Probleme der Risikosteuerung im Rahmen der Marktzinsmethode [1 ed.] 9783428476800, 9783428076802


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German Pages 196 Year 1994

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Probleme der Risikosteuerung im Rahmen der Marktzinsmethode [1 ed.]
 9783428476800, 9783428076802

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RALF BREUER

Probleme der Risikosteuerung im Rahmen der Marktzinsmethode

Untersuchungen über das Spar-, Giro- und Kreditwesen Abteilung A: Wirtschaftswissenschaft Herausgegeben von

G. Ashauer, W. Ehrlicher, H.-J. Krümmel, F. Voigt

Band 150

Probleme der Risikosteuerung im Rahmen der Marktzinsmethode

Von

Dr. Ralf Breuer

Duncker & Humblot · Berlin

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Breuer, Ralf: Probleme der Risikosteuerung im Rahmen der Marktzinsmethode I von Ralf Breuer. - Berlin : Duncker und Humblot, 1994 (Untersuchungen über das Spar-, Giro- und Kreditwesen : Abt. A, Wirtschaftswissenschaft ; Bd. 150) Zug!.: Bonn, Univ., Diss., 1992 ISBN 3-428-07680-X NE: Untersuchungen über das Spar-, Giro- und Kreditwesen I A

Alle Rechte vorbehalten © 1994 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fremddatenübernahme und Druck: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Gerrnany ISSN 0720-7336 ISBN 3-428-07680-X

Geleitwort Mit dieser Schrift leistet Ralf Breuer einen wichtigen Beitrag zur theoretischen Fundierung des Marktzinsansatzes als einer Methode zur Erfolgssteuerung von Banken und zur Lösung risikopolitischer Probleme, die bisher nicht bewältigt wurden. In der Marktzinsmethode denken Kundenberater wie Controller in Marktalternativen. Sie vergleichen die Leistungen der Bank im Wertgeschäft mit Leistungen an Finanzmärkten, die dem Kunden den gleichen Leistungsumfang über die Vertragslaufzeit bieten. Dem Kundenberater erleichtert diese Sichtweise die Verhandlung: Kunde und Kundenberater sprechen die gleiche Sprache. Dem Kunden werden Konditionen nicht mit Kostenargumenten begründet. Nicht das "Verständnis" des Kunden für "kostenrechnerische Zwänge der Bank", sondern der dem Kunden gebotene Produktnutzen rechtfertigt die Konditionen. Dem Controller erlaubt die Marktzinsmethode, abgeschlossene Geschäfte zu bewerten und damit den verantwortlichen Kundenberatern einen konsensfähigen Erfolg zuzurechnen. Die vorfindliehen Ansätze der Marktzinsmethode gehen nur ausnahmsweise jene Fragen an, die sich aus unsicheren Zinserwartungen im Bankgeschäft ergeben. Die Integration der Steuerung von Zinsänderungsrisiken in die Marktzinsmethode ist vor dem Hintergrund dieses Defizits Hauptgegenstand der vorliegenden Arbeit. In der Sprache der Marktzinsmethode ausgedrückt, haben Zinsrisiken und -chancen drei Erscheinungsformen: Sie schlagen sich als Veränderung des Transformationsbeitrags nieder. Sie können als zinsbedingte Schwankungen der Konditionenbeiträge auftreten. Schließlich gibt es die im Marktzinsmodell nicht erfaßte, das außerordentliche Ergebnis tangierende Wirkung von Marktzinsänderungen auf den Wert von Zinstiteln. Ralf Breuer legt für alle drei Erscheinungsformen der Erfolgswirkung von Zinsänderungen Lösungen vor. Dabei zeigt sich insbesondere: -

Zinsänderungen und die aus ihnen folgenden Ergebnisänderungen vollziehen sich im Zeitablauf. Die bisherigen statischen Ansätze, die die Transformationsbeiträge zu einem bestimmten Zeitpunkt erfassen, sind für die Zinsrisikosteuerung nicht leistungsfähig. Ralf Breuer isoliert aus dem Transformationsbeitrag als widerspruchsfreie und anreizverträgliche Meßgröße einen dispositiven Beitrag, der die bei Geschäftsabschluß gültigen und die geänderten Bewertungssätze gegenüberstellt und so die durch die Zentraldisposition erzielten Ergebnisbeiträge mißt.

6

Geleitwort

Ralf Breuer fordert, bei den zinsbedingten Schwankungen der Konditionenbeiträge stärker als bisher den Zusammenhang zwischen der Konditionenpolitik der Bank und dem Erfolgsbeitrag der Kundenberater zu berücksichtigen. Eine absatzfördernde Konditionenpolitik des Hauses wird üblicherweise durch eine "autonome" Erfolgszuweisung zugunsten (Bonus) oder zu Lasten (Malus) der Kundenberater gestützt. Breuer zeigt einen methodisch konsistenten Weg, eine in der Zinspolitik des Hauses zum Ausdruck kommende Zinsänderungserwartung über die Korrektur der Marge oder des Bewertungszinssatzes zu berücksichtigen. Im Schrifttum werden zinsänderungsbedingte Wertschwankungen von Zinstiteln fast stets beiseite gesetzt. Alle Aufmerksamkeit richtet sich auf den Zinsüberschuß. Ralf Breuer zeigt einen Weg, Veränderungen des Zinsergebnisses und zinsbedingte Wertänderungen simultan über den Jahresüberschu zu erfassen. Dieser Ansatz hat eine über die Marktzinsmethode hinausgehende Bedeutung, er ist auch mit anderen Steuerungsmethoden kompatibel. Die wesentliche Idee liegt in der Berücksichtigung des Zeitfaktors: Wie aus der Anlageberatung bekannt, ist der Zinsrisikogehalt von Zinstiteln eine Funktion der Anlageperiode. Langlaufende Kupontitel bergen kurzfristige Kursrisiken, Titel mit kurzer Zinsbindung führen auch bei nur geringen Kursschwankungen hohe Verlustrisiken bei der Wiederanlage mit sich. Hier wie im Falle der Steuerung des Zinsrisikos von Banken hat der Bewertungszeitpunkt, für den das Risiko gemessen werden soll, ausschlaggebende Bedeutung. Ich wünsche der Arbeit von Herrn Breuer die verdiente Aufmerksamkeit und die Resonanz aller, die sich in Wissenschaft und Praxis mit der Erfolgs- und Risikosteuerung der Banken beschäftigen. Hans J. Krümme!

Inhaltsverzeichnis l. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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2. Theoretische Grundlagen der Marktzinsmethode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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2.1. Das Opportunitätskostenprinzip als Standarderklärung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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2.2. Kritische Würdigung der Diskussion um die Marktzinsmethode . . . . . . . . .

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2.3. Finanzmarkttheoretische Fundierung der Marktzinsmethode . . . . . . . . . . . . . . 2.3.1. Duplikationsprinzip . . .. . .. . .. . ... . .. . . . . . . . .. . .. . . .. . .. . .. ... .. . .. .. . . . 2.3.2. Begründung der marktzinsbezogenen Kalkulation aus der Verhandlungssituation im Kundengeschäft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

18 18 20

3. Analyse des Status quo der Marktzinsmethode .. . . . .. .. . .. ... . .. . . .. .. . . .. . .. . .. .

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3.I. Ergebnisspaltung als Grundkonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.1. Konditionenbeiträge als Kriterium der Vorteilhaftigkeil von Kundengeschäften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2. Transformationsbeiträge als Maß für die Vorteilhaftigkeil von Fristentransformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1 .3. Das Grundschema der marktzinsbezogenen Erfolgsermittlung . . . .

23

3.2. Steuerung der Fristentransformation auf der Basis von Strukturbeiträgen 3.2.1. Konsequenzen einer Maximierung des Strukturbeitrags . . . . . .. . . .. 3.2.2. Zum Zusammenhang von Transformationsbeitrag und realisierter Fristentransformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.3. Strukturbeiträge als Auslöser von Fehlsteuerungen der Zinsbindungstransformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

27 27

3.3. Die Aussagefahigkeit von Strukturbeiträgen einzelner Geschäfte . . . . . . . . . 3.3.1. Dynamisierte Strukturbeitragsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.2. Strukturerfolge bei variierender Datenkonstellation . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.3. Anwendung der Analyse auf festverzinsliche Wertpapiere . . . ..... 3.3.4. Verzichtbarkeil der Erhebung von Strukturerfolgen . . . . . . . . . . . . . . . .

33 33 35 39 41

3.4. Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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30 33

4. Der dispositive Beitrag als Konzept zur Erfolgsmessung für Transformationsentscheidungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

47

4.1. Komparative Statik als Minimalanforderung der Ergebnismessung . .. . ..

47

4.2. Der intertemporale Alternativsatzvergleich als Maßstab für die Qualität von Zinsbindungsentscheidungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

48

4.3. Die Abbildung von Sicherungsgeschäften im dispositiven Beitrag . . . ... .

52

8

Inhaltsverzeichnis 4.4. Der dispositive Beitrag als Ergebnis eines aktiven Managements der Zinsposition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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4.5. Dispositionserfolge bei veränderlicher Geschäftsstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5.1. Neugeschäft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5.2. Berücksichtigung von Ablaufstrukturen und Prolongationen . . . . . .

57 57 58

5. Konditionenbeiträge bei nicht-statischen Marktbedingungen . . . . .. . . . . . . . . . . . . . .

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5.1. Steuerungs- und Bewertungsprobleme am Beispiel des Realkredites . . . . 5.1.1. Bewertung nach Maßgabe der vereinbarten Zinsbindung . . . . . . . . . . 5.1.1.1. Zahlungsstrukturkongruente Alternative ................. . . . 5.1.1.2. Kapitalstrukturkongruente Bewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.2. Bewertung für den Zeitraum der Kapitalbindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

61 61 61 64 65

5.2. Die Behandlung von Zinsänderungen bei abweichenden Kalkulationskriterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.1. Zinsbindungsorientierte Bewertung und zukünftiger Zinserfolg . . . 5.2.2. Vorschläge zur Behandlung von Zinsänderungen im Rahmen einer kapitalbindungsorientierten Bewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.3. Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

68 68 75 88

5.3. Steuerungs- und Bewertungsprobleme des Spareinlagenbereiches . . . . . . . .

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6. Ansätze zur Messung und Steuerung von Zinsänderungsrisiken . . . . . . . . . . . . . . .

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6.1. Methodische Überlegungen zur Konzeption von Verfahren zur Risikomessung und -steuerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 6.1.1. Unschärfe des Begriffes "Risiko" in der Betriebswirtschaftslehre 96 6.1.2. Probleme der Analyse von Entscheidungen bei unsicheren Erwartungen ............ .. . .. . . ... ... ........... . ...... ...................... .. 97 6.1.3. Die Relativität der Beurteilung des Risikogehaltes finanzieller Vermögensgegenstände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 6.1.3.1. Risikoinzidenz und Maßperiode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 6.1.3.2. Ein einfacher Anlegerkalkül und seine Implikationen . . . . 100 6.1.4. Implikationen für die Konzeption praktischer Verfahren zur Risikomessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 6.2. Verfahren zur Solvenzmessung . . . . . . . . . .. . . . . . . .. . . . . . . . . . ... . . . .. . . . . . ... ... 103 6.2.1. Einlegerschutzbilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 6.2.2. Messung und Steuerung der Marktwertentwicklung des Eigenkapitals . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 6.2.3. Zwischenergebnis . . . . .. . . . .. . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 6.2.4. Ableitung von Solvenzkennziffern aus zukünftigen Rentabilitätsänderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 6.3. Verfahren der Rentabilitätssteuerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 6.3.1. gap-analysis .... . .. . .... . ...... . . . . .. ... . ... . . . .. . .. . . . . . . . ..... ......... 110 6.3.2. Elastizitätsanalysen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 6.3.3. Zinserfolgselastizitäten . . .. . . . . .. . .. .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115

Inhaltsverzeichnis

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6.3.4. Zinsvolatilitätenkonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 6.3.5. Zwischenergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 6.4. Verfahren mit expliziter Schließung des Zeithorizontes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 6.4.1. Konstruktionsprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 6.4.2. Rechnerische Schließung der offenen Position . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . 125 6.4.2.1. Der Vorschlag von Flesch et al. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 6.4.2.2. Der Vorschlag von Bangert . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 6.4.3. Simulationsmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 6.5. Ergebnis der Analyse verschiedener Verfahren zur Messung und Steuerung des Zinsänderungsrisikos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.6. Zusammenführung der verschiedenen Ansätze zur Messung von Zinsänderungsrisiken im Rahmen eines einheitlich anwendbaren Referenzansatzes 6.6.1. Methodischer Rahmen .............. .. ....... . . ............. .... . . .. .. . 6.6.2. Lineare Approximation der realisierten Rendite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.6.3. Variation des Zeitbezugs und Risikogehalt von Finanztiteln als wesentliches Unterscheidungskriterium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

128 129 129 131 134

6.7. Befund zum Stand der Literatur zu bankbetrieblichen Zinsänderungsrisiken

137

6.8. Folgerungen aus der vergleichenden Verfahrensanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.8.1 . Implikationen derWahleines zeitlichen Bezuges für die Risikosteuerung und -messung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.8.2. Implikationen für die Weiterentwicklung der Marktzinsmethode

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7. Das CAPM als Grundlage zur Bewertung von Bankgeschäften unter Unsicherheit über die Zinsentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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7.1. Grundüberlegungen zur Anwendbarkeit . . . . . . . . . .. . . . . . . .. .. .. . . . . . . . . . . .. . . 141 7.2. Der Bewertungsansatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 7.3. Übertragbarkeit des CAPM auf Bankgeschäfte . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 .4. Prüfung der Plausibilität des Bewertungsansatzes unter Steuerungsgesichtspunkten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.5. Realisierte Renditen als Weg zur Dynamisierung der Marktzinsmethode 7.5.1. Kalkulation der Durchschnittskondition ... . . .... ..... . ... ........ . . . 7.5.2. Kalkulation von Veränderungen des Konditionenbeitrags . . . . .. . . . 7.5.2.1. Grundstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.5.2.2. Risikoprämien in der Margenberechnung statt Boni und Mali . . . . . .. . . . . ... . . . . . . . .. . .. . ... ... .. . .. . . . . . ......... . . . . . . . . 7.5.3. Kalkulation von Struktur- und Dispositionserfolgen . . . . . . . . . . . . . . . 7.5.3.1. Grundstruktur . .. . ... ...... .. .. ... .... . . ......... .. . . . . . . .. . . . . . 7.5.3.2. Konkretisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

144 146 148 148 150 150 150 153 153 155

7.6. Möglichkeiten der Variation des Problembezuges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 8. Kalkulation von realisierten Renditen bei veränderlichen Marktzinssätzen . . .

157

8.1. Positionen ohne zinsbedingte Abschreibungen . . .. . . . . . .. . .. . . . . . . . . . . . . . . . . 157 8.2. Positionen mit Risiken zinsbedingter Abschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

158

10

Inhaltsverzeichnis 8.3. Beispiele zur Prognose realisierter Renditen im langfristigen Geschäft

163

8.4. Gewinnung der relevanten Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.4.1. Ermittlung der Durations und Separation des ökonomischen Einkommens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.4.2. Gewinnung von Prognosewerten und Elastizitätsschätzungen . . . . .

168

9. Schlußbetrachtung .. . .. . .. . .. . .. ... ... .. .. ... .. . . . . . . .. .. . . . . .. . ... .. . .... .. .. . . . . . ..

173

Anhang........... . .. ......... . ..... . ......... ... . .. .. ....... ... .. .. ...... . .... ... . .. .....

177

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Volumen der Aktivposition n relativer Anteil von An am Gesamtvolumen Aktivzins Steigungsparameter Bewertungsrelevanter Satz Bruttozinsspanne Kupon(satz) Kovarianz Duration Schätzfehler Elastizität Zinselastizitäten einzelner Aktiv- bzw. Passivpositionen durchschnittliche Zinselastizität der Aktiv- bzw. Passivseite Elastizität der Bruttozinsspanne Erwartete Veränderung des Marktzinsniveaus Erwartete Veränderung der realisierten Rendite Eigenkapital Entscheidungsrelevanter Satz Endwert Festzins Geldeinheiten Vergleichs- bzw. Bewertungszins eines Portefeuille aus Geld- und Kapitalmarkttiteln Hypothekendarlehen (einheitlicher) Marktzinssatz durchschnittlicher Wiederanlagesatz Marktzinsänderung Jahresgeldzinssatz Vergleichs- bzw. Bewertungszins eines Portefeuille aus Geld- und Kapitalmarkttiteln In t für die Restlaufzeit T- t erzielbare Marktrendite Tagesgeldzinssatz Konditionenbeitrag (z. B. im Zeitpunkt t0 ) Konditionenerfolgselastizität der Aktivposition n bzw. Passivposition m Kontokorrentkredite Grenzwert

Symbolverzeichnis

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Marktwert Marktwert der Aktiva Marktwertänderung Marktwert des Eigenkapital Marktwert der Passiva Marktwert im Kalkulationszeitpunkt t Nennwert Passivposition relativer Anteil von Pn am Gesamtvolumen Passivzins Rentenbarwertfaktor für eine im Zeitraum [t, 11 zahlbare Rente in Höhe von iT _, Aktivgeschäfte mit im Planungszeitraum veränderlichen Konditionen Passivgeschäfte mit im Planungszeitraum veränderlichen Konditionen Standardabweichung (Volatilität) des Marktzinssatzes Standardabweichung (Volatilität) der Kondition der m'ten Passivposition Standardabweichung (Volatilität) der Kondition der n'ten Aktivposition Strukturbeitrag Strukturerfolgselastizität der n'ten Aktiv- bzw. m'ten Passivposition Planungszeitraum Planungshorizont Restlaufzeit Termingelder Tagesgeldsatz Variable Kondition Positionszins Elastizität des Gesamterfolges des n'ten Aktiv- bzw. m'ten Passivgeschäftes durchschnittliche Zinserfolgselastizität der Aktiv- bzw. Passivseite Zinszahlung in Abhängigkeit vom Marktzins Zahlung in t Zinsüberschuß

1. Einleitung Gegenüber anderen Verfahren der Teilzinsspannenrechnung ermöglicht die im Rahmen der Marktzinsmethode vorgenommene Ergebnisaufspaltung eine willkürfreie und deshalb akzeptanzversprechende Lösung der bankbetrieblichen Ergebniszurechnung. 1 Gleichwohl besteht kein Anlaß, diesen Ansatz in seinem jetzigen Stadium euphorisch als in allen praxisrelevanten Bereichen ausformuliert zu feiern, da nur ein Teil des im Bereich der Investitions- und Finanzmarkttheorie verfügbaren Wissens für die Bewertung von Bankgeschäften adaptiert wurde. Während in der vorliegenden Literatur methodisch nur ausnahmsweise über das Instrumentarium der Investitionsrechnung bei Sicherheit hinausgegangen wird, sieht sich der Anwender unsicheren Erwartungen, insbesondere über die zukünftigen Geschäftsmöglichkeiten und den hierfür geltenden Bedingungen gegenüber. 2 Da Unsicherheiten über die Zinsentwicklung auch die Bewertung der schon ausgeschöpften Geschäftsmöglichkeiten (sprich: des Bestandes) beeinflussen, soll das Konzept hinsichtlich seiner Eignung für die Erfassung und Steuerung von Zinsänderungsrisiken einer kritischen Prüfung unterzogen werden. In einem ersten Schritt wird anband des Grundschemas der Marktzinsmethode der Zusammenhang zwischen den aus der Realisierung einer bestimmten Geschäftsstruktur resultierenden Erfolgsgrößen und deren zinsbedingter Änderung gesucht. Dabei beschränkt sich die Analyse bewußt auf das erfolgsrechnerische Grundgerüst und die unmittelbar aus ihm ableitbaren Erwägungen zur vermeintlich "optimalen" Gestaltung der Geschäftsstruktur. Aus diesem - aus Sicht des Spezialisten naiven - Blickwinkel lassen sich die konstruktiven Probleme in einer nachvollziehbaren Art und Weise erkennen. für den Bereich der TransforI Grundlegend zur Marktzinsmethode vgl. Rolf Flechsig I Hans-Rudolf Flesch ( 1982), Die Wertsteuerung- ein Ansatz des operativen Controlling im Wertbereich, in: Die Bank, o. J. (1982).10, S. 454-465, Klaus D. Droste I Heino Faßbender I Burkhardt Pauluhn I Peter F. Schlenzka I Eberhard von Löhneysen ( 1983), Falsche Ergebnisinformation -Häufige Ursache für Fehlentwicklungen in Banken, in: Die Bank, o. J. (1983).7, S. 313-323 und Henner Schierenheck (1987), Ertragsorientiertes Bankmanagement, 2. Aufl., Wiesbaden 1987, S. 102 ff. sowie die dort angegebene Literatur. Zu den Vorzügen dieses Ansatzes vgl. Joachim Süchting (1987), Bankmanagement, 2. Aufl., Wiesbaden 1987, S. 112. Zum Vorschlag der Kalkulation von Wertpreisen mit Marktzinssätzen als Ausfluß des Opportunitätskostenprinzips vgl. bereits Joachim Süchting (1967), Zur Kontroverse um die Bankkalkulation, in: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, 20.(1967).9, s. 15-20, s. 18. 2 Zu dieser Einschätzung vgl. Bemd Rudolph (1988), Grundlagen einer kapitalmarktbezogenen Ermittlung bankgeschäftlicher Perioden- und Spartenergebnisse, in: Bankpolitik, finanzielle Unternehmensführung und die Theorie der Finanzmärkte, hrsgg. von Bemd Rudolph und Jochen Wilhelm, Berlin 1988, S. 177- 196, S. 195 f.

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1. Einleitung

mationsentscheidungen werden sie durch die Entwicklung des dispositiven Beitrags als widerspruchsfreier Maßgröße einer (zunächst rein heuristisch formulierten) Lösung zugeführt. Im nächsten Schritt wird die Verbindung dieser Erwägungen mit dem theoretischen Erkenntnisstand der Literatur zur Messung und Steuerung von Zinsänderungsrisiken gesucht. Die große Zahl einschlägiger Veröffentlichungen erweckt den Anschein, als handele es sich um ein längst vollständig erschlossenes Gebiet. Daß dies nicht der Fall ist, wird anhand eines Überblicks über die strukturellen Eigenschaften verschiedenartiger Vorschläge zur Messung (und daran anknüpfend zur Steuerung) von Zinsänderungsrisiken verdeutlicht. Dabei zeigt sich insbesondere, daß in der Literatur nicht hinreichend der Frage nachgegangen wurde, welche Modellkonstruktion für welche Problemstellung eigentlich sachgerecht ist. Dies wird anband eines integrierenden Ansatzes zur Erfassung des Zinsänderungsrisikos in seinen beiden Erscheinungsformen als Änderung des Zinsüberschusses und des außerordentlichen Ergebnisses untermauert. Als eine die verschiedenen Methodenvorschläge umfassende Klammer wirkt ein methodischer Rahmen, dem sich die abweichenden und trennenden Charakteristika verschiedener Verfahrensvorschläge ohne verfahrenstechnische Spitzfindigkeit leicht erkennen lassen. Auf dieser Grundlage läßt sich zeigen, wie bei der Ermittlung der Erfolgsgrößen der Marktzinsmethode durch eine Anwendung der Kapitalmarkttheorie der Unsicherheit über die Zinsentwicklung Rechnung getragen werden kann. Dabei erweist sich, daß theoretische Erwägungen genau zu den Komponenten der Kalkulation leiten, die bei der in den ersten Abschnitten vorgenommenen Analyse des Standes zur Anwendung von Marktzinskalkülen auf nicht-statische Zinskonstellationen vermißt werden.

2. Theoretische Grundlagen der Marktzinsmethode 2.1. Das Opportunitätskostenprinzip als Standarderklärung Als Ausgangspunkt zur theoretischen Fundierung der Marktzinsmethode wird die Überlegung angeführt, für die Bewertung der Aktiv- und Passivgeschäfte sei das "Opportunitäts(kosten)prinzip" anzuwenden. 1 Die in einem Kreditgeschäft gebundenen Mittel könnten alternativ am Geld- bzw. Kapitalmarkt angelegt werden und zwar ungeachtet der zu plazierenden Volumina. Die Refinanzierung könnte statt durch den Abschluß einzelner Passivgeschäfte alternativ auch in größeren Tranchen über den Markt erfolgen, wie dies ja z. B. im Hypothekenbankgeschäft tatsächlich der Fall ist. Die Entscheidungssituation im Kundengeschäft der Kreditinstitute läßt sich also folgendermaßen charakterisieren: -

Im Aktivgeschäft wird die Vorteilhaftigkeit einer Anlage nicht durch die Refinanzierungskosten, sondern vielmehr durch die Erträge bestimmt, auf die die Bank verzichten muß, weil die zu bewertende Anlagemöglichkeit im Kreditgeschäft andere Alternativen, insbesondere eine Anlage am Geld- und Kapitalmarkt, durch einen Geschäftsabschluß verdrängt. Im Passivgeschäft führt das Einwerben von Kundengeldern zur (hypothetischen) Ersparnis alternativ notwendiger Refinanzierungsmaßnahmen am Geld- bzw. Kapitalmarkt.

I Vgl. Schierenheck (1987), S. 102 und SchierenbeckiRolfes (1988), S. 20f. Bereits frühzeitig schlug Schmalenbach als entscheidungsorientierten Verrechnungspreis den Betriebswert (die Optimale Geltungszahl) vor. Dieser entspricht in engpaßfreien Situationen den Grenzkosten, in Engpaßfallen dagegen dem Grenznutzen der jeweiligen Verwendung. Der zu fordernde Minimalnutzen bestimmt sich dabei aus dem Wert," ... der dem höchsten der ausscheidenden, nicht mehr tatsächlich werdenden Verwendungszwecke entspricht. .. Dieser entgehende Nutzen ist es, denjede tatsächliche Verwendung als Minimum aufbringen muß... " (Eugen Schmalenbach (1919), Selbstkostenrechnung I, in: Zeitschrift für handelswissenschaftliche Forschung, 13.(1919).1X I X, S. 257S. 299, S. 277. Zur Identität von Betriebswerten und dem Opportunitätskostenprinzip vgl. Horst Albach ( 1974), Innerbetriebliche Verrechnungspreise als Instrument dezentraler Untemehmensführung, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 26.(1974), S. 216-242, S. 220). Für eine ausführliche Diskussion der auf diesen Grundlagen beruhenden pretialen Lenkung dezentraler Organisationseinheiten vgl. Robert Banken (1987), Die Marktzinsmethode als Instrument der pretialen Lenkung in Kreditinstituten, Frankfurt IM. 1987.

16

2. Theoretische Grundlagen der Marktzinsmethode

Der spezifische Geschäftsnutzen eines zu bewertenden Geschäftes ist nach verbreiteter Meinung am Nutzengewinn gegenüber einer vergleichbaren Marktalternative zu messen. 2

2.2. Kritische Würdigung der Diskussion um die Marktzinsmethode Die Diskussion um die "Marktzinsmethode" ist seit den ersten Veröffentlichungen zu diesem Ansatz von einer bemerkenswerten Spannweite der unterschiedlichen Standpunkte zwischen Ablehnung und Zustimmung geprägt. So finden sich beispielsweise folgende Aussagen: "Die Marktzinsmethode gilt heute unumstritten als die modernste und umfassenste Bewertungstheorie für Bankgeschäfte." 3 "Seit geraumer Zeit wird die Marktzinsmethode ... als alternativer Ansatz für die Steuerung des Bankergebnisses diskutiert. Dabei ist festzustellen, daß dieses Konzept auch in seiner heutigen, weiter entwickelten Form in Teilbereichen noch offene Probleme besitzt, die einer allgemein zufriedenstellenden Lösung zugeführt werden müssen." 4 -

"Der Trend in Richtung von Verfahren auf der Basis von Marktzinsen ist richtig." 5

-

"Das Grundprinzip der Marktzinsmethode ist zwar beeindruckend klar; aber die Vorschläge für die praktische Anwendung sind unbefriedigend, da unabdingbare, theoretisch als notwendig bewiesene Voraussetzungen nun für die konkrete Betriebslenkung durch Marktzinsverrechnungspreise oft nicht eingehalten werden."6

-

"Wider die falschen Opportunitätszinsen" 7

2 In Anbetracht der hinsichtlich der eigentlichen Problemstellung gebotenen Kürze wird auf eingehendere Beleuchtung der theoretischen Grundlagen der Marktzinsmethode, insbesondere hinsichtlich der stringenten Begründung einer Anwendbarkeit des Opportunitätskostenprinzips auf Kreditinstitute verzichtet. Diese werden in der Literatur durchaus in Zweifel gezogen, wie z. B. in den Ausführungen von Ulf G. Baxmann ( 1987), Opportunitätskosten zur Erfolgsspaltung im Bank betrieb, in: WiSt- Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 16.(1987).4, S. 209 - 212. Wie in den nachfolgenden Abschnitten noch zu zeigen sein wird, ist der Rekurs auf die vermeintliche Evidenz eines Engpasses für die Anwendbarkeit der Marktzinsmethode nicht essentiell, weshalb an diesem Punkte ansetzende Kritik nicht unmittelbar dazu führt, den gesamten Ansatz verwerfen zu müssen. 3 Henner Schierenbeck (1990), Geleitwort zu: A1fred W. Marusev (1990), Das Marktzinsmodell in der bankbetrieblichen Einzelgeschäftskalkulation, Frankfurt 1990, S. V. 4 Walter Herzog ( 1989), Elastizitätsbilanz und Marktzinsmethode, in: Die Bank, o. J. (1989). 12, s. 684 - 688, s. 684. 5 Jan F. Djebbar (1990), Zur Kritik an der Marktzinsmethode, in: ÖBA, 38.(1990). 11, s. 920-931, s. 930. 6 Jörg Blattmann (1987), Stand der Theoriediskussion zur "Marktzinsmethode", in: Die Bank, o. 1.(1987). 11 , S. 621-627, S. 624.

2.2. Kritische Würdigung der Diskussion um die Marktzinsmethode

17

Die Grundlagen einer bei verschiedenen Autoren kritischen bis ablehnenden Haltung gegenüber der Marktzinsmethode sind durchaus vielfältig: Kritik wird u. a. aus einer Verletzung des Opportunitäts(kosten)konzeptes 8 , einer aus der Theorie der Verrechnungspreise abgeleiteten "Qualitätentheorie des monetären Faktors" 9 oder schlicht aus Nebenbedingungen der bankbetrieblichen Planung 10 hergeleitet. Wesentlich einhelliger sind dagegen die getroffenen Schlußfolgerungen. Sie bestehen im wesentlichen in der Forderung einer expliziten Einbeziehung bankaufsichtlicher Restriktionen in die Kalkulation. 11 Diese verletzt allerdings eine der wichtigsten Grundlagen betriebswirtschaftlicher Theorie: Nebenbedingungen werden in betriebswirtschaftliehen Kalkülen erst dann entscheidungsrelevant, wenn sie den Charakter eines Engpasses haben und die Menge der realisierbaren Handlungsalternativen (z. B. die Menge der Produktion eines bestimmten Gutes) begrenzen. Tritt ein Engpaß auf, sind nicht proportionalisierte Fixkosten, sondern vielmehr Deckungsbeiträge pro Engpaßeinheit als Maß für die Opportunitätskosten einer Kapazitätsbelegung zur Entscheidung heranzuziehen. Weiterhin gilt: "Gewinnbestandteile haben nichts unter den entscheidungsrelevanten Kosten zu suchen." 12 Dagegen werden als "Kosten" regelmäßig Komponenten wie aus dem Grundsatz I BAKred abgeleitete Eigenkapitalkosten angeführt. Dies hat seine Ursache in der Vermischung verschiedener Kalkulationszwecke. Solche Kalküle sind erst dann zu rechtfertigen, wenn unter Bemühung einer dem "Tragfähigkeitsprinzip" 13 folgenden Strategie der Transformation von mutmaßlich erforderlichen SollDeckungsbeiträgen in "Kostenäquivalente" 14 versucht wird, eine bestimmte Preisstellung zu rechtfertigen und argumentativ " . .. Gewinnbestandteile als entstandene Kosten zu deklarieren." 15 "In dieser Verwendung wird man für sie ein gewisses Verständnis aufi?ringen." 16 Ein solches Vorgehen hat trotz seiner sachlogischen Unzulässigkeil Tradition. 17 Dennoch finden sich Versuche zur 7 Horst Sievogt (1988), Wider die falschen Opportunitätszinsen, in: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, 41.(1988).3, S. 104-106. s Vgl. Horst Sievogt (1987), Entscheidungsorientierte Kundenkalkulation auf der Grundlage von Struktumormen, Opportunitätszinsen und Standardkosten, Manuskripte aus dem Institut für Betriebswirtschaftslehre der Universität Kiel Nr. 192, Kiel, Mai 1987, S. !Off. und ders. (1988). 9 Vgl. Blattmann (1987), passim. 10 Besonders krass jüngst Djebbar ( 1990). 11 Vgl. Djebbar (1990), S. 930. 12 Dieter Schneider (1987a), Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 3. Auf!., München I Wien 1987, S. 394. 13 Vgl. Schierenheck (1987), S. 46. 14 Vgl. Hans J. Krümmet (1964a), Bankzinsen, Köln u. a. 1964, S. 267. 15 ebenda, S. 395. 16 Hans J. Krümme! (1989b), Unternehmenspolitische Vorgaben für die Risikosteuerung der Bank, in: Hans J. Krümme! I Bemd Rudolph, Finanzintermediation und Risikomanagement, Frankfun 1989, S. 32- 56, S. 41. n Vgl. Krümme! (1964a), S. 267 f.

2 Breuer

2. Theoretische Grundlagen der Marktzinsmethode

18

Herleitung von Argumenten für Preisverhandlungen häufig kaum deutlich abgegrenzt von kostenrechnerischen Fakten. 18 Erstaunlicherweise beschäftigt sich die Diskussion um die Marktzinsmethode zwar mit der kostenrechnerischen Bewertung von Marktbereichen, berücksichtigt dagegen nicht explizit das Marktgeschehen. Damit wird die Bewertung von Bankgeschäften zu einem Akt, dessen Zweckbezug sich unmittelbar nicht erkennen läßt. 19 Dabei läßt sich die Marktzinsbewertung von Bankgeschäften gerade aus dem Geschehen in den Kundenmärkten rechtfertigen.

2.3. Finanzmarkttheoretische Fundierung der Marktzinsmethode 2.3 .1. Duplikationsprinzip Die Literatur zur theoretischen Begründung der Marktzinsmethode ist geprägt von der Frage der Anwendbarkeit von Marktpreisen als Verrechnungspreise für innerbetriebliche Leistungen im Rahmen einer pretialen Lenkung dezentraler Organisationseinheiten. 20 Die Kritik an einem solchen Vorgehen richtet sich entweder auf die Festlegung des relevanten Engpaßfaktors oder auf die Anwendung des Opportunitätskostenansatzes an sich. Einen weiteren Diskussionspunkt bildet die Frage, welche Marktalternativen als Vergleich für Bankgeschäfte herangezogen werden können. Sind alternative Geld- und Kapitalmarktgeschäfte nicht unmittelbar erkennbar, wird in diesem Umstand regelmäßig ein Indiz dafür vermutet, die Methode sei nur eingeschränkt anwendbar. 21 Die im Rahmen der Diskussion zur Marktzinsmethode aufgeworfenen Probleme begründen sich in dem einseitigen Rekurs auf solche Geschäfte, die eine deterministische Zahlungscharakteristik aufweisen. Sobald eine Anwendung auf nicht-deterministische Zahlungsströme (d. h. variable Verzinsung, unregelmäßige Verfügung) diskutiert wird, wird hierin eine "Störung" gesehen, der durch pauschale Annahmen über das zukünftige Verfügungsverhalten zu begegnen sei. Vgl. Marusev (1990), S. 176 und Schierenheck (1990), S. VI. Dies zeigen besonders deutlich die Ausführungen von Djebbar ( 1990). 20 Die Theorie der pretialen Lenkung geht zurück auf Schmalenbach ( 1919). Vgl. auch Eugen Schmalenbach ( 1948), Pretiale Wirtschaftslenkung, Bd. 1: Die optimale Geltungszahl, Bd. 2: Pretiale Lenkung des Betriebes, Bremen-Horn 1948. Zur Theorie der Verrechnungspreise vgl. insbesondere Albach (1974); Erwin Grochla (1973), Der Beitrag Schmalenbachs zur betriebswirtschaftliehen Organisationslehre, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 25.(1973), S. 555-578; Dieter Schneider (1967), Die Theorie der Verrechnungspreise heute, in: Liiketaloudellinnen Aikakauskirja, 16.(1967), S. 106 - 124. Zum Stand der Literatur vgl. Erich Frese (1988), Grundlagen der Organisation, 4. Aufl., Wiesbaden 1988, S. 283. Zur Diskussion der Anwendbarkeit der pretialen Lenkung auf den Bankbetrieb vgl. ·ausführlich Banken ( 1987), insbes. S.115ff. 21 Vgl. z. B. jüngst Djebbar (1990), S. 926 et passim. 18

19

2.3. Finanzmarkttheoretische Fundierung der Marktzinsmethode

19

Damit wird das Problem der Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung nicht gelöst, sondern lediglich beiseite geschoben. 22 Aus dem Blickwinkel der Finanzierungstheorie hieße es weiterhin, daß alle Geschäfte, zu denen sich kein Marktäquivalent finden läßt, originäre Finanztitel repräsentieren müssten, die nicht durch geeignete Kombinationen anderer Finanzierungstitel duplizierbar sind. 23 Schon ein flüchtiger Blick auf die jüngere Literatur zur Bewertung von Finanztiteln zeigt, daß dies wohl kaum der Fall ist. 24 Dagegen werden im Schrifttum zur Marktzinsmethode ausdrücklich Duplizierungserwägungen für die Konstruktion eines vergleichbaren zahlungsstrukturkongruenten Marktportefeuilles angeführt. 25 Dieser Weg wird allerdings nicht konsequent weiterverfolgt. Neben der Überlassung von Zahlungsmitteln weisen Bankgeschäfte regelmäßig weitere Leistungselemente auf, die von Bankkunden als Teil des auf sie übertragenen Produktnutzens angesehen werden (können). Diese bestehen z. B. in Optionen auf vorfristige Verfügung, Vertragsänderungen und der Transformation von Risiken. 26 In Bankgeschäfte eingebettete Optionen sind aus Kundensicht nutzenstif22 Schierenheck I Rolfes (1988), S. 156, bezeichnen die Möglichkeit der Kündigung eines Hypothekendarlehens als "Geschäftsstörung". So auch Marusev (1990), S. 17 und s. 135. 23 Duplizierungs- bzw. Duplizierbarkeitsprobleme bilden den Kernpunkt der modernen Finanzierungstheorie. Ist es möglich, die Zahlungscharakteristik eines Finanztitels durch geeignete BündeJung anderer Titel nachzubilden, so folgt daraus einerseits, daß es sich um einen derivativen Finanzierungstitel handelt. Unter der Bedingung der Arbitragefreiheit müssen alle Titel und Bündel von Titeln, die in allen Zuständen der Welt gleiche Zahlungen gewährleisten, auch den gleichen Marktpreis haben. Vgl. Hai A. Varian (1987), The Arbitrage Principle in Financial Economics, in: Economic Perspectives, 1.(1987).2, S. 55-72 und Herbert HaxiThomas Hartmann-WendelsiPeter von Hinten (1988), Modeme Entwicklungen der Finanzierungstheorie, in: F. Wilhelm Christians (Hrsg.), Finanzierungshandbuch, 2., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage, Wiesbaden 1988, S. 689-713, 699 ff. 24 Zur nutzbringenden Anwendbarkeit einer arbitragetheoretisch begründeten Bewertung von Finanztiteln mit komplexen Zahlungscharakteriska vgl. z. B. Thomas Ebertz ( 1989), Optionspreistheoretische Bewertung von Aktienindexanleihen, Mitteilungen aus dem Institut für das Spar-, Giro- und Kreditwesen, Nr. 33, Bonn 1989; Ludwig Jurgeit (1989), Bewertung von Optionen und bonitätsrisikobehafteten Finanztiteln, Wiesbaden 1989; Georg Kanders (1991), Bewertung von Genußscheinen, Berlin 1991. Zur Anwendung von Arbitrageargumenten in der Finanzierungstheorie vgl. auch Dieter Bender (1977), Arbitrage, in: Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaften, Bd. 1, Stuttgart 1977, S. 325-333; Hans J. Krümme! (1964b), Kursdisparitäten im Bezugsrechtshandel, in: Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis, 16.(1964), S. 485 - 498; Klaus Spremann ( 1986), The simple Analytics of Arbitrage, in: Günter Bamberg I Klaus Spremann (Hrsg.), Capital Market Equilibria, Berlin 1986, S. 193. 25 Vgl. Schierenheck (1987), S. 149 ff., Schierenheck I Rolfes (1988), S. 109 ff. sowie Holger Benke (1991), Effektivzins und Marge im Passivgeschäft, in: Die Bank, o. J. ( 1991 ).2, S. 98- 104. Zur kritischen Diskussion des Konzeptes der Zahlungsstrukturkongruenz vgl. SchierenbeckiRolfes (1988), S. 120 ff. m. w. N. 26 Zu den Beziehungen zwischen den Anlegerpräferenzen und der Ausgestaltung von Finanztiteln (Parten), von denen die überwiegende Zahl von Bankgeschäften nur eine spezielle Klasse darstellt, vgl. Amold (1964), S. 52 ff.; Hans J. Krümme! (1 966), Finan-

2*

20

2. Theoretische Grundlagen der Marktzinsmethode

tend und können je nach Verhandlungssituation auch preisfähig sein. Dieser Tatsache wurde in der Literatur zur Marktzinsmethode nicht Rechnung getragen, obwohl die Erkenntnis, daß beispielsweise Kündigungsrechte bei Hypothekendarlehen "eingebettete Optionen" (embedded options) sind, keineswegs neu ist. 27 Insofern kann nicht davon gesprochen werden, die Marktzinsmethode sei eine umfassende Bewertungstheorie für Bankgeschäfte. 28 Zur Formulierung einer solchen müßte der Erkenntnisstand der Theorie der Finanzmärkte zunächst einmal konsequent auf Bankgeschäfte übertragen werden. Bankgeschäfte sind ein Teilsegment des Gesamtmarktes. Dies folgt unmittelbar aus der Überlegung, daß die Behandlung von Finanzierungsfragen als Marktproblem den ökonomisch logischen Weg darstellt. 29

2.3 .2. Begründung der marktzinsbezogenen Kalkulation aus der Verhandlungssituation im Kundengeschäft Eine konkrete Rechtfertigung für die Anwendung von Marktzinskalkülen ergibt sich unmittelbar aus der Verhandlungssituation im Kundengeschäft. Eine auf Marktzinssätzen aufbauende Steuerungsvorgabe folgt konsequent den bestehenden theoretischen Vorstellungen über die Preispolitik von Kreditinstituten. 30 Verhandlungen über Kundengeschäfte werden als bilateral monopolistische Spiele aufgefaßt. 31 Ein Verhandlungsgleichgewicht kann sich nur im Bereich zwischen der Preisobergrenze des Kunden und der Preisuntergrenze der Bank ergeben. Während Kunden ohne Verhandlungsmacht Leistungen zu Standardkonzierungsrisiken und Kreditspielraum, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft, 36.(1966), Ergänzungsheft 1, S. 134-157, S. 142 ff.; ders. (1976), Finanzierungsrisiken und Kreditspielraum, in: Handwörterbuch der Finanzierung, hrsgg. von HansE. Büschgen, Stuttgart 1976, Sp. 491- 503; Jochen Drukarczyk (1980), Finanzierungstheorie, München 1980. 27 Zusammenhänge zwischen der Vertragsgestaltung und der Bewertung von Bankgeschäften ergeben sich z. B. unmittelbar aus der Diskussion einer absatzpolitischen Beeinflussung des Zinsänderungsrisikos bei Michael Bangert (1987), Zinsrisiko-Management in Banken, Wiesbaden 1987, S. 302 ff. Zu den Optionsmerkmalen in Hypothekendarlehen vgl. z. B. Robert I. Gerber I Andrew S. Carron (1990), The Option Feature in Mortgages, in: S. Figlewski I W. Silber IM. G. Subrahmanyam, Financial Options: From Theory to Practice, Homewood III. 1990, S. 415-453. Zu Absicherungsstrategien bei unbestimmtem Zahlungsverlaufvgl. z. B. Aiden L. Toevs (1986b), Hedging Interest Rate Risk ofFixedIncome Securities with uncertain Lives, in: Robert B. Platt (ed.), Controlling Interest Rate Risk, New York u. a. 1986, S. 176-221. 28 So Schierenheck (1990), S. V. 29 So schon das von Jochen Wilhelm (1983), Finanztitelmärkte und Untemehmensfinanzierung, Berlin u. a. 1983, S. 1, angeführte Zitat von J. G. Gurley I E. S. Shaw (1964), Money in a Theory of Finance, 3. Auf!., Connecticut 1964, S. 3. 30 Vgl. Süchting (1987), S. 383 ff., HansE. Büschgen (1989), Bankbetriebslehre, 2. Auf!. 1989, S. 468 ff., sowie ausführlich Krümme! (1964a) und WemerGladen (1985), Gebührenpolitik der Kreditinstitute, Berlin 1985. 3 1 Vgl. Peter Dolff (1974), Die Konditionenverhandlungen im Kreditgeschäft der Banken, Wiesbaden 1974, S. II f.

2.3. Finanzmarkttheoretische Fundierung der Marktzinsmethode

21

ditionen (Listenpreisen) angeboten werden, steigt die Bereitschaft der Bank, von diesen Listenpreisen nach unten abzuweichen mit der Verhandlungsmacht des Kunden. Diese wird wesentlich durch die zu erwartende Gesamtabnahme von Bankleistungen in der Zukunft bestimmt. 32 Als Kunden mit "überragender" Verhandlungsmacht sind solche anzusehen, die ein Standing haben, das jenes von Kreditinstituten erreicht 33 oder aber wie in nicht wenigen us-amerikanischen Fällen sogar übertrifft. Standardkonditionen bzw. Listenpreise müssen nicht zwingend die Preisobergrenze bilden. Bei einigen Kundengruppen mit sehr schwacher Verhandlungsposition lassen sich sogar noch über Standardkonditionen hinausgehende Erlöse erzielen. 34 Die Grenzpreisvorstellungen der Kunden leiten sich aus den ihnen zugänglichen Informationen über die herrschenden Preise an den institutionalisierten Finanzmärkten ab. Von dort bezogene Informationen (z. B. in Form der Umlaufsrendite öffentlicher Anleihen) üben eine erhebliche vorprägende Wirkung auf den Verlauf von Verhandlungen mit Kreditinstituten aus. Abweichungen der Bankpreise von den "reinen" Marktsätzen erklären sich aus räumlichen Präferenzen (z. B. Einkaufswirtschaftlichkeit), Transaktionskosten und über die Ausstattung von Marktgeschäften hinausgehenden Leistungselementen. Die Vorgabe eines Marktzinssatzes zuzüglich eines Aufschlages- der "Mindestmarge"- als Preisuntergrenze trägt den denkbaren Verhandlungsmachtkonstellationen unmittelbar Rechnung. Kaum ein Kunde wird rational begründbar eine gegenüber den Marktverhältnissen günstigere Preisgrenze zugrunde legen können. Mit der Vorgabe einer Maximierung der Konditionenbeiträge durch die Kundenbereiche sollen die Bedingungen für Geschäftsabschlüsse möglichst den jeweiligen Preisgrenzen angenähert werden. Anzustreben ist eine kundenindividuelle Erlösmaximierung. 35 Dies entspricht der theoretischen Vorstellung, ein möglichst hohes Maß an "Preisdiskriminierung" zu betreiben, d. h. die Konsumentenrente so weit wie möglich abzuschöpfen. 36 Vgl. Krümme! (1964a), S. 230. Vgl. ebenda, S. 238. 34 Zur Verdeutlichung dieses Umstandes muß nicht einmal auf die typische Klientel von Teilzahlungsbanken zurückgegriffen werden. Beispiele finden sich bei Abschluß einer Restschuldversicherung oder aus Überziehungsprovisionen, wenn kein (oder nur ein unbedeutend hoher) Dispositionskredit eingeräumt wird und dennoch eine Kreditierung erfolgt. Wurde nicht auf eine zumindest zeitweise Ausdehnung des Kreditrahmens gedrängt, blieb der Versuch der Ausübung von Verhandlungsmacht aus. 35 Vgl. Krümme! (1964a), S. 265 ff. 36 Unter Preisdiskriminierung bzw. -differenzierung wird der Verkauf identischer Produkte zu abweichenden Preisen verstanden. Vgl. Joan Robinson (1964), The Economics of Imperfect Competition, London 1964, S. 179 ff. und Jean Tirole (1988), The Theory of Industrial Organization, Cambridge Mass. 1988, S. 133 ff. Je nach Umfang der Abschöpfung der Konsumentenrente wird unterschieden: Diskriminierung ersten Grades mit voller Abschöpfung durch Verkauf aller Produkte zu individuellen Grenzprei32 33

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2. Theoretische Grundlagen der Marktzinsmethode

Sowohl die Überlegungen aus finanzmarkttheoretischer Sicht als auch die Verhandlungssituation im Kundengeschäft haben gezeigt, daß eine an den Finanzmärkten ausgerichtete Bewertung von Bankgeschäften nicht mit der Anwendbarkeit von Opportunitätskostenkalkülen gerechtfertigt werden muß. Auch ohne Rekurs auf eine besondere Engpaßsituation erweist sich die Marktzinsmethode als logischer Weg zur Gewinnung von Bewertungskriterien für das Kundengeschäft von Kreditinstituten.

sen, zweiten Grades durch Bildung vieler Gruppen mit Verkauf innerhalb von Grenzpreisintervallen und dritten Grades mit grober Gruppenbildung. Ein Beispiel für letztere ist das Angebot von Sondertarifen für bestimmte Gruppen, z. B. Studenten, Pensionäre etc. Zu Strategien der Preisdifferenzierung im Zahlungsverkehr vgl. Peter Harwalik (1988), Preispolitik und Nachfragerverhalten im standardisierten Geschäft der Banken mit den privaten Kunden, Diss. Nümberg 1988, S. 139 ff. Den Nachweis einer u. U. positiven wohlfahrtstheoretischen Beurteilung von Diskriminierungsstrategien führt Hai A. Varian (1985), Price Discrimination and Social Welfare, in: The American Economic Review, 75.(1985), s. 870-875.

3. Analyse des Status quo der Marktzinsmethode 3.1. Ergebnisspaltung als Grundkonzept 3 .1.1. Konditionenbeiträge als Kriterium der Vorteilhaftigkeif von Kundengeschäften Ausdruck für den im Kundengeschäft erzielten Nutzen ist der gegenüber einem Alternativgeschäft erzielte RenditevorteiL Dieser wird als "Konditionenbeitrag" bezeichnet. 1 Aus der Summe der Konditionenbeiträge sind alle produkt- und geschäftsspezifischen Risiken und Kosten zu decken. Die entsprechenden Bedarfe werden als im Durchschnitt über alle Geschäfte zu erzielender Deckungsbeitrag in Prozentgrößen als "Mindestmargen" vorgegeben. Die Konditionen im Aktivgeschäft sollen den Bewertungszins mindestens um diese Vorgabegröße übersteigen. Im Passivgeschäft sind dagegen Abschlüsse zu erzielen, für die höchstens ein Satz in Höhe des Bewertungszinses abzüglich Mindestmarge zu vergüten ist. 2 Zur Bewertung des Erfolges im Geschäft mit Kunden muß für jedes einzelne Aktiv- und Passivgeschäft festgelegt werden, welches Portefeuille aus Geld- und Kapitalmarktgeschäften - dies kann auch ein einzelnes Geschäft sein - die relevante Alternative darstellt. Hierauf aufbauend ist festzulegen, ab welcher Marge gegenüber diesem Alternativ- bzw. Bewertungszinssatz der Abschluß von Kundengeschäften statt eines Portefeuilles aus Geld- und Kapitalmarktgeschäften die vorteilhaftere Möglichkeit darstellt.

3 .1.2. Transformationsbeiträge als Maß für die Vorteilhaftigkeif von Fristentransformation Sofern nicht für jedes neue Geschäft unmittelbar bei seinem Abschluß eine kongruente Gegenposition zu seiner Schließung aufgebaut wird, ergeben sich Inkongruenzen in den Laufzeiten und Zinsbindungsfristen von Aktiv- und Passivseite. Die aus der inkongruenten Refinanzierungsstruktur resultierenden "Transformationsbeiträge" sind von den Markterfolgen der Kundenbereiche - den Konditionenbeiträgen - abzugrenzen. 3 1

det.

Als Synonyme werden auch die Begriffe "Konditionenmarge" und "Marge" verwen-

2 Die Kosten von Anlagen bzw. Mittelaufnahmen am Geld- und Kapitalmarkt liegen im allgemeinen in einer Höhe, daß sie vernachlässigbar erscheinen, weshalb als Bewertungssätze reine Marktsätze ohne Berücksichtigung spezifischer Kostendeckungsbedarfe Verwendung finden.

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3. Analyse des Status quo der Marktzinsmethode

Der aus der Realisierung einer bestimmten Geschäftsstruktur resultierende Transformationsbeitrag eines Kreditinstitutes kann auf verschiedenen Wegen ermittelt werden, die zum gleichen Ergebnis führen: 4 -

Als Differenz zwischen den durchschnittlichen aktivischen und passivischen Bewertungszinssätzen, aus der Summe geschäftsspezifischer Transformationsbeiträge, die aus der Differenz des jeweiligen Bewertungssatzes und eines für alle Geschäfte einheitlichen Referenzsatzes ermittelt werden oder als Residualgröße aus der Differenz zwischen der gesamten Zinsspanne und dem als Prozentgröße gemessenen Konditionenbeitrag als Summe der geschäftsspezifischen Konditionenbeiträge.

Zur besseren Unterscheidbarkeil zwischen den Betrachtungsebenen "Gesamtgeschäft" und "Einzelgeschäft", wird für einzelne Geschäfte der Begriff "Strukturbeitrag" verwendet, der sich aus der Differenz zwischen dem jeweils relevanten Vergleichszinssatz am Geld- bzw. Kapitalmarkt und einem (beliebigen) Referenzsatz ableitet. 5 Der aus einer gegebenen Geschäftsstruktur resultierende Transformationsbeitrag wird durch die im Kalkulationszeitpunkt herrschende Zinsstruktur bestimmt. Dies wird unter der vereinfachenden Annahme, daß ausschließlich Neugeschäfte in die Kalkulation eingehen, unmittelbar deutlich: So ergibt sich z. B. dann ein positiver Transformationsbeitrag, wenn bei einer normalen, d. h. ansteigenden Zinsstrukturkurve die durchschnittliche Bindungsdauer auf der Aktivseite über der durchschnittlichen Passivbindung liegt. 6 Dieser Erfolg ist allerdings nur dann in der kalkulierten Höhe auch tatsächlich vereinnahmbar, wenn die Zinsstruktur im Zeitverlauf unverändert bleibt. 7 3 Vgl. Schierenheck (1987), S. 103 ff. Die Begriffe "Transformationsbeitrag", "Fristentransformationsbeitrag" und "Strukturbeitrag" finden synonym Verwendung. 4 Vgl. Schierenheck (1987), S. 103 ff. 5 Als Referenzsatz kann grundsätzlich ein beliebiger Marktzinssatz Verwendung finden, da diese Größeaufgrund der gegenläufigen Vorzeichen in Aktiv- und Passivgeschäft bei der Ermittlung des Gesamtergebnisses wieder entfällt. Im Rahmen der Untersuchung der Aussagefähigkeit von Strukturerfolgen als Steuerungsgröße wird dies noch ausdrücklich gezeigt. Vgl. hierzu Abschnitt 3.3.4. Die Frage der Zurechnung von Strukturbeiträgen zu einzelnen Geschäften wird in der Literatur nicht eindeutig beantwortet. Während eine Erfolgszurechnung als nicht verursachungsgerecht abgelehnt wird (vgl. Schierenheck (1987), S. 108), wird die Zuordnung von Strukturbeiträgen für Zwecke des Risikocontrolling befürwortet. Zur Argumentation vgl. Bemd Rolfes (1985a), Die Steuerung von Zinsänderungsrisiken in Kreditinstituten, Frankfurt 1985, S. 164. 6 Es wird hier davon abgesehen, zwischen Fristen- und Zinsbindungstransformation zu differenzieren. Die Kontokorrentkredite werden zur Vereinfachung als endfällig angesehen. Weiterhin wird unterstellt, die Zinsstrukturkurve sei in ihrem Verlauf streng monoton. 7 Vgl. Droste et al. (1983), S. 314.

3.1. Ergebnisspaltung als Grundkonzept

25

Sofern als Referenzzins der Tagesgeldsatz gewählt wird, handelt es sich bei dem Strukturbeitrag eines Geschäftes um die am Markt gegenwärtig übliche "Laufzeitprämie" für über den Tag hinausgehende Zinsbindungsfristen. Ökonomisch ist diese Differenz ein Preis für die jeweilige Bindungsdauer und beinhaltet eine Risikoprämie für die Auswirkungen zukünftiger Zinsänderungen. 8 Insofern sind Laufzeitprämien auch Preise für die Umverteiluog von Zinsrisiken zwischen Gläubigem und Schuldnern. Ihre Höhe bestimmt sich maßgeblich aus den von Marktteilnehmern erwarteten Zinsänderungen. 9 Eine Gesamtschau für die am Markt herrschenden Erwartungen bietet die Zinsstrukturkurve (Laufzeitprämienstruktur, Fristigkeitsstruktur der Zinssätze): Je höhere Differenzen zwischen kurz- und langfristigen Zinssätzen bestehen, desto größere Zinsänderungen werden (im Durchschnitt) von den Marktteilnehmern antizipiert.

3.1.3. Das Grundschema der marktzinsbezogenen Erfolgsermittlung Anhand eines einfachen Beispiels soll verdeutlicht werden, daß für das Zinsgeschäft der Banken durch die Ermittlung von Konditionen- und Strukturbeiträgen eine Erfolgszurechnung erreicht wird, die gegenüber den früher vorherrschenden Kalkulationsverfahren, insbesondere der Schichtenbilanz und dem Poolverfahren 10, durch die Anknüpfung an Marktzinssätze jedem einzelnen Geschäft Erträge nach objektivierten - weil nicht aus dem eigenen Rechnungswesen bezogenen - Kriterien zurechnet:

8 Vgl. Wolfgang Bessler ( 1989), Zinsrisikomanagement in Kreditinstituten. S. 50 ff und Joachim Süchting (1989), Finanzmanagement, 5. Auf!., Wiesbaden 1989, S. 348 ff. 9 Vgl. Heioo Faßbender (1973), Zur Theorie und Empirie der Fristigkeitsstruktur der Zinssätze, Berlin 1973. 10 Vgl. ausführlich Stephan Paul (1987), Lenkungssysteme in Filialbanken: Steuerung durch Komponenten oder Verrechnungszinsen?, Wiesbaden 1987, S. 22 ff. sowie Schierenheck (1987), S. 81 ff.

3. Analyse des Status quo der Marktzinsmethode

26

Beispiel 1: Grundschema der Marktzinsmethode GE

Aktiva

AZ

KB

GKII

SB

TGZ

SB

GKII

KB

PZ

Passiva

GE

400

100(

9,0

5,0

4,0

1,0

3,0 -1,0

4,0

1,0

3,0 Ter•ing.

600

Hypo

7,0

1,0

6,0

3,0

3,0 -2,5

5,5

0,5

5,0 Sparbriefe 300

~

2,20

E

-1,45

Transformations5,20 beitrag 4,45 0 75 :( Konditionenbeitrag 2,60 0,85 3,45 :( 7,80

Bruttozinsspanne 4,20 r.

700

3,60

mit Geldeinheiten Aktivzins Konditionenbeitrag Vergleichszinssatz eines zur Bewertung herangezogenen Portefeuilles aus Geld- und Kapitalmarktgeschäften Strukturbeitrag SB: Tagesgeldsatz TGZ: Passivzins PZ: KKK: Kontokorrentkredite Hypo : Hypothekendarlehen Terming.: Termingelder

GE: AZ: KB: GKM:

Die Konditionenbeiträge werden bei gegebenen Marktverhältnissen vor Ort vom Verhandlungsgeschick der Kundenbereiche beeinflußt und können ihnen deshalb auch zugerechnet werden. Dagegen kann der Transformationsbeitrag dezentral nicht verantwortet werden. Er wird deshalb der Gesamtbank, in der Regel einer ,,Zentraldisposition", zugerechnet, der das Bilanzstrukturmanagement, und hier insbesondere die Steuerung der Zinsbindungs- bzw. Fristentransformation, obliegt. 11 Es stellt sich die Frage, ob der in der beschriebenen Art und Weise ermittelte Transformationsbeitrag eine geeignete Basis für die Erfolgsermittlung der Zentraldisposition und die Steuerung der Zinsbindungstransformation bildet. Ist es möglich, den " ... Ergebnisbeitrag aus Fristentransformation sowie das in der II Zur Abgrenzung bankbetrieblicher Ergebnisbereiche vgl. ausführlich Henner Schierenheck I Christian von Villiez ( 1989), Zur Systematisierung bankbetrieblicher Ergebnisbereiche, in: Die Bank o. J. (1989).6, S. 310-313.

3.2. Steuerung der Fristentransformation auf der Basis von Strukturbeiträgen

27

Bilanzstruktur steckende Zinsänderungsrisiko unmittelbar abzulesen" 12? Oder gilt, " ... daß das Transformationsergebnis einer Periode ... zwar im Sinne eines Soll-Ist-Vergleichs eine Maßgröße für das im Geschäftsjahr Erreichte der Zentraldisposition dargestellt, aber für die Steuerung des Erfolgs bei weitem nicht ausreicht" 13?

3.2. Steuerung der Fristentransformation auf der Basis von Strukturbeiträgen 3.2 .1. Konsequenzen einer Maximierung des Strukturbeitrags

Auf der Grundlage der von ihr erwarteten zukünftigen Zinsentwicklung soll die Zentraldisposition mit ihren Dispositionen einen möglichst hohen Ergebnisbeitrag erzielen. Hierzu stehen ihr insbesondere Operationen zur Verfügung, die am Interbankenmarkt sowie am Kapitalmarkt im Namen und für Rechnung der Bank durchgeführt werden können. Es handelt sich also um den Bereich, der im allgemeinen unter dem Begriff des Eigengeschäftes zusammengefaßt wird. Anhand des erfolgsrechnerischen Grundgerüstes ist zu untersuchen, wie sich die Zentraldisposition verhalten wird, wenn ihr Erfolg an dem Transformationsbeitrag gemessen wird. Ausgangspunkt der Analyse ist das Beispiel I. Die Konditionen und Margen im Kundengeschäft können vernachlässigt werden. Beispiel 2: Grundschema zur Ermittlung des Transformationsbeitrages 14 GE

Alc.tiva

GKM

SB

TGZ

SB

GKM

Passiva

GE

700

400

100(

4,0

1,0

3,0 -1,0

4,0 Terming.

600

Hypo

6,0

3,0

3,0 -2,5

5,5 Sparbriefe 300

~

2,20 5,20

-1,45

Transformationsbeitrag 4,45 0 75 X

E

12 Droste et al. (1983), S. 317. Diese Aussage wird von den Autoren zwar etwas abgeschwächt, jedoch halten sie den Transformationserfolg offenbar für eine geeignete Steuerungsgröße (vgl. ebenda, S. 322). 13 Holger Benke I Hans-Rudolf Flesch I Friedrich Piaskowski (1989), Steuerung des Zinsänderungsrisikos, in: Die Bank, o. J. (1989), S. 431-438, S. 432. 14 Aus Gründen der Kontinuität sollen im folgenden die Positionsbezeichnungen beibehalten werden, obwohl sich die Analyse allein auf die den Kundengeschäften gegenübergestellten Vergleichsportefeuilles am Geld- bzw. Kapitalmarkt bezieht.

28

3. Analyse des Status quo der Marktzinsmethode

Eine Erhöhung des Transformationsbeitrags wird stets dann erzielt, wenn aktivisch möglichst hohe Laufzeitprämien empfangen werden und passivisch ihre Zahlung nach Möglichkeit vermieden wird. Also entspricht die Maximierung des Transformationsbeitrags einer Maximierung des Saldos empfangener und gezahlter Laufzeitprämien. Dieses Ziel wird bei Unterstellung einer normalen Zinsstruktur dann erreicht, wenn ausschließlich Anlagen mit der höchsten Laufzeitprämie getätigt werden und deren Refinanzierung ausschließlich durch Tagesgeld erfolgt. Die Zentraldisposition wird also stets das größtmögliche Maß an Fristentransformation und damit auch ein maximales Zinsänderungsrisiko anstreben.15 Wegen des direkten Zusammenhangs zwischen der Höhe des Transformationsbeitrags und dem Risikogehalt der Geschäftsstruktur wird deutlich, daß Vorschriften zur Risikobegrenzung unerläßlich sind. Dies bestätigt sich auch für den Fall einer inversen Zinsstruktur: Liegen die Zinssätze langfristiger Anlagen unter denen mit kurzen Laufzeiten, kehrt sich das aus Sicht der Zentraldisposition vorteilhafte Verhalten gerade um. Sie wird in einer solchen Situation aktivisch nach einer Verkürzung und passivisch nach einer Verlängerung der Zinsbindungsfristen streben, um so wiederum den Saldo aus den nunmehr negativen Laufzeitprämien im Neugeschäft zu maximieren. Nach herrschender Meinung lassen Vorzeichen und Betrag der Steigung der Zinsstrukturkurve bzw. Laufzeitprämienstruktur auf die Richtung und das Ausmaß zu erwartender Zinsänderungen schließen. Aus diesem Grunde ist zu erwarten, daß sich gerade dann die höchsten Transformationsbeiträge erzielen lassen, wenn die Wahrscheinlichkeit von zukünftig veränderten Marktzinssätzen besonders hoch ist. Die Konsequenzen einer Ausrichtung von Entscheidungen an der Größe Transformations beitrag verdeutlichen die beiden folgenden Beispiele. In t0 wird Fristentransformation mit einem positiven Transformationsbeitrag betrieben. Diese führt bei steigenden Marktzinssätzen zu einem Verlust. Dagegen ergeben sich für eine fristenkongruente Refinanzierung in beiden Zeitpunkten kein Transformationsbeiträge. In Beispiel 3 werden die beiden Extrema gegenübergestellt. Fall A zeigt eine Refinanzierung langfristiger Ausleibungen mit Tagesgeld, Fall Beine fristenkongruente Refinanzierung. In beiden Fällen sei unterstellt, der Tagesgeldsatz TGZ steige von 3 % in t0 auf 7% in t 1 :

15 Vgl. Banken (1987), S. 193.

3.2. Steuerung der Fristentransformation auf der Basis von Strukturbeiträgen

29

Beispiel 3: Fristentransformation und Zinsveränderung Fall A: Maximale Transformation Situation in t0 :

GE

Aktiva

GKM

SB

TGZ

SB

GK"

1000

Hypo

6,0

3,0

3,0

0,0

3,0 Tagesgeld 1000

~ Situation in t 1:

3,00

GE

Aktiva

1000

Hypo

~

Transfor.ationsbeitrag 3,00 3 00 X

GKM

SB

GE

~

0,00

6,00

6,0 -1,0

Passiva

Passiva

GE

TGZ

SB

GKM

7,0

0,0

7,0 Tagesgeld 1000

~

0,00

-1,00

Transfor.ations7,00 6,00 beitrag -1 00 X

Fall B: Fristenkongruenz Situation in t0 :

GE

Aktiva

GKM

SB

TGZ

1000

Hypo

6,0

3,0

3,0 -3,0

~

3,00

SB

GK"

Passiva

GE

6,0 Sparbriefe 1000

~

-3,00

Transfor.ations6,00 6,00 beitrag

ooox

Situation in

t 1:

GE

Aktiva

1000

Hypo

~

GK"

SB

6,0 -1,0

Passiva

GE

TGZ

SB

GK"

7,0

1,0

6,0 Sparbriefe 1000

-1,00

1,00

Transfor.ations6,00 6,00 beitrag

~

ooox

Das Beispiel zeigt, daß der Transformationsbeitrag in t0 ex ante keine Aussage über die Vorteilhaftigkeil der gewählten Transformationsstrategie zuläßt. Was sich im Zeitpunkt t 1 als ex post vorteilhafter erweisen wird, läßt sich nur bei bekannten Eintrittszeitpunkten und Ausmaßen von Zinsänderungen bestimmen. Deutlich wird allerdings, daß der Transformationsbeitrag in t0 das Risiko späterer Verluste aus der Fristentransformation vollständig vernachlässigt. Genauso wenig wird erkennbar, ob und inwieweit zunächst negative Transformationsbeiträge später realisierbare Chancen eröffnen.

30

3. Analyse des Status quo der Marktzinsmethode

Darüber hinaus zeigt sich in Fall A, daß der Kalkulationsansatz die tatsächlich in der Gewinn- und Verlustrechnung stattfindende Ergebnisveränderung lediglich indirekt wiedergibt: Nicht der Refinanzierung durch Tagesgeld, aus der die höheren Refinanzierungskosten resultieren, sondern vielmehr dem langfristigen Festzinsgeschäft der Aktivseite wird ein Strukturbeitrag zugerechnet. Aus Gründen der Verursachungsgerechtigkeit ist eine Zuordnung geschäftsspezifischer Strukturbeiträge also nicht zu rechtfertigen. Bereits diese sehr einfach konstruierten Beispiele zeigen somit, daß der im Rahmen der Marktzinsmethode ermittelte Transformationsbeitrag keine geeignete Basis sein kann, die Qualität von Fristentransformationsentscheidungen zu beurteilen. Dies ist erst rückschauend für die Dauer eines gesamten Dispositionszeitraums möglich. Eine solche Rechnung kann sich allerdings nicht auf zeitpunktbezogene Daten stützen. Vielmehr muß die tatsächliche Zinsentwicklung im gesamten Beobachtungszeitraum berücksichtigt werden.

3.2 .2. Zum Zusammenhang von Transformationsbeitrag und realisierter Fristentransformation Weiterhin läßt sich zeigen, daß weder das Vorzeichen noch die absolute Höhe des Transformationsbeitrags Aussagen über die realisierte Zinsbindungstransformation und somit auch die übernommenen Zinsänderungsrisiken erlauben. Insbesondere ist es nicht zulässig, einen ausgeglichenen Transformationsbeitrag mit einer vollständigen Vermeidung von Zinsänderungsrisiken zu identifizieren. Bereits einfache Beispiele zeigen, daß auch in diesem Fall Fristentransformation in erheblichem Maße betrieben werden kann. Beispiel 4 unterstellt den Abschluß von drei endfälligen Neugeschäften, die mit Sätzen von 5 % für einjährige, 6 % für zweijährige und 7 % für dreijährige Laufzeit zu bewerten sind. Es ergibt sich ein ausgeglichener Transformationsbeitrag, obwohl aus der nach einem Jahr erforderlichen Wiederanlage und dem Refinanzierungsbedarf nach zwei Jahren Zinsänderungsrisiken resultieren: Beispiel 4: Ausgeglichener Transformationsbeitrag bei Jnkongruenzen A Restlaufzeit

1 Jahr

GK"

GE

5%

so

Restlaufzeit

2 Jahre 3 Jahre

7%

so

r.

100

6

I

I

Transformationsbeitrag

GK"

GE P

6

r.

100

6

r.

100

I =0

3.2. Steuerung der Fristentransformation auf der Basis von Strukturbeiträgen

31

Werden in der Kalkulation sowohl Neugeschäfte als auch Geschäfte vorausgegangener Perioden zusammengefaßt, so zeigt sich weiterhin, daß es schon bei konstanten Marktzinssätzen nicht zulässig erscheint, von Vorzeichen und Betrag des Transformationsbeitrags auf Richtung und Ausmaß der realisierten Fristentransformation zu schließen. In Beispiel 5 wird unterstellt, daß sich die Geschäftsstruktur aus einer neuen zweijährigen und einer vor einem Jahr hereingenommenen, ursprünglich ebenfalls zweijährigen Position zusammensetzt. Bei statischen Marktbedingungen entsprach der Marktzinssatz der Position mit nunmehr einjähriger Restlaufzeit dem nunmehr (immer noch) geltenden Satz für Neuanlagen mit einer Laufzeit von zwei Jahren. 16 Das Beispiel zeigt, daß schon bei Unterstellung eines solch restriktiven Zinsszenarios aus dem Transformationsbeitrag nicht auf das realisierte Ausmaß an Transformation geschlossen werden kann: Beispiel 5a: Positive Transformation bei ausgeglichenem Transformationsbeitrag A Restlaufzeit GKH 2 Jahre

GE

5 X

100

5 X

100

I

Restlaufzeit 1 Jahr

GKH

GE

5 X

100

5 X

100

I Transformationsbeitrag = 0

P

I

Beispiel Sb: Negative Transformation bei ausgeglichenem Transformationsbeitrag Restlaufzeit GKH

GE

5

r.

100

5

r.

100

1 Jahr

I

Restlaufzeit

2 Jahre

GKH

GE

5

r.

100

5

r.

100

I Transformationsbeitrag = 0

I

Sofern ein Altgeschäft einen Bewertungssatz von unter 5% aufweist, ergeben sich zudem Fälle, in denen Fristentransformation und Transformationsbeitrag abweichende Vorzeichen aufweisen. Dies zeigt das folgende Beispiel, in dem ein mit 4,5% bewertetes Altgeschäft mit zweijähriger Restlaufzeit einem Neugeschäft mit einer Laufzeit von einem Jahr gegenübergestellt wird: 16 Für Festzinspositionen ist der zuzurechnende Bewertungssatz über die Laufzeit konstant. Vgl. Schierenheck (1987), S. 146.

32

3. Analyse des Status quo der Marktzinsmethode Beispiel 5c: Positive Transformation mit negativem Beitrag A Restlaufzeit GK"

2 Jahre

GE

4,5 "

100

4,5 "

100

Restlaufzeit

1 Jahr

GK"

5" 5"

I

GE

P

100 100

I

I Transformationsbeitrag = - 0,5 X Beispiel 5d: Negative Transformation mit positivem Beitrag A Restlaufzeit GK"

1 Jahr

5 X 5 "

I

GE

100 100

Restlaufzeit

2 Jahre

GK"

GE

P

4,5 " 100 4,5-% 100

I

I Transfor.ationsbeitreg = + 0,5 X Die Beispiele machen deutlich, daß aus dem Transformationsbeitrag bereits für sehr einfache Bilanzstrukturen keinerlei Schlüsse auf Richtung und Ausmaß der realisierten Fristentransformation gezogen werden können. In realistischen Fällen mit mehr als zwei Bilanzpositionen kann selbst bei bekannten Bewertungssätzen (bzw. Strukturbeiträgen) nicht aus dem durchschnittlichen Bewertungssatz auf die Schichtung der jeweiligen Bilanzseite geschlossen werden: Sowohl der Transformationsbeitrag als auch die Größen, aus denen er ermittelt wird, sind strukturlos hinsichtlich der ihnen unterliegenden Geschäftsstruktur. In Anbetracht der fehlenden eindeutigen Zusammenhänge zwischen dem Transformationsbeitrag, wie er in der Marktzinsmethode Verwendung findet, und den Dispositionsentscheidungen der für das Bilanzstrukturmanagement Verantwortlichen muß bereits an dieser Stelle gefolgert werden, daß eine "Statische Laufzeitprämienbilanz" weder zur Beurteilung des Erfolges der Zentraldisposition noch zur Beurteilung des Risikogehaltes der Bilanzstruktur herangezogen werden kann. 17 Dennoch soll im folgenden erläutert werden, welche Fehlschlüsse aus diesem Konzept gezogen werden können. 11 Dagegen stellen Droste et al. fest, es sei möglich, aus der statischen Analyse den " ... Ergebnisbeitrag aus Fristentransformation sowie das in der Bilanzstruktur steckende Zinsänderungsrisiko unmittelbar abzulesen." Droste et al. (1983), S. 317.

3.3. Die Aussagefähigkeit von Strukturbeiträgen einzelner Geschäfte

33

3.2 .3. Strukturbeiträge als Auslöser von Fehlsteuerungen der Zinsbindungstransformation Der entscheidende Fehler einer Ausrichtung der Zinsbindungstransformation an Transformationsbeiträgen ist darin zu sehen, daß die so ermittelten "Erfolge" nur dann tatsächlich auch realisiert werden können, wenn die zur Zeit der Entscheidung vorherrschende Zinsstrukturkurve in der Zukunft in ihrer Steigung und Lage völlig unverändert bliebe. 18 Erst in einer solchen Konstellation könnten die Erfolge auch tatsächlich realisiert werden. Der im Planungszeitpunkt ausgewiesene Transformationsbeitrag wird also nur dann vereinnahmbar, wenn die Entwicklung gerade nicht eintritt, auf die die gegenwärtig beobachtbare Zinsstruktur eigentlich hinweist! 19 Die Proportionalität zwischen Zinsänderungsrisiko und Transformationsbeitrag sowie die lediglich indirekte Wiedergabe der Aufwands- und Ertragswirkungen verdeutlichten, wieso sich eine Verwendung von Strukturbeiträgen als Vorteilhaftigkeitskriterium für einzelne Geschäfte verbietet. 20 Der in der dargestellten Art und Weise ermittelte Transformationsbeitrag kann isoliert weder als Zielnoch als Kontrollgröße für Transformationsentscheidungen herangezogen werden. Im Rahmen einer dynamisierten Analyse von Transformationsbeiträgen wird sich zeigen, daß es sich erübrigt, die Strukturbeiträge einzelner Geschäfte zu untersuchen, wenn die Interdependenzen zwischen realisierter Fristentransformation und der Veränderung des Zinsergebnisses bei schwankenden Marktzinssätzen offengelegt werden sollen.

3.3. Die Aussagefähigkeit von Strukturbeiträgen einzelner Geschäfte 3.3 .1. Dynamisierte Strukturbeitragsanalyse Die Aussagefähigkeit von Strukturbeiträgen einzelner Geschäfte im Zeitverlauf wird anhand des Vorschlages einer dynamischen Analyse bei Rolfes I v. Villiez untersucht. 21 Für eine variable Refinanzierung mit Einjahresgeld über einen Zeitraum von zwei Perioden stellen sie folgenden Kalkül vor:

Vgl. Schierenbeck/Rolfes (1988), S. 268. Vgl. Bemd Rolfes I Christian von Villiez (1989), Steuerung des Transfonnationsergebnisses, in: Die Bank o. J. (1989) 9, S. 502-506, S. 505. 2o Den Nachweis, daß die dezentrale Zurechnung von Strukturerfolgen Fehlsteuerungen im Bereich des Wertpapiergeschäftes auslösen könnte, führt Schierenheck (1987), s. 184 ff. 21 Vgl. Rolfes/v. Villiez (1989), S. 504. 18

19

3 Breuer

34

3. Analyse des Status quo der Marktzinsmethode Ausgangssituation in t0 :

-

Jahresgeld (variabel!): i18 = 4,5 %

-

Tagesgeld: i,8

=3 %

Strukturerfolgselastizität (see) = (11i,8 -11i18 ) I 11i,8 =0,6. Dies bedeutet, daß sich der Refinanzierungssatz um das 0,4-fache der auftretenden Veränderung des Tagesgeldsatzes 11i,8 ändert. M. a. W. soll für den zukünftigen Refinanzierungssatz in allen Zeitpunkten gelten: 22 i18 = 4,5 + 0,411i,8 • (Die Strukturerfolgselastizität dient in diesem Zusammenhang als Annahme einer bestimmten Zinsentwicklung im Zeitverlauf Sie könnte durch jede beliebig anders "gegriffene" Zinsprognose ersetzt werden).

Treten keinerlei Zinsänderungen ein, so weist das zu bewertende Passivgeschäft innerhalb des Zeitraums [t0 ,tz] einen konstanten Strukturbeitrag in Höhe der ursprünglichen Differenz von - l ,5 % zwischen den in t0 zugrundeliegenden Werten für Tagesgeld- und Einjahreszinssatz auf. Wird dagegen davon ausgegangen, es trete bis zum Periodenende eine Veränderung des Tagesgeldsatzes um+ 2% ein, beträgt i,8 in t 1 5 %. Der in Anlehnung an Rolfeslv. Villiez (1989) unterstellte zeitlineare Zinsprozeß (vgl. Abb.l, Seite 35) führt zu einem durchschnittlichen Tagesgeldzins von 0 i,8 = (5 % + 3 %) I 2 = 4 %. Da angenommen wurde, die Veränderung des Satzes für Jahresgeld betrage das 0,4-fache jener für Tagesgeld, beträgt i18 in t 1 5,3% und es ergibt sich ein Periodendurchschnitt von (/Ji1 8 = (5,3% + 4,5 %) I 2 = 4,9 %. Bei einer Erhöhung des Tagesgeldsatzes um 2 % ergibt sich somit im Zeitraum [t0 ,td ein durchschnittlicher Strukturbeitrag von (/Ji,8 - 0i18 = 4,0%-4,9% = -0,9 %. (Siehe Abb. 1, Seite 35.) Für eine insgesamt vierprozentige Erhöhung des Tagesgeldsatzes ergeben sich dagegen Durchschnittswerte von 0i,8 = 5% sowie 0i18 5,3 %, woraus sich für die Periode ein durchschnittlicher Strukturbeitrag von - 0,3 % ermittelt. Die zeitpunkt- und periodenbezogenen Zinssätze sowie die hieraus abzuleitenden Strukturbeiträge sind in derfolgenden Tabelle zusammengestellt. (Siehe Seite 36.)

=

22 Die beispielhafte Analyse einer "variablen 1-Jahresgeld-Refinanzierung" mit jederzeitiger Zinsanpassung mag etwas befremden, zumal sie über einen Zeitraum von zwei Jahren durchgeführt wird und die Laufzeitprämie in t0 in Anbetracht einer im später folgenden Beispiel der Bewertung eines festverzinslichen Wertpapiers unterstellten Rendite von 7 %für vierjährige Restlaufzeiten etwas hoch erscheint. Sie soll jedoch beibehalten werden, damit die Ergebnisse unmittelbar mit jenen von Rolfes I v. Villiez ( 1989) vergleichbar sind. Aus der Tatsache, daß sich die Strukturerfolge aus einer Gegenüberstellung der periodischen Durchschnittswerte von i1K und i,8 ergeben, folgt unmittelbar, daß die Autoren eine Konstruktion für die Kondition der Refinanzierung gewählt haben, die eine jederzeitige, ohne zeitliche Verzögerung wirkende Anpassung an Veränderungen des Tagesgeldsatzes vorsieht. Dies ergibt sich auch unmittelbar aus einem ähnlichen Beispiel bei Christi an v. Villiez (1989), Budgetkontrolle und Abweichungsanalyse in Kreditinstituten, Frankfurt IM. 1989, S. 182.

3.3. Die Aussagefähigkeit von Strukturbeiträgen einzelner Geschäfte

35

4,5

3 10

11

Abb. 1: Unterstellter zeiilinearer Zinsprozeß

Bevor die Ergebnisse eingehender interpretiert werden, soll das Beispiel noch für eine weitere Periode [tht2J fortgeführt werden. Wiederum können bis zum Periodenende Steigerungen des Tagesgeldsatzes von 0, 2 oder 4 Prozentpunkten eintreten, womit sich für den gesamten Zeitraum [t0 , t 2] insgesamt 9 Szenarien ergeben können. Die auf dieser Grundlage resultierenden zeitpunkt- und zeitraumbezogenen Werte der Zinssätze i,8 und ijg sowie die hieraus abzuleitenden Strukturerfolge sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt. (Siehe Seite 37.) Für die in den beiden Perioden insgesamt entstehenden Erfolge ergibt sich verdichtet folgendes Bild (siehe Seite 38). Die beispielhaft ausgeführte Szenario-Analyse zeigt ein gegenüber der tatsächlichen Entwicklung verzerrtes Bild. Während sich die Refinanzierungskosten von Szenario 1 bis hin zu Szenario 9 um jeweils 0,2 % verändern, weist der Strukturerfolg eine Veränderung von jeweilig 0,3% auf. Dies resultiert aus dem Konstruktionsprinzip einer auf die zeitliche Entwicklung des Tagesgeldsatzes relativierten Messung. Dies zeigt unmittelbar die Entsprechung von Strukturerfolg und Differenz der Durchschnitte der beiden Zinssätze i,g und ijg· 3.3.2. Strukturerfolge bei variierender Datenkonstellation

Durch die Anknüpfung an den jeweiligen Tagesgeldsatz ändert sich die Skalierung der Strukturerfolge mit der jeweiligen Ausgangssituation. Bei gleichbleibenden Strukturerfolgselastizitäten bleiben die Differenzen von jeweils 0,3 % zwischen den Szenarien gleich, die absoluten Strukturerfolge verändern sich je nach dem ursprünglichen Abstand zwischen Tagesgeld und den übrigen Fristigkeiten. 3*

i,g

in t,

i,g

-1,5%

Strukturerfolg

= 3%

4,0%

4,9%

5,0%

5,3%

2,0%

Strukturerfolgsela stizität

= 0,6 (d.h. &ijg =

5,0%

5,3%

7,0%

6,1%

4,0%

0,4 &i,g)

0

-0,9%

-0,3%

--------------- ----------------- ------------------ --------------------

3,0%

4,5%

3,0%

4,5%

0,0%

ijg = 4,5%

itg in [lo.t,]

in [to,t,]

ijg

Zinssätze

0 i~g

&i,g

Zinsänderung

Ausgangssituation

Szenariobedingte Entwicklung einer Refinanzierung in Jahresgeld in [t0 , td I I

w

.,

~

0..

~

s-o

3



N

er

f:l

~

~

0 0..

~

..c

~ V>

~

~

V>

~

0..

~



«

!-"'

;:l

>

0\

itg in [t,,tJ

0

3%

4,5%

Strukturertolg in

Szenario

(fo,tJ

11

-3 o/o

-1,5%

2

-2,4%

-0,9 %

~------

4%

4,9%

3

-1,8%

-Q,3%

4

-1,2%

-Q,3%

5%

5,3%

5,0%

5,3%

0%

5

-Q,6%

0,3%

6%

5,7%

7,0%

6,1%

2%

6

0,0%

0,9%

7%

6,1%

9,0%

6,9%

4%

7%

6,1%

7,0%

6,1%

0%

7

0,6%

0,9%

8

1,2%

1,5%

------8%

6,5%

9,0%

6,9%

2%

4,0%

•iJ

~------

I

------ ------ ------ ------

5%

5,3%

7,0%

6,1%

4%

I 2,0%

Strukturertolgselastizit:ät = 0,6 (d.h. •i111 = 0,4

[t~> t 2 ]

9

1,8%

2,1%

~------

9%

6,9%

11,0%

7,7%

4%

I I I I I I I I

---------------- ----Strukturertolg in [t,,tJ

iill in [t,,tJ

5,0%

3,0%

itg

0

5,3%

4,5%

ijg

2%

Zinssätze in ~

I

itg=3%

0,0%

= 4,5%

0%

Aitg

illl

Aitg in [t, ,tJ

I

I

in [fo,t,]

l;noAnderung

I

Ausgangssituation

Szenariobedingte Entwicklung einer Refinanzierung in Jahresgeld in

i

I

I

I

w

5"

VJ

-.1

::P ('l)

:r r:o:

(}

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~

('l)

..,

11:

('l)



~i

g

[

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E

2

1:/)

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0


(1)

:r l>l:

()

~

0

~ ...,

(1)

N

(1)



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(1)

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2


"'"'

0

(ij.

(;J

(..,

2

0%

7,0%

0,0%

4,5%

2,5%

Kuponzahlungen

Kursveränderung

Refinanzierungssatz

Periodenerfolg

3,0%

98,48%

3

2,5%

98,22%

4

2,0%

96,48%

5

1,5%

94,79%

6

-o,48%

4,9%

-2,58%

7,0%

2%

Szenariobedingte Erfolge der ersten Periode [t0 , td:

3,5%

98,22%

Zinsänderung

2,0%

100,00%

KLn int,

S1ruktureffoiWPeriode

1

Szenerio

1,0%

98,48%

7

7,0%

4%

0,5%

94,711%

8

-3,36%

5,3%

-5,06%

Kursentwicklung und Strukturerfolge der Wertpapieranlage bei alternativen Zinsszenarien

0,0%

93,15%

9

> ;:;

(1)

0..

(1)

::r 0

3

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0

c

c ..c

~

~

(1)

0..

(1)

«"

10

~

t

4,5%

2,5%

Refinanzierung

Nettoerfolg

2,5%

Periodenerfolg

0,0%

4,5%

Refinanzierung

Kursveränderung

0,0%

Kursveränderung

7%

7,0%

Kuponzahlung

Kuponzahlung

0%

Zinsänderung

-1,82%

5,3%

-3,52%

7,0%

4%

2,5%

5,3%

0,8%

7,0%

0%

0,36%

5,7%

-0,94%

7,0%

2%

-1,73%

6,1%

-2,63%

7,0%

4%

2,44%

6,1%

1,54%

7,0%

0%

1,41%

4,7%

-0,89%

7%

0,34%

4,9%

-1,605%

7%

1,01%

5,1%

-0,89%

7%

-0,06%

5,3%

-1,76%

7%

-1,105%

5,5%

-2,605%

7%

-0,46%

5,7%

-1,78%

7%

Szenariobedingte durchschnittliche Gesamterfolge im Zeitraum [to, t 2 ] :

0,32%

4,9%

-1,78%

7,0%

2%

Szenariobedingte Erfolge der zweiten Periode [t" t2 ]:

-1,505%

5,9%

-2,505%

7%

0,35%

8,5%

-0,15%

7,0%

2%

-2.525"'

6,1%

-3,425%

7%

-1,69%

6,9%

-3,79%

7,0%

4%

I

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w

w

46

3. Analyse des Status quo der Marktzinsmethode

3.4. Zwischenergebnis Der Vorschlag einer stets auf den Tagesgeldsatz bezogenen Kalkulation von Strukturerfolgen läßt außer acht, daß sich Risiken stets nur unter expliziter Berücksichtigung des Zeithorizontes ermitteln lassen. Dies wird im sechsten Abschnitt noch zu zeigen sein. Die Ermittlung von Strukturerfolgen als Spanne gegenüber dem durchschnittlichen Tagesgeldsatz des Beobachtungszeitraums beinhaltet einen Vergleich der Performancezweier Anlagealternativen mit unsicheren Zinssätzen. Es soll aber doch gerade ermittelt werden, welches Risiko übernommen wurde und ob dieses tragbar erscheint. Hierzu bietet der Transformationserfolg der Marktzinsmethode keine geeignete Grundlage.

4. Der dispositive Beitrag als Konzept zur Erfolgsmessung für Transformationsentscheidungen 4.1. Komparative Statik als Minimalanforderung der Ergebnismessung In den vorausgegangenen Abschnitten wurde deutlich, daß der Strukturerfolg, wie er im Rahmen der Marktzinsmethode Verwendung findet, weder als Entscheidungsgröße noch als Erfolgskennziffer adäquat erscheint. Insbesondere dem Umstand, daß sich Transformationsentscheidungen vor dem Hintergrund erwarteter Zinsänderungen vollziehen, wird nicht Rechnung getragen. Eine vollständige Erfassung der Auswirkungen von Marktzinsschwankungen auf das Bankergebnis müßte auf der Grundlage von Informationen über die zeitliche Verteilung der Veränderungen der relevanten Marktzins-, Konditionen- und Volumensänderungen vollzogen werden. Aufgrund der prognostischen Unsicherheit entstünde in einem solchermaßen detaillierten dynamischen Kalkül nur ein relativ geringer Informationsgewinn. 1 Für bankbetriebliche Steuerungs- und Kontrollzwecke erscheint es jedoch ausreichend, periodenbezogene Durchschnittswerte zugrundezulegen und auf eine Prognose der zeitlichen Verteilung von Änderungen der Ergebnisdeterminanten zu verzichten. Intraperiodische Ergebnisschwankungen bleiben dabei allerdings unberücksichtigt. Im folgenden wird ein komparativ-statischer Ansatz als Vorschlag zur Erfassung von Zinsänderungseffekten unterbreitet. Dabei sollen die aufgezeigten Defizite des Transformationserfolges als Entscheidungs- und Kontrollgröße behoben werden. Die Transparenz des Ansatzes der Marktzinsmethode in ihrer Grundstruktur bleibt aber weitgehend unverändert. Dies wird dadurch gewährleistet, daß die Wirkungen von Zinsänderungen nicht im im Rahmen einer Sonderrechnung2 analysiert werden, sondern in das gebräuchliche Bewertungsschema einbezogen werden. Unter relativ geringfügigen Modifikationen läßt sich die Qualität von Transformationsentscheidungen innerhalb des bekannten Grundgerüstes beurteilen. I Vgl. Schierenheck I Rolfes (I 988), S. 268. z Die vorliegenden Ansätze zur Analyse von Zinsänderungsrisiken sind dadurch gekennzeichnet, daß sie auf Sonderrechnungen wie z. B. Durationskalkülen (vgl. Bessler (1989), S. 227 ff.), Elastizitätsbilanzen und Szenariorechnungen basieren, die außerhalb des gebräuchlichen Bewertungsschemas der Marktzinsmethode durchzuführen sind. Vgl. z. B. Ro1fes (1989) und v. Villiez (1989), S. 176 ff m. w. N. Die von Herzog (1989), S. 684, besonders hervorgehobene grundsätzliche Kompatibilität des Elastizitätskonzeptes mit dem Ansatz soll damit allerdings nicht bestritten werden.

48

4. Dispositiver Beitrag von Transformationsentscheidungen

4.2. Der intertemporale Alternativsatzvergleich als Maßstab für die Qualität von Zinsbindungsentscheidungen Aufgrund der festgestellten Probleme wird auf die Anknüpfung der Strukturbeiträge an den Tagesgeldsatz als Indikator für das Zinsniveau im folgenden verzichtet. Stattdessen wird die Qualität von Zinsbindungsentscheidungen ex post anband der eingetretenen Veränderungen der Bewertungsszinssätze gemessen. Als Grundlage für die Steuerung von Zinsbindungsentscheidungen sind dagegen entsprechende Erwartungsgrößen heranzuziehen. Der eingetretene bzw. erwartete Gesamteffekt aus allen Veränderungen der Bewertungssätze gibt die Änderung des Transformationsbeitrags wieder, die im Zeitraum zwischen zwei Bewertungszeitpunkten eingetreten ist bzw. erwartet wird. Strukturbeiträge einzelner Geschäfte können bei einem solchen Vorgehen erst als Resultat von Zinsänderungen entstehen. Und sie entstehen bei jenen Positionen, die aufgrund veränderlicher Konditionen auch tatsächlich Ergebniswirkungen hervorrufen, womit der Anforderung einer verursachungs-gerechten Kalkulation Rechnung getragen wird und eine Zurechnung von Strukturerfolgen zu einzelnen Geschäften ermöglicht. Im Gegensatz dazu führten insbesondere die auf Rolfes (1985a) basierenden Vorschläge zu Strukturerfolgen bei Festzinspositionen, bei denen ex definitione keinerlei Erfolgswirkungen auftreten können. 3 Der Ansatz zur Bestimmung der Geld- und Kapitalmarktalternativen wird aus der Marktzinsmethode ohne Modifikationen übernommen. Der hier unterbreitete Vorschlag beinhaltet lediglich, die Bewertungsssätze, die in zwei verschiedenen Zeitpunkten (t0 ,t1) beobachtet werden, zu vergleichen. Es wird im folgenden unterschieden zwischen einem zum Zeitpunkt des Abschlusses von Geschäften entscheidungsrelevanten Satz EOZ sowie einem bewertungsrelevanten Satz BOZ, der für die Bewertung während der Laufzeit anzuwenden ist. Für festverzinsliche Geschäfte entspricht der bewertungsrelevante dem bei Geschäftsabschluß gültigen entscheidungsrelevanten Vergleichszins, da es sich um eine nicht mehr (oder nur unter bestimmten Umständen) reversible Entscheidung handelt. Dagegen wird für variable Zinsvereinbarungen der in t 1 gültige entscheidungsorientierte Satz zur Bewertung des Altgeschäftes herangezogen, was sachlogisch 3 Zum Nachweis der Richtigkeit des Vorgehens von Rolfes (1985a) muß unterstellt werden, daß nicht die Ergebniswirkungen und damit das Verursachungsprinzip im Vordergrund stehen, sondern vielmehr die Richtigkeit von Zinsbindungsentscheidungen der Vergangenheit untersucht werden soll. Nur dann wird der unmittelbare Vergleich mit einer revolvierenden Tagesgeldanlage aussagefähig. Diese Sichtweise unterstellt somit die Nicht-Zinsbindung mit der aus ihr resultierenden Unsicherheit über die bis zum Planungshorizont realisierbare Aktiv- und Passivzinssätze als Standardaltemative. Dagegen wird in der Theorie regelmäßig eine sichere Alternative als Maß fürdie Vorteilhaftigkeit unsicherer Strategien herangezogen.

4.2. Maßstab für die Qualität von Zinsbindungsentscheidungen

49

durch die permanent anzustellenden Prolongations- und Umschichtungsüberlegungen bzw. Absicherungserwägungen begründet ist. Der bewertungsrelevante Satz BOZ für festverzinsliche Aktiva und Passiva entspricht ex definitione stets dem EOZ bei Geschäftsabschluß. Zinsänderungsbedingte Abweichungen in der Bewertung ergeben sich dagegen bei variabel verzinslichen Geschäften. Damit wird in der Ergebnismessung dem Umstand Rechnung getragen, daß auch nur aus den variablen Zinsvereinbarungen Veränderungen des Zinsergebnisses resultieren. Fest vereinbarte Konditionen führen ungeachtet der eintretenden Zinsentwicklung zu unveränderten Aufwendungen und Erträgen, weshalb ihnen konsequenterweise keinerlei Ergebniswirkungen und somit auch kein Zinsrisiko zugerechnet werden darf. Die ermittelten Ergebniswirkungen entsprechen allerdings nur dann exakt den Aufwendungen und Erträgen zwischen zwei Beobachtungszeitpunkten, wenn die für t 1 gültigen (oder aber ex ante unterstellten) Zinssätze unmittelbar nach dem Zeitpunkt t0 wirksam werden - also für die gesamte Rechnungsperiode Gültigkeit besitzen - oder aber als Durchschnittswerte zwischen zwei Zeitpunkten aufgefaßt werden können. Weiterhin ist der Begriff "Festsatz" stets nur relativ zur Länge des betrachteten Zeitraumes definiert. Je länger die Periode, für die eine Erfolgsermittlung erfolgen soll, desto höher wird der Anteil von Positionen, die einen variablen entscheidungsorientierten Bewertungszins aufweisen und somit auch Transformationsbeiträge leisten können. 4 Die Strukturbeiträge der verschiedenen Bilanzpositionen ergeben sich als Differenz zwischen den entscheidungs- und bewertungsrelevanten Zinssätzen. Und zwar als SBt = EOZt - BOZ1

für die Aktivposition i sowie SBJ = BOZJ - EOZJ

für die j'te Passivposition. Der Ansatz soll anhand eines Beispiels verdeutlicht werden, bei dem das bekannte Bewertungsschema der Marktzinsmethode weitestgehend beibehalten werden kann. Ausgangspunkt sei folgendes Beispiel mit den entscheidungsorientierten Zinssätzen 4 %, 5 % und 6 % in t0 : 4 Dieser Relativität wird im Rahmen der unten ausgeführten formalen Analyse von Zinsänderungseffekten noch explizit Rechnung getragen. Im einzelnen vgl. Abschnitt 7 .5. 4 Breuer

4. Dispositiver Beitrag von Transformationsentscheidungen

50

Beispiel 6: Einführung des dispositiven Beitrags als zusätzliche Ergebniskomponente

a) Ausgangssituation: Aktiva

AZ

400

KKK

600

Hypo

GE

soz• soz"

KB

EOZ

SB

10,0

6,0

4,0

0,0

4,0

7,0

1,0

6,0

0,0

6,0

Passiva

SB

EOZ

KB

PZ

5,0

0,0

5,0

1,0

4,0 Ter11ing.

6,0

0,0

6,0

1,0

5,0 Sparbriefe 300

GE

700

5,20 5,30

1000

0,00

Dispositiver Beitrag

1000

0,00

0,00 ~

~

5,20

3,00 8,20

Struktureller Beitrag -0,10 Konditionenbei trag 4,00 Bruttozinsspanne 3,90

5,30

1,00 4,30

In der Ausgangssituationergibt sich das bei einer Marktzinsbewertung gewohnte Bild: Der Zinsüberschuß wird durch die Konditionenbeiträge einerseits sowie einen strukturellen Beitrag andererseits erklärt. Da es sich um eine auf eine Ausgangssituation bezogene Betrachtung handelt, beginnt annahmegemäß die Laufzeit aller einbezogenen Positionen zu diesem Zeitpunkt und folglich entsprechen sich die entscheidungs-und bewertungsrelevanten Altemativsätze. Dasselbe würde auch gelten, wenn in dem betrachteten Zeitabschnitt nach t0 keine Zinsänderungen eintreten. Im folgenden werden für den Zeitpunkt t 1 die entscheidungsrelevanten Bewertungssätze auf 5,5 %, 6,5 %und 7,5 %unterstellt. 5 Zur Vereinfachung soll weiterhin angenommen werden, daß die Bilanzstruktur und die erzielten Konditionenbeiträge konstant bleiben. 6 In t 1 ergibt sich unter den getroffenen Annahmen folgende Bewertung: 5 Da ein unverändertes Festzinsaltgeschäft unterstellt wird, hat die Veränderung des Zinssatzes für die längste Fristigkeit von 6 % auf 7,5 % für das folgende Beispiel keine Bedeutung.

4.2. Maßstab für die Qualität von Zinsbindungsentscheidungen

51

b) Resultat einer linearen Zinserhöhung um 1,5% bei konstanten Konditionenbeiträgen: GE

aoz• aoz•

Aktiva

AZ

KB

EOZ

400

KKK

11,5

6,0

5,5 +1,5

4,0

600

Hypo

7,0

1,0

6,0

6,0

SB

0,0

EOZ

KB

PZ

Passiva

GE

5,0 -1,5

6,5

1,0

5,5

Ter•ing.

700

6,0

6,0

1,0

5,0 Sparbriefe 300

SB

0,0

5,20 5,30

1000

+0,60

Dispositiver Beitrag

-1,05

1000

-0,45

5,80

3,00 8,80

Struktureller Beitrag

-0,55

Konditionenbei trag

4,00

Bruttozinsspanne

3,45

6,35

1,00 5,35

6 Während die Annahme einer konstanten Bilanzstruktur unmittelbar aufgehoben werden kann, muß in einem realistischen Kontext weiterhin auch für den Bereich der Konditionenbeiträge berücksichtigt werden, inwieweit sie von Zinsänderungen beeinflußt werden, d. h. ein "Konditionenbeitragsrisiko" (vgl. Rolfes (1985a), S. 184 ff.) besteht, das isolierbar auf Einflüsse von Kapitalmarktänderungen zurückführbar ist. Zwar sind bei Produkten mit relativ invarianten Konditionen wie bei Spar- und Girokonten erhebliche Risiken offensichtlich (vgl. Herzog (1989), S. 686), jedoch muß ihre dezentrale Zurechenbarkeit mit den gleichen Argumenten in Frage gestellt werden, die für die Kalkulation des Strukturbeitragsrisikos zutreffen: Ein konsequentes Vorgehen führt zwar in der Gesamtschau eines Risikostatus zu richtig interpretierbaren Ergebnissen, widerspricht allerdings dem Postulat einer verursachungsgerechten Kalkulation, da sie die Risiken den Positionen mit den geringsten Ergebniswirkungen zurechnet, wie anband der Giro- und Sparguthaben leicht deutlich wird. Eine dezentrale Ausrichtung des Verhaltens an Konditionenbeitragsrisiken und -chancen führt zu einem Verhalten, daß aus zentraler Sicht als nachteilig anzusehen ist. So würde in einer Niedrigzinsphase aufgrund bestehender Konditionenbeitragschancen kein Anreiz zur Akquisition von Festzinsanlagen aus Giro- und Sparguthaben bestehen, während dies gerade bei hohem Zinsniveau aufgrund des erheblichen Risikos eines drohenden Verfalls der Konditionenbeiträge aufgrundsinkender Bewertungssätze der Fall wäre. Diese Problematik wird im Verlauf dieser Untersuchung noch aufgegriffen und ein Lösungsansatz vorgestellt.

4*

52

4. Dispositiver Beitrag von Transformationsentscheidungen

Die Gegenüberstellung der für die beiden Zeitpunkte angenommenen Bewertungszinssätze im variablen Bereich zeigt, welche Ergebnisänderung dem Bilanzstrukturmanagement zuzurechnen ist, weil keine Absicherung für den Fall steigender Refinanzierungskosten vorgenommen wurde. Das Offenhalten eines passivischen Überhangs an variabel verzinslichen Mitteln erklärt im unterstellten Beispiel die gesamte Veränderung der Bruttozinsspanne von 3,9% auf 3,45 %. Bei konstanten Konditionenbeiträgen und unveränderter Bilanzstruktur wird damit deutlich, daß nicht der absolute Strukturbeitrag, sondern lediglich seine Veränderung Schlüsse auf den (Miß-)Erfolg der Zentraldisposition im Management der Zinsrisikoposition zuläßt. Als Modifikation gegenüber dem herkömmlichen Vorgehen der Marktzinsmethode ergibt sich insbesondere die Ermittlung der Strukturbeiträge anhand einer Gegenüberstellung der EOZ und BOZ. Daß der so ermittelte "dispositive Beitrag" für die Messung des Erfolges aus eigengeschäftlichen Aktivitäten der Zentraldisposition günstige Eigenschaften aufweist, soll im folgenden Abschnitt erläutert werden. Der "strukturelle Beitrag" als Strukturbeitrag herkömmlicher Diktion kann lediglich als unsichere Residualspanne interpretiert werden, die nicht durch Konditionenbeiträge erklärbar ist. Nur ausnahmsweise handelt es sich um einen auch tatsächlich realisierbaren ErgebnisanteiL So dann, wenn innerhalb des gesamten Kalkulationszeitraumes -

von einer stationären Zinskonstellation ausgegangen werden kann oder

-

keine Zinsbindungsfrist ausläuft oder

-

die Geschäftsstruktur gegenüber Zinsänderungen immunisiert wurde.

4.3. Die Abbildung von Sicherungsgeschäften im dispositiven Beitrag Zur Verdeutlichung der Eigenschaften einer modifizierten Marktzinsbewertung soll wiederum von zwei vereinfachenden Annahmen ausgegangen werden: -

Die Bilanzstruktur hat sich im Betrachtungszeitraum lediglich um von der Zentraldisposition getätigte Eigengeschäfte verändert.

-

Die Konditionenbeiträge sind konstant geblieben.

Die Zentraldisposition strebe nunmehr eine konstante Bruttozinsspanne in beiden Perioden an. Hierzu ist der Überhang an variabel verzinslichen Refinanzierungsmitteln zu beseitigen. Dies soll beispielhaft dadurch erzielt werden, daß ein Swap, bei dem die Bank Festzinszahler ist, in der mittleren am Markt verfügbaren Fristigkeit (5 % in t0 ) in Höhe von 300 Geldeinheiten getätigt wird. Auf der Aktivseite wird unterstellt, daß das Institut variable Zinszahlungen in Abhängigkeit des Satzes für Tagesgeld (4 % in t0 ) empfängt.

4.3. Die Abbildung von Sicherungsgeschäften im dispositiven Beitrag

53

Beispiel 7: Auswirkung einer Zinsimmunisierung a) Ausgangsituation GE

Aktiva

aot

BOZP

0, 0

4,0

AZ

KB

EOZ

SB

10,0

6,0

4,0

SB

EOZ

KB

PZ

Passiva

5,0

0,0

5,0

1,0

4,0

Tetlling .

GE

700

400

100(

600

Hypo

7,0

1,0

6,0

0,0

6,0

6,0

0,0

6,0

1,0

5,0 Spatbriefe 300

300

Eigeng. (vat. >

4,0

0,0

4,0

0,0

4,0

5,0

0,0

5,0

0,0

5,0 Eigengesch. 300 (fest)

4,92 5,23

1300

0,00

Dispositivet Beitrag

1300

0,00

0,00

4,92

2,31 7,23

Struktureller Beitrag -0,31 Konditionenbeitrag 3,08 Bruttozinsspanne

2,n

L_._

5,23

o,n 4,46

Aus dem Beispiel wird unmittelbar deutlich, daß der als Absicherung intendierte Swap gegenüber dem Ausgangsbeispiel 6 auf S. 34 den strukturellen Beitrag negativ beeinflußt. Aufgrund der normalen Zinsstruktur und einer passivisch längeren Zinsbindung übersteigt der aus dem Swapgeschäft zu zahlende Passivzins den aktivisch vereinnahmten Satz für Tagesgeld. 7 Als struktureller Beitrag ergibt sich nunmehr ein negativer Betrag von 4 GE (0,31% von 1300 GE) 8 gegenüber I GE (0, 1 % von 1000 GE) in der Ausgangssituation. Die Differenz resultiert aus den Sicherungskosten, die der Swap dann verursacht, wenn der Aktivzins über die gesamte Laufzeit bei 4 % liegt. Sofern sich für irgendeinen Zeitraum während der Laufzeit des Swapgeschäftes ein anderer Tagesgeldsatz ergibt, zeigt sich, daß es verfehlt wäre, die Veränderung des strukturellen Beitrags 7 Die große Differenz wurde zum Zwecke einer leichteren Nachvollziehbarkeit der präsentierten Beispiele gewählt. s Gegenüber den Angaben in den Beispielen wurden den Berechnungen nicht gerundete Prozentzahlen zugrundegelegt, weshalb sich ggf. Differenzen ergeben können. So beläuft sich der mit den gerundeten Werten ermittelte strukturelle Beitrag auf 4,03 GE, während er in Wirklichkeit genau 4 GE beträgt.

4. Dispositiver Beitrag von Transformationsentscheidungen

54

unmittelbar als Kosten des Strukturmanagement anzusehen, da sie in dieser Höhe nur bis zum Eintreten der ersten Veränderung des Tagesgeldsatzes entstehen. Wäre der strukturelle Beitrag Grundlage für die Erfolgsmessung der Zentraldisposition, bestünde kein erkennbarer Anreiz zur Schließung der offenen Position. Es wäre vielmehr möglich, durch die Übernahme der Position des Festzinszahlers eine Steigerung des strukturellen Beitrags und der Bruttozinsspanne herbeizuführen, was gleichzeitig zu einer noch stärkeren Sensibilisierung des Ergebnisse bezüglich auftretender Zinsänderungen führt. 9 Ein Anreiz, auf der Basis von Zinserwartungen konsistente Operationen vorzunehmen, muß folglich durch zusätzliche Vorgaben über zulässige und wünschenswerte Entwicklungen des strukturellen Beitrags im Zeitverlauf erst geschaffen werden. Weiterhin entsteht zu jedem Bewertungszeitpunkt ein Erklärungsbedarf für den augenblicklich ermittelten Strukturerfolg, da er sowohl sicher realisierbare als auch bei Zinsänderungen nicht mehr vereinnahmbare Komponenten enthält. Solche Interpretationsprobleme weist der dispositive Beitrag nicht auf, wie das nachfolgende Beispiel zeigt. 7 b): Situation nach linearer Zinsänderung um 1,5 % bei konstanten Konditionenbeiträgen GE

Aktive

eoz• eoz•

KB

EOZ

SB

11,5

6,0

5,5

1,5

4,0

Al

EOZ

KB

PZ

Passive

GE

5,0 -1,5

6,5

1,0

5,5

Ter11ing.

700

SB

400

100(

600

Hypo

7,0

1,0

6,0

0, 0

6,0

6,0

0,0

6,0

1,0

5,0 Sparbriefe 300

300

Eigeng. (var . >

5,5

0,0

5,5

1,5

4,0

5,0

0, 0

5,0

0,0

5,0 Eigengesch . 300 (fest)

4,92 5,23

1300

0,81

Dispositiver Beitrag

1300

-0,81

0,00

'--

5,73

2,31 8,04

Struktureller Beitrag -0,31 Konditionenbeitrag 3,08 Bruttozinsspanne 2,77

~

6,04

0,77 5,27

9 Ein Swap, bei dem die Bank die Position des Festzinszahlers einnimmt, führt zu einem strukturellen Beitrag von +0,15% und einer Bruttozinsspanne von 3,23%.

4.4. Ergebnis eines aktiven Managements der Zinsposition

55

Hätte die Zentraldisposition auf das Swapgeschäft verzichtet, hätte sich im Beispiel die Konstellation des Beispiels 6 b) ergeben. Die Bruttozinsspanne wäre also um - 0,45 % des ursprünglichen Geschäftsvolumens von 1000 GE von der zinsrisikolosen Situation abgewichen. Dies rechnet der dispositive Beitrag der Zentraldisposition als Mißerfolg zu. Gleichwertig wäre es, die auf Basis der EOZ bzw. BOZ ermittelten Strukturbeiträge zu vergleichen. Aus einem Vergleich der Zahlen des Beispiels 7 mit jenen des Beispiels 6, in dem keine Immunisierung vorgenommen wurde, können nunmehr unter der Annahme, daß sich alle Zahlen als Periodendurchschnitte verstehen, die mit der Absicherung verbundenen Kosten sowie der für die Bank resultierende Nutzen bestimmt werden: Der Abschluß des Swap hat den Zinsüberschuß von zunächst 39 GE (3,9% von 1000 GE in Beispiel 6a)) auf 36 GE (2,77% von 1300 GE in Beispiel 7 a)) reduziert. Diese Einbuße von 3 GE hat aber dazu geführt, daß dieses Ergebnis ungeachtet aller eintretenden Zinsänderungen realisiert werden konnte. Im Vergleich zu Beispiel 6b), in dem auf eine Immunisierung verzichtet wurde, ergibt sich ein um 1,5 GE höherer Zinsüberschuß, da sich ohne Absicherung die Zinsspanne auf 3,45 % reduziert hätte, was einem Zinsüberschuß von 34,5 GE entspricht. Aus dem Vergleich der beiden alternativen Strategien "Nicht-Immunisierung" und "Immunisierung" könnte gefolgert werden, es entstünde schließlich durch die getroffenen Dispositionen ein Nutzen von 1,5 GE, der der Zentraldisposition zuzurechnen wäre. Hiergegen sprechen Gründe der Praktikabilität sowie in höhe. rem Maße solche der Anreizverträglichkeit: _

4.4. Der dispositive Beitrag als Ergebnis eines aktiven Managements der Zinsposition Eine allein durch den Übergang von der Risikoübernahme zur Risikovermeidung hervorgerufene Zurechnung eines positiven Erfolgsbeitrags würde den Nutzen der Immunisierungsmaßnahme bei weitem überzeichnen, da der dispositive Beitrag von - 4,5 GE auf+ I- 0 GE stiege. Im Falle sinkender Zinssätze ergäbe sich dagegen ein umgekehrtes Bild. Die Risikoübernahme würde weit über das Wachstum der Bruttozinsspanne hinausgehend belohnt. Eine aus wohlerwogenen Gründen vorgenommene Absicherung dagegen über ihre tatsächliche Ergebniswirkung hinaus sanktioniert. Zu einer vollständigen Risikoübernahme oder vollständigen Risikovermeidung bedürfte es zudem gar nicht erst der Installation eines disponierenden Bereiches, da diese "passiven" Strategien auch durch unmittelbare Vorgaben durchführbar wären. Um den tatsächlichen Nutzen der getroffenen Dispositionsentscheidungen

4. Dispositiver Beitrag von Transformationsentscheidungen

56

zu ermitteln, wäre es zudem erforderlich, analog der Gegenüberstellung der Beispiele 6 und 7 stets eine alternative Rechnung durchzuführen, die von der Fiktion ausgeht, es hätten keinerlei Dispositionen stattgefunden. Dies erscheint jedoch nicht praktikabel, da davon auszugehen ist, daß sich ausschließlich aus Steuerungsgründen abgeschlossene Eigengeschäfte nur schwerlich isolieren lassen. Der dispositive Beitrag trägt diesen Problemen Rechnung und bewertet die Aktivitäten der Zentraldisposition danach, wie gut die gewählte Strategie auf die tatsächlich eingetretene Zinsentwicklung abgestimmt war. Die Immunisierungsstrategie kann zwar als Teilerfolg gewertet werden, es wäre allerdings noch vorteilhafter gewesen, die Position so zu verändern, das in der Ausgangssituation aus Zinssteigerungen resultierende Risiko in eine Chance umzugestalten. Während bei einer Eliminierung des Zinsänderungsrisikos durch die Absicherungstransaktion lediglich ein negativer Erfolgsbeitrag des Bilanzstrukturmanagement vermieden werden konnte, hätte eine Ausweitung des Swapvolumens dagegen zur Folge, daß bei steigenden Zinssätzen zusätzliche Erträge entstünden, die ebenfalls der Zentraldisposition zuzurechnen wären: Beispie/8: Realisierung einer Zinssteigerungschance durch ein erhöhtes Swap-Volumen GE

EOZ

KB

PZ

Passiva

GE

5,0 -1,5

6,5

1,0

5,5

T"r•ing .

700

6,0

6,0

0,0

6,0

1, 0

5,0 Sparbriefe 300

4,0

5,0

0,0

5, 0

0,0

5,0

soz" BOZ'

Aktiva

Al

KB

EOZ

SB

400

KKK

11,5

6,0

5,5

1, 5

4,0

600

Hypo

7,0

1,0

6,0

o,o

500

Eigeng. (var . >

5,5

0,0

5,5

1,5

SB

Eigengesch. 500 (fest)

4,80 5,20

1500

0,90

Dispositiver Beitrag

1500

-0,70

0,20

~

5,70

2,00 7,70

Struktureller Beitrag -0,20 Konditionenbeitrag 2,67 Bruttozinsspanne 2,47

'-----

5,90

0,67 5,23

4.5. Dispositionserfolge bei veränderlicher Geschäftsstruktur

57

Bei Unterstellung eines Swap-Volumens von 500 und einer Zinssteigerung von wiederum 1,5% rechnet der dispositive Beitrag der Zentraldisposition nunmehr einen Erfolg in Höhe von 0,20 % der Bilanzsumme zu. Gegen diese Zurechnung von 3 GE als Erfolg der Zentraldisposition könnte eingewandt werden, dies entspreche nicht der Veränderung des Zinsergebnisses gegenüber dem Fall einer immunisierten Bilanzstruktur, da der Zinsüberschuß in Beispiel 8 nunmehr 37 GE (2,47% von 1500 GE) gegenüber vorher 36 GE (2,77% von 1300 GE) in Beispiel 7 c) beträgt. Dies beruht wiederum auf der zunächst negativen Marge des zusätzlichen Swapvolumens, die mit 2 GE den strukturellen Beitrag belastet und das Zinsergebnis in der nicht explizit ausgeführten Ausgangssituation auf 34 GE reduziert. Von diesem Wert ausgehend, ordnet der dispositive Beitrag dem Bilanzstrukturmanagement wiederum zutreffend die durch Zinsänderungen hervorgerufenen Ergebnisänderungen zu. An dieser Stelle wirkt sich erneut aus, daß der in der Ausgangssituation ermittelte strukturelle Beitrag nur bei Persistenz der zugrundeliegenden Zinsstruktur realisierbar wird, weshalb die tatsächlich entstehenden Sicherungskosten und auch der realisierte dispositive Beitrag erst unter Kenntnis von Ausmaß und zeitlicher Verteilung auftretender Zinsänderungen ermittelt werden können. Die in Beispiel 8 unterstellte Veränderung der Position derart, daß Zinssteigerungen nicht ein Risiko, sondern eine Chance beinhalten, zeigt, daß eine Anhindung der Erfolgsmessung an den dispositiven Beitrag zu einem Anreiz führt, die Zinsentwicklung richtig zu antizipieren und entsprechend zu disponieren: Bei relativ geringer Unsicherheit über das Vorzeichen von Zinsänderungen werden "aktive" Transformationsstrategien gefördert, während bei völliger Unsicherheit über die Richtung der Zinsentwicklung die Immunisierung mit einem Nullergebnis die überlegene Alternative sein wird. Die Qualität struktureller Dispositionen wird somit ex post durch die Validität der ihnen zugrundeliegenden Prognosen bestimmt.

4.5. Dispositionserfolge bei veränderlicher Geschäftsstruktur 4.5.1. Neugeschäft Während Neugeschäfte unmittelbar den strukturellen Beitrag beeinflussen, wirken sie sich aufgrund der Identität von bewertungs- und entscheidungsorientem Bewertungssatz zunächst neutral auf das dispositive Ergebnis aus. Je nach Zinsvereinbarung und Betrachtungshorizont werden ihnen erst dann Strukturbeiträge zugerechnet, wenn von ihnen Ergebnisänderungen ausgehen. Aufgrund des saldenrechnerischen Zusammenhangs zwischen fest- und variabel verzinslichen . Geschäften ist stets sichergestellt, daß der dispositive Beitrag die Nettoveränderung des Zinsüberschusses erfaßt.

58

4. Dispositiver Beitrag von Transformationsentscheidungen

Die Wirkungen werden unmittelbar deutlich: Wird z. B. ein Passivgeschäft mit Festzins neu abgeschlossen, ergibt sich der Einfluß dieses Abschlusses auf die Gesamtposition allein aus der Analyse der nunmehr realisierten Geschäftsstruktur. Bestand zuvor ein aktivischer Festzinsüberhang, wird dieser reduziert. Bei Vorliegen einer aktivischen Festzinslücke wird diese vergrößert. Somit werden mittelbar auch die Dispositonserfolge betroffen. Je nach Portefeuille, herrschender und erwarteter Zinssituation kann die disponierende Stelle auf die Hereinnahme der Position durch entsprechende Ausgleichsoperationen reagieren.

4.5.2. Berücksichtigung von Ablaufstrukturen und Prolongationen Da "fester" und "variabler" Zinssatz lediglich relativ zu einem bestimmten Betrachtungszeitraum definiert sind, nimmt mit dessen Länge auch die Zahl der Geschäfte zu, deren (Nominal-)Verzinsung sich ändern kann. Resultieren Veränderungen lediglich aus Schwankungen der Zinssätze ohne Veränderung der Geschäftsstruktur, könnten diese reinen Preiseffekte leicht berücksichtigt werden. Ein Vergleich zwischen dem ursprünglichen BOZ einer bestimmten Klasse von Geschäften und dem sich aus der Zusammenfassung von Altgeschäft sowie prolongierten und substituierten Geschäften ergebenden EOZ führt zu einer Integration der Ablaufstruktur in die Ergebnismessung. Das erwartbare Auslaufen von Zinsvereinbarungen und deren Prolongation wären damit unmittelbar auch Gegenstand der Dispositionsentscheidungen. Den durch die Prolongation von Festzinsvereinbarungen entstehenden Diskontinuitäten der Ergebnisentwicklung hätte der Dispositionsbereich entgegenzuwirken. Durch das zukünftige (Wieder)Festhalten des BOZ für die prolongierten Geschäfte ist somit sichergestellt, daß die Zurechnung der Veränderung des Zinsergebnisses in voller zeitlicher und betragsmäßiger Synchronität mit seiner Entstehung vorgenommen wird. Im Gegensatz zum dispositiven Beitrag verzeichnet die in anderen Vorschlägen -und hier insbesondere jenen auf der Basis von Rolfes (1985a) eingeführten Strukturerfolgselastizitäten - vorgenomme Zurechnung Strukturerfolge gerade dann, wenn die Konditionen und Bewertungssätze festgeschrieben sind. Bei Auslaufen von Zinsvereinbarungen und deren Prolongation führt die Anpassung des Bewertungszinses zu einer diskontinuierlichen Anpassung des ermittelten strukturellen Beitrags um die Differenz zwischen dem ursprünglichen und dem neuen Satz. Diese zu einer Änderung des durchschnittlichen Bewertungssatzes führende Anpassung sollte dagegen zum Zeitpunkt ihres Entstehens in die Ermittlung des dispositiven Beitrags eingehen. Somit wird ein Anreiz geschaffen, die Ablaufstruktur explizit zu berücksichtigen. Durch die Abspaltung des dispositiven Beitrags gelingt es, ex post realisierte und unrealisierte Komponenten des Strukturbeitrags zu trennen. Ex ante lassen sich die für den Planungszeitraum erwartbaren Ergebniswirkungen angeben.

4.5. Dispositionserfolge bei veränderlicher Geschäftsstruktur

59

Durch die Konzentration auf die Positionen, die als verursachend für Ergebnisschwankungen zu identifizieren sind, wird eine anreizverträgliche Grundlage für die Steuerung von Zinsänderungsrisiken und -chancen gewonnen. Von der gedanklichen Konzeption führt dies in die gleiche Richtung, wie sie in Veröffentlichungen aus der Bankpraxis schon mehrfach befürwortet wurde. 10 "Eine Orientierung an den Preisen der Vergangenheit hilft zur Entscheidungsfindung bezüglich der Steuerung des Transformationsergebnisses nicht weiter." 11 Vielmehr bedarf es einer konsequenten Ausrichtung an den Veränderungen des Zinsüberschusses. Mit dem dispositiven Beitrag ist zwar eine kostenrechnerische Abbildung veränderter Zinssätze, jedoch kein alle praktischen Bedürfnisse befriedigendes risikoanalytisches Instrument gewonnen. Aus diesem Grunde sind die vorliegenden Vorschläge zur Risikomessung und -Steuerung hinsichtlich ihrer Eignung als Entscheidungshilfen für die Probleme der Bankpraxis zu sichten. Die Zusammenführung der verschiedenen Ansätze in einen analytischen Rahmen mit expliziter Einbeziehung des Zeithorizontes wird schließlich zu einem Ansatz führen, der als Grundlage für die Ermittlung dispositiver Beiträge so hinreichend komfortable Eigenschaften aufweist, daß die Erwartung gerechtfertigt erscheint, daß die bei einer konkreten Umsetzung entstehenden Kosten mit hoher Wahrscheinlichkeit durch den gestifteten Nutzen aufgewogen werden.

10 Vgl. insbesondere Aesch et al. (1984), Hans-Rudolf Flesch I Friedrich Piaskowski I Jürgen Seegers (1987b), Marktzinsmethode bzw. Wertsteuerung - neue Thesen und Erkenntnisse aus der Realisierung, in: Die Bank, o. J. (1987).9, S. 485 - 494, Benke et al. (1989) 11 Benke et al. (1989), S. 433.

5. Konditionenbeiträge bei nicht-statischen Marktbedingungen In der Literatur zur Marktzinsmethode werden Probleme der Risikoanalyse im Rahmen des "dualen" Steuerungsgedankens in den Budgetierungsprozeß verlagert. 1 Allerdings wurde hierbei übersehen, daß nicht die Vermeidung jedweder einzelgeschäftsbezogener Risikozurechnung, sondern vielmehr deren Herausrechnung aus der Marge dem Ziel einer risikofreien Bewertung dienlich wäre. Dies resultiert aus der Überlegung, daß Zinsänderungserwartungen mitbestimmend für die Konditionenpolitik sind und sein müssen. Die Preispolitik im Kundengeschäft ist als integraler Bestandteil der Risikopolitik zu sehen. 2 Da über die Konditionengestaltung Erwägungen zur zukünftigen Zinsentwicklung letztendlich auch in die Margenberechnung einfließen, muß folgerichtig eine explizite Berücksichtigung marktpolitischer Variablen im Steuerungsprozeß erfolgen. Da eine erschöpfende Analyse aller denkbaren Problemstellungen den Rahmen bei weitem sprengte, werden einige besonders wichtige und gleichzeitig aufschlußreiche Fälle herausgegriffen. Es sind dies das Realkreditgeschäft und diejenigen Einlagen, die de facto nahezu invariante Konditionen, aber dennoch eine variable Bewertung aufweisen, wie dies für Sicht- und Spareinlagen vorgesehen wird. Besonders für den Bereich des Realkreditgeschäftes drängt sich die Frage nach der richtigen Zuordnung von Bewertungszinssätzen geradezu auf. 3

I Vgl. Reinhold Hölscher ( 1987), Risikokasten-Management in Kreditinstituten, Frankfurt IM. 1987, S. 255 ff.; Schierenheck (1987), S. 250 ff.; Schierenheck I Rolfes (1988), s. 219 ff. 2 Vgl. Aiden L. Toevs I William C. Haney (1986), Measuring and Managing Interest Rate Risk: A Guide to Asset I Liahility Models used in Banks and Thrifts, in: Rohert B. Platt (ed.), Controlling Interest Rate Risk, New York u. a. 1986, S. 256-350, S. 257. Zur Beeinflussung des Zinsänderungsrisikos mit absatzpolitischen Mitteln vgl. Bangert ( 1987), S. 302 ff. 3 Zum folgenden vgl. ausführlich SchierenbeckiRolfes (1988), S. 185 ff.

5.1. Steuerungs- und Bewertungsprobleme am Beispiel des Realkredites

61

5.1. Steuerungs- und Bewertungsprobleme am Beispiel des Realkredites 5.1.1. Bewertung nach Maßgabe der vereinbarten Zinsbindung 5.1.1.1. Zahlungsstrukturkongruente Alternative Realkredite weisen in der Regel Laufzeiten von 15 bis 30 Jahren auf. Im Gegensatz zu den bei Bausparkassen und Hypothekenbanken üblichen Bedingungen sind für die gesamte Finanzierungsdauer gültige Festzinsvereinbarungen im Universalbankbereich weitgehend unüblich. Im allgemeinen wird also die Frist, für die Kapital im Rahmen solcher Geschäfte gebunden wird, über den Zeitraum Festzinsbindung hinausreichen. Insofern stellt sich das Problem, daß Geschäfte unter Unsicherheit über die nach Ablaufen von Festzinsvereinbarungen eintretenden Bedingungen, insbesondere des für die Fortführung der Finanzierungsabsprache gültigen Zinssatzes abgeschlossen werden. Die Vielzahl der im Zusammenhang mit der Prolongation eigentlich zu behandelnden Fragestellungen soll hier auf eine einzige verengt werden: Wie ist ein Darlehen zu bewerten, bei dem Laufzeit und Zinsbindungsfrist nicht identisch sind. Dies sei anband eines Beispiels von Schierenheck I Rolfes (1988, S. 188) illustriert, in dem von vierjähriger Laufzeit bei zweijähriger Festzinsbindung ausgegangen wird. Der Nominalbetrag belaufe sich auf DM 200.000,-, der Nominalzinssatz betrage 4% bei einem Disagio von 10 %. Gemäß Preisangabenverordnung ist ein Effektivzins von 10,71 % (exakt: 10,7067076 %) auszuweisen, da der Gesetzgeber eine Verrechnung des Disagio auf den Zeitraum der Zinsbindung vorsieht. 4 Getilgt wird in vier Raten a DM 50.000,-, zahlbar jeweils zum Jahresende. Die Darlehensbedingungen mögen weiterhin halbjährliche Zahlung der Nominalzinsen vorsehen. Eine Zinsverrechnung finde jeweils zum Jahresende statt. Die sich aus den Daten des Beispiels ergebenden Zahlungen sind in der Tabelle auf Seite 62 zusammengefaßt. Es sei angenommen, am Markt herrsche eine steigende Zinsstruktur mit folgenden Sätzen: 6 Monate:5,00 % 12 Monate:6,00%

18 Monate:6,50 % 24 Monate:7,00 %

Unter der Annahme, daß es sich bei den angegebenen Sätzen um solche für Titel mit jährlich nachschüssigen Kuponzahlungen handelt, hat ein Portefeuille, das in allen Zeitpunkten die gleichen Zahlungen wie das Kreditgeschäft garantiert, folgende Struktur: 5

4

Vgl. Schierenheck I Rolfes ( 1988), S. 183 f.

Kapital

180000,00

176000,00

141057,94

138057,94

317557,94

Jahr, Halbjahr

11

12

21

22

:E 10,71

10,71

10,71

10,71

10,71

EZ

34000,00

7390,73

7551,33

9421,90

9636,04

Eff.zinsen

180000,00

138057,94

3000,00

34942,06

4000,00

Tilgung

-

0,00

138057,94

141057,94

176000,00

Restkapital

2-jährige Zinsbindung I 200.000 DM I Nominalzins 4 %; Disagio 10%

214000,00

153000,00

3000,00

54000,00

4000,00

Zahlungssumme

(JQ

g

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c

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5.1. Steuerungs- und Bewertungsprobleme am Beispiel des Realkredites

63

Zahlungsstrukturkongruentes Bewertungsgeschäft für den Zeitraum der Zinsbindung Jahr

A~ernativ-Tranche

GKM-Zins

GKM•Zahlung

11

3902,44

5,00

4000,00

12

41322,45

6,00

54000,00

21

2905,57

6,50

3000,00

22

142990,65

7,00

153000,00

I:

191121,11

214000,00

Effektivzins (PAngV)

10,7067076%

Bewertungsszins

6,85595518%

Konditionenbeitrag

3,85075242 %

Ein aus Kupontiteln gebildetes Portefeuille, das die gleiche Zahlungsstruktur für alle zukünftigen Zahlungszeitpunkte garantiert, hätte also einen Marktwert von DM 191.121,11. Die Differenz von DM 11.121,11 gegenüber dem Auszahlungsbetrag des Kredites entspricht dem Barwert des Konditionenbeitrags. Bei Vornahme einer entsprechenden Arbitrageoperation ergäbe sich ein sicherer, sofort entnehmbarer Gewinn. Bis zu diesem Punkte herrscht in der Literatur zur Marktzinsmethode Einmütigkeit. Abweichende Standpunkte werden dagegen hinsichtlich der Entnahme dieses Betrages im Zeitverlauf vertreten. 6 Die mit Argumenten periodischer Abgrenzung begründete Ablehnung des aus einer zahlungsstrukturkongruenten Bewertung gewonnenen Vergleichszinssatzes stützt sich wesentlich auf die Prämissen, die für die Verzinsung des Barwertes des Konditionenbeitrags bis zu seiner Entnahme zugrundegelegt werden. 7 Vor dem Hintergrund der im Rahmen der Investitionstheorie geführten Diskussion um die Eignung des internen Zinsfußes als Vorteilhaftigkeitskriterium sind sie keinesfalls überraschend. 8 s Transparenter und rechentechnisch wesentlich bequemer ist die Verwendung von - aus den Kuponsätzen abgeleiteten - Nullkuponsätzen zur Bewertung, da sich die Barwerte der Zahlungen unmittelbar durch Multiplikation mit dem jeweiligen Diskontierungsfaktor ergeben. Dieses Vorgehen setzt sich auch in der Literatur zur Marktzinsmethode mittlerweile durch. Zur Ableitung und Anwendung vgl. Marusev (1990), S. 25 ff. Eine besonders anschauliche Anwendung auf die Bewertung des Swapgeschäftes findet sich bei Heinz Dieter Gottschalk I Edgar Weissenberger (1988), Management von SwapPortfolios, in: Die Bank, o. J. (1988).10, S. 542-548. 6 Vgl. Marusev (1990), S. 51 ff. 7 Zur Diskussion vgl. ausführlich Schierenheck I Rolfes (1988), S. 120 ff. 8 Nahezu jedes einschlägige Werk enthält Beispiele für fehlerhafte Investitionsentscheidungen auf der Basis des internen Zinsfußes. Vgl. z. B. Lutz Kruschwitz (1990), Investitionsrechnung, 4. Auf!., Berlin I New York 1990, S. 85 ff.

64

5. Konditionenbeiträge bei nicht-statischen Marktbedingungen

Bei der zeitlichen Verteilung der Entnahme des Konditionenbeitrages handelt es sich nicht um eine ökonomische bzw. investitionsrechnerische, sondern ausschließlich um eine buchhalterische Fragestellung. Die Menge der möglichen Lösungen wird hierbei allein durch die Existenz von Finanztiteln mit den gewünschten FäHigkeiten determiniert. Existieren für alle angestrebten Entnahmezeitpunkte Nullkuponanleihen, läßt sich der Barwert des Konditionenbeitrags beliebig "verrenten". 9 Aufgrund der Sicherheit über die Kalkulationssätze im Zeitverlauf ergibt sich das aus der Investitionstheorie bekannte Ergebnis der Äquivalenz von Annuitäten- und Kapitalwertmethode. 10 Die Zugrundelegung eines bestimmten Entnahmeplans hat dennoch in der Diskussion um die technische Realisierung der Marktzinsmethode einen breiten Raum eingenommen. Strittig behandelt wurde dabei insbesondere die Frage, welchen zeitlichen Bezug die Kalkulation haben sollte. Hier stehen sich insbesondere die Standpunkte von Flesch et al. (1987) sowie Schierenbeck/ Rolfes (1988) gegenüber. 11 Während erstere über die Verwendung realer Renditen einen expliziten Abschluß des Zeithorizontes anstreben und einer zahlungsstrukturkongruenten Bewertung den Vorzug geben, präferieren letztere eine kapitalbasisorientierte Kalkulation. Diese richtet sich nicht an dem durch ein Geschäft hervorgerufenen Zahlungsstrom, sondern an dem durch seinen Abschluß im Zeitverlauf gebundenen Kapital aus. Damit wird erreicht, daß für die Bewertung keinerlei Wiederanlageprämissen benötigt werden. Allerdings entfernt sich dieses Vorgehen in bedeutendem Ausmaß von finanzmarkttheoretisch Bekanntem. Zudem verschließt es sich mit dem Postulat der Prämissenfreiheit explizit der Adaption theoretischer Fortschritte bei der Bewertung von Finanztiteln, 12 zu denen Bankgeschäfte lediglich eine Teilmenge bilden: Prämissenfreiheit impliziert logisch den definitorischen Ausschluß von Problemen der Unsicherheit über zukünftige Zinssätze und Zahlungen.

5 .1.1.2. Kapitalstrukturkongruente Bewertung Während im vorausgegangen Abschnitt ein Portefeuille von Kapitalmarkttiteln generiert wurde, das in allen zukünftigen Zeitpunkten die gleichen Zahlungen wie der zu bewertende Kredit aufweist, strebt die kapitalstrukturkongruente Bewertung eine jederzeitige Identität des in einem Geschäft und dem zu seiner Bewertung herangezogenen Marktportefeuille gebundenen Kapitals an. Bei einem ausschließlich an der Fristigkeit der Zinsbindung ausgerichteten Kalkulationszeitraum ergibt sich für den Beispielfall eines Darlehens mit zweijähriger FestZum Nachweis vgl. Marusev (1990), S. 51 ff. Vgl. kruschwitz (1990), S. 85. II Vgl. ausführlich Schierenheck I Rolfes (1988), S. 124 ff. 12 Im Sinne der von Wilhelm vorgenommenen Klassifizierung sind reine Diskontierungsansätze auf der untersten Stufe der Entwicklung theoretischer Analysen von Preisen für Finanztitel ohne Wahlrechte anzusiedeln. Vgl. Wilhelm (1983), S. 9. 9

10

5.1. Steuerungs- und Bewertungsprobleme am Beispiel des Realkredites

65

zinsbindung folgendes Portefeuille, das zu jedem Zeitpunt eine Kapitalbindung in Höhe des jeweiligen Saldos des Kreditkontos aufweist: 13 Alternativportefeuille mit gleicher Kapitalbindung im Zeitraum der Festzinsvereinbarung Jahr

GKM-Tranche

GKM-Zins

GKM-Zahlung

11

3902,44

5,00

4000,00

12

35207,57

6,00

47167,80

21

2905,57

6,50

3000,00

22

137984,42

7,00

147643,33

1:

180000,00

-

201811,13

Effektivzins (PAngV)

10,7067076%

Bewertungszins

6,8683929%

Konditionenbeitrag

3,8383147%

In der Gewinn- und Verlustrechnung führt die Kreditvergabe gegenüber der Marktalternative bei den gegebenen Differenzen zwischen Effektiv- und Bewertungszins zu den als Konditionenbeitrag ausgewiesenen Mehrerlösen. (Siehe Seite 66.) Im Gegensatz zur zahlungsstrukturkongruenten Alternative ergeben sich nunmehr also Überschüsse in zukünftigen Zeitpunkten. Dagegen fiel der Konditionenbeitrag vorher als Barwert in t0 an. Die zeitliche Entnahme dieses Betrages blieb offen bzw. stand zur Disposition. Eine Abdiskontierung des in der Zinsüberschußrechnung ausgewiesenen Konditionenbeitrages mit den GKM-Sätzen der Ausgangssituation (6% für ein Jahr, 7% für zwei Jahre) als Nullkupon-Sätze führt zum gleichen Barwert des Konditionenbeitrages wie im Falle der Zahlungsstrukturkongruenz.

5.1.2. Bewertung für den Zeitraum der Kapitalbindung Für einen Kredit mit zweijähriger Zinsbindung und vierjährigem Tilgungsplan beinhaltet die zinsbindungsorientierte Bewertung die Fiktion, der am Ende der Zinsbindungsfrist bestehende Saldo des Debitorenkontos werde auch tatsächlich zurückfließen. Dies ist allerdings nicht geplant. Vielmehr muß eine an der jeweiligen Kapitalbindung ausgerichtete Betrachtung auch die zweite Hälfte der Laufzeit t3

Entnommen aus Schierenheck I Rolfes (1988), S. 188.

5 Breuer

---

Kapital

178000,00

139557,94

317557,94

Jahr

1

2

:E 10,71

10,71

10,71

EZ

34000,00

14942,06

19057,94

Eff.zinsen

Zinsüberschußrechnung

6,87

6,87

6,87

GKMZ

21811,13

9585,39

12225,74

GKM-Zinsen

12188,87

5356,67

6832,20

Kond.beitrag

g

c :s

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0

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VI

0\ 0\

5.1. Steuerungs- und Bewertungsprobleme am Beispiel des Realkredites

67

in den Kalkül ziehen. Die Berücksichtigung der gesamten Kapitalbindung ergibt bei Fortführung des obigen Beispiels folgendes Bild: 14 4-jähriges Tilgungsdarlehen; 2-jährige Zinsbindung I 200 000,- DM I Nominalzins 4 %; Disagio 10 % Jahr

Kapital

EZ

Eff.zinsen

Tilgung

Restkapital

Zahlungssumme

11

180000,00

10,71

9636,04

4000,00

176000,00

4000,00

12

176000,00

10,71

9421 ,90

3494,07

141057,93

54000,00

21

141057,93

10,71

7551,33

3000,00

138057,93

3000,00

22

138057,93

10,71

7390,73

138057,94

0,00

153000,00

31

100000,00

10,71

5353,35

5213,79

94786,20

5213,79

32

94786,20

10,71

5074,24

44786,20

50000,00

55213,79

41

50000,00

10,71

2676,68

2606,90

47393,10

2606,90

42

47393,10

10,71

2537,12

47393,10

0,00

52606,90

I:

463647,58

49641,38

180000,00

-

229641,38

Die Kapitalbindungs-Alternative Jahr

GKM-Tranche

GKM-Zahlung

11

3902,44

5,00

4000,00

12

35705,77

6,00

48871,52

21

2905,57

6,50

3000,00

22

38144,55

7,00

48979,10

31

5025,34

7,50

5213,79

32

44620,20

8,00

52407,73

41

2503,63

8,25

2606,90

42

47192,51

8,50

51203,87

I:

180000,00

-

Effektivzins (PAngV)

5*

GKM-Zins

10,7067047%

Bewertungszins

7,8255365%

Kondnionenbenrag

2,8811682%

216282,91

68

5. Konditionenbeiträge bei nicht-statischen Marktbedingungen

Aufgrund der positiven Steigung der Zinsstrukturkurve führt die Einbeziehung des Zeitraumes nach Ende der Zinsbindungsfrist zu einem erhöhten Alternativzins und somit bei gleichbleibendem Effektivzins zu einer verringerten Marge. 15 Gegenüber der besseren Wiedergabe der vertraglichen Vereinbarungen hinsichtlich der Zahlungsstruktur wirken sich Art und Dauer der Zinsbindungsfrist in keiner Weise mehr auf das Kalkulationsergebnis aus: Geschäfte mit gleichen Zahlungsströmen weisen gleiche Bewertungszinssätze auf; gleichgültig, ob und für welchen Zeitraum ein Festzins vereinbart wird. Es handelt sich zwar um einen dynamischen Kalkül, Probleme der Unsicherheit über zukünftige Zahlungen und Zinssätze finden jedoch keinerlei Berücksichtigung. Auf der Basis des vorausgegangenen Beispiels sollen die aus der Wahl abweichender (kapitalbindungsorientierter) Bewertungskriterien resultierenden Steuerungswirkungen untersucht werden. Dabei ist insbesondere zu prüfen, ob dem Zinsbindungs- oder aber dem Kapitalbindungskriterium der Vorzug zu geben ist.

5.2. Die Behandlung von Zinsänderungen bei abweichenden Kalkulationskriterien 5.2.1. Zinsbindungsorientierte Bewertung und zukünftiger Zinserfolg Eine Ausrichtung des Bewertungssatzes an der vereinbarten Zinsbindungsfrist führt dazu, daß die zum Zeitpunkt des Geschäftsabschlusses herrschende Zinsstruktur die relative Vorteilhaftigkeil der unterschiedlichen Bindungsfristen stark beeinflußt. Dies resultiert daraus, daß die Kapitalmarktsätze für die jeweiligen Laufzeiten wesentlich stärker differieren als die Konditionen für Festzinsvereinbarungen gleicher Laufzeit. Während sich je nach Restlaufzeit Renditeunterschiede bis zu 3 % ergeben haben, wichen die durchschnittlichen Konditionen für die verschiedenen Zinsbindungsfristen nur ausnahmsweise um mehr als einen Prozentpunkt ab. 16 (Siehe Abb. 2, Seite 70.)

Das Beispiel ist wiederum Schierenbeck/Rolfes (1988), hier S. 190, entnommen. Vgl. auch Schierenbeck I Rotfes (1988), S. 191. 16 Basis sind die Durchschnitte der jeweiligen Monate. Quellen: Statistisches Bundesamt "STATIS-BUND"; Deutsche Bundesbank, Monatsberichte, Januar 1991, S. 52*; Deutsche Bundesbank, Statistische Beihefte zu den Monatsberichten der Deutschen Bundesbank, Reihe 2, Wertpapierstatistik, Januar 1991, Nr. 1, S. 33; eigene Berechnungen. 14

15

178000,00

139557,93

97393,10

48696,55

463647,58

2

3

4

E

Kapital

1

Jahr

10,71

10,71

10,71

10,71

10,71

EZ

49641,38

5213,80

10427,59

14942,06

19057,94

Eff.zinsen

Zinsüberschußrechnung

7,83

7,83

7,83

7,83

GKMZ

36282,91

3810,77

7621,53

10921,16

13929,46

GKM-Zinsen

13358,47

1403,03

2806,06

4020,90

5128,48

Kond.beitrag

Vl

::0:::

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Festzi nssätz e 1982

1990

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I I

IMU174f

1

8601

8812

9001

Abb. 2: Entwicklung der Effektivzinssätze für Realkredite mit Festzinsbindung

(Quelle: Statistisches Bundesamt "STATIS-BUND", Monatsberichte der Deutschen Bundesbank)

-----...- Festzins 1 0 Jahre

8801

9012

tlllllilllllllllllllllilllllllllllilitlltr

Jahre

8701

--+--- Festzins 5

8501

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5.2. Zinsänderungen bei abweichenden Kalkulationskriterien

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Eine als erste Näherung vorgenommene Zuordnung der zur jeweiligen Zinsbilldungsfrist korrespondierenden Umlaufsrendite als Bewertungssatz führt zu einer Beeinflussung der relativen Vorteilhaftigkeil der verschiedenen Zinsbindungsfristen in Abhängigkeit von der Steigung der Zinsstrukturkurve. Aufgrund der gegenüber den Marktrenditen geringeren Konditionendifferenzen in den entsprechenden Laufzeiten weisen in Niedrigzinsphasen kurze Fristen der Zinsfestschreibung höhere Konditionenmargen auf als langfristige Vereinbarungen. 17 Dies ist in Anbetracht am Markt herrschender Zinssteigerungserwartungen auch nicht unplausibel, da somit Anreize zu einer Verkürzung der Bindungsdauern vermittelt werden. Eine Zusammenstellung von einigen in den letzten Jahren aufgetretenen Konstellationen zeigt allerdings, daß bei flachen bis leicht inversen Zinskonstellationen nicht die gewünschten relativen Margen auftreten. Vielmehr führt die Gegenüberstellung der Festkonditionen mit den Umlaufsrenditen für die jeweilige Laufzeit zu dem Bild auf Seite 73. Während die zu Beginn des Jahres 1988 deutlich höhere Marge für die zweijährige Zinsbindung zu einem Steuerungsimpuls in die richtige Richtung einer tendenziell verkürzten Bindungsdauer führt, ergibt sich insbesondere bei den für 1990 aufgeführten Konstellationen sehr wahrscheinlich ein Fehlimpuls: Auch wenn die zu Beginn des Jahres herrschenden und in einer leichten Inversität der Zinsstruktur dokumentierten Erwartungen sich nicht erfüllten, hätten langfristige Festzinsbindungen stärker bevorzugt werden müssen. Insofern reichte aus diesem Blickwinkel die Vorgabe rein zinsbindungsorientierter Marktzinssätze nicht aus. Die Beispielkonstellationen machen allerdings das Dilemma direkt nachvollziehbar, das sich im Wechselspiel von Konditionenpolitik und Marktzinsentwicklung entwickelt: Eine Veränderung der relativen Konditionen in eine Richtung, die zu einer Steigerung der Attraktivität längerfristiger Zinsbindungen führt, beeinflußt unmittelbar die Konditionenmarge in die Gegenrichtung. Eine zur Abwehr von Nachfrage im kurzfristigen Bereich intendierte Steigerung des Kundenzinssatzes steigert die Marge. Ein günstigeres Angebot langfristiger Zinsvereinbarungen reduziert sie. Prinzipiell sollte auch die Akquisition von Realkrediten mit Gleitzinsklauseln durch die Wahl eines kurzfristigen Referenzzinssatzes in die aus dem Blickwinkel der Wahrnehmung von Zinsänderungsrisiken und -chancen richtige Richtung gesteuert werden können. In Niedrigzinsphasen ergäbe sich bei einem kurzfristigen Bewertungszinssatz aufgrund der relativ geringen Differenz der Konditionen zu den Bedingungen von Festsatzvereinbarungen automatisch ein Akquisitionsanreiz. In Hochzinsphasen käme es dagegen zu negativen Konditionsmargen, was die Akquisitionsbemühungen zum Erliegen brächte.

17

Vgl. auch Schierenbeck/Rolfes (1988), S. 192 f .

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Abb 3: Entwicklung der Umlaufsrenditen (Monatsdurchschnitte)

(Quelle: Statistisches Bundesamt .. S 1.\TIS-BL::\LY , Statistische Beihefte zu den Monatsberichten der Deutschen Bundesbank, Reihe 2, Wertpapierstatistik)

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(Quelle: "STATIS-BUND", eigene Berechnungen)

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Abb. 6: Fünfjähriger Festsatz versus Durchschnittssatz einer zum gleichen Zeitpunkt vorgenommenen Finanzierung mit Gleitzinsklausel

(Quelle: Statistisches Bundesamt "STATIS-BUND", eigene Berechnungen).

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