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German Pages 240 [224] Year 2009
Nicole Kloth
Der vorliegende Band bietet eine Übersicht über die autobiographischen Texte des Alten Reiches und der Ersten Zwischenzeit im Alten Ägypten: In ihm werden einerseits die Textquellen und ihr Sitz im Leben sowie andererseits die mit diesen Quellen verbundene Forschung vorgestellt. Die repräsentativ ausgewählten Inschriften selbst werden dabei neben ihrem hieroglyphischen Text – jeweils unter Angabe von Literatur, Herkunft und Datierung – kommentiert und in ihren größeren Zusammenhang gestellt. Alle Texte sind durch ein vollständiges Glossar am Ende erschlossen.
Quellentexte zur ägyptischen Sozialgeschichte I
Nicole Kloth
Lit ISBN 3-8258-7340-4
Lit www.lit-verlag.de
978-3-643-14101-9
9 *ukdzfe#yvy-y.*
Lit
Quellentexte zur ägyptischen Sozialgeschichte I Autobiographien des Alten Reichs und der Ersten Zwischenzeit Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie
Lit
Nicole Kloth
Quellentexte zur ägyptischen Sozialgeschichte I
Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie herausgegeben von
Louise Gestermann und Christian Leitz Band 12
LIT
Nicole Kloth
QUELLENTEXTE ZUR ÄGYPTISCHEN SOZIALGESCHICHTE I Autobiographien des Alten Reichs und der Ersten Zwischenzeit
LIT
½ Gedruckt auf alterungsbeständigem Werkdruckpapier entsprechend ANSI Z3948 DIN ISO 9706
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-643-14101-9
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LIT VERLAG Dr. W. Hopf
Berlin 2018
Verlagskontakt: Fresnostr. 2 D-48159 Münster Tel. +49 (0) 2 51-62 03 20 E-Mail: [email protected] http://www.lit-verlag.de Auslieferung: Deutschland: LIT Verlag, Fresnostr. 2, D-48159 Münster Tel. +49 (0) 2 51-620 32 22, E-Mail: [email protected] E-Books sind erhältlich unter www.litwebshop.de
Für Sophie und Felix
Inhaltsverzeichnis
Vorwort ..................................................................................................... XI 1. Einleitung ................................................................................................. 1 1.1 Die Textquellen ............................................................................ 3 1.2 Sitz im Leben ................................................................................. 7 1.3 Exkurs: Ausgewählte Merkmale des Altägyptischen ................ 14 2. Die Autobiographien des Alten Reichs .................................................. 17 2.1 Einführung und Forschungsgeschichte ...................................... 17 2.1.1 Die formale Dimension: Anbringung und Adressaten ..... 25 2.1.2 Die inhaltliche Dimension: Themen und Typologien ...... 28 2.2 Die Idealbiographien .................................................................. 29 2.2.1 Frühe Inschriften mit idealbiographischen Phrasen .......... 32 Text 1: @tp-Hr-Axt(j) (Saqqara) .......................................... 32 Mr(j)-#wfw ......................................................................... 38 ZfT-wA .................................................................................. 38 2.2.2 Selbständige Idealbiographien .......................................... 39 Text 2: Wr-xw(j)-w(j) (Giza) .............................................. 39 Text 3: Jdw (Giza) .............................................................. 43 Text 4: Ppy-anx (¡r(j)-jb) (Meir) ....................................... 46 Text 5a/b: ¤Sm-nfr IV. und PtH-Htp (Giza) ......................... 53 Text 6: anw-sw (Bir Dunqash) ............................................ 57 Nfr-sSm-Ra ........................................................................... 59 OAr ....................................................................................... 59
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2.3 Die Ereignisbiographien ............................................................ 59 2.3.1 Frühe Ereignisbiographien ................................................ 64 Text 7: Ra-wr (Giza) ........................................................... 64 Text 8: PtH-wAS (Saqqara) .................................................. 68 Inschrift eines Unbekannten aus Giza ................................ 70 2.3.2 Königliche Gunsterweise .................................................. 71 Text 9: N(j)-anx-¤xm.t (Saqqara) ....................................... 71 #wf.w-anx ........................................................................... 76 ¤Abw (Jbbj) ......................................................................... 76 KA(=j)-gm.n(=j) .................................................................. 76 ¤nDm-jb (Jntj) ..................................................................... 77 2.3.3 Laufbahnbiographien ........................................................ 78 Text 10: PtH-Spss (Saqqara) ............................................... 78 Text 11: OAr (Edfu) ............................................................ 82 Text 12: #nt(j)-kA.w-Ppy (Dachla) ..................................... 86 @zj ...................................................................................... 88 Mr(j)-PtH-anx-Mry-Ra (Nxb.w) ........................................... 88 *tj (KA(j)-Hp) ....................................................................... 89 2.3.4 Ausführungen königlicher Aufträge ................................. 89 Text 13: Ppy-nxt (@oA-jb) (Assuan) ................................... 89 Text 14: @r-xw(j)=f (Assuan) ............................................ 94 Text 15: ¤Abnj – Grab 35e (Assuan) ................................ 100 Text 16: ¤Abnj – Grab 26 (Assuan) .................................. 103 Text 17: Wnj (Abydos) ..................................................... 107 Text 18: +aw (Deir el-Gebrawi) ........................................ 114
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3. Die Autobiographien der Ersten Zwischenzeit .................................... 121 3.1 Einführung ................................................................................ 121 3.2 Autobiographien in der Tradition des Alten Reichs ................ 127 Text 19: *Tj (Theben) ...................................................... 127 Text 20: Jtj (Naga ed-Deir?) ............................................ 131 Text 21: !now II. (Deir el-Gebrawi) ............................... 134 Nfr-nHsj ............................................................................. 140 Jndj .................................................................................... 140 RHw-r-Aw=sn .................................................................... 140 3.3 Autobiographien mit neuer Thematik ..................................... 141 Text 22: WHA (Naga ed-Deir?) .......................................... 141 Text 23: ¡oA-jb (Rizaqat) ................................................. 143 Text 24: Mrr (Gebelein?) ................................................. 146 Text 25: Jtj (Rizaqat) ....................................................... 150 Text 26: anx.tifi (Moalla) .................................................. 153 Text 27: Jtj-jbj (Assiut) .................................................... 161 Text 28: $tj II. (Assiut) .................................................... 165 4. Die weitere Entwicklung der Autobiographien ab dem Mittleren Reich: Eine kommentierte Bibliographie ................ 173 5. Abkürzungs- und Literaturverzeichnis ................................................. 176 6. Glossar .................................................................................................. 194
Vorwort
Das Ziel der vorliegenden Publikation ist es, eine zusammenfassende Übersicht über die Autobiographien des ägyptischen Altes Reichs und der Ersten Zwischenzeit zu geben. Die hier vorgestellten Quellentexte werden als Autobiographien (statt Biographien) bezeichnet, da aus altägyptischer Perspektive der Grabherr (oder später Stelenbesitzer) aus seiner Sicht spricht (Dd) – unabhängig davon, wie oder durch wen der Text in seiner endgültigen Form entstanden ist. Somit ist auch die altägyptische Autobiographie eine schriftliche (graphein) Darstellung des eigenen (auto) Lebens (bios). Die Auswahl der Texte beruht auf zwei Kriterien: Zum einen sollen die Texte eine möglichst repräsentative Auswahl autobiographischer Texttypen bieten und zum anderen möglichst vollständig erhalten sein, um gerade den Anfängern die Lesung nicht unnötig zu erschweren. Darüber hinaus sollen auch solche Inschriften berücksichtigt werden, die sich – für das Alte Reich – auf ungewöhnlichen Textträgern finden, wie bei #nt(j)-kA.w-Ppy in der Oase Dachla auf einer Stele oder eine Felsinschrift wie bei anw-sw in der ägyptischen Ostwüste. Die dazugehörigen bibliographischen Angaben sind nicht alphabetisch, sondern chronologisch angeordnet, was das Auffinden der neuesten Literatur erleichtern soll. Literaturangaben, die speziell zu den Textquellen gehören, sind nicht in das allgemeine Literaturverzeichnis aufgenommen worden, um dieses nicht unnötig auszuweiten. Für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe der Abbildungen und Photographien möchte ich verschiedenen Personen und Institutionen meinen aufrichtigen Dank aussprechen: Peter Dorman (Universität Chicago), Jochem Kahl (Freie Universität Berlin), Mahmoud El-Khadragy (Universität Sohag), Rosemarie Klemm (Universität München) und François Olivier (von www.meretsegerbooks.com) sowie dem Deutschen Archäologischen Institut (hier besonders Frau Daniela Rosenow), dem Rijksmuseum van Oudheden in Leiden, dem Oriental Institute der Universität Chicago und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien.
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Vorwort
Für Hinweise, wertvolle Anmerkungen und Gespräche gilt mein Dank Hartwig Altenmüller, Julie Stauder-Porchet und Joachim Friedrich Quack. Frank Grieshaber übernahm nicht nur die mühevolle Aufgabe des Korrekturlesens, sondern hat diese Arbeit um manche wertvolle Anmerkung bereichert. Katharina Gilarski danke ich für die hervorragende Lektoratsarbeit sowie Daniel Norkus dafür, daß er die Abbildungen für das vorliegende Buch mit viel Geschick und Fingerspitzengefühl bearbeitet hat. Den Herausgebern Louise Gestermann und Christian Leitz gilt mein Dank für ihre Geduld bei der Aufnahme dieses Bandes in die Reihe „Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie“. Last but not least möchte ich meinem Mann Andreas herzlich danken für seine ansteckende positive Lebenseinstellung, die mich in allen Lebenssituationen begleitet hat.
Heidelberg, im April 2018
Nicole Kloth
1. Einleitung Die Gräber des Alten Reichs und der Ersten Zwischenzeit stellen mit ihren umfangreichen Texten eine ausführliche Quelle für die unterschiedlichsten Lebensbereiche ihrer Besitzer dar: Hierzu gehören Opferformeln, Anreden an die Besucher, Anrufe an die Lebenden, Widmungsinschriften, Niederschriften königlicher Dokumente, Kopien von Privatverträgen, Beischriften zu Szenen des täglichen Lebens und eben auch Autobiographien. Die autobiographischen Texte der Beamten in dieser Zeit verraten uns viel vom Leben im Alten Ägypten, aber eben nur das, was uns die Verfasser wissen lassen wollten: Vorzugsweise berichten sie von königlichen Auszeichnungen, eigenen Leistungen und ungewöhnlichen Ereignissen aus ihrem Leben sowie von einer „ehrenwerten“, das heißt mit der Maat im Einklang stehenden, Lebensweise. Der König selbst bedarf als gottgleiches Wesen keiner Autobiographie (vgl. auch Grandet, Lʼhistoriographie égyptiennne, 187-194 oder allgemein Gundlach, Der Pharao und sein Staat). Der Umfang der Autobiographien kann von wenigen Sätzen bis zu ausgedehnten Lebensberichten reichen (zu alternativen Bezeichnungen vgl. Kap. 1.1). Doch auch die längeren Texte weisen wenig Gemeinsamkeiten mit Autobiographien nach modernem, westlichem Verständnis auf; sie zeichnen kein Bild einer individuellen Persönlichkeit, die im Konflikt mit sich selbst steht und zum Ende ihres Lebens kritisch resümierend auf die eigene Entwicklung zurückblickt. Im Gegenteil, die autobiographischen Texte des Alten Reichs beschränken sich in ihren persönlichen Angaben auf Namen, Ämterlaufbahnen und die Durchführung königlicher Aufträge. Erwähnt werden dazu noch empfangene Belohnungen und Belobigungen; und nur in Ausnahmefällen erfahren wir von individuellen oder gar einzigartigen Begebenheiten. Mit der Ersten Zwischenzeit werden die Texte dann scheinbar „persönlicher“, doch auch sie lösen sich – trotz gegenteiliger eigener Behauptungen – nicht von ihren geistig-kulturellen Wurzeln. Grundsätzlich steht die Ereignisbiographie der Idealbiographie komplementär gegenüber, wobei diese Termini erstmals systematisch von Eberhard Otto gebraucht (vgl. Stauder-Porchet, Les autobiographies de l’Ancien Empire, 5, Anm. 9), aber auch schon von Junker (Gîza XII, 94) verwendet wurden. In seiner Idealbiographie skizziert der Grabherr in festgefügter Phraseologie ein moralisch einwandfreies und im Einklang mit der Maat stehendes Leben, das
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Einleitung
keinen Raum für individuelle Begebenheiten oder Ereignisse läßt. Immer muß dabei beachtet werden, daß die Autobiographien Teil der Grabdekoration als Ganzes sind, und damit im Spannungsfeld zwischen konventioneller „Staatskonformität“ und individuell-familiärer Einbettung stehen, was sich besonders deutlich zuerst in der Provinz von Ägypten zeigt, da diese schon rein geographisch außerhalb der direkten Kontrolle lagen, und die lokale Elite zum Ende des Alten Reichs ihre Macht auch in ihren Gräbern demonstrieren wollte (vgl. hierzu ausführlich auch Moreno García, La gestion sociale). Dies bedeutet gleichzeitig, daß die Beamten in ihren Autobiographien neue Wege finden wollten, ihre Macht durch Text und Bild zum Ausdruck zu bringen. Aber auch innerhalb der direkten Nähe zur Residenz war es den Beamten (ab der Mitte der 5. Dynastie) möglich, bestimmte Aspekte – wie etwa die bisher dem König vorbehaltene Monumentalität – in die private Architektur des Grabes zu übernehmen (vgl. Chauvet, Entrance-porticoes and Portico-chapels, 261311). Zum Ende des Alten Reichs schwindet die Bedeutung des Königs in den Autobiographien als initiierende, Lob aussprechende und Belohnungen verteilende Instanz sowie überhaupt als überragende Bezugsgröße in den Texten; insbesondere – was nicht erstaunt – in den von der Residenz am weitesten entfernten Provinzen. Diese Entwicklung wird mit der Ersten Zwischenzeit auf die Spitze getrieben: Lokale Herrscher und ihre Untergebenen rühmen sich in ihren Autobiographien ihrer kriegerischen Eroberungen und ihrer Fürsorge für die Schwachen – im eigenen Machtbereich. Rolle und Funktion des Königs werden durch eine Reihe von regionalen Fürsten übernommen, indem sie die Hungernden mit Getreide versorgen, Tempel (wieder) errichten lassen und für die Durchsetzung von Gerechtigkeit sorgen. Im Gegensatz zum Alten Reich tritt nun ein ausgeprägter Lokalpatriotismus zutage: Interesse und Fürsorge gelten in erster Linie dem eigenen Gau und der eigenen Stadt. Diese topographische Zersplitterung geht einher mit einer neuen autobiographischen Phraseologie, denn die Texte werden von ihrer Motivik nun vielfältiger und individueller mit einer Fülle an poetischen Stilelementen, oft mit auch nur selten belegten Ausdrücken und Vokabular.
Die Textquellen
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1.1 Die Textquellen Bemerkenswerterweise gibt es im Ägyptischen kein festes Lexem für diejenigen Texte, die wir heute als Autobiographie bezeichnen. In einigen Fällen gibt es jedoch Umschreibungen dieser Texte, von denen Jansen-Winkeln (Lebenslehre und Biographie, 62) einige Zitate (für die Spätzeit) zusammengestellt hat: ─ „dies alles, was ich auf Erden getan habe, was eingraviert ist auf [dieser] Statue“, ─ „ich lasse euch die Gunstbeweise wissen, die mir zuteil wurden“, ─ „ich habe dies gesagt, was ich euch gesagt habe, damit es jedermann sehen kann“, ─ „ich lasse euch mein Wesen wissen (zu der Zeit), als ich auf Erden war“ oder ─ „wer von euch zu jung sein sollte für diese Rede, frage deinen Vater, er wird (es) dir erklären“ (Text 21). Die Autobiographien können in ihrer Länge von wenigen Worten bis hin zu ausgedehnten Lebensberichten reichen; und nicht selten sind sie eingebettet in andere Textsorten wie Opferformeln oder Anreden an die Lebenden. Doch wenn es sich nur um wenige Sätze handelt, „wäre es in den meisten Fällen eigentlich richtiger, nicht von ‚Autobiographien‘ (im Sinne von eigenständigen Texten) zu sprechen, sondern von „autobiographischen Äußerungen“ (Jansen-Winkeln, Lebenslehre und Biographie, 61). In der Praxis ist es jedoch problematisch zu unterscheiden, wann eine bloße „Äußerung“ endet und eine eigenständige Biographie beginnt, da die Grenzen oft fließend sind. Unabhängig von der sich zeitlich entwickelnden Terminologie für die unterschiedlichen Typen von Biographie wird der Begriff der „Autobiographie“ grundsätzlich von Morenz kritisiert, der im Sinne eines „interdisziplinären Dialogs“ lieber „den deskriptiveren Terminus Selbst-Präsentation“ einführen möchte (Morenz, Zeit der Regionen, 204f.), doch hat sich diese Bezeichnung nicht durchsetzen können. Ebenso ist es in anderen Fällen wiederum schwierig zu entscheiden, wie eine Autobiographie gegen eine Reihung von Epitheta mit autobiographischem Charakter abzugrenzen ist. Letztlich ist es jedoch für eine Autobiographie charakteristisch, daß sie einen gewissen „Mindesttextumfang“ auf-
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Einleitung
weisen muss, da in ihr zwar nicht alle Lebensabschnitte aufgeführt werden müssen, aber dennoch eine kohärente Sinnstruktur vorliegen muß, die eine gewisse Textlänge voraussetzt (vgl. Kloth, Beobachtungen, 194). In Einzelfällen sind sogar Nachträge belegt, wie im Fall ¡Asj (Stele Kairo CG 1646), der förmlich unter seine Idealbiographie noch den Nachsatz „quetscht“: „Heute bin ich unter dem Vorsteher der Priester £tj“. Demnach verstarb der „alte“ Vorsteher der Priester, so daß die Autobiographie in diesem Punkt „aktualisiert“ wurde, was jedoch noch in derselben Werkstatt geschah (nach Fischer, Coptite nome, 66). Aus der Zeit des Alten Reichs sind uns rund 100 Autobiographien bekannt, von denen etwa die Hälfte von den Residenzfriedhöfen Saqqara und Giza stammt. Die übrigen Inschriften finden sich verstreut in der Provinz; lediglich in Assuan im Süden und El-Hawawish (Achmim) in Mittelägypten lassen sich immerhin noch circa ein halbes Dutzend Texte nachweisen. Mit der Ersten Zwischenzeit nimmt die Zahl der erhaltenen Autobiographien leicht ab, doch ist dies sicherlich darauf zurückzuführen, daß sich die Aufzeichnungsorte der Texte nun nicht mehr fast gänzlich auf Grabwände beschränken, sondern auch auf Stelen ausgeweitet werden, von denen eine Vielzahl heute verloren sein dürfte (oder noch in Museen auf die Veröffentlichung warten). Hinzu kommen zudem noch Autobiographien außerhalb der Nekropolen auf Felswänden. Entsprechend der veränderten politischen Lage rückt als Herkunftsort der Autobiographien nun der thebanische Raum, Dendera wie auch Naga ed-Deir in den Vordergrund. Doch gibt es darüber hinaus ab dem Alten Reich auch autobiographische Inschriften außerhalb der Nekropolen in den Expeditions- und Steinbruchgebieten? Das Wadi Hammamat (RA-hnw), östlich des Nils gelegen zwischen Koptos und Theben, war zum einen Ziel von Steinbruchexpeditionen für Grauwacke, aber zum anderen auch Durchmarschgebiet für weitere Expeditionsziele, so daß hier seit der Frühzeit über 500 Inschriften und Texte gefunden wurden (vgl. Couyat/Montet, Wadi Hammamat und Goyon, Nouvelles inscriptions). Daher ist es nicht verwunderlich, daß hierunter auch einige biographische Aussagen gefunden wurden, die jedoch für das Alte Reich nicht über die
Die Textquellen
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Standardphraseologie „wpw.t nzw jr(j).n … Im Auftrag geschickt von …“ hinausgehen und somit zu den typischen Expeditionsinschriften gehören (vgl. Blumenthal, Die Textgattung Expeditionsbericht). Ähnlich spärlich sind die privaten Inschriften des Alten Reichs auf dem Sinai belegt. Im Wadi Hilal (etwa 15 km nördlich von Edfu gelegen) finden sich mehr als 600 Felsinschriften, von denen die meisten aus dem Alten Reich stammen und die sich in der Regel auf die Nennung von Personennamen und Titeln, zum Teil auch mit Filiationsangaben der in Elkab amtierenden Priester, beschränken. Eine Reihe von Inschriften der Priester und ihrer Angehörigen berichten anläßlich des jährlichen Festes vom „Herauskommen zum oberen Tempel in der Wüste, um das Dsr-tA-Fest der Nechbet auszuführen“, das heißt um den Auszug vom Haupttempel in Elkab zum kleinen Tempel in der Wüste, durchzuführen (publ. von Vanderkerckhove/Müller-Wollermann, Felsinschriften und Müller-Wollermann, Die Felsinschriften aus Elkab). Darunter befinden sich auch Idealbiographien der 6. Dynastie, die – eingebettet in die konkrete Situation „vor Ort“ – von der tadellosen Lebensführung berichten: „Fürwahr, ich bin jemand, dessen Eintreffen in diesem Tempel erwartet wurde, geliebt von seinen Kollegen, gelobt vom Priester und seiner ‚Rudermannschaft’ (Xn.t) in diesem Tempel. Fürwahr, ich bin einer, der sich vorbildlich verhält in diesem Tempel in der Wüste, seit ich zu ihm (dem Tempel) hinausgegangen bin“ (Inschrift N 5). Da mit dem Aufenthalt außerhalb des ägyptischen Niltals auch immer (zumindest aus Sicht der Ägypter gefühlt) Gefahren verbunden waren, hatten die Expeditionsteilnehmer das Bedürfnis, sich durch Kulthandlungen vor Ort in Form von Opfergaben an die Götter abzusichern, um für „sichere Heimkehr und Milderung der schwierigen Reiseumstände“ zu bitten (Eichler, Zur kultischen Bedeutung, 70). Die für das Alte Reich typischen Anrufe an die Lebenden wurden aus funerärem Kontext für ihre Verwendung im Expeditionsgebiet phraseologisch so adaptiert, daß sie dem Expeditionsteilnehmer eine glückliche Heimkehr wünschten. Bemerkenswert ist zudem die Beobachtung von Sweeney, daß es offenbar in den einzelnen Expeditionsgebieten phraseologische Unterschiede gab, wie etwa bei der Aufzählung von Familienmitgliedern (Sweeney, Self-
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Einleitung
representation, 289); vgl. hier auch Text 6: anw-sw aus dem Expeditionsgebiet in der Ostwüste Ägyptens. In Hatnub (¡wt-nbw), dem Steinbruch, in dem ägyptisches Alabaster von der 4. Dynastie (möglicherweise auch früher) bis in die Römerzeit abgebaut wurde, finden sich 15 Inschriften und mehr als 50 Graffiti, die über die reine Namensnennung hinausgehen und teilweise ausführliche biographische Inschriften darstellen. Diese Texte liegen immer noch in ihrer Erstpublikation durch Anthes, Hatnub aus dem Jahr 1928 vor – Show, Hatnub untersucht in erster Linie die archäologisch-geologischen Gegebenheiten. Eine Neuedition der Texte wird seit 2012 mit dem „Hatnub Epigraphic Project“ unter der Leitung von Yannis Gourdon und Roland Enmarch vorgenommen. Das Projekt hat das Ziel, die bisher nur grob dokumentierten Inschriften in vollem Umfang nach modernen Standards zu dokumentieren. Schon bisher konnten zu den bereits bekannten Inschriften und Graffiti 60 weitere entdeckt werden, von denen zwei Texte bereits publiziert wurden (Yannis Gourdon/Roland Enmarch, Some unpublished inscriptions from Quarry P at Hatnub, in: Gloria Rosati/Maria Cristina Guidotti (eds), Proceedings of the XI International Congress of Egyptologists, Florence Egyptian Museum, Florence, 23-30 August 2015, Oxford 2017, 237-241). In den Autobiographien werden Kämpfe und Hungersnöte zwischen den Herakleopoliten – als Verbündete der Gaufürsten von Hatnub – im Norden gegen die Thebaner im Süden von Ägypten geschildert. Somit wurden diese Texte (besonders in der Datierung durch die frühe Ägyptologie) fast automatisch in die kriegerischen Auseinandersetzungen der Ersten Zwischenzeit datiert. Neuere Untersuchungen gehen dagegen aufgrund von Paläographie, Stilvergleichen und erweiterten Filiationsangaben eher von einem späten Ansatz aus, das heißt von einer Datierung in die ausgehende 11. Dynastie und die frühe 12. Dynastie (vgl. die Zusammenfassung bei Gestermann, Kontinuität und Wandel, 173-179). 2008 schlug Gestermann vor, die genannten Datierungen nicht auf die eigene Person zu beziehen, sondern auf den regierenden König, der jedoch aufgrund der unsicheren politischen Lage nicht genannt wurde (Gestermann, Die Datierung der Nomarchen). Auch eine aktuelle Studie, welche erstmals zudem die archäologischen Befunde (wie etwa die Sargdekoration) untersucht, kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, daß Nehri I. – als einer der ersten Gaufürsten mit Graffiti im Steinbruch von Hatnub, um welche
Die Textquellen
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sich die gesamte Datierung als Nukleus dreht – frühestens an das Ende der 11. Dynastie bis zur Regierungszeit von Sesostris II./III. datiert werden kann (Long/De Meyer/Willems, Tomb of governor Nehri I.). Insgesamt kann man die Publikationslage der Autobiographien als überwiegend gut bezeichnen, jedoch ist sie für das Alte Reich bis in die Erste Zwischenzeit hinein stark abhängig von der Qualität und vom Umfang der zugehörigen Grabpublikationen. An Übersetzungen verschaffen die Zusammenstellungen von Lichtheim, Schenkel und Strudwick (siehe unten) einen guten, und teils kommentierenden Überblick. Übersetzungen (nach Erscheinungsjahr) ─ Wolfgang Schenkel, Memphis, Herakleopolis, Theben. Die epigraphischen Zeugnisse der 7.-11. Dynastie Ägyptens, ÄA 12, Wiesbaden 1965 (auch verfügbar unter http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/propylaeumdok/1858) ─ Miriam Lichtheim, Maat in Egyptian Autobiographies and Related Studies, OBO 120, Freiburg/Göttingen 1992 ─ Miriam Lichtheim, Ancient Egyptian Autobiographies. Chiefly of the Middle Kingdom, OBO 84, Freiburg/Göttingen 1988 ─ Alessandro Roccati, La littérature historique sous l’ancien empire égyptien, Paris 1982 ─ Nigel Strudwick, Texts from the Pyramid Age, Writings from the Ancient World 16, Atlanta 2005.
1.2 Sitz im Leben „Das Grab symbolisiert in der Fülle seiner Bilder und Inschriften seine Lebenssumme und Lebensleistung. In Gestalt seines monumentalen Grabes tritt der vornehme Ägypter sozusagen als Herausgeber seiner ‚Gesammelten Werke’ auf“ (Assmann, Der literarische Aspekt des ägyptischen Grabes, 103). Unzweifelhaft gehören zu den wichtigsten Funktionen des Grabes die kultische Versorgtheit für den Verstorbenen (Opfer, Rezitationen) sowie sein Fortleben im Gedächtnis der Mitmenschen und der Nachwelt. Daher gehören auch die Biographien zur Textgruppe der sogenannten Gebrauchsliteratur (ebenso wie beispielsweise die Texte der Verwaltung, Dekrete und Briefe), wenngleich jedoch „einer ganzen Reihe von Texten dieser Art ein gewisses Maß an Literarizität nicht aberkannt werden kann, worunter vor allen Dingen solche historiographischen Charakters fallen, wie die narrative Autobiographie“
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Einleitung
(Gnirs, Autobiographie, 192). Die fast schon poetischen Elemente in einzelnen Texten (siehe etwa Wnj, Text 17) oder die Verwendung von Wortspielen (z. B. bei ¤nDm-jb (siehe Kap. 2.3.2) oder bei Ppy-nxt (@oA-jb) (Text 13)) vergrößern die „Attraktivität“ des Textes und regen durch die so erlangte Aufmerksamkeit, den potentiellen Leser zur weiteren Lektüre an – und ebnen somit den Weg für die Bereitschaft, dem Grabherrn ein Opfer zu spenden (s. unten 2.1.1). Eventuell – die grammatikalische Deutung und lexikographische Lesung sind umstritten – ist auch eine Inschrift des Jbj aus Deir el-Gebrawi (Kloth, Autobiographische Inschriften, Dok. 6), datierend in die Regierungszeit Pepis II., so zu verstehen, daß innerhalb einer Szene des täglichen Lebens eine Anspielung auf die Autobiographie gemacht wurde. Damit hätten die Autobiographien einen „autonomen“ Status erlangt, auf die andere Texte referenzieren konnten (Vernus, Autobiographie et scènes dites „de la vie quotidienne“). Die biographische Inschrift des KA(=j)-gm.n(=j) (siehe folgende Abbildung) zeigt den sitzenden Grabherrn, wie er seine rechte Hand im Redegestus erhoben hat und die Besucher mit seiner Inschrift begrüßt. Hier wird die Vorstellung deutlich, daß der Grabherr die Besucher seines Grabes mit der Präsentation seiner Autobiographie anspricht. Dies führt zu der Frage, welche Bedeutung die Dekoration des Grabes als Ganzes hatte. Hier gibt es unterschiedlichste Theorien, deren Verifizierung letztlich nicht sicher geklärt werden kann. In der älteren Ägyptologie (etwa vertreten durch Montet, Vandier oder Junker) sind die Grabdarstellungen Bilder der Realität, zum Beispiel die Besichtigung der Güter und der Erntebesuch, wobei ein Teil der Bilder die Totenversorgung absichert, und ihnen damit untergeordnet ist. Auch für Friedrich Junge sind die Grabdarstellungen diesseitsorientiert und für einen Betrachter bestimmt, jedoch geben sie nicht die Realität wieder, sondern stattdessen handelt es sich um „Handlungstypen“ des täglichen Lebens; sie sollen somit die Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel des Staates demonstrieren (Junge, Vom Sinn ägyptischer Kunst). In diesem Sinne haben sie Denkmalcharakter und informieren die Nachfahren über die Lebensleistung des Beamten, so daß der Grabherr damit symbolisch Mitglied der Gesellschaft bleibt.
Sitz im Leben
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KA(=j)-gm.n(=j) präsentiert seine Autobiographie und fordert die Besucher zum Eintreten in sein Grab auf (nach: Firth/Gunn, Teti Pyramid Cemeteries II, pl. 59, No. 2)
Auch nach Hermann Kees sind die Grabdarstellungen diesseitsorientiert und garantieren auf bildmagische Weise die Versorgung des Toten im Jenseits, wobei die ursprünglich materiellen Beigaben ersetzt werden durch Darstellungen der an der Herstellung der Güter beteiligten Personen und der verschiedenen Beigaben, so daß der Grabherr durch die Bilder eine gewisse Unabhängigkeit von der Opferversorgung erhält (Kees, Totenglaube und Jenseitsvorstellungen). Die Darstellungen sind somit für den Verstorbenen bestimmt und erfordern keinen Betrachter. Einen grundsätzlich anderen Standpunkt nimmt etwa Dieter Kessler ein, indem er postuliert, daß die Grabdarstellungen jenseitsorientiert und Teil der Jenseitsvorstellungen des Grabherrn sind: Dies bedeutet, Adressat der Szenen ist der Verstorbene selbst (Kessler, Zur Bedeutung der Szenen des täglichen Lebens): Über die Bilder nimmt der Grabherr am magisch-religiösen Geschehen der Festverjüngung teil, das aufgrund des herrschenden Tabus der Darstellung im königlich-göttlichen Bereich nur indirekt gezeigt werden durfte – zumal kein Beamtenideal des Überwachens der Arbeiten und des Inspizierens der Güter in den Texten festzumachen sei.
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Einleitung
Diesen Gedanken hat Hartwig Altenmüller erweitert, indem er den Darstellungen grundsätzlich eine funeräre Funktion zuordnet, da sie zum einen die Opferversorgung des Verstorbenen garantieren, aber auch den Verstorbenen als einen verklärten Toten (Ach) darstellen, und so die Verbindung zu den Lebenden während des Opfers und des Festgeschehens aufrecht erhalten würden (Altenmüller, Licht und Dunkel; Der Grabherr des Alten Reiches als Horus). Einen neuen Aspekt hat René van Walsem in die wissenschaftliche Auseinandersetzung um die Dekoration des Grabes im Alten Reich eingebracht, indem er darauf hinweist, daß bereits im Alten Reich die Grabbesitzer bei der Dekoration ihrer Gräber immer auf der Suche danach waren, diese individuell zu gestalten (Walsem, Diversification and variation). So läßt sich aufgrund der szenischen Dekoration des Grabes im Alten Reich nicht eindeutig feststellen, ob die Auswahl eher feststehenden „Standards“ folgte oder doch eher nach persönlichen Vorlieben gestaltet wurde (vgl. Staring, Fixed rules or personal choice?, 269). Was jedoch beobachtet werden kann ist, daß ab der Zeit des Neferirkare bis Djedkare ein allgemeiner „Innovationsschub“ in der Dekoration des Grabes – wie auch der Architektur – stattfindet (Staring, Ibid.). Dies betrifft ebenso die Autobiographien (vgl. unter Kap. 2.3 zur „Ereignisbiographien“). Ab der Zeit des Djedkare wird zudem der Bau von Sonnenheiligtümern eingestellt. Gleichzeitig werden mehr Anlagen in der Provinz errichtet, bis unter Unas das erste Mal Pyramidentexte in Erscheinung treten, womit ein deutlicher ideengeschichtlicher Wandel zum Ausdruck kommt (vgl. zu dieser Entwicklung auch Herb, Ikonographie, bes. 125-126). Die Kriterien, nach denen sich die Grabherren für oder gegen (wie in den meisten Fällen) eine Dekoration mit Biographie entscheiden, bleiben uns heute leider verborgen. Was die Dekoration mitsamt ihrer Inschriften betrifft, so ist jedoch kaum davon auszugehen, daß der Grabherr selbst seine Autobiographie verfasst hat. Dagegen spricht das – besonders im Alten Reich bei den Idealbiographien ausgeprägte – hohe Maß an phraseologischer Übereinstimmung, aufgrund derer es sogar möglich ist, nachzuweisen, daß einzelne Biographien auf eine gemeinsame Textvorlage zurückgehen oder in direkter Abhängigkeit zueinander stehen (vgl. auch Text 5a/b sowie allg. Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, 257ff.).
Sitz im Leben
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Das für moderne Autobiographien gattungsspezifische Kriterium der Identität von Autor, Erzähler und Erzählfigur würde, angewendet auf die altägyptischen Texte, somit bedeuten, daß es sich nicht um Autobiographien, sondern um Biographien handelt, da der Autor nicht mit dem Erzähler bzw. der Erzählfigur übereinstimmt. Doch diese Unterscheidung ist eine moderne, die sicherlich nicht in der Intention des altägyptischen Grabherrn oder Stelen-/ Statuenbesitzers lag, der seine Inschrift fast immer mit Dd=f oder Dd „(er) sagt“ einleitet, und damit die Deckungsgleichheit zwischen seiner Person und dem Erzähler/der Erzählfigur explizit formuliert. Aus diesem Grund wird auch hier von „Autobiographie“ (statt Biographie) gesprochen. Zudem „spricht“ der Autobiograph durch die Darstellung seines Bildes, im Alten Reich meist als Relief im Grab, von sich zu seinen Hinterbliebenen und anderen Besuchern, das heißt auch auf diese Weise wird Identität ausgedrückt (vgl. auch Romanova, Dobročesna ljudyna, 376). Anders verhält es sich mit Inschriften, die ausdrücklich nicht vom Grabherrn, sondern einem Hinterbliebenen (meist dem ältesten Sohn) angebracht wurden, wie zum Beispiel im Grab des PtH-wAS (Text 8). Für diese „gestifteten Autobiographien“ hat Gnirs den Begriff „Allobiographie“ (von griech. allo-, ἄλλoς „ein anderer“) vorgeschlagen (vgl. Gnirs, Autobiographie, 194-196). Wenn jedoch die Autobiographien von ihren vermeintlichen Autoren nicht selbst verfasst wurden, stellt sich zwangsläufig die Frage, wer die Texte verfasst hat, und – damit verbunden – die Frage nach dem wie, also nach der Art der Textüberlieferung. Im Falle der Ereignisbiographien heißt es in einigen Texten explizit, daß sie auf Veranlassung des Königs aufgesetzt wurden: wD.jn Hm=f n (j)r(j)-pa(t) rD(j).t wd(j).t(j) m zXA Hr jz=f „Da befahl seine Majestät dem jrj-pat zu veranlassen, daß man (es/den Bericht) in Schriftform in seinem Grab anlege“ (Text 7 und 12). Verschiedene Inschriften verraten außerdem noch durch ihre typische Anordnung mit horizontaler Überschrift und vertikalem Haupttext darunter die ursprüngliche Form des Textes als Königserlaß (s. Baud, Format de l’histoire, 293 mit fig. 10 sowie Text 8), wenngleich derartige Inschriften innerhalb des Corpus der Biographien des Alten Reichs eine – zeitlich begrenzte – Ausnahme bilden.
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Einleitung
In der Regel dürfen wir – wie auch von anderen Textsorten bekannt – von einer Überlieferung über archivierte Vorlagen auf Papyrus oder Lederrolle ausgehen, das heißt nicht von direkten Kopien am Objekt selbst. Diese konnten dann nach Anlass und Person neu kombiniert und variiert werden (zur Frage der Textüberlieferung vgl. auch grundlegend: Kahl, Siut – Theben, 322-329, Kahl, Wissensbewegungen, 159-172 sowie Morenz, Zeit der Regionen, 229-234). Diese (hieratischen) Textvorlagen wurden sehr wahrscheinlich beim Tempel aufbewahrt, wahrscheinlich genauer im „Haus des Lebens“ (Vachala, „Das Vorfeld der Literatur“, 769; Blumenthal, Privater Buchbesitz), wenn auch – wie Eyre (Use of Documents, 298-299) zu Recht bemerkt – nichts darüber bekannt ist, nach welchem System die Texte dort archiviert wurden, um sie anschließend wiederaufzufinden. Einige Autobiographien scheinen sogar auf eine gemeinsame Textvorlage zurückzugehen. So weist die Inschrift des ¤Abw (Jbbj, Text 17) bemerkenswerterweise mehrere phraseologische Gemeinsamkeiten – wie auch einige seltene Titel – mit der Inschrift des PtH-Spss (Text 10) auf. Die Art der Titel läßt vermuten, daß beide Beamte auf eine alte, wohl archivierte und nur „Eingeweihten“, also mit besonderer Berechtigung ausgestattete, zugängliche Textvorlage Zugriff hatten. Möglicherweise diente ¤Abw (Jbbj) die Anordnung der Texte und die Auswahl der biographischen Phrasen des PtH-Spss als Vorbild für seine eigene Scheintür (s. Dorman, The Biographical Inscription of Ptahshepses, 106; Kloth, Überlieferung, 251f.). Aber auch überregional lassen sich Überlieferungsstränge feststellen, wie etwa für den Anfang der 6. Dynastie zwischen Saqqara und El-Hawawisch (Moreno García, La gestion sociale, 237-238). Besonders bemerkenswert ist die Art der Textüberlieferung bei einer Gruppe von Biographien, die sich besonders zu Beginn der 6. Dynastie in Saqqara großer Wertschätzung erfreute und die unter der Bezeichnung Saqqara-Gruppe zusammengefaßt werden kann (Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, 262-274). Die Inschriften dieser Gruppe stehen sich phraseologisch sehr nahe und dürften auf eine gemeinsame (nicht erhaltene) Textvorlage zurückgehen. Die meisten dieser Grabinschriften stammen nicht nur einfach aus der weiten Nekropole von Saqqara, sondern die Gräber liegen in unmittelbarer Nähe zueinander (vgl. auch den Kommentar zu Text 5). Später, aber noch innerhalb des Alten Reichs, läßt sich ihr Überlieferungsweg bis zu den Gräbern von El-Hawawisch (vgl. Text 3) verfolgen.
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In der Frage der Textüberlieferung dürfte sicherlich auch die Ausbildung zum Schreiber über das Einüben typischer Formeln und geläufiger Redewendungen für die phraseologische Konformität der Inschriften verantwortlich sein. Einen Hinweis hierfür liefert das Übungsbuch „Kemit“, das wahrscheinlich an der Wende zum Mittleren Reich entstanden ist. In diesem Lehrbuch, das unter anderem Schriften zu unterschiedlichen Anlässen wie etwa Briefeinleitungen an Vorgesetzte enthält, gibt es auch eine Passage (Kemit XIIff.), die den Idealbiographien des Alten Reichs phraseologisch sehr nahe steht. Hier heißt es: „Ich war ein Geliebter seines Vaters; ich war ein Gelobter seiner Mutter, den seine Brüder und Schwestern liebten. Ich habe niemals meinen Vater bekümmert, und ich habe niemals meine Mutter verärgert“ (vgl. hierzu auch Burkard/Thissen, Einführung Literaturgeschichte I, 191-193 sowie Petersmarck, Kemit). In der ägyptologischen Forschung ist auch immer wieder auf den Zusammenhang von Biographie und Lehre hingewiesen worden, wobei letztere zwar teilweise vorgeben, zur Zeit des Alten Reichs entstanden zu sein, aber wahrscheinlich in das Mittlere Reich oder frühestens in die Erste Zwischenzeit datiert werden dürfen. Auch sind Biographien als Ursprung der ägyptischen Weisheitsliteratur, und somit auch der Lehren, verstanden worden (vgl. Gnirs, Autobiographie, 207ff.). Gemeinsam ist beiden Textsorten, daß sie das ethisch und moralisch einwandfreie Verhalten gegenüber den Mitmenschen im Beruf, in der Familie und gegenüber Bedürftigen thematisieren. Dennoch sind jüngst auch die Unterschiede betont worden: „In vielen, nahezu allen Bereichen unterscheiden sich Lebenslehren und Biographien (...) deutlich: in der Verwendungssituation, der formalen Struktur, dem literarischen Charakter und ab dem späteren Neuen Reich sogar in der Sprache (...). Die meisten inhaltlichen Differenzen zwischen Lehre und Biographie ergeben sich daraus, daß die Lehre der Erziehung zum durchschnittlichen Verhalten dient, zur Mäßigung und Vorsicht, zu Alltag und Normalität (...). Die Biographien dagegen berichten die Höhepunkte des Lebens und die Laufbahnen von in der Regel hohen Funktionären, die aus der Menge herausragen“ (Jansen-Winkeln, Lebenslehre und Biographie, 59-72). Daher ist Vorsicht geboten, einen direkten Zusammenhang zwischen Biographie und Lehre zu postulieren.
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Einleitung
1.3 Exkurs: Ausgewählte Merkmale des Altägyptischen Vom Alten zum Mittleren Reich gibt es keinen abrupten sprachlichen Bruch, sondern eine allmähliche Entwicklung, die sich wohl in ständiger Anpassung an der gesprochenen Sprache orientiert. Da die meisten Inschriften des Alten Reichs aus den Nekropolen um die Hauptstadt Memphis stammen, ist anzunehmen, daß das Altägyptische in seiner Geographie unterägyptisch geprägt ist. Ausgeklammert werden in diesem Exkurs ausdrücklich die Pyramidentexte, da diese auf eine ältere Sprachstufe zurückgehen, deren Gebrauch in der 5.-6. Dyn. bereits veraltet war und nur noch innerhalb der religiösen Literatur weiter tradiert wurde. Eine eigene Grammatik der Pyramidentexte wurde von James P. Allen im Jahr 1984 (The inflection of the verb in the Pyramid texts, BAe 2, Malibu) mit dem Schwerpunkt auf dem Verbalsystem vorgelegt, und 2017 folgte dann eine umfassende Grammatik zu den Pyramidentexten (James P. Allen, A Grammar of the Ancient Egyptian Pyramid Texts, Indiana 2017). Bemerkenswerterweise weist das Altägyptische einige grammatische Merkmale auf, die dem Mittelägyptischen fehlen und somit nicht mit einer stringenten Entwicklung erklärt werden können, wie beispielsweise die Verwendung des j-Präfixes. Eine mögliche Erklärung liegt darin, daß das Altägyptische und Neuägyptische auf einer anderen Dialektbasis beruhen als das Mittelägyptische, doch fehlen zu diesem Thema (anders als für das Koptische) noch zusammenfassende Untersuchungen. Für eine Grammatik des Altägyptischen ist immer noch das Werk von Edel (AÄG, erschienen 1955 und 1964) als Standard zu bezeichnen, wenn auch das Verbalsystem im Zuge neuerer Untersuchungen als überholt gelten muß. Für neuere Studien vergleiche die angegebene Literatur bei Schweitzer, Schrift und Sprache, 5 sowie ergänzend zudem neueste Literatur Elsa Oréal, Traces of a stative-eventive opposition in ancient Egypt: rethinking pseudoparticiple as old perfective, in: ZÄS 137, 2010, 145-156, Andréas Stauder, The Earlier Egyptian passive: voice and perspective, LingAeg: StudMon 14, Hamburg 2014 sowie Antonio Loprieno/Matthias Müller/Sami Uljas, Nonverbal predication in Ancient Egyptian, Berlin 2017 (neue diachrone Analyse des Altägyptischen bis in die koptische Zeit der nicht-verbalen Satzarten).
Exkurs: Ausgewählte Merkmale des Altägyptischen
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Unterschiede zwischen Alt- und Mittelägyptisch (Die Paragraphen in Klammern beziehen sich auf Edel, AÄG)
Orthographie Ungewohnte Wortschreibungen • bei den Schreibweisen für den Plural von Substantiven (§ 279) und dem Plural des Genitivs njw (§ 325) Mask. Sg.
,
Fem. (meist Pyr.)
,
Pl. , •
,
,
,
,
,
in den Verbindungen jw + Suffixpronomen (Defektivschreibung): j(w)=k
, j(w)=f etc. (§ 881) • Komplementierung am Wortanfang bei zwei- und dreiradikaligen Wörtern (§ 59), z. B. • passives sDm.t(j)=f häufig t(j) geschrieben anstelle von späterem sDm.tw=f (§ 462) • zunehmende Verwendung von Determinativen vom Alt- zum Mittelägyptischen (§ 16) • Nullschreibung der Suffixe der 1. Pers. Sing. (§ 16). Grammatik • Initiales (satzeinleitendes) Pseudopartizip (Stativ) in der 1. Pers. Sing. (z.B. dbH.kj „ich erbat...“) bei Verben der Bewegung und transitiven Verben in historischen Erzählungen, also bei einmaligen Ereignissen (§ 590). • Initiales sDm=f von transitiven Verben in der historischen Erzählung in der 3. Pers. Sg. (§ 468); daneben aber auch substantivisches, adverbiales und subjunktivisches sDm=f, zum Beispiel nach rD(j) sDm=f. • Deutliche Unterscheidung von Singular und Plural bei der perfektischen Relativform (§ 666).
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Einleitung
• Häufiger Gebrauch des Hilfsverbums wn (§ 973ff.), bes. auch für gewohnheitsmäßige Handlungen in der Vergangenheit: wn=f sDm=f (§ 895). • Die Negationen: nj
(in Haupt- und Nebensätzen) (§ 1092), w
(steht
(vor Infinitiv im Gegensatz zu nj hinter dem Verb) (§ 1100), nfr n und sDm=f) (§ 1130). • Existenz der unabhängigen Personalpronomina Twt, Tmt “du” bzw. swt “er” und stt “sie” (Sg.) (§ 173). • pj statt pw im pw-Satz (§ 193). • Dualformen für Demonstrativpronomina (Endung auf -j, § 182). • Konsonantenwechsel von jx.t und im Plural (jS.wt) (§ 301).
“Sache” vor Suffixen (jS.t=f)
• Häufige Verwendung der Präposition wpjw-jr
(“abgesehen von, außer-
(§ 817). dem”) (§ 815) und der synonymen Präposition HAw • Partikel jgr statt jgrt (§ 830), wnnt statt wnt (§ 835), sk statt sT (sT ab ca. Ende 5. Dyn.) (§ 852). • Häufige Verbindung der Partikel jxr und sk in Temporalsätzen (§ 850). Entwicklung innerhalb des Altägyptischen (ohne Pyramidentexte) • Orthographische Veränderungen: Tendenz zur Vereinfachung und Verdeutlichung der Schreibungen, d. h. Herausbildung von Schreibnormen. • Das Demonstrativpronomen pw „dieser“ wird durch pn verdrängt (§ 188); gegen Ende der 6. Dyn. erscheinen verstärkt die jüngeren Demonstrativpronomina pA, tA, nA (§ 194). • Zurückweichen des sDm=f in der historischen Erzählung gegenüber dem sDm.n=f seit der 6. Dyn. (§ 536). • Allmähliches Aufkommen der pseudoverbalen Konstruktion Hr sDm in der 5. Dyn. (*jw NN Hr sDm “NN hört”); in der 6. Dyn. dann häufiger (§ 925). • Verschwinden der Negation nj
im Verlauf des AR (§ 1092).
2. Die Autobiographien des Alten Reichs 2.1 Einführung und Forschungsgeschichte Aus dem Alten Reich sind bis heute ca. 100 autobiographische Inschriften bekannt. Sie verteilen sich auf mindestens 18 Herkunftsorte, die von Giza im Norden bis Assuan im Süden reichen; die allermeisten von ihnen stammen aus den Nekropolen von Giza und Saqqara. Nachdem die Autobiographien anfangs in der Ägyptologie in erster Linie als historische Quellen verstanden wurden, konzentrierten sich die späteren Studien auf die Geschichte und Klassifizierung der Autobiographie. Eine kurze Analyse der Autobiographie des Alten Reichs wurde durch Junker Ende der 40er Jahre vorgenommen (Junker, Pyramidenzeit, 69-71 und Giza XII, 91-97). Er unterschied die „berichtende“ Autobiographie mit der Aufzählung von Details und einzelnen Ereignissen von der „Idealbiographie“, in der ein überpersönliches, dem ethischen Idealtyp entsprechendes Bild des verstorbenen Grabherrn entworfen wird. Er analysierte zudem, daß die Idealbiographie einem „praktischen Zweck diente“, nämlich der Einladung zum Opfer (Junker, Pyramidenzeit, 70). Diese Klassifizierung Junkers in zwei biographische Grundtypen wurde in der Forschung im Wesentlichen beibehalten und bestätigt. Zum Ursprung der Autobiographie äußerte sich dann in den folgenden Jahren Otto ausführlicher (Handbuch der Orientalistik, 179-188): Für die „eigentliche biographische“ Erzählung nahm er einen Ursprung in der 4. Dynastie an, in deren Verlauf die Titulaturen durch Inschriften ergänzt worden seien, welche die Besitzverhältnisse des Eigentümers und die Verfügung über sie thematisierten. Erst in der folgenden Zeit würden die Inschriften um biographisch-persönliche Daten im engeren Sinn erweitert. Den Ursprung der Idealbiographie sah Otto hingegen in den Gräbern der Gaufürsten der 5. und 6. Dynastie, deren zunehmende persönliche Unabhängigkeit das Bewußtsein für die Fürsorgepflicht gegenüber den Untergebenen geschärft habe. Besonders die letzte Annahme gilt heute als überholt, da die Idealbiographien in ihren Ursprüngen nachweislich zuerst in den Nekropolen von Giza und Saqqara in Erscheinung traten. Entsprechend anders beurteilte Helck im Folgenden (Entstehung der ägyptischen Literatur) die Genese der Autobiographie, nämlich in den seit Anfang der 4. Dynastie existierenden juristischen Texten, die den rechtmäßi-
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Die Autobiographien des Alten Reichs
gen Erwerb des Grabes und des Baumaterials sowie die ordnungsgemäße Bezahlung der Handwerker thematisierten und denen Helck den Status einer „eidesstattlichen Erklärung“ einräumte. Die „eigentliche Autobiographie“ führt er hingegen auf juristische Texte zurück, die Amtseinsetzungen oder Erbregelungen behandelten und deren Formulierungen im Verlauf des Alten Reichs paraphrasiert würden. Den Höhepunkt dieser Entwicklung bildet demnach die Biographie des Wnj (Text 29), die – frei von ihren juristischen Wurzeln – sogar ein „Gedicht“ beinhalte. Die Überlegungen Helcks zur Genese der Idealbiographie aus den juristischen Texten der 4. Dynastie, welche die Rechtmäßigkeit des Grabes beteuern, sowie der Nicht-Idealbiographie, die aus den Nameninschriften der Frühzeit entsteht, wurden anschließend von Schott (Biographie des Ka-emtenenet) in einem grundlegenden Aufsatz übernommen und erweitert. So kann Schott für die ägyptische Autobiographie zwei Wurzeln ausmachen: Die Idealbiographie leitet sie aus den Texten ab, die das Grab selbst zum Thema haben wie Sätze der Beteuerung über die Rechtmäßigkeit des Grabes, Drohungen gegen Grabschänder und Widmungsinschriften des Grabherrn, die allesamt in der 1. Person verfaßt sind. Da diese idealbiographischen Sätze bis in die 4. Dynastie zurückreichen und somit zu den ältesten Texten biographischen Inhalts gehören, bedeutet dies, daß „die Autobiographie in Ägypten ursprünglich nicht der Fortdauer der Person, sondern vielmehr der Fortdauer des Grabes gedient hat“ (Schott, Biographie des Ka-em-tenenet, 455). Die „Laufbahnbiographie“ führt Schott hingegen auf Namensinschriften und Titelreihen des Grabherrn und Widmungsinschriften des Sohnes zurück, die alle in der 3. Person verfaßt sind. Auf dieser These aufbauend führte Assmann (Schrift, Tod und Identität) gut zehn Jahre später als Pendant zur Idealbiographie, der „Kommentierung des Grabes“, den Begriff der „Laufbahnbiographie“ als Kommentierung der Titulatur ein. Da die Idealbiographie ihre „Sinndimension“ aus der Maat erfährt, bezeichnet er jene auch als „weisheitlichen Diskurs“, im Gegensatz zum „historischen Diskurs“ der Laufbahnbiographie, dessen „Sinndimension“ sich aus der Beziehung zum König ableite. An anderer Stelle betont Assmann (Sepulkrale Selbstthematisierung) auch die prinzipiell unterschiedliche Ausrichtung beider Diskurse: Die Idealbiographie folge dem „Prinzip der ethischen Integration“ des Toten durch Herausstellung seiner ausgeübten Gerech-
Einführung und Forschungsgeschichte
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tigkeit; die Laufbahnbiographie dagegen dem „Prinzip der beruflichen Distinktion“, das heißt der Herausstellung der einzigartigen Leistungen und der Belohnungen im Dienst des Königs. Einen neuen Weg beschreitet Gnirs 1996 (Autobiographie) mit ihrer Klassifikation in „Handlungs-, Ereignis-, Reflexions-, Bekenntnis- und enkomiastische Autobiographie“, von denen letztere erst mit dem Mittleren Reich einsetze (bei Lichtheim „Kunstprosa“ genannt) und die vorletzte erst zu Beginn der Ramessidenzeit voll ausgeprägt sei. Danach existieren vom Ende der 4. Dynastie bis in die 5. Dynastie lediglich die narrative Handlungs- und die Ereignisbiographie, die aus einer Umsetzung des Themas der Grabanfertigung von der Widmungsinschrift bis zum literarischen Sujet entstanden sei. Gnirs definiert dabei „Handlungsbiographie“ als Bericht über eine „Folge von Ereignissen im Leben des Autobiographen“ mit einem „chronologischen und sinnvollen Zusammenhang (narrativ). Ziel ist dabei die Wechselwirkung von persönlicher Leistung, Erfolg und der damit einhergehenden Anerkennung der Gesellschaft, die in den meisten Fällen der König vertritt“. Den Gegensatz dazu bildet die „Ereignisbiographie“, die zwar mit der Handlungsbiographie eng verwandt sei, aber über einen „bestimmen Lebensaspekt oder -ausschnitt“ informiere, der „als Summe von abgeschlossenen Handlungen beschrieben (expositorisch) oder wiederum in einer zeitlichen Abfolge wiedergegeben sein kann (narrativ)“. Im Laufe der 5. Dynastie trete nun das Thema des Grabbaus zugunsten der Selbstthematisierung des Grabherrn innerhalb dieser Biographietypen zurück (z.B. PtH-wAS, Text 8); parallel finde ein Wechsel von der 3. zur 1. Person statt. Nach Gnirs verstärkt sich diese Tendenz im Folgenden bis zur Darstellung von Lebensberichten mit einem hohen Grad an Literarizität wie die herausragende Inschrift des Wnj (Text 17). Die in der 5. Dynastie einsetzende „Idealbiographie“ wird von Gnirs „Reflexionsbiographie“ genannt und wie folgt definiert: „[Sie] thematisiert die Einbindung des einzelnen in das ethische und soziale Wertesystem und hat häufig sogar apologetischen und/oder didaktischen Charakter (expositorisch)“ (Gnirs, Autobiographie, 222). „Reflexionsbiographie“ und „narrative Biographie“ vermischten sich erst in der 6. Dynastie.
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Die Autobiographien des Alten Reichs
Da die vorgeschlagene Unterscheidung zwischen Handlungs- und Ereignisbiographie jedoch in der Praxis nach ihrer Definition nur schwer oder gar nicht zu treffen ist, wurde in jüngster Zeit eine Typologie vorgeschlagen, die unter den narrativen Autobiographien vier Subtypen unterschiedlichen Inhalts trennt, die auch chronologisch eingrenzbar sind (Kloth, [Auto-]biographische Inschriften, 281-286). Dies sind 1) singuläre Ereignisbiographien aus der Mitte der 5. Dynastie, die auf königliche Erlaße oder Urkunden zurückgehen, 2) Ereignisbiographien über königliche Gunsterweise, die von der 5. Dynastie bis in beginnende 6. Dynastie reichen, 3) „Laufbahnbiographien“, in denen ein Beamter seinen beruflichen Aufstieg schildert und schließlich 4) Ereignisbiographien der 6. Dynastie, die von der (erfolgreichen) Durchführung königlicher Aufträge wie Expeditionen und Kriegszügen berichten (s. Kap. 2.3). Ausgeklammert wurde in der bisher genannten Literatur die berühmte Inschrift des MTn aus Saqqara vom Ende der 3. bis Anfang der 4. Dynastie (Urk. I, 1-7), die von K.B. Gödecken einer eigenen Untersuchung unterzogen (Gödecken, Inschriften des Meten) und zuletzt insbesondere von D. Farout und M. Baud erneut besprochen wurde (Trois biographie). Gödecken kam zu dem Ergebnis, daß es sich bei den für ihre Zeit umfangreichen Inschriften neben den Titelreihen um Auszüge aus Akten handele. Dies sind im Einzelnen eine Akte über den Kauf von 200 Aruren Feld, durch die wir indirekt darüber informiert werden, daß die Mutter des MTn ihm durch ein Testament (jmj.t-pr) 50 Aruren Feld vererbt hatte; eine andere Akte bescheinigt ihm weitere zwölf Aruren Feld (ohne allerdings die näheren Umstände zu erläutern); eine weitere Akte berichtet davon, daß Jnpw.t-m-anx, der Vater des MTn, seinem Sohn ein Totenpriesteramt mit Einkünften von vier Aruren Feld überträgt und ihn als Nachfolger in seinem Amt in der Speiseverwaltung einsetzt; die letzte Akte hält fest, daß MTn dafür ein Einkommen in Form einer Landgründung (grg.t-MTn) zugewiesen bekommt. Da MTn die in den Akten aufgeführten Felder und Güter zu unterschiedlichen Zeiten übertragen bekommen hat, lassen sich auf diese Weise verschiedene Abschnitte im Leben des MTn rekonstruieren, doch handelt es sich trotzdem nicht um eine selbständige Autobiographie, auch wenn aus den Akten biographische Informationen abgeleitet werden können. Anders sieht dies M. Baud: „Une biographie comme celle de Metjen ... comme une collection d’actes juridiques sur la propriété foncière du personnage, comporte pourtant la première véritable biographie de carrière de
Einführung und Forschungsgeschichte
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l’histoire égyptienne, aussi sèche soit-elle“ (Baud, Rezension, 197). Basierend auf den in erster Linie deutschsprachigen Untersuchungen zur Genese der Autobiographie (Schott, Assmann, Gnirs, Kloth) spricht Baud in diesem Zusammenhang von einer „école allemande“, in der die frühe Inschrift des MTn aus der Entwicklungsgeschichte der Autobiographie ausgeklammert würde. Folglich entwickelt Baud ein chronologisch anderes Modell der autobiographischen Genese, das mit der 4. Dynastie beginnt und sich in die drei Entwicklungsstränge Laufbahn („carrière“), Ereignis („événement“) und Idealbiographie („ethique/idéale“) teilt (Baud, Format de l’histoire sowie auch Baud, Birth of Biography).
Entstehung und Entwicklung der Biographie nach Baud 2003 (Format de l’histoire, 295, fig. 11)
Dies sind Autobiographien von „wirklich narrativer“ Struktur und solche, welche die Titulatur kommentieren (wie MTn in seinem Modell); dazu kommen Texte, die in ihrem Ursprung zur Titulatur gehören („titulature annexée“) beziehungsweise solche mit dem Charakter von Annalen („annalistique“). Letztere Texte, in denen berichtet wird, daß sie auf Initiative des Königs aufgezeichnet wurden, entsprechen in ihrem formal-äußerlichen Aufbau
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Die Autobiographien des Alten Reichs
den Erlaßen des Königs. Zudem kommt noch die Biographie „ethique/idéale“, welche die Epitheta kommentieren würden und die mit Chabau-sokar schon etwa zur 3. Dynastie auftreten würden (s. folgende Graphik). Für diese wenigen Texte eine eigene Textart zu postulieren ist problematisch, und auch das gesamte Modell basiert auf wenigen Inschriften mit teilweise großen zeitlichen Sprüngen. Seine Thesen hat Baud dann im Folgenden insofern erweitert (in Anlehnung an Baines, Forerunners, 23-37), daß in den Titeln früher Gräber der 3. und 4. Dynastie eine „intrinsic narrativity“ (Baud, Birth of Biography, 94) stecken würde, die zu den Vorgängern der eigentlichen Biographie gehörten. Dieses „titulary format“ verschwände jedoch mit dem Ende der 4. Dynastie (Baud, Birth of Biography). Aus dem Jahr 2017 stammt schließlich eine Untersuchung zu den Autobiographien des Alten Reichs von Stauder-Porchet (Les autobiographies de l’Ancien Empire), die zu dem Schluß kommt, daß unter Djedkare Asosi sowohl die Ideal- als auch die Ereignisbiographie gleichzeitig erscheinen würden, obwohl beide Typen unterschiedliche Ursprünge hätten. Die Idealbiographie habe demnach unter Teti mit Wr-xw(j)-w(j) (Text 2) ihre „klassische Form“ mit der Formel Passing from life to death („séquence d’ouverture“) gefunden. Ab diesem Zeitpunkt stehe sie als pars pro toto für die Idealbiographie schlechthin – gemeinsam mit weiteren Formulierungen wie etwa den Zuwendungen für die Bedürftigen. In dieser Form sei sie retrospektiv und stark „adressatenbezogen“ („fortement adressive“) und keineswegs dafür bestimmt, ein Bild des Verstorbenen zu schaffen, das mit der ethisch-sozialen Norm einhergeht, sondern die Idealbiographie solle dazu dienen, als ein jmAx die „Maat zu tun“, und somit an der Kultgemeinschaft teilzuhaben. Daher sei für die Idealbiographie auch der Terminus „Totenkultbiographie“ („autobiographie du culte funéraire“) die passendere Bezeichnung (Stauder-Porchet, op.cit, 313). Die Formel des Passing from life to death würde dann im Folgenden formal wie grammatikalisch auf den gesamten Text übertragen. Im Gegensatz dazu sei die Ereignisbiographie ganz auf das Verhältnis zum König ausgerichtet, wonach man auch von „autobiographie de la relationnalité royale“ („königsbezogenen Autobiographie“) oder auch „autobiographie configurante“ („konfigurierender Autobiographie“) im Sinne von zwei Akteuren, die zueinander gestaltend in Bezug gebracht werden, sprechen kann (Stauder-Porchet, op.cit, 314). Innerhalb der 6. Dynastie könnten poetische
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Elemente zu jeder Zeit auftreten (Stauder-Porchet, op. cit., 275ff.). Gleichzeitig nimmt innerhalb der 6. Dynastie das Maß an Narrativität zu. Zum Ende des Alten Reichs und dann endgültig mit der Ersten Zwischenzeit würden sich dann beide Biographietypen vermischen. Einigkeit besteht in allen neueren Untersuchungen darüber, daß die Autobiographien des Alten Reichs etwa ab der Hälfte der 5. Dynastie (ab Djedkare Asosi) in zwei unterschiedlichen Typen auftreten, die zum Ende des Alten Reichs zusammenfallen und in der folgenden Ersten Zwischenzeit verschmelzen. Und es bleibt festzuhalten, daß die in den Titeln möglicherweise rekonstruierbaren Biographien nicht die explizite Beschreibung des eigenen Lebens bzw. der ausgewählten Schwerpunkte ersetzen können, wie sie im Folgenden vorgestellt werden sollen. Auch die Verwendung verschiedener „narrativer Elemente“ begegnet ebenso in juristischen wie administrativen Inschriften und sind Teil der allgemeinen Ausweitung des „Systems Schrift“ auf alle Bereiche des Lebens (vgl. auch Schweitzer, Schrift und Sprache sowie Edel, § 710). Auch im religiösen Bereich haben die Texte mehr Raum bekommen, wobei (abgesehen von den prominenten Pyramidentexten) auch die Beischriften in den Tempeln (und wohl auch den Palästen) quantitativ zugenommen haben dürften, auch wenn über deren Beschaffenheit aufgrund der (sofern überhaupt noch vorhandenen) Grundrißmauern nur spekuliert werden kann. Insgesamt kann zwischen einer (auch chronologisch) weit gefaßten Definition von Autobiographie (im Sinne von Baines und Baud – oder wie Baud, Birth of Biography, 96 formuliert „embryonic biography“) sowie einer eng gefaßten Definition (im Sinne von Schott, Assmann, Kloth und auch Stauder-Porchet) gesprochen werden. Zuletzt bleibt zu erwähnen, daß Autobiographien immer eng mit der politischen und administrativen Elite des Landes verbunden sind, so daß Selbstpräsentationen von Frauen nur selten vorkommen. Generell ist in der Ägyptologie in den letzten beiden Dekaden eine verstärkte Auseinandersetzung mit den biographischen Texten zu beobachten. Auf Gesamtdarstellungen zur Geschichte der Autobiographie des Alten Ägyptens (bes. Gnirs, Autobiographie) folgten Untersuchungen zu einzelnen Epochen:
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Die Autobiographien des Alten Reichs
Altes Reich: Kloth, (Auto-)biographische Inschriften; Stauder-Porchet, Les autobiographies de l’Ancien Empire; Mittleres Reich: Landgráfová, Biographical texts on Middle Kingdom stelae und zur Zweite Zwischenzeit: Kubisch, Lebensbilder der 2. Zwischenzeit. Insbesondere in der französischen Ägyptologie wurden zudem neue Klassifizierungen der Autobiographien des Alten Reichs vorgeschlagen, die nicht unwesentlich auf den Neudatierungen einzelner Gräber und Inschriften basieren und daher teilweise umstritten sind. Weitere Impulse für die Forschung gehen darüber hinaus von Funden neuer autobiographischer Inschriften aus. So wurden aus der Zeit des Alten Reichs in Abusir und Saqqara mehrere bislang unbekannte Mastabas mit Autobiographien entdeckt, wenn auch die meisten von ihnen nur fragmentarisch erhalten sind (s. beispielsweise Bárta, Abusir South I, 159ff.; Kuraszkiewicz, An Old Kingdom Autobiography, 147-150; Vlcková, Abusir South, 169-171). Aber auch Entdeckungen, wie 1997 die der Mastaba des Mr(j)=f-nb=f in Saqqara mit einer vollständigen Idealbiographie, sind noch möglich (Myśliwiec, The tomb of Merefnebef, dazu: Willems, Philological Remarks). In seltenen Fällen können sogar in Museen noch außergewöhnliche Funde gemacht werden (vgl. Marcolin, Jny, a much-traveled official of the Sixth Dynasty sowie schließlich zusammenfassend Marcolin/Espinel, Biographic inscription of Iny).
Grundlegende Literatur ─ Jan Assmann, Schrift, Tod und Identität. Das Grab als Vorschule der Literatur im Alten Ägypten, in: Aleida Assmann/Jan Assmann/Christof Hardmeier (Hgg.), Schrift und Gedächtnis. Beiträge zur Archäologie der literarischen Kommunikation, München 1983, 64-93 (Nachdruck in: Jan Assmann, Stein und Zeit. Mensch und Gesellschaft im Alten Ägypten, München 1991, 169-199. ─ Michel Baud, Le format de l’histoire. Annales royales et biographies de particuliers dans l’Égypte du IIIe millénaire, in: Nicolas Grimal/Michel Baud (Hgg.), Événement, récit, histoire officielle, Paris 2003, 271-302. ─ Elmar Edel, Untersuchungen zur Phraseologie der ägyptischen Inschriften des Alten Reichs, in: MDAIK 13, 1944, 1-90. ─ Andrea M. Gnirs, Die ägyptische Autobiographie, in: Antonio Loprieno (Hg.), Ancient Egyptian Literature. History and Forms, PÄ 10, Leiden/Boston/Köln 1996, 191-241. ─ Wolfgang Helck, Zur Frage der Entstehung der ägyptischen Literatur, in: WZKM 63/64, 1972, 6-26.
Einführung und Forschungsgeschichte
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─ Nicole Kloth, Die (Auto-)biographischen Inschriften des ägyptischen Alten Reichs. Untersuchungen zu Phraseologie und Entwicklung, BSAK 8, Hamburg 2002. ─ Erika Schott, Die Biographie des Ka-em-tenenet, in: Jan Assmann/Erika Feucht/Reinhard Grieshammer (Hgg.), Fragen an die altägyptische Literatur. Studien zum Gedenken an Eberhard Otto, Bd. I, Wiesbaden 1977, 443-461c. ─ Julie Stauder-Porchet, Les autobiographies de l’Ancien Empire égyptien: Étude sur la naissance dʼun genre, OLA 255, Leuven/Paris/Bristol 2017.
2.1.1 Die formale Dimension: Anbringung und Adressaten Zur Zeit des Alten Reichs ist die Autobiographie so gut wie ausschließlich an das Grab gebunden (für Ausnahmen s. beispielsweise Text 6). Das Grab des Alten Reichs in Form einer Mastaba bzw. eines Felsgrabes nahm nicht nur den Verstorbenen auf, sondern war gleichzeitig sein „Haus für die Ewigkeit“ mit einer Hauptkultstelle. An der Scheintür, der „Schnittstelle“ zwischen Jenseits und Diesseits, legten die Totenpriester und Verwandten ihre Opfer für den Verstorbenen nieder. Das Grab war je nach Vermögensverhältnissen und Anzahl der zur Verfügung stehenden Räume (für eine Ausnahme, siehe die Inschrift des @zj im Kapitel 2.3.3 zu den ‚Laufbahnbiographien‘) dekoriert mit Darstellungen sowie begleitenden Texten des Verstorbenen und seiner Familie, Opferformeln, Drohungen gegen Grabschänder, Forderungen an die Vorübergehenden, Widmungsinschriften, Szenen des täglichen Lebens, Texte über die Bezahlung des Grabes sowie Auszügen aus Akten oder Urkunden, beispielsweise über die Einsetzung von Totenpriestern (zur wahrscheinlich religiös-konnotativen Bedeutung der Grabdekoration vgl. Kap. 1.2). Seit der 4. Dynastie finden sich biographische Texte als Teil der Grabdekoration des Alten Reichs. Ihr Anbringungsort verdeutlicht dabei ihre große Bedeutung für den Verstorbenen: So nehmen sie grundsätzlich einen gut sichtbaren Platz, vorzugsweise im Eingangsbereich des Grabes, ein. Hier war die Wahrscheinlichkeit am größten, daß der Text die Aufmerksamkeit eines Vorbeigehenden auf sich zog. Nicht auszuschließen ist darüber hinaus, daß die im Grab angebrachten Autobiographien während des Begräbnisses, evtl. durch einen nahen Verwandten, vorgelesen wurden (vgl. hierzu Dorman, The Biographical Inscription of Ptahshepses, 104-105 sowie Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, 253). Konkret erstrecken sich die Biographien vorzugsweise auf die Grabfront des Grabes, das heißt im Einzelnen auf die Fassade, den Architrav und
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Die Autobiographien des Alten Reichs
die Scheintür sowie auf die Türlaibung des Eingangs. Besonders in den Residenznekropolen von Giza, Saqqara und Abusir wurden die Fassade während der 5. Dynastie in dieser Hinsicht bevorzugt. Während mit der 6. Dynastie der Anbringungsort der biographischen Inschriften variantenreicher wird, so daß sich die Texte, abgesehen von der Fassade, auch häufig auf der Scheintür im Grabinneren finden. Da an dieser Stelle im Grab regelmäßig die Opfer niedergelegt wurden, waren die Biographien hier an wichtiger Stelle plaziert; oder wie I. Hafemann (Textsorten und Textfunktion, 143-164) es formuliert, gehören die „Textsequenzen der Scheintür und der biographischen Inschrift (...) so eng zusammen, daß sie auch als zwei Texttypen bzw. Textformen eines komplexen Textes angesehen werden sollten; ihre strukturell-visuelle Verflechtung muß ernst genommen werden, denn ihre gemeinsame funktional-thematische Rolle besteht in der expliziten Darstellung der Karriere und Ämternennung des Verstorbenen“ (s. Text 10: PtH-Spss). Die Wahl des Anbringungsortes war aber oftmals auch von pragmatischen Erwägungen und architektonischen Umständen beeinflusst. So besitzen die Gräber auf den Provinzfriedhöfen (bes. die zahlreichen Felsgräber) oftmals keine dekorierte Fassade, so daß hier die Autobiographien in das Grabinnere „ausweichen“ mußten. Die biographischen Texte lassen somit allein durch ihren Anbringungsort eine deutliche Orientierung nach außen auf die Besucher des Grabes erkennen. Dieser Aspekt wird durch den Umstand verstärkt, daß die Inschriften in der Ausrichtung ihrer Schriftrichtung fast ausnahmslos zum Grabeingang hin orientiert sind.
Ausrichtung biographischer Inschriften in Gräbern des Alten Reichs Ähnlich wie bei der geläufigen Darstellung des stehenden Grabherrn mit erhobenem Arm als Gestus des Empfangens der eintretenden Grabbesucher (vgl. hierzu Kap. 1.2 sowie Harpur, Decoration, 53) wird die Biographie dem potentiellen Besucher erwartend präsentiert. In ihr berichtet der Grabherr den
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Besuchern von seinem Verhalten zu Lebzeiten, seiner Wertschätzung beim König oder herausragenden Ereignissen, die in der Titulatur und in der bildlichen Dekoration des Grabes nicht zum Ausdruck gebracht werden konnten. Dabei stellt sich zwangsläufig die Frage, welche Besucher in der Nekropole überhaupt zu erwarten waren. Die Antwort findet sich nicht in den Biographien, sondern vielmehr in den Anreden an die Besucher (Literatur: vgl. hierzu Lichtheim, Maat sowie speziell für das Alte Reich: Czerwik, The magical or legal punishment for violators), in denen diese gebeten werden, verschiedene Wünsche des Toten zu erfüllen, und den Geizigen oder Gebetsunwilligen mit massiven Strafen gedroht wird (etwa das „Genick-Umdrehen wie das einer Gans“, das Gerichthalten beim Großen Gott oder die Austilgung der Familie) sowie in den (mit der späten 5. Dynastie einsetzenden) „Anrufen an die Lebenden“, bei denen zwar Belohnungen in Aussicht gestellt werden, aber keine Strafen. Hier werden namentlich bestimmte Berufsgruppen angesprochen wie Vorlesepriester, Reinigungspriester und andere Priester, Nekropolenarbeiter, Schreiber sowie auch generell „alle Lebenden auf der Erde, die an diesem Grab vorübergehen werden“. Zu letzteren gehörten wohl auch „potentielle andere Grabherren, die sich Anregungen für ihre eigene Grabanlage holten, Künstler und Schaulustige“ (Assmann, Sepulkrale Selbstthematisierung, 213). Ebenso geht aus diesen Texten, teilweise in auffällig deutlicher Form, der direkte Zusammenhang zwischen Biographie und Opfergabe hervor: Ein Grabherr, der in seiner Lebensbeschreibung von herausragenden Ämtern beim König, von exzeptionellen Leistungen oder einer tadellosen, mit der Maat im Einklang stehenden Lebensführung, berichten konnte, durfte hoffen, daß der beeindruckte Leser dem Grabherrn eine Opfergabe spendete oder zumindest ein Opfergebet sprach (s. Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, 252-253). Der Verstorbene konnte auf diese Weise erwarten, neben den speziell für sein Grab eingesetzten Totenpriestern auch andere Besucher der Nekropole für die Aufrechterhaltung seines Totenkultes zu gewinnen. Der Zusammenhang zwischen Opfer und biographischen Inschriften ist im Fall der Idealbiographien besonders eng (s. u.). Neben diesem eher materiellen Aspekt wollte der Verstorbene mittels seiner Biographie auch an das Gedächtnis der Nachwelt appellieren, damit
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sein Name nicht in Vergessenheit gerate. Namenlosigkeit hätte Vergänglichkeit und damit den endgültigen Tod bedeutet. Folgerichtig heißt es noch in einer Biographie der Spätzeit: „Ein Mann lebt, wenn sein Name genannt wird“ (Otto, Biographische Inschriften, 62). Das Lesen der autobiographischen Inschrift und der damit verbundene Wunsch nach Fortdauer des eigenen Namens implizieren gleichzeitig realweltliche Adressaten. Es wurde jedoch auch darauf hingewiesen, daß die Autobiographien – zumindest die Idealbiographien – eine auf das Jenseits ausgerichtete magisch-religiöse Dimension aufweisen (bes. Coulon, Véracité et rhétorique, 121). Wie der Verstorbene zur Zeit des Neuen Reichs zu seiner Rechtfertigung vor dem Totengericht auf Totenbuch-Spruch 125, das sog. Negative Sündenbekenntnis, zurückgreifen konnte, diente die Idealbiographie wohl ebenso vor dem (im Alten Reich noch fallweise einberufenen) Göttergericht als Hilfe, wenn sich der Tote im Streitfall zu verteidigen hatte. Nur so lassen sich auch die idealbiographischen Phrasen in der Grabkammer im Grab des KA(j)-xr-PtH erklären (vgl. Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, 36, Dok. 78): Hier hatten die Lebenden keinen Zutritt; also muß sich der Text an eine jenseitige Leserschaft wenden. 2.1.2 Die inhaltliche Dimension: Themen und Typologie Die Trennung in zwei grundsätzlich verschiedene, aber sich ergänzende „Basistypen“ von Autobiographien des Alten Reichs wurde bereits früh in der ägyptologischen Forschung vorgenommen: die Unterscheidung zwischen „Idealbiographie“ (auch als „Reflexionsbiographie“ oder „ethische Biographie“ bezeichnet) und „Ereignisbiographie“ (früher meist „Laufbahnbiographie“ genannt) (s. Kap. 1.1). Diese Zweiteilung läßt sich bereits in den altägyptischen Quellen selbst in der Form ablesen, daß beide Texttypen in einigen Fällen an unterschiedlichen Stellen im Grab angebracht oder durch eine Linie getrennt wurden (Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, 227). Die Idealbiographie (oder ethische Biographie) findet erst zum Ende der 5. Dynastie ihre eigenständige Form (s. Kap. 2.2.2), doch lassen sich typische idealbiographische Phrasen (s. Kap. 2.2.1) bis in die Mitte der 4. Dynastie zurückverfolgen. Im Zentrum des idealbiographischen Diskurses stehen das Tun (jr(j)) und das Sprechen (Dd) der Maat (mAa.t); in zahlreichen Beispielen wird die Maat-gerechte Lebensführung des (Auto-)biographen in Bezug auf die Familie und Fremden dem Leser vor Augen geführt. Das voll-
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kommene Leben besteht demnach in der Einordnung unter das Prinzip der Maat, also der Gerechtigkeit und Wahrheit. Herausragende und außergewöhnliche Ereignisse werden hingegen in der „Ereignisbiographie“ (auch „Laufbahnbiographie“ oder „Handlungsbiographie“ genannt) thematisiert, wobei sich verschiedene Themen differenzieren lassen: 1. Singuläre Ereignisse, 2. Ereignisbiographien über königliche Gunsterweise, 3. Laufbahnberichte und 4. Erfüllung von Aufträgen wie Expeditionen und Kriegszüge. Ziel des Autobiographen ist hier nicht die Einordnung, sondern die Hervorhebung der eigenen Person und der eigenen Leistungen gegenüber den Vorfahren und Mitmenschen. Während der 5. Dynastie ist dieses Streben noch eng an den König und dessen Anerkennung gebunden, doch mit der 6. Dynastie tritt der König in den Biographien allmählich als Bezugspunkt der Beamten in den Hintergrund. Ebenso setzt sich mit der 6. Dynastie der Gebrauch der 1. Pers. Sing. (statt der 3. Pers.) durch. Gleichzeitig dokumentieren die Texte ein zunehmendes Selbstbewußtsein der Biographen aufgrund der eigenen Leistungen und deren Dokumentationswürdigkeit für die Nachwelt, so daß sich die Texte teilweise zu umfangreichen Lebensbeschreibungen ausweiten, etwa über Handels- und Kriegszüge oder über wichtige Bauprojekte. Diese Tendenz setzt zuerst in den Nekropolengräbern der Provinz ein und ist dort vor allem während der Ersten Zwischenzeit aufs Deutlichste ausgeprägt.
2.2 Die Idealbiographien Bis etwa zum Ende der 4. Dynastie dokumentieren die Inschriften in den Gräbern – neben den reinen Namensinschriften und Titeln – „Rechtsansprüche und Forderungen des Toten“ (s. Schenkel, Schrift, 60). Am häufigsten handelt es sich um Inschriften, die bezeugen sollen, daß der Verstorbene sein Grab aus rechtmäßigen Mitteln erbaut habe, daß er dabei nicht das Grab eines anderen beschädigt bzw. zerstört habe und daß die Handwerker „zufriedengestellt“ worden seien (vgl. Kap. 2.2.1). „Zufriedenstellen“ (s:Htp) ist in diesen Fällen als juristischer Ausdruck im Sinne von „(be)zahlen“ zu verstehen (für Literatur zu diesem Terminus cf. Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, 196, Anm. 783). Helck spricht in diesem Zusammenhang von einer Art „eides-
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stattlichen Erklärung“ des Grabherrn (Helck, Entstehung der ägyptischen Literatur, 15, ähnlich auch Coulon, Véracité et rhétorique, 125ff.). Auch andere Termini wie wDa-mdw „richten/Urteil fällen“ aus den Grabinschriften zeugen vom juristischen Charakter dieser Inschriften, die allesamt dem Erhalt und Schutz des Grabes dienen sollen. Ab der Mitte der 4. Dynastie ist schließlich zu beobachten, daß die Inschriften um Phrasen ergänzt werden, wie sie später für die Idealbiographien typisch werden und in denen der Verstorbene beteuert, auf der Erde stets Gerechtigkeit ausgeübt und die Wahrheit gesagt zu haben. Sie untermauern moralisch die Ansprüche des Toten auf den Erhalt seines Grabes und dazugehörigen Totenkult und verleihen ihm so ein größeres Gewicht. In dieser Funktion erscheinen idealbiographische Phrasen in den Grabschutzinschriften bis hin zum Ende des Alten Reichs. Da diese Grabschutzinschriften einen juristischen Charakter besitzen, läßt sich die Entstehung der Idealbiographie, und somit auch der altägyptischen Biographie allgemein, aus den juristischen Texten zu Beginn des Alten Reichs nachweisen – den „juristischen Akten“, wie Helck formulierte (Helck, Entstehung der ägyptischen Literatur, 19). Diese „Akten“ galten jedoch originär nicht dem Grabbesitzer, sondern dem Bau und Erhalt des Grabes. Dies bedeutet, daß die Autobiographie „ursprünglich nicht der Fortdauer der Person, sondern vielmehr der Fortdauer des Grabes“ diente (Schott, Biographie des Ka-em-tenenet, 455). Zum Ende der 5. Dynastie entwickelt sich schließlich aus diesen Phrasen ein selbständiger idealbiographischer Diskurs (s. Kap. 2.2.2). Die ersten Belege dieser Art treten in Giza zu Tage, doch die meisten stammen vom Anfang der 6. Dynastie in Saqqara (vgl. auch Stauder-Porchet, Les autobiographies de l’Ancien Empire, 110-113). Obwohl in der 1. Pers. Sing. verfaßt, sind sie in ihren Aussagen wenig individuell und in ihrer Phraseologie meist sehr traditionell. In standardisierten Phrasen berichten die Autobiographen zurückblickend auf ihr Leben von „erfolgreicher Konfliktbereinigung und Aufhebung von Liminalität und Desintegration“. Inwieweit diese „Fürsorgephrasen“ jedoch ein allgemeines Beamtenideal zum Vorbild haben oder einen realweltlichen Hintergrund (im Sinne einer „Berufspflicht“) besitzen, ist umstritten (vgl. Franke, Arme und Geringe, 112-113). In ihrer neuesten Arbeit nimmt Stauder-Porchet den Standpunkt ein, daß die Texte zur Konstruktion des Grabes eine vollkommen eigene Gattung darstellen würden, die weder zur
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Idealbiographie noch zur Ereignisbiographie gehörten (Stauder-Porchet, Les autobiographies de l’Ancien Empire, 284). Da diese Biographien auf jeden Fall nichts über die individuellen Begebenheiten im Leben des Verstorbenen verraten, werden sie als „Idealbiographie“ bezeichnet, „weil das darin entworfene Bild des einzelnen vollkommen an der überindividuellen Norm der Maat orientiert ist. In der Identitätspräsentation der ‚Idealbiographie’ erscheint der einzelne nicht als Individuum, sondern als vollkommener Baustein in jenem Ordnungsgefüge, das mit dem Begriff Maat gemeint ist“ (Assmann, Schrift, Tod und Identität, 182). Dennoch hat der Terminus „Idealbiographie“ Kritik hervorgerufen, da er einen Gegensatz von „ideal“ und „real“ suggeriert, wie er nicht im altägyptischen Selbstverständnis lag. Lichtheim (Ancient Egyptian Autobiographies, 7) schlug deshalb die Bezeichnung „moral self-presentation“, „morale profile“ oder „self-laudation“ vor. Alternativ wurde etwa von Gnirs (Autobiographie, 204) der Begriff „Reflexionsbiographie“ oder von Kloth, ((Auto-) biographische Inschriften, 202) die „ethische Biographie“ vorgeschlagen, dennoch bleibt in der Ägyptologie die „Idealbiographie“ als etablierter Terminus technicus bislang weiterhin im Gebrauch. Wie bereits erwähnt, weisen die Idealbiographien sowohl einen realweltlichen wie einen jenseitigen Bezug auf: An die diesseitige Leserschaft wird zum einen appelliert, das Grab vor Zerstörung zu schützen, und zum anderen werden die Vorbeigehenden zu Opfergaben und Opfergebeten aufgefordert; in der jenseitigen Welt verspricht die Idealbiographie zudem Rechtfertigung vor dem Göttergericht. Alle Aspekte treffen auch auf die Ereignisbiographien zu, doch ist die Verbindung zwischen Idealbiographie bzw. idealbiographischen Phrasen und Opfer(gebet) hier besonders eng. Aus diesem Grund folgen Idealbiographie und idealbiographische Phrasen oft direkt auf eine bzw. mehrere Opferformeln oder befinden sich im Grab häufig neben der Opferliste oder der Scheintür, also der Opferstelle des Grabes (s. die Belege bei Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, 237). Grammatikalisch typisch für Idealbiographien ist die Verwendung des sDm.n=f, da es die „Vollendung gewohnheitsmäßiger Handlungen in der Vergangenheit“ zum Ausdruck bringt (Negation: n zp sDm=f) sowie Nominalkonstruktionen jnk + Partizip, während Formen wie sDm=f, sDm.jn=f, sDm.k(j)
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oder jw sDm-n=f in der Idealbiographie „unangebracht“ sind, da sie zur Wiedergabe historischer, d. h. einmaliger Ereignisse verwendet werden (vgl. Edel, AÄG, § 535). Worauf Stauder-Porchet hinweist, ist die ausgewogene und rhythmisierte Struktur der Idealbiographie, die damit eine starke poetische Struktur aufweist wie zum Beispiel durch die Verwendung von nfr, Dd, Htp oder mr(j) (Les autobiographies de l’Ancien Empire, 117f.). 2.2.1 Frühe Inschriften mit idealbiographischen Phrasen Text 1: @tp-Hr-Axt(j) (Saqqara) Literatur: Mariette, Mastabas, 342, D 60; Urk. I, 49.17-51.3; Herta T. Mohr, The Mastaba of Hetep-her-Akhti, Mededeelingen en Verhandelingen Nr. 5, Leiden 1943, 34-35; Antonie E.J. Holwerda/Pieter A.A. Boeser/Jan H. Holwerda, Beschreibung der Aegyptischen Sammlung des Niederländischen Reichsmuseums der Altertümer in Leiden I, Den Haag 1908, 34-35 (Zeichnung, Übersetzung), pls. V-VII (Photo); Marco E. Chioffi/Giuliana Rigamonti, Hesi, Hetepherakhet, Metjen, Bd. 1, Imola (Bo) 2015 (Standardhieroglyphen) – Übersetzung auch: Lichtheim, AEL I, 16-17; Lichtheim, Autobiographies, 10-11; Lichtheim, Maat, 10-11; Strudwick, Texts, 272-273, Nr. 201. Digitalisiert: Holwerda/Boeser/Holwerda, Beschreibung der Aegyptischen Sammlung des Niederländischen Reichsmuseums der Altertümer in Leiden I: Die Denkmäler des AR http://www.mom.fr/digimom/Notice.php?id=1232&limit=0 (Zugriff am 1.3.2018). Datierung: @tp-Hr-Axt(j) war Priester am Sonnenheiligtum des Niuserre und ist somit in dessen Regierungszeit bzw. bald danach zu datieren. Herkunft: Das Grab des @tp-Hr-Axt(j) (Mastaba D 60) liegt in Saqqara westlich der Stufenpyramide. Die Inschrift nahm die Fassade links (südlich) und rechts (nördlich) des Grabeingangs ein, jeweils flankiert von einer Darstellung des stehenden Grabherrn mit Stab und seines ältesten Sohnes. Heute befinden sich die Inschriften – zusammen mit der gesamten Mastaba – im Reichsmuseum Leiden (Inv.-Nr. F 1904/3.1).
Die beiden Inschriften des ¡tp-Hr-Ax.t(j) umschließen rechts und links den Eingang der Grabfassade und werden an ihrer äußeren Seite jeweils von einer Darstellung des stehenden Grabherrn mit seinem ältesten Sohn begrenzt. Beide Texte weisen dieselbe Gliederung auf: a) Titel, Name und einleitendes Dd=f, b) Beteuerung über die rechtmäßige Errichtung des Grabes in der 1. Pers. Sing., c) mit jr rmT nb eingeleitete Rede an die Handwerker, die das Grab erbaut haben bzw. an diejenigen, die in das Grab eintreten werden, und d) idealbiographische Phrasen am Ende.
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Im Zentrum der Inschrift steht nicht das Leben des Grabherrn, sondern die Errichtung und Unversehrtheit des Grabes: Im linken Text versichert ¡tpHr-Ax.t(j), daß das Grab aus eigenen Mitteln errichtet wurde, ohne dafür die Gräber anderer Leute zu beschädigen. Das folgende jr(j)=sn n(=j) (j)x.t kann sich nicht auf die Kulthandlungen am fertigen Grab beziehen, sondern auf die Errichtung des Grabes selbst, wie die anschließend aufgezählte Entlohnung aus Brot, Bier, Kleidung, Öl, Gerste und Emmer zeigt. In der rechten Inschrift beteuert ¡tp-Hr-Ax.t(j) darüber hinaus, daß auch der Platz seines Grabes rechtens sei und keine anderen Menschen benachteilige: „Ich machte dieses (mein) Grab auf der westlichen Seite an einem reinen Ort, an dem noch kein (anderes) Grab für irgendeinen Menschen war, damit das Eigentum von einem, der zu seinem Ka gegangen ist, beschützt war“. Die folgenden Drohungen gegen unreine Grabbesucher und sonstige Grabschänder sind seit der 4. bzw. 5. Dynastie des öfteren belegt. Bemerkenswert ist, daß die Stiftung eines Sarkophages durch den König für ¡tp-HrAx.t(j) nur am Ende der Inschrift mit einem Satz erwähnt wird. Daß die Ausführung der Hieroglyphen von besonders feiner Qualität ist, deutet auf eine Beteiligung durch königliche Handwerker hin.
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Text 1: Inschrift des ¡tp-Hr-Ax.t(j) (links des Eingangs) (Rijksmuseum van Oudheden Leiden, F 1904/3.1)
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Text 1: Inschrift des ¡tp-Hr-Ax.t(j) (links des Eingangs) (nach: Holwerda/Boeser/Holwerda, op. cit., 34)
(1) (j)x.t wird zu (j)S.t, wenn ein Suffix angehängt wird (vgl. Edel, AÄG, § 264). (2) „n“ stellt wohl eine Verschreibung aus der hieratischen Vorlage für „z“ (Türriegel, Gardiner-Zeichenliste O35) dar – zur Frage der Vorlage, s. Kap. 1.2 Sitz im Leben. (3) Mit „nw“ ist „dieses (Grab)“ gemeint. (4) Haplographie des „r“: m wsr(=j) r rmT.w nb(.w). (5) Mit jnk jmAx.w xr nsw beginnt ein neue (resümierende) Feststellung; daher muß die vorhergehende Aussage noch angeschlossen werden.
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Text 1: Inschrift des ¡tp-Hr-Ax.t(j) (rechts des Eingangs) (Rijksmuseum van Oudheden Leiden, F 1904/3.1)
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Text 1: Inschriften des ¡tp-Hr-Ax.t(j) (rechts des Eingangs) (nach: Holwerda/Boeser/Holwerda, op. cit., 35)
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(1) Lies rmn jmn.t(j) „westliche Seite“. (2) Beachtenswert ist die sitzende Figur mit einer Art nach vorne über das Gesicht hängenden Feder. (3) Zur Lesung dieser Aussage vgl. auch die Parallelen bei Edel, Phraseologie, § 6 und 8. (4) Ergänze ein „n“ in Hna=s.
Weitere vergleichbare Texte Mr(j)-#wfw Literatur: Ahmed Fakhry, Sept Tombeaux à l’Est de la Grande Pyramide de Guizeh, Kairo 1935, 21, fig. 12 (Zeichnung, Übersetzung), pl. VI (Photo); Strudwick, Texts, 254-255, Nr. 184 (Übersetzung). Datierung: Die Inschrift datiert in die 4. Dynastie, etwa in die Zeit von Cheops bis Mykerinos: Dafür spricht zum einen die Namensbildung des Mr(j)-#wfw mit dem Geburtsnamen des Cheops #w(j)=f-w(j)-$nm(.w) sowie seine eigene Angabe über die Errichtung seines Grabes durch Mykerinos. Aufgrund der Dekoration des Grabes datiert Harpur (Decoration, 267) die Mastaba dagegen in die 5.-6. Dynastie. Eine zeitliche Einordnung nach der Mitte der 5. Dynastie scheidet jedoch aus, da (wie Helck, Beamtentitel, 128 nachgewiesen hat) bis in die Zeit des Niuserre an einer Königspyramide angestellte Priester in ihren Titeln dem Schema Hm-nTr + Königsname folgen; erst nach Niuserre wird der Name der Pyramide hinzugefügt. Herkunft: Das Felsgrab des Mr(j)-#wfw liegt auf dem Ostfriedhof von Giza; die Fassadenwand trägt die Biographie. Kommentar: Im Zentrum des Textes steht nicht der Grabbesitzer, sondern der Erhalt des Grabes. Im Verlauf des Alten Reichs werden diese Phrasen erweitert und stehen häufig in enger Verbindung zu den Idealbiographien. ZfT-wA Literatur: Christiane Ziegler, Catalogue des stèles, peintures et reliefs égyptiens de l’Ancien Empire et de la Première Période Intermédiaire, Paris 1990, 213 (Photo, Übersetzung); Strudwick, Texts, 258-259, Nr. 190 (Übersetzung). Datierung: Aufgrund des Stils ordnet Ziegler, op. cit., 37 die Inschrift an das Ende der 4. Dynastie bis zur 5. Dynastie ein. Herkunft: Die Scheintür des ZfT-wA mit der (auto-)biographischen Inschrift stammt von der Außenfassade seines Grabes, dessen Lage nicht bekannt ist (Giza?). Sie befindet sich heute
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im Ägyptischen Museum Berlin (Inv.-Nr. 15126), während der zugehörige Architrav im Pariser Louvre (Inv.-Nr. E 31859) aufbewahrt wird. Kommentar: Obwohl der Text des ZfT-wA auf zwei Pfosten seiner Scheintür verteilt ist, handelt es sich doch um eine durchgehende, von rechts nach links zu lesende Inschrift. Dafür spricht die einmalige Erwähnung des Namens + Dd=f sowie die Verteilung der Phrasen. Insgesamt zeigt die Inschrift des ZfT-wA deutlich, daß die Errichtung, und besonders der Erhalt des Grabes, in engem Zusammenhang zur Lebensführung des Grabherrn stehen, indem an die Besucher appelliert wird, das Grab eines Menschen von Maat-gemäßer Lebensführung nicht zu vernachlässigen oder sogar zu zerstören.
2.2.2 Selbständige Idealbiographien Text 2: Wr-xw(j)-w(j) (Giza) Literatur: Lepsius, Denkmäler II, 43c/d; Urk. I, 46.8-47.5; Selim Hassan, Excavations at Gîza V, Kairo 1944, 241, figs. 101a-b; Hoffmann, Zur sozialen Bedeutung zweier Begriffe für „Diener“, 72-74 (Übersetzung, Kommentar) – Übersetzung auch: Lichtheim, Maat, 9; Strudwick, Texts, 293-294, No. 219. Datierung: Wr-xw(j)-w(j) war Priester an der Pyramide des Neferirkare. Wahrscheinlich ist er in den Abusir-Papyri erwähnt und demnach an das Ende der 5. Dynastie in die Zeit des Asosi bis Unas zu datieren (Posener-Kriéger, Archives, 4, g; 47, A). Herkunft: Die Inschrift des Wr-xw(j)-w(j) stammt aus seinem Felsgrab (LG 95) in Giza. Der Text ist in Form von zwei identischen Inschriften an der rechten (nördlichen) und linken (südlichen) Seitenwand des Eingangshofes angebracht. (Auf der rechten Seite fehlt jedoch in der zweiten Kolumne das Suffixpronomen =Tn.)
Der Text des Wr-xw(j)-w(j), der eine Reihe von Amtstiteln im Bereich der Schreiber trug, gehört zu den ersten selbständigen Idealbiographien des Alten Reichs. Obwohl er auch eine kurze Anrede an die Nachfahren mit einer folgenden Drohung einschließt, dominieren die Aussagen, in denen der Grabherr in allgemeinen und formelhaften Redewendungen versichert, sein Leben entsprechend der Maat geführt zu haben. Die Inschrift folgt dabei einer klaren Gliederung: Im ersten Teil wird in vier kurzen, mit sDm.n=f eingeleiteten Sätzen der Übergang ins Grab geschildert, im zweiten Teil wendet sich der Grabherr an künftige Grabbesucher, im dritten Teil folgen zwei negativ formulierte idealbiographische Phrasen und im letzten Abschnitt ein langer Nominalsatz, in welchem sich jeweils die Prädikate dem Subjekt jnk unterord-
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nen. Die Phrase jr(j).n(=j) mAa.t (jm) ist an dieser Stelle das erste Mal belegt, wobei sie später quasi als Synonym oder auch als pars pro toto für die gesamte Textgattung steht. Auf die Biographie des Wr-xw(j)-w(j) folgen die ausführliche Titulatur des Grabherrn sowie die Opferformel. Die ersten beiden einleitenden Phrasen „Ich bin aus meiner Stadt (hinaus)gegangen, und ich bin aus meinem Gau herabgestiegen“ sind Teil eines Topos, für den Goedicke (Passing) die Bezeichnung „Passing from life to death“ geprägt hat. Ob hier jedoch tatsächlich der Übergang vom Reich der Lebenden ins Jenseits gemeint ist, ist umstritten. Kontrovers ist zum einen die adäquate Übersetzung von spA.t sowie der Verben jw(j)/pr(j) und pr(j)/hA(j) in diesem Kontext. Goedicke übersetzt spA.t in pr(j).n(=j) m n(jw).t(=j) hA(j).n(=j) m spA.t(=j) als Nekropole: „I came forth from the Residence and I went down into the cemetery“, doch ist dieser Gebrauch für das Alte Reich nicht nachweisbar. Müller-Wollermann hat außerdem darauf hingewiesen, daß spA.t in narrativen Texten des Alten Reichs statt „Gau“ als Verwaltungsbezirk eher allgemein als „Gegend“ oder „Gebiet“ zu verstehen ist (Müller-Wollermann, Gaugrenzen, 6). Dies dürfte wohl auch auf die hier erwähnte „Passing“-Stelle zutreffen. Die Verbindung hA(j).n(=j) m spA.t „ich bin herabgestiegen aus meinem ‚Gau‘“ ist zudem weiter problematisch, da der Fruchtlandbereich des Nils mit seinen Städten und Dörfern gegenüber der Nekropole niedriger liegt, so daß der Terminus „herab-steigen“ (vom Bereich der Lebenden zu den Verstorbenen) wenig passend erscheint (Depuydt, On Contiguity, 27-28). Depuydt versteht den Gau deshalb als Zielort: „When I came from my city and went down to my nome...“, das heißt als „Passing from private life to civil service in the public interest“. Außerdem zeigen weitere Beispiele aus Biographien des Alten Reichs ebenfalls das Thema des „Herabsteigens (hA(j)) aus dem Gau in die Nekropole“, wobei es sich offenbar um einen Euphemismus für Sterben und den Übergang in die Nekropole handelt (Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, 56). Folglich wäre „Ich bin aus meiner Stadt hinausgegangen, und ich bin (hierher in die Nekropole) aus meinem Gau herabgestiegen“ zu übersetzen. James P. Allen hat sich mit dieser Problematik auseinandergesetzt (Some aspects of the non-royal afterlife) und kommt wiederum zu dem Ergebnis, daß die entscheidenden Verben – ähnlich wie bei den Sargtexten – kontrastierend seien, und sich somit gut in den Übergang vom Leben in das
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Jenseits einfügen würden. Anschließend hat J. Stauder-Porchet (Une formule de la biographie éthique) zu der Übersetzung dieser strittigen Phrasen Stellung angenommen, wobei sie – innerhalb der semantischen Untersuchung zur Präposition m – zu dem Schluß kommt, daß m in diesem Zusammenhang als Ablativ (also als „von/aus“ „zu/hin“) zu verstehen sei und spA.t „très peu probable“ als Nekropole. In ihrer Arbeit aus dem Jahr 2017 sieht StauderPorchet zudem die Formulierung des „Passing from life to death“ als repräsentativ für die Textgattung Idealbiographie schlechthin an (Stauder-Porchet, Les autobiographies de l’Ancien Empire, 183). Offen bleiben muß zudem, ob die anschließenden sDm.n=f-Sätze als selbständige Hauptsätze zu verstehen sind („Ich sprach die Wahrheit dort, und ich übte Gerechtigkeit aus“) oder ob sie adverbial an die vorausgehende „PassingPassage“ anzuschließen sind („..., nachdem ich die Wahrheit dort gesprochen hatte und nachdem ich dort die Gerechtigkeit ausgeübt hatte“). Grammatikalisch ist beides möglich (s. hierzu auch Hoffmann, op. cit., 72, Anm. 251). Bemerkenswerterweise schließt sich an die Idealbiographie des Wrxw(j)-w(j) darüber hinaus eine Anrede an die Nachfahren mit der ausdrücklichen Drohung gegen mögliche Grabschändung an. Auch hier ist somit noch die ursprüngliche enge Verbindung zwischen dem Anspruch auf Unversehrtheit des eigenen Grabes und Idealbiographie sichtbar.
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X Y
Text 2: Inschrift des Wr-xw(j)-w(j): beiderseits des Eingangs (nach: Hassan, op. cit., 241, figs. 101 a und b)
(1) Ergänze „dieses (Grab)“ (vgl. Edel, AAG, § 188). (2) Mrt.t ist altägyptisches mjt.t (vgl. Edel, AAG, § 30).
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Text 3: Jdw (Giza) Literatur: Georg A. Reisner, Excavations in Egypt and Ethiopia 1922-25, in: Boston Mus. Bull. 23, 1925, 25-28, fig. S. 27; Urk. I, 204.2-10; William K. Simpson, The Mastabas of Qar and Idu, Giza Mastabas 2, Boston 1976, 20-21, fig. 33, pl. XVII (Photo); Peter Munro, Die Inschriften auf dem Architrav des Jdw. Ein Standard-Text in ungewöhnlicher Gliederung, in: H. Altenmüller/R. Germer (Hgg.), Fs Helck, Miscellanea Aegyptologica, Hamburg 1989, 127-158 – Übersetzung auch: Simpson, op. cit., 20; Munro, op. cit., 138-142; Strudwick, Texts, 277-279, Nr. 206; Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, 262-270 (Synopse). Digitalisiert: http://www.gizapyramids.org/static/pdf%20library/giza_mastabas_2.pdf (ges. 1.3.2018). Datierung: Jdw ist wahrscheinlich in den Abusir Papyri namentlich genannt (PosenerKriéger/De Cenival, Abu Sir Papyri, pl. 68) und demnach in das erste Drittel der 6. Dynastie zu datieren (Pepi I. bis Anfang Pepi II.). Harpur (Decoration, 265) datiert in die Zeit von Merenre bis Pepi II. Kommentar: Die Inschrift des Jdw befindet sich über dem Architrav am Eingang seines Grabes in Giza (G 7102). Einzigartig ist die bustrophedone, also abwechselnd links und rechts ausgerichtete, Schreibrichtung des Textes.
Die Inschrift des Jdw gehört zu einer Gruppe von Autobiographien, die sich besonders zu Beginn der 6. Dynastie in Saqqara großer Wertschätzung erfreuten und die unter der Bezeichnung Saqqara-Gruppe zusammengefaßt werden können (Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, 262-274). Die Inschriften dieser Gruppe stehen sich phraseologisch sehr nahe und dürften auf eine gemeinsame (nicht erhaltene) Textquelle zurückgehen. Die meisten dieser Inschriften stammen nicht nur einfach aus der großen Nekropole von Saqqara, sondern die Gräber liegen in unmittelbarer Nähe zueinander, was offenbar so zu interpretieren ist, daß sich die Grabherren die Ideen für die Dekoration ihres Grabes aus der nächsten „Nachbarschaft“ holten. Bemerkenswert ist zudem, daß die zur Saqqara-Gruppe gehörigen (Auto-)Biographen anfangs, das heißt etwa in der Regierungszeit von Teti bis Pepi I., höchste Ämter innehatten, wie Wesir oder Vorsteher aller königlichen Arbeiten. Zum Ende des Alten Reichs, als sich die Texte der Saqqara-Gruppe bis nach El-Hawawisch ausgeweitet hatten, werden diese vorwiegend von Beamten niederen Ranges für ihre Gräber verwendet. Zum Kern der Saqqara-Gruppe gehören neben der Inschrift des Jdw auch die Autobiographien von Nfr-sSm-PtH (Urk. I, 200.12-201.9; Lloyd/ Spencer/El Khouli, The mastaba of Neferseshemptah, 10-11, Pl. 5), Nfr-sSm-
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Ra (s. weiter unten bei „weitere vergleichbare Texte“) und #nt(j)-kA (Jxxy) (James, The Mastaba of Khentika, pl. VI, Text D). Bei Jdw heißt es: „Ich bin aus (meiner) Stadt hinausgekommen, ich bin aus (meinem) Gau herabgestiegen; ich übte die Gerechtigkeit für ihren Herrn. Ich stellte den Gott zufrieden mit dem, was er liebt. Ich sprach vollkommen und berichtete vollkommen; ich sprach gerecht, und ich handelte gerecht. Ich gab Brot dem Hungernden und Kleidung dem Nackten. Ich respektierte meinen Vater, und ich war freundlich zu meiner Mutter, soweit ich dies vermochte. Niemals sagte ich irgendeine schlechte Sache, Böses oder Krummes (SAb) gegen irgendwelche Menschen, weil ich wünschte, daß man zufrieden und wohlbehalten sei und daß ich geehrt sei bei Gott und den Menschen ewiglich.“ Die häufige Formulierung „soweit ich es vermochte“ stellt eine auf den ersten Blick überraschende Einschränkung der absolut gehaltenen Phraseologie (z.B. „Ich übte die Gerechtigkeit aus“) dar. Doch konnte Shoufu Jin zeigen, daß diese häufige Wendung darauf abzielt, daß in diesem Fall Jdw in seiner Funktion als richtender Beamter nur „im Rahmen und aufgrund seiner administrativen Zuständigkeit handeln konnte“ (Jin, Richten und Schlichten, 305). Höchster Richter war immer der König, der seine richterliche Funktion aus praktischen Gründen an seine Beamten delegieren mußte. In der klassischen Epoche des Alten Ägyptens gab es folgerichtig keine hauptberuflichen Richter.
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Text 3: Inschrift des Jdw (nach: Munro, op. cit., 135)
M
Text 3: Inschrift des Jdw (nach: Urk. I, 204)
(1) Inverse Schreibung, die wie ein Doppelpunkt verwendet wird (vgl. Edel, AÄG, 86f.).
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Text 4: Ppy-anx (¡r(j)-jb) (Meir) Literatur: Aylward M. Blackman, The Rock Tombs of Meir IV, ASE 25, London 1924, 23-26, pls. IV-IV, XXII (Photo), XXIII/2 (Photo); Urk. I, 221.18-224.18; John Baines, The self-presentation of Pepyankh the Middle at Meir: scandal, religious institutions and participation, the next world, in: Rune Nyord/Kim Ryholt (eds), Lotus and laurel: studies on Egyptian language and religion in honour of Paul John Frandsen, Kopenhagen 2015, 19-43 ─ Übersetzung auch: Lichtheim, Autobiographies, 9-10; Strudwick, Texts, 368-271, Nr. 270. Datierung: Ppy-anx trägt ebenfalls den Namen Nfr-kA, der sich an den Thronnamen Pepis II. (Nfr-kA-Ra) anlehnt. Er ist daher in die Zeit von Pepi II. bis zum Ende des Alten Reichs zu datieren. Herkunft: Die autobiographische Inschrift befindet sich in seinem Grab in Meir (D 2), einem der größten Gräber in der ganzen Nekropole. Sie erstreckt sich über die westliche Wand des Vorhofes, rechts (nördlich) und links (südlich) des Eingangs zum Hauptkultraum.
Die Idealbiographie des Wesirs Ppy-anx weist zahlreiche ungewöhnliche Formulierungen auf. So betont er etwa auf der rechten Seite seine besonderen Privilegien beim Tempelkult der Hathor im Rahmen seines Amtes als „Vorsteher der Priester der Hathor“, das heißt dem „Schauen“ (mAA) und dem eigenhändigen Vollzug des Rituals (jr(j).t n=s (j)x.t m a.wj(=j)). Exzeptionell ist auch die Passage über die Inbesitznahme seines Grabplatzes (wp war.t tn „die ‚(Er-)Öffnung’ dieser Nekropole“), deren Schilderung über die übliche Phraseologie zur korrekten Erbauung des eigenen Grabes hinausgeht, wobei Chauvet (Between a tomb and a hard place, 66-70) gezeigt hat, daß war.t hier einen bestimmten „Felsbereich“ („cliff“) der Nekropole meint, den Ppy-anx als Erster in Besitz genommen hat: „Ich veranlaßte, daß man meinen Besitz eines Beamten errichtete im Westen des Kliffs der ‚Herrin der Maat‘, am reinen und vollkommenen Ort, wo man (noch) nichts „gemacht“ (d. h. erbaut) hatte. Niemals zuvor hatten andere Vorfahren dort gehandelt. Ich war es, der dieses Kliff (er)öffnete: Es wird mir dienen als Xr.t-nTr-Nekropole, und wird machen, was ich wünsche. Mein Herz ist wohlwollend gegen sie (die Nekropole) unter den Lebenden. Ich bin zu ihr gekommen, nachdem ich ein Greis geworden bin, indem ich sehr schön alt geworden bin und nachdem ich meine Zeit unter den Lebenden verbracht hatte im Schatten meiner Geehrtheit beim König.“
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Auf der linken Seite fallen vor allem die ungewöhnlichen Formulierungen über die Amtsführung des Ppy-anx auf, beispielsweise die Beteuerung, niemals kontrolliert oder eingesperrt worden zu sein (n zp zA(.w).t(j), n zp [x]nr.t(j)(=j)). Ohne Parallele ist auch die Aussage, eine Verleumdung unbeschadet überstanden zu haben: „Ich wurde nie kontrolliert, und ich wurde nie [ein]gesperrt. Was jede Sache betrifft, die gegen mich gesagt wurde vor den Beamten: Ich ging daraus heil hervor, während es auf die (zurück)fiel, die (es) gesagt hatten, weil ich darin unschuldig war vor dem Beamten und weil sie gegen mich verleumderisch ausgesagt hatten“ (n zp zA(.w).t(j) n zp [x]nr.t(j)(=j) [j]r (j)x[.t] nb Ddd.t (j)r(=j) m-bAH sr.w pr(j).n(=j) Hr=s m Htp sk xr Hr Dd.w Dr bAo(=j) jm m bAH sr.w Dr Dd=sn js (j)r(=j) m s:Dw(=j)). Wenn diese Anschuldigung nicht wirklich erhoben worden wäre, so Baines (The self-presentation of Pepyankh the Middle at Meir, 33), hätte sich Ppy-anx wahrscheinlich nicht dagegen verteidigen müssen. Zudem geht er davon aus (op. cit., 40), daß von den beiden Inschriften, die den Durchgang zur eigentlichen Hauptkultkammer einnehmen, zuerst die linke/südliche Inschrift gelesen werden muß, welche die gegen ihn erhobenen „Anklagen“ schildert, und danach die rechte/nördliche Westwand mit der Idealbiographie und der „Eröffnung“ der Nekropole durch sein Grab, was in Gegensatz zu den bisherigen Übersetzungen (etwa von Strudwick, Texts, 369-370) steht. M. Lichtheim (Autobiographies, 18) geht sogar davon aus, daß die Autobiographie nur so (wie beispielsweise von Strudwick) gelesen werden kann, da „otherwise the autobiographical narration begins too abruptly“ (S. 18). Dies deckt sich mit der allgemeinen Feststellung (Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, 250), daß in doppelt so vielen Fällen die Texte auf der rechten (anstatt der linken) Seite mit Autobiographien beschriftet sind. An die Idealbiographie des Ppy-anx schließt sich ein Anruf an die Lebenden an, und zum Schluß folgt eine Beteuerung, daß das Geschilderte der Wahrheit entspricht: „Ich sage (dies) als einer, der wahr spricht, und nicht sage ich (es) als Angeber (‚groß an Mund’)“ (Dd(=j) m mdw mAa n Dd(=j) (j)s m aA r(A)). Wahrheitsbeteuerungen dieser Art reagieren seit dem späten Alten Reich offenkundig auf einen zunehmenden Verlust an Glaubwürdigkeit des (auto-)biographischen Diskurses bei den Lesern, an die sich der Text wenden soll (s. Coulon, Véracité et rhétorique, 110-138). Dazu paßt auch das Phäno-
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men, daß (zuerst vor allem in der Provinz) ab dem Anfang der 6. Dynastie zunehmend das bestärkende mAa „wahrlich/wahrhaftig“ hinter den Titeln der Grabherren in Erscheinung tritt – offensichtlich eine Reaktion auf die zunehmende Usurpation hoher Titel durch die Beamten und späteren Grabherren. In denselben Kontext gehören Wahrheitsbeteuerungen wie beispielsweise jr(j).n(=j) nn m mAa.t n Dd(=j) grg [jm] „Ich machte dies wirklich; ich sprach [darüber] keine Lüge“ (RHw-r-Aw=sn), die bereits gegen Ende der 6. Dynastie auftreten, da es offensichtlich als nötig empfunden wurde, sich gegen die „prahlerischen“ Autobiographien der Vorgänger abzugrenzen. In der Ersten Zwischenzeit sind sie dann besonders häufig. Metatexte dieser Art finden seit der Ersten Zwischenzeit verstärkt Verbreitung. Durch die Zweifel am Wahrheitsgehalt des autobiographischen Diskurses wird ein wesentlicher Punkt im Verhältnis zwischen Autor und Leser berührt, den Philippe Lejeune in seiner grundlegenden Arbeit als „pacte autobiographique“ bezeichnet hat (Lejeune, Pacte autobiographique). Demnach zeichnet sich die Autobiographie durch einen speziellen „Vertrag“ zwischen Autor und Leser aus. Der Autor steht in diesem „Vertragsverhältnis“ mit seinem Namen, und damit mit seiner real existierenden Person, dafür ein, daß seine Aussagen verläßlich sind. Der Leser akzeptiert im Gegenzug den Text als nicht-fiktional und „wahr“. Die Bestätigung dieses Vertrages durch Wahrheitsbeteuerungen war offenbar am Ende des Alten Reichs notwendig geworden, nachdem zunehmend Zweifel am Wahrheitsgehalt der Inschriften aufkamen.
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P
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Text 4: Inschrift des Ppy-anx (Ausschnitt rechts des Durchgangs) (nach: Blackman, op. cit., pl. IVa)
(1) Lies aHa(.w). (2) Lies sk + enklitisches Personalpromen w(j) zur Satzeinleitung (vgl. Edel, AÄG, § 853f). (3) Die Stelle ist leicht zerstört; Blackman (op. cit., 192) liest js „weil, da“, während Sethe (Urk. I, 222, 12) keine Ergänzung vornimmt. (4) Lies jAw(j).
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(5) Dittographie oder bewußte Doppelschreibung als künstlerisches Element?
Text 4: Die Inschrift des Ppy-anx (Ausschnitt links des Durchgangs) (nach: Blackman, op. cit., Pl. IVa)
1) Lies jAw.t .
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Text 4: Inschrift des Ppy-anx (nach: Urk. I, 222, Ausschnitt)
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Text 4: Inschrift des Ppy-anx (nach: Urk. I, 223, Ausschnitt)
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Text 5a/b: ¤Sm-nfr IV. und PtH-Htp (Giza) Literatur: ¤Sm-nfr IV.: Junker, Gîza XI, 92-241, Abb. 83; Urk. I, 57.11-16 – Übersetzung auch: Lichtheim, Maat, 9-10; Roccati, Littérature, 143; Strudwick, Texts, 317, Nr. 234 (Vater und Sohn) – Sohn PtH-Htp: Junker, Gîza XI, 266, Abb. 108, Taf. 26c (Photo). Datierung: ¤Sm-nfr IV.: Ein Domänenname in seinem Grab ist mit dem Namen des Asosi (Jzzj) gebildet. Demnach ergibt sich eine Datierung nicht vor das Ende der 5. Dynastie/Anfang der 6. Dynastie. Auch Harpur, Decoration, 270 datiert in die Zeit des Unas bis Teti. – PtH-Htp: Entsprechend der Datierung seines Vaters ¤Sm-nfr IV. dürfte PtH-Htp zu Beginn der 6. Dynastie gelebt haben (Harpur, Decoration, 266: „Teti?“). Herkunft: Das Grab von ¤Sm-nfr IV. liegt südlich der Cheops-Pyramide in Giza (LG 53). Die heute verschollene Scheintür, die ursprünglich die Westwand der (inzwischen fast völlig zerstörten) Hauptkultkammer einnahm, trug in der Türnische die Idealbiographie. Die Mastaba des PtH-htp ist südlich an das Grab seines Vaters angebaut.
In diesem außergewöhnlichen Fall haben wir zwei (fast) identische Idealbiographien von Vater und Sohn in zwei Gräbern in direkter Nähe, die zu einem Familienkomplex in Giza gehören; beide Inschriften befanden sich auf der Scheintür der Hauptkultkammer (wenn auch an unterschiedlichen Stellen). Inhaltlich fügen sich beide Idealbiographien in das Themenrepertoire der Idealbiographien des Alten Reichs vollkommen ein, doch was beide Inschriften so bemerkenswert macht, ist ihre identische Phraseologie. Aus Platzgründen fehlt bei PtH-Htp lediglich der letzte Halbsatz (r rmT nb xr Hm n(j) nb(=j)) „Niemals sagte ich irgendeine schlechte Sache – über irgendwelche Menschen zu der Majestät meines Herrn“), was zeigt, wie variabel die Schreiber mit der Textvorlage umgehen konnten. Da aber auch die Schreibweise fast gänzlich identisch ist, ist nicht auszuschließen, daß PtH-Htp in diesem Fall den Text direkt – das heißt natürlich über eine temporäre Zwischenkopie – von seinem Vater kopierte (im Gegensatz zu einer Kopie über eine archivierte Textvorlage, s. Kap. 1.2). Der Aufbau der Inschriften ist typisch für Idealbiographien des Alten Reichs. Zuerst wird der Übergang vom Diesseits ins Jenseits geschildert, darauf folgt die Behauptung, die Maat getan (und gesagt) zu haben, und am Ende wird diese Behauptung durch „Fallbeispiele“ näher spezifiziert.
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M
Text 5a: Scheintür des PtH-Htp (nach: Junker, Giza XI, 266, Abb. 108)
(1) wn(=j) Dd(=j) zum Ausdruck gewohnheitsmäßiger Handlungen: „er pflegte zu sprechen“ (vgl. Edel, AÄG, § 896).
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Text 5b: Scheintür von ¤Sm-nfr (IV.) (nach: Junker, Giza XI, 215, Abb. 83)
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Beide Gräber besaßen noch eine zweite autobiographische Inschrift. Bei ¤Sm-nfr IV. war diese in der Pfeilerhalle seines Grabes am Eingang zu den Kulträumen angebracht (Giza XI, Abb. 71); sie ist aber nur in Fragmenten erhalten. Dennoch ist erkennbar, daß es sich ursprünglich um eine Ereignisbiographie handelte, in deren Verlauf von einer Krankheit des Grabherrn berichtet wurde, an deren Überwindung offenbar der König – zumindest durch seine Anteilnahme – Einfluß hatte. Von der zweiten (auto-)biographischen Inschrift des PtH-Htp haben sich nur zwei Fragmente erhalten, die im Schutt der Mastaba gefunden wurden und aufgrund ihrer schrägen Kanten vom Eingang der Mastaba stammen dürften (Giza XI, Abb. 107). Trotz des rudimentären Zustandes zeigen die erhaltenen Inschriftenreste typische Formulierungen der Ereignisbiographie, zum Beispiel: [... Sps]s(=j) xr=f r saH=f nb „[... weil ich ange]sehener war bei ihm (dem König) als jeder andere seiner Vornehmen“. Wahrscheinlich berichtete PtH-Htp hier über seine (vortreffliche) Amtsführung und die folgenden königlichen Auszeichnungen. PtH-Htp imitierte durch die Anbringung einer zweiten (auto-)biographischen Inschrift, räumlich getrennt von der Idealbiographie, offensichtlich die Ereignisbiographie seines Vaters – ebenso wie bei der Anbringung und phraseologischen Auswahl der Idealbiographie. Darüber hinaus gibt es Hinweise, daß ¤Sm-nfr IV. wiederum auch die Idealbiographie seines Vaters (oder Teile davon) kopierte (s. Kloth, (Auto-)biographischen Inschriften, 262).
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Text 6: anw-sw (Bir Dunqash) Literatur: Russell D. Rothe, Human activities in the Southern Desert of Egypt during the Pharaonic Period, Diss. Univ. of Minnesota 1995, 232; Russell D. Rothe/George Rapp Jr./William K. Miller, New Hieroglyphic Evidence for Pharaonic Activity in the Eastern Desert of Egypt, in: JARCE 33, 1996, 77-104, bes. 97f., Abb. S. 97 (Photo, Inschrift M1, hier noch als @wt-nsw gelesen); Rosemarie Klemm/Eckhard Eichler, Neue Expeditionsinschriften aus der Ostwüste Oberägyptens, in: MDAIK 54, 1998, 237-266, bes. 263-266, Abb. S. 263, Taf. 34d (Photo); Russell D. Rothe/William K. Miller/George Rapp, Pharaonic inscriptions from the Southern Eastern Desert of Egypt, Winona Lake, Ind. 2008, 368369, ML 19 (Photo) – Übersetzung auch: Strudwick, Texts, 149, Nr. 75. Datierung: Die Inschrift wird durch den Thronnamen Pepis II. (Nfr-kA-Ra) eingeleitet, begleitet vom Zusatz anx-Dt. Da dieser Namenszusatz nur für den lebenden König verwendet wurde, datiert die Inschrift in die Zeit von Pepi II. Herkunft: Der in die Felswand eingeritzte Text stammt von einem Handelsweg in der Ostwüste zwischen Edfu und dem Roten Meer, nahe dem heutigen Bir Dunqash.
Die vorliegende Inschrift des Schreibers anw-sw ist eine der wenigen Autobiographien aus nicht-funerärem Kontext. Ihr Inhalt entspricht – mit Ausnahme der expeditionsspezifisch bedingten, einleitenden Erwähnung von Brunnenbauten – den gängigen idealbiographischen Phrasen, doch ist das verwendete Vokabular, und teilweise die Schreibung, außergewöhnlich: „Ich machte das Brunnenloch dieser Zisternen; ich gab Wasser dem Durstigen; ich gab Brot dem Hungernden. Nicht ließ ich zu, daß irgendein Elend durch mich geschah, denn ich war zufrieden durch (meinen) Herrn“. Die für Autobiographien ungewöhnliche Lage des Textes in der Ostwüste und ihre Anbringung außerhalb des sepulkralen Umfelds sowie die ungewöhnliche Phraseologie legen nahe, daß es sich hier um eine spontane Niederschrift aus dem Gedächtnis handelt, also nicht, wie sonst üblicherweise angenommen werden darf, um eine Niederschrift nach einer Archivvorlage. Folglich läge hier ein Text vor, in dem Erzähler, erzählte Person und Autor identisch sind, so daß in diesem Fall eine wirkliche, wenn auch sehr kurze, Autobiographie vorläge (vgl. Kap. 1.2). Neben der Inschrift des anw-sw sind auch andere, eigentlich funeräre Inschriften in Expeditionsgebieten belegt. Ursache sind wahrscheinlich spezifische, mit diesen Gebieten verbundene Kultvorstellungen (s. hierzu Eichler, Zur kultischen Bedeutung).
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N Text 6: Die Felsinschrift des anw-sw (nach Klemm/Eichler, op. cit., Abb. S. 263. Taf. 34d)
(1) Sd(j) Xn.wt: „Brunnenloch graben“ (die Determinierung von Xnm.t ist offenbar für diese Region üblich). (2) Obwohl erst im Mittelägyptischen belegt, ist hier wohl (mit Klemm/ Eichler, op. cit., 265-266) gbb als Gemination zu gb(j) zu lesen („Ermüdung“, „Elend“). Rothe/Miller/Rapp, Pharaonic inscriptions from the Southern Eastern Desert, 369 erkennen hier die Hieroglyphe des “Kiosk mit Doppelthron” (O 23) und lesen entsprechend Hbb („strife“), doch geht die oberste gerade Linie in der Mitte nicht nach unten (vgl. Möller, Hieratische Paläographie I, 33).
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Weitere vergleichbare Texte Nfr-sSm-Ra Literatur: Naguib Kanawati/Mahmud Abder-Raziq, The Teti Cemetery at Saqqara III: The Tombs of Neferseshemre and Seankhuiptah, 1998, 34-35, pl. 18 (Photo), pl. 58 (Zeichnung) ─ Übersetzung auch: Strudwick, Texts, 299-300, Nr. 223. Datierung: 6. Dynastie: Teti. Der Wesir Nfr-sSm-Ra war u. a. Vorsteher der Priester an der Pyramide des Teti. Herkunft: Das Grab des Nfr-sSm-Ra liegt in der sog. Gräberstraße von Saqqara bei der Pyramide des Teti. Kommentar: Die Idealbiographie des Nfr-sSm-Ra gehört wie Jdw zur sog. Saqqara-Gruppe (s. hierzu den Kommentar bei der Inschrift des Jdw oben). OAr Literatur: Mahmoud El-Khadragy, The Edfu Offering Niche of Qar in Cairo Museum, in: SAK 30, 2002, 203-228 mit Taf. 4-10 (Photos) – Übersetzung auch: Juan C. Moreno Garcia, De l’Ancien Empire à la Première Période Intermédiaire: L’autobiographie de OAr d’Edfou entre tradition et innovation, in: RdE 49, 1998, 151-160. Datierung: OAr war unter Teti ein Kind und amtierte unter Pepi I. bis Merenre, evtl. noch bis unter Pepi II. Herkunft: Architrav über der Scheintür seines Grabes in Edfu (Kairo, Inv.-Nr. JdE 43371). Kommentar: Hier wird erstmals der Topos von der Versorgung der eigenen Stadt und des eigenen Gaus ins Zentrum gerückt, wie er später für die Erste Zwischenzeit charakteristisch ist.
2.3 Die Ereignisbiographien Im Gegensatz zur phraseologisch sehr homogenen Gruppe der Idealbiographien zeigen die Ereignisbiographien (oder „Laufbahnbiographien“) ein vergleichsweise weit gefächertes inhaltliches Spektrum: Durch sie erfahren wir von Expeditionen und Kriegszügen, Belohnungen und Belobigungen des Königs sowie einmaligen Vorkommnissen und Unfällen. Über die Literaturgeschichte hinaus sind sie somit auch eine Quelle für die Sozial- und Religionsgeschichte und geben Auskunft über Arbeitsorganisation, Aufbau der Verwaltung und juristische Verfahrensweisen. Zudem drücken die Ereignisbiographien von der 5. Dynastie bis zum Ende des Alten Reichs das wachsende Selbstbewußtsein der Beamten gegenüber dem König und das zunehmende Selbstvertrauen, das sie aus ihren Leistungen schöpften, aus. In der 5. Dynastie berichten die Texte von Lob und
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Geschenken (vor allem für die Grabausstattung) durch den König; nichts wird jedoch über den Anlaß der Auszeichnungen gesagt. Dies ändert sich etwa mit der Regierungszeit des Asosi, unter dem erstmals die individuellen Leistungen einzelner Beamter in den Biographien deutlich gewürdigt werden – wenn auch lediglich als Begründung für die Anerkennung durch den König oder als Folge königlicher Aufträge. In seiner Regierungszeit werden auch erstmals königliche Briefe in die Biographien aufgenommen und in toto zitiert. Doch die Übernahme von Königsbriefen in Grabinschriften bleibt auf die 5. Dynastie beschränkt, während in der 6. Dynastie königliche Anweisungen nicht mehr wörtlich zitiert, sondern nur noch deren Inhalte wiedergegeben werden (zu einer Ausnahme vgl. Text 14). Ebenfalls unter Asosi fällt bei den Biographien erstmals eine stilistische Geformtheit der Texte auf, wie etwa bei ¤nDm-jb (siehe weiter unten) (mehrmals) ein Wortspiel zu seinem Namen: s:nDm jb pw „Es ist eine Freude ...“ (vgl. hierzu Redford, Pharaonic King-lists, Annals and Day-books, 136). Mit der 6. Dynastie tritt schließlich ein grundlegender Wandel ein: Die Biographen erwähnen nicht nur die Tatsache einer königlichen Schenkung, sondern nennen auch die Begründung dafür. Offensichtlich war es den Grabherren wichtig zu betonen, daß sie die königlichen Zuwendungen nicht nur verdient hatten, sondern ebenso, wofür sie diese erhalten hatten, so daß die eigene Leistung in den Vordergrund treten konnte. Außerdem gibt es nun auch Passagen, in denen die Beamten Forderungen an den König stellen, wie beispielsweise Wnj (s. Text 17), der vom Herrscher eine Grabausstattung „erbittet“ (dbH). Nach der 6. Dynastie nimmt die Aufzählung der Ruhmestaten für die eigene Stadt oder den eigenen Gau einen überaus großen Raum ein, während gleichzeitig die Bezugnahme auf den König mehr und mehr schwindet. So wird der König während des Alten Reichs sukzessive als „Sinnzentrum“ in den autobiographischen Inschriften verdrängt und durch die Bekanntgabe der eigenen Ruhmestaten, die auf den persönlichen Fähigkeiten des einzelnen Beamten gründen, ersetzt. Mit der Ersten Zwischenzeit findet diese Entwicklung dann ihren Höhepunkt. Zudem zeigt sich das „Erstarken“ der eigenen Persönlichkeit im geistesgeschichtlichen Zusammenhang nicht nur inschriftlich-literarisch in den Autobiographien, sondern auch in der Plastik der Beamten im sog. „second
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style“: So standen den Privatleuten die in der 6. Dynastie erbauten Ka-Häuser mit königlichen Statuen offen, welche sie für sich adaptieren und umsetzen konnten (vgl. Russmann, A Second Style). Konkret lassen sich unter den Ereignisbiographien verschiedene Typen unterscheiden, deren Zugehörigkeit zu einzelnen Gruppen meist weniger umstritten ist als der Ursprung und die Entstehungsgeschichte des jeweiligen Biographietyps. Da sind zum einen singuläre Ereignisbiographien, die ursprünglich auf Erlaße oder Urkunden des Königs zurückgehen. Dies wird sowohl ausdrücklich im Text erklärt als auch durch die äußere Aufteilung der Inschrift in ineinandergreifende Zeilen und Kolumnen deutlich. Konkret weisen die Biographien von Ra-wr (Text 7), Pth-wAS (Text 8) und eines unbekannten Grabherrn (Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, 40-41, Dok. 89) diese Merkmale auf. Was in diesen Biographien besonders deutlich wird, ist das persönliche Verhältnis zum König, das wichtiger war als höchste Titel. Ob diese als eigene Gruppe (so noch Kloth, op. cit., 293ff.) oder nicht (so Stauder-Porchet, Les autobiographies de l’Ancien Empire, 35ff., 137) behandelt werden sollten, ist nicht eindeutig zu klären. Stauder-Porchet sieht in ihnen einzelne experimentelle Texte von hoher Innovationskraft (loc. cit.). Ebenso wirft StauderPorchet die Frage auf, ob es sich bei den königlichen Erlaßen um reale Dekrete handelt, die lediglich in Stein übertragen wurden (wie etwa bei den Königsdekreten des Alten Reichs: vgl. Goedicke, Königliche Dokumente), oder ob diese gleich von vornherein zur „Publikation“ für die entsprechenden Gräber gedacht waren. Stauder-Porchet hält letztere Annahme für wahrscheinlicher, da diese Dekrete zusammen mit der übrigen Inschrift direkt zur Aufnahme im Grab bestimmt seien und zudem einen poetisch-rhetorischen Stil aufwiesen (Stauder-Porchet, Les autobiographies de l’Ancien Empire, 137142). Entsprechend ihrem Ursprung sind diese Inschriften in der unpersönlichen 3. Person verfaßt. Thematisiert werden in ihnen einmalige Ereignisse wie Krankheiten oder Unfälle in Gegenwart des Königs. Bei Baud (Birth of Biography, 111ff.) werden sie als „annalistic format“ bezeichnet, was ihre formale, sich am Papyrus orientierende Aufteilung gut beschreibt. Durch diese Tex-
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te steigert der Beamte auf der einen Seite seine Reputation bzw. die seines Grabes, und auf der anderen Seite dokumentiert der Herrscher seine Maatgemäße Fürsorge gegenüber seinen Untergebenen. Viele dieser Texte gehen auf Neferirkare zurück, was möglicherweise ein Zufall der Überlieferung ist oder evtl. aber auch auf ein gesteigertes Interesse des Königs zurückgeht, seine Fürsorge gegenüber den Beamten zu dokumentieren. In jedem Fall konnte aufgrund des Tabus der königlichen Darstellung die textliche Nennung des Königs in den Gräbern des Alten Reichs umgangen werden.
Typologie und chronologische Entwicklung (2002) nach Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, 285
Unter Auslassung der „singulären Ereignisbiographien“ wurde die Aufteilung von Díaz Hernández in dieser Form übernommen:
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Abb: Entwicklung der biographischen Inschriften (2013) nach Díaz Hernández, Tradition und Innovation, Abb. 2 (Ausschnitt)
In der Tat ist zu fragen, ob diese wenigen Biographien („singulären Ereignisbiographien“) eine eigene Textsorte darstellen oder ob sie so singulär sind, daß sie sich einer Zuordnung widersetzen, weil sie eben so einzigartig sind und aus einer Phase stammen, in der Biographien noch nicht ihre verbindliche Form gefunden hatten. Ebenfalls in der unpersönlichen 3. Person können Ereignisbiographien verfaßt sein, welche die königlichen Gunsterweise thematisieren. In ihnen lobt der König seine Beamten oder verteilt Geschenke, zumeist Schmuck oder steinerne Teile der Grabausstattung, ohne daß jedoch gesagt wird, wofür die Beamten die Auszeichnungen erhalten (s. oben). An der Wende von der 5. zur 6. Dynastie erscheinen auch kurzfristig Biographien dieses Typs in der 1. Person, bis sie mit dem Beginn der 6. Dynastie ganz verschwinden. Die Autobiographien, in denen der Grabherr in klassischer Weise die einzelnen Stationen und Ernennungen seiner Laufbahn aufzählt, also als eine Art Cursus honorum, erstrecken sich etwa von der Mitte der 5. Dynastie bis zum Ende des Alten Reichs. Sie sind zumeist streng chronologisch nach Königen angeordnet und verwenden durchgehend die 1. Person; nur die älteste „Laufbahnbiographie“ – die des PtH-Spss (s. Dok. 10) aus der Zeit des Niuserre – verwendet noch die „altertümliche“ 3. Person. Als letzte Entwicklung setzen seit der Zeit des Asosi die Ereignisbiographien über die Durchführung königlicher Aufträge ein: An erster Stelle stehen hier
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Die Autobiographien des Alten Reichs
die Expeditionen und Kriegszüge. Ebenso zeigt hier die Tendenz, daß bis zum Ende des Alten Reichs die Rolle des Königs zunehmend in den Hintergrund gedrängt wird. Während der König anfangs sowohl als Initiator des auszuführenden Auftrags wie als lobende und belohnende Instanz unverzichtbar ist, weicht er in der autobiographischen Erzählung schließlich der Hervorhebung der eigenen Leistungen des Beamten. Oft werden diese Texte zu umfangreichen, detaillierten und anschaulichen Erzählungen, wie in der (Auto-)Biographie des Wnj (s. Text 17). Entsprechend sind alle Texte in der 1. Person verfaßt. Phraseologisch zeigen die Ereignisbiographien der Beamten eine deutliche Übereinstimmung mit den königlichen Lobesreden, wie sie insbesondere aus den in die Grabinschriften übernommenen Königsbriefen bekannt sind. Da es sich bei den frühen Ereignisbiographien der 5. Dynastie, die singuläre Ereignisse und königliche Gunsterweise thematisieren, um paraphrasierte Erlaße oder Urkunden des Königs handelt, ist diese Übereinstimmung nachvollziehbar. Einen anderen Ansatz vertritt Stauder-Porchet, die den Ursprung der Ereignisbiographie im Lob (Hz(j)) oder allgemein im Wort des Königs sieht; in Verbindung mit narrativen Strukturen würden diese letztlich in einer – oft sogar poetische – Erzählung enden (Les autobiographies de l’Ancien Empire, 165). Literatur: ─ Gnirs, Autobiographie ─ Kloth, (Auto-)Biographische Inschriften ─ Schott, Biographie des Ka-em-tenenet ─ Stauder-Porchet, Les autobiographies de l’Ancien Empire
2.3.1 Frühe Ereignisbiographien Text 7: Ra-wr (Giza) Literatur: Urk. I, 232.5-16; Selim Hassan, Excavations at Gîza I, Kairo 1932, 18-19, fig. 13 (Umzeichnung), pl. XVIII (Photo); James P. Allen, Rewer᾽s Accident, in: Alan B. Lloyd (ed.), Studies in Pharaonic Religion and Society in Honour of J. Gwyn Griffiths, Occasional Publications 8, London 1992, 14-20, fig. 1 (Umzeichnung); Marco Chioffi/ Giuliana Rigamonti, Antico Regno: “Sua Maestà fece que si onorasse dAbutiu” , Abutiu,
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Barche di Unis, Iscrizione di Isi, Iscrizione di Raur, Lettera da Saqqara, Le Guerre di Sahura, Iscrizione della statua di Memi, Iscrizioni dalla cappella votiva di Meni, Tomba Di Akhet(y)hetep a Saqqara, Imola (Bo) 2017, 95-117, Taf. 68 (Photo) – Übersetzung auch: Strudwick, Texts, 305-306, Nr. 227; Carsten Peust, Der Vorfall des Rawer, in: Texte zum Rechts- und Wirtschaftsleben, TUAT Neue Folge 1, Gütersloh 2004, 218-219. Datierung: Ra-wr amtierte laut seiner Grabinschrift unter Neferirkare. Herkunft: Der Text befindet sich auf einer Kalkstein-Stele aus dem Hauptserdab (Raum S 12) der vergleichsweise großen Mastaba des Ra-wr in Giza und wird heute im Ägyptischen Museum Kairo (JdE 66682) aufbewahrt. Ein zweiter biographischer Text befindet sich noch in situ.
In der Inschrift wird berichtet, wie Ra-wr – wahrscheinlich in seiner Funktion als Sem-Priester – an einer Zeremonie teilnimmt, zufällig mit dem Zepter des Königs zusammenstößt und nur das sofortige Eingreifen des Königs die Situation für ihn retten kann. Allen (s. oben) sieht in der Inschrift ein frühes Zeugnis für die Vorstellung des Totengerichts, wie es später im „Negativen Sündenbekenntnis“ des Totenbuchs vorkommt. Der Stelentext sollte demnach spätere göttliche Vergeltung für den Zusammenstoß mit dem Zepter des Königs im Jenseits verhindern – ähnlich der Beteuerung n(j) xsf=j nTr m pr.w=f „Niemals behinderte ich einen Gott bei seiner Prozession“. J. Baines interpretiert den Vorfall dagegen so, daß der König Ra-wr keinen Schaden zufügen wollte (Baines, Prehistories of literature, 23). Um dieses außergewöhnliche Ereignis festzuhalten, befahl der König, das Geschehene im Grab des Ra-wr schriftlich zu fixieren. Ähnliche Formulierungen finden sich auch in anderen Ereignisbiographien der 5. und frühen 6. Dynastie (s. Kap. 1.2), und sie zeigen explizit, daß die Inschriften auf Befehl (wD) des Königs im Grab des betreffenden Beamten angebracht wurden. Auf diese Weise war es den Beamten möglich, ihre persönliche Beziehung in ihrer Singularität zum König zur Schau zu stellen, wobei der König innerhalb der Inschrift immer der Handelnde und Aktive bleibt und der Beamte in der Rolle des Empfängers (von Belobigungen oder Geschenken) verbleibt. Dies ändert sich erst mit der 2. Hälfte der 6. Dynastie. Hinzu kommt, daß es den Beamten strikt verboten war, den König in bildlichen Darstellungen auf den Grabwänden darzustellen, doch auf diese Weise konnte der König trotzdem (textlich) in Erscheinung treten. Und eben weil diese Art von Biographien eng an den König gebunden war, treten diese
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ausschließlich in der memphitischen Region auf, da im Alten Reich der Königspalast im Memphis lag. In der Inschrift des Ra-wr spiegelt sich der köngliche Ursprung der Inschrift auch in der äußeren Gestalt der Inschrift wider, da königliche Schriftstücke einem festen Formular folgen: In einer rechten Kolumne wird der Horusname des Königs verzeichnet und in der oberen Zeile, mit Blickrichtung auf den Horusnamen, wird der Adressat genannt. Unter dieser Zeile folgt der eigentliche Text (vgl. Helck, Altägyptische Aktenkunde). Die Inschrift des Ra-wr besitzt dieselbe Anordnung aus horizontaler oberer Zeile und senkrecht darunter verlaufendem Text, wobei der Horusname des Königs, wie üblich in den privaten Gräbern des Alten Reichs, ausgespart blieb. Wenn hier auch auf den Adressaten verzichtet wurde, lag es sicher in der Absicht des Verfassers, durch das äußere Erscheinungsbild den königlichen Ursprung der Inschrift zu betonen. Die Inschrift selbst war wahrscheinlich ein Geschenk des Königs (Stauder-Porchet, Les autobiographies de l’Ancien Empire, 44). So ist horizontal zu lesen: „Der König von Ober- und Unterägypten Nfr-(j)r-kA-Ra ist erschienen als König von Unterägypten (am) Tag, als das Bug-Tau der göttlichen Barke ergriffen wurde“ und vertikal: „Während der sm-Priester Ra-wr vor seiner Majestät in seiner Würde eines sm-Priesters war und von ‚einem, an dem das Ornat ist‘, stieß das Ams-Zepter, das sich in der Hand seiner Majestät befand, gegen den Fuß des sm-Priesters Ra-wr. (Da) sprach Seine Majestät zu ihm: ‚Mögest du wohlbehalten sein – sprach Seine Majestät!’ Denn siehe, Seine Majestät hatte (schon früher) gesagt: ‚Es ist meiner Majestät sehr erwünscht, daß er wohlbehalten sei und daß ihm nichts zustoßen möge, da er angesehener war bei seiner Majestät als jeder (andere) Mensch’. Seine Majestät befahl, daß man (diesen Bericht) in (Schriftform) anlege für sein Grab, das in der Nekropole ist. Da veranlasste Seine Majestät, daß ihm darüber eine Urkunde [gemacht werde], aufgeschrieben in der Gegenwart des Königs selbst auf dem S-Bezirk des Palastes, um (es) entsprechend [dem, was gesagt worden war] niederzuschreiben in seinem Grab, das in der Nekropole ist.“ Besonders bemerkenswert ist, daß sich in der Mastaba des Ra-wr noch eine zweite Autobiographie befindet, die – soweit ihr fragmentarischer Zustand
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erkennen läßt – aus idealbiographischen Phrasen besteht, von denen einige schon seit der 4. Dynastie (Z. 5) vorkommen, andere dagegen im Alten Reich gar nicht belegt sind (Z. 7). Die Erwähnung Turas am Anfang des Textes deutet darauf hin, daß der König Ra-wr einen Teil der Grabausstattung gestiftet hat (Hassan, Giza, Abb. S. 15, pl. XII; Urk. I, 233.3-234.6).
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Q R Text 7: Inschrift des Ra-wr (nach: Hassan, op. cit., 18, fig. 13)
(1) Szp.t(j) HAt(.t) dp.t-nTr: Zu diesem Ritual des „Tauziehens“, vgl. auch Allen, op. cit., 14 mit Anm. 4. (2) Man beachte das Determinativ. (3) (j)r(j)-Hr(j)-a: ein Titel („einer, an dem das Ornat ist“). (4) wDA: Stativ als Gebrauch des Optativs (Edel, AÄG, § 592). (5) Da Dd.n=f sich hier sicherlich auf die Vorvergangenheit bezieht, muß es mit dem Plusquamperfekt übersetzt werden (cf. Edel, AÄG, §540). (6) Allen (op.cit, 14) versteht mr(j).y n als adjektivische Konstruktion und übersetzt: „What is desirable for My Incarnation is that...“; ähnlich Stauder-Porchet, Les autobiographies de l’Ancien Empire, 45-46 liest: mry Ø n Hm(.j) „Il plaît à ma Majesté“, während Gundlach, Der Pharao und sein
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Staat, 255 mrj.jn Hm=f „Es ist seiner Majestät sehr erwünscht, daß …“ liest, doch wird das j-Schilfblatt in jn meistens ausgeschrieben. Text 8: PtH-wAS (Saqqara) Literatur: Urk. I, 40.18-45.9; Ludwig Borchardt, Denkmäler des Alten Reichs im Museum von Kairo II, CG Nr. 1295-1808, Berlin 1964, 40-42, 129, Bl. 69-70; Bernard Grdseloff, in: ASAE 51, 1951, 129-140 (neues Textfragment); Maria Mogensen, Inscriptions hiéroglyphiques du Musée National de Copenhague, Kopenhagen 1918, 7-11, Taf. X-XI; Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, Abb. 4a-d, Taf. IIa-c; Anne Haslund Hansen, Collection of Classical and Near Eastern Antiquities, Copenhagen 2008, 80-83, Photo S. 81, Eyre, Use of Documents, 301-303. – Übersetzung auch: Strudwick, Texts, 318-320, Nr. 235. Datierung: Nach seiner Biographie amtierte PtH-wAS unter Sahure und dessen Nachfolger Neferirkare, unter dem er auch starb. Herkunft: Der Text mit der biographischen Inschrift ist heute auf mehrere Steinblöcke verteilt, die sich ursprünglich rechts und links der Scheintür des PtH-wAS in der Außenfassade seiner Mastaba in Saqqara-Nord befanden (Mastaba D 38). Heute werden die Blöcke in den Museen Kairo und Aberdeen aufbewahrt.
Bei der biographischen Inschrift des PtH-wAS scheint die eine Seite der Inschrift die andere fortzusetzen: Rechts werden der Unfall bei der Besichtigung königlicher Bauprojekte, der Tod des PtH-wAS und die Sorge des Königs Neferirkare um ihn sowie die vom König gestiftete Grabausstattung (darunter Vasen aus Alabaster mit heiligem Öl) geschildert. Auf der linken Seite beschenkt der König Sahure PtH-wAS mit einer Sänfte und verschiedenen anderen wertvollen Gegenständen. Gemeinsam ist beiden Inschriften die Einleitung: Es war sein ältester Sohn, der (es) für ihn machte ... während er (d. h. PtH-wAS) in seinem Grab in der Nekropole war (jn zA=f sms.w jr(j) n=f ... sk sw m jz=f n(j) Xr.t-nTr); bei dieser Inschrift handelt es sich also um eine Widmungsinschrift, die belegt, daß der Sohn (Mr(j)-nTr-nsw) das Grab für seinen Vater vollendete und wahrscheinlich auch die Inschrift anbringen ließ. Wie der Text berichtet, wurde die Inschrift postum und (neben der Grabausstattung) auf Befehl des Königs angebracht: Da befahl seine Majestät, daß man (diesen Bericht) in Schriftform für sein Grab anlege (wD.jn Hm=f wd(j).t m zXA Hr jz=f). Handelnder ist vor allem, wie für die 5. Dynastie üblich, der König. Auch hier ist es wieder Neferirkare, der das Geschehene aufzeichnen läßt.
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Text 8: Die Inschrift des PtH-wAS (nach: Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, Abb. 4a)
(1) So: aA wr. (2) Da es sich um ein zweiradikaliges Verb handelt, geht dem Imperativ ein j-Augment voraus (Edel, AÄG, § 600).
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Fälle wie diese, in denen in einer Autobiographie ein singuläres Ereignis geschildert wird (Unfall, Krankheit), sind selten und dienen nicht dazu, Persönliches mitzuteilen, sondern dem Leser die offensichtliche Anteilnahme des Königs vor Augen zu führen. So konnte der Grabbesitzer dem Leser seine Bedeutung und seine Wertschätzung beim König beweisen: „[PtH-wAS war Architekt am] Sonnenheiligtum [¤]t-jb-Ra ... [...] sein (Hin)fallen. Da veranlaßte Seine Majestät, daß man ihn stützte [... Ihm wurde gemacht ein] Notverband. Als die Königskinder sahen [...] erschraken sie sehr. Dann, als Seine Majestät ihn deswegen lobte, sah ihn Seine Majestät, (wie) er [den Boden] küßte. [... Da sprach Seine Majestät:] ‚Küsse nicht die Erde, (sondern) küsse meinen Fuß!‘.“ Eyre (Use of Documents, 301-302) deutet die Stelle rD(j).jn Hm=f jT(j).t(j) n=f Aaw n(j) mDA.(w)t „Da ließ Seine Majestät für ihn das Futteral der Schriftstücke herbeiholen“, so, daß es sich bei den Schriftstücken um Anweisungen zur Dekoration des Grabes handelt. Gleichzeitig konnte der König so seine Großzügigkeit für das anstehende Begräbnis zu zeigen. Dies steht im Gegensatz zu allen bisherigen Interpretationen, die davon ausgehen, daß es sich bei diesen „Schriftstücken“ um medizinische Papyri handelt, damit PtH-wAS richtig behandelt werden konnte, um so das emphatische Verhalten des Königs zu dokumentieren. Da es in der folgenden Kolume eben um die Diagnose der Ärzte geht, und der Text somit direkt an diese Stelle anschließt, sind die älteren Übersetzungen an dieser Stelle überzeugender.
Weiterer vergleichbarer Text Inschrift eines Unbekannten aus Giza Literatur: Hans Goedicke, A Fragment of a Biographical Inscription of the Old Kingdom, in: JEA 45, 1959, 8-11, fig. 1, pl. II (Photo). – Übersetzung auch: Strudwick, Texts, 322323, Nr. 240. Datierung: Die Verwendung der unpersönlichen 3. Person (statt der 1. Person) ist für die 5. Dynastie charakteristisch. Redford (Pharaonic Kinglists, Annals and Daybooks, 35, Anm. 33) vermutet zudem aufgrund von „style and orthography“ eine Datierung in die Zeit des Neferirkare. Herkunft: Kalksteinblock, westlich des Giza-Plateaus gefunden. Kommentar: Der formale Aufbau der Inschrift aus einer Zeile mit darunter verlaufenden Kolumnen erinnert wiederum an die Kopie einer königlichen Urkunde (vgl. Text 7). So liegt auch hier die Vermutung nahe, daß der König den Text aufsetzen ließ, um seine Fürsorge gegenüber seinem erkrankten Beamten zu dokumentieren.
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2.3.2 Königliche Gunsterweise Text 9: N(j)-anx-¤xm.t (Saqqara) Literatur: Urk. I, 38.7-40.3; Mariette, Mastabas, 202-205 (D 12); Ludwig Borchardt, Denkmäler des Alten Reichs im Museum von Kairo I, CG Nr. 1295-1808, Berlin 1939, 169-173, Bl. 39; John Baines, Kingship before literature, in: Rolf Gundlach/Christine Raedler (Hgg.), Selbstverständnis und Realität, ÄAT 36/1, Wiesbaden 1997, 125-174, figs. 1a (Photo) und 1b – Übersetzung auch: Roccati, Littérature, 96-98; Strudwick, Texts, 302303, Nr. 225. Datierung: Nach den Angaben seiner Autobiographie amtierte N(j)-anx-¤xm.t unter Sahure. Herkunft: Der Text war auf der Scheintür der Außenfassade seiner Mastaba in Saqqara (Mastaba D 12) angebracht und befindet sich heute im Ägyptischen Museum Kairo (CG 1482).
Im Vergleich zur eher bescheidenen Mastaba des N(j)-anx-¤xm.t ist die mehr als 3 Meter hohe Scheintür, welche die Autobiographie trägt, von hoher Qualität, was in der Tat, wie auch die Inschrift berichtet, dafür spricht, daß die Scheintür aus den königlichen Werkstätten stammt (Stauder-Porchet, Actants des autobiographies événementielles, 581). Insbesondere der Breite der inneren Türpfosten nach zu urteilen, war die Scheintür von Anfang an dafür ausgelegt, über Titulatur und Opferformel hinaus einen Bericht über das königliche Geschenk aufzunehmen. In diesem Fall stimmt der (auto-)biographische Text tatsächlich mit dem Befund im Grab überein. Bis dato sind somit insgesamt siebzehn Fälle inschriftlich belegt, in denen der König verschiedene Objekte (neben der Scheintür, zum Beispiel auch einen Sarkophag oder Libationsstein wie bei Wnj/Text 17) einem Grabherrn stiftete – wobei sicherlich auch kleinere Objekte als königliche Geschenke oder Auszeichnungen den Weg in das Grab einzelner Beamten fanden als Teil der Grabausstattung, die heute nicht mehr identifziert werden können. Daher können (auto-)biographische Inschriften tatsächlich als historisch-verläßliche Quelle verwendet werden (vgl. Chauvet, Between a tomb and a hard place). Auch bei N(j)-anx-¤xm.t ist auffällig, daß er zur persönlichen „Entourage“ des Königs gehörte, wie seine Titel wr swnw(.w) „Oberarzt“, wr swnw(.w) pr-aA „Oberarzt des Palastes“ und wr jbH pr-aA „Oberzahnarzt des Palastes“ zeigen“.
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Die linke Inschrift der Scheintür berichtet „im Stil der königlichen Dekrete“ (Schott, Biographie des Ka-em-tenenet, 457), wie N(j)-anx-¤xm.t Sahure um eine (einfache) Scheintür bittet, woraufhin ihm aus Tura eine Doppelscheintür gebracht und im Palast „in Gegenwart des Königs selbst“ als besondere Auszeichnung fertiggestellt wird. Im Vordergrund des Berichts steht hier also nicht die Person des N(j)anx-¤xm.t, sondern die Herstellung und Beschaffenheit der Scheintür als Gunsterweis des Königs: „Da veranlaßte Seine Majestät, daß man ihm aus Tura zwei Scheintüren aus Stein bringe, daß man sie in das Innere der Werkstatt des (Gebäudes namens) #a(j)-wrr.t-¤AHw-Ra bringe und daß die beiden Größten der Leiter der Handwerker und die Handwerkerschaft der wab.tWerkstatt an ihnen arbeiteten.“ „In der Gegenwart des Königs selbst“ werden die anfallenden Arbeiten täglich inspiziert und schließlich die Hieroglyphen von „Gehilfen“ blau („mit Lapislazuli“) bemalt, wie beispielsweise bei der Inschrift des PtH-wAS heute noch zu erkennen ist. Auf der gegenüberliegenden rechten Seite beginnt die Inschriftenkolumne mit einem Segenswunsch des Königs für N(j)-anx-¤xm.t, der vom Lobpreis des Grabherrn für den König gefolgt wird: „‘Sowahr diese (meine) von den Göttern geliebte Nase wohl sein möge, so mögest du zur Nekropole wandeln (d. h. sterben), nachdem du sehr alt geworden bist als ein (von mir) Geehrter!’ Man gab viel Lobpreis für den König, und man pries jeden Gott für ¤AHw-Ra, (weil) er (N(j)-anx-¤xm.t), zusammen mit der gesamten Gefolgschaft wußte, daß wenn irgendeine Sache (d. h. ein Befehl) aus dem Mund seiner Majestät kommen sollte, dann geschieht sie sofort, und (weil) der Gott ihm (d. h. Sahure) die Kenntnis der Ding(e) (schon) im (Mutter)leib gegeben hat, und (weil) sein Ansehen größer war als das eines jeden (anderen) Gottes.“ Anschließend ruft N(j)-anx-¤xm.t zum Preisen des Sahure auf, und die Inschrift endet mit idealbiographischen Phrasen (Z. 5): „Sowahr Re euch liebt, sollt ihr jeden Gott für Sahure preisen, der mir dies gemacht hat. Ich bin sein Geehrter, (denn) niemals habe ich irgendeine schlechte Sache gegen irgendeinen Menschen getan.“
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Bei dem beschriebenen Bericht handelt es sich jedoch nicht um ein einmaliges Ereignis, sondern im Gegenteil: „It is best to see the social institution underlying such a composition as strongly formalized, so that the brief texts report upon elaborate ceremonials that were vital to an individual’s biography... Niankhsakhmet needed to know when he could ask and what would be an acceptable request, so that the king could and would respond appropriately, while the request was no doubt formalized.” (Baines, Kingship before literature, 137). Vergleichbar ist die Inschrift mit der des #wf.w-anx aus Giza (siehen unten).
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Text 9: Die Scheintür des N(j)-anx-¤xm.t (nach: Mariette, Mastabas, 203-205, bearbeitet)
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Q Text 9: Inschrift des N(j)-anx-¤xm.t (nach: Urk. I, 38.7-39.3)
(1) Lies RA-Aw – Tura (Ort für den Abbau von Kalkstein). (2) ¢a(j)-wrr.t-¤AHw-Ra: Name der Halle (“Sahure erscheint, indem er die Weiße Krone trägt“).
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(3) wr.wj-xrp(.w)-Hmw.t: die „(Beiden) Größten der Leiter der Handwerker“, also die Hohepriester des Ptah von Memphis. (4) Hmw.t wab: Handwerkerschaft der wab.t-Werkstatt. (5) Gemeint ist, daß die Inschrift in grün-blauer Farbe als Zeichen der Regeneration bemalt wurde.
Weitere vergleichbare Texte #wf.w-anx Literatur: Hans Hickmann, 45 siècles de musique dans l’Égypte ancienne, Paris 1956, 18, pl. LXXVII – Übersetzung auch: Strudwick, Texts, 262-263, Nr. 196. Datierung: Die Mastaba gehört nach Grabarchitektur und Phraseologie in die 5. Dynastie, wahrscheinlich in deren zweite Hälfte. Herkunft: Die Inschrift stammt von seiner Mastaba in Giza (G 4520) auf der Scheintür in der Opferkammer; heute: Museum Boston (Inv.-Nr. 21.3081). Kommentar: Ähnlich wie bei N(j)-anx-¤xm.t wird in dieser Inschrift über die Herstellung und Schenkung einer Scheintür an den „Vorsteher der Hofsänger“ und „Vorsteher der Flötenspieler“ anx-#wf.w berichtet, jedoch ist der Text in seiner Kürze auf die wesentlichen Aussagen beschränkt. ¤Abw (Jbbj) Literatur: Mahmoud El-Khadragy, The Offering Niche of Sabu/Ibebi in the Cairo Museum, in: SAK 33, 2005, 169-199 (Photos und Umzeichnung) – Übersetzung auch: Strudwick, Texts, 306-308, Nr. 228. Datierung: Nach den Angaben seiner Autobiographie (mrn xr ...&tj) amtierte ¤Abw unter Teti. Herkunft: Die Inschrift stammt von der Scheintür der Mastaba des ¤Abw in Saqqara; heute: Ägyptisches Museum Kairo (CG 1565). Kommentar: Die Autobiographie des ¤Abw (Jbbj) gehört zu den letzten Ereignisbiographien über königliche Gunsterweise, in denen über die Belohnungen, Lob und Geschenke des Königs ausführlich berichtet wird, die eigene Leistung des Beamten jedoch unerwähnt bleibt. KA(=j)-gm.n(=j) Literatur: Edel, Inschriften I, 210-226, Taf. I, II (Publikation eines neuen Inschriftenfragments; dazu Korrektur von idem, Inschriften II, 187-188); Firth/Gunn, Teti Pyramid Cemeteries I, 108-111 und II, Taf. 7, 10, 59 (2); Urk. I, 194.7-196.14 – Übersetzung auch: Strudwick, Texts, 285-287, Nr. 213. Datierung: Nach seinen eigenen Angaben amtierte KA(=j)-gm.n(=j) in der Zeit von Djedkare bis Teti.
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Herkunft: Die Autobiographie nahm ursprünglich die Seiten rechts und links des Eingangs zur Mastaba (LS 10) des KA(=j)-gm.n(=j) in Saqqara ein. Die linke Inschrift ist fast vollständig zerstört, doch lassen die erhaltenen Wörter ebenfalls auf eine Ereignisbiographie über königliche Gunsterweise schließen. Kommentar: Die Leistungen des Grabherrn bleiben sehr allgemein, betonen jedoch häufig „Wahrheit“ und „Gerechtigkeit“ (mAa.t, mAa, bw mAa), doch möglicherweise reflektiert dies lediglich allgemein die wichtigen, beruflichen Funktionen des KA(=j)-gm.n(=j) im Bereich der Rechtsprechung als Wesir. Möglich ist es aber auch, hier einen konkreten Bezug zur offenbar politisch schwierigen Situation des Teti zu sehen, die sich aufgrund der vielen Beamten, deren Namen in den Gräbern Saqqaras ausgetilgt wurden, und der Ermordung des Königs Teti, wie sie bei Manetho berichtet wird, vermuten läßt (s. hierzu auch bes. Kanawati, Conspiracies). Den sich anschließenden zweiten Text kann man als ungewöhnlichen Aufruf zum Loyalismus verstehen: „[Oh, ihr ---, tut] das Richtige für den König, (denn) es ist die Wahrheit, die der Gott liebt! Sagt das Richtige für den König, (denn) [das, was] der König [liebt], ist die Wahrheit“. Möglicherweise ist dies ebenfalls eine Reaktion auf die Thronstreitigkeiten um die Person des Teti. Nach seinem Tod erfuhr KA(=j)-gm.n(=j) eine lokale göttliche Verehrung, weshalb Martin-Pardey (in: LÄ III, 290-291, s. v. Kagemni) den Wesir KA(=j)-gm.n(=j) des vorliegenden Grabes gleichsetzt mit dem Adressaten der bekannten Lehre für Kagemni – auch wenn es sich dabei um eine fiktive Zuweisung handele. Der ungewöhnliche, den Lehren ähnliche Aufruf des KA(=j)-gm.n(=j) in seiner Autobiographie könnte jedoch mit ein Grund für die spätere (fiktive) Identifizierung zwischen dem Grabinhaber KA(=j)-gm.n(=j) und dem Verfasser der Lehre für Kagemni gewesen sein. ¤nDm-jb (Jntj) Literatur: Edward Brovarski, The Mastabas of Senedjemib Inti (G2370), Khnumenti (G2374), and Senedjem-ib Mehi (G2378), Giza Mastabas 7, Boston 2003, 89-110, fig. 1822, 28-33, text fig. 1-4, pl. 58-61, 64a-66a, 67b-74b, 75-80a – Übersetzung auch: Strudwick, Texts, 311-316, Nr. 311. Datierung: ¤nDm-jb amtierte unter Asosi, von dem er zwei Briefe erhält. Herkunft: Giza (G 2370); Eingangsportiko sowie beiderseits des Durchgangs. Kommentar: In der – leider teilweise zerstörten – umfangreichen Autobiographie des ¤nDm-jb (Jntj) wird er (rechts des Eingangs) für seine Arbeiten im Auftrag des Königs gelobt und ausgezeichnet; daran schließt im Durchgang eine Rede von Asosi an seinen Beamten an. Links des Eingangs berichtet der Sohn (¤nDm-jb MHj) vom Vollzug und der Einrichtung des Totenkults sowie der Bitte um einen Sarkophag vom König, welche ihm auch gewährt wird. Auch hier wird eine Erlaubnis zur Errichtung eines Grabes mit den Worten erteilt: jw rD(j)(.w) n(=j) (w)d.t(j) m zXA [...] „Es wurde für mich veranlaßt, (es) als Schriftstück anzulegen […]“. In die Inschrift sind zwei Brief des Asosi integriert, wobei besonders bemerkenswert ist, daß sie den ältesten Beleg für einen König darstellen, der selbst
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schreiben kann: zXA Hm=f Ds=f m Dba.wj „(das Schriftstück), das seine Majestät selbst mit den beiden Fingern schrieb“. Nach Stauder-Porchet weist der Text zum ersten Mal wesentliche Elemente der Ereignisbiographie auf, zeigt jedoch noch archaische Züge wie die Darstellung des Königsdekrets (Les autobiographies de l’Ancien Empire, 151, 226ff.).
2.3.3 Laufbahnbiographien Text 10: PtH-Spss (Saqqara) Literatur: Thomas G. H. James (Hg.), Hieroglyphic Texts from Egyptian Stelae etc. I, London 21961, 17, pl. XVII; Peter Dorman, The Biographical Inscription of Ptahshepses from Saqqara: A Newly Identified Fragment, in: JEA 88, 2002, 95-110, pl. XI (Publikation eines neuen Fragments der Inschrift); Roman Gundacker, Die (Auto)Biographie des Schepsesptah von Saqqarah: ein neuer Versuch zur Rekonstruktion der Inschrift und ein Beitrag zur stilistischen Grundlegung des wiederhergestellten Textes, in: LingAeg 23, 2015, 61-105. – Übersetzung auch: Assmann, Schrift, Tod und Identität, 180-181; Roccati, Littérature, 105-107; Strudwick, Texts, 303-305, Nr. 226. Datierung: Nach seinen eigenen (auto-)biographischen Angaben verbrachte PtH-Spss seine Kindheit unter Mykerinos und amtierte unter Sahure. Daß er weiterhin mindestens bis zur Regierungszeit des Niuserre lebte, belegt sein Amt als Priester am Sonnenheiligtum dieses Königs. Herkunft: Die Inschrift befand sich ursprünglich auf der in die Außenfassade eingelassenen Scheintür der Mastaba des PtH-Spss in Saqqara (Grab C 1). Sie ist heute in London zu sehen (BM EA 682); ein ergänzendes kleines, aber wichtiges Fragment wird in Chicago (OIM 11048) aufbewahrt.
Der obere Teil der Scheintür des PtH-Spss fehlt, doch wurde nach Sethe (Urk. I, 52) zumeist die dritte Kolumne noch zur vorausgehenden Kolumne unter Schepseskaf und erst die vierte Kolumne zum Lebensabschnitt unter Userkaf gezählt. Ein 2002 von Dorman (op. cit.) neu identifiziertes Fragment zur Scheintür des PtH-Spss zeigt jedoch, daß sich die Reihung nach Königen chronologisch weiter fortsetzte, d. h. erst wird Userkaf genannt und dann Sahure auf der rechten Seite der Scheintür. Wahrscheinlich wurde die chronologische Anordnung, d. h. ein König pro Kolumne, auf der linken Seite weitergeführt, wobei es nicht ungewöhnlich wäre, dem König, unter dem die Inschrift entstand, mehr Raum zu geben, also zwei statt einer Kolumne. Nach Gourdon war es üblich, bei der Aufzählung mehrerer Könige dem letzten König, der formal als anx Dt gekennzeichnet wird, mehr zu „individualisieren“,
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wobei mit PtH-Spss die erste Autobiographie vorliegt, in der mehrere Könige aufgezählt werden (Rois vivants). Geht man davon aus, daß PtH-Spss im letzten Jahr unter Mykerinos geboren wurde und noch unter Niuserre gelebt hat (unter dem er noch den Titel eines Priesters an dessen Sonnenheiligtum trug), so muß er ein hohes Alter von fast 70 Jahren erreicht haben. Die Inschrift des PtH-Spss ist in mehrfacher Hinsicht singulär, doch stellt sie in jedem Fall einen entscheidenden Meilenstein für die biographische Entwicklung im Alten Reich dar. Chronologisch werden die unterschiedlichen Stationen im Leben des PtH-Spss von der Geburt, Kindheit und Heirat bis zu den verschiedenen Ämtern unter den Königen Userkaf bis wahrscheinlich Niuserre geschildert, wobei die Heirat nur deshalb erwähnt wird, da sie mit der ältesten Tochter des Königs stattfand. Ingesamt gliedert sich die Inschrift in acht Abschnitte, die jeweils mit dem Namen des PtH-Spss enden und (wie üblich mit Ausnahme des regierenden Königs) jeweils eine Kolumne der Scheintür einnehmen. In jedem Abschnitt der Biographie wiederholen sich außerdem einige Sequenzen (Spss xr nsw r ... nb; n(j) König NN), welche die Inschrift als ein optisch und inhaltlich geschlossenes Ganzes erscheinen lassen. Sie hebt sich von den folgenden Laufbahnbiographien grammatikalisch noch durch den Gebrauch der 3. statt der 1. Pers. Sing. ab sowie durch den einzigartigen strengen Aufbau des Textes (s. auch Gundacker, Schepsesptah, 85-90).
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Text 10: Inschrift des PtH-Spss (nach: Dorman, op. cit., fig. 3)
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M O P
N
Text 10: Inschrift des PtH-Spss (Ausschnitt nach: Dorman, op. cit., fig. 3)
(1) (2) (3) (4)
Sd(j)(.w): Passiv. Lies jp(A).t. Lies ¢a(j)-MAa.t (eine Tochter des Userkaf). WTs-nTr.w: „Götterträger“ (Name einer Barke).
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Einige Jahre nach PtH-Spss, genauer in der Regierungszeit des Asosi, fällt die Autobiographie des KA(=j)-m-Tnn.t aus Saqqara, die sich leider nur fragmenthaft auf verschiedenen Blöcken erhalten hat, aber deren Bedeutung für die Entwicklung der Biographie erstmals von Erika Schott herausgestellt wurde (für weitere Literatur vgl. Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, Dok. 76). Hier berichtet KA(=j)-m-Tnn.t in der persönlichen 1. Pers. Sing. davon, wie eine Region (deren Nennung leider nicht erhalten ist) zerstört wird und die Gefangenen zur Residenz gebracht werden. Zudem führt er für den König verschiedene Bauarbeiten am Tempel aus und leitet eine Schiffahrt für ihn, bei der er das Schiff sicher aus einem Sturm herausführt (s. zu dieser Passage Quack, Wasserangst, 394f.) und dafür belobigt wird. Weiterhin berichtet er von der Aufsicht über die Bauarbeiten an einer Sphinx. Die Anordnung der verschiedenen Blöcke innerhalb der Mastaba – und damit die Reihenfolge – sind jedoch umstritten. Nichtsdestoweniger haben wir mit der Autobiographie des KA(=j)-m-Tnn.t für das Alte Ägypten nun erstmals und ausführlich in narrativer Struktur (sDm.jn=f) einen Beleg, in welcher der Biograph von sich als „ich“ spricht und seinen geleisteten Erfolgen berichtet. Zudem nimmt er keine passive Stellung innerhalb der Biographie ein, sondern ist aktiv am Geschehen beteiligt, und – wie Stauder-Porchet feststellt – stammt seine Lebensbeschreibung aus einer Zeit des Experimentierens, die für die kommenden Jahrzehnte Vorbild sein wird, was die Verwendung der 1. Pers. Sing., die Motive und die Erzählstruktur betrifft (cf. Stauder-Porchet, Les autobiographies de l’Ancien Empire, 128-132).
Text 11: OAr (Edfu) Literatur: Mahmoud El-Khadragy, The Edfu Offering Niche of Qar in the Cairo Museum, in: SAK 30, 2002, 203-228, fig. 2-3, Taf. 4-6; Urk. I, 253.18-255.11; Juan C. Moreno Garcia, De l’Ancien Empire à la Première Période Intermédiaire: L’autobiographie de OAr d’Edfou, entre tradition et innovation, in: RdE 49, 1998, 151-160 – Übersetzung auch: Roccati, Littérature, 179-180; Strudwick, Texts, 412-414, Nr. 313. Datierung: Nach seinen eigenen autobiographischen Angaben war OAr zur Zeit des Teti ein Kind, wuchs unter Pepi I. auf und erhielt schließlich unter Merenre verschiedene Ämter. Es ist jedoch nicht auszuschließen, daß er erst unter Pepi II. seine höchsten Ämter einnahm. Herkunft: Die Inschrift stammt vom Architrav über der Scheintür aus der Mastaba des OAr in Edfu (heute Ägyptisches Museum Kairo, JdE 43371).
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Die Autobiographie des Vorstehers von Oberägypten (jmj-rA Sma.w) OAr ist deshalb bemerkenswert, da hier erstmals einzelne Formulierungen erscheinen, die erstmalig mit der Ersten Zwischenzeit gänzlich ausgebildet sind. Und wie bereits dargelegt, ist es wenig erstaunlich, daß derartige Biographien in der Provinz, das heißt möglichst weit entfernt von der Hauptstadt Memphis, zuerst erscheinen und die individuelle Leistung einzelner Beamter hervorheben. Der Text auf dem Architrav des OAr ist klar gegliedert: Die ersten beiden Zeilen werden jeweils von einer Opferformel eingenommen, woran sich die Ereignisbiographie in Form einer Laufbahnbiographie anschließt: „Ich war ein junger Mann, der sich das Stirnband umband zur Zeit des Teti. Ich wurde zu Pepi gebracht, um mich zu erziehen unter den Kindern der Oberhäupter. Ich wurde eingesetzt („gegeben“) als Einziger Freund, Vorsteher der Landpächter des Palastes unter Pepi.“ Während OAr die Zeit unter den verstorbenen Königen Teti und Pepi I. nur kurz erwähnt, berichtet OAr aus der Zeit des Merenre ausführlicher: die Ausübung seiner Ämter und – kurz – seine Wertschätzung beim König. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Beobachtung von Kanawati, daß die Biographien von OAr (wie auch von §tj [Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, 33, Dok. 83] sowie von Wnj, Dok. 17) zeigen, daß in der 6. Dynastie die Söhne von „Provinzverwaltern“, die später das Amt ihres Vaters übernehmen sollten, eine Zeit zur Unterweisung (r omAt) in der Residenz verbrachten, um ihre Loyalität und die Verbundenheit mit dem Königtum sicher zu stellen (Kanawati, The Memphite control). Auf diese Weise konnte der König eine Verbundenheit mit der mächtiger werdenden Provinzverwaltung sicherstellen und diese teilweise sogar familiär an das Königshaus binden. Zudem wurden – wie wahrscheinlich auch bei Wnj (Dok. 17) – sogar einzelne Bauelemente des Grabes von der Residenz in die Provinz transportiert. Die Betonung in der Biographie des OAr liegt auf dem Erwerb unterschiedlicher Ämter, doch auch die persönlichen Leistungen werden bereits erwähnt, was in der 5. Dynastie noch ausgeschlossen gewesen wäre: „Ich veranlasste, daß die Rinder dieses Gaues existierten über die Rinder hinaus (also zahlreicher waren) im Stall an der Spitze von ganz Oberägypten. Das ist etwas, was ich nicht bei einem Oberhaupt (d. h einem Gaufürst) fand, der vor-
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her in diesem Gau war, aufgrund meiner vorzüglichen Wachsamkeit und aufgrund meiner Vortrefflichkeit, (als) ich die Dinge der Residenz leitete.“ An die Laufbahnbiographie schließt sich eine Idealbiographie an, die sich in ihrem regionalen Bezug zum eigenen Gau von den Idealbiographien der 5. Dynastie deutlich absetzt und schon erste Tendenzen zum ausgeprägten Regionalpatriotismus der Ersten Zwischenzeit zeigt: „Ich gab Brot dem Hungernden und Kleidung dem Nackten, den ich in diesem Gau fand. Ich gab Krüge mit Milch (gefüllt); ich maß oberägyptische Gerste aus meinem Privatbesitz an den Hungernden, den ich in diesem Gau fand. Jeden Menschen, den ich in diesem Gau gefunden hatte, indem das Getreidedarlehen eines anderen gegen ihn stand, ich war es, der es an dessen Herrn bezahlte aus meinem Privatbesitz. Ich bin einer, der jeden Menschen in diesem Gau bestattet hat, der keinen Sohn hatte, mit Kleidung und Dingen aus meinem Besitz. Ich stellte alle Fremdländer für die Residenz zufrieden entsprechend der Vortrefflichkeit meiner Wachsamkeit, so daß ich deswegen gelobt wurde von meinem Herrn.“ Offensichtlich legte OAr besonderen Wert darauf, daß er die Bedürfnisse, die in seinem Gau herrschten, aus seinem eigenen Besitz zufriedenstellte. Nach einigen idealbiographischen Phrasen wird der Text schließlich mit einem Anruf an die Lebenden abgeschlossen. Die enge Verzahnung von Idealbiographie und „Anruf an die Lebenden“ zum Darbringen eines Opfergebets ist nicht nur bei OAr belegt, sondern typisch für beide Textsorten und zeugt noch davon, wie eng beide ursprünglich miteinander verbunden waren bzw. zu diesem Zeitpunkt immer noch sind. Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, daß der Vater des OAr namens Jzj selbst eine (Auto-)Biographie in Edfu besitzt (vgl. Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, Dok. 10, Abb. 2a-c), die – soweit es der fragmentarische Zustand der Inschrift erkennen läßt – eine traditionelle Ideal- wie Laufbahnbiographie aufweist. Damit wäre ein zaghaftes „Autonomiestreben“ der „Großen Oberhäupter des Gaues“ (Hrj-tp aA n(j) spA.t) erstmals in der Zeit unter Pepi I. in Edfu zu beobachten.
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Z
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Text 11: Inschrift des OAr (nach: El Khadragy, in: SAK 30, 2002, fig. 2-3)
(1) Lies: dmj. (2) Nicht zu verwechseln mit dem Hr(j)-sStA n md.t nb(.t) „Geheimrat aller Angelegenheiten“, sondern „Geheimrat“ (vgl. auch die Parallelen nach Stauder-Porchet, op. cit., 296, Anm. 21). (3) Lies: rA-aA. (4) „…indem das Getreidedarlehen eines anderen gegen ihn stand“, das heißt, er war der Schuldner. (5) Lies: jnk DbA s(j) n nb=s.
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Text 12: #nt(j)-kA.w-Ppy (Dachla) Literatur: Jürgen Osing, in: J. Osing et al., Denkmäler der Oase Dachla aus dem Nachlaß von Ahmed Fakhry, AV 28, Kairo 1982, 29-32, Taf. 6 (Umzeichnung), 60 (Photo); Karl Martin, Ein Garantsymbol des Lebens. Untersuchungen zu Ursprung und Geschichte der altägyptischen Obelisken bis zum Ende des Neuen Reiches, HÄB 3, Hildesheim 1977, 31ff. mit Abb. 2 – Übersetzung auch: Strudwick, Texts, 375, Nr. 274. Datierung: Die Datierung des #nt(j)-kA.w-Ppy ist schwierig, da die relative Abfolge der in Dachla amtierenden Oasengouverneure u. a. wegen mehrfacher Namens- und Titelähnlichkeiten unsicher ist. Aufgrund der rekonstruierten Verwandtschaftsverhältnisse und der architektonisch-stilistischen Entwicklung der Mastabas innerhalb der Oase ist jedoch eine Datierung in die Zeit Ende Pepis I. bis zum Beginn der Ersten Zwischenzeit wahrscheinlich. Herkunft: Stele (heute Museum Charga, Nr. 34) im Grab des #nt(j)-kA.w-Ppy (IFAO Nr. IV) in der Oase Dachla.
Ungewöhnlicherweise befindet sich die Autobiographie des Kapitäns der Steuermannschaft, Oasen-Gouverneurs und Vorstehers der Priester (apr wjA jmj.w-jr.tj, HoA wHA.t, jmj-rA Hm.w-nTr) #nt(j)-kA.w-Ppy auf einer fast 2,50 m hohen, oben abgerundeten Kalksteinstele, die im Text als „Obelisk“ (txn) bezeichnet wird. Die Stele war ursprünglich in eine steinerne Basis eingelassen und stand wahrscheinlich im Hof vor dem Eingang zur Mastaba. Der Stelentext des #nt(j)-kA.w-Ppy beginnt mit einer Anrede an die Leser „Oh, ihr Lebenden, die ihr auf Erden seid“, an die sich Angaben anschließen, welche Grabteile in welchem Zeitraum errichtet wurden (leider sind diese interessanten Textstellen teilweise zerstört); darunter etwa: „Ich baute seine Umgrenzung(?), die ich in 1 (+ x) Monaten machte (zusammen) mit der Hörigenschaft meiner Totenstiftung...“ (Tz(j).n(=j) znb.t=f jr(j)(=j) n Abd $1% (+ x) m mrt D.t(=j) ...). Daraufhin folgt die kurze Laufbahnbiographie. Die Vermutung liegt nahe, daß die erwähnte zweite Stele („Obelisk“) die Autobiographie des #nt(j)-kA.w-Ppy fortsetzte, doch wurde sie (bislang) nicht gefunden. Dafür kennen wir inzwischen aus Dachla ein weiteres Textfragment mit den spärlichen Resten einer Idealbiographie, deren Phraseologie jedoch eindeutig ist: „Ich schied zwei Prozeßgegner [zu ihrer Zufriedenheit]“ (Georges Soukiassian/Michel Wuttmann/Laure Pantalacci, Le palais des gouverneurs de l’époque de Pépy II, Balat VI, Kairo 2002, 320-322, fig. 66; Kloth, (Auto-) biographische Inschriften, 80-81). Die Inschrift ist hier jedoch horizontal an-
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geordnet, und rechts läßt sich noch ein Teil der Darstellung eines Beamten mit langem Stab erkennen; demnach war sie wahrscheinlich Teil eines Türsturzes. Gefunden wurde sie aber nicht im Grab, sondern im Hw.t-kA des Mdwnfr, der wohl an das späte Ende des Alten Reichs oder den Beginn der Ersten Zwischenzeit zu datieren ist. Das Vorhandensein einer Autobiographie unterstreicht so die funeräre Funktion des Ka-Hauses in Dachla.
O
M N
Text 12: Stele des #nt(j)-kA.w-Ppy (nach: Osing et al., op. cit., Taf. 6)
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(1) Lies nD, wohl eine Verschreibung aus dem Hieratischen (Osing, op. cit., 32, Anm. m). (2) Lies jA.t „Amt“. (3) Ergänze: [sk] w(j).
Weitere vergleichbare Texte @zj Literatur: Marco E. Chioffi/Giuliana Rigamonti, Saqqara: Hesi, Hetepherakhet, Metjen, Collana sš wr – Il Grande Scriba 6, Imola (Bo) 2015 (Standardhieroglyphen); Naguib Kanawati/Mahmud Abder-Raziq, The Teti Cemetery at Saqqara V: The Tomb of Hesi, Sydney 1999, 22-23, 37-38, pls. 7 (Photo), 8, 33 (Photo), 52, 59; David P. Silverman, The Threat-Formula and Biographical Text in the Tomb of Hezi at Saqqara, in: JARCE 37, 2000, 1-13, fig. 3 (Photo), Julie Stauder-Porchet, Hezi’s autobiographical inscription: philological study and interpretation, in: ZÄS 142 (2), 2015, 191-204 (zur poetischen Struktur) – Übersetzung auch: Strudwick, Texts, 275-277, Nr. 205. Datierung: Nach seiner Autobiographie amtierte @zj unter Asosi, Unas und Teti, doch hat er evtl. noch unter Pepi I. gelebt. Herkunft: Eingangsarchitrav sowie die Seiten des Durchgangs in seinem Grab in Saqqara. Kommentar: Über dem Eingang befindet sich die Idealbiographie mit geläufiger Phraseologie. Der rechte Türdurchgang trägt eine klassische Laufbahnbiographie des Wesirs, während auf der gegenüberliegenden Seite seine Kenntnisse als Ach-Geist sowie typische Phrasen der Idealbiographie („Ich bin ein Gelobter seines Vaters, ich bin ein Geliebter seiner Mutter und ein ‚Schwimmer‘ (Halt, Anker?) seiner Familie.“) in Verbindung mit dem Grabbau thematisiert werden. Hier rechtfertigt sich der Grabherr dafür, nur ein kleines Grab erbaut zu haben, „(obwohl) ich die Erlaubnis hatte (‚ermächtigt war’), es aus vielen Räumen zu errichten“ (sxm.k(wj) m jr(j).t=f m a.wt aSA.wt), was bedeutet, daß er sich verpflichtet fühlte zu erwähnen, daß ihm ein Grab in der Nähe „seines“ Königs (Teti) wichtiger war (also mehr Prestige brachte) als ein größeres mit vielen Räumen, das vom Grab des Herrschers weiter entfernt lag (zum Zusammenhang von Grabgröße und Sozialstatus, vgl. auch Alexanian, Tomb and social status). Auch hier ist noch der Zusammenhang zwischen Idealbiographie und Grabbau sichtbar.
Mr(j)-PtH-anx-Mry-Ra (Nxb.w) Literatur: Dows Dunham, The Biographical Inscriptions of Nekhebu in Boston and Cairo, in: JEA 24, 1938, 1-8, pls. I (Photo) und II – Übersetzung auch: Strudwick, Texts, 265269, Nr. 198. Datierung: Nxb.w amtierte nach eigenen Angaben unter Pepi I.
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Herkunft: Der Text nahm ursprünglich die Pfosten beiderseits des Eingangs in der Kultkammer in Giza (Mastaba G 2381) ein; heute: Boston (MFA 13.4331) und Kairo (J 44608). Kommentar: Auf der linken Seite (heute Boston) schildert Nxb.w, wie er auf Geheiß des Königs die Durchführung verschiedener Bauprojekte des Königs leitet: u. a. die Errichtung von Ka-Häusern in Unterägypten und den Bau verschiedener Kanäle. Die rechte Seite (heute Kairo) setzt in den ersten beiden Kolumnen die Laufbahnbiographie fort. Abgeschlossen wird die Laufbahnbiographie mit einer kurzen Zusammenfassung vom Aufstieg des Nxb.w vom gewöhnlichen Maurer bis zum „Königlichen Meister der Maurer“. *tj (KA(j)-Hp) Literatur: Christiane Ziegler, Catalogue des stèles, peintures et reliefs égyptiens de l’Ancien Empire et de la Première Période Intermédiaire, Paris 1990, 270-272 (Photo) – Übersetzung auch: Strudwick, Texts, 287, Nr. 214. Datierung: Nach seinen autobiographischen Angaben amtierte *tj unter Pepi I. und Merenre. Herkunft: Der Architrav mit der Inschrift befand sich wohl ursprünglich über dem Eingang zum Grab des *tj in El-Hawawisch (Achmim, Grab M8). Heute ist er in zwei Teile zerbrochen und befindet sich teils in Paris (Louvre, Nr. AF 9460) und teils in Chicago (Field Museum, Nr. 31 700). Kommentar: Die Inschrift des *tj macht deutlich, daß sich Laufbahnbiographien auch auf eine vergleichsweise kurze und komprimierte Darstellung der Ämterlaufbahn beschränken können. Typischerweise werden dabei nicht nur die Amts- und Rangtitel aufgezählt, sondern auch der Erwerb bestimmter Privilegien durch den König wie der gewährte „Zugang zum Königshaus“.
2.3.4 Ausführungen königlicher Aufträge Text 13: Ppy-nxt (@oA-jb) (Assuan) Literatur: Edel, Qubbet el Hawa II, 682-688, Taf. XXXIII-XXXIV, Abb. 1-3; Urk. I, 132.16 135.7; de Morgan, Catalogue I, 174-176 (A 9, ohne Photo) – Übersetzung auch: Lichtheim, Autobiographies, 9, 15-16; Gundlach, Zwangsumsiedlung 126-135, 204-5 (u. a. historische Einordnung der Feldzüge von Ppy-nxt); Strudwick, Texts, 333-335, Nr. 242. Datierung: Ppy-nxt lebte zur Zeit von Pepi II., an dessen Pyramide (Mn-anx-nfr-kA-Ra) er sein Amt ausübte. Nach Vischak, Community and identity, 230, ist er in die erste Phase seiner Regierungszeit von 1-20/25 zu datieren.
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Herkunft: Die autobiographische Inschrift erstreckt sich von rechts nach links seitlich des Eingangs in das Grab des Ppy-nxt auf der Qubbet el-Hawa (Nr. 35). Der Text setzte sich sehr wahrscheinlich oberhalb des Grabeingangs fort, doch ist dieser Bereich größtenteils zerstört.
Die Autobiographie des „Vorstehers der Fremdländer“ (imj-rA xAs.w.t) Ppynxt befindet sich im Süden des ägyptischen Einflussbereichs, nämlich auf der Qubbet el-Hawa in Assuan. Die (soweit bis jetzt bekannten) Gräber der Qubbet el Hawa sind – auf Basis des Edel’schen Nachlasses – durch Karl-J. Seyfried und Gerd Vieler umfassend publiziert worden (s. Edel, Qubbet el Hawa). Die Autobiographie des Ppy-nxt ist klar gegliedert: Die ersten 4 1/2 Kolumnen entsprechen der typischen Idealbiographie des Alten Reichs („Ich war einer, der vollkommen sprach und berichtete, was gewünscht wurde. Niemals sagte ich irgendeine schlechte Sache zu einem Machthaber gegen irgendwelche Menschen, (da) ich wünschte, daß es mir gut gehe beim großen Gott. Ich gab Brot dem Hungernden und Kleidung dem Nackten. Niemals richtete ich zwischen zwei Parteien in einem Fall, daß ein Sohn des Besitzes seines Vaters beraubt wurde.“ usw.). Daran schließt sich unmittelbar der Bericht über zwei Feldzüge des „Vorstehers der Fremdländer“ nach Nubien an, jeweils eingeleitet durch jw ... hAb.n w(j) Hm n(j) nb(=j) ... „ Ferner schickte mich die Majestät meines Herrn ...“. Außergewöhnlich ist hier weniger die Phraseologie als die Erwähnung verschiedener historisch wertvoller Angaben zu den Feldzügen wie etwa die Gefangennahme und Überführung nubischer „Fürstenkinder und Truppenführer“ in die ägyptische Residenz. Die erwähnten „lebenden Rinder und Ziegen“ dienten, wie wir von einem Graffito aus Hatnub wissen, der Versorgung mit Fleisch während der Unternehmung als eine Art „Reiseproviant“ (vgl. Anthes, Hatnub, 18, Taf. 9). Natürlich fehlen auch nicht die lobenden Worte des Herrschers zur erfolgreichen Durchführung der königlichen Aufträge: „Da schickte mich die Majestät meines Herrn, um das Land von Wawat und Jrtjet (vgl. Meurer, Nubier in Ägypten, 16) zu zerstören (‚zerhacken’). Ich handelte zum Lob meines Herrn, und ich tötete eine Vielzahl von ihnen, (darunter) die Völkerschaft (‚Kinder’) der Herrscher und die fähigsten Truppenvorsteher. Ich brachte eine große Zahl von dort als Gefangene zur Residenz, während ich an der
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Spitze der zahlreichen und starken Heere war als ein Willensstarker (‚einer, der stark ist an Herzen’). Mein Herr füllte sein Herz mit mir (d. h. vertraute mir) mit jedem Auftrag, mit dem er mich ausgesandt hatte.“ Sehr wahrscheinlich diente der Feldzug nicht generell der Vernichtung dieser Fremdländer, sondern zum einen der Ansiedelung der Anführer, und damit auch der übrigen Bevölkerung, als Arbeitskräfte und zum anderen ebenso der gleichzeitige Auschaltung möglicher Feinde (Gundlach, Zwangsumsiedlung, 129133). Der dritte Auftrag des Ppy-nxt nach „Asien“ galt einem spezifischen Zweck, den man auch als Strafmission bezeichnen kann: „Ferner schickte mich die Majestät meines Herrn in das Fremdland der Asiaten, um den ... Vorsteher der Fremdsprachigen ananx.t(j) zu holen, der dabei war ein Byblos-Schiff für Punt zu bauen, als ihn die asiatischen Beduinen töteten, zusammen mit einem Trupp des Heeres, der bei ihm war.“ Leider ist der folgende Text zerstört, doch läßt das Ende keinen Zweifel an der erfolgreichen Mission zu: „[...] jene Asiaten; ich schlug (sie) in die Flucht und tötete die Männer unter ihnen, zusammen mit einem Trupp des Heeres, der bei ihm war.“ Eine gute Zusammenstellung über die unterschiedlichen Toponyme von der frühdynastischen Zeit bis zum Ende des Neuen Reichs (sowohl in synchronen wie diachronen Hinsicht) bietet die Untersuchung von Cooper (Toponymy on the periphery) für die östliche Wüste sowie die Region am Roten Meer und des südlichen Sinai sowie ergänzend die Studie von Sowada (Egypt in the Eastern Mediterranean during the Old Kingdom) mit dem Schwerpunkt auf den archäologischen Befunden. Ungewiß ist, ob diese von Ppy-nxt in seiner Autobiographie erwähnten Feldzüge der Grund für seine spätere Vergöttlichung auf Elephantine sind. Diese setzte wahrscheinlich schon im späten Alten Reich ein, und am Ende des Mittleren Reichs umfaßte das Heiligtum des @oA-jb mehr als 60 Statuen (vgl. Habachi, The Sanctuary of Heqaib; Franke, Das Heiligtum des Heqaib sowie Raue, Sanctuary of Heqaib sowie allgemein zur Vergöttlichung von Lieven, Deified Humans).
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M N
O
P Text 13: Inschrift des Ppy-nxt (nach: Urk. I, 133.9-133.17)
(1) Offensichtlich ein Fehler des Schreibers, der zu ignorieren ist: {n}. (2) Zu den Gebieten WAwAt und JrTt in Nubien: Meurer, Nubier in Ägypten sowie zuletzt Cooper, Toponymic Strata, 200. (3) Lies msw: Sch. Allam, in: SAK 19, 1992, 1-13, bes. 10 übersetzt msw hier als „Völkerschaft“. (4) Nxt-jb: Evtl. ein Wortspiel mit dem Namen des Grabbesitzers Ppy-nxt @oA-jb.
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Q O R
Text 13: Inschrift des Ppy-nxt (nach: Urk. I, 134.1-134.12)
(5) Hier gm(j) im Sinne von „auswählen“. (6) [nn s(j) m] jrr.t Hr(j.w)-tp rsw: Ergänzung nach Doret, The Narrative Verbal System, 94, ex. 166, Anm. 1168 („Dies war nicht unter dem…“).
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Die Autobiographien des Alten Reichs
Text 14: @r-xw(j)=f (Assuan) Literatur: Edel, Qubbet el Hawa I, 620-628, Abb. 1-8, Taf. XXVI-III; Urk. I, Nr. 26, 120.10-131.7 – Weitere Literatur und Übersetzungen: Lichtheim, AEL I, 23-27 (Übersetzung); Elmar Edel, Inschriften des Alten Reichs V: Die Reiseberichte des ¡rw-xwjf (Herchuf), in: Otto Firchow (Hg.), Ägyptologische Studien, Festschrift für Hermann Grapow, Berlin 1955, 51-75 (Reiseroute, verbesserte Lesungen); Elmar Edel, Die Ländernamen Unternubiens und die Ausbreitung der C-Gruppe nach den Reiseberichten des ¡rw-xwjf, in: Or 36, 1967, 133-158 (Reiseroute); Zibelius, Ägyptische Siedlungen (zu den nubischen Ortsnamen), Hans Goedicke, Harkhuf’s Travels, in: JNES 40, 1981, 1-20 (Reiseroute, alternative Lesungen); Gerhard Fecht, Die Berichte des ¡rw-xwj.f über seine drei Reisen nach JAm, in: Manfred Görg/Edgar Pusch (Hgg.), Festschrift Elmar Edel, AUAT, Bamberg 1979, 105-134 (Metrische Analyse, Reiseroute); Eckhard Eichler, Untersuchungen zu den Königsbriefen des Alten Reichs, in: SAK 18, 1991, 141-171 (zum Königsbrief von Pepi II.); Véronique Dasen, Dwarfs in Ancient Egypt and Greece, Oxford 1993, 25-30 (zum „Tanzzwerg“ bei @r-xw(j)=f); Strudwick, Texts, 328-333, Nr. 241 (Übersetzung); Karola Zibelius-Chen, Die ägyptische Expansion nach Nubien: eine Darlegung der Grundfaktoren, Beihefte TAVO, Reihe B Nr. 78, Wiesbaden 1988 (zum Verhältnis zwischen Ägypten und Nubien); zuletzt Claude Obsomer, Les expéditions d’Herkhouf (VIe dynastie) et la localisation de Iam, in: Pharaons Noirs: Sur la Piste des Quarante Jours, Musée Royal, Mariemont 2007, 39-52; Julien Cooper, Reconsidering the location of Yam; JARCE 48, 2012, 1-21 (der Yam in der Westlichen Wüste lokalisieren möchte); Morenz, Schrift-Archäologie, 251-267. Datierung: @r-xw(j)=f wird von Merenre mit der Leitung dreier Feldzüge nach Jam beauftragt; später erhält er vom jungen Pepi II. einen Brief. Nach Vischak, Community and identity, 230 ist sein Grab in die erste Phase der Regierung von Pepi II. (1-20/25) zu datieren. Herkunft: Das Felsgrab mit der autobiographischen Inschrift befindet sich gegenüber von Assuan, dem Ausgangspunkt für die von @r-xw(j)=f geleiteten Expeditionen, auf der Qubbet el-Hawa (Grab Nr. 34n), dem ältesten (erhaltenen) Grab an diesem Ort. Der Text nimmt die gesamte Fassade oberhalb, rechts und links des Grabeingangs ein.
Die Inschrift des Vorstehers von Oberägypten (jmj-rA Sma.w), also Expeditionsleiters, und „Vorstehers der Fremdsprachigen“ (jmj-rA aA.w) @r-xw(j)=f gehört zu den berühmtesten Autobiographien des Alten Reichs. Der Grund liegt nicht nur darin, daß wir hier ein ungewöhnlich detailreiches Bild der historischen Vorgänge der Nachbarn Ägyptens erhalten, sondern auch in dem lebhaften und einmaligen Brief des jungen Königs an seinen Beamten aus Sorge um den „gefundenen“ Pygmäen.
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Die lange Inschrift beginnt traditionell mit drei Opferformeln oberhalb des Grabeingangs. Daran schließt sich die Idealbiographie an: „Ich bin hierher (mjn(A)) aus meiner Stadt gekommen, und ich bin herabgestiegen aus meinem Gau; ich habe mein Haus erbaut (alternativ ‚nachdem ich ...’), und die (zugehörigen) Türen (aus) Holz wurden aufgestellt. Ich habe einen See gegraben, und seine Sykomoren wurden gepflanzt. Der König lobte mich, und mein Vater machte für mich sein Testament (jm(j).t-pr.w)“. In die eher konventionelle Idealbiographie wird ein Anruf an die Lebenden eingeschlossen, bevor sie mit einer weiteren Opferformel endet. Rechts des Eingangs beginnt die mit Dd=f eingeleitete Ereignisbiographie: In geläufiger Phraseologie auf das Wesentliche konzentriert berichtet @r-xw(j)=f von der Ausführung seines königlichen Auftrags, begleitet von seinem Vater: „Die Majestät des Merenre, meines Herrn, sandte mich zusammen mit meinem Vater, dem ‚Einzigen Freund’ und Vorlesepriester Jry nach Jam, um einen (Handels-) Weg zu diesem Fremdland zu erschließen (‚öffnen‘). Ich machte es in (nur) sieben Monaten, und ich brachte alle schönen und kostbaren Produkte aus ihm (dem Fremdland). Ich wurde deshalb überaus gelobt.“ Ganz ähnlich wird die zweite Expedition nach Jam geschildert, in der @r-xw(j)=f, dieses mal jedoch ohne seinen Vater, im Verlauf von acht Monaten zahlreiche Produkte des Fremdlandes mit nach Hause bringt. Auf seinem dritten Feldzug nach Jam findet er die politische Lage in den Fremdländern verändert vor, doch er meistert die Situation geschickt und bringt auch dieses Mal wertvolle Güter mit nach Ägypten. Bemerkenswert ist die Betonung der Eigenständigkeit des @r-xw(j)=f: „Ich sandte den [...] zusammen mit einem Mann aus JAm zum Gefolge des Horus (d. h. des Königs), um die Majestät des Merenre, meinen Herrn wissen zu lassen, [daß ich] dem Herrscher von Jam hinterher[zog ...].“ Die ausführliche Schilderung der dritten Expedition setzt sich von der rechten auf die linke Seite der Grabfassade fort: „Ich kam zurück mit 300 mit Weihrauch beladenen Eseln, Ebenholz, Hknw-Öl, SsA(y).t-Harz, Pantherfellen, Elefantenstoßzähnen, Wurfhölzern und allen schönen Kostbarkeiten. Als nun der Herrscher von JrTt, ZATw und WAwAt sah, daß die Truppe aus Jam, die mit mir zur Residenz zurückkehrte, zusammen mit dem Heer, das mir geschickt worden war,
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stark und zahlreich war, da unterstützte mich dieser [Herrscher], er gab mir Rinder und Ziegen und wies mir den Weg der Gebirgskämme von JrTt.“ Abgesetzt und ganz rechts vom Grabeingang folgt der Königsbrief Pepis II. Schon die Anordnung der Inschrift mit einleitendem „Briefkopf“ in zwei Zeilen und darunter verlaufenden Kolumnen verdeutlicht anschaulich, daß es sich um ein originär königliches Dokument handelt. Entsprechend heißt es zu Beginn: „Das Siegel des Königs selbst: 2. Jahr (der Zählung), 3. Monat der Achet-Jahreszeit, 15. Tag. Königlicher Erlaß den ‚Einzigen Freund‘, Vorlesepriester und Vorsteher der Fremdsprachigen @r-xw(j)=f“. Bemerkenswerterweise handelt es sich nach der Zeit des Djedkare (s. oben Kap. 2.3) um das erste Mal, daß ein Autobiograph in seiner Inschrift einen Brief des Königs einfügt bzw. die Erlaubnis hatte, dies zu tun. Offensichtlich wollte @r-xw(j)=f dieses einzigartige Dokument als besondere Auszeichnung des Königs in seinem Grab „veröffentlicht“ wissen. Eventuell wurde der Brief auch später hinzugefügt, da er asymmetrisch auf einem Vorsprung rechts des Eingangs angebracht wurde, der üblicherweise nicht beschriftet war. Anders beurteilt Stauder-Porchet (Les autobiographies de l’Ancien Empire, 263) den Brief; sie geht davon aus, daß Biographie und Brief von vornherein zusammen verfaßt wurden, da sie eine „organische funktionelle Einheit“ bilden würden. Inhaltlich wiederholt der König zu Beginn des Briefes die wichtigsten Punkte einer vorausgegangenen, uns nicht erhaltenen Nachricht des @rxw(j)=f an Pepi II.; dies sind die Rückkehr der ausgesandten Expedition aus Jam „in Frieden“, der Erwerb „großer und schöner Produkte“ (jn.w) aus dem Fremdland und schließlich insbesondere, „daß du (@r-xw(j)=f) einen Zwerg der Gottestänzer aus dem Land der ‚Horizontbewohner’ mitgebracht hast gleich dem Zwerg, den der Gottessiegler Wr-Dd-bAw in der Zeit des Asosi aus Punt (mit)gebracht hat.“ Daß man sich zu diesem Zeitpunkt noch an ein Ereignis erinnerte (bzw. es in den Archiven verzeichnet hatte), das bereits rund 140 Jahres zurücklag, zeugt von der großen Bedeutung, die dem „Tanzzwerg“ am Palast beigemessen wurde. Bemerkenswerterweise ist dieser Gottessiegler Wr-Dd-bAw inzwischen durch die biographische Inschrift des Jny zusätzlich belegt (vgl. Marcolin, Jny, a much-traveled official of the Sixth Dynasty, 282310).
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Nach mehrfachen Belobigungen für @r-xw(j)=f erläßt der König genaue Anweisungen für den Umgang mit dem „Tanzzwerg“: „Komme sogleich nordwärts zur Residenz! Verlasse (deinen Ort) und bringe diesen Zwerg mit dir, den du aus dem Land der Horizontbewohner geholt hast, indem er lebt, heil und gesund ist für die Gottestänze zu meinem Vergnügen und um das Herz der Majestät Neferkare, er lebe ewiglich, zu erfreuen’. Wenn er mit dir in das Schiff herabsteigt, so sorge dafür, daß fähige Leute um ihn sind an beiden Schiffsseiten (zu seinem Schutz)! Verhüte, daß er ins Wasser fällt! Wenn er schläft, sorge auch dafür, daß fähige Leute um ihn herum die Nacht in seiner Kabine verbringen, und kontrolliere (es) zehn Mal während der Nacht! Meine Majestät wünscht diesen Zwerg mehr zu sehen als die Produkte aus dem Erzgebiet (Sinai) und Punt. Wenn du zur Residenz gelangst, indem dieser Zwerg bei dir ist und indem er lebt, heil und gesund ist, (dann) wird Meine Majestät Größeres für dich tun, als für den Gottessiegler Wr-Dd-bAw in der Zeit des Asosi getan wurde, gemäß dem Wunsch Meiner Majestät, diesen Zwerg zu sehen.“ Die Unmittelbarkeit und Lebhaftigkeit der Anweisungen wird in der Literatur oft mit dem Kindesalter Pepis II. in Beziehung gesetzt, der zum Zeitpunkt des Briefes im „2. Jahr der Zählung“, also seinem dritten Regierungsjahr, etwa neun Jahre alt gewesen sein muß (nach Manetho bestieg Pepi II. mit etwa sechs Jahren den Thron). Dieser Brief, der in der Ägyptologie durch die entsprechenden Publikationen seit Ende des 19. Jhs. bekannt war, gehört zu den meist zitierten und beliebtesten Schreiben aus dem Alten Reichs, wobei immer wieder die Frage aufgeworden wurde, in wieweit er schon zur „schönen Literatur“ gerechnet werden darf (vgl. zuletzt Morenz, Schrift-Archäologie, 253). In jeden Fall wurde er anfänglich für eindeutig authentisch gehalten, während man ihn in der neueren Literatur eher für ein Produkt von gearbeiteter Literarizität hält. Interessant ist die Beobachtung von Morenz, der verschiedene Löcher in der Grabfassade mit dem (eventuall nachträglich angebrachten) Königsbrief in Verbindung zum Grabinneren bringt und daraus folgert, daß durch dieses „berufliche Hauptereignis“ des @r-xw(j)=f (also den persönlichen Brief des Königs) eine bewußte Verbindung mit der Grabkammer hergestellt würde (Schrift-Archäologie).
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Der Brief endet schließlich mit Befehlen, daß die Expedition unter der Leitung von @r-xw(j)=f auf dem Heimweg zur Residenz von den Tempeln verpflegt werden solle (vgl. Goedicke, Königliche Dokumente, 123, Anm. 15). Betrachtet man die autobiographische Inschrift insgesamt so folgt auch @rxw(j)=f einer klaren Gliederung: Auf dem Architrav befinden sich in den ersten drei Zeilen die Opferformeln, in der vierte Zeile erscheint die Idealbiographie, die dann in der 5. Zeile wieder von einer Opferformel eingerahmt wird. Rechts (und anschließend links) vom Eingang berichtet @r-xw(j)=f von seinen drei Zügen nach Jam, wobei er jeweils von König Merenre ausgeschickt wird (hAb.n w(j) Hm=f… „da schicke mich Seine Majestät aus…“). Besonders während seiner letzten Expedition formuliert er deutlich seine Eigenmächtigkeit, da der König nur noch informiert wird (r rD(j).t rx Hm „um die Majestät wissen zu lassen“). Abschließend wird er vom König belohnt und belobigt. Insgesamt nimmt die Inschrift somit eine Übergangsstellung in der autobiographischen Entwicklung zwischen der reinen Auftragsausführung und dem selbständigen bzw. selbstbewußten Handeln zum Ende des Alten Reichs ein.
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M N
O
P
Text 14: Inschrift des @r-xw(j)=f (nach: Urk. I, 124.9-125.11)
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(1) jm=s „aus ihm“ (d. h. dem Fremdland). (2) Passives sDm.t(j)=f. (3) Man beachte den verstümmelten Elefanten. Zum „Elephantine-Weg“ sowie den folgenden vier nubischen Geographika (jeweils determiniert durch die Hieroglyphe des Fremdlands) s. auch zusammenfassend Gundacker, Foreign Toponyms. – Zur umstrittenen Reihenfolge in der Lesung der Ortsnamen, s. auch Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, 178, Anm. 653. (4) Gespaltene Kolume (ZATw/JrTt).
Text 15: ¤Abnj – Grab 35e (Assuan) Literatur: Edel, Qubbet el Hawa II, 816-818, Abb. 10, Taf. LV; Labib Habachi, The Obelisks of Egypt, New York 1977, 40-41 mit fig. 16 (Umzeichnung); Labib Habachi, Sixteen Studies on Lower Nubia, ASAE Suppl. 23, Kairo 1981, 11-27, fig. 5 (Umzeichnung), pl. IB (Photo); Karl Martin, Ein Garantsymbol des Lebens. Unstersuchungen zu Ursprung und Geschichte der altägyptischen Obelisken bis zum Ende des Neuen Reiches, HÄB 3, Hildesheim 1977, bes. 30-33, Abb. 1 (Photo). – Weitere Literatur und Übersetzungen: Farouk Gomaà, Ägypten während der Ersten Zwischenzeit, TAVO 27, Wiesbaden 1980, 11-12 (zur Datierung); Lichtheim, AEL I, Nr. 4, S. 9, 17-18; 214-215; Strudwick, Texts, 339-240, Nr. 244. Datierung: Das Grab des ¤Abnj ist an das des ¡oA-jb (Ppy-nxt) (Grab Nr. 35d, hier Text 13) in Assuan angebaut, der zur Zeit Pepis II. lebte. ¤Abnj ist daher an das Ende der Regierungszeit Pepis II. oder etwas später zu datieren. Herkunft: Die Autobiographie nimmt die Fassade links (westlich) seines Grabes (Nr. 35e) in Assuan ein. Unter der Inschrift befindet sich nicht nur, wie üblich, eine Darstellung des (stehenden) Grabherrn, sondern auch drei Register mit Opferträgern.
Wie auch @r-xw(j)=f (Text 14) ist ¤Abnj „Vorsteher der Fremdsprachigen“ (jmj-rA aA.w), aber auch Vorsteher der Fremdländer (jmj-rA xAs.wt) und Siegler von Unterägypten (xtm.w bjtj). Die für eine Ereignisbiographie über die Ausführung königlicher Aufträge vergleichsweise kurze Inschrift beschränkt sich auf die wesentlichen Elemente, also Aussendung, Erfüllung des Auftrags und Belobigung: „Die Majestät meines Herrn sandte , um zwei große Transportschiffe in Wawat zu fertigen und um zwei große Obelisken nordwärts fahren zu lassen nach Heliopolis. So zog ich aus nach Wawat zusammen mit Truppen von fünf Armeen. Die Fremdsprachigen, die ich bezahlt hatte, waren im Westen und Osten von Wawat, um die Truppe(n) meines Heeres
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in Frieden zu geleiten. Niemals ließ ich zu, daß die Sandale (oder) das pa.t-Gebäck eines Menschen gestohlen wurden. Ich machte diese beiden Barken so, daß die Majestät (meines) Herrn mich deswegen lobte.“ An den Text schließen sich zwei kurze Aussagen an über die Kenntnisse des verklärten Toten, und am Ende folgen die Titel des ¤Abnj. Bemerkenswerterweise ist offensichtlich später – als Ergänzung zur Ereignisbiographie – unter die Zeilen in kleinerer Schrift noch eine kurze Idealbiographie hinzugefügt worden: „Ich gab Brot dem Hungernden und Kleidung dem Nackten. Ich setzte den, der schifflos war, mit meinen Schiffen über. Niemals raubte ich das Eigentum von irgendwelchen Menschen. Niemals beneidete ich irgendeinen Mensch wegen seines Eigentums.“
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M N
O R
PQ S
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Text 15: Die Inschrift des ¤Abnj (nach: Habachi, Sixteen Studies, fig. 5; ergänzt)
(1) Ergänze ein nach hAb.n. (2) Lichtheim, AEL I, 17 übersetzt „with two troops of Soldiers“, da die Pluralstriche ungleich verteilt sind (links: 3, rechts: 2), während Edel, Qubbet el Hawa II, 817 „… den Trupps (meiner)? 5 Heeresteile“ liest. (3) Bei Edel, Qubbet el Hawa II, 859, Abb. 10 ist deutlich ein t zu erkennen. (4) Drehung des zp und des p-Zeichens.
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(5) Vergleiche die Parallele zur Inschrift des Wnj (Urk. I, 102, 13): „…r nfr-n nHm wa(j) jm xAD Tb(w).tj m-a Hr(j)-wA(j).t r nfr-n jTT wa(j) jm dAjw m n(j).t nb“ „… so daß nicht einer das xAD-Brot oder die Sandalen von einem Reisenden ergriff“. (6) Bei Edel, Qubbet el Hawa II, ist noch ein t auf dem Photo zu erkennen (S. 859, Abb. 10), das aber nicht mehr in der Umschrift erscheint (ibid, 816). (7) Lies: Hs. (8) Zeichendrehung von H und w.
Text 16: ¤Abnj – Grab 26 (Assuan) Literatur: Edel, Qubbet el Hawa I, 49-61 (mit ausführlicher Kommentierung und Übersetzung); Karl-Joachim Seyfried, Qubbet el-Hawa. Stand und Perspektiven der Bearbeitung, in: Stephan Seidlmayer (Hg.), Texte und Denkmäler des ägyptischen Alten Reiches (Berlin 1.-4.2.2001), Thesaurus Linguae Aegyptiae 3, Berlin 2005, 309-334 (Umzeichnung); Urk. I, 135.17-140.11 (teilweise veraltet) – Weitere Literatur und Übersetzungen: John A. Wilson, Funeral services of the Egyptian Old Kingdom, in: JNES 3, 1944, 201-218, bes. 202 (Übersetzung und Kommentierung zu Urk. I, 137.16-139.1); Elmar Edel, Zwei neue Felsinschriften aus Tumâs, in: ZÄS 97, 1971, 53-63 (Zuweisung zweier Graffiti zu ¤Abnj und seinem Vater Mxw in Nubien) sowie Strudwick, Texts, 335-339, Nr. 243 (unter Hinzuziehung bis dato noch unpublizierter Inschriften durch Karl Seyfried; inzwischen publiziert bei Edel, Qubbet el Hawa, 51-53). Datierung: ¤Abnj erhält als Pächter (xnt(j)-S) Land von der Pyramide Pepis II. zugewiesen (Urk. I, 140.9-11). Nach Vischak, Community and identity, 236 ist er genauer in die zweite Phase von Pepi II. (20/25.-50. Regierungsjahr) zu datieren. Herkunft: Die Autobiographie des ¤Abnj nahm ursprünglich die rechte und linke Seite der Grabfassade in Assuan ein, wobei die linke Seite heute in großen Teilen zerstört ist.
Das Grab von ¤Abnj ist mit dem seines Sohnes Mxw in der Form eines Doppelgrabes (mit gemeinsamem Vorhof und gemeinsamer Grabkammer) verbunden, wobei Mxws Grab selbst, wahrscheinlich wegen des frühen und unerwarteten Todes des Grabinhabers, ohne (Auto-)biographie geblieben ist. Auf seiner Grabfassade berichtet ¤Abnj rechts des Eingangs von der Heimholung seines im Fremdland verstorbenen Vaters Mxw (I.) und dessen Bestattung auf der Qubbet el Hawa (Inschrift A). Auf der linken Seite folgen, sich diametral gegenüberstehend, die chronologisch folgenden Inschriften B
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(in welcher der Sohn des ¤Abnj – nach seinem Großvater Mxw (II.) benannt – seinerseits den wiederum auf einer Expedition verstorbenen Vater ¤Abnj nach Hause bringt) sowie die Inschrift C mit der Idealbiographie des ¤Abnj.
Schema der Grabfassade von Sabni (nach: Edel, Qubbet el Hawa I, 49)
Der erhaltene Text der Autobiographie des ¤Abnj beginnt damit, daß ¤Abnj über den Tod seines Vaters unterrichtet wird, wobei an keiner Stelle explizit oder implizit gesagt wird, daß Mxw eines gewaltsamen Todes gestorben ist, wie dies noch in der älteren Ägyptologie als fast selbstverständlich angenommen wurde. Im Gegenteil scheinen die Beziehungen zwischen Ägypten und Nubien in dieser Zeit sehr friedlich gewesen zu sein, da sonst der Abtransport des Leichnams wahrscheinlich mit größeren Hindernissen verbunden wäre. Auf die Nachricht vom Tod seines Vaters, stellt ¤Abnj jedenfalls eine eigene Truppe (TAst n(j).t pr-d.t) zusammen mit 100 Eseln und verschiedenen Handelsgütern wie Öl, Honig und Kleidung. Erst danach berichtet er: „Ich verfaßte außerdem Briefe, um wissen zu lassen, daß ich ausgezogen war, um jenen, meinen Vater [Mx]w (zurück) zu holen, der im (Ort) WTT, das im (Land) WAwA.t (liegt), [gestorb]en war.“ Wie für die zweite Hälfte der 6. Dynastie üblich, betont ¤Abnj hier seine Eigeninitiative, und erst im zweiten Schritt wird der König informiert. Dann berichtet ¤Abnj weiter: „Ich fand diesen ‚Einzigen Freund’ auf einem Esel. Ich veranlaßte, daß er von einem Trupp meines Besitzes getragen wurde. Ich machte für ihn einen Sa[rg aus Holz ...] und zusammen mit [seinem Deckel], um ihn (meinen Vater) aus diesem Fremdländern (nach Hause) zu bringen“. Per Erlaß (wD) des Königs und mit Hilfe des „Edlen des Königs“ Jrj erhält der Verstorbene eine aufwendige Bestattung, die detailreich aufgezählt wird und sowohl aus Personal (Balsamierer, Klagende und weiteren Personen) wie aus der eigentliche Grabausstattung (Öle, Kleidung u. a.) besteht.
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Ohne auf die Unterstützung durch die Residenz weiter einzugehen, folgt der Bericht über die Bestattung: „Ich bestattete diesen meinen Vater in seinem Grab der Nekropole. Niemals wurde [irgendeiner] seinesgleichen so [wie er] bestattet“. In einem zweiten Erlaß wird ¤Abnj außerdem für das Zurückbringen seines Vaters nach Ägypten gelobt. Im zweiten Abschnitt der Autobiographie begibt sich ¤Abnj zur Residenz: „Ich aber [fuhr nordwärts] nach Memphis mit den Produkten dieser Fremdländer ... Ich legte alle Produkte nieder, die auch mein Vater niedergelegt hatte (hätte?) und die umfangreichen waren als das, was früher empfangen wurde... Der Diener da pries Re wegen des Königs, denn [der Dien]er wurde vom Gefolge des Königs überaus gelobt. Mir wurde eine Truhe (aus) ssD-Holz mit Myrrhe und mit Salböl gegeben; wurde Stoff, ein Gewand aus feinstem Leinen [... x] Paar als Gewand gegeben; mir wurde das Ehrengold in [großer Menge] gegeben, und mir wurden Opfergaben gegeben, (nämlich) Fleisch und Geflügel“. Die folgende Passage wurde nun durch die neue Bearbeitung von E. Edel und K.-J. Seyfried bzw. G. Vieler verständlicher: „Als (einmal) eine Beratung [stattfand], da erinnerte man sich seitens meines Herrn dessen, was ich (einst) getan hatte. Da wurde zu dem Diener da gesagt: ‚Willkommen bei mir! Ich habe [dem] Wesir befohlen, den [Fürsten] von Elkab und Priestervorsteher Jjnj [zu betreuen, der gestorben ist,] während er sich als [Investierter (?)] in dem südlichen Gerichtshof befand. Da zog ich aus, [damit ich] diesen Mann [(heim)bräch]te sogleich!’ Da bestatte ich diesen Mann in seinem Grab nörd[lich] von Elkab. Dann wurden mir [x +] 30 Aruren Acker in Unter- und Oberägypten gegeben aus dem xnt(j)-S-Land der Pyramide ‚Bleibend an Leben ist Nfr-kA-raw’. Groß[artig] und s[chön] war es, wie dieser Diener da belohnt wurde“ (s. Edel, Qubbet el Hawa I, 52).
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P M
N
Q T
R O
S Text 16: Inschrift des ¤Abnj (Grab 26) (nach: Seyfried, op.cit, 314)
(1) Ergänze zu ors. (2) Lies hier die Negationsarme: n zp. (3) Ergänze zu xd(j); ob das folgenden r zu lesen ist nicht sicher (vgl. Edel, Qubbet el Hawa I, 55, Kommentar zu „Satz 11“) (4) Ergänze zu jn(j).
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(5) Das deutliche p ist evtl. zu einem p zu ergänzen (vgl. Edel, Qubbet el Hawa I, 51). (6) Die Ergänzung der Stelle folgt Edel, Qubbet el Hawa I, 51-52. (7) Lies Sms.w-jt(j).w. (8) Lies rD(j).t(j) sSr HAtjw Hbs […] „Mir wurde gegeben ein Leinenstoff, ein HAtjw-Gewand […]“. (9) Ergänze ein n. (10) Ergänze aA.t “in großer Menge/zahlreich”.
Text 17: Wnj (Abydos) Literatur: Ludwig Borchardt, Denkmäler des Alten Reichs (außer den Statuen) im Museum von Kairo, Teil I, Berlin 1939, Bl. 29-30 (Photo); Urk. I, 98.8-110.2; Auguste Mariette, Abydos II, 1869, pls. 44-45 (Umzeichnung); Patrizia Piacentini, L’autobiografia di Uni, Monografie die SEAP, Pisa 1990 (Photo, Umzeichnung); Tobias Hofmann, Die Autobiographie des Uni von Abydos, in: LingAeg 10, 2002, 225-237 (Text in Standard-Hieroglyphen); Mahmoud El-Khadragy, Some Palaeographical Features of Weni’s Biography, in: GM 188, 2002, 61-72 (Photos, Faksimile) – Weitere Literatur: Janet Richards, Text and Context in late Old Egyptian Kingdom: The Archaeology and Historiography of Weni the Elder, in: JARCE 39, 2002, 75-102 (zur Wiederentdeckung des Grabes, inkl. des in der (Auto-)biographie erwähnten Sarkophages); Edward Brovarski, Abydos in the Old Kingdom and First Intermediate Period, in: BdE 106/1, 1994, 99-121, bes. 113-115; Christopher J. Eyre, Weni’s Career and Old Kingdom Historiography, in: OP 11, Fs Shore, London 1994, 107-124; Gundlach, Die Zwangsumsiedlung, 104-126, 201-203 (mit Übersetzung); Jürgen Osing, Zur Syntax der Biographie des Wnj, in: Or 46, 1977, 165-182; Lichtheim, Literature I, 18-23 (Übersetzung); Roccati, Littérature, 187-197 (Übersetzung); Strudwick, Texts, 352-357, Nr. 256 (Übersetzung); Naguib Kanawati, Weni the Elder and his Royal Background, in: Amanda-Alice Maravelia (ed.), En Quête de la Lumière/In Quest of Light. Mèlanges in Honorem Ashraf A. Sadek, Oxford 2009 (zu verwandtschaftlichen Verhältnissen des Wnj) sowie auch zur Harimsverschwörung: Kanawati, Conspiracies, 171-176. – Nach Stauder-Porchet (Les autobiographies de l’Ancien Empire, 245) bereitet Andréas Stauder eine ausführliche Analyse der Biographie des Wnj vor. Datierung: Nach den Angaben in seiner Autobiographie amtierte Wnj in der Zeit von Teti bis Merenre. Herkunft: Die Mastaba des Wnj wurde 1860 von Mariette in Abydos entdeckt und grob dokumentiert. 1999 wurde die Mastaba wieder entdeckt (s. Richards, op. cit), wodurch es auch erstmals wieder möglich wurde, die heute in Kairo befindlichen Reliefs ihrem ursprünglichen Anbringungsort zuzuordnen. Die Autobiographie befand sich demnach einst links (südöstlich) des Eingangs zur Kultkapelle, die der eigentlichen Mastaba vorgelagert
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war. Der 113 cm hohe und 275 cm große Kalksteinblock mit der Autobiographie des Wnj wurde nach seiner Entdeckung in das Ägyptische Museum Kairo gebracht (CG 1435/JdE 34570) und ist heute in zwei Teile zerbrochen; außerdem ist die rechte obere Ecke stark beschädigt.
Die Lebensbeschreibung des Wnj stellt die längste Biographie des Alten Reichs dar. Im Jahr 2012 wurde von der „Mission dʼArchéologie Française à Saqqara“ (MAFS) eine weitere Biographie entdeckt (Collombert, Une nouvelle version), welche eine fast identische Phraseologie zu der des Wnj zeigt (mit einigen graphischen Unterschieden in der Schreibweise). Die neu entdeckten Blöcke aus Saqqara nennen jedoch nicht den Namen des Wnj (sondern Nfr-wn-Mry-Ra), doch heißt Wnj auch mit „schönem Namen“ Nfr-nxtMry-Ra; aber vor allem ist die Phraseologie bei der Schilderung der Ereignissen (fast) wörtlich identisch. Von Collombert wird zudem die Frage diskutiert, in welchem Grab (Abydos oder Saqqara) Wnj letztlich beigesetzt wurde, wobei die Argumente eher für Abydos sprechen.
Text 17: Inschrift des Wnj (nach: El-Khadragy, in: GM 188, 2002, fig. 1)
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Die lange Autobiographie des Wnj in Abydos folgt einer klaren Gliederung: Hier berichtet der Grabherr in 50 Kolumnen von seiner Karriere am königlichen Hof sowie einer Reihe von Expeditionen und Kriegszügen unter seiner Leitung. Horizontal darüber erscheinen die Opferformel und eine Bitte um das Totenopfer. Die erste Kolumne rechts nennt die Titel des Wnj mit Blickrichtung nach links; demgegenüber steht der eigentliche autobiographische Text mit Blickrichtung nach rechts. Was erst durch die Wiederentdeckung seines Grabes durch Janet Richards deutlich wurde, ist der verwandtschaftliche königliche Hintergrund, den Wnj als Neffe der Königin Achnespepi besaß. Und gerade in der Nähe ihres Grabes wurde auch die zweite Biographie des Wnj im Jahr 2012 entdeckt. Wnj beginnt seinen Lebensbericht (in Abydos) mit der Schilderung „Ich war ein junger Mann, der das Stirnband knotete unter der Majestät des Teti“; auch andere Autobiographien beginnen mit dieser Zeremonie (vgl. Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, 128-131). Anschließend folgt der sukzessive Erwerb verschiedener Ämter innerhalb der Palastverwaltung. Daraufhin erbittet sich (dbH) Wnj vom König einen Kalksteinsarkophag aus Tura, der für ihn – zusammen mit einer Scheintür und weiteren Gegenstände für sein Grab – gebracht wird. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Untersuchung von V. Chauvet (Royal involvement, 314-315), nach der zum ganz überwiegenden Teil die aufgeführten Bauteile zur Gestaltung des eigenen Grabes als „private enterprise“ bewertet werden, bis diese zum Ende des Alten Reichs nicht mehr erwähnt werden. Aber die besondere Stellung des Wnj drückt sich jedoch vor allem darin aus, daß er nach der Aufdeckung einer Harimsverschwörung, von der wir auf diese Weise indirekt erfahren, mit der Prozeßführung betraut wurde: „Im Geheimen untersuchte man die Angelegenheit im Harim des Königs gegen die königliche Gemahlin ... Da veranlaßte Seine Majestät, daß ich dazukam, um allein das Verhör zu führen. Nicht war irgendein Wesir oder irgendein Beamter dort, außer mir allein ... Ich setzte das Schriftstück auf (d. h. protokollierte), indem ich allein war, (nur) zusammen mit einem Hüter von Hierakonpolis der zAb, während mein Amt (nur) das eines Vorstehers der Pächter des Palastes war“. Erstaunlicherweise durfte Wnj in seiner Biographie von diesem, objektiv ge-
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sehen negativen, Vorfall berichten, so daß die Selbstdarstellung des Wnj offensichtlich die übliche Konvention, das heißt nur Erfolge darzustellen, überwog. Ohne Überleitung widmet sich dann der weitere Teil der Autobiographie den Aktivitäten des Wnj in den Fremdländern (Phönizien, Nubien; siehe hierzu auch Cooper, Toponymy on the periphery, 66-69). Initiierende Kraft und „Sinnzentrum“ ist jedoch der König (Pepi I.) („Seine Majestät ergriff Abwehrmaßnahmen gegen die Asiaten und ‚Sandläufer‘“); wobei bemerkenswert ist, daß die Leistungen des Wnj teilweise detailreich und mit historiographischer Genauigkeit geschildert werden. Einzigartig ist die Passage über die erfolgreiche Rückkehr des Heeres, die in der Literatur oft als „Gedicht“ bezeichnet wird, und das u. a. Helck auf ein „Siegeslied der Soldaten“ als eine besondere Form des Arbeitsliedes zurückgeführt hat, bei dem die Soldaten den gleichlautenden Refrain wiederholen und ein Vorsänger den wechselnden Strophenteil übernimmt (Entstehung der ägyptischen Literatur, 13): „Dieses Heer kehrte in Frieden zurück, nachdem es das ‚Land der Sandbewohner‘ zerstört hatte. Dieses Heer kehrte in Frieden zurück, nachdem es das ‚Land der Sandbewohner‘ zertreten hatte. Dieses Heer kehrte in Frieden zurück, nachdem es [seine] Festungen niedergerissen hatte. Dieses Heer kehrte in Frieden zurück, nachdem es seine Feigenbäume und seine Weinstöcke abgeschnitten hatte. Dieses Heer kehrte in Frieden zurück, nachdem es an [das Getreide] aller seiner [Menschen] Feuer gelegt hatte. Dieses Heer kehrte in Frieden zurück, nachdem es dort eine Truppe von vielen Zehntausenden getötet hatte. Dieses Heer kehrte in Frieden zurück, nachdem es daraus eine sehr zahlreiche Truppe als Gefangene [heimgebracht hatte]“. Noch mehrmals wird Wnj ausgeschickt, um verschiedene „Rebellen“ niederzuschlagen. Durch seine Biographie sind wir über die außerpolitischen Aktivitäten zur Zeit der 6. Dynastie vergleichsweise gut informiert.
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Es folgt schließlich eine inhaltliche Zäsur, die sich bemerkenswerterweise auch innerhalb der Inschrift in einer sauberen Trennlinie ausdrückt. Wnj wird befördert und erhält das Amt eines Vorstehers von Oberägypten. Die Beschreibung seiner Amtstätigkeiten liefert uns heute wichtige Hinweise für die Verwaltung Oberägyptens. Anschließend führt Wnj verschiedene Steinbruchexpeditionen nach Nubien (JbhAt), Elephantine und Hatnub zur Beschaffung von Steinmaterial für den König auf; darunter auch den Sarkophag für die Pyramide des Merenre in Saqqara-Süd, der noch in situ in der Pyramide gefunden wurde. Außerdem sorgte Wnj in Oberägypten für den Bau von fünf Kanälen und baute mehrere Transportschiffe, deren Bauholz aus Nubien geliefert wurde. Insgesamt zeigt das Leben Wnj eine bemerkenswerte Mobilität in alle Himmelsrichtungen (vgl. auch Moreno García, Territorial administration, 133). Der ereignisbiographische Teil der Inschrift wird schließlich wiederum mit einer Trennlinie von den abschließenden idealbiographischen Phrasen abgesetzt. In der Mastaba trägt Wnj auch den Titel eines Wesirs, der in seiner Biographie in Abydos noch fehlt. Vermutlich wurde die Inschrift in seinem Grab angebracht, noch bevor er sein höchstes Amt als Wesir antrat (Richards, op. cit., 90).
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M
N O
Text 17: Inschrift des Wnj: Harimsverschwörung (nach: Urk. I, 100.12-101.7)
(1) Name der Königin: Wr.t-Hts. (2) Titel: zAb jr(j) Nxn „ Hüter von Hierakonpolis der zAb“. (3) Titel: jmj- rA xnt(j).w-S pr-aA „Vorsteher der Pächter des Palastes“.
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M
N
Text 17: Inschrift des Wnj: „Siegeslied“ und Aufstand (nach: Urk. I, 103.7-104.4)
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(1) Zu den grammatischen wie örtlichen Einordnungen von aAmw.w (standardmäßig als „Asiaten“ übersetzt, aber in ihrer Lokalisierung unterschiedlich verortet) und Hr(j)(.w)-Sa (wörtlich „die, die über dem Sand sind“, d. h. Beduinen), vgl. auch die Diskussion von Gundacker, Foreign Toponyms, 351-353 und 373-376. (2) Lies: m [jt(j) rmT.w]=f nb: Ergänzung nach Osing, Biographie des Wnj, 171, Anm. 20.
Text 18: +aw (Deir el-Gebrawi) Literatur: Kanawati, The tomb of Djau/Shemai and Djau, 55-56, pl. 33-34, 68; Davies, Deir el-Gebrawi II, pl. 13 (Umzeichnung); Urk. I, 145.12-147.16; A.-H. Sayes, Gleanings from the Land of Egypt, in: RecTrav 13, 1890, 62-67, bes. Abb. S. 66-67 (Umzeichnung). – Weitere Literatur: Roccati, Littérature, 227-228 (Übersetzung); N. Kanawati, The Identification of +aw/¥mAj and +aw in the Decoration of their tombs at Deir el-Gebrawi, in: JEA 63, 1977, 59-62; Christopher J. Eyre, Work and the Organisation of Work in the Old Kingdom, in: Marvin A. Powell (ed.), Labor in the ancient Near East, AOS 68, New Haven 1987, 5-47, bes. 23 (zum Grabbau); Strudwick, Texts, 365-366, Nr. 267 (Übersetzung). Datierung: Pepi II. wird von +aw in seiner Inschrift als anx Dt bezeichnet, eine Formulierung, die nur für den lebenden König verwendet wird. Der Großvater von +aw namens Jbj hat ebenfalls in Deir el-Gebrawi ein Grab mit einer Autobiographie hinterlassen (Urk. I, 142.6-145.3), nach der er unter Pepi I. und Merenre amtierte und evtl. zu Beginn der Regierung von Pepi II. starb. Der Enkel +aw amtierte demnach in der zweiten Regierungshälfte Pepis II. Herkunft: Das Grab des +aw in Deir el-Gebrawi besteht aus einem großen Raum, in dem sich gegenüber dem Eingang eine Nische befindet. Auf der Ostwand dieser Nische erstreckt sich neben der Scheintür und der Opferliste die Autobiographie. Da die Grabfassade, wie meistens in Deir el-Gebrawi, nicht dekoriert wurde, befindet sich die autobiographische Inschrift im Grabinneren.
Aus der Zeit des späten Alten Reichs sind aus Deir el-Gebrawi etwa 120 Felsgräber belegt, von denen allerdings nur 16 dekoriert sind. Beachtenswert ist in diesem Zusammenhang die Überlegung von Kahl, daß die Vorlagen für die Dekoration und Inschriften der Gräber von Deir el-Gebrawi eventuell aus dem nicht weit entfernten Assiut stammten, wo eine reiche Archivquelle für Texte, auch für Biographien, lokalisiert werden kann (Kahl, Siut – Theben, 292f.). Offensichtlich spielte Deir el-Gebrawi zudem eine nicht unwichtige
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Rolle bei der Versorgung mit Getreide für die Residenz (Moreno Garcia, Deir el-Gabrawi, 2). Bereits in der Inschrift des ¤Abnj (Text 16) aus Assuan berichtet der Autobiograph davon, seinen (verstorbenen) Vater aus dem Fremdland nach Ägypten heimgeholt und für ein würdiges Begräbnis gesorgt zu haben. Auch bei +aw nimmt die Bestattung seines Vaters einen großen Teil seiner Autobiographie ein. Dahinter steht die Vorstellung, daß das Begräbnis des Vaters zu den wichtigsten Aufgaben des ältesten Sohnes (zA sms.w) gehört. Die Inschrift des +aw beginnt mit einer idealbiographischen Einleitung („Ich war ein Geliebter seines Vaters, ein Gelobter seiner Mutter und ein Geliebter seiner Brüder und seiner Schwestern“.) und geht dann sofort zur Bestattung des Vaters und dessen reichhaltigen Grabbeigaben über: „Ich begrub meinen Vater, den HAt(j)-a +aw würdiger und vollkommener als irgendeinen seines[gleichen], der früher in Oberägypten gewesen war. Und ich erbat als Wunsch von der Majestät meines Herrn, dem König von Ober- und Unterägypten, Neferkare, er lebe ewiglich, daß ein Sarg, Kleidung und Festduft für diesen +aw geliefert wurde“. Der gleiche Terminus (Sd(j) „liefern“) wird auch in der Inschrift des ©aw (Nr. 18) aus Deir el-Gebrawi verwendet, wobei dieser Ausdruck ein typischer Begriff der Verwaltung ist, d. h. dieser Terminus paßt genau zu der listenartigen Aufzählung der Güter, die +aw geliefert bekommt (vgl. auch Posener-Kriéger, Archives, 223). „Da veranlaßte Seine Majestät, daß ein „Pächter“ holte: einen Sarg (aus) Holz, Festduft, sfT-Öl, 200 an Kleidung aus feinem HAtyw-Leinen und aus dünnem Sma(.t) nfr.t-Leinen, entnommen aus den beiden Schatzhäusern der Residenz für diesen +aw“. Hier wird explizit formuliert, daß +aw sich vom König Ausstattung für sein Grab bzw. das seines Vaters erbittet (DbH); im vorliegenden Fall einen Sarg und Leinen unterschiedlicher Qualität, da im Alten Reich der König über sämtliche Ressourcen des Land verfügt. Oder wie es Nicole Alexanian (Tomb and social status, 8) treffend formuliert hat: „Egypt had no free market where one could just buy, for example, false-doors from Tura-limestone… If one wished to have a false-door of Tura-limestone, one had to ask the king or the department representing him, or one had to wait and see whether or not the king would have one made as a present“.
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Bemerkenswert ist auch die zweite Passage der Inschrift, in der sich +aw dafür rechtfertigt (teilweise mit identischer Formulierung), gemeinsam mit seinem Vater in einem gemeinsamen Grab bestattet zu werden: „Ich veranlaßte aber, daß ich in einem einzigen Grab begraben wurde zusammen mit diesem +aw, damit ich zusammen mit ihm an einem Ort sein (kann), und nicht, weil ich nicht im Besitz einer Urkunde für das Errichten zweier Gräber war. Vielmehr errichtete ich dieses (Grab), damit ich diesen +aw jeden Tag sehen (kann), und damit ich zusammen mit ihm an einem Ort sein (kann)”. Auf eine derartige Urkunde bezieht sich sehr wahrscheinlich auch @zj (s. oben zu Kap. 2.3.3 Laufbahnbiographien unter „Weitere vergleichbare Texte“) in seiner (Auto-)biographie: „Ich veranlaßte, daß ein einziger Raum in diesem meinem Grab errichtet wurde, damit für mich darin ein Totenopfer dargebracht werde, (obwohl) ich die Erlaubnis hatte (‚ermächtigt war’), es aus vielen Räumen zu errichten“. Generell ist davon auszugehen, daß im Alten Reich köngliche Erlaße (a.w) ausgestellt werden mußten, damit sich der Beamte ein Grab zulegen durfte, auch wenn diese die Grabanlagen ab der 5. Dynastie aus eigenen Ressourcen errichten mußten (vergleiche zuletzt Allen, Some aspects of the non-royal afterlife, 13f.). Ebenso mußten sie auch die regelmäßigen Opergaben aus ihrer eigenen Opferstiftung bereitstellen. Wie die Inschrift des Ppy-nxt (@oA-jb) (Text 13) zeigt, änderte sich dies gegen Ende des Alten Reichs. Nach einem Anruf an die Lebenden schließt +aw seine Inschrift mit dem Bericht über die Bitte für eine (postume) Amtsverleihung als HAtj-a für seinen Vater. Der König reagiert demnach prompt: „Da veranlaßte Seine Majestät das Aufsetzen eines Erlaßes (wD) über seine Einsetzung als HAt(j)-a als ein Königsopfer“. Dieser autobiographische „Stil“ ist charakteristisch für die fortgeschrittene 6. Dynastie: Der Grabherr wendet sich zwar noch mit einer kurzen Bitte an den König, doch scheinen an der Erfüllung dieser Bitte keine Zweifel zu bestehen. Die Betonung liegt auf der Eigeninitiative und Eigenleistung des Grabherrn. Zugleich verschwimmen zur Mitte bzw. gegen Ende der 6. Dynastie die Textsorten Idealbiographie und Ereignisbiographie (Bestattung des Vaters) miteinander.
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Text 18: Inschrift des +aw (nach: Davies, Deir el-Gebrawi II, pl. 13)
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N
Text 18: Inschrift des +aw (nach: Urk. I, 145.16-146.9, bearbeitet)
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Text 18: Inschrift des +aw (nach: Urk. I, 146.10-147.7)
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(1) Man beachte in der gespaltenen Kolumne die unterschiedlichen Determinative. (2) Die Zweifel von Sethe (Anm. b) sind plausibel – auch nach Überprüfung durch Kanawati, The tomb of Djau/Shemai and Djau, 55 –, so daß die Lesung dieser Stelle vorerst offen bleiben muß. (3) Auch auf der Naga ed-Deir-Stele N 3907 (Dunham, Naga ed Dêr Stelae, no. 46) bringt ein xnt(j)-S einen Sarg. (4) Lies s(Sr).w „Kleidung“. (5) Lies rwD „festem (Stoff)“. (6) Gemeint ist „dieses (Grab)“.
3. Die Autobiographien der Ersten Zwischenzeit 3.1 Einführung Mit dem Ende des Alten Reichs geht die Ära der zentralen Herrschaft von Memphis aus zu Ende, was auch in den Autobiographien dieser Zeit ihren deutlichen Niederschlag findet. Es folgt eine Periode rivalisierender Dynastien zwischen Herakleopolis auf der einen Seite und Theben auf der anderen Seite, wobei die Autobiographie des anx.tifi aus Moalla eine herausragende Stellung einnimmt, weil seine Inschrift die umfangreichste Schilderung dieses Zeitraumes in Ägypten darstellt. Der politische Umbruch spiegelt sich auch in einem „neuen“ Typ Biographie wider, der schon vereinzelt jedoch zum Ende des Alten Reichs in Assuan, Deir el-Gebrawi oder Meir auftritt. Aber mit der Ersten Zwischenzeit dehnt er sich schließlich über ganz Ägypten aus. Entsprechend der neuen politischen Bedeutung bilden nun vor allem Abydos, Theben, Siut und Dendera einen geographischen Schwerpunkt. Allein in Dendera sind mit Beginn der der Ersten Zwischenzeit 27 autobiographische Texte belegt, wozu noch eine ganze Reihe an unpublizierten Texte kommen (vgl. Romanova, Autobiographical tradition, 453), wobei gerade in Dendera die ältesten Texte noch in die Zeit Pepis II. reichen (vgl. Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, 8-9). Die Gründe für den „Untergang“ des Alten Reichs sind immer noch weit davon entfernt, eindeutig erklärt werden zu können: Sie reichen von einem Zusammenbruch der königlichen Verwaltung und Wirtschaft bis zum Klimawandel. Auch eine Invasion Ägyptens wurde neuerdings vorgeschlagen (Jansen-Winkeln, Untergang; hiergegen jedoch Müller-Wollermann, End of the Old Kingdom, 5). Eine gute Zusammenfassung der Diskussion bieten die Artikel von Thomas Schneider (First Intermediate Period) und – besonders auch zur Chronologie – von Stephan Seidlmayer (First Intermediate Period). Bárta hat in diesem Zusammen treffend feststellt: „…by the end of the Old Kingdom the powers of the formerly centralized government had become territorial and personal” (Bárta, Radjedef to the Eighth Dynasty, 13). Seidlmayer hat anhand archäologischer Funde zudem herausgestellt, daß die Zeit der Ersten Zwischenzeit keine Zeit des Niedergangs war, sondern eher eine Periode des Wandels zu einer differenzierten – und damit auch sozial durchlässigeren – Gesellschaft (Seidlmayer, Gräberfelder).
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Zum archäologischen Befund passen auch die autobiographischen Texte der Ersten Zwischenzeit, in denen etwa die Gaufürsten voller Selbstbewusstsein in neuer Phraseologie von ihren persönlichen Taten und Erfolgen berichten. Diese bieten somit immer noch die umfassendste (und zeitgenössische!) Textquelle. Ohne sie wüßten wir über die historischen Vorgänge dieser Zeit wenig. Die literarischen Werke, besonders die Lehren ab dem Mittleren Reich, wie beispielsweise in der Lehre für Merikare (Quack, Lehre für Merikare) oder die Klagen des Ipuwer (Enmarch, A world upturned), legen uns von der Ersten Zwischenzeit ein ausgesprochen negatives Bild von Tumulten, Aufständen und Chaos dar (vgl. auch Burkard/Thissen, Einführung Literaturgeschichte I, 119-141 mit weiterer Literatur). Doch diese Texte sind tendenziös gefärbt und vermitteln ein Bild aus der Sicht des Mittleren Reichs und darüber hinaus. Allgemein lassen sich an den (Auto-) Biographien feststellen, daß in der Ersten Zwischenzeit an die Stelle der Beauftragung durch den König die Vorstellung von der Eigeninitiative tritt. Der König als initiierende oder lobende Kraft entfällt und inhaltlich steht nun die Beseitigung von Hungersnöten, die Fürsorge für den eigenen Gau, militärische Unternehmungen und Restaurierungen oder Neugründungen von Tempeln und anderen Kulteinrichtungen im Zentrum der Texte. Während im Alten Reich die Entsendung mit einem Auftrag und die spätere Belohnung durch den König als herausragende Auszeichnung gilt, stehen nun die Aussendung durch den Gaugott als neues Ideal der Autobiographien im Vordergrund; dies bedeutet, daß die legitimierende Autorität nicht mehr vom König ausgeht, sondern vom lokalen Gott; oder wie Franke (Statuserhöhung, 70) schreibt: „Wo es keinen Amtsadel mehr gab, war ein Mittel zur Rangerhöhung die Behauptung fiktiver Verwandschaft mit den Göttern der Schöpfungszeit“. So ist der Bezug auf die lokale Gottheit typisch für Texte der Ersten Zwischenzeit. Phraseologie und Stil der Autobiographien werden vielfältiger und ausführlicher, und gerade dieser Umstand erschwert die Lesung der Texte in vielen Fällen. Ebenso bilden sich eigene ortsgebundene spezifische Charakteristika heraus, die es erlauben, den Stelen auch ohne archäologischen Fundkomlex bestimmen Orte oder Regionen zuzuweisen. Als zusätzliche Herausforderung kommt oft die Unsicherheit bei der Datierung vieler Inschriften
Einführung
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hinzu. Einen guten Überblick über die Autobiographien der 7.-11. Dynastie (sowie auch der königlichen Denkmäler) bietet immer noch die Zusammenstellung von Schenkel, MHT. Während der Ersten Zwischenzeit verschmelzen Ereignisbiographie und Idealbiographie miteinander, indem die Berichte über historische Taten mit allgemeinen Aussagen zur korrekten Lebensführung der betreffenden Beamten ausgeschmückt werden. In einigen Texten überwiegen jedoch (noch) „traditionelle“ Elemente (s. Kap. 3.2), während in anderen „neue“ und innovative Züge überwiegen wie zum Beispiel die Eigeninitiative bei der Versorgung des eigenen Gaus sowie dazu die von Selbstbewußstein gesprägten Handlungen für die eigene Region bis hin zu den rühmlichen Taten innerhalb kriegerischer Auseinandersetzungen (s. Kap. 3.3). In einer Reihe von Texten der Ersten Zwischenzeit berichtet der Autobiograph davon, die Menschen seines zuständigen Machtgebietes vor Hunger bewahrt und mit Getreide versorgt zu haben (vgl. hier die Texte unter Kap. 3.3). Über die Frage, inwieweit diese Berichte den Tatsachen entsprechen, gehen die Meinungen stark auseinander. Moreno Garcia hat die These aufgestellt, daß die geschilderten Hungersnöte in erste Linie einen Topos darstellten, abgeleitet aus der königlichen Versorgungsideologie des Alten Reichs, die von der lokalen Elite der Provinzen übernommen wurde (Moreno Garcia, Études sur l’administration). Dem gegenüber hat unter anderem Morenz den realen Hintergrund der Hungersnöte während der Ersten Zwischenzeit herausgestellt, wenngleich sich das „Beziehungsgeflecht von Naturereignissen, historischen Vorgängen und zeittypischen sowie individuellen Darstellungsweisen … bei der fragmentarischen und ungleichmäßigen Überlieferung nicht völlig entwirren“ läßt (zuletzt Morenz, Zeit der Regionen, 577). In jedem Fall bildete das Thema des Hungers einen willkommenen Topos, mit dem sich die Autobiographen profilieren konnten, wenn es um die Beseitigung des Hungersnotzustandes in der eigenen Stadt bzw. der Region ging. Detlef Franke hat in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, daß die zur Versorgung und aus Fürsorge vergebenen Güter nicht aus dem eigenen Besitz stammen mußten, sondern aus dem Besitz des „Patrons“. Darüber hinaus ist davon auszugehen, daß damit einher eine gewisse Gegenleistung
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erbracht werden mußte (Franke, Fürsorge und Patronat, 165). Mit der Bindung an den Patron geht auch eine Bindung an die eigene Region einher, wobei gleichzeitig die soziale Position in der Hierarchie durchlässiger wird. Ebenso ist festzustellen, daß die bildliche Dekoration in den Gräbern deutlich dilettantischer ist als noch zur Zeit des Alten Reichs, was unter anderem darauf zurückzuführen ist, daß die Handwerker, die am Grab arbeiteten, nicht mehr so gut ausgebildet und wohl auch keinen Zugriff auf die archivierten Vorlagen mehr hatten. Dadurch, daß in dieser Zeit kein verbindlicher Formenkanon mehr existierte und der Vergleich in der Provinz fehlte, werden diese Stelen als ebenso ästhetisch wahrgenommen werden sein wie noch zur Zeit des Alten Reichs (vgl. Widmaier, Bilderwelten, 197). Ebenso bemerkenswert ist, daß mit dem Beginn der Ersten Zwischenzeit in den Autobiographien Formulierungen auftreten, die beteuern, daß das Geschilderte kein „Amt der Nekropole“ (jAw.t n(j).t Xr.t-nTr) sei, also keine falsche Behauptung, die „unter den Lebenden“ keiner Überprüfung statthalten könnte (vgl. Coulon, Véracité et rhétorique sowie Morenz, Zeit der Regionen, 220, 531ff.). Harco Willems weist jedoch darauf hin, daß diese Interpretation oft zu weit gehen würde, da bekannt ist, daß in einigen Fällen die Beamten per königlichen Erlaß, ihre Ämter postum verliehen bekamen (Kulturgeschichte, 103). Unzweifelhaft sind dagegen direkte Formulierungen vom Ende des Alten Reich, in den beispielsweise Pjpj-anx aus Meir behauptet Dd(=j) m mdw mAa n Dd(=j) (j)s m aA r “Ich sage (dies) als einer, der wahr spricht, und nicht sage ich (es) als Angeber (‚groß an Mund‘)“ (Urk. I, 224.18), um seine Autobiographie abzuschließen. Mit Sicherheit ist festzustellen, daß die Rechtsprechung während der Ersten Zwischenzeit auf die lokalen Gaufürsten und deren Beamten überging und damit bei Verhandlungen und Streit die Tugend des „Zuhörens“ herausgestellt wurden (Jin, Richten und Schlichten, 136, 306). Daneben haben auch zahlreiche kriegerische Auseindersetzungen in dieser Zeit Eingang in die Texte gefunden, was mit den archäologischen Funden von zahlreichen Waffen in den Gräbern im Einklang steht. Allerdings müssen diese nicht von direkten Kämpfen zeugen, sondern eher von der Einbindung in ein kriegerisches Wertesystem, worauf zuletzt Willems hingewiesen hat (Zur Kulturgeschichte, 95). Die biographischen Texte werden somit den neuen historischen und kulturellen Gegebenheiten angepaßt.
Einführung
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Wie auch schon im Alten Reich, erfüllt die Autobiographie einen bestimmten Zweck, wie etwa am Ende von Graffiti Nr. 20 aus Hatnub deutlich wird, wo es heißt: jr grt sod nb Atf=f a(.w)=f n twt pn jw=f r pH=f snb(w.) jr(j).n=f jy(j).t.n=f j(r)=s „Jeder Reisende aber, der seinen Arm zu diesem Bild(!) erhebt (für eine Spende), der wird gesund nach Hause gelangen, nachdem er das ausgeführt hat, wozu er gekommen ist“ (Anthes, Hatnub, 44, Zeile 22-23). Und da der Steinbruch von Hatnub in größerer Nähe zum Niltal lag als andere Expeditionsgebiete (etwa auf dem Sinai), konnten die Biographen davon ausgehen, daß ihre Inschriften häufiger gelesen wurden als Inschriften von entfernt liegenden Expeditionsgebieten. In jeden Fall wird deutlich, daß ein primärer Zweck, also das Empfangen von Opfern, sich seit dem Altem Reich nicht verändert hat. Formal werden die Biographien dieser Zeit nun nicht mehr ausschließlich auf Grabwänden aufgezeichnet, sondern auf Stelen oder Steintafeln, die dann in die Grabwand eingelassen wurden. Generell können diese Stelen schon aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes leicht in die Erste Zwischenzeit datiert werden, doch hat sich an der Funktion im Vergleich zum Alten Reich nichts geändert. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang ein Text, der leider nur fragmentarisch erhalten ist, aber typische Phraseologie einer Idealbiographie erkennen läßt: „Ich trennte zwei Prozeßgegner [zu ihrer Zufriedenheit]“, der aus dem Heiligtum (Hwt-kA) des Palastgouverneurs von Balat stammt (vgl. Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, 80-81). Was diesen Text so besonders macht ist sein Fundort: Offenbar konnten in der Zeit nach Pepi II. auch Inschriften, die sonst strikt dem funerären Bereich angehörten, in die Nähe von öffentlichen Bereichen wie einem Palast gerückt werden (Soukiassian/Wuttmann/Pantalacci, Le palais des gouverneurs, 320f.).
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Grundlegende Literatur ─ Laurent Coulon, Véracité et rhétorique dans les autobiographies égyptiennes de la Première Période Intermédiaire, in: BIFAO 97, 1997, 109-138 ─ Detlef Franke, Fürsorge und Patronat in der Ersten Zwischenzeit und im Mittleren Reich, in: SAK 34, 2006, 159-185 ─ Andrea M. Gnirs, Die ägyptische Autobiographie, in: Antonio Loprieno (Hg.), Ancient Egyptian Literature. History and Forms, PÄ 10, Leiden/Boston/Köln 1996, 191-241 ─ Miriam Lichtheim, Ancient Egyptian Autobiographies ─ Chiefly of the Middle Kingdom, OBO 84, Fribourg/Göttingen 1988, 21-38 ─ Juan C. Moreno Garcia, Études sur l’administration, le pouvoir et l’idéologie en Égypte, Ægyptiaca Leodiensia 4, Liège 1997 ─ Ludwig D. Morenz, Versorgung mit Getreide: Historische Entwicklungen und intertextuelle Bezüge zwischen ausgehendem Alten Reich und Erster Zwischenzeit aus Achmim, in: SAK 26, 1998, 81-117, bes. 91-96, 111-115 Übersetzungen (nach Erscheinungsjahr) ─ Wolfgang Schenkel, Memphis, Herakleopolis, Theben: Die epigraphischen Zeugnisse der 7. -11. Dynastie Ägyptens, ÄA 12, Wiesbaden 1965 ─ Miriam Lichtheim, Ancient Egyptian Literature I: The Old and Middle Kingdom, Berkeley/Los Angeles/London 1973, 83-93 ─ Miriam Lichtheim, Maat in Egyptian Autobiographies and Related Studies, OBO 120, Fribourg/Göttingen 1992 ─ Renata Landgráfová, It is my good name that you should remember. Egyptian biographical texts on Middle Kingdom stelae, Prag 2011, 1-99
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3.2. Autobiographien in der Tradition des Alten Reichs Text 19: *Tj (Theben) Literatur: Garrett C. Pier, A New Historical Stela of the Intefs, in: AJSL 21, 1905, 159161, fig. 3-6; Ernest A. W. Budge, Guide Collections 1909, 68, pl. IV (Photo); id., Egyptian Sculpture in the British Museum, London 1914, 309, pl. VIII (Photo); id., General Introductory Guide to the British Museum, London 1930, 307, fig. 163 (Photo); Aylward M. Blackman, The Stele of Thethi, Brit. Mus. No. 614, in: JEA 17, 1931, 56-57, Bl. Pl. VIII (Photo); Hanns Stock, Die erste Zwischenzeit Ägyptens: Untergang der Pyramidenzeit. Zwischenreiche von Abydos und Herakleopolis, Aufstieg Thebens, StudAegy 2/ AnOr31, Rom 1949, Taf. XI, Abb. 16 (Photo); Landgráfová, Biographical texts on Middle Kingdom stelae, 10-14 (Umschrift in Standardhieroglyphen); s. dazu die Rez. von Alexander Ilin-Tomich/Timofey Shakov, in: BiOr 71 (5/6), 738-743, bes. 741. – Übersetzung auch: Schenkel, MHT, Nr. 75, 103-107; Lichtheim, Autobiographies, Nr. 19, 46-48; Lichtheim, AEL I, 1973, 90-93. Datierung: Nach eigenen autobiographischen Angaben amtierte *Tj unter Antef II. sowie Antef III. (11. Dynastie). Herkunft: Nach dem Bericht von Pier, op. cit., 159 wurde die Kalksteinstele (148 x 110 cm) von einem Antikenhändler in den Umlauf gebracht, nach dessen Aussage sie aus Dra Abu el-Naga stammt, was plausibel ist, da hier auch andere Stele gefunden wurden, deren Besitzer unter Antef II und Antef III amtierten. Die Stele wird heute im Britischen Museum (London) unter der Inventarnummer EA614 aufbewahrt. Eine gute Farbabbildung steht im Internet unter der URL „http://www.britishmuseum.org/research/collection_online/ collection_object_details.aspx?objectId=119629&partId=1“ zur Verfügung (1.3.2018).
Die Stele des *Tj stammt aus Theben, also einem der beiden „Machtzentren“, in welche Ägypten während der Ersten Zwischenzeit zerfiel (11. Dynastie). Etwa zeitgleich regierten die Herrscher von Herakleopolis (9./10. Dynastie), bis Ägypten am Ende der 11. Dynastie von Theben aus wieder vereinigt wurde. Bemerkenswerterweise zeigen die thebanischen Stelen – beispielsweise im Gegensatz etwa zu denen aus Naga ed-Deir oder Naqada – eine größere Heterogenität in ihrer Gestalt (s. Kubisch, Die Stelen der 1. Zwischenzeit, 239). Die Stele selbst ist im linken unteren Viertel mit der Darstellung des stehenden Besitzers vor einem Opfertisch dekoriert und hinter ihm stehen zwei kleinere, namentlich genannte Diener. Die Inschrift beginnt oben auf der Stele traditionell mit der Nennung des Königs (WAH-anx) und den Titeln bzw. Epitheta des *Tj. Bemerkenswert ist die Stelle, in der *Tj berichtet (Z. 5-6),
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daß „die Kostbarkeiten von allem Schönen, was der Majestät meines Herrn aus Oberägypten und aus Unterägypten von jeder Sache, die das Herz erfreut als Abgabe für dieses ganze Land wegen seiner Furcht vor ihm, gebracht wurden“ (stp.w n nfr.t nb.t jnn.t n Hm n(j) nb=j m ^ma.w m ¦A-mH.w m sSr nb n s:xmx-jb m jn.w n tA pn mj-od=f n snD=f xtxt tA pn). Daß der Herrscher WAH-anx tatsächlich König von ganz Ägypten war ist mehr als unwahrscheinlich; denkbar wäre jedoch, daß er sich nach der Eroberung der Nachbargaue schon in seiner Selbstwahrnehmung als König dieses Titels sah. Möglich wäre aber auch, daß *Tj hier auf eine ältere Kopiervorlage zurückgriff, in der Ägypten noch nicht geteilt war. Es folgen anschließend idealbiographische Aussagen, die in ihrer Phraseologie ohne Parallelen typisch sind für die Erste Zwischenzeit. Auch die Beschaffung von Booten (mXA und zHj.t) gehört dazu. Außergewöhnlich ist die Schilderung der Thronfolge von Antef II. zu Antef III., die damit als historisch gesichert gelten darf (Z. 12-13): „Ich habe mich ausgestattet (in Parallele zu anderen Inschriften ist wohl die Grabausstattung gemeint) aus meinem eigenen Besitz, den mir die Majestät meines Herrn gegeben hatte wegen der Größe seiner Liebe zu mir, der Horus WAH-anx, der König von Ober- und Unterägypten, der Sohn des Re, Antef, er lebe ewiglich wie Re, bis er sich in Frieden zu seinem Horizont begibt (also stirbt)“. Als anschließend sein Sohn an seiner Stelle trat, der Horus „Nxt Nb-tp-nfr, der König von Ober- und Unterägypten, der Sohn des Re, Antef, den Nfr.w geboren hat, er lebe ewiglich wie Re, da folgte ich ihm zu allen vollkommenen Plätzen des Vergnügens“ (apr.n(=j) wj m jS.t(=j) Ds(=j) rdj.t n n(=j) Hm n nb.w(=j) n aA.t n(j).t mrr=f w(j) ¡r WAH- anx nsw-bjtj zA-Ra Jn(j)-jt=f anx D.t mj Ra r sDA=f m Htp r Ax.t=f jxr m hA.t sA=f m s.t=f. (13) ¡r.w Nxt-nb-tp-nfr nsw-bjtj zA-ra Jn(j).t=f ms(j) Nfr.w anx D.t mj Ra. jw Sms.n(=j) sw r s.wt nb.wt nfr.(w)t n(j).t sxmx-jb). Damit wird deutlich, daß *Tj auch unter dem nachfolgenden König seine Ämter fortführte. Direkt vor der Darstellung des *Tj ist auf seiner Stele in 5 Kolumen die Opferformel sowie die sog. Abydosformel zu lesen, womit die Stele zu einem frühen, wenn nicht sogar zu dem frühesten Beleg für diese „Formel“ wird – auch wenn diese weder ausschließlich aus Abydos stammt noch eine feste Formel darstellt. Vielmehr handelt es sich um (später standardisierte) Wünsche für das Jenseits, adressiert an den Gott Osiris. Wie sehr die Wünsche des *Tj je-
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doch noch dem Alten Reich verhaftet sind, zeigen Formulierungen nach einem sicheren Eintreffen in der Nekropole wie die Formulierung vom „Landen im Frieden im vollkommenen Westen“ (zmA=f tA m Htp r jmn.t nfr.t) (vgl. hierzu auch Lichtheim, Autobiographies, 55-58). Bemerkenswert ist die Tatsache, daß auf der Stele des *Tj schon verschiedene grammatische Elemente in Erscheinung treten, die typisch sind für das Mittelägyptische wie die Schreibung des Suffixpronomens der 1. Pers. Sing. (Zeile 10: nb=j) und die (zweimalige) Verwendung des Hilfsverbs aHa.n sDm.n=f (Zeile 6 – hier offenbar auch schon für die Einführung eines neuen Sinnabschnitts; vgl. Graefe, Mittelägyptische Grammatik, 144-146).
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Text 19: Inschrift des *Tj (nach Pier, op. cit, fig. 6)
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(1) Man beachte das erst mit dem Mittelägyptischen aufkommende Hilfsverbum aHa(.n); s. Edel, AÄG, § 570. (2) Schenkel, MHT, 105 übersetzt: „ein Bescheidener(?)“; Landgráfová, op. cit., 12 „calm-tempered“. In der Tat liegt es nahe, hier das Ideal des ruhigen und neutralen Beamten vorliegt („kühl“ und „ruhig“). (3) Lies wahrscheinlich DwDw wegen der Doppelschreibung des Determinativs. (4) Lies od „Charakter, Wesen“. (5) Ergänze ein =f. (6) Die beiden Hieroglyphen hat Pier noch mit Fragezeichen versehen; es handelt sich um sAr.y jr(=j) st r wn-mAa „…der Bedürftige, ich machte es richtig (‚machte es zur Richtigkeit‘)“.
Text 20: Jtj (Naga ed-Deir?) Literatur: Henry G. Fischer, in: William K. Simpson (Hg.), Studies in Ancient Egypt, the Aegean, and the Sudan: essays in honor of Dows Dunham, Boston 1981, 58-67, bes. 61-64, fig. 3 (Photo), fig. 4 (Zeichnung). Datierung: Paläographie und Ausführung der Stele weisen in die Erste Zwischenzeit nach Naga ed-Deir (sie wurde im Handel erworben); zur Datierungen vgl. Fischer, op. cit., 67 sowie zuletzt Franke, in: SAK 34, 2006, 159-185, Anhang: Nr. 20: „Anfang-Mitte 11. Dyn.“. Herkunft: S. bei Datierung. Die knapp 86 cm hohe Stele befindet sich heute in der National Gallery of Victoria Melbourne, Australien (Inv.-Nr. D84-1982).
In der mittelägyptischen Nekropole von Naga ed-Deir fanden sich sich tausende von Gräbern aus frühdynastischer Zeit bis zum Mittleren Reich. Sie gehörten zu der am gegenübliegenden Nilufer situierten Stadt This. Da sich aus dieser Zeit kaum datierbare archäologische Funde erhalten haben, ist man für die (relative) Datierung auf die Dekoration der Gräber und Särge sowie auf die Stelen angewiesen: Anhand von Ikonographie, Paläographie und Philologie lassen sich die Stelen (obwohl der archäologische Zusammenhang oft fehlt) in eine annährend relative Reihenfolge von Pepi II. bis in die 11. Dynastie bringen, die sich verschiedenen Künstlern oder besser Werkstätten zu-
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ordnen lassen (vgl. hierzu zuletzt Brovarski, Naga-ed-Dêr sowie Kubisch, Die Stelen der 1. Zwischenzeit, 242). Die autobiographische Inschrift verläuft auf der Stele oben über der Darstellung des Jtj und seiner Ehefrau: Auf die anfängliche Opferformel folgt die Redemarkierung mit Dd („der spricht“): „Ich war ein fähiger ‚Bürger‘, der mit seinem (eigenen) Arm handelte und der den Besitz seines Vaters vermehrte (‚hinzutat‘). Ich war einer, der vollkommen sprach und vollkommen berichtete, der (fremdes) Eigentum in richtiger Weise behandelte. Ich war einer ‚leicht an Herzen‘, freundlich im Herzen beim Warten(?) (s:jn) auf seine Brüder. Ich gab Brot dem Hungernden und Kleidung dem Nackten aus meiner Sippe (Ab.t). Ich gab Besitz an den, den ich kannte, wie an den, den ich nicht kannte, auf daß ich fortdauere auf der Erde und es für mich gut sei in der Nekropole“. Die Verwendung von nDs, wörtlich „Kleiner“, als Eigenbezeichnung ist ein typisches Phänomen der Texte der Ersten Zwischenzeit, wenngleich nDs noch teilweise etwa bis in die Zeit Sesostris I. gebräuchlich ist. In der Forschung gab es eine Reihe von Versuchen, die Natur eines nDs näher zu bestimmen und soziologisch einzugrenzen; darauf beruhen Übersetzungen wie „Kleiner Mann“, „Bürger“ oder „Selbständiger“. Eine der letzten Untersuchungen stammt von D. Franke, der sich dagegen ausspricht, die Gruppe der nDs als eigene, soziologisch definierbare Klasse oder Schicht anzusehen sei, die mit der zunehmenden „Verstädterung“ seit dem Ende des Alte Reichs zusammenhängt (Franke, Kleiner sowie auch Doxey, Non royal epithets, 196). Häufig ist zudem die Kombination nDs jor anzutreffen; auch das Epitheton jr(j) m xpS=f „mit eigenen Arm/aus eigener Kraft“ ist charakteristisch für die Erste Zwischenzeit. Insgesamt ist die vorliegende Idealbiographie in ihrer Phraseologie jedoch noch der Tradition des Alten Reichs verhaftet. Bemerkenswert ist die Beischrift rechts neben der Darstellung des Jtj: jr(j).t.n n=f zA=f mrr=f n(j) s.t jb=f [...] „Das ist, was sein Sohn für ihn gemacht hat, sein Geliebter, der einen Platz in seinem Herzen hat [Name]“, die zeigt, daß Stele und Inschrift vom (wahrscheinlich ältesten) Sohn gestiftet wurden.
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Text 20: Stele des Jtj (nach: Fischer, op. cit., 63, fig. 4)
(1) Nach Fischer (op. cit., 63) Lesung des Zeichens als Hn „frisch“ oder jz „leicht“. (2) Lies jAm. (3) Die Bedeutung von zjn ist in diesem Zusammenhang unklar. (4) Lies nfr. (5) Lies [Xr.t-]nTr. Damit endet die Autobiographie.
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Text 21: !nowII. (Deir el-Gebrawi) Literatur: Urk. I, 76.8-79.14; Davies, Deir el-Gebrawi II, 27-31, pl. XXIV, XXV (Zeichnungen); Naguib Kanawati, Deir el-Gebrawi I (The northern cliff), ACER 23, Oxford 2005, 71-73, pl. 29 (Photo) und 56 (Zeichnung) (Kanawati datiert !now in die Zeit von Pepi I.); Naguib Kanawati, Recent work in the tomb of Djau at Deir el-Gebrawi, in: BACE 17, 2006, 69-78; Stefan Grunert, Nur für Erwachsene – political correctness auf Altägyptisch? Neue Lesungen und Interpretationen der biographischen Inschrift des Gaufürsten Henqu, in: SAK 37, 2008, 131-146 (bei gleichbleibender Lesung noch einmal wiederholt in Stefan Grunert, Erlebte Geschichte – ein authentischer Bericht, in: Martin Fitzenreiter (ed.), Das Ereignis: Geschichtsschreibung zwischen Vorfall und Befund. Workshop vom 03.10. bis 05.10.08, London 2009, 125-135 (auch online unter http://www2.rz.huberlin.de/nilus/net-publications/ibaes10/publikation/grunert_ibaes10.pdf, Zugriff am 1.3. 2018) – s. hierzu die direkte ablehnende Entgegnung von Arkadiy Demidchik, The Sixteenth Line of the Autobiography of Henqu II at Deir el-Gebrawi, in: JEA 101, 2015, 376383; Marco Chioffi/Giuliana Rigamonti, Màstabe, stele e iscrizioni rupestri egizie dell’Antico Regno, Libro IV/IV, Imola 2014, 19-82. – Weitere Literatur: Schenkel, MHT, 41-44, Nr. 34; Lichtheim, Autobiographies, 23-24, Nr. 6; Hoffmann, Zur sozialen Bedeutung zweier Begriffe für „Diener“, 107-110 (Übersetzung, Kommentar); Strudwick, Texts, 366-368, Nr. 269. Datierung: In der Nekropole von Deir el-Gebrawi befinden sich die Gräber mehrerer Gaufürsten, die wahrscheinlich aus derselben Familie stammen. Aufgrund der rekonstruierten Familienverhältnisse und nach phraseologischen Gesichtspunkten ist !now in die (frühe) Erste Zwischenzeit (8. Dynastie) zu datieren (s. auch Gestermann, Kontinuität und Wandel, 163 sowie Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, 44 und Moreno Garcia, Deir elGabrawi), doch gibt es auch Stimmen, die !now in die Zeit von Pepi I. datieren (Kanawati, op. cit., 20 „early-middle Pepy I.“). Herkunft: Das Grab des !now in Deir el-Gebrawi (Grab Nr. 67) besteht aus zwei Räumen, von denen der größere, mit groben Wandmalereien dekorierte äußere Raum auf seiner Ostseite die (vergleichsweise lange) Autobiographie trägt, welche die gesamte Wandfläche mit ihren 27 Kolumnen dominiert. Leider ist der Text heute in großen Teilen zerstört, so daß man weitgehend auf ältere Publikationen angewiesen ist.
!now amtierte in „seinem“ 12. oberägyptischen Gau als Gaufürst (Hr(j)-tp aA Atf.t). Diese Tätigkeit bestimmt in weiten Teilen seine Autobiographie, in der er die traditionellen idealbiographischen Phrasen des Alten Reichs erweitert durch Beschreibungen seiner Fürsorge für das Gaugebiet. Der Text beginnt mit einer direkten Anrede: „Oh, alle Menschen des Atfetgaus und oh ihr Großen Gauoberhäupter der anderen Gaue, die ihr an [diesem] meinem Grab vorbeigehen werdet: Ich bin !now, der vollkommen und angenehm spricht“.
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Nach einem sich anschließenden Aufruf zur Opferspende beginnt die eigentliche Autobiographie, die aufgrund ihrer teilweise außergewöhnlichen Phraseologie nicht einfach zu verstehen ist und zu vielen unterschiedlichen Übersetzungen geführt hat. Trotz der nicht immer leicht zu übersetzenden Vokabeln und Grammatik präsentiert sich auch hier !now als idealer Gaufürst, der im kulturellen Gedächtnis der Nachwelt weiterleben möchte (Kol. 310): „Ich bin ein Geehrter, ein Geliebter der Väter, ein Gelobter der Mütter, der Bestatter der Greise, der eure Jungen von der Zugleine (oAs) befreit, die ihr (früher selbst) über den Kanal ziehen mußtet. Siehe, (nun) seid ihr alt geworden in der Halle der Beamten. Niemals mußte (auch nur) eine Tochter von euch Dienst (bAk) tun ... Ich gab jedem Hungernden des Atfetgaus Brot und jedem Nackten darin Kleidung. Ferner füllte ich seine Ufer mit Rindern und seine Weiden mit Kleinvieh. Weiterhin machte ich die Schakale des Berg(landes) satt und die Weihen/Milane des Himmels mit Aas/Abfall (xA.w). Ich führte das Amt eines Großen Gauoberhaupts und Vorstehers der oberägyptischen Gerste in diesem Gau aus. Niemals schickte (mAa) ich einen Mann da oder stand ich auf der Tenne eines Mannes (d. h. unterdrückte einen Mann bei seiner Ernte-Arbeit) von ihm (d. h. dem Gau) zu einer Expedition zum Ausgraben eines Brunnens (Xnmt?), dessen Tochter ich zu den Beklagenswerten in den Häusern der rwt geschickt habe (also ins Bordell)“. (Für den Übersetzungsvorschlag zu dieser Stelle danke ich Hartwig Altenmüller.) Noch einen Schritt weiter gehen R. Landgráfová/H. Navrátilová, die in der letzten Aussage eine sexuelle Konnotation sehen und den „Brunnen“ (Xnmt) gleichsetzen mit einer Vagina (Landgráfová/Navrátilová, Taboos, 37-38). Weiter heißt es bei !now: Was den betrifft, der von euch (noch) zu jung ist für diese angenehmen Worte; siehe, dein Vater wird (es) dir erklären (sagen)!“. Dieser Satz ist besonders interessant, da über eine Metaebene den Leser direkt anspricht: Offensichtlich war !now der Ansicht, daß die Schwere seiner Berichte für jüngere Leser nur schwer verständlich waren, so daß ihnen einen erfahreren Erwachsener die Schilderungen näher erläutern mußte. Die Inschrift, die vor der Aufforderung zur Erklärung steht, ist bemerkenswerterweise in einer gespaltenen Kolumne geschrieben, wobei man hier evt. an zwei verschiedene Schreiber bzw. Maler denken könnte, da an dieser Stelle in etwa genau die Hälfte der Inschrift erreicht ist und die sich evtl. an dieser Stelle überschnitten.
Text 21: Die Biographie des !now (nach: Davies, Deir el-Gebrawi II, pl. XXIV-XXV)
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Im Gegensatz zum Alten Reich ist es nun nicht mehr der König, der Sorge trägt für seine Untergebenen und sie vor Unrecht und Unterdrückung beschützt, sondern der Gaufürst. Damit kommt exemplarisch ein fundamentaler Wandel in der gesellschaftlichen Stellung dieses lokalen Herrschers und seines Selbstverständnises zum Ausdruck: Er ist es, der die Gerechtigkeit in seinem Gau durchsetzt und die Ordnung aufrechterhält, aber auch nur dort. Sogar Ämter verteilt er, wie es an späterer Stelle im Text heißt: „Ferner errichtete ich die geschwächten (?, bAgb) Städte in diesem Gau (wieder) mit Männern aus anderen Gauen. Denjenigen, die mir Leibeigene in ihnen (den Städten) gewesen waren, verlieh ich Ämter als Beamte“. Ein weiterer Aspekt, der für die Autobiographien der Ersten Zwischenzeit typisch ist, stellt die Versorgung des Gaues mit Vieh, besonders mit Rindern und häufig auch mit Ziegen, dar, also eher wirtschaftlichen Aufgaben. Das Vieh bedeutete dabei nicht nur Reichtum für den Gau, sondern große Rinderherden galten auch als ein Statussymbol, das während des Alten Reichs dem König vorbehalten war (s. hierzu Moreno Garcia, Jʼai rempli les pâturages). Beachtenswert ist die Behauptung des !now (Kol. 21-22), er habe zusammen mit seinem Bruder als Gaufürst amtiert („Ich begann nämlich, zusammen mit meinem Bruder ... im 12. oberägyptischen Gau zu herrschen“ (aHa.n(=j) Hm r HoA)). Wenn das Amt tatsächlich in Doppelbesetzung ausgeübt wurde, so wissen wir über die Art der „Arbeitsteilung“ nichts. Eventuell war dies auch eine lokale Besonderheit. Möglich wäre jedoch auch (persönliche Mitteilung Hartwig Altenmüller), daß !now für kurze Zeit eine Art von Koregenz mit seinem (älteren?) Onkel ¡m-Ra geführt hat und von ihm in das Amt eingeführt wurde, wobei sn auch als Bezeichnung für den Onkel belegt ist (Franke, Verwandtschaftsbezeichnungen, 163, Fig. 3). Generell bemerkenswert bleibt jedoch die Tatsache, daß !now selbst es ist, der hier seinen eigenen Bruder ernennt, offenbar vollkommen unabhängig vom König oder einer anderen Stelle.
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Text 21: Inschrift des !now (nach: Urk. I, 77.6-16)
(1) “…, indem sie (mir) ihren Arm zuwandte”, gemeint ist wohl mit der Bitte um Hilfe. (2) Lies Atf.t, d. h. der 12. oberägyptische Gau. (3) Das Suffix bezieht sich auf den Gau. (4) Bemerkenswert ist die Vierfachschreibung der Hieroglyphe.
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Text 21: Inschrift des !now (nach: Urk. I, 78.1-7)
(5) j-Präfix (wie im Neuägyptischen): vgl. Edel, AÄG, § 449 („da ich wünschte, …“). (6) jr(j) im Sinne von „ernennen“ (zum Hr(j)-tp „Oberhaupt (eines Gaus)“ und jm(j)-rA jt Sma.w „Vorsteher der oberägyptischen Gerste“). (7) Die Lesung dieser gespaltenen Kolumne ist unsicher (vgl. die vorausgehende Übersetzung). Sicher ist jedoch, dass in diesem Fall wieder das Thema der sozialen Umwälzung vorliegt und die Sorge für die Benachteiligten und Schwachen, in diesem Fall die Frauen. (8) nDm ma=k „Angenehm ist es durch dich“; andere Übersetzung: Chioffi/ Rigamonti, op. cit., 56, Anm. 31-32: nDm(.t) mk “gradevole, guarda“. (9) Die Lesung ist unsicher; vgl. die Zusammenstellung der bisherigen Lesungen bei Chioffi/Rigamonti, op. cit., 57, Anm. 35. (10) Für wn(n)=w zu Umschreibung des Partizips, s. Edel, AÄG, § 6501.1.
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Weitere vergleichbare Texte: Nfr-nHsj Literatur: Henry F. Lutz, Egyptian tomb steles and offering stones of the Museum of Anthropology and Ethnology of the University of California, University of California publications in Egyptian archaeology 4, Berkeley 1927, 4, 18, Nr. 34, pl. 18 (Photo) – Weitere Literatur: Schenkel, MHT, 177, Nr. 242 (Übersetzung). Datierung: Aufgrund ihrer Ikonographie und Stilistik ist die Stele grob in die (frühe) Erste Zwischenzeit zu datieren (vgl. Schenkel, Frühmittelägyptische Studien, 101: „Gruppe G“). Herkunft: Die knapp 1 m große Kalksteinstele stammt aus Naga ed-Deir (Nr. N 3972) und wird heute in Berkeley, Cal. (Phoebe A. Hearst Museum of Anthropology. No. 6-2042) aufbewahrt. Kommentar: Insgesamt steht die kurze Idealbiographie des Nfr-nHsj eng in der Tradition des Alten Reichs, zeigt in ihrer Phraseologie jedoch bemerkenswerte Unterschiede. Jndj Literatur: Dunham, Naga-ed-Dêr Stelae, 92-94, Nr. 78, pl. XXVIII/2 (Photo) – Weitere Literatur: Schenkel, MHT, 183, Nr. 260 (Übersetzung). Datierung: Aus Naga ed-Deir sind eine Reihe von Stelen bekannt, in die sich auch die vorliegende einfügen läßt; aufgrund der Paläographie und des Stils ist eine allgemeine Datierung in die Erste Zwischenzeit gesichert. Für eine nähere Datierung vgl. Schenkel, Frühmittelägyptische Studien, 95-104, § 36-39. Herkunft: Die Stele wurde im Handel erworben; ihre Herkunft ist somit unbekannt. Aufgrund der Ähnlichkeit zu anderen Stelen und der Nennung der nahe gelegenen Gauhauptstadt Thinis/Abydos am Textende stammt sie sehr wahrscheinlich aus Naga ed-Deir. Heute befindet sie sich in Boston (Metropolitan Museum, Inv. Nr. 25.2.3). Kommentar: Die Idealbiographie steht inhaltlich in der Tradition des Alten Reichs, wobei hier nun erste Merkmale der Ersten Zwischenzeit erkennbar sind wie die Nennung kriegerischer Fertigkeiten: „Ich war im Kampf (rA-a xt) ein fähiger Bürger“ (zu nDs „Bürger“ vgl. den Kommentar zu Text 20). RHw-r-Aw=sn Literatur: Naguib Kanawati, The rock tombs of El-Hawawish VII, Sydney 1987, 25-28, fig. 16 (Zeichnung), pl. 3 (Photo); Naguib Kanawati, New biographical inscriptions from the First Intermediate Period, in: GM 89, 1986, 43-54, pl. 1 (Zeichnung), pl. 2 (Photo). – Weitere Literatur: Morenz, Versorgung mit Getreide, 91-96, 111-115 (Übersetzung). Datierung: Basierend auf der Paläographie, der künstlerischen Ausführung des Grabes und der autobiographischen Phraseologie ist das Grab des RHw-r-Aw=sn in die Erste Zwischenzeit zu datieren (vgl. auch Kanawati, op. cit., 23-24 sowie ders., Akhmim in the Old Kingdom I, ACE: Studies 2, Sydney 1992, 174ff., 177). Herkunft: Die Autobiographie des RHw-r-Aw=sn aus zehn Kolumnen bestehend befindet sich auf der Westwand seines Grabes (BA 17) in El-Hawawish.
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Die erste Hälfte der Autobiographie ist ganz in der Tradition des Alten Reichs gehalten mit nahezu wörtliche Parallelen in den Gräbern des Nhwt-dSr und des BAwj (Grab K 5), die ebenfalls aus El-Hawawisch stammen, jedoch schon in die Mitte der 6. Dynastie zu datieren. Die von RHw-r-Aw=sn übernommene Phraseologie verdeutlicht, wie sehr diese Textpassage noch im Alten Reich verwurzelt ist. In der folgenden, leider teilweise zerstörten Texthälfte nimmt der Text charakteristische Züge der Autobiographien der Ersten Zwischenzeit an, wie die Erwähnung der Versorgung mit Getreide und die Fokussierung auf den eigenen Gau verdeutlicht.
3.3 Autobiographien mit neuer Thematik Text 22: WHA (Naga ed-Deir?) Literatur: Emily Teeter, Ancient Egypt: Treasures from the collection of the Oriental Institute, University of Chicago, Oriental Institute Museum publications 23, Chicago 2003, 3334 mit Photo S. 33. ─ Weitere Literatur: Schenkel, MHT, 184-185, Nr. 263 (Übersetzung). Datierung: Aufgrund der Paläographie und des Bildaufbaus kann die Stele in eine Gruppe mit der des Jndj (s. oben, heute Boston, MMA 25.2.3) eingeordnet werden, das heißt in die Erste Zwischenzeit. Herkunft: Wegen ihrer großen Ähnlichkeit gehört die Stele sehr wahrscheinlich zur Stelengruppe aus Naga ed-Deir; heute wird sie in Chicago (Oriental Institute, Inv.-Nr. 16956) aufbewahrt.
Erwähnenswert macht diese kurze Idealbiographie die Beschreibung einer Beschneidung, die auch einen Aspekt der Fürsorge für die Schwachen darstellt, indem der Autobiograph anderen die Beschneidung ermöglicht, die sie sich ohne ihn nicht hätten leisten können: „Ich wurde zusammen mit 120 (anderen) Männern beschnitten. Dabei war keiner, der (mich) schlug und dabei war keiner, der (von mir) geschlagen wurde. Dabei war keiner, der (mich) kratzte (AXa), und dabei war keiner, der (von mir) gekratzt wurde“. Aus Dendera stammen ähnliche biographische Texte, in denen der Grabherr dafür sorgt, daß andere Männer beschnitten werden, wohl eingebettet in einen Ritus des Übergangs von der Kindheit zum Erwachsenen (Ann M. Roth, Egyptian Phyles, 71 zitiert vergleichbare Formen des „Sponsoring“ der Beschneidung aus dem modernen Ägypten des 19. Jhs.).
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Text 22: Stele des WHA (© Courtesy of the Oriental Institute of the University of Chicago)
(1) Zweimaliger Wechsel zwischen Passiv und Aktiv. (2) Zu nn js vgl. Edel, AÄG, § 827 „(Das) ist aber nichts…“.
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Text 23: ¡oA-jb (Rizaqat) Literatur: Hans J. Polotsky, The Stela of Heka-Yeb, in: JEA 16, 1930, 194-199, fig. S. 195 (Zeichnung), pl. XXIX (Photo) – Weitere Literatur: Schenkel, MHT, 58-60, Nr. 40 (Übersetzung); Schenkel, Bewässerungsrevolution, 44, Dok. 11 (Übersetzung); Kubisch, Die Stelen der 1. Zwischenzeit, 252-256; Morenz, Zwischen Kontext (teilweise Übersetzung mit Kommentar); Morenz, Zeit der Regionen, 273ff. Digitalisiert: http://www.britishmuseum.org/research/collection_online/collection_object_ details.aspx?objectId=119636&partId=1&images=true (Zugriff am 1.3.2018). Datierung: Nach der biographischen Phraseologie und dem Stil der Stele (Anordnung von Bild und Text, Darstellung der Figuren und Paläographie) ist die Stele in die Erste Zwischenzeit, noch vor die 11. Dynastie zu datieren. Herkunft: ¡oA-jb berichtet von sich (Kol. 2): „Ich war ein Vornehmer im Thebanischen Gau“; somit dürften auch Grab und Stele aus dieser Region stammen. Fischer hat die Stele in die Gruppe der sog. Gebeleinstelen eingereiht, die aus Gebelein bzw. der näheren Umgebung stammen sollen (s. hierzu Kubisch, op. cit.). Nach parallelen Befunden war die Stele in eine Grabwand eingelassen; heute wird sie in London (BM 1671) aufbewahrt.
Gebelein erstreckt sich über zwei Hügel in Nord-Süd-Richtung, wovon das Toponym Jnr.tj, also die „zwei Hügel“, Zeugnis ablegen. Der nördliche Hügel war bereits seit prädynastischer Zeit besiedelt, und hier wurde bereits in der 2. Dynastie ein Tempel, wahrscheinlich für Hathor, die Hauptgöttin, der Stadt errichtet. Entsprechend finden sich zahlreiche prädynastische Gräber sowie Mastabas und Felsgräber ab dem Alten Reich. Mit der Ersten Zwischenzeit stand Gebelein unter dem Einfluß des dritten oberägyptischen Gaus von Hierakonpolis, wie die Inschrift Anchtifis (Dok. 26) eindrucksvoll bezeugt. Gemeinsam ist allen Stelen aus Gräbern in Gebelein, daß sie am oberen Rand ein oder zwei Inschriftenzeilen aufweisen, während darunter eine Darstellung mit Kolumnen folgt, wobei immerhin von insgesamt 21 Stelen, die sich sicher Gebelein zuweisen lassen, fünf eine Autobiographie tragen (Kubisch, Die Stelen der 1. Zwischenzeit). Die Inschrift des ¡oA-jb enthält mehrere typische Topoi der Ersten Zwischenzeit, die nicht immer leicht zu verstehen sind: Ich versorgte diese ganze Stadt mit oberägyptischer Gerste (während der schlimmen) Jahre, während ich wachsam war über („in Bezug auf “) den Gewinn ... Ich gab ein Darlehen (TAb.t) an oberägyptischer und unterägyptischer Gerste für diesen Distrikt des Nordens. Ich gab Merhet-Öl dem Gau von El-Kab, nachdem meine Stadt zufriedengestellt war. Ich machte ein Vierziger-Schiff und ein Schiff,
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um Rinder zu transportieren (?, mm, s. Schenkel, MHT, 60, Anm. a) und um den Schiffslosen überzusetzen in der Überschwemmungszeit. Ich stattete einen Hirten mit 100 Rindern aus und (andere) Hirten mit Rindern und Ziegen. ... Ich bin einer, „der das Herz beherrscht“ (¡oA-jb) in einer Krise, wenn sonst jedermann seine Tür verschließt. Mein Herrscher zählte die Rinder, und er fand einen Überschuß bei meinem Besitz“. Auch wenn einzelne Stellen dieses Textes schwer lesbar bzw. mehrdeutig sind, wird deutlich, daß die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrung, insbesondere mit Gerste, ein zentrales Anliegen in den Autobiographien dieser Zeit ist („Getreidespeicher-Topik“). Durch die Versorgung, die – nach Darstellung des berichtenden Beamten – auch noch über das lebensnotwendige Maß hinausging, präsentiert sich der Autobiograph nicht nur fürsorglich gegenüber den sozial Schwächeren, sondern ebenso als fähiger Beamter seines Herrschers. Weiterhin typisch für die Erste Zwischenzeit ist das Thema der Bereitstellung von Booten, mit deren Hilfe während der Überschwemmungszeit des Nils (Ax.t) Personen das unpassierbar gewordene Land von Siedlung zu Siedlung passieren konnten (siehe hierzu: Müller-Wollermann, „Ich bin ein Besitzer von Booten“). Offensichtlich war der Bau oder Erwerb eines Schiffes ein beliebtes Thema in den Texten aus Gebelein während der Ersten Zwischenzeit (Kubisch, Die Stelen der 1. Zwischenzeit, 252). Die Biographie des ¡oA-jb endet mit einer idealbiographischen Phrase des „Passing from life to death“ (s. oben zu Text 2/Inschrift des Wr-xw(j)w(j)), die jedoch phraseologisch an die Gegebenheiten der Ersten Zwischenzeit angepaßt wurde. Und wie bereits im Alten Reich ist es der älteste Sohn (hier Jnj), der für die Bestattung und Opfer seines Vaters Sorge trägt (vgl. zu dieser weit über das Alte Reich hinausreichenden Tradition auch Allam, Notes on the designation). Morenz hält es zudem für wahrscheinlich, daß die Stele des ¡oA-jb aufgrund von epigraphischen und ikonographischen Details „in derselben Werkstatt, ja vielleicht von demselben Künstler/Handwerker wie die des Merer angefertigt (Krakow MNK XI 999)“ wurde – vgl. den folgenden Text 24), während der Text des ¡oA-jb phraseologisch dem des Jtj (Kairo CG 20001, Text 25) am nächsten steht (Morenz, Zwischen Kontext, 391, 398). Dies könnte ein seltener Hinweis darauf sein, daß die Erstellung der Stele selbst und die darauf
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enthaltene Inschrift in zwei getrennten Arbeitsschritten erfolgten. Grundsätzlich ist jedoch die Kritik von Widmaier (Bilderwelten, 210ff.) berechtigt, der darauf hinweist, daß nicht jedes epigraphische, ikonographische oder bildstilistische Merkmal chronologisch interpretiert werden darf. Ebensogut ist das synchrone Auftreten am selben Ort möglich, wofür er anhand der Gräber der Qubbet el-Hawa (vor der 11. Dynastie) überzeugende Belege vorweisen kann (Bilderwelten, 217ff.).
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N R Text 23: Inschrift des ¡oA-jb (nach: Polotsky, in: JEA 16, 1930, fig. S. 195, Ausschnitt)
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Die Autobiographien der Ersten Zwischenzeit
(1) Die Übersetzung ist nicht unproblematisch: Schenkel (MHT, 59 mit Anm. d) liest: „Weiter versorgte ich diese ganze Stadt mit oberägyptischer Gerste, sogar in Jahren, in denen ich (selbst) fern von Vorräten war (??)“ und Morenz, Zeit der Regionen, 273f. „Ich versorgte diese Stadt in ihrer ganzen Ausdehung mit oberägyptische Gerste, während der (schlimmen) Jahre, um Sonder(ab)gaben von ihr fern zu machen“ (jw DAj.n(j=) nw.t tn r Aw=s m jt Sma rnp.wt r sHr(.t) r=s xn.wt). Denkbar wäre ebenso: „Ich versorgte diese ganze Stadt mit oberägyptischer Gerste (während der schlimmen) Jahre, während ich wachsam war über („in Bezug auf “) den Gewinn (jw DA(j).n(j=) n(jw).t tn r Aw=s m jt Sma rnp.wt rs(j)(=j) Hr zxntj). (2) Lies Nxn, heutiges El-Kab: Die Gauhauptstadt des 3. oberägyptischen Gaus stellte offensichtlich auch noch während der Ersten Zwischenzeit eine feste Bezugsgröße dar. (3) Schenkel (MHT, 60, Anm. a) schlägt eine Emendierung zu m mXn.t vor (so auch Morenz, Zeit der Regionen, 278, Anm. T). (4) Lies mnj. (5) Lies die Zahl 100 als mißglückte Umsetzung aus der hieratischen Vorlage (nach Fischer, Notes on the Moalla inscriptions, 63). (6) Gemeint sind „meine Leute/mein Clan“. (7) Man beachten die Determinierung mit dem negativ behafteten Seth-Tier. (8) Personenname: Jnj.
Text 24: Mrr (Gebelein?) Literatur: Jaroslav Černý, The Stela of Merer in Cracow, in: JEA 47, 1961, 5-9, Abb. S. 9 (Zeichnung); pl. 1 (Photo); Morenz, Zeit der Regionen, 285-295 (mit detaillierter Analyse) – Weitere Literatur: Lichtheim, AEL I, 87-88 (Übersetzung); Schenkel, MHT, 62-64, Nr. 42 (Übersetzung); Schenkel, Bewässerungsrevolution, 36, Dok. 2 (Teilübersetzung); Henry G. Fischer, Further Remarks on the Gebelein Stelae, in: Kush 10, 1962, 333-334 (Korrekturen zu Černý, op. cit.); Karl Jansen-Winkeln, Bemerkungen zur Stele des Merer in Krakau, in: JEA 74, 1988, 204-207 (der hier einen ersten Beleg für den Wägevorgang beim Totengericht sieht); Kubisch, Die Stelen der 1. Zwischenzeit, 252-256 (zur Gruppe der Gebelein-Stelen); Rune Nyord, Spittle, Lies and Regeneration. Some religious expressions on a stela from the First Intermediate Period, in: GM 197, 2003, 73-91 (zur religiösen Bedeutung einiger Phrasen des Mrr, mit Übersetzung); Harco Willems, Nomarchs and local potentates: the provincial administration in the Middle Kingdom, in: Juan C. Moreno García (ed.), Ancient Egyptian administration, HdO 104, Leiden 2013, 341-392.
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Datierung: Nach der Zugehörigkeit zu den Gebeleinstelen, der Phraseologie und Paläographie ist die Stele des Mrr etwa in die 9. Dynastie der Ersten Zwischenzeit zu datieren (vgl. auch Morenz, Zeit der Regionen, 295ff.). Herkunft: Die 52,5 cm breite und 87 cm hohe Stele gelangte Ende des 19. Jahrhunderts nach Krakau (heute im dortigen Nationnalmuseum, Inv.-Nr. MNK-XI-999); sie gehört zur Gruppe der Stelen aus und um Gebelein (s. zuletzt Kubisch, op. cit.). Mrr ist Besitzer einer weiteren Stele (Kairo, CG 1651), die im Rahmen der Anrede an die Lebenden einige idealbiographische Reihungen enthält (s. hierzu zuletzt Kubisch, op. cit., 256-260).
Die Inschrift des Mrr stellt die längste der ingesamt fünf Autobiographien aus Gebelein dar. Die Lesung einzelner Zeichen und die grammatische Analyse einzelner Sätze der Inschrift sind mehrdeutig und haben zu teilweise recht unterschiedlichen Übersetzungen geführt. Die Idealbiographie entspricht in der allgemeinen Thematik der Fürsorge für die Schwachen und der Betonung der eigenen Friedfertigkeit, wie sie auch aus dem Alten Reich bekannt ist, doch bedient sich der Text einer neuen und exzeptionellen Phraseologie. Dazu treten Themen, die charakteristisch sind für die Erste Zwischenzeit wie die Betonung der eigenen Stadt und deren Versorgung in Krisenzeiten, insbesondere mit Rindern und Getreide. Bemerkenswert ist zudem, daß Mrr die bewässerten Felder in seiner Autobiographie als Familienbesitz darstellt (Willems, Zur Kulturgeschichte, 102). Bedeutsam ist die Formulierung jw hnn.(=j) HA.t Sw.t(=j) „Ich habe die Spitze (meiner) Feder geneigt“, die Jansen-Winkeln mit einiger Vorsicht (op. cit., 206-207) auf das Totengericht bezieht, was den ältesten Beleg für die Wiegevorgang innerhalb des Totengerichts darstellen würde. Nyord (op. cit., 84) setzt die Schilderung in Beziehung zu den Sargtexten (CT 6 und 156) und sieht hier konkret eine frühe Anspielung auf die Pflanzung und den Wachstum der Feder in der Schulter des Osiris. Möglicherweise ist dies jedoch auch eine idiomatische Wendung einer Phrase, deren Bedeutung andernorts (noch) nicht belegt ist, zumal sie mitten in die idealbiographischen Phrasen eingebettet ist. Der Text beginnt mit einer – horizontal geschriebenen – Opferformel; darauf folgt rechts die Autobiographie in zehn, durch Striche voneinander getrennte Kolumnen und links die Darstellung des Mrr und seiner Ehefrau. In der 10. Kolumne entsteht durch den Ellbogen des Opferträgers eine Lücke, obwohl
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Die Autobiographien der Ersten Zwischenzeit
der Text sich weiter fortsetzt (zwischen h und w), so daß die Autobiographie ursprünglich offensichtlich nur die durch Striche getrennnten Raum einnehmen sollte, dann jedoch weiter ausgeweitet wurde. Hierfür spricht auch, daß zwischen die Darstellungen des Grabherrn und seiner Frau in kleinerer Schrift in zwei engen Kolumnen noch zusätzlicher Text eingefügt eingefügt wurde: „Da geschah es, daß ich meiner Stadt oberägyptische Gerste geben ließ. Ich versorgte sie (= die Stadt) eine Vielzahl an Malen; ich gab einen Haufen an weißer oberägyptischer Gerste und einen Haufen an xmj-Getreide. Ich maß jedem Mann das zu, was er wünschte“. Offensichtlich war es Mrr besonders wichtig, die Versorgung mit Getreide noch einmal ausdrücklich zu betonen (zur Getreidespeicher-Topik s.o.).
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Text 24: Die Autobiographie des Mrr (nach: Černý, op. cit., Abb. S. 7, Ausschnitt)
(1) wab, also Reinigungspriester. (2) Da Mrr kaum unter 13 „Herrschern“ gelebt hat, muß es sich um andere Oberhäupter, wahrscheinlich zugehörig zu einer bestimmten Gruppe, gehandelt haben. (3) Gemeint ist eine „(schlechte) Sache (durch) mich“.
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(4) Zur Negation nfr-n, s. oben Kapitel 1.3 (n nfr-n Dd(=j) mit dreimal folgender Präposition n „weil“). (5) hAm rmn „die Arme (aus Respekt) beugen“. (6) Lies sehr wahrscheinlich spA.t (vgl. die Diskussion bei Morenz, Zeit der Regionen, 290, Anm. N). (7) Hier kommen verschiedene Lesemöglichkeiten in Frage: „Weiter aber war Furcht entstanden in einer anderen (Stadt), mich aber rühmte diese Stadt“ (vgl. Schenkel, MHT, 63, Anm. g mit weiteren Optionen); JansenWinkeln, op. cit, 207 jw grt snDw(.j) xrp(w) (r) mkt swtj nwt(.j) tn „Furcht vor mir entstand (nur) um zu schützen und mächtig zu machen diese (meine) Stadt“ sowie Morenz, op. cit., 287-288, jw grt snd xpr(.w) m kt stw(t=j) nwt.tn (mit der Anmerkung, daß hinter stw wegen der Häufung von t-Zeichen eines ausgelassen sein könnte) „Es war aber Furcht anderswo entstanden, während ich diese Stadt ausgeglichen machte.“ (8) Lies s:anx.n(=j) nt(j) anx. (9) Lies Tz als Synonym für Hungersnot. (10) Lies mhw.t. Die Übersetzung dieser Stelle ist nicht leicht nachzuvollziehen, wörtlich wäre zu übersetzen: „damit seine Sippe schwimmt“ (so Schenkel, MHT, 63), neuere Arbeiten (Morenz, Zeit der Regionen, 288) übersetzten dagegen „ein Wasserversorger für seine Sippe“.
Text 25: Jtj (Rizaqat) Literatur: Hans O. Lange/Heinrich Schäfer, Grab- und Denksteine des Mittleren Reichs im Museum von Kairo I, Kairo 1902, 1-2 und IV, Kairo 1925, pl. I (kleines Photo); Jacques Vandier, La stèle 20.001 du Musée du Caire, in: Mélanges Maspero I, MIFAO 66/1, Kairo 1934, 137-145 mit pl. (Photo) – Weitere Literatur: Schenkel, MHT, 57-58, Nr. 39 (Übersetzung); Schenkel, Bewässerungsrevolution, 44, Dok.12 (Teilübersetzung); Lichtheim, AEL I, 88-89 (Übersetzung); Lichtheim, Autobiographies, 31-32, Nr. 10 (Übersetzung); Kubisch, Die Stelen der 1. Zwischenzeit, 252-256, bes. 252ff.; Morenz, Zeit der Regionen, 305-309. Datierung: Parallel zur Stele des Mrr (Text 24) ist die Stele des Jtj in die 9. Dynastie zu datieren. Herkunft: Die Stele gehört zur Gruppe der Gebeleinstelen (s. zuletzt Kubisch, op. cit.), doch hat Frank Grieshaber (Lexikographie einer Landschaft: Beiträge zur historischen Topographie Oberägyptens zwischen Theben und Gabal as-Silsila anhand demotischer und griechischer Quellen, GOF 45, Göttingen 2004, 37-38) darauf hingewiesen, daß Jtj seinen
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Heimatort Jw-mjtrw, den er in „schlimmen Jahren“ am Leben erhalten habe, nicht Gebelein direkt, sondern dem 12 km nördlich liegenden Rizaqat zuzuordnen ist, wo die Stele auch gefunden wurde. Die Stele befindet sich heute unter der Inv.-Nr. CG 20001 in Museum Kairo.
Breiten Raum in dieser Idealbiographie nimmt die Versorgung der eigenen Stadt und des eigenen Gaus ein. Da Jtj lediglich den Titel eines „Siegelbewahrers des Königs von Unterägypten“ (xtm.w-bjtj) führt und an einer Stelle seine dienende Funktion betont (jw Sms.n(=j) nb aA Sms.n(=j) nb nDs „Ich folgte dem großen Herrn wie dem kleinen Herrn“), ist es wahrscheinlich, daß der Beamte auf Anweisung handelte und nicht aus eigenem Besitz die Versorgung der bedürftigen Bevölkerung übernahm. Vor diesem Hintergrund liegt es auch nahe, die scheinbar allgemeine Aussage „Die Menschen sagten: ‚Er ist frei davon, einen anderen zu berauben!‘“ so zu verstehen, daß Jtj keine zur Verteilung bestimmten Güter unterschlug. In der einleitenden Opferformel heißt es: „Ich war ein vortrefflicher ‚Bürger‘, der mit seinem Arm handelt. Ich war eine große Stütze im Thebanischen Gau, einer, dem Würden verliehen wurden im „Südland“. Ich versorgte Jw-mjtrw (s. oben bei „Herkunft“) in schwierigen Jahren, während 400 Männer darüber in Sättigung waren. Ich nahm nicht die Tochter eines Mannes, und ich nahm nicht seinen Acker. Ich stellte zehn Herden mit Ziegen zusammen mit Hirten für jede Herde. Ich erwarb zwei Rinderherden und eine Eselherde, und ich erwarb jede Art von Kleinvieh. Ich erwarb ein Fünfziger-Boot und ein weiteres Dreißiger-Boot. Ferner gab ich oberägyptische Gerste an Gebelein und Moalla – nachdem ich Jw-mjtrw versorgt hatte, während der Thebanische Gau [nordwärts] und südwärts fuhr (auf der Suche nach Nahrung). Niemals ließ ich (dagegen) zu, daß Jw-mjtrw nordwärts und südwärts in einen anderen Gau fahren (mußte). Ich diente dem großen Herrn und dem kleinen Herrn, ohne daß dabei eine (schlechte) Sache geschah. Ich erbaute mein Haus und mein Grab, befüllt mit allen Kostbarkeiten, so daß die Menschen sprachen: ‚Er ist frei davon, einen anderen zu berauben!‘“. Daß es sich bei dieser Stele um eine Widmung handelt, zeigt der abschließende Satz „Für ihn gemacht von seinem ältesten Sohn, dem Geliebtem J[tj]“.
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Text 25: Inschrift des Jtj (nach: Lange/Schäfer, op. cit., 1-2, bearbeitet)
(1) Lies WAs.t „Thebanischer Gau“ (also 4. oberägyptische Gau) und (wohl dem wohl südlich davon anschließenden Bezirk) Cnt.jt; zu diesem Parallismus der beiden Örtlichkeiten, vgl. auch Schenkel, MHT, 57, Anm. b. (2) Jw-mjtr.w „Rizaqat“, Ort in der Nähe von Gebelein. (3) Schenkel, 57 übersetzt „Ratlosigkeit(?)“, Lichtheim, Autobiographies, 31 „four hundred men despaired of it“, Morenz, Zeit der Regionen, 306 „deshalb in Sättigung/Nahrung“. (4) Hier jr(j) im Sinne von „erwerben“. (5) Gemeint ist jeweils ein Boot von 30 bzw. 50 Ellen.
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(6) Jwnj „Gebelein“ (s. hierzu Morenz, Zeit der Regionen, 86-91) und VfA.t „Moalla“. (7) Zu ergänzen ist wahrscheinlich hr xd(j) „stromabfahren/nordwärts“. (8) Gemeint ist ein „Unglück“. (9) Ich folge hier der überzeugenden Lesung von Morenz, Zeit der Regionen, 308, O), der HA[.t] mit zmA als Determinativ zu „Grab“ liest. (10) Ergänze wahrscheinlich J[tj].
Text 26: anx.tifi (Moalla) Literatur: Jacques Vandier, Le tombe d’Ankhtifi et la tombe de Sébekhotep, BdE 18, Kairo 1950. Die nur unzureichende Edition der Inschrift des anx.tifi aus dem Jahr 1950 soll von Ludwig Morenz und Mark Collier in einer Neuedition (mit Korrektur der Reihenfolge auf den Inschriften der Pfeiler) vorgelegt werden – Weitere Literatur: Hermann Kees, Aus den Notjahren der Thebaïs, in: Or 21, 1952, 86-97 (historische Einordnung der Anchtifi-Inschrift); Henry G. Fischer, Notes on the Mo’alla Inscriptions and Some Contemporaneous Texts, in: WZKM 57, 1961, 59-77 (Besprechung verschiedener Textstellen); Schenkel, MHT, 1965, Inschrift Nr. 37, 45-56 (Übersetzung); Gerhard Fecht, Zu den Inschriften des ersten Pfeilers im Grab des Anchtifi (Mo’alla), in: Wolfgang. Helck (Hg.), Festschrift für Siegfried Schott, Wiesbaden 1968, 50-60 (metrische Analyse und Kommentar zu Inschrift Nr. 1, 2 und 5 bei Vandier); Lichtheim, AEL I, 85-86 1973 (Übersetzung zu Inschrift Nr. 1-4 bei Vandier); Schenkel, Bewässerungsrevolution, 43-44, Dok. 10 (Inschriften Nr. 12 und 13 bei Vandier, Teilübersetzung); Lichtheim, Autobiographies, 24-26; Nr. 7 (Übersetzung der Inschriften Nr. 1-5 bei H. Willems, Crime, Cult and Capital Punishment (Mo’alla Inscription 8), in: JEA 76, 1990, 27-54 (zu Inschrift Nr. 8 bei Vandier, zur Drohung gegen Grabschänder); Harco Doret, Ankhtifi and the Description of His Tomb in Moalla, in: D. P. Silverman, For His Ka. Essays Offered in Memory of Klaus Baer, SAOC 55, Chicago 1994, 79-86 (zu Inschriften Nr. 8, 9 und 11 bei Vandier); Assmann, Sinngeschichte, 1996, 110-117 (Übersetzung mit Kommentar); Franke, Statuserhöhung 1998, 63-70; John Baines, Feuds or vengeance? Rhetoric and social forms, in: Emily Teeter/John A. Larson (eds.), Gold of praise: studies on ancient Egypt in honor of Edward F. Wente, Chicago 1999, 11-20 (zu Inschrift 2, in der die Versöhung bzw. Rache zwischen Familiengruppen thematisiert werden); Francis Breyer, Die Inschrift des Anchtifi von Moʼalla, in: Bernd Janowski/Gernot Wilhelm (Hgg.), Staatsverträge, Herrscherinschriften und andere Dokumente zur politischen Geschichte, Gütersloh 2005, 187-196; Ludwig D. Morenz, Anchtifi gegen andere: zur Profilierung eines Übermenschen durch Kontrastfigur, in Heinz Felber (Hg.), Feinde und Aufrührer: Konzepte von Gegnerschaft in ägyptischen Texten besonders des Mittleren Reiches, Leipzig/Stuttgart 2005, 189-197; Morenz, Sinn und Spiel, 2008, 159-161 (zu einzelnen Hieroglyphenzeichen und der damit verbundenen „Bildhaftigkeit“); Ludwig D. Morenz. Power and status: Ankhtifi the hero, founder of a new residence?, in: Moreno García/Juan Carlos (ed.), Élites et pouvoir en Égypte ancienne: actes du colloque Université Charles-de-Gaulle – Lille 3, 7 et 8 juillet 2006, Lille 2009-2010, 177-192.
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Datierung: anx.tifi war Gaufürst im 3. und später auch 2. oberägyptischen Gau. Seine genaue Datierung ist umstritten, doch weisen die historischen Umstände am ehesten in die 9. Dynastie (vgl. Gestermann, Kontinuität und Wandel, 58 mit weiterer Literatur). Auch neuere Untersuchungen gehen von einer Datierung „in die Zeit nach der 8. Dynastie aus…, aber bevor die thebanische 11. Dynastie angefangen hatte“ (Willems, Zur Kulturgeschichte, 101). Herkunft: Das Grab des anx.tifi befindet sich in Moalla, im südlichen Oberägypten; die Qualität der Malereien ist unbeholfen und von typisch provinzieller Qualität; die Autobiographie erstreckt über die sieben Pfeiler.
Das Grab des anx.tifi befindet sich als erstes Grab an zentraler Stelle von Moalla und unterstreicht damit die Eigenwahrnung als Gründer einer neuen Dynastie (Morenz, Power and status, 189). Seine Autobiographie ist der längste erhaltene Text aus der Ersten Zwischenzeit und darf heute wohl als die berühmteste Inschrift dieser Zeit gelten. Auch wenn immer noch gilt: „Die Bedeutung anx.tj.fjʼs für die moderne Ägyptologie aufgrund der nur bei ihm ausführlich erhaltenen biographischen Inschriften, die als wesentliche Quelle angesehen werden müssen, ist sicherlich größer als die, die er für den ägyptischen Staat besaß“ (Martin-Pardey, Provinzialverwaltung, 2013, Anm. 4). Der Gaufürst anx.tifi herrschte im 3. und später auch im 2. oberägptischen Gau (Hr(j)-tp aA n(j) WTs-Xr Nxn) mit seinem Amtssitz in Hefet, von wo aus er das Getreide von Abydos im Norden bis ins nubische Wawat im Süden verteilte. Seine Autobiographie erstreckt sich auf sieben Pfeiler seines Grabes, wobei die Reihenfolge der Lesung der Pfeilertexte in der editio princeps durch Vandier (1950) schon von Schenkel als „willkürlich“ kritisiert wurde (MHT, 45, Anm. b). Demnächst soll eine neue Lesung mit geänderter Zählung durch Ludwig Morenz erfolgen (s. Morenz, Zeit der Regionen, 219 sowie auch schon im Ergebnis publiziert bei Breyer, op. cit.). In seiner Autobiographie werden die militärischen Auseinandersetzungen mit dem 4. und 5. oberägyptischen Gau im Kampf gegen Theben geschildert, auch wenn diese Kämpfe – wie im Zitat von Martin-Pardey anfangs geschildert – „nur“ lokale Auswirkungen hatten. Und worauf Assmann hinweist ist, daß an keiner Stelle militärische Erfolge präsentiert werden, sondern immer nur von der Furcht berichtet wird, die schon sein bloßes Auftreten einflößt; es handelt sich somit um Strafexpeditionen (Sinngeschichte, 113). Zur Inschrift gehört auch eine längere idealbiographische Passage, die vom ebenso großen Selbstbewußtein des Grabbesitzers zeugt wie die übrige Autobiographie.
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Die Idealbiographie folgt zu Beginn jedoch kurz der Tradition des Alten Reichs („Ich gab dem Hungernden Brot und Kleider dem Nackten. Ich salbte den Ungesalbten. Ich beschuhte den Barfüßigen. Ich gab dem eine Frau, der keine Frau hatte.“). Doch der folgende Text wechselt in die Perspektive der Ersten Zwischenzeit und führt das Thema der Fürsorge in Zeiten der Krise auf die Spitze, bei dem selbst poetische Elemente nicht fehlen: „Ich erhielt Moalla und Hor-mer (Ort bei Moalla) [...] am Leben, (während) der Himmel bedeckt war und das Land sich im Sturm befand. [Jedermann starb] vor Hunger wegen dieser Sandbank des Apophis (d. h. wegen der Hungersnot). ... Ganz Oberägypten starb vor Hunger. Jedermann aß seine Kinder. (Aber) niemals ließ ich zu, daß einer an Hunger in diesem Gau starb. Ich habe Oberägypten ein Saatgutdarlehen gegeben und oberägyptische Gerste auf Pump(?) (Szp, vgl. Schenkel, MHT, 54, Anm. g) für Unterägypten. Nicht wurde dies durch einen früheren Herrscher . ... Ich war ein Berg für Moalla und ein kühler Schatten für Hor-mer... anx.tifi sagt: ‚Dieses ganze Land ist zu einer Heuschrecke im Wind geworden. Der eine fährt nordwärts, der andere fährt südwärts (auf der Suche nach Nahrung). Niemals ließ ich (aber) zu, daß ein Besorgter (mH.t(j)) aus diesem Gau in einen anderen Gau (gelangte). Ich bin ‘.“ Gerade die Formulierung „Held ohne Gleichen“, die sich in ähnlichen Formulierung auch an anderer Stelle in der Inschrift findet, könnte darauf hinweisen, daß es sich bei diesen Wiederholungen möglichweise um eine Art „Heldenlied“ handelt (Assmann, Sinngeschichte, 111), in der Art wie man dies für die Inschrift des Wnj (Text 17) deuten kann. Den weitaus größten Teil der Inschrift des anx.tifi macht seine Ereignisbiographie aus, in der er von seinen militärischen Unternehmen und der Bekämpfung von Hungersnöten (die sogar zu Kannibalismus geführt haben sollen) berichtet. Diese Schilderungen machen die Autobiographie heute zum bekanntesten Text der Ersten Zwischenzeit. Exemplarisch sei die Inschrift von Pfeiler II zitiert: „Der Fürst, Graf, Königliche Siegler, Einziger Freund, Vorsteher der Priester, Vorsteher der Fremdländer, Vorsteher der Fremdsprachigen, Gaufürst des Horusthrongaus und des Festungsgaus, anx.tifi, der Starke, sagt: ‚Ich bin der Anfang der Men-
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schen und das Ende der Menschen, denn ein mir Gleicher ist nicht entstanden und wird nie entstehen; ein mir Gleicher wurde nicht geboren und nicht wird er geboren werden. Ich habe übertroffen, was meine Vorfahren getan haben, und meine Nachfolger werden mich nicht erreichen in allem, was ich getan habe, in der (nächsten) Million von Jahren; denn wenn diese Truppe von Moalla zufrieden ist, dann ist auch dieses Land zufrieden; wenn man aber wie bei einem Krokodil auf meinen Schwanz tritt, dann wird der Süden und der Norden dieses ganzen Landes erzittern. Wenn ich zu den Rudern [greife] (= nordwärts fahre), finde ich die Rinderherden eingeschlossen und die Riegel vorgeschoben. Wenn ich die Segel setze (= südwärts fahre) zum Thinitischen Gau gegen einen Pflichtvergessenen, dann finde ich ihn, indem die Wächter auf den Mauern stehen. Wenn ich zum Kampf aufrufe, ruft der Elende aus: ‚Oh weh!’. Ich bin ein Held ohne Gleichen!‘.“ Bereits in den Autobiographien des Alten Reichs berichten die Beamten davon, ihre Amtsvorgänger übertroffen zu haben, doch nur anx.tifi bringt die Einzigartigkeit und Unwiederholbarkeit seiner Taten in derart radikalen Formulierungen zum Ausdruck. Wie Morenz analysiert hat (Ritual(ität) und Mythos, 130-136), kommen in der Inschrift des anx.tifi drei große Themen zum Ausdruck: seine Darstellung als Krieger, als Heilsbringer (z. B. bei der Schilderung seiner Geburt) und als „herausragend Männlicher in umfassendem Sinn“; zudem möchte er die Reihenfolge der Lesung auf den Pfeilern so ändern, daß der Text mit „der großen Titulatur und der Schilderung von Geburt und ersten jugendlichen Heldentaten“ vom Eingang aus links beginnt und sich dann fortsetzt „mit einer Statusschilderung sowie der üblichen Formel von Wahrheitsbeteuerung und einer moralischen Charakterisierung“ (s.o.). Die gesamte Autobiographie des anx.tifi mit der Schilderung der dramatischen Darstellung der Geburt, rückt den Graberrn somit eine königlichgöttliche Sphäre, wie sie noch zur Zeiten des Alten Reichs undenkbar gewesen wäre. Zudem heißt es: „Der Graf und Vorsteher des Heeres im ganzen Festungsgau anx.tifi, der Starke, sagt: ‚Ich ließ den Gerichtshof (onb.t) des Vorstehers von Oberägypten kommen, der im Thinitischen Gau residiert, um mich zu beraten mit dem [Fürsten], Grafen, Vorsteher der Priester und Gaufürst des Festungsgaus ¡tp. Nicht fand man dies von anderen Gaufürsten getan, die in diesem Gau gewesen waren, aufgrund meines vortrefflichen Planens, meiner beständigen Rede und meiner Sor[gen selbst in] der Nacht. Ich
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bin ein Held ohne Gleichen!’“. ¡tp war sehr wahrscheinlich der Vater des anx.tifi, der hier von der so wichtigen Einrichtung wie den Mitgliedern der Qenbet zum Zwecke der Beratung aufgesucht wird. Die Passage betont damit die Bedeutung von anx.tifis Familie in Moalla, die zwar – wie üblich – nicht textlich in seiner Autobiographie genannt wird, dafür in den Darstellungen auf den Grabwänden erscheint.
Blick in das Grab des anx.tifi mit dem Pfeiler II im Vordergrund (© François Olivier/www.meretsegerbooks.com)
Welche Möglichkeiten anx.tifi zur Verfügung standen, daß er sogar andere Gaue „mitversorgen“ konnte, darüber läßt sich nur spekulieren. Schenkel hält verschiedene Möglichkeiten für denkbar: „Es ist wenig wahrscheinlich, daß ausgerechnet sein Gau weniger unter der ungenügenden Nilflut zu leiden hatte als andere Gaue. Wenn nicht gerade auf Zufall beruhend, so hatte er etwa aus seinem Gau oder aus von ihm annektierten Gebieten – falls die Annexion zeitlich voranging – in den Vorjahren hohe Abgaben gefordert und so die Spei-
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cher gefüllt. Oder: er hielt auch jetzt in der Notzeit seinen Gau kurz, was zu einer Behauptung der vorrangigen Versorgung seines Gaus keinen Widerspruch zu bilden braucht. Oder: er versuchte durch rücksichtslosen Einsatz aller seiner Vorräte die Gunst der Stunde zu besonders gewinnbringenden Geschäften zu nutzen und ging dabei das Risiko ein, daß er durch eine unzureichende Ernte selbst in eine Hungersnot steuerte“ (Schenkel, Bewässerungsrevolution, 46). Beachtenswert ist auch die Feststellung von Morenz, daß Hungersnöte in der Region von Dendera etwa 30 Mal belegt sind, und somit häufige als andernorts, was daran denken lassen könnte, daß hier doch mehr als ein Topos vorlag (Morenz, Zeit der Regionen, 560).
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Grab des anx.tifi mit dem Pfeiler I,C (© François Olivier/www.meretsegerbooks.com)
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Text 26: Inschrift des anx.tifi (nach: Vandier, op. cit., 171)
Lies T(A)z. Lies abA ra. Lies sAo. Lies die Negation jwt(j); vgl. auch Edel, AÄG, 1065 (jüngeres negatives Relativadjektiv) plus wn ky „(als) es keinen anderen (Mann) gab“. (5) Stativ (3. Pers. Sg. fem.).
(1) (2) (3) (4)
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R Text 26: Inschrift des anx.tifi (nach: Vandier, op. cit., 163)
(1) Lies Xr “Horus”, wobei nicht klar ist, ob hier der Gott, der König oder evtl. auch lokale Gott Hemen gemeint ist (vgl. Breyer, op. cit., 189, Anm. 14). (2) Lies WTs.t-Xr „Horus-Thron-Gau“ bzw. 2. oberägyptischen Gau, also den Gau von Edfu. (3) Diese Stelle ist problematisch, da nicht klar ist, ob einfaches r oder jr(j) zu lesen ist. Nach Kollation von Breyer, op. cit., 190, Anm. 16 vor Ort ist jedoch rx.n(=j) (j)r(=j) „Was nun mich angeht, ich wußte (da auch schon), daß …“ zu lesen. (4) Lies Cw(j)-w(j), wörtlich “(der Gott X) möge mich schützen“. (5) Lies jt(j)=f „seinen Vater“. (6) Zur Geminierung des vorletzten Radikals in msD(j), s. Edel, AÄG, 630ee.
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Text 26: Inschrift des anx.tifi (nach: Vandier, op. cit., 179)
(1) (2) (3) (4)
Lies Dr.t „(schützend) die Hand“. Lies (mit Vandier) Szp. Lies unpersönliches Passiv: xrw.t(j) im Vergleich „früher – jetzt“. Die Übersetzungen dieser Textstelle gehen auseinander; Schenkel (MHT, 47 schreibt „... denn sein Hausstand(??) säuft ab wie ein Boot“; Breyer; op, cit., 190 „… nachdem sein Käfig im Wasser aufgenommen wird, wie ein Boot“. Möglich wäre auch die Übersetzung mit Bezug auf den aufgerichteten Mast(?) „…, denn ich veranlaßte, daß sein Schiffsrumpf (im) Wasser war wie ein Boot“, d. h. das Schiff sank.
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Text 27: Jtj-jbj (Assiut) Literatur: Francis Ll. Griffith, The inscriptions of Siût and Dêr Rîfeh, London 1889, pl. 11; Brunner, Gräbern der Herakleopolitenzeit von Siut, 17-26, bes. 17, 21, 43-45. Weitere Literatur: Schenkel, MHT, 77, Nr. 60 (Übersetzung); Donald B. Spanel, The Herakleopolitan Tombs of Kheti I, Jt(.j)jb(.j), and Kheti II at Asyut, in: Or 58, 1989, 301-314, bes. 302-305 (zur Paläographie); Kahl, Siut-Theben, passim; Mahmoud El-Khadragy/Jochem Kahl, in collaboration with Eva-Maria Engel, The First Intermediate Period Tombs at Asyut Revisited, in: SAK 32, 2004, 233-243, bes. 236-239 (mit ausführlicher Bibliographie bis dato); Kahl, Ancient Asyut, bes. 74-77. Datierung: Erste Zwischenzeit: Jtj-jbj war Nachfolger von $tj I. als Gaufürst. Herkunft: Assiut, Grab III (nach Griffith; Asyut Project: N12.1), Nordwand.
Das in Mittelägypten gelegene Assiut war spätestens seit dem Ende des Alten Reichs überregional von herausragender religiöser Bedeutung: Die Götter Upuaut, der Hauptgott von Assiut, aber auch Anubis und Osiris besaßen hier wichtige Tempel mit entsprechenden Wirtschaftsanlagen, auch wenn diese bislang nur inschriftlich belegt sind. Neben der religiösen Bedeutung war Assiut politisch zugleich die Hauptstadt des 13. oberägyptischen Gaus und hatte in dieser Funktion eine wichtige Stellung mit seiner Lage als militärische Bastion in den Kämpfen zwischen den verbündeten Herakleopoliten im Norden (9./10. Dynastie) und den verfeindeten Thebaner im Süden (11. Dynastie) – zumal die südliche Grenze des Gaus nur wenige Kilometer von Assiut entfernt lag. In Assiut gehört das Grab des Gaufürsten $tj I. zu den ältesten Felsgräbern der Nekropole, doch spielen hier die kriegerischen Auseinandersetzungen (noch) keine Rolle, so daß die typischen Themen der Ersten Zwischenzeit im Vordergrund stehen wie beispielsweise die Versorgung mit Nahrungsmitteln, wenngleich auch schon die Aufstellung von Truppen erwähnt wird. Bemerkenswert ist die Feststellung von $tj (I.) in seiner Autobiographie, daß er mit den Kindern des Königs zusammen am Schwimmunterricht teilnahm. In einem Langzeitprojekt der DFG wird seit 2003 in Kooperation der Universitäten FU Berlin, Mainz und Sohag die archäologische Stätte von Assiut neu aufgenommen („Die altägyptische Nekropole von Assiut: Dokumentation und Interpretation“ oder kurz „Asyut Project“ genannt). In diesem Zuge soll auch die Autobiographie von Jtj-jbj neu aufgenommen werden.
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Das Grab gehört mit seinen 600 qm zu den größten Felsgräber der Ersten Zwischenzeit; hier werden nun die Kämpfe um die Vorherrschaft in Ägypten deutlich thematisiert: In seiner Autobiographie „bekennt“ sich der Grabherr unmißverständlich als Unterstützer der Könige von Herakleopolis gegen den Süden und berichtet in deutlichen (leider heute zur Hälfte zerstörten) Worten von den kriegerischen Auseinandersetzungen: pag(=j) Hr TAw.t bw(j)(=j) nss n (j)x.t „Ich spie auf den Diebstahl, und ich verabscheute das Beschädigen von Dingen“ (Z. 9); zp tp(j) n(j) aHA.n mSa(=j) Hna spA.wt [rs(j).wt] „Beginn des Kampfes meiner Truppe und den südlichen Gauen“ (Z. 16) bzw. tA Xr Hry.t mSa(=j?) „Das Land steht unter dem Schrecken vor (meiner?) Armee“ (Z. 36). Jtj-jbj führte zwei erfolgreiche Schlachten gegen die südlichen Gaue. Allerdings mußte Jtj-jbj seine Autobiographie – offensichtlich nach der Niederlage gegen die Thebaner – von einer ursprünglich kriegerischen Darstellung in einen Bericht mit neutralem Text ändern: Dazu wurde die ursprünglich (aber nicht vollendete) in Stein gemeißelte Inschrift in versenktem Relief mit einer Stuckschicht übertüncht, um einem Bericht mit politisch neutralem Inhalt in Form einer Idealbiographie sowie zusätzlich der Darstellung des Grabherrn zu weichen. Heute sind sowohl die ursprüngliche Autobiographie mit dem Ruhmestaten der Herakleopolitaner wie die spätere Idealbiographie wieder sichtbar (Kahl, Ancient Asyut, 76, pl. 3b).
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Text 27: Autobiographie des Jtj-jbj Kol. 10-15 (Ausschnitt nach: Griffith, op. cit., pl. 11)
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(1) Lies aHA „Krieger, Kampftruppe“. (2) Ergänze wohl r tA [Hr gs]=f(?) „auf der (seiner?) Seite“ (vgl. Brunner, 21, Anm. 23). (3) Brunner, op. cit., 21 liest Sn(j) „streiten“; Schenkel, MHT, 78 übersetzt „Unruhestifter“. (4) Nach Brunner, op. cit, 44 ist das s „irrtümlich eingemeißelt, aber nicht ausgemalt“. Lies sXm „sich schroff verhalten“. (5) Lies Hr jwtt „weil nicht“ als jüngere Form (s. Edel, AÄG, §1054); ältere Texte verwenden die Form n jwt. (6) Lies ZAwtj „Assiut“. (7) Lies ax w(j) bj(A).t als Adjektivalsatz. (8) Lies sxr.w „Pläne“. (9) „Hierher“, das heißt „in mein Grab“ (vgl. die Phraseologie des Alten Reichs vom Herabsteigen und Kommen zur Nekropole bei Kloth, (Auto-)biographische Inschriften, 59-60). (10) Lies Hr ntt (Brunner, op. cit., 21, Anm. 34 sowie Edel, AÄG, §1054). (11) Ergänzungvorschlag von Schenkel, MHT, 78, Anm. l.: swt pw wAH tp tA „einer, der auf Erden dauert“. (12) Lies f.
Text 28: $tj II. (Assiut) Literatur: Francis Ll. Griffith, The inscriptions of Siût and Dêr Rîfeh, London 1889, pl. 13; Brunner, Gräbern der Herakleopolitenzeit von Siut, 27-35; Edel, Die Inschriften der Grabfronten der Siut-Gräber, 96-133 (zur Idealbiographie), 178-187 (zur „historischen“ Inschrift); dazu Rez. von Franke, Zwischen Herakleopolis und Theben, 49-60; Mahmoud elKhadragy, The decoration of the rock-cut chapel of Khety II at Asyut, in: SAK 37, 2008, 219-241, pl. 1-2 – Weitere Literatur: Schenkel, MHT, 82-89 (Übersetzung); Donald B. Spanel, The Herakleopolitan Tombs of Kheti I, Jt(.j)jb(.j), and Kheti II at Asyut, in: Or 59, 1989, 301-314, bes. 302-305 (zur Paläographie); Kahl, Siut-Theben, passim; Mahmoud ElKhadragy/Jochem Kahl, in collaboration with Eva-Maria Engel, The First Intermediate Period Tombs at Asyut Revisited, in: SAK 32, 2004, 233-243, bes. 239-241 (mit ausführlicher Bibliographie bis dato); Mahmoud el-Khadragy, New discoveries in the tomb of Khety II at Asyut, in: BACE 17, 2006, 79-95; Kahl, Ancient Asyut, bes. 74-77. Datierung: Erste Zwischenzeit: $tj II. war der Nachfolger als Gaufürst von Jtj-jbj. Zudem kann er aufgrund der Nennung des Königs Merikare und des Lautwandels von y in imAx.y
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(vgl. Schenkel, Frühmittelägyptische Studien, 51) an das Ende der Ersten Zwischenzeit datiert werden. Herkunft: Assiut, Felsgrab IV (nach Griffith; Asyut Project: N12.2): Die Ereignisbiographie nimmt die Nordwand der rechteckigen Halle mit ihren vier Pfeilern ein. Ursprünglich trug die (heute zerstörte) Fassade u. a. noch eine Idealbiographie, die auf der Basis der später in Tebtynis (2. Jh. n. Chr.!) gefundenen Papyri versucht wurde von Elmar Edel und Jürgen Osing zu rekonstruieren (s. hierzu zusammenfassend el-Khadragy, op. cit., 220-221).
Die heute (in Teilen zerstörte) Autobiographie von $tj II. – nach seinen eigenen Angabe der Sohn von Jtj-jbj (Text 27) – schildert seine Vertreibung durch die gegnerischen Tuppen der Thebaner aus „seinem“ Gau Assiut. Doch durch die Unterstützung von König Merikare vertrieb er wiederum die feindlichen Truppen, so daß $tj II. sein Amt wieder aufnehmen konnte (vgl. Quack, Lehre für Merikare, 110-113). Die historische (und teils dramatische) Schilderung der Ereignisse in der Publikation von Edel (loc. cit.) ist von Franke (loc. cit.) bestritten worden, der die geschilderten Ereigniße nicht in eine chronologische Reihenfolge setzten möchte. Das Grab von $tj II. wurde, wie das seines Vorgängers Jtj-jbj (Text 27) nicht vollendet, obgleich sie evtl. noch hier bestattet wurden (vgl. el-Khadragy, New discoveries, 89).
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Text 28: Autobiographie von $tj II., Kol. 19-25 (Ausschnitt nach: el-Khadragy, in: SAK 37, 2008, fig. 3)
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(1) Adjektivalsatz (vgl. Edel, AÄG, § 363). (2) Ergänze [nTr=k njw.tj Jt(=j)-jb(=j) zA] „…dein Stadtgott, Sohn des Jtjjbj $tj … “. (3) Zu dgA, vgl. Spanel, op. cit., 311-312 als spezifische Schreibweise für Assiut. (4) Gemeint ist der Stadtgott; lies weiter n-m-[xt] „für die Zukunft“. (5) Ergänze [Tz(j).t jnb.w n nHH] „aufrichten der Wände für die Ewigkeit“. (6) Lies zp (cf. el-Khadragy, in: SAK 37, 2008, 223, Anm. 43). (7) Lies mD. (8) Name des Tempels von Upuaut in Assiut. (9) Ergänze [PtH m Dba.w=f sn]T(j).t.n +Hwtj n Wp-wAwt nb.w ZAwtj m wD [nsw] „den (Tempel), den Ptah mit seinen (eigenen) Fingern errich]tet hatte, und den Thot gegründet hatte für Upuaut, den Herrn von Assiut“. (10) Ergänze [Wp-wAwt nTr aA bA.w jr(j)=f] „Upuaut, den an Ruhm großen Gott, daß er machen möge…]“. (11) Titel Hr(j)-tp aA n(j) ¥ma.w. „Großes Oberhaupt von Oberägypten“. (12) Ergänze [Wp(j)-wAwt] s[xA]=k „(des) Upuaut“. Die Erinnerung an dich“. (13) Ein n kt ist wohl zu streichen (oder vielleicht bewußtes Stilmittel?). (14) Lies mjn[=f] „Geehrtsein“ (nach Edel, Inschriften II, 213-214).
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Text 28: Autobiographie von $tj II., Kol. 29-34 (Ausschnitt nach: el-Khadragy, in: SAK 37, 2008, fig. 3)
(1) Lies rS w(j) „Wie froh (ist)…“. (2) Lies Wp(j)-wAwt „Upuaut“.
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(3) Ergänze ein Dd zur Einleitung der wörtlichen Rede. (4) Lies passives jy(j).t(w). (5) Nicht korrekter Status pronominalis; lies jS.t=s nach Brunner, op. cit., 33, Anm. 49. (6) Lies hAw. (7) Lies n(jw).t Xr=k. (8) Wnt zur Einleitung des Plusquamperfekts „das, was gewesen war“ (Edel, AÄG, 1019). (9) Ergänze zu rmT.w. (10) Gemeint ist, ohne Anstrengung im Sitzen/Liegen. (11) Lies ZAwtj „Assiut“. (12) Lies wohl sDr „schlafen“. (13) Vgl. die Beschreibung des Determinativs bei el-Khadragy, op. cit., 225, Anm. 56, der mit „place“ übersetzt. Nach dem Sieg der Thebaner rückte Assiut wieder aus dem Fokus des politischen Interesses. Dennoch gab es in den folgenden Zeiten keinen kulturellen Niedergang, sondern im Gegenteil erfreute sich Assiut weiterhin über das gesamte Mittlere Reich einer kulturellen Blüte auf dem Gebiet der Kunst und Architektur. So wurden etwa die im Bürgerkrieg zerstörten Tempel wiederaufgebaut. Im Neuen Reich wurden unter anderem die Gaufürsten Jtj-jbj und 2tj II vergöttlicht (Kahl, Regionale Milieus). Textgeschichtlich herausragend ist der Umstand, daß die Autobiographien aus Assiut, zusammen mit weiteren Texten dieses Ortes, als Textvorlagen nach Theben und wohl auch weiteren Orten gelangten (vgl. Kahl, Siut-Theben, 209-214, passim). Und noch später sind sie sogar in der Tempelbibliothek von Tebtynis in der Spätzeit belegt sind, wo sie jedoch – etwa im Fall von Jtj-jbj und 2tj II – wegen ihres speziellen Inhalts nicht als Textvorlagen für anderen Gräber geeignet waren. Hier handelt es sich vielmehr um Erinnerungstexte, die aufgrund der Vergöttlichung der Gaufürsten als Lesetexte dienten (Kahl, Wissensbewegungen, 172).
Text 28: Wand mit der Autobiographie von $tj II. (© The Asyut Project, Photo: Fritz Barthel)
172 Die Autobiographien der Ersten Zwischenzeit
4. Die weitere Entwicklung der Autobiographien ab dem Mittleren Reich: Eine kommentierte Bibliographie Mit der erstarkenden Zentralgewalt und dem Beginn des Mittleren Reichs wandeln sich die Autobiographien beträchtlich, wobei dieser Wandel texthistorisch schon mit dem Beginn der 11. Dynastie zum Ausdruck kommt: Im Zentrum steht nun wiederum der König; doch sind nun die Beamten nicht mehr auf die Rolle des Befehlsempfängers und Auftragsausführenden beschränkt, sondern sie entfalten ihren eigenen Wirkungsbereich und begegnen dem König im Bewußtsein ihrer eigenen Leistungen und Kenntnisse. So werden diese Texte auf der einen Seite vom Topos der Loyalität der Beamten gegenüber dem König geprägt und auf der anderen Seite durch die Einbeziehung der inneren Werte des Menschen, seines Charakters und seiner Gelehrtheit. Im Stil zeigen die Autobiographien eine große Vorliebe für listenartige Reihungen. Die im Alten Reich und in der Ersten Zwischenzeit weit verbreitete Idealbiographie, die soziale Verantwortung für die Schwachen thematisiert, tritt nun in den Hintergrund. Die Ereignisbiographie dagegen findet sich am ehesten in den autobiographischen Inschriften aus Abydos wieder, in denen die Teilnahme an den Götterfesten bzw. die Errichtung einer Kultkapelle oder eines Grabes im abydenischen Tempelbezirk geschildert werden. Von Renata Landgráfová ist 2011 eine neue Übersetzung der Autobiographien auf Stelen des Mittleren Reichs (teilweise einschließlich der 11. Dynastie) erschienen (Biographical texts on Middle Kingdom stelae), wobei in einem zweiten Teil die biographischen Inschriften auf Grabwänden, Graffitis und anderen Objekten vorgestellt werden sollen. Drei Jahr vorher ist die Untersuchung von Sabine Kubisch erschienen, in der sie die biographischen Texte der Zweiten Zwischenzeit (13.-17. Dynastie) untersucht (Lebensbilder der 2. Zwischenzeit). Danach sicher in Anlehnung an die Texte des Mittleren Reichs die Autobiographen dieser Zeit auch weiterhin dem König seine Loyalität zu, doch treten daneben auch Texte, die sich „auch auf bestimmte Götter und die eigenen Mitmenschen oder aber generell auf die Stadt“ beziehen und insofern (nicht überraschende Parallelen) zur Ersten Zwischenzeit aufweisen (Kubisch, op. cit., 63). Selbst die direkte Kommunikation mit einem Gott ist möglich, besonders in der Provinz. In die-
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Die weitere Entwicklung der Autobiographie ab dem MR
ser Zeit begegnen uns die Texte meist auf Stelen, aber auch vereinzelt auf Statuen. Innerhalb des Neuen Reichs hat sich Elizabeth Frood besonders der 50 Autobiographien der 19. und 20. Dynastie angenommen, die in Gräbern, auf Statuen und Stelen sowie nun auch auf Tempelwänden zu finden sind (Biographical texts from Ramessid Egypt). Sie bringt die von ihr untersuchten Texte in einen engen Zusammenhang mit dem allgemeinen soziokulturellen Wandel, wie er in dieser Zeit zu beobachten ist. So tritt der König als „Sinnzentrum“ nun hinter den Gott zurück. Der Autobiograph erfährt nun göttliche Intervention direkt, was ihn zum Lobpreis veranlaßt, die stark an hymnische Verehrungstexte erinnert. Mit der Spätzeit beginnt nun im Zuge des sog. Archaismus eine „Rückbesinnung“ auf die biographischen Inschriften des Alten Reichs und der Ersten Zwischenzeit bzw. auf die archivierten Textquellen (vgl. hierzu den Kommentar zu den Inschriften Text 27 und 28). Grundlegend ist hier das Werk von Karl Jansen-Winkeln (Sentenzen und Maximen), in dem er einen Katalog aus 150 inhaltlich gegliederten „Sentenzen“ zusammenstellt, die im Wesentlichen autobiographische Phrasen umfassen. Erwähnt werden muß zudem eine Untersuchung von Jens Heise zu Autobiographien der 25. und 26. Dynastie von 2007, für die er Texte von 45 Personen übersetzt und einen entsprechenden Phrasen-Katalog zusammenstellt (Erinnern und Gedenken). Aus dem Jahr 2014 stammt schließlich eine Untersuchung zu den autobiographischen Inschriften der Saitenzeit (26. Dynastie), ausgehend von zwei Inschriften dieses Zeitraums von Hussein Bassir (Image and voice in Saite Egypt), die von Heise (s. o.) ebenfalls schon einmal besprochen wurden. Bassir beobachtet dabei einen steigenden Individualismus, den er als historisches Phänomen dieser Zeit deutet. Insgesamt zeigt sich, daß ungefähr im letzten Jahrzehnt ein erheblicher Erkenntnisgewinn zu den autobiographischen Inschriften erzielt werden konnte. Ein Desiderat für die Zukunft bleibt jedoch einzelne ortsgebundene Entwicklungsstränge zu isolieren (wie schon für Assiut/Theben nach Tebtynis geschehen) und in ihrer Ausbreitung zu verfolgen. Schließlich zeigt sich jedoch, daß kein Schema für alle Autobiographien passt, sondern es immer
Eine kommentierte Bibliographie
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Ausnahmen und Besonderheiten in synchroner wie diachroner Hinsicht geben wird, was auch den Reiz dieses Genres ausmacht.
Grundlegende Literatur (geordnet nach Epochen) ─ Andrea M. Gnirs, Die ägyptische Autobiographie, in: Antonio Loprieno (Hg.), Ancient Egyptian Literature. History and Forms, PÄ 10, Leiden/Boston/Köln 1996, bes. 225-241 ─ Miriam Lichtheim, Ancient Egyptian Autobiographies – Chiefly of the Middle Kingdom, OBO 84, Fribourg/Göttingen 1988 ─ Renata Landgráfová, It is my good name that you should remember. Egyptian biographical texts on Middle Kingdom stelae, Prag 2011 ─ Sabine Kubisch, Lebensbilder der 2. Zwischenzeit. Biographische Inschriften der 13.-17. Dynastie, SDAIK 34, Berlin 2008 ─ Elizabeth Frood, Biographical texts from Ramessid Egypt (ed. John Baines), Writings from the ancient world 26, Leiden/Boston 2007 ─ Karl Jansen-Winkeln, Ägyptische Biographien der 22. und 23. Dynastie, ÄAT 8, Wiesbaden 1985 ─ Eberhard Otto, Die biographischen Inschriften der ägyptischen Spätzeit: ihre geistesgeschichtliche und literarische Bedeutung, PÄ 2, Leiden 1954 ─ Karl Jansen-Winkeln, Sentenzen und Maximen in den Privatinschriften der ägyptischen Spätzeit, Achet 1, Berlin 1999 ─ Jens Heise, Erinnern und Gedenken: Aspekte der biographischen Inschriften der ägyptischen Spätzeit, OBO 226, Fribourg/Göttingen 2007. ─ Hussein Bassir, Image and voice in Saite Egypt: self-presentation of Neshor named Psamtikmenkhib and Payeftauemawyneith, Wilkinson Egyptology Series 2, Tucson/Arizona 2014
5. Abkürzungs- und Literaturverzeichnis Abgekürzt zitierte Zeitschriften und Reihen richten sich nach Wolfgang Helck/Wolfhart Westendorf (Hgg.), Lexikon der Ägyptologie VII, Wiesbaden 1992, XIV-XIX. Alexanian, Tomb and social status: Nicole Alexanian, Tomb and social status. The textual evidence, in: Miroslav Bárta/Filip Coppens/Jaromir Krejci (eds.), The Old Kingdom art and archaeology: proceedings of the conference held in Prague 31.5-4.6.2004, Prag 2006, 1-8. Allam, Notes on the designation: Schafik Allam, Notes on the designation ‘eldest son/daughter’ (zA/zA.t smsw:Sri aA/Sri.t aA.t), in: Zahi Hawass/Peter Der Manuelian/Ramadan B. Hussein (eds), Perspectives on ancient Egypt: Studies in honor of Edward Brovarski, Kairo 2010, 29-34. Allen, Some aspects of the non-royal afterlife: James P. Allen, Some aspects of the non-royal afterlife in the Old Kingdom, in: Miroslav Bárta/Filip Coppens/Jaromir Krejci (eds.), The Old Kingdom art and archaeology: proceedings of the conference held in Prague 31.5-4.6.2004, Prag 2006, 9-17. Allen, Old Egyptian: James Allen, Old Egyptian, 2015, in: UCLA Encyclopedia of Egyptology, 1(1). UCLA: Department of Near Eastern Languages and Cultures. nelc_uee_8028. Retrieved from: http://escholarship.org/uc/item/9h74h21k. Altenmüller, Lebenszeit und Unsterblichkeit: Hartwig Altenmüller, Lebenszeit und Unsterblichkeit in den Darstellungen der Gräber des Alten Reichs, in: Jan Assmann/Günter Burkard (Hgg.), 5000 Jahre Ägypten. Genese und Permanenz pharaonischer Kunst, Nußloch o. J. (ca. 1983), 75-87. Altenmüller, Der Grabherr des Alten Reiches als Horus: Hartwig Altenmüller, Der Grabherr des Alten Reiches als Horus: Überlegungen zum Sinn der Grabdarstellungen des Alten Reiches in Ägypten (2500-2100 v. Chr.), in: ANKH: revue dʼégyptologie et des civilisations africaines 4/5, 1995-1996, 184-213. Altenmüller, Der Himmelsaufstieg des Grabherrn: Hartwig Altenmüller, Der Himmelsaufstieg des Grabherrn: Zu den Szenen des zSS wAD in den Gräbern des Alten Reichs, in: SAK 30, 2002, 1-42. Altenmüller, Licht und Dunkel: Hartwig Altenmüller, Licht und Dunkel, Tag und Nacht: Programmatisches aus der Dekoration der Gräber des Alten Reiches, in: Stephan Seidlmayer (Hg.), Texte und Denkmäler des ägyptischen Alten Reiches (Berlin 1.-4.2.2001), Thesaurus Linguae Aegyptiae 3, Berlin 2005, 9-26. Anthes, Hatnub: Rudolf Anthes, Die Felseninschriften von Hatnub, UGAÄ 9, Leipzig 1928. Assmann, Maat: Jan Assmann, Maat. Gerechtigkeit und Unsterblichkeit im Alten Ägypten, München 1990.
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Abkürzungs- und Literaturverzeichnis
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Abkürzungs- und Literaturverzeichnis
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6. Glossar Nicht verzeichnet sind häufige Präpositionen, genitivische Adjektive, Pronomina, grammatische Elemente, Titel, Geographika und Personennamen. Die Nummern beziehen sich auf die Textnummern im vorliegenden Buch. Aw – Ausdehnung: 23 Aw(j) – freigiebig sein; (über)reichen: 28 Aw(j) jb – fröhlich sein: 28 AwH – verdrängen: 28 Ab.t – Hausverband, Sippe: 20 Abd – Monat: 14 Apd – Geflügel (als Opfer): 16 Ams – ein Zepter: 7 AH.t – Acker: 24, 25 Ax – Ach-Geist, Verklärter: 15, 27 Ax (n) – nützlich (für): 5, 27 Ax.t – Jahreszeit der Überschwemmung: 23 AXa – beschneiden: 22 jA.t – Stätte, Hügel: 24 jAw – Lobpreis; Anbetung: 27 jAw(j) – alt werden: 4, 21 jA(w).t – Würde, Amt: 4, 12, 17, 21 jAbt.t – Osten, östlich: 15 jAm (HAtj) – freundlich, beliebt: 20 jArr.t – Rebstock, Weintraube: 17 jy(j)/jw(j) – kommen, auch im Sinne von „passieren“: 4, 5, 11, 17, 19, 24, 25, 26, 27, 28 ja(r) – aufsteigen: 15 jw – böse: 3 jw(j) – schifflos/bootlos; auch der „Schifflose“: 15, 23 jwA – Rind: 11, 13 jwA – fortnehmen, stehlen: 24 jwa – Erbe: 23 jwf – Fleisch: 16 jwn – Pfeiler: 25
Glossar
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jwn.yt – Pfeilerhalle: 28 jwt(j) – „nicht habend“ (vgl. Edel, AÄG, § 1065, negatives Relativadjektiv): 11, 14, 19 jb – Herz (auch „Wunsch“): 4, 10, 13, 17, 19, 20, 23, 26 jb – Durstiger: 6 jp – zählen: 19, 23 jpA.t – Privaträume des Palastes; Harim: 10, 17, 19 jm – dort, daran (auch als Rückverweis): 1, 2, 3, 4, 6, 7, 13, 16, 17, 19, 21, 22, 24, 25, 26, 27 jm(j) – Imperativ von rD(j): s. dort. jm(j)-jb – Liebling, Vertrauter: 19 jm(j)-xt – Nachfahre: 2 jmA n – freundlich zu: 3 jmAx – geehrt, versorgt: 1, 3 jmAx(.w) – Geehrter, Versorgter; Geehrtheit: 2, 4, 10, 24 jmn.t – westlich; Westen: 1, 4, 15 jn(j) – bringen, holen, schicken: 1, 9, 11, 13, 14, 15, [17], 18, 24, 26, 27 jnw – Gaben, Geschenke, Tribute: 14, 16, 27 jnr – Stein: 9 jr(j) – machen, handeln; errichten: 1, 2, 3, 4, 6, 9, 10, 12, 13, 14, 15, 17, 18, 19, 20, 21, 23, 24, 25, 26, 27, 28 jr(j) – Verwalter, Hüter: 26 jry – Bestimmung, Vorschrift: 19 jr.t – Auge: 24 jrtw – Elend: 26 jrT.t – Milch: 11 (j)x.t (mit Suffix (j)S.t=) – Sache, Ort, auch: Eigentum/Besitz: 1, 2, 3, 4, 5, 10, 11, 12, 13, 15, 17, 19, 20, 22, 23, 24, 25, 26, 28 jH – Rind: 21, 22 (j)xr (sk) – als: 8, 10 jz – leicht: 20 jz – Grab: 23 jswt – alte Zeit: 28 js.t – Truppe: 16 jor – vortrefflich/fähig (sein): 13, 15, 17, 19, 20, 22, 24, 25, 26
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Glossar
j.t – Gerste: 1, 17 j.t-SmA.w – „oberägyptische“/schmale Gerste: 11, 23, 25 jt(j) – Vater: 2, 3, 4, 11, 14, 16, 18, 20, 21, 22, 23, 27, 28 jT(j) – ergreifen, wegnehmen: 1, 15, 19, 25 jd – Junge: 10 jdr – Herde: 25 a(.w) – Arm; Hand: 21, 23 a(.w) – Schriftstück, Urkunde; 7 aA – groß, viel: 1, 4, 13, 15, 19, 25, 28 aA(j) – groß sein/werden: 19 aA.t – Größe, Schwierige: 19 aA – hier(her): 27 aA – der Große (Personengruppe): 23, 24 aA – Esel: 23 aA wr.t – überaus: 1, 8, 14 aAw – Dolmetscher: 15 awA(j) – (be)rauben : 25 aw.t – Kleinvieh: 21, 25, 27 ab(w) – unrein sein: 1 abA – geschickt: 26 afD.t – Truhe: 16 ann – (zu)wenden: 21 anx – leben, lebend, Leben, Lebender: 4, 13, 18, 22, 24, 25 anx wDA snb – Leben, Heil, Gesundheit (als feststehende Redewendung): 26 anx.t – Ziege: 23, 25 ant(j)w – Myrrhe: 16 aH-nTr Sma – Gottespalast von Oberägypten: 10 aHA – Kampf, Kämpfer: 28 aHa – zur Einführung eines neuen Sinnabschnitts im Mittelägyptischen: 19 aHa – (auf)stehen; übernehmen: 21 aHa – Ort, Platz: 28 aHa(.w) – (Lebens-)Zeit: 4 aSA – groß, zahlreich: 17, 23 ao – eintreten, betreten: 1, 10
Glossar
wAj.t – Weg: 10, 14 wAb – erfreulich: 17 wAb.w – *bereit (stehen): 27 wAH – niederlegen; dauern: 14, 20, 28 wAH r – wohlwollend gegenüber: 4 wjA – Barke : 10 wa – eine(r), eins, einzeln: 18, 21 wa(j) – allein (sein): 14, 17, 28 wab – rein: 1, 4 war – Schiff(srumpf): 26 war.t – Nekropolenbezirk: 4 wbA – öffnen, erschließen: 14 wp – Auftrag: 13, 19 wp – richten: 4, 11 wp(j) – (er)öffnen: 4 wpw – Richter: 11 wp(j)-(j)r – außer, abgesehen von, aber: 15, 17 wn(n) – sein: 1, 2, 7, 8, 10, 11, 17, 18, 21, 26, 27, 28 wn-mAa – Richtigkeit: 19 wnw.t – Festung: 17 wnw.t – Dienst(rang): 4 wnn.t – tatsächlich (zur Betonung nach unabh. Pro.): 19 wnS – Schakal: 21 wnDw – Ziege: 13 wr – (der) Große: 12, 19 wr.t – sehr, großartig: 1, 4, 7, 17 wHa – Schiff: 15 wHm – wiederholen, berichten: 3, 20, 28 wxA – Dunkelheit, Nacht: 27 wsr – mächtig sein; der Mächtige: 1, 11, 13, 19 wsx.t – Transportschiff: 15 wd(j) – setzen, legen; ernennen: 7, 9, 19, 24, 26 wdb – Ufer(land): 21 wD – befehlen: 7, 9, 19 wD(.w) – Befehl: 28
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198
Glossar
wDA – wohlbehalten (sein): 7, 26 wDA – Stall: 11 wDa (Hna + Suffix) – Gericht halten (über): 1 bA.w – Ruhm, Macht: 28 bAo – hell, klar; unschuldig (sein): 3, 4 bAk – Diener; Dienst verrichten: 2, 10, 17, 21 bAk jm – „Diener da“ (Bezeichnung für die eigene Person: „ich“): 14 bAgb – vernachlässigt (sein): 21 bjA – Kupfer: 23, 24 bjA.t – Charakter: 27 bjt – König von Unterägypten: 7 bw – Ort: 4, 21 bw-nfr – das Gute: 4, 5, 27 bw.t – Abscheu: 24, 27 bnr – beliebt („süß“): 2 bST – aufständisch/rebellisch sein: 17 bd.t – Emmer: 1 p.t – Himmel: 15, 21, 28 pA (als Hilfsverbum „schon einmal getan haben“): 17 (s. Edel, AÄG, § 903) pa.t – „Pat-Leute“ (Oberschicht): 26 pa.t – Pat-Gebäck: 15 pr(j) – herauskommen (auch im übertragenen Sinn), ausziehen: 2, 3, 5, 8, 14, 15, 23 pr – Haus, auch: Herrscherhaus/Gebiet: 14, 19, 23, 25, 26, 27, 28 pr-aA – Palast: 7, 10 pr-Hd – Schatzhaus: 18 pr-D.t – Totenstiftung, „Privatbesitz“: 11 pry.t – Aufruhr: 23 pH – erreichen: 28 pH.y/pH.w – Ende, Schluß: 4, 26 pzg – (an)spucken: 24 pds – zertreten: 17
Glossar
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m-a – bei, durch: 11, 18, 21, 22, 24 m-m – unter: 1, 4, 10 m-HA.t – an der Spitze: 11, 12 m-Hr-n – angesicht, vor: 28 m-xt – nachdem, durch, danach: 23, 25, 28 m-sA – hinter; über (räumlich/zeitlich): 19, 25, 26 m-Sw – weil: 1, 4 (vgl. Edel, AÄG, §804) mAA – sehen, besichtigen: 8, 9, 18, 28 mAa – wahr, gerecht: 1, 3, 12, 19 s. auch unter wn-mAa mAa – (Weg) weisen; (aus)senden: 17, 21 mAa.t – Wahrheit, Gerechtigkeit: 2, 3, 4, 5, 19 mAr – Hilfloser: 11 mj – wie: 20, 26, 27 mjn – geehrt sein: 28 mar – erfolgreich: 18 mw – Wasser: 6, 24, 26 mw.t – Mutter: 2, 3, 4, 11, 18, 22, 28 mwt – sterben: 24 mn – fortdauern, bleiben: 27 mnj – (Vieh-)Hirte: 23 mn.w – Denkmal: 28 mnmn.t – Herde, Vieh: 23 mnx – vortrefflich, Vortrefflichkeit: 11, 13 mr-od(=f) – ganz, alles: 11 mr(j) – lieben, wünschen: 1, 3, 4, 5, 7, 9, 10, 13, 19, 21, 22, 24, 26, 28 mr.y – Geliebter: 2, 4, 10, 11, 18, 22, 23, 25 mr.w – Hörige (Pl.): 21 mr(w).t(j)/mr(w)t.t(j) – gleich; Gleicher/s; auch Gleichgestellter: 2, 14, 16, 17, 18, 23 mrn (xr Hm) – hochgeehrt (beim König): 12 mrr.t – Häuserviertel: 28 mrH.t – ein (kostbares) Öl: 1, 16, 23 mhw.t – Sippe: 24 mhr – Krug: 11
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Glossar
mH – (an)füllen: 21, 25 mH – Elle: 27 mH jb (m) – Vertrauen haben (in): 13, 17 mH(j) – im Wasser schwimmen, überschwemmt sein: 24 mH.t(j) – Norden: 23 mxr – (tiefgelegenes) Weideland: 21 mXA – mXA-Boot: 19 mXn.t – Fähre: 23 ms – Kind, auch Völkerschaft (Pl.): 13, 27 ms.w-njswt – Königskinder: 8, 10 msw.t – Geburt: 2 msbb (Hna) – (ver)handeln (mit): 23 msD(j) – hassen: 19, 26 mSA – Heer, Armee: 13, 15, 16, 17 mk(j) – schützen: 1 mk.t – Schutz: 27 mkHA – vernachlässigen, sich nicht kümmern um: 26 mtr.t – Zeugnis: 27 mTn – Weg; „rechte Lebensweise“ (bildl.): 27 mdw/md.t – Rede, Angelegenheit: 11, 21 mdw(j) – sprechen: 26 mdH – Stirnbinde: 12 mD – tief (sein): 28 mDw(.t) – Fessel: 21 mDd – Abgabe (auch Dienstleistungen): 19 n zp – niemals: 1, 3, 4, 5, 14, 16, 17, 19, 21, 24 n-aA.t-n(j).t – weil: 16 (Edel, AÄG, § 500aa, 777) n-mrw.t/n-mry.t + Infinitiv – wegen, so daß: 1, 4, 18, 20, 24, 26, 27 n tp-nfr – rechtmäßig: 20 n(jw).t – Stadt: 2, 3, 4, 5, 19, 21, 23, 24, 27, 28 nb – jeder, alle, irgendein: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 10, 11, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 21, 23, 25, 26, 27, 28 nb(.w) – Herr: 5, 6, 10, 11, 13, 14, 15, 18, 19, 25, 28 nb.w n(j) Hz(w).t – Ehrengold (als Auszeichnung): 16 nb(j) – schwimmen: 24
Glossar
nfr – gut, vollkommen: 2, 3, 4, 14, 18, 20, 24, 26, 27, 28 nfr.w – Schönheit, Vollkommenheit: 28 nfr.t – das Vollkommene, Gute: 19 nr(j) – (sich) erschrecken: 8 nHb – zuteilen, zusammenstellen (einer Herde): 23 nHb kA(.w)=f – Ansehen, Würde verleihen: 25 nHm – retten, schützen: 11 nHH – Ewigkeit: 28 nxn r – Kind/jung sein: 21 nxt – stark, mächtig: 13, 23 nsw – König: 1, 4, 5, 7, 9, 10, 16, 17, 19, 28 nsw-bjtj – König von Ober- und Unterägypten: 18, 28 nkn – Leid: 24 nTr – Gott: 1, 3, 4, 5, 7, 10, 15, 27, 28 nD – verleihen, ernennen: 12 nDm – angenehm/fröhlich sein: 21 nDs – „Bürger“: 20, 22, 23, 24, 25, 27, 28 r-Hr-n – mehr als: 10 r-sA – nach (lokal, temporal): 28 r-gs – in Gegenwart von: 7, 9, 28 r-Tnw – sooft: 17 (vgl. Edel, AÄG, § 809) rA – Spruch, Wort: 15, 26 rA-aA – hier: Landpforte, Eingang: 11 ra nb – jeden Tag, täglich: 5, 9, 10, 18 rw.t – Scheintür: 9 rwD – fest, dauerhaft: 18 rmn – (Ober-)Arm: 19, 24 rmn – Seite: 1 rmT – Mensch: 1, 2, 3, 4, 5, 7, 15, 19, 23, 24, 25, 26, 27, 28 rn – Name: 24, 28 rnp.t – Jahr: 23, 25, 28 rx – wissen, kennen: 4, 15, 19, 20, 24, 26, 28 rs(-tp) – Wachsamkeit: 10, 13 rs(j) – südlich: 11
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Glossar
rS – sich freuen: 28 rk – Zeit: 10, 28 rd – Fuß: 7, 8, 10 rD(j) – geben, veranlassen: 2, 3, 4, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 23, 24, 25, 26, 27, 28 hA(j) – herab-/einsteigen, (hin)fallen/kommen: 3, 8, 10, 14, 17, 23 (m) hAw – in der Nähe (lokal): 14 hAw – Zeit(alter): 28 hAb – schicken, senden: 13, 14, 15, 17, 19 hnn – neigen: 24 hrw – Tag: 7, 26 hrw – zufrieden sein: 3, 28 HA(y) – Nackter: 3, 11, 15, 21, 23 HA.w – Zuwachs, Übermaß: 23 HA.t – Grab: 25 HA.t – Anfang; Erste(r); Spitze: 24 HAt(.t) – Bug-/Vordertau: 7 HAtj – Herz: 20 HA.tjw – (feines) Leinen: 18 Hw(j) – Ach! (Ausruf): 9 Hw.t-nTr – Tempel: 24, 28 Hwn – junger Mann: 12 Hwr(.w) – Schwacher; Elender: 26 Ha(j) – jubeln: 27 HaDA – (be)rauben: 28 H(A)b – Fest: 10 H(A)b-sd – Sed-Fest (Erneuerungsfest): 28 Hbs – Kleidung: 1, 3, 11, 15, 16, 18, 20, 21, 23 Hm – doch, aber: 4 Hm – Majestät: 5, 7, 8, 9, 10, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19 Hm.t – Frau, Gattin: 10, 17, 28 Hm(w).t – Handwerkerschaft: 10 Hn – frisch: 20 Hn – (Leute) anstellen, abordnen: 28
Glossar
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Hna + Suffix/Substantiv – bei/zusammen (mit): 2, 10, 13, 15, 17, 18, 19, 22, 26 Hno.t – Bier: 1 Hn.t – Zeitraum: 14 Hr-jb – darin befindlich: 8, 12 Hr-a – Notverband: 8 Hr(j) r – fern sein (von): 4 Hr(j)(.w)-Sa(j) – Beduinen, Sandbewohner: 17 Hr(j)-tp – Oberhaupt: 11, 13, 24 HH – Million: 28 Hz(j) – loben: 8, 10, 11, 13, 14, 15, 16, 17, 24 Hz.y – Gelobter: 4, 11, 18, 22 Hsb.w – Abrechnung, Rechnung : 19 HoA – herrschen: 27 HoA – Herrscher: 13, 14, 23, 24, 28 Hor – Hungriger, Hungernder: 3, 6, 11, 15, 20, 21, 23 Htp – zufrieden sein: 4, 11, 23 Htp – Frieden: 4, 13, 15, 17 Htp.t – Opfer: 2 x.t – Feuer: 17 xA(j) – (ab)messen: 11 xAw – Kadaver: 21 xAm – (ver)beugen: 15 xAs.t – Fremdland, Gegend: 11, 13, 14, 16 xa(j) – erscheinen: 7 xa(j).w – (Fest der) Erscheinung: 10 xw.t – Himmel: 28 xbA – zerstören („zerhacken“): 13, 17 xpr – werden, geschehen, entstehen: 6, 9, 12, 24, 28 xpS – Kraft: 20, 25 xm – der Unwissende: 26 xm(j) – nicht kennen: 20 xn(j) – sich niederlassen, Halt machen: 24 xnr – einsperren: 4
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Glossar
xnr.t – „Harem“: 28 xnt(j) – vorn, an der Spitze sein: 24, 26 xnt(j) – stromauffahren/südwärts: 25 xr – (zurück)fallen: 4 xrw – sprechen, sagen: 7, 26 xrw – Stimme: 2, 26 xrp – leiten, beaufsichtigen: 11, 28 xsbD – Lapislazuli: 9 xsf – berühren, sich nähern: 7 xsf – Bestrafung, : 19 xt – Holz: 18 xtjw – Tenne: 21 xtm – siegeln, verschließen: 24 xtm jb – beherrschtes Herz: 26 xtm – Tür: 23 xd(j) – stromab fahren/nordwärts: 16, 25 X.t – Generation: 28 XAb – Krummes, Falsches: 3 Xnw – Residenz, Wohnhaus; das Innere: 9, 11, 12, 13, 18, 24 Xnw-a – Privatbereich des Palastes: 10 Xnw.t – Brunnenloch: 6 Xnm.t – Brunnen, Zisterne: 21 Xnn.w – Störenfried, Streitsüchtiger: 26 Xr-a – im Besitz von („unter der Hand“): 18 Xr-a – ein Mineral(?): 9 Xr-HA.t – vor (lokal, temporal), an der Spitze: 13 Xr.t-nTr – Nekropole: 4, 7, 9, 16, 20, 27 Xrd – (Klein-)Kind: 10, 28 z(j) – Mann: 10, 11, 21, 22, 23, 25, 26, 27 zA(w) – kontrollieren: 4 zA – Sohn: 11, 23, 25, 27, 28 zA.t – Tochter: 10, 21, 25 zAT.w – Fußboden: 28 zjn – (ab)reiben: 20
Glossar
zb(j) – (dahin)gehen, herbeibringen; erreichen: 1, 24 zb(j).t – Tüchtigkeit: 4 zp – Mal: 14, 17, 27, 28 zfT – schlachten, abschneiden: 24 zH – Halle: 21 zHy.t – zHy.t-Schiff: 19 zx(j) – schlagen: 22, 28 zxn.tj – Profit, Gewinn: 23 zXA – (auf)schreiben: 7, 9, 12 zXA.(.w) – Schriftstück, Urkunde: 7, 17 zzA – Verpflegung: 25 s.t – Stelle, Stellung, Sitz: 19, 27 s.t-a – Tätigkeit, Einwirkung: 19, 26 sA(j) – satt werden: 6 sAr – (be)neiden: 15 sAr – Wunsch: 18 sAr.y – Bedürftiger: 19 s:Ax.w – Erinnerung; Andenken: 27 sAo – sich zusammenreißen: 26 sab – beschneiden: 22 s:anx – versorgen („beleben“): 24, 25 saH – Würde(nträger), Rang: 7, 17, 27 s:aHa – aufrichten, aufstellen: 26 s:wA(j) – vorbeigehen; übertreffen: 27 s:wsx – weit machen: 27 swt – aber, folglich: 18, 21 sb(j) Hr – dienen als: 4 s:bnr – in die Gunst bringen: 10 spA.t – Gegend, Gau: 2, 3, 5, 11, 21, 24(?), 25, 26 spr.w – Bitte: 19 spr.tj – Bittsteller: 27 sfT – Öl (eines der sieben heiligen Öle): 18 sm – Sem-Priester: 7 sm(j) – melden, berichten: 19
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Glossar
smA – töten: 13, 17, 26 s:mAw(j) – erneuern: 28 smr – „Freund“ (e. Titel): 8 sms.w – älteste(r)/Älteste(r): 10, 23, 25 sn – küssen: 8, 10 sn/sn.t – Bruder/Schwester: 2, 4, 11, 18, 20, 22, 24, 26 sn.w(j) – zwei: 14, 18 s:nfr – beglücken („schön machen“): 10, 19 snT(j) – gründen, ausmessen: 28 snD – respektieren: 3 snD – Angst, Furcht: 24, 26, 27 sr – Beamter: 4, 17, 19, 21 sr(w).t – Beamtenschaft: 4, 21 srf – (aus)ruhen; auch „warm sein“: 19 srf.t – Ruhe: 27 srx – beschuldigen: 23 s:htp – zufriedenstellen, bezahlen; „befrieden“: 3, 11, 13, 15 sHfw – *Vertilgung: 26 sxA – (sich) erinnern: 27 sxA.w – Erinnerung: 27 sxm – mächtig sein, Macht haben; Besitz ergreifen: 3, 26, 27 sxm-jr(j)=f – Vorgesetzer („einer, der mächtiger ist als er“): 24 sxr – Plan, Zustand: 26, 27, 28 sx.t – Land (im Gegensatz zur Stadt): 24 s:xd – nach Norden fahren lassen: 15 sXm – schroff (vorgehen): 27 s:sA(j) – satt machen: 21 ssDm – ein (kostbares) Holz: 16 sSm – leiten, weisen: 19, 28 sSn – einreißen, zerstören: 17 sSr – Leinen: 18 sSr HA.tjw – feinstes Leinen: 16 sSr – Pfeil: 28 sStA – geheim(halten); Geheimnis: 8, 17 sk (+ anhäng. Personalpromen) – weil; als: 6, 7, 13 skA – pflügen: 22
Glossar
s:obH – erquicken, erfreuen: 23 sor – Schlag(verletzung): 7 sor-anx – Gefangener: 13, 17 s:od – (aus)graben: 21 s:od(j) – fahren (auf einem Fluss): 22 sgr – Ruhe, Stille: 26 st(j) – schießen: 28 stj – Feuer legen: 17 stp-zA – Palast: 8, 9, 10, 16 sT(j)-H(A)b – Festduft (eines der sieben heiligen Öle): 18 sDAs (Hr) – *im Wohlstand sein: 28 s:Dw(j) – verleumden („schlecht machen“): 4 sDm – (ver)hören: 8, 17 sDr – schlafen, die Nacht verbringen: 2, 4, 27, 28 S – die Arbeit: 9 S(j) – Bezirk: 7 SA – (ab)schneiden, zerteilen: 17 SAb – s. XAb SAbw – Bratopfer: 16 Sw (m) – frei, leer sein (von): 25 Swt – Feder (als Schmuck): 24 SwA.t – Frau (von niederem Stand): 21 Sps.t – (vornehme) Frau: 28 Sm.t – Geschäft; Gang, Schritt: 19 Sma(.t)-nfr.t – hochwertiges Leinen: 18 Sma.w – Oberägypten: 11, (18), 26 Smm.t – Hitze, Fieber: 26 Sms – folgen: 19, 25 Sms.w-jt(j).w – Gefolge des Herrschers: 16 Sn(j) – streiten, verabscheuen: 2, 27 Sn(j) jx.t (r) – Untersuchung (vor Gericht) durchführen (gegen): 17 Sn.t – hundert: 28 Szp – ziehen; annehmen, empfangen: 7, 23, 26 Spss – angesehen (sein): 7, 10, 12, 19
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Glossar
Spss – Kostbarkeit: 25 Spt (r/Hna + Suffix) – verärgert sein (über): 4 StA – geheimnisvoll; verborgen: 28 Sd(j) – (aus)graben, entnehmen: 6, 18, 21 Sd(j) – erziehen: 10 oA(j) – hoch sein; auch im Sinne von „hochmütig sein“: 19 oA(w).t – Höhe: 28 oaH – begrüßen: 23 oaH – kostbar: 14 ob – kühl, ruhig (sein): 19 on(j) – umarmen: 26 onb.t – Verwaltungsrat, Gerichtshof: 27 ors – begraben: 5, 11, 16, 18, 24 ors(.w) – Sarkophag, Sarg: 1, 18 osn – schlimm, gefährlich: 25 od – erbauen, errichten: 25, 28 od – Charakter: 4, 19, 24, 26 k(j/y) (auch Dual) – andere(r): 4, 11, 18, 19, 21, 24, 25, 26, 28 kA – Ka-Seele: 1, 9, 19 kA – Stier (im Plural auch „Herde“): 23, 24, 25 kA.t – Arbeit: 9 gb(j) – schwach sein, elend sein: 6 gm(j) – finden: 11, 14, 22, 23, 26 gr – schweigen: 26 gr(t) – ferner: 19, 21, 24 grg – (wieder)errichten, gründen: 21, 23, 26, 27 grg – (Neu-) Gründung: 26 t/tA – Brot: 1, 3, 6, 11, 15, 20, 21, 23 tA – Boden, Erde, Land; auch: Seite: 8, 13, 14, 17, 20, 26, 27, 28 twA – stützen: 8 twt – Statue, Abbild: 27 tp – Kopf: 21
Glossar
tp(j) – erste(r): 28 tp-awj – früher: 14, 16 tp(j)-a(wj) – Vorfahre: 4 tmA – Matte: 28 tr – Zeit: 19 th(j) – übertreten, falsch handeln: 19 txn – Obelisk: 12, 15 TAy – Mann; Held: 26 TAb.t – (Getreide-)Darlehen: 11, 23 TAtj – Wesir: 17 Tb.t – Sandale: 15 Tnw – (An-)Zahl: 13 Tz – Sandbank: 24 T(A)z – knoten: 12 T(A)z – Spruch, Rede: 26 T(A)z.t – (Militär-)Truppe: 15, 16, 17 Tz.t – Erhöhung: 28 Ttf – überflutetet sein, ausschütten: 26 gAw – Mangel leiden: 26 gm(j) – finden: 13, 26 gr/grt – ferner, zudem: 13, 19, 21, 26 grg – gründen: 26 grg – Lüge: 24 dAb – Feigenbaum: 17 dwA – loben, preisen: 1, 16 dbH – (er)bitten: 18 dmj – Ort(schaft): 11 dmD – (sich) vereinigen: 26 dp.t – Barke, Schiff: 22, 23, 25, 26 dr – vertreiben, entfernen: 17 drp – Gabe darreichen, opfern: 24 dgA – (voher)sehen: 28
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Glossar
D(j) – s. rD(j) DA(j) – übersetzen; versorgen: 15, 23 DAdw – Audienzhalle des Palasts: 9 Dw – schlecht, böse; das Böse: 1, 3, 5, 26 Dw.t – Schlechtes, Böses: 19 Dw – Berg, Gebirge: 21 DwDw – schlecht: 19 DbA – ersetzen: 11 Dba – zehntausend: 17 Dba(w).t – Siegel: 4 Dr-bAH – früher: 14, 17 Dr.t – Hand: 26 Dr.t – Falke, Milan: 21 Ds (auch mit Suffix) – selbst: 7, 9 Dt – ewig: 3, 18 D.t – Totenstiftung, Besitz: 11 Dd – sagen/sprechen (gegen); erklären: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 9, 14, 20, 21, 22, 24, 25, (28)
Nicole Kloth
Der vorliegende Band bietet eine Übersicht über die autobiographischen Texte des Alten Reiches und der Ersten Zwischenzeit im Alten Ägypten: In ihm werden einerseits die Textquellen und ihr Sitz im Leben sowie andererseits die mit diesen Quellen verbundene Forschung vorgestellt. Die repräsentativ ausgewählten Inschriften selbst werden dabei neben ihrem hieroglyphischen Text – jeweils unter Angabe von Literatur, Herkunft und Datierung – kommentiert und in ihren größeren Zusammenhang gestellt. Alle Texte sind durch ein vollständiges Glossar am Ende erschlossen.
Quellentexte zur ägyptischen Sozialgeschichte I
Nicole Kloth
Lit ISBN 3-8258-7340-4
Lit www.lit-verlag.de
978-3-643-14101-9
9 *ukdzfe#yvy-y.*
Lit
Quellentexte zur ägyptischen Sozialgeschichte I Autobiographien des Alten Reichs und der Ersten Zwischenzeit Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie
Lit