. Aufl., Leipzig 1996 Kloppenburg, Josef, Die Friedhofskapelle als Ehrenmal für die gefallenen Soldaten unseres Dorfes. In: St. Vitus Haaren, S. 135‑138 Klopstock, Friedrich Gottlieb, Der Messias: 1. Gesang, Bd 3, Schaffhausen 1771 Klotz, Matthias, Im Archiv geblättert. In: Amts- und Mitteilungsblatt der Stadt Alzenau, Nr. 13, 26. Juni 1992, S. 29‑31 Knauf, Rainer, und Christof Trepesch, Kriegerdenkmäler und Kriegerfriedhöfe. Formen des Kriegsgedenkens im Saarbrücker Raum zwischen 1870 und 1935. In: GrenzenLos, S. 156‑182 Kniely, Konrad, Jahresbericht des I. Bundesgymnasiums in Graz, Graz 1923/24 Kobusch, Philipp, Kriegerdenkmäler der Zwischenkriegszeit in Gießen. In: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins Gießen, 90 (2005), S. 1‑45 Koch, Max, Akademische Feier der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität und der Breslauer Technischen Hochschule zur Ehrung der gefallenen und zurückge-

390

Literatur

kehrten Kommilitonen. Gedenkrede des Rektors der Universität Max Koch am 16. Juli 1919, Breslau 1919 Köhler, Heinrich, Das 3. Schlesische Dragoner-Regiment Nr. 15. Seine Geschichte von 1866‑1914. Das Regiment im Kriege, Leipzig 1930 Kölling, Ewald, Errichtung und Einweihung des Kriegerdenkmals Niederleuken. In: Festschrift zum Stiftungsfest, S. 63‑73 »Der König ruft...«. Militär und Krieg im ländlichen Raum (1870‑1918). Hrsg. von Klaus Freckmann und Fritz Schellack, Köln 1994 (= Schriftenreihe des Freilichtmuseums Sobernheim, 15) Kolbe, Georg, Richard Scheibe. Ein deutscher Bildhauer, Berlin 1939 Kolling, Hubert, »Wer mutig für sein Vaterland gefallen...« Kriegsgräber und Kriegerdenkmäler in Marburg. In: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte, 55 (2005), S. 203‑223 Kollwitz, Käthe, Tagebuchblätter und Briefe. Hrsg. von Hans Kollwitz, Berlin (West) 1948 Kollwitz, Käthe, Die Tagebücher. Hrsg. von Jutta Bohnke-Kollwitz, Berlin 1989 Komo, Wolfgang, »... ohne kulturellen Wert und künstlerisch ein Greuel?« Das Denkmal für die Gefallenen des Krieges 1870/71 auf dem Exerzierplatz. In: Hammer Lesebuch, S. 30‑33 Konradova, Natal’ja, und Anna Ryleva, Helden und Opfer: Denkmäler in Russland und Deutschland. In: Osteuropa, 55 (2005), 4‑6, S. 347‑365 Das kontinentale Europa und die britischen Inseln. Wahrnehmungsmuster und Wechselwirkungen seit der Antike. Hrsg. von Gottfried Niedhart, Mannheim 1993 (= Mannheimer Historische Forschungen, 1) Korff, Gottfried, Rote Fahnen und geballte Faust. Zur Symbolik der Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik. In: Transformationen der Arbeiterkultur, S. 86‑107 Korte, Detlef, Streit um ein »Ehrenmal«. In: Arbeitskreis zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein, Info Nr. 9 (1987), S. 40‑45 Koselleck, Reinhart, Erinnerungsschleusen und Erfahrungsgeschichten. Der Einfluß der beiden Weltkriege auf das soziale Bewusstsein. In: Koselleck, Zeitschichten, S. 265‑286 Koselleck, Reinhart, Kriegerdenkmale als Identitätsstiftungen der Überlebenden (1979). In: Identität, S. 255‑276 Koselleck, Reinhart, Zeitschichten. Studien zur Historik. Mit einem Beitr. von Hans-Georg Gadamer, Frankfurt a.M. 2000 Koselleck, Reinhart, Zur politischen Ikonologie des gewaltsamen Todes. Ein deutschfranzösischer Vergleich, Basel 1998 Koshar, Rudy J., From Monuments to Traces. Artefacts of German Memory 1870‑1990, Berkeley, Los Angeles, London 2000 Koszyk, Kurt, Deutsche Presse 1914‑1945. Geschichte der deutschen Presse, T. 3, Berlin (West) 1972 (= Abhandlungen und Materialien zur Publizistik, 7) Kotowski, Mathias, »Noch ist ja der Krieg gar nicht zu Ende«. Weltkriegsgedenken der Universität Tübingen in der Weimarer Republik. In: Kriegserfahrungen, S. 424‑438

Literatur

391

Koureas, Gabriel, Memory, Masculinity and National Identity in British Visual Culture, 1914‑1930. A Study of »Unconquerable Manhood«, Hampshire, Burlington, VT 2007 Krankenhäuser in Brandenburg. Vom mittelalterlichen Hospital bis zur modernen Klinik. Hrsg. von Kristina Hübener und Wolfgang Rose, Berlin 2007 (= Schriftenreihe zur Medizin-Geschichte des Landes Brandenburg, 16; zgl. Einzelveröffentlichung des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, 5) Krassnitzer, Patrick, An allen Fronten unbesiegt: Weltkriegserinnerung und ihre politische Instrumentalisierung in den Publikationen des J.F. Lehmanns Verlages 1916‑1935. In: Die »rechte Nation«, S. 109‑136 Krause, Andreas, Scapa Flow. Die Selbstversenkung der wilhelminischen Flotte, Berlin 1999 Kremers, Hermann, Nationalsozialismus und Protestantismus, 1. Aufl., 2., erw. Aufl. und 3., erw. Aufl., Berlin 1931; 4., erw. Aufl., Berlin 1932; 5., erw. Aufl., Berlin 1933 Kremers, Hermann, Unter dem eisernen Kreuz! Deutsche Saat und Ernte, Bonn 1914 (= Kriegspredigt, 3) Krey, Hans, Hugo Lederer. Ein Meister der Plastik, Berlin 1931 Krieg – Revolution – Republik. Detmold 1914‑1933. Dokumentation eines stadtgeschichtlichen Projektes. Hrsg. von der Stadt Detmold in Zusammenarbeit mit dem Naturwissenschaftlichen und Historischen Verein für das Land Lippe, Bielefeld 2007 (=  Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe, 78) Krieg und Frieden im Spiegel Erlanger Baudenkmale. Tag des Offenen Denkmals in Erlangen 11. September 2005. Hrsg. von der Stadt Erlangen, Bauaufsichtsamt, Erlangen 2005 Krieg und Frieden in Düsseldorf. Sichtbare Spuren der Vergangenheit. Hrsg. von Jörg Engelbrecht und Clemens von Looz-Corswarem, Düsseldorf 2004 (= Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv Düsseldorf, 10) Krieg und Militär im Film des 20. Jahrhunderts. Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes hrsg. von Bernhard Chiari, Matthias Rogg und Wolfgang Schmidt, München 2003 (= Beiträge zur Militärgeschichte, 59) Krieg und Sieg 1870‑71. Ein Gedenkbuch, 2 Bde. Bd 1: Ein Gedenkbuch, Bd 2: Kulturgeschichte. Hrsg. von J.v. Pflugk-Harttung, Berlin 1895 Krieg und Utopie. Kunst, Literatur und Politik im Rheinland nach dem Ersten Weltkrieg. Hrsg. von Gertrude Cepl-Kaufmann, Gerd Krumeich und Ulla Sommers, in Zusammenarbeit mit Jasmin Grande, Essen 2006 Das Krieger-Denkmal zu Barmen und seine Einweihung am 15. October 1874, Barmen 1874 Kriegerdenkmale in Brandenburg von den Befreiungskriegen 1813/15 bis in die Gegenwart. Hrsg. von Dieter Hübener, Kristina Hübener und Julius H. Schoeps, Berlin 2003 Kriegerdenkmale in der Pfalz. In Treue zur Heimat. 1914‑1918. Hrsg. vom Waldkirch-Verlag, Ludwigshafen a.Rh. 1934

392

Literatur

Kriegergrabmal und Kriegerdenkmal. Führer durch die 20. Ausstellung des Freien Bundes. Städtische Kunsthalle Mannheim 2.  Januar‑6.  Februar 1916, Mannheim 1916 Kriegergräber im Felde und daheim. Hrsg. vom Deutschen Bund Heimatschutz im Einvernehmen mit der Heeresverwaltung, München 1917 Der Kriegseintritt Italiens im Mai 1915. Hrsg. von Johannes Hürter und Gian Enrico Rusconi, München 2007 Kriegsende 1918. Ereignis, Wirkung, Nachwirkung. Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes hrsg. von Jörg Duppler und Gerhard P. Groß, München 1999 (= Beiträge zur Militärgeschichte, 53) Kriegserfahrungen. Studien zur Sozial- und Mentalitätsgeschichte des Ersten Weltkriegs. Hrsg. von Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich, Dieter Langewiesche und Hans-Peter Ullmann, Essen 1997 (= Schriften der Bibliothek für Zeitgeschichte, NF, 5) Kriegserlebnis. Der Erste Weltkrieg in der literarischen Gestaltung und symbolischen Deutung der Nationen. Hrsg. von Klaus Vondung, Göttingen 1980 Kriegsgedenken in Freiburg. Trauer – Kult – Verdrängung. Hrsg. vom Arbeitskreis Regionalgeschichte Freiburg e.V., Freiburg i.Br. 1995 Kriegstagebuch der Seekriegsleitung 1939 bis 1945, T. A, Bd 1. Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes in Verb. mit dem Bundesarchiv-Militärarchiv und der Marine-Offizier-Vereinigung hrsg. von Werner Rahn und Gerhard Schreiber unter Mitw. von Hansjoseph Maierhöfer, Hamburg, Berlin, Bonn 1988 KriegsVolksKunde: Zur Erfahrungsbindung durch Symbolbildung. Hrsg. von Gottfried Korff, Tübingen 2005 Krohne, Karl G., Das Denkmal der Oldenburger bei Vionville. Eine Erinnerung an den 16. August 1870, Oldenburg 1873 Krüger, Peter, Die Außenpolitik der Republik von Weimar, Darmstadt 1985 Krüger, Peter, Friedenssicherung und deutsche Revisionspolitik. Die deutsche Außenpolitik und die Verhandlungen über den Kellogg-Pakt. In: VfZ, 22 (1974), S. 227‑257 Krumeich, Gerd, Denkmäler zwischen Mahnmal und Schandmal. In: Krieg und Frieden in Düsseldorf, S. 219‑230 Krumeich, Gerd, Vergleichende Aspekte der »Kriegsschulddebatte« nach dem Ersten Weltkrieg. In: Der Erste Weltkrieg, S. 913‑928 Kruse, Kai, und Wolfgang Kruse, Kriegerdenkmäler in Bielefeld. Ein lokalhistorischer Beitrag zur Entwicklungsanalyse des deutschen Gefallenenkultes im 19. und 20. Jahrhundert. In: Der politische Totenkult, S. 91‑128 Kühne, Thomas, und Benjamin Ziemann, Militärgeschichte in der Erweiterung. Konjunkturen, Interpretationen, Konzepte. In: Was ist Militärgeschichte?, S. 9‑46 Kümmel, Adolf, Res. Inf. Regt. Nr. 91 im Weltkriege 1914‑1918. Hrsg. im Auftr. d. Offizier-Vereinig. d. Regts, Oldenburg 1926 (= Erinnerungsblätter deutscher Regimenter, Truppenteile des ehemaligen preussischen Kontingents, 171) Kultur und Gedächtnis. Hrsg. von Jan Assmann und Tonio Hölscher, Frankfurt a.M. 1988

Literatur

393

Kulturelle Identität. Hrsg. von Steffen Bruendel und Nicole Grochowina, Berlin 2000 Kunst und Diktatur. Architektur, Bildhauerei und Malerei in Österreich, Deutschland, Italien und der Sowjetunion 1922‑1956. Hrsg. von Jan Tabor, Baden 1994 Kuntzemüller-München, Otto, Die Denkmäler Kaiser Wilhelms des Großen, Bremen 1902 Kurahs, Hermann, Die Entwicklung der Stadt Ratkersburg vom Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie bis zum Tode ihres Bürgermeisters Dr. Franz Kamniker, 2 Bde, Diss. Graz 1985 Kutz, Rüdiger, Die Chronik der Rudelsburg und ihrer Denkmäler, München 1993 (= Einst und Jetzt, Sonderheft) Kutz, Rüdiger, Die Rudelsburg als Symbolort der Cösener Corpsstudenten. In: Deutsche Erinnerungslandschaften, S. 103‑125 Lacroix, Clément de, Les Morts pour la Patrie. Tombes militaires et monuments, Paris 1891 Laeger, Alfred, Das 1. Westpreußische Fußartillerie-Regiment Nr. 11 im Weltkriege 1914/18. Unter Mitw. der im Vorw. Genannten bearb. von Alfred Laeger, Zeulenroda/ Thür. 1934 Das »Land in der Mitte«. Architektur-, Denkmals- und Wohnungsbauprojekte der Moderne. Hrsg. von Christiane Wolf, Weimar 2004 Langensalza als Garnisonstadt 1907‑1921, Bd 2. Zsgest. von Gustav Thauss, Nachdr. der Ausg. 1925, Langensalza 2006 Langewiesche, Dieter, Nation, Nationalismus, Nationalstaat in Deutschland und Europa, München 2000 Lassalle, Ferdinand, Die Agitation des Allgemeinen Deutschen Arbeiter-Vereins und das Versprechen des Königs von Preußen. Eine Rede gehalten am Stiftungs-Feste des Allgemeinen Deutschen Arbeiter-Vereins zu Ronsdorf am 22. Mai 1864. In: Ferdinand Lassalle’s Reden und Schriften, Bd 2, S. 841‑871 Lau, Gerhard, Das Krieger-Ehrenmal und ein gewisser Stichnoth. In: Tidingsbringer, 11 (2006/2007), S. 24‑25 Laube, Gisbert, Der Reichskunstwart. Geschichte einer Kulturbehörde 1919‑1933, Diss. phil. Universität Kiel 1997, Frankfurt a.M. [u.a.] 1997 (= Rechtshistorische Reihe, 164) Lehmann, Wilhelm, Das Gemeinschaftshaus (Roxy) in der Südstadt von Braunschweig. Hrsg. von Wolf-Dieter Schuegraf, Braunschweig 1993 (=  Stadtarchiv und Stadtbibliothek Braunschweig. Kleine Schriften, 26) Leicht, Johann, Sankt Michael. Ein Buch aus eherner Kriegszeit zur Erinnerung, Erbauung und Tröstung für die Katholiken deutscher Zunge, Würzburg, Berlin, Wien 1917 Leiner, Wolfgang, Das Deutschlandbild in der französischen Literatur, 2.  Aufl., Darmstadt 1991 Leipziger Denkmale. Hrsg. vom Leipziger Geschichtsverein e.V., Beucha 1998 Leppien, Jörn-Peter, Debatte um ein Denkmal. Die Grenzfriedenshefte und der Idstedt-Löwe. In: Grenzfriedenshefte, 1992, S. 3‑6 Lernen aus dem Krieg? Deutsche Nachkriegszeiten 1918‑1945. Hrsg. von Gottfried Niedhart und Dieter Riesenberger, München 1992

394

Literatur

Lersch, Heinrich, Herz! Aufglühe dein Blut. Gedichte im Kriege, Jena 1916 Libero, Loretana de, Vernichtung oder Vertrag? Bemerkungen zum Kriegsende in der Antike. In: Wie Kriege enden, S. 3‑23 Lichtblau, Johann, Das Halinger Ehrenmal und die Entstehungszeit. In: Halingen: Zwischen Ruhr und Wälkesberg, 8 (2000), 2, S. 39‑42 Lieberman, Ilene D., Race and Remembrance: Philadelphia’s All Wars Memorial to Colored Soldiers and Sailors and the Politics of Place. In: The American Art Journal, 29 (1998), S. 18‑52 Les lieux de mémoire, 7 t. Ed. par. Pierre Nora, Paris 1984‑1992 Likerts, Valdemars, Brivibas un kritušo pieminekļi 1920‑1938, Riga 1938 Lindner, Werner, Kriegerehrung. Mit besonderer Rücksicht auf Aufgaben und Lösungen in der Mark Brandenburg. In: Brandenburgische Jahrbücher, 5 (1930), S. 49‑82 Lingen, Kerstin von, »Resistenza-Mythos« und die Legende vom »Sauberen Krieg an der Südfront«. Konstruktion von Kriegserinnerung in Italien und Deutschland 1945‑2005. In: »Transformationen«, S. 329‑363 Linse, Ulrich, »Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden!« Zur Resymbolisierung des Soldatentods. In: Kriegserlebnis, S. 262‑274 Lipp, Anne, Diskurs und Praxis. Militärgeschichte als Kulturgeschichte. In: Was ist Militärgeschichte?, S. 211‑227 Lipp, Anne, Meinungslenkung im Krieg. Kriegserfahrungen deutscher Soldaten und ihre Deutung 1914‑1918, Göttingen 2003 (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, 159) Lipták, Ľubomír, Monuments of Political Changes and Political Changes of Monuments. In: Changes of Changes, S. 71‑94 Lismanis, Jānis, Kauju un kritušo karavīru piemiņai 1915‑1920. Pirmā pasaules kara un Latvijas Atbrīvošanas cīņu piemiņas vietas, Riga 1999 Looz-Corswarem, Clemens von, Düsseldorf als Garnisonsstadt. In: Krieg und Frieden in Düsseldorf, S. 35‑88 Looz-Corswarem, Clemens von, Das Ulanendenkmal. In: Krieg und Frieden in Düsseldorf, S. 213‑218 Lorch, Wolfgang, Der Wandel des Bewusstseins zum Thema Krieg am Beispiel Ettlinger Kriegerdenkmäler, Ettlingen 1991 Lorentzen, Friedrich Wilhelm, Denkmale am Busdorfer Teich. In: Beiträge zur Schleswiger Stadtgeschichte, 2002, S. 59‑70 Loy, Daniel, Unter »Eichenkranz« und »Hackenkreuz«. Das Kriegerdenkmal am Hindenburgplatz. In: Alt-Gunzenhausen. Beiträge zur Geschichte der Stadt Gunzenhausen, 56 (2001), S. 111‑178 Lüer, Hermann, Geschichte der Metallkunst, Bd  1: Kunstgeschichte der unedlen Metalle: Schmiedeisen, Gusseisen, Bronze, Zinn, Blei und Zink, Stuttgart 1904 Lütgert, Wilhelm, Zum Gedächtnis. Rede gehalten bei der Feier für die im Kriege gefallenen Angehörigen der Universität in der Marktkirche zu Halle a.S. am 22. Mai 1919, Halle/S. 1919 (= Hallische Universitätsreden, 11)

Literatur

395

Lurz, Franz, Im Umkreis von St. Joseph leben. 100 Jahre Pfarrkirche. 90 Jahre Pfarrei St. Joseph, München 2002 Lurz, Meinhold, Den Gefallenen zur Ehr’, den Lebenden zur Mahnung. Osterburkens Denkmal des Ersten Weltkriegs. In: Württembergisch-Franken: Jahrbuch des Historischen Vereins für Württembergisch-Franken, 66, (1982), S. 141‑166 Lurz, Meinhold, Kriegerdenkmäler in Deutschland: Künstlerische Formen zwischen Totenkult und prospektivem Anspruch. In: Freiburger Universitätsblätter, 68/69 (1980), S. 27‑47 Lurz, Meinhold, Kriegerdenkmäler in Deutschland, 6 Bde, Heidelberg 1985‑1987 Lurz, Meinhold, Kriegergrabmal und Kriegerdenkmal. Eine Wanderausstellung der Kunsthalle Mannheim im Jahr 1916. In: Mannheimer Hefte, 1994, S. 52‑61 Maas, Annette, Kriegerdenkmäler und Gedenkfeiern um Metz. Formen und Funktionen kollektiver Erinnerung in einer Grenzregion (1870/71‑1918). In: Stadtentwicklung, S. 89‑118 Maas, Annette, Der Kult der toten Krieger. Frankreich und Deutschland nach 1870/ 71. In: Nation und Emotion, S. 215‑231 Maas, Annette, Politische Ikonographie im deutsch-französischen Spannungsfeld. Die Kriegerdenkmäler von 1870/71 auf den Schlachtfeldern um Metz. In: Der politische Totenkult, S. 195‑222 Maas, Annette, Zeitenwende in Elsaß-Lothringen. Denkmalstürze und Umdeutung der nationalen Erinnerungslandschaft in Metz (November 1918‑1922). In: Denkmalsturz, S. 79‑108 McIntyre, Colin, Monuments of War: How to read a War Memorial, London 1990 McKenzie, Raymond, Public Sculpture of Glasgow, Liverpool 2002 (= Public Sculpture of Britain, 5) Maclean, Chris, and Jock Phillips, The Sorrow and the Pride. New Zealand War Memorials, Wellington 1990 McWilliam, Neil, Monumental Intolerance. Jean Baffier, a Nationalist Sculptor in Fin-de-Siécle France, University Park, PA 2000 McWilliam, Neil, Race, Remembrance and ›Revanche‹: Commemorating the FrancoPrussian War in the Third Republic. In: Art History, 19 (1996), 4, S. 473‑498 Märtyrer-Porträts. Von Opfertod, Blutzeugen und heiligen Kriegern. Hrsg. von Sigrid Weigel, München 2007 Mainzer, Udo, Historische Denkmäler und aktuelle Denkmalpflege. In: Historische Denkmäler, S. 153‑190 Maisuradze, Giorgi, Der heilige Georg – ein Held christlicher politischer Theologie. In: Märtyrer-Porträts, S. 95‑99 Mannes, Astrid Luise, Reichskanzler Constantin Fehrenbach. Eine Biographie, Diss. phil. Universität Dortmund 2005, Berlin 2006 (= Subsidia Academica, Reihe A, 7) Maoro, Ernst, Das Ehrenmal in Windelsbleiche. In: Bielefeld-Senne, Bd 2, S. 312 f. Marcuse, Harold, Frank Schimmelfennig und Jochen Spielmann, Steine des Anstoßes. Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg in Denkmalen 1945‑1985, Hamburg 1985

396

Literatur

Marineschule Mürwik (1910‑1985). Hrsg. vom Deutschen Marine Institut, 2., überarb. Aufl., Herford 1989 Martin, Erich, Kriegerdenkmale in Malchow (Fortsetzung). In: Malchower Tageblatt, 2000, 1, S. 4 und S. 7 Marwitz, Rudolf, Die Geschichte des Halterner Kriegerdenkmals von 1914. In: Halterner Jahrbuch, 16 (2001), S. 71‑78 Marx, Karl, Ökonomische Manuskripte 1863‑1867. Bearb. von Vitalij Vygodskij [u.a.], Berlin (Ost) 1988 (= Karl Marx Friedrich Engels Gesamtausgabe [MEGA], II. Abteilung: »Das Kapital und Vorarbeiten«, 4.1) Matsche-von Wicht, Betka, Zum Problem des Kriegerdenkmals in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: Der politische Totenkult, S. 51‑90 Matthies, Volker, Der Transformationsprozess vom Krieg zum Frieden – ein vernachlässigtes Forschungsfeld. In: Vom Krieg zum Frieden, S. 8‑38 Mattone-Vastel, Sylvie, et Georges Meissonnier, L’art et la mémoire de 1914‑1918 dans le Var, Toulon 1998 Mayo, James M., War Memorials as Political Landscape. The American Experience and Beyond, New York 1988 Mazzini, Giuseppe, Scritti letterari di un italiano vivente, vol. 2, Lugano 1847 Meinhold, Johannes, »Seele, vergiß sie nicht, Seele, vergiß nicht die Toten!« Ansprache zum Gedächtnis an die gefallenen Dozenten und Studenten der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität. Gehalten am 1. März 1919 in der evangelischen Kirche am Kaiserplatz zu Bonn, Bonn 1919 Meister, Hans, Das Kriegerdenkmal an der Stadtkirche. In: Historische Denkmäler und Brunnen, S. 23‑26 Melks, Eriks, Mūžam nerims varoņu gars, Riga 1993 Mellies, Dirk, »Wir kämpfen unter Hermanns Zeichen, bis alle unsere Feinde bleichen«. Die politische Rezeption des Hermannsdenkmals 1914 bis 1933. In: Krieg – Revolution – Republik, S. 335‑373 Mémoire de pierre, mémoire de papier. La mise en scène du passé en Alsace. Ed. par Freddy Raphaël [u.a.], Strasbourg 2002 Memoria als Kultur. Hrsg. von Otto Gerhard Oexle, Göttingen 1995 La memoria pia. I Monumenti ai Caduti della I Guerra Mondiale nell’area Trentino Tirolese. A cura di Gianni Isola, Trento 1997 Memorialization in Germany since 1945. Ed. by Bill Niven and Chloe Paver, New York 2010 Memory and Memorials. The Commemorative Century. Ed. by William Kidd and Brian Murdoch, Aldershot 2004 Menkovic, Biljana, Politische Gedenkkultur. Denkmäler, die Visualisierung politischer Macht im öffentlichen Raum, Wien 1999 (= Vergleichende Gesellschaftsgeschichte und politiische Ideengeschichte und politische Ideengeschichte der Neuzeit, 12) Menzel, Ruth, und Steffen Raßloff, Denkmale in Erfurt, Erfurt 2006

Literatur

397

Menzel, Ruth, Denkmale in Erfurt – Das Reiter-Denkmal. In: Stadt und Geschichte. Zeitschrift für Erfurt, 25 (2005), 1, S. 19 Menzel-Severing, Hans, Der Bildhauer Benno Elkan, Dortmund 1980 (= Monographien zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark, 7) Mergel, Thomas, Parlamentarische Kultur in der Weimarer Republik. Politische Kommunikation, symbolische Politik und Öffentlichkeit im Reichstag, Düsseldorf 2002 (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, 135) Merkel, Ursula, Kriegerdenkmäler in Karlsruhe – ein Überblick von den Befreiungskriegen bis zum Dritten Reich. In: Denkmäler: Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe, S. 67‑84 Merkel, Ursula, Preußen-Denkmal. In: Denkmäler: Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe, S. 241‑250 Merkel, Ursula, Projekt für ein Fliegeropferdenkmal (Erster Weltkrieg). In: Denkmäler: Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe, S. 550‑554 Metzing, Andreas, Kriegsgedenken in Frankreich (1871‑1914). Studien zur kollektiven Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71, Ms.-Diss. phil. Freiburg i.Br. 1995 Meyer, Alfred, Zur Geschichte des Ehrenmals auf dem Ohl-Friedhof. In: Der Schlüssel: Blätter der Heimat für die Stadt Hemer, 39 (1994), S. 100‑103 Meyer, Eduard, England. Seine staatliche und politische Entwicklung und der Krieg gegen Deutschland, Berlin, Stuttgart 1915 Meyer, Eduard, Kleine Schriften, Bd 2, Halle/Saale 1924 Meyer-Kahrweg, Ruth, Denkmäler, Brunnen und Plastiken in Wuppertal, Wuppertal 1991 (= Beiträge zur Denkmal- und Stadtbildpflege des Wuppertals, 10) Meyers Großes Konversations-Lexikon, 4. Aufl., Leipzig 1885/1892. 6. Aufl., Leipzig 1905/1909 Meyers Konversationslexikon, Bd 16: Uralsk‑Zz, 4., gänzlich umgearb. Aufl. 1890 Meyers Lexikon, 8. Aufl., Leipzig 1937 Il Mezzogiorno preunitario: economia, società e istituzino. A cura di Angelo Massafra, Bari 1988 Michael. Walther Kniebe und sein Denkmal »Michael Hilf!«. Mit Beiträgen von Heinz Georg Häußler und Georg Kniebe, Dornach 1984 Michalski, Sergiusz, Public Monuments. Art in Political Bondage 1870‑1997, London 1998 Michelsen, Andreas, Das U-Boots-Ehrendenkmal. In: M.O.V. Nachrichten, 4 (19. Juli 1922), 27/29, S. 366 f. Mick, Christoph, Der vergessene Krieg – Die schwierige Erinnerung an den Ersten Weltkrieg in Osteuropa. In: Der Erste Weltkrieg 1914‑1918, S. 74‑81 Miehe, Brunhilde, Den Toten zum Gedächtnis, den Lebenden zur Mahnung. Kriegerdenkmäler im Landkreis Hersfeld als bedeutende Kulturdenkmäler, T. 1. In: Mein Heimatland, 37 (1997), 23a, S. 157‑160

398

Literatur

Mielsch, Beate, Denkmäler, Freiplastiken, Brunnen in Bremen 1800‑1945, Bremen 1980 (= Bremer Bände zur Kulturpolitik, 3) Militzer-Schwenger, Lisgret, Weder Amboß noch Apokalypse. Das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs in Kerpen. In: Kerpener Heimatblätter, 39 (2001), 2, S. 42‑92 Mirrors of Mortality. Studies in the Social History of Death. Ed. by Joachim Whaley, London 1981 Miscamble, Wilson D., From Roosevelt to Truman. Potsdam, Hiroshima, and the Cold War, Cambridge, MA 2007 Mnemosyne. Formen und Funktionen der kulturellen Erinnerung. Hrsg. von Aleida Assmann und Dietrich Harth, Frankfurt a.M. 1991 Möller, Hanns, Geschichte des Paderborner Infanterie-Regiments (7. Lothr.) Nr. 158, Berlin 1939 (= Deutsche Tat im Weltkrieg 1914/1918. Darstellungen der Kämpfe deutscher Truppen, 32) Moerner, Theodor von, Kurbrandenburgs Staatsverträge von 1601‑1700 nach den Originalen des Königl. Geh. Staats-Archivs, Berlin 1867 Moisan, Hervé, Sentinelles de pierre. Les monuments aux morts de la guerre de 1914‑1918 dans la Nièvre, Saint-Pourçain-sur-Sioule 1999 Molik, Witold, »Die Wacht an der Warthe«. Das Bismarck-Denkmal in Posen (1903‑1919). In: Denkmäler in Kiel und Posen, S. 107‑125 Molik, Witold, Zur Denkmalkultur der Stadt Posen im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In: Denkmäler in Kiel und Posen, S. 60‑80 Monteleone, Renato, e Pino Sarasini, I monumenti italiani ai caduti della Grande Guerra. In: La Grande Guerra, S. 631‑662 Mo(nu)mente. Formen und Funktionen ephemerer Denkmäler. Hrsg. von Michael Diers, Berlin 1993 Monumenti della riconoscenza eretti dagli Italiani ai Caduti per la Patria nella Grande Guerra MCMXIV‑MCMXVIII, Bologna 1925 Moriarty, Catherine, The Absent Dead and Figurative First World War Memorials. In: Transactions of the Ancient Monuments Society, 39 (1995), S. 9‑40 Moriarty, Catherine, L’iconographie chrétienne des monuments aux morts de la première guerre mondiale dans le Royaume-Uni. In: GMCC, 167 (1992), 42, S. 71‑86 Moriarty, Catherine, Private Grief and Public Remembrance: British First World War Memorials. In: War and Memory, S. 125‑142 Moriarty, Catherine, »Remnants of patriotism«: The Commemorative Representation of the Greatcoat after the First World War. In: The Oxford Art Journal, 27 (2004), 3, S. 291‑309 Mosse, George L., Fallen Soldiers. Reshaping the Memory of the World Wars, Oxford 1990 Mosse, George L., Soldatenfriedhöfe und nationale Wiedergeburt. Der Gefallenenkult in Deutschland. In: Kriegserlebnis, S. 241‑261 Mühleisen, Horst, Annehmen oder Ablehnen? Das Kabinett Scheidemann, die oberste Heeresleitung und der Vertrag von Versailles. In: VfZ, 35 (1987), S. 419‑481

Literatur

399

Müller, Rolf-Dieter, Militärgeschichte, Köln [u.a.] 2009 Müller, Sven Oliver, Die Nation als Waffe und Vorstellung. Nationalismus in Deutschland und Großbritannien im Ersten Weltkrieg, Göttingen 2002 (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, 158) Müller-Loebnitz, Wilhelm, Das Ehrenbuch der Westfalen. Die Westfalen im Weltkrieg, Stuttgart 1931 Münch, Felix, Diskriminierung durch Geschichte? Der Deutungsstreit um den »Bronzenen Soldaten« im postsowjetischen Estland, Marburg 2008 Die Münchener Medaillenkunst der Gegenwart. Hrsg. von Max Bernhart, München, Berlin 1917 Muller, Laurent, Les monuments colmariens en mémoire des trois guerres. In: Mémoire de pierre, S. 55‑71 Musæ Anglicanæ sive Poemata quaedam melioris notae, seu hactenus inedita, seu sparsim edita, in duo volumina congesta, 5. ed., Londinium 1741 Muthesius, Hermann, Kommende Krieger-Denkmäler, Potsdam 1916 Nabrings, Arie, »...eine immerfort währende Mahnung...«. Denkmäler für die Gefallenen des 1. Weltkriegs im Kreis Viersen, Viersen 1996 Nation und Emotion. Deutschland und Frankreich im Vergleich. 19. und 20. Jahrhundert. Hrsg. von Etienne Francois, Hannes Siegrist und Jakob Vogel, Göttingen 1995 (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, 110) Nationale Mythen – kollektive Symbole: Funktionen, Konstruktionen und Medien der Erinnerung. Hrsg. von Klaudia Knabel, Dietmar Rieger und Stephanie Wodianka, Göttingen 2005 Nationale Mythen und Symbole in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Strukturen und Funktionen von Konzepten nationaler Identität. Hrsg. von Jürgen Link und Wulf Wülfing, Stuttgart 1991 (= Sprache und Geschichte, 16) Nationalism and French Visual Culture, 1870‑1914. Éd. par. June Hargrove et Neil McWilliam, New Haven, London 2005 (= Studies in the History of Art, 68) Nationalismus in Tübingen. Vorbei und vergessen. Hrsg. von Benigna Schönhagen, Tübingen 1992 (= Tübinger Kataloge, 36) Nationalsozialismus in Detmold. Dokumentation eines stadtgeschichtlichen Projekts. Hrsg. von der Stadt Detmold in Zusammenarbeit mit dem Naturwissenschaftlichen und Historischen Verein für das Land Lippe, Bielefeld 1998 (= Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe, 50) Negri, Antonello, Monumenti ai caduti nella prima guerra mondiale. Un’indagine in Lombardia. In: Notiziario dell’Istituto Storico della Resistenza in Cuneo e Provincia, 28 (1985), S. 201‑224 Nein zum Kriegerkult. Dokumentation, Information, Diskussion. Hrsg. von der Arbeitsgruppe »Kriegerkultmal« des Kirchenvorstandes der St. Johannisgemeinde Altona,, Hamburg 1995 Der neue Pitaval. Eine Sammlung der interessantesten Criminalgeschichten aller Länder aus älterer und neuerer Zeit, neue Serie, Bd 4. Begr. vom Criminaldirector

400

Literatur

Dr. J.E. Hitzig und Dr. W. Häring (Willibald Alexis), fortgesetzt von Dr. A. Vollert, Leipzig 1869 Neue Staaten – neue Bilder? Visuelle Kultur im Dienst staatlicher Selbstdarstellung in Zentral- und Osteuropa seit 1918. Hrsg. von Arnold Bartetzky, Marina Dmitrieva und Stefan Troebst, Köln [u.a.] 2005 Neumann, Enno, Von der Kaiserlinde zum Heldenhain. Denkmäler, Amtmänner, Weihereden und Bochum, 1867‑1917, 2  Bde. Hrsg. von der Kortum-Gesellschaft Bochum e.V., Bochum 2010 News from Belgium and the Belgian Kongo, vol. 2. Ed. by the Belgian Government Information Center, New York 1942 Nicieja, Stanisław Sławomir, Cmentarz Łyczakowski we Lwowie w latach 1786‑1986, Warszawa 1990 Niedhart, Gottfried, Kriegsende und Friedensordnung als Problem der deutschen und internationalen Politik 1917‑1927. In: Der Erste Weltkrieg, S. 178‑190 Niekisch, Ernst, Hitler – ein deutsches Verhängnis, Berlin 1932 Niemann, Hans, Hindenburgs Siege bei Tannenberg und Angerburg August‑September 1914: Das Cannae und Leuthen der Gegenwart, 17. Aufl., Berlin 1915 Niemetz, Gerold, Paul Potyka. Ettlingens vergessener Bürgermeister, Ubstadt-Weiher 2000 (= Beiträge zur Geschichte der Stadt Ettlingen, 15) 1914/1939: German Reflections of the Two World Wars. Ed. by Reinhold Grimm, Madison, WI 1992 Nissen, Walter, Das Ehrenmal in Göttingens Rosengarten, Göttingen 1987 Noble, Mark, Memoirs of the House of the Illustrious Medici, London 1797 Nolan, Michael E., The Inverted Mirror. Mythologizing the Enemy in France and Germany, 1898‑1914. Studies in Contemporary European History, New York, Oxford 2005 Non omnis moriar. Gli opuscoli di necrologio per i caduti italiani nella Grande Guerra. A cura di Fabrizio Dolci e Oliver Janz, Roma 2003 Norris, Stephen M., A War of Images. Russian popular Prints, Wartime Culture, and National Identity 1812‑1945, DeKalb, IL 2006 Novalis. Schriften, Bd 2. Hrsg. von Richard Samuel, Stuttgart 1960 NS-Presseanweisungen der Vorkriegszeit: Edition und Dokumentation, 4 Bde. Hrsg. von Hans Bohrmann und Gabriele Toepser-Zigert, München [u.a.] 1993, Bd 4/1: 1936 »Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt ...« Der deutsche Wehrmachtbericht. Vollst. Ausgabe der 1939 bis 1945 durch Presse und Rundfunk veröffentlichten Texte mit einem Orts-, Personen- und Formationsregister von Günter Wegmann, Bd  3: 1944‑1945 und Register, Osnabrück 1982 (=  Veröffentlichungen deutschen Quellenmaterials zum Zweiten Weltkrieg) Oberle, Cédric, Entre académisme et innovation. Les monuments funéraires d’Auguste Bartholdi liés à la guerre de 1870. In: Annuaire de la Société d’Histoire et d’Archéologie de Colmar, 44/45 (2002), S. 80‑101 Oberotterbach. Hrsg. von der Gemeinde Oberotterbach, Oberotterbach 1992 Oellers, Heinrich, Wehe dir, England! Die Dichtungen der Zeit, 2. Aufl., Leipzig 1915

Literatur

401

Oexle, Otto Gerhard, Memoria als Kultur. In: Memoria, S. 9‑78 Ohl, Manfred, Historische militärische Einrichtungen und Denkmale in Sondershausen, Sondershausen 1997 Onasch, Martin, Dies acer artis. Zur Entfernung des Ehrenmals der Gefallenen des ersten Weltkrieges von Ernst Barlach aus dem Magdeburger Dom am 24.9.1934. In: Die Zeichen der Zeit, 28 (1974), 9, S. 333‑337 Das Opfer des Lebens. Bildliche Erinnerung an Märtyrer. Hrsg. von Detlef Hoffmann, Rehburg-Loccum 1996 (= Loccumer Protokolle, 12/95) Opgenoorth, Ernst, Friedrich Wilhelm. Der Große Kurfürst von Brandenburg, T. 2: 1660‑1688, Göttingen, Frankfurt a.M., Zürich 1978 Ordnungen in der Krise. Zur politischen Kulturgeschichte Deutschlands 1900‑1933. Hrsg. von Wolfgang Hardtwig, München 2007 (=  Ordnungssysteme. Studien zur Ideengeschichte der Neuzeit, 22) Orte der Erinnerung. Denkmal, Gedenkstätte, Museum. Hrsg. von Ulrich Borsdorff und Heinrich Theodor Grütter, Frankfurt a.M. 1999 Osses, Dietmar, Zwischen Totenehrung, politischer Sinngebung und kommunaler Erinnerung: Kriegs- und Kriegerdenkmäler in Hagen. In: »Bis in die fernste, fernste Zeit ...«, S. 125‑141 Otto, Ernst, Zum Gedächtnis der in den Kriegsjahren 1914‑1919 für das Vaterland gefallenen Lehrer und Schüler des Vitzthumschen Gymnasiums zu Dresden, Dresden 1919 Ottwalt, Ernst, Denn sie wissen was sie tun. Justiz-Roman, Berlin 1931 Palgrave, Francis, Handbook for Travellers in Northern Italy, 4. ed., London 1852 Panayi, Panikos, The Enemy in Our Midst. Germans in Britain during the First World War, New York 1991 Panayi, Panikos, »The Hidden Hand«: British Myths about German Control of Britain During the First World War. In: Immigrants and Minorities, 7 (1988), S. 253‑272 Papenbrock, Martin, Gerhard Marcks. Der Gefesselte. Mahnmal für Osnabrück (1964). In: Symbole des Friedens, S. 231‑246 Papenheim, Martin, »Trauer und Propaganda« – eine Fallstudie zu Aussagen und Funktion von Kriegerdenkmälern. In: Stadtgesellschaft im Wandel, S. 421‑481 Patel, Kiran Klaus, Überlegungen zu einer transnationalen Geschichte. In: ZfG, 52 (2004), S. 626‑645 Pathos, Affekt, Gefühl. Die Emotionen in den Künsten. Hrsg. von Klaus Herding und Bernhard Stumpfhaus, Berlin, New York 2004 Paul, Bruno, Kriegsgräber im Osten. In: Kriegergräber im Felde und daheim, S. 9 f. Paul, Gerhard, Bilder des Krieges. Krieg der Bilder. Die Visualisierung des modernen Krieges, Paderborn [u.a.] 2004 Paul, Gerhard, Von der Historischen Bildkunde zur Visual History. Eine Einführung. In: Visual History, S. 7‑36 Pelzer, Cläre, Am Anfang war der Grundstein, aber noch lange kein Denkmal. In: Beiträge zur Geschichte der Stadt Emmerich, 7 (1988), S. 9‑54

402

Literatur

Peter, Marlies, Das Mahnmal der Gefallenen des I. Weltkrieges in Wallhausen. In: Helme-Kurier: Mitteilungsblatt der Gemeinde Wallhausen, Herzberg, 12 (2002), 3, S. 3 Petri, Hans Peter, Französische Besatzung in Linz 1923 bis 1924. In: Heimatjahrbuch des Landkreises Neuwied, 1994, S. 93‑95 Petrucci, Francesca, I Fanti di Luigi Sguazzino. In: Artista, critica dell’arte in Toscana, 2000, S. 150‑161 Phillips, Jock, L’impérialisme dans la pierre: qu’est-ce qui distingue les monuments aux morts néo-zélandais? In: GMCC, 167 (1992), 42, S. 59‑69 Piehler, G. Kurt, Remembering War the American Way, Washington, London 1995 Pietsch, Ludwig, Von Berlin bis Paris, Berlin 1871 (Nachdr. 2006) Pietsch, Wolfgang J., 1918‑1988 Non victi, sed vincendo fatigati. Von antikisierenden Kriegerdenkmälern und ihren Inschriften. In: Jahresbericht des Akademischen Gymnasiums in Graz, 1988, S. 3‑15 Plagemann, Volker, »Vaterstadt, Vaterland, schütz Dich Gott mit starker Hand«. Denkmäler in Hamburg, Hamburg 1986 Plieninger, Konrad, Botschaft aus Stein. Kriegerdenkmäler und Mahnmale in Göppingen. In: Göppingen unterm Hakenkreuz, S. 121 Plieninger, Konrad, Dissonante Erinnerungen – Kriegs-/Kriegerdenkmäler in Göppingen. In: Schwäbische Heimat, 48 (1997), 4, S. 388‑394 Pöhlmann, Markus, Von Versailles nach Armageddon. Totalisierungserfahrung und Kriegserwartung in deutschen Militärzeitschriften. In: An der Schwelle zum Totalen Krieg, S. 323‑391 Pogge von Strandmann, Hartmut, The Role of British and German Historians in Mobilizing Public Opinion in 1914. In: British and German Historiography, S. 333‑371 Pokorný, Jiří, Tschechoslowakische Denkmäler im 20. Jahrhundert. In: Symbole und Rituale des Politischen, S. 197‑205 Polenlieder. Ein Todtenopfer. [Hrsg. von Ernst Ortlepp], Hamburg 1832 Politische Kulturgeschichte der Zwischenkriegszeit 1918‑1939. Hrsg. von Wolfgang Hardtwig, Göttingen 2005 (= Geschichte und Gesellschaft 21) Politische Kunst. Gebärden und Gebaren. Hrsg. von Martin Warnke, Berlin 2004 (= Hamburger Forschungen zur Kunstgeschichte, 3) Der politische Totenkult. Kriegerdenkmäler in der Moderne. Hrsg. von Reinhart Koselleck und Michael Jeismann, München 1994 Pollack, Kristine, und Bernd Nicolai, Kriegerdenkmale – Denkmäler für den Krieg? In: Skulptur und Macht, S. 61‑93 Potthoff, Erik, Rathaus und Kriegerdenkmal. In: Dülmener Heimatblätter, 53 (2006), 1, S. 16‑18 Präger, Christian, Denkmäler in Mannheim von 1919 bis 1939. Eine Auswahl. In: Architektur in Mannheim, S. 156‑199 Präger, Christmut, Gloria, Victoria und 180 000 Tote! Das »Siegesdenkmal« auf der Konstanzer Marktstätte 1873‑1942. In: Begegnungen, S. 186‑196 Präger, Christmut, Die Heidelberger Rathausloggia 1935‑1952: Ort von Schuld und Sühne. In: Heidelberger Denkmäler, S. 94‑101

Literatur

403

Prange, Thorsten, Das Marine-Ehrenmal in Laboe. Geschichte eines Nationalsymbols, Diss. phil. Universität Kiel 1996, Wilhelmshaven 1996 Préaux, Céline, Le Gestapo devant ses juges en Belgique, Bruxelles 2007 Die Preußische Bergakademie zu Clausthal 1775‑1925. Festschrift zur 150-Jahrfeier. Hrsg. von S[iegfried] Valentiner, Leipzig 1925 Probst, Volker G., Bilder vom Tode. Eine Studie zum deutschen Kriegerdenkmal in der Weimarer Republik am Beispiel des Pietà-Motives und seiner profanierten Varianten, Hamburg 1986 Procacci, Giovanna, Die politischen und sozialen Folgen des Ersten Weltkrieges in Italien und die Krise des liberalen Staates. In: Der Erste Weltkrieg und die europäische Nachkriegsordnung, S. 165‑183 Projektionen – Rassismus und Sexismus in der visuellen Kultur. Beiträge der 6. Kunsthistorikerinnen-Tagung in Trier 1995. Hrsg. von Annegret Friedrich [u.a.], Bonn 1997 Prost, Antoine, Les anciens combattants et la société française, 1914‑1939, 3  t., Paris 1977 Prost, Antoine, Mémoires locales et mémoires nationales: Les monuments de 1914‑1918 en France. In: GMCC, 167 (1992), 42, S. 41‑50 Prost, Antoine, Les monuments aux morts. Culte républicain? Culte civique? Culte patriotique? In: Les lieux de mémoire, S. 177‑223 Prost, Antoine, Monuments to the dead. In: Realms of Memory, S. 307‑330 Puvogel, Ulrike [u.a.], Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Bd 1: Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Schleswig-Holstein, 2., überarb. und erw. Aufl., Bonn 1995 Quadt, Heinz-Gerhard, und Max Ehlert, Aus der Geschichte des Ulanendenkmals. In: Demminer Nachrichten, 5 (1995), 15, S. 16‑17 Quellen zum Friedensschluss von Versailles. Hrsg. von Klaus Schwabe, Darmstadt 1997 (= Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte der Neuzeit, 30) Raeder, Erich, Mein Leben, Bd 2, Tübingen 1957 Raemaekers, Louis, Raemaekers’ Cartoon History of the War, 3 vols. Ed. by J. Murray Allison, New York 1919 Raemaekers, Louis, Raemaekers’ Cartoons, Garden City, NY 1916 Raffat, Hakim, Grabhügel, Kriegerdenkmal, Nachdenkmal. Denkmal-Triologie auf dem Licentiatenberg in Hamburg-Groß-Borstel, Hamburg 2008 Rahn, Werner, Strategische Optionen und Erfahrungen der deutschen Marineführung 1914 bis 1944: Zu den Chancen und Grenzen einer mitteleuropäischen Kontinentalmacht gegen Seemächte. In: Deutsche Marinen, S. 197‑233 Rainbird, Paul, Representing Nation, Dividing Community: the Broken Hill War Memorial, New South Wales, Australia. In: World Archaeology, 35 (2003), S. 22‑34 Rajtar, Steve, and Frances Elizabeth Franks, War Monuments, Museums, and Library Collections of 20th Century Conflicts. A Directory of United States Sites, Jefferson, NC, London 2002

404

Literatur

Ratzka, Thomas, Das Kriegerdenkmal des Würzburger Bildhauers Ludwig Sonnleitner (1878‑1947) in Albstadt. In: Unser Kahlgrund, 49 (2003), S. 81‑85 Realms of Memory. The Construction of the French Past, vol. 2. Ed. by Pierre Nora, New York 1997 Die »rechte Nation« und ihr Verleger. Politik und Popularisierung im J.F. Lehmanns Verlag 1890‑1979. Hrsg. von Sigrid Stöckel, Berlin 2002 Reck, Hans Ulrich, Inszenierung der Todesparadoxie zwischen Magie und Historie. Zur Sprache der Denkmäler im 20. Jahrhundert. In: Kunstforum international, 127 (1994), S. 184‑215 Reden und Ansprachen bei der Enthüllungsfeier der Ehrentafeln für die Gefallenen der Kaiser-Wilhelms-Universität Strassburg im Ehrenhofe der Universität Frankfurt. Sonntag 8. Mai 1927, Frankfurt a.M. 1927 Regimentstag des Infanterie-Regiments Großherzog von Sachsen (5. Thüring.) Nr. 94 und seiner Kriegsformationen verbunden mit Denkmalsweihe am 8., 9. und 10. Oktober 1927 in Weimar, Weimar 1927 Regnauld, François, Le Souvenir au Village. Les monuments aux morts marnais de la Grande Guerre. In: Mémoires de la Société d’Agriculture, Commerce, Sciences et Arts du Département de la Marne, 116 (2001), S. 299‑328 Reil, Richard, Kriegerdenkmal an der St. Mang-Kirche. In: Stadtamhofer Mahnmale, S. 23‑27 Reimann, Aribert, Der große Krieg der Sprachen. Untersuchungen zur historischen Semantik in Deutschland und England zur Zeit des Ersten Weltkriegs, Essen 2000 (= Schriften der Bibliothek für Zeitgeschichte, N.F., 12) Reiner, Jürgen, Das Kriegerdenkmal 1914/18 in Lauffen a.N. Geschichte und Rezeption, Lauffen a.N. 2005 (= Lauffener Heimatblätter, 21) Reinhardt, Ernst, Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 248 im Weltkrieg 1914‑1918, Stuttgart 1924 (=  Die württembergischen Regimenter im Weltkrieg 1914‑1918, 4) Reuter, Ludwig von, Scapa Flow. Das Grab der deutschen Flotte, 3. Aufl., Leipzig 1923 Richter, Christine Monika, Das Denkmal für die Gefallenen des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4 auf dem Garnisonfriedhof in Berlin-Neukölln. In: Der Bär von Berlin. Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins, 53 (2004), S. 103‑118 Richter, Christine Monika, Probleme des politischen Totenkults in der Weimarer Republik. In: Friedhof und Denkmal, 5 (2004), S. 6‑12 Rieben, Friedrich Wilhelm von, Kaiser Franz-Garde-Grenadier-Regiment Nr.  2, Oldenburg i.O., Berlin 1929 (= Erinnerungsblätter deutscher Regimenter, 279) Riechert, Hansjörg, und Andreas Ruppert, Militär und Rüstung in der Region Lippe 1914‑1945, Bielefeld 2001 (=  Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe, 63) Riesenfellner, Stefan, Todeszeichen. Zeitgeschichtliche Denkmalkultur am Beispiel von Kriegerdenkmälern in Graz und in der Steiermark von 1867‑1934. In: Todeszeichen, S. 1‑75

Literatur

405

Rieth, Adolf, Den Opfern der Gewalt. KZ-Opfermale der europäischen Völker, Tübingen 1968 Rittich, Werner, Deutsche Kunst der Gegenwart, Bd 2, Breslau 1943 Robinson, Douglas H., Deutsche Marine-Luftschiffe 1912‑1918, Hamburg, Berlin, Bonn 2005 Robinson, Douglas H., The Zeppelin in Combat. History of the German Naval Airship Division, 1912‑18, 3. ed., Henley-on-Thames 1971 Rödder, Andreas, Klios neue Kleider. Theoriedebatten um eine Kulturgeschichte der Politik in der Moderne. In: HZ, 283 (2006), S. 657‑688 Röhl, John C.G., Young Wilhelm. The Kaiser’s early life, 1859‑1888. Transl. by Jeremy Gaines and Rebecca Wallach, Cambridge [u.a.] 1998 Röper, August, Geschichte des Infanterie-Regiments von Wittich (3. Kurhessisches) Nr. 83, Berlin 1913 Rogers, Samuel, Italy, a poem, London 1842 Rogge, Walter, Das Königl. Preuß. 2.  Nassauische Infanterie-Regiment Nr.  88, Berlin 1936 (= Deutsche Tat im Weltkrieg 1914/1918. Geschichten der Kämpfe deutscher Truppen, 7) Rohde, Horst, und Armin Karl Geiger, Metz. Militärgeschichtlicher Reiseführer, Hamburg 1995 Rose, Wolfgang, Zur Entwicklung des Gesundheitswesens in der Stadt Lübben. In: Krankenhäuser in Brandenburg, S. 165‑224 Rosenegk, Kurt Nickisch von, Das Königlich Preußische Füsilier-Regt. von Gersdorff (Kurhessisches) Nr. 80 im Weltkriege 1914‑18, T. 2, Wetzlar 1929 (= Erinnerungsblätter deutscher Regimenter, 130) Rosenfeld, Gavriel D., Monuments and the Politics of Memory: Commemorating Kurt Eisner and the Bavarian Revolutions of 1918‑1919 in Postwar Munich. In: CEH, 30 (1997), 2, S. 221‑252 Rossi, Luigi, A Historiographic Reassessment of the Metopes of the Tropaeum Traiani at Adamklissi. In: Archaeological Journal, 1972, S. 56‑68 »Das rote Schloß am Meer«. Die Marineschule Mürwik seit ihrer Gründung. Text von Jörg Hillmann, Fotografien von Reinhard Scheiblich, Hamburg 2002 Ruge, Friedrich, In vier Marinen. Lebenserinnerungen als Beitrag zur Zeitgeschichte, München 1979 Ruge, Friedrich, Scapa Flow. Das Ende der deutschen Flotte, Oldenburg 1969 Rusconi, Gian Enrico, Das Hasardspiel des Jahres 1915. Warum sich Italien für den Eintritt in den Ersten Weltkrieg entschied. In: Der Kriegseintritt Italiens, S. 13‑52 Saathoff, Albrecht, Göttinger Kriegsgedenkbuch 1914‑1918, Göttingen 1935 Saehrendt, Christian, Der Stellungskrieg der Denkmäler. Kriegerdenkmäler im Berlin der Zwischenkriegszeit (1919‑1939), Bonn 2004 Salewski, Michael, Die deutsche Seekriegsleitung 1935‑1945, Bd 1: 1935‑1941; Bd  2: 1942‑1945; Bd  3: Denkschriften und Lagebetrachtungen 1938‑1944, Frankfurt a.M., München 1970‑1975

406

Literatur

Salewski, Michael, Entwaffnung und Militärkontrolle in Deutschland 1919‑1927, München 1966 (= Schriften des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V., 24) Saltenberger, Frank-Michael, Patriotische Glorifizierungen. Carl Wilhelm Bierbrauers Kriegerdenkmal in Usingen. In: Hochtaunuskreis: Jahrbuch Hochtaunuskreis, 14 (2006), S. 188‑195 Salvagnini, Gigi, La scultura nei monumenti ai caduti della prima guerra mondiale in Toscana, Florenz 1999 Sammet, Rainer, »Dolchstoss«. Deutschland und die Auseinandersetzung mit der Niederlage im Ersten Weltkrieg (1918‑1933), Diss. phil. Universität Freiburg i.Br. 2001, Berlin 2003 Sanders, M.L., und Philip M. Taylor, Britische Propaganda im Ersten Weltkrieg 1914‑1918, Berlin 1990 (= Abhandlungen und Materialien zur Publizistik, 12) Sauer, August, Ex ossibus ultor. In: Euphorion, 16 (1923), S. 180‑187 Savage, Kirk, Standing Soldiers, Kneeling Slaves. Race, War, and Monument in nineteenth-century America, Princeton 2007 Schaer, Wilhelm, Vae victis! Wehe den Besiegten! Die Grundlosigkeit, die Rechtswidrigkeit, die Wirkungen und die Ziele des französischen Einbruchs in das Ruhrgebiet, Berlin 1923 Scharfe, Siegfried, Deutschland über Alles. Ehrenmale des Weltkrieges, Königstein i.T., Leipzig 1938/1940 Scheer, Regina, Der Umgang mit den Denkmälern. Eine Recherche in Brandenburg, [o.O.] 2003 Scheja, Georg, und Eberhard Hölscher, Die Schrift in der Baukunst, Berlin, Leipzig 1936 Schelenz, Erich, Fort mit dem »furor Teutonicus«! In: Monatsschrift für höhere Schulen, 36 (1937), S. 297‑307 Scherb, Ute, Kriegerdenkmäler in Freiburg. Von der Gründerzeit bis nach dem Zweiten Weltkrieg. In: Kriegsgedenken in Freiburg, S. 12‑60 Scherb, Ute, »Wir bekommen die Denkmäler, die wir verdienen«. Freiburger Monumente im 19. und 20.  Jahrhundert, Diss. phil. Universität Freiburg i.Br., Freiburg i.Br. 2005 (= Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau, 36) Schieder, Wolfgang, Rom – Die Repräsentation der Antike im Faschismus. In: Erinnerungsorte der Antike, S. 701‑721 Schiler, Friedrich, Das Schlachtfeld von Wörth-Fröschweiler i.Els. in Bildern, 34. Aufl., Wörth [o.J.] Schimanke, Margrit, Das Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges in Warnemünde. In: Architektur und bildende Kunst, S. 124‑132 Schimanke, Margrit, »Treue um Treue, den Gefallenen zur Ehre, den Lebenden zur Lehre«. Funktion und Typologie der Kriegerdenkmäler zur Erinnerung der Gefallenen des I. Weltkrieges in Mecklenburg und Vorpommern. In: Ernst Barlach, S. 128‑147

Literatur

407

Schindler, Theophil, Mahnmale der Kriege. Gedenkstätten im Landkreis Regensburg 1914‑1918 und 1939‑1945, Regensburg 1995 Schippkus, Reinhard, Zur Geschichte des Gocher Kriegerdenkmals von 1925 (I). In: An Niers und Kendel, 33 (1997), S. 19‑26 Schirrmacher, Gunnar, Der Siegfried. Annäherung an ein Denkmal in Dülken, Viersen 2002 (= Viersen: Beiträge zu einer Stadt, 24) Schivelbusch, Wolfgang, Die Bibliothek von Löwen. Eine Episode aus der Zeit der Weltkriege, München 1988 Schivelbusch, Wolfgang, Die Kultur der Niederlage. Der amerikanische Süden 1865, Frankreich 1871, Deutschland 1918, Berlin 2001 Schlaber, Gerret Liebing, Kontroverse um ein Denkmal. Der Idstedt-Löwe zwischen Provokation und Provisorium (1992‑2002). In: Grenzfriedenshefte, 2002, S. 259‑290 Schleswig-Holstein und Berlin. Eine historische Spurensuche. Hrsg. von Winfried Sühlo, Kiel 1999 Schlüter, Burkhard, Das Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges 1914/18 der Stadt Rheda. Dokumente und Berichte zur Geschichte eines Kriegerdenkmals anlässlich der Kunstausstellung mit Werken von Wolfgang Meyer-Michael in der Galerie im Rathaus der Stadt Rheda-Wiedenbrück, April/ Mai 1993, RhedaWiedenbrück 1993 Schmahl, Helmut, Das Ober-Flörsheimer Kriegerdenkmal und sein Stifter Sebastian Walter. Hrsg. vom Heimat- und Kulturverein Ober-Flörsheim anlässlich des 100. Jahrestages der Denkmaleinweihung 2001, Ober-Flörsheim 2001 Schmidhammer, Arpad, Maledetto Katzelmacker. Eine wunderschöne Räubergeschichte, Mainz 1916 Schmid-Kemmner, Bernd, »...leuchtest mir zum frühen Tod.« Kriegsdenkmäler im Landkreis Ludwigsburg als Geschichtsquellen. In: Ludwigsburger Geschichtsblätter, 46 (1992), S. 84‑160 Schmidle, Elisabeth, Schandmal oder Mahnmal? Vom Umgang mit dem architektonischen Erbe der NS-Diktatur. In: Der Bürger im Staat, 56 (2006), 3, S. 184‑190 Schmidt, Ernst-Heinrich, »... niederzulegen im Königlich Preußischen Zeughaus ...« Verbleibgeschichte preußischer Feldzeichen zwischen Befreiungskriegen und Ende des Ersten Weltkriegs. In: Farben der Geschichte, S. 57‑65 Schmidt, H.D., The Idea and Slogan of »Perfidious Albion«. In: JHI, 14 (1953), 4, S. 604‑616 Schmidt, Rudolf, Die Sechsundsiebziger und ihr Ehrenmal, Hamburg 1936 Schmidt, Werner, Der Bildhauer Wilhelm Albermann (1835‑1913). Leben und Werk, Köln 2001 (= Publikationen des Kölnischen Stadtmuseums, 3) Schmidt, Werner, Kriegerdenkmäler und Gedenkstätten für die Toten der Kriege in Grevenbroich. In: Jahrbuch für den Rhein-Kreis Neuss 2005, S. 186‑204 Schneider, Gerhard, Kriegspostkarten des Ersten Weltkriegs als Geschichtsquellen. In: Stationen einer Hochschullaufbahn, S. 148‑196

408

Literatur

Schneider, Gerhard, Langensalza – ein hannoversches Trauma. Gefallenengedenken auf dem Schlachtfeld von 1866. In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, 61 (1989), S. 265‑323 Schneider, Gerhard, Militarisierung des Bewusstseins und nationale Konsensstiftung: Kriegerdenkmäler in Hannover 1919 bis 1933. In: Hannoversche Geschichtsblätter, 43 (1989), S. 85‑118 Schneider, Gerhard »... nicht umsonst gefallen«? Kriegerdenkmäler und Kriegstotenkult in Hannover, Hannover 1991 (= Hannoversche Geschichtsblätter, Sonderbd) Schneider, Marianne, Die Kriegerdenkmäler im Kreis Soest: Zum Umgang mit dem Tod im Krieg, Ms.-Magisterarbeit Universität Marburg 1991 Schnell, Karl, Kriegsgräber und Denkmäler von der Schlacht bei Wörth im Elsaß am 6. August 1870, [o.O.] 1887 Schöbitz, Helmut, Die Kriegerdenkmäler im Gemeindebezirk Floridsdorf. In: Unser schönes Floridsdorf. Blätter des Floridsdorfer Bezirksmuseums, 14 (1980), 4, S. 83‑94 Schoenfeld, Helmut, Der Ohlsdorfer Friedhof. Ein Handbuch von A‑Z, 2. Aufl., Bremen 2010 Scholz, Dietmar, Krieger- und Gefallenendenkmal – Ehrenmal – Mahnmal. Zur Form des Erinnerns an Einwohner von Castrop-Rauxel, die in Kriegen oder durch politische Verfolgung getötet worden sind. In: Kultur und Heimat, 53 (2002), S. 112‑127 Schramm, Martin, Das Deutschlandbild in der britischen Presse 1912‑1919, Berlin 2007 Schreiber, Gerhard, Deutsche Kriegsverbrechen in Italien. Täter, Opfer, Strafverfolgung, München 1996 Schreiner, Klaus, »Wann kommt der Retter Deutschlands?« Formen und Funktionen von politischem Messianismus in der Weimarer Republik. In: Saeculum, 49 (1998), S. 107‑160 Schröder, Joachim, Die U-Boote des Kaisers. Die Geschichte des deutschen U-BootKrieges gegen Großbritannien im Ersten Weltkrieg, 2. Aufl., Bonn 2003 (= Subsidia academica, Reihe A: Neuere und neueste Geschichte, 3) Schröther, Franz, und Benedikt Weyerer, »Den Toten zur Ehre, den Lebenden zur Mahnung«. Denkmäler zum Ersten Weltkrieg in Neuhausen. In: Neuhauser Werkstatt-Nachrichten, 4 (2000), S. 32‑42 Schröther, Franz, Das ehemalige Kriegerdenkmal am Rotkreuzplatz. In: Neuhauser Werkstatt-Nachrichten, 3 (1999), S. 26‑33 Schrötter, Friedrich Freiherr von, Die Münzen Friedrichs Wilhelms des Großen Kurfürsten und Friedrichs III. von Preußen, Nachdr. der Ausgabe Berlin 1913, Bielefeld 1978 Schrötter, Friedrich Freiherr von, Wörterbuch der Münzkunde, Nachdr. der Ausgabe Berlin [u.a.] 1930, 2. Aufl., Berlin (West) 1970 Schubert, Dietrich, Das »harte Mal« der Waffen oder: Die Darstellung der Kriegsopfer. Aspekte der Visualisierung der Gefallenen nach 1918. In: Mo(nu)mente, S. 137‑152

Literatur

409

Schubert, Dietrich, Revanche oder Trauer über die Opfer? Kolbe versus Barlach – ein Soldaten-»Ehrenmal« für die Stadt Stralsund 1928‑1935. In: Politische Kunst, S. 73‑96 Schubert, Klaus, Nation und Modernität als Mythen. Eine Studie zur politischen Identität der Franzosen, Wiesbaden 2004 Schubert-Weller, Christoph, »Kein schönrer Tod ...«. Die Militarisierung der männlichen Jugend und ihr Einsatz im Ersten Weltkrieg 1890 bis 1918, Weinheim 1998 (= Materialien zur Historischen Jugendforschung) Schürings, Hans, Das Mönchengladbacher Löwen-Kriegerdenkmal von 1933. Zur Bau- und Sozialgeschichte eines kulturellen Monuments. In: Rheydter Jahrbuch für Geschichte, Kunst und Heimatkunde, 22 (1995), S. 113‑133 Schütz, Ernst, Über Kriegervereine im allgemeinen und die Kriegervereine und Kriegerdenkmäler in Diedenbergen im besonderen. In: Heimatgeschichtliche Manuskripte, 42 (1993), S. 1937‑2020 Schütze, Karl-Robert, Von den Befreiungskriegen bis zum Ende der Wehrmacht. Die Geschichte des Garnisonfriedhofs am Rande der Hasenheide in Berlin-Neukölln, Berlin (West) 1986 (= Neuköllner Beiträge zur Bezirksgeschichte, 2) Schulman, Jacques, Catalogue Avril LXV 1916: La Guerre Européenne 1914‑1916. Catalogue illustré de Médailles, Monnaies, Papiers-Monnaie frappées et émis et ayant rapport à Angleterre, Belgique, France, Italie, Russie, Monténégro, Allemagne, Autriche-Hongrie, Bulgarie, Turquie et aux Pays-Neutres, Amsterdam 1916 Schulman, Jacques, Catalogue LXVII 1917: La Guerre Européenne 1914‑1916 (Supplément au Catalogue LXV, Avril 1916). Médailles, Monnaies, Papiers-Monnaie et Monnaies des camps de prisonniers, Amsterdam 1917 Schulte, Paul, Denkmale im Gebiet des Stadtbezirks Hagen-Haspe. In: Beiträge zur Geschichte von Hagen-Haspe, 8 (1938), S. 127‑281 Schulz, Petra Maria, Ästhetisierung von Gewalt in der Weimarer Republik, Münster 2004 (= Theorie und Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft, 21) Schulze, Eduard, Kriegschronik der Stadt Münster 1914/18 im Auftrage des Magistrats, Münster i.W. 1930 (=  Veröffentlichungen der Historischen Kommission des Provinzialinstitus für Westfälische Landes- und Volkskunde, 6) Schulze, Heiko K.L., Bemerkungen und Hinweise zu wenig bekannten Werken von Arthur Bock. In: Ohlsdorf. Zeitschrift für Trauerkultur, 99 (2007), 4, vom 10.11.2007. http://www.fof-ohlsdorf.de/thema/2007/99s19_bockschulze.htm Schulze, Henrik, Geschichte der Garnison Jüterbog 1864‑1994. »Jammerbock«, Osnabrück 2000 Schulze, Henrik, Die Jüterboger Garnison. Vom Ende des Ersten bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, Jüterbog 1997 Schulzki, Heinz-Joachim, Rache für 1689. Ein Beitrag zur Münzgeschichte der Stadt Worms. In: Der Wormsgau, 15 (1987/91), S. 138‑140 Schweinitz, Hermann Graf von, Das Kriegstagebuch eines kaiserlichen Seeoffiziers (1914‑1918). Kapitänleutnant Hermann Graf von Schweinitz. Hrsg. von Kurt Graf von Schweinitz. Hrsg. von Kurt Graf von Schweinitz, Bochum 2003 (= Kleine Schriftenreihe zur Militär- und Marinegeschichte, 3)

410

Literatur

Schwerin in Mecklenburg. Die Stadt der Seen und Wälder. 7 Führungen durch die Stadt Schwerin. Ihre Bauten, Museen und Sammlungen. Hrsg. vom Verkehrsverein Schwerin, Schwerin 1930 Sculpteurs du souvenir. Genèse d‘un monument dans les Landes dans l’entre-deuxguerres. Ed. par Musée Despiau-Wlérick, Mont-de-Marsan 2005 Seeberg, Reinhold, Wundert euch nicht über die Leiden dieser Tage! Predigt am Sonntag nach Neujahr in der Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche zu Berlin, Berlin 1919 Seeger, Karl von, Das Denkmal des Weltkriegs, Stuttgart 1930 Seeger, Siegfried, Wandlungen in der Einstellung zum Krieg, dargestellt an den westfälischen Ehrenmalen für die Kriegstoten, Ms.-Arbeit Münster i.W. 1962 Seiderer, Michaela, Die Bonner Universität und ihre Kriegerdenkmäler in der Weimarer Republik. In: Denkmalpflege im Rheinland, 20 (2003), 3, S. 131‑135 Seitz, Carsten, Das Gefallenen-Ehrenmal in Hofheim-Lorsbach. In: Zwischen Main und Taunus (2011), S. 87‑91 Sembdner, Helmut, In Sachen Kleist. Beiträge zur Forschung, München [u.a.] 1994 Sembdner, Helmut, Kleists Kriegslyrik in unbekannten Fassungen. In: Sembdner, In Sachen Kleist, S. 88‑98 Settembrini, Luigi, Ricordanze della mia vita, vol. 1. A cura di Francesco De Sanctis, Nachdr. der Ausg. Napoli 1879, Milano 1964 Sherman, Daniel J., Art, Commerce, and the Production of Memory in France after World War I. In: Commemorations, S. 187‑211 Sherman, Daniel J., The Construction of Memory in Interwar France. Chicago, London 1999 Shipley, Robert, To Mark Our Place. A History of Canadian War Memorials, Toronto 1987 750 Jahre Kiel. Beiträge zu Geschichte und Gegenwart der Stadt. Hrsg. von Brigitte Schauenburg, Kiel 1992 Sieck, Annerose, und Jörg-Rüdiger Sieck, Die U-Bootfahrer und das Ehrenmal in Möltenort von der Kaiserzeit bis in die Gegenwart. Hrsg. von der Stiftung U-Boot-Ehrenmal Heikendorf, Neumünster 2006 Siegrist, Hannes, Perspektiven der vergleichenden Geschichtswissenschaft. Gesellschaft, Kultur, Raum. In: Vergleich und Transfer, S. 305‑339 Siehr, Jürgen, 8. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 70 im Kriege 1914‑1918. Nach den amtlichen Kriegstagebüchern bearb. von Jürgen Siehr, Saarbrücken 1929 Silberbauer, Wolfgang, Fritz Silberbauer (1883‑1974). Leben und Werk, 2  Bde, Ms.-Diss. phil. Universität Graz 1988 Simon, Dietmar, Der Nackte und die Toten. Die Entstehung des Lüdenscheider Ehrenmals für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. In: Der Märker, 44 (1995), 1, S. 19‑30 Skagerrak-Gedenkfeier und Einweihung des Seeoffizier-Ehrenmals zu Mürwik am 3. Juni 1923, 2. Aufl., Göttingen 1924 Skulptur und Macht. Figurative Plastik im Deutschland der 30er und 40er Jahre. Katalog zur Ausstellung im Rahmen des Gesamtprojekts der Akademie der Küns-

Literatur

411

te »Das war ein Vorspiel nur ...« vom 8. Mai‑3. Juli 1983. Hrsg. von der Städt. Kunsthalle Düsseldorf, Berlin (West) 1983 Sloterdijk, Peter, Zorn und Zeit. Politisch-psychologischer Versuch, Frankfurt a.M. 2006 Smith, Leonard V., Stéphane Audoin-Rouzeau and Annette Becker, France and the Great War, 1914‑1918, Cambridge, MA 2003 Sniter, Christelle, Propagande, vandalisme et oubli. La statue d’Edith Cavell d’une guerre à l’autre. In: Villes en guerre, S. 285‑294 Sösemann, Bernd, Die sog. Hunnenrede Wilhelms  II. Textkritische und interpretatorische Bemerkungen zur Ansprache des Kaisers vom 27.  Juli 1900 in Bremerhaven. In: HZ, 222 (1976), S. 342‑358 Soëte, Pierre de, Furore Teutonico... Ses origines et ses polémiques. Le droit artistique et spirituel, Bruxelles 1929 Sokol, Kirill G., Monumental’nye pamjatniki Rossijskoj imperii. Katalog, Moskva 2006 »Der Soldat«. Eine Dokumentation über die Geschichte des Harburger Kriegerdenkmals. Hrsg. vom Friedenspolitischen Informationszentrum Harburg, Hamburg 1984 Soldaten-Gräber, Krieger-Denkmäler, Erinnerungszeichen. Entwürfe und Vorschläge. Hrsg. vom Bayerischen Kunstgewerbe-Verein München, München 1916 Soldatengräber und Kriegsdenkmale. Hrsg. vom K.K. Gewerbeförderungs-Amt, Wien 1915 Sombart, Werner, Händler und Helden. Patriotische Besinnungen, München, Leipzig 1915 Sonnwend 1919: Den Gefallenen der Universität Marburg zum Gedächtnis. Feier der Philipps-Universität in der Universitätskirche zu Marburg Samstag, den 21. Juni 1919 vormittags. Hrsg. von Karl Bornhausen, Marburg 1919 Souvenirs von fremden Küsten. Hrsg. von Karin Walter und Bettina Keß, Wilhelmshaven 2004 (= Schriftenreihe des Küstenmuseums am Bontekai, 1) Das soziale Gedächtnis. Geschichte, Erinnerung, Tradierung. Hrsg. von Harald Welzer, Hamburg 2001 Speitkamp, Winfried, Denkmal und Erinnerungslandschaft. In: Architektur und Erinnerung, S. 161‑163 Speitkamp, Winfried, Denkmalsturz und Symbolkonflikt in der modernen Geschichte. Eine Einleitung. In: Denkmalsturz, S. 5‑21 Speitkamp, Winfried, Kolonialherrschaft und Denkmal. Afrikanische und deutsche Erinnerungskultur im Konflikt. In: Architektur und Erinnerung, S. 165‑190 Spengler, Oswald, Briefe 1913‑1936. Hrsg. von Anton M. Koktanek, München 1963 Spengler, Oswald, Der Untergang des Abendlandes. Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte. Erster Bd: Gestalt und Wirklichkeit, 23.‑32.  Aufl., München 1920 Spindler, Arno, Der Krieg zur See 1914‑1918 [Bd 6]: Der Handelskrieg mit U-Booten, Bd 2: Februar bis September 1915. Hrsg. vom Marine-Archiv, Berlin 1933 St. Vitus Haaren. Hrsg. vom Arbeitskreis St. Vitus Haaren, Haaren 2002

412

Literatur

Die Staatsverträge des Altertums, Bd 3: Die Verträge der griechisch-römischen Welt von 338 bis 200 v. Chr. Im Auftrag der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik hrsg. von Hermann Bengtson, bearb. von Hatto H. Schmitt, München [u.a.] 1969 Stadtamhofer Mahnmale für Opfer der Kriege und Gewalt. Hrsg. vom Heimatverein »Statt am Hoff«, Regensburg 2000 Stadtentwicklung im deutsch-französisch-luxemburgischen Grenzraum (19. und 20. Jahrhundert). Hrsg. von Rainer Hudemann und Rolf Wittenbrock, Saarbrücken 1991 Stadtgesellschaft im Wandel. Untersuchungen zur Sozialgeschichte Münsters im 19. und 20. Jahrhundert. Hrsg. von Franz-Josef Jakobi unter Mitarb. von Christine Schedensack, Münster i.W. 1995 Staging the Past. The Politics of Commemoration in Habsburg Central Europe, 1848 to the Present. Ed. by Maria Bucur and Nancy M. Wingfield, West Lafayette, IN 2001 Staron, Joachim, Fosse Ardeatine und Marzabotto. Deutsche Kriegsverbrechen und Resistenza. Geschichte und nationale Mythenbildung in Deutschland und Italien (1944‑1999), Paderborn [u.a.] 2002 Stationen einer Hochschullaufbahn. Festschrift für Annette Kuhn zum 65.  Geburtstag. Hrsg. von Udo Arnold, Dortmund 1999 Stauss, Karl, Kriegergräber in Rumänien [Morminte de eroi în România], Ploeşti 1931 Steguweit, Wolfgang, Das Münzkabinett der Königlichen Museen zu Berlin und die Förderung der Medaillenkunst. Künstlerbriefe und Medaillenedition im Ersten Weltkrieg, Berlin 1998 (= Das Kabinett, 5) Stein, Adolf »A«, Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen. Die Weimarer Nationalversammlung Februar/August 1919, Berlin 1919 Stemmermann, Paul Hans, Oskar Alexander Kiefer. Ein Ettlinger Bildhauer. Leben und Werk, 2. Aufl., Ettlingen 1988 Stereotyp, Identität und Geschichte. Die Funktion von Stereotypen in gesellschaftlichen Diskursen. Hrsg. von Hans Henning Hahn, Frankfurt a.M. [u.a.] 2002 (=  Mitteleuropa-Osteuropa. Oldenburger Beiträge zur Kultur und Geschichte Ostmitteleuropas, 5) Stevens, Ulrich, »Unglücklich das Land, das Helden nötig hat« – Kriegerdenkmäler zwischen Heldenverehrung und Totengedenken. T. 1: Bemerkungen zur Heldenverehrung. In: Heimatbuch des Kreises Viersen, 46 (1995), S. 257‑266 Stevens, Ulrich, »Unglücklich das Land, das Helden nötig hat« – Kriegerdenkmäler zwischen Heldenverehrung und Totengedenken. T.  2: Kriegerdenkmäler. In: Heimatbuch des Kreises Viersen, 47 (1996), S. 236‑249 Stevenson, David, 1914‑1918. Der Erste Weltkrieg, Düsseldorf 2006 Stibbe, Matthew, German Anglophobia and the Great War, 1914‑1918, Cambridge, MA 2001 (= Studies in the social and cultural history of warfare, 11) Stock, Gerhard, Das Kriegerdenkmal in Bad Soden und der Kriegerverein. In: Bergwinkel-Bote, 32 (1981), S. 88‑93

Literatur

413

Stoffels, Michaela, Kriegerdenkmäler der Weimarer Republik zwischen nationaler Einheit und kultureller Vielfalt: Bürgerliche Erinnerungsparadigmen des Kriegstodes im Bonner Denkmalbau. In: Bonner Geschichtsblätter, 53/54 (2004), S. 351‑428 Stollberg-Rilinger, Barbara, Was heißt Kulturgeschichte des Politischen? In: Was heißt Kulturgeschichte des Politischen?, S. 9‑24 Stolperstein der Geschichte: Die Ruine des Kieler U-Bootbunkers als Mahnmal und Herausforderung. Eine Publikation des Vereins Mahnmal Kilian e.V. anläßlich der gleichnamigen Ausstellung des Vereins und der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek, hrsg. von Jens Rönnau, Kiel 1997 Stosch, Gustav von, Die Einweihung des Seeoffizierehrenmals am 3. Juni 1923 in Mürwik. In: M.O.H.-Nachrichten, 5 (23. Juni 1923), 13, S. 162‑165 Strecker, Karl, Von Hannibal zu Hindenburg. Studien über Hindenburgs Strategie und ihre Vorläufer, Berlin 1915 Stresemann, Gustav, Englands Wirtschaftskrieg gegen Deutschland, Berlin, Stuttgart 1915 (= Der Deutsche Krieg: Politische Flugschriften, 36) Stresemann, Gustav, Reden und Schriften. Politik – Geschichte – Literatur 1897‑1926, Bd 1, Dresden 1926 Stresemann, Gustav, Schriften. Hrsg. von Arnold Hartung, Berlin (West) 1976 Stresemann, Gustav, Von der Revolution bis zum Frieden von Versailles. Reden und Aufsätze, Berlin 1919 Studniczka, Franz, Die Griechische Kunst an Kriegergräbern. Vortrag, gehalten an dem vaterländischen Abend des Schillervereins am 6.  Februar 1915 in der Aula der Universität Leipzig. In: Neue Jahrbücher für das klassische Altertum, Geschichte und deutsche Literatur, 18 (1915), S. 285‑352 Studt, Bernhard, Infanterie-Regiment Graf Bose (1. Thüringisches) Nr. 31 im Weltkriege 1914‑1918, Berlin 1926 (= Erinnerungsblätter deutscher Regimenter, 190) Sturtevant, Erich, Chronik der Stadt Jüterbog, Jüterbog 1935 Sühlo, Winfried, Der Idstedt-Löwe: Von Flensburg über Berlin nach Kopenhagen – der Irrweg einer Trophäe. In: Schleswig-Holstein und Berlin, S. 26‑29 Sumner, Ian, French Poilu 1914‑18, Oxford 2009 Sunderbrink, Bärbel, Kriegsverherrlichung oder Mahnung zum Frieden? Die Kriegerdenkmäler von Dornberg. In: Ravensberger Blätter, 2005, 2, S. 16‑27 Switzer, Catherine, Unionists and Great War Commemoration in the North of Ireland 1914‑1939, Dublin, Portland, Oregon 2007 Symbole des Friedens und des Krieges im öffentlichen Raum. Osnabrück, die Stadt des »Westfälischen Friedens«. Hrsg. von Jutta Held, Osnabrück 1998 (= Schriften der Guernica-Gesellschaft, 6) Symbole und Rituale des Politischen. Ost- und Westeuropa im Vergleich. Hrsg. von Andreas Pribersky und Berthold Unfried, Frankfurt a.M. 1999 (=  Historischanthropologische Studien, 4) Tacke, Charlotte, Denkmal im sozialen Raum. Nationale Symbole in Deutschland und Frankreich im 19.  Jahrhundert, Göttingen 1995 (=  Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, 108)

414

Literatur

Tätigkeitsbericht 1914‑1926 der Brandenburgische Provinzial-Bauberatungsstelle, Berlin 1927 Tarlow, Sarah, Bereavement and Commemoration. An Archaeology of Mortality, Oxford 1999 Tecklenburg, August, Die Denkmalsweihe der 82er am 23. August 1925 in Göttingen. In: Tecklenburgs Heimatkalender für das Jahr 1925. Ein Jahrbuch fürs niedersächsische Bergland, 16 (1925), S. 69‑71 Telesko, Werner, Kulturraum Österreich. Die Identität der Regionen in der bildenden Kunst des 19. Jahrhunderts, Wien [u.a.] 2008 Texier, Simon, Les architectes de la mémoire, Paris 2007 Thamer, Hans-Ulrich, Von der Monumentalisierung zur Verdrängung der Geschichte. Nationalsozialistische Denkmalpolitik und die Entnazifizierung von Denkmälern nach 1945. In: Denkmalsturz, S. 109‑136 Thieme, K., 1100 Jahre Hackpfüffel: Änderungen u. Ergänzungen zur Zeittafel d. Gemeinde. In: Helme-Kurier, 9 (1999), 5, S. 2‑5 Thomsen, Artur, Die Debatte um den Idstedt-Löwen. In: Grenzfriedenshefte, 1992, S. 183‑187 Thomson, Richard, The Troubled Republic. Visual Culture and Social Debate in France 1889‑1900, New Haven, London 2004 Thümmler, Lars-Holger, Der Wandel im Umgang mit den Kriegerdenkmälern in den östlichen Bundesländern Deutschlands seit 1990. In: Jahrbuch für Pädagogik, 2003, S. 221‑247 Tietz, Jürgen, Weltliche Heiligtümer. Anmerkungen zu architektonischen Denkmälern in Deutschland nach den beiden Weltkriegen. In: Erster Weltkrieg – Zweiter Weltkrieg, S. 711‑726 Tippett, Maria, Art at the Service of War. Canada, Art, and the Great War, Toronto, Buffalo, London 1984 Tixhon, Axel, et Laurence van Ypersèle, Du sang et des pierres. Les monuments de la guerre 1914‑1918 en Wallonie. In: Cahiers d’Histoire du Temps Présent, 7 (2000), S. 83‑126 Tixhon, Axel, Le souvenir des massacres du 23 août 1914 à Dinant. Etude des commémorations organisées durant l’entre-deux-guerres, Louvain-la-Neuve 1995 Tobia, Bruno, Gefallenendenkmäler im liberalen und faschistischen Italien. In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken, 84 (2004), S. 406‑416 Tocilescu, Grigore George, Otto Benndorf und George Niemann, Das Monument von Adamklissi: Tropaeum Traiani, Wien 1895 Todeszeichen. Zeitgeschichtliche Denkmalkultur in Graz und in der Steiermark vom Ende des 19.  Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Hrsg. von Stefan Riesenfellner und Heidemarie Uhl, Wien, Köln, Weimar 1994 (= Kulturstudien, Sonderbd 19) Tomczyk, Leonhard, Ein Kriegerdenkmal in Lohr am Main. In: Friedhof und Denkmal, 2004, 5, S. 13‑16

Literatur

415

Tomczyk, Leonhard, Kunst im Spessart: Der Bildhauer Hermann Amrhein (1901‑1980). Ein Kriegerdenkmal in Lohr am Main. In: Aschaffenburger Jahr buch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes, 25 (2006), S. 251‑260 Topitsch, Klaus, Die Greuelpropaganda in der Karikatur. In: Bildpropaganda im Ersten Weltkrieg, S. 49‑91 Totengedenken und Trauerkultur. Geschichte und Zukunft des Umgangs mit Verstorbenen. Hrsg. von M. Herzog, Stuttgart [u.a.] 2001 (= Irseer Dialoge, 6) Tra storia e memoria. 12 agosto 1944: la strage di Sant’Anna di Stazzema. A cura di Marco Palla, Rom 2003 »Transformationen« der Erinnerungskulturen in Europa nach 1989. Hrsg. von Bernd Faulenbach und Franz-Josef Jelich, Essen 2006 (= Geschichte und Erwachsenenbildung, 21) Transnationale Geschichte. Themen, Tendenzen und Theorien. Jürgen Kocka zum 65. Geburtstag. Hrsg. von Gunilla Budde, Sebastian Conrad und Oliver Janz, Göttingen 2006 Trauer tragen – Trauer zeigen. Inszenierungen der Geschlechter. Hrsg. von Gisela Ecker, München 1999 Trauerfeier der Universität Berlin für ihre im Weltkrieg gefallenen Angehörigen am Sonnabend, dem 24. Mai 1919, Berlin 1919 Trauerfeier für die Gefallenen der Ludwigsuniversität in der Neuen Aula am Totensonntag 1919, Gießen 1919 Trende, Frank, Marner Kriegerdenkmäler von Siegfried Möller. In: Dithmarschen, S. 30‑36 Trendelenburg, Adolf, Friedrichs-Gymnasium: Unsern Gefallenen. Bericht über die Gedächtnisfeiern am 27. Oktober und am 1. Dezember 1919, Berlin 1919 Trenschel, Doris, Nachdenkmal am Licentiatenberg in Groß Borstel und GinkgoBäume für den Frieden. In: Groß-Borstel, S. 25‑28 Trevisan, Giorgio, Memorie della Grande Guerra. I monumenti ai caduti a Verona e provincia, Verona 2005 Troeltsch, Ernst, Spektator-Briefe. Aufsätze über die deutsche Revolution und die Weltpolitik 1918/22. Hrsg. von H. Baron, Tübingen 1924 Trollope, Thomas Adolphus, Filippo Strozzi. A History of the last Days of the old Italian Liberty, London 1860 Troyansky, David G., Monumental Politics: National History and Local Memory in French Monuments aux morts in the Department of the Aisne since 1870. In: FHS, 15 (1987), 1, S. 121‑141 Trübenbach, Arno, Beiträge zur Geschichte der Dörfer des Kreises Langensalza, Langensalza 1941 Twistern, Kristina von, Der Soldat als »Krieger«. Denkmalsgestaltung, -aussage und ‑wahrnehmung im Wandel am Beispiel des Kriegerdenkmals für das InfanterieRegiment Nr. 158 in Paderborn. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte an der Universität Paderborn, 17 (2004), 2, S. 197‑225

416

Literatur

Uber, Ursula, Stadtbildgestaltung durch Freiplastiken. Paradigma Münster (Westf.), Ms.-Diss. phil. Universität Münster i.W. 1976 Das U-Boot-Ehrenmal Möltenort. Hrsg. von der U-Boot-Kameradschaft Kiel e.V., Kiel 1981 Unger, Fritz von, Das Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr.  4 im Weltkriege 1914‑1919, Berlin 1922 Ungern-Sternberg, Jürgen von, und Wolfgang von Ungern-Sternberg, Der Aufruf »An die Kulturwelt!«. Das Manifest der 93 und die Anfänge der Kriegspropaganda im Ersten Weltkrieg, Stuttgart 1996 (= Historische Mitteilungen, 18) Unglücklich das Land, das Helden nötig hat. Leiden und Sterben in den Kriegsdenkmälern des Ersten und Zweiten Weltkrieges. Hrsg. von Michael Hütt, HansJoachim Kunst, Florian Matzner und Ingeborg Papst, Marburg 1990 (= Studien zur Kunst- und Kulturgeschichte, 8) Die Universität Heidelberg ihren Toten des grossen Kriegs zum Gedächtnis 16. Juli 1919, Heidelberg 1919 Uns trägt ein Glaube. Werke aus der Deutschen Revolution. Hrsg. von Wolfgang Stammler und Ruth Westermann, Breslau 1934 Unseren im Weltkrieg Gefallenen. Gedächtnisfeier der Ludwig-Maximilians-Universität in München am 18. Januar 1922, München 1922 Unsern für das Vaterland 1914‑1920 gefallenen Mitgliedern zum Gedächtnis! In Ehrfurcht und Dankbarkeit. Hrsg. von der Vereinigung ehemaliger Abiturienten des Realgymnasiums des Johanneums zu Hamburg, Hamburg 1920 Unter Pickelhaube und Zylinder. Das östliche Westfalen im Zeitalter des Wilhelminismus 1888 bis 1914, Bielefeld 1991 (= Studien zur Regionalgeschichte, 1) The Upheaval of War. Family, Work and Welfare in Europe, 1914‑1918. Ed. by Richard Wall and Jay Winter, Cambridge, MA [u.a.] 1988 Die »Urkatastrophe« als Erinnerung – Geschichtskultur des Ersten Weltkriegs. Hrsg. von Tobias Arand, Münster i.W. 2006 (= Geschichtskultur und Krieg, 1) Vaagt, Gerd, Der (ungeliebte) Idstedt-Löwe. In: Schleswig-Holstein: Monatshefte für Heimat und Volkstum, 1987, 9, S. 12‑14 Vance, J.F., Death so noble. Memory, Meaning and the First World War, Vancouver 1997 Vasak, Alexandra, Sichtbare Erinnerung. Der Umgang mit Denkmälern in Österreich, Frankfurt a.M. [u.a.] 2004 (= Europäische Hochschulschriften, Reihe 31, 485) Vautrin, Jean-Christophe, Inventaire des projets de monuments aux morts de la guerre 1914‑1918. Archives Départementales de la Charente-Maritime, La Rochelle 1998 Verewigt und Vergessen. Kriegerdenkmäler, Mahnmale und Gedenksteine in Göttingen. Hrsg. von Carola Gottschalk, Göttingen 1992 Vergleich und Transfer. Komparatistik in den Sozial-, Geschichts- und Kulturwissenschaften. Hrsg. von Hartmut Kaelble und Jürgen Schriewer, Frankfurt a.M. 2003 Verhandlungen der verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung, Bd 327: Stenographische Berichte. Von der 27. Sitzung am 13. März 1919 bis zur 52. Sitzung am 9. Juli 1919, Berlin 1920

Literatur

417

Verhandlungen des Mecklenburg-Schwerinschen Landtages. Zweiter Ordentlicher Landtag. Vom 7. April 1921 bis 8. Februar 1924, Schwerin 1924 Verhandlungen des Reichstags. XIII. Legislaturperiode. I. Session, Bd 291: Stenographische Berichte. Von der 174. Sitzung am 25. November 1913 bis zur 193. Sitzung am 17. Januar 1914, Berlin 1914 Verhandlungen des Reichstags. I. Wahlperiode 1920, Bd 347: Stenographische Berichte. Von der 54. Sitzung am 22. Januar 1921 bis zur 73. Sitzung am 2. März 1921, Berlin 1921 Verhandlungen des Reichstags. III.  Wahlperiode 1924, Bd  389: Stenographische Berichte (von der 162. Sitzung am 16. Februar 1926 bis zur 186. Sitzung am 25. März 1926), Berlin 1926 Der verlorene Frieden. Politik und Kriegskultur nach 1918. Hrsg. von Jost Dülffer und Gerd Krumeich, Essen 2002 (= Schriften der Bibliothek für Zeitgeschichte, 15) Das Vermächtnis der Toten. Reden bei der Gedenkfeier zu Ehren der im Kriege Gefallenen veranstaltet vom Kreisverband Charlottenburg der Deutschnationalen Volkspartei im Theater des Westens am 23.  November 1919. Weiherede des Geh. Konsistorialrat Dr. D. Conrad, Gedenkworte des General von Ludendorff, Schlusswort Wirkl. Geheimer Rat Professor Dr. von Wilamowitz-Möllendorf, Berlin 1920 (= Deutschnationale Flugschrift, 42) Versailles 1919. Ziele – Wirkung – Wahrnehmung. Hrsg. von Gerd Krumeich in Zusarb. mit Silke Fehlemann, Essen 2001 (= Schriften der Bibliothek für Zeitgeschichte, N.F., 14) Versiegelte Zeit. Das Gefallenen-Denkmal in der Goethe-Schule. Ein Beitrag zur Erinnerungskultur. Hrsg. von Stephan M. Beermann und Florian Vössing, Bochum 1997 Vidotto, Vittorio, Bruno Tobia e Catherine Brice, La memoria perduta. I monumenti ai caduti della Grande Guerra a Roma e nel Lazio, Rom 1998 Vidotto, Vittorio, La vittoria e i monumenti ai caduti. In: MEFRI, 112 (2000), 2, S. 505‑513 Villes en guerre (1914‑1918). Ed. par Philippe Chassaigne, Paris 2004 Visual History. Ein Studienbuch. Hrsg. von Gerhard Paul, Göttingen 2006 Visuelle Erinnerungskulturen und Geschichtskonstruktionen in Deutschland und Polen 1800 bis 1939. Beiträge der 11.  Tagung des Arbeitskreises deutscher und polnischer Kunsthistoriker und Denkmalpfleger in Berlin, 30.  September‑3. Oktober 2004. Hrsg. von Robert Born, Adam S. Labuda und Beate Störtkuhl, Warschau 2006 (= Das Gemeinsame Kulturerbe, 3) Völkel, Markus, Geschichte als Vergeltung. Zur Grundlegung des Revanchegedankens in der deutsch-französischen Historikerdiskussion von 1870/71. In: HZ, 257 (1993), S. 63‑107 Voelker, Judith, »Unerträglich, unerfüllbar und deshalb unannehmbar«. Kollektiver Protest gegen Versailles im Rheinland in den Monaten Mai und Juni 1919. In: Der verlorene Frieden, S. 229‑241

418

Literatur

Vogt, Arnold, Den Lebenden zur Mahnung. Denkmäler und Gedenkstätten. Zur Traditionspflege und historischen Identität vom 19.  Jahrhundert bis zur Gegenwart, Hannover 1993 Vogt, Arnold, Kriegerdenkmäler und Mahnmäler. Überregionale Rahmenbedingungen und Strukturen ihrer Errichtung und Gestaltung in Westfalen und Lippe. In: Westfälische Forschungen, 37 (1987), S. 23‑57 Voigt, Hans, Geschichte des Füsilier-Regiments Generalfeldmarschall Prinz Albrecht von Preußen (Hann.) Nr. 73, Berlin 1938 (= Deutsche Tat im Weltkrieg 1914/ 1918. Darstellungen der Kämpfe deutscher Truppen, 70) Volkmann, Hans-Erich, Gesellschaft und Militär am Ende des Ersten und des Zweiten Weltkrieges. In: Erster Weltkrieg – Zweiter Weltkrieg, S. 841‑872 Vom Krieg zum Frieden. Kriegsbeendigung und Friedenskonsolidierung. Hrsg. von Volker Matthies, Bremen 1995 (= Schriftenreihe des Wissenschaftlichen Forums für Internationale Sicherheit e.V., 8) Vom Sterben des Deutschen Offizierkorps. Die Gesamtverluste unserer Wehrmacht im Weltkrieg. Hrsg. von Constantin von Altrock, 2., erw. Aufl., Berlin 1922 (= Kritische Beiträge zur Geschichte des Weltkrieges, Militär-Wochenblatt, 1) Von Menschen, Ländern, Meeren: Festschrift für Thomas Riis zum 65. Geburtstag. Hrsg. von Gerhard Fouquet [u.a.], Tönning 2006 Von Weimar bis Bonn: Esslingen 1919‑1949. Begleitband zur Ausstellung »Esslingen 1919‑1949, von Weimar bis Bonn« im Alten Rathaus und an elf Stellen in der Stadt vom 15. Mai bis 18. August 1991, Esslingen 1991 Voß, Johann Heinrich, Homers Werke, Altona 1793 Vozzi, Maria Pia, La comitiva armata dei fratelli Capezzoli e la rivoluzione cilentana del 1828. In: Il Mezzogiorno preunitario, S. 1143‑1157 Wachter, Clemens, Das Gefallenendenkmal (Schlossgarten). In: Krieg und Frieden im Spiegel, S. 20‑22 Der Waffenstillstand 1918‑1919. Das Dokumenten-Material der WaffenstillstandsVerhandlungen von Compiègne, Spa, Trier und Brüssel. Notenwechsel, Verhandlungsprotokolle, Verträge. Gesamttätigkeitsbericht. Hrsg. im Auftrag der Deutschen Waffenstillstandskommission von Hans Freiherr von Hammerstein, Otto Freiherr von Stein und Edmund Marhefka, Berlin 1928 Wagenaar, Jan, Vaderlandsche historie vervattende de geschiedenissen der Vereenigde Nederlanden, T. 20, Amsterdam 1798 Wagenknecht, Wilhelm, Denkmäler und Gedenkstätten in und um Bad Bevensen, 2. Aufl., Bad Bevensen 1986 (= Schriftenreihe des Stadtarchivs Bad Bevensen, 4) Wagner, Reinhold, Das Schicksal der versenkten Deutschen Flotte. In: M.O.V. Nachrichten aus Luv und Lee, 9 (1927), 14, S. 297‑300 Wagner, Rudolf, Das 2. Ober-Elsässische Feldartillerie-Regiment Nr. 51 im Weltkriege 1914/1918, Berlin 1936 (=  Deutsche Tat im Weltkrieg 1914/1918. Geschichten der Kämpfe deutscher Truppen, 31) Wagner-Pacifici, Robin, und Barry Schwartz, Die Vietnam-Veteranen-Gedenkstätte. Das Gedenken einer problematischen Vergangenheit. In: Der politische Totenkult, S. 393‑424

Literatur

419

Walden, Hans, Das Schweigen der Denkmäler. Wie sich Hamburg des Kriegs entsinnt. In: Das Gedächtnis der Stadt, S. 29‑46 Walden, Hans, Der Streit um das Hamburger Kriegsdenkmal von 1936. In: Denkmäler. Ein Reader, S. 14‑25 Walicki, Andrzej, Philosophy and Romantic Nationalism: The Case of Poland, Neudr. der Ausg. Oxford 1982, Notre Dame, IN 1994 Wandschneider, Wilhelm, Das Malchower Hakenkreuzdenkmal. In: Mecklenburgische Monatshefte, 17 (1941), 199, S. 126‑128 Wangenheim, Kurt Freiherr von, Großherzoglich Mecklenburg. Grenadier-Regiment Nr. 89, Oldenburg, Berlin 1922 War and Memory in the Twentieth Century. Ed. by Martin Evans and Keith Lunn, Oxford 1997 Warburg, Aby, Der Bilderatlas Mnemosyne. Hrsg. von Martin Warnke, 2.  Aufl., Berlin 2003 (= Aby Warburg – Gesammelte Schriften, 2/1) Was heißt Kulturgeschichte des Politischen? Hrsg. von Barbara Stollberg-Rilinger, Berlin 2005 (= Zeitschrift für Historische Forschung, 35) Was ist Militärgeschichte? In Verbindung mit dem Arbeitskreis Militärgeschichte e.V. hrsg. von Thomas Kühne und Benjamin Ziemann, Paderborn [u.a.] 2000 (= Krieg in der Geschichte, 6) Weber, Claudia, Auf der Suche nach der Nation. Erinnerungskultur in Bulgarien von 1878‑1944, Diss. phil. Universität Leipzig 2003, Münster 2006 (= Studien zur Geschichte, Kultur und Gesellschaft Südosteuropas, 2) Wehl, Gerhild, Die Ehrentafel von Ernstkirchen. In: Unser Kahlgrund, 52 (2007), S. 136‑138 Weigand, Katharina, Kriegerdenkmäler. Öffentliches Totengedenken zwischen Memoria-Stiftung und Politik. In: Totengedenken und Trauerkultur, S. 201‑218 Weigel, Hans, Walter Lukan und Max D. Peyfuss, Jeder Schuss ein Russ. Jeder Stoss ein Franzos. Literarische und graphische Kriegspropaganda in Deutschland und Österreich 1914‑1918, Wien 1983 Weihe der Gedächtniskapelle (Tresekammer) in der Kirche von Unser Lieben Frauen am Freitag, den 19. September, mittags 12 Uhr, u. Sonnabend, den 20. September 1924, nachmittags 4,30 Uhr, Bremen 1924 Weihe der Gedenktafel der im Weltkriege gefallenen Lehrer und Schüler des Heinrich Hertz-Realgymnasiums am Donnerstag, dem 31. März 1921 vormittags 11 Uhr in der Aula der Schule, Hamburg 1921 Die Weihe des Denkmals für die 1870/71 Gefallenen des 6. Thüringischen InfanterieRegiments Nr. 95 auf dem Schlachtfelde von Wörth. Hrsg. von dem DenkmalComitee, Gotha 1896 Weihe des Denkmals für die Gefallenen des Inf.-Rgts. »Keith« (1. Oberschl.) Nr. 22, des Reserve- und Landwehr-Rgts. Nr. 22. Rede des kath. Divisionsparrers Meier, Gleiwitz, am 19. Oktober 1924, Gleiwitz 1924 Weinland, Martina, Kriegerdenkmäler in Berlin 1870 bis 1930, Diss. Freie Universität Berlin (West) 1989, Frankfurt a.M. [u.a.] 1990 (= Europäische Hochschulschriften, Reihe 28, 105)

420

Literatur

Weißmann, Karl, Schwarze Fahnen, Runenzeichen. Die Entwicklung der politischen Symbolik der deutschen Rechten zwischen 1890 und 1945, Düsseldorf 1991 Weitz, Reinhold, Kriegerdenkmäler im Euskirchener Stadtgebiet 1918‑1939. Anmerkungen zum Thema des Totenkults zwischen den Kriegen. In: Jahrbuch Kreis Euskirchen, 2007, S. 26‑33 Wendland, Heinz-Dietrich, Wege und Umwege, Gütersloh 1977 Wenger-Deilmann, Astrid, und Frank Kämpfer, Handschlag – Zeigegestus – Kniefall. Körpersprache und Pathosformel in der visuellen politischen Kommunikation. In: Visual History, S. 188‑205 Werner, Bruno E., Die deutsche Plastik der Gegenwart, Berlin 1940 Werner, Michael, und Bénédicte Zimmermann, Vergleich, Transfer, Verflechtung. Der Ansatz der Histoire croisée und die Herausforderung des Transnationalen. In: GG, 28 (2002), S. 607‑636 Westheider, Rolf, Altstoff der Geschichte oder notwendige Erinnerungsobjekte? Denkmäler von gestern in der politischen Landschaft von heute. In: Deutsche Nationaldenkmale, S. 128‑135 Westheider, Rolf, »Für König und Vaterland«. Kriegerdenkmäler in Ostwestfalen, Münster i.W. 1993 (= Westfalen im Bild: Reihe Kulturdenkmale in Westfalen, 6) Westheider, Rolf, Krieg, Einheit und Denkmal. Beispiel politischer Symbolik in Minden-Ravensberg. In: Unter Pickelhaube und Zylinder, S. 487‑502 Westheider, Rolf, Zwei Kriege, ein Denkmal. Die Bielefelder Sondererinnerung des Kriegsgefangenenschicksals. In: Ein Haus für die Geschichte, S. 467‑478 Whittick, Arnold, War Memorials, London 1946 Wie Kriege enden. Wege zum Frieden von der Antike bis zur Gegenwart. Hrsg. von Bernd Wegner, Paderborn [u.a.] 2002 (= Krieg in der Geschichte, 14) Wiedenhöfer, Joseph, Die Kriegergedächtnisstätte der Stadt Dorsten. Zum Weihetag 4. Okt. 1925. Mit d. Namentaf. d. Gefallenen, Dorsten 1925 Wiedersehensfeier ehem. Leibgardisten und Inf.-Regt. Nr. 115, Darmstadt am 29. und 30. Mai 1954, Darmstadt 1954 Wieland, Lothar, Der deutsche Englandhass im Ersten Weltkrieg und seine Vorgeschichte. In: Deutschlands Sonderung, S. 317‑353 Wietzorek, Paul, Gefallenenverehrung in der Weimarer Republik am Beispiel ausgewählter Kriegerdenkmäler in Krefeld. In: Die Heimat, 60 (1989), S. 52‑57 Wildt, Michael, »Der muß hinaus! Der muß hinaus!«. Antisemitismus in deutschen Nord- und Ostseebädern 1920‑1935. In: Mittelweg 36, 10 (2001), 4, S. 3‑25 Wilke, Fritz, Totenehrung. Eine Gedenkrede gehalten am 30.  März 1919 bei der Trauerfeier für die im Weltkriege gefallenen deutschen Studenten im Konzerthaus, Wien 1920 Winter, Jay M., Sites of Memory, Sites of Mourning. The Great War in European Cultural History, Cambridge, MA 1995 Winter, Jay M., Topoi und Erleben. Eine Interpretation der gesellschaftlichen Wirkung von Kriegsdenkmälern. In: Denkmale und kulturelles Gedächtnis, S. 25‑41

Literatur

421

Wintgens, Frank, Mit der Vergangenheit leben. Feste und Feiern in Düsseldorf 1945‑1955, Düsseldorf 1996 (= Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv Düsseldorf, 6) Wirsching, Andreas, Umstrittene Erinnerung. Die französischen monuments aux morts nach dem Ersten Weltkrieg. Das Beispiel Levallois-Perret. In: Nationale Mythen – kollektive Symbole, S. 127‑143 Wirsching, Andreas, Vom Weltkrieg zum Bürgerkrieg? Politischer Extremismus in Deutschland und Frankreich 1918‑1933/39, München 1999 (=  Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, 40) Wirth, Irmgard, Bezirk Tiergarten, West-Berlin 1955 (= Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin) Wittek, Thomas, Auf ewig Feind? Das Deutschlandbild in den britischen Massenmedien nach dem Ersten Weltkrieg, Diss. phil. Universität Augsburg 2003, München 2005 (= Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts London, 59) Wörterbuch der Antike mit Berücksichtigung ihres Fortwirkens. In Verb. mit Ernst Bux und Wilhelm Schöne verfasst von Hans Lamer, Leipzig 1933 (=  Kröners Taschenausgabe, 96) Wolf, Christiane, Kriegerherrlichkeit und deutsche Nationalkultur. Die »Perle von Thüringen im Herzen Deutschlands« – Eisenacher Denkmaltopographie. In: Das »Land in der Mitte«, S. 7‑20 Wolfrum, Edgar, Geschichte als Waffe. Vom Kaiserreich bis zur Wiedervereinigung, 2. Aufl., Göttingen 2002 Wolfs, Gilles, Le culte Hindenburg: une nouvelle arme pour la propaganda allemande (1914‑1925). In: Histoire et Anthropologie Europes, 1 (2002), S. 73‑91 Wolters, Joachim, Die Kriegerdenkmäler der Uckermark aus dem (alten) Kreis Prenzlau, 3 T., Hamburg 1995‑1999 Wolz, Nicolas, Das lange Warten. Kriegserfahrungen deutscher und britischer Seeoffiziere 1914 bis 1918, Paderborn [u.a.] 2008 (= Zeitalter der Weltkriege, 3) Young, Alan R., »We throw the Torch«: Canadian Memorials of the Great War and the Mythology of Heroic Sacrifice. In: JCanS, 24 (1989/90), 4, S. 5‑28 Ypersèle, Laurence van, Making the Great War Great: 1914‑18 War Memorials in Wallonia. In: Memory and Memorials, S. 26‑40 Zänker, Jürgen, Öffentliche Denkmäler und Kunstobjekte in Dortmund. Eine Bestandsaufnahme, Dortmund 1984 Zeller, Joachim, Kolonialdenkmäler und Geschichtsbewußtsein. Eine Untersuchung der kolonialdeutschen Erinnerungskultur, Diss. TU Berlin 1999, Frankfurt a.M. 2000 Zetzmann, Georg, Deutsche Silbermedaillen des I. Weltkriegs auf die militärischen Handlungen und denkwürdigen Ereignisse von 1914 bis 1919, Regenstauf 2002 Ziemann, Benjamin, »Vergesellschaftung der Gewalt« als Thema der Kriegsgeschichte seit 1914. Perspektiven und Desiderate eines Konzepts. In: Erster Weltkrieg – Zweiter Weltkrieg, S. 735‑758

422

Literatur

Ziereis, Barbara, Freunde, Feinde und Frauen – Repräsentationen des »Eigenen« und des »Anderen« im Weltkriegsfilm der Weimarer Republik. In: Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte, 31 (2003), S. 40‑61 Ziereis, Barbara, Kriegsgeschichte im Spielfilmformat. Der Erste Weltkrieg im Tonspielfilm der Weimarer Republik. In: Krieg und Militär im Film, S. 297‑318 Zipfel, Ernst, Geschichte des Großherzoglich Mecklenburgischen Grenadier-Regiments Nr. 89. Nach amtl. Kriegstagebüchern u. Berichten von Mitkämpfern bearb. im Auftr. d. Vereins d. Offiziere, Schwerin 1932 Zipfel, Ernst, Geschichte des Königlich Preußischen Garde-Kürassier-Regiments unter Benutzung der Kriegserinnerungen des Oberleutnants a.D. Graf Finck von Finckenstein-Schönberg, Berlin 1930 Das Zuchthaus – die politische Waffe. Acht Jahre Politische Justiz. Eine Denkschrift der Deutschen Liga für Menschenrechte e.V., Berlin 1927 Zucker, Friedrich, Klassisches Altertum und deutsche Bildung. Vortrag gehalten am 18. Juli 1933 vor der Philologischen Fachschaft der Universität Jena, Jena 1934 (= Student und Leben, n.F., 1) Zunehmer, Max, Infanterie-Regiment Graf Kirchbach (1. Niederschlesisches) Nr. 46 im Weltkrieg 1914/1918, Berlin 1935 (= Deutsche Tat im Weltkrieg 1914/1918: Geschichten der Kämpfe deutscher Truppen, 20) Zunker, Hermann, Hermann Hüger und Friedrich Martin Vietor, Das Königlich Preußische 2. Westfälische Feldartillerie-Regiment Nr. 22 und seine Tochterformationen im Weltkriege 1914‑1918, Münster i.W. 1924 Zwischen Main und Taunus. Jahrbuch des Main-Taunus-Kreises 2011, Hofheim 2011 1295‑1995 Höheinöd. Hrsg. von der Ortsgemeinde Höheinöd, Hauenstein 1995

Ortsregister Aachen   26 Brand   240 Eilendorf   182 Adamklissi   1 Adinkerke   218, 227 Aigues-Vives   233 Ai Pini   173 Alesia   43 Allmersbach Heutenbach   152 Allumiere   107 Altenburg   219 Altenkirchen   61 Altstadt siehe Stary Miasto Alveringem   86 Alzenau   119 Amanweiler   95 Amorbach   91 Amrum   100 Andrézieux   228 Anghiari   174 Aniane   245 Anklam   93 Annweiler   240 Ansart   172 Anzegem   206 Apolda   127, 163, 242 Aquileia   182 Arenshausen   142 Arlon   172 Arpino   44 Artern   82 Artimino   174 Ascain   98 Aschenfeld   243

Aschheim   221 Aspern   222 Astorga   233 Athen   126 Aumetz   228 Avelin   98 Avenay-Val-d’Or   144 Avion   245 Bad Ems   92 Baden   19, 117, 190, 217 Bad Hersfeld   169 Bad Homburg   94 f., 187 Badia Prataglia   174 Bad Kösen   93, 184 Bad Kreuznach   149, 161 Bad Münstereifel   114 Bad Salzuflen   183 Bad Soden   148, 205 Bad Wünnenberg Haaren   37 Bagdad   215 Bagni di Lucca   67 Bagno a Ripoli   174 Bagnone   174 Bamberg   136 Banbridge   212 Baneins   228 Barbizon   44 Bar-le-Duc   92 Barnsley   217 Barntrup   85 Barum   85 Basra   87 Bayeux   105 Bayrischzell   114

424

Ortsregister

Beaumont-Hamel   88, 92 Beetzendorf   62 Beine-Nauroy   225 Belfort   145, 206 Belgentier   225 Belleville-sur-Meuse   232 Belz   225 Benningen   240 Bensberg   112 Bensheim   117 Bergen-Belsen   175 Bergheim   182 Berlin   10 f., 13, 19, 21, 24 f., 28 f., 33, 38, 45‑48, 50, 53, 56, 58‑60, 72, 74, 76, 79, 81, 84, 90, 94, 96 f., 100, 112 f., 118, 124, 126, 129‑131, 133‑138, 142 f., 149, 152, 154, 156, 163, 166, 172, 178, 183 f., 189, 198, 202, 205 f., 216 f., 220, 230, 239, 243 Charlottenburg   11, 107 f., 113 Dahlem   75, 81, 142 Friedrichshain   84 Köpenick   101 Kreuzberg   76, 138 Marzahn   83 Niederschöneweide   100 Oberschöneweide   123 Pankow   183 Reinickendorf   238 Ruhleben   143 Spandau   216 Steglitz   122 Tempelhof   148 Tiergarten   107 Treptow   237 Wilmersdorf   81, 100 Beßwitz siehe Biesowice Betzdorf   162 Bevensen   217 Biarritz   89 Biebrich   87 Bielefeld   43, 122 f., 240 Dornberg   102 Schildesche   100, 145

Bienvillers-au-Bois   168 Biesowice   123, 204 Bischheim   81 Blackpool   211 Blangy-sur-Bresle   227 Blénod-lès-Pont-à-Mousson   225 Blumenhagen   85 Bobolice   94 Bochum   82, 121, 123, 135, 160 Ehrenfeld   93, 147, 187 Gerthe   121 Hiltrop   194 Wattenscheid   219 Weitmar   93, 159, 184, 187 Bockhorst   85 Böddingstedt   85 Böklund   85 Boën   43 Bologna   13, 168 Bonn   74, 101, 113, 192 Bordeaux   144 Borgomanero   206 Borkum   24, 37, 197 f. Bormio   84 Borna   223 Bourges   44 Boveglio   234 Bovolone   235 Bozouls   225 Brackenheim   95, 169 Bradford   105 Braunschweig   100, 113, 149, 189 Brech   225 Bremen   101, 221 Bremerhaven   32 Breslau   26, 40, 75 Brieg siehe Brzeg Briesen-Biegen   178 Brissac   225 Broken Hill   107 Brücken Hackpfüffel   61 Brühl   86 Heide   100

Ortsregister

Brüssel   109, 169, 217 Brüssow   195 Bruville   98 Brzeg   243 Bublitz siehe Bobolice Buchenwald   83 Bucy-lès-Pierrepont   231 Budberg   241 Bückeburg   152 Bünde   103 Buetgenbach   243 Bukarest   1, 68, 227 Burtenbach   93, 186 Busdorf   217 Buxtehude   110, 147 Buzançais   80 Camaiore   174 Camaiore-Migliano   173 Cambridge   224 Campli   210 Cannae   126 Canterbury   199 Capena   107 Capoluogo   174 Carda   174 Carmzow   143 Carvin   169 Castagno d’Andrea   175 Castelnuovo Berardenga   209 Castel Rigone di Passignano   234 Castel Viscardo   234 Castets-en-Dorthe   67 Castiglioncello del Trinoro   174 Castrop-Rauxel   160 Habinghorst   101 Cavezzo   92 Cavriglia   174 Celano   107 Čeložnice   234 Cenaia   234 Ceppeto   174 Cercy-la-Tour   210 Châlons-sur-Bouchard   144 Chambière   97

425

Champagnole   231 Chantemelle   233 Chapelle-Saint-André   68 Charmes-sur-l’Herbasse   231 Chartres   116 Château-Arnoux   111, 246 Châteaubernard   225 Châteauponsac   231 Château-Thierry   223 Chazey-Bons   86 Chemillé   233 Chemnitz   135, 216 Cheppes-la-Prairie   233 Cherbonnières   228 Chiesina Uzzanese   236 Christchurch   199 Cigognola   106 Cintoia Alta   174 Clamecy   231 Clans   164 Clausthal   136 Clayton-le-Moors   86 Cléguérec   107 Coburg   113 f. Cognac   149 Collobrières   227 Colmar   42, 117 f. Colombes   232 Colombiers   144 Columbus   229 Commentry   98 Compiègne   69, 73, 98, 149, 153, 230 f. Correggioverde   108 Courbesseaux   98 Crailsheim Onolzheim   153 Crémieu   67, 232 Crompton   115 f. Croydon   123, 124 Cumières-Chattancourt   168 Cumlosen   169 Curtatone   44 Cuxhaven   83 Daasdorf   102

426

Ortsregister

Dabendorf   100 Dachau Augustenfeld   186 Dahn   162 Dardilly   245 Darmstadt   43, 94, 107, 187, 243 Datteln   85 Dęborzyn   100 Decazeville   245 Delebio   225 Delitzsch   127 Demborzyn   siehe Dęborzyn Demmin   202, 206 Den Haag   204 Detmold   36, 195 Deutschneudorf   127 Diedenbergen   237 Dietlas   37, 100 Dietrichingen   149 Dijon   225 Dinant   106, 171 f. Dipignano   86 Doberlug Kirchhain   110 Dobre Miasto   159 Döberitz   91, 94, 96 Dompierre-sur-Besbre   231 Donawitz   245 Dormagen   115 Dortmund Asseln   93 Mengede   202 Wickede   87, 142 Douai   92 Double Bay   226 Drebkau Greifenhain   100 Drensteinfurt   162 Dresden   82, 201, 204 Loschwitz   220 Dudenhofen   247 Dülmen   94 Düsseldorf   113, 118, 124, 146, 221, 242 Benrath   89

Duggendorf   229 Duisburg   115, 124 Huckingen   115 Durlach   221 Eckartsberga   159 Eichelsdorf   85 Eisenach   142, 153 Ellwangen Pfahlheim   191 Elsterheide Geierswalde   213 Emmerich   144 Enger   79, 104 Équeurdreville   89, 245 Erfurt   86, 127, 217, 242 Erlangen   78, 204 f. Ernstkirchen   158 Eschborn   96 Eschede   100, 103 Eschweiler-Röthgen   46 Etalle   172 Etel   225 Etréchy   231 Ettlingen   120 Spessart   78 Eubach   85 Euskirchen   229 Excideuil   227 Eyzies-de-Tayac   225 Fallingbostel   124 Falzano   174 Fehrbellin   29, 61 Feuerbach   75 Fichtwald Hillmersdorf   99 Filettole   174 Finowfurt   229 Fismes   225 Fiuminata   164 Flensburg   33, 89 f., 114 Flers   68 Florence siehe Florenz Florenz   21 f., 106, 235 Floridsdorf   99

Ortsregister

Foiano della Chiana   70 Forst Sacro   139 Forte dei Marmi   210 Fosse Ardeatine   207 Frankenthal   162 Flomersheim   82 Frankfurt a.M.   117, 136, 206, 241 f. Bockenheim   138 Frauenprießnitz   37 Frechen   81 Fredericia   219 Freiberg   99 Freiburg i.Br.   10 f., 20, 54, 137, 147 Kappel   183 Freudental   163 Freyburg   177 Friedrichshafen   122 Fürth   80 Füssen   122 Gabbro   168 Gardelegen   149 Gazzuolo   164 Geelong   234 Gehrden Leveste   186 Geislingen Türkheim   100 Gelsenkirchen Buer   247 Geluveld   225 Gentioux   245 Gerolsheim   229 Gießen   76, 121, 176 Givet   236 Gladbach   siehe Mönchengladbach Gladbach-Rheydt siehe Mönchengladbach-Rheydt Glasgow   92 Gleinstätten   193 Glienick   100 Gloversville   228 Glüsingen-Darrigsdorf   117 Göppingen   175, 242

Gössnitz   229 Göttingen   76 f., 142, 214 Gordes   225 Gorze   95, 216 Gorzów Wielkopolski   110 Gospiteroda   244 Gotha   23, 43, 88 Grabow   99 Gramzow-Meichow   100 Grangemouth   233 Gravelotte   51, 86, 91, 94, 96 Gray   87, 105 Graz   139, 186, 193, 207, 222 Gösting   167, 193 Liebenau   93 Straßgang   175 Gregersdorf siehe Grzegórski Greiz Pohlitz   109 Grevenbroich   222 Grevesmühlen   177 Großenhain Wildenhain   100 Groß Luckow   159 Großschirma Reichenbach   100 Grünberg siehe Zielona Góra Grzegórski   170 Günnes   182 Günzburg   136 Guînes   233 Gundelsheim   191 Gunzenhausen   161 f. Guttstadt siehe Dobre Miasto Gy-l’Évêque   245 Haardt   194 Habay-la-Neuve   233 Hagen   82 Haspe   153 Holthausen   187 Haine-Saint-Pierre   172 Hainichen Bockendorf   100 Halbe   37

427

428

Ortsregister

Hale   226 Halle/S.   110, 219 Halle/Westf.   219 Haltern   43 Hamburg   10, 23, 46, 58, 71, 83, 98, 114, 116, 158, 179, 192, 201, 241 Altona   77, 218 Bergedorf   241 Groß Borstel   95 Harburg   78, 123 Langenhorn   244 Lokstedt   82 Hamm   87 Hannover   13, 186, 217, 222 Harvard   134 Haucourt   98 Havixbeck   139 Havrincourt   169 Hawick   235 Heidelberg   101, 142, 152, 163, 206 Heilbronn   25, 163 Hemau   191 Hemer   95 Hennickendorf   100 Héricourt   144 Heringen   186 f. Hertwigswaldau   siehe Snowidza Héry   231 Hessisch Oldendorf   180 Hilzingen Duchtlingen   123 Hinterschmiding-Herzogsreut   119 Hoboken   228 Hösbach   110 Hof   99 Hofheim   161 Diedenbergen   237, 241 Lorsbach   193 Hohensalza siehe Inowrocław Hollebeke   107 Holzwickede Hengsen   88 Hopkinton   229 Hoylake   105, 207, 214, 226 f.

Hüllhorst   78 Huombois-Croix-Rouge   172 Idstedt   89 f. Ieper   siehe Ypern Imphy   245 Inowrocław   237 Isny   59 Isola della Scala   234 Isonzo   109 Issy-les-Moulineaux   246 Ivenack   236 Jähnsdorf   139 Jemgum   186 Jena   99, 114, 135 f. Jesteburg   85 Jüterbog   24, 62‑65, 96, 131 Juicq   228 Jumièges   225 Kaarst   185 Büttgen   185 Kaaskerke   247 Kalbe   229 Karlsruhe   26, 190, 230, 243 Durlach   221 Karthago   20, 27 f., 42, 126 Kassel   59 Katsch   214 Kehl   88, 95 Auenheim   69 Keiem   68 Keilberg   223 Keith   226 Kerpen   81, 147 Kerzlin   214 Kiel   6, 37 f., 113 Kirchlinteln Weitzmühlen   160 Kirkcudbright   115 Kirschkau   229 Kitzingen   158, 194 Kleinvargula   229 Kleve   213 Kłodzko   223 Knittelfeld   77

Ortsregister

Koblenz   51, 107 Köflach   215, 242 Köln   60, 74, 107, 147 Königsberg   45 Königs Wusterhausen Senzig   229 Körbecke   191 Kösen   220 Konstanz   216 Kopenhagen   90 Krefeld   71 Fischeln   110 Uerdingen   99 Kürten   147 Laaslich   177 La Barde   228 Laboe   35, 37 f. La-Charité-sur-Loire   232 La Collancelle   68 La Côte-Saint-André   107 La Couarde-sur-Mer   230 La Ferté-Macé   213, 232 Lafrançaise   233 La Génétouze   228 Lambersart   107 Lamole   174 Landes   98, 228 Landsberg am Lech   229 Landsberg an der Warthe siehe Gorzów Wielkopolski Landshut   182, 214 Hofgarten   214 La Neuville-aux-Larris   144 Laneuville-sur-Meuse   109 Langemarck   108 Langenau   209 Langensalza   81, 142, 144, 223 Langenwang   106 Langenwolmsdorf   100 Lapalisse   231 Lapanouse   227 Lappersdorf   191 Lari   234 Larne   226

429

Lauffen a.N.   169 Lauta   85 Lebbin   siehe Lubin Lebusa   100 Leeds   165 Le-Grand-Lucé   227 Leipheim   93, 186 Leipzig   57 f., 82, 100, 119, 184, 197, 204, 207 Knauthain   36 Paunsdorf   100 Lemberg   siehe Lwiw Lens   66 Leoben   245 Les-Eglises-d’Argenteuil   228 Les-Eyzies-de-Tayac   232 Les Noëls   225 Leuilly-sous-Coucy   116 Leuven   170 Levallois-Perret   111, 246 Leverkusen Rheindorf   107 Liano   115 Lidice   173 Liebenberg   209 Lignières   168 Lincé   172 Lindlar   95 Linnich   93 Linz   60 Livorno   114 Llano   69 Łobez   203, 206 Locarno   50, 52, 56‑58, 133 Loddin   102 Loga   163 Lohne   107 Lohr   162 London   26 f., 45, 68, 124, 178, 181, 211, 213, 216, 218, 223 f., 235 Limehouse   212 Londonderry   105 Long   67 Loriol du Comtat   225

430

Lubersac   107 Lubin   123 Luckenwalde   78 Lucolena   175 Ludwigsburg-Oßweil   195 Ludwigshafen   80, 89, 117, 244 Lübben   60 Lüchow   183, 209 Lüdenscheid   122 Lützen   103 Luhe   229 Luisenthal   177 Lumarzo   168 Luzern   186 Lwiw   23 Lyck   180 Lyon   86 Macchiaie   174 Macclesfield   214 Madrid   22 Magdeburg   85, 101, 214, 242 Maglie   86 Mailand   176, 182 Mailly-le-Camp   225 Mailly-Maillet   233 Mainbernheim   158, 184 Mainz   69, 216 Maiwand   92 Malchow   155, 238 Mametz   207 Manchester   68, 116 Mannheim   187 Manziana   217 Maracalagonis   86 Mărăşeşti   1, 68 Marcilhac-sur-Célé   141 Marina di Pietrasanta   109 Markgröningen   193 Marlborough   228 Marne   82 Mars-la-Tour   104 Marshall   69 Marzabotto   173 Mauchen   183

Ortsregister

Mauthausen   84 Mazaugues   164 Meaux   92 Mechterstädt   100 Melbourne   227 Melun   105 Menden   214 Merching Steinach   186 Merchweiler Wemmetsweiler   93 Merdrignac   225 Merzig   219 Metelen   82 Metz   88, 90, 92, 95, 97, 112, 200, 225, 231 Migennes   231 Milford   228 Miltenberg   219 Minerbe   168 Modautal-Neutsch   213 Modena   92, 214 Möckern-Rietzel   100 Möltenort   38 f., 109, 140 Mönchengladbach   188 Odenkirchen   222 Rheydt   192 Moggiano   173 Molina di Quosa   174 Montanara   44 Montataire   107 Monteforte d’Alpone   107 Montemignaio   174 Montemurlo   21 Montescudaio   235 Montevideo   235 Montguyon   228 Montone   209 Montreal   181 Mont Saint Quentin   234 Monturano   164 Moorsele   227 München   25, 99, 119, 138 f., 154, 159, 185, 198, 205

Ortsregister

Neuhausen   43, 122 Münster   102, 117, 227 Handorf   77 Münsterberg siehe Ziębice Mürwik   24, 32‑34, 37 f., 41 Muggiò   246 Mundelsheim   195 Myślibórz   203 Nachod   217 Nant   233 Nantes   232 Narbonne   232 Nettetal Kaldenkirchen   190 Netzschkau   82 Neudau   193 Neuenhain   96 Neuenkirchen   212 Neuffen   195 Neusakro   139 Neuss   93, 140 f., 187 Neustadt Geinsheim   219 Polenz   194 Neu-Ulm   114 Neuwied   60, 74 Nevers   232 Newberry   69 Newton Abbot   207 New York   117, 181 Brooklyn   69 Nibelle   225 Niederleuken   101 Niederorschel   143 Niendorf   85 Nocchi   173 Norderstapel   37 Nordhorn Altendorf   119 Norfolk   229 Northeim   180 Nürnberg   143, 184 Obereichsel   243 Ober-Flörsheim   221

Oberhausen   159 Oberkaufungen   139 Oberkrämer Vehlefanz   183 Oberlenningen   195 Oberlind   177 Oberotterbach   192 Oberwölz   215 Ochtrup   87 Odenheim   229 Odessa   22 Oerlinghausen   143 Offenburg   94 Oissel   107 Okmiany   213 Olbernau Blumenau   177 Olbernhau   82 Oldenburg   222 Olevano Romano   69, 168 Oloron-Sainte-Marie   42 Ontignano   174 Oppau Edigheim   220, 240 Oradour   173 Oranienburg   178 Orcines   107 Orenaccio   174 Osnabrück   61, 87, 117, 141, 202, 206, 239 Osterburken   43 Osterode   76 Otago   225 Ottange   149 Ottawa   181, 200 Ouffet   226 Oyonnax   10, 141 Paderborn   37, 78 Padule di Fucecchio   174 Padulivo   174 Paillé   228 Palaiseau   231 Palazzo del Pero   174 Pandino   234

431

432

Ortsregister

Paris   23, 27, 41, 44, 57, 69, 111, 134 f., 144, 204, 213, 216, 227, 232 Partina   174 Paterschobensee siehe Sasek Maly Peille   245 Pepinster   68 Peretola-Petriolo   108 Péronne   66, 98, 234 Péroy-les-Gombries   168 Perpignan   233 Perrigny   225 Pfinztal Berghausen   88 Pforzheim   43 Philadelphia   229 Philippsburg   220 Piano   86 Pierre-Bouffièr   168 Pierrefonds   107 Pievecchia   174 Pioppetti   174 Plémet   225 Plobannalec-Lesconil   232 Plymouth   92 Podolí I   234 Pollokshields   210 Pons   231 Pordenone   235 Port Sunlight   106 Portsmouth   124 Posen   siehe Poznań Potsdam   10, 24, 47, 73, 82, 107 f., 146, 191, 223 Eiche   82 Poursay-Garnaud   228 Poznań   6, 217, 237 Pratovecchio   226 Prenzlau   203, 205 Preußisch Oldendorf Börninghausen   159 Proyart   225 Pulheim Stommeln   107 Pulicciano   174

Putlitz-Mansfeld   159 Quaregnon   165 Québec   106 Quedlinburg   147 Quincy   228 Radchen   siehe Okmiany Radicondoli   124 Radkersburg   77, 96 Rammstein Miesenbach   88 Ranis   82 Rastatt   96, 190 Reading   92 Regenstauf   182 Reichenau   80 Reichenberg   194 f. Reut-Noppling   229 Rheda   163 Rheingönheim   59 Rhodt   229 Rickmansworth   233 Riga   70, 114, 238 Rinteln   106 Ripa   115, 247 Rochlitz   59 Rodenberg Pohle   186 Röbel   102 Röllinghausen   152 Rom   14, 20, 27 f., 36, 42, 122, 126, 132, 140, 164, 168, 176, 216, 220 Roncoferraro   182 Rondeshagen   85 Roquevaire   232 Rosenthal   186 Rosheim   226 Rosoux-Crenwick   227 Rostock   79 Roth   180 Roussillon   225 Rudolstadt   136, 208 Rüthen Kneblinghausen   78 Rugby   199

Ortsregister

Rumes   226 Saarbrücken   82, 88, 171, 194 Saarlouis   222 Saint-Amand-en-Puisaye   67 Saint-Appolinaire   164 Saint-Omer   169 Saint Boniface   223 Saint-Calais   231 Saint-Céré   232 Saint-Christophe-à-Berry   105 Saint-Cyr-du-Doret   228 Saint-Denis-du-Pin   228 Saint-Dié   232 Saint-Dizant-du-Gua   212 f., 233 Sainte-Féréole   141, 233 Sainte-Marie   172 Sainte-Marie-à-Py    106 Sainte-Savine   245 Saint-Etienne-de-Serre   231 Saint-Genis-de-Saintonge   228 Saint-Germain   23, 61 Saint-Gratien   225 Saint-Hilaire-de-Villefranche   228 Saint-Jean-Bonnefonds   233 Saint-Jean-de-Daye   211 Saint-Jean-de-Luz   98 Saint-Julien-de-Vouvantes   42 Saint-Julien-d’Oddes   44 Saint-Just-Sauvage   232 Saint-Marcouf   232 Saint-Martin-d’Estréaux   245 f. Saint-Méen-le-Grand   231 Saint-Palais-de-Négrignac   228 Saint-Paul-de-Tartas   231 Saint-Pol-de-Léon   212 Saint-Quentin   105, 214, 245 Saint-Sauves   67, 105 Saint-Yrieix-la-Perche   225 Sakro   139 Salaspils   84 Sallaumines   231 Salzburg   98, 179 Salzkotten Thüle   219

Sambuca   174 Samogneux   214 San Giorgio Piacentino   108 San Giovanni d’Asso   115 Sankt Augustin Hangelar   78, 161 San Leo   174 San Pancrazio   174 San Polo   174 San Quirico   174 San Severo   174 San Vettore   174 Sant’Anna di Stazzema   173 Santa Cristina   206 Santa Fiora   108 Santa Luce   174 Santa Lucia   174 Santa Maria Albiano   168 Santa Maria à Monte   107 Sasek Maly   170 Saugnac-et-Muret   98 Scado   213 Scapa Flow   30, 32, 35 f. Sceaux   98 Scharmbeck   85 Schinznach   42 Schleswig   217 f. Schlettau   146 Schmergow   109 Schönau   100 Schriesheim   95 Schwäbisch Hall Hessental   159 Schwarzenberg   82 Schwerin   68, 82 f., 101, 123, 155, 156‑158, 238 Schwerin/Warthe siehe Skwierzyna Seattle   229 Sedan   43, 51, 91, 144 f. Selva   168 Sembach   95 Semina   115 Sens   105 Seravezza   108, 173

433

434

Serra   174 Sewastopol   184, 216 Shieldaig   246 Siena   44 Sillano   115 Singleton   226 Sinzig   188 Skagerrak   32‑34, 37 f., 79 Skipton   111, 246 Skwierzyna   123 Sledmere   213 Snowidza   85 Sobernheim   123 Soci   115 Soldin siehe Myślibórz Sonnac   228 Sonnenwalde Brenitz   99 Sorau siehe Żary Soubran   228 Soughton   224 Spicheren siehe Spichern Spichern   97 Sprockhövel Haßlinghausen   111 Sprottau   siehe Szprotawa Stafstedt   37 Stainz   167, 193 St. Anne’s-on-Sea   68, 214 St. Anthony   228 Stary Miasto   142 Staszkówka   112 Steinau Marjoß   123 Steinhagen   219 Stelle   100 Sternberg   110 St. Germain   30, 96 Stiappa   168 Stilo   86 Stockholm   29 Stockport   116 St. Privat   51, 91 f., 94, 96, 190 Stralsund   114 f.

Ortsregister

Strasburg   96 Straßburg   125, 136 f., 218 Straußfurt   242 Strettoia   168 Stuttgart   10 f., 103, 202 Feuerbach   75 Hedelfingen   165 Münster   240 Zuffenhausen   104 Suippes   98 Sundern-Stockum   206 Sury-le-Comtal   226 Sydney   181, 226 Sypniewo   161 Syracuse   106 Szprotawa   115 Tallinn   14 Tamines   86 Tannenberg   126 Tarmow   61 Templemars   226 Tengern-Huchzen   142 Teplice   186 Teplitz-Schönau siehe Teplice Teterow   111 Teupitz   102 Thessaloniki   182 Thiers   43 Todtnau   110 Tolentino   164 Tor di Quinto   168 Torgau   94 Toronto   181 Torre Maiana di Maranello   234 Trebel   85 Treis   144 Tropea   235 Trossingen   193 f. Troyes   105 Tübingen   27, 125, 136, 152 Tüttleben   177 Tutow   82 Uckerland Güterberg   183

Ortsregister

Unna   161 Unterkatz   229 Usingen   207 f. Utteroda   229 Uzzano   174 Vada   174 Vado Ligure   225 Vaglio Basilicata   86 Vallecchia Pietrasanta   67 Vandré   225 Vaucouleurs   86, 225, 228 Vellahn Camin   150 Vellano   174 Velten   84 Verdun   43, 56, 109, 119, 168, 212, 250 Verlaine   233 Verneuil-en-Halatte   233 Vernéville   95 Versailles   88, 96, 136, 140, 190, 200, 202‑204, 250, 252 Verucchio   212 Vettweiß-Jakobwüllesheim   80 Vic-on-Bigorre   43 Viersen   193 Dülken   79, 101, 146, 160 Vietnam   228 f. Villard-de-Lans    233 Villars   226 Villeneuve-sur-Lot   232 Vincennes   232 Vionville   91 f., 96, 222 Völklingen   163, 242 Voerde   241 Waiblingen   195 Waldmohr   88 Waldsee   93 Waltershausen   43 Waren   127 Warnemünde   112 Washington D.C.   228 Wasserkuppe   95, 143, 148 Watou   227

435

Węgorzewo   102 Weigersdorf   100 Weimar   29, 43, 99, 188, 198 Weingarten   192 Weinheim   79, 162 Weinstadt Strümpfelbach   240 Weißenfels   94 Wellington   227 Wentorf   110 West Kirby   105, 207, 226 f. Wien   71, 80, 99, 127, 132, 154, 158 f., 189, 245 Aspern   222 Wiesbaden   43, 95, 208, 241 Wiggensbach   153 Wilhelmshaven   119 Heppens   100 Willerstedt   177 Winchester   68 Wölsickendorf Wollenberg   99 Wörth   222 Wolnzach   191 Worms   243 Wünschendorf   142 Wünsdorf   183 Wunstorf   150 Wuppertal   13, 143 Barmen   91, 95, 100, 218, 244 Cronenberg   175, 221, 241 Elberfeld   85, 143, 148, 195 f., 221, 239 Langerfeld   112, 119 Nächstebreck   77 Vohwinkel   86 York   224 Ypern   181, 200 Zagelsdorf   100 Zama   27 f. Żary   123 Ždánice   234 Zecca   168, 216 Żelkowo   159

436

Zella-Mehlis   85 Zenevredo   234 Ziębice   100

Ortsregister

Zielona Góra   142 Zippnow   siehe Sypniewo Zossen   100

Personenregister* Abbal, André (1876‑1962)   233 Adams, Archibald Richard (1881‑1948)   26 Ahorn, Lucas (1791‑1856)   186 Albermann, Franz (1877‑1959)   81, 93 Albermann, Wilhelm (1835‑1913)    43, 221 Albertshofer, Georg (1864‑1933)   80 Alexandra   26 Alker, R.H.   96 Al-Rahhal, Khaled   215 Andreas, Wilhelm (1882‑1951)   100 André, J.-H.   105 Arminius   siehe Hermann Arndt, Ernst Moritz   24, 142 Arnold, Wilhelm Heidwolf (1897‑1984)   76, 121 Auban, Paul (1869‑1945)   66, 98 August Wilhelm, Prinz von Preußen   79, 160 Baffier, Jean   44 Baggiani, B.   168 Banfi, Gianluigi (1910‑1945)   176 Bareau, Georges (1866‑1931)   232 Barlach, Ernst (1870‑1938)   112 f., 214, 242 f. Barrias, Louis-Ernest (1841‑1905)   105 Bartholdi, Frédéric-Auguste (1834‑1904)   42, 117 f. Bartholomé, Albert (1848‑1928)   149 Barutzky, Wilhelm   86 Baur, Hans (1829‑1897)   216

*

Bayard, Émile (1837‑1891)   41 Beatty, David   30‑32 Becker, H.   82 Becker, Walter J. (1890‑1952)   93, 123, 135, 184, 187 Begas, Reinhold   60, 81 Behn, Fritz (1878‑1970)   236 Behncke, Paul   33 Behne, Adolf   243 Behr, E.   188 Belgiojoso, Lodovico Barbiano di (1909‑2004)   176 Bell, John   216 Belli, Lorenzo   168 Belling, Rudolf   243 Beltrame, Achille   168 Benary, Albert (1881‑1963)   180 Beres, Hans   77 Bernardi, Romolo (1876‑1956)   69 Bernd, A.   240 Bernhardi, Friedrich von   126 Berthet, ?   245 Berthier, Paul   231 f. Bertola, Louis   231 Bestelmeyer, German (1874‑1942)    131, 134 Betsch, Heinrich   220 Beule, A. De   206 Beyrer, Eduard (1866‑1934)   78, 204 Bibolotti, Pietro   108 Bierbauer, Carl Wilhelm (1881‑1962)    208

Die Lebensdaten der Künstler sind, sofern bekannt, in diesem Register aufgeführt.

438

Personenregister

Biscarini, Angelo   210, 234 Bismarck, Otto von   27, 71, 75, 81, 90, 104, 195 Bissen, Herman Wilhelm (1798‑1868)    89, 219 Bleeker, Bernhard (1881‑1968)   119 Bleich, Hans Erich (1873‑1945)   124 Bleicken, Max   83 Blondat, Max (1872‑1925)   231 Bock, Arthur (1875‑1957)   58, 201 Boelcke, Oswald   143 Boemcken, Julius von   187 Böttner, H.   208 Bogino, Frédéric-Louis (1831‑1899)    104 Boirlaud, L.   231 Bonne, Alexandre   225 Borchert, Wilhelm   180 Bormann, Martin   161 Bornemann, Hartwig   195 Boschen, K.   222 Bouchard, Henri (1875‑1960)   214, 225, 233 Boucher, Alfred (1850‑1934)   105 Bowden, Frank   228 Bracht, Wilhelm   89 Bradshaw, H. Carlton   216 Brand, H.   222 Brandes, Willy (1876‑1946)   73 Brandt, Edgar (1880‑1960)   69, 231 Brandt, Otto   204 Brantzky, Franz (1871‑1945)   188 Brasseur, Lucien (1878‑1960)   169 Brault, Charles   228 Braun, Otto   53, 57 Bredow, Gustav Adolf (1875‑1953)    104 Breitenbach, Hanns (1890‑1945)    99, 115 Breker, Arno (1900‑1991)   193, 241 Brennus   140 Briedis, Jānis (1902‑1938)   114 Brogi, Ettore   209 Broquet, Gaston   214

Brüllmann, Jakob (1872‑1938)   95 Bull, John   73, 166 Bulla, Léopold   225 Burnet, John James   233 Butzek, Walther (1886‑1965)   112 Caesar (Gaius Julius Caesar)   42, 45 Calandrelli, Alexander (1834‑1903)    237 Calles, Victor   115 Camus, Jean-Marie   67, 105 Capranesi, Giovanni (1851‑1936)   168 Carlesi, Mario (1890‑1968)   114 Cartier, Thomas (1879‑1943)   67 Cassidy, John (1860‑1939)   86, 111, 246 Cataldi, Amleto   168 Cato (Marcus Porcius Cato Censorius)    19, 27 Catulus (Quintus Lutatius Catulus)   168 Cauer, Emil (1867‑1946)   88, 122 f., 223 Cauer, Robert   107 Caveneget, Pierre-Eugène   92 Cazaux, Édouard (1889‑1974)   89 Chalard, J.   228 Champy, Clotaire   232 Cheli, Guido (1885‑1966)   67 Chilleri, Oreste (1872‑1926)   107 Chlumberg, Hans von (1897‑1930)    119 Cipriani, Giovanni Pinotti   232 Clemenceau, Georges   44 Coccia, Francesco (1902‑1982)   207 Coomans, J.   206 Courbier, Marcel (1898‑1976)   116 Crelot, Julien   234 Cremer, Fritz   83 f., 113 Cristinel, Georges   1 Croisy, Aristide   144 Dammann, Hans (1857‑1942)   64, 77‑79, 88, 94, 107, 143 f., 187, 223 Daoust, Alexandre (1886‑1947)   106 Daubert, ?   186 Daumiller, Gustav Adolf (1876‑1962)    189

Personenregister

Dauner, Erwin (1894‑1973)   122, 193 Davin, Auguste (1866‑1937)   233 Dazzi, Arturo (1881‑1966)   210 Dehmel, Richard   102 Delandre, Robert   107 Dellit, Charles Bruce   181 Demeyere-Verlinde, ?   107 Déroulède, Paul   145 Derville, A.   236 Desca, Edmond (1855‑1918)   42 f. Descatoire, Alexandre (1874‑1949)   92 Descotes, Elie (1876‑1935)   86 Desruelles, Félix-Alexandre (1865‑1943)   98 Dessein-Houriez, ?   233 Desvergnes, Charles (1860‑1928)    105, 225, 232 Dick, William Reid (1879‑1961)   233 Dido   20, 22, 30 f., 45, 47, 59‑62, 98, 104 Diebler, Artur R.   135 Dietz, Lothar (1896‑1976)   99 Dietzsch-Sachsenhausen, Hans Hubert (1880‑1926)   70, 96, 107 Diosi, Ernest (1881‑1959)   225 Dohna-Schlodien, Nikolaus zu   115 Dorrenbach, Franz (1870‑1943)    46‑48, 55, 58 f., 91, 125, 222 Doucet-Bouas, E.   225 Duc, Arthur Le (1848‑1918)   105 Dübbers, Karl   163 Dumas, Félix   245 Durand, Joanny (1886‑1955)   43 f. Eberbach, Walther (1866‑1944)   25, 27, 72, 190 Eberhard, Franz Xaver (1867‑1937)    192 Eberhardt, Walter von   95 Eberlein, Gustav (1847‑1926)   237 Ebert, Friedrich   151 Eisenlohr, Friedrich (1805‑1855)   190 Eisner, ?   96 Elkan, Benno (1877‑1960)   163, 241 f. Elsässer, Christian   220

439

Encke, Eberhard (1881‑1936)   76, 81 f., 100, 137, 223 Engelhard, Roland (1868‑1951)   76 Engel, Ludwig   187 Engelmann, Richard (1868‑1966)   163, 242 Enseling, Joseph (1886‑1957)   103, 161 Erzberger, Matthias (1875‑1957)   73 Espartero, Baldomero   22 Esselmann, Heinrich   77 Eue, Friedrich   194 Eue, Fritz (1873‑1957)   188 Eulenburg und Hertefeld, Philipp zu    209 Eureli, Stanislao   217 Euve, H.   228 Fabry, Edmund   95 Fairbanks, Aavard   228 Fehrenbach, Constantin   19‑21, 80, 129 Fehrle, Jakob Wilhelm (1884‑1974)    242 Fenger, Werner   34 Fernkorn, Anton Dominik von   222 Feuerstein, Martin von (1856‑1931)    66 Fialko, L.   184 Fichte, Johann Gottlieb (1762‑1814)    19, 34 Finsterwalder, Eberhard   119 Fischer-Loßainen, Reinhold   29 Flaischlen, Hugo   194 Flesche, Herman (1886‑1972)   113 Flosdorf, Ferdinand (1881‑1956)    112, 114, 147 Foch, Ferdinand   231, 234 Föry, Hermann (1879‑1930)   69 Fournier des Corats, Pierre (1884‑1953)    231 France, Anatole   164 Franke, Walter   143 Franz Joseph I. (Kaiser von Österreich)    166, 189, 198

440

Personenregister

Freiligrath, Ferdinand   22 Frerichmann, Alexander   117 Frey, Max   189 Frick, Wilhelm Julius (1884‑1964)    195 Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst    23 f., 30, 33, 42, 45, 60 f., 64, 75 Friedrich, Georg   159 Fritze, Ernst   62, 64 f. Fritzsche, Otto   219 Froidefond, Louis (1880‑1952)   233 Froment-Maurice, Jacques (1864‑1947)    169 Fuchs, Emil   193 Fuhrmann, Joseph   241 Funk, ?   48 Gadolet   231 Gaeta, Giovanni Ermete (1884‑1961)    69, 168 Galli, Guido   217 Galtié, Jeanne André   245 Gambetta, Léon   99 Gangl, Josef   180 Gatelet, Eugène   98 Gaul, August (1869‑1921)   95, 143 Gaulle, Charles de   44, 69, 231 Geispitz, C.   145 Gemignani, Valmore (1878‑1958)    70, 234 Georgescu, Spiridon (1887‑1974)    68, 227 Georg (Heiliger)   190, 192, 199 Georg V.   81 Gerber, August   86 Gerland, Heinrich   136 Gerntke, Max   77 Gerstel, Wilhelm (1879‑1963)   113 Geßler, Otto   53, 55, 131 Gibellini, Pio   234 Gilbert, Charles Web (1867‑1925)   107, 234 Gilbert-Martin, Charles (1839‑1905)    181 Gill, Eric (1882‑1940)   165

Gillard, Marceau   172 Ginisty, Charles   43 f. Gladischewski, Karl   156 f. Gladstone, William   31 Glatter, A.   194 Gleichen, Count Victor (1833‑1891)   218 Glückstein, Eduard   220 Glümer, Weddo von   91, 95, 216 Godefroy, Jules   230 Göring, Hermann   161 Goetz, Karl (1875‑1950)   25 f., 72 f., 166, 179, 202, 239 Goff, Elie le (1858‑1938)   225 Gordon, Alex V.L.   235 Gotto, Basil (1866‑1954)   93 Gottschow, Albert   109 Goulden, Richard E.   116 Grabein, Paul   114, 117 Graefe-Goldebee, Albrecht von   84 Graevenitz, Fritz von (1892‑1959)    59, 103 Grasegger, Georg (1873‑1927)   147 Grassi, Siro Walfredo (1889‑1942)    236 Grauel, Anton   148 Grava, F.   227 Greeff, Ruth   30 f. Greitemann, Franz-Josef   206 Griselli, Italo Orlando   235 Groener, Wilhelm   151 Grosjean, Jules (1872‑1906)   87, 105 Gross, Richard Oliver (1882‑1964)    227 Groß, Werner   139 Grünberg, Gottfried   157 Guibout, ?   227 Gunella, Egidio   84 Haack, W.   209 Haake, Theodor   144 Haendler, Anton (1830‑1878)   216 Hagen (Nibelungen)   154‑156 Hahmann, Werner (1883‑1951)    151, 189

Personenregister

Hahn, Hermann (1868‑1942)   80, 89 Hall, Will (1897‑1974)   185 Haller, Friedrich   206 Haller, Johannes   27, 40, 152 Hammerschmidt, Josef (1873‑1926)    222 Hanak, Anton (1875‑1934)   80, 245 Hannaux, Emmanuel (1855‑1934)    231 Hannibal   20, 126 Hansen, Heinrich (1881‑1955)   38, 140 Hardy, John G.   228 Hehl, Josef (1885‑1953)   110 Heilmeier, M.   188 Heine, Heinrich   28, 68 Heinrich, Prinz von Preußen   33 Heise, Joseph   43 Helfferich, Karl   74 Hempel, Oswin (1876‑1965)   82, 204 Henneberger, August   77 Hensler, Arnold (1891‑1935)   95 Herakles   44, 189 f., 193, 198 Hering, Georg (1884‑1936)   180 Hermann   13, 35 f., 43, 49 Hérold-Paquis, Jean   27 Hertel, Adalbert (1868‑1952)   161, 214 Heseding, Ferdinand (1893‑1961)    115 Hikmat, Mohammed Ghani   215 Hindenburg, Paul von   45, 50, 57, 70 f., 94, 126, 131, 154, 188, 191 Hitler, Adolf   29, 36, 38, 41, 85, 118, 125 f., 154, 161 f., 206, 242, 244 Hochscheidt, Carl   138 Höcker, Wilhelm   158 Höffer, Heinz   82 Hörnlein, Friedrich Wilhelm (1873‑1945)   189 f., 194 Hoetger, Bernhard (1874‑1949)   85 Hoff, Rayner (1894‑1937)   181 Hoffmann, Hermann   117 Hoffmann, K.   87

441

Hofmann, Jakob   113 Hohlwein, Ludwig (1874‑1949)   93, 186 Hollweg, E.   107 Holstein, Friedrich   75 Homer   39 f. Honoré, François D.   232 Horaz   65, 220 Hormann, Fr.   114 Horn, Franz Christoph   24 Hosaeus, Hermann (1875‑1958)   78, 81, 84, 87, 93, 107 f., 110‑112, 123, 142 f., 147, 149, 153, 178, 183‑185 Hoyer, Hermann Otto   85 Huber, Anton   136 Huber, Gerhard Karl (*1941)   26 Hüllweck, Friedrich   33 Hussein, Saddam   87, 215 Illava, Karl   228 Jackson, Monteith   199 Jacopi, Abele (1882‑1957)   67 Jacopin, Achille (1874‑1958)   223 Jagger, Charles Sargeant (1885‑1934)    105, 124, 169, 207, 214, 226 Janensch, Gerhard (1860‑1933)   76 Jaurès, Jean   164 Joanni, Theodor   240 Jobst, Heinrich (1874‑1943)   94, 187 Joffre, Joseph   231 John, William Goscombe   106 Johst, Hanns   84 Joncourt, Jean (1869‑1937)   232 Jones, Geo W.   225 Jost, Josef (1875‑1959)   186 Jovino, Dante   22 Juckoff, Paul (1874‑1936)   82 Kahle, Martin   138 Kaindl, Anton   43 Kampf, Arthur (1864‑1950)   19 Kayer, Helene   71 Kayser-Petersen, Julius E.   133 Keil, Karl (1838‑1889)   221 Kennington, Eric (1888‑1960)   235 Kern, Ludwig (1902‑1942)   93

442

Personenregister

Kiefer, Oskar Alexander (1874‑1938)    120, 195 Kies, Hans (1910‑1984)   79, 84, 101 Kipshoven, Johannes   81 Kiß, August (1802‑1865)   190 Kitson, Theo Alice Ruggles (1871‑1932)   229 Kleist, Heinrich von   24 Klimsch, Fritz (1870‑1960)   203 Klöres, Hans   27, 29 Klophaus, Rudolf (1885‑1957)    119, 162 Kluge, Kurt (1886‑1940)   143 Knappe, Karl   119 Knebusch, Magnus   156 Kniebe, Walther (1884‑1970)   192 Knittel, Hugo (1888‑1958)   110 Kobbert, Erwin   83 Koch, Max   40 Koch-Weser, Erich   21 Körner, Theodor   34, 78, 142 Körte, Siegfried   45 Koester, Hans von   33 Kolbe, Georg (1877‑1947)   115 Kolbe, Walter   154 Kolbow, Walter   171 Kollmar, Wilhelm   79 Kollwitz, Käthe (1867‑1945)   102 Konietzny, ?   48 Korff, Paul (1875‑1945)   111 Korte, F.   194 Korter, Fritz (1892‑1945)   95, 162 Kowalczewski, Karl   107 Kraus, August (1868‑1934)   93 Kreis, Wilhelm   144 Kreyssig, Eduard   216 Kriemhild (Nibelungen)   82 Kube, Wilhelm (1887‑1943)    149 Kubovsky, Eduard   93, 167, 193 Küchler, R.   189 Küsthardt, Heinz   103 Kuhn, Arnold   219 Kuhn, Erich   89

Kuöhl, Richard (1880‑1961)   46, 95, 113 f., 119, 244 Kurz, Isolde   124 Ladeuze, Paulin   170 Lambert, George W. (1873‑1930)   234 Lammertz, Wilhelm   35 Landowski, Paul   214 Langbein, Robert   109 Lange, Arthur (1875‑1929)   82, 204 Langer, Richard (1879‑1950)   146 Langeweyde, Georg Sluyterman von (1903‑1978)   149 Langsdorff, Hans   39 Lassalle, Ferdinand   22 Lasserre, F.P.   228 Lederer, Hugo (1871‑1940)   71, 131 f., 134, 144 Ledward, Gilbert (1888‑1960)   116, 212, 216, 223 Lehmann, Kurt (1905‑2000)   247 Lehsten, Albert   siehe Benary, Albert Lehzen, A.   189 Leibinger, Alois   138 Lenhard, Alois   192 León, Diego de   22 Leppin, Paul-Hans   49 Lersch, Heinrich   46, 119 Lesieux, Augustin (1877‑1964)   66, 233 Lewin-Funcke, Arthur (1866‑1937)    122 Lewis, Alonzo V. (1888‑1946)   229 Liebermann, Ferdinand (1883‑1941)    198 Limburg, Josef (1874‑1955)   75 Lind, ?   82 Lindenberg, K.   82 Lion, Marius   225 Löwe, Karl   240 Löwental, Artur (1879‑1964)   189, 191 Lohf, Bernhard A.W. (1887‑1970)    122 Loskill, Paul (1899‑1988)   185

Personenregister

Luca, Antonio de   22 Ludendorff, Erich   194, 200 Lücken, Fritz   195 f. Lüttwitz, Lidy von (1902‑1996)   238 Luppi, Ermenegildo (1877‑1937)    214 Luther, Hans   53, 57 Luther, Martin   191 Luthmer, Ferdinand (1842‑1921)   218 Lutz, Friedrich   197 Mabru, Raoul   107 Macintosh, William P.   226 McKenzie, Robert Tait (1867‑1938)   224 Magnoni, Carlo (1871‑1961)   213 Malanot, Albert (1877‑1959)   233 Malet, Joseph   228 Manfredini, Armando   92 Manstein, Erich von   150 March, Vernon (1891‑1930)   106 Marcks, Gerhard (1889‑1981)   182, 206 Marín Higuero, Enrique (1873‑1951)   233 Marius, Gaius   44, 168 Marquet, Alix (1875‑1939)   232 Marsden, Walter (1882‑1969)   68, 214 Martini, Alberto (1876‑1954)   199 Marx, Karl   164 Marx, Wilhelm   131 Maspoli, Alexandre (1875‑1943)   107 Mastroianni, Domenico (1891‑1976)   44 Mataré, Ewald   213 Mattar, Heinrich (1881‑1951)   61 Maunory, Jean   116 Maxse, Ivor   213 Mazzotti, Albert (1882‑1951)   94, 162 Medici, Cosimo de’   21 Meinardus, Dietrich   43 Meinders, Franz   24 Meller, Willy (1887‑1974)   79, 93, 122, 147, 160 f., 187 f. Menser, Karl (1872‑1929)   74, 113

443

Mercié, Antonin (1845‑1916)   144 f. Mewes, Emil   160 f. Meyer, Eduard   27 f., 126, 131, 137 Meyer-Michael, Wolfgang   163 Meyer-Steglitz, Georg Renatus (1868‑1929)   222 Michael (Erzengel)   41, 77, 147, 188‑193 Michel   70, 178, 239 Michelsen, Andreas   39, 140 Miller, Rupert von (1879‑1952)   59 Mistruzzi, Aurelio (1880‑1960)   235 Modena, Francesco (1882‑1960)   235 Möbius, Karl   223 Moeller, Florenz   95, 217 Möller, Hermann (1870‑1949)   148 Möller, Siegfried (1896‑1970)   82 Moest, Karl Friedrich (1838‑1923)   43 Mohammed V.   198 Moltmann, Carl   155‑157 Moncel, Alphonse (1866‑1930)   92 Montana, Pietro (1890‑1978)   69 Montford, Paul Raphael (1868‑1938)    124 Montois, Charles   226 Mora, Paul (1864‑?)   212 Morescalchi, Bernardo   216 Morgenthau, Henry   126 Morgues, F.   225 Moschi, Mario (1896‑1971)   210 Moßner, Johannes   95 Moulin, Jean   116 Moullet, Paul   232 Müller, Ferdinand   136 Müller-Blensdorf, Ernst   77 Müllner, Josef (1879‑1968)   154 Münchmeyer, Ludwig   198 Munzer, Georg August (1887‑1973)    35, 113 Murray, T.P.   228 Mussolini, Benito   45 Napoleon   189, 219‑221 Neppel, Hermann (1882‑1944)   138 Neuböck, Hans   107

444

Personenregister

Neumann, Fritz   182 Neumann, Georg Paul   143 Niclausse, Paul   92 Nida-Rümelin, Wilhelm (1876‑1945)    122 Niedner, Wolfgang (1896‑1971)   83 Niehaus, Max   241 Niemeyer, Johannes (1889‑1980)   110 Nivet, Ernest   80 Nobis, Ludwig   82 Nuss, Fritz   242 Nussbaum, Josef   101 Obermaier, Ottmar   236 Octobre, Aimé (1868‑1943)   230 Oetken, August   100 Oidtman, Robert von   51 f. Oncken, Hermann   99, 142 Ooms, Toni   81 Oppler, Edwin   91, 218 Ossietzky, Carl von   133 Oswald, Eugen   214 Ottavy, Elie (1887‑1951)   232 Pagny, Etienne (1829‑1898)   86 Palm, ?   48 Palmerini, Cornelio   108, 168 Paoletti, Delfo   226 Papen, Franz von   146 Paris, Yani   232 Passani, Italo Amerigo   108 Paul, Bruno   112 Paulding, John   69 Paulin, George Henry (1888‑1962)    88, 115 Pazzini, Romeo   212 Pendaries, Jules   231 Peressutti, Enrico (1908‑1976)   176 Perron, Walther (1895‑1970)   162 Perry, Roland Hinton (1870‑1914)    106 Peter-Reininghaus, Maria   96 Petit, Gaston   231 Petit, Georges   172 Peynot, Emile (1850‑1932)   105 Pfeiffer, Maximilian   71

Picasso, Pablo (1881‑1973)   102 Pickery, G.   227 Pierre, Marcel (1897‑1969)   213, 232 Piffrader, Joseph   98 Piratino, Pietro   107 Piron, Eugène Désiré (1875‑1928)   168 Planitz, ? Edler von der   48 Platen, August von   23 Poincaré, Raymond   97, 231 Polazzollo, E. (1883‑1973)   168 Pollachi, Jules   225, 245 Pollock, Courtenay (1877‑1943)   207 Pomeroy, Frederick (1856‑1924)   212, 226 Pompeckj, Josef Felix   132 Pompeius Trogus   139 Posadowsky-Wehner, Arthur Graf von    20 Potanari, L.   234 Potyka, Paul   120 Poublan, Henri A. (1871‑1931)   211 Pouillat, Georges   210 Pourquet, Charles-Henri   68, 231 Prati, Eugenio   234 Prietel, Franz   43 Puech, Denys (1854‑1942)   225 Quillivic, Réné (1879‑1937)   212 Radetzky von Radetz, Josef Wenzel   45 Radler, Franziska   237 Raeder, Erich   38, 40 f. Raemaekers, Louis   26 Rancati, Ugo (1895‑1976)   108 Rantz, August (1872‑1960)   139, 207 Rauch, Christian Daniel (1777‑1857)    90, 216 Rech, Ludwig   87 Rechberg, Fritz   148, 169 Redslob, Edwin   11, 111, 242 Renda, Giuseppe (1859‑1939)   235 Reuter, Peter   163 Révillon, Ernest   44 Richter, Walter   75, 125, 146 Richter-Elsner, Fritz   88, 202 f. Rickert, Arnold (1889‑1976)   137

Personenregister

Ringot, Maurice   225 Rodin, François Auguste René   96 Roeber, C.   221 Rößler, Fritz   88 Rogers, Ernesto N. (1909‑1969)   176 Rogers, Samuel   22 Roland, Rombaux   68 Rolez, Marie-Émile (1895‑1986)   89 Romanelli, Raffaeolo (1856‑1928)   44 Ronneberger, Friedrich August   35 f., 38 Rother, Richard (1890‑1980)   158, 194 Rotsaert, O.   227 Rovereto, ?   13 Rubino, Antonio   109 Rubino, Edoardo   247 Rübsam, Jupp (1896‑1976)   119, 242 Ruge, Friedrich   30‑34, 38 Ruge, Walther   30 Safft, Roderich Jerusalem von (1878‑1976)   187 Salvignol, Alfred (1881‑1969)   112, 247 Saroldi, Enrico (1878‑1954)   182 Sarte, Maxime Réal del (1888‑1954)    98, 106 Sautter, Adolf   120 Sautter, Hans (1877‑1961)   59 Saville, Bruce Wilder (1893‑1938)    229 Schade, Heinrich   155 Schäffer, Wilhelm (1891‑1976)   163 Scharff, Edwin (1887‑1955)   114 Scharnhorst, Gerhard von   90 Scheer, Reinhard   33 Scheerer, Erwin (1905‑1984)   163 Scheib, Otto (1893‑1965)   147 Scheibe, Richard (1879‑1964)   206 Scheible, Martin   191 Scheidemann, Philipp   200 Scheler, Eduard (1883‑1964)   61 Schenkendorf, Max von (1783‑1817)    202 Schewen, Bernhard   220 Schinkel, Karl Friedrich   90

445

Schlander, Ernst   43 Schließler, Otto (1885‑1964)   206 Schluckebier, Friedrich   95 Schmahl, Harald   86 Schmalz, Philipp   95, 187 Schmarje, Walther (1872‑1921)   60 Schott, Walter (1861‑1938)   190 Schröder, Ludwig von   33 f., 137, 236 Schubert, Carl von   57 Schubert, Georg (1911‑2005)   162 Schürk-Frisch, Hilde (1915‑2008)    244 Schulenburg-Wolfsburg, Günther Graf von der   48 Schuler, J.R.   81 Schultz, Albert (1871‑1953)   226 Schultze, Walter   24 Schulz, Hendrik-André   78 Schulz, Wilhelm (1865‑1952)   124 Schuster, Felix (1876‑1950)   240 Schweinitz, Hermann Graf von   30, 41, 129 Schweizer, J. Otto   229 Schwippert, Kurt (1903‑1983)   110 Seckinger, Karl   88 Seeberg, Reinhold   129, 130‑132, 134, 136‑142, 147, 179 Sein, Marius   233 Selchow, Bogislav von   35, 151, 200 f. Sguazzini, Luigi   124 Sichelschmidt, Gustav (1913‑1996)   79 Siegfried (Nibelungen)   38, 71, 78 f., 81 f., 101, 109, 132, 146, 154, 156, 158, 160 f., 190‑193, 195, 197 Siemers, Kurt   114 Silberbauer, Franz   106 Silberbauer, Fritz (1883‑1974)   77, 214 f., 242 Silesius, Angelus (1624‑1677)   110 Simon, Ludwig   101 Simon, Paul   107 Simoni, E.   234 Sixt von Armin, Friedrich Wilhelm Ferdinand   51, 53

446

Personenregister

Sloterdijk, Peter   55 Soëte, Pierre De (1886‑1948)   171 Sombart, Werner (1863‑1941)   27 Sondershausen, Karl   186 Soubricas, Henri Augustin (1886‑1942)    107 Spengler, Oswald   27, 29 Sprick, Heinrich (1910‑1979)   78 Stammen, Peter   99, 190 Staudinger, K.   59 Staudinger, W.B.   59 Steger, J.W.   194 Stein, Adolf   21 Stenzel, Cäsar   217 St. George   siehe Georg (Heiliger) Stocker, Daniel (1865‑1957)   75 Storr, August   183 Strauß, Eugen   192 Stresemann, Gustav   28, 57 Stroever, Ida   101 Strozzi, Filippo (1488‑1538)   21 f. Studniczka, Franz   184 Sudre, Raymond (1870‑1962)   233 Sunkel, Reinhard   205 Sykes, Mark   213 Tachill, Artur (1903‑1981)   119, 162 Tacitus (Publius Cornelius Tacitus)    132, 139 Tamagnini, Torquato (1886‑1965)    107 Tarabella, Arturo   115 Taut, Bruno (1880‑1938)   243 Teich, Frank   69 Terigi, Silio   109 Theunissen, Paul (1873‑1931)   66 Thorak, Joseph (1889‑1952)   189 Thorvaldsen, Bertel (1770‑1844)   186 Ticinese, Annibale   115 Tilgenkamp, W.   109 Tillessen, Werner   33 Timaeus, Eduard (1888‑1983)   241 Tirpitz, Alfred von   33 Toft, Albert (1862‑1949)   68 Tournayre, Émile (1875‑1951)   226

Travers, Martin (1886‑1948)   199 Treede, Andreas   114 Tweed, John (1869‑1933)   68 Utinger, Gebhard   243 Vaast, Paul (1878‑1948)   232 Valentiner, Siegfried   136 Valéry, Paul   164 Vandecapelle, Camille   233 Varus (Publius Quinctilius Varus)   36, 43 Vercingetorix   42 f. Vergil (Publius Vergilius Maro)   19 f., 22 f., 25, 29‑31, 33, 41, 44‑46, 55, 59 f., 62‑65, 67, 75, 108, 127, 130, 135, 198, 247, 253 Viaene-Lagae, T.   227 Vichi, F.   106 Vielau, Max   113 Viering, Paul   157 Volk, Wilhelm   79 Volz, Hermann (1847‑1941)   186, 222 Vučetič, Evgenij Viktorovič (1908‑1974)   237 Wagner, Hans Joachim   192 Wahl, Karl   230, 243 Walch, Camille   134 f. Walker, Arthur G. (1861‑1939)   212, 226 Walther, Hans (1888‑1961)   242 Walz, Josef   219 Wandschneider, Wilhelm (1866‑1942)    79, 82, 123, 155, 216, 238 Warburg, Aby   73 Warren, Whitney (1864‑1943)   170 f. Wasterlain, Georges (1889‑1963)   165 Watter, ? Freiherr von   61 Watzal, Johannes (1887‑1945)   186 Weber, Anton Paul   84 Wechs, Thomas   119 Weddig, Heinz   199 Weitsch, Friedrich Georg (1758‑1828)    189 Weynand, Paul   142 Wiehe, Heinrich   195

Personenregister

Wield, Friedrich (1883‑1940)   241 Wiese, Max (1846‑1925)   214 Wilcoxson, Frederick J. (1888‑1974)    226 Wilhelm I.   42, 51, 72, 198, 217, 225 Wilhelm II.   27, 29, 53, 71 f., 125, 189, 191, 216 Wilke, Fritz (1879‑1957)   159, 169 Willemsen, T.   188 Willette, Adolphe   232 Wlérick, Robert (1882‑1944)   98 Wolf, Gustav   94 Wood, Francis Derwent (1871‑1926)    181, 211 Wotruba, Fritz (1907‑1975)   245 Wreba, Georg (1872‑1939)   82

447

Wünschmann, Georg (1868‑1937)    100 Wysocki, ?   189 Ximenes, Ettore (1855‑1926)   182 Yakovlev, V.   184 Yrondy, Charles (1885‑1960)   111, 232 Zabotin, Wladimir (1884‑1967)   243 Zago, Egisto (1884‑1960)   107, 234 Zasche, Theodor (1862‑1922)   71, 166 Zauleck, Chr.   114 Zeitler, Josef (1871‑1958)   192, 194 f. Zelger, K.Th.   188 Ziegler, Bruno (1879‑1941)   82 Zorn, Rudolf   240 Zutt, R.A.   189

Neues aus dem ZeNtrum für militärgeschichte uNd soZialwisseNschafteN der BuNdeswehr Jörg Echternkamp soldateN im Nachkrieg Historische Deutungskonflikte und westdeutsche Demokratisierung 1945 – 1955 Beiträge zur Militärgeschichte, Band 76 2014, X, 540 Seiten geb. € 49,95 • ISBN 978-3-11-035093-7 Was bedeutete der Zweite Weltkrieg für die Westdeutschen im ersten Nachkriegsjahrzehnt?

Loretana de Libero rache uNd triumph Krieg, Gefühle und Gedenken in der Moderne Beiträge zur Militärgeschichte, Band 73 2014, VIII, 450 Seiten, 200 Abb. geb. € 39,95 • ISBN 978-3-486-71348-0 eBook (pdf) € 39,95 • ISBN 978-3-486-85490-9 eBook (epuB) € 39,95 • ISBN 978-3-11-039702-4 print + eBook € 59,95 • ISBN 978-3-486-85491-6 Erinnerung als Waffe

Heiner Möllers, Rudolf J. Schlaffer (Hrsg.) soNderfall BuNdeswehr? Streitkräfte in nationalen Perspektiven und im internationalen Vergleich 2014. 398 Seiten, div. Karten, Grafiken u. Abb. geb. € 39,95 • ISBN 978-3-11-034812-5 eBook (pdf) € 39,95 • ISBN 978-3-11-034823-1 eBook (epuB) € 39,95 • ISBN 978-3-11-037771-2 print + eBook € 59,95 • ISBN 978-3-11-034824-8 Interdisziplinärer und vergleichender Forschungsansatz

degruyter.com