Plutarch von Chaeronea und die Rhetorik 9783111687674, 9783111300337


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Einleitung
Erster Teil. Allgemeine Fragen
Zweiter Teil. Rhetorische Terminologie
Anhang
Rhetorisches Register
Inhaltsübersicht
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Plutarch von Chaeronea und die Rhetorik
 9783111687674, 9783111300337

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PLUTARCH VON CHAERONEA UND DIE RHETORIK.

VON

ROBERT JEUGKENS.

STRASSBURG V E R L A G V O N K A R L J. T R Ü B N E R

1907.

EICHARD REITZENSTEIN BRUNO KEIL ZUGEEIGNET.

Einleitung. Plutarchs Stellung zur Rhetorik ist schon häufig nach seinen wichtigsten Aussprüchen kurz charakterisiert worden. Ein klares Bild aber ergibt sich daraus nicht; auch sind einige Funkte nur durch eine ausführliche Behandlung nach eingehender Benutzung sämtlicher Schriften ins richtige Licht zu setzen. Und das ist bei einem Mann, der eine so eigenartige Stellung in seiner Zeit einnimmt, für die Erkenntnis seiner Persönlichkeit von großer Bedeutung. Daraus nimmt der erste, allgemeine Teil der vorliegenden Arbeit seine Berechtigung. Er will Plutarchs Wertung der Rhetorik, Gebrauch der Begriffe fdVriJup, biKoXoyoc, TTOXITIKÖC dvr|p, coqncrric mit Würdigung der Sophisten und Stellung zu Attizismus an der Hand seiner eigenen Aussprüche ausführlich darlegen, wobei natürlich nicht jede vollständig belanglose Stelle angeführt werden wird. Ein zweiter Teil wird die Terminologie und das System der Rhetorik, soweit Plutarch einem solchen folgt, in seinen Spuren und Überresten durch Zusammentragen und Sichten des Materials, sofern nötig, des gesamten, festlegen. In beiden Teilen soll nach Möglichkeit die geschichtliche Stellung bestimmt werden. Den meisten Stoff liefern die Moralia, da in ihnen Plutarchs eigene Ansichten, wenn auch hier und da vielleicht von Vorlagen beeinflußt, doch durchaus als Eigenes entgegentreten. Bei den Yitae müssen wir, wenigstens für die Terminologie, meist eine Übernahme des Ausdrucks aus Quellen erwarten. Bekanntlich sind aber nicht alle unter Plutarchs Namen überlieferten Schriften der Moraliasammlung auch wirklich von ihm verfaßt. Die Literatur darüber ist sehr umfangreich; ohne weiter auf sie einzugehen, kann ich mich für meinen Zweck damit begnügen, hier zusammenzustellen, was ich nach ihr

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Robert Jeuckens,

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als vielleicht oder als sicher untergeschoben betrachtet habe. Vorausschicken muß ich, daß ich trotz Kaibels u. a. Ansicht de Herodoti malignitate entschieden für echt halte. Zweifelhafter Echtheit sind: Consolatio ad Apollonium, de fato, amatoriae narrationes, epitome libri de animae procreatione in Timaeo, compendium libri, cui argumentum fuit, Stoicos absurdiora poetis dicere, de communibus notitiis adversus Stoicos, von Fragmenten, was Stobaeus aus einem Briefe de amicitia anführt. Die Apophthegmata sowie die Instituía Lacónica kommen kaum in Betracht; denn sie sind Zettelsammlungen des Schriftstellers, die nichts Eigenes bieten, höchstens, daß aus der Art ihrer Auswahl sich Schlüsse auf Plutarchs Interesse an der Rhetorik ziehen lassen. Es wird nun im Lauf der Arbeit auffallen, wie selten die verdächtigen Schriften zu unserm Thema etwas bringen. Wenn sich in diesen Fällen kein Gegensatz zu den sicher echten herausstellt, so ergibt das kein Argument für die Echtheit; denn es handelt sich da lediglich um allgemein gebräuchliche Termini und weitverbreitete Ansichten. Über den Auszug aus der Schrift Aristophanis et Menandri comparatio habe ich unten ausführlicher zu handeln. Nächst diesen zweifelhaften Schriften behandle ich als sicher unecht de liberis educandis, Parallela Graeca et Romana, decem oratorum vitae, de placitis philosophorum, de libídine et aegritudine, de parte an facúltate animi affectibus subiecta, pro nobilitate, de fluviorum et montium nominibus et de iis quae in illis inveniuntur, proverbia selecta de iis quae fieri non possunt, de metris, de vita et poesi Homeri üb. I. Das 2. Buch der letzterwähnten Schrift rührt in der erhaltenen Fassung nicht von Plutarch her, enthält jedoch Plutarchische Ansichten1). Aber wir brauchen es nicht zu benutzen; denn was darin sich als plutarchische Ansichten kontrollieren läßt, liegt ja auch in andern Schriften vor, aus denen heraus die Kontrolle erst möglich war; und was die Terminologie angeht, so hat, wie schon Volkmann') ') Bemadakis praef. zum 7. Bd. der Ausgabe pg. IX sqq. H. Schräder: de Plut. Chaer. '0|ir)piicaTc |i€Xéxaic et vita Homeri Göttingen 1899. *) Leben und Schriften des Plutarch v. Chaeronea Berlin 1869. pg. 120 sq.

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bemerkte, der Verfasser der Schrift sicher die der spätem Zeit; das lehrt ein Blick in das Lexicon Plutarcheum Wittenbachs '), so ungenügend es auch im Einzelnen sein mag. Für unsere Arbeit ist also aus dem Buch nichts zu gewinnen. Unecht ist ferner nach Büchelers Nachweis8) die nur in syrischem Texte erhaltene») Schrift de exercitatione. Nicht benutzen konnte ich das nur in arabischer Sprache erhaltene erste Buch der als echt plutarchisch geltenden Schrift nepi ipuxnc4). Einen Blick müssen wir hier auch auf den sogenannten Lampriaskatalog werfen, den M. Treu 5 ) für "ein Verzeichnis der in irgend einer großen Bibliothek unter Plutarchs Namen zusammengestellten Werke" erklärt hat Treu hat auch 6 ) gezeigt, daß man sich "auf keinen Fall auf die Autorität des Katalogs als einen Beweis für die Echtheit eines Werkes berufen" darf. Höchstens könne man danach behaupten, daß eine Schrift schon früh Plutarch beigelegt worden sei. Nun weist der Katalog auch rhetorische Schriften auf. Davon hält Nr. 47 irepi ¿HTopiKfic ßißXia t schon Treu 7 ) für unecht, was nach den unten darzulegenden Äußerungen Plutarchs voll bestätigt wird. Eine Schrift wie Nr. 86 ei apen5) f) ßrjTopiKrj kann man sehr wohl bei unserm Schriftsteller erklären; aber ob man sie ihm mit der Sicherheit zuweisen darf, wie Treu 8 ) es tut, möchte ich doch bezweifeln. Dasselbe gilt von Nr. 219 Trpöc TOÜC öid TÖ ^riTopeueiv nr| u9|ii£iuv iyripact. ouv

ouk lneXXev

ävöpumoc TI TOTC OIXITTTTIKOIC ¿ M TTpaSeic TTpoTpeirtTai Kai TT|V AtTrrivou irpaf iv ¿Traivei. Aus dem verstümmelten Anfange der gleichen Schrift läßt sich schließen, daß Plutarch auch der Geschichtsschreibung den Wert zueikannte, die großen Taten den Späteren kundzutun; aber äv dviXqc TOUC TrpdrrovTac, oüx TOUC Tpdqjovrac (345 C). Darum haben die Historiker auch kein Recht, mit ihren Werken viel zu prunken. Sie sind ja doch, mit Ausnahme Xenophons, nur inroKprrai fremder Taten (345 E). Diese Erklärung richtet sich nicht gegen die Sophisten allein, sondern gegen alle Historiker (oi be dXXoi TtövTtc icropiKoi 345 E); und von den Rednern hat er in den vorher angeführten Stellen gerade die bedeutendsten mit Namen genannt, denen er sonst als Staatsmännern Lob zuteil werden läßt Also Taten müssen wir mit den Reden wirken, dann sind die Reden erst berechtigt Die Rhetorik ist nicht wert, allein unseres Lebens Zweck zu sein. Er selbst hat diesen Grundsatz befolgt und kann (243 A) betonen, daß er nicht npöc /|bovr|v ÖKO^C geschrieben habe. Vielmehr habe er einen Spiegel von dpeTai zusammen gestellt, damit man daraus etwas für sein t^öoe gewinne. Ihm kam es auf den Inhalt an; er ist die Hauptsache, die uns die Sprache nur vermitteln soll. Mittel zum Zweck ist die Rhetorik, nicht Selbstzweck. Die Sophisten aber gaben nur schöne Form, keinen Inhalt 41 D : ai bk TWV TTOXÄUIV öiaXe£eic Kai jieXtTai cocpicruiv ou jiövov TOIC övöjiaci TRAPATRETDCPACI X P & V T A I TOIV iiavorinäTcuv, dXXä Kai Tf|v qpuuvr)v ¿nneXtiatc Ttci Kai naXaKÖTr|ci xai Trapicuiceciv ¿«pnbüvovTtc ¿KßaKxeuouci Kai irapaq>6pouci TOUC (kpownivouc, Kevr)v fiöovriv bibovrec Kai Ktvwrlpav ööEav dvnXaußavovTec. Das wird noch weiter ausgeführt, und ab-

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Plutarch von Chaeronea and die Rhetorik.

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geschlossen durch den S a t z : ndrrr|V TOÌC fièv ó xpóvoc TOÌC òè xaì ó ßioc àvdXuuTai; vgl. a u c h Philop. 4, u n d ü b e r die W i c h t i g k e i t des voöc gegenüber d e r F o r m besonders Fab. Max. 1 ; 3 4 7 F ; 79 D ; 3 0 E . Z u allem stimmt, daß P l u t a r c h Nie. 1 Streit und H a d e r u m des sprachlichen A u s d r u c k s willen in schärfsten W o r t e n v e r u r t e i l t : è^oì ò' oXwc jièv irepi Xefiv ä|iiXXa Kai Cn^ 0TVT ri a TrpÒC étépouc ^Kp07ip£7Tèc (paÌVETai Kaì COK o i ö a , T! irtTrovOaciv oi TUI Auciou Xorw pdXicra «panevoi TtpoceoiKevai TÖV Kaxuivoc.

Oü nf|v äXXä TauTa |i£v

oic näXXov ifoeac XOTUJV i»r|TopiKUJV aicöävecöai irpocr|KEI biaKpivoöciv, R)M£IC bl KTX.; Comp. C i c . et D e m . 1 . : ¿«penaijc bi XÖ C U T Kpiveiv

Tf|v

¿v

Toic XÖTOIC

£?iv aüxiüv,

¿KCIVO

HOI

ÖOKÜU

|II>|

-rrapriceiv app^Tov, oxi KTX. (Das F o l g e n d e n i m m t e r a u s s e i n e r Vorlage,

wie

ich

bei d e r B e h a n d l u n g d e r U r t e i l e ü b e r d e n

Stil des Demosthenes § 9 E n d e z u zeigen versuche); Dem. 3 : xö bä xouc XOYOUC avTeieTctZeiv Kai drroqpaivecöai irÖTtpoc n&iaiv Fl beivöxepoc eiireiv ¿äconev. KÖKCT x ä p , die cp^civ 6 "luiv, 'beXqpivoc

¿v

xepcuj

ßia\

Er

gesteht

ü b e r S a c h e n , zu denen rhetorische

ganz

offen

Bildung

zu,

daß

er

gehört, einfach

n i c h t z u u r t e i l e n v e r m ö g e . D a r n a c h m u ß es d e n n als a u s g e s c h l o s s e n g e l t e n , daß P l u t a r c h e i n e S c h r i f t nepi ^ x o p i K r j c i n 3 B ü c h e r n v e r f a ß t habe, w i e d e r L a m p r i a s k a t a l o g N r . 4 7 w i l l ; d a f ü r bedarf

es k e i n e s l a n g e n B e w e i s e s m e h r . F e r n e r ist zu

e r w ä h n e n D e m . 1 1 : dXXd Ttepi

TOUTUJV

(die r h e t o r i s c h e n

F ä h i g k e i t e n d e s D e m o s t h e n e s ) tcainep ?TI TrXeiuu Xe^tiv ? x 0 V T f C ¿ v T a ö ö a Traueojieöa • TÖV b' öXXov aÜTou Tporcov Kai TÖ ("jöoe ä n ö TUJV rrpäEewv

Kai XRIC iroXiTtiac ö e w p e k ö a i öfoatöv ¿CTIV.

A l s o : e r w e n d e t sich v o n d e r B e t r a c h t u n g d e r r h e t o r i s c h e n F ä h i g k e i t e n , e i n f a c h a b b r e c h e n d , z u dem, w a s ihm w i c h t i g e r a m M e n s c h e n e r s c h e i n t . E t w a s g e m ä ß i g t e r als D e m . 3 d r ü c k t er

sich

Dem. 2

aus:

KdXXouc bi ' P u ^ a i K r j c

¿TiafreXiac Kai

x ä x o u c a i c ö ä v e c ö a i Kai |i€xa€va cüvb€c|i0v ¿k Tfjc cuvr|6eiac acpievTac iIjc dpfriv Kai diraöfi Kai kottwöti tu» dpeTaßXr|TUj Tr|V qppaciv TroioövTac a m u w a i . Das Ganze läßt er die Technographen sagen; was er selbst darüber denkt, erfahren wir nicht. Plutarch gesteht dadurch wieder seine Gleichgültigkeit, Rhetorisches zu beurteilen, zu, wobei denn zugleich auch die ayav vöpipoi in rhetorischen Regeln einen Hieb mit abbekommen. Daraus ersieht man, daß Plutarch freie Bewegung innerhalb der Rhetorik verlangt Vielleicht läßt sich noch anführen Cic.27: tö piv ouv Tipöc ¿xöp°üc f) avTiöiKOUc CKwppaa xp*ic9ai mtcpoxtpoic fooKei jiryropiKÖv eivai und Cic. 5: f] irepi Ta cKdjppaTa Kai Tf|v iraibiav toüttiv eürpaTreXia öikoviköv plv ¿öokci Kai yXatpupov, wo er selbst keine direkte Bemerkung darüber gibt. Im Leben des Cicero stehen merkwürdigerweise die beiden einzigen Ausdrücke der Art; aber an eine Beeinflussung durch dessen Sprachgebrauch videtur esse statt est, wird man im Ernst nicht denken können. Darum möchte ich die beiden Stellen in diesem Zusammenhange ihre Erklärung finden lassen. Man könnte nun einwerfen: Warum bringt Plutarch dennoch in den Vitae von Rednern Redeproben, wenn er der Rhetorik so wenig selbständigen Wert gibt? Ich nehme das auffälligste Beispiel. Tib. Gracch. 15: . . . Xoyov ¿v Tip bripw öieEfiXOev, oti pucpa irapa6ec6ai tuiv ¿mxeipimdxuiv ouk (Stottov rty, aiCTt imovorjöfivai Tf|v Tn9av6iT|Ta Kai TruicvoTriTa toö dvbpöc. Yon eigentlich kunstmäßiger Rhetorik berücksichtigt er also nichts. Er will nur erklären, wie überzeugend Tib. Gracchus zu reden wußte, wie gedankenreich er war. Er weist also an dem Manne nur das nach, was er selbst als Hauptforderung für den Redner aufstellte.

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Mit dieser Darlegung haben wir Plutarchs Stellung zu dem Bildungsideal der Sophisten seiner Zeit bestimmt. Was er für die richtige Bildung hielt, zeigt 4 8 D : iva ht1! coqncriicfiv ££iv icTopiKi'iv äAX' ¿vbtaderov xai qpiXöcocpov Xanßävuunev. Erstere ist die oberflächliche, die sich viel anzueignen sucht, sich mit Gedächtniskram behilft und dann damit prahlt. Die wahre Bildung ist die philosophische, die in die Tiefen geht, nicht am Äußerlichen hängen bleibt, sondern die gelernten Sachen ordnet und verarbeitet; vgl. 78 E F ; 80 A ; 999 E R Plutarch verlangt tüchtige geistige Schulung, und darum ist ihm die rein äußerlich formale Bildung ein Greuel, darum bekämpft er sie in ihren Vertretern, den Sophisten. Allein mit rein philosophischer Bildung kommt man im praktischen Leben nicht aus; die Rhetorik muß, wie sich noch näher zeigen wird, in bestimmten Grenzen hinzugenommen werden. Deshalb heißt es 4 2 CD, wenn auch nicht mit direkter Beziehung auf den Redner: ucrepov be ttou . . . ¿vnrXricöevTi bo-fucrrujv Kai ävairveucavTi ÖOTeov tt|v XeEiV, ei t i Komjjöv ?xei Kai Treptnov, ¿TncKOTteiv. D i e

Leistungsfähigkeit im praktischen Leben 1 ) beruht also auf der Vereinigung von Philosophie und Rhetorik, wobei erstere überwiegt, letztere, wie bald klar werden wird, nur aivepTÖc tteiGouc ist. Nun hatte Philon») als erster in der Akademie Philosophie und Rhetorik in seinen Schülern verbunden sehen wollen; er lehrte daher auch Rhetorik, um eine vollendete mubeia zu erzielen, fand aber in seiner Schule keinen Nachahmer, und schon sein Nachfolger Antiochos scheint Rhetorik nicht mehr vorgetragen zu haben. Daß Plutarch, mit dem die Akademie dann erst wieder greifbar auftaucht, rhetorische Vorlesungen gehalten habe, ist vollständig ausgeschlossen. Ein zweiter Gegensatz zwischen Plutarch und Philon ist der, daß dieser die Rhetorik höher schätzte. Dem Philon ist also Plutarch nicht gefolgt: Philosophie und Rhetorik erscheinen bei ihm ganz getrennt, wie bei Piaton. ') Vgl. G. Hadzsits, Prolegomena to a Study of the Ethical Ideal of Plutarch and of the Greeks of the first Century A. D. Cincinnati 1906, S. 349 und 378, wo allerdings de lib. educ. als echt behandelt ist. ») v. Arnim, Leben und Werke des Dio v. Prusa. S. 112.

Robert Jeuckens,

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§ 2. D a s flöoc a l s der e i g e n t l i c h e ò r m i o u p f ò c ireiöoöc. B e g r i f f d e s ^6oc. Ich deutete schon an, mit zwei Mitteln hat der Redner nach Plutarch zu wirken. Das geringere ist die Rhetorik, das wichtigere sein in seinen Worten erscheinender Charakter: 33 F: 'TPÓTTOC Éc9' ó ireiGuiv TOÜ X4TOVTOC, oò XÓTOC' '). xaì T p ó i r o c jièv o ü v K a ì XÓTOC f) TPÓTTOC bià XÓTOU, K a ö a i r e p irnreùc bià XaXivoO xaì òià miòaXiou K u ß e p v r r n i c , o ù b è v OÙTUJ Trov oùbè

cutrevèc

è x o ù c r i c T^C d p e T f ) c ö p t a v o v i b c TÒV XÓTOV.

Der

Eingangsvers wird also, weil nicht ganz zutreffend, dahin korrigiert: nicht der Tpóiroc allein Treiöei, sondern auch der XÓTOC, und zwar so, daß der TPÓTTOC zwar die Hauptsache bleibt, aber doch nur mittelst des XÓTOC wirken kann. Zugleich zeigt sich hier, daß als TPÓTTOC einfach die d p e n i bezeichnet wird. Genau dasselbe finden wir 801 CD : ¿ T r a v o p O u j T é o v TÒ TOÜ M e v a v ò p o u 'TPÓTTOC IC0' Ó ndöwv TOÖ XéTovroc où XÓTOC' *) x a ì T«P ó Tpónoc x a ì ó XÓTOC. eì fif| vr| Aia qpr)cei TIC, die TÒV Kußepvriniv dfeiv TÒ TTXOÌOV OÙ TÒ TrriòàXiov, K a ì TÒV bnréa crpéqpeiv TÒV ITTTTOV OÙ TÒV xP«v 6 bfjuoc Kai üqp' iLv (ärfecöai TREr|Top€c. Man kann fragen, ob TTpamoxiKÖc in der ins Lateinische übergegangenen und schon bei Cic. de or. I 45 und Quint LH 6. 59 auftretenden Bedeutung Anwalt, Rechtskonsulent steht Allein diese Bedeutung ist hier ausgeschlossen durch die Xeiptc (iTpaYMa-nKu>v), welches Wort ebenso wie der Gegensatz ßnTÖpuiv öüpai auf den Begriff des gewaltsamen Handelns führt Die xe>P£C npafnantcüjv sind daher die Fäuste der Männer der Tat; irpaxuaTiKÖc ist natürlich Euphemismus; vgl. öpn?| TrpcrfnaTiKii Lyk. 21. Gewalttaten der Bandenführer wie Kniffe der Advokaten werden hier also als unsittlich für den wahren Politiker verworfen; das flöoc soll vornehmlich Eindruck machen und die Zuhörer leiten. Dieses f|9oc oder die dptni ist ein Zustand, und zwar ist es nach Plutarch eine Öid0ectc, nicht eine Öiic; denn ££ic zur Bezeichnung des flöoc hat Plutarch nicht. Wie Ölic und öidöecic sich verhalten, möge 682 CD zeigen: Xeruj i>' öti Td |nlv nöOri nävra raic lyuxalc ¿(ifitivavia iroXuv xpövov ZEeic ivepfdZeTai novnpac- auTcu b' ÖTav iq(uv cpucewc Xdßujciv, uttö TTIC Tuxouoic Kivounevai irpoqpdceiuc, TroXXdiac Kai (JKOVTOC ¿tri Ta oiKtia Kai cuvr|0ri KaTa' iLv ¿npagav, dXX' d6e Trpurrov pefa0ü|IUJV Ke Ttpovruuv Necropeij i r a p a vrit' Oaufiacruic ¿iraiveiTai. F e r n e r 7 8 8 C D , w o r a u s i c h a n f ü h r e : ööev al TtöXeic, ÖTav irraicwciv P| r|Twp. Denn ¿trjTwp ist allgemein der Redner ohne Rücksicht auf Art und Richtung der Beredsamkeit. Es ist der Gattungsbegriff. Jeder Staatsmann kann als i>r|Twp bezeichnet werden, denn er muß reden können. Aber nicht jeder i>r|Twp ist ein Staatsmann. Dennoch bedeutet f>r|Tuup sehr häufig prägnant entsprechend der Haupttätigkeit des Staatsmannes der Volksmasse gegenüber einfach diesen. Ebenso ist jeder coq>ia¥|c ein f>r|Twp, aber nicht umgekehrt. Weil nun £r|Twp allgemein den Redner bezeichnet, so kann ein £>r|Twp in jedem der drei fivt] der Beredsamkeit sich betätigen, dadurch ist der Ausdruck ^TopiKii in seinem umfassenden Begriff erst berechtigt. In jenen drei Arten der Redner haben wir die drei Arten der Beredsamkeit vorliegen, aber nur in gewisser Weise, da der TTOXITIKÖC Xöfoc des TTOXITIKÖC avrip für Plutarch kein rhetorischer terminus im Sinne einer Stilbezeichnung ist und wir bei ihm auch nicht von einer sophistischen Beredsamkeit im Sinne der epideiktischen sprechen können. Doch repräsentiert im ganzen der TTOXITIKÖC ävrjp die beratende, der Ö I K O X Ö T O C die gerichtliche, der coqpicrric die epideiktische Beredsamkeit. Zur letztern ist nur zu bemerken, daß sie symbuleutisch werden kann, wie bei Gorgias, aber sie bleibt ihrem Wesen nach doch epideiktisch. Betrachten wir nun das Einzelne. § 5. D e r B e g r i f f des f>r|Twp uud des Ö I K O X Ö Y O C . £>r|Twp ist der Mann, der öffentlich redend auftritt und dabei Wert auf die Form der Rede legt. 350 B nennt Plutarch die ¿>r|Topec als andere Gruppe neben den TTOIRYRAI, und in der Ausführung handelt er von allen Arten der Redner. Allgemein ist £>r|Twp auch 45 B, 57 B, 803 E, hier wegen des Gegensatzes beivÖTavov enreTv, 439 B, 543 C, 1000 D, Plutarch bei Isidor. Peius. Ep. I I 42 OUTUJ T O P ¿XdXricav oi f>r|Topec, womit er die klassischen attischen Redner bezeichnet, Caes. 3 ; 54

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handelt es sich nur um allgemein rednerische Fähigkeiten, Flamin. 6, Pyrrhus 14, Dem. 18; f>r|TOpeueiv bezeichnet die Tätigkeit des f>iyru)p 613 F, 1127 A, Sulla 24; 1033 B, 1034 B wird es der Tätigkeit des Staatsmannes als selbständig gegenüber gestellt, ist also allgemein; KcrrappriTopcüeiv "durch eine Kede besiegen" 801 F. ^TopiKÖc ist derjenige, der ßryropeüeiv kann 485 B; Xerciv öuvaxöc direkt gleich ^TOpiKÖc 819 C, 737 E; i>ryropiKÖc Xotoc ist die kunstmäßig verfaßte Rede 613 B, der die zwanglose Darstellung philosophischer Lehren in der Unterhaltung gegenübersteht; 743 D, wo die Einheit der Leute der Praxis, Redner und Politiker, den Philosophen mit ihrer spekulativen Untersuchung und ihrem Dialog gegenübergestellt wird, ist (5)R|TWP ganz allgemein Redner; ferner XOTOC ^ T O P I K Ö C Cato mai. 7, Cic. 4, Pomp. 77 = Brut 33, Brut. 52; TÖ ^ T O P I K O V als Kunst des Redners haben wir 959 C, Crass. 3, Cato mai. 2, Comp. Cic. et Dem. 1; id pryropiKd gleich Tf|v f>ryropiKr|v 736 D, wie 205 A in den Apophthegmata, 744 D. Ferner ¿>r)ToptKÜ>c, mit rednerischer Kunst, 30 DE, C. Gracchus 4. Um das Kunstmäßige handelt es sich auch bei dem Ausdruck ^ryropda 975 C, Pomp. 77 = Brut. 33, 803 B, wenn auch von unzeitig angebrachtem, Pelop. 30. Das sind einige der wichtigeren Stellen, aus denen die ganz allgemeine Bedeutung des Wortes f>r|Twp bei Plutarch ersichtlich ist. Xunmehr ist zu zeigen, daß die obengenannten drei Arten der ßnTopec wirklich so bezeichnet werden. 283 B kann unter dem f>r)TUjp nur ein butoXoToc verstanden werden, denn nur ein solcher wird über eine juristisch-gerichtliche Frage zu reden haben, wie das hier erzählt wird. Klar ist 288 E 0 1 £>r|TOpec ¿ V TCÜC ÖIKCUC ; ähnlich 9 9 4 C, wo ihnen bald darauf ein Ö R M N T Ö P O C entgegengestellt wird. 4 8 6 C sind die JHKOXOYOI eine Art der ¿»lyropec; zugleich werden sie geschieden von den cocpicTeuovTtc. Verschieden sind die ÖIKOXÖTOI auch von den TioXiTiKoi avbpec oder örmcrrwYoi; das zeigte schon 994 C ff. Wenn wir ferner 534 F lesen ¿vruYXr|Tujp f| ßouXeuovTi bruiorfwYÖc, dann ist der ^lyrujp nur der fciKoXöfoc, der sodann vom örmafoiTÖc geschieden wird, ebenso 743 E. Auch Cato mai. 1 ist £IR|Tiup der ÖIKOXÖTOC. L U C . 1 nennt er

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Robert Jeuckens,

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Hortensiu8 einen öucoXotoc, den er sonst (Sulla 35, Apophth. 205 B) einen £>r|Tiup nennt. Einfach genannt wird der öiko-

Xötoc 1036 A B .

Häufiger noch als die allgemeine Bedeutung 'Kunstredner* für ¿»tynjup ist die Bedeutung 'Staatsmann'. An einigen Stellen kann man schwanken, wie Per. 39, wo die f>r|Top€c und brmarwToi als ganz gleichartig, vielleicht sogar synonym, nebeneinander stehen; mit den f>r|Topec wird wohl die bessere Klasse der Volksführer, die sich nicht mit Wühlereien und gemeinen Mitteln begnügten, gemeint sein. Per. 20 erscheinen die £r|Top€C als Werkzeuge in der Hand eines Staatsmannes, die so vielleicht selbst auch als Staatsmänner betrachtet werden können, wie Per. 7 ; 14. Sicher aber ist i»rjTujp Staatsmann Per. 37, da die ßrrropec hier nebst den crpaxriToi als die Leute aufgefaßt sind, die den Staat aufrecht erhalten sollen, die CTpctTriYoi im Kriege nach außen, die ^xopec im Innern, die einen im CTpcnfirtov, die andern auf dem ßrjua. Phoc. 9 lesen wir von ävTiTroXiTeuönevoi ¿»rj-ropec. Phoc. 21 treten £r|Topec dem Alexander entgegen, ähnlich Phoc. 13; 14 mehrmals; Staatsmänner sind sie aucli 20 C: biaciLZecöai Tr|v 'Aörivaiuuv ttoXiv utto tt^c tuiv ^TÖpiuv bixocraciac Kai Tapaxnc; 131 A: 6 Tracxouci 7ioXXoi tuiv ftriTÖpwv Kai tuiv coqpiciüuv, oi nev uttö böEnc Kai qpiXoTifiiac, oi bi biä mcöoüc F| TroXtmäc ä|iiXXac ¿EaTÖnevoi ktX. oi jiev bezieht sich nicht auf die pr)iopec, noch oi bi auf die coqpicrai, sondern oi jifcv bezeichnet einen Teil der ¿»iVropec Kai coqpicrai, ebenso oi bi. Im letzten Glied aber finden wir getrennt jiicöoi P| noXinKai äpiXXai. Die mcöoi gebühren den coqpicrai; die iroXmKai ajiiXXai bleiben den (>r\Topec; so sind diese offenbar Staatsmänner. Weiter bezeichnet Plutarch bekannte Staatsmänner nach ihrer Haupttätigkeit als i»nropec auch dann, wenu es sich nicht um Rhetorik handelt; und das ist nur möglich, wenn fi)r|Tuup ihm einfach gleich Staatsmann ist: so den Lycurgus Flamin. 12, Nik. et Crassi comp. 1; Demades: Phoc. 1 ; Andocides Alcib. 21; Phocion Phoc. 5 : tuiv fifcv dXXuuv Kaieqppövei ttoXu ¿tryröpujv, uiKiiuvoc bi ktX. ; Hyperide8 67 B ; Demosthenes Dem. 3 : öüo xäp ¿Tepouc ouk äv eüpeötivai öokw ^ r o p a c IK m£v dbo£tuv Kai nucpiiiv icxupouc

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Plutarch von Chaeronea und die Rhetorik.

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xai utTaAouc ytvontvouc, irpoacpoücavTac öt ßaaXeüci Kai TUpavvoic KTX., häufiger in den Vitae; C. Gracchus 456 A, was mir besonders wichtig zu sein scheint, weil der Mann nur als Staatsmann Redner war und als solcher nur den Namen verdiente; M. Antonius, den des Marius Soldaten töteten, Mar. 4 4 ; Cicero Dem. 3 an der bei Demosthenes zitierten Stelle, Caes. 31, 59. Eine Bestätigung für das Überwiegen der besonderen Bedeutung £>r|Twp = 'Staatsmann* können wir darin erblicken, daß ich, abgesehen von der angeführten Stelle bei Isidor von Pelusium, wo alle kanonischen Redner als Redner die Bezeichnung f>rjxop€c haben, nirgends Lysias, Isaeus, Antiphon, Isokrates, Dinarchus, welche wenig, z. T. überhaupt nicht, im Staatswesen als leitende Staatsmänner auftraten, bei Plutarch ßr|Topec genannt fand. Zweifel können auch nicht bei der folgenden Stelle auftauchen. 486 C stehen nämlich die TioXtTeuöpevoi, d. h. noXimoi dvbptc, und die f»r|Top€c scharf getrennt gegenüber; die iroXiTeuöntvoi zerfallen in crparriYouvTec und örinr|Topec in ÖIKOXÖYOI und coqncreüovTec. Da hier die Art der Beredsamkeit der Staatsmänner nicht angeführt ist, läßt sich aus der Gegenüberstellung nicht schließen, daß die rcoXiTtuoiievoi nicht als ji>r|Topec bezeichnet werden. Plutarch bezeichnet also seinen TTOXITIKÖC dvn'p auch als £>r|TU)p. Dieser kann in die Lage kommen, Gerichtsreden halten zu müssen; dann tut er es aber als Staatsmann für den Staat, oder er tritt als eigentlicher ÖIKOXOYOC vor Gericht auf, um durch einen großen Erfolg eine ¿px^l 7ToXiTeiac Ivöofoc zu erlangen 805 B. Daraus folgt aber nicht, daß der TroXmKÖc dvrjp mit dem ÖIKOXÖTOC etwas gemein habe. Es sind zwei getrennte Begriffe in der Gattung des fMyruip. Und (irjTUJp heißt auch der coq>ir|TU)p 144 B genannt, auch cons. ad Apoll. 120 E. Ein Unterschied in den Bedeutungen, so daß etwa cor|Tujp als praktischen Redner bezeichnete, läßt sich dabei nicht feststellen. Die letzte Stelle: ICTOI bi irpöc TÖ rrapöv

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Robert J e u c k e n s ,

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Kaipia Kai X P H C L M A T( * XexöevTa irpöc KaXXiKXea TÖV 'AÖr|vaiov, ¿Taipov be Kai (jaGniriv TopTiou TOU pnropoc würde sogar, wenn sie wirklich von Plutarch herrührte, mit ihrem na0r|Tr|c TOÖ PNROPOC entschieden dagegen sprechen. B e i Isidor. Peius. Ep. I I 4 2 ist man versucht zu glauben, mit Plutarchs W o r t e n würde derselbe Gorgias von den jiriTopec ausgeschlossen, wäre also als coqpicTric kein ¿>r|Tiup. Mit dem oi ^nropec aber werden, wie bereits bemerkt, die kanonischen attischen R e d n e r bezeichnet. Gorgias bleibt also trotzdem ein pryrwp; das beweist im Grunde auch der ganze Satz. J e d e r cor|TUjp; daß aber nicht jeder pr)Tuup ein cocpicrnc ist, ist selbstverständlich. J a , die Staatsmänner und die Sophisten werden besonders scharf geschieden. I c h erläuterte schon 1 3 1 A, wo ich die pr|Top€c als Staatsmänner fassen mußte 1 ). Dort heißt e s : TOIV jbryropwv Kai TÖIV coqpicrüiv, nicht TWV ^Topujv Kai cotpicniv. Das bedeutet Trennung von zwei verschiedenen Gattungen. Dagegen haben wir 5 4 3 E oi bi pr|Topec Kai cocpicrai . . . ¿v Taic ¿mbciEeci; denn sowohl die jinVropec wie die cocpicrai konnten ¿mbetHtic halten; sie treffen sich in diesem Punkte, sie sind dann eine Einheit, und so kann Plutarch ihre Bezeichnungen durch einen Artikel verbinden. Aem. Paul. 6 : oü ydp növov TpanfjaTiKoi Kai coqpicrai Kai ¿>r|TOpec, dXXd Kai TtXdcrai Kai £wTpacpoi Kai muXaiv Kai CKUXÖKWV ¿Tricidrat Kai öi&äacaXoi öripac "EXXrivec r^cav Trepi TOUC veavicKOuc. Da muß coqpicrai L e h r e r der Philosophie bedeuten, die Beredsamkeit aber ausgeschlossen sein. W a s sollten sonst die ¿»yropec? Diese fasse ich hier als L e h r e r der Rhetorik, die ja nicht notwendig auch Sophisten sind. Dann haben wir Grammatik, Philosophie und Rhetorik als die drei bekannten Unterrichtsgegenstände. Den (i>r|Twp als L e h r e r sehe ich auch Themist. 2 : 0emcroKXea Mvricir|Topoc ÖVTOC OÜT£ TUIV qpuciKujv KXri0evTUuv qpiXocöqpwv KTX. und Cic. 4. TWV Äciavaiv ^rjTopujv ZevoKXei. . . cuvecxöXacev, ¿v be 'Pööw ¿>r|Topt M^v ÄTToXXaiviuj TU) MöXuuvoc KTX., da es sich immer um ein ') Dasselbe hat, wie ich nachträglich sah, auch Brandstaetter,

de notionum HOXITIKÖC et ccKptcrric usu rhetorico, Leipz. Studien XV.

pg. 238. Anm. 2 angenommen.

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Plutarch von Chaeronea und die Rhetorik.

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Verhältnis von Lehrer zu Schüler handelt. Und Pomp. 42 'Epfjdfopav töv £r|Topa kann ich auch nicht anders verstehen. Sämtliche Stellen aber, an denen ich die Bedeutung Lehrer für f)r|Twp erkennen zu sollen meinte, stammen aus den Vitae; Beeinflussung des sprachlichen Ausdruckes ist überall denkbar. Und so muß der prixuup als Lehrer der Beredsamkeit bei Plutarch mit einiger Vorsicht aufgenommen werden. Der klareren Darstellung halber habe ich die Artbegriffe als bekannt vorausgesetzt und ihre Bestimmung aus der Anwendung bei Plutarch nicht erst zu gewinnen gesucht. Diese müssen wir jetzt geben. Der imcoXoYoc ist Gerichtsredner, wie schon bemerkt; mehr ist von ihm nicht zu sagen; wir können deshalb gleich zur Definierung des ttoXitikoc dvrip bei Plutarch übergehen. § 6. Der B e g r i f f des ttoXitikoc dvrip. Über den Begriff ttoXitik6c dvrip hat C. Brandstaetter (s. S. 40 Anm. 1) bereits gehandelt, ich bin zu denselben Resultaten gelangt wie jener. Aber seine Darstellung ist für unsere Zwecke zu kurz, einiges müssen wir auch hinzunehmen; und so führen wir die ganze Untersuchung von unten auf noch einmal. Bei Plutarch ist der ttoXitikoc dviip der Staatsmann, d. h. der Mann, der ein öffentliches Amt bekleidet oder es sich zur Aufgabe gestellt hat, dem Volke ein Führer zu sein, und auf dieses Ziel seine ganze Kraft verwendet, er ist ein bniicrrurröc, der in der Rede ein bewährtes Mittel zum Wirken besitzt. Ihn definiert Plutarch geradezu 795 E und 798 B mit dem Iliasvers I 4 4 3 : mj9wv te pr|Tfip* iiwevai TiptiKTfipa te ip^wv. Diesen Vers hat Cicero de or. III 57 übersetzt mit oratorem verborum actoremque verum; er nahm ihn aus des Akademikers Philon Buch über die Rhetorik, wie v. Arnim 1 ) gezeigt hat. Plutarch aber war ebenfalls Akademiker, und so liegt die Vermutung nahe, daß dieser Vers zur Bezeichnung des Staats') Leben und Werke des Dio v. Prusa, Berlin 1898. pg. 100.

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Robert Jeuckens,

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mannes in der Akademie üblich w a r ; vielleicht war er auch allgemein in Gebrauch, wie denn Maximus Planudes 1 ) infolge rhetorischer Tradition ihn wieder b r i n g t Von den iroXmKoi heißt es: 792 D f| bfc twv toXitikuiv' ££ic, eüßouXia Kai euTOuav, outuj nepirrfi ìcaì cofJapà XéEic dvnXanTrei tuj dupocm} npóc tò ònXoùnevov . . ., ai òè tujv iroXXàiv òiaXéfeic xaì neXéTat cocptcrtliv où |ióvov toic òvònaci TrapaTreTac^aa Xpujvxoi tùiv biavotmaTUJV àXXà Kai tt)v q)uuvr)v ènneAeiaic nei xaì naXaxanici Kaì Trapictuceciv è/|Topec; 'Aciavöc ist hier vielleicht nur geographische Bezeichnung; doch s. Susemibl, Gösch, d. griech. Litt, in der Alexandrinerzeit II. 489ff.

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Plutarch von Chaeronea and die Rhetorik.

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Plutarchs Zeit nicht mehr vorhanden. Vielmehr blühten gerade in Asien nunmehr die Attizisten, so daß durch Bezeichnung der Sophisten als Asianer Verwirrung angerichtet worden wäre. Die Beredsamkeit brachte aber noch immer fehlerhafte Richtungen hervor. Plutarchs Urteilsstandpunkt ihnen gegenüber ist natürlich sehr subjektiv, viel enger als der der Attizisten dem Asianismus gegenüber. Das werden seine Bemerkungen zum Stil der Sophisten gezeigt haben, das folgt auch aus seiner ganzen Stellung zur Rhetorik. Er nannte so Sophisten diejenigen Redner, die in ihrem Stil das zeigten, was man früher einmal als Asianismus bezeichnete, ebenfalls alle, die auf die äußere Form zu viel oder auch nur mehr Wert legten als auf den Inhalt, die Vertreter der rein formalen Bildung. Es kann gar nicht die Rede davon sein, daß irgendwo bei Plutarch cocpicrric ein Ehrenname sei, wie die Sophisten ihn in Anspruch nahmen und wir ihn bei Lucian rhet. praec. 1 finden; im Munde des Plutarch sollte er es nicht sein. Es ist einfach ihr Name, der für Plutarch etwas Verächtliches haben kann, weil er Philosoph ist, — so auch, wenn er 385 E die sieben "Weisen nicht coqpiciai nennen will, was nach 857 F Herodot getan hat — der aber oft ganz neutral steht, z. B. wenn Plutarch Leuten, mit denen er verkehrt, diesen Namen gibt. Dagegen 988 F u. 989 B muß man couuvr)v eie TO OÌKCÌOV . . . dXXà

ènépaXe

Mévavòpoc

') Vgl. 531 B : olov év cu nuoci ai cpiXov KiBapwòòc qibei KOKWC P| TroXXoO KUJ|aaibòc éuuvrmUvoc ¿inTplßei Mivavbpov KTX. X I I , 4.

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66

Robert Jeuckens,

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oCftujc i(ii£e tt|V Xeftv i&cre ttocij Kai tpucei Kai biaöecei Kai fjXiKiqi cüjincTpov eivai, Kai Taöia veoc jifcv f n toö npätnaToc ai^d^evoc, iv dcK^r) bi. toö TTOtetv Kai öibaaceiv TeXeuTricac, 8t£ inaXiCTa xai TrXeicTiiv ¿Ttiöociv, die 'ApicroTiXnc qpr|ci, Xaiaßavei to nepi if)v Xe£tv toTc Tpac öt'

äotböc, ¿mcra|i£vujc*

jtfcv ou, XiTupuic ö t Kai T^aqpupiijc riTÖpeuKev.

aptXei xaÖTa Kai

KnXei Kai irpocaTCTai Trävrac, äXX' uicTrep ¿v fiöboic

bei Kav-

ö a p i b a qjuXdrrecöai tt|v ßXaccpnuiav aüroü Kai KaicoXofiav, Xeioic Kai diraXoic cxrmaciv

ÜTrobeöuKuiav, i v a pr] Xaöwuev aTÖTrouc

Kai lyeubeic irepi t u i v dpicruuv Kai nexicnjuv Tfjc 'EXXaboc TTÖXewv Kai ävbpaiv böiac

Xaßöviec. 8 5 5 A : f) ö ' 'Hpoöotou KaKoiiöeia

Xiio-repa n^v ¿ c t i v apiXei Kai paXaKWTtpa Tfjc ©eoTropTrou, KaGä-

ctcvoö irapatoü 'Hpoööiou

TrrtTai 06 Kai Xuirei paXXov, u'icirep oi Kpüqpa biä

ttv£ovt€c

ave^ioi

tüjv

biaKexupevwv.

854 E F :

( L ü c k e ) ttoXXouc pev, iL 'AXefavöpe, Kai f| Xe£ic ojc dcpeXric Kai

ttövou

öixa

itXeiovec be

Kai I > a ö i u j c

toüto

irpöc

toTc

¿TTtTpexouca

tö t^öoc oütoö

¿£r|7TaTr|Ke •

irpaYpactv

Tterrövöaciv. ou f d p pövov,

die etc TOUC dXr|0ivouc ä r w v a c ¿mtribeioi, kann niemand sagen. Wenn nun Dionys eine ganze Reihe anderer Reden mit Namen aufführt, die SthenelaYdasrede aber nicht, Plutarch dagegen unter den wenigen grade diese hervorhebt, so ist dem Plutarch die Rede als besonderes Muster erschienen, und er steht so zu Dionys in einem gewissen Gegensatz. Ich glaube annehmen zu dürfen: Plutarch hat bei der Lektüre des Thukydides sich selbst sein Urteil gebildet und danach Reden als Muster empfohlen.

Kai eic

Nach diesem für unsere Frage nicht unwichtigen Exkurse kehren wir zurück zu den allgemeinen Urteilen über Thukydides. Q u i n t i l i a n berichtet X 1 7 3 : densus et brevis et semper instaus sibi Thucydides . . . Thucydides concitatis, Herodotus remissis affectibus melior est, ille contionibus, hic sermonibus, ille vi, hic voluptate, was Blass l ) ihn aus Dionys entnommen haben läßt. Marcellinus de Thuc. vita et orat. forma, der sich nach 9 0 (ed. Haase) in der Stilkritik im Gegensatz zu Dionys v. Hai. befindet, sagt 7 9 : beivöc bi nöorpacpncai K 0 " M^V TOTC |iepeci catpiic, UTTÖ bi TR)V cuvtaEiv ¿vioTe B I Ä TÖ ¿TTtTtivov xfjc ¿PUNVEIAC dbriXoc eivai boKÜiv — über die dcacpeia auch 55, ferner 96, wo als Grund dafür angegeben wird TÖ imepßafoTc xaipciv — ') Attische Beredsamkeit» I. 207. Anm. 1.

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Robert J e n c k e n s ,

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8 2 : èv òè Tate à(pnTnc€Ci cqpóòpa òuvaTÓc, vaujiaxiac rmìv Kaì TToXiopKiac vócouc t€ Kaì CTÓctic òir|Yoó|ievoc. 87 : néÀei òè acmi» koì öykou tUjv òvo|iidTUJV. 80: i x « òè xapaKTTÌpa ÙTrépc€|ivov xaì )iéfav. 55 : £riXwrric òè féfovev ó ©oukuòìòhc . . . TTivòdpou eie tò neToXoq>uèc xaì ùtpr)Xòv toö xapaKTfjpoc. 42 : ó òè (se. Thuk.) HéTpioc Kaì èmeiKr|c Tfjc dXriGtiac rjTTuuv. 96: TroiKiXuUiaTOC èv toìc tt^c Xéfeiuc cxnMaci. 87: jiéXei aÙTiI» . . . òeivÓTryroc twv ¿vGufitiMÓTiuv. 8 0 : ai òè ßpaxunyrec Gaunacraì Kaì twv XéEeuuv oi vóec TrXeiovec. Allgemein von der Trefflichkeit der Reden spricht er 58. Dann 81 : tò òè yvuuhoXoyikòv aÜToO ndvu ¿Traivetóv. Volle Bewunderung zeigt 73: Kai dTreXGiüv èv Tri Gpckq t ò kóXXoc èKtì ttìc cuTYpacpnc cuveOriKev. Marcellinus weiß aber auch Fehler aufzuzählen. Suidas und die andere noch erhaltene Vita Thucydidis bringen nichts, was hier angeführt werden könnte. Wichtig sind dann die S c h o l i e n als die Vertreter der Schulweisheit, wenn sie auch die Stilkritik sehr wenig berücksichtigt haben, ad III 38 : Die èvdpteia wird au einer Stelle vermißt; dagegen ad IV 4 lesen wir twv koG' imepßoXf|v èvapywc eipnnévujv ècrì toüto; also hat man an einer Reihe von Stellen besonders große èvap^eia gefunden, ad IV 59: bei einer Rede crmeiiucai tò ttoGhtikov. òtivÓTrjc an einer einzelnen Stelle ad I 20 ; an einer Rede findet der Scholiast mehrfach t ò òuvotóv ad IV 17, IV 92. Das Streben nach Kürze des Ausdrucks ad I 24 betont: tò téXoc eirrev òvtì rf|c TrpdSeuuc cuvTomJÙTepov eimùv xaì Kaivórepov. tò ^dp eìneiv òti inreòéiavTo tt)v Trpecßeiav Kaì KaTéGevTO ti^v Tinaipiav iroirìcai jiaKpòv

TTOXITIKW XÖTUJ Xeyeiv aürr|v. Wichtig ist endlich der Rhetor Hermogenes, der Thukydides Trcpi iöeiiiv I I Kap. 1 2 , 5 einen eigenen Abschnitt widmet 1 ). Nach dem Eingang desselben schätzt er ihn sehr hoch; weiter: Kai TÜJV iCTOpiKUJV

¿V TtpdjTOlC 'Hpoböiou bld TOUTO ¿|iVli-

cOnMev ÖTI TiavriTupiKiJÜTepoc Kai fjbiaiv oü öouKubiöou ^lövov, CTXX' ICUJC KTX., was mit Plutarchs Ansichten stimmt, wenn wir das rein technische TiavriYupiKWTepoc ausschalten. Hermogenes bezeichnet Thukydides auch als cunßouXeuiiKÖc: 6 TOI'VUV 0 . fjdXicra ^eyeSouc ¿qnefievoc Tirfxdvei ntv TOÖ neY£0ouc, OÜ jir|v oijTrtp ¿qpiecöai |ioi ÖOKti ^eT£0ouc xirrxdvfi . . . ¿m^eXfiTai |j£v

Täp Kocjiou 8 T I naXicTa • ßouXönevoc B E eivai Kai TOÖTO üninXov auTtl) Kai ÜTiepofKOv, iräXiv ÜTrep€KTtiTrrei KT£ . . . dEnjufianKdc BE 6 dvr)p dXX' 8TI naXicra . . . Mehrmals ist von dcaqxia die Rede. Bei dem Vergleich der Urteile brauchen wir Dios B e merkung, als zu unbedeutend, nicht weiter zu berücksichtigen. W i r sehen Plutarch dem größten griechischen Historiker schrankenlose Anerkennung zollen. Was er an ihm in stilistischer Beziehung lobt, bringen auch die andern, nur, weil sie technisch-wissenschaftlicher gebildet waren, genauer. Darum ') Bei Walz rhet. graeci III 396 sqq. ( = Spengel II 421 sqq.).

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mußten sie auch die Fehler der cüvöecic oder eüpecic rügen, während Plutarch gerade diese rein theoretischen Sachen als sophistisch bei Seite ließ. Was wir bei ihm lasen, könnte ebenso gut heutzutage jemand schreiben, ohne technische Quellen zu benutzen oder einer besondern ästhetischen Schule anzugehören. Dafür, daß Plutarch ohne jede Beziehung zu den vier großen Kritikern seine Bemerkungen über Thukydides schrieb, ist ein sicherer Beweis der aus rein persönlichen Gründen hineingebrachte Zug der eüneveia und die Behandlung der Reden als Muster, die sich leider außer bei Dionys nicht kontrollieren ließ. Eine wörtliche Übereinstimmung, um zum Überfluß das auch noch zu sagen, zwischen ihm und einem von jenen zeigt sich nirgends. Und wenn Plutarch und Dionys den Thukydides als Muster des Attischen hinstellen, so zeigt eine nähere Einsicht in die Stellen, daß «ine Verwandtschaft zwischen ihnen keineswegs besteht. Was Plutarch über Thukydides zu sagen wußte, hatte er hauptsächlich aus der Schule mitgebracht. Das beweisen klar die Urteile des Marcellinus, der Scholien, des Hermogenes mit ihrer Schulweisheit, die, ohne selbst nähern Zusammenhang zu zeigen, im wesentlichen mit Plutarch übereinstimmen. Hier hatte er auch die technischen Ausdrücke gelernt. Aber das Lob der eöneveia läßt erkennen, wie er im reifen Alter sein Urteil selbständig ausgestaltete, als er immer wieder seinen Thukydides las und durch keine rhetorisch-wissenschaftliche Kritik sich den Genuß des Kunstwerkes trüben ließ. In der Reihe der Geschichtsschreiber folgt X e n o p h o n . 79 D hören wir, daß es Leute gebe, die ihn öid Tr|v Xefiv benutzten, ?T€pov bi iCTtKr|v |uxpooc oüöt XÖTXc ouv oüx ?neXXev ävOpujTroc it«OoßeTc6ai xai cüpprn>ia «PAXATTOC D «poßoupevoc tpuivffcv cpwvrjcvn cuTxpoücai xai cuXXaßfj TÖ ic6xuiXov ¿vbetc ¿£€vrpc«v. F: 'Icoxpanic bt pucpoO Tptic öXuntnäöac ävr|Xu)C€V, iva Tpd^IIJ TÖV TTavriTupixöv Xöfov, OÜ crpaTcucäftfvoc KTX. 351 A: oixoi xaOijcTO ßißXiov ¿vaTrXdrrruuv TOIC övöpaciv. Diese Urteile sind sämtlich aus derselben Schrift entnommen. Dazu paßt 613 A B : eu Y\ enre, vr| TÖV A I Ö V U C O V ¿iuüpvirro TÖV XÖTOV, ti Toiairrac f|IEXXT Trepatveiv ncpiöbouc, alc IfieXXe XapiTwv ävctCTarov Ttvricecöai CUHTTÖCIOV. Rein stilistisch tadelt Plutarch nur die TrepiepTia, sonst nichts. Nicht von Belang ist dabei, daß er sie bei Isokrates in gradezu übermütigen Worten unter Gegenüberstellung der praktischen Tätigkeit des Staatsmannes verhöhnt; denn er verwirft sie überhaupt, und so können wir das Stilurteil über Isokrates als für Plutarch feststehend annehmen. In dem Tadel der irepieptia des Isokrates stimmen die andern Kritiker überein. Aber sie wissen auch Vorzüge zu rühmen. Plutarch konnte diese nicht finden, weil Isokrates zu viel Wert legte auf die Vollendung der Form; im Kampfe dagegen ging jenem die Fähigkeit, das wirklich Gute zu erkennen, verloren. Diese Erklärung zeigt zugleich wieder die volle Subjektivität des Urteils des Plutarch, der bei der Stilbeurteilung, auf der Schulbildung fußend, durchaus selbständig vorging. Dio bringt über Isokrates nichts; aber daraus folgt kaum, etwas, da er ja auch Piaton nicht namentlich erwähnt 1 ). C i c e r o Or. 150, 151: Isokrates habe allzu sorgfältig den Zusammenstoß zweier Vokale gemieden. B r u t 33 bezeichnet er es als "vielleicht" ein Lob, daß man den Rhythmus als nicht gesucht empfinde, was bei Isokrates nicht der Fall sei. l

) Aber vgl. B. Keil, Hermes 23, 1888, 366 f.

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Plutarch von Chaeronea a n d die Rhetorik.

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D i o n y s v. Hai. sagt de Isoer. 2 : seine Darstellung sei ircpiepTOTipa als die des Lysias: 6 tdp dvf|p OUTOC Tf|v eüeireiav ¿k TravToc btiiiKEi Kai TOO T^atpupiüc Xcteiv CTOXOTIETAI näXXov f| TOÖ äcpeXwc, TÜJV Tt T TravTÄc ujpaicpoG Kai iraibiäc eic öeivorriTa Kai ciroui>r|v CUVRVRNIVOC OUK ¿XXuxviwv öbwöev . . . dXX' übpoiTociac Kai cppovTiöuiv Kai TTIC XeTOM€vr)C mKpiac TOÜ ' ) Die unter Plutarchs N a m e n überlieferten D e c e m oratorum vitae bringen uns nichts.

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Robert J e a c k e n s ,

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TpoTrou Kai cruTvÖTTiTOc ktX., also keine nepieptio; auch dies Urteil bildete sicher Plutarch selbst; comp. Cic. et Dem. 1: ÄcptiKibc bt To cuTKpivetv tt|v ¿v toTc Xotoic Kiv aCrrüiv, ¿«Ivo liioi boKtü fjtVi irapnceiv äppiiTov, öti Aimoc6evtic ^¿v eic tö

TOpiKOV ¿V£T€IV£ TTCIV ÖCOV £?X£V ¿K q>UC£U)C f) äCKr|C£WC XÖTIOV, imepßaXojitvoc ¿vapftia |i£v Kai bEivdnyn touc ¿Tri xiliv crfujvuuv Kai TUIV blKWV CUVeg€TaiO|i€VOUC, öfKUJ bk Kai fi£yaXOTTp£Tr£tOL

TOUC ¿Tni)€IKTlKOÜC, ¿Kplßtioi öl Kai TEXV1J TOUC COqpiCTCtC ktX.

Diese Stelle macht einen recht wissenschaftlich-rhetorischen Eindruck in ihrer Gedrängtheit und Schärfe der Gegenüberstellung; ich möchte daher glauben, sicher ist es natürlich nicht, daß dieses technische Urteil nicht Plutarchs Kopf entsprungen, sondern übernommen ist, und zwar aus der Dem. 2, allerdings nicht gerade freundlich erwähnten cuTKpicic An(iocöevouc Kai Kixepuivoc des Caecilius. Alcib. 10 heißt Demosthenes tüjv ^Topuiv 6 buvaTWTaroc; hervorgerufen ist der Ausdruck durch das vorhergehende öuvotöc enrtiv, womit Alkibiades bezeichnet wird; demnach stammt der Ausdruck tujv ¿»riTÖpuuv 6 öuvaruJTaToc von Plutarch selbst. Sicher aus den Vorlagen aber übernahm er Dem. 9 die Bemerkungen über TtXäcna, den Gestus, und cxnMaT>cnöc, die Körperhaltung; das konnte er nicht aus eigener Erfahrung wissen; er verweist auch bald nachher auf Eratosthenes, Demetrius, die Komiker als auf seine Quellen; vgl. Dem. 11. Ein Widerspruch zwischen den Urteilen der Moralia und denen der Vitae findet sich nicht; wohl aber bringen die der Moralia und der Vitae, welche sicher plutarchisch sind, dasselbe, was jene eine, vielleicht aus Caecilius stammende Stelle bietet. Wir können also Alles in gleicher Weise benutzen. Weglassen durfte ich wieder zwei äTTOnT6pwv toüc dpicrouc Tic oük ¿iricraTai Armocöevriv

fcuvdnet

re diraTTeXiac Kai ötivouiTi

biavoiac Kai 7rXr|0€t Xöxwv TrdvTac touc i>r|Topac imepßeßXriKOTa, Auciav bi

ßpaxöiriTi Kai dirXÖTirn Kai cuvexeiqt biavoiac

Kai Tili XeXnöevai t^v öeivöniTa. TTXriv oük äv ¿tw coi cunßouXeOcaim Ta noXXä toütoic ¿vnrrxdvtiv dXX' Tireptibij tc naXXov Kai Aicxivq. toutujv ydp dirXoiicrepai T€ al buvaneic Kai eüXri-

TTTOTtpai al KaTacKeuai Kai to KaXXoc tüjv ¿Keivuiv XeiTTÖM€vov. Dem L y c u r g u s rühmt TevvaiÖTnc toö Tpönou nach.

övohotwv oüb£v er airXonic Kai

C i c e r o Or. 6 : in oratoribus Graecis quidem admirabile est quantum inter omnis unus excellat Brut. 3 5 : nam plane quidem perfectum et cui nihil admodum desit Demosthenem facile dixeris. vgl. De or. I 58. Über die ctutvottic Or. 104. Dann Or. 2 3 : recordor longe omnibus unum anteferre Demosthenem, qui vim accommodavit ad eam quam sentiam eloquentiam, non ad eam quam in aliquo ipse cognoverim. Hoc nec gravior extitit quisquam nec callidior nec temperatior. Sogar dem Lysias wird er B r u t 35 vorgezogen; vgl. De opt gen. or. 6. Die Macht seiner Rede wird hervorgehoben De or. I I I 28. Ad Att. I I 1, 3 — 6 werden die philippischen ') vgl. Terminologie unter Stillehre.

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Reden gerühmt, da er darin cejivoTtpoc Tic Kai TtoXiTocdiTepoc i s t Die Beredsamkeit der Ctesiphontea kann gar nicht übertroffen werden Or. 133. Ferner Or. 111 : multae sunt eius totae orationes subtiles ut contra Leptinem, multae totae graves ut quaedam Philippicae (vgl. Plutarch.),- multae variae ut contra Aeschinem falsae legationis, ut contra eundem pro causa Ctesiphontis. Or. 1 1 0 : porro Demosthenes nihil Lysiae subtilitate cedit, nihil argutiis et acumine Hyperidi, nihil levitate Aeschini et splendore verborum 1 ). Daß Demosthenes des Cicero Ideal ist, zeigt klar Brut, 289. Fehler hat Cicero an ihm nicht entdeckt, außer, daß er manchmal nicht volltönend genug ist Or. 1 0 4 ; vgl. Plut. Dem. 24 ein dasselbe bezeugendes ctTTOqjöeYna, das Plutarch von den brmocöcviZeiv irpocTTOioü|!evoi entlehnt hat®). Daß Demosthenes nicht eigentlich witzig gewesen sei, sagt Cicero Or. 90 8 ). Seine fulmina, sein irdGoc hebt er hervor ad Att. X V l b . 2 : Or. 234. D i o n y s v. Hai. de imit. pg. 28, 29 Usen.: 6 bt Armocöfvric EÜTOVOC irj cppdcet Kai Kexpa^voc TOTC f|9ea Kai XiEewv ¿KXofrt KTK0C|jr||iev0C Kai xpd»|ievoc xäEei TT) kotu tö cupqpepov Kai fi€Tä TOÖ ctfivoö TR|v xäpiv I x ^ v Kai cuvexnc, ofc (idXicTa biKacrai KaiexovTai. Diese xdpic haben wir auch de Demosth. 13. J a er geht soweit, zu behaupten, wenn Reden ohne Namen überliefert wären mit xdpic, dann könnte man zwischen Lysias und Demosthenes nicht leicht unterscheiden, so groß sei die Xdptc des Demosthenes. Bei den beiden Rednern muß aber die x^pic auf andern Ursachen beruhen, denn sonst könnte er de Lys. 11 die Reden des Lysias nicht an der x^ptc erkennen wollen und behaupten, daß Lysias die übrigen Redner an xäpic übertreffe; vgl. de Dem. 8, Anfang. Mit der x^pic hängt auch zusammen die ri&uxric de Dem. 8 : ¿voc oüöevoc ilEiwce xevtcOai Cn^wT^c OUTE x a P a K T n P 0 C OUT' dvöpoc . . . ¿E äTrdvTuuv ö' auTiiiv öca KpaucTa Kai x P l ^ w r a r a »W ¿^Xtfö') Dieses Zitat zeigt auffallende Ähnlichkeit mit jener von Plutarch vielleicht aus Caecilius übernommenen Stelle. An direkte Verwandtschaft zu denken, hindert aber alles. *) Irgend einen Gegensatz zu den bnnocöevlZeiv Ttpociroioüjievoi kann ich aus der Stelle nicht herauslesen. 3 ) Vgl. darüber Blass. Die attische Beredsamkeit III. 1. pg. 186.

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Plutarch von Chaeronea und die Rhetorik.

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fievoc cuvüqjaive Kai piav ¿K TTOXXUIV biaXtKTwv äntT&ei, ficraXoTrptTrfj Xmiv, TrtpiTTrJv d i r i p r r r o v , . . . aucrripdv

IXapdv . . .

Das gewaltige Trdöoc schildert Dionys de Dem. 22 und allgemeiner de Thuc. 53, wobei er bemerkt, daß Demosthenes von Thukydides übernommen habe TOI xdxn (Gedrängtheit) Kai TÄC cucTpoqpctc (die straffe Zusammenziehung der Perioden) Kai TOUC TÖVOUC KCB T6 mKpöv Kai TO crpuqpvov KAI xr|v ¿fexetpoucav Ta naOri öeivoTnia, wie er überhaupt die öeivonic bei ihm betont De Lys. 6 : raÜTr|v (sc. TT|V cucrpoqpriv) ÖXI'TOI JILV ¿|IIJNICAVTO, A P Hocöevric bt Kai ÜTrepeßdXeio TrXr|v oüx OUTUJC eirreXiIic oübi f|öeiav

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TRAÖIYNKRIV,

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TriKpdic. Das 7T€piepTov wird auch sonst getadelt, so de Dem. 9. Daß Demosthenes die cüvöecnoi beschränkte, weiß Dionys de Dem. 9 auch und findet darin ein Trepitprov; er bringt Beispiele aus der dritten Philippica und der Midiana; da nun Plutarch die Philippicae insgesamt zur Nachahmung empfiehlt, besteht hier ein gewisser Gegensatz zwischen ihm und Dionys. "Weiter stellt Dionys Demosthenes als Muster der praktischen Rede hin de Dem. 18 ff. und 32 und konstatiert dabei die Verwandtschaft zwischen Demosthenes und Thukydides, so, daß Demosthenes von Thukydides gelernt habe. Beide stellte Plutarch nebeneinander als Muster für die TTOXITIKOI X Ö T O I auf, erkannte ihnen also Ähnlichkeit zu. Q u i n t i l i a n VI. 32 von der Fähigkeit Witze anzubringen: plerique Demostheni facultatem huius rei defuisse credunt, Ciceroni modum: . . . non displicuisse illi iocos sed non contigisse. V I . 2, 24 gibt er ihm die höchste beiviucic unter den Rednern. X . 1,106: cura plus in illo (sc. Demosthene), in hoc (Cicerone) naturae. Also Trepiepfia. X . 1, 76: longe princeps Demosthenes ac paene lex orandi fuit (sc. oratorum), tanta vis in eo, tam densa omnia, ita quibusdam nervis intenta sunt, tarn nihil otiosum, is dicendi modus, ut nec quod desit in eo nec quod redundet invenias. X I I . 10, 23: quid denique Demosthenes? non cunctos illos tenues et circumspectos vi sublimitate impetu cultu compositione superavit? non insurgit locis? non figuris gaudet? non translationibus nitet? non

90

[428]

Robert Jeuckens,

oratione ficta dat tacentibus vocem? non illud iusiurandum per caesos in Marathone et Salamine propugnatores rei publicae satis manifesto docet praeceptorem eius Platonem fuisse? X I I . 10, 2 6 heißt Demosthenes summus orator, aber er wird getadelt, daß er die "affectus" nicht genug "concitate" errege. P h o t b i b l . 2 6 5 , p . 4 9 1 b 40 B k : jiapTupeT öe Kai tü c x r i n a r a {cti fötp c u v € c r p a ( i ( i e v a n e r a yopyöttitoc Kai iroiKiXiav toi X ö f w i r a p e x ö | i e v a • Kai t « P

¿pwrr|ceic n p o ß ä X X e T a i

xai t ö äcuvbeTov, otc Armocöevnc

xa'Pei

Kai

unocrpoqpäc

XP^iitvoc.

a X X a Kai

f| c ü v ö e c i c ¿Tii|jeXf|C Kai Tr|v ¿ v a p f e i a v t o i KÖCfiw ou b i a q > 6 e i p o u c a a'i T t i r e p i o b o i Tip dirripTicueviu c u v a ^ ö f i e v a i Kai t ö Ttpenov x a x o ö öiacubiouci.

rcav-

265,p.492b 12 Bk: 8coi qpuceiuc Ituxov mKpoTe-

p a c T€ Kai TraöriTiKUJTepac rjc o ü x n K l C T a A r m o c ö e v r i c t e Kai'Apicrei-

Muster des Attischen ist Demosthenes 158, p . 101 b 5 und 2 0 B k ; er ist " d e r " Redner 2 3 9 , p. 319 a 16 Bk. Zusammenfassend bemerken wir, daß alle Kritiker Demosthenes als den gewaltigsten der Redner hinstellen. Plutarch erwähnt nichts von des Demosthenes xctpic, er spricht sie ihm sogar ab; auclT Dio kennt sie nicht. Dionys aber weiß von ihr. Wenn die beiden Lateiner nichts von ihr bringen, dann empfanden sie sie nicht, oder sie fanden sie nicht in ihren Quellen erwähnt. Zudem sprechen Dionys und Quintilian, die ja dieselben Vorlagen hatten, von der r r t p i e p r i a des Demosthenes, die Plutarch energisch leugnet. Seinen Worten widerspricht auch die von Dionys hervorgehobene Mischung der x a p a i c r i i p e c . So zeigt sich eine Verschiedenheit der Ansichten in Grundfragen, die eine Benutzung ähnlicher oder derselben Quellen durch Plutarch, Dionys und Quintilian oder gar Benutzung der Werke des Dionys und Quintilian durch Plutarch völlig ausschließt. Die großen übereinstimmenden Urteile können hieran nichts ändern; sie waren Gemeingut und Plutarch aus der Schule und ihrer traditionellen Lehre bekannt. Dio stimmt mit Plutarch überein, aber er sagt so wenig über Demosthenes, daß ich auf die völlige Übereinstimmung gar keinen Wert zu legen wage. Auch mit Cicero läßt sich keine nähere Verwandtschaft aufzeigen, eher wegen der "subtilitas" bei Cicero das Gegenteil, ebenso mit Quintilian, der ja auch des Defcric fitTexei.

[429]

Plutarch von Chaeronea and die Rhetorik.

91

mosthenes Ttepiepria kennt Eines könnte als Verwandtschaft bei diesem ausgelegt werden, die Erwähnung des Eides per caesos in Marathone et Salamine propugnatores rei publicae, die Plutarch 350 C auch hat: f| . . . TOV Ar)|iocOevouc irepi TOÖ cre mixe TTXdxwvoc mixe Annocöevouc mixe Aicxivou xö iXaxxöv ¿cxiv dnevnve-fnevoc. Im allgemeinen berichten alle Schriftsteller, wie wir sahen, dasselbe über Lysias. Merkwürdig ist nur, daß Dio von der xe nMa MH^v dXXoTpiov tiIiv irpaTnaTiuv ¿neXöetv airrw noch weniger. Es muß so dahin gestellt bleiben, ob Plutarch die jwm?i als viertes tpfov der f>riT0PlKIl betrachtete oder nicht. In den tcxvoi seiner Zeit fand sie sich jedenfalls. Die inroKpicic nennt Plutarch wohl*): Dem. 11: toic (iev OÜV TTOXXOIC ÜTTOKplVOMtVOC f|p£CK€ öauHaCTÜJC, Cic. ö: OU mKpa bä npöc tö Treiöeiv inriipxev ¿k tou imoKpivecöai i>oirn t«I» K i Kipwvt, Dem. 7: TreicGevra t>' öcov ¿k T»ic imoKpiceiuc tw X ö t u j köqiou Kai xäpiToc npöcecn ktX. Merkwürdigerweise finden wir nun imöxpicic in den Moralia vom Redner gebraucht kein einziges Mal als terminus, und doch legt Plutarch, wie wir früher bei der Behandlung der Sophisten sahen und später noch bei Anweisungen für die imÖKpicic sehen werden, hohen Wert auf sie, weil sich in ihr so viel r^öoc offenbaren kann. Also ') Nach Radermacher (nicht viel abweichend Roberts) in die Zeit des Augustus fallend. ') 1047 A bringt er sie in einem Chrysippzitat, weshalb die Stelle ausscheiden muß.

[451]

Plutarch von Cbaeronea and die Rhetorik.

113

erkennt er sie an. Nach den Vitae aber kennt er den terminus ganz sicher und zwar im Sinne der gewöhnlichen Rhetorik. W i r haben also als Teile der Rhetorik sicher nachgewiesen: vöncic, eüpecic, Tctgic (öidöecic oder ofcovo^a), Xefic ((ppacic oder dnaTTf^ia), ünÖKpicic. Schon aus der dreifachen Bezeichnung zweier Teile ergibt sich die Schwierigkeit, diese Einteilung geschichtlich unterzubringen. Der Begriff der voticic, der bei Plutarch nicht weiter bestimmt ist, ist von der Stoa eingeführt, die gegenüber der rein rhetorischen Einteilung eüpecic, toiEic, Xe£ic oder ähnlich die philosophische voncic, eüpecic, öidöecic aufstellte 1 ), und öidöecic wieder teilte in Tä£ic, oiKovonia, XeEic, imöicpicic*). Während die voncic bei Plutarch nun sich findet, allerdings beide Male in gar nicht rethorisch-technischem Sinne, so daß man sie als Ipyov thc ¿>r|TopiKijc beinahe ausschalten möchte, ist von der übrigen Einteilung der Stoiker nichts nachweisbar. Einzelne Stoiker teilten nach Diog. Laert. V I I 43 ein in eüpecic, (ppacic, Talic, uiTOKpicic. Hier fehlt die vöncic, die imöicpicic ist vorhanden. Hermagoras, der die ganze spätere Zeit beeinflußte, teilte ein in voncic, eüpecic, öidöecic oder oiKovonia, und letztere wieder in Kpicic, öiaipecic, tüEic, XeEic. Nirgends können wir Zusammenhang Plutarchs mit diesen Leuten aufdecken. An der Stelle, wo die ?pya "riic ^Top^nc a n vollständigsten aufgezählt sind, 45 A, hat Plutarch trotz seiner grundsätzlichen Ablehnung, die Kunst einer klassischen Rede nach den Gesichtspunkten der technischen Rhetorik zu beurteilen, zusammen aufgeführt eüpecic, Tafic, äTTatreMa. Das ist eine sich ohne weiteres für jede Darstellung ergebende methodische Einteilung, wie sie denn auch die Alten vor Gorgias hatten. Plutarchs Rhetorik, wenn wir diesen Ausdruck gebrauchen dürfen, hinterläßt auch hier den Eindruck des Natürlichen, direkt Untechnischen. Und das wird wiederum durch sein Zurückgehen auf die Alten zu erklären sein. Aber ganz sich von der Entwicklung der späteren Zeit frei zu halten, hat Plutarch infolge seiner Ausbildung in der Schule nicht verl ) So Sulp. Vict. S. 315. Weitere Stellen s. Volkmann, a. a. 0. S.29. •) Sulp. Vict. S. 320.

XII, 4.

30

114

Robert Jeuckens,

[452]

mocht Denn die termini der Techniker sind ihm bekannt; er gebraucht sie, wie sie in seiner Zeit vorhanden und in Entwicklung waren, bunt durcheinander, ohne, soweit wir feststellen können, Unterschiede, wie die Techniker sie machten, gelten zu lassen. Ein Anschluß an eine jüngere Schule ist nach all dem hier nicht zu erkennen. § 12. v o r| c i c. Bei der Behandlung der einzelnen Teile der Rhetorik brauchen wir nicht nach den Arten der Reden zu scheiden, da Plutarch fast nur vom ttoXitiköc X o y o c spricht Was sich nicht auf diesen bezieht, werden wir einfügen. Vorauszuschicken ist ferner, daß bei unserm Schriftsteller von dem Streit der Apollodoreer und Theodoreer um Analogie und Anomalie keine Spur erhalten ist Daß er aber sonst gegen die allzugroße Gesetzmäßigkeit in rhetorischen Dingen vorgeht, haben wir gesehen, nur fließt dieses Verhalten nicht aus einer Parteistellung, sondern aus der Oesamtanschauung des Individuums. Unter die voricic fällt eine Reihe von Begriffen, die bei Plutarch nicht mit ihr zusammen oder als zu ihr gehörig erwähnt werden, aber von der ganzen Rhetorik dorthin gerechnet werden, weshalb wir sie dabei anführen. Bei der vöncic handelt es sich nach Plutarchs Worten um votTv toi TtpärHaxa 80 D und votiv xä beovra Alcib. 10: eüpeiv jifcv flv Tä 6£ovxa Kai vofjcai navTUJV ixavwxaxoc 6 Ä X k . Was die Gedanken der Rede angeht, die durch vöncic erst gefunden werden, so heißt es 803 A vom X o t o c : ¿tti tüj KaXw xö Ktxapic^vov ix^v Kai ¿twyöv ?k tc ceiivüiv övo^idrujv Kai vonHotujv iöiwv Kai möavüiv, und 40 C werden biavormaxoc eüx£Xeia Kai ^rmaToc kcvöttic als Fehler behandelt; vgl. S. 13 über die Wichtigkeit des voöc. Die Stoa schied öecic und itTrööecic, den abstrakt zu behandelnden Fall, der sich mit einer allgemeinen Sache beschäftigt, und den praktischen Fall, der eine bestimmte Rechtssache behandelt. Und Hermagoras faßte beide zusammen unter dem Namen ttoXitikoi Eiyrrmaxa. Denn die Rhetorik bean-

[453]

Plutarch von Chaeronea and die Rhetorik.

115

spruchte nunmehr auch wissenschaftliche Probleme vor die Öffentlichkeit zu bringen 1 ), wenn auch nicht zu lösen; das geschah in öffentlichen Vorträgen zur Yolksbelehrung. Den Begriff iroXiTtKa Ziyrrjucrra hat Plutarch, wie S. 49 erwähnt, nicht, wohl aber sicher ZrpTina auf rhetorischem Gebiet 742 F : dvnvoniKöv ZrpTina. Den Unterschied von 8£cic und imoöecic kennt er. Die öectc erscheint überall als allgemeine Frage und gehört so eigentlich dem Philosophen, nicht dem Rhetor. Plutarch sagt deshalb, um nur wenige Beispiele anzuführen, 3 2 8 A : ¿v ÄKabruaeiqi öeceic eiireiv, 687 B : T#|V Trpumiv öeciv

KiveTv, 930 A: öeciv dvaipeTv naGimcmicriv, immer von Philosophen. Die imoöecic unterscheidet sich, wie bereits hervorgehoben, von der öecic durch einen Komplex von Begebenheiten, Personen, Zeiten usw., die irepicTaceic — diesen Ausdruck bietet Plutarch nicht — , die den Fall erst zu einem konkreten machen. Als solchen vorliegenden praktischen Fall, argumentum nennen ihn die Lateiner, allgemeiner noch als "zu behandelnden Gegenstand von nicht philosophischer Allgemeinheit" haben wir fnroGecic bei Plutarch sehr häufig in den verschiedensten Schriften: 752 E, 753 B, 14 E, 20 A, 25 B, 40 E, 44 E, 45 B, 418 E, 420 A, 423 C, 431 B, 560 A, 988 F, Dem. 13, 22, 31, Alex. 17, 53, Caes. 54, Timol. 10, Lys. 25. Eine Ausnahme von diesem Sprachgebrauch macht scheinbar 741 D: TTpoßaXeiv ¿K TIIIV 'Onnpou i>ryropiKu>v 0£cewv |iiav dvnvofiiKr|v. Sie erklärt sich aber durch 743 A : üjorep ¿v Täte ¿Xriöivaic ävnvopiaic. Hierdurch wird "der Begriff der fmööecic einigermaßen beschränkt Fälle mit irepicraceic, die n o c h passieren können, sind inroöiceic; aber Fälle mit Trepicrdceic, welche nicht mehr unter diesen Trepicrdceic geschehen können, entbehren der praktischen Realität Die Frage ist dann rein theoretisch, und so rechnet Plutarch sie unter die theoretische öicic. Darum ist diese ökic ein ZrjTrma 742 F , aber nicht mehr ein ITOXITIKÖV ZRJTIMA. ') Thiele, Hermagoras, S. 31 ff.

30»

116

Robert Jeuckena,

[454]

Der Gebrauch von innma ist hier gleichfalls besonders hervorzuheben. 43 B steht es mit Beziehung auf die rein wissenschaftliche Frage, die von dem Lehrer behandelt wird. Ebenso ist es rein wissenschaftlich gemeint 736 D, 737 D, aber 742 F, ¿vrivofiiKÖv ZrjTrina, ist £r|Trma sicher als rhetorischer Terminus gebraucht Hermagoras hatte den ursprünglich philosophischen Begriff iiinma in die Rhetorik übernommen1); das macht Plutarch also mit, aber, so weit ich sehe, nur an einer einzigen Stelle, bei der allerdings Quellenbenutzung ausgeschlossen erscheint. Die Frage, über die disputiert wird, die TrpoßaXXeTai, bezeichnet auch irpößXtiiia. Das zeigt schon der Titel des Werkes XuMnociaicä TrpoßXrmaxa, den man als von Plutarch selbst gegeben wird betrachten dürfen. Aus der Yergleichung von 612 E und 736 D ergibt sich die Gleichheit von irpoßXrina und £r|Trina, da dieselben Sachen damit bezeichnet werden. Was Plutarch unter den offenbar gleichbedeutenden rrpoßXtma (42 F 43 A) und ityrrina (43 B) versteht, läßt 43 A a. E. erkennen: TrpoßdXXeiv irepi tt}c tüüv äopicrwv Tonne Kai Tic rj Kcrrä ixXeupäv Fl Kaxä inäneipov tcivncic. 133 E lesen wir von «puciica irpoßXiinaTa, vgl. 702 E, 700 E, immer ist es "wissenschaftliche Frage". 546 B wird das ethisch-rhetorische Thema De se ipsum citra invidiam laudando als TrpößXnna, als zu behandelnder Gegenstand, angeführt, 317 C das sicher rhetorische Thema De fortuna Romanorum. Beides sind nicht mehr philosophische Fragen, sondern direkte urroöeceic. Also hat TipößXrma nicht durchaus philosophischen Inhalt, sondern bedeutet allgemein ein Thema, das zur Disputation gestellt wird (irpoßdXXeTcu). 686 C aber steht irpoßXrmanuv bi Kai X o t u i v cpiXocöqpaiv uttoGictic aÜTouc touc nenvrmevouc eücppaivouav dei npöcqpaToi

napoucai. TipoßXrmaTa kann wegen der Parallele mit Xöfot qnXöcoqpot nur dialektische Untersuchungen bedeuten, wie bei Aristoteles, Top. 104 b 1 TrpoßXimd ö' ¿cri biaXexTiKÖv ötuupnna tö cuvt€ivov ¡^ irpöc a'iptciv Kai «pufriv fj Trpöc ¿Xr(öeiav Kai tvwciv IRNT|ceiuc, woraus Plutarch aber mit Sicherheit schließt, wie 855 C brjXoc ¿CTIV fjbönevoc. Dagegen 751 CD handelt es sich entschieden um ein zu folgerndes CIKÖC, wie dieses dort vorkommende Wort selbst angibt. Gleich T€K|iiipiov wird cr||idov sein in 129 A; nicht aber in Comp. A r i s t et Cat. mai. 4 ; 170 D. Das crifietov fällt also wie das TtKunpiov unter die eiKora, und Plutarch steht hier auf dem Boden der Rhetorik seiner Zeit, jedoch ist zu bemerken, daß cnMeiov bald gleich T€K|ir|piov ist, bald nicht. W i r haben also wohl zwei verschiedene Bedeutungen von crmeTov, eine allgemeinere, unter die auch das T€K/ir|piov fällt, und eine besondere. Dem künstlichen Beweise dienen auch die Beispiele, TTapaöeiTMOTa. Das entnimmt man aus 242 F 243 A B : Kai vöv xd ÜTTÖXoma TUJV XtYopevwv eic TÖ piav eivai Kai TR|v aÜTr)v dvbpöc Kai tuvaiKÖc dpeTriv TTpocavefpaipa coi, TÖ icTopiKÖv dirobeiKTiKÖv f x 0 V T a Kai irpöc fibovriv (n^v ÖKOT^C oü cuvTtiariieva • ei bi TU) TreiöovTi Kai TÖ Ttpirov ivecTi «pucei TOU napabeitiiaTOC, oö cpeutei xdpiv dTroöeiEewc cuvepTÖv 6 Xöyoc oüb' aicxüveTai 'TOIC Moucaic TÄC XapiTac cufKaTapiTVuc KaXXicniv cuZuyiav' ibc Eüpnribtic (Herc. f. 673) ac tuvaiKwv, o'iac 'AireXXnc drroXeXoiTrev F|Zeö£ic f| NiKO^axoc, dp' ucet TOÖ irapaberrMaToc verdankt Die Anwendung der napabeiTMaxa empfiehlt Plutarch dem TTOXITIKÖC dvrjp 814 A B und gibt dabei besondere Vorschriften: oi b' äpxovTtc ¿v TOUC TroXeciv dvor)Tujc ra xiiiv 7rpoYovuuv ipxa Kai cppovr||iaTa Kai npäHeic dcunneTpouc TOIC irapouci Kaipoic Kai Ttpaynaciv oucac |ii|i£ic0ai KtXeuovTec ¿Eaipouci Tä irXiiöri, TtXuuTct TC TTOIOUVTEC oÜKen T^Xurroc ä£ia iracxouciv, öv Hl"! iravu Kaiaqppovriöijci. iroXXa Taiv€Tai Kai TÜJ tpiXocröpYw TÖ cpiXÖTi|iov aÜTiIiv Kai TU) Yevvaiuj TÖ 6u|iöcoq)ov KTX. 966 B : KaOöXou be, ¿irei bi' iLv oi (piXöcocpoi beiKVuouci TÖ (itrexeiv Xöxou Ta Euta, TrpoOeceic eici Kai TiapacKtuai . . ., ITI b' eüpeceic TUIV ävafKaiuuv, ¿nic, zu deren KtcpdXaia die ävriöecic gehört; vgl. Syrian in Hermog. comm. ed. Rabe II p. 132, 12: ?£u)0ev bi TroXXdKic öpiicai te Kai CTOxacriKai ¿^nriTTTOuciv dvxiöeceic und 135, 16: i£wöev ibc £cpa|iev ¿/iTTiTTrei dvriötcic öpiKf| jifcv ibc ¿tt' ¿Keivou und die folgenden Beispiele. Für die Bezeichnung der Widerlegung mit Xücic spricht auch biaXüeiv tö Triöavov von einer Gerichtsrede 1035 F 1036 A, 1119 C ähnlich; aber aus diesen wenigen Bemerkungen ist nicht zu ersehen, ob Plutarch — was für die Tdfic wichtig wäre — die Xücic zum Beweis zog oder als selbständigen Teil der Rede betrachtete. Für die Anordnung der Beweismittel gibt einen Fingerzeig 975 A: iva bfc xopuuö|ioi für Dichter, die wir bis auf die beiden letzten auf die Rhetoren übertragen dürfen, ^ l e r ä q j p a c i c , um das gleich hier einzuschalten, kann nicht die Übersetzung eines Gedankens aus einer Sprache in die andere sein, dann wäre es kein Schmuck, auch nicht dasselbe wie i r a p d q p p a c i c ; es kann nur Ersatz eines Wortes durch ein Synonymum sein: sie umfaßt also die Tropen Synekdoche, Metonymie oder Hypallage, Antonomasie. Weitere Schmuckmittel sind nach 803 A: T V W H O Xoxiai = ö ö r n a T a (Cat. mai. 2), i c T o p i a i (Cat. mai. 2), n ü ö o i , HeTaqpopai,

alc

jiäXicTa

KIVOÖCIV o l

xpw^evoi

neipiujc

— also weise Maßhaltung —, nach Dem. 2 övonäiujv.

Kaipöv

') I n b o n a m p a r t e m rhetorisch.

ist

ibpa'iciiöc g e b r a u c h t A g i s 4,

Kai

KOTÄ

^eiacpopal

aber

nicht

[489]

Plutarch von Chaeronea and die Rhetorik.

151

Nunmehr gehe ich die einzelnen Mittel, die Rede zu schmücken, durch, zunächst die Menge der vereinzelten. Das ¿TTÌ06TOV haben wir genannt 683 D, die Scheidung in epitheta ornantia und significantia oder indicantia 683 £ : xaì fiaXicra Tdvòpòc oü KaXXiTpaqpiac ¿veKa — man kann also

damit schmücken — toTc €ÙTrpocajTroTctToic tiIiv ¿mölTuiv, uucTrep dvOnpoTc xpwnaci, Tà irpórrpaTa favoOv eìuuGótoc, àXX' frcacTov oùciac nvòc P| òuvàneuic briXaipa itoioüvtoc ktX. Die zweite

Art nennt er ìòia 695 F : rjTropnöri ttotI Kai òià ti ttoXXùiv iiTpiùv övtujv Tà nèv fiXXa tojc iòioic èmGéioic ó Trotr|Tr]C eiuüöei

kocmcìv — also auch mit diesen kann man schmücken — t ò TÓXa Te XeuKÒv Kai t ò |ieXi x^wpòv Kai tòv oivov èpuQpòv

koXiùv ktX. Dieser Unterschied kehrt wieder Proci, schol. zu Hes. Theog. v. 5 8 0 : tòv nèv ouv "O^npóv tpnciv ó TTXoÙTapxoc èmSéToic eie répipiv eùòoKi^oOci Tr)v fmépav Kocjxncai 'KpoKÓnettXov' aÙTnv XéTOVTa Kaì '¿»oòoòàtcruXov' • tòv ò' ' H c ì o ò o v netió-

vujc dirò twv fpTUJV, ècp' ä òri irpoioöca KiveT toùc àvQpumouc Kaì dirò TTjc èicXiicewc €Ìc Tr|v èvepxòv (ieöicnici £wr|v. All diese

Stellen handeln vom Gebrauch in der Poesie ; inwieweit das ¿Tri0€TOv in der Prosa angewendet werden darf oder soll, verrät Plutarch nicht. Der Dichter kann ferner mit rXukcai schmücken 347 F ; diese sind einfach Glossen in dem üblichen grammatischen Sinn. 406 F 1 ) , mit Bezug auf die Dichtung, y^wccai Kai 7Tepiqppdceic Kai àcàcpeia, gegenübergestellt tò cuvétòv Kai möavov. Durch YXiIiccat entsteht demnach eine Dunkelheit des Ausdrucks ; ähnlich mißbilligend 408 C ; dann, soweit ich sehe, ganz allgemein 22 C : irepi öv òeì tòv véov tefUMvacGai jxäXXov F| Trtpi t ò c XeTonévac fXwccac.

Da nun keine Erwähnung der

-fXüiccai als Schmuckmittel für eigentliche Prosadarstellung vorliegt, anderseits Plutarch die ausgesprochenermaßen dadurch hervorgerufene àcàcpeia des Ausdruckes vermieden haben will, dürfen wir schließen : yXwccai kommen für Plutarch als Schmuckmittel für die Prosa nicht in Betracht. Das ist ') Ob Plutarch sich an der oben angeführten Stelle 375 F zu ol yXUjccac Td ToiaOra irpoccrfopeùovTic zählt, ist nicht ersichtlich. Auch hier scheint xXt&cca im allgemein bekannten Sinne gebraucht zu sein.

152

Robert Jeuckens,

[490]

ein gewisser Gegensatz zu der gewöhnlichen Lehre, die ihrerseits ebenfalls in der Anwendung der fXwccat vorsichtig war. Er erklärt sich aber aus Plutarchs ganzer Stellung, da er den Hauptwert auf das caqptc Kai XITOV legt1). Die Darstellung schön zu gestalten, dient auch die £vapT«a, die Anschaulichkeit der Schilderung 347 A: Kai TWV icropiKiiiv KpäncToc 6 ir|v birytriciv uicirep TpaeöeiY|ievoc eu0uc ¿fiTvero TWV iepeiuv Kai peTtixe xfic qpiXocoqptac, ¿TnKeKpu|i|ievric Ta iroXXa Huöoic Kai Xöfotc äpubpac ¿mpaceic Kai biaqpäceic ? x 0 U C l v

"fX.,

K

wo inqpactc und btäqpaac nichts weiter sind als Synonyma; wiederum vom Mythus 3 7 6 B. Derartige Stellen zeigen die enge Verwandtschaft der f^icpacic mit der imdvoia oder äXXnTopia, worüber später mehr.

[493]

Plutarch von Chaeronea und die Rhetorik.

155

Eine zweite Bedeutung von ?|in~

o ù jif|v ò X X à Kai C K w m i a

HOXITIKOU

àXXà

Kai TÒC à r a v T r i c e i c ] .

cuTTvüjfinv fitav

?cnv

nicht

hielt (vgl. S. 1 6 ) .

v o m TTOXITIKÒC XÓYOC h e i ß t e s 8 0 3 B C : irpòc

TÒ (lèv o ü v

mKpoiépoic

DE:

TtapriTKicTpuj-

n é v a péXrj rcXeiova x p ó v o v è ^ é v o v r a , Kai Xutrei TOÙC C K w q > 9 é v T a c TÉP^TC TT) KOMYÖNYN Kaì fjbùvei TOÙC r r a p ó v r a c .

f|bófievoi TÒP

È M TIP X e f o j i é v u j m c r e u e i v b o K o C c i Kaì c u v b i a c u p e i v TI!» XÉYOVTI . . . 632 D :

?TI TOÌVUV o i TÀ x p n C T ( ^

TÒIV TRPAR^ATIUV TOÌC

Xoibopou-

H é v o i c ò v o ^ a c i FIERA Ttaibiac KOXOOVTÌC, ä v ¿LA^ieXiLc i r o i w c i v aÙTÙiv HdXXov eùqppaivouci TIÌIV ÒTT' e ù 9 e i a c è T r a i v o ù v r w v ; a l s o d a s

eù-

cppaiveiv u n d T é p r a i v , w e i t e r d i e xpacic, einem Tpöiroc, gerechnet wird. Der Terminus eüq>nMiCMÖc findet sich bei Plutarch nicht, was bei seiner verhältnismäßigen Seltenheit 1 ) in der technischen ') Mehr Beispiele als bei Volkmann a. a. 0 . 434 im Thes. Graec.

[505]

Plntarch von Chaeronea und die Rhetorik.

167

Literatur nicht verwundern kann. Dagegen steht euq»iM>a 449 AB, wo sie an mehreren Beispielen gezeigt wird l ), 35 AB. Es ist kein öpSdic xPHCÖai toic övöjiactv 449 B, sondern ein inroKopiZecöcti 449 A, 607 D, 462 E, Sol. 15: & b' oöv oi veiuTtpoi touc 'Aönvaiouc Xerouci täc tuiv TrpaTfiaTuiv bucxtpciac övönaci xP1CT°fc kcü nna und damit der Ironie bei Plutarch kein terminus technicus ist, der eine Art der Schmuckmittel bezeichnete neben dem Tpoiroc, sondern daß es ganz allgemein Torrn der Rede' ist, so können wir verstehen, daß Plutarch auch einen Tporroc als cxniia aufführt; c x ^ a und Tpörroc im späteren Sinne der Rhetorik fallen unter jenes allgemeine cxnna. Auch darum ist Plutarchs Ansicht von der Ironie nicht verwandt mit der seines Zeitgenossen Quintilian. § 18. XdEic. ID. Komposition und Rhythmus. Kein einziges Mal erwähnt Plutarch kwXov als Teil der Periode, — nur der Terminus ¡cökiuXov zeigt seine Bekanntschaft damit — ebensowenig k6^u0ni£u)v ¿yiipace, v o n d e m

Stile desselben 613 AB: 'ev j",

eine,

'vi) töv Aiovucov ¿Euu^ivuro

[507]

Plutarch von Chaeronea und die Rhetorik.

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X Ö T O V , et T O i a u T a c l^eXXe Trepaivtiv irepiöbouc, aic ffieXXe XapiTujv ävacrorrov ftvricecöai cunrcociov'. Die irepieptia der Periodisierung erfährt schärfsten Tadel. In dieser Richtung ist weiter zu erwähnen Dem. 10: itoXXuiv Trdvu Kai ^aicpüiv TTCpiöbuiv Sv Kai vtu^a mcnv 1%ovroc dvOpunrou KupiwTtpov irfoüntvoc = Phoc. 5 mit der Betonung des ^0oc. Allzuviele Perioden bewirken Störung der Rede Dem. 6.: KaTCftXdTO öt' är|0eiav TOO Xöyou cirpcexucöai Tak irepiöboic Kai ßeßacavicOai

TÖV

TOTC ¿v9u|III^iaci niKpdic ¿T^V Kai KaiaKÖpwc ÖOKOÖVTOC.

Innerhalb des Satzes ist wichtig die Verbindung der Wörter untereinander, die cüvöecic dvofidtiuv, 16B: OÖTE TPÖTTOC O U T E . . . oöö' ap|iovta Kai cüvGecic ?x£l TOCOÖTOV alpuXiac Kai xapttoc öcov tu TTCTTXCTM^VJI Öiä0ecic nuöoXofiac, 747 D: iroXXäc Kai cuvöicetc TUJV ÖVOJICTTUJV KATA jieXri JNIITYRIKUK CX>MATI2OUCIV; dann folgen Beispiele für Klangmalerei durch Rhythmus. Bei der cuvötcic TUJV övojidTwv muß der Hiat vermieden werden, f) TÜIV eivöir|TOC und Alcib. 10 Kai öti niv buvcrröc i^v eiireiv oi T€ kui|iiko1 napxupoüci Kai tüjv fwiTÖpiuv 6 buvaxijjTaioc ¿vtJj Kcrrä Meibiou X c y u j v t ö v ÄXicißiäbr|v Kai beivÖTOTOv eiireiv ffvecöai irpöc toic dXXoic. f) tou X o t o u buvamc als 'Macht der Rede*, 'Durchschlagskraft der Rede', finden wir dann noch häufig, 34 C, Cic. 21, Nie. 3, Per. 15, Agis 6, Caes. 8, A n t 43, Alcib. 16, Arist 1, Comp. Cic. et Dem. 3, Dem. 18, 801C, 885 A, 1093 B, Timol. 36, 396 F, 347 E, Cato mai. 22, Cons. ad. Apoll. 118 E, Dem. 11, Dem. 6: KTT|cdnevoc

beivoTTiTa Kai

buvaptv ' F e r t i g k e i t

und

Macht',

ebenso Dem. 8, 20, Pyrrh. 14. Dasselbe ist f) tou X o t o u icxuc Dem. 5, v g l Timol. 36. Zu scheiden von dieser Bedeutung ist aber ¿ttö toü X o t o u büva|iic, "die durch die Rede erworbene Gewalt', "der von der Rede ausgehende Einfluß', Cic. 44, Sertor. 2, Cato mai. 4. Wie bei der beivoTric geht die Bedeutung "Macht' aus der der 'Fähigkeit' hervor, die wir finden 45 B, 80D, 484 D — 486 F kann man schwanken —, Comp. Cic. et Dem. 2, Dem. 5, Dem. 9, Dem. 16. Ein wesentlicher Unterschied liegt also auch hier nicht vor. Und so können wir feststellen, daß bei Plutarch X 6 t o u betvorric und X ö t o u bOva^tc von vollständig gleicher Bedeutung sind, beivönic ist demnach auch bei Plutarch nicht die Bezeichnung für eine bestimmte Stilart, noch auch

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Plutarch von Chaeronea und die Rhetorik.

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für gleichmäßige Beherrschung und rechtzeitige Verwendung der drei Stilarten. Das Wort ist eben wie büvafxic kein eigentlich rhetorischer Terminus für ihn. Darum kann Plutarch betvöc ebretv und öuvaToc eineiv ganz gleichbedeutend verwenden,

übrigens entsprechend dem gewöhnlichen Sprachgebrauche. Ebendemselben entsprechend gebraucht er btivöc und beivÖTTjc ohne etireiv bezw. Xdfou und legt dann manchmal einen gehässigen Sinn unter. Der Begriff der beivonic1) des Aristides — diesem ist sie ein eiöoc, eine Grundform der Darstellung — und des Hermogenes — diesem ist sie eine ibect, die wahre Beredsamkeit, die in der richtigen und rechtzeitigen Verwendung aller andern Ideen, zugleich mit Benutzung aller sonstigen rhetorischen Regeln, besteht — ist bei Plutarch nicht nachweisbar. Plutarch hat also I>eiv6rr|C, obwohl vor und nach seiner Zeit ein scharf technischer Gebrauch des Wortes bestand, nur ganz allgemein gebraucht, auch mit Beziehung auf Rhetorisches. Damit ist aber nicht bewiesen, daß er ihre technische Bedeutung nicht gekannt habe; er wendet sie nur nicht an. Hier möge angeschlossen werden die XoYiornc, der X Ö Y O U öuva/iic gegenübergestellt 486 F als Beredtheit, Redegabe, vgl. 347 F, 348 D, 350 C. Demetrios nepi ¿p^veiac findet hinter dem Begriffe der XOTWTTIC den der |itfaXo7rpiTr€ia. Davon ist bei Plutarch nichts zu spüren; 350 C ist vielmehr das utTaXoirpeirec in dem Worte XanirpoTOTOv enthalten. Xöyioc selbst ist 'beredt*, wie Comp. Cic. et Dem. 1. Der Begriff XOTIOTTIC bei Plutarch entspricht dem allgemeinen Gebrauche der Sprache. In alter Zeit schon ist die rpacpiicri Xefic gleich der ¿mbeiicnttfi X£Eic, die Arist rhet III. 12 der ärumcriicrj gegenüberstellt. Daß Ypaqnicöc 874 B damit nichts zu tun hat, bemerkte ich schon S. 152, und Alex. 17 TUIV icropiKwv ürtoöeac Tpa8cTMd s. Tvd»H»ldiropOrr^aTiKÖc 137. äpyovia 176. dcdq>eta s. cau8póc 170.

cacpiíveia 66 mit 1. 135. ccip/|v 149. cípvóxnc 141. 177. crmeíov 129. «¿ipic toO Xóyou 123. CKiüfX)ia 161. 164. copapóc 177. coXoitcic|¿óc 134. ciroubif| 166. CTÓfid 60. crpó-fYuXov 93. crw|iuX(a 137. círptpoucic tpwvr)¿VTU)v 58, 169. cúrxucic 135. 169. cuppoXitcóv 158. CUMPOUX€utikóc 101. 103, 1. cuvcpfóc iretOoOc 19. 24. cíiv0€cic 169. cuvrdrrtceai 108, 1. cuvneívai 108, 1. cuvTOfita 138. ccpobpórric 180, 1. exilia 1) 161; 2) 184. cxmancuóc xdEic 107. Tdxoc 109.

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Robert Jeuckens,

T€K(ia(pecOai, Tctcfi^piov 128. T6p0pc(a 137. xíxvai 2 9 , 1 . tóvoc 182. TÓ1TOC 132. rporpicóv 181. TpaxOrric 1 8 0 , 1 . xpóiroc 156. 168. 51, 2. xpuqpepóc 150. 178. T0q>oc 136. útraXXcrfri 157. úneppo\/| 160. úirol>T)\oOv 159. úiróOícic 115. úiroKoplZtceat 167. úirÓKpicic 112. úiróvoia 1) 154. 158 ; 2) 166. ÚHinXóc 178. q)iXocKdi^muv 177. q>opTiKÓc 141. 9pdcic 110.