Planck's Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch: Band 3 Sachenrecht [4., völlig neu bearb. Aufl., Reprint 2021] 9783112410844, 9783112410837


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German Pages 1479 Year 1920

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Planck's Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch: Band 3 Sachenrecht [4., völlig neu bearb. Aufl., Reprint 2021]
 9783112410844, 9783112410837

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Planck's Kommentar zum

Bürgerlichen Gesetzbuch nebst Einsührungsgesetz. Bisher herausgegeben von

Dr. E. Strohal, weiland ordentlicher Professor in Leipzig

Bearbeitet von

Dr. F. Andre,

E. Brodmann,

Dr. F. Flad,

M. Greiff,

ord. Professor, Geheimer Iuftizrat,

Reichsgerichtsrat,

ReichSgertchtsrat,

Wirk!. Geh. Ober-Iustizrat, OberlandesgerichtSprästdent

Dr. K. Gunkel,

Dr. P. Knote,

Dr. H. Kreß,

Dr. A. Lobe,

ReichSgertchtsrat,

Wirkt. Geheimer Rat,

Professor,

F- Oegg, ReichSgertchtsrat,

Dr. H. Eiber, Dr. O. Strecker, Professor,

Reichsgerichtsrat,

ReichSgertchtsrat,

Dr. K. v. Unzner, Präsident des Obersten Vandesgertchts

Dritter Band. Sachenrecht. Vierte, völlig neu bearbeitete Auflage.

Berlin und Leipzig 1920.

Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter & Co. vormals G. 3 Göschen'sche Verlagshandlung — Z. Guttentag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer — Karl I. Trübner — Veit & Comp

Vorbemerkung zu Band III. An Stelle des Herrn Oberlandesgerichtspräsidenten Greiff, der durch seine Dienstgeschäfte an der Mitarbeit an dem dritten Bande verhindert war, hat Herr Reichsgerichtsrat Brodmann die Bearbeitung des ersten Abschnitts (§§854—872), des dritten und vierten Titels des dritten Abschnitts (§§ 929—1007), des zweiten Titels des fünften Abschnitts (§§ 1030—1089) und des neunten Abschnitts (§§ 1204ff.) übernommen. Die übrigen Teile dieses Bandes, einschließlich der allgemeinen Vorbemerkungen (S. 3—26) und des Nachtrags (S. 1328 ff.), sind von Herrn Reichsgerichtsrat Dr. Strecker bearbeitet.

Die Bearbeitung der §§ 854—1011 ist bereits im Jahre 1914, die der §§ 1012—1112 im Jahre 1916 zum Abschluß gekommen.

Leipzig, Mai 1920.

Die Herausgeber.

Inhaltsverzeichnis des dritten Bandes Drittes Buch.

Sachenrecht. Vorbemerkungen. I. Inhalt und System des Sachenrechts II. Dingliche Rechte III. Grundsätze für den rechtsgeschästlichen Erwerb von dinglichen Rechten. 1. Übergabe der Sache und Eintragung im Grundbuch 2. Rechtliche Natur der dinglichen Rechtsgeschäfte 3. Erwerb von einem Nichtberechtigten IV. Literatur

Seite

6 10 13 21 26

Erster Abschnitt. Besitz. Vorbemerkungen § 854 Erwerb des unmittelbaren Besitzes § 855 Ausübung durch einen Besitzdiener § 856 Beendigung des Besitzes § 857 Übergang auf den Erben §§ § §§ §§ § K § § § § § § § §

858—867 Schutz des unmittelbaren Besitzes. Vorbemerkungen 858 Verbotene Eigenmacht 859, 860 Selbstschutzrechte 861—864 Ansprüche aus dem Besitze. Vorbemerkungen 861 Anspruch wegen Besitzentziehung 862 Anspruch wegen Besitzstörung 863 Einwendungen aus dem Rechte 864 Erlöschen der Ansprüche 865 Schutz des Teilbesitzes 866 Schutz des Mitbesitzes 867 Anspruch auf Aufsuchung und Wegschaffung 868 Mittelbarer Besitz 869 Schutz des mittelbaren Besitzes 870 Übertragung des mittelbaren Besitzes

§ 871 Weiterer mittelbarer Besitz § 872 Eigenbesitz

27 35 45 49 50

56 56 59 61 62 65 68 70 72 74 79 82 93 95

98 99

Zweiter Abschnitt. Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken. Vorbemerkungen ..........................................................................................102 § 873 Erfordernisse der Begründung, Übertragung oder Belastung eines Rechtes .... 118

§ 874 Bezugnahme auf die Eintragungsbewilligung §§ 875, 876 Aushebung eine- Rechtes § 877 Änderung des Inhalts eines Rechtes

139 141 147

§ 878 Nachträgliche Verfügungsbeschränkung des Berechtigten §§ 879—881 Rangverhältnis. Vorbemerkungen § 879 Ursprüngliches Rangverhältnis

150 152 153

Inhaltsverzeichnis.

VI

Sette

§ § § §§ § § § § § § § § § §§

880 Rangänderung.................................................................................................................................. 158 881 Rangvorbehalt.................................................................................................................................. 168 882 Bestimmung des Höchstbetrags des in derZwangsversteigerung zu ersetzenden Wertes 174 883—888 Vormerkungen. Vorbemerkungen.................................................................................175 883 Zulässigkeit, Voraussetzungen und Wirkungen im allgemeinen....................................... 176 884 Wirkung gegenüber dem Erben..................................................................................................190 885 Voraussetzungen und Inhalt der Eintragung der Vormerkungen................................... 191 886 Anspruch auf deren Beseitigung............................................................................................. 196 887 Ausschließung des Gläubigers..................................................................................................199 888 Wirkung der Vormerkungen gegen Dritte. Veräußerungsverbot................................... 200 889 Bereinigung eines Rechtes mit dem Eigentume.................................................................. 206 890 Vereinigung und Zuschreibung von Grundstücken............................................................. 207 891 Vermutung aus der Eintragung oder Löschung.................................................................. 210 892, 893 Öffentlicher Glaube des Grundbuchs............................................................................215

§§ § § § § § § § § §

894—898 Berichtigung des Grundbuchs. Vorbemerkungen......................................................232 894 Anspruch auf Berichtigung.......................................................................................................... 232 895 Anspruch ckuf vorherige Eintragung des Verpflichteten..................................................... 243 896 Anspruch auf Vorlegung des Hypothekenbriefs.................................................................. 244 897 Kosten der Berichtigung...............................................................................................................246 898 Unverjährbarkeit des Berichtigungsanspruchs.............................................................. 246 899 Widerspruch gegen die Richtigkeit des Grundbuchs... 247 900 Buchersitzung........................................................................... ....................................253 901 Erlöschen nicht eingetragener Rechte durch Verjährung . 255 902 Verjährung von Ansprüchen aus eingetragenen Rechten.... 256

Dritter Abschnitt. Eigentum. 258

Vorbemerkungen

Erster Titel.

Inhalt des Eigentums. Vorbemerkungen...........................................................................................................................................259 § 903 Befugnisse des Eigentümers.............................................................................................. 261 265 § 904 Beschränkung des Eigentums im Falle des Notstandes . § 905 Räumliche Erstreckung des Grundeigentums....................................................................... 269 88 906—924 Nachbarrecht. Vorbemerkungen....................... 274 § 906 Einwirkungen vom Nachbargrundstück aus............................................................................275 § 907 Gefährdende Anlagen.................................................................................... 282 § 908 Gefahr des Einsturzes eines Werkes.....................................................................................284 § 909 Vertiefung des Bodens................................................................................................................286 § 910 Wurzeln und Zweige (Überhangsrecht) ................................................................................ 288 § 911 Überfallende Früchte (Übersallsrecht).....................................................................................290 §§ 912—916 §§ 912-916

§§ 88 88 8 8 88 8 §

Vorbemerkungen...............................................................................................................291 Überbau................................................................................................................................. 293

917, 918 Vorbemerkungen...............................................................................................................303 917, 918 Notweg.................................................................................................................................304 919—923 Grenzverhältnisse. Vorbemerkungen....................................... 310 919 Abmarkung...................................................................................................................................... 310 920 Grenzverwirrung.........................................................................................................................313 921, 922 Grenzeinrichtungen................................................................................................................. 316 923 Grenzbäume und -sträucher.......................................................................................................322 924 Unverjährbarkeit nachbarrechtlicher Ansprüche........................................................................324

Zweiter Titel.

Erwerb und Verlust des Eigentum- an Grundstücken. Vorbemerkungen........................................................................................................................................... 324 8 925 Auflassung.......................................................................................................................................325

Inhaltsverzeichnis.

VII Sette § 926 Erwerb des Eigentums am Zubehör...............................................................................335 § 927 Ausschließung des Eigentümers im Aufgebotsverfahren................................................. 340 § 928 Verzicht und Aneignung.......................................................................................................345 dritter Titel.

Erwerb und Verlust des Eigentums an beweglichen Sachen. Vorbemerkungen................................................................................................................................ 353 I. Übertragung. Vorbemerkungen......................................... 354 § 929 Erwerb vom Eigentümer durch Übergabe.......................................................................354 § 930 Erwerb vom Eigentümer durch Konstitut.......................................................................... 367 § 931 Erwerb vom Eigentümer durch Abtretung des Herausgabeanspruchs.......................... 372 §§ 932—935 Erwerb vom Nichteigentümer. Vorbemerkungen................................................ 375 § 932 Erwerb vom Nichteigentümer durch Übergabe...................................................................379 § 933 Erwerb vom Nichteigentümer durch Konstitut.................................................................. 382 § 934 Erwerb vom Nichteigentümer durch Abtretung desHerausgabeanspruchs .... 383 § 935 Unfreiwilliger Besitzverlust.................................................................................................. 386 § 936 Erlöschen von Rechten Dritter.......................................................................................... 390 H. Ersitzung Vorbemerkungen................................................................................................................................ 392 § 937 Erfordernisse und Wirkung............................................................................................... 393 § 938 Vermutung für die Fortdauer des Besitzes............................................. . . 396 § 939 Hemmung............................................................................... 396 §§ 940—942 Unterbrechung...................................................................................... 397 § 943 Anrechnung der Besitzzeit des Rechtsvorgängers.............................................................. 400 8 944 Einrechnung der Ersitzungszeit desErbschaftsbefitzers.................................................... 402 § 945 Erlöschen von Rechten Dritter..................................... 403 III. Verbindung. Vermischung. Verarbeitung. Vorbemerkungen.................................................................................................................................404 § 946 Verbindung beweglicher Sachenmit Grundstücken........................................................... 405 § 947 Verbindung beweglicher Sachenmiteinander....................................................................407 § 948 Vermischung....................................................................................................................... 409 § 949 Erlöschen von Rechten Dritter.......................................................................................... 410 § 950 Verarbeitung....................................................................................................................... 411 § 951 Ausgleichungsansprüche.......................................................................................................415 § 952 Erwerb von Rechten an Schuldscheinen undähnlichen Urkunden.................................. 417

IV. Erwerb von Erzeugnissen und sonstigen Bestandteilen einer Sache. Vorbemerkungen.................................................................................................................................420 § 953 Erwerb durch den Eigentümer..........................................................................................422 § 954 Erwerb auf Grund eines dinglichenRechtes................................................................... 423 § 955 Fruchterwerb des redlichen Besitzers..................................................................................424 88 956, 957 Erwerb auf Grund eines persönlichen Rechtes.................................................... 427

V. Aneignung. Vorbemerkungen.................................................................................................................................434 8 958 Erfordernisse........................................................................................................................ 435 8 959 Herrenloswerden durch Verzicht des Eigentümers..........................................................438 8 960 Herrenlosigkeit von Tieren................................................................................................... 439 88 961—964 Bienen. Vorbemerkung........................................................................................... 441 8 961 Herrenloswerden eines Bienenschwarmes.......................................................................... 441 8 962 Berfolgungsrecht des Eigentümers eine-Bienenschwarmes........................................... 441 8 963 Bereinigung mehrerer Bienenschwärme.......................................................................... 442 § 964 Beitelschwarm........................................................................................................................ 443

VIII

Inhaltsverzeichnis.

VI. Fund. Seite Vorbemerkungen.............................................................................................................................443 § 965 Anzeigepflicht des Finders...............................................................................................445 § 966 Verwahrungspflicht........................................................................................................... 449 § 967 Ablieferung an die Polizeibehörde.................................................................................. 450 § 968 Haftung des Finders 451 § 969 Herausgabe an den Verlierer...........................................................................................451 § 970 Aufwendungen des Finders ...........................................................................................452 § 971 Finderlohu ........................................................................................................................453 8 072 Rechte des Finders wegen Aufwendungenund Finderlohn............................................454 88 973, 974 Eigentumserwerb des Finders .............................................................................455 § 975 Wirkungen der Ablieferung an die Polizeibehörde 459 8 976 Eigentumserwerb der Gemeinde.......................................................................................459 8 977 Ausgleichungsansprüche 460 88 978—982 Funde in Geschäftsräumen vonBehörden usw. Vorbemerkungen .... 461 § 978 Ablieferungspflicht ............................................................................................................462 88 979, 980 Versteigerungsbefugnis ............................................................................................464 8 981 Eigentumserwerb................................................................................................................465 8 982 Art der öffentlichen Bekanntmachung............................................................................... 467 8 983 Andere im Besitz einer Behörde befindlicheSachen........................................................ 468 8 984 Schatz ................... 468 Vierter Titel.

Ansprüche aus dem Eigentums. Vorbemerkungen..................................................................................................................................471 8 985 Anspruch auf Herausgabe.................................................................................................476 8 986 Einwendungen aus dem Rechte zum Besitze ............................................................... 483 88 987—993 Haftung des Besitzers. Vorbemerkungen........................................................... 488 8 987 Haftung für Nutzungen nach Rechtshängigkeit ........................................................... 489 8 988 Haftung für Nutzungen vor Rechtshängigkeit............................................................... 491 § 989 Haftung für Schäden nach Rechtshängigkeit ................................................................492 § 990 Haftung des unredlichen Besitzers .....................................................................................493 8 991 Haftung des unredlichen oder redlichen vermittelnden Besitzers .............................. 496 8 992 Haftung aus Grund unerlaubter Handlung ............................................................... 498 8 993 Haftung deS redlichen Besitzers.........................................................................................499 88 994—1003 Verwendungen des Besitzers. Vorbemerkungen...............................................500 88 994, 995 Ersatz notwendiger Verwendungen.......................................................................501 8 996 Ersatz anderer Verwendungen...................................................................................... 504 8 997 Abtrennungsrecht ........................................................................................................... 505 § 998 Ersatz der Fruchtgewinnungskosten.............................................................................. 508 § 999 Rechtsnachfolge nach Vornahme der Verwendung..................................................... 509 § 1000 Zurückbehaltungsrecht.......................................................................................................511 § 1001 Selbständiger Ersatzanspruch...........................................................................................512 § 1002 Ausschlußsrist................................................................................................................... 515 § 1003 Recht aus Befriedigung aus der Sache ........................................................................516 § 1004 Negatorischer Eigentumsanspruch.................................................................................. 518 § 1005 Anspruch auf Abholung beweglicher Sachen ..............................................................525 § 1006 Eigentumsvermutung aus dem Besitze.......................................................................... 526 § 1007 Anspruch aus dem besseren Rechte zumBesitze............................................................529 Muster Titel.

Miteigentum. Vorbemerkungen..................................................................................................................................535 § 1008 Eigentum nach Bruchteilen ............................................................................................ 538 § 1009 Belastung zugunsten eines Miteigentümers....................................................................538 § 1010 Wirksamkeit von Vereinbarungen und Ansprüchen gegen Sondernachfolger . . . 539 § 1011 Ansprüche des Miteigentümers gegen Dritte............................................................... 542

Inhaltsverzeichnis.

IX

Vierter Abschnitt. Erbbaurecht.

Seite

Vorbemerkungen............................................................................................................................................ 545 § 1012 Begriff und Inhalt .................................................................................................................548 § 1013 Erstreckung auf unbebaute Gruudstücksteile........................................................................ 553 § 1014 Unzulässigkeit der Beschränkung aus Gebäudeteile...........................................................553 § 1015 Form der Bestellung.................................................................................................................554 § 1016 Untergang des Bauwerkes ................................................................................................... 556 § 1017 Gleichstellung mit Grundstücken...............................................................................................557

Fünfter Abschnitt. Dienstbarkeiten. Vorbemerkungen............................................................................................................................................ 562 Erster Titel.

Grunddienstbarkeiten. Vorbemerkungen............................................................................................................................................ 563 § 1018 Begriff und Inhalt .................................................................................................................568 § 1019 Vorteil für die Benutzung des Grundstücks........................................................................571 § 1020 Art der Ausübung..................................................................................................................... 575 §§ 1021, 1022 Pflicht zur Unterhaltung von Anlagen.....................................................................577 § 1023 Verlegung der Ausübung........................................................................................................581 § 1024 Zusammentreffen mehrerer Grunddienstbarkeiten usw..........................................................585 § 1025 Teilung des herrschenden Grundstücks................................................................................. 587 § 1026 Teilung des dienenden Grundstücks......................................................................................589 § 1027 Anspruch wegen Beeinträchtigung.......................................................................................... 591 § 1028 Erlöschen durch Verjährung des Anspruchs........................................................................ 593 § 1029 Besitzschutz ...................................................................................................................................594

Aweiter Titel.

Nießbrauch. Vorbemerkungen............................................................................................................................................ 599

I. Nießbrauch an Sachen. Vorbemerkungen.............................................................................................................................................602 § 1030 Begriff und Inhalt .................................................................................................................603 § 1031 Erwerb des Nießbrauchs am Zubehör..................................................................................605 § 1032 Erwerb des Nießbrauchs an beweglichen Sachen durch Rechtsgeschäft....................... 606 § 1033 Erwerb durch Ersitzung.............................................................................................................608 § 1034 Feststellung des Zustandes der Sache................................................................................. 609 § 1035 Aufnahme eines Verzeichnisses bei Sachinbegrtsfeu........................................................... 610 § 1036 Recht zum Besitz. Ausübung des Nutzungsrechts...........................................................612 § 1037 Unzulässige Veränderungen ............................... 613 § 1038 Aufstellung eines Wirtschaftsplans bei einem Walde usw................................................ 615 § 1039 Im Übermaß gezogene Früchte...............................................................................................616 § § § § § §§ 8 § § §

1040 1041 1042 1043 1044 1045, 1047 1048 1049 1050

Schatz............................................................................................................... 618 Unterhaltungspflichr ................................................................................................................. 619 Anzeigepflicht...............................................................................................................................620 Außergewöhnliche Ausbesserungen usw....................................................................................622 Recht des Eigentümers zu Ausbesserungen usw................................................................... 623 1046 Versicherungspflicht.........................................................................................................624 Pflicht zur Tragung der Lasten ........................................................................................... 631 Nießbrauch an einem Grundstück samt Inventar .......................................................... 634 Verwendungen des Nießbrauchers .................................................................................. 637 Veränderungen durch ordnungsmäßige Ausübung............................................................639

Inhaltsverzeichnis.

X

Seite

§ § § § § § § § § § § § § § § § §

1051 1052 1053 1054 1055 1056 1057 1058 1059 1060 1061 1062 1063 1064 1065 1066 1067

Anspruch des Eigentümers auf Sicherheitsleistung..................................................... 639 Anordnung einer Verwaltung.......................................................................................641 Klage auf Unterlassung unbefugten Gebrauchs ......................................................... 643 Verwaltung ohne Verurteilung zur Sicherheitsleistung............................................. 644 Rückgabepflicht nach Beendigung des Nießbrauchs..................................................... 644 Rechtsstellung eines Mieters oder Pächters..................................................................648 Verjährung von Ersatzansprüchen...................................................................................650 Vermutung für das Eigentum des Bestellers.............................................................. 651 Unübertragbarkeit ............................................................................................................653 Zusammentreffen mehrerer Nießbraucher usw................................................................. 655 Tod deS Nießbrauchers. Erlöschen einer juristischen Person.................................... 656 Aufhebung des Nießbrauchs am Zubehör.................................................................. 657 Bereinigung des Nießbrauchs mit dem Eigentums..................................................... 658 Aufhebung des Nießbrauchs an beweglichen Sachen................................................. 659 Ansprüche wegen Beeinträchtigung ...............................................................................659 Nießbrauch am Anteil eines Miteigentümers..............................................................660 Nießbrauch an verbrauchbaren Sachen.......................................................................... 662

II. Nießbrauch an Rechten. Vorbemerkungen...................................................................................................................................665 § 1068 Zulässigkeit. Anwendung der Vorschriften über Sachnießbrauch............................. 666 § 1069 Bestellung. Übertragbare Rechte................................................................................... 668 § 1070 Stellung des Verpflichteten bei Rechten auf Leistung.................................................. 670 § 1071 Aufhebung durch Rechtsgeschäft........................................................................................671 § 1072 Beendigung durch Vereinigung oder Rechtsgeschäft...................................................... 673 § 1073 Nießbrauch an einer Leibrente usw...................................................................................674 § 1074 Nießbrauch an einer Forderung. Einziehung. Kündigung......................................675 § 1075 Rechtsverhältnis nach der Leistung...............................................................................676 § 1076 Nießbrauch an einer auf Zinsen ausstehenden Forderung..........................................679 §§ 1077, 1078 Einziehung, Kündigung........................................................................................681 § 1079 Wiederanlegung................................................................................................................ 683 § 1080 Nießbrauch an einer Grundschuld oder Rentenschuld..................................................684 § 1081Nießbrauch an Inhaber- oder Orderpapieren. Besitz. Bestellung 684 § 1082 Hinterlegung .....................................................................................................................686 § 1083 Mitwirkung zur Einziehung usw.......................................................................................687 § 1084 Papiere, die verbrauchbare Sachen sind.......................................................................688

III. Nießbrauch an einem Vermögen. Vorbemerkungen...................................................................................................................................688 § 1085 Bestellung .................................................................................................... 690 § 1086 Rechte der Gläubiger des Bestellers............................................................................... 693 § 1087 Anspruch des Bestellers auf Rückgabe von Gegenständen........................................... 696 § 1088 Haftung des Nießbraucher- für Zinsen usw......................................................................700 § 1089 Nießbrauch an einer Erbschaft.........................................................................................702

Dritter Titel.

Beschränkte persönliche Dienstbarkeiten. Vorbemerkungen.................................................................................................................................. 704 § 1090 Begriff und Inhalt. Anwendbare Vorschriften......................................................... 706 § 1091 Umfang.............................................................................................................................709 § 1092 Unübertragbarkeit ........................................................................................................... 710 § 1093 Wohnungsrecht ................................................................................................................711

Sechster Abschnitt.

Vorkaufsrecht. Vorbemerkungen...................................................................................................................................715 § 1094 Begriff und Inhalt..............................................................................................................719

Inhaltsverzeichnis. § 1095 § 1096 § 1097 § 1098 § 1099 §1100 § 1101 § 1102 § 1103

§ 1104

XI

Sette Belastung eines Bruchteils ...................................................................................................719 Erstreckung auf das Zubehör ...............................................................................................720 Mehrere Verkauf-fälle ............................................................................................................721 Wirkungen gegenüber dem Verpflichteten und Dritten ................................................. 722 Mitteilungen durch und an den neuen Eigentümer......................................................728 Rechte des neuen Eigentümers gegen den Vorkäufer.......................................................729 Befreiung des Vorkäufers gegenüber den Verpflichteten .............................................. 730 Rechte des Käufers gegenüber dem Verkäufer ................................................................731 Keine Umwandlung eines subjektiv-dinglichen Vorkaufsrechts in ein subjektiv­ persönliches und umgekehrt .......................................................................................... 731 Ausschließung des Berechtigten...............................................................................................732

Siebenter Abschnitt. Reallasten. Vorbemerkungen.................................................................................... 733 § 1105 Begriff und Inhalt ................................................ 736 § 1106 Belastung eines Bruchteils 740 § 1107 Einzelne Leistungen aus der Reallast.................................................................................740 § 1108 Persönliche Haftung des Eigentümers................................................................... 744 § 1109 Teilung des Grundstücks des Berechtigten 747 § 1110 Untrennbarkeit der subjektiv-dinglichen Reallast...............................................................749 § 1111 Übertragbarkeit der subjektiv-persönlichen Reallast.......................................................... 749 § 1112 Ausschließung des Berechtigten................. 750

Achter Abschnitt. Hypothek.

Grundschuld.

Rentenschuld.

Vorbemerkungen............................................................................................................................................751

Erster Titel.

Hypothek. Vorbemerkungen................................................................... 767 § 1113 Begriff und Inhalt ................................................................................................................. 767 § 1114 Belastung eines Bruchteils ....................................................................................................776 § 1115 Inhalt der Eintragung.............................................................................................................780 § 1116 Erteilung und Ausschließung eines Hypothekenbriefs.......................................................790 § 1117 Erwerb der Briefhypothek durch den Gläubiger.......................................................... 794 § 1118 Haftung für Zinsen und Kosten...........................................................................................801 § 1119 Änderung der Verzinsung oder von Zeit oder Ort der Zahlung................................ 803 §§ 1120—1131 Gegenstand der Haftung. Vorbemerkungen........................................................... 806 §§ 1120—1122 Getrennte Bestandteile und Zubehör .................................................................... 811 §§ 1123—1125 Miet- und Pachtzinsforderungen............................................................................. 822 § 1126 Subjektiv-dingliche Rechte auf wiederkehrende Leistungen.............................................. 831 §§ 1127—1130 Forderungen aus einer Versicherung 833 § 1131 Zugeschriebene Grundstücke........................................................................................................ 847 § 1132 Gesamthypothek..........................................................................................................................849 §§ 1133—1135 Sicherung des Gläubigers gegen Verschlechterung.............................................. 857 § 1136 Verbot der weiteren Veräußerung oder Belastung............................................................864 § 1137 Einreden gegen die Hypothek ............................................................................................... 866 § 1138 Ausdehnung des öffentlichen Glaubens auf die Forderung usw......................................870 § 1139 Widerspruch wegen unterbliebener Darlehnshingabe....................................................... 875 § 1140 Ausschluß des öffentlichen Glaubens durch den Brief .................................................. 877 § 1141 Kündigung der Hypothek........................................................................................................ 879 § 1142 Recht des Eigentümers zur Befriedigung ......................................................................... 883 § 1143 Übergang der Forderung auf den befriedigenden Eigentümer ..................................... 885

§ 1144 Anspruch des befriedigenden Eigentümers auf den Bries und sonstige Urkunden 893 § 1145 Desgl. bei Teilbefriedigung....................................................................................................899

XII

Inhaltsverzeichnis.

§ § § § § § § § § § § § 88

1146 Verzug des Eigentümers 1147 Befriedigung aus dem Grundstück usw 1148 Passivlegiümation des eingetragenen Eigentümers 1149 Berfallvertrag und Abrede des Privatverkaufs 1150 Ablösungsrecht Dritter 1151 Rangverhältnis bei Teilung der Forderung 1152 Teilhypothekenbrief 1153 Übertragung der Forderung und der Hypothek 1154 Form der Abtretung 1155Ersatz der Eintragung durch den Besitz des Brieses 1156 Rechtsverhältnis zwischen Eigentümer und neuem Gläubiger 1157 Einreden gegen den bisherigen Gläubiger 1158, 1159 Übertragung der Forderung auf Zinsen usw.

88 8 § 8

1160, 1161 Legitimation des Briefhypothekengläubigers 1162 Kraftloserklärung des Briefes 1163 Fälle der Eigentümerhypothek 1164 Übergang der Hypothek auf den Schuldner

§ 8 § 8 8 88 § 8 8 8 8

1165 Befreiung des Schuldners bei Verzicht auf die Hypothek usw 1166 Benachrichtigung des Schuldners von der Zwangsversteigerung 1167 Anspruch des Schuldners auf den Brief usw 1168 Verzicht des Gläubigers auf die Hypothek 1169 Anspruch auf Verzicht wegen zerstörender Einrede 1170, 1171 Ausschließung des unbekannten Gläubigers 11 “2 Gesamteigentümerhypothek. Regel 1173 Übergang der Gesamthypothek auf einen der Eigentümer 1174 Übergang der Gesamthypothek auf den Schuldner 1175 Verzicht des Gläubigers auf die Gesamthypothek 1176 Teilweiser Übergang der Hypothek

8 8 8 8 8 8 8 §8 8 8 8 8 8 8 8

1177 Rechtliche Natur der Eigentümerhypvthek 1178 Hypothek für Zinsrückstände usw. und Kosten 1179 Vormerkung zur Sicherung der Löschung der Eigentümerhypothek 1180 Forderungsauswechselung 1181 Erlöschen der Hypothek durch Befriedigung aus dem Grundstück usw 1182 Fortbestehen bei Gesamthypothek ................................................................... 1183 Aufhebung der Hypothek durch Rechtsgeschäft 1184—1190 Sicherungshypothek. Vorbemerkungen 1184 Begriff. . Eintragung 1185 Besonderheiten H86 Umwandlung in gewöhnliche Hypothek und umgekehrt 1187 Hypothek für Forderung aus Inhaber- oder Orderpapier H88 Deren Bestellung. Ausschließung des Gläubigers 1189 Bestellung eines Vertreters des Gläubigers 1190 Höchstbetragshypothek

Seite 902 903 910 913 915 919 921 923 925 941 949 951 954

960 965 968 980

...

.



.

984 986 989 991 996 998 1006 H'IO 1017 1019 1022

1025 1036 1040 1047 1054 1058 1061 1066 1070 1074 1077 1079 1085 1087 1096

Zweiter Titel.

Grundschuld. Rentenschuld.

I. Grundschuld. Vorbemerkungen 8 1191 Begriff und Inhalt 8 1192 Anwendung der Vorschriften über die Hypothek 8 1193 Fälligkeit 8 1194 Zahlungsort 8 1195 Bestellung für den Inhaber des Briefes 8 1196 Bestellung für den Eigentümer 8 1197 Rechte des Eigentümers als Gläubiger 8 1198 Umwandlung der Hypothek in eine Grundschuld und umgekehrt

1111 1111 1113 1126 1127 1128 1132 1133 1135

XIII

Inhaltsverzeichnis.

Seite

II. Rentenschnld.

1139 1139 1141 1142 1144

Vorbemerkungen § 1199 Begriff und Inhalt 8 1200 Anwendbare Vorschriften.............................................................. 88 1201, 1202 Ablösungsrecht 8 1203 Umwandlung in eine Grundschuld und umgekehrt

Neunter Abschnitt. Pfandrecht an beweglichen Sachen und an Rechten. 1146

Erster Titel.

Pfandrecht an beweglichen Sachen. Vorbemerkungen 1149 8 1204 Begriff und Inhalt 1150 88 1205, 1206 Bestellung 1156 8 1207 Gutgläubiger Erwerb vom Nichteigentümer 1165 8 1208 Vorrang des gutgläubig erworbenen Pfandrechts 1167 8 1209 Rang de- Pfandrechts 1169 8 1210 Umfang der Haftung des Pfandes 1171 8 1211 Einreden des Verpfänders 1174 8 1212 Erstreckung auf getrennte Erzeugnisse 1178 88 1213, 1214 Nutzungspfandrecht 1179 8 1215 Verwahrungspflicht des Pfandglänbigers 1182 8 1216 Verwendungen des Pfandglänbigers 1184 8 1217 Ansprüche des Verpfänders wegen Verletzung seiner Rechte 1185 8 1218 Anspruch des Verpfänders bei Gefahr des Verderbs usw 1187 88 1219—1221 Versteigerungsrecht des Pfandgläubigers bei Gefahr des Verderbs usw. 1188 8 1222 Haftung mehrerer Pfänder 1191 8 1223 Rückgabepflicht des Pfandglänbigers 1192 8 1224 Befriedigung des Gläubigers durch Hinterlegung und Aufrechnung 1194 8 1225 Übergang der Forderung auf den Verpfänder 1194 8 1226 Verjährung der Ersatzansprüche 1198 8 1227 Ansprüche gegen Beeinträchtigung 1198 8 1228 Befriedigung aus dem Pfande. Art. Voraussetzungen 1200 8 1229 Verbot des Verfallvertrags 1203 8 1230 Verkauf mehrerer Pfänder 1205 8 1231 Anspruch auf Herausgabe zum Verkauf 1206 8 1232 Verkaufsrecht des nachstehenden Pfandgläubigers 1208 8 1233 Art des Pfandverkaufs ?........................................................................ 1211

8 8 8 8 8 § § 8 § 8 8 8 § § 8

1234 1235 1236 1237 1238 1239 1240 1241 1242 1243 1244 1245 1246 1247 1248

Androhung. Wartefrist Versteigerung. Verkauf aus freier Hand Ort der Versteigerung Bekanntmachung Kaufbedingungen Mitbieten des Pfandgläubigers, Eigentümers, Schuldners Gold- und Silbersachen Benachrichtigung nach dem Verkaufe Wirkungen der rechtmäßigen Psandveräußerung Unrechtmäßigkeit der Veräußerung. Ersatzpflicht Gutgläubiger Erwerb einer als Pfand veräußerten Sache Abweichungen auf Grund Vereinbarung Abweichungen auf Grund richterlicher Anordnung Rechte am Erlöse Vermutung des Eigentum- des Verpfänders

1214 1215 1216 1217 1218 1220 1223 1223 1224 1226 1227 1231 ...........................1233 1234 1240

XIV

Inhaltsverzeichnis. Seite

§ 1249 Ablösungsrecht der dinglich Berechtigten §§ 1250, 1251 Übertragung der Forderung und des Pfandrechts §§ § § § § § § § §§ § § § § § § § § § § § § 8 §

1252—1256 Erlöschen des Pfandrechts. Vorbemerkungen 1252 Erlöschen der Forderung 1253 Rückgabe des Pfandes 1254 Anspruch auf Rückgabe wegen zerstörender Einrede 1255 Aufhebung durch Rechtsgeschäft 1256 Zusammentreffen mit dem Eigentum 1257 Gesetzliche Pfandrechte 1258 Pfandrecht am Anteil eines MireigentumeS 1259—1272 Schiffspfandrecht. Vorbemerkungen 1259 Gegenstand. Sondervorschriften 1260 Bestellung 1261 Rangverhältnis 1262 Gutgläubiger Erwerb von Rechten am Schiffe 1263 Schutz gegen Unrichtigkeit des Registers 1264 Umfang der Haftung des Schiffes 1265 Haftung des Zubehörs 1266 Anwendung der allgemeinen Pfandrechtsvorschriften 1267 Anspruch auf Löschungsbewilligung usw. bei Befriedigung 1268 Befriedigung aus dem Schiffe 1269 Ausschließung des Gläubigers 1270 Pfandrecht für Forderung aus Inhaber- oder Orderpapier 1271 Höchstbetragspfandrecht 1272 Pfandrecht an einer Schiffspart

1241 1242 1246 1246 1247 1249 1250 1251 1253 1256 1259 1262 1264 1266 1267 1269 1272 1272 1273 1276 1276 1277 1278 1278 1279

Zweiter Titel.

Pfandrecht an Rechten. Vorbemerkungen 1282 § 1273 Gegenstand. Verhältnis zum Sachenpfandrecht 1283 § 1274 Bestellung. Unübertragbare Rechte 1287 § 1275 Stellung des Verpflichteten bei Rechten aus Leistung 1292 § 1276 Aufhebung und Änderung des verpfändeten Rechtes durch Rechtsgeschäft . . . 1293 § 1277 Befriedigung aus dem Rechte.................................................................................................. § 1278 Erlöschen durch Rückgabe einer Sache 1294 §§ 1279—1290 Pfandrecht an einer Forderung. Vorbemerkung 1295 § 1279 Sondervorschristen 1295 § 1280 Verpfändung formlos abtretbarer Forderungen 1297 §§ 1281, 1282 Einziehung der Forderung 1299 § 1283 Kündigung der Forderung 1305 § 1284 Abweichende Vereinbarungen 1306 § 1285 Verpflichtungen bezüglich der Einziehung 1306 § 1286 Verpflichtungen bezüglich der Kündigung 1307 §§ 1287, 1288 Rechte an dem geleisteten Gegenstände 1308 § 1289 Erstreckung auf die Zinsen der Forderung 1312 § 1290 Einziehungsrecht bei mehreren Pfandrechten 1314 § 1291 Pfandrecht an einer Grundschuld oder Reutenschuld 1316 § 1292 Pfandrecht an einem Orderpapiere 1316 § 1293 Pfandrecht an einem Jnhaberpapiere 1320 § 1294 Einziehungsrecht: bei Order- und Jnhaberpapieren 1322 § 1295 Berkaufsrecht bei Orderpapieren 1324 § 1296 Erstreckung des Pfandrechts auf Zinsscheine usw 1324

1

Inhaltsverzeichnis.

XV

Nachtrag.

Verordnung über das Erbbaurechtvom 15. Januar 1919.

Seite

Vorbemerkungen................................................................................................................................. 1328

I.Begriff und Inhalt des Erbbaurechts......................................................................1330 1. Gesetzlicher Inhalt. § 1............................................................................................ 1330 2. VortragSmäßiger Inhalt. 2—8....................................................................... 1333 § 2 Zum Inhalte des Erbbaurechts gehörige Vereinbarungen ......................... 1333 § 3 Subjektivdingliche Natur des Heimfallanspruchs...................................................1341 § 4 Verjährung des Heimfall- und deS Bertragsstrafanspruchs..............................1342 §§ 5—8 Veräußerung-- oder Belastungsverbot ohne Zustimmung des Eigentümers 1342 § 5 Zulässigkeit der Abrede dieses Verbots als Inhalt des Erbbaurechts . . . 1342 § 6 Wirkungen eines rechtsgeschäftlichen Verstoßes gegen die Abrede.............. 1344 § 7 Verpflichtung des Eigentümers zur Zustimmung....................................... 1346 § 8 Unwirksamkeit von Verfügungen im Wege der Zwangsvollstreckungusw. . 1340 3. Erbbauzins. § 9.............................................................................................................1351 4. Rangstelle. § 10............................................................................................................ 1354 5. Anwendung des Grundstücksrechts. § 11........................................................... 1355 6. Bauwerk. Bestandteile. § 12............................................................................... 1358 § 13 Untergang des Bauwerkes....................................................................................1361 II. Grund buch Vorschriften. §§ 14—17 .......................................................................1361 § 14 Eintragung des Erbbaurechts. Erbbaugrundbuch .......................................... 1361 § 15 Nachweis der Zustimmung des Eigentümers in den Fällen des § 5 . . . 1364 § 16 Schließung des Erbbaugrundbuchs ................................................................... 1365 § 17 Bekanntmachung der Eintragungen ................................................................... 1366

III. Beleihung. §§ 18—22 ............................................................................................... 1367 1. Mündelhypothek. §§ 18-20 ............................................................................... 1367 2. Sicherheitsgrenze für sonstige Beleihungen. § 21...................................... 1370 3. Landesrechtliche Vorschriften. § 22 .............................................................. 1371 IV. Feuerversicherung. Zwangsversteigerung. §§ 23—25 ................................. 1. Feuerversicherung. § 23 ....................................................................................... 2. Zwangsversteigerung a) des Erbbaurechts. § 24 ...................................... b) des Grundstücks. § 25 ...................................................................................

1372 1372 1373 1373

V. Beendigung, Erneuerung, Heimsall. §§ 26—34 ............................................... 1374 1. Beendigung. §§ 26—30 ....................................................................................... 1374 a) Aufhebung. § 26 ............................................................................................... 1374 b) Zeitablauf. §§ 27-30 ....................................................................................... 1375 § 27 Anspruch des Erbbauberechtigten aus Entschädigung für das Bauwerk 1375 8 28 Haftung des Grundstücks für diesen Anspruch .............................................. 1378 § 29 Rechte der ErbbaurechtS-Realgläubiger an diesem Anspruch ......................1379 § 30 Fortdauer von Miete und Pacht beim Erlöschen des Erbbaurechts. . . 1381 2. Erneuerung. § 31........................................................................................................ 1382 3. Heimfall. §§ 32, 33 ............................................................................................... 1387 § 32 Anspruch des Erbbauberechtigten auf Vergütung.......................................... 1387 § 33 Einfluß deS Heimfalls auf die Belastungen...................................................1389 4. Bauwerk. § 34 1392 VI.

Schlußbestimmungen.

§§ 35—39

..........................................................................

1393

Wort- und Sachregister.............................................................................................................1396

Vorbemerkungen. I. Inhalt und System des Sachenrechts. 1. Das Sachenrecht hat die Aufgabe, die unmittelbaren Rechtsbeziehungen der Person zur Sache zu ordnen; es steht hierdurch im Gegensatze zu dem Rechte der Schuldverhältnisse, das die vermögensrechtlichen Beziehungen zwischen Personen zu regeln und deshalb nur mittelbar Sachen zum Gegenstände hat. Das dritte Buch löst in den Schranken, welche ihm durch den Plan des BGB. gezogen sind (Bd. I S. XXXIX f.), seine Aufgabe in neun Abschnitten. Der erste Ab­ schnitt ist dem Besitz als dem einfachsten Verhältnisse der Person zur Sache gewidmet. Der zweite enthält allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken. In den übrigen Abschnitten werden die einzelnen dinglichen Rechte abgehandelt, d. h. die Rechte, denen nach dem BGB. die Sachen unterworfen sind, und zwar in je einem Abschnitte das Eigentum, das Erbbaurecht, die Dienstbarkeiten, das Vorkaufs­ recht (an Grundstücken), die Reallasten, die Hypothek und die ihr verwandte Grundschuld und Rentenschuld, zuletzt das Pfandrecht an beweglichen Sachen und an Rechten. 2. Das dritte Buch setzt den Sachbegriff voraus, den der § 90 bestimmt (s. Bd. I S. 170 ff.). a) Nach dieser Bestimmung sind Rechte keine Sachen im Sinne des Gesetzes (Bd. I S. 174f. Vorbm. 2e). Gleichwohl können sie, soweit sie übertragbar sind, ähnlich wie bewegliche Sachen Gegenstand des Nießbrauchs und des Pfandrechts sein (§§ 1068s., 1273s.). Das Erbbaurecht hat die Besonderheit, daß es den auf Grundstücke sich beziehenden Vorschriften unterliegt (§ 1017), mithin wie ein Grund­ stück veräußert und mit Rechten belastet wird. Dasselbe gilt kraft Reichsrechts (EG. Art. 63, 68) von gewissen Nutzungsrechten, deren Regelung der Landesgesetzgebung Vorbehalten ist, nämlich von dem Erbpachtrechte mit Einschluß des Büdner- und Häuslerrechts, vorausgesetzt, daß diese Rechte nach den Landesgesetzen veräußerlich und belastbar sind (s. RIA. 8, 278), und von dem sog. Abbaurechte, d. h. dem ver­ erblichen und veräußerlichen Rechte zur Gewinnung eines den bergrechtlichen Vor­ schriften nicht unterliegenden Minerals (s. OLG. 2, 120; KG. 24, 141). Außerdem können die Landesrechte innerhalb der ihnen vorbehaltenen Rechtsgebiete Rechte, z. B. Mühlengerechtigkeiten und Fährgerechtigkeiten (EG. Att. 65; RG. Gruch. 54, 958), Bergbauberechtigungen (Art. 67), Fischereirechte (Art. 69; KG. 34, 218; OLG. 25, 393), Zwangs- und Bannrechte und Realgewerbeberechtigungen (Art. 74, s. RG. 67, 221; BayObLG. 13, 322) usw. (s. auch EG. Art. 196), den sich auf Grundstücke beziehenden Vorschriften unterwerfen (z. B. Preußen Art. 37 I, XIII, Art. 38 § 5, Att. 40; zu Art. 40 s. RG. 57, 32; 74, 318; KG. 34, 218; 43, 128; 45, 380; vgl. Ges. über den Erwerb von Fischereiberechtigungen durch den Staat usw. v. 2. Sept. 1911, GS. 189; Bayern Art. 157 IV, AG. z. GBO. Att. 17f., V. v. 23. Juli 1898 § 18; Württemberg Art. 207 Nr. II, Att. 208; Sächs. Ges. v. 15. Juni 1900 § 29; Weimar §§ 125ff., 155 usw.). Die hieran sich knüpfende Frage, wie die Zulassung von Rechten an einem Rechte mit dem Sachbegriff oder mit dem Begriffe der Dinglichkeit zu vereinigen ist !♦

4

Sachenrecht.

(vgl. z. B. Windscheid-Kipp I § 48a, Enneccerus I 1 § 70 Ziff. I 5, II 1 § 120 Ziff. I, v. Tuhr I 157f., Sohm, Gegenstand 73ff. u. die daselbst zit.), hat in dieser Allgemeinheit nur theoretische Bedeutung. Der Standpunkt des BGB. beruht auf der rein praktischen Erwägung, daß die Kategorie des Rechtes an einem Rechte mit den angedeuteten Beschränkungen seit langer Zeit in Deutschland besteht, den Be­ dürfnissen des geschäftlichen Lebens Rechnung trägt und deshalb von der Reichsgesetz­ gebung nicht abgelehnt werden konnte (s. die Vorbm. vor § 1068). Etwas anders verhält es sich mit dem Besitze. Das BGB. faßt den Besitz als tatsächliche Gewalt über eine Sache auf. Ein Rechtsbesitz wird nicht geregelt. Doch finden auf Grunddienstbarkeiten sowie beschränkte persönliche Dienstbarkeiten nach näherer Bestimmung des § 1029 und des § 1090 Abs. 2 die Vorschriften des ersten Abschnitts über den Besitzschutz entsprechende Anwendung. b) Daß die Vorschriften über Sachen auf Sachgesamtheiten (Sachinbegriffe) und Rechtsgesamtheiten (Vermögensinbegriffe) als solche keine Anwendung finden, ist Bd. I S. 175 f. Vorbm. 3 b, c bereits erörtert. 3. Von entscheidendem Einfluß auf die Gestaltung des Sachenrechts ist die natür­ liche Einteilung der Sachen in bewegliche und unbewegliche (s. Bd. I S. 177 Vorbm. 4 a). Das BGB. spricht freilich nicht von unbeweglichen Sachen, sondern bezeichnet diese durchweg als Grundstücke. Der Ausspruch des @. I § 781 Abs. 1 „Unbewegliche Sachen sind die Grundstücke" wurde bei der zweiten Lesung gestrichen, aber nicht, weil er unzutreffend wäre, sondern nur, weil man ihn für entbehrlich hielt, wenn den beweglichen Sachen die Grundstücke gegenübergestellt würden (P. II 3 S. 3). Aus dieser Gegenüberstellung ergibt sich auch, daß die mit den Grundstücken ver­ bundenen Sachen, insbesondere die Gebäude zu den beweglichen Sachen gehören, wenn sie gemäß § 95 nicht Bestandteile des Grundstücks sind, vorausgesetzt, daß sie auch nicht Bestandteile eines Erbbaurechts (s. Erl. zu § 1017; KG. 39 B 87) oder eines sonstigen den Grundstücken gleichgestellten Rechtes bilden (RG. 55, 284; 59, 20; IW. 1912,131; SeuffA. 60, 1; OLG. 20, 97 f.); dies ist jedoch bestritten (näheres Bd. I S. 199 Erl. 6 zu 8 95; s. auch Biermann, Sachenr. 2; Güthe, GBO. 8 3 A. 8). Für Rechte besteht eine entsprechende Unterscheidung nicht. Doch werden bei der Fahrnisgemeinschaft gewisse Rechte nach § 1551 Abs. 2 zum „unbeweglichen Ver­ mögen" gerechnet, einer Kategorie, die im dritten Buche nicht vorkommt. Daß die auf Grundstücke sich beziehenden Vorschriften auch für das Erbbaurecht und gewisse landesrechtlich geregelte Rechte gelten, wurde bereits unter Nr. 2a erwähnt. Einige dieser Vorschriften finden nach den §§ 1260 ff. auch auf das Schiffspfandrecht An­ wendung. Gegenstand des Besitzes, des Eigentums und des Nießbrauchs sind die Sachen ohne Rücksicht darauf, ob sie zu den beweglichen Sachen oder zu den Grundstücken gehören (§§ 854, 903, 1030). Dagegen findet das Pfandrecht nur an beweglichen Sachen und an Rechten statt (§§ 1204, 1273). Bei Grundstücken wird der wirt­ schaftliche Zweck, dem bisher das Pfandrecht diente, durch die Hypothek, die Grundschuld und die Rentenschuld erfüllt. An beweglichen Sachen können diese drei Rechte ebenso­ wenig begründet werden wie das Erbbaurecht, die Grunddienstbarkeiten, die beschränkten persönlichen Dienstbarkeiten, das Vorkaufsrecht und die Reallasten (§§ 1012, 1018, 1090, 1094, 1105, 1113, 1191, 1199). Die Erstreckung des Rechtes an einem Grundstück auf bewegliche Sachen und auf Rechte kommt dagegen auch dann vor, wenn das Recht selbst an einem solchen Gegenstände nicht bestellt werden kann (vgl. §§ 926, 1031, 1093, 1096, 1107, 1120ff., 1192, 1200). 4. Gemeinsame Vorschriften für die dinglichen Rechte enthält das dritte Buch nicht. Ein Versuch, der in dieser Hinsicht bei der ersten Kommission gemacht wurde, ist erfolglos geblieben (P. I 3669 ff.). Schon der natürliche Gegensatz zwischen beweglichen und unbeweglichen Sachen wies auf eine getrennte Behandlung

Vorbemerkungen.

5

beider Gebiete in dem BGB. hin. Mit der Annahme des Grundbuchsystems und dessen Ausbaue durch „Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken" war die Trennung grundsätzlich vollzogen. Man hätte freilich das, was diese Rechte mit den Rechten an beweglichen Sachen gemeinsam haben, in entsprechenden Sätzen zum Ausdrucke bringen können. Aber dergleichen Sätze hätten, wenn ihre Richtigkeit einigermaßen verbürgt werden sollte, eine so allgemeine und zugleich theoretische Gestalt annehmen müssen, daß sie das Verständnis des Sachenrechts in hohem Grade erschwert haben würden. Ihre Aufstellung ist daher zweckmäßig der Wissenschaft über­ lassen worden. Anderseits hat die besondere Regelung des Besitzes, des Eigentums und des Nießbrauchs zu einer Reihe von Bestimmungen geführt, die gleichmäßig auf bewegliche Sachen und auf Grundstücke berechnet sind. Indessen kommen auch hier zahlreiche Paragraphen vor, deren Beziehung auf die eine oder die andere Kategorie beschränkt ist; namentlich ist der Erwerb und Verlust des Eigentums in je einem besonderen Titel für die Grundstücke und die beweglichen Sachen geordnet (Abschn. 3 Tit. 2, 3). Auf gemeinsame Vorschriften für die Rechte an beweglichen Sachen hat man aus demselben Grunde verzichtet wie für die dinglichen Rechte überhaupt. Jedes einzelne der in Frage kommenden Rechte (Eigentum, Nießbrauch, Pfandrecht) ist formell selbständig geregelt. Doch wird zur Vermeidung von Wiederholungen insoweit, als eine grundsätzlich gleiche Gestaltung der Rechtsverhältnisse erforderlich erschien, beim Nießbrauch und beim Pfandrecht auf die entsprechenden Vorschriften über das Eigentum verwiesen (§§ 1032 f., 1065, 1207 s., 1227, 1244, 1262).

5. Das Sachenrecht wird durch die Bestimmungen des dritten Buches nicht erschöpft. a) Zur Ergänzung dienen Vorschriften des Allg. Teiles, namentlich dessen zweiter Abschnitt „Sachen", der nach dem Entwürfe der ersten Kommission an die Spitze des dritten Buches gestellt werden sollte, von der zweiten Kommission aber wegen seiner Bedeutung für das ganze Gesetzbuch in das erste Buch verwiesen worden ist (s. 93t). I S. 178 Vorbm. 5). Weitere Ergänzungen des Sachenrechts ergeben sich aus dem vierten Buche, in­ dem mit dem Eintritte gewisser familienrechtlicher Verhältnisse der Erwerb von Rechten an Sachen verbunden ist, sowie aus dem fünften Buche für den Erwerb durch Erbfolge. b) Für die Rechtsänderungen, welche im Wege der Zwangsvollstreckung vor sich gehen, sind die Bestimmungen der ZPO. und, soweit die Vollstreckung in ein Grundstück, ein Erbbaurecht oder ein registriertes Schiff vollzogen wird, die Be­ stimmungen des ZVG. maßgebend. c) Verfahrensnormen werden grundsätzlich in dem BGB. nicht aufgestellt; das Verfahren, welches bei der Führung des Grundbuchs zu beobachten ist, wird in der GBO. vorgeschrieben. d) Der Überleitung des bisherigen Rechtszustandes in den neuen ist der vierte Abschnitt des EG. gewidmet; das Sachenrecht insbesondere betreffen die Art. 180—197. e) Inwieweit sachenrechtliche Vorschriften der bisherigen Reichsgesetzgebung neben dem BGB. in Kraft bleiben, wird im zweiten Abschnitte des EG. bestimmt. Es genügt hier, auf die Art. 32, 52—54 zu verweisen. f) Die Landesgesetzgebung bleibt nach dem dritten Abschnitte des EG. für zahlreiche Rechtseinrichtungen und Rechtsverhältnisse, welche dem Sachenrecht angehören, im dritten Buche aber übergangen sind, auch fernerhin zuständig, z. B. für das Privat­ fürstenrecht, das Recht der Familienfideikommisse, Lehen und Stammgüter sowie der Rentengüter, das Erbpachtrecht, das Anerbenrecht, das Wasserrecht, das Deich- und Sielrecht, das Bergrecht, das Jagd- und Fischereirecht (s. EG. Art. 57—69), für die

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Sachenrecht.

Vorschriften über Regalien, über Zwangsrechte, Bannrechte und Realgewerbeberechti­ gungen (EG. Art. 73f.), über das Pfründenrecht (Art. 80), über Waldgenossenschaften (Art. 83), über gesetzliche Hypothekentitel des Fiskus usw. (Art. 91), für das Ent­ eignungsrecht, für die Vorschriften über Bahneinheiten, über die Zusammenlegung von Grundstücken, die Gemeinheitsteilung u. ä., über die Unschädlichkeitszeugnisse usw. (f. EG. Art. 109—133, 141—143). Das BGB. kommt jedoch insoweit zur An­ wendung, als das Landesrecht auf Vorschriften verweist, die durch das Gesetzbuch oder das Einführungsgesetz außer Kraft gesetzt werden (Art. 4). g) Die Voraussetzungen, unter welchen ein sachenrechtliches Verhältnis nach aus­ ländischem Rechte zu beurteilen ist, sind aus dem ersten Abschnitte des EG. zu ent­ nehmen; Vorschriften, die unmittelbar auf das Sachenrecht sich beziehen, sind nur in den Art. 7 und 11 enthalten.

II. Dingliche Rechte. 1. Wenn hier die Rechte, welche das dritte Buch zuläßt, „dingliche" genannt werden, so hat dies den Sprachgebrauch für sich, der in der Literatur und Recht­ sprechung ziemlich allgemein befolgt wird. Das BGB. redet jedoch nicht von ding­ lichen Rechten. Es hat für jedes dieser Rechte, wie S. 3 angedeutet wurde, einen eigenen Namen. Aber es hatte, da für sie gemeinsame Vorschriften grundsätzlich nicht aufgestellt werden, keine Veranlassung, einen Gesamtnamen einzuführen. Das Wort „dinglich" findet sich im dritten Buche überhaupt nicht. Im ersten Buche ist es unter § 221 dem Worte „Anspruch" beigefügt, um auszudrücken, daß die Bestimmung, welche an dieser Stelle für die Verjährung getroffen wird, nur auf Ansprüche be­ rechnet ist, die aus einem dinglichen Rechte sich ergeben. Kommt es darauf an, bei einem solchen Rechte zugleich die Sache zu bezeichnen, auf welche das Recht sich be­ zieht, so wird an zahlreichen Stellen diese Bezeichnung mit der Präposition „an" dem Namen des Rechtes hinzugesetzt, z. B. „Eigentum an einem Grundstücke" (§§ 873, 925, 928; s. auch §§ 915, 929, 949, 955, 958, 964, 976), „Nießbrauch an Sachen" (Überschrift vor § 1030, § 1068 Abs. 2; s. auch §§ 1031—1033, 1055, 1062—1064, 1066), „Hypothek an mehreren Grundstücken" (§ 1132; s. auch §§1172 bis 1174), „Pfandrecht an beweglichen Sachen (Überschrift vor § 1204, § 1273 Abs. 2; s. auch §§ 1222, 1242, 1258 s.). Bisweilen werden die betreffenden Sachen auch als Gegenstand eines Rechtes bezeichnet (vgl. z. B. §§ 1038, 1044, 1048, 1067, 1081). Vorschriften, die auf alle Rechte an Sachen sich beziehen, sind bei dem Systeme des dritten Buches nur selten; in dem § 955 Abs. 1 Satz 2 und dem § 1042 Satz 2 wird diese Beziehung durch den allgemeinen Ausdruck „Recht an der Sache" angedeutet. Zur Bezeichnung einzelner Kategorien dienen u. a. folgende Aus­ drücke: Recht „an einer fremden Sache" (§ 954), „an einem fremden Grundstücke" (§§ 889, 901), „Rechte, mit denen ein Grundstück (eine Sache) belastet ist" (§§ 879, 936, 1208, vgl. § 876), „die an der Sache begründeten Rechte Dritter" (§ 945), ferner nach Erwähnung des Eigentums „die sonstigen an der Sache bestehenden Rechte" (§ 949), „die an dem Stoffe bestehenden Rechte" (§ 950), „die sonstigen Rechte an der Sache" (§§ 973f.). Nach der Ausdrucksweise des BGB. würde man demnach von „Rechten an Sachen" und nicht von „dinglichen Rechten" sprechen müssen. Da jedoch das BGB. den letzteren Ausdruck nicht in einem anderen Sinne, sondern überhaupt nicht gebraucht, ist es unbedenklich, dem bisherigen Sprachgebrauche zu folgen und auch künftig die Rechte an Sachen als dingliche Rechte zu bezeichnen (s. RG. 71, 430). Dagegen ist es mit Rücksicht auf die allgemeine Übung, welche beide Ausdrücke als identisch betrachtet, nicht zu empfehlen, mit Cosack (II § 170a, § 171 Ziff. II Id, §§ 238f.), v. Tuhr (I 137f.) und vor allem mit Fuchs (Grundbuchr. 36, Gruch. 46, 549ff., LeipzZ.

Vorbemerkungen.

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1914, 152f.) den Begriff „dingliche Rechte" als den weiteren anzusehen und ihm außer den Rechten an Sachen auch die Miete und die Pacht an Grundstücken (s. auch Mitt eis, Zwei Fragen aus dem Bürger!. Recht 05, 20 ff.), das Recht der Nutz­ nießung des Ehemanns und des elterlichen Gewalthabers, die Vormerkungen u. ä. zu unterstellen, zumal dies zu der irrtümlichen Ansicht Veranlassung geben könnte, daß die erwähnten Rechte allgemein den sachenrechtlichen Vorschriften unterworfen feien (vgl. Bd. II Erl. zu § 571; RG. 54, 235; Kretzschmar Erl. III 12 zu § 892). 2. Der Grundsatz der Vertragsfreiheit, der für das Recht der Schuldverhältniffe maßgebend ist, gilt für das Sachenrecht nicht (P. I 3625). Das dritte Buch befolgt das entgegengesetzte Prinzip; es bestimmt die Rechte an Sachen mit zwingender Wirkung, so daß die Privatwillkür nur insoweit eingreifen kann, als das Gesetz auf sie verweist (RG. 48, 63; 51, 86; 57, 333; 60, 317; 66, 26; KG. 20, 91, 308; 25, 290; 41, 232; 42, 248; 43, 173 s--- RIA. 1, 25, 165; 3, 216; 11, 158; 12, 149, 151]; KG. 20, 206; 22, 152; OLG. 26, 85; ZBlFG. 4, 36 usw.; vgl. Ehrlich, Das zwingende und nichtzwingende Recht, 123ff.; Walsmann, Der Verzicht, 76). Das Prinzip betätigt sich nach zwei Richtungen: a) Die Zahl der dinglichen Rechte ist gesetzlich begrenzt (RG., KG. u. RIA. a. a. O.). In dem dritten Buche wird nach Abhandlung des Eigentums jeder folgende Abschnitt oder Titel, der einem anderen Rechte an einer Sache, an einem Grundstück oder an einer beweglichen Sache gewidmet ist, mit einer Vorschrift eingeleitet, welche die Zulässigkeit des Rechtes ausspricht (§§ 1012, 1018, 1030, 1090, 1094, 1105, 1113, 1191, 1199, 1204). Diese Aussprüche haben die Bedeutung, daß andere als die für zulässig erklärten Rechte (natürlich unbeschadet der Vorbehalte des EG.) an einer Sache nicht begründet werden können. Bisher galt in großen Gebieten des Reichs ein anderer Grundsatz. Nach dem preuß. ALR. konnte jedes persönliche Recht, das sich auf eine bestimmte Sache bezog, dadurch dinglich werden, daß die Sache dem Berechtigten übergeben oder, wenn es sich um ein Grundstück handelte, das Recht in das Hypothekenbuch eingetragen wurde. Es hing dies zusammen mit der ehemals in der gemeinrechtlichen Theorie und Praxis weit verbreiteten Lehre vom „Recht zur Sache" (jus ad rem), nach welcher bei der Erwerbung dinglicher Rechte zwei Momente in Betracht kamen, der Titel, der das Recht zur Sache darstellte, und die Erwerbungsart (modus), durch die dieses Recht in ein „Recht auf die Sache" (jus in re) überging (ALR. I Tit. 2 §§ 131—135, Tit. 4 §§ 16—19, Tit. 9 §§ 1—6, Tit. 10 §§ 1, 2, 25, Tit. 19 §§ 5 ff., Tit. 21 §§ 2—6). Aus der heutigen Wissenschaft des ge­ meinen Rechtes ist diese ältere Lehre verschwunden und die neuere Gesetzgebung, namentlich das sächs. BGB. und in Ansehung der unbeweglichen Sachen auch das preuß. EigentumserwGes. v. 5. Mai 1872 §§ 4, 15, hat sie ebenfalls abgelehnt. Die Vorstellung eines Rechtes zur Sache als einer Vorstufe zum Rechte an der Sache trägt dem begrifflichen Gegensatze zwischen dinglichem und persönlichem Rechte keine Rechnung; sie ist geeignet, die Abgrenzung des einen Gebiets gegen das andere zu verdunkeln, die Einsicht in das Wesen der Rechtsverhältnisse zu erschweren, die richtige Anwendung des Gesetzes in Frage zu stellen und so die Sicherheit im Rechts­ verkehre zu gefährden. Der Titel zur Erwerbung eines dinglichen Rechtes ist an sich nichts anderes als der persönliche Anspruch auf Einräumung des Rechtes, er gehört daher nicht dem Sachenrecht an (Mot. III 1, 3). Das BGB. hat sich von jeder Vermengung obligationenrechtlicher und sachen­ rechtlicher Vorschriften ferngehalten; es hat das Sachenrecht völlig selbständig gegen­ über dem Rechte der Schuldverhältnisse geordnet. Dies schließt natürlich nicht aus, daß aus Rechtsverhältnisse, die an sich dem dritten Buche angehören, aber in ihm nicht erschöpfend geregelt find, Vorschriften des zweiten Buches aushilfsweise zur Anwendung zu bringen find (P. II 1 S. 312).

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b) Der Inhalt der dinglichen Rechte unterliegt grundsätzlich nicht der Parteivereiubaruug (KG-, RIA. u. OLG. a. a. O.; näheres bei Ehrlich a. a. 0.125ff.).

Er ist für jedes einzelne Recht durch das Gesetz begrenzt und im allgemeinen bestimmt. Innerhalb der gezogenen Grenzen läßt das dritte Buch der Privatwillkür insoweit Raum, als die Bedürfnisse des geschäftlichen Lebens es verlangen und die Rücksicht auf die Rechtssicherheit es gestattet. An dem Inhalte des Eigentums können die Beteiligten unmittelbar nichts ändern. Mittelbar kann jedoch auf rechtsgeschäftlichem Wege eine Einschränkung der Befugnisse des Eigentümers, die der erste und der vierte Titel des dritten Ab­ schnitts normiert, dadurch herbeigeführt werden, daß die Sache nach Maßgabe des vierten bis neunten Abschnitts mit einem Rechte belastet wird (§ 903); ein solches Recht schließt, soweit sein Inhalt reicht, die Ausübung des Eigentums aus. Einer Erweiterung ist nur das Eigentum an einem Grundstücke fähig, und zwar dadurch, daß mit ihm ein anderes Recht verbunden wird (§ 96); Rechte, die das BGB. nur in dieser Verbindung kennt, sind die Grunddienstbarkeiten nach £ 1018 und die Rente, die nach § 913 für den Überbau und nach § 917 Abs. 2 Satz 2 für den Not­

weg zu entrichten ist; Rechte, die bei ihrer Begründung eine solche Verbindung ein­ gehen können, sind das Vorkaufsrecht nach § 1094 Abs. 2 und die Reallasten nach § 1105 Abs. 2 (vgl. §§ 1103, 1111). Auf die Gestaltung des Erbbaurechts haben die Beteiligten, von der in dem § 1013 gestatteten Erweiterung des Rechtes abgesehen, nach den §§ 1012, 1017 nicht mehr Einfluß als auf die Gestaltung des Eigentums. Der Inhalt des Nieß­ brauchs ist durch den § 1030 in der Weise festgelegt, daß er nur durch den Ausschluß einzelner Nutzungen beschränkt werden kann (OLG. 26, 85). Die Grunddienstbar­ keiten und die beschränkten persönlichen Dienstbarkeiten sowie die Reallasten empfangen nach Maßgabe der §§ 1018, 1090, 1093, 1105 ihren besonderen Inhalt aus dem Rechtsgeschäfte, das zu ihrer Begründung erforderlich ist. Auch für das Vorkaufsrecht werden in den §§ 1094, 1097, 1098 den Beteiligten weitgehende Zugeständnisse gemacht. Bei der Hypothek hängt der Umfang des Gläubigerrechts nach § 1113 von der Forderung ab. Der Geldbetrag, der aus dem Grundstücke zu zahlen ist, wird nicht bloß für die Hypothek gemäß § 1115, sondern auch für die Grundschuld und die Rentenschuld nach den §§ 1191s., 1199 in der Hauptsache durch Rechtsgeschäft bestimmt (vgl. § 1118). Das Pfandrecht kennzeichnet sich durch seine Abhängigkeit von der Forderung; durch Rechtsgeschäft kann ihm nach § 1213 auch der Inhalt gegeben werden, daß der Gläubiger berechtigt ist, die Nutzungen der ihm verpfändeten Sache zu ziehen. 3. Die heutige Pandektenlehre pflegt das Wesen der Dinglichkeit darin zu setzen, daß der Berechtigte befugt ist, seinen Willen unmittelbar an der Sache zu betätigen, und zwar der Eigentümer in allen Beziehungen, die mit der Rechts­ ordnung vereinbar sind, jeder andere in der Beziehung, die dem Inhalte seines Rechtes entspricht — im Gegensatze zu den obligatorischen Rechten, die nur die Ver­ pflichtung einer bestimmten Person zu der dem Berechtigten gebührenden Leistung zum Gegenstände haben (vgl.RG. 53,100; Windscheid-Kipp I § 38; v. Tuhrl 133ff.; Siber JheringsJ. 50, 124ff.; a. M. z. B. Fuchs, Grundbuchrecht 27ff. und in Gruch. 46, 549 ff.). Daß in diesem Sinne auch nach dem BGB. das Eigentum, das Erbbau­ recht, die Dienstbarkeiten und das Pfandrecht dingliche Rechte sind, erscheint nicht zweifelhaft. Die übrigen Rechte freilich, welche das dritte Buch an Grundstücken zuläßt (Vorkaufsrecht, Reallasten, Hypothek, Grundschuld und Renten­ schuld), sind in Konsequenz der Entwickelung, die sie unter dem Einflüsse deutscher Rechtsanschauungen in der Landesgesetzgebung gefunden haben, so geordnet, daß sie die Befugnis zu körperlicher Einwirkung auf die Sache nicht gewähren. Aber sie

Vorbemerkungen.

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unterscheiden sich doch wesentlich dadurch von den obligatorischen Rechten, daß sie, gleichwie das Erbbaurecht, die Dienstbarkeiten und das Pfandrecht, ihren Gegenstand unmittelbar ergreifen, nach der Redeweise des BGB. belasten (§§ 873s., 879ff., 914, 1009, 1012, 1018, 1030, 1090, 1094, 1105, 1113, 1191, 1199), hierdurch aber, soweit der Zweck des Rechtes es erfordert, die Sache in das Vermögen und folglich in die Gewalt des Berechtigten bringen, so zwar, daß die Sache selbst das Mittel bildet, durch welches das Recht verwirklicht werden kann. Daß die Verwirklichung nicht, wie bei der römischen Hypothek, von dem Berechtigten, sondern auf dessen Anrufen von einer Behörde vorgenommen wird, ist nur nebensächlich. Auch das Ziel der Hypothek war nicht der Besitz, sondern der Verkauf der Sache, um aus dem Erlöse den Gläubiger zu befriedigen; des Besitzes bedurfte der Gläubiger nur, um die Sache dem Käufer übergeben zu können. Die Frage, ob ein Recht von dem Berechtigten unmittelbar oder in seinem Interesse von einem Organe der Staatsgewalt verwirklicht werden soll, ist für den Gesetzgeber nur eine Zweckmäßigkeitssrage, von deren Entscheidung das Wesen des Rechtes kaum berührt wird. Für die dingliche Natur der Reallasten, der Hypothek, der Grundschuld und der Rentenschuld ist entscheidend, daß der Berechtigte die ihm gebührende Leistung aus dem Grundstücke verlangen und demgemäß die Zwangsvollstreckung in dieses gegen den jeweiligen Eigentümer ohne Rücksicht auf dessen persönliche Gläubiger und auf diejenigen betreiben kann, welche nach ihm ein Recht an der Sache erlangt haben. Schwierigkeiten macht nur die Verdinglichung des Vorkaufsrechts als eines Rechtes auf den Erwerb des Grundstücks; aber sie sind nicht unüberwindlich, wenn man beachtet, daß auch dieses Recht sich dergestalt mit seinem Gegenstände verbindet, daß, wenn der Fall eintritt, der Erwerb gegen jedermann gesichert ist (§§ 1094, 1097 f.). Der Hauptzweck, den die Gesetzgebung durch Zulassung von Rechten an einer fremden Sache verfolgt, ist der, daß die Sache insoweit, als sie von einem solchen Rechte ergriffen wird, nicht dem Eigentümer, sondern dem Berechtigten gehören, ihre rechtlichen Beziehungen ohne Zustimmung des Berechtigten zu dessen Nachteile nicht ändern soll. Soweit daher die Ausübung des Eigentums mit der Ausübung eines anderen Rechtes an der Sache nicht vereinbar ist, geht das letztere vor. Der Eigen­ tümer muß das Recht dulden und sich jeder Einwirkung auf die Sache enthalten, durch welche das Recht beeinträchtigt oder gefährdet werden könnte (§ 903, § 986 Abs. 1 Satz 1, § 1004 Abs. 2, §§ 1018, 1133 s.). Er kann über die Sache nur unbeschadet der vorhandenen Belastung verfügen; wenn daher mehrere Rechte Dritter an der Sache bestehen, so hat im allgemeinen das ältere den Rang vor dem jüngeren. Indessen ergeben sich hier mancherlei Besonderheiten daraus, daß das BGB. die Rechte an Grundstücken nach dem Grundbuchsysteme mit dem Eintragungsprinzip und dem öffentlichen Glauben des Grundbuchs geregelt und für den Erwerb von Rechten an beweglichen Sachen dem guten Glauben des Erwerbers einen weitgehenden Einfluß zugestanden hat. Vgl. einstweilen die §§ 873 ff., 879ff., 892 ff.; 932ff., 937, 945, 949f., 955, 957, 964, 973, 1032, 1207 f. Gemeinsam endlich ist diesen Rechten die volle Wirksamkeit im Konkurse. Wenn das Recht die Sache selbst ergreift, so folgt hieraus ohne weiteres, daß es von der Vermögenslage des Eigentümers unberührt bleibt, ganz abgesehen davon, daß Rechte wie die Hypothek und das Pfandrecht gerade den Zweck haben, den Gläubiger gegen die Folgen der Zahlungsunfähigkeit des Schuldners sicherzustellen. Das BGB. geht erkennbar davon aus, daß die an einer Sache des Gemeinschuldners bestehenden Rechte sich des Konkurses ungeachtet an der Sache betätigen können. Nur für das dingliche Vorkaufsrecht hat es in den § 1098 Abs. 1 Satz 2 eine dem § 883 Abs. 2 Satz 2 entsprechende Bestimmung getroffen, aber nur deshalb, weil sonst nach Satz 1 die entgegengesetzte Vorschrift des § 512 auch hier gelten würde. Die abgesonderte Befriedigung derjenigen, welchen ein Recht auf Be-

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friedigung aus Gegenständen des Gemeinschuldners zusteht, wird in der KO. §§ 47 ff. vorgeschrieben. 4. Während die obligatorischen Rechte zu den relativen Rechten zu zählen sind, haben die dinglichen Rechte absolute Wirkung. Das obligatorische Recht richtet sich naturgemäß nur gegen den mit seiner Entstehung gegebenen Verpflichteten. Nur dieser kann es verletzen; nur gegen ihn bedarf der Berechtigte unter Umständen des staatlichen Schutzes. Ein absoluter Rechtsschutz liegt nicht in der Tragweite des Schuldverhältnisses. Das Gesetz wird daher einen solchen nur ausnahmsweise gewähren. Mit den dinglichen Rechten steht es gerade umgekehrt. Wenn die Sache, soweit der Inhalt eines solchen Rechtes reicht, sich im Vermögen des Berechtigten befindet, so darf dieser billigerweife von der Rechtsordnung verlangen, daß er gegen rechtswidrige Einwirkungen Dritter auf die Sache geschützt werde, gleichviel von wem die Ein­ wirkung ausgeht. Der Kreis derjenigen aber, welche in dieser Weise das Recht ver­ letzen können, ist an sich unbegrenzt. Das BGB. gewährt deshalb dem Berechtigten Schutz gegen jeden, der das Recht beeinträchtigt, durch einen dem Inhalte des Rechtes entsprechenden Anspruch (nach näherer Bestimmung der §§ 894—896, 985—1007, 1017, 1027, 1065, § 1090 Abs. 2, § 1098 Abs. 2, § 1107, § 1134 Abs. 1, §§ 1192, 1199, 1227). Diese absolute Wirkung der dinglichen Rechte fällt aber nicht notwendig mit dem Begriffe der Dinglichkeit zusammen. Denn einerseits versagt ein solches Recht mitunter die Wirkung gegen einen Dritten, der von einem Nichtberechtigten auf Grund seines guten Glaubens oder des öffentlichen Glaubens des Grundbuchs ein entgegen­ stehendes Recht an der Sache erwirbt, andererseits gibt es eine Reihe von Rechten, die nicht dinglich sind und gleichwohl absolute Wirkung haben, wie das Namenrecht (§ 12) und gewisse Vermögensrechte, die durch Eingehung einer Ehe oder durch Verwandtschaft begründet werden.

IH. Grundsätze für den rechtsgeschäftlichen Erwerb von dinglichen Rechten. 1. Übergabe der Sache und Eintragung in das Grundbuch. 1. Vom rein logischen Standpunkte mag es zur Veräußerung einer Sache sowie zur Bestellung, Übertragung oder Belastung eines Rechtes an einer Sache als genügend angesehen werden, wenn der Berechtigte seinen auf die Rechtsänderung ge­ richteten Willen dem anderen Teile erklärt und dieser die Zuwendung annimmt. Die Bedürfnisse des Verkehrs aber werden hierdurch nicht befriedigt. Die Rücksicht auf die Rechtssicherheit verlangt vielmehr die Betätigung oder Bekräftigung des beiderseitigen Willens durch einen äußeren Vorgang, der sich scharf gegen die zwischen dem Be­ rechtigten und dem anderen Teile bestehenden persönlichen Rechtsbeziehungen abhebt und auch sonst geeignet ist, nicht bloß den beiden Beteiligten die Vollziehung der Rechtsänderung zum klaren Bewußtsein zu bringen, sondern auch dritten Personen die Änderung erkennbar zu machen. a) Nach röm. R. besteht dieser Vorgang in der Übergabe der Sache. Aber das Traditionsprinzip ist nur für die Eigentumsübertragung sowie für die Be­ gründung und Übertragung der Superfizies und der Emphyteuse durchgeführt; für die Dienstbarkeiten ist es bestritten, und das wichtigste Recht an fremder Sache, die Hypothek, ist ihm nicht unterworfen. In Deutschland hatte, als das röm. R. Fuß faßte, die Einrichtung öffentlicher Bücher für den Grundbesitz bereits so weit sich entwickelt, daß in zahlreichen Gebieten die Übergabe nur die Veräußerung und Be­ lastung beweglicher Sachen vermittelte, für den Grundstücksverkehr dagegen in dieser Funktion durch die Eintragung in das öffentliche Buch ersetzt wurde. Diese Entwickelung war indessen nicht stark genug, um dem fremden Rechte gegenüber sich

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behaupten zu können. Nur vereinzelt, namentlich in den Statuten der Hansestädte, lebten ihre Ergebnisse fort. b) Erst die neueren Partikularrechte kehrten zu den Grundsätzen des alten deutschen Rechtes zurück. Vor allem war es die preußische Gesetzgebung des 18. Jahrhunderts, die gründliche Reformen anbahnte. Das ALR. bezeichnet für den rechtsgeschäftlichen Erwerb von dinglichen Rechten die Übergabe der Sache als allgemeine Erwerbungs­ art und führt diesen Grundsatz in Ansehung der beweglichen Sachen vollständig durch, während es ihn für die unbeweglichen hauptsächlich dadurch modifiziert, daß es die Hypothek und das dingliche Vorkaufsrecht nur durch Eintragung in das Hypotheken­ buch entstehen läßt und bezüglich gewisser Nutzungsrechte der Übergabe die Eintragung gleichstellt (ALR. I Tit. 2 § 135, Tit. 9 §§ 1, 3, 6, Tit. 10 § 1, Tit. 20 §§ 6 bis 10, 570, Tit. 21 §§ 1 ff., Tit. 22 §§ 13 ff.). Im 19. Jahrhundert nahmen auch andere Staaten (s. M. III 14) das Pfandbuchsystem an, d. h. sie machten die Ent­ stehung der Hypotheken von der Eintragung in die Hypothekenbücher abhängig; in einigen Staaten wurde hiermit eine Reform des Pfandrechts an beweglichen Sachen verbunden. Später gingen zahlreiche Staaten zum Grundbuchsystem über, d. h. die Bücher erhielten die Bestimmung, nicht bloß die Belastung der Grundstücke mit Hypotheken, sondern vor allem die Grundstücke selbst und das Eigentum an ihnen, bisweilen außer den Hypotheken auch noch Reallasten und Dienstbarkeiten nachzuweisen. Näheres in den M. III 9 ff. Obwohl das in umfangreichen Gebieten Deutschlands zur Einführung gelangte franz. R. sich dieser Richtung nicht angeschlossen hatte, da es von der Eintragung in die Register nicht die Übertragung des Eigentums und die Entstehung der dinglichen Rechte, sondern nur gewisse Wirkungen dieser Rechte gegen Dritte abhängig machte (sog. Transkriptions- und Jnskriptionssystem, vgl. M. III 12f., 17f.), galt dennoch zur Zeit des Erlasses des BGB. in dem größten Teile des Reichs und in den meisten Bundesstaaten die gesetzliche Regel, daß zur Übertragung des Eigentums und zur Bestellung einer Hypothek oder einer Grund­ schuld an einem Grundstücke die Eintragung erforderlich ist. Auf die übrigen Rechte wird das Eintragungsprinzip sehr ungleichmäßig angewendet, nach einigen Gesetzen wird jedes Recht eingetragen, nach anderen nicht (M. III 162 ff.). c) Unter den Rechten an beweglichen Sachen hatte das Pfandrecht in den­ jenigen Gebieten, in welchen es durch bloßen Vertrag begründet werden konnte, sich als besonders reformbedürftig erwiesen. Wo deshalb die Landesgesetzgebung tätig wurde, war sie darauf bedacht, das vertragsmäßige Pfandrecht als Faustpfand zu regeln, d. h. die dingliche Wirksamkeit der Verpfändung von der Übergabe der Sache an den Gläubiger oder von dessen Besitz abhängig zu machen. Nachdem dann die KO. v. 10. Febr. 1877 in Verbindung mit dem EG. § 14 die Geltendmachung des Vertragspfandes im Konkurs auf die Fälle des Faustpfandes beschränkt hatte, ist das Faustpsandprinzip auch in denjenigen Staaten, in welchen bis dahin die Pfandbestellung ohne Übergabe wirksam war, durch die Ausführungsgesetze zur KO. angenommen worden (vgl. M. III 333, 495, 796, 800). 2. Der angedeuteten Rechtsentwickelung gegenüber hat das BGB. seine Aufgabe dadurch gelöst, daß es den rechtsgeschäftlichen Erwerb bezüglich der beweglichen Sachen von der Übergabe, bezüglich der Grundstücke von der Eintragung abhängig macht. An diesem Standpunkte wird überall festgehalten, wo nicht die Rücksicht auf die Natur des Rechtes oder des Rechtsverhältnisses zu einer Abweichung nötigt. a) Was die beweglichen Sachen anlangt, so ist zur Übertragung des Eigen­ tums nach § 929 erforderlich, daß der Eigentümer die Sache dem Erwerber übergibt. Dasselbe Erfordernis wird für die Bestellung des Nießbrauchs in dem § 1032, für die Bestellung des Pfandrechts in dem § 1205 vorgeschrieben; Übertragung

und Belastung kommen hier nicht in Betracht, weil der Nießbrauch an die Person des Nießbrauchers gebunden ist (§ 1059) und das Pfandrecht infolge seiner Abhängigkeit

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von der Forderung (§§ 1204, 1252) kraft des Gesetzes von der Übertragung und

Belastung der Forderung mitergriffen wird (§ 1250). Die Modifikationen, welche das Traditionsprinzip durch besondere Vorschriften, namentlich durch § 926, § 929 Satz 2, §§ 930 f., 1031, § 1032 Abs. 1 Satz 2, §§ 1096, 1120, § 1205 Abs. 1 Satz 2 und §§ 1206, 1260, erleidet, werden, soweit nötig, bei der Erläuterung dieser Paragraphen zur Erörterung gelangen. Hier ist nur noch hervorzuheben, daß die Beteiligten durch das Erfordernis der Übergabe volle Klarheit darüber erhalten, daß sie mit diesem Akte aus dem Rahmen persönlicher Rechtsbeziehungen heraustreten und die Rechtsänderung, welche sie be­ zwecken, endgültig vollziehen. Insoweit erfüllt demnach das Traditionsprinzip die Anforderung, welche oben S. 10 an den äußeren Vorgang gestellt ist, in dem die sachenrechtlichen Verfügungen sich betätigen sollen. b) Anders verhält es sich, wenn ein Grundstück oder ein Recht an einem Grundstücke den Gegenstand der Verfügung bildet. Die Übergabe versagt hier über­ haupt den Dienst, wenn das Recht, das begründet, übertragen oder belastet werden soll, gar nicht den Inhalt hat, daß dem Berechtigten eine tatsächliche Gewalt über das Grundstück zusteht, also namentlich in betreff der Reallasten, Hypotheken, Grundschulden und Rentenschulden, aber auch hinsichtlich des Vorkaufsrechts, da, solange der Fall nicht eintritt, der Berechtigte nicht zum Besitze befugt ist; für die Grunddienstbarkeiten endlich würde die Tradition nur in einem sehr uneigentlichen Sinne sich als Be­ gründungsakt verwerten lassen. Was dagegen die übrigen Rechte an Grundstücken anlangt, so hat, mindestens für die Übertragung des Eigentums, das Traditionsprinzip sich nicht zu bewähren vermocht, weil die Übergabe eines Grundstücks, namentlich eines offenen Grundstücks, nicht ein in die Augen springender Akt ist, mitunter sogar von den Beteiligten überhaupt nicht tatsächlich vollzogen, sondern nur in der Vertrags­ urkunde als erfolgt bezeichnet wird, ihre Bedeutung für die Rechtsänderung daher sehr oft den Beteiligten nicht zum Bewußtsein kommt. Mit der Bestellung des Nießbrauchs steht es ähnlich wie mit der Eigentumsübertragung, während für die beschränkten per­ sönlichen Dienstbarkeiten der Begründungsakt nicht wohl anders geordnet werden kann als für den Nießbrauch oder die Grunddienstbarkeiten. Bei dem Wohnungsrecht und dem Erbbaurechte mag freilich die Übergabe schärfer in die Erscheinung treten. Aber es wäre vom Standpunkte des Gesetzgebers kaum gerechtfertigt, wegen dieser Rechte das dritte Buch mit kasuistischen Vorschriften zu beschweren. Bei allen Rechten an Grundstücken wird die Funktion, welche im Gebiete der beweglichen Sachen für den Rechtserwerb der Übergabe zukommt, weit besser von der Eintragung in das Grundbuch versehen. Die Eintragung leidet fteilich für diese Funktion an der Schwäche, daß sie nicht von den Beteiligten bewirkt wird, sondern von der Behörde, welcher die Führung des Grundbuchs obliegt. Allein die Schwäche wird kaum empfunden, weil die Beteiligten, wenn auch der Zeitpunkt der Rechtsänderung ihrer Bestimmung entzogen ist, doch der Buchbehörde die Voraus­ setzungen der Eintragung beschaffen müssen, hierbei aber notwendig sich darüber klar werden, daß sie an einem dinglichen Vorgänge mitwirken. Für die Erkennbarkeit der Rechte leistet die Eintragung zweifellos mehr als die Übergabe, weil sie kein bloß vorübergehender Akt ist, sondern im Grundbuche haften bleibt, mithin regelmäßig jedem, der das Buch einsieht, Ausschluß über die Rechte gibt, die an einem bestimmten Grundstücke bestehen. Das BGB. hat in Konsequenz des ihm eigenen Grundbuchsystems, unter Ver­ meidung jeder Kasuistik, das Eintragungsprinzip auf alle Rechte am Grund und Boden angewendet, indem es die rechtsgeschästliche Begründung, Übertragung, Be­ lastung, Aufhebung, Inhalts- und Rangänderung dieser Rechte von der Eintragung in das Grundbuch abhängig macht (§§ 873, 875, 877, 880). Freilich unterliegt auch dieses Prinzip gewissen Einschränkungen; allein auch hierauf ist um so weniger

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Gewicht zu legen, als die Ausnahmefälle so geordnet sind, daß sie die wohltätigen Wirkungen des Grundsatzes nicht beeinträchtigen. 3. Nach dem BGB. bewirkt weder die Übergabe der beweglichen Sache noch die Eintragung in das Grundbuch für sich allein die Rechtsänderung, die von den Be­ teiligten auf rechtsgeschäftlichem Wege herbeigeführt wird; die Rechtsänderung tritt

nur ein, wenn auch dem Erfordernisse des Rechtsgeschäfts genügt ist (§§ 873, 875, 877, 889, 929, 1032, 1205). a) Die Übergabe ist an sich nur eine Tatsache, an welche sich der Erwerb des Besitzes knüpft; einen Rechtserwerb vermag sie nur zu vermitteln, wenn die Rechts­ änderung von dem Geber und dem Nehmer der Sache beabsichtigt und diese Absicht erkennbar wird. Nach dem bisherigen Rechte besteht hierüber kein Zweifel; verschieden sind nur die Anforderungen, welche an den Inhalt des Rechtsgeschäfts gestellt werden. b) Die Eintragung hat, was den Rechtserwerb anlangt, für ihr Gebiet die­ selbe Bedeutung wie die Übergabe einer beweglichen Sache; sie ist nur ein Erfordernis,

welches den rechtsgeschäftlichen Erklärungen hinzutreten muß, um mit diesen den dinglichen Erfolg hervorzubringen. In solcher Weise ist das Verhältnis in den meisten Bundesstaaten, in denen das Eintragungsprinzip gilt, gesetzlich geregelt. In einigen Staaten (f. M. III 137 ff.) indessen hat die Gesetzgebung die Be­ deutung der Eintragung dergestalt gesteigert, daß sie dem Inhalte des Grundbuchs formale Rechtskraft wie einem richterlichen Urteile beilegt. Vermöge dieses Grund­ satzes entscheidet darüber, ob und welche Rechte an einem Grundstücke bestehen, der Buchinhalt ohne Rücksicht auf die rechtsgeschäftlichen Erklärungen der Beteiligten. Der Grundsatz läuft darauf hinaus: Was in dem Buche steht, ist Recht, weil es darin steht. Das BGB. hat diesen Grundsatz nicht übernommen. Er ist allerdings geeignet, die Rechtsverhältnisse des Grundbesitzes auf eine feste Grundlage zu stellen, namentlich jedem Zwiespalte zwischen dem Buche und der wirklichen Rechtslage vorzubeugen und zu einer ungemein einfachen (weil gleichmäßigen) Gestaltung aller Erwerbsarten zu führen. Aber der Preis, um den diese Vorteile erreicht werden, ist zu hoch. Daß auch der Betrüger, der Fälscher usw., wenn er eine formgerechte Eintragung erwirkt, hierdurch zum Rechtserwerbe gelangen, der Verletzte dagegen nur einen persönlichen, im Konkurse des Eingetragenen versagenden Anspruch auf Bewilligung einer die Rechtsverletzung beseitigenden Eintragung haben soll, erscheint unbillig. Die Verteidiger der formalen Rechtskraft versichern freilich, daß diese in der Konsequenz des Publizitätsprinzips liege. Aber hiermit ist kaum etwas erklärt. Denn das Publizitätsprinzip ist eine positive Schöpfung, deren Inhalt nach dem Verkehrs­ bedürfnisse bestimmt werden muß. Dieses Bedürfnis aber verlangt nicht, daß die Eintragungen, weil sie in dem Grundbuche stehen, als richtig fingiert werden, sondern nur, daß sie zugunsten eines redlichen Erwerbers als richtig gelten müssen, weil dieser sonst in seinem berechtigten Vertrauen auf das Buch getäuscht werden könnte. Wie einer solchen Täuschung begegnet werden kann, ohne daß den Eintragungen formale Rechtskraft beigelegt wird, bleibt späterer Erwägung Vorbehalten.

2. Rechtliche Natur der dinglichen Rechtsgeschäfte. 1. Die dinglichen Rechtsgeschäfte find teils zweiseitige, teils einseitige. Zur Übertragung des Eigentums, zur Bestellung eines Nießbrauchs oder eines Pfand­ rechts an einer beweglichen Sache, zur Begründung, Übertragung, Belastung, Jnhalts-

und Rangänderung der Rechte an Grundstücken wird eine Einigung zwischen den Beteiligten gefordert (§§ 873, 877, 880, 929, 1032, 1205). Dagegen genügt zur Aufhebung der dinglichen Rechte an Grundstücken und an beweglichen Sachen in der Regel eine empfangsbedürftige einseitige Erklärung des Berechtigten (§§ 875, 928,

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Sachenrecht.

959, 1064, 1255). Zu der Einigung oder der einseitigen Erklärung muß ferner unter Umständen die empfangsbedürftige einseitige Zustimmungserklärung Dritter hinzukommen, um die Rechtsänderung herbeizuführen (f. z. B. §§ 876 f., 880, 1183, 1255). 2. Die dinglichen Rechtsgeschäfte sind abstrakte Rechtsgeschäfte, wie Bd. IS. 231f. Vorbm. VII 2 bereits erwähnt (s. RG. 48, 135; 52, 114; 63, 184; 68, 99; 78, 375; BayObLG. 7, 388 -- RIA. 7, 276; BayObLG. 11, 392 — ZBlFG. 11, 324 usw., vgl. auch Kriegsmann, Rechtsgrund der Eigentumsübertragung, bes. 64ff.; Strohal LeipzZ. 09, 610 und über die abstrakte Natur der Hypothekbestellung Goldmann Gruch. 56, 162 Anm. 2, Wolff, Sachenr. § 132 Ziff. II gegen Sohm, Gegenstand 9 Anm. 5 u. a.). Dem dort Gesagten ist das Folgende hinzuzufügen. Auch die Rechtsänderungen, um welche es sich hier handelt, werden nicht um ihrer selbst willen vorgenommen, sondern zu einem bestimmten Zwecke, der durch sie erreicht werden soll. Ein verständiger Mann wird weder eine ihm gehörende Sache noch ein Recht, das ihm an einer fremden Sache zusteht, veräußern oder belasten, ohne damit einen solchen Zweck zu verfolgen. Der Regel nach ist der Zweck einer Rechts­ änderung in einem besonderen Rechtsgrunde zu suchen, der Rechtsgrund (causa) in einem obligatorischen Vertrage (Kausalgeschäft) enthalten. Er kann in der Vergangenheit, der Gegenwart oder der Zukunft liegen. Er liegt in der Ver­ gangenheit, wenn derjenige, welcher dinglich verfügt, hierdurch eine Verbindlichkeit erfüllen will; in der Gegenwart, wenn die Errichtung des obligatorischen Vertrags mit dessen Erfüllung zeitlich zusammenfällt, also namentlich bei Schenkungen, die ohne Versprechen durch Hingabe der Sache vollzogen werden, und bei den zahllosen Käufen, die im täglichen Verkehre dadurch zustande kommen und sich erledigen, daß der Ver­ käufer gegen Empfangnahme des von ihm bezeichneten Preises die Sache dem Käufer einhändigt; in der Zukunft, wenn jemand durch die Übergabe oder die Eintragung den anderen Teil oder einen Dritten zu einer Gegenleistung bestimmen will. Dieser ursächliche Zusammenhang zwischen der Rechtsänderung und ihrem Grunde läßt es erklärlich erscheinen, daß das preuß. ALR. im Anschluß an eine ältere ge­ meinrechtliche Theorie den Rechtserwerb von einem Titel des Erwerbers abhängig machte (oben S. 7, s. jedoch RG. 75, 71) und daß ihm hierin die Gesetzgebung anderer Staaten, wenigstens für den von ihr geregelten Erwerb von Rechten an Grundstücken (Bayern, Hessen usw.) gefolgt ist. Für das gemeine Recht gelangte in­ zwischen die Lehre zur Herrschaft, daß die quellenmäßige justa causa der Tradition nicht in einem Titel, sondern in der Tradition selbst zu suchen, diese daher als ein abstraktes, d. h. von den persönlichen Rechtsbeziehungen der Beteiligten unabhängiges Rechtsgeschäft aufzufassen sei. Diese Auffassung ist für den Erwerb des Eigentums an beweglichen Sachen in das sächsische BGB. § 253 und den bayer. Entw. III Art. 93 übergegangen. Das preuß. Eigentumserwerbsges. v. 5. Mar 1872 §§ 1, 2 und die ihm nachgebildeten Gesetze anderer Staaten haben sie auch für die durch Ein­ tragung und Auflassung sich vollziehende Übertragung des Eigentums an Grund­

stücken verwertet. Das BGB. hat das Erfordernis des Titels nicht ausgenommen; das rechtsgeschäft­ liche Moment, das nach ihm den Erwerb von Rechten an beweglichen Sachen und an Grundstücken vermittelt, besteht lediglich in der „Einigung" des Verfügenden und des Erwerbers darüber, daß die Rechtsänderung eintreten soll (§ 873 Abs. 1, §§ 877, 929, § 1032 Satz 1, § 1205 Abs. 1). Diese Abstraktion der Rechts­ änderung von den persönlichen Rechtsbeziehungen der Beteiligten war schon von der ersten Kommission der Gestaltung des Sachenrechts zugrunde gelegt (E. I §§ 828, 874, 983, 1147) und ausführlich gerechtfertigt worden (P. I 3637 ff., 3991 ff.; M. III 138 ff., 158 f., 333, 495 f.). Die zweite Kommission trat ihr grundsätzlich bei (E. II § 794 Abs. 1, §§ 798, 842, 942, 1114), indem sie sich bezüglich der

Vorbemerkungen.

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Grundstücke von der Erwägung leiten ließ, daß die Rücksicht auf die Rechtssicherheit nicht gestattete, den Rechtserwerb von dessen obligatorischer Grundlage abhängig zu machen, bezüglich der beweglichen Sachen vornehmlich auf die bisherige Rechtsent­ wickelung sich stützte (P. II3 S. 53 f., 195). Die praktische Seite dieses Standpunkts zeigt sich darin, daß, wenn die Beteiligten sich in gültiger Weise über die Rechts­ änderung geeinigt haben, das Fehlen eines gültigen Rechtsgrundes den Übergang des Rechtes auf den Erwerber nicht auszuschließen, für den Verletzten mithin nur einen persönlichen Anspruch auf Restitution zu begründen vermag (P. II 3 S. 55, vgl. auch 2 S. 689 ff.). Dies gilt entsprechend auch für die einseitigen Willenserklärungen des Sachen­ rechts, denn nicht nur die Einigung, sondern alle dinglichen Rechtsgeschäfte sind nach dem BGB. abstrakt. Eine Ausnahme gilt zunächst dann, wenn der Rechtsgrund als Be­ dingung in das Rechtsgeschäft ausgenommen worden ist (f. RG. Gruch. 57, 916); dies ist lediglich bei der Auflassung unzulässig, da der § 925 Abs. 2 eine unter einer Bedingung erfolgende Auflassung für unwirksam erklärt (über die ent­ sprechende Anwendung dieser Vorschrift auf die Übertragung des Erbbaurechts vgl.

Erl. 3 zu tz 1017). In diesem Sinne kann man mit Bruck (Die Einigung im Sachenrecht des BGB. 1900, 24 ff.) sagen, daß die Auflassung stets (notwendig) abstrakt sei, während die Einigung in allen übrigen Fällen nur abstrakt sein könne; indessen macht, wie Bd. I 232 Vorbm. VII 2 bereits hervorgehoben, die Angabe des Rechtsgrundes allein, ohne daß dieser zur Bedingung gesetzt ist, das dingliche Rechts­ geschäft nicht zu einem kausalen. Eine weitere Ausnahme folgt im Falle einer Ver­ bindung von schuldrechtlichem und dinglichem Rechtsgeschäfte zu einem einheitlichen Rechtsgeschäfte aus der Vorschrift des § 139 (s. Bd. I S. 363 § 138 Erl. I 3b, S. 371 § 139 Erl. le). Näheres unter Erl. III 4, 5 zu 8 873; s. auch Romeick in WürttJ. 12, 104ff., anderseits Neubecker im ArchBürgR. 22, 34ff., bes. 67 ff.

3. Die Frage, ob die Einigung in dem BGB. als Vertrag bezeichnet werden sollte, wurde von der ersten Kommission bejaht, von der zweiten verneint, a) Die erste Kommission gründete ihre Entscheidung erkennbar auf die Windscheidsche Theorie vom dinglichen Vertrage. Während noch Puchta, obgleich er in seinen Institutionen 8 241 die Abstraktion der Tradition von dem Kausalgeschäfte lehrte, hierbei nicht von einem Vertrage sprach, konstruierte sich Windscheid §171 für das Eigentum einen besonderen Übertragungsvertrag, der in allen Fällen nicht bloß dieselbe Form, sondern auch denselben Inhalt erfordert; der Inhalt ist „der auf das Geben und Nehmen des Rechtes an der Sache gerichtete Wille," die Form, in welcher dieser Wille seinen Ausdruck finden muß, das „Geben und Nehmen des Körpers der Sache", die Übergabe. Gestützt auf diese Konstruktion war in der Redaktionsvorlage, auf Grund deren das Sachenrecht beraten wurde, unter 8 132 der Satz vorgeschlagen: „Das Eigentum an einer beweglichen Sache wird im Falle der Übertragung erworben durch die in dieser Absicht erfolgte Übergabe der Sache von feiten des Eigentümers an den Erwerber." Die Kommission glaubte die Entscheidung darüber, ob die Übergabe als Form des dinglichen Vertrags aufzufassen wäre, der Wissenschaft überlassen zu müssen. Sie hielt es für genügend, „die Übergabe als ein notwendig präsentes Moment des dinglichen Vertrags zu bezeichnen." Während sie deshalb in sachlicher Hinsicht den Vorschlag des Redaktors billigte, beanstandete sie die Fassung, weil durch diese nicht ausreichend klar gelegt würde, „daß gegenseitige, einen Vertrag darstellende Willenserklärungen vorliegen müßten" (P. I 3990 ff.). Die „Allg. Vorschriften über Rechte an Grundstücken" waren damals bereits durch­ beraten; auch hatte man im Rechte der Schuldverhältnisse nicht nur den Erlaß, sondern auch die Abtretung und die Schuldübernahme als abstrakte Verträge gestaltet (E. I

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Sachenrecht.

§§ 290, 294, 314 ff.) und in den Protokollen den Erlaß als „dingliches Rechts­ geschäft", die Schuldübernahme als „dinglichen Vertrag" bezeichnet (P. I 1269, 1362, 1474). Zur Würdigung des sachenrechtlichen Vorschlags wurde bemerkt: „Die über die Zession und die Übertragung des Eigentums an Grundstücken gefaßten Be­ schlüsse führten mit Notwendigkeit dazu, auch die Übertragung des Eigentums an be­

weglichen Sachen durch Rechtsgeschäft unter Lebenden als die Wirkung eines dinglichen Vertrags anzusehen und zu behandeln. Dann aber sei es im Hinblick auf die ab­ weichenden Ansichten in der Doktrin erforderlich, das Vertragsprinzip auch an der gegenwärtigen Stelle zum deutlichen Ausdruck im Gesetze zu bringen, damit die An­ wendbarkeit der Bestimmungen des Allgemeinen Teiles über Verträge auf den hier behandelten dinglichen Vertrag außer Zweifel gestellt werde" (P. I 3992). So er­ klärt es sich, daß im E. I unter § 874 bestimmt wurde: „Zur Übertragung des Eigentums an einer beweglichen Sache durch Rechts­ geschäft ist ein zwischen dem Eigentümer und dem Erwerber unter Übergabe der Sache zu schließender Vertrag erforderlich, welcher die Willenserklärung der Vertrag­ schließenden enthält, daß das Eigentum aus den Erwerber übergehen soll." Derselbe Gedanke wurde auch für die Gestaltung des Nießbrauchs und des Pfand­ rechts an beweglichen Sachen durchgeführt; die Verträge, die zur Begründung, Über­ tragung und Belastung des Nießbrauchs nach den §§ 983, 1011 und zur Begründung des Pfandrechts nach § 1147 errichtet werden sollten, haben den nämlichen Charakter wie der Eigentumsübertragungsvertrag des § 874. Bei der Regelung des rechtsgeschäftlichen Erwerbes von Rechten an Grund­ stücken hatte die erste Kommission geglaubt, in der Auflassung des preuß. Ges. v. 5. Mai 1872 § 2 einen gewissen Vorgang für die Vertragskonstruktion zu haben. Der Grund indessen, der dahin führte, den Vertrag in dem Gesetz als Erfordernis der Rechtsänderung zu bezeichnen, lag in der Erwägung, daß es bei der hohen Wichtigkeit des Grundsatzes und bei der Unklarheit, die bezüglich desselben in der Gesetzgebung und der Wissenschaft bemerkbar sei, ratsam erscheine, mittels einer all­ gemeinen Bestimmung den Standpunkt des Entwurfes klarzustellen (P. I 3638 s.). Dabei bestand freilich kein Zweifel, daß die Eintragung in das Grundbuch nicht, wie die Übergabe einer beweglichen Sache in § 874, als ein präsentes Moment des Ver­

trags sich vollziehen, sondern ihm nur entweder nachfolgen oder vorangehen könnte. Auch hielt man es für zweckmäßig, als Inhalt des Vertrags nicht die un­ mittelbare Richtung des Willens auf die beabsichtigte Rechtsänderung, sondern die Eintragungsbewilligung und deren Annahme zu fordern. Im übrigen aber wurde das Vertragserfordernis ebenso deutlich ausgesprochen wie für das Mobilienrecht. Der E. I bestimmte unter § 828: „Zur Übertragung des Eigentums, sowie zur Begründung, Übertragung oder Belastung eines anderen Rechtes an einem Grundstücke durch Rechtsgeschäft ist ein zwischen dem eingetragenen Berechtigten und dem Erwerber zu schließender Vertrag und Eintragung in das Grundbuch erforderlich, soweit nicht das Gesetz ein anderes bestimmt. Der Vertrag erfordert die Erklärung des Berechtigten, daß er die Eintragung der Rechtsänderung in das Grundbuch bewillige, und die Annahme der Bewilligung von feiten des anderen Teiles." b) In der Kritik des E. I stieß die in den §§ 828, 874 festgelegte Vertrags­ theorie auf lebhaften Widerspruch (Zstlg. III 5ff., 84ff., 91, 143, 153f., VI 536ff., 551 f., 557 f., 560 f.). Man machte namentlich geltend, daß die Kommission die Be­ griffe „Rechtssatz und Rechtsregel" (Bernhöft, Kauf usw. 5) miteinander verwechselt habe (Wendt); der Rechtssatz bestehe lediglich in dem Erfordernisse des Einverständnisses der Beteiligten über die Rechtsänderung, während es Aufgabe der Wissenschaft sei, zu untersuchen, ob die Abstraktion des Einverständnisses von dem Rechtsgrunde dazu

Vorbemerkungen.

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nötige, die Rechtsregel aufzustellen, daß das Einverständnis die Natur eines besonderen Vertrags habe (Strohal, Leonhard usw.). In der zweiten Kommission wurde bei der Beratung des § 828 die Kon­ struktionsfrage ausführlich erörtert (P. II 3 S. 56 ff.). Mitglieder, die auch der ersten Kommission angehört hatten, traten mit Entschiedenheit für deren Standpunkt ein; sie verlangten die Beibehaltung des Wortes „Vertrag" zur Kennzeichnung des Einverständnisses der Beteiligten, indem sie betonten, daß die erforderlichen Er­ klärungen nicht einseitige, sondern wechselseitige seien, daß daher ein Vertrag vorliege, der zweckmäßig als solcher auch in dem Gesetze zu bezeichnen sei. Die Mehrheit er­ achtete jedoch die gegen diese Bezeichnung vorgebrachten Bedenken für durchschlagend, indem sie erwog: „Es handele sich vorwiegend um eine Frage der juristischen Kon­ struktion, zu deren Entscheidung die Wissenschaft berufen sein werde. Gewisse Schwierig­ keiten und die Möglichkeit von Mißverständnissen brächten nach dem, was vorgebracht sei, beide Arten der Ausdrucksweise mit sich. Dem Sprachgebrauche und den An­ schauungen des Volkes entspreche es jedenfalls nicht, das hier in Rede stehende Rechts­ verhältnis als Vertrag zu bezeichnen. Die Juristen würden unschwer erkennen, daß oder inwieweit auf die fraglichen Erklärungen die Grundsätze des Vertrags Anwendung zu finden hätten, wenn auch das Wort „Vertrag" im Gesetze nicht gebraucht sei" (P. II 3 S. 59). Demgemäß wurde in dem § 828 und an anderen Stellen des E. I (z. B. §§ 841, 868, 962, 1106, 1107) das Vertragserfordernis durch das Erfordernis der Einigung ersetzt (@. II §§ 794, 801, 838, 925, 1025). Zwei weitere Änderungen bestanden darin, daß die vorgängige Eintragung des Berechtigten, der die Eintragung des Erwerbers zu bewilligen hat, nicht Erfordernis der Einigung sei, sondern nur der Ordnung halber in der GBO. vorgeschrieben werden solle und daß als Gegenstand der Einigung nicht die Eintragungsbewilligung und deren Annahme, sondern der Ein­ tritt der Rechtsänderung in dem Gesetze zu bezeichnen sei (P. II 3 S. 54 f.). Bezüglich der Rechte an beweglichen Sachen wurden die entsprechenden Änderungen der §§ 874, 983, 1011, 1147 ohne Widerspruch beschlossen. Man beschloß namentlich, „in dem § 874 nicht hervorzuheben, daß zum Übergange des Eigentums neben dem obligatorischen Rechtsgeschäft und der Übergabe der Sache ein besonderer (dinglicher) Vertrag notwendig sei." Auch war man einverstanden, daß die erforderliche Willenseinigung zwischen dem Eigentümer und dem Erwerber nicht „ausdrücklich erklärt werden müsse, daß namentlich eine solche Erklärung nicht not­ wendig bei der Übergabe abgegeben zu werden brauche." Was endlich „das Ver­ hältnis der Übergabe zu der Willenseinigung" anlangt, „so beschloß man, zum Ausdrucke zu bringen, daß die Übergabe zu der Vereinbarung hinzukommen müsse; die Übergabe stelle nicht die Form dar, in welcher die Vereinbarung zutage trete,

sondern sei ein selbständiges Erfordernis für den Eigentumsübergang" (P. II 3 S. 194 s.). Diesen Beschlüssen entsprechen die Bestimmungen des E. II §§ 842, 942, 1114, mit denen, soweit es hier darauf ankommt, die Vorschriften des BGB. §§ 929, 1032, 1205 sich decken. 4. Die Abstraktion der Rechtsänderung von den persönlichen Rechtsbeziehungen der Beteiligten zueinander ist nicht ein Postulat der Rechtskonsequenz, sondern eine positive Einrichtung, die das Gesetz getroffen hat, um dem sachenrechtlichen Verkehr eine feste Grundlage zu geben und mit deren Hilfe die wünschenswerte Sicherheit zu gewähren (P. I 1474; P. II 1 S. 463, 3 S. 53 f., 195). Der juristische Charakter dieser Einrichtung, der abstrakten Einigung, ist nicht ganz leicht zu erkennen. a) Die mit der gemeinrechtlichen Tradition bisweilen verbundene Vorstellung, daß es sich um zwei einseitige, aber auf dasselbe Ziel gerichtete Willenserklärungen handele, erledigt sich für das BGB. dadurch, daß die Rechtsänderung von einer Planck, Kom. zum BGV.

Bd. III.

4. Aufl.

(Strecker.)

2

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Sachenrecht.

Einigung der Beteiligten abhängig gemacht wird, stimmt man deshalb mit der hier vertretenen herrschenden Meinung (vgl. RG. 50, 82; 63, 184; 66, 99; 68, 99; KG. 22, 146 --- RIA. 2, 85; Bd. I S. 383 ff. Vordem. 2 vor § 145 und die dort zit., auch unten S. 20f.) an, daß diese Einigung ein Vertrag sei, so scheint es nahe zu liegen, zu dessen Erklärung auf den von Windscheid für das Eigentum kon­ struierten Übertragungsvertrag (oben S. 15) zurückzugreifen. Allein zu einem richtigen

Verständnisse des BGB. würde man hierdurch nicht gelangen. Denn wenn auch die Einigung mit dem Windscheidschen Vertrage die Trennung von dem Rechtsgrunde gemein hat, so unterscheiden sich doch beide voneinander wesentlich dadurch, daß die Einigung nach dem BGB. ein Erfordernis der Rechtsänderung neben der Übergabe

oder der Eintragung ist, wogegen Windscheid § 171 Note 3 die Vorstellung, daß die Tradition etwas dem Vertrage Hinzukommendes sei, ausdrücklich abweist und die Tradition selbst als den Übertragungsvertrag hinstellt. b) Zur Vereinfachung der weiteren Erörterung empfiehlt es sich, den dinglichen Vertrag zunächst nur für das Gebiet der beweglichen Sachen zu betrachten, und zwar vornehmlich für die Übertragung des Eigentums. Hier zeigt sich die eigen­ artige Erscheinung, daß diejenigen, um deren Angelegenheit es sich handelt, in der Regel nichts davon wissen, daß sie einen von ihren persönlichen Rechtsbeziehungen sich abhebenden Vertrag über den Eigentumsübergang errichten. Die Parteien sehen in den zahllosen Fällen, in denen ein dem Rechte der Schuldverhältnisse angehörender Vertrag, namentlich ein Kauf, sofort durch Übergabe der Sache (und durch Zahlung des Preises) erfüllt wird, ein einheitliches Geschäft, dessen sachenrechtliche Seite ihnen nur insoweit zum Bewußtsein kommt, als sie nicht zweifeln, daß der Käufer die Sache mit der Übergabe erwirbt. Fallen dagegen Errichtung und Erfüllung des Vertrags

zeitlich auseinander, so muß freilich die Vorstellung von der Einheitlichkeit des Ge­ schäfts aufgegeben werden. Sachlich aber ist kaum ein Unterschied; nur daß die Be­ ziehung der Übergabe auf den obligatorischen Vertrag etwas anders als im Falle der sofortigen Erfüllung des letzteren zum Ausdrucke gebracht wird. Eine abstrakte Er­ klärung des Inhalts, daß das Eigentum übergehen solle, pflegt von keiner Seite ab­ gegeben zu werden (Strohal JheringsJ. 27, 341). Es ist jedoch zweifellos, daß, wenn der Vertrag rechtsgültig geschlossen und erfüllt worden, auch das Eigentum übergegangen ist. Ebenso gewiß aber ist es, daß das Eigentum auch dann übergehen kann, wenn der obligato'rische Vertrag nichtig oder anfechtbar ist oder der bei der Übergabe vor­

ausgesetzte Rechtsgrund fehlt oder nicht eintritt. In vielen Fällen wird zwar der Mangel des Rechtsgrundes auch die Übergabe ergreifen und unwirksam machen, so daß der Empfänger der Sache das Eigentum nicht erwirbt. In anderen Fällen aber bleibt die Übergabe von dem Mangel unberührt; der Empfänger wird Eigentümer und der Veräußerer hat gegen ihn nur einen persönlichen Anspruch aus der Bereicherung (§§ 812 ff.; vgl. Erl. III 5 zu 8 873, Erl. zu § 929). Der juristische Gedanke hier­ von ist der, daß das Sachenrecht die ihm angehörenden Rechtsgeschäfte selbständig, namentlich unabhängig von dem Rechte der Schuldverhältnisse, ordnet und demgemäß die Rechtsänderung von dem Rechtsgrunde löst. Wenn aber das Eigentum ohne Rück­ sicht auf den Rechtsgrund übergeht, so kann, da die Übergabe an sich ein rein tat­ sächlicher, lediglich den Besitzwechsel vermittelnder Vorgang ist, der Rechtsübergang füglich nur darauf zurückgeführt werden, daß er von den Parteien gewollt ist. Des­ halb verlangt das BGB. zur Übertragung des Eigentums, außer der Übergabe, die

Einigung des Veräußerers und Erwerbers darüber, daß das Eigentum übergehen soll. Die Einigung muß selbstverständlich erkennbar sein. Das ist sie aber nicht bloß dann, wenn Erklärungen ausgetauscht sind, deren unmittelbarer Zweck die Äußerung des Übertragung^ und des Erwerbswillens ist, sondern auch dann, wenn die Umstände ergeben, daß die Parteien über den Eigentumsübergang einig sind.

Wenn z. B. nichts

Vorbemerkungen.

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weiter vorliegt, als daß die Sache verkauft und übergeben ist, so erscheint die Einigung hierdurch hinlänglich zum Ausdrucke gelangt (§ 41 I. de rer. div. 2,1), weil der Kaufvertrag nach § 433 Abs. 1 Satz 1 den Verkäufer nicht bloß zur Übergabe, sondern auch zur Verschaffung des Eigentums verpflichtet, die Vollziehung der Übergabe mithin

so gedeutet werden muß, daß sie in der Absicht erfolgte, den Käufer in Erfüllung des Vertrags nicht bloß zum Besitzer, sondern auch zum Eigentümer der Sache zu machen. In allen Fällen, in denen die Einigungsfrage den Gegenstand eines Rechtsstreits bildet, hat das Gericht das ihm vorgelegte Material darauf zu prüfen, ob es zu dem Schluffe berechtigt, daß die Parteien über den Eigentumsübergang zur Zeit der Über­

gabe einig gewesen oder nach dieser einig geworden sind. Die Prüfung wird vor­ nehmlich in der Würdigung tatsächlicher Verhältnisse bestehen. Die rechtlichen Normen sind, soweit das dritte Buch schweigt, in den Vorschriften des ersten Buches über „Rechtsgeschäfte", insbesondere über den „Vertrag" gegeben. Diese würden auf die Einigung selbst dann entsprechend anwendbar sein, wenn man letztere mit Bruck (Die Einigung im Sachenrecht des BGB., 1900) entgegen der hier (Bd. I S. 383ff. Vorbm. 2) vertretenen Meinung nicht als einen Vertrag ansehen sollte. Denn das sachenrechtliche Institut der Einigung über den Rechtsübergang zeigt eine so nahe Verwandtschaft mit dem Vertrage, daß schon die Analogie dazu nötigt, die Vertrags­ normen auch auf die Einigung anzuwenden (vgl. Bruck a. a. O. 52ff.; Biermann, Sachenrecht 3f.; a. M. Eccius Gruch. 45, 455f., 47, 51 ff.; vgl. dagegen Bd. I S. 383ff. Vorbm. 2 vor § 145, S. 469f. Erl. 2 zu § 177, Förster Recht 03, 54ff., Bendix SeuffBl. 03, 197ff.). Die Anwendung wird freilich dadurch erschwert, daß die Vertragsofferte häufig mit dem Antrag auf Schließung des obligatorischen Vertrags zusammenfällt, noch häufiger aber überhaupt nicht erklärt, sondern durch eine auf einen anderen Zweck gerichtete Erklärung oder Handlung betätigt wird. Allein die Praxis wird bei richtiger Auffassung des Begriffs der stillschweigenden Willens­ erklärung (Bd. 1 S. 263 ff.) die Schwierigkeiten, welche die Einigung des BGB. bietet, ebenso leicht überwinden, wie ihr dies in betreff des dinglichen Vertrags des gemeinen Rechtes gelungen ist. Das Nähere bleibt der Erläuterung der §§ 929 ff. Vorbehalten. Bei der Bestellung des Nießbrauchs erscheint die Einigung, welche der § 1032 erfordert, in demselben Gewände wie bei der Eigentumsübertragung. Dagegen pflegt bei der Pfandbestellung nach § 1205 die abstrakte Natur der Einigung deutlicher hervorzutreten, weil der Regel nach schon in dem Bestehen der Forderung, in der Lage des Schuldners oder in den Geschäftsgrundsätzen des Gläubigers ein hinläng­ liches Motiv für die Verpfändung liegt, der Rechtsgrund daher auch in den Augen der Parteien für die Entstehung des dinglichen Rechtes bedeutungslos ist, so daß die Einigung, welche das Gesetz verlangt, meist in abstrakten Erklärungen zum Aus­ drucke kommt. c) Für die Rechte an Grundstücken bestimmt das BGB. unter § 873 Abs. 2: „Vor der Eintragung sind die Beteiligten an die Einigung nur gebunden, wenn die Erklärungen gerichtlich oder notariell beurkundet oder vor dem Grundbuchamt abgegeben oder bei diesem eingereicht sind oder wenn der Berechtigte dem anderen Teile eine den Vorschriften der Grundbuchordnung entsprechende Eintragungsbewilligung aus­ gehändigt hat." Das Gesetz kennt also eine zwar nicht bindende, im übrigen aber gültige Einigung der Parteien über den Eintritt der Rechtsänderung. Von praktischer Wichtigkeit ist dies jedoch schwerlich. Die Regel wird jedenfalls die sein, daß die Erklärungen, aus denen die Einigung sich zusammensetzt, in einer derjenigen Formen abgegeben werden, von deren Beobachtung nach § 873 Abs. 2 die Gebundenheit ab­ hängt. Wenn aber dies zutrifft, dann werden die Gerichte bei Feststellung der Einigung nicht, wie gegenüber der Übertragung des Eigentums an beweglichen Sachen, auf

Schlußfolgerungen angewiesen sein, sondern beurkundete Erklärungen vor sich haben, die unmittelbar ergeben, was von den Beteiligten gewollt war.

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Sachenrecht.

Zweifellos ist dies für die Fälle der Veräußerung eines Grundstücks sowie der Begründung und der Übertragung eines Erbbaurechts, weil die hierzu erforderliche Einigung nach den §§ 925, 1015, 1017 vor dem Grundbuchamt erklärt werden muß, das Grundbuchamt aber schon im Hinblick auf die von ihm vorzunehmende Eintragung darauf halten wird, daß die Erklärungen ausdrücklich und deutlich gefaßt werden. Auf solche Erklärungen ist auch dann zu rechnen, wenn die Beteiligten bei einer anderen Rechtsänderung, namentlich bei der Begründung, Übertragung oder Belastung eines dinglichen Rechtes, das nicht unter die Vorschrift des § 925 fällt, die Ein­ tragung vor dem Grundbuchamte bewilligt und angenommen oder die gerichtliche oder notarielle Form gewählt haben. Für die übrigen Fälle kommt in Betracht, daß nach der GBO. §§ 19, 29 die Eintragung nur erfolgen darf, wenn sie von dem passiv Beteiligten bewilligt und die Bewilligung öffentlich beglaubigt ist. Eine Urkunde dieses Inhalts wird also regelmäßig ausgestellt werden, wenn die Rechtsänderung wirklich gewollt ist. Sie bildet aber auch die sicherste Grundlage für die Entscheidung der Frage, ob die erforderliche Einigung stattgefunden hat. Denn wer erklärt, daß er die Eintragung einer Rechtsänderung bewillige, erklärt hiermit zugleich, daß er die Rechtsänderung selbst wolle. Mag dann die Annahme auch nur stillschweigend ge­ äußert werden, ihre Beziehung auf die Erklärung wird unschwer zu erkennen sein. Aus dieser Betrachtung dürfte sich ergeben, daß der sog. dingliche Vertrag durch die formalen Bestimmungen des Grundbuchrechts aus dem Gebiete der juristischen Kon­ struktion, dem er ursprünglich angehörte, zu einem greifbaren Rechtsgeschäft erhoben und der Vertragscharakter dieses Geschäfts nicht zu bezweifeln ist. 5. Nach den vorstehenden Ausführungen bildet die Übergabe oder die Ein­ tragung ein selbständiges Erfordernis der dinglichen Nechtsänderung, das zu der gesetzlich erforderlichen rechtsgefchäftlichen Erklärung, also regelmäßig zu der Einigung hinzukommen muß, aber weder als Form noch auch als Bestandteil des dinglichen Rechtsgeschäfts anzusehen ist. Dies ist jedoch sehr bestritten. Von dem Grundsatz ausgehend, daß ein jeder Vertrag zwar notwendig zwei Willenserklärungen enthalten müsse, daneben aber noch andere Bestandteile haben könne, bezeichnet man vielfach die Eintragung (oder die Übergabe) und die Einigung zusammen als das sachenrechtliche

Rechtsgeschäft, als den dinglichen Vertrag (s. Bd. I S. 222 Vorbm. I 1; Enneccerus I § 136 II B 2; Andre, Einfache, zusammengesetzte, verbundene Rechtsgeschäfte 1913, 5, 7) und zieht hieraus die Folgerung, daß die Einigung für sich allein, ohne Ein­ tragung (oder Übergabe) kein Vertrag sei (Wolff, Sachenr. § 38; Crome III 111,

116, 118; Goldmann-Lilienthal II 178ff.; Biermann, Sachenr. 3f.; Siber, Buchrechtsgeschäft 127ff.; Kretzschmar Recht 1910, 78; s. auch Eccius Gruch. 47, 51, 59; 51, 681; Bruck, Einigung 14ff.; Ortlieb, Einigung u. dingl. Vertrag 36ff.). Diese Folgerung aus jener Rechtsaufsassung ist (mindestens für die Einigung des Liegenschaftsrechts, zu der nicht, wie bei der des Mobiliarsachenrechts, ein zweites Rechtsgeschäft, sondern ein behördlicher Akt hinzutreten muß, s. Kluckhohn, Ver­ fügungen zugunsten Dritter 1914, 158 ff., 164 ff.) nicht zwingend. Es handelt sich doch nur um ein zusammengesetztes Rechtsgeschäft, dessen einzelne Teile eine gewisse Selbständigkeit behalten und beschränkte Wirkungen herbeiführen können (Andre a. a. O. 7f.); die Einigung verliert z. B. nicht dadurch jede Bedeutung, daß der erste Ein­ tragungsantrag nicht zu einer Eintragung geführt hat oder die zunächst erwirkte Ein­ tragung unwirksam ist, und wird voll wirksam, wenn nachträglich noch eine gültige Eintragung erfolgt. Mit der Ansicht, daß Einigung und Eintragung zusammen das dingliche Rechtsgeschäft bilden, läßt es sich daher wohl vereinigen, außerdem auch die Einigung allein (ohne Eintragung) als Vertrag anzusehen (s. Biermann I § 45 Ziff. 5 b o. E.). Hält man das aber für unvereinbar, etwa weil ein Vertrag nicht Be­ standteil eines anderen Rechtsgeschäfts sein könne (Siber a. a. O. 128 A. 2, Wolff § 34 II 2), so kann dies nur zur Verwerfung der ersteren Ansicht führen. An der

Vorbemerkungen.

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Bd. I S. 383ff. Vorbm. 2 vor § 145 und S. 469 f. Erl. 2 zu § 177 näher be­ gründeten Ansicht Plancks, daß die Einigung für sich allein einen Vertrag bildet und den allgemeinen Vorschriften über Verträge (z. B. auch den §§ 108, 177, 1396, 1829) unterliegt, ist mit der Rechtsprechung festzuhalten, wenn die Einigung auch ohne Ein­ tragung (oder Übergabe) die dingliche Rechtsänderung nicht herbeiführt, auch keine Ver­ fügungsbeschränkung schafft und keinen schuldrechtlichen Erfüllungsanspruch begründet (vgl. RG. 50, 82; 63,184; 66, 99; 68, 99; KG. 22, 146 —RIA. 2, 85; RIA. 3, 263; Predari, GBO. 5f.; K. v. RGR. § 873 Erl. 7; Cosack II § 171 III, § 196 I; Endemann II 1 § 19; Staudinger § 873 Erl. B I 2a; Gierke II 314f.; Dernburg III § 44 II 5; Stöver ArchBürgR. 26, 187; Bendix SeuffBl. 03, 193ff.; ebenso für das Grundbuchrecht, nicht für das Recht der beweglichen Sachen Kluckhohn a. a. O.; s. auch Güthe, GBO. § 19 A. 10). Nichts anderes gilt von der Ansicht, daß die Einigung allein, nicht etwa nur die Einigung in Verbindung mit der Eintragung (oder Übergabe), eine Verfügung bildet (Bd. I S. 492f. Erl. 2a zu § 185; vgl. RG. 54, 362; 77, 84; KG. 23,136; 37, 290; 41, 234 — RIA. 2, 250; 9, 274; 11, 292; KG. 21, 150; 26, 145; OLG. 5, 418, 419; 7, 49; Wilutzky ArchBürgR. 28, 65; Förster Recht 02, 115, 141; 03, 54; Kluckhohn a. a. O. 163; Predari, GBO. 6; Bendix a. a. O.; a. M. Eccius DIZ. 02, 61, 95, Gruch. 47, 51; Rosenzweig JheringsJ. 58, 403; Wolff, Sachenr. § 38 II; abw. in der Begr. Simon, Rechtl. Natur der sachenrecht­ lichen Einigung 2ff., 16ff., 82ff.; Dreyfus, Verfügung 1911, 138ff.; vgl. auch Biermann, Sachenrecht 4f.). Das von der Einigung Gesagte gilt entsprechend von der sonstigen zu der dinglichen Rechtsänderung erforderlichen rechtsgeschäftlichen Erklärung, besonders der Aufgabeerklärung (§ 875).

3. Erwerb von einem Nichtberechtigten. Weder das Traditionsprinzip noch das Eintragungsprinzip vermag dem sachen­ rechtlichen Verkehre das wünschenswerte Maß von Rechtssicherheit zu verbürgen. Denn nach dem Grundsätze der Rechtslogik, daß niemand mehr Recht auf einen anderen übertragen kann, als er selbst hat, gelangt derjenige, zu dessen Gunsten über eine Sache oder über ein Recht an einer solchen verfügt wird, weder durch die Übergabe noch durch die Eintragung zum Rechtserwerbe, wenn das zu der Verfügung

erforderliche Recht an der Sache dem Verfügenden fehlt. Die gemeinrechtliche Lehre hat an dem logischen Standpunkt im wesentlichen festgehalten. Die modernen Kodifika­ tionen dagegen sind, obwohl sie ebenfalls diesen Standpunkt mehr oder weniger scharf betonen (z. B. preuß. ALR. Einl. § 101 und S. I 10 § 3, sächs. BGB. §§ 254, 469, 568, 644), doch verschiedentlich von ihm abgewichen, um den Verkehrsbedürf­ nissen Rechnung zu tragen. Das BGB. hat die Konsequenz aus der bis­

herigen Entwickelung dadurch gezogen, daß es den gutgläubigen Erwerb von einem Nichtberechtigten der Regel nach als rechtmäßig und wirksam gelten läßt (s. Regelsberger JheringsJ. 47, 339ff.). Das Prinzip gewinnt indessen, je nachdem es für die Rechte an beweglichen Sachen oder für die Rechte an Grundstücken sich betätigt, eine verschiedene Gestalt, weil der gute Glaube bei jenen durch die Übergabe, bei diesen durch die Eintragung desjenigen begründet wird, welcher zugunsten des Erwerbers verfügt (P. I 4004 s.).

1. Soweit bewegliche Sachen Gegenstand des Rechtsverkehrs sind, gefährdet das Dogma der Rechtslogik die Sicherheit im Geschäftsleben dadurch, daß es lediglich die Interessen des Eigentümers berücksichtigt, obwohl dieser weit weniger schutzbedürftig ist als der Erwerber. Der Eigentümer kann gewöhnlich sich selbst schützen, da es von ihm abhängt, ob er die Sache aus der Hand geben will oder nicht; der Erwerber

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Sachenrecht.

dagegen ist meist gar nicht in der Lage, sich über das Recht eines anderen als des Besitzers zu unterrichten (P. I 4005). Die Gesetzgebung hat den Erwerber auf verschiedenen Wegen zu sichern gesucht. a) Das ältere deutsche Recht beruhte ziemlich allgemein auf dem Grundsätze „Hand wahre Hand"; d. h. wer seine Sache einem andern anvertraut hatte, konnte sie nur von diesem zurückfordern. Die Bindikation war daher gegen einen Dritten nur zulässig, wenn die Sache dem Eigentümer ohne dessen Willen abhanden gekommen war. Das preuß. ALR. nimmt einen anderen Standpunkt ein. Während es nämlich die Eigentumsklage auf Herausgabe von Geld oder Jnhaberpapieren oder von öffent­ lich versteigerten oder durch den Fiskus verkauften Sachen der Regel nach versagt, schwächt es im übrigen die Klage dadurch ab, daß es demjenigen, welcher eine Sache redlich und gegen Entgelt an sich gebracht hat, das Recht einräumt, von dem Eigen­ tümer den Ersatz des für die Sache Gegebenen oder Geleisteten zu Verlangen (MR. I 15 §§ 24—26, 42ff., I 20 §§ 80ff.). Auch dem sächs. BGB. (§§ 296, 314f.) sind derartige Beschränkungen des Eigentumsanspruchs, wenn auch in einem viel weniger ausgedehnten Umfange, bekannt. Das franz. Recht geht im Schutze des Erwerbers erheblich weiter. Es be­ trachtet den Besitzer geradezu als Eigentümer, indem es den Satz aufstellt: En fait de meubles la possession vaut titre. Doch findet dieser Satz nach der herrschenden Lehre keine Anwendung, wenn der Besitzer die Sache unredlicherweise erlangt hat (M. III 343). Auch können nach dem code civil Art. 2279 gestohlene und ver­ lorene Sachen innerhalb dreier Jahre gegen den Besitzer vindiziert werden. Der Art. 2280 gibt aber dem Besitzer, der die Sache auf einer Messe oder einem Markte oder in öffentlicher Versteigerung oder von einem Kaufmanne, der mit dergleichen Sachen handelt, gekauft hat, einen Lösungsanspruch auf Erstattung des Preises. b) Dem franz. Rechte nähert sich der Standpunkt, den das Allg. Deutsche Handelsgesetzbuch von 1861 vertrat. Es bestimmte unter Art. 306 Abs. 1, 2: „Wenn Waren oder andere bewegliche Sachen von einem Kaufmann in dessen Handelsbetriebe veräußert und übergeben worden sind, so erlangt der redliche Erwerber das Eigentum, auch wenn der Veräußerer nicht Eigentümer war. Das früher begründete Eigentum erlischt. Jedes früher begründete Pfandrecht oder sonstige dingliche Recht erlischt, wenn dasselbe dem Erwerber bei der Veräußerung unbekannt war. Sind Waren oder andere bewegliche Sachen von einem Kaufmann in dessen Handelsbetriebe verpfändet und übergeben worden, so kann ein früher begründetes Eigentum, Pfandrecht oder sonstiges dingliches Recht an den Gegenständen zum Nachteil des redlichen Pfandnehmers oder dessen Rechtsnachfolger nicht geltend gemacht werden." Nach Abs. 4 finden aber diese Bestimmungen „keine Anwendung, wenn die Gegenstände gestohlen oder verloren waren". Dagegen finden sie, wie es in dem Art. 307 „bei Papieren auf Inhaber auch dann Anwendung, wenn die Ver­ äußerung oder Verpfändung nicht von einem Kaufmann in dessen Handelsbetriebe geschehen ist, und wenn die Papiere gestohlen oder verloren waren." In der Praxis haben diese Vorschriften sich dergestalt bewährt, daß an eine prinzipielle Änderung ihres Inhalts aus Anlaß der Herstellung eines gemeinsamen

bürgerlichen Rechtes nicht gedacht werden konnte. Sowohl die erste als auch die zweite Kommission ging davon aus, daß es bei der Flüssigkeit und Unbestimmtheit der Grenzen zwischen Handelsverkehr und bürgerlichem Verkehre sich nicht empfehlen könnte, diesem eine andere Rechtsgrundlage zu geben als jenem (P. I 4006; P. II 3 S. 207). Das BGB. ist deshalb dem HGB. gefolgt. Seine Abweichungen sind sachlich kaum erheblich; sie bezwecken meist nur, den Zweifeln zu begegnen, welche durch die Fassung des HGB. entstanden sind.

Vorbemerkungen.

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Zunächst wird, zugleich um die Beweislast (Bd. I S. LIV ff.) klarzustellen, in dem § 932 der Grundsatz ausgesprochen, daß der Erwerber, der die Übergabe der Sache von dem Veräußerer erhält, auch dann Eigentümer wird, wenn das Eigentum dem Veräußerer nicht zusteht; ausgenommen find die Fälle, in denen der Erwerber nicht in gutem Glauben ist, d. h. in denen „ihm' bekannt oder infolge grober Fahrlässigkeit unbekannt ist, daß die Sache nicht dem Veräußerer gehört". Der Zeitpunkt, in welchem der gute Glaube nicht fehlen darf, wird in den §§ 932—934 im Hinblick auf die §§ 929—931 verschieden bestimmt. Die wegen der „gestohlenen und verlorenen" Sachen gemachte Ausnahme hat insofern eine Verdeutlichung er­ fahren, als die „sonst abhanden gekommenen" Sachen hinzugefügt siud. Neben den Jnhaberpapieren, die dieser Ausnahme nicht unterliegen, bleiben auch Geld und solche Sachen, „die im Wege öffentlicher Versteigerung veräußert werden," der Regel unterworfen (§ 935). Der § 936 läßt, wenn die Sache mit dem Rechte eines Dritten belastet ist, das Recht mit dem Erwerbe des Eigentums erlöschen; jedoch hat auch diese Regel einige Ausnahmen, namentlich die, daß das Recht nicht erlischt, wenn in Ansehung seiner der Erwerber nicht in gutem Glauben ist. Das Prinzip, daß der gute Glaube zum Rechtserwerbe führt (f. Regelsberger JheringsJ. 47, 354ff.), gilt auch für die Bestellung des Nießbrauchs und des Pfandrechts. Auf die Einzelheiten, die in den §§ 1032, 1207, 1208, 1262, 1266 geordnet find, braucht an dieser Stelle nicht eingegangen werden.

2. Bei dem Verkehre mit Grundstücken und mit Rechten an Grundstücken liegt die Sache anders. Wenn hier statt der Übergabe die Eintragung in das Grund­ buch Erfordernis des Rechtserwerbes ist, so kann auch der gute Glaube des Erwerbers nicht auf den Besitz, sondern nur auf die Eintragung zurückgeführt werden. a) Das Grundbuch hat alle an einem Grundstücke bestehenden Rechte aufzunehmen und nicht bloß die auf Rechtsgeschäft beruhenden, sondern auch die übrigen Änderungen nachzuweifen, die an den Rechten vorkommen. Eine hohe Gewähr für die Erfüllung dieser Aufgabe liegt einerseits in den Einrichtungen und Vorkehrungen, durch welche die GBO. und andere Gesetze (z. B. das ZVG.) darauf hinwirken, daß die Bücher vorschriftsmäßig geführt, insbesondere vor jeder Eintragung deren gesetzliche Voraus­ setzungen sorgfältig geprüft werden, anderseits in der Einsicht und Gewissenhaftigkeit der Beamten, denen die Buchführung obliegt. Unbedingte Sicherheit gegen Täuschungen aber vermag die Bucheinrichtung nur zu bieten, wenn nach dem materiellen Rechte die Nachrichten, welche das Buch über die Rechte an einem Grundstücke gibt, von jedem, der auf den rechtsgeschäftlichen Erwerb eines solchen Rechtes sich einläßt, dabei als richtig angesehen werden dürfen. Von diesem Standpunkte gilt derjenige, welcher in dem Buche als Eigentümer eingetragen steht, zugunsten eines Dritten, auf den er das Eigentum überträgt oder für den er ein Recht an dem Grundstücke bestellt, als der Eigentümer, auch wenn er in Wirklichkeit nicht der Eigentümer ist, und derjenige, für welchen ein anderes Recht als das Eigentum eingetragen ist, bei einer Verfügung über dieses Recht als der Berechtigte, auch wenn das Recht einem anderen zusteht, — immer mit dem Vorbehalte, daß nicht die durch den Inhalt des Buches verdeckte wahre Rechtslage dem (vermeintlichen) Erwerber bekannt ist. Der hierin sich aus­ drückende Grundsatz pflegt bald als Publizitätsprinzip (Öffentlichkeit im materiellen Sinne) bald als öffentlicher Glaube des Grundbuchs bezeichnet zu werden. b) Das Bedürfnis, in der angedeuteten Weise den Rechtserwerb zu sichern, war zunächst im Hypothekenverkehre hervorgetreten. Die Landesgesetzgebung hatte in verschiedenen deutschen Staaten es als eine ihrer Hauptaufgaben erkannt, den Real­ kredit der Grundbesitzer zu heben und zu fördern. Die erste Voraussetzung eines solchen Kredits aber besteht darin, daß derjenige, welchem eine Hypothek bestellt oder übertragen wird, gegen unbekannte Mängel im Rechte des Bestellers oder des bis­ herigen Gläubigers sowie gegen unbekannte Belastungen des Grundstücks geschützt ist.

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Sachenrecht.

Deshalb wurde durch die neuere Landesgesetzgebung vielfach der Erwerb der Hypotheken unter den Schutz des öffentlichen Glaubens des Hypothekenbuchs gestellt. In einigen Ländern wurde der Grundsatz des öffentlichen Glaubens auch auf den Erwerb des Eigentums und der sonstigen Rechte an Grundstücken erstreckt. Vgl. über die ge­ schichtliche Entwickelung dieses Grundsatzes in Deutschland M. III 209 f. Die Einzelheiten, in welchen die Landesgesetze bei der Anwendung des Grundsatzes von­ einander abweichen, können hier nicht erörtert werden. Zu erwähnen ist nur, daß, während das sächs. R. und die diesem nachgebildeten Gesetze anderer Bundes­ staaten (f. M. III 15) zwischen entgeltlichem und unentgeltlichem Erwerbe nicht unterschieden, nach den preußischen und den diesen nachgebildeten Gesetzen (s. M. III 14f.) sowie nach dem bayerischen Hypothekengesetze, dem Württembergischen Pfandgesetz und einigen anderen Gesetzen der Erwerber in der Regel sich nicht auf den Glauben des Buches berufen konnte, wenn der Erwerb ohne Entgelt erfolgt war. c) Mit dem Grundsätze der formalen Rechtskraft des Buchinhalts (oben S. 13) ist das Prinzip des öffentlichen Glaubens verwandt, jedoch keineswegs identisch. Beide bezwecken den Rechtserwerb zu schützen. Aber während der öffent­ liche Glaube des Grundbuchs voraussetzt, daß die Eintragung nur ein Erfordernis der Rechtsänderung neben dem Rechtsgeschäft ist, knüpft jener Grundsatz die ding­ lichen Rechte dergestalt an das Buch, daß dieses die ausschließliche Quelle derselben ist. Hieraus ergibt sich der praktische Unterschied, daß eine formell rechtskräftige Eintragung, wenn sie auf eine ungültige oder unrichtige Voraussetzung hin bewirkt wird, gleichwohl zum Rechtserwerbe führt oder den ihrem Inhalt entsprechenden sonstigen rechtlichen Erfolg hervorbringt, daher nur mittels eines persönlichen Anspruchs sich beseitigen läßt, daß dagegen der öffentliche Glaube des Buches zur Heilung eines solchen Mangels überhaupt nicht angerufen werden kann, solange nicht zugunsten eines Dritten weiter verfügt ist. Hat aber eine Verfügung stattgefunden, so erscheint der Dritte, dem der Mangel nicht bekannt war, in seinem Erwerbe durch den öffentlichen Glauben des Grundbuchs gerade so geschützt, wie durch das Prinzip der formalen Rechtskraft. Kannte er den Mangel, so zeigt sich wieder eine Verschiedenheit, nämlich die, daß der Verletzte nach den Vorschriften über den öffentlichen Glauben einen dinglichen Anspruch gegen den Dritten wie gegen dessen Rechtsurheber hat, nach dem Grundsätze der formalen Rechtskraft hingegen den Dritten nur dann belangen kann, wenn dieser durch seinen bösen Glauben ihm persönlich zur Beseitigung der Rechts­ verletzung verpflichtet ist. Das Gesetz könnte freilich diesen Anspruch mit einem Aus­ sonderungsrecht im Konkurs und, soweit nicht die Rücksicht auf einen gutgläubigen Erwerb entgegenstände, mit Wirksamkeit gegen Dritte versehen. Allein dann hätte man sachlich dasselbe Recht, welches der öffentliche Glaube des Grundbuchs gewährt, und der verbleibende Unterschied wäre nur konstruktioneller Natur. Daß aber die Konstruktion eines dinglich im Konkurs und gegen Dritte wirksamen persönlichen An­ spruchs mehr befriedigen möchte als der unmittelbar dingliche Anspruch, ist sicherlich zu bezweifeln. d) Die Eintragungen, welche das BGB. vorsieht, haben keine formale Rechts­ kraft (P. II 3 S. 48). Dagegen wird die Richtigkeit ihres Inhalts durch den öffentlichen Glauben des Grundbuchs gewährleistet. Weder in der ersten noch in der zweiten Kommission war der Annahme dieses Prinzips widersprochen worden. Die Ansichten gingen immer nur darin auseinander, ob der Grundsatz der einen oder andern Beschränkung zu unterwerfen wäre (P. 13569ff.; P. II 3 S. 76f.). Beide Kommissionen hielten den Schutz des Erwerbers gegen alle aus dem Grundbuche nicht ersichtlichen eintragungsfähigen Rechte und Verfügungsbeschränkungen für er­ forderlich, versagten jedoch den Schutz demjenigen, welchem der gute Glaube fehlte. Die Entwürfe sprechen freilich hier nicht von gutem Glauben. Aber sie schließen die Berufung des Erwerbers auf die Richtigkeit des Grundbuchs insoweit aus, als die

Vorbemerkungen.

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Unrichtigkeit dem Erwerber bekannt oder ein Widerspruch gegen die Richtigkeit ein­ getragen ist (E. I §§ 837, 844; II § 810). Von den Vorschriften über den Erwerb von Rechten an beweglichen Sachen wird darin abgewichen, daß der Kenntnis eine auf grober Fahrlässigkeit beruhende Unkenntnis nicht gleichgestellt wird. Im übrigen bestanden zwischen den Entwürfen der beiden Kommissionen einige Verschiedenheiten, von denen hier folgende hervorzuheben sind: «) Der E. I schützte in seinem § 837 nicht bloß den „durch Rechtsgeschäft", sondern auch den „im Wege der Zwangsvollstreckung oder der Arrestvoll­ ziehung sich vollziehenden Erwerb", indem er davon ausging, daß dies dem praktischen Bedürfnis entspreche, weil auch das zwangsweise erworbene Recht die Be­ stimmung habe, Gegenstand des Verkehrs zu sein (P. I 3573). Der E. II hat den Schutz auf den rechtsgeschäftlichen Erwerb beschränkt (§ 810); die zweite Kommission maß dem Hinweis auf das Bedürfnis hier keine entscheidende Bedeutung bei, glaubte aber auch ein solches nicht zugeben zu können; sie beließ es daher bei dem Grund­ sätze, daß Zwangsvollstreckung und Arrest nur in das Vermögen des Schuldners vollzogen werden dürfen, zumal das Gesetz auch bei der Pfändung beweglicher Sachen und nicht durch Hypothek gesicherter Forderungen dem guten Glauben keinen Einfluß auf den Rechtserwerb zugestehe (P. II 3