223 17 58MB
German Pages 240 Year 1989
Linguistische Arbeiten
225
Herausgegeben von Hans Altmann, Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer, Christian Rohrer, Heinz Vater und Otmar Werner
Eberhard Winkler
Der Satzmodus >Imperativsatz< im Deutschen und finnischen
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1989
CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Winkler, Eberhard : Der Satzmodus „Imperativsatz" im Deutschen und Finnischen / Eberhard Winkler. - Tübingen : Niemeyer, 1989. (Linguistische Arbeiten ; 225) NE: GT ISBN 3-484-30225-9
ISSN 0344-6727
© Max Niemeyer Verlag Tübingen 1989 Alle Rechte vorbehalten. Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus photomechanisch zu vervielfältigen. Printed in Germany. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt.
VORWORT
Die vorliegende Arbeit wurde 1985/86 angefertigt und Anfang 1987 von der Philosophischen Fakultät "Sprach- und Literaturwissenschaft II" (Fachbereich 14) der Universität München als Dissertation angenommen. Anschließend wurde sie für die Veröffentlichung leicht umgearbeitet und gestrafft. Danken möchte ich an dieser Stelle besonders Prof. Dr. Hans Altnann, meinem Doktorvater; dann Prof. Dr. Hans From; ohne ihre mannigfaltigen Hilfen wäre die Durchführung dieser Arbeit kaum möglich gewesen; schließlich auch Ilmari Hovila, M. A., und in Finnland Prof. Dr. Kalevi Wiik und seinen Mitarbeitern sowie Aino Kärnä, M.A. Mein Dank gilt außerdem dem finnischen Opetusministeriö, dem Verlag und dem Mitherausgeber der Reihe, Prof. Dr. Otmar Werner.
Göttingen, November 1988
Eberhard Winkler
VII
INHALTSVERZEICHNIS
ABKÜRZUNGEN HINWEISE ZUR KENNZEICHNUNG
I. EINLEITUNG
1. 2. 3. II.
Einführung in die Konzeption anhand des Deutschen Gegenstand der Untersuchung Zur Methodik
1 4 5
DIE PORMALE BESCHREIBUNG
1.
Verbmorphologie Zum Deutschen 1.1. Die Imperativformen
1.1.1. Tempus 1.1.2. Genus verbi 1.1.3. Zusammenfassung 1.2. Die sog. Ersatzformen
7 8 15 16 18 18
1.2.1. LPs.Sg.
18
1.2.2. 3.Ps.Sg.
19
1.2.3. LPs.Pl.
21
1.2.4. 3.PS.P1.
23
1.2.5. Tempus und Genus verbi der sog. Ersatzformen 1.2.5.1. Tempus 1.2.5.2. Genus verbi
23 23 24
1.2.6. Fazit 1.3. Bestand 1.3.1. Gesamtbestand 1.3.2. Gewerteter Bestand 1.4. Zusammenfassung 1.5. Folgerungen für die Satztypisierung
25 26 26 26 27 27
VIII
Zum Finnischen 1.6. Der Imperativ 1.6.1. Der Imperativ "Präsens Aktiv" 1.6.1.1. Die Imperativzeichen 1.6.1.2. Die nicht-negierten Imperativformen 1.6.1.3. Die negierten Imperativformen 1.6.1.4. Sonderfälle 1.6.1.5. Fazit 1.6.2. Tempus 1.6.3. Genus verbi 1.6.3.1. Zur Unterscheidung von Imp.Perf.Pass, und prädikativer Struktur
28 28 29 30 32 33 34 34 35 36
1.7. Bestand 1.7.1. Gesamtbestand 1.7.2. Gewerteter Bestand Exkurs: Sätze mit einer Form des Imp.Perf.Akt. 1.8. Zusammenfassung 1.9. Folgerungen für die Satztypisierung Kontrastierung Deutsch-Finnisch
38 38 38 39 39 40 40
2.
41
2.1.
2.2.
2.3.
2.4.
Kategoriale Füllung: Subjektausdruck Zum Deutschen Sätze mit einer Imperativform der 2.Ps.Sg./Pl 2.1.1. Sätze mit der Imperativform 2.PS.Sg.Zustandspassiv 2.1.2. Fazit Imperativsätze der I.Ps.Pl. und der 3.Ps.Sg./Pl 2.2.1. Imperativsätze der 3.Ps.Sg. 2.2.2. Imperativsätze der I.Ps.Pl. 2.2.3. Imperativsätze der 3.PS.P1. 2.2.4. Zusammenfassung Zum Finnischen Exkurs: Subjekt, Apposition und Objekt in Imperativsätzen Imperativsätze der 2.Ps.Sg 2.3.1. Überschneidungen mit dem Aussagesatz 2.3.1.1. Sätze ohne Subjektausdruck 2.3.1.2. Sätze mit Subjektausdruck Sätze mit den übrigen Imperativformen 2.4.1. Sätze mit -^-Imperativformen 2.4.1.1. Der Imperativsatz der I.Ps.Pl.
41 47 48 49 49 54 55 56 57 59 60 60 63 63 64 64
IX
2.4.1.2. Der Imperativsatz der 2.PS.P1. 2.4.2. Sätze mit -kO-Imperativformen 2.4.2.1. Der Imperativsatz der 3.Ps.Sg./Pl. 2.4.2.2. Der Imperativsatz des Passivs 2.5. Fesümee
64 65 65 66 67
Kontrastierung Deutsch-Finnisch
67
Verbstellung Zum Deutschen 3.1. Imperativsätze der 2.Ps.Sg./Pl 3.1.1. Sätze ohne Subjektausdruck 3.1.2. Sätze mit Subjektausdruck 3.1.2.1. Imperativsätze der 2.Ps.Sg. 3.1.2.2. Imperativsätze der 2.PS.Pl.
68
3.
3.1.3. Resümee
68 68 72 72 73 74
3.2. Die übrigen Bnperativsätze 3.2.1. Imperativsätze der 3.Ps.Sg. 3.2.2. Imperativsätze der I.Ps.Pl. 3.2.3. Imperativsätze der 3.PS.P1. 3.2.4. Ambige Strukturen 3.3. Resümee
75 75 75 77 78 81
Zum Finnischen 3.4. Imperativsätze der I.Ps.Pl. und der 2.Ps.Sg./Pl 3.5. Imperativsätze der 3.Ps.Sg./Pl. und des Passivs Kontrastierung Deutsch-Finnisch
81 84 85
4.
85
4.1. 4.2. 4.3.
4.4.
Kategoriale Füllung Zum Deutschen u-Elemente als Frageausdrücke Verb Modalpartikeln (MPn) 4.3.1. MPn einzeln 4.3.2. MP-Kombinationen 4.3.3. Zusanmenfassung Subordinative Konjunktionen Exkurs: Gibt es untergeordnete ünperativsätze? Zum Finnischen
4.5. Frageausdrücke 4.5.1. m-/fe-Wörter
86 87 89 93 101 105 106 107 109 110
4.5.2. Die enklitische Partikel -kO 4.5.3. entä 4.6. Verb 4.7. Modalpartikeln 4.7.1. Partikeln ohne MP-Funktion im Imperativsatz 4.7.2. Die einzelnen MPn des Imperativsatzes 4.7.2.1. Die enklitischen MPn 4.7.2.2. Die nicht-enklitischen MPn 4.7.3. Resümee 4.8. Subordinative Konjunktionen 4.8.1. että 'daß', nun että 'so daß1 4.8.2. Relativpronomina Exkurs: Uheingeleitete abhängige Imperativsätze 4.8.3. Resümee Kontrastierung Deutsch-Finnisch
111 112 112 114 115 117 117 122 129 129 130 131 133 134 135
5.
135
5.1.
5.2. 5.3.
5.4.
Sequenzierung Zum Deutschen Kcordinative Satzverbindungen 5.1.1. Koordination zweier Imperativsätze 5.1.1.1. Koordination von Imperativsätzen gleicher Person 5.1.1.2. Koordination von Imperativsätzen ungleicher Person 5.1.2. Koordination eines Imperativsatzes mit einem anderen Satzmodus 5.1.2.1. Koordination mit dem Aussagesatz 5.1.2.2. Koordination mit anderen Satzmodi 5.1.2.3. Anhang: Zum narrativen Imperativ (Imperativus descriptivus) 5.1.3. Zusammenfassung Textuelle Sequenzierung Zum Finnischen Kcordinative Satzverbindungen 5.3.1. Zur Koordination zweier Imperativsätze 5.3.2. Zur Koordination von Imperativsatz und anderen Satzmodi 5.3.2.1. Koordination von Imperativsatz und Aussagesatz 5.3.2.2. Zur Koordination mit anderen Satzmodi Textuelle Sequenzierung Kontrastierung Deutsch-Finnisch
136 136 136 142 142 143 144 145 146 146 147 147 148 148 149 150 150
XI
6.
Übersicht über die nicht-intonatorischen Merkmale Zum Deutschen Zum Finnischen
150 150 154
7.
Intonation Zum Deutschen Zum Finnischen Kontrastierung Deutsch-Finnisch
156 156 161 168
III. DIE FUNKTIONALE BESCHREIBUNG
1. 1.1. 1.2. 2. 2.1. 2.2.
Zur Konzeption Zur Unterscheidung der Beschreibungsebenen Aasdruckstypen und -mittel propositionaler Einstellungen Die strukturelle Bedeutungsebene Die elementaren propositionalen Einstellungen Die propositionale Einstellung von Imperativsätzen Zum Finnischen/Imperativsatz der 3.Ps.Sg./Pl. und des Passivs
169 169 172 174 174 174 181
2.3. Regeln der propositionalen Einstellung
183
2.4. Erfüllensbedingungen Zum Finnischen/Imperativsatz der 3.PS. und des Passivs 3. Die lexikalische Bedeutungsebene 3.1. Ausgedrückte Einstellungen 3.1.1. Satzadverbiale (Sadve) Zum Deutschen Zum Finnischen 3.1.2. Modalverben Zum Deutschen Zum Finnischen 3.2. Benannte Einstellungen 4. Die kontextuelle Bedeutungsebene: Aspekte der Verwandung
186 188 188 189 189 189 192 193 193 196 197 198
Zum Deutschen
198
Zum Finnischen
203
IV. SCHLUSS
1. 2.
Gegenüberstellung des deutschen und finnischen Satzmodus "Imperativsatz" 209 Offene Probleme 212
BELEGQUELLEN
214
LITERATUR
216
XII
ABKÜRZUNGEN
Die Abkürzungen der Quellen werden S. 214f. angeführt. Akk. Akt. GP(n) Hv 111. Imp. Ind. Inf. Konj. Kop. MP(n) Nf. Nom. NP(n) NS Cbj. Part. Parv.
Akkusativ Aktiv Gradpartikel(n) Hilfsverb Illativ (fi.) ünperativ Indikativ Infinitiv Konjunktiv Kopula Modalpartikel(n) Negationsform (fi.; vgl. Kap. II, 1.6.1.3.) Nominativ Nominalphrase(n) Nykysuomen sanakirja (vgl. Sadeniemi 1978) Cbjekt Partizip Partitiv (fi.)
Pass. Perf.
Passiv Perfekt
Pl. Präd. Präs. PS. Sadv(e) Sg.
Plural Prädikat Präsens Person Satzadverbial(e) Singular
Subj.
Subjekt
V-1 V-2 V-L v.p. W
finites Verb in Erstposition finites Verb in Zweitposition finites Verb in Letztposition Verbum prohibitivum (fi.; vgl. Kap. II, 1.6.1.3.) Vollverb
XIII HINWEISE ZUR KENNZEICHNUNG
* ? ΐ l v
inakzeptabel vcn fraglicher Akzeptabilit t steigendes Tonmuster fallendes Tonmuster Exclamativakzent
Versalien akzentuierte (s)
silbe
oder Wort
Im finnischen objektsprachlichen Material werden ebenfalls mit Versalien die Vokale gekennzeichnet, die der Vokalharmonie unterliegen (z.B. A f r α,α).
I.
EINLEITUNG
1.
Einführung in die Konzeption anhand des Deutschen
Nach der grammatischen Literatur zum Deutschen (z.B. Bartschat 1982:91 ff.) lassen sich wenigstens vier Arten von Aufforderungssätzen - Sätzen, mit denen man auffordern kann - unterscheiden: (1) Nimm die Füße vom Tisch (2) Du sollst/mußt
die Füße vom Tisch nehmen
(3) Jen fordere dich auf, die Füße vom Tisch zu nehmen (4a) Du nimmst die Füße vom Tisch! (4b) Nimmst du wohl die Füße vom Tisch?
(1) wird traditionell als Inperativsatz bezeichnet, (2) beinhaltet eine Modalverbkonstruktion und (3) wird als "expliziter Performativ" gewertet. Die Sätze (4a) und (4b) zeigen, daß man auch mit einem Aussage- oder Fragesatz auffordern kann. Angesichts dieser recht unterschiedlichen Möglichkeiten , eine Aufforderung zu vollziehen, könnte man die Ansicht vertreten, daß die syntaktischen unterschiede zwischen diesen Sätzen eher sekundär sind. Primär ist nicht die Konstante des Ausdrucks, sondern die Konstante des Inhalts: Sie bestimmt Sußerungsform und soweit nötig Äußerungskontext. (Weigand 1984:65f.)
Allerdings läßt sich der Arbeit Hindelangs (1978), eines Exponenten dieser Orientierung, entnehmen, daß zwar jeder seiner 14 Aufforderungstypen mit einem Imperativsatz realisiert werden kann, aber nicht jeder mit den anderen Möglichkeiten. Berücksichtigt man noch, daß man mit einem Imperativsatz in der Regel weder etwas behaupten noch etwas erfragen kann, so wird die Ansicht, daß die Form der Äußerung eine mitentscheidende Komponente für die Beurteilung der mit ihr vollzogenen Handlung ist, bestätigt: Die syntaktischen Unterschiede zwischen Das sind keinesfalls alle Möglichkeiten; vgl. dazu Lühr (1986:271ff.) und z.B. (5) Ob du wohl gleich die Füße vom Tisch nimmst? (Verbletztsatz) (6) Füße vom Tisch nehmen! (infinite Struktur)
den Sätzen (1) - (4b) sind durchaus relevant. Am klarsten ist der unterschied zwischen (1) - (3) und (4a) - (4b). Damit Äußerungen von Aussage- und Fragesätzen - und evtl. auch anderen - als Aufforderungen verstanden bzw. eingesetzt werden können, müssen sie nicht nur in ganz bestimmter Weise geformt sein z.B. darf Buch nicht Subjektausdruck und das finite Verb nicht mit einer Vergangenheitsform markiert sein. Sie müssen zudem auch in entsprechenden, genau spezifizierten Kontexten geäußert werden bzw. worden sein, damit sie nicht die naheliegende Interpretation als Aussage oder Frage bekommen bzw. so verstanden werden. Einen Satz wie (1) kann man dagegen kontextlos als Aufforderung verstehen. Zwischen (1) auf der einen und (2) - (3) auf der anderen Seite lassen sich zwei ganz wesentliche Unterschiede herausarbeiten (vgl. Wunderlich 1983: 229ff.): 1) (2) und (3) sind Aussagesätze im traditionellen Sinn, (1) ist ein Imperativsatz. 2) In (2) und (3) wird der Aufforderungscharakter durch lexikalische Mittel zum Ausdruck gebracht. Entscheidend für die Funktion des Satzes als Aufforderung ist die Semantik der in ihm enthaltenen Lexeme: sollen/müssen bzw. auffordern. In (1) hingegen wird die Funktion "Aufforderung" durch eine bestimmte Menge formaler Merkmale ausgedrückt: Die Semantik seiner Lexeme ist für die Funktion des Satzes als Aufforderung weitgehend irrelevant. Diese "strukturelle" Bedeutung läßt sich in der Regel nicht an einem einzigen Merkmal, z.B. der Imperativform oder der Verbstellung, festmachen. Es wird sich im Laufe der Arbeit zeigen, daß man nur einer Kombination von Merkmalen diese Bedeutung zuweisen kann. Der Unterschied läßt sich also als einer zwischen lexikalischer und struktureller Bedeutung beschreiben (vgl. Lang 1983: 313ff.). Wie (2) und (3) zeigen, können lexikalische Mittel die strukturelle Bedeutung modifizieren, die im Falle von (2) und (3) üblicherweise als "Assertion" bezeichnet wird. Will man die strukturelle Bedeutung eines Satztyps ermitteln, dürfen lexikalische Elemente also nicht berücksichtigt werden, damit nicht der Satzform fälschlich eine Bedeutung zugeschrieben wird, die sich erst aus dem Zusammenspiel mit ... anderen ... Faktoren ergibt. (Oppenrieder 1987:162f.)
Die Unterschiede zwischen den verschiedenen strukturellen Bedeutungen (z.B. "Assertion" vs "Aufforderung") gehen mit solchen der Form der Strukturen (also Aussagesatz vs Imperativsatz) einher. Geht man davon aus, daß die strukturelle Bedeutung nur einer Kombination verschiedener grammatischer Merkmale, einer Merkmalsmatrix zukommt - mit deren Ermittlung sich Kap. II beschäftigt -, so
folgt daraus, daß sich zwei Merkmalsmengen (z.B. die konstituierenden für Aussage- und Imperativsatz) in mindestens einem Punkt unterscheiden müssen bzw. sollten, will man nicht von vornherein Ambiguitätsfälle ausschließen. Einer bestimmten strukturellen Bedeutung (dem Funktionstyp) entspricht also eine bestimmte Menge formaler Merkmale in typischer Zusammensetzung und Ausprägung (der Formtyp). Diese 1:1-Zuordnung von Funktions- und Formtyp charakterisiert den Satzmodus (vgl. Altmann 1987). Die strukturelle Bedeutung eines Satzes nennt Lang (vgl. dazu 1983:313ff.) "ausgedrückte propositionale Einstellung"; "ausgedrückt" deshalb, weil sie nicht prepositional repräsentiert, d.h. nicht Teil der Proposition im eigentlichen Sinn ist. Mit "ausgedrückter propositionaler Einstellung" wird die Haltung bezeichnet, die der Sprecher zum Sachverhalt, zur Proposition einnimmt. Sie determiniert die Erfüllensbedingungen für die betreffende sprachliche Handlung (vgl. Lang 1983:324f.). Konkret: Durch einen Satz wie ( 1 ) , der sich aus einer ganz bestimmten Menge an formalen Merkmalen (= Formtyp) konstituiert, wird eine ganz bestimmte propositionale Einstellung (= Funktionstyp) ausgedrückt. Dies ist die Haltung, die der Sprecher bezüglich Angesprochener/die Füße vom Tisch nehmen hegt. Vgl. zu dieser Beschreibungsebene auch Meibauer (1987:10ff.). Die Beschreibung und Abgrenzung des Funktionstyps erfolgt in Kap. III, 2. Die Satzarten sind also Mittel zum Ausdruck von Sprechereinstellungen. Wie die Sätze (2) und (3) zeigen, können Einstellungen (zusätzlich) auch lexikalisch (durch Modal- und Einstellungsverben) repräsentiert sein und die ausgedrückte Einstellung modifizieren. Weitere Mittel sind Modalpartikeln und Satzadverbiale. Deren Verhältnis zu der mit dem Imperativsatz ausgedrückten Einstellung ist Gegenstand von Kap. III, 3; vgl. hierzu auch Kap. III, 1. Die "ausgedrückte propositionale Einstellung" ist entsprechend den bisherigen Ausführungen natürlich nicht identisch mit dem kommunikativen Sinn eines Satzes in einer konkreten Äußerungssituation, dem konkreten Sprechakt oder der Sprechhandlung: Jene stellt den reinen, kontextunabhängigen Bedeutungsanteil der Satzstruktur in einem Äußerungsvorkommen dar, dieser ist dagegen das Ergebnis des Zusammenspiels von struktureller Bedeutung, lexikalischem Gehalt und Kontext in einer Äußerungssituation; jene ist nur mitentscheidend für diesen, legt ihn aber nicht zwangsweise fest. In Korrelation zu einer bestimmten Verwendungssituation kann ein Formtyp je nach lexikalischer Füllung entweder "gerade" (also entsprechend dem jeweiligen Satzmodus und der jeweiligen lexikalischen Füllung) interpretiert werden oder aber auch "ungerade" (in der Sprechakttheorie auch "indirekter Sprechakt" genannt), wenn Satzmodus und propositionale Füllung nicht zur Verwendungssituation passen. (Altmann 1987:24)
Die Beschreibung der Sprechhandlungen, die mit einem Iirperativsatz vollzogen werden können, ist nicht notwendigerweise Teil der Beschreibung des Satztnodus, so wie dieser hier verstanden wird. Auf Verwendungen von Imperativsätzen wird nur kurz und aus einem ganz bestimmten Blickwinkel heraus in Kap. III, 4.eingegangen. Im übrigen liegt zum Sprechakttyp "Aufforderung" reichlich Literatur (z.B. Hindelang 1978, Bartschat 1982 u.a.) vor. Das Vorgehen in dieser Arbeit ist also formorientiert, ohne daß deswegen die Funktion, so wie sie oben umrissen wurde, eine nur untergeordnete Rolle spielt. Beide Komponenten des Satzmodus, Form und Funktion, die einander eindeutig zugeordnet werden sollen, sind ja erst einmal ziemlich unbekannte Größen. Das Verfahren geht zwar von der Form (dem Imperativ) aus, muß aber im weiteren Verlauf ständig die Funktionsseite im Auge behalten, die ihrerseits wieder auf die Formseite zurückweist. Geht man davon aus, daß die propositionale Grundeinstellung, die einem Formtyp entspricht, unter allen Bedingungen konstant bleibt, dann kann man bei der intuitiven Feststellung der Konstanz eines Funktionstyps davon ausgehen, daß derselbe Formtyp vorliegt. Ausdrücke also, die zum Ausdrücken derselben propositionalen Grundeisteilung ... dienen, gehören demnach demselben Satzmodus an und demselben Formtyp. (Altmann 1 9 8 7 : 2 4 f f . )
D.h. nun nicht, daß die von der Konzeption klar unterschiedenen Ebenen "Form" und "Funktion" verwischt werden. Die Klassifikation erfolgt nur nach Kriterien, die der jeweiligen Beschreibungsebene entsprechen. Ein Klassifizieren mit wechselnden Kriterien ist nicht zulässig. Die hier zugrundegelegte, von Altmann (1984a,1987) entwickelte Satzmoduskonzeption versteht sich nicht nur als ein Gegenpol zur funktional orientierten Gramiratikbeschreibung und/oder zu einer letztlich lexikalistisch ausgerichteten Sprechhandlungstheorie. Sie wendet sich auch gegen Mischklassifikationen wie die eingangs dargestellte. 2.
Gegenstand der Untersuchung
Die vorliegende Arbeit macht es sich zur Aufgabe, diejenigen Strukturen des Deutschen und Finnischen zu beschreiben und zu einem Satzmodus zusammenzufassen, die eine Lesart "Imperativsatz" zulassen, d.h. denen eine ausgedrückte propositionale Einstellung "Aufforderung" zugeordnet werden kann. Grundlage ist die oben skizzierte Konzeption, Orientierungspunkt für das Deutsche das Satzmodussystem Altmanns (1987), für das Finnische in erster Linie, aber mit Distanz, das Matihaldis (1979). Die Konstituierung des Satzmodus "Imperativsatz" soll eindeutig
sein, d.h. alle aktuell auftretenden Sätze sollen sich entweder zuordnen lassen oder nicht. Ich beschränke mich auf Sätze mit Verberst- oder Verbzweitstellung des finiten Verbs. Diese Beschränkung betrifft das Deutsche; im finnischen Teil gibt es keine Notwendigkeit, (nicht häufige, nicht-untergeordnete) Sätze wie (7) Piru sinut ja sinun piparkakkusi periköön (PJ 191) wörtl.:'Der Teufel dich und deinen Pfefferkuchen hole 1
aus der Beschreibung auszuschließen. Mit deutschen Verbletzt-Imperativsätzen beschäftigt sich Weuster (1983), infinite Aufforderungsstrukturen beschreibt Fries (1983); ob das Finnische mit diesen Satztypen vergleichbare Strukturen besitzt, kann ich nicht beurteilen. Kein Gegenstand der Untersuchung sind Zusammenrückungen mit Imperativischen Elementen wie z.B. Saufaus, Vergißmeinnicht, Fürchtegott, Luginsland u.a., auf die Kieckers (1919/20a) hinweist. Solche besitzt auch das Finnische, z.B. eläköönhuuto 'Hoch-, Hurraruf1. Ihre Beschreibung ist von einer entsprechenden Wbrtbildungslehre zu leisten. 3.
Zur Methodik
Die kontrastive Orientierung hat keine didaktischen Gründe: Eine praktische Zielsetzung, etwa im Hinblick auf Ubersetzungshilfen, ist mit dieser Arbeit nicht verbunden. Zwei Argumente sprechen m.E. für eine Gegenüberstellung von Beschreibungen zweier Sprachen. Zum einen kann durch sie einer intuitiven und "selbstverständlichen" Beurteilung einzel- bzw. muttersprachlicher Daten vorgebeugt werden. Die Rolle des Muttersprachlers bei der Bewertung der Daten wird über den kontinuierlichen Vergleich mit einer typologisch verschiedenen Sprache relativiert. Zum anderen gehe ich davon aus, daß sich aus dem Vergleich wichtige Einsichten in die Mechanismen des Aufbaus komplexer syntaktischer Strukturen ergeben. Gerade dadurch, daß mit der gleichen Konzeption an die Beschreibung dieser zwei verschiedenen Sprachen herangegangen wird, läßt sich über den Vergleich mehr an Erkenntnissen über das Funktionieren der jeweiligen Sprache gewinnen als nur aus einer einzelsprachlichen Betrachtungsweise. Das Deutsche hat in der Beschreibung eine gewisse Leitfunktion inne, die sich daraus ergibt, daß es die Muttersprache des Untersuchenden ist. Damit sind keinerlei Vorentscheidungen für die Beschreibung des Finnischen impliziert. Die vorliegende Arbeit versteht sich als eine empirisch orientierte. Grundlage für die Beschreibung sind deshalb nicht Daten, die primär aus der Kompetenz des Untersuchenden stammen. Für das Finnische ist diese Kompetenz auch gar nicht
vorhanden. Für beide Sprachen wurde ein Corpus von je ca. 1400 Belegen angelegt, die aus verschiedenen Textsorten und zum Iteil auch aus gesprochener Sprache stammen. Die Quelle der Belege ist durch Kürzel gekennzeichnet. Selbstkonstruierte finnische Beispiele sind von Muttersprachlern überprüft worden. In zwei Bereichen rückt jedoch die eigene Kompetenz in den Vordergrund: 1) Periphere und damit gerade interessante Gesichtspunkte können besonders in der Kontrastierung über Minimalpaarbildung herausgearbeitet werden. Die Minimalpaare sind, soweit sich keine aus Corpusbelegen ergaben, selbst konstruiert, finnische von Muttersprachlern überprüft. 2) Das Akzeptabilitätskriterium wird in erster Linie in Übereinstimmung mit dem eigenen Idiolekt angewandt. Im Finnischen war ich von den Akzeptabilitätsbewertungen meiner Informanten abhängig.
II.
DIE PORMALE BESCHREIBUNG
1.
Verbmorphologie Zum Deutschen
Da die fünf morphologischen Kategorien des deutschen Verbs - Person, Numerus, Modus, Tempus und Genus verbi - in der Regel nicht durch je ein Morphem ausgedrückt werden, ein Morphem also mehrere Kategorien ausdrückt, fasse ich aus praktischen Gründen in der Beschreibung die drei erstgenannten zusaimen. Die Kategorien "Tempus" und "Genus verbi" werden jeweils separat behandelt. Jede Granratikbeschreibung des Deutschen setzt zumindest folgendes Imperativparadigma an: Singular
Plural
l.Ps.
-
-
2. PS.
geh
geht
3. PS.
-
-
Die Invollständigkeit des Paradigmas läßt sich sicher nicht wie bei Eichler/ Bunting (1978:113) und Helbig/Buscha (1984:192) funktional begründen. Zumeinen gibt es ja durchaus Sprachen mit einem (fast) kompletten Imperativparadigma (z.B. Finnisch, lappisch). Zum anderen wird in den meisten Grannatikbeschreibungen auch auf andere "Imperativausdrücke" hingewiesen, wie z.B. (7) Gehen wir! (8) Gehen Sie/,
die man als Ersatzformen für fehlende Einheiten des Paradigmas auffassen kann. Nach der Comunis opinio unterscheiden sie sich syntaktisch in erster Linie darin, daß die Imperativformen auch ohne Subjektausdruck, die Ersatzformen obligatorisch mit einer Subjektkonstituente auftreten.
8
1.1.
Die Iirperativformen
Die Iitperativf ormen haben keine explizite Tempusmarkierung. Die Einordnung der beiden Verbformen unter die 2.Ps.Sg. bzw. Pl. läßt sich syntaktisch durch die Reflexivierung rechtfertigen: (9) Wasch dich (10)
Wascht euch
vs
*tfasch
sich
vs
*Wascht sich
Die Form des Imp.2.PS.Sg. gilt manchen Granmatikbeschreibungen als weitgehend eindeutig: Nur der Imperativ Singular ist fast immer durch eine eigene Lautung dargestellt ... (Glinz 1971:94; Hervorhebung E . W . )
Wäre dem so, hätte dies für die Beschreibung des Satztyps "Imperativsatz der 2. Ps.Sg." zur Folge, daß einige der üblicherweise angeführten Merkmale, z.B. Subjektlosigkeit und Verberststellung, für seine Konstituierung unnötig sind.2 Es stellt sich also die Frage, inwieweit die Iitperativformen morphologisch eindeutig sind. A) Verben mit regelmäßiger Konjugation (im Präsens) Als Endung für die 2.Ps.Sg.Dtp. setzt Richter (1982:183) 0, für die 2.PS.PI.Imp. -t an. Nach der von ihm erstellten Systematik der Personalendungen des deutschen Verbs ergibt sich für den Imperativ und den Indikativ folgende Verteilung: Singular
Plural
l.Ps.
-0
-n
2. PS.
-st
-t
3. PS.
-t
-n
Imp.
-9
-t
Offen bleibt bei dieser Darstellung das Problem des auslautenden e's in der 1.Ps. Sg.Ind. und der 2.Ps.Sg.Imp. Was die erste Form betrifft, so findet sich in den Graimatikbeschreibungen in der Regel nur die Form mit -e. Mit einigen Ausnahmen Donhausers (1986:115f.) Einwände richten sich gegen transformationsgrammatische Erklärungsmodelle, lassen aber die Aussagekraft der Daten unangetastet. - Eine weitere Möglichkeit ist die folgende: (11) Bleib wie du bist vs *Bleib wie ich bin/er ist. Vgl. für einen solchen Fall im Fi. den Imp.l.Ps.Pl.
ist aber auch die e-lose Form belegt und voll akzeptabel, wenn auch einer eher kolloquialen Stilschicht zugehörig: (12) ich zeig ihn an (BB 52)
Was die zweite Form angeht, so konstatieren auch die üblichen Beschreibungen die Möglichkeit der Realisierung ohne -e. In beiden Formen steht das -e aber obligatorisch, a) wenn der Stamm des Verbs auf Konsonant (außer Nasal oder Liquid) + Nasal (= Gruppe Aa) endet, z.B. atme (vgl. Henkel 1973:178), b) wenn der Verbstartm um eines der Suffixe -el-, -er-, -erl- erweitert ist (= Gruppe Ab), z.B. sammle, wobei das -e- der Suffixerweiterung zumeist synkopiert wird, c) wenn der Stamm des Verbs auf Dental oder Konsonant + Dental (= Ac), z.B. beachte, oder d) auf Vokal bzw. Diphthong endet (= Ad), z.B. befreie, klaue. Idiolektale oder dialektale Abweichungen sind wohl bei b) - d) möglich, z.B. (13) (Ich)/Samm(e)l (14) Wart nur
Briefmarken
(BW 83)
(15) Ich duld es nicht (FM 44) (16) (Ich)/Schrei
nicht (FM 46)
Nur e-lose Formen der Verben unter a) sind weitgehend inakzeptabel: (ich)/*atm. Mit diesen Einschränkungen ist also das Auftreten des auslautenden e's sowohl in der LPs.Sg.Ind. als auch in der 2.PS.Sg.Imp. fakultativ (vgl. Richter 1982: 183f.). In den beiden letzten Monographien zum Imperativ, Bosmanszky (1976) und Donhauser (1986), setzt die Beschreibung der Verbmorphologie wie auch die Verbklassifikation an diesem auslautendem -e an. Dieser Ansatz ist hier weitgehend nebensächlich, da, wie Donhauser (1986:69) selbst feststellt, es sich bei dem Nebeneinander von e-losen und e-haltigen Imperativformen im Deutschen also keineswegs um eine sprachliche Unterscheidung, die funktional einheitlich genutzt wird,
handelt. Wichtig ist hier einzig und allein die Tatsache, daß beide Formen des Imp.2.PS.Sg. mit (mindestens) einer anderen Form des Paradigmas identisch sind. Es gilt also, daß, sofern nicht die phonotaktischen Restriktionen greifen, das Vorhandensein bzw. Nicht-Vorhandensein des e's nicht durch grammatische Faktoren bedingt ist. 3
Vgl. dazu Veith (1977:154), der für acht von zehn deutschsprachigen Großstädten die Form ohne -e als die üblicherweise realisierte aufführt.
10
Weiterhin ist obiger Tabelle nicht zu entnehmen, daß es Verben gibt, in deren Form des Imp.2.PS.Pl. als auch in derselben Form des Indikativs statt bloßem -t die erweiterte Endung -et steht. Dazu gehören die Verben der Gruppe Aa, z.B. (•ihr) atmet, und die der Gruppe Ac, also solche, deren Stamm auf einfachem Dental, z.B. (ihr) redet, auf - orthographisch - doppeltem Dental, z.B. (ihr) bittet, oder auf Konsonant + Dental, wie z.B. (ihr) duldet, endet. Allein aufgrund der Endung lassen sich somit folgende Übereinstimmungen zwischen dem Indikativ- und dem Imperativparadigma feststellen: 1) Identisch mit der Endung der 2.PS.Sg.Imp. ist die der 1 .Ps.Sg.Ind.,mac?7z(e)/ ich maoh(e); 2) mit der der 2.PS.Pl.Imp. sind die der 3.PS.Sg.Ind., macht (redet, duldet)/ er macht (redet, duldet) , und 3) die der 2.PS.Pl.Ind., ihr macht (redet, duldet) , formengleich. Unter die Übereinstimmung 2) läßt sich auch folgende subsumieren: Bei Verben, deren Stamm auf s, 2, ß (= Sibilanten ohne [/] ) oder auf Konsonant + Sibilant (ohne [/] ) endet, z.B. fußen, reisen, reizen, feixen, hetzen, wachsen (vgl. Drosdowski 1984:120), und der nicht dem e/t-Wechsel unterliegt (= Gruppe Ae), ist die Endung (und die Form) der 2.PS.Pl.Imp. auch mit der der 2.PS.Sg.Ind. 4 (= Überschneidung 2.1) identisch: du wachst/wachst. Damit sind aber noch nicht alle formidentischen Endungen zu denen des Imperativparadigmas aufgelistet. Nimmt man das Konjunktiv I-Paradigma hinzu, lassen sich weitere einschlägige Fälle konstatieren: 4) Die e-haltige Endung der 2.PS.Sg.Imp. ist identisch mit der der I.Ps.Sg. Konj.I, mache/ich mache, und 5) mit der der 3.PS.Sg.Konj.I: mache/er mache. Beide Konj.I-Formen weisen immer das auslautende -e auf. Das gilt nach Bausch (1979:161f.) selbst für die Sprachebene des "colloquial standard", e-lose Formen sind also immer als Imperativ- bzw. Indikativformen identifizierbar und in Strukturen, die den Gebrauch des Konj.I verlangen, inakzeptabel: (17) Er sagte, er *mach/ich ?mach das schon noch 6) Die Endung der 2.PS.Pl.Imp. ist bei Verben der Gruppen Aa und Ac ("e-Erweiterung") zusätzlich identisch mit der der 2.PS.Pl.Konj.I: atmet/ihr atmet, bindet/ihr bindet. Diese Übereinstimmung läßt sich auch bei den Verben der Gruppe Ab feststellen, mit dem Unterschied, daß die Konj.I-Form ohne -e- auftritt: sammelt/ihr sammelt. 4 5
Das gilt nicht für Präteritopräsentia. Nach Bausch (1979:161f.) im "colloquial standard" aller regelmäßigen Verben (außer Aa und A c ) ; ich selbst habe keine Daten dafür.
11
7) Die Verbform folgender Belege ließe sich synchron wohl nur als die der 2.PS. Pl.Imp. bestimmen: (18) Nun höret, nun höret (KM 122) (19) freuet euch
(
467)
(20) Mehret den Anfängen Eine solche e-haltige Form der 2.Ps.Pl.Irrp. ist identisch mit der der 2.PS. Pl. Konj.I, als die sie wohl historisch zu betrachten ist. Sie gilt als veraltet (vgl. Drosdowski 1984:120). Übersicht über die Übereinstimmungen der Endungen des Imperativparadigmas mit solchen des Indikativ- und des Konjunktiv I-Paradigmas bei regelmäßigen Verben Imperativ
Indikativ
1)
2.Ps.Sg. (0/-e)
l.Ps.Sg. (0/-e)
2)
2.PS.P1.
3.Ps.Sg.
2.1)
2.PS.P1. (Ae)
2.Ps.Sg.
3)
2.PS.P1.
2.PS.P1.
4)
2.Ps.Sg. (-e)
l.Ps.Sg.
5)
2.Ps.Sg. (-e)
3 .Ps.Sg.
6)
2.PS.P1. (Aa-Ac)
2.PS.P1.
7)
2.PS.P1. (-e-)
2.PS.P1.
Konjunktiv I
Die bisherige Betrachtung hat die dem Deutschen eigene innere Flexion vernachlässigt. Bezieht man diese mit ein, so gelten bei manchen der Verbklassen einige der konstatierten Ubereinstiitnungen nicht. B) Verben mit e/i-Wechsel im Präsens Kennzeichen dieser Verbklasse ist die Realisierung der 2.Ps.Sg.Imp. durch die -Variante, verbunden mit obligatorischer Apokope des -e's: gib. Als idiomatisiert gilt siehe. Hierzu lassen sich zumindest nach Drosdowski (1984:129) auch zwei Verben stellen die zwar im Präsensstamm kein -e- aufweisen, deren Stammvokal aber mit einem —£in der 2.Ps.Sg.Imp. wechselt: geboren/'gebier und löschen/lisch. Für diese Verben gelten die Überschneidungen 1), 4) und 5) nicht, d.h. die Verbform des Imp.2.Ps.Sg. ist mit keiner anderen Verbform identisch. Für Verben allerdings, die den Wechsel haben und deren Stamm auf Dental oder 6
Dies gilt nur für gebären. Bei anderen Verben mit -ä- im Stamm bleibt dieses in der 2.Ps.Sg.Imp. erhalten, z . B . hängen/'hänge.
12
Konsonant + Dental endet (= Gruppe Ba), ist eine weitere Übereinstimmung, die sich nicht nur auf die Endung, sondern auf die ganze Form bezieht, zu konstatieren: 8) l
2.PS.Sg.Imp. (Ba)
| 3.PS.Sg.Ind. |
Dazu gehören nach Drosdowski (1984:133ff.) die folgenden Verben: bersten, fechten, flechten, gelten, schelten, treten. Für alle anderen Verben mit e/i-Wechsel gilt: Die Form der 2.PS.Sg.Imp. ist morphologisch eindeutig und läßt sich nur als Imperativisch klassifizieren. Ausnahmen: 1) Von werden wird die 2.PS.Sg.Imp. mit der -e-Variante realisiert: (21) Werde Manager Die Form ist nicht eindeutig, w. wird in diesem Zusammenhang wie ein Verb ohne e/i-Wechsel behandelt. 2) Die von Drosdowski (1984:128) umgangssprachlich für möglich gehaltenen und mit einem "Zug zum Systenausgleich" erklärten Varianten mit -e- in der 2.PS. Sg.Imp., z.B. esse, werfe, sind morphologisch ebenfalls nicht eindeutig. Da im Plural das —i- nicht realisiert wird, trifft für die Imp.form des Plurals zwar die Ubereinstiimung 2) nicht zu, aber 3) und 6) (bei Verben der Gruppe Ba) gelten auch hier. C) Verben mit Umlaut im Präsens Verben dieser Art weisen die Übereinstimmung 2) nicht auf: er läuft vs lauft, er rät vs ratet. Vfegen der anderen Übereinstimmungen sind beide Imperativformen der Verben dieser Gruppe nicht eindeutig. D) haben Wiewohl ohne Umlaut, verhält sich h. hinsichtlich der Überschneidungen wie die Verben unter C): er hat vs habt. E) sein Trotz der suppletiven Flexion sind jedoch auch für s. Überschneidungen mit anderen Verbformen zu konstatieren: Für die Sg.form sei trifft 4) und 5), aber nicht 1) zu, für die Pl.form seid 3 ) , aber nicht 2 ) . F) Präteritopräsentia Nach der Communis opinio (z.B. Schulz/Griesbach 1982:35) bilden die hierher geNach Bausch (1979:162f.) ist die Form der 2.Ps.Pl.Konj.I unregelmäßiger Verben im "colloquial Standard" immer identisch mit derselben des Ind.
13
hörenden Modalverben keinen Imperativ. Auch ich habe keine echten Belege. Bildbar sind die Imperativformen offensichtlich, nur ist die Bildung serantisch und/ oder pragmatisch wenig sinnvoll, wie dies auch für manche anderen Verben gilt: (22) ?Komm zur Anwendung
Eine Beschreibung der Restriktionen betrifft also nicht die Morphologie, sondern die Semantik bzw. Pragmatik. Freilich schwankt die Intuition bei der Bildung der Imperativformen: muß oder müsse, soll oder solle. Wie dem auch sei, die Formen wären jedenfalls ambig. Zur Gruppe der Präteritopräsentia gehört auch wissen: (23) Wisse und leide
(KM 40)
Für die Pluralform habe ich keinen Beleg. Nach meiner Kompetenz sind beide Varianten möglich: wisset oder wißt. Beide Formen sind nicht eindeutig: Sie überschneiden sich mit Einheiten des Indikativ- bzw. Konj.I-Paradigmas (vgl. 3-5 und 7). G) wollen
Imperativformen für w. sind spärlich belegt (vgl. Redder 1983:111): (24) Herr, wolle es nicht zurechnen
(BW 310)
(25) Wollet mir, geliebte Brüder im Herrn, Aufmerksamkeit euch ein Gleichnis erzähle (cg 259)
schenken, daß ich
Übereinstimmungen bestehen mit Einheiten des Konj.I-Paradigmas (vgl. 4, 5 und 7) Sichtet man die in der folgenden Tabelle zusammengestellten Ergebnisse der obigen Betrachtungen, so muß im Gegensatz zu Glinz (s. S. 8) festgestellt werden, daß der Imp.2.PS.Sg. fast nie durch eine "eigene Lautung" dargestellt wird.
Zeichenerklärung: (1)
Vs K D N S
Die Zahl gibt die Nummer der Übereinstimmung an; vgl. S. l l f . Die Übereinstimmung (7) wurde in den nicht relevanten Fällen weggelassen. Verbstamm Konsonant Dental (Verschlußlaut) Nasal Sibilant, außer [/]
14
bersicht ber die bereinstimmungen zwischen den Imperativformen und den Formen anderer Modi
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152
Folgende Merkmale sind für die Abgrenzung und Konstituierung der einzelnen Uhtertypen des Imperativsatztyps notwendig: 1) Iirperativsatz der 2.Ps.Sg. a) Verb mit / -Wechsel (zu den Ausnahmen vgl. S. 12) : Verbmorphologie. Die Verbform kcmmt nur im Imperativsatz vor (ausgenomnen Rückfragesatz) . b) Sonstige Verben: Verbnorphologie, Kategoriale Füllung/Subjektausdruck. Ist der Subjektausdruck sowohl im Imperativsatz wie auch im Aussagesatz (und anderen Satztypen) du (also neutralisiert) , disambiguiert die Verbform die Lesarten: geh vs gehst, gingest u.a. Ist bei neutralisierter Verbmorphologie in ersterem du Subjekt, in letzterem z.B. ich, (908)
Du geh nach Hause
(909)
Ich geh nach Hause,
unterscheidet das Merkmal "[Subj.: - du]H. Ist der Subjektausdruck im Imperativsatz nicht vorhanden, wird gegenüber den anderen Satztypen das Merkmal "[- Subj.]" wirksam: (910)
Geh nach Hause
( 9 1 1 ) Jch geh nach Hause (912)
Geh ich nach Hause?
2) Imperativsatz der S.Ps.Sg. Verbmorphologie, Kategoriale Füllung/Subjektausdruck Ist die Verbmorphologie ambig, unterscheidet der Subjektausdruck: (913)
Glaube keiner (vs kein Grillmeister), daß ...
(914)
Gebe mir einer was zu trinken
(915)
Gebe es Gott, daß ...
3) Imperativsatz der 1. und 3.PS.P1. Verbmorphologie, Verbstellung, Kategoriale Füllung/Subjektausdruck, MPn. Die Verbmorphologie trennt den Imperativsatz von Sätzen mit Konj.II-Formen, im Falle von seien auch von Sätzen mit klaren Indikativformen. Sind die anderen Merkmale neutralisiert, kann der Subjektausdruck unterscheiden: (916) Hoeneß: Bleiben dran bei Voller ist kein Imperativsatz wegen "[- Subj.]", (917)
Fahren die schnell
wegen unzulässigem Subjektausdruck. Die Verbstellung trennt den Imperativsatz (V-1) in der Regel vom Aussagesatz (V-2) und von den v-Satztypen (V-2), nicht jedoch von V-1-Fragesatz und vom V-1-/V-2-Ebtclamativsatz, sofern in den Strukturen keine satztypspezifischen MPn enthalten sind: (918)
Fahren Sie/wir schnell!
(919)
Fahren Sie/wir schnell?
153 (920) Fahren sie/wir schnell. MPn bzw. MP-Kcnibinatianen als fakultative Elenente im Imperativsatz können unterscheidende Funktion haben gegenüber - V-1-Fragesatz (nur mal ambig) und V-1-/V-2-Exclamativsatz; - V-1-Aussagesatz mit obligatorischem doch', - V-2-Aussagesatz und anderen V-2-Satztypen, da diese Verbstellung im Imperativsatz nur dann zulässig ist,
wenn imperativsatztypische, d.h. in keinem
anderen Satztyp vorkeimende MPn enthalten sind. Nur intonatorisch disambiguierbar sind mit oder koordinierte Strukturen (ohne
MPn) : (921) Gehen Sie oder fahren Sie Systematisch ambig sind Strukturen der Art (922) Gehen Sie nach Hause, treffen
Sie Ihre Frau.
4) Imperativsatz der 2.PS.P1.
a) Sätze ohne Subjektausdruck: Verbmorphologie, Kategoriale Füllung/Subjektausdruck. Das Merkmal "[- Subj.]" ist wie bei 1b) notwendig zur Abgrenzung gegenüber dem Aussagesatz und allen anderen Satztypen: (923) Geht nach Hause (924) Er/ihr geht nach Hause b) Sätze mit Subjektausdruck: Verbnorphologie, Verbstellung, Kategoriale Füllung/Subjektausdruck, MPn. Zur Tragweite der Merkmale vgl. 3). Nur intonatorisch disambiguierbar sind also Strukturen der Art: (925) Fahrt ihr schnell! (926) Fahrt ihr schnell? (927) Fahrt i$r schnell (928) Geht ihr oder fahrt ihr Ambig: (929) Geht ihr nach Hause, trefft
ihr eure Kinder
Fazit:
Vernachlässigt man die Abgrenzung zum hierarchisch tiefer stehenden Rückfragesatz (vgl. Altmann 1987:47ff.) auf den Imperativsatz, so lassen sich nur die Imperativsätze unter 1a) mittels eines einzigen Merkmals zuordnen. Alle anderen wie auch der Satztyp als ganzer können nur mit Hilfe einer Kombination von Merkmalen beschrieben werden. Das Merkmal "Intonation" ist zumindest zur Konstituierung der Imperativsätze unter 3) und 4b) notwendig.
154
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155
Folgende Merkmale sind für die Abgrenzung und Konstituierung der einzelnen Uhtertypen des Imperativsatztyps notwendig: 1) Imperativsatz der 2.Ps.Sg. A) Sätze, in denen die Verbform mit Glottalklusil geäußert wird: Verbmorphologie. In den seltenen durch die Anfangsverdoppelung bedingten unsystematisch möglichen Überschneidungen reicht dieses Merkmal nicht aus. B) Verbform ohne Glottalklusil a) Sätze mit Verben, die nicht zu einer der oben (S. 31f.) genannten Flexionsklassen gehören: Verbmorphologie. Mit den behandelten Merkmalen ist der Fall Imperativsatz vs Aussagesatz mit Verneinungsverbellipse nicht disambiguierbar; für Identifikationskriterien s. S. 61. b) Sätze mit Verben, die zu einer der Flexionsklassen gehören: Verbmorphologie, Verbstellung, Kategoriale Füllung/Subjektausdruck, MRi. Durch den Subjektausdruck unterscheidet sich der Imperativsatz, (930)
Juo sinä teetä 'Trink du Tee 1 ,
von Aussagesatz (931) Juo hän teetä 'Natürlich trinkt er Tee'
Sind die Markmale "Verbmorphologie" und "Subjektausdruck" neutralisiert, kann die Verbstellung (Subjektausdruck nicht präverbal) disambiguieren: (932)
Juo Matti teetä 'Trink Tee, Matti 1
(933)
Matti juo teetä 'Matti trinkt Tee 1
MRi können die Lesart unterscheiden, wenn in beiden Sätzen auch die Verbstellung gleich ist: (934)
Huomaa ituneessä, että hän on paljon matkustellut 'Nimm doch zur Kenntnis, daß er viel unterwegs war'
(935)
Huomaa kyllä, että ... 'Man merkt freilich, daß . . . '
Neutralisiert man auch dieses Merkmal, also "[- MP]", bleibt nur die Intonation zur Abgrenzung gegenüber Aussagesätzen in der Verwendung "Bestreiten einer Feststellung" und als Antwort sowie gegenüber bestimmten generischen Aussagesätzen. Ebenfalls nur intonatorisch lassen sich die unter A) genannten überschneidungsfalle auflösen. 2) Alle anderen Imperativsätze: Verbmorphologie. Diese ist eindeutig Imperativisch.
156
Fazit: Im Hinblick auf die Abgrenzung zu den grundlegenden Satzmodi bzw. -typen (d.h. die Abgrenzung zum in der Satzmodushierarchie tiefer stehendenden Rückfragesatz nicht berücksichtigend) läßt sich der Satztyp "Imperativsatz" mit Ausnahme bestimmter Imperativsätze der 2.Ps.Sg. nur mit dem Merkmal "Verbmorphologie" festlegen. Im Falle der ausgenonmenen Imperativsätze ist dies nur mittels einer Merkmalskombination möglich, zu der auch die Intonation gehört. 7.
Intonation Zum Deutschen
Bestaunte Ausprägungen des Imperativsatzes sind trotz der oben vorgenommenen Merkmalsfestlegungen noch nicht eindeutig von möglichen Ausformungen anderer Satzmodi abgegrenzt: Die V-1-Stellung und die zugelassenen Subjektausdrücke können ja auch in anderen Satztypen vor; die Verbmorphologie ist häufig ambig; MPn sind nicht nur in Imperativsätzen fakultative Elemente; außerdem gibt es Überschneidungen zwischen den satztypspezifischen MP-Mengen. Sind diese Merkmale neutralisiert, d.h. liegen sie in gleicher Ausprägung in zwei verschiedenen Satztypen (da ihnen zwei verschiedene Funktionstypen zugeordnet sind) vor, muß ein weiteres Merkmal, die Intonation, zur Unterscheidung herangezogen werden. Daß es sich bei den hier einschlägigen "intonatorischen Minimalpaaren" nicht um Einzelfälle handelt, sondern daß das Einbeziehen des Merkmals "Intonation" für die Abgrenzung vieler Form- bzw. Satztypen im Satzmodussystem des Deutschen unumgänglich ist, zeigen die (vorläufigen) Ergebnisse des Münchner DFG-Projekts "Intonatorische Merkmale im Satzmodussystem und in der Fokusmarkierung und die Problematik ihrer Wahrnehmung"; sie sind in den Arbeiten Cppenrieders (1988, 1988a) dargestellt und werden, was die einschlägigen Fälle betrifft, hier referiert.59 Im folgenden wird also nicht eine vollständige Beschreibung der intonatorischen Verhältnisse im ganzen Imperativsatztyp gegeben. Eine solche ist nicht notwendig, da viele Ausprägungen ja schon nicht-intonatorisch unterschieden sind. Behandelt werden lediglich die "intonatorischen Minimalpaare": 1) V-1-Imperativsätze der 1., 2. und 3.PS.P1. mit Subjektausdruck und ohne MPn vs V-1-Fragesätze mit gleicher Verbmorphologie, gleichem Subjektausdruck und ohne MPn, z.B.: 59
Ich habe dazu nichts Neues beizutragen. Zur Methodik des Projekts vgl. Oppenrieder (1988; 1988a:169-183).
157 (936) Fahren Sie schnell !/?
2) Dieselben Imperativsätze vs V-1-Exclamativsätze mit gleicher Verbmorphologie, gleichem Subjektausdruck und ohne MPn, also z.B. (937) Stellt ihr euch (doch vs vielleicht) an Darüber hinaus sind zu berücksichtigen:
3) Imperativsatz vs Rückfragesatz auf den Imperativsatz (938) A: Laß dir Zeit! B: Laß dir Zeit?
[Wir sind doch eh schon zu spät dran]
4) Mit oder koordinierte V-1-Imperativsätze der 1., 2. und 3.PS.P1. mit Subjektausdruck und ohne MPn vs entsprechende Alternativfrage-Sätze: (939) Gehen Sie oder fahren Sie
(meinetwegen/?)
Auf solchen Minimalpaaren basieren auch die Erkenntnisse des DFG-Projekts. Bitsprechend wird auch das Merkmal angesetzt: Nur solche intonatorischen Parameter werden berücksichtigt, die wenigstens an einer Stelle zur Unterscheidung zweier Satzmcdi notwendig sind. Folgende Parameter, die mit einer Vielzahl an Disambiguierungstests ermittelt wurden (vgl. Oppenrieder 1988a:172ff.), haben sich als wesentlich erwiesen: a) tiefer vs hoher Offsetwert; dieser gibt in Hertz den Qidpunkt des Grundfrequenzverlaufs (bzw. Fo-Verlaufs) einer Äußerung an. Liegt er im Bereich der oberen Hälfte des in der jeweiligen Äußerung realisierten Gesamtumfangs, wird er als "hoch" bezeichnet, ansonsten als "tief". b) die Kontur; damit wird die (abstrakte) Form des Fo-Verlaufs im Bereich der Hauptakzentsilbe bezeichnet. Vier Ausprägungen lassen sich unterscheiden: konvex, konkav, einfach fallend und einfach steigend. c) Ein peripheres Zusatzmerkmal ist der "Range", d.h. der Gesamtumfang des FoVerlaufs sowohl der ganzen Äußerung wie auch der Kontur. Beim Exclamativsatz sind u.U. weitere, noch feinere Parameter nötig (s.u.). Mittels dieser (und anderer peripherer, hier nicht notwendiger) Parameter wird für jeden Satzmodus ein sog. intonatorischer Prototyp, ein Merkmalskcnplex, gebildet. Die Merkmalskomplexe zweier Satzmodi müssen sich also in mindestens einem Punkt voneinander unterscheiden. Der Begriff "Prototyp" impliziert, daß Abweichungen von den typischen Merktnalsrealisierungen toleriert werden, sofern diese nicht zu Überschneidungen mit dem Merkmalskomplex eines anderen Satztyps führen (vgl. Oppenrieder 1988a:187f.). Der Toleranzbereich selbst hängt wieder davon ab, wie wichtig ein Merkmal für die Satzmoduskennzeichnung ist. (Oppenrieder 1988a:186)
60
Zu diesen Fällen liegen keine Ergebnisse von Seiten des DFG-Projekts vor.
158 Die unten angeführten Prototypen geben also die statistisch errechneten zentralen Realisierungsformen intonatorischer Minimalpaare wieder. Mit Abweichungen vcn den "im Labor" gewonnenen intonatorischen Formen ist in spontanen Äußerungen durchaus zu rechnen. Dennoch halten wir es nicht für wahrscheinlich, daß in der spontanen Rede völlig andere intonatorische Merkmalskomplexe für die Satzmodusdifferenzierung sorgen oder daß sich gar die Rolle der Intonation im Gesamtkomplex der sätzmoduskennzelehnenden Merkmale wesentlich verändert. (Oppenrieder 1988a:174)
Nicht auszuschließen ist auch, daß in konkreten Äußerungssituationen ein entsprechender Kontext einen guten Teil der Uhterscheidungsfunktion übernimmt, die Rolle der Intonation also reduzieren kann. 1) V-1-Imperativsatz vs V-1-Fragesatz (940) Gehen wir l/? (941) Schlafen
Siel/?
Die Satzmodi sind in den zentralen Parametern, dem Offsetwert und der Kontur, deutlich unterschieden: Die Imperativsatzrealisationen haben stets einen tiefen Offset und eine konvexe oder einfach fallende Kontur, die Entscheidungsfragesatz-Realisationen dagegen immer einen hohen Offset und eine konkave oder einfach steigende Kontur. (Oppenrieder 1988a:196)
Die Kontur der beiden Imperativsätze hat also entweder die Form oder die der Fragesätze
.
oder
(aus: Oppenrieder 1988a:203f.) Die Auffassung, daß im Deutschen ein steigendes und ein fallendes Tonmuster existieren, ist nicht neu; sie ist allerdings, was ihre UnterScheidungsfunktion betrifft, empirisch bestätigt worden. Also: Eine segmental ambige Struktur kann mit steigendem Tonmuster (hoher Offsetwert, steigende bzw. konkave Kontur) nur als Fragesatz interpretiert werden. Wird der V-1-Fragesatz mit fallender Kontur realisiert (vgl. Oppenrieder 1988a: 196), kann er nur dann als solcher interpretiert werden, wenn andere Merkmale (oder evtl. der Kontext) die Interpretation als Imperativsatz ausschließen. 2) V-1-Imperativsatz vs V-1-Exclamativsatz (942) Gehen wir/Sie (doch vs vielleicht) schnell
159 (943) Stellt ihr euch (ruhig vs vielleicht) an
Zwischen Imperativsätzen der 1. und S.Ps.Pl. und solchen der 2.PS.P1. mit Subjektausdruck besteht insofern ein Unterschied, als in letzteren zumeist der Subjektausdruck den Satzakzent, d.h. einen Kontrastakzent, trägt. In den beiden anderen kann die Position des rhematischen Akzents variieren, ist also nicht auf die Position auf dem Subjektausdruck festgelegt. Im V-1-Ejoclamativsatz ist der Subjektausdruck obligatorisch Träger des Satzakzentes bzw. des Exclamativakzentes. (942) ist somit in anderer Hinsicht ein Minimalpaar als (943). Die Unterschiede zwischen V-1-Imperativsatz und V-1-Exclamativsatz sind feiner als die unter 1). Beiden Satzmodi ist sowohl der tiefe Offset wie auch die konvexe Kontur gemeinsam: In den beiden zentralen Parametern unterscheiden sie sich nicht (signifikant); andere Parameter sind heranzuziehen. Trägt der Subjektausdruck des Imperativsatzes keinen Kontrastakzent, sondern einen rhematischen Akzent, sind die beiden Lesarten von (942) durch den (Kontur-) Fange unterschieden: typischerweise wird bei Exclamativakzenten ... ein weit größerer Tonumfang genutzt als bei (nicht-kontrastiven) rhematischen Akzenten. (Oppenrieder 1987:168)
Trägt der Subjektausdruck des Imperativsatzes jedoch einen Kontrastakzent, sind die bisher eingesetzten Parameter nicht ausreichend, da auch im Hange dann kein signifikanter Unterschied besteht; ein großer Range zeichnet auch den Kontrastakzent aus. Die Hinzunahme eines weiteren Parameters, des Intensitätsverlaufs (in dB), ermöglicht eine Differenzierung. Relevant ist das Verhältnis von FQund Intensitätsverlauf zueinander. Beim Imperativsatz mit kontrastierten! Subjektspronomen liegt typischerweise der F Q -Gipfel verhältnismäßig früh in der Silbe und auf gar keinen Fall hinter dem Intensitätsgipfel. Beim Exklamativsatz fallen beide annähernd zusammen, bzw. der Fo-Gipfel liegt etwas hinter dem Intensitätsgipfel und auf jeden Fall verhältnismäßig spät in der Silbe. Als weiteres Merkmal kommt hinzu, daß die Intensität beim Exklamativsatz wesentlich schneller abfällt als beim Imperativsatz. (Oppenrieder 1988a:197)
Graphisch:
_----
Imperativsatz — = F -Verlauf o
··-:_ .
Exclamativsatz „. ^ . — = Intens.verlauf
(aus: Oppenrieder 1988a:204; Bezug: Hauptakzentsilbe) Daß diese feinen Unterschiede perzeptiv ausschlaggebend sind, sie also für die Satzmodusdifferenzierung verantwortlich sind, zeigen die entsprechenden Kategorisierungstests (vgl. Oppenrieder 1988a:197).
160
3) Imperativsatz vs Rückfragesatz auf den Imperativsatz Interessant ist hier nur die Ausprägung des Rückfragesatzes, die nicht-intonatorisch mit dem vorausgehenden Imperativsatz identisch ist (Minimalpaar!), also z.B. (944) [A: Laß das sein t] B: Laß das sein? [ich glaube, du vergreifst
dich etwas im Ton]
Nicht-intonatorisch können die beiden Satztypen zum einen durch die MPn unterschieden sein: MPn der Bezugäußerung werden im Rückfragesatz in der Regel ausgelassen: (945)
[A: Laß das bloß sein!] B: Laß das ?bloß sein?
Zum anderen ist der im Satzmodussystem hierarchisch tiefer stehende Rückfragesatz (vgl. Altmann 1987:47ff.) zumeist durch das Merkmal "(textuelle) Sequenzierung" von Imperativsatz unterschieden: Dem Rückfragesatz geht obligatorisch ein segmental identischer Imperativsatz voraus. Dieses Merkmal kann aber auch neutralisiert sein: Hinsichtlich der textuellen Sequenzierung waren keine Restriktionen für den Imperativsatz ermittelbar (vgl. Kap. 5.2.), so daß auch in seinem unmittelbar vorhergehenden Kotext ein Imperativsatz stehen kann: (946) [A: Gehen Sie.'] B: Gehen (doch) Sie!
Sind alle nicht-intonatorischen Merkmale neutralisiert, unterscheidet die Intonation: Im Rückfragesatz wird steigendes Tonmuster, d.h. hoher Off setwart und entsprechende Kontur, realisiert, der Imperativsatz hat, wie oben angeführt, tiefen Offset und fallende bzw. konvexe Kontur. 4) Mit oder koordinierte V-1-Imperativsätze vs Alternativfrage-Sätze (947) Gehen Sie oder fahren Sie (948) Gehen Sie oder fahren wir
Alternativfrage-Sätze kombinieren ein steigendes Tonmuster (hoher Offsetwert, konkave bzw. steigende Kontur) im ersten Konjunkt mit einem fallenden (tiefer Offsetwert, konvexe bzw. fallende Kontur) im zweiten Konjunkt (vgl. Altmann 1984a.143). Das steigende Ttonmuster verhindert die Interpretation als Imperativsatz. Die Merkmalsmatrix des Formtyps "Imperativsatz" ist also durch folgende typische Ausprägungen der Submerkmale zu ergänzen, die in erster Linie für die Imperativsätze der 1., 2. (mit Subjektausdruck) und 3.PS.P1. konstituierend sind: a) Offsetwert: tief b) Kontur (Grundfrequenzverlauf): fallend oder konvex c) Range: geringe Extension (falls kein Kontrastakzent vorliegt) d) Intensitätsverlauf: sein Gipfel nach dem der Kontur.
161
Ist die Abgrenzung zum peripheren Rückfragesatz auf den Imperativsatz zu leisten, sind a) und b) auch für die anderen Ausprägungen des Imperativsatztyps notwendig. Zum Finnischen Die Rolle der Intonation bei der Kennzeichnung von Satztypan ist umstritten; vgl. livonen et al. 1987:238ff. mit einem Abriß der Forschungslage. Ein wichtiger Punkt in einer eher phonetisch orientierten Diskussion war und ist die Frage, ob es im Finnischen, ähnlich wie im Deutschen, eine spezifische Frageintonation gibt. Eng verbunden wird damit die Frage nach der Stellung der Intonation allgemein. Weder für Kallioinen (1968) noch für Freihoff (1975) gibt es im Finnischen eine spezifische Frageintonation; ihrer Meinung nach ist die Funktion der Intonation auf den Ausdruck emotionaler Nuancen - Verwunderung z.B. - beschränkt. Allerdings ist bei diesen beiden Arbeiten die linguistische Basis weitgehend unreflektiert. livonen (1978:52) konstatiert: There is no special interrogative intonation in Finnish, in the sense that a certain pitch pattern should be used to signal out questions and only questions.
Eine distinktive Funktion der Intonation wäre demnach eher unwahrscheinlich. Gerade die Relation zwischen intonatorischen Eigenheiten und Satztypen untersucht Hirvonen (1970), ohne dabei jedoch mit intonatorischen Minimalpaaren zu verfahren. Nach Hirvonen hat der (V-1-)Imperativsatz mit Fragesätzen ein hohes satzinitiales Maximum des Fo-Verlaufs gemeinsam, der zur satzakzenttragenden Silbe hin fällt, an dieser leicht ansteigt, um anschließend rapide zu fallen: Zwischen diesen beiden Satztypen gebe es keine intonatorischen Unterschiede. It seems fairly certain that imperatives do not constitute a separate intonational category: Most of the sentences identified predominantly as imperatives were not imperatives, and most of the actual imperatives were identified as some other type of sentence oftener than as imperatives. The "other type" was mostly the general question. (Hirvonen 1970:37)
Aussagesätze hingegen haben ein von diesen Satztypen verschiedenes Tonnuster: mittelhohes Fo-Maximum am Satzanfang, von dem ab der Fo-Verlauf nur leicht fällt und auf der Silbe, die den Satzakzent trägt, leicht ansteigt. Entscheidend ist nach Hirvonen der Onset des F0-Verlaufs. Demnach lassen sich Äußerungen in zwei funktionale Gruppen einteilen: a) Assertionen: mittlerer, "normaler" Onsetwert; b) Äußerungen mit interaktionaler Funktion ("appeal"): hoher Onset.
162
Graphisch dargestellt: Hz 350 300 250 200
Aussagesatz Imperativsatz
150 100
50
(modifiziert nach Karlsson 1983:172)
Dennoch wird die Höhe des satzinitialen Fo-Maxinums nicht für distinktiv gehalten, da the principal means of expressing the special intention of the utterance is an interrogative word or particle for questions and the imperative mood of the verb for imperatives. (Hirvonen 1970:47)
In Fällen/ in denen speech becomes structurally disturbed, elliptical, or when communication is disturbed by noise, (Hirvonen 1970:49)
könne ihr jedoch distinktive Funktion zukommen; Hirvonen spricht deshalb von potentieller Distinktivität. Angesichts dessen, daß entgegen Hirvonen auch im Finnischen Strukturen ambig sein können, intonatorische Minimalpaare mithin bildbar sind, wird man mit einer (nicht nur im Hirvonenschen Sinn potentiell) unterscheidenden Funktion der Intonation rechnen müssen. Auf linguistischer Seite ist es Communis opinio, daß ein großer Teil der grammatischen Aufgaben der Intonation durch die enklitischen und nicht-enklitischen Partikeln wahrgencmnen wird: Anyway there is an obvious similarity between Finnish and Finland Swedish in the sense that both use little intonation, but make extensive use of clitics, and "snfiord", respectively. (Ostman 1977:187)
Auch totihaldi (1979:133,176) mißt in Anlehung an Hirvonen der Intonation zumindest im Rahmen der Darstellung der Imperativsätze keine Bolle bei, da diese durch das Imperativmorphem und den syntaktischen Malus "Befehl" hinreichend gekennzeichnet seien. Wie oben gezeigt wurde, trifft dies keinesfalls inner zu. Dagegen folgert Luukko-Vinchenzo (1988:148f.) aus ihren im Rahmen des o.g.
163 DFG-Projekts angestellten Untersuchungen über finnische Fragesatztypen, deren phonetischer Teil gerade auf einer gründlichen Analyse der nicht-intonatorischen Daten aufbaut, daß der Intonation im Finnischen ... zumindest im Satzmodus-Bereich distinktive Funktion zugestanden werden
kann. Außer bei Luukko-Vinchenzo gelten die nicht-intonatorischen Kennzeichen der Satztypen als die sie unterscheidenden Merkmale. Für nicht wenige Ausprägungen einiger Satztypen läßt sich das nicht bestreiten, wie sich das z.B. auch für den Imperativsatztyp gezeigt hat (vgl. S. 155). Für weniger zentrale Ausprägungen einiger Satztypen gilt das aber offensichtlich nicht: Wird z.B. der Glottalklusil in der Äußerung einer Imperativform der 2.Ps.Sg. nicht realisiert, sind Überschneidungen des Imperativsatzes mit Ausprägungen des Aussagesatzes möglich, die sich, will man nicht den Kontext als Disambiguierungsfaktor ansetzen, nur intonatorisch unterscheiden lassen. Hirvonens Ergebnis, nach dem Aussage- und Imperativsatz durch den Cnsetwert bzw. durch die Grundfrequenzbewegung am Satzanfang unterschieden sind, deckt diesen Fall mit ab. Hirvonens Auffassung von der Potentialität der ünterscheidungsfuktion beruht ja nur darauf, daß der Imperativsatz schon morphologisch hinreichend gekennzeichnet sei. Hirvonens Befund wird in einem hier einschlägigen Fall durch die Ergebnisse Luukko-Vinchenzos (1987) bestätigt. Im Rahmen des DPG-Projekts wurde von ihr folgendes Minimalpaar untersucht (vgl. S. 62): (949) (950)
Juo!
'Trink'
[Juoko Matti teetä?] - Juo '[Trinkt Matti Tee?] - (Ja, er) trinkt 1
Folgende Grundfrequenzverläufe wurden dabei ermittelt: H:
300— 250-
axh150100—
\ •
'* \ ',\ X
50- j u o
I i I Juo. ··· Antwort-Assertion juo l 1 Imperativsatz 'trink-
61
Abbildung in modifizierter Form - sie läßt den FQ-Verlauf des Entscheidungsfragesatzes aus - aus Luukko-Vinchenzo (1987:136).
164
Wie bei Hirvonen sind beide Satztypen durch das Fo-Maximum deutlich unterschieden. Der Unterschied in der Dauer, den Luukko-Vinchenzo konstatiert, kann in der Realisierung bzw. Nicht-Realisierung des Glottalklusils begründet sein (s.u.). Nicht für alle der S. 62f. angeführten Miniitalpaare wird man diese Ergebnisse übernehmen kennen; auch stellt sich die Frage, et» nicht bei Realisierung des Glottalklusils andere Parameter perzeptiv mit entscheidend sein können. Deshalb wurden einige Tests gemacht. Die Tests wurden am Phonetischen Institut der Universität Turku unter Anleitung von Prof. Kalevi Wiik und mit Hilfe seiner Mitarbeiter durchgeführt. Es wurden intonatorische Minimalpaare konstruiert, die soweit wie möglich einen klaren Fo-Verlauf abgeben und die per Computer ausgewertet werden können, d.h. sie sind relativ kurz. Diese Sätze wurden mit einem Kontext versehen, der in die Situation einführen und die jeweilige Lesart des Satzes verdeutlichen soll. Jeder Satz wurde zweimal auf je eine Karte geschrieben; die beiden Lesarten eines jeden Minimalpaares waren also je zweimal zu realisieren. Dieses Corpus wurde randomisiert und eingangs wie ausgangs um je eine Karte mit irgendeinem der Sätze erweitert. Als Versuchspersonen dienten Studenten beiderlei Geschlechts von der Universität Turku. Sie haben verschiedenen dialektalen Background. Sie wurden angewiesen, sich Kontext und Satz in Ruhe durchzulesen, sich in die Situation hineinzuversetzen und dann den eigentlichen Satz mit oder ohne Kontext zu lesen; sie hatten die Möglichkeit zur Selbstkorrektur. Die Aufnahmen wurden im schalltoten Raum des Phonetischen Instituts gemacht und soweit wie möglich ausgewertet. Die gewonnenen Ergebnisse können nur als Annäherungswerte verstanden werden. Aus Zeitgründen konnten in Turku einige notwendige Arbeiten nicht durchgeführt werden. Die methodischen Schwachpunkte sind: verhältnismäßig magere Datenbasis, keine Natürlichkeits- und Kategorisierungstests, intuitive Festlegung der Akzentposition.
Das Minimalpaar, für das die Ergebnisse Hirvonens und Luukko-Vinchenzos nicht ohne weiteres überncmmen werden können, ist: Imperativsatz der 2.Ps.Sg. (ohne Realisierung des Glottalklusils) vs Aussagesatz in der Funktion "Bestreiten einer Feststellung". Als Testbeispiel wurde verwendet: (951)
[Annoin Maunolle teekupin ja sanoin:] Juo Mauno teetä! '[ich gab Mauno die Teetasse und sagte:] Trink Tee, Mauno!'
(952)
[Sanoit, että Mauno ei juo teetä. Ölet väärässä:] Juo Mauno teetä. ' [ D u sagtest, daß M. keinen Tee trinkt. Du hast nicht recht:] Mauno trinkt doch Tee 1
Das Ergebnis weicht erwartungsgemäß ab: 62
62
Männl. Sprecher, F0-Verlauf nur von juo.
165
Hz
180160140120100j u
• msec 200
Imperativsatz Aussagesatz
Das satzinitiale Fo-Maximum ist im Aussagesatz deutlich höher als im Imperativsatz. Ein plausible Erklärung dafür ist, daß Aussagesätze dieser Art dazu verwendet werden, die Prädikation eines vorher geäußerten Satzes zu bestreiten. Syntaktisches Kennzeichen dafür ist die Topikalisierung des Verbs (vgl. Hakulinen 1975a:89, Leino 1982:132f.). Ein zusätzliches Mittel, das mit der Tbpikalisierung einhergeht, ist die emphatische Akzentuierung gerade des Prädikats, das den Kern der "neuen" Prädikation darstellt, mit der die vorhergehende bebestritten wird (vgl. Leino 1982:133). Ist diese Inbezugsetzung zutreffend, so läßt sich festhalten: Aussagesätze können unter bestimmten Bedingungen ein höheres satzinitiales Fo-Maximum als Imperativsätze aufweisen, dann nämlich, wenn jene "Appeal"-Funktion (Hirvonen) haben; charakteristisch dafür ist eine bestimmte textuelle Sequenzierung: Ein negierter Aussagesatz der gleichen Form (oder zumindest: mit entgegengesetzter Prädikation) muß im unmittelbar vorhergehenden Kotext enthalten sein. Das würde zur Abgrenzung des Imperativsatzes ausreichen: Einerseits ist er, was die textuelle Sequenzierung betrifft, nicht restringiert; andererseits unterscheiden sich die satzinitialen Fo-Maxina beider Sätze, wenn auch umgekehrt wie im Fall Imperativsatz vs normaler Aussagesatz (d.h. ohne Appeal-Funktion). Luukko-Vinchenzo (1987:136) weist darauf hin, daß sich der Imperativsatz juo 'trink1 und der Aussagesatz in der Funktion als Antwort juo '(ja, er) trinkt1 (s. S. 163) auch in der Dauer unterscheiden, was auf die Realisierung des Glottalklusils bei der Imperativform zurückgeführt werden kann. Dies zeigt sich beim getesteten Minimalpaar Imperativsatz vs Aussagesatz (in generischer Lesart):
166 (953)
[Älä rasita Maunoa, kun hän tulee.'] Huomaa, että hän on paljon matkustellut!
'[Fall Mauno nicht lästig, wenn er kommt!] Nimm zur Kenntnis, daß er viel unterwegs war 1 (954)
[Maunolla on maailmanmiehen elkeet.] Huomaa, että hän on paljon matkustellut.
'[Mauno hat weltmännische Manieren.] Man merkt, daß er viel rumgekommen ist. ' Die Imperativform war im Durchschnitt (absolut wie auch im Verhältnis zur jeweiligen Gesamtdauer des Satzes) anderthalbmal so lang wie die Indikativform. Vgl. hier die beiden extremsten Realisierungen (mit mehr als doppelter Länge) ein und derselben männlichen Versuchsperson: E04S
1024
1024 -
-102*
-20« -2048
Gesamtdauer (in sec) im Imperativsatz: Oauer/huomaa : Dauer/Rest : Anteil von huomaa (in %) :
2,283 0,707 1,576 30,97
im Aussagesatz: : : :
1,746 0,277 1,469 15,87
Die Hörtests, die von Karlsson/Lehtonen (1977:28) durchgeführt wurden, haben jedoch ergeben, daß zumindest bei den Sprechern einiger Dialektgebiete die durch die Realisierung des GlottaUclusils verursachte längere Dauer nicht als Hinweis auf das Vorhandensein des "Imperativmorphems" verstanden wurde. Das weist auf eine eher untergeordnete Rolle des Parameters "Dauer", was durch die lests mit den peripheren Minimalpaaren mit Anfangsverdoppelung (s. S. 32) gestützt wird. Folgendes Minimalpaar wurde untersucht: (955) (956)
[tiinun ta'ytyy taas käskeä sinua.·] Ala nostaa! '[ich muß dich wieder auffordern:] Hau ab! 1 [Mitä aiot tehdä seuraavaksi?] Alan nostaa
'[Was willst du als nächstes tun?] Ich hebe hoch.' War der Imperativsatz (s.o.) deutlich länger als der Aussagesatz, da letzterem gegenüber ein zusätzliches "Segment", der GlottaUclusil, realisiert wurde, so ist in diesen Fällen dessen Rolle weitgehend neutralisiert: Durch die Anfangs-
167
Verdoppelung wird der Unterschied in der Zahl der "Segmente" (fast) nivelliert. Hier sind die Inperativsätze ein wenig kürzer; vgl.: Imperativsatz Gesamtdauer: 819 msec
o msec
Z048
Aussagesatz Gesamtdauer: 844 msec
1CZ4
-1024 -
Der Aassagesatz ist im Durchschnitt ein wenig länger als der Imperativsatz. Dies bestätigt die bei Karlsson/Lehtonen (1977:32) referierten Ausführungen livonens, nach denen Aussagesätze geringfügig länger sind als Imperativsätze mit Anfangsverdoppelung (vgl. auch die Dauer von -n(n)-). Was die Rück- bzw. Echofrage betrifft, so weisen livonen et al. (1987:242ff.) darauf hin, daß diese auch im Finnischen mit steigendem Itnmuster realisiert werden kann. Genauere Untersuchungen dazu liegen nicht vor. Für den Rückfragesatz auf den Imperativsatz habe ich keine Daten; selbstkonstruierte Minimalpaare wurden als nicht akzeptabel bezeichnet. So muß offen bleiben, ob auch für die Ausprägungen des Imperativsatzes mit eindeutiger Verbmorphologie dieses nicht-intonatorische Merkmal zur Abgrenzung untergeordneter Satzmodi ausreicht. 63
Jeweils eine der beiden weitgehend übereinstimmenden Realisierungen der gleichen männlichen Versuchsperson.
168
Resümee: Ausgangspunkt war der Befund, daß sich bestaunte Ausprägungen des Imperativund des Aussagesatzes nicht-intonatorisch nicht unterscheiden lassen, d.h. daß die nicht-intonatorischen Merkmale neutralisiert sein können. Dies legt die Möglichkeit zur Disambiguierung mittels der Intonation nahe. Die Untersuchungen Hirvonens (1970) und Luukko-Vinchenzos (1987;1988) brachten den Nachweis, daß die Ausprägung zumindest eines intonatorischen Parameters, des satzinitialen Fo-Maximums, satzmodusabhängig ist. Ohne hier intonatorische Prototypen erstellen und weiterreichende Aussagen über den Stellenwert des Merkmals "Intonation" machen zu können, läßt sich hier dennoch festhalten: Die Msrkmalsmatrix des Imperativsatzes der 2.Ps.Sg. (auch bei Realisierungen des Glottalklusils) muß zumindest um das intonatorische Merkmal "Höhe des satzinitialen Fo-Maximums" erweitert werden. Seine Ausprägung, einhergehend mit einer bestimmten Kontur, kann, z.T. in Korrelation mit der textuellen Sequenzierung, segmental identische Imperativ- und Aussagesätze disambiguieren. Der Parameter "Dauer" ist demgegenüber offensichtlich von sekundärer Bedeutung: Minimalpaare mit neutralisiertem F0-Maximum, aber unterschiedlicher Dauer waren nicht belegt. Offen blieb, ob für die anderen Subtypen das Merkmal "Intonation" ein notwendiges ist. Kontrastierung Deutsch - Finnisch In beiden Sprachen stellt die Intonation ein notwendiges Merkmal zur Konstituierung von Satztypen bzw. -modi dar. Unterschiedlich ist die funktionale Belastung des Merkmals, die im Finnischen, zumindest im Untersuchungsbereich, geringer ist als im Deutschen. Verschieden sind auch die notwendigen Parameter: Während im Deutschen die Kontur ab Satzakzentposition und der Offsetwert unterscheidend sind, gilt dies im Finnischen gerade für den satzinitialen Intonationsteil, den Onset bzw. das satz initiale Fo-Maxirtum. Auch der Umfang des Merkmals ist unterschiedlich: Für das Deutsche muß ein Merkmalsbündel (Kontur, Offset, Range, Intensität) angesetzt werden, für das Finnische erwies sich hier nur der eine genannte Parameter als notwendig. Die morphologische, syntaktische und intonatorische Beschreibung des Satztyps "Imperativsatz" mit seinen Untertypen kann damit abgeschlossen werden. Dem Formtyp ist nun der Funktionstyp zuzuordnen: Zu ermitteln ist nun die Art der semantischen Komponente der reinen Formstruktur, die dieser unabhängig von der lexikalischen Füllung und der kontextuellen Einbettung zukommt. Was drückt ein Sprecher aus, wenn er das, was er äußern will, in Form eines Imperativsatzes äußert?
169
III.
DIE FUNKTIONALE BESCHREIBUNG
1.
Zur Konzeption
1.1.
Zur Unterscheidung der Beschreibungsebenen
Die dieser Arbeit zugrundegelegte Konzeption (vgl. Altmann 1987) geht davon aus, daß rein grammatisch bestiimbaren Satztypen eine ganz bestürmte Funktion zugewiesen werden kann. Die Funktionstypen im Satzmodussystem repräsentieren die rein strukturelle Funktion der entsprechenden Satztypen. Dabei ist völlig abzusehen von der jeweiligen lexikalischen Füllung und von pragmatischen Faktoren der Interpretation in einer konkreten Verwendungssituation. Hier wird die Funktion der Satzarten ... bestimmt als Mittel zum Ausdruck einer propositionalen Grundeinstellung, die durch Verwendungsregeln zu kennzeichnen ist. (Altmann 1987:23)
Ein Satzmodus konstituiert sich also aus einem Formtyp und einem Funktionstyp, die einander eindeutig zugeordnet sind. Im vorhergehenden Abschnitt ist der Formtyp "Imperativsatz" im Deutschen und Finnischen in seinem Umfang beschrieben worden. Die Kombination der einzelnen Merkmalsausprägungen ist singular, d.h. der Satztyp ist in mindestens einem Merkmal von anderen Satztypen unterschieden. Vereinzelt waren Ubergangszonen zu anderen Satztypen zu beobachten. Der Funktionstyp (= ausgedrückte propositionale Einstellung + Verwendungsregeln) stellt eine Art Satzsemantik dar, also den Anteil der Formstruktur an einem Äußerungsvorkomnen. Wie die Arbeit Hindelangs (1978) zeigt, kann jeder der direktiven Handlungstypen - von der Weisung über Anordnung und Ratschlag bis hin zur asynmetrischen Bitte - mit einem Imperativsatz vollzogen werden. D.h. nicht die Struktur allein kann die einzelnen Aufforderungstypen differenzieren. Welcher Aufforderungstyp jeweils realisiert wird, hängt auch von der lexikalischen Füllung bzw. dem propositionalen Gehalt und von situationellen Faktoren ab. MPn können einzelne Typen anzeigen (vgl. Kap. II, 4.3. und 4 . 7 . ) . Andererseits können mit Imperativsätzen in der Regel z.B. keine erotetischen Sofern nicht gesondert hingewiesen wird, gelten die Ausführungen von Kap. III für beide Sprachen.
170
Sprechakte vollzogen (wohl auch keine Aussagen getroffen und Ausrufe getan) werden, was deutlich von der Form der Satzstruktur abhängt. Um diese Essenz der Satzform, die in allen Aufforderungstypen (denen Imperativsätze zugrunde liegen), nicht aber z.B. in den Fragetypen vorhanden ist, geht es im folgenden. Den Funktionstyp nenne ich "Aufforderung". Zur Verdeutlichlichung und zur konzeptionellen Einordnung der Beschreibungsebene "Funktion" sollen kurz zwei Bereiche zur Sprache können, die von dieser deutlich getrennt zu beschreiben sind, nämlich der Bereich der Illokution im üblichen Sinn (= kommunikative Funktion, kommunikativer Sinn, Verwendung von Satzmodi) und der des propositionalen Gehalts. Ausgangspunkt für die erste Unterscheidung ist die Annahme, daß das, was mit einer Äußerung getan wird, sich nur unter Berücksichtigung der Form des der Äußerung zugrundeliegenden Satzes, des propositionalen Gehalts und des Verwendungskontextes hinreichend beschreiben läßt. Daraus folgt, daß die sprachliche Form der Äußerung mitentscheidend ist für das, was mit der Äußerung getan wird, aber sie nicht allein dies bestimmt. Einerseits sind ja die verschiedenen Aufforderungshandlungen deutlich voneinander unterschieden: Cfo einem Imperativsatz der kcnrnunikative Sinn "Ratschlag", "Erlaubnis" oder "Anordnung" zukommt, kann kaum von diesem allein abhängig sein. Andererseits: (1) Gib mir den Zucker 4(2) Du gibst mir den Zucker l (3) Gibst du mir den Zucker t
Mit jedem der drei Sätze kann ein und dasselbe erreicht werden, nämlich daß der Gesprächspartner die Zuckerdose reicht. Damit (2) und (3) in diesem Sinne eingesetzt werden können, müssen nicht nur Kontext und Situation spezifizierter sein als bei der Äußerung von (1). Hier wird auch die Rolle des propositionalen Gehalts deutlich. So hat die Äußerung von (3) in der Regel und konventionellerweise wohl den kommunikativen Sinn "Aufforderung", was sich aber z.B. von (4) und (5) nicht sagen läßt: (4) Kannst du mir den Motor rüberheben (5) Hebst du mir den Motor rüber
Auf die Unterschiede im kommunikativen Sinn der Äußerungen (1) - (5) weisen die unterschiedlichen Reaktionsmöglichkeiten (grob unkooperative Verhaltensweisen nicht berücksichtigend) hin. (4) kann durchaus als Frage nach dem Vermögen des Gefragten aufgefaßt werden, auf die man ohne weiteres mit ja oder nein antworten kann; das gilt auch für (5). Trotz der konventionellen Verwendung von (3) als Aufforderung oder Bitte kann dessen Äußerung auch als Frage fungieren:
171 (6) Gibst du mir den Zucker [oder bist du so wütend, daß du nicht mal mehr das für mich tust]
Bei der Verwendung von (2) als "Regieanweisung" wird von Adressaten der Äußerung lediglich erwartet, daß er den Beschreibungsausschnitt zur Kenntnis ninnrt: (7) Du gibst mir den Zucker [und zwar genau dann, wenn ...] Vgl. in diesem Zusammenhang auch den folgenden Beleg: (8) [In der 3. und letzten Abteilung kommen Sie endlich zum nahrhaften Teil ihres Gewinns.] Sie erheben sich vom Tribünenplatz und marschieren schnurstracks auf die Mies 'n. (SZ 300787:34)
Mit (1) sind nun weder die Kontexte von (7) und (6) kompatibel, noch kann nan darauf nur mit ja oder nein antworten. Diese Unterschiede motivieren die Unterscheidung zwischen Funktion(styp) und kommunikativem Sinn: Man muß also eine relativ große Distanz zwischen der Funktion von Satzmodi und sprachlichen Handlungstypen annehmen. (Altmann 1987:23)
Die zwischen den Sätzen konstatierten Unterschiede rechtfertigen es, anzunehmen, daß zur semantischen Struktur der Sätze entsprechende mit dem syntaktischen Satztyp verbundene spezifische Einheiten gehören, die die Einstellung des Sprechers zu dem vom propositionalen Gehalt des Satzes identifizierten Sachverhalte reflektieren. (Pasch 1982:123)
Damit ist die zweite Unterscheidung angesprochen, die auf der Ebene der Semantik getroffen wird. Zwei Komponenten der semantischen Struktur eines vollständigen und selbständigen Satzes lassen sich unterscheiden, nämlich die nicht-propositional (d.h. mit der Satzform) ausgedrückte (propositionale) Einstellung und der propositionale Gehalt. Unter "propositionaler Einstellung" wird die Haltung des Sprechers verstanden, die er gegenüber einem Sachverhalt einnimmt. Sie stellt den semantischen Anteil der Satzstruktur dar, der jeder Ausprägung des Satztyps inhärent ist. Ein kompletter selbständiger Satz [repräsentiert] stets auch eine sprachlich indizierte "Fassung" für den ausgedrückten Gedanken, also eine Art Einstellungsrahmen, in dem die Proposition figuriert. (Lang 1983:313)
Der propositionale Gehalt eines Satzes tritt demnach semantisch imner als "einstellungsbewertete Proposition" (Lang) auf. Nach Lang (1983) fungiert damit die durch den Satztyp ausgedrückte Einstellung als Operator über dem propositionalen Gehalt, dem Cperand. Problematisch ist die Darstellung nicht-prcpositional ausgedrückter Bedeutungskomponenten. Für ihre Beschreibung müssen sie "darstellend paraphrasiert" (Franck) warden, wofür Verben mit entsprechender Einstellungssemantik das geeig-
172
netste, wenn auch nicht ein in jeder Hinsicht befriedigendes Mittel darstellen, da sie die abstrakte Bedeutung kaum zur Gänze erfassen. Denn die zur Fixierung dieser Bedeutung verwendeten Verben müssen zum einen entsprechend global sein, um sämtliche auf Verwendungsebene mit einem bestimmten Satzmodus realisierbaren Sprechhandlungstypen zu umfassen, zum anderen entsprechend spezifisch sein, um sämtliche elementaren propositionalen Einstellungen voneinander abzugrenzen. (Scholz 1987:246)
Die Paraphrase stellt also nur einen Annäherungswert dar. Die Konzeption unterscheidet also drei Beschreibungsebenen: a) die strukturelle Bedeutungsebene (= Funktionstyp): die nicht-propositional, d.h. durch die Satzform (des Formtyps) ausgedrückte (propositionale Einstellung; b) die lexikalische Bedeutungsebene: Hier sind in erster Linie die prepositional repräsentierten Einstellungen (Sadve, Modalverben, MPn, Verben mit Einstellungssemantik) von Wichtigkeit, da sie den Einstellungsrahmen komplex gestalten, d.h. sie können die Grundeinstellung modifizieren. Die (sonstige) lexikalische Füllung und damit der propositionale Gehalt stehen dagegen nicht im Zentrum der Beschreibung; c) kontextuelle Bedeutungsebene (= konrounikativer Sinn): In Korrelation zu einer bestimmten Verwendungssituation kann ein Formtyp je nach lexikalischer Füllung entweder "gerade" (also entsprechend dem jeweiligen Satzmodus und der jeweiligen lexikalischen Füllung) interpretiert werden oder aber auch "ungerade" (in der Sprechakttheorie auch "indirekter Sprechakt" genannt), wenn Satzmodus und propositionale Füllung nicht zur Verwendungssituation passen. Die indirekte Interpretation entspricht dem Grice 1 sehen Konzept der partikularen konversationeilen Implikatur, die über ein Raisonnement des Hörers erreicht wird. (Altmann 1987:24)
Dieser Bereich wird unter einer ganz eng gefaßten Fragestellung in Kap. 4 behandelt. 1.2.
Ausdruckstypen und -mittel propositionaler Einstellungen
Mit einem Satzmodus bzw. -typ (und nur mit diesem) wird eine propositionale Einstellung nicht-propositional ausgedrückt, d.h. sie ist im propositionalen Gehalt nicht repräsentiert. Dies gilt für jede aktuelle Struktur, die dem jeweiligen Satzmodus zugeordnet werden kann, unabhängig von der lexikalischen Füllung. Dem entspricht ihr Status als Einstellungsoperator. Die durch den Satzmodus "Imperativsatz" ausgedrückte propositionale Einstellung will ich zunächst paraphrasieren mit pväfevieven, daß p.
173
Durch propositional ausgedrückte Einstellungen kann diese Einstellung weiter modifiziert werden: (9)
Geh bestimmt nach Hause
(Sadv)
(10) Geh ruhig nach Hause (MP)
Mit Modalverben und Sadve kann die Einstellung (oder eine ihr ähnliche), die mit dem Satzmodus "Imperativsatz" nicht-propositional ausgedrückt wird, auch propositional ausgedrückt werden: (11) Du mußt nach Hause gehen (12) Hoffentlich
(Modalverb)
gehst du nach Hause (Sadv)
Sie ist dann Teil eines komplexen Einstellungsrahmens, der schon eine nicht-propositional (d.h. durch den Aussagesatz) ausgedrückte "Assertierenseinstellung" enthält. Einstellungen können zudem benannt oder bezeugt werden (vgl. Lang 1983). Benannt wird eine Einstellung durch ein Verb mit Einstellungssemantik: (13) Ich fordere dich auf, nach Hause zu kommen
Benannte Einstellungen können auch im Imperativsatz enthalten sein: (14) Fordere mich auf,
nach Hause zu gehen.
Schließlich können benannte Einstellungen zusätzlich mit hiermit bezeugt werden. Diesen Ausdruckstyp nennt Lang "token-reflexiv": Der Sachverhalt, den sie beschreiben (als bestehend anzeigen), [ist] der Sprechakt ..., in dem sie benutzt werden. (Lang 1979:199)
genau
(15) Jch fordere dich hiermit auf, nach Hause zu gehen
Eine Einstellung bezeugen kann man nicht mit einem Imperativsatz: (16)*Fordere mich/ihn hiermit auf (M)*Frag
...
ihn hiermit, ob ...
Also: Einstellungen können nicht-propositional und propositional ausgedrückt sowie benannt und bezeugt werden. Propositional ausgedrückte, benannte und bezeugte Einstellungen sind stets selbst Gegenstand einer nicht-propositional ausgedrückten, d.h. Teil eines komplexen Einstellungsrahmens, innerhalb dessen die nicht-propositional ausgedrückte den propositional repräsentierten übergeordnet ist. Jene ist Gegenstand von Kap. 2., diese sind es in Kap. 3.
174 2.
Die strukturelle Bedeutungsebene
2.1.
Die elementaren propositionalen Einstellungen
In der Literatur (z.B. Altmann 1987, Scholz 1987) wird für das Deutsche folgendes Inventar angesetzt: Einstel.operator
Typen elementarer Einstellung
Art der ausgedrückten propositionalen Einst.
Assertion
sagen/mitteilen, daß
Aussagesatz
(ASS)
Interrogation
fragen , ob fragen , w-
Satzfragesatz w-Fragesatz
(QU-S) (QU-W)
Präferenz
errei ch en wollen, daß wünschen, daß
Imperativsatz Wunschsatz
(AUFF) (WU)
Exclamation
sich wundern, daß sich wundern, w-
Satzexclamativsatz w-Exclamativsatz
(EXCL-S) (EXCL-W)
Formtyp
Der Tabelle ist TM entnehmen, daß die mit dem Imperativsatz ausgedrückte Einstellung der mit dem Wunschsatz verbundenen nahe steht. Die Etablierung der Erreichen-Wbllen-Einstellung bedingt die Abgrenzung zur Wünschenselnstellung. Die Verwendung einer Einstellung, ihr Ausdrücken also, ist nur unter bestimmten Voraussetzungen korrekt. So setzt z.B. das Ausdrücken der Präferierenseinstellung voraus, daß der Sprecher weiß, daß der präferierte Sachverhalt noch nicht besteht. Es sind also Regeln für die korrekte Verwendung der Einstellung zu formulieren. Das Inventar kann fast unverändert für das Finnische übernommen werden: Zwei Typen von Fragesätzen lassen sich auch hier unterscheiden, nämlich der -feO-Fragesatz (= Satzfragesatz) und der m-/fc-Fragesatz (~ w-Fragesatz). Wunschsatz wie Exclamativsatz (fi. 'huudahduslause') werden von Matihaldi (1979:181ff.) angesetzt; entsprechend ihren Ausführungen ist lediglich einer Unterscheidung zweier Exclamativsatzarten unsicher. 2.2.
Die propositionale Einstellung von Imperativsätzen
Die nicht-propositional durch die Satzform ausgedrückten Bedeutungskomponenten werden im folgenden darstellend paraphrasiert (also "propositionalisiert"). Dabei wird nur der Anteil der Satzstruktur berücksichtigt. Bedeutungsanteile von prepositional repräsentierten Einstellungen (MPn, Sadve u.a.) dürfen in die Formulierung der mit dem Imperativsatz ausgedrückten Einstellung nicht eingehen. So ist z.B. die deutlich permissive Nuance von
175 (18)
Geh nur/ruhig
keine Bedeutungskomponente der durch die Satzform ausgedrückten Einstellung. Sie wird vielmehr durch die Bedeutungsanteile der (fakultativ vorhandenen) MP im Zusairmenspiel mit der Satz Struktur erzeugt. Zu berücksichtigen sind aber alle in Kap. II zugelassenen Ausprägungen der SatzStruktur (z.B. Imp.Passiv, Dtp.Perfekt) ; auch darf nicht übersehen werden, daß bezüglich der Belegung der Verbstelle kaum Restriktionen zu konstatieren waren: Die Belegung mit Nicht-Handlungsverben darf die Formulierung der propositionalen Einstellung also nicht ausschließen. Den beiden Satzmodi "Wunsch-" und "Imperativsatz" ist ein elementarer "typ propositionaler Einstellung zugeordnet, nämlich "Präferenz", paraphrasiert: (Ac) präferieren,
daß (etwas der Fall ist/war/sein
wird)
In dieser Paraphrase sind die beiden Komponenten der semantischen Struktur enthalten: präferieren, daß repräsentiert den Einstellungsrahmen, in dem die abstrakte Struktur des propositionalen Gehalts als einstellungsbewertete Proposition figuriert. Auch wenn in einigen Grammatikbeschreibungen des Deutschen (z.B. Heidolph et al. 1981:93, Drosdowski 1984:561) die Meinung vertreten wird, daß sich Imperativund Wunschsatz sehr nahestehen, so sind diese beiden Satztypen aber doch deutlich unterschieden (vgl. Scholz 1987; fürs Fi. Matihaldi 1979:187ff.). Die Abgrenzung der Satztypen erfolgt in erster Linie durch den Verbmcdus: Im Wunschsatz ist weder im Deutschen noch im Finnischen der Dnperativmodus zulässig oder möglich. Entsprechend müssen sich auch zwei Funktionstypen, d.h. zwei propositionale Einstellungen (+ Verwendungsregeln) unterscheiden lassen. Die funktionale Unterscheidung muß bei der elementaren Präferierenseinstellung ansetzen. Ihre Paraphrase (A 0 ) ist ganz offensichtlich für das, was mit dem Imperativsatz ausgedrückt wird, zu weit und zu ungenau. Mit ihrer Spezifizierung muß also eine Abgrenzung zur Wünschenseinstellung verbunden sein. 1) Der Paraphrase ist zu entnehmen, daß der Inhalt der grundlegenden Präferierenseinstellung keiner zeitlichen Begrenzung unterliegt, d.h. man kann Gegenwärtiges, Zukünftiges und Vergangenes präferieren. Dies ist charakteristisch für die Wünschenseinstellung (vgl. Scholz 1987:246) : (19) Ginge er (doch} dorthin (20)
Würde er (doch) dorthin gehen
(21)
Wäre er (doch') dorthin gegangen
Im Gegensatz dazu kann das, wozu aufgefordert wird, nur zukünftig sein: (22)*Geh gestern dorthin D.h. man kann aufrichtig nicht jemanden zu einer Handlung auffordern, für deren
176
Realisierung der Zeitpunkt, durch welche Gründe auch inner, nicht mehr gegeben ist. Als Gegenargument könnte man die Sätze mit dem Imp.Perf. ins Felde führen: (23) Schweige und habe gelitten (fb 12) Fischer (1980:36) merkt dazu an: Mit einer Äußerung von [23] will ein Sprecher ja nicht zum Ausdruck bringen, daß er wünscht, für erforderlich oder für geeignet in Hinblick auf einen Zweck hält, daß es der Fall war, daß der Adressat leidet, sondern vielmehr, daß er wünscht, für erforderlich oder für geeignet in Hinblick auf einen Zweck hält, daß es der Fall sein wird, daß der Adressat gelitten hat - wobei völlig offen bleibt, wann das Leiden sich vollzieht.
Besonders deutlich wird dieser "Zukunftsbezug" der perfektischen Verbformen in den folgenden Sätzen: (24) Habe gegessen, bis ich komme (25) Haben Sie das geschrieben, wenn ich zurückkomme
Mit der Äußerung dieser Sätze soll der Adressat veranlaßt werden, eine bestaunte Handlung bis zu einem zukünftigen Zeitpunkt vollzogen oder abgeschlossen zu haben. Für diese Interpretation spricht m.E. auch, daß im Temporaladverbialsatz eine präteritale Verbform inakzeptabel ist: (26) Habe gegessen, bis ich *kam
Der Zukunftsbezug der perfektischen Verbformen ist kein Ausnahmefall, der nur in diesem Zusammenhang festzustellen ist. Sowohl Eisenberg (1986:119) als auch Heidolph et al. (1981:517ff.) konstatieren als generelle Bedeutungsvariante des Perfekts den Zeitbezug des Futurs bzw. die Möglichkeit "Perfekt als Zukunftstempus". Perf., Plusqu. und Fut.II nennt man dagegen relative/indirekte Tempora; durch sie wird das Geschehen auf den Zeitpunkt eines anderen Geschehens bezogen. (Heidolph et al. 1981:519)
Meibauer (1987:18) vertritt, ausgehend von dem Satz (27) Hab du mal nur drei Stunden
geschlafen,
die Ansicht, daß Sätze mit der Verbform des Imp.Perf. nicht zur Realisierung von Befehlen [dienen]. Sie sind wohl eher als rhetorische Aufforderungen zu deuten.
M.E. ist die mögliche Rhetorizität solcher Sätze keine Bedeutungskomponente der Satzstruktur, sondern sie entsteht, wie Meibauer (1986:206ff.) selbst ausführt, z.B. durch bestimmte MPn, allen voran mal. Bedeutungskomponenten der MPn dürfen aber nicht in die Beschreibung der mit dem Imperativsatz ausgedrückten propositionalen Einstellung eingehen; vgl. (28) Habe (du) drei Stunden geschlafen
(wenn ich
zurückkomme)
177
Sätze wie (23) - (25) sind also durchaus mit der ersten Modifikation der Paraphrase vereinbar: (
) präferieren,
daß (etwas der Fall sein wird)
Damit sind die mit dem Imperativ- und dem Wunschsatz ausgedrückten Einstellungen zu einem guten Teil disambiguiert. Eine gemeinsame Teilmenge bleibt jedoch weiterhin vorhanden. 2) Deshalb ist die Paraphrase weiterhin zu modifizieren: (AZ) erreichen wollen, daß (etwas der Fall sein wird) Damit sollen zwei Aspekte zum Ausdruck kommen.
a) Mit dem Ausdrücken einer solchen Einstellung wendet sich der Sprecher immer an jemanden; dieser Adressat ist in der Itegel identisch mit demjenigen, der wahr machen soll, daß etwas der Fall sein wird. Die Adressatenorientiertheit kann für bestimmte Subtypen des finnischen Imperativsatzes nicht angesetzt werden; vgl. dazu unten. Sie zeigt sich in allen anderen Fällen darin, daß als Subjekt des Satzes nur solche Ausdrücke zugelassen sind, "bei denen die 'Ausführenden' mit den 'Angesprochenen' identifiziert werden" (Cppenrieder); auch subjektlose Imperativsätze können nur in diesem Sinne interpretiert werden; vgl. dazu den Vorschlag Donhausers (1987:70). Offen bleibt auf dieser Ebene freilich, ob ein solcher Adressat, der den gewünschten Zustand herbeiführt bzw. herbeiführen kann, tatsächlich existiert. Bartschat (1982:73) nennt als einschlägiges Beispiel einen SOS-Ruf (in Form eines Imperativsatzes), der nicht empfangen wird. Der Äußerer eines solchen SOS-Pjufs geht aber ganz offensichtlich davon aus, daß es mögliche Adressaten gibt, die den Inhalt seiner Einstellung verwirklichen können; die Existenz solcher Adressaten wird also vorausgesetzt. Die Adressatenorientiertheit unterscheidet ebenfalls die mit dem Imperativsatz ausgedrückte Einstellung von der Wünschenseinstellung (Wunschsatz). Wird erstere Einstellung ausgedrückt, wird damit nicht nur kundgetan, daß man eine solche Einstellung hegt (und mehr nicht), sondern daß man erwartet oder es für wünschenswert hält, daß potentielle Adressaten den Zustand verwirklichen. Eine Wünschenseinstellung wird dagegen primär um ihrer selbst willen ausgedrückt (vgl. Scholz 1987:249). Die mit dem Imperativsatz ausgedrückte Einstellung ist indifferent hinsichtlich der Frage, ob der Adressat den Zustand, dessen Verwirklichung der Sprecher erreichen will, willentlich oder nicht-willentlich herbeiführen kann (vgl. Wunderlich 1984:101). Das zielt vor allem auf Imperativsätze mit Nicht-Handlungsverben ab, die ja auch von der Darstellung der Einstellung zu erfassen sind:
178 (29) Schlaf
gut
(30) Hab schöne Ferien (31) Theo, sei
bedeutend
Zweifellos kann auch hier nur der Adressat die Eigenschaft erfüllen, aber nicht willentlich. (Wunderlich 1984:101)
D.h. mit dem Ausdrücken der Einstellung ist nicht autoiatisch die Erwartung auf ein aktives, vom Adressaten kontrollierbares Handeln verbunden (vgl. dazu Haftka 1984:126ff.), sondern auf ein bestimmtes Verhalten seinerseits, das die Realisierung des gewünschten Zustandes als Resultat wahrscheinlich macht. Äußerungen solcher Imperativsätze gelten kaum als Aufforderungen, sondern wohl eher als Wünsche, Grüße o.ä; vgl. aber: (32) Schlaf jetzt (33) Schwitz tüchtig
D.h., man kann solche Sätze auch interpretieren im Sinne von handle so, daß. Ähnlich verhalt es sich mit Imperativsätzen, die eine zustandspassivische 2 Verbform enthalten: (34) Sei
gegrüßt
(35) Seid umschlungen, Willionen (36) Seien Sie überzeugt, mein Herr,
...
(37) Sei verdammt
Auf die Äußerung solcher Sätze wird der Sprecher in der Regel kein aktives Handeln (abgesehen von indirekten Reaktionen) vom Hörer erwarten. Wie sollte der Adressat auch willentlich und seiner Kontrolle unterliegend so handeln, daß er z.B. ein Gegrüßt-Seiender ist? Vielmehr erwartet der Sprecher, daß sich der Hörer mit der Äußerung wie einer fühlt oder verhält, der (von Sprecher) gegrüßt worden ist. Imperativsätze mit der zustandspassivischen Verbform sind so quasi 3 performativ verwendbar. Da einerseits kein aktives Handeln gefordert wird, ande4 rerseits aber der Hörer durchaus "mitspielen" muß (wohl nicht bei den Verwünschungen der Art (37)), gelten Äußerungen von Imperativsätzen mit dieser Verbform als (höfliche) Wünsche (bzw. Verwünschungen) . Imperativsätze mit einer wercferc-passivischen Verbform ohne MPn sind nicht belegt und ohne diese von fraglicher Akzeptabilität: Das bezieht sich im Fi. nicht auf Sätze mit dem Imp.Pass, ( s . u . ) , schließt aber Sätze der Art öle Jciitetty 'sei bedankt' mit ein. Ein Festlegen der Erfüllung auf einen späteren Zeitpunkt ist deshalb auch wenig plausibel: ?Seid später umschlungen. Man kann den "Wunsch" auch zurückweisen: Sei überzeugt - Das bin ich nicht.
179 (38)?Werde schrecklich verdroschen (39)?Werde verdammt (40) [Liehe und] werde geliebt
Zu aktivem, willentlichem Handeln wird sich der Adressat dieser Äußerungen kaum veranlaßt sehen - von indirekten Reaktionen abgesehen. Der Sprecher gibt mit solchen Äußerungen kund, daß er möchte, daß sich der Vorgang des Geliebt- (Verdainnt- u.a) Werdens am Adressaten vollzieht. So lassen sich auch solche Äußerungen nur als Wünsche o.a. interpretieren. Auch wenn der Adressat in den beiden Fällen mit passivischer Verbform nicht willentlich die Verwirklichung des von Sprecher präferierten Zustandes herbeiführen kann, so kann dennoch nur er derjenige sein, an dem dieser Zustand wahr werden kann. Es stellt sich in diesem Zusaitmenhang die Frage, ob die mit dem Imperativsatz ausgedrückte Einstellung bzw. ihr Ausdrücken die Erreichbarkeit des präferierten Zustandes voraussetzt. Oppenrieder (1987:186) verneint sie: Auf der Ebene der abstrakten Sprechereinstellung ist noch offenzulassen, inwieweit der über die 'es-sei-so1-Komponente charakterisierte 'mögliche Zustand' vom 'Weltzustand' des Sprechzeitpunkts überhaupt erreichbar ist.
Wäre die Erreichbarkeit vorausgesetzt, gölte die Einstellung nicht für (koordinierte) Imperativsätze der Art (41) Sei 2 m groß und du wirst sehen, daß ... (42) Sei 150 kg schwer, dann weißt du ...
,
bei denen oft nur der Zusammenhang zwischen dem durch diesen Satz charakterisierten 'möglichen Zustand' und einem 'Folgezustand 1 interessant ist, während die Erreichbarkeit beider vom Weltzustand des Sprechzeitpunkts aus zunächst nicht wesentlich ist. (ebenda)
b) Daß der Sprecher die Verwirklichung eines bestimmten Zustandes erreichen will, setzt nicht notwendigerweise ein Eigeninteresse des Sprechers voraus. Gerade bei Verwendung eines Imperativsatzes z.B. als Ratschlag wird man kaum von einem Sprecherinteresse an der Verwirklichung ausgehen können: (43) [ich rate dir:] Laß das sein!
Auf der Ebene der Sprechereinstellung kann die Frage, in wessen Interesse die Verwirklichung liegt, nicht beantwortet werden. Worin unterscheiden sich nun diese und die mit dem Wunschsatz ausgedrückte Einwunderlich (1984:93) formuliert: "Der Äußerer hält es relativ zu einem Interesse für wünschenswert ..." (Hervorhebung E . W . )
180
Stellung? Der wichtigste Unterschied liegt in der Adressatenorientiertheit: Jene ist es obligatorisch, diese nicht (vgl. Scholz 1987:249). Zum zweiten gibt der Sprecher mit dem Ausdrücken einer Wünschenseinstellung - sofern sie aufrichtig gehegt wird - zu verstehen, daß er sich nicht in der Lage sieht, etwas zum Zustandekannen des gewünschten Zustandes beizutragen (ebenda, S. 250). Dies impliziert das Ausdrücken einer Erreichen-Wollen-Einstellung nicht. Drittens kann diese Einstellung nur der Verwirklichung eines von Sprechzeitpunkt aus zukünftigen Zustandes gelten. Jene kann sich auch auf einen vor dem Sprechzeitpunkt liegenden und damit nicht mehr erfüllbaren Zustand beziehen (unerfüllbare Wünsche; ebenda S. 247f.). Letztlich kann beim Träger einer Wünschenseinstellung Eigeninteresse am Bestehen des möglichen Zustandes vorausgesetzt werden (vgl. Oppenrieder 1987:186). Ein Wunschsatz kann aber so eingesetzt werden daß seine kommunikative Funktion einer Aufforderungshandlung ähnlich ist. (44) Wenn du das doch nur für mich tun könntest (45) Könntest du das doch nur für mich tun (46) Tätest du das doch nur für mich (47) Tu das doch für
mich
Ist der Wunschsatz entsprechend ausgeprägt - d.h. z.B. kein KonJ.Plusquamperfekt, bestimmte lexikalische Füllung -, kann seine Äußerung im Rahmen dessen eingesetzt werden, was mit dem Begriff "face-work" bezeichnet wird: Dies ist für den Sprecher ein Mittel, "dem Adressaten eine Wahl in seinen Reaktionen anzubieten" (Wunderlich 1978:102), ihm Gesichtsverlust zu ersparen. Durch den Verzicht auf den Einsatz seiner Autorität (sofern vorhanden) räumt der Sprecher "die Möglichkeit zur interaktioneilen Ausarbeitung ein" (ebenda). Auch wenn solche Verwendungen des Wunschsatzes konventionellerweise bis zu einem gewissen Grad eine Aufforderungshandlung darstellen, ist trotzdem die Kundgabe eines Wunsches keine Aufforderung. Deutlich wird dies an den Reaktionsmöglichkeiten: In der Äußerungssituation von (44) hat der, der sich angesprochen fühlen kann, hinsichtlich dessen, was getan werden soll, einen größeren Verhandlungsspielraum: (44R) -
Wenn du es dir so sehr wünscht, tu ich's halt für dich Aber du weißt doch, daß ich selbst so viel zu tun habe Weiß ich noch nicht, ob ich dazu komme Könnte ich, aber ich weiß nicht so recht warum Du weißt doch selbst, was dabei rauskäme, wenn ich das für dich täte.
Er kann also alles in allem seine eigene Position viel nuancierter "einbringen". Der Reaktionsspielraum auf eine Aufforderung ist deutlich beschränkter: Von grob unkooperativem Verhalten abgesehen (das überall einsetzbar ist), kann er ihr eigentlich nur nachkommen oder die Berechtigung zur Ausführung dieses Sprech-
181
aktes bzw. die Voraussetzungen dazu anzweifeln, (47R) Tut mir leid, das kann ich nicht, oder aber so tun, als ob er ihr nachkäme.
Zum Finnischen/Imperativsatz der 3.Ps.Sg./Pl. und des Passivs Die skizzierte Einstellung ist für diese Subtypen zu eng angesetzt: Die mit ihnen ausgedrückte Einstellung ist bezüglich der Mressatenorientiertheit indifferent. Imperativsätze mit der Passivform sind auf dieser Ebene obligatorisch nicht adressatengerichtet: (48) Mainittakoon, että ... 'Es sei erwähnt, daß . . . ' (49)
Ellei kirkko suostu ehdotukseen, poistettakoon siltä verotusoikeus ja kustannettakoon pakolaiset yleisin verovaroin (HS 180386:13) wörtl.:'Wenn die Kirche nicht auf den Vorschlag eingeht, soll ihr das Besteuerungsrecht genommen werden und die Asylanten sollen mit öffentlichen Geldern unterstützt werden'
Imperativsätze der 3.PS. können adressiert eingesetzt werden, allerdings nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen: (50)
[Der Vorsitzende im Gerichtssaal:] Todistaja jatkakoon 'Der Zeuge möge fortfahren 1
Die Äußerung von (50) ist eine (abgeschwächte) Aufforderung, aber nur - weil es einen entsprechenden Kontext gibt, zu dem die Person gehört, auf die mit todistaja referiert wird; - weil der Adressat explizit benannt ist (was dann nicht notwendig ist, wenn der Kontext die Adressatenreferenz verdeutlicht), und - weil dieser auch der Adressat der Aufforderung ist. Der letzte Punkt ist insofern wichtig, als natürlich Adressat der Äußerung und Adressat der Aufforderung verschieden sein können: (51)
Piru periköön kaikki suomalaiset 'Der Teufel hole alle Finnen 1
(PJ 200)
Damit ist die Adressatenorientiertheit keine Bedeutungskomponente der Satzstruktur. Sie entsteht vielmehr in Abhängigkeit von Spezifikationen des propositionalen Gehalts und des Kontextes. Die folgenden Sätze z.B. zeigen keinerlei Adressierung: (52)
Satakoon
'Soll es regnen'
(53)
Näin älköön olko
'So soll es nicht sein 1
Die Beispiele zeigen auch, daß die bei den anderen Subtypen feststellbaren pragmatischen Beschränkungen bezüglich der Verbsenantik (z.B. Witterungsverben) hier kaum gelten.
182
Auch Inperativsätze der 3.PS. können quasi performativ verwendet werden: (54) Olkoon E ja F kaksi joukkoa 'Seien E und F zwei Mengen'
Die mit Imperativsätzen der 3.PS. ausgedrückte Einstellung ist der der Wünschsätze ähnlich. Vgl. (55) Kunpa hänestä tulisi isäntä (Wunschsatz) 'Wenn aus ihm nur ein Bauer würde 1 (56) Tulkoon hänestä isäntä 'Möge aus ihm ein Bauer werden'
(Imperativsatz)
Matihaldi (1979:195f.) setzt deshalb als sekundäre (oder indirekte) Funktion solcher Imperativsätze "Wunsch" an; Fromm (1982:154) hält sie semantisch für Cptative; Hakulinen/Karlsson (1979:154) meinen: Illokutiv drücken diese Sätze keine Befehle, sondern Wünsche aus; man könnte sie auch für Optative halten.
So stellt sich die Frage, warum man diese Imperativsätze nicht dem Satzmodus "Wunschsatz" zuordnet. Dagegen sprechen folgende unterschiede: 1) Eine mit dem Wunschsatz ausgedrückte Einstellung kann sich auch auf einen vor dem Sprechzeitpunkt liegenden und damit nicht mehr verwirklichbaren Zustand beziehen: (57) Kunpa hänestä olisikin tullut isäntä 'Wenn doch aus ihm nur ein Bauer geworden wäre'
Das gilt nicht für die mit dem Imperativsatz ausgedrückte Einstellung. 2) Mit dem Ausdrücken einer Wünschenseinstellung impliziert der Sprecher, daß er zur Erfüllung seines Wunsches nichts beitragen kann. Das dupliziert das Ausdrücken der darzustellenden Einstellung nicht. 3) Eigeninteresse am Bestehen des möglichen Zustandes kann nur beim Träger der Wünschenseinstellung vorausgesetzt werden. 4) Der Imperativsatz der 3.PS. kann unter entsprechenden Voraussetzungen deutlich adressatenorientiert eingesetzt warden, was für den Wunschsatz in der Regel nicht gilt: (58) [Vorsitzender im Gerichtssaal:] Todistaja jatkakoon (Imp.satz) 'Der Zeuge möge fortfahren'
^
(59) [dito:] Kunpa todistaja jatkaisi (Wunschsatz) 'Wenn der Zeuge (doch nur) fortführe 1 (60) [Familie am Tisch sitzend; Vater:] Matti menköön (Imp.satz) 'Matti soll gehen'
^
(61) [dito:] Kunpa Matti menisi (Wunschsatz) 'Wenn Matti (doch) ginge 1
In den gegebenen Situationen sind die Äußerungen der Imperativsätze nicht durch solche der Wunschsätze ersetzbar.
183
Formal sind beide Satztypen durch den Verbmodus (Imp. vs Konditional) und dadurch unterschieden, daß es im Wunschsatz keine Beschränkungen des Subjektausdrucks gibt. Andererseits scheint es nicht sehr sinnvoll zu sein, dem Imperativsatz in seinem ganzen Spektrum eine einzige und damit für manche Subtypen zu vage Einstellung zuzuordnen. So soll deshalb zwischen Imperativsätzen der 2.Ps.Sg./Pl. und der I.Ps.Pl. und denen der 3.Ps.Sg./Pl. und des Passivs unterschieden werden: Ersteren ist die oben skizzierte Einstellung zugeordnet, letzteren eine, die man umschreiben könnte mit: (A!*) vorziehen, daß (etwas der Fall sein wird) Jene ist spezifierter als diese.
Zwei hauptsächliche Verwendungen von selbständigen Imperativsätzen der 3.PS. und des Passivs lassen sich unterscheiden (sofern die verwendungsregeln beachtet werden und der propositionale Gehalt sowie der Kontext keine ablenkende Funktion haben), nämlich Wunsch und Aufforderung. Nach Matihaldi (1979:135) wird traditionell ... als Angesprochener der 3.PS.Imp. die zweite Person "du 1 angesehen, die als Mittler des Befehls agiert; in diesem Fall ist ... der Befehl schwächer als beim eigentlichen Imperativ.
Imperativsätze der 3.Ps.Sg./Pl. werden z.B. dann zu Aufforderungen gebraucht, wenn eine unmittelbare Anrede vermieden werden soll. 2.3.
Regeln der prppositionalen Einstellung
Hier sollen Regeln für die korrekte Verwendung der mit dem Imperativsatz ausgedrückten Einstellung (= Aufforderungseinstellung) formuliert werden. Diese beziehen sich auf Voraussetzungen für die Verwendung eines entsprechenden Ausdruckstyps ... und sollen für alle "geraden" Verwendungsweisen eines Formtyps gelten. In "ungeraden" Verwendungen können allerdings auch diese Verwendungsregeln Spielmaterial sein. (Altmann 1987:23)
Werden diese Regeln also nicht beachtet, wird man mit der Äußerung eines Imperativsatzes, mit dem die in 2.2. skizzierte Einstellung ausgedruckt wird, in der Regel keine Aufforderungshandlung vollziehen können; d.h. man kann einen Imperativsatz auch zu anderen sprachlichen Handlungen verwenden. Eine detaillierte Darstellung des Spektrums der Regelverstöße und ihrer Folgen ist hier jedoch kein Hauptanliegen. 1) Eine prinzipielle Bedingung, die auch für andere Einstellungen gilt, ist die der Aufrichtigkeit. "Ausgedrückte propositionale Einstellung" bezeichnet eine
184
innere Haltung oder Einstellung des jeweiligen Einstellungsträgers zu einem Sachverhalt. Mit der Aufrichtigkeitsbedingung wird vorausgesetzt, daß der Einstellungsträger die jeweilige Einstellung zum bezeichneten Sachverhalt tatsächlich hegt. Dagegen kann man natürlich verstoßen. Mit Lang (1983:333f.) lassen sich zwei Arten von Mißbrauch unterscheiden: Lügen und Heucheln. (62) A: Sprich lauter! B: - *Du lügst [das willst du doch gar nicht] - *Das ist nicht wahr
Man kann nicht lügen, indem man eine Aufforderungseinstellung ausdrückt: Aufforderungen und ihre propositionalen Inhalte können nicht nach "wahr" oder "falsch" bewertet werden. Wahrheitsbedingungen gelten für Assertionen. Insofern kann eine benannte Aufforderungseinstellung gelogen werden: (63) A: Ich ziehe es vor, daß du lauter sprichst B: Du lügst, das tust du nicht
Das ist aber nur möglich, wenn sie einer Assertierenseinstellung untergeordnet ist, d.h. durch einen Aussagesatz geäußert wird. "Lügen ist unaufrichtiges Ausdrücken einer Urteilseinstellung" (Lang 1983:334). Ein Verstoß gegen die Aufrichtigkeitsbedingung kann im Falle der Aufforderungseinstellung nicht als Lüge bezeichnet werden. Man kann aber diese Einstellung zu einem bestimnten Sachverhalt heucheln, d.h. vorgeben, sie zu hegen: (64) A: Sprich lauter! B: Tu doch nicht so, du Heuchler!/Du Heuchler, das willst du doch gar nicht. Heucheln heißt demzufolge, eine Einstellung (außer Urteil!) "zu erkennen geben", die man nicht hegt. (Lang 1983:334)
Der Mißbrauch des Heucheins einer Aufforderungseinstellung kann aus den verschiensten Gründen erfolgen, auf die ich hier nicht eingehe. Die Bedingung der "Aufrichtigkeit" gilt dem Einstellungsträger. Für den potentiellen Adressaten, dem die Einstellung gilt, läßt sich der Aspekt einer Aufrichtigkeitsunterstellung formulieren: Wird eine Aufforderungseinstellung geheuchelt, "Mißbrauch mit ihr getrieben", und wird dieser Mißbrauch für den Hörer erkennbar eingesetzt, so kann damit eine indirekte Interpretation ausgelöst werden bzw. der Adressat auf einen indirekten Sprechakt schließen. Eine nicht seltene Form offenen Verstoßes besteht z.B. darin vorzugeben, daß man die Einstellung zu einem bestimmten Sachverhalt hegt (indem man sie ausdrückt), während man tatsächlich die Einstellung zu dem Sachverhalt einnehmen will, der dem bezeichneten genau entgegengesetzt ist.
185 (65) Er sagte: Geh! [und meinte doch: Bleib!] (66)
[A redet sehr laut. B will ihn dämpfen:] Sprich lauter!
Bricht der Sprecher von (65) unmittelbar darauf in Tränen aus, oder äußert B Satz (66), obwohl er A gut versteht und dieser das wahrgenommen hat, so wird dem Adressaten eine indirekte (bzw. ungerade) Interpretation nahegelegt. Das von Grice (1979) entwickelte Konzept der Konversationsmaximen stellt für solche Fälle einen Erklärungsversuch dar. Franck (1980:41) weist auf die Möglichkeit der Abschwächung bzw. der Aufhebung der Aufrichtigkeitsbedingung hin: So ist z.B. bei oder weniger ritualisierten expressiven Sprechakten des Bedauerns, Entschuldigens, Glückwünschens und bei Komplimenten in Höflichkeitskontexten die Aufrichtigkeitsnorm gelockert, wenn nicht ganz suspendiert.
Dies gilt in erster Linie Äußerungen von Imperativsätzen mit Nicht-Handlungsverben oder mit einer zustandspassivischen Verbform und ihren einschlägigen finnischen Entsprechungen (z.B. voi hyvin 'mach's gut', öle kiitetty 'sei bedankt1) . Floskeln wie (67) Leben Sie wohl (68) Schlaf
gut
(69) Seien Sie bedankt (70) Sei gegrüßt
sind Ausdrücke konventionalisierter Urngangsformen, die aus Gründen der Höflichkeit in bestimnten Kontexten zu äußern sind. Dabei ist Aufrichtigkeit gar nicht gefordert, und auch der propositionale Gehalt ist nebensächlich. 2) Die skizzierte Einstellung setzt eine weitere Bedingung voraus. Wenn ein Sprecher eine Aufforderung bzw. einen Wunsch äußert, gibt er zu erkennen, daß er diesen gewünschten/verlangten Zustand einem anderen (zu einem bestimmten Zeitpunkt existierenden) Zustand vorzieht (Scholz 1987:246)
Dies impliziert, daß der Sprecher hinreichende Evidenz hat bzw. haben muß, daß dieser Zustand zum Sprechzeitpunkt oder zu einem anderen zukünftigen Zeitpunkt nicht existiert: Die Verwirklichung des Zustandes kann nur in der Zukunft geschehen. Hinreichende Evidenz kann sich auch auf die Erwartung des Sprechers hinsichtlich des zukünftigen Verhaltens des Hörers gründen: (71) Laß das Buch da (72) Fahr nicht weg
In bestimmten Fällen auch zum Sprechzeitpunkt, z.B. bei Sei gegrüßt.
186
Der Sprecher geht hier davon aus, daß der Hörer einen möglichen Zustand verwirklichen wird, den er nicht erreichen will. Aber auch hier gilt, daß der verlangte Sachverhalt (hier: Handlungsunterlassung des Angesprochenen) zu einem Zeitpunkt in der Zukunft nicht der Fall ist ... (Scholz 1987:249)
Für die Äußerungen einiger Imperativsätze, die als Wünsche gelten, scheint die Bedingung zu eng formuliert zu sein: (73) Bleib gesund (74) Laben Sie wohl (75) Eläköön Suomi
'Es lebe Finnland'
(76) [Tekstini kieltämättä kuulostaa moralisoivalta.] Ja olkoon se sitä. (HS 180186:25) '[Mein Text hört sich zweifellos moralisierend an.] Aber das soll er auch.'
In der Tat unterstellt die Äußerung von (75) nicht, daß Finnland nicht existiert. Sie unterstellt aber die Möglichkeit, daß dies zu einem zukünftigen Zeitpunkt nicht der Fall sein könnte, obwohl dieser Aspekt bei so hochgradig konventionalisierten Floskeln nur eine geringe Holle spielen dürfte. Insofern kann kann diese Bedingung nicht ausschließlich auf den Sprechzeitpunkt bezogen werden, darf also einen zukünftigen Zeitpunkt nicht ausschließen. Freilich kann nan auch gegen diese Bedingung verstoßen. (77) [B macht die Türe zu. A zu B:] Mach die Türe zu
Abgesehen von den Fällen, in denen der Sprecher keine Evidenz hatte (hier: er bekam B 1 s Tätigkeit nicht mit) , kann absichtlicher und für den Hörer erkennbarer Verstoß zu unterschiedlichen Interpretationen der Äußerung führen (z.B. ÄrgernWbllen u.a.) . Weitere Bedingungen (z.B. bezüglich der Position des Sprechers) sind auf dieser Ebene nicht zu formulieren. 2.4.
Erfüllensbedingungen
Die durch die Satzform ausgedrückte propositionale Einstellung fungiert als Operator über dem propositionalen Gehalt. Für die mit dem Imperativsatz ausgedrückte Einstellung gelten unmittelbar keine Wahrheitsbedingungen. Sie sind vielmehr nach Bedingungen der Ausführung zu bewerten, die festlegen, wie sich der Adressat zu verhalten hat, damit der im Imperativsatz enthaltene propositionale Ausdruck eine zutreffende Sachverhaltsbeschreibung wird. Dem "Aufforderungsoperator" entsprechen also Ausführungsbedingungen. Die grundlegende Frage ist also:
187
Wie miß sich der Adressat in Zukunft verhalten, wie nuß er die Welt verändern oder was hat er zu unterlassen, damit der im Imperativsatz enthaltene propositionale Ausdruck eine zutreffende Sachverhaltsbeschreibung ist? (78) Gen nach Hause (79) Räumt euer Zimmer auf
Enthält der propositionale Gehalt ein "Aktionskonzept" (Wunderlich), wird also zu einer Handlung aufgefordert, so wird der enthaltene Ausdruck dann wahr, wenn es einen (oder mehrere) Adressaten gibt, der es (innerhalb eines bestimmten Zeitraums) realisiert (vgl. Wunderlich 1984:92). Mit der Etablierung von Ausführungsbedingungen wird also für den potentiellen Adressaten die Obligation eingeführt, entsprechend zu handeln. Der Verbindlichkeitsgrad der eingeführten Obligation spielt auf dieser Ebene keine Rolle; sie kann auch zurückgewiesen werden. Dieser Aspekt der Obligationierung zu einer zukünftigen Handlung ist das essentielle Charakteristikum der Aufforderungseinstellung und unterscheidet sie von allen anderen grundlegenden elementaren Einstellungen. Im propositionalen Gehalt von Imperativsätzen sind freilich nicht immer nur Aktionskonzepte enthalten. (80) Seien Sie überzeugt (81) Sei
gegrüßt/bedankt
(82) Öle kiitetty
'Sei bedankt'
Der propositicnale Gehalt beschreibt hier keine zukünftige Handlung eines Adressaten. Trotzdem wird auch hier eine Obligation eingeführt, nämlich die, den beschriebenen Zustand einzunehmen oder zu akzeptieren. Der enthaltene Ausdruck ist also dann wahr, wenn es Adressaten gibt, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums (hier wohl meistens auf die Äußerungssituation beschränkt) dies tun. "Aufgeweicht" werden die dem Aufforderungsoperator entsprechenden Ausführungsbedingungen durch bestimmte lexikalische Füllungen des Prädikatsbereichs. (83) Sei glücklich (84) Leben Sie wohl
In solchen Fällen (lexikalische Füllung: Nicht-Handlungsverben) kann zwar auch nur der potentielle Adressat den Sachverhalt wahrmachen, aber nur nicht-willentlich. Wenn bei konventionalisierten Formen überhaupt, so wird in solchen Fällen bestenfalls die Obligation eingeführt, sein zukünftiges Verhalten so auszurichten, daß die Verwirklichung (innerhalb eines bestimmten Zeitraums oder zu einem bestimmten Zeitpunkt) wahrscheinlich wird. Dem Einstellungsoperator entsprechen dann keine klaren Ausführungsbedingungen. Deshalb gelten die Äußerungen solcher Imperativsätze auch nicht als Aufforderungen. Bei stark konventionalisierten Floskeln steht die Verwirklichung des bezeichne-
188
ten Sachverhalts nicht zur Debatte, da der propositionale Gehalt nebensächlich ist. Die Frage, wann dann der enthaltene prqpositionale Ausdruck wahr ist, stellt sich also dabei nicht. Hier geht es lediglich um die Einhaltung bestimmter Normen, für die konventionellerweise festgelegte sprachliche Ausdrücke zu verwenden sind. Ähnliches gilt für (konventionalisierte) Verwünschungen: (85) Fahr zur Hölle (86) Haista paska
wörtl.:'Riech Scheiße 1
Der propositionale Gehalt ist hier ebenfalls nebensächlich; die Verwünschungen sind ohne weiteres gegeneinander ersetzbar. Sie gehören zum Repertoire konventionalisierter Kcnmentierungsausdrücke für negativ bewertete Situationen. Zum Finnischen/Imperativsatz der 3.PS. und des Passivs Auf der Funktionsebene sind diese Imperativsätze nicht adressatenorientiert. Der propositionale Gehalt ist in keiner Weise auf Aktionskonzepte beschränkt: (86) Satakoon
'Regne es 1
Dem Einstellungsoperator (= Aufforderungsoperator') entsprechen offensichtlich keine klaren Ausführungsbedingungen. Obligationen werden nicht direkt eingeführt. Wahr ist der enthaltene propositionale Ausdruck dann, wenn (innerhalb eines bestirnten Zeitraums oder zu einem bestimmten Zeitpunkt) der gewünschte Zustand hergestellt ist. Dies kann u.U. mit der Äußerung des Satzes sein (vgl. auch Wunderlich 1984:105) : (87) Olkoon E ja F kaksi joukkoa "Seien E und F zwei Mengen'
(Imp.3.Sg.)
(88) Mainittakoon, että ... (Imp.Pass.) 'Es sei erwähnt, daß . . . "
Generell bleibt jedoch auf dieser Ebene offen, ob und inwieweit der Einstellungsträger auf die Verwirklichung Einfluß nehmen , und ob sie willentlich oder nichtwillentlich erreicht werden kann. So kann bei (86) kaum die Rede von aktiver Einflußnahme sein, wohl aber im Falle direkter Aufforderungen. Zu konventionalisierten Floskeln s.o. und Yli-Vakkuri (1986:216f.). 3.
Die lexikalische Bedeutungsebene
Der Einstellungsrahmen eines Satzes kann außer der obligatorisch enthaltenen, nicht-propositional durch den Satzmcdus ausgedrückten Einstellung weitere prepositional repräsentierte Einstellungen enthalten. Diese lassen sich einteilen in - (prepositional) mittels MPn (vgl. Kap. II, 4.3. bzw. 4.7.), Sadve (vgl. Lang 1983) und Itodalverben (vgl. Doherty 1985:117ff.) ausgedrückte und
189
- mittels Verben mit Einstellungssemantik benannte Einstellungen. Nicht jede prepositional repräsentierte Einstellung ist mit der durch die Satzform ausgedrückten kompatibel, z.B. (89) Geh *leider nach Hause
Für den Imperativsatz lassen sich typische Mengen der Ausdrucksmittel konstatieren, was für die MPn schon gezeigt wurde. Wie auch dort schon festgestellt, gehen die Restriktionen vom Satzmodus aus, d.h. innerhalb des Einstellungsrahmens steht die mit dem Satzmodus ausgedrückte Einstellung hierarchisch am höchsten. So konstatiert z.B. auch Lang (1979:206) für die Sadve: Ein Sadv als Satzoperator ... kann nicht auf eine Satzstruktur angewandt werden, die ihrerseits bereits Operationsdomäne eines anderen, und zwar typverschiedenen, also Nicht-Sadv-Operators ist. Das gilt für Fragesätze, Imperativsätze, Wunschsätze.
Diese Unverträglichkeit gilt für den Imperativsatz nicht generell. Durch den Satzmodus ist also eine bestimmte Einstellung, verbunden mit bestimmten Verwerdungsbedingungen, vorgegeben, zu der nicht jede mit eigenen Verwendungsbedingungen verknüpfte Einstellung paßt. Paßt sie dazu, kann sie jene Einstellung modifizieren, spezifizieren oder gar verdecken. Dies wurde für die MPn oben schon dargestellt; sie werden hier nicht nochmals wiederaufgenommen. Ziel soll hier also sein, einerseits mögliche Restriktionen zu ermitteln und zu erklären und andererseits die Modifikationen der nicht-propositional ausgedrückten Einstellung durch weitere Ausdrucksmittel für Einstellungen zu beschreiben. 3.1.
Ausgedrückte Einstellungen
3.1.1. Satzadverbiale (Sadve) Zum Deutschen Die hier unter dem Begriff "Sadv" zusammengefaßten Lexeme werden in den konsultierten Grammatikbeschreibungen in der Regel als eigene Kategorie bzw. als Subkategorie des Adverbs behandelt. Der Vielzahl der Beschreibungsansätze entsprechend herrscht nicht nur terminologische Uneinheitlichkeit - Modaladverb, Modalwort und Satzadverb -, sondern z.T. auch beträchtliche Uneinigkeit über den Umfang des Begriffes. Nicht beachtet wird in der Regel, daß diese Lexeme zumeist unterschiedliche Funktion ausüben können: (90) vielleicht kommt er
(Sadv)
(91) Hat der vielleicht große Füße (MP)
190 (92) Er kommt sicher
(Sadv o. itodaladverbial)
(93) sein sicheres Auftreten
Chne Bezugnahme auf die Funktion läßt sich eine Kategorie "Sadv" nicht etablieren. Die Gruppe der Sadve ist also wie die der MPn eine Funktionsgruppe, die sich durch ein bestinmtes syntaktisches Verhalten gegenüber allen anderen Funktionsgruppen auszeichnet; vgl. dazu S. 91. Für folgende Ausführungen, die Kombinationen von Sadven untereinander oder mit MPn nicht berücksichtigen, wird der Einfachheit halber das von Bartsch (1972: 28ff.) vorgelegte Inventar, das umfangreichste der konsultierten Literatur zugrunde gelegt. Belege gibt es nur sehr wenige: (94) Geh unbedingt hin
(DF 233)
(95) Nein, kommen Sie bestimmt, bestimmt und nicht, wenn es irgend möglich ist, sonst sterbe ich (DF 769)
Nach Sichtung des Inventars kennen nach eigenem Sprachgefühl auch noch als akzeptabel im Imperativsatz angesehen warden: (96) Komm wirklich/?sicher (97) Nehmt das (auch) tatsächlich mit
Diese gehören zu der Gruppe von Sadven, die Doherty (1985:40ff.) "epistemisch transparente" nennt. Alle anderen Sadve, die Doherty entweder zu den "epistemisch opaquen" (z.B. wahrscheinlich, möglicherweise) oder zu den evaluativen (z.B. leider, erfreulicherweise) zählt, sind offensichtlich in Imperativsätzen inakzeptabel (so auch Lang 1979:206, Doherty 1985:128ff.). Helbig/Buscha (1984:508) kennen zu einem etwas anderen Befund. Ihrer Meinung nach kommen in Imperativsätzen "vor allem" Sadve der Art freundlicher-, dummer-, leichtsinnigerweise und solche wie beschämender-, vergebliaherweise vor. Worauf sich diese Ansicht stützt, ist mir nicht klar, entstehen doch durch das Einsetzen dieser evaluativen Sadve durchwegs inakzeptable Strukturen: (98) Besucht ihn
*freundlicherweise/*vorsichtigerweise
(99) Schreiben Sie das *nützlicherweise auf Die Lexeme können in anderer Funktion im Imperativsatz vorkommen: (100) Geh ausnahmsweise mal früher nach Hause
a. fokussiert hier früher und hat damit keine satzadverbiale Funktion in dem hier vertretenen Sinn: Die mit dem Lexem ausgedrückte Einstellung gilt nicht dem ganzen propositionalen Gehalt (kein Satzskopus). Donhauser (1982:226) hält die folgenden Sätze akzeptabel: (101) Fliegen Sie *netterweise/*lieberweise nicht zu Pappii
Nach meinem Sprachgefühl ist auch die Bildung lieberweise nicht möglich. Ich habe das Lexem auch in Wörterbüchern nicht finden können.
191 (102) Ruft *gütigerweise den Herrn des Hauses herbei! M.E. sind sie inakzeptabel.
Gerade das Verhalten gegenüber Sadven ist neben anderen ein wichtiger Grund, Imperativsätze der 1., 2. (mit Subjektausdruck) und 3.PS.P1. in der Beschreibung auf den V-1-Stellungstyp festzulegen: (103) Geh *hoffentlich/*vermutlich (104) Hoffentlich/vermutlich
nach Hause
gehen Sie nach Hause
(105) Gehen Sie *hoffentlich/*vermutlich
nach Hause
Die für den Dnperativsatz der 2.Ps.Sg./Pl. (ohne Subjektausdruck) konstatierbaren Restriktionen gelten in diesen Imperativsätzen nur dann, wenn deren Verb in Erststellung steht. Der Erklärungsversuch für obigen Befund schließt sich eng an die Ausführungen Dohertys (1985) an. Sadve sind Mittel zum Ausdruck von Einstellungen. Durch Sadve ausgedrückte epistemische Einstellungen beziehen sich auf Sachverhalte und ihre Gültigkeit. Mit epistemisch opaquen Sadven (wie wahrscheinlich) wird die Gültigkeit eines Sachverhalts eingeschränkt. Bestätigt man ... eine Einstellung, die durch ein Satzadverb wie vermutlich spezifiziert wird, so bestätigt man das Bestehen des Sachverhalts, auf den sie sich bezieht, nur in einem eingeschränkten Sinn. (Doherty 1985:42)
Bezieht man dies auf die mit dem Imperativsatz ausgedrückte Einstellung, so heißt das, daß der durch sie vorausgesetzte, zum Sprechzeitpunkt (oder zu einem späteren Zeitpunkt) nicht existierende Sachverhalt mit einem opaquen Sadv in seiner Gültigkeit beurteilt oder eingeschränkt wird: Nach nicht existente Sachverhalte können aber in ihrer Gültigkeit nicht beurteilt werden. Opaque epistemische Einstellungen kollidieren also mit der zweiten Verwendungsbedingung für die mit dem Imperativsatz ausgedrückte "volitionale" Einstellung. Sadve als Ausdrucksmittel für epistemisch transparente Einstellungen zeichnen sich u.a. dadurch aus, daß sie akzentuiert auftreten können (vgl. Doherty 1985: 40ff.); nur so sind sie im Imperativsatz akzeptabel. Transparente Sadve haben die Eigenschaft, die Bestätigung der Einstellung, die sie spezifizieren, auf die Bestätigung des Sachverhalts bezüglich seines Bestehens oder Nicht-Bestehens zu übertragen. D.h. mit der Bestätigung "volitionaler" Einstellungen (d.h. Wunsch- und Aufforderungseinstellungen) [wird] gleichzeitig eine negative (epistemische) Sprechereinstellung (i.S. von 'S weiß, daß p nicht der Fall ist' . . . ) vorausgegesetzt ... Gemäß ihrer Eigenschaften bestätigen transparente epistemische Einstellungen (hier realisiert durch tatsächlich, wirklich) das Bestehen bzw. Nicht-Bestehen (hier: Nicht-Bestehen) des Sachverhalts p ... (Scholz 1987:253)
192
Mit epistemisch transparenten Sadven wird also ebenfalls auf die Verwendungsbedingung, der gemäß die Nicht-Existenz vorausgesetzt wird, Bezug genommen: Sie bestätigen die Gültigkeit dieser Bedingung und betonen damit die Kontrafaktualität des präferierten Sachverhalts. Die transparenten Sadve haben so eine die ausgedrückte Aufforderungseinstellung verstärkende Wirkung. Sadve als Mittel zum Ausdruck von evaluativen Einstellungen kommentieren Sachverhalte. Nach Lang (1979:201) induzieren evaluative Sadve eine "faktive Präsupposition", d.h. mit ihnen wird die Existenz des durch sie kommentierten Sachverhalts vorausgesetzt. Die Aufforderungseinstellung setzt aber die Nicht-Existenz des präferierten Zustandes voraus. Auch evaluative Sadve kollidieren also mit der genannten Verwendungsbedingung: Es ist nicht recht plausibel (wenn auch nicht, wie bei den opaquen Sadven, gänzlich abwegig), einen nicht-existenten Sachverhalt zu kommentieren. Nur epistemisch transparente Sadve haben also eine "gemeinsame Operationsdomäne" (Lang) mit dem Imperativsatz. Zum Finnischen o
Die Sadve (fi. 'kommenttiadverbiaalit') können gleichfalls in epistemische und evaluative eingeteilt werden (vgl. Matihaldi 1979:82ff., 99ff. und Orpana 1988: 99ff.), z.B. ehkä 'vielleicht', todennäköisesti 'wahrscheinlich1, valitettavasti 'leider1, onneksi 'gottlob1. Sadv-Inventare finden sich außer in den beiden eben genannten Werken bei Vuoriniemi (1973:283), Hakulinen/Karlsson (1979:206) , Hakulinen/Karlsson/Vilkuna (1980:57) und bei Penttilä (1963:548ff.), das jedoch außerordentlich heterogen ist. Belege von Sadven in Imperativsätzen gibt es so gut wie keine. Das ist nicht verwunderlich: "Ferner sind besonders epistemische Modaladverbien in Imperativsätzen nicht akzeptabel" (Hakulinen/Karlsson 1979:289) und "kommentierende Zusätze der Art onneksi oder valitettavasti kommen im ... Befehls- und Fragesatz nicht vor" (Matihaldi 1979:83). Sadve sind jedoch nicht generell inakzeptabel, wie die folgenden Konstrukte zeigen: (106) Menkää ehdottomasti/varmasti kahville "Geht unbedingt/mit Bestimmtheit ins Kaffee 1 (107) Mene todella kotiin 'Geh tatsächlich nach Hause 1
Die "metatextualen Kommentare" (Hakulinen/Karlsson 1979:206) wie suoraan sanoen 'direkt gesagt' rechne ich hier nicht zu den Sadven.
193 (108)
Tee se tosiaan •Tu es wirklich 1
todella ist sogar belegt: (109)
Älä todella menekään, vaan jää ... (AJ 187) 'Geh auch wirklich nicht, sondern bleibe ...'
Es handelt sich dabei um dieselbe Gruppe wie im Deutschen, um die der epistemisch transparenten Sadve; opaque und evaluative Sadve sind in der Tat inakzeptabel. Diese Verteilung gilt auch für Iitperativsätze der 3.PS. und des Passivs: (110)
Matti *ehkä/*ilmeisesti/*valitettavasti menköön kotiin 'Matti möge vielleicht/offensichtlich/leider nach Hause gehen'
(111)
Mainittakoon *ehkä/*ilmelsesti/*val±tettavasti, että ... 'Es möge vielleicht/offensichtlich/leider erwähnt werden, daß ...'
Aber: (112)
Matti ehdottomasti menköön kotiin 'Matti möge unbedingt nach Hause gehen 1
(113)
Ehdottomasti mainittakoon, että ... 'Es sei unbedingt erwähnt, daß . . . "
So sind die für das Deutsche gegebenen Erklärungen auch für das Finnische verwendbar. Freilich können die Lexeme, die als Sadve im Imperativsatz inakzeptabel sind, in anderer Funktion durchaus im Imperativsatz vorkonmen. (114)
Heittäkää nyt, terveysministeriön päättäjät, nuo muka keskeiset avohoidot ... tuonnernmaksi (la 385 SS)
•Werft doch, (ihr) Beschlußfasser des Gesundheitsministeriums, jene angeblich zentralen ambulanten Behandlungen ... weiter weg' muka hat hier keine satzadverbiale Funktion; es fokussiert nur keskeiset. Die ausgedrückte Einstellung gilt nicht dem ganzen propositionalen Gehalt. Auch Vuoriniemi (1973:284) weist darauf hin, daß der Wirkungsbereich einschlägiger Lexeme eine kleinere Einheit als der ganze Satz sein kann: (115) Luultavasti hän on sairas 'Wahrscheinlich er ist krank"
Hier steht nur hän 'er1 im Fokus. Nach Vuoriniemi ist dieser "reduzierte" Fokus entweder durch die Akzentuierung (HÄN) oder durch die Wortstellung kenntlich gemacht. 3.1.2. Modalverben Zum Deutschen Auch die Gruppe der Modalverben, zu der hier die zweifelsfreien dürfen, können, mögen (möchten), müssen, sollen und wollen gerechnet werden (vgl. Eisenberg 1986:
194
96), ist eine funktional festgelegte; die auftreten. In der Form des Imp.2.Ps.Sg./Pl. sind die ser Befund entspricht der Communis cpinio losigkeit" ist gerade ein Kennzeichen der Zweifelsfall wie (116) Mögt ihr selbst zusehen . .. .'
Lexeme können u.U. auch als Vollverben Lexeme so gut wie nicht belegt. Die(z.B. Drosdowski 1984:95) : "ImperativModalverben. Für einen einschlägigen
(fw 127)
gibt es denn auch ein klares Ausschlußkriterium: Fakultativität des Auftretens des Subjektausdrucks ist ein Merkmal des Imperativsatzes der 2.Ps.Sg./Pl. Dagegen ist (117) inakzeptabel: (117) "Wögt selbst zusehen ...
Es handelt sich bei (116) wohl um einen Aussagesatz mit getilgtem Vorfeld (z.B. so), vgl. Cppenrieder (1987:179f.). Lediglich für wollen werden die beiden genannten Formen gelegentlich (z.B. Curme 1960:250) für akzeptabel gehalten. Den Grund für diese Restriktionen wird man kaum in der Morphologie oder der Syntax suchen müssen, denn die Restriktionen sind auch bei den anderen Imperativsatztypen feststellbar. Sie gelten da jedoch nur in V-1-Strukturen - ein weiterer Grund, diese Imperativsätze (außer S.Ps.Sg.) auf diesen Verbstellungstyp festzulegen. Das heißt freilich nicht, daß Modalverben nicht in V-1-Strukturen mit den zulässigen Subjektausdrücken vorkommen können; sie haben dann aber eine andere Lesart: 1) V-1-Exclamativsatz (Indikatoren: MP aber, Exclamativakzent S^e): (118) Müssen Sie aber viel Zeit haben zum Schreiben
2) V-1-Fragesatz
(DF 624)
(Indikatoren: MP denn, Tonmuster):
(119) Müssen Sie denn die Leute umrennen
(MR 311)
(120) Können Sie denn nicht die Augen aufmachen
(MR 311)
(121) Sollen wir jetzt gehen
Entfernt man die MPn und den Exclamativakzent und versucht man, die Sätze mit fallendem Tonmuster zu intonieren, bekommt man nach meinem Sprachempfinden keine akzeptablen Strukturen. Fallendes Tonmuster kennzeichnet aber auch die folgenden Sätze: (122) Soll er (doch) zum Bäcker gehen (fn 74) (123) Sollen sie
(/?Sie) das nun ein für allemal
erfahren
(124)*Soll doch wer zum Bäcker gehen
Die zulässigen Subjektausdrücke sind kaum bzw. nicht akzeptabel; als Imperativsätze bzw. Aufforderungen können die Sätze nicht verstanden werden. Eine Klassifikation als Aussagesatz mit getilgtem Vorfeld (z.B. so, dann) ist naheliegend
195
(vgl. Fries 1983:74, Oppenrieder 1987:179f., 187). Diese wird man angesichts der Verhältnisse im Imperativsatz der 2.Ps.Sg./Pl. auch für folgende Sätze mit mögen übernehmen können: (125) Mögen Sie eine würdige Repräsentantin Mirnhergs sein (NN 021185:13) (126) Wögen Sie wissen, daß ich es bin, der sie drückt, und nicht Sie (DF 103)
Eine zweite Möglichkeit wäre die Deutung als Heischesatz, vgl. z.B. (127) Möge Deutschland Glück und Frieden beschieden sein
(cw 175)
Zwar ist in (127) die Verbform eindeutig konjunktivisch; die Verbform von (125) und (126) kann jedoch gleichfalls als konjunktivisch wie indikativisch gewertet werden. Eine Ausnahme stellt wiederum wollen dar: (128) Timm, wollen Sie ihn vertreten
(MT 619)
(129) Wollen Sie sich diese jüdischen Frechheiten für ihre Rassegenossen aufsparen (bk 235f.)
Für den Imperativsatz der 3.Ps.Sg. gibt es keine Belege. Die entsprechende Form von wollen im ürperativsatz der I.Ps.Pl. gilt als eine der möglichen Adhortativformen (vgl. S. 21), für die es nur wenige Belege gibt. (130) Wollen wir hoffen,
daß wenigstens sie es ihm danken (ZEH 35/88:30)
(131) Wollen wir uns noch einen Augenblick setzen! Die dürftige Beleglage in unserem Material ... macht indes hinreichend klar, daß V 5 [= Wollen wir ..., E.W.] die am wenigsten häufige deutsche Adhortativform ist. (Matzel/Ulvestad 1978:153)
Die meisten V-1-Strukturen mit wollen sind wegen des Tonmusters als Satzfragesätze zu klassifizieren (was den kommunikativen Sinn "Aufforderung" nicht ausschließt) : (132) Wollen Sie nicht näher treten?
(MT 274)
(133) Wollen wir ins Kino gehen?
wollen ist also das einzige Modalverb, das im Imperativsatz nicht gänzlich inakzeptabel ist. Die überaus spärliche Bezeugung (in erster Linie literarische Belege, kaum Belege für den Imperativ 2.Ps.Sg./Pl.) spricht freilich auch nicht für eine uneingeschränkte Akzeptabilität im Gegenwartsdeutschen. Gelegentlich (z.B. Redder 1983:111) werden morphologische oder sprachhistorische Faktoren (z.B. Donhauser 1986:231ff.) als Grund für die Restriktionen genannt. Da diese den ganzen Satzmodus betreffen (und nicht nur die Form des Dtp.2.PS. Sg./Pl.), wird man den Grund woanders suchen müssen. Modalverben sind wie Satzmodi, die in der Hierarchie der Einstellungsausdrücke am höchsten stehen, Ausdrucksmittel für Einstellungen. Aus deren Verwendungsbedingungen wäre zu erklären,
196
warum beide Ausdrucksmittel keine gemeinsame Operationsdonäne haben. Eisenberg (1986:426) formuliert dies für können, dürfen, müssen und sollen so: Bei einem Imperativ wie Laß das oder Komm her ist die Quelle der Obligation der Sprecher und das Äußern des Imperativs ist das Setzen einer Obligation für das Handlungsziel. Mit dem Äußern eines Modalsatzes wird nicht eine Obligation gesetzt, sondern es wird mitgeteilt, daß eine Obligation besteht. Zudem ist der Sprecher nicht generell die Quelle der Obligation.
D.h. ausdrücken, daß eine (von. jemand anderem gesetzte) Obligation schon besteht, indem eine neue Obligation gesetzt wird, ist nicht plausibel. Während Eisenberg (1986:96) einen Imperativ von mögen (möchten) und wollen von der Bedeutung her für vorstellbar hält - "Es macht durchaus Sinn, jemanden dazu aufzufordern, etwas Bestimmtes zu wollen" -, schließt Doherty (1985:130) diese Möglichkeit aus, da "nicht einmal das Wollen selbst ... willentlich herbeigeführt werden" kann. Gegen Dohertys Ansicht spricht, daß nach dem Befund wollen in Enperativsätzen nicht völlig inakzeptabel ist, und daß, wie oben wiederholt festgestellt, Prädikate dieser Art sonst durchaus im Imperativsatz auftreten. Für die Konstellation, eine Obligation zur Selbstobligationierung im Hinblick auf Wille oder Lust zu setzen, ist im Sinne von Eisenberg eher von Verwendungsbeschräkungen, d.h. pragmatisch bedingten Restriktionen, auszugehen, die freilich mögen (möchten) völlig ausschließen. Zum Finnischen Ein großer Teil der finnischen Modalverben ist aus syntaktischen Gründen im Imperativsatz inakzeptabel, da sie durchweg unpersönlich konstruiert werden (vgl. Kap. II, 4.8. und Hakulinen/Karlsson 1979:252f., 264f.); aber auch im Imperativsatz der S.Ps.Sg, sind sie inakzeptabel: (134) Härten *täytyyköön lähteä pois
Das gilt auch für die persönlich konstruierbaren Modalverben wie saada 'dürfen', voida 'können1, joutua 'müssen1 und tahtoa 'wollen': (135) *VoiJcaa lähteä pois "Könnt weggehen1 (136) *Joudu/*Hän joutukoon lähtemään pois 'Müßt/Müsse er weggehen' (137)*Tahdo lähteä, jos voit "Wolle weggehen, wenn du kannst" (138) Tahdo, jos voi t "Wolle, wenn du kannst"
tahtoa ist nur in der Funktion als Vollverb akzeptabel (138). Die für das Deut-
197
sehe gegebene Erklärung läßt sich für das Finnische übernehmen; sie erfaßt auch die Unverträglichkeit der Einstellungen, die mit Modalverben ausgedrückt werden, mit der etwas weiteren Einstellung, die mit dem Imperativsatz der 3.Ps.Sg. ausgedrückt wird. 3.2.
Benannte Einstellungen
Neben der durch die Satzform ausgedrückten Einstellung können Imperativsätze zusätzlich eine weitere, benannte Einstellung enthalten: (139) Frag mich (doch), ob/was ... (140) Sag mir (ruhig), daß ... (141) Wünschen Sie sich (ruhig), daß ... (142) Wundern wir uns (halt nur), daß/wie
es so ...
Selbst eine der ausgedrückten Einstellung ähnliche kann nochmals benannt werden: (143) Fordere ihn/mich auf, daß ... Gleiches läßt sich für das Finnische konstatieren: (144) Sano minulle (vain), että pidät tästä 'Sag mir (ruhig), daß du das magst 1 (145) Kysy minulta, haluanko tulla 'Frag mich, ob ich kommen möchte' (146) Määrää, että minun täytyy seurata häntä 'Befiehl, daß ich ihn begleiten muß 1
Restriktionen sind nicht erkennbar. Das Verhältnis zwischen den beiden Einstellungen ist ein hierarchisches: Die benannte Einstellung erscheint als Gegenstand der ausgedrückten. So drückt A gegenüber B z.B. mit der Äußerung (147) Frag mich, ob ich komme
aus, daß er ihn auffordert, von ihm gefragt zu werden (148) Kommst du? ,
also eine Frageeinstellung (bezüglich p) zu hegen und sie auszudrücken: Es wird zum Ausdrücken der benannten Einstellung aufgefordert. Als Gegenstand einer Aufforderungseinstellung können weitere Einstellungen jedoch 9 nicht bezeugt werden: (149) Frag mich *hiermit, ob/was ... (150) Ernennen Sie ihn *hiermit zu ...
Das gilt auch für das Finnische: täten ist in (144) - (146) nicht akzeptabel. Nicht sicher bin ich mir über die Akzeptabilität eines Adhortativsatzes mit einer explizit performativen Formel: (151)^Ernennen wir uns hiermit zum ...
198 Explizit perfonrative Formeln können nicht mit dem Ausdruck einer Aufforderungseinstellung verbunden werden; d.h. selbst eine Einstellung bezeugen, indem ein anderer aufgefordert wird, sie auszudrücken, ist nicht möglich. Einstellungsbezeugungen sind wegen der "Tokenreflexifität" immer wahr, schaffen (unter passenden Voraussetzungen) unmittelbar Fakten (vgl. Lang 1983:333), während die Inhalte von Aufforderungen erst wahr zu machen sind. 4.
Die kontextuelle Bedeutungsebene: Aspekte der Verwendung
In einzelnen Bereichen der Beschreibung der Struktur (Kap. II) und der Semantik (Kap. 3) wurde schon verschiedentlich auf Interpretations- bzw. Verwendungsmöglichkeiten hingewiesen. Diese Hinweise werden hier unter Einbezug lexematischer und kontextueller Faktoren zusammengefaßt. War bislang Ausgangspunkt der Betrachtung die Struktur (und Ausdrucksmittel für Einstellungen), so soll nun von Sprechhandlungstypen ausgegangen werden, denen die verschiedenen Ausprägungen des Satzmodus gegenübergestellt werden. Intendiert ist weder eine generelle Sprechhandlungstypologie noch eine Typologie der Aufforderungen, zu der es bereits genug Literatur gibt (z.B. Hindelang 1978, Bartschat 1982, Vfeigand 1984 u.a.), und auch keine sämtliche kontextuelle Faktoren berücksichtigende, exakte Beschreibung der angeführten Sprechhandlungstypen. Grundlage sind die obigen Ausführungen. Es geht hier also nun um die Frage, welche Ausprägungen (incl. lexikalischer Füllung) des Satzmodus "Imperativsatz" eine Interpretation z.B. als Wunsch nahelegen bzw. zu einer Verwendung als Wunsch taugen. Ich beschränke mich auf eine knappe Exemplifizierung; für weitere Belege vgl. die entsprechenden Abschnitte oben. Zum Deutschen Mit einem Imperativsatz lassen sich zumindest die folgenden Sprechhandlungen (bzw. Typen von Handlungen) vollziehen: Aufforderung (Handlungsunterlassung), RatscMag/Vorschlag/Ermunterung, Erlaubnis, Drohung/Warnung, Bitte, Wunsch und rhetorische Aufforderung. 1) Aufforderung (Handlungsunterlassung) Sie gilt als die Sprechhandlung überhaupt, zu der der Imperativsatz verwendet werden kann. Sie stellt durch die Obligationierung zur Verwirklichung (bzw.
10
Das schließt nicht aus, daß eine einer bestimmten Verwendung zugeordnete Ausprägung u . U . auch zu anderen Sprechhandlungen benutzt werden kann.
199
Unterlassung) einer Handlung, die in erster Linie im Interesse des Sprechers liegt, einen deutlichen Eingriff in die Entscheidungsfreiheit und die Handlungsplanung des Adressaten dar und setzt damit eine entsprechende, übergeordnete Position des Sprechers voraus, die nicht notwendigerweise von sozialen Status abhängt; sie kann auch durch die Situation bestinntt sein. Sanktionen bei Nichtbefolgung werden iirplizit nicht angedroht (wie bei 4 ) , was Sanktionsmächtigkeit nicht ausschließt. Die aufgetragene Handlung bzw. Unterlassung ist eine, von der der Sprecher annimmt, daß sie der Hörer zu verwirklichen vermag. Da Aufforderungshandlungen potentiell unhöflich sind, gibt es ein weites Spektrum an indirekten Realisierungsformen, z.B. (152)
Es zieht
(153) Wenn ich nur nicht immer hinter dir aufräumen müßte (154) Haben Sie eine Uhr? Indirekt ausgedrückte Aufforderungen sind eine vorwiegend "protektive Taktik der sozialen Interaktion". (Scholz 1987:255)
Mit einem Imperativsatz wie (155) Geh nach Hause
wird dagegen eine Aufforderung direkt ausgedrückt; d.h. sofern augenscheinlich nichts dagegen spricht, muß der Imperativsatz so interpretiert werden. Mittels bestimmter MPn bzw. MP-Kcntoinationen kann der Aufforderungscharakter abgeschwächt werden. Dazu gehören mal, mal eben, doch mal/nur/ruhig und halt schon: (156) Geh mal eben zum Bäcker! (157) [Herr Löwenthal, dann haben Sie wenige Tage vorher dem Journalisten Kummer von der "Welt am Sonntag" gesagt, es gibt noch einen zweiten Zeugen für das tote Mädchen. Den hab ich noch in der Hinterhand.] Nun machen Sie doch mal die Hinterhand auf, Herr Löwenthal (th 297) (158)
[Die Beine wurden ihm weich, er setzte sich und brachte hervor:] So sag mir doch nur - (th 296)
(159) [ffir essen so um 7 Uhr.] Komm doch ruhig etwas früher, dann können wir noch ein bißchen quatschen vorher, (th 298) (160)
Nun mach halt schon
Der Aufforderungscharakter kann auch verstärkt werden, und zwar durch die wenigen akzeptablen Sadve, die MPn doch und schon, die Kcnbinationen doch schon, doch bloß, doch nur (nicht) und schließlich durch Zeitangaben, mittels derer der Ausführungszeitpunkt der Handlung genau festgelegt wird, z.B. jetzt, aber auch endlich. (161) Laßt wirklich/unbedingt eure Finger davon (162)
Gehen Sie doch schon
200 (163) ["Dein Bruder -"]
"Hör doch bloß endlich auf mit meinem Bruder"
(164) Tun Sie doch nur nicht so (165) Schreiben Sie das jetzt/endlich
2) Ratschlag/Vor schlag/Ermunterung Gemeinsam ist diesen Sprechhandlungen, daß die Verwirklichung der Handlung nicht in erster Linie Im Interesse des Sprechers liegt; außer beim Vorschlag dient sie zuvorderst dem Hörer. Entsprechend schwach ist die Cbligationierung, ganz zu schwsigen von einer Sanktionierung: Letztlich kann der Hörer selbst entscheiden, ob er die Handlung, die ihm möglich ist, realisiert. Hat er selbst schon einen Handlungsplan, so wird ihm dieser bestätigt; hat er Handlungsalternativen, so wird eine davon als die geeignetste gekennzeichnet. Diese Sprechhandlungen setzen keine übergeordnete Position des Sprechers voraus. Die zu realisierende Handlung stellt zumeist die Lösung eines Problems oder den Abschluß einer Handlungssequenz dar. Folgende MPn ermöglichen diese Verwendung, machen eine solche Interpretation wahrscheinlich: eben, halt, einfach, nur; nur mal/ruhig/einfach, eben/halt einfach, ruhig/halt/eben/einfach mal. Darüber hinaus ist wohl auch ein großer leil der Adhortativsätze und der anderen Imperativsätze, deren Verbformen adhortativisch verstanden werden kann (Laß uns u.a.), wegen des Einbezugs des Sprechers in die Adressatengruppe als Vorschlag interpretierbar. (166) Ruf nur ruhig an, wenn du noch irgendwelche Fragen hast! [Ich helf dir gerne.] (167) Mach halt einfach die Türe zu, wenn dich der Krach stört (168) Sag ihm eben einfach,
daß du dich gestern wahnsinnig geärgert hast
(169) Geht halt mal zum Finanzamt und fragt nach wegen eurer Steuererklärung (170) Gehen Sie einfach mal zu ihm und fragen ihn (171) Laßt uns eine Partie Monopoly
spielen
(172) Spielen wir eine Partie Tischtennis
3) Erlaubnis Wie bei dem vorgenannten Sprechhandlungstyp liegt auch hier die Verwirklichung der Handlung primär im Interesse des Hörers, dessen Handlungsabsicht u.U. für den Sprecher erkennbar ist. Die Handlung liegt hier jedoch im Hechtsbereich des Sprechers. Mit einer Erlaubnis wird eine bereits bestehende oder von Hörer unterstellte - der deswegen zögert, die Handlung auszuführen - Obligation aufgehoben. Eine solche Konstellation setzt keine übergeordnete Position des Sprechers voraus. Meist handelt es sich um Höflichkeitskontexte. Solche Verwendungen von Imperativsätzen gelten zumeist als sehr höflich, da der Sprecher von eigenen
201
Territoriumsansprüchen absieht und auf die Interessen des Hörers eingeht. Die MPn doah, nur und ruhig sind Mittel, die die Interpretation oder Verwendung eines Imperativsatzes als Erlaubnis deutlich machen. (173) [A zu B im Hause von A:] Nehmen Sie doch Platz (174) Rauchen Sie ruhig/nur, das stört mich nicht
4) Drohung/Warnung Die Realisierung oder Unterlassung der Handlung dient bei Drohungen zuvorderst dem Sprecher, der sie durch (implizite) Androhung von Sanktionen sichert. Bei Warnungen liegt sie angesichts der negativen Konsequenzen bei Nichtbefolgung, die nicht vom Sprecher ausgehen, eher im Interesse des Hörers. Die Androhung von negativen Konsequenzen bzw. Sanktionen machen den unbedingten Sprecherwillen zur Ausführung bzw. Unterlassung deutlich. Zumindest Drohungen setzen eine übergeordnete Position des Sprechers voraus; dies ist auch bei Warnungen möglich. Sprechhandlungen dieser Art verpflichten den Hörer in außerordentlichem Maße. Dieser Zug der impliziten Androhung, einhergehend mit starker Obligationierung, wird in Verwendungen von Imperativsätzen durch folgende MPn deutlich gemacht: JA, bloß, nur/bloß JA. Er ist darüber hinaus auch in Äußerungen von Imperativsätzen mit der MP nur oder ruhig enthalten, wenn die zugrundeliegende Präferenz des Sprechers, die durch die Aufforderung ausgedrückt wird, im gegensätzlichen Sinne interpretiert werden (Thurmair 1986:246)
muß; dieser Gebrauch der beiden MPn wurde oben als "ironisch" eingestuft. In all diesen Fällen können die negativen Folgen in einem sich mit sonst· oder dann anschließenden Satz expliziert werden. (175) Lassen Sie sich hier JA/bloß nicht mehr .blicken [sonst . . . ] (176) Geh JA nicht aufs Eis (177) Komm bloß/nur JA rechtzeitig nach Hause (178) Fahr ruhig/nur bei Rot über die Ampel
[dann . . . ]
5) Bitte
Der Hörer hat kein persönliches Interesse an der Ausführung der Hanndlung, zu der er gebeten wird; er ist wohl auch nicht zur Ausführung verpflichtet. Er ist jedoch derjenige, der in der Situation dazu in der Lage ist oder aber bestimmte Handlungskompetenzen besitzt. Dies setzt nicht notwendigerweise immer eine übergeordnete Position des Hörers voraus. Die Verwirklichung dient dem Sprecher, der über keinerlei Möglichkeiten verfügt, die Ausführung in irgendeiner Form zu sichern. Eine Obligationierung des Hörers ist nur insoweit enthalten, als es in bestimmten Kontexten als unhöflich gilt, eine Bitte zurückzuweisen, deren Erfüllung ohne weiteres möglich wäre.
202
Für die Sprechhandlung "Bitte" gibt es geeignetere Mittel als den Imperativsatz (z.B. Satzfragesatz), der wohl nur dann dafür taugt, wenn bitte allein oder in Verbindung mit einer der beiden (oder mit beiden) MPn doch bzw. mal enthalten ist. Auch koordinierte Imperativsätze, deren erstes Konjunkt eine Floskel der Art sei so gut ist, sind für Bitten verwendbar. (179)
Bitte gib mir mal das Salz
(180)
Bringen Sie doch (mal) bitte die Rechnung
(181) Sei so gut/lieb und leih es mir über das Wochenende
6) Wunsch Für die Realisierung eines Wunsches gibt es einen eigenen Satzncdus (vgl. Scholz 1987). Mit dem Imperativsatz kann nur ein eingeschränktes Spektrum an Wünschen vollzogen werden (vgl. S. 180). Kennzeichnend ist, daß ein unmittelbares Eigeninteresse des Sprechers am Bestehen des gewünschten Zustandes nicht unbedingt unterstellt werden kann. Eine Obligation ist indirekt in Höflichkeitskontexten mit einem solchen Wunsch verbunden. Die soziale Position der Kommunikationspartner zueinander spielt keine Rolle. Die Verwirklichung des Wunsches ist durch seinen Bezug auf die Zukunft möglich. Inwieweit der Hörer den Wunsch willentlich oder nicht-willentlich tatsächlich erfüllen kann und erfüllt, ist vom Einzelfall abhängig. Diese Interpretation ist die primäre, wenn die mit dem Verb bezeichnete Handlung oder die Verwirklichung des mit dem Verb bezeichneten Zustandes nicht dem Willen oder der Kontrolle des Hörers unterliegt (vgl. dazu Haftka 1984). Auch Imperativsätze mit einer Verbform des Zustandspassivs sind so in erster Linie zu verstehen; mit diesen lassen sich auch Verwünschungen realisieren. (182) Schlafen
Sie gut
(183) Werde bald gesund (184)
Seien Sie überzeugt, daß ...
(185) Sei bedankt (186) Seid verdammt
7) Rhetorische Aufforderung Meibauer (1986:207) charakterisiert sie so: Es gehört zu den definierenden Eigenschaften einer rhetorischen Aufforderung, daß der Sprecher von dem Angesprochenen nicht erwartet, daß er der Aufforderung nachkommt; vielmehr erwartet der Sprecher, daß der Adressat dazu nicht willens oder in der Lage ist.
Der Sprecher will also nicht wirklich die Ausführung der Handlung; insofern ist sie auch weder für den Sprecher noch für den Hörer von Interesse. Obligationen
203
oder gar Sanktionen werden nicht etabliert. Der soziale Status der beiden Komrnunikationspartner ist ohne Bedeutung. Diese Interpretation bzw. Verwendung ist möglich, wenn der Imperativsatz die MP mal oder doch enthält. Imperativsätze mit einer Verbform des werden-Passivs sind in Verbindung mit diesen beiden MPn von unzweifelhafter Akzeptabilität. Auch mit einem Aussagesatz (in dem der Folgezustand expliziert ist) koordinierte Strukturen sind einschlägig. Einerseits ist für diese Koordinationen (und auch für die unkoordinierten Imperativsätze mit dieser Lesart) charakteristisch, daß das Verb (des Imperativsatzes) entweder eine Handlung, zu der der Hörer in der Situation nicht in der Lage ist, oder einen Zustand bezeichnet, der vom Hörer u.U. willentlich gar nicht erreicht werden kann. Andererseits ist der Subjektausdruck des Imperativsatzes zumeist generisch interpretierbar (vgl. Meibauer 1986). Zu mal s. S. 94f. (187)
["Zieh Jupp", feuerte ein Zuschauer beim Rundstreckenrennen seinen Star an. Der antwortete trocken:] "Fahr doch selber mit". [Das allerdings war kaum möglich: Der schon etwas angesäuselte Radsportfan am Straßenrand hielt in der linken Hand eine Bratwurst und in der rechten ein Kölschglas.] (mj 208)
(188) Werde mal so verdroschen wie ich [dann siehst du . . . ] (189) Sei
(mal) 2 m groß [dann weißt du ...]
(190) Besitze Vermögen und das Finanzamt nimmt es dir weg
Diese sieben Möglichkeiten stellen nur einen - wenn auch wohl den wichtigsten Teil der Sprechhandlungen dar, die mit dem Imperativsatz vollzogen werden können. Auf sie gab es im Fahmen der behandelten Parameter mehr oder minder deutliche Hinweise. Zum Finnischen Sofern die obigen Charakterisierungen der Sprechhandlungen hier einschlägig sind, übernehme ich sie und beschränke mich jeweils auf die Nennung der Ausprägung. 1) Aufforderung (Handlungsunterlassung) Vgl. S. 198f. Auch im Finnischen gibt es für Aufforderungshandlungen ein weites Spektrum an indirekten Realisierungsformen, so z.B. (191) Onko sulla kello? 'Hast du 'ne Uhr? 1 (192) Jos lähtisitte jo (mh 138) 'Wenn ihr (doch) schon ginget 1
11
D.h. der rhetorische Charakter ist kein Zug der Struktur. Ohne MP ist diese Struktur jedoch von zweifelhafter Akzeptabilität.
204
(193) Mennään! (Ind.Präs.Pass.) 'Gehen wir 1
Die mit dem Imperativsatz (der 2.Ps.Sg./Pl· und der I.Ps.Pl.) direkt ausgedrückte Aufforderung kann durch die MPn -pA, -s und sitten abgeschwächt werden. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, eine Aufforderung an den Gesprächspartner durch den Gebrauch des Imperativsatzes der 3.PS. zu mlIdem (vgl. Matihaldi 1979:135). (194) [in einem Leserbrief beschwert sich jemand über rücksichtsloses Rauchen in Bahnhöfen. Letzter Satz:] Sytytäpä savuke seuraavan kerran vasta poistuessasi hissistä ja rappukäytävästä (HS 040186:13) 'Zünde doch die Zigarette beim nächsten Mal erst nach Verlassen des Lifts oder der Rolltreppe an' (195) [Hyvää iltaa, vai pitäisikö sanoa hyvää yötä. Päälle vaimea hymy. Minulla olisi tässä yksi mehupullo, siinä on hyvä korkkikin.] Katsokaas, näin se suplahtaa paikoilleen (SE 9) 1
[Guten Abend, oder sollte man sagen gute Nacht. Darauf unterdrücktes Lachen. Ich hätte hier eine Saftflasche, die hat auch einen guten Korken.] Schaut mal, wie leicht der sich öffnen läßt. 1
(196) Todistaja jatkakoon
'Der Zeuge möge fortfahren 1
Verstärkt werden kann der Aufforderungscharakter durch Sadve, die MPn itmeessö und toki sowie durch Zeitangaben wie nyt heti, die den Ausführungszeitpunkt der geforderten Handlung exakt festlegen. (197) Älä todella menekään, vaan jää ... (AJ 187) 'Geh auch wirklich nicht, sondern bleib ...' (198) Pane ihmeessä pieneimälle (SE 50) 'Mach doch um Himmels willen leiser' (199) Ottakaa toki. varas kiinni 'Haltet doch den Dieb1 (200) Tulkaa nyt heti "Kommt jetzt sofort 1
2) Batschlag/Vorschlag/Ermunterung Vgl. S. 200. Folgende MPn verdeutlichen in Imperativsätzen der 2.Ps.Sg./Pl. diese Interpretation: -hAn, -kin/-kAAnt nyt, vain/ . Als Vorschlag sind wohl auch zumeist Äußerungen von Imperativsätzen der I.Ps.Pl. zu verstehen. (201) Laulahan [jos haluat] 'Sing nur [wenn du willst]' (202) Varokin, ettet mene heikoille jäille
'Paß nur ja auf, daß du nicht auf dünnes Eis gerätst" (203) [- Nyt meidän täytyy mennä.] - Tulkaa nyt meille useammin käymään, nun kauan kuin se on mahdollista. (AJ 291) 1
[- Jetzt müssen wir gehen.] - Kommen Sie uns doch mal öfters besuchen, so lange es möglich ist'
205 (204) Tee vaan samalla tavalla, näin. [Kyynä'rpä'ä tuohon! - What ...? What? What? poika hänonästeli.] Älä votvottele, tee vain nun kuin minäkin. (SE 105) 'Mach es nur genauso, so. [Den Ellbogen dorthin! - What ...? What? What? staunte der Junge.] - Sag nicht dauernd what, mach nur so wie ich auch.' (205) Unohtakaamme siis karkeat kaksimieliset juttumme 'Vergessen wir also unsere derben zweideutigen Geschichten'
3) Erlaubnis Vgl. S. 200f. Mittel, diese Interpretation einer Äußerung des Imperativsatzes der 2.PS. hervorzuheben, sind die MPn vain/ und nyt. (206)
[Saako tulla sisään, te viisaat ja vanhat?] - Tulkaa vaan (AJ 445) '[Darf man eintreten, Ihr Alten und Weisen?] - Kommt nur/ruhig 1
(207) Ottakaa nyt leipää [Teidän ei tarvitse ujostella] 'Nehmen Sie doch Brot [Sie brauchen sich nicht zu genieren]'
4) Drehung/Warnung Vgl. S. 201. Einschlägige Mittel im Imperativsatz der 2.PS. sind die MPn -pA und vain/ in "ironischer" Verwendung. Die negativen Folgen können in einem unmittelbar nachfolgenden oder mit dem Imperativsatz koordinierten Satz expliziert sein. (208)
Yrittäkääpä karata (hk 292) 'Versuchen Sie nur zu fliehen'
(209) Jatka vain samaan tapaan [, nun tulet pian näkemään, mihin se vie] 'Mach nur so weiter [, du wirst bald sehen, wohin das führt.] 1
5) Empfehlung Der Sprecher legt hier zwar Wert auf die Ausführung der Handlung, seine Einflußnahme darauf wie auch auf die Vermittlung der Empfehlung an den Adressaten ist jedoch nur mittelbar (z.B. Einflußnahme durch Wahlverhalten). Eine Cbligationierung ist wohl nur in bestimmten Kontexten, z.B. durch öffentlichen Druck möglich, was auch von der sozialen Position des Sprechers abhängt. Der Adressat der Empfehlung, meist eine Institution oder eine unscharf abgegrenzte Gruppe, ist nicht unbedingt identisch mit dem Komnunikationspartner; ungewiß ist auch, ob die Gruppe bzw. Institution als solche oder der Einzelne daraus ausführendes Organ für die Handlung sein soll oder sein kann. Die gewünschte Handlung ist jedenfalls eine, von der der Sprecher annimmt, daß sie der Adressat vollziehen kann. Empfehlungen lassen sich mit Imperativsätzen der 3.PS. vollziehen, deren Subjektausdruck auf einen Adressaten der o.g. Art referiert und dessen Prädikat eine Handlung bezeichnet. (210) Kirkko myös maksakoon pakolaisista (ES 180386:13) "Die Kirche soll auch für die Asylanten aufkommen'
206 (211)
Tehkööt tästä lähtien nuorermat (SE 186) 'Sollen die Jüngeren das von nun an machen'
6) Nanneinführung Im Gegensatz zu den deutlich direktiven Sprechhandlungen bleibt bei Nonneinführungen der Adressatenkreis völlig unbestinmt: Die Vorschrift, in einer bestimmten Situation ein bestimmtes Verhalten zur Verwirklichung eines bestaunten Zustandes zu zeigen, gilt für jeden, der mit der Sache zu tun hat; bei partikulären Nonnen kann sie durchaus auch nur einem Einzigen gelten. Der Grad der Identifizierung des Sprechers mit der Norm bleibt unbestimmt: Es kann sich dabei um eine Norm handeln, die lediglich weitergegeben und nur in die entsprechende Konnunikationssituation eingeführt wird. Der Grad der Obligationierung ist kontextabhängig. Mit Imperativsätzen des Passivs können solche Sprechhandlungen ausgeführt werden. (212)
Ellei kirkko suostu ehdotukseen, poistettakoon siltä verotusoikeus ja kustannettakoon pakolaiset yleisin verovaroin (HS 180386:13) 'Wenn die Kirche nicht auf den Vorschlag eingeht, soll ihr das Besteuerungsrecht genommen und die Unterstützung der Asylanten mit öffentlichen Geldern gesichert werden'
(213)
Huomattakoon vielä sekin ero varsinaisiin imperatiiveihin verrattuna, että ... (hk 290) 'Zu beachten ist auch noch der Unterschied zu den eigentlichen Imperativen, daß ...'
7) Ihetische Setzung Der Zustand, zu dem der Sprecher die durch den Imperativsatz ausgedrückte Einstellung hegt, daß er auf dessen Verwirklichung Wert legt, wird durch die Äußerung eben dieses Imperativsatzes realisiert. Der Zustand kann also nur von der Art sein, daß er mit einer sprachlichen Handlung herbeigeführt werden kann. Sofern ein Subjektausdruck in dem der Äußerung zugrundeliegenden Satz enthalten ist, ist das, worauf dieser referiert, (wohl) nie identisch mit dem, dem die Äußerung im Kontext gilt. Adressierung, Obligationierung und soziale Stellung des Sprechers sind, sofern überhaupt von Bedeutung, nebensächlich. Sprechhandlungen dieser Art können mit Imperativsätzen der 3.PS. und des Passivs vollzogen werden; das Prädikat in letzteren ist (immer?) ein Verbum dicendi. (214)
Olkoon E ja F kaksi joukkoa 'Seien E und F zwei Mengen1
(215)
Mainittakoon, että ... 'Es sei erwähnt, daß ...'
8) Wunsch (Verwünschungen, religiöse Bitte) Nach Matihaldi (1979:187ff.) gibt es einen eigenen Satzmodus "Wunschsatz", mit
207
dem ein Waisch direkt ausgedrückt werden kann. Zur Charakterisierung der Sprechhandlung vgl. S. 202 und 182. Einschlägig sind hier Äußerungen von Imperativsätzen der 2.PS. , in denen das finite Verb eine Handlung oder einen Zustand bezeichnet, deren Verwirklichung nicht dem Willen oder der Kontrolle des Hörers unterliegt; des weiteren ünperativsätze der Art (217), die S. 36ff. charakterisiert wurden, und schließlich besonders Imperativsätze der 3.PS., deren Subjektausdruck nicht auf den Adressaten der Äußerung referiert. (216) Nukkukaa hyvin 'Schlafen Sie gut 1 (217)
Öle kiitetty 'Sei bedankt'
(218)
Yhdistyköön hajallaan oleva heimonne yhteistyössä (PJ 157) 'Mögen sich unsere zerstreut lebenden Völker in gemeinsamer Arbeit vereinen'
(219)
Piru periköön kaikki suomalaiset (PJ 200) 'Der Teufel soll alle Finnen holen'
(220)
Suokoon Jumala, ettei tarvitsisi nun olla (AJ 204) 'Gebe Gott, daß es nicht so wäre'
9) Rhetorische Aufforderung Vgl. S. 202f.t wo auch die diese Interpretation (des Imperativsatzes der 2.PS.) ermöglichende Verbsemantik charakterisiert ist. Auch mit dem Aussagesatz koordinierte Imperativsätze der 2.PS. sind hier einschlägig, wobei in jenen der Folgezustand benannt ist. (221)
Paina sinä 150 kiloa, sitten sinä tiedät, miltä se tuntuu 'Wiege du 150 kg, dann weißt du, wie man sich fühlt'
(222) Anna kansalle tervettä tekemistä yhteiskunnallisella ja valtiollisella tai muilla ihanteellisilla aloilla, ja se on pareneva taudistaan (AJ 175) 'Gib dem Volk eine gesunde Aufgabe im gesellschaftlichen, politischen · oder einem anderen ideellen Bereich, und es wird sich von seiner Krankheit erholen" (223)
Poistakaa vientisihteeriltä iltatyöt, nun saatte hyviä naishakijoita (hk 292) 'Nehmen Sie der Exportsekretärin die Abendarbeiten weg, so bekommen Sie gute weibliche Bewerber1
10) Einwilligung (Zugeständnis, Konzession) Im \fordergrund steht hier nicht die Verwirklichung eines bestimmten Zustandes (durch den Adressaten), sondern eine Bewertung der Verwirklichung durch den Sprecher: Er gibt kund, daß er in die Verwirklichung einwilligt oder sich mit ihr abfindet. Aktuell sind solche Bewertungen vor allem dann, wenn die Verwirklichung schon im Gange ist. Dieser konnunikative Sinn entsteht also dadurch, daß der
208
Sprecher ausdrückt, einen bestaunten Zustand zu bevorzugen, obwohl dieser Zustand sehen besteht. Nebensächlich sind hier der Adressat der Äußerung und der der "Aufforderung", die zumeist nicht identisch sind. Diesen kcrarunikativen Sinn können Imperativsätze der 3.PS. annehmen, die entweder die MP vain/vaan 12 oder Strukturen der Art Imp.3.PS.Sg. + m-A-Vtörter + hyvänsä/tahansa oder + dieselbe iirperativische Verbform (nochmals) bzw. Ind.3. Ps.Sg. enthalten; vgl. dazu jedoch S. 133f. (224)
[Ulkona sataa.] - Satakoon vain '[Draußen regnet es.] - Soll es nur regnen 1
(225)
[Täällä on herrasvieraita, Kaisä ...] - Olkoonpa mitä tahansa (AJ 400) '[Hier sind herrschaftliche Gäste, Kaisa ...] - Seien Sie, was sie wollen1
(226) Olkoon miten on (ns) 'Sei es, wie es sei' (227) Käyköön miten käyköön 'Gehe es, wie es gehe1
Diese zehn Sprechhandlungstypen stellen nur einen - wenn wohl auch den wichtigsten - Ausschnitt aus dem Spektrum aller mit dem Imperativsatz realisierbaren sprachlichen Handlungen dar. Die Unterschiede zum Deutschen liegen in erster Linie im Bereich der Imperativsätze der 3.PS. und des Passivs, deren Verwendungsmöglichkeiten, bedingt durch die weniger spezifische Funktion, nicht nur gegenüber denen des deutschen Imperativsatzes der 3.PS., sondern auch generell gegenüber denen der Imperativsätze der 1. und 2.PS. verschieden sind.
12
Auch in diesem Kontext ist die ironische Verwendung der MP möglich: (228) Karkoitelkoot vaan, pankoot vaan repressalioita toimeen. [Se vain yllyttää uusiin ponnistuksiin.] (AJ 405) 'Sollen sie (sie) nur vertreiben, sollen sie nur mit Repressalien vorgehen. [Das reizt nur zu neuen Anstrengungen.]' Ist dem Kontext zu entnehmen, daß der in der Realisierung begriffene Sachverhalt vom Sprecher negativ bewertet wird, so können solche Äußerungen den Charakter einer Warnung oder Drohung haben. Diese ist jedoch nur eine mittelbare, da der Adressat, dem sie gilt, nicht bezeichnet wird und sie deshalb an ihn nicht direkt gerichtet ist.
209
IV.
SCHLUSS
1.
Gegenüberstellung des deutschen und finnischen Satzrnodus "Imperativsatz"
Eine ganz wesentliche Gemeinsankeit ist, daß für den Satznodus eine Anzahl an Restriktionen feststellbar ist. Sie gelten - den Satzadverbialen, von denen nur epistemisch transparente, nicht aber epistemisch opaque und evaluative akzeptabel sind; - den Modalverben, die ebenfalls - außer dt. wollen - nicht auftreten; - den Modalpartikeln, von denen nur eine ganz bestimmte und damit imperativsatztypische Teilmenge vorkommt; - den Frageausdrücken, die im Imperativsatz nicht akzeptabel sind; - den subordinativen Konjunktionen: Eine generelle Unterordnung des Imperativsatzes ist nicht möglich (im Finnischen tritt er nur nach Relativpronomina und nach (nun) että '(so) daß1 auf); - der kopulativen Koordination mit anderen Satzmodi (außer Aussagesatz); - der Bezeugung von benannten propositionalen Einstellungen mit hiermit bzw. täten. Diese Restriktionen können somit als Identif ikationskriterien im Falle ambiger Strukturen eingesetzt werden. Weitere Gemeinsamkeiten sind: - für die Füllung der Kategorie "Verb" gibt es keine Beschränkungen auf Handlungsverben; - der Imperativsatz kann als "Antezedens eines Konditionals" (Wunderlich 1984: 102) verwendet werden (in kopulativer Koordination mit einem Aussagesatz); - die hauptsächlichen Verwendungsweisen des Imperativsatzes sind die gleichen. Auch bezüglich des Verbmodus "Imperativ" lassen sich Übereinstimmungen konstatieren: - eine Form Imp.l.Ps.Sg. existiert in beiden Sprachen nicht; - die Flexionskategorie "Tempus" ist praktisch auf das Präsens beschränkt (nur Formen des Perfekts sind noch belegt, aber von marginaler Bedeutung); - Passivformen existieren, haben allerdings in den Sprachen verschiedene Funktion bzw. verschiedenen Stellenwert (im Fi.: "unipersonal").
210
Gemeinsam ist beiden Sprachen auch, daß es zur Form des imp.l.Ps.Pl. - die im Finnischen nur noch in durch Steifheit gekennzeichneten Kontexten verwendet wird - Parallelformen gibt, die dem Satzmcdus "Imperativsatz" nicht zugerechnet werden können (im Fi. handelt es sich dabei um die Form des Ind.Präs.Pass.). Eine typologisch interessante Gemeinsamkeit stellt die Form des Imp.2.PS.Sg. dar: Es ist ... ziemlich auffallend, daß in sehr vielen Sprachen, die die Verben nach Person, Zahl, Tempus, Modus usw. flektieren (die indogermanischen Sprachen miteingeschlossen), die Verbform in den Imperativsätzen der "zweiten Person singularis" für alle diese Kategorien unflektiert erscheint (d.h. mit dem Stamm identisch ist). (Lyons 1975:31 I f . )
Diese Sonderstellung hat die Verbform auch im Deutschen und Finnischen: Die in anderen Modi übliche Personalendung der 2.Ps.Sg. (dt.: -st, fi.: -t) tritt nicht auf. Dies ist im Finnischen umso auffälliger, als die Sprache aufgrund ihres (allerdings nicht reinen) agglutinierenden Charakters zu eindeutiger morphologischer Kennzeichnung tendiert; so ist diese Form die einzige ambige. In beiden Sprachen ist sie als bloßer Verbstamm die kürzeste Form des verbalen Flexionsparadigmas. Die "Hauptgruppe der Imperativsätze" (Lyons), die der 2.Ps.Sg./Pl., ist in beiden Sprachen durch zwei syntaktische Charakteristika exponiert (im Fi. gilt das auch für den Imperativsatz der I.Ps.Pl.): - der Subjektausdruck braucht nicht aufzutreten und übernimmt, wenn er auftritt, in der Regel Sonderfunktionen; - es läßt sich eine Tendenz zur Verberststellung - ohne daß Verbzweitstellung inakzeptabel wäre - erkennen. In beiden Sprachen läßt sich der Satzmodus "Imperativsatz" bzw. lassen sich Subtypen von ihm nur mittels mehrerer grammatischer Merkmale, also eines Merkmalbündels konstituieren. Das gilt im Finnischen zumindest für den Imperativsatz der 2.Ps.Sg., u.U. auch für den ganzen Satzmodus (s.u.). D.h. die Bedeutung (der Funktionstyp) kommt nur der sich an mindestens einer Stelle von anderen Bündeln unterscheidenden Matrix zu, nicht den einzelnen Merkmalen (vgl. Kap. II, 6.). In keiner der beiden Sprachen kann für die Konstituierung des Satzmodus auf das Merkmal "Intonation" verzichtet werden, was für das Deutsche wohl unumstritten ist; für das Finnische wird die Notwendigkeit manchmal in Frage gestellt (vgl. Eine spezielle Kennzeichnung für "Präsens" und "Aktiv" gibt es in beiden Sprachen nicht.
211
Matihaldi 1979:133) . Allerdings ist die funktionale Belastung des Merkmals im Uhtersuchungsbereich unterschiedlich hoch. In beiden Sprachen konnten wenige marginale Ausprägungen des Satzmodus mit den berücksichtigten grammatischen Merkmalen nicht ganz eindeutig abgegrenzt werden (vgl. im Dt. z.B. Kap. II, 3.2.4., im Fi. z.B. Kap. II, 2.4.1.1.). Ubergangszonen entsprechen aber wohl dem Charakter natürlicher Sprachen. Interessant sind die Unterschiede. Der wichtigste läßt sich so zusammenfassen; Wenn die Verbform vorgegeben ist, so ist im Finnischen fast alles klar, im Deutschen fast nichts; d.h. Neutralisation von Merkmalen ist im Finnischen nicht häufig, im Deutschen fast immer möglich. Sieht man von der Abgrenzung zum peripheren, in der Satzmodushierarchie untergeordneten Rückfragesatz ab, läßt sich der größte Teil der finnischen Imperativsätze allein aufgrund der Verbmorphologie zuordnen? im Deutschen ist das die Ausnahme (Imp.2.PS.Sg. von Verben mit e/iWechsel). Im Finnischen enthält, abgesehen vom Imp.2.PS.Sg., jede der fünf übrigen Formen eindeutige Morpheme für Modus und Person , im Deutschen keine: Eine Moduskennzeichnung, d.h. ein Imperativmorphem gibt es nicht, die Formen an sich sind außer der erwähnten Ausnahme ambig. Entsprechend hoch ist im Finnischen die funktionale Belastung des Merkmals "Verbmorphologie". Läßt man die Abgrenzung zum Bückfragesatz unberücksichtigt, sind nur im Falle des Imperativsatzes der 2.Ps.Sg. weitere Merkmale vonnöten, um die Abgrenzung zu bestimmten Ausprägungen des Aussagesatzes vornehmen zu können. Entsprechend gering ist deren funktionale Belastung. Sollte sich die Intonation nicht als notwendig für die Abgrenzung zum Bückfragesatz auf den Imperativsatz erweisen, wäre also die Bedeutung (d.h. die ausgedrückte propositionale Einstellung), die sonst einem Merkmalsbündel zugeordnet ist, im Falle der fünf eindeutigen Imperativformen allein der Merkmalsausprägung der Verbmorphologie zuzuschreiben. Im Deutschen läßt sich die Distinktivität der einzelnen Merkmale schlecht gewichten. Zusätzlich zur Verbmorphologie sind je nach Subtyp bis zu drei Merkmalen (Verbstellung; Kategoriale Füllung: Subjektausdruck, MPn; Intonation) zur Konstituierung nötig. Abgesehen von der genannten Ausnahme ist mittels der Verbmorphologie die völlige Abgrenzung nur zu einem einzigen Satzmodus, dem Wünschsatz, möglich, die Abgrenzung zu Ausprägungen aller anderen Satzmodi aber nur unter Einbezug weiterer Merkmale. Den Schnittpunkt zwischen diesen gegensätzlichen Strukturierungen bilden die Sätze mit der Form des Imp.2.PS.Sg.: Im finnischen sind sie die einzigen deutin der 2.PS.P1. werden beide Kategorien durch ein Morphem ausgedrückt.
212
lieh ambigen Strukturen, im Deutschen die unter Umständen einzigen eindeutigen. Ein weiterer Unterschied besteht in der Subordination von Imperativsätzen: Neben den Fällen von syntaktischer Unterordnung und pragmatischer Selbständigkeit, die es in beiden Sprachen gibt (nach Verba dicendi, im Finnischen dabei durch (nun) että 'so daß1 eingeleitet), gibt es im Finnischen untergeordnete Imperativsätze der 3.PS. und des Passivs (nach Relativpronomina oder erstere uneingeleitet als Konzessivadverbialsatz), die keine pragmatische Selbständigkeit erkennen lassen; diesen Subtypen ist jedoch auch eine nicht so spezifische Funktion zugeordnet. Bei den finnischen Imperativsätzen der 3.PS. handelt es sich von der Funktion her um "echte" (der 3.PS.) - im Gegensatz zum Deutschen, wo dies eher auf die sog. Heischesätze (im engeren Sinn) zutrifft (vgl. Oppenrieder 1987:186). Die Bedeutung der finnischen Strukturen (einschl. des Passivimperativsatzes) ist vager als die der anderen Subtypen, aber nicht grundsätzlich unterschiedlich, wie vor allem die o.g. Restriktionen zeigen. Entsprechend weit ist das Spektrum an direkten Verwendungsweisen, die im einzelnen stark von der lexikalischen Füllung (besonders des Subjektausdrucks) abhängig sind. Diese finnischen Imperativsätze (und der des Passivs) unterscheiden sich aber auch formal von den übrigen: - unterschiedliches Imperativmorphem: -kO- vs -kA-; - unterschiedliche Kennzeichnung des Akkusativobjekts: hier die sonst übliche (-n), dort endungslos (= Nominativ); - keine Tendenz zur Verberststellung; - der Subjektausdruck tritt hier genauso obligatorisch oder fakultativ wie in Sätzen mit Verbformen anderer Modi auf. Nicht imperativsatztypisch sind die Unterschiede z.B. in der Intonation (unterschiedliche Parameter) und in der Funktion des Passivs (im Fi. "unipersonal"). 2.
Offene Probleme
Im vorigen Abschnitt wurde schon verschiedentlich auf einen ungeklärten Punkt in der Beschreibung des Satzmodus hingewiesen: Wird der finnische Rückfragesatz auf den Imperativsatz mit dessen Struktur, aber einem anderen Tonmuster realisiert, oder wird dafür eine andere Struktur gewählt? Im ersten Fall hätte das zur Konsequenz, daß das Merkmal "Intonation" ein notwendiges, da unterscheidendes wäre. Dann wäre für die Konstituierung des ganzen Satzmodus (und nicht nur für die des Subtyps Imperativsatz der 2.Ps.Sg.) eine Merkmalsmatrix, also zu-
213
mindest Verbnorphologie und Intonation, anzusetzen. Im anderen Fall entscheidet die Verbmorphologie: Wird für den Rückfragesatz keine Imperativische Verbform gewählt, ist das Merkmal "Verbrrorphologie" im Falle aller Subtypen außer dem Imperativsatz der 2.Ps.Sg. notwendig und hinreichend zugleich. Für die Abgrenzung des deutschen Imperativsatzes gegenüber dem Heischesatz im engeren Sinn gab es formale Gründe (Verbmorphologie, Subjektausdruck), die mit funktionalen korrespondieren. Dessen Stellung im Satzmodussystem ist ebenso unklar wie das, was an Strukturen im einzelnen zu ihm zu rechnen ist. Ob sich eine Zuordnung zum Aussagesatz rechtfertigen läßt, kann ich nicht beurteilen. Im Finnischen wird seine Funktion weitgehend vom Imperativsatz der 3.PS. abgedeckt; die Nähe zum Imperativsatz ist auch im Deutschen deutlich: Viele der für den Imperativsatz geltenden Restriktionen lassen sich auch beim Heischesatz feststellen (vgl. Oppenrieder 1987:173ff.) , was auf eine nicht sehr verschiedene Funktion hindeutet - wie es auch schon durch die Benennung deutlich wird. Eine weitere Möglichkeit wäre, ihn als eigenen Satzmodus zu etablieren, wobei jedoch nicht zuletzt seine Einfügung ins Satzmodussystem problematisch wäre. Die Beschreibung des finnischen Imperativsatzes der 3.PS. ließ zwei Aspekte ungeklärt, die ihm eine Sonderstellung geben: zum einen die Form des Perfekt Aktivs, zum anderen sein eindeutig untergeordnetes Auftreten. Beide Aspekte stehen im Einklang mit der gegenüber den anderen Subtypen (außer dem Passivsatz) vageren Funktion, die sie vice versa aber nicht unbedingt selbstverständlich macht. Schließlich lag bei der Behandlung der "Syntax zweiter Stufe", der Koordination mit anderen Satzmodi, das Augenmerk auf der kopulativen Verknüpfung, die nur mit dem Aussagesatz akzeptabel ist, nicht aber mit anderen Satzmodi. Andere syndetische Verknüpfungsmöglichkeiten blieben (wegen fehlender Daten) unberücksichtigt. Eine detaillierte Beschreibung des Gesamtbereichs wird auf die Einbeziehung intonatorischer Parameter (wie z.B. "Pause") nicht verzichten können, denn in dem zu ihm in unmittelbarer Nähe stehenden Bereich der textuellen Sequenzierung waren keine Restriktionen erkennbar.
So ist aber z.B. das Modalverb mögen akzeptabel.
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