Präpositionalobjekte und Präpositionalobjektsätze im Deutschen 3484302208, 9783484302204

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Table of contents :
VORWORT
0. EINLEITUNG
1. VALENZEIGENSCHAFTEN VON POen UND PO-VERBEN
1.1 Grammatische Notwendigkeit
1.2 Formale Spezifizität
1.3 Inhaltliche Spezifizität
1.4 Exozentrizität
1.5 Argumenthaftigkeit
1.6 Kommunikative Relevanz
1.7 Zusammenfassung Kapitel 1
2. SYNTAKTISCHE UND STRUKTURELLE EIGENSCHAFTEN VON PPen
2.1 Pronominalisierung
2.2 Erfragbarkeit
2.3 Passivierung
2.4 Modifizierbarkeit
2.5 Reflexivierung
2.6 PP-Aufspaltungen
2.7 Zusammenfassung Kapitel 2
3. PRÄPOSITIONALOBJEKTSÄTZE
3.1 Bedingungen des Auftretens von PO-Sätzen
3.2 Platzhalter und Bezugselemente: formale Eigenschaften
3.3 PO-Gliedsätze und PO-Gliedteilsätze
3.4 Die Distribution von Platzhaltern und Bezugselementen
3.5 Zusammenfassung Kapitel 3
4. TYPEN VON PO-SÄTZEN
4.1 daß-Sätze
4.2. ob-Sätze
4.3 w-Sätze
4.4 Abhängige Verbzweitsätze
4.5 Infinitive
4.6 wenn-Sätze
4.7 Zusammenfassung Kapitel 4.
5. SCHLUSSBEMERKUNGEN
LITERATUR
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Präpositionalobjekte und Präpositionalobjektsätze im Deutschen
 3484302208, 9783484302204

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Linguistische Arbeiten

220

Herausgegeben von Hans Altmann, Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer, Christian Rohrer, Heinz Vater und Otmar Werner

Eva Breindl

Präpo sitionalobj ekte und Präpositionalobjektsätze im Deutschen

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1989

CIP-TUelaufnahme der Deutschen Bibliothek Breindl, Eva : Präpositionalobjekte und Präpositionalobjektsätze im Deutschen / Eva Breindl. — Tübingen : Niemeyer, 1989. (Linguistische Arbeiten ; 220) NE: GT ISBN 3-484-30220-8

ISSN 0344-6727

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1989 Alle Rechte vorbehalten. Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus photomechanisch zu vervielfältigen. Printed in Germany. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt.

INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT 0.

EINLEITUNG

l

1.

VALENZEIGENSCHAFTEN VON POen UND PO-VERBEN

8

2.

1.1 Grammatische Notwendigkeit 1.2 Formale Spezifizität 1.3 Inhaltliche Spezifizität 1.3.1 Semantische Merkmale 1.3.2 Semantische Rollen 1.4 Exozentrizität 1.5 Argumenthaftigkelt 1.6 Kommunikative Relevanz 1.7 Zusammenfassung Kapitel l

17 28 43 43 46 69 71 78 79

SYNTAKTISCHE UND STRUKTURELLE EIGENSCHAFTEN VON PPen

82

2.1

2.2 2.3 2.4

2.5

Pronominallsierung 2.1.1 Formenbestand 2.1.2 Distribution 2.1.2.1 Semantische Merkmale des Antezedens 2.1.2.2 Syntaktische Funktion der Pro-PP 2.1.2.3 Fokus-Hintergrund-Gliederung Erfragbarkeit Passlvierung Modifizlerbarkeit 2.4.1 Bereichsangaben als PP-Modifikatoren 2.4.2 Kombinationen von PPen 2.4.3 P - PP-Kombinationen 2.4.4 Kombinationen mit Gradpartikeln Reflexivierung

83 85 88 89 89 94 96 99 102 103 107 110 111 112

VI

2.6

PP-Aufspaltungen 2.6.1 Herausstellungen 2.6.1.1 Herausstellungen nach links 2.6.1.2 Herausstellungen nach rechts 2.6.2 Ellipsen in PPen 2.6.2.1 Rückwärtsellipsen 2.6.2.2 Vorwärtsellipsen 2.6.3 Präpositions-stranden Zusammenfassung Kapitel 2

122 124 124 127 132 133 136 139 146

3. PRÄPOSITIONALOBJEKTS ATZE 3.1 Bedingungen des Auftretens von PO-Sätzen 3.2 Platzhalter und Bezugselemente: formale Eigenschaften 3.2.1 Das Gliedteilsatz-Akzentmuster 3.2.2 Das Gliedsatz-Akzentmuster 3.2.3 Das Partikelverb-Akzentmuster 3.3 PO-Gliedsätze und PO-Gliedteilsätze 3.4 Die Distribution von Platzhaltern und Bezugselementen 3.4.1 Obligatorische Bezugselemente 3.4.2 Obligatorische Platzhalter 3.4.3 Fakultative Platzhalter 3.5 Zusammenfassung Kapitel 3

148 150 159 161 162 167 177 177 189 196 198

4. TYPEN VON PO-SÄTZEN 4.1 da/3-Sätze 4.2. ofc-Sätze 4.3 «r-Sätze 4.4 Abhängige Verbzweitsätze 4.5 Infinitive 4.6 wenn-S&tze 4.7 Zusammenfassung Kapitel 4.

202 206 213 218 233 240 255 261

5. SCHLUSSBEMERKUNGEN LITERATUR

266 273

2.7

VII

VORWORT

Die vorliegende Arbeit wurde im Frühjahr 1987 von der philosophischen Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaft II der Ludwig Maximilians Universität München als Dissertation angenommen. Für die Veröffentlichung wurde sie leicht gekürzt und überarbeitet. Vielen habe ich zu danken, die am Zustandekommen dieser Arbeit direkt oder Indirekt beteiligt waren. Besonderen Dank schulde ich meinem Doktorvater Hans Altmann, der diese Arbeit angeregt hat und immer die Zeit fand, mich mit Hinweisen und fachlicher Kritik zu unterstützen. Nicht zuletzt habe ich ihm auch dafür zu denken, daß er die Aufnahme in diese Reihe ermöglicht hat. Für seine kontroversen Anregungen, die meinen linguistischen Horizont nicht unerheblich erweitert haben, danke Ich Harald Weinrich. Für fachliche und moralische Unterstützung danke ich den Kolleginnen Im Grammatikprojekt und den Mitarbeitern des Intonationsprojekts, insbesondere Maria Thurmair und Wilhelm Oppenrieder. Vom gemeinsamen Mittagstisch stammen nicht nur der ein oder andere Beispielsatz, sondern auch Anstöße zu tieferer Einsicht. Allen anderen, die mich bei diesem Buch begleitet haben und die selbst wissen, wie sehr sie mir in dieser Zelt zur Seite gestanden haben, möchte ich hier meine Verbundenheit auesprechen. München, Oktober 1988

Eva Brelndl

VIII

GERHARD: SYLVIA: GERHARD: SYLVIA: GERHARD: SYLVIA: GERHARD: SYLVIA: GERHARD: SYLVIA: GERHARD:

Was stellst du dir unter einer Brücke vor? Unter einer Brücke? Einen Dampfer. Ich stell mir unter einer Brücke einen Dampfer vor. Wieso? Andersrum: Was verstehst du unter einer Brücke? Keine Ahnung. Gar nichts. Well doch gerade der Dampfer unter der Brücke durchfährt und tutet. Tutet? Wieso? Damit man nichts versteht. Und warum soll man nichts verstehen? Damit der Witz funktioniert.

Robert Gernhardt. Toscana-Theraple. Zürich 1988. S. 93

0.

EINLEITUNG

Gegenstand der vorliegenden Arbeit sind syntaktische und semantische Eigenschaften von Präpositionalobjekten (im folgenden PO genannt) und Präpositionalobjektsätzen (im folgenden: PO-Satz) des Deutschen. Ale POe und PO-Sfttze gelten unter weitgehender Obereinstimmung in der Forschung Strukturen wie die folgenden: (O-l) Aber sind Sie denn auf ihr Geld elfersüchtig? (O-2) Hätten Sie ein gutes Gewissen gehabt und wären Sie in die erste Sendung gekommen und hätten gesagt, ich habe damit nicht das geringste zu tun. (O-3) Menschen, die Angst davor haben, allein zu sein, haben Angst vor sich selber. (0-4) Der eigentliche Unterschied zwischen dem bürgerlichen und dem vorbürgerlichen Drama aber bestand gar nicht darin, daß die politisch-soziale Tendenz, die früher verborgen war. Jetzt direkt zum Ausdruck kam, sondern in dem Umstand, daß der dramatische Kampf sich statt zwischen einzelnen Individuen zwischen dem Helden und Institutionen abspielte, daß der Held also eeeen anonyme Mächte kämpfte. Die syntaktische Punktion PO kann kategorial als PP (1). Pro-PP (2, 3) und als satzförmlge Struktur (3, 4) realisiert sein. Als fibergeordnete Prädikate fungieren Verben (4), Prädikatskomplexe aus Kopula und Adjektiv (1), Nomina (4) oder komplexe Prädikate mit einem nominalen Bestandteil (2, 3). Zunächst Jedoch einige kurze Vorbemerkungen zur Zielsetzung dieser Arbeit und zur Forschungslage. Wer ein Buch über eine Satzgliedfunktion wie das PO schreibt, wird feststellen, daß es kaum eine Arbeit zur Syntax des Deutschen gibt, in der dieser Gegenstand nicht wenigstens in einem Aspekt am Rande miterwähnt wird. Der Jeweils beschriebene Ausschnitt zieht dabei eine bestimmte Fragestellung nach sich und beeinflußt damit natürlich auch die Wahl der Methodik. Versucht man, die Forschungslage zu überblicken, gewinnt man den Bindruck, daß auch das Umgekehrte gilt: die Jeweils vertretene "Schule" steuert die Fragestellung, mit der ein Autor sich seinem Gegenstand nähert, nicht unerheblich und bedingt dementspre-

chend unterschiedliche Schwerpunktsetzungen in der Auswahl der Ausschnitte des Gegenstands.

untersuchten

Tatsächlich gibt es bis heute keine Arbeit, die semantischen wie syntaktischen und strukturellen Eigenschaften der POe gleichermaßen gerecht wird und die versucht, sich dem Gegenstand von möglichst vielen Selten zu nähern. Arbeiten im transformationsgrammatischen Rahmen bzw. im Rahmen der mit Chomsky (1981) initiierten generativen Government and Binding Theorie legen das Schwergewicht auf die Frage nach der Phrasenstruktur und der Wirkung syntaktischer Prinzipien und Beschränkungen (Ross 1967, Jackendoff 1973, Chomsky 1973, Riemsdijk 1978). Die Untersuchung der einzelsprachspezlflschen Parametrlslerung ist dabei erst in jüngerer Zeit ins Blickfeld gerückt; so etwa In der Auseinandersetzung um Pro und Kontra Konfigurationalität (Haider 1984, Fanselow 1987, Oppenrleder 1987), Haupt- und Nebensatzstruktur (Reis 1985, Scherpenisse 1985. Fries 1985, Lenerz 1985, Oppenrieder 1987) oder interne Struktur von PPen des Deutschen (Wunderlich 1984). Diese Fragestellungen hatten zur Folge, daß zwar bestimmte syntaktische Aspekte des Gegenstands eingehend untersucht wurden, so daß zu Teilgebieten eine reichhaltige, wenn auch mitunter etwas hermetische Literatur existiert (zu Reflexlvierung in PPen: Reis 1976a, Grewendorf 1984 u. 1985; zu Infinitiv-Kontrolle: Abraham 1983, Slebert-Ott 1983; zu NP-Bewegung und Präpositions-stranden: Fanselow 1987, Cinque 1977, Riemsdijk 1978), eine gewisse Semantik-Feindlichkeit dieser Ansätze aber nach wie vor deutlich ist. Auf der anderen Seite führt in den Semantik-zentrlerten Ansätzen zum Gegenstand PO eine Vernachlässigung syntaktischer und struktureller Eigenschaften dieser Funktion häufig zu voreiligen Schlüssen. In der Valenz-Literatur lassen sich In bezug auf die Beschreibung von POen in etwa zwei Grobrichtungen ausmachen: Ansätze, die POe über die Präposltionalsemantlk an das Adverbialeystem anzubinden suchen und von konstanter Bedeutung einer Präposition in allen Verwendungsweisen ausgehen (Eroms 1981, Lerot 1982, Welnrich 1976a, Bouillon 1984), und Ansätze, die POe als NP-Äquivalente Ins Komplementsystem des Verbs einordnen und die verbspezifischen Präpositionen als bedeutungsleere "Translative", "mots vides", "Kasusmorpheme" klassifizieren - der seit Tesniere (1959) vorherrschende Standpunkt in der Valenztheorie und in situativ definierten, auf ontologischen Gegebenheiten fußenden Kasusrollentheorien (Heibig 1982, Heibig/Schenkel 1973, Engel/Schumacher 1976, Schumacher 1976, Heringer 1968, Fillmore 1968 u. 1977). Gemeinsam 1st beiden Ansätzen, daß sie von einer Zweiteilung im System verbdependenter Konstituenten ausgehen: der Schnitt wird dabei entweder zwischen NP-förmlgen Komplementen und PPen oder zwischen Ergänzun-

gen/Aktanten/Argumenten und Angaben/Zirumstanten/Nicht-Argumenten gezogen. Im ersten Fall werden POe damit streng von Komplementen In reinen Kasus geschieden. Im zweiten Fall werden sie diesen gleich- und den adverbialen PPen gegenübergestellt. In anderer Terminologie entspricht dem die Unterscheidung von subkategorlsierten und nlcht-subkategorlslerten Konstituenten. Wie problematisch solche scharfen Grenzziehungen sind, zeigt schon die jahrelange Diskussion um die Abgrenzung von Ergänzungen und Angaben, deren Gegenstand neben den "freien" Dativen eben immer wieder PPen waren. Die Bildung von Hybridtermini wie "fakultative Ergänzungen", "verbspezifische Präpositionalangaben" (Engelen 1975) lassen dabei bereits ein Zugeständnis erkennen, daß die Kategorien Ergänzung und Angabe unscharfe Ränder aufweisen. Aus diesem Dilemma scheint sich neuerdings ein - sehr naheliegender - Ausweg anzubahnen. Statt von einer scharfen Klassenblldung im System der verbdependenten Konstituenten auszugehen, wird dieses als hierarchisch gegliedertes Kontinuum beschrieben. Derartige Forderungen nach einem Verzicht auf die strenge Zweiteilung sind von verschiedenen Richtungen laut geworden; unterschiedlich sind auch die Parameter des Kontlnuums, nach denen syntaktische Funktionen oder semantlsche Rollen hierarchisch geordnet sind. Bei Vater (1978) etwa stellt sich dieser Parameter als Größe der Verb(sub)klasse, mit der sich eine verbdependente Konstituente verbinden kann. dar-. Je größer diese Klasse ist, desto "angabenhafter" ist die betreffende Konstituente. Jacobs (1986) versteht Valenz als Sammelbegriff für eine Reihe von unabhängig voneinander wirksamen und auf verschiedenen Ebenen liegenden "Begleiterbindungsbeziehungen": je mehr Bindungsbeziehungen zwischen einem übergeordneten und einem von ihm abhängigen Ausdruck positiv spezifiziert sind, desto "valenter" ist diese Bindung. Zu erinnern ist hier natürlich auch an die Keenan/Comrie'sche Hierarchie der Zugänglichkeit syntaktischer Funktionen für Anhebungsprozesse wie Subjektivlerung, Passlvlerung, Relativsatzbildung (Keenan/Comrle 1977). Nach dem Parameter Transitivltät hierarchisieren Lakoff (1977), Hopper/Thompson (1980) und Dahl (1987) im Rahmen der Prototypentheorie. Kontinua semantlscher Rollen nach Parametern wie "Affectedness" und "Control" finden sich bei Comrie (1981). Ikegami (1987) und vor allem in der Seiler-Schule (Seiler 1985, Drossard 1985). In lokallstlsch fundierten Theorien semantischer Rollen schließlich wird mit dem Verzicht auf eine Trennung von "propositionalen" (ergänzungstypischen) und

"modalen" (angabentypischen) semantlschen Rollen auf der rollensemantlschen Ebene ebenfalls eine Gleichstellung von NP-Komplementen und Adverbialen erzielt, indem NP-Komplemente, POe und adverbiale PPen zunächst über grundlegend lokallstische Begriffsschemata wie 'Ruhe' und 'Bewegung' charakterisiert werden (Jackendoff 1987, Rauh 1988). Ziel dieser Arbeit soll also sein, aufgrund eines möglichst umfassenden Oberblicks über die semantischen und syntaktischen Eigenschaften von POen deren Stellenwert Im System verbdependenter Konstituenten zu bestimmen. Das erfordert ein methodisches Vorgehen, bei dem In den einzelnen Schritten immer wieder vergleichend auf die entsprechenden Eigenschaften von adverbialen PPen und Komplementen In reinen Kasus eingegangen wird. Daß dabei letztere notwendig etwas knapper abgehandelt werden als die POe, versteht sich aufgrund des Gegenstands von selbst. Das erste Kapitel der Arbeit setzt sich mit der Valenztheorie auseinander und geht der Frage nach, ob und wodurch sich POe In den einzelnen Valenzbindungseigenschaften von PPen in anderen syntaktischen Funktionen abgrenzen lassen. Dazu werden die geläufigen Testkriterien der Valenzliteratur am Gegenstand PP einer kritischen Prüfung unterzogen. In der Gliederung werden hier die von Heibig (1982) und speziell Jacobs (1986) herausgearbelten Valenzebenen zugrundegelegt und die einzelnen Testverfahren je einer Ebene zugeordnet. Gleichzeitig wird hier der Versuch einer Charakterisierung der von POen kodierten semantischen Rollen unternommen, und zwar immer in Hinblick auf die Rollencharakterisierung von NP-Komplementen und adverbialen PPen. Konstanz in Auftreten und Bedeutung einer Präposition Innerhalb einer Verbsubklasse wurden dabei soweit möglich berücksichtigt, ohne daß hier jedoch die These einer in allen Verwendungswelsen konstanten Bedeutung einer Präposition vertreten wird. Dabei wird sich zeigen, daß POe nur solche semantischen Rollen kodieren können, die in einem Kontinuum semantlscher Rollen, das durch die beiden konversen Prinzipien 'aktive Involvlertheit1 / 'Affizlertheit1 etabliert wird, unterhalb der nur von NPen kodierten Rollen Agens und Patiens stehen und gleichzeitig weit In den Bereich adverbialtypischer Rollen hineinreichen. Schließlich spielt das lokale System mit der Opposition statisch vs. dynamisch auch bei POen noch erkennbar eine Rolle . Im zweiten Kapitel der Arbeit werden syntaktische Eigenschaften von POen (wiederum in Abgrenzung zu denen von adverbialen PPen) untersucht, soweit sie nicht bereits in Kapitel l im Zusammenhang mit den einzelnen Valenztests abgehandelt sind. Die zentrale Fragestellung lautet dabei: haben POe und adverbiale

PPen unterschiedliche Interne Strukturen und gibt es Anhaltspunkte für eine Restrukturlerung von (V - (P - NP]1 zu [[V - P) - NP] bei POen? Die letzten beiden Kapitel der Arbeit sind den satzförmlgen Realisierungen von POen gewidmet. Die Im ersten Teil der Arbeit ermittelten Ergebnisse zur Rollensemantik von POen und zur PO-Verb-Semantlk sollen hier auf Ihre Auswirkungen auf die kategorlale Realisierung von PO-Sätzen, die Distribution von Platzhaltern und Bezugselementen und die Stellungsmöglichkelten der einzelnen PO-Satz-Typen hin überprüft werden. Zu PO-Sätzen existiert keine Spezlalliteratur; mitbehandelt werden sie in den Monographien zu komplexen Sätzen von Härtung (1986), Zlnt-Dyhr (1981) und Bech (1983) und In Arbeiten im GB-Rahmen zur Satzstruktur des Deutschen (Reis 1985. Pries 1985). Gerade In den letzten beiden sind eine Reihe von deskriptiven Unstimmigkeiten zu verzeichnen, die hier durch eine Unterscheidung zwischen Gliedsatz- und Gliedteilsatzstatus, Platzhaltern und Bezugselementen kompensiert werden sollen. Den jeweiligen Status sind spezifische Akzentmuster zugeordnet, die hier als "Gliedsatz-Akzentmuster" und "Gliedteilsatz-Akzentmuster" bezeichnet werden. Insgesamt soll in Kapitel 3 aufgezeigt werden, in welcher Welse die Faktoren kategoriale Füllung, Status, Stellungsmöglichkeiten und Platzhalter-/Bezugselement-Dlstribution interagieren und durch die Verbsemantik beeinflußt werden. Kapitel 4 schließlich beschreibt die Typen von PO-Sätzen im Einzelnen. Insbesondere Im Zusammenhang mit den Indirektheitstypen der selbständigen Satztypen werden hier auch pragmatisch-kommunikative Eigenschaften von Strukturen mit PO-Sätzen In stärkerem Maße berücksichtigt. Wenn diese Arbeit sich nicht streng einer bestimmten linguistischen Schule verpflichtet fühlt, hat das seine guten Gründe. Da der Gegenstand als zentrale Satzgliedfunktion In Forschungen der unterschiedlichsten Ausrichtungen behandelt wird, kommt man ohnehin nicht umhin, den Elfenbeinturm einer einzigen Schule zu verlassen. Hier sollte versucht werden, sich dem Gegenstand von möglichst vielen Seiten her zu nähern, um ein annähernd vollständiges Bild der Eigenschaften von POen und PO-Sätzen des Deutschen zu geben - und das bedingt eben auch unterschiedliche methodische Ansätze.

Zu den Daten: Die vorliegende Arbeit versteht sich nicht als Korpusarbeit In dem Sinne, daß ein geschlossenes Korpus von Belegen exhaustiv beschrieben und ausgewertet wird. Von einem homogenen Korpus auszugehen, war allein schon deshalb schwierig, well die untersuchten Strukturen textsortenspeziflsch unterschiedlich frequent sind. Als Quellen wurden neben Hörbelegen und ad-hoc-geblldeten Sätzen Belege aus Zeltungen und Zeltschriften (Süddeutsche, Zelt, Spiegel), die über einen längeren Zeitraum hinweg verfolgt wurden, Fachprosa hauptsächlich aus dem Bereich der Geisteswissenschaften und belletristischer Gegenwartsliteratur (Peter Handke, Christa Wolf, Christoph Meckel, Max Frisch, Botho Strauß, Elfriede Jelinek, Peter Weise) herangezogen. Insbesondere für Kapitel 2.6 und 2.1 wurden Belege aus Korpora authentischer gesprochener Sprache (Freiburger Korpus, Brons-Albert 1984) oder nahezu authentischen Niederschriften (Bottropper Protokolle, Wallraff 1986) erhoben (vgl. Fußnote 2-13). Die Liste ist nicht vollständig; einzelne Belege kamen aus den verschiedensten Quellen hinzu. Durch die Auswahl der Quellen aus unterschiedlichen Textsorten sollte ein einigermaßen repräsentativer Querschnitt des Deutschen der Gegenwart ermöglicht werden. Die Belege In Kapitel 3 und 4 entstammen zum überwiegenden Teil wissenschaftlicher Fachprosa und Zeltungen. Insbesondere in Kapitel l wurden zur Illustration verhältnismäßig einfacher Strukturen häufiger ad-hoc-geblldete Sätze verwendet. Daß auf ad-hoc-Blldung von Sätzen und bei Gegenüberstellungen auch auf Manipulation von Belegen nicht ganz verzichtet wurde, bzw. auch nicht verzichtet werden konnte, hat mehrere Gründe. Nicht jeder Beleg Ist ein Beweis. Authentizität garantiert nicht Akzeptabllität und enthebt den Linguisten nicht der Beurteilung durch muttersprachliche Kompetenz. Für die Belege in den Kapiteln 2.1. 3 und 4 mußten ohnehin die Intonatorischen Eigenschaften hinzuinterpretiert werden. Im methodischen Vorgehen kann beim gegebenen Untersuchungsgegenstand nicht darauf verzichtet werden, Belege systematisch abzuwandeln, um Faktoren herauszufiltern, die mit bestimmten Eigenschaften einer Struktur in Zusammenhang stehen. Aus authentischen Belegen lassen aber sich nur In den seltensten Fällen "diagnostische" Minimalpaare zusammenstellen. Aus diesen Gründen wurde im einzelnen auch auf Quellenangaben verzichtet. Lediglich in Kapitel 2.6.3 wurden die Quellen der nichtstandardsprachlichen Belege verzeichnet. Für die Beurteilung der Akzeptabilität wurden hier vier Stufen angesetzt: akzeptabel (nicht gekennzeichnet), nicht-akzeptabel (durch Asterisk markiert) und

zwei Zwischenstufen (durch ein bzw. zwei Fragezeichen markiert). Letzteres ist hauptsächlich bei direkter Gegenüberstellung von Beispielen mit Akzeptabilitätsunterschieden relevant. Die Bewertungen geben also in erster Linie relative Abstufungen wieder. Bei nicht-standardsprachlichen Belegen, in deren Beurteilung ich unsicher war, habe Ich zusätzlich Informanten befragt. Das gilt auch für die ad-hoc-gebildeten extrem marginalen Reflexivlerungskonstruktlonen In 2.6, für die elliptischen Strukturen in 2.6.2 und für die Belege mit "diskontinuierlichen Pro-PPen" (da weiß Ich nichts von) in 2.6.3, für die ich als süddeutsche Sprecherin nicht über volle muttersprachliche Kompetenz verfüge. Der Beschreibung der Akzentdistribution bei den Platzhaltern und Bezugselementen von PO-Sätzen in Kapitel 3 liegen schriftliche Tests und mündliche Umfragen unter Informanten zugrunde. Da ich versucht habe, mich auf Beispiele zu beschränken, in denen die Akzentdistribution weitgehend klar ist und von den Informanten mit nur wenig Abweichungen einheitlich beurteilt wurde, bzw. im schriftlichen Test die Akzente unter weitgehender Übereinstimmung zugeordnet wurden, werden die Testbedingungen hier nicht detailliert dargestellt. In den Beispielen wurde der jeweils untersuchte Gegenstand - also in aller Regel ein PO oder PO-Satz - unterstrichen. Obligatorlzität einer Konstituente wurde durch Asterisk v o r einer Klammer markiert, Ungrammatikalität des Auftretens einer Konstituente im gegebenen Kontext durch Asterisk i n der Klammer. Alternativen sind in der üblichen Notation duch Schrägstriche abgetrennt. Akzentsilben sind durch Großschreibung markiert. Dabei wurde auf eine Kennzeichnung unterschiedlicher Stärkegrade verzichtet; wo diese relevant sind, werden sie im Text erklärt.

8 1.

VALENZEIGENSCHAFTEN

VON POen UND PO-VERBEN

Die syntaktische Funktion PO und die Kategorie PP sind nicht immer korrellert. Ebenso wie POe neben der kategorialen Realisierung als PP oder Pro-PP auch satzförmlge Realisierungen erlauben, ist umgekehrt das PO nur eine der möglichen syntaktischen Funktionen, die kategorial durch eine PP realisiert sein können. S y n t a k t i s c h e

F u n k t i o n

PO

PP

(1-1)

Ich furchte mich weder vor Hölle noch Teufel.

Pro-PP

(1-2)

Aber darüber weiß ich so gut wie nichts.

daß-Sxtz (1-3) Das hat sich daraus ergeben, daß wir alle drei dort wohnen. ofr-Satz

(1-4)

Aber nachdem Hiroshima verglühte, konnte man schlecht achthaben, darauf, ob Schriftsteller auch wirklich der von ihnen angesehenen Beschäftigung nachgingen.

(1-5)

Nun sann der Vogel darauf, könnte.

wie Land geschaffen

werden

freier p-Relativsatz (1-6) Woran selbst die Bosheit nicht mehr glaubt, glaubt am Ende immer noch die Albernheit. Infinitiv (1-7)

Ehe er slchs versah, hatte er sich damit abgefunden, Schriftsteller zu sein unter vielen.

ein

abhängiger Verbzweiteatz

(1-8)

Niemand solle sich darauf verlassen, es werde schon alles eutgehen.

reiui-Satz (1-9) HeJ, die Maschine kann doch nichts dafür, richtig mit ihr umgehen können.

wenn sie nicht

K a t e g o r i a l e

F ü l l u n g

P P

PO

(1-10)

Heinrich, mir graut's vor dir.

Lokalergänzung

(1-11)

Ruhte nicht überall der Fluch der gottverlaßnen Unnatur auf solchem Volke!

Direktlonalergänzung

(1-12)

So kam ich unter die Deutschen.

Lokalangabe

(1-13)

Ein Besichtiger würde am Schwarzenberzolatz umkehren.

Temporalangabe

(1-14)

Am Xanthos las in griechischer Zeit die Stadt.

Modalangabe

(1-15)

Die Sonne tönt nach alter Weise.

Instrumentalangabe

(1-16)

Barbaren von alters her, durch Fleiß und Wissenschaft selbst durch Religion barbarischer geworden

und

Komltativangabe

(1-17)

Mit den Kindern fahren wir in den Wienerwald.

Kausalangabe

(1-18)

Wesen dieser Vorkommnisse habe ich graue Haare bekommen.

Konditionalangabe

(1-19)

Bei schönem Wetter gehen wir ins Gänsehäufl.

Finalangabe

(1-20)

Zur Erholung fahren wir ins Burgenland.

Subjektsprädikativ

(1-21)

Es 1st besser, sagt ich mir, zur Biene zu werden und sein Haus zu bauen in Unschuld.

Objektsprädikativ

(1-21)

Man hält mich für einen gelehrten Mann.

Präpositionalattribut

(1-22)

Ihr habt den Glauben an alles Große verloren.

Teil eines Verbalkomplexes

(1-23) Ich bin auch nicht auf den Mund gefallen.

10

Als "Hauptfunktion einer Präpositionalgruppe" nennt die Akademiegrammatik das Adverbial. 1 Auch die Umkehrung gilt: "Die allgemeine Realisierungsform des Adverblals 1st die PG" [Präpositionalgruppe, EBJ (Heidolph/Flämlg/Motsch 1981:377). Tatsächlich stellt die Abgrenzung der POe von den adverbialen PPen das größte Problem bei der Eingrenzung des Gegenstandsbereichs dar. Außer acht gelassen wurden hier I'Pen mit Präpositionen, die nicht als verbspezifische Präpositionen von POen auftreten können: Postpositionen (zufolge, entsprechend etc.), Zlrkumposltionen (von ... an, um ... willen etc.), genitivregierende Präpositionen (längs, jenseits, anläßlich, laut, bezüglich etc.), denominal und deverbal abgeleitete Präpositionen (kraft, trotz, während, betreffs, entsprechend, laut, infolge, aufgrund etc.), sowie die Präpositionen ab, seit, neben, wider und bis.2 Damit können nicht nur einzelne Adverbiale, sondern auch einige Adverbialklassen von vornehereln ausgegrenzt werden: Zeitdauerangaben (seit 1)

2)

Die hier verwendete Klassifizierung und Terminologie der adverbialen Subklassen entspricht weltgehend traditionellen Konventionen (vgl. etwa DUDEN 1984, Heidolph/Flämig/Motsch 1981, Droescher 1974). Da hier für die Gegenüberstellung von einzelnen adverbialen Subklassen und POen nur weitgehend "prototypische" Vertreter einer Subklasse herangezogen werden, wird auf eine Diskussion der Abgrenzung der einzelnen Subklassen untereinander im folgenden nicht näher eingegangen. Die Kategorislerung von bis als Präposition 1st nicht unproblematisch, da es nicht die typischen Rektionseigenschaften von Präpositionen aufweist. Steht bis in Verbindung mit einer anderen Präposition, wird der Kasus der nachfolgenden NP von dieser bestimmt (bis nach den Ferien, bis gegen das Tor). In Verbindung mit den dativ- und akkusativregierenden Präpositionen an, auf und vor scheint bis aufgrund seiner Bedeutung "Ausdehnung" allerdinge die Kasuszuweisung zu beeinflussen, da auch in Abhängigkeit von Zustandsverben Akkusativ selegiert werden kann. (1) Er fährt vor das Haus. (2) Er steht vor dem Haus. (3) Er fährt bis vor das Haus. (4) Die Truppen stehen bis vor die Grenze. Man wird bis in dieser Verwendung zweckmäßigerweise als eine für PPen subkategorislerte Präposition klassifizieren. Von adverbialen Modifikatoren wie lange (nach dem Krieg), hoch (über dem Dach), nahe (bei der Schule) ist Ws aufgrund seiner inhärenten Relationalität unterschieden. In Verbindung mit unflektierten NPen wird die Kasusrektion allein an einer Apposition ersichtlich - ein eher unsicheres Kriterium, da besonders dativische Appositionen nicht immer mit ihrem Bezugsnomen im Kasus kongruieren. Schwankungen zwischen Dativ und Akkusativ sind deshalb nicht überraschend. ( ) ..gelangt vorderhand bis Landquart, einer kleinen Alpenstation. (6) ..bis 1954, dem Jahr seines Todes (7) ..bis Dienstag, den 3. September (Bsp. aus Duden 1984:362 u. 366) Auch die norddeutschen Sprechern geläufige Bildung Ws dieser Tage zeigt, daß bezüglich der Rektionseigenschaften von bis keine klaren Intuitionen vorliegen.

11

zehn Jahren, bis zum nächsten ersten), Temporalergänzungen (bis nächste Woche dauern), konzessive Adverbiale (trotz des schlechten Wetters). Problemlos 1st auch die Abgrenzung von den bereichslimitierenden Adverbialen, da diese entweder mit genitivregierenden Präpositionen (bezüglich, hinsichtlich) gebildet werden, oder aufgrund einer spezifischen lexikalischen Füllung der NP (in dieser Hinsicht, in Hinblick auf, in Bezug auf) erkennbar sind, überdies haben bereichelimitierende Adverbiale eine relativ klar abgegrenzte Klassenbedeutung, die Im PO-System nicht auftritt. POe sind beschränkt auf die diachron ältere Schicht von morphologisch einfachen, dlachron In der Regel aus Lokaladverbien entstandenen Präpositionen an, auf, aus, durch, für, gegen, In, mit, nach, über, unter, um, von, vor und zu. Nur vereinzelt treten bei POen die Präpositionen hinter (hinter ein Geheimnis kommen) und zwischen (zwischen A und B unterscheiden) auf. Neben den Problemen mit adverbialen PPen ergeben sich mitunter auch bei der Abgrenzung der POe von Präposltlonalattributen Probleme. In "Streckverbindungen" wie ein Gespräch führen (über), einen Blick werfen (auf), Angst haben (vor), Mißtrauen hegen (gegen), die Flucht ergreifen (vor), eine Stellungnahme abgeben (zu), Forderungen stellen (nach), Maßnahmen treffen (für) etc. kann die Grenze zwischen PO In Abhängigkeit von einem komplexen Prädikat und Präposltlonalattrlbut In Abhängigkeit von einer Akkusativ-NP nicht immer klar gezogen werden. Auf prädikative PPen soll im weiteren nicht näher eingegangen werden. Bei adverbialen PPen in prädikativen Strukturen (in Sorge sein, nicht ganz bei Trost sein, Im Eimer sein, an der Reihe sein, ohne Bedeutung sein etc.) verhindert die Kopula Verwechslungen mit POen, und es besteht keinerlei Beziehung der formalen Spezifizität zwischen Kopula und Präposition. Ein Sonderfall liegt bei werden zu vor, das Insofern Vollverb- (PO-Verb-)Elgenschaften aufweist, als die Kopula hier tatsächlich die Form des Prädikativs zu bestimmen scheint. Andererseits hat werden auch In dieser Struktur die kopulatypische Stellungsbeschränkung, (l -24) ?? Geworden ist Leo zum Tiger / Linguist / blaß, (l-25) Gewartet hat Leo auf Anna. und die Gesamtstruktur hat eindeutig prädikative Bedeutung: Dem Subjektsdenotat wird über die Kopula eine Eigenschaft zugewiesen. Man muß also wohl davon ausgehen, daß Subkategorisierung auch bei Kopula-Verben vorliegen kann - im

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Unterschied zu Vollverben aber bei elnundderselben Verbbedeutung nicht in Jeder Konstruktion vorliegen muß.3 Zu den Subjektsprädikativen weitgehend parallele Verhältnisse liegen bei den Objektsprädikativen vor. Zum einen kann eine PP mit adverbialer Bedeutung und nicht-spezifischer Präposition - neben Adjektiven und NPen - eine mögliche kategorlale Realisierung eines Objektsprädikativs sein, wobei bei einigen Verben als und für als "Anknüpfungepartikeln" (Pütz 1982) auftreten müssen. Neben dieser für PO-Verben untypischen kategorialen Variierbarkeit der Komplementstelle verbietet auch das Auftreten von zwei Präpositionen eine Beschreibung von halten für als PO-Verb.« 3)

4)

Vergleichbar sind die prädikativen Strukturen vom Typ des Wahnsinns sein, bei denen zwischen Kopula und genitivischem Prädikativ ebenfalls eine Rektionsbeziehung besteht. Übrigens scheint es zwischen werden + PP-Prädikativ und werden + NPPrädlkativ einen leichten Unterschied Im Bereich des Mitbehaupteten zu geben. (1) Wenn ich hier welter den Computer abstauben muß, werd' Ich noch zur Putzfrau. (2) Clementine wird Putzfrau / ? zur Putzfrau. (l) impliziert eine Veränderung von Eigenschaften des Subjektsdenotats In Richtung auf eine Üblicherwelse auf dieses nicht zutreffende Eigenschaft eine Art Resultat eines kausativen machen zu -, während (2) in dieser Hinsicht neutral 1st. Dazu würde passen, daß in werden + PP-Prädlkatlv die PP häufig metaphorisch verwendet 1st und damit auf Sachverhaltsebene nur eine vorübergehende Eigenschaft des Subjektsdenotats bezeichnet. Bel NPförmigen Prädikativen sind solche Metaphern nur schlecht möglich. (3) In Troja wurde Achill zum Vieh / zum Tleer / zur Sau / ? ein Vieh / ? ein Tiger. Nach Pütz (1982) sind Objektsprädikative wie (1-26) bis (1-29) via SubJekt-zu-Objekt-Raising aus Einbettungen prädikativer Strukturen abzuleiten. Evidenz für die Raising-Analyse - und damit gegen eine Ableitung über Equl-NP-Tllgung - sieht Pütz in der Tatsache gegeben, daß das Oberflächenobjekt zwar in Subkategorisierungsbeziehung zum Objektsprädikativ steht, Subkategorisierungsbeziehungen zwischen Uatrixprädlkat und Oberflächenobjekt dagegen verletzt sein können. (1) "Alle Anwensenden empfanden die Bemerkung. Die Bemerkung war unter der Gürtellinie. Der Beschreibungsweg, den Pütz für die Raising-Analyse wählt, macht allerdings bei halten Schwierigkeiten, da hier die entsprechende Paraphrase, mit der Pütz als zugrundeliegender "Tiefenstruktur" operiert, zu einer ungrammatischen Struktur führt. (2) Alle Anwesenden halten: Die Bemerkung 1st unter der Gürtellinie. Bei erklären ist die entsprechende Paraphrase dagegen problemlos. (3) Ich erkläre die Sitzung für beendet. Ich erkläre: Die Sitzung ist beendet. Nun darf man wohl die derart ermittelten "Tiefenstrukturen" nicht als konkrete Sätze des Gegenwartsdeutschen hinsichtlich Ihrer Grammatikalltät bewerten; andererseits tut Pütz genau dies, wenn er aus der (Un-)Grammatlkalltät solcher Paraphrasen Kriterien für die Verteilung von Raising und Equi-NP-Tilgung ableitet. Nimmt man die Ungrammatikalität der Paraphrase

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(1-26)

Alle Welt hielt ihn völlig zu Unrecht für von Sinnen / für genial / für einen Generatlvisten. (1-27) Man vermutete den vermißten Doktoranden ('für / 'als) auf einer einsamen Almhütte in den Dolomiten. (1-28) Alle Anwesenden empfanden die Bemerkung '(als) unter der Gürtellinie / eine schwere Beleidigung / saugrob. Zum anderen scheint mit machen zu das entsprechende kausative Verb zum Subjektsprädikativ bei werden zu vorzuliegen. Kategorlal kann die ObjektsprädikativStelle bei machen allenfalls noch mit Adjektiven besetzt werden (Jdn. fertig machen, kaputt machen), wobei die Grenze zu Inkorporation Ins Verb und Kompositabildung fließend 1st. Eine Ableitung über Raising scheint bei diesem Verb jedenfalls ohne weiteres möglich; zwischen Matrixprädikat und dem Oberflächenobjekt muß dabei keine Subkategorisierungsbeziehung bestehen. (1-29) Eugens Lust an Formalismen macht seine Arbeit zu einem unleserlichen Werk. Eugens Lust ... macht: seine Arbeit 1st ein unleserliches Werk. Die Bedeutungsverwandtschaft mit resultatlven Objektsprädikativen (sie tanzt ihre Absätze schief, prügelt den Knüppel in Stücke / entzwei, spielt ihren Partner an die Wand etc.), 1st ebenfalls nicht zu übersehen. Da andererseits aber Im Unterschied zu den PP-förmlgen Prädikativen mit adverbialer Bedeutung die Präposition zu bei machen zu formspezifisch ist, hat machen zu gleichzeitig POVerb-Elgenschaften. Als Valenzträger von POen können Verben, Adjektive in prädikativen Strukturen und komplexe Prädikate auftreten. Von einer Beschreibung der Valenzbeziehungen im Nominalberelch wurde hier abgesehen, da teilweise andere Bedingungen herrschen als Im Verbalberelch (Weglaßbarkeit,9 Stellungsverhalten) und sich Regu-

5)

bei halten für + Prädikativ ernst, müßte man bei für eine Art Doppelfunktion ansetzen: einerseits als Anknüpfungspartikel für das Objektsprädikativ wie in erklären für, charakterisieren als, ansehen als etc., andererseits als zum Verb gehörig die Verblesart steuernd - und das wäre tatsächlich eine Eigenschaft von Präpositionen bei PO-Verben. Hit obligatorischer Valenz des Nomens In seltenen Fällen rechnet Sandberg (1979). Dagegen Sommerfeldt/Schreiber (1977) und Schippan (1967). Sie gehen davon aus, daß Nomina prinzipiell nur über fakultative Valenz verfügen und mit Hilfe geeigneter Kontexteinbettungen j e d e s Attribut weggelassen werden kann. Solche weglaßfreundlichen Kontexte kann man etwa mit einem Demonstrativartikel erzielen. So sind PPen, die als Ergänzungen zu relationalen Verben absolut obligatorisch sind (abhängen von, sich unterscheiden von) als Attribute zu den entsprechenden Nominallsierungen unter dieser Bedingung immer weglaßbar (diese Abhängigkeit, dieser Unterschied). Das gilt auch für valenznotwendige Akkusativobjekte. (1) Griechenland fordert eine finanzielle Ausstattung aus der EG-Kasse von etwa 5,6 Milliarden Mark für die nächsten fünf Jahre. Diese Forderung wird vor allem von den nördlichen EG-Ländern für überzogen gehalten.

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larltäten in der Kombinatorik von (Sub)klassenzugehörlgkelt des Valenzträgers und spezifischer Form der Ergänzung bei nominalen Valenzträgern nicht mit den für verbale Prädikate gültigen Kategorien beschreiben lassen. Da valenzbedingte Präposltlonalattribute nicht nur über Nomlnallslerung von PO-Verben abgeleitet werden können, sondern im Verbalbereich Kasusobjekten entsprechen können oder überhaupt keine Entsprechung im Verbalbereich haben, 6 würde ein Miteinbeziehen von Nominalvalenz über den Rahmen dieser Arbeit hinausgehen. Hauptproblem bei der Beschreibung des Gegenstands bleibt damit die Abgrenzung der POe von den adverbialen PPen. Fast in der gesamten Valenzliteratur seit Tesnlere war sie der Prüfstein für die deskriptive Adäquatheit der jeweils gewählten valenztheoretischen Varianten und wurde mit zahlreichen Testverfahren zu leisten versucht. Im Idealfall ist ein solcher Test dann geeignet, POe als "valenzgeforderte Ergänzungen" von den adverbialen "freien Angaben" zu scheiden. Nun liegen aber dem Valenzbegriff selbst mittlerweile völlig uneinheitliche Konzeptionen zugrunde, 7 die sich allenfalls noch in der Vorstellung einer besonderen 6)

Valenzbedingten Präpositionalattributen können im Verbalberelch entsprechen: PRÄPOSITIONALOBJEKT: die Abstammung vom Affen - vom Affen abstammen AKKUSATIVOBJEKT: die Reue aber die Tat - die Tat bereuen DATIVOBJEKT: die Ähnlichkeit mit dem Affen - dem Affen ähneln GENITIVOBJEKT: der Bedarf an guten Ideen - guter Ideen bedürfen SUbJEKT:dle Möglichkeit zur Flucht - die Flucht ist möglich Ohne Entsprechung im Verbalbereich: das Recht auf Vertagung, die Frist zur Herbeischaffung der Urkunde, ein Buch über Deutschland etc.

7)

Zu diesem Thema Hegt eine Fülle von Literatur vor, die hier nicht immer in einzelnen besprochen werden soll, da sie besonders in Hinblick auf die einschlägigen Testverfahren vielfach Wiederholungen zeigt. Speziell zu POen sind die wichtigsten Abgrenzungsverfahren bereits bei Heringer (1968), Steinitz (1969) und Brlnker (1972) diskutiert. Unter der Bezeichnung "verbspezifische Präpositionalangaben" untersucht Engelen (1975 u. 1970) Grenzfälle von PPen, die sich teilweise wie POe, teilweise wie adverbiale Angaben verhalten. Eine stärkere Anbindung der POe an die Bedeutung von adverbialen PPen versuchen Lerot (1982) mit einer Hypothese der "semantischen Kongruenz" zwischen Verb und Präposition und Erome (1981) mit an die Präposition gekoppelten "Interpolationsprädikaten" (vgl. ausführlicher 1.2). Zu Valenz in der Lexikographie vgl. die Valenzwörterbücher von Heibig/Schenkel (1973). Engel/Schumacher (1978) (=KVL) sowie den im Zusammenhang mit letzterem entstandenen Sammelband, herausgegeben von Schumacher (1976). Im neuen Valenzwörterbuch von Schumacher (Hg.) (1986) sind die Einträge nach Wortfeldern angeordnet. Im Rahmen der Kategorlalgrammatik wird Valenz diskutiert in Günther (1976 u. 1978). Zur Kritik am traditionellen Valenzkonzept vgl. Th. Ickler (1986) (unter Bezug auf die Fremdsprachendidaktik), Vater (1978) und Heringer (1984) mit einem Gegenentwurf. Obersichten zur Valenzdiskussion bieten Heibig (1982) und Jacobs (1986).

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Art der Bindung eines untergeordneten Ausdrucks an einen ihm unmittelbar übergeordneten Ausdruck zur Deckung bringen lassen - die ursprüngliche Tesnleresche Chemie-Metapher. Wenig Konsens herrscht aber darin, was nun genau das Spezlfikum dieser Bindung ist und auf welcher sprachlichen Ebene sie realisiert wird: auf der Ebene der morphosyntaktischen, rollensemantischen, merkmalssemantlschen oder logischen Charakterisierung oder auf einer pragmatischen Ebene der kommunikativen Notwendigkeit. In jüngerer Zeit ist dabei die Vielgesichtlgkelt des Valenzbegriffs selbst durchaus zum Gegenstand metatheoretischer Erwägungen geworden, ohne daß Jedoch Einigung darüber erzielt werden konnte, ob und gegebenenfalls welche der genannten Ebenen vorrangig für das Vorliegen einer Valenzblndung 1st und welche Konsequenzen für den Valenzbegriff daraus zu ziehen wären. Daß Valenz bisher als Sammelbegriff für unterschiedliche syntagmatische Relationen auf mehreren Ebenen verwendet wurde, haben insbesondere die Arbeiten von Heibig (1982), Vater (1978) und Jacobs (1986) gezeigt. Nach Jacobs (1986) sind diese Relationen grundsätzlich voneinander unabhängig und treten allenfalls in den klassischen Beispielen der Valenzliteratur - Akkusativobjekt eines transitiven Verbs vs. freie Temporal- oder Lokalangabe - kombiniert auf. Jacobs möchte deshalb den Begriff Valenz als unfruchtbares linguistisches Konzept gestrichen wissen. Als Alternative zur Streichung bietet sich dann ein gradueller Valenzbegriff an: Je mehr syntagmatlsche Relationen in einer Dependenzbezlehung zwischen zwei Konstituenten positiv spezifiziert sind, desto enger ist die Bindung des abhängigen Ausdrucks an den übergeordneten Ausdruck, desto "valenter" ist die Beziehung.8 Eine solche Fassung des Valenzbegriffs würde es erlauben, Unterschiede in der Bindungsstärke zwischen verschiedenen syntaktischen Funktionen etwa in Form einer Matrixdarstellung herauszuarbeiten. Grenzfälle, die die traditionelle Valenztheorie immer wieder vor große Probleme stellten und zu Hybridtermini wie "verbspezifische Angabe" (Engelen 1975) oder "fakultative Ergänzung" (Heibig/ Schenkel 1973) geführt haben, wären in einem graduellen Valenzkonzept kein Problem mehr. Im Folgenden sollen die einzelnen aus der Valenzdiskussion abstrahlerbaren Bindungsbeziehungen auf ihre Relevanz für die Beschreibung der POe und ihre Abgrenzung von Adverbialien und NP-förmigen Argumenten hin überprüft werden.

8)

Vorschläge, auf die Scheidung zwischen Ergänzungen und Angaben zu verzichten und statt dessen graduelle Abstufungen In der Bindungsstärke zwischen übergeordnetem und abhängigem Ausdruck anzunehmen, sind In der Valenzliteratur nicht neu. Vgl. etwa Vater (1978) und Heringer (1984).

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üabei wird sich auch Immer die Frage stellen, ob diese Bindungsbeziehungen tatsächlich voneinander unabhängig sind, oder ob nicht doch teilweise Interdependenz der Art gegeben ist, daß Vorhersagen der Form 'Wenn zwischen zwei Ausdrücken A und B ein Bindungsbeziehung X auf der Ebene l besteht, dann besteht zwischen diesen Ausdrücken auch eine Bindungsbeziehung auf der Ebene j' getroffen werden können. Zur Gefahr des Zirkels: Wenn im Folgenden von valenzgebundenen und nicht-valenzgebundenen Konstituenten die Rede 1st, beziehe ich mich damit auf Klassifizierungen für Fälle, die in der Valenztheorie weitgehend unangefochten sind. Dazu gehört etwa im Bereich der PPen die, daß das PO in dem Ausdruck auf Peter warten valenzgebunden ist im Gegensatz zur freien Lokalangabe in dem Ausdruck auf der Hansastraßc warten. Diese Grundannahmen sind nicht unverzichtbar, wenn man zum einen herausarbeiten will, aufgrund welcher Valenzbindungseigenschaften sich diese Konstituenten unterscheiden, und zum anderen PPen, deren Einordnung problematisch ist, erfassen möchte. Die klassischen, unangefochtenen Beispiele der Valenzllteratur müssen als Orientierungspunkte fungieren, sei es dafür, daß man innerhalb der einzelnen Valenzbindungseigenschaften Grenzen zwischen valenzgebunden und nlcht-valenzgebunden ziehen will, sei es dafür, daß man Eckwerte auf einer Skala gleitender Bindungestärke festmachen will. Die Konsequenzen, die sich daraus für den Valenzbegriff ergeben - Beibehaltung, Modifizierung, Neuformulierung oder Streichung -, können Jedenfalls frühestens dann gezogen werden, wenn sämtliche im Rahmen der Valenztheorie benützten linguistischen Beschreibungsgrößen an einem sprachlichen Gegenstand auf ihre Adäquatheit hin gemessen werden. Dazu ist es aber methodisch nötig, zunächst von den Vorannahmen dieser Theorie auszugehen.

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1.1

Notwendigkeit

Eine Relation der grammatischen Notwendigkeit zwischen zwei Konstituenten X und liegt vor, wenn in einer Dependenzbeziehung eine abhängige Konstituente X aufgrund der lexikalischen Füllung der Obergeordneten Konstituente nicht weggelassen werden kann, "ohne daß die dadurch entstandene Struktur bei gleichbleibender Interpretation von ungrammatisch wird" (Jacobs 1986:18). In der Valenzliteratur in der Nachfolge Bondzlos und Helbigs wird Notwendigkeit als "quantitative Valenz" auf der "Ebene der syntaktischen Valenz" beschrieben. Sie gilt in der gesamten Valenzdiskussion als weitgehend unangefochtenes Kriterium für das Vorliegen einer Valenzbindung. Das entsprechende Testverfahren, mit dessen Hilfe sich das Vorliegen von grammatischer Notwendigkeit überprüfen läßt, 1st unter den Bezeichnungen "Weglaßprobe" und "Abstrichmethode" geläufig. Es ist insofern nicht ganz unproblematisch, als damit auf unterschiedliche Arten von Wohlgeformtheit rekurriert werden kann, bezüglich derer eine Konstituente in unterschiedlichem Maße weglaßbar sein kann. Es müßte also jeweils präzisiert werden, auf welcher Ebene von Wohlgeformtheit Nlcht-Weglaßbarkeit einer Konstituente ausschlaggebend ist für das Bestehen einer Relation grammatische Notwendigkeit, welche Kontexte also als Testumgebungen in Frage kommen. Wenn ein Testverfahren geeignet sein sollte, die In der Valenzliteratur einheitlich anerkannte Trennung zwischen dem valenzgeforderten Akkusativobjekt eines transitiven Verbs und einer freien Temporalund Lokalangabe zu bestätigen, sollten Kontexte, in denen Konstituenten weglaßbar sind, die übereinstimmend als valenzgeforderte Ergänzungen eingestuft werden, systematisch ausgefiltert werden als für das Vorliegen einer Relation grammatische Notwendigkeit nicht ausschlaggebende Umgebungen. Als nicht diagnostisch fallen damit zunächst lexikalische Ellipsen weg, die eine spezifische idiomatische Lesart des Verbs bedingen. Von solchen Ellipsen können POe ebenso betroffen sein wie Kasusobjekte oder Adverbiale. (1-31) Die Henne legt (Eier). (1-32) Maradona verwandelt den Eckball sicher (in ein Tor). (1-33) Harry trinkt (Alkohol). (1-34) Papst-Berater: Jetzt packe ich (meine Geheimnisse) aus! (1-35) Wer gibt (den Spielern Karten)? (1-36) Ede sitzt (im Gefängnis). Textsortenspezlfische Ellipsen (1-37) Ankomme Freitag den dreizehnten.

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wären hier ebenso zu berücksichtigen wie fachsprachliche Verwendungen eines Verbs.9 (l -38) Maradona wirft (den Ball) ein / schießt ab / köpft ein. (l -39) Maler hält (den Ball), (1-40) Uneinheitlich tendierten die Aktien des Maschinenbaus. Die weggelassenen Ergänzungen können bei diesen Ellipsen kontext- und situationsunabhängig aus dem Sachwissen heraus erschlossen werden. Die Form des ergänzten Ausdrucks 1st nicht variabel. Unter Umständen mag es aber Oberhaupt nicht mehr sinnvoll sein, eine vorliegende Struktur als Valenzreduzierung oder unterwertigen Gebrauch aus einer zugrundeliegenden potentiell höherwertigen Verbvalenz abzuleiten, sondern man wird lieber von polysemen Verben oder Bedeutungsvarianten eines Verbs mit unterschiedlicher Valenzstruktur sprechen. Hier gibt es natürlich verschiedene Abstufungen von Bedeutungsnähe. (l-41 a) Ein Hund ist in die Schlucht gefallen! (l-41b) Hongkongbank-Aktien weiter gefallen! (l-41c) Unser Vater ist bei El-Alamein gefallen. (l-41d) Die Entscheidung 1st gefallen. (l-42a) Manschen geht in die Schwimmschule. (l-42b) Geht die Uhr noch? (l-42c) Wie geht's? - Danke, es geht. Ein Anzeichen für Polysemie und gegen Valenzreduktion ist sicherlich die fehlende Ergänzbarkelt zur "vollen" Valenz der a-Strukturen in den b-, c- und dFällen. Es geht in (42c) wäre unter diesem Gesichtspunkt dann wieder eine lexikalische Ellipse zu es geht (weder gut noch schlecht). Die Existenz solcher lexikalischer Ellipsen und Bedeutungsvarianten mit niedrigerer Wertigkeit erlaubt also nicht, etwa das Akkusativobjekt des Verbs legen oder das PO des Verbs verwandeln in grundsätzlich als weglaßbare Konstituenten einzustufen. Damit zeigt sich bereits, daß die Valenz eines Verbs wohl nur in den seltensten Fällen qua Lexikoneintrag umgebungsunabhängig festgelegt werden kann, sondern daß der Teil eines Lexikoneintrags, der die Argumentstruktur eines Verbs beschreibt, immer bereits auf bestimmte Kontexte Bezug nimmt und andere ausschließt. Da lexikalische Ellipsen ebenso wie die Existenz von Bedeutungsvarianten mit unterschiedlicher Valenzstruktur idiosynkratische Phänomene sind, könnte dem nur mit Je eigenen Lexikoneinträgen begegnet werden, was natürlich zu einer erheblichen Aufschwellung des Lexikons führt.

9)

Zu textsortenspezifischen und fachstilspezlfischen Verbvalenz vgl. Nlkula (1986) und Sadzinski (1985).

Ausprägungen

von

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Problematischer sind die Fälle von Indefiniten Ellipsen,10 da sie nicht immer mit einer klaren Änderung der Verblesart verbunden sind. Indefinite Ellipsen sind wie die lexikalischen Ellipsen unabhängig vom weiteren Kontext oder der Situation Interpretlerbar. Unter dem Aspekt der Sprachproduktion erscheint die Vorstellung einer Valenzreduzierung oder Ellipse hier unangebracht, da nicht eine bestimmte Ergänzung des Verbs getilgt wird, sondern dessen Valenz nicht voll ausspezifiziert wird, so daß sich eine Veränderung der Verblesart hin zu einer absoluten Lesart ergeben kann; bei Nicht-Realisierung eines Akkusativobjekts etwa ändert sich die Verblesart von einer Handlungsverb- zu einer Tätigkeitsverb-Lesart. Der Sprecher hat dabei weniger das Ziel einer Handlung im Auge als den "Modus der auszuführenden Tätigkeit" (Steinitz 1969:24). Bei Ellipsen von Indefiniten POen 1st ein Lesartenwechsel von der Deutlichkeit, wie er bei Ellipsen von indefiniten Akkusativobjekten auftritt, nicht feststellbar. Zur Rekonstruktion der vollen Valenz kann bei indefiniten Ellipsen nur ein Indefinitpronomen Ürgend)Jemand, (irgend)etwas auftreten. Saebo (1984) unterscheidet sie als "existenzquantorgebundene Variablen" von den "freien Variablen", die bei definlten Ellipsen zu ergänzen sind. Solche Ergänzungen sind natürlich nur ein operationaler Notbehelf zur Ermittlung der Valenzstruktur und haben keine Entsprechung Im konkreten Sprachgebrauch. Zwischen Indefiniten Ellipsen und bestimmten syntaktischen Strukturen (Modalverben, Modaladverbiale, kontrastierende Negation, Passiv) besteht eine deutliche Affinität; indefinite Ellipsen sind jedoch nicht auf diese Kontexte beschränkt. (1-43) Diese Fotografien erinnern. Die Zeit hat sie ihrer Aufgabe zu appellieren entledigt. Sie klagen nicht an. (Bsp. aus Th.Ickler 1985: 364) (1-44) Johanna blieb in Paris, setzte das Gleichmaß ihrer Tage fort. Aß, trank, träumte, schlief. (1-45) Wer sucht, der findet. (1-46) Sie unterhielten sich lange miteinander. (1-47) Das Wort "Natur" stammt vom lateinischen "nasci" ab, welches einmal 'hervorbringen', 'gebären' hieß...Möglicherwelse lautet die Frage ja gar nicht, wie wir mit der Natur umzugehen haben, sondern möglicherweise geht es darum, ob es uns gelingt, uns selbst angemessen zu verhalten gegenüber dem, was hervorbringt. Daß etwa bei dem PO-Verb sich unterhalten über durch Weglassung des PO ein Lesartenwechsel des Verbs hervorgerufen würde, ist nicht zu erkennen. Bei erin10)

Die Termini "indefinite Ellipse" und "definite Ellipse" wurden von Shopen (1973) eingeführt. Saeb^ (1984) unterscheidet zwischen "definitfakultatlven" und "indefinitfakultatlven Ergänzungen".

20

nern an in (43) ist der Wechsel zur Tätigkeitsverb-Lesart eher durch die Ellipse des Akkusativobjekts als durch die des PO bedingt. Essen und trinken sind in der Valenzliteratur klassische Beispiele für Verben mit "fakultativen Ergänzungen" Saebo zählt sie als "Konsumptlonsverbale" zu den Kontexten, in denen indefinite Ellipsen besonders häufig auftreten. Hier liegt aber ein grundsätzliches Problem verborgen: Was berechtigt eigentlich dazu, die akkusativischen NPen in Abhängigkeit von Verben wie essen, trinken, lesen, rauchen als Ergänzungen einzustufen? Implizit sind dabei häufig zwei Kriterien herangezogen worden: Zum einen die eher intuitive Vorannahme, daß Kasualla mit wenigen faßbaren Ausnahmen - 'freie' Dative,11 temporaladverbiale Akkusative und Genitive wie eines Tages, den ganzen Tag - Immer Ergänzungsstatue haben, zum anderen auf semantlscher Ebene die Vorstellung, daß in der Bedeutungsstruktur des übergeordneten Ausdrucks die spezifische Relation zur Akkusatlv-NP Irgendwie enthalten sei und diese immer "mitgedacht"12 würde (vgl. etwa das Konzept der semantischen Valenz bei Rauh 1988:201). Die Akkusativ-NP bei lesen, essen etc. wäre also deshalb valenzbedingt, weil lesen die Anwesenheit eines lesbaren Gegenstands, esse/i die Anwesenheit eines eßbaren Gegenstands etc. impliziere. Wenn aber Ergänzungen im Unterschied zu Angaben nur sozusagen "exkorporierte" Bestandteile der Bedeutungsstruktur des übergeordneten Ausdrucks sind, müßte man auch die folgenden Verben als zwei- bzw. dreiwertig klassifizieren. (1-48) Sie schläft den Schlaf der Gerechten. (1-49) Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen. (1-60) Clementine nagelt das Portrait ihres Großvaters mit einem Hammer an. In letzter Konsequenz könnte das dazu führen, auch Temporal- und Lokaladverbiale als valenzgebundene Ergänzungen einzustufen, da Handlungen, Vorgänge und Zustände Ja das Vorhandensein von Raum und Zelt implizieren. Daß das nicht wünschenswert ist und kein linguistisch brauchbares Valenzmodell ergibt, versteht sich von selbst. Die Diskussion dieser Problematik soll an dieser Stelle auch nicht weitergeführt werden, sie 1st aber zentral für die Valenzbeschreibung auf der semantlschen Kbene (1.3). Der kurze Exkurs sollte lediglich darauf auf-

11)

12)

Auch der Status der "freien" Dative (dativus commodl/incommodl, Pertinenzdativ) 1st nicht umstritten. Wegener (1985a) geht davon aus, "daß die 'freien' Dative mit Ausnahme des Ethicus und des ludicantls keine Angaben, sondern verbspezifisch sind" (ebd. 131). Das Argument der "mitgedachten" Ergänzung kritisiert Nikula (1986) treffend mit dem Hinweis, daß "die Unterscheidung zwischen fakultativen und obligatorischen Ergänzungen zum Teil auch von der Phantasie des Beurteilenden abhängig ist" (ebd. 265).

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merksam machen, daß selbst scheinbar so eindeutige Ergänzungskandidaten wie Akkusatlv-NPen so unproblematisch nicht sind. Ein klassisches Beispiel für indefinite Ellipse 1st auch die "Täterverschwelgung" Im Passiv (die natürlich auch als definite, kontextuell rekonstruierbare Ellipse vorkommt). (1-51) Die Polizei 1st bereits benachrichtigt worden. Da Ellipse eines indefiniten PO in der Regel nicht mit einem deutlichen Wechsel In der Verblesart verbunden 1st, 1st es berechtigt, aus dem Vorliegen einer solchen Ellipse auf Nlcht-Obllgatorik der PP zu schließen. Für Akkusatlv-NPen, deren Wegfall regelmäßig Änderung der Verblesart zu einer absoluten Lesart bedingt, ist das schon fraglicher. Die Crux 1st in jedem Fall, wie weit oder eng "gleichbleibende Interpretation" des übergeordneten Ausdrucks auszulegen ist. Sicherlich 1st die Interpretation der beteiligten Verben In Manschen kann lesen und Manschen liest die ABC-Fibel weniger unterschiedlich als in einem Paar wie der Apfel fällt vom Baum vs. der Soldat fällt vs. der Dollar fällt. Bedeutungsähnlichkeit ist ein graduelles Phänomen und jedem Schnitt haftet hier etwas Willkürliches an. Da aber Bedeutungsgleichheit des übergeordneten Ausdrucks Voraussetzung 1st, um die Weglaßbarkeit eines abhängigen Ausdrucks zu testen, 1st möglicherweise Notwendigkeit selbst ein graduelles Phänomen. Das ist auch von Pasch (1977) unter Hinweis auf die Kontextsensitlvität von Weglaßbarkeit behauptet worden. Pasch stellt eine Hierarchie der Weglaßbarkeit auf, die eine Unterscheidung zwischen "relativ obligatorischen Aktanten" und "absolut obligatorischen Aktanten" erlaubt, und nimmt dabei eine Kette von Testverfahren zu Hilfe, In denen Ergänzungen stufenweise weggelassen werden. I) kontextunabhängige Weglaßbarkeit ohne Bedeutungsveränderung (1-52) Sie ißt / "verzehrt. (1-53) "Sie sieht/ 'betrachtet. (1-54) Sie 'wohnt / 'verwöhnt / 'bezieht sich. II)

Kombination mit einem Modalverb unter Veränderung der Bedeutung von einem "aktuellen" zu einem "potentiellen" Geschehen. (1-55) Sie kann essen / sehen. (1-56) 'Sie kann verzehren / 'betrachten. (1-57) 'Sie kann wohnen / 'verwöhnen / 'sich beziehen.

ill) Kontrastlerung (1-58) Sie ißt nicht, sondern sie trinkt. (1-59) ?? Sie verzehrt ständig, nie fastet sie. (1-60) Sie sieht nicht, sondern sie hört (nur).

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(1-61) (1-62) (1-63)

?? Sie betrachtet nicht, sondern sie sinnt nur vor sich hin. Sie wohnt nicht, sondern sie haust. Sie verwöhnt nicht, sondern sie läßt sich verwöhnen / sondern sie wird verwöhnt. (1-64) Unsere beiden Freunde blieben noch ein paar Tage zu Rothenbeck, besuchten und wurden besucht. (Jung-Stilling. Bsp. nach Th. Ickler 1985:363) (1-65) 'Sie bezieht sich nicht, sondern sie 1st unabhängig. Konstituenten, die unter (i) und (11) weglaßbar sind, gelten als "relativ obligatorische Aktanten". Verlaufen alle Tests negativ, ist die betreffende Konstituente "absolut obligatorisch". Läßt man die Diathesenkontrastierung als testrelevante Umgebung zu, ergibt sich eine überraschende Asymmetrie bei POen. Während das Gros der POe im Nullkontext wie in (i) eher weglaßbar ist als etwa die Akkusativobjekte transitiver Verben,13 erweisen sich die in (i) nicht ausgefilterten POe gegenüber Akkusativobjekten, die bei der Diathesenkontrastierung immer wegfallen können, als reslstenter. In Paschs Sinne absolut obligatorisch wären dann unter den POen: POe. die von unpersönlichen Verben abhingen, also Erstaktanten sind. (1-66) Es handelt sich '(um Anna). (1-67) Es kommt '(auf Anna) an. (1-68) Es kommt "(zum Regnen). (1-69) Es liegt '(an Anna). Daß Erstaktanten reslstenter sind als Zweit- oder gar Drlttaktanten ist kein POSpezifikum (vgl. '(ich) komme, "(mich) friert, '(mir) schwindelt). POe mit der Präposition mit in Abhängigkeit von symmetrischen Prädikaten (bei singularischem Subjekt) (1-70) Anna traf sich '(mit Maria). (1-71) Anna unterhielt sich '(mit Maria).14

13)

Man braucht nur einmal Listen mit Satzbauplänen für PO-Verben und Verben mit einer Akkusativobjektvalenz durchzugehen, um festzustellen, daß weglaßbare Ergänzungen bei PO-Verben häufiger sind als bei den Verben mit Akkusativvalenz.

14)

Bei der Konstruktion mit Modaladverblal Anna unterhält sich gut 1st die Lesart des Verbs eine andere. Sich unterhalten bezeichnet hier ein wenig spezifisches 'Spaß haben', 'sich amüsieren'. In dieser Lesart liegt einer der seltenen Fälle von valenzgebundenen obligatorischen Modaladverbialen vor. PP und Modaladverbial sind gleichzeitig realisierbar, (1) Anna unterhielt sich gut mit Maria.

23

(1-72) Anna setzte sich '(mit Maria) auseinander. (1-73) Anna gibt sich nicht '(mit Maria) ab. Als symmetrische Prädikate können diese Verben nur sinnvoll verwendet werden, wenn beide Relata, zwischen denen die Symmetrierelation besteht, auch genannt werden. POe In Abhängigkeit von Verben, zu denen ein Homonym In anderer Valenzstruktur existiert. (1-74) Wasser besteht '(aus zwei Wasserstoffatomen und einem Sauerstoffatom). (1-75) Der Verteidiger bestand auf einer Vereidigung des Zeugen. (1-76) Das Urteil wird wohl '(auf zehn Jahre) hinauslaufen. (1-77) Du brauchst doch auf das Geschwätz nichts zu geben. (1-78) Hans wurde von einer skrupellosen Heiratsschwindlerin um sein gesamtes Vermögen gebracht. (1-79) Der Redner wollte einfach nicht auf das Argument aus der Hinterbank eingehen. Bei Weglassung des PO ergeben sich hier entweder ungrammatische Ausdrücke, da Selektlonsrestrlktlonen verletzt werden, oder aber die Bedeutung bleibt nicht konstant. Eine Reihe von POen mit der Präposition auf. Die übergeordneten Verben haben eine gemeinsame Bedeutungskomponente "Zielgerichtetheit": hinweisen auf, verweisen auf, hindeuten auf, abzielen auf, sich beziehen auf etc. Der Bedeutung nach sind sie sozusagen transitive PO-Verben. Da PO-Verben aber nicht die Dlathesenkontrastierung zulassen, kann das PO bei diesen Verben nicht wie ein Akkusativobjekt weggelassen werden. POe In Abhängigkeit von abstrakten relationalen Verben: Es handelt sich hierbei um Verben, die relativ abstrakte Beziehungen zwischen zwei Sachverhalten bezeichnen. abhängen von, beruhen auf, abstammen von, hervorgehen aus, fußen auf, liegen an etc. Für diese Verben gilt im wesentlichen das bei den symmetrischen Prädikaten gesagte. Generell auffällig ist, daß von mehreren kohyponymen Verben häufig das abgeleitete, semantlsch etwas komplexere Verb obligatorische Ergänzungen fordert, während das morphologisch und semantisch weniger komplexe Verb Weglassung die PP ist dann aber fakultatives Komitativadverblal. Die PO-Verb-Lesart 'reden mit' wird durch das Auftreten des Modaladverbials blockiert.

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zuläßt (Ich sehe vs. "ich betrachte; ich esse vs. 'ich verzehre, 'Ich konsumlere; ich reise vs. 'ich begebe mich). Bei Verben mit Akkusativvalenz erklärt sich die Asymmetrie In einer Transltivierungsfunktion von Präfixen und Suffixen, die hier offensichtlich noch so stark ist, daß eine Aufhebung durch Wegfall der akkusativischen NP widersinnig wäre. Möglicherweise wirkt hier aber ein allgemeineres Prinzip, nach dem frequentere und stilistisch neutrale Verben weniger resistent gegen Valenzreduktionen sind als stilistisch markierte Verben. Ellipsen, in denen eine spezifische Verbergänzung aus dem Kontext, der Situation oder aus dem enzyklopädischen Wissen erschlossen werden kann, müßten ebenfalls eine geegnete Testumgebung für Notwendigkeit sein, da sie nie mit einer Änderung der Verbleeart verbunden sind. Als Alternative zu einer "definlten Ellipse" kann immer pronominallsiert werden. (1-80) Ich bin am nächsten Tag natürlich zur Technischen Messe gegangen. Dort hab ich ihn, bei den Werkzeugmaschinen, getroffen. Er hat sich so wenig gewundert (über mein Erscheinen / Ober mein Auftauchen / ? Ober mich / darüber) wie ich. (1-81) Die Erdölfelder sind nicht den zehnten Teil von dem wert, was ich (für sie / dafür ) bezahlt habe. (1-82) Man bot ihm einen Platz auf Leibrente. Er nahm (den Platz / das Angebot) an. (1-83) Der Alois Kutzner war nicht neidisch auf seinen Bruder. Wenn bloß auch er sein inneres Licht fände. Er suchte und suchte (sein Inneres Licht / nach seinem Inneren Licht / es / danach), allein er fand nicht. (1-84) Die Stätte Ihres früheren Wirkens, die Tiroler Weinstube, hatte sie seit ihrer Verheiratung vermieden. Jetzt äußerte sie den Wunsch, dort mit dem Benl zu Abend zu essen. Nach einigem Hin und Her gingen sie (in die Tiroler Weinstube / dorthin / zur Stätte ihres früheren Wirkens ). Auch die Nicht-Realisierung der Agens-Phrase im Passiv geht häufig mit kontextueller Erschließbarkelt einher. (1-86) In jedem Fall werde es zu den Aufgaben künftiger Informationsverarbeitender Systeme gehören, einerseits ihre eigenen Möglichkeiten gegenüber dem Benutzer klar darzustellen, andererseits diesem gegenüber zu klären, ob seine Eingabe (vom System) richtig Interpretiert wurde. Die obengenannten PO-Verben, die indefinite Ellipsen nicht zulassen, erlauben in der Regel auch keine kontextuell erschließbaren definiten Ellipsen. Das zeigt sich an einer Testumgebung mit Minimalkontext, etwa Voranstellung der betreffenden Konstituente in Form eines freien Themas. (1-86) Ach Ja die Anna! Ich habe mich gestern lange '(mit ihr) unterhalten. (1-87) Und was dieses Geschwätz betrifft, da brauchst du nichts '(darauf) zu geben.

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(1-88)

Von wegen, du wüßtest nicht, daß du mir noch Geld schuldest: Ich habe dich schon mindestens fünfmal '(darauf) hingewiesen / (daran) erinnert. Die Möglichkeit einer definiten Ellipse ist Jedoch nicht immer korreliert mit der einer indefiniten Ellipse. Während insbesondere PO-Verben der Gruppe 'Verben der Gefühlsäußerung' oder die dreiwertigen 'Verben des Beeinflussens' beide Arten von Ellipsen zulassen, (l-89a) Oh weh, die Prüfung! Otto erinnerte sich (daran) / freute sich / erschrak (darüber). (l-89b) Otto erinnert sich / freut sich / erschrickt leicht (über ireendetwas). (l-90a) Meinetwegen, du bist der Dauphin. Du hast mich (davon) Oberzeugt. (l-90b) Und wenn die erst den Mund aufmacht! Sofort hat sie alle (von ireendetwas) überzeugt. 1st mitunter bei anderen Verben die Möglichkeit einer Indefiniten Ellipse wesentlich eingeschränkter (1-91&) Er ist ein richtiger Gschaftlhuber. 'Ständig nimmt er (an Ireendetwas) teil. (l-91b) Und was den Empfang betrifft, so seien Sie beruhigt, ich werde (daran) teilnehmen. Bei Verben mit einer Akkusativvalenz scheint das gerade umgekehrt zu sein. Transitive Verben, die In besonderen Kontexten Ellipse der Akkusativ-NP erlauben und dann absolute Lesart erhalten, müssen nicht unbedingt definite Ellipsen erlauben und tun es auch nur In den seltensten Fällen. (1-92&) Unsere beiden Freunde blieben noch ein paar Tage zu Rothenbeck, besuchten und wurden besucht. (l -92b) Der Hinz wohnt Jetzt In Rothenbeck. 'Ich werde demnächst mal besuchen. Auch (83) wirkt mit einer absoluten Lesart ('sucht etwas', 'hat Eigenschaften eines Suchenden') weniger markiert als bei der Lesart mit definiter Ellipse. Bei der Ermittlung von Notwendigkeit müßte also danach unterschieden werden, bei welcher Lesart die fragliche Konstituente weglaßbar 1st. Für akkusativische NPen dürfte die Trennung zwischen absoluter Lesart / Indefiniter Ellipse und kontextuell erschließbarer, definiter Ellipse wichtiger sein als bei PO-Verben. Auch die Unterscheidung nach Graden der Weglaßbarkeit innerhalb der indefiniten Ellipsen Ja nach Kontext (Modalverben, Modaladverbiale, Dlathesenkontrastlerung) spielt für PO-Verben nur eine geringe Rolle, da Dlathesenkontrastlerung für POe ohnehin nicht möglich ist und die Modallesart wohl nur selten Weglaßbarkeit erst verursacht, wo ein PO-Verb ansonsten keine indefinite Ellipse erlaubt.

26

(l-93a) Fritzchen telefoniert gerade (mit ireendjemandem). (l-93b) Fritzchen kann schon telefonieren. Mit den Minimalkontexten des Freien Themas für definite Ellipsen wie in (86) bis (90) bzw. dem Nullkontext für Indefinite Ellipsen hat man somit für POe eine einfache Testmöglichkeit, um obligatorische von fakultativen POen zu unterscheiden. Generelles Problem bleibt natürlich Immer die Akzeptabllitätsbewertung der resultierenden Strukturen. Unterschiedliche Grade von Normabweichung wird man auch an den hier zitierten Beispielen feststellen können, und auch Belege wie (47), (83) oder der folgende werden nicht von jedermann als grammatisch wohlgeformte Strukturen akzeptiert. (1-94) In meiner Straße haben früher nur Deutsche gewohnt. Jetzt sind wir die letzte sächsische Familie hier. Fast alle wollen weg. Auch meine Tochter hat vor sechs Jahren eingereicht. Jetzt hat sie den Paß bekommen. Was der Weglaßtest natürlich nicht allein leisten kann, 1st, POe von allen PPen In anderen syntaktischen Punktionen abzugrenzen. Weglaßbare PPen sind potentielle Kandidaten für adverbiale freie Angaben, notwendige PPen können auch Dlrektional- oder Lokalergänzungen sein. Dlrcktionalergänzungen in Abhängigkeit von zweiwertigen Bewegungsverben verhalten sich gegenüber Weglassung inkonsistent. Mitunter verursacht Weglassung keine Bedeutungsveränderung, (1-95) Da kommt der Bus. Steig ein! in anderen Fällen ist Weglassung kaum akzeptabel (1-96) Er erreichte das Tor mit Müh und Not. Er klopfte (an das Tor) / Er pochte ?? (an das Tor / daran). oder, bei Indefiniten Ellipsen, mit Lesartenwechsel verbunden. (1-97) Hans läuft, ('ist Läufer') Bei Dlrektionaladverblalen in Abhängigkeit von dreiwertigen Verben ist eine kontextunabhängige Festlegung praktisch nicht möglich. Aspekte der Fokus-Hintergrund-Gliederung wie Definltheit der Akkusativ-NP oder Akzentverteilung können auf die Weglaßbarkeit eines Dlrektionaladverblals Einfluß haben. (1-98&) Sisyphos rollt einen Felsen. (l-98b) ? Sisyphos rollt den Felsen. (l-98c) Sisyphos ROLLT den Felsen (anstatt ihn zu tragen). (l-99a) Hans hievt einen Felsblock. (l-99b) ? Hans hievt den Felsblock. (l-100a) Manschen schmeißt Steine. (l-100b) ? Hänschen schmeißt die Steine. (l-100c) HANSchen hat die Steine geschmissen (und kein anderer).

27

Bei neutraler und nicht kontrastierte? Gliederung von Hintergrund und Fokus muß bei einer definiten, vorerwähnten Akkusativ-NI' offensichtlich die Zielangabe spezifiziert werden und eine absolute Lesart ist kaum möglich. Bei indefiniten Ellipsen wie in den (a)-Versionen muß die Akkusatlv-NP ebenfalls indefinit sein, damit sich eine absolute Lesart einstellt. FUr Dlrektionalergänzungen kann man also grammatische Notwendigkeit nicht allein In Abhängigkeit von lexikalischen Eigenschaften des übergeordneten Verbs bestimmen. Auch die Zustandsverben mit einer Valenz für Lokalergftnzungen verhalten sich hinsichtlich der Weglaßbarkelt dieser Konstituente uneinheitlich. Lexikalische Ellipsen sind bei sitzen ('Im Gefängnis sitzen1) und liegen ('krank sein') möglich. Indefinite Ellipsen bei Kombination mit einem Modalverb lassen sitzen und stehen zu. (1-101) Manschen kann schon sitzen / stehen. Meist sind bei diesen Verben auch indefinite Ellipsen in einem kontrastierenden Kontext möglich. (1-102) Sie sitzt nicht, sie liegt. (1-103) Sie wohnt nicht, sie haust. Durch solche Kontexte wird die Bedeutungskomponente der spezifischen Modalität des Sich-Beflndens in den Vordergrund gerückt, während In der Verwendung mit einer Lokalergänzung das Verb kopulaartige Funktion hat.19 Je merkmalearmer aber ein Verb ist, und je stärker seine rein verbindende Funktion, desto weniger erlaubt es Weglassung einer Konstituente. Ein Zustandsverb wie sich befinden kann in keinem Kontext einwertig gebraucht werden.

15)

Die Nähe zur Kopula zeigt sich bei Verben wie sitzen, stehen, liegen auch daran, daß ein von diesen Verben abhängiges Adjektiv immer als Subjektsprädikativ aufzufassen ist: er steht still, Hegt flach, sitzt schräg, steht quer etc.

28 1.2

Formale Spezlflzltät

Die Relation formale Spezlflzltät zwischen zwei Konstituenten X und liegt vor, wenn die abhängige Konstituente X mindestens ein Formmerkmal aufweist, dessen Auftreten durch eine spezifische lexikalische Eigenschaft der übergeordneten Konstituente bedingt ist (Jacobs 1986:28). Im Kern beschreibt diese Formulierung die Rektionseigenschaft des übergeordneten Ausdrucks, Helbigs (1982) "qualitative Valenz". Rektion wird hier nicht im Sinne der rein strukturellen Beziehung in der GB-Theorle verstanden, sondern traditionell als Bestimmung der morphologischen Merkmale eines abhgängigen Ausdrucks durch einen übergeordneten Ausdruck. Rektion besteht im Deutschen nach dieser Auffassung zwischen Verben, Adjektiven, Präpositionen und den von ihnen abhängigen NPen. Neben der Terminologie "Verb regiert NP" ist daneben eine abgeleitete Terminologie "Verb regiert Akkusativ/Dativ" gebräuchlich.16 In Bezug auf die Verhältnisse bei POen weichen die Aussagen stärker voneinander ab. Während bei Bußmann (1983) und Duden (1984) die Beziehung zwischen Verb und Präposition nicht unter den Begriff Rektion fällt, ist der Terminus "regierte Präposition" in anderen Arbeiten geläufig. So etwa in Lerot (1982), Heibig (1982) und in Helblg/Buscha (1980:250 u. 264) - dort mit dem expliziten Hinweis darauf, daß "syntaktische und semantische Unterschiede zwischen den reinen Kasus und den präposltionalen Kasus kaum festzustellen sind" (ebd. 250). In der Valenzliteratur wurden die Begriffe 'Rektion' und 'Valenz' teilweise synonym oder gerade umgekehrt verwendet.17 Goetze (1979) etwa definiert Rektion als 16)

Diese "gespaltene Terminologie" wird von Lehmann (1983 u. 1985) diskutiert und dort als "innocuous" erachtet. Zur Rechtfertigung der Terminologie "ein Verb regiert den Dativ /Akkusativ" etc. führt er einen diachronen Gesichtspunkt an, wonach "auf einer früheren Stufe tatsächlich die Adposltion (das nachmalige Kasusaffix) unmittelbar vom nachmaligen Regens abhängt, das Rektum jedoch nur mittelbar über die Adposltion." (Lehmann 1983:351)

17)

Auch Lehmanns Rektionsbegriff 1st weiter gefaßt als traditionelle Ansätze und fällt weitgehend mit dem zusammen, was an anderer Stelle unter Valenz behandelt wird. 'Rektion' ist bei Lehmann neben 'Modifikation' eine Ausprägung einer Dependenzrelatlon zwischen zwei Konstituenten A und B, von denen eine ein relationaler Ausdruck ist. Rektion Hegt dann vor, wenn in einer Dependenzrelatlon der übergeordnete Ausdruck A "eine Leerstelle für B eröffnet", Modifikation liegt vor, wenn die abhängige Konstituente B eine Leerstelle für den übergeordneten Ausdruck A eröffnet. (Lehmann 1983:344) Relationalität äußert sich semantisch in Selektionsrestriktionen in Bezug auf das Argument, die soweit reduziert sein können, daß sie sich nur in der Forderung nach syntaktischen Eigenschaften des Arguments ausdrücken; im klarsten Fall zeigt sich Relationalität in der "syntaktischen Obligatorletät des Arguments" (ebd. 343). Für das Vorliegen von Rektion im Sinne Lehmanns müssen somit fast alle Valenzebenen positiv spezifiziert sein: Inhalt-

29

"die allgemeine Fähigkeit eines sprachlichen Elemente oder einer Klasse von Elementen, Elemente anderer Klassen zu sich zu nehmen bzw. sie zu regieren". Goetzes Rektionsbegriff entspricht also dem. was hier unter Valenz verstanden wird, während Goetze Valenz als "auf spezifische Subklassen bezogene Rektion" versteht. Formale Spezlflzltät der Umgebung eines Ausdrucks kann durch die klassische strukturalistische Substitutionsprobe18 getestet werden. Ersetzung des übergeordneten Ausdrucks, wie sie in Heibig (1982) vorgeschlagen wird, 1st hier ein ungeeignetes Verfahren, da einerseits auch valenzgeforderte Ergänzungen verbeubklassenspezifisch selegiert sein können, (1-104) Nlco flucht / schimpft / freut sich / brennt auf die Schute. andererseits aus einer resultierenden ungrammatischen Struktur nicht automatisch auf formale Spezifizität und damit auf Ergänzungsstatus der abhängigen Konstituente geschlossen werden kann. (1-105) Achmed schläft / arbeitet / 'weiß / "achtet / 'interessiert sich / ist verliebt in lelhofen. In (105) zeigt sich bei verliebt in Iglhofen mit der doppelten Lesart, daß auch ein grammatisches Resultat bei Ersetzung des Obergeordneten Ausdrucks nicht den Schluß auf nicht-spezifische Umgebung zuläßt. Bessere Ergebnisse erzielt man für POe mit der Ersetzung der Präposition. Während die verbspezifischen Präpositionen von POen nicht austauschbar sind, (1-106) Hanna achtet auf / 'an / 'vor / 'über / 'in den kleinen Otto. ist bei einem Teilbereich der freien Angaben, Lokal- und Direktlonaladverblale Austausch der Präposition möglich. (1-107) Der Wolf versteckt sich In / vor / hinter /an /auf dem Schrank. Mit diesem Grobtest kann bereits ein großer Teil von POen abgegrenzt werden. Um aber auch Störfälle wie die folgenden berücksichtigen zu können, müssen die Testkriterien etwas verfeinert werden.

liehe Spezifizität, formale Spezifizität, grammatische Notwendigkeit und Argumenthaftigkeit. 18) Substitutionsproben gehören zum Kerninventar von Testverfahren für Valenz und sind in den meisten Forschungen zum Thema berücksichtigt. Speziell für POe sind sie ausführlich diskutiert bei Engelen (1975:111), Stelnltz (1969:42), Engel (1982:367), Heringer (1968:437), Erben (1972:99) und Brlnker (1972:160f.).

30

(1-108) (1-109) (1-110)

Wir schicken Ervin nach / 'auf / 'an / 'vor Kleln-Posemuckel. Helene kommt erst am / 'im / 'auf dem / 'über dem Nachmittag. Die Abgeordneten stimmten für / gegen den Antrag auf Dia ten erh öh um.

(1-llla) Nico hält zu Achmed. (1-lllb) Nico hält nichts von Achmed. (1-lllc) Nico hält große Stücke auf Achmed. (1-11 id) Nico hält es mit Achmed. (l-llie) Nico hält Gericht über Achmed. Die Präpositionen von adverbialen PPen sind nicht immer beliebig austauschbar. Wenn die Präposition einer adverbialen PP Austausch zuläßt, ist sie in der Regel bedeutungsdistinktiv, und es ändert sich die Bedeutung der PP bei gleichbleibender Interpretation des Verbs. Ist Austausch der Präposition nicht möglich, muß überprüft werden, ob die gesamte PP durch eine andere PP der gleichen Adverbialklasse ersetzt werden kann, ob also die Präposition weniger durch das Verb, als vielmehr durch die NP in der PP determiniert ist (vgl. Brinker 1972:161). (1-112) Martin kommt an diesem Tag / in diesem Monat / zu dieser Zeit. (1-113) Martin fährt zum Südbahnhof / in die obere Stadt / aufs Land / an den Wolfeanessee / nach Galizien. Die Ersetzbarkeit der PP durch eine PP, die einer anderen Adverbialklasse angehört, kann wiederum als Kriterium der Unterscheidung von Lokal- / Dlrektlonalergänzungen und freien Angaben herangezogen werden. (1-114a) Fritz arbeitet im Garten / am Nachmittag / mit dem Preßlufthammer / bei schönem Wetter. (1-114b) Fritz befindet sich im Garten / 'am Nachmittag / 'mit dem Preßlufthammer / 'bei schönem Wetter. Bei Austauschbarkeit der PO-Präposition sind drei Fälle zu unterscheiden. i)

Anders als bei adverbialen PPen bedingt der Wechsel der Präposition eine andere Interpretation des Prädikats (vgl. (111)). Meist 1st damit auch eine Veränderung der Selektionsrestriktionen und des gesamten Valenzrahmens des Verbs verbunden. Verben, bei denen Austausch der Präposition eine Bedeutungsveränderung nach sich zieht, sind Polyseme. (1-115a) Fritz macht sich an die Arbeit. (l-llob) Fritz macht sich nichts aus Arbeit.

31

11)

(l-116a) (l-116b) (1-116c)

Fritz besteht nur noch aus Haut und Knochen. Fritz besteht glänzend im Rechnen. Bei Hühnchen besteht Fritz auf Haut und Knochen.

(1-117a) (l-ll7b)

MAX klagt um seinen Vater. Max klagt über seinen Vater.

Bei Austausch der Präposition ändert sich die Bedeutung des Verbs nicht oder nur so geringfügig, daß man solche Paare weitgehend als Varianten 1 * betrachten kann analog zu den Rektionsvarianten zwischen Kasusobjekten oder POen und Kasusobjekten (sich an etw. erinnern / sich er. Sache erinnern; an Jdn. schreiben / jdm. schreiben; das kostet mich / mir das Leben). Die Präpositionen sind in diesen Fällen nicht distinktiv, und die Bedeutung des Komplexes aus Verb und PO bleibt weltgehend konstant. (1-118) Hubert spricht dauernd über / von Herbert. (1-119) Hubert flucht dauernd auf / über Herbert. PO-Verb-Varlanten sind etwa: berichten, sprechen, schreiben, erzählen von / über; wettern, schimpfen, fluchen auf / über; verteilen an / unter; mitwirken an / bei; wissen um / von / Bescheid wissen über; schwärmen von / für; sich drücken um / vor; sich abheben von / gegen; Das Problem, zu bestimmen, welcher Grad von Bedeutungsverwandtschaft gegeben sein muß, um von Varianten sprechen zu können, bzw. ab wann zwei Ausdrücke so deutliche Lesartenunterschiede aufweisen, daß man sie als polyseme Ausdrücke beschreiben würde, 1st hier natürlich ebenfalls gegeben.

19)

Daß es sich bei solchen Paaren um Ausdrucksvarianten einer Bedeutung handle, ist nicht unumstritten. Insbesondere In der Tradition der Inhaltbezogenen Grammtik hat man versucht, Bedeutungsunterschiede bei solchen Paaren herauszuarbeiten. Eine amüsante Note erhalten solche Differenzierungen etwa bei Sternberger/Storz/Süskind im "Wörterbuch des Unmenschen" an der Diskussion um das Verb wissen um. "Wer um etwas weiß ... der wird es niemals richtig wissen. Er weiß nur drum herum, nicht die Sache selbst, nur ihre Umgegend ... Dieser esoterische Anspruch tieferen Eindringens und tieferen Eins-Seins und jene banalere, auch fatale Bedeutung des bloß ungefähren Drumherumwissens - beide tönen mit in diesem Silbchen "um" mit seiner eigentümlich schummerigen Klangfarbe. Wer etwas weiß, der weiß es auf geradem Wege (auf dem Weg des Akkusativobjekts) ... Allein und einzig der Darumwisser blickt still beiseite, er scheint den geraden Weg und die direkte Verbindung mit dem Gegenstande, die einfache und verständige Beziehung des Akkusativs entweder zu scheuen oder zu verschmähen oder beides." (ebd. 125f.)

32

ill)

Bei einer Reihe von Verben kommutieren die Präpositionen für und gegen. Diese POe sind insofern ein Sonderfail, ais sie adverbialtypisches Verhalten zeigen: die Präposition ist bedeutungsdistinktiv, ohne daß sich die Grundbedeutung des Verbs durch den Austausch der Präposition verändert. Solche Verben sind: sich entscheiden, stimmen, sprechen, sich aussprechen, kämpfen für / gegen. Bei stimmen für / gegen und sprechen für / gegen (das spricht für ihn) ist die PO-Einordnung über grammatische Notwendigkeit zweifelsfrei. Bei den anderen könnte es sich durchaus auch um adverbiale PPen handeln, da auch Verben, die man gemeinhin nicht als PO-Verben klassifizieren würde, solche PPen zulassen. (l -120) Detlef arbeitet für / gesen seine eigenen Kollegen.

Nach dem Kriterium der Präpositionsfestigkeit zeigen allerdings auch eine Reihe von PPen PO-Verhalten, die man aus anderen Gründen lieber den Adverbialen zurechnen würde. Steinitz (1969:41) weist darauf hin, daß in einigen Fällen die Selektionsmöglichkelten für Direktional- und Lokaladverbiale durch das Prädikat stark eingeschränkt sind. Diese PPen weisen dann insofern ein PO-typlsches Verhalten auf, als die Präposition nicht substituierbar ist und vom Verb bestimmt wird. Nach der semantischen Klassifizierung (also Rekurs auf eine andere Ebene) sind sie aber Direktional- bzw. Lokaladverbiale, da sie konkret räumliche Verhältnisse bezeichnen. Verbspezifische Präpositionen bei Direktlonaladverbialen treten bevorzugt, bei Partikelverben auf; häufig sind dann Präposition und Verbzusatz Identisch. Bewegungsverben mit formspezifischen Direktlonalergänzungen sind etwa: eintreten in, einsteigen in, aussteigen aus, austreten aus, anlehnen an, einfließen in, eingehen in, aufspringen auf. I.Ickler (1987) hat darauf hingewiesen, daß auch formale Speziflzltät bei Direktionalergänzungen kontextabhängig sein kann. (l-121a) Hans wirft Steine an / gegen / auf / über / hinter die Mauer. (1-12Ib) Hans wirft mit Steinen eeeen / ? auf / ?? hinter / ?? über die Mauer. In (121b) sind nur die Präpositionen gegen und evtl. auf möglich, die beide dann eine räumlich nicht näher spezifizierte neutrale Zielgerichtetheit bezeichnen. Die Möglichkeit, eine spezifischere räumliche Relation anzugeben, wird durch die Konstruktion mit Instrumentalls offensichtlich blockiert.. Präpositionsfestigkeit oder nur geringfügige Austauschbarkeit der Präposition ohne Bedeutungsveränderung gilt für die meisten freien Angaben, wenn sie als PPen realisiert werden. Instrumentale PPen etwa enthalten nur die Präpositionen mit und durch, die zudem nicht immer austauschbar sind, finale PPen werden

33

meist mit den 'Ziel'-Präpositionen für oder zu realisiert, kausale mit wegen, aufgrund. Die semantlsche Rolle solcher Adverbiale 1st an der Form selbst ablesbar, während das für POe und andere subkategorisierte Konstituenten nicht gilt. Das Auftreten einer instrumentalen PP mit der Präposition mit oder durch ist Jedoch nicht einzelverbspezifisch im Sinne des Valenzbindungskrlterlums formale Spezlflzltät, sondern kann über eine allgemeine Regel vorhergeeagt werden: in der Umgebung jedes Handlungsverbs kann eine PP mit der Präposition mit oder durch und der semantischen Rolle 'Instrumental' auftreten. Da nun andererseits POPräposltionen häufig ebenfalls nicht einzelverbspezifisch, sondern verbsubklassenspezlfisch sind, zeigt sich, daß das Kriterium formale Spezifizität Innerhalb der PPen nicht scharf zwei Bereiche POe und adverbiale PPen abgrenzt, sondern daß Obergänge bestehen zwischen einzelverbspezifisch und damit nicht vorhersagbar, verbsubklassenspezifisch vorhersagbar, verbklassenspezlfiech vorhersagbar und (mit weitgehend fester, vorhersagbarer Form) frei hinzufügbar. Die einzigen Adverbiale, deren Form weder in Abhängigkeit vom Verb oder einer Verbsubklasse, noch in Abhängigkeit von der semantischen Subklasse des Adverbiale vorhergesagt werden kann, sind somit nur diejenigen Direktional- und Lokaladverbiale, deren Präpositionen austauschbar sind. Diese Übergänge sollen hier exemplarisch für die Präpositionen mit und von gezeigt werden.

MIT einzelverbspezlflsch und nicht vorhereagbar: PO bei rechnen mit verbsubklassenspeziflsch vorhersagbar: POe zu symmetrischen Verben, die eine Relation zwischen zwei Personen bezeichnen: sich unterhalten, telefonieren, sich auseinandersetzen, zu tun haben, sich anfreunden, sich verbünden, sich verloben mit; verbklaesenspeziflsch vorhersagbar: Instrumentaladverbiale zu Handlungsverben: etw. klopfen, bearbeiten, zertrümmern, zuschlagen, schlagen, machen mit etw.; frei hlnzufQgbar und für alle Verben vorhersagbar: Komltatlvangaben: ungern, leben, Jdn. besuchen, arbeiten, nach X gehen, wohnen, Jdn. ermorden, träumen, essen mit Jdm. VON

elnzelverbspezlflech und nicht vorhersagbar: PO bei abhängen von verbsubklassenspezlflsch vorhersagbar: POe bei Verben des Bekommens: etw. erhalten, bekommen, leihen, erben, erfahren von jdm.

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verbklassenspeziflsch vorhersagbar: Agens-Phrase bei Handlungsverben Im Vorgangspassiv: ernannt werden, geschlagen werden, beschrieben werden, vertrieben werden, vernachlässigt werden von jdm. Einschränkend muß hinzugefügt werden, daß die verbsubklassenspezifisch vorhersagbaren POe vergleichsweise kleine Guppen bilden und die spezifische Form eines PO In Abhängigkeit von PO-Verben mit gemeinsamen Bedeutungsmerkmalen nicht immer mit absoluter Sicherheit vorhersagbar 1st.20 So tritt etwa in der Verbsubklasse 'Verben, die eine Zielgerichtetheit bezeichnen' neben der Präposition auf (warten auf, brennen auf, hinzielen auf, hoffen auf) auch die Präposition nach (sich sehnen nach, suchen nach, verlangen nach) auf. Andererseits gilt natürlich auch für adverbiale PPen nicht uneingeschränkte Vorhersagbarkelt der Form in Abhängigkeit von der semantischen Adverbialklasse. Das wird z.B. von Rauh (1988) in ihrer Theorie thematischer Relationen in umgekehrter Weise selbst für den lokalen Bereich behauptet. Rauh trifft eine Zuordnung von Formmerkmalen zu Inhärenten semantischen Funktionsklassen. Sie beschreibt Präpositionen, unabhängig davon, ob sie Im Subkategorisierungsbereich eines Verbs stehen oder nicht, als zweistellige, thematische Relationen zuweisende Relatoren mit genau den Merkmalen als inhärenten semantischen Merkmalen, die sie als Relationen ihren Komplementen zuweisen. In der lokallstlschen Tradition von Gruber und Jackendoff unterscheidet Rauh ein "Ruheschema" von einem "Bewegungsschema", das wiederum differenziert wird nach "Goal", "Path" und "Source". Präpositionen seien nun aufgrund ihrer inhärenten Merkmale je einer dieser drei Funktionsklassen zugeordnet. "Ruhe"-Präpositionen seien im Englischen at, on, in, above, below, before, behind, beneath und beside, "ZierPräpositionen seien to, onto, into, towards, until, against, "Source"-Präpositionen sind from, off, out of, since und "Path"-Präpositionen by, along, across, through, during, up und down (ebd. 374). Aufgrund dieser Zuordnung seien nun Vorhersagen möglich, daß bei Austausch einer Präposition durch eine Präposition derselben Klasse In bezug auf die Funktionsklassen dieselbe Aussage vorliege, also "In bezug auf die Distribution thematischer Rollen". Die Klassifikation von Präpositionen könne damit "als Kandidat für eine signifikante Generalisierung betrachtet werden" (ebd. 311). Das dürfte im Deutschen schon weitaus schwieriger sein, da der Großteil der Präpositionen des räumlichen Bereichs nicht inhärent nach Ruhe und Bewegung differenziert 1st. Die Präpositionen an, auf, Ober, unter, vor, hinter, in, zwischen und neben mit Kasusalternation treten in Lakaiadverbialen 20)

Eine Einteilung von PO-Verben in Gruppen von kohyponymen Verben mit identischer Präposition versuchen Goetze (1979) und Engelen (1975).

35 (Ruheschema) ebenso auf wie In Dlrektionaladverblalen (Bewegungsschema), die Präposition öfter zusätzlich auch als "Path "-Präposition (von A über B nach C fahren). (Ober die deutsche Präposition an behauptet Rauh an anderer Stelle beiläufig, sie sei zielorientlert (ebd. 403)). Reine "Source"-Präpositionen sind aus und von, reine "Ruhe"-Präposition ist im Deutschen nur bei, "Path"-Präposltlonen sind im Deutschen durch, entlang und Ober, ausschließlich "Ziel"-Präpositionen sind zu und nach (vgl. aber gefrorene Wendungen wie zu Hause, zu Köln am Rhein). Im Französischen etwa tritt die Präposition ä in drei Funktionsklassen auf: Ruhe (etre ä X), Ziel (aller a X) und Source (voler qch. ä qq.). Daß eine Präposition mitunter im Ruhe- und im Bewegungsschema auftritt, räumt Rauh auch für eine Reihe englischer Präpositionen ein. Bei Präpositionen wie below, above, before liege aber keine echte Doppeldeutigkeit vor, sondern sie seien primär Präpositionen des Ruheschemas, die ihrer NP die Relation LOCATION zuweisen, während das Verb seinem Komplement die Relation GOAL zuweise, so daß ein Satz he dived below the board zu analysieren sei als 'he dived to a place below the board'. Echte mehrdeutige Präpositionen seien dagegen by, over und under. Da man für die deutschen Doppelpräpositionen in, an, auf etc. synchron wohl kaum einen Anhaltspunkt für primär lokale oder primär dlrektionale Bedeutung finden wird, müßte man fürs Deutsche damit eine wesentlich höhere Zahl von mehrdeutigen Präpositionen annehmen. Damit wird aber die prognostische Kraft der Klassifikation erheblich eingeschränkt. Es scheint also, daß im Deutschen ein Großteil gerade des räumlichen Bereichs sich einer lokallstischen Theorie semantischer Rollen, die von einer Subkategorisierung der Präpositionen ausgeht, verwehrt, während beispielsweise im temporalen Bereich die Funktionen der Präpositionen eindeutiger sind: Source-Präpositionen sind seit, ab, von...an, Ziel-Präposition ist nur bis, Path-Präposition ist während. Fazit: Für den Bereich der Lokaladverbiale und Goal-Dlrektionsaladverblale gilt großteils Nicht-Vorhersagbarkeit in zwei Richtungen: weder kann allein aus der Präposition (wohl aber aus Präposition + Kasus) die semantlsche Rolle / Adverbialklasse erschlossen werden, noch 1st einer semantischen Rolle LOCATION oder GOAL eine eindeutige Form zugeordnet. Nun könnte man natürlich auf der Ebene der formalen Speziflzität eine Grenze zwischen POen und adverbialen PPen deflatorisch festlegen. Die größte Übereinstimmung mit den etablierten Klassifikationen trifft man, wenn man die Grenze zwischen verbsubklassenspezlfisch vorhersagbar und verbklaesenspezifisch vorhersagbar zieht. Formspezlflzltät als positiv spezifizierte Valenzbindungseigenschaft von POen gegenüber adverbialen PPen ließe sich dann mit den hier darge-

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legten Modifikationen (Varianten und Homonyme) halten. Ausnahmen sind die formspezifischen Dlrektionaladverblale bei bestimmten Partikelverben, die erst auf einer semantischen Ebene ausgefiltert werden müßten. Der radikalere Schnitt wäre freilich, auf die Distinktion zu verzichten. Formale Spezlflzltät wäre dann selbst ein skalarer Begriff: Das Auftreten einer Konstituente mit spezifischer Form 1st für eine minimal bis maximal gefüllte Klasse von übergeordneten Ausdrücken vorhersagbar, in den Extremfällen also überhaupt nicht vorhersagbar in Abhängigkeit vom übergeordneten Ausdruck und vorhersagbar für alle Verben. Die strenge Unterscheidung zwischen Ergänzungen und Angaben würde damit fallen. Diese Konsequenz zieht beispielsweise Vater (1978), der aus dem Versagen aller einschlägigen Testverfahren schlußfolgert, alle vom Verb abhängigen Konstituenten seien Ergänzungen, die sich untereinander nur In dem Faktor -»-/-obligatorisch und darin, mit wie großen Verbklassen sie sich verbinden lassen, unterscheiden. Übrigens wäre das Subjekt auf dieser Skala vergleichsweise niedrig angesiedelt: das Auftreten einer Nominativ-NP läßt sich mindestens fUr alle Handlungsverben vorhersagen, und sieht man von diachron im Abbau begriffenen subjektlosen Strukturen wie mich friert, mir schwindelt, mir graut ab, evtl. sogar für alle Verben mit einer Argumentposition. Eine andere Frage ist dann natürlich die Handhabbarkeit eines solchen Grammatikmodells. Notwendigkeit und formale Spezlfizität sind bei POen nur in einer Richtung unabhängig: nicht alle POe sind grammatisch notwendig, Notwendigkeit impliziert bei POen aber Immer formale Spezifizität. Insgesamt gilt aber im Bereich der PPen Unabhängigkeit In beiden Richtungen: notwendig aber nicht formspezifisch können etwa Direktional- und Lokaladverbiale sein. In engem Zusammenhang mit dem Kriterium der formalen Spezlfizität steht bei PPen das Kriterium der Bedeutungshaltigkeit der Präposition. Die Unterscheidung der Präpositionen in solche mit "nur syntaktischer Funktion" und solche mit "syntaktischer und semantischer Funktion" (Heringer 1968) bildet die Grundlage für den Substitutionstest. Danach haben die Präpositionen von POen keine Eigenbedeutung (diachron: keine Eigenbedeutung mehr), wohl aber die in paradigmatischer Opposition zu anderen Präpositionen stehenden adverbialen PPen. Die Ansichten über Bedeutungshaltigkeit bzw. Bedeutungslosigkeit der Präpositionen von POen differieren allerdings auch in der Forschung sehr stark. Hier sei deshalb ein kurzer Forschungsüberblick gegeben.

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Die vorstrukturallstische Sprachwissenschaft setzte Im Komplementbereich des Verbs die Trennlinie zwischen reinen Kasus und Präpositionalkasus. Eine solche Sichtweise ist zum einen in der historischen Ausrichtung begründet - die Ausdifferenzierung des PO-Systems erfolgte später als die des Systems der reinen Kasus -, zum anderen in der reinen Oberflächenorientierung dieser Ansätze. Den Kasus wurde mit der Bedeutung der Präposition eine differenzierte Inhaltskomponente zugewiesen, die die reinen Kasus nicht oder nicht in diesem Maße aufweisen. (Für eine ausführliche Darstellung der älteren "lokalistlschen" Kasustheorien vgl. den umfangreichen Forschungsüberblick in Eroms (1981)). Diese Tradition wurde in Deutschland von der Inhaltbezogenen Grammatik wieder aufgegriffen (Brinkmann 1971, Duden 1973). "Der Kasus in Verbindung mit einer Präposition ist nach Leistung und Verteilung von der Verwendung der Kasus ohne Präposition geschieden. So kann die Verteilung der Kasus ohne Präposition nur von dem System der Präpositionen aus verstanden werden, nicht von denkbaren Grundbedeutungen der einzelnen Kasus." (Brinkmann 1971: 60f.) Konsequent versucht Brinkmann, POe aus der Grundbedeutung der Präposition heraus zu beschreiben. Einen vergleichbaren Ansatz vertritt heute Welnrich (1976a, 1976b) im Rahmen seiner Junktionstheorie. "Was zunächst die präpositlonalen Objekte betrifft, so wollen wir sie mit Teeniere nicht zu den Aktanten rechnen. Sie sind nur die "Komparsen" Im Handlungsdrama des Verbs. Strenger gesprochen: die Präpositionen bilden in der Grammatik eine Untermenge der Junktoren, durch die insgesamt Lexeme textuell verbunden werden. Die Möglichkeit dieser Verbindung 1st also keine Besonderheit der Kategorie Verb und kann in einer allgemeinen grammatischen Junktionslehre zufriedenstellend behandelt werden. Die Aktanten sind jedoch eine Besonderheit des Verbs." (Welnrich 1976b: 61) POe werden ebenso wie adverbiale PPen aus einer einheitlichen, an anthropologischen Gesetzmäßigkeiten orientierten Grundbedeutung der Präposition heraus beschrieben. Mit dem Strukturalismus wurde die Gleichstellung aller formspezifischen Verbkomplemente üblich; sie hat sich auch in der Valenztheorie einheitlich durchgesetzt (vgl. die Valenzwörterbücher von Helbig/Schenkel (1973) und Engel/ Schumacher 1978). Bei Regula (1962) zeugt die Benennung "Objektold" noch von der Zwischenstellung zwischen Adverbialen und Kasusobjekten.21 Aus der struk21)

Symptomatisch für diese Wende in dor Sprachwissenschaft ist beispielsweise die Änderung der vierten gegenüber der dritten Auflage des Dudens. Nach Duden (1973:498f.) besteht ein "wichtiger struktureller Unterschied " zwischen Sätzen mit Objektskasus und solchen mit Präposltlonalkasus: "Die vielfache Wandlung von Kasus- zu Präpositionalobjektrektion liegt daran, daß Präpositionen in stärkerem Maße inhaltliche Differenzierungen aus-

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turellen Gleichstellung von Kasusobjekten und POen folgte zwangsläufig die Annahme desemantisierter Präpositionen. Mit Tesnieres (1959) Dependenzmodell wurden zwar wieder reine Kasus und Präpositionalkasus als "actants" und "circonstants" getrennt, gleichzeitig wurde mit der Einführung des Translationskonzepts aber die Möglichkeit geschaffen, verbspezifische Präpositionen als reine "translatifs", Leerstellenmarkierer ohne lexikalische Bedeutung, zu beschreiben. Auch In der Standardversion der Transformationsgrammatik wurden PO-Präpositionen als inhaltsleer aufgefaßt. Steinitz (1969) unterscheidet zwischen POen und adverbialen PPen in der Weise, daß die Präpositionen von Adverbialen bereits Teile der Tiefenstruktur sind, während POe in der Tiefenstruktur wie Kasusobjekte einheitlich als NPen bestimmt werden und erst im Transformationsteil als Objekte mit einer Präposition realisiert werden. Die Präposition hat den Status eines Kasusmerkmals und 1st im Subkategorisierungsrahmen des Verbs fixiert. Ahnlich auch Plllmore (1968): PO-Präpositionen sind "case markers" und haben den gleichen Stellenwert wie Kasusmorpheme. Alle verbdependenten Ergänzungen haben die Struktur 'K + NP1 wobei K an der Oberfläche als Kasusmorphem, Präposition oder als Nullform realisiert werden kann. Abgesehen von den Problemen, die sich hier im einzelnen für die Beschreibung der Kasuszuweisung ergeben, sind Ansätze die das PO-System und das Adverbialsystem zunächst zu trennen versuchen, synchron sicherlich angemessener als solche, die die beiden Systeme von vornehereln zur Deckung bringen möchten und eine konstante Grundbedeutung für eine Präposition supponleren, die diese in a l l e n Verwendungsweisen habe. Ein Bedeutungs s y s t e m m i t Oppositionen und Neutralisierungen wie bei Präpositionen in räumlicher Verwendung 1st bei PO-Präposltionen ohnehin nicht durchgängig ausgeprägt. Als isolierbare Bedeutung einer Präposition könnte nur gelten, was In allen Umgebungen gleiche Differenzierungsfunktion hat und in allen Verwendungsweisen als konstante Bedeutung abstrahiert werden kann: bei den meisten Präpositionen könnte das allenfalls eine strukturelle Bedeutung im Sinne von "Verhältniswort" ergeben und Präpositionen könnten untereinander nicht differenziert werden. Andererseits birgt die Gleichstellung präpositlonaler und reiner Kasus die Gefahr einer Verwischung von auch synchron durchaus noch deutlichen semantischen Unterschieden. Präpositionen können auch in POen durchaus bedeutungshaltlg sein; das zeigt die Existenz von Varianten bzw. Oppositionspaaren unter den POen. Auch die Tatsache, daß verbspezifische und adverbial verwendete Präposldrücken können"; Präpositionen sind "semantische Wegweiser". In der vierten Auflage von 1984 1st dieser Passus gestrichen.

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tionen in gleichen semantischen Relationen vorkommen können, spricht gegen die völlige Gleichstellung von verbspezlflechen Präpositionen und Kasusmorphemen auf einer semantischen Ebene. In der folgenden Gegenüberstellung ist die syntaktische Klassifizierung an den Kriterien Notwendigkeit und +/-räumllche Bedeutung orientiert. Die gemeinsamen Bedeutungszage von PO und adverbialer PP sind nicht zu Obersehen. PO

adverbiale PP

sich mit Jdm. unterhalten sich nach den Vorschriften richten aus etw. hervorgehen für Jdn. stimmen

mit Jdm. arbeiten nach den Vorschriften arbeiten aus dem Haus kommen für Jdn. arbeiten

Wenn PO-Präposltionen bedeutungsleer wären, könnte man Bedeutungsunterschiede wie in den folgenden Paaren nicht erklären: ein Buch lesen vs. an einem Buch lesen; ein Bier trinken vs. an einem Bier trinken; Von den PO-Präpositlonen haben generell eine Tendenz zur "Durchsichtigkeit11 und relativ konstante Bedeutungsziige die Präpositionen mit, für. gegen, nach und zu. Die Präpositionen an, auf, aus, in, Ober, um, vor und von kommen dagegen häufiger in POen vor, in denen eine Rückführung auf eine Grundbedeutung der Präposition nicht oder nur mit einer etwas gekünstelten Bedeutungshypothese möglich 1st. Diese Präpositionen sind auch in mehreren Verbsubklassen vertreten. Um solchen relativ konstanten Präpositionsbedeutungen Rechnung zu tragen, behandelt Eroms (1981) POe in einem semantlsch orientierten Valenzmodell. Die verbspezifischen Präpositionen werden in seinem "Basis-Valenzmodell" von ihrer Bedeutung in "unfixiertem Gebrauch" [in freien Angaben, EB) her beschrieben. Konsequent postuliert Broms dann auch Bedeutungshaltlgkeit für die reinen Kasus. Die Gegenhypothese, nämlich, daß das, was als Bedeutung der Präposition bzw. der Kasus verstanden wird, in Wirklichkeit nur eine intuitiv vorgenommene Übertragung der V e r b bedeutung 1st, findet sich bereits bei Heringer (1968: 434). Verbdependente PPen werden bei Eroms, was ihren syntaktischen Stellenwert anbelangt, wie alle anderen Aktanten des Valenzträgers behandelt. Sie unterscheiden sich von diesen aber in semantischer Hinsicht durch den "Übertragenen, figürlichen" Gebrauch der Präposition. Den "Klassenbedeutungen der Kasus" vergleichbar (Kategorien wie "effiziertes Objekt", "affizlertes Objekt") sind die verbspezifischen Präpositionen mit konstanten Interpolationsprädikaten gekoppelt, nach denen sich Verben zu semantisch homogenen Gruppen zusammenstellen lassen. So setzt Eroms beispielsweise zur Präposition auf bei den Verben es absehen auf, warten auf, hoffen auf, sich freuen auf, sich vorbereiten auf etc. das Interpolationsprädikat 'daß der Zeitpunkt eintritt' an. Daß ein Interpolationsprädikat

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nicht realisiert wird, sondern an der Oberfläche nur eine PP erscheint, erklärt Eroms als Ergebnis eines Topikallslerungsprozesses. der einen Beteiligten an dem in dem Interpolationsprädikat ausgedrückten Vorgang erfaßt. Auch für diese Interpolationsprädikate bleibt wiederum die Frage bestehen, ob sie, wie Eroms behauptet, allein an die Präposition gekoppelt sind, oder ob nicht vielmehr die Möglichkeit des Auftretens eines solchen Interpolationsprädikats eine Eigenschaft des Verbs, bzw. des Prädikatskomplexes aus Verb + Präposition 1st. Wie etwa die Präposition auf in Fügungen wie sie beharrt auf Ihrer Meinung, es kommt auf dich an mit einem Interpolatlonsprädikat 'daß der Zeitpunkt eintritt' in Zusammenhang stehen könnte, ist schwer nachvollziehbar. Erst recht gilt das für Lokaladverbiale mit der Präposition auf (er liegt auf dem Bett), die bei konsequenter Anbindung der PO-Präposltionen an die Präpositionen in "unfixierter Verwendung" sich Ja ebenfalls über dieses Interpolationsprädikat ableiten lassen müßten. Für Teilbereiche ist der von Eroms eingeschlagene Weg, PO-Verben nach konstanten Bedeutungszügen zu Verbsubklassen zu gruppleren, sicher aussichtsreich. Der Fehler, der bei einer Klassifizierung der PO-Verben nach dem Muster von Eroms begangen wird, liegt m.E. daran, daß man Bedeutungskonstanzen a l l e i n an der Präposition festzumachen versucht hat und aus Kohyponymengruppen mit identischem Valenzrahmen e i n e Grundbedeutung der Präposition hypostaslert hat, die diese In allen Verwendungswelsen ausdrücken soll. Nur in einigen Fällen (etwa bei durch, gegen, mit) wird man damit Erfolg haben; zum Großteil lassen sich solche Bedeutungshypothesen aber durch eine massive Anzahl von Gegenbeispielen leicht ins Wanken bringen. Nicht zuletzt 1st aallerdlngs auch rein methodisch die Isolierung der Präpositionsbedeutung aus dem Verband Verb + Präposition sehr problematisch, da sich häufig "Simplex"-verb und PO-Verb nicht gegenüberstellen lassen, sei es, weil ersteres nicht existiert, sei es, weil das Verb Homonyme hat. Versucht man etwa ein Verb wie basleren in seiner Bedeutung zu beschreiben, so wird man immer die Bedeutung zugrundelegen, die das Verb als PO-Verb basieren auf in der Umgebung eines PO hat. Aus dieser Bedeutung dann auf die isolierte Bedeutung der Präposition zu schließen, ist methodisch unzulässig. Bedeutungshaitigkelt der Präpositionen von POen postuliert auch Lerot (1982) mit einer Kongruenzhypothese. Bei verbspezifischen PPen sei Rektion eine Kongruenzerscheinung auf inhaltlicher Ebene; zwischen der Bedeutung der Präposition und einer Inhaltskomponente des übergeordneten Verbs bestehe eine Identitätsrelation (ebd.277). Das Charakteristikum für Kongruenz, Wiederholung eines Elements im Satz, sei hier durch die Wiederholung eines inhaltlichen Merkmals ge-

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geben. Die gegen Eroms' Ansatz vorgebrachten Argumente könnte man auch hier wieder anführen. Zu Problemen muß die Kongruenzhypothese etwa führen, wenn eine Präposition In verschiedenen Verbsubklassen auftritt; dann müßte sie auch verschiedene Inhaltliche Komponenten enthalten können, um noch "kongruieren" zu können. Daß eine Präposition in mehreren Verbsubklassen auftritt, sei hier nur an einigen Beispielen gezeigt. an: denken, glauben, sich erinnern an; sterben, leiden an; teilnehmen an; sich wenden an, appellieren an; auf: warten, lauern, abzielen, es absehen auf; schelten, schimpfen, fluchen auf; basieren, beruhen, fußen auf; In: bestehen, liegen in; sich einig sein, übereinstimmen in; sich gefallen In; Nach der Kongruenzhypothese müßte also die Präposition an mindestens vier verschiedene Bedeutungen haben. Andererseits müßte dann eine dieser Bedeutungen identisch sein mit einer Bedeutung der Präposition über, da die beiden Varianten sich freuen an und sich freuen Ober in einem bestimmten Bereich kohyponym und austauschar sind. Schwer zu beschreiben 1st dann auch, weshalb POe mitunter mit Objekten in reinen Kasus konkurrieren können; in diesem Fall müßte Kongruenz zwischen einer Inhaltskomponente des Verbs und der Bedeutung des Kasusmorphems bestehen. Ohnedies muß die Kongruenzhypothese zirkulär bleiben, solange nicht die Bedeutungskomponenten aller PO-Präpositionen unabhängig vom jeweils übergeordneten PO-Verb herausgearbeitet werden, etwa durch Vergleich mit den Präpositionen von adverbialen PPen, - und das 1st für den Gesamtbestand von PO-Präpositionen synchron nicht möglich und, wie oben dargelegt, auch von der Methodik her nicht adäquat. Engelen (1975:112) versucht an Konstruktionen mit einem Nonsensverb zu zeigen, daß PO-Präpositlonen nicht völlig bedeutungslos sind und zumindest mehr Bedeutung als reine Kasus aufweisen. (1-122) Wir haben sorgfältig über diesen Sachverhalt klumborgt. (1-123) Das hat mich vor der Teilnahme an dieser Sitzung klumborgt. Problematisch an diesem Test 1st, daß diese Strukturen nicht kontextfrei sind, und das Verb bzw. die Verbsubklasse über Selektionsrestriktionen erschlossen werden kann. Die Bedeutung der Präposition muß deshalb nicht unbedingt Isolierbar sein. Es scheint zunächst, daß Kontexte mit einem PO sehr viel stärkere

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Restriktionen auf den Inhalt des übergeordneten Verbs ausüben, bzw. eine geringere Anzahl von Verben in der gleichen Umgebung zulassen als Kontexte mit einer Ergänzung in reinem Kasus. (1-124) Er hat mir die Teilnahme an der Sitzung klumborgt. (ermöglicht, verboten, erlaubt, vermiest, versprochen, leicht gemacht...) Reduziert man Jedoch den Kontext so weit, daß nur noch die Valenzstruktur des Verbs als beeinflussender Paktor übrigbleibt, erweisen sich auch die Rekonstruktionsmöglichkeiten für ein PO-Verb gegenüber denen für akkusativregierende Verben nicht als wesentlich restringierter. (l-125a) X klumboret auf Y. (l-125b) X klumborgt Y. Man darf allerdings nun nicht den umgekehrten Schluß ziehen, daß Präpositionen von POen generell inhaltsleer seien. PO-Präpositionen können bedeutungsdistinktiv sein, insofern sie eine bestimmte Verblesart selegleren. Ihre Bedeutung ist aber nicht immer isolierbar nicht immer auf die Bedeutung der nicht-spezifischen Präpositionen zurückführbar. Auch in diesem Bereich bilden die PO-Verben des Deutschen keine homogene Klasse. Das Spektrum reicht hier von PO-Verben mit bedeutungsdurchsichtigen, in der Bedeutung relativ gut isolierbaren und insofern adverblaltypischen Präpositionen (gegen Jdn. angehen, bei jdm. gut / schlecht ankommen, für etwas sprechen) über PO-Verben, deren Präpositionen noch einen Zusammenhang zu Präpositionen in räumlicher Verwendung erkennen lassen (beruhen auf, sich drehen um, sich mischen unter, achten auf) bis zu PO-Verben, deren Präpositionen synchron nicht mehr in der Bedeutung isolierbar und ohne Entsprechung im Adverbialsystem sind (überzeugen von, liegen an. gipfeln In, sich erinnern an). Das Gros der POe scheint in einem mittleren Bereich zu liegen, in dem der Zusammenhang mit dem Adverbialsystem noch relativ transparent ist.

43 1.3

Inhaltliche Spezlflzltftt

'Inhaltliche Spezlflzität' einer abhängigen Konstituente besagt, daß diese ein oder mehrere inhaltliche Merkmale aufweist, deren Auftreten durch eine spezifische lexikalische Eigenschaft des übergeordneten Ausdrucks bedingt ist und nicht aufgrund einer allgemeinen grammatischen Regel vorhergesagt werden kann (Jacobs 1986:28). Inhaltliche Spezifizität äußert sich zum einen In der Kasusrollenspezifik, zum anderen In nicht vorhersagbaren Selektionsrestriktionen zwischen übergeordnetem und abhängigem Ausdruck, die etwa in Form von semantischen Merkmalen wie (+/- hum], [+/- abstr] etc. dargestellt werden können. Damit ist der gesamte Bereich dessen umrissen, was an anderer Stelle unter dem Terminus "semantische Valenz" (Heibig 1982, Rauh 1988) und - nicht Immer in Zusammenhang mit dem Valenzbegriff - hauptsächlich in der Theorie der 'Tiefenkasus' (Fillmore), 'thematischen Relationen' (Gruber, Jackendoff), 'Theta-Rollen' (GB-Theorle), 'semantlschen Funktionen 1 (Dik) und dergleichen Begriffen mehr aufgearbeitet worden ist.

1.3.1 Semantische Merkmale Was die Inhaltliche Spezifizität von POen auf der Merkmalsebene betrifft, so bestehen nur zum geringeren Teil Selektionsrestriktionen zwischen Verb und semantlschen Merkmalen der PO-internen N}'. Meist sind Personenbezeichnungen, Konkreta und Abstrakta gleichermaßen zulässig und nur in selteneren Fällen 1st die Wahl der NP auf der Merkmalsebene eingeschränkt wie bei adressleren an [+hum], appellieren an [-konkret), etwas gewinnen aus [-hum), sich einig sein in l+abstr), Jdn. animieren zu l+abstr) etc. Als Bestandteil einer Valenztheorie ist die Merkmalssemantik generell mit dem Problem behaftet, daß "Normverstöße", die nicht nur in dichterischer Sprache ein geläufiges Phänomen sind, als "übertragener Gebrauch", "Metapher", "Ellipse" oder dergleichen wegerklärt werden müssen. Das Valenzwörterbuch von Helbig/Schenkel (1973) enthält zahlreiche Fälle von zu stark restringierter oder überflüssiger Notierung semantischer Merkmale. So ist etwa bei zurückweichen vor ein PO mit dem Merkmal l+konkr) (er wich vor ihrem starren Gesicht zurück) ebensowenig vorgesehen wie bei erkennen an (er erkannte sie an Ihrem schwarzen Umhang); bei verkaufen werden nur [-hum) markierte Objekte zugelassen, bei wissen um nur l+abstr) markiertes PO. Derartige Notierungen sind mitunter eher Aussagen über kulturspezifische Normen als über sprachliche Regeln. Ein Satz wie

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(1-126) Maier tauscht seine Frau gegen einen Lastwagen ein. 1st natürlich nicht ungrammatisch, sondern er bezeichnet lediglich einen Im europäischen Kulturkreis etwas ungewöhnlichen, aber keineswegs ausgeschlossenen Sachverhalt. In der Standardtheorie der Transformationsgrammatik wird dem dadurch Rechnung getragen, daß Verletzungen von Selektionsrestriktionen nicht in syntaktisch ungrammatischen Strukturen resultieren. Sie stellen bei Chomsky (1965) den geringsten Grad der Abweichung von der Grammatikalltät dar; Verstöße gegen strikte Subkategorisierungsregeln und Verletzungen lexikalischer Kategorien etwa wiegen schwerer. Chomsky erwägt, daß möglicherweise die einzige Punktion von Selektionsregeln darin bestehe, Ober eine Hierarchie der Abweichungen von der Grammatikalltät Interpretationen für metaphorische Sätze bereitzustellen. Es sei deshalb angebracht, Selektionsregeln aus der Syntax herauszunehmen und in die semantische Komponente zu integrieren. Sätze, die lediglich Selektionsregeln verletzen, wären damit als syntaktisch wohlgeformte Sätze direkt generiert. Man stellt sich Selektionsrestriktionen am besten als eine Art Merkmalsausgleich vor: Kontextmerkmale eines Verbs werden mit den lexikalischen Merkmalen der NP überprüft. Passen die Merkmale nicht zusammen, erfolgt eine entsprechend markierte Interpretation, die Struktur wird aber nicht als ungrammatisch ausgefiltert. Im Bereich der adverbialen PPen bestehen zwischen dem Verb und der PP-lnternen NP für den überwiegenden Teil von Adverbialklassen ebenfalls keine Selektionsrestriktionen. Allenfalls temporale und modale Adverbiale unterliegen Selektionsrestriktionen bezüglich der NP. Alle anderen sind nur extrinsisch in ihrer semantischen Rolle Ort', 'Ziel1, 'Ausgangspunkt', 'Bedingung', 'Begleiter1, 'Grund* etc. invariabel, während die intrinslsche Realisierung kaum eingeschränkt ist. Lokaladverbiale

(1-127) (1-128) (1-129) (1-130)

Der Vati steht nicht mehr mit beiden Beinen mitten im Leben. Am Maskenball der Schmerzen ist schon ein Platz für ihn reserviert. In Paulas Herzen / In Paula welkt der letzte Stengel Liebe still vor sich hin. Paula lauert hinter dem Haselnußstrauch, hinter dem Holunderbusch oder hinter dem Blrkenbankerl.

Dlrektionaladverblale

(1-131) (1-132)

Nico geht in den Wilden Archimedes / zu Anna. Wenn Paulas Gedanken besonders weit schweifen, schweifen sie zu den Natureewalten.

dann

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(1-133) (1-134) (1-135)

Erich jagt gegen Westen, in die untergehende Sonne hinein. Das hat Erich im Grunde genommen zurückgeworfen in seine alte Letharele. Von Genscher stammt der Satz, er jedenfalls werde die FDP nicht in die Opposition führen.

Kauealadverbiale (1-136) Otto kommt wegen Hanna / wegen Hannas Käsekuchen wegen seiner Zahnschmerzen.

/

Konditionaladverbiale (1-137) Machen Sie bei Übergewicht unsere Eiweißdiät. (1-138) Bei Glatteis sofort Geschwindigkeit drosseln! (1-139) Bei einem männlichen Nachkommen raten wir ihnen zu einer A usbildungs Versicherung. Modaladverblale ([- hum]) (1-140) Das Leben geht ohne Überraschungen weiter, aber in geordneten Bahnen. Die merkmalssemantlsche Ebene 1st bei PPen allerdings In dem Bereich relevant, wo sie konkret räumliche Verwendung von übertragenem Gebrauch unterscheidet. (l-141a) Susi schaut auf gesunde Ernährung / darauf, sich gesund zu ernähren. (l-141b) Susl schaut auf ihre Schuhe. (l-142a) (l-142b)

Der Minister stützt sich auf mehrere Sachverständigengutachten. Heftig schnaufend stützt sich der Minister auf seine Krücke.

(l-143a) (l-143b)

Sony steigt Jetzt auch in die Videobranche ein Heimlich steigt Ede in den Keller ein.

(l-144a) (l-144b)

Er baut auf eine neue Partei, rechts von der Union. Er baut auf ein Hanggrundstück.

(l-145a)

Diese Töpfe lehnen sich in der Form teilweise an römische Gefäße des 4. Jahrhunderts an. (l-145b) Hans lehnt sich an die Tür / an der Tür an. In (141) spricht der Bedeutungsunterschied und die Möglichkeit, Im einen Fall die PP auch als Komplementsatz mit daß zu realisieren, für Homonymie: schauen auf 'achten auf vs. schauen mit Dlrektionalergänzung und konkret räumlicher Bedeutung. Die PO-Verb-Lesart ist auch in (141b) möglich. Nach dem Kriterium übertragener vs. konkreter Gebrauch könnte man natürlich auch die anderen PPen als POe respektive Direktionalergänzungen klassifizieren.

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Formal wird diese eher Intuitiv getroffene Klassifizierung durch die Möglichkeit einer da/J-Satz-Transformatlon in den PO-verdächtigen (a)-Fällen (nicht aber in (143a)) gestützt. Besondere ausgeprägt ist diese räumliche Metaphorik zur Bezeichnung geistiger Tätigkeiten (sich in etwas hineindenken, aus dem Text hervorgehen, bei einem Punkt verweilen, sich an eine Theorie anlehnen, etwas in seine Überlegungen einbauen / einbeziehen etc.). Engelen (1975:205) bezeichnet solche Fälle von Übertragung als "Zwischenstück zwischen der Valenzklasse Verb + Präpositlonalergänzung [= PO, EB] sowie Verb + Richtungsergänzung" und behandelt sie als Sondergruppe. Die identische Kodierung zeigt aber gerade an, daß im Deutschen die Unterscheidung zwischen konkret und übertragen völlig irrelevant sein kann, bzw. - wie im folgenden Beleg - allenfalls Im stilistischen Bereich eine Rolle spielt. (1-146) Von dem Fernfahrervater fällt eine Illusion namens Susi ab. Von der Fernfahrermutter fällt eine Illusion namens Susi ab. Bald fällt das Obst von den Bäumen ab, und die Eltern müssen das Haus verlassen, um der nächsten Generation Platz zu machen. Sofern nicht mittels Paraphrasierung klare Bedeutungsunterschiede herausgearbeitet werden können, wie etwa für (149), dürfte es für das Deutsche angemessener sein, die PPen in den (a)-Versionen als echte "Grenzgänger" zwischen DJrektionalergänzungen und POen zu behandeln und auf eine mehr oder minder willkürliche definltorische Festlegung zu verzichten. Ohnehin wird sich im nächsten Kapitel zeigen, daß ein "lokalistisches" Grundmuster mit Relationen wie 'Source' und 'Goal' auf der rollensemantlschen Ebene bei POen eine wichtige Rolle spielt.

1.3.2

Semantische Rollen

Wenn das Kriterium der inhaltlichen Spezifizität auf der Ebene der rollensemantischen Valenz die traditionelle Trennung von adverbialen Angaben und Ergänzungen bestätigen soll, dann müßte für alle adverbialen Angaben gelten, daß das Auftreten eines Adverbiale einer bestimmten (adverbialen) semantischen Rolle nicht von lexikalischen Eigenschaften des übergeordneten Ausdrucks abhängt, sondern durch eine allgemeine grammatische Regel vorhersagbar ist, während umgekehrt das Auftreten einer Ergänzung einer bestimmten semantischen Rolle nicht vorhersagbar 1st und durch idiosynkratische lexikalische Eigenschaften des übergeordneten Prädikats bedingt ist. Bei einer restriktiven Auslegung von "allgemeiner grammatischer Regel" dürfte das Auftreten adverbialer Angaben dann

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auch nicht subklassenspezifisch formuliert werden, da man in diesem Fall bereits wieder auf lexikalisch-semantische Eigenschaften des übergeordneten Ausdrucks rekurriert hätte und somit das Kriterium für Valenzbindung auf der rollensemantischen Ebene erfüllt wäre.22 Umgekehrt dürfte natürlich auch das Auftreten hierarchiehoher, ergänzungstypischer semantlscher Rollen nicht subklassenspezifisch vorhersagbar sein. Daß das Kriterium der inhaltlichen Spezifizität nicht zwei Kategorien mit scharfen Rändern trennt, steht zu vermuten. So 1st etwa das Auftreten gerade der hierarchiehöchsten semantischen Rolle, Agens, für alle Handlungsverben vorhersagbar, für Subklassen von kohyponymen Verben sind oft mehrere semantische Rollen vorhersagbar, etwa für 'Verben des Gebens' eine Agens-, Goal- und Thema-Rolle (oder Agens-, Rezipient- und Patlens-Rolle etc.; die Wahl des Modells und der Terminologie ändert nichts an der Vorhersagbarkeit des Auftretens dieser Rollen). Nun 1st natürlich klar, daß In einer Theorie, die davon ausgeht, daß Zahl und Art der Argumentpositionen eines Verbs diesem inhärierende Merkmale sind, Prädikate mit diesbezüglich identischen Merkmalen zu Klassen zusammengefaßt werden können. Heibig (1983) etwa benutzt die Rollenstruktur von Verben zu einer semantischen Feinklassifizierung des deutschen Verbwortschatzes. Vorhersagen bezüglich des Auftretens einer Konstituente mit einer bestimmten semantischen Rolle In Abhängigkeit von den so gewonnenen Klassen sind dann gewissermaßen zirkulär. Interessanter ist natürlich die Frage, inwieweit die Argumente von Prädikaten mit identischer Rollenstruktur auch Identisch kodiert werden, bzw. umgekehrt, inwieweit Prädikate mit identisch kodierten Argumenten semantisch homogene Klassen bilden, also etwa Kohyponyme sind. Zunächst soll aber für den Bereich der Adverbiale überprüft werden, inwieweit ihr Auftreten tatsächlich uneingeschränkt und damit durch eine allgemeine gram22)

Jacobs (1986) unterscheidet zwischen "Inhaltlicher Spezifizität" und "Spezifizität" / "Subklassenspezifik". Letztere besteht, wenn eine abhängige Konstituente "nicht bei jeder möglichen lexikalischen Füllung der strukturellen Position" des übergeordneten Ausdrucks akzeptabel ist. Da diese Art Spezifizität nicht prinzipiell zwischen Ergänzungen und Angaben unterscheide, lehnt Jacobs "Spezlfizität" / "Subklassenspezlflk" als Valenzbindungseigenschaft ab (ebd. 33 u. 45). M.E. ist Jacobs" Relation der "Inhaltlichen Spezifizität" aber nicht so weit entfernt von der Relation "Subklassenspezifik", dann nämlich, wenn man zwischen ungrammatischen und semantisch/pragmatisch unakzeptablen Ausdrücken unterscheidet, was Jacobs nicht tut. Konstituenten, die im Sinne Jacobs inhaltlich nicht spezifisch sind wie etwa Adverbiale, sind hinsichtlich der Subklassenspezifik entweder ebenfalls völlig unspezifisch (lokale, modale, kausale), oder aber sie haben verbklassenspeziflsche Restriktionen wie Instrumentale, Zeitdauerangaben, oder sie sind, wie Direktionaladverbiale, verbspezifisch.

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matlsche Regel vorhersagbar ist. Dabei gehe ich davon aus, daß die einzelnen Adverbialklassen bereits je nach ihrer semantischen Rolle gekennzeichnet sind, es also semantlsche Rollen wie 'Grund 1 , 'Bedingung1, Ort', 'Ziel', 'Ausgangspunkt', 'Instrument' etc. gibt. Solche adverbialen Rollen von ergänzungstypischen Rollen zu trennen, 1st durchaus üblich, so etwa als "modale" vs. "propositionale Kasus" bei Cook (1972b), als "circumstantial roles" vs. "participant roles" bei Halliday (1986), als "Satellitenfunktion" vs. "Argumentfunktion" in der funktionalen Grammatik Diks (1981). A) kausale und konditionale Adverbiale Diese Adverbiale scheinen tatsächlich unrestringiert auftreten sind auch bei Vorgangs- und Zustandsprädlkaten möglich.

zu können und

B) Modaladverbiale Modaladverbiale können bei Zustandsprädikaten nur beschränkt auftreten. Adjektive, die prototypische Realisierung von Modaladverbialen, werden In der Umgebung eines Zustandsprädikats in der Regel als Subjektsprädikative interpretiert. (1-147) Sie liegt ruhig im Bett. Bei Eigenschaftsprädikaten sind Modaladverbiale ebenfalls nicht möglich. (1-148) 'Der Tisch ist gut aus Holz. Bei manchen Zustandsprädlkaten können allerdings Adjektive tatsächlich mit modaladverbialer Interpretation auftreten; ein Lokaladverbial braucht dann nicht vorhanden zu sein. Das Auftreten dieser Modaladverbiale unterliegt aber offensichtlich lexikalischen Restriktionen, ist also nicht für die gesamte Klasse Zustandsprädikate vorhersagbar. (1-149) Alois wohnt bequem / herrlich / allein. (1-150) 'Alois hält sich derzeit bequem / herrlich / allein auf. C) Instrumentaladverbiale

Auch Intrumentaladverbiale verbinden sich schlecht mit Zustande- und Eigenschaftsprädikaten, sind aber evtl. nicht völlig ausgeschlossen. (1-151) Dadurch, daß er sich Jahrzehntelang nur in der Mensa ernährt hat, hat er Jetzt ein Magengeschwür. (1-152) Durch dich lieg ich Jetzt krank im Bett! Fraglich ist, ob die Adverbiale in (151) und (152) nicht eine kausale Interpretation erhalten. Auch wird In (151) bei einer Instrumentallesart des Adverbiale das Prädikat eher als Vorgangsprädikat 'ein Magengeschwür bekommen' interpretiert. Das würde sich mit der Intuition decken, daß ein Mittel oder Instrument zwar am Erreichen eines Zustande beteiligt sein kann, nicht aber an dem Zustand selbst. Dafür, daß ein Adverbial als Instrumental interpretiert wird, scheint also

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Aktionalität oder zumindest Zustandsveränderung beim Ubergeordenten Prädikat Voraussetzung zu sein. D) Koraltativadverbiale

Komltatlvadverblale können uneingeschränkt auftreten, selbst mit Eigenschaftsprädikaten sind sie möglich. (1-153) Zusammen mit Tünnes fährt Schäl in Urlaub / fällt Schäl von der Leiter / ist Schäl Jetzt Besitzer eines Verlags. E) Temporaladverbiale

Bei den Temporaladverbialen ist zwischen Zeitpunkt-, Zeitdauer- und Frequenzangaben zu unterscheiden. Erstere scheinen tatsächlich unrestringiert bei Jedem Prädikat auftreten zu können, da Äußerungen wie die folgenden nicht im Sinne grammatischer Wohlgeformtheit, aber aus pragmatischen Gründen unakzeptabel sein können und meist durch geeignete Kontextflndung und -erweiterung repariert werden können. (1-154) München ist (nur) am Vormittag die Hauptstadt Bayerns (am Nachmittag hält der Ministerpräsident ein Schläfchen). Zeitdauerangaben sind dagegen nur mit Imperfektiven Prädikaten verträglich; in der Umgebung eines perfektiven Prädikats müssen sie als Prequenzangaben Interpretiert werden. Wichtig ist dabei nun, daß die Aktionsart nicht in jedem Fall eine lexikalische Eigenschaft des Verbs ist, da bestimmte aktionsartneutrale Verben je nach ihrer syntaktischen Umgebung perfektiv und imperfektiv gebraucht werden können. (1-155&) Und dann ist das Mädchen den zanzen Tag gelaufen. (l-155b) 'Und dann ist das Mädchen den ganzen Tae bis zur Sonne gelaufen. ((165b) ist allenfalls mit der Interpretation 'den ganzen Tag immer wieder aufs Neue zur Sonne laufen' zu retten.) H. a. W.: Für eine Subklasse der Temporaladverbiale gilt weder, daß Ihr Auftreten durch eine elnzelverbspezifische lexikalische Eigenschaft des übergeordneten Verbs bedingt ist, noch, daß ihr Auftreten durch eine grammatische Regel, die nicht auf semantische Eigenschaften des übergeordneten Prädikats rekurriert, vorhersagbar ist. P) Lokaladverbiale

Die Bedingungen des Auftretens von Lokaladverbialen sind mit denen von Zeitpunktangaben vergleichbar: die Nicht-Akzeptabilität bestimmter Kombinationen ist auf pragmatische Unverträglichkeit zurückzuführen (so etwa in generischen Aussagen) und durch geeignete Kontexte reparierbar.

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(1-156) (1-157)

Wale sind in der Nordsee / In dieser Welt Säugetiere. Otto atmet auf der Wiese / versucht wegen seines Heuschnupfens auf der Wiese möglichst wenig zu atmen. Dem obligatorischen Auftreten von Lokaladverbialen In Abhängigkeit von bestimmten Positionsverben wie stehen, sitzen, liegen, wohnen, sich befinden etc. kann dann allerdings allein auf der Ebene der Inhaltlichen Spezlfizltät nicht gesondert Rechnung getragen werden. Zwar könnte man davon ausgehen, daß Lokaladverbiale inhaltlich spezifisch sind für eine semantische Subklasse von Zustandsverben, die eine reine Standortbestimmung des Subjektsdenotats ausdrücken, Lokaladverbiale scheinen aber um so weniger obligatorisch zu sein, je mehr das übergeordnete Zustandsprädikat gleichzeitig eine Modalität des Sich-aneinem-Ort-Befindens ausdrückt. Das gleichzeitige Vorliegen einer raum-relationalen Bedeutungkomponente 'sich irgendwo befinden' und einer modalen Bedeutungskomponente 'sich Irgendwie befinden' erklärt übrigens auch, weshalb bei Verben wie wohnen eine Leerstelle scheinbar alternativ durch ein Lokaladverbial (im Grünen wohnen) oder durch ein Modaladverbial (herrlich wohnen) gefüllt werden kann. Im Normalfall muß mindestens eine der beiden Komponenten spezifiziert werden, damit ein wohlgeformter Satz entsteht, je nach der Adverbialklasse ist dann die eine oder die andere Bedeutungskomponente des Verbs dominant, wie etwa im folgenden Satzpaar. (158&) Sein Blick ruht über dem See. (168b) Hans ruht bequem. Treten Modal- und Lokaladverbial auf, unterbleibt eine Dominantsetzung; in diesem Sinne müßte man dann streng genommen beide Adverbiale als Inhaltlich spezifisch für die genannte Klasse von Verben betrachten. Zustandsverben wie sich ausruhen, aufragen, klemmen, feststecken, schlafen etc. bezeichnen zwar wie liegen, stehen, sitzen ebenfalls eine räumliche Befindlichkeit des Subjektedenotate; sie treten aber nicht obligatorisch mit Lokaladverbialen auf. Insofern liegt bei Zustandsverben ein Obergang von den sogenannten Lokalergänzungen zu den "valenzfreien Lokalangaben" vor, der davon abhängig ist, wie dominant die rein raumlelationale Bedeutungskomponente 1st bzw. wie stark in der Verbbedeutung bereits eine modale Komponente enthalten 1st. Grundsätzlich gilt natürlich für alle Sachverhalte, daß sie potentiell in Raum und Zelt und auf eine bestimmte Art und Welse stattfinden und damit entsprechende Inhärente relationale Merkmale haben, die in einem Adverbial spezifiziert werden können. Je dominanter nun eine solche relationale Komponente ist, desto eher muß ein entsprechendes Adverbial die Relation "sättigen". Tatsächlich tritt dieser Fall vergleichsweise selten ein und dann nur bei Verben, die über die entspre-

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chende relationale Komponente hinaus kaum weitere Bedeutungskomponenten enthalten, Im Falle der Modaladverblale etwa sich benehmen, sich verhalten, aussehen oder bei Verben wie sich ereignen, stattfinden, passieren, die zwar neben dem Subjekt eine weitere Argumentstelle vergeben, die aber alternativ mit einem Lokal-, Temporal- oder Modaladverbial gefüllt werden kann. (1-159) Der Unfall ereignete sich an einer belebte Kreuzung / um 10 Uhr, in blitzartiger Geschwindigkeit. G) Direktionaladverbiale

Für die Klasse der Verben, die aufgrund perzeptueller Gegebenheiten23 als Bewegungsverben bezeichnet werden können, gilt keinesfalls, daß sie i)

grundsätzlich für eine Goal- oder Source-Rolle subkategorlsiert sind

11)

eine im Subkategorisierungsrahmen auftretende Goal- oder Source-Rolle notwendig als dlrektionale PP oder Dlrektionaladverb realisiert wird. Umgekehrt gilt ill) Direktionaladverbiale können auch zu Nicht-Bewegungsverben treten. So sind zunächst natürlich nicht-tranepositive Bewegungsverben wie zittern, schrumpfen, kreisen etc., die keine Goal- oder Source-Rolle vergeben, auszunehmen. Von einer "inkorporierten" Goal-Rolle könnte man bei denominalen Verben wie eintüten, einklammern, eine Pflanze umtopfen etc. ausgehen; die Möglichkeit der "Exkorporatlon" der Goal-Rolle bei Spezifizierung ist dabei wohl lexikalisch geregelt und nicht generell vorhersagbare Eigenschaft dieser Verben. (1-160) ? Und dann hat man mir das Ganze auch noch in eine pinkfarbene Lacktasche mit Mona-Lisa-Aufdruck eingetütet. Bei einer Reihe von Bewegungsverben wiederum ist mit der Realisierung der GOAL-Rolle eine Umkodierung von einem imperfektiven zu einem perfektiven Verb verbunden, was sich teilweise auch Im Wechsel des Perfekt-Auxiliars manifestiert. (1-161) Er hat den ganzen Tag getanzt / 1st in den Saal getanzt. (1-162) Er hat den ganzen Tag gebummelt / ist in die Welt gebummelt. (1-163) Er hat/ist gesegelt /ist nach Amerika gesegelt. (1-164) Er hat gewankt / 1st nach Hause gewankt. (1-165) Er hat/ist getaucht / ist zum Wrack getaucht. Die Annahme einer fakultativen Dlrektionalergänzung im Subkategorisierungsrahmen des jeweiligen Verbs wird dem systematischen Bezug zwischen den beiden 23)

Empirische Untersuchungen zur Klassifikation von Bewegungsverben enthält etwa Levelt/Schreuder/Hoenkamp (1976).

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Strukturen nicht gerecht. Passender wäre hier wohl eine allgemeine Regel, eine Art H Aktionsart-Diathese". Unter den Bewegungeverben mit einer Goal-Rolle gibt es wiederum Fälle, in denen diese Rolle nicht von einer PP getragen wird. (1-166) Er nähert sich / naht dem Hof. (1-167) Er erreicht den Hof mit Müh und Not. (1-168) Der Ball passiert / überspringt die Auslinie. In lokallstisch orientierten Kasustheorien in der Tradition Grubers (Jackendoff 1987; Rauh 1988) können Goal- und Source-Rollen grundsätzlich von jeder Konstituente, also etwa auch von einem Subjekt getragen werden. Ein agentisches Subjekt kann dann gegebenenfalls eine doppelte Rollencharakterisierung erfahren. (1-169) Hans hebt den Ball auf. Hans würgt sich einen Big-Mac rein. ACTOR THEMA GOAL

Umgekehrt können direktionale PPen in Transitivlerungskonstruktionen ad-hoc zu Verben treten, die ansonsten keine Goal-oder Source-Rolle vergeben (vgl. Zaima 1987), sogar zu Positionsverben. (1-170) Max donnert das Buch auf den Tisch /steht sich die Beine in den Bauch / spielt Gründgens an die Wand. (1-171) Hotzenplotz zaubert Zwackeibart eine Warze an den Hals. (1-172) Kohl ekelt Geißler aus dem Bundesvorstand ins Kabinett. (1-173) Schwester Monika jubelt dem Patienten eine Spritze in die Vene. Solche Konstruktionen können nicht über die Valenz des Regens beschrieben werden, sondern müssen als Objektsprädikative über eine Ableitungsregel erfaßt werden (s. a. S. 11-13).** Das Interessante dabei 1st aber, daß die prädikative PP sich sowohl hinsichtlich der rollensemantischen Eigenschaften als auch hinsichtlich der PP-internen Kasusmarkierung (Akkusativ!) und des Stellungsverhaltens (verbnächste Konstituente) wie eine echte subkategorislerte Dlrektionalergänzung verhält: (l-174a) Ins Netz geworfen hat Boris den Ball. (l-174b) ?? Den Ball geworfen hat Boris ins Netz. (l-175a) Ins Netz gedonnert hat Boris den Ball. (l-176b) ?? Den Ball gedonnert hat Boris ins Netz.

24)

Zaima (1987) nimmt zur Ableitung solcher Konstruktionen Redundanzregeln an, die über Lexikoneinträgen wie [-»-/-Zustand], |+/-Resultatitvität], (+/Vorgang], [+/-Veränderung] operieren und systematisch zwischen intransitiven und den transitiven Strukturen vermitteln.

53

Mit Ausnahme der Idiomatischen Konstruktionen wie sich die Beine in den Bauch stehen sind solche Prädikative auch mit der für Direktlonalergänzungen Üblichen Proform (wohin/dahin) erfragbar und pronominallslerbar. Fazit: Das Auftreten einer PP der Rolle Goal oder Source ist zwar zum überwiegenden Teil abhängig von der Subklassenzugehörigkeit des übergeordneten Ausdrucks - Bewegungsverb -, aber nicht völlig frei von einzelverbspezifischen und strukturspezifischen Restriktionen vorhersagbar. Von den Adverbialen sind somit die kausalen, konditionalen, komitativen, lokalen sowie Zeltpunktangaben uneingeschränkt mit allen Prädikaten kompatibel; das Auftreten einer Konstituente der semantischen Rolle 'Grund1, 'Bedingung', 'Begleiter', Ort' etc. ist also vorhersagbar. Subklassenspezfische Beschränkungen zeigen Instrumentale, modale und dlrektlonale Adverbiale sowie Zeitdauerangaben. Erwartungsgemäß zeigt sich dabei für das Auftreten dlrektionaler Adverbiale der geringste Grad von Regelhaftigkeit. In Theorien, in denen "modale" Kasusrollen von "propositionalen" Kasusrollen unterschieden werden, decken sich die modalen Kasusrollen weitgehend mit den semantlsch klassifizierten Subklassen von Adverbialen. Cook (1972a, 1972b) nennt hier 'Time', 'Instrument', 'Manner', 'Cause', 'Purpose', 'Result', Outer Locative', Outer Benefactive'; Dik (1981) unterscheidet Innerhalb der "Satellitenfunktionen" "specifications of the nuclear state of affairs" wie 'Manner', 'Quality', 'Instrument', Relationen zu anderen Partizipantenrollen wie 'Beneficiary' und 'Comitative1, Relationen der temporalen Dimension wie 'Time', 'Duration', 'Frequency', Relationen der räumlichen Dimension wie 'Location', 'Source1, 'Direction', 'Path' und Relationen zu anderen Sachverhalten wie 'Circumstances', 'Cause', 'Reason'. 'Purpose' und 'Result'. In der Regel wird davon ausgegangen, daß die propositionalen Kasusrollen hierarchiehöher sind, Partizipantenrollen (Tesnieres Aktanten), die direkt in den vom Prädikat ausgedrückten Sachverhalt involvlert sind bzw. von Ihm betroffen sind, während die modalen Kasusrollen begleitende Umstände bezeichnen (Tesnieres Zirkumstanten), die den vom Prädikat ausgedrückten Sachverhalt in einen übergeordneten temporalen, lokalen, kausalen etc. Zusammenhang einordnen. Jacobs (1986) beschreibt sie als "Grund", vor dem sich die beteiligten Entitäten als "Gestalten" abheben und sieht in der Zugehörigkeit einer Konstituente zu einer propositionalen Kasusrolle ein weiteres Kriterium für das Vorliegen einer Valenzbindung. Die Zweiteilung In modale und propositionale Kasusrollen spiegelt natürlich nichts anderes, als die aufgrund anderer Valenzbindungseigenschaften gewonnene Zweiteilung in Ergänzungen/Aktanten und Angaben/Zirkumstanten. Unab-

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hängig von allen anderen Bindungsprlnr.lpien erscheint der Schnitt Intuitiv und wohl auch willkürlich; es 1st nicht ganz klar, was z.B. dazu berechtigt, semantlsche Rollen wie 'Grund1 oder 'Instrument' als Nicht-Beteiligten-Rollen einzustufen. Während z.B. Jacobs 'Benefaktiv' zu den Beteiligtenrollen zählt, erscheint bei Dlk 'Beneficiary' unter den Nicht-Beteiligten-Rollen. Meist wird aber darauf verwiesen, daß zwischen den beiden Klassen auch ein qualitativer Unterschied besteht: proposltionale Kasusrollen seien von der Verbbedeutung abhängig, "read in from without", modale Kasusrollen seien demgegenüber von der Verbbedeutung unabhängig, "merely generalizations of lexical content" (Cook 1972a:46). Wenn man nun POe auf ihre semantlschen Rollen hin überprüft, dann zeigt sich, daß sie eine ganze Reihe von modalen Kasusrollen ausdrücken können, oder doch zumindest diesen sehr nahe stehen. In der folgenden Gegenüberstellung zeigen die PO-verdächtigen Kandidaten in den Kriterien Notwendigkeit (bei einer bestimmten Lesart des Verbs) und formale Spezifizität weitgehend Ergänzungsverhalten, sie stehen semantisch aber Adverbialen nahe. AUSGANGSPUNKT

(1-176) (l -l 77)

Werner kommt gerade vom Bahnhof. Werner stammt von einem alten Adelseeschlecht ab.

ZIEL

(1-178) (1-179) (1-180) (1-181)

Schießen Sie nicht auf den Pianisten! Das Verfahren zielt auf eine Verineerune der Produktionskosten ab. Werner schaut/blickt auf den Boden. Werner schaut/achtet nicht auf eine vitaminreiche Ernährung.

ORT

(1-182) (1-183) (1-184) (1-185)

Werner ist so blau, daß sich alles um ihn herum dreht. Seit Werner so erfolgreich 1st, dreht sich alles nur noch um ihn. Werner steht nicht mehr ganz fest auf dem Boden. Alle stehen auf Wernerl

BENEFAKTIV

(1-186) (1-187)

Werner arbeitet für / eeeen seine eigenen Kollegen. Werner entscheidet sich für / eeeen den Hauotkandidaten.

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QUALITÄT

(1-188) (1-189)

Aus der Wurzel hat der Sepp dann einen Gartenzwerg geschnitzt. Wasser besteht aus Sauerstoff- und Wasserstoffatomen.

GRUND

(1-190) (1-191)

Werner leidet sehr wegen seiner Leberzirrhose. Werner leider an Leberzirrhose.

BEGLEITER

(1-192) (1-193)

Werner singt mit Heisa ein Liedchen. Werner bequatscht alles mit Helga.

INSTRUMENT

(1-194) (1-195)

Werner belädt den Waeen mit der Heugabel. Werner begründet seinen Kreditantrag mit chronischem Finanzmaneel.

Auf der anderen Seite ist natürlich in einer situativ definierten Kasusrollentheorie, die auf ontologlschen Gegebenheiten fundiert ist und in der Kasusrollen nach der Art und Weise der Beteiligung eines Rollenträgers an einem Sachverhalt bestimmt werden (so im wesentlichen etwa in den verschiedenen Versionen der Fillmoreschen Kasustheorie), auch eine Nähe von PO-kodlerten Rollen zu NP-kodierten Rollen unverkennbar. ZIEL (1-196) (1-197) (1-198) (1-199)

Wer naht sich mir? Max schreibt Onkel Fritz / an Onkel Fritz einen Brief. Er erreicht den Hof mit Müh' und Not. Max sucht Moritz / nach Moritz.

AUSGANGSPUNKT

(1-200) (1-201) (1-202)

Steffi würgt sich einen Big-Mac rein. Ede entnimmt der Kasse mehrere Riesen. Er entfremdet sich ihr sehr bald.

BEGLEITER

(l -203) (1-204)

Werner und Helea verbünden sich. Verbinden Sie Jetzt die Lasche und den Nippel.

INSTRUMENT

(1-205) (1-206)

Ein Ball durchschlug die Schaufensterscheibe. Dieses Experiment beweist unsere These.

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GRUND

(1-207)

Die Leberzirrhose macht Werner sehr leiden.

ORNATIV

(1-208&) (l-208b)

Der Gärtner bedeckt die Rosen mit Z weisen. Der Gärtner deckt Zweige auf die Rosen.

Da man die Gegenüberstellung unterschiedlicher Kodierungen elnunddesselben Sachverhalts wohl ad inflnitum fortsetzen könnte - ein Verfahren, von dem insbesondere die frühe Kasustheorie geprägt 1st und das in immer neue modifizierte Kasusllsten resultierte -, fragt sich natürlich, inwieweit ein solches Verfahren sinnvoll 1st. Zwar läßt es vermuten, daß eine scharfe Trennung in modale Kasusrollen und propositionale Kasusrollen nicht existiert, es erhebt sich aber doch die grundsätzliche Frage, ob die unterschiedlichen Kodierungen einer vermeintlich identischen Sachverhaltsdarstellung noch mit denselben Rollenmerkmalen zu beschreiben sind. Tatsächlich sind hier im Einzelnen ganz abgesehen von Perspektiveunterschieden auch semantische Unterschiede festzustellen, die sich in etwa mit den im Zusammenhang mit dem Begriff Transitlvität entwickelten Kriterien fassen lassen.29 Die hier entscheidenden Faktoren sind 25)

Zu "Transitlvität" gibt es vor allem in der Universalienforschung reichhaltige Literatur. Weitgehend einheitlich hat sich dabei ein gradueller Transltlvitätsbegriff durchgesetzt; auch in bezug auf die mit Transitlvität eines Audrucks gekoppelten Faktoren herrscht weitgehende Übereinstimmung. Im Rahmen einer Prototypentheorie etwa wird Transitivität bei Lakoff (1977) und Hopper/Thompson (1980) behandelt. Letztere sehen Transitivität als diskursfunktionale Eigenschaft von Sätzen an, bei der ein hoher Grad von Transitlvität mit "foregrounding", ein niedriger Grad mit "backgrounding" korrespondiert. Dahl (1987) sieht in seinem Prototypenansatz für Kasusrollen das prototypische direkte Objekt durch folgendes Eigenschaftsbündel gekennzeichnet: a) Objekt erfährt Veränderung b) Objekt ist Fokus der Aufmerksamkeit des Agens c) Objekt ist Zielpunkt einer Bewegung des Agens d) wenn es ein Instrument gibt, wird auf das Objekt via Instrument eingewirkt. Aus diesen Eigenschaftsbündeln können Sprachen nun unterschiedliche Subsets als (ausreichende) Bedingungen für das Vorliegen einer bestimmten semantischen Rolle auswählen; Dahl berücksichtigt also bereits sprachspezifische Perspektivlerungen außersprachlicher Sachverhalte. Zu Transitlvität-/Affectedness-/Control-Kontinua vgl. ferner Comrie (1981), der Kasusrollen wie 'Agent', 'Patient', 'Instrument' etc. als Labels für Punkte auf einem nicht-diskreten "continuum of control" sieht; Ikegami (1987) mit einer Hierarchie der potentiellen Agentivität von Nominative (Subject) > Source > Goal > Accusative (direct object), der eine Hierarchie der Kontrollierthelt entgegengesetzt ist. Agens und Patiens als Extrempole eines Rollenkontlnuums von Kontrolle mit einem Wendepunkt bei den Soziativ- und Komitativ-Rollen, an dem Rollen

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a)

Grad der Affizlerthelt des Objekts (+/-Veränderung)

b)

Grad der Agentivität / Wirkungskraft des Agens

c)

Grad der Indivlduation des Objekts (belebte, konkrete, zählbare, referentielle, definite Objekte vs. unbelebte, abstrakte, nicht-zählbare, nicht-referentielle Objekte)

Nach dem Grad der Afflzierthelt des Objekts z.B. erweisen sich die hier unter Goal subsumierten Kodierungen als nicht völlig bedeutungsgleich. Während die Akkusatlv-NPen hier maximal affizlerte Entltäten denotieren und die entsprechenden Sätze Propositionsaufhebung nicht zulassen, sind die PO-Denotate weniger betroffen, sie erfahren nicht notwendig eine Veränderung durch Einwirkung des Agens. In einem Affizlertheitskontinuum, auf dem Goal unter einem Extrempol Patlens rangiert, wären also nur die Akkusativ-NPen echte Patiens-Kandldaten. Eine Unterscheidung zwischen Goal und Patiens macht tatsächlich In Minimalpaaren wie den folgenden Sinn; für hochtransitive Strukturen gilt ansonsten Agens = Energiequelle, Patlens = Energieziel (Lakoff 1977:244). (1-209&) Heinz schlägt nach dem Hund, aber er erwischt Ihn nicht. (l-209b) 'Heinz schlägt den Hund, aber er erwischt Ihn nicht. (l-210a) Ich habe um einen neuen Abonnenten geworben, aber er hat dann doch nicht zugesagt. (l-210b) 'Ich habe einen neuen Abonnenten geworben, aber er hat dann doch nicht zugesagt. (1-21 la) Olga fragt nach dem Weg, bekommt aber keine Auskunft. (l-211b) ?? Olga erfragt den Wee, bekommt aber keine Auskunft. Ganz deutlich 1st dieser unterschiedliche Afflziertheltsgrad auch bei POen mit einer Partitiv-Lesart gegenüber der holistlschen Lesart bei Akkusativkodierung.2* (1-212) Wer hat mein Süppchen / von meinem Süppchen gegessen? (l-2l3a) Das Werkstück bearbeitet Müller. (l-213b) An dem Werkstück arbeitet Müller. (1-214) Ich habe diese Dinee / von diesen Dlneen gelesen. mit GOAL-Charakteristik zu Rollen mit SOURCE-Charakterletik umschlagen, beschreibt Drossard (1986). Zu konzeptionellen Unterschieden zwischen dem Prototypenansatz und der Kontinuumtheorle vgl. Hopper/Thompson (1985) und Seiler (1985). 26)

In anderen Sprachen 1st dieser unterschiedliche Grad von Affizlerthelt Im Kasussystem grammatlkallslert. Zu Akkusativobjekt vs. Partltlvobjekt im Russischen, Litauischen und Serbokroatischen vgl. Deszö (1985). Akkusativobjekte, "totally affected objects", korrelieren hier mit perfektivem Prädikat, Partitlvobjekte mit imperfektiven Prädikaten.

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(1-215)

Referieren Aspects.

Sie bitte Chomskys Aspects / über Chomskys

Bekannt ist auch die holistische "flächendeckende" Interpretation der AkkusatlvNP bei der Ornativ-Diathese gegenüber der Interpretation des Direktionaladverbials als nur partiell affiziert. (l-216a) Lena bekleckst ihr Lätzchen mit Brei. (l-216b) Lena kleckst Brei auf ihr Lätzchen. Unverändert bleibt dabei die Lesart des dritten Arguments. Daß es sich bei diesem um eine andere Rolle als Instrumental handeln muß, zeigt die Komblnlerbarkelt von Ornativ und Instrumental in einem Satz.27 (l-216c) Mit dem Löffel bekleckert Lena ihr Lätzchen mit Brei. Bei der Kodierung einer von der Verbhandlung betroffenen Entität scheint also der Grad der Affiziertheit eine Rolle zu spielen: je höher dieser ist, oder, mit Hopper/Thompson (1980), je transitiver eine Struktur in dieser Hinsicht ist, desto eher wird diese Entität als akkusativische NP kodiert; je niedriger der Affiziertheitsgrad, umso wahrscheinlicher ist eine Kodierung als PP. Ob eine Patiens-Rolle überhaupt durch POe kodiert werden kann, ist fraglich. Ein möglicher Kandidat wäre hier das PO bei einschlagen auf, einprügeln auf wo Propositionsaufhebung wie oben nicht mehr möglich ist.28 (1-217) 'Der Herr schlägt erbittert auf seinen Hund ein, aber er trifft Ihn nicht. Bei der Klasse der PO-Verben mit einem inhärenten relationalen Merkmal 'Zielgerichtetheit', 'Zukunftsgerichtetheit' treten jedenfalls nur POe auf, die zwar das "Energieziel" kodieren, nicht aber Entitäten, die eine Einwirkung oder Veränderung durch die "Energiequelle" erfahren. Die Goal-Rolle hat bei diesen Verben 27)

Zu Ornativen mit-PPen vgl. Günther (1974). Zu mJt-Phrasen allgemein vgl. Eroms (1976) und Schröder (1984). Eroms (1976) sieht bei allen mit-PPen eine Funktion der syntaktischen Verdichtung zu kompakten Strukturen, durch die Vollprädikationen vermieden werden können. Bei ornativen mJt-PPen halte ich das für sehr zweifelhaft. Wenn man sie aus der Valenzstruktur des Simplexverbs ableitet, haben sie dort eine Entsprechung in der Akkusativ-NP, und es besteht keinerlei Veranlassung, deshalb auf eine be-Verb-Konstruktion mit Ornativ auszuweichen, weil eine Vollprädikation vermieden werden soll. Auch für die valenznotwendigen mit-PPen in Strukturen wie Petra verbündet sich mit Hans, Petra verbindet die Lasche mit dem Nippel gilt, daß sie in keiner Welse aus selbständigen, satzförmigen Strukturen abzuleiten sind oder in solche verwandelt werden können. Im Endeffekt läuft Eroms Feststellung auf den Faktor Argumenthaftlgkelt hinaus, kann also allenfalls für adverbiale m/t-Phrasen zutreffen.

28)

Wegener (1985a:293) nimmt für einschlagen auf Transltlvität an, folglich für das PO eine Patiens-Rolle als 'direkt betroffene Entität'.

59

auch einen Reflex in der Kodierung: es treten überwiegend die Präpositionen nach eine reine Richtungspräposition - und auf mit Akkusativrektion auf. Die durch das PO bezeichneten Entltäten sind sozusagen potentiell in der Zukunft betroffene Entitäten. Die PO-Verben dieser Subklasse sind Handlungsverben, Wahrnehmungsverben und Kognitionsverben mit einer Aktionalitäts-Komponente:29 angeln, ausspähen, sich erkundigen, fahnden, forschen, fragen, haschen, lauschen, lechzen, schielen, schmachten, schnappen, schnuppern, sich sehnen, spitzeln, suchen nach; abzielen, aussein, es anlegen, brennen, Bock haben, sich freuen, gespannt sein, hinauslaufen, hoffen, Hunger haben, lauern, Lust haben, neugierig sein, zurückkommen auf, betteln, sich bewerben, sich bemühen, flehen, werben um; Diese Verben können sämtlich mit nicht-referentiellen, indefiniten POen auftreten. (1-218) Leonore wartet auf einen Wink des Schicksals. (1-219) Sie sehnt sich nach einem Zimmer mit Südbalkon. Referentialität und Definitheit - ein hoher Indlviduationsgrad - kennzeichnen nach Lakoff (1977) und Hopper/Thompson (1980) aber das prototypische Patiens transitiver Strukturen. Mithin haben diese POe zwar eine Rolle Goal, stehen aber Im Affiziertheitsgrad unter den prototypischen Patiens-Rollen. Eine Goal-Rolle haben auch die POe der dreiwertigen Aufforderungsverben: Jdn. animieren, auffordern, bewegen, bringen, einladen, motivieren, nötigen, verführen, veranlassen, zwingen zu etc. Auch hier ist die Präpositlonalsemantik noch kaum verblaßt: zu ist eine reine Richtungspräposition. Vergleichbare Sachverhaltsdarstellungen, In denen die GoalRolle NP-förmig kodiert wird, gibt es zu diesen Verben nicht. Ohnehin besteht hier eine ausgeprägte Tendenz zu einer Realisierung des PO als Infinitiv-Phrase, damit Nicht-Deflnitheit. Auch die "effizierten Objekte" von kausativen PO-Verben wie machen zu, verarbeiten zu, verkochen zu, verwandeln in, überführen in und das nicht-kausative werden zu zeigen die Richtungssemantik noch relativ deutlich. Während bei zweiwertigen Verben die hervorgebrachte Entität in der Regel akkusativisch kodiert wird (ein Bild machen, eine Suppe kochen), ist bei den dreiwertigen für diese Rolle keine NP-förmige Kodierung möglich. Die eigentliche "afflzlerte" Entität ist 29)

Vergleichbar ist die Flllmoresche Distinktion zwischen "stative" (sehen, wissen) und "non-stative" (schauen, lernen) bei Wahrnehmungs- und Kognitionsverben (Fillmore 1968:43).

60

bei diesen ebenso wie bei den dreiwertigen Aufforderungsverben in der Akkusativ-NP kodiert. Bei einer relativ großen Subklasse von PO-regierenden Prädikaten zeigt das PO überhaupt keine Anzeichen einer affizierten Entität. Es handelt sich hier um Prädikate, die psychische und mentale Prozesse und Zustände bezeichnen, deren Gegenstand im PO kodiert 1st. sich ärgern über, sich aufregen über, sich beklagen über, brüten Ober, sich ereifern Ober, sich ergötzen an, sich freuen an/über, sich grämen über, grübeln über, Interesse zeigen an, klagen über, lachen über, leiden an, nachdenken über, sich Sorgen machen über/um, spotten über, staunen über, sich stoßen an, trauern um, sich weiden an ärgerlich sein über, bekümmert sein über, betrübt sein über, erstaunt sein über, froh sein über, glücklich sein über, traurig sein über, verwundert sein über, zornig sein über/auf etc. Zwar haben die POe dieser Prädikate tendenziell festere Existenzpräsuppositionen als die Goal-POe bei Verben wie lechzen nach, lauern auf, abzielen auf etc. und enthalten eher definite NPen, sie bezeichnen aber nicht das "Energiezier, das von dem im Verb ausgedrückten Prozeß afflziert und potentiell verändert wird, sondern sie bezeichnen im Gegenteil sozusagen den Anstoß dafür, daß das Subjektsdenotat die im Verb ausgedrückte Emotion erfährt. Die Bedeutungsstruktur ist also eher der von Kausalgefügen vergleichbar. (l-220a) Ich bin glücklich über dein Erscheinen. (l-220b) Ich bin glücklich, weil du gekommen bist. Daß hier nicht das PO sondern eher das Subjekt die affizierte Entität darstellt, zeigt sich auch daran, daß zu einem Großteil dieser Verben regelmäßig transitive Konversen existieren (1-221) Diese Geschichte wundert mich / ärgert mich / betrübt mich / regt mich auf / entsetzt mich / bekümmert mich / (er)freut mich / erstaunt mich / beglückt mich / erzürnt mich. oder Kausativdiathesen möglich sind. (1-222&) Über diesen Fall kann ich nur lachen (spotten / grübeln / klagen / jammern / staunen). (l -222b) Der Kasus macht mich lachen (spotten / grübeln / klagen / Jammern / staunen). Bei einer satzförmigen Realisierung des PO tritt bei diesen Verben meist ein daßSatz auf; überwiegend haben sie dann faktive Lesart.

61

Die POe dieser Subklasse von PO-Verben zeigen also im Vergleich zu den bisher genannten den geringsten Grad von Affiziertheit, bzw. der Paktor Afflziertheit trifft auf sie überhaupt nicht mehr zu. Auf der anderen Seite sind sie aber auch nicht agentisch, wiewohl sie auch eine kausative Interpretation zulassen. Es handelt sich dabei jedoch nicht um die kontrollierte. Intentionale und zielgerichtete Kausalrelation eines prototypischen Agens, sondern eben um nicht-kontrollierbare Ursache-Folge-Prozesse. Der Faktor Agentlvität kommt nun bei den POen ins Spiel, deren semantische Rolle der von Dativobjekten und Subjekten in den entsprechenden Strukturen gleicht. Ihrer semantischen Rolle nach sind sie großteils Source-Rollen, bzw. sie sind Kandidaten für Agens. Hier scheint der Grad der aktiven Beteiligtheit an der vom Verb ausgedrückten Handlung eine Rolle zu spielen. So lassen etwa valenznotwendige /nit-Phrasen in Abhängigkeit von symmetrischen Prädikaten wie sich verständigen, sich verbrüdern, sich verbünden, sich vereinigen, sich duellieren, kooperieren, vereinbaren, sich einigen, konkurrieren etc. auch eine Realisierung als Zweitglied einer Subjektkoordination oder als pluralisches Subjekt zu. (l-223a) Innstetten duelliert sich mit Crampas. (l-223b) Innstetten und Crampas duellieren sich. Dabei dominiert in (a) eine Lesart, In der die Verbhandlung primär vom Subjektsdenotat ausgeht, das PO also weniger agentisch ist, während bei der SubjektKoordination in (b) beide Glieder als gleichermaßen agentisch interpretiert werden. Ist aufgrund des Kontexte die Verbhandlung als nur einseitig gerichtet zu verstehen, dann 1st eine Kodierung mit Subjektkoordination nicht mehr möglich. (1-224) Effi versöhnt sich Innerlich mit ihrem Mann. Auch von den valenzfreien Komltatlvadverbialen (bei diesen kann im Unterschied zu den valenznotwendigen die Präposition mit immer durch die Präposition ohne ersetzt werden) lassen nur diejenigen eine "Hebung" zum Subjekt zu, die eine potentiell agentische Entltät denotieren. Nicht-belebte Denotate sind von dieser Diathese ausgeschlossen.30 (l-225a) Max kommt mit Moritz zum Abendessen. (l-225b) Max und Moritz kommen zum Abendessen.

30)

In der Konzeption Flllmores müßte man dann aus der Ungrammatikalität der Struktur mit Subjektkoordination auf Rollen Verschiedenheit schließen. Nllsen (1973) spaltet die Komitativ-Rolle auf in 'Comltative' (Max kommt mit Moritz) und 'Associative' (Max kommt mit einem Paket).

62

(l-226a)

Max kommt mit einem riesigen Paket / mit einer neuen Idee zur Tür herein. (l-226b) 'Max und ein riesiges Paket /'und eine neue Idee kommen zur Tür herein. Die komitativen nu't-Phrasen stehen also unabhängig davon, ob sie valenznotwendig oder valenzfrei sind, den Agens-Rollen sehr nahe, drücken aber doch einen etwas niedrigeren Grad an Agentivität aus als diese. Sie sind keine prototypischen Agenten. Agens-Merkmale wie 'Hauptverantwortlicher' für die Im Verb ausgedrückte Handlung, 'Energiequelle1, evtl. auch 'Intentionalität' fehlen ihnen. Der Paktor potentielle Agentivität ist auch für den folgenden Akzeptabllitätsunterschled bzw. Bedeutungsunterschied verantwortlich. (l-227a) Ede entkam den Häschern. (l-227b) Ede entkam dem Gefängnis. (l-227c) ?? Ede entkam von den Häschern. (l-227d) Ede entkam aus dem Gefängnis. XP - P1. XP kann dabei ersetzt werden durch APen (kurz vor der Ampel), NPen (zwei Meter vor der Ampel), PPen (am Bürgersteig vor der Ampel) oder AdvPen (ganz rechts vor der Ampel). Nicht ganz einleuchtend ist dabei, weshalb Wunderlich die genannten Bereichsangaben zu den restriktiven Modifikatoren rechnet: sie haben wohl nicht in dem Maße Einfluß auf den Wahrheitswert wie etwa restriktive Relativsätze, da für sie immer Implikationen wie die folgende gelten: (2-84) Er ist eine Stunde / lang / kurz vor Mitternacht angekommen. --> er 1st vor Mitternacht angekommen. Da Wunderlich von einem vierstufigen System mit X3 als maximaler Projektion ausgeht, wäre es also angemessener, diese Modifikatoren eine Komplexitätsstufe höher anzusetzen. Die zunächst für eine Strukturierung nach 3) sprechende Spezifik der Kombination von Bereichsangabe und Präposition 1st auf keinen Fall als Subkategorisierung eines lexikalischen Elements zu beschreiben, da sie nicht unumschränkt gilt. Die Bereichsangaben sind primär spezifisch für bestimmte Adverbialklassen. Bei Präpositionen, die in verschiedenen Adverbialklassen erscheinen können, treten auch unterschiedliche Bereichsangaben auf. (2-85) 'Sie 1st einen Meter vor Mitternacht angekommen. (2-86) 'Er hielt lane / 'eine Stunde vor dem Haus. Die Möglichkeit des Auftretens einer Bereichsangabe ist offensichtlich auch nicht allein von der konfigurationellen Position der modifizierten PP abhängig. Direktlonalergänzungen, Lokalergänzungen bei Verben wie wohnen, Temporalergänzungen bei Verben wie stattfinden, die Verbkomplemente einer niedrigeren Komplexl-

107

tätsstufe sind, lassen sich ebenso modifizieren wie die "freien", auf einer höheren Komplexitätsstufe des Verbs befindlichen Lokal- und Temporalangaben. Für eine Strukturierung nach 2) spricht aber, daß die genannten Bereichsangaben auch Adverbien modifizieren können: tief unten, hoch oben, lang vorher, einen Meter hinein etc. Beschreibt man solche Adverbien als "intransitive Präpositionen", dann entsprechen sie in einem dreistufigen System der Komplexitätsstufe P'. Die Bereichsangaben sind somit nicht Speziflkatoren von P, sondern von P'. Daß POe durch solche Bereichsangaben nicht modifiziert werden können, 1st nun aber, wie der Fall der modifizierten Dlrektional- und Lokalergänzungen zeigt, nicht primär von der Tatsache abhängig, daß sie enge Verbkomplemente sind, sondern eine Frage der semantischen Rolle. Nur Adverbiale der Adverbialklassen dlrektional, lokal und temporal sind modifizierbar; alle anderen Adverbialklassen lassen ebensowenig wie POe modifizierende Bereichsangaben zu.

2.4.2 Kombinationen von PPen Bei den hier in Frage kommenden Kombinationen von PPen müssen die PPen dieselbe semantische Rolle haben. (2-87a) Den Horaz findest du Im Reeal im kleinen Zimmer auf dem dritten Brett ziemlich weit links. (2-88) Dort. In einer Ecke. In einem besonders lauschigen Winkel, unter der Inschrift "Auf Erden eeht's jetzt sakrisch zu. auf dem Mond 1st königlich bayrische Ruh", dort also saß Johanna. (2-89) Haklm, fahre nach Paris In die Rue Geoffroy 17 zu dem Schumachermeister Albert Dupont. (2-90) Am Freitae um Mitternacht erwarte Ich dich. Solche PP-Kombinationen sind ebenfalls beschränkt auf direktionale, lokale und temporale Adverbiale. Neben PPen können in dieser Position auch Adverbien auftreten. Im Unterschied zu den Bereichsangaben wie weit, kurz, lang etc. sind sie jedoch nicht auf die Position vor der PP beschränkt und permutlerbar. Bei Kombinationen von mehr als zwei Adverbialen kann Umstellung eines relationalen Elements (ziemlich weit links, im Ostteil, in der unteren Hälfte etc.) zu einer Bedeutungsveränderung führen, da die Skopusverhältnisse nicht gewahrt bleiben. Bei zwei Adverbialen bzw. bei absoluten Ausdrücken (Im kleinen Zimmer, auf dem Regal, in einem besonders lauschigen Winkel) sind Umstellungen dagegen meist nicht bedeutungsverändernd. So können etwa die Adverbiale in (88) ohne

108

Bedeutungsveränderung permutiert werden, während (87b) eine andere Bedeutung hat als (87a). (2-87b) Den Horaz findest du ziemlich weit links Im kleinen Zimmer auf dem dritten Brett im Regal. Steinitz (1969) nennt solche Adverbialkombinationen "appositive Adverbiale". Sie können, müssen aber nicht intonatorisch integriert sein, gehören der gleichen Adverblalklasse an, stehen zueinander in einer "Enthaltenselnsrelation" (ebd. 132) und sind Im Unterschied zu subordinierenden Adverbialkombinationen nicht aus Relativsätzen ableitbar. Danach wäre auf dem Regal Im kleinen Zimmer eine subordinierende Adverbialkombination (auf dem Regal, das Im kleinen Zimmer steht), während die umgekehrte Reihenfolge eine appositive Struktur ergibt ('im kleinen Zimmer, das auf dem Regal ist).1* Bei subordinierenden Kombinationen folgt also das weniger spezifische Adverbial dem spezifischeren nach. Die Ableitung aus einer Relativsatzstruktur läßt vermuten, daß subordinierte Adverbiale keine PP-, sondern NP-Modlfikatoren sind. Lediglich bei Kombinationen aus Direktionaladverbialen kann die Reihenfolge spezifischeres - weniger spezifisches Adverbial auch eine nebengeordnete Kombination sein. (2-91a) Geh zu Hakim in Damaskus! (2~91b) Geh zu Hakim nach Damaskus! In (91b) kann die PP nach Damaskus nicht Präpositionalattribut zur NP Hakim sein, da dlrektionale Attribute wie die entsprechenden Adverbiale nur bei Sub-

14)

Die neben- und unterordnenden Adverbialkombinationen sind wiederum von einem dritten Kombinationstyp zu unterscheiden: (1) Man befand sich auf dem Comitium, (an) dem Ort, wo in ältester Zeit die Versammlungen des römischen Volkes stattgefunden hatten. Solche Appositionen lassen sich auf prädikative Strukturen zurückführen (das Comitium ist der Ort, wo...), eine Enthaltenseinsrelation liegt nicht vor, beim apposltlven Ausdruck braucht keine Präposition aufzutreten und Bezugselement und appositlver Ausdruck sind durch eine Pause getrennt. Die beiden NPen sind referenzidentisch. Steinitz (1969) nimmt an, das Bezugselement für eine NP-förmlge Apposition müsse eine NP und dürfe keine Subkonstituente einer PP sein (ebd. 130). Kombinationen von PP und NP wie (2) Er zog in die Normandle, (in) eine treue und ergebene Provinz Frankreichs. erklärt sie mit der Möglichkeit, die Präposition bei Wiederholung zu tilgen; die "angemessenste" Form des Appositlvs sei eine vollständige PP. (2) weist aber gegenüber den adverbialen Appositionen doch deutliche Unterschiede auf, und läßt sich besser über eine Regel 'Kasuskongruenz' bzw. 'Kongruenz von Formmerkmalen' als NP-Appositlon beschreiben. Solche Appositionen sind zu allen NP-förmigen oder NP-haltigen Bezugselementen möglich, also auch zu POen, nicht aber zu Adverbien. (3) Nicht genug damit aber erstreckt sich die Verdlnglichung selbst auf ihren eieenen Gegensatz, (auf) das nicht unmittelbar zu aktualisierende Leben.

109

kategorisierung auftreten können (eine Reise nach Damaskus), Eigennamen aber nicht für bestimmte Ergänzungen subkategorisiert sind. Da eine semantische Rolle von einem Verb nur einmal vergeben werden kann, müssen die nebengeordneten Adverbialkombinationen als komplexe Konstituente beschrieben werden. Nach Wunderlich (1984) kann dieser Adverbialkomplex intern strukturiert sein In modifizierende und modifizierte PP: ([PP - P'|), wobei der Modifikator das spezifischere, einschränkende Adverbial ist. (Kombinationen, in denen die weniger spezifische PP als Präpositionalattribut aufgefaßt werden kann, müßten hier natürlich ausgenommen werden; sie haben die Struktur [r? [P - l NP - PP 11].) Folgt die modifizierende PP der modifizierten nach, ergibt sich die Struktur (P1 - PP|. Nun ist allerdings nicht immer ganz klar, welches Adverbial modifizierendes und welches modifiziertes ist. So ist etwa bei Mehrfachkombinationen ein gewisser Interpretationsspielraum gegeben, man vgl. (87), wo wahlweise im Regal, im kleinen Zimmer, auf dem dritten Brett als Nachtrag herausstellbar sind und damit als modifizierende Adverbiale interpretiert werden können. Auch Kombinationen mit deiktischen Adverbien lassen oft unabhängig von der Stellung beide Interpretationen zu. (2-92) Der Horaz liegt oben im Regel / im Resal oben. — > 'im oberen Teil des Hauses, und zwar Im Regal' — > 'im Regal, und zwar im oberen Teil' In der ersten Lesart wäre oben restriktiver Modifikator, in der zweiten modifiziertes Element. Möglicherweise tragen hier auch Akzentuierung und Pausenstruktur zur Disambiguierung bei. Es wäre also auch denkbar, daß solche Adverbialkomplexe intern zunächst nicht hierarchisch strukturiert sind und daß die Differenzierung nach modifizierenden und modifizierten Elementen eine pragmatisch und semantlsch gesteuerte Interpretationsleistung ist. Wunderlich (1984), der von einer internen hierarchischen Strukturierung solcher Adverbialkomplexe ausgeht ([PP - P'l oder [P1 - PPl) sieht die Möglichkeit einer Umstrukturierung zu |PP - PP] vor, um zu erklären, daß bei Mehrfachkombinationen "jede Zusammenfassung von Modifikatoren topikalisierbar" ist (ebd. 82). Solche PP-Kombinatlonen, die eine komplexe Konstituente bilden, muß man ohnehin für die "nebengeordneten" Adverbiale unterschiedlicher Adverbialklassen annehmen, die gemeinsam topikalisierbar sind. (2-93) Am Abend in der Wurschtkuchel ißt der Sepp immer seine Leberknödelsuppe. Die solcherart kombinierbaren Adverbiale sind wohl weitgehend auf temporale und lokale beschränkt. Andere Kombinationen sind deutlich weniger akzeptabel.

110

(2-94)

? Mit den Hühnern ins Bett geht Fritzchen, seit er denken kann. Da es also Adverbialkombinationen gibt, In denen die beiden PPen nicht Identische semantische Rollen haben, wäre theoretisch denkbar, daß an der Komplexbildung auch POe beteiligt sein können. Das ist aber nicht der Fall. Bei Verben, die für zwei POe subkategorlsiert sind1", kann standardsprachlich Im Vorfeld kein PP-Komplex erscheinen. (2-95) ?? Mit dem Teufel um Fausts Seele ringen die himmlischen Mächte. (2-96) 'Für das erlittene Unrecht an seinen Gegnern rächt sich der Diktator bitter. (2-97) "Mit Hilde um eine Flasche Chamoaener hab' ich gewettet. (2-98) 'In diesem Punkt mit Müller stimmt Maier überein. Weder in der Struktur [PP / [P1 - PP], noch in [PP - PP] -Komplexen können POe auftreten. Für diese Kombinationen gilt wie für die modifizierenden Bereichsangaben: sie sind auf lokale, direktlonale und temporale Adverbiale beschränkt.

2.4.3

(P - PP] - Kombinationen

Treten zwei Präpositionen nebeneinander auf, müssen mehrere Fälle unterschieden werden: 1)

PPen mit der Präposition von, die mit Genitlv-NPen alternieren (Jenseits von Eden, fern von seinen Lieben, infolge von Oberanstrengung, außerhalb von Bayern, links vom Main etc.). Die PP ist Komplement der genitivregierenden Präpositon. Solche von-Phrasen, die auch in attributiver Funktion GenitivNPen ersetzen können, sind mit adverbialen PPen oder POen nicht vergleichbar, sondern eher Varianten von NPen.

2)

Juxtaposition von zwei Präpositionen aufgrund von Elnschachtelung eines erweiterten Partizips. Elnschachtelung ist nicht auf Adverbiale beschränkt. Die "eingeschachtelte" PP ist Komplement des Partizips und nicht der Präposition. (2-99) Zweitens gibt Solingers Feststellung auch nicht den geringsten Hinweis auf bei mehr als einem Fokus auftretende Akzentabstufungsphänomene.

16)

Bei Verben mit zwei POen 1st meist eine PP ein Grenzfall, der nicht zweifelsfrei als PO oder Adverbial zu klassifizieren ist.

Ill

3)

Ws in Kombination mit einem Direktional-, Lokal- oder Temporaladverbial (2-100) Er fährt bis knapp vors Tor. (2-101) Wir warten noch bis kurz vor 12 Uhr. (2-102) Die Truppen stehen bis knapp vor der Grenze / bis knapp vor die Grenze. Das Rektionsverhalten (keine eindeutige Kasuszuweisung) spricht gegen einen Status von bis als Präposition (s. auch Kap. l, Fußnote 2); andererseits kann es im Gegensatz zu adverbialen Modlfikatoren nicht ohne weiteres weggelassen werden. Bis ist damit der Sonderfall einer Präposition, die sowohl für NPen als auch für PPen subkategorisiert ist. POe können in Kombination mit bis ebensowenig auftreten wie andere Adverbiale.

4)

Die PP ist Komplement einer Präposition Die Struktur ist auf wenige Adverbiale beschränkt, hauptsächlich auf temporale und finale. Schriftlich 1st sie kaum belegt, umgangssprachlich herrscht hier mehr Freiheit. (2-103) Der Rock 1st noch von vor dem Krieg. (2-104) eine Brille für in die Nähe (2-105) Kaffee mit ohne Zucker (2-106) Haben sie ein Mittel für gegen Husten mit ohne Alkohol? Bei den Kombinationen mit ohne und für gegen sind die Päpositlonen mit und für offensichtlich so weit desemantlsiert, daß sie nicht mehr als Antonyme zu ohne und gegen verstanden werden, sondern sie fungieren als reine Indikatoren der adverbialen semantischen Rolle 'Begleiter1 und 'Zweck 1 .

Auch für P - PP - Strukturen gilt also wiederum: POe können nicht im Subkategorisierungebereich einer Präposition erscheinen.

2.4.4

Kombinationen mit Gradpartikeln

Präpositionen können durch Gradpartikeln fokussiert werden. Auch hier unterscheidet sich der Kern der adverbialen PPen von POen: zwar kann jede PP im Skopus einer Gradpartikel stehen, Fokussierung der Präposition allein ist jedoch nur dann möglich, wenn sie austauschbar ist. (2-107) Auch HINter den Büchern / auch hinter den Büchern kamen Kakerlaken hervor. (2-108) Nur AUF dem Bett / nur auf dem BETT sah man keine. (2-109) Sogar WÄHrend des Essens / sogar während des ESsens blieb man nicht von den Tierchen verschont.

112

(2-110)

Boris konnte sich nur fürs HALBfinale qualifizieren / 'nur FÜR das Halbfinale qualifizieren. Im Skopus einer Gradpartikel kann auch eine bereits durch eines der genannten Adverbien modifizierte PP stehen; die umgekehrte Reihenfolge 1st nicht möglich. (2-111) Sogar tief UNter der Erde / sogar tief unter der ERde / 'tief sogar unter der Erde gibt es Strömungen. Gradpartikeln können also nicht Spezifikatoren von P' sein (so etwa Wunderlich 1984). Nach Jacobs (1983) bilden Gradpartikel und fokussiertes Element ohnehin keine gemeinsame Konstituente. Das wäre auch mit der Annahme verträglich, daß die Bereichsangaben als Spezifikatoren PPen "abschließen". In Bezug auf die interne Struktur der PP zeigt sich also großteils eine Zweiteilung in PPen mit austauschbaren Präpositonen (Lokal-, Dlrektlonal-, Temporaladverbiale) und PPen mit verbspezifisch fester Präposition (POe) bzw. adverbialspezifisch fester Präposition (alle anderen Adverbialklassen). PPen mit nichtaustauschbaren Präpositionen können tatsächlich nur die Struktur [P - NP] haben und lassen Modifizierung durch Bereichsangaben, PPen der selben Klasse oder Komplexbildung aus mehreren PPen nicht zu. Da als komplexe PP-Strukturen Lokalangaben und Temporalangaben ebenso wie Lokalergänzungen und Direktionalergänzungen auftreten, scheint also allein die semantische Rolle ausschlaggebend zu sein.

2.5.

Reflexlvierung

Bei Reflexivierung von NPen in PPen ist man Im Deutschen mit zwei den "normalen" Gegebenheiten bei Reflexivierung zunächst widersprechenden Phänomenen konfrontiert: daß Reflexivierung nicht streng subjektbezogen ist. daß Reflexivierung und Pronominalislerung nicht streng komplementär verteilt sind. Koreferenz zwischen dem Reflexivum in einer PP und einem Nicht-Subjekt kann sich ergeben bei dreiwertigen kausativen Prädikaten wie jdn. versöhnen mit jdm., Jdn. informieren über jdn., jdn. konfrontieren mit jdm., jdn. ablenken von jdm. etc. und in eingebetten AcI-Konstruktlonen zu den Verben lassen, sehen, hören, fühlen, spüren, machen.

113

Kausativprädikate und AcI-Konstruktionen zeigen bei Reflexivierung asymmetrisches Verhalten: bei Kausativprädikaten wird die zum Subjekt koreferente NP nicht pronominalisiert, (2-112) Geschickt lenkte der Psychiaten den nervösen Patientenj von sichj/t /'ihmt/j ab. in den Acl-Konstruktionen scheint verbspezifisch Reflexivierung und/oder Pronominalislerung erlaubt. (2-113) Eiskalt ließ Mitzit den armen Franz - Joseph j für sichj/i /'für ihnj /für stei betteln. (2-114) Mit Entsetzen sah Lolai AI Caponej mit einem Revolver auf siet /auf sich 't/j /'auf ihnj zielen. (2-115) Erect ließ Enitej vor sichi /'vor ihmi auf dem Pferd sitzen. Das uneinheitliche Verhalten von PPen bei Reflexivierung in AcI-Konstruktionen ist verschiedentlich in Zusammenhang gebracht worden mit der jeweiligen syntaktischen Funktion der PP. Reis (1976a) stellt fest, daß Fakultativität und adverbiale Interpretation (lokal bzw. metaphorisch lokal interpretierbar) Reflexivierung bei Subjektkoreferenz begünstigen, obligatorische POe dagegen eher zu Pronominalisierung tendieren. Für den Fall der Koreferenz mit einem Nicht-Subjekt konstatiert Grewendorf (1984) umgekehrte Distribution: (K3) "Bei Koreferenz mit einem Akkusativ- oder Dativ-Objekt wird in einer notwendigen Präpositionalphrase reflexiviert, in einer freien Präpositionalphrase pronominalisiert." (ebd. 24) Die Regel gilt nach Grewendorf für kausative Prädikate ebenso wie für AcI-Konstruktionen; die Reflexivierungsamblvalenz in PPen sei entgegen der Annahme von Reis kein Acl-spezifisches Phänomen (ebd. 21). Um das Phänomen der Objektkoreferenz bei Kausativprädikaten und AcI-Konstruktionen auf einer Beschreibungsebene zu behandeln, sind grundsätzlich zwei Wege denkbar. Will man eine subjektbezogene Reflexivierungsregel fürs Deutsche nicht aufgeben, muß man in beiden Fällen ein tiefenstrukturelles, an der Oberfläche nicht oder nicht als Nominativ-NP kodiertes Subjekt annehmen, das als Antezedens des Reflexivums fungiert. Kausativprädikate kann man über Komponenten/erlegung in zwei Tiefenprädikate aufspalten, in denen die Akkusativ-NP der Oberflächenstruktur als Tiefensubjekt erscheint. (2-112b) Der l'sychiater bewirkt: der nervöse Patienti ist von sieht / 'von ihmi abgelenkt . Bei AcI-Konstruktionen geht man mit einer Raising-Analyse davon aus, daß die Akkusativergänzung des Matrixverbs gleichzeitig Tiefensubjekt des eingebetteten Infinitivs ist.

114

Eine Subjekt- bzw. Tlefensubjekt-bezogene Reflexivlerungsregel Impliziert allerdings zunächst, daß J e d e zu diesem Subjekt koreferente NP reflexiviert wird, wäre also etwa mit Grewendorfs (R3) nicht kompatibel. Seine Beispiele für Pronominalisierung bei Koreferenz mit dem Objekt bzw. Tiefensubjekt sind nicht immer ganz überzeugend, da Kontexte, in denen solche Strukturen auftreten können, nur bedingt sinnvoll Interpretierbar sind, und derartige Konstruktionen von Sprechern generell vermieden werden. (Die Bewertung der Daten 1st bei der Untersuchung von Reflexivkonstruktionen ein notorisches Dllemma, dem auch die vorliegende Arbeit nicht entgeht.) Meist sind aber relative Akzeptabllitätsunterschiede zwischen Reflexivierung und Pronominalisierung erkennbar. (2-116) Hansi erwartet Mariaj bei ihrj /'bei sieht. (Bsp. aus Grewendorf 1986: 139) (2-117) Mariai verläßt den Gattenj ? weeen Ihnu /'wegen sJcAj.(Belspiel aus Grewendorf 1984: 25) (2-118) Mariat verläßt den Gattenj Ihnu zuliebe /*sichj zuliebe, (2-119) Hanst läßt Maria j ? bei ihrj /?? bei sichj warten. (2-120) Hanst sieht Mariaj ?? bei ihrj /? bei sichj die Wohnung putzen. Fakultativität einer Konstituente allein ist noch kein hinreichender Garant für Pronominalisierung bei Objektkoreferenz. 'Freie' benefaktlve Dative werden ebenso reflexiviert wie Dative und Akkusative, die im Subkategorisierungsrahmen des Verbs vorgesehen und notwendig sind. (2-121) Evai sieht Adamj sichj /'ihnj rasieren (betrachten, ändern, geißeln...) (2-122) Evai sieht Adamj sichj /'ihmj vor dem Spiegel zu seinem Erfolg gratulieren. (2-123) Evai sieht Adamj sichj /'ihmi das Lätzchen umbinden. Reflexiviert werden bei Koreferenz mit einem Akkusativ- oder Dativobjekt nicht nur POe und reine NPen, sondern auch Direktlonaladverblale, Instrumentaladverbiale und Komitativadverbiale. Keineswegs handelt es sich dabei immer um obligatorisch auftretende Konstituenten. PO

(2-124) (2-125) (2-126)

Die Aktueliei informiert den unschuldigen Haraldj ausführlich über sichj / 'über ihm und seine Trinkgewohnheiten. Mam multipliziere das so ermittelte Ergebnisj ? mit sichj /mit sich selbstj /'mit ihmj. Soll die Uniom etwa den selbstquälerischen Ministerj tatenlos ?an sichj /an sich selbst j /'an ihmj herumnörgeln lassen?

115

(2-127)

Hansi läßt Mariaj nie etwas für sichj /für sich selbstj siej erledigen.

/'für

Dlrektionalergänzung

(2-128)

Lilat sieht Gantenbeinj tastend hinter slchj /'hinter Ihnj greifen.

Komitatlvadverblal

(2-129)

Sie schloß leise die Tür, ließ ihnj mit slchj /'mit ihmj und seinen Zweifeln allein.

Instrumentaladverblal

(2-130)

Graphic-X braucht keine Werbung. Graphic-Xt läßt seine Produktej ?durch slchj /durch sich selbstj /'durch siej überzeugen. Die verstärkte Variante des Reflexivums, sich selbst, 1st bei Koreferenz mit einem Akkusativobjekt nicht obligatorisch. In Koreferenz-ambigen Sätzen kann sie allerdings desamblguierend wirken. Daneben scheint bei bestimmten, tendenziell rhematischen Adverbialen (mit- und durch -Phrasen), die eine starke Akzentuierung des Pronominalteils fordern, die verstärkte Variante akzeptabler als das bloße Reflexivum. Es spricht nichts dafür, daß sich selbst einen anderen Status hat als das einfache Reflexivum. Da Fakultativität und Nicht-Subkategorisierung einer Konstituente also entgegen Grewendorfs Ansicht nicht automatisch Pronominallslerung bei Objekt-Koreferenz bedingen, wäre denkbar, daß unterschiedliche hierarchische Positionen der PPen für ihr Verhalten bei Reflexlvlerung ausschlaggebend sind. Bei ihr In (116) läßt sich als verkapptes Temporaladverbial ('während er bei ihr ist') auffassen und ist wie die Kausaladverbiale in (117) und (118) ein satzbezogenes, nicht VP-bezogenes, abgesehen von semantischen Inkompatibilitäten frei hinzufügbares Adverbial.16 In (119) und (120), wo die PP nur Adverbial zum eingebetteten Infinitiv ist, ist Pronominallsierung weniger akzeptabel. Satzbezogene Adverbiale sind aber nicht

16)

Möglicherweise hat Grewendorf auch diesen Unterschied im Sinn und (R3) nur unklar formuliert. In Grewendorf (1985) wird (R3) in etwa im gleichen Wortlaut aus den gleichen Beispielen deduziert (ebd.!60f.). Den für Pronominallsierung vs. Reflexivierung verantwortlichen Unterschied führt Grewendorf dort im GB-Rahmen auf einen strukturellen Unterschied zurück: bei Pronominalislerung wird im Unterschied zu reflexivlerten NPen die Proform nicht vom Antezedens k-beherrscht. Für satzbezogene Adverbiale trifft das zu, da sie hierarchisch höher stehen als ihr Antezedens. Allerdings gilt das auch für VP-Adverblale gegenüber einem V-Komplement als Antezedens; und VP-Adverblale werden bei Objekt-Koreferenz reflexiviert.

116

generell reflexlvlerungsundurchlässig. Bel Koreferenz mit dem Subjekt wird in solchen PPen regelmäßig reflexiviert. (2-131) Hansi wartet bei sieht /'bei ih im. (2-132) Hansi hat sichi zuliebe /'ihim zuliebe das Rauchen aufgehört. Ein wesentlicher Einwand gegen Grewendorfs Beispiele für Pronominalisierung 1st, daß es sich zumindest in (116) nicht um ein Kausativprädikat handelt, das mit dreiwertigen transitiven Verben oder AcI-Konstruktionen vergleichbar ist, so daß die Annahme eines Tiefensubjekts als möglichem Antezendens eines koreferenten Reflexivums nicht begründet ist. Allerdings werden satzbezogene Adverbiale auch In Kausativprädikaten eher pronomlnalislert als reflexiviert. (2-133) Die Aktuellei informiert Haraldj (bei ihnu / ??bei slchj) doch nur ihnu zuliebe /sichj zuliebe (weeen Ihmj /'wegen slchj) über seine Sauferei, damit er sich endlich zu einer Entziehungskur durchringt. In AcI-Konstruktionen ist Reflexivierung wohl nicht ganz ausgeschlossen. (2-134) Maxi sieht Gantenbelnj sieht zuliebe / ?? ihmj zuliebe die Blindenbrllle ablegen. Da satzbezogene Adverbiale wie Temporaladvebiale oder Satzadvcrbiale im Sinne von Bartsch (1972) in solchen Konstruktionen nicht auftreten können, es also keine Präzedenzfälle gibt, an denen sich Sprecher orientieren könnten, könnte die Pronominalisierung in diesen marginalen Konstruktionen auf eine reine ad-hocStrategie zur Vermeidung der dominanten Lesart mit Subjektkoreferenz beim Auftreten eines Reflexivums zurückgehen. Unter Beibehaltung der Konstruktion ist nämlich das Personalpronomen die naheliegendste Alternative zum Reflexivum 17 . Als Vorbild für einen solchen Wechsel von Reflexivum zu Personalpronomen kommen die Verhältnisse bei Subjektkoreferenz in Frage, wo mitunter Pronominalisierung die Lesart mit Subjektkoreferenz gegenüber einer Lesart mit Objektkoreferenz garantiert. (2-135) Der Lehren ließ die Kinderj eine Weile über ihnj /über sichi/j nachdenken. Das läßt erwarten, daß auch Pronominalisierung in PPen zu Ambigultäten führen kann. In Kausativprädikaten oder AcI-Konstruktionen kommt das aufgrund der Marginalltät von Fällen wie (116) bis (120) wohl nicht vor; bei PPen, die unter 17)

Daß umgekehrt auf das Reflexivum ausgewichen wird, wenn Pronominalisierung problematisch ist, konnte ich an einem Spracherwerbsfehler meines dreijährigen Neffen beobachten: (1) Das Schaf denkt jetzt, daß da [in der Schachtel] was für sich drin ist. Die Lücke im Deutschen - Nominativ und Akkusativ des Pronomens Neutrum es sind nicht fokussierbar - wird hier kurzerhand durch das Reflexivum gefüllt.

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ein adjektivisches oder partiziplales, nicht reflexivierungsdurchlässiges Prädikat eingebettet sind, treten solche Ambiguitäten dagegen auf. (2-136) Mata Harh vertraute der Prinzessinj etwas für siei/j äußerst Wichtiges an. Grewendorfs Regel (R3) müßte also eingeschränkt werden: Bei Koreferenz mit einem Akkusativobjekt werden allenfalls satzbezogene Adverbiale in einfachen Prädikaten pronominalislert. In AcI-Konstruktionen ist auch Reflexivierung nicht ganz ausgeschlossen. Daß das aber nicht auf eine prinzipielle Reflexivierungsundurchlässigkelt von satzbezogenen Adverbialen zurückzuführen ist, zeigt deren Verhalten bei Subjektkoreferenz, wo regelmäßig reflexiviert wird. Im Unterschied zu reinen NPen kann in PP-NPen auch reflexiviert werden, wenn das Antezedens ein Dativobjekt 1st. Die Grenze zwischen Pronominallsierung und Reflexivierung verläuft auch hier bei satzbezogenen vs. VS-/V-bezogenen PPen. Ob bei einer Abfolge Dativobjekt - Akkusativobjekt die zweite NP pronominalisiert werden muß (so Grewendorf 1984) oder ob diese Abfolge überhaupt ungrammatisch 1st. ist kaum zu entscheiden, da solche Strukturen durch die natürlichere Abfolge Akkusativobjekt - reflexlvlertes Dativobjekt umgangen werden können. (2-137) ?Dle beutet schlugen dem Fragendem Ihnj /'sichj als Verhandlungsführer vor. (Bsp. aus Grewendorf 1984: 22) (2-138) ?Der Arztt zeigte dem Patientenj ihnj /'sieht Im Spiegel. (Bsp. aus Grewendorf 1984: 22) (2-139) Der Arzti konnte dem Patientenj das Vertrauen in sichj /'in ihnj zurückgeben. (2-140) Ich öffnete ihrj die Augen über sichj /'über siej. (2-141) Ich erzählte Ihrj alles bei ihn /'bei sichj. Grewendorf führt die Asymmetrie zwischen Akkusativobjekten und POen bei Koreferenz mit einem Dativobjekt auf eine universale Hierarchie grammatischer Funktionen zurück, in der eine Anapher ihrem Antezedens in der Reihenfolge Subjekt - direktes Objekt - indirektes Objekt - Instrumental - Genitiv nicht vorangehen darf (ebd. 25). Erwartungsgemäß kann bei zwei koreferenten PPen die zweite nicht reflexiviert werden. Eventuell ist die van-Phrase im Passiv hier eine Ausnahme; in diesem Fall wäre die Hierarchie primär eine der semantischen Rollen. (2-142) Ottoi sprach lange mit Franz-Xaverj über Ihnj /'über sichj und seine Probleme. (2-143) ? Von Ottot wird viel zu viel an sichj herumgenörgelt. Etwas undurchsichtiger sind die Verhältnisse bei Subjektkoreferenz. Bei zweiund dreiwertigen Verben sowie in kausativen Prädikaten wird Jede zum Subjekt koreferente NP reflexiviert. Bei dreiwertigen Verben kann auf diese Weise in

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geeigneten renz 1st In (2-144) (2-145) (2-146) (2-147)

Kontexten Referenzamblguität entstehen. Die Lesart mit Subjektkorefediesem Fall immer dominanter18. Opai erzählt dem Enkelj von slctu/j /von ihmj. Hansi erinnert Marlaj an slchi/j /'an Ihnj. Hansi setzt Marlaj neben sieht /'neben Ihnj. Der Arzti Informierte den Patienten j gründlich über sichi/i /'Ober ihnj. In AcI-Konstruktionen lassen sich drei Bereiche mit unscharfen Rändern ausmachen: 1)

ausschließlich Pronominalislerung bei Infinitivkomplementen im Aktiv bei: allen reinen NPen (auch 'freien* Dativen), den NPen In Dlrektionaladverbialen zu eingebetteten dreiwertigen Verben, grosso modo bei POen mit einer GoalRolle, meist bei POen in Abhängigkeit von transitiven Verben, bei PPen In Abhängigkeit von obligatorisch reflexiven Verben.

2)

ausschließlich Reflexivierung In Lokaladverbialen bei Verben wie wohnen, sitzen, stehen etc, in Direktionaladverblalen zu zweiwertigen Bewegungsverben; bei Infinitivkomplementen Im Passiv werden alle NPen und PPen reflexlvlert.

3)

Reflexivierung oder Pronominalisierung mit extrem schwankender Beurteilung bei vielen POen, bei PPen mit den Präpositionen für, gegen und mit, bei nicht valenzgebundenen Lokaladverbialen.

Pronomlnalleierung

(2-148) (2-149) (2-150) (2-151) (2-152) 18)

Hansi ließ den Arztj ihm /'sieht gründlich untersuchen (ihnj /'sieht das Knie beklopfen). Mit schreckgeweiteten Augen sah Mitzit den Masklertenj einen Revolver gegen siei /'gegen sichi richten. Sherlock Holmesi ließ Watsonj Oberall nach ihmt /'nach sieht suchen. Antoni hört wie in einem Nebel den Standesbeamten Lottej mit ihmi /'mit sieht trauen. Die flotte Lolat läßt Maxj sich um siet /'um sieht bewerben.

Bei dem Beispielsatz (1) Der Arzt informierte den Patienten gründlich über sich. den ich in einer Reihe mit weiteren referenzambigen Beispielen mehreren Informanten (Linguistikstudenten) vorlegte, mit der Bitte, die jeweils möglichein) Bezugs-NP(en) zu unterstreichen, haben alle die SubJekts-NP als Antezedens angegeben, die Objekts-NP wurde dagegen kaum als mögliches Antezedens erkannt. Vom Kontext her ist aber - jedenfalls bei hiesigen Gepflogenheiten - die Lesart mit Subjektkorefrenz gerade die unwahrscheinlichere.

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Reflexivierung (2-163) M&xchent ließ Luisej immer neben sieht /'neben ihmt auf der Bank sitzen. (2-164) Ottot läßt den Pennerj eine Nacht bei sieht /'bei Ihmt wohnen. (2-156) Der Hern läßt die Kindleinj zu sieht /'zu ihmj kommen. (2-156) (2-157) (2-158)

Der Bauen ließ den Ochsenj vor sieht /'vor ihmt hermarschieren. Mit schreckgeweiteten Augen sah Mitzlt einen Revolver gegen sieht /'gegen siet gerichtet. Sherlock Holmest ließ überall nach sieht /'nach ihnu suchen.

Pronominalisierung/Reflexlvierung (2-159) Die stolze Ninat läßt ihren Geliebtenj für sieht /für siet betteln. (2-160) Der Cheft läßt heute einmal Antonj mit sieht /fmit ihmt Arbeiten (für sieht /?für ihm arbeiten). (2-161) Frltzt läßt Emmaj nicht zwischen sieht /zwischen Ihmt und Walter wählen. (Bsp. aus Reis 1976a: 31) (2-162) Die SPDt läßt die Jusos j nicht ungestraft gegen sieht /gegen siet su/trete/i.(Bsp. aus Reis 1976a: 31) (2-163) Hanst läßt das Kindj zwischen Paula und sieht Ahmt hinund herrennen. Obligatorizität der zu reflexivlerenden Konstituente ist auch bei Koreferenz mit dem Subjekt weder ein hinreichendes (vgl. (163). (154), (155). (156), (157)), noch ein notwendiges Kriterium (vgl. (150)) für Pronominalisierung. Auch werden nicht alle POe pronominallsiert und alle adverbialen PPen reflexiviert. Reis (1976a) führt die Distribution von Pronominalisierung und Reflexivierung auf einen relationalen Unterschied der Tiefensubjekte zurück: "Ergatlve" Subjekte (die Subjekte transitiver Verben, Agens-Subjekte) blockieren Reflexivierung, nichtergative Subjekte (Passiv-Subjekte, die Subjekte intransitiver Verben) sind reflexivierungsdurchlässig (ebd. 52). Das erklärt auch die durchgehende Reflexivierung von NPen und PPen in kausativen Prädikaten: bei Komponentenzerlegung ergibt sich immer ein Intransitives Prädikat mit einem Vorgangs- oder Zustandsverb und einem nicht-ergativen Subjekt. Für das Schwanken zwischen Reflexivierung und Pronominalisierung in PPen macht Reis eine "Sonderrolle der Präpositionen in Reflexivierungs- und Pronomlnallsierungsprozessen" (ebd. 59) geltend, die auf einem von der Art des Tiefensubjekts unabhängigen Prinzip beruhe. Fürs Deutsche scheint mir das unnötig, denn das Schwanken bei PPen spiegelt gerade die Unsicherheit in der relationalen Klassifizierung der Subjekte von PO-Verben. In den Bereichen, in denen Reflexivierung und Pronominalisierung eindeutig dlstribuiert sind, liegen in der Regel genau die entsprechenden von Reis beschrie-

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benen Prädikats- und Subjekttypen vor. Daß etwa Lokalergänzungen immer reflexiviert werden, liegt nicht primär an ihrer Adverbialhaftigkeit, sondern daran, daß sie von Zustandsverben abhängen und nicht-agentische Subjekte haben. Freie Lokaladverbiale zeigen in Abhängigkeit von der Klasse des übergeordneten Prädikats unterschiedliches Verhalten. (2-164) Maxt läßt Luisej neben sieht neben Ihmt sitzen. (2-166) Maxi hört Lulsej neben sieht /'neben ihmt schnarchen. (2-166) Maxi läßt Lulsej bei sieht /'bei ihmt die Hausaufgaben machen. (2-167) Maxi sieht Luisej bei ihrnt /?? bei sieht verheerenden Schaden anrichten. Klassische Intransitive Verben wie sitzen oder Erscheinungsverben wie kommen in (165) und klassische transitive Verben wie in (149) und (151) sind klar geregelte Fälle und werden von Sprechern des Deutschen einheitlich beurteilt und gebildet. Zweiwertige PO-Verben müssen von Fall zu Fall in Analogie zu intransitiven oder transitiven Verben behandelt werden. Bei Verben wie suchen nach in (150) oder sich bewerben um in (152) wird die Nähe zu transitiven Verben mit Akkusativobjekt offensichtlich deutlich empfunden. In Bezug auf Verben wie die in (159) bis (163) und (165) haben dagegen Sprecher keine klaren Intuitionen. In diesem Zwischenbereich tritt aber nun ein Überlagerungsfaktor ein. Wenn zugleich eine Lesart mit Objekt-Koreferenz möglich ist, wird eher pronominalisiert, um die Lesart mit Subjektkoreferenz sicherzustellen. In kausativen Prädikaten mit nichtagentischem Tiefensubjekt kann Amblguität dagegen nicht durch Pronomlnallsierung aufgehoben werden. Pronomlnalisierung als Disambiguierungsstrategle erklärt auch, weshalb bei zwei der gleichen Verbsubklasse angehörenden Verben im einen Fall Reflexivierung noch eher zulässig ist als Im anderen. Bezugsamblgultät stellt sich nur im Kontext von (169) her; durch Pronomlnalisierung kann sie aufgehoben werden. (2-168) Connyt das Biest, hat den armen Tonij ganz schön unter sieht / ? unter ihn leiden lassen. (2-169) Connyt läßt Tonlj noch an slchm/j /an ihn verzweifeln. Auch das Matrixverb scheint einen gewissen Einfluß zu haben: sehen begünstigt deutlich Pronominalisierung. (2-170a) Connyt läßt Tonij unter sieht leiden. (2-170b) Connyt sieht Toni ??unter sieht /unter ihn leiden. (2-171a) Geduldig läßt Maxt die Klnderj an sieht /an Ihmi herumspielen. (2-171b) Maxi sieht die Kinderj ??an sieht /an Ihmt herumspielen.

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In einer Reihe der Beispiele dieses Kapitels ergeben sich bei Austausch des Matrixverbs geringfügige AkzeptabiUtätsunterschiede. Das läßt den Schluß zu. daß sehen nicht in dem Maße ein volles AcI-Verb ist wie lassen und sich zur Bildung komplexer Prädikate ohne interne Satzgrenzen weniger gut eignet als lassen. Die Ergebnisse seien hier noch einmal kurz zusammengefaßt: Das Verhalten von PPen in Reflexlvierungskonstruktionen wird durch Faktoren gesteuert, die nicht unmittelbar mit der syntaktischen Funktion der PP zusammenhängen: - Typ des eingebetteten Prädikats bzw. des Tiefensubjekts - Dlsambiguierungsstrategien - Typ des Matrixverbs Grenzen zwischen Reflexivlerung und Pronominallsierung verlaufen weder bei Objektkoreferenz noch bei Subjektkoreferenz zwischen PO und Adverbial oder obligatorisch und fakultativ.

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2.

PP-Aufspaltungen

Inwieweit NPen und PPen sich durch Umstellungs- und Herausstellungsoperationen bewegen lassen, ist bereits in älteren transformationsgrammatischen Arbeiten eingehend diskutiert worden. Neben Ross (1967) und Chomsky (1973) sind hier Insbesondere Riemsdijk (1978) zum Englischen und Holländischen, Jackendoff (1973) zu PPen im Englischen und Cinque (1977) zu "Left Dislocation11 im Italienischen und Französischen zu nennen. Die zentrale Fragestellung für PPen lautet dabei: NP-movement aus der PP heraus unter Zurücklassung einer "gestrandeten" Präposition vs. Pied-Piping der Präposition zusammen mit der nach links bewegten NP. Ross (1967) stellt eine Reihe von "constraints" über Phrasenmarkervarlablen auf, die die Anwendung von Transformationsregeln wie NP-movement oder wh-movement beschränken. Eine zentrale Formulierung für solche Beschränkungen ist sein "island constraint", eine Weiterentwicklung von Chomskys "A-over-A-princlple", das von Ross als einerseits übergenerierend, andererseits zu stark abgelehnt wird. Im wesentlichen besagt das Island constraint, daß Phrasenmarkervariablen, die syntaktische Inseln sind, für Tilgungstransformationen und Bewegungen, bei denen kein Pro-Element an der ursprünglichen Stelle zurückbleibt ("chopping rules"), nicht zugänglich sind. Als syntaktische Inseln notiert Ross komplexe NPen, Subjektsätze und koordinierte Strukturen. Die Frage, ob PPen ebenfalls syntaktische Inseln sind, stellt sich für Ross in dieser Form nicht, da er für PPen eine Phrasenstruktur der Form [P NP]nr zugrundelegt, die sich mit den für NPen geltenden Transformationsregeln und Beschränkungen beschreiben läßt. PPBewegungen (also P-NP-Bewegungen) werden durch eine spezielle "Pled-PlplngConvention" geregelt, die unter bestimmten Bedingungen verhindert, daß eine NP aus der Umgebung [P )NP herausbewegt wird (Ross 1967:118). Diese strenge Fassung der Pied-Piping-Convention, die nach Ross unter anderem fürs Deutsche. Französische, Italienische und Holländische gilt, wird für das Englische mit seinem weiten Anwendungsbereich von Präpositionsstranden modifiziert: im Englischen gilt, daß aus der Umgebung |P )NP keine nlcht-pronominalisierbare NP nach links herausbewegt werden kann (ebd. 119) und keine NP aus dieser Umgebung nach rechts herausgestellt werden darf.19 19)

Riemsdijk (1978) hat gezeigt, daß die Beschränkung in dieser Form selbst fürs Englische zu schwach ist. Sie wird beispielsweise der Im Bereich der adverbialen PPen wirksamen Asymmetrie zwischen NP-Bewegung und wh-Bewegung nicht gerecht. (1) Who did John's mother travel with? (2) 'His mother is travelled with by John.

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Indem Ross von NP-moveroent als grundlegender Transformation ausgeht und Pied Piping als Beschränkung Ihres Anwendungsbereichs nachordnet, erscheint Präpositionsstranden als unmarkierter Normalfall und PP-Bewegung bzw. Pied-Plping der Präposition als Sonderfall. Fürs Deutsche 1st diese Anordnung von Regel und Beschränkung zumindest kontraintuitiv. Ross' syntaktischen Inseln entsprechen in Chomsky (1973) und Riemsdijk (1978) die "bounding nodes". In der Phrasenstrukturnotation der X-bar-Syntax können alle Beschränkungen von Transformationeregeln auf ein Format gebracht werden: In einer Struktur der Form ...Xi...[...Y...la...Xj...darf keine Regel X und in Beziehung zueinander setzen, wenn ein bounding node 1st (Chomsky 1973:238; Riemsdijk 1978:3). Als Grenzknoten nimmt Chomsky NP und S' "tensed S") an. Riemsdijk klassifiziert trotz der vergleichbar weiten Domäne des englischen Präpositionsstrandens zusätzlich PPen als Grenzknoten und zeigt den Inselstatus von PPen Im Englischen und im Holländischen, das gegenüber dem Englischen mehr Fälle von obligatorischem Pied-Piplng zeigt und etwa Topikallsierung einer lexikalisch spezifizierten NP aus einer PP heraus sowie Pseudopassive nicht zuläßt. Präpositionsstranden ist bei Riemsdijk der Sonderfall, den er mit bestimmten "escape-hatch"-Positionen der NP erklärt, aus denen heraus (und n u r aus denen heraus) eine NP bewegt werden kann. Solche Fluchtwege für NPen stellen sich als eine zweistufige Bewegung dar, bei der eine NP oder ein whElement aus P' zunächst nach P", die escape-hatch-Position, und erst dann über P"' hinausbewegt wird. In jüngeren Arbeiten im Rahmen der GB-Theorie wäre die Entscheidung, welche Kategorien als Grenzknoten für Bewegungen fungieren, eine Frage einzelsprachspezifischer Prametrisierung. Die Frage müßte dann also lauten, ob das Deutsche hier einen anderen Parameter setzt als das Englische. Diese Frage 1st in letzter Zeit in der Auseinandersetzung um die Existenz einer VP im Deutschen lebhaft diskutiert worden.20 Das Fehlen von NP-Bewegung gilt dabei neben anderen als ein Indiz für Nlcht-Konfigurationalltät, also "flache" Strukturierung einer Sprache.

(3) Which round did Rocky loose In? (4) 'The third round was lost in by Rocky. (Bsp. aus Riemsdijk 1978:145) 20)

Als konfiguratlonelle Sprache mit einem VP-Knoten wird das Deutsche bei Fanselow (1987) beschrieben. Die Gegenposition vertreten Haider und Oppenrieder (1987).

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Inwieweit die Behauptung zutrifft, daß PPen im Deutschen syntaktische Inseln seien, soll in diesem Kapitel überprüft werden. Damit verbunden 1st die Frage, ob die syntaktische Punktion einer PP auf ihre Zugänglichkeit für Heraustopikallsierung der NP Einfluß hat. Eine solche Hypothese wird durch die Verhältnisse im Englischen nahegelegt, wo NP-Bewegung aus adverbialen PPen wesentlich stärkeren Restriktionen unterliegt als NP-Bewegung aus POen, in denen der übergeordnete Ausdruck mit der Präposition zusammen zu einer semantischen Einheit umstrukturiert werden kann (vgl. Wunderlich 1984, Grewendorf 1984). Nach Rlemsdijk ist Präpositionsstranden umso eher möglich, je enger die semantlsche Bindung zwischen dem Verb und der Präposition ist.

2.6.1

Herausstellungen

Herausstellungen unterscheiden sich von den in Kapitel 2.6 behandelten Umstellungen dadurch, daß an der ursprünglichen Stelle eine pronominale Kopie, ein zum herausgestellten Ausdruck koreferentes Element auftritt. 2.6.1.1

Herausstellungen nach links

Bei Links Versetzung einer NP oder PP muß nach Altmann (1981) eine koreferente Proform dem linksversetzten Ausdruck im Vorfeld folgen. Linksversetzter Ausdruck und Proform müssen in Kasus und Numerus übereinstimmen, bei PPen zusätzlich in der Präposition. Als koreferente Proform für linksversetzte POe kann deshalb nur eine synthetische oder analytische Pro-PP fungieren. Adverbiale PPen lassen dagegen auch Wiederaufnahme durch ein Pro-Adverb der entsprechenden Adverbialklasse zu und fast immer Wiederaufnahme durch die Proform da. Lokaladverbiale (2-172) In Köln, dort / da war es ehedem mit Heinzelmännchen sehr bequem. (2-173) Auf dem Stuhl ganz rechts am Feld, dort / da / auf dem / darauf sitzt Trainer Bosch. Direktionaladverbiale (2-174) Zum Bäcker, da / 'dort / zu dem / dahin fährt Max erst später / da fährt Max erst später hin. Temporaladverbiale

(2-175)

Im Winter, da wachsen doch keine Erdbeeren.

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Kausaladverbiale (2-176) Wesen Uli. da / wegen dem / 'deswegen war ich keine 2O Minuten mit der Straßenbahn gefahren. Inetruraentaladverblale (2-177) Na Ja, mit dem Geschäft, da / mit dem / ?damit versaust du dir alles. Modaladverbiale (2-178) Bei schönem Wetter, da / 'dabei / 'bei dem legen wir uns ganz faul in die Sonne und lassen uns den Bauch bräunen. Konütativadverbiale (2-179)

Mit dem Bassisten aus Magdeburg, mit dem / ?da geht Edith am Samstag immer tanzen.

Die "Allerweltsproform" da (Altmann 1981) fungiert dabei nicht als echte koreferente Proform. Sie 1st zu linksversetzten adverbialen PPen nicht semantisch kongruent, und sie kann mitunter auch nach linksversetzten POen auftreten, bei denen eine echte koreferente Proform auch in den Formmerkmalen kongruieren müßte. Wiederaufnahme eines linksversetzten PO mit da ergibt nicht immer akzeptable Ergebnisse. (2-180)

über das Airbus-Geschäft, darüber / über das / da wird gar nicht erst lang verhandelt.

(2-181)

Um das Airbus-Geschäft. ?darum / ?um das / 'da_ drehte sich das Gespräch stundenlang. Zu einem ruinierten Ruf, dazu / zu dem / da bekennt sich keiner gern. Auf Müller, auf den / "darauf / da macht das alles wenig Eindruck. Für Teilzeitarbeit und flexible Arbeitszeiten, dafür / ?da Interessleren sich besonders Frauen. Zu Gemüsesuppe. ??dazu / 'da verkochte sie die Reste. Auf den Chef, auf den / 'darauf / 'da kommts doch an.

(2-182) (2-183) (2-184) (2-185) (2-186)

Effizierte Objekte wie (185) fügen sich generell schlecht in Linksversetzungskonstruktionen. Das liegt daran, daß ihre inhärente Rhematizltät sich nicht gut mit der Thematislerungsfunktlon der Linksversetzung verträgt. Da als wiederaufnehmendes Element von linksversetzten POen kann nur auftreten, wenn der Satz auch ohne den linksversetzten Ausdruck akzeptabel ist, also nur bei nicht-notwendigen POen (vgl. (184) und (186). Bezeichnet der linksversetzte Ausdruck eine Person, ist Wiederaufnahme durch eine synthetische Pro-PP nicht möglich. Eine analytische Pro-PP ist auch bei Linksversetzung eines pluralischen PO akzeptabler als eine synthetische Pro-PP.

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(2-187a)

An seinen Modellflugzeugen, an denen / ?daran /da kann er stundenlang basteln. Daß Wiederaufnahme durch da in diesen Fällen noch akzeptabler ist als eine synthetische Pro-PP deutet darauf hin, daß da eher als eine Art neutrales themaanknüpfendes Element fungiert und keine echte koreferente Proform ist. Da kann aber die Proform-Funktion wieder übernehmen, wenn die Präposition oder die dr-Schwundform in Distanzstellung vom linksversetzten Ausdruck zusätzlich auftritt. Es ist dann nicht weglaßbar. (2-l87b) An seinen Modellflugzeugen, da kann er stundenlang dran basteln. (2-188) Ober das Airbus-Geschäft, da wird gar nicht erst lang drüber verhandelt. Bei Wiederaufnahme durch eine echte koreferente Pro-PP wird ein deutlicher Schnitt zwischen dem linksversetzten Ausdruck und dem Satz gesetzt. Der linksversetzte Ausdruck 1st im Satz durch die Pro-PP vertreten, und der Satz ist auch ohne den linksversetzten Ausdruck grammatisch. Da kann dagegen im Satz nicht die Valenzstelle des PO besetzen, und die Konstruktion wirkt eher wie ein kurzer "Aufschub" zwischen einem vorfeldfüllenden PO und dem finiten Verb. Ob sich dieser Unterschied auch intonatorisch in einer stärkeren Integration des linksversetzten Ausdrucks bei Auftreten von da oder in einer kurzen Sprechpause bei Wiederaufnahme durch eine koreferente Pro-PP bemerkbar macht, läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Das bei Altmann (1981) beschriebene Intonationsmuster für echte Linksversetzung sieht ohnehin zwischen linksversetztem Ausdruck und wiederaufnehmender Proform keine Pause vor; dabei dürfte es sich aber um eine idealtypische Beschreibung handeln, die die Unterscheidung zwischen Linksversetzung und Freiem Thema garantieren soll und von dem generellen Problem der Pausenerhebung in gesprochener Sprache abstrahiert. Als Valenztest zur Abgrenzung von POen und adverbialen PPen wäre Linksversetzung unbrauchbar und sogar noch der Pronominalisierung über Satzgrenzen hinweg unterlegen, da bei letzterer da keine für POe akzeptable Proform Ist. In der Bedingung der Obereinstimmung von linksversetztem Ausdruck und koreferenter wiederaufnehmender Proform in den formalen Merkmalen liegt der wesentliche formale Unterschied zwischen linksversetzten POen und POen in der Konstruktion Freies Thema. Das Auftreten von da in Linksversetzungskonstruktlonen muß natürlich als Sonderfall der Nicht-Obereinstimmung ausgeschlossen werden. Beim Freien Thema handelt es sich um einen selbständigen, satzwertigen Ausdruck mit eigenem Tonmuster, der im folgenden Satz in einer formal nicht festgelegten Weise wiederaufgenommen wird: durch eine koreferente Proform, durch

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ein Hypo- oder Hyperonym oder durch bloße thematische Assoziation (Altmann 1981:49). NPen sind in der Position als Freies Thema in der Regel nominativisch markiert; nicht-nominativische Markierung eines Freien Themas kann durch Übernahme des Satzrahmens der Vorgängeräußerung Zustandekommen. (2-189) "Habt ihr den Alten Irgendwo gesehen?" - "Den Alten? Auf den sind wir heute auch nicht besonders scharf. Mit dem Intonationsmuster der Linksversetzung (keine oder nur geringe Pause zwischen herausgestelltem Ausdruck und Restsatz, progredientes Tonmuster) wird (189) inakzeptabel. Im Rahmen einer transformationeilen Ableitung von Linksversetzung bedeutet das, daß aus einer PP keine NP nach links herausbewegt werden darf. Cinque (1977: 149) und Rlemsdijk (1978:166) sehen darin eine Bestätigung für den Insel-Status von PPen. Aus der Tatsache, daß Freies Thema gegenüber Inselbeschränkungen nicht sensitiv ist, folgert Cinque, daß es im Gegensatz zu Linksversetzung nicht transformationell abgeleitet werden kann, sondern an Ort und Stelle basisgeneriert ist. Bei einer Abfolge NP - koreferente PP im Folgesatz muß es sich also immer um das Konstruktionsmuster des Freien Themas handeln. Da Freie Themen aber selbständige, satzwertige Ausdrücke sind und nicht Bestandteil des Folgesatzes, ist die Zulässigkeit einer solchen Abfolge kein Gegenargument gegen den Insel-Status von PPen im Deutschen. 2.6.1.2

Herausstellungen nach rechts

Daß nach rechte herausgestellte Ausdrücke eine weniger enge syntaktische Bindung zum Restsatz aufweisen als linksversetzte Ausdrücke, läßt sich gerade am Beispiel von I'Oen gut zeigen. Während bei Linksversetzung nur die gesamte PP herausgestellt werden kann, ist bei Nachtrag und Rechtsversetzung unter bestimmten Bedingungen auch eine NP herausstellbar, die mit dem nominalen Teil eines PO bzw. einer Pro-PP koreferent ist. Bei Rechtsversetzung begünstigen einige Faktoren eine Abfolge Pro-PP - NP: analytische Pro-PP geringe Entfernung zwischen Proform und herausgestelltem Ausdruck Auftreten der Ausleitungsfloskel ich meine Bei enger Rechtsversetzung ist Wegfall der Präposition beim herausgestellten Ausdruck möglich, wenn im Satz eine analytische Pro-PP auftritt. Im Unterschied zur Linksversetzung ist der syntaktische Bezug des herausgestellten Ausdrucks zum Verb bei Herausstellungen nach rechts ja mit der Proform bereits geklärt und

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muß nur dann noch einmal mit einer Präposition verdeutlicht werden, wenn die Rekonstruktion dieses Bezugs aufgrund von zu großer Entfernung zwischen Proform und nach rechts herausgestelltem Ausdruck für den Hörer schwierig wäre. Dabei tritt zwischen einer Abfolge analytische Pro-PP - herausgestellte NP und der Abfolge synthetische Pro-PP - herausgestellte NP ein deutlicher Akzeptabllltätsunterschied ein. (2-190) Er hat dann doch auf sie / 'darauf verzichtet, (Ich meine) die Erbschaft. Synthetische Pro-PPen sind Im Vergleich zu analytischen schwächere Referenzmittel, da sie hinsichtlich der Kategorien Genus und Numerus unspeziflziert sind. Ein Hörer wäre hier mit der Herstellung des syntaktischen Bezugs zwischen Proform und herausgestellter NP überfordert. Das gilt erst recht für die Proform da bei Rechtsversetzung. Daß da nie als koreferente Proform von rechtsversetzten POen bzw. PO-NPen auftreten kann, hat aber noch einen anderen Grund: wie sich bei der Linksversetzung gezeigt hat, kann da nicht als echte koreferente Proform für POe verstanden werden, sondern dient in erster Linie dem thematischen Anschluß. Da aber bei Rechtsversetzung der syntaktische Bezug zum nach rechts herausgestellten Ausdruck im Satz durch eine koreferente Proform garantiert werden muß, 1st da in dieser Position nicht zulässig. Bei obligatorischen POen ist der Satz bereits ohne den rechtsversetzten Ausdruck ungrammatisch, (2-19]a) Alle hängen wir von ihm ab. vom Chef / dem Chef. (2-191 b) 'Alle hängen wir da ab. bei fakultativen POen 1st da allenfalls mit einer temporalen Lesart akzeptabel. (2-192) Da haben wir dann lange warten müssen auf den Langschläfer. Dann liegt aber nicht mehr das Strukturmuster der Rechtsversetzung, sondern einfache Nachfeldbesetzung durch ein ausgeklammertes PO und somit keine Herausstellungsstruktur vor. Daß das Auftreten von Floskeln vor dem rechtsversetzten Ausdruck eine Abfolge Pro-PP - herausgestellte NP begünstigt, scheint zunächst erstaunlich angesichts des Faktors Entfernung zwischen Proform und herausgestelltem Ausdruck. (2-193) Derzeit können wir auf ihn unter gar keinen Umständen verzichten, ?? unseren Koalitionspartner / ?ich meine, unseren Koalitionspartner. Auch eine analytische Pro-PP wird bei Auftreten von Floskeln merklich akzeptabler. (2-194) Ich muß doch noch einmal darauf zurückkommen, also ich meine diesen uneeheuerlichen Vorfall in der letzten Sitzung.

129

(193) und (194) zeigen eine deutliche Tendenz des Herausstellungsfelds zur Verselbständigung. Die rcchtsversetzungstypische Floskel ich meine kann hier uminterpretiert werden zu einem echt referierenden Verb, dessen eine Valenzstelle durch die "herausgestellte" NP, die nun als Akkusativobjekt dieses Verbs fungiert, gefUllt ist. Mit dativregierenden Präpositionen und herausgestellter DativNP ergeben sich ungrammatische Ausdrücke, da die Uminterprotation der Floskel dann blockiert ist. (2-194) 'Ich hab mich mit ihm gestern lange darüber unterhalten. Ich meine dem Chef. (2-195) 'Ich habe mich sehr daran gestoßen, also ich meine dem Vorfall in der letzten Sitzung. Es handelt sich hier also nicht mehr um typische Rechtsversetzungen. Die Funktion solcher Strukturen ist zwar wie bei Rechtsversetzung Referenzverdeutlichung oder Auflösung einer für den Hörer unklaren Pronominalisierung, sie enthalten jedoch einen Konstruktionsbruch, der bei echter Rechtsversetzung nie auftritt. Da3 es bei enger Rechtsversetzung genügt, nur den nominalen Teil einer PP herauszustellen, hängt schließlich auch mit der speziellen Diskursfunktion der Rechtsversetzung zusammen: Referenzverdeutlichung und Referenzauflösung nehmen auf referierende Ausdrücke, NPen und Pro-NPen, Bezug. In dieser Hinsicht ist Rechtsversetzung mit Apposition und mit solchen Nachtragskonstruktionen vergleichbar, bei denen ein Bezugselement im Satz auftritt. Appositionen sind elliptische Prädikationen über einen nominalen Ausdruck, Nachträge können ein Bezugselement restriktiv spezifizieren. Insofern könnte man Herausstellungsstrukturen wie die folgenden ohne weiteres mit den für NPen gültigen Regeln - Kongruenz in den Formmerkmalen - beschreiben. (2-196) Bei der FDP kann man sich auf eines verlassen, nämlich eine berechenbare Komponente, ihre Charakterlosigkeit. (196) enthält eine zweifache Nachtragskonstruktion. Der nachtragtypische Zusatz und zwar ist vor beiden herausgestellten NPen möglich, allerdings nicht gleichzeitig. Die gesamte Konstruktion läßt sich als eine gestufte Spezifizierungsrelation beschreiben, durch die der Bezugsausdruck zunehmend informationshaltlger wird. Daß Rechtsversetzung in der Funktion Auflösung einer unklaren Pronominalisierung auf eines vorliegt, ist aufgrund der Rhematizität von Proform und herausgestelltem Ausdruck unwahrscheinlich. Einfügung der Präposition auf ist vor beiden herausgestellten NPen möglich. Bei dem Nachtragstyp ohne Bezugselement ist natürlich ein PO im Nachtrag nur mit der Präposition möglich. PO-Nachtrag ist bei diesem Typ auf nicht-obligatorische POe beschränkt. Im Unterschied zur Ausklammerung ist das PO hier intonatorisch nicht in den Nachlauf des Satzes einbezogen.

130

(2-197)

Ich bin sowieso heute abend verabredet: mit einem berufsmäßigen Killer. Wir wollen versuchen, eine Mark zu buchen. (2-198) Und am Ende hatte er verordnet und bekannt, daß sein ganzes Erbe Hab und Gut außer dem Schmuck seiner seligen Frau Mutter, auf den Fall seines Todes an Württemberg verkauft sei, und zwar - um einen elenden Hirscheulden. Wenn wie in (197) keine Nachtragsfloskel erscheint, muß vor dem Nachtragsausdruck eine deutliche Pause liegen. Der vorangehende Satz hat ein fallendes Tonmuster. Ob Rechtsversetzung ohne eine koreferente Proform im Satz möglich ist, 1st fraglich. Ein Kandidat dafür könnte die von-Phrase im Passiv sein. Durch die Passlvdiathese wird bereits potentiell eine Agens-Rolle impliziert, deren Referenz in der herausgestellten von-Phrase verdeutlicht wird. Im folgenden Beleg weist der Kontext den herausgestellten Ausdruck als thematisch aus. Nachtragsinterpretation fällt damit aus. Zusatz der rechtsversetzungstypischen Floskel ich meine ist ohne weiteres möglich. Daß reine Nachfeldbesetzung durch zwei ausgeklammerte Konstituenten (Temporaladverbial und PP) vorliegt, ist nicht ganz auszuschließen, da die ausklammerungstypische Intonation - Integration in den Nachlauf ohne deutliche Pause - ebenfalls akzeptabel ist. (2-199) Ich bin ab achtzehn sofort in den Puff. Und in Mannheim war ich dann drei Monate. Da bin ich richtig eingelernt worden erst einmal, (ich meine) von den Frauen. Die Tatsache, daß bei Herausstellungen nach rechts nur die NP eines PO betroffen sein kann, läßt nun allerdings keine Rückschlüsse auf den syntaktischen Status von POen zu. Nachtrag und Appositionen kommen hier von vorneherein nicht in Betracht, da sie satzwertige, elliptische Strukturen sind. Bei typischen Rechtsversetzungen ist das jedoch zweifelhaft.21 Zwar muß auch bei rechtsversetzten Ausdrücken Kasuskongruenz zur koreferenten Pro-NP vorliegen, Rechtsversetzung unterscheidet sich aber von Linksversetzung dadurch, daß sie weniger sensitiv gegenüber Inselbeschränkungen ist. Rechtsversetzung gelingt im Gegensatz zu Linksversetzung aus komplexen NPen und aus (fa/3-Sätzen.

21)

Eine Zusammenfassung der Argumente für und wider Satzwertigkeit von Rechtsversetzungsausdrücken findet sich in Altmann (1981-.337). Gegen Satzwertigkeit spricht etwa das Verbot, den rechtsversetzten Ausdruck durch Satzadverbien und Gradpartikeln zu erweitern. Bei Uminterpretation der Floskel ich meine sind solche Zusätze natürlich möglich.

131

(2-200&)

Daß Marianne ausgerechnet mit ihm kommen muß, (ich meine) (mit) ihrem Guru, begeisterte niemanden sehr. (2-200b) 'Mit ihrem Guru, daß Marianne ausgerechnet mit dem kommen mußte, begeisterte niemanden sehr. über den Matrixsatz hinweg 1st dagegen auch Rechtsversetzung nicht möglich; mit Ross (1967:237) ist Rechtsversetzung also "upward bounded", d.h. der rechtsversetzte Auedruck kann nicht In einen hierarchiehöheren Ausdruck eindringen. (2-200c) 'Daß Marianne auch noch auf ihn hört, ist eine Schande, (ich meine) auf ihren Guru. Der Unterschied zur Linksversetzung gilt auch für Rechtsversetzung von Präpositlonalattributen oder Genitivattributen. Hier 1st nur enge Rechtsversetzung möglich. (2-201) Seine Reaktion darauf, (ich meine) auf unseren Vorschlag mit dem Abendessen, fiel eher lauwarm aus. (2-202) Müller behauptete, er habe seine. Hubers. Vorlage aufs Sorgfältigste geprüft. Daß Linksversetzung aus komplexen NPen heraus nicht möglich ist, liegt natürlich schon daran, daß im Regelfall Attribute überhaupt nicht vorfeldfähig sind. Damit erweist sich Rechteversetzung, insbesondere enge Rechtsversetzung, nicht als geeignete Umgebung, die Zugänglichkeit von PPen für Herausstellungen zu überprüfen. Adverbiale PPen sind in Rechtsversetzungskonstruktlonen generell wenig akzeptabel. Als tendenziell rhematische Konstituenten sind sie mit der Diskursfunktion der Rechtsversetzung schwer vereinbar. Am ehesten lassen noch Lokaladverbiale Rechtsversetzung zu. Da als Proform einer rechtsversetzten adverbialen PP 1st selten zulässig. Da es eine Neutralproform für fast alle Klassen von Adverbialen ist, kann es in der Rechtsversetzungskonstruktion die jeweils vorliegende semantische Relation zwischen Verb und herausgestelltem Adverbial nicht ausdrücken. Sofern Rechtsversetzung überhaupt möglich 1st, treten deshalb als Proformen entweder reine Adverbien oder Pro-PPen auf. Wenn eine koreferente analytische Pro-PP auftritt, kann bei enger Rechtsversetzung die Präposition wieder wegfallen. (2-203) Neben ihr, (neben) Johanna, saß Kaspar vor sich hin schmunzelnd. Adverbiale PPen und POe unterscheiden sich in dieser Hinsicht nicht voneinander.

132

2.6.2

Ellipsen In PPen

Im Unterschied zu den in Kapitel 1.1 beschriebenen Weglassungen deflniter und indefiniter valenzgebundener Konstituenten können bei den sogenannten "regelhaften Ellipsen" von der Tilgung auch T e i l e von PPen betroffen sein. Aus der Zugänglichkeit von PPen für Tilgungen läßt sich nun allerdings nicht ohne weiteres ableiten, daß PPen Im Deutschen keine syntaktischen Inseln seien, da regelhafte Ellipsen in dieser Hinsicht geringeren Restriktionen unterliegen als Umstellungen und Herausstellungen, und im Deutschen Tilgbarkeit nicht grundsätzlich auf satzglledwertlge Konstituenten beschränkt ist. Bei Vorwärtsellipsen lassen sich jedoch auch Anhaltspunkte dafür finden, daß Satzglledwertigkeit der zu tilgenden Konstituente eine gewisse Rolle spielt. NP-Elllpsen aus POen heraus sollten dann nur unter der Voraussetzung möglich sein, daß eine Umstrukturierung zu ([V - P] - NP] stattgefunden hat. Vorausgesetzt, es gibt Im Deutschen einen solchen Umstrukturierungsprozeß, wäre dann auch zu erwarten, daß POe eher davon betroffen sind als adverbiale PPen, da bei diesen der (V - P]-Verband keine semantlsche Einheit bilden kann. Unter regelhaften Ellipsen werden Im folgenden Tilgungen in einem Konjunkt einer koordinierten Konstruktion verstanden, zu deren Rekonstruktion das jeweils andere Konjunkt hinreicht. Die hier In Frage kommenden Koordinationen sind durch weitgehend parallelen syntaktischen Aufbau der Konjunkte gekennzeichnet; die Konjunkte können syndetisch wie asyndetisch verknüpft sein. Von Weglassung bzw. Nicht-Spezifizierung valenzgebundener Konstituenten unterscheiden sich die regelhaften Ellipsen folgendermaßen: Das getilgte Material kann mehr oder weniger als ein Satzglied umfassen Das getilgte Material 1st regelmäßig aus dem anderen Konjunkt rekonstruierbar unter Zuhilfenahme der weiteren Umgebung oder des situativen Kontexte. Rekonstruierter und gegebener Ausdruck sind bedeutungsgleich; es muß sich aber nicht In allen Fällen um formal identische Teilketten handeln (vgl. Klein 1981:53 u. 1985:9f.). Syntaktische Mindestbedingung ist aber, daß Im anderen Konjunkt ein Ausdruck der gleichen Kategorie und syntaktischen Funktion auftreten muß. Bei regelhaften Ellipsen von NPen und PPen kommt Kasusübereinstimmung und Übereinstimmung in der Präposition hinzu, bei Ellipse des flniten Verbs ("gapping") Übereinstimmung in den Kongruenzmerkmalen des Verbs. Nicht übereinzustimmen brauchen gegebene und getilgte Konstituente dagegen in den Determlnatoren. Der rekonstruierte Ausdruck ist In der Form nicht variabel.

133

Nach der Reihenfolge von vollständigem und elliptischem Glied wird unterschieden In Vorwärts- und Rückwärtsellipsen. Für beide Typen gelten unterschiedliche Regularltäten, sie unterliegen jedoch einem generellen Filter, den man etwas vage mit "Transparenzprinzip" beschreiben könnte: die syntaktische Beziehung zwischen der reduzierten und der vollständigen Kette muß erkennbar, "clear" (Klein 1981: 58) sein.22 Tilgungen über subordinierende Konjunktionen hinweg sind nicht erlaubt. Das Transparenzprinzip erlaubt natürlich keine exakten Voraussagen über die Grammatikalität elliptischer Strukturen. Welche Konstruktionen in ihren syntaktischen Beziehungen noch transparent sind, wird sprecherindividuell teilweise unterschiedlich beurteilt.23 Das Beurteilungsproblem wirkt sich hier ähnlich gravierend aus wie bei den Reflexlvlerungskonstruktionen, da elliptische Strukturen zum Teil in einem marginalen Bereich der Grammatik liegen. 2.6.2.1

Rückwärtselllpsen

In koordinierten Strukturen kann von Identischen finalen Ketten die erste getilgt werden (Klein 1985:11 u. 1981:58). Rückwärtselllpsen sind nicht an SatzgliedWertigkeit der getilgten Kette gebunden. Es kann sowohl mehr als ein Satzglled

22)

Eine vergleichbare Beschränkung findet sich auch in der Ellipsentheorie von Kindt (1985). Kindt betrachtet Pronomlnalisierung und regelhafte Ellipsen im Rahmen einer Expansionstheorie als alternative Strategien. Er geht nicht von Tilgung bzw. Substitution aus, sondern faßt Folgen von Antezedens Proform, w-Frage - Antwort, vollständiges Konjunkt - elliptisches Konjunkt als "Verschaltungen", "Rückwärtsverknüpfungen" strukturgleicher Glieder auf. Ein Expansionsglied x' knüpft dabei immer an ein parallel strukturiertes Glied Im Vortext an, also etwa (1) wer/a konunt/b? - Heinrich/a'. (2) Petra/a leiht Regina heute/b und schenkt Veronika morgen/t' ein Buch/c (3) Harro/a nicht Mike/,- läuft heute/* Für eine expandierte Struktur aa'b (entspricht den Rückwärtselllpsenl gilt die Beschränkung, daß die grammatische Beziehung zwischen a und b auf das Expansionsglied a' übertragbar sein muß (ebd. 210). Gleiches gilt für die Beziehung zwischen a und dem Expansionsglied b' In Vorwärtsellipsen, Verschaltungen zu abb'.

23)

Zur Kontrolle wurde hier bei einer Reihe von Sätzen - belegten wie ad-hoc gebildeten - das Urteil von 20 muttersprachlichen Informanten herangezogen. In den Fällen, In denen die Akzeptabllitätsbeurteilung erheblich schwankte, verzichtete ich auf eine absolute Einordnung und beschränke mich auf die Feststellung gradueller Abstufungen in der Akzeptabilität. Da also keine absoluten Aussagen auf die Befragung gestützt werden, ist eine genauere Beschreibung der Testbedingungen wohl verzichtbar.

134

(2-203)

Fritz soll seiner (Mutter helfen) und Gabriele soll ihrer Mutter helfen. als auch ein Teil eines Satzglieds getilgt werden. (2-204) Ich hatte mit 'ner zwei (bestanden) und Brigitte hatte mit 'ner drei bestanden. Pronomlnallslerung statt Ellipse 1st nicht möglich, zum einen weil für die getilgten Ketten In diesen Ausdrücken keine Proformen existieren, zum anderen weil Innerhalb der koordinierten Struktur kein Antezedens zur Verfügung steht. Für Rückwärtsellipsen gilt ferner, daß die letzten nicht-Identischen Ketten Inhaltlich Im weitesten Sinne konstrastiv aufeinander beziehbar sein müssen und entsprechende Akzentuierungen dies zum Ausdruck bringen. Sind die identischen finalen Ketten NPen In PPen, müssen die verbleibenden Präpositionen kontrastierbar sein. Bei POen ist Rückwärtsellipse deshalb nur im Randbereich von PO-Verben mit austauschbaren Präpositionen möglich, speziell bei Kontrastpaaren mit für vs. gegen. Adverbiale PPen mit austauschbaren Präpositionen lassen Rückwärtsellipsen dagegen zu. (2-205) In Lübeck, ausgerechnet in Lübeck wiederum, 1st er am 19. März 1981 mit seiner Planierraupe GEeen und IN das Gerichtseebäude gefahren. (2-206) Viele Sonderschullehrer leiden nicht nur MIT, sondern auch UNter ihren Kindern. (2-207) Welche Gründe sprechen FÜR, welche GEeen eine Präsentation dieser Kunst in Museen? In bezug auf die formale Identität von getilgter und nicht-getilgter NP scheint ein minimaler Spielraum gegeben zu sein. Belege, in denen dativ- und akkusativregierende Präpositionen oder einfache und artikelverschmolzene Präpositionen kontrastiert werden, wurden von Informanten unterschiedlich beurteilt. (2-208) Die Umfeldbewältigung in. für und durch Kommunikation ist Aufgabe der kommunikativen Kompetenz. (2-209) Von sich aus müßten die verantwortlichen Persönlichkeiten der Goethe-Institute und der anderen Mittlerorganisationen nicht die Freiheit von, sondern zur Politik fordern. (2-210) Der Anspruch auf Vollständigkeit ergibt sich vor dem und unabhängig vom Gebrauch einer Sprache des höchsten Entwlcklungsniveaus. Überwiegend abgelehnt wurden Strukturen, in denen die im ersten Konjunkt aus einer PP getilgte NP Im zweiten Konjunkt durch eine reine Kasus-NP vertreten 1st, oder wo spezifische Präpositionen kontrastiert werden. (2-211) Die Fähigkeit, Zeichen zu verwenden und Zeichen zu kombinieren kann nur im Zusammenhang mit und als Folee der Fähigkeit gesehen werden, sich in Umfeldern kommunikativ zu behaupten.

135

(2-212) (2-213) (2-214)

Möglicherweise haben KRS 1) verwechselt mit oder interpretiert wie eine sehr ähnliche, bei genauem Hinsehen aber doch sehr von 1) verschiedene Struktur. über die Notwendigkeit von und das Unbehagen an Stilbüchern In und im Zusammenhang mit Texten haben wir es mit den verschiedensten Präsuppositionen zu tun.

Klein (1981:61f. u. 1985:12) vermutet, daß formale Identität für Rückwärtsellipsen über die Bedeutungsidentität hinaus Bedingung sei, wenn die weggelassene Konstituente ergänzt werden soll. Die elliptischen Strukturen hier können mit Ausnahme von (212) tatsächlich jeweils mit einer NP aus dem zweiten Konjunkt ergänzt werden. Die Akzeptabilltät wird hier aber durch die strukturelle Verschiedenheit der kontrastierten Glieder (einfache vs. artikelverschmolzene Präposition in (209) und (210); spezifische Präposition eines Präpositionalattributs vs. NP in (211)) beeinträchtigt. Offensichtlich ist aber für regelhafte Rückwärtsellipsen nicht nur formale Identität von getilgter und nicht-getllgter Kette, sondern auch weitgehend strukturelle Identität der jeweils letzten nicht getilgten kontrastierten Glieder gefordert. Strukturen wie hier, die diese Bedingung nicht erfüllen, werfen auch für die Akzentuierung Probleme auf: bei NP-Ellipsen aus PPen heraus müßte die Präposition als letztes kontrastlertes Glied akzentuiert werden, dazu findet sich dann aber im zweiten Konjunkt kein passendes Kontrastelement. Wenn andererseits für einige Sprecher solche Strukturen akzeptabel sind, dürfte das daran Hegen, daß sie semantisch interpretierbar sind, und zwar unter Zugrundelegung einer umstrukturierten Form, so daß im Zusammenhang mit vs. als Folge von, verwechselt mit vs. interpretiert wie. Notwendigkeit von vs. Unbehagen an kontrastiert werden können. Tilgung einer NP aus einem valenzgebundenen Präposltionalattrlbut heraus scheint dabei noch eher möglich als Ellipse aus verbdependenten POen, wo solche Kontrastierungen auch bei Kasusübereinstimmung von getilgter und nicht-getilgter Konstituente in der Regel nicht akzeptabel sind. (2-215) Der Mensch entsteht aus '(Staub) und wird zu Staub. Bei NP-Tilgung aus adverbialen PPen ergeben sich Akzeptabilitätsunterschiede, wenn neben der Präposition zusätzlich Teile des Prädikats kontrastiert werden. (2-216a) Lag Blut auf oder unter dem Bett. Dr. Watson? (2-216b) ? Fand sich Blut auf oder lag Asche unter dem Bett. Dr. Watson? (2-217a) Trinkst du deinen Kaffee mit oder ohne Sahne? (2-217b) ? Herbert trinkt seinen Kaffee mit. Regina säuft ihren Tee ohne Sahne.

136

Die (b)-Verslonen erfordern eine relativ komplizierte Verarbeitungsstrategie, da nicht wie in den anderen Fällen das zweite Konjunkt mit dem kontrastierten Auedruck des ersten Konjunkt s zu einer phrasalen Koordination zusammengezogen werden kann: Umfeldbewältigung [in, für und durch Kommunikation], nicht Freiheit [von sondern zur Politik], Blut [auf oder unter dem Bett], Kaffee [mit oder ohne Sahne], sondern das erste Konjunkt als unvollständig gespeichert und bei der Dekodierung des zweiten Konjunkts Schritt für Schritt noch einmal abgearbeitet werden muß, bis der fehlende Ausdruck Identifiziert und ergänzt werden kann. 2.6.2.2

Vorwftrtselllpsen

Durch Vorwärtsellipsen kann In koordinierten Strukturen von identischen initialen Ketten die zweite getilgt werden (Klein 1981:58 u. 1985:12). Von Rückwärtselllpsen unterscheiden sich Vorwärtsellipsen nicht nur durch die Tilgungsrichtung, sondern auch durch eine Reihe anderer Eigenschaften. Da Vorwärtsellipsen Immer auf ein Zweitvorkommen im Text bezogen sind, 1st statt Tilgung Immer auch Pronomlnallsierung möglich, wenn die fraglich Kette eine pronomlnallsierbare Konstituente ist. Nach Klein (1981 u. 1986) sind auch Vorwärtsellipsen im Prinzip nicht auf satzglledwertlge Konstituenten beschränkt; PPen In einem Zweltkonjunkt sind jedoch für Ellipsen weniger gut zugänglich. In PPen kann durch Vorwärtsellipse im zweiten Konjunkt eine Präposition getilgt werden, die mit einer im ersten Konjunkt identisch 1st. POe unterscheiden sich in dieser Hinsicht nicht von adverbialen PPen. Postpositionen erlauben entsprechend nur ROckwärtsellipsen. (2-218a) gemäß meiner Lebensform und (eemäß) meiner wissenschaftlichen Einstellung (2-218b) sowohl meiner Lebensform (nach) wie auch mein er wissen schaftlichen Einstellung nach Problemlos 1st Präpositlonstilgung durch Vorwärtsellipsen jedoch nur dann, wenn die vollständige zusammen mit der elliptischen PP als koordinierte Phrase gelesen werden kann, die Innerhalb des Restsatzes e i n e syntaktische Position besetzt. Streng genommen handelt es sich bei solchen Konstruktionen dann überhaupt nicht mehr um Ellipsen. Sobald das zweite Konjunkt mehr als die PP enthält, ist Präpositionetilgung durch Vorwärtsellipse nicht mehr akzeptabel. (2-219a) Anton hat Häuser in der Schloßallee und der Parkstraße. (2-219b) 'Anton hat ein Hotel In der Schloßallee und Petra der Parkstraße. (2-219c) 'Anton hat ein Hotel in der Schloßallee und der Parkstraße zwei Häuser.

137

Auch die Art der Koordination scheint die Akzeptabllltät zu beeinflussen. Bei kopulativer Koordination kann Mehrfachsetzung der Präposition eine stark markierte Konstruktion ergeben. (2-220) Er bekam die Jeweilige Schattierung des Kabinetts zu merken an Kost, (an) Schlaf, (an) Gewährung und (an) Entzug von frischer Luft, (von) Besuchen, (von) Schrelbgelegenhelt. Adversative und disjunktive Koordination sind dagegen eher ellipsenfeindlich. (2-221) Klaus verzichtet zwar leicht auf sein Auto, nicht aber ?(auf) sein Motorrad. (2-222a) Klaus wohnt in Stuttgart oder (In) Karlsruhe. (2-222b) Hat Klaus nun in Stuttgart oder ?(ln) Karlsruhe gewohnt? (2-222c) Klaus hat in Stuttgart, nicht ??(ln) Karlsruhe gewohnt. Das gilt auch für PPen in Vergleichskonstruktlonen. (2-223) Einige fanden, man solle lieber für billiges Brot, statt ?(fQr) billige fromme Sprüche sorgen. Adversative Konjunktionen scheinen eine Lesart zu verhindern, bei der die kontrastierten PPen als Phraseneinheit zusammengefaßt werden können.24 Das bedeutet aber, daß echte Vorwärtsellipsen von Präpositionen In PPen nicht möglich sind und nur der Spezialfall kopulativer Koordination diese Beschränkung aufhebt. Zum Teil sind solche Asymmetrien zwischen Vorwärts- und Rückwärtselllpscn auch bei Tilgungen von Teilen von komplexen NPen zu beobachten. Ein elliptisches Glied kann im ersten Konjunkt, nicht aber im zweiten auftreten - es sei denn, vollständiges und elliptisches Glied stehen in Kontaktstellung und lassen sich zu einer Konstituente koordinieren. (2-224a) Fritz bestellte zwei (Glas Wein) und bekam drei Glas Wein. (2-224b) Zwei Glas 0Rotwein bestellte Fritz und '(zwei Glas) Weißwein bekam er.* (2-224c) Fritz bestellte zwei Glas Rotwein oder Weißwein. (2-226a) (2-225b) (2-225C)

Helga suchte eine Jacke (mit Pelzkragen) und kaufte schließlich einen Mantel mit Plüschkragen. Helea suchte eine Jacke mit Pelzkragen und •(eine Jacke) mit Plüschkragen kaufte sie schließlich. Helga sucht eine Jacke mit Pelzkragen oder Plßschkragen.

24)

Jedenfalls wurden die Ellipsen mit adversativer Koordination (221), (222c) und (223) deutlich schlechter beurteilt. (221) etwa lehnten 15 von 20 Informanten ab.

25)

In einer nicht-elliptischen Lesart ist der Satz natürlich akzeptabel.

138

(2-226a)

Uns Interessleren hier nicht die Ausflüchte (dieses Herrn). uns Interessieren nur die Machenschaften dieses Herrn. (2-226b) Uns Interessleren hier nicht die Machenschaften dieses Herrn, sondern uns Interessleren vor allem '(die Machenschaften) seines Auftraggebers. (2-226c) ... die Machenschaften dieses Herrn und seines Auftraggebers. Vorwärtselllpsen sind damit nicht erlaubt, wenn sie zu einer unvollständigen, nicht geschlossenen NP oder PP im zweiten Konjunkt führen würden.26 Bei unmittelbarem koordlnativem Anschluß wird die Unvollständigkeit des zweiten Konjunkts durch Phrasenkoordination behoben: mit {Glanz und Gloria], Im Namen [des Vaters und des Sohnes], fürchte mich weder vor [Hölle noch Teufel], NP-Tilgung aus einer PP heraus durch Vorwärtsellipse 1st allenfalls In fragmentarischen Äußerungen zulässig, wenn die Präposition im zweiten Konjukt in finaler Position steht. (2-227) Kaffee Mit Sahne oder ohne? (2-228) Was spricht für eine Trennung, was gegen? Minimalbedingung für solche Konstruktionen 1st wieder Kontrastierbarkeit der Präposition. Vorwärtsellipsen von NPen aus PPen heraus sind jedoch nie erlaubt, wenn ein zweiter Valenzträger auftritt. Ob [V - P) dabei eine semantlsche Einheit bilden kann oder nicht, hat auf die Akzeptabilität keinen Einfluß. (2-229) 'Kommst du Jetzt gerade aus Italien oder fährst du nach? (2-230) "Hast du Angst vor dem nächsten Jahr oder freust du dich auf? Durch Ellipsen können also PPen nicht eigentlich "aufgebrochen" werden. Die Beschränkungen könnte man auch auf ein allgemeines Prinzip zurückführen, nach dem Im Satzinneren keine "unvollständigen", nicht geschlossenen PPen oder NPen auftreten dürfen, da durch sie die Sprachverarbeitung erheblich behindert würde. In den Beschränkungen bei Vorwärtselllpsen zeigen PPen dabei unabhängig von ihrer syntaktischen Funktion einheitliches Verhalten. Bei den Rückwärtselllpsen wiederum ist die Zulässigkeit von NP-Tilgungen aus POen heraus zu marginal und zu wenig systematisch, als daß man daraus Rückschlüsse auf eine syntaktische Restrukturierung ziehen dürfte. Wenn solche elliptischen Strukturen von einigen 26)

Die Forderung nach "Abgeschlossenheit" der Phrase läßt sich natürlich auch mit dem 'Kopfprinzip' der GB erklären: Jede Phrase hat einen Kopf. Die Präposition als Kopf der PP 1st dehalb ebenso wie der nominale Kopf von NPen nur unter den genannten besonderen Bedingungen weglaßbar. Von Rückwärtsellipsen in PPen, die geringeren Beschränkungen unterliegen, 1st wiederum nicht der Kopf der PP, sondern die NP betroffen.

139

Sprechern akzeptiert werden, dürfte es sich eher um eine semantische ad-hocStrukturlerung handeln, die überdies auch bei nicht zum Subkategorisierungsbereich gehörigen Attributen (Notwendigkeit von) und Vergleichskonstruktionen (interpretiert wie) zu funktionieren scheint. 2.6.3 Prepositions-Stranden Als operationales Verfahren zur Ermittlung von Konstituentenstrukturen gilt Toplkallslerbarkeit als Kriterium für Satzglledwert einer Konstituente ("Verschiebeprobe").27 Das läßt erwarten, daß PPen als Satzglieder nur geschlossen im Vorfeld stehen können. Tatsächlich ist im Deutschen Herausbewegung einer lexikalisch spezifizierten NP aus einer PP heraus unabhängig von deren syntaktischer Funktion nicht möglich. (2-231a) Auf dem Westberliner Stadtplan l&ßt sich die Mauer kaum finden. (2-231 b) 'Dem Westberliner Stadtplan / 'Der Westberliner Stadtolan läßt sich die Mauer kaum drauf / auf finden. Auch Pseudopassive wie im Englischen, bei denen die PP der Aktivdiathese als Subjekt der Passivdiathese erscheint, sind im Deutschen nicht zulässig. Eine NPBewegung von Voll-NPen aus PPen heraus existiert also im Deutschen nicht.28

27)

Die Festlegung "Toplkalisierbare Größe = Satzglied" 1st natürlich keineswegs eo unproblematisch. Zum einen kann der Satzglledwert unterschritten werden mit dem infiniten Verb im Vorfeld oder in marglnalen Fällen mit Präpositionalattributen (1) Für Punkt 14 fällt mir Im Moment auch keine bessere Lösung ein. zum anderen sind manche Fälle von doppelter Vorfeldbesetzung nicht ohne weiteres mit parenthetischer Stellung des zweiten Glieds erklärbar. Das sind etwa NPen mit Gradpartikeln oder Subjekte mit infinitem "Ergatlv"-Verb. (2) Linguisten angekommen sind keine. Schließlich 1st auch Linksversetzung als doppelte Vorfeldbesetzung zu betrachten.

28)

Belege wie die nachfolgenden sind kein Gegenbeweis, da sie eher auf Planngsfehler und Konstruktionsabbrüche beim mündlichen Sprechen zurückgehen ( vgl. Altmann 1981:109). Auch in Dialekten des Deutschen, die diskontinuierliche Anordnung der Pro-PP zulassen, kommen solche Fälle nicht vor. (1) Stetigkeit muß ich mich von lösen. (Bsp. aus Wichter 1980:38) (2) "Und Jetzt wlllste auf 58 Kilo dich runterhungern?" - "Och Ja. 59 bin ich auch schon mit zufrieden." (Brons-Albert 1984:29) Allenfalls wäre bei entsprechender Intonation eine Interpretation als Freies Thema denkbar, und zwar in einem Dialekt, in dem der pronominale Teil der

140

(2-232) (2-233)

'Ist das Zimmer für bezahlt worden? 'Das Haus wurde gewohnt In / 'dem Haus wurde gewohnt drin.

Gibt es dann vielleicht wenigstens eine Pro-NP-Bewegung? Die Möglichkeit einer scheinbar diskontinuierlichen Stellung von Pronominalteil und Präpositionalteil einer Pro-PP wird in der Tat von vielen Autoren als Beleg für die Existenz des "preposition stranding" im Deutschen ins Feld geführt, zuletzt bei Panselow (1987:161f.), der es als Kriterium für Konflguratlonalität wertet. Während Trennung von Präposition und pronominalem Teil im Standarddeutschen als nicht normgerecht gilt - wenngleich es in kaum einer Grammatik unerwähnt bleibt19 -,1st das Phänomen In norddeutschen Mundarten verbreitet und gehört zumindest zur passiven Sprachkompetenz auch süddeutscher Sprecher.30 Historisch finden sich für diese Konstruktion Vorläufer Im Mittelhochdeutschen; noch bis Luther ist die Trennung verbreitet. (2-234) da zancten sie auch Ober ... ewer Jüngster Bruder, da Ir mir von sagtet. (Bsp. aus Paul 1919:157)

koreferenten Pro-PP wegfallen kann, so daß das Vorfeld unbesetzt ist, was in einer Reihe norddeutscher Dialekte ohne weiteres möglich ist. (Ib) Stetigkeit? - (Da) muß Ich mich von lösen. (2b) Och ja, 69. - (Da) bin ich auch schon mit zufrieden. Pur zugrundeliegendes Freies Thema spricht auch, daß die NPen nicht kasusmarkiert sind. 29)

vgl. Duden (1984:353); reichlich Belege bei Blatz (1970:609 u. 619), Behaghel (1932:249), Paul (1919:157-159); zum Westfälischen vgl. Thun 1985;

30)

Behaghel (1932:249) nimmt Trennung auch fürs Süddeutsche als geläufige Variante an; die Belege (1) da auch die Heiden nichts von zu sagen wissen (2) da fragt ihr wenig nach (3) da sei Gott vor sind synchron im Süddeutschen wohl nicht mehr akzeptabel. Andere bei den diskontinuierlich angeordneten mit hin- und her- zusammengesetzten Pronominaladverbien, deren diskontinuierliche Anordnung Im Süddeutschen geradezu die Regel 1st. (4) Wo kimmsd n du heä? (5) Wo woln Sie hl? (6) D& sitz die hea.. (vgl. Merkle 1975:176f.)

141

Belege finden sich noch bis In die Goethezelt. Dieses Konstruktlonsmuster ist in den norddeutschen Dialekten lebendig geblieben und unterliegt dort hinsichtlich des übergeordneten Ausdrucks keinen Beschränkungen. Es tritt auf bei31 Verb (2-236)

(2-236)

Adjektiv (2-237)

Jo, wir harn da nur soundsoviel Lohn ... Da arbeiten wir nlch für. {Bottropper Protokolle 1977:36) Eigentlich braucht man Schutzbrillen, aber da wagt schon keiner mehr nach zu fragen. {Wallraff 1985:93)

Na ich fiel Ja um, Ich konnte doch diese Arbeit nicht machen ... Aber Ich war froh, dat Ich hier zu Hause bin. Sag auch "Ich wer da schon mit fertig werden. (Bottropper Protokolle 1977:23)

Nomen (2-237)

Ich mochte so gerne Kräuterlikör, da hab Ich 12 Stück von weggehauen. (Brigitte 9/86/124) Die Konstruktion ist ferner, wie (237) zeigt, nicht auf Toplkallslerung des Pronominalteils beschränkt, sondern Pronomen und Präposition können zusammen im Mittelfeld auftreten. Die umgekehrte Abfolge, Präposition - Pronomen, ist allerdings nicht möglich. Das Deutsche unterscheidet sich darin vom Englischen, wo Trennung von NP und Präposition Innerhalb eines flniten Satzes auf Pseudopassive oder irti-Pronomlna beschränkt 1st und nicht beide Teile in einem Stellungsfeld erscheinen dürfen. Im Holländischen, wo Präposltlonsstranden wie im Deutschen auf Pro-NPen be-

31)

Als Korpusgrundlage diente hier vor allem authentische, daneben literarische mündliche Rede. Sofern sie nicht reine Hörbelege sind, stammen die Belege aus: Brons-Albert, Ruth. 1984. Gesprochenes Standarddeutsch. Telefondialoge. Tübingen. Aberle. Gerhard. 1972. Stehkneipen. Gespräche an der Theke. Ffm. Runge, Erika. 1977. Bottropper Protokolle. Ffm. Wallraff, Günter. 1986. Ganz unten. Köln. Bierraann. Wolf. 1981. Preußischer Ikarus. Lieder, Balladen, Gedichte, Prosa. München. Schmidt. Arno. 1986. Kaff, auch Märe Crlsium. Zürich. Texte gesprochener deutscher Standardsprache (1971-1979). Hg. vom Institut für deutsche Sprache, Forschungsstelle Freiburg 1. Brelsgau. 4 Bde. München (= Prelburger Korpus). Ausnahmsweise sind in diesem Kapitel die Quellen angegeben, da es sich durchweg um nicht standardsprachliche Strukturen handelt.

142

schränkt ist, ist dagegen diskontinuierliche Anordnung einer Pro-PP im Mittelfeld möglich. (2-238) HiJ had er toch aan gedacht. (Beispiel aus Van de Velde 1972:90) Vom englischen preposition stranding unterscheidet sich diese Struktur auch wesentlich in einer phonetischen Restriktion: Sie 1st nicht erlaubt mit vokallsch anlautenden Präpositionen. Weder die Korpora authentischer oder nahezu authentischer gesprochener Sprache (Freiburger, Brons-Albert, Bottropper Protokolle, Aberle), noch stlchprobenhafte Befragung unter Sprechern norddeutscher Dialekte ergaben Anhaltspunkte für die Existenz "gestrandeter" vokalischer Präpositionen. Unter diesem Licht können die zahlreichen Belege bei Arno Schmidt sicherlich nicht als repräsentativ gelten:. (2-239) So was von Dürre ! : da könn' sich die ältestn Leute nich an erinnern. (Arno Schmidt, Kaff, Zürich 1985:43) (2-240) Und geltzich iss'er : den Kinnern giebt er S=tampf-kartoffeln als Brotaufs=trich mit inne Schule !: Wenn der sein Mittagessn wärm' könnt', indem er sich da auf setzt : Der ward'äs tun. (ebd. 40 (Originalorthographie)) Hier muß Im Deutschen der Pronominalteil verdoppelt werden (da...d(a)ran, da...d(a)rauf). Dann kann aber da nicht mehr Resultat einer NP-Bewegung sein, sondern muß an Ort und Stelle erzeugt sein. Tritt da zusammen mit einer Pro-PP auf, verliert es möglicherweise auch seine Proforra-Punktion. Es fungiert dann eher als eine Art "Thema-Anknüpfer", wie er auch bei Linksversetzung auftritt, wo wiederaufnehmendes da In den Formmerkmalen nicht mit dem Vorgängerausdruck übereinzustimmen braucht. Bei konsonantisch anlautenden Präpositionen kann die Pro-PP um den pronominalen Teil verkürzt werden. Die Pro-Eigenschaften werden dann von dem initialen da übernommen, während die Präposition als Lesartengarant zurückbleibt. Pro-PPen mit vokalisch anlautenden Präpositionen können zu dr-Formen abgeschwächt werden. In einigen Dialekten scheint die Proform überhaupt völlig wegfallen zu können und es bleibt nur mehr eine konsonantisch anlautende Präposition zurück. (2-241)

(2-242)

"Muß Ja ab 1.1. nach Gummersbach, ne." - "Ja, freust dich drauf, oder flndsdes schlimm?1' - "Och, hab ich Jetz noch keine Meinung zu." (Brons-Albert 1984: ) (Exkommilitonen über den Lehrerberuf] "Ja wie is das denn mit dir, willste trotzdem noch weiter dich für interessieren?"

143

(2-243)

Meine Schwester sah schon letztes Jahr so klapprig aus. Ich dachte, nächstes Jahr 1st nichts mehr von übrig. (Münsteraner Nicht-Seßhaftengespräche nach Thun 1985:385) (2-244) Wenn du schon auf ne alte Frau aufpaßt, mußt du auch nach kucken. (Münsteraner Nicht-Seßhaftengespräche nach Thun 1985:385) (2-245) Wenn Ich Musik zum Text schreibe, schreibe Ich sie eigentlich gegen den Text, renne gegen an, suche den Kontrapunkt. (Biermann. Preußischer Ikarus, München 1981:124) In keinem dieser Fälle kann die Präposition als Verbzusatz eines Partikelverbs aufgefaßt werden: sie kann von nominalen und adjektivischen Valenzträgern abhängen ((241), (243)), sie tritt in (245) zusammen mit einem Partikelverb auf, und sie trägt hier nie einen Akzent.38 Mitunter finden eich In einer Äußerung isolierte Präposition und Präposition mit Pronominalteil. (2-246) Es is Ja nich so, daß man alleine heiratet, das stimmt ja nicht ... Man meint immer, man heiratet als Einzelner einen Einzelnen. Nich, die ganze Familie ist da mit bei ... und insofern isses auch ganz gut, wenn man die Familie bei etwas mitberücksichtigt. (Brons- Albert 1984:5) Dafür, daß es im Deutschen keine dem Englischen vergleichbare NP-Bewegung gibt, spricht schließlich die Beschränkung auf nicht kasusmarkierte Proformen. Kasusmarkierte Pronomina können nie von der Präposition abgetrennt werden: (2-247) 'Dem /'das /'der brauchst du nicht nach fragen. Auch bei den entsprechenden Relativsatzstrukturen kann als Relatlvum nie ein kasusmarkiertes Pronomen auftreten, sondern nur das unmarkierte "Neutral-Relativum" wo. (2-248) Jetzt harn wer uns hier son Telefonadapter Jekauft, wo de also auch Telefongespräche mit aufzeichnen kannst. (Brons-Albert 1984:105)

32)

Obergänge zwischen Konstruktionen mit Pro-PPen bzw. Präpositionen und Partikelverbkonstruktionen sind möglich, manche Sprecher lassen In (1) auch Präpositionalakzent zu. (1) weil Ich da NICHTS für KANN / weil ich da nichts FÜR kann (2) da mußt du nach KUCken / da mußt du NACHkucken Auch Im folgenden Beleg sind je nach Intonation (Pausenstruktur) beide Interpretationen möglich; eine Bedeutungsveränderung tritt dabei nicht ein. (3) ohne daß man sich versieht, hat man schon wieder ein Gesetz verletzt. Mann, hier in Deutschland, das kann man echt vergessen. Und da sind die SCHARF'hinter l HER / und da sind die SCHARF l hinterHER (Wallraff 1985:253)

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(2-249)

Das Schlimmste, was mir als Gastwirt passleren kann, 1st, daß man Tausende von Mark zum Fenster raus schmeißen muß, wo man nichts von sieht. (Aberle, Stehkneipen 1972:71) (2-260) Straftaten, wo Deutsche weniger für motiviert sind (2-251) Dann kam die da In Gladbeck an. Und dadurch hat sie Ja ihren Jungen kenngelernt, wo sie Jetzt mit verlobt 1st. (Münsteraner Nicht-Seßhaftengespräche nach Thun 1985:385) Im Englischen dagegen können toplkallslerte wh -Pronomina In Ergänzungsfragen und Relativsätzen auch kasusmarkiert sein. (2-252) Whom / who did you talk to? (2-263) It was John, whom / who I talked to. Rlemsdljk (1978) hat auf den Zusammenhang zwischen proklltlscher Stellung eines Pronomens und seiner Bewegbarkeit hingewiesen. Im Holländischen lassen nur klitlsche Pronomina Abtrennung von der Präposition zu. Wunderlich (1984) hält diesen Fall auch Im Deutschen für gegeben und führt Strukturen mit da + um den Pronominalteil verkürzter Pro-PP auf NP-Bewegung zurück. Nun sind natürlich weder da noch wo NPen bzw. Pro-NPen. Wunderlich beschreibt die synthetischen w- und d-Pro-PPen als Ergebnis eines Übertretens der PP-Proformen da und wo In das System der NP-Proformen "im Kontext der Präposition" (ebd. 88). Allerdings müßte erst noch gezeigt werden, daß da und wo bei Abtrennung von der Präposition tatsächlich NP-Eigenschafte n bewahren. Da sie in dieser Position durch NPen nicht ersetzbar sind, läßt sich NP-Haftigkeit für sie auch nicht beweisen. Als entscheidenden Faktor für die Möglichkeit des Präposltions-Strandens und damit auch eines PP-Passivs betrachtet auch Fanselow (1987) die fehlende Kasusmarkierung. Nach dem Empty Category Prinzip dürfte ein PP-Passlv im Deutschen eigentlich nicht erlaubt sein, da Präpositionen im Gegensatz zu Verben keine echten Regentlen sind und deshalb die nach einer NP-Bewegung aus einer PP heraus zurückbleibende Spur nicht echt regiert sein könnte. Hier greift nun nach Fanselow eine Reanalyse von Verb und Präposition zu einem echt regierenden komplexen Prädikat, so daß das ECP korrekt erfüllt und die Spur der bewegten NP regiert ist. Im Gegensatz zum Englischen wird nun im Deutschen Kasus von Präpositionen nicht strukturell sondern lexikalisch zugewiesen (AkkusativDativ-Alternatlon). Fanselow schwächt nun die Bedingung der Kasuszuweisung dahingehend ab, daß er fordert, die beiden betroffenen Elemente dürften nicht auf unterschiedliche Welse Kasus zuweisen, was trivialerweise auch erfüllt sei, wenn eines der beiden Elemente nicht Kasus zuweist. Daraus läßt sich prognostizieren, daß jene Präpositionen des Deutschen reanalysierbar seien, die keinen

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Kasus zuweisen. Genau diesen Fall aber sieht Panselow bei den Pro-PPen gegeben, deren Pro-Teil Je keinen morphosyntaktlschen Kasus trägt, die Präposition mithin auch keinen Kasus zugewiesen haben kann. In diesem Fall, so Fanselow, sei die Extraktion des Proteils aus der PP heraus erlaubt. Für Reanalyse plädiert auch Wunderlich (1984) mit einem expliziten Hinweis darauf, daß negative Kontexte und "abstrakte" Präpositionsbedeutung NP-Bewegung im Deutschen begünstigen. Wunderlichs Beispiele lassen vermuten, daß er unter "abstrakter" Bedeutung der Präposition nicht-lokale und nicht-temporale Verwendung versteht.33 Das mag im Englischen der Fall sein, im Deutschen aber hat die semantlsche Bindung zwischen Verb und Präposition offensichtlich keinen Einfluß auf die Zulässigkeit der Struktur. Die Konstruktion erscheint mit ProPPen in der Funktion Lokaladverbial (2-254) Da wird keine Pause zwischen gesprochen. (2-256) Meist besteht der Salat nur aus eingelegtem Weißkraut. Ob sich da auch politische Pragmatik hinter verbirgt? Temporaladverbial (2-266) Und zwar, wenn de in em, im engen Keller bis1 unda sin so 100 Mann gedrängt un, un paffen bestimmt wie die Blöden, also, da krlste einen Kopf nach, schlimmer als wenn de Jetrunken has, am ändern Tach. (Brons-Albert 1984:17) Finaladverbial (2-267) Ja, wir harn da nur soundsoviel Lohn, da arbeiten wir nich für(Bottropper Protokolle 1977:36) Kausaladverbial (2-268) Da warst du doch schon beim Zahnarzt wegen. Komltativadverbial (2-259) "Geht ihr abends dann mal so rüber hier dann so und guckt zusammen fern?" "Ja sicher. Da mal mit quatschen und da mal mit quatschen, wat bleibt einem anderes übrig?* (Münsteraner Nlcht-Seßhaftengespräche nach Thun 1985: 385)

33)

Zu diesem Schluß kommt Wunderlich vermutlich deshalb, weil er nur konsonantisch anlautende Präpositionen berücksichtigt und damit die in räumlicher Verwendung frequentesten Präpositionen an, in, auf, unter, über nicht erfaßt (da steht alles drin)

146 POe

(2-260) (2-261)

D& haben wir nichts mit zu tun. Mußt dich an den halten. (Wallraff 1986:129) Eigentlich braucht man Schutzbrillen, aber da wagt schon keiner mehr nach zu fragen. (Wallraff 1986:93)

Platzhalter eines PO-Satzes (2-262) Aber ich glaube, wenn sie tagsüber immer berufstätig sind, dann sind sie abends oft so müde, daß sie sich überhaupt nicht mehr zu aufraffen, dann sich auch noch mal um ihre Kinder zu kümmern. (Freiburger Korpus 11,2, 185) Damit ergibt sich aber ein von den Verhältnissen im Englischen doch sehr verschiedenes Bild. Bei Formen wie da...von, da...dran handelt es sich um Kombinationen aus einem themaanknüpfenden da und einer um den Pronominalteil verkürzten oder abgeschwächten Pro-PP und nicht um eine NP-Bewegung aus einer Pro-PP heraus. Pro-PPen wären demnach allenfalls für Tilgungsoperationen, nicht aber für Herausbewegung des Pronomlnalteils zugänglich.34 Die syntaktische Funktion der Pro-PP spielt dabei im Deutschen keine Rolle. Die Konstruktion fungiert in erster Linie als Hervorhebungemittel. Initiales da garantiert den Themenanschluß bzw. fungiert als echte Proform und erlaubt damit, daß die Pro-PP mit dem in der Regel rhemtischen Präposltlonalteil In der typischen Rhemaposition zu stehen kommt.30 2.7

Zusammenfassung Kapitel 2

In keinem der untersuchten Teilbereiche zeigen PPen ein syntaktisches Verhalten, bei dem POe und adverbiale PPen komplementär distribulert wären. Die Grenzen verlaufen Im einzelnen sehr unterschiedlich und es scheinen weniger die syntaktische Funktion, als vielmehr semantische Relationen zwischen der PP und dem übergeordneten Ausdruck eine Rolle zu spielen. So 1st etwa adverbiale 34)

Zu dem Schluß, daß das Präpositions-stranden im Detuschen nicht existiert, kommt neuerdings auch 11 Oppenrieder (Oppenrieder 1988), der von einer "Verdoppelungskonstruktion spricht.

35)

Behaghel (1932:249) beschreibt diese Strukturen als "Reparatur" einer Kollision zweier Prinzipien: eines semantischen, das Kollokation von semantisch zusammengehörenden Gliedern fordert und des Prinzips, daß wichtiges im Satz später steht. Durch Initiales da In Kombination mit einer möglichst weit rechts stehenden Pro-PP bzw. Präposition kann eine solche Kollision vermieden werden.

147

Modiflzlerbarkeit einer PP beschränkt auf temporale, lokale und direktionale Adverbiale, d.h. diejenigen Adverbiale, deren Präpositionen austauschbar sind. Nur diese Adverbiale lassen auch Kombinationen von PPen mit der gleichen seraantischen Rolle zu. Ein entscheidender Paktor 1st in mehreren Bereichen die Spezifizität der Präposition und die Vorhersagbarkeit ihres Auftretens. In dieser Hinsicht verhalten sich POe nur Im prototypischen Bereich einheitlich; es gibt aber eine Reihe von POen mit austauschbaren, in ihrer Bedeutung isolierbaren Präpositionen, die sich dann etwa bei Ellipsen und in der Akzentuierung der Proformen "adverbialtypisch" verhalten. Bei den Adverbialen schließlich sind prototypische Vertreter mit austauschbaren, nicht-vorhersagbaren Präpositionen nur die temporalen und eine Teilklasse der lokalen und direktionalen. Das bedeutet nun nicht, daß alle anderen Adverbiale formspezifisch sind Im Sinne der Valenzbindungseigenschaft formale Spezifizität. Formale Spezifizität wurde in Kapitel l als Spezifizität der Form in Abhängigkeit vom übergeordneten Ausdruck definiert, als dessen lexikalische Eigenschaft. Wenn aber das Auftreten einer bestimmten Präposition in Abhängigkeit von der Adverbialklasse (instrumentale, komltatlve, kausale und finale Adverbiale) oder von einer stereotypen räumlichen Relation zwischen zwei Entitäten (lokale und direktionale Adverbiale) vorhersagbar ist, dann verhalten sich diese Adverbiale bei der Akzentuierung der Proformen eher wie POe und lassen Präpositionalakzent nicht zu. Bei Reflexlvierung schließlich spielt die syntaktische Funktion der PP nur insofern eine Rolle, als für Adverbialklassen wie Lokalergänzungen oder Dlrektionalergänzungen In Abhängigkeit von dreiwertigen Verben eine konstante Korrelation zu einem bestimmten Typ von Prädikat bzw. Subjekt vorliegt. Das Verhalten von PPen in Reflexivlerungskonstruktionen zeigt vielleicht am stärksten, wie inhomogen sowohl POe als auch adverbiale PPen auf der semantischen Ebene sind, und welche Probleme sich für Sprecher ergeben, wenn PO-Verben im System der Opposition von Transitivität vs. Intransitlvität eingeordnet werden sollen. In keinem Bereich 1st das syntaktische Verhalten von PPen als Grundlage eines zusätzlichen Valenztests heranziehbar, mit dessen Hilfe man POe klar von adverbialen PPen unterscheiden könnte. Am syntaktischen Verhalten von PPen zeigen sich vielmehr die verschiedenen Oberlappungsbereiche, die jenseits prototypischer PO-EJgenschaften und prototypischer adverbialer Eigenschaften bestehen. Hinsichtlich der "Zugänglichkeit" von PPen für Bewegungstransformationen muß man davon ausgehen, daß PPen unabhängig von ihrer syntaktischen Funktion Im

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Standarddeutschen syntaktische Inseln sind. Die "diskontinuierlichen" Pro-PPen zeigen andere Eigenschaften als das Präpositionsstranden im Englischen und können nicht als NP-Bewegungen erklärt werden. Da ist in diesen Konstruktionen nicht der abgetrennte pronominale Teil einer Pro-PP, sondern eine an Ort und Stelle erzeugte theraaanknüpfende Proform, die in dieser Funktion auch bei Links Versetzung von adverbialen PPen und POen auftreten kann. Die zusätzlich auftretende Pro-PP kann bei konsonantisch anlautender Präposition dann um den Pronominalteil verkürzt werden. Das Konstruktlonsmuster 1st dabei nicht auf POe beschränkt, sondern findet sich auch bei adverbialen PPen der verschiedensten Adverbialklassen und selbst bei Platzhalter-Pro-PPen. Bei Linksversetzung und Vorwärtsellipsen verhalten sich PPen ebenfalls "Inselkonform". Das Verhalten von PPen in der Konstruktion Freies Thema und in Herausstellungen nach rechts 1st in dieser Hinsicht kein geeignetes Kriterium, da diese Strukturen nicht sensitiv gegen Über Inselbeschränkungen sind. Fazit: für einen grundlegenden Strukturunterschied zwischen POen und adverbialen PPen gibt es genausowenig Anhaltspunkte wie für eine PO-Verb-Reanalyse zu [V - P) unter bestimmten syntaktischen Bedingungen.

149 3.

PRAPOSITIONALOBJEKTSATZE

Nach den PP-förmlgen Realisierungen der syntaktischen Punktion PO sollen nun in diesem zweiten Teil der Arbeit satzförmige Realisierungen von POen, Im Folgenden als PO-S&tze bezeichnet, besprochen werden. Bin Schwerpunkt des Interesses gilt dabei der Frage, in welcher Welse sich Verbsemantik und semantlsche Rollen auch bei satzförmiger Realisierung eines PO auswirken. Als Einflußbereiche kommen hier in Frage: kategorlale Füllung des PO-Satzes: konjunktional eingeleitete PO-Sätze, zuInflnltive, abhängige Verbzweitsätze; Status des PO-Satzes: PO-Glledsatz vs. von einem Bezugselement oder einer Bezugs-NP abhängiger Gliedteilsatz; Distribution von Platzhaltern und Bezugselementen; topologische Eigenschaften; Die jeweilige Ausprägung dieser vier Bereiche ist nun nicht bei gegenseitiger Unabhängigkeit unmittelbar durch die semantlschen Eigenschaften des Matrixprädikats gesteuert, sondern vielmehr interagleren sie und beeinflussen sich wechselseitig. So kann etwa ein Matrixprädikat aufgrund seiner semantlschen Eigenschaften für einen PO-Satz-Typ X subkategorislert sein, der einen Stellungstyp ausschließt, und damit auch eine bestimmte Ausprägung Z im Bereich Platzhalter/ Bezugselemente unmöglich macht. Oder ein Matrixprädikat X erzwingt eine bestimmte Platzhalter-/Bezugselement-Konfiguration Y, die einen Stellungstyp Z ausschließt. Im 3. Kapitel steht hier die Interaktion zwischen PO-Satz-Status und Platzhalter-/Bezugselement-Dlstrlbutlon im Vordergrund, in Kapitel 4 soll der Zusammenhang dieser Bereiche mit der kategorlalen Füllung von PO-Sätzen systematisch für die einzelnen PO-Satz-Typen dargestellt werden.

150

3.1

Bedingungen des Auftretens von PO-Satzen

Das Auftreten eines PO-Satzes als kategorialer Realisierung der PO-Funktion ist davon abhängig, ob das übergeordnete Matrixprädikat lexikalisch für ein POArgument spezifiziert 1st, das einen Sachverhalt denotiert. In der Standardversion der Transformationsgrammatik ist diese Eigenschaft auf der Ebene der selektlonalen Subkategorisierung des Verbs festgelegt. Im Valenzwörterbuch von Heibig/ Schenkel (1973) wird die Realisierbarkeit einer Valenzstelle als Gliedsatz durch einen spezifischen Merkmale-Eintrag [+ abstr] ausgedrückt. Gleichzeitig muß die spezifische kategoriale Füllung - da0-Satz, ob-Satz, w-Satz oder zu-Infinitlv im Lexikoneintrag vermerkt werden. PP und PO-Satz können dann als alternative Realisierungen einer Valenzstelle auf der Ebene der kategorialen Charakterisierung festgehalten werden. Die Beschränkung auf Sachverhaltsbezeichnungen gilt allerdings nicht für freie «^Relativsätze. Deren Auftreten unterliegt weniger semantischen, als vielmehr syntaktischen Beschränkungen, und sie können nur in einem begrenzten Bereich struktureller Umgebungen vorkommen: sie erfordern im Standardfall funktionale Übereinstimmung zwischen y-Relatlvum und der Leerstelle, die der Relativsatz im Matrlxsatz vertritt. (3-1) Ich rege mich auf, worüber Ich will / 'was ich will /'wen ich will. (Auf Ausnahmen von der Forderung nach Übereinstimmung wird in Kapitel 4.3 näher eingegangen werden.) Auch bei abhängigen Verbzweitsätzen gilt selektionale Subkategorisierung nur eingeschränkt. Zahlreiche, nicht Immer ganz akzeptable Belege1 von Verbzweitsätzen In Verbindung mit valenzgesättigten Prädikaten zeigen, daß abhängige Verbzweitsätze eine Tendenz zu syntaktischer und funktionaler Selbständigkeit haben. (3-2) Ich sollte einen Moment warten, putzte er sich gemächlich die Zähne welter. Da abhängige Verbzweitsätze in der Umgebung von valenzgesättigten Prädikaten immer als indirekte Redewiedergaben fungieren und diese Funktion durch Konjunktiv und Deixisverschiebung auch einen formal eindeutigen Ausdruck findet, muß man zur Beschreibung des Abhängigkeitsverhältnisses nicht unbedingt von der Tilgung eines Kommunikationsverbs Im Matrixsatz (sagte er und putzte) aus1)

Eine umfangreiche Belegsammlung von direkten und indirekten Redewiedergaben in Abhängigkeit von Nlcht-Kommunlkationsverben - oft an der Grenze der Erträglichkeit - enthält Henning (1979).

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gehen, (so Wunderlich 1969), das als das eigentliche Regens fungiert, sondern man könnte solche Verbzweitsätze auch als syntaktisch selbständige Strukturen einstufen, die allenfalls über eine pragmatische Interpretation als untergeordnet verstanden werden. Die eindeutige formale Kennzeichnung erlaubt es offensichtlich, auf eine Abhängigkeit via Subkategorisierung des Obergeordneten Prädikats zu verzichten. Daß diese Verbzweitsätze im Vergleich zu den Standardgliedsätzen mit daß-, ob-, w-Einleiteelementen oder zu-Infinitiven einen Sonderstatus haben, zeigt auch die Stellungsbeschränkung auf das Vorfeld: sie lassen eich weder mit Hilfe der Llnksversetzungskonstruktlon in den Matrixsatz Integrieren, noch ins Extrapositionsfeld stellen. Auch haben diese Verbzweltsätze spezifische intonatorische Eigenschaften, in denen sie sich ebenfalls von den Standardtypen konjunktional eingeleiteter Gliedsätze abheben. Der rhematische Hauptakzent liegt Innerhalb des Verbzweitsatzes, und der Matrixsatz zeigt die parenthesentypische abgeflachte und zeitlich geraffte Intonationskontur. Diese spezifische Intonation teilen auch konjunktivische Verbzweltsätze in Abhängigkeit von redeeinleitenden Verben, sobald sie im Vorfeld ihres Matrixsatzes stehen oder diskontinuierlich um den Matrixsatz herum angeordnet sind. Redeeinleitende Verben als Matrixprädikate lassen aber in der Regel sowohl Linksversetzung eines abhängigen konjunktivischen Verbzweitsatzes mit der Proform so, als auch Extraposition zu. Nur solche Verbzweitsätze sollen hier als syntaktisch unselbständige Strukturen in Betracht gezogen werden. Als Matrixprädikate kommen dabei - neben echten redeelnleltenden Verben wie sagen, behaupten etc., die NP-förmige Ergänzungen nur sehr eingeschränkt zulassen, (3-3) Das / Diesen Satz / 'Diese Äußerung / 'Diese Befürchtung hat sie gesagt. auch Verben In Frage, die sich in Verbindung mit einem abhängigen Verbzweiteatz als redeeinleitende Verben Interpretleren lassen und im übrigen auch NPund PP-förmige Ergänzungen erlauben. Unter den PO-Verben sind solche Verben etwa schimpfen über, warnen vor, hinweisen auf, ermähnen zu, prahlen mit etc. Auch hier ist aber fraglich, ob unselbständige Verbzweitsätze in Abhängigkeit von diesen Verben alternative Realisierungen eines PO oder eines mit daß eingeleiteten PO-Satzes sind, sprich, ob sie PO-Sätze sind, oder ob man in diesen Fällen besser von einer spezifischen satzförmigen Ergänzung in der Diskursfunktion "Redewiedergabe" ausgeht. Ein Anhaltspunkt dafür, daß diese Verbzweltsätze tatsächlich Gliedsätze in PO-Funktlon sind, 1st die Unmöglichkeit, PO und Verbzweitsatz gleichzeitig zu realisieren, wenn der Verbzweitsatz nicht als attributiver Gliedteilsatz auf das PO bezogen werden kann.

152

(3-4)

Sonst hätte er nicht frohgemut bei weihnachtlichem Verzehr vor der Presse ('mit seinen Heldentaten) renommiert, es sei Ihm gelungen, sein Ministerium aus den Schlagzeilen herauszuhalten. Meist sind solche Verbzweitsätze auch durch PO-Sätze mit daß ersetzbar, (3-6) Führende Wirtschaftsexperten wiesen darauf hin, das Kräfteverhältnis verändere sich nicht mehr wie früher zugunsten des realen Sozialismus / daß das Kräfteverhältnis sich nicht mehr wie früher zugunsten des realen Sozialismus verändere. allerdings nicht ohne weiteres koordinierbar. (3-6) Herr Strauß, Sie sagen landauf, landab, die Wahl sei schon entschieden. 'Der Bundeskanzler beharrt darauf, noch sei die Wahl nicht gewonnen und daß die Union sich noch nicht auf Vorschußlorbeeren ausruhen könne. Für das Koordinationsverbot könnte allerdings euch ein Filter allgemeinerer Art verantwortlich sein, der Koordination von Gliedsätzen u n t e r s c h i e d l i c h e n Verbstellungstype nicht zuläßt (vgl. Reis 1985). Es gibt also durchaus Anhaltspunkte dafür, unselbständige Verbzweitsätze als Gliedsätze zu beschreiben. Abweichungen von den Standardgliedsätzen werden in Kapitel 4.4 ausführlicher besprochen. Klassiflzlerungsprobleme ergeben sich ferner bei einer Reihe von Verben, die Anschluß eines Gliedsatzes, aber kaum Anschluß eines NP- oder PO-Komplements erlauben. (3-7) Ferner würde bei einem Rechtsstreit in Bonn nachgefragt werden, ob unsere Aussage über die internationale Zusammenarbeit inzwischen erfüllt 1st. / ...würde In Bonn 'dem / 'das / ?? nach unseren Leistungen nachgefragt werden. (3-8) Doch Wörner weigerte sich eine ganze Woche lang, die von Mlkat und dem Anwalt Sedeker ausgearbeiteten Erklärungen zu akzeptieren. / ...weigerte sich 'dem / 'das / ?? dagegen / 'davor beharrlich. Für nachfragen 1st es naheliegend, von gleicher Valenz für das Simplex-Po-Verb nach etw. fragen und das entsprechende Partikelverb auszugehen. Aus euphonischen Gründen wird letzteres nicht mit einem PO konstruiert (nach etwas nachfragen), sondern es wird auf das bedeutungsgleiche Simplexverb ausgewichen. Bei Anschluß eines Gliedsatzes kann dann wiederum das Partikelverb auftreten - aus den genannten Gründen natürlich ohne Platzhalter danach. Auf solche Obergänge zwischen PO-Verb- und Partikelverb-Struktur wird in Kapitel 3.2.3 detaillierter eingegangen werden. Bei sich weigern könnte man natürlich die Funktion des Gliedsatzes ex negatlvo erschließen: ein PO-Komplement mit der Präposition gegen ist immerhin akzeptabler als ein akkusativisches, dativisches oder genitivisches Komplement. Das

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liegt daran, daß sich weigern Kohyponym zu sich wehren gegen, sich sträuben gegen, sich verwahren gegen 1st und die Valenz hier nur In Analogie zu diesen Verben übertragen wird.2 Seiner Bedeutung nach gehört sich weigern zu den Modalitfttsverben: es bezeichnet eine "Modalität", Einstellung eines Individuums gegenüber dem Eintreten eines bestimmten Sachverhalts und ist paraphraslerbar mit "nicht wollen". Insofern 1st sich weigern ohnehin nur für Sachverhaltsbeschrelbungen subkategorisiert. Daß auch ein PP-förmlges Verbalabstraktum nicht möglich ist, muß als Idiosynkrasie dieses Verbs angesehen werden, findet aber vielleicht eine Begründung in der seraantlschen Nähe dieses Verbs zu den Modalverben, die ebenfalls nur sehr eingeschränkt mit NPen auftreten können. Vergleichbar 1st die idiomatische Verbindung nicht umhin können, die ebenfalls nur satzförmlge Ergänzungen zuläßt. Zu diesem Verb ist nicht einmal mehr über Analogie eine nominale oder PO-Rektion erschließbar. Grund dürfte wiederum die - hier auch lexikalisch augenfällige - Modalverbartigkeit sein. Man muß also wohl davon ausgehen, daß es im Deutschen neben den klassischen Modalverben auch noch einige andere, semantisch den Modalverben nahestehende Verben gibt, die ausschließlich mit satzförmigen Ergänzungen verbunden werden können. Unter Berücksichtigung der genannten Spezlalfälle gilt ansonsten: POe und POSätze sind alternative Realierungen einer Valenzstelle. In Valenzwörterbüchern wird dabei die Realisierung als PO implizit als die "ursprünglichere" Form verstanden. Den umgekehrten Weg geht Eroms (1981), der, in Anlehnung an Regula (1962), POe als stark komprimierte Syntagmen, "Verdichtungen einer Sachverhaltsform" begreift. POe seien Satzäquivalente und das Resultat eines "Komprimierungsvorgangs " bei gleichzeitigem Ablauf eines Toplkalisierungsprozeesee (ebd. 282). Die Ableitungsrichtung sollte damit umgekehrt "von den prädikativ vollsten Formen über die eindeutig herstellbaren bis zu den radikal komprimierten" d.h. unerweiterten POen und Pro-PPen gehen. Bei PP-förmiger Realisierung eines PO ließe sich "fast ausnahmslos" ein Interpolationsprädikat rekonstruieren, mit dessen Hilfe die PP auf Ihren "ursprünglichen Umfang" gestreckt werden könne (ebd. 282). (Nun muß man Eroms1 Vorgehen vor dem Hintergrund seines stark Semantik 2)

PO-Verb-Neologlsmen können durch Ableitung aus Lokal- und Dlrektlonalergänzungen entstehen, oder aber als direkte Analogiebildungen zu POVerb-Subklassen von PO-reglerenden Prädikaten mit spezifischer Präposition. Bei der Ableitung aus dem Adverbialsystem ist dabei die Präpositionsbedeutung regelmäßig noch Isolierbar, vgl. sich an etw. festbeißen, auf etw. scheißen, einen Mieter aus der Wohnung klagen. Entsprechend fließend ist hier die Grenze zwischen POen und Lokal- bzw- Direktionaladverblalen. Direkte Analogiebildungen zu PO-regierenden Prädikaten sind etwa Bock haben auf, Brass haben auf, geil sein auf (zu Lust haben auf, Wut haben auf, gierig sein auf); weg sein über (zu entzückt, begeistert, erfreut sein Ober).

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zentrierten Valenzmodells sehen, in dem er auch versucht, POe und adverbiale PPen auf gemeinsame Bedeutungen zurückzuführen und etwa eine Struktur aus Angst stehen bleiben als kausales Prädikat AUS (Angst hab-, stehen bleib-) repräsentiert.) Als Interpolationsprädikate fungieren Verbalabstrakta, zu-Inflnltive oder konjunktlonal eingeleitete Gliedsätze. (3-9a) Der Mann konnte sich mit den neuen Verhältnissen nicht abfinden. (3-9b) Der Mann konnte sich mit dem B e s t e h e n neuer Verhältnisse nicht abfinden. (3-10a) Dennoch werden sich selbst extreme Liberale eines Tages mit einem Minimum an Vorausschau abfinden müssen. (3-10b) Dennoch werden sich selbst extreme Liberale eines Tages damit abfinden müssen, ein Minimum an Vorausschau v o r n e h m e n zu müssen. (ebd. 282) Zweck des Komprimierungsvorgangs sei in erster Linie ein Toplkalisierungsprozeß, der einen Beteiligten an dem in der Streckform ausgedrückten Vorgang ins Zentrum der Mitteilung rückt und nicht den Vorgang als solchen. Broms räumt ein, daß die Streckform nichts kommunikativ Relevantes mitteilt, sondern "das Bestehen, das Vorliegen von Verhältnissen", "das Haben von Dingen" etc., was "für Diskurszwecke ohne weiteres reduzierbar auf die Bezeichnungen der Verhältnisse, der Dinge selbst" 1st. Dies ist aber nun keine speziell auf die Verhältnisse bei POen zutreffende Feststellung, sondern vielmehr eine Aussage über eine allgemeine Eigenschaft von Gliedsätzen, denn Interpolationsprädikate lassen sich ohne weiteres auch für Komplementsätze in anderen Punktionen rekonstruieren. (3-11) Der Staatsanwalt beschuldigte den Angeklagten des Mordes / einen Mord begangen zu haben. (3-12) Er wollte die neuen Verhältnisse / das B e s t e h e n neuer Verhältnisse nicht anerkennen. Auf der anderen Seite ist die Ableitung aus einer Streckform offensichtlich auf POe bestimmter semantlscher Rollen beschränkt. Sie funktioniert nicht bei effizlerten Objekten, affizierten Objekten, komltativen m/t-POen sowie bei den dativnahen Goal-Objekten. (3-13) Ich will dich in einen Dornbusch verwandeln und mich in eine Rose. —> P (3-14) Max nörgelt an Moritz herum. —> ? (3-16) Max schickt ein Päckchen an Moritz. —>? Die Komprimierungshypothese sieht Eroms auch in der hohen Frequenz von verbhaltlgen Syntagmen und Verbalabstrakta In PO-Funktion in dem von ihm untersuchten Korpus bestätigt. Der in diesem Korpus berücksichtigte Ausschnitt des

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Deutschen - es handelt sich um das auschließlich aus Zeltungstexten bestehende LIMAS-Korpus - dürfte aber wohl zu klein sein, um daraus Erkenntnisse über eine grundlegende diskursfunktionale Eigenschaft von POen zu gewinnen. Zumindest müßte hier ein quantitativer Vergleich mit den reinen Kasusfunktionen zur Erhärtung der These herangezogen werden, daß es sich bei der Verdichtung um einen für POe spezifischen Prozeß handelt. Bei Koordination von PO und PO-Satz kann letzterer in der Regel nur in Form eines Gliedteilsatzes mit einem Bezugselement auftreten. Als Bezugselemente fungieren Abstrakte wie die Tatsache, die Frage, der Umstand oder Pro-PPen. die auf dem pronominalen Teil einen starken Akzent tragen. (3-16) Wohlgemerkt, ich spreche hier nicht von der auswärtigen Kulturpolitik der Länder der Bundesrepublik Deutschland, die es Ja auch gibt, wenn Sie etwa an die Gastspiele der Bayerischen Staatsoper, der Bayerischen Symohonleorchester oder auch DAran / an die Tatsache denken, daß etwa in China das bayerische duale System In der Berufsausbildung erprobt wird. In der Regel kann ein PO-Satz auch nur in dieser Form, als Gliedteilsatz mit einem Bezugselement, Im Mittelfeld seines Matrixsatzes auftreten. Bei Koordination von PO-Sätzen sind einige Bedingungen zu beachten. Es können nur Nebensätze des gleichen Verbstellungstyps miteinander koordiniert werden, und bei gemischten Koordinationen müssen beide Einleiteelemente mit dem Matrixsatzprädikat kompatibel sein. Nicht möglich ist etwa Koordination eines konjunktivischen Verbzweitsatzes mit einem Verbletzt- daß-Satz (vgl. (6)), oder Koordination eines wenn-Satzes mit einem konjunktivischen Nebensatz mit Verbspitzenstellung, auch wenn der Matrixsatz beide Anschlüsse zuläßt. (3-17) "Er würde sich einen Dreck darum scheren, wenn das Wasser im Kühler kochte und bliebe er mit seinem Geländewagen im Sand stecken. Aus der Tatsache, daß Kordlnation von Nebensätzen unterschiedlicher Verbstellungstypen unakzeptable Strukturen ergibt, zieht Marga Reis (1985) ein Argument für strukturelle Verschiedenheit von konjunktlonal eingeleiteten und unelngelelteten Nebensätzen. In ersteren besetzt nach Reis die Konjunktion In der Phrasenstruktur die COMP-Posltion. letztere sind GOMP-los. Reis stützt damit Ihre Kritik an der generativen "Doppelkopfhypothese", wonach Haupt- wie Nebensätzen einheitliche Phrasenstruktur mit zwei COMP-Posltionen zugrundeliegt: die erste für X"-Phrasen (topikalisierte NPen, w- und d-Ausdrücke), die zweite für Konjunktionen und das Verb. Dagegen postuliert Reis fürs Deutsche eine "Asymmetrlehypothese": Hauptsätze sind im unmarkierten Fall COMP-los, Nebensätze haben im unmarkierten Fall Verbendstellung und eine mit der Konjunktion besetzte COMP-Posltion. W-Elemente In Indirekten Fragesätzen und d-Relatlva zeigen das

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Verhalten von Konjunktionen und sind im Nebensatz Konjunktionen äquivalent. Abhängige Verbzwelt- und Verberstsätze sind COMP-los. Gleicher Verbstellungstyp ist natürlich noch keine hinreichende Bedingung für die Zulässigkelt einer Mischkoordination. Problemlos gemischt koordinierbar sind obund iF-Sätze, da Matrixsatzprädikate, die für einen -Satz subkategorisiert sind, immer auch Anschluß eines »--Satzes erlauben. (3-18) Wann Ich dieses Jahr Urlaub mache und ob Ich überhaupt wegfahre, darüber habe ich mir noch nicht ernsthaft Gedanken gemacht. Ob Statusgleichheit für Koordlnierbarkeit von PO-Sätzen eine notwendige Bedingung ist, läßt sich schwer überprüfen. Selbst wenn im folgenden Beleg Wegfall des Bezugselements vor dem zweiten Konjunkt möglich ist, läßt das nicht automatisch auf Gliedsatzstatus schließen, sondern es könnte sich ebensogut um zwei koordinierte Gliedteilsätze mit einem Bezugsausdruck handeln. (3-19) Offiziere empören sich nicht DArüber / über die Tatsache. DASS ein General vorzeitig pensioniert wird, sondern ? (DArüber/ über die Art und Welse). WIE dies geschieh t. Wegfall des zweiten Bezugselements 1st hier wohl nur aufgrund der kontrastiven Betonung der Konjunktionen möglich. In anderen Mischkoordinationen muß regelmäßig ein zweites Bezugselement auftreten (3-20) Mir gehts nicht in erster Linie DArum / um die Frage, ob die SPD 30. 40 oder 45 Prozent hat oder '(DArum / um die Möglichkeit). eine Machtposition auszubauen. Die umgekehrte Abfolge, PO-Gliedsatz im ersten Konjunkt, PO-Gliedteilsatz im zweiten Konjunkt, dürfte kaum akzeptabel sein. (3-21) Bloch wunderte sich (darüber), daß die Papiere noch nicht bereltlaeen und (?? DArüber / ?? über die Tatsache), daß man noch einige Telefongespräche führen mußte. Ein Argument für Strukturverschiedenheit statusverschiedener PO-Sätze läßt sich aus Ihrem Verhalten bei Koordinationen aber letztendlich nicht mit Sicherheit ableiten. Daß aber ein Unterschied zwischen unakzentulerten Pro-PPen (Platzhaltern) bzw. platzhalterlosen PO-Sätzen einerseits und stark akzentuierten ProPPen (Bezugselementen) besteht und diese nicht völlig distributionsgleich sind, kann man in koordinierten Strukturen bereits erkennen. Dieser Unterschied ist vergleichbar dem zwischen dem Platzhalter es für Subjekt- und AkkusativobjektGliedsätze und dem Bezugselement das für Gliedteilsätze in diesen Funktionen.

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3.2.

Platzhalter und Bezugselemente: formale Eigenschaften

Als "Korrelat" extraponlerter PO-Sätze kann bzw. muß Im Matrixsatz eine Pro-PP auftreten. Der Terminus Pro-PP ist nun für Ausdrücke in dieser Punktion allerdings nicht ganz adäquat, da zum einen Platzhalter von extraponierten Gliedsätzen keine echten denotierenden Proformen sind, die eine Valenzstelle besetzen man müßte sonst Doppelbesetzung der Valenzstelle annehmen -, und zum anderen die Stellvertreterfunktion dieser Elemente sich allenfalls auf satzförmige Ausdrücke und nicht auf PPen beziehen kann. Da Im Folgenden jedoch ohnehin zwischen Platzhaltern und Bezugselementen unterschieden werden soll, möchte Ich weiterhin von Pro-PP als der morphologischen Kategorie 'Pro-Element + Präposition' sprechen, die beide Funktionen realisiert und der Leser wird gebeten, die Unstimmigkeit in Kauf zu nehmen. Mit Ausnahme von Relativsätzen, deren Bezugselement bei pronominaler Füllung in der Regel eine analytische Pro-PP ist, tritt als Platzhalter oder Bezugselement von PO-Sätzen nur die synthetische ProPP auf. Pro-PPen in der Funktion von Platzhaltern extraponierter PO-Glledsätze können - obligatorisch (3-22) Wenn wir uns ein Bild von der Art der Elementarteilchen machen wollen, können wir nämlich grundsätzlich nicht mehr '(davon) absehen, daß wir durch physikalische Prozesse von ihnen Kunde erlangen. - oder fakultativ sein, (3-23) Ihr Ist vielmehr ein Buch gelungen, das den Leser (dazu) zwingt, die Ereignisse zu verfolgen, als elneen sie ihn nichts und bei den bereits erwähnten Partikelverben wie nachfragen sowie bei sich weigern obligatorisch fehlen.3 3)

Engel/Schumacher (1978) verzeichnen zwei PO-Verben mit obligatorisch fehlendem Platzhalter: aufhören mit und sparen für. Aufhören gehört zur Gruppe der aktionsartkennzeichnenden Verben, die daneben auch eine Vollverbververwendung zulassen. (1) Wenn du doch endlich (damit) aufhören wolltest, allen Leuten deine Märchen zu erzählen. (2) Hör ('damit) auf, zu schreien. (3) Das Konzert hörte '(DAmlt) auf, daß der Dirigent in den Orchestergraben fiel. Bei der Verwendung als Vollverb in (3) muß die Pro-PP stehen, der PO-Satz wird als daß-S&tz realisiert. Bei der Verwendung als aktionsartkennzeichnendes, stärker hilfsverbartiges Verb kann die Pro-PP als Platzhalter wohl nur bei Anschluß eines erweiterten Infinitivs erscheinen. Obligatorisch fehlendes Korrelat 1st also nur zum Teil zutreffend. Sparen kann bei Anschluß eines Gliedsatzes überhaupt nur mit der Präposition auf verwendet werden.

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Ob das PO selbst obligatorisch oder fakultativ 1st, hat auf das Auftreten des Platzhalters keinen Einfluß: so 1st etwa bei nachdenken Ober, sterben an, erkennen an ein Platzhalter obligatorisch, das PO aber weglaßbar, während bei übereinkommen In das PO obligatorisch, ein Platzhalter aber fakultativ ist. Köhler (1976:196) beschreibt den Unterschied zwischen PO-Verben mit fakultativem und PO-Verben mit obligatorischem Platzhalter dahingehend, daß PO-Verben mit fakultativem Platzhalter die Fähigkeit, einen Nebensatz anzuschließen, bereits besitzen, während PO-Verben mit obligatorischem Korrelat die Fähigkeit des Nebensatzanschlusses erst durch die "präposltlonale Anapher" verliehen wird. So wenig dlse Beschreibung zu einer Erklärung der unterschiedlichen Verteilung von fakultativen und obligatorischen Platzhaltern beiträgt, so wenig ist sie auch einleuchtend, da die Fähigkeit des Nebensatzanschlusses von der selektionalen Subkategorisierung des Matrixsatzprädikats abhängt und allen PO-Verben mit einer Leerstelle für eine Sachverhaltsergänzung gleichermaßen eignet. Ein Platzhalter kann nicht an sich die Fähigkeit des Nebensatzanschlusses verleihen, wo ein Verb diese Fähigkeit nicht ohnehin schon besitzt; d.h. Verben, deren selektionale Subkategorisierung an PO-Stelle nur ein Individuendenotat zuläßt, erhalten durch die Hinzunahme einer Pro-PP keineswegs die Fähigkeit des Nebensatzanschlusses, sondern werden entweder ungrammatisch, oder die Pro-PP fungiert dann als Anapher. In Bezug auf das Auftreten von Platzhaltern unterscheiden sich extraponlerte PO-Sätze von Gliedsätzen in anderen Funktionen. Bei extraponierten Subjektsätzen ist ein Platzhalter-es in der Regel fakultativ, wenn das Vorfeld des Matrixsatzes besetzt ist. Ein es im Vorfeld kann hier nicht als Kriterium herangezogen werden, da sich nicht zweifelsfrei zwischen Platzhalterfunktion und reinem Vorfeldfüller unterscheiden läßt. (vgl. Askedal 1985:123). Das Auftreten des Subjektsatz-Platzhalters es scheint weniger grammatisch geregelt zu sein als das von PO-Satz-Platzhaltern. Stillstische und intonatorische Faktoren scheinen eine stärkere Rolle zu spielen. In bestimmten Umgebungen kann das Platzhalteres aber auch die Faktlzltät des im Gliedsatz ausgedrückten Sachverhalts hervorheben (vgl. Ulvestad/Bergenholtz 1983:23). Genau auf dieser Präsuppositlonsebene lassen sich auch bestimmte Distributionsmuster von Pro-PP-Bezugselementen und Platzhaltern beschreiben (s. Kap. 3.4). Matrixsatzprädikate mit prädikativen Adjektiven begünstigen das Auftreten eines Platzhalters ebenfalls. Bei MarxMoyse (1983) werden Prädikate, die für Subjektsätze subkategorlsiert sind, auf (4) Er apart seit Jahren darauf / sich ein suoerleichtes Rennrad zu kaufen.

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einem Kontinuum zwischen "platzhalterfeindlich" und "platzhalterfreundlich" eingeordnet; absolut obligatorisch ist das Platzhalter-es von Subjektsätzen aber wohl nie. Das unterscheidet Subjektsatz-Platzhalter von PO-Satz-Platzhaltern, die absolut obligatorisch sein können aufgrund ihrer Funktion, die Verblesart zu steuern und polyseme Verben zu disambiguieren. Bei extraponierten Akkusativobjektsätzen 1st ein Platzhalter-es in einigen Fällen obligatorisch, (3-24) Und du willst '(es) wirklich auf dich nehmen, vor diese geifernde Meute hinzutreten? eine strikte grammatische Regel der Platzhalterdistribution 1st aber nicht erkennbar, allenfalls wie bei Subjektsatzplatzhaltern mitunter eine faktlzltätsverstärkende Wirkung des Platzhalters. Bei extraponierten Gliedsätzen in der Funktion von Genitiv- oder Dativobjektsätzen lassen sich aufgrund der Marginalität solcher Strukturen kaum Regeln erkennen. Bei extraponierten Dativobjektsätzen ist das Auftreten von dem im Matrixsatz wohl obligatorisch; da es zudem den bezugselementtypischen Starkakzent trägt, ist davon auszugehen, daß Dativobjektsätze (ausgenommen natürlich freie Relativsätze) nur als Gliedteilsätze realisierbar sind. (3-26) Daß keine Bremsspur zu sehen 1st. widerspricht '(DEM), daß der Fahrer angehalten haben soll. Während nun Platzhalter (es) und Bezugselement (das) bei Subjekt- und Akkusativobjektsätzen lexikalisch verschieden sind, läßt sich der entsprechende Unterschied bei PO-Sätzen nur am Akzentmuster festmachen. Wie bei Pro-PPen in anaphorischer Verwendung treten auch bei Pro-PPen in Korrelatfunktion drei Akzentmuster auf. Diese Akzentmuster sollen zunächst für den unmarkierten Fall Glled(tell)satz im Extrapositionsfeld, Pro-PP im Mittelfeld des Matrixsatzes deskriptiv erfaßt werden.

3.2.1.

(3-26)

Das Gliedteilsatz-Akzentmuster

Die Wahlprognosen sind häufig ungenau. Die Demoskopen behaupten, das liege DAran. daß sich der deutsche Bürger schämt zu gestehen, daß er nicht zur Wahl gehen will. Bei diesem Akzentmuster trägt die Pro-PP einen starken rhematischen Akzent auf dem pronominalen Teil. Die akzentuierte Pro-PP fungiert beim Gliedteilsatz-Akzentmuster als Bezugselement eines Glledteilsatzes. Bei dem Akzent handelt es sich nicht um den normalen lexikalischen (Wort-)Akzent der Pro-PP, der auf dem präpositionalen Teil realisiert wird, sondern um den Satzakzent innerhalb des

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Matrixsatzes, d.h. es treten Im Matrixsatz keine Akzente höherer Hierarchiestufe auf. Im extraponierten Gliedteileatz tritt in aller Regel ebenfalls ein Thematischer Akzent von mindestens der gleichen Akzentstarke wie der Pro-PP-Akzent auf. Das Matrlxsatzprädlkat selbst ist auf jeden Fall schwächer akzentuiert als das Bezugselement. Sofern dreiwertige PO-Verben mit diesem Akzentmuster vorkommen, 1st auch eine Objekts-NP vor der Pro-PP schwächer akzentuiert als diese. (3-27) Die haben dieses Problem DAdurch gelöst, daß sie enellschsorachlee Juristen eingestellt haben. Der Akzent auf dem Bezugselement wird phonetisch durch einen Tonhöhensprung zwischen dem vor der Akzentsilbe liegenden Bereich und der Akzentsilbe selbst realisiert. In der Regel ist der Bereich vor der Hauptakzentsilbe durch eine leicht abfallende Intonationskontur gekennzeichnet, deren tiefster Punkt unmittelbar vor der Akzentsilbe erreicht ist. Mit der Akzentsilbe erfolgt ein Tonhöhensprung nach oben, die Nachfolgesilben können dann wieder leicht abgesenkt werden, innerhalb des Matrixsatzes erreichen sie aber nicht das tiefe Niveau der Vorakzentsilbe. Steht das Bezugselement vor einem infiniten (mehrsilbigen) Prädikatsteil, erfolgt an dessen Ende noch einmal ein leichter Tonhöhenanstieg - die typische "progredlente" Intonation bei Nebensatzanschluß. Zwischen dem Matrixsatz und dem extraponierten Gliedteilsatz liegt in der Regel kein deutlicher Einschnitt. Steht das Bezugselement am rechten Ende des Matrixsatzes wie in (26), sind mehrere Möglichkeiten denkbar. Entweder wird auf dem präpositionalen Teil eine fallend-steigende Tonhöhenbewegung realisiert, oder die Tonhöhe steigt tatsächlich noch einmal leicht an; in diesem Fall wird aber die Akzentsilbe eher durch einen Tonhöhensprung nach unten gekennzeichnet.4 In jedem Fall 1st der Prono4)

Ansatzweise sind solche Akzentuierungsunterschiede auch bei Lötscher (1983:212) beschrieben, wenn er auf die "akzenthebende Wirkung von Ergänzungssätzen" hinweist, die nur bei echten Gliedsätzen, nicht aber bei Attributsätzen in Kraft trete. Die akzenthebende Wirkung zeigt sich an Paaren von einfachen und komplexen Sätzen: (1) Eine deutsche NACHrlchtenagentur hat eine unglaubliche GeSCHICHte gemeldet. (2) Eine deutsche NACHrichtenagentur hat geMELdet, daß Karl Valentin zum CSU-Generalsekretär gewählt worden 1st. Gegenüber dem nur Sekundärakzent tragenden prädikativen Element des einfachen Aussagesatzes (Hauptverb oder Infiniter Teil eines Prädikatskomplexes) wird das Matrixsatzprädikat bei Erweiterung um einen Gliedsatz um eine Akzentstufe gehoben. Diese Akzenthebungsregel wird nach Lötscher aber dann nicht wirksam, wenn zwischen das letzte prädikative Element und den extraponierten Gliedsatz eine andere, stark akzentuierte Konstituente tritt. Genau das aber 1st der Fall bei Bezugselementen. Allerdings ist nicht allein die Position des stark akzentuierten Elements ausschlaggebend: eine Akzenthebung des Prädikats unterbleibt bei Auftreten eines Bezugselements In jedem Fall, auch wenn dieses im Mittelfeld des Matrixsatzes und damit v o r dem letzten prädikativen Element erscheint.

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minalteil deutlich als akzenttragende Silbe hervorgehoben. Möglicherwelse spielen bei Pro-PPen In matrixsatzfinaler Position andere phonetische Hervorhebungsfaktoren wie erhöhte Intensität und stärkere Dehnung der Akzentsilbe eine größere Rolle. Die Akzentsilbe 1st aber auch bei Hittelfeldstellung der Pro-PP gegenüber dem Gliedsatz-Akzentmuster deutlich gelängt. Austausch einer Pro-PP mit Bezugselement-Akzent durch die Schwundform mit dr- bzw. die zentralisierte Variante ist beim Gliedtellsatz-Akzentmuster auf keinen Fall möglich. (3-28) Daß wir die maßgeblichen Zwischentöne etwas schneller und deutlicher erkennen, liegt sicher auch DAran / 'dran, daß wir Erfolee lieber stillschweigend verbuchen.

3.2.2 (3-29)

Das Gliedsatz-Akzentmuster

Sie hatten allerlei Vergnügen dabei und versuchten sich gegenseitig darüber hinWEGzutäuschen, daß sie tatsächlich hinkende Plumpsäcke waren. Beim GUedsatz-Akzentmuster ist die Pro-PP reiner Platzhalter und selbst intonatorisch nicht hervorgehoben, der extraponlerte PO-Satz hat Gliedsatzstatus. Sofern überhaupt eine Akzentabstufung innerhalb der Pro-PP erkennbar 1st. 1st der präposltionale Teil geringfügig stärker hervorgehoben als der pronominale Teil. Das kann sich dadurch ergeben, daß bei matrixsatzfinaler Position des Platzhalters das progredlente Tonmuster vor extraponierten Gliedsätzen auf dieser Silbe mit einem leichten Tonhöhenanstieg realisiert wird. Im Prädikatstell des Matrixsatzes tritt aber auf Jeden Fall eine akzentuell stärker hervorgehobene Konstituente auf. Sofern keine weiteren rhematischen NPen oder PPen auftreten, erhält das Hauptverb oder der Verbzusatz als Rhemaexponent Innerhalb des Matrixsatzes den stärksten Akzent. (3-30) Ihr ist vielmehr ein Buch gelungen, das den Leser dazu ZWINGT, die Ereignisse zu verfolgen als sineen sie ihn nichts an. Der Platzhalter ist beim GUedsatz-Akzentmuster schwächer akzentuiert als andere im Matrixsatz auftretende NPen oder PPen. Enthält der Matrixsatz eine rhematische NP, PP oder ein Adverbial, erhält diese Konstituente als Rhemaexponent des Prädikats den stärksten Akzent; das Verb wird schwächer, aber immer noch deutlich stärker als der Platzhalter akzentuiert. (3-31) Man kann sich Ja auch beim SCHACHbrett darum streiten, was als Muster und was als Grundfarbe gilt.

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Bei Punktione v erbgefügen und komplexen Prädikaten erhält der Infinite Teil des Prädikats den stärksten Akzent. (3-32a) Eine beeindruckend starke Frau, und, die eigentliche Überraschung nachher am privaten Tisch, eine sehr menschliche Frau, die keinen HEHL daraus macht, daß sie Unterstützung und Freundschaft braucht.Autonomie und wechselseitige Abhängigkeit. Ein brauchbarer Test für das Gliedsatz-Akzentmuster 1st Austausch der Pro-PP durch die dr-Schwundform oder die zentralisierte Variante bei konsonantisch anlautenden Präpositionen. (3-32b) eine beeindruckend starke Frau,..die keinen HEHL draus macht, daß sie Unterstützung und Freundschaft braucht Im Mittelfeld des Matrixsatzes korreliert also das akzentuierte Bezugselement mit akzentschwachen prädikativen Elementen, der nicht akzentuierte Platzhalter mit einem akzentuell hervorgehobenen Prädikat.

3.2.3 Das Partikelverb-Akzentmuster (3-33)

Die private Aufgeregtheit spricht daGEgen. daß die relative äußere Ruhe der vergangenen Woche Ausdruck eines egozentrischen Phleemas war. (3-34) Auch 1983 waren die Firmenleitungen eifrig daBEI. Stellen zu streichen. Das Partikelverb-Akzentmuster tritt bei PO-Verben nur marginal auf. Die Pro-PP bzw. Verbpartikel 1st hier zwar durch einen Akzent hervorgehoben, der Akzent liegt jedoch nicht auf dem pronominalen, sondern auf dem präposltionalen Teil. Vom eigentlichen Partikelverb-Akzentmuster ist zunächst der implizite Kontrastakzent abzugrenzen, der bei Pro-PPen von PO-Verben mit den Präpositionen für und gegen auftreten kann und kaum je obligatorisch ist. Gliedsatz-Akzentmuster ist ebenfalls möglich, oder sogar akzeptabler, wenn das Prädikat keine implizit kontrastierende Lesart nahelegt. (3-35) Ich HAB was dagegen / ich hab was daGEsen. wenn man meine Bücher falsch interpretiert Indem man sie kastriert. (3-36) Aber Ich werde mich IMmer dagegen WEHren / "immer daGEeen wehren, daß unser Geschichtsbild und das Bild unseres Volkes von sich selbst ausschließlich durch Jene unseligen zwölf Jahre bestimmt wird. Bei sich wehren gegen ist im Unterschied zu sprechen gegen wegen der fehlenden Kommutierbarkeit der Präposition natürlich überhaupt kein sinnvoller Kontrast denkbar.

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Vom Partikelverb-Akzentmuster Im engeren Sinn unterscheidet sich der Kontrastakzent auch dadurch, daß er nicht stellungsunabhängig 1st und im Vorfeld oder bei linkeversetzten PO-Sätzen dem Bezugselement-Akzent weicht. (3-37) DAeeeen / 'DaGEgen, daß die relative äußere Ruhe der vergangenen Woche Ausdruck eines egozentrischen Phleemas war. spricht die private Aufgeregtheit. Der eigentliche Partikelverb-Akzent wird im Folgenden bei der Beschreibung von PO-Gliedsätzen und PO-Gliedtellsätzen nicht wiederaufgenommen werden, da es sich bei ihm um einen lexikalischen Akzent und nicht um ein strukturbedingtes, variierbares Akzentmuster handelt. Er spielt Jedoch bei PO-Verben als synchrones und diachrones Zwischenstadium zwischen PO-Verb-Konstruktionen und Partikelverb-Konstruktionen eine Rolle und soll deshalb an dieser Stelle eingehender behandelt werden. Das Partikelverb-Akzentmuster liegt als lexikalischer, strukturunabhängiger Akzent bei Verben mit einer Doppelpartikel als Verbzusatz (dazwischentreten, hereinkommen) vor. Sind nun Verben mit einer Doppelpartikel 'da + Präposition' für Gliedsätze subkategorisiert, können sich Konstruktionen ergeben, die bis auf das Akzentmuster Konstruktionen aus Simplexverb, Pro-PP und PO-Satz gleichen. (3-38a) Erschwerend kommt noch daZU. daß der Termin recht knapp bemessen 1st. (3-38b) Es KOMMT noch dazu, daß wir den Liefertermin nicht einhalten können! In (38a) 1st dazu Verbzusatz des Partikelverbs dazukommen und zeigt den Partikelverb-Akzent auf dem präpositlonalen Teil. Extraponiert 1st ein Subjektsatz. Das Matrixsatzprädikat in (38b) ist ein unpersönlich konstruiertes Simplex mit PO-Rektion: es kommt zu, ein Gliedsatz in PO-Funktion ist extraponiert, und die gesamte Konstruktion weist das Gliedsatz-Akzentmuster mit stark akzentuiertem Verb und unakzentuiertem Platzhalter auf. Partikelverb und Simplex-Po-Verb sind hier bedeutungsverschieden. Nun existiert aber auch zur Partikelverbkonstruktion mit dazukommen eine synonyme Variante mit einem PO-regierenden Simplex, (3-38c) Zu allen Hindernissen / DAzu KOMMT noch, daß der Termin recht knapp bemessen 1st. sowie als Zwischenstufe die hypercharakterisierte Konstruktion aus Partikelverb und PO mit identischer Präposition: (3-38d) Zu allem Unglück kommt noch daZU, daß der Termin recht knapp bemessen ist. Es lassen sich also drei Stadien festhalten: a) l-wertig gebrauchte Partikelverbkonstruktion: X kommt daZU b) redundante Konstruktion aus Partikelverb und PO: zu kommt X daZU

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c) Simplex mit PO-Rektlon: zu Y kommt X Nach Baldl (1979) stellen die "hypercharakterlslerten Konstruktionen" einen Zwischenstatus zwischen Partikelverbkonstruktionen und PO-(Slmplex)-Verb-Konstruktlonen dar. Auch dlachron lassen sie sich als Übergangsphänomene belegen. Präpositionen entwickelten sich Im Indogermanischen ursprünglich aus adverbialen Partikeln, die Kasusformen stützen und semantisch differenzleren konnten. Die unmarkierte Stellung dieser Im übrigen relativ frei beweglichen Partikeln war die präverbale Position. Infolge von "junctural tightening" (Baldi 1979: 55) das insbesondere durch Allegro-Sprechstil begünstigt wurde, konnte die Partikel zu einem gebundenen Präverb werden mit vom Simplexverb unabhängigen Rektionseigenschaften. Dieses Stadium ist etwa im lateinischen omnibus druidibus praeest unus repräsentiert. So konnte mit der Zeit das verbale System auf ökonomische Weise differenziert werden, indem statt neuer Stammbildungen das adverbiale System ausgenutzt wurde. Zur Differenzierung des nominalen Systems, das mit seinen überlappenden Kasusfunktionen relativ unstabil war, wurde dann ebendieses Präverbsystem herangezogen, indem Präverben In pränominale Position kopiert wurden, so daß sich über das Zwischenstadium der "hypercharakterlsierten Konstruktionen" mit doppeltem Auftreten der Partikel (als Präposition und als Verbpartikel), repräsentiert im lateinischen Caesar milites trans Rhenum transduxit, schließlich ein unabhängiges Präpositionalsystem entwickeln konnte, in dem die Präposition auch mit einem Simplexverb ohne Verbpartikel auftreten kann (Caesar mllltes trans Rhemum duxit) bzw. mit einem Partikelverb, dessen Verbpartikel nicht mehr identisch ist mit der Präposition. Zwischen PO-regierendem Simplex und Partikelverb-Konstruktion gibt es jedoch synchron noch einen anderen Obergang: den über diskontinuierliche Stellung einer anaphoriechen Pro-PP: (3-39a) ...weil ich nach diesen Dingen / DAnach nicht FRAge. (3-39b) (3-39c) (3-40a) (3-40b) (3-40c

...weil Ich da NICHT nach FRAee. ...well ich da nicht N ACH frage Auf solche Ideen /DArauf muß man erst mal kommen! Da muß man erst mal drauf KOMmen! Da muß man erst mal DRA UFkommen!

(vgl. auch die Beispiele in 2.6.3, die bei entsprechender Akzentuierung teilweise ebenfalls die Partikelverb-Lesart zulassen.) Die redundanten Konstruktionen sind mitunter stilistisch leicht umgangssprachlich markiert, es finden sich aber - besonders in der gesprochenen Sprache - zahllose

Belege. Redundante Konstruktionen treten auf

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a) bei Partikelverben mit Dlrektlonalergftnzungen: einsteigen in, aussteigen aus, eintreten in, anlehnen an, einfließen in, austreten aus, aufspringen

auf (vgl. 1.2). Zur Aufhebung der Redundanz gibt es hier im

Prinzip zwei Möglichkeiten. a)

Simplex + Direktionalergänzung: er legt den Film in die Kamera

b)

kontextuell bedingte oder lexlkalisierte Valenzreduktion des Legen Sie den Film nicht bei Sonnenlicht ein!

Partikelverbs:

Solche Reduktionen haben häufig Demotlvierung und eine Einschränkung der möglichen Kontexte zur Folge (auf etw. aufspringen vs. aufspringen). Derartige Abwandlungen scheinen jedoch weltgehend Idiosynkratlsch gesteuert zu sein und entbehren der Systematik und Vorhersagbarkeit grammatischer Diathesen. b) bei Verben mit Präfix-Partikeln (3-41 a) Heckmeier steigt durch die Eieer-Nordwand durch. Hier kann entweder auf ein Simplex mit Direktionalergänzung (3-41b) Heckmeier steigt durch die Elser-Nordwand. oder auf ein transitives Präflxverb auegewichen werden. (3-41c) Heckmeier durchstieg die Elger-Nordwand. Auch

in

diesem Bereich sind Restriktionen

idlosynkratisch

schreiten - die Gleise überschreiten; durch die Prüfung fallen durchfallen).

(über

die Gleise

- 'die Prüfung

c) Partikelverben mit PO-Hektlon (3-42) der Urwaldstil...der gehört ja bei manchen Leuten zu ihrer Persönllchkeit dazu. (3-43)

Was ist eigentlich wirklich dran an Wünschelruten und Pendel und was vermag der blutige Laie nach einem solchen Wochenende zu "muten". (3-44) Daran 1st nicht zu denken in einer Zelt, in der die Sonderschule ohnehin hinter dem allgemeinen Schulbau hinterherhinkt. ferner etwa: mitfühlen mit, aufpassen auf, angleichen an. Bei einigen dieser PO-Verben kann wie im Fall von dazukommen zu ebenfalls auf ein synonymes Simplex ausgewichen werden, so etwa in (42) und (43). Erlaubt das Verb Gliedsatz-Realisierung des PO, kommt es zu einer Vermischung der beiden Konstruktionen. (3-45) Auch 1983 waren die Firmenleitungen eifrig daBEI. Stellen zu streichen.

166

(3-46)

Wir sind daHINtergekommen / DRA UFgekommen. daß In den Büchern einlee Ungereimtheiten stehen. (3-47) Einer sollte sich DRANmaehen. endlich einmal Ordnung in die ganze Angelegenhiet zu bringen. (3-48) Ivan denkt also wirklich, daß es der Winter ist, denn er rät mir sehr ZU. bald zu fahren. (3-49) Es wurde NACHgefragt, ob hier ein Herr Schmidt arbeite. In allen Fällen ist das Matrixverb ein Partikel- oder Doppelpartikelverb mit dem stärksten Akzent auf dem präpositionalen Teil der Verbpartikel. Die extraponierten Gliedsätze lassen sich Oberhaupt nur über Substitution durch eine nominalisierte NP in ihrer syntaktischen Funktion als PO-GIiedsätze bestimmen, (3-46a) ...waren die Firmenleitungen eifrig beim Stellenstreichen. (3-46a) Wir sind hinter/auf Ungereimtheiten gekommen. (3-47a) Einer sollte sich endlich ans Ordnunsschaffen machen! (3-48a) Ivan rät mir sehr zum Fahren. (3-49a) Es wurde nach Herrn Schmidt gefragt. Eine Pro-PP als Platzhalter, die die syntaktische Funktion des Gliedsatzes an der Oberfläche kenntlich machen könnte, 1st - aus naheliegenden Gründen - jedoch nicht möglich. (3-46b) '...waren die Firmenleitungen dabei daBEI, Stellen zu streichen (3-46b) 'wir sind dahinter daHINtergekommen, daß... (3-48b) ?? er hat mir sehr dazu ZUgeraten, wegzufahren. (3-49b) ?? es wurde mehrfach danach NACHgefragt, ob... Ökonomie und euphonische Prinzipien bewirken, daß in solchen Konstruktionen die Verbpartikel eine Doppelfunktion übernimmt: einerseits 1st sie lexikalischer Bestandteil des Verbs und trägt zu dessen Bedeutungskonstitution bei, andererseits garantiert sie wie eine echte Pro-PP über die formale Markierung die richtige Einordnung des Gliedsatzes in den Kasusrahmen des Matrixsatzprädikats. Das an der Oberfläche sich durchsetzende Konstruktionsmuster ist dagegen eindeutig: Präpositlonalakzent, Orthographie bei Kontaktstellung und Stellungsverhalten der Verbpartikel (Nicht-Vorfeldfähigkeit, Nicht Abtrennbarkeit vom Verb durch Negation etc.) weisen das Matrixsatzprädikat klar als Partikelverb aus. Daß sich mitunter auch als - weitgehend synonyme - Variante an der Oberfläche die Konstruktioon aus Simplex, Pro-PP und Gliedsatz durchsetzen kann, (3-48c) Er hat mir sehr dazu geKAten, den Winter auswärts zu verbringen.

167

mag wiederum erklären, weshalb Pro-PPen wesentlich stärker an der Bedeutungskonstitution beteiligt sind als Platzhalter von Subjekt- und Akkusativobjektsätzen.

3.3

PO-Glledefttze und Gliedteilsätze

Nachdem Im vorangegangenen Kapitel Gliedsatz- und Gliedteilsatzmuster als zwei oberflächendlstinkte Realisierungen von PO-Sätzen dargestellt wurden, soll nun auf ihre syntaktischen Eigenschaften näher eingegangen werden. Funktionale Eigenschaften werden dabei notgedrungen nur kurz angeschnitten werden können, soweit sie allgemeiner Natur sind; sie zeigen sich prägnanter im Zusammenspiel mit einer bestimmten kategorlalen Realisierung des PO-Satzes und werden deshalb In Kapitel 4 bei den einzelnen PO-Satz-Typen eingehender behandelt. Das Auftreten einer Pro-PP in Platzhalterfunktion ist an das Auftreten eines extraponierten PO-Glledsatzes im Matrixsatz gebunden und auf das Hittelfeld des Matrixsatzes beschränkt. Die Platzhalterfunktion ist streng zu scheiden von der Funktion der Pro-PP als referierendem, anaphorlschem Pronomen, das sowohl selbständiges Satzglled als auch Stellungsglied ist. Platzhalter besetzen nicht allein eine Argumentstelle, sondern dienen vielmehr Ober die Präposition der Steuerung der Verblesart; sie sind eine Art vorausweisende Dekodierungehilfe zur Einordnung des extraponierten Gliedsatzes in den Valenzrahmen des Matrixsatzprädikats. Sie sind nicht grundsätzlich obligatorisch; teilweise hängt ihr Auftreten auch davon ab, in welchem Maße sie semantlsch notwendig sind zur Disambigulerung von polysemen Verben unterschiedlicher Valenzstruktur. Pro-PPen in Platzhalterfunktion sind - zumindest was den pronominalen Teil betrifft - ebensowenig echte referierende Proformen wie das Platzhalter-es von extraponierten Subjekt- und Akkusativobjektsätzen. Bei dieser Interpretation müßte man von der Möglichkeit einer doppelten Besetzung der Valenzstelle ausgehen mit der Zusatzbedingung, daß diese Valenzstelle auch alternativ mit nur einer der beiden Konstituenten besetzt werden kann. Für eine solche Struktur finden sich im Deutschen allenfalls in Appositionen oder Rechtsversetzungen Parallelen. Tatsächlich ist auf eine solche Analogie auch verschiedentlich hingewiesen worden, so etwa von Fries (1985), der parallelislert: (3-50a) Ich habe mich darüber geärgert, daß er kommt. (3-50b) Ich habe mich über ihn geärgert, den Neuen. (Fries 1985:177)

168

Ebenso setzt K v am (1982) das Verhältnis zwischen Platzhalter-es und Gliedsatz in Akkusativobjektfunktion dem der Rechtsversetzung von akkusativischen NPen gleich: (3-51 a) Ich habe es gesehen, daß er kommt. (3-51b) Ich habe ihn früher gesehen, diesen Gauner. (Kvam 1982:339) In beiden Fällen ist aber in der Rechtsversetzungskonstruktion das akkusativische Personalpronomen Ihn ein echt referierendes Pronomen, das eine NP des Vortexts anaphorisch wiederaufnimmt. Auf die grundsätzliche Anaphorik des Personalpronomens der 3. Person hat auch der spezifizierende rechteversetzte Ausdruck keinen Einfluß. In den a-Ausdrücken ist dagegen die Pro-PP auch ohne Vorgänger-Ausdruck sinnvoll Interpretlerbar und in keiner Weise anaphorisch wiederaufnehmend. Die von Kvam und Fries vorgeschlagene Lösung erlaubt auch nicht, zwischen extraponierten und rechtsversetzten Glled(teil)sätzen zu unterscheiden:8 (3-52a) DArln/In dieser Anschauung stimmen Bonn und Paris Jetzt endlich überein, (nämlich / ich meine) (DArin). daß eine Reform der Weltwährunesordnune notwendig sei. (3-52b) Paris und Bonn stimmen Jetzt darin überEIN. daß eine Reform der Weltwährunesordnunz notwendig sei. Ebenso wie bei der Rechtsversetzung von NPen oder PPen muß auch bei Rechtsversetzung von Komplementsätzen im Unterschied zur Extraposition im Matrixsatz eine referierende echte Proform auftreten. Auch In Akzentmuster und Status der Komplementsätze unterscheiden sich die beiden Konstruktionen deutlich: der rechtsversetzte satzförmlge Ausdruck in (52a) ist durch einen deutlichen intonatorischen Einschnitt vom Matrixsat/ abgetrennt, während beim Gliedsatz-Akzentmuster in (52b) zwischen Matrixsatz und extraponlertem Gliedsatz keine Pause liegt. Daß NP-/PP-Rechtsversetzung nicht mit Gliedsatz-Extraposition strukturell vergleichbar 1st, zeigt sich schließlich bei der Integration der herausgestellten Ausdrücke ins Hittelfeld: für NPen und PPen ist die Stellung unmittelbar neben der koreferenten Proform möglich - es ergibt sich das Muster der engen Rechtsversetzung (vgl. Altmann 1981:54f.). Die Gliedsätze in den a-Beispielen können

6)

Im Ansatz von Fries sind solche Fehlschlüsse allerdings naheliegend, da Fries weder zwischen Extraposition und Rechtsversetzung, noch zwischen Linksversetzung und Freiem Thema, vor allem aber nicht zwischen Platzhaltern und Bezugselementen unterscheidet. Mitunter ist auch die Datenbasis etwas fragwürdig; so hält Fries etwa konjunktlonal eingeleitete Akkusativobjekt-Gliedsätze im Mittelfeld des Matrixsatzes für akzeptabel.

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dagegen nicht zusammen mit dem unbetonten Platzhalter im Mittelfeld auftreten und dabei das Gliedsatz-Akzentmuster zeigen. (3-50c) Ich habe mich DArüber / "darüber, daß er kommt, sehr geärgert. (3-60d) Ich habe mich über ihn, den Neuen, furchtbar geärgert. Vergleichbare Kritik läßt sich auch gegen Askedals Vorschlag, das Platzhalter-es von extraponlerten Subjekt- und Akkusativobjektsätzen als "kataphorische Proform" zu den referentiellen Funktionen von es zu rechnen, vorbringen (Askedal 1985). Kataphorische, oder besser, kataphorlsch verwendete Proformen, wären im Deutschen etwa beteiligt an komplexen Sätzen mit der markierten, umgekehrten Abfolge von Antezedens und Anapher, wie im folgenden Satz: (3-53) Immer, wenn ert mit ihrj gestritten hat, meidet Peten Katharinaj für eine Weile / meidet Katharina Peten für eine Weile. Hier sind die Pronomina im re/m-Satz nicht nur referentielle, obligatorische Satzglieder, die Argumenteteilen des Verbs besetzen, sondern sie müssen auch keineswegs in ihrer syntaktischen Punktion mit den jeweiligen Antezedentien übereinstimmen; vergleichbares liegt bei der Beziehung zwischen Platzhalter und Gliedsatz, die in ihrer syntaktischen Funktion zusammenpassen müssen, nicht vor. Im KVL scheint der Unterschied zwischen Platzhaltern und referierenden Proformen in der zweiten, gegenüber der ersten in diesem Punkt wesentlich revidierten Fassung, berücksichtigt. Während in der ersten Fassung davon ausgegangen wurde, daß die "Anaphern" [Korrelate, EB] Leerstellen repräsentieren und eine Aktantenstelle besetzen, was zu einer Unterscheidung von Gliedsätzen (ohne Korrelat) und Nebensatz-Attribuierungen zum Bezugskern "Anapher" führte, wurde in der Überarbeitung dieser Unterschied fallengelassen: die "Anaphern" haben nicht Aktantenfunktion, sondern sind "stellvertretende Platzhalter", leisten nur einen Beitrag zur Realisierung der jeweiligen Ergänzungeposition (Köhler 1976: 181). Die mit ihnen korrellerenden Nebensätze sind nicht Gliedteilsätze, sondern "besetzen die Leerstelle, die die Anapher als stellvertretender Platzhalter quasi nur vorläufig besetzt" (ebd. 181). Da Anaphern aber auch in einfachen Verbalsätzen Leerstellen besetzen können, unterscheidet Köhler zwischen "abstrakten Anaphern" [Platzhaltern, EB] und "konkreten Anaphern" (ebd. 191). Das dürfte wohl im Sinne einer Unterscheidung zwischen referierend und nicht-referlerend zu verstehen sein; der Terminus "Anapher" ist dann allerdings etwas irreführend. Zwischen Platzhaltern und Bezugselementen wird im übrigen nicht welter unterschieden.

170

Auch Donceva (1982) trennt Platzhalter als "semantisch leere Symbole", die - Im Falle der Pro-PP "eine gewisse semantleche Färbung" aufweisen können, von "Referenten (anaphorische Elemente)" (ebd. 221): "Korrelate und Referenten haben funktional keine gemeinsamen Segmente" (ebd. 221). Zwar unterscheidet auch DoncWa nicht systematisch zwischen Platzhaltern und Bezugselementen, indem sie der wiederaufnehmenden Pro-PP von linksversetzten PO-Sätzen Platzhalter-Funktion abspricht, weist sie aber bereits darauf hin, daß nicht jedes Vorkommen einer Pro-PP In Verbindung mit dem Auftreten eines PO-Satzes als PlatzhalterGliedsatz-Beziehung zu werten ist. Was nun die Funktion der Platzhalter-Pro-PP betrifft, so 1st sie wesentlich darin begründet, daß Platzhalter grundsätzlich nur in Verbindung mit extraponierten Gliedsätzen, die eine Argumentstelle des Matrixverbs besetzen, auftreten können. Adverbialsätze - d.h. satzförmlge Ausdrücke mit Angabenstatus gegenüber dem Matrixprädikat - treten im Extrapositionsfeld entweder ganz ohne syntaktisch zu ihrer Funktion passenden Vorgängerausdruck im Matrixsatz auf, oder sie sind Gliedteilsätze zu einem proadverbialen Bezugselement. (3-64) Zu einer Koalition aber sage ich nicht DEShalb Ja oder nein, well ich Prinzlpalistln bin, sondern DESweeen. well die Politikstruktur Koalition uns überhaupt keine Möglichkeit gibt, unsere ökologischen und radikaldemokratischen Positionen auch nur annähernd zu vertreten. (3-56) Wie kann ein Designer das unverwechselbare Markenzeichen ausgerechnet DORT weglassen, wo der Kunde - sprich Fluezast - mit unserem Produkt in unmittelbare und persönliche Beziehung tritt - am Schalter und in der Kabine? (3-66) Der benahm sich Immer SO. als ob er verfolgt würde. (3-57) Ich suche diese meine Magie DANN zu überraschen, wenn sie gerade bis zur Schwelle des Bewußtseins vordringt. In allen Fällen weist das gliedteilsatztypische Akzentmuster das Pro-Adverb als echtes Bezugselement aus. Bei Adverbialsätzen sind Bezugselemente in der Regel nicht obligatorisch - sie sind auf Jeden Fall nicht matrixverbspezlfisch und es existieren nicht zu allen Adverbialklassen passende Pro-Adverbien. Ihr Auftreten wird etwa, wie die obigen Beispiele zeigen, durch Gradpartikeln oder Negationspartikeln im Matrixsatz begünstigt, die nur den Adverbialsatz und nicht die gesamte VP fokussieren. Der wesentliche Unterschied zwischen Gliedsätzen in Argumentposition und solchen in einer Nicht-Argumentposition ist nun, daß letztere über das Einleiteelement bereite hinreichend in ihrer syntaktischen Funktion und ihrer semantischen Rolle gekennzeichnet sind, während in ersteren der Typ des Gliedsatzes (daßSatz, -Satz, w-Satz, Infinitiv, abhängiger Verbzweitsatz) keine Aussagen über

171

die Argumentstelle zuläßt, die der Gliedsatz besetzt. Würde nun ein solches Argument des Verbs aus einem Mittelfeld ohne Platzhalter heraus extraponiert werden, könnte seine Beziehung zum Matrixsatzprftdikat nur indirekt über dessen Argumentstruktur erschlossen werden, eine formale Kennzeichnung der Beziehung an der Oberfläche wäre nicht gegeben. Das scheint in einigen Fällen durchaus möglich zu sein: tatsächlich sind Platzhalter von PO-Sätzen vorwiegend dann fakultativ, wenn der Gliedsatz leicht als PO-Satz erschlossen werden kann, so etwa bei dreiwertigen Verben mit abgesättigter Akkusativobjektvalenz, wo eine Interpretation des Gliedsatzes als Dativ- oder Genitivobjekt aufgrund der Seltenheit solcher Argumentstrukturen kaum in Frage kommt. Umgekehrt sind POSatz-Platzhalter immer dann obligatorisch, wenn zum Matrixverb ein polysemes Verb mit anderer Argumentstruktur existiert (vgl. 3.4). Die Wirkung eines Platzhalters läßt sich also wie folgt beschreiben: er stellt im Mittelfeld ein formal markiertes "dummy"-Argument zur Verfügung, das eine kontinuierliche Dekodierung des Matrixsatzes erlaubt. Auf dieses "dummy"-Argument kann dann der extraponierte Gliedsatz bezogen werden, der diese Argumentstelle lexikalisch auffüllt. 6 Eine solche Aufspaltung von struktureller und lexikalischer Information ist im Deutschen kein Einzelfall: so beschreibt etwa Weinrich (1986) Verbklammern aus f In Item Hilfsverb und infinitem Vollverb mit einem Prinzip der Informationsverteilung, das sich den allgemeinen Tendenzen der Thema-RhemaGliederung fügt: "grammatischer" Verbteil vor "lexikalischem'' Verbteil. Pro-PPen als Bezugselemente von PO-Gliedteilsätzen können eine platzhalterähnliche Funktion ebenfalls erfüllen, was in Anbetracht der bis auf die Akzentuierung identischen Form auch nicht weiter erstaunlich 1st. Die Beziehung zwischen Bezugselement und PO-Glledteilsatz unterscheidet sich aber strukturell wesentlich von der Platzhalter-Gliedteilsatz-Beziehung. Als Bezugselemente von PO-Gliedteilsätzen sind Pro-PPen wie volle PPen referierende Ausdrücke und besetzen die Argumentstelle des PO. Sie sind kataphorisch verwendete Proformen - und genau in diesem "Vorauswelsen" einer lexikalisch nicht weiter spezifizierten Proform liegt die funktionale Ähnlichkeit zu den Platzhaltern begründet. Der Gliedteilsatz 1st seinerseits wiederum als Attributsatz

6)

Im GB-Rahmen ließe sich die Beziehung zwischen Platzhalter und extraponlertem Gliedsatz z.B. über Kolndizierung darstellen. Der Platzhalter 1st dann die ausgeschriebene Spur des extraponierten Gliedsatzes (vgl. Scherpenisse 1985:328)

172

vom Bozugselement abhängig, bildet also mit ihm zusammen eine Konstituente. Bezugselemente sind insofern natürlich immer obligatorisch.7 Wie 1st nun die strukturelle Beziehung zwischen Matrixverb, Bezugselement und Gliedteilsatz zu beschreiben? Zunächst fällt auf, daß Pro-PP Bezugselemente semantisch in der Nähe von abstrakten, bedeutungsarmen Bezugs-NPen wie die Tatsache, die Frage, der Umstand, die Möglichkeit etc. stehen. Wo solche BezugsNPen reine Faktizitätsanzeiger sind, sind sie meist gegen eine Pro-PP austauschbar, ohne daß sich eine wesentliche Bedeutungsveränderung ergibt. (3-58) Der eigentliche Unterschied zwischen dem bürgerlichen und dem vorbürgerlichen Drama aber bestand gar nicht DAr in. daß die politisch-soziale Tendenz, die früher verborgen war, jetzt direkt zum Ausdruck kam, sondern in dem Umstand / DArin. daß der dramatische Kampf sich statt zwischen einzelnen Individuen zwischen dem Helden und Institutionen abspielte, daß der Held also gegen anonyme Mächte kämpfte und seinen Standpunkt als eine abstrakte Idee, als eine Anklage eeeen die bestehende soziale Ordnung formulieren mußte. Pro-Bezugselemente zeigen aber in einigen Punkten ein von NP-förmigen Bezugselementen abweichendes Verhalten: Erstens gilt für die Beziehung zwischen Pro-Bezugselement und Gliedteilsatz selbst formale Speziflzität nicht, (3-59) Es geht DArum. daß er kommt / ob er kommt / wer kommt / ihn rechtzeitig zu erreichen während zwischen NP-förmigem Bezugsausdruck und Gliedteilsatz eine Subkategorisierungsbeziehung besteht: (3-60) die Frage, ob er kommt / "daß er kommt (3-61) die Tatsache, daß er nicht gekommen ist / Ob er nicht gekommen ist / 'wer gekommen ist Diese zeigt sich auch bei NP-/PP-förmigen Attributen: (3-62) die Frage nach / 'zu / 'an seinem Kommen / 'seines Kommens Auch ein genitivisches Attribut 1st in diesem Fall als formal spezifisch zu werten, da es nicht wie "unspczifische" freie Genitiv-Attribute die Umwandlung in einen Relativsatz erlaubt. (3-63) die Tatsache, daß er kommt / seines Kommens, 'die kommt (3-64) das Haus des Vaters / das dem Vater gehört Zweitens muß das Pro-Bezugselement seiner Form nach in den Kasusrahmen des Matrixsatzprädikats passen, d.h. genitivische, akkusativische/nominativische, dativische, PO-förmige und adverbiale Bezugselemente sind formverschiedene Mor7)

vgl. das "Kopfprinzip" Im Phrasenstrukturteil der GB-Theorie: "Jede Phrase hat einen Kopf" (Stechow/Sternefeld 1985:110)

173

pheme. NP-förmige Bezugselemente unterliegen solchen Restriktionen nicht; sie werden nur über die Flexionsmarkierung in den Kasusrahmen des Matrixsatzes eingepaßt. (3-65) wegen / trotz / hinsichtlich / mit der Tatsache, daß er kommt (3-66) 'wegen / 'mit / 'trotz DArauf, daß er kommt (3-67a) es stellt sich die Frage, ob er kommt (Nominativ) (3-67b) es geht um die Frage, ob er kommt (PO) (3-67c) eingedenk der Frage, ob er kommt (Genitiv) (3-67d) der Frage, ob er kommt, haben wir nichts entgegenzusetzen (Dativ) (3-68a) das fragt sich, ob er kommt (3-68b) es geht DArum. ob er kommt (3-68c) eingedenk dessen, daß er kommt (3-68d) dem, daß er kommt, haben wir nichts entgegenzusetzen Drittens besteht bei Auftreten eines Pro-Bezugselements zwischen dem Matrixprädikat und dem Gliedteilsatz eine Subkategorisierungsbeziehung, auf die das Pro-Bezugselement keinen Einfluß hat. NP-förmige Bezugselemente können dagegen durch Ihre eigene Subkategorisierungsbeziehung zum Gliedteilsatz die zwischen Matrixprädikat und Gliedteilsatz "außer Kraft setzen". (3-69a) Die Politiker sind vor allem DArOber beleidigt, daß sich die Leute immer weniger für sie Interessieren / Ob sich die Leute immer weniger für sie interessieren. (3-69b) Die Politiker sind vor allem über die immer wieder gestellte Frage, ob sich denn noch jemand für sie interessiere / 'daß sich niemand für sie interesslere ganz besonders beleidigt. Eine solche "Umlenkung" der Subkategorisierungsbeziehung zwischen Matrixsatzprädlkat und Gliedteilsatz durch ein NP-förmlges Bezugselement wäre im Prinzip in zwei Richtungen denkbar: durch eine Bezugs-NP wie die Frage kann die Faktizltät des Matrixsatzprädikats aufgehoben werden, so daß nur mehr Anschluß eines ob- oder w-Satzes, nicht aber eines da/3-Satzes möglich ist. Daß umgekehrt eine Bezugs-NP wie die Tatsache Faktizität auslöst in einem Matrixsatz, der ausschließlich für -und w-Sätze subkategorisiert ist, scheint weniger gut möglich. (3-70&) Bei der Burgwies, am Kreuzplatz, erkundigte er sich sachlich danach, ob seine Post heute noch umeelenkt werde / 'daß seine Post nicht umgelenkt wurde. (3-70b) ??...erkundigte er sich sachlich nach der Tatsache / ? dem Umstand, daß seine Post noch nicht umeelenkt worden war.

174

Sicherlich können NP-förmige Bezugselemente aber Eindeutigkeit herstellen und faktizltätsverstärkend wirken, wo ein Matrixsatzprädikat beide Anschlüsse zuläßt. (3-7la) Nachdenken müsse man auch DArüber, ob selbst unabhängig vom Leistuneskurs Deutsch nicht von allen angehenden Abiturienten eine Ablturorüfune In Deutsch verlangt werden solle. (3-71b) Nachdenken müsse man auch DArüber / über die Tatsache / über den Umstand, daß heute nicht mehr von allen Abiturienten eine Abiturprüfune in Deutsch verlangt wird. Die festgestellten Unterschiede erlauben nun den Schluß, daß Pro-Bezugselemente wie das, dem, dessen und Pro-PPen Insofern keine eigenständigen Valenzträger sind, als sie keinerlei Einfluß auf die Subkategorisierungsbeziehung zwischen dem Matrixsatzprädikat und dem Gliedteilsatz und damit auf die kategoriale Realisierung des Gliedteilsatzes selbst haben. Strukturell sind sie zwar durchaus Köpfe, und der abhängige Gliedteileatz 1st Komplement, sie sind aber in Bezug auf die Rektionseigenschaften des Matrixsatzprädikats "valenzdurchlässig",8 allein dieses Matrixsatzprädikat bestimmt Form und semantische Rolle des Gliedtellsatzes und vererbt diese Merkmale über das Bezugselement an den Gliedteilsatz. NP-förmige Bezugsausdrücke haben dagegen selbständige Valenz und Einfluß auf Form und semantische Rolle des abhängigen Ausdrucks, stellen also das eigentliche {nominale) Matrixsatzprädikat dar. Zwischen dem verbalen Matrixsatzprädikat und dem NP-förmlgen Bezugselement gelten dann wiederum die üblichen Bedingungen für Verbargumente: sie müssen in Kasus und selektionaler Subkategorisierung in den Argumentrahmen des Verbs passen. Das könnte erklären, weshalb die Bezugs-NP die Tatsache nicht zu jedem Verb als Argument treten kann: in (70b) sind offensichtlich die Selektionsrestriktionen verletzt: fragen kann man nur nach einem offenen Sachverhalt, nicht aber nach einem Faktum, das keine Unbekannte mehr enthält. Die strukturelle Abhängigkeitsbeziehung, die Fähigkeit, zusammen mit dem Gliedteilsatz im Mittelfeld des Matrixsatzes aufzutreten sowie die intonatorischen Eigenschaften teilt die Gliedteilsatz-Variante mit restriktiven Relativsätzen zu pronominalen Bezugsausdrücken. (3-72a) Es geht mir um DAS, was Frauen durch Diskriminierung aneetan wird. (3-72b) Es geht mir DArum. daß Frauen immer noch diskriminiert werden.

8)

Auf diese Lösung kommt neuerdings auch Oppenrieder (1987). der Pro-Bezugselemente "transparent" für die mit dem Matrixsatzprädikat verbundene Subkategorisierung nennt (ebd. 293).

175

In beiden Fällen liegen satzförmlge Attribute zu pronominalen Bezugselementen vor. Syntaktische besteht der Unterschied darin, daß Relativsätze nicht valenzbedingte Komplemente sind, die mit dem Matrixsatzprädikat in einer Subkategorisierungsbeziehung stehen. Der unterschiedliche Status zeigt sich auch daran, daß ein Relativsatz zusammen mit einem valenzgebundenen Gliedteilsatz in Abhängigkeit von einunddemselben nominalen Bezugsauedruck auftreten kann - der valenzgebundene Gliedteilsatz 1st dabei immer rechtsversetzt -, die beiden Gliedteilsätze aber nicht koordiniert werden können. (3-73a) Die drei westlichen Verbündeten haben mit Recht die verlogene Behauptung zurückgewiesen, die in der sogenannten Empfehlung der Staaten des Warschauer Paktes enthalten 1st, daß nämlich diese Maßnahmen Im eleenen Interesse des deutschen Volkes liegen. (3-73b) '...die verlogene Behauptung, die in der sogenannten Empfehl ung... en thai ten is t und daß diese Maßnahmen im eigenen Interesse des deutschen Volkes lleeen Restriktive Relativsätze haben die Funktion, den Denotatbereich ihres Bezugsausdrucks einzuschränken, sie wirken identifizierend. Ist nun das Bezugselement selbst ein Pronomen, dann kann es nur relativ abstrakte Klassen von möglichen Referenzobjekten denotieren, wie 'Person1 (derjenige), der), Sache1 (dasjenige), was), und der Relativsatz leistet die eigentliche denotierende Funktion. Zwischen dem pronominalen Bezugselement und dem Relatlvum besteht eine kataphorische Beziehung. Wie bei allen pronominalen Beziehungen müssen nämlich auch hier Bezugselement und Relativpronomen semantisch zueinander passen, d.h. gleiche Klassen von Referenzobjekten bezeichnen. (3-74a) "derjenige, was (3-74b) 'dasjenige, der Dagegen bezeichnet Lehmann (1984) die Bezugselemente von Relativpronomina wie DERjenige. DIEtfenige, DASjenlge als "Korrelative" und lehnt die Bezeichnung "Determinator" und "Kataphorikum" ab, um die Grenze zu den appositiven Relativsätzen, die nur von einem definiten Bezugsausdruck abhängen können, nicht zu verwischen.' Es handle sich bei diesen substantivischen Korrelaten vielmehr um semantisch leere "Bezugsnomen-Attrappen", deren Einsatz dem Bedürfnis entspringe, "etwas am Relativsatz ohne Bezugsnomen zu haben, was stellvertretend 9)

Daß restriktive Relativsätze scheinbar wie apposltlve auch nach einem definiten Bezugselement auftreten können, aber dennoch restriktiv Interpretiert werden müssen, beruht nach Lehmann auf der unterschiedlichen Reihenfolge der auf den Nukleus der Relativkonstruktion angewendeten Operationen: während beim appositiven Relativsatz zuerst determiniert und anschließend attribulert wird, kann bei restriktiven Relativsätzen ein bereite attribuierter Nukleus zusätzlich determiniert werden (Lehmann 1984:308).

176

für ihn dekliniert werden könnte" (ebd. 3O8). Nun verbietet wohl die Tatsache, daß es ein differenziertes Paradigma von Bezugsausdrücken - der, die, das gibt, diese als semantisch völlig leer einzustufen. Eine solche Beschreibung trifft eher zu für Platzhalter und pronominale Bezugselemente von valenzbedingten Gliedteilsätzen. Tatsächlich sieht Lehmann dann auch einen Zusammenhang zwischen derjenige etc. und dem "kataphorischen da", das im Deutschen bei Anschluß eines Komplementsatzes an eine Präposition erforderlich ist, während andere Sprachen ohne Kataphorika bei PO-Sätzen bzw. Relativsätzen auskommen und beide direkt an die Präposition anschließen können. Ungeachtet aller formalen und intonatorischen Ähnlichkeit sollte jedoch ein Unterschied zwischen den genannten Relativsatzstrukturen und valenzgebundenen Gliedteilsätzen hervorgehoben werden: bei letzteren hat das Bezugselement keinen Einfluß auf die Form des Gliedteilsatzes, während die Bezugsausdrücke von Relativsätzen die Form des Relativpronomens bestimmen. Auch semantisch unterscheiden sich die beiden Strukturen: Relativsätze sind Terme, relationale Ausdrücke mit einer ungesättigten Leerstelle, die sich auf Individuen beziehen. PO-Sätze sind wie alle Gliedsätze Sententiale, absolute Ausdrücke mit nur gesättigten Leerstellen und beziehen sich auf Sachverhalte (vgl. Zaefferer 1984). Äquivalenz zwischen Relativsatzstruktur und konjunktional eingeleiteten Glledteilsätzen ergibt sich aber im Bereich der Adverbialsätze: (3-75) dort, wo / an dem Ort, wo / an dem Ort, an dem (3-76) an dem Tag, als / an dem Tag, an dem (3-77) deshalb, weil / aus dem Grund, aus dem (3-78) so, wie /auf die Weise, auf die Hier haben Relativsatzstruktur und die Struktur aus bedeutungsarmem Bezugsnomen und konjunktional eingeleitetem Gliedteilsatz gleiches Denotat: sie bezeichnen einen Ort, einen Zeitpunkt, eine Modalität etc.l°>

10)

So führt denn etwa auch die DUDEN-Grammatik unter dem Kapitel Relativbeziehungen folgende Subklassen an: - "modale" (Konjunktionalsätze mit wie, wie wenn, als ob, als, wie um) - "kausale" (weswegen, weshalb) - "lokale" (wo, wohin, woher)

177

3.4

Die Distribution von Platzhaltern und Bezugselementen

Wie bereits erwähnt, ist das Auftreten von Platzhaltern unter bestimmten Bedingungen / bei bestimmten Verben obligatorisch, in anderen Fällen braucht ein Platzhalter nicht aufzutreten. Auch die Distribution von Gliedsatz und Gliedteilsatz-Variante gehorcht bestimmten Gesetzmäßigkelten; als Einflußfaktoren lassen sich hier in erster Linie bestimmte (Heraus-)Stellungstypen, teilweise aber auch spezifische Bedeutungen des Matrixverbs geltend machen.

3.4.1

Obligatorische Bezugselemente

Obligatorisches Bezugselement' ist im folgenden so zu verstehen, daß in einer bestimmten Umgebung ein PO-Satz nur als Gliedteilsatz eines pronominalen Bezugselements realisiert werden kann, in der gleichen Umgebung die Variante Platzhalter + Gliedteilsatz dagegen ausgeschlossen oder merklich weniger akzeptabel ist. Die wohl auffälligste Beschränkung 1st das Mittelfeldverbot für valenzgebundene Gliedsätze: im Mittelfeld des Matrixsatzes können in der Regel nur Gliedteilsätze mit einem pronominalen oder nominalen Bezugsausdruck auftreten. (3-79) ...weil gerade '(DArin), daß alle menschliche Erkenntnis Risiken nicht vollständig ausschließen kann, die besondere Herausforderung für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Technik liegt. Ob das Mittelfeldverbot für valenzgebundene Gliedsätze tatsächlich eine strukturelle Regel ist, oder ob Gliedsätze im Mittelfeld auf einer pragmatischen Ebene aufgrund der Probleme, die sie als formal nicht markierte Argumente für eine sukzessive Sprachverarbeitung aufwerfen, ausgeschlossen werden, läßt sich nicht mit Sicherheit beurteilen. Tatsächlich finden sich Belege mit Bezugselement + Gliedteilsatz mit daß oder ob nicht signifikant häufiger als parenthetisch ins Mittelfeld eingeschobene Komplementsätze ohne Bezugsausdruck. (3-80) Hätte die Welt keine Substanz, so würde, ob ein Satz Sinn hat, davon abhängen, ob ein anderer Satz wahr ist. (Wittgenstein, Tractatus. 2.0211) (3-81) Rudi, um, daß er nicht eifersüchtig war, zu beweisen, brachte ihn an den Tisch. (Klaus Mann, Rut und Ken, in: Abenteuer des Brautpaars. Die Erzählungen, München 1981, S.197)

178

(3-82)

Von den Berliner Freunden degoutiert, merkte, daß der junge Engländer schön war. Rut plötzlich. (Klaus Mann, Rut und Ken, in: Abenteuer des Brautpaars. Die Erzählungen, München 1981, S. 196)

Die Akkusativobjektsätze im Mittelfeld in (81) und (82) können allerdings wohl kaum mehr akzeptabel genannt werden; sie sind sicher eine stilistische Eigenart des Autors. (80) mit einem Subjektsatz im Mittelfeld 1st dagegen durchaus akzeptabel, was daher rühren könnte, daß sich durch die Abfolge Subjektsatz Hauptverb des Matrixsatzes eine pragmatisch gut abzuarbeitende Struktur ergibt, bei der die Interpretation nicht unterbrochen werden muß. Die Vorfeldposition vor dem finiten Verb ist bei Subjektsätzen generell wohl weniger markiert als bei Objektsätzen (vgl. (81)), die deshalb auch im Mittelfeld vor dem Hauptverb wesentlich unangenehmer sind. Ganz ausgeschlossen ist natürlich das Auftreten eines valenzbedingten Gliedsatzes im Mittelfeld bei gleichzeitiger Anwesenheit eines Platzhalters. Neben Infinitiven, die mit dem Matrixprädikat kohärente Konstruktionen bilden können, stellen evtl. w-Sätze eine Ausnahme zum Mittelfeldverbot für Gliedsätze dar. Im folgenden Beleg mit einem Integrierten Infinitiv ist sowohl das Mittelfeldverbot als auch das Verbot der Koordination von PO und PO-Gliedsatz verletzt; trotzdem ist der Satz einigermaßen akzeptabel. (3-83) Und ich schreibe die Geschichte von meiner Mutter, einmal weil Ich von ihr und wie es zu ihrem Tode kam mehr zu wissen glaube als irgendein fremder Interviewer,... Der Gliedsatz mit dem Satzeinleiter wie ist in (80) auch intonatorisch voll integriert und nicht durch die sonst für Gliedsätze im Mittelfeld typische Parenthesenintonation innerhalb des Matrixsatzes isoliert. Die Integration ins Mittelfeld wird hier sicher auch durch die Koordination mit dem vorangestellten PO begünstigt, da einer der Störfaktoren für die Dekodierung von Gliedsätzen im Mittelfeld wegfällt: der Gliedsatz, der ja selbst keinerlei formale Markierung aufweißt, die kenntlich machen könnte, welche Argumentstelle des Matrixsatzprädikats er besetzt, kann in (83) als zweites Glied einer Koordination mit einem formal markierten Ausdruck hinsichtlich seiner syntaktischen Funktion von vorneherein richtig interpretiert werden und braucht nicht rückwirkend über das nachfolgende Matrixsatzprädikat erschlossen zu werden. Mit der umgekehrten Abfolge - Gliedsatz - PO - ist (83) nicht mehr akzeptabel, und das liegt nicht nur an einem Gesetz der wachsenden Glieder, wie man etwa durch Attrlbulerung des PO mit einem Relativsatz zeigen könnte.

179

Eine mögliche Erklärung für das Sonderverhalten von ir-Sätzen ist ihre formale Identität mit freien w-Relativsätzen, die ein NP-hafteres Verhalten zeigen und ebenfalls im Mittelfeld auftreten können. Relativ unproblematisch sind dagegen Adverbialsätze Im Mittelfeld. Sie können als Gliedsätze - mit der typischen Parenthesenintonation - ebenso wie als Gliedtellsätze mit einem Bezugselement auftreten. (3-84) Ihr Parteitag hat beschlossen, die Raketen sollen wegverhandelt werden. Eben haben Sie gesagt, die Amerikaner würden die Dinger, wenn der Bundestag es beschließt / um ihre Verträge einzuhalten / damit der Bündnispartner nicht verstimmt wird / wann immer die Bundesregierung das wünscht / weil der Bundestag es beschlossen hat, wegholen. (3-85) Denn daß Irgendein Unterhaltungsroman nur DArum. weil er einem bestimmten Verlag in die Hände gefallen 1st, sich gleich hundertmal so gut verkauft wie ein gleich schlechtes Produkt, dem der Zufall nicht günstig war, ist mit Vernunft nicht mehr zu rechtfertigen. Daß Adverbialsätze als Gliedsätze im Mittelfeld auftreten können, liegt daran, daß sie keine zur Interpretation des Matrixsatzes notwendige Information liefern - sie sind keine Argumente des Verbs - und somit In einer beliebigen Parenthesennische eingeschoben werden können. Zudem ist ihre semantische Rolle auch an der Art des Einlelteelements erkennbar und damit an der Oberfläche markiert. Bezüglich der Struktur Bezugselement + Gliedteilsatz im Mittelfeld bestehen leichte Akzeptabllltätsunterschlede zwischen PO-Sätzen, Dativ- und Genitivobjektsätzen einerseits und Subjekt- und Akkusativobjektsätzen anderseits. (3-86a) Martin hatte DAmi t. daß Becker die Sache vor Gericht bringen würde, ganz fest gerechnet. (Bsp. aus Altmann 1981: 172) (3-86b) Martin hatte DAS, daß Becker die Sache vor Gericht bringen würde, immer erwartet. Der Akkusativobjektsatz in (86b) 1st mit der Rechtsversetzungslntonation (Pause zwischen Bezugselement und Gliedteilsatz; Hinzufügung der Floskel ich meine) akx.eptabler. Man wird diese Unverträglichkeit aber besser auf ein allgemeines Gesetz zurückführen: die Tendenz, formgleiche aber funktionsverschiedene Ausdrücke nicht in Juxtaposition zu bringen. Daß Abfolgen von das, ob oder das, wnicht wesentlich akzeptabler sind, muß dem nicht widersprechen: das wird wohl zunächst immer als Faktlzitätsanzelger im Sinne von 'die Tatsache' interpretiert werden und kollidiert dann mit der Nicht-Faktizität eines mit ob oder einem wAusdruck eingeleiteteten Gliedsatzes. Wenn solche Strukturen auch kaum belegt sind, so sind sie doch wohl nicht im strengen Sinne ungrammatisch. Jedenfalls

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spricht der graduelle Akzeptabllltätsunterschled zwischen (86a) und (86b) nicht grundsätzlich gegen eine Parallelität von DA(r) + Präposition und das. Im Vorfeld ihres Matrixsatzes können Pro-PPen ebenfalls nur mit dem Bezugselement-Akzent auftreten. Dabei sind mehrere Stellungstypen möglich. Das Bezugselement steht zusammen mit dem Gliedteilsatz im Vorfeld bzw. in einer Linksversetzungskonstruktion. (3-87) DArauf / 'drauf, daß die wirklich unterdrückten Klassen die Herrschenden angreifen, weil sie von ihnen ihres Lebens beraubt werden, und nicht, weil die Herren zu fett sind oder einen Harem unterhalten. DArauf / ??darauf / 'drauf kann man die Probe machen im Verhalten der Bauern zur Zeit ihrer Aufstände. Die Pro-PP vor dem toplkalisierten bzw. linksversetzten da0-Satz kann schon aus funktionalen Gründen kein Platzhalter für diesen sein, da eine stellvertretende Valenzexplikation in dieser Position widersinnig wäre. Der daß-Satz muß also ein Gliedteilsatz sein. Die nur für Platzhalter-Pro-PPen erlaubte Schwundform ist hier ebenfalls nicht möglich. Die Konstruktion mit dem Bezugselement vor dem Gliedteilsatz im Vorfeld tritt meist bei umfangreichen Komplementsätzen auf, die auf diese Weise leichter interpretiert werden können als mit der Linksversetzungskonstruktion. Etwas problematischer ist die Zuordnung der wiederaufnehmenden Pro-PP bei Linksversetzung. (3-88) (DAvon) daß Menschen, die aus der Norm herausfallen - aus der sexuellen, der politischen und nicht zuletzt der psychologischen - aus der Gemeinschaft der sich für die Norm haltenden Menschen ausgeschlossen werden, daß sie als "Geisteskranke" abgestempelt und als solche beseitigt werden. DA von / ? davon hören wir jeden Tag. Zwar ist hier die platzhaltertypische schwache Akzentuierung der Pro-PP nicht ganz auszuschließen, im Unterschied zu echten Platzhaltern extraponierter Gliedsätze ist aber Austausch gegen die Schwundform in dieser Position nicht möglich. (3-89) Denn (DAran). daß ihn CDU und/oder CSU irgendwann und Irgendwo auf der mit brillanten Figuren seines Kalibers recht dürftig belegten politischen Bühne wieder brauchen werden. DAran / 'dran glaubt Hans Maler selbst Ja felsenfest. Echter Platzhalter kann die Pro-PP hier auch deshalb nicht sein, weil Platzhalter keine referierenden Ausdrücke sind, die koreferenten Ausdrücke linksversetzter NPen, PPen oder Komplementsätze aber echte Proformen sind. Andererseits 1st die wiederaufnehmende Pro-PP eines linksversetzten PO-Satzes auch kein Bezugselement im Sinne eines in der Dependenzstruktur übergeordneten Ausdrucks - diese Interpretation wäre bei linksversetzten POen nicht möglich -, sondern eben eine

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anaphorische, wiederaufnehmende Proform. Im Gegensatz zum Komplex aus Bezugselement + Gliedteilsatz bilden linksversetzter Ausdruck und wiederaufnehmende Proform auch keine Konstituente; Linksversetzung ist damit ein Fall von doppelter Vorfeldbesetzung. Damit kann der linksversetzte Ausdruck streng genommen auch kein Gliedteilsatz sein. Selbst Wiederaufnahme durch eine lexikalisch spezifizierte PP 1st kein hinreichender Beweis für das Vorliegen eines linksversetzten Gliedteilsatzes. Da definite Beschreibungen oder Hyperonyme ohne weiteres als Anaphern fungieren können, gilt für sie die gleiche Argumentation. Mit daß und ob eingeleitete PO-Sätze können im Vorfeld Ihres Matrixsatzes nur in der Linkeversetzungskonstruktion oder als Gliedteilsätze auftreten, müssen also immer über eine Pro-PP In ihrer Funktion kenntlich gemacht werden. In älteren Sprachstufen herrscht hier eine größere Freiheit. Synchron sind toplkalislerte, konjunktional eingeleitete PO-Gliedsätze wie im folgenden Beleg aber nicht mehr akzeptabel. (3-90) Ob auf der Herkulesbrücke wirklich ein bronzener Herkules gestanden hatte, werden sich die Leute nicht mehr erinnern. Das trifft auch für Dativ- und Genitivobjektsätze zu, während Subjekt- und Akkusativobjektsätze im Vorfeld nicht mittels der Linksversetzungskonstruktion In ihren Matrixsatz angebunden werden müssen. Die Notwendigkeit, links vom Matrixsatz stehende PO-Sätze über eine Linksversetzungskonstruktion an das Matrixsatzprädikat anzubinden, differenziert damit PO-Sätze von Subjekt -bzw. Akkusativobjektsätzen. Aufgrund dieser eindeutigen Markierung können PO-Sätze in einer Doppelgliedsatzkonstruktion deshalb auch v o r einem extraponierten Subjekt- oder Akkusativobjektsatz auftreten, (3-91) DAran. wie er In diesem Match nach gutem Besinn wieder ausrastete und seine spielerische Linie total verlor. (DAran) zeigte sich mir, daß Boris eben noch viel lernen muß und noch nicht auf eigenen Füßen steht. während in einer Doppelgliedsatzkonstruktion mit Subjekt- und Akkusativobjektsätzen der erste Gliedsatz auch in der Linksversetzungskonstruktion immer als Subjektsatz interpretiert wird, was beispielsweise in einem Ausdruck wie dem folgenden zu einem semantischen Verstoß führt.11

11)

Dafür, daß in Ausnahmefällen die Standardreihenfolge Subjektsatz vor Akkusativobjektsatz auch einmal durchbrochen werden kann, findet sich ein schöner Beleg in Oppenrieder (1987:145) (1) Wie erfolgreich die technologische Gewichtsreduzierune bei BMW war. zeigt z.B., daß selbst der BMW 6281 weniger Gewicht erreicht als das Grundmodell einer vergleich baren Automobilserle.

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(3-92)

(Die Tatsache) DAß sie ein Mensch ist, (das / die) impliziert, daß sie eine Frau 1st. Das Verbot einer Abfolge Akkusativobjektsatz - Subjektsatz kann aber bei akkusativregierenden Verben durch eine einfache Strategie kompensiert werden: durch Passivierung des Matrixsatzprädikats. Auf diese Weise erhält man die gewünschte Thema-Rhema-Gllederung und der erste Gliedsatz darf als Subjektsatz im Vorfeld stehen. Diese Möglichkeit 1st bei PO-Verben nicht gegeben, so daß man unter dem Gesichtspunkt der Thema-Rhema-Gliederung Linkeversetzungskonstruktion bei Doppelgliedsatz-PO-Verben und Passivierung des Matrixsatzprädikats bei akkusativreglerenden Verben als komplementäre Lösungen ansehen könnte. Stehen Pro-PP und PO-Satz getrennt in Vorfeld und Nachfeld, ist ebenfalls nur der Bezugselement-Akzent möglich. Austausch der Pro-PP durch die Schwundform ist nicht zulässig. (3-93) DArln / In dieser Anschauung / 'darin / 'drin stimmen Bonn und Paris Jetzt überein, (ich meine) (DArln). daß eine Reform der Weltwährungsordnune notwendig sei. Man wird bei dieser Abfolge meist automatisch in die rechtsversetzungstypische Intonation mit deutlicher Pause zwischen dem Matrixsatz und dem nach rechts herausgestellten daß-Satz gleiten. Tritt beim herausgestellten Ausdruck kein zusätzliches Bezugselement auf, sind Gliedteilsatz-Extraposition und GliedsatzRechtsversetzung nur über die Intonation zu unterscheiden. Solche extremen Klammereteilungen von Bezugselement und Gliedteilsatz sind generell nicht sehr häufig. Je nach dem Umfang des Matrixsatzes dürfte hier der Bezug für den extraponierten Gliedteilsatz schwer rekonstruierbar sein. Man wird deshalb bei Rechtsversetzung die Wiederholung des Bezugselements immer bevorzugen. Rechtsversetzte satzförmige Ausdrücke sind im Unterschied zu extraponierten eher thematisch und haben eine etwas flachere Intonationskurve als der Matrixsatz. Nachtrag von PO-Sätzen 1st nur in der Form Bezugselement + Gliedteilsatz möglich. Entweder tritt dann im Matrixsatz eine rhematische Bezugs-PP auf (vgl. Altmann 1981:173), und der nachgetragene Gliedteilsatz steht zu dieser in einer Spezifizierungsrelation,

Minimalbedingung für eine solche Abfolge ist nach Oppenrleder, daß die Art des Einleiteelements und die Verbsemantik die naheliegendere Interpretation Subjekt vor Objekt eindeutig ausschließen (hier: eine bestimmte Tatsache zeigt den Grad einer Eigenschaft und nicht umgekehrt).

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(3-94)

Wenn die Ungrammatikalität von (1-4) - bei freier Erzeugung der betreffenden Wortfolge In der Basis - an einer Verletzung von Prinzip C liegt, und zwar Daran / an der Tatsache / an einer solchen Verletzung, daß hier der R-Ausdruck Maria gebunden ist, so setzt das voraus, daß das koreferente sie in diesem Fall k-beherrschen kann. oder im Matrixsatz fehlt ein koreferentes Bezugselement überhaupt. Das setzt voraus, daß der PO-Satz nicht obligatorisch 1st, und daß das Matrixsatzprädikat nicht in unterschiedlichen Valenzstrukturen mit unterschiedlicher Bedeutung konstruiert werden kann, so daß sich ein Konstruktionsbruch ergeben könnte. Gleichzeitig muß aber die Beteiligtheit eines Mitspielers mit der semantlschen Rolle des PO-Satzes vom Matrixsatz her prädlziert werden können - als nicht spezifizierte Variable -, da nur in diesem Fall die Spezifizierungsrelation der Nachtragskonstruktion Sinn ergibt. Problemlos in solche Nachtragskonstruktionen fügen sich etwa instrumentale Gliedteilsätze mit einem Bezugselement DAdurch l DAmlt, die an der Grenze zwischen PO-Sätzen und Adverbialsätzen stehen. (3-95) Man kann diese Viren ganz leicht nachweisen, und zwar '(DAdurch), daß man die zentrlfuelerte Lösung Ratten Injiziert. Zwischen dem Matrixsatz und dem Nachtrag liegt ein deutlicher Intonatorischer Einschnitt. Die stärksten Akzente liegen auf dem Bezugselement und innerhalb des rhematischen Glledtellsatzes, üblicherweise auf der letzten nicht-pronominalen NP oder PP. Vom Nachtrag sind wiederum die Ausklammerungestrukturen zu unterscheiden. Zum einen kann der Platzhalter eines extraponierten Gliedsatzes ausgeklammert sein; er steht dann wie jede andere ausgeklammerte Konstituente zwischen dem Matrixsatz und dem Gliedsatz. (3-96) Herrn Hering hab ich nicht nur Gelegenheit gegeben, sondern ich habe ein dreiviertel Jahr geWARtet darauf, daß er sich sprechen ließ. Die Pro-PP trägt hier den Platzhalter-Akzent und läßt Ersetzung durch die für das Gliedsatz-Akzentmuster typische Schwundform zu. Der klammerschließende infinite Verbtell hat den stärksten Akzent Im Matrixsatz, dahinter fällt die Tonhöhe relativ stell ab und wird ohne Pause zwischen Matrixsatz und Platzhalter In den extraponierten Gliedsatz "verschliffen". Daß ein Platzhalter ausgeklammert ist, scheint zunächst aus zwei Gründen überraschend: erstens verträgt sich diese Stellung schlecht mit der Funktion des Platzhalters, vom Mittelfeld aus die Integration eines satzförmigen und deshalb formal nicht markierten Ausdrucks in den Argumentrahmen des Matrixsatzes vor-

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zubereiten. Zweitens ist diese Konstruktion für extraponlerte Subjekt- und Akkusativobjektsätze nicht möglich. (3-97) 'Ich habe erWARtet es, daß er sich sprechen ließ. (3-98) "Mich hat sehr verARgert es, daß er sich nie sprechen ließ, Zunächst zum zweiten Einwand: Das Verhalten der verschiedenen Platzhalter ist hier nur ein Reflex des Verhaltens von referierenden Proformen. Während ein anaphorisches es nie ausklammerbar ist, können anaphorische Pro-PPen trotz ihrer Argumentfunktion ausgeklammert werden. (3-99a) "Ich habe erwartet es. (3-99b) Ich habe gewartet darauf. (3-100a) 'Mich hat sehr verärgert es. (3-100b) Ich habe mich sehr geärgert darüber. Der Unterschied liegt nicht allein am besonderen Stellungsverhalten des schwachtonigen es - auch das 1st nicht ausklammerbar -, sondern am unterschiedlichen Grad tendenzleller Valenznotwendigkeit: im allgemeinen lassen nicht-valenzgebundene Konstituenten Ausklammerung eher zu als valenzgebundene; NPen beispielsweise lassen sich im Gegensatz zu adverbialen PPen kaum ausklammern. POe zeigen in dieser Hinsicht wieder das PP-typlsche Verhalten. Zurück zum zweiten Einwand: Bei Matrixsätzen ohne rechte Mittelfeldgrenze kommt ein Platzhalter ebenfalls hinter das Vollverb zu stehen. (3-101 a) Ich wartete darauf, daß er sich sprechen ließ. (3-101 b) Ich habe gewartet darauf, daß er sich sprechen ließ. Nachstellung des Platzhalters hinter das übergeordnete Vollverb beeinträchtigt also nicht seine Funktion, den extraponierten Gliedsatz in den Argumentrahmen des Matrixsatzes einzuordnen. Im Mittelfeld kann der Platzhalter sogar relativ weit entfernt vom Matrixverb stehen: (3-102a) Doch wartete ich lange Zeit entgegen besserem Wissen ausdauernd und geduldig darauf, daß er sich endlich sprechen ließ. Im Nachfeld muß er dagegen wohl nah am Matrixverb stehen, sofern überhaupt eine weitere Konstituente ausgeklammert werden kann. (3-102b) Ich habe gewartet darauf entgegen besserem Wissen, daß er sich endlich sprechen ließ. (3-102c) ?? Ich habe gewartet entgegen besserem Wissen darauf, daß er sich endlich sprechen ließ. M.a.W: Die Platzhalter extraponierter PO-Gliedsätze sind, solange sie relativ nahe am Matrixverb stehen, ausklammerbar, ohne daß ihre Funktion dadurch beein-

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trächtigt würde. Die Wirkung solcher Ausklammerungen besteht hauptsächlich in einer Hervorhebung des Matrixsatzprädikats: der extraponierte Gliedsatz ist hier meist Diskursthema, Ober das im Matrixsatz etwas Neues mitgeteilt wird. Strukturell besteht zwischen Gliedsatz-Extraposition mit einem Platzhalter Im Mittelfeld und der mit ausgeklammertem Platzhalter kein Unterschied. Der ausgeklammerte Platzhalter bildet nicht zusammen mit dem extraponlerten Gliedsatz eine komplexe Konstituente. Vielmehr erfolgt die Ausklammerung des Platzhalters nach und unabhängig von der Extraposition des Gliedsatzes, vergleichbar etwa der Ausklammerung zweier Konstituenten. (3-103) Wie soll Ich denn rankommen an diesen Wisch moreen? Die Möglichkeit, daß Pro-PP und satzförmlger Ausdruck im Nachfeld eine komplexe Konstituente bilden, 1st natürlich gegeben bei Ausklammerung von Bezugselement und Gliedteilsatz. (3-104) Und daß er im Vordergrund der Handlung stand, fand Ausdruck schon DArin / 'darin, daß er zuletzt und im Abstand von aller Welt auf dem Schauplatz eintraf. Wiederum liegen solchen Konstruktionen Hervorhebungsstrategien zugrunde: der Gliedteilsatz wird durch die Ausklammerung besonders salient gemacht. Häufig ist dabei auch fokussierendes Material wie Negationspartikeln oder Gradpartikeln im Spiel. Der Gliedteilsatz ist hier auch nicht extraponlert, sondern zusammen mit seinem Bezugsausdruck in einem Schritt ausgeklammert. Mitunter scheinen beide Varianten gleichermaßen akzeptabel. Mit der Akzentuierung ändert sich dabei auch die Verteilung von Fokus und Hintergrund. (3-105) Gewaltlose Betrachtung, von der alles Glück der Wahrheit kommt, ist gebunden DAran / geBUNden daran, daß der Betrachtende nicht das Objekt sich einverleibt. Obligatorisch 1st der Bezugselement-Akzent auf der Pro-PP schließlich bei Fokussierung eines extraponierten rhematischen PO-Satzes. Während bei freiem Fokus meist das Verb als Rhemaexponent fungiert und im Matrixsatz - verbspezlflsch optional - ein Platzhalter für den extraponierten PO-Gliedsatz auftreten kann, wird ein PO-Satz allein offensichtlich nur als Gliedteilsatz fokusslert: ein Bezugselement 1st dann obligatorisch und muß auf dem pronominalen Teil betont werden. (3-106a) Man muß darüber / ?? DArüber / drüber nachdenken, ob selbst unabhängig vom Lelstuneskurs Deutsch nicht von allen angehenden Abiturienten eine Ablturorüfune im Fach Deutsch verlanet werden sollte.

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(3-106b)

Verstärkt, so der Philologenverband weiter, solle darüber hinaus die Bedeutung des Faches Deutsch werden. So könne man sich etwa vorstellen, daß der Leistungskurs Deutsch in Zukunft nicht mehr frei kombinierbar mit anderen Lelstungskursfächern sei. Nachdenken müsse man auch DArüber. ob selbst unabhängig vom Leistuneskurs Deutsch nicht von allen angehenden Abiturienten eine Ablturorüfung Im Fach Deutsch verlangt werden sollte. Besonders deutlich wird der Bezugselement-Zwang bei kontrastiver oder Korrekturnegation, durch die zwei Sachverhalte, die in zwei PO-Glledteilsätzen oder einem Gliedteilsatz und einem PO ausgedrückt sind, zueinander in Relation gesetzt werden. (3-107a) Vor 1800 richtete sich das Interesse nicht so sehr auf die Sprache als solche, sondern primär DArauf / 'darauf / 'drauf, praktische Regeln für den korrekten Sprachgebrauch aufzustellen oder allgemeine Gesetze des menschlichen Denkens zu entwickeln. Bei freiem Fokus kann hier variiert werden zwischen Gliedsatz-Akzentmuster und Gliedteilsatz-Akzentmuster. (3-107b) Unser Interesse richtet sich DArauf / RICHtet sich darauf, praktische Reeeln für den Sprachgebrauch aufzustellen. Auch explizite Vergleiche mit den Vergleichspartikeln als und denn erzwingen regelmäßig ein Bezugselement, wenn eines der Vergleichsglieder oder beide durch einen PO-Satz ausgedrückt werden. (3-108a) Für mich stehen Sauly und Mick für alle Kinder in der Welt, die von der Gesellschaft im Stich gelassen auf sich allein gestellt sind und die nach den Erfahrungen eines Bostoner Pädagogen mehr DAmi t beschäftigt sind, ihren miserablen Zustand vor der Welt zu verbergen, als DAmit / 'damit. diesem Zustand zu entkommen. Bei freiem Fokus ist hier wiederum Platzhalter-Akzentuierung wahrscheinlicher. (3-108b) Die Kinder sind ein Leben lang damit beSCHÄFtigt / ? DAmlt beschäftigt, Ihren miserablen Zustand vor den Augen der Welt zu verbergen. Während durch die kontrastierende Negation und die Vergleichskonstruktion eindeutig nur der PO-Satz und nicht die gesamte VP fokussiert wird, ist das bei den Gradpartikeln grundsätzlich schwierig zu entscheiden (vgl. Altmann 1976). Eine Platzhalter-Akzentuierung einer Pro-PP im Mittelfeld bei gleichzeitigem Auftreten einer Gradpartikel deutet eher darauf hin, daß die gesamte VP durch die Partikel fokussiert wird; eine Interpretation, wonach sich die Partikel nur auf den PO-Satz bezieht, ist aber wohl nicht ganz auszuschließen. (3-109a) Wir haben ihn nur danach geFRAGT, ob er sich Jetzt als Star sehe ( aber nicht etwa zu provozieren versucht / ? aber nicht nach anderen Dingen gefragt).

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Der Bezugeelement-Akzent erzwingt aber Immer eine engere Pokusslerung als der Platzhalter-Akzent. (3-109b) Wir haben ihn nur DAnach gefragt, ob er sich jetzt als Star sehe (aber nicht nach anderen Dingen / 'aber nicht etwa ihn zu provozieren versucht). Mit Jacobs (1984) läßt sich der Unterschied zwischen (109a) und (109b) so beschreiben: die Gradpartikel fungiert als Operator, die eine Proposition in einen inhaltlich vorausgesetzten Hintergrundteil und einen Fokusteil zerlegt. Der Hintergrundteil verweist dabei auf eine kontextuell gegebene Skala: das wäre in (109a) eine Skala von Handlungen, von denen der Objektsreferent afflziert wird, in (109b) eine Skala von zu erfragenden Sachverhalten. Der Fokusteil bestimmt nun - je nach der Bedeutung der fokusslerenden Gradpartikel - eine Quantiflkatlon oder Prädikation Ober diese Skala, für (109a) etwa 'es gibt keine Handlung X für die gilt: X rangiert auf der Skala von Handlungen höher als die Handlung des Fragens, ob es sich jetzt als Star sehe' und der Subjektsreferent hat diese Handlung ausgeführt. Genau darin liegt nun die funktionale Leistung der Platzhalter vs. Bezugselement-Opposition: über die Funktion der Homonymendlfferenzlerung, die sie in einzelnen Fällen wahrnehmen kann, hinaus wirkt diese Opposition nicht eigentlich bedeutungsdlfferenzlerend auf der Ebene dessen, was konkret ausgedrückt wird, sondern vielmehr auf einer Präsuppositlonsebene: was wird Impliziert, Implizit kontrastiert, oder was wird ausgeschlossen. Diese Funktion zeigt sich teilweise auch bei freiem Fokus. Es gibt eine Reihe von PO-Verben, die bei freiem Fokus nur die Extraposition eines Gliedteilsatzes mit einem Bezguselement im Matrixsatz erlauben, die Platzhalter-Gliedsatz-Variante aber nicht zulassen. Das sind zum einen relationale Verben, die eine abstrakte Relation zwischen zwei Sachverhalten ausdrücken und meist Doppelgliedsatzkonstruktionen erlauben wie bestehen in. liegen in/an, sich zeigen in/an, sich ausdrücken in, sich erweisen in. beruhen auf, sich bekunden in, zusammenhängen mit, sich kundgeben in, sich ergeben aus. Die Präpositionen regleren hier immmer Dativ. Versteht man starke Akzentuierung einer Konstituente als Ausschluß möglicher Alternativen1* im gegebenen Kontext, erklärt sich das Gliedteilsatz-Akzentmuster hier aus der Unmöglichkeit der intonatorischen Hervorhebung des Verbs: solche relationalen Verben sind vergleichsweise informationsarm und besonders deutlich etwa bei bestehen In - eher selbst zum präsupponlerten Material zu rechnen, d.h. was sie assertieren geht nicht wesentlich über das hinaus, was durch die Setzung des Subjektsausdrucks impliziert wird: Existenzprä12)

Die These vom implizit immer kontrastiven Akzent vertreten etwa Lötscher (1985b u. 1983) sowie Bolinger (1972).

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suppositlonen, oder eben das Bestehen eines relationalen Zusammenhangs zwischen Sachverhalten. Ein sinnvoller Kontrast zu diesen Verben 1st kaum denkbar. Hintergrundmaterial erhält aber keinen Fokusakzent. (3-110) Die Vollkommenheit des Französischen besteht DArin/ 'beSTEHT darin, einen Gedanken auf die klarste and kürzeste Weise ausdrücken zu können. (3-111) Mit größerem Recht hat man die Begriffsunklarheit betont, die sich DArin äußert / ('darin AUßert) , daß in den Fällen, wo der Nebensatz als Satzglied steht, der Hauptsatz ohne diesen keinen vollständigen Satz ausmache. (3-112) Der intuitiv spürbare Bedeutungsunterschied beruht DArauf / CbeRUHT darauf), daß der Nebensatz im zweiten Fall einer völlig anderen Kategorie zugeordnet wird. (3-113) Hier kann ich, wie so oft, nicht umhin, mich im Vorübergehen an dem inneren und fast geheimnisvollen Zusammenhang des altphilologischen Interesses mit einem lebendig-liebevollen Sinn für die Schönheit und Vernunftwürde des Menschen zu weiden, - diesem Zusammenhang, der sich DArin kundgibt ( ?? darin KUNDglbt), daß man die Studienwelt der antiken Sprachen als die "Humanioren" bezeichnet. (3-114) Das hängt einfach DAmi t zusammen / ?? hängt damit zuSAMmen), daß die erzielten Erlöse von den realisierten Preisen bestimmt werden. (3-115) Dieser Durchschnittswert ergibt sich rechnerisch DAraus / *erGJBT sich daraus, daß nur einige Postwerttarife erhöht werden sollen. Stellungsunabhängigen Bezugselement-Akzent tragen auch die Pro-PPen damit und dadurch In Instrumentaler Bedeutung. Sie sind aufgrund Ihrer Inhärenten Rhematlzität und Ihrer Nähe zu den Adverbialsätzen, die ja ebenfalls nur Bezugselemente und keine Platzhalter Im Matrixsatz erlauben, prädestiniert, zusammen mit dem Glledtellsatz allein den Fokusbereich zu bilden. (3-116) Minister Wörner versuchte angeblich sein Ziel DAdurch zu erreichen / ?? sein Ziel dadurch zu erREIchen), daß er zweifelhafte Zeusen auftreten ließ. (3-117) Erben tut die Attributivsätze DAmi t / ?? tut...damit AB), daß sie nebengeordnete Größen charakterisieren. Unter den dreiwertigen PO-Verben kommen solche mit obligatorischem Bezugselement kaum vor. Da sie Informationshalber sind als die relationalen, bedeutungsarmen Verben, können sie leichter selbst als Rhemaexponent für die gesamte VP fungieren. Lediglich bei etw. merken an etw, etw. erkennen an etw. ist das Glledsatz-Akzentmuster bei freiem Fokus weniger akzeptabler als das Gliedteilsatz-Akzentmuster. Hier spielt wiederum die kausale (adverbiale) Bedeutung eine Rolle.

189

(3-118)

Aber von innen mußte man Bloch gesehen haben,; er merkte es DAran / ?? er MERkte es daran), daß er selber den Atem anhielt, als er vorbeieine.

Bei allen anderen PO-Verben 1st die Wahl zwischen Platzhalter und Bezugselement bei freiem Fokus und extraponiertem PO-Satz weniger eindeutig geregelt und wird zum Teil auch durch die kategoriale Füllung des PO-Satzes beeinflußt. Dreiwertige Verben lassen Fokussierung nur des Gliedteilsatzes allgemein schwerer zu. (3-119) Diese in der Bundeswehr bekannte MAD-Praxis müßte die Vorgesetzten eigentlich (dazu) ZWINgen / ?? genau DAzu zwingen), sich die Recherchen-Ergebnisse besonders kritisch anzusehen. Daß die verschiedenen· Akzentmuster auch zur Homonymendifferenzierung beitragen können, zeigen die folgenden Satzpaare. (3-120a) Mir LIEGT daran, daß ihr rechtzeitie kommt. (3-120b) Daß ich verärgert bin, liegt DAran. daß ihr nie rechtzeltie kommt. Liegen an in (120a) ist ein unpersönlich konstruiertes PO-Verb, das einen psychischen Zustand bezeichnet. Liegen an In (120b) 1st ein relationales PO-Verb, das nicht als Rhemaexponent fungieren kann. (3-121a) Läßt man beliebige zufällige, untereinander in keinen Zusammenhang zu bringende Abweichungen zu, so erKLART man Im Grunde damit, daß das Objekt der Untersuchung, die Sprache, der wissenschaftlichen Erkenntnis nicht zueänelich ist. (3-121b) Daß man Abweichungen zulaßt, erklärt man DAmlt. daß das Objekt der Untersuchung der wissenschaftlichen Erkenntnis nicht zueänelich ist. In (l21 a) 1st ein Thematischer Gliedsatz in Akkusativobjektfunktion extraponlert. Die Pro-PP ist Anapher und, wie für referierende Proformen Im Mittelfeld üblich, nicht akzentuiert. Zwischen Matrixsatz und extraponiertem Gliedsatz liegt hier ein intonatorisches Einschnitt. In (I21b) 1st die Pro-PP dagegen Bezugselement des extraponierten PO-Gliedtellsatzes. Bezugselement und extraponlerter Ausdruck sind auch intonatorisch enger verbunden. Das Gliedsatz-Akzentmuster ist wohl, wie immer bei instrumentalen und instrumentalnahen POen, nicht möglich.

3.4.2

Obligatorische Platzhalter

Wie bereits erwähnt, ist das Auftreten von Platzhaltern von extraponierten POSätzen in stärkerem Maße regelhaft, als das des Platzhalter-es von Subjekt- und Akkusativobjektsätzen. Dabei spielen in erster Linie semantlsche Gesichtspunkte

190

wie Zugehörigkeit eines Verbs zu einer bestimmten Verbsubklasse, Bedeutungshaltlgkelt der Präposition und, in geringerem Maße, semantlsche Rolle des PO eine Rolle. Der Einfluß der kategorialen Füllung des PO-Satzes auf das Auftreten von Platzhaltern wird in diesem Kapitel nur an einigen Stellen berührt und erst in Kapitel 4 systematisch für die einzelnen PO-Satz-Typen untersucht werden. Bei den obligatorisch auftretenden Pro-PPen wurden hier auch die Bezugselemente miterfaßt, die im Mittelfeld bei freiem Fokus nicht durch Platzhalter ersetzt werden können. a) relationale Verben In allen Fällen, in denen das Subjekt eines PO-Verbs [+ abstr) markiert ist, tritt obligatorisch ein Platzhalter oder Bezugselement auf, wenn ein PO-Glied(tell)satz extraponlert wird. Auch bei subjektlosen, unpersönlichen Konstruktionen sind Platzhalter oder Bezugselemente obligatorisch. PO-Verben, die nur Bezugselemente zulassen, oder zumindest eine deutliche Tendenz zu Bezugselementen haben, sind in der Übersicht hier unterstrichen. abhängen von, etw. ändern an, sich ausdrücken in. sich auswirken auf, aufbauen auf, basieren auf, beruhen auf, bestehen in. beitragen zu, sich erweisen in. sich ergeben aus, führen zu, fußen auf, folgen aus, sich gründen auf, hervorgehen aus, hinweisen auf, hinauslaufen auf, hindeuten auf, handeln von, gipfeln in. kollidieren mit, liegen in. liegen an. zu tun haben mit, zusammenhängen mit, sich zeigen in: es kommt an auf, es geht um. es handelt sich um. mir ist nach, mir liegt an, es bleibt bei; Nicht alle relationalen Verben erzwingen automatisch das Gliedteilsatz-Akzentmuster. Bei den PO-Verben mit der Präposition auf sind es diejenigen mit einem PO der semantischen Rolle Goal, die eine Affinität zu Platzhalter-Pro-PPen haben, während solche mit einer noch erkennbaren lokaladverbialen Grundbedeutung zum Gliedteilsatz-Muster neigen. Von einer durchgängigen funktionalen Opposition kann aber keine Rede sein.13 13)

In älteren Sprachstufen macht sich die Opposition lokal vs. direktlonal dagegen noch bei den Pro-PPen bemerkbar. Bis Ins Mittelhochdeutsche hinein sind Pronominaladverbien nach Ort und Richtung über die Vokalquantität differenziert: Direktional: _ _ (1) namun sie tho iro wat, legitun tharuf... Lokal: (2) sld er tharinne badota (Otfrid; Bsp. aus Dal 1966: 87)

191

Die Pro-PP leistet bei allen relationalen Verben eine Dlsambiguierung von POSätzen und Subjektsätzen, da diese Verben sämtlich auch als Doppelglledsatzverben mit einem Subjekt- und einem PO-Satz konstruiert werden können. Die Nebensätze zu unpersönlichen Verben würden ohne Pro-PP eine mit Subjektsätzen identisch Oberflächenstruktur aufweisen. Der Platzhalter hat dann die Funktion, Fehlinterpretationen, die von der Oberflächenstruktur her naheliegen, von vornehereln auszuschließen. Eine Ausnahme unter den Doppelgliedsatzverben ist hindern an mit fakultativem Platzhalter. Beim Auftreten von zwei Gliedsätzen wird bei diesem Verb die Unterscheidung von Subjektsatz und PO-Satz aber durch die Nebensatztypen garantiert - im allgemeinen erscheint in Subjektfunktion ein daß-Satz, in PO-Funktlon ein Infinitiv. Wird auch der PO-Satz als da/3-Satz realisiert, kann ein Platzhalter wohl kaum mehr weggelassen werden. (3-122a) Daß er nur eineinhalb Meter groß war, hinderte Napoleon nicht (daran), Kaiser von Frankreich zu werden. (3-122b) Daß er nur eineinhalb Meter groß war, hinderte Napoleon nicht ?(daran). daß er Kaiser von Frankreich wurde. Daß konjunktional eingeleitete Gliedsätze generell platzhalterfreundlicher sind als Infinitive und abhängige Verbzweitsätze, wird sich noch an mehreren Stellen zeigen. b) Verben mit der Präposition mit Hierunter fallen zum einen die schon mehrfach erwähnten PO-Verben mit einem Instrumental-PO, das nur als Gliedteilsatz mit einem obligatorischen Bezugselement realisiert werden kann, beweisen mit/durch, begründen mit/durch, sich entschuldigen mit, erklären mit/durch, etw. abtun mit; sowie PO-Verben mit einem niedrigen Transitivitätsgrad, bei denen das PO/der PO-Satz die Entität bezeichnet, durch die das Subjekt affiziert wird. Verben des 'Sich-Beschäfligens': sich abgeben mit, sich aufhalten mit, sich abplagen mit, sich befassen mit, sich beschäftigen mit, Zeit zubringen mit, sich Mühe geben mit, alle Hände voll zu tun haben mit; In Korrelatfunktion treten im Mittelhochdeutschen eher analytische Formen auf: Präposition + daz/diu. Das gilt übrigens auch im gegenwärtigen Deutsch für manche süddeutschen Dialekte, in denen Pro-PP-Bezugselemente analytisch gebildet werden. (3) An dös hob i net denkt, daß.... Erhalten geblieben 1st die analytisch gebildete Bezugs-Pro-PP auch in der Wendung an DEM, daß...soll es nicht liegen. Die analytisch gebildeten Bezugselemente wurden im Laufe der mittelhochdeutschen Zeit durch die verschmolzenen da(r)-Formen ersetzt.

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Verben des 'Sich -Abflndens': sich abfinden mit, auskommen mit, sich begnügen mit, sich behelfen mit, sich zufriedengeben mit, sich arrangieren mit, vorliebnehmen mit; Verben des 'Prahlene': aufschneiden mit, angeben mit, renommieren mit, sich wichtig tun mit; Das Subjekt bezeichnet bei diesen Verben Immer eine Person. Die Pro-PP wird eher als Platzhalter realisiert werden. Wenn man die relationalen Verben mit der Präposition mit berücksichtigt, zeigt sich, daß Verben mit dieser Präposition bei Anschluß eines PO-Satzes immer obligatorisch einen Platzhalter bzw. ein Bezugselement fordern. Das hat sicherlich damit zu tun, daß mit auch als Präposition von PO-Verben in keiner Welse desemantislert ist und sich die Bedeutung von PO-Verb + mit kompositioneil aufbaut. Bei Engel/Schumacher (1978) tritt ein fakultativer Platzhalter damit nur in sechs Fällen auf, die sich wiederum als eigene Gruppe aussondern lassen: es handelt sich um die "aktionsartkennzeichnenden" Verben wie aufhören, sich beeilen, enden, fortfahren etc. (s. 3.4.3c und Fußnote 3-3). c) Verben mit der Präposition auf PO-Verben mit der Präposition auf fordern überwiegend obligatorischen Platzhalter bei Extraposition eines PO-Gliedsatzes. Das PO hat hier meist die semantlsche Rolle Goal. Mitunter sind für solche PO-Sätze fokussierende Kontexte ungewöhnlich, speziell wenn der Gliedsatz als Infinitiv realisiert ist. (3-123) Ja, Diederich fühlte wohl, daß alles hier, die Behandlung, die geläufigen Ausdrücke, die ganze militärische Ausbildung vor allem '(?DArauf) hinzielte, / 'darauf HINzielte, die persönliche Würde auf ein Mindestmaß herabzusetzen. Mit einem extraponierten daß-S&tz wird ein Bezugselement merklich akzeptabler. Die hier in Frage kommenden PO-Verben bezeichnen eine Art "übertragene Bewegung", eine psychische/mentale Orientierung, deren Ziel im Gliedsatz ausgedrückt wird. Sofern die Präposition nach hier möglich ist, sind Platzhalter ebenfalls obligatorisch. abzielen auf, es anlegen auf, ausgehen auf, anspielen auf, aus sein auf, sich berufen auf, sich beschränken auf, sich beziehen auf, brennen auf, drängen auf/nach, eingehen auf, sich einlassen auf, hinweisen auf, lauern auf, sich reduzieren auf, sich richten auf, rechnen auf, schwören auf, spekulieren auf, vertrauen auf, sich verlassen auf, sich vorbereiten auf, verfallen auf, sich verstehen auf, zielen auf, sich zurückziehen auf, zurückkommen auf;

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Als Antonyme mit identischem Valenzrahmen könnte man verzichten auf und pfeifen auf interpretieren, die ebenfalls obligatorischen Platzhalter fordern. Fakultative Platzhalter haben warten auf, hoffen auf und sich freuen auf - die wohl frequentesten Verben dieser Subklasse. Die Bedeutungekonstanz, die die Präposition auf in POen mit einer Goal-Rolle zeigt, spielt für das obligatorische Auftreten eines Platzhalters vermutlich eine nicht unwesentliche Rolle. Die Nähe zu den Dlrektlonalergänzungen ist in vielen Fällen (zielen auf, sich richten auf) noch sehr deutlich. Obligatorisch sind Platzhalter auch nach den Verben suchen nach, sich sehnen nach, lechzen nach, trachten nach, sich verzehren nach, die ebenfalls eine Goal-Rolle vergeben. d) Verben mit der Präposition an Hierher gehören zum einen die bereits erwähnten dreiwertigen 'Verben des Erkennens' etw. erkennen / merken / sehen an, die auch ohne spezielle Fokussierungsstrateglen Pro-PPen mit Bezugselement-Akzent fordern. Neben der semantischen Nähe zu Kausaladverbialen spielt hier auch eine Disambiguierungsfunktion für das obligatorische Auftreten des Platzhalters eine Rolle: diese Verben lassen Doppelgliedsatzkonstruktionen mit Akkusativobjektsatz und PO-Satz zu. Ferner sind eine Reihe von zweiwertigen, meist reflexiven PO-Verben mit einer Thema-Ergänzung hierher zu rechnen, bei denen das PO bzw, der PO-Satz einen Gegenstand, die Ursache einer Gefühlsempfindung bezeichnet. Die eigentliche affizierte Entltät ist auch bei diesen PO-Verben wieder das Subjekt. Die kausale Bedeutungskomponente ist hier ebenfalls deutlich. sich belustigen an, sich ergötzen an, sich freuen an, sich stören an, sich stoßen an, sich weiden an, verzweifeln an, scheitern an, schwer tragen an; Eine dritte Gruppe bilden PO-Verben mit der Präposition an, die den Grad der Gewöhnung oder des Festhaltens eines Individuums an einer von ihm ausgeübten Tätigkeit bezeichnen. Die Kodierung erfolgt hier nach dem Muster von Lokaladverbialen oder Dlrektionaladverbialen. sich belustigen an, hängen an, sich halten an, sich gewöhnen an, festhalten an, sich klammern an, gut tun an, leiden an; Bezugselement-Akzentmuster ist bei den letzten beiden Gruppen seltener; bei Anschluß eines da/?-Satzes aber noch akzeptabler als bei Infinitiv-Anschluß. (3-124) Sie gewöhnte sich mit der Zeit auch ?DAran. nicht über Dienstsachen zu sprechen / auch DAran. daß sie nicht über Dienstsachen sprechen durfte.

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e) Verben dee 'eich-Eignens' Die fünf Verben dieser Gruppe sind neben den relationalen Verben beitragen zu und Tütiren zu die einzigen PO-Verben mit der Präposition zu, bei denen im Matrixsatz ein Platzhalter aufreten muß, wenn ein Gliedsatz extraponlert wird. taugen zu, neigen zu, passen zu, sich eignen zu, dienen zu; Das Gliedsatzmuster ist deutlich vorzuziehen, Gliedteilsatzfokussierung nicht immer akzeptabel. (3-1258.) Ich bin kein Populist und NEIge nicht dazu, mich bei einer Mehrheit anzubiedern. (3-125b) ? Ich bin kein Populist und neige vor allen Dingen nicht DAzu. mich bei einer Mehrheit anzubiedern. f) Verben mit den Präpositionen für und gegen Einige Verben dieser Gruppe lassen Substitution der Präposition zu, bei anderen ist entweder nur für oder nur gegen möglich. sich aussprechen für/gegen, sprechen für/gegen, stimmen für/gegen, sein für/gegen, sich entscheiden für/gegen, kämpfen für/gegen; plädieren für, können für, eintreten für, sich interessieren für, sorgen für, Jdn. gewinnen für; aufbegehren gegen, anstinken gegen, sich wehren gegen, sich verwahren gegen, sich sträuben gegen, sich stemmen gegen, sich sperren gegen; Daß ein Platzhalter bei Verben mit austauschbaren Präpositionen, bei denen mit dem Austausch der Präposition eine Bedeutungsänderung verbunden ist, mindestens bei einer der beiden Varianten stehen muß, bedarf keiner weiteren Erklärung. Anzunehmen ist, daß die negative Variante jeweils markierter 1st als die positive, und tatsächlich läßt etwa sich entscheiden für den Wegfall des Platzhalters zu. Bei allen anderen Verben muß aber auch bei der positiven Variante ein Platzhalter auftreten. Das hat auch damit zu tun, daß diese Verben, im Unterschied zu sich entscheiden, auch in anderen Satzbauplänen, In denen kein PO auftritt, konstruiert werden können, und die Setzung eines Platzhalters eine nicht-intendierte Lesart verhindert. Die Präposition gegen hat offensichtlich eine so klar isolierbare Eigenbedeutung, daß ein Plazhalter selbst dann obligatorisch 1st, wenn das PO-Verb Kommutation der Präposition nicht zuläßt. Mitunter kann bei PO-Verben mit der Präposition gegen eine Pro-PP auch mit Implizitem Kontrastakzent daGEgen auftreten. Bei PO-Verben mit gegen ist das Auftreten des Platzhalters zum Teil auch abhängig vom PO-Satz-Typ: einige Verben erlauben

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bei Anschluß eines Infinitivs den Wegfall des Platzhalters eher als bei Anschluß eines daß-Satzes, so etwa sich sträuben gegen, sich wehren gegen. (3-126a) Aber Ich WEHre mich '(dagegen), daß unser Geschichtsbild und das Bild unseres Volkes von sich selbst ausschließlich durch Jene unseligen zwölf Jahre bestimmt wird. (3-12ßb) Aber ich wehre mich HEFtlg ?(dagegen), unser Geschichtsbild und das Bild unseres Volkes von sich selbst ausschließlich durch Jene unseligen zwölf Jahre bestimmen zu lassen. Bei Infinitivanschluß tritt hier ein geringfügiger Lesartenwechsel in Richtung eines modalen 'nicht wollen' ein. Eine kohärente Infinitivkonstruktion mit einem ins Mittelfeld Integrierten Infinitiv 1st aber kaum möglich. (3-126c) ?? well ich mich das zuzulassen wehre. g) Verben mit austauschbaren Präpositionen

Kennzeichen dieser PO-Verben ist es, daß sie in mehreren Valenzrahmen existieren. Mit dem Wechsel der Präposition ist hier immer ein Bedeutungswechsel verbunden. Zum Teil sind diese Verben bereits in den Gruppen a) bis f) erfaßt, die Punktion der Homonymendlfferenzierung spielt aber fUr die Obligatorlzität der Pro-PPen ebenfalls eine entscheidende Rolle. bestehen auf/aus/in, es bringen auf/zu, Jdn. bringen auf/zu, kommen auf/von/zu, sich machen an/sich etw. machen aus, etw. halten von/halten für/halten gegen/ große Stücke halten auf, liegen an/liegen ln/Jdm. liegt an Bei sich freuen auf/Ober/an 1st ein Platzhalter nur bei sich freuen an obligatorisch. Der Bedeutungsunterschied zwischen sich freuen Ober vs. sich freuen auf, das eine zusätzliche Bedeutungskomponente 'prospektiv' enthält, kann auch Ober das Zeltenverhältnis zwischen Matrixsatz und Gliedsatz erschlossen werden: Nachzeitigkeit des im Gliedsatz ausgedrückten Geschehens gegenüber dem Matrixsatz korrespondiert mit der Präposition auf, über 1st bezüglich des Zeitenverhältnisses neutral. h) Verben mit der Präposition vor

PO-Verben mit der Präposition vor zeigen hinsichtlich des Auftretens von Platzhaltern ein sehr heterogenes Verhalten. Selbst kohyponyme Verben innerhalb der Verbgruppe 'sich fürchten vor' und 'Jdn. bewahren vor' (Kausative zu den Modalitätsverben) fordern teilweise obligatorischen, teilweise fakultativen Platzhalter. Mit eher obligatorischem Platzhalter erscheinen: jdn. beschützen vor, jdn. bewahren vor, jdn. behüten vor, grauen vor, sich ekeln vor, sich drücken vor, er-

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schrecken vor, flüchten vor, Jdn. In Schutz nehmen vor, jdn. retten vor, zurückschrecken vor; eher weglaßbar 1st ein Platzhalter bei Angst haben vor, sich furchten vor, sich hüten vor, sich scheuen vor, Jdn. warnen vor; Als Gliedsätze bei diesen PO-Verben treten fast nur Infinitive auf; Konstruktionen mit Bezugselement + Gliedteilsatz finden sich kaum. Der Unterschied könnte darauf zurückzuführen sein, daß die Verben mit fakultativen Platzhaltern semantisch weniger komplex und sozusagen stilistisch neutraler sind als die mit obligatorischem Platzhalter - sicherlich sind sie auch frequenter. Auch lassen die Verben mit fakultativem Platzhalter Mittelfeldintegration des Infinitivs noch eher zu als die die mit obligatorischem. (3-127) '...weil ich das zu tun mich ekle. (3-128) '...well Ich sie das zu tun bewahren möchte. (3-129) ?...well Ich das zu tun mich hüten würde. (3-130) ??..weil ich ihn das zu tun gewarnt habe.

3.4.3

Fakultative Platzhalter

Tritt bei einem extraponierten Gliedsatz im Matrixsatz kein Platzhalter auf, ist nur mehr über die Verbvalenz zu entscheiden, welche Satzgliedfunktion der extraponierte Gliedsatz hat. Bei Verben mit Rektionsvarianten kann also ohne Platzhalter genau genommen keine Entscheidung getroffen werden. Da bei echten Rektionsvarianten ja keine Bedeutungeänderung mit dem Wechsel der Konstruktion verbunden ist, 1st das für die Satzbedeutung auch irrelevant. Bei den PO-Verben hören von/über, lesen von/über, schreiben von/über, wissen von/über, erzählen von/über, berichten von/über wird ein extraponierter Gliedsatz ohne Platzhalter wohl immer als Akkusativobjektsatz interpretiert werden. a) Verben des Beeinflussens Bei den dreiwertigen 'Verben des Beeinflussens', die mit der Präposition zu auftreten, ist ein Platzhalter immer weglaßbar. Der Gliedsatz 1st fast immer ein Infinitiv, die Konstruktion aus Bezugselement + Gliedteilsatz weitgehend ausgeschlossen. Selbst bei Doppelgliedsatzkonstruktionen tritt hier kein Platzhalter auf. Subjektsatz und PO-Gliedsatz sind aber formal unterschieden: An Subjektstelle treten bei diesen Verben nur da/3-Sätze auf, an PO-Stelle überwiegend Infinitive.

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(3-131)

(Die Tatsache) Daß höheren Orts meist nicht lange gefackelt wird, müßte die Vorgesetzten eigentlich (dazu) ZWINgen. sich die Recherchen-Ergebnisse besonders kritisch anzusehen. Jdn. anstiften zu, anhalten zu, anspornen zu, anfeuern zu, auffordern zu, bewegen zu, bereden zu, drängen zu, einladen zu, ermahnen zu, ermuntern zu, ermutigen zu, herumkriegen zu, überreden zu, veranlassen zu, verführen zu, verleiten zu, verlocken zu, verpflichten zu, zwingen zu; Generell lassen dreiwertige Verben die Möglichkeit des Platzhalterwegfalle eher zu als zweiwertige. Bei diesen Verben spielt darüber hinaus der enge Anschluß des Infinitivs - sie lassen Mlttelfeldlntegratlon des Infinitivs zu - eine Rolle. b) aktlonsartkennzelchnende Verben Diese Verben dienen In erster Linie als 'Aktionsartmarkierer1 für den abhängigen Gliedsatz; sie enthalten darüber hinaus keine weitere Bedeutungskomponente und nähern sich damit den Modal- und Hilfsverben. Auch sind bei diesen Verben kohärente Konstruktionen mit Infinitiv im Mittelfeld möglich. Einige dieser Verben (anfangen, beginnen, aufhören) lassen daneben auch eine "Vollverb-Verwendung" zu: in diesem Fall tritt ein Bezugselement auf, und der PO-Satz wird als konjunktlonal eingeleiteter Glledtellsatz realisiert. (3-132) Es begann DAmi t / es beGANN damit, daß KoUaiczek das große Floß von Kiew über den Privet durch den Kanal, über den Buz bis Modlln und von dort die Weichsel hinterflößen sollte. Daß das Verb hier nicht die Aktionsart des Nebensatzes markiert, kann man daran erkennen, daß eine "Inchoatlv"-Aktlonsart im Nebensatz unabhängig ausgedrückt werden kann, was bei Anschluß eines Infinitivs und Gebrauch als aktionsartkennzeichnendes Verb nicht möglich ist. (3-133a) Die Katastrophe begann am Donnerstag DAmi t. daß plötzlich ein orkanartiger Sturm einsetzte. (3-133b) Ein orkanartiger Sturm begann einzusetzen. Das Bezugselement 1st beim Gebrauch dieser Verben als Vollverben obligatorisch; beim hilfsverbartigen Gebrauch kann ein Platzhalter nicht auftreten. Solche aktionsartkennzeichnenden Verben sind daneben sich beeilen (mit), fortfahren (mit), zögern (mit). In der Konstruktion als Aktionsartmarkierer bezeichnen diese Verben den Anfang bzw. das Ende eines Geschehens, beim Gebrauch als Vollverben bezeichnen sie eine "Tätigkeit i n n e r h a l b eines komplexen w Geschehens" (Benes 1979:387). Das Auftreten von Bezugselementen dient hier also wiederum der Homonymendlfferenzierung.

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b) Verben mit der Präposition Ober Es handelt sich hier um PO-Verben der emotionalen Einstellung, bei denen das PO bzw. der PO-Satz den Gegenstand der Emotion bezeichnet, von der das Subjekt afflziert wird. Die Verben dieser Subklasse regleren Immer die Präposition über. Neben den schon erwähnten Verben lesen über, schreiben über, berichten Ober, bei denen ein platzhalterloser Gliedsatz eher als satzförmige Realisierung eines Akkustlvobjekts gelesen wird, zählen hierher auch Verben, die sich als redeeinleitende Verben interpretieren lassen und Anschluß eines konjunktivischen Verbzweitsatzes zulassen. sich ärgern über, sich beklagen über, sich empören über, sich freuen über, sich erregen über, fluchen über, sich beschweren über, Jammern über, Jubeln über, klagen über, staunen über, sich wundern über, schimpfen über, weinen über; Bei Anschluß eines konjunktivischen Verbzweitsatzes tritt Überwiegend kein Platzhalter auf, Bezugselemente sind zu diesem Satztyp ganz ausgeschlossen. Konjunktional eingeleiteter PO-Satz und Verbzweitsatz sind nicht völlig bedeutungsglelch. (3-134a) Er beklagte sich darüber, daß der tägliche Pressesoieeel die Bundesrepublik verzerrt darstelle. (3-134b) Er beklagte sich, der tägliche Pressespleeel stelle die Bundesrepublik verzerrt dar. Während in (133a) der Gliedsatz das "Thema", den Gegenstand des Klagens bezeichnet und das Verb faktive Lesart hat, bezeichnet der Verbzweitsatz in (134b) diese Klage selbst. In (134a) muß sich beklagen nicht als redeeinleitendes Verb interpretiert werden; eine Fortführung mit ...indem er sagte: "..." ist durchaus möglich, in (134b) wäre eine solche Fortführung dagegen ausgeschlossen.

3.5

Zusammenfassung Kapitel 3

PO-Sätze treten in zwei verschiedenen Status auf: als PO-Glledsätze mit einer verbspezifisch optionalen Platzhalter-Pro-PP und als PO-Gliedteilsätze mit einem obligatorischen Bezugselement. Auf einer formalen Ebene sind diese beiden Realisierungen durch unterschiedliche Akzentmuster getrennt: Platzhalter-Pro-PPen sind unakzentulert oder haben einen schwachen Akzent auf dem Präpositlonalteil. Bei Extraposition eines PO-Gliedsatzes ist das GliedsatzAkzentmuster mit akzentueller Hervorhebung einer anderen Konstituente des Matrixsatzprädikats gekoppelt; in den meisten Fällen erhält das Hauptverb den

199

Objekts-NP oder ein Adverbial Innerhalb des Matrixsatzes fungieren. Der durch den Akzentträger Indizierte Rhemabereich 1st beim Gliedsatz-Akzentmuster die gesamte VP einschließlich des Gliedsatzes. Als Bezugselemente von PO-Gliedteilsätzen fungieren Pro-PPen mit einem starken Akzent auf dem pronominalen Teil, merkmalsarme NPen wie die Tatsache, die Frage, der Umstand etc. sowie deverbale oder deadjektivische Nomina mit eigenständiger Valenz wie die Oberzeugung, die Erwartung, die Entschuldigung etc. Beim Gliedteilsatz-Akzentmuster können Im Matrixsatz keine stärker akzentuierten Konstituenten auftreten. Das Bezugselement fungiert als Rhemaexponent des Projektionsbereichs PO-Satz. Während Platzhalter als nicht denotierende Ausdrücke lediglich Leerstellenmarkierer eines extraponierten PO-Gliedsatzes sind und in erster Linie Ober die Präposition als Garanten der intendierten Verblesart dienen und den richtigen Anschluß des extraponierten, formal selbst nicht markierten Arguments garantieren, haben Bezugselemente eigenständige Referenz und sind Valenzträger eines PO-Gliedteilsatzes, der nicht direkt Komplement des Matrixsatzprädikats sondern des Bezugselements ist. Dabei haben nominale Bezugselemente selbständige Valenzeigenschaften, die unabhängig sind von der syntaktischen Punktion, die das Bezugselement innerhalb des Matrixsatzes einnimmt, während Pro-Bezugselemente "valenzdurchlässig" sind und dem Gliedteilsatz keine andere Valenzstelle zuweisen können, als die, die sie selbst innerhalb des Matrixsatzes einnehmen. Pro-Bezugselemente sind jeweils bereits für eine syntaktische Funktion spezifiziert: Pro-PPen für Gliedtellsätze In PO-Funktion, des für Gliedteilsätze In Subjekt- oder Akkusativobjektfunktion, deswegen für Gliedtellsätze In der Funktion von Kausaladverbialen, so für Gliedtellsätze in der Funktion von Modaladverbialen, da/dort für Gliedteilsätze in der Funktion von Lokaladverbialen etc. Platzhalter kommen nur in Kombination mit Komplementsätzen vor, Adverbialsätze können sich nur mit Bezugselementen verbinden. Die Distribution von Platzhalter Bezugselement 1st (1)

stellungsbedlngt Im Mittelfeld kann ein valenzgebundener Komlementsatz standardsprachlich nur in der Form Bezugselement + Glledteilsatz erscheinen. Pro-PP und POSatz Im Vorfeld haben ebenfalls Gliedteilsatz-Akzentmuster. Bei Linksversetzung eines PO-Gliedsatzes hat die wiederaufnehmende Pro-PP eher Bezugselement-Akzent, ist aber nicht als Bezugselement eines Gliedteilsatzes, sondern als wiederaufnehmende, anaphorische Pro-PP zu betrachten. Nachtrag und Rechtsversetzung von PO-Sätzen bedingen Gliedteilsatz-Ak-

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zentmuster. Extraposition ist sowohl als Gliedsatz- als auch als Gliedteilsatz-Extraposition möglich. Der Platzhalter eines extraponierten Gliedsatzes kann dabei auch ausgeklammert werden. Ausklammerung ist schließlich auch für den Komplex aus Bezugselement und Gliedteilsatz möglich. (2)

abhängig vom Auftreten fokussierender Ausdrücke Ein PO-Satz kann durch Gradpartikeln, Vergleichepartikeln, kontrastierende oder Korrekturnegation oder fokusslerende Adverbiale nur in der Form eines Gliedteilsatzes fokusslert werden. Zwischen dem fokussierenden Ausdruck und dem fokussierten PO-Satz tritt ein Bezugselement auf." Die Möglichkeit des Auftretens solcher Strukturen mit fokussierenden Ausdrücken ist teilweise matrixverbspezifisch. So lassen etwa die dreiwertigen Verben des Beeinflussens Fokusslerung nur des PO-Satzes kaum zu.

(3)

matrixverbepezlflech Bei einer Reihe von Verben 1st bei Extraposition des PO-Satzes das Gliedtellsatz-Akzentmuster obligatorisch, d.h. der PO-Satz ist hier auch ohne spezielle lexikalische Strategien fokussiert und kann folglich nur als Gliedteilsatz realisiert werden. Solche Verben sind zum einen eine Reihe von relationalen Verben mit geringer Assertlonskraft - bestehen In, sich ergeben aus, liegen an etc. -, sowie Verben mit einem Instrumental-PO. Bei diesen macht sich in der Obligatorizität des Gliedteilsatz-Akzentmusters die Nähe zu den Adverbialsätzen bemerkbar. Das gilt evtl. auch für die dreiwertigen Verben erkennen an, sehen an, merken an, die eine ausgeprägte Tendenz zu Bezugselement-Akzentmuster haben: das PO enthält bei diesen Verben eine deutliche kausale Komponente.

Das Auftreten eines Platzhalters wird begünstigt durch folgende Faktoren:. 1)

14)

die Präposition hat isolierbare Eigenbedeutung (mit, an, auf)

Eine Ausnahme sind Strukturen, in denen der fokusslerende Ausdruck selbst den Bezugselement-Akzent attrahiert. (1) Er hat NICHT gefragt, ob sie KOMMT (sondern wo sie gerade steckt / "sondern Oberhaupt keine Frage gestellt) (2) Er hat nicht DAnach gefragt, ob sie KOMMT, (sondern DAnach, wo sie gerade steckt / 'sondern er hat überhaupt keine Frage gestellt.) (3) Er hat nicht (danach) geFRAGT, ob sie KOMMT, (sondern wo sie gerade steckt /sondern er hat Oberhaupt keine Frage gestellt). Die Präsuppositionsstruktur von (1) mit akzentuiertem fokussierendem Ausdruck ist identisch mit der von (2), dem Bezugselement-Akzentmuster, und unterscheidet sich vom echten Gliedsatzakzentmuster in (3). Die Akzentuierung des fokussierenden Ausdrucks 1st Ergebnis einer Verschmelzung von zwei Funktionen in einem Ausdruck: fokussierende Partikel + Bezugselement.

201

2)

der Gliedsatz hat adverbiale oder adverbialnahe Bedeutung (instrumental, kausal, direktional, lokal)

3)

das Verb läßt sich als Doppelgliedsatzverb (mit Subjektsatz oder Akkusativobjektsatz) konstruieren.

4)

der Gliedsatz ist konjunktlonal eingeleitet.

Dreiwertigkeit des Verbs und Gliedsätze in der Form von Infinitivphrasen oder abhängigen Verbzweitsätzen begünstigen auf der anderen Seite Wegfall des Platzhalters.

202

4.

TYPEN VON PO-SÄTZEN

Neben den Standardtypen konjunktional eingeleiteter Verbletztsätze (daß-Sätze, ofr-Sätze und w-Sätze) treten als Realisierungen von PO-Sätzen auch Infinitivphrasen und uneingeleitete Gliedsätze mit Verbzweitstellung auf. Relativsätze erscheinen als Gliedteilsätze oder, in der Form von freien ^-Relativsätzen, auch als Gliedsätze in der Funktion eines PO. Einen Sonderfall stellen wenn-Sätze dar, die unter bestimmten Bedingungen auch die Argumentstelle eines PO besetzen können. Deren uneingeleitete Variante mit Verbspitzenstellung kann dagegen aufgrund der Beschränkung auf Vorfeldstellung nicht mehr eindeutig als PO-Satz klassifiziert werden. In den möglichen kategorialen Füllungen unterscheiden sich PO-Sätze somit nicht grundsätzlich von Subjekt- und Akkusativobjektsätzen. Wodurch wird nun bestimmt, in welcher Form ein PO bei satzförmlger Realisierung erscheint? Im wesentlichen 1st es zunächst natürlich der Valenzträger selbst, der entsprechend seiner Bedeutung für einen bestimmten Gliedsatztyp subkategorisiert ist. Dabei zerfallen die konjunktional eingeleiteten Gliedsatztypen in zwei Großgruppen: beklagte sich: "Die Bayern spielen vielleicht schlecht l / Spielen die Bayern vielleicht schlecht l" Von ob- und r-Sätzen werden daß -Satze wie erwähnt über den Wahrheitewert der im Gliedsatz ausgedrückten Proposition unterschieden. Zint-Dyhr (1981) trifft eine Einteilung von Verben mit Komplementsätzen in faktive Verben mit "präsupponlerter Proposition" der Ergänzung und nicht faktive Verben. Als Identifizierungskriterien für faktive Verben dienen Ihr: Nomlnalisierbarkeit des Komplementsatzes, Verbot von Konjunktiv im Komplementsatz, Erhalt des Wahrheitswertes der Proposition bei Negation des Matrlxsatzprädlkats und - im Zusammenhang dieser Arbeit interessant - "obligatorische Präposition" des Matrixverbs (ebd. 56), womit einerseits obligatorisches Auftreten von Platzhaltern gemeint ist, andererseits wird überhaupt Jedes PO-Verb, zu dem nicht eine Rektionsvariante mit einer NP In reinem Kasus existiert, als faktiv klassifiziert. "Die Propositionen von Präpoeitionalphrasen können als präeupponiert gelten" (ebd. 57) "Proposition" 1st im Zusammenhang von NPen und PPen kein geeigneter Begriff; gemeint 1st wohl eine Art Existenzpräsuppositlon: "Bei Äußerungen wie ich glaube an etwas setze ich etwas voraus, dem ich meine Aufmerksamkeit widme" (ebd. 57). Das trifft für viele PO-Verben sicherlich zu, speziell für die PO-Verben der emotionalen Einstellung, bei denen das PO den "Gegenstand" der emotionalen Regung bezeichnet, durch den der Subjektsreferent affiziert wird (vgl. 1.3.2). Auch können Präpositionen und Platzhalter mitunter durchaus faktivltätsver1)

vgl. dazu Batllner (1988) und Näf (1987). Letzterer wertet Exklamative als Spezlalfall emphatischer Aussagen.

209

stärkende Wirkung haben (etw. wissen, wissen, daß vs. wissen von etw., davon wissen, daß). Einen Allgemeingültlgkeitsanspruch für PO-Verben kann man daraus jedoch nicht ableiten. Zint-Dyhrs These würde beispielsweise die Vorhersage erlauben, daß POe nicht in opaken Kontexten auftreten können. Wie die folgenden Beispiele zeigen, gibt es aber durchaus PO-Verben, die solche opaken Kontexte schaffen können. Selbst In (22b) mit einem PO scheint mir dabei eine referentielle Lesart nicht näher zu liegen als beim Akkusativobjekt In (22a). (4-22a) Per Annonce sucht Otto Jetzt eine Frau, die Ordnung in seine Junggesellenwirtschaft bringt. (4-22b) Per Annonce sucht Otto Jetzt nach einer Frau, die Ordnung in seine Junggesellenwirtschaft bringt. (4-23) Otto sehnt sich nach einem holden weiblichen Wesen. (4-24) Franziska spekuliert / hofft / wartet auf einen Lottogewinn. (4-26) Gisela bemüht sich Jetzt um eine Professur. (4-26) Ihm graut vor einer Abfuhr. (4-27) Ich dachte an etwas Grünes, vielleicht aus Seide. Für die PO-Verben in (23) bis (27) existieren auch keine Rektionsvarianten mit Kasus-NPen; bei sich sehnen nach, spekulieren auf und grauen vor sind auch Platzhalter obligatorisch. Es kann also nicht die Rede davon sein, daß qua syntaktischer Funktion PO Exlstenzpräsupposition für den Im PO ausgedrückten Gegenstand gilt. Allenfalls deutet in einem Minimalpaar mit Hinimalkontext. der sowohl opake als auch referentielle Lesart zuläßt, eine PO-Variante stärker auf eine referentielle Lesart hin als die Rektionsvariante mit Akkusativ.* Ausgeschlossen 1st eine opake Lesart aber auch bei PO-Valenz nicht. (4-28a) Er sucht einen Geldbeutel, (irgendeinen) (4-28b) Er sucht nach einem Geldbeutel, (nach einem bestimmten) Die These der Präsupposltionsasymmetrie hat Reis (1982) für das Subjekt widerlegt (das bei Zint-Dyhr ebenfalls als "strukturell...Im Rahmen des Satzes" präsupponlert gilt) und an anderer Stelle (Reis 1977) darauf hingewiesen, daß es keine lexikalischen oder strukturellen kontextunabhängigen Präsupposltionsgaranten gibt, sondern daß jeweils ein Bündel von kontextuellen und pragmatischen Faktoren zusammenwirkt. Genau dies muß man auch für den Bereich der POe annehmen.

2)

Jedenfalls deuteten einige meiner Informanten den Unterschied zwischen (28a) und (28b) dahingehend.

210

Die Vorstellung einer faktlvitätsverstärkenden Wirkung von Platzhaltern findet sich auch häufig Im Zusammenhang mit dem Platzhalter-es von Subjekt- und Akkusativobjektsätzen (vgl. Ulvestad/Bergenholtz 1983; Klparsky/Klparsky 1970; Mlkame 1986). Bei präsupposltlonsneutralen Verben kann ein Platzhalter-es faktlvlerende Wirkung haben. Da das Auftreten des Platzhalter-es aber generell weniger stark grammatisch geregelt 1st und obligatorische Platzhalter bei Subjekt- und Akkusativobjektsätzen kaum vorkommen, im Unterschied zu PO-SatzPlatzhaltern, die häufig als Lesartgaranten obligatorisch sind, kann man die Verhältnisse beim Platzhalter-es nicht ohne weiteres auf PO-Satz-Platzhalter übertragen. Gerade well das Auftreten des Platzhalter-es nicht grammatisch geregelt ist, kann es leichter die Funktion eines Faktivitätsanzeigers übernehmen. PO-Satz-Platzhalter sind dagegen oft aus ganz anderen Gründen obligatorisch und Insofern weniger frei verfügbar für die Funktion eines Faktivitätsanzeigers. Jedenfalls läßt nicht Jeder obligatorische PO-Satz-Platzhalter auf Faktlvität des Matrixverbs schließen. Inwieweit In dieser Hinsicht aber gewisse Tendenzen einer faktivitätsanzelgenden oder -verstärkenden Wirkung von Platzhaltern zu erkennen sind, zeigt sich eher an Oppositionspaaren von da/J-Sätzen und anderen Gliedsatztypen. So ist etwa beim Vergleich von da/3-Sätzen mit unselbständigen Verbzweiteätzen eine Affinität von daß-Sätzen und Faktlvität zu beobachten. Auf diesen Zusammenhang weist auch Mlkame (1986) hin, der zwischen Matrixsatzprädikaten mit "starker Einstellung" des Sprechers zur Komplementsatzproposition "Der Sprecher hat Kenntnis von der Wahr-/Falschhelt der Äußerung" (ebd. 323) und "schwacher Einstellung" unterscheidet. "Der Sprecher gibt nur eine schwache, zurückhaltende Stellungnahme zum Komplementsatz ab und präsentiert Ihn dem Hörer" (ebd. 323) Faktive Verben wie sich freuen über, sich wundern über sind immer mit starker Einstellung gekoppelt und erlauben keine unselbständigen Verbzweitsätze, während Verben wie glauben, meinen, hoffen, denken beide Einstellungen zulassen und bei schwacher Einstellung eher mit einem Verbzweitsatz erscheinen. Woran Mikame den Unterschied bei Verben wie glauben etc. festmacht, bleibt etwas unklar, da auch die Beispiele nicht Immer einleuchtend sind. Einerseits Hege dem ein Unterschied Im Thematizltätsrang des Komplementsatzes zugrunde - eine "als Thema feststehende Proposition" bei starker Einstellung, gegenüber Neueinführung In den Diskurs bei schwacher Einstellung -, andererseits scheint er hier einen echten Lesartenwechsel des Matrixverbs anzunehmen, so etwa bei glauben 'etwas für wahr halten' gegenüber 'etwas für möglich halten, vermuten'. Mlkame listet

211

dann eine Reihe von syntaktischen Phänomenen auf, an denen sich dieser Unterschied manifestiert. Interessant in diesem Zusammenhang ist die "Interrogativ Verschiebung" sowie das Auftreten von Korrelaten. Interrogativ-Verschiebung, d.h. Herausstellung von w-Ausdrücken aus dem Komplementsatz; vor den Matrixsatz 1st Mlkame zufolge nur bei schwacher Einstellung des Matrixverbs möglich; der Typ des Komplementsatzes - daß-Satz oder unselbständiger Verbzweitsatz - scheint dabei keine Rolle zu spielen. (4-29) Das Mädchen tat, wie die Haulemännerchen gesagt hatten, kehrte mit dem Besen den Schnee hinter dem kleinen Hause weg, und was glaubt ihr wohl, daß es gefunden hat / hat es gefunden? Auch NPen und PPen können bei den genannten Verben herausgestellt werden. (4-30) Einlee Leute glaub ich sind da wohl anderer Mein uns / daß da wohl anderer Meinung sind. Die Herausstellung 1st Jedoch verboten bei - faktlven Verben, unabhängig von Ihrer Valenz (4-31) 'Wer freust du dich / freut dich, daß kommt? - sowie bei den genannten Verben, wenn sie eine 'starke Einstellung' ausdrücken. (4-32) 'Wer glaubst du fest, daß kommt. Damit verbunden 1st das Verbot von Platzhaltern im Matrixsatz. (4-33) "Wen glaubst du daran / es, daß sie mitbringt. Die Daten deuten darauf hin, daß es sich bei der Zulässigkeit der Herausstellung von w-Ausdrücken nicht um eine rein strukturbedingte Regel handelt, sondern vielmehr semantische Eigenschaften des übergeordneten Prädikats eine ausschlaggebende Rolle spielen. Das spricht einerseits gegen Pries (1986), der w-und NP-Bewegungen aus konjunktlonal eingeleiteten Nebensätzen generell ausschließt und unelngeleiteten Infinitiven gegenüberstellt, die solche Bewegungen zulassen. Auf der anderen Seite geht Reis (1985) zu weit, wenn sie daß als "schwachen Complementizer" (ebd. 284) auffaßt, der überwindbar sei und ebenso wie uneingeleitete Nebensätze wExtraktlon zuläßt. Die Beschränkung auf spezifische Matrixsatzverben läßt an die Verhältnisse bei abhängigen Verbzweiteätzen denken. Der Matrixsatz kann bei diesen in allen Parenthesennischen des umrahmenden Verbzweitsatzes eingefügt werden und zeigt dann den parenthesentypischen Intonationsverlauf. (4-34) Ihren Bernhardiner (glaub ich) nimmt sie (glaub ich) zu der Tagung nächste Woche (glaub ich) nun doch nicht mit (glaub ich).

212

Eingebettete daß-S&tze lassen natürlich solche völlig freien Matrlxsatzelnschübe nicht zu. In den Intonatorischen Eigenschaften ähneln -Sätze zu bezeichnen, die von performatlv verwendbaren Verben des Fragens sowie von den zuletztgenannten Verben des 'Nicht-Wissens' und des 'Wissen-Wollene' abhängen. Wie oi>-Sätze können auch w-Sätze von Verben des Wissens und des Mlttellens abhängen. Die Bezeichnung "Indirekter Fragesatz" ist dann nicht mehr angemessen. (4-69) Teltschlk kann Auskunft (darüber) geben, warum die Regie rune trotz der Empfehlung einleer Beamter des Auswärtigen Amtes und des Wlrtschaftsmtnisterlums keinen Straf an trag gestellt hat.

6)

Auf die Asymmetrie zwischen funktional orientierter Bezeichnung "Indirekter Fragesatz" und einem rein formal definierten Terminus "Indirekter Fragesatz" (dem hier die Termini w-S&tz und -Satz entsprechen, mit dem Zusatz, daß hier als w- Sätze nur subkategorlslerte Komplementsätze geführt werden) weist auch Heibig (1974a) hin.

222

Hier gilt im wesentlichen das schon bei den entsprechenden -Sätzen gesagte (vgl. 4.2), d.h. es handelt sich um die Nicht-Spezifizierung einer Variablen, Ober die der Sprecher selbst jedoch Kenntnis hat. Relationale Verben, die den Anschluß eines oi>-Satzes erlauben, lassen regelmäßig auch Gliedsätze mit einem w-Einlelteelement zu. (4-70) Es kommt darauf an, wie hoch das abgeschlossen 1st, die Pri va t versieh erum. Del Doppelgliedsatzkonstruktionen zu diesen Verben können dann wiederum wSätze zusammen mit -Sätzen oder ir-Sätzen, nicht aber zusammen mit daßSätzen auftreten. (4-71) Ob sich diese Erklärung aufrechterhalten läßt / Wie man diese Erklärung aufrechterhält, wird davon abhängen, welche Erklärung für Beispiele der folgenden Art vorzunehmen ist. In Abhängigkeit von verba dicendl können in der indirekten Redewiedergabe auch rte-Sätze auftreten, denen in der direkten Rede w-Exklamatlve entsprechen. (4-72a) Der entlassene Verteidigungsminister beklagte sich (darüber), wie übel ihm militärischer Apparat und Geheimdienstler mitgespielt hätten. Solche w-Gliedsätze können nicht auf direkte w-Fragen, wohl aber auf w-Verbletzt-Exklamatlve zurückgeführt werden. (4-72b) '—> Wie übel haben Ihnen militärischer Apparat und Geheimdienstler mitgespielt? (4-72c) —> Wie ÜBEL haben ihm doch militärischer Apparat und Geheimdienstler mitgespielt! Propositionsgleiche -Sätze können solche wte-Sätze nicht ersetzen. Die exklamativtypische Modalpartikel doch läßt sich auch bei diesen abhängigen wleSätzen einfügen, während in indirekt wiedergegebenen Fragen die Modalpartikeln denn, wohl und eigentlich, nicht aber doch auftreten können. (4-73) Er fragte sich, wie das wohl / eigentlich / denn / 'doch funktionlere. (4-72d) Er beklagte sich, wie übel ihm doch / 'denn / 'eigentlich / "wohl militärischer Apparat und Geheimdienstler mitgespielt hätten. In w-Sätzen, die von Verben des Wissens und relationalen Verben abhängen, können Modalpartikeln ebensowenig auftreten wie in den entsprechenden obSätzen. Generell können Modalpartikeln in unselbständigen Sätzen ohne eigenen Satzmodus nicht erscheinen. Daß sie in Komplementsätzen in der Funktion Indirekte Redewiedergabe zulässig sind - und zwar nicht spezifisch für den Satzmodus des Matrixsatzes (hier: Aussage), sondern für den Satzmodus der jeweiligen direkten Entsprechung des eingebetten Satzes -, ist neben dessen spezifischen Stellungseigenschaften ein weiteres Anzeichen dafür, daß Komplementsätze in der

223

Funktion Redewiedergabe nicht in dem Maße unselbständige Sätze sind wie die Standardkomplementsätze. Die Funktion von Ausdrücken wie (72) ist nicht ganz einfach zu beschreiben. Mit Lang (1983) gehe ich davon aus. daß bei der Indirekten Redewiedergabe der Einstellungsrahmen, der in der entsprechenden direkten Äußerung nicht-proposltional, direkt, ausgedrückt wird, im Matrixsatz beschrieben wird (vgl. auch Altmann 1987). Nun 1st aber die propositionale Grundeinstellung von Exklamativen, 'sich wundern' In (72) nicht explizit beschrieben; die Matrixverben aufklären über und sich beklagen über deuten nicht auf eine "faire" Redewiedergabe hin, bei der der Einstellungsrahmen über das Matrixverb rekonstruiert werden könnte. Die Rekonstruktion dieses Einstellungsrahmens gelingt hier nur über bestimmte Formmerkmale des eingebetteten w/e-Satzes, während die Matrixverben eher für den Einstellungsrahmen von Aussagen, 'sagen, daß', 'behaupten, daß' typisch sind. Der Einstellungsrahmen 1st hier also nicht explizit Im Matrixsatzprädikat prepositional repräsentiert, sondern allenfalls impliziert und indirekt erschließbar. Ein zweiter Typ von ir-Sätzen 1st ebenfalls nicht als Indirektheitstyp von wFragen zu beschreiben. Es handelt sich um wie-S&tze in Abhängigkeit von Wahrnehmungsverben, die regelmäßig gegen daß-Sätze, nicht aber gegen -Sätze oder Gliedsätze mit anderen ir-Elnlelteelementen austauschbar sind. (4-74a) Verblüfft sehe ich dabei zu, wie der Tabakhändler ihm den Hut abnimmt, wie der Pfarrer Ihm aus der Jacke hilft, vie der Tankwart Ihm seine Zeltune reicht. Wie beinhaltet gegenüber daß einen Aspektunterschied: es betont den Charakter der Prozeßhaftigkeit, während daß die Faktlzltät des im PO-Satz ausgedrückten Sachverhalts in den Vordergrund rückt.7 Im Gegensatz zu Indirekten Fragesätzen mit wie sind diese wJe-Sätze Immer verträglich mit einem durativen Temporaladverbial im Gliedsatz (allmählich, nach und nach etc.). (4-74b) Verblüfft sehe ich dabei zu, wie der Tabakhändler ihm allmählich den Hut abnimmt, wie der Pfarrer ihm nach und nach aus der Jacke hilft... (4-74c) ?? Ich frage mich, vie /auf welche Weise ihm der Pfarrer allmählich den Hut abnimmt. Es handelt sich hier also um einen eigenen Typ von ntfe-Sätzen, der nur zusammen mit spezifischen Matrixverben auftritt und von den ir-Sätzen, die eine "Leerstelle" eröffnen, getrennt werden sollte. Dieser Typ von wJe-Sätzen steht In der Bedeutung vielmehr den Temporaladverblalsätzen nahe, die zum Matrixprädi7)

"Wie betont den Verlauf des Geschehens und wirkt durativ, daß hingegen hebt das Faktum selbst hervor und wirkt punktuell" (Eggers 1972:167).

224

kat im Verhältnis der Gleichzeitigkeit stehen und mit als oder - bei Vergangenheitstempora eher umgangssprachlich - auch mit wie eingeleitet werden. Wie und als sind im Bereich der Bezeichnung gleichzeitig ablaufender Sachverhalte komplementär für präsentisches Tempus und Vergangenheitstempora. Das Phänomen, daß ein Gliedsatz mit adverbialer Bedeutung eine Valenzstelle des Matrixsatzprädikats besetzt, tritt bei den we/m-Sätzen noch einmal auf (vgl. 4.6). Während w/e-Sätze wie die zuletztgenannten und die Indirektheitstypen von wExklamativen allenfalls mit Je funktionsgleichen w7e-Sätzen koordiniert werden können, lassen alle anderen w-Sätze Koordination von w-Sätzen mit unterschiedlichen w-Einleiteelementen zu sowie den Indirektheitstyp von mehrziellgen Fragen. (4-75) Die Menschen sind unglücklich, ohne sich darum zu bekümmern, warum und wie sie es sind. (4-76) "Statt dessen" spottet er, "kümmern die sich darum, wer wann welchen Bleistiftspitzer und wieviele Aktenordner kaufen dar/. Subkategorisierte Glledsät/.e mit einem w-Ausdruck als Einleiteelement können bisweilen identisch mit freien w-Relativsätzen sein, die mit dem Matrixverb nie in einer Subkategorisierungsbeziehung stehen. Solche Homonymien haben Zaefferer (1984:55f.) und Oppenrieder (1987) beschrieben. Ein Ausdruck wie (4-77) Mich interessiert, wer das geschrieben hat. ist zum einen als freier Relativsatz Interpretlerbar: 'Wissen haben wollen über die Person, die das geschrieben hat'; zum anderen als indirekter Fragesatz: 'Wissen wollen, wer die Person ist, die das geschrieben hat'. Oppenrieder (1987:240) weist darauf hin, daß bei Subjektsätzen auch die Stellung zur Disamblguierung beitragen kann: im Vorfeld wird ein w-Satz in Subjektfunktion eher als freier Relativsatz Interpretiert werden, für extraponlerte Gliedsätze mit einem i?-Einleiteelement liegt eine Interpretation als Indirekter Fragesatz näher. (77) bestätigt diese Lesartenpräferenz durchaus. Bei w-Sätzen in PO-Funktion hat dagegen in der Regel bereits das Auftreten eines Platzhalters oder Bezugselements disambiguierende Wirkung, wenn das Matrixsatzprädikat sowohl Relativsätze (Terme) als auch w-Sätze (Sententiale) zuläßt. Ein Ausdruck wie (4-78) Ich habe mich immer dafür interessiert, was dieser Autor geschrieben hat.

225

läßt im Standarddeutschen nur die Lesart als subkategorlsierter »-Satz, "Indirekter Fragesatz" zu: 'Wissen wollen, welches die Werke sind, die der Autor geschrieben hat'. Die Relativsatzlesart 1st hier nicht mit einem synthetisch gebildeten Platzhalter verträglich, sondern fordert ein analytisches Bezugselement der Form Präposition + (Pro)-Nomen und ist dann zu lesen als 'Wissen haben wollen über die I n h a l t e der Werke dieses Autors' (4-79) Ich Interessiere mich für das, was dieser Autor geschrieben hat / für die Werke, die dieser Autor geschrieben hat. Vereinzelt finden sich allerdings auch Belege für extraponierte w-Sätze mit einer synthetischen Pro-PP bei denen eine Relativsatzlesart des extraponlerten wSatzes näher liegt als die Lesart als indirekter Fragesatz. (4-80a) Der Autor wird sich also Jeweils danach RICHten müssen / DAnach richten müssen, was vom Publikum angenommen wird. Rein formal Hegt mit (80a) ein indirekter Fragesatz (bzw. subkategorlsierter wSatz Im weiteren Sinne) vor. In dieser Lesart bezeichnet der w-Satz eine nicht abgegrenzte Menge von möglichen Interessen und Vorlieben des Publikums. Gleichzeitig schränkt aber das Matrixsatzprädikat In Verbindung mit dem Quantor Jeweils diese Menge wiederum auf eine bestimmte Entität ein. Eine geeignete Paraphrase für (80a) wäre etwa: (4-80b) Er wird sich also nach der Jeweiligen Antwort auf die Frage. was vom Publikum angenommen wird, richten müssen. und hier fallen Relativsatzlesart und v-Satz-Lesart zusammen. Zusammenfall von Relativsatzlesart und r-Satz-Lesart ergibt sich bevorzugt dann, wenn das Matrixsatzprädikat durch das Auftreten von Quantoren oder Gradpartikeln eine mengeneinschränkende Interpretation erzwingt und der tr-Satz ein Gliedteilsatz 1st. Synthetische Pro-PP und analytisch gebildetes Bezugselement sind dann ohne Veränderung der Bedeutung austauschbar. (4-81) Es kommt doch unter präventiven Gesichtspunkten nur darauf AN / nur DArauf an / nur auf DAS an, was dort wirklich betrieben wird. Daß dagegen (78) die Relativsatzlesart nicht zuläßt, liegt daran, daß die syntaktische Funktion, die der w-Ausdruck im Komplementsatz selbst hat (Akkusativobjekt), nicht mit der syntaktischen Funktion des Komplementsatzes Innerhalb des Matrixsatzes (PO) übereinstimmt, so daß der Anschluß eines freien Relativsatzes überhaupt nicht möglich ist. Durch Funktionsidentität von Relatlvumfunktlon und Relativsatzfunktion läßt sich dies reparieren und damit sind beide Lesarten möglich. (4-82) Ich interesslere mich, wofür du dich interessierst / ? für was du dich interessierst.

226

Als indirekter Fragesatz 1st (82) so zu lesen: 'Es Interessiert mich, zu wissen, für welche Dinge du dich interessierst'; als Relativsatz muß er so interpretiert werden: 'Ich interesslere mich ebenfalls für die Dinge, für die du dich interessierst'. Hier würde heute im Standarddeutschen die verschmolzene Form der ir-Pro-PP sowohl in der Lesart als Interrogativ-Complementizer als auch In der Lesart als v-Relatlvum bevorzugt werden. Die Form Präposition + was gehört einem stärker umgangssprachlichen Register an. Die synthetische w-Pro-PP tritt in der Regel nur als Einleiteelement von f r e i e n Relativsätzen auf. Ist der Relativsatz dagegen Gliedteilsatz zu einem Bezugselement, dann 1st das Relatlvum synchron von den ir-InterrogativComplementizern in PO-Funktion form verschieden. (4-83a) Maximilian erkundigt sich (danach), mit wem Ich gerade telefoniert habe. (4-83b) der Mann, mit dem / * mit wem ich gerade telefoniert habe (4-84a) Maximilian will wissen, woran / ? an was ich gerade gedacht habe. (4-84b) das Buch, an das / ? woran / 'an was ich gerade gedacht habe (4-84c) die Geschichte, an die / ?? woran ich gerade gedacht habe Ein Relatlvum In der Form der synthetischen ir-Pro-PP woran wirkt als Einleiteelement eines Relativ-Glledtellsatzes veraltet und ist stilistisch gegenüber der analytischen Form stark markiert (vgl. Duden 1984:677). Analytisch gebildete Relativa der Form Präposition + w-Pronomen sind als Einleiteelemente von freien Relativsätzen weltgehend ausgeschlossen, sie sind auch dann kaum akzeptabel, wenn das w-Element eine Person bezeichnet. Freie Relativsätze in PO-Funktion sind damit im Unterschied zu solchen in Subjekt- oder Akkusativobjektfunktion auf Denotate beschränkt, die Gegenstände und abstrakte Sachverhalte bezeichnen. (4-86) Wozu / ' Zu was der Mensch erst Fiberglas erfinden mußte. sind Pflanzen schon seit Urzeiten in der Lage.8 (4-86) Woran / ?? An was selbst die Bosheit nicht mehr glaubt. glaubt immer noch die Albernheit. (4-87) 'Für wen du dich abrackerst, ward ich keinen Finger krumm machen.

8)

Beispiel aus Lehmann (1984:309), der den Beleg als "vermutlich ungrammatisch" einstuft. Meine Informanten waren hier geteilter Meinung.

227

Im Prinzip gill. fUr alle freien Relativsätze, daß das Relativum seiner Form nach sowohl in den Kasusrahmen des Relativsatzprädikats, als auch in den des Matrixsatzprädikats passen muß. Diese Forderung nach Obereinstimmung von Relativsatzfunktion im Matrixsatz und Relativumfunktion im Relativsatz gilt bei PO-Sätzen allerdings wohl nur in einer Richtung unumschränkt. Es gibt, wie Lehmann (1984) bemerkt, im Deutschen keine "attractlo relativ!" wie in der lateinischen Konstruktion (4-88) ...cum auos paulo ante nomlnavl wo die Rektion der Präposition (Ablativ), die zum Matrixsatz gehört, durch den Relativanschluß mit akkusativischem Relativpronomen, das seinen Kasus durch das Relativsatzprädikat zugewiesen bekommt, "überrannt" wird.' Im Deutschen kann ein Relativsatz nie direktes Komplement einer Präposition des Matrixsatzes sein, unabhängig davon, ob diese verbspezifisch oder adverbial verwendet 1st. Solche Konstruktionen sind standardsprachlich selbst dann nicht möglich, wenn die Kasusrektion der Präposition durch das Relativum nicht verletzt wird. (4-89) ?? Er glaubt noch an was man so den gesunden Menschenverstand nennt. Umgangssprachlich mögen solche Konstruktionen am Rande noch zulässig sein; paßt das Relativum nicht in den Kasusrahmen der Präposition, sind sie aber ganz ausgeschlossen. (4-90) 'Er tut Gutes für wem immer er sich verpflichtet fühlt. Hat der Relativsatz PO-Funktlon, darf also im Relativsatz kein Relativum in einer anderen syntaktischen Funktion auftreten, und die PO-Präposltionen müssen identisch sein. Uneingeschränkt akzeptabel sind aber wohl nur Konstruktionen mit identischen Verben in Matrixsatz und Relativsatz oder entsprechende elliptische Strukturen mit Modalverben. (4-91) Glaub doch, woran du (glauben) willst! Dagegen ist ein Relativum in PO-Funktion mitunter auch dann möglich, wenn der Relativsatz selbst gegenüber dem Matrixsatz eine andere Valenzstelle vertritt. Solche Abweichungen sind aber nur Im Extrapositionsfeld und auch dort nicht unumschränkt erlaubt.

9)

Nach Lehmann (1984:307) drückt hier "das Relativpronomen von den syntaktischen Funktionen der beiden Nominalsyntagmen diejenige aus, die niedriger in der Hierarchie steht, bzw. mit dem stärker markierten Kasus assoziiert ist."

228

(4-92a) (4-92b) (4~92c)

Melitta hat immer getan, wonach Ihr gerade der Sinn stand. 'Vonach Ihr gerade der Sinn stand, hat Melitta immer getan. ?? well Melitta Immer, wonach Ihr gerade der Sinn stand. getan hat. (4-93) YMüller stellt her, worauf alle Welt scharf 1st. (4-94) 'Adalbert hat Melitta Immer geschenkt, womit er ihr eine Freude bereiten konnte. Damit Abweichungen von der Forderung nach Übereinstimmung von Relativumund Relativsatzfunktion akzeptabel sind, genügt es offensichtlich nicht Immer, daß über ein vorangehendes Matrixsatzprädikat die Funktion des Relativsatzes erschlossen werden kann. Vermutlich spielt hier einerseits eine Funktionenhierarchie eine Rolle - das Relativ um muß hierarchieniedriger sein als die vom Relativsatz vertretene Funktion -, andererseits auch die Beschaffenheit des Matrlxeatzprädlkats (Umfang, quantitative Valenz). Steht der Relativsatz Im Vorfeld, kann eine Llnksversetzungskonstruktlon Funktionsverschiedenheit von Relativum und Relativsatz kompensieren. (4-95a) Was du nicht willst, daß man dir tu. dazu / ? zu dem zwing auch keinen ändern. Eine Alternative zur Gliedsatz-Linksversetzung 1st wieder die Konstruktion aus Bezugselement + Gliedteileatz im Vorfeld oder linksversetzt. Als Bezugaelement von Relativsätzen in PO-Funktion kann dabei nur eine analytische Pro-PP oder eine PP auftreten. (4-95b) Zu DEM / 'DAzu, was man selber nicht ausstehen kann, (zu dem / ?? dazu) sollte man auch keinen anderen zwingen. (4-96c) Zu den Dineon. die man nicht ausstehen kann, (zu denen / 'dazu) sollte man auch keinen anderen zwingen. Llnksversetzungskonstruktlon und die Konstruktion aus Bezugselement + Glledteilsatz Im Vorfeld können allerdings wohl nicht alle Abweichungen kompensieren. Haben Relativum und Relativsatz PO-Funktionen mit verschiedenen Präpositionen, ist die Konstruktion mit einem ^-Relativsatz im Vorfeld kaum mehr möglich, Insbesondere dann nicht, wenn Bezugselement und Relativum in Juxtaposition stehen. (4-96a) ? Wozu der Mensch erst Fiberglas erfinden mußte. DArin / in dem tun sich Pflanzen schon seit Urzeiten hervor. (4-96b) 'In dem / 'DArin. wozu der Mensch erst Fiberglas erfinden mußte, tun sich Pflanzen schon seit Urzeiten hervor. PO-Funktlon und die Funktion eines Akkusativobjekts scheinen demgegenüber in solchen Konstruktionen verträglicher. (4-97a) Was der Mensch gerade erst erfunden hat. DArin / in dem tun sich Pflanzen schon seit Urzeiten hervor.

229

(4-97b)

In dem, was der Mensch gerade erst erfunden hat, tun sich Pflanzen schon seit Urzeiten hervor. Das Aufeinandertreffen von zwei verschiedenen Pro-PPen In einer Konstruktion bedingt offensichtlich hier ein zu großes Dekodierungsproblem, als daß solche Strukturen einwandfrei akzeptabel wären. Da als Bezugselement eines Relativsatzes nie eine synthetisch gebildete Pro-PP auftreten darf, andererseits Platzhalter oder Pro-Bezugselemente von subkategorisierten w-Sätzen nie durch eine analytische Pro-PP realisiert sein können, treten konstruktlonelle Homonymien zwischen indirekten Fragesätzen in POFunktlon und freien w-Relativsätzen standardsprachlich also nur dann auf, wenn das Matrlxeatzprädikat für w-Sätze subkategorlelert 1st und auch Nicht-Sachverhaltsbeschrelbungen an PO-Stelle zuläßt, und wenn weder ein Platzhalter noch ein Bezugselement auftreten. (4-98) Die Welt von CIA und Schah wird mit Tomaten nicht verändert; worüber diese Leute noch nachdenken können, haben sie schon nachgedacht. In der Interpretation als subkategorlsierter ir-Satz ergibt sich: 'Die Leute haben nachgedacht, über welche möglichen Themen sie noch nachdenken könnten.' Die Relatlvsatzlesart lautet etwa: 'Die Leute haben bereite alle Themen durchdacht, über die nachzudenken sie noch fähig waren.' Nicht auszuschließen 1st, daß sich auch mit der Linksvereetzungskonstruktion ambige Strukturen ergeben können, da linksversetzte w-Relatlvsätze wie indirekte Fragesätze im Matrixsatz durch eine synthetische Pro-PP wiederaufgenommen werden können. In diesem Fall 1st auch Obereinstimmung von w-Funktlon und Gliedsatzfunktion nicht notwendig. (4-99) Wenn der Vertrauensschwund auch nur noch Wochen weitergeht in diesem Tempo, dann muß etwas geschehen. Was geschieht, darüber läßt sich streiten. Der Satz kann sowohl so verstanden werden, daß es fraglich 1st, was geschehen wird, und daß über die Frage gestritten wird, welches von mehreren denkbaren Ereignissen eintreffen wird (Fragesatzlesart), oder auch so, daß vorausgesetzt wird, daß etwas geschehen wird - und das ist dem Kontext durchaus entnehmbar - und dieses Geschehen, so wie es sich zeigen wird, auf Jeden Fall strittig und diskutabel ist (Relatlvsatzlesart). Von den homonymen Konstruktionen mit doppelter Lesart abgesehen, zeigen jedoch subkategorisierte ir-Sätze in der Funktion indirekter Fragesatz und r-Relatlvsätze sowohl was das Satzmodussystem, als auch was die Stellungseigenschaften betrifft, unterschiedliche Charakteristika.

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In subkategorislerten »-Sätzen können die fragesatztypischen Modalpartikeln (denn, wohl, eigentlich) und Satzadverbiale auftreten; Relativsätze lassen dagegen nur bei apposltlvem Bezug Modalpartikeln, und zwar andere, zu. (4-100) Well Leute sich Gedanken darüber gemacht haben, wie (denn / wohl / eigentlich) die Inhalte In so einer Phrase aussehen (4-101a) Ersticken doch täglich Millionen Frauen an DEM, was sie ('eigentlich / "ja / 'übrigens) alles hinunterschlucken. (4-101b) Und Millionen Frauen ersticken täglich an diesen Ungerechtigkeiten, die sie (übrigens / Ja / doch / Ja auch) Jeden Tag hinunterschlucken müssen. ^-Relativsätze können mit Ausnahme der sogenannten "weiterführenden Relativsätze" nie satzwertlge Ausdrucke sein und lassen deshalb wie restriktive Relativsätze keine Modalpartikeln zu. Restriktive Relativsätze lassen im Unterschied zu indirekten Fragesätzen, die mit ob oder »-Elementen eingeleitet sind, auch keinen vom Modus des Matrixsatzprädlkats unabhängigen Konjunktiv zu. (4-102) Er erkundigte sich (danach), was sie am Abend vorhabe. (4-103) Der Begriff des Naturgesetzes bezieht sich auf DAS, was den verschiedenen. In den Naturwissenschaften formulierten Gesetzen gemeinsam 1st / 'sei. Indirekte Fragesätze können als Einbettungen mehrzlellger Fragen mehrere, nichtkoordlnlerte »-Elemente enthalten, »-Relativsätze lassen das nie zu. (4-104) Er leidet an Gedächtnisschwund, erinnert sich nicht mehr (daran), was er wann zu wem gesagt hat. (4-105) 'Stehen Sie auch wirklich zu dem, was Sie wann wem wo eesaet haben? Indirekte Fragesätze kommutieren mit ofc-Sätzen oder - bei faktiven Matrlxsatzprädlkaten - mit daß-Sätzen. »-Relativsätze allenfalls mit d-Relatlvsätzen mit Bezugselementen. Diese Unterschiede lassen sich im Rahmen des Satzmodussysteme darauf zurückführen, daß »-Sätze in der Funktion indirekter Fragesatz satzwertlge Ausdrücke mit einem matrixsatzunabhängigen Satzmodus sein können, restriktive Relativsätze und freie »-Relativsätze dagegen nichtsatzwertlge Terme ohne selbständigen Satzmodus sind. In den formalen Eigenschaften ergeben sich Unterschiede zwischen indirekten Fragesätzen und »-Relativsätzen dadurch, daß das Relativum wenn auch nicht immer Im Kasus, so doch In den semantischen Merkmalen in den Rahmen des Matrlxsatzprädikats passen muß. Aus diesem Grund können adverbiale »-Ausdrücke

231

nur einen Adverbialsatz, nie einen Relativsatz in Objekt- oder Subjektfunktion einleiten. Indirekte Fragesätze in Komplementfunktion lassen dagegen adverbiale ic-Einleiteelemente zu. (4-106) Vor knapp 15 Jahren hatte die Konferenz der Kultusminister eine grundlegende Reform der gymnasialen Oberstufe und des Abiturs beschlossen.und diese Woche steht das Thema wieder auf der Tagesordnung der Ministerrunde. Aber DArüber. wie es nun weitergehen soll, sind die Minister zerstritten. (4-107) (So) wie man sich bettet, (so) liegt man. Daß w-Sätze sich unter Umständen, auch wenn sie zum Subkategorisierungsbereich gehören, noch eher Ins Mittelfeld stellen lassen als etwa daß-Satze, wurde bereits in Kapitel 3.4.1 erwähnt. Sie müssen dann die parenthesentypischen Pausen an den Grenzen zum Matrixsatz aufweisen. Begünstigt wird die (eingeschränkte) Mittelfeldfähigkeit von subkategorlslerten v-Sätzen sicherlich durch die konstruktioneile Homonymie mit freien Relativsätzen, die diese Position immer zulassen. (4-108) Am Ende glaubt, woran selbst die Bosheit nicht mehr Klaubt. Immer noch die Albernheit. (4-109) well die Leute, worüber sie noch nachdenken könnten, schon nachgedacht haben. In (108) liegt ein freier Relativsatz im Mittelfeld vor, in (109) ergibt sich wieder die doppelte Lesart als indirekter Fragesatz und als freier Relativsatz. Subkategorislerte ir-Sätze. deren w-Ausdruck nicht in den Kasusrahmen des Matrixsatzprädikats paßt, sind dagegen im Mittelfeld kaum mehr akzeptabel. (4-110) ?? der Festgenommene konnte, warum man ihn verhörte, überhaupt nicht begreifen. IP-Elemente sind schließlich auch beteiligt bei der Bildung von Spaltsätzen (Cleftsätzen) und Sperrsätzen (Pseudocleftsätzen). Daß durch Spalt- oder Sperrsatzbildung eine satzförmlge Struktur fokuseiert wird, ist grundsätzlich möglich, weit häufiger finden sich aber Belege mit fokuseierten NPen und PPen. Wird ein PO fokusslert, kann Im Kopulasatz keine Präposition erscheinen: im Spaltsatzfokus können grundsätzlich nur nominativisch markierte NPen stehen. Die Präposition wird am Relatlvum ausgedrückt. (4-111) Gewiß hätte Hitlers Europa anderen Europäern wenig Vergnügen gemacht; aber es war nicht ('von) Hitlers Europa, von dem / wovon die Hitlerjugend träumte. (4-112) Worum / ? Um was Ich als Sprecherin nicht herumkomme und was für Jeden Hörer gleich welcher Kompetenz erkennbar ist, 1st Cum) die Tatsache, daß ich eine Frau bin. Bei der Spaltsatzkonstruktion in (111) fungiert der extraponierte Relativsatz als Subjektsatz; bei der Sperrsatzkonstruktion in (112) steht der Subjektsausdruck im

232

Vorfeld. Initial tritt dabei eine zum fokusslerten Ausdruck koreferente ir-Pro-PP auf. Das Matrlxsatzprädlkat verbietet hier eine Interpretation des i^Satzes als Indirekter Fragesatz:10 Sperrsatzkonstruktionen bedingen eine eindeutige Identifizierung der durch den v-Ausdruck bezeichneten Entltät. Im Fokus eines Sperrsatzes kann auch ein Gliedsatz erscheinen. Gleichzeitiges Auftreten einer Pro-PP als Bezugselement 1st dabei ausgeschlossen. (4-113) Woran er dachte, war CDAran). eine Beschwörungsformel zu finden, einen Griff, den man vielleicht packen konnte, den eigentlichen Geist des Geistes. Die Spaltsatzkonstruktion 1st kombinierbar mit Nachtrag, wenn die fokuseierte Konstituente im Kopulasatz nur durch eine Proform vertreten 1st. (4-114) Und das 1st es doch schließlich, wonach Jeder Bibliothekar im stillen sich sehnt: nach sichtbaren Erfolgen / sichtbare Erfolge / DAnach. sichtbare Erfolee zu erzielen / sichtbare Erfolge zu erzielen. Daß der fokussierte Ausdruck einmal als PO bzw. PO-Satz, und das andere mal nomlnativlsch bzw. als Subjektsatz erscheinen kann, liegt am gleichzeitigen Auftreten von zwei verschiedenen Bezugselementen: zum einen ein nominativisches Pronomen das im Kopulasatz, zum anderen die ir-Pro-PP im Relativsatz.

10)

Dagegen bezeichnet Bußmann (1983:471) den w-Ausdruck Im Sperrsatz als "Fragewort". Benes (1968) sieht Sperrsätze als "Fragesätze im Vorfeld" an.

233 4.4

Unselbständige Verbzweitsitze

Auf PO-Glledsätze mit Verbzweitstellung In der Funktion der "freien indirekten Rede" wurde bereits verschiedentlich eingegangen. Gegenüber den konjunktlonal eingeleiteten Gliedsätzen weisen sie eine Reihe von Besonderheiten auf. Im Rahmen einer Nebensatztypologie stehen sie am Rande zu den formal und funktional selbständigen Sätzen. Unselbständige Verbzweitsätze sind jedoch keineswegs auf die Umgebung "verbum dlcendl" im Matrixsatz beschränkt, sondern können auch zu Matrixsatzprädikaten treten, die keine redeeinleltenden Verben enthalten. Für die damit verbundenen Beschreibungeprobleme sind In der älteren Transformationsgrammatik im wesentlichen zwei Lösungen angeboten worden: "Tilgung" eines In der Tiefenstruktur angelegten verbum dicendi bei der Oberführung an die Oberflächenstruktur (vgl. Wunderlich 1969) und Uminterpretation des Matrixverbs als redeelnleltendes Verb durch Übertragung eines Merkmale [+ kommunikativ] aus der wiedergegebenen Rede heraus (vgl. Wunderlich 1969; Kaufmann 1976; Engelen 1975). Als Indikatoren für eine Funktion Redewiedergabe kommen, wenn ein redeeinleitender Ausdruck nicht vorhanden 1st, nur konjunktivische Verbform und Delxisverschlebung im wiedergegebenen Ausdruck selbst In Frage, so etwa Im folgenden Beleg. (4-115) Man möge sie endlich mit diesem Unsinn in Ruhe lassen. schälte sie die Kartoffeln veiter. Fraglich 1st Jedoch, ob es sich bei solchen vorangestellten Redewiedergaben noch um Gliedsätze im strengen Sinn handelt. Da das Matrixverb hier valenzgesättigt ist, kann der vorangestellte Verbletztsatz auch keine Argumentposition des Verbs besetzen. Allenfalls könnte man noch mit Wunderlich (1969) Tilgung eines verbum dicendi annehmen, in dessen Argumentstruktur der Verbzweitsatz eine Stelle besetzt. Derartige Rekonstruktionen eines willkürlichen Elements - es kann Ja Jedes redeeinleitende Verb als Matrixsatzprädikat angenommen werden sind aber methodisch immer etwas unschön. Für die Identifizierung der redewiedergebenden Funktion des Verbzweitsatzes 1st sie allemal unnötig, da die konjunktivische Verbform in diesem Kontext ausreichendes Zitiersignal 1st. Engelen (1975:103) nimmt an, aufgrund der eindeutigen formalen Kennzeichnung der indirekten Rede im Deutschen sei es möglich, auf Jedes beliebige übergeordnete Prädikat die Komponente "redeeinleitend11 zu übertragen.11 Abgesehen davon, daß bereits Kon11)

Auch die Behauptung, indirekte Rede sei Im Deutschen immer formal eindeutig gekennzeichnet, läßt sich wohl so nicht halten. So haben die Untersuchungen von Bausch (1979) und Kaufmann (1976) eine hohe Frequenz von indikativischen Verbzweitsätzen in der Redewiedergabe aufgezeigt. Fehlen Anzeichen einer Delxisverschlebung, sind direkte und indirekte Redewleder-

234

struktlonen wie (115) nicht von allen Sprechern des Deutschen akzeptiert werden, lassen sich mit Zustandeprädikaten völlig unsinnige Konstruktionen herstellen, deren Ungrammatikalltät außer Frage steht. (4-116) 'Er solle sie nicht versessen, liebte sie ihn / schlief sie / ? entschlief sie. Perfektives Handlungs- oder Vorgangsverb ist wohl die Mindestvoraussetzung dafür, daß sich eine Lesart 'und mit diesen Worten tat er/sie X' ergeben kann. PO-Verben, die als redeeinleitende Verben gebraucht werden können und auch performative Verwendung zulassen, sind etwa: verweisen auf, hinweisen auf, sich berufen auf, (sich) Informieren über, instruieren über, benachrichtigen von, warnen vor, bitten um. sich entscheiden zu, sich entschließen zu, drohen mit sowie die dreiwertigen Aufforderungsverben ermahnen zu, anweisen zu, auffordern zu, raten zu etc. Bei letzteren 1st der Verbzweitsatz Indirektheitstyp einer Aufforderung. Er muß das Modalverb sollen enthalten und komrautiert mit einem Infinitiv-Gliedsatz. Anschluß eines daß-Satzea ist in allen Fällen möglich, bei den Aufforderungsverben aber unüblich. Die von diesen Verben abhängigen Verbzweitsätze stehen regelmäßig im Konjunktiv. Platzhalter können auftreten, sind bei einigen Verben sogar obligatorisch. (4-117) Führende Wirtschaftsexperten wiesen '(darauf) hin, das Kräfteverhältnis verändere sich nicht mehr wie früher zugunsten des realen Soziallsmus / daß das Kräfteverhältnis sich ... verändere. (4-118) Die Sprecher der beiden Berufsverbände hatten (damit) gedroht, sie könnten In wenigen Stunden ganz Frankreich lahmlegen / daß sie ... lahmlegen könnten. (4-119) Bis zum 8. Januar hat der MAD über die zitierten Vermerke hinaus keinerlei Erkenntnisse gesammelt, die "(darauf) hindeuten, der General sei zum Sicherheitsrisiko geworden. (4-120) Das Militär ist darüber instruiert, es könne vorkommen, daß es auf die lieben Verwandten schießen muß. Konjunktivische Verbzweitsätze können ferner von nicht performativ verwendbaren PO-Verben abhängen, bei denen obligatorisch ein Platzhalter auftritt, den man der Bedeutung nach eigentlich wie eine Bezugs-NP mit spezifischer Valenz für Verbzweitsätze in der Funktion Redewiedergabe (die Meinung, die Ansicht, die Behauptung) interpretieren müßte.

gäbe nicht mehr zu unterscheiden. Aus Nachrichtentexten und wissenschaftlicher Prosa schließlich lassen sich zahlreiche Belege für nicht-saubere Trennung von Bericht und Kommentar anführen.

235

(4-121)

Der Hörer kann sich '(darauf / auf die Behauptung) zurückziehen, er habe nicht gemerkt, daß der Sprecher etwas angedeutet habe. (4-122) Junge Menschen vergäßen bei ihren Reisen in ferne Länder bisweilen, daß dort andere Rechtsvorstellungen und andere Strafgesetze herrschten. Niemand solle sich '(darauf / auf die Meinung /auf das Gerücht) verlassen, es werde schon alles euteehen. (4-123) Heute atmet es sich in Südkorea freier, auch wenn Dissidenten '(darauf / auf der Ansicht) beharren, lediglich der Stil, nicht aber die Substanz der Politik habe sich geändert. Da nun Pro-PP-Bezugselemente in der Kombination mit Verbzweitsätzen nicht möglich sind, andererseits bei diesen Verben aber eine Pro-PP obligatorisch ist, bleibt nur ein Platzhalter, wenn die Äußerungseinstellung nicht differenziert über eine Bezugs-NP ausgedrückt werden soll. Als redeeinleitende Verben sind schließlich eine Reihe von PO-Verben verwendbar, die eine Modalität des Außerungsaktes bezeichnen: schimpfen über, sich freuen über, weinen über, jammern über, fluchen über, Jubeln über, klagen über, prahlen mit, spotten über, renommieren mit. Diese Verben sind nicht performatlv verwendbar: ein Sprecher wird wohl kaum in einem performativen Redeakt gleichzeitig die Modalität seines Sprechens ausdrücklich benennen. Bei Anschluß von Verbzweitsätzen treten bei diesen Verben in der Regel keine Platzhalter auf. Auch sind da/J-Satz mit Platzhalter und konjunktivischer Verbzweitsatz bei diesen Verben nicht bedeutungsgleich. Ein Verbzweitsatz bezeichnet als Indirekte Redewiedergabe den Inhalt der Äußerung; bei Anschluß eines daß-Satzes und Auftreten eines Platzhalters ergibt sich eine faktive Lesart. Der Im daß-Satz ausgedrückte Sachverhalt ist dann präsupponlerter "Gegenstand" einer Gefühlsäußerung. (4-124) Heute lobt ihn wieder der Bundesgeschäftsführer ('dafür), er verbreite wenigstens Optimismus. Solche Lesartenwechsel sind nicht auf PO-Verben beschränkt. Die gleiche Bedeutungsdifferenz ergibt sich etwa bei dem akkusativregierenden Verb bedauern, das bei Anschluß eines daß-Satzes faktlv ist und ein Platzhalter-es zuläßt, bei Anschluß eines konjunktivischen Verbzweitsatzes ein nicht-faktives, redeelnleltendes Verb 1st und ein Platzhalter-es ausschließt. Man hat also bei diesen Verben zwei Lesarten: eine als PO-Verb, bei der die Komponente "Gefühlsäußerung" im Vordergrund steht, und eine als modifiziertes redeelnleitendes Verb ('fluchend sagen', 'Jubilierend sagen' etc.), das wie sagen nur Anschluß eines Gliedsatzes (da/3-Satz ohne Platzhalter oder konjunktivischer Verbzweitsatz) in der Funktion

236

Redewiedergabe erlaubt. An solchen Minimalpaaren zeigt sich wieder einmal die faktizltätsauslösende Wirkung von Platzhaltern. Verba putandi wie glauben, hoffen, wissen, denken, ahnen, überzeugt sein etc. wird man nicht ganz zu diesen Verben hinzurechnen dürfen, da sie auch bei Anschluß eines Verbzweitsatzes keine Komponente " R e d e elnleltung" erhalten. In bezug auf die Platzhalterfelndlichkelt und die Leeartenänderung bei Anschluß von daß-Satz mit einem Pro-PP-Platzhalter verhalten sie sich aber wie die obengenannten Verben. Man verzichtet wohl besser darauf, diese Verben mit Hilfe von Ellipsen- oder Merkmalsübertragungshypothesen auf verba dicendl zurückzufuhren und nimmt statt dessen als gegeben an, daß im Deutschen die Inhalte von Gedanken, Vorstellungen und Gefühlen wie die Inhalte von konkreten sprachlichen Äußerungen kodiert werden können, beschränkt also "Gliedsatz mit Verbzweitstellung" nicht auf den Bereich Indirekte Redewiedergabe. Abhängige Verbzweitsätze sind, wie Ihre Struktur als verkappte Hauptsätze vermuten läßt, in höherem Maße selbständig als konjunktlonal eingeleitete Gliedsätze. Sie können als Gliedsätze im Vorfeld stehen, ohne daß eine Linksversetzungskonstruktion notwendig wäre. (4-125) Allein die Wirtschaftslage sorge dafür, daß die Leute nicht zu übermütig werden, ("darüber) freut sich der Tokioter Wirtschaftsberater Tatsuo Kobayashi. Der Matrixsatz kann dabei keinen stärkeren Akzent enthalten als der Verbzweiteatz und ist parenthetisch "zurückgenommen". Zwischen dem Verbzweitsatz und dem Matrixsatz liegt eine Pause, der Matrixsatz hat Insgesamt ein tieferes Tonhöhenniveau als der Verbzweitsatz. Echte Linksversetzung mit einer wiederaufnehmenden Pro-PP ist bei Verbzweitsätzen dagegen ausgeschlossen. Das zeigen deutlich die Intonatorischen Unterschiede zwischen Verbzweitsätzen und daßSätzen in Abhängigkeit von Verben, die obligatorische Platzhalter fordern. (4-126a) Daß die Wahl noch nicht gewonnen sei, darauf beharrt der Bundeskanzler. (4-126b) Die Wahl sei noch nicht gewonnen, darauf beharrt der Bundeskanzler. Bei dem Verbzweitsatz In (126b) 1st hier nur ein terminates Tonmuster möglich mit deutlichem Neueinsatz bei der Pro-PP. Verbzweitsatz und "Matrixsatz" haben eigenständige Tonmuster. Hier liegt nicht mehr Anbindung eines Gliedsatzes an den Matrixsatz durch die Linksversetzungskonstruktion vor, sondern es handelt sich um zwei selbständige, in parataktischer Relation stehende Sätze, bei denen nur mehr der Konjunktiv Im Verbzweitsatz die Funktion Redewiedergabe anzeigt. Extraponlert lassen Verbzweitsätze in PO-Funktion allenfalls Platzhalter, nicht aber Pro-PP-Bezugselemente zu. Auch bei Fokussierung einer obligatorischen Pro-

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PP läßt sich das Gliedteilsatz-Akzentmuster nicht erzwingen. Umgekehrt erlauben Verben, die aufgrund ihrer Bedeutung das Gliedteilsatzmuster auch bei freiem Fokus erzwingen, nicht den Anschluß eines unselbständigen Verbzweitsatzes (vgl. 3.4.1). (4-127) Der Hörer kann sich lediglich DArauf zurückziehen, ?? er habe nicht gemerkt daß der Sprecher etwas angedeutet habe / daß er nicht gemerkt habe ... Möglich sind dagegen die deverbalen Bezugs-NPen mit eigener Valenz wie die Behauptung, die Meinung, die Ansicht etc., bei denen ein Verbzweitsatz Komplement ist wie zu den morphologisch verwandten Verben. In diesem Verbot einer Kombination von Pro-Bezugselement und Gliedteilsatz unterscheiden sich die abhängigen Verbzweitsätze von allen anderen Typen von POSätzen. Reis (1985) erwähnt dies als wichtiges Datum Im Zusammenhang mit ihrer "Asymmetriehypothese" für deutsche Haupt- und Nebensätze. Gegen Stimmen in der GB-Theorle, die für Haupt- ebenso wie für Nebensätze zwei strukturelle COMP-Positlonen annimmt, geht Reis davon aus, daß im Deutschen im unmarkierten Fall Hauptsätze die Struktur S und Nebensätze die Struktur (s- COMP S] besitzen. Uneingeleltete Nebensätze mit Verbzweitstellung stellen einen markierten Fall dar und haben die Struktur S. Reis stellt dann fest, daß "Korrelate" sich "unmittelbar nur mit einem Complementizer-eingeleitetem Satz verbinden, niemals mit V/2-Sätzen" (ebd. 291). Die Möglichkeit, einen Komplementsatz mit Verbzweitstellung zu realisieren, sei nicht nur von der Existenz einer da/J-SatzAlternative abhängig, sondern auch "davon, daß dieser grundsätzlich ohne Korrelat vorkommen kann" (ebd. 290). Das Argument, daß "Korrelate" mit unelngelelteten Verbzweitsätzen nicht kompatibel seien, dient nun zur Stützung einer "Kontlnuitätsthese" von Komplementsatztypen. "Die Subkategorisierung für Satzkomplemente muß zusammenhängend sein. Die Subkategorisierung darf keine Stufe überspringen." (ebd. 290) Die Positionen dieses Kontinuums werden besetzt von "Korrelat + Nebensatz mit einer COMP-Posltlon" (S"), "Nebensatz mit einer COMP-Posltlon" (S1), "uneingeleiteter Nebensatz" (S). Nun trifft Reis bei "Korrelaten" keine Unterscheidung zwischen Platzhaltern und Bezugselementen; die angeführten Beispiele enthalten beide Typen. Reis scheint davon auszugehen, daß Korrelat und Nebensatz eine gemeinsame Konstituente bilden. Das trifft aber nur für Bezugselement + Gliedteilsatz, nicht aber für Platzhalter + Gliedsatz zu. Nimmt man die Bezugselemente aus, sind auch die Daten in (117) - (123) wieder mit der Kontinuitätsthese verträglich. Dennoch bleibt das Verhalten von Verbzweitsätzen In PO-Funktion auffällig, da Verb-

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zweitsätze in Subjekt- und Akkusativobjektfunktion wohl kaum mit einem Platzhalter auftreten können. (4-128) 'Alle glauben es, Gantenbein sei blind. (4-129) 'Hier steht es. Gantenbein sei blind. Diese Asymmetrie mag wiederum mit der Tatsache zu tun haben, daß Pro-PPen In Platzhalterfunktion eher obligatorisch sind als das Platzhalter-es und häufig als Garanten der Verblesart dienen. Unselbständige Verbzweitsätze in PO-Funktlon können also nur mit dem Gliedsatzmuster realisiert werden; Positionsvarianten, die das Gliedteilsatzmuster erzwingen wie Mittelfeldstellung, Nachtrag oder Kechtsversetzung, sind ihnen verwehrt. Verbzweitsätze sind im Mittelfeld des Matrixsatzes aber nicht nur als Gliedteilsätze, sondern generell ausgeschlossen. Aufgrund der Verbstellung würden sie in dieser Position einerseits als selbständige Aussagesätze interpretiert werden, andererseits weisen sie aber nicht den Grad von Unabhängigkeit gegenüber dem Matrlxsatzprädlkat auf, den satzförmlge Parenthesen wie in (130) haben. (4-130) Franz hatte - und das konnte Jeder sehen - zu seiner Frau nicht das Verhältnis, das Eheleute gemeinhin zu haben pflegen. Parenthesenstellung eines abhängigen Verbzweitsatzes ergäbe hier einen Interpretationskonflikt. Dagegen ist für Verbzweitsätze die umgekehrte Anordnung parenthetisch eingeschobener Matrixsatz und Rahmenstellung des "abhängigen" Verbzweitsatzes - charakteristisch. (4-131 a) Aber das Verteidieunesmlnlsterlum, fuhr Helmut Kohl fort, habe "unübersehbare Fehler gemacht", die Konsequenzen haben müßten. Oberflächensyntaktisch zeigt sich in solchen Strukturen eine scheinbare Umkehrung der Abhängigkeitsverhältnisse. Der Matrixsatz ist vom umrahmenden Ausdruck durch Pausen abgesetzt und zeigt auch in den Stellungeeigenschaften Parenthesenverhalten: er kann überall dort im Matrixsatz eingeschoben werden, wo sich an Satzglledgrenzen Parenthesennischen befinden. (4-131b) Aber (fuhr Helmut Kohl fort) das Verteidleunesministerium (fuhr Helmut Kohl fort) habe (fuhr Helmut Kohl fort) unübersehbare Fehler gemacht (fuhr Helmut Kohl fort), die Konsequenzen haben müßten (fuhr Helmut Kohl fort). Von echten satzförmigen Parenthesen unterscheiden sich diese eingeschobenen Matrixsätze aber dadurch, daß ihr Vorfeld vom linken Rahmenteil des Verbzweitsatzes gefüllt wird. Eine Pro-PP als wiederaufnehmendes Element nach dem Muster der Linskversetzung ist hier nicht erlaubt. Sofern PO-Verben mit obligatorischem Platzhalter die Rahmenstellung eines abhängigen Verbzweitsatzes überhaupt zulassen, muß man wohl davon ausgehen, daß der eingeschobene "Matrix-

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satz" ein echter parenthetisch eingeechobener und selbständiger Ausdruck 1st und nicht Teil einer Linskversetzungskonstruktion. Solche Elnschübe können nur in Parenthesennischen stehen, die überschaubare Informationsblöcke abgrenzen, und wohl erst nach einem rhematischen Teil des Verbzweitsatzes. (4-131c) Aber (?? darauf beharrt Kohl) das Verteldleumsmlnlsterlum (? darauf beharrt Kohl) habe ( ? darauf beharrt Kohl) unübersehbare Fehler gemacht ( ?? darauf beharrt Kohl), die Konsequenzen haben müßten (darauf beharrt Kohl). Parenthetischer Einschub des "Matrixsatzes" ist hier wohl nie ganz akzeptabel und steht wieder In Konflikt mit der Abhängigkeit des umrahmenden Ausdrucks. Statt einer Pro-PP kann bei eingeschobenen oder nachgestellten Matrixsätzen aber immer die adverbiale Proform so im Vorfeld auftreten. (4-132) Jetzt, (so) spottet ein Grüner ironisch unter Anspielung auf den Schlager "Völlig losgelöst", sei der Senkrechtstarter Bastlan in der Umlaufbahn verlorengegangen. Als Platzhalter eines extraponlerten Verbzweitsatzes kann dieses so nie auftreten bzw. ist wie in (133) Modaladverbial und trägt dann einen Akzent. Der Verbzweitsatz ist in diesem Fall vom Matrixsatz durch eine "Doppelpunktpause" getrennt. (4-133) Die Scientologen hatten damals so argumentiert: ihre "seelsorgerische Tätigkeit" sei nicht anders zu bewerten als die anderer Religionen. So Im Vorfeld eines eingeschobenen Matrixsatzes ist dagegen nie betonbar und kann auch nicht Modaladverbial sein. In (133) tritt mit ironisch im Matrixsatz selbst ein Modaladverbial auf, und Modaladverbiale können nicht nach dem Muster der apposltlven Adverbialkombinationen bei Lokaladverbialen untereinander kombiniert werden. Eine Interpretation als wiederaufnehmende Proform eines linksversetzten Gliedsatzes 1st problematisch: Die Konstruktion zeigt intonatorische Differenzen gegenüber echten Linksversetzungskonstruktionen und so tritt nie als Platzhalter oder Bezugselement eines extraponlerten Verbzweitsatzes in der Funktion Redewiedergabe auf, während die wiederaufnehmenden Proformen von linksversetzten, konjunktional eingeleiteten PO-Sätzen auch als Platzhalter oder Bezugselemente fungieren können. So 1st hier vergleichbar mit der "AllerweltsProform" da. Als echte koreferente Proform tritt es bei Linksversetzung von Modaladverbialen auf; nur zu diesen kann es auch als Bezugselement fungieren. (4-134) (So) wie man sich bettet, (so) liegt man. Es tritt auf bei Linksversetzung von we/m-Sätzen (4-135) Und wenn diese Glücklichen dann erst in die Taschen fuhren und ganze Hände voll großer Taler herauslangten und um Sechsbätzner würfelten, so wollten ihm schier die Sinne vergehen.

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bei Linksversetzung von konzessiven Adverbialeätzen (4-136) Was immer er auch anstellen mochte, so mußte er am Ende doch klein beigeben. und bei einem Typ des Freien Themas. (4-137) Was die Bevölkerung fremder Planeten und Galaxien angeht, so wissen wir vorderhand praktisch nichts darüber. Schließlich gibt es noch eine Art satzverbindendes so, das ohne Bedeutungsveränderung durch da ersetzbar 1st. (4-138) Es dauerte nicht lange, so / da kam er. Da statt so kann auch in (135) und (137) auftreten. Obligatorisches so tritt nur in einem Fall auf: wenn der in einen abhängigen Verbzweitsatz eingeschobene Matrixsatz überhaupt kein finites Verb enthält, sondern nur den Originalsprecher benennt. (4-139) Aber das Verteidigungsministerium, so Kohl, habe unübersehbare Fehler gemacht. So garantiert hier eine Lesart des eingeschobenen Ausdrucks als elliptische satzförmige Struktur. Reine NPen können in einer Parenthese ohne Bezugselement im Restsatz nie auftreten; ohne so wäre (139) völlig unverständlich. Das Sonderverhalten von Verbzweitsätzen, die vor dem Matrixsatz stehen oder diesen umrahmen, deutet darauf hin, daß sie nicht in dem Maße abhängig sind wie die extraponierten Verbzweitsätze. Nur in der Position vor dem Matrixsatzprädikat kann bei einem Verbzweitsatz auch die Subkategorisierung außer Kraft gesetzt sein, man versuche etwa, (116) oder (139) mit dem Verbzweitsatz im Extrapositionsfeld. Die Zitiersignale Konjunktiv und Deixisverschlebung reichen offensichtlich völlig aus, um den Verbzweitsatz in seiner Funktion Redewiedergabe zu interpretieren; ein zusätzliches Signal über die Abhängigkeit des Verbzweitsatzes von einem redeeinleitenden Verb ist dann offensichtlich nicht mehr nötig.

4.5.5. Infinitive Nicht immer sind Infinitive und da/3-Sätze austauschbar. Neben verbspezifischen Präferenzen hängt die Realisierbarkeit eines Gliedsatzes als Infinitiv vor allem von der Referenzidentität zwischen dem Pro-Subjekt des Infinitivs und der kontrollierenden Konstituente im Matrixsatz ab. Ist diese Bedingung nicht erfüllt, kann nur ein t/a/J-Satz, bei einer kleinen Zahl von Verben auch ein Gliedsatz mit Verbzweitstellung auftreten. (4-140a) In fast kindlicher Weise vertraute ert darauf. PROt Rerecht behandelt zu werden / daß er gerecht behandelt werde / er werde gerecht behandelt werden.

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(4-140b)

In fast kindlicher Weise vertraute er darauf, daß ihm ohnehin Gerechtigkeit verschafft würde / ihm würde ohnehin Gerechtigkeit verschafft / 'Gerechtigkeit zu verschaffen. Von welcher Konstituente des Matrixsatzes die Kontrollbeziehung ausgeht, 1st primär eine lexikalische Eigenschaft des Matrixverbs. Bei zweiwertigen PO-Verben ist die kontrollierende Konstituente das Subjekt oder in unpersönlichen Konstruktionen und bei Inversionsverben das Dativobjekt. (4-141) Verehrter Herr Bürgermeister, min liegt daran. PROi Mißverständnissen vorzubeugen. Bei Matrixsätzen mit einem unpersönlich konstruierten einwertigen Verb oder Im unpersönlichen Passiv gilt als Pro-Subjekt des Infinitivs das unpersönliche man. (4-142) Es kommt darauf an, PRO Sätze zu bilden, bei denen man sich zumindest wie zu Hause fühlen kann. (4-143) Von mehreren Seiten wurde davor gewarnt, PRO die Sache auf die leichte Schulter zu nehmen. Bei den dreiwertigen Verben des Beelnflussens Ist immer Kontrolle durch die Objekts-NP möglich; die nlcht-impllkativen Verben bitten um, anflehen um, möglicherweise auch überzeugen von, erlauben darüber hinaus Kontrollwechsel.« (4-144) Maxi bittet Mariaj (darum), (4-144a) PRO} ihm beim Geschirrspülen zu helfen. (4-144b) PROj ihn beim Geschirrspülen helfen zu lassen. (4-144c) PROt ihm beim Geschirrspülen behilflich sein zu dürfen. (4-144d) PROi zum Geschirrspülen zugelassen zu werden. (4-145) (4-145a) (4-146b)

Pault überzeugt Paulaj (davon), f'ROj die größte zu sein. PROi der größte zu sein.

Für die Antezedenszuweisung bei Verben mit gespaltener Kontrolle sind zum einen Struktur und Bedeutung des Infinitivkomplements maßgeblich, zum anderen spielt aber wohl auch das Matrixverb eine Rolle: nicht-impllkative Verben erlauben generell Subjektkontrolle eher als impllkative Verben. So sind etwa auch unter den akkusativregierenden Verben mit gespaltener Kontrolle nur nicht-impllkative zu finden. 12)

Als implikativc Verben werden solche bezeichnet, bei denen aus dem Matrixsatz die Wahrheit des Komplementsatzes folgt und der Wahrheitswert des Komplementsatzes bei Negation des Matrixsatzes nicht konstant bleibt. So Impliziert der Satz: Max zwingt Moritz, ein Faß Sauerkraut zu essen den Schluß Moritz ißt ein Faß Sauerkraut. Entsprechend implizieren negativ-lmplikative Matrixverben die Falschheit der Komplementsatzproposition: aus dem Satz Max hindert Moritz daran, die Brücke anzusägen folgt Moritz sägt die Brücke nicht an.

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(4-146)

Hanst schlägt Petraj vor, PROi Ihr beim Umzug zu helfen / PROj ihm beim Umzug zu helfen. (4-147) Hanst verspricht Petraj, PROt ihr beim Umzug zu helfen / PROj Ihm beim Umzug helfen zu dürfen. Daß Implikative Verben wie zwingen zu, verführen zu, bringen zu, überreden zu keine Subjekt-Kontrolle erlauben, scheint einleuchtend, wenn man in Rechnung stellt, daß das Agens Ihres Komplementsatzes über einen geringeren Grad der Handlungsunabhängigkeit vom Matrixsatzagens verfügt, als das Agens der Komplementsätze von nicht-implikativen Verben, bzw. umgekehrt, der Einfluß des Matrixsatzagens auf das Handeln des Komplementsatzagens stärker ist (vgl. die "Bindungshierarchie" bei Glvon 1980). Bei Identität von Matrixsatzagens und Komplementsatzagens kann aber von einer solchen Abhängigkeit genau genommen nicht mehr gesprochen werden. Primäre Subjekt-Kontrolle, die nur durch Modalverben außer Kraft gesetzt werden kann, zeigen auch eine Reihe von dreiwertigen nicht-lmplikativen Verben, die man nicht mehr mit Verben wie bitten, überreden, zwingen zu den Verben des Beeinflussens rechnen möchte. Der Grad der Einflußnahme auf das Objektsdenotat ist bei diesen Verben Jedenfalls deutlich geringer, das Objektsdenotat wird nicht "manipuliert". (4-148) Hansi entzückt Petraj damit, PROi ihr beim Umzug zu helfen / PROj Ihm beim Umzug helfen zu dürfen. (4-149) Hanst droht Petraj damit, PROt ihr beim Umzug zu helfen / PROj ihm beim Umzug helfen zu müssen. Im Unterschied zu den impllkativen Verben des Beeinflussens und den nicht-implikativen Verben, die einen höheren Grad an Manipulation ausdrücken, lassen diese Verben auch den Anschluß eines efa/J-Satzes eher zu - ein morphosyntaktlscher Reflex der größeren semantischen Unabhängigkeit. Hinsichtlich der Eigenschaften des Infinitivkomplements selbst finden sich einige Regularitäten bei Siebert-Ott (1983) und Abraham (1983) beschrieben. Eine rein strukturorientierte Theorie kann Jedenfalls das Phänomen der gespaltenen Kontrolle nicht erklären. Zum einen wirken hier über die lexikalische Füllung gesteuerte pragmatische Faktoren wie Weltwissen und kontextuelles Laufwissen, die Antezedenszuweisung nach einem Plausibllitätskriterlum In die Wege leiten, zum anderen spielt als semantlscher Faktor nach Abraham die potentielle Agentivltät des Infinitiv-Subjekts eine Rolle. Patientische Subjekte sind eher subjektkontrolliert, agentische Subjekte eher objektkontrolliert. Als patientische Subjekte gelten dabei die Pro-Subjekte von Infinitiven im Vorgangspassiv, von Prädikatstrukturen mit der Kopula sein, von Modalverbkonstruktionen mit dürfen, müssen, können

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und von "lexikalisch passiven Verben" wie kriegen, bekommen und lassen (Abraham 1983:44). Die Angaben spiegeln Grundtendenzen. Kontrolle 1st kein streng grammatikallalerter Bereich, wie man an den Beispielen erkennen kann. Semantische Faktoren worden von lexikalisch-pragmatischen Paktoren überlagert. Wenn eine Antezedenszuweisung zu einem widersinnigen Ergebnis führt, wird auf die Jeweils andere als Kontroll-NP verfügbare NP zurückgegriffen. Die hier wirksamen Strategien sind denen bei Reflexivierung sehr ähnlich; auch das inkonsistente Verhalten von Massen-Konstruktionen deutet in diese Richtung. Nur marginal können Kontrollbeziehungen im Deutschen auch von POen ausgehen. Das Phänomen 1st auf den Bereich von Punktionsverbgefügen beschränkt, bei denen in der Variante mit dem Simplex-Verb dem PO eine kontrollierende Akkusativ-NP entspricht; "echte" POe können nicht kontrollleren. (4-150) PauL· richtet an Paulaj die Bitte / den Befehl / die Aufforderung, PROj ihm beim Geschirrspülen zu helfen. (4-151) ? Pault hegt Verdacht gegen Paula j, PROj ihn hintergangen zu haben. (4-152) 'Fault vereinbart mit Paula j. PROj ihn morgen zu besuchen. Nicht erlaubt ist dagegen Kontrolle durch die agentische von-Phrase bei passivischem Matrixverb, selbst wenn dies im Aktiv Objekt-Kontrolle {= Patlens-Kontrolle) ebenso wie Subjekt-Kontrolle (= Agens-Kontrolle) zuläßt. (4-153a) Maxi bittet Mariaj, PROj ihm beim Umzug zu helfen. (4-153b) Mariai wird von Maxj gebeten, PROt ihm beim Umzug zu helfen. (4-153c) Maxi bittet Mariaj, PROi ihr beim Umzug helfen zu dürfen. (4-153d) 'Mariai wird von Maxi gebeten, PROj ihr beim Umzug helfen zu dürfen. Auch Verben mit primärer Subjekt-Kontrolle lassen im Passiv keine Kontrolle durch die Agens-PP zu. (4-154a) Hanst droht Petraj damit, PROi ihr beim Umzug zu helfen. (4-154b) 'Der Petrai wird von Hansj damit gedroht, PROj ihr beim Umzug zu helfen. Strukturell wurde diese Asymmetrie damit erklärt, daß die agentische NP im Aktivsatz das Pro-Subjekt des Infinitivkomplements c-kommandiert, c-Kommando zwischen der Agens-PP im Passivsatz und dem Pro-Subjekt aber unterbleibt (vgl. Abraham 1983). Hier scheinen also tatsächlich strukturelle Beziehungen über rollensemantlsche zu dominieren, die erst dann ins Spiel kommen, wenn ein Matrixverb Kontrollwechsel erlaubt.

244

Unter den PO-Verben, die Anschluß eines Infinitivs zulassen, bilden die dreiwertigen Verben des Beelnflussens die größte Gruppe: bewegen zu, zwingen zu, motivieren zu, hindern an, bitten um, warnen vor. verführen zu, abbringen von, anflehen um, bringen zu, auffordern zu, anweisen zu, anstacheln zu, beauftragen mit etc. Mit daß eingeleitete Gliedsätze kommen in Abhängigkeit von diesen Verben selten vor. Der Gliedsatz bezeichnet eine Handlung oder Tätigkeit, die zu tun oder zu unterlassen die Im Objekt bezeichnete Person durch den Subjektsreferenten veranlaßt wird. Dabei sind implikative (zwingen, bewegen, verführen, bringen zu) und negativ-lmplikatlve (hindern an, abbringen von) von nlcht-implikativen Verben zu unterscheiden. Bei den nicht-lmplikativen Verben 1st meist auch Kommutatlon des Infinitivs mit einem Verbzweitsatz in der Funktion "indirekte Wiedergabe einer Aufforderung" möglich. Unter die zweiwertigen PO-Verben mit Infinitivanschluß fällt eine Reihe von Verben mit einer "Modalitätskomponente" (Benes 1979), die in etwa all die Nuancen ausdrücken können, die das Modalverbsystem abdeckt. Diese Verben lassen sich stark abstrahiert mit Modalverben bzw. negierten Modalverben paraphrasieren. bereit sein zu, neigen zu, sich bemühen um, entschlossen sein zu, sich einlassen auf ('wollen'); fähig sein zu ('können'); gezwungen sein zu ('müssen'); ein Recht haben auf ('dürfen'); verzichten auf, ablassen von, zögern mit, sich sträuben gegen, sich wehren gegen ('nicht wollen'); gehindert sein an ('nicht können') etc. Die dreiwertigen Verben des Beeinflussens sind sozusagen die Kausativvarianten zu den zweiwertigen Modalitätsverben. In beiden Gruppen sind Platzhalter überwiegend fakultativ. Pro-PP-Bezugselemente zu einem Infinitiv Gliedteilsatz ergeben hier auch bei Fokusslerung der Pro-PP unübliche Konstruktionen, Anschluß eines da/3-Satzes wirkt deutlich besser. (4-156) Ich bin zu allem bereit, sogar DAzu. heute auf mein Feierabendbierchen zu verzichten / sogar DAzu. daß ich heute auf mein Felerabendbierchen verzichte. Erst recht deutlich wird die Gliedteilsatzfeindlichkeit von Infinitiven in Abhängigkeit von diesen Verben im Mittelfeld des Matrixsatzes. Daß-S&tze sind in dieser Position vorzuziehen. Auch in der Konstruktion Bezugselement + Gliedteilsatz im Vorfeld macht sich dieser Unterschied bemerkbar. (4-156) DAzu, daß sie Benutzer und Bewohner das Fürchten lehren / ? DAzu. Benutzer und Bewohner das Fürchten zu lehren. (DAzu) scheinen die Baurevoluzzer fest entschlossen.

245

Die Verteilung fakultativer Platzhalter + Gliedsatz-Infinitiv vs. obligatorisches Bezugselement + da/J-Gliedtellsatz ist im Deutschen allerdings nur als Gebrauchstendenz ausgeprägt und nicht über grammatische Regeln systematisiert. Nur in seltenen Fällen ist die Komplementsatzstruktur auch lexikalisch verankert. Bei den Verben anfangen (mit), beginnen (mit), aufhören (mit) (vgl. 3.4.3) trägt sie zur Homonymendlfferenzierung bei: in der Vollverblesart 'initialer / finaler Handlungezug innerhalb einer komplexen Handlung' wird ein Komplementsatz in der Struktur Bezugselement + daß-Gliedteilsatz realisiert, die Lesart als aktionsartmarkierendes Verb läßt nur Infinitiv ohne Platzhalter zu. Bei den Modalitätsverben ist Anschluß eines daß-Gliedsatzes ohne Fokusslerung kaum gebräuchlich, wenn auch nicht ungrammatisch. (4-156) In dieser Position NEIgen sie dazu. Ihren Kampf für die "neue Sittlichkeit" fortzusetzen / ? daß sie ihren Kampf für die "neue Sittlichkeit" fortsetzen. Zu einem Wechsel zur Konstruktion mit daß-Satz besteht bei den Modalitätsverben ohne Fokusslerung auch nie ein Anlaß, da sie Referenzverschiedenheit von Matrixsatz und Nebensatzsubjekt nicht zulassen. Auf der anderen Seite sind bei PO-Verben, die obligatorisch das Bezugselement-Akzentmuster fordern, InflnltlvGliedteilsätze sehr selten. Ganz ausgeschlossen sind sie bei den Instrumentalen mit den Präpositionen mit und durch, selbst wenn sich eine sinnvolle Kontrollbeziehung herstellen ließe. (4-157) "Gegen eine solche Mißdeutung glaubt sich Wörneri DAdurch geschützt, PROi Minister in einem Rechtsstaat zu sein. (4-158) ?? Mant hat die Ablehnung der Meldepflicht DAmit begründet, PROi nicht zu einer Praxis übergehen zu wollen, die eine Bekämpfung der Krankheit erschweren würde. Daß (157) und (158) ungrammatisch sind, liegt aber wiederum nicht an einem allgemeinen Prinzip, das eine Kombination von Pro-PP-Bezugselement und Infinitlv-Gliedteilsatz verhindert. Bei subjektlosen Matrixsätzen und Matrixsätzen mit einem abstrakten Subjekt ist eine solche Kombination durchaus erlaubt, speziell wenn das Bezugselement lexikalisch fokusslert ist. (4-159) Nach dieser Klärung des Fokusbegriffs kann Ich meine Probleme genauer formulieren. Es geht zunächst DArum. Regeln zu finden, nach denen sich Akzentoosltlonen und -stärken in Sätzen ergeben. (4-160) Vor 1800 richtete sich das Interesse nicht so sehr auf die Sprache als solche, sondern primär DArauf. praktische Regeln für den korrekten Sprachgebrauch aufzustellen oder alleemeine Gesetze des menschlichen Denkens zu entdecken. Sobald aber das Verb faktlve Lesart hat, sind Infinitive nicht mehr möglich.

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(4-161)

Es geht doch DArum / um die Tatsache, daß man bisher Immer die falschen Regeln aufgestellt hat / 'PRO bisher immer die falschen Regeln aufgestellt zu haben. Mit Infinitiv läßt sich eine faktlve Lesart des Verbs nur schwer herstellen; nicht-faktive Lesart Oberwiegt bei Anschluß eines Infinitivs bei weitem. Die dreiwertigen Verben des Beeinflussens und die Modalitätsverben sind sämtlich nicht-faktive Verben, die die Wahrheit der Nebensatzproposition nicht präsupponleren. Bei den instrumentalen Gliedteilsätzen in (157) und (158) liegt dagegen eine faktlve Lesart vor; der im Nebensatz ausgedrückte Sachverhalt ist präsupponiert. Bei einigen verba dlcendi und verba putandl, die bei nlcht-faktiver Lesart sowohl da/J-Satz als auch Infinitiv erlauben, läßt sich eine faktive Lesart wohl nur mit einem daß-Satz erzeugen. Platzhalter unterstützen In diesem Fall die faktive Lesart deutlich. (4-162a) Er glaubt, daß er gesehen worden ist / gesehen worden zu sein. (4-l62b) Er kann es nicht glauben / Er kann nicht daran glauben, daß er gesehen worden Ist / ? gesehen worden zu sein. (4-163a) Er erinnerte sich daran, daß er dem Mann schon einmal begegnet war / dem Mann schon einmal begegnet zu sein. (4-163b) Er konnte sich nicht daran erinnern, daß er dem Mann schon einmal begegnet war. (4-163c) Er konnte sich nicht (daran) erinnern, dem Mann schon einmal beeeenet zu sein. Mit dem daß-Satz in (163b) läßt sich das Verb sich erinnern faktiv interpretieren: die Wahrheit des im Nebensatz Ausgesagten wird durch die Negation im Matrixsatz nicht berührt. Dagegen wird sich erinnern mit dem Infinitiv-Gliedsatz in (163c) eher impllkatlv gelesen werden: der Wahrheitsgehalt der Nebensatzproposition wird durch die Negation Im Matrixsatz umgekehrt. In (162b), wo der Platzhalter eine faktive Lesart nahelegt, 1st der Infinitiv deutlich weniger akzeptabel als der da/3-Satz. Infinitive sind aber nicht generell mit faktiver Lesart des Matrixsatzprädikats unverträglich. Bei ausschließlich faktiv verwendbaren Verben können auch Infinitive auftreten, die auf die Verblesart keinen Einfluß nehmen. (4-164) Maxi bedauert es, daß er den Termin nicht eingehalten hat / PROi den Termin nicht eingehalten zu haben. Lediglich bei Verben, die bezüglich einer faktiven Lesart neutral sind, scheint ein Infinitivkomplement die faktive Lesart nicht erzwingen zu können. Entweder ergibt sich eher eine nicht-faktive Lesart (163c) oder, wenn dies aus Kontextgründen keine sinnvolle Interpretation ergibt, 1st der Anschluß eines Infinitivs nicht akzeptabel.

247

Da nun das Auftreten von Platzhaltern und Bezugselementen bei neutralen Verben eine faktlve Lesart unterstützen, wenn auch nicht kontextunabhängig garantleren kann, erklärt sich die Tatsache, daß Infinitive kaum als Gliedteilsätze mit Bezugselementen und wesentlich seltener als daß-Sätze mit Platzhaltern realisiert werden, zum Teil auch daraus, daß sie eine Grundtendenz zu implikativer, nlchtfaktlver Lesart haben - die mit ihrer Infinitheit im Zusammenhang stehen dürfte.13 Die besondere Oberflächenstruktur infiniter Komplementsätze läßt aber auch noch an einen zweiten Grund für ihre Unverträglichkeit mit Bezugselementen denken: sie ähneln in dieser Eigenschaft den abhängigen Verbzweitsätzen, bei denen die Kombination aus Pro-PP-Bezugselement + Gliedteilsatz nicht möglich 1st, und stehen Im Kontrast zu den konjunktional eingeleiteten Komplementsätzen. Ober die Satzstruktur ist diese Analogie allerdings nicht zu rechtfertigen. In der GB-Theorie wird davon ausgegangen, daß Infinitive wie konjunktional eingeleitete Nebensätze sehr wohl über eine satzstrukturelle COMP-Positlon verfügen, die lediglich phonetisch leer bleibt, wobei als "Reflex" zu auftritt, das mit dem Finltheltskomplex INFL in Zusammenhang steht (vgl. Reis 1985:308; Scherpenlsse 1985:332; Haider 1984). Den unmarkierten Nebensätzen mit einer strukturellen COMP-Posltion stellt Reis (1986) die markierten COMP-losen "nackten" Infinitive (Maier half Ihm das Feuer anzünden) und die abhängigen Verbzweitsätze gegenüber. Die von Scherpenisse (1985) als Replik auf Reis' Asymmetriehypothese vorgebrachte alternative Symmetriehypothese, die einheitlich eine strukturelle COMP-Positlon für Haupt- und Nebensätze vorsieht, läßt eine Rückführung der Unterschiede zwischen konjunktional eingeleiteten Nebensätzen und Infinitiven / abhängigen Verbzwcltsätzen ebenfalls nicht zu. Solange nicht unabhängige Argumente eine Aufgabe der COMP-Analyse für Infinitive (bzw. für Infinitive und Verbzweitsätze bei Scherpenisse) nahelegen, muß ihr analoges Verhalten bezüglich Gliedteilsatzrealisierung und Platzhalterfeindlichkeit auf andere, unabhängige Regularitäten zurückgeführt werden von denen eine eben die Kollision von faktizitätsverstärkenden Platzhaltern und Infinitiven mit einer Tendenz zu Implikativer Lesart ist.

13)

Benes (1979) beschreibt die semantlschen Unterschiede zwischen daß-Sätzen und Infinitiven dahingehend, daß im daß-Sät z ein Geschehen als "einmaliges, faktisches Ereignis" In den Vordergrund gerückt wird, während mit dem Infinitiv "ein Geschehen als abstrakt, generell und ohne Rücksichtnahme auf dessen Faktlzität dargestellt wird" (ebd. 381). Benes bezieht sich dabei ausdrücklich nur auf die Leistung der am flniten Verb ausgedrückten Kategorien Tempus und Modus; seiner Argumentation ist nicht zu entnehmen, daß er "faktisches Ereignis" im Sinne des logischen Faktivitätsbegrlffs versteht.

248

Tatsächlich zeigen abhängige Verbzweitsätze und infinite Komplementsätze in anderer Hineicht ein geradezu spiegelbildliches Verhalten. Abhängige Verbzweitsätze stehen am Rande zu selbständigen Sätzen, Infinitive tendieren zu Integration in den Matrixsatz und können kohärente Konstruktionen ohne deutliche Nebensatzgrenze bilden. Dieses Charakterlstikum bedingt eine Reihe von Stellungseigentümllchkeiten von PO-Infinitiven, die konjunktional eingeleitete PO-Sätze nicht teilen. PO-lTifinitive können als Gliedsätze im Vorfeld Ihres Matrixsatzes stehen ohne Wiederaufnahme durch eine koreferente Pro-PP. Zwischen dem topikalislerten Infinitiv und dem Matrixsatz liegt keine einschneidende Pause; das unterscheidet Infinitive von Verbzweitsätzen in dieser Position. Konjunktional eingeleitete Gliedsätze lassen diesen Stellungstyp nicht zu. (4-165) Seine Anschauungen zu widerrufen oder auch nur zu ändern, bloß well er Dlnee sieht, die seine Anschauungen widerlegen, wird Gantenbein sich hüten, um nicht aus der Rolle zu fallen. (4-166) Meinungen und Urteile auch sehr subjektiver Art zu unterdrücken, habe ich mich bemüht. Voraussetzung für diesen Stellungstyp 1st Fakultät!vität des Platzhalters bei extraponiertem Infinitiv. Ist der Platzhalter obligatorisch, muß ein PO-Inflnltlv regelmäßig linksversetzt werden. (4-167) So miserabel zu zielen, '(dazu) gehört schon eine verfluchte Bosheit. PO-Inflnltive in Abhängigkeit von Modalitätsverben und - mit Einschränkung in Abhängigkeit von den dreiwertigen Verben des Beeinflussens können ohne Bezugselement ins Mittelfeld des Matrixsatzes integriert werden. (4-168) Darum erscheinen so leicht dem ununterrichteten Europäer die Amerikaner allesamt als Leute ohne Würde, bereit zu entlohnten Diensten, so wie umgekehrt Jene Ihn für einen Vaeabunden und Prinzenimitator zu halten geneigt sind / bereit sind / fähig sind / sich scheuen / sich bemühen. Mit einer Pro-PP als Bezugselement im Mittelfeld vor dem Infinitiv wird (168) unakzeptabel. Mit Bech (1983) werden solche Konstruktionen als ''Kohärenzinfinitive" bezeichnet; Kvam (1982) sieht "kohärente Einbettungen" bereits dann gegeben, wenn ein Infinitiv von seinem Matrixsatz umrahmt wird. In der Regel wird davon ausgegangen, daß diese Infinitive nicht satzwertlg seien, sondern Ergebnis einer Restrukturlerung des Verbalkomplexes zu einem neuen komplexen Prädikat

249

aus Infinitiv und Matrixsatzverb (vgl. Grewendorf 1987). Dafür gibt es eine Reihe von Argumenten:" Als erstes sprechen natürlich die i n t o n a t o r i s c h e n Eigenschaften dieser Konstruktion gegen eine Gliedsatzinterpretation. Gliedsätze im Subkategorisierungsbereich sind, wenn überhaupt, nur parenthetisch in den Matrixsatz einfügbar, während diese Infinitive intonatorisch in den Tonhöhenverlauf ihres Matrixsatzes Integriert sind, und die Gesamtkonstruktion die Intonationskontur einfacher Verbalsätze zeigt. Zweitens entspricht die K o n s t i t u e n t e n a b f o l g e Innerhalb des Mittelfelds der von einfachen Mittelfeldern. Das Reflexlvum eines obligatorisch reflexiven Matrixsatzverbs kann wie im einfachen Verbalsatz in der klltlschen Position hinter dem klammereröffnenden flnlten Verb, hinter dem Subjekt des Matrixsatzes oder in der "Adornoposltion" vor dem klammerschließenden Verb auftreten. (4~169a) Hier hat (sich) Kienast (sich) bereits mehrfach zur alten Form zurückzufinden (sich) bemüht. (4-l69b) Hier hat (sich) Kienast (sich) immer wieder um eine bessere Kondition (sich) bemüht. Dabei tritt allerdings eine Markiertheitsumkehrung ein: Beim integrierten Infinitiv 1st die Stellung des Reflexivums vor dem klammerschließenden Verb weniger markiert als im einfachen Satz. Die Stellung hinter dem Finitum ist demgegenüber markierter, während diese Stellung Im einfachen Satz die unmarkierte ist. Auch die unmarkierte Pronominalabfolge des neuen komplexen Mittelfelds ist Identisch mit der eines einfachen Mittelfelds. (4~170a) well er es ihm dafür zu geben nicht bereit ist (4-170b) well er es Ihm dafür nicht gibt Ein solches neues, komplexes Mittelfeld kann unter Umständen durch Umstellung von Konstituenten so umstrukturiert werden, daß die ursprüngliche Einbettungsstruktur völlig zerrissen wird. (4-171a) weil für neue Möbel heute niemand mehr einen Pfennig ausgibt (4-171 b) well für neue Möbel heute niemand mehr einen Pfennig auszugeben bereit 1st

14)

Zu kohärenten Infinitiven gibt es eine reichhaltige Literatur. Insbesondere sind hier die Arbeiten von Kvam (1980, 1982 und 1983) zu nennen, daneben Reis (1976b) und Wunderlich (1980). Zu Unterschieden In der Auffassung dessen, was ein Kohärenzinfinitiv sei vgl. Grewendorf (1987). Nicht berücksichtigt sind hier reine Kohärenzinfinitive ohne zu; dazu vgl. Reis (1976b) u. Leys (1983).

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Das umstrukturierte komplexe Mittelfeld 1st auch hier wieder völlig parallel zum einfachen Hittelfeld gebaut. Drittens 1 s t A u s k l a m m e r u n g oder E x t r a p o s i t i o n einer Konstituente des Infinitivs Ober das finite Matrixverb hinaus nach rechts möglich. Bei echten Gliedsätzen würde eine solche Herausstellung die Regel der "upward boundedness" (Rose 1967:166) verletzen, wonach sich zwischen Matrixsatz und extraponlerten Gliedsatz kein Ausdruck schieben darf, der hierarchiehöher 1st als der Matrixsatz. (4-172a) Man hat diese Ansicht mit der Behauptung gestützt, daß der Arme überhaupt nicht in demselben Maße Leid zu erleben fähig ist, wie der eeofleete Mensch. (4-172b) "well der Arme DAzu. daß er In demselben Maße Leid erleben könnte, gar nicht fähig ist, wie der gepflegte Mensch Aus kohärenten Infinitivkonstruktionen können selbst restriktive Relativsätze oder freie w-Relativsätze extraponiert werden. (4-173) Er habe dafür (das) nicht zahlen zu müssen geglaubt, was er gezahlt habe. Viertens lassen sich Teile des Infinitive Ober die linke Matrixsatzgrenze hinweg t o p l k a l l s i e r e n . Das ist zwar teilweise auch bei finiten Nebensätzen möglich, aber weitgehend beschränkt auf Nebensätze in Abhängigkeit von verba dlcendi und verba putandi und deutlich markierter als Topikalisierung aus Konstruktionen mit kohärenten Infinitiven. (4-174&) Auf Ihre Dauerbetreuune 1st Boris Inzwischen bereit zu verzichten / zu verzichten bereit / ?? bereit, daß er verzichtet. (4-174b) Auf Ihre Dauerbetreuune weiß ich, daß Boris inzwischen gern verzichtet / glaube ich nicht, daß Boris leicht verzichten kann. Dagegen ist Topikalisierung aus echten infiniten Gliedsätzen und daß-Sätzen heraus nicht möglich. (4-176) 'Die Wahl beharrt der Bundeskanzler '(darauf), noch nicht gewonnen zu haben / 'daß er noch nicht gewonnen hat. Topikalisierung aus dem Infinitiv heraus Ober den Matrixausdruck hinweg funktioniert in (174a) offensichtlich unabhängig davon, ob der Infinitiv ins Mittelfeld Integriert ist oder dem Matrixverb nachfolgt. Kvam (1982) bezeichnet diskontinuierliche Infinitivphrasen, bei denen das infinite Verb dem Matrixverb nachfolgt, als "Llnksverschachtelungen" und betrachtet solche Konstruktionen als "Sonderfall der Inkohärenten Einbettung" (ebd. 349), da der Infinitiv "nach einem deutlich markierten Satzrahmen erscheint". In Kvams Analyse haben diese Infinitive also Gliedsatzstatus. Kvams Definition von Linksverschachtelung deckt allerdings nur einen Teil der Möglichkeiten diskontl-

251

nulerllcher Anordnung von abhängigen Infinitivkomplementen ab. Vor dem Matrixsatz muß " e i n e Konstituente der eingebetteten Infinitivphrase" stehen (Hervorhebung EB], der Infinitiv selbst erscheint rechts vom Hatrixsatz. (Kvam 1983:6f. und 1980: 316). Verba putandl wie glauben oder meinen als Matrixverben erlauben allerdings durchaus Llnksverschachtelungen, bei denen die Linksverschachtelungsgröße mehr als eine Konstituente umfaßt. (4-176a) der Wagen, mit dem er (glaubte) allen Leuten (glaubte) imponieren zu können (glaubte) Diese Möglichkeit des freien Durchvarllerens der Stellung des Finitums Im Mittelfeld 1st jedoch wohl auf die Brückenverben beschränkt. Mit den Modalitätsverben 1st hier entweder nur Voranstellung des Relatlvums oder finale Position des Finitums möglich, Positionen Im Inneren des Relativsatzes sind für das finite Matrixverb erheblich weniger akzeptabel. (4-176b) der Wagen, mit dem er (bemüht war / hoffte) allen Leuten (?? bemüht war / ? hoffte) zu imponieren (bemüht war / hoffte). Auch der folgende Beleg liefert hier kein schlagendes Gegenbeispiel: (4-177a) Jener private Mikrokosmos würde perfektioniert, über den einsam zu herrschen den einzelnen über die Bedingungen hinwegtrösten soll, unter denen er als gesellschaftlicher Produzent gezwungen 1st zu arbeiten. Die a7s-Phrase kann bei diesem Stellungstyp nur als Apposition zum Subjekt Interpretiert werden, nicht aber als zum Infinitiv gehöriges Adverbial; d.h. außer dem Reflxlvum tritt keine Konstituente des Infinitivs vor dem Flnitum auf. Die Adverbiallesart läßt sich nur herstellen, wenn der gesamte Infinitivkomplex integriert 1st. Die Lesart als Apposition ist dabei ebenfalls möglich. (4-177b) ...die Bedingungen, unter denen er als gesellschaftlicher Produzent zu arbeiten gezwungen ist. Folgt der Infinitiv dem finlten Modalitätsverb nach, sind also die Stellungemöglichkeiten eingeschränkter als bei voll integrierten Infinitiven. Während in einem Hauptsatz mit "extraponiertem" Infinitiv Toplkallslerung einer Konstituente Ober das Flnitum hinweg möglich 1st in Analogie zum einfachen Verbalsatz mit Modalverb, (4-178a) über den himmelblauen Mantel mit goldenen Quasten bemühte er sich nicht verwundert zu sein / will er sich nicht wundern. gelingt das Innerhalb eines Relativsatzes nicht mehr. (4-178b) Er wiederholte dieselbe Frage als er in dem Vorzimmer saß gegenüber einem Jungen Assistenten, ?? der über den himmelblauen Mantel mit goldenen Quasten sich bemühte, nicht verwundert zu sein / ? der über den himmelblauen Mantel glaubte, sich nicht wundern zu müssen.

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Innerhalb des Mittelfelds eines Relativsatzes gilt offensichtlich, daß bei Voranstellung einer Konstituente des Infinitivs vor das Matrixverb alle folgenden Konstituenten einschließlich des Infinitivs selbst kontinuierlich hinter dem Relativum "pied-piped" werden müssen. (4-178c) ...ein Junger Assistent, der über den himmelblauen Mantel mit goldenen Quasten nicht verwundert zu sein sich bemühte. Eine solche "Pied-Plping"-Konstruktion liegt auch in dem Subjektsatz in (177a) vor. Ein extraponierter Infinitiv blockiert also Umstrukturierung Innerhalb eines komplexen Mittelfelds In Analogie zum einfachen Satz. Auch in Mittelfeldern, die von anderen als d- und w- Complementizern eingeleitet sind, zeigen sich die gleichen Akzeptabilitätsunterschiede. (4-179a) ?? weil / ?? daß er auf die Steuererhöhune nicht bereit ist zu verzichten (4-l79b) Auf eine Steuererhöhune 1st er bereit zu verzichten / will er verzichten. (4-179c) weil er auf die Steuererhöhune glaubt, nicht verzichten zu können / meint verzichten zu müssen. Dennoch wird man nicht jeden nachgestellten Infinitiv mit K v am als inkohärente Konstruktion auffassen dürfen. Bei einfacher Infinitiveinbettung wie In (179b) ist Prädikatverschmelzung und Umstrukturierung analog zu den Stellungsmöglichkeiten eines einfachen Satzes mit Modalverb möglich. Schließlich spricht gegen die generelle Extrapositionsanalyse auch die Stellungsfreiheit bei den Matrixverben glauben und meinen. Gerade dieses unterschiedliche Verhalten verschiedener Matrixverben zeigt, daß hier mit Graden von "Hilfsverbartigkeit" zu rechnen 1st (vgl. Reis 1976b) und Je nach Matrixverb die Bildung komplexer Prädikate mehr oder weniger beschränkt ist. Die relative Hilfsverbartigkeit der Modalitätsverben zeigt sich abgesehen von ihrer modalen Bedeutung in den hier beschriebenen Stellungseigenschaften und den damit verbundenen intonatorischen Eigenschaften. Von Hilfsverben, Modalverben, AcI-Verben und den hilfsverbartigen Verben scheinen, pflegen und drohen unterscheiden sich die Modalitätsverben und die Verben des Beeinflussens aber wiederum in mehrfacher Hinsicht. Die Mittelfeldintegration und Bildung eines neuen komplexen Prädikats ist optio-

nal.

(4-180) (4-181) (4-182)

well er sie zu gehen bittet / bittet zu sehen weil sie ihn kommen läßt / 'läßt kommen weil sie morgens in die Bibliothek zu eehen p fleet / ? pflegt morgens in die Bibliothek zu gehen

253

Eingebettete zu-Infinitive sind im Gegensatz zu Acl- Konstruktionen nicht reflexivierungsdurchläesig. (4-183a) ? weil der Cheft MQllerj mit ihmi / 'mit slchi zu arbeiten gebeten hatte (4-183b) well der Cheft heute Müllerj mit sieht / 'mit ihmi arbeiten läßt Zwischen infinitem Verb und klammerschließendem Finitum können bei Modalitätsverben adverbiale Ausdrücke zwischengeschoben werden. (4-184a) ...Deutschland, das den Ehrgeiz habe, wie zu Zeiten Wilhelms II die größte Waffenschmiede der Welt zu werden, woraus man auch schließen kann, daß sie eine mittlere Waffenschmiede zu werden sich durchaus anschickt. (4-184b) 'daß man sie eine mittlere Waffenschmiede werden durchaus läßt (4-184c) ?? daß sie eine mittlere Waffenschmiede zu werden nicht droht Modalitätsverben können eher allein im Vorfeld stehen als Hilfsverben und hilfsverbartige Verben. (4-186) Bemüht hatte man sich auch, bei der Vergabe der Stellen gerecht vorzugehen. (4-186) 'Lassen hatte man die Leute selber wählen. (4-187) ?? Gepflegt hatte man schon immer, bei der Stellenvergabe gerecht vorzugehen Umgekehrt ist bei AcI-Konstruktionen Topikaüsierung des Prädikatskomplexes eher möglich als bei Modalitätsverben. (4-188) Schuften lassen hat sie immer die anderen. (4-189) ? Zu kommen bemüht hat sich auch der vielbeschäftigte Professor. In den morphologischen Eigenschaften (ge-Perfekt. kein Ersatzinfinitiv bei Perfektbildung, kein Anschluß "nackter" Infinitive) schließlich weisen die Modalitätsverben nicht die geringste Ähnlichkeit mit Hilfsverben und AcI-Verben auf. Graduelle Abstufungen von Hilfsverbartigkeit gibt es auch Innerhalb der POVerben. die mit zu-Infinitiven konstruiert werden können. Nach K v am (1982) lassen Verben, die für zu-Infinitive subkategorisiert sind, prinzipiell kohärente und inkohärente Einbettungen zu (ebd. 351). Daß obligatorische Irikohärenz sehr wohl existiert, zeigen Verben, die bei Extraposition eines Infinitiv-Gliedsatzes obligatorischen Platzhalter fordern und kohärente Konstruktionen nicht erlauben (vgl. (167)). Die dreiwertigen Verben des Beeinflussens, bei denen Infinitive ohne Platzhalter auftreten, lassen kohärente Konstruktionen weniger gut zu als die Modalitätsverben.

254

(4-190)

?? Diese in der Bundeswehr bekannte MAD-Praxis müßte die Vorgesetzten eigentlich sich die Recherchen-Ergebnisse besonders kritisch anzusehen zwingen. Bei Infinitiveinbettungen zu dreiwertigen Verben besteht immer die Gefahr, daß die Konstruktion unüberschaubar wird, wenn keine Feidergrenzen mehr erkennbar sind. Das kann besonders bei defektiver Nominalmorphologie recht unangenehme Strukturen ergeben. (4-191) weil Maier Müller Huber den Chef auf den Hals zu hetzen zwingt Aus diesem Grund sind Infinitiveinbettungen zu dreiwertigen Verben weitgehend auf unerweiterte oder nur geringfügig erweiterte Infinitive beschränkt. Häufungen morphologisch unmarkierter NPen wie in (191) treten in der Praxis nicht auf. Die semantlsche Nähe zu den Modalverben und die relative Hilfsverbartigkeit der Modalitätsverben ist letztlich mit ein Grund dafür, daß zu extraponlerten Infinitiv-Gliedsätzen gerade bei diesen Verben selten Platzhalter auftreten. Die Infinitive sind hier von vornehereln stärker an den Matrixsatz angebunden, "Integrierter" als konjunktional eingeleitete Gliedsätze, die eher eines Platzhalters bedürfen, damit der Bezug zum Matrixsatz garantiert 1st. Aus dem gleichen Grund können Infinitive zu diesen Verben auch ohne Linksversetzung im Vorfeld stehen. Bezugselemente wiederum würden die Bildung eines komplexen Prädikats aus Matrixverb und Infinitiv blockieren. Für diese Infinitive sind auch geeignete Bezugs-NPen nicht vorhanden, (4-192) ?? Das Kalb ist bereit zu der Tätigkeit / ?? der Handlung. zum Metzger zu gehen. während für Infinitive in Abhängigkeit von anderen Verben solche Bezugs-NPen durchaus existieren. (4-193) Jeder spekuliert darauf / auf die Möglichkeit, eine Medaille zu gewinnen. (4-194) Johnson beharrt darauf / auf der Ansicht, der beste Sprinter aller Zelten zu sein. Bei Infinitiven in Abhängigkeit von faktiv verwendbaren Verben spielt für die Platzhalter- und Bezugselementfeindlichkeit dagegen die Tatsache, daß Infinitive nicht allein eine faktive Lesart garantleren können, die ausschlaggebende Rolle. Zwei Ergebnisse lassen sich hier festhalten: 1)

Zu-Infinitive in Abhängigkeit von PO-Verben sind keine homogene Klasse. Während der Großteil der Infinitive durch eine ausgeprägte Platzhalter- und Bezugselementfeindlichkeit gekennzeichnet ist, existieren daneben auch PO-

255

Verben, bei denen Infinitive sich in dieser Hinsicht nicht anders verhalten als konjunktional eingeleitete PO-Sätze. 2)

4.6

Für die Platzhalter- und Bezugselementfeindlichkeit von PO-Inflnitlven sind verschiedene Faktoren verantwortlich. Bei faktlv verwendbaren Verben macht sich in der Platzhalterfeindlichkeit der Infinitive ihre Tendenz zu nichtfaktiver Lesart bemerkbar, die mit der faktizltätsindizlerenden Wirkung von Platzhaltern kollidiert. Bei Infinitiven in Abhängigkeit von Modalitätsverben rührt die Platzhalter- und Bezugselementfeindllchkeit aus der stärkeren Integriertheit dieser Infinitive in einen Matrixsatz mit hilfsverbartigem Matrixverb.

re/ut-S&tze

Daß wenn -Sätze Argumentpositionen einnehmen können und Realisierungen von Subjekt-, Akkusativobjekt- und PO-Sätzen sein können, ist in der Forschung vielfach vermerkt worden. In Frage kommen hier Strukturen wie die folgenden: (5-195) Er blieb mit seinem Geländewagen im Sand stecken und scherte sich nicht darum, wenn das Wasser im Kühler kochte. (6-196) Hei, « Maschine kann doch nichts dafür, wenn sie nicht richtig mit ihr umsehen können. Was ist nun der syntaktische und semantlsche Status solcher "ergänzenden wennSätze"? In der Regel wurden sie als Hybride aus adverbialer und Ergänzungsfunktion beschrieben. Blatz (1970:1021 u. 1049) spricht diesen we/i/7-Sätzen echte Stellvertreterfunktion ab und bezeichnet sie als den Subjekt- und Objektsätzen "nahestehend". Härtung (1986:93f. u. 131f.) betrachtet sie als Adjunktionen zum Subjekt- bzw- Objektknoten bei gleichzeitigem Vorhandensein eines tiefenstrukturellen konditionalen Platzhalters. Auf einen "Bastard" -Status - syntaktisch: Subjekt bzw. Objekt, seman tisch: Adverbial - berufen sich auch Fabrlclus-Haneen (1980) und Fabrlclus-Hansen/Saefarf (1983). Vom "Kollaps von adverbialer und Ergänzungsfunktion" spricht auch Eisenberg (1986:358f.). Dagegen wendet sich Schmid (1987), der die Opposition zwischen Konstruktionen mit daß -Sätzen und solchen mit wenn -Sätzen nicht primär auf einen konditionalen oder temporalen Charakter letzterer zurückgeführt wissen will, sondern unterschiedliche Merkmalsbündel dafür verantwortlich macht, die jedoch wiederum auf Wahrheitsgehalt (|+ real] vs. [+/- real)) und Aktionalität ([+/- aktuell) vs. 1+ wiederholt)) der Gliedsatzproposition Bezug nehmen. Dies sind aber Merkmale,

256

die natürlich auch bei der Interpretation konditionaler und temporaler wennSätze in adverbialer Funktion eine Rolle spielen. So trifft etwa das Merkmal [+/real], das Schmid für ergänzende wenn -Sätze in Abhängigkeit von Matrixsatzprädikaten, die überzeitlich gültige Urteile und Wertungen ausdrücken, ansetzt, für alle Konditionalgefüge mit Ausnahme der hypothetischen zu. Sowohl indikativische Konditionalgefüge als auch solche im Konjunktiv Präteritum sind gegenüber dem Zutreffen des im Antezendens ausgedrückten Sachverhalts neutral (vgl. auch Eisenberg 1986:124); wenn sie als "real" oder "irreal" interpretiert werden, ist das primär keine Frage der Struktur, sondern abhängig von pragmatischen und Kontextfaktoren. Genau dies gesteht Schmid aber auch den ergänzenden wennSätzen zu, wenn er auf die Notwendigkeit hinweist, zwischen der Funktion des "reinen Kombinationstyps" (ein auf das strukturelle Minimum abgespeckter wennSatz) und "Konnotationen, die mit dem Prädikat aufgrund außersprachlicher Faktoren (Erfahrung, Logik) verbunden sind" zu unterscheiden (ebd. 281). Was die "Realität" des im wenn-Satz ausgedrückten Sachverhalts betrifft, unterscheidet sich also ein wenn-Satz in Komplementfunktion wie der folgende nicht von einem konditionaladverbialen wenn-S&lz. (5-l97a) Sie mag auch nicht, wenn man mit ihr über die Benzinpreise, über die Seifenoper Pallas und über Mode spricht. (Schmid: 281) (5-197b) Sie mag Journalisten nicht, wenn diese mit ihr über die Benzinpreise, über die Seifenoper Pallas und über Mode sprechen. Der konditionale Charakter von wenn -Sätzen in Argumentposition ist also durch Schmids Ausführungen noch nicht widerlegt. Im Unterschied zu den adverbialen wenn -Sätzen scheint Jedoch bei den ergänzenden wenn -Sätzen tatsächlich eine Subkategorisierungsbeziehung vorzuliegen; jedenfalls lassen sich die Matrixsatzprädikate, in deren Umgebung wenn-S&tze auftreten dürfen, semantlsch relativ gut erfassen. Es handelt sich dabei um a)

Prädikate, die Bewertungen, Urteile des Sprechers bezeichnen, häufig realisiert in der Form Kopula + Prädikatsadjektiv (es ist absurd, geschmacklos, schön, bedauerlich, wenn...)

b)

Verben der emotionalen Einstellung (ich hasse es, liebe es, bedaure es, finde es geschmacklos, bin begeistert, freue mich, schäme mich, wundere mich, bin stolz, wütend, wenn...)

c)

Verba dlcendl mit einer bewertenden Komponente (ich Juble, triumphiere, klage mich, wenn...)

be-

257

Gemeinsam ist diesen Prädikaten eine Komponente der subjektiven Bewertung des im wenn-S&tz ausgedrückten Sachverhalts; entsprechend lassen sie fast ausnahmslos faktiven Gebrauch zu und sind auch für da/3-Satze subkategorislert. Bei PO-regierenden Matrixverben gibt das PO häufig den Grund einer emotionalen Regung an; Grund und Bedingung sind aber semantisch relativ nah verwandt. In Abhängigkeit von den PO-regierenden dieser Matrixsatzprädikate zeigt ein wenn-S&tz syntaktisch nun alle Anzeichen eines PO-Gliedsatzes. (5-199a) Also ich weiß nicht, ich bin immer so allergisch daeeeen. wenn wir auf der intellektuellen und der geistigen Überlegenheit herumpochen und meinen damit weiß was erlangt zu haben. Bei dem PO-regierenden Matrixsatzprädikat allergisch sein tritt obligatorisch ein Platzhalter auf, der den extraponierten wenn-S&tz im Matrixsatz vertritt. Für dessen PO-Gliedsatz-Status spricht auch die Möglichkeit der Nominalisierung zu einem PO. (5-199b) Ich bin immer so allergisch eeeen dieses Herumoochen auf der intellektuellen Überlegenheit. Bei der Prageprobe ergibt dagegen die w-Pro-PP keine ganz akzeptable FrageAntwort-Sequenz. (5-199c) ?? Wogegen sind Sie allergisch? - Wenn wir auf der geistigen Überlegenheit herumpochen. Akzeptabel ist dagegen durchaus eine konditionale Frageform, allerdings nur, wenn das Matrixsatzprädikat wie hier nicht obligatorisch ein PO fordert. (5-199d) Unter welcher Bedingung sind Sie allergisch? - Wenn wir auf der intellektuellen Überlegenheit herumpochen. Gegenüber der Ausgangsstruktur ergibt sich dabei jedoch eine Bedeutungsänderung: (199d) kann auch so verstanden werden, daß das Allergischsein sich auf etwas anderes als den Inhalt des WC/M?-Satzes bezieht. Diese Lesart erhält man auch, wenn man in (199a) die Pro-PP dagegen als anaphorische Pro-PP interpretiert, die sich auf einen im Vortext erwähnten Sachverhalt bezieht, so daß der wenn-S&tz auch syntaktisch ein von der Pro-PP unabhängiger Konditionalsatz 1st. Die konditionale Frageform paßt also streng genommen nur zu einer Ausgangsstruktur mit konditionaladverbialem wenn-Satz, nicht aber zu einem ergänzenden wejm-Satz. Daß die ergänzenden wenn-Sätze syntaktisch keine Adverbialsätze sind, zeigt sich auch an der Möglichkeit, beide Typen in Abhängigkeit von einem Matrixsatzprädlkat zu realisieren. Einen schönen Beleg hierfür gibt Schmid (1987:268). (5-200) Und wenn er von den Frauen nicht gleich als Homo tituliert wird, kann er froh sein, wenn man ihn nur als Eisblock oder Felsenfestune bezeichnet.

258

Alle bisher angeführten wenn-S&tze lassen Ersetzung durch einen daß-Satz zu, wobei es zunächst so scheint, als bleibe die Bedeutung gewahrt. Bei Anschluß eines daß-Satzes sind die entsprechenden Matrixsatzprädikate faktiv, das Zutreffen des im (iaß-Satz ausgedrückten Sach verhalts wird durch Negation des Matrixsatzprädikats nicht aufgehoben. Die ergänzenden nren/?-Sätze wird man In der Regel wohl ebenfalls in diesem Sinne interpretieren: als einen Sachverhalt, der zutrifft, und über den im Matrixsatz eine Einstellung des Subjektsreferenten ausgesagt wird. Meist ergibt sich dabei die Lesart der iterativ-temporalen wennSätze: ergänzende irenji-Sätze sind gegenüber daß-Sätzen generalisierend; sie bezeichnen wiederholt auftretende Ereignisse, während die propositionsglelchen daß-Sätze auf einmalige Ereignisse Bezug nehmen und die Bedeutungskomponente der Wiederholung bei ihnen lexikalisch durch Frequenzadverbien wie Immer, dauernd ausgedrückt werden müßte. Die faktive Intepretation eines ergänzenden wenn-Sa.tz.es läuft aber nun anders als die des entsprechenden daß-Satzee. Während bei letzterem bereits die Struktur - potentiell faktives Matrixsatzprädikat + daß-Satz - Faktlvität garantiert, sind bei ersterem pragmatische Faktoren wie Kontext, Vorwissen des Hörers und die spezifische lexikalische Füllung ausschlaggebend dafür, ob er den im wennSatz ausgedrückten Sachverhalt als zutreffend versteht (vgl. auch FabrlciusHansen 1980:178). Die Semantik von Konditionalen bleibt jedoch primär erhalten. Für einen Satz wie (5-201 a) Ich hab was dagegen, wenn man meine Bücher falsch interpretiert, indem man sie kastriert. sieht diese Interpretation etwa folgendermaßen aus: Das Konditional selbst hat keine konstituierende Bedeutung, der Sprecher behauptet also nichts. Wenn der in der Bedingung genannte Sachverhalt zutrifft, die Werke des Sprechers also etwa schlampig rezensiert wurden, und der Satz soll wahr sein, dann ist auch die im Matrixsatz ausgedrückte Einstellung wahr. Trifft die Bedingung dagegen nicht zu, dann Hegt eine Aussage über einen nicht-existenten Sachverhalt und damit eine Tautologie vor, da nach der Logik solche Sätze immer wahr sind. Geht der Hörer mit Grice davon aus, daß ein kooperativer Sprecher keinen tautologischen, redundanten Satz äußert, kann er rückschließen, daß die Bedingung zutrifft. Wohlgemerkt hat der Sprecher dies aber nicht assertiert, die Verantwortung fUr diese Interpretation liegt also ganz auf Seiten des Hörers. (Nicht umsonst finden sich derartige wenn -Sätze gern im Politiker-Jargon.) Durch lexikalische Indikatoren wie Eigennamen und Delktlka kann natürlich der Sprecher die faktive Lesart dem Hörer nahelegen, vgl. etwa (201 a) gegen (201b).

259

(5-201b)

Ich hab was dagegen, wenn ein Herr Relch-Ranltzky in der FAZ in einem ganzseitigen Artikel Jetzt gegen meinen neuen Roman wütet, den er offensichtlich nicht einmal zur Hälfte gelesen hat. Die spezifische Bedeutung dieser ergänzenden wenn-Sätze wird recht gut durch eine Paraphrase rekonstruiert, die Metschkowa-Atanassowa (1983) vorschlägt: (5-201c) Wenn man meine Bücher falsch interpretiert, Indem man sie kastriert, dann hab ich was dagegen, daß man sie falsch interpretiert, Indem man sie kastriert. Von diesen f aktiv interpretierten ergänzenden trenn-Sätzen sind die konjunktivischen Konditionalge füge zu unterscheiden, deren Matrixsatzprädikat nicht faktiv zu sein braucht. (5-202) Ich gäbe alles darum, wenn ich noch einmal von vorn anfangen könnte. Zwar kann auch hier ein wenn-Satz Argumentposition einnehmen - geläufig etwa als Subjektsatz unter superlativische Prädikatsadjektive (am schönsten wäre es, wenn ...) -, der wenn-Satz kommutiert hier aber nicht mit einem da/3-Satz, sondern allenfalls mit einem Infinitiv, und die im wenn-Satz genannte Bedingung ist tatsächlich "offen". Die bisher besprochenen Strukturen weisen alle einen ergänzenden wenn-Satz im Extrapositionsfeld auf. Tatsächlich 1st die Klassifizierung solcher wenn-Sätze im Vorfeld problematisch, da sie sich von den Standardtypen von PO-Sätzen deutlich unterscheiden. (5-203a)

Wenn aber ein ganzer Schwärm von praeceotores eermanlae in inbrünstiger Unkenntnis der Partelenwirklichkeit auf einem empfindlich-komplizierten Schlüsselelement der sozialen Demokratie herumprüeelt. (dann / so) muß man sich dagegen) wehren. (5-203b) DAeeeen. daß Caber) ein ganzer Schwärm von praeceotores eermanlae .... herumprüeelt. (DAzeeen) muß man sich ('dagegen) wehren. (5-204a) Marianne, artig Im Blümchenkleid Kaffee trinkend, meint: "Wenn Ich doch schon überall die Landesmutter bin, (dann / so) kann man Ja gleich die Konsequenzen (daraus) ziehen und mich zur Königin machen." (5-204b) DAraus. daß ich (?? doch schon) überall die Landesmutter bin. (DAraus) kann man Ja gleich die Konsequenzen ('daraus) ziehen und mich zur Königin machen. Während die Standardtypen von PO-Sätzen Im Vorfeld des Matrixsatzes nur linksversetzt oder als Gliedteilsätze mit einem initialen Pro-PP-Bezugselement erscheinen können, können wenn-Sätze als Gliedsätze allein das Vorfeld besetzen. Werden sie In eine Llnksversetzungskonstruktion gebracht, erscheint als

260

wiederaufnehmende Proform nicht eine Pro-PP. sondern ein adverbiales Pro-Element: dann oder so. Ein Initiales Bezugselement vor dem wenn-S&tz 1st Im gegebenen Kontext überhaupt nicht möglich. Als Bezugselement von re/in-Sätzen kann nur dann fungieren; eine Interpretation als Temporalgefüge 1st dann obligatorisch. (5-203c) DANN, wenn ein ganzer Schwärm von oraeceptores eermaniae...herumprueelt (dann / ' so) muß man sich wehren. Statt eines iren/i-Satzes ist im Vorfeld auch die uneingeleitete Variante mit Verbspitzenstellung möglich, die im Extrapositionsfeld verboten ist. (5-203d) Prügelt aber ein ganzer Schwärm von praeceptores eermaniae ... herum, (dann) muß man sich dagegen wehren. (6-203e) 'Man muß sich dagegen wehren, prügelt ein ganzer Schwärm von praeceptores eermaniae...herum. Auch die Unterschiede in der Zulässigkeit von Konjunktlonaladverbien und Modalpartikeln deuten eher darauf hin, daß wenn-S&tze im Vorfeld Adverbialsätze und keine subkategorislerten Gliedsätze sind. Der wenn-Satz in (204) ist verwandt mit einem Typ von selbständigen Verbletztsätzen: (5-204c) Wo ich doch schon überall die Landesmutter bin! und kann in dieser Komplexität schwerlich als valenzgebundener Gliedsatz unter ein Matrixprädikat eingebettet werden. Bei der Adverbialinterpretation scheint das Auftreten der anaphorlschen Pro-PP im Mittelfeld des Matrixsatzes zunächst störend, da sie im Matrixsatz eindeutig PO-Funktion hat und sich anaphorlsch auf den wenn-Sa.tz bzw. den Im wennSatz "pragmatisch präsupponierten" Sachverhalt bezieht. Die Konstruktion gelingt aber auch mit anderen präsupponierenden Adverbialsätzen, (5-206a) Da / well du nicht gekommen bist, werde ich meine Konsequenzen daraus ziehen. für die eine Position im Extrapositionsfeld wiederum verboten 1st. (5-206b) 'Ich werde meine Konsequenzen daraus ziehen, 'well / 'da du nicht gekommen bist. Wenn-Sätze im Vorfeld sind also konditionale, temporale oder rein faktisch zu interpretierende Adverbialsätze. Gleichzeitig kann der präsupponierte Teil des wenn-Satzes mit einer anaphorischen Pro-PP in den Matrixsatz "Integriert" werden und dort eine Valenzstelle besetzen. Daß diese Pro-PP nicht eigentlich den wenn-Satz wieder aufnimmt, zeigt die Linksversetzungskonstruktion, bei der dann und so als wiederaufnehmende Proformen des Adverbialsatzes fungieren. Besetzt dagegen ein wenn-S&tz PO-Position, kann ein im Matrixsatz auftretendes dann nicht Platzhalter oder Bezugselement zum wenn-Satz sein, sondern muß seine Referenz unabhängig davon erhalten.

261

(6-206)

Der Funktionär gilt in Deutschland weder für die Gebildeten, noch für die Dichter und Denker etwas. Aber warum sollte ich mich dann darüber aufregen, wenn Enzensberqer für unsereinen schon den Begriff Charaktermaske eine Schmeichelei nennt? Wenn In (206) die Pro-PP Platzhalter des ve/in-Satzes 1st. muß dann anaphorlsch Interpretiert werden. Ist dagegen dann Bezugselement für einen temporalen wennSatz. kann die Pro-PP sich nur anaphorlsch auf den Vorgängertext beziehen. Auch ein ins Mittelfeld integrierter wenn-Satz kann nicht eine Valenzpoeition Im Matrixsatz besetzen. Wie bei ve/m-Sätzen im Vorfeld kann auch In diesem Fall ein anaphorisches Pro-Element auftreten, das sich auf den präsupponierten Teil des we/in-Satzos bezieht. (6-207) Und überdies war er im Laufe der langen Zelt auf den ersten Platz Im Impressum vorgerückt und mußte ('dafür) / (DANN) wenn wirklich Chaos Im Hause war, zumindest die Verantwortung dafür tragen, wenn nicht überhaupt daran schuld sein. Valenzgebundene Positionen können wenn -Sätze also nur unter der Bedingung der Extraposition einnehmen. Semantisch bleiben sie Konditionalsätze, die allerdings aufgrund von pragmatischen und außersprachlichen Faktoren eher faktiv Interpretiert werden. Daß zwischen daß-Sätzen und irejin-Sätzen ein semantischer Unterschied besteht, zeigt auch das Koordinationsverbot. (6-208) 'Wahrscheinlich war Warncke selbst schuld daran, wenn sein Ansehen als Vorgesetzter ein paar Beulen abbekommen hatte und daß er Jetzt öfter über sich tuscheln hörte. Auch die Bezugs-NP die Tatsache, die bei faktiven daß-Sätzen Immer auftreten kann, ist mit einem faktiven wenn-Satz nicht kombinierbar.

4.7

Zusammenfassung Kapitel 4

Die Beschreibung der sechs Typen von PO-Sätzen hat gezeigt, daß die einzelnen Typen in syntaktischen Eigenschaften wie Stellungsverhalten, Statusausprägung, Auftreten von Platzhaltern und Bezugselementen und Auftreten von Modalpartikeln sich zum Teil beträchtlich unterscheiden und meist auch ein Formtyp nicht als homogene Klasse strukturiert ist. So sind etwa mit der kommunikativen Funktion "Redewiedergabe" spezielle Eigenschaften von Gliedsätzen verbunden: Rahmenstellung, Eigenschaften selbständiger satzwertlger Strukturen wie Zulässigkeit von Modalpartikeln, ausschließlich Gliedsatzstatus, Platzhalterfeindlichkeit. Diese Eigenschaften finden sich formtyp-

262

übergreifend bei verschiedenen kategorialen Füllungen von PO-Sätzen: beim Indirektheitstyp von Aussagen (abhängigen Verbzweitsätzen). Aufforderungen (abhängigen Verbzweitsätzen mit dem Modalverb sollen), Entscheidungsfragen ( Sätzen), Ergänzungsfragen (Umsätzen in der Funktion indirekter Fragesatz) und Exklamativen (wtfe-Sätzen). Bei PO-Verben, die für verschiedene PO-Satz-Typen subkategorlsiert sind, ist mit der Änderung des PO-Satz-Typs häufig ein Lesartenwechsel verbunden, den man mit Kategorien wie +/- redeeinleitend, +/- faktiv beschreiben könnte. Mit solchen Leeartenwechseln sind meist auch Veränderungen im Status des PO-Satzes und im Auftreten von Platzhaltern und Bezugselementen verbunden. Tendenziell wird das Komplement faktlver Prädikate eher als konjunktinal eingeleiteter Gliedsatz oder Gliedteilsatz kodiert (de/3-Satz), das Komplement faktlver Prädikate Implikativer Matrixverben dagegen als Infinitiv. Einen nicht-homogenen Typ bilden auch die zu-lnfinitive, für die sich unterschiedliche Stellungsmöglichkeiten ergeben, je nachdem, ob das Matrixverb "hilfsverbartig11 ist und kohärente Inflnitivelnbettungen zuläßt oder sich wie ein Vollverb verhält. Einen Sonderstatus nehmen die irenn-Sätze ein, die bei adverbialer Interpretation (temporal, konditional) eine Valenzstelle besetzen können. Eindeutig als PO-Sätze sind sie aber nur im Extrapositionsfeld identifizierbar; im Vorfeld haben sie auch syntaktisch die Eigenschaften von Adverbialsätzen. Adverbiale Interpretation bei syntaktischer PO-Funktion hat auch ein bestimmter Typ von w-Sätzen: srte-Sätze in Abhängigkeit von Wahrnehmungsverben, die mit da/3-Sätzen kommutieren und der Bedeutung nach näher bei Temporaladverbialsätzen stehen. Solche "Bastarde" zwischen PO und adverbialer Funktion treten übrigens auch bei Finalsätzen In Abhängigkeit von PO-regierenden Matrixverben auf. (4-209) Steigerungen dieser Größenordnung reichen nicht aus, um die Arbeitslosigkeit zu beheben /reichen nicht dazu aus, die Arbeitslosigkeit zu beheben /reichen nicht zur Behebung der Arbeitslosigkeit aus. (4-210) Tausende von Menschen warteten seit den frühen Morgenstunden am Dienstag auf dem Flugplatz von Leopoldvllle, um den ersten befreiten Geiseln Hilfe zu leisten /warteten darauf, den ersten befreiten Geiseln Hilfe leisten zu können. Ein deutlicher Schnitt hat sich gezeigt zwischen konjunktional eingeleiteten POSätzen einerseits (daß-, ob-, w-Sätze) und uneingeleiteten PO-Sätzen andererseits (abhängige Verbzweitsätze, zu-Inflnitive).

263

Während die konjunktional eingeleiteten PO-Sätze sowohl als Gliedsätze mit Platzhaltern als auch als Glledtellsätze mit Pro-PP-Bezugselementen realisiert werden können - sofern nicht eine kommunikative Punktion "Redewiedergabe" besondere Bedingungen setzt -, sind die unelngeleiteten PO-Sätze deutlich Platzhalter- und bezugselementfeindllcher. Bei abhängigen Verbzweitsätzen ist Gliedteilsatzstatus völlig ausgeschlossen, bei zu-Infinitlven in Abhängigkeit von Modalitätsverben und den Verben des Beeinflussens ist er kaum akzeptabel. Für das einheitliche Verhalten von Infinitiven und abhängigen Verbzweitsätzen sind aber gerade entgegengesetzte Ursachen verantwortlich: abhängige Verbzweitsätze tendieren zu Selbständigkeit gegenüber dem Matrixsatz, was sich an den genannten Stellungseigenschaften und Eigenschaften des Satzmodussysteme bemerkbar macht. Infinitive In Abhängigkeit von Modalitätsverben erhalten dagegen aufgrund der relativen Hilfsverbartigkeit des übergeordneten Matrixverbs ihre besonderen Eigenschaften. Diese Infinitive sind wie Verbzweitsätze Im Vorfeld ohne Linksversetzungskonstruktlon möglich und können anders als diese mit dem Matrixverb zusammen zu einem neuen komplexen Prädikat umstrukturiert werden. Im Unterschied zu den konjunktional eingeleiteten Gliedsätzen sind sie deshalb auch Ins Mittelfeld integrierbar. Ein zweiter Grund für die Platzhalter- und Bezugselementfeindlichkeit uneingeleiter PO-Sätze liegt In der Tendenz dieser Komplementsatztypen zu nicht-faktlver Lesart. Daß Platzhalter In bestimmten Umgebungen faktlvlerende Wirkung haben können, läßt sich an Minimalpaaren zu präsuppositionsneutralen PO-Verben zeigen: die Kombination von PO-Verb mit unelngeleltetem Gliedsatz ohne Platzhalter schließt dann in der Regel faktive Lesart aus und erhält häufig implikative Lesart, die Kombination mit Platzhalter und daß-Satz hat faktive Lesart. Daß Pro-PPen als Platzhalter oder Bezugselemente generell Präsuppositionsgaranten seien, läßt sich daraus Jedoch nicht ableiten. Bei den v-Sätzen ist zu unterscheiden zwischen subkategorisierten ir-Sätzen Im engeren Sinn (indirekte Fragesätze und w-S&tze in Abhängigkeit von Matrixsatzprädikaten, die ein "Wissen" ausdrücken) und freien y-Relatlvsatzen. Nur mit freien ^-Relativsätzen können sich konstitutionelle Homonymien ergeben, während ansonsten die subkategorisierten w-Sätze und Relativsätze über die Form der Platzhalter und Bezugselemente unterschieden sind: Relativsätze können nicht zusammen mit Platzhaltern, sondern nur mit analytisch gebildeten Bezugselementen auftreten; w-Sätze lassen Platzhalter und synthetische Pro-PP-Bezugselemente zu.

264

Läßt man ob- und v-Sätze, die aufgrund ihres Sondermerkmals 'Lücke' im Standardfall nur untereinander kommutieren, einmal außer acht, dann lassen sich auch im Komplementsatzsystem des Deutschen durchaus gewisse Anzeichen für eine "Bindungs-"hierarchie finden, wie sie Givon (1980) nach dem Muster der Kontinua der Universalienfoschung an einer Reihe von nicht-verwandten Sprachen aufgezeigt hat. Auf dieser Skala korreliert eine strukturelle Hierarchie syntaktischer Kodierung mit einer semantischen Hierarchie der Bindungsstärke. Die syntaktische Kodierungsskala reicht von den strukturell am wenigsten integrierten freien hauptsatzförmlgen Strukturen am untersten Ende über freie Sätze mit Restriktionen in der Tempus-Modus-Aspekt-Kodierung über konjunktional eingeleitete Nebensätze zu Infinitiven, Strukturen mit Verbraislng, nackten Stammformen und Lexlkallslerung komplexer Prädikate aus Matrixverb und Komplementsatzverb, die strukturell maximal integriert sind. Der hier beschriebene Ausschnitt des Deutschen erreicht das obere Ende der Skala nicht, man könnte aber die hier erfaßten Satztypen folgendermaßen auf Givons Skala einordnen: Verbzweitsätze im Vorfeld bzw. in Rahmenstellung, die kaum mehr Gliedsatzverhalten zeigen Verbzweitsätze Im Extrapositionsfeld - efa/3-Sätze - nicht-kohärente zu-Infinltive - kohärente Infinitivkonstruktionen. Nackte Infinitive, wie sie etwa in Abhängigkeit von Modalverben und den implikativen dreiwertigen Verben lassen und machen auftreten, fallen außerhalb der Kodierungsmöglichkeiten der Komplemente von PO-reglerenden Verben. Die Kodierungshierarchie wird auf semantischer Seite durch folgende, wohl nicht ganz voneinander unabhängige Faktoren determiniert: Grad der Unabhängigkeit der Assertionskraft des Komplementsatzes, und damit verbunden Zeitgleichheit oder Zeitverschiedenheit von Matrix- und Komplementsatzproposition, Grad der Handlungs(un)abhängigkeit des Komplementsatz-Agens und Grad der (Un)abhängigkeit des Wahrheitswerts des Komplementsatzes vom Matrixsatz. Auf dieser Skala macht Glvon nun einzelne Klassen von Verben fest: implikative "manipulative" Verben (dreiwertige Aufforderungsverben), nicht-lmpllkatlve Verben - Verben mit zunehmend emotionalem Gehalt - verba dicendl et sentiendl mit emotionalem Gehalt (hoffen, glauben) - verba dicendi et sentiendi ohne emotionalen Gehalt (wissen, denken, sagen). Aufs Deutsche angewendet, zeigt sich, daß sich eindeutige "turning points" für die Kodierung kaum festhalten lassen, wenn auch tendenziell Übereinstimmung vorliegt. Implikative Auforderungsverben lassen kaum eine andere Kodierung des Komplementsatzes zu als zu-Inflnltlve, mitunter erlauben sie auch kohärente Konstruktionen. Die strukturell am wenigsten abhängigen Verbzweitsätze treten im Standardfall zu verba dicendi bzw. erzwingen eine Interpretation des Matrixverbs als redeeinleitend. Daß-S&tze sind zwar in Abhängigkeit von diesen Verben

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meist ebenfalls erlaubt, bedingen aber oft eine andere, nämlich faktlve Lesart und damit einen geringeren Grad von Unabhängigkeit der Komplementsatz-Assertion. Zu-Infinitive können in Abhängigkeit von verba dicendi ebenfalls auftreten, diese Verben gehören dann aber entweder schon wieder zu den Verben des Beeinflussens (bitten, versprechen, überreden) oder sie sind semantisch komplexer (erklären, bestätigen) als das reine verbum dicendi sagen, bei dem ein Infinitiv Immer etwas merkwürdig klingt. (4-211) ?? Sie hat gesagt, diese Dirne sehr gut zu kennen. Nicht ganz In (Glvon)s Bild passen die Modalitätsverben die sich im Deutschen teilweise mit den impllkativen Aufforderungsverben zu überlappen scheinen. Jedenfalls lassen sie kohärente Konstruktionen häufiger zu als die dreiwertigen Verben. Die echten Modalverben treten wiederum mit reinen Infinitiven auf, ebenso wie die impllkativen dreiwertigen Verben machen und lassen. Allerdings ist Glvon hier selbst etwas unklar, Indem er einerseits von drei verschiedenen Skalen spricht (Aufforderungsverben auf der semantischen Skala '+/- success'; Modalitätsverben auf der Skala 'strong emotion/weak emotion1; verba dicendi et sentlendi auf einer Skala der epistemischen Einstellung von geringer bis hoher Sicherheit), andererseits aber diese drei Skalen mit überlappenden Bereichen auf einer einzigen Skala zusammenführt. Für das hier erfaßte deutsche Komplementsatzsystem mit nur drei Kodierungspunkten (Verbzweitsätze, c/aß-Sätze, zu-Inflnitlve) ist wohl generell damit zu rechnen, daß die Oberlappungsbereiche sehr viel größer sind als in in einem System, das über wesentlich mehr Kodierungsmittel verfügt.

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6.

SCHLUSSBEMERKUNGEN

In den einzelnen Schritten hat sich bei der Untersuchung der syntaktischen und semantischen Eigenschaften von POen des Deutschen immer wieder gezeigt, daß eine syntaktische Funktion PO mit scharf gegenüber der syntaktischen Funktion Adverbial abgegrenzten Rändern nicht existiert. Zwischen "prototypischen" POen, die obligatorisch sind, desemantlsierte Präpositionen enthalten, nicht vorhersagbare einzelverbspezifische Form und semantlsche Rolle aufweisen und "prototypischen" adverbialen PPen, deren Auftreten keinerlei Restriktionen unterliegt und deren Form und Rolle in keiner Weise durch eine lexikalische Eigenschaft des übergeordneten Ausdrucks determiniert wird, gibt es fließende Obergänge. Als relevante Valenzbindungseigenschaften werden in Kapitel l dieser Arbeit nur Notwendigkeit, formale Spezifizität und Speziflzität auf der rollensemantlschen Ebene in Abhängigkeit von lexikalischen Eigenschaften des übergeordneten Ausdrucks, sowie Hierarchiehöhe der semantischen Rolle anerkannt. Andere In der Literatur diskutierte Valenzbindungseigenschaften wie Exozentrlzltät, Argumenthaftlgkeit und kommunikative Relevanz wurden als entweder nicht unabhängige oder nicht unabhängig vom Vorliegen anderer Bindungseigenschaften mit natürllchsprachllchen Mitteln überprüfbare Kriterien abgelehnt. Einschränkend muß man hier aber bemerken, daß die "prototypischen" Vertreter einer Klasse auf die Testverfahren zur Ermittlung von Argumenthaftigkelt meist erwartungsgemäß reagieren und sich dann als Ergänzungen/Argumente respektive Angaben/Nicht-Argumente erweisen. In den Obergangsbereichen versagen die einschlägigen Testverfahren jedoch regelmäßig. Insofern 1st die Terminologie Argument - Nicht-Argument nur für die klaren Fälle gerechtfertigt. Unterschiedliche Grade von Valenzbindung ergeben sich nicht nur aus der absoluten Zahl der positiv spezifizierten Valenzbindungseigenschaften (überhaupt keine Bindung bei Zeltpunktangaben; Notwendigkeit und inhaltliche Spezifizität, aber keine formale Spezifizität bei Dlrektionaladverbialen; Notwendigkeit, formale

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und inhaltliche Speziflzität, aber semantische Rollen, die unterhalb der hierarchiehöchsten Rollen Agens und Patiens liegen, bei "prototypischen" POen), sondern auch dadurch, daß die einzelnen Valenzbindungseigenschaften nicht als binäre Oppositionen (positiv spezifiziert vs. negativ spezifiziert) organisiert sind, sondern ihrerseits skalare Größen sind. Bei der Rollenhierarchie versteht sich das von selbst: der oft angesetzte Schnitt zwischen proposltlonalen Kasusrollen (Partlzipantenrollen. Argumentfunktionen, ergänzungstypischen Rollen) und modalen Kasusrollen (Zirkumstantenrollen, Satellitenfunktionen, adverbialtypischen Rollen) ist willkürlich und überträgt nur die aufgrund anderer Kriterien hypostasierte Zweiteilung in Ergänzungen und Angaben auf die Ebene der semantlschen Rollen. Grammatische Notwendigkeit (Kapitel 1.1) 1st eine hochgradig kontextsensitive Eigenschaft, und je nach Kontext (Modalverben, Diathesenkontrastlerung) 1st eine Konstituente In Abhängigkeit von einunddemselben übergeordneten lexikalischen Prädikatsträger in unterschiedlichem Maße weglaßbar. Als erschwerender Faktor für den Weglaßtest kommt hinzu, daß er nur bei Bedeutungskonstanz des übergeordneten Ausdrucks Aussagen über Notwendigkeit oder Pakultativität einer Konstituente zuläßt, die Grade der Bedeutungeabweichung bei Weglaßung abhängiger Konstituenten Im einzelnen aber recht unterschiedlich sein können (beispielsweise absolute Lesart vs. spezifische lexikalische Ellipsen). Formale Speziflzität (Kapitel 1.2) und inhaltliche Speziflzität (Kapitel 1.3) einer Konstituente in Abhängigkeit von lexikalischen Eigenschaften des übergeordneten Ausdrucks sind insofern skalar organisierte Kriterien, als Form und Rolle eines abhängigen Ausdrucks auch verbsubklassenspezifisch und spezifisch für abstraktere Klassen von Prädikaten wie Handlungsverben oder Zustandsverben vorhersagbar sein können. Insofern ist für die Vorhersagbarkeit des Auftretens bestimmter adverbialer Rollen, die Kombinationsrestriktionen zeigen (Instrumentaladverbiale, Zeitdauerangaben, Modaladverbiale, Dlrektlonaladverblale), ein Rekurs auf lexikalische Eigenschaften des übergeordneten Ausdrucks erforderlich. Je abstrakter diese Eigenschaften sind und je größer die Verbklasse ist, in Abhängigkeit von der das Auftreten einer Konstituente einer bestimmten Form und Rolle vorhersagbar ist, desto geringer ist die Valenzbindung auf dieser Ebene. Weder POe noch adverbiale PPen zeigen in dieser Hinsicht ein homogenes Verhalten: ebenso wie es neben unbeschränkt kombinierbaren Adverbialen solche gibt, deren Auftreten Restriktionen unterliegt, gibt es neben elnzelverbspezlflschen POen auch solche, deren Auftreten mit weitgehend konstanter Präpositionalbedeutung In Abhängigkeit von bestimmten Verbsubklassen vorhersagbar 1st. Da solche Verbsubklassen aber vergleichsweise klein sind und das Auftreten

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einer bestimmten Präposition sich nicht mit absoluter Sicherheit vorhersagen läßt, ließe sich auf den Ebenen formale und inhaltliche Spezlflzltät eine pragmatische Grenzziehung im System der verbdependenten Konstituenten noch am ehesten rechtfertigen. Agentische Subjekte des Deutschen wären auf dieser Ebene aber dann durch einen niedrigen Grad von Valenzblndung gekennzeichnet: zwar sind sie auf der Rollenhierarchie ranghoch; das Auftreten einer Konstituente mit einer Agens-Rolle ist aber in Abhängigkeit von einer vergleichsweise abstrakten Eigenschaft bzw. für eine große Verbklasse 'Handlungsverb1 vorhersagbar, ebenso wie die Form der agentischen Konstituente vorhersagbar ist: sie erscheint als Nominativ-NP bei Handlungsverben Im Aktiv, als von-Phrase bei den entsprechenden Verben im Passiv. Letztere zeigen, da sie im Gegensatz zu NomlnativNPen fakultativ sind, einen noch geringeren Grad von Valenzbindung. Freie Variierbarkeit der Präposition gilt nur für eine Teilklasse adverbialer PPen: lokale, direktionale und temporale Adverbiale. In den nicht-lokalen und nichttemporalen Adverbialklassen ist die Wahl der Präposition bei PP-förmiger Realisierung In der Regel sehr eingeschränkt: bei Instrumentaladverbialen treten nur die Präpositionen mit und durch auf, bei Komitativadverblalen nur die Präpositionen mit und ohne, bei Finaladverbialen nur für und zu. Die Form ist hier allerdings nicht verbspezifisch, sondern spezifisch für die jeweilige Adverbialklasse. Aber selbst bei Lokal- und Direktionaladverbialen ist die Präposition häufig aufgrund einer stereotypen räumlichen Relation zwischen zwei Gegenständen durch die lexikalische Füllung von lokalisierter Entität und Ort weitgehend vorgegeben. Neben dieser grundsätzlichen graduellen Abstufung zwischen dem PO-System und dem Adverbialsystem gibt es schließlich auch bei beiden syntaktischen Funktionen einzelne Vertreter mit "untypischem" Verhalten. Bei Direktionaladverbialen In Abhängigkeit von Verben mit adverbialen oder präpositlonalen Verbzusätzen kann die Präposition fest sein, und damit liegt auf der Ebene formaler Spezifizltät Valenzbindung vor. Echte Source-Adverbiale sind fast ausschließlich auf die Präpositionen von und aus beschränkt. Bei POen kann umgekehrt mit der Existenz von PO-Verb-Varianten und Oppositionspaaren formale Spezifizltät eingeschränkt und die adverbialtypische Kommutatlon der Präposition zulässig sein. In bezug auf die rollensemantische Hierarchie (Kapitel 1.3) erweisen sich POe als Konstituenten mit einem mittleren bis geringen Grad von Valenzbindung. Die von ihnen kodierten Rollen liegen auf den konversen Skalen 'aktive Involvlertheit' und 'Afflzierthelt' unterhalb von Agens und Patiens - typischerweise von NPKomplementen kodierten Rollen. Zu einem großen Teil kodieren POe Source- und

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Goal-Rollen, daneben aber auch eine Vielzahl unterschiedlicher, eher adverbialtypischer Rollen, die sich nicht nach den Parametern Agentivität und Affiziertheit beschreiben lassen. Auch in bezug auf die Präpositlonalsemantik bilden POe eine Inhomogene Klasse: neben POen mit desemantlsierten Präpositionen gibt es auch solche, deren Bedeutung eher kompositionell aufgebaut ist (Insbesondere POe mit den Präpositionen für, gegen, mit) und die darin adverbialtypische Eigenschaften zeigen. Vielfach ist selbst an der Distribution des PO-internen Kasus noch die Opposition zwischen statisch und dynamisch zu erkennen, die das -lokale und dlrektionale Adverbialsystem des Deutschen kennzeichnet. Im syntaktischen Verhalten (Kapitel 2) zeigen POe und adverbiale PPen ebenfalls keine komplementäre Distribution. Die "Wendepunkte" In Prozessen wie Modifizierung (Kapitel 2.4), Passivierung (Kapitel 2.3), Reflexivlerung in NPen (Kapitel 2.5), NP- bzw. Pro-NP-Tllgung aus PPen und Pro-PPen heraus (Kapitel 2.6) liegen im Einzelnen recht unterschiedlich, haben aber in der Regel primär nichts damit zu tun, ob eine PP zum Subkategorisierungsbereich gehört oder nicht, bzw. damit, ob sie einen hohen oder niedrigen Grad von Valenzblndung aufweist. Als relevanter Faktor erweist sich dagegen in vielen Fällen die Austauschbarkeit der Präposition, die nur bei den Adverbialklassen temporal, lokal und dlrektional gegeben 1st. Nur diese Adverbiale sind durch Bereichsangaben modifizierbar und bilden PPKombinationen. Die komplexeren Internen Strukturierungen von PPen sind also auf diese Adverbialklassen beschränkt, und zwar unabhängig davon, ob es sich um PPen handelt, deren Auftreten nicht oder nur begrenzt vorhersagbar ist, (Direktionaladverbiale), so daß sie bei einer Zweiteilung zu den subkategorlslerten Konstituenten gerechnet würden, oder ob es sich um adverbiale PPen mit einem minimalen Grad von Valenzbindung handelt (Temporal- und Lokaladverbiale). Der Faktor Austauschbarkeit der Präposition hat schließlich auch Einfluß auf die Form der Pro-PP (Formen mit Präpositionalakzent) - und in dieser Hinsicht verhalten sich POe mit in der Bedeutung isolierbaren Präpositionen (für vs. gegen) nicht anders als die entsprechenden adverbialen PPen. Für die Frage Reflexivierung vs. Pronominalisierung in PPen schließlich spielen syntaktische Funktion und semantlsche Rolle der PP nur Insofern eine Rolle, als Korrelationen zwischen einer Rolle und bestimmten Eigenschaften des übergeordneten Ausdrucks bestehen. Entscheidend 1st hier der Faktor Transltivltät: und genau hier fallen POe auseinander in solche, die direkten Objekten nahestehen (Pronominalisierung bei Subjektkoreferenz), und solche, die in Konstruktionen mit

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einem geringen Grad von Transltivität auftreten (Reflexlvierung bei Koreferenz mit dem Subjekt). Der Schwankungsbereich bei PO-Verben, die In diesem System schwer einzuordnen sind, weist wiederum darauf hin, daß POe einen breiten Übergangsbereich semantlscher Rollen abdecken. Die Möglichkeit einer NP-Bewegung aus einer PP heraus und damit auch eines PP-Passlvs wurde In den Kapiteln 2.3 und 2.6 dieser Arbeit verneint. Die scheinbaren Fälle von Präpositions-stranden Im Deutschen (da hab Ich keine Ahnung von) sind anders zu erklären (Kombination von themaanknüpfendem, lokal generiertem da und Tilgung des Pronominalteils einer Pro-PP) und betreffen darüber hinaus adverbiale PPen ebenso wie POe. Auch die wenigen Fälle eines IrrJe^en-Passivs, bei dem scheinbar POe zum Subjekt gehoben werden können, erklären sich auf anderem Wege: die entsprechenden Konstruktionen fügen sich rollensemantlsch Ins Muster des Dativ-Passivs. Für Umstrukturierung von |V - (P - NP]] zu [[V -P] - NP11 bei POen ergibt sich damit aus den hier untersuchten syntaktischen Prozessen keine Evidenz. Wie sich die Semantik von PO-Verben bei satzförmlger Realisierung des PO auswirkt, wurde Im zweiten Teil der Arbeit (kapitel 3 und 4) untersucht. Grundlegend war hier eine Status-Unterscheidung zwischen Gliedtellsätzen mit obligatorischen Bezugseleiuenten (Akzentmuster: auf dem Pronominalteil akzentuierte Pro-PP + schwach akzentuiertes Matrixsatzprädikat) und Gliedsätzen mit verbspezifisch fakultativen Platzhaltern (Akzentmuster: unakzentulens Pro-PP + stark akzentuiertes Matrixsatzprädikat). Die Distribution der Akzentmuster und Statusrealisierungen von PO-Sätzen erwies sich als stellungsbedingt: Im Mittelfeld können nur Glledtellsätze auftreten; Im Vorfeld nur Gliedteilsätze mit Bezugselementen oder linksversetzte Gliedsätze; Nachtrag und Rechtsversetzung ist nur für Gliedteilsätze möglich. Von Ausklammerung können Bezugselement + Gliedteilsatz betroffen sein oder der Platzhalter eines extraponlerten Gliedsatzes. Die sich dadurch ergebenden Ausdrücke differieren nur in der Akzentuierung der Pro-PP. abhängig vom Auftreten lexikalisch fokusslerenden Materials matrlxverbspezlflech: abstrakte, relationale Verben mit geringer Assertlonskraft haben eine Tendenz zu Gliedteilsatzreallslerung des PO-Satzes; bei Modalitätsverben treten Glledtellsätze nie auf.

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Ein tendenzieller Zusammenhang besteht zwischen PO-Verben mit faktlver Lesart, geringem Transitivltätsgrad der Struktur, konjunktlonal eingeleitetem PO-Satz und obligatorischen Platzhaltern oder Bezugselementen einerseits, PO-Verben mit implikativer Lesart, Goal-Rolle des PO-Satzes, infinitem PO-Satz und Fehlen von Platzhaltern bzw. Unmöglichkeit des Auftretens von Pro-Bezugselementen andererseits. Grundsätzlich liegt die Opposition von Gliedsätzen und Gliedteilsätzen nicht auf der propositionalen Ebene der Satzbedeutung, sondern auf der Ebene der präsuppositionellen Verhältnisse, auf der Ebene dessen, was in der Proposition Impliziert oder Implizit ausgeschlossen wird. Bei Gliedteilsätzen liegt immer Fokusslerung des PO-Satzes allein vor, sei es durch lexikalische Fokussierung, sei es durch freien Fokus. Bei einer Auffassung von Akzent als einer Art implizitem Kontrastakzent bedeutet das, daß durch Gliedteilsatzfokussierung Alternativen im Umfang der PO-Satz-Propositlon ausgeschlossen werden. Bei Gliedsätzen liegt dagegen in der Kegel ein weiterer Fokus vor, der das Matrixsatzprädikat, das als Rhemaexponent den stärksten Akzent trägt, miteinbegreift. Daraus erklärt sich schließlich auch die Unverträglichkeit von BezugselementAkzentmuster und Implikativer Lesart des Matrixsatzprädikats. Faktive Lesart verbieten etwa auch Verbzweitsätze in der Funktion Indirekte Redewiedergabe: sie lassen Realisierung als Gliedteilsatz mit einem Pro-Bezugselement nicht zu. Das Auftreten von Platzhaltern kann in bestimmten Umgebungen faktizitätsverstärkende Wirkung haben. Man kann aber Platzhalter deshalb nicht als kontextunabhängige Präsuppositionsgaranten ansehen, well ihr Auftreten teilweise durch andere Bedingungen erzwungen wird: sie dienen über die Präposition als Garanten der Verblesart und treten deshalb speziell bei PO-Verben mit Homonymen obligatorisch auf. Bei der Beschreibung der einzelnen Typen von PO-Sätzen haben sich mehrere, wiederum mit semantlschen Eigenschaften des Übergeordneten Ausdrucks in Zusammenhang stehende Faktoren als relevante Größen erwiesen, die die kategorlale Realisierung des PO-Satzes beeinflussen und auch auf Eigenschaften wie Statusausprägung, Stellungsverhalten oder Auftreten von Modalpartikeln Einfluß nehmen. So ist zunächst zu unterscheiden zwischen Matrixsatzprädikaten, die sich mit "geschlossenen" Sachverhaltsdarstellungen verbinden (realisiert als daß-S&tze. Infinitivphrasen, unselbständige Verbzweitsätze) und solchen, die Komplementsätze mit offenem Wahrheitswert ( -Sätze, w-S&tze) einbetten. Konstruktionelle Homonymien zwischen subkategorisierten w-Sätzen und freien Relativsätzen, die

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nicht zum Subkategorisierungsbereich gehören, wurden in Kapitel 4.3 beschrieben. Sie sind bei PO-Sätzen ein eher marglnales Phänomen, da im Standardfall die Konstruktionen sich aufgrund unterschiedlicher Formmerkmale von Bezugselement bzw. Platzhalter differenzieren lassen. Deutliche Unterschiede in der Zulässigkeit von Platzhaltern und Gliedtellsatzrealisierung zeigen sich auch zwischen konjunktional eingeleiteten PO-Sätzen und PO-Sätzen ohne Einleiteelement (Infinitivphrasen, abhängige Verbzweitsätze). Die Platzhalter- und Bezugslement-Felndllchkelt letzterer hat jedoch verschiedene Gründe: Während die Verbzweitsätze einen höheren Grad von Selbständigkeit gegenüber dem Matrixsatzprädikat aufweisen (Zulässigkeit von Modalpartikeln, Rahmenstellung um den Matrixsatz, Aufhebung von Subkategorisierung), tendieren Infinitivphrasen zu Integration in den Matrixsatz (Mittelfeldstellung!); im Extremfall bilden sich kohärente Konstruktionen mit einem umstrukturierten komplexen Prädikat. Nebensätze mit adverbialen Einleiteelementen (wenn, wie) können sich zwar auch mit Verben, die für ein PO subkategorisiert sind verbinden, sie lassen sich aber nur bedingt als echte PO-Sätze klassifizieren. Treten sie Im Extraposltlonsfeld auf, handelt es sich um Hybridkonstruktionen: sie besetzen - bei adverbialer Interpretation (konditional oder temporal) - eine Valenzstelle des Verbs. Abgesehen von diesen marginalen Fällen ergeben sich bei satzförmlger Realisierung des PO Jedoch keine Überschneidungen mit dem Adverblalsystem.

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