Parzival: Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Mit Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der Parzival-Interpretation 9783110893571, 9783110178609, 9783110178593

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German Pages 988 [996] Year 2003

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Inhaltsverzeichnis
I. Vorreden
II. Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe
III. Einführung in Probleme der ,Parzival‘-Interpretation
IV. Literatur zu den Einführungen
V. Text und Übersetzung
I. Buch
II. Buch
III. Buch
IV. Buch
V. Buch
VI. Buch
VII. Buch
VIII. Buch
IX. Buch
X. Buch
XI. Buch
XII. Buch
XIII. Buch
XIV. Buch
XV. Buch
XVI. Buch
VI. Die Verwandtschaftsbeziehungen
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Parzival: Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Mit Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der Parzival-Interpretation
 9783110893571, 9783110178609, 9783110178593

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Wolfram von Eschenbach Parzival

w G DE

Wolfram von Eschenbach

Parzival Studienausgabe 2. Auflage Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann Übersetzung von Peter Knecht Mit Einführungen zum Text der Lachmannschen Ausgabe und in Probleme der ,Parzival'-Interpretation von Bernd Schirok

Walter de Gruyter · Berlin · New York 2003

Einbandabbildung: Parzival bei Trevrizent (Cod. Pal. germ. 339, fol. 335 r )

© Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.

ISBN 3-11-017860-5 (geb.) ISBN 3-11-017859-1 (brosch.) Bibliografische

Information

Der Deutschen

Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

©

Copyright 2003 by Walter de Gruyter G m b H & Co. KG, 10785 Berlin

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Satz: Arthur Collignon G m b H , Berlin/Meta Systems G m b H , Wustermark Einbandgestaltung: Hansbernd Lindemann, Berlin Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co. G m b H &c Co. KG, Göttingen

Inhaltsverzeichnis

I.

Vorreden

1. 2. 3. 4. 5.

Vorrede Vorrede Vorrede Vorrede Vorrede zeichnis

der der der der der der

ersten Ausgabe von 1833 zweiten Ausgabe und dritten Ausgabe von 1854/1872 vierten Ausgabe von 1879 fünften Ausgabe von 1891 sechsten Ausgabe von 1926 mit dem Handschriftenversiebenten Ausgabe von 1952

XI XXVII XXVIII XXIX XXX

II. Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe 1. 2.

3.

4.

Vorbemerkungen zur Studienausgabe Z u r Geschichte von Lachmanns Ausgabe 2.1 Die Entstehung der Ausgabe von 1833 2.2 Die zweite (1854) bis siebente Ausgabe (1952) Hinweise zur Benutzung der Ausgabe 3.1 Der Text 3.2 Die Interpunktion 3.3 Die Gliederung (Bücher, Dreißiger, Sinnabschnitte) 3.4 Der kritische Apparat Korrekturen gegenüber der sechsten Ausgabe (1926/1965) 4.1 Korrekturen im Text 4.2 Korrekturen im Apparat

LXV LXIX LXIX LXXVIII LXXXII LXXXII LXXXIII LXXXIV LXXXVII LXXXIX XC XCV

III. Einführung in Probleme der ,Parzival'-Interpretation Einleitung 1. Der Prolog 2. Die poetologischen Aspekte: Der Prolog und die anderen poetologischen Passagen 3. Das poetologische Konzept und seine Umsetzung 3.1 Figurenzeichnung 3.2 Figurenreichtum, Figurentiefe, Figureneinbettung 3.3 Perspektiven (Hörer, Figuren, Erzähler) 3.4 Epische Breite: Raum, Zeit, Aufbau 3.5 Erzähler und Erzählerrollen 3.6 Handlungsführung: Analytisches Erzählen 3.7 Konzeptionelle Änderungen gegenüber Chretien

CI CIII CXI CXIX CXIX CXX CXXIII CXX VI CXXIX CXXXII CXXXV

IV. Literatur zu den Einführungen 1.

Faksimiles; Ausgaben und Übersetzungen; Kommentare 1.1 Faksimiles 1.2 Ausgaben und Übersetzungen 1.3 Kommentare

CXLI CXLI CXLI CXLIV

VI

2. 3.

Inhaltsverzeichnis

Darstellungen Abkürzungsverzeichnis

CXLVI CLXII

V. Text und Übersetzung Buch Buch Buch Buch Buch Buch Buch Buch Buch Buch Buch Buch Buch Buch Buch Buch

I II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI

VI. Die Verwandtschaftsbeziehungen

3 61 119 183 228 284 342 402 437 507 557 587 631 683 738 791

833

DREI FREUNDEN IN GÖTTINGEN GE. FRIED. BENECKE JAC. GRIMM WILH. GRIMM ZUM GEDÄCHTNISS TREUES MITFORSCHENS GEWIDMET

I. Vorreden

1. Vorrede der ersten Ausgabe von 1833

[Karl L a c h m a n n s Vorrede ist aus der von E d u a r d H a r t l herausgegebenen sechsten Ausgabe der Werke Wolframs ü b e r n o m m e n . Sie w u r d e für die Studienausgabe des ,Parzival' u m die Partien gekürzt, die sich auf die Lieder, den ,Titurel' und den ,Willehalm' beziehen. Das Verzeichnis der ,Parzival'-Handschriften, das H a r t l der sechsten Ausgabe ( 1 9 2 6 , S. X L V I I — L I X ) beigegeben hatte, ist hier durch das der siebenten Ausgabe ( 1 9 5 2 , S. X L I V — L X I I I ) ersetzt. Bei den vollständigen Handschriften sind jeweils a m Ende von H a r t l s Beschreibungen in eckigen K l a m m e r n ergänzend die neueren Arbeiten (ζ. T. n a c h Becker 1 9 7 7 ) angeführt. F ü r die Bruchstücke ist generell das „Verzeichnis der Fragment-Überlieferung von Wolframs ,Parzival"' von Gesa Bonath und Helmut L o m n i t z e r ( 1 9 8 9 ) zu vergleichen. Ergänzungen dazu finden sich bei H a r t m u t Beckers ( 1 9 9 2 und 1 9 9 6 ) . „Verschollene oder vernichtete H a n d s c h r i f t e n " des ,Parzival' verzeichnet Peter J ö r g Becker ( 1 9 7 7 , S. 9 7 f.).] Weit früher als ich öffentlich davon zu sprechen g e w a g t h ä t t e , ist meine a u s g a b e der e s c h e n b a c h i s c h e n w e r k e von freunden in g u t e m vertrauen angekündigt w o r d e n , inzwischen ist mir an handschriftlichen hilfsmitteln so ziemlich zu theil g e w o r d e n w a s ich w ü n s c h e n k o n n t e : nicht gleich sicher bin ich auch mich selbst in der langen zeit hinlänglich a u f ein so schweres und bedeutendes w e r k vorbereitet zu h a b e n , wenigstens d a ß mir die arbeit nicht überall sauber und zierlich genug erscheint m u ß ich selbst sagen, und dies werden gewiß beurtheiler die von der sache nichts verstehn ebenfalls finden und mit unpassenden beispielen zeigen: die entschuldigung aber, aus wie s c h w e r e m wust ich die beiden g r o ß e n gedichte h a b e herausarbeiten

müssen,

leuchtet nur k e n n e r n ein; und d a ß ich leichter und glücklicher a u f eine grundlage gebaut h a b e n würde, die leider fehlt weil sie die s c h w a c h e n k r ä f t e der deutschen philologie um das j ä h r 1 7 8 0 überstieg, a u f einen sorgfältigen a b d r u c k der handschrift zu S a n c t G a l l e n , denn da ich nur allmählig von verschiedenen o r t e n her das überlieferte z u s a m m e n b r i n g e n und es mir schwer zur a n s c h a u l i c h e n übersieht

ordnen

k o n n t e , da o b e n d r e i n die masse des unnützen m i c h befieng, wie die zahllosen d r u c k fehler der müllerischen ausgabe und die willkürlichkeiten oder fehler der jüngeren h a n d s c h r i f t e n , so bin ich natürlich o f t im Zusammenhang des b e o b a c h t e n s gestört und in der Sicherheit genauer und reinlicher ausführung b e s c h r ä n k t w o r d e n ; d a h e r ein n a c h f o l g e r , da ich ihm den b o d e n geebnet und das geräth zur h a n d gestellt h a b e , mit geringer anstrengung und in freier behaglichkeit i m m e r n o c h viel bedeutendes schaffen k a n n , wenn es ihm gefällt die arbeit in m e i n e m sinne weiter zu führen, und das, h o f f ich, wird er t h u n , er wird diese w e r k e nicht b l o ß als d e n k m ä h l e r eines früheren Zeitalters der spräche s c h ä t z e n , und allenfalls durch w i d e r h o l u n g einer vorzüglichen h a n d s c h r i f t , mit r e i m p u n k t e n und mit cursiv gedruckten a b k ü r z u n g e n , entweder eines einzelnen a b s c h r e i b e r s tugenden und nachlässigkeit darzustellen

sich

begnügen, oder p a t r i o t i s c h e n lesern mit einer alterthümlichen augenweide das herz erfreuen wollen, denn diese gedichte werden ihm nicht e t w a verzeihliche wohlgemeinte versuche eines unschuldigen kunstlosen dranges scheinen, sondern die edelste reichste blüte einer bewusten und zum klassischen ausgebildeten poesie, die eben so wenig nur für ein s c h w a c h e s Vorspiel der heutigen gelten k a n n , als e t w a das deutsche

XII

I. Vorreden

reich für einen geringen a n f a n g zum deutschen bunde. mir hat wenigstens i m m e r dieses ziel meiner a u f g a b e v o r g e s c h w e b t , d a ß einer der grösten dichter in seiner ganzen herrlichkeit meinen Zeitgenossen möglichst b e s t i m m t und a n s c h a u l i c h dargestellt werden sollte, so d a ß sich zugleich erkennen ließe wie der h ö c h s t e dichter seiner zeit in derselben und in ihrer poesie gestanden, und wie er ihr h a b e gefallen müssen, oder, k a n n m a n auch sagen, d a ß uns m ö g l i c h g e m a c h t werden sollte E s c h e n b a c h s gedichte so zu lesen wie sie ein guter Vorleser in der gebildetsten gesellschaft des dreizehnten j a h r h u n d e r t s aus der besten handschrift vorgetragen hätte, die erforschung des für jene zeit allgemein gültigen, die b e o b a c h t u n g der eigenthümlichkeiten E s c h e n b a c h s , endlich die sorge für die b e q u e m l i c h k e i t und das bedürfniß eines heutigen leser, dies alles muste mir gleich wichtig und in jedem a u g e n b l i c k e der gegenständ meiner aufm e r k s a m k e i t sein. Also zuerst w a r die echte lesart aus den quellen zu h o l e n : es wird n a c h h e r bei den einzelnen w e r k e n gesagt w e r d e n , wie viel m i r jede handschrift gegolten hat. das kleine kritische vergnügen, geringfügige fehler sonst guter abschriften selbst zu berichtigen, durfte ich dem leser nicht g ö n n e n , o b ich ihm gleich im Parzival, wie sich n o c h zeigen wird, in einem falle die w ä h l freigestellt h a b e , a b e r w i e w o h l alle irgend bedeutenden quellen der Überlieferung mir zu g e b ö t e s t a n d e n , und w a s m a n vielleicht n o c h von handschriften finden wird, die g e b r a u c h t e n an alter und werth nicht so leicht übertreffen k a n n , d e n n o c h wird u n m ö g l i c h , bei w e r k e n von denen es niemahls a u t o g r a p h a gegeben h a t , die Überlieferung v o l l k o m m e n genügen: d a h e r ist häufig, w a s der sinn oder der versbau oder des dichters art unwidersprechlich forderte, aus schlechteren handschriften oder n a c h meiner Vermutung gesetzt w o r d e n ; m a n c h e s w o r t das verwerflich schien, a b e r von allen o d e r von den besten h a n d s c h r i f t e n geschützt w a r d , e i n g e k l a m m e r t : m i n d e r sichere besserungen stehn unter dem t e x t e , theils m i t dem zeichen einer geringeren h a n d s c h r i f t , theils, w e n n es meine v e r m u t h u n g ist, frageweise, theils mit dem n a m e n meines freundes W i l h e l m W a c k e r n a g e l , dem ich für m a n c h e schöne Verbesserung und für viel w i l l k o m m e n e erinnerungen verpflichtet bin. a u ß e r d e m d a ß so die a n m e r k u n g e n der ursprünglichen rede des dichters n o c h n ä h e r zu k o m m e n streben und gelehrte f o r s c h e r zur weitern berichtigung (denn es bleibt n o c h genug nachzuglätten) anreizen sollen, sind sie zugleich b e s t i m m t das verhältniß der Überlieferung zu der möglichst hergestellten echten f o r m , o d e r die geschichte des t e x t e s , wenigstens im allgemeinen und den h a u p t p u n k t e n n a c h darzustellen,

auch

w a s in ihnen v o n der Schreibweise der handschriften angegeben ist, wird den kundigen zeigen, d a ß wenn ich die s p r a c h f o r m e n und die Orthographie einer einzelnen h a n d s c h r i f t befolgt, oder durch zählereien, wie viel mahl ein w o r t so oder so in den besten geschrieben sei, mich h ä t t e leiten lassen, allzuviel grundlose b e s c h r ä n k u n g e n , m a n c h e g e m e i n e und dem h o f g e b r a u c h e der besten zeit widerstreitende f o r m e n , n o c h m e h r W o l f r a m s erweislicher m u n d a r t fremdes und seinen vers verletzendes, endlich unzählige mehrdeutigkeiten der schrift w o d o c h die aussprache b e s t i m m t sein m u ß , dem leser nur ein v e r w o r r e n e s bild der spräche dieses dichters gewährt und durch die beständige pein der Unsicherheit sein vergnügen gestört h ä t t e n , dies m i t aller kunst zu vermeiden, selbst a u f die g e f a h r d a ß bei fortgesetzter b e o b a c h t u n g einiges anders entschieden würde, schien mir bei w e i t e m wichtiger, als e t w a dem S p r a c h f o r s c h e r durch die darstellung einer h a n d s c h r i f t ein bild einer einzelnen m u n d a r t zu g e b e n ; zumahl da m a n , w e n n ich recht b e m e r k t h a b e , in poetischen handschriften des dreizehnten j a h r h u n d e r t s niemahls eine m u n d a r t rein dargestellt findet, weil sich selbst r o h e Schreiber nicht selten von ihrem eigenen Sprachgebrauch losrissen und ihre der

1. Vorrede der ersten Ausgabe von 1833

XIII

hofsprache getreuere Vorschrift befolgten, übrigens habe ich die freiheit des abwechselns mit verschiednen formen, w o sie in der edleren spräche gleich gewöhnlich und Eschenbachs mundart nicht entgegen waren, keinesweges beschränken wollen, und weit lieber der willkür guter Schreiber als meiner eigenen die entscheidung überlassen: was aber von ungewöhnlich genauer bezeichnung der aussprache vorkam (wenn z. b. durch zusammenschreiben angedeutet ward daß ein e tonlos werde, wie in d ä h t e r oder b a t e z ) , hab ich mit Vorliebe für den text gewählt, in der Voraussetzung daß ein aufmerksamer leser für das verständniß nichts mehr wünschen werde als die bestimmteste anweisung zur richtigen aussprache. doch bin ich ihm zuweilen auch durch das zeichen des apostrophs zu hilfe gekommen, aber nur w o ich Verwechselung fürchtete, und nur w o zwei Wörter in eins verschmelzen, niemahls aber, nach einem gewöhnlichen nicht einmahl alten mißbrauch, zwischen zwei consonanten. diesen nothbehelf abgerechnet, den ich zuweilen auch schon in Walthers Hedem gebraucht habe, schien es mir am besten mich ohne mehr künsteleien mit der mittelhochdeutschen Orthographie zu begnügen, die wir in den letzten jähren fest gestellt haben, nach dem vorgange der besten handschriften, nur mit etwas mehr strenge, z. b. in der bezeichnung aller langen vocale, in der festen Unterscheidung der umlaute, in der sonderung des k v o m ch. denn diese Orthographie leistet was man von ihr verlangen kann: sie ist überall der aussprache gemäß, obwohl sie nicht alle feinheiten derselben gleich gut zu bezeichnen weiß, wenn wir aber noch hie und da kleine Ungleichheiten zulassen, wenn manchmahl bei gleicher aussprache ζ und tz oder k und ck, auch wohl c und k oder i und y steht, oder wenn in dem trennen und verbinden der Wörter nicht ganz strenge regeln befolgt werden, so will ich mich zwar nicht auf das schwanken unserer heutigen doch äußerst pedantischen Schreibrichtigkeit berufen, aber ich gebe zu bedenken daß auch die italiänischen grammatiker des sechzehnten jahrhunderts mit einigem der art nicht völlig ins reine gekommen sind, selbst der vortreffliche Lionardo Salviati nicht, der mir immer in vielem als ein Vorbild erschienen ist, und dessen arbeiten jeder genau kennen muß der über meine versuche die mittelhochdeutsche Orthographie zu bestimmen urtheilen will. A u f die Unterscheidung der rede durch interpunction hab ich den grösten, und wie ich hoffe, den dankenswerthesten fleiß verwandt: nun aber scheint es mir fast als ob manche meine bemühung für ein verwegenes und die forschung hemmendes bestimmen der erklärung des sinnes halten und vielleicht gar die reimpunkte am ende der verse vermissen werden, die dagegen, wie sie in Müllers Parzival stehn, mich und den setzer dieses buches fast zur Verzweiflung gebracht haben, wer auch nur als grammatiker verfährt (nachdem die syntax wird aus ihrer gegenwärtigen Verachtung wieder erhoben sein) kann verständiger weise nicht durch nutzlose sinnstörende zeichen die auffassung des periodenbaus hindern wollen: ohne interpunction finden wir, durch unser vieles rasches lesen verwöhnt, in irgend schwerer Schreibart die Verbindungen nicht leicht heraus: wie verkehrt also, wenn der herausgeber das Studium erschweren oder gar durch unnütze zeichen zurückhalten wollte, grade bei dem dichter der vor andern reich ist an beispielen der erscheinungen und vielleicht aller erscheinungen der mittelhochdeutschen Wortfügung! mein nächster zweck war eben nicht die beförderung des grammatischen studiums, sondern ich wollte heutigen lesern das verständniß des dichters so erleichtern wie sie es in gedruckten büchern aller sprachen gewohnt sind und daher auch verlangen können: ich glaubte mich am ersten befähigt ihnen so zu helfen, weil ich bei meiner arbeit gezwungen war die meinung des dichters möglichst zu durchdringen, so daß meine auffassung, wenn auch nicht

XIV

I. Vorreden

überall richtig, d o c h m i t Sorgfalt e r w o g e n , n o c h w o h l den ersten einfällen eines neuen lesers das gleichgewicht halten würde: d a r u m schien mir eine sorgfältige interpunction nicht verwegen, sondern erstes e r f o r d e r n i ß einer g a n z g e w ö h n l i c h e n a u s g a b e zu sein, und ich fürchtete, wenn sie unterbliebe, den gerechten v o r w u r f der trägheit. a b e r ich h a b e die trennung und die Verbindung der Sätze und gedanlcen m e h r in j e d e m falle w o ein zweifei entstehn k ö n n t e , so z w e c k m ä ß i g und g e n a u es mir m ö g l i c h schien bezeichnet, als nach einer strengen c o n s e q u e n z in der interpunction gestrebt: ja oft h a b ich die c o n s e q u e n z , um dem leser im a u g e n b l i c k zu helfen, absichtlich verletzt: andres wird m a n mir, wenn es der m ü h e l o h n t , o h n e Schwierigkeit n a c h b e s s e r n , w o ich den dichter unrichtig verstanden h a b e , d a r f jeder meine interpunction

ändern,

weil sie nur von mir ist, und a u c h wenn sie zuweilen auf handschriften b e r u h t , durch ihr zeugniß wenig an Sicherheit gewinnt, eben so sind von m i r die kleineren a b s ä t z e , durch die ich die einzelnen kleinen g e m ä h l d e , aus denen besonders der Parzival besteht, von einander getrennt h a b e : denn obgleich im Sangaller Parzival die g r ö ß e r e n a b s c h n i t t e von u n g e f ä h r dreißig Zeilen meistens n o c h durch herausgerückte anfangsb u c h s t a b e n in zwei o d e r drei oft sehr ungleiche theile gesondert w e r d e n , so k o n n t e ich m i c h d o c h n u r wenig d a n a c h richten, jene g r ö ß e r e n a b s c h n i t t e dagegen, die ich beziffert und durch g r o ß e a n f a n g s b u c h s t a b e n

bezeichnet h a b e , sind mit geringer

n a c h h i l f e aus den besseren handschriften g e n o m m e n , in denen sie meistens mit gem a h l t e n initialen a n f a n g e n , diese a b s c h n i t t e hat E s c h e n b a c h o h n e zweifei selbst bezeichnen lassen, und v o m fünften b u c h e des Parzivals an (s. zu 1 2 5 ) o f f e n b a r gewollt d a ß sie jeder dreißig Zeilen enthalten sollten, ich durfte d a h e r die g r o ß e n a n f a n g s b u c h s t a b e n , obgleich sie sehr oft n i c h t a u f abtheilungen des sinnes treffen, nicht überg e h n ; z u m a h l da sie a u c h für die kritik wichtig sind: denn sie entscheiden für und wider die echtheit vieler verse, sie lehren uns d a ß v o m ersten b u c h e des W i l h e l m s von O r a n g e zwei Zeilen verloren sind (s. zu 5 7 , 2 7 ) , und d a ß das fünfte b u c h des Parzivals zwei Zeilen zu viel e n t h ä l t , — w a h r s c h e i n l i c h das a l b e r n e Wortspiel mit ' v i l ä n ' und 'vil a n ' im 2 5 7 s t e n a b s c h n i t t , welches verschwindet wenn m a n e n t w e d e r z. 2 3 . 2 4 oder z. 2 5 . 2 6 streicht, a u c h die eintheilung in bücher, w e l c h e die auffassung des Zusammenhangs der fabeln ungemein erleichtert, h a b e ich überliefert gefunden, in der handschrift zu S a n c t G a l l e n mit vergoldeten b u c h s t a b e n (obgleich sie in der müllerischen a u s g a b e des Parzivals nicht zu spüren ist), im T i t u r e l zu M ü n c h e n , und spurweise in a n d e r e n , besonders in den älteren, es sind ihrer im Parzival sechzehn, im T i t u r e l zwei, und im W i l h e l m n e u n , die ein n a c h f o l g e r hoffentlich nicht verändern wird, obgleich ihrer n a c h den handschriften allerdings n o c h einige m e h r anzusetzen w ä r e n , die ich im W i l h e l m auch durch g r ö ß e r e a n f a n g s b u c h s t a b e n bezeichnet h a b e ( 7 1 . 1 2 6 . 1 8 5 . 2 4 6 . 2 7 8 ) : im Parzival schien es mir unpassend die abtheilungen bei 1 3 8 , 9 . 2 4 9 . 2 5 6 . 4 4 6 . 5 2 3 beizubehalten: die im W i l h e l m bei 2 6 9 fehlt dagegen den handschriften und ist von mir. d a ß im Parz. 5 0 4 die sangallische handschrift gleich n a c h 5 0 3 wieder einen g r o ß e n d o c h etwas kürzeren a n f a n g s b u c h s t a b setzt, deuchte m i c h keiner b e a c h t u n g werth: hingegen die beiden a b s ä t z e 1 1 4 , 5 — 1 1 6 , 4 ,

welche

n a c h der Sangaller handschrift n o c h zum zweiten b u c h e g e h ö r e n , h a b e ich a b g e s o n dert, weil es m i r deutlich zu sein schien d a ß sie der dichter erst später hinzugefügt h a t , als der a n f a n g des dritten b u c h e s und der darin a u s g e s p r o c h e n e tadel der w e i b e r a n s t o ß gegeben hatte, eben weil er ein stück einfügte, sagt er ( 1 1 5 , 2 5 — 3 0 ) , seine erzählung sei kein b u c h : er sage nur, lese a b e r nicht (vergl. P. 2 2 4 , 12. 13), wie andre die erst das buch vor sich n e h m e n müssen, ich h a b e mir trotz diesem scherz erlaubt die g r o ß e n a b s c h n i t t e b ü c h e r zu n e n n e n , wie die des Welschen gastes von seinem

1. Vorrede der ersten Ausgabe von 1833

XV

dichter selbst genannt werden, distinctiones, wie sie auf dem rande des Trojanischen krieges von Herbort von Fritzlar mit hinzugefügter ziffer heißen, wird man wohl nicht gern sagen wollen, ä v e n t i u r e steht in dem köpkischen bruchstück des Parzivals (553. 583) und immer in dem Wiener Wilhelm m: nur muß ich bemerken, so alt dieser name für theile großer gedichte in handschriften ist (in den Nibelungen haben ihn schon C und A), bei den dichtem heißt so nur die ganze sage, und ä v e n t i u r e für theile der erzählung findet man in versen nicht früher als im Otnit (75. 223. 301. 361. 455. 528). gesänge dürfte man aber niemahls die abtheilungen eines gedichtes in kurzen versen nennen: denn obgleich auch das masre seinen dön hat (Parz. 475, 18), lesen s a g e n und in dem d o n e s i n g e n konnte man nur ein strophisches gedieht wie den Titurel (40, 243). von einem französischen dichter konnte Wolfram mit gleichem recht sagen, er sang, er sprach, und er las (Parz. 416, 22. 28. 431, 2. 776, 10. 805, 10), wie der dichter des Aubri von Burgund alle drei ausdrücke in einem athem braucht, bien fu Aubris en se vertus remis: riens ne Ii faut ne soit α son devis. mats dusc'ä poi ert en autre sens mis: qu'en autre point sera li jus partis, com vos orres se I'estoire vos lis de lui lairai, si vos dirai de Fris et des Danois, qui estoient maris por le peor que li Borgonnon fist, et plus de cent qu'il en avoit ocis. or vient chanqon dont li vers sunt esquis, de grant mellies, de ruites fereis, et de grant paines, et de morteus estris. Ich habe im allgemeinen gesagt was ich zu leisten mir vorgesetzt; das nothwendigste und wichtigste, was eben zuerst an der zeit ist, worauf weiter gebaut werden kann; und dies vollständig, genau und bequem, zwar der Verbesserung bedürftig, aber ohne gefahr daß die nachkommen etwas bedeutendes umstoßen müsten. nun komme mir aber auch keiner mit mäkeleien, die einrichtung hätte nach seinem sinn anders, dies oder das lustiger und einladender und nutzbarer sein sollen, ein glossarium müste zum leichtern verständniß beigegeben sein, oder ein ausführlicher commentar. mir scheint ein glossarium ungereimt über ein paar einzelne werke aus einer ganzen zusammenhängenden litteratur. daß wir, was uns freilich noth thäte, noch kein mittelhochdeutsches Wörterbuch haben, über die wichtigsten poetischen werke und über die rechtsquellen, daß Beneckens außerordentliche Verdienste um die genaue bestimmung der Wortbedeutungen niemand zur nacheiferung angeregt haben, ist nicht meine schuld, der ich, gewiß auch in meinem fache nicht unthätig, zugleich Beneckens methode nach kräften verbreitet habe: nun aber wird ja bald, wie ich hoffe, durch ein gelehrtes und ausführliches mittelhochdeutsches Wörterbuch von W. Wackernagel das bedürfniß befriedigt werden, welche arbeit ich mich freue hier zuerst und mit der besten erwartung anzukündigen, erklärende anmerkungen zu Wolframs gedichten werden freilich auch kenner wünschen: aber ihnen ist wohl bekannt was uns noch alles an hilfsmitteln und kenntnissen fehlt um das nöthige zu leisten, die vorschnellen tadler müssen erst sagen was sie nicht wissen, was ihnen selbst dunkel scheine, wo sie

XVI

I. Vorreden

hilfe brauchen: denn daß wir das würklich nicht wissen erhellt daraus daß Beneckens vortefflicher versuch durch erklärung des musterstückes der hofpoesie, des Iweins, zur kenntniß dieser poesie zu reizen und anzuleiten, bei dem großen publicum nur einen mäßigen beifall gefunden hat. wollen wir, ohne uns um den Unverstand der mitlebenden zu bekümmern, einer besseren nachweit das was wir erringen können als Vorarbeit übergeben, so könnten wir wohl einen besondern kleinen band Scholien und excurse liefern: aber dann müsten sich freunde zusammenthun und jeder was er hat beitragen. [...]

Parzival Die zahlreichen handschriften des Parzivals (denn von keinem werke des dreizehnten jahrhunderts haben sich so viel erhalten) zerfallen, wie schon eine oberflächliche vergleichung lehrt, in zwei klassen, die durchgängig einen verschiedenen text haben, nur daß im achten und den drei folgenden büchern (398—582) der gegensatz fast ganz verschwindet. D. die alte handschrift zu Sanct Gallen giebt das gedieht auf 284 folioseiten, deren zwei spalten je 54 Zeilen haben, sie ist von drei händen geschrieben; die zweite, die am wenigsten gebildete, fängt 1 6 , 4 a l g e l i c h e an, die dritte 1 8 , 3 0 dar n a c h , die erste seite hat gelitten, und einige buchstaben (2, 1. 12. 13. 23. 3, 26. 4, 8) sind gar nicht, viele schwer zu lesen, weil spätere unverständig ergänzt haben, aus diesen ergänzungen hat der abdruck von C. H. Müller (1784) z. b. 2, 5 D o c h , 2, 6 D e r n (der verbesserer hat eigentlich nicht dies sondern den für ern gesetzt), 3, 1 ir für s i , 4, 8 h e t t u (das ν in h e t t v ist eine sinnreiche erfindung des Züricher abschreibers). eine vergleichung des müllerischen abdruckes mit der handschrift würde wohl fast so viel räum einnehmen als meine gesamten lesarten: wo meine angaben den müllerischen ausdrücklich oder stillschweigend widersprechen, kann man mir glauben, da ich hingegen wohl hie und da eine abweichung des drucks von der handschrift nicht mag beachtet haben. d. ein bruchstück von derselben gestaltung des textes ist auf zwei verstümmelten doppelblättern erhalten, die Karl Köpke aus Gräters nachlaß gekauft und mir freundschaftlich mitgetheilt hat. Gräter hat darauf geschrieben ,Fragment, histor. Gawini ex tegumento libri Consil. Hieron. Schuirpf in bibl. August.' es waren ursprünglich sechsspaltige blätter in groß quart, die spalte zu 48 Zeilen, je die zweite reimzeile ist eingerückt, die schrift aus dem anfange des vierzehnten jahrhunderts. der ursprüngliche umfang der vier blätter war dieser. 525, 19—535, 6. 544, 29—554, 16. 574, 1 — 583, 16. 593, 7—602, 25. erhalten sind bruchstücke von sechzehn spalten, nämlich 526, 3 - 5 2 7 , 6. 2 1 - 5 2 8 , 24. 529, 8 - 5 3 0 , 12. 2 6 - 5 3 1 , 30. 532, 1 5 - 5 3 3 , 18. 534, 3 535, 6. 544, 2 9 - 5 4 6 , 5. 553, 1 - 5 5 4 , 5. 574, 1 - 5 7 5 , 7. 1 9 - 5 7 6 , 25. 577, 7 - 5 7 8 , 12. 2 5 - 5 7 9 , 28. 580, 1 1 - 5 8 1 , 17. 2 9 - 5 8 3 , 5. 593, 2 1 - 5 9 4 , 24. 601, 2 1 - 6 0 2 , 25. d. zwei folioblätter im besitz des herrn oberappellationsgerichtsraths Spangenberg in Celle, mir in abschrift von Benecke mitgetheilt. das erste dieser vierspaltigen blätter enthält 176 Zeilen, 282, 1 7 - 2 8 8 , 13, das andre 177 Zeilen, 669, 7 - 6 7 5 , 8.

1. Vorrede der ersten Ausgabe von 1833

XVII

d. die heidelbergische p a p i e r h a n d s c h r i f t n. 3 3 9 in q u a r t , blatt 6 — 6 0 4 v o r w ä r t s , in LXV capitel getheilt, m i t schlechten bildern, aus dem fünfzehnten j a h r h u n d e r t , mit elsässischer Orthographie, nach einer richtigen b e m e r k u n g von herrn M o n e von derselben h a n d wie die in herrn de G r o o t e n s a u s g a b e des Tristans s. LXXII b e s c h r i e b e n e h a n d s c h r i f t , w o a b e r in dem facsimile die S schlecht gerathen sein müssen. d. auch der alte druck von 1 4 7 7 hat zum theil die lesarten der ersten klasse der h a n d s c h r i f t e n , n ä m l i c h in folgenden a b s c h n i t t e n , die indessen nicht i m m e r bis a u f den vers g e n a u zu b e s t i m m e n sind. 1, 1 - 1 0 , 9 . 2 8 , 2 8 - 4 1 , 9. 2 0 6 , 1 - 2 1 4 , 1 9 . 2 3 4 , 1 3 2 3 8 , 3 0 . 7 6 1 , 1 5 - 8 0 5 , 3 0 . 8 0 7 , 2 5 - 8 2 7 , 3 0 . es fehlt 8 0 6 , 1 - 8 0 7 , 2 4 . Für die erste f o r m des textes sind, wie m a n sieht, z w a r überall zwei aber nie m e h r als drei zeugen v o r h a n d e n , m a n hat daher künftig bei neu aufgefundenen oder von mir nicht g e b r a u c h t e n handschriften vor allem zu b e t r a c h t e n o b sie mit D n ä h e r v e r w a n d t sind: denn nur solche k ö n n e n n o c h eine etwas bedeutende ausbeute g e b e n ; handschriften der andern klasse sind w o h l ziemlich genug verglichen, E. ein altes folioblatt zu M ü n c h e n enthielt vier mahl 6 0 Zeilen, 1 6 0 , 2 9 — 1 6 9 , 2 , von denen aber unten immer sechs weggeschnitten sind, der anfang ist in D o c e n s miscell. 2 , s. l l l f . nicht sorgfältig genug abgedruckt. F. zwei alte d o p p e l b l ä t t e r in q u a r t , w e l c h e m i r die brüder G r i m m g e s c h e n k t haben: ich h a b e sie jetzt, n a c h d e m sie g e b r a u c h t w o r d e n sind, in bessere Verwahrung gegeben, übern zaun. die h a n d s c h r i f t m u ß in q u i n t e r n e n oder gar sexternen bestanden h a b e n : denn in der mitte fehlen sechs blätter. die beiden ersten der übrig gebliebenen enthielten, als sie n o c h vollständig w a r e n , 6 3 4 , 1 5 — 6 4 5 , 4 , die beiden andern 6 7 7 , 9— 6 8 7 , 2 8 , also in jeder der zwei spalten einer seite 4 0 Zeilen. G. die alte foliohandschrift in der bibliothek zu M ü n c h e n , wohin sie im aprill 1 5 7 8 ein junker Sebald Müllner geschenkt hat, ist von fünf händen. die erste schrieb vier quaterne, bis auf die letzten Zeilen ( 4 3 4 , 2 1 — 4 3 5 , 15) die schon von der zweiten sind, die zeilenzahl ist bei der ersten hand unbestimmt: ich habe in den drei spalten einer seite gezählt 7 2 , 7 6 , 7 9 : andere haben nur 5 5 . die zweite bringt in die spalte gewöhnlich 5 4 oder 5 5 . die erste fängt die Zeilen mit kleinen buchstaben an, die weiter vorstehen; die übrigen mit großen nicht abstehenden, von der zweiten hand sind die folgenden zwei quaterne (bis 6 1 4 , 18): dann k o m m e n zwei blätter mit bildern, auf jeder seite drei unter einander, und noch von der zweiten hand vier blätter, von denen aber die rückseite des dritten gar nicht und die des vierten nur zum theil beschrieben ist, offenbar weil auf die schon früher angefangene arbeit des dritten schreibers gerechnet w a r d , diese begreift, in spalten von 5 2 — 5 5 Zeilen, einen quatern, und einen zweiten bis zur dritten zeile der zwölften seite ( 6 5 3 , 9 — 8 0 2 , 9 ) , von da ab schrieb bis ans ende der fünften spalte des nächsten blattes eine vierte (bis 8 0 9 , 17) und eine fünfte der ersten sehr ähnliche hand (bis 8 1 6 , 6 ) . die sechste spalte und noch das letzte blatt des quaterns sind wieder von der dritten hand, der Parzival füllt also in dieser handschrift 7 0 blätter. [ G " . ein doppelblatt, klein folio, acht spalten zu 5 0 Zeilen, 5 3 3 , 2 3 bis 5 4 0 , 12 und 5 8 0 , 13 bis 5 8 7 , 6 , an einigen stellen zerrissen oder nicht lesbar, zu H ö n i n g e n gefunden, hat mir herr H . F. M a ß m a n n geschenkt. zwei d o p p e l b l ä t t e r in q u a r t , von herrn S i x t von A r m i n dem freiherrn Κ . H . G . von M e u s e b a c h g e s c h e n k t , enthalten in sechzehn spalten zu je 4 2 Zeilen 6 8 3 , 2 6 — 6 9 5 , 3 und 7 1 7 , 2 2 - 7 2 9 , 8.] g. die zweite foliohandschrift zu M ü n c h e n ist unvollendet: auf 1 0 7 blättern zu vier spalten, deren jede, w o nicht für bilder platz gelassen ist, 4 5 oder 4 6 Zeilen,

XVIII

I. Vorreden

weiter vorn a u c h zuweilen nur 4 0 begreift, ist das gedieht n u r bis 5 5 5 , 2 0 enthalten, vorn ist der n a m e eines besitzers der h a n d s c h r i f t im fünfzehnten j a h r h u n d e r t eingeschrieben, B e r n h a r d i n

puttrich.

g. die dritte zu M ü n c h e n ist in q u a r t , 1 3 0 blätter stark: der erste quatern fehlt, sie fängt mit 4 5 , 3 an. die Seiten h a b e n zwei spalten, die verszeilen sind nicht abgesetzt, sie ist von einem ungebildeten Schreiber, mit grobbaierischen f o r m e n , in b a r b a r i s c h e r Orthographie, mit zügen geschrieben, die für ihre zeit (obgleich sie w o h l n o c h aus dem dreizehnten j a h r h u n d e r t ist) zu alterthümlich aussehen, daher sie D o c e n für eine klosterhandschrift hielt, da sie mit G (eigentlich n o c h genauer mit E) in den unbedeutendsten kleinigkeiten ü b e r e i n s t i m m t (doch ist sie nicht e t w a eine abschrift von ihr) h a b e ich sie nur bis 4 5 2 , 3 0 verglichen, n a c h d e m ich mich erst an einzelnen abschnitten überzeugt hatte d a ß die Übereinstimmung auch späterhin nicht geringer ist. g. ein f o l i o b l a t t zu M ü n c h e n h a t in jeder seiner vier spalten 4 8 Zeilen, 7 4 1 , 9 — 747, 20. g. die heidelbergische n. 3 6 4 enthält den Parzival bl. 1 — 1 1 1 v o r w ä r t s .

44,7—

5 1 , 1 2 hat der Schreiber ausgelassen, die drei heidelbergischen handschriften 3 6 4 . 3 8 3 . 4 0 4 bilden eine vollständige S a m m l u n g der erzählenden gedichte E s c h e n b a c h s mit den fortsetzungen; Parzival, L o h e n g r i n ; T i t u r e l ; W i l h e l m , sie sind alle in gleichem f o r m a t , g r o ß f o l i o , zweispaltig, jede spalte zu 5 6 Zeilen, a u c h von Einer h a n d , den W i l h e l m a b g e r e c h n e t von vorn bis in T h ü r h e i m s antheil hinein bl. 1 8 6 , z. 11. g. zwei spangenbergische blätter, abgeschrieben von B e n e c k e , gehörten z w a r zu derselben handschrift wie die oben unter d aufgeführten, aber ihr text stimmt nicht mit D , sondern mit G . das eine enthielt ursprünglich 1 6 8 Zeilen, 7 5 3 , 2 5 — 7 5 9 , 12: außer einzelnen buchstaben ist aber nur noch erhalten 7 5 5 , 9 — 7 5 6 , 18 und 7 5 6 , 2 0 — 7 5 7 , 3 0 . v o m andern ist übrig 8 1 8 , 1 3 - 8 1 9 , 6 und 8 1 9 , 2 5 - 8 2 0 , 18. g. ein d o p p e l b l a t t in q u a r t zu A r n s b e r g , a u f jeder seite zwei spalten zu 3 4 Zeilen, je die zweite e i n g e r ü c k t , e n t h a l t e n d 7 2 0 , 1 1 — 7 2 4 , 2 6 und 7 6 1 , 7 — 7 6 5 , 2 2 , h a t G r a f f in seiner D i u t i s c a 1, s. 2 3 — 3 1 a b d r u c k e n lassen. g. ein mittelstes und ein viertletztes sehr verstümmeltes doppelblatt einer läge in q u a r t , auf jeder seite zwei spalten von 3 0 oder 3 1 Zeilen, habe ich ebenfalls von den brüdern G r i m m , sie enthalten (einige lücken von höchstens zwei versen abgerechnet) 1 6 0 , 5 - 1 6 4 , 6. 1 7 2 , 7 - 1 8 0 , 8. 1 8 8 , 1 2 - 1 8 9 , 11. 1 9 1 , 1 4 - 1 9 2 , 1 2 . g. ein d o p p e l b l a t t in q u a r t mit cursivschrift aus dem fünfzehnten j a h r h u n d e r t , a u f jeder seite 3 0 Zeilen, 7 5 9 , 1 3 — 7 6 1 , 12 und 7 7 5 , 1 — 7 7 6 , 3 0 , besitzt herr p r o f e s s o r von der H a g e n und hat es m i r zum g e b r a u c h gefällig mitgetheilt. g. die p a p i e r h a n d s c h r i f t zu H a m b u r g v o m j ä h r 1 4 5 1 ist in dem

litterarischen

g r u n d r i ß s. 1 0 6 ff. ausführlich b e s c h r i e b e n : ich h a b e sie n i c h t gesehn, sondern m i c h der a b s c h r i f t a u f der hiesigen königlichen b i b l i o t h e k bedient, die zum theil v o n J . G . B ü s c h i n g s hand ist. es fehlt 3 1 2 , 7 — 3 1 3 , 4 . 3 1 6 , 7 — 3 1 8 , 4 . im letzten b u c h ist die erzählung oft a b g e k ü r z t und der a b s c h n i t t 7 9 8 ganz ausgelassen. g. der g r ö ß e r e theil des d r u c k e s von 1 4 7 7 hat den t e x t dieser klasse, n ä m l i c h 10, 1 0 - 2 8 ,

2 7 . 4 1 , 1 0 - 1 5 9 , 12.

1 6 1 , 1 - 2 0 6 , 2 . 2 1 4 , 2 0 - 2 3 4 , 12. 2 3 9 , 1 - 7 6 1 , 1 4 .

ausgelassen ist 1 5 9 , 13 — 1 6 0 , 3 0 . W e n n m a n die Verwandtschaft der einzelnen handschriften noch genauer bestimmen wollte, so würde man in verschiedenen theilen des gedichtes die Verhältnisse verschieden finden, aber w o z u sollte m a n die Untersuchung bis ins kleinliche führen, da selbst die lesarten welche allen handschriften von jeder der zwei hauptklassen gemein sind, nicht auf eine von dem dichter selbst ausgehende Verschiedenheit deuten,

1. Vorrede der ersten Ausgabe von 1833

XIX

sondern nur nachlässigkeit, willkür und Verbesserungssucht ohne sonderliches geschick zeigen? echte verse fehlen jeder der zwei klassen, und öfters ist die richtige lesart nur durch Verbindung derer von beiden klassen zu gewinnen, es ist daher freilich eine schwäche meines textes, daß er im ganzen der ersten klasse folgt: ich habe sie vorgezogen, weil ich mich bei ihr selten gezwungen sah zu den lesarten der andern zu greifen, die mehr unbezweifelt falsches oder aus falscher besserung entstandenes darbietet, dennoch, da in den allermeisten fällen die lesart der einen klasse mit der andern von gleichem werth ist, und der Vorzug den ich Ddd gebe, der Wahrheit im ganzen abbruch thut, habe ich es dem leser erleichtern wollen auch die der klasse Ggg zu erkennen: darum sind die lesarten der beiden klassen durch das zeichen = von einander getrennt worden, nur darf man nie vergessen, daß die angabe des gegensatzes zweier familien von handschriften immer nur ungefähr richtig und immer von der menge der gebrauchten zeugen abhängig ist, so daß wenn ich z. b. den alten druck oder die heidelbergische handschrift 3 6 4 nicht gebraucht hätte, als entgegengesetzte lesarten weit mehrere angegeben sein würden; wie ich selbst noch zuletzt, als ich die köpkischen blätter erhielt, einige mahl habe das zeichen = streichen müssen, weil sie einzeln, statt mit ihren verwandten, mit der anderen klasse stimmten, wer die abweichungen mittelhochdeutscher handschriften nur im geringsten kennt (um sie kennen zu lernen und sich zu überzeugen daß sie nicht etwa auf mündlicher Überlieferung beruhen, vergleiche man nur zur probe ein paar Seiten der drei ausgaben des Iweins mit einander), der wird einem herausgeber nie zumuten, außer etwa in liedern, die sämtlichen lesarten aufzuzählen, ich habe mich begnügt die alten handschriften, d. h. die aus der ersten hälfte des dreizehnten jahrhunderts, DEFG[Gab], unter sich zu vergleichen und all ihre fehler und Verschiedenheiten anzugeben: nur erst wo sie nicht übereinstimmten, kamen die andern in frage, deren eigenthümliche lesarten ich nur wenn sie merkwürdig schienen angezeigt habe, also zwar willkürlich, aber ohne sonderlichen schaden, weil mir dadurch zwar hie und da eine der declamation gemäßere Schreibweise oder die wahrscheinliche conjectur eines schreibers mag entgangen sein, nicht leicht aber etwas das als Überlieferung werth haben kann, und ich habe, theils um fehler zu vermeiden, theils unnütze mühe zu ersparen, bei den minder alten handschriften durch zeichen immer nur angegeben ob eine (d, g) oder ob mehr als eine (dd, gg) handschrift von jeder der beiden klassen eine lesart habe, nicht aber genauer wie viel handschriften und welche, da an sich keine mehr glauben in einzelnen lesarten verdient als die andre, da auch alle gebrauchten handschriften durchaus nicht in grader linie mit einander verwandt sind, so konnte aus dieser bequemeren weise kein nachtheil entspringen: selbst für den Sprachforscher geht nichts wesentliches verloren, da doch keine handschrift eine mundart rein giebt, und niederdeutsches sich nirgend zeigt außer auf den spangenbergischen und den Arnsberger blättern, der mangel an spuren des niederdeutschen in den handschriften dieses gedichts ist in der that wunderbar: denn am hofe zu Eisenach, dem wir doch wohl meistens die halbniederdeutschen handschriften älterer weltlichen gedichte verdanken (auch auf eine von den Nibelungen deutet manche Schreibart), in Thüringen sollte doch wohl der Parzival vorzugsweise geschrieben sein; wenn man nicht etwa vermuten darf, er sei vor landgraf Hermanns tode (aprill 1215) nicht vollendet worden, das dritte buch (143, 21) ist nach Hartmanns Erec, das fünfte (253, 10) nach dem Iwein gedichtet; das siebente bald nach 1203, das sechste nach dem sommer 1204 (s. zu Walther 20, 4). in den Nibelungen (W. Grimm, deutsche heldensage s. 65) und im Tristan (s. Docen im altd. museum 1, s. 59. 60. v. d. Hagen zu Gottfr. s. v.) wird auf

XX

I. Vorreden

das erste buch angespielt. Wirnt von Gravenberg kennt (Wig. 8244) das zweite, (Wig. 6325) das dritte, nicht das sechste, aus dem ihm in seinem zusammenhange sonst Cundrie hätte einfallen müssen, im Welschen gast (1, 8 nach der mitte des jahrs 1215) wird Parzival edeln jünglingen zur nachahmung vorgestellt, aber die beziehung auf die fabel ist ungenau: nach Eschenbachs sechstem buche, wie nach Christian von Troyes, brach Parzivals tjost Keien nicht eine rippe, sondern den rechten arm entwei. Die zahllosen orthographischen Verschiedenheiten der handschriften D und G jedes einzelne mahl anzugeben wäre gewiß mehr störend als nützlich gewesen: man kann, wo die anmerkungen schweigen, immer überzeugt sein die Schreibweise einer dieser beiden handschriften vor sich zu haben, wenn man nur gehörig auf die allgemeineren angaben über die durchgehende Schreibart dieser handschriften zurückgeht, freilich muß ich dabei bemerken daß das immer der anmerkungen zuweilen durch einzeln bemerkte ausnahmen beschränkt wird, und daß man es bei der handschrift G nicht von einem der fünf Schreiber auf den andern übertragen darf, sehr oft ist die lesart des textes in den anmerkungen mit beigesetzter auctorität widerholt worden, theils um vor zweifei zu sichern, theils besonders um kurz anzudeuten daß die aufgenommene form nicht ohne handschrift gewählt worden sei, die besseren aber die gewöhnlichere Schreibart haben, die dann oft nicht ausdrücklich angegeben ist. wo man aus den Varianten nachrechnen kann daß drei oder vier handschriften außer den alten andere les- oder Schreibart haben als der text, da enthält dieser meine Verbesserung, wenn auch nicht gesagt ist alle oder die übrigen. Den prosaischen roman von Perceval le Gallois (Paris 1530. 8 unbezifferte und 2 2 0 blätter folio) durfte ich in dem exemplare des herrn von Nagler benutzen: von dem gedichte Christians von Troyes hatte ich, außer dem was Fauchet, Borel, Roquefort, J . Grimm, Ginguene und Edgar Quinet gegeben haben, handschriftliche auszüge von J a c o b Grimm aus der handschrift des arsenals (η. 195 Α. 261 blätter folio), aber der unmittelbare gebrauch, zur Sicherung der französischen namen, ward durch eine eigenthümlichkeit Christians ungemein beschränkt, denn er vermeidet die personen der fabel mit namen zu nennen; wie man dies auch in Hartmanns bearbeitung seines Ritters mit dem löwen bemerken kann: und Wolfram selbst mag wohl (P. 4 1 6 , 20) darauf anspielen, wenn er mit ausführlicher berufung auf seine quelle den fürsten Liddamus nennt, welcher im prosaischen roman (bl. 33 vw.) nur bezeichnet wird als ung veneur natif d'icelle ville (d'Escavallon), komme de grant sgavoir, et auquel tous ceulx du pays venoient communement son conseil demander. nicht sehr lange nach der stelle wo Gautiers de Denet (Ms. bl. 148, im druck bl. 177 vw. Gauchier de doudain) das durch Christians tod unterbrochene werk fortzusetzen anfieng, scheint zwischen dem gedieht und der prosa wenig Übereinstimmung mehr zu sein,* obgleich Ginguene (histoire litteraire de la France 15, s. 247) das gegentheil versichert, der druck hat z. b. nichts davon (Ms. bl. 156) daß der alte schmid Trebuches (im druck bl. 2 0 6 vw. Tribuet; Ms. bl. 14 Triboet = druck bl. 21 vw. Tribuer) sterben muß nachdem er Percevals schwert wieder ganz gemacht hat, nichts von der langen episode von Tristrant (Ms. bl. 166—171). Ginguene hat bei seiner lecture attentive des romans

* was im druck bl. 203 und 204 steht, damit stimmen einige citate in Roqueforts glossaire de la langue romane noch sehr genau überein (1, 522. 2, 224. 496 und 1, 441?): doch muß ich bemerken daß sie aus einer andern als der von Grimm und Ginguene gebrauchten handschrift genommen sind.

1. Vorrede der ersten Ausgabe von 1833

XXI

de Chrestien de Troyes (s. 197) nicht einmahl bemerkt, was Grimm beim blättern gefunden hat, daß nicht nur jener Gautiers und der Vollender des gedichts Manesiers (Ms. bl. 261 = Menessier im druck bl. 220; aber im druck auch schon vorn bl. 1 rw., von Mennessier steht), sondern auch noch ein Gerbers als fortsetzer genannt wird (Ms. bl. 180 vw.), und daß Gerbert und Manessier beide denselben anfangspunkt ihrer arbeit angeben, Percevals zweiten besuch beim roi pecheor, wo er das zerbrochene schwert wieder zusammen fügt und bescheid über den graal und das blutende speer erhält (im drucke bl. 180 ff.). Manessiers worte sind bekannt, et comencha al de l'esp0e sans

saldement contredit.

der andre dichter sagt folgendes, worin noch besonders auffallend ist daß er auch das vorhergehende, das ringen Tristrants mit Gauvain (Ms. bl. 171 vw.), will verbessert haben. si con la matere descoevre Gerbers qui a reprise l'cevre, quant chascuns trovere le laisse. mais or en a faite sa laisse Gerbers selonc le vraie estoire. diex l'en otroit force et victoire de toute vilenie estaindre, et que il puist la fin ataindre de Perceval que il emprint, si con Ii livres Ii aprent, oil la metiere en est escripte, Gerbers qui le nous traite et dite, puis en encha que Percevax, qui tant ot paines et travax, la bone esp0e rasalsa, et que du graal demanda, et de la lame qui saignoit demanda que senefioit. puis en encha le nous retrait Gerbers qui de son sens estrait la rime qui je vois contant. mis la luite de Tristrant amenda il tot a compas. Christian von Troyes hat in seinem antheil Percevals geschichte offenbar abgekürzt; aus einer darstellung die der seinigen näher war als der von Wolfram gebrauchten, hat Heinrich vonem Türlin in der äventiure kröne, in beiläufigen anspielungen die er aus einer französischen quelle nahm, manches das Christian fehlt, für Antanor und Kunnewaren (Wolfr. P. 151. 152), welche bei Christian (Ms. bl. 5" = druck bl. 7 rw.) nur un sot und une pucelle heißen, hat er andere namen; Key sagt zu Parceval vil rehte von iu wissagt dise rede lange vor

XXII

I. Vorreden CulTanz der tör, und ouch von vrowen Leden. ir suit des in beden grozen danc sagen, daz si in ir kinttagen nie wolte gelachen unz irz muoset machen. ir veter het si wol gewant, daz si iuch dar zuo bekant und durch iuch ir swigen brach und zuo iu lachende sprach. si kund wol guote riter spehen.

Parzevals gemahlin nennt er Blancheflour, wie Christian: ein vrowe hiez Blancheflur. die minnt ein ritter per amur: daz was min her Parzeväl. ouch was diu vrowe von Gäl, als ich ez vernomen hän. Key spottet über ihren nächtlichen besuch (P. 192, roman bl. 12), dö ir des geruohtet daz ir in besuohtet des nahtes an dem bette. Sigune heißt auch bei ihm nur 'diu magt': ob sie auf der linde (P. 249, 14) oder unter einer eiche (Ms. bl. 14 = druck bl. 21 vw.) sitzt, ist nicht zu erkennen: ditz erwarp her Perceväl an dem armen vischasre, den er in grözer swsere durch zuht ungevräget liez, als im diu magt sit gehiez, daz in sin zuht so gar verriet, do er von dem boume schiet, da er si sitzende vant, und des swertes kraft erkant, daz im gap sin ceheim dö er wolte riten heim. was er von Orilus (L'orguilleux de la lande) sagt, kann ich weder aus Eschenbach noch aus dem roman erklären, sam Orgoloys de la lande von Perschevalle geschach, da er den halsslac gerach,

1. Vorrede der ersten Ausgabe von 1833

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den er im mit nide sluoc, umb einen kleinen unfuoc den er mit rede begienc do er in minneclich enphienc. auch wissen beide (Wolfr. P. 571. 572. roman bl. 41) von Gaweins gebrochener rippe nichts, vil starken kumber er ouch dolt üfem Kastel ä lit merveillös, da er ein rippe verlos und von dem lewen sinen schilt. an einer andern stelle spricht Gawein von seiner fahrt nach dem graal, zu dem Wolfram ihn bekanntlich nicht kommen läßt, übern furt da ze Katharac vuor ich an die wilden habe, da ich vant die riehen habe die Parzeväl suohte dö in diu meit verfluohte, daz sper, und daz riche gräl, daz alle tage zeinem mal bluotes dri tropfen warf. nach dem roman bl. 121 rw. reitet Gauvain einen schmalen gepflasterten weg ins meer hinein, bis an den glänzenden saal in dem er die wunder des graals findet: und die heilige lanze blutet, seitdem sie den erlöser verwundet hat, unaufhörlich, was Christian von dem dichter dem Wolfram folgte (P. 827, 1—3) mit recht vorgeworfen wird, ist die mährchenhafte erweiterung und das verflachen der fabel; so daß in strengerer Überlieferung und sinniger darstellung der Situationen das andere werk, vermutlich mehr als in der kunst des stils, sich vor jenem auszeichnen mochte. Wolfram fand einen Provenzalen Guiot le chanteur angegeben, der das lied gesungen und gesprochen habe; woraus man, wenn Wolfram nicht irrt, schließen muß daß es in langen reihen gleichreimender Zeilen gedichtet war.* es war aber französisch (P. 416, 28): das heißt wahrscheinlicher nordfranzösisch, weil Wolfram das französische welches er selbst sprach (W. 237) mit dem der Champagner vergleicht, und weil von dem was herr professor von Schlegel den Franzosen vorwelscht, Beaucoup de noms propres dans le texte allemand prouvent effectivement, par leur forme provenqale, que notre auteur n'a point puise dans un livre frangois (Observations sur la langue provenqale, s. 80), nur das gegentheil zu erweisen steht; weshalb ich auch diese frischweg ohne kenntniß gewagte behauptung unerwähnt lassen würde, wenn sie nicht einen wahren kenner der romanischen sprachen (Diez, die poesie der troubadours s. 207) geteuscht hätte, weil ihm, wie man sieht, die armut der Universitätsbibliothek zu Bonn kein exemplar der müllerischen Sammlung bot. von Guiot dem

* s. Uhland in Fouque's Musen 1, 3, s. 82 f. Roquefort hat würklich einmahl (1, 25) aus dem roman de Perceval zwei Alexandriner: aber ich kann nicht herausbringen wo er dies citat abgeschrieben hat: alle übrigen sind in kurzen versen.

XXIV

I. Vorreden

Provenzalen auf Guiot von Provins zu rathen, dazu liegt weder in seinem bekannten gedieht (bei Meon 2, s. 307 ff.) ein grund, noch in der namensähnlichkeit der Stadt in Brie, welche bei Wolfram (W. 437, 11) Provls heißt, für die erforschung der sage vom graal ist der verlust des von Wolfram gebrauchten gedichts schwer zu beklagen: aber die abgeschlossenheit des inhalts, das ebenmaß der theile, die w ä r m e Wahrheit und tiefe der darstellung haben wir ohne zweifei dem deutschen dichter allein zu danken; wie ü b e r h a u p t die französische poesie des zwölften jahrhunderts durch den reichthum der erhaltenen und ausgebildeten theils eigenen teils entlehnten sagen weit über die deutsche des dreizehnten hervorragte: aber in einer dürftigen unbefestigten spräche, starr an den epischen formein h a f t e n d , und auf die a u s f ü h r u n g zu ungeheuren massen ausgehend, blieb die darstellung hinter dem reichthum der erfindung zurück, während die deutsche poesie, die schwindenden sagen ebenfalls in größeren massen festzuhalten und fremde sich anzueignen bestrebt, aus der alten epischen beschreibung des einzelnen erst zu der einfachen farblosen erzählung übergieng, dann aber, je mehr situation und fortschritt der begebenheiten die empfindung traf, in den eigenthümlichen darstellungen sehr verschiedener dichter sich zu mannichfaltigen, freilich nicht lange dauernden blüten entwickelte, den ausgezeichneten werken dieser zeit werden in der darstellung die originale nie gleich k o m m e n : und wenn bei den Franzosen das Studium der älteren litteratur nicht noch allzu oft liebhaberei ohne historische betrachtung wäre, so möchte man es f ü r absieht und scheu vor der vergleichung halten, d a ß sie den chevalier au liott, ein werk des bedeutendsten dichters, das, in mehreren handschriften erhalten, schon den trieb zur kritik wecken sollte, noch immer nicht herausgegeben haben, den inhalt und gang des französischen gedichts unter des Provenzalen Guiot namen können wir noch vollständig genug angeben: denn es leidet keinen zweifei d a ß der dichter des Titurels dasselbe werk vor sich hatte und der Ordnung desselben streng folgte, wenn er auch den inneren Zusammenhang der sage vielleicht noch weniger als der französische dichter faßte. Wolfram, dem das ganze, wie uns, ein gewirr unverständlicher schlecht verbundener fabeln scheinen mochte, ward von Parzivals sage, die auch schon Christian ausgeschieden hatte, besonders angezogen, und ihn bewegte offenbar der epische gedanke, den er wohl erst durch seine eigenthümliche auffassung wird hineingetragen haben, wie Parzival in der gedankenlosigkeit der jugend das ihm bestimmte glück verfehlt, und erst nachdem er die Verzweiflung überwunden und in dem unverschuldeten k ä m p f e gegen freund und bruder das härteste erfahren hat, in der treue gegen gott und sein weib der erstrebten höchsten glückseligkeit würdig erfunden wird, um diesen gedanken darzustellen n a h m er mit verständiger wähl die geschichten von G a m u r e t und von G a w a n auf: aber er ließ, außer dem was er für den Titurel bestimmte, noch manches aus, was entweder unbedeutend oder störend zu sein schien, wie aus d e m jüngeren Titurel 36, 64. 65 erhellt, übergieng er nach Parz. 333 Ecubas erzählung von Feirefiz und Secundillen, auf die sich das verzeichniß seiner siege, Parz. 770, bezieht, ferner was Wolfram in der einleitung des neunten buches (433, 11—30) nur im allgemeinen andeutet, w a r an derselben stelle im original ausgeführt, zuerst (Tit. 38, 1—46) noch ein besuch Parzivals bei Sigunen, w o sie den geliebten im sarge bei sich hat, aber noch ohne kapeile: dabei (Tit. 38, 42.43) die belehrung über das schwert, die Eschenbach (P. 253, 24—254, 15) in eine frühere rede Sigunens einfügt, wohin sie indessen auch Christian setzt (Ms. bl. 14 = druck bl. 21 vw.); dann (Tit. 39, 3—282) Parzivals siege über die meisten der im P. 772 genannten helden, die errettung der Pardiscale, Seefahrten, k ä m p f e mit christen und heiden: auf Flordiprinze von Flordibale, der P. 772 nicht

1. Vorrede der ersten Ausgabe von 1833

XXV

v o r k o m m t , zerbricht das schwert v o m graal, und wird durch den b r u n n e n zu K a r n a n t wieder ganz: Parzival s c h e n k t es E k u n a t zum k ä m p f wider O r i l u s . diese geschichten, die auch meistens an sich wenig werth h a b e n , opferte W o l f r a m der o h n e zweifei weit g r ö ß e r n und edleren ansieht auf, d a ß Parzival in seiner Verzweiflung nicht der herr der a b e n t e u e r sein dürfte, und d a ß seit der erlösung Pardiscalens der held sich entschließt, w o er h i n k o m m t , nach land und leuten zu fragen (Tit. 3 9 , 1 4 8 . 2 1 7 ) , ist gewiß dem ursprünglichen sinn der sage nicht so angemessen, als d a ß ihm weit später n o c h ( 5 5 9 , 9 — 2 3 ) das a b e n t e u e r von C h a s t e l merveille entgeht weil er nicht fragt, endlich die erzählung von O r i l u s und E k u n a t s k ä m p f e (Tit. 4 0 , 2 6 — 1 0 1 ) wird e t w a vor dem letzten b u c h e des Parzivals ihren platz g e h a b t h a b e n : wenigstens verläßt Artus im Parz. 7 8 6 , 2 9 die Stadt J o f l a n z e , E k u n a t findet im T i t . 4 0 , 7 7 . 7 8 nach O r i l u s tode den k o n i g zu N a n t e s w o h i n er von J o f l a n z e k o m m t , und n a c h h e r Parz. 8 2 2 , 7 geht A r t u s n a c h S c h a m i l o t (im französischen r o m a n Q u a m a a l o t C a a m e l o t Q u a m e lot). die räche an O r i l u s g e h ö r t e n i c h t n o t h w e n d i g zur Vollständigkeit der erzählung, weil er schon längst von Parzival besiegt ist. d a ß Parzivals söhn das von Lehelin ihm entrissene land wieder e r o b e r t e , deutet der dichter selbst a n , Parz. 8 0 3 , 2 2 : und ausdrücklich heißt es im T i t . 4 0 , 1 1 5 . 1 1 6 , die a b e n t e u e r d. i. das französische b u c h erzähle diese begebenheit nicht ausführlich, wenn W o l f r a m alles angeführte absichtlich und mit gutem urtheil übergieng, so h o f f e ich nicht d a ß m a n ihm zutrauen werde, er h a b e später, in einem gedichte dessen held S c h i a n a t u l a n d e r w a r (Wolfr. T i t . 3 9 , 4 ) , all diese geringfügigen erzählungen n a c h g e h o l t wie m a n sie in dem jüngeren T i t u r e l findet, a u c h scheinen des dichters Zeitgenossen dies alles nicht v e r m i ß t zu h a b e n , sondern anderes, w a s der Vollender des T i t u r e l s A l b r e c h t zu leisten verspricht ( 4 0 , 1 4 5 ff.): Ich m ö h t e m i c h hie nieten der k u n s t durch Parzivälen, wie siniu kint gerieten, diu edeln klären süezen lieht g e m ä l e n . vil endelich ich gerne v o n in sprseche: m a n giht wie dem von E s c h e n b a c h an siner höhen kunst d a r an gebraeche. Und wie diu küniginne K u n d w l r ä m ü r s w a s lebende. — und w a z der gräl nu wsere: daz w a s der weit mit slozzen g a r v e r b o u w e n . W ä von er heilic wsere, des het vor niemen hügede. sagt ich nu niht diu msere, so hete m a n den gräl für ein getrügede. — W e r w a s den gräl nu tragende n a c h R e p a n s de schoyen? daz bin ich hie der sagende. also w o h l h a u p t s ä c h l i c h L o h e r a n g r i n s t o d , und w a s sich weiter mit dem graal b e g a b , ü b e r h a u p t a u f k l ä r u n g über die freilich sehr dunkel gebliebene sage v o m graal, scheint m a n ungern e n t b e h r t zu h a b e n , a b e r in E s c h e n b a c h s sinne fehlt an der ganzen erzählung nichts: eher ist L o h e r a n g r i n s geschichte schon überflüssig, und W o l f r a m w o l l t e

XXVI

I. Vorreden

nur, wie er ausdrücklich sagt (827, 11 — 14), am ende der abenteuer nichts weglassen, so daß ich geneigt bin zu glauben, in den exemplaren die Wolfram und der Verfasser des Titurels brauchten, stand nichts von dem anhange, den auch der Vollender des Titurels als nicht allgemein verbreitet zu bezeichnen scheint, wenn er sagt (Tit. 40, 116 b ), er habe die abenteuer g a n z . [...] Berlin den 3. merz 1833.

2. Vorrede der zweiten und dritten Ausgabe von 1854/1872

[Was Lachmann an seinem Wolfram nachgebessert hatte ist in dieser zweiten ausgabe sorgfältig befolgt worden, weiter gieng weder mein beruf noch, daß ich es ehrlich sage, meine kraft, lange beschäftigung mit diesem werke hat mich belehrt daß es zwar leicht ist auch hier allerhand einfalle zu haben, daß sie aber fast niemahls vor Lachmanns kritik aufkommen, die überall auf zusammenhangender forschung beruht und auf der bestimmtesten anschauung von des dichters ganzer art und kunst. auch die lesarten zu vermehren habe ich nicht getrachtet, denn die unbenutzten handschriften und bruchstücke die ich kenne gewähren für die Verbesserung des textes nirgend sicheren gewinn von einiger bedeutung. hat doch die ganze Leipziger handschrift des Wilhelms, deren Vergleichung ich nicht gescheut habe weil Lachmann selbst sie sich vorgesetzt hatte, nichts erhebliches eingetragen, ein wort ausgenommen (365, 1), das von Lachmann schon aus Vermutung gesetzt war. die abschriften und vergleichungen nach denen er gearbeitet hatte sind von mir nachverglichen worden, aber nur sehr selten war eine kleinigkeit zu berichtigen. Berlin den 26. juli 1854, den 2. april 1872.

Moriz Haupt.]

3. Vorrede der vierten Ausgabe von 1879

[Wie bei der herausgabe der kleinen Schriften Lachmanns, bei der fünften ausgabe des Walther, der vierten des Iwein, so hat auch bei dieser vierten des Wolfram herr dr. Emil Henrici einen theil der fürsorge übernommen und namentlich auch die lesarten der erst seit 1868 näher bekannten blätter von 1 oder vielmehr, wie es hätte heißen sollen (s. xxxiv), von } eingetragen, bei der revision des textes stellte sich uns bald heraus daß nicht nur der dritte abdruck durch den zweiten, sondern dieser auch fortwährend durch die erste ausgabe zu controlieren sei. in den allermeisten fällen, wo die beiden ersten ausgaben von einander abwichen, war die entscheidung wie mir schien durch eine sehr einfache erwägung gegeben, aber ich habe doch sehr bedauert, Lachmanns handexemplar nicht gebrauchen zu können, das aus Haupts nachlasse verkauft in unbekannte hände übergegangen ist. es wäre sehr zu wünschen daß über den verbleib desselben an einem geeigneten orte, in der Zeitschrift für deutsches alterthum oder sonst irgendwo, nachricht gegeben würde und daß, wenn es sich nicht schon in einer öffentlichen bibliothek befindet, es an eine solche übergienge, damit es bei jedem künftigen abdruck benutzt werden könnte, wenn auch über das verfahren, das dabei innezuhalten ist, im allgemeinen kein zweifei mehr sein kann, soviel ich bis jetzt bemerkt habe, sind in dieser ausgabe folgende stellen zu berichtigen. 11, 4 ist zu lesen nieman 58, 20. 26 si 143, 28 des läzen 151, 22. 153, 2 Lälant s. 81. 154 (statt 145) 159, 20 done 239, 1 sinöpel 627, 28 plümiten und vielleicht auch früher phlumit Wh. 153, 29 wohl mit der ersten ausgabe hin; ferner in den lesarten 37, 26 spriezel g? 4 5 , 1 1 Dd 26 lute 7 6 , 7 G? 135, 10 da ez D 156,20 Ggg 197, 1 Roys gg 328, 16 Si 329, 5 das ist gar 423, 10 sie (nicht sin) Wh. 424, 14 sune den kurtoys? Berlin den 11. october 1879.

Karl Müllenhoff.]

4. Vorrede der fünften Ausgabe von 1891

[Für die fünfte Ausgabe habe ich auf Wunsch des Herrn Verlegers die Revision des Druckes, der von Herrn Oberlehrer Dr. G. Bötticher corrigirt worden ist, übernommen, aber auch nichts weiter, am wenigsten die Einfügung und Karakterisirung der in neuerer Zeit gefundenen Handschriftfragmente, oder gar die Eintragung der Lesarten der einen oder andern, worüber H a u p t oben S. XXIV das richtige Wort gesagt hat. Mehr noch als mein nächster Vorgänger bei der Besorgung dieser Ausgaben habe ich den Text in zweifelhaften Fällen auf die erste Ausgabe von 1833 zurückgeführt. Das Lachmannsche Handexemplar aufzuspüren, ist auch mir nicht geglückt. Berlin den 14. Juni 1891.

Karl Weinhold.]

5. Vorrede der sechsten Ausgabe von 1926 mit dem Handschriftenverzeichnis der siebenten Ausgabe von 1952

Mit einer gewissen resignation bin ich an die revision des textes für die 6. ausgabe herangetreten: denn trotz aller hochachtung, die Lachmanns text, besonders der des Parzival, in reichem maße verdient, darf sich heute ein herausgeber der Wolframschen werke der Überzeugung nicht verschließen, daß es an der zeit ist, die positiven über Lachmann hinausgehenden ergebnisse der Wolframforschung, die seit der ersten ausgabe (1833) nicht stillgestanden hat, für die neugestaltung des textes berücksichtigen zu müssen, dieser berechtigten forderung gegenüber steht Lachmanns arbeit, ein allseitig in sich gerundetes werk; seine ausgabe ist so sehr der ausfluß einer starken, freilich manchmal sogar recht eigenwilligen persönlichkeit, daß der fortsetzer seiner arbeit, der sich auf ein reicheres material und auf die fortschritte der neuesten forschung stützen kann, häufig in die läge kommt, seine ansieht gegen die Lachmanns geltend zu machen, wobei er trotz besserer erkenntnis das dilemma recht drückend fühlt: entweder Lachmanns text fast bedingungslos beizubehalten oder ihn vollständig neu zu gestalten, jedes verfahren, das zwischen diesen beiden extremen die wage zu halten versuchte, wäre eine halbheit, der gegenüber man immer den Lachmannschen text vorziehen wird, seien auch noch so zahlreiche und gewichtige einwände gegen ihn zu erheben. Zu diesen einwänden gehört das verlangen nach einer orthographischen und metrischen reinigung des textes, in weit höherem maße jedoch der wünsch nach einer inhaltlichen besserung, die unter berücksichtigung der zahlreichen nach Lachmann erschienenen textkritischen abhandlungen zu einer dringenden notwendigkeit geworden ist. wenn schon geändert werden muß, dann sollen diese änderungen aber auch mit einem mal erfolgen, damit nicht halbe arbeit Lachmanns werk verderbe, nun läßt sich aber das für und wider aller emendationsvorschläge erst dann genauer abwägen, wenn das gesamte handschriftliche material bequem zugänglich ist. die große zahl der nach Lachmann aufgefundenen handschriften und fragmente rechtfertigt zur genüge den aufschub dieser auseinandersetzung: Lachmann verwendete für seine ausgabe nur 8 handschriften (D η ρ GGk Gm GK G°) und 9 bruchstücke des Parzival (f g EF G* Ge G( G " GP), während wir heute 17 vollständige handschriften und 57 bisweilen recht umfangreiche fragmente kennen, die zum teil von erheblichem wert für die textkritik sind [...].

[Zu Harris Handschriftenverzeichnis (1952)

„Die heute üblichen Bezeichnungen der ,ParzivaP-Handschriften", schreibt Bumke (1991a, S. 172), „sind ein mißglückter Kompromiß zwischen Lachmanns Siglen und einer konsequenten Neubenennnung." Es bedürfe „heute eines Spezialstudiums, um sich in den Siglen zurechtzufinden." Abgesehen davon und abgesehen von den internen Inkonsequenzen zementieren die Siglen den Kenntnisstand des Zeitpunktes ihrer Vergabe. Eine Fragmentsigle wie G q suggeriert die Zugehörigkeit zu *G, obwohl der überlieferte Text dem Bereich angehört, in den :"D und *G kaum differieren. Bonath/ Lomnitzer (1989, S. 119) halten fest: „keine signifikante Fehlergemeinschaft mit *G oder *D." Für die vollständigen Handschriften haben Heinzle 1993 und Rolle 2001 neue Siglensysteme vorgeschlagen, die auf Gesa Bonath zurückgehen (vgl. Heinzle 1993, S. 62, Anm. 39, und Rolle 2001, S. 23 und Anm. 26), allerdings nicht ganz identisch sind. Heinzle behält für D, m, η, ο und G die alten Siglen bei, während Rolle sie vollständig ersetzt. Im folgenden sind die Siglen von Rolle (2001) und Heinzle (1993) denen von Hartl (1952), also den traditionellen Siglen, gegenübergestellt. Zusätzlich sind der Aufbewahrungsort, die Bibliothek und die Signatur angegeben. Rolle (2001)

Heinzle (1993)

Hartl (1952)

Ort, Bibliothek, Signatur

A C Ε F Η I L Μ Ο

D m η ο G I L Μ Ο

Q

Q

R Τ

R Τ

u

u

V

V V'

D m η ο G Gm G" Gu Gk GT Gx Gn GM G6

w ζ

w ζ

St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 857 Wien, ÖNB, Cod. 2914 Heidelberg, UB, Cpg 339 Dresden, Sächsische LB, Cod. Μ 66 München, BSB, Cgm 19 München, BSB, Cgm 61 Hamburg, Staats- und UB, Cod. germ 6 Schwerin, Wiss. Allgemeinbibl., ohne Signatur München, BSB, Cgm 18 Karlsruhe, BLB, Cod. 70 Bern, Burgerbibl., Cod. AA 91 Wien, ÖNB, Cod. 2708 Wien, ÖNB, Cod. 2775 Karlsruhe, BLB, Cod. 97 Rom, Biblioteca Casanatense, Cod. 1409 Druck (Johann Mentelin, Straßburg 1477) Heidelberg, UB, Cpg 364

G

6S

G9 GK

Die bei Rolle ausgesparten Siglen fungieren (mit Sternchen) als Gruppensiglen (hier nur die vollständigen Handschriften; vgl. Rolle 2001, S. 25—33), z.B.: *D (A, C, E, F), in traditioneller Schreibung: *D (D m η ο), *S (Τ, U, V, W), in traditioneller Schreibung (Hartl): *W (G n GM G 5 G*).

XXXII

I. Vorreden

D i e Fragmentüberlieferung w u r d e von G e s a B o n a t h und H e l m u t Lomnitzer (1989) ausführlich und sorgfältig dokumentiert und analysiert. Sie führen gegenüber H a r d (1952) eine neue Z ä h l u n g (unter Verzicht auf die verwirrenden Siglen) ein (F 1—F 66) und weisen in einer Reihe von Fällen nach, d a ß von H a r t l getrennt a u f g e f ü h r t e Fragmente z u s a m m e n g e h ö r e n . Sabine Rolle (2001) hat einen Teil der Fragmente einer erneuten Detailuntersuchung unterzogen. Der W i e d e r a b d r u c k des Hartischen Verzeichnisses ist hier durch kurze Hinweise auf diese beiden Arbeiten ergänzt. Versehen H a r t l s bei S i g n a t u r a n g a b e n von Berliner H a n d s c h r i f t e n , auf die freundlicherweise Peter J ö r g Becker brieflich a u f m e r k s a m g e m a c h t hat, sind hier stillschweigend berichtigt. D i e bei H a r t l noch nicht aufgeführten F r a g m e n t e werden a m E n d e des Verzeichnisses in K u r z f o r m und im Anschluß an B o n a t h / L o m n i t z e r 1989 verzeichnet. D i e folgende Übersicht soll den Überblick über die Fragmentüberlieferung erleichtern. Wenn die Z a h l e n a b f o l g e unter B o n a t h / L o m n i t z e r (wie zwischen 10 und 11) durch einen Strich ( —) unterbrochen ist, bedeutet d a s , d a ß d a s entsprechende Fragment H a r t l s nicht selbständig ist. Die H a r t i s c h e F r a g m e n t n u m m e r ist d a h e r eingek l a m m e r t , in diesem Fall (15), und die Z u g e h ö r i g k e i t zu d e m betreffenden Fragment bei B o n a t h / L o m n i t z e r ist vermerkt: „zu F 5 0 " . D i e A n g a b e bei B o n a t h / L o m n i t z e r F 18 bedeutet, d a ß zu diesem Fragment die Hartischen Fragmente 36, 4 7 und 55 gehören. Bonath/ Hartl L o m n i t z e r (1952) (1989)

Bonath/ Hartl L o m n i t z e r (1952) (1989)

Bonath/ Hartl Lomnitzer (1952) (1989)

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

21 22 23 24 25 26 27 28

40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52

11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 (15) zu F 5 0 16 17 18 19 20 21 35 36 + 4 7 + 55 37 38

-

29 30 31 32 33 34 35 -

36 37 38 39

39 40 41 42 43 44 45 46 (47) zu F 18 48 49 50 51 52 53 54 (55) zu F 18 56 57 58 5 9 + 73

-

53 54 -

[-] 55 56 57

60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 7 0 + 15 71 + 76 72 (73) zu F 39 74 75 (76) zu F 5 1 [77] Versehen 78 79 80]

[Handschriftenverzeichnis der siebenten Ausgabe]

Ich führe nun sämtliche Hss. und Bruchstücke des Parz. mit den Martinschen 1 , bzw. neuen oder geänderten Bezeichnungen an; die Lachmann nicht bekannt gewesenen Zeugen stehen in eckigen Klammern.

I. Handschriften der Klasse [*] D : 2 a) v o l l s t ä n d i g e H a n d s c h r i f t e n : 1. D. Stiftsbibliothek St. Gallen Nr. 857. Vom Fürstabt Beda von St. Gallen aus dem Besitz des Hauptmanns Leodogar, eines Nachkommen des Aegidius Tschudy (1505 bis 1572) im Jahr 1768 erworben. Perg.; 31,5 X 21,5 cm; Quaternionen; 318 Blätter. Der Codex enthält den Parzival (S. 5 - 2 9 0 ) , die Nib.-Hs. Β (S. 2 9 1 416), die Klage (S. 4 1 6 - 4 5 1 ) , den Strickerschen Karl in der Fassung C (S. 4 5 2 558), ferner Wolframs Willehalm Κ (S. 5 6 0 - 6 9 1 ) . Der Parzival beginnt S. 5; 2 Sp. zu je 54 Z.; rote und blaue, auch mit Gold ausgelegte Initialen; nach 1250 von drei Schreibern geschrieben; alemann., die ersten 60 Verse ziemlich mundartfrei; darnach treten die heimatliche Sprache und die Schreibgewohnheiten stärker hervor; erwähnt bei F. H. v. d. Hagen und J. G. Büsching, Literarischer Grundriß zur Geschichte der deutschen Poesie von den ältesten Zeiten bis in das XVI. Jahrhundert. Berlin 1812. S. 105; Fr. Pfeiffer, Quellenmaterial zu altdeutschen Dichtungen II, Wien 1868 (Denkschriften der Wiener Akademie der Wissensch., Phil.-Hist. CI. XVII. 1887 = Q m ) 3 . E. Schröder, Zfda. 67 S. 211. Beschreibung: s. o. S. XIV; G. Scherrer, Verzeichnis der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen. Halle 1875. S. 291; Albert Schreiber, Neue Bausteine zu einer Lebensgeschichte Wolframs von Eschenbach. Frankfurt 1922 (Deutsche Forschungen, H. 7). S. 108 ff.; Emil Engelmann, Einiges über Parzival- und Nibelungenhandschriften der Stiftsbibliothek in St. Gallen (Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees 16, 85 — 88). Beschreibung und Lautstand: A. Witte, Beitr. 51. S. 307—382. Facs. bei G. Könnecke 4 und Emil Engelmann, Parzival. Das Lied vom Parzival und vom Gral. 2. Aufl. Stuttgart 1894. S. 246—254; E. Stadler, Über das Verhältnis der Handschriften D und G von Wolframs Parzival. Straßburger Diss. 1906, vgl. auch R. Radtke, Der Artikel bei Wolfram von Eschenbach. Diss. Straßburg 1907; Fr. Pfeiffer, Germ. 4, S. 187. - Martin I, S. I u. II, Piper S. I. 1

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E. Martin, Wolframs von Eschenbach Parzival und Titurel. I. Bd. Halle 1920 (Germanistische Handbibliothek IX, 1). Handschriftenverzeichnisse bei: Meyer-Markau, Der Parzival Wolframs von Eschenbach, Magdeburg 1881 (rec. Afda. 8, 181); K. Goedeke, Deutsche Dichtung im Mittelalter, 2. Ausgabe, Hannover 1871, S. 738; Martin I, S. X V I I I - X X V , und S. II Anm.; Paul Piper, Wolfram von Eschenbach I, Stuttgart o. J. (DNL. V, 1, S. 32 ff.). Zählt 43 handschriftliche Zeugen auf (15 vollständige Hss. und 28 Bruchstücke, von denen er 12 abdruckt). Bilderatlas zur Geschichte der deutschen Nationalliteratur. Marburg 1887 (mit G verwechselt).

XXXIV

I. Vorreden

[Bertsch 1959; Bonath 1971, S. 1 1 - 8 1 ; Kühnel 1971 und 1972; Becker 1977, S. 78 f.; Schirok 1982, S. 30 f.; Schneider 1987, S. 1 3 3 - 1 4 2 ; Schirok 1987a, 1988 und 1989; Ochsenbein 1988 und 1992; Duft 1990, S. 1 4 7 - 1 6 4 und S. 1 6 5 - 1 7 5 ; Redeker 1990, Palmer 1992; Klein 1994; Fromm 1995; Schirok 1998; Schirok 2000a; Schirok 2000b; Heinzle 2001.] 2. [m\. Wien, Nationalbibliothek 2914 (Ältere Sign. Hist. prof. 538, ferner Hp 538 und Mscr. Ambras 420); Pap.; Kl. Fol.; XV. Jh.; 536 Bll.; 1 Sp. zu 2 0 - 2 6 Z., 28 Überschriften, 25 Bilder. - Vgl. Graff 5 , Diutiska III, S. 342. - v. d. Hagen-Büsching, Grundriß, S. 106. - Hoffmann 6 , S. 37, Nr. XVIII. - Tab. codd. 7 II, S. 155. — K. Goedeke, Deutsche Dichtung, S. 738; Qm. II, 2, 11. — Museum für altdeutsche Literatur und Kunst, hrsg. von F. H. v. d. Hagen, B. J. Docen und J. G. Büsching I. (1809), S. 553 (Joh. v. Müller). - H. Modern, Jahrb. d. kunsthistor. Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses 20, 1, S. 113 — 180; Th. Gottlieb, Ambraser Handschriften. I. Leipzig 1900; Ders., Zfdph. 31, 303—314. — R. Beer, Zeitschrift für Bücherfreunde 3, 401—404; Jahresber. 21, S. 64. — Martin I, S. X X f. — Theobald Gebert, Untersuchungen zu den Handschriften der Gruppe *D von Wolframs Parzival I. Diss. Wien 1921 (bisher ungedruckt). [Kautzsch 1895; Benziger 1914, S. 5 8 - 6 0 und Taf. 3 5 - 4 1 ; Holter/Oettinger 1938, S. 1 0 1 - 1 0 3 und Tafelbd. Abb. XXIVb; Menhardt 1960, S. 615 f.; Unterkircher 1974, S. 115 und Abb. 77; Becker 1977, S. 79 f.; Koppitz 1980, S. 3 4 - 5 0 ; Schirok 1982, S. 31, und 1985, S. 5, 1 6 - 4 1 , 185 f.; Stamm-Saurma 1987 und Saurma-Jeltsch 1992; Ott 1997; Saurma-Jeltsch 2001.] 3. n. Heidelberg, cod. Palat. germ. 339. Pap.; 19,3 X 27,8 cm; XV. Jh.; Lagen von je 12 Blättern mit Kustoden; 1 Sp. zu 20—25 Z.; Bl. 6—604 enthalten den Parz.; elsäss.; rote Überschriften, rote Initialen, Anfangsbuchstaben der Verse rot gestrichelt, 64 Bilder. Von derselben Hand wie die Handschrift R von Gottfrieds Tristan 8 . - Vgl. Adelung9, S. 24, Nr. 339. - Wilken 10 , S. 416 f. - Lachmann (s. o.), S. XV. - Qm. II, 2. - Bartsch 11 , S. 81. - Martin I, S. XXI. - A. Schreiber, Bausteine, S. 116. [Kautzsch 1895, S. 106 f.; Benziger 1914, S. 4 8 - 5 2 und Taf. 2 4 - 2 7 ; Wegener 1927, S. 46; Frühmorgen-Voss 1975; Becker 1977, S. 8 0 - 8 2 ; Schirok 1982, S. 31, 5

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E. G. Graff, Diutiska. Denkmäler deutscher Sprache und Literatur aus alten Handschriften zum erstenmal teils herausgegeben, teils nachgewiesen und beschrieben. Bd. 3. Stuttgart 1829. Hoffmann von Fallersleben, Altdeutsche Handschriften der Kaiserl. Hofbibliothek in Wien. Leipzig 1841. Tabulae codicum manu scriptorum praeter Graecos et orientales in Bibliotheca Palatina Vindobonensi asservatorum, ed. Academia Caesarea Vindobonensis. Vindobonae MDCCCLXVIII. Eberh. v. Groote, Tristan und Isolde, mit der Fortsetzung des Heinrich von Vriberg und des Meisters Ulrich von Türheim. Berlin 1821, S. L X X I I u. S. 391—400; genaue Beschreibung und Lautstand: K. Marold, Gottfried von Straßburg, Tristan I. Leipzig 1912 (Teutonia 6), S. XLVII f.; R. Kautzsch, Diebold Lauber und seine Werkstatt in Hagenau (Zentralblatt für Bibliothekswesen 12, S. 74 und S. 106 f.). F. Adelung, Nachrichten von altdeutschen Gedichten, welche aus der Heidelbergischen Bibliothek in die Vatikanische gekommen sind. Königsberg 1796. Geschichte der Bildung, Beraubung und Vernichtung der alten Heidelberger Büchersammlungen. Heidelberg 1817. K. Bartsch, Die altdeutschen Handschriften der Universitätsbibliothek in Heidelberg. Heidelberg 1887.

[Handschriftenverzeichnis der siebenten Ausgabe]

XXXV

und 1985, S. 5, 4 2 - 1 0 6 , 1 8 6 - 1 9 1 ; Stamm-Saurma 1987; Saurma-Jeltsch 1992; Ott 1997; Saurma-Jeltsch 2001.] 4. [o]. - Dresden Μ 66, Pap.; 548 Bll.; 1 Sp. zu 2 2 - 2 4 Z. Der Schluß ab 807, 12 fehlt, und auch sonst viele Auslassungen, namentlich bei Blattübergängen; Überschriften und Bilder. 69, 16—28; 70, 7—15; 400, 26—29 anscheinend von anderer Hand; elsäss. — Die Handschrift befand sich, wie Hans Lachmann 12 erwähnt, im Besitz Gottscheds. - Vgl. Adelung13, S. XIII. Nr. 66. - K. Goedeke, Dt. Dichtung, S. 738. — Fr. Schnorr v. Carolsfeld, Katalog der Handschriften der Kgl. Öffentlichen Bibliothek zu Dresden. Leipzig 1 8 8 2 - 8 3 , Abt. M, Nr. 66; K. Bartsch gibt in seiner Besprechung dieses Werkes (Germ. 31. 1886. S. 235) an, daß er die Hs. für seine Ausgabe vollständig verglichen habe. — Qm. II, 2. 12. — Martin I, S. X X I . — m η ο bieten den Parzival zwar in einer außerordentlich schlechten Textgestalt, doch sind sie für die Textgeschichte von großer Bedeutung, da sie außer D selbst die einzigen vollständigen Handschriften der Klasse *D sind und auch in verderbten Laa. oft noch Anhaltspunkte zur Wiederherstellung des Echten geben; rt ο gehören enger zusammen, während m aus einer weniger entstellten (früheren) Stufe dieser Gruppe stammt. [Kautzsch 1895, S. 68; Bruck 1906, S. 3 0 2 - 3 0 5 , Nr. 115, Abb. 196 f.; Kurth 1914; Benziger 1914, S. 5 4 - 5 7 und Taf. 3 2 - 3 4 ; Rothe 1966, S. 209 und Abb. 99; Bekker 1977, S. 82; Schirok 1982, S. 31 f., und 1985, S. 5 f., 1 0 7 - 1 5 3 , 1 9 1 - 1 9 4 ; Stamm-Saurma 1987; Saurma-Jeltsch 1992; Ott 1997; Saurma-Jeltsch 2001.] b) B r u c h s t ü c k e der K l a s s e

*D:

5. [α]. Wien, Nationalbibliothek, cod. 13070 (olim Suppl. 756). 1 Doppelblatt. Inhalt: 421, 6—429, 5 und 636, 22—644, 26. Es fehlen also dazwischen 13 Doppelblätter. Kl. Fol.; XIII. Jh.; Verse nicht abgesetzt. 2. Sp.; 42 Zeilen, 59—64 Verse auf jeder Seite. Rote Initialen. Stimmt in Schreibung, Wortformen und Textgestalt eng zur Hs. D. Vom Antiquar Kuppitsch 1849 der Nationalbibliothek verkauft. - Vgl. Qm. II, 3. 25, Abdruck S. 7 ff. - Tab. codd. VII, S. 182. - K. Goedeke, Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen. I. Bd., 2. Auflage. Dresden 1884. S. 96, Nr. I 1 4 . - Martin I, S. XVIII. [F 1; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 93.] 6. [b]. Eisleben. Aus der Bibliothek im Turm der Andreaskirche. 1 Bl.; Perg.; als Umschlag für das Psalterium Davidis carmine redditum per Eobanum Hessum, cut acc. ecclesiastes Salomonis. Lips. 1584, und für die Proverbia Salomonis graece vers, hexametris expressa per ]oh. Schirmerum, Friccusannum. Noriberg 1596, verwendet. 17 X (37) cm. 2 Sp. zu 60 Z., am oberen Rand je 13 Zeilen abgeschnitten. Raum für Initialen frei gelassen. XIII. Jh.; obd.; Inhalt: 768, 1 4 - 7 6 9 , 30. 770, 1 6 771,30. 7 7 2 , 1 4 - 7 7 3 , 3 0 . 774, 1 4 - 7 7 5 , 3 0 . Abdruck: Zfdph. 5, 1 9 2 - 1 9 8 (Η. E. Bezzenberger). - Vgl. K. Goedeke, Grundriß I 2 , S. 96, und Martin I, S. XVIII. [F 2; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 94.] 7. [c]. Weimar. Ein stark verstümmeltes Pergamentblatt und zwei kleinere Stücke; Fol.; oben und unten breiter Rand. 3 Sp. zu 34 Z. Majuskel am Versanfang. Rote 12

Gottscheds Bedeutung für die Geschichte der deutschen Philologie. Diss. Greifswald 1 9 3 1 , S. 7 0 f . und Anm. 1 0 2 (S. 9 5 f.).

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Altdeutsche Gedichte in R o m . Königsberg 1 7 9 9 .

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Goedekes Angaben sind ungenau und unvollständig.

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I. Vorreden

Initialen. Zweite Hälfte des XIII. Jhs., spätestens Anfang des XIV. Jhs.; md.; Inhalt: 2 3 7 , 5 - 1 2 . 2 3 7 , 3 0 - 2 3 8 , 8 . 2 3 8 , 9 - 1 6 . 2 3 9 , 5 - 1 2 . 3 6 3 , 2 9 - 3 6 6 , 6 . 3 6 8 , 1 6 - 3 7 0 , 2 3 . - Abdruck: Zfda. 22, 3 6 6 - 3 7 4 (F. Lichtenstein). - Vgl. K. Goedeke, Grundriß I 2 , S. 97, und Martin I, S. X I X . [F 3; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 94 f.] [{]. Trier. Das innerste Doppelblatt einer Lage. 8°. XIV. Jh. 2 Sp. zu je 33 Z. Verse nicht abgesetzt. Oben eine Zeile abgeschnitten; md.; verwandt mit c. Inhalt: 361, 15 bis 368, 30. - Vgl. Martin I, S. X I X . - Ad. Becker, Die deutschen Handschriften der Stadtbibliothek zu Trier 1912 (Beschreibendes Verzeichnis der Handschriften der Stadtbibliothek zu Trier, H. 7). [F 4; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 95.] [b]. Rein bei Graz, Zisterzienserstift. 2 Bll.; Perg.; Kl. Fol.; XIII. Jh.; 3 Sp. zu 60 Z.; alem.; Inhalt: 417, 1 9 - 4 2 9 , 28. 441, 2 9 - 4 5 3 , 30. - Vgl. Qm. II. 3. 37. Abdruck von J. Diemer, Kleine Beiträge zur altdeutschen Sprache und Literatur. Nr. 6. Bruchstück von Wolframs Parzival (Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften zu Wien, Phil.-Hist. Cl., Bd. VII. 1851. S. 2 9 2 - 3 1 4 ) . - Martin I, S. X I X . - F. Kittelmann 15 , S. 7 1 - 7 9 . [F 5; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 96; Rolle 2001, S. 4 3 - 5 1 . ] [e]. Liverpool, Mayer-Museum f p . 2 Bll. 2 Sp. zu 34 Z. (nur Bl. 2 vb hat 33 Verse, da die erste Zeile frei gelassen wurde, um Raum für eine größere Initiale zu gewinnen; denn mit der nächsten Zeile beginnt das XVI. Buch). Rote und blaue Initialen; aus einem lateinischen Psalter losgelöst Oben und an den Rändern beschnitten (jetzige Größe 24,9 X 16,8 cm); die unteren Ränder, die dem Raum von etwa je 17 Versen entsprechen, sind frei gelassen. Ende des XIII. Jhs.; alem.; Inhalt: 770, 3 - 7 7 4 , 18 und 783, 1 9 - 7 8 8 , 3 (dazwischen fehlt ein Doppelblatt mit 270 Versen). — Vgl. Martin I, S. X I X . — Facs. und Beschreibung bei R. Priebsch, On a fragment of the Parcival of Wolfram von Eschenbach (Bulletin of the Liverpool Museums I, Nos 1 und 4, Oct. 1898, S. 1 1 9 - 1 2 1 ) . [F 6; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 96 f.; Palmer 1989.] f. Berlin, Staatsbibliothek, Ms. germ. fol. 923,39; aus Augsburg; ehemals Gräter, dann Köpke gehörig; 2 Doppelblätter; 3 Sp. zu urspr. 48 Z.; Perg.; zweifarbige Initialen; Inhalt: I. Doppelblatt: A ra : 5 2 6 , 3 - 5 2 7 , 6 ; A rb : 527, 20 ( 2 1 ) - 5 2 8 , 24; A rc : 529, 8 - 5 3 0 , 12; Ava: 530, 2 6 - 5 3 1 , 30; Avb: 532, 1 5 - 5 3 3 , 18; Avc: 534, 3 5 3 5 , 6 ; D ra : 5 9 3 , 2 1 - 5 9 4 , 2 4 ; D vc : 6 0 1 , 2 1 - 6 0 2 , 2 5 (von der Nebenspalte D vb sind nur noch einige Buchstaben zu erkennen). II. Doppelbaltt: B ra : 544, 29— 5 4 6 , 5 ; B vc : 5 5 3 , 1 - 5 5 4 , 5 ; C ra : 5 7 4 , 1 - 5 7 5 , 7 ; C rb : 5 7 5 , 1 9 - 5 7 6 , 2 5 ; C rc : 5 7 7 , 7 - 5 7 8 , 1 2 ; C va : 5 7 8 , 2 5 - 5 7 9 , 2 8 ; C vb : 5 8 0 , 1 1 - 5 8 1 , 1 7 ; C vc : 5 8 1 , 2 9 583, 4 (5); von Bl. Α sind 3 Sp. zu 34 Z. erhalten, oben etwa 12 Verse abgeschnitten, von Bl. B r ist nur die erste Spalte (B ra ), und von Bl. B v nur die dritte Spalte (Bvc) mit je 37 Versen erhalten, unten verstümmelt, Bl. C hat je 3 Sp. zu 36 (37) Z., von Bl. D, das oben beschnitten ist, ist nur die erste Spalte der Rectoseite und die dritte Spalte der Versoseite mit je 34 Versen erhalten; zwischen den beiden Doppelblättern fehlt ein Doppelblatt; vor 553, 1 rote Überschrift: Die Auentivre von schastel marvelle. — Lachmann (s. o. S. XVI) setzt das Bruchstück

Einige Mischhandschriften von Wolframs Parzival. Straßburg 1 9 1 0 (QF. 109).

[Handschriftenverzeichnis der siebenten Ausgabe]

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an den Anfang des XIV. Jhs., Pfeiffer, Qm. II, S. 2 ins XIII. Jh., Scheel 16 ins XV. Jh., Martin I, S. X I X an die Wende des XIII. und XIV. Jhs. - Kollation von H.-F. Rosenfeld, Die Berliner Parzival-Fragmente (Mittelalterliche Handschriften. Festgabe für H. Degering, Leipzig 1926, S. 102f.). [F 7; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 97 f.; Rolle 2001, S. 5 2 - 5 7 . ] g. Göttingen, Univ.-Bibl., cod. Ms. philol. 184/1, früher Spangenberg gehörig; 2 Bll.; Perg.; dem ersten Blatt fehlen die Anfangsbuchstaben der Zeilen, daher Breite nur noch 22 cm, das zweite (vollständige) Blatt ist 24,5 cm breit, die Höhe beträgt bei beiden Blättern 33 cm; rote und blaue Initialen. Fol.; 2 Sp. zu 44 Z.; Anfang des XIV. Jhs.; Inhalt: 282, 1 7 - 2 8 8 , 13 und 669, 7 - 6 7 5 , 8. - Lachmann (s. o. S. XVIII) bezeichnete zu Unrecht dieses Bruchstück als zu derselben Hs. gehörig wie das dabei liegende Bruchstück Ge. — Vgl. Qm. II, 2, 17. — Martin I, S. X I X . [F 8; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 98; Rolle 2001, S. 5 8 - 6 5 . ] [().] Bruchstücke aus Gotha und Arnstadt; 44 X 34 cm; 3 Sp. zu 36 Z.; die ungeraden Zeilen herausgerückt; Perg.; XIII./XIV. Jh.; thüring. 1) Gotha, Herzogl. Anstalten für Kunst und Wissenschaft, Abt. Bibliothek, cod. membr. 1, Nr. 130. Inneres Doppelblatt eines Quaternio. Inhalt: 15, 3—24, 26; es fehlen 17, 1. 2 wie in Dmno. Vor 18, 17 rote Überschrift: hie tüt diz mere ν kvnt/Aventivre von patelamvnt. Abdruck: Qm. II, S. 47—50. — Vgl. K. Goedeke, Grundriß I 2 , S. 96 Nr. 9. 2) Arnstadt. Das dritte Blatt des zweiten Quaternio. Oberer Rand 5 cm, unterer Rand 10 cm; Inhalt: 48, 2 7 - 5 0 , 2; 52, 2 1 - 5 3 , 26; 63, 9 - 6 8 , 2. Beschreibung und Kollation von O. Behaghel (Germ. 35, 388—390), der die Zusammengehörigkeit beider Stücke feststellte; der Schreiber der Bruchstücke ist derselbe, von dem die in jeder der 2 Spalten gleichfalls 36 Verse umfassenden Segremorsfragmente (Gotha, cod. membr. 1, Nr. 133) stammen (vgl. K. Regel, Zfda. 11, 4 9 0 - 5 0 0 , und R. Köhler, Germ. 5, 461 ff.). - Vgl. Qm. 11,3, 33. Martin I, S. X X . [F 9; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 9 8 - 1 0 0 . ] [i], Graz, Joanneum; das vorletzte Doppelblatt einer Lage, 4°. XIV. Jh.: 2 Sp. zu urspr. 26—28 Z.; die ungeraden Zeilen herausgerückt, Anfangsbuchstaben rubriziert, rote Initialen. Am Versende Punkt; am oberen Rand etwa 5 Verse, in den Spalten b die Versenden, in den Spalten a der Versoseite die Anfänge abgeschnitten; bair.-österr.; Inhalt: 667, 2 1 - 6 6 8 , 11; 668, 1 7 - 6 6 9 , 7; 6 6 9 , 1 4 - 6 7 0 , 4 ; 6 7 0 , 1 0 - 6 7 1 , 1 ; 6 7 8 , 8 - 2 9 ; 6 7 9 , 5 - 2 6 ; 6 8 0 , 2 - 2 4 ; 6 8 0 , 3 0 - 6 8 1 , 2 2 . - Beschreibung und Abdruck: Zfdph. 10, 2 0 5 - 2 1 0 (Friedrich Pichler). - Vgl. K. Goedeke, Grundriß I 2 , S. 96. - Martin I, S. X X . [F 10; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 100.] [)']. München, cgm. 5249/3a, „ein schmaler unterer Streifen aus einem zweispaltig beschriebenen Quartblatt"; von jeder Spalte, die ursprünglich 48 Zeilen hatte, nur je 4 Zeilen erhalten; die ungeraden Verse herausgerückt. XIV. Jh.; Inhalt:

Willy Scheel, Die Berliner Sammelmappe deutscher Fragmente, S. 6 5 f., Nr. 3 9 (Festschrift für K. Weinhold, Leipzig 1 8 9 6 ) .

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I. Vorreden

79, 9 - 1 2 ; 80, 2 7 - 3 0 ; 82, 1 5 - 1 8 ; 84, 3 - 6 . - Abdruck: Sitzungsberichte der Kgl. Bayer. Akad. d. Wiss. zu München, 1869, II, S. 318 ff. (F. Keinz); Fr. Wilhelm und R. Newald, Poetische Fragmente des XII. und XIII. Jahrhunderts. Heidelberg 1928, Nr. 5. - Martin I, S. X X . [Nr. 15 gehört mit Nr. 70 (siehe dort) zu F 50.] [ft], München, cgm. 194/1 (frühere Signatur: Frgm. Mss. e 1 6 , Starnberger Bruchstücke) 2 Doppelblätter, das drittletzte und vorletzte Doppelblatt einer Lage (das innerste nicht erhalten), vielfach schadhaft und beschnitten, kl. Fol.; Perg.; 2 Sp. zu 38 Z., Anfangsbuchstaben der ungeraden Verse herausgerückt und rubriziert, abwechselnd rote und blaue Initialen; bair.; 2. Hälfte des XIV. Jhs. Inhalt: 492, 1 6 - 4 9 7 , 17; 497, 2 7 - 4 9 8 , 25; 499, 6 - 5 0 0 , 3; 500, 1 4 - 5 0 1 , 11; 501, 2 2 5 0 2 , 1 9 ; 523, 4 - 5 2 4 , 1; 524, 1 2 - 5 2 5 , 9; 525, 2 0 - 5 2 6 , 17; 526, 2 8 - 5 3 2 , 27. Abdruck, nicht ganz genau, von 492, 16—493, 23, Kollation des Übrigen: Qm. II, S. 69 ff. - Vgl. Qm. II, 3. 36; K. Goedeke, Grundriß I 2 , S. 96, Nr. 11. - Petzet 1 7 , S. 351. - Martin I, S. X X . [F 11; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 101; Rolle 2001, S. 6 6 - 6 9 . ] [[]. Berlin, Staatsbibliothek, Ms. germ. fol. 734,7. 1 Bl. kl. 4°; 2 Sp. zu 3 6 - 4 2 Z.; XIII. oder XIV. Jh.; früher im Besitz Hoffmanns von Fallersleben. Inhalt: 7 5 4 , 1 4 - 7 5 5 , 24; 756, 20; 758, 1 - 7 5 9 , 9; 762, 1 4 - 7 6 3 , 25; 764, 2 7 - 7 6 6 , 2. Kollation von H.- F. Rosenfeld, Degering-Festschr., S. 103. — Vgl. Martin I, S. X X . [F 12; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 101 f.] [II]. Marburg, Staatsarchiv, Fragment 7; 1 Bl.; Perg.; 2 Sp. zu urspr. 34 Z., die Anfangsbuchstaben der ungeraden Verse haben rubrizierte Majuskeln; Mitte des XIV. Jhs.; die Sprache weist nach dem nördlichen Baden oder Rheinhessen. Inhalt: 1 2 8 , 7 - 2 0 ; 1 2 9 , 6 - 1 8 ; 1 3 0 , 9 - 2 7 ; 1 3 1 , 1 5 - 2 9 ; Beschreibung und Kollation. Zfda. 41, 249 f. (G. Roethe). - Vgl. Martin II, S. II. [F 13; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 102; Rolle 2001, S. 7 0 - 7 3 . ] [t]. Erlangen, Univ.-Bibl., Nr. 2 1 1 2 1 8 , 1 Bl., Perg., 14 X 20 cm und 14,2 X 20 cm, in der Mitte parallel zu den Zeilen entzweigeschnitten, oberer Rand des oberen Stückes und der ersten Zeile abgeschnitten; 2 Sp. zu 37 (38) Spalten, Verse nicht abgesetzt; alem.; noch vor 1250; Inhalt: Ara: 41, 1 0 - 4 2 , 6; Bra: 42, 6 - 2 7 ; Arb: 4 2 , 2 8 - 4 3 , 2 4 ; B": 4 3 , 2 4 - 4 4 , 1 8 ; Ava: 4 4 , 2 0 - 4 5 , 1 5 ; Β45,15 - 4 6 , 9 ; Avb·. b 46, 1 0 - 4 7 , 6 ; B" : 47, 6 - 3 0 ; außerdem ist noch ein Querstreifen (1,5 X 20 cm) erhalten: ra: 2 0 , 1 5 - 1 7 ; rb: 2 2 , 8 - 1 1 ; va: 2 4 , 2 - 5 ; vb: 2 5 , 2 3 - 2 7 . - Beschreibung und Abdruck: Beitr. 56, 1 4 5 - 1 5 1 (E. Hard). - Vgl. Irmischer Nr. 1599. [F 14; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 103.] [f]. Zürich, Zentralbibliothek, 1 Doppelblatt, Perg., 2 Sp. zu 32 Z., Anfangsbuchstaben der ungeraden Zeilen herausgerückt und rot gestrichelt, rot-blaue Initialen; alem.; XIV. Jh.; Inhalt: l r a : 1 8 0 , 7 - 1 8 1 , 7 ; l r b : 1 8 1 , 9 - 1 8 2 , 1 0 ; l v a :

Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis, Tomi V pars I, codices germanicos complectens: Die deutschen Pergamenthandschriften Nr. 1 bis 200 der Staatsbibliothek in München. Editio altera. Monachi M C M X X . Nach E. v. Steinmeyer, Die jüngeren Handschriften der Erlanger Universitätsbibliothek. Erlangen 1913, S. 153.

[Handschriftenverzeichnis der siebenten Ausgabe]

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182, 11-183,12; l v b : 183, 1 3 - 2 1 ; 184, 1; 4 - 8 . 1 9 - 2 0 ; 185, 13. 14; 2 ra : 194, 5 195,6; 2 rb : nur erhalten 1 9 5 , 1 3 - 1 9 6 , 4 ; 2 va : erhalten: 1 9 6 , 1 2 - 1 6 ; 2 0 - 2 2 ; 2 8 - 3 0 ; 197, 1 - 5 ; 2 vb : 197, 8 - 1 9 8 , 10 (stark verstümmelt und zum Teil unleserlich). Stimmt zu D, aber nicht zu m η ο; viele selbständige Änderungen. Beschreibung und Kollation: Beitr. 57, 285—288 (E. Caflisch-Einicher). [F 15; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 103 f.] 21. [t]. Würzburg, Staatsarchiv, von Herrn Staatsarchivrat Dr. Paul Schöffel i. J. 1938 aufgefunden; 4 Stücke eines Blattes, 3 Sp., deren jede mehr als 31 Zeilen hatte; XIII. Jh.; Inhalt: Ar: 622, 6—21 (nur Versanfänge); unten anschließend B r : 622, 2 2 - 2 8 (Versanfänge), C r : 623, 1 7 - 2 2 ; D r : 625, 8 - 1 3 ; D v : 626, 3 0 - 6 2 7 , 5; C v : 628,22—27, daneben die Versanfänge der dritten Spalte, 630,13 — 18; A: 630, 14—28 (nur Versenden). Nach 622, 24 und nach 622, 26 je 4 Zusatzverse, die sich in keiner anderen Hss. finden; es handelt sich auch nicht um echte, aus dem Zusammenhang verworfene Verse; leider sind gerade von diesen Versen die Reimwörter nicht erhalten, aber Schreibung und Wortformen widersprechen nicht der Zuweisung in der ostfrk. Sprachraum, wie mir der Finder mitteilt. Herr Staatsarchivrat Dr. Schöffel sandte mir wohlgelungene Lichtbilder dieses Bruchstückes: ihm sei hier freundlicher Dank für seine Güte ausgesprochen. [F 16; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 104 f.; Rolle 2001, S. 7 4 - 7 8 . ]

II. Handschriften der Klasse *G: a) vollständige H a n d s c h r i f t e n : 22. G. München, cgm. 19 19 . Am 7. April 1578 von Junker Sebaldus Müllner von Zweiraden der Münchner Hofbibliothek geschenkt; zuerst Manuscr. Teutsch St. 2N25 Küttig Artus Hofßaltung, dann cim. Nr. 100 III 4f, jetzt cim. 28; ursprünglich 11 Quaternionen (die 7. Lage hat nur zwei Doppelblätter und zwei lose Blätter mit Bildern, in der 9. Lage das 7. Blatt herausgeschnitten); Perg., 75 Bll. Es sind 7 Hände zu unterscheiden: I. Schreiber (derselbe wie im Tristan cgm. 51) 20 : Bl. l r a - 3 2 v c ) 2 1 (die ersten 4 Lagen = 1, 1 - 4 3 4 , 2 0 , nur 2 8 0 , 9 - 1 2

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Martin I, S. X X I I , gibt der Handschrift irrtümlich die Bezeichnung cgm. 10; Piper ( D N L . 5, I. S. 3 3 , Nr. 6) verwechselt den cgm. 19 mit dem cgm. 18. Genaue Beschreibung und Lautstand in Marolds Tristan-Ausgabe S. VIII —XVII; K. Herold, Der Münchener Tristan. Straßburg 1 9 1 1 , S. 3 (QF. 1 1 4 ) ; Walter Süßmann, Die Akzente im Münchener Tristan und einigen anderen mhd. Hss. Diss. Breslau 1 9 3 2 . Facs. bei E. Petzet und O . Glauning, Deutsche Schrifttafeln des I X . — X V I . Jahrhunderts aus Handschriften der K. Hof- und Staatsbibliothek in München, III. Abt. Proben der höfischen Epik aus dem XIII. und XIV. Jahrhundert. M ü n c h e n 1 9 1 2 , Taf. X X X I I und X X X I I I . Vgl. auch F. Ranke, Die Überlieferung von Gottfrieds Tristan (Zfda. 5 7 , 1 5 7 - 2 7 8 ; S. 3 8 1 - 4 3 8 , bes. S. 4 0 5 4 1 4 f.); J . Schwietering, Die deutsche Literatur des Mittelalters, Potsdam o. J . S. 1 8 4 (Handbuch der Literaturwissenschaft). H . N a u m a n n , Deutsche Kultur im Zeitalter des Rittertums, Potsdam [ 1 9 3 8 ] , S. 83 und 1 4 8 (Handbuch der Kulturgeschichte). Aus derselben Schreibstube (Straßburg?) wie die Tristan-Handschrift; in beiden Hss. sind die Initialen nicht grundsätzlich nach Sinnesabschnitten, sondern nach Figuren zusammengestellt (vgl. F. Ranke, Z f d a . 5 5 , 2 3 0 ) .

XL

I. Vorreden

von anderer, ähnlicher H a n d 2 2 = Schreiber IA); II. Schreiber: Bl. 32 vc —54 vc ( 5 . - 7 . Lage = 434, 2 1 - 6 5 3 , 8); III. Schreiber: Bl. 5 5 r a - 6 8 v a (= 653, 9 - 8 0 2 , 9); IV. Schreiber: Bl. 6 8 v a - 6 9 r b (= 802, 1 0 - 8 1 6 , 6, nur 809, 17 von der Hand des III. Schreibers); V. Schreiber: 6 9 r b - 6 9 v b ; III. Schreiber: Bl. 6 9 v c - 7 0 v c (= 816, 7 827,30); I. Schreiber: Bl. 7 1 r a - 7 4 r c (Wolframs Titurel); V.Schreiber: Bl. 74 v („Schreibersprüche und Federproben von späterer Hand in verschiedenen Schriftarten"); VI. Schreiber (schreibt zweispaltig): Bl. 75 r a „Der nackte Bote" (Prosa) 23 ; Bl. 75 r a („Die ertrunkene Seele") 24 ; Bl. 75 r b (Bruchstück in Prosa, schwer leserlich, nicht zu Ende geführt) 2 5 ; VII. Schreiber (schreibt in nicht abgesetzten Zeilen): Bl. 75 v (Wolframs Taglieder 3, 1 - 4 , 7 und 4, 8 - 5 , 15) 26 . Mit Ausnahme der Bll. 74 v —75 v dreispaltig. 51 — 81 Zeilen in der Spalte; wie K. H o f m a n n 2 7 angibt, setzt v. Hefner-Alteneck die Hs. auf Grund der aus den Miniaturen ersichtlichen Bewaffnung mit Bestimmtheit in die Jahre 1228 — 1236; elsäss. mit md. Einschlag. Eng verwandt mit Gm; beide Hss. vertreten im Verein mit Ga Gv und den Bruchstücken Ε F G" Ge Gf G' G 1 G v G« G® die Vulgataklasse *M. Auf Blatt 49 r , 49 v , 50 r , 50 v je drei Bilder übereinander; Literatur über die Bilder bei Petzet, S. 34 f. — Vgl. v. d. Hagen und Büsching, Lit. Grundriß S. 99 und 105; B. J. Docen, Misc. I, S. 100—102 (Abdruck der Taglieder), ferner S. 109 und 292; Lachmann (s. o. S. XV); Qm. II, 2. 4; Martin I, S. XXII; Petzet-Glauning, Schrifttafeln III (Taf. XXXIII = Facs. und Transkription der Stelle 428, 1 4 - 4 3 5 , 16); Petzet, S. 33—36; E. Stadler, Über das Verhältnis der Handschriften D und G von Wolframs Parzival. Diss. Straßburg 1906; A. Schreiber, Bausteine, S. 110—115. — Wiedergabe der Bilder: Vogt-Koch, Geschichte der Deutschen Literatur von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. I. Bd., 2. Aufl., Leipzig 1904, nach S. 110; J. Schwietering, Die deutsche Dichtung des Mittelalters. S. 168 u. Taf. XI; H. Naumann, Deutsche Kultur, Taf. V, auch S. 82; H. Schneider, Heldendichtung, Geistlichendichtung, Ritterdichtung. 2. Aufl., Heidelberg 1943, Abb. 26 (nach S. 320). [Benziger 1914, S. 2 2 - 2 6 , 53 und Taf. 2 8 - 3 1 ; Loomis 1938, S. 131 f. und Abb. 3 5 5 - 3 5 8 ; Felber 1946; Faksimile der Handschrift 1970; Bonath 1971, S. 2 5 1 - 2 8 9 ; Kühnel 1971 und 1972; Hofmeister 1972; Becker 1977, S. 8 2 - 8 5 ; Schirok 1982, S. 35 f., und 1985, S. 4, 9 - 1 2 , 183 f.; Schneider 1987, S. 1 5 0 - 1 5 4 ; Th. Klein 1992; Saurma Jeltsch 1992; Ott 1997.] 23. Gk. München, cgm. 18 28 , Fuggersche Sign.: Stat. 5 No 22 Β mit der Aufschrift: Reimen·, erste Münchner Sign.: Man. scr. Stat. 2N19, dann No 86 Cim. 111,4°,

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Nach Else Felbers Untersuchungen „Die Handschrift G von Wolframs Parzival (cod. Germ. 19)". Diss. Wien 1946 (Masch.); die Verfasserin behandelt den ersten Schreiber eingehend, die anderen nur vergleichsweise. Piper, DNL. 162, S. 365 f.; C. v. Kraus, Drei Märlein in der Parzivalhandschrift G und das Exempel vom Armen Heinrich (Festgabe für S. Singer. Tübingen 1930, S. 1—5). C. v. Kraus, a. a. O., S. 5 - 1 9 . C. v. Kraus, a. a. .O., S. 3 und 19; ferner C. v. Kraus in den „Forschungen und Fortschritten" VI. 1930. Nr. 34, S. 447. B. J. Docen in Aretins Beitr. 6. 1806. S. 212 f.; Ders., Miscellaneen zur Geschichte der teutschen Literatur, neu-aufgefundene Denkmäler der Sprache, Poesie und Philosophie unsrer Vorfahren enthaltend. München I. II. 1807, I, S. 1 0 0 - 1 0 2 . 109. 292; Piper, S. 162. 366. Über neu aufgefundene Bruchstücke einer Handschrift des Parzival (Sitz.-Ber. d. Kgl. Bayer. Akad. d. Wiss., Philos.-phil. u. Hist. Kl., Bd. 1. 1871. S. 456). Bei Piper, D N L . 5, I, S. 32, Nr. 7 und Martin I, S. XXV irrtümlich als cod. germ. 19 bezeichnet.

[Handschriftenverzeichnis der siebenten Ausgabe]

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jetzt Cim. 345. Perg.; Fol.; 107 Bll.; XIII. Jh.; bair.; 2. Sp. zu 4 0 - 4 6 Z.; nur ein Bild auf Bl. l v ; reicht nur bis 555, 20. — Vgl. v. d. Hagen-Büsching, Literar. Grundriß, S. 105; Lachmann (s. o. S. XVf.); Qm. II, 2. 5; Martin I, S. XXV; Petzet-Glauning, Taf. XXXV (Facs. und Transkription der Verse 440, 15 — 444,6); Petzet, S. 33 2 9 . Genaue Beschreibung und Lautstand: Francis Jay Nock, The Parzival Manuscript Gk. (New York University. Ottendorfer Memorial Series of Germanic Monographs. Nr. 22. 1935. Masch.) [Bonath 1971, S. 2 0 6 - 2 0 9 ; Ulzen 1974, S. 7; Becker 1977, S. 85; Schirok 1982, S. 36, und 1985, S. 5, 1 3 - 1 5 , 184; Schneider 1987, S 2 2 4 - 2 2 6 . ] 24. Gm. München, cgm. 61 (Cim. 346 a ), ältere Sign. Manuscr. Teutsch St. 5, N. 4; Perg.; 130 Bll. (der erste Quatern mit 1, 1—45,2 fehlt); Verse nicht abgesetzt; 2 Sp. zu 33—34 Z.; rote Überschriften; XIII. Jh.; bair. aus alem. Vorlage; von Lachmann (s. o. S. XVI) nur bis 452, 30 verglichen. — Vgl. Hardt in Bagur IV. 2. S. 186 f. — v. d. Hagen-Büsching, Liter. Grundriß, S. 105. — Qm. II, 2, 6. — Martin I, S. XXV. — Petzet-Glauning III, Taf. XXXIV (Facs. und Transkription der Verse 434, 1 4 - 4 4 0 , 14); Petzet, S. 102. [Nock 1968, S. 1 4 6 - 1 4 9 ; Bonath 1971, S. 2 5 1 - 2 8 9 ; Hofmeister 1972; Becker 1977, S. 86 f.; Schirok 1982, S. 36; Schneider 1987, S. 1 2 7 - 1 2 9 . ] 25. [G"]. Wien, Nationalbibliothek, Cod. Palat. Vind. 2708 (ältere Signaturen: MS Ambras 423, IS CCXVU, Philol. φ217; Perg.; 16 X 22,5 cm; 113 Bll.; 2 Sp. zu 38 Z.; reicht nur bis 572, 30; rote Initialen; kleine, zierliche Schrift, nur Bl. 100 vab und 101 r a b (504, 27—509, 28) von anderer, etwas kantiger Hand; während der I. Schreiber nur selten seine alem. Mundart verrät, ist die alem. Heimat des II. Schreibers sofort erkennbar; Mitte des XIII. Jhs.; gehört mit G 3 C G" Glp zu der Gruppe *W, einem Seitenzweig der Klasse *G. — Vgl. den handgeschriebenen Katalog Gentilottis unter Nr. CCXVII; Petri Lambecii Commentarii de Augustissima Bibliotheca Caesarea Vindobonensi, ed. Fr. Kollar. Wien 1766—1769, Bd. 2, S. 120 und 743; Michael Denis, Codices manuscripti theologici Bibliothecae Palatinae Vindobonensis Latini aliarumque occidentis linguarum. Wien 1793— 1802; F. H. v. d. Hagen, B. J. Docen u. J. G. Büsching, Mus. f. aldt. Lit. u. Kunst, I, S. 565 und 607; v. d. Hagen-Büsching, Liter. Grundriß, S. 106; Graff, Diutiska, III. S. 357, Nr. 217; H o f f m a n n von Fallersleben, S. 36, Nr. XVI; Tab. codd. II, S. 120; K. Goedeke, Grundriß I 2 , S. 738; Qm. II, S. 2. 9; Th. Gottlieb, Die Ambraser Handschriften. Beitrag zur Geschichte der Wiener Hofbibliothek. I. Büchersammlung Kaiser Maximilians I. Leipzig 1900; Martin I, S. XXV; E. H a r d , Die Textgeschichte des Wolframschen Parzival. I. Teil. [Menhardt 1960, S. 207 f.; Becker 1977, S. 87, Schirok 1982, S. 36 f.; Schneider 1987, S. 243 f.] 26. [G 5 ]. Donaueschingen, Fürstlich Fürstenbergische Hofbibliothek Nr. 97. Perg.; gr. Fol., 320 Bll., 2 Sp. zu durchschnittlich 50 Z.; Bl. 1 —115 rb enthält die ersten 14 Bücher des Wolframschen Parzival (bis 733, 30), Bl. 115 v die Ankündigung des Nuwen Parzefal, sodann ein Minnelied 3 0 , Bl. 116 r —301 v den Nuwen Parzefal31, 29 30

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Setzt die Hs. zu Unrecht ins XIV. Jahrhundert. Mitgeteilt von L. Uhland in Schreibers Taschenbuch für Geschichte und Alterthum in Süddeutschland II, S. 261—263. K. Schorbach, Parzifal von Claus Wisse und Philipp Colin (1331 — 1336). Eine Ergänzung der Dichtung Wolframs von Eschenbach, zum ersten Male herausgegeben. Straßburg 1888

XLII

I. Vorreden

bei dessen Redaktion fünf Leute tätig waren, Claus Wisse und Philipp Colin 32 als Nachdichter, Onheim und Henselin als Schreiber, und der Jude Samson Pine als Dolmetscher; auf Bl. 3 0 2 r a - 3 1 7 v c stehen Buch XV und XVI von Wolframs Parz., auf Bl. 317 vc und 320 vc der Epilog der Redaktoren; elsäss.; geschrieben 1331 — 1336. — Vgl. Κ. A. Barack, Die Handschriften der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek zu Donaueschingen. Tübingen 1865, S. 88—93; Qm. II, S. 2, Nr. 14; Martin I, S. XXVII; Kittelmann, S. 4 3 - 7 1 ; E. Hartl, Textgeschichte I, 1; Ε. K. Heller, Studies on the alsatian Parzival (Germanic Review 5, 109—126). [Besch 1962; McDonald / Goebel 1973, S. 143 f.; Wittmann-Klemm 1977; Becker 1977, S. 8 7 - 9 1 ; Schirok 1982, S. 37 f.; Scholz 1987; Wittmann-Klemm 1989; Schlechter 1994, S. 92 und Farbabb. S. 93. Jetzt Karlsruhe, BLB.] 27. [G 55 ]. Rom, Casanatische Bibliothek A 7 19; Fol.; XIV. Jh., 182 Bll., 2 Sp. zu durchschnittlich 48 Z.; 3 Schreiber; rote und blaue Initialen; vermutlich handelt es sich um dieselbe Hs., über die Adelung (S. 30, Nr. 383) die Angabe macht: Historia Parcefalis atitiquissima lingua, fol. 183 Bll. Ρerg. Der erste Band mit Wolframs Büchern I—XIV ist verloren; erhalten ist nur der Wisse-Colinsche Parzifal, aber die Hs. dürfte wohl auch die beiden letzten Bücher des Wolframschen Parzival enthalten. — Vgl. F. H. v. d. Hagen, Briefe in die Heimat II, Breslau 1818, S. 304 ff.; Uhden, Die deutschen Bücher auf der Vatikanischen Bibliothek in Rom (v. d. Hagens Germ. 3. 1839. S. 138). — Η. A. v. Keller, Romvart. Mannheim 1844, S. 647 ff. (hier als R bezeichnet); W. L. Holland, Chrestien von Troies. Tübingen 1854, S. 223; Schorbach, S. X V I - X V I I I ; Martin I, S. XXVII. [Signatur Cod. 1409; vgl. die Angaben zu G 5 .] 28. GK. Heidelberg, cod. Palat. germ. 364. Gr. Fol.; Perg.; dazwischen einige Papierblätter; Quaternionen; 153 Bll.; der Parz. steht auf Bl. 1 — 111", dann folgt der Lohengrin; 2 Sp. zu 56 Z.; es fehlen 4 4 , 7 - 5 1 , 1 2 und 8 0 6 , 1 - 8 2 7 , 2 4 . Rote Überschriften, rote und blaue Initialen; Anfangsbuchstaben der Verse rot gestrichelt; von derselben Hand wie der cod. Palat. germ. 383 und 404. — Vgl. Adelung, S. 28, Nr. 364; Lachmann (s. o.) S. XVI; Qm. II, 2. 7. - Wilken, S. 444 f.; Bartsch, S. 108; Martin I, S. XXVIII; A. Schreiber, Bausteine, S. 115 f.; Fr. Schnelbögl, Die Heidelberger Handschriften 364, 383, 404 (Beitr. 54, S. 1 - 6 4 ) behandelt GK und Lohengrin A (364), den J. Tit. (383) und den Willehalm mit seinen Fortsetzungen (404). [Bonath 1971, S. 1 7 5 - 1 8 7 ; Cramer 1971; Becker 1977, S. 91 f.; Schirok 1982, S. 38.] 29. [ C ] , Wien, Nationalbibliothek, cod. Palat. Vind. 2775, ältere Signaturen: Philol. 12, ferner 71 XII olim Ambraß 419. Perg.; gr. Fol.; 108 Bll., das 21. Bl. (in der Hs. mit 22 bezeichnet) ist nach Bl. 22 (in der Hs. = 21) gebunden; bis dahin 3 Sp. zu 38 Z., dann 2 Sp. zu 40—44 Z.; rote und blaue Initialen; XIV. Jh.; ripuar. — Vgl. Graff, Diutiska III, S. 347 (Abdruck von 1, 1 — 8); Hoffmann von Fallersleben, S. 36 f., Nr. XVII; Tab. codd. II, S. 130; K. Goedeke, Deutsche Dichtung, S. 738; Qm. II, 2, 10; Gottlieb, Die Ambraser Handschriften; Martin I, S. XXVIII; E. Hartl, Textgeschichte I, 1. Die Arbeit von Helmut Glaser, Schreib-

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(Elsäss. Literaturdenkmäler aus dem X V . —XVII. Jahrhundert, hrsg. v. E. Martin und E. Schmidt, Bd. V), rec. Afda. 19, S. 3 0 0 - 3 0 7 (J. Stosch). E . Hartl, Philipp Colin (Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. II, Berlin, Sp. 8 3 3 - 8 3 7 ) .

[Handschriftenverzeichnis der siebenten Ausgabe]

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system und Mundart der Parzival-Handschrift C (2775) der Wiener Nationalbibliothek. Diss. Wien 1934, habe ich nicht eingesehen. [Menhardt 1960, S. 276; Becker 1977, S. 92; Schirok 1982, S. 38 f.] 30. Ga. Hamburg. Staats- und Universitätsbibliothek, cod. germ. 6; Pap.; Fol.; 612 Seiten; 2 Sp. zu 30—40 Z.; 1451 von Jordan geschrieben; 25 Lagen, die ersten 14 sind Sexterne, doch hat die 1. Lage 13 Bll., weil nach Bl. 2 ein weiteres Blatt eingeklebt wurde; die Lagen XVI—XXII und XXIV gleichfalls Sexterne, XV, XXIII und XXV zählen je 7 Bogen. Wasserzeichen: Ochsenkopf. Die Handschrift stammt wahrscheinlich aus der Uffenbachischen Bibliothek 33 ; im XVI. Jh. C. V. v. Ende gehörig. Inhalt: S. 2—4 a : Das wunderbare H o r n 3 4 ; S. 4 a —6 b : Der wunderbare Mantel 3 5 ; S. 7 vacat; S. 8 ~ 3 6 5 a : Parzival; S. 3 6 5 b - 3 6 6 vacat; S. 3 6 7 - 5 6 0 a : Wigalois; S. 5 6 0 a - 5 6 7 a : Brief des Sultans Abul Nasr von Ägypten; S. 5 6 7 a - 5 6 9 a : Brief des Sultans Salmanser; S. 569 a —575 a : Strickers König im Bade 3 6 ; S. 576a— 587 a : Ordnung des Einzugs Kaiser Friedrichs III. in Rom; S. 587 b —588: vacant; S. 589 a —610 b : Geschichte der Jungfrau von Orleans; S. 611 a —612 b : Friedensartikel zwischen Bischof Johan von Lüttich und der Stadt Lüttich, 1408; S. 612 b : Notabile (Bericht über eine Straßburger Frau, die fünf Igel und ein offenreff geboren hatte). — Inhaltsverzeichnis von der Hand des Schreibers auf dem Pergamentblatt des vorderen Deckels; die Rückseite dieses Blattes läßt Spuren hebräischer (?) Buchstaben erkennen. — Rote Initialen und Überschriften, rot gestrichelte Buchstaben am Verseingang. Die elsäss. Mundart Jordans tritt in den kleinen Stücken stärker hervor als im Parzival. Holzdeckel, mit Leder überzogen; auf dem Rücken stand früher Historien Varia Rhythm. German. MS. Antiqu.; nach der Ausbesserung des Einbands wurde am Rücken Rhythmi Germanici aufgedruckt. — Vgl. v. d. Hagens Grundr., S. 106 f.; Lachmann (s. o. S. XVI); Qm. II, 2. 8; Walther 3 7 , S. 1 - 1 5 ; M a r t i n i , S. XIX; Beschreibung und Lautstand: Albert van Eerden, A Description of the Parzival Manuscript GCT found in Cod. Germ. 6 of the Hamburg Library. Diss, der University of Michigan, 1932, 145 S. (Masch.). [Kapteyn 1926, S. 51*f.; Bonath 1971, S. 2 2 9 - 2 4 5 ; Hilgers 1971, S. 240 f.; Becker 1977, S. 9 2 - 9 4 ; Schirok 1982, S. 39f.] 31. [G*]. Donaueschingen, Fürstenbergische Hofbibliothek, Nr. 70 [L(aßberg) 186], Grüner Halblederband. Pap.; Fol.; 336 S.; S. 217 ist dreimal gezählt, daher bei Barack die Angabe: 334 S.; auf S. 72 folgen S. 89. 90. 7 5 - 8 8 . 73. 74. 91; die Verse 802, 1—4 von anderer Hand; XV. Jh.; GT gehört mit Ga und Gx zu einer besonderen, 4 W nahestehenden Gruppe. — Vgl. Qm. II, 2. 13. — Barack, S. 43 f.; Martin I, S. XXX; George Kreye, Die Parzivalhandschrift G r . New York 1940, VI, 50 S. (New York University. Ottendorfer Memorial Series of Germanic Monographs, Nr. 25). 33

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Chr. Petersen, Geschichte der Hamburgischen Stadtbibliothek, S. 70; Eschenburg in Bruns Beiträgen zur kritischen Bearbeitung unbenutzter alter Handschriften, Drucke und Urkunden. Braunschweig 1802, S. 103. Inhaltsangabe und Abdruck ebenda, S. 133 — 143. Ebda., S. 1 4 3 - 1 4 7 . Ebda., S. 1 2 3 - 1 3 3 . C. Η. Ε Walther, Zwei Straßburger Handschriften der Hamburger Stadtbibliothek (Verzeichnis der Vorlesungen, welche am Hamburgischen Akademischen und Realgymnasium von Ostern 1880 bis Ostern 1881 gehalten werden sollen, hrsg. von H. G. Reichenbach, H a m b u r g 1880).

XLIV

I. Vorreden

[Bonath 1971, S. 2 1 6 - 2 1 8 ; Becker 1977, S. 95; Schirok 1982, S. 40. Jetzt Karlsruhe, BLB.] 32. [G"]. Schwerin. Pap.; Fol.; 206 Bll.; reicht nur bis 803, 7; rote Initialen und Überschriften; Anfangsbuchstaben der Verse rot gestrichelt; XV. Jh.; Wasserzeichen: Ochsenkopf. Inhalt: Bl. 1 - 6 8 : Wigalois; Bl. 6 9 - 1 3 8 : Parzival; 2 Sp. zu über 30 Z. im Wigalois, zu über 40 im Parzival. — Vgl. Lisch 38 , S. 167. — Qm. II, 2. 15. - K. Goedeke, Deutsche Dichtung, S. 738. - Martin I, S. X X X . [Kapteyn 1926, S. 63*f.; Nock 1968, S. 1 4 9 - 1 5 1 ; Bonath 1971, S. 2 4 5 - 2 5 0 ; Bekker 1977, S. 95 f. (versehentlich als G v bezeichnet); Schirok 1982, S. 40.] 33. G φ . Druck von Joh. Mentelin 39 in Straßburg. Exemplare in Wien (15D14), München (Inkunabel 612), Nürnberger Stadtbibliothek (Solger 1866), Göttingen, Heidelberg, Lindau CA 70 usw.; Fol.; 159 Bll.; 2 Sp. zu 40 Z.; die Bemerkung Lachmanns, daß in G v 806, 1 - 8 0 7 , 24 fehlen, trifft für G^zu; Lachmann (s. o. S. XVII) gibt an, daß die Abschnitte 1, 1 - 1 0 , 9. 28, 2 8 - 4 1 , 9. 2 0 6 , 1 - 2 1 4 , 19. 2 3 4 , 1 3 238, 30. 761, 1 5 - 8 0 5 , 3 0 und 807, 2 5 - 8 2 7 , 30, deren Lesarten er mit d bezeichnete (Martin mit p), zur Fassung *D stimmen; diese Ansicht trifft in gewisser Hinsicht nur für einige Stellen zu, an denen sich eine enge Verwandtschaft von G'p mit den gleichfalls elsäss. Hss. mno zeigt. Gv steht sonst G5 ziemlich nahe und gehört mit GnGMG7C zur Gruppe *W (E. Hartl, Textgeschichte I, 1). - Vgl. Hain, Repertorium bibliographicum, Stuttgart 1826—1838, dazu das Register von K. Burger, Leipzig 1891; G. W. Panzer, Annalen der älteren deutschen Literatur. Nürnberg 1788-1805, S. 101 ff. (Zusätze: Leipzig 1802); Qm. II, 3; v. d. Hagen-Büsching, Literar. Grundr., S. 109 f.; Facs. der Verse 1, 1—24 und 827, 11—30 in Könneckes Bilderatlas, S. 30 und der Stelle 229, 20—235, 29 bei E. Engelmann, Parzival, S. 256 f.; Lachmann (s. o. S. X V und XVI); Martin I, S. XXII, ferner O. Güntter, Der erste Druck von Wolframs Parzival, Süddeutsche Blätter für höhere Unterrichtsanstalten 1 (9): F. Muncker, Gralsage. Münchner Sitz.-Ber. 1902, S. 327 ff. [Becker 1977, S. 2 4 3 - 2 5 9 ; Koppitz 1980, S. 1 3 2 - 1 3 7 , 255 f.; Schirok 1982, S. 41—44; Flood 1989. In dem Exemplar der Universitätsbibliothek Freiburg von Christoph Heinrich Myllers „Samlung deutscher Gedichte aus dem XII. XIII. und XIV. Iahrhundert" (1784) findet sich folgender handschriftliche Hinweis: „In dem Kloster S. Peter auf dem Schwarzwalde ist ein diker Folioband, gedrukt 1477, worinn erstlich Parcifal; dann ein hymnus auf Gott, worinn beinahe alle christliche Dogmen vorkommen, und der als Anruf des heil. Geistes gelten mag zur nachfolgenden Geschichte von Titurel oder dem herrn des Grales, welche, obschon gereimt, doch wie". Der Rest ist dem Beschnitt zum Opfer gefallen.] 34. [Gx], Bern AA91; Pap.; Fol.; 174 Bll., von denen die ersten nicht in richtiger Reihenfolge gebunden sind; 2 Sp. zu 30—40 Ζ.; XIV. Jh.; von Johann Stemheim von Konstanz geschrieben; Federzeichnungen und Bilder; die Verse 288, 15 — 293, 2 fehlen. Die Bemerkung in Steigers Katalog, S. 41 (s. u., Kupferschmid, S. 1), daß Gx nach einer Heidelberger Hs. abgeschrieben sei, ist nicht zutreffend: vgl. die Angabe zu GT. — Vgl. v. d. Hagen, Briefe in die Heimat I, S. 205; Hagen, Catalogue codicum Bernensium. Bibliotheca Bongarsiana. Berna 1875, I, S. 125; K. Benziger, Parzival in der deutschen Handschriften-Illustration des Mittelalters. 38

Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde 6 ( 1 8 4 1 ) .

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C. Borchling, Der Jüng. Titurel und sein Verhältnis zu Wolfram von Eschenbach. Göttingen 1 8 9 7 , S. 1 A n m . und die dort verzeichnete Literatur.

[Handschriftenverzeichnis der siebenten Ausgabe]

XLV

Straßburg 1914. S. 7 ff. (Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Bd. 175). — W. Kupferschmid, Über den Wortschatz der Berner Parzivalhandschrift. Bern 1923 (Sprache und Dichtung, H. 27, bespr. DLZ. 44, 2418—2420 von A. Hüfner; Rev. germ. 4, 435 f. von F. Piquet). [Loomis 1938, S. 137 f. und Abb. 3 8 0 - 3 8 3 ; Bonath 1971, S. 2 1 9 - 2 2 3 ; Becker 1977, S. 96 f.; Schirok 1982, S. 44, und 1985, S. 6, 1 5 4 - 1 8 1 , 1 9 4 - 1 9 7 ; Curschmann 1992; Saurma-Jeltsch 1992. Richtige Datierung 1467.] b) B r u c h s t ü c k e der K l a s s e * G : 35. E. München, cgm. 194/III; 1 Pergamentblatt (21,5 X 14 cm); 2 Sp. zu urspr. 60 Z., davon unten 6 abgeschnitten. Anfangsbuchstaben der Verse herausgerückt; rote Initialen; XIII. Jh.; Inhalt: 1 6 0 , 2 9 - 1 6 2 , 2 2 ; 1 6 2 , 2 9 - 1 6 4 , 2 6 ; 1 6 5 , 3 166, 27; 167, 3 - 1 6 8 , 27. - Vgl. Docen in Aretins Beiträgen VII (1806), S. 1279; Ders., Misc. II, S. 111 f. (Abdruck der Verse 160, 2 9 - 1 6 2 , 7); Lachmann, S. XVII; Qm. II, 2. 18; J. Zacher, Zfdph. 5, S. 198; Martin I, S. XXII; Petzet, S. 352 f. [F 17; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 105.] 36. F. Berlin, Staatsbibliothek, Ms. germ. fol. 734,2. Perg., 4°, 4 Bll.; 2 Sp. zu 40 Z., ehemals den Brüdern Grimm, später Frhrn. v. Meusebach gehörig; zweite Hälfte des XIII. Jhs.; Inhalt: 6 3 4 , 1 5 - 6 4 5 , 4; 677, 9 - 6 8 7 , 28. - Vgl. Lachmann, S. XV; Qm. II, 2. 19; Martin I, S. XXII (Nachkollation von H.-F. Rosenfeld, DegeringFestschrift, S. 104). [Nr. 36 gehört mit Nr. 47 und Nr. 55 zu F 18; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 106 f.; Rolle 2001, S. 7 9 - 8 6 . ] 37. [G"]. Berlin, Staatsbibliothek, Ms. germ. fol. 734,1. Perg., 1 Doppelblatt, kl. Fol.; 2 Sp. zu 50 Z.; gefunden in Höningen, 'Pfälzer Bruchstück' (nach Pfeiffer). Inhalt: 5 3 3 , 2 3 - 5 4 0 , 1 2 ; 5 8 0 , 1 3 - 5 8 7 , 6 . - Vgl. J. G. Lehmann, Geschichtliche Gemälde aus dem Rheinkreise Bayerns. Heidelberg 1832, S. 115 f.; J. Diemer, Sitz.Ber. d. Philos.-Histor. Cl. d. Akademie d. Wiss. in Wien, 7. 1851, S. 293; Qm. II, 3. 30; Lachmann kannte dieses und das folgende Bruchstück nicht (s. o., S. XVII); Abdruck der Verse 5 3 3 , 2 3 - 5 3 8 , 2 ; 5 8 0 , 1 3 - 5 8 7 , 6 : Qm. II, S. 38 ff. (Berichtigung dazu und Nachkollation: H.-F. Rosenfeld a . a . O . , S. 104); K. Goedeke, Grundriß I 2 , S. 96, Nr. 6; Martin I, S. XXII. [F 19; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 107 f.; Rolle 2001, S. 8 7 - 9 2 . ] 38. [Gfc]. Berlin, Staatsbibliothek, Ms. germ. fol. 734,4. 2 Doppelblätter, 4°; 2 Sp. zu 42 Z.; Inhalt: 683, 2 6 - 6 9 5 , 3; 7 1 7 , 2 2 - 7 2 9 , 8 . - S.o., S. XVIII; Martini, S. XXII; H.-F. Rosenfeld a. a. O., S. 104 (Nachkollation). [F 20; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 108.] 39. [G c ]. Wien, Nationalbibliothek, cod. Palat. Vind. 12780 (olim Suppl. 268). Perg.; Fol.; 2 Sp. zu 49—50 Z.; kleine, zierliche Schrift: rote, grüne und blaue Initialen; erste Hälfte des XIII. Jhs.; Inhalt: I. Qm. II, 12 ff. (34, 9 - 3 5 , 27; 35, 2 9 - 3 7 , 17; 3 7 , 1 9 - 3 9 , 7 ; 3 9 , 9 - 4 7 , 1 7 = 2 Bll.; 1 6 8 , 1 0 - 1 6 9 , 2 8 ; 1 6 9 , 3 0 - 1 7 1 , 1 8 ; 171, 2 0 - 1 7 3 , 8; 173, 1 0 - 1 7 4 , 28 = 3 Doppelblätter; 201, 1 6 - 2 0 4 , 25; 204, 2 8 - 2 0 6 , 15; 2 0 6 , 1 7 - 2 0 8 , 5 = 1 Bl.; 215, 3 - 2 1 6 , 20; 216, 2 5 - 2 2 0 , 1; 220, 5 - 2 2 8 , 11 = 2 Bll.; 2 5 4 , 3 0 - 2 6 1 , 1 7 ; 2 6 1 , 2 1 - 2 6 3 , 7 ; 2 6 3 , 1 0 - 2 6 6 , 1 8 ; 2 6 6 , 2 9 - 2 6 8 , 9 = 2 Bll. - II. Zfda. 17, S. 3 9 3 - 3 9 5 (J. Zupitza): 5 4 , 9 - 5 5 , 2 7 ; 5 5 , 2 9 - 5 7 , 1 7 ; 5 7 , 1 9 - 5 9 , 7; 59, 9 - 6 0 , 27 = 1 Bl.; 101, 4 - 1 0 2 , 1 9 ; 102, 2 2 - 1 0 4 , 9; 104, 1 2 105, 29; 106, 2 - 1 0 7 , 20 = 1 Bl.; 228, 1 2 - 2 3 5 , 1 mit Lücken ( = Streifen eines

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I. Vorreden

Blattes); 248, 1 2 - 2 5 4 , 29 mit Lücken (= Streifen eines Blattes); 328, 2 3 - 3 3 0 , 14 (Streifen); 330, 15—332, 4 (Versanfänge); 332, 5—333, 24 (Versschlüsse); 333, 2 5 - 3 3 5 , 1 4 (Streifen eines Blattes); 3 6 4 , 7 - 3 7 0 , 2 6 (Streifen von 4 Blättern); 3 7 7 . 1 9 - 3 8 0 , 29; 381, 2 - 3 8 4 , 1 9 = 1 Bl.; 424, 8 - 4 3 0 , 27 = 1 Bl. - III. Zfda. 58, S. 2 2 2 - 2 2 4 (V. Dollmayr); 67, 1 8 - 7 4 , 7; 8 7 , 1 8 - 9 4 , 7 = 1 Doppelblatt. IV. cod. Palat. Vind. 8538/3 (Ree. 1941). XVIII. Jh., S. 153 a (Abschrift des Josephus Benedictus Heyrenbach); 2 1 4 , 3 0 - 2 2 1 , 1 7 ; 2 6 1 , 1 8 - 2 6 3 , 1 1 ; 2 6 7 , 2 7 268, 9. Textgeschichtlich und auch auf Grund des Umfangs einer der wichtigsten Zeugen; fast einer vollständigen Handschrift gleich zu achten. — Vgl. J. Diemer, Kleine Bruchstücke zur altdeutschen Sprache und Literatur, Nr. VI. Bruchstück von Wolframs Parzival (Sitz.-Ber. d. Akad. d. Wiss. zu Wien, Phil.-Hist. CI., VII, S. 293). - Qm. II, 3. 26. 12. 16. - Tab. codd. VII, S. 146; V, S. 263. - K. Goedeke, Grundriß I 2 , S. 96, Nr. 1. 2 und 3. - Martin I, S. XXII. [F 21; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 109 f.] 40. [Gd], Erfurt, Dombibliothek. 2 Doppelblätter; Perg.; 2 Sp. zu urspr. 48 Z., doch vom 1. Doppelblatt zur 29—31, vom zweiten nur 19—20 Z. erhalten; Anfangsbuchstaben der Zeilen herausgerückt; rote Initialen; erste Hälfte des XIII. Jhs.; md.; Beschreibung, Lautstand, Textkritik und Abdruck: Zfdph. 30, S. 72—93 (E. Bernhardt). - Inhalt: 318, 2 4 - 3 1 9 , 26; 320, 1 2 - 3 2 1 , 14 (von den zwei letzten Wörtern des Schlußverses nur die obere Hälfte der Buchstaben erhalten); 321, 30—323, 2 (von den beiden ersten Wörtern der letzten Zeile nur einzelne obere Spitzen, von den drei letzten nur die obere Hälfte der Buchstaben erhalten); 3 2 3 . 2 0 - 3 2 4 , 2 2 ; 3 4 0 , 5 - 3 4 1 , 7 ; 3 4 1 , 2 3 - 3 4 2 , 2 6 ; 3 4 3 , 1 1 - 3 4 4 , 1 4 (Versanfänge, etwa drei Buchstaben, weggeschnitten); 344, 29—346, 2 (vom letzten Vers nur die oberen Spitzen der Buchstaben, vom Reimwort nur der obere Bogen des α erhalten); 461, 17—462, 6 (vom folgenden Vers nur einzelne obere Buchstabenspitzen erhalten); 463, 5—25 (vom letzten Vers nur die oberen Buchstabenspitzen erhalten); 466, 11—467, 1 (vom letzten Vers nur die oberen Buchstabenspitzen erhalten); 506, 7—26; 507, 25—508, 14 (manche Verschlüsse, meist nur einzelne, höchstens 5, Buchstaben weggeschnitten); 509, 13—510, 2 (alle Versanfänge abgeschnitten); 5 1 1 , 1 - 2 0 . - Vgl. Martin I, S. XXIII. [F 22; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 110 f.] 41. [Ge]. Görlitz, Milichsche Bibliothek. 2 Doppelblätter (das äußerste und das dritte Blatt eines Quatern; das erste enthielt ursprünglich 516, 11—521, 20 und 553, 2 8 - 5 5 9 , 7, das zweite 569, 2 9 - 5 7 5 , 10 und 586, 1 2 - 5 9 1 , 24, doch sind vom 1. und 2. Blatt je 3 Verse am untern, vom 3. Bl. je 6 am obern und vom 4. Bl. je 5 Verse am obern Rand weggeschnitten; von Arb etwa die zweite Hälfte der Verse abgeschnitten, von Ava sind nur noch 1—2 Endbuchstaben erhalten, so von 519,9. 11. 12. 13. 14. 22. 24. 25 und 5 2 0 , 5 ; von Drb fehlen die letzten Buchstaben der Verse, von Dva sind nur die Versausgänge mit wenigen Buchstaben erhalten. Blattgröße 21,3 X 11,1 cm, Spaltenbreite 5,1 cm; 2 Sp. zu 40 Z.; herausgerückte Großbuchstaben am Versanfang; rote Initialen; erste Hälfte des XIII. Jhs.; Inhalt: Ara·. 516, 1 1 - 5 1 7 , 17; Arb: 5 1 7 , 2 1 - 5 1 8 , 2 7 ; Ava: nur 9 Endbuchstaben von Versen erhalten; Avh\ 520, 1 1 - 5 2 1 , 27; Bra: 553, 2 8 - 5 5 5 , 4; Brh: 555, 8 - 5 5 6 , 14; Bva: 556, 1 8 - 5 5 7 , 24; Bvb·. 557, 2 8 - 5 5 9 , 4; Cra: 570, 5 - 5 7 1 , 8; Crb: 571, 1 5 - 5 7 2 , 18; Ca: 572, 2 6 - 5 7 3 , 29; Cb: 574, 7 - 5 7 5 , 10; Dra: 586, 1 7 587, 21; Drb: 587, 2 7 - 5 8 9 , 2; Dva·. 589, 9 - 5 9 0 , 14; Dvb: 590, 2 0 - 5 9 1 , 24. - Abdruck: Zfdph. 11, S. 1 — 11 (R. Joachim); Neues Lausitzer Magazin 19 (1841) 5. 4 0 2 - 4 1 3 (nur Abdruck der Verse 5 1 6 , 1 1 - 5 2 1 , 1 7 ; 5 5 3 , 2 8 - 5 5 9 , 4 ) . - K.

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Goedeke, Deutsche Dichtung2, S. 738; Ders., Grundriß I 2 , S. 96; Qm. II, 36, Nr. 43; Martin I, S. XXIII. [F 23; Bonath/Lomnitzer 1989, S. l l l f . ; Rolle 2001, S. 9 3 - 9 7 . ] [Gf.\ Von der aus der zweiten Hälfte des XIII. Jhs. stammenden Handschrift sind 6 verschiedene Stücke erhalten: 1. Berlin, Staatsbibliothek, Ms. germ. fol. 734,8: 1 Blatt aus Hoffmanns Besitz. Inhalt: 369, 6 - 3 7 4 , 3. 2. Aspersdorf I: 1 Bl. Inhalt: 6 7 6 , 8 - 6 8 1 , 4 , jetzt im Fürsterzbischöflichen Knabenseminar in Oberhollabrunn; verkleinerte Facsimilia: P. F. Mayer, Zwei in Österreich aufgefundene Bruchstücke von Ritterepen (Alt-Wien, 5. 1896, S. 1 - 5 und 2 7 - 3 1 ) . 3. Amberg I, Provinzialbibliothek: 1 Bl. Inhalt: 715, 2 8 - 7 2 0 , 26. 4. Berlin, Staatsbibliothek, Ms. germ. fol. 923,40, das sog. Frankfurter Bruchstück, einst in Pfeiffers Besitz, 1 Doppelblatt. Inhalt: 725,23—735, 18. Abdruck: Qm. II, 42 ff. Nachkollation bei Scheel, S. 66, Nr. 40. — K. Goedeke, Grundriß I 2 , S. 96, Nr. 7. 5. Amberg II: 1 Bl. Inhalt: 735, 1 9 - 7 4 0 , 20. 6. Aspersdorf II: Zwei Stücke eines Blattes. Inhalt: 7 4 0 , 2 1 - 7 4 1 , 10; 741, 1 7 742, 17; 742, 2 5 - 7 4 3 , 24; 744, 2 - 7 4 5 , 1. 8 - 1 8 . Da diese Stücke an den Rändern nicht beschnitten sind, läßt sich die ehemalige Größe der Blätter feststellen: 23,2 X 16 cm. — Beschreibung, Geschichte der Hs. und Facs. bei A. Beck, Die Amberger Parcival-Fragmente und ihre Berliner und Aspersdorfer Ergänzungen. Amberg 1902 (bespr. Afda. 29, S. 149—151 von E. v. Steinmeyer; Zfdph. 35, 244 f. von A. Leitzmann; Allgem. Litbl. 12, 13 — 15 von Α. E. Schönbach). Martin I, S. XXIII und XXVI, ferner Bd. II, S. II. - Die Bezeichnung Gw, die Martin den Bruchstücken gegeben hatte, verwende ich nun für die Wasserburger Bruchstücke (s. u. Nr. 56). [F 24; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 112f.; Rolle 2001, S. 9 8 - 1 0 3 . ] [Gg.] Berlin, Staatsbibliothek, Ms. germ. fol. 734,9. 3 Bll., 4°; 2 Sp. zu 36 Z.; XIII. Jh. Aus Frankfurt a. M. Inhalt: 4 3 6 , 2 1 - 4 4 1 , 1 2 und 5 5 8 , 3 - 5 6 7 , 2 0 . Vgl. Martin I, S. XXIII; Kollation von H.-F. Rosenfeld, Degering-Festschrift, S. 105; Kittelmanns Annahme (S. 28), daß Gg mit G" und Gπ auf eine gemeinsame Vorlage zurückgehen, ist nicht berechtigt: es handelt sich nur um eine entfernte Verwandtschaft. [F 25; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 114.] [Gh], München, cgm. 5249/3c, eine der ältesten Hss. Perg.; 3 Streifen. Verse nicht abgesetzt; 2 Sp. zu urspr. 40 Z.; erste Hälfte des XIII. Jhs.; aus dem Kloster Schönau bei Heidelberg. Inhalt: 2 5 1 , 2 1 - 2 5 2 , 3 ; 2 5 2 , 2 5 - 2 5 3 , 3 ; 2 5 3 , 1 6 - 2 7 ; 2 5 4 , 5 - 1 3 ; 2 5 4 , 2 7 - 2 5 5 , 8 ; 2 5 5 , 2 7 - 2 5 6 , 1 1 . Vgl. K. Roth, Beiträge zur deutschen Sprach-, Geschichts- und Ortsforschung I. München 1850, S. 2—4.; II. S. 8 5 - 8 7 . Martin I, S. XXIII f. [F 26; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 114 f.] [G']. München, cgm. 5249/3d. Perg., 6 Reste von 2 Blättern; zierliche Schrift, zwischen 1220 und 1240 (eine der ältesten Parzival-Handschriften). 2 Sp. zu urspr. 3 2 - 3 3 Z.; md.; Inhalt: 3 2 8 , 5 - 3 2 9 , 3 ; 3 2 9 , 9 - 3 3 0 , 5 ; 3 3 0 , 1 0 - 3 3 1 , 8 ; 3 3 1 , 1 3 - 3 3 2 , 1 1 ; 3 3 2 , 2 9 - 3 3 3 , 1 0 ; 3 3 4 , 1 - 1 2 ; 3 3 5 , 4 - 1 5 . Abdruck: Sitz.-Ber. der Kgl. Bayer. Akademie d. Wiss., Philos.-philol. u. hist. Cl., Bd. 1 (1871). S. 4 4 9 - 4 5 6 (K. Hofmann), Nachkollation von Martin I, S. XXIV. [F 27; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 115 f.]

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I. Vorreden

46. [ C ] . Kassel, Ständische Landesbibliothek, Mss. Poet et Roman. 8°. 11. Zwei Blattreste. Verse nicht abgesetzt; etwa 33 Z. auf der Seite. XIII. Jh.; md.; Inhalt: 524, 1 1 - 5 2 5 , 13; 526, 2 4 - 5 2 7 , 30 (mit Lücken). - Vgl. Martin I, S. XXIV. [F 28; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 116 f.] 47. [G']. Ehemals im Besitz von F. J. Mone, dessen handschriftlichen Besitz Marc Rosenberg in Schapbach erworben und ζ. T. an das Badische Archiv weitergegeben hatte. Die Angabe Martins, daß sich das Bruchstück in Karlsruhe befände, trifft nicht zu: der Vorstand der Badischen Landesbibliothek, Herr Dr. Preisendanz, hatte auf meine Bitte vor 18 Jahren Nachforschungen über den Verbleib der zwei Doppelblätter angestellt; nach seiner Ansicht könne es sich nur um Teile der Schönauer Hs. handeln, aus der auch Gh und Gr stammen; Rosenberg dürfte wohl (vielleicht, ohne es zu wissen) dieses Bruchstück besessen haben, und es sei vermutlich bei dem Brand von Schapbach zugrunde gegangen; so sind wir nur auf Pfeiffers Abdruck angewiesen (Qm. II, S. 31 ff.). — Perg.; 2 Sp. zu 40 Z.; rote Initialen; XIII. Jh. - Inhalt: 704, 3 - 7 3 6 , 2 und 768, 7 - 7 7 5 , 2. - Vgl. Qm. II, 3. 29; K. Goedeke, Grundriß I 2 , S. 96, Nr. 5; Martin I, S. XXV. [Nr. 47 gehört mit Nr. 36 (siehe dort) zu F 18.] 48. [G°], Nürnberg, Germ. Museum, Nr. 24137, „Regensburger Bruchstücke", aus Pfeiffers Besitz, 5 Stücke; Bl. 1 (in 4 Streifen), das in Pfeiffers Nachlaß nicht aufzufinden war, enthielt 7, 5 - 8 , 20; 10, 1 9 - 1 3 , 8; Bl. 2 " : 13, 3 0 - 1 4 , 24; Bl. 2 r b : 15, 1 7 - 1 6 , 9; 2 v a : 16, 2 4 - 1 7 , 26; 2 v b : 18, 9 - 1 9 , 12; Bl. 3 r a : 19, 2 1 - 2 0 , 29; 3 r b : 21, 2 - 2 2 , 14; 3 v a : 22, 1 8 - 2 3 , 30; 3 v b : 24, 3 - 2 5 , 16; Bl. 4 ist in drei Stücken erhalten, in einem Querstreifen der Sp. 4 r a : 25, 1 7 - 2 9 ; 4 r b : 27, 3 - 1 5 ; 4 v a : 28, 1 9 29, 1; 4 v b : 30, 5 - 1 6 umfaßt, sodann in zwei Längsstreifen, von denen der erste die Versanfänge von 25, 30—27, 2 auf der Rectoseite, und 30, 27—31, 17 auf der Versoseite, und der zweite Längsstreifen die Versschlüsse von 25, 30—27, 1 und die Versanfänge von 27, 16—28, 16 auf der Rectoseite, und 30, 18—31, 19 auf der Versoseite überliefert. Perg.; 2 Sp. zu urspr. 46 Z.; erste Hälfte des XIII. Jhs. Zierliche Schrift. Pfeiffer druckt (Qm. II, 2 9 - 3 1 ) die Verse 7, 5 - 8 , 20; 1 0 , 1 9 13, 8; 25, 1 7 - 2 7 , 16; 28, 1 9 - 2 9 , 1; 30, 5 - 1 6 ab, K. Bartsch (Germ. 16, S. 1 6 7 170) die Verse 16, 2 4 - 1 7 , 20; 21, 2 - 2 2 , 14; 22, 1 8 - 2 3 , 30; 30, 1 8 - 3 1 , 20 und gibt eine Kollation der schwer lesbaren Teile zwischen 13, 9 und 30, 3. — Vgl. Q m . II, 3. 28 f.; K. Goedeke, Grundriß I 2 , S. 96, Nr. 4 und S. 97; Martin I, S. XXV. [F 29; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 117 f.] 49. [G p ], Salzburg. „Dr. Zillner gehörig". 1 Bl.; Fol.; 2 Sp. zu 44 Z.; Perg.; XIII. Jh.; Inhalt: 2 7 7 , 9 - 2 7 8 , 2 0 ; 2 7 8 , 2 3 - 2 8 0 , 4 ; 2 8 0 , 7 - 2 8 3 , 3 . - Abdruck: Qm. II, 45 - 4 7 . - Vgl. Q m . II, 3. 32. - K. Goedeke, Grundriß I 2 , S. 96, Nr. 8. - Martin I, S. XXV. [F 30; Salzburg, Museum Carolino Augusteum, Hs. 2479; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 118.] 50. [G*]. Kolmar, Stadtbibliothek. 2 halbe Blätter. 4°. Perg.; 2 Sp. zu 68 Z.; schöne Schrift. XIII. Jh. Inhalt: 4 7 8 , 1 1 - 4 8 2 , 2 8 ; 4 9 2 , 1 - 4 9 6 , 1 5 . - Abdruck: Germ. 30, S. 8 4 - 8 8 (Κ. A. Barack); vgl. Martin I, S. XXV. [F 31; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 119; Rolle 2001, S. 1 0 4 - 1 0 7 . ] 51. [G r ]. Zürich, Zentralbibliothek. 1 Doppelblatt (das äußerste Blatt eines Quatern). 2 Sp. zu 4 6 - 4 7 Ζ.; XIII. Jh.; elsäss.; Abdruck: Germ. 30, 3 1 7 - 3 2 3 (J. Baechtold), Beschreibung: ebda. 29, S. 71 f. Inhalt: 10, 8 - 2 8 , 24. - Vgl. Martin I,

[Handschriftenverzeichnis der siebenten Ausgabe]

XLIX

S. XXV. — Nach E. Caflisch-Einichers Untersuchungen gehört dieses Doppelblatt zusammen mit den nach Martins Vorgang in der letzten Ausgabe mit Gy bezeichneten Blättern und mit dem dreispaltigen Tristanfragment z1 zur selben Hs., in der auf den Tristan der Parzival folgte. — Das früher unter Gy angeführte Bruchstück 40 umfaßt ein Doppelblatt (das erste und letzte Blatt eines Quatern) und enthält: 1 , 1 - 1 0 , 7 und 2 8 , 2 5 - 3 7 , 3 0 . Kollation: Zfda. 7, 1 6 9 - 1 7 4 (M. Haupt). - Vgl. J. Diemer, Sitz.-Ber. d. Akad. d. Wiss. zu Wien, Phil.-hist. Cl., Bd. 7, S. 293; K. Marold, Gottfried von Straßburg, S. LIV und LXII; K. Goedeke, Deutsche Dichtung, S. 738, Nr. 20. - Martin I, S. XXVI; F. Ranke, Die Überlieferung von Gottfrieds Tristan II (Zfda. 55, S. 3 8 6 - 3 9 4 . 405. 422); Caflisch-Einicher, Beitr. 57, S. 2 8 8 - 2 9 1 . [F 32; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 119 f.] 52. [G5]. Berlin, Staatsbibliothek, Ms. germ. fol. 1394 (früher im Fürstl. Sayn-Wittgensteinschen Archiv). 1 Doppelblatt; Perg.; 32 X 24 cm; 2 Sp. zu 59 Z.; die ungeraden Verse herausgerückt, die Anfangsbuchstaben rot gestrichelt, rot-blaue Initialen, westmd.; Ende des XIII. Jhs. Inhalt: 66, 2 - 7 5 , 19 und 107, 1 9 - 1 1 5 , 11 (es fehlen 73, 1 2 - 7 5 , 3 ; 1 1 3 , 2 . 3 ) . - Abdruck: Zfda. 28, S. 2 4 1 - 2 4 6 (G. Frh. Schenk zu Schweinsburg); Nachkollation von H.-F. Rosenfeld, Degering-Festschrift, S. 101; Martin I, S. XXV; Kittelmann, S. 3 3 - 4 3 . [F 33; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 121.] 53. [G f ]. München, Univ.-Bibl., cod. ms. 154. 8°. Dasselbe Bruchstück, das auch Teile des Wolframschen Titurel (M) überliefert. Sieben Pergamentstreifen eines Blattes. 2 Sp. zu urspr. 36 Z.; bair.; XIII. Jh. Inhalt: der erste Vers (Vnd daz vor mir niht weit verdagen) in keiner Hs. belegt (608, 4?). 608, 1 4 - 1 8 ; 609, 1 9 - 2 5 ; 609, 3 0 - 6 1 0 , 1 ; 610,13; 610, 2 0 - 6 1 1 , 4; 611, 6 - 8 ; 611, 2 7 - 6 1 2 , 4; 612, 5 - 1 0 ; 612, 1 3 - 1 5 ; 612,30; 6 1 3 , 4 - 1 7 ; 6 1 3 , 2 0 - 2 2 . Die Verse 611, 1 - 6 von anderer Hand. - Abdruck: Zfda. 37, S. 280 f. (W. Golther); vgl. Martin I, S. XXVI. [F 34; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 121 f.] 54. [G"]. Wolfenbüttel, aus Ehlers Nachlaß, unbekannter Herkunft. 1 Bl. mit der Paginierung XXVII. 2 Sp. zu urspr. 36 (jetzt 28) Z; urspr. Größe des beschriebenen Raumes 24,7 X 17 cm. Die ersten Buchstaben jedes Verspaares herausgerückt und durch Vertikallinien eingeschlossen. XIII. Jh.; bair.; Inhalt: 128, 17—129, 14; 129, 2 3 - 1 3 0 , 20; 130, 2 8 - 1 3 1 , 26; 132, 5 - 1 3 3 , 1; Abdruck von P. Zimmermann in K. Vollmöllers Roman. Forschungen 5 (1890), S. 2 6 9 - 2 7 4 . - Vgl. Martin I, S. XXVI. [F 35; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 122; Rolle 2001, S. 1 0 8 - 1 1 2 . ] 55. [G"]. Stuttgart, Landesbibliothek, cod. poet, et phil. Q 89. Von Karl Löffler 1919 nach den Grundsätzen der Preuß. Akademie d. Wiss. aufgenommen. 2 Doppelblätter, vom ersten Blatt die linke Spalte fast völlig, die rechte Spalte zu etwa zwei Dritteln abgerissen. Inhalt: 463, 20; 464, 1 7 - 3 0 ; 465, 2 3 - 4 6 6 , 10; 467, 1 9 478, 10. Abdruck: K. Roth, Dichtungen des deutschen Mittelalters. Stadtamhof 1845, S. X X X f., XXXIV, XXXVIII; - vgl. Qm. II, 3. 38; Martin I, S. XXVI. [Nr. 55 gehört mit Nr. 36 (siehe dort) und Nr. 47 zu F 18.] 56. [Gw]41. München, cod. Mon. sim. 195, aus dem Stadtarchiv Wasserburg, von Stadtarchivar K. Brunhuber 1929 in Büß- und Almosenbüchern des 16. Jhs. ge40 41

Mit Gy bezeichne ich nunmehr das Brst. Nr. 58 (aus Nürnberg). Früher für die Aspersdorfer Bruchstücke von G^ gebraucht.

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I. Vorreden

funden, in denen sie zur Versteifung der Einbände eingeklebt waren. 6 Pergamentstreifen zu urspr. 38—40 Versen. Rote und blaue Initialen, am Anfang der Spalten meist schwarze Initialen. Anfangsbuchstaben der Verse rot gestrichelt, aber nicht herausgerückt. Inhalt: 1. Streifen, l r a : 1 3 , 3 0 - 1 4 , 1 1 ; l r b : 1 5 , 7 - 2 0 ; l v a : 16, 16-28; l v b : 17, 2 5 - 1 8 , 6; 2 ra : 19, 3 - 1 4 ; 2 rb : 20, 11-22; 2 va : 21, 1 9 - 3 0 ; 2 vb : 22, 2 7 - 2 3 , 8. - 2. Streifen: l r a : 95, 3 0 - 9 6 , 6; l r b : 97, 8 - 1 4 ; l v a : 98, 1 6 - 2 2 ; l v b : 9 9 , 2 4 - 3 0 ; 2": 1 0 1 , 3 - 8 ; 2 rb : 102, 1 1 - 1 6 ; 2 va : 103, 19-24; 2 vb : 1 0 4 , 2 7 105, 2. — Der 3. und der 4. Streifen gehören zu demselben Doppelblatt; aus ihm ist in der Mitte ein Streifen herausgeschnitten. — 3. Streifen: l r a : 120, 9—17; l r b : 121, 17-25; l v a : 1 2 2 , 2 5 - 1 2 3 , 3 ; l v b : 1 2 4 , 3 - 1 1 ; 2 ra : 1 5 5 , 2 5 - 1 5 6 , 3 ; 2 rb : 157, 3 - 1 1 ; 2 va : 158,11-19; 2 vb : 1 5 9 , 2 1 - 2 9 . - 4. Streifen: l r a : 1 2 1 , 1 2 - 1 6 ; l r b : 122,20-24; l v a : 1 2 3 , 2 8 - 1 2 4 , 2 ; l v b : 1 2 5 , 6 - 1 0 ; 2 ra : 1 5 6 , 2 7 - 1 5 7 , 2 ; 2 rb : 158, 5 - 1 0 ; 2 va : 159, 15-20; 2 vb : 160, 2 3 - 2 8 . - Auch der 5. und 6. Streifen gehören zu einem Doppelblatt, aus dem in der Mitte ein Querstreifen herausgeschnitten ist. - 5. Streifen: l r a : 2 4 7 , 1 1 - 2 2 ; l r b : 2 4 8 , 1 9 - 3 0 ; l v a : 2 4 9 , 2 7 250, 8; l v b : 251, 5 - 1 6 ; 2 ra : 272, 2 3 - 2 7 3 , 4; 2 rb : 274, 1 - 1 2 ; 2 va : 275, 9 - 2 0 ; 2 vb : 2 7 6 , 1 7 - 2 8 . - 6. Streifen: l r a : 2 4 7 , 2 7 - 2 4 8 , 1 1 ; l r b : 2 4 9 , 5 - 2 0 ; l v a : 250, 13-28; l v b : 251, 2 1 - 2 5 2 , 5; 2 " : 273, 9 - 2 3 ; 2 rb : 274, 18-275, 1; 2 va : 275, 2 6 276, 9; 2 vb : 277, 3 - 1 7 . - Einteilung in Quaternen. Bair.; 2. Hälfte des XIII. Jhs. Gehört zu der Gruppe Gc Gk. K. Brunhuber, Der Wasserburger Parsifal und Willehalm-Fragmente (Wasserburger Anzeiger, 91. Jg., Nr. 289, 13. Dez. 1929, S. 4); Gartenhof, Ein Wolfram-von-Eschenbach-Fund in dem Stadtarchiv zu Wasserburg (Frank. Monatshefte 9, S. 19 f.). Beschreibung und Abdruck: Zfda. 68, 169— 179 (E. Hartl). [F 36; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 123f.; Rolle 2001, S. 113-117.] 57. [G*]. Göttingen, Seminar für Deutsche Philologie I, 2. 1 Doppelblatt (beschnitten). Schriftspiegel 28 X 25 cm. 2 Sp. zu 41 Ζ.; XIII. Jh.; bair. Nach 54, 26 Überschrift: Aventiw' wie Gahmuret vö Belakarie scbiet. Inhalt: 54, 23—65, 18. — Vgl. Martin I, S. XXVI. [F 37; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 124.] 58. [Gy]42. Nürnberg, German. Museum, Nr. 120937. 1 Doppelblatt, die linke Hälfte des ersten Blattes abgeschnitten. 3 Sp. zu 41 Ζ.; XIV. Jh. Inhalt: l r a : 361, 2 2 - 3 6 3 , 2; l r b : 363, 3 - 3 6 4 , 12 (Versschlüsse zum Teil weggeschnitten, ebenso ganz die Spalten l r c und l v a : es fehlen also 83 Verse = 2 X 41 plus 1 Vers); l v b : 3 6 7 , 6 - 3 6 8 , 1 6 (Anfänge weggeschnitten); l v c : 3 6 8 , 1 7 - 3 6 9 , 2 7 ; das folgende Blatt ist unversehrt erhalten und überliefert die Verse 369, 28—378, 3. Das bisher unbekannte Bruchstück ist mir durch die Güte der Nürnberger Museumsverwaltung zugänglich gemacht worden. Stimmt zu *G, sondert sich aber deutlich ab von *W. [F 38; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 125.] 59. [G*]. Nürnberg, German. Museum (aus der Sammlung des Frhrn. v. Hardenberg). Die beiden inneren Doppelblätter eines Quaterns und das äußere. Perg.; 2 Sp. zu 40 Z.; die erste Zeile jedes Reimpaars beginnt mit einem rotgestrichelten Kapitalbuchstaben. Rote und blaue Initialen. XIII./XIV. Jh.; alem.-elsäss.; Inhalt: 3 1 4 , 5 - 3 1 8 , 4 ; 3 1 8 , 9 - 3 1 9 , 1 8 ; 3 1 9 , 2 4 - 3 2 0 , 2 3 ; 321,4-322,8; 3 2 2 , 1 4 - 3 2 3 ,

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G* früher Bezeichnung für den ersten Teil von G' (siehe Nr. 51).

[Handschriftenverzeichnis der siebenten Ausgabe]

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20; 3 2 3 , 2 6 - 3 2 4 , 3 0 ; 3 3 0 , 1 3 - 3 3 1 , 2 2 ; 3 3 1 , 2 3 - 3 4 3 , 2 ; 3 4 8 , 1 9 - 3 4 9 , 2 2 ; 349, 2 9 - 3 5 1 , 2; 351, 9 - 3 5 2 , 1 2 ; 352, 1 9 - 3 5 9 , 2 ( 3 3 6 , 1 - 3 3 7 , 30 fehlen wie in GGk Gm Ga G"). Mit 319, 25 setzt eine zweite, doch ähnliche Hand ein, und an dieser Stelle liegt ein Bruch der Überlieferung vor: vorher stimmt Gz zu Ga GT Gx, darnach zu G". Abdruck: Zfdph. 9, 3 9 5 - 4 1 0 (J. Zacher). [Nr. 59 gehört mit Nr. 73 zu F 39; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 1 2 5 - 1 2 7 ; Rolle 2001, S. 1 1 8 - 1 2 3 . ] 60. [G°]. Schwaz, Berlin, München. Perg. 30 X 25 cm. 2 Sp. zu 42 Z. Der Anfangsbuchstabe der ersten Zeile jedes Verspaars herausgerückt und durch senkrechte Linien begrenzt. Initialen abwechselnd blau und rot. Bair.-österr.; Anfang des XIV. Jhs. Zahlreiche Rasuren eines Schreibers des XIV. Jhs., der die älteren Sprachformen in jüngere verwandelte. 1. Franziskanerkloster Schwaz. a) 1 Doppelblatt. l r a : 1 7 7 , 1 1 - 2 2 ; l r b : 1 7 7 , 2 3 - 1 8 0 , 1 ; l v a : 1 8 0 , 2 - 1 8 1 , 1 2 ; l v b : 1 8 1 , 1 3 - 1 8 2 , 2 4 ; 2 r a : 2 1 6 , 1 3 - 2 1 7 , 2 4 ; 2 r b : 2 1 7 , 2 5 - 2 1 9 , 6 (Versenden weggeschnitten); 2 v a : 219, 7—220, 18 (Versanfänge weggeschnitten); 2 v b : 220, 1 9 - 2 2 1 , 30; Abdruck: Zfda. 26, S. 1 5 7 - 1 6 4 (G. Bickel). b) 1 Bl. 523, 5 - 5 2 8 , 22. Abdruck: Zfda. 28, S. 1 2 9 - 1 3 2 (G. Bickel). c) Zwei verschiedene Blätter, von denen die linken Spalten weggeschnitten sind. Inhalt: l r b : 485, 1 4 - 4 8 6 , 25; l v a : 486, 2 6 - 4 8 8 , 7 ; 2 r b : 636, 4 637,15; 2 v a : 6 3 7 , 1 6 - 6 3 8 , 2 9 . Abdruck: Zfda. 31, S. 2 8 7 - 2 9 1 (M. Straganz). — Martins Vermutung (I, S. XXVI), daß Ga mit den von ihm als G^ bezeichneten Berliner und Münchner Blättern ursprünglich zur selben Hs. gehörten, hat sich durch die Untersuchungen von F. Kittelmann (a. a. O., S. 5—33) und A. Hofstätter bestätigt. 2. Berlin, Staatsbibliothek, Ms. germ. fol. 923,37. „Pfeiffersche Bruchstücke". 10 Bll. die Bll. 1 und 2, 3 und 6, 4 und 5, 9 und 10 bilden zusammen je ein Doppelblatt. Inhalt: l r a : 2 3 3 , 5 - 2 3 4 , 1 6 ; l v b : 2 3 7 , 1 1 - 2 3 8 , 2 2 ; 2. Bl.: 2 4 9 , 2 5 - 2 5 5 , 1 2 ; 3. BL: 3 1 6 , 2 5 - 3 2 2 , 1 6 ; 4. Bl.: 3 2 2 , 2 3 - 3 2 3 , 2 8 ; 3 2 4 , 5 325, 10; 325, 1 7 - 3 2 6 , 22; 326, 2 9 - 3 2 8 , 4; 5. Bl.: 339, 1 2 - 3 4 0 , 1 8 ; 343, 1 9 346, 6; 6. Bl.: 349, 1 - 3 5 0 , 12; 7. Bl.: 539, 2 7 - 5 4 5 , 14; 8. Bl.: 556, 1 7 - 5 6 2 , 5; 9. Bl.: 6 3 4 , 2 2 - 6 3 6 , 3 ; 6 3 8 , 3 0 - 6 4 0 , 1 1 ; 10. Bl.: 6 5 1 , 1 6 - 6 5 7 , 7 . Abdruck: Q m . II, 51—58. 60—66 (ungenau, an vielen Stellen zu verbessern); vgl. K. Goedeke, Grundriß I 2 , S. 96, Nr. 10 und S. 97. 3. München. Cod. Germ. 194/11 (früher: Fragm. Mss. e 20). 2 Doppelblätter. Inhalt: 1. Doppelblatt: l r a : 4 8 9 , 2 0 - 4 9 1 , 1; l r b : 4 9 1 , 2 - 4 9 2 , 13; l v a : 492, 1 4 4 9 3 , 2 5 ; l v b : 4 9 3 , 2 6 - 4 9 5 , 7 ; 2 r a : 5 2 8 , 2 3 - 5 3 0 , 4 ; (von der Sp. 2 r b ( 5 3 0 , 5 531, 16) nur die Versanfänge, 1 — 3 Buchstaben erhalten); 2 v a weggeschnitten; 2 v b : 532, 2 9 - 5 3 4 , 10; 2. Doppelblatt: l r a : 506, 1 4 - 5 0 7 , 25; l r b : 507, 2 6 509, 7; l v a : 509, 8 - 5 1 0 , 19; l v b : 510, 2 0 - 5 1 2 , 1; 2 r a : 512, 2 - 5 1 3 , 13; von der Sp. 2 r b (513, 1 4 - 5 1 4 , 25) nur die Versanfänge ( 1 - 4 Buchstaben) erhalten. 2 v a : 514, 2 6 - 5 1 6 , 7 (nur die Versschlüsse erhalten); 2 v b : 516, 8 - 5 1 7 , 9. - Kollation: Q m . II, S. 59 f.; vgl. Petzet, S. 351; Martin I, S. XXVII. 4. Kloster Maria-Lankowitz (Steiermark). 2 Perg.-Bll. Inhalt: l r a : 2 8 3 , 3 284, 14; l r b : 284, 1 5 - 2 8 5 , 26; l v a : 285, 2 7 - 2 8 7 , 8; l v b : 287, 9 - 2 8 8 , 20; 2 r a : 2 8 8 , 2 7 - 2 9 0 , 4 ; 2 r b : 2 9 0 , 1 1 - 2 9 1 , 1 8 ; 2 v a : 2 9 1 , 2 5 - 292,30; 2 v b : 2 9 3 , 7 294, 12. — Beschreibung, Untersuchung und Abdruck: Die Parzivalfragmente Ga und G^ und ein neuentdecktes Lankowitzer Fragment. Anz. d. Österr. Akad. d. Wiss., phil.-hist. Kl., Jg. 1951, Nr. 6 (Anna Hofstätter).

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I. Vorreden

[F 40; Hard Nr. 60,4: Graz, Zentralbibliothek der Wiener Franziskanerprovinz, ohne Signatur; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 1 2 7 - 1 2 9 ; Rolle 2001, S. 124-128.] [G^]43. Freiburg. Im Besitz des Herrn Ernst Fischer. 2 Pergamentstreifen (20,5 X 4 cm) eines Blattes; 2 Sp. zu 31 Z. Rot-blaue Initiale; um 1250. Inhalt: 381, 15— 382, 15 (Anfänge zum Teil, auch Schlüsse verloren, manches unleserlich); von 382, 1 7 - 3 8 3 , 16 nur Reste von Versenden erhalten; 383, 1 8 - 3 8 4 , 17 (nur Anfänge erhalten); 384, 18—385, 16 (nur Schlüsse erhalten. Beschreibung und Abdruck von O. Basler (Festschr. f. Eugen Mogk. Halle 1924, S. 146—149). [F 41; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 129 f.] [Gl- München, cod. Germ. 5249/3b. Aus demselben Schönauer Cod. wie Gh. 1 Doppelblatt. 2 Sp. zu 42 Z. Rote Initialen; zierliche Schrift. XIII. Jh. Das erste Blatt und die untere Hälfte der Spalte 2 rb fast abgerieben. Inhalt: 2 ra : 468, 25 — 470,6; 2 rb : nur lesbar 4 7 0 , 7 - 2 6 ; 2 va : 471, 1 9 - 4 7 3 , 1; 2 vb : 4 7 3 , 2 - 4 7 4 , 9 ; für die folgenden 4 Verse ist auf den gezogenen Linien der Raum frei gelassen. — Vgl. K. F. Böhmer in Mones Anz. VI (1837), Sp. 50, auch Bd. V, Sp. 392; K. Roth, Kl. Beitr. 2, S. 85. 199 f.; Zs. f. Gesch. des Oberrheins, N. F. 16, 451; J. Diemer, Sitz.-Ber. d. Akad. d. Wiss. zu Wien 7, S. 293. — K. Goedeke, Deutsche Dichtung, S. 738, Nr. 19; Ders., Grundr. I 2 , S. 97. - Martin I, S. XXVII. [F 42; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 130; Rolle 2001, S. 129-133.] Ge. Göttingen. Univ.-Bibl., cod. philol. 184/11, aus Spangenbergs Besitz. Stücke zweier Pergamentblätter. 2 Sp. zu 42 Z.; rote Initialen; XIV. Jh. Inhalt: 753, 24— 7 5 5 , 6 (nur Versschlüsse, 1 - 7 Buchstaben); 7 5 5 , 7 - 7 5 6 , 1 8 ; 7 5 6 , 2 0 - 7 5 7 , 3 0 ; 758, 1 - 7 5 9 , 12 (nur Versanfänge, 2 - 7 Buchstaben); 818, 1 3 - 8 1 9 , 6 ; 8 1 9 , 2 5 820, 18. Lachmann (S. XVI) meinte irrtümlich, diese Stücke gehörten mit den andern Spangenbergischen Blättern (= g) derselben Handschrift an. — Vgl. Qm. II, 3. 21; Martin I, S. XIX f., XXVIII. [F 43; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 131.] [G ££ ]. Tübingen. Wilhelmsstift Gb 676. Perg. Innerstes Doppelblatt einer Lage. 23,5 X 15,5 cm. 2 Sp. zu 40 Z. In den linken Spalten sind die Anfangsbuchstaben der Verse durch senkrechte Linien eingeschlossen. Rote Initialen. Ostfränk.-thüring. Inhalt: 57, 5 - 6 7 , 24. - Abdruck: Zfda. 49, 1 2 3 - 1 3 5 (K. Bohnenberger und J. Benz). - Vgl. Martin II, S. II. [F 44; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 131 f.] G^. Arnsberg, Archiv. Perg.; 2 Sp. zu 34 Z.; die Anfangsbuchstaben der ersten Zeilen jedes Reimpaars herausgerückt und rot gestrichelt; XIV. Jh.; md.; Inhalt: 7 2 0 , 1 1 - 7 2 4 , 2 6 ; 7 6 1 , 7 - 7 6 5 , 2 2 . Abdruck: Graff, Diutiska 1 , 2 3 - 3 1 . - Vgl. oben S. XVI; Qm. II, 3. 22; Martin I, S. XXVIII. [F 45; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 132; Rolle 2001, S. 134-138.] [G^]. London. Aus einem Sammelband der um 1902 in London versteigerten Barroishandschriften. 4°., Sp. zu etwa 39—40 Ζ.; XIV. Jh. (nach einer Mitteilung von R. Priebsch an Martin). Inhalt: 768, 2 2 - 7 7 3 , 29. - Vgl. Martin II, S. II. [F 46; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 133.] Gn. Berlin, Staatsbibliothek, Ms. germ. fol. 734,5. 2 Doppelblätter aus Ansbach. Perg.; 4°.; 2 Sp. zu 3 0 - 3 1 Ζ.; XIV. Jh. Inhalt: 160, 5 - 1 6 4 , 6; 1 7 2 , 7 - 1 8 0 , 8 ;

In der 6. Wolfram-Ausgabe Bezeichnung für die Berliner und Münchner Bruchstücke von Ga.

[Handschriftenverzeichnis der siebenten Ausgabe]

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188, 1 3 - 1 8 9 , 11; 191, 1 4 - 1 9 2 , 12. - Vgl. oben S. XVI; Qm. II, 3. 23; Th. Preger, Mitteilungen aus der Ansbacher Schloßbibliothek. Zwei Spuren einer Parzivalhandschrift (54. Jahresbericht d. Hist. Ver. f. Mittelfranken. 1907. S. 124 f.; ebda. 2. Jahresbericht. 1832, S. 5); Kollation: H.-F. Rosenfeld, Degering-Festschrift, S. 105 f. - Vgl. Martin I, S. XXVIII. [F 47; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 133 f.; Rolle 2001, S. 1 3 9 - 1 4 4 . ] [G 6 ]. Bruchstücke aus Nürnberg, München, Berlin. Perg.; 1 Sp. zu 30 Z.; 20—25, 5 X 17—18 cm; rote Initialen; Anfangsbuchstaben durch eine rote, senkrechte Linie durchstrichen; bair.; 2. Hälfte des XIV. Jhs. 1. Nürnberg. German. Museum. Nr. 17439. Ein Blatt und ein Doppelblatt. Inhalt: 639, 5 - 6 4 1 , 4; 6 5 1 , 5 - 6 5 3 , 4; 657, 5 - 6 5 9 , 4. Kollation: Germ. 16, S. 171 (K. Bartsch). - Vgl. K. Goedeke, Grundriß I 2 , S. 17; Martin I, S. XXVIII. 2. München, cod. germ. S249/3e, aus einem Litterale (St. Paul in Regensburg Nr. 188) vom Allg. Reichsarchiv an die Münchner Staatsbibliothek, 24. April 1906. 1. Ein Streifen: recto: 9 0 , 7 - 1 5 ; verso: 9 1 , 7 - 1 5 ; 2. Ein Blatt: recto: 1 0 0 , 7 - 1 0 1 , 6 ; verso: 1 0 1 , 7 - 1 0 2 , 6 ; 3. Erstes Doppelblatt: l r : 7 4 5 , 1 3 746, 12; l v : 746, 1 3 - 7 4 7 , 12; 2 r : 755, 1 3 - 7 5 6 , 12; 2V: 756, 1 3 - 7 5 7 , 12; 4. Zweites Doppelblatt: l r : 797, 5 - 7 9 8 , 4; l v : 798, 5 - 7 9 9 , 4; 2 r : 803, 9 - 8 0 4 , 8; 2V: 804, 9—805, 8. Die Zusammengehörigkeit der Nürnberger und Münchner Stücke hat, wie ich glaube, E. Petzet zuerst erkannt. Kollation: Zfdph. 54, S. 1 7 9 - 1 8 1 (H.-F. Rosenfeld). 3. Berlin, Staatsbibliothek, Ms. Germ. fol. 923,41. Aus F. H. v. d. Hagens Besitz. Von Martin (I, S. X X I X ) mit Gp bezeichnet. 1 Doppelblatt. Inhalt: 759, 1 3 7 6 1 , 1 2 ; 7 7 5 , 1 - 7 7 6 , 3 0 . - Vgl. oben S. XVI; Qm. II, 3 . 2 4 ; Scheel, S. 67, Nr. 41; Facs. bei H. Degering, Die Schrift. Atlas der Schriftformen des Abendlandes vom Altertum bis zum Ausgang des 18. Jhs. Berlin 1929, S. 92. Die Zugehörigkeit der Berliner Blätter zu Ge hat Rosenfeld zuerst erkannt (Degering-Festschr., S. 108). [F 48; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 134 f.; Rolle 2001, S. 1 4 5 - 1 4 9 . ] [G1]. Berlin, Staatsbibliothek, Ms. Germ. fol. 923,38. Das sog. 2. Pfeiffersche Bruchstück; aus Salzburg; Perg.; 1 Doppelblatt; 2 Sp. zu 42 Ζ.; XIV. Jh., zweite Hälfte; bair. Inhalt: l r a : 4 7 3 , 1 9 - 4 7 4 , 2 1 ; l r b : 4 7 4 , 3 0 - 4 7 6 , 2 ; l v a : 4 7 6 , 1 1 4 7 7 , 1 3 ; l v b : 4 7 7 , 2 2 - 4 7 8 , 2 4 ; 2 " : 4 9 0 , 1 - 4 9 1 , 4 ; 2 rb : 4 9 1 , 1 3 - 4 9 2 , 1 5 ; 2 va : 4 9 2 , 2 4 - 4 9 3 , 2 6 ; 2 vb : 4 9 4 , 5 - 4 9 5 , 7 . - Abdruck: Qm. II, S. 6 6 - 6 8 (vgl. auch II, 3. 35. 66); K. Goedeke, Deutsche Dichtung, S. 738, Nr. 23; Nachkollation von W. Scheel, S. 64 f.; Nr. 38; Martin I, S. XXVIII. [F 49; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 135 f.; Rolle 2001, S. 1 5 0 - 1 5 7 . ] G \ München. Cod. germ. 194/IV (Fragm.e23j. Fol.; 1 Bl.; 2 Sp. zu 48 Z.; Anfangsbuchstaben der ersten Zeile jedes Reimpaars herausgerückt; rote Initialen; Rasuren und Verbesserungen. Inhalt: 741, 9—747, 20. — Vgl. oben S. XVI; Martin I, S. XXVIII; Petzet, S. 353. [Nr. 70 gehört mit Nr. 15 zu F 50; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 136.] [G"]. Berlin, Staatsbibliothek, Ms. germ. fol. 734,6. Aus Hoffmanns Besitz. 2 Blätter; 2 Sp. zu 44 Z.; nd.; Inhalt: 601, 1 9 - 6 0 7 , 14; 631, 1 - 6 3 6 , 26. - Vgl. Martin I, S. XXVIII: Kollation: H.-F. Rosenfeld, Degering-Festschr., S. 106 f. [Nr. 71 gehört mit Nr. 76 zu F 51; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 137; Rolle 2001, S. 1 5 8 - 1 6 3 . ]

LIV

I. Vorreden

72. [C=]. Berlin, Staatsbibliothek, Ms. germ. fol. 734,3. Zwei Streifen eines Doppelblattes; 2 Sp. zu 42 Ζ.; XIV. Jh. Inhalt: 678, 1 5 - 2 9 ; 679, 1 6 - 6 8 0 , 11; 681, 1 - 2 5 ; 6 8 2 , 1 5 - 6 8 3 , 9 ; 6 8 3 , 2 8 - 6 8 4 , 2 3 ; 6 8 5 , 1 2 - 6 8 6 , 8 ; 686,26; 687,22; 6 8 8 , 2 4 690, 4. (680, 6 ganz, und V. 7 und 8 ζ. T., 681, 19—22 ganz weggeschnitten: von 685, 23—686, 8 immer die ersten 9, von 686, 26—687, 6 immer nur die ersten 4, von 687,7—22 immer nur die letzten Buchstaben erhalten). — Vgl. Martini, S. X X I X ; Kollation von H.-F. Rosenfeld, Degering-Festschr., S. 108. [F 52; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 138; Rolle 2001, S. 1 6 4 - 1 6 9 . ] 73. [G"]. Darmstadt. Nr. 3252. Perg.; 28,5 X 20,5 cm; 8 Bll.; 2 Sp. zu 40 Z.; Anfangsbuchstaben je der zweiten Reimzeile gewöhnlich rot durchstrichen; rote und blaue Initialen; XIV. Jh.; md.; Inhalt: 498, 3 - 4 9 9 , 8; 499, 1 5 - 5 0 0 , 18; 500, 2 5 501,28; 5 0 2 , 5 - 5 0 8 , 1 8 ; 5 5 1 , 2 1 - 5 5 6 , 3 0 ; 5 5 7 , 6 - 5 5 8 , 1 0 ; 5 5 8 , 1 7 - 5 5 9 , 2 0 ; 559, 27—560, 30 (die ersten Buchstaben nicht erhalten, von den ersten 6 Versen nur die Schlüsse erhalten); 561,7—563,20; 563,21—564,30 (von den ersten 6 Versen die Schlüsse verloren); 565, 1—566, 10 (von den ersten 6 Versen nur die Schlüsse erhalten; ferner fehlen von dieser Spalte die Versanfänge); 566, 11 — 567, 20; 567, 2 6 - 5 6 8 , 26 (von 567, 7 - 5 6 8 , 26 durch einen Riß die Mitte der Verse verloren); 569, 6—570, 10 (von den ersten 8 Versen die Enden abgerissen, von 569, 22—570, 9 die Versmitte, von 570, 10 auch der Anfang verloren); 570, 16—571, 20 (von den ersten 8 Versen die Anfänge weggeschnitten, von der ganzen Spalte der Anfang, und von 570, 29 durch einen Riß die Mitte verloren); 571,26—572,28 (von 572,7—28 durch einen Riß die Mitte und z.T. auch die Enden verloren); 6 1 5 , 2 7 - 6 1 7 , 2 ; 6 1 7 , 8 - 6 1 8 , 1 2 ; 6 1 8 , 1 7 - 6 1 9 , 2 2 ; 6 1 9 , 2 7 626, 12. Gehört eng zur Gruppe *W. - Vgl. Germ. 32, 350 (F. W. E. Roth); Martin I, S. X X I X ; Kollation von F. Kittelmann, S. 8 0 - 8 5 . [Nr. 73 gehört mit Nr. 59 (siehe dort) zu F 39.] 74. [G p ]. Prag. Univ.-Bibl. Bruchstück 3. Ein Pergamentblatt, 21 X ca. 15 cm, unten und links beschnitten; 2 Sp. zu 34 Z.; Anfangsbuchstaben der ersten Reimzeilen herausgerückt; rote und blaue Initialen; Ende des XIII. Jhs.; österr.; gehört zu *WGTGX. Inhalt: 769, 1 7 - 7 7 4 , 2. Beschreibung und Abdruck bei Alois Bernt, Altdeutsche Findlinge aus Böhmen. Brünn 1943, S. 43 —47. — Vgl. W. Dolch, Katalog der deutschen Handschriften der öffentlichen und Univ.-Bibl., Prag 1909, Nr. 166. [F 53; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 138 f.] 75. [Gv/]. Freiburg i. Br. MS 362. Rest eines Doppelblattes. Verse nicht abgesetzt. Inhalt: 2 2 7 , 2 3 - 2 2 8 , 6 ; 2 2 8 , 9 - 1 1 ; 2 2 9 , 4 - 1 9 ; 2 2 9 , 2 1 . 2 2 ; 2 4 2 , 2 8 - 2 4 3 , 2 1 . Abdruck: Münchner Museum für Philologie des Mittelalters und der Renaissance 1, 367 f. (F. Wilhelm); vgl. F. Wilhelm, Die Geschichte der handschriftlichen Überlieferung von Strickers Karl dem Großen. Amberg 1904, § 44. [F 54; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 139.] 76. [G0*]. Dorsten i. W., Franziskanerkloster. 2 Doppelblätter; Perg.; etwas beschnitten; jetzige Größe 20 X 16 cm, 2 Sp. zu 40 Z.; Anfangsbuchstaben je der zweiten Verszeile rot gestrichelt; rote und blaue Initialen; alem.; um 1300; md.; das 2. Doppelblatt von anderer Hand. Inhalt: 232, 2 5 - 2 8 ; 233, 1 - 2 3 8 , 6 ; 249, 1 9 252, 7; 252, 9 - 2 5 3 , 17; 253, 1 9 - 2 5 4 , 28; 607, 1 5 - 6 0 8 , 26; 608, 3 0 - 6 1 0 , 10; 6 1 0 , 1 3 - 6 1 1 , 2 4 ; 6 1 1 , 2 7 - 6 1 3 , 8 ; 6 2 5 , 5 - 6 2 6 , 16; 6 2 6 , 1 9 - 6 2 7 , 3 0 ; 6 2 8 , 3 629, 15; 629, 1 7 - 6 3 0 , 29. - Beschreibung und Abdruck: Zfda. 53, S. 3 5 9 - 3 6 8 (M. Schneiderwirth). [Nr. 76 gehört mit Nr. 71 (siehe dort) zu F 51.]

[Handschriftenverzeichnis der siebenten Ausgabe]

LV

77. [A]. Ed. Heyenreich, Über ein neu gefundenes Handschriftenbruchstück der Freiburger Gymnasialbibliothek und über das Gedicht von der Vrouwen turnei. Arch, f. Lit.-Gesch. 13, 1 4 5 - 1 7 5 . [Die Angabe ist ein Versehen; vgl. Bonath/Lomnitzer 1989, S. 148.] 78. [B]. Wien. Reste einer Prachthandschrift, Pergamentstreifen mit den Zeilenanfängen von 21, 1 - 2 2 , 28; XIII. Jh. Abdruck: Zfda. 69, S. 239 f. (H. Menhardt). [F 55; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 140.] 79. [C]. Linz, Staatsbibliothek, aus der Hs. 38 des Zisterzienserstiftes Wilhering bei Linz abgelöst. Reste von 2 Blättern; Perg.; urspr. wohl 30 X 20 cm; 2 Sp.; XIII. Jh. Inhalt: 7 3 , 1 5 - 2 5 ; 7 3 , 2 8 - 7 4 , 10; 7 4 , 2 0 - 2 3 ; 7 4 , 2 7 - 7 5 , 7 ; 7 6 , 2 - 5 ; 76,9-19; 76,24-77,4; 77,14-17; 77,21-78,1; 78,6-16; 78,26-29; 90,9-20; 90,24-91,4; 91,14-17; 94,15-26; 94,28-95,10; 95,20-23. Abdruck: Beitr. 64 (1940), S. 4 0 - 4 3 (K. Schiffmann). [F 56; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 140 f.] 80. [H]. Im Besitz von Gerhard Eis. 4 Perg.-Streifen; 2 Sp. zu urspr. 55—57 Z.; ehemaliger Schriftspiegel 19 X 12 cm; bair.; XIII. Jh., 2. Hälfte. - Inhalt: A ra : 502, 1 5 - 5 0 3 , 10; A rb : 504, 1 2 - 5 0 5 , 7 ; Ava: 506, 1 3 - 5 0 7 , 1 (mit Lücken); Avb: 508, 2 - 2 7 . - Abdruck: Studia Neophilologica, vol. 24. No. 3. 1952, S. 1 9 2 - 1 9 6 (G. Eis). [F 57; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 141 f.; Rolle 2001, S. 1 7 0 - 1 7 3 . ] 81. Archiv der Stadt Stuttgart. Herr Dr. Gregor Kurtz teilte mir vor längerer Zeit mit, daß im Stuttgarter Stadtarchiv 'ein außerordentlich schön geschriebenes Pergamentblatt' gefunden worden sei, das Parz. 757 ff. überliefere und um 1300 anzusetzen sei. Durch die Ungunst der Verhältnisse konnte ich das Bruchstück bisher noch nicht untersuchen, ebenso auch nicht Bruchstücke aus Freiburg, Gotha, Marburg und Nürnberg, auf die mich Herr Kollege H. Pyritz vom Handschriftenarchiv der deutschen Kommission der Preußischen Akademie der Wissenschaften aus aufmerksam gemacht hatte. — Wohl verloren sind die zwei Parzivalhandschriften, die sich im 15. Jh. im Besitz der Elisabeth Volkerstorf in Oberösterreich befanden, wie ihr auf dem Schlußblatt der Ambraser Handschrift der Weltchronik von Rudolf von Ems eigenhändig eingetragener Handschriftenkatalog besagt: „Nr. 24. Item daz puech Parcifal; Nr. 25. Item aber ain Parciffal" (Fr. Pfeiffer, Germ. 4, S. 189 Anm.) 44 . — Wo befinden sich die Wolframhandschriften, die H. G. Fritz, Disquisitio libro poetico Theuerdanck. Diss. 1737, 3. Aufl., erwähnt? Zuletzt sei noch auf die bei dem Abbruch des Hauses Johannesstraße 18 in Lübeck im Jahr 1929 entdeckten Wandmalereien (um 1350) hingewiesen, die W. Burmeister als Bilder zum Wolframschen Parzival erkannt hat, während E. Schröder als Quelle Chrestien oder einen seiner Fortsetzer annehmen möchte. Nach der Angabe von H. Oncken (Die ältesten Lehnsregister der Grafen von Oldenburg und Oldenburg-Bruchhausen. Oldenburg 1893) hat Graf Hoya (1434—1503) einen Perzevale und einen Titrel besessen. [...]* [Zu den Hinweisen Hartls: Das Stuttgarter Fragment ist vermutlich 1944 verbrannt; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 148. — Das Freiburger Fragment ist F 58; 44

Vgl. die W h . - H s . Nr. 2 6 (6. Ausgabe des Lachmannschen Wolfram). [Hartls seitenweise Zählung der Anmerkungen ist hier und im folgenden durch eine durchlaufende Zählung ersetzt. Bei den Rückverweisen auf die Handschriftenbeschreibungen L a c h m a n n s sind die Seitenzahlen dieser Studienausgabe eingesetzt.]

LVI

I. Vorreden

Bonath/Lomnitzer 1989, S. 142, und unten S. LVI. — Das Gothaer Fragment gehört zu F 28; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 116 f. — Das Marburger Fragment ist F 59; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 143, und unten S. LVI. — Das Nürnberger Fragment gehört zu F 18; Bonath/Lomnitzer 1989, S. 106 f. — Zu den angeführten — und weiteren — verlorenen Handschriften vgl. Becker 1977, S. 97 f. — Bei den „Wolframhandschriften", die nach Hartl H. G. Fritz [recte: Titz] erwähnt, handelt es sich nach Becker 1977, S. 98, um den Mentelin-Druck von 1477. Bei Hartl (1952) noch nicht aufgeführte Fragmente; Angaben nach Bonath/Lomnitzer 1989: Fragment 58 Freiburg, Universitätsbibliothek, Hs. 530. Pergament, 1. Hälfte 14. Jh., (süd)rheinfränkisch. Beschreibung: Eberhard Neilmann, Freiburger Bruchstücke zum Parzivalprolog. In: PBB (Tübingen) 88 (1967), S. 3 3 4 - 3 4 6 . Bonath/Lomnitzer 1989, S. 142. Fragment 59 Marburg, Hessisches Staatsarchiv, Bestand 147 Hr 1 Nr. 16. Das Fragment ist unauffindbar, seine ehemalige Existenz ist aber durch die vorhandene Archivbeschreibung von Maria Weirich (1937) gesichert. Beschreibung: Eberhard Nellmann, Neues zur Parzival-Überlieferung. In: ZfdPh 85 (1966), S. 3 2 1 - 3 4 5 , hier S. 344. Bonath/Lomnitzer 1989, S. 143; Rolle 2001, S. 174 f. Fragment 60 Ljubljana, National- und Universitätsbibliothek, Nr. 99/50. Pergament, Ende 13. Jh. bairisch-österreichisch. Beschreibung: Bonath/Lomnitzer 1989, S. 143 f. (nach Stanonik) Fragment 61 Heidelberg, Universitätsbiliothek, Heid. Hs. 3650. Pergament, 2. Hälfte 14. Jh., bairisch. Beschreibung: Eberhard Nellmann, Neues zur Parzival-Überlieferung. In: ZfdPh 85 (1966), S. 321—345. Eberhard Nellmann, Zur Provenienz der Heidelberger Parzivalfragmente. In: ZfdPh 86 (1967), S. 15 f. Bonath/Lomnitzer 1989, S. 144 f.; Rolle 2001, S. 1 7 6 - 1 8 3 . Fragment 62 Leeuwarden, Provinciale Bibliotheek van Friesland, Hs. 150 (Nr. 1). Pergament, 14. Jh., westmitteldeutsch (vielleicht nd. Schreiber nach obd. Vorlage). Beschreibung: Arend Quak, Unbeachtete Fragmente einer ,Parzival'-Handschrift. In: ABäG 6 (1974), S. 1 4 3 - 1 6 5 . Bonath/Lomnitzer 1989, S. 145; Rolle 2001, S. 1 8 4 - 1 8 7 .

LVII

[Handschriftenverzeichnis der siebenten Ausgabe]

Fragment 63 Wien, Institut für österreichische Geschichtsforschung, Fragment Nr. 6 5 . Pergament, 1. Hälfte 14. J h . , bairisch. Beschreibung: O s k a r Pausch, Ein Fragment von Wolframs ,Parzival' im Institut für österreichische Geschichtsforschung (Handschriftenfunde zur Literatur des Mittelalters 4 2 ) . In: Z f d A 106 (1977), S. 1 0 1 - 1 0 7 . Bonath/Lomnitzer 1 9 8 9 , S. 145 f.; Rolle 2 0 0 1 , S. 1 8 8 - 1 9 1 . Fragment 6 4 Mengeringhausen (Waldeck), Stadtarchiv, ohne Signatur. Pergament, 2. Hälfte 13. J h . , südwestdeutsch (mit md. Merkmalen). Beschreibung:

Bernd

Schirok,

Die

Mengeringhausener

,Parzival'-Fragmente

(Handschriftenfunde zur Literatur des Mittelalters 7 0 ) . In: Z f d A 110 ( 1 9 8 1 ) , S. 1 5 - 2 2 . Bonath/Lomnitzer 1 9 8 9 , S. 146. Fragment 65 Hannover, Niedersächsisches Hauptstaatsarchiv, Bestand H a n n . 75 Nr. 1 8 6 2 . Pergament, 1. Hälfte 13. J h . , oberdeutsch. Beschreibung: Klaus Naß, Ein frühes ,Parzival'-Fragment aus Hameln (Handschriftenfunde zur Literatur des Mittelalters 94). In: Z f d A 116 (1987), S. U S US. Bonath/Lomnitzer 1 9 8 9 , S. 147; Rolle 2 0 0 1 , S. 1 9 2 - 1 9 4 . Fragment 6 6 Augsburg, Universitätsbibliothek, aus Cod. Oettingen-Wallerstein III. 1. 4°

8.

Pergament, Mitte 13. J h . , oberdeutsch (ostalem.). Beschreibung: Bonath/Lomnitzer 1 9 8 9 , S. 1 4 7 f . ; Rolle 2 0 0 1 , S. 1 9 5 - 1 9 7 . Karin Schneider, Deutsche mittelalterliche Handschriften der Universitätsbibliothek Augsburg. Die Signaturengruppe Cod. 1.3 und Cod. III. 1. Wiesbaden 1 9 8 8 . ( = Die Handschriften der Universitätsbibliothek Augsburg. 2. Reihe, 1. Bd.), S. 2 6 4 . Fragment 67 Anholt, Fürstlich Salm-Salmsches Archiv, M e m b r a disiecta Nr. 3. Pergament, etwa 1 2 7 0 — 9 0 , südmitteldeutsch-ostfränkische Vorlage von einem (west)niederdeutschen Schreiber kopiert (Beckers). Hinweis schon bei Bonath/Lomnitzer 1 9 8 9 , S. 149; Beschreibung, Analyse und Abdruck:

Beckers 1 9 9 6 , S. 3 9 2 - 4 0 0 .

Z u m Falsifikat (Imitat) von Würzburg (und seiner möglichen Vorlage) vgl. Bonath/Lomnitzer 1 9 8 9 , S. 148f.]

[Fortsetzung der Vorrede zur sechsten Ausgabe]

Diese fülle von handschriften, von denen die meisten bis jetzt noch nicht durchgearbeitet sind, verspricht eine reiche ausbeute, wenn auch nach wie vor die Sankt Galler handschrift als eine der besten redaktionen gelten muß, so ist sie dennoch nicht fehlerfrei, und dort, wo sie verderbtes bietet, muß das gewicht der besten unter den übrigen handschriften entscheiden; und tatsächlich gibt es innerhalb der so gering geschätzten klasse G eine nicht kleine zahl von handschriften, deren textkritischer wert durchaus nicht hinter dem von D zurücksteht, selbst wenn, — was aber keineswegs der fall ist, — aus all diesen handschriften keine direkte besserung des textes geholt werden könnte, wie dies Lachmanns ansieht 1 und die seiner nachfolger war, so sind sie doch als beweismittel für oder gegen den wert einer lesart unentbehrlich. Eine kritische Verwertung der nachlachmannischen handschriften ist um so notwendiger, als Lachmanns Varianten nicht die bedingungen erfüllen, die man an einen solchen apparat mit recht stellen muß: seine lesarten stellen nur eine auswahl dar, die bei D am engsten, bei G schon etwas weiter ist und bei dd und gg, zumal wenn wir die heutige buntheit der lesarten dagegen halten, fast willkürlich erscheinen muß; nur schwer kann der benutzer dieser Varianten der gefahr entgehen, durch diese gewisse willkür Lachmanns in der angabe der lesarten die tatsächlichen Verhältnisse völlig verschoben zu sehen, zunächst ist D wirklich nicht die allerbeste handschrift, andrerseits ist G, die so oft selbständige wege wandelt, durchaus nicht die geeignete repräsentantin ihrer klasse; erst der zusammenklang mit den anderen handschriften läßt diese usurpatorstelle von G deutlicher hervortreten: sehr häufig wird eine bestimmte gruppe von lesarten der gg-handschriften von allen oder doch der überwiegenden mehrzahl der klasse gegen die handschrift G gestützt, so daß diese durch eine menge nicht verwandter handschriften repräsentierten lesarten den eigentlichen Gtypus reiner ausgeprägt zeigen als die handschrift G selbst und daher mehr ansprach darauf hätten, unter den Varianten angeführt zu werden, als die nicht gerade hervorragende Münchener handschrift, der man bisher viel zu viel Wichtigkeit beigelegt hat 2 , mit dieser konsequenten Vernachlässigung der gg-handschriften seitens Lachmann hängt es zusammen, wenn seine Variantenangaben „ D " oder „ G " in der mehrzahl der fälle jeweils in „Dd", „Ddd", „Ddg", „Dddg", „Ddgg", „Dddgg", „Gd", „Gdd", „Gdg", „Gddg", „Gddgg" oder „ G g g " zu verwandeln sind, wodurch allein schon eine mischung der gruppen, wie sie tatsächlich zu konstatieren ist, ersichtlich wird. Diese durch Lachmann suggerierte Verschiebung der Verhältnisse innerhalb der klasse G findet sich auch in seiner recht oft irrtümlich angewandten bezeichnung

1

L a c h m a n n s wegwerfende bemerkung über die „lumpenpapierhandschriften" mag z. t. mit recht für die handschriften des W h . gelten, die im allgemeinen viel schlechter sind als die des Parzival; sie mag auch zu seiner zeit für die des Parzival teilweise nicht ganz unberechtigt gewesen sein, aber heute erkennt man, daß manche der später gefundenen handschriften den L a c h m a n n bekannten G-handschriften an güte des textes weitaus überlegen sind, zumal sie häufig bewahrung des echten an stellen zeigen, an denen die übrigen handschriften, darunter bisweilen sogar auch D, schlechtes bieten.

2

Paul, Beitr. 2, 6 6 .

5. Vorrede der sechsten Ausgabe von 1926

LIX

„ = Ggg", wobei das gleichheitszeichen besagen soll, daß sämtliche von Lachmann benutzten handschriften im gegensatz zur klasse D die verzeichnete lesart bieten; jedoch in vielen fällen stehen eine oder mehrere der lachmannischen handschriften abseits, mögen sie nun gegen die klasse G mit der klasse D übereinstimmen oder individuelle änderungen aufweisen, so daß schon, was Lachmanns handschriften betrifft, der klassenunterschied als geringer anzunehmen ist; berücksichtigt man aber hierbei die nachlachmannischen handschriften, so müßte das gleichheitszeichen noch weit häufiger gestrichen werden, dadurch, daß es also viele G-handschriften gibt, die im gegensatz zu den anderen rezensionen derselben klasse das echte bieten, wird erkennbar, daß die handschriften der klasse G durchaus keinen einheitlichen komplex darstellen, sondern daß es innerhalb dieser klasse verschiedene auch zeitlich auseinanderliegende, an wert ungleiche Schichtungen und stufen gibt, deren älteste Vertreter noch der klasse D nahestehen, während ihre letzten ausläufer den G-typus 3 stark ausgeprägt zeigen, der nicht nur durch die Verwandtschaft der einzelnen handschriften, sondern durch eine auch den nichtverwandten handschriften gemeinsame änderungstendenz zustande gekommen ist. Mit Lachmanns Voreingenommenheit gegen die vorhandenen gg-handschriften, wie auch gegen die, die etwa noch gefunden werden sollten, hängt es zusammen, wenn seine lakonischen bezeichnungen „ d i e ü b r i g e n " oder „ a l l e " in vielen fällen in „ d i e m e i s t e n " oder „ f a s t a l l e " zu bessern sind; das habe ich hier an wichtigen stellen getan, wobei ich aber diese korrekturen in Lachmanns sinne, d. h. nur nach den ihm bekannten handschriften, vornehmen konnte. Dieses aus der unterschätzung der gg-handschriften entsprungene summarische verfahren ist auch der grund für die ungenauigkeiten in der angabe der lesarten von Ddd und Ggg: oft unterläßt es Lachmann, selbst wichtige abweichungen einer oder zweier handschriften von der angegebenen Variante zu verzeichnen, da es sich für ihn nur darum handelte, die lesarten seiner haupthandschriften D und G zu vermerken mit dem hinweis, daß dd oder gg annähernd ähnliches bieten, nachdem Lachmann sich so aus D und G stark kontrastierende klassen konstruiert hatte, mußte er in konsequenter weise jeder lesart einer handschrift, die an der betreffenden stelle nicht ihre klasse stützte, die aufnähme in seinen Variantenapparat verweigern, aus demselben gründe verzichtet er auch oft auf die angabe, ob in einer oder mehreren handschriften verse ausgelassen oder umgestellt sind, außer wenn diese auslassungen oder Umstellungen von der haupthandschrift der klasse geteilt werden 4 . Ein solches einseitiges betonen der beiden handschriften muß den benutzer der Varianten häufig zu falschen Schlüssen verleiten: wenn Lachmann von den von seinem text abweichenden lesarten nur die von D und G angibt, erhält man davon, ex absentia schließend, unwillkürlich den eindruck, als ob die dd-, bzw. gg-handschriften mit dem oben stehenden text übereinstimmten, was aber verhältnismäßig selten der fall ist. Das mißlichste aber bei der Benutzung des Variantenapparates ist der umstand, daß man die bezeichnung „Ggg" als „ G " mit 2—5 handschriften, bzw. noch dazu mit einigen fragmenten, verstehen kann und nur dort, wo Lachmann die Varianten jeder handschrift einzeln angibt, in der läge ist, irgendeine der gg-handschriften mit Gk Gm

3 4

s. E. Stadler. leider verbot es mir der mangel an räum, diese notwendigen ergänzungen vorzunehmen.

LX

I. Vorreden

GK Ga Gv (und stellenweise mit den fragmenten G* G f G" Gx Gp) identifizieren zu können; diese stellen sind aber so selten, daß sie, da diese geringe zahl nicht genügt, nicht die mühe des aufsuchens lohnen. All diese wünsche zur Vervollkommnung der Lachmannschen ausgabe lassen erkennen, wie notwendig eine nach dem heutigen stand der forschung kritisch zu nennende ausgabe ist: bei dem jetzigen reichtum an handschriften ist ein ausführlicher sämtliche 7 4 zeugen umfassender Variantenapparat ein immer dringender werdendes erfordernis, und ebenso dringend verlangt diese fülle der Überlieferung eingehende Untersuchungen über das verwandtschaftsverhältnis der einzelnen handschriften und handschriftengruppen. Einen teil dieser wünsche glaube ich schon erfüllt zu haben: ich habe fast das ganze handschriftliche material gesammelt und durchgearbeitet und so den anfang zu einer textgeschichte des Wolframschen Parzival gemacht, deren erster teil gleich nach Weihnachten in druck gehen soll, dennoch kam mir der auftrag des Verlags um einige jähre zu früh, denn vorerst ist nur ein teil der ergebnisse gesichtet, so reichhaltig auch meine Variantensammlung ist, so fehlen in ihr noch einzelne teile aus einigen handschriften. daher konnte ich diesmal den so oft geäußerten wünsch nicht erfüllen, die siglen dd in f g η ρ und gg in Gk Gm Ge Gζ G" GK Gx Gp G° Gv aufzulösen, weil ich dann bisweilen noch das zeichen g neben den Martinschen benennungen hätte verwenden müssen, da es mir in der mir vom verlag gesetzten kurzen zeit nicht möglich gewesen wäre, die fehlenden handschriften zu kollationieren, so mußte möglichst der alte rahmen der 5. ausgabe beibehalten werden, und dieser gestattete es nicht, einschneidende änderungen vorzunehmen. So beschränkte ich mich, was die Varianten anlangt, zunächst auf eine genaue nachprüfung der von Lachmann ausgewählten lesarten; nachdem ich so die ersten drei bücher des Parzival durchkorrigiert hatte, mußte ich einsehen, daß eine solche unmasse von korrekturen unter beibehaltung des alten gefüges nicht durchzuführen wäre; daher begann ich von neuem, wählte aus den schon eingetragenen korrekturen die wichtigsten aus und beschränkte fortan meine korrigierende tätigkeit nur auf eine eingehende vergleichung der handschriften D und G, was durchaus im sinne Lachmanns ist; ganz ausnahmsweise zog ich dort, wo es dringend geboten schien, auch GCT und Ο φ zum vergleich heran, aber auch bei D und G gab es noch eine menge nachzufeilen: wer sich die mühe nimmt, die vorliegende 6. ausgabe mit ihrer Vorgängerin zu vergleichen, wird erkennen, wie zahlreich die besserungen sind: oft waren in den Varianten die siglen D und G miteinander vertauscht, was in den meisten fällen auf kosten der herausgeber der späteren auflagen zu setzen war, während die erste (die einzige von Lachmann selbst besorgte) ausgabe sehr häufig schon das richtige bot. aber auch die erste ausgabe ist, — was sich bei einer so gewaltigen arbeit durchaus begreifen läßt, — keineswegs fehlerfrei: oft werden in dieser wie in den späteren ausgaben lesarten von D oder G angegeben, die weder in diesen beiden handschriften noch in dd oder gg zu finden waren, fehler, die, worauf mich v. Kraus freundlichst aufmerksam machte, auf den Myllerschen druck zurückgehen dürften; namentlich im 6. buch häufen sich diese irrigen angaben. Schon in der ersten ausgabe waren wohl die meisten Varianten von D verzeichnet, aber doch noch nicht alle; raummangel verbot mir die eintragung der noch fehlenden, aber nicht immer gerade wesentlichen lesarten. Mit dem gebotenen räum mußte ich rechnen, denn jede seite erlaubte nur eine bestimmte zahl von korrekturen. aus diesem grund sowohl als auch deshalb, weil ich

5. Vorrede der sechsten Ausgabe von 1926

LXI

erst dann, wenn die gesamten ergebnisse meiner textgeschichte vorliegen, mich mit dem text selbst richtig auseinandersetzen zu können glaube, habe ich mich in dieser ausgabe prinzipiell aller solcher änderungen enthalten, wenn ich auch manchmal etwas stehen lassen mußte, wozu die neuere forschung einleuchtende besserungsvorschläge beigetragen hat, bzw. die nachlachmannischen handschriften willkommene fingerzeige zur emendation boten, daher beschränkte ich mich im text nur auf die berichtigung der seit der ersten ausgabe immer zahlreicher gewordenen druckfehler.

[...] Man erwarte von dieser ausgabe nicht mehr, als sie zu erfüllen imstande ist; dem bedauern darüber, daß Lachmanns werk heute noch immer da steht, wo es vor 92 jähren gestanden hat, darf ich wohl die hoffnung gegenüberstellen, daß noch einige jähre des sammelns und sichtens mich für eine völlig neue bearbeitung gerüstet machen. Zum schluß erfülle ich die angenehme pflicht, allen zu danken, die mich in meiner arbeit an dieser ausgabe, wie an der der textgeschichte bereitwillig unterstützt haben: in entgegenkommender weise stellte mir das Germanistische institut in Leipzig Photographien der Parzival-handschrift D zur Verfügung, wofür ich hrn. prof. Neumann meinen freundlichsten dank sage; was die Parzival-handschrift G anlangt, so konnte ich ein exemplar der Lachmannschen ausgabe vergleichen, in das Vollmer — nicht immer ganz zuverlässig, wie meine nachprüfung ergab — die lesarten von G eingetragen hatte; neben diesen kollationen stehen berichtigungen von K. Bartsch, in dessen besitz das buch dann übergegangen war; heute gehört dieses exemplar hrn. geheimrat Sievers, dem ich für seine freundliche leihgabe meinen verbindlichsten dank ausspreche. ferner trage ich an dieser stelle gern meine dankesschuld gegenüber hrn. prof. G . Wahl, dem direktor der Hamburger staats- und Universitätsbibliothek, ab, der mir sowohl über die Leipziger wie über die Hamburger handschrift des Willehalm brieflich genaue auskunft erteilte, zu dank verbunden bin ich der universitäts- und der Staatsbibliothek in München, besonders hrn. dir. G . Leidinger, der die ultraviolettphotographien der Münchener Titurelbruchstücke Μ für mich anfertigen ließ, vor allem aber gebührt wie immer mein dank hrn. geheimrat von Kraus, der seit jähren meine textkritischen Untersuchungen über den Parzival mit seinem freundlichen rat unterstützt hat. München, im november 1925.

Eduard Hartl.

II. Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe von Bernd Schirok

1. Vorbemerkungen zur Studienausgabe 2. Zur Geschichte von Lachmanns Ausgabe 2.1 Die Entstehung der Ausgabe von 1833 2.2 Die zweite (1854) bis siebente Ausgabe (1952) 3. Hinweise zur Benutzung der Ausgabe 3.1 Der Text 3.2 Die Interpunktion 3.3 Die Gliederung (Bücher, Dreißiger, Sinnabschnitte) 3.4 Der kritische Apparat 4. Korrekturen gegenüber der sechsten Ausgabe (1926/1965) 4.1 Korrekturen im Text 4.2 Korrekturen im Apparat

LXV LXIX LXIX LXXVIII LXXXII LXXXII LXXXIII LXXXIV LXXXVII LXXXIX XC XCV

1. Vorbemerkungen zur Studienausgabe

„Angesichts der Forschungslage", konstatiert Eberhard Neilmann in seiner 1994 erschienenen kommentierten ,Parzival'-Ausgabe (mit der Übersetzung von Dieter Kühn), „kommt vorläufig nur der Anschluß an eine allgemein anerkannte Edition in Frage. Ich wähle als Textgrundlage die Edition von Karl Lachmann, und zwar nach der sechsten Auflage von 1926", die „gegenwärtig immer noch den besten erreichbaren Text bieten" dürfte (1994, II, S. 427). Nellmanns Ausgabe enthält nur Lachmanns Text, nicht aber seinen kritischen Apparat. Das ist nicht Nellmanns freie Entscheidung, sondern entspricht den editorischen Grundsätzen der ,Bibliothek des Mittelalters' innerhalb der ,Bibliothek deutscher Klassiker'. Sieht man davon jedoch einmal ab, so könnte man einerseits das Vorgehen insofern als geschickten Schachzug werten, als damit der unter verschiedenen Aspekten kritisierte (und kritisierbare) Apparat aus der Schußlinie genommen wird. Andererseits ist es aber auch ein gravierender Nachteil, weil nur die Angaben des Apparats einen (wenn auch begrenzten) Einblick in die Überlieferung gestatten und es ermöglichen, Lachmanns Entscheidungen vor dem Hintergrund seines Kenntnisstandes nachzuvollziehen, sie zu akzeptieren oder gegebenenfalls zu verwerfen. Nellmanns Kommentar und sein Verzeichnis der „Abweichungen von Lachmanns Text" stellen dazu (wenn auch in eingeschränktem Maße und vom Text getrennt) Material bereit. Dezidierter hatte Gottfried Weber 1963 im Rahmen seiner ,Parzival'-Ausgabe erklärt, er habe sich entschlossen, den Lachmannschen Text „ohne den längst überholten Variantenapparat" (1963, S. X) abzudrucken. Joachim Bumke hatte daraufhin die nicht ganz unberechtigte Frage gestellt, ob diese „Bemerkung [...] vielleicht ironisch gemeint ist, denn ich wüßte nicht, durch wen Lachmanns Variantenverzeichnis ü b e r holt' worden wäre" (1970, S. 28). — Dem ist nichts hinzuzufügen. Der Apparat ist für die philologische Arbeit unentbehrlich. Daher ist die Entscheidung des Verlags zu begrüßen, die ,ParzivaP-Studienausgabe von 1965 in modifizierter Form vorzulegen. Der Neusatz, der wegen der unzureichend gewordenen Druckqualität der Vorlage und der Beigabe der Übersetzung von Peter Knecht unumgänglich wurde, bot zudem die willkommene Gelegenheit, die zahlreichen älteren und neueren Druckfehler und offenkundigen Versehen dieser Edition zu korrigieren. Von weiteren Eingriffen wurde weitestgehend abgesehen, obwohl sie im Einzelfall reizvoll gewesen wären. Beabsichtigt ist also eine begrenzte Restaurierung, keine allgemeine Renovierung und schon gar kein Um- oder Neubau. Die Gründe für diese Zurückhaltung ergeben sich zwingend aus dem spezifischen Charakter der Lachmannschen Ausgabe, der Eingriffe nur in eng definiertem Rahmen zuläßt (vgl. dazu die Ausführungen zur Entstehung und zur Geschichte der Edition). Die Forderung nach einer völlig neuen kritischen Ausgabe, die seit mindestens 70 Jahren erhoben wird, ist grundsätzlich ebenso berechtigt wie die pragmatische Festeilung, daß ihre Realisierung in absehbarer Zeit wohl nicht in Sicht ist. Der Rückgriff auf Lachmanns Ausgabe macht es freilich erforderlich, wenigstens im Ansatz auf die Einwände einzugehen, die gegen sie vorgebracht worden sind. Versucht man, diese vielfach verschränkt geäußerten Vorbehalte, die teils dem Text, teils dem Apparat, teils beiden gelten, zu systematisieren, so betreffen sie

LXVI

II. Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe

• •

die L a c h m a n n s c h e M e t h o d e der Textherstellung d a s Alter der Edition, d. h. vor allem die D i s k r e p a n z zwischen der Anzahl der L a c h m a n n bekannten Textzeugen und der Anzahl der heute bekannten Überlieferungsträger, • den A u s g a b e n t y p . Eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit L a c h m a n n s M e t h o d e stellt im g e r m a nistischen Bereich (zum nichtgermanistischen Bereich vgl. T i m p a n a r o 1971) Karl S t a c k m a n n s A u f s a t z „Mittelalterliche T e x t e als A u f g a b e " (1964) dar. Paul G e r h a r d Völker hat die Kritik später auf die griffige Formel gebracht, L a c h m a n n h a b e nach ein und derselben M e t h o d e „Bibel, antike Literatur, deutsche T e x t e des Mittelalters und die Schriften Lessings ediert" (1970, S. 47). S t a c k m a n n konstatiert differenzierter, „ d a ß die L a c h m a n n s c h e M e t h o d e auf der T h e o r i e zu einem sehr speziellen Fall beruht. D a m i t sie befriedigend arbeitet, m ü s s e n g a n z bestimmte Bedingungen erfüllt s e i n " , s o m ü s s e e t w a die „Überlieferung [...] geschlossen sein, d. h. a m A n f a n g s p u n k t der für uns ü b e r s c h a u b a r e n Tradition muß ein einziger, fest umrissener Archetypus s t e h e n " . Auch m ü s s e die „Überlieferung [...] ausschließlich vertikal verlaufen, jeder Abschreiber darf nur den T e x t einer einzigen Vorlage w i e d e r g e b e n " . D a s bedeutet, „ d a ß es g a n z von der Beschaffenheit des G e g e n s t a n d e s a b h ä n g t , o b sie [die Lachm a n n s c h e M e t h o d e ] eine b r a u c h b a r e Arbeitsgrundlage abgibt oder nicht" (1964, S. 246 f.; vgl. auch Brackert 1963 [zum Nibelungenlied]). Für die mittelalterliche Literatur ergebe sich nun o f t , „ d a ß die Überlieferung eines Textes nicht geschlossen ist oder nicht ausschließlich vertikal verläuft [ . . . ] " , s o d a ß „ d i e A n w e n d u n g der Lachm a n n s c h e n M e t h o d e u n m ö g l i c h " sei (1964, S. 248 f.). In E r w a r t u n g des Urteils, d a ß es bei L a c h m a n n s A u s g a b e n mittelalterlicher Literatur (ζ. B. des ,Parzival') „nicht nur s c h a d e u m die vergebliche Arbeit, sondern auch u m d a s verschwendete Papier gewes e n " sei (Gesa B o n a t h 1970, S. 10), erfährt m a n einigermaßen überrascht, d a ß Lachm a n n s Vorgehen ihn „zu glänzend hergestellten T e x t e n " g e f ü h r t h a b e ( S t a c k m a n n 1964, S. 255, A n m . 45). D a s läßt nur den Schluß zu, d a ß sich L a c h m a n n der Besonderheiten der Überlieferung mittelhochdeutscher Texte d u r c h a u s bewußt w a r und entsprechend verfahren ist. Unsicherheiten in der Frage, o b L a c h m a n n d e m , w a s als ,seine' M e t h o d e rekonstruiert wird, tatsächlich immer mechanisch gefolgt ist, sind bei S t a c k m a n n m e h r f a c h faßbar (zur angeblichen B e v o r z u g u n g der „ältesten C o d i c e s " vgl. S t a c k m a n n 1964, S. 2 4 4 , und einschränkend A n m . 14, sowie S. 2 5 5 und einschränkend A n m . 45; zur Objektivität der Recensio S. 2 4 5 und einschränkend A n m . 15). — O f f e n b a r gilt allgemein, w a s L u d w i g Wolff zu L a c h m a n n s ,Iwein'-Ausgabe feststellt (1968, S. VII): „Weitgehend hat er [ L a c h m a n n ] sich weniger von einer strengen M e t h o d e leiten lassen als vielmehr von dem feinen Sprach- und Stilgefühl, d a s er sich im vertrauten U m g a n g mit den Dichtungen der Zeit erworben hatte, und d a s ihm mehr bedeutete als alles a n d e r e " . Verzeichnet scheint mir auch d a s Bild zu sein, d a s S t a c k m a n n von L a c h m a n n s Editionen gibt: „ D i e A u s g a b e alten Stils, im ungebrochenen Vertrauen auf die Sicherheit der M e t h o d e gefertigt, versprach, indem sie auf jede A n d e u t u n g eines Zweifels verzichtete, ein höchstes M a ß an Sicherheit" (1964, S. 267). — H ä t t e dies L a c h m a n n s Intentionen entsprochen, hätte er sich ζ. B. bei der ,Parzival'-Ausgabe viel Arbeit ersparen und auf den A p p a r a t s o w i e weite Teile der Vorrede verzichten können. In der Forderung nach einer „ E r n e u e r u n g der L a c h m a n n s c h e n A u s g a b e " trifft sich S t a c k m a n n (1964, S. 267) mit J o a c h i m B u m k e , der d a f ü r freilich vornehmlich andere

1. Vorbemerkungen zur Studienausgabe

LXVII

Gründe ins Feld führt: „Heute ist die Diskrepanz zwischen der Ausgabe von 1833 und unserer Kenntnis der Überlieferung so groß geworden, daß nur eine neue kritische Edition allen Wünschen gerecht werden kann" (1970, S. 23). Die konstatierte Diskrepanz wirkt freilich eher als Hemmnis denn als Anreiz: „Die Menge des handschriftlichen Materials und der Umfang des Parzival-Romans scheinen [...] auch die Mutigsten bisher abzuschrecken, so daß ein neuer kritischer Text in absehbarer Zeit nicht in Aussicht steht" (Nellmann 1994, II, S. 425). — Hinzu kommt als vielleicht noch abschreckenderes Moment, daß, wer den Mut zu einem solchen Unternehmen aufbrächte, „nie sicher sein" könnte, ob wirklich „der Aufwand an Zeit und Kraft in einem vernünftigen Verhältnis zum Ergebnis steht" (Heinzle 1993, S. 50), besonders wenn man unter dem „Ergebnis" nur den Text versteht: „Wird Textkritik nicht zum Glasperlenspiel, wenn ungeheuere Lesartenmassen bewegt werden, ohne daß sich über dem Strich etwas ändert?" (Bumke 1979, S. 324). Wenn auch für den ,Parzival' die Prämisse gilt, daß man Lachmanns Text für „schlecht" halten muß, um „die langjährigen Mühen einer Neuedition" auf sich zu nehmen (Bumke 1979, S. 324, zu Werner Schröders ,Willehalm'-Ausgabe), dann würde wohl auch hier die Frage, ob wir eine neue Ausgabe brauchen, negativ zu beantworten sein, obwohl Bumke selbst anders votiert: „An eine neue Parzivalausgabe ist offenbar gar nicht zu denken. Dabei hätte der Parzival mehr noch als der Willehalm nach einer Neubearbeitung verlangt, jedenfalls der kritische Apparat: bis heute ist im Grunde jede textkritische Argumentation für den Parzival unmöglich gemacht, weil aus den Lachmannschen Gruppensiglen [...] nicht zu ersehen ist, was in den einzelnen Handschriften steht" (1979, S. 324). Obwohl damit ein (von heute aus gesehen) gravierendes Manko der Lachmannschen Apparatgestaltung benannt ist, gilt die Aussage so nicht generell, da die Lesarten der (für Lachmann) wichtigsten Handschriften genau bezeichnet bzw. identifizierbar sind (vgl. Bumke 1991a, S. 171). Dennoch steht außer Frage, daß Lachmanns Apparat für textkritische Fragen „nur bedingt brauchbar" ist (Joachim Heinzle/Klaus Klein/Michael Redeker 1990, S. 37). Auch die vielfach konstatierte schmale Basis der ,Parzival'-Edition von 1833 bedarf der Differenzierung. Lachmann hat seiner Ausgabe acht vollständige Handschriften (den Druck von 1477 mitgerechnet) und neun Fragmente zugrundegelegt. Heute sind 17 vollständige Textzeugen und 66 Bruchstücke bekannt (vgl. Heinzle/Klein/ Redeker 1990, S. 15, 37 und 44—46). Rein numerisch ist das eine gewaltige Diskrepanz, die jedoch, wie im einzelnen noch zu zeigen sein wird, merklich an Gewicht verliert, wenn man den Aspekt der Repräsentativität in Rechnung stellt. Die neueren Diskussionen, wie im Fall des ,Parzival' „die Textüberlieferung in die Edition umzusetzen sei", zeigen zwar, „daß wir von einem Konsens über die rechte Art des Edierens weit entfernt sind" (Heinzle 1992, S. 7 f.), sie zeigen jedoch bei allen Differenzen auch Gemeinsamkeiten, wozu vor allem das Plädoyer für die Leithandschriftenmethode zu zählen ist (Schweikle 1992, S. 104; Heinzle 1993, S. 58), wobei freilich beide Autoren hinsichtlich der Lizenz zu Eingriffen sofort wieder differieren. Damit erweist sich freilich nur, daß der scheinbar einheitliche Begriff der Leithandschriftenmethode in Wirklichkeit ein breites Feld von Vorgehensweisen abdeckt (vgl. Stackmann 1993, S. 3 f., Anm. 4, und S. 5). — Unbestritten scheint auch zu sein, daß für den ,Parzival' der Sangallensis 857 als Leithandschrift zu fungieren habe (implizit Schweikle 1992, S. 95; explizit Heinzle 1993, S. 58). Das entspricht zwar nicht Lachmanns grundsätzlicher Position, wohl aber seiner Praxis.

LXVIII

II. Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe

D a m i t läßt sich — abgesehen von p r a g m a t i s c h e n Gesichtspunkten — festhalten: 1. L a c h m a n n s ,Parzival'-Edition ist durch ihr äußeres Erscheinungsbild, der Verbind u n g von T e x t u n d darunter stehendem A p p a r a t , geeignet, dem Eindruck der U n a n t a s t b a r k e i t und Fraglosigkeit des Textes entgegenzuwirken (vgl. S t a c k m a n n 1964, S. 2 6 7 ; Heinzle 1993, S. 5 9 f.; zur A n o r d n u n g des A p p a r a t s unter d e m T e x t B u m k e 1996, S. 613). 2. L a c h m a n n s Unterscheidung von zwei H a n d s c h r i f t e n k l a s s e n gleichen Wertes n i m m t in überraschender Weise den erst in jüngster Zeit nachdrücklich vertretenen G e d a n k e n v o r w e g , „ d a ß es in der Rezeption selbst der höfischen R o m a n e schon früh in größerem U m f a n g zur A u s b i l d u n g gleichwertiger Varianten von inhaltlichem und stilistischem Gewicht g e k o m m e n ist, die m a n nicht einfach dem A u t o r selbst zuschreiben k a n n " (Heinzle 1993, S. 60, mit Hinweis auf B u m k e 1991; grundlegend zum ganzen Problemkreis jetzt B u m k e 1996). 3. L a c h m a n n s Entscheidung, bei der Textherstellung im Z w e i f e l dem Sangallensis 8 5 7 zu folgen, ist im Prinzip neueren Voten für diese H a n d s c h r i f t als Leithandschrift vergleichbar (ζ. B. Heinzle 1993, S. 58). 4. D i e Q u a l i t ä t v o n L a c h m a n n s ,Parzival'-Text beruht neben der editorischen Leistung auch d a r a u f , d a ß er „hier d a s G l ü c k gehabt [hat], eine handschriftliche G r u n d l a g e vorzufinden, die auch heute noch als annähernd repräsentativ gelten k a n n " (Bonath 1970, S. 11). U m mit L a c h m a n n s A u s g a b e sinnvoll umgehen zu können, ist es u n a b d i n g b a r , ihre Entstehungsgeschichte relativ g e n a u zu kennen (2.1). — D i e Entscheidung des Verlags, dem N a c h d r u c k die sechste A u s g a b e (und nicht die siebente oder die f ü n f t e oder eine frühere) zugrundezulegen, ist nur einsichtig, wenn m a n die Eigenheiten der einzelnen Bearbeitungen nach L a c h m a n n s T o d wenigstens in G r u n d z ü g e n kennt (2.2). — D a r ü b e r hinaus ließ es L a c h m a n n s „ s o n d e r b a r k n a p p e A u s d r u c k s w e i s e " (Sparnaay 1948, S. 3), sein „ O r a k e l s t i l " ( T i m p a n a r o 1971, S. 71), der „zu Mißverständnissen und zu Zweifeln [...] Anlaß g e b e n " mußte (Bonath 1970, S. 9), geboten erscheinen, erläuternde H i n w e i s e zur Benutzung der A u s g a b e a n z u f ü g e n (3.1—4). — Z u r größeren Sicherheit bei der Benutzung sind die Korrekturen gegenüber der sechsten Ausg a b e ( 1 9 2 6 / 1 9 6 5 ) in einer Übersicht zusammengestellt (4.1—2).

2. Zur Geschichte von Lachmanns Ausgabe

2.1 Die Entstehung der Ausgabe von 1833 Im Jahre 1820 hat Karl Lachmann in seiner „Auswahl aus den Hochdeutschen Dichtern des dreizehnten Jahrhunderts" fünf Ausschnitte aus Wolframs ,Parzival' veröffentlicht, die etwa ein Drittel des Bändchens einnehmen. Dazu heißt es in der Vorrede: Der Roman, „wiewohl ihm billig der größte Raum gestattet ist, wird aus diesem Buche nicht nach Würden erkannt werden. Denn wer kann solchen Bruchstücken [...] den Werth des Ganzen ansehn [...] ?" (1820, S. VI) Was sich hier bereits anzudeuten scheint, spricht Lachmann dann Ende 1820 „im Vertrauen mit einer Art von Scheu" gegenüber Jacob Grimm aus: „Ich hoffe mehr, als ich entschlossen bin, [...] mich an Eschenbachs Werke zu wagen. Dazu wird eine Reise nöthig sein, zu der ich in einigen Jahren wohl Erlaubniß bekomme" (Briefwechsel I, S. 248). Kurz darauf heißt es dann freilich wesentlich resignierter: „[...] ich verzage an der Schwierigkeit einer ordentlichen Ausgabe von Eschenbachs Werken" (Briefwechsel I, S. 272). Der Umfang von Wolframs Werk (insgesamt ca. 40.000 Verse) und die Breite der handschriftlichen Überlieferung machen diese Äußerung nur zu gut verständlich. Für den ,Parzival' (ca. 25.000 Verse), auf den ich mich im folgenden beschränke, hatten Friedrich Heinrich von der Hagen und Johann Gustav Büsching in ihrem l i t e r a r i schen Grundriß' (1812, S. 105 — 110) folgende Handschriften aufgeführt (heutige Bibliotheksorte und -Signaturen; das „Münchener Bruchstück" ausgespart; Versehen berichtigt; heutige Sigle in eckigen Klammern): • St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. 857 [D] • München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 19 [G] • München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 61 [G m ] • München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 18 [G k ] • Rom, Biblioteca Casanatense, Cod. 1409 [G 55 ] • Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cpg 339 [n] • Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cpg 364 [GK] • Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. Vindob. 2775 [ C ] • Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. Vindob. 2708 [G n ] • Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. Vindob. 2914 [m] • Hamburg, Staats- und Universitätsbibliothek, Cod. germ. 6 [GCT] • Dresden, Sächsische Landesbibliothek, Cod. Μ 66 [ο] • Druck von Johann Mentelin, Straßburg 1477 [G 9 ]. Daneben dürfte Lachmann die Existenz einer weiteren Handschrift bekannt gewesen sein (vgl. v.d. Hagen 1818, S. 205), nämlich • Bern, Burgerbibliothek, Cod. AA 91 [G*]. Das war eine geradezu erschlagende Fülle von Handschriften. — Z w a r hatte Lachmann 1817 modernen Grundsätzen entsprechend formuliert, ein Herausgeber müsse „soviel Handschriften als möglich zusammen zu bringen suchen", welche konkreten Vorstellungen von der erforderlichen Anzahl er jedoch hatte, wird deutlich, wenn er fortfährt: „Weniger als vier oder fünf ziemlich gute werden wohl nie zu einem ächten

LXX

II. Einführung zum Text der Lachmannschen Ausgabe

Texte führen" (1817, S. 119f. = 1876/1969, S. 89). 1819 geht er in einem Brief an Jacob Grimm mit der Mindestzahl noch etwas zurück und meint, „der echte Text" finde „sich oft schon aus 3 Handschriften heraus [...]" (Briefwechsel I, S. 14) —. Beim ,Parzival' sah er sich nun mit nicht weniger als 13 oder 14 Textzeugen konfrontiert. Lachmann hatte, als er den Plan zur Wolfram-Ausgabe faßte, noch keine einzige Handschrift gesehen. Seine Kenntnis des ,Parzival' beruhte zu diesem Zeitpunkt einzig auf der Ausgabe von Christoph Heinrich Myller (Müller) aus dem Jahre 1784, die auf zwei Abschriften des St. Galler Codex 857 basiert, von denen die zweite von Johann Jakob Bodmer stammt (vgl. die Angaben bei Myller 1784, S. 196). Trotz zahlreicher Versehen bei der Abschrift und zusätzlicher Druckfehler, über die sich Lachmann später immer wieder beklagt (Briefwechsel I, S. 350; II, S. 567), war Myllers Ausgabe im Prinzip keine schlechte Grundlage, da sie auf die Handschrift zurückgeht, die nach Lachmanns (späterem) Urteil wie nach heutiger Einschätzung als die beste gilt. Lachmann wird dem Sangallensis die Sigle D zuteilen, und zwar deshalb, weil die Siglen Α, Β und C bereits für die Handschriften vergeben waren, welche Wolframs Lieder überliefern, die in der Ausgabe dem ,Parzival' vorangehen. Am 21. Juni 1822 berichtet Lachmann dann, er habe „seit mehreren Monaten [...], zum Parcival, bis auf ein Viertel die Heidelberger Lesarten und die des Drucks ausgezogen" (Briefwechsel I, S. 350). Am 11. September 1822 beobachtet er, daß die Heidelberger Handschrift Cpg 364 im Text von der Sankt Galler abweiche (Briefwechsel I, S. 363). Was sich hier zunächst punktuell als Unterschied zwischen zwei Einzelhandschriften darstellt, wird später für Lachmann zum Charakteristikum der Gesamtüberlieferung: Sie zerfällt in zwei im Text differierende Klassen. Am 25. Mai 1823 bewertet er diese Differenz dahingehend, „daß grade die SanGaller Handschrift das meiste Eigene und den am wenigsten echten Text hat" (Briefwechsel I, S. 393). Diese Ansicht hat Lachmann später freilich gründlich revidiert. Im selben Brief folgt die Beobachtung: „der ganze Parcival besteht aus 827 Abschnitten von 30 Versen = 24810, ein sicheres Kriterium der echten und unechten Verse" (Briefwechsel I, S. 394). Jacob Grimm zeigt sich „über die neuigkeit erstaunt, daß der Parcival in absätze von 30 Zeilen zerfalle" (Briefwechsel I, S. 401), und veranlaßt damit Lachmann zu einer sehr ausführlichen Erklärung: „Die Geschichte mit den Abschnitten im Parcival sehn Sie für viel zu wichtig an, es folgt daraus wenig. Auch ist mirs eigentlich nur so entwischt, ich wollte es gar nicht sagen. Nun aber muß ich schon alles erzählen, damit ich Sie nicht teusche. Es fiel mir auf, daß nicht nur die 3 Kataloge (der 3te der von den Edelsteinen) Wer mag diese

hät, daz si schildes pfligt?

Frau sein, die einem Ritter so gefährlich

op si sich strits gein mir bewigt,

werden kann mit ihrem Leib, da sie einen

wie sol ich mich ir danne wern? 20 ze fuoz trüw ich mich wol ernern.

Schild zu gebrauchen

weiß? Wenn

die

Lust kriegt, gegen mich zu kämpfen, wie

wil si die lenge ringen,

soll ich mich vor ihr retten? Z u

si mac mich nider bringen,

allenfalls, das ginge noch an, da hätte ich

ich erwerbes haz ode gruoz,

gute Hoffnung, mit dem Leben davon-

sol dä ein tjost ergen ze fuoz.

zukommen. Wenn sie eine Weile mit mir

25 o b ez halt frou Kamille waere,

Fuß

ringen will, kann sie mich am Ende viel-

diu mit riterlichem masre

leicht gar auf die Wiese legen. O b sie mir

vor Laurente pris erstreit,

dann böse ist oder lieb zu mir — eins von

wser si gesunt als si dort reit,

beiden muß ich gewinnen, wie immer eine

ez wurde iedoch versuocht an sie,

solche T j o s t zu Fuß ausgeht. Und wäre

op si mir striten büte alhie.'

es auch Kamille selber, die edle D a m e — man rühmt ihr nach, sie hätte vor Laurente den Siegespreis erstritten

—, und

stünde sie genauso lebendig wie damals, als sie dort Ritter war, vor mir, ich würde es doch gern mit ihr aufnehmen, wenn sie mir hier einen K a m p f anbieten wollte.
Wie

kann

ich

zwar diesen

si sant ir kleincete dar,

M a n n , der über den G r ä l herrscht, ken-

zwei m e n n e s c h wunderlich gevar,

nenlernen?«

C u n d r i e n unde ir b r u o d e r clär.

sie zu ihm: zwei m e n s c h l i c h e W u n d e r w e -

si sante im m e r d e n n o c h für war,

sen, C u n d r i e und ihren Bruder, den L i c h -

25 daz niemen m ö h t e vergelten:

Ihre K o s t b a r k e i t e n

schickte

ten. Sie sandte a b e r n o c h viel m e h r zu

m a n fündez veile selten,

i h m , g l a u b t es nur: lauter D i n g e , die kein

d o sande der süeze A n f o r t a s ,

M e n s c h n a c h ihrem W e r t bezahlen k ö n n t e

w a n d er et ie vil milte w a s ,

— die w ä r e n aber auch nicht leicht je a u f

Orgelüsen de L ö g r o y s

einem M a r k t zu finden. D e r liebe

disen k n a p p e n k u r t o y s .

f o r t a s aber, g r o ß a r t i g , wie er eben i m m e r

An-

war, s a n d t e diesen h ü b s c h e n K n a p p e n an O r g e l ü s e de L ö g r o y s .

1. engezwivelte D, gezwifelt dgg, gezwischelte G, zwifelt gg. 2. Die chunegin segundille G. 3. ferefiz g, fetefiz G. 6. Harte G. unlogenliche G, ungelogenl. g, ungelugel. g. 7. do G, da g. 9. fromden G. wilden DG, wilt gg, wilde dg. 11. erden Gg. 12. Unde es G. 13. se] sih G. 14. lande gg. 18. daht g. edil G. 19. gwnne gg. diss D, disses g. 21. chleinode DG. 22. menschen Gdg, mensche g. 23. Gundr. G. 26. fundz D, vunden G. 28. Wan G. 29. Orgeluosen D.

524 520 Von wibes gir ein underscheit in schiet von der mennescheit. der würze unt der Sterne mäc huop gein G ä w ä n grözen bäc. 5 der hete sin üfem wege erbitn. Malcreatiure k o m geritn üf eime runzide kranc, daz von lerne an allen vieren hanc. ez strüchte dicke üf d'erde. ίο frou Jeschüt diu werde iedoch ein bezzer pfärt reit des tages do Parziväl erstreit ab Orilus die hulde: die vlös se än alle ir schulde. 15 der knappe an Gäwänen sach: Malcreatiur mit zorne sprach 'her, sit ir von riters art, sö möht irz gerne hän bewart: ir dunket mich ein tumber man, 20 daz ir mine frouwen füeret dan: och wert irs underwiset, daz man iuch drumbe priset, op sichs erwert iwer hant. sit ab ir ein sarjant, 25 so wert ir gälünt mit stabn, daz irs gern wandel möhtet habn.' G ä w ä n sprach 'min riterschaft erleit nie sölher zühte kraft, sus sol man walken gampelher, die niht sint mit manlicher wer:

X . Buch

Von der Gier einer Frau kam der Unterschied, der ihn von den Menschen trennte: Kräuter und Sterne waren seine Familie. Er fing jetzt G ä w ä n laut zu schimpfen an. Der hatte angehalten auf dem Weg, um ihn zu erwarten. Malcreatiure k a m geritten auf einem schwachen Gaul, an allen vieren lahmend hinkte der daher. Er stolperte oft und brach in die Knie. Die hohe Herzogin Jeschüte ritt immer noch ein besseres Pferd an jenem Tag, als Parziväl von Orilus Freundlichkeit und Frieden erstritt; die hatte sie verloren ohne alle Schuld. Der Knappe sah G ä w ä n an. Malcreatiure sprach sehr ungnädig zu ihm: »Herr, wenn Ihr adlig seid und Ritter, so hättet Ihr doch wissen müssen, daß man so etwas nicht tut. Mir scheint, Ihr seid ein dummer Mensch, daß Ihr meine Herrin entführt habt. Ihr sollt es aber schon noch lernen, und zwar in einer Schule, wo man Euch lobt, wenn Ihr es fertigbringt, Euch die Lektion vom Leib zu halten. Vielleicht seid Ihr aber bloß irgendein Kriegsknecht? Dann werdet Ihr mit dem Prügel so verdroschen, daß Ihr Eure Sünden gern bereut.« G ä w ä n sprach: »Mein Rittertum hat einen derart strengen Unterricht noch nie erfahren. So darf man nur Lumpenpack prügeln, Hanswurste, die nicht wie rechte Männer mit Waffen kämpfen können.

3. stern g , Sternen dg, strenen G . 5. uf d e m w e g e biten G . 8. lern G g g . uf g . 9. struchete D , struchet G . uf der erde G . 10. Iescute D , Ieschute G . 11. pherit G . 13. A b e orillus G . di D g , ir die die übrigen. 14. vlos si D, virlos si G, si verlos g. an alle ir Dg, ane die übrigen. 15. a n e g e w a n e n G . 16. M a l c r e a t u r e D G immer. 19. t u m p i r G. 2 0 . d a r ir D . fuerte G . 2 1 . irz D . 2 4 . aber D , abir G . 2 5 . w e r d e t alle. ir fehlt d. Ir w e r d e t g a l u n e t so g g . galünet D , g e a l u n t G . 26. moht G. 29. campel her G . 30. sint mit Dd, sin mit g, mit Ggg, h a n t g.

X. Buch 521 Ich pin noch ledec vor solhem pin. weit ab ir unt diu frouwe min mir smashe rede bieten, ir müezt iuch eine nieten 5 daz ir wol meget für zürnen hän. swie freisliche ir sit getan, ich enbasr doch sanfte iwer drö.' Gäwän in bime häre dö begreif und swang in underz pfert. ίο der knappe wis unde wert vorhtliche wider sach. sin igelmaszec här sich räch: daz versneit Gäwän so die hant, diu wart von bluote al rot erkant. 15 des lachte diu frouwe: si sprach 'vil gerne ich schouwe iuch zwene sus mit zornes site.' si kerten dan: dez pfärt lief mite, si körnen dä si funden 20 ligen den riter wunden, mit triwen Gäwänes hant die wurz üf die wunden bant. der wunde sprach 'wie'rgienc ez dir, sit daz du schiede hie von mir? 25 du häst eine frouwen bräht, diu dins schaden hät gedäht. von ir schuldn ist mir so we: in Av'estroit mävoie half si mir schärpfer tjoste üf libs und guotes koste.

525

Ich bin bis jetzt von solchen Strafen frei geblieben. Wenn Ihr auch gemeinsam mit meiner Herrin hier Eure unverschämten Reden gegen mich führt, so sollt Ihr doch alleine das Vergnügen haben, wenn etwas auf Euch fällt, was Euch wie Z o r n vorkommen wird. Z w a r kann einem wirklich grausen vor Eurem Anblick, trotzdem will ich mir mit Leichtigkeit Euer Drohen vom Leib halten.« D a ergriff Gäwän ihn bei den Haaren und warf ihn mit Schwung unters Pferd. Der Knappe, so klug und edel er sonst war, schaute nur furchtsam drein. Sein Igelhaar aber nahm Rache: Das zerschnitt dem Gäwän so die Hand, daß man sie ganz rot sah von Blut. Da lachte die Dame, sie sprach: »Das gefällt mir, wenn ich zusehen darf, wie ihr zwei euch streitet.« Sie ritten fort, das Pferdchen lief mit ihnen. Sie kamen dahin, wo sie den verletzten Ritter liegen fanden. Mit treuer Fürsorge band Gäwäns Hand auf seine Wunde das Kraut. Der Verletzte sprach: »Wie ist es dir ergangen in der Zeit, seit du hier von mir fortgeritten bist? Du hast eine Dame mitgebracht, die hat dein Verderben im Sinn. Die ist an meinem Unglück schuld: In Av'estroit mävoie verhalf sie mir zu einer scharfen Tjost, die mich Leib und Gut kosten sollte.

2. abir ir G. 4. muezet G, muozet D. 5. muget vur zürne G. 6. vreissam D, eislich gg. 7. ich enbiere D, Ihne enbser G. samfte G. iwerr D. 9. pfsert D. 13. also G. 15. lachete G. 17. zorns DG. 18. daz pharit G. 21. Gawans DG oft. 22. wrce Ddg. 23. wi ergie D, wie ergienc G. 24. daz fehlt G. 25. ein G. 27. ir schulden DGgg, ir schulde d, der schult gg. 28. una stroyt vie (ohne in) D. 29. scharpher G. 30. Gein mines verhes choste gg. ufz D. libes DG. unde uf Gg.

526 522 Wellestu behalten dinen lip, so lä diz trügehafte wlp riten unde ker von ir. nu prüeve selbe ir rät an mir. 5 doch möht ich harte wol genesen, ob ich bi ruowe solte wesen. des hilf mir, getriwer man.' do sprach min her Gäwän 'nim aller miner helfe wal.' ίο 'hie nähen stet ein spitäl:' also sprach der riter wunt: 'kceme ich dar in kurzer stunt, dä möht ich ruowen lange zit. miner friundin runzit is hab wir noch stende al starkez hie: nu heb si drüf, mich hinder sie.' dö bant der wol geborne gast der frouwen pfärt von dem ast: er woldez ziehen näher ir. 20 der wunde sprach 'hin dan von mir! wie ist iuch tretens mich sö gäch?' er zöhz ir verr: diu frowe gienc näch, sanfte unt doch niht dräte, al näch ir mannes rate. 25 Gäwän üf daz pfärt si swanc. innen des der wunde riter spranc üf Gäwänes kastelän. ich wasne daz was missetän. er unt sin frouwe riten hin: daz was ein sündehaft gewin.

X. Buch

Wenn du deinen Leib behalten willst, dann laß dieses falsche Weib alleine reiten und geh weg von ihr. Jetzt schau mich an, da siehst du, was man von ihr zu erwarten hat. Immerhin kann ich wieder ganz gesund werden, wenn ich einen Platz finde, mich zu erholen. Jetzt hilf mir weiter, da du so treu geholfen hast.« Da sprach mein Herr Gäwän: »Wenn ich etwas für dich tun kann, so brauchst du es nur zu wünschen.« »Hier in der Nähe steht ein Spital«, so sprach der verwundete Ritter, »da muß ich hin, und zwar so schnell wie möglich, beim Ausruhen kann ich mir dann Zeit lassen. Das Pferd meiner Geliebten ist uns geblieben, da steht es. Es ist stark; hebt sie drauf und mich hinter sie.« Da band der hochgeborne Fremde das Pferd der Dame los vom Ast und wollte es näher zu ihr führen. Der Verletzte aber sprach: »Weg von mir! Wollt Ihr denn partout, daß es mich tritt?« Er führte es ein Stückchen weg von ihr. Die Dame folgte ihm, ohne Widerstreben, doch ohne besondere Eile: ganz so, wie sie es ausgemacht hatte mit ihrem Mann. Gäwän hob sie auf das Pferd. In diesem Augenblick sprang der verletzte Ritter schnell auf Gäwäns Kastilianer. Das war böse, was er da tat, so meine ich. Er und seine Dame aber ritten fort; mit Sünden führten sie die Beute hin.

3. ker gg. 4. ir rate G. 7. vil getriuwer G. 8. herre G, herre her d oft. 14. friwendinne DGg. 17. wolgeborn G. 18. pherit G. 19. woltz D. 21. inc Wackernagel. trettens D. mich] noh G. 22. zohez DG. ir DGg, fehlt den übrigen. verre alle. 23. unt fehlt G. doh nih G. 25. phert sih G. 29. sin frowe D, diu frouwe Gdg, sin wip gg. 30. schadehaft G.

X. Buch

523

5

ίο

15

20

25

Gäwän daz klagete sere: diu frouwe es lachete mere denn inder schimpfes in gezam. sit man im daz ors genam, ir süezer munt hin zim dö sprach 'für einen riter ich iuch sach: dar nach in kurzen stunden wurdt ir arzet für die wunden: nu müezet ir ein garzün wesn. sol iemen siner kunst genesn, sö troest iuch iwerre sinne, gert ir noch miner minne?' 'ja, frouwe,' sprach her Gäwän: 'möhte ich iwer minne hän, diu wasr mir lieber danne iht. ez enwont üf erde nihtes niht, sunder kröne und al die kröne tragent, unt die freudehaften pris bej agent: der gein iu teilte ir gewin, sö rastet mir mins herzen sin daz ichz in läzen solte. iwer minne ich haben wolte. mag ich der niht erwerben, sö muoz ein sürez sterben sich schiere an mir rezeigen, ir wüestet iwer eigen, ob ich vriheit ie gewan, ir suit mich doch für eigen hän: daz dunct mich iwer ledec reht. nu nennt mich riter oder kneht,

527

Gäwän beklagte es bitter. Die Dame aber lachte so sehr darüber — er hätte es unpassend finden müssen, selbst wenn das bloß ein Spaß gewesen wäre. Als ihm nun das Roß gestohlen war, da sprach ihr süßer Mund zu ihm: »Zuerst habe ich Euch für einen Ritter gehalten. Danach hat es nicht lang gedauert, und Ihr seid Wundarzt geworden. Jetzt müßt Ihr Knappe sein. Wo es gilt, sich mit seinem Handwerk durchzubringen, da könnt Ihr gute H o f f n u n g haben — bei Euren Talenten! Wollt Ihr meine Liebe immer noch?« »Ja, meine Dame«, sprach der Herr Gäwän, »wenn ich Eure Liebe haben könnte, die wäre mir lieber als irgend etwas sonst. Was auf der Erde daheim ist, es mag sein, was es will, ohne Krone oder gekrönt und dazu noch alle, die jagen nach Ehre und Glück — wenn einer alles das, was die je gewonnen haben, auf die eine Seite legte und Euch dagegensetzte auf die andre, so wollte ich der Vernunft meines Herzens folgen und alles andere liegenlassen: Eure Liebe würde ich mir nehmen. Wenn ich gar nichts von ihr kriegen kann, so wird sich bald ein saures Sterben an mir sehen lassen. Ihr verwüstet Euren eigenen Besitz! Denn so wahr ich ein freier Mann bin, müßt Ihr mich doch als Euer Eigentum betrachten; ich glaube, das ist Euer gutes Recht, und keiner darf es anfechten. Nennt mich also, wie Ihr wollt: Ritter oder Knappe,

3. den ninder D, Dane lender G. schinphes G. 4. Sit daz Ggg. 5. munt mit frouden sprach G. do fehlt dg. 8. wrdet DG. ir ein arzt gg. 11. trcest g, troestet DG. iwer (ohne iuch) Gg. 15. dann D, danne et g. 16. wonte G. erden Gdg. 17. sunder] under alle, nur g Und. alle die alle. 20. retet g, rast D, ratet die übrigen. mins DG. 24. swerz D, swarez g. 25. erz. G. 26. wuoste G. 29. dunchet DG. 30. nennet DG. cheneht G.

X. Buch

528 5 2 4 Garzün oder vilän.

Page oder gescherter Bauer — aber aller

swaz ir spottes hat gein mir getan,

H o h n , den Ihr mir angetan habt, wird

da mite ir sünde enpfähet,

Euch dann für Sünde angerechnet, wenn

ob ir min dienst smähet. 5 solt ich diens geniezen,

Ihr

meinen

Dienst

verächtlich

macht.

Wenn ich, so wie es recht ist, für mein

iuch möhte spots verdriezen.

Dienen Lohn erwarten dürfte, so müßte

ob ez mir nimmer wurde leit,

Euer H o h n Euch fad werden: Mich wird

ez krenket doch iur werdekeit.'

er zwar niemals kränken können, aber er

wider zuo zin reit der wunde man ίο und sprach 'bistuz G ä w ä n ? hästu iht geborget mir,

macht doch Euren Adel schwach.« Der verwundete M a n n kehrte um und ritt zu ihnen hin, er sprach: »Bist du's,

daz ist nu gar vergolten dir,

G ä w ä n ? Wenn ich dir noch etwas schul-

dö mich din manlTchiu kraft

dig war, das ist jetzt ganz zurückgezahlt;

vienc in herter

denn deine Kraft und Stärke nahm mich

riterschaft,

15 und do du brachte mich ze hüs

einst nach scharfem Kampf gefangen, und

dinem oeheim Artüs.

dann hast du mich mit dir heimgeführt zu

vier wochen er des niht vergaz:

deinem Oheim Artüs. Vier Wochen lang

die zit ich mit den hunden az.'

hat der nicht dran gedacht, mich zu er-

dö sprach er 'bistuz Urjäns? 20 o b du mir nu schaden gans,

lösen: So lange aß ich mit den Hunden.« D a sprach er: »Du bist es, Urjäns?

den trag ich äne schulde:

Wenn du auch glaubst, daß mir

ich erwarp dir sküneges hulde.

recht geschieht, so trage ich doch den

ein swach sin half dir unde riet:

Schaden ohne Schuld; ich habe dafür ge-

von schildes ambet man dich schiet

sorgt, daß dir der König gnädig wurde.

25 und sagte dich gar rehtlös,

Niedriger Sinn

hatte dir geholfen

ganz

und

durch daz ein magt von dir verlos

geraten: M a n stieß dich aus dem Schild-

ir reht, dar zuo des landes vride.

orden, man hat dich rechtlos gesprochen,

der künec Artüs mit einer wide

weil du selber das Recht gebrochen hat-

woltz gerne hän gerochen,

test; denn du hast einer Jungfrau Gewalt

het ich dich niht versprochen.'

angetan

und

dem

Frieden

des

Königs

auch. Artüs hätte das am liebsten einer

Schlinge

gerächt,

aber

ich

mit habe

dich herausgeredet.«

2. habit G. 5. diens D, dienst d, dienstes die übrigen. 6. mohtes G. spottes DGdg, spottens g, iedoch gg. erdr. g. 7. niemer G. 9. Wide G. 10. Er sprach g, do sprach er D. 14. vie Dgg. 16. Dinen G. 19. frians d hier, nachher vrians. 25. saget G. rehtelos dgg. 27. rehte G. 29. woltez D, Wold ez G.

X. Buch 525

'Swaz dort geschach, du stest nu hie.

529 »Was immer dort geschah, du jeden-

du hortst och vor dir sprechen ie,

falls stehst jetzt hier auf deinen Füßen.

swer dem andern half daz er genas,

Und dann hast du sicher auch schon bei

daz er sin vient da nach was.

anderen Gelegenheiten sagen hören, wenn

5 ich tuon als die b! witzen sint.

einer einem anderen das Leben gerettet

sich füeget paz ob weint ein kint

hat, daß der sein Feind war von da an. Ich

denn ein bartohter man.

mache es so wie alle, die bei Verstand

ich wil diz ors al eine hän.'

sind: Es paßt besser, wenn ein Kind greint,

mit sporn erz vaste von im reit: ίο daz was doch G ä w ä n e leit. der sprach zer frowen 'ez k o m also, der künec Artüs der was dö in der stat ze Dianazdrün, mit im da manec Bertün. 15 dem was ein frouwe dar gesant

als wenn's ein bärtiger M a n n tut. Ich und niemand sonst soll dieses R o ß behalten.« Und er gab ihm die Sporen und jagte fort damit, sosehr das G ä w ä n auch erboste. Er sprach zu der Dame: »Das war nämlich so: Der König Artüs war damals in der Stadt Dianazdrün und bei ihm eine

durch botschaft in sin lant.

Menge Bertünen. D a war eine D a m e un-

ouch was dirre ungehiure

terwegs zu ihm, die eine Botschaft aus-

üz k o m n durch äventiure.

zurichten hatte, diesen Unmenschen aber

er was gast, unt si gestin.

hatte Lust auf Abenteuer hinausgetrieben.

20 do geriet im sin kranker sin

Er war Gast, und sie war Gästin in dem

daz er mit der frouwen ranc

Land. Dem Urjäns riet seine niedrige Seele,

nach sTnem willen an ir danc.

und so machte er sich über die D a m e her,

hin ze hove k o m daz geschrei:

gegen ihren Willen, weil es ihm so gefiel.

der künec rief lute heia hei.

Hin zum H o f drang ihr Schreien. >Wehe,

25 diz geschach vor einem walde: dar gäht wir alle balde.

wehe!< rief der König laut. Es geschah vor einem Wald; dahin eilten wir so schnell

ich fuor den andern verre vor

wir konnten. Ich war den anderen weit

unt begreif des schuldehaften spor:

voraus und spürte den Verbrecher auf. Ge-

gevangen fuort ich wider dan

fangen führte ich dann diesen M a n n an

für den künec disen man.

den H o f vor den König.

2. hortest Gdgg, hörest D. 4. = dar Ggg. 7. partohtr D, bartohter g, barhtohter G, berherter g, bartherter d. 10. gawanen Gdg. 11. der D, Er Ggg. 17. der Dg. 21. mit den G. 22. sinen G. 25. Daz Gd. 26. gahte g, gahten DGdg. Dannen cherten gg. 28. Ih G. des rehtschuldigen g. 29. ih fuorte G.

530 526

5

ίο

15

20

25

Diu juncfrouwe reit uns mite: riwebserec was ir site, durch daz ir hete genomen der nie was in ir dienst komen ir kiuscheclichen magetuom. ouch bezalter da vil kleinen ruom gein ir unwerlichen hant. minen herren si mit zorne vant, Artüsen den getriuwen. er sprach 'die werlt sol riuwen dirre vermaldite mein, owe daz ie der tag erschein, bi des liehte disiu nöt geschach, unt dä man mir gerihtes jach, unt dä ich hiute rihter bin.' er sprach zer frouwen 'habt ir sin, nemt fürsprechen unde klagt.' diu frouwe was des unverzagt, si tet als ir der künec riet. dä stuont von rltern gröziu diet. Urjäns der fürste üz Punturtoys der stuont dä vor dem Bertenoys üf al sin ere und üf den lip. für gienc daz klagehafte wlp, da ez riche und arme hörten, si bat mit klagenden worten den künec durch alle wipheit, daz er im lieze ir laster leit, unt durch magtuomlich ere. si bat in fürbaz mere

X. Buch

Die Jungfrau ritt mit uns, schmerzensvoll war sie anzuschauen, weil er, der nie in ihren Dienst gekommen war, ihr Keuschheit und Jungfernschaft genommen hatte. Sehr wenig Ruhm hat er da erstritten an dem wehrlosen Mädchen. Zornig fand sie meinen Herrn, den treuen Artus. Er sprach: >Alle Welt muß sich empören über dieses verfluchte Verbrechen! Wehe, daß der Tag erscheinen mußte, in dessen Licht diese Gewalttat geschehen ist, wehe diesem Tag, da man mich rief, Gericht zu halten, und da ich heute Richter bin!< Zur Dame sprach er: >Wenn Ihr tun wollt, was vernünftig ist, so nehmt Euch einen Fürsprecher und klagt.< Die Dame zögerte nicht zu tun, wie ihr der König geraten hatte. Viel Volk von Rittern stand herum. Urjäns, der Fürst aus Punturtoys, stand da vor dem Berteneisen; um alle seine Ehre ging es dort und um den Leib. Die Frau trat vor mit ihrer Klage, da hörten die Reichen und Armen des Landes sie an. Sie bat mit klagenden Worten den König, um der Frauenwürde willen möge er sich ihr Leid und die Schande zu eigen machen, Mädchenehre müsse er schützen. Und sie erinnerte ihn weiter

2. Riuwebaere Gg, Riubasre g. waren Gg. 4. dienste G. 5. chuschl. Gddg, chüslichen g. 6. bizaltir G. 8. herrin G, herrn D. 9. Arth. G. 10. er sprach, di werelt sol immer riwen D. 11. Disz gg, D a z g, Dise d. vermaldiete G, vermaledieten d, ver maledite g, verfluohte gg. 13. lieht G. 15. rihtser Dg, rihtare G. 17. vorsprechen Gdgg. 20. w a s Gddgg. 21. ponturtois G. 22. bertenois d. 23. alle sin G. 24. chlagh. Dd. 25. D a z reiche d. arme unde riche Gg. 28. lieze sin ir d. leit. Sin D, sin leit g. Er lieze im sin ir laster leit G, D a z im were ir laster (komber d) leit dgg, D a z im ir laster were leit g. 29. magtlich G.

X. Buch 5 2 7 Durch der tavelrunder art, und durch der botschefte vart, als si wasre an in gesant; wser er ze rihtaere erkant, 5 daz er denne riht ir swasre durch gerihtes msere. si bat der tavelrunder schar alle ir rehtes nemen war, stt daz ir wsere ein roup genomn, ίο der nimmer möhte wider komn, ir magtuom kiusche reine, daz si al gemeine den künec gerihtes bieten und an ir rede trauten. 15 fürsprechen nam der schuldec man, dem ich nu kranker eren gan. der wert in als er mohte. diu wer im doch niht tohte: man verteilte imz leben unt sinen pris, 20 unt daz man winden solt ein ris, dar an im sterben wurd erkant äne bluotige hant. er rief mich an (des twang in not) unt mant mich des daz er mir bot 25 Sicherheit durch genesn. ich vorhte an al min ere wesn, ob er verlür da sinen lip. ich bat daz klagehafte wip, sit si mit ir ougen sach daz ich si manliche räch,

531

an den Adel der Tafelrunde und daran, daß Gesandtschaften unter besonderem Schutz stehen — sie war ja als Botin gekommen. Wenn ihn die Leute als Richter künftig achten sollten, so müsse er ihr dies Unrecht richten, damit Gerechtigkeit laut werde. Sie rief auch alle Ritter von der Tafelrunde auf, zu tun, was Pflicht und Ehre ihres Ordens verlangte; denn ihr sei geraubt worden, was man nimmer wiederbringen kann, ihre keusche, reine Jungfernschaft. Sie müßten nun alle miteinander den König bitten, Recht zu sprechen, und müßten auf ihre Seite treten. Einen Verteidiger nahm sich der schuldige Mann, der sich auch heute wieder wie ein Lump benommen hat gegen mich. Jener verteidigte ihn, so gut er eben konnte; das half ihm aber nichts: Das Urteil sprach ihm Leben und Ehre ab, und es bestimmte, daß man einen Strang drehe, an dem er sterben sollte, so daß keine Hand sich blutig mache. Er rief mich an — dazu zwang ihn die Not — und erinnerte mich daran, daß er, indem er sich mir gefangengab, von mir sein Leben gekauft hatte. Da bekam ich Angst, ich müßte ganz ehrlos werden, wenn er hier den Leib verlöre. Ich bat die Klägerin, da sie doch mit eigenen Augen gesehen hatte, wie ich als ihr Ritter Rache nahm,

1. tavelrundn Dddg, tavelrunde Gg. 7. Do bat si G. tavelrunde Ddgg. 10. Der niht wider mohte chomen G. 14. Unde alle ir rede tstin G. 15. Forsprechen Ggg. 19. sine bris G. 22. an D. 24. mich fehlt Gg. des daz D, des d, daz Gdgg. gebot dg. 26. alle min alle. 27. Ebe er virlür G. 30. manlichen Ggg.

532 5 2 8 Daz si durch wibes güete senfte ir gemüete, sit daz si müese ir minne jehn swaz ir da was von im geschehn, 5 unt ir clärem libe: unt ob ie man von wibe mit dienste kceme in herzenöt, ob sim da nach ir helfe bot, 'der helfe tuot ez zeren, ίο lät iuch von zorne keren.' ich bat den künec unt sine man, ob ich im hete getan kein dienst, daz ers gedashte, daz er mir lasters iehte 15 mit eime site werte, daz er den riter nerte. sin wip die küneginne bat ich durch sippe minne, wand mich der künec von kinde zöch 20 und daz min triwe ie gein ir vlöch, daz si mir hülfe, daz geschach. die juncfrowen si sunder sprach: do genaser durch die künegin, er muose ab liden hohen ρΐη. 25 sus wart sin lip gereinet, solch wandel im bescheinet: ez wser vorlouft od leithunt, üz eime tröge az sin munt mit in da vier wochen. sus wart diu frouwe gerochen.

X. Buch sie möchte jetzt mit fraulicher Güte ihr Herz milde stimmen, sie müsse es ihrem bezaubernden Reiz und ihrem klaren Leib zum Vorwurf machen, daß ihr dies von jenem dort geschehen konnte. >Wenn je ein Mann von einer Frau Gewalt erfuhr, weil er in ihrem Dienst viel Leid auszuhalten hatte, und wenn ihm diese Frau dann endlich gnädig wurde, so tut esdieser barmherzigen Dame zu Ehren und laßt ab von Eurem Zorn.< Ich bat den König und seine Leute: Wenn ich ihm je einmal geholfen hätte, so möge er es mir jetzt danken und mich vor ehrlosem Wortbruch bewahren, indem er diesem Ritter das Leben schenke. Seine Frau, die Königin, beschwor ich bei der Liebe unter Verwandten — denn der König hat mich von Kind auf erzogen —, ich erinnerte sie daran, daß ich immer mit treuem Vertrauen bei ihr Zuflucht finden konnte, und bat sie, sie möchte mir doch helfen. Das geschah. Sie zog die Jungfrau beiseite und sprach mit ihr; da wurde sein Leben gerettet von der Königin. Er mußte aber eine hohe Strafe leiden. Mit dieser Buße, so wurde ihm auferlegt, sollte er seinen Leib wieder rein machen: Zusammen mit den Hunden, vom Anführer der Meute bis zum Spürhund, mit ihnen allen aß sein Mund dort aus einem Trog vier Wochen lang. So wurde die Dame gerächt. —

3. si fehlt G. si im d. im iehen gg. 4. von im fehlt G. von im was dgg. 5. An gg, Von d. 6. ob fehlt G. 7. chom gg. 8. si im DG. 12. in G, im ie g, in ie g. 13. Dehadn gg, cheinen D, Deheinen G, Dekeinen d. dienste G. 19. wand Dd. kinden d. 22. diu iunchfrouwe si D. 23. gnaser durh D. 24. aber D, abir G. 27. vorlouf dgg. oder D. leite hunt Gdg. 28. sine munt G.

X. Buch 529

F r o w e , d a z ist sin r ä c h e üf m i c h . ' si s p r a c h 'sich twirhet sin gerich. ich e n w i r d e iu lihte n i m m e r holt: d o c h enpfasht er d r u m b e alsolhen solt,

j e er scheid von m i m e l a n d e , des er jehen m a c f ü r s c h ä n d e ,

533

M e i n e D a m e , s o steht es u m die Feinds c h a f t , d i e er mit mir h a t . « Sie s p r a c h : » D i e s e R a c h e ist schiefes D i n g . Ich w e r d e E u c h nicht leicht j e m a l s g n ä d i g w e r d e n , er a b e r soll seinen L o h n voll a u s b e z a h l t kriegen v o n mir, ehe er

sit ez der k ü n e c d o r t niht räch,

f o r t g e h t a u s m e i n e m L a n d , und z w a r s o ,

a l d a ' z der f r o u w e n d a g e s c h a c h ,

d a ß er ihn mit Wahrheit S c h a n d e nennt.

und ez sich hat an mich g e z o g t ,

Weil es der K ö n i g an O r t und Stelle, w o

ίο ich pin nu iwer beder v o g t ,

es der D a m e g e s c h a h , nicht b e s t r a f t e u n d

und e n w e i z d o c h wer ir bediu sit.

s o der Fall an mich g e k o m m e n ist, m u ß

er m u o z d a r u m b e e n p f ä h e n strit,

ich nun als E u e r V o g t E u c h b e i d e n , die

d u r c h die f r o u w e n eine,

ich d o c h ü b e r h a u p t nicht kenne,

unt d u r c h iuch h a r t e kleine.

verschaffen. M a n

15 m a n sol u n f u o g e rechen mit slahen unt mit stechen.' G ä w ä n z u o d e m p f ä r e d e gienc, mit llhtem Sprunge erz d o c h gevienc. d a w a s der k n a p p e k o m e n nach, 20 ze d e m diu f r o u w e heidensch s p r a c h al d a z si w i d e r uf e n b o t . nu njehet o c h G ä w ä n e s nöt. M a l c r e a t i u r ze f u o z f u o r d a n . d o g e s a h o u c h min her G ä w ä n 25 des juncherren runzlt: d a z w a s ze k r a n c uf einen strit.

Recht

m u ß ihm K a m p f

für

seine T a t e n g e b e n , s c h o n w e g e n der D a m e alleine. E u r e S a c h e hat d a g e g e n ziemlich w e n i g zu b e d e u t e n . M a n m u ß die U n t a t rächen mit Schlagen u n d mit Stechen.« Gäwän

g i n g zu d e m

Pferdchen.

mußte sich nicht eben sehr

Er

anstrengen

beim L a u f e n , u m es zu e r j a g e n . D a w a r nun a u c h der K n a p p e

nachgekommen.

D i e D a m e s p r a c h heidnisch mit ihm u n d s a g t e ihm d a s alles, w a s er d o r t o b e n , w o er h e r k a m , ausrichten sollte. J e t z t n a h t sich a u c h d e m G ä w ä n N o t .

ez hete der k n a p p e d o r t g e n o m n ,

M a l c r e a t i u r e m a c h t e sich f o r t , zu Fuß,

e er von der halden wasre k o m n ,

versteht sich. E s s a h nun mein H e r r G ä -

einem viläne:

w ä n d a s P f e r d c h e n dieses jungen H e r r n

d o g e s c h a c h ez G ä w ä n e

an: d a s w a r für einen K a m p f zu s c h w ä c h lich. D e r K n a p p e hatte es d o r t a u f d e m Weg den H a n g h i n a b einem g a n z o r d i n ä ren B a u e r n b u r s c h e n w e g g e n o m m e n . J e t z t w a r es d e m G ä w ä n z u g e s t o ß e n :

2. twirbet G. 3. Ihne w. G. nimer G. 4. Dohne G. enpfaehet D, enphahet Gdgg. al fehlt Gdgg. 5. scheide DG. 6. iehn D. 9. Sit ez G. 10. beider G. ll.beidiu G: auch D, aber mit punctiertem i. 15. ungefuoge G, ungefuege d. 17. pharide G. 18. lihten G. 20. heidens Gg. 22. nahent Gg. 23. fuere G. 24. herre G. 25. des herren D. 26. uf einem G. 30. geschahz hern g.

534

X. Buch

530 Für sin ors ze behalten: des geltes muoser walten. si sprach hin zim, ich waen durch haz, 'sagt an, weit ir iht fürbaz?' 5 do sprach min her Gäwän 'min vart von hinnen wirt getan al nach iwerm rate.' si sprach 'der kumt iu späte.' 'nu diene ich iu doch drumbe.' ίο 'des dunct ir mich der tumbe. weit ir daz niht vermiden, so müezt ir von den bilden keren gein der riuwe: iwer kumber wirt al niuwe.' is do sprach der minnen gernde 'ich pin iuch diens wernde, ich enpfähes freude ode not, sit iwer minne mir geböt daz ich muoz ziwerm geböte sten, 20 ich mege riten oder gen.' al stende bi der frouwen daz marc begunder schouwen. daz was ze drseter tjoste ein harte krankiu koste, 25 diu sticledr von baste, dem edeln werden gaste was etswenne gesatelt baz. üf sitzen meit er umbe daz, er forht daz er zetrsete des sateles gewagte.

Für sein Streitroß mußte er es nehmen und mit dem Tausch zufrieden sein. Sie sprach zu ihm — ich glaube doch, mit einiger Bosheit —: »Sagt, wollt Ihr jetzt nicht weiterziehen?« Da sprach mein Herr Gäwän: »Meine Reise kann sofort beginnen, Ihr müßt mir nur erst die Richtung weisen.« »Darauf könnt Ihr lange warten«, sprach sie. »Aber ich denke doch, so gehört es sich beim Dienen.« »Eben deswegen seid Ihr ja, das glaube ich, der Blöde. Da Ihr es aber partout so wollt, sage ich's Euch: Vom heitren Leben nehmt Ihr die Straße zur Reue, Euer Unglück wird da immer wieder jung.« Da sprach er, von Liebe hingerissen: »Ich bin Euch ergeben, ob ich Glück davon empfange oder Not; Eure Liebe hat mir ja befohlen, und so stehe ich von jetzt an immer unter Eurem Befehl, mag ich nun reiten oder gehen.« Immer noch vor der Dame stehend, begann er sein Streitroß zu mustern. Das war für eine flinke Tjost ganz armselig ausgerüstet, die Riemen an den Steigbügeln aus Bast. Dem kühnen edlen Mann dort in der Fremde hatte man einst wahrlich besser aufgesattelt. Er vermied es aufzusteigen, weil er fürchtete, das Geschirr am Sattel könnte seinen Tritt nicht aushalten.

1. zbehalten g. 4. saget DG. 5. herre G. 6. varte G. 9. iu fehlt G. 10. dunchet DG. 12. muezt g. von dem G. 13. gein] von G. 15. minne Ggg. 16. dienstes alle außer D. 17. Ihne enphahes G. olde G, odr D. 19. muoze ze iuwerem bote G. 22. marche bigunde er G. 24. chleiniu G. 25. diu fehlt Ggg. 26. edelem werdem D, edelm werden g. TJ. eteswenne gesatel G. 28. umb G. 29. forhte D, vorhte G. zertrajte G. 30. satels DG.

X. Buch 531 Dem pfärde was der rücke junc: wier drüf ergangen da sin sprunc, im wasre der rücke gar zevarn. daz muoser allez dö bewarn. 5

es het in etswenne bevilt: er zöhez unde truoc den schilt unt eine glievine. siner scharpfen pine diu frouwe sere lachte, ίο diu im vil kumbers machte, sinen schilt er üfez pfärt pant, si sprach 'füert ir krämgewant in mime lande veile? wer gap mir ze teile 15 einen arzet unde eins krämes pflege? hüet iuch vor zolle üfem wege: eteslich min zolnsere iuch sol machen fröuden laste.' ir scharpfiu salliure 20 in duhte sö gehiure daz ern m o c h t e waz si sprach: wan immer swenner an si sach, sö was sin pfant ze riwe quit, si was im reht ein meien zit, 25 vor allem blicke ein flöri, ougen süeze unt sür dem herzen bi. sit vlust unt vinden an ir was, unt des siechiu freude wol genas, daz frumt in zallen stunden ledec unt sere gebunden.

535

Einen Rücken wie ein Fohlen hatte dieses Pferd: Wäre er da mit einigem Schwung hinaufgesprungen, so hätte er ihm das Rückgrat gebrochen. Alles das mußte er mit Vorsicht bleibenlassen. Das hätte ihm schon leicht zuviel werden können: Das Pferd führte er am Zügel und trug den Schild und eine Lanze. Die D a m e aber lachte ihn noch grausam aus in dieser schlimmen Prüfung! Sie ließ ihn viel leiden. Seinen Schild band er aufs Pferd. Da sagte sie: »Ihr führt auch Krämerwaren auf den Markt in meinem Land? Womit habe ich das verdient, einen Bader und dann auch noch einen Kramladen! Aber Vorsicht, geht nur immer dem Zoll aus dem Weg; der eine oder andere von meinen Zöllnern wäre imstande, Euch unglücklich zu machen.« Das war eine scharfe Sauce, die sie ihm vorsetzte, doch war ihm so wohl zumute, daß er gar nicht achtgab, was sie sagte. Denn er brauchte sie bloß anzusehen, so war er aus den Krallen des Unglücks freigekauft. Sie war ihm eine rechte Maienzeit, eine Blütenpracht, lichter als alles, was blitzt und blinkt, den Augen süß und dabei ätzend für das Herz. Verlieren war an ihr und Finden und alles das, was einem kranken Glück Genesung gibt: Es konnte ihn jeden Augenblick von Fesseln lösen und in Ketten halten.

1. 2. Do waz daz pfserdelin so chranch. Daz er druf niht en spranch g. 1. pharide G. rucche G. jung d, chrump vn iunch D, crump Gdgg. 4. da Gd. 5. etw. G. 7. clavine G. 8. scharfen G. 11. uf daz pharit bant G. 14. gab G. 15. eins chrames dg, eins chrams D, eines chramers Gg, einen cram g und (dann pflegen und z. 16. uf den wegen) d. 16. huetet D. vor moute g. 17. etslich D. zollere d. 19. saliure g, tsalüre G. 21. si fehlt G. 24. eine G. 28. gnas G. 30. Leidech G.

536 532

5

ίο

15

20

Manec min meister sprichet so, daz Amor unt Cupidö unt der zweier muoter Venus den liuten minne gebn alsus, mit geschöze und mit fiure. diu minne ist ungehiure. swem herzenlichiu triwe ist bi, der wirt nimmer minne fri, mit freude, etswenn mit riuwe. reht minne ist wäriu triuwe. Cupidö, din sträle min misset zallem male: als tuot des hern Amores ger. sit ir zwene ob minnen her, unt Venus mit ir vackeln heiz, umb solhen kumber ich niht weiz. sol ich der wären minne jehn, diu muoz durch triwe mir geschehn. hülfen mine sinne iemen iht für minne,

hern Gäwän bin ich wol sö holt, dem wolt ich helfen äne solt. er ist doch äne schände, lit er in minnen bände; 25 ob in diu minne rüeret, diu starke wer zefüeret. er was doch ie sö werlich, der werden wer also gelich, daz niht twingen solt ein wip sinen werlichen lip.

X. Buch Etliche von den Gelehrten, zu deren Füßen ich gesessen habe, behaupten, daß Amor und Cupidö und die Mutter von den zweien, Venus, die Liebe mit Schießen und mit Feuer zu den Menschen brächten: Diese Art Liebe ist ein gewalttätiges und unheimliches Ding. Wer wahre Treue im Herzen hat, der wird von der Liebe nie mehr frei, im Glück und auch wenn einmal Leiden kommen. Rechte Liebe ist wahre Treue. Cupidö, dein Pfeil hat mich noch jedesmal verfehlt und ebenso der Wurfspieß des Herrn Amor. Von der Liebe, die ihr zwei und dazu Venus mit der heißen Fackel zu vergeben habt, und von ihren Leiden habe ich nie etwas erfahren. Die Liebe, die ich die wahre nenne, die muß mir von der Treue kommen. Könnte mein Verstand jemandem gegen Liebe helfen, mit dem Herrn Gäwän meine ich's so gut, daß ich ihm hülfe auch ohne Lohn. Doch es ist keine Schande, wenn er bei der Liebe gefangen liegt, wenn es wirklich die Liebe ist, die ihn in ihrem Griff hat: Die walzt auch starken Widerstand nieder. Er aber war ja nun doch wirklich ein starker Kämpfer, genauso stark wie nur irgendein Edler, da dürfte doch eine Frau seinen herrlichen Leib nicht so tyrannisch demütigen!

2. 11. Cupidö mit i D. 4. gebent g, gasbin Gg. 5. schoze gg, -zze DG. 8. minnen D. 9. etswenne DG. 10. = Rehtiu Ggg. 13. Als gg, also DG. herrin Gg. amoris G, amor g, amors die übrigen. 15. vachel g. 16. Umb G. seihen g. 18. muoze G. 21. Minem herren Gg. Gawane DGg. 22. dienen D. 27. ie doch G.

537

X. Buch 533

Lät näher gen, her minnen druc.

Ah, der edle H e r r Alp von Minnen-

ir tuot der freude alsolhen zuc,

büttel, nur immer heran! Ihr seid doch

daz sich dürkelt freuden stat

der, der die Freude so sehr dezimiert, daß

unt bant sich der riwen pfat.

schließlich

5 sus breitet sich der riwen slä:

ihre

Stellung

ganz

durch-

löchert ist und sich das Leid Bahn schafft

gienge ir reise anderswä

mit einem Pfad; so wird denn die Spur des

dann in des herzen höhen muot,

Leids breiter und breiter. Wenn es woan-

daz diuhte mich gein freuden guot.

ders einmarschieren wollte als in ein Herz

ist minne ir unfuoge bait,

voll nobler Heiterkeit, dann würde das,

ίο dar zuo dunket si mich zalt,

meine ich, die Freude mehr befördern. Wo

ode giht sis üf ir kintheit,

Liebe wild und ungezogen ist, da denke

swem si füeget herzeleit?

ich mir immer: Dafür ist sie nun wirklich

unfuoge gan ich paz ir jugent,

zu alt! O d e r schiebt sie es vielleicht jedes-

dan daz si ir alter brseche tugent.

mal einfach auf ihre Jugend, wenn sie

is vil dinges ist von ir geschehen:

einem Herzen Leiden zufügt? Ungezogen-

wederhalp sol ich des jehen?

heiten kann ich einem jungen Ding noch

wil si mit jungen rseten

eher hingehen lassen; was andres ist es,

ir alten site unstasten,

wenn eine Alte über die Stränge

sö wirt si schiere an prise laz.

Weisheit schlägt. Von ihr ist schon so viel

20 man sol sis underscheiden baz.

ihrer

geschehen — ich weiß nicht, o b ich es

luter minne ich prise

dem einen oder dem anderen zurechnen

unt alle die sint wise,

soll. Wenn sie sich von ihrer Jugend raten

ez si wip oder man:

läßt und auf solche Weise die Tugenden

von den ichs ganze volge hän.

des reifen Alters untergräbt, dann wird

25 swä liep gein liebe erhüebe

sie sehr schnell ihren guten Namen los.

lüter äne trüebe,

M a n müßte sie einmal so recht in die

da newederz des verdrüzze

Schule nehmen. Die kristallklare

daz minne ir herze slüzze

lobe ich und mit mir alle, die etwas davon

mit minne von der wane ie flöch,

verstehen, o b es Weib ist oder M a n n : die

diu minne ist o b den andern hoch.

schließen sich ganz meinem Urteil an. W o

Liebe

zwei Liebende einander in Lauterkeit begegnen, an der nichts Trübes ist, da hat keines von den beiden was dagegen, wenn die Liebe ihre Herzen fesselt mit einer Liebe, vor der Verrat — hakenschlagend nach seiner Art — die Flucht ergreifen muß: Diese Liebe ist über alle anderen erhaben.

2. frouden Gg, minne gg. al fehlt gg. 3. Daz enget sich der und 4 meret g. der frouden G. 4. triuwen G. 6. Gene G. 8. duhte DG. 9. ungefuoge Gddgg. ll.odrD. 13. Ungefuege Gg, Ungfuege d. 14. Danne G, denne D. sy im g, si dem gg, sü d. ir t. dg. 15. Vil vil dinges G. 16. des nu G. 18. sit D. 23. Es G. ode G". 24. ich G"d. 25. lieb gan liebe G. 27. nach 28 G". Da twederz gg, denne wederz D, Der enwederz (entw.) GG"dg, Der deweders g. der G". 29. Min minnen dg. Mit minnen GG"g. Mit minne ie der wanch do floch g. wanche G". ih floe G. 30. vil hoch G".

538 534

5

ίο

υ

20

25

Swie gern ich in naeme dan, doch mac min her Gäwän der minn des niht entwenken, sine welle in freude krenken. waz hilfet dan min underslac, swaz ich da von gesprechen mac? wert man sol sich niht minne wern: wan den muoz minne helfen nern. Gäwän durch minne arbeit enphienc. sin frouwe reit, ze fuoz er gienc. Orgelüse unt der degen bait die komn in einen grözen wait, dennoch muoser gens wonen. er zöch dez pfärt zuo zeime ronen. sin schilt, der e drüfe lac, des er durch schildes ambet pflac, nam er ze halse: üfz pfärt er saz. ez truog in küme fürbaz, anderhalp üz in erbüwen lant. eine bürg er mit den ougen vant: sin herze unt diu ougen jähen daz si erkanten noch gesähen decheine burc nie der gelich. si was alumbe riterllch: türne unde palas manegez uf der bürge was. dar zuo muoser schouwen in den venstern manege frouwen: der was vier hundert ode mer, viere undr in von arde her.

X. Buch

So gern ich ihn auch von da fortnähme, mein Herr Gäwän kommt der Liebe doch nicht aus, da sie ihn nun einmal ärmer machen will an Glück. Was hilft es dann, wenn ich dazwischenhaue? Da könnte ich noch soviel reden: ein adeliger Mann darf sich ja doch nicht gegen die Liebe wehren, denn nur die Liebe kann und muß ihm helfen in der Not. — Gäwän hatte viel zu leiden von der Liebe; seine Dame ritt, zu Fuß ging er. Orgelüse und der kühne Held, die kamen in einen großen Wald. Den ganzen Weg da mußte er sich zum Gehen bequemen. Er zog das Pferd zu einem Baumstamm, der da lag. Seinen Schild, den bis jetzt das Roß getragen hatte, nahm er — der Schilddienst war ja schließlich und trotz allem sein Geschäft — an den Hals. Er setzte sich aufs Pferd. Es trug ihn kaum, doch immerhin vorwärts und hinaus in bebautes Land. Eine Burg fand er mit den Augen; sein Herz und seine Augen sagten, sie wüßten keine Burg, noch hätten sie je eine gesehen, die ihr glich. Sie war rundum ritterlich; Türme und Palase gab es da in großer Menge. Dazu kam, daß er dort in den Fenstern viele Damen erblickte, vierhundert waren es oder mehr, darunter vier von besonders hoher Geburt.

1. in nu G. 2. herre G G 3 . des fehlt gg. 4. im GCdgg. 5. danne G", dane G, denne Dd. 7. ich G". minnen Gg. 9. arbeite D. enpfie G". 10. gie G". 11. helt G". 14. dz pfert D, daz pharit GG". zuo einen G, zuo einer G"g, zainer d. 15. Sinen ddg. 16. ammiht d. 17. ufez pharit G. 18. truege G. kumber G". 19. anderhalbn Dd. unz G". erbwen (wie gewöhnlich) D, erbouwen GG". 21. di D. 24. allumbe G. 28. vestern D. 29. oder D. 30. under alle.

X. Buch 535

Von passäschen ungeverte gröz gienc an ein wazzer daz da flöz, schefraähe, snel unde breit, da engein er unt diu frouwe reit.

5 an dem urvar ein anger lac, dar üfe man vil tjoste pflac. überz wazzer stuont dez kastei. Gäwän der degen snel sach einen rlter nach im varn, ίο der schilt noch sper niht künde sparn. Orgelüs diu riche sprach höchvertecliche 'op mirs iwer munt vergiht, sö brich ich miner triwe niht: 15 ich hets iu e sö vil gesagt, daz ir vil lasters hie bejagt, nu wert iuch, ob ir kunnet w e m : iuch enmac anders niht ernern. der dort kumt, iuch sol sin hant 20 so Vellen, ob iu ist zetrant inder iwer niderkleit, daz lät iu durch die frouwen leit, die ob iu sitzent unde sehent. waz op die iwer laster spehent?' 25 des schiffes meister über her kom durch Orgelüsen ger. vome lande inz schif si kerte, daz Gäwänen trüren lerte. diu riche und wol geborne sprach wider uz mit zorne

539

Zertrampelt und zerfahren vom Verkehr, der da übersetzen wollte, war die weite Landungsstraße hinunter an ein Wasser, das da flöß; schiffbar war es, schnell und breit. Dorthin ritt er mit der Dame. Vor der Anlegestelle lag ein Anger, der hatte schon viele Tjosten gesehen. Über dem Wasser ragte hoch das Schloß. G ä w ä n , der starke Held, sah hinter sich einen Ritter daherkommen; der pflegte Schild und Speer nicht zu schonen. Die gewaltige Orgelüse sprach voller Hochmut: »Euer Mund wird es mir zugeben, daß ich treu bin und mein Wort nicht breche: Ich habe es Euch vorher immer wieder gesagt, daß Ihr hier viel Unehre erjagen würdet. Jetzt kämpft, wenn Ihr kämpfen könnt; es kann Euch sonst nichts retten. Dort kommt einer, dessen Hand Euch aus dem Sattel werfen wird. Gebt acht, daß Ihr Euch nicht die Hosen zerreißt dabei. Das müßte Euch leid tun wegen all der Damen, die da oben sitzen und zuschauen. Vielleicht kriegen die jetzt was zu sehen, was Euch peinlich sein muß.« Der Herr des Schiffs kam herübergefahren, Orgelüse hatte das befohlen. Vom Land stieg sie ins Schiff: das machte Gäwän traurig. Die edle und gewaltige Dame aber wandte sich um und sprach boshaft:

1. Passascen D, passashen GG"g, passas g, passanen d. 3. schef raeche D, Schif raehe G"g, Schif rahe G, Schefrich D, Shifrich gg, Schiffrecht d. 4. Dar G"g. engegen GG"dgg, gegen dg. 12. hinter Sprach übergeschrieben si G. hochvertliche D. 14. triuwen G"gg. 21. indr D, Iener G, lender G". 22. lat DG"d und (sin leit) g, si Ggg, wirt g. 23. sin. di ob D. 24. iuvver G. 27. indaz schife G". 29. und hat nur g.

540 5 3 6 'Ir enkomt niht zuo mir da her in: ir müezet pfant dort uze sin.' er sprach ir trüreclichen nach 'frowe, wiest iu von mir sö gäch? 5 sol ich iuch immer mer gesehn?' si sprach 'iu m a c der pris geschehn. ich state iu sehens noch an mich, ich w « n daz sere lenget sich.' diu frouwe schiet von im alsus: ίο hie kom Lischoys Gwelljus. sagte ich iu nu daz der flüge, mit der rede ich iuch betrüge:

X. Buch »Da kommt

Ihr mir nicht herein!

Ihr

müßt dort draußen den Kopf hinhalten.« Da sprach er traurig zu ihr da auf dem Wasser: »Meine Dame, warum zieht es Euch so eilig fort von mir? Soll ich Euch niemals Wiedersehen?« Sie sprach: »Es ist nicht unmöglich, daß die Ehre an Euch fällt; dann will ich es Euch erlauben, mich

wiederzusehen.

Ich glaube aber, es kann arg lang dauern bis dahin.« So nahm die Dame Abschied von ihm.

er gähte abe anders sere,

Hier kam nun Lischoys Gwelljus. Ich will

daz es dez ors het ere

nicht grade sagen, daß er flog — das wäre

15 (wan daz erzeigte snelheit),

denn doch gelogen

—, aber viel fehlte

über den grüenen anger breit,

nicht, so schoß er heran, daß es dem Pferd

dö dähte min her Gäwän

alle Ehre machte, denn es zeigte Rasse —

'wie sol ich beiten dises man?

quer über den weiten, grünen Anger.

wederz mac dez wasger sin? 20 ze fuoz ode üf dem pfärdelin?

Da dachte mein Herr Gäwän: >Wie soll ich diesen Mann erwarten, was wird

wil er vollich an mich varn,

mir wohl besser taugen: zu Fuß oder auf

daz er den poinder niht kan sparn,

dem Pferdchen da? Wenn er mit aller

er sol mich nider riten:

Gewalt gegen mich rennt und gar nicht

wes mac sin ors da biten,

daran denkt, die Wucht zu bremsen, so

25 ez enstrüche ouch über daz runzit?

muß er mich niederreiten: Was

stünde

wil er mir denne bieten strit

denn schon seinem Pferd im Weg — es

aldä wir bede sin ze fuoz,

könnte höchstens über diesen Gaul hier

ob mir halt nimmer wurde ir gruoz,

stolpern und auch hinfallen. J a , wenn er

diu mich diss strifes hat gewert,

dann kämpfen will, wo wir beide zu Fuß

ich gib im strit, ob er des gert.'

sind, so gebe ich ihm Kampf, soviel er haben will, und könnte ich auch sie, die mir diesen Kampf geschenkt hat, nie und nimmer gewinnen^

I. iRn chomt niht da her in G"g. dä fehlt Gg. 4. wi ist D, wie ist GG". 5. iemmer G", me G. 7. statte DG. selhes G". 9. von im schiet Ggg. 10. chome G. Liscoys Dd = lishois GG"gg. so nun immer sc = sh: i und y wechseln. gewellius Gdg, Gwellyus g. II.flugG. 13. gahete D, gahet G". aber DG", abir G. 14. daz orse G". 17. herre G oft. 18. disse G", diss D, disses gg. 19. der wsegir G. 20. ode G", oder DG. zedem G. pferdelin G", pferdlin D, pharidin G. 21. vollich D, vollechlich dgg, vollecliche g, vollechlichen GG"g. 22. poynder GG". 27. zefueze G. 28. nimer G. 29. dises Gg, dits g, disse G".

541

X . Buch 537

Nu, diz was unwendec.

Nun, es w a r nicht abzuwenden; der da

der körnende was genendec:

k a m , war ein gewaltiger Kämpfer

als was ouch der da beite.

ebenso der andere, der ihn erwartete. Der

zer tjost er sich bereite. 5 do sazter die glasvin

und

machte sich fertig zur T j o s t . Seine Lanze setzte er vorn am Sattel ein, da wo ein

vorn uf des satels vilzelin,

Stückchen

des G ä w ä n vor het erdäht.

spitzte. Genauso wie G ä w ä n es sich vor-

sus wart ir beder tjoste bräht:

her ausgedacht hatte, brachte nun jeder

diu tjost ieweder sper zebrach,

seine T j o s t auf den M a n n . Diese T j o s t

ίο daz man die helde ligen sach.

von

der

Filzdecke

hervor-

zertrümmerte beide Speere, beide Helden

do strüchte der baz geriten man,

sah man auf der Erde liegen. Der mit dem

daz er unt min her G ä w ä n

besseren Pferd war da nämlich gestolpert,

üf den bluomen lägen,

und so lagen er und mein Herr G ä w ä n

wes si dö bede pflägen?

auf den Blumen. Was die beiden da zu

15 üf springens mit den swerten:

schaffen hatten? Nichts anderes als aufzu-

si bede strites gerten.

springen, mit Schwertern wollten die bei-

die Schilde wären unvermiten:

den jetzt kämpfen. Die Schilde blieben

die wurden also hin gesniten,

nicht ungeschoren, die fielen in Stücken

ir bleip in lützel vor der hant:

dahin; nur eine kleine Scherbe vor der

20 wan der schilt ist immer strites pfant. man sach dä blicke und helmes fiur.

Hand blieb ihnen übrig: Der Schild muß ja immer zuerst herhalten im Krieg. D a

ir megts im jehen für äventiur,

sah man Blitze und Feuer vom

swen got den sic dan liezet tragn:

Von dem, den G o t t den Sieg davontragen

der muoz vil prises e bejagn. 25 sus türten si mit strite

Helm.

läßt, könnt ihr meinetwegen gern sagen, er habe halt Glück gehabt — der muß

üf des angers wite:

aber zuerst große Heldentaten tun.

es wseren müede zwene smide,

hielten sie aus im Streit auf der Weite des

So

op si halt heten starker lide,

Angers. Es wären auch zwei Schmiede da-

von also manegem grözem slage.

von müde geworden, und hätten sie noch

sus rungen si näch priss bejage.

so starke Muskeln, so viele und gewaltige Schläge taten sie. So kämpften sie um Ruhmesbeute.

2. gendech G. 3. also D. 5. satzer G", sazete er G. glavin G", clavin G. 6. Vor G. daz satel Vizelin g. 9. tioste G. iw. D, ietw. G. 11. struochte D, strufte G. 15. sprunges G. 18. also versniten G". 19. In beleip ir Gg, In bleip d. beleip DG". wenich gg. in der g. 21. 22. fiwer-Aventiwer D. 22. mugts GG". ichn G". 23. da G. lat G"g. 24. priss D, brises GG" (G oft). 25. twerten D. 27. Es muede warin G. 28. stercher GG"gg. 29. Von manigem also starchem (starcken) slage gg. manigem grossem d, manegen grozem D, manigem grozen G", mangen groszen g, grozzem manigem g, grozem G. 30. prises GG".

542 5 3 8 Wer solte se drumbe prisen, daz di unwisen striten äne schulde, niwan durch prises hulde? j sine heten niht ze teilen, an not ir leben ze veilen. ietweder üf den andern jach, daz er die schulde nie gesach. Gäwän künde ringen ίο unt mit dem swanke twingen: swem er daz swert undergienc unt in mit armen zim gevienc, den twanger swes er wolde. sit er sich weren solde, υ do gebärter werlTche. der werde muotes riche begreif den jungen ellenthaft, der ouch het manliche kraft, er warf in balde under sich: 20 er sprach hin zim 'helt, nu gich, wellestu genesen, Sicherheit.' der bete volge unbereit was Lischoys der da unden lac, wand er nie Sicherheit gepflac. 25 daz düht in wunderlich genuoc, daz ie man die hant getruoc, diu in solte überkomen daz nie wart von im genomen, betwungenllchiu Sicherheit, der sin hant e vil erstreit.

X. Buch Wer wollte die zwei dafür rühmen — es war doch wirklich unvernünftig, daß sie da kämpften! Keiner war dem anderen etwas schuldig, und keine Gunst als die des Ruhms war zu gewinnen. Keine Gerichtssache hatten sie miteinander; sie trugen ohne Not ihr Leben auf den Markt: Jeder von den zweien konnte den andern zum Zeugen anrufen, wenn er behauptete, daß er nichts am Gegner fand, was wie Schuld aussah. Gäwän verstand etwas vom Ringen und davon, wie einer seinen Mann aus dem Gleichgewicht und in die Klemme bringt. Wenn es ihm gelang, das Schwert eines Feindes zu unterlaufen, ihn mit den Armen zu umfangen und an sich zu drücken, so hatte er ihn in der Zwinge und machte mit ihm, was er wollte. D a es nun einmal so war, daß er sich wehren mußte, so tat er denn auch wehrhaft: Der Edle mit dem starken Herzen packte den jungen Helden, der hatte auch Kraft wie ein rechter Mann. Mit einem kühnen Wurf brachte er den unter sich und sprach: »Ergib dich, Held, wenn du am Leben bleiben willst!« Die Bitte zu erfüllen, war Lischoys, der da unten lag, nicht vorbereitet: Er hatte noch nie um Pardon bitten müssen. Er fand das wunderlich genug, daß es überhaupt einen Mann geben sollte, dessen Hand über ihn kommen und etwas von ihm fordern konnte, was er noch nie weggegeben, was vielmehr seine eigne Hand sonst immer von anderen genommen hatte: das Eingeständnis der Niederlage, das abgezwungene Ehrenwort.

1. solt G". si DGG". 4. Niuwen G, Niht wan dg, Neur g. 7. lewer g. an D. den ander G". 10. dem fehlt G. 15. So gg. 18. hete DG. 22. bet G. 23. under GG"g. 24. Wan GG" (G meistens). 26. ie man G, ieman G", lemn D. 28. gnom G". 29. Betwungenlicher G". 30. Ouch sin G". ie G.

X. Buch 5 3 9 Swiez dä was ergangen, er hete vil enpfangen des er niht fürbaz wolde gebn: für Sicherheit bot er sin lebn, 5 und jach, swaz im geschashe, daz er nimer verjaehe Sicherheit durch dwingen. mit dem töde wolder dingen, dö sprach der unde ligende ίο 'bistu nu der gesigende? des pflag ich dö got wolte und ich pris haben solte: nu hat min pris ein ende von diner werden hende. 15 swä vreischet man ode wip daz überkomen ist min lip, des pris so hohe e swebt enbor, so stet mir baz ein sterben vor, e mine friwent diz maäre 20 sol machen freuden lsere.' Gäwän warp Sicherheit an in: dö stuont sin gir und al sin sin niwan üffes libs verderben oder üf ein gsehez sterben. 25 dö dähte min her Gäwän 'durch waz toete ich disen man? wolt er sus ze mime geböte sten, gesunt lieze i'n hinnen gen.' mit rede warb erz an in sö: daz enwart niht gar geleistet dö.

543

Wie übel es auch ausgegangen war, er wollte doch von alledem, was er früher selber genommen hatte, jetzt nichts hergeben. Statt Unterwerfung bot er sein Leben und sagte, geschehe was will, er jedenfalls lasse sich sein Ehrenwort nicht abzwingen, er wolle lieber mit dem Tod die Sache richtigmachen. Er, der unten lag, sprach: »Bist du jetzt Sieger? Das war sonst immer mein Amt, solange Gott es wollte und ich die Ehre haben sollte. Nun hat meine Ehre ein Ende von deiner edlen Hand. Wenn irgendwo Mann oder Frau erfährt, daß mein Leib überwunden ist, dessen Ruhm einst so hoch oben flog, so steht es mir besser an, vorher zu sterben, ehe noch jene Botschaft meine Leute kahl an Freuden macht.« Gäwän redete auf ihn ein, er möchte sich doch ergeben: Da stand dem der Sinn und seine Lust nur nach dem Verderben des Leibes oder einem jähen Sterben. Da dachte mein Herr Gäwän: >Warum sollte ich diesen Mann töten? Wenn er mir auch so gehorsam sein wollte, so ließe ich ihn heil weggehen von hier.< In diesem Sinne redete er jetzt zu ihm — aber auch so bekam er das Versprechen nicht.

4. sine lebin G. 6. niemmer G", nimmer G. virgashe G. 7. twingen GG". 8. er wolde G", wolt er e dgg. 9. do fehlt G". unde D, under GG"dgg, unden g. 12. brise G. 15. swa man freischet G". odr D. 17. Des brise so hohe ie swebite enbor G. so höhe e Dg, Ε so hohe g, so hohe dgg. 19. min G. friunt GG". 20. Sol d, so D = Sul Ggg, Sus g und (dann mache) G"g. 21. erwarp Sicherheit G. 22. alle G. 23. üfez D. libes DG. 24. gahez GG"g. 26. töete ih (tote ich G") den man GG". 27. ce minem DG", ze minen G. gebot D. 28. ih in G, ich in die übrigen. hin Ggg.

544 540

Uf liez er d o c h den wigant

X. Buch E r ließ den Helden t r o t z d e m

aufste-

äne gesicherte hant.

hen, mit ungesicherter H a n d . Die beiden

ietweder üf die bluomen saz.

setzten sich auf die Blumen. G ä w ä n hatte

G ä w ä n sins kumbers niht vergaz,

seinen Ärger mit dem Pferd, das gar so

5 daz sin phärt was so kranc:

wenig taugte, nicht aus dem Auge ver-

den wisen lerte sin gedanc

loren. Der Kluge ließ sich belehren von

daz er daz ors mit sporn rite

seinen

unz er versuochte sinen site,

Schlachtroß hier mit den Sporen reiten, er

daz w a s gewäpent w o l für strit:

würde

ίο pfellel unde samit

Gedanken: dann

Er

schon

könnte

ja

dieses

herausfinden,

wie

seine Art und seine Dressur sei. Es w a r

was sin ander covertiur.

gut gerüstet für den Kampf; Seidenbrokat

sit erz e r w a r p mit äventiur,

und S a m t w a r e n seine zweite Couvertüre.

durch w a z solt erz nu riten niht,

D a es ihm der K a m p f einmal zugespielt

sit ez ze riten im geschiht?

hat, w a r u m sollte er es jetzt nicht reiten,

is er saz druf: d ö fuor ez so,

dafür ist es d o c h da, daß er's reitet. E r saß

siner witen Sprunge er was al vrö. d ö sprach er 'bistuz Gringuljete?

auf, und als er merkte, wie es ging und seine weiten Sätze, da wurde er sehr froh.

daz Urjäns mit valscher bete,

»Bist du es, Gringuljete?« sprach er, »den

er weiz wol wie, an mir rewarp:

Urjäns mir abgewonnen hat mit

20 da von iedoch sin pris verdarp.

seiner

Bitte: durch Betrug, das weiß er selber

wer hat dich sus gewäpent sider?

ganz genau! D a s hat aber seine E h r e zu-

o b duz bist, got hat dich wider

grunde gerichtet. Wer hat dir diese neue

mir schöne gesendet,

Rüstung

der dicke kumber wendet.'

dann hat dich G o t t , der oft das Üble zum

angezogen?

Wenn

du

es

bist,

25 er rebeizte drab. ein m a r c er vant:

Guten wendet, wirklich schön zurück zu

des gräles wäpen was gebrant,

mir gesandt.« E r stieg ab. D a fand er das

ein turteltübe, an sinen buoc.

Merkzeichen: D a s Wappen des Gräls w a r

Lähelin zer tjoste sluoc

eingebrannt

drüffe den von Prienlascors.

Lähelin erschlug in der Tjost den

Oriluse w a r t ditze ors:

Prienlascors, der d a r a u f saß. Orilus be-

am

Bug,

eine

Turteltaube. von

k a m dann dieses R o ß ,

6. lertfG. 8. fehlt C. Unze er G". sine Gag. 10. Phelle GGagg. 11. 12. covertiweraventiwer D, chovirture-aventure G, coverriure-aventiure G". 13. Dur G. 17. Gringuliet DG, kring. gg. 19. erw. G. 22. bist got. hat D. 25. erbeizte drabe G. 29. prienlatsors G, prienlatsiörs g, prienlaiors g. 30. Oriluse d, Orilus D, Orillus G. ditze G, diz D.

545

X. Buch 5 4 1 Der gabez G ä w ä n e üf dem Plimizcels plane.

der schenkte es G ä w ä n auf dem Plan am Plimizoel.

hie k o m sin trürec güete

Hier

durfte

sich

sein

tiefgebeugter

aber wider in höchgemüete;

Adel wieder aufrichten in stolzer Zuver-

s wan daz in twang ein riuwe

sicht, bloß ein Schmerz zwang ihn noch,

unt dienstbieriu triuwe,

schwer lag auf ihm die Last des Dienstes,

die er nach siner frouwen truoc,

die er mit treuer Sehnsucht seiner D a m e

diu im doch smsehe erbot genuoc:

nachtrug: die hatte ihm doch Verachtung

nach der jaget in sin gedanc.

genug geboten. Nach ihr jagten ihn seine

ίο innen des der stolze Lischoys spranc

Gedanken.

da er ligen sach sin eigen swert, daz G ä w ä n der degen wert mit strite üz siner hende brach, manec frouwe ir ander striten sach. is

die schilde wären sö gedigen, ieweder lie den sinen ligen und gähten sus ze strite. ietweder k o m bezite mit herzenlicher mannes wer.

20 o b in saz frouwen ein her in den venstern uf dem palas unt sähen k ä m p f der vor in was. dö huop sich erste niwer zorn. ietweder was sö hoch geborn 25 daz sin pris unsanfte leit o b in der ander überstreit, heim unt ir swert liten nöt: diu warn ir Schilde für den töt: swer da der helde striten sach, ich waene ers in für kumber jach.

D a nun sprang Lischoys auf und dorthin, wo er sein Schwert liegen sah, das G ä w ä n , der edle M a n n , ihm mit Gewalt aus der Hand gezwungen

hatte.

Viele

Damen sahen ihrem zweiten Kampf zu. Die Schilde waren nicht besser geworden, und so ließ jeder den seinen liegen, wo er lag. O h n e Schild stürzten sie sich in den Kampf und kamen desto schneller an ihr Ziel, mit Mannesmut gepanzert. Über ihnen saß in den Fenstern auf dem Palas ein Heer von D a m e n ; die sahen dem Kampf zu, der da vor ihnen war. Nun erst brach ein Wüten los, wie neu! J e d e r von den beiden war so hochgeboren, daß seine Ehre es nicht ruhig litt, wenn ihn der andere überkämpfte. Die Helme und ihre Schwerter hatten arg zu leiden: Die waren ihre Schilde vor dem Tod. Jeder, der dort dem Kampf der Helden zusah, mußte, so glaube ich, sagen, daß es ihnen wirklich bös erging.

1. Er G. 2. blimzols blane G. 3. chome G. frouwe G. 18. letwedr D. 24. Ietwerder g. die die übrigen. 28. Die Gg.

10. Inne G. 27. Helme D.

Lytschoys g. 14. Man swert g, swerte D, swert

546 542

5

ίο

15

20

25

Lischoys Gwelljus der junge süeze warb alsus: vrechheit und ellenthaftiu tat, daz was sins höhen herzen rät. er frumte manegen Snellen swanc: dicke er von Gäwäne spranc, und aber wider sere üf in. Gäwän truoc staätlichen sin: er dähte 'ergrife ich dich zuo mir, ich sols vil gar gelönen dir.' man sach da fiwers blicke unt diu swert Qf werfen dicke üz eilenthaften henden. si begundn ein ander wenden neben, für unt hinder sich, äne nöt was ir gerich: si möhtenz äne striten län. do begreif in min her Gäwän, er warf in under sich mit kraft. mit halsen solch geselleschaft müeze mich vermiden: ine möht ir niht erliden. Gäwän bat sicherheite: der was als unbereite Lischoys der dä unde lac, als do er von erste strites pflac. er sprach 'du sümest dich än n o t : für Sicherheit gib ich den t o t .

läz enden dine werden hant swaz mir ie prises wart bekant.

X . Buch

Den Lischoys Gwelljus, den süßen, jungen Mann, trieb frecher Wagemut mit Kraft zu seinen Taten; die beiden waren die Berater seines hohen Herzens. Ihm gelangen viele flinke Paraden. Immer wieder wich er aus vor Gäwän und drang dann von neuem auf ihn ein. Gäwäns Sinn blieb fest und unerschüttert; er dachte: »Wenn ich dich zu fassen kriege, dann werde ich dir deinen Lohn schon geben.« Man sah da Feuerblitze und die Schwerter durch die Luft wirbeln, aus Heldenhänden hochgeworfen. Der eine ließ den anderen springen, mal auf die Seite, mal vorwärts, mal zurück. Ohne Not war diese Fehde, sie hätten sich auch ohne alles Kämpfen vertragen können. Jetzt kriegte ihn mein Herr Gäwän zu fassen, er warf ihn unter sich mit Kraft. Von solchen Armen eng umschlungen liegen, das möchte ich mir verbitten; ich könnte es nicht aushalten. Gäwän verlangte, der andere solle sich gefangengeben. Lischoys, der da unten lag, war genausowenig dazu bereit wie nach dem ersten Kampf. Er sprach: »Ohne Not verlierst du deine Zeit; ich gebe dir mein Leben, aber nicht mein Ehrenwort. Laß deine edle Hand ein Ende machen mit all der Ehre, die ich gesehen habe.

1 . . . yshois gewellius G. 3. Vercheit G. 5. snelen G. 7. sere wider G. 8. statel. G, steticl. dgg. 9. ergreif G. 10. soles Gg. vil wol Gdg. 12. unt fehlt G. diu fehlt gg. 14. begunden DG. 16. an D. 17. Sine G. mohtens D. 20. solhe Ggg, selich g. 23. 24. sicherheit-unbereit alle außer D. 25. unde G, unden Ddgg, under g. 27. suomest Dg. annöt G. 29. Laze G.

547

X . Buch 5 4 3 Vor g o t e ich pin verfluochet,

Vor G o t t bin ich verflucht, er k ü m m e r t

mins priss er n i m m e r r u o c h e t .

sich nicht m e h r u m meine E h r e . U m mir

durch O r g e l ü s e n m i n n e ,

zur L i e b e der edlen H e r z o g i n O r g e l ü s e zu

der edelen herzoginne,

verhelfen, m u ß t e n viele adelige

5 m u o s e mir m a n c w e r d e r m a n

Männer

ihre E h r e in meinen H ä n d e n lassen. D u

slnen p n s ze minen h a n d e n län:

k a n n s t viel E h r e e r b e n , du m u ß t m i c h nur

du m a h t vil prises e r b e n ,

erst t ö t e n . «

o b du m i c h k a n s t e r s t e r b e n . ' d ö d ä h t des k ü n e c L o t e s suon ίο ' d e i s w ä r in sol also niht t u o n :

D a d a c h t e der S o h n des König

Lot:

>Nein, w a h r h a f t i g , das d a r f ich nicht tun. So w ü r d e der R u h m m i r nie m e h r gnädig,

so verlür ich prises hulde,

wenn ich diesen k ü h n e n , u n e r s c h r o c k e n e n

erslüege ich ä n e schulde

H e l d e n , der m i r d o c h nichts Böses getan

disen k ü e n e n helt unverzagt,

h a t , totschlüge. Ihre L i e b e hat ihn

in hat ir m i n n e üf m i c h g e j a g t ,

mich

gehetzt,

mich

zwingt

15 der m i n n e m i c h o u c h twinget

dieselbe L i e b e , und

die

mir

die

viel

auf auch

Leiden

und mir vil k u m b e r s bringet:

schafft. W a r u m soll ich ihn nicht ihr zu

w a n läze ich in durch si genesn?

Ehren

o p min teil an ir sol w e s n ,

s t i m m t ist, k a n n er nichts dagegen tun —

des e n m a g e r niht e r w e n d e n ,

vielleicht meint es j a das G l ü c k gut mit

20 sol mirz gelücke senden.

leben

lassen? W e n n

sie mir

be-

mir. H ä t t e sie unseren K a m p f gesehen, ich

wasr unser strit von ir gesehn,

g l a u b e , sie m ü ß t e a u c h mir zugeben, d a ß

ich Wien si müese o u c h m i r des jehn

ich zu dienen w e i ß für Liebe.< Und mein

daz ich n a c h m i n n e n dienen k a n . '

H e r r G ä w ä n sprach: »Ich will dich der

dö sprach min her G ä w ä n

H e r z o g i n zuliebe leben lassen.«

25 'ich wil d u r c h die herzogin dich bi d e m leben läzen sin.' grözer m ü e d e se niht vergäzen: er liez in üf, si säzen

G r o ß e M ü d i g k e i t w a r jetzt nicht länger abzuweisen; er ließ ihn aus, sie setzten sich fern v o n e i n a n d e r nieder. D a k a m der H e r r des Schiffs

von ein ander verre. d o k o m des schiffes herre

2. nimer D. enruechet G. 5. Muos mir manic man G. G. 14. ich han ir D. 15. ouch mich G, mich da gg. mag er G. 22. doch mir viriehen G. 23. = minne Ggg. DG. 30. sciffes D, schefes G.

10. Desw. G. ine D, ihn 16. vil chumbir G. 19. Des 26. lebn D, lebin G. 27. si

548 5 4 4 Von dem wazzer üfez lant. er gienc unt truog üf siner hant ein müzersprinzelin al grä. ez was sin reht lehen da, 5 swer tjostierte uf dem plan, daz er daz ors solte hän jenes der da liege: unt disem der siges pflasge, des hende solt er nigen ίο und sin pris niht verewigen, sus zinste man im blüemin velt: daz was sin beste huoben gelt, ode ob sin müzersprinzelin ein galandern lerte pin. 15 von anders nihtiu gienc sin pfluoc: daz düht in urbor genuoc. er was geborn von riters art, mit guoten zühten wol bewart, er gienc zuo Gäwäne, 20 den zins von dem plane den iesch er zühtecliche. Gäwän der ellens riche sprach 'herre, in wart nie koufman: ir megt mich Zolles wol erlän.' 25 des schiffes herre wider sprach 'her, so manec frouwe sach daz iu der pris ist hie geschehen: ir suit mir mines rehtes jehen. herre, tuot mir reht bekant. ze rehter tjost hat iwer hant

X. Buch vom Wasser her aufs Land. Er ging und trug auf seiner Hand ein Sperberlein, ganz grau gesprenkelt. Er hatte hier dies Recht zu Lehen: Wenn eine T j o s t stattfand auf dem Plan, so mußte ihm das Pferd desjenigen gehören, der dort am Boden lag. Und dem, dessen Hand gesiegt hatte, war er ein Kompliment des Danks schuldig, und er sollte nicht stille schweigen von seinem Ruhm. Solche Pacht bekam er für ein Feld, auf dem nur Blumen wuchsen! Dies war der einzige Zins, den sein Land ihm trug, höchstens daß hin und wieder eine Lerche bei seinem Sperberlein das Sterben lernte. Niemand und nichts sonst zog ihm den Pflug, und doch war er mit der Pacht zufrieden. Er stammte aus ritterlichem Geschlecht und wußte sich mit gutem Anstand zu benehmen. Er ging zu Gäwän. Den Zins von seinem Land verlangte er mit Höflichkeit. Da sprach der starke Gäwän: »Mein Herr, ich bin kein Händler und bin nie einer gewesen; Ihr könnt mir den Wegzoll ruhig schenken.« Der Herr des Schiffs aber sprach: »Mein Herr, so viele Damen haben es gesehen, daß Euch hier die Ehre zugefallen ist: Ihr dürft es mir nicht verweigern, es ist mein Recht. Mein Herr, laßt mir Gerechtigkeit erscheinen. In einer rechten Tjost hat Eure Hand

2. gie D. 3. müzsprinzelin G. 4. rehte g. lehn D. 5. tiust. D, toyst. G. 7. lenes D, lens G. 8. dises der G, diseme dersz g, dem der d, der des gg. 10. und fehlt G. sinen alle. virsmigen G. 11. zinst G, zinsete D, zinset die übrigen. bluomen alle außer DG. 12. bester g. huobn D, huobe gg. 13. odr D. muozer spr. D, muozspr. G, muzze spr. g. 14. eine D, Einen gg. = galander Ggg. 15. niht Ggg. 18. An guotir zuht G. 23. ine D, ihne G. 24. muget G. 27. hie ist G. 29. rehte G.

X. Buch

545 Mir diz ors erworben mit prise al unverdorben, wand iwer hant in nider stach, dem al diu werlt ie prises jach 5 mit wärheit unz an disen tac. iwer pris, stnhalp der gotes slac, im freude hat enpfüeret: gröz saside iuch hat gerüeret.' Gäwän sprach 'er stach mich nider: ίο des erholt ich mich sider. sit man iu tjost verzinsen sol, er mag iu zins geieisten wol. her, dort stet ein runzit: daz erwarb an mir sin strit: 15 daz nemt, ob ir gebietet, der sich diss orses nietet, daz pin ich: ez muoz mich hinnen tragn, solt halt ir niemer ors bejagn. ir nennet reht: weit ir daz nemn, 20 sone darf iuch nimmer des gezemn daz ich ze fuoz hinnen ge. wan daz taete mir ze we, solt diz ors iwer sin: daz was so ledeclfche min 25 dennoch hiute morgen fruo. wolt ir gemaches grifen zuo, sö ritet ir sanfter einen stap. diz ors mir ledeclichen gap Orilus der Burgunjoys: Urjäns der fürste uz Punturtoys

549

für mich dies Roß gewonnen, in allen Ehren, daran ist nichts zu mäkeln. Eure Hand stach ihn aus dem Sattel, ihn, den immer alle Welt gepriesen hat mit Wahrheit — bis heute. Eure Ruhmestat — wenn man's von seiner Seite her betrachtet, war's ein Schlag vom Himmel — hat ihm sein Glück entführt. An Euch liegt großes Heil.« Gäwän sprach: »Er hat mich heruntergestochen; das habe ich dann freilich wieder wettgemacht. Da es die Tjost ist, die Ihr besteuert, kann man mit gutem Recht verlangen, daß er den Zins bezahlt. Mein Herr, den Klepper, der dort steht, den hat sein Kampf mir abgewonnen. Den nehmt nach Eurem Herrenrecht. Wenn aber einer dieses Streitroß hier besitzen soll, so bin das ich. Mich muß es forttragen von hier — was kümmert's mich, ob Ihr zu einem Pferd kommt oder nicht! Ihr redet vom Recht: Wenn Ihr es Euch nehmen wollt, so werdet Ihr doch nicht meinen, daß Ihr mit Anstand von mir fordern könntet, zu Fuß hier wegzugehen? Das täte mir doch allzu weh, wenn das Euer Roß sein sollte: heute morgen in der Frühe war es noch ganz und ohne Zweifel meins. Streckt lieber Eure Hand da hin, wo Ihr keinen Ärger kriegt; bequemer und gesünder wäre es für Euch, einen Stecken zu reiten. Dieses Roß hat mir Orilus aus der Bourgogne zum Geschenk gegeben. Urjäns, der Fürst von Punturtoys,

2. umberdorben (v über b) G. 5. unz] wen d. 10. erholte D. 15. gebiet DGg. 16. dises G, des dg. ors D. niet DG, geniet G. 18. 20. nimer D. 19. Ir tuot reht G. 21. zefuezen Gdgg. hinne Gd. 23. Sol Ggg. diz hier G. 24. 25. Daz so ledichlichen min. Was dannoch hiut Gdg, Daz sol lediclichen sin min Dannoch was es hiuten d. 26. Welt Ggg. 29. Orilius d, Der herzöge orilus Ggg. der von G, de gg. Burgunioysz g, Burgoniois g, burgonoys g, purgoniois G, burgunscoys Dd, burginidiois d. 30. puntorteis G.

550

X. Buch

5 4 6 Eine wil het mirz verstolen.

stahl es mir vor einer kurzen Weile. Eher

einer mülinne volen

noch kriegt Ihr von einem Sägebock das

möht ir noch e gewinnen,

Geißlein! Ich kann Euch aber etwas an-

ich kan iuch anders minnen:

deres zuliebetun. D a Ihr ja glaubt, er sei

5 sit er iuch dunket also wert,

so sehr adelig, edler noch als das Pferd,

für daz ors des ir hie gert

das Ihr verlangt, so behaltet doch dafür

habt iu den man derz gein mir reit,

den M a n n , der es gegen mich ritt. O b ihm

ist im daz liep ode leit,

das lieb ist oder leid, soll mich wenig

da kere ich mich wenec an.'

kümmern.«

ίο do freute sich der schifman. mit lachendem munde er sprach

D a freute sich der M a n n vom Schiff, er sprach mit lachendem Mund: »So ein

'so riche gäbe ich nie gesach,

großartiges Geschenk hab ich noch nie

swem si rehte wasre

gesehen; o b man das überhaupt mit An-

zenpfähen gebasre.

stand nehmen darf? D o c h , ja, mein Herr,

is doch, herre, weit irs sin min wer,

wenn Ihr dafür einstehen wollt mit Eurem

übergolten ist min ger.

Wort,

für war sin pris was ie so hei,

übergolten. Es ist wahr: man hat ihn im-

fünf hundert ors starc unde snel

mer so laut und hoch gepriesen, daß ich

ungern ich für in nseme,

nicht gern fünfhundert starke,

20 wand ez mir niht gezjeme. weit ir mich machen so werbet

riche,

riterliche:

dann

ist

meine

Forderung

weit

schnelle

Rösser für ihn nähme; damit wäre er mir noch nicht recht bezahlt. Ihr wollt mich zu einem

großen

Herrn

machen,

nun

megt irs so gewaldec sin,

denn, handelt ritterlich an mir: Wenn Ihr

antwurten in den kocken min,

soviel M a c h t über ihn habt, dann liefert

25 so kunnt ir werdekeit wol tuon.' do sprach des künec Lotes suon

ihn mir in meinen Kahn; so tut Ihr ein wahrhaft edles Werk.«

'beidiu drin unt derfür,

D a sprach der Sohn des König Löt:

unz innerhalp iwer tür,

»Nicht bloß da hinein, sondern auch wie-

antwurte i'n iu gevangen.'

der hinaus und bis über Eure Schwelle

'so wert ir wol enpfangen,'

bringe ich ihn Euch gefangen.« »So werdet Ihr willkommen sein«,

1. wile DG. hete D. 2. muolinne D, muelinnen d. 4. iuch 5. ir dg. als Gg. 6. diz Gg. 8. oder D. 9. vil wenic Gd. schef man G. 13. reht Ddg. 14. zenpfahene D, Zern phahen G. 18. starc fehlt D. 23. Mugit G. 24. Antwurte in in chuche rain choken D. 25. chunnet DG. 26. der Gg. lotis G, Lots D. 29. ichen iu D, ih iun G.

fehlt G. ander D. 10. sciffman D immer, 16. is G. mir D. G. Antwurtet dgg. 28. inrehalbn iwerr D.

X . Buch 5 4 7 S p r a c h der s c h i f m a n : des grözer d a n c w a s mit nigen niht ze k r a n c . d ö sprach er 'lieber herre m i n , dar zuo r u o c h e t selbe sin s mit mir hinte durch g e m a c h ,

551

sprach der M a n n v o m Schiff; an artigen Verbeugungen

ließ sein

Dank

es

nicht

fehlen. D a sprach er: » M e i n lieber H e r r , seid so freundlich und bleibt selber a u c h bei m i r heut a b e n d als mein G a s t . Kei-

grcezer ere nie g e s c h a c h

nem

d e c h e i n e m verjen, m i m e genöz:

ist je g r ö ß e r e E h r e w i d e r f a h r e n ; m a n wird

m a n prüevet mirz für saslde g r ö z ,

mich

b e h a l t ich alsus werden m a n . '

H e r r bei mir einkehrt.«

ίο d ö sprach m m her G ä w ä n

Fährmann,

keinem

meinesgleichen

selig preisen, w e n n ein so

hoher

D a sprach mein H e r r G ä w a n :

»Was

'des ir gert, des solt ich biten.

Ihr

aussprecht,

das

mich hat g r ö z müede überstriten,

sollte eigentlich ich e r b i t t e n . M i c h

hat

daz m i r r u o w e n s wsere n o t .

g r o ß e M ü d i g k e i t besiegt, ich h ä t t e R u h e

diu mir diz u n g e m a c h g e b o t , 15 diu k a n w o l süeze siuren

als

Euren

Wunsch

nötig. D i e m i r diese S t r a p a z e n b e f a h l , die versteht sich auf die K u n s t , Süßes sauer

unt d e m herzen freude tiuren

anzurichten,

unt der sorgen m a c h e n

Freude u n e r s c h w i n g l i c h ,

riche:

und

macht

dem

Herzen

Leiden

schenkt

si lönet ungellche.

sie ihm d a f ü r in Fülle: D e r L o h n , den sie

ö w e vindenlichiu flust,

gibt, ist dem Verdienst nicht ä h n l i c h . A c h ,

20 du senkest mir die einen brüst,

du mein Finden und Verlieren, du

bist

diu e der hoehe gerte

schuld, d a ß mir die eine Brust tief einge-

d ö mich g o t freuden werte,

sunken

da lag ein herze unden:

H ö h e strebte, als G o t t m i r n o c h Freuden

ich Wien daz ist verswunden.

g ö n n t e . U n t e r dieser B r u s t lag ein H e r z ,

ist, die

früher

voller

Lust

zur

25 w ä sol ich nu troesten h o l n ,

ich g l a u b e , das ist nicht m e h r da. W o soll

m u o z ich äne helfe doln

ich jetzt T r o s t und Treue suchen? M u ß ich

n a c h m i n n e alsolhe riuwe?

o h n e H i l f e diese S c h m e r z e n n a c h

pfligt si wlpllcher t r i u w e ,

L i e b e aushalten? W e n n sie Treue ü b t , wie

si sol mir freude m e r e n ,

es den Frauen natürlich ist, m u ß sie mir,

diu mich k a n sus verseren.'

die mich so arg zu quälen w e i ß , endlich

ihrer

Glück schenken.«

6. Gelichiu ere Gdgg. 12. Mih hate G. 15. suren G. 16. unt fehlt G. tiwren D, türen G. 18. so D. 19. vindchlichiu Ggg, vindelichiu g. 20. Diu senchet Gdgg. 27. alsolher G. 28. wibes g. 30. sus chan Ggg.

552 548

5

ίο

15

20

25

Der schifman hörte daz er ranc mit sorge und daz in minne twanc. do sprach er 'herre, ez ist hie reht, ufem plane unt in dem föreht unt aldä Clinschor herre ist: zageheit noch manlich list füegentz anders niht wan so, hiute riwec, morgen vrö. ez ist iu lihte unbekant: gar äventiure ist al diz lant: sus wert ez naht und ouch den tac. bT manheit sselde helfen mac. diu sunne kan sö nider sten: herre, ir suit ze schiffe gen.' des bat in der schifman. Lischoysen fuorte Gäwän mit im dannen üf den wäc: gedulteclich an allen bäc man den helt des volgen sach. der verje zöch daz ors hin nach, sus fuorens über an den stat. der verje Gäwänen bat 'sit selbe wirt in mime hüs.' daz stuont also daz Artüs ze Nantes, da er dicke saz, niht dorfte hän gebüwet baz. da fuort er Lischoysen in. der wirt unt daz gesinde sin sich des underwunden. an den selben stunden

X. Buch Der Mann vom Schiff hörte das, wie er mit seinem Unglück kämpfte und daß es die Liebe war, die ihn gepackt hielt. D a sprach er: »Mein Herr, das ist halt hier so Brauch, auf der Wiese und im Wald und überhaupt im ganzen Reich des Clinschor; feiges Nichtstun ändert daran nichts und ebensowenig Tapferkeit mit Kraft und Kunst, so ist es eben: heute traurig, morgen froh. Vielleicht wißt Ihr das noch nicht: In diesem Land sind alle Wunder möglich, es ist lauter Abenteuer bei Tag und auch bei Nacht. Wo Mannheit ist, da kann das Glück helfen. Die Sonne möchte bald untergehen; mein Herr, geht jetzt aufs Schiff.« So bat ihn der Fährmann. Gäwän führte den Lischoys hinaus aufs Wasser. Den Helden sah man gehorsam folgen, ohne alles Schimpfen. Der Fährmann zog das R o ß hinter ihnen drein. So fuhren sie hinüber ans Ufer. Der Fährmann sprach zu Gäwän: »Seid selber Herr in meinem Haus.« Das stand so da, daß Artüs es in Nantes, wo er oft wohnte, nicht schöner hingestellt hätte. Da hinein führte er den Lischoys, um den kümmerten sich dann der Wirt und seine Leute.

4. Uffen G. ynme g, dem G. 5. Clynscor D, clinsor d, klinshor gg, Clinshors g, clintsor (so scheints) G, Clinisor g. 7. gefuegentz D, Wegntz g. 9. lihte iu G. 10. = al fehlt Ggg. ditze G, dizze D. ll.vertD. 13. senne G. 14. zescheffe G. 15. schefman G. 16. Lishosien bat gawan G. 17. uf dem wäc G. 19. des fehlt G. 20. furtez ors G. 21. andaz Gg. 26. mohte D. gebwet D, gebouwet G, gebuowen dg.

553

X. Buch 5 4 9 D e r wirt ze slner t o h t e r sprach

J e t z t sprach der W i r t zu seiner T o c h t e r :

'du solt schaffen g u o t g e m a c h

» D u m u ß t dafür sorgen, d a ß es m e i n e m

m i m e herren der hie stet,

H e r r n , den ich hier bringe, an nichts fehlt.

ir zwei m i t ein ander get.

G e h t n u r zu, ihr zwei, und du sollst ihn

5 nu diene im unverdrozzen: wir h ä n sin vil g e n o z z e n . ' sime sune bevalher G r i n g u l j e t e n . des diu m a g e t w a s g e b e t e n , mit grözer zuht daz w a r t getan, ίο mit der meide G ä w ä n

recht a u f m e r k s a m

bedienen: wir

haben

ihm viel zu v e r d a n k e n . « G r i n g u l j e t e g a b er in die O b h u t seines S o h n s . Was

er

dem

Mädchen

aufgetragen

h a t t e , g e s c h a h mit sehr viel

Courtoisie.

M i t d e m M ä d c h e n ging G ä w ä n in eine

üf eine k e m e n ä t e n gienc.

K e m e n a t e . D e r ganze Estrich w a r b e d e c k t

den estrich al übervienc

mit frischen Binsen, und d a r a u f

n i w e r binz und b l u o m e n w o l gevar

bunte B l u m e n appliziert. D a n a h m

w ä r e n d r ü f gesniten dar.

die Süße seine W a f f e n a b .

is d o e n t w ä p p e n t in diu süeze.

»Das

möge

Euch

Gott

waren ihm

vergelten«,

' g o t iu des d a n k e n m ü e z e , '

sprach G ä w ä n , »Ihr tut m i r einen g r o ß e n

sprach G ä w ä n . ' f r o u w e , es ist mir n o t :

G e f a l l e n . Wenn es n i c h t der edle H e r r sel-

w a n daz m a n z iu von h o v e g e b ö t ,

ber b e f o h l e n h ä t t e , dürfte ich so viel Auf-

sö dient ir mir ze sere.'

m e r k s a m k e i t gar nicht a n n e h m e n . «

20 si sprach 'ich diene iu mere,

Sie sprach: » H e r r , ich diene E u c h so,

her, nach iweren hulden

d a m i t Ihr mit mir zufrieden

dan von andern s c h u l d e n . '

weniger

des wirtes sun, ein k n a p p e , t r u o c senfter bette d a r g e n u o c 25 an der w a n t gein der tür:

aus

irgendwelchen

seid,

und

anderen

Gründen.« D e r S o h n des W i r t s , im

Pagenalter,

trug etliche w e i c h e Polster hin zur W a n d

ein teppich w a r t geleit derfür.

der T ü r e gegenüber. D a v o r legte m a n ei-

dä solte G ä w ä n sitzen,

nen T e p p i c h . D a sollte G ä w ä n sitzen. D e r

der k n a p p e t r u o c mit witzen

K n a p p e , der an alles d a c h t e , trug dann

eine kultern sö g e m ä l

eine D e c k e her aufs B e t t , schön f a r b i g aus

üfz b e t , von r o t e m zindäl.

rotem Zindel.

2. guote G. 8. diu] du G. 9. was Gg. 11. chominaten G. 13. bimez G, bimz g, pinzen gg. 15. da entwapende G. 17. es is G. 21. iuwern hulde G. 22. Danne G, denne D. 29. Einen (Ein dg) kulter (gultir G) Gdgg. 30. ufez D, Ubir G. bette D, bete G. mit rotem zendal G.

554 5 5 0 Dem wirte ein bette ouch wart geleit. der nach ein ander knappe treit dar für tischlachen unde bröt. der wirt den beden daz gebot: 5 da gienc diu hüsfrouwe nach, dö diu Gäwänen sach, si enpfieng in herzenliche. si sprach 'ir hat uns riche nu alrerst gemachet: ίο her, unser saelde wachet.' der wirt k o m , daz wazzer man dar truoc. dö sich Gäwän getwuoc, eine bete er niht vermeit, er bat den wirt gesellekeit, is 'lät mit mir ezzen dise magt.' 'herre, ez ist si gar verdagt daz si mit herren asze ode in so nähe sasze: si wurde lihte mir ze her. 20 doch habe wir iwer genozzen mer. tohter, leist al sine ger: des bin ich mit der volge wer.' diu süeze wart von scheme röt, doch tet si daz der wirt gebot: 25 zuo Gäwän saz frou Bene, starker süne zwene het der wirt ouch erzogn. nu hete daz sprinzelin erflogn des äbents dri galander: die hiez er mit ein ander

X. Buch Für den Hausherrn wurden auch Polster ausgelegt zu einem Sitz, danach bringt nun ein zweiter Knappe Tischtuch und Brot. Der Wirt hatte es den beiden so befohlen: Hinter jenem ging die Dame des Hauses herein. Als sie den Gäwän sah, umarmte sie ihn gleich recht herzlich. Sie sprach: »Jetzt sind wir zum allerersten Mal reich geworden, von Euch, Herr; unser Glück ist aufgewacht.« Es kam der Wirt, man trug das Wasser her. Als Gäwän sich gewaschen hatte, da sprach er ohne Scheu eine Bitte aus. Er wollte Gesellschaft haben bei Tisch, und so bat er seinen Gastgeber: »Laßt dieses Mädchen mit mir essen.« »Herr, davon war bis heute nie die Rede, daß sie mit Herren hätte essen dürfen oder auch so nahe bei ihnen sitzen; sie könnte mir sonst leicht zu herrlich werden. Euch aber sind wir noch weit mehr zu Dank verpflichtet. Tochter, tu alles, was er von dir wünscht. Es ist mein Wille, ich bin einverstanden.« Die Süße wurde rot, so verschämt war sie, doch tat sie, was der Wirt befohlen hatte: Z u Gäwän setzte sich das Fräulein Bene. Zur Familie des Herrn gehörten noch zwei Söhne, die schon groß waren. Nun hatte diesen Abend das Sperberlein drei Lerchen erbeutet. Die ließ er —

1. bet G. 2. dar naher D. 11. wirt fehlt g. daz fehlt gg. 16. sie D. = nahen Ggg. 19. mir lihte G. 23. schäm oder schäme alle außer D. 25. Gawane DG. fro G.

18. oder D. 24. tet er G.

555

X . Buch 5 5 1 G ä w ä n tragen alle dri, und eine salsen derbi.

alle drei auf einmal! — dem G ä w ä n vorsetzen und dazu eine Sauce. Das Fräulein

diu juncfrouwe niht vermeit,

ließ es sich nicht nehmen, mit Courtoisie

mit guoten zühten sie sneit

dem G ä w ä n feine Häppchen vorzuschnei-

5 G ä w ä n süeziu mursel üf einem blanken wastel

den, die wurden ihm auf hellem Brot serviert von weißen Händen. D a sprach sie:

mit ir clären henden.

»Mein Herr, Ihr solltet einen von diesen

do sprach si 'ir suit senden

gebratenen Vögeln — sie hat nämlich gar

dirre gebräten vogel einen

keinen bekommen — meiner Mutter rei-

ίο (wan si hät enkeinen), herre, miner muoter dar.'

chen lassen.« Er sprach zu dem schönen M ä d c h e n ,

er sprach zer meide wol gevar,

daß er das gerne tun wolle, was sie wün-

daz er gern ir willen taste

sche, und auch sonst alles, worum sie ihn

dar an ode swes si baste,

bäte. Eine Lerche reichte man also der

is ein galander wart gesant

D a m e des Hauses. D a gab es viele artige

der wirtin. Gäwänes hant

Komplimente

wart mit zühten vil genigen

Hand,

unt des wirtes danken niht verewigen,

wurde nicht verschwiegen. Dann brachte

do bräht ein des wirtes sun 20 purzeln unde lätün gebrochen in den vinasger.

für

und auch

Gäwäns der D a n k

freigebige des

Wirts

der eine von den Söhnen des Hauses Portulak herein und Lattich, eingebrockt in eine Vinaigrette. Das ist nicht grade ein

ze grözer kraft daz unwseger

solides Essen, auf die Dauer jedenfalls,

ist die lenge solhiu nar:

und gibt nicht viel Kraft; auch die Farbe,

man wirt ir ouch niht wol gevar.

die man davon kriegt, ist nicht die beste.

25 solch varwe tuot die wärheit kunt,

Solche Farbe schreit die ärmliche Wahr-

die man sloufet in den munt.

heit aus, die einer sich in den

gestrichen varwe üfez vel

stopft. Die andere Farbe freilich, jene, die

Mund

ist selten worden lobes hei.

sie sich von außen auf die Haut streichen,

swelch wiplich herze ist staste ganz,

hat auch noch keiner übermäßig laut ein

ich waen diu treit den besten glänz.

L o b gesungen. Wenn ein Frauenherz treu ist und fest — die, glaube ich, trägt den schönsten Glanz.

4. si DG. 5. Gawane D. 6. einen G. blanchem D. 7. blanchen G. 10. neh. G. 14. oder D. 16. wirtinne DG. Gawans D. 20. Porceln G, Parceln dg, Buceln g. 21. Gebrochen in einem ezzich in vineger g. 22. Gein gg. 23. al solhiu Gg, disiu gg. 25. Solhe G. di Dg. 29. wibs g. staste ist G.

556 552

5

ίο

15

20

25

Kunde Gäwän guoten willen zern, des möht er sich da wol nern: nie muoter gunde ir kinde baz denn im der wirt des bröt er az. dö man den tisch hin dan enpfienc unt dö diu wirtin üz gegienc, vil bette man dar üf dö treit: diu wurden Gäwäne geleit. einez was ein pflümit, des zieche ein grüener samlt; des niht von der höhen art: ez was ein samit pastart. ein kulter wart des bettes dach, niht wan durch Gäwäns gemach, mit einem pfellel, sunder golt verre in heidenschaft geholt, gesteppet üf palmät. dar über zöch man linde wät, zwei lilachen snevar. man leit ein wanküssen dar, unt der meide mantel einen, härmm niwe reinen. mit urloube erz undervienc, der wirt, e daz er släfen gienc. Gäwän al eine, ist mir gesagt, beleip aldä, mit im diu magt. het er iht hin zir gegert, ich waen si hetes in gewert, er sol ouch släfen, ob er mac. got hüete sin, so kom der tac.

. Buch

Wenn Gäwän es verstanden hätte, vom guten Willen abzubeißen, dann hätte er dort reichlich zu essen gehabt. Nie hat es eine Mutter ihrem Kind mehr gegönnt als ihm der Wirt, dessen Brot er aß. Als man den Tisch fortgenommen hatte und als die Wirtin weggegangen war, da trug man viele Bettdecken her auf das Lager; die wurden für Gäwän ausgebreitet. Eine davon war ein Pfühl mit einem Überzug aus grünem Samt — allerdings nicht von der ganz feinen Art, es war bloß der Bankert von einem Samt. Eine Decke wurde obendraufgelegt — soviel Luxus bot man auf zu Gäwäns Behagen: Das war ein Stück Seidenbrokat, bloß ohne Gold, auf Palmätseide aufgesteppt, und stammte aus dem fernen Heidenland. Man breitete dann noch weiches Zeug darüber, zwei schneefarbene Leintücher. Man legte ein Kopfkissen hin und den Mantel des Mädchens — sie hatte nur einen —, der war ganz neu und aus reinweißem Hermelin. Z u m Abschiednehmen schritt er nun, der Wirt, bevor er schlafen ging. Gäwän ganz alleine, so hat man mir berichtet, blieb dort, mit ihm das Mädchen. Wenn er etwas von ihr gewollt hätte, ich glaube, sie hätte es ihm erlaubt. Es ist aber auch besser so — er soll schlafen, wenn er kann. Gott möge ihn beschützen an dem Tag, der dann anbricht.

2. erneren Gg, genern d. 4. Danne der wirt G. 7. truch. G. 8. gawanen G. 9. pfumit G, plumit d, blumit g. 11. vor D. 12. bastart Gg, basthart dgg. 13. goiter G. 15. phelle G. 16. heindenschaft G. 17. uff den g, uz gg. 20. wanchusse Gg, banckusse g. 22. Hermin G, Herminen g. niuwen Gdgg. 25. is G. 27. ihtes an si g. 28. het in G.

XI. Buch

5 5 3 Greiz müede im zöch diu ougen zuo: sus slief er unze des morgens fruo. do rewachete der wTgant. einhalp der kemenäten want 5 vil venster hete, da vor glas, der venster einez offen was gein dem boumgarten: dar in gienc er durch warten, durch luft und durch der vogel sanc. 10 sin sitzen wart da niht ze lanc, er kos ein burc, diers äbents sach, dö im diu äventiure geschach; vil frouwen üf dem palas: mangiu under in vil schoene was. 15 ez düht in ein wunder gröz, daz die frouwen niht verdroz ir wachens, daz si sliefen nieht. dennoch der tac was niht ze lieht, er dähte 'ich wil in zeren 20 mich an släfen keren.' wider an sin bette er gienc: der meide mantel übervienc in: daz was sin decke, op man in da iht wecke? 25 nein, daz wsere dem wirte leit. diu maget durch gesellekeit, aldä si vor ir muoter lac, si brach ir släf des si pflac, unt gienc hin üf zir gaste: der slief dennoch al vaste.

Große Müdigkeit zwang ihm die Augen zu; so schlief er bis zum Morgen in der Frühe: Da erwachte der Held. Auf der einen Seite hatte die Kemenate viele Fenster, mit Glas davor. Eines der Fenster war offen auf den Baumgarten hinaus. D a ging er hin, um sich umzuschauen und der frischen Luft wegen und weil die Vögel sangen. Es wurde ihm nicht langweilig, während er da saß. Eine Burg erblickte er: das war die, die er am Abend gesehen hatte, als das Abenteuer ihm begegnete. Viele Damen waren auf dem Palas, nicht wenige davon sehr schön. Es kam ihm sehr sonderbar vor, daß die Damen immer noch wachten, daß sie nicht schliefen; da war der Tag noch nicht besonders hell. Er dachte: >Ich will ihnen zu Ehren noch einmal schlafen gehen.< Und er ging wieder in sein Bett. Der Mantel des M ä d chens hüllte ihn ein, der war seine Decke. Hat man ihn da vielleicht geweckt? Nein, das hätte der Wirt nicht geduldet. Die Jungfrau störte, weil sie bei ihm sein wollte, nur ihren eigenen Schlaf — zu Füßen ihrer Mutter hatte sie gelegen — und ging hinauf zu ihrem Gast. Der schlief immer noch ganz fest.

Die Äventiure von schastelmarvelle d (brachst.). nach 2 Der nu welle, der verneme, Obe ime sin muot gesteme: Hie slicht ein äventiure her, (Des bin ich Gäwänes wer) Die prüevet man ze solher not Die (Der?) niht gelichet wan der tot. Si pfliget angestlicher site: Doch vert da pris und ere mite Swem aldä gelinget: Dar nach si freude bringet. Nu min her Gäwän gepflac Guoter ruowe unz an den tac d (Heidelb.). 3. entwachete G, entwaht g, erwachte aber g. 5. da vor heten gg. 7. gegen D. boungarten g. 8. gie D. 9. Durh luft unde durf der G. den ddg. 10. do G. ze fehlt Gg. 11. die ers gg, die (di D) er des DG. abendes Ggg. 12. awentiwer D. 14. manegiu D, Manigiu G. 17. niht alle. 29. hin zuo ir (dem d) gaste Gddgg.

558 5 5 4 D i u m a g t ir diens niht vergaz:

XI. Buch D a s M ä d c h e n w o l l t e nichts

versäumen,

fürz bette üfen teppech saz

w a s zum D i e n e n g e h ö r t : Vor das Bett a u f

diu cläre j u n c f r o u w e .

den Teppich setzte sich die lichte, junge

bt mir ich selten s c h o u w e

D a m e . Bei mir k o m m t das leider selten

s daz m i r äbents oder f r u o

vor, d a ß sich a m A b e n d oder in der Früh

solch äventiure sliche zuo. bi einer wil G ä w ä n e r w a c h t e :

solche A b e n t e u e r zu mir schleichen. Es verging eine Weile, da e r w a c h t e G ä -

er sach an si und lachte,

w ä n : E r sah sie an und l a c h t e , und er

unt sprach ' g o t halde iuch, freuwelin,

sprach: » G o t t b e h ü t e E u c h , mein

ίο daz ir durch den willen min

Fräu-

lein, d a ß Ihr E u c h u m meinetwillen aus

iwern släf sus b r e c h e t

d e m S c h l a f reißt und E u c h so selber B ö s e s

und an iu selber rechet

tut; das h a b e ich d o c h nicht bei E u c h ver-

des ich niht h ä n gedienet g a r . '

dient. «

d ö sprach diu m a g e t w o l gevar 15 'iwers diens wil ich e n b e r n :

D a sprach das s c h ö n e M ä d c h e n : » A u f E u r e n Dienst will ich verzichten; es steht

ich ensol n i w a n hulde gern,

mir nicht zu, e t w a s von E u c h zu verlan-

herre, gebietet ü b e r m i c h :

gen, nur E u r e H u l d m ö c h t e ich h a b e n .

s w a z ir gebiet, daz leist ich.

H e r r , mein G e b i e t e r sollt Ihr sein, ich will

al die mit m i n e m vater sint,

alles t u n , w a s Ihr befehlt. Alle L e u t e mei-

20 beidiu min m u o t e r unde ir k i n t

nes Vaters, m e i n e M u t t e r also und ihre

suln iuch ze herren i m m e r h ä n :

K i n d e r dazu, werden E u c h i m m e r g e h o r -

so liebe h a b t ir uns g e t a n . ' er sprach 'sit ir iht lange k o m n ? het ich iwer k u n f t e v e r n o m n , 25 daz wasr mir liep durch vrägen, w o l t iuch des niht betragen

sam

sein, so viel Liebes

habt

Ihr

uns

getan.« E r sprach: »Seid I h r schon lange hier? Wenn

ich

Euch

früher

hätte

kommen

h ö r e n , dann w ä r e mir das lieb gewesen,

daz ir mirz g e r u o c h e t sagn.

weil ich etwas fragen m ö c h t e . W e n n es

ich hän in disen zwein tagn

E u c h nicht zu lästig ist, seid so freundlich

vil f r o u w e n o b e m i r gesehn:

und sagt es mir: Ich h a b e jetzt an zwei

von den suit ir m i r verjehn

T a g e n da o b e n viele D a m e n sitzen sehen. Von denen sollt Ihr mir erzählen,

1. dienstes alle außer D. 2. Fürz g, Vurz G, fur des D. tepich si saz Gdgg. 7. Vil schire gg. erwachet G. 8. an sich unde erlachet G. 14. diu fehlt D. 15. Iuwer Gd. dienst d, dienstes die übrigen außer D. 16. Ihen sol G. niht wan Gd, neur g. 17. gebiet D, gebiette G. 18. gebiete daz leiste ih G. 24. chumfete ς G. 25. dur G. 27. geruochte g, gerüchtet g. 29. ob D. uns gg.

559

XI. Buch 5 5 5 D u r c h iwer güete, w e r die sin.'

seid so gut, und sagen, w e r die sind.«

d o e r s c h r a c daz j u n c f r e u w e l i n ,

Da

erschrak

die

junge

Dame,

sie

si sprach 'her, nu vrägt es niht:

sprach:

ich pin dius n i m m e r iu vergiht.

nichts! Von mir werdet Ihr es nie erfah-

5 ichn k a n iu nicht von in gesagn:

ren.

» H e r r , nun

Ich

kann

Euch

fragt d o c h nichts

danach

von

ihnen

o b ichz halt weiz, ich solz verdagn.

sagen. W e n n ich's a u c h w e i ß , so m u ß ich

lätz iu von mir niht swaere,

davon

und vräget a n d e r masre:

nicht übel, fragt m i c h lieber etwas ande-

daz rät ich, weit ir volgen mir.'

res; das rate ich E u c h , folgt mir bitte.«

ίο G ä w ä n sprach a b e r wider zir,

doch

Gäwän

schweigen.

Nehmt

es

redete ihr i m m e r weiter

mir

zu,

mit vräge er gienc d e m masre n a c h

mit Fragen ging er der G e s c h i c h t e n a c h ,

u m b al die f r o u w e n dier da sach

w a s es mit all den D a m e n auf sich h a t t e ,

sitzende üf d e m palas.

die er da a u f dem Palas sitzen sah. D a s

diu m a g t w o l sö getriwe w a s

M ä d c h e n meinte es a b e r so sehr gut mit

15 daz si von herzen w e i n d e und gröze k l a g e erscheinde.

i h m , d a ß sie bitter weinen m u ß t e , J a m m e r n und Klagen ließ sie ihn sehen.

d e n n o c h w a s ez h a r t e f r u o :

Es w a r da n o c h sehr früh a m M o r g e n .

innen des gienc ir vater zuo.

J e t z t k a m ihr Vater hinzu. D e r h ä t t e es

der liezez ä n e zürnen gar,

sich o h n e Z o r n gefallen lassen, w e n n das

20 o b diu m a g e t w o l gevar

s c h ö n e M ä d c h e n von G ä w ä n s G e w a l t et-

ihts da wasre b e t w u n g e n ,

w a s verloren hätte und wenn sie in der

und o b da w a s gerungen:

N a c h t in eine Balgerei mit ihm geraten

dem g e b ä r t se geliche,

w ä r e . G e n a u s o aber b e n a h m sie sich, die

diu m a g e t zühte

junge D a m e , die d o c h s o n s t so freundlich

riche,

25 w a n d si d e m bette n ä h e saz.

w a r und fein, und sie saß ganz nah a m

daz liez ir vater ä n e haz.

B e t t . D e r Vater n a h m es ganz ruhig hin,

d o sprach er ' t o h t e r , wein et niht.

er

s w a z in s c h i m p f e alsus geschiht,

nicht! S o w a s k a n n s c h o n mal passieren,

o b daz v o n erste bringet z o r n ,

w o es lustig zugeht. G e w i ß , zuerst e m p ö r t

der ist schier dä näch v e r k o r n . '

sprach:

»Tochter,

jetzt

weine

doch

m a n sich, a b e r die ganze Aufregung ist dann b a l d vergessen.«

3. vn sprach D. fragit es G. 7. so Ddg. Lat ez iu (Lat eu iz gg) niht sin (wesen g, sein zuo g) sware Ggg. niht sin g. 8. sin. und D. anderre DG. 18. Innes g. gie D. 21. ihtes DG. dä fehlt gg. 23. gebarte si alle. 25. wände DG. nahen Ggg. 27. weinet D, weint Ggg, nu weine d. 29. Nu G. 30. is G. sciere D, schiere doh G.

560 556

X I . Buch

G ä w ä n sprach 'hiest niht g e s c h e h n ,

Gäwän

sprach:

»Hier

ist

überhaupt

w a n des wir vor iu wellen j e h n .

nichts geschehen, nur das, w a s wir E u c h

ich vrägte dise m a g t ein teil:

jetzt sagen: Ich h a b e dieses M ä d c h e n et-

daz duhte si min unheil,

w a s gefragt, und sie g l a u b t e , das sei zu

5 und b a t mich daz ichz lieze. o b iuch des niht verdrieze,

meinem

Verderben;

sie

bat

mich,

ich

sollte nicht dran rühren. W e n n es E u c h

sö lät min dienst u m b iuch b e j a g n ,

nicht zu sehr lästig ist, mein H e r r , so ver-

w i r t , daz ir mirz r u o c h e t sagn,

geltet jetzt den D i e n s t , den ich E u c h getan

u m b die f r o u w e n o b uns hie.

h a b e : Seid so freundlich, m i r zu sagen,

ίο ich enfriesch in al den landen nie

w a s es mit den D a m e n a u f sich h a t d o r t

da m a n m ö h t e s c h o u w e n

o b e n . In allen L ä n d e r n h a b e ich nie von

sö m a n e g e cläre f r o u w e n

e i n e m O r t reden h ö r e n , w o so viele glän-

mit sö liehtem g e b e n d e . '

zende D a m e n anzuschauen sind m i t so

der wirt w a n t sine hende:

leuchtenden H a u b e n . «

15 d ö sprach er 'vrägets niht d u r c h got: her, da ist n ö t o b aller n ö t . ' ' s ö m u o z ich d o c h ir k u m b e r k l a g e n , ' sprach G ä w ä n . ' w i r t , ir suit mir sagen, w a r u m b e ist iu min vrägen leit?' 20 'her, durch iwer m a n h e i t .

D e r W i r t rang seine H ä n d e ; da sprach er: »Fragt das n i c h t , um G o t t e s

willen!

M e i n H e r r , das ist ein s c h l i m m e r O r t , die s c h l i m m s t e n aller S c h r e c k e n gibt es da.« » D a n n geht es ihnen also schlecht?« sprach G ä w ä n , »das m u ß m i c h d o c h e m -

k u n n t ir vrägen niht verbern,

p ö r e n . M e i n H e r r , Ihr m ü ß t es m i r sagen;

sö weit ir lihte f ü r b a z gern:

w a r u m wollt I h r das nicht dulden, d a ß

daz lert iuch herzen swasre

ich frage?«

und m a c h t uns freuden lsere, 25 m i c h und elliu miniu k i n t ,

» M e i n H e r r , weil Ihr gar zu

tapfer

seid. W e n n I h r E u c h nicht v o m Fragen a b -

diu iu ze dienste e r b o r e n sint.'

bringen laßt, wie leicht w ä r e es m ö g l i c h ,

G ä w ä n sprach 'ir suit mirz sagen,

d a ß Ihr dann n o c h m e h r verlangt: S o lernt

weit a b ir michz gar verdagen,

Ihr bittere Leiden k e n n e n , wir a b e r müs-

daz iwer msere m i c h verget,

sen alles G l ü c k verlieren,

ich freische iedoch w o l wiez dä stet.'

m e i n e Kinder, die wir zu E u r e m D i e n s t

ich und

alle

g e b o r e n sind.« G ä w ä n sprach: »Ihr m ü ß t es m i r sagen. Wenn Ihr es m i r a b e r weiter

ver-

schweigt und w e n n die G e s c h i c h t e nicht von E u c h zu m i r gelangt, dann

werde

ich's d o c h h e r a u s k r i e g e n , wie es da o b e n zugeht.«

1. hies G, hie ist D. 5. bat michz Dg. 9. umbe DG. d. fr. die obe uns hie G. 10. Ihen gefriesch Gg, lehn friesch g. al den Dg, allen den g, allen Gdg. 13. solichem dg. 15. Er sprach dg. herre vr. DGg. fragit es G, fragt dg. dur G. 16. herre D, fehlt Gg. is not al ubir not G. 19. frage G. 21. chunnet DG. 23. leret DG. 24. machet DG. 26. di iu D. 28. aber D, abir G. mihez G, mirz dgg.

561

XI. Buch 557

D e r wirt sprach mit triuwen

Mit

Treue

sprach

der

Wirt:

»Mein

'her, so m u o z mich riuwen

H e r r , das m u ß mir n o c h w e h tun, d a ß Ihr

daz iuch des vrägens niht bevilt.

nicht a b z u b r i n g e n seid v o m Fragen. Ich

ich wil iu lihen einen schilt:

will E u c h einen Schild leihen: jetzt rüstet

5 nu w ä p e n t iuch üf einen strlt.

E u c h für einen K a m p f . Ihr seid in T e r r e

ze T e r r e marveile ir slt:

marveile,

Lit marveile ist hie.

M e i n H e r r , n o c h nie hat j e m a n d

herre, ez w a r t versuochet nie

N o t a u f Schastel marveil bestanden: E u e r

üf Schastel marveil diu n ö t .

L e b e n will in den T o d . Wenn Ihr auch

und

hier

steht

Lit

marveile. diese

ίο iwer leben wil in den t o t .

A b e n t e u e r genug erfahren h a b t und E u r e

ist iu äventiure b e k a n t ,

H a n d a u c h n o c h so viele K ä m p f e gestrit-

swaz ie gestreit iwer h a n t ,

ten h a t , so w a r das alles d o c h ein K i n d e r -

daz w a s n o c h gar ein kindes spil:

spiel: J e t z t k o m m t ein E n d e mit S c h m e r -

nu naähent iu r i u b x r i u zil.'

zen an E u c h . «

is

G ä w ä n sprach ' m i r wsere leit, o p min g e m a c h an arbeit von disen f r o u w e n h i n n e n rite, ichn v e r s u o c h t e b a z ir site, ich hän o u c h e von in v e r n o m e n :

20 sit ich sö n ä h e n nu bin k o m e n , mich ensol des niht b e t r a g e n , ich enwellez durch si w ä g e n . ' der wirt mit triwen klagete. sime gaste er d o sagete 25 'aller k u m b e r ist ein niht, w a n d e m ze lTden geschiht disiu äventiure: diu ist s c h a r p f und ungehiure für w ä r und ä n e liegen, herre, in k a n niht triegen.'

G ä w ä n sprach: » M i r täte es erst d a n n so richtig w e h , wenn mein fauler

Leib

b e q u e m und o h n e Plage fortritte von den D a m e n hier und o h n e ihre B r ä u c h e recht p r o b i e r t zu h a b e n . Ich h a b e s c h o n früher von diesen S c h ö n e n g e h ö r t . D a ich jetzt e i n m a l hier bin, soll k e i n e M ü h e m i c h a b halten: ich will es für sie w a g e n . « D e r W i r t klagte sehr, denn er w a r treu. E r sprach zu seinem G a s t : »Alles U n g l ü c k ist ein

Nichts

gegen

dieses

Abenteuer,

w e n n das einer leiden m u ß ! Es ist s c h a r f gewetzt und ungeheuer. G l a u b t es nur, ich lüge

nicht;

mein

Herr,

ich

bin

kein

Schwindler.«

4. ein schilt Gg. 6. 7. 9. maveile-marveile G, Marvale D, Marveile-Marvale g, marveile g, marnaile d, marfeile g. 7. Lit D, Let Gg, Lee g, Lot d. 8. ez fehlt D. 9. Scastel D, tschastel G, Tschahtel g, Thsastel g, scahel d, Tschatel g. 10. Juvver (das u übergeschrieben) G. 14. nahent Ggg, nahet dg. riuwebieriu G. 16. gemac ane G. 17. hin G. 18. Ichn g. ich env. D, Ih en virsuehte G. e fehlt Gg. 20. nahe D. 23. wirte G. 24. dö fehlt Ggg. 25. enwiht g, ein wicht d. 26. ce lidene D. 28. is G. 29. Fur ware G. 30. ine D, ihne G.

562 558

5

ίο

15

20

25

Gäwän der priss erkande an die vorhte sich niht wände: er sprach 'nu gebt mir strites rät. ob ir gebietet, riters tat sol ich hie leisten, ruochets got. iwern rät und iwer gebot wil ich immer gerne hän. her wirt, ez wasre missetän, solt ich sus hinnen scheiden: die lieben unt die leiden heten mich für einen zagen.' alrerst der wirt begunde klagen, wand im sö leide nie geschach. hin ze sime gaste er sprach 'op daz got erzeige daz ir niht sit veige, sö wert ir her diss landes: swaz frouwen hie stet pfandes, die starkez wunder her betwanc, daz noch nie riters pris erranc, manc sarjant, edeliu riterschaft, op die hie'rlceset iwer kraft, so slt ir priss geheret und hat iuch got wol geret: ir muget mit freuden herre sin über manegen liehten schin, frowen von manegen landen, wer jashe iu des ze schänden, ob ir hinnen schiet alsus? sit Lischoys Gwelljus

XI. Buch

Gäwän, dieser berühmte Held, scherte sich um den Schrecken nicht. Er sprach: »Jetzt helft und ratet mir für den Kampf. Ihr braucht nur zu befehlen, dann will ich Rittertaten tun mit Gottes Hilfe. Was Ihr mir ratet und was Ihr befehlt, das will ich immer gerne annehmen. Mein Herr, wenn ich alles so ließe, wie es ist, und einfach weiterzöge von hier, das wäre übel gehandelt, und alle Leute, ob sie mir Liebes wollen oder Leid, müßten mich für einen Feigling halten.« Da fing der Wirt erst richtig an zu klagen; ein so großer Schmerz war ihm noch nie widerfahren. Z u seinem Gast sprach er: »Wenn Gott ein Zeichen täte, so daß Ihr doch am Leben bleibt, so werdet Ihr der Herr dieses Landes. Alle die Damen, die hier unerlöste Pfänder sind, hat ein starkes Wunder hergebannt. Keines Ritters Heldentum hat es vollbracht, so viele junge Herren auch kamen und edler Adel. Wenn aber Eure Kraft die Damen hier erlöst, so gehört Euch die Krone aller Ehren, dann hat Gott Euch hoch erhoben. Ihr werdet in Freuden Herr sein über all den Glanz, der von den Damen vieler Länder gleißt. Wer dürfte Euch dafür schimpfen, wenn Ihr ohne Kampf fortginget, da Lischoys Gwelljus

1. brise G. erchant-want D. 2. er sich dgg. 3. sprac G. 4. gebiet D. 5. ruechet es G. 6. iuwern gebot G. 12. Alrest D. 17. werdet ir herre alle. dises G. 22. hie fehlt d. loset G, erloeset die übrigen. 24. geeret DG. 25. mugit G, möht d, fehlt D. 29. sciedet D. schiedet hin g. sus dg. 30. gew. G.

XI. Buch 5 5 9 Iu sinen pris hie läzen hat, der manege riterliche tat gefrümet hat, der süeze: von rehte i'n alsus grüeze. 5 mit eilen ist sin riterschaft: sö manege tugent diu gotes kraft in mannes herze nie gestiez, an Ithern von Gahaviez. der Ithern vor Nantes sluoc, ίο min schif in gestern über truoc. er hat mir fünf ors gegebn (got in mit sselden läze lebn), diu herzogen und künege riten. swaz er hat ab in erstriten, υ daz wirt ze Pelrapeire gesagt: ir Sicherheit hat er bejagt, sin schilt treit maneger tjoste mal. er reit hie vorsehen umben gräl.' Gäwän sprach 'war ist er komn? 20 saget mir, wirt, hat er vernomn, dö er sö nähe was hie bi, waz disiu äventiure si.' 'herre, ern hätes niht ervarn. ich künde mich des wol bewarn 25 daz ichs im zuo gewüege: unfuoge ich danne trüege. het ir selbe vrägens niht erdäht, nimmer warn irs innen bräht von mir, waz hie maeres ist, mit vorhten scharpf ein strenger list.

563

Euch all seinen Ruhm überlassen mußte? Der hat ja schon eine Menge ritterliche Taten gezeigt, der Liebe: ich kann ihn jetzt mit Recht so nennen. Gewaltig ist sein Rittertum; nie hat Gottes Schöpfermacht so viele gute Kräfte in ein Herz gepflanzt — Ither von Gahaviez ausgenommen. Den Ritter, der den Ither vor Nantes erschlug, hat mein Schiff gestern hinübergetragen. Fünf Pferde hat er mir geschenkt — Gott lasse ihn glücklich leben —, die vorher Herzögen gehört hatten und Königen. Was er von ihnen mit Kampf erlangt hat, das wird in Pelrapeire hergesagt: ihr Sicherheitsgelöbnis, das hat er ihnen abgejagt. Sein Schild trägt die Zeichen vieler Tjosten. Er ist hierhergeritten, um den Gräl zu suchen.« Gäwän sprach: »Und wohin ist er dann gekommen? Sagt mir, mein Herr, hat er davon erfahren, da er doch so nahe war, ich meine: von dem Abenteuer, das es hier gibt?« Mein Herr, nichts davon ist ihm bekannt geworden. Ich wußte mich wohl davor zu hüten, ihm gegenüber etwas zu erwähnen: Schande hätte es mir eingetragen, wenn ich so vorlaut gewesen wäre. Wenn Ihr nicht selber dran gedacht hättet zu fragen, so hättet auch Ihr es nie von mir erfahren, was da im Busch ist: Ein strenger Zauber mit scharf geschliffenen Schrecken.

3. gefrümt D, Gefrumet G. 4. ihen G, ich g, ich in die übrigen. 8. kahaviez Gg, Cahev. gg, gahev. d. 9. von Gdg. Nates D, nantis Gg. 10. gester Ggg. 13. di D, Die G. kunig und hertzoge g. herzogin Gd. 14. abe den G. gestriten Gg. 15. zepeilrap. G. 16. er hat Ggg. 17. mangir G. 18. vorsehende Gd. umbe engral G. 21. nahen Ggg. 23. hats Dgg. 25. iches D, ihes G. 26. Ungefuoge G. 28. wart G, wahret D. 29. maers G.

564

XI. Buch

5 6 0 Welt ir niht erwinden, mir unt minen kinden geschach sö rehte leide nie, ob ir den lip verlieset hie. 5 suit ab ir pris behalten unt diss landes walten, so hat min armuot ende, ich getrüw des iwerr hende, si hcehe mich mit richeit. ίο mit freuden liep äne leit mac iwer pris hie'rwerben, suit ir niht ersterben. nu wäpent iuch gein kumber gröz.' dennoch was Gäwän al bloz: 15 er sprach 'tragt mir min harnasch her.' der bete was der wirt sin wer. von fuoz üf wäpent in do gar diu süeze maget wol gevar. der wirt nach dem orse gienc. 20 ein schilt an siner wende hienc, der dicke unt also herte was, da von doch Gäwän sit genas, schilt und ors im wären bräht. der wirt was also bedäht 25 daz er wider für in stuont: dö sprach er 'herre, ich tuon iu kuont wie ir suit gebären gein iwers verhes vären. minen schilt suit ir tragn. dern ist durchstochen noch zerslagn:

Wollt Ihr nicht lieber doch noch umkehren? Mir und meinen Kindern ist nie so großes Leid geschehen wie jetzt, wenn Ihr nämlich hier den Leib verliert. Solltet Ihr aber den Sieg behalten und Herrscher werden über dieses Land, so hat meine Armut ein Ende. Eurer Hand traue ich das zu: Sie wird mich zu einem großen Herrn erheben. Seligkeit mit Freuden ohne Leiden kann Euer Heldentum hier holen — wenn Ihr es überlebt. Jetzt rüstet Euch, auf Euch kommt Schlimmes zu.« Gäwän war nämlich immer noch ganz nackt. Er sprach: »Tragt mir meine Rüstung her.« Sein Gastgeber sorgte dafür, daß es geschah, worum er gebeten hatte. Von den Füßen aufwärts Schloß ihn das schöne, süße Mädchen ganz in Eisen. Der Wirt ging fort, das Pferd zu holen. Es hing ein Schild an seiner Wand, der war dick und hart genug, wie sich zeigen sollte, um Gäwän doch das Leben zu retten. Schild und R o ß wurden ihm gebracht. Sein Gastgeber war ein sehr aufmerksamer Mann: er stellte sich noch einmal vor ihn hin und sprach: »Mein Herr, Ihr sollt wissen, wie Ihr Euch verhalten müßt, um Euer Leben zu schützen vor den Gefahren. Meinen Schild sollt Ihr tragen, der ist nicht durchstochen noch zerhauen,

3. rehte fehlt G. 5. aber D, abir G, fehlt d. 6. dises G. 8. getr°we D, getruowe G. getrauwesg. iuwerre G. 9. So höhet sih min richeit G. 11. erw. G, rew. D. 14. stuont G, sas g. 15. minen Dd, fehlt g. 16. Der wirt was der bete sin wer G. 17. wappint G, wapende D. 20. hende G. 21. als G. 23. 24. brahte-bidahte G. 29. schult ir G. 30. Der Gdg.

XI. Buch Wände ich strite selten: wes möht er danne enkelten? herre, swenn ir üf hin kumt, ein dinc iu zem orse frumt. ein krämer sitzet vor dem tor: dem lät dez ors hie vor. kouft umb in, enruochet waz: er behalt iuz ors deste baz, ob irz im versetzet, wert ir niht geletzet, ir mugt dez ors gerne hän.' do sprach min her Gäwän 'sol ich niht zorse riten In?' 'nein, herre, al der frouwen schin ist vor iu verborgen: so nashet ez den sorgen. den palas vint ir eine: weder gröz noch kleine vint ir niht daz da lebe, so waldes diu gotes gebe, so ir in die kemenäten get da Lit marveile stet, daz bette und die Stollen sin von Marroch der mahmumelin, des kröne und al sin richeit, wasre daz dar gegen geleit, da mit ez wasre vergolten niht. dar an ze liden iu geschiht swaz got an iu wil meinen: nach freude erz müeze erscheinen.

565

denn ich kämpfe selten; wie hätte er da viel abbekommen können? Mein Herr, wenn Ihr ankommt dort oben, da ist zuerst die Sache mit dem Pferd, die Ihr richtig machen müßt. Es sitzt ein Händler vor dem Tor: Bei dem draußen laßt das Pferd! Macht einen Handel mit dem Mann, es ist ganz gleich, was Ihr kauft; er gibt aber besser acht auf Euer Pferd, wenn Ihr es ihm verpfändet. Vielleicht bleibt Ihr ja unbeschädigt, dann könnt Ihr das R o ß leicht wiederkriegen.« Da sprach mein Herr Gäwän: »Was, ich soll nicht zu Pferd dort einziehen?« »Nein, mein Herr, den Glanz von all den Damen wird man nämlich vor Euch verstecken. Es geht so den Sorgen zu: Den Palas findet Ihr verlassen, weder groß noch klein werdet Ihr finden, nichts, was lebendig wäre. Dann helfe der gütige Gott, wenn Ihr in die Kemenate geht, wo Lit marveile steht, das Bett und auch das Bettgestell: Die Krone des Mahmumelin von Marroch und sein ganzes Reich könnte man dagegen setzen, und doch wäre so sein Wert nicht aufgewogen. In diesem Bett werdet Ihr das alles leiden müssen, was der liebende Gott für Euch im Sinn hat — möge er es glücklich ausgehen lassen!

5. kramer Ggg, chramsere D, kremer d. 7. choufet DG. 8. bihalt G, behaltet Ddg, behelt gg. 10. Wert g. 16. nahet alle außer D. 17. 19. vindet alle. 20. diu gots phlege G. 21. kominaten G. 22. Lit D, let Gg, lecte g, lot d. marvale Dg. 24. der] de G. 25. Des ere G. 26. dar geine G.

566 5 6 2 Gedenket, herre, ob ir sit wert, disen schilt unt iwer swert läzet ninder von iu komn. so ir waent daz ende habe genomn 5 iwer kumber grcezlich, alrerst strlte ist er gelich.'

ίο

15

20

25

do Gäwän üf sin ors gesaz, diu maget wart an freuden laz. al die da waren klageten: wenc si des verdageten. er sprach zem wirte 'gan mirs got, iwer getriulich urbot, daz ir min sus pfläget, gelts mich niht betraget.' urloup er zer meide nam, die grozes jämers wol gezam. er reit hin, si klageten hie. ob ir nu gerne hoeret wie Gäwäne da geschähe, deste gerner i'us verjsehe. ich sag als ichz hän vernomn. do er was für die porten komn, er vant den krämasre, unt des kram niht la:re. da lac inne veile, daz ichs wsere der geile, het ich also riche habe. Gäwän vor im erbeizte abe. so riehen markt er nie gesach, als im ze sehn aldä geschach.

XI. Buch Denkt daran, mein Herr, bei Eurer Ehre: Laßt diesen Schild und Euer Schwert unter keinen Umständen aus den Händen! Wenn Ihr glaubt, daß die schlimmste Gefahr für Euch zu Ende wäre, dann erst kommt der eigentliche Kampf.« Als Gäwän auf sein Pferd stieg, da fiel alle Fröhlichkeit von dem Mädchen ab. Es jammerten alle, die da waren; sie gaben sich wenig Mühe, ihr Weinen zu verbergen. Er sprach zum Wirt: »Wenn Gott es mir gönnt, daß ich die Treue, die Ihr mir bewiesen habt, vergelten kann und Eure Gastfreundschaft, so will ich mich nicht lange bitten lassen.« Abschied nahm er von dem Mädchen: Bitterlich zu weinen, hatte sie nun schöne Gründe. Dort ritt er hin, sie klagten hier. Vielleicht habt ihr jetzt Lust bekommen zu hören, wie dem Gäwän da geschah? Nun, so bin ich desto lustiger, es zu erzählen. Ich sage es so, wie ich es selber vernommen habe. Er war nun vor das Tor gekommen, da fand er den Händler, und der war nicht ausverkauft. Es lagen dort solche Kostbarkeiten aus, daß ich überglücklich wäre, wenn ich das alles hätte. Gäwän stieg vor ihm ab. So edle Schätze hatte er noch nie auf einer Ladentheke liegen sehen, wie er sie dort überall zu sehen bekam.

3. niener G. 4. went g. 5. Ivuver G. 6. Denne alrerst so hebet er sich d. alrest D. dane (dem g) strite ist er Gg, danne ist er strife g, ist er danne strife g. 9. Al g, alle DG. 12. getriuwelich G. 14. geltes alle. 17. chlagetn D. 20. ichs (ihes G) iu DGdg, ich euch g, ich euchs g. gahe Gg. 23. dem G. 24. chrame Gdg. so 563,1. 28. erbeizet D. 29. markt g, market G. marchet D. 30. zesehenne G.

XI. Buch 563 der kram was ein samit, Vierecke, hoch unde wit. waz dar inne veiles laege? derz mit gelte widerwasge, 5 der bäruc von Baldac vergulte niht daz drinne lac: als taste der katolico von Ranculat: dö Kriechen so stuont daz man hört dar inne vant, ίο da vergultez niht des keisers hant mit jener zweier stiure. daz krämgewant was dure. Gäwän sin griiezen sprach zuo dem krämer. do er gesach 15 waz Wunders da lac veile, nach siner mäze teile bat im zeigen Gäwän gürtelen ode fürspan. der krämer sprach 'ich hän für war 20 hie gesezzen manec jär, daz nie man getorste schouwen (niht wan werde frouwen) waz in mime kräme ligt. ob iwer herze manheit pfligt, 25 s6 sit irs alles herre. ez ist gefüeret verre. habt ir den pris an iuch genomn, sTt ir durch äventiure komn her, sol iu gelingen, lihte ir megt gedingen

567

Seine Bude war ein Samt, viereckig, hoch und weit. Und die Waren, die er darin liegen hatte? Wenn man sie nach ihrem Wert bezahlen wollte, der Bäruc von Baldac könnte es nicht kaufen, was da lag, und genausowenig der Katholikos von Ranculat; ja, selbst zu jener Zeit, da die Dinge in Griechenland noch anders standen und man dort Schätze finden konnte, selbst damals hätte die Hand des Kaisers es nicht bezahlen können, wenn auch die andern zwei dazugeholfen hätten. Das war ein teurer Kram! Gäwän sprach seinen Gruß zu dem Kaufmann, und als er sah, welche Wunder da angeboten waren, da bat er ihn — bescheiden, wie er war —, er möchte ihm doch Gürtel zeigen oder Broschen. Der Händler sprach: »Jetzt habe ich doch wahrhaftig schon viele Jahre hier meinen Stand, aber noch nie hat einer es gewagt — kein Mann, meine ich, es waren immer edle Damen —, anzuschauen, was in meinem Laden ausliegt. Wenn Euer Herz Mannheit hat, dann könnt Ihr Herr sein über alles, was da ist: Man hat es aus fernen Ländern hergebracht. H a b t Ihr Euch wirklich diese Heldentat vorgenommen — Ihr seid ja doch hier, das Abenteuer zu bestehen — und sollte es Euch glücken, so tut Ihr Euch nachher leicht beim Handeln:

2. höh und D. 5. baröch G. 7. also Dd. kath. dgg, katulato G. 8. do] die G. 10. da D, Doch g, So dgg, Sone G. vergultz D. des keiser g. 12. chramgwant D, chrame gewant G. 14. 19. 564,18. chrama:re DG. 15. lac] was D. 18. oder D. 21. nie man g, nieman D. niemen G. 22. Niuwan G. 23. minen chramen G. 25. alle D. 26. gefuert G. 29. Herre gg. so sol iu G. 30. muget G.

568

XI. Buch

5 6 4 Um mich: swaz ich veiles hän, daz ist iu gar dan undertän. vart fürbaz, lätes walten got. hat iuch Plippalinöt 5 der verje her gewTset? manec frouwe priset iwer komn in ditze lant, ob si hie'rloeset iwer hant. weit ir nach äventiure gen, ίο so lät daz ors al stille sten: des hüete ich, weit irz an mich län.' dö sprach min her Gäwän 'wasrz in iwern mäzen, ich woltz iu gerne läzen. υ nu entsitze ich iwer richeit: so riehen marschalc ez erleit nie, sit ich dar üf gesaz.' der krämer sprach än allen haz 'herre ich selbe und al min habe 20 (waz möht ich mer nu sprechen drabe?) ist iwer, suit ir hie genesn. wes möht ich pillicher wesn?' Gäwän sin eilen lerte, ze fuozer fürbaz kerte 25 manliche und unverzagt, als ich iu e hän gesagt, er vant der bürge wite, daz ieslich ir site stuont mit büwenlicher wer. für allen stürm niht ein ber

Alles, was ich zu verkaufen habe, ist Euch dann Untertan. Geht immer zu und laßt Gott sorgen. Hat Euch Plippalinöt, der Fährmann, hergewiesen? Viele Damen preisen Euer Kommen in dies Land, weil sie vielleicht Eure Hand erlöst. Wollt Ihr zu Fuß auf Abenteuer aus? Euer Pferd könnt Ihr ruhig hier stehenlassen; ich passe schon auf, wenn Ihr's mir anvertrauen wollt.« Da sprach mein Herr Gäwän: »Wenn Ihr nur nicht zu vornehm dafür seid! Ich wollte es Euch gerne dalassen; jetzt bin ich aber ganz entsetzt, wie reich Ihr seid. Einen so großartigen Stallherrn hat es sich, seit ich es reite, noch nie geleistet.« In guter Freundschaft sprach der Händler: »Herr, ich selber samt allem, was ich besitze — mehr kann ich Euch nun wirklich nicht verheißen —, bin ja Euer Eigentum, wenn Ihr am Leben bleibt. Wem könnte ich mit mehr Recht angehören?« Heldenkraft befahl dem G ä w ä n , und so machte er sich auf den Weg, zu Fuß, männlich entschlossen und ohne Furcht. Weit hingestreckt fand er die Burg — ich hab es euch ja schon beschrieben —, jede ihrer Seiten wehrhaft aufgemauert. Für alles Stürmen

1. Umb G, umbe D. veils G. 2. dan D, danne Ggg, denne d. 3. lats D. 4. iuch fehlt G. plipal. g, pliplalinot G. 5. verge D. 7. diz G, dizze D. 8. hie fehlt dgg. erloset alle. 9. aventiuren D. 10. = diz Ggg. 13. W£erez DG. 14. I. woldez gerne iu lazen G. 15. Nune ensitze ih G. 16. marscalch D, marschalc G. 17. ih druf G. 18. kremer gg. 19. alle G. 20. mere brechen drabe G. 21. iuer G. 22. solt ih G, süllent ir d. 24. Zefueze er G, ce fuoz (ohne er) D. 29. buowelicher G, buwel. dg, bul. g.

XI. Buch

569

5 6 5 Gseb si ze drizec jären,

hätte die in dreißig Jahren nicht einen

op man ir wolte vären.

Pfifferling gegeben, wenn es denn einmal

enmitten drüf ein anger:

vorgekommen wäre, daß einer ihr was

daz Lechvelt ist langer.

Böses wollte.

5 vil türne o b den zinnen stuont.

Mittendrin

gab es

einen

Anger dort oben: das Lechfeld ist ein biß-

uns tuot diu äventiure kuont,

chen größer. Über den Zinnen

dö G ä w ä n den palas sach,

viele Türme. Und die Quelle sagt uns

standen

dem was alumbe sin dach

weiter: Als G ä w ä n den Palas sah, da war

reht als pfäwin gevider gar,

dessen D a c h überall und rundherum glän-

ίο lieht gemäl unt sö gevar,

zend bunt, genauso wie das Gefieder des

weder regen noch der sne

Pfaus, und es war so angemalt, daß weder

entet des daches blicke we.

Regen noch der Schnee seinem Blitzen et-

innen er was gezieret unt wol gefeitieret, 15 der venster siule wol ergrabn,

was antun konnte. Innendrin war er prächtig und von perfekter

Eleganz,

die

Säulen

in

den

dar üf gewelbe höhe erhabn.

Fenstern schön gemeißelt; darauf ruhten

dar inne bette ein wunder

hoch erhabene Gewölbe. Lauter

lac her unt dar besunder:

standen da überall im Saal, eine wunder-

kultern maneger slahte

hafte Menge. Vielerlei Decken von aus-

20 lägen drüf von richer ahte.

Betten

gesuchter Kostbarkeit lagen darauf: Hier

da warn die frowen gesezzen.

hatten die D a m e n gesessen. Extra seinet-

dine heten niht vergezzen,

wegen hatten die sich die M ü h e gemacht

sine wseren dan gegangen,

und waren weggegangen: Der

von in wart niht enpfangen

ihrer Seligkeit, der Sonnenglanz des Heils,

25 ir freuden kunft, ir saslden tac,

der auf G ä w ä n lag, wurde nicht begrüßt

Aufgang

der gar an G ä w ä n e lac.

von ihnen. Ach, hätten sie ihn doch sehen

müesen sin doch hän gesehn,

dürfen! W i e hätte ihnen je ein größeres

waz möhte in liebers sin geschehn?

Glück

ir neheiniu daz tuon solte,

ihnen war es vergönnt, obwohl er doch

swie er in dienen wolte.

ihrer aller Ritter war.

erscheinen

können?

Keiner

von

1. gasbe si Ddgg, Sy geb g, Ga^bin si G. 3. Mitten D. druffe Ggg. 8. allumbe G. 9. phawen Gdgg. 14. geweitieret G. 16. wol G, schon g. 19. Kultur gg, Gultir G. 20. drufe G. 25. chumfte G. 27. si in D, si Gg. 29. deheiniu Gdg.

570 566 Da warn si doch unschuldec an. dö gienc min her Gäwän beidiu her unde dar, er nam des palases war. 5 er sach an einer wende, ine weiz ze wederr hende, eine tür wit offen sten, da inrehalp im solte ergen hohes priss erwerben ίο ode nach dem prise ersterben, er gienc zer kemenäten in. der was ir estriches schin lüter, hasle, als ein glas, da Lit marveile was, 15 daz bette von dem wunder, vier schiben liefen drunder, von rubbin lieht sinewel, daz der wint wart nie so snel: da warn die Stollen üf geklobn. 20 den estrich muoz ich iu lobn: von jaspis, von crisolte, von sardin, als er wolte, Clinschor, der des erdähte, üz manegem lande brähte 25 sin listeclichiu wisheit were daz hier an was geleit. der estrich was gar so sleif, daz Gäwän küme aldä begreif mit den fuozen stiure. er gienc nach äventiure.

XI. Buch

Sie konnten aber nichts dagegen tun. Da ging mein Herr Gäwän umher, dies und jenes schaute er sich an in dem Palas. In einer von den Wänden sah er — ob links oder rechts, das weiß ich nicht — eine Tür weit offenstehen. Dort drinnen sollte er es erleiden: Große Ehren mußte er gewinnen oder auf der Jagd nach Ehre sterben. Er ging hinein in die Kemenate. Kristallen glänzte ihr Estrich, glatt wie Glas, und da war Lit marveile, das Wunderbett. Es lief auf vier Rädern, runden Scheiben aus schimmerndem Rubin, und es lief schneller als der Wind. Die Bettfüße waren gegabelt über den Rädern. Den Estrich muß ich euch preisen: Von Jaspis war der und von Chrysolith und von Sardin, so hatte er es haben wollen, Clinschor nämlich, der ihn entworfen hatte. Aus vielen Ländern hatte seine zauberische Weisheit all die Kunst hierherbestellt, die nötig war, dies Werk zu schaffen. Der Estrich war überall so schlüpfrig glatt, daß Gäwän kaum steuern konnte mit den Füßen; so ging er, wie es eben ging, das war so recht abenteuerlich.

3. unt D. 4. palas alle. 8. innerhalp G. 10. oder D . 11. chominatin G. 14. let Gdg, lecte g. Marvale D g , marvsele (so scheints) G. 17. Rubbinen D , rubinen die übrigen. sinwel D . 20. iu fehlt d. 21. iaspe g. von D, unde Gd, und von gg, fehlt g. Crisölte D. 22. sardine Ggg. 23. Clinscor D, Clinshor gg, Clinsor Gd, Clinisor g. 24. manigen landen alle außer Dg. 25. listlichiu G. 28. aldä fehlt G. 29. suezen G.

XI. Buch

567 Immer, als dicke er trat, daz bette fuor von siner stat, daz e was gestanden. Gäwäne wart enblanden 5 daz er den swaeren schilt getruoc, den im sin wirt bevalch genuoc. er dähte 'wie kum ich ze dir? wiltu wenken sus vor mir? ich sol dich innen bringen, ίο ob ich dich mege erspringen.' do gestuont im daz bette vor: er huop sich zem Sprunge enbor, und spranc rehte enmitten dran, die snelheit vreischet niemer man, 15 wie daz bette her unt dar sich stiez. der vier wende deheine'z liez, mit hurte an iesliche'z swanc, daz al diu burc da von erklanc. sus reit er manegen poynder gröz. 20 swaz der doner ie gedöz, und al die pusünasre, op der erste w s r e bi dem jungesten dinne und bliesen nach gewinne, 25 ezn dorft niht mer da krachen. Gäwän muose wachen, swier an dem bette liege, wes der helt dö pflasge? des galmes het in so bevilt daz er zucte über sich den schilt:

571

Immer wieder, so oft er hintrat an das Bett, fuhr das fort von seiner Stelle, wo es gerade noch gestanden hatte. Gäwän war schon halb verschmachtet vor Anstrengung, weil er den schweren Schild trug, den zu behalten sein Wirt ihm so sehr eingeschärft hatte. Er dachte: >Wie kann ich zu dir kommen, wenn du immer vor mir Haken schlägst? O b ich dich vielleicht kriege, wenn ich's mit einem Sprung versuche?« D a blieb das Bett vor ihm stehen: Er schnellte empor in einem Satz und sprang genau mitten hinein. Mit ganz unerhört wildem Feuer ging das Bett durch, da schoß es hin und dort: Keine von den vier Wänden ließ es aus, gegen alle rannte es an mit Macht, daß die ganze Burg davon erdröhnte. So ritt er denn viele gewaltige Attacken. Wenn man alles Donnern vom Anbeginn der Welt zusammennähme und dazu sämtliche Trompeter, vom ersten bis zum letzten, in dies Zimmer täte und wenn die dann bliesen, wie sie es tun, wenn sie es bezahlt kriegen, dann könnte da der Lärm nicht größer sein. Gäwän lag im Bett, doch einschlafen konnte er nicht. Was der Held dann tat, wollt ihr wissen? Ihm war das Getöse gar zu arg geworden, und darum zog er über sich den Schild.

8. Wil du G. 10. muge G. 13. mitten D. 14. gefreischet G. niemer Ggg, nie mer D, nie kein g, do kein (d. i. dechein) d. 16. decheine ez D. 17. isliche ez G. 20. donrr D, donr g, donre g. ie groz G. 21. busunare Gdgg. 23. iungiste G. 25. ezen dorfte DG. me G.

572 568 Er lac, unde liez es walten den der helfe hat behalten, und den der helfe nie verdröz, swer in sinem kumber gröz 5 helfe an in versuochen kan. der wise herzehafte man, swä dem kumber wirt bekant, der rüefet an die höhsten hant: wan diu treit helfe riche ίο und hilft im helfecliche. daz selbe ouch Gäwän da geschach. dem er ie sins prises jach, sinen kreftecllchen güeten, den bat er sich behüeten. 15 nu gewan daz krachen ende, so daz die vier wende geltche warn gemezzen dar aldä daz bette wol gevar an dem estrtche enmitten stuont. 20 da wart im grcezer angest kuont. fünf hundert stabeslingen mit listeclichen dingen zem swanke warn bereite, der swanc gab in geleite 25 üf daz bette aldä er lac.

XI. Buch Er lag da und überließ alles weitere dem, der Hilfe hat im Vorrat und der nie geizig war mit Hilfe, so oft es in großen Nöten einem einfiel, Hilfe bei ihm zu suchen. Ein kluger, herzhafter Mann ruft, wo er dem Unglück gegenübersteht, die Hand des Höchsten an, denn die hat Hilfe in Fülle, und helfend hilft sie ihm. So erging es auch Gäwän. Ihn, dem er immer die Ehre gab für seine, Gäwäns, Ehren und den starken Gnadengütern, die er spendet, bat er jetzt, ihn zu behüten. Da nahm das Krachen ein Ende. Es waren nun die vier Wände alle gleich weit weg, gemessen an den Platz hin, wo das schöne Bett stand, nämlich: mitten auf dem Estrich. Er sollte jetzt noch schlimmere Schrecken erfahren: Fünfhundert Stockschleudern waren da mit Zauberkünsten bereit zum Wurf. Die schössen ganz genau gezielt aufs Bett und dahin, wo er lag. Der Schild war von solcher Härte, daß er recht wenig davon spürte. Es waren runde, harte Kiesel: hier und da bekam der Schild doch Löcher.

der schilt alsolher herte pflac, daz ers enpfant vil kleine. ez wären wazzersteine sinewel unde hart: etswä der schilt doch dürkel wart.

1. und D. 4. DerG. 10. hilfet DG. 11. Gawane DGg. G. 18.gewarD. 20. Do G. 21. stab slingen D allem. D. bereit-geleit Gdg. 29. sinwel D. und herter art?

da fehlt Gd. 17. Geliehen 22. listlichen G. 23. zuome

XI. Buch 569

Die steine wären ouch verbolt. er hete selten e gedolt so swinde würfe üf in geflogn. nu was zem schuzze üf gezogn j fünf hundert armbrust ode mer. die heten algelichen ker reht üf daz bette aldä er lac. swer ie solher noete gepflac, der mag erkennen pfile. 10 daz werte kurze wile,

unz daz si warn versnurret gar. swer wil gemaches nemen war, dem kum an solch bette niht: gemaches im da niemen giht. 15 es möhte jugent werden grä, des gemaches also da Gäwän an dem bette vant. dannoch sin herze und ouch sin hant der zagheit lägen eine. 20 die pfile und ouch die steine heten in niht gar vermiten: zequaschiert und ouch versniten was er durch die ringe, dö het er gedinge, 25 sins kumbers waere ein ende: dannoch mit siner hende muoser pris erstriten. an den selben ziten tet sich gein im üf ein tür. ein starker gebür gienc dar für:

573

Die Steine waren endlich auch verschossen. Er hatte das vorher noch nicht oft erleben müssen, daß so geschwinde Würfe auf ihn flogen. Jetzt waren aufgezogen zum Schuß fünfhundert Armbrüste. Die zielten, eine wie die andere, genau aufs Bett und dahin, wo er lag. Wer einmal in solchen Nöten war, der hat erfahren, was Pfeile sind, und kennt sich aus damit. Eine kurze Weile dauerte es nur, da waren alle abgeschnurrt. Wer es sich bequem machen möchte, der gehe lieber nicht in solch ein Bett: Es wird wohl niemand behaupten, dort würde viel Komfort geboten. Die Jugend selber könnte davon graue Haare kriegen, ich meine: von so guter Ruh, wie Gäwän sie fand in diesem Bett. Es lagen da aber sein Herz und seine Hand alleine: Feigheit war nicht hineingeschlüpft zu ihnen. Die Pfeile und die Steine hatten ihn nicht überall verschont, blaue Flecken hatte er am Leib und auch Wunden von Pfeilen, die zwischen den Ringen des Panzers hindurchgefahren waren. Da hatte er gute Hoffnung, daß die Gefahr ein Ende hätte: Es stand ihm aber noch ein richtiger Kampf bevor, in dem seine Hand den Sieg erstreiten mußte. Und es tat sich auch schon vor ihm eine Tür auf. Da ging ein starker Bauernkerl herein,

5. arembrust oder D. 6. alle geliehen dgg, alle geliche g. 7. al fehlt gg, dar G. 8. pflach D. 9. moht G. 11. unze DG. virsnuort G. 13. Derne chome G. 18. Danch G. 19. lagen D, lach er g, lac al Gdg, lag er all g. 22. Zerquatschiuret G. 28. dem D. 30. grozir G. stare? gebwr D, gebüre G, bure d. her für gg.

574 5 7 0 Der was freislTch getan. von visches hiute truoger an ein surköt unt ein bönit, und des selben zwuo hosen wit. 5 einen kolbn er in der hende truoc, des kiule groezer denne ein kruoc.

ίο

υ

20

25

er gienc gein Gäwäne her: daz enwas doch ninder sin ger, wände in sins kumens da verdröz. Gäwän dähte 'dirre ist blöz: sin wer ist gein mir harte laz.' er riht sich üf unde saz, als ob in swasre ninder lit. jener trat hinder einen trit, als ob er wolde entwichen, und sprach doch zornlichen ' i m dürfet mich entsitzen niht: ich füege ab wol daz iu geschiht da von im lip ze pfände gebt. vons tiuvels kreften ir noch lebt: sol iuch der hie hän ernert, ir sit doch sterbens unerwert. des bringe ich iuch wol innen, als ich nu scheide hinnen.' der vilän trat wider in. Gäwän mit dem swerte sin vome Schilde sluoc die zeine. die pfile algemeine warn hin durch gedrungen, daz se in den ringen klungen.

XI. Buch der sah sehr gefährlich aus. Aus Fischhaut trug der ein Gilet und eine Kappe, zwei weite Hosen waren auch aus diesem Stoff. Eine Keule trug er in der Hand, das dicke Ende vorne dran war größer als ein Krug. Er ging zu Gäwän her — das hatte der doch nicht befohlen, es war ihm eher lästig, daß er kam. Gäwän dachte: >Der Mann ist ja ganz nackt. So gerüstet ist er mir ein gar zu schwacher Gegner.< Er richtete sich auf und saß jetzt da, als ob ihm nirgends etwas weh täte. Der andere trat einen Schritt zurück, wie wenn er fliehen wollte, doch dann sprach er mit Zorn: »Vor mir selber braucht Ihr nicht so aufzuschrecken; ich werde aber dafür sorgen, daß Euch etwas zustößt: da müßt Ihr dann mit dem Leib bezahlen. Mit den Künsten des Teufels seid Ihr am Leben geblieben. Wenn es ihm auch hier gelungen ist, Euch zu beschützen, so seid Ihr doch vor dem Sterben nicht gerettet. Ich bringe es Euch bei, sowie ich weggegangen bin.« Und der ordinäre Bauer trat wieder in die Tür. Gäwän schlug mit seinem Schwert die Schäfte ab vom Schild: Die Pfeile waren alle durchgedrungen und klirrten in den Ringen des Panzers.

1. Er Gg. vreissam D. 2. Von fischen hüte truoge er an G. 3. boit G. 4. zwo DG, zü g. 5. cholben D, cholbin G. er] si G. 6. Des kule waz gg. 7. was. er giench D. 8. en fehlt G. ger G. 9. sines chomens dar G. 12. rihte DG. 16. zorenliche D. 18. aber D, abir G. 19. im g, ir den DG. 20. von des Ddg, Von Ggg.

575

XI. Buch D ö hörter ein gebrummen,

D a hörte er ein Brummen, wie wenn hier

als der wol zweinzec trummen

jemand

slüege hie ze tanze,

schlüge zum Tanz. Sein M u t war fest und

mindestens

zwanzig

Trommeln

sin vester muot der ganze,

ohne jede Scharte, den hatte wahre Feig-

den diu wäre zageheit

heit noch nie ritzen können oder schnei-

nie verscherte noch versneit,

den, der dachte: >Was k o m m t da auf mich

dähte 'waz sol mir geschehn?

zu? Von Not kann ich schon jetzt genug

ich möhte nu wol kumbers jehn:

erzählen; will die Not noch größer wer-

wil sich min kumber meren?

den? Ich muß mich zum K a m p f stellen.
Gans< von gestern! Zum Angeben ist ja gewiß ein solcher Schild sehr praktisch, der wie ein Sieb durchlöchert ist und den so viele Pfeile ramponiert haben. So wie die Dinge jetzt sind, hättet Ihr wirklich guten Grund davonzulaufen. Laßt Euch heimgeigen, reitet nur wieder hinauf zu den Damen! Wie könntet Ihr es wagen, den Kampf auch nur anzuschauen, den ich Euch verschaffen wollte, wenn Euer Herz es wünschte, daß Ihr mir um Liebe dient!« Er sprach zur Herzogin: »Meine Dame, wenn ich Wunden habe, die haben hier Hilfe gefunden. Es muß nur Eurer gnädigen Hilfe anständig sein, so daß Ihr meinen Dienst annehmen könnt, dann gibt es keine Gefahr, die so arg wäre, daß Ihr mich nicht als Euren Ritter hinschikken könntet.« Sie sprach: »So lasse ich Euch mit mir reiten und weiter um Ehre kämpfen; Ihr dürft mich begleiten.« Darüber war der stolze, edle Gäwän sehr glücklich. Den Turkoyten sandte er mit seinem Wirt Plippalinöt fort: Droben auf der Burg, so ließ er ausrichten, sollten sich die schönen Damen alle mit feiner Aufmerksamkeit um ihn kümmern.

2. = tuot Ggg. 3. = ruom gg, ruom wol G. lip Dg. 4. sip DGg, sipp d, schiep g, sieb g. 5. brach G. 7. Daz muget Gg. veliehen G. 9. widr D. 10. Sagit wie Ggg. getorst DGgg. schouwen Ggg. 14. zeder kuneginne Gg. 15. ih han funden G. 16. = hie fehlt Ggg. wunden G. 17. Ob iuch Ggg. helfe fehlt G. 18. dienste G. geruochet Ggg. 19. Sone Gg. 20. ze dieneste dar Ggg. 22. = Unde mer (me G) Ggg. 26. Lyshoisen sande er san Gg. 27. = Bi sineme Ggg. wirte DG. pliplalinot G. 29. = nach 30 Ggg. = Daz sis Ggg. wirden G. 30. = Al den gg, Nach den G.

604 600

5

ίο

is

20

25

Gäwäns sper was ganz belibn, swie bediu ors wasrn getribn mit sporn uf tjoste huorte: in siner hant erz fuorte von der liehten ouwe. des weinde manec frouwe, daz s!n reise aldä von in geschach. diu künegin Arnive sprach 'unser tröst hat im erkorn siner ougen senfte, sherzen dorn, öwe daz er nu volget sus gein Li gweiz prelljüs Orgeluse der herzogin! deist siner wunden ungewin.' vier hundert frouwen warn in klage: er reit von in nach priss bejage. swaz im an sinen wunden war, die not het erwendet gar Orgelüsen varwe glänz. si sprach 'ir suit mir einen kränz von eines bournes rise gewinn, dar umbe ich prise iwer tat, weit ir michs wern: sö muget ir miner minne gern.' dö sprach er 'frouwe, swä daz ris stet, daz also höhen pris mir ze sadden mac bejagn, daz ich iu, frouwe, müeze klagn nach iwern hulden mine nöt, daz brich ich, ob mich last der tot.'

XII. Buch

Gäwäns Speer war ganz geblieben, obwohl die beiden ihre Pferde mit den Sporen zu einem gewaltigen Stoß gejagt hatten; er nahm ihn mit in seiner Hand, als er wegritt von der lichten Wiese. Es weinten viele Damen, daß seine Reise fort von ihnen nicht zu verhindern war. Die Königin Arnive sprach: »Unser Trost hat sich für das entschieden, was ihm sanft ist in den Augen, dem Herzen ein Dorn. Wehe, da geht er nun zum Gue Perilleux, er folgt der Herzogin Orgeluse! Das wird seinen Wunden gar nicht guttun.« Vierhundert Damen waren in Trauer. Er ritt fort von ihnen auf seiner Jagd nach Ehre. So weh ihm seine Wunden taten — der lichte Glanz der Orgelüse machte seiner ganzen Not ein Ende. Sie sprach: »Ihr sollt mir einen Kranz vom Zweig eines Baums gewinnen. Für diese Tat will ich Euch preisen, wenn Ihr mir den Wunsch erfüllt, dann dürft Ihr meine Liebe fordern.« Da sprach er: »Meine Dame, wo dieser Zweig auch wächst, der die Macht hat, mir so viel Ehre und dazu das Glück zu verschaffen, bei Euch, meine Dame, freundliches Gehör zu finden, wenn ich meine Leiden klage, den will ich brechen, wenn der Tod mich läßt.«

2. beidiu G. 3. uf der dioste Ggg. 4. fuerte G. 5. = Gein Ggg. 6. maenic G. 7. = aldä fehlt Ggg. 9. Untrost het in erchorn G. het g. in g. 10. sueze Ggg. schercen D, scharpffen d, des herzen g, unde herzen Gg, unde des hertzen g. 11. Ouwf G. 12. Gein lishoys prillius G. 13 — 16. Orgelüsen der herzogin daz ist siner wunden. Vunf hundert frouwen warin in clagen begunnen. Er reit von in nach pris beiagin. G. 13. Orgelüsen alle. 14. Dest g, daz ist die übrigen. 15. Fünfhundert g. 19. Orgeluse G. 21. = Ab Ggg. 22. gewinnen alle. 26. so D. 27. = an frouden Ggg. 28. muese D. 30. = oder mih enlat (lat g) der tot Ggg.

XII. Buch 601

605

Swaz da stuonden bluomen lieht,

Alle die leuchtenden Blumen, die dort

die warn gein dirre varwe ein nieht,

standen, waren ein Nichts vor dem Glei-

die Orgelüse brähte.

ßen, das Orgelüse an sich trug. G ä w ä n

G ä w ä n an si gedähte

war dem Bild mit solcher Andacht hinge-

5 sö daz sin erste ungemach

geben, daß seine bösen Erfahrungen von

im deheines kumbers jach,

früher ihn nicht schmerzten. So ritt sie mit

sus reit si mit ir gaste

ihrem fremden Ritter fort von der Burg

von der burc wol ein raste,

auf einer

ein sträzen wit unde sieht,

eine gute Wegstrecke weit: da standen sie

ίο für ein clärez foreht.

breiten

und geraden

Straße,

vor einem herrlichen Forst. Die Bäume

der art des boume muosen sin,

dort waren Tamarisken

tämris unt prisin.

das konnte gar nicht anders sein: Es war

daz was der Clinschores wait.

Clinschors Wald.

G ä w ä n der degen bait 15 sprach 'frouwe, wä brich ich den kränz, des min dürkel freude werde ganz?' er solts et hän gediuhet nider, als dicke ist geschehen sider maneger clären frouwen. 20 si sprach 'ich läz iuch schouwen

Gäwän,

der

kühne

und Brasilholz,

Held,

sprach:

»Meine D a m e , wo soll ich nun den Kranz pflücken, der mein zerstochenes

Glück

heilmachen kann?« — Ach, hätte er sie halt einfach aufs Kreuz gelegt! Sie wäre nicht die letzte feine D a m e gewesen, der es so ergangen ist.

aldä ir pris megt b e h a b n . '

Sie sprach: »Ich werde es Euch zeigen,

über velt gein eime grabn

wenn wir dort sind. D a könnt Ihr dann,

riten si so nähen,

wenn Ihr könnt, Ehre aufheben.«

des kranzes poum si sähen. 25 dö sprach si 'herre, jenen stam den heiet der mir freude nam:

Über ein Feld ritten sie bis an einen Graben. D a waren sie so nahe, daß sie den Baum des Kranzes sahen. Sie sprach:

bringet ir mir drab ein ris,

»Mein

nie riter also hohen pris

der mir mein Glück geraubt hat: Davon

Herr, diesen

Stamm

hütet

der,

mit dienst erwarp durch minne.'

bringt mir ein Reis. Kein Ritter hat mit

sus sprach diu herzoginne.

Dienst um Liebe je höheren Ruhm gewonnen.« So sprach die Herzogin.

1. Swaz stuont bluomen lieht G. 2. ein DG, fehlt den übrigen. niht G, entnicht g. 4. dahte D. 5. erste g, erst D, erster Gg, erstes dg. 8. bürge G. eine Dg. 11. Do die boume muosen sin G. des Dd, die gg, der (und muoste, wie auch d) g. 12. Tempris g, Tempreis g, Ten pris G, Tampris g. brisin G. 13. Sus was der deine (deine übergeschrieben G) wait Gg. Clinscors D, clinsors d, klinshors g, Clingores g. 14. der helt bait G. 15. frouwe fehlt Ggg. 16. herze Ggg. 17. solde si han alle außer D. gedühet dg, geduhet g, geduohet D, geduht G. 21. Wa ir Ggg. muget G. 22. daz velt G. 24. si do G. 25. iener Gg, einen d. 26. den heget d, Heizet Gg. 27. drabe d, dar ab D, dar abe Gd. 29. = nach minne Ggg. 30. = Do Gg, So gg.

606

XII. Buch

6 0 2 ' H i e wil ich m i n e reise s p a m ,

»Für mich ist die Reise hier zu E n d e . Be-

g o t waldes, welt ir f ü r b a z v a r n :

hüt E u c h G o t t ,

sone dürfet irz niht lengen,

reitet, a b e r trödelt nicht lang h e r u m : Ihr

ellenthafte sprengen

m ü ß t E u e r Pferd gewaltig springen lassen

5 müezet ir zorse alsus über Li gweiz prelljüs.' si h a b e t al stille üf dem p l a n :

wenn

— über le Gue Perilleux

Ihr jetzt

weiter-

hinüber.«

Sie ließ ihr Pferd stillstehen a u f dem Feld, v o r w ä r t s ritt der H e r r G ä w ä n . E r

f ü r b a z reit her G ä w ä n .

h ö r t e ein reißendes Wasser dahinschnel-

er r e h ö r t e eins drasten wazzers val:

len, das hatte sich einen weiten

ίο daz het d u r c h b r o c h e n wit ein tal,

Durch-

b r u c h g e s c h a f f e n , tief w a r es und o h n e

tief, ungevertecliche.

Furt. D e r s t a r k e G ä w ä n g a b seinem R o ß

G ä w ä n der ellens

die S p o r e n , so gewaltig trieb er es hin-

riche

n a m daz ors m i t den sporn: ez treip der degen w o l g e b o r n , 15 daz ez mit zwein füezen trat

über, der adelige M a n n , d a ß es wirklich, aber

nur

mit

zwei

Füßen,

auf

festen

B o d e n trat a m andern Ufer: D e r Sprung

hin über an den andern stat.

ging

der sprunc mit valle m u o s t e sin.

sogar die H e r z o g i n einmal weinen.

des weinde iedoch diu herzogin.

S t r ö m u n g w a r m ä c h t i g und reißend. D e n

der w ä c w a s snel unde gröz. 20 G ä w ä n siner k r a f t genöz:

nicht

ohne

Fallen

ab.

Da

mußte Die

G ä w ä n m u ß t e seine S t ä r k e retten — n o c h dazu trug er ja die L a s t der R ü s t u n g . D a

d o c h t r u o g e r h a r n a s c h e s last,

w a r nun der Ast eines B a u m s hinausge-

d ö w a s eines bournes ast

w a c h s e n in des Wassers Fluß. D e n ergriff

gewahsen in des wazzers t r ä n :

der starke M a n n , er wollte d o c h

den begreif der s t a r k e m a n ,

länger leben. N e b e n ihm s c h w a m m

25 w a n d e r d e n n o c h gerne lebte, sin sper dä bi im swebte: daz begreif der w i g a n t . er steic hin üf an daz lant.

noch der

Speer: den ergriff der Ritter. E r stieg hina u f ans L a n d . G r i n g u l j e t e trieb d a h i n , m a l o b e n , m a l unten, dem k a m er da zu H i l f e .

G r i n g u l j e t s w a m o b und unde, dem er helfen d ö begunde.

1. min G. 2. wait es G. 3. sone suit D. 4. ellenthaftez Dddg. 5. Muozet irz ors tuon alsus G. 6. lishoys prillius G, prillius gg öfter. 9. = Er hört Ggg. iens d. traetin G. wal d. 11. Tief unde Ggg. ungevertilich G, unfurticliche g. 14. = Daz treip gg, Do sprach G. 15. er D. mit fehlt G. 16. daz ander alle außer D. 17. mit alle muose G. 19. unt D. 20. chrafte G, crefte g. 21. harnasch D. 22. = Nu was ouch Ggg. 23. gewachsen in dem D. den d. 24. der starcher G. 25. gerne dannoch Ggg. 26. im fehlt Gg. geswebite G. 28. hin] in G. uf an daz Gd, üf anz D, uf daz g, uz uffes gg. 29. Chingruniel G.

XII. Buch 6 0 3 Daz ors sö verr hin nider vlöz: des loufens in dernäch verdröz, wander swiere harnas truoc: er hete wunden ouch genuoc. 5 nu treib ez ein werve her, daz erz erreichte mit dem sper, aldä der regen unt des guz erbrochen hete witen vluz an einer tiefen halden: ίο daz uover was gespalden; daz Gringuljeten nerte. mit dem sper erz kerte sö nähe her zuo an daz lant, den zoum ergreif er mit der hant. 15 sus zöch min her Gäwän daz ors hin üz uf den plan, ez schütte sich, do ez genas, der schilt da niht bestanden was: er gurt dem orse unt nam den schilt. 20 swen sins kumbers niht bevilt, daz läz ich sin: er het doch not, sit ez diu minne im geböt. Orgelüs diu glänze in jagete nach dem kränze: 25 daz was ein ellenthaftiu vart. der boum was also bewart, waern Gäwäns zwen, die müesn ir lel umb den kränz hän gegebn: des pflac der künec Gramoflanz. Gäwän brach iedoch den kränz.

607

Das Pferd war schon so weit fortgerissen worden, daß er viel M ü h e hatte, es noch einzuholen mit Laufen — er trug ja die schwere Rüstung, und Wunden hatte er auch genug. Da trieb ein Wirbel das Pferd näher her, so daß er es mit dem Speer erreichte. An dieser Stelle hatte der Regen und das Gießwasser eine breite Rinne ausgespült im hohen Steilufer, das Ufer war da mittendurchgespalten; das rettete Gringuljete das Leben. Mit dem Speer lenkte er das Pferd zu sich her an das Land, bis er den Zügel fassen konnte mit der Hand. So zog mein Herr Gäwän das Roß hinaus auf die Wiese. Da schüttelte es sich. Mit ihm war auch der Schild gerettet: Er war da, es behielt ihn nicht. Er zog den Sattelgurt fest und nahm den Schild an sich. Wenn es jetzt Leute gibt, denen er immer noch nicht genug gelitten hat, dann gebe ich's auf! Er hat aber wirklich viel aushalten müssen, weil es die Liebe ihm so befahl. Die lichte Orgelüse jagte ihn zum Kranz hinüber, das war eine Heldenfahrt. Der Baum war sehr gut bewacht: Wenn Gäwän dort zu zweit gewesen wäre, die hätten das Leben drangeben müssen für den Zweig. Sein Hüter war der König Gramoflanz. Und doch pflückte Gäwän diesen Kranz.

1. verre alle. hin fehlt Ggg. 3. Swarin harnasch er truoch Ggg. 4. = het ouch wunden Ggg. 5. ein werve D, ein werbe Ggg, also do d. 7. = Da Ggg. des Dg, der dgg, fehlt G. goz-floz G. 8. = Gebrochen hetin Ggg. 10. Daz ufer g, Das over d, Daz (Dar G, Do es g) uf her Ggg. 11. chring. G. 12. zoume Ggg. 13. = nahen zuo im an Ggg. anz D. 14. = Daz erz ergreif mit Ggg. 15. Sus czoch G. 25. was fehlt G. 26. In braht zedem boume der was bewart G. 27. muosen D, muesin G. 29. Graraölanz D nun bis 613,29.

608

XII. Buch

604 Daz wazzer hiez Sabins. Gäwän holt unsenften zins, dö er untz ors drin bleste. swie Orgelüse gleste, 5 ich wolt ir minne also niht nemn: ich weiz wol wes mich sol gezemn. dö Gäwän daz ris gebrach unt der kränz wart sins helmes dach, ez reit zuo zitn ein riter clär. ίο dem wären siner zite jär weder ze kurz noch ze lanc. sin muot durch höchvart in twanc, swie vil im ein man tet leit, daz er doch mit dem niht streit, 15 irn wasren zwene oder mer. sin höhez herze was so her, swaz im tet ein man, den woher äne strit doch län. fil Ii roy Iröt 20 Gäwän guoten morgen böt: daz was der künec Gramoflanz. dö sprach er 'herre, umb disen kränz hän ich doch niht gar verzigen. min grüezen waer noch gar verswigen. 25 ob iwer zwene wasren, die daz niht verbaten sine holten hie durch höhen pris ab mime boume alsus ein ris, die müesen strit enpfähen: daz sol mir sus versmähen.'

Das Wasser hieß Sabins. Der Zehnte, den Gäwän einzutreiben hatte, als er da hineinsprang, um mit seinem Pferd zu planschen, war nicht von der süßen Sorte. Die schöne Orgelüse mag noch so sehr gleißen — wenn ihre Liebe anders nicht zu haben ist, will ich sie nicht; ich weiß genau, was mir taugt. Als Gäwän das Reis gebrochen hatte — der Kranz krönte seinen Helm —, da ritt ein glänzender Ritter zu ihm hin. Er hatte nicht gar zu wenig Jahre hinter sich gebracht und auch nicht zu viele. Seine Grundsätze verboten ihm strikt — er war nämlich überaus stolz —, mit einem einzelnen Mann zu kämpfen, wenn ihn der auch noch so sehr beleidigt hatte: es mußten unbedingt zwei Gegner sein oder mehr. So erhaben adelig war sein hohes Herz, daß er einen einzelnen Mann ohne Kampf fortgehen ließ, ganz gleich, was der ihm angetan hatte. Le fils du rot Iröt, das war der König Gramoflanz, wünschte Gäwän guten Morgen. Und er sprach: »Mein Herr, diesen Kranz da habe ich Euch damit keineswegs verziehen, und ich hätte auch von einem Gruß nichts hören lassen, wenn da von Eurer Sorte zweie wären, die es vor lauter Ehrgeiz nicht lassen könnten, sich hier von meinem Baum ein Reis zu holen: die würden Streit mit mir kriegen. Aber so — nein, das ist mir zu billig.«

2. holt iedoch den zins G. 3. unz D, unt daz G. drin] dem G. bletschete d, platste g. 5. Ihne G. 8. Und G. sins] des D. 9. im G. 10. Derne G. 11. churze G. 12. in durch hohvart Gg. bedwanc Gd. 13. täte g, dete d. 14. enstreit G. 18. Daz Wolde er Gg. = ane strit g, ane striten Gg, ungerochen g, ohne doch. 19. Fillu roy D, Fil roys G, Filliroys gg, Fyz Lu Roys g, Fili roys d. Gyrot gg, chyrot G. 20. Gawanen guotem G. 21. grimoflanz G. 22. dise G. 23. doch Dg, iu G, üch gg, üch doch d. verligen G. 24. gruezen D, groze G, gruz die übrigen. noch gar D, noch un d = eu (üch) gar gg, iuch doch G. 26. fehlt G. 27. holte G.

XII. Buch 605

5

ίο

15

20

25

U n g e r n o u c h G ä w ä n m i t im streit: d e r k ü n e c u n w e r l f c h e reit, d o c h f u o r t d e r d e g e n maere einen m ü z e r s p e r w a s r e : d e r s t u o n t üf siner c l ä r e n h a n t . I t o n j e h e t in im g e s a n t , G ä w ä n s süeziu swester. phsewtn v o n Sinzester ein h u o t üf s i m e h o u b t e w a s . v o n s a m i t g r ü e n e als ein g r a s d e r k ü n e c ein m a n t e l f u o r t e , d a z vaste üf d ' e r d e n r u o r t e i e w e d e r t h a l b d i e o r t e sin: d i u v e d e r w a s lieht h ä r m i n . n i h t ze g r ö z , d o c h s t a r c g e n u o c w a s ein p f ä r t d a z d e n k ü n e c t r u o c , a n p f ä r d e s schoene n i h t b e t r o g n , von Tenemarken d a r gezogn o d e r b r ä h t üf d e m m e r . d e r k ü n e c reit a n alle w e r : wander fuorte swertes niht. ' i w e r schilt iu strites g i h t , ' sprach der künec Gramoflanz. ' i w e r s schildes ist sö w e n e c g a n z : Lit m a r v e i l e ist w o r d e n iu ze teile. ir h a b t die ä v e n t i u r e erliten, d i u m i n solte h ä n e r b i t e n , w a n d a z d e r wise C l i n s c h o r m i r m i t v r i d e n gieng ie vor,

609

G ä w ä n seinerseits h a t t e a u c h g a r k e i n e Lust, m i t i h m zu k ä m p f e n : D e r K ö n i g ritt d a o h n e W a f f e n . D e r b e r ü h m t e H e l d h a t t e a b e r einen j u n g e n S p e r b e r bei sich, d e r s t a n d auf seiner w e i ß e n H a n d . I t o n j e h a t t e i h m d e n als G e s c h e n k ü b e r s a n d t , G ä w ä n s süße Schwester. Aus Pfauenf e d e r n v o n Sinzester w a r d e r H u t auf seinem H a u p t . Der König trug aus Samt, g r ü n wie G r a s , einen M a n t e l , dessen End e n ü b e r a l l bis auf die E r d e n i e d e r h i n g e n . D a s P e l z w e r k w a r H e r m e l i n u n d leucht e n d w e i ß . N i c h t zu g r o ß , d o c h s t a r k genug w a r der Zelter, der den König trug, u n d ließ a n P f e r d e s c h ö n h e i t n i c h t s zu w ü n s c h e n ü b r i g . M a n h a t t e ihn a u s D ä n e m a r k h e r g e f ü h r t o d e r m i t d e m Schiff gefahren. Der König w a r ganz ohne Waffen a u s g e r i t t e n , er h a t t e n i c h t e i n m a l ein S c h w e r t bei sich. »Euer Schild b e z e u g t , d a ß Ihr ein K ä m p f e r seid«, s p r a c h d e r K ö n i g G r a m o f l a n z . »Es ist s o w e n i g d a v o n heil geblieb e n — o f f e n b a r ist LTt m a r v e i l e E u c h beg e g n e t . I h r h a b t dies A b e n t e u e r b e s t a n d e n ; d a s w a r d o c h f ü r mich a u f g e h o b e n ! M i r k a m n u r i m m e r d e r weise C l i n s c h o r d a z w i s c h e n , weil d e r im besten Frieden mit m i r lebt,

I. Ungerne gawane ouch G. 2. Wenne der helt d, Do er gg, Der G. unwerlich G. 3. Do G, Ouch gg. 4. muozer sp. DG. sparwsre G. 6. Itonie D. heten im D, het im in G. 8. pfawin Dg. 9. Eine G. huopte G. 10. = gruener denne ein gras Ggg. II. einen DG. 12. die erde Ggg. 13. Ietw. G. die (di D) orte Dd, die örter gg, mit den orten g, diu ende G. 14. harmin G. 16. daz phierit Gg. = daz in truoch Ggg. 17. phaerides G. 18. = tenemarche Ggg, Tennemarc g. 19. üf] vone Ggg. 20. was Ggg. 21. Wan em G. 23. sus sprach D. 25. Liht g, Leit g, Let G, Lecte g. 26. iu fehlt G. üch worden gg. 29. Clinscor D immer, glinshor G, klingezor g. 30. vriden Dg, freiden (d. h. fröuden) d, fride Ggg.

610 6 0 6 Unt daz ich gein ir krieges pflige,

XII. Buch und dann auch der Krieg, den ich mit ihr

diu den wären minnen sige

zu führen habe, die mit ihrem Glanz den

mit clärheit hat behalden.

wahren Sieg behalten hat, den Sieg der

si kan noch zornes walden

Liebe. Und doch läßt sie mich noch weiter

5 gein mir. ouch twinget si des not:

ihre Wut spüren. Nicht ohne schlimme

Cidegasten sluog ich töt,

Ursache tut sie das, sie kann gar nicht

in selbe vierdn, ir werden man.

anders: Den Cidegast, zusammen mit drei

Orgelüsen fuort ich dan,

andern, habe ich erschlagen, der war ihr

ich bot ir kröne und al min lant:

M a n n , der Edle. Orgelüse führte ich dann

ίο swaz ir diens bot min hant,

mit mir fort. Ich bot ihr die Krone an und

da kert si gegen ir herzen v i r .

alle meine Länder, aber was ihr meine

mit vlehen het ich se ein jär:

H a n d auch noch so demütig hinreichen

ine künde ir minne nie bejagen.

mochte, so war sie doch zu nichts ande-

ich muoz iu herzenliche klagen,

rem zu bewegen als zu bitterster Bosheit.

is ich weiz wol dazs iu minne bot,

Ein J a h r lang hielt ich sie fest unter stän-

sit ir hie werbet minen töt.

digem Flehen — ihre Liebe konnte ich

waert ir nu selbe ander k o m n ,

nicht gewinnen. Ihr tut mir von Herzen

ir möht mirz leben hän benomn,

leid. Ich weiß wohl, sie hat Euch Liebe

ode ir waert bede erstorben:

versprochen, wenn Ihr es fertigbrächtet,

20 daz het ir drumbe erworben. min herz nach ander minne get,

mich hier zu töten. Hättet Ihr noch einen zweiten mitgebracht, dann hättet Ihr mir

da helfe an iwern genäden stet,

vielleicht das Leben nehmen können, oder

sit ir ze Terr marveile sit

Ihr wärt beide selber tot. D a s hättet Ihr

worden herre. iwer strit

hier erreichen können.

25 hat iu den pris behalden:

Mein Herz geht jetzt nach einer ande-

weit ir nu güete walden,

ren Liebe, die steht in Eurer M a c h t , wenn

sö helfet mir u m b eine magt,

Ihr freundlich helfen wolltet: Ihr seid ja

nach der min herze kumber klagt,

in Terre marveile Herr geworden, Eure

diu ist des künec Lotes kint.

Waffen haben Euch diese Ehre gewonnen.

alle die üf erden sint,

Seid doch so gütig und helft mir bei einem M ä d c h e n , nach dem mein Herz sich kümmert und weint. Sie ist das Kind des König Löt. Keine von allen, die auf Erden sind,

l.chregesG. 2. = der waren minne Ggg. 3. charcheit G. 4. zorns DG. 5. dwinget G. 6. Cidgasten D, Citegasten dg, Cidegast G, Cytegast g. zetode G. 7. = in fehlt Ggg. vierde d, Vierden die übrigen. = ir vil liebin man Ggg. 9. = unde lant Ggg. 10. = Swa (Swie G) ir dienest Ggg. dienstes d. 11. Daz G. cherte DG. gegen d, engegen D = gein Ggg. 12. vlegen het ih si G. 13. Ihcne G. 14. herzenlichen Gg, herzeclichen dg. 15. daz siu G, daz si iu D. 17. selbander D. 18. wol han G. 19. oder DG. wir warin Ggg. 21. herze DG. anderr D. 22. Diu Ggg. gnaden D. 23. terre alle. marvale D, marveil g. 24. herre worden D. 25. den fehlt D. 30. erde Ggg.

611

XII. Buch 6 0 7 Die getwungen mich so sere nie.

könnte mich je so übermächtig zwingen.

ich hän ir kleincete alhie:

Ich trage hier die kostbaren Liebespfänder

nu gelobet ouch min dienst dar

von ihr. Jetzt bringt doch dem schönen

gein der meide wol gevar.

Mädchen

dort das Versprechen

meiner

j ouch trüwe ich wol, si sl mir holt:

Ergebenheit. Ich habe auch gutes Ver-

wand ich hän nöt durch si gedolt.

trauen, daß sie mich erhören will, denn

sit Orgelüs diu riche

ich habe für sie schon viele Leiden ausge-

mit worten herzenliche

halten. Wenn ich Ehren gewonnen habe

ir minne mir versagete,

seit den Zeiten, da die herrliche Orgelüse

10 o b ich sit pris bejagete,

mir ihre Liebe mit Worten, die ihr aus der

mir wurde wol ode we,

Seele k a m e n , verweigerte, immer

daz schuof diu werde Itonje.

mir wohl war oder weh seither, dann hat

wenn

ine hän ir leider niht gesehn,

das jedesmal die edle Itonje gemacht und

wil iwer tröst mir helfe jehn,

niemand sonst. Ich habe sie leider noch

15 sö bringt diz kleine vingerlin

nie gesehen. Helft mir doch mit Eurer

der clären süezen frouwen min.

Treue und bringt dies glitzernde Ringlein

ir sit hie strites ledec gar,

meiner schönen Herrin, der Süßen.

ezn wasr dan grcezer iwer schar, zwene oder mere. 20 wer jash mir des für ere, o b i'uch sliiege od Sicherheit twung? den strit min hant ie meit.' dö sprach min her G ä w ä n 'ich pin doch werlich ein man. 25 wolt ir des niht pris bejagn, wurd ich von iwerr hant erslagn,

Aller

Kampf

sei

Euch

hiermit

ge-

schenkt. Ihr müßtet schon mit einer größeren Truppe k o m m e n

— ja, wenn Ihr

zwei wärt oder mehr! Wer wollte mich schon dafür rühmen, wenn ich Euch erschlüge oder zwänge, um Pardon zu bitten?

Vor

einem

solchen

Kampf

kann

meine H a n d sich hüten.« D a sprach mein Herr G ä w ä n : »Ich bin

sone hän ouch ichs decheinen pris

doch ein M a n n , der sich zu wehren weiß.

daz ich gebrochen hän diz ris.

Ihr wollt nicht kämpfen, weil es Euch

wer jaähe mirs für ere gröz,

keine

o b i'uch slüege alsus blöz?

H a n d erschlüge

Ehre

brächte,

mich

Eure

— genausowenig

wenn

Ehre

kann es mir bringen, daß ich das Reis gebrochen

habe: Wer würde mich

schon

groß dafür rühmen, wenn ich Euch erschlüge, Ihr seid ja so gut wie nackt.

I. Die fehlt d, Sine D. getwngen D, bedwungen Gdg, twungen gg. 2. chleinode DG. al D, nuo d = fehlt Ggg. 3. Gelobt (Geholt G) unt (euch g) min (raynen g) dienst dar Ggg. gelobt (und minen) g, geloubet D, dringet d. 5 nach 6 G. trouwe G = getrwe Dd. si sie G. 8. häzliche Wackernagel, vergl. 680,14. doch s. W. 217,12. 10. sit fehlt Ggg. I I . oder G. 14. = iuwer guete Ggg. 15. bringet DG. chlein G. 17. strits D. 18. ez enwsere DGg, Ez wer dgg. danne fehlt D. 20. isehe D, iahe G. 21. ih iu G, ich iuch die übrigen. oder DG. 22. twnge Dd = Bedwunge Ggg. hant ie meit] manheit G. 25. Welt Gg. 26. wrde DG. geslagin G. 27. ichs D, ich dgg, fehlt G. 28. daz ris Gdgg. 30. iuch G, ich iuch die übrigen.

612 6 0 8 Ich wil iwer bote sin: gebt mir her daz vingerltn, und lät mich iwem diens sagen und iwern kumber niht verdagen.' s der künec des dancte sere. Gäwän vrägte in mere 'sit iu versmähet gein mir strit, nu sagt mir, herre, wer ir sit.' ' i m suit ez niht für laster doln r ' 10 sprach der künec, 'min name ist unverholn. min vater der hiez Iröt: den ersluoc der künec Lot. ich pinz der künec Gramoflanz. min höhez herze ie was so ganz 15 daz ich ze keinen ziten nimmer wil gestriten, swaz mir taete ein man; wan einer, heizet Gäwän, von dem ich pris hän vernomn, 20 daz ich gerne gein im wolte komn üf strit durch mine riuwe. sin vater der brach triuwe, ime gruoze er minen vater sluoc. ich hän ze sprechen dar genuoc. 25 nu ist Löt erstorben, und hät Gäwän erworben solhen pris vor üz besunder daz ob der tavelrunder im prises niemen glichen mac: ich geleb noch gein im strifes tac.'

XII. Buch Ich will Euer Bote sein, gebt mir das Ringlein her. Ich werde Eure Treueschwüre schon ausrichten und von Euren Leiden nicht schweigen.« Der König dankte ihm dafür sehr. Gäwän wollte da noch etwas von ihm wissen. »Da Eure Ehre derart edel ist, daß sich ein Kampf mit mir verbietet, so sagt mir doch, mein Herr, wer Ihr seid.« »Ihr müßt das nicht persönlich nehmen«, sprach der König. »Mein Name soll Euch nicht verborgen bleiben: Mein Vater, der hieß Iröt, den erschlug der König Löt. Ich bin der König Gramoflanz, mein Herz ist erhaben und mein Mut ohne Scharte: niemals und auf keinen Fall will ich mich auf den Kampf mit einem Mann einlassen, was immer er mir auch zuleide tut. Nur eine Ausnahme mache ich: D a ist einer, der heißt Gäwän, von dem habe ich so viel Rühmliches erfahren, daß ich gerne gegen ihn zum Kampf antreten wollte, um ein altes Leid zu rächen. Sein Vater war ein Verräter: Er schlug meinen Vater tot, als der ihn freundlich grüßte. Mit dem hätte ich mehr als nur ein Wort zu reden. Jetzt ist Löt gestorben, und Gäwän hat, weit vor allen andern Rittern, so einzigartigen Ruhm erworben, daß keiner an der Tafelrunde es ihm an Ehren gleichtun kann: Ich will den Kampf mit ihm noch erleben.«

2. ditze G. 3. diens D, dienste G, dienst die übrigen. 5. danchet G. 6. = in fragit Ggg, der fragte g. 7. mir] min G. 8. = So Ggg. 9. iren sultz D. nih G. 10. Do sprach G. unverholnen G, unverstolen g = iu verholn D, verholen d. 11. der fehlt G. gyrot Ggg. 12. sluoc G. 13. grim. G. 14. = was ie Ggg. 15. zeheinen G. 16. striten G. 19. ich fehlt D. 20. gerne fehlt G. 21. Uf strite g, Uf champhe G, Uf kämpf g. min G. 22. 23. Sin vatir brach sinen triuwe. Imme groze minen vatir sluoch G. 29. priss D, bris G. geliehen DG.

613

XII. Buch 609

D ö sprach des werden L ö t e s suon

D a sprach der S o h n des edlen

Löt:

'weit ir daz ze liebe t u o n

»Wollt Ihr denn d a m i t E u r e r Freundin et-

iwer friundln, o b ez diu ist,

w a s Liebes tun — w e n n es die ist, von der

daz ir sus valschllchen list

Ihr redet —, d a ß Ihr von ihrem Vater sagt,

5 von ir vater k u n n e t sagn

er sei hinterlistig und treulos

gewesen,

unt d a r zuo gerne het erslagn

und ihren Bruder w o l l t Ihr gar erschlagen!

ir b r u o d e r , so ist se ein übel m a g t ,

D a s m u ß ein böses M ä d c h e n sein, d a ß sie

daz si den site an iu niht klagt,

nicht weint und k l a g t , wenn sie das von

k u n d si t o h t e r unde swester sin,

E u c h h ö r t . W ü ß t e sie, w a s es heißt, T o c h -

ίο sö wasr se ir beider vogetln,

ter und S c h w e s t e r zu sein, so m ü ß t e sie

daz ir verbseret disen haz.

für jene beiden Partei ergreifen, und Ihr

wie stüende iwerem sweher daz,

m ü ß t e t Frieden mit ihnen schließen. E i n e n

het er tri w e z e b r o c h e n ?

schönen

h a b t ir des niht g e r o c h e n ,

einen, der sich E u c h als Verräter erwiesen

15 daz ir in t o t gein valsche sagt? sin sun ist des unverzagt,

Schwiegervater

hättet

Ihr

da,

h a t ! D a s a b e r wolltet Ihr w o h l lieber ungerächt sein lassen, d a ß Ihr ihn, da er t o t

in sol des niht verdriezen,

ist, treulos

m a g e r niht geniezen

keine A n g s t , es wird ihn nichts d a r a n hin-

stner swester w o l gevar,

dern — o b seine s c h ö n e S c h w e s t e r ihm et-

20 ze p f ä n d e er git sich selben dar. herre, ich heize G ä w ä n .

nennt? Sein S o h n

hat

aber

w a s nützt o d e r nicht, das ist ganz gleichgültig —: E r gibt sich selber für die Schuld

swaz iu min vater hat g e t a n ,

zum P f a n d . M e i n H e r r , ich heiße G ä w ä n .

daz rechet an mir: er ist t ö t .

W a s E u c h mein Vater angetan h a t , das

ich sol für sin lasters n o t ,

rächt an mir, er ist t o t . G e g e n die N o t der

25 hän ich werdeclichez lebn, uf k ä m p f für in ze gisel g e b n . ' d ö sprach der k ü n e c 'sit ir daz, dar ich trage u n v e r k o r n e n haz, sö t u o t mir iwer werdekeit beidiu liep unde leit.

S c h a n d e werde ich ihm helfen: S o w a h r ich adeliges L e b e n h a b e , ich werde es als Geisel

für ihn

in einen

Gerichtskampf

schicken.« D a sprach der K ö n i g : »Ihr seid also der,

dem

meine

unversöhnliche

Feind-

schaft gilt. D a ß Ihr so h o h e E h r e n h a b t , ist mir lieb und leid zugleich.

1. der werde d = des kunic Gg, der kunic g, kunig g. 2. Welt ir getriuwelichen tuon Gg. 3. friwendinne D. ob diu daz ist G. 4. Dar G. valschen Gg. 7. so ist si D, sist G. 9. Chunde DG. 10. so wsere si Dd = Si wjere Ggg. ir bruodir Gg. vogtin D. 13. Hete sine triuwe gebrochen Ggg. 18. des niht Gg. 20. git sin lebin dar Ggg. 22. hat fehlt G. 24. = sines Ggg. 26. für inz? 28. ich] ir G. unverchornn D, unverchorn G. 30. liebe D.

614 610 Ein dine tuot mir an iu wol, daz ich mit iu striten sol. ouch ist iu höher pris geschehn, daz ich iu einem hän verjehn 5 gein iu ze kämpfe kumende. uns ist ze prise frumende ob wir werde frouwen den kämpf läzen schouwen. fünfzehen hundert bringe ich dar: ίο ir habt ouch eine cläre schar üf Schastel marveile. iu bringet ziwerm teile iwer ceheim Artüs von eime lande daz alsus, 15 Löver, ist genennet; habt ir die stat erkennet, Berns bi der Korchä? diu massenie ist elliu da: von hiute übern ahten tac 20 mit grözer joye er komen mac. von hiute am sehzehenden tage kum ich durch min alte klage üf den plan ze Jöflanze nach gelte disem kränze.' 25 der künec Gäwänn mit im bat ze Rosche Sabbins in die stat: 'im mugt niht anderr brücken hän.' dö sprach min her Gäwän 'ich wil hin wider alse her: anders leiste ich iwer ger.'

XII. Buch

Ein Ding an Euch gefällt mir sehr: daß ich mit Euch kämpfen darf. Ihr für Eure Person habt schon jetzt hohe Ehre erfahren, weil ich Euch versprochen habe, zu einem Kampf zu kommen, obwohl Ihr doch bloß einer seid. Unserem Ruhm kann es nur nützen, wenn wir adelige Damen bei dem Kampf zuschauen lassen. Ich bringe fünfzehnhundert mit, und Ihr habt auch eine glänzende Schar in Schastel marveile aufzubieten. Ladet zu Eurer Partei auch Euren Oheim Artüs, der soll von dem Land, das Löver heißt, anreisen. Kennt Ihr die Stadt, die ich meine: Berns an der Korchä. Der ganze Hof hält sich dort auf. Heute in acht Tagen könnte er herkommen mit festlichem Staat. Am sechzehnten Tag, von heute an gerechnet, komme ich mit meiner alten Klage auf den Plan von Jöflanze, dann sollt Ihr mir diesen Kranz bezahlen.« Der König lud Gäwän ein, mit ihm in die Stadt Rosche Sabbins zu reiten. »Ihr werdet keine andere Brücke finden.« Da sprach mein Herr Gäwän: »Ich will so zurück, wie ich gekommen bin. In allem übrigen will ich tun, was Ihr verlangt.«

1. mir doch G. 3. gescehn D. 5. Gein iu einem zechamphe chomende G. 6. ist uns D. vromede G. 8. champhe G. 9. Fünf Ggg. = hundert frouwen Ggg. ll.Scastel D, kastei dgg, tschatel G, tschahtel g. 16. Habet et ir G. 17. Berns D, Beras g, Reines beines d, Zesabins Gg, Zu Gabins g. Korcha g, Chorcha g, chörcha D, kortha g, quercka d, chronica G. 18. mäussernde D. alliu G. 20. = tschoie g, schoye g, schouge G. 21. Dar nach an dem anderm tage G. ame sehzendem D, über sechszehen d, über den sechtzehenden (und doch tage) g. 23. Schoflanze gg, tschofflanze g, choflanz d, tscheffanze G. 25. Gramoflanz (Der kunig gromoflanz g) in mit im bat Gg. 26. Rosce Sabbins D, rotsce sabbins d, Rotteschesabins g, roytschesabins g, rois sabins G, Roysabinsz g. durh G. 27. iren D, Ir G. ander bruke G. 29. wider fehlt Ggg. = als Ggg. 30. tsete ih G.

XII. Buch 6 1 1 Si g ä b e n f i a n z e , d a z si ze J ö f l a n z e mit ritern und mit f r o u w e n her koemen d u r c h ir zweier w e r , 5 als w a s b e n a n t d a z t e i d i n c , si z w e n e al ein üf einen rinc. sus schiet m i n h e r G ä w ä n dannen von dem werden man. mit f r e u d e n er leischierte: ίο d e r k r ä n z in zimierte: er w o l t d a z o r s n i h t üf e n t h a b n , m i t s p o r n t r e i b erz a n d e n g r a b n . G r i n g u l j e t n a m bezite sTnen s p r u n c s ö w i t e 15 d a z G ä w ä n vallen g a r v e r m e i t . z u o zim d i u h e r z o g i n n e reit, aldä d e r helt erbeizet w a s v o n d e m o r s e üf d a z g r a s u n d er d e m o r s e g u r t e . 20 ze siner a n t w u r t e erbeizte snelliche d i u h e r z o g i n n e riche. gein slnen f u o z e n si sich b o t : d ö s p r a c h si ' h e r r e , s o l h e r n o t 25 als ich h ä n a n iuch gegert, d e r w a r t nie m i n w i r d e w e r t , f ü r w ä r m i r iwer a r b e i t f ü e g e t sölich herzeleit, diu e n p f ä h e n sol g e t r i w e z w i p u m b ir lieben f r i u n d e s Up.'

615

Sie g a b e n e i n a n d e r ihr E h r e n w o r t , d a ß sie mit Rittern und mit D a m e n nach Jöflanze k o m m e n w ü r d e n , u m sich zu schlagen; so w u r d e d e r G e r i c h t s k a m p f festgesetzt: sie beide, n i e m a n d s o n s t , in e i n e m R i n g . So n a h m m e i n H e r r G ä w ä n A b s c h i e d v o n d e m edlen M a n n . In F r e u d e n ließ er s e i n e m P f e r d die Z ü g e l s c h i e ß e n , als H e l m s c h m u c k t r u g er d e n K r a n z . Er w o l l t e sein P f e r d o h n e Z w a n g s p r i n g e n lassen u n d jagte es n u r v o r w ä r t s m i t d e n S p o r e n bis a n d e n G r a b e n . G r i n g u l j e t e t a t d e n S p r u n g g e r a d e richtig u n d w e i t genug, d a ß G ä w ä n diesmal nicht herunterfiel. D i e H e r z o g i n ritt zu i h m hin. D a w a r d e r H e l d abgestiegen v o n d e m R o ß a u f s G r a s u n d m a c h t e sich a m S a t t e l g u r t zu s c h a f f e n . Vor sein A n g e s i c h t zu k o m m e n , beeilte sich die H e r z o g i n , die g r o ß e D a m e : sie stieg a b u n d k n i e t e n i e d e r zu seinen F ü ß e n . D a s p r a c h sie: » H e r r , solcher P l a g e n , wie ich sie E u c h a b v e r l a n g t h a b e , bin ich m i t all m e i n e r W ü r d e n i c h t w e r t . G l a u b t mir, E u r e N o t läßt m e i n H e r z jene Leiden s p ü r e n , die eine t r e u e F r e u n d i n u m des G e l i e b t e n lieben Leib empfinden muß.«

2. zetschofanze G. 4. zeweier G. 5. also Dd = Sus Ggg. was fehlt G. teindinc G, tage dinch g, tegeding d. 6. = Si bede Ggg. aleine D. 8. werdem G. 9. freude D. leisclerte Dd, leisierte Ggg, lesierte g. 10. condwierte Gg. 11. er wolte daz D, E m mohtz Ggg. 12. = erz treip Ggg. 13. 14. bezit-wit Ggg. 14. sinn D. so Dg, also d, wol so gg> wol also G. 16. Zuo ime G. 18. rosse G. üf ein gras D. 19. = Unze er dem örsse (er daz G) gegurte Ggg. 20. Zuo G. 23. sinem fuoze G. bote G. 26. Des G, Des en g. min wirde nie G. 28. solhiu D. 29. di D, Die G. 30. Unde ir lebin G. friwendes D.

616 612

5

ίο

15

20

25

Do sprach er 'frouwe, ist daz war daz ir mich grüezet äne vär, sö nähet ir dem prise, ich pin doch wol so wise: ob der schilt sin reht sol hän, an dem hat ir missetän. des schildes ambet ist sö hoch, daz er von spotte ie sich gezöch, swer riterschaft ze rehte pflac. frouwe, ob ich so sprechen mac, swer mich derb! hat gesehn, der muoz mir riterschefte jehn. etswenne irs anders jähet, sit ir mich erest sähet. daz läz ich sin: nemt hin den kränz, ir suit durch iwer varwe glänz neheime riter mere erbieten solh unere. solt iwer spot wesen min, ich wolt e äne minne sin.' diu cläre unt diu riche sprach weinde herzenliche 'herre, als i'u not gesage, waz ich der im herzen trage, sö gebt ir jämers mir gewin. gein swem sich krenket min sin, der solz durch zuht verkiesen. ine mac nimer Verliesen freuden, denne ich hän verlorn an Cidegast dem üz erkorn.

XII. Buch

Da sprach er: »Meine Dame, ist das wahr, daß Ihr mich ohne Bosheit grüßt? So seid Ihr auf dem Weg zur Ehre. Doch bin ich klug genug und weiß: Wenn es wahr ist, daß man dem Schild besondere Ehre schuldet, dann habt Ihr an ihm gesündigt. Das Schildamt ist ein hohes Ding, und also ist die Würde jedes rechten Ritters nicht zum Spotten da. Meine Dame, wer mich am Werk gesehen hat, der muß doch — wenn ich selber das so sagen darf — zugeben, daß meine Taten eines Ritters würdig waren. Ihr freilich habt manchmal anders darüber geredet, seit Ihr mich zum erstenmal gesehen habt. Das soll jetzt vergessen sein: Nehmt diesen Kranz. Ihr sollt beim Schimmer Eurer Schönheit nie mehr einem Ritter solche Unehre antun. Bevor mich Euer Hohn noch einmal trifft, will ich eher ohne Liebe sein.« Die lichte, hohe Dame sprach und mußte dabei bitter weinen: »Herr, wenn ich jetzt von meiner Not erzähle, was ich alles leiden muß in meinem Herzen, so werdet Ihr zugeben, daß der Preis des Jammers mir gehört. Alle, gegen die ich mich schlecht benommen habe, mögen mir mit Edelmut verzeihen. Mehr Freuden kann ich nicht verlieren, als ich an Cidegast verloren habe, der Krone aller Männer.

3. so nsehert D, Sähet G. 6. Anders habit ir Ggg. 7. ist] = was ie Ggg. 8. = Daz der spot sich da von zoch Ggg. 9. ie phlach Ggg. 14. erste d = von erste Ggg, zuom ersten g. 16. Irn Gg. 17. Deheinem G. 18. Erbiten solhe G. 19. Suit G. 22. weinende DG. 23. i'u] ih G, ich iu die übrigen. geclage G. 24. = der fehlt Ggg. ime D, in minem die übrigen. 27. zuhte G. 28. nimere D, niemer dg, niht mer g, niht mere Gg. 29. Froude Gdg, Mere g. dan G. 30. Cidegaste D.

XII. Buch 613

5

ίο

υ

20

25

Min cläre süeze beäs amis, sö durchliuhtic was sin pris mit rehter werdekeite ger, ez wsere dirre oder der, die muoter ie gebären bi siner zite jären, die muosn im jehen werdekeit die ander pris nie überstreit, er was ein quecprunne der tugent, mit also berhafter jugent bewart vor valscher pfliehte. uz der vinster gein dem liehte het er sich enblecket, sinen pris s6 höch gestecket, daz in niemen künde erreichen, den valscheit möhte erweichen, sin pris höch wahsen künde, daz d'andern wären drunde, üz sines herzen kernen. wie louft ob al den Sternen der snelle Säturnus? der triuwe ein monizirus, sit ich die wärheit sprechen kan, sus was min erwünschet man. daz tier die meide solten klagn: ez wirt durch reinekeit erslagn. ich was sin herze, er was min lip: den vlös ich flüstebasrez wip. in sluoc der künec Gramoflanz, von dem ir füeret disen kränz.

617

Mein lichter, süßer bei amis — so erlaucht war seine Ehre und immer auf der Jagd nach dem, was wahrhaft edel ist: Wen man auch fragte unter seinen Zeitgenossen, ob es der ist oder jener, alle, denen je Mütter das Leben gaben, mußten sagen, daß sein Adel edel war und sich nie vor fremder Ehre beugte. Er war ein frischer Quell der Kraft, reiche Frucht verhieß uns seine Jugend. Nie hat er sich mit dem Verrat verbunden, davor war er sicher. Aus der Finsternis ließ er seinen Glanz dem Tag entgegenblitzen und hat seinen Ruhm so hoch aufgepflanzt, daß kein untreuer Schwächling daran rühren konnte. Seiner Ehre war es gegeben, so hoch hinaufzuwachsen aus des Herzens Kern, daß alle anderen dort unten zurückbleiben mußten; wie der kühne Säturnus, der über allen Planeten läuft, so war er. Er war ein tnonozeros der Treue — ich sage ja nichts als die Wahrheit: Über jeden Wunsch vollkommen war mein Mann. Jenes Tier, das Einhorn, müssen besonders die Mädchen betrauern; denn es kommt um, weil es die Reinheit liebt. Ich war sein Herz, er war mein Leib: den habe ich verloren — an mir liegt der Fluch des Verlierens. Erschlagen hat ihn der König Gramoflanz, dem Ihr diesen Kranz entführt habt.

1. Ein G. beus D, beaus g. 7. muosen D, muosin G. der werdecheit G. 9. quech brunne G. der der tugent D. 11. Gar bewart G. valscer pflihte Dd = valscher phliht G, valschlicher pfliht gg. 12. öz G. = in daz lieht Ggg. 13. erblechet G. 14. hohe Gg. gestrechet g. 16. Amor was sin herzeichen G. 17. pris so hohe waschen G. 18. di D, die G. 20. loufet DG, loufte g. allen st. alle außer D. 22. = triuwen Ggg. moncyrus G. 24. erwunschetir G. 25. Daz tierde (de vielleicht durchstrichen) meide Sölden chlagin G. 28. ih unflustebamz wip G.

618 614

Herre, ob ich iu leide sprach, von den schulden daz geschach,

X I I . Buch

Mein Herr, wenn ich Euch mit meinen Reden weh getan habe, so geschah es des-

daz ich versuochen wolde

halb, weil ich prüfen wollte, o b Ihr edel

o b ich iu minne solde

genug dafür wärt, daß ich Euch

5 bieten durch iur werdekeit.

meine

Liebe antragen könnte. Ich weiß es wohl,

ich weiz wol, herre, ich sprach iu Ieit:

mein Herr, ich habe Euch mit Worten

daz was durch ein versuochen.

weh getan: das war eine Prüfung. Jetzt

nu suit ir des geruochen

laßt bitte ab von Eurem Z o r n und vergeßt

daz ir zorn verlieset

mir alles Böse. Ihr seid ein großer Held.

ίο unt gar üf mich verkieset,

Ich vergleiche Euch dem Gold, das man

ir sitz der ellensriche.

läutert in der Glut: so ist Euer M u t geläu-

dem golde ich iuch geliche,

tert worden. Der M a n n , mit dem ich Euch

daz man liutert in der gluot:

zusammenbrachte,

als ist geliutert iwer muot.

denke ich — und habe es ihm auch so

15 dem ich iuch ze schaden brähte, als ich denke unt dö gedähte,

zugedacht

'frouwe, esn wende mich der töt, 20 ich lere den künec sölhe not

seinem

Schaden,

—, der hat meinem

Herzen

schlimmes Leid getan.«

der hat mir herzeleit getan.' dö sprach min her G ä w ä n

zu

D a sprach mein Herr G ä w ä n : »Meine D a m e , nur der T o d kann mich daran hindern, dem König solche Not zu machen, daß seine H o f f a r t nie wieder

aufsteht.

diu sine höchvart letzet,

Meine Ehre habe ich dafür verpfändet,

mine triwe ich hän versetzet

daß ich mich in wenigen Tagen zu einem

gein im üf k ä m p f ze riten

Z w e i k a m p f mit ihm einfinden werde. D a

in kurzlichen ziten:

werden

25 da sul wir manheit urborn.

mit

wir

einander

Mannheit

unsere

bezahlen.

Schulden

Meine

Dame,

frouwe, ich hän üf iuch verkorn.

ich habe Euch verziehen. Wenn es Eurer

o b ir iu minen tumben rät

Würde gefallen könnte, aus Höflichkeit

durch zuht niht versmähen lät,

meinen

ich riet iu wiplich ere

wüßte ich Euch etwas, das macht den

und werdekeite lere:

Frauen Ehre, wahre Noblesse empfiehlt

einfältigen

Rat

anzuhören,

so

es ihnen:

4 . minnen Gg. 5 . Beiten G. iwer D, iwer G. 11. sit alle außer D. 16. gedenche alle außer D. 19. esen D, desen Ggg. 2 0 . gelere Ggg. 2 3 . uf champhes riten (striten g) Ggg. 2 4 . In vil kurzelichen G. 2 5 . sule D, sül g. 2 6 . erchorn G. 2 7 . iu fehlt G.

619

XII. Buch 6 1 5 Nun ist hie niemen denne wir: f r o u w e , t u o t genäde an m i r . ' si sprach 'an gisertem a r m bin ich selten w o r d e n w a r m . 5 da gein ich niht wil striten,

Es ist gerade n i e m a n d hier, wir sind allein — m e i n e D a m e , s c h e n k t mir E u r e G u n s t . « Sie sprach: »In eisernen A r m e n ist mir noch

nie

besonders

warm

geworden.

D o c h will ich sonst nicht dagegen strei-

irn megt w o l zandern ziten

ten; ein a n d e r m a l k ö n n t Ihr E u c h

den

diens lön an mir b e j a g n .

L o h n für Euern D i e n s t gern holen.

Ich

ich wil iwer arbeit k l a g n ,

will über E u r e Leiden t r a u e r n ,

Ihr

unz ir werdet w o l gesunt

ganz gesund seid und bis der S c h a d e n von

ίο über al s w ä ir sit w u n t ,

bis

den W u n d e n , die Ihr überall h a b t , heil

unz daz der schade geheile,

wird. N a c h Schastel marveile h i n a u f will

üf Schastel marveile

ich mit E u c h ziehen.«

wil ich mit iu k e r e n . ' 'ir weit mir freude m e r e n , ' 15 sus sprach der minnen gernde m a n .

»Ihr

werdet

mir

mein

Glück

noch

g r ö ß e r m a c h e n « , sprach der M a n n ,

der

sich n a c h ihrer L i e b e sehnte. E r h o b die

er h u o p die f r o u w e n w o l getan

s c h ö n e D a m e e m p o r — w o b e i er sie an

mit d r u c k e an sich üf ir pfert.

sich d r ü c k t e — und a u f ihr Pferd. D a f ü r

des düht er si da v o r niht wert,

w a r er ihr nicht w e r t genug gewesen, als

d o er si o b dem b r u n n e n sach

er sie d o r t an der Q u e l l e sitzen sah und

20 unt si so twirhlingen s p r a c h . G ä w ä n reit dan mit freude siten:

als sie ihm mit so verkehrten W o r t e n über den M u n d fuhr. G ä w ä n ritt voller Freu-

d o c h w a r t ir weinen niht vermiten,

den d a h i n , sie a b e r m u ß t e w e i n e n ,

unz er mit ir klagete.

k o n n t e nicht anders. D a s m a c h t e schließ-

er sprach daz si sagete

lich auch ihn traurig, und er redete sie a n ,

25 w a r u m b e ir weinen waere,

sie m ö g e

ihm

doch

sagen,

warum

sie

sie

daz siz durch g o t verbsere.

weine; er b a t sie in G o t t e s N a m e n , da-

si sprach 'herre, ich m u o z iu klagn

mit a u f z u h ö r e n .

von dem der mir hat erslagn

Sie sprach:

»Mein H e r r , mit

Tränen

den werden C i d e g a s t e n .

m u ß ich den bei E u c h verklagen, der m i r

des m u o z mir j ä m e r tasten

den edlen Cidegast erschlug. D i e s e r J a m mer greift mir

1. Nune ist G, . . u nist D. 2. frouwe. nu tuot D. 3. gesertera alle außer D, geserigtem g. arem-warem D. 4. worden selten G. 5. Da gegen G, Da engegen gg. wil ih niht G, wil ich g. 6. iren D, Ir Ggg. muget ze andern G. 7. Dienstes alle außer D. 10. Ob ir anderswa sit worden (fehlt g) wunt Gg. 11. unze D. 12. schahteil d, tschahtel g, teschastil G. 13. 14. chern-meren D. 15. sus Dd (allein?), fehlt Ggg. minne Gdg. 17. = uf daz pharit Ggg. 18. enduht er Ggg. sich Gg. nih G. 20. twirhl. D, twirhel. g, twerhel. dgg, dewerhelingen G. 21. frouden Gdgg. 22. enwart G. 24. dagite G. 29. zid. G, Cit. gg. 30. stasten D.

620 6 1 6 Inz herze, da diu freude lac

XII. Buch ans Herz: da drinnen lag das Glück, so-

do ich Cidegastes minne pflac.

lange mir die Liebe des Cidegast gehörte.

ine bin s6 niht verdorben,

So völlig elend bin ich nicht geworden,

ine habe doch sit geworben

daß ich nicht seit der Zeit viel Geld und

s des küneges schaden mit koste

Gut daran gewendet hätte, den König zu

unt manege schärpfe tjoste

vernichten. Schon viele scharfe

gein sime verhe gefrümt.

habe ich ihm auf den Leib gesandt. O b

Tjosten

waz ob mir an iu helfe kümt,

mir wohl von Euch Hilfe k o m m t , die mir

diu mich richet unt ergetzet

R a c h e verschafft und meinem Herzen, das

ίο daz mir jämerz herze wetzet, üf Gramoflanzes tot

der J a m m e r dünn und scharf gewetzt hat, Genugtuung? Weil

ich G r a m o f l a n z

tot

enpfieng ich dienst, daz mir bot

sehen wollte, nahm ich den Dienst eines

ein künec ders Wunsches herre was.

Ritters an. Es war ein König, der mir

her, der heizet Amfortas.

dienen wollte, Herr über alles, was ein

υ durch minne ich nam von siner hant

Mensch gewinnen kann. Mein Herr, er

von T h a b r o n i t daz krämgewant,

heißt Amfortas. Von der generösen H a n d

daz noch vor iwerr porten stet,

meines Liebhabers erhielt ich jene Waren

da tiwerz gelt engegen get.

aus T h a b r o n i t ,

der künec in mime dienst erwarp

Eures Hauses liegen; teures Geld geht da-

20 da von min freude gar verdarp.

die jetzt vor dem

Tor

für hin, wenn einer sie bezahlen will. In

do ich in minne solte wern,

meinem Dienst hat dieser König etwas ge-

dö muos ich niwes jämers gern,

wonnen, was all mein Glück zu Boden

in mime dienste erwarb er ser.

schlug: Statt ihm meine Liebe zu schen-

glichen jämer oder mer,

ken, mußte ich da neuen J a m m e r empfan-

25 als Cidegast geben künde,

gen. In meinem Dienst gewann er eine

gab mir Anfortases wunde,

Wunde.

nu jeht, wie solt ich armez wip,

J a m m e r , als Cidegast zu geben

sit ich hän getriwen Ιΐρ,

gab mir die Wunde des Anfortas. Jetzt

alsolher not bi sinne sin?

sagt, wie soll ich arme Frau in solchem

etswenn sich krenket ouch der min,

Gleichen

oder

noch

größeren wußte,

Leid — denn mein Leib ist immer treu gewesen

— bei

guten

Sinnen

bleiben?

M a n c h m a l schwinden sie mir auch wirklich ganz und gar vor Verzweiflung,

2. minne fehlt G. 6. scharphe dioste G. 8. = helfe von iu Ggg. 10. iamer zeherce D, iamers herze die übrigen. 11. Gramoflanzs D. 12. Enphienge G. mir fehlt Ggg. 13. = der Wunsches Ggg. 14. hiez Ggg. 15. nam ih Gg. 16. tabrunit Ggg. kramgwant D, chramegewant G. 18. tiefez G. gelten gegen D. 21. in fehlt G. 24. jämer] lücke oder ausgekratzt in G, emer von neuerer hand. 26. Amfortassez g, Anfortas DG. 28. getruowen G. 30. etswenne DG.

XII. Buch 6 1 7 Sit daz er lit so helfelös, den ich nach Cidegaste erkös zergetzen unt durch rechen, her, nu hoeret sprechen. 5 wä mit erwarp Clinschor den riehen kram vor iwerm tor.

ίο

is

20

25

dö der cläre Amfortas minne und freude erwendet was, der mir die gäbe sande, dö forht ich die schände. Clinschore ist staeteclichen bi der list von nigrömanzi, daz er mit zouber twingen kan beidiu wib unde man. swaz er werder diet gesiht, dien laet er äne kumber niht. durch vride ich Clinschore dar gap minen kram nach richeit var: swenn diu äventiur wurde erliten, swer den pris het erstriten, an den solt ich minne suochen: wolt er minne niht geruochen, der kram wasr anderstunde min. der sol sus unser zweier sin. des swuoren die da wären, dä mite ich wolde vären Gramoflanzes durch den list der leider noch ungendet ist. het er die äventiure geholt, s6 müeser sterben hän gedolt.

621

seit er so hilflos daliegen muß, den ich nach Cidegast zu meinem Rächer bestimmte und dazu, meinen Schaden zu bessern. Herr, laßt Euch jetzt erzählen, womit Clinschor die herrlichen Waren vor Eurem Tor gewann. Als dem klaren Amfortas, der mir die Sachen zum Geschenk gesandt hatte, Liebe und Freuden verschlossen waren, da fürchtete ich um meine Ehre. Clinschor hat die Kunst der Schwarzen Magie, sie steht ihm zur Verfügung, wann er will, und so kann er Weib und Mann mit Zauber zwingen. Keinen Menschen von einiger Bedeutung, den er sieht, verschont er mit seiner Tyrannei. Um Freundschaft mit Clinschor zu haben, gab ich ihm die herrlichen Sachen hin. Falls einmal einer das Abenteuer bestünde und den Sieg erringen könnte, sollte ich dem meine Liebe antragen. Wenn er aber meine Liebe nicht wollte, so sollten die Waren wieder an mich fallen — jetzt gehören sie uns beiden gemeinsam. So wurde es beschworen von allen, die dort waren. Damit wollte ich dem Gramoflanz ans Leben; leider hat dieser schlaue Plan sein Ziel noch nicht erreicht. Wenn er sich das Abenteuer genommen hätte, so hätte er Sterben leiden müssen.

1. er fehlt D. 5. clinshor G. 7. anf. G. 10. worht D. 11. Chlinshor G, Clingezor g, Clinisor g. st£eteclich G. 13. dwingen G. 15. werdecheit gesihet G, werdekeite syht g. 16. diene DG. lat alle außer D. 17. 18. Dur fride ich chlinshor. Dar gap minen chranz. Nach richeit wurde ganz G. 18. richheite D. 19. swenne DG. erbiten G. 21. helfe Gg. 22. minne g, min die übrigen. 23. chranz G.

622 618

5

ίο

is

20

2j

Clinschor ist hövesch unde wis: der reloubet mir durch sinen pris von miner massenie erkant riterschaft übr al sin lant mit manegem Stiche unde slage. die ganzen wochen, alle ir tage, al die wochen in dem jär, sunderrotte ich hän ze vär, dise den tac und jene de naht: mit koste ich schaden hän gedäht Gramoflanz dem höchgemuot. manegen strit er mit in tuot. waz bewart in ie drunde? sins verhs ich vären künde, die warn ze rieh in mTnen solt, wart mir der keiner anders holt, nach minne ich manegen dienen liez, dem ich doch lönes niht gehiez. minen Up gesach nie man, ine möhte wol sin diens hän; wan einer, der truoc wäpen rot. min gesinde er bräht in not: für Lögroys er kom geritn: da entworht ers mit solhen sitn, sin hant se nider streute, daz ich michs wenec vreute. zwischen Lögroys unde iurm urvar, miner ritr im volgeten fünfe dar: die enschumpfierter üf dem plan und gap diu ors dem schifman.

XII. Buch Clinschor ist höfisch und klug: Er erlaubt mir — denn das bringt ihm Ehre —, daß mein ganzes Volk, jeder, der sich zu meinem Haus bekennt, überall in seinem Land Ritterschaft treiben darf mit vielen Stichen und Schlägen. An jedem Tag der ganzen Woche und alle Wochen hindurch in einem J a h r sind meine Rotten unterwegs; die sind eigens dafür da, gegen jenen Krieg zu führen, die einen bei Tag, die andern in der Nacht. Mit großen Kosten betreibe ich des stolzen Gramoflanz Verderben. Viele Kämpfe kämpft er mit ihnen. Was ist das nur, daß er bei alledem ganz heil geblieben ist? Ich unterließ doch nichts, sein Leben zu verderben. Die Ritter, die zu reich waren, um für Geld zu kämpfen, ließ ich, wenn einer mir sonst nicht helfen wollte, um Liebe dienen. Das taten nicht wenige, aber ich habe niemals einem Lohn verheißen: Es genügte, daß ein Mann meinen Leib ansah, so konnte ich ihn dazu bringen, mir zu dienen. Nur bei einem war es mir unmöglich, der trug eine rote Rüstung. Meine Leute brachte der in Not. Er kam vor Lögroys geritten, und da zerlegte er die Schar, daß es eine Art hatte; seine Hand verstreute sie so auf dem Feld, daß es mich wenig freute. Auf dem Weg von Lögroys zur Landestelle vor Eurer Burg ritten ihm dann fünf von meinen Rittern nach. Die warf er nieder auf dem Anger und gab die Pferde dem Mann vom Schiff.

1. höfsch D. 2. reloubte D, erloubit G. 3. ma:ssenide D. 4. über DG. 7. iare Ggg. 8. rotin G. zeware Ggg. 9. = und fehlt Ggg. die G. 11. Gramoflanze D. 12. in] mir Ggg. 13. dar unde D. 14. verhes DG. 15. zeriche G. 16. der decheiner D, ir dehein G, deheiner dgg. 17. manegem G. 20. Ih enmoht G. sinen alle außer G. diens D, dienste G, dienst die übrigen. 21. treit G. 23. Vor ligois G. 24. ers g, erse D, er si die übrigen. 27. iwerm D, iuwerm G. urvar D. 28. riter DG. volgeten im Gg. funver G. 29. uf den G.

623

XII. Buch 6 1 9 D ö er die mine überstreit,

selber auf die Jagd nach dem Helden. Ich

ich böt im lant unt minen lip:

bot ihm das Land und meinen Leib. D a

er sprach, er hete ein schoener wip,

sagte er, er habe eine Frau, die schöner sei

s unt diu im lieber wasre.

als ich, und die sei ihm lieber. Diese Rede

diu rede was mir swasre:

kränkte mich, ich fragte, wer die Frau

ich vrägete wer diu möhte sin.

denn wäre. >Die Königin von Pelrapeire,

'von Pelrapeir diu künegin,

so heißt sie, die Schöne in ihrem Glanz.

sus ist genant diu lieht gemäl:

Und also bin ich Parziväl. Eure Liebe will

10 sö heize ich selbe Parziväl.

ich nicht, ich habe genug andere Sorgen

ichn wil iwer minne niht:

mit dem Gräl.< So feindlich sprach der

der gräl mir anders kumbers giht.'

Held mit mir: Fort ritt der Auserwählte.

sus sprach der helt mit zorne:

War es verkehrt, was ich tat, als ich die-

hin reit der üz erkorne.

sem edlen Ritter aus bittrer Not meine

is hän ich dar an missetän,

Liebe antrug? Wenn ich ein solches Urteil

weit ir mich daz wizzen län,

von Euch hören müßte, so würde meine

ob ich durch mine herzenöt

Liebe mir wertlos und gemein.«

dem werden riter minne böt, sö krenket sich min minne.' 20 G ä w ä n zer herzoginne sprach 'frouwe, ih erkenne in alsö wert,

Gäwän

sprach

zu

der

Herzogin:

»Meine D a m e , ich kenne ihn, den Ihr um Liebe angesprochen habt: Er hat so viel Adel, daß Ihr, selbst wenn er Eure Liebe

an dem ir minne hat gegert,

angenommen hätte, bei ihm von Eurer

het er iuch ze minne erkorn,

Ehre nichts eingebüßt hättet.«

iwer pris wser an im unverlorn.' 25

Als er die Meinen besiegt hatte, ritt ich

nach dem helde ich selbe reit,

G ä w ä n der kurtoys

Der galante G ä w ä n und die Herzogin von Lögroys mußten einander immerfort

und de herzoginne von Lögroys

ganz fest ansehen. Sie waren so nahe zur

vast an ein ander sähen,

Burg geritten, daß man sie sah von dort

dö riten si sö nähen,

oben, wo ihm sein Abenteuer widerfah-

daz man se von der bürg ersach,

ren war.

da im diu äventiure geschach.

1. min G, minen gg. 4. ih han Ggg. 5. ime G. 6. = wart Ggg. 7. fraget G. 10. hiez G. 11. lehne G, Ich en gg, Und (d. i. ine) d, ich Dg. 17. = mins hercen not Ggg. 19. = Chrenchet sich dar an [min Gg] minne Ggg. 20. Gawa G. 21. frouwe fehlt Ggg, als G. 22. An den alle außer DG. habit G. 23. ze minnen G. 24. verlorn D, niht virlorn Gg. 27. vaste DG. 29. = bürge sach Ggg.

624

XII. Buch

6 2 0 D ö sprach er 'frouwe, tuot sö wol, ob ich iuch des biten sol, lät minen namen unrekant, als mich der riter hat genant, 5 der mir entreit Gringuljeten. leist des ich iuch hän gebeten: swer iuch des vrägen welle, sö sprecht ir 'min geselle ist mir des unerkennet, ίο er wart mir nie genennet.' si sprach 'vil gern ich siz verdage, sit ir niht weit daz ichz in sage.' er unt diu frouwe wol gevar kerten gein der bürge dar. 15 die riter heten da vernomn daz dar ein riter wasre komn, der het die äventiur erlitn unt den lewen überstritn unt den turkoyten sider 20 ze rehter tjost gevellet nider. innen des reit Gäwän gein dem urvar üf den plan, daz sin von zinnen sähen, si begunden vaste gähen 25 üz der burc mit schalle, dö fuorten sie alle riche baniere: sus körnen sie schiere üf Snellen räviten. er wände se wolden striten.

3. 9. unerch. G. 5. grig. G. 6. leistet D. Ggg. 11. iz (ichs gg, ich d) verdage dgg. Ggg. 16. dar fehlt Ggg. 20. dyost G.

Da sprach er: »Meine Dame, wenn ich Euch um einen Gefallen bitten dürfte: seid so freundlich und laßt niemand meinen Namen wissen; jener Ritter hat ihn ausgesprochen, der mir Gringuljete entführte. Tut, worum ich Euch gebeten habe, und wenn Euch jemand darum fragen sollte, so sagt: >Ich weiß nicht, wie er heißt, mein Schatz, man hat mir seinen Namen nie genannte« Sie sprach: »Sehr gern will ich ihn denen dort verschweigen, da Ihr's nicht wünscht, daß ich ihn sage.« Er und die schöne Dame ritten der Burg zu. Die Ritter dort hatten erfahren, daß ein Ritter bei ihnen gewesen sei, der habe die Wunder bestanden und den Löwen besiegt und nachher den Turkoyten in einer rechten Tjost vom Pferd gestochen. Da kam nun gerade Gäwän zur Landungsstelle auf den Anger geritten, sie sahen ihn von den Zinnen. Nun rückten sie gleich in aller Eile aus und mit viel Lärm. Und sie hatten alle gewaltige Banner aufgepflanzt: So sprengten sie daher auf kühnen arabischen Pferden. Da dachte er, sie wollten mit ihm kämpfen.

8. sprechet ir DG. 9. des] der G. 10. Erne 12. wellet Ggg. = daz ih ez (ichz gg) sage 26. Da G. 26. 28. si DG. 30. si DG.

XII. Buch 621

D o er se verre komen sach,

Als er sie von ferne k o m m e n sah, sprach

hin zer herzoginne er sprach

er zu der Herzogin: »Kommt jenes Volk,

'kumt jenez volc gein uns ze wer?'

uns anzugreifen?«

si sprach 'ez ist Clinschores her, j die iwer küme hänt erbiten.

Sie sprach: »Es sind Clinschors Leute, die können es kaum erwarten, Euch zu

mit freuden koment si nu geriten

treffen. Sie reiten nun mit Freuden daher

unt wellent iuch enpfähen.

und wollen Euch begrüßen. Ihr braucht

daz endarf iu niht versmähen,

nicht zu meinen, das sei keine Ehre für

sit ez diu freude in geböt.'

Euch: Freude hat diese Leute hinausge-

10 nu was ouch Plippalinöt mit siner clären tohter fier

υ

625

trieben.« Nun war auch Plippalinöt samt seiner

komen in einem ussier,

Tochter,

verre üf den plan si gein im gienc:

Fährschiff

diu maget in mit freude enpfienc.

Wiese hinaus ging sie ihm entgegen: D a s

der lichten

Stolzen,

angekommen.

in

Weit

einem

auf

die

G ä w ä n bot ir sinen gruoz:

M ä d c h e n freute sich, ihn zu empfangen.

si kust im Stegreif unde fuoz,

G ä w ä n bot ihr seinen Gruß; sie küßte

und enpfienc ouch die herzogin.

seinen Steigbügel und seinen Fuß, und sie

si nam in bi dem zoume sin

begrüßte auch die Herzogin. Sie nahm sei-

und bat erbeizen den man.

nen Zügel und bat den M a n n , vom Pferd

20 diu frouwe unde G ä w ä n giengen an des schiffes ort. ein teppich unt ein kulter dort lägen: an der selben stete diu herzogin durch sine bete 25 zuo G ä w ä n e nider saz.

zu steigen. Die D a m e und G ä w ä n gingen

zum

Bug des Schiffs. D a lagen ein Teppich und eine weiche Decke: An diesen Platz setzte sich die Herzogin zu G ä w ä n nieder, er hatte sie darum gebeten. Des Fährmanns

des verjen tohter niht vergaz,

Tochter ließ es sich nicht nehmen, ihn zu

si entwäpente in. sus hört ich sagn.

entwaffnen, so habe ich es sagen hören.

ir mantel hete si dar getragn,

Ihren Mantel hatte sie ihm hingetragen,

der des nahtes o b im lac,

ebenjenen Mantel, unter dem er gelegen

do er ir herberge pflac:

hatte, als er bei ihr zu G a s t war.

2. Zeder G. 4. Clinscors D, chlinshor G, klingezores g. 6. mit freude si choment D. nu fehlt Gg. 8. darf D. 10. pliplal. G. 11. 12. tohtir. Fier chomen uf G. ursier g, urfier G. 14. in mit freude D, in mit frouden G, mit freuden in dgg. 16. den stegireif un den fuoz G. und D. 17. In-diu G. 18. namen in ouch G. 19. = disen man Ggg. 20. = Orgeluse unde gawan Ggg. 21. scheffes G. 22. gulter G. 23. stet G. 24. sin bet G. 27. Sin G. höre D. 28. Ir mandel hiez man ir dar tragen Gg.

626 6 2 2 Des was im nöt an der zit. ir mantel unt sin kursit

5

XII. Buch Den konnte er jetzt gut brauchen. Ihren Mantel und seinen Waffenrock legte der

leit an sich her G ä w ä n .

Herr G ä w ä n an; die Rüstung trug sie fort.

si truogez harnasch her dan.

Jetzt, da sie beieinander saßen, sah die

alrerst diu herzoginne clär

klare Herzogin sein Gesicht zum ersten-

nam sins antlützes war,

mal. Zwei gebratene Lerchen, ein gläser-

da si säzen bi ein ander,

nes Krüglein mit Wein und zwei helle

zwene gebraten gälander,

Brote trug das süße M ä d c h e n

mit win ein glesin barel

einer Serviette, die war weiß genug. D a s

ίο unt zwei blankiu wastel

Essen hatte ein Sperberlein erjagt. G ä w ä n

her

auf

diu süeze maget dar näher truoc

und die Herzogin konnten sich bequem

üf einer tweheln wiz genuoc.

das Wasser selber nehmen, wenn sie sich,

die spise ervloug ein sprinzelin.

wie es anständig ist, die H ä n d e waschen

G ä w ä n unt diu herzogin

wollten, und das taten die beiden natür-

15 mohtenz wazzer selbe nemn,

lich auch. D a war nun großer Überfluß

ob twahens wolde si gezemn;

geboten bei T i s c h , ich meine: an Glück,

daz si doch bediu täten,

weil er mit ihr essen durfte, um deretwil-

mit freude er was beraten,

len er Not und Freuden leiden wollte. Im-

daz er mit ir ezzen solde, 20 durch die er liden wolde

mer wenn sie ihm das Krüglein reichte, das ihr M u n d berührt hatte, erfuhr er es

beidiu freude unde nöt.

als neues Glück, daß er nach ihr daraus

swenn siz parel im gebot,

trinken sollte. Sein Leid begann zu lah-

daz gerüeret het ir munt,

men, sein stolzes Glück sprang

sö wart im niwe freude kunt

feuriger dahin. Ihr süßer M u n d , ihre glän-

25 daz er dä näch solt trinken, sin riwe begunde hinken,

immer

zende Haut jagten ihn vom Kummer fort, ihm tat keine Wunde mehr weh.

und wart stn höchgemüete snel. ir süezer munt, ir liehtez vel in sö von kumber jagete, daz er kein wunden klagete.

2. sin] ir G. 4. truoch daz G. 5. G. = dar nah Ggg. 12. twehln si dwahens wolde zemen G. 17. = dez (daz G) Parel DG. 24. niuwan G, neheine D.

allerst D. 8. Dri Ggg. gebratene D. ll.sueziu wiz D, wizzen dwehelen Gg. 13. dise D. 16. Ob do Gg, daz g, fehlt g. beidiu G. 22. swenne si G. 25. dar nach Ggg. solde DG. 30. dehein

XII. Buch

623

5

ίο

15

20

25

Von der burc die frouwen dise Wirtschaft mohten schouwen. anderhalp anz urvar, manec wert ritter kom aldar: ir buhurt mit kunst wart getan, disehalb her Gäwän danctem verjen unt der tohter sin (als tet ouch diu herzogin) ir güetlichen spise. diu herzoginne wise sprach 'war ist der riter komn, von dem diu tjoste wart genomn gester dö ich hinnen reit? ob den iemen überstreit, weder schiet daz leben oder tot?' do sprach Plippalinöt 'frouwe, ich sah in hiute lebn. er wart mir für ein ors gegebn: weit ir ledegen den man, dar umbe sol ich swalwen hän, diu der künegin Secundillen was, und die iu sante Anfortas. mac diu härpfe wesen min, ledec ist due de Göwerzin.' 'die härpfn untz ander krämgewant,' sprach si, 'wil er, mit siner hant mac geben unt behalden der hie sitzet: läts in walden. ob ich im so liep wart ie, er leeset mir Lischoysen hie,

627

Von der Burg aus konnten die Damen zusehen bei dem Mahl. Zur Landungsstelle am anderen Ufer kamen viele adelige Ritter; mit viel Geschick führten die ihre Reiterkünste vor. Dort drüben dankte der Herr Gäwän dem Fährmann und seiner Tochter — und das tat dann auch die Herzogin — für die freundliche Bewirtung. Da sprach die kluge Herzogin: »Wo ist der Ritter hingekommen, der die Tjost gestern, als ich von hier wegritt, anfing. Wenn jemand ihn besiegt hat — hat er selber, lebendig also, den Kampf beendet oder der Tod?« Da sprach Plippalinöt: »Meine Dame, als ich ihn heute sah, da lebte er noch. Er wurde mir für ein Pferd geschenkt. Wenn Ihr den Mann loskaufen wollt, so möchte ich dafür die >Schwalbe< haben, jene Harfe, die der Königin Secundille gehört hatte und die Euch Anfortas übersandte. Wenn es möglich ist, daß ich sie kriege, dann ist der due de Göwerzin frei.« »Die Harfe und die anderen Waren«, sprach sie, »kann nur er, der hier sitzt, mit seiner Hand fortgeben oder behalten, wie es ihm gefällt: laßt es ihn entscheiden. Wenn er mich wirklich liebhat, dann löst er mir hier Lischoys aus,

2. wirtschafte G. 5. wart mit kunst dg. 7. danchte (Dancte G) dem DG. verigen G. 12. diost G. 13. Gestern alle außer G. 16. pliplal. G. 18. ein] diz Gg, daz g. 19. ledigen D, ledegin G. 23. hajrpfe D, herphe G, harpfe dgg. 24. due de g, ouch do d, der herzöge von D, der von Ggg. goverzin G. 25. In vie der helt wert erchant G. hserpfen D, harpfen dg, harpfe gg. 26. si die wile er gg, die wile er G. 27. gegebin Gdg. 28. lat sin G.

628 624 Den herzogen von Göwerzin, und ouch den andern fürsten min, F l ö r a n d e n v o n Itolac, der nahtes miner w a h t e pflac: 5 er w a s m i n t u r k o y t e also, sins t r ü r e n w i r d e ich n i m m e r v r ö . ' G ä w ä n s p r a c h zer f r o u w e n 'ir m u g e t se b e d e s c h o u w e n ledec e d a z u n s k o m d i u n a h t . ' ίο d o h e t e n si sich des b e d ä h t u n d f u o r e n ü b e r a n d a z lant. die h e r z o g i n n e lieht e r k a n t h u o p G ä w ä n a b e r üf ir p f e r t . m a n e c edel riter w e r t 15 e n p f i e n g n in u n t die h e r z o g i n . si k e r t e n gein d e r b ü r g e hin. dä w a r t mit freuden geritn, v o n in d i u k u n s t n i h t v e r m i t n , deis d e r b u h u r t h e t ere. 20 w a z m a g ich s p r e c h e n mere? w a n daz der werde G ä w ä n und diu herzoginne wol getän v o n f r o u w e n w a r t e n p f a n g e n sö, si m o h t e n s b e d i u w e s e n v r ö , 25 üf Schastel marveile. ir m u g t s im jehen ze heile, d a z im d i u sselde ie g e s c h a c h . d ö f u o r t in a n sin g e m a c h Arnive: u n d die d a z k ü n d e n , die b e w a r t e n sine w u n d e n .

XII. Buch d e n H e r z o g v o n G ö w e r z i n , u n d d a z u mein e n z w e i t e n F ü r s t e n , F l ö r a n d v o n Itolac, d e r bei N a c h t die W a c h e h a t t e . Er w a r m e i n T u r k o y t e : Sein Elend k ö n n t e m i c h niemals freuen.« G ä w ä n s p r a c h zu d e r D a m e : » H e u t e n o c h , b e v o r u n s die N a c h t k o m m t , k ö n n t Ihr diese beiden frei sehen.« Diese Sache h a t t e n sie a l s o entschied e n , u n d sie f u h r e n n u n h i n ü b e r a n s L a n d . G ä w ä n h o b die H e r z o g i n , die s o licht a n z u s c h a u e n w a r , z u m z w e i t e n m a l a u f ihr P f e r d . Viele adelige R i t t e r b e g r ü ß t e n ihn u n d die H e r z o g i n . Sie z o g e n zur Burg. Vor l a u t e r F e s t f r e u d e ließen die Ritt e r ihre P f e r d e s p r i n g e n , u n d sie zeigten solche K ü n s t e , d a ß es d e m Schauspiel E h r e m a c h t e . W a s soll ich n u n w e i t e r sagen als dies: D e r edle G ä w ä n u n d die schöne Herzogin wurden von den D a m e n auf Schastel m a r v e i l e so e m p f a n g e n , d a ß die b e i d e n w o h l d a m i t z u f r i e d e n sein k o n n t e n . Ihr k ö n n t i h m g r a t u l i e r e n , d a i h m so viel G l ü c k g e s c h a h . D a n n f ü h r t e ihn A r n i v e in sein Z i m m e r . Sie u n d die a n d e r n , die e t w a s d a v o n v e r s t a n d e n , sah e n n a c h seinen W u n d e n .

1. geverzen G. 3. Florianden G. 4. wahtere G. 5. = Der-so Ggg. 6. truns G. 8. si gerne gg, gerne G. ll.anzDg. 13. aber fehlt G. = ufez phierit Ggg. 15. enpfiengen DG. 17. Do G. 18. Unt diu chunst Gdgg. 19. daz es der Dd, Daz er der G, Das es die g, Daz sin g, Daz g. 22. volgetan D. 23. Mit frouden G. 24. beidiu G. 25. thahtesel G. 26. mugets in gehen G. 28. = fuorten in gg, fuertin si in Gg. 29. Anive G. 30. = Si bewartin im sine wunden Ggg.

629

XII. Buch 625

Z A r n i v e n sprach G ä w ä n

Zu

Arnive

sprach

Gäwän:

»Meine

' f r o u w e , ich sol ein b o t e n h ä n . '

Dame,

ein j u n c f r o u w e w a r t gesant:

Jungfrau

diu b r ä h t e einen s a r j a n t ,

einen J u n k e r mit. T a p f e r , gut erzogen und

5 m a n l i c h , mit zühten wise,

ich b r a u c h e einen B o t e n . « sandte

man

f o r t , die

klug w a r er und m a c h t e den

Eine

brachte Knappen

in s a r j a n d e s prise,

E h r e . D e r junge M a n n s c h w o r einen Eid

der k n a p p e s w u o r des einen eit,

d a r a u f , d a ß er, o b ihm der Auftrag lieb

er w ü r b e lieb oder leit,

w ä r e o d e r leid, keinem M e n s c h e n etwas

daz er des niemen da

davon sagen werde, n i c h t hier und a u c h

ίο gewüege n o c h a n d e r s w ä ,

nicht a n d e r s w o ; erst d o r t , w o die B o t -

wan da erz w e r b e n solte.

schaft hingehöre, werde er reden. E r b a t ,

er b a t daz m a n im h o l t e

m a n m ö g e ihm T i n t e und P e r g a m e n t h o -

tincten unde p e r m i n t .

len, G ä w ä n , meine ich; das K i n d des Kö-

G ä w ä n des k ü n e c L o t e s k i n t

nig L o t schrieb n ä m l i c h recht g e s c h i c k t

15 schreib gefuoge mit der h a n t .

mit eigener H a n d . D e m A r t ü s und dessen

er e n b ö t ze L ö v e r in daz lant

Frau, so lautete die B o t s c h a f t , die er in

Artuse unt des w i b e

das L a n d L ö v e r sandte, sei er mit seinem

dienst von sime Übe

ganzen Leib ergeben und mit T r e u e o h n e

mit triwen unverschertet:

S c h a r t e . U n d wenn er je in harten K ä m p -

20 und het er pris behertet, der wsere an werdekeite t ö t ,

fen E h r e e r w o r b e n h ä t t e — jetzt m ü ß t e n sie ihm helfen, sonst w ä r e die verloren

sine hülfen im ze siner n ö t ,

und ihr Adel t o t . Sie m ö c h t e n d o c h der

daz si beide an triwe dashten

T r e u e , die sie mit ihm verbinde, gedenken

unt ze J ö f l a n z e braehten 25 die masseni mit f r o u w e n schar: und er kceme o u c h selbe gein in d a r

und sollten alle ihre Leute s a m t dem H e e r der D a m e n nach J o f l a n z e führen. E r selber wolle a u c h dahin k o m m e n und sich

durch k ä m p f üf al sin ere.

mit

e r n b o t in d e n n o c h m e r e ,

Zweikampf

der k ä m p f wsere also g e n o m n

stehen. U n d weiter ließ er sie dann wis-

daz er werdecliche müese k o m n .

ihnen

treffen; um

er h a b e

dort

alle seine E h r e

einen zu

be-

sen, d a ß es fest vereinbart sei, d a ß er m i t edler P r a c h t zum K a m p f erschiene.

2. einen DG. 4. braht im Ggg. 5. zuhte G. 10. Zuo gewge Ggg. 11. solde Gg. 12. Gawan bat D. holde Gg. 13. tincten D, Tinchten g, Tinten Ggg, Dinden d. 19. unvirschert G. 20. vn het ir bris behert G. 21. werdecheit G. 22. im fehlt G. 24. zeschanfenzune G. 25. massenie G, m£essenide D. 26. = er fehlt Ggg. chomin ouch selbe gein im dar Ggg. 27. Durch champh al si ere G. 28. im D. 30. weltlich d.

630 626 Do enbot ouch her Gäwän, ez wsere frouwe oder man, al der massenie gar, daz si ir triwe nasmen war 5 und daz sim künege rieten kumn: daz möhte an werdekeit in frumn. al den werden er enböt sin dienst unt sines kampfes not. der brief niht insigels truoc: ίο er schreib in sus erkant genuoc mit wärzeichen ungelogen, 'nu ensoltuz niht langer zogen,' sprach Gäwän zem knappen sin. 'der künec unt diu künegin 15 sint ze Berns bi der Korea, die küneginne soltu da sprechen eines morgens fruo: swaz si dir räte, daz tuo. unt läz dir eine witze bi, 20 verswic daz ich hie herre si. daz du hie massenie sis, daz ensage in niht decheinen wis.' dem knappen was dannen gäch. Arnive sleich im sanfte näch: 25 diu vrägte in war er wolde und waz er werben solde. dö sprach er 'frouwe, in sags iu niht, ob mir min eit rehte giht. got hüete iur, ich wil hinnen varn.' er reit näch werdeclichen scharn.

XII. Buch

Dann wandte sich die Botschaft des Herrn Gäwän auch an die Damen und Herren des Hofs, an das ganze Haus, sie möchten ihre Treue zu ihm nun offenbar machen und sich im Rat beim König dafür einsetzen, daß er käme: das werde auch ihrer eigenen Ehre nützen. Allen adeligen Leuten legte er die Not seines Kampfes dar und seine Ergebenheit zu Füßen. Dieses Dokument trug keine Siegel, es war echt genug, wie er es schrieb, mit untrüglichen Wahrzeichen. »Jetzt laß dich nicht aufhalten«, sprach Gäwän zu seinem Knappen. »Der König und die Königin sind in Berns an der Korcä. Da mußt du gleich am Morgen in aller Frühe bei der Königin vorsprechen. Was sie dir auch raten mag, das tu. Sei klug und laß dir eins gesagt sein: Du mußt verschweigen, daß ich hier der Herr geworden bin. Daß du zu den Leuten dieser Burg hier gehörst, das sage ihnen ja nicht, was auch kommen mag.« Der Knappe hatte es eilig, fortzukommen. Arnive schlich ihm nach auf sanften Sohlen, sie fragte ihn, wo er hinwolle und was er da auszurichten habe. Da sprach er: »Meine Dame, ich sage Euch davon kein Wort, sonst ist mein Eid gelogen. Behüt Euch Gott, ich will auf die Reise.« Er ritt zu edlen Scharen.

1. ouch fehlt C. herre G. 2. w s r G. = wip Ggg. 3. Al die G. 3. 21. massenide D. 4. triuwen Gdgg. 5. vn dem chunige Ggg. sime D. chomin Gdgg. 6. in fromen d, in gefrumn D = sie fromen g, sy gefromen G, gefrumen g. 7. Al der G. 8. sines fehlt G, sine D. 10. = bekant Ggg. 11. worzeichen G, Wortzeichen dgg. 12. Nune solt duz G. 15. Berns D, beems d, benis gg, sabins Gg. korcha g, Chorcha Dg, Chorea g, thorka d, chronica G. 17. = Gesprechen Gg, Besprechen gg. eins DG. 18. rat G. 19. laze D, la G. ein G. 22. ensag G. in Dg, ouch G, fehlt dgg. niht fehlt G. dehein G. gwis D. 23. = wart Ggg. 25. vrägete D, fragite G. 27. ine sages D. 29. hiut G.

XIII. Buch

627 A r n i v e zorn bejagete, daz der knappe ir niht ensagete alsus getäniu msere, war er gesendet wsere. 5 si bat den der der porten pflac 'ez si naht oder tac, so der knappe wider rite, füeg daz er min bite unz daz ich in gespreche: 10 mit diner kunst daz zeche.' doch truoc si üfen knappen haz. wider in durch vrägen baz gienc si zer herzoginne. diu pflac ouch der sinne, 15 daz ir munt des niht gewuoc, weihen namen Gäwän truoc. sin bete hete an ir bewart, si versweic sin namen unt sinen art. pusine unt ander schal 20 üf dem palas erhal mit vrcelichen Sachen, manec rückelachen in dem palas wart gehangen, aldä wart niht gegangen 25 wan üf tepchen wol geworht. ez het ein armer wirt ervorht. alumbe an allen siten mit senften plümiten manec gesiz da wart geleit, dar üf man tiure kultern treit.

Arnive hatte nichts als Ärger erbeutet, da ihr der Knappe von der ganzen Geschichte gar nichts erzählen wollte, was es damit auf sich habe und wohin er gesendet sei. Sie befahl dem Wächter am Tor, sobald der Knappe zurückkäme, es sei Nacht oder Tag, »dann halte ihn so lange auf, bis ich mit ihm gesprochen habe. Bring das mit aller Kunst, die du hast, zuwege!« Doch war sie dem Knappen sehr böse. Sie ging wieder hinein, um mehr zu erfragen, und sie ging zur Herzogin. Die hatte aber auch soviel Verstand, daß ihr Mund nicht das mindeste davon andeutete: Welchen Namen Gäwän trug, das hatte seine Bitte bei ihr gut verschlossen, und schwieg sie von seinem Namen und von seiner Herkunft. Posaunen und anderer Lärm erschallten auf dem Palas, wie es eben zu einem Fest gehört. Viele Wandbehänge wurden aufgespannt im Saal. Und keinen einzigen Schritt konnte man dort gehen, ohne auf schön gewebte Teppiche zu treten. Einem armen Gastgeber wäre dabei angst und bang geworden. An allen vier Seiten in der Runde legte man viele Sitze aus mit weichen Federbetten, dann brachte man teure Decken, die man darüber breitete.

2. en hat nur D. 4. Ware er G. 5. der dir Porten D. 8. fuege D, Vuoge G. 9. Unde G. daz fehlt D. 12. vrage G. 17. = Sin bete wart dar ane bewart Ggg. 18. sinen namen DG. sinen art Dg, sin nart G, sin art dgg. 19. Pusine D, Busin d = Busunen g, Busunxr Ggg. 20. 23. Palase D. 25. tepichen g, tepechen g, teppichen D, teppich G. 26. wunt G. 27. ze Ggg. 28. pfluomiten D. 29. gesiz Dg, sitz dg, gesez G, geseez g. 30. Dar uf manic tiur chultir breit G. kulter gg.

632 628

j

ίο

15

20

25

G ä w ä n nach arbeite pflac s l ä f e n s d e n m i t t e n tac. im w ä r e n sine w u n d e n m i t k u n s t also g e b u n d e n , o b f r i u n d i n wser bi im gelegen, h e t er m i n n e g e p f l e g e n , d a z wasre im s e n f t e u n d e g u o t . er h e t o u c h b e z z e r n släfes m u o t , d a n des n a h t e s d ö d i u h e r z o g i n a n u n g e m a c h e im g a p g e w i n . er e r w a c h t e gein d e r vesper zit. d o c h h e t er in släfe strit gestriten mit der minne abe mit der herzoginne. ein sin k a m e r j e r e m i t t i u r e m g o l d e swasre b r ä h t im kleider d a r g e t r a g e n v o n liehtem pfelle, h ö r t ich s a g e n , d ö sprach min her G ä w ä n ' w i r suln d e r k l e i d e r m e r n o c h h ä n , d i u al geliche tiure sin; dem herzogen von Göwerzin, u n t d e m clären F l o r a n d e , d e r in m a n e g e m l a n d e hat gedienet werdekeit. n u s c h a f f e t d a z d i u sin bereit.' bi e i m e k n a p p e n er e n b ö t sime w i r t P l i p p a l i n ö t d a z er im s a n t Lischoysen d a r . bi siner t o h t e r w o l g e v a r

XIII. Buch G ä w ä n h a t t e sich m i t t e n a m T a g — er h a t t e ja s c h o n viel erlitten — z u m Schlafen hingelegt. Seine W u n d e n w a r e n m i t K u n s t so g u t v e r b u n d e n w o r d e n , d a ß er es m i t F r e u d e n u n d o h n e jeden S c h a d e n a u s g e h a l t e n h ä t t e , w e n n eine F r e u n d i n zu i h m ins Bett g e s c h l ü p f t w ä r e u n d er sie geliebt h ä t t e . E r w a r jetzt a u c h besser z u m Schlafen a u f g e l e g t als in d e r N a c h t v o r h e r : d a h a t t e i h m die H e r z o g i n ein h a r t e s Lager m i t Plagen bereitet. E r erw a c h t e u m die Z e i t d e r Vesper. D o c h h a t t e er im Schlaf g e k ä m p f t : in e i n e m K a m p f mit d e r Liebe h a t t e er g e r u n g e n , auch diesmal mit der Herzogin. E i n e r seiner K ä m m e r e r b r a c h t e i h m Kleider her, s c h w e r m i t t e u r e m G o l d u n d aus glitzerndem Seidenbrokat, so hat m a n mir erzählt. D a sprach mein H e r r G ä w ä n : »Wir b r a u c h e n n o c h m e h r solche Kleider, die m ü s s e n g e n a u s o k o s t b a r sein: f ü r d e n H e r z o g v o n G ö w e r z i n u n d f ü r d e n lichten F l ö r a n d , d e r in vielen L ä n d e r n E h r e gew o n n e n h a t . K ü m m e r t E u c h jetzt gleich d a r u m , d a ß sie bereit sind.« D u r c h einen K n a p p e n ließ er seinem W i r t P l i p p a l i n ö t a u s r i c h t e n , er m ö g e i h m d e n Lischoys h e r s c h i c k e n . Von seiner schönen Tochter

1. nach fehlt G. 2. Slaffes Gg. 4. virbunden Ggg. 6. er ir Gg. 7. und D oft. 8. beszers g. 9. Danne G, denne D. 11. Em wachete G. 14. Abe g, aber die übrigen. 20. Wir süllent me kleider han d. mer noch D, noch mer g, mere gg, fehlt G. 21. Die G. 22. goverzin G. 23. floriande G. 26. schaftet G. schaff et? 27. ern bot G. 28. wirte DG. pliplalinon G. 29. im sande dgg, sande im D, sande Gg.

XIII. Buch

629 Wart Lischoys dar üf gesant. frou Bene bräht in an der hant, durch Gäwänes hulde; und ouch durch die schulde: 5 Gäwän ir vater wol gehiez, dö er si sere weinde liez, des tages dö er von ir reit da pris erwarp sin manheit. der turkoyte was ouch komn. ίο an den beden wart vernomn Gäwäns enpfähen äne haz. iewederr nider zuo zim saz, unz man in kleider dar getruoc: diu wären kostlich genuoc, 15 daz si niht bezzer möhten sin. diu brähte man in allen drin, ein meister hiez Särant, nach dem Seres wart genant: der was von Triande. 20 in Secundillen lande stet ein stat heizet Thasme: diu ist grcezer danne Ninnive oder dan diu wite Acratön. Särant durch prises Ion 25 eins pfelles dä gedähte (sin were vil spaehe brähte): der heizet saranthasme. ob der iht rilichen ste? daz muget ir äne vrägen län: wand er muoz gröze koste hän.

633

ließ jener Lischoys hinaufbegleiten; das Fräulein Bene selber führte ihn an der Hand, Gäwän zu Ehren — sie schuldete ihm aber auch wirklich Dank: Gäwän hatte ja ihrem Vater viel Gutes verheißen, als er sie, die bitterlich weinte, verließ an jenem Tag, da er fortritt, um mit Mannheit Ehre zu gewinnen. Der Turkoyte war auch gekommen. Gäwän empfing die beiden so, daß von Feindschaft nichts zu bemerken war. Sie nahmen bei ihm Platz, und da trug man ihnen nun Kleider her. Die waren sehr kostbar, sie konnten gar nicht besser sein. Die brachte man den dreien. Ein Meister hieß Särant — nach dem heißt das Volk der Seres —, der stammte aus Triande. Im Reich der Secundille steht eine Stadt, die heißt Thasme, die ist noch größer als Ninnive oder das weite Acratön. Dort erfand Särant, um Ehre und Ruhm zu gewinnen, eine Art von Seidenbrokat — in dieser Arbeit steckte sehr viel Raffinement —, der heißt Säranthasme. O b der Stoff prächtig aussieht, wenn ihn einer trägt? Das dürft ihr auch ohne zu fragen ruhig annehmen, denn es braucht viel Geld, wenn ihn jemand haben will.

2. Vrouwe G. 6. weinende alle, nur D weinen. 9. Turkote D, turchotten G. 11. Gawans an phahen an haz G. 12. Ietweder G. = zuo im nider Ggg. 13. unze DG. im D. dar fehlt G. 14. 16. Die G. 14. chostenlich D. 16. braht G. 17. der hiez Gd, fehlt g. 18. Seres D = sarez Ggg. 20. Von Ggg. 21. = stet fehlt Ggg. thasnie G, Tasine gg. 22. dann D, dan g. 23. denne DG. acreton G. 27. = hiez Ggg. 28. ieht rilich G. 29. wol ane G. frage Gg.

634 630

Diu selben kleider leiten an die zwene unde Gäwän. si giengen üf den palas, da einhalp manec rlter was, j anderhalp die clären frouwen. swer rehte künde schouwen, von Lögroys diu herzogin truoc vor uz den besten schln. der wirt unt die geste ίο stuonden für si diu da gleste, diu Orgelüse was genant, der turkoyte Flörant und Lischoys der cläre wurden ledec äne väre, 15 die zwene fürsten kurtoys,

durch die herzogin von Logroys, si dancte Gäwän drumbe, gein valscheit diu tumbe unt diu herzeliche wise 20 gein wiplichem prise. do disiu rede geschach, Gäwän vier küneginne sach bi der herzoginne sten. er bat die zwene näher gen 25 durch sine kurtösie: die jüngeren drie hiez er küssen dise zwene. nu was ouch frouwe Bene mit Gäwän dar gegangen: diu wart dä wol enpfangen.

XIII. Buch

Solche Kleider also zogen sie an, die zwei und Gäwän. Sie gingen zum Palas hinauf. Da waren auf der einen Seite viele Ritter, auf der andern die lichten Damen. Wer es verstand, richtig hinzuschauen, der sah, daß die Herzogin von Lögroys vor allen übrigen Damen am schönsten glänzte. Der Hausherr und die zwei Fremden stellten sich vor sie, die da gleißte: die hieß Orgelüse. Der Turkoyte Flörand und der schöne Lischoys wurden jetzt von allen Fesseln frei; das geschah der Herzogin von Lögroys zuliebe, die für die zwei feinen Fürsten ein Wort eingelegt hatte. Sie dankte dem Gäwän dafür, die immer dumm geblieben war für die Lehren des Verrats und in ihrem Herzen klug für alles, was Frauen adelig macht. Als die Lossprechung geschehen war, sah Gäwän die vier Königinnen an, die bei der Herzogin standen. Er bat die zwei Männer, da näher hin zu treten, und er befahl mit Courtoisie, daß die drei Jüngeren von den vieren die beiden küßten. Auch das Fräulein Bene, das mit Gäwän hierhergekommen war, wurde freundlich begrüßt.

1. leit an G. 4. iene halp G. 5. clären fehlt G, klare (ohne die) gg. 8. Truoch da vor den G. 12. Von turchoite florant G. 15. zwene fehlt G, dry g. 17. 29. Gawane DG. 19. unt fehlt Gg. 20. wipplichen G. 21. also geschach G. 24. Er bat naher zime gen G. 25. kurtoisie g, chursoisie G. 26. Die iungen arnive G, Die jungen Jotonien g. iungern Dg. 27. Die zwene Gg. 28. frou D.

635

XIII. Buch 631

Der wirt niht langer wolde sten:

Der Herr des Hauses wollte nicht länger

er bat die zwene sitzen gen

stehen bleiben. Er bat die beiden, hinzu-

zuo den frouwen swä si wolden.

gehen und mit den Damen Platz zu neh-

do si so tuon solden,

men, wo immer sie wollten. D a es das

5 diu bete tet in niht ze we. 'welhez ist Itonje?' sus sprach die werde G ä w ä n : 'diu sol mich bi ir sitzen län.' des vrägter Benen stille, ίο sit ez was sin wille, si zeigete im die maget clär. 'diu den röten munt, daz prüne här

war, was sie sollten, tat ihnen der Befehl nicht allzu weh. »Welche ist Itonje?« so sprach der edle G ä w ä n . »Die soll mich neben sich sitzen lassen.« D a s fragte er leise Bene, denn es war sein Wille, daß sie ihm das klare M ä d c h e n zeigte. »Die dort mit dem roten M u n d , dem

dort treit bi liehten ougen.

rotbraunen H a a r und mit den leuchten-

weit ir si sprechen tougen,

den Augen. Wenn Ihr mit der etwas zu

υ daz tuot gefuocliche,'

flüstern habt, tut das nur, aber in aller

sprach frou Ben diu zühte riche.

Schicklichkeit«, so sprach das

diu wesse Itonje minnen nöt,

Bene mit feinem Anstand. Die kannte die

und daz ir herze dienst böt

Liebesnöte der Itonje und wußte, daß der

der werde künec G r a m o f l a n z

edle

20 mit riterlichen triwen ganz. G ä w ä n saz nider zuo der magt (ich sag iu daz mir wart gesagt):

König

Gramoflanz

um

Fräulein

ihr

Herz

diente als ihr treuer Ritter. G ä w ä n setzte sich zu dem M ä d c h e n nieder — ich sage euch nur weiter, was

siner rede er da begunde

man mir gesagt hat —, und da begann er

mit fuoge, wand erz künde.

ein Gespräch, sehr fein und taktvoll ging

25 ouch künde si gebären,

er's an, denn er hatte Courtoisie.

Und

daz von sö kurzen jären

auch sie wußte sich wohl zu benehmen:

als Itonje diu junge truoc,

In ihrem zarten Alter — Itonje war ja

den hete si zühte gar genuoc.

noch sehr jung — besaß sie schon eine

er hete sich vrägns gein ir bewegn,

ganz außerordentlich

o b si noch minne künde pflegn.

hatte sich entschlossen, sie zu fragen, o b

feine Bildung.

sie vielleicht in Liebesdingen

Er

Erfahrung

habe.

4. Da G. 5. bet tet G. 6. = Welhiu Ggg. 7. sus fehlt Gdg. die] diu G, der die übrigen. 8. Die G. 11. zeigit G, zeigt g. 14. gesprechen Gg. 16. ντο G, fehlt dg. bene alle. 17. west itonien minne Gdg. 18. herzen gg. 20. riterlicher triuwe Ggg. 24. fuogen D. 26. sö fehlt Gd. 28. Diu het zuht Gg. 29. fragens Ggg, vragen D, frage dg.

636 6 3 2 D ö sprach diu magt mit sinnen 'her, wen solt ich minnen? sit mir min erster tag erschein, so wart riter nie dechein 5 ze dem ich ie gesprseche wort, wan als ir hiute hat gehört.' 'so möhten iu doch msere komn, wä ir mit manheit hat vernomn bejagten pris mit riterschaft, ίο und wer mit herzenlTcher kraft nach minnen dienst bieten kan.' sus sprach min her Gäwän: des antwurt im diu cläre magt 'nach minne ist diens mich verdagt. is wan der herzoginne von Lögroys dient manc riter kurtoys, beidiu nach minne und umb ir solt. der hat maneger hie geholt tjostieren da wirz sähen. 20 ir keiner nie sö nähen kom als ir uns komen sit. den pris üf hcehet iwer strit.' er sprach zer meide wol gevar 'war kriegt der herzoginne schar, 25 sus manec riter üz erkorn? wer hät ir hulde verlorn?' si sprach 'daz hät roys Gramoflanz, der der werdekeite kränz treit, als im diu volge giht. her, des erkenne ich anders niht.'

XIII. Buch D a sprach das Mädchen voller Klugheit: »Mein Herr, wo sollte ich wohl einen Liebhaber hernehmen? Seit mir mein erster Tag erschien, bis heute ist mir nie ein Ritter begegnet, mit dem ich auch nur ein einziges Wort gesprochen hätte; außer Euch hat keiner mich je reden hören.« »So könnte es aber doch sein, daß Ihr auf irgendeine Weise von großer Tapferkeit erfahren habt, von Siegesruhm in ritterlichen Kämpfen und vielleicht von einem Ritter, der mit Herz und Kraft einer geliebten D a m e Heldentaten schenken könnte?« So sprach mein Herr Gäwän. Da antwortete ihm das lichte M ä d chen: »Um Dienst und Liebe hat mich noch keiner angesprochen, ich höre immer bloß von jenen feinen Herren reden, die der Herzogin von Lögroys dienen, teils in der Hoffnung auf Liebe, teils für Geld. Viele von ihnen haben sich hier Tjosten geholt, da konnten wir zusehen. Keiner von ihnen ist aber je heraufgekommen und bei uns gewesen so wie Ihr. Euer Rittertum hat den Preis jetzt hoch aufgesteckt, unerreichbar für alle.« Er sprach zu dem schönen Mädchen: »Wem gilt all der Krieg, den die Scharen der Herzogin führen, so viele ausgesuchte Ritter? Wer ist es, der sich ihr so verhaßt gemacht hat?« Sie sprach: »Das hat roi Gramoflanz getan, der trägt die Krone aller Ehren, so sagt man allgemein — mein Herr, ich selber weiß es nicht anders.«

4. Sone Ggg. 5. Zuo G. 6. hiut habit G. 7. moht g, maht G. 8. = warheit Ggg. habit G, het d. 9. Beiagitipris G. 11. = minne Ggg. dienste G. 13. antwrte DG. 14. diens D, dienst Gdgg, dienstes g. 15. herzogin G. 16. manech D, manic G. 18. gedolt Ggg. 19. tiust. D, Diost. G. = daz wir ez Ggg. 20. decheiner D, deheine G, keinen g. 22. = Der pris-iuwern Ggg. 24. chrieget DG. 27. roys] kunig g, der kunec Dg, fehlt Gdg. 28. werdecheit G. 29. also diu Ggg. 30. anders fehlt g.

XIII. Buch 633

D ö sprach min her Gäwän 'ir suit sin fürbaz künde hän, sit er sich prise nähet unt des mit willen gähet.

5 von sinem munde ich hän vernomn, daz er herzenliche ist komn mit dienst, ob irs geruochet, sö daz er helfe suochet durch tröst an iwer minne. ίο künec durch küneginne sol billiche enpfähen nöt. frouwe, hiez iur vater Löt, sö sit irz die er meinet, näch der sin herze weinet: 15 unde heizt ir Itonje, sö tuot ir im von herzen we. ob ir triwe kunnet tragn, sö suit ir wenden im sin klagn. beidenthalp wil ich des bote sin. 20 frouwe, nemt diz vingerlin: daz sant iu der cläre. ouch wirb ichz äne väre: frowe, daz lät al balde an mich.' si begunde al röt värwen sich: 25 als e was gevar ir munt, wart al dem antlütze kunt: dar näch schier wart si anders var. si greif al blüwecliche dar: daz vingerlin wart schier erkant: si enpfiengez mit ir clären hant.

637

Da sprach mein Herr Gäwän: »Ihr werdet noch mehr von ihm reden hören, denn er möchte höchsten Ruhm erreichen, da jagt ihn sein Wille hin. Aus seinem eigenen Mund habe ich vernommen, daß er aus ganzem Herzen wünscht, Euch seinen Dienst darzubringen, wenn Ihr es erlauben wolltet, daß er also Hilfe sucht von Eurer Treue und in Eurer Liebe. Es ist recht und billig, wenn ein König nur von einer Königin sich Zwang gefallen läßt. Meine Dame, hieß nicht Euer Vater Löt? Dann seid Ihr es, die er mit Liebe im Sinn hat und nach der sein Herz weint. Und wenn Ihr Itonje heißt, so habt Ihr ihn in seinem Herzen arg verwundet. Wenn Ihr Treue kennt, so müßt Ihr ihm von seinem J a m m e r helfen. Ich will hier wie dort sein Bote sein: Meine Dame, nehmt dies Ringlein, das gab mir der Schöne für Euch mit. Was mir aufgetragen ist, richte ich aus ohne Wenn und Aber. Meine Dame, faßt nur Mut und verlaßt Euch auf mich.« Da wurde sie ganz rot: so farbig, wie ihr Mund gewesen war, war nun ihr ganzes Antlitz anzusehen — und dann plötzlich war sie ohne alle Farbe fahl. Ganz schüchtern griff sie nach dem Ringlein: das erkannte sie sofort und nahm es mit ihrer weißen Hand.

3. nabet G. 4. = mit triuwen Ggg. 6. herzeliche Gg. 11. billichen G. 13. minnet G. 15. heizet DG. 18. im wenden G. 19. Bedenthalben G. 22. Ob wirbe ih (ich gg) an vare G. 24. varwen G. 25. = Also was Ggg. 27. sciere D, fehlt G. 28. blwechliche D, bluochech liehen G, bluchliche g, blodclichen dgg. 30. enphienge ez G.

638 634

XIII. Buch

D o sprach si ' h e r r e , ich sihe nu w o l ,

N u n sprach sie: » M e i n H e r r , ich sehe es

o b ich sö vor iu sprechen sol,

jetzt w o h l — wenn ich so zu E u c h spre-

daz ir von im

chen soll —, d a ß Ihr von ihm her g e k o m -

ritet,

n a c h dem min herze stritet. 5 o b ir der zuht ir reht nu t u o t ,

men seid, nach dem mein H e r z sich abk ä m p f t . Ihr werdet wissen, mein

Herr,

her, diu lert iuch helenden m u o t .

w a s die C o u r t o i s i e nach ihrem R e c h t hier

disiu g ä b e ist mir o u c h e g e s a n t

von E u c h fordert: D i s k r e t i o n legt sie E u c h

von des werden küneges h a n t .

ans H e r z . Dieses G e s c h e n k , das Ihr m i r

von im sagt w a r diz vingerlin:

bringt, wird m i r nicht zum e r s t e n m a l von

ίο er enpfiengez von der hende min.

der

Hand

des

edlen

Königs

geschickt.

swaz er k u m b e r s ie g e w a n ,

D i e s Ringlein ist sein W a h r z e i c h e n : er hat

da bin ich gar unschuldec an:

es von meiner H a n d b e k o m m e n .

w a n sinen Ιΐρ h ä n ich gewert

ungestillte S e h n s u c h t ihn so sehr q u ä l t , so

mit g e d a n k e n swes er an m i c h gert. 15 er hete schiere daz v e r n o m n , m ö h t ich i e m m e r f ü r b a z k o m n . Orgelüsen ich geküsset h ä n ,

Wenn

bin ich daran nicht schuld: ich h a b e j a seinem

Leib bereits

Gedanken

alles g e s c h e n k t ,

jedenfalls,

was

er

von

in mir

b e g e h r t . E r h ä t t e das auch s c h o n längst

diu sinen töt sus w e r b e n k a n .

von m i r erfahren — ich k a n n b l o ß nicht

daz w a s ein kus den J ü d a s t r u o c ,

aus dieser B u r g hinaus!

20 dä von m a n sprichet n o c h g e n u o c . elliu triwe an m i r v e r s w a n t ,

Ich h a b e O r g e l ü s e g e k ü ß t , die d o c h alles tut, u m ihn zu töten: D a s w a r ein

daz der t u r k o i t e F l ö r a n t

K u ß , wie J u d a s ihn k ü ß t e ; der ist ihm bis

unt der herzöge von G ö w e r z i n

heute nicht vergessen w o r d e n . Alle Treue

von m i r geküsset Sölden sin.

h a b e ich aus m e i n e m Herzen g e j ä t e t , als

25 min suon wirt in d o c h n i m m e r ganz,

ich

den

Turkoyten

Flörand

und

den

die gein dem k ü n e g e G r a m o f l a n z

H e r z o g von G ö w e r z i n küssen m u ß t e . Ich

mit staste ir hazzen k u n n e n t r a g n .

kann

min m u o t e r suit ir daz verdagn,

ihnen v e r s ö h n e n , die den König G r a m o -

und min swester C u n d r i e . '

flanz mit u n a u f h ö r l i c h e m H a ß bekriegen.

des bat G ä w ä n I t o n j e .

mich

doch

niemals

wirklich

mit

M e i n e r M u t t e r m ü ß t Ihr das verschweigen und meiner S c h w e s t e r C u n d r i e « , so bat Itonje G ä w ä n .

1. ih sih G. 5. Obe ir der zuhte nu ir rehte tuot G. 6. helende G, heldes gg. 7. is G. 10. enphienc von G. 14. des G. 15 — 19 sind von F abgeschnitten. 16. immer G. 17. gechuset G. 22. turkoite G, Turkote D, Tyrkoyte F. floriant G. 24. solde Gd. 25. suone DFG. 26. Gramoflantz F. 27. tragn DF (so F fast immer in kurzen silben), tragin G. 28. 29. Min Fd, mine Dg, Mine-min G, Miner g. 29. Cundrie D, kundrie F. 30. Sus bat Gawanen F. Itonie D, ytonie G, ytonye F.

XIII. Buch 635

'Herre, ir bätet mich alsus, daz ich enpfähen müese ir kus, doch unverkorn, an minen munt: des ist min herze ungesunt.

5 wirt uns zwein immer freude erkant, diu helfe stet in iwer hant. für war der künec minen lip minnet für elliu wlp. des wil ich in geniezen län: ίο ich pin im holt für alle man. got lere iuch helfe unde rät, so daz ir uns bi freuden lät.' dö sprach er 'frowe, nu lert mich wie. er hat iuch dort, ir habt in hie, 15 unt sit doch underscheiden: möht ich nu wol iu beiden mit triwen solhen rät gegebn, des iwer werdeclichez lebn genüzze, ich woldez werben: 20 des enlieze ich niht verderben.' si sprach 'ir suit gewaldec sin des werden küneges unde min. iwer helfe unt der gotes segn müeze unser zweier minne pflegn, 25 sö daz ich eilende im sinen kumber wende, sit al sin freude stet an mir, swenne ich untriwe enbir, so ist immer mines herzen ger daz ich in miner minne wer.'

639

»Mein Herr, Ihr hattet es mir befohlen, und so mußte ich ihre Küsse auf meinen Mund annehmen, doch hatte ich nichts verziehen; davon ist mein Herz krank geworden. Wenn sich uns zweien jemals wieder Freude zeigen soll, so steht es in Eurer Hand, etwas dafür zu tun. Es ist wahr: Meinen Leib vor allen andern Frauen hat der König lieb. Das will ich ihm lohnen und ihn mehr als jeden Mann sonst lieben. Gott möge Euch lehren, wie Ihr uns helfen könnt und raten zu unserem Glück.« Da sprach er: »Meine Dame, jetzt lehrt erst einmal Ihr mich, wie das zu machen wäre. Er hat Euch dort, Ihr habt ihn hier, und doch seid ihr zwei getrennt. Wenn es nur in meiner Macht stünde, euch beiden jetzt in Treue einen Rat zu geben, der euch zu einem Leben in edler Herrlichkeit helfen könnte, dann wollte ich's gern tun, an mir soll es nicht scheitern.« Sie sprach: »In Eurer Hand liegt nun einmal mein Schicksal und das des edlen Königs. Eure Hilfe mit dem Segen Gottes muß unser beider Liebe schützen, so daß ich Arme, die hier in der Fremde gefangen ist, endlich sein Leid von ihm nehme. All sein Glück liegt ja an mir: Solange ich noch irgend etwas in mir trage, was nicht Verrat ist, muß ich mich von Herzen danach sehnen, ihm meine Liebe zu schenken.«

2. muese Dd = solde Ggg, solt F. 3. 4. Des ist min herze ungesunt. Daz ich kust ir beider munt F. 3. Doh (Auch g, Ez g) is virchorn Ggg. 10. bin FG. ll.gebeiuG. 13. Er sprach frowe F. mich fehlt Gg. 18. Daz G. 19. 20. werbn-verderbn D. 20. Desn lieze F. ih nih G. 21. gewaltic G, gewaltich F. 23. der fehlt G. segen-pflegen F, segin-phlegin G. 25 — 29 abgeschnitten F. 26. im fehlt Ggg. 27. stet] = lit Ggg. 29. mins D.

640 636

5

ίο

15

20

25

XIII. Buch

Gäwän hört an dem frouwelin, daz si bi minne wolde sin: dar zuo was ouch niht ze laz gein der herzoginne ir haz. sus truoc si minne unde haz. ouch het er sich gesündet baz gein der einvaltigen magt diu im ir kumber hat geklagt; wander ir niht zuo gewuoc daz in unt si ein muoter truoc: ouch was ir beder vater Lot. der meide er sine helfe bot: da engein si tougenlichen neic, daz er si troesten niht versweic. nu was ouch zit daz man dar truoc tischlachen manegez wTz genuoc untz pröt üf den palas, da manec cläriu frouwe was. daz het ein underscheit erkant, daz die riter eine want heten sunder dort hin dan. den sedel schuof her Gäwän. der turkoyte zuo zim saz, Lischoys mit Gäwäns muoter az, der clären Sanglven. mit der küneginne Arniven az diu herzoginne clär. sin swester bede wol gevar Gäwän zuo zim sitzen liez: iewedriu tet als er si hiez.

Gäwän hörte aus der Rede des Fräuleins, daß sie von der Liebe nicht lassen wollte, daß aber der H a ß gegen die Herzogin dabei recht lebendig geblieben war. So trug sie Liebe und H a ß in ihrem Herzen. Er hat sich freilich an dem Mädchen, das ihm in argloser Einfalt sein Leid klagte, noch mehr versündigt: Er erwähnte ja mit keinem Wort etwas davon, daß ihn und sie dieselbe Mutter getragen hatte, und Löt war ihrer beider Vater. Dem Mädchen sagte Gäwän Hilfe zu. Sie dankte ihm mit einer verstohlenen Verneigung für seine Worte, die ihr Trost und Zuversicht gegeben hatten. Jetzt war auch die Zeit gekommen, da man in den Palas die Tischtücher brachte — eine ganze Menge waren es und alle vollkommen weiß — und das Brot. Da waren viele lichte Damen. Die Ordnung dort hatte es befohlen, daß die Ritter eine ganze Wand für sich alleine haben sollten den anderen gegenüber. Gäwän wies die Plätze an bei Tisch: Der Turkoyte setzte sich zu ihm, Lischoys aß mit Gäwäns Mutter, der klaren Sangive, mit der Königin Arnive aß die klare Herzogin. Seine Schwestern, die zwei Schönen, hieß Gäwän neben sich sitzen, und sie taten, wie er befahl.

1. hört Fg, horte DG. frouwenlin D. 2. minnen Gg. 4. herzogin G. 8. kumber fehlt G. 9. Wan er FG. gewch DFG. 11. beider G, baeider F. 12. sin G. 13. engegen FG. si im Gg. tuogelichen G. 14. = trostens gg, trostes FGg. 15. ouch zit fehlt G. 16. Tislachen manigez FG. 17. Unde enbot uf FGgg. 20. ritter F. 22. = Daz sedel FGgg. min herre G. 23. Turkoyte F, Turkote D, turzot G. zuo im G, zu im F. 24. Liscoys D, Lishois G, Lyshoys F. 25. der] = Mit der gg, Der mit G, Er mit F. Sanglven D, sagiven G, sagiwen d, Sayven F, Seyven gg, Segiven g. 26. Mit der darin chunegin G. ARnyven F. 28. Sin F, sine DG. bede fehlt G. 29. zuo im F. 30. Ietwedriu G, Ietwerdriu F.

641

XIII. Buch 637

M i n kunst mir des niht halbes giht,

so gut bestellt — ein ganz großer Küchen-

daz ich die spise künne sagn,

meister bin ich halt nie gewesen —, daß

diu da mit zuht wart für getragn. 5 dem wirte unt den frouwen gar

ich auch nur die Hälfte von den Speisen nennen könnte, die da mit strenger Ele-

dienden meide wol gevar:

ganz aufgetragen wurden. Den Hausherrn

anderhalp den ritern an ir want

und alle die Damen

diende manec sarjant.

M ä d c h e n . Auf der anderen Seite, w o die

ein vorhtlich zuht si des betwanc,

Ritter saßen an ihrer Wand,

ίο daz sich der knappen keiner dranc

is

Um meine Kunst ist es nun leider nicht

ine bin solch küchenmeister niht,

bedienten

schöne

servierten

viele Edelknaben. Peinlich genauer An-

mit den juncfrouwen:

stand führte da das Regiment, so daß

man muoste se sunder schouwen,

keiner von den Knappen sich je in die

si trüegen spise oder win:

Schar der Edelfräulein mischte: die einen

sus muosen si mit zühten sin.

und die andern sah man immer schön ge-

si mohten dö wol Wirtschaft jehn. ez was in selten e geschehn, den frouwen unt der riterschaft, sit si Clinschores kraft mit sinen listen überwant.

20 si warn ein ander unbekant, unt beslöz se doch ein porte, daz si ze gegenworte nie körnen, frouwen noch die man. dö schuof min her G ä w ä n 25 daz diz volc ein ander sach; dar an in liebes vil geschach. G ä w ä n was ouch liep geschehen: doch muoser tougenlichen sehen an die clären herzoginne: diu twanc sins herzen sinne.

sondert, o b sie nun Speisen trugen oder Wein; so fein waren dort die Bräuche. D a saßen sie nun bei einem M a h l , das diesen Namen auch verdiente. Das hatten sie früher selten erlebt, die Damen und die Schar der Ritter, ich meine: seit der Zeit, da Clinschor sie mit seinen Künsten in seine Gewalt gebracht hatte. Sie kannten einander nicht, o b w o h l sie doch hinter ein und demselben T o r gefangen waren, die D a m e n und die M ä n n e r : Sie waren nie zusammengekommen und hatten noch nie miteinander sprechen

können.

D a hatte es mein Herr G ä w ä n nun so eingerichtet, daß die Leute einander sahen; damit tat er ihnen viel Liebes. D e m G ä wän selber war auch was Liebes geschehen: er mußte ja immer heimlich zu der klaren Herzogin hinsehen, die hielt alle Sinne seines Herzens mit festem Griff gepackt.

2. Ihn bin F. Ich enbin solhe G. 4. zuhten Fg, zuhtin G. 5—9 abgeschnitten F. 7. Ander halben G. ir] der Gg. 8. den diende D. 9. wertlich Gg. sie D. 10. sich fehlt FGg. deheiner FGg. 12. muose si FG. 13. ode F. 15. mohte F. da FGg. gehen G. 16. ez was in fehlt G. 17. der frouwen D. ritterschaft F, so immer. 18. Sit daz si G. Clinseors D, Clinshors F, chlinshors G, Clingesores g, Clinisors g. 20. waren DF, warin G. umbekant F. 21. si FG. 23. chomin G, choran D, koem F. 25. Daz daz Fg. 27. Gawane D. geschehn-sehn F. 29. 30. herzogin-sin FGgg. 30. sines Ggg.

642 638

5

ίο

15

20

25

XIII. Buch

Nu begunde ouch strüchen der tac, daz sin schin vil nach gelac, unt daz man durch diu wölken sach des man der naht ze boten jach, manegen stern, der balde gienc, wand er der naht herberge vienc. nach der naht baniere kom si selbe schiere, manec tiuriu kröne was gehangen schone alumbe üf den palas, diu schiere wol bekerzet was. üf al die tische sunder truoc man kerzen dar ein wunder. dar zuo diu äventiure gieht, diu herzoginne wasr sö lieht, wasre der kerzen keiniu bräht, da wasr doch ninder bi ir naht: ir blic wol selbe künde tagn. sus hört ich von der süezen sagn. man welle im unrehtes jehen, sö habt ir selten e gesehen decheinen wirt sö freuden rieh, ez was den freuden da gelich. alsus mit freudehafter ger, die riter dar, die frouwen her, dicke an ein ander blicten. die von der vremde erschricten, werdents iemmer heinlicher baz, daz sol ich läzen äne haz.

Da ging nun langsam auch dem Tag die Luft aus, er konnte seinen Schein kaum mehr vom Boden heben. Durch die Wolken sah man viele Sterne — die nennt man die Boten der Nacht: Sie gingen auch wirklich recht eilig dahin, sie mußten ja der Nacht das Quartier bestellen. Gleich nach den Bannerträgern der Nacht kam sie selber. Viele teure Kronen wurden überall im Palas schön aufgehängt mit einer guten Anzahl Kerzen drauf. Dann trug man noch einmal wunder wieviel Kerzen her, die verteilte man auf alle die Tische. Außerdem aber, so sagt uns die Geschichte, habe die Herzogin solchen Glanz verbreitet, daß es selbst dann, wenn man überhaupt keine Kerzen gebracht hätte, nirgends in ihrer Umgebung nacht gewesen wäre: Wo sie blitzte, da tagte es auch ohne Tag — so heißt es von der Süßen, ich habe es selber sagen hören. Wenn ihr ihm nicht Unrecht tun wollt, so müßt ihr zugeben, daß ihr noch nicht oft einen Herrn inmitten von so viel Glück und Herrlichkeit gesehen habt. Wie das Glück selber war dort alles. Mit freudigem Verlangen, so warfen da die Ritter, hier die Damen, einander viele blitzende Blicke zu. Das war ihnen noch ganz fremd und erschreckte sie nicht wenig, bald wird ihnen aber immer heimeliger dabei — ich will ihnen den Spaß lassen ohne Neid.

1. Do G. struochen D, sigen F. 2. vil nahen F. 3. di D. saciac G. 4. zi G. 5. Sternen der vil G. gie-vie F. 6. Wand er G, wandr D, Wan er F. der nach F. 7. nahte D, fehlt dg. 8. tiuwer G, ti e F. 11. dem Gg. 12. schier FG. gecherzet G, gekerzet Fg. 13. Al uf die G. suonder F. 14. Truoch man [der F] kertzen wunder Fg. 15 — 19 abgeschnitten F. 15. die G. giht alle. 17. den cherzen deheiniu G. 18. Dane ware dach G. 19. 20. fehlen D. 20. hört FGgg, heere dg. 21. unrehte Fgg, unreht G. 23. Deheinen FG, auch F nie dech. 24. do F. 26. da Gg. 27. 28. blihtenerschrihten F. 28. der fehlt G. fremede F, fromede G. 29. Werdent si immer FG. heinlich Fg, heinlih G.

XIII. Buch

639

5

ίο

is

20

25

Ezn si denne gar ein vräz, welt ir, si habent genuoc da gäz. man truoc die tische gar her dan. do vrägte min her Gäwän umb guote videlsere, op der da keiner wsere. da was werder knappen vil, wol gelert üf seitspil. irnkeines kunst was doch so ganz, sine müesten strichen alten tanz: niwer tänze was da wenc vernomn, der uns von Dürngen vil ist komn. nu danct es dem wirte: ir freude er si niht irte. manec frouwe wol gevar giengen für in tanzen dar. sus wart ir tanz gezieret, wol underparrieret die riter underz frouwen her: gein der riwe körnen si ze wer. och mohte man da schouwen ie zwischen zwein frouwen einen clären riter gen: man mohte freude an in versten. swelch riter pflac der sinne, daz er dienst bot nach minne, diu bete was urlouplTch. die sorgen arm und freuden rieh mit rede vertribn die stunde gein manegem süezem munde.

643

Wenn ihr einverstanden seid, dann haben sie jetzt fertig gegessen — es wird ja wohl kein gar zu gieriger Fresser dabeisein. Alle die Tische trug man hinaus. Da fragte mein Herr Gäwän nach Musik, ob vielleicht gute Geiger hier zu haben wären. Es waren viele adelige Knappen da, die das Saitenspiel wohl konnten. Allerdings war keiner vollkommen in der Kunst, ich meine: wenn sie alte Tänze fiedelten, dann schon, aber von den vielen neuen Tänzen, die aus Thüringen zu uns gekommen sind, war da wenig zu hören. Jetzt bedankt euch bei dem Herrn des Hauses dafür: er störte sie nicht in ihrem Glück. Viele schöne Frauen gingen hin, um vor ihm zu tanzen. Ihr Reigen putzte sich bunt heraus mit hübschen Applikationen, als die Ritter sich ins Heer der Damen mischten und Verstärkung brachten, Trauer aus dem Feld zu schlagen. Jeden der glänzenden Herren sah man zwischen zwei Damen gehen: man kann es verstehen, daß sie glücklich waren. Wenn ein Ritter so klug war, bei der Gelegenheit seinen Dienst um Liebe anzutragen, der konnte leicht Erhörung finden. Sie waren arm an Sorgen, reich an Glück. Manchen süßen Mund redeten sie an und vertrieben sich so die Zeit.

1. Ez ensi D. danne FG. 2. habnt F. gnuoch D. da fehlt FGg. gäz mit ä D, fehlt F. 4. fragte F, vragete D, fragit G. 5. umbe DFG. 6. ob DF. cheiner D, deheiner FG. 9. iren cheins D, Irne heins G, Ir deheins F. doch fehlt FGg. 10. Sinen G. muosin G, muese F. 11. niwer D. tanze G. wenech D, wenich F, wenic G. 12. Duringen DF. 13. danchtes D, danchen FGgg. 14. erse D. 16. Gienc Gg. zetanze Gg. 17. der tantz Fgg, der tanze G. 20. der riuwen G. kom F, chomn D, warin G. 21. ouch DF. moht FGdgg, muoste D. 22. ie fehlt Fg. Zischen F. 24. moht FG. an im Fdg. 25—30 abgeschnitten F. 28. arem. D. und] vn die DGg, die dg. Die ritter unde auch die frawen rieh g. 29. die Dg, ir Gdgg.

644 640

5

ίο

υ

20

25

Gäwän und Sangive unt diu künegin Arnive säzen stille bi des tanzes schar, diu herzoginne wol gevar her umb zuo Gäwän sitzen gienc. ir hant er in die sine enpfienc: si sprächen sus unde sö. ir komens was er zuo zim vro. sin riwe smal, sin vreude breit wart dö: sus swant im al sin leit. was ir freude am tanze gröz, Gäwän noch minre hie verdröz. diu künegin Arnive sprach 'her, nu prüevet iwer gemach, ir solt an disen stunden ruowen ziwern wunden, hät sich diu herzogln bewegn daz se iwer wil mit decke pflegn noch hinte gesellecllche, diu ist helfe und rates riche.' Gäwän sprach 'des vräget sie. in iwer bedr gebot ich hie bin.' sus sprach diu herzogln 'er sol in miner pflege sin. lät ditz volc släfen varn: ich sol in hinte so bewarn daz sin nie friundin baz gepflac. Floranden von Itolac und den herzogen von Göwerzin lät in der riter pflege sin.'

XIII. Buch

Gäwän und Sangive und die Königin Arnive saßen still beim Reigen. Die schöne Herzogin kam herübergegangen und setzte sich zu Gäwän. Ihre Hand durfte er in seine nehmen, und sie sprachen dies und das. Er war glücklich darüber, daß sie zu ihm gekommen war. Da wurden seine Schmerzen schmal und seine Freuden weit, all sein Leid verschwand. Während die andern sich beim Tanzen ganz großartig vergnügten, war hier bei Gäwän Langeweile erst recht nicht zu bemerken. Die Königin Arnive sprach: »Mein Herr, denkt daran, daß Ihr Euch erholen müßt. Es ist Zeit, daß Ihr Euren Wunden Ruhe gönnt. Vielleicht ist die Herzogin bereit, Euch sorgsam zuzudecken und heute nacht noch bei Euch zu bleiben? Viele heilsame Mittel und Künste hat die in ihrer Macht.« »Dann bittet sie doch darum. Ich bin Euch beiden hier in allem«, sprach Gäwän, »gehorsam.« Die Herzogin sprach so: »Er soll bei mir in guten Händen sein. Laßt die Leute hier nur schlafen gehen. Ich will ihn heute nacht behüten, daß er so gut aufgehoben ist wie nie zuvor bei einer lieben Frau. Um Flörand von Itolac und den Herzog von Göwerzin mögen sich Eure Ritter kümmern.«

1. Sangive D, sangwine d, sagive G, Sayve F, Seyve gg, Segive g. 2. kuneginne ARnyve F. 3. stille fehlt F. 5. umbe DFG, ze gawane gienc G, zeGawane gie Fg. 6. enphie Fg, vienc G. 8. zuo (zu F) im FG. 9. unt sin vreude D. 10. verswant Fgg, virswant G. im al DGg, im dg, al g, fehlt F. 11. ame D, an FGg. 12. minner Gg. 13. kuneginne ARnive F. 14. herre DFG. nu] min FGg. pruvet F. 16. iuwern G, iwern Fgg, ohne ze. 17. herzoginne F. 18. Dazs F, daz si D. mit deche wil Gg. 19. hint gesellechlich G. 20. ratis rich G. 21. fragt G. 22. Ze G, Zuo Fgg. beder DF, beider G. 23. gar bin. D. sus D, ich (welches sie z. 22 weglassen) dg, so g, do FGg. 25. diz D. 26. Frowe ich (Frouwe ih G) wil in so bewarn (bewarin G) FGgg. 27. nie friwndinne (frundin g) Dg, friundin nie FGdgg. 28. Florianden von ytolac G. 29. herzogn F.

645

XIII. Buch 641

G a r schiere ein ende nam der tanz,

Schnell nahm jetzt der Tanz ein Ende.

juncfrowen mit varwen glänz

Junge

säzen dort unde hie:

setzten sich nieder hier und dort, die Rit-

die riter säzen zwischen sie.

ter nahmen bei ihnen Platz. Da wurde es

5 des freude sich an sorgen räch,

Damen,

glänzend

anzuschauen,

den Sorgen heimgezahlt vom Glück, wenn

swer da nach werder minne sprach,

nämlich einer eine D a m e um Liebe an-

o b er vant süeziu gegenwort.

sprach und dann süße Antwort fand. Den

von dem wirte wart gehört,

Hausherrn hörte man befehlen, daß man

man soltez trinken für in tragn.

den Nachttrunk brächte. D a hatten die

ίο daz mohten werbasre klagn.

Verliebten Grund zu klagen, daß ihr Trei-

der wirt warp, mit den gesten:

ben gestört wurde. D o c h hatte auch der

in kund och minne lesten.

Wirt, genau wie seine Gäste, etwas um-

ir sitzen düht in gar ze lanc:

zutreiben, die Liebe hatte es verstanden,

sin herze ouch werdiu minne twanc. υ daz trinken gab in urloup.

auch ihm etwas aufzuladen. Er fand, daß sie da gar zu lange sitzen blieben: auch

manegen kerzinen schoup

sein Herz war ganz in der Gewalt der

truogen knappen vor den ritern dan.

edlen Liebe. Der Nachttrunk schickte jene

do bevalch min her G ä w ä n

fort. Viele Kerzenbündel trugen die Knap-

dise zwene geste in allen:

pen vor den Rittern hinaus. Da gab G ä -

20 daz muose in wol gevallen.

wän ihnen allen die zwei Fremden in die

Lyschoys unt Flörant

O b h u t ; das mußte denen wohl gefallen.

fuoren släfen al zehant.

Lyschoys und Flörand gingen also jetzt

diu herzogin was so bedäht,

schlafen. Die Herzogin war noch so auf-

si sprach si gunde in guoter naht. 25 dö fuor och al der frouwen schar

merksam

und sprach, sie gönne

ihnen

eine gute Nacht. Dann zog auch die ganze

da si gemaches nämen war:

Schar der D a m e n davon, sie suchten ihre

ir nigens si begunden

Betten auf. Ein allgemeines Knicksen be-

mit zuht die si wol künden.

gann, mit Eleganz, denn sie waren wohl

Sangive und Itonje

erzogen. Sangive und Itonje gingen fort

fuoren dan: als tet ouch Cundrie.

und so auch Cundrie.

1. Gar] Dar nach alle. sciere ein ende nam D, schier nam ende Ggg, schier ende nam F, nam ein ende dg. 2. varwe FGdgg. 5—10. abgeschnitten F. 8. wirt G. 9. soltz D, solde Gg. 10. werber D, minnare wol Gg. 11. gesten D. 12. künde FG. 12. 25. oh G, ouch DE 13. duoht DF, duhte G. 14. werde FG. 15. daz trinch D. 16. Manie G, Manich F. cherzenin G. 21. floriant G. 22. al] = sa FGgg. 23. herzoginne DF. so fehlt Fg. 24. diu D. iach G. 25. Da G. 27. IR in gense si F. 28. = zuhten FGgg. wol fehlt FGg. 29. Sangive D, Sangwin d, Sagive Gg, Sayve F, Seyve gg. 30. als] sam F. ouch fehlt G. kundrie F, gundrie G.

646 642

Bene und Arnive dö

XIII. Buch Bene und Arnive kümmerten sich noch

schuofen daz ez stuont also,

darum, daß alles schön gerichtet

da von der wirt gemach erleit:

denn der Herr des Hauses sollte nichts er-

diu herzogin daz niht vermeit,

leiden als Bequemlichkeit in allen Dingen.

j dane wasre ir helfe nähe bi. G ä w ä n fuorten dise dri

war,

Auch die Herzogin ließ es an Eifer nicht fehlen, sie war immer dabei, wo es etwas

mit in dan durch sin gemach,

zu helfen gab. Den G ä w ä n führten diese

in einer kemenäte er sach

drei dahin, w o er ruhen sollte. In einer

zwei bette sunder lign.

Kemenate sah er zwei Betten liegen, für

ίο nu wirt iuch gar von mir verswign

jedes von den beiden eins. Kein Wort sag

wie diu geheret wasren:

ich euch jetzt davon, wie herrlich diese

ez nashet andern masren.

Betten waren, es geht ganz anderen Ge-

Arnive zer herzoginne sprach 'nu suit ir schaffen guot gemach 15 disem riter den ir brähtet her.

schichten zu. Arnive sprach zur Herzogin: »Ihr müßt es dem Ritter, den Ihr herbegleitet habt, recht angenehm

machen.

op der helfe an iu ger,

Wenn er Euch um etwas bitten sollte, so

iwerr helfe habt ir ere.

helft ihm nur, das macht Euch Ehre. Ich

ine sage iu nu niht mere,

sage Euch nur noch eins: Seine Wunden

wan daz sine wunden 20 mit kunst sö sint gebunden,

sind gut genug verbunden mit viel Kunst; er könnte jetzt sogar schon eine Rüstung

er möhte nu wol wäpen tragn.

tragen. Trotzdem sollt Ihr Mitleid

doch suit ir sinen kumber klagn:

ihm haben in seinem Schmerz; es wäre

o b ir im senftet, daz ist guot.

gut für ihn, wenn Ihr ihm den mit Sanft-

leret ir in höhen muot,

heit lindert. Lehrt ihn Stolz und Fröhlich-

25 des muge wir alle geniezen:

mit

sein, das k o m m t uns allen zugute. Jetzt

nu läts iuch niht verdriezen.'

laßt Euch nicht lange bitten, packt die

diu künegin Arnive gienc,

Sache an!«

dö si ze hove urloub enpfienc:

Die Königin Arnive ging, nachdem sie

Bene ein lieht vor ir truoc dan.

ihren Abschied von dem hohen Herrn er-

die tür beslöz her G ä w ä n .

halten hatte. Bene trug vor ihr ein Licht hinaus. Herr G ä w ä n Schloß die Tür.

5. wasr F. nahen FGgg. 6. Gawanen Ddg. fuorte FG. 8. kominatin G, kemenaten die übrigen. resach D, gesach g. 9. Vier FGg. 10. iuch G, iu D, ouch Fdg, fehlt g. 11. gehert DG. 12. nahet alle außer D. nu andern Ggg, nu an den F. 13. zer herzoginne Arnive sprach? 14. guotin G. 1 5 - 2 0 abgeschnitten F. 15. braht G. 18. lehn G. 21. moht G. wappen F, wappin G. 22. chumbir G. 23. ir in FGg. 24. Lert Ggg. = in nu Ggg, nu F. 25. mug wir alle wol F. 27. 28. gie-enphie F. 28. uorloup F. 29. lieh G. vor in truoch dan G, truoch vor ir (in F) dan Fgg. truog tan d. 30. = min her FGgg.

XIII. Buch 643

Kunn si zwei nu m i n n e stein,

647

Es fällt mir gar nicht leicht, den bei-

daz m a g ich unsanfte heln.

den, die da L i e b e stehlen gehen, als ein

ich sage vil liht waz da g e s c h a c h ,

rechter H e h l e r die S o r e zu

w a n daz m a n d e m u n f u o g e ie j a c h ,

Vielleicht sage ich's ja d o c h , w a s da ge-

s der verholniu maere m a c h t e breit,

verstecken.

schah — es ist b l o ß so, d a ß m a n es i m m e r

ez ist o u c h n o c h den h ö f s c h e n leit:

ungezogen und p ö b e l h a f t gefunden

o c h unsseliget er sich dermite.

wenn einer heimliche G e s c h i c h t e n überall

hat,

zuht si dez slöz o b m i n n e site,

ausstreute. Auch heute n o c h beleidigt das

nu fuogt diu strenge m i n n e

die feinen L e u t e , und er, der's tut, m a c h t

10 unt diu c l ä r e herzoginne

sich d a m i t verflucht. V o r n e h m e

Diskre-

daz G ä w ä n s freude w a s verzert:

tion sei als ein Riegel vor allen D i n g e n

er wasr i m m e r unernert

der Liebe.

sunder armen, die p h i l o s o p h i e n υ und al die ie gesäzen

D i e strenge Liebe h a t t e es soweit getrieben, und die k l a r e H e r z o g i n , d a ß G ä w ä n s L e b e n s f r e u d e nun aufgezehrt w a r :

da si s t a r k e liste m ä z e n ,

Nur die G e l i e b t e k o n n t e ihn n o c h retten.

K a n c o r unt T h e b i t ,

Die

unde T r e b u c h e t der smit,

alle, die sich je hingesetzt h a b e n z u m Stu-

der Frimutels swert e r g r u o p ,

dium s t a r k e r M a g i e , K a n c o r und T h e b i t

20 da von sich starkez w u n d e r h u o p ,

ganze

heidnische

Philosophie

und

etwa und T r e b u c h e t , der S c h m i e d , der Fri-

dar zuo al der arzte k u n s t ,

mutels S c h w e r t gravierte, so d a ß es w u n -

o b si im trüegen g u o t e gunst

derhafte D i n g e v e r m o c h t e , dazu die ganze

mit temperie üz würze k r a f t ,

Kunst der Ärzte — wenn alle die z u s a m -

äne wTplich geselleschaft

men ihm a u c h n o c h so w o h l gewollt hät-

25 sö müeser sine schärpfe n ö t

ten mit Essenzen aus d e m M a r k der be-

hän b r ä h t unz an den süren tot. ich wil iuz masre m a c h e n kurz,

sten K r ä u t e r , aber o h n e eine Frau in sein e m S c h l a f z i m m e r , so h ä t t e er d o c h seine

er vant die rehten hirzwurz,

scharfe

diu im h a l f daz er genas

tragen müssen. Ich m a c h euch die

Not

bis an ein saures

Sterben

so daz im arges niht e n w a s :

schichte kurz: E r f a n d die rechte H i r s c h -

Ge-

wurz selber, die ihm h a l f , d a ß er genas und nichts S c h l i m m e s m e h r hatte:

1. Cunnen G, Bunnen (B vom Rubrikator) D, Chunnen F. 2. unsamfte G. 3. sagiu liht Fgg. lihte DG. daz da D. 4. unfuog ie Fdgg, ie ungefuoge G, die unfuge g, unfuoge D. 5. Die verholniu mser machent breit F. virholne mxr G. msere ie D. = machet Ggg. 6. ouch fehlt FGg: dann hovischiern G, hovescharen g, h...schb£eren F. 7. Oh G, ouch DF. 8. zuht si fehlt G. des D, das dg, fehlt FGgg. op G. 9. fuogit G, fuogete D, nicht lesbar in F. 11. sorge G. wart FGg. 12. wasre D. unrewert D. 14. Philosopfien D. 15. alle DFG. 17. Chanchor D, Chancor g und (so scheints) F, Kanchor dg, Crancor g, Charncor G. Tebit gg und vermutlich F, bebit G. 18. unt D. 19. Frimutelles? 20. starches G. 21. arzate D, arzet Ggg, arzt F, artzat dg. 23. temperie gg, temprie D, temperi Fd, tempre G. üz] unde mit FGg. 25 — 30 abgeschnitten F. 25. siner swiere not G. 26. unze an sinen tot Gdgg. 27. iu daz G. 30. niene was G.

648 644 Diu wurz was bl dem blanken brün. muoterhalp der Bertün, Gäwän fil Ii roy Löt, süezer senft für sure nöt 5 er mit werder helfe pflac helfecliche unz an den tac. sin helfe was doch so gedigen deiz al daz volc was verswigen. sit nam er mit freuden war ίο al der riter unt der frouwen gar, so daz ir trürn vil nach verdarp. nu hoert ouch wie der knappe warp, den Gäwän hete gesant hin ze Löver in daz lant, υ ze Berns bt der Korcä. der künec Artüs was aldä, unt des wip diu künegin, und maneger liehten frouwen schin, und der massenie ein fluot. 20 nu hoert och wie der knappe tuot. diz was eines morgens fruo: siner botschefte greif er zuo. diu künegin zer kappein was, an ir venje si den salter las. 25 der knappe für si kniete, er bot ir freuden miete: einen brief si nam uz siner hant, dar an si geschriben vant schrift, die si bekante e sinen herren nante

XIII. Buch

das Kraut wuchs rötlichbraun in weißem Feld. Gäwän fils du rot Lot, Bertüne von der Mutter her, behandelte sein saures Leiden mit einem Mittel, das ihm wirklich half, so daß ihm wohl wurde und süß, das wendete er fleißig bis zum Morgen an, damit es desto besser helfe. Doch war die Kur, die ihm da half, von solcher Art, daß all die Leute auf der Burg davon nichts erfuhren. Später sorgte er dafür, daß auch die Ritter alle und die Schar der Damen ihren Teil vom Glück bekamen, so daß ihre Leiden so gut wie ganz verschwanden. Nun hört aber, wie der Knappe seine Sache machte, den Gäwän ausgeschickt hatte, hin in das Land Löver, nach Berns an der Korcä: dort war der König Artüs und seine Frau, die Königin, dazu viel Glanz von lichten Damen und eine wahre Flut von Rittern des Hofs. Nun hört auch, was der Knappe tut: Es war an einem Morgen in der Frühe, da packte er die Sache an. Die Königin war in der Kapelle, sie kniete dort und las den Psalter. Der Knappe kniete vor ihr nieder und überreichte ihr die Freudengabe: jenen Brief nahm sie aus seiner Hand. Die Schrift, die sie darauf geschrieben fand, erkannte sie gleich, noch ehe

1. würze Gg, wuorze F, wrce D. blanch bruon D. 2. bertuon D, britun G, brytun F. 3. fillu roy D, filioroys G, fyllyroys F, fillurois g, fily roy d, fiz Lu Roys g, filli roys g. 4. senfte DFG. suor F. 5. froude FGgg. 6. Helflich FGgg. 7. wart G. doch so Dd = echt so g, also FGgg. 8. Daz alle außer D. was gar gg, wart gar FG. gedign-verswign F. 10. Al der frouwen un der riter schar G. 11. trurin G, truoren D, trouren F. 12. hört G, hoeret F, höret D. 13. het F. 14. Lover FG. inz g. 15. ce Berns D, Zebeins G, Zuo beems d, Zuo benis gg, ZeRabins F, Zü Sabins g. Chorcha DGg, korcha Fg, corhta g, karco d. 18. maneger frouwen liehter D, maniger (manig d) liechter frawen dg. 19. der D, ouch der G, der werden die übrigen. mjessenie F, masssenide D. 20. hoeret F, höret DG. ouch DF. 21. Ditz F, Daz G. eins DFG. 22. botschaft F. 23. kappel F. 24. venie D. 26. froude Fdgg, fromede G. 27. Einem G. 28. scriben G. 29. Schrifte G. bechande G. bekande Fgg. 30. sinen herrn Dd, si sinen herren F, si sin herze G, er sinen herren gg, sy der knappe g. nande Fgg.

XIII. Buch

645 Der knappe den si knien da sach. diu künegin zem brieve sprach 'öwol der hant diu dich schreip! äne sorge ich nie beleip 5 sit des tages daz ich sach die hant von der diu schrift geschach.'

ίο

is

20

25

si weinde sere und w a s doch vrö: hin zem knappen sprach si dö 'du bist G ä w ä n e s kneht.' 'ja, frowe. dernbiutet iu sin reht, dienstlich triwe an allen wane, und da bi sine freude kranc, i m weit im freude machen hoch, so kumberlich ez sich gezöch nie umb al sin ere. frouwe, ernbiut iu mere, daz er mit werden freuden lebe, und vreischer iwers tröstes gebe, ir mugt wol an dem brieve sehn mere denne i'us künne jehn.' si sprach 'ich hän für war erkant durch waz du zuo mir bist gesant. ich tuon im werden dienst dar mit wünneclicher frouwen schar, die für war bi miner zit an prise vor uz hant den strit. äne Parziväles wip unt an Orgelüsen lip sone erkenne ich üf der erde bi toufe kein sö werde.

649

der Knappe, den sie da vor ihr knien sah, ihr seinen Herrn nannte. Die Königin sprach zu dem Brief: »Gesegnet sei die H a n d , die dich schrieb! Nie war ich ohne Sorgen seit dem Tag, da ich die H a n d , von der diese Schrift k o m m t , zum letztenmal sah.« Sie weinte sehr und war dabei doch glücklich; zu dem Knappen sprach sie dann: » D u bist G ä w ä n s Bursche.« » J a , meine D a m e . Der läßt Euch versichern, daß er noch sei, was er immer war — auf seine Ergebenheit und seine Treue könnt Ihr Euch verlassen —, daß er aber sehr unglücklich werden müßte, wenn Ihr nicht seinem Glück aufhelfen wolltet. Er ist da in eine Sache hineingeraten, so schlimm wie keine je vorher: Es geht um alle seine Ehre. Meine D a m e , weiter läßt er Euch sagen, daß er in edlen Freuden lebe, und erst so recht, wenn er von Eurer Treue kriege, worum er Euch bittet. Alles übrige könnt Ihr in dem Brief lesen, besser, als ich es zu sagen wüßte.« Sie sprach: »Ich habe es schon verstanden, w a r u m du zu mir gesandt bist. Ich will ihm den Gefallen tun und seinem Adel dort mit einem Heer von reizenden Damen zu Hilfe kommen; wahrlich, solange ich lebe, muß denen immer schon im voraus der Siegespreis gehören, wer sonst auch darum kämpfen mag. Nur für Parziväls Frau mache ich eine Ausnahme und für den Leib der Orgelüse, sonst kenne ich keine unter den Getauften, die so edel wäre wie jene Damen.

1. Den sy d a vor ir knien sach g. knien da D , knien Fy da knien Gdgg. 2. Die G. 3. Wol FGgg. 10. der enbiutet D , ern biut Gg, er enbütet g. 11. dienstliche D . 13. iren D , Irne G. wellet D. 15. nie al umbe sin ere Gd. 16. er enbiut D , er nebiut G . 18. = und fehlt Ggg. vreischer] vreiscet D , freischet er die übrigen. iwer D. 20. dane G. i'us] ichs iu D , ichs d, ich üch dg, ih Gg. 23. werdiu D . 24. werdechlicher G. 26. H a n t vor uz den besten strit G . 27. Parcifals D . 28. Unde an G. 30. cheine D, deheine G .

650 6 4 6 D a z G ä w ä n von Artuse reit, slt hat sorge unde leit

XIII. Buch Seit G ä w ä n

von

Artüs

fortritt,

haben

Sorge und Leid immerfort voller H a ß mit

mit krache üf mich geleit ir vliz.

Krachen auf mich eingeschlagen. Meljanz

mir sagete Meljanz von Liz,

von Liz hat mir gesagt, daß er ihn einmal

s er siehe in sit ze Barbigoel.

während all der Zeit in Barbigoel

ge-

owe,' sprach si, 'Plimizoel,

troffen habe. Wehe dir, Plimizoel«, sprach

daz dich min ouge ie gesach!

sie, »daß dich mein Auge sehen mußte! So

waz mir doch leides da geschach!

viel Böses ist mir da geschehen! Cunne-

Cunnewäre de Lälant 10 wart mir nimmer mer bekant,

wäre de Lälant habe ich seitdem nie mehr gesehen, meine süße, edle Freundin. Mit

min süeziu werdiu gespil.

Reden brach man da der Tafelrunde viel

tavelrunder wart da vil

von ihrem Adel ab. Viereinhalb J a h r e und

mit rede ir reht gebrochen,

sechs Wochen ist es her, daß der edle

fünftehalp jär und sehs wochen

Parziväl vom Plimizoel fortritt nach dem

is ist daz der werde Parziväl

Gräl. D a m a l s ist auch G ä w ä n aufgebro-

von dem Plimizoel nach dem gräl

chen nach Ascalün, der edle M a n n . Und

reit, do kert och G ä w ä n

dort geschah es auch, daß Jeschüte und

gein Ascalün, der werde man.

Eckubä von mir gingen. G r o ß e r J a m m e r

Jeschüte und E c k u b ä

nach all diesen edlen Leuten hat mich

20 schieden sich von mir aldä. gröz jämer nach der werden diet mich sit von staeten fröuden schiet.' diu künegin trürens vil verjach: hin zem knappen si dö sprach 25 'nu volge miner lere, verholne von mir kere,

seither niemals wieder wahres Glück erleben lassen.« Die Königin redete noch viel von ihrem Leid. Dann sprach sie zu dem Knappen: »Ich sage dir, was du tun mußt, folge mir: Geh heimlich wieder weg von mir und warte, bis die Sonne hoch am H i m -

unz sich erhebe hoch der tac,

mel steht; dann nämlich wird das ganze

deiz vole ze hove wesen mac,

Volk bei H o f versammelt sein, Ritter und

riter, sarjande

Knappen, alle die Edlen des Königs.

diu gröze mahinande,

3. chrache D, roch (räche?) d = chraft G. 5. sah G. = Parbig. Dd. 6. owi D. blirazol G. 9. Kuneware G. 10. nimer me G. 11. sueze werde G. 12. Tavelrunde Dd. 14. iare unde sehse G. 16. blimzol G. 18. aschalun G. 19. Eckuba D, trebuca G. 22. sit fehlt Gg. Y]. unze DG. 28. daz dz D, Da dez G, Das das d, Da daz gg, So daz g. 29. unde sariant Gd. 30. = Unde diu Ggg. guote Ggg. mahinante D, machinande g, raahenande Gg, machenande g, machemant d.

651

XIII. Buch 6 4 7 Uf den hof du balde trabe.

Dann laß dein Pferd nur recht flott auf

enruoch din runzit iemen habe:

den

da von soltu balde gen

darum, o b jemand seine Zügel

aldä die werden riter sten.

oder nicht, sondern geh in größter Hast

Hof

traben.

Kümmere

dich

nicht nimmt

5 die vrägnt dich äventiure:

dahin, w o die edlen Ritter stehen. Die fra-

als du gähest üzem fiure

gen dich dann, was dir zugestoßen ist: du

gebär mit rede und ouch mit siten.

mußt so reden und überhaupt so tun, als

von in vil küme wirt erbiten

wäre Feuer im D a c h . Sie werden es kaum

waz du masre bringest: ίο waz wirrt o b du dich dringest durchz volc unz an den rehten wirt,

mehr

aushalten

vor

Neugier,

was

für

Botschaft du wohl bringst. Wer könnte in einem solchen Fall denn Anstoß nehmen,

der gein dir grüezen niht verbirt?

wenn du dich auch etwas unfein durch

disen brief gib im in die hant,

die

dar an er schiere hat erkant

Herrn des Hauses? Er wird dir seinen

15 diniu msere und dins herren ger: des ist er mit der volge wer. noch mere wil ich leren dich,

Menge

drängelst

bis

zum

rechten

G r u ß darum doch nicht verweigern. Diesen Brief gib ihm in die H a n d . D a wird er dann bald erfahren, was du auszurichten

offenliche soltu sprechen mich,

hast und was dein Herr von ihm wünscht.

da ich und ander frouwen

Er wird damit einverstanden sein und die

20 dich hoeren unde schouwen. da wirb u m b uns als du wol kanst,

Bitte erfüllen. Noch

mehr will ich dir raten:

Du

o b du dim herren guotes ganst.

sollst auch mit mir sprechen, ich meine:

und sage mir, wä ist G ä w ä n ? '

öffentlich; da wo ich zusammen mit den

der knappe sprach 'daz wirt verlän:

anderen D a m e n dich anhöre und sehe, da

25 ich sage niht wä min herre si.

mußt du deine Sache so gut du nur kannst

weit ir, er blibet freuden bi.'

vor uns vertreten, wenn du deinem Herrn

der knappe was ir rätes vrö:

wohlwillst. Sag mir aber: Wo ist Gäwän?«

von der küneginne er dö

Der Knappe sprach: »Das wird nicht

schiet als ir wol habt vernomn,

geschehen, ich sage nicht, w o mein Herr

und k o m ouch als er solde k o m n .

ist. Er ist bei gutem Wohlsein, und da, seid so freundlich, soll er auch bleiben.« Der Knappe war froh um ihren R a t ; von der Königin ging er weg — ihr habt ja gehört, was sie empfahl —, und so, wie er sollte, k a m er an, wenn man so sagen will.

I. drabe G. 2. enruoche DG. ob din alle, nur g ob daz. = niemen Ggg. 4. Da Gdg. 5. vragent D, fragint G. 6. Alse G. uoz eime D, uz einem die übrigen. 7. Gebar d, gebare DG. unt mit Gdgg. 8. gebiten D. 10. wirret alle. dich fehlt d. I I . Durch daz, ohne rehten, Gdgg. 13. Den Gdg. 14. Dar er schier G. 15. herzen alle außer D. 17. Mere wil ih noch Ggg. mer D. 18. Offenlich d, Offenlichen Ggg. 21. wirbe umbe G. 22. dime D. wol guotes G. 23. So sag Gg. 24. Frouwe diz masre (fehlt g) wirt virlan Ggg. 25. = Ich ensag Ggg. dann iu alle außer g. wa er sy dg. 26. belibet DG. 27. chanappe G. = wart Ggg. 29. fehlt G. 30. Unde chome als G.

65 2 648

5

ίο

15

20

25

XIII. Buch

Reht u m b e den mitten morgen offenllche und unverborgen üf den hof der knappe reit, die höfschen prüeveten siniu kleit wol nach knappelichen siten. ze beden siten was versniten daz ors mit sporn sere, nach der künegin lere er balde von dem orse spranc. u m b in h u o p sich gröz gedranc. k a p p e swert unde sporn untz ors, wurden diu verlorn, da kert er sich wenec an. der k n a p p e h u o p sich balde dan, da die werden riter stuonden, die vrägen in beguonden von äventiure ma;re. si jehent daz reht da wsere, ze hove az weder wip noch man, e der hof sin reht gewan, äventiur so werdeclich, diu äventiure wsere gelich. der k n a p p e sprach 'in sag iu niht. min u n m u o z e mir des giht: daz suit ir mir durch zuht vertragn, und ruocht mir vome künege sagn. den het ich gern gesprochen e: mir tuot min u n m u o z e we. ir vreischt wol waz ich masre sage: got lere iuch helfe und kumbers klage.'

Gerade richtig um die Mitte des Vormittags ritt der Knappe offen ohne Heimlichkeiten auf den H o f . Die Höflinge d o r t taxierten genau seine Kleider, wie es halt Knappen gerne tun. Auf beiden Seiten w a r das Pferd w u n d und zerstochen von den Sporen. Wie es ihm die Königin empfohlen hatte, sprang er eiligst vom Pferd. Um ihn herum entstand ein großes Gedränge. Mantel, Schwert und Sporen, dazu das Roß — das alles mochte bleiben, w o es lag und stand, er scherte sich d a r u m recht wenig: Der Knappe rannte los und dahin, w o die edlen Ritter standen. Die fingen gleich zu fragen an, was denn passiert sei: sie wollten ein Abenteuer hören. M a n sagt, es sei dort der Brauch gewesen, d a ß weder Frau noch M a n n beim König aß, wenn nicht zuvor dem Hof sein Recht geschehen war: und dieses Recht verlangte ein Abenteuer, das m u ß t e einigen Adel haben, damit es auch wirklich einem Abenteuer gleichsah. Der Knappe sprach: »Ich sage euch nichts, mich drängt die Zeit, die ich nicht habe. Seid so freundlich, laßt mich gehen und sagt mir bitte, w o der König ist: mit dem m u ß ich zuerst sprechen. So leid es mir tut, ich bin in Eile. Ihr werdet schon erfahren, was f ü r Neuigkeiten ich bringe. G o t t gebe, d a ß ihr dann Hilfe habt und Klage für das Unglück.«

3. = Der chnappe uf den hof reit Ggg. 4. pruovente G. 5. knapplichen g, knappechlichen D. 7. sporin G. 9. = Balde er Ggg. 10. = wart da groz Ggg. 11. = Sin swert kappe Ggg. un de sporen G. 12. = Unde daz ors werdent diu Ggg. 13. cherte G. 15. die werde G. stünden D. 16. begunden alle. 18. Die G. iahen Gdg. 19. az] da G. 20. f daz Gdgg. dir hof G. 21. werdelich G. 23. ine sag D, ih ensage G. 26. ruochet DG, geruht gg. von dem G. 27. = Den wolde ich (fehlt G) gerne sprechen g Ggg. 29. = Ir freischet schiere waz ih sage Ggg.

653

XIII. Buch 649

Diu botschaft den knappen t w a n c

Der

Knappe

war

so ganz

und

gar

daz ern ruochte wer in d r a n c ,

gefesselt von seinem Auftrag, daß er sich

unz in der künec selbe sach,

gar nicht k ü m m e r t e

der sin grüezen gein im sprach.

und Gedränge,

5 der knappe g a b im einen brief,

um alles

Schieben

bis er endlich vor

den

Augen des Königs stand. Der sprach ihn

der Artus in sin herze rief,

an mit einem Gruß. Der Knappe gab ihm

d ö er von im w a r t gelesn,

jenen Brief. Was er da las, das rief dem

d o muoser bi beiden wesn,

Artus laut ins H e r z hinein. N a c h L a c h e n

daz ein w a s freude untz ander klage,

und Weinen zugleich w a r ihm zumute. E r

ίο er sprach 'wol disem süezem tage,

sprach: »Gesegnet sei der süße Tag, bei

bi des liehte ich hän vernomen,

dessen Schein ich das v e r n o m m e n habe:

mir sint diu wären masre komen

Wahre N a c h r i c h t ist zu mir g e k o m m e n

um minen werden swestersuon.

von

kan ich manltch dienst tuon,

w a h r ich weiß, was Ritterehre

is durch sippe und durch geselleschaft,

meinem

edlen

Schwestersohn.

So

fordert,

aus Liebe zum Neffen und zum Genossen

ob triwe an mir gewan ie kraft,

in der Tafelrunde, wenn je Treue in mir

so leist ich daz mir G ä w ä n

M a c h t gewann, will ich das tun, was G ä -

hat enboten, o b ich kan.'

w ä n in seiner Botschaft von mir verlangt,

hin zem knappen sprach er d ö 20 'nu sage mir, ist G ä w ä n vrö?' 'ja, herre, o b ir wellet, zer freude er sich gesellet:'

wenn ich irgend kann.« Hin zum Knappen sprach er dann: »Jetzt sag mir, geht es G ä w ä n gut?« » J a , H e r r , es k o m m t nur d a r a u f an, ob

sus sprach der knappe wise,

Ihr es wollt: dann sind er und das Glück

'er schiede gar von prise,

ein Paar.« So sprach der kluge Knappe.

2j o b ir in liezet under wegen:

»Alle seine E h r e müßte er verlieren, wenn

wer solt ouch da bi freuden pflegen?

Ihr ihn im Stich ließet: Wer könnte in

iwer tröst im zucket freude enbor:

solch einer L a g e glücklich sein? Wenn Ihr

unz üzerhalb der riwe t o r

ihm aber Treue tut, so schießt sein Glück

von sime herzen kumber jagt

e m p o r ; hinaus zum T o r der Tränen wird

daz ir an im iht sit verzagt.

der Kummer, den er im Herzen

hatte,

fortgejagt, weil Ihr G ä w ä n nicht feig verraten habt.

3. der wirt Ggg. = ersach Ggg. 4. = sinen gruoz Ggg. 5. In die hant gab er im Ggg. 6. Artuse D. sine G. 7. = was Ggg. 8. bi den beiden Gdgg. 9. untz D, daz die übrigen. 13. miner D. 14. manlichen Gdg. 16. gewan an mir ie gg, gewan ie an mir G. 20. Sag an ist Ggg. 22. = Ze frouden Ggg. 23. = sus fehlt Ggg. 24. = ouh gar Ggg. 26. froude Gd. 28. riuwen Ggg. 29. Uz Gg. sorge Ggg. 30. = niht Ggg.

654

XIII. Buch

650 Sin herze enböt sin dienst da her der küneginne: ouch ist sin ger, daz al der tavelrunder schar sines diens nemen war, 5 daz si an triwe denken und im freude niht verkrenken, so daz si iu komen raten.' al die werden des da bäten. Artus sprach 'trütgeselle min, ίο trac disen brief der künegin, läz si dran lesen unde sagn, wes wir uns frewen und waz wir klagn. daz der künec Gramoflanz höchvart mit losheite ganz υ gein mime künne bieten kan! er wasnt, min neve Gäwän si Cidegast, den er sluoc, da von er kumbers hat genuoc. ich sol im kumber meren 20 und niwen site leren.' der knappe kom gegangen da er wart wol enpfangen. er gap der küneginne den brief, des manec ouge über lief, 25 dö ir süezer munt gelas al daz dran geschriben was, Gäwäns klage und sin werben, done liez och niht verderben der knappe zal den frouwen warp dar an sin kunst niht verdarp.

Sein Herz wollte auch der Königin hier Ergebenheit zu Füßen legen. Ferner ist es sein Wunsch, daß die ganze Schar der Tafelrunde sich vor Augen halten möge, was er für sie getan hat. Treue möchten sie im Sinn behalten und sein Glück nicht untergehen lassen. Und so bittet er sie denn, sie möchten Euch zu der Reise raten.« Alle die Edlen redeten da dem König zu. Artüs sprach: »Mein lieber Freund, trag diesen Brief zur Königin, laß sie darin lesen, damit auch ihr Mund diese Worte spreche, die uns freuen und betrüben. Wie nur der König Gramoflanz es wagen kann, meinem Fleisch und Blut mit derart frecher Arroganz gegenüberzutreten! Er glaubt wohl, mein Neffe Gäwän wäre nicht mehr als Cidegast, den er erschlug — und selbst der macht ihm noch eine Menge Kummer. Ich aber will ihm weit größeren Kummer machen, von mir soll er neue Sitten lernen!« Da, wo der Knappe dann hinkam, wurde er freundlich empfangen. Er gab der Königin den Brief. Mancher gingen da die Augen über, als der süße Mund der Königin das alles vorlas, was dort geschrieben stand: Gäwäns Klagen und sein Bitten. Der Knappe aber ließ seine eigenen Talente auch nicht nutzlos verkommen: vor all den Damen vertrat er seine Sache, und seine Kunst war wohl angewendet.

1. Min D und (dann herre) dg. — enbiut, ohne da, Ggg. 3. Tafelrunde Dd. 4. dienstes alle außer D. neme dg. 5. — Daz si ir triuwe an im gedenchen Ggg. 7. iu fehlt G. 8. da fehlt Gg. 9. = Der kunic sprach geselle min Ggg. 11. daz si dran Dg, Das sü do (und lese) d, Bit si den Ggg. 12. freuwen D, frouwen G. 14. = Mit hohvart losheit ganz Ggg. 16. warnet DG. 17. Sit zidegast G. 18. Von dem er Ggg. 22. Al da er G. 23. = Der kunegin er gap Ggg. 26. dar an alle außer D. 27. chlagin Ggg. sin fehlt D. 28. Do enliez G. 29. = zen frouwen allen warp Ggg.

XIII. Buch 651

s

ίο

15

20

25

Gäwäns mäc der riche Artus warp herzenliche zer messenie dise vart. vor sumen het ouch sich bewart Gynover diu kurteise warp zen frouwen dise stolzen reise. Keie sprach in sime zorn 'wart abe ie so werder man geborn, getorst ich des gelouben hän, sö von Norwjegc G ä w ä n , ziu dar näher! holt in da! sö ist er lThte anderswä. wil er wenken als ein eichorn, ir mugt in schiere hän verlorn.' der knappe sprach zer künegin 'frouwe, gein dem herren min muoz ich balde keren: werbt sin dinc nach iweren eren.' zeime ir kamerasr si sprach 'schaffe disem knappen guot gemach, sin ors suit du schouwen: st daz mit sporn verhouwen, gib imz beste daz hie veile si. won im ander kumber bi, ez si pfantlöse oder kleit, des sol er alles sin bereit.' si sprach 'nu sage Gäwän, im si min dienst undertän. urloup ich dir zem künege nim: dime herren sag och dienst von im.'

655

Gäwäns Oheim, der gewaltige Artus, setzte sich von ganzem Herzen bei den Rittern dafür ein, daß man die Reise täte. Auch Gynover, die Feine, ließ sich nicht lange bitten, bei den Damen für den Zug in Glanz und Prunk zu werben. Keie sprach in seinem Ärger: »Ob aber die Welt je einen Mann gesehen hat, der alles das wert wäre — wenn ich's überhaupt glauben könnte, ja dann von Gäwän aus Norwaege! >Auf ihn! Da sitzt er, holt ihn doch!< so wird's dann heißen — dabei ist er werweißwo. Wenn der wieder einmal Lust kriegt, umherzuspringen wie ein Eichhörnchen, dann kann es euch leicht passieren, daß ihr mit leeren Händen dasteht!« Der Knappe sprach zur Königin: »Meine Dame, ich muß jetzt eilig heim zu meinem Herrn; führt seine Sache so, daß es Euch Ehre macht.« Zu einem von ihren Kämmerern sprach sie: »Du mußt dafür sorgen, daß dieser Knappe alles hat, was er braucht. Du sollst nach seinem Pferd sehen: vielleicht ist es von den Sporen wund; dann gib ihm ein anderes, und zwar das beste, das hier zu haben ist. Und wenn ihm sonst noch etwas Kummer macht, wenn er Geld braucht, um Schulden zu bezahlen, oder Kleider, das soll ihm alles zur Verfügung stehen.« Sie sprach: »Und du sag dem Gäwän, daß ich ihm gern gehorsam bin in allem, was er von mir wünscht. Ich will für dich beim König Abschied nehmen. Auch er will deinem Herrn zu Diensten sein, das kannst du ihm ausrichten.«

2. hofsliche Gg. 3. massenide D. 4. Ouch was vor sumen gar bewart Ggg. soumen D. 5. Kynover diu korteise G. 6. Sü warb d. die gg. stolzen fehlt Gd. 7. Kai G, Key gg. 8. abe ie G, aber ie D. so wert man ie geborn G. 9. gloubin G. 11. ziu D, Zuo d = Zehü G, Ze heu g, Zahiu g, Ziecht g. dar naher Dd = da (nu g) hin nu Ggg. 18. werbet DG. diene G. 19. Zeinem DG. 20. Schaffen G, Schaffet gg. guetin G. 27. 28. Geselle sage gawan. Ih si im an dienste under tan Ggg. 29. dir von dem G.

656 652

5

ίο

15

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25

Nu warp der künec sine vart. des wart der tavelrunder art des tages da volrecket. ez het in freude erwecket, daz der werde Gäwän dennoch sin leben solte hän: des wären se innen worden, der tavelrunder orden wart da begangen äne haz. der künec ob tavelrunder az, unt die da sitzen solten, die pris mit arbeit holten, al die tavelrunderasre genuzzen dirre masre. nu lät den knappen wider komn, von dem diu botschaft si vernomn. der huop sich dan ze rehter zit. der künegln kameraere im git pfantlose, ors unt ander kleit. der knappe dan mit freuden reit, wand er an Artüse erwarp da von sins herren sorge erstarp. er kom wider, in solhen tagen, des ich für war niht kan gesagen, üf Schastel marveile. Arnive wart diu geile, wand ir der portensere enböt, der knappe wser mits orses not balde wider gestrichen: gein dem si kom geslichen,

XIII. Buch Nun betrieb der König seine Reise. An diesem Tag durfte sich der Adel der Tafelrunde zu seiner ganzen Größe recken. Das Glück des Hofs war aufgewacht, als sie erfuhren, daß Gäwän noch am Leben war. Es konnte niemand was dagegen haben, wenn man jetzt das Recht der Tafelrunde in aller Form beging: Der König aß an der Tafel gemeinsam mit allen, denen es zustand, weil sie in harten Kämpfen Ruhm erworben hatten. All den Rittern von der Tafelrunde hatte da die Botschaft etwas Gutes gebracht. Jetzt soll — mit eurer Erlaubnis — der Knappe, von dem sie die Nachricht gehört haben, wieder heimkommen. Er brach zu rechter Zeit dort auf. Der Kämmerer der Königin gibt ihm noch Geld, ein R o ß und neue Kleider. Glücklich ritt der Knappe davon; er hatte ja bei Artüs das erlangt, was der Sorge seines Herrn den Garaus machte. Er kam heim — nach wieviel Tagen? Das weiß ich nun wirklich nicht zu sagen — nach Schastel marveile. Das war Arnive eine Lust, als ihr vom Torwächter die Nachricht kam, der Knappe sei mit einem schlimm abgehetzten Pferd wieder eingetroffen. Zu ihm kam sie verstohlen;

1. schuof Ggg. 2. = Ouch Ggg. wart fehlt G. tavelunrunder G, Tafelrunder (r in η verändert, wohl von andrer Hand) D. 3. al da D. 5. der] de G. 6. denoch D, Dannoch G. lebn D, lebin G. 7. si DG. 8. 10. Tavelrunden Dd. 10. tavelunrunder G. saz Gg. 11. 12. solden-holden Gg. 13. Al der G. tavclrundxre alle außer D. 17. ze] an Ggg. 19. Phandelose G. 21. Wan erz G. = da ze artuse Ggg. 22. herrn D = herzen Ggg. 25. Ze Ggg. Scastel D, tschastel G, kastei gg, tschahtel g, schathel d. 26. wart fehlt G. 27. Wan G. bortenare G. 30. Zuo dem Ggg.

XIII. Buch 6 5 3 Aldä der in verläzen wart, si vrägt in umbe sine vart, war nach er uz wasre geritn. der knappe sprach 'daz wirt vermitn, 5 frouwe, in tars iu niht gesagen: ich muozz durch minen eit verdagen. ez waere ouch mime herren leit, b r a c h ich mit maeren rmnen eit: des diuhte ich in der tumbe. ίο frouwe, vrägt in selben drumbe.' si spiltz mit vräge an manegen ort: der knappe sprach et disiu wort, 'frouwe, ir sümet mich an not: ich leist daz mir der eit gebot.' 15 er gienc da er smen herren vant. der turkoite Flörant und der herzöge von Göwerzin und von Lögroys diu herzogin saz da mit grözer frouwen schar. 20 der knappe gienc ouch zuo zin dar. üf stuont min her Gäwän: er nam den knappen sunder dan unt bat in willekomen sin. er sprach 'sag an, geselle min, 25 eintweder freude oder nöt, oder swaz man mir von hove enböt. funde du den künec da?' der knappe sprach 'herre, ja, ich vant den künec unt des wip, und manegen werdeclichen lip.

657

er war immer noch dort, wo man ihn hereingelassen hatte. Sie fragte ihn nach seiner Fahrt und wohin er geritten sei. Der Knappe sprach: »Da wird nichts draus. Meine Dame, ich kann es nicht wagen, Euch das zu erzählen; ich muß schweigen, ich habe es geschworen. Auch würde es, wenn ich meinen Eid mit Schwätzen bräche, meinen Herrn zornig machen: Er müßte mich für einen Dummkopf halten. Meine Dame, fragt ihn selber.« Mit Fragen spielte sie ihn nun in viele Ecken. Der Knappe aber sprach nicht mehr als diese Worte: »Meine Dame, es ist zwecklos, mich noch weiter aufzuhalten, ich tu das, was mir der Eid befiehlt.« Er ging dahin, wo er seinen Herrn fand. Der Turkoyte Flörand und der Herzog von Göwerzin und die Herzogin von Lögroys saßen da mit einer großen Schar von Damen. Der Knappe trat zu ihnen hin. Es erhob sich mein Herr G ä w ä n , er nahm den Knappen beiseite und begrüßte ihn herzlich. Er sprach: »Sag, mein lieber Freund, ist es Freude oder Not, oder was sonst bringst du mir mit vom Hof? Hast du den König angetroffen?« Der Knappe sprach: »Ja, mein Herr, ich habe den König gesehen und seine Frau und viele edel glänzende Gestalten.

1. er Gg. 2. Unt Ggg. vragete D, fragit G. 5. frouwe. ine tars D, Frowe ih engetar es G. 6. muoz Gdg, muoz ez Dg, muosz lichs g. vil virdagen G. 7. ez wasre ouch D, Es were d, Daz were g, Ouch ware Gg, Auch were es g. 8. braeche D, Brache G. 9. dühte D, dühte G. in Ggg, iuch Ddg. tumbe G. 10. vräget D, fraget G. selbe Gg. 11 —14 fehlen Gg. 14. leiste Ddg. 15. er gawanen vant Ggg. 16. türkoite G, Turkote D. floriant G. 18. und fehlt G. lorgrois G. 19. = Da saz Ggg. unde ander frouwen schar Gg. 20. gie D. zuo in G. 21. min fehlt Ggg. 23. = Er hiez in Ggg. 24. nu sage Ggg. an fehlt Gg. 25. Einweder G. 26. Unde Gg. 29. = unde sin wip Ggg. 30. = Unde dar zuo manigen werden lip Ggg.

658

XIII. Buch

6 5 4 Si enbietent iu dienst unde ir komn.

Sie lassen Euch sagen, daß sie Euch helfen

iwer botschaft wart von in vernomn

wollen und daß sie kommen. Eure Bot-

also werdecliche,

schaft hat man mit so großen Ehren emp-

daz arme unde riche

fangen, daß arm und reich sich freuten;

5 sich freuten: wand ich tet in kunt

denn ich ließ sie wissen, daß Ihr wohlauf

daz ir noch wseret wol gesunt.

seid und gesund. Es ist ein wahres Wun-

ich vant da hers ein wunder:

der, wieviel Volk ich da versammelt sah.

ouch wart diu tavelrunder

Auch hat man Eurer Botschaft zu Ehren

besetzet durch iur botschaft.

die von der Tafelrunde zu einem Mahl or-

ίο ob riters pris gewan ie kraft,

dentlich einberufen. Wenn Ritterruhm je

is

ich meine an werdekeite,

Kraft gewann, ich meine Kraft zum Adel,

die lenge und ouch die breite

dann trägt Euer Ruhm weit und breit die

treit iwer pris die kröne

Krone über aller andern Ruhm.« Er sagte

ob anderen prisen schöne.'

ihm auch, wie es zuging, als er mit der

er sagte im ouch wie daz geschach

Königin

sprach,

und wie sie ihm

mit

daz er die küneginne sprach,

Treue riet. Und er berichtete von den Leu-

und waz im diu mit triwen riet,

ten des Hofes, von Rittern und Damen,

er sagte im ouch von al der diet,

daß er sie alle in Jöflanze sehen werde,

von ritern und von frouwen,

noch vor dem Termin, da er seinen Kampf

20 daz er se möhte schouwen ze Jöflanze vor der zit

zu kämpfen hatte. Gäwäns

Sorgen

zergingen

ganz,

er

e wurde sines kampfes strit.

fand nichts anderes mehr in seinem Her-

Gäwäns sorge gar verswant:

zen als Glück. Den Knappen hieß er über

niht wan freud er im herzen vant.

die Sache schweigen. Alle seine Sorgen

25 Gäwän üz sorge in fröude trat,

waren ihm abgenommen. Er ging wieder

den knappen erz verewigen bat.

zu den Leuten und setzte sich hin. Und er

al siner sorge er gar vergaz,

war fröhlich da in seinem Haus die ganze

er gienc hin wider unde saz,

Zeit, bis der König Artüs

und was mit freuden da ze hüs, unz daz der künec Artüs

1. kome G. 3. Also gar Gd. 4. Der arme unde der G. 5. wan ih G. 6. noh wäret G. Ih sah da Ggg. 9. iwer D, iwer G. 10. Obe riters bris gwan G. 11 — 14. Ih meine an langer werdecheit. Die sint iu alle da bereit Ggg. 15. seit Dd. 16. chüninginne G (so die dritte hand oft, auch chüningin, aber chünich chünige). gesprach Gg, besprach g. 19. Von den ritern unde von den frouwen Gg. 20. = die Ggg. möhte G. 21. tschofflanze Gg. von D, in g. 22. kanphes G. 23—26 hat g und hatte wohl F (angenommen daß ihr 653,11 — 14 fehlten: denn die verlorenen sechs blätter enthielten 960 verse): 23. 24. fehlen Gg, 25. 26. fehlen Ddg. 24. freude er ime D. 25. sorgen alle. 27. sorde D, sorgen Gg, not g. gar Dd = da Gg, fehlt gg. 30. unze DG.

XIII. Buch 655 mit her in sine helfe reit, nu hoeret lieb unde leit. Gäwän was zallen ziten vrö. eins morgens fuogtez sich also 5 daz üf dem riehen palas manec riter unde frouwe was. in ein venster gein dem pflum nam er im sunder einen rüm, dä er und Arnive saz, ίο diu vremder maere niht vergaz. Gäwän sprach zer künegin 'öwe liebiu frouwe min, wolt iueh des niht betragen, daz ich iueh müeste vrägen 15 von sus getänen mseren, diu mich verswiget weeren! wan daz ich von iur helfe gebe alsus mit werden freuden lebe: getruoc min herze ie mannes sin, 20 den het diu edele herzogin mit ir gewalt beslozzen: nu hän ich iwer genozzen, daz mir gesenftet ist diu nöt. minne und wunden wsere ich tot, 25 wan daz iur helfeclicher tröst mich uz banden hat erlöst, von iwerr schult hän ich den lip. nu sagt mir, saddehaftez wip, um wunder daz hie was unt ist, durch waz so strengeclichen list

659

mit seinem Heer geritten kam, um ihm zu helfen. Jetzt hört von Glück und Leid berichten: Gäwän also war glücklich allezeit. Eines Morgens traf es sich, daß auf dem prächtigen Palas viele Ritter waren und Damen. In einer Fensternische zum Strom hinaus hatte er, abgesondert von den andern, Platz genommen. Da saß er und mit ihm Arnive: die wußte seltsame Dinge, die behielt sie nicht bei sich. Gäwän sprach zu der Königin: »Ach, meine liebe Dame, wenn ich Euch damit nur nicht zu sehr lästig wäre, dann wollte ich Euch jetzt nach manchen Dingen fragen; man hat mir verschwiegen, was es mit denen auf sich hat. Nur Eurer Hilfe habe ich es zu verdanken, daß ich lebe, noch dazu in solchen Freuden und in Herrlichkeit. Aller Mannesmut in meinem Herzen — wenn ich selber das so sagen darf — war ja von der Macht der edlen Herzogin in Eisen gelegt. Dank Eurer Hilfe ist nun meine Not gelindert. An der Liebe und an meinen Wunden wäre ich gestorben, wenn nicht Eure Treue mir geholfen und mich erlöst hätte von allen Fesseln: Euch verdanke ich den Leib. Nun sagt mir, segensreiche Frau, was es mit den Wundern, die hier sind und waren, auf sich hat, warum und wie

1. her G. 2. Nü höret G. 4. vuochte iz sih G. 5. richem D. 7. Indem G, In einem d, In den fenstern g. gen einem g. pfluom D, flüm die übrigen. 8. = Chos Ggg. er fehlt G. ruom D. 10. Diu suozer märe Gg. 11. Do sprah er zer chüningin Ggg. 12. owi D. 13. = Woldes iueh Ggg, Wold euch sin g. 14. muose (mit o, welches die dritte hand immer für ou, uo, üe gebraucht) G. 15. 16. Alsus getaner märe. Daz ich (Daz ez g, Der ich g) verswigen wäre Ggg. 16. mich Dd, wenic g. verswiget D, verswigen die übrigen. 17. iwer D, iwere G. 18. frouwen G. 21. gwalt G immer. 25. iwer helfchliher G. 26. von sorgen Ggg. 27. = Von iwern schulden Ggg. 29. umbe DG. un D, unde G. 30. strengechlihen G.

660 6 5 6 der wise C l i n s c h o r het e r k o r n : w a n ir, ich hets den Up v e r l o r n . ' D i u herzenliche wise (mit so w i p l i c h e m prise 5 k o m jugent in daz alter nie)

XIII. Buch der weise C l i n s c h o r derart gewaltige Künste erlangen k o n n t e : wenn Ihr nicht gewesen w ä r t , so h ä t t e ich durch sie den L e i b verloren.« Es sprach die D a m e , die so weise w a r

sprach 'herre, siniu w u n d e r hie

in ihrem H e r z e n — nie hat J u g e n d so viel

sint da engein kleiniu wunderlTn,

weiblichen Z a u b e r in solches Alter mitge-

w i d e r den starken w u n d e r n sin

b r a c h t —: » M e i n H e r r , dabei sind seine

dier hat in m a n e g e n landen,

W u n d e r hier n o c h ziemlich kleine W u n -

ίο swer uns des giht ze s c h ä n d e n ,

derlein, ich

meine: wenn

man

sie ver-

der w i r b e t niht w a n sünde mite,

gleicht mit den wirklich gewaltigen W u n -

herre, ich sage iu sinen site:

d e r n , die er a n d e r s w o in vielen L ä n d e r n

der ist m a n e g e r diete w o r d e n sür.

h a t . W e n n a b e r einer uns deswegen ver-

sin lant heizt T e r r e de L ä b ü r :

ä c h t l i c h m a c h e n will, dann sündigt der

is von des n ä c h k o m n er ist e r b o r n ,

und richtet sonst gar nichts aus.

Mein

der o u c h vil w u n d e r s het e r k o r n ,

H e r r , ich sage E u c h , wie er's treibt: er hat

von Näpels Virgilius.

schon

C l i n s c h o r des neve w a r p alsus.

werden lassen. Sein L a n d heißt T e r r e de

C a p s was sin h o u b e t s t a t .

L ä b ü r . E r s t a m m t von einem M a n n her,

20 er trat in pris so h ö h e n p f a t ,

der auch viele W u n d e r k o n n t e : Virgilius

manchem

Volk das L e b e n

sauer

an prise w a s er u n b e t r o g e n .

aus Naples. Sein N a c h k o m m e

von C l i n s c h o r d e m herzogen

m a c h t e es wie er. C a p s w a r seine H a u p t -

sprächen wib unde m a n ,

stadt.

unz er schaden sus g e w a n .

R u h m s zog er seine B a h n , sein R u h m w a r

25 Sicilje het ein k ü n e c wert:

Hoch

oben

a u f der

Clinschor Straße

des

e c h t und gut: von d e m H e r z o g C l i n s c h o r

der w a s geheizen I b e r t ,

sprachen

Iblis hiez sin wip.

stieß ihm ein U n g l ü c k zu, und z w a r so:

W e i b und M a n n .

Doch

dann

diu t r u o c den minneclichsten lip

Ein edler M a n n w a r in Sizilien K ö n i g , der

der ie v o n brüste w a r t g e n o m n .

hieß Ibert. Iblis hieß seine F r a u , die w a r

in der dienst w a s er k o m n ,

so reizend schön wie sonst kein L e i b , den m a n von einer M u t t e r Brust g e n o m m e n h a t . C l i n s c h o r w a r in ihren D i e n s t getreten,

1. wise fehlt G. clinsor G immer. 3. bescheidenlihe Gg, hertzoginne g. 4. wiblihen brise G. 5. inz D = an daz Ggg. 6. Si sprah Ggg. 7. engein Dg, gein dgg, wider G. 8. = Gein Ggg. 9. di er D, Die er G. 11. newirbet Gg, erwirbet dg. = der mite g, da mite Ggg. 12. iu fehlt G. 14. heizet DG. Terre de Labuor D = terra labür Ggg. 15. ist er alle außer D. geborn alle außer DG. 16. vvnders G. 19. Chäps D. ist Gg. ein G. 20. prise D, brise G. hohez Ggg. 24. Unzer süs schaden gwan G. 25. Sicylie D, Secilie Ggg. 26. Gibert D. 27. Iblis D = Ibilis Ggg. 28. minnichlihsten G, minnechlisten D. 30. An G. dienste D.

XIII. Buch

657 unz sis mit minnen lönde; dar umbe der künec in hönde. Muoz ich iu siniu tougen sagn, des sol ich iwern urloup tragn: 5 doch sint diu selben maere mir ze sagen ungebasre, wä mit er kom in zoubers site, zeim kapün mit eime snite wart Clinschor gemachet.' ίο des wart aldä gelachet von Gäwäne sere, si sagte im dennoch mere 'üf Kalot enbolot erwarber der werlde spot: 15 daz ist ein burc vest erkant. der künec bi sinem wibe in vant: Clinschor slief an ir arme, lager da iht warme, daz muoser sus verpfenden: 20 er wart mit küneges henden zwischenn beinn gemachet sieht, des dühte den wirt, ez wasr s!n reht. der besneit in an dem libe, daz er decheinem wibe 25 mac ze schimpfe niht gefrumn. des ist vil liute in kumber kumn. ez ist niht daz lant ze Persia: ein stat heizet Persidä, da erste zouber wart erdäht. da fuor er hin und hat dan bräht

661

und eines Tages belohnte sie ihn auch und gab ihm ihre Liebe. Dafür machte ihn der König verachtet. Wenn ich Euch nun sein Geheimnis sage, dann muß ich erst von Euch Dispens erbitten; denn es ist nicht recht schicklich, daß ich Euch erzähle, wie er zur Zauberei kam: Er kam dazu mit einem Schnitt, der machte Clinschor zum Kapaun.« Da mußte Gäwän furchtbar lachen. Sie erzählte aber noch mehr. »Das war auf Kalot enbolot, da wurde er den Menschen zum Gespött, auf jener festen Burg. Ihn fand der König bei seiner Frau: Clinschor schlief in ihren Armen. Nicht gratis durfte er da warm gebettet liegen, er mußte ein Pfand dalassen: Königshände machten ihn eben zwischen den Beinen. Das war sein gutes Recht, so fand der Herr der Burg. Er beschnitt ihn so am Leib, daß der seitdem bei keiner Frau zu irgendwelchen Späßen taugt. Doch sind viele Menschen dadurch ins Unglück gekommen. Es ist eine Stadt, die Persidä heißt — nicht etwa, wie man immer meint, das Land Persia —, wo das Zaubern erfunden wurde. Dahin reiste er und holte dort die Kunst;

1. unze DG oft. lonte-honte G. 3. = Sol Ggg. sine D. 4. = muoz Ggg. 7. Wo von d = Durh waz Ggg. 8. zeime D, Zeinem G. kapune D, chappen G. 12. = fürbaz Ggg. 13. kalot enbolot d, kalot Bolot D = kalotenpolot gg, kalotempolot G. 17. Er slief G. 21. zwiscen den beinen DG. 22. künich G. er hetes reht Gd. 26. Des is vil lüte in kumber in chomen G. 27. niht ein G, ein g. Persia D. 28. = persita gg, presita G. 29. = alrerste Ggg. zoubers Ggg. gedaht g. 30. Dar, ohne hin gg. dan D, fehlt d, dannen die übrigen.

662 658 daz er wol schaffet swaz er wil, mit listen zouberlichiu zil. Durch die schäm an sime übe wart er man noch wibe 5 guotes willen nimmer mer bereit; ich mein die tragent werdekeit. swaz er den freuden mac genemn, des kan von herzen in gezemn. ein künec der hiez Iröt, ίο der ervorht im die selben not, von Rosche Sabines, der bot im des sines ze gebenne swaz er wolde, daz er vride haben solde. 15 Clinschor enpfienc von siner hant disen berc vest erkant und an der selben zile alumbe aht mile. Clinschor dö worhte üf disen berc, 20 als ir wol seht, diz spsehe were, aller richeit sunder sint hie üf starkiu wunder, wolt man der bürge vären, spls ze drlzec jären 25 waer hie üffe manecvalt. er hat ouch aller der gewalt, mal unde beä schent, die zwischen dem firmament wonent unt der erden zil; niht wan die got beschermen wil.

XIII. Buch

so kommt es, daß er nun alles fertigbringt, was er will, mit höchster Meisterschaft in der Magie. Seit er an seinem Leib geschändet wurde, wollte er nie mehr einem Menschen, ob Mann oder Weib, irgend etwas Gutes gönnen, all denen, meine ich, die Ehre haben. Wenn er denen eine Freude nehmen kann, dann ist das seinem Herzen eben das Rechte. Ein König der hieß Iröt, der fürchtete sich vor dieser Gewalt; er war von Rosche Sabines. Er machte dem Clinschor das Angebot, daß der haben könnte, was er wollte, aus seinem, des Iröt, Besitz, wenn er ihm dafür Frieden gäbe. Clinschor nahm von seiner Hand diesen Berg — wie fest der ist, das sieht man ja — und, da er schon mal beim Nehmen war, noch acht Meilen drumherum. Auf dem Berg errichtete dann Clinschor diese prächtige Anlage, die Ihr seht. Von allem, aber auch wirklich allem, was herrlich ist, gibt es hier oben starke Wunder. Wenn man der Burg was Böses wollte, so wäre hier oben für dreißig Jahre genug zu essen da und in reicher Auswahl. Er hat auch Gewalt über alle, die zwischen dem Firmament und den Grenzen der Erde wohnen, die von der bösen Art, doch ebenso honette, schöne Gestalten, nur über die nicht, die Gott selber vor ihm bewahren will.

1. wol] = nu Ggg. 2. spil G. 4. = Sone wart G. mann D, manne dgg. 5. nimermer D, nimmir me G. 7. den] der D. frouwen Gg. 9. = der fehlt Ggg. heizet G. Jrot Dg, Gyrot dgg, Cyrot G. 10. = vorhte Ggg. in G. 11. roisabins G. 12. Der bot im des sinen zins gg. 13. gebene D. 15. enphie G. 18. ahte G. 20. diz] daz Gdg. 21. richeite D. 22. uffe DG. 23. = Swer der bürch wolde varen Ggg. wolte D. 24. spise DG. 25. wsere D, Wert G. 27. beascent D, beahzent G, beagent gg. 28. enzwischen Ggg. 29. unde under der Ggg. erde Gg. 30. beschirmen Gdg.

XIII. Buch 659

her, sit iwer starkiu not

663

Mein Herr, an Euch hat sich die starke

ist worden wendec äne tot,

Not gebrochen, und Ihr lebt immer noch:

Sin gäbe stet in iwer hant:

darum ist jetzt Eurer H a n d diese Burg

dise burc unt diz gemezzen lant,

von Clinschor geschenkt und auch der

5 ern kert sich nimmer mer nu dran,

Zirkel des Landes; er wird nie mehr An-

er solt ouch vride von im hän,

spruch darauf erheben. Das hat er öffent-

des jäher offenbare

lich gesagt — und was er spricht, das

(er ist mit rede der wäre),

meint er ehrlich —, daß von seiner Seite

swer dise äventiure erlite,

dem keine Fehde entstehen solle, der die-

ίο daz dem sin gäbe wonte mite, swaz er gesach der werden uf kristenllcher erden, ez wasre magt wip oder man, der ist iu hie vil undertän: 15 manc heiden unde heidenin muose ouch bi uns hie üf sin. nu lät daz volc wider k o m n da näch uns sorge si vernomn. eilende frumt mirz herze kalt. 20 der die Sterne hat gezalt, der müeze iuch helfe leren und uns gein freuden keren. ein muoter ir fruht gebirt: diu fruht sinr muoter muoter wirt. 25 von dem wazzer kumt daz is:

ses Abenteuer aushalte, der solle das alles als Geschenk behalten dürfen. Viele von den Edlen, auf die er sein Auge geworfen hatte, M ä d c h e n , Frauen und M ä n n e r aus der ganzen christlichen Welt, sind hier und somit Eure Leute. Etliche Heiden und Heidinnen wurden auch gezwungen, bei uns hier oben zu bleiben. Jetzt laßt sie alle heimkommen zu den Ihren, die Angst um uns erfahren haben. Heimweh macht mir das Herz gefrieren. Er, der die Sterne gezählt hat, möge Euch Mitleid lehren und uns in ein glückliches Leben führen. Eine Mutter gebiert ihr Kind, und dieses Kind wird Mutter seiner Mutter: Von

daz last dan niht decheinen wis,

dem Wasser k o m m t das Eis, und mit Ge-

daz wazzer kum ouch wider von im.

wißheit — das ist gar nicht zu verhindern

swenne ich gedanke an mich nim

— muß vom Eis auch wieder Wasser k o m -

daz ich üz freuden bin erborn,

men. Wenn ich den Gedanken auf mich

wirt freude noch an mir erkorn,

selbst anwende, so weiß ich: weil ich aus Freuden geboren bin, kann ich nicht für immer ohne Freuden bleiben.

1. = scharpfe gg, scharhiu G. 2. = wendich worden Ggg. 4. Disiu G, ditze G. 5. Erne G, eren D. nimermer D, nimrair me G. 6. Ir solt d = Ir sült Ggg. von im fride G. 7. offembare D, offenbere gg. 8. = gewäre Gg, geweregg, 11. gesech d. 12. christenlihen G. 14. iu fehlt G. 15. manech D, Manich G. unt D. 16. = Muosen [ouch g] hie uffe bi uns sin Ggg. uffe D. 17. diz D. 18. ist gg, is G. 19. vriunt Ggg. min Ggg. 24. Die frücht zu siner müter wirt g. siner] ir g. der? muoter nur einmahl G. 26. enlat G, enlet gg. danne G, denne D. niht fehlt G. decheinen D, keinen g, deheine Gg, do keine d, keine g. gwis D. 27. chom Gd, enchum D. 28. genim G. 29. ze frouden G. = geborn Ggg. 30. = Wirt imer froude an mir erkorn Ggg.

664

XIII. Buch

6 6 0 da git ein fruht die andern fruht. diz suit ir füegen, habt ir zuht. Ez ist lanc daz mir freude enpfiel. von segel balde get der kiel: 5 der man ist sneller der drüf get.

So bringt, was selber Frucht ist, wieder Frucht. Und Ihr müßt dazu helfen, wenn Ihr ein Edelmann sein wollt. Es ist lange her, daß mir mein Glück entfiel. Ein Kiel mit einem Segel geht kühn dahin, doch

ob ir diz bispel verstet,

noch schneller ist ein M a n n , der vorwärts

iwer pris wirt hoch unde snel.

geht an D e c k . Wenn Ihr dieses Gleichnis

ir mugt uns freude machen hei,

recht versteht, so wird Euer R u h m hoch

daz wir freude füern in manegiu lant,

und geschwind. Ihr könnt unsre Freude

ίο da nach uns sorge wart erkant. etswenne ich freuden pflac genuoc. ich was ein wip diu krone truoc:

laut machen, Freude nehmen wir mit uns hinaus in alle die Länder, wo man nach uns trauert.

ouch truoc min tohter kröne

Früher einmal stand Freude genug in

vor ir landes fürsten schöne.

meiner M a c h t : Ich war eine Frau, die

15 wir heten bede werdekeit.

eine Krone trug. Eine Krone trug auch

her, ichn geriet nie mannes leit,

meine Tochter, schön stand sie da vor den

beidiu wib unde man

Fürsten ihres Landes. Wir beide hatten

kund ich wol näh ir rehte hän:

M a c h t und Adel. Mein Herr, ich habe nie

erkennen unde schouwen

dazu geholfen, daß auch nur einem einzi-

20 zeiner rehten volkes frouwen

gen M a n n etwas Böses geschah. Frauen

muose man mich, ruochtes got,

wie M ä n n e r habe ich immer nach ihrem

wand ich nie manne misseböt.

Recht behandelt. M a n mußte mich als

nu sol ein ieslTch saelec wip,

rechte Herrin

o b si wil tragen werden lip,

achten: bei G o t t , ich bin nie einem M a n n

25 erbietenz guoten liuten wol: si kumt vil lihte in kumbers dol,

des Volkes ansehen

und

respektlos begegnet. Nun soll jede Frau, die im Glück lebt, wenn sie wahrhaft edel

daz ir ein swacher garzün

sein will, über gute Leute mit Güte herr-

enger freude gsebe witen run.

schen: Es kann ja sehr leicht sein, daß

her, ich hän lange hie gebitn:

Leiden

daß

dann

nie geloufen noch geritn

schon der kleinste und geringste

ihrer

sie heimsuchen

und

Pagen ihr Glück, das in der Enge eingemauert

ist,

hinaus

ins Freie

führen

könnte. Mein Herr, ich habe lange hier gewartet: Nicht zu Fuß und nicht geritten

2. Do d = Daz Ggg. 3. Es G. 4. Von dem segel get balde Ggg. khiel D. 5.druffe Ddgg. 6. ditze G. 7. = ist Ggg. 8. frouden Gg. 9. fueren DG. 10. Da nah G, danach Dg, Dar nach dgg. iamer Gg. 11. froude Gdg. gnuoch G. 16. ich engeriet Dgg, ih geriet Gd. 18. kund gg. 19. Hören Ggg. 21. = mich han gg, mih haben G. ruochts D, ruohtes G. 22. Wan ih G. 23. = Ez sol Ggg. sa:lec fehlt d = sinnich Ggg. 24. = haben Ggg. 25. erbieten ez D = Erbieten Ggg. 27. garzuon D. 28. ruon D, rüm Gdg. 29. hie fehlt Ggg. 30. Niemen alle außer D.

XIII. Buch 6 6 1 kom her der mich erkande, der mir sorgen wände.' D ö sprach min her G ä w ä n ' f r o w e , muoz ich min leben hän, 5 sö wirt noch freude an iu vernomn.' des selben tages solt ouch komn mit her Artus der Bertün, der klagenden Arniven sun, durch sippe unt durch triuwe. ίο manege banier niuwe sach G ä w ä n gein im trecken, mit rotte'z velt verdecken, von L ö g r o y s die sträzen her, mit manegem lieht gemälem sper. 15 G ä w ä n e tet ir komen w o l . swer samnunge warten sol, den leret sümen den gedanc: er fürht sin helfe werde kranc. Artüs G ä w ä n e den zwivel brach. 20 ävoy wie man den komen sach! G ä w ä n sich hal des tougen, daz siniu liehten ougen weinen muosen lernen, zeiner zisternen 25 wärn si beidiu dö enwiht: w a n si habtens wazzers niht. von der liebe w a s daz weinen, daz Artüs künde erscheinen, von kinde het er in erzogen: ir beder triuwe unerlogen

665

kam er her, der mich erkannt und aus meiner N o t befreit hätte.« Da sprach mein Herr G ä w ä n : »Meine D a m e , wenn ich mein Leben behalte, so wird man Euch noch glücklich sehen.« Es traf sich so, daß an diesem Tag der Bertüne Artüs, der Sohn der klagenden Arnlve, mit seinem Heer a n k a m , von Treue zum N e f f e n und zum Gefolgsmann getrieben. Viele neue Banner sah G ä w ä n heranziehen und sah die Rotten das Feld bedecken: Sie kamen die Straße von Lögroys daher mit vielen bunt bemalten Speeren. Dem G ä w ä n tat ihr Kommen wohl. Einer, der immer sehnsüchtig Ausschau halten muß, ob nicht sein Heer sich endlich sammelt, der wird leicht nachdenklich, wenn sich die Sache hinzieht, und er fängt an zu fürchten, das werde wohl nichts Rechtes werden mit der versprochenen Hilfe. Artüs brach dem G ä w ä n diesen Z w e i f e l mittendurch: D a sah man sie kommen, und wie! G ä w ä n verbarg es, er wollte nicht sehen lassen, daß seine lichten Augen weinen gelernt hatten: zu einer Zisterne hätten die beide da gar nicht getaugt, denn sie hielten das Wasser nicht. Vom Glück k a m dieses Weinen, und Artüs w a r der, der es aufgehen ließ. Der hatte ihn von Kind auf erzogen, nichts w a r gelogen an der Treue dieser beiden.

1. Her chom Ggg. her fehlt d. 2. Oder der d, Und gg. mir sorge erwande d, minen chumber wände Ggg. 3. = Do sprah der werde gawan Ggg. 9. Durch chlage Gg. 10. bantere niwe D. 12. rottez (z aus η gemacht) D, rotes d, rotte das g, rotten g, ritern Gg. verdecchet G. 13. strazze Ggg. 14. = gemaltem Ggg. 15. 19. Gawan G. 17. lert D. sümen den] sunder Gg. 18. fürht G, furhtet D. 23. muose G. 26. sine G. habtens D, behabtens dgg, behielten des G.

666 6 6 2 stuont gein ein a n d e r äne w a n e , daz si nie valsch u n d e r s w a n c . Arntve w a r t des weinens innen, si sprach 'herre, ir suit beginnen 5 vreud m i t vreuden schalle:

XIII. Buch In Treue o h n e W i n k e l z ü g e stand einer für den andern ein, nie hat a u c h n u r

der

kleinste Verrat sich eingemischt. Arnive

merkte,

daß

er

weinte.

Sie

sprach: »Mein H e r r , Ihr solltet lieber ju-

her, daz troest uns alle,

beln mit freudigem G e s c h r e i ; mein H e r r ,

gein der riwe suit ir sin ze wer.

das k o m m t uns allen doch zum

hie k u m t der herzoginne her:

Alle schmerzlichen G e d a n k e n sollt Ihr mit

daz treest iueh f ü r b a z schiere.'

M a c h t vertreiben. H i e r k o m m t das H e e r

ίο herberge, baniere, sah Arnive und G ä w ä n m a n e g e füeren üf den plan, b i den allen niht w a n einen schilt: des w ä p e n w ä r e n sus gezilt, 15 daz in Arnive e r k a n d e ,

Trost.

der H e r z o g i n , Ihr k ö n n t also g a n z

be-

ruhigt und zuversichtlich sein.« L a g e r g e r ä t und B a n n e r sahen G ä w ä n und Arnive da auffahren auf dem Plan. Bei all denen w a r nur ein einziger Schild zu sehen: das W a p p e n

darauf war

so,

Isäjesen si n a n d e ;

d a ß Arnive ihn e r k a n n t e , bei seinem N a -

des m a r s c h a l c , U t e p a n d r a g ü n .

men n a n n t e sie den H e r r n : »Isäjes, sein

den fuort ein a n d e r B e r t ü n ,

M a r s c h a l l , der des U t e p a n d r a g ü n ! «

mit den schcenen schenkein M a u r i n ,

Schild

20 der m a r s c h a l c der künegin.

trug

aber

ein

anderer

Den

Bertüne,

M a u r i n mit den s c h ö n e n S c h e n k e l n n ä m -

Arnive wesse w e n e c des:

lich, der M a r s c h a l l der K ö n i g i n .

U t e p a n d r a g ü n und Isäjes

hatte

w ä r e n bede e r s t o r b e n :

d r a u ß e n erfahren: U t e p a n d r a g ü n und Isä-

M a u r i n het e r w o r b e n

jes w a r e n beide g e s t o r b e n , und

25 sins vater a m b e t : daz w a s reht. gein dem urvar üf den anger sieht reit diu gröze m a h i n a n t e .

sehr

wenig Neues

von

Arnive

der

Welt

Maurin

hatte seines Vaters A m t ü b e r n o m m e n , das w a r sein gutes R e c h t . A u f die weite W i e s e der

Landungs-

der f r o u w e n s a r j a n t e

stelle gegenüber

herberge nämen,

K n a p p e n der D a m e n richteten Q u a r t i e r e

die f r o u w e n w o l g e z ä m e n ,

her, die w o h l für h o h e D a m e n t a u g t e n :

ritt die H o f s c h a r .

Die

3. weines G. 4. herre g, fehlt den übrigen. 5. vreude D, Frouden Ggg. 6. Her. g. = so trost ir uns alle Ggg. 8. herzoginne G oft. 9. tröst G, troestet D. 10. H. manige baniere Ggg. 13. einen Dd = ein Ggg. 15. niht erchande D allein. 16. Ysagesen Gg. si in Gdg. nande DG. 17. Des Gg, den die übrigen. 17. 22. Uotep. D, utp. Ggg, uterp. g. 19. Maürin G. 22. Jsaies D, ysages Ggg. 27. mahinante D, mahenande Gg, machamante d, machenande g, machenante g. 28. frouw D. scariante D, sariande Ggg.

667

XIII. Buch 6 6 3 bi einem clären Snellen b a c h ,

an e i n e m flinken, k l a r e n B a c h . D o r t sah

da m a n schier uf geslagen sach

m a n dann sehr bald viele s c h ö n e

M a n e c gezelt w o l getan,

aufgeschlagen. D e r K ö n i g b e k a m ein eige-

Zelte

dem k ü n e g e sunder d o r t hin dan

nes L a g e r : da drüben steckte m a n viele

3 w a r t m a n c witer rinc g e n o m n ,

weite Z i r k e l a b für ihn und für die R i t t e r ,

und ritern die da w ä r e n k o m n .

die mit ihm g e k o m m e n w a r e n . D i e hat-

die heten ä n e vräge

ten, o h n e lang zu fragen, eine breite Spur

üf ir reise gröze släge.

bei ihrem Z u g g e t r a m p e l t .

G ä w ä n bi B e n hin a b e n b ö t ίο sime wirt Plippalinöt,

G ä w ä n s c h i c k t e B e n e hinunter zu Plipp a l i n ö t , seinem W i r t , und ließ a u s r i c h t e n ,

k o c k e n , ussiere,

er solle K ä h n e und F ä h r s c h i f f e s o f o r t gut

daz er die slüzze schiere,

wegschließen, damit das H e e r an diesem

so daz v o r siner übervart

T a g nicht übersetzen k ö n n t e . D a s F r ä u -

daz her des tages wasre b e w a r t . 15 frou B e n e uz G ä w ä n s hende n a m

lein B e n e n a h m aus G ä w ä n s H a n d

das

erste und edelste von den k o s t b a r e n D i n -

d'ersten g ä b e üz sime riehen k r a m ,

gen aus d e m L a d e n des K a u f h e r r n :

s w a l w e n , diu n o c h zEngellant

>SchwalbeWas alles hat die Liebe an mir getan, seit ich weiß, was Liebe ist!

wie hat diu minne an mir getan?

Und ich bin doch schon aus Liebe ge-

nu bin ich doch üz minne erborn:

boren — wie konnte das geschehen, daß

wie hän ich minne alsus verlorn?

Liebe mir so ganz verloren ist? Wenn ich

sol ich nach dem gräle ringen,

mich nun weiter mühe um den G r ä l , so

20 so muoz mich immer twingen

läßt doch sie mich niemals los: immer hal-

ir kiuschlicher umbevanc,

ten ihre Arme mich keusch umschlossen,

von der ich schiet, des ist ze lanc.

von der ich fortging — das ist viel zu

sol ich mit den ougen freude sehn

lange her. Und wenn ich hier Freude und

und muoz min herze jämers jehn,

Herrlichkeit

25 diu were stent ungeliche.

mit

Augen

ansehe,

mein

Herz aber empfindet dabei nichts als J a m -

hohes muotes riche

mer — die zwei Sachen gehen nicht zu-

wirt niemen solher pflihte.

sammen. Von aller Heiterkeit und Ehre ei-

gelücke mich berihte,

nes Fests teilt sich dem nichts mit, der es

waz mirz wiegest drumbe si.'

so feiert. — D a s Glück soll mir weisen,

im lac sin harnasch nähe bi.

wie ich's am besten mache.< D a lag seine Rüstung neben ihm bereit.

3. = kusche Ggg. 4. deheine G. 5. Der er d. minnen D. 7. gesprat D. 8. in Gg. 9. ouch den D, ouch sin d = sinen Ggg. 10. 11. = Ez enwart fur war nie {ohne fur war g, Vur war ez ne wart ohne nie G) ander wip. Gwaltc siner minne Ggg. 14. gefloierte G. 15. = Do dahter Ggg. 16. hat] dah (unterstrichen) G. 17. erkorn Gg. 18. = al fehlt Ggg. 19—22. fehlen D. 19. Sol d = Muoz Ggg. Nach dem gral muz ich ringen g. 20. So d = Doh Ggg. muosz dg, sol Ggg. 21. kuschlicher dg, kussenlicher gg, minncliher G. 22. des gg, das d, es Gg. so lang d. 29. wägest G, wa;geste D. 30. nahen Ggg.

XIV. Buch 733

5

ίο

15

20

25

Er dähte 'sit ich mangel hän daz den saeldehaften undertän ist (ich mein die minne, diu manges trürgen sinne mit freuden helfe ergeilet), sit ich des pin verteilet, ich enruoche nu waz mir geschiht. got wil miner freude niht. diu mich twinget minnen gir, stüend unser minne, min unt ir, daz scheiden dar zuo hörte sö daz uns zwivel störte, ich möht wol zanderr minne komn: nu hat ir minne mir benomn ander minne und freudebseren tröst. ich pin trürens unerlöst. gelücke müeze freude wern die endehafter freude gern: got gebe freude al disen scharn: ich wil üz disen freuden varn.' er greif da sin harnasch lac, des er dicke al eine pflac, daz er sich palde wäpnde drin, nu wil er werben niwen pin. dö der freudenflühtec man het al sin harnasch an, er sateltz ors mit siner hant: schilt unt sper bereit er vant. man hört sin reise smorgens klagn. do er dannen schiet, do begundez tagn.

737

Und er dachte: >Jetzt, da ich entbehren muß, was dem Glücklichen zu Gebote steht — Liebe nämlich, die gebeugten Sinnen mit Freude aufhilft, so daß sie wieder fröhlich werden —, da ich nun einmal dazu verdammt bin, so ist es mir gleichgültig, was weiter aus mir wird. Gott will nicht, daß ich auch nur ein bißchen glücklich werde. Gebannt bin ich und besessen von ihrer Liebe — stünde es anders um unsere Liebe, um meine und um ihre, so daß Trennung dran gebunden wäre und feindliches Auseinanderstreben, dann könnte ich leicht eine neue Liebe gewinnen. Nun hat mir aber ihre Liebe jede andere Liebe verschlossen und auch den Trost, aus dem irgend Freude entstehen könnte. So kann ich nie aus meinem Traurigsein hinaus. Das Glück möge denen Freude geben, die es nach wirklicher Freude verlangt: G o t t gebe Freude allen diesen Scharen. Ich aber will aus diesen Freuden fort.< Er griff neben sich, wo seine Rüstung lag. Er hatte es schon oft gemacht, und darum fiel es ihm leicht, sie ganz alleine anzulegen. Jetzt will er hinaus in neue Leiden. Als der Freudenflüchtling seine Rüstung fertig angezogen hatte, sattelte er mit eigener Hand das Roß. Schild und Speer fand er bereit. Am Morgen hörte man sie jammern, weil er fort war. Als er aufbrach, begann es eben zu tagen.

1. = Do dahter Ggg. 3. die fehlt G. 4. truorigen D. 5. froude Gg. geilt G. 6. = der bin verteilt Ggg. 7. nu fehlt D, niht G. 8. frouden Ggg. 9. minne Ggg. 10. Stuend g. un D, unde G. 13. mohte DG. ze andere G. 15. = Ander minne unde aller frouden trost Ggg, Frcede und ander minne trost g. 21. = hin da Ggg. 23. wapende D, wapent Ggg, woppen d. 24. = Er wil nu Ggg. 27. satlte ors G. 28. Schilte G. 29. horte DG. sine D. des m. G. 30. danne Ggg. dan?

XV. Buch

734 V i l liute des hat verdrozzen, den diz mxr was vor beslozzen: genuoge kundenz nie ervarn. nu wil ich daz niht langer sparn, s ich tuonz iu kunt mit rehter sage, wände ich in dem munde trage daz slöz dirre äventiure, wie der süeze unt der gehiure Anfortas wart wol gesunt. 10 uns tuot diu äventiure kunt, wie von Pelrapeir diu künegin ir kiuschen wiplichen sin behielt unz an ir lönes stat, da si in höhe sselde trat, is Parziväl daz wirbet, ob min kunst niht verdirbet. ich sage alrest sin arbeit, swaz sin hant ie gestreit, daz was mit kinden her getan. 20 möht ich diss maeres wandel hän, ungerne wolt i'n wägen: des künde ouch mich betragen, nu bevilh ich sin gelücke sim herze, der sseiden stücke, 25 dä diu vrävel bi der kiusche lac, wand ez nie zageheit gepflac. daz müeze im vestenunge gebn, daz er behalde nu sin lebn; sit ez sich hät an den gezogt, in bestet ob allem strite ein vogt

Viele von den Leuten, vor deren Nasen die Tür dieser Geschichte zugeschlagen wurde, hat das geärgert: Nicht wenige haben nie erfahren, wie es ausgeht. Jetzt ist der Augenblick gekommen, da ich es nicht länger bei mir behalte, sondern euch mit wohlgesetzten Worten offenbare — denn meinem Mund ist es gegeben, den Roman zu binden und zu lösen —, wie der liebe und der schöne Anfortas heil wurde und gesund. Die Geschichte teilt uns mit, wie die Königin von Pelrapeire immer ein unschuldiges Herz bewahrte in fraulicher Güte, bis sie endlich belohnt wurde und eintreten durfte in ein hohes Glück. Das bringt Parziväl zustande — sonst war ja alle meine Kunst umsunst. Zuvor aber erzähle ich seine Mühen und Leiden. Alle die Kriegstaten, die seine Hand bisher vollbracht hat, sind bloß Kindereien gewesen. Könnte ich diese Geschichte jetzt noch rückgängig machen, ich wollte nicht leicht sein Leben dransetzen; selbst mir vergeht da der Leichtsinn. Nun, so will ich denn sein Schicksal seinem Herzen anheimgeben, das ist ein Stück vom Heil selber: da lagerte bei der Unschuld wilde Kraft, Feigheit war nie seine Sache. Es möge ihn unverwundbar machen, damit er jetzt sein Leben behalte. Denn es ist dahin geraten, wo sich ihm einer entgegenstellt auf seiner Heldenfahrt, der mehr als aller Krieg gewaltig ist.

1. lut disz d. 2. ditze G. vor fehlt Gg. verslozzen Gg. 3. Gnuoge DG. 4. Nune G. 5. Ih entuo iz Gg, lehn tun g, Ich duo es d. 11. peilrapeire G. 13. Ions DG. 14. = Daz Ggg. 17. Ihn Gg. alreste G. 20. raohte D, Möhte G. des märs Gg. 21. ungern wolt ich in Dd = Ih wolde (wolge G) in ungerne Ggg. 23. sinem glücke g. 24. sime hercen Dd = Sin herze Ggg. 25. diu ubel Gg. 27. vestunge gg. 29. gezogen G.

739

XV. Buch 7 3 5 U f sinr unverzagten reise,

w a r H e i d e und h a t t e von der T a u f e nie

w a s ein heidenischer m a n ,

etwas erfahren.

der toufes k ü n d e nie g e w a n . 5

D i e s e r E d e l m a n n , von dem die R e d e ist,

der selbe kurteise

Parziväl reit balde

Parziväl ritt k ü h n a u f einen

großen

Wald zu über eine L i c h t u n g in der Wild-

gein eime grözen w a l d e

nis. D a vor ihm stand ein Fremder, ein

üf einer liehten waste

gewaltiger H e r r . W u n d e r b a r m ü ß t e es zu-

gein e i m e riehen gaste,

gehen, wenn ich, der ich arm bin, euch

ez ist wunder, o b ich a r m e r m a n

diesen R e i c h t u m

ίο die richeit iu gesagen k a n ,

schildern

könnte,

den

der H e i d e an seiner R ü s t u n g sehen ließ.

die der heiden für zimierde t r u o c .

Wenn ich auch schon m e h r als genug von

sage ich des m e r e denne g e n u o c ,

seinem R e i c h t u m geredet h ä t t e , so k ö n n t e

d e n n o c h m a c ichs iu m e r w o l sagn,

ich d o c h n o c h i m m e r weiter davon spre-

wil ich siner richeit niht gedagn.

chen, wollte ich von seiner P r a c h t nichts

15 swaz diende Atüses h a n t

ungesagt sein lassen. Alles das z u s a m m e n ,

ze B e r t ä n e unde in E n g e l l a n t ,

w a s dem A r t u s Untertan w a r in B e r t ä n e

daz vergulte niht die steine

und in E n g l a n d , k ö n n t e jene Steine nicht

die mit edelem arde reine

bezahlen, die in reinstem Adel

lägen üf des heldes w ä p e n r o c .

auf des H e l d e n W a f f e n r o c k

20 der w a s tiure an al g e t r o c :

blitzend

lagen.

Der

w a r nun g e w i ß ein rares S t ü c k , an dem

rubbine, calcidöne,

R u b i n e und C h a l z e d o n e n o c h a m wenig-

w a r n da ze s w a c h e m löne.

sten galten. Dieser W a f f e n r o c k

der w ä p e n r o c gap p l a n k e n schin.

und blitzte. In einem Berg in Agremunrin

ime berge zAgremuntin 25 die w ü r m e s a l a m a n d e r in w o r h t e n zein ander

leuchtete

leben S a l a m a n d e r — die gehören zu den S c h l a n g e n —, und die w e b t e n in der Hitze des Feuers diesen S t o f f . D i e wirklich teu-

in dem heizen fiure.

ren Steine, die d r a u f lagen, w a r e n

die w ä r e n steine tiure

dunkel, teils glitzernd, ich k a n n a b e r nicht

teils

lägen d r ü f tunkel unde lieht:

sagen, wie sie hießen.

ir art m a c ich b e n e n n e n nieht.

1. sinr G. 3. heidniscer D, heidenisch G. 4. Der tuoffe (Des toufes g) er künde Gg. 6. grozem Dg. 10. = Dise Ggg. iu fehlt Gg. 11. zimiere G. 12. gnuoch DG. 13. ih Gg. me G. 14. verdagen G. 15. dient Gg. Artus DG. 16. ze und in fehlen Ggg. britanie G. 17. Die vergulten Ggg. 19. heldes Dg, heiden Ggg, fehlt d. 20. = Die waren Ggg. 21. Rubine Galcidone G. 23. waperoch D. gap liehten G. 24. in dem alle. he agementin G, zuo agremontin dgg. 29. drüfe G. 30. = genennen Ggg. niht DG.

740 736

5

ίο

15

20

25

Sin gir s t u o n t n a c h m i n n e u n t n a c h priss g e w i n n e : d a z g ä b n o u c h allez meistec w i p , d a m i t e d e r h e i d e n sTnen lip k ö s t l i c h e zimierte. diu m i n n e c o n d w i e r t e in sin m a n l i c h h e r z e h ö h e n m u o t , als si n o c h d e m m i n n e g e r n d e n t u o t . er t r u o g o u c h d u r c h prises lön üf d e m h e l m e ein e c i d e m ö n : s w e l h e W ü r m sint e i t e r h a f t , v o n des selben tierllnes k r a f t h ä n t si lebens d e c h e i n e vrist, s w e n n ez v o n in e r s m e c k e t ist. Thopedissimonte unt Assigarzionte, Thasme und Aräbt sint v o r s o l h e m pfelle vri als sin o r s t r u o c c o v e r t i u r e . der ungetoufte gehiure r a n c n a c h w i b e löne: des zimiert er sich sus s c h ö n e , sin h ö h e z h e r z e in des b e t w a n c , d a z er n a c h w e r d e r m i n n e r a n c . d e r selbe w e r l i c h e k n a b e h e t in einer w i l d e n h a b e z e m f ö r e h t g a n k e r t üf d e m m e r . er h e t e f ü n f u n d z w e i n z e c her, der neheinez sandern rede vernam, als stner richeit w o l g e z a m :

XV. Buch D e n H e l d e n t r i e b die Liebe u m u n d d a s Verlangen n a c h i m m e r m e h r E h r e : es w a r e n a u c h f a s t i m m e r F r a u e n , die d e m H e i d e n d a s alles, w o m i t er seinen Leib s o k o s t b a r s c h m ü c k t e , g e s c h e n k t h a t t e n . In sein m a n n h a f t e s H e r z hinein h a t t e Liebe stolzen M u t g e f ü h r t , w i e sie es e b e n m a c h t m i t d e n e n , die n a c h Liebe jagen. Auf d e m H e l m t r u g er ein E c i d e m ö n , d a s h a t t e er a u c h z u m L o h n f ü r r u h m r e i c h e T a t e n g e s c h e n k t b e k o m m e n . Dieses T i e r lein h a t a n sich die K r a f t , d a ß alle d i e giftigen W ü r m e r es n u r zu riechen b r a u c h e n , u n d h a b e n d a n n k e i n e n T a g m e h r zu leben. Thopedissimonte und Assigarzionte, T h a s m e u n d A r a b i e n — in diesen L ä n d e r n k a n n m a n l a n g vergeblich s u c h e n , u m ein Stück B r o k a t zu f i n d e n , wie es sein R o ß als D e c k e t r u g . D e r u n g e t a u f t e S c h ö n e k ä m p f t e u m F r a u e n l o h n , d a r u m w a r er so p r ä c h t i g g e r ü s t e t . Sein h o h e s H e r z g e b o t i h m d a s , er m u ß t e n a c h edler Liebe streben. Dieser kriegerische K n a b e h a t t e in e i n e m w i l d e n H a f e n des M e e r e s v o r d e m Wald draußen Anker geworfen. Ihm waren f ü n f u n d z w a n z i g H e e r e Untertan, v o n d e n e n keines die S p r a c h e eines a n d e r e n v e r s t a n d . D a s ist a b e r n u r n a t ü r l i c h bei e i n e m solch g e w a l t i g e n H e r r n :

3. gaben DG. allez meistech D, meistig alle d = al meistch Ggg, al meiste g. 5. chostenliche D. 6. kondew. G. 9. priss D, pris G. 10. ezid. G. 11. Swelch G. wrme DG. 12. tierlins Ggg. 13. Habent G. chleinen list Gg. 15. 16. = fehlen Ggg. -önte D. 18. sölhem G. 20. gehure G. 21. = wibes Ggg. 22. = sus fehlt Ggg. 23. 24. = fehlen Ggg. 27. Zuo dem voreht G. gankert g, geankert dgg, geancheret G, gsenchert D. 29. deheinz des andern G.

XV. Buch

737 Alsus manec sunder lant diende siner werden h a n t , M ö r und ander Sarrazine mit ungelichem schine. 5 in sinem wit gesamenten her was m a n c wunderlichiu wer. och reit nach äventiure dan von sime her dirre eine man durch paneken in daz föreht. ίο sit si selbe nämen in daz reht, die künge ich läze riten, al ein nach prise striten. Parziväl reit niht eine: da was mit im gemeine 15 er selbe und ouch sin hoher muot, der sö manlTch wer da tuot, daz ez diu wip solden lobn, sine wolten dan durch lösheit tobn. hie wellnt ein ander vären 20 die mit kiusche lember wären und lewen an der vrechheit. owe, sit d'erde was so breit, daz si ein ander niht vermiten, die da u m b unschulde striten! 25 ich sorge des den ich hän bräht, wan daz ich trostes hän gedäht, in süle des gräles k r a f t ernern. in sol ouch diu minne w e m . den was er beiden diensthaft äne w a n e mit dienstlicher kraft.

741

Genau so viele verschiedene Länder waren es eben, die seiner edlen H a n d dienten. Es waren M o h r e n und andere Türken, hellere und dunklere. Von überall her aus der weiten Welt hatten sich in seiner Schar Leute eingefunden, viele wunderbare Waffen gab es zu bestaunen. Dieser M a n n aber w a r alleine von seinem Heer fortgeritten in den Wald, u m sich — w o möglich bei einem Abenteuer — Bewegung zu machen. Sie haben sich einfach selber das Recht genommen, die Könige, was bleibt mir da andres übrig, als ihnen ihren Willen zu lassen? Sie reiten also ganz allein und suchen Kampf und Ehre. Parziväl allerdings hatte doch einen Gefährten bei sich: sein adeliger M u t verließ ihn nie, und mit dem zusammen tut er da solche Mannestaten, d a ß es die Frauen loben müssen, ich meine: wenn sie nicht von allen guten Geistern verlassen sind. Hier wollen zwei einander an die Kehlen, die so keusch wie Lämmer waren und doch auch w a h r e Löwen an Wildheit. Ach, ist die Welt nicht weit genug, d a ß sie aneinander vorbeireiten konnten, die da stritten, o b w o h l doch keiner dem andern etwas schuldig war? Fürchten m ü ß t e ich um ihn, den ich in den Ring geschickt habe, hätte ich nicht auch d a f ü r gesorgt, d a ß er nicht ohne H o f f n u n g bleiben muß: mag sein, d a ß ihn die Kraft des Gräls errettet, und auch die Liebe wird f ü r ihn kämpfen. Diesen beiden w a r er Untertan, ihnen diente er in Treue und D e m u t .

1. Als manc Gg. 3. More D, Möre G, Moere dg. ander fehlt Ggg. 5. Mit G. gesamntem D, gesamten dg, gesamtem g. 6. wnderliu G. 9. banchen G. inz D. vorehet G. 10. selbe in namez (inz namen g) zereht Gg. 11. laze si G. 12. al eine DG. 16. manlihe G. 17. = ez fehlt Ggg. 18. dane G, denne D. 19. wellent DG. 21. leun G. kuonheit Ggg. 25. ih sorge D. 26. tros D. 27. Grals DG. 30. dienstes Ggg.

742 738

Min kunst mir des niht witze git, daz ich gesage disen strit bescheidenlich als er regienc. ieweders ouge blic enpfienc, j daz er den andern komen sach. sweders herze drumbe freuden jach, da stuont ein trüren nähe bi. die lütern truopheite vri, ieweder des andern herze truoc: ίο ir vremde was heinlich genuoc. nune mac ich disen heiden vom getouften niht gescheiden, sine wellen haz erzeigen, daz solt in freude neigen, 15 die sint erkant für guotiu wip. ieweder durch friwendinne lip sin verch gein der herte bot. gelücke scheidez äne töt.

den lewen sin muoter töt gebirt: 20 von sins vater galme er lebendec wirt. dise zwene warn uz krache erborn, von maneger tjost uz prise erkorn: si künden ouch mit tjoste, mit sper zernder koste. 25 leischiernde si die zoume kürzten, unde täten goume, swenne si punierten, daz si niht failierten. si pflägens unvergezzen: da wart vaste gesezzen

XV. Buch Meine Kunst verweigert mir die Gaben, die nötig wären, diesen Kampf im einzelnen und genau so, wie er ablief, zu erzählen. Es traf das Auge jedes der zwei Ritter wie ein Blitz, als es den anderen kommen sah. Beider Herzen frohlockten — ganz nah bei diesem Jauchzen stand ein großer Schmerz. Nichts Trübes war in ihrer Lauterkeit. Jeder trug in seiner Brust des andern Herz: Hier stand sich das Fremde ganz nahe. Jetzt kann ich diesen Heiden nicht länger von dem Getauften zurückhalten und verhindern, daß sie einander wie Feinde begegnen. Das muß Fröhlichkeit in allen wirklich guten Frauenherzen zu Boden schlagen. Jeder von den beiden streckte grausamer Gefahr sein Leben hin, um den Leib der Geliebten zu ehren. M ö g e das Glück und nicht der Tod den Kampf beenden! Der Löwe wird bekanntlich von seiner Mutter tot geboren, und erst das Brüllen seines Vaters macht ihn dann lebendig. Jene zwei waren aus brüllendem Schlachtenlärm geboren, viele Tjosten hatten sie als die rechten Erben des Ruhms anerkannt. Kein Wunder also, daß sie sich so gut aufs Tjostieren verstanden und viel Aufwand treiben mußten mit immer neuen Speeren. Sie verhielten, um dann mit verhängten Zügeln anzurennen, sie faßten genau das Ziel ins Auge, damit die Attacke nicht fehlginge. Ganz perfekt machten sie es: festen Sitz gefaßt im Sattel,

2. sage G. 3. ergiench G. 4. 9. 16. Ietw. G. 4. ougen Gdg. 6. swederz D, Ietweders dgg. dar umbe Ddgg, fehlt Gg. froude Gdgg. 7. ein trost nahen Gg. 8. tumpheit Ggg. 10. frömde G. 11. Nüne G. 12. von dem DG. 17. herten D, hurte d. 18. scheide si Ggg. an den tot Ggg. 20. lebende Ggg. 21. zwene fehlt Gg. 22. uz] nach D. 24. zerender D, ze ender G. 25. Leiscierende D, Lassierende d, Lesiernde g; Leisierten Ggg. 26. Churztense Ggg. unt D. 28. iht G. falierten G, fallierten gg. 29. = phlagen Ggg.

743

XV. Buch 7 3 9 Unt gein der t j o s t g e s c h i c k e t unt d ' o r s mit sporn g e z w i c k e t . hie w a r t diu t j o s t also geriten, bediu collier versniten 5 mit s t a r k e n spern diu sich niht pugen:

und hinein in die T j o s t a u f s c h a r f ges p o r n t e m R o ß . Und so ging diese T j o s t aus: beider Koller wurden zerfetzt

von

s t a r k e n Speeren, die sich nicht b o g e n ; in Splittern s t o b e n sie d a v o n beim A n p r a l l .

die sprizen von der t j o s t e vlugen.

D e n H e i d e n erbitterte das sehr, d a ß dieser

ez het der heiden gar für haz,

M a n n v o r ihm im Sattel blieb. D a s w a r

daz dirre m a n vor im gesaz;

bis dahin nie der B r a u c h gewesen, wenn

w a n d es nie m a n vor im gepflac,

er mit K a m p f an einen M a n n geraten war.

ίο gein d e m er strites sich b e w a c .

O b sie denn keine S c h w e r t e r d a b e i h a t t e n ,

o p si iht swerte f u o r t e n ,

wollt ihr wissen, als sie d o r t gegeneinan-

da si zein a n d e r ruorten?

der die Pferde rennen

diu w ä r e n da scharph unde al breit,

d o c h , die w a r e n s c h a r f und breit. U n d sie

ir kunst unde ir m a n h e i t

ließen da a u c h gleich ihre Künste sehen

15 w a r t da erzeiget schiere,

und T a p f e r k e i t . D e m T i e r E c i d e m ö n w u r -

ließen? A b e r

ja

e c i d e m ö n d e m tiere

den viele W u n d e n geschlagen, der H e l m ,

w a r t etsllch w u n d e gestagen,

auf d e m es s a ß , hatte guten G r u n d , sich

ez m o h t der heim d a r under klagen,

zu b e s c h w e r e n . D i e R ö s s e r w a r e n

diu ors v o r m ü e d e wurden heiz:

vor E r s c h ö p f u n g , in i m m e r neuen Kehren

20 si versuochten m a n e g e n niwen kreiz.

heiß

und Wendungen wurden sie zur A t t a c k e

si bede a b orsen Sprüngen:

getrieben. D a sprangen beide R i t t e r aus

alrerst diu swert erklungen.

den S ä t t e l n , und nun klangen die S c h w e r -

der heiden tet e m getouften w e . des krie w a s T h a s m e : 25 und swenn er s e h n t e T h a b r o n i t , so trat er f ü r b a z einen trit. werlich w a s der g e t o u f t e üf m a n e g e m drasten loufte, den si zein a n d e r täten, ir strit w a s so g e r ä t e n ,

ter erst so recht. D e r H e i d e g a b

dem

Christen b ö s e H i e b e . Thasme

sein

cri, w e n n er aber Thabronit

war

schrie, so riß

es ihn i m m e r einen Schritt v o r w ä r t s . D e r G e t a u f t e w u ß t e sich zu w e h r e n , s o o f t sie auch

aufeinanderprallten

in

wendigen

M a n ö v e r n . Ihr K a m p f w a r da so heftig geworden,

4. Beidiu G. collir D, colier G, koller g. 5. von D. di D. bögen G. 6. spriezzen G. tiost G. 9. wandes D, Wan des die übrigen. niemen G. 11. iht swerte] = diu swert iht Ggg. 12. = Daz si Ggg. 13. breit dgg, bereit DG. 16. Ezid. G. 17. = wnde da Ggg. 18. drunder Ggg. 19. von Ggg. 20. suchten-leiz g, liezen-sweiz G. 22. alrerst G. 23. dem alle. getouftem D, kristen g. 25. = Tabrunit Ggg immer. 26. vur sih Gg. 28. Uf manigen trit er loufte Gg. drjetem D.

744 740 Daz ich die rede mac niht verdagen, ich muoz ir strit mit triwen klagen, sit ein verch und ein bluot solch ungenäde ein ander tuot. 5 si warn doch bede eins mannes kint, der geliutrten triwe fundamint. den heiden minne nie verdröz: des was sin herze in strite gröz. gein prise truoger willen ίο durch die künegin Secundillen, diu daz lant ze Tribaliböt im gap: diu was sin schilt in not. der heiden nam an strite zuo: wie tuon ich dem getouften nuo? is ern welle an minne denken, sone mager niht entwenken, dirre strit müez im erwerben vors heidens hant ein sterben, daz wende, tugenthafter gräl: 20 Condwir ämürs diu lieht gemäl: hie stet iur beider dienstman in der groesten nöt dier ie gewan. der heiden warf daz swer üf hoch, manec sin slac sich sus gezöch, 25 daz Parziväl kom üf diu knie, man mac wol jehn, sus striten sie, der se bede nennen wil ze zwein. si warn doch bede niht wan ein. min bruodr und ich daz ist ein lip, als ist guot man unt des guot wip.

XV. Buch

daß ich jetzt nicht länger dazu schweigen kann: treu, wie ich bin, muß ich ihren Kampf bejammern, da ein Leben und ein Blut einander so erbarmungslos bekriegt. Sie waren doch desselben Mannes Kinder, reinste Treue war der Boden, dem sie entwuchsen. Die Liebe ging dem Heiden über alles, darum wurde ihm im Kampf das Herz so weit. Ruhm wollte er gewinnen für die Königin Secundille, die ihm das Land Tribaliböt geschenkt hatte. Sie war sein Schild in der Not. Der Heide wurde immer stärker. Was soll ich jetzt mit dem Getauften machen? Solange er sich nicht auf seine Liebe besinnt, ist es ganz unmöglich, daß er sich rettet; dann kann er in dem Kampf nichts anderes erbeuten als ein Sterben von des Heiden Hand. Jetzt mußt du helfen, Gräl, mit deinen Kräften, und du, Condwir ämürs, du lichte Schöne: Euer Ritter ist hier in Gefahr, größer als je zuvor ist seine Not. Hoch schwang der Heide sein Schwert, und oft trafen seine Schläge Parziväl mit solcher Wucht, daß er in die Knie ging. Wenn man sagt, daß sie da kämpften, ist das gewiß nicht übertrieben ausgedrückt, fraglich ist bloß, ob man von den beiden so reden darf, als wären es zwei, da sie doch nicht mehr als einer waren. Mein Bruder und ich, das ist ein und derselbe Leib, und genauso ist es bei einem Mann und seiner Frau, wenn beide was Rechtes taugen.

2. ine mueze D. 5. Si waren doh eins manns chint G. 6. geliuterten D, gelüterten G. 7. minnen D. 11. ze fehlt Ggg. 14. = Waz Ggg. 17. = Im ne muoze dirre strit erwerben Ggg. mueze D. 18. vors D, Von des d = Vor g, Von Ggg. handen sterben Ggg. 20. Kondw. G. 21. diensman G. 22. grözisten G. gwan G. 26. = sprechen Ggg. 28. = niwan Ggg, neur g. 29. bruoder DG. 30. des guot Dg, des Ggg, sin d.

XV. Buch

741

5

ίο

15

20

Der heiden tet em getouften we. des schilt was holz, hiez aspinde: daz fület noch enbrinnet. er was von ir geminnet, diun im gap, des sit gewis. turkoyse, crisoprassis, smäräde und rubbine, vil stein mit sunderschine warn verwiert durch kostlichen pris alumbe üf diu buckelris. üf dem buckelhüse stuont ein stein, des namn tuon ich iu kuont; antrax dort genennet, karfunkel hie bekennet. durch der minne condwier ecidemön daz reine der het im ze wäpen gegebn in der genäde er wolde lebn, diu küngin Secundille: diz wäpen was ir wille.

da streit der triwen lüterheit: gröz triwe aldä mit triwen streit, durch minne heten si gegebn mit kämpfe üf urteil bede ir lebn: 25 ieweders hant was sicherbote. der getoufte wol getrüwet gote sit er von Trevrizende schiet, der im sö herzenlichen riet, er solte helfe an den gern, der in sorge freude künde wern.

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Der Heide traf den Getauften mit harten Schlägen. Sein Schild war aus einem Holz gemacht, das Aspinde hieß. Das ist unbrennbar, und es fault auch nicht. Sie muß ihn wirklich geliebt haben, die ihm diesen Schild schenkte, da könnt ihr sicher sein. Viele Steine, Türkise, Crissoprasse, Smaragde und Rubine, alle von erlesenem Feuer, waren rundherum in den Falz des Buckels eingearbeitet. Von denen strahlte Reichtum und Ehre. Auf dem Buckelhaus mittendrauf prangte ein Stein, den will ich euch nennen: Antrax war sein Name dort, bei uns kennt man ihn als Karfunkel. Das reine Tier Ecidemön, das ihn begleitete, hatte er zum Wappenzeichen von der Frau bekommen, der er sich ganz ergeben hatte: Das war die Königin Secundille, die hatte ihm dies Wappen zugedacht. Da stritt nun die lauterste Treue, dort kämpfte große Treue treu. Aus Liebe setzten beide das Leben ein, Zweikampf sollte ihre Sache entscheiden. Fremde Zeugen brauchten sie dazu nicht — jeder von den beiden nahm die eigene Hand zum Bürgen. Der Getaufte vertraute fest auf Gott seit jenem Tag, da er Abschied von Trevrizent nahm. Der hatte ihm damals mit solcher Liebe zugeredet, er solle sich um Hilfe an den wenden, der im Leid fröhliches Gelingen zu schenken weiß.

1. dem alle. 2. Der Gg. 3. enfület Ggg. noh nebrinnet G. 5. diu en D, Die in G. gwis G. 6. chrisoprasis G. 7. Smaraide D, Smareide g, Smaragde dgg, Smarage G. und fehlt D. Rubine alle außer D. 8. steine DG. 9. kostlichen dgg, chostelihen G, chostenlichen D, koste g, hohen g. 10. Ze loben uf Ggg. 12. iu fehlt gg. 13. Antrox G. 15. durch fehlt G. 17. wapene Dg. 18. An gg. gnade Gg, genaden D. 23. = sir ir leben Ggg. 24. = uf urteil gegeben Ggg. 25. Ietw. G. sicherbot-got G. 26. getrwete D, getruwet Gdgg, getrouwet g. 27. Trevriscende D, Trevrizzent Gg. 28. hercenliche D. 29. = an in gern Ggg. 30. = sorgen Ggg, fehlt g.

746 742

Der heiden truog et starkiu lit. swenner sehnte Thabronit, da de küngin Secundille was, vor der muntäne Kaukasas, 5 so gewan er niwen höhen muot gein dem der ie was behuot vor solhem strites überlast: er was schumpfentiure ein gast, daz er se nie gedolte, ίο doch si manger zim erholte.

mit kunst si de arme erswungen: fiurs blicke üz helmen Sprüngen, von ir swerten gienc der sure wint. got ner da Gahmuretes kint. 15 der wünsch wirt in beiden, dem getouften unt dem heiden: die nante ich e für einen, sus begunden siz ouch meinen, waern se ein ander baz bekant: 20 sine satzten niht so höhiu pfant. ir strit galt niht mere, wan freude, saslde und ere. swer da den p n s gewinnet, op er triwe minnet, 25 werltlich freude er hat verlorn und immer herzen riwe erkorn. wes sümestu dich, Parziväl, daz du an die kiuschen lieht gemäl niht denkest (ich mein din wip), wiltu behalten hie den lip?

XV. Buch Der Heide aber hatte halt sehr starke Muskeln. Immer wenn er Thabronit schrie — da war nämlich die Königin Secundille daheim, das ist vor dem Gebirge Kaukasas —, so gewann er frische Zuversicht, den zu besiegen, dem es bis an diesen Tag erspart geblieben war, derart schwere Schläge einzustecken. Die Niederlage kannte er nur von fern; er hatte nie etwas mit ihr zu tun gehabt, es sei denn, daß die andern sie sich bei ihm holten. Die Arme schwangen sie mit Kunst: feurige Blitze sprangen aus den Helmen, von ihren Schwertern biß ein schneidender Wind. Jetzt gnade Gott Gahmurets Brut! Der Wunsch kommt beiden zugute, dem Getauften und dem Heiden, die aber auch wieder nur einer sind — das habe ich euch schon erklärt. Das würden auch sie einsehen, wenn sie einander besser kennenlernten, so wollten sie gewiß nicht länger derart hohe Einsätze riskieren. Es ging ja in dem Kampf immerhin um Glück und Seligkeit und Ehre. Wer da auch den Sieg erringt, der hat, wenn er nicht die Liebe zwischen Verwandten und also Treue überhaupt verachtet, alles Glück, das unter Menschen möglich ist, verloren und Herzensleid erworben, das nimmer aufhört. Was zögerst du, Parziväl, dich der reinen Lichten zu erinnern, ich meine deine Frau! Willst du denn nicht am Leben bleiben?

1. = et fehlt Ggg, zu g. 3. = daz der k. secundillen was Ggg. 4. Von Ggg. muntanie d, muntäne ce D, montanie Gg, montane in gg, minne g. vergl. 71,18. kauchasas G, koukesas D. 7. = sölhes Ggg. 8. tschünphetüre G. 9. = se fehlt Ggg, die g. 10. manges zimierde (manich zimier g) holte Gg. 11. die alle. swngen Ggg. 12. Feurs g, Fiures G, fiwers D. 13. gie G. 15. Daz wnschen Ggg. wir g. 17. ie G. 19. waeren si DG. e vor ein G, statt baz g. baz fehlt Ggg. 25. Wertlich Gg, Werlich g, werltliche D. 26. herze Ggg. 29. gedenchest Gdgg. ich mein dgg, ich meine D, an Ggg. 30. Wil du hie behalten G.

XV. Buch 7 4 3 Der heiden truoc zwuo geselleschaft, dar an doch lac sin meistiu kraft; einiu daz er minne pflac, diu mit staete in sime herzen lac: s daz ander wären steine, die mit edelem arde reine in höchgemüete lerten und sine kraft gemerten. mich müet daz der getoufte 10 an strite und an loufte sus müedet unde an starken siegen, ob im nu niht gehelfen megen Condwir ämurs noch der gräl, werlicher Parziväl, 15 sö müezest einen tröst doch habn, daz die clären süezen knabn sus fruo niht verweiset sin, Kardeiz unt Loherangrin; die bede lebendec truoc sin wlp, 20 do er jungest umbevieng ir Up. mit rehter kiusche erworben kint, ich wsen diu smannes saslde sint. der getoufte nam an kreften zuo. er däht (des was im niht ze fruo) 25 an sin wip die küneginne unt an ir werden minne, die er mit swertes schimpfe erranc, da fiwer von siegen üz helmen spranc, vor Pelrapeire an Clämide. Thabronit und Thasme,

747

Zwei treue Verbündete hatte der Heide bei sich, und denen verdankte er das meiste von seiner überlegenen Kraft: Erstens war da seine Liebe, die unverlierbar in seinem Herzen lag, und zweitens die Steine mit ihren reinen, edlen Potenzen, die seinen Mut mit Siegesmacht erfüllten und seine Kräfte steigerten. Es quält mich zu sehen, wie den Getauften das Kämpfen und Rennen ermattet, und dazu die gewaltigen Hiebe! Wenn es denn so ist, daß Condwir ämürs ihm nicht helfen kann und der Gräl auch nicht, so bliebe dir jetzt, du edler Parziväl, höchstens noch die eine Hoffnung: daß es den strahlend schönen, süßen Knaben nicht bestimmt sein darf, so jung schon Waisen zu sein. Kardeiz und Loherangrin, diese beiden trug seine Frau lebendig in ihrem Schoß, als er ihren Leib zum letztenmal umfing. Kinder, die in rechter Keuschheit empfangen wurden, sind eines Mannes größtes Glück, so sage ich. Der Getaufte wurde jetzt stärker. Er dachte nämlich — und das war bestimmt nicht zu früh — an seine Frau, die Königin, und ihre edle Liebe, die er im Spiel der Schwerter gewonnen hatte, wo von Schlägen aus den Helmen Feuer sprang, vor Pelrapeire, im Kampf mit Clämide. Das Thabronit und das Thasme des Heiden,

1. zwo D, fehlt Ggg. 2. ouch gg. 4. phlac G. 6. die fehlt Ggg. 8. merten Ggg. 9. Mir mut g. 11. sus fehlt Gg. 15. Nu muostu Ggg. 17. fehlt G. = So gg. 18. Karadeiz Ggg, Karedeiz g. lohrangrin g, lohangrin G, lohangin g, lohol. d. lohel. g. 19. lebende g, lebene G. 21.22. fehlen G. 23. krefte G. 24. dahte. DG. des Dg, das dg, ez Ggg. 26. werde Ggg. 27. eranc G. 28. Daz fiur Ggg. von siegen fehlt dg. = uz helmen von siegen Ggg. 29. Von peilr. G. an fehlt Ggg. 30. unde DG.

748 7 4 4 Den wart hie widerruoft gewegn: Parziväl begunde ouch pflegn daz er Pelrapeire sehnte. Condwir ämurs bezite 5 durch vier künecriche aldar sin nam mit minnen kreften war. dö Sprüngen (des ich waene) von des heidens Schilde spaene, etslicher hundert marke wert, ίο von Gaheviez daz starke swert mit slage üfs heidens helme brast, so daz der küene riche gast mit strüche venje suochte. got des niht langer ruochte, is daz Parziväl daz re nemen in siner hende solde zemen: daz swert er Ithere nam, als siner tumpheit do wol zam. der e nie geseic durch swertes swanc, 20 der heiden snelliche üf do spranc. ez ist noch ungescheiden, zurteile stetz in beiden vor der höhsten hende: daz diu ir sterben wende! 25 der heiden [was] muotes riche der sprach dö höfschliche, en franzois daz er künde, üz heidenischem munde 'ich sihe wol, werlicher man, din strit wurde an swert getan:

XV. Buch die wurden jetzt mit Gegenruf vergolten: Parziväl ließ seinen cri erschallen, und der war Pelrapeire. Condwir ämürs war zur rechten Zeit gekommen, um über vier Königreiche hinweg ihn mit der Kraft der Liebe zu beschirmen. Da sprangen von des Heiden Schild Späne, von denen jeder, schätze ich, hundert Barren Silber wert war. Das starke Schwert von Gaheviez traf mit einem gewaltigen Hieb den Helm des Heiden und zersprang: der mächtige, kühne Herr aus dem Orient ging in die Knie. Gott wollte es nicht länger dulden, daß Parziväls Hand mit Leichenraub umging. Er hatte ja einst dieses Schwert, mit dem Recht kindlicher Dummheit, Ither abgenommen. Der Heide, der bis dahin noch nie gewankt hatte unter einem Schwerthieb, schnellte empor mit Kraft. Es ist noch nichts entschieden, beider Urteil liegt noch in der Hand des Höchsten. Die möge sie vor dem Tod bewahren! Großartig war auch des Heiden Sinn. Er sprach mit Courtoisie, und zwar auf französisch, das seinem Heidenmund geläufig war: »Ich sehe wohl, du Starker, daß du auch ohne Schwert den Kampf zu Ende brächtest.

1. wider ruof alle außer DG. gegeben gg, getan G. 3. peilr. G. 4. Kondwiraraurs chom bezite Ggg. 5. niun Ggg. 6. = Si nam Ggg. 7. dö] Dar D. 10. = kahaviez Ggg, Kaheviez g. 11. siegen Ggg. uf des alle. heim Ggg. 13. struchen gg. 13. 14. suohte-ruohte G. 14. niht langer] niene D. 17. ither Gdgg. 18. tumpheit D. do gezam G, wol gezam dg, zam g. 20. snelle uf spranc G, snel do (da g) uf spranch gg. 22. Ze urteil alle außer D. stez D, ste ez G, ez stet g, stet ez die übrigen. 23. Von Gg. 25. was fehlt (nebst der z. 26) g. 28. heidenschen G. 30. wrde ane DG.

XV. Buch 7 4 5 W a z priss b e j a g e t e ich d a n n e a n dir? s t a n t stille, u n d e sage m i r , w e r l i c h e r helt, w e r d u sis. f ü r w a r d u hetes m i n e n p r i s 5 b e h a b t , d e r l a n g e ist m i c h g e w e r t , wier d i r z e b r o s t e n n i h t d i n s w e r t . n u si v o n u n s b e d e n v r i d e , u n z u n s g e r u o w e n b a z diu lide.' si säzen n i d e r üfez gras: ίο m a n h e i t bi z u h t a n b e i d e n w a s , u n t ir b e d e r jär v o n solher zit, zalt n o c h ze j u n c si b e d e uf strit. der heiden zem getouften sprach ' n u g e l o u b e , helt, d a z ich gesach 15 bi m i n e n ziten n o c h nie m a n , der baz den pris m ö h t e hän, d e n m a n in strite sol b e j a g e n . n u r u o c h e , helt, m i r beidiu s a g e n , d i n e n n a m e n u n t d i n e n art: 20 so ist w o l b e w e n d e t h e r m i n v a r t . ' dö sprach Herzeloyden suon 'sol ich d a z d u r c h v o r h t e t u o n , s o n e d a r f es n i e m e n a n m i c h g e r n , sol ichs b e t w u n g e n l l c h e w e r n . ' 25 d e r h e i d e n v o n T h a s m e s p r a c h 'ich wil m i c h n e n n e n e, u n d lä d a z laster w e s e n m i n . ich p i n Feirefiz A n s c h e v i n , so riche w o l d a z m i n e r h a n t mit zinse d i e n e t m a n e c l a n t . '

749

Welchen R u h m a b e r sollte ich d a n n a n dir g e w i n n e n ? Steh still u n d sag mir, d u s t a r k e r H e l d , w e r d u bist. D u h ä t t e s t w a h r lich m e i n e n R u h m , d e n ich s c h o n l a n g e besitze, f ü r dich b e h a l t e n , w ä r e d i r n i c h t das Schwert zersprungen. Laß uns für eine Weile Frieden h a l t e n , bis sich u n s e r e Glieder etwas ausgeruht haben.« Sie setzten sich n i e d e r auf d a s G r a s . Tapferkeit und Eleganz hatten beide a m Leib, u n d b e i d e w a r e n g r a d e r e c h t a n J a h ren, die ein R i t t e r h a b e n soll, n i c h t zu alt u n d n i c h t zu j u n g . D e r H e i d e sagte z u m G e t a u f t e n : » G l a u b mir, H e l d , ich h a b e m e i n e r L e b t a g n o c h k e i n e n g e s e h e n , d e m die K r o n e aller E h r e n , d i e ein M a n n m i t W a f f e n e r w e r b e n k a n n , besser zu G e s i c h t s t ü n d e . N u n sei so f r e u n d l i c h , H e l d , u n d sag m i r d e i n e n N a m e n u n d w o h e r d u k o m m s t . D a n n bin ich n i c h t u m s o n s t h i e r h e r g e f a h r e n . « D a sprach der Sohn der Herzeloyde: »Wenn einer m e i n t , ich m ü ß t e d a s t u n , weil ich m i c h f ü r c h t e , s o k a n n er sich die Bitte s p a r e n . Ich lasse m i c h n i c h t wie ein Besiegter d a z u z w i n g e n . « D e r H e i d e v o n T h a s m e s p r a c h : »So will ich m i c h zuerst n e n n e n u n d m e i n e eigene E h r e b e u g e n . Ich bin Feirefiz A n s c h e v i n . Viele L ä n d e r b r i n g e n m e i n e r H a n d T r i b u t , so g e w a l t i g bin ich.«

4. hsctes g, heist G. 5. mih gwert G. 6. zebrochen alle außer Dg. 7. 11. beider G. 12. = ze iunch noh ze alt Ggg. 15. = Bi miner zit noh nie den 16. den strit G. 19. dine art g, din art die übrigen außer DG. 21. der herzeloyde G. 23. nimmer D. 24. betwngenlihen Gdgg. 28. feirafiz G, ferefiz gg. Anscivin D, auch 746,3. 30. dient manc G.

beiden G. man Ggg. herz. Gd, ferrefiz g,

750 746

j

ίο

15

20

25

Dö disiu rede von im geschach, Parziväl zem heiden sprach 'wä von sit ir ein Anschevtn? Anschouwe ist von erbe min, bürge, lant unde stete, herre, ir suit durch mine bete einen andern namen kiesen, solt ich min lant Verliesen, unt die werden stat Bealzenän, sö het ir mir gewalt getan, ist unser dweder ein Anschevin, daz sol ich von arde sin. doch ist mir für war gesagt, daz ein helt unverzagt won in der heidenschaft: der habe mit riterllcher kraft minne unt pris behalten, daz er muoz beider walten, der ist ze bruoder mir benant: si hänt in da für pris erkant.' aber sprach d6 Parziväl 'her, iwers antlützes mal, het ich diu kuntliche ersehn, so wurde iu schier von mir verjehn, als er mir kunt ist getan, herre, weit irz an mich län, so enblcezet iwer houbet. ob ir mirz geloubet, min hant iuch strites gar verbirt, unz ez anderstunt gewäpent wirt.'

XV. Buch

Als er ausgeredet hatte, sprach Parziväl zu dem Heiden: »Von welchem Land her nennt Ihr Euch Anschevin? Anschouwe ist mein Erbe, Burgen, Land und Städte! Mein Herr, laßt Euch von mir bitten und sucht Euch einen andern Namen. Hätte ich wirklich mein Land verloren und die edle Stadt Bealzenän — die hättet Ihr mir mit Gewalt rauben müssen! Wenn einer von uns beiden ein Anschevin ist, so bin ich es, und zwar von meinem Vater her. Allerdings hat man mir versichert, es gebe da einen unerschrockenen Helden, der wohne im Heidenland, und dessen Rittertum habe ihm Liebe und Ehre erworben, die könne ihm keiner streitig machen. Der, so sagen sie, sei mein Bruder, und er gilt dort als ein großer Mann.« Noch einmal sprach dann Parziväl und sagte: »Mein Herr, wenn ich Euer Gesicht und die rechten Zeichen darin sehen könnte, so würdet Ihr sehr schnell von mir erfahren, wie man ihn mir geschildert hat. Mein Herr, tut mir den Gefallen und entblößt Euer Haupt. Ihr könnt mir ruhig vertrauen: Meine Hand wird sich keine Feindseligkeit erlauben, ehe Ihr nicht den Helm wieder aufgebunden habt.«

4. is G. 5. unt D. 7. = Iu einen Ggg. 8. Sol Ggg. 9. Unde werden G. belzanan G, ze belzenan g. 11. Unde ist Ggg. deweder DG, tweder gg. 16. Unde habe Ggg. 18. muoze Ggg. beder G. 19. genant alle außer DG (eine tilgt ze). 23. küntlich gg. 24. sciere DG. 27. enblozet DG. 29. iu g.

751

XV. Buch 747

D ö sprach der heidenische m a n

D a sprach der heidnische M a n n : »Vor

'dins strits ich wenec angest h ä n .

deinen Waffen h a b ich nicht viel zu be-

stüend ich g a r b l ö z , sit ich h ä n s w e r t ,

fürchten. Stünde ich auch ganz n a c k t da,

du wserst d o c h s c h u m p f e n t i u r e gewert,

denn ich h a b e ja mein S c h w e r t , so müßtest

5 sit din swert zebrosten ist.

du doch unterliegen, da dein Schwert zer-

al din werlicher list

sprungen

m a c dich vor t ö d e niht b e w a r n ,

k ö n n e n dich nicht vor d e m T o d b e w a h r e n ,

ine well dich anders gerne sparn.

wenn ich nicht aus freiem Willen bereit

e du begundest ringen, ίο min swert lieze ich klingen

ist. Alle deine

Kampfeskünste

bin, dich zu verschonen. E h e du mich anp a c k e n k ö n n t e s t , u m mit mir zu ringen,

beidiu d u r c h iser unt durch vel.'

spränge meine Klinge durch das Eisen in

der heiden starc unde snel

dein Fell.«

tet m a n l i c h e site schin, 'diz swert sol unser dweders sin:'

D e r s t a r k e , mutige H e i d e tat d a n n etw a s , w a s ihn als w a h r e n M a n n

erwies:

15 ez w a r f der k ü e n e degen b a i t

»Dieses S c h w e r t soll k e i n e m von uns bei-

verre von im in den w a i t ,

den g e h ö r e n « — weit fort in die Wildnis

er sprach 'sol nu hie strit ergen.

w a r f es k ü h n der furchtlose R i t t e r .

da m u o z glichiu schanze sten.'

sprach:

d ö sprach der riche Feirefiz 20 'helt, durch diner zühte vliz,

»Wenn dann hier das

Er

Kämpfen

weitergehen soll, so müssen die C h a n c e n gleich stehen.« D a n n sprach der gewaltige

sit du b r u o d e r megest h ä n ,

Feirefiz: » H e l d , jetzt strenge deine C o u r -

sö sage mir, wie ist er getan?

toisie an: Wenn du wirklich einen B r u d e r

t u o mir sin antlütze e r k a n t ,

h ä t t e s t , so sag mir, wie der aussehen soll.

wie dir sin v a r w e si g e n a n t . '

W o r a n e r k e n n s t du sein G e s i c h t , wie hat

25 d ö sprach H e r z e l o y d e n kint

m a n ihn dir geschildert?«

'als ein geschriben p e r m i n t , swarz und b l a n c her unde dä, sus n a n t e m i m E c k u b ä . ' der heiden sprach 'der bin ich.' si bede w e n c d ö s ü m t e n sich,

D a sprach der H e r z e l o y d e K i n d : » W i e ein

beschriebenes

Stück

Pergament,

s c h w a r z u n d w e i ß d u r c h e i n a n d e r , so hat m i r E c k u b ä gesagt.« D e r H e i d e sprach: » D e r bin ich.« D i e beiden hielten sich nun nicht m e h r viel mit R e d e n auf,

3. Stund g, Stunt g, stuende DG. gar fehlt g, al G. 4. scumpfentiwer D, tschümphentüre G, entschumphentiure g. gwert G. 5. zebrochen alle außer D. 8. welle DG. 10. = dringen Ggg. 11. isen Gdgg. durh DG. 13. manlichen D. 14. deweders DG, tweders gg, entweders d. 17. nu hie strit D, hie strit G, me strit d, hie nu strit gg, hie strit nu g, nu strit hie g. 18. Der muoz gelich (zü glicher g) tschanze sten Gg, Daz muoz geliche tschanze sten gg. 19. feyrafiz g. 21. mügest G. 22. = mir fehlt Ggg, an g. 26. bermint G. 27. = Swartz blanch Ggg. unt da D. 28. = Also nande (Alsus nant g) mirn Ggg. miren D. 29. daz bin ih Ggg. 30. wenech do Dgg, do wenc G, wenig dg.

752 7 4 8 I e w e d e r sin h o u b e t schier von helme unt von hersenier e n b l ö z t e an d e r selben s t u n t . Parziväl v a n t h ö h e n f u n t , 5 u n t d e n liebsten d e n er ie v a n t . d e r h e i d e n schiere w a r t e r k a n t : w a n d e r truoc agelstern mal. Feirefiz u n t Parziväl mit küsse understuonden haz: ίο in z a m o u c h b e d e n f r i u n t s c h a f t b a z d a n gein ein a n d e r h e r z e n nit. t r i w e u n d liebe schiet ir strit. der heiden d ö mit freuden sprach ' ö w o l m i c h d a z ich ie gesach 15 des w e r d e n G a h m u r e t e s kint! al m i n e g o t e des geret sint. min gotinne Jünö dis prises m a c w o l w e s e n v r ö . min kreftec got Jupiter 20 d i r r e sseiden w a s m i n w e r . gote unt gotinne, i w e r k r a f t ich i m m e r m i n n e . geert si des p l ä n e t e n schin, d a r i n n e diu reise m i n 25 n a c h ä v e n t i u r e w a r t g e t a n gein dir, v o r h t l i c h süezer m a n , daz mich von diner hant gerou. geert si l u f t u n d e t o u , d a z h i u t e m o r g e n üf m i c h reis, m i n n e n slüzzel k u r t e i s !

XV. Buch jeder e n t b l ö ß t e auf d e r Stelle u n d s o f o r t das H a u p t von Helm und Hersenier. Da f a n d Parziväl einen edlen Schatz, kein lieb e r e r A n b l i c k w a r i h m je w i d e r f a h r e n . Beim ersten H i n s c h a u e n k a n n t e er d e n H e i d e n , d e n n d e r t r u g im G e s i c h t die Els t e r n z e i c h e n . M i t e i n e m K u ß t a t e n Parziväl u n d Feirefiz alle F e i n d s c h a f t a b . Liebe s t a n d d e n b e i d e n a u c h viel besser als Erb i t t e r u n g u n d H a ß . T r e u e u n d Liebe h a t t e ihren Kampf entschieden. D e r H e i d e s p r a c h d a voller G l ü c k : »Wie s c h ö n , d a ß ich dich sehen d a r f , d a s K i n d des edlen G a h m u r e t . Alle m e i n e G ö t t e r will ich d a f ü r preisen. M e i n e G ö t tin J ü n ö m a g sich f r e u e n ü b e r s o viel Ehre. Meinem gewaltigen G o t t Jupiter v e r d a n k e ich dieses G l ü c k . G o t t u n d G ö t tin, e u r e M a c h t will ich i m m e r lieben. G e priesen sei d e r S c h i m m e r d e s P l a n e t e n , in dessen Z e i c h e n m e i n e R i t t e r f a h r t s t a n d , d a sie m i c h hin zu d i r g e f ü h r t h a t , d u f ü r c h t e r l i c h Lieber, d a ß ich e r s c h r o c k e n bin v o r d e i n e r H a n d . G e p r i e s e n sei die L u f t u n d d e r T a u , d e r h e u t e m o r g e n auf m i c h fiel. D e r Z a u b e r d e i n e r C o u r t o i s i e schließt dir alle H e r z e n in Liebe a u f .

1. Ietwederre G. sciere-hersemere alle. 2. Unde helme G. 3. Enblozten Gg. 5. liebsten gg, liebesten D, liebisten G. 7. Wan er G oft. aglastern g, agellastern g, aglester d, egelstern g. 10. = zäme Ggg. friwentscaft D. 11. = herze G, herzer g, herten g, haz und g. 14. Wol G. 15. Gahmuretes G, Gahmurets D. 16. des fehlt G. geert G, ge ert D. 17. 21. gottinne D, gütinne G. 18. dis (Des dg) priss mach wol (wol mag g) Ddg, Disses wol mac g, Dis wol mach G, Mach dises wol g. 19. Ein G. Iuppiter G. 21. got DG. 27. vor D. 28. geert D, Gert G. unt D.

XV. Buch

749 Owol diu wip dich sulen sehn! waz den doch sselden ist geschehn!' 'ir sprechet w o l : ich spraeche b a z , o b ich daz künde, an allen haz. s nu bin ich leider niht so wis,

des iwer werdeclicher pris mit Worten mege gehoehet sin:

10

υ

20

25

got weiz ab wol den willen min. swaz herze und ougen künste hat an mir, diu beidiu niht erlät iwer pris sagt vor, si volgent nach, daz nie von riters hant geschach mir grcezer not, für war ichz weiz, dan von iu,' sprach der von Kanvoleiz. do sprach der riche Feirefiz 'Jupiter hat sinen vliz, werder helt, geleit an dich, du solt niht mere irzen mich: wir heten bed doch einen vater.' mit brüederlichen triwen bater daz er irzens in erlieze und in duzenliche hieze. diu rede was Parziväle leit. der sprach 'bruodr, iur richeit glichet wol dem bäruc sich: so sit ir elter ouch dan ich. min jugent unt min armuot sol sölher lösheit sin behuot, daz ich iu duzen biete, swenn ich mich zühte niete.'

753

Selig die Frauen, die dich sehen dürfen, denn ihnen ist ein großes Glück geschehen.« »Ihr redet schön, ich wollte gern noch schöner reden, wenn ich es könnte, und zwar ohne Galle. Leider weiß ich nichts zu sagen, was Euren königlichen Ruhm noch steigern könnte mit Worten. Gott kennt aber meinen guten Willen. Herz und Augen mögen sich noch so sehr bemühen, sie sind gebannt von Eurem Glanz und können immer bloß nachplappern, was der spricht. Daß mich aber niemals eines Ritters Hand so arg in Bedrängnis brachte wie Eure, das weiß ich ganz gewiß.« So sprach der aus Kanvoleiz. Da sagte der reiche Feirefiz: »Jupiter hat sich angestrengt, als er dich schuf, du edler Held. Du mußt aber aufhören, mich zu ihrzen: wir sind doch eines Vaters Kinder.« Mit brüderlicher Liebe bat er ihn, er möge ihm das Ihr und Euch erlassen und ihn duzen. Das schien Parziväl nicht recht. Der sprach: »Bruder, Ihr seid an Macht und Herrlichkeit dem Bäruc gleich und dazu auch noch älter als ich. Meine Jugend und meine Armut sollen sich vor solch unbescheidenem Leichtsinn in acht nehmen. Wenn ich Euch mit Du anreden wollte, das wäre gegen alle gute Sitte.«

1. Wol Gg. dich] di dich D, diu dih G, so alle. suln gg. 2. is G. 3. Ir seht wol Gg. spreche D, spräche Gg, spriche dgg. 5. nih so G. 6. Daz Ggg. 7. müge G. gehoht D, geholen G. 8. aber DG. 9. ouge G. 9. 10. hant-erlant alle. 10. beide euch gg. 11. = Iwern Ggg. saget Dd = sag ich gg, sagt sy g, si G. 14. Dane G, denne D. der kanvoleiz G. 15. firefiz G. 16. Got hat [rehte G] sinen fliz Gg. 18. = Dune Ggg. ircen G. 19. haben G. bede DG, fehlt g. doch beide dg. 20. triwen doh bater G. 22. duzzenliche D, duzchlihen G, dutzlichen gg, dutzlich d. 23. parzifal G, parcifaln g. 24. Er Gd. bruoder iwer DG. 25. Gelihet G. baruch Ggg, Baruche D. 26. ouch fehlt G. dan gg, dane G, danne g, denn D. 28. sölher G, solher D. 29. duzen G, dutzen g, duozen D.

754 750

5

ίο

15

20

25

Der von Tribalibot Jupiter sinen got mit Worten erte manegen wis. er gap ouch vil höhen pris siner gotin J ü n ö , daz si daz weter fuogte so, da mit er und al sin her gein dem lande uz dem mer lantveste nämen, da si zein ander quämen. anderstunt si nider säzen, die bede des niht vergäzen, sine büten einander ere. der heiden sprach dö mere 'ich wil läzen dir zwei rtchiu lant, dienstliche immer dtner hant, diu min vater und der dine erwarp, do der künec Isenhart erstarp, Zazamanc und Azagouc. sin manheit da niemen trouc, wan daz er lie verweiset mich, gein minem vater der gerich ist minhalp noch unverkorn. sin wip, von der ich wart geborn, durh minne ein sterben nach im kös, dö si minne an im verlös. ich sash doch gern den selben man: mir ist ze wizzen getan daz nie bezzer riter wart: näh im ist kostenlich min vart.'

XV. Buch Der von Tribalibot pries jetzt noch mit langen Reden seinen Gott Jupiter, und auch seiner Göttin J ü n ö erwies er hohe Ehren, weil sie es mit Wind und Wetter so weise eingerichtet hatte, daß er mit seinem ganzen Heer gerade dort vor Anker und an Land gegangen war, wo sie einander begegnen mußten. Sie setzten sich noch einmal nieder. Es konnte da nicht ausbleiben, daß sie einander noch weiter nach Kräften Ehre antaten. Da sprach nun wieder der Heide: »Ich will dir zwei große Reiche überlassen, die sollen dir auf immer gehören. Mein Vater und der deine hat sie einst gewonnen, nachdem der König Isenhart gestorben war: Zazamanc und Azagouc. Wer auf seine Tapferkeit vertraute, wurde nie betrogen — nur mich hat er verlassen und zum Waisenkind gemacht. Was ich an meinem Vater zu rächen habe, ist noch nicht vergessen. Seine Frau, die mich gebar, sehnte sich, als sie seine Liebe verloren hatte, aus Liebe nach ihm in den Tod. Trotzdem möchte ich diesen Mann gern kennenlernen. Man hat mir versichert, daß es nie einen besseren Ritter gegeben hat. Um ihn zu finden, habe ich diese Reise mit großem Aufwand unternommen.«

2.Jupitern dg, Iuppitern G. 5. gütinne G, gottinne D, und so oder götinne die übrigen. 8. uz dem g, üf dem D, und uff dem d, uf daz G, von dem gg. 10. Daz dg. zuo ein G. 12. Si G. des fehlt Gd. Beide sy niht vergaszen g. 15. lazen dir D, dir lazen Gdg, dir lan (ohne richiu) g, lan g. 16. Dienslihe G, Dienstlich gg, dienstlichen D. 17. di D. vatr D. 20. da fehlt Ggg, und dann betrouch g. 27. ssche DG. 28. wizzene D. 29. enwart D. 30. chostelih G, kostlich die übrigen außer D.

XV. Buch 751

Parziväl hin zim dö sprach 'ich pin ouch der in nie gesach. man sagt mir guotiu were von im (an maneger stat ich diu vernim), 5 daz er wol künde in striten sinen pris gewlten und werdekeit gemachen hoch, elliu missewende in vlöch. er was wiben undertän: ίο op die triwe künden hän, si londens äne valschen list, da von der touf noch geret ist pflager, triwe an wenken: er künde ouch wol verkrenken t5 alle valschliche tat:

herzen staste im gap den rät. daz mochten si mich wizzen län, den kündec was der selbe man, den ir so gerne ssehet. 20 ich wsene ir prises jaehet im, ob er noch lebte, wand er nach prise strebte, sin dienst twanc der wTbe lön, daz der künec Ipomidön 25 gein im tjostierens pflac. diu tjost ergienc vor Baldac: da wart sin werdeclkhez lebn durh minne an den re gegebn. wir hänn ze rehter tjost verlorn, von dem wir bede sin erborn.'

755

D a sprach Parziväl zu ihm: »Mir geht es genauso, auch ich habe ihn nie gesehen. Man sagt mir von ihm große Dinge — an vielen Orten erzählt man mir das —, daß er ein großer Streiter war und sich darauf verstand, seinen Ruhm immer weiter auszustrecken und seinen Adel zu heben. Kein Makel ist an ihm. Den Frauen war er ganz ergeben: Und wenn sie wußten, was Treue fordert, so betrogen sie ihn nicht um seinen Lohn. Er besaß das, was dem Christentum die edelste Tugend war und ist: unwandelbare Treue. Er verachtete alle verräterischen Dinge. Unbeirrbar wies sein Herz ihm den geraden Weg. So haben sie ihn mir geschildert, die diesen Mann kannten. Ich glaube, daß Ihr ihn, dem Ihr so gern begegnen möchtet, wenn er noch am Leben wäre, auch loben müßtet, denn zur Ehre zog es ihn hin. Seiner Ritterpflicht gehorsam war der Frauen Augenstern, und so konnte ihn der König Ipomidön zur Tjost stellen. Diese Tjost geschah vor Baldac: Da wurde sein edles Leben der Liebe zu Ehren hingeschlachtet. Wir haben unser beider Vater in einer rechten T j o s t verloren.«

5. 6. chunde striten. Sin pris der gie (get g) witen Gg. 7. gemachet gg, machen G. 11. Die lontens Ggg. 12. noch fehlt Ggg. geeret D, gert G. 13. ane DG. 14. ouch fehlt G. verdenchen Ggg. 16. = Sines herzen Ggg. gap im Ggg. 18. = chunt Ggg. 20. priss D, pris G. 21. noch fehlt Ggg. 25. tiustierens D, tiostiers G. 26. ergie G. 27. werdechlih G. 28. der minne Ggg. 29. han in Dd = han Ggg. 30. Da von G. = geborn Ggg.

756 752

' O w e der unregezten not!' sprach der heiden, 'ist min vater tot?

XV. Buch »Ach, das tut weh! Wie könnte mir da je wieder gut werden!« sprach der Heide.

ich m a c wol freuden vlüste jehn

»So ist mein Vater wirklich tot? Ich habe

und freuden funt mit wärheit spehn.

guten Grund, von Unglück zu reden, und

j ich hän an disen stunden freude vlorn und freude funden.

doch

steht

großes

Glück

vor

meinen

Augen. Ich habe hier mein Glück zugleich

wil ich der wärheit grifen zuo,

verloren und gewonnen.

beidiu min vater unde ouch duo

Wahrheit fassen will, so muß ich sagen,

und ich, wir wären gar al ein,

daß wir zusammen, mein Vater und du

ίο doch ez an drien stücken schein,

und ich, ein und dasselbe Wesen waren,

swä man siht den wisen man,

bloß

dern zeit decheine sippe dan,

braucht sich ja nur anzusehen, wie die

zwischen vater unt des kinden,

klugen Leute die

wil er die wärheit vinden.

zählen: Zwischen dem Vater und den Kin-

15 mit dir selben hästu hie gestritn.

in

der

Wenn ich die

Erscheinung

drei.

Man

Verwandtschaftsgrade

dern rechnen die keinen — nur so k o m m t

gein mir selbn ich k o m üf strit geritn,

man aufs richtige Ergebnis. M i t dir selber

mich selben het ich gern erslagn:

hast du hier gekämpft. Der mir gegen-

done kundestu des niht verzagn,

überstand, als ich in den Ring geritten

dune wertest mir min selbes lip.

k a m , das war ich. Mich selber hätte ich

20 Jupiter, diz wunder schrip:

gern

totgeschlagen.

Als

du

so

tapfer

din kraft tet uns helfe kuont,

kämpftest, da hast du dich meiner Haut

daz se unser sterben understuont.'

gewehrt. Jupiter, schreib dies Wunder auf:

er lachte und weinde tougen. sin heidenschiu ougen 25 begunden wazzer reren

Deine Kraft hat uns beigestanden und uns vor dem Tod bewahrt.« Er lachte, und darunter lag doch stilles

al nach des toufes eren.

Weinen. Aus seinen heidnischen

der touf sol leren triuwe,

tropfte Wasser: es war ganz so, als woll-

Augen

sit unser e diu niuwe

ten sie ihn in der Taufe zum

nach Kriste wart genennet:

adeln. Die Taufe gießt Treue in die Seelen.

an Kriste ist triwe erkennet.

D a r u m ist unsre Religion, der Neue Bund,

Christen

nach Christus benannt, denn in Christus hat die Treue Gestalt angenommen.

1. unergetzeten G, unergatzten g. 2. is G. 3. = froude unde fluste Ggg. 8. ouch fehlt Ggg. du alle. 9. = wir fehlt Ggg. gar fehlt Gg, doch g. 10. = endrin G, in drin gg. 12. der enz. D, Der nez. G. neheine G. 13. des] = den Ggg, fehlt g. 15. 16. 17. selbn D, selben G. 17. ih hete Gg. 20. Iuppiter Gd. = daz Ggg. schript dg. 23. lachete DG. 24. Sin d, siniu DG. 27. Der töffe [pfligt g] solher triuwe Gg. 28. sint D. 29. christen Ggg.

XV. Buch 753

5

ίο

υ

20

25

Der heiden sprach, ich sag iu wie. 'wir sulen niht langer sitzen hie. rit mit mir niht ze verre. loschieren üf die terre, durh din schouwen, von dem mer heiz ichz richeste her dem J ü n ö ie gap segels luft. mit wärheit äne triegens guft zeige ich dir mangen werden man der mir ist diens undertän. dar soltu riten hin mit mir.' Parziväl sprach zim 'slt ir so gewaldec iwerr liute, daz se iwer biten hiute und al die wile ir von in sit?' der heiden sprach 'äne strit. wasre ich von in halbez jär, min biten rtche und arme gar: sine getorsten ninder keren. gespiset wol nach eren sint ir schif in der habe: ors noch man niht dorften drabe, ezn wasre durch fontäne unt durch luft gein dem plane.' Parziväl zem bruoder sin sprach 'so suit ir frouwen schin sehen unt gröze wünne, von iwerm werden künne mangen riter kurtoys. Artus der Bertenoys

757

Der Heide sprach, wie ihr jetzt von mir hört: »Wir wollen nicht länger hier sitzen bleiben. Reit mit mir ein kleines Stück. Sie sollen an Land gehen und Quartier machen, damit du dich an ihrem Anblick freust: Aus dem Meer lasse ich das gewaltigste Heer anmarschieren, dem J ü n ö je Wind in die Segel blies, das ist die Wahrheit ohne prahlerischen Schwindel. Ich werde dir viele adelige Leute zeigen, die mir dienen. Dahin sollst du mit mir reiten.« Parziväl sprach zu ihm: »Habt Ihr soviel Macht über Eure Ritter, daß sie ruhig den ganzen Tag lang auf Euch warten oder gar noch länger, bis Ihr wiederkommt?« Der Heide sprach: »Das versteht sich. Wenn ich auch ein halbes J a h r lang ausbliebe, so würden sie sich halt gedulden, die großen Herren genauso wie die kleinen. Keiner würde es wagen, sich wegzurühren. Z u essen haben sie auf den Schiffen dort im Hafen recht anständig. Weder R o ß noch Mann braucht an Land zu gehen, höchstens bis zur Quelle oder in die frische Luft aufs freie Feld hinaus.« Parziväl sprach zu seinem Bruder: »So sollt Ihr mit mir Glanz von adeligen Damen anschauen gehen und große Herrlichkeit und viele feine ritterliche Herren, die alle zu Eurer edlen Verwandtschaft gehören: Artus, der Berteneyse,

2. Wim süln G. 4. Leislern G, Loysieren gg. die] dirre D. 6. Het ihz Gg. 7. den D. 10. dienstes alle außer D. 12. hinze im Ggg. 13. So gwaltc iwer lüte G {aber hiute). 17. = ein halbez Ggg. 19. niener G. 21. ir D, elliu iriu G, alle ir dgg, gar ir g. 23. ezen D, Ez ne G. funtanig G, funtane d. 24. = Ode Ggg. = durch den luft Dd. = von dem planig Ggg. 28. iwern G, mime D. 29. kürteis G. 30. britaneis G.

758 7 5 4 Lit hie bl m i t w e r d e r diet, v o n d e n ich m i c h h i u t e schiet, mit grözer minneclicher schar: w i r sehen d a f r o u w e n w o l g e v a r . ' j d o der heiden hörte nennen wip (diu w ä r e n et sin selbes lip), er s p r a c h ' d a r f ü e r e m i c h m i t dir. d a r z u o soltu sagen m i r m j e r d e r ich dich v r ä g e . ίο sehe w i r u n s e r m ä g e , sö w i r z A r t ü s e k o m n ? v o n des f u o r e ich h ä n v e r n o m n , d a z er si prises riche, u n d er v a r o u c h w e r d e c l i c h e . ' is d o s p r a c h a b e r Parziväl ' w i r sehen d a f r o u w e n lieht g e m ä l . sich failiert n i h t u n s e r v a r t : wir vinden unsern rehten art, liut v o n d e n w i r sin e r b o r n , 20 etsliches h o u b t zer k r ö n e e r k o r n . ' ir d e w e d e r d ö n i h t l a n g e r saz. Parziväl des n i h t vergaz, ern h o l t e sines b r u o d e r s w e r t : d a z stiez er d e m d e g e n w e r t 25 w i d e r in die scheiden, d ä w a r t v o n in b e i d e n zornlicher haz vermiten u n t gesellecliche d a n geriten. e si z A r t ü s e w ä r e n k o m n , d ä w a s o u c h masr v o n in v e r n o m n .

XV. Buch u n d die E d l e n seines H a u s e s h a b e n nicht w e i t v o n hier ihr L a g e r a u f g e s c h l a g e n ; h e u t e bin ich v o n d a f o r t g e r i t t e n . Es ist ein g r o ß e s H e e r v o n S c h ö n e n , w i r w e r d e n r e i z e n d e D a m e n d o r t sehen.« Als d e r H e i d e w a s v o n F r a u e n h ö r t e — die w a r e n sein ein u n d alles —, d a s p r a c h er gleich: »Da reite m i t m i r hin! A u ß e r d e m a b e r m u ß ich dich n o c h e t w a s f r a g e n , sag mir: Begegnen w i r a u c h u n seren V e r w a n d t e n bei Artus? Von seinem K ö n i g t u m h a b ich g e h ö r t , i h m sei viel E h r e Untertan u n d er lebe wie ein w a h r haft hoher Herr.« D a sagte es Parziväl n o c h e i n m a l : »Wir w e r d e n g l ä n z e n d e D a m e n sehen. D u wirst nicht enttäuscht werden, w e n n wir d o r t h i n reiten. W i r t r e f f e n d a u n s r e väterliche V e r w a n d t s c h a f t , l a u t e r L e u t e a u s u n s e r e m G e s c h l e c h t . Etliche d a r u n t e r sind v o n g e k r ö n t e m Adel.« D a w o l l t e n u n k e i n e r l ä n g e r sitzen bleiben. Parziväl w a r n o c h s o a u f m e r k s a m , seines B r u d e r s S c h w e r t zu h o l e n , d a s s t e c k t e er d e m edlen H e l d e n in die Scheide. Krieg u n d F e i n d s c h a f t z w i s c h e n i h n e n w a r a b g e t a n , als g u t e F r e u n d e ritten sie d a v o n . N o c h ehe sie bei A r t ü s e i n t r a f e n , w a r Nachricht von ihnen dorthingelangt.

2. Von dem Gg. 6. Die G. 7. da D. mich hin D (und g?). 9. des gg. dich fehlt Dg. 13. pris D, bris G. 14. er fehlt dg. ouch fehlt G. 15. = Aber sprah do Ggg. 17. valiert G, falieret d, falliert gg. 18. winden D. da unsern G. 19. liute D, Lüte G. = geborn Ggg. 20. = Etslih Ggg. houbet DG. = ze Ggg. 21. langer D. 23. sins DG. 24. dem und wert fehlen G.

XV. Buch

755 D ö was bl dem selben tage über al daz her gemeiniu klage, daz Parziväl der werde man von in was sus gescheiden dan. s Artüs mit rate sich bewac daz er unz an den ahten tac Parziväls dä wolt biten unt von der stat niht riten. Gramoflanzs her was ouch komn: ίο dem was manc witer rinc genomn, mit zelten wol gezieret, dä was geloschieret den stolzen werden liuten. man möhtez den vier briuten 15 niht baz erbietn mit freude siten. von Schastel marveile geriten kom ein man zer selben zlt: der seite alsus, ez wsere ein strit üfem warthüs in der sül gesehn, 20 swaz ie mit swerten wsere geschehn, 'daz ist gein disem strite ein niht.' vor Gäwän er des masres giht, dä er bi Artuse saz. manc riter dä mit rede maz, 25 von wem der strit dä wsere getän. Artüs der künec sprach dö sän 'den strit ich einhalp wol weiz: in streit min neve von Kanvoleiz, der von uns schiet hiute fruo.' dö riten ouch dise zwene zuo.

759

An diesem Tag hatte man im ganzen Heer über nichts anderes gesprochen als darüber, wie bedauerlich es doch sei, daß der edle Parziväl so von ihnen weggeritten war. Artüs hatte im Rat mit den Seinen beschlossen, daß er da bis zum achten Tag bleiben und auf Parziväl warten werde. So lange wollte er von diesem Ort nicht fortreiten. Das Heer des Gramoflanz war auch hierhergezogen. Dem hatte man viele weite Plätze abgesteckt mit prächtigen Zelten drauf. Stolzen, adeligen Herren richtete man da ihr Logis. Man hätte den vier Bräuten unmöglich noch mehr Pracht und Festesfreuden bieten können. Von Schastel marveile her kam da ein Mann geritten. Der erzählte, sie hätten vom Ausguck der Burg, in der Säule also, einen Kampf gesehen. Alles, was je mit Schwertern vollbracht worden sei, »das ist gar nichts, verglichen mit diesem Kampf«, so sagte er. Vor Gäwän berichtete er das, der saß bei Artüs im Zelt. Viele Ritter waren dort, die werweißten, was für Kämpfer das wohl gewesen sein mochten. Der König Artüs aber sprach sogleich: »Die eine Hälfte jenes Treffens kenne ich: die kämpfte mein Neffe aus Kanvoleiz, der heute früh fortgeritten ist.« Da ritten auch schon die zwei her.

4. sus fehlt D = Süs was von in Ggg. 5. sih DG. 6. = Vierden Ggg. 7. wolde DG. 9. Gramoflanzs (Gramoflanzes gg) her was ouch Dgg, Gramoflantz was ouch here g, Gramoflanzes (Gramoflantz d) her was Gd. 10. wite rinc G, wit rinc g, rinch wit g. benomen G. 11. = gezelten Ggg. 12. geloisiert Ggg. 14. der D. 15. nit baz erbieten Ddgg, Baz erbieten niht Ggg. frouden Ggg. 16. schastel marveile g, Scastelmarväle D, kastei marveile g, tschastel marveile G. 19. Uf dem warthuse G. swel D. 20. von Gg. was d, ist g. 22. märs G.

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XV. Buch

Wol nach strifes ere helm unt ir schilde sere w a r n mit swerten an gerant. ieweder wol gelerte hant truoc, der diu strites mal entwarf, in strife m a n ouch kunst bedarf, bt Artüses ringe hin si riten. da w a r t vil nach in g e s c h o u w e t , d a der heiden reit: der f u o r t et solhe richeit. wol beherberget w a s d a z velt. si leerten für d a z hochgezelt an G ä w ä n e s ringe, o p m a n s iht innen bringe d a z m a n se gerne saehe? ich Wien d a z d a geschashe. G ä w ä n k o m snelllche nach, w a n d e r vor Artüse sach d a z si gein sime gezelte riten. der enpfienc se d a mit freude siten. si hetenz harnasch dennoch an: G ä w ä n der höfsche m a n hiez se entwäpen schiere, ecidemön d e m tiere w a s geteilet mit der strit. der heiden truog ein kursit: d e m w a s von siegen ouch w o r d e n we. d a z w a s ein s a r a n t h a s m e : d a r an stuont m a n c tiwer stein, d a r unde ein w ä p e n r o c erschein,

H e l m e und Schilde verkündeten großen K r i e g s r u h m , sie waren von Schwertern arg zerhauen. Sie verstanden ihr H a n d werk, die beiden, die einander so kriegerische Zeichen auf die Schilde g e m a l t hatten. J a , auch beim K ä m p f e n braucht es Kunst! Sie ritten a m R i n g des A r t u s vorbei. Alle A u g e n w a n d t e n sich zu ihnen hin und besonders zu d e m Heiden: der k a m auch wirklich prächtig daher. Schön mit Zelten übersät w a r dieses Feld. Die zwei steuerten auf d a s Herrenzelt zu an G ä w ä n s Ring. Was? O b nicht endlich einer ihnen zu verstehen geben möchte, d a ß sie w i l l k o m m e n sind? J a , d a s will ich d o c h meinen! G ä w ä n k a m ihnen nachgelaufen; er hatte nämlich, als er bei A r t u s saß, gesehen, d a ß sie zu seinem Zelt hin ritten. D a e m p f i n g er sie mit Herzlichkeit. Sie hatten immer noch den H a r nisch an. G ä w ä n in seiner feinen, aufm e r k s a m e n Art befahl sogleich, sie von der R ü s t u n g zu befreien. D a s Tier Ecidem ö n hatte sein Teil a b b e k o m m e n in dem K a m p f . Auch d a s Kursit, d a s der H e i d e trug, w a r schwer verwundet von Schwertstreichen. E s w a r ein S a r a n t h a s m e , darin eingewirkt viele k o s t b a r e Steine. D a r u n t e r schimmerte der Waffenrock hervor,

2. helme D. 4. Ietwederre G. 5. Truoch diu (des g) strites mal er warf Gg. 6. och wol gg, wol G. 7. Artuse D, artus G. 8. do G. nah DG. 10. et an sölh chleit G, ot an tiuriu cleit g, ein solich kleit g, riliche cleit g. 13. = Gein Ggg. 16. Ich wane ouch daz da (fehlt Gg) geschähe Ggg. 17. snellichen G. 20. frouden Gdgg. 22. der stolze hofsche man G. 24. Ez. G. 25. geteilt G. 27. ouch fehlt Gg. 29. manech D. 30. Dar under alle außer D.

761

XV. Buch 7 5 7 Ruch gebildet, snevar. dar an stuont her unde dar

samtiger, schneefarbener Flor mit Bildern drin. Teure Steine waren drüber hin ge-

tiwer steine gein ein ander,

streut, und zwar immer zwei einander ge-

die würme salamander

genüber. Salamanderschlangen hatten die-

5 in worhten in dem fiure.

sen Stoff im Feuer gewebt. Auf gut Glück

si liez in äventiure

mit leichten Händen gab sie Liebe, Land

ir minne, ir lant unde ir ltp:

und Leib, und auch diese Kostbarkeiten

dise zimierde im gab ein wip

hatte ihm die Frau geschenkt, der er gern

(er leist ouch gerne ir gebot

gehorsam

ίο beidiu in freude und in not),

15

war in guten

und in

bösen

Zeiten: das war die Königin Secundille.

diu küngin Secundille.

Ihr Herz hatte es befohlen, und darum

ez was ir herzen wille,

schenkte sie ihm alle Herrlichkeit, die ihr

daz se im gab ir richeit:

zu Füßen lag. Sein hoher Ruhm hat ihre

sin hoher pris ir minne erstreit.

Liebe erobert.

G ä w ä n bat des nemen war,

G ä w ä n befahl seinen Leuten, gut auf

daz diu zimierde wol gevar

diese schönen Sachen aufzupassen,

iender wurde verrucket

niemand sie in Unordnung brächte oder

oder iht dervon gezucket,

gar etwas davon, sei es Kursit, Helm oder

kursit heim oder schilt.

Schild, abhanden käme. Für eine arme

20 es het ein armez wip bevilt

Frau wäre schon der Waffenrock

daß

allein

an dem wäpenrocke al eine:

viel zu teuer gewesen. Es waren aber die

sö tiwer warn die steine

Steine an allen vier Stücken gleich kost-

an den stücken allen vieren,

bar.

hoch minne kan wol zieren,

schmücken, wenn beim guten Willen auch

25 swä richheit bi dem willen ist

Edle

Liebe

weiß

ihren

Mann

zu

Vermögen ist — neben andern Talenten,

unt ander werdeclicher list,

die

der stolze riche Feirefiz

stolze, gewaltige Feirefiz scheute keine je-

zu

feiner

Lebensart

gehören.

Der

truoc mit dienste grözen vliz

ner M ü h e n , mit denen ein Ritter Frauen

nach wibe hulde: umbe daz

gütig stimmen kann. Darum war

einiu ir löns im niht vergaz.

jene eine nicht geizig mit Lohn.

auch

1. Ruoch D, Rieh d, Höh G, Ouch gg, Durch g. 2. unt D. 3. tiuore D. 6. liez] cherten Gg, kerte g. 8. Die die zimierde gap ein wip d. gap im G. 9. gern D. 10. frouden Ggg. 11. der kuneginne D. 16. di D, fehlt Gg. 17. iendr D. veruchet G. 18. Olde iht da von G. 19. unde G. 21. wapen roch G. 22. = sö fehlt Ggg. 23. = den fehlt Ggg. 24. Hohiu Ggg. 29. wibes Gg. 30. = Daz einiu Ions im gg, Daz im lones einiu Ggg. Ein d.

762 758

5

ίο

15

20

25

Dez harnasch was von in getan, dö schouweten disen bunten man al die Wunders künden jehn, die mohtenz da mit wärheit spehn: Feirefiz truoc vremdiu mal. Gäwän sprach ze Parziväl 'neve, tuo den gesellen din mir kunt: er treit sö wsehen schin, dem ich gelichez nie gesach.' Parziväl zuo sim wirte sprach 'bin ich din mäc, daz ist ouch er: des si Gahmuret din wer. diz ist der künec von Zazamanc. min vater dort mit prise erranc Belakän, diu disen riter truoc.' Gäwän den heiden do genuoc kuste: der riche Feirafiz was beidiu swarz unde wiz über al sin vel, wan daz der munt gein halbem zil tet rcete kunt. man bräht in beiden samt gewant: daz was für tiwer kost erkant: üz Gäwäns kamer truoc manz dar. dö körnen frouwen lieht gevar. diu herzogin liez Cundrie unt Sangiven küssen e: si selbe unt Arnive in dö kusten. Feirefiz was vrö, daz er sö cläre frouwen sach: ich wasne im liebe dran geschach.

XV. Buch

Die Rüstung wurde ihnen abgenommen. Da schauten sich alle den buntgescheckten Mann an, die ein Wunder zu schätzen wußten, und die konnten da mit eigenen Augen sehen, daß Feirefiz wahrhaft fremde Zeichen am Leib trug. Gäwän sprach zu Parziväl: »Lieber Cousin, stelle mir deinen Freund vor. Er ist eine so glänzende Erscheinung, wie ich noch keine gesehen habe.« Parziväl sprach zum Herrn dieses Zelts: »Wenn ich mit dir verwandt bin, dann ist er's auch. Dafür verbürgt sich Gahmuret. Es ist der König von Zazamanc. Dort hat mein Vater einst in ruhmreichem Kampf Belakäne gewonnen, und die gebar diesen Ritter hier.« Da küßte Gäwän den Heiden viele Male. Der gewaltige Feirefiz war überall am Leib schwarz-weiß gefärbt, nur sein Mund ließ — auf einer Hälfte jedenfalls — auch rote Farbe sehen. Man brachte für die beiden Kleider aus Samt, denen sah man an, daß sie sehr kostbar waren. Aus Gäwäns Schatz hatte man sie geholt. Da kamen auch leuchtend schöne Damen. Die Herzogin ließ Cundrie und Sangive den Vortritt beim Küssen; erst nachher küßten ihn dann sie und Arnive. Feirefiz freute sich sehr, so glänzenden Damen zu begegnen. Ich glaube, da wurde ihm warm ums Herz.

1. = von im Ggg. 2. puntten d, puncten g, fehlt Gg. 3. Alle die werdes Gg. 3. 4. wunderspehen-mohtens-iehen g. 4. Daz mohtens Ggg. warheite D. 5. Feirafiz G. 9. glihes G. 10. ze G. sime D, sinem G. 12. gewer Gg. 14. eranch G. 15. Belakanen Dgg, Belcanen G, Belicanen g, Belekanen d. 19. sin] si G. 20. Gein blanchen teil tet roete chunt Gg. 21. beiden fehlt G. sament Gg. 23. kamern D. man Gg. 25. gundrie G. 26. sagiven Gg. 27. = in fehlt Ggg. 28. feirafiz G.

XV. Buch

759

Gäwän zuo Parziväle sprach 'neve, din niwez ungemach sagt mir din helm und ouch der schilt, iu ist beden strites mit gespilt, 5 dir und dem bruoder din: gein wem erholt ir disen pin?' 'ez wart nie herter strit erkant,' sprach Parziväl. 'mins bruoder hant twanc mich wer in grözer not. ίο wer ist ein segen für den töt. üf disen heinlichen gast von slage min starkez swert zebrast. dö tet er kranker vorhte schin: er warf verr uz der hant daz sin. 15 er vorhte et an mir sünde, e wir gerechenten ze künde, nu hän ich sine hulde wol, die ich mit dienste gern erhol.'

Gäwän sprach 'mir wart gesagt 20 von eime strite unverzagt, üf Schastel marveil man siht swaz inre sehs miln geschiht, in der sül üf mime warthüs. dö sprach min ceheim Artüs, 25 der dä strite des selben mäls, daz wserstu, neve von Kingriväls. du hast diu wären maere bräht: dir was des strits doch vor gedäht: nu geloube mir daz ich dir sage: din wjere gebiten hie aht tage

763

Gäwän sprach zu Parziväl: »Cousin, von deinen jüngsten Strapazen erzählt mir dein Helm und auch der Schild. Man hat euch beiden in einem Kampf übel mitgespielt, dir und deinem Bruder. Von wem habt ihr euch so viel Schlimmes geholt?« »Einen härteren Kampf hat man noch nie gesehen«, sprach Parziväl. »Meines Bruders Hand hat mich in großer Not zur Gegenwehr gezwungen. Sich wehren ist ein probates Mittel gegen den Tod. Beim Schlag auf diesen fremd-vertrauten Herrn hier zersprang mein starkes Schwert. Da zeigte er, wie wenig Furcht er hat, und warf seines fort. Seine einzige Angst war nämlich die, sich an mir zu versündigen, obwohl wir da noch gar nicht angefangen hatten, unsere Verwandtschaft auszuzählen. Jetzt habe ich Frieden und Freundschaft von ihm und will es ihm mit meinem Dienst danken.« Gäwän sprach: »Man hat mir schon von einem wilden Kampf berichtet. Auf Schastel marveile kann man alles sehen, was sechs Meilen in der Runde geschieht: das erscheint in der Säule oben auf meinem Turm. Da sprach mein Oheim Artus gleich, der dort so gestritten hatte, das müssest du gewesen sein, unser Cousin von Kingriväls. Du hast die wahre Geschichte selber hergebracht, doch hat man dir auch ohne das den Kampf zugetraut. Jetzt glaub mir, was ich dir sage: Acht Tage lang hätten sie auf dich gewartet;

1. ze G. 2. din niwer G, dinen newen g. 5. dem neven min Ggg. 7. = Ezne Ggg. bris G. 9. = ze wer Ggg. 12. siegen G, siege g. 13. chranch G, kranche dgg. 14. werre D. 16. gerehten dg, gerecheten gg. ze fehlt d. 21. tschaster G. marveil g, Marveile G, marvale D. 22. inner Gg, in gg. vier Ggg. milen DG. 26. werstu g. nef g. 28. strits D, strites G. 29. gl. G. 30. = vier gg, zwene G.

764 760 Mit grozer richer höchgezit. mich müet iwer beider strit: da suit ir bi mir ruowen nach, sit aber strit von iu geschach, 5 ir erkennt ein ander deste baz. nu kieset friwentschaft für den haz.' Gäwän des äbents az dest e, daz sin neve von Thasme, Feirefiz Anschevin, ίο dennoch vaste, und der bruoder sin. matraze dicke unde lanc, der wart ein witer umbevanc. kultern maneger künne von palmät niht ze dünne 15 wurden do der matraze dach. tiwer pfell man drüf gesteppet sach, beidiu lanc unde breit, diu Clinschores richeit wart da ze schouwen für getragen. 20 dö sluoc man üf (sus hört ich sagen) von pfell vier ruclachen mit rilichen Sachen, gein ein ander viersite; darunde senfte plumite, 25 mit kultern verdecket, ruclachen drüber gestecket. der rinc begreif so wit ein velt, da wasrn gestanden sehs gezelt äne gedrenge der snüere. (unbescheidenliche ich füere,

XV. Buch

so lange sollte ein prächtiges Hochzeitsfest gefeiert werden. Es tut mir leid, daß ihr zwei gegeneinander kämpfen mußtet. Ihr sollt euch nun bei mir erholen. Immerhin, nachdem ihr im Streit aneinandergeraten seid, kennt einer den andern desto besser. So tut denn jetzt wie Brüder, der Krieg ist abgeschafft.« Gäwän befahl das Abendessen früher als sonst, weil sein Cousin aus Thasme, Feirefiz Anschevin, ja immer noch nüchtern war, und genauso dessen Bruder. Dicke und große Polster legte man aus in einer weiten Runde. Allerlei Steppdecken, aus Palmät und nicht gerade schäbig, wurden dann über die Polster gebreitet, die Schauseite obendrauf war kostbare Phellelseide, breite, lange Bahnen Tuch. Es waren die Schätze Clinschörs, die da aufgeboten wurden. Dann stellte man noch eine Rückenlehne auf — ich sage nur, was ich gehört habe —, auf allen vier Seiten, je zwei einander gegenüber und aus Phellelseide, eine sehr luxuriöse Sache. Da hinein kamen weiche Federkissen, die wurden mit Steppdecken abgedeckt, darüber die Seide auf Stecken. Der Ring umschloß ein Feld, so riesig, daß sechs Zelte hineingepaßt hätten, und zwar mitsamt dem Raum, den jedes brauchte, um bequem die Schnüre auszustrecken — ich merke schon: der Aufwand wird mir unvernünftig groß,

1. riehen D. hohzit Ggg. 2. beder G. 3. Da sült ir sin mit triwen nah Gg. 5. erchennt G. 7. des tages G. dest D, deste Gg, dester dgg. 8. = Do Ggg. 11. Matraze D, Matraz dgg, Von palmat Ggg. dicke] wit G. 12. Dar G. = wit Ggg. urabehanch Gg. 13. = Chulter Ggg. 14. Balmate D. 15. da G. Matraze Dg, matraz die übrigen. 16. Tiuer G, tiwern D. 16. 21. pfelle alle. 18. Clinscors D, herlihe Gg. 21. 23. vier] niwe Gg. 21. 26. ruckl. D, ruch 1. Gg, ruckel. g, rückel. dg, ruggel. g. 22. rihlichen Gg. 24. Dar under alle außer D. phumite G. 26. gestrechet Gg. 28. gestan D. = vier Ggg.

XV. Buch 761 Wolt ich d'äventiur fürbaz län.) dö enböt min her Gäwän ze hove Artuse m£ere, wer da komen wsere: 5 der riche heiden wasre da, den diu heidnin Eckubä sö priste bi dem Plimizcel. Jofreit fiz Ydoel Artus daz m s r e sagte, ίο des er freude vil bejagte. Jofreit bat in ezzen fruo, unt clärliche grifen zuo mit ritern und mit frouwen schar, unt höfschliche komen dar, υ daz siz so ane geviengen und werdecltche enpfiengen des stolzen Gahmuretes kint. 'swaz hie werder liute sint, die bringe ich,' sprach der Bertenoys. 20 Jofreit sprach 'erst sö kurtoys, ir muget in alle gerne sehn: wan ir suit wunder an im spehn. er vert uz grözer richeit: siniu wäpenlichiu kleit 25 nie man vergelten möhte: deheiner hant daz töhte. Löver, Bertäne, Engellant, von Paris unz an Wizsant, der dergein leit al die terre, ez wahrem gelte verre.'

765

wenn ich dem Roman den Zügel schießen lasse. Nun schickte mein Herr Gäwän zu Artus einen Boten, der dem H o f verkünden sollte, wer da angekommen war: Jener mächtige heidnische König sei bei ihm, den die Heidin Eckubä am Plimizoel so hoch gepriesen hatte. Jofreit fils Ydoel war der Bote, der das Artüs sagte, und er machte ihm damit eine große Freude. Jofreit bat ihn noch, er möge früh zu Abend essen und dann mit Rittern und mit einer Schar von Damen das Seine beitragen zum Glanz des Fests, er solle mit der ganzen Pracht seines Hofs kommen und helfen, des stolzen Gahmuret Kind recht würdig und in Ehren zu empfangen. »Alles, was Adel hat, bringe ich mit«, sagte der Berteneyse. Jofreit sprach: »Er hat so viel Courtoisie, daß ihr euch alle darauf freuen könnt, ihn zu sehen. Wahre Wunderdinge könnt ihr an ihm bestaunen. In großem Reichtum kommt er daher. Seine Rüstung könnte kein Mensch auf Erden bezahlen, keines Herrschers Hand ist so gewaltig, daß sie es vermöchte. Wollte einer selbst Löver, Bertäne, England dafür geben, dazu noch alles zwischen Paris und Wissant, so hätte er noch lange nicht genügend Geld beisammen.«

1. = dise Ggg. han Ggg. 6. heidenin D, heideninne Ggg, haidinne gg, heiden d. Eküba G. 7. plimitzol g, Primizoel D, blimzol G. 8. fis idol G. 9. = do Ggg, die gg. 12. clarlihen Ggg. 17. Gahmurets D, Gahmureten Gg. 19. britaneis G. 20. er ist D, er is G. kürteis G. 21. suit g. 22. suit Dg, müget Gddgg. 23. wert D. 25. niemen DG. 27. Lover britänie G. 28. wizen sant g. 29. der drigein leite D. alle die G. 30. wahrem D, wer dem g, wäre ienem Ggg.

766 762

5

ίο

15

20

25

Jofreit was wider komn. von dem het Artüs vernomn, wie er werben solde, ob er enpfähen wolde slnen neven den heiden. daz sitzen wart bescheiden an Gäwänes ringe mit höfschlichem dinge, diu messeme der herzogin unt die gesellen under in ze Gäwänes zeswen saz. anderhalb mit freuden az ritter, Clinschores diet, der frouwen sitzen man beschiet über gein Gäwän an den ort säzen Clinschors frouwen dort: des was manegiu lieht gemäl. Feirefiz unt Parziväl säzen mitten zwischenn frouwen: man moht da clärheit schouwen. der turkoyte Flörant unt Sangive diu wert erkant unt der herzöge von Göwerzin unt Cundrie daz wip sin über gein ein ander säzen. ich wsen des, niht vergäzen Gäwän und Jofreit ir alten gesellekeit: si äzen mit ein ander, die herzogin mit blicken glander

XV. Buch

Jofreit war nun wieder zu Gäwän zurückgekommen. Von ihm hatte Artüs erfahren, wie er es anstellen sollte, wenn es ihm gefiele, seinen heidnischen Neffen zu begrüßen. An Gäwäns Tafel wies man dann mit feiner Distinktion den Gästen ihre Plätze zu. Die Leute der Herzogin und darunter auch die Ritter von fürstlichem Rang saßen zur Rechten Gäwäns. Auf der anderen Seite speisten in Herrlichkeit die Ritter aus Clinschörs Reich. Den Damen wies man in der Reihe Gäwän gegenüber ihre Plätze an. Dort saßen also Clinschörs Damen: viele von denen waren leuchtend schön. Feirefiz und Parziväl saßen mitten unter den Damen; da konnte man viel Glanz beisammen sehen. Der Turkoyte Flörand und Sangive, die Edle, und der Herzog von Göwerzin und Cundrie, seine Frau, saßen einander gegenüber. Mir scheint, Gäwän und Jofreit wollten ihre alte Freundschaft in Ehren halten, denn die beiden aßen miteinander. Die Herzogin, umblitzt von Schönheit,

6. beiden G. 8. hofslichem G. 9. miessenide D. 11. 12. = sazen-azen Ggg. 12. anderthalbn si (/. sin) mit D. 13. Clinscors D, unde chleine G, unde clare g. 15. Uber gawan G, Gein Gawan über g. 16. klinschors g, clare gg, chleine G. 17. menegiu D. 18. Feiraf. G. 19. zwischen (zwisscen D) den DGdgg, zwischen die dg. 20. da fehlt Gg. 21. Turkoyte nun wieder auch D. 22. sagive Ggg. 26. Iht des iht verg. g. des fehlt g. niht Dd, iht Gdgg. 30. mit blick dd, fehlt g.

XV. Buch 763 Mit der küneginne Arnlven az: ir enwedriu da niht vergaz, ir gesellekeite warns ein ander vil bereite. s bi Gäwäne saz sin ane, Orgelüse üzerhalp her dane.

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leistete der Königin ArnTve bei Tisch Gesellschaft. Die zwei ließen es an Freundlichkeit nicht fehlen, sie bedienten einander überaus zuvorkommend. Direkt neben Gäwän saß seine Großmutter und einen Platz weiter außen dann Orgelüse.

da rezeigt diu rehte unzuht von dem ringe ir Snellen fluht. man truoc bescheidenliche dar ίο den ritern und den frouwen gar ir spise zühtecliche. Feirefiz der riche sprach ze Parziväl dem bruoder sin 'Jupiter die reise min 15 mir ze sselden het erdäht, daz mich sin helfe her hat bräht, da ich mine werden mäge sihe. von rehter schult ich prises gihe minem vater, den ich hän verlorn: 20 der was uz rehtem pris erborn.'

Was so recht bäurisch ist und ungezogen, sah man schleunigst aus dem Ring verschwinden. Man trug mit feinen Sitten den Rittern und allen den Damen die Speisen auf: Courtoisie triumphierte. Der gewaltige Feirefiz sprach zu seinem Bruder Parziväl: »Jupiter hat es gut mit mir gemeint, als er mich zu meinem Glück auf diese Reise schickte. Seine Treue hat mich hierhergeführt, wo ich meine edlen Verwandten sehe. Jetzt kann ich erst so recht meinen Vater, den ich verloren habe, nach Gebühr preisen: er ist einem wahrhaft ruhmreichen Stamm entsprossen.«

der Wäleis sprach 'ir suit noch sehn liut den ir prises müezet jehn, bi Artüs dem houbetman, mangen riter manlich getan. 25 swie schier diz ezzen nu zerget, unlange'z da nach gestet, unz ir die werden sehet komn, an den vil prises ist vernomn. swaz tavelrunder kreft ist bi, dern sizt hie niwan riter dri;

Der Wäleise sprach: »Ihr werdet hier noch Leute kennenlernen, die wirklich Euer Lob verdienen: bei Artüs, unserem Hauptmann, sind viele mannhafte Ritter. Sobald das Mahl zu Ende geht, dauert es nicht mehr lang, so machen Euch die Edlen, deren Taten man überall rühmt, ihre Aufwartung. Von denen, die zusammen die Macht der Tafelrunde sind, sitzen hier nur drei Ritter:

1. arnive Gdd. 2. Itonie do niht Gg. 3. 4. gesellcheit-bereit alle außer Dg. Si waren gesellikeit Ein ander vil bereit dd. 4. Warnz g, Warens g. vil fehlt Ggg. 5. sin] si sin G. 6. Orgillüsie G. 7. Do Gg. rezeigete D, erzeigte G. reht D. 8. snelle Gdgg. 10. = der frouwen schar Ggg. 14. Iupp. Gd. der dgg. 15. het Dg, hete G, hat ddgg. braht G. 17. Daz Gg. werde Ggg. 18. 22. 28. priss D, 18. 22. bris, 28. pris G. 20. = erchorn Ggg. 21. Parcifal sprach D. 22. liute D, Lute G. 25. sciere DG. = erget Ggg. 26. = dar nah Ggg. 27. seht DG. 29. Tafelrunde D. kraft Gdgg. 30. Dern g, der en Dg, Der Gddg. sizzet D, sitzent die übrigen.

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XV. Buch

7 6 4 Der wirt unde Jofreit: etswenne ich ouch den pris erstreit, daz man min drüber gerte, des ich si do gewerte.' 5 si nämn diu tischlachen dan vor al den frowen und vor den man: des was zit, do man gaz. Gäwän der wirt niht langer saz: die herzogin und ouch sin anen ίο begunder biten unde manen, daz si Sangiven e unt die süezen Cundrie η semen unde giengen dar aldä der heiden bunt gevar 15 saz, unt daz si pflaegen sin. Feirefiz Anschevin sach dise frouwen gein im gen: gein den begunder üf dö sten. als tet sin bruoder Parziväl. 20 diu herzoginne lieht gemäl nam Feirefizen mit der hant: swaz si frowen und riter sten da vant, die bat si sitzen alle, dö reit dar zuo mit schalle 25 Artüs mit den sinen. man hört da pusinen, tambürn, floitiern, stlven. der suon Arniven reit dar zuo mit krache, dirre frcelichen sache

Der Gastgeber und Jofreit; ich selber bin in meinen Kämpfen hin und wieder auch nicht ohne Ehre geblieben — so forderten sie mich denn auf, der Gesellschaft beizutreten, und ich habe ihnen den Willen getan.« Man nahm die Tischdecken ab vor all den Damen und Rittern. Das war ganz recht so, denn man hatte fertiggegessen. G ä w ä n , der Gastgeber, blieb nicht länger sitzen. Er sprach die Herzogin an und seine Großmutter und bat sie, Sangive, die zuerst, und die sanfte Cundrie bei der Hand zu nehmen und mit ihnen dorthin zu gehen, wo der gescheckte Heide saß, und ihm Gesellschaft zu leisten. Feirefiz Anschevin sah diese Damen kommen und stand auf vor ihnen. Genauso tat sein Bruder Parziväl. Die lichte Herzogin nahm Feirefiz bei der Hand. Alle die Damen und Ritter, die sie vor sich stehen sah, bat sie, sie möchten sich doch wieder setzen. Da kam Artüs unter großem Schall mit den Seinen dahergeritten. Posaunen und Pauken und Flöten und Schalmeien waren zu hören: Mit Gedröhne rückte der Sohn der Arnive an. Sehr festlich und heiter ging es zu

1. Der wirt sprah ze Iofreit Gg. unt D. 4. gwerte G. 5. namen DG. die tische dan G. 6. al fehlt Gdg. vor den fehlt dd, vor dem G. 10. begunden bitten und manen D. 12. sagive (ohne e) Gg. 14. Da ddgg. heiden fehlt G. wunt d, blanch Gg, vech g. 16. H.Feiraf. G. 16. Anscivin D. 18. dö fehlt Gddgg. 21.der]irD. 22. sten da D, sten dd = fehlt Ggg. 23. = Sten die Gg, Sten da. die g, Da sten. die g. baten D. 26. businen alle außer D. TJ. Tamburn g, Tambuoren D. Floytieren D, floyten dg. 28. sun DG, werde sun dd. Der broder Sagiven g.

XV. Buch 765 Der heiden jach für werdiu dinc. sus reit an Gäwänes rinc Artüs mit stnem wibe und mit manegem clären libe, 5 mit ritern und mit frouwen. der heiden mohte schouwen daz ouch da liute wären junc mit solhen jären daz si pflägen varwe glänz, ίο dö was der künec Gramoflanz dennoch in Artüses pflege: da reit och üf dem selben wege Itonje sin ämie, diu süeze valsches vrie. is do rebeizte der tavelrunder schar mit manger frouwen wol gevar. Ginover liez Itonje ir neven den heiden küssen e: si selbe dö dar näher gienc, 20 Feirefizen si mit küsse enpfienc. Artus und Gramoflanz mit getriulicher liebe ganz enpfiengen disen heiden. dä wart im von in beiden 25 mit dienst erboten ere, und siner mäge mere im täten guoten willen schin. Feirefiz Anschevin was dä ze guoten friunden komn: daz het er schiere an in vernomn.

769

und vornehm, das mußte der Heide zugeben. So ritt Artüs zu Gäwäns Zeltring. Er hatte seine Frau dabei und viele strahlend schöne Gestalten, Ritter und Damen. Der Heide konnte sehen, daß es auch da junge Leute gab, die schönen Glanz am Leib hatten. D a war der König Gramoflanz, er war ja immer noch des Artus Gast. Und seine Geliebte Itonje, die Süße, die den Verrat nicht kannte, ritt auch mit in dem Zug. Jetzt stiegen die Ritter der Tafelrunde von den Pferden und ebenso alle die schönen Damen. Ginover ließ Itonje den Vortritt, die durfte zuerst ihren heidnischen Cousin küssen. Dann trat sie selber zu ihm hin und begrüßte Feirefiz mit einem Kuß. Artüs und Gramoflanz hießen dann mit Liebe und Freude den Heiden willkommen. Die beiden waren sehr aufmerksam zu ihm und versicherten, sie wollten ihm gern jeden Wunsch erfüllen. Auch noch andere aus seiner Verwandtschaft sagten ihm viele Freundlichkeiten. Feirefiz Anschevin war da zu lauter guten Freunden gekommen, das merkte er sehr schnell.

1. = richiu Ggg. 4. vn mit D, Und d, Mit Gdgg. DG. 12. Do Ggg. 15. Dor b. g, Do erb. G. 17. Ginover D, Kinover G. 20. Feirafiz Ggg. 24. Do G. 28. Anscivin D. 29. do D.

mangen G. clarem D. 11. Artus Tafelrunde D. 16. lieht gevar G. 21. vn ouch D. 22. truwelicher g.

770 766

5

ίο

15

20

25

Nider säzen wip unde man und manec maget wol getan, wolt er sichs underwinden, etslich riter moht da vinden süeziu wort von süezem munde, ob er minne werben künde, die bete liez gar äne haz manc cläriu frouwe diu da saz. guot wip man nie gezürnen sach, ob wert man nach ir helfe sprach: si hat versagen unt wern bevor, giht man freude iht urbor, den zins muoz wäriu minne gebn. sus sah ich ie die werden lebn. da saz dienst unde lön. ez ist ein helfeclicher dön, swä friundln rede wirt vernomn, diu friunde mac ze staten komn. Artus zuo Feirefize saz. ir deweder do vergaz, sine tasten bede ir vräge reht mit süezer gegenrede sieht. Artus sprach 'nu lob ichs got, daz er dise ere uns erbot, daz wir dich hie gesehen hän. üz heidenschaft gefuor nie man uf toufpflegenden landen, den mit dienstlichen handen ich gerner diens werte, swar des dm wille gerte.'

XV. Buch

Frauen und Männer und auch so manches schöne Mädchen nahmen Platz. Wenn er es darauf anlegte, so konnte da ein Ritter leicht süße Worte finden auf süßen Mündern. Er mußte es bloß verstehen, wie man um Liebe wirbt, so waren viele von den leuchtend schönen Damen, die da saßen, liebend gern geneigt, ihn zu erhören. Gute Frauen haben es noch nie übelgenommen, wenn ein edler Mann zu ihnen flehte; es steht ihnen ja frei, ob sie verweigern oder gewähren wollen. Wenn der Acker des Glücks seinem Herrn etwas einbringen soll, so kann das nur mit Hilfe der wahren Liebe geschehen: die muß ihm den Zins bezahlen. So geht es halt zu bei adeligen Leuten, anders habe ich's noch nie gesehen. Dort also saß Dienst beim Lohn. Es ist eine Melodie, die nach Treue klingt, wenn einer von der Geliebten Worte vernimmt, die dem Geliebten Hoffnung machen. Artus setzte sich zu Feirefiz. Keiner von den beiden scheute sich da vor Fragen und antwortete immer mit Freundlichkeit und gradheraus, wie es sich gehört. Artus sprach: »Dafür lobe ich Gott, daß er uns diese Ehre zuteil werden ließ, dich bei uns zu sehen. Nie ist ein Mann aus der heidnischen Welt in christlichen Ländern geritten, dem ich lieber gefällig wäre mit allem, was in meiner Macht steht; gern wollte ich dir geben, was du nur wünschen kannst.«

1. wib und D. 5. und suzze munde g. suozen G. 6. münde erwerben g. 7. = bet lie Ggg. 11. versagt D. wern] wert d, gwern G, gewern Ddgg. 12. frouden Gd, frowen g, fehlt g. 14. Sol werder man mit frouden leben Gdg. 16. hofsliher Gdg. 17. fründin dd, vriundinne Ggg, friwendinne D. 19. ze G. 20. dewedere G, tweder g. 21. = bede vrage ir reht Ggg. 22. gein rede G. 27. touf Ddd = toufe Ggg. phlegen den G. 28. Den ddg, dem DGg. 29. dienstes alle außer D. 30. = Swaz Ggg.

771

XV. Buch 767

Feirefiz zArtüse sprach 'al min ungelücke brach,

Feirefiz sprach zu Artüs: »Alle meine Not ist auf Grund gelaufen, als mir die

dö diu gotinne J ü n o

Göttin J ü n o Winde schickte, die mich in

min segelweter fuogte so

diese Reiche des Westens trieben. Du be-

5 in disiu Westernohe,

nimmst dich so recht wie ein M a n n , des-

du gebärest vil geliche

sen Adel man weit und breit kennt. Wenn

einem man des werdekeit

du der bist, der Artüs heißt, so trägst du

ist mit mseren harte breit:

einen weitberühmten Namen.«

bistu Artüs genant,

Artüs sprach: »Es ehrt ihn selber am

ίο so ist din name verre erkant.'

meisten, wenn jemand mich vor dir oder

Artüs sprach 'er erte sich,

vor anderen gepriesen hat, denn nur seine

der mich gepriset wider dich

eigene Courtoisie kann ihm das eingege-

und gein andern liuten hat.

ben haben: solcher Ruhm ist nicht so sehr

sin selbes zuht gap im den rät 15 mer dan ichz gedienet hän:

meinem

Verdienst

als

vielmehr

seiner

Wohlerzogenheit zu danken. Ich heiße Ar-

er hätz durch höfscheit getan,

tüs und hätte gern erfahren, wie es zu-

ich pin Artüs genennet,

ging, daß du in diese Länder gekommen

und hete gern erkennet

bist. H a t dich deine Geliebte hinausge-

wie du sist k o m n in ditze lant. 20 hat dich friwendin üz gesant,

schickt? Die muß wirklich sehr liebenswert sein, wenn du so weite Ritterfahrten

diu muoz sin vil gehiure,

unternimmst. Wenn sie dich nicht um den

op du durh äventiure

Lohn betrügt, dann muß der Frauendienst

alsus verre bist gestrichen,

überhaupt an Glanz gewinnen. Und jeder

ist si ir lönes ungeswichen,

Kavalier würde es seine Geliebte büßen

25 daz hoehet wibe dienst noch paz. ein ieslich wip enpfienge haz von ir dienstbietsere, op dir ungelönet wsere.' 'ez wirt al anders vernomn,'

lassen, wenn ein M a n n wie du unbelohnt bliebe.« »Davon kann keine Rede sein«, sprach der Heide. »Du sollst jetzt aber auch hören, wie ich hierhergekommen bin.

sprach der heiden: 'nu hcer ouch min k o m n .

3. gottinne D, gütinne G. 4. Minem gg. wetter D. fuochte G. 11. eret Gdg, ert g. 12. = Swer Ggg. gepriste G. 13. vn ouch D. 15. mere DG. dan dg. gedient DG. 18. hiete gerne G. 19. = chomen sist G, komen bist g, kumest g. 23. = Als Gg, So g. 26. ein fehlt Gdgg. 27. dienstes gebietäre Gg. 29. Ez wäre G. 30. hoer g, hoere D, höre G.

772 768 Ich füer sö kreftigez her, Troysere lantwer unt jene die si besäzen müesen rumen mir die sträzen, 5 op si beidenthalp noch lebten und strltes gein mir strebten, si möhten siges niht erholn, si müesen schumpfentiure doln von mir und von den minen. ίο ich hän in manegen pinen bejagt mit riterlicher tat daz min nu genäde hat diu küngin Secundille. swes diu gert, deist min wille. 15 si hat gesetzet mir min lebn: si hiez mich miltecliche gebn unt guote riter an mich nemen: des solte mich durch si gezemen. daz ist also ergangen: 20 mit Schilde bevangen ist zingesinde mir benant manec riter wert erkant. da engein ir minne ist min lön. ich trage ein ecidemön 25 üf dem schilde, als si mir geböt. swä ich sider kom in nöt, zehant so ich an si dähte, ir minne helfe brähte. diu was mir bezzer tröstes wer denne min got Jupiter.'

XV. Buch

Ich führe eine so gewaltige Heeresmacht an, daß die Verteidiger von Troja mitsamt den Belagerern weichen müßten aus meiner Bahn, wenn auch alle, die damals in einem der beiden Heere standen, noch lebten und sich zusammentäten, gegen mich zu kämpfen — sie könnten doch den Sieg nicht gewinnen und müßten sich geschlagen geben von mir und den Meinen. Ich habe es mit vielen Mühen und Plagen in ritterlichen Kämpfen erreicht, daß die Königin Secundille sich endlich meiner erbarmte. Was sie wünscht, das ist mein Wille. Nach der Ordnung, die sie mir gegeben hat, lebe ich: Sie befahl mir, immer freigebig auszuteilen und gute Ritter an mich zu ziehen; so sollte ich es halten ihr zu Ehren. Und so ist es denn auch geschehen: Viele Ritter unter dem Schild gehören zu meinem Haus, Leute von bewährtem Adel. Dafür habe ich von ihr Liebe zum Lohn. Ich trage ein Ecidemön im Wappen, wie sie es mir befahl. Wenn ich seitdem irgendwo in Gefahr geriet, so brauchte ich nur an sie zu denken, und sofort kam ihre Liebe mir zu Hilfe. Auf die kann ich noch mehr Vertrauen setzen als auf meinen G o t t Jupiter.«

1. fuere D, vuore G. 2. Daz tr. Gdd. troiäre G. 5. bedenh (für das ende des Wortes leerer platz) G. 7. = Sine Ggg. 14. daz ist D, daz is G. 15. 16. Si hiez mih riterlihe leben. Unde hat gesetzet mir min leben. Si hiez mih miltclichen geben G. 23. engene G. is G. 24. ezid. G. 27. gedahte alle außer D. 28. minne Dd, minne mir Gdgg. 29. tros D = strifes Ggg. 30. Iupp. G, Jubiter d.

773

XV. Buch 769

Artus sprach 'von dem vater din,

Artus

sprach:

»Du

bist ein

rechter

Gahmuret,

meines

Gahmurete, dem neven min,

Sohn

ist ez din volleclicher art,

Cousins, das hast du von ihm, daß du im

in wibe dienst din verriu vart.

Dienst einer Frau so weite Fahrten unter-

5 ich wil dich diens wizzen län,

deines

nimmst.

Ich

Vaters

will

dir

aber

von

einem

daz selten grcezer ist getan

Dienst berichten, wie er wohl nicht leicht

üf erde decheinem wibe,

auf Erden sonst dem schönen Leib einer

ir wünneclichem libe.

Frau zuliebe geleistet wurde. Ich rede von

ich mein die herzoginne,

der Herzogin, die hier sitzt. Um ihre Liebe

ίο diu hie sitzet, nach ir minne

zu gewinnen, hat man viel Wald gerodet,

ist waldes vil verswendet:

ihre Liebe hat das Glück vieler guter Rit-

ir minne hat gepfendet

ter ruiniert und sie um Stolz und Herr-

an freuden manegen riter guot

lichkeit gebracht.«

und in erwendet hohen muot.' 15

er sagt ir urliuge gar, und ouch von [der] Clinschores schar,

Er erzählte ihm dann die Geschichte ihrer Kriege, er berichtete auch von Clinschors Rittern, die da um sie herumsaßen,

die da säzen en allen siten,

und von

unt von den zwein striten

Bruder Parziväl auf der weiten Wiese von

die Parziväl sin bruoder streit

Jöflanze bestanden hatte. »Und was er

20 ze Jöflan/.e üf dem anger breit,

den

zwei

Kämpfen,

die sein

sonst noch durchgemacht hat an all den

'und swaz er anders hat ervaren

Orten, w o er nichts andres mehr zu tun

da er den lip niht künde sparen,

wußte, als den Leib dranzusetzen, das soll

er sol dirz selbe machen kunt.

er dir selber sagen. Er sucht einen hohen

er suochet einen höhen funt,

Fund: All sein Streben geht nach

25 nach dem gräle wirbet er.

dem

Gral. Von euch beiden wünsche ich mir,

von iu beiden samt ist daz min ger,

daß ihr mir erzählt, welche Leute und

ir saget mir liute unde lant.

Länder ihr auf euren Kriegsfahrten ken-

die iu mit strite sin bekant.'

nengelernt habt.«

der heiden sprach 'ich nenne sie, die mir die riter füerent hie.

Der Heide sprach: »Ich nenne die, die mich mit Rittern auf diesem Zug begleiten müssen.

4. wibes Gdgg. 5. dienst Gdgg. 6. groezers D. 8. = minnchlihem Ggg. 15. saget Gdd, sagete D. = im ane lougen gar Ggg. 16. clinsores G, Clinscors D. 17. Si sazen G. en] in Ggg = an Ddd. 20. Tschofflanz (ohne ze) G. 21. het Gdg. 24. suohte G. 25. suchet er g, suohter G. 26. beden G. sampt D, sament G, fehlt dd und (nebst daz) g. 27. Das ir mir sagent dd = Nu saget mir Ggg. 28. di iu D. mit stäte Gg. sint ddgg. benant g.

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5

ίο

15

20

25

XV. Buch

Der künec Papiris von Trogodjente, und der grave Behantins von Kalomidente, der herzöge Farjelastis von Affricke, und der künec Liddamus von Agrippe, der künec Tridanz von Tinodonte, und der künec Amaspartins von Schipelpjonte, der herzöge Lippidins von Agremuntin, und der künec Milön von Nomadjentesin, von Assigarzionte der grave Gabarins, und von Rivigitas der künec Translapins, von Hiberborticön der grave Filones, und von Centriün der künec Killicrates, der grave Lysander von Ipopotiticön, und der herzöge Tiride von Elixodjön, von Orastegentesin der künec Thöaris, und von Satarchjonte der herzöge Alamis, der künec Amincas von Sotofeititön, und der herzöge von Duscontemedön, von Arable der künec Zaröaster, und der grave Possizonjus von Thiler, der herzöge Sennes von Narjoclin, und der grave Edissön von Lanzesardin, von Janfüse der grave Fristines, und von Atropfagente der herzöge Meiones, von Nourjente der herzöge Archeinor, und von Panfatis der grave Astor, die von Azagouc und Zazamanc, und von Gampfassäsche der künec Jetakranc, der grave Jüräns von Blemunzin, unt der herzöge Affinamus von Amantasin.

Es sind: Der König Papiris von Trogodjente und der Graf Behantins von Kalomidente, der Herzog Farjelastis von Affricke und der König Liddamus von Agrippe, der König Tridanz von Tinodonte und der König Amaspartins von Schipeljonte, der Herzog Lippidlns von Agremuntin und der König Milön von Nomadjentesin, von Assigarzionte der Graf Gabarins und von Rivigitas der König Translapins, von Hiberborticon der Graf Filones und von Centriün der König Killicrates, der Graf Lysander von Ipopotiticön und der Herzog Tiride von Elixodjön, von Orastegentesin der König Thöaris und von Satarchjonte der Herzog Alamis, der König Amincas von Sotofeititön und der Herzog von Duscontemedön, von Arabien der König Zaröaster und der Graf Possizonjus von Thiler, der Herzog Sennes von Narjoclin und der Graf Edisson von Lanzesardin, von Janfüse der Graf Fristines und von Atropfagente der Herzog Meiones, von Nourjente der Herzog Archeinor und von Panfatis der Graf Astor, die von Azagouc und Zazamanc und von Gampfassäsche der König Jetakranc, der Graf Jüräns von Blemunzin und der Herzog Affinamus von Amantasin.

1. Papiris D , papirs d, papirus Gdg, paparus g. tagrod. dd = Tragediente Ggg. 2. = Kalomidient g, Ralomidiente Gg. 3. = Alfriche g, Alfre G, Alfke g. 4. Liddamus D , lidamus Gd. Agrippe D , agippe G, agappe g. 5—30. = fehlen Ggg. 6. arimaspis d, oraspis d. Scip. D. 7. lipidrius dd. 8. milion dd. 10. Rivigitas D . 11. Filones D. 12. killicrates D. 13. ipopoticon dd. 15. Orastaeg. D. 17. Amincas D, amintas d, amyneis d. 19. zoroaster d, zocraster d. 20. chiler d, zyler d. 23. fustines dd. 24. und fehlt dd. 25. norrente dd. archinor dd. 27. die fehlt D. vn von Z. D. 28. und fehlt dd. itrokang d, etra trang d. 29. bleminzin d, weinelzin d. 30. amantin d, amatin d.

775

XV. Buch 771

Ich hete ein dinc für schände,

Ein D i n g hat mich i m m e r g e k r ä n k t in

m a n j a c h in m i m e lande,

meiner E h r e : d a ß es n ä m l i c h hieß bei mir

kein bezzer riter m ö h t e sin

d a h e i m , kein R i t t e r k ö n n e je G a h m u r e t

dan G a h m u r e t A n s c h e v i n ,

Anschevin ü b e r t r e f f e n , keiner von allen,

5 der ie ors überschrite.

die je ein R o ß zwischen die Schenkel nah-

ez w a s min wille und o c h min site,

m e n . S o b e s c h l o ß ich d e n n , und das h a b e

daz ich füere unz ich in fünde:

ich a u c h d u r c h g e h a l t e n , so lange durch

sit gewan ich strites k ü n d e ,

die Welt zu reisen, bis ich den

von minen zwein landen her

fände; ich h a b e in der Z e i t viel K a m p f ge-

ίο fuort ich k r e f t e c üfez mer. gein

riterschefte

het ich m u o t :

swelch lant w a s werlich unde g u o t ,

endlich

sehen. M i t einem starken H e e r aus meinen zwei L ä n d e r n fuhr ich aufs M e e r hinaus. M e i n H e r z h a t t e L u s t a u f R i t t e r t a t e n .

daz t w a n g ich miner h e n d e ,

Alle Länder, die mir m ä c h t i g und reich

unz verre inz eilende.

genug

waren,

zwang

ich

unter

meine

15 dä werten mich ir m i n n e

H a n d , so trieb ich es bis ganz weit f o r t in

z w u o riche küneginne,

der F r e m d e . D a schenkten mir zwei ge-

O l i m p i e und Clauditte.

waltige K ö n i g i n n e n , O l i m p i e und C l a u -

Secundille ist nu diu dritte,

ditte, ihre L i e b e , Secundille ist jetzt die

ich h ä n d u r c h wip vil g e t a n :

dritte. D e n Frauen zuliebe h a b e ich g r o ß e

20 hiute alrest ich k ü n d e h ä n daz min vater G a h m u r e t ist töt. min b r u o d e r sage o u c h sine n o t . ' d o sprach der werde Parziväl

T a t e n v o l l b r a c h t . E r s t heute h a b e ich erfahren, d a ß mein Vater G a h m u r e t t o t ist. J e t z t soll mein B r u d e r erzählen, w e l c h e G e f a h r e n er durchlitten hat.«

'sit ich schiet v o n m e gräl,

D a sprach der edle Parziväl: »Seit ich

25 sö hat min h a n t m i t strite

fortging v o m G r ä l , hat meine H a n d mit

in der enge unt an der wite vil

riterschefte

erzeiget,

K a m p f im G e d r ä n g e und auf weiter Flur allerlei R i t t e r t a t e n vorgeführt und m a n -

etsliches pris geneiget,

chen S t o l z e n , bei dem das nie der B r a u c h

der des w a s ungewenet ie.

gewesen w a r , knien gelehrt. D i e will ich

die wil ich iu nennen hie,

E u c h hier nennen:

3. nehein D, Dehein g, Dein d, Daz dehein G, Daz kein dg. riter bezzer D, ritter d. 4. Danne G, denne D. Anscivin D. 7. füere] = in suohte Ggg. 8. gwan G. 12. swelech D. 14. unze DG. 16. Zö G, zwo D. 17. Polimpie G = Olimpia Ddd. clauditedrite G. 21. Gahmuret fehlt G. 22. saget ouch Gg. 26. = In (An g) gedrenge Ggg. 29. = Der des vil ungewent was ie Ggg. ungewent D. 30. Der wil ich ein teil nennen hie dd, Ein teil ich der benenne (der bekenne ich g) hie Ggg.

776 772

5

ίο

υ

20

25

XV. Buch

Von Lirivoyn den künec Schirniel, und von Avendroyn sin bruoder Mirabel, den künec Serabil von Rozokarz, und den künec Piblesün von Lorneparz, von Sirnegunz den künec Senilgorz, und von Villegarunz Strangedorz, von Mirnetalle den graven Rogedäl, und von Pleyedunze Laudunäl, den künec Onipriz von Itolac, und den künec Zyrolan von Semblidac, von Jeroplis den herzogn Jerneganz, und von Zambrön den graven Plineschanz, von Tuteleunz den graven Longefiez, und von Privegarz den herzogen Marangliez, von Pictacon den herzogen Strennolas, und von Lempregün den graven Parfoyas, von Ascalün den künec Vergulaht, und von Pranzile den graven Bogudaht, Postefar von Laudundrehte, und den herzogn Leidebron von Redunzehte, von Leterbe Colleväl, und Jovedast von Arl ein Provenzäl, von Tripparün den graven Karfodyas. diz ergienc da turnieren was, die wile ich nach dem gräle reit, solt ich gar nennen da ich streit, daz wseren unkundiu zil: durch nöt ichs muoz verewigen vil. swaz ir mir kunt ist getan, die wasne ich hie genennet hän.'

Von Lirivoyn den König Schirniel und von Avendroyn seinen Bruder Mirabel, den König Serabil von Rozokarz und den König Piblesün von Lorneparz, von Sirnegunz den König Senilgorz und von Villegarunz Strangedorz, von Mirnetalle den Grafen Rogedäl und von Pleyedunze Laudunäl, den König Onipriz von Itolac und den König Zyrolan von Semblidac, von Jeroplis den Herzog Jerneganz und von Z a m b r ö n den Grafen Plineschanz, von Tuteleunz den Grafen Longefiez und von Privegarz den Herzog Marangliez, von Pictacon den Herzog Strennolas und von Lampregün den Grafen Parfoyas, von Ascalün den König Vergulaht und von Pranzile den Grafen Bogudaht, Postefar von Laudundrehte und den Herzog Leidebrön von Redundzehte, von Leterbe Colleväl und Jovedast von Arl, ein Provenzale, von Tripparün den Grafen Karfodyas. Das sind die aus den verschiedenen Turnieren da und dort, als ich unterwegs war, nach dem Gral zu suchen. Wenn ich die Orte, wo ich kämpfte, alle nennen sollte, da müßten wir lang irregehen; ich weiß es selber nicht und muß deswegen einiges verschweigen. Was ich aber an Namen erfahren habe, das, glaube ich, habe ich hier alles aufgezählt.«

1. lyravoin dgg. der kunig dd = fehlt Gg. Scirniel D, tschirniel Ggg, schirrael d, lirmel d. 2. sinen D. = miradel Ggg. 3—22. = fehlen Ggg. 3. Der dd, und so durchaus nominative. 4. piblisim von lorpatz dd. 5. selvigorz d, semgartz d. 6. villegrane dd. 7. mirnetals d, rayrmedals d. 8. und fehlt dd. pleyduntz (pleigduntz) laudimal dd. 9. compries d (d fehlt die zeile). 10. fehlt dd. 12. tambron dd. 14. profegartz d, prefragrantz d. vergl. 354,17. 15. strenlas d, syroloyas d. 18. praveile-rohudacht d (d fehlt die zeile). 19. landrudacht d, landridacht d. 22. Und von arl (arle) iovedast dd. Arel D. 23. = Der grave Minadas G, Der grave Fallarastias g, Der grefe saz g. carfoyas d, carfrias d. 26. = daz ih Ggg. 28. ichs muoz D, ih muoz Ggg, muosz ich dd. 29. ir mir Dd, ie mir d, mir yr g, mir Gg. 30. Die ih wenc hie benennet han G.

XV. Buch 773

Der heiden was von herzen vrö, daz sins pruoder pris also stuont, daz sin hant erstreit sö manege höhe werdekeit. 5 des dancter im sere: er hetes selbe och ere.

ίο

15

20

25

innen des hiez tragen Gäwän, als ez unwizzende waste getan, des heidens zimierde in den rinc. si prüevetenz da für höhiu dinc. riter unde frouwen begunden alle schouwen [den] wäpenroc, [den] schilt, [daz] kursit. der heim was zenge noch ze wit. si pristen al gemeine die tiwern edeln steine die dran verwieret lägen, niemen darf mich vrägen von ir arde, wie si waeren, die lihten unt die swasren: iuch hete baz bescheiden des Eraclius ode Ercules unt der Krieche Alexander, unt dennoch ein ander, der wise Pictagoras, der ein astronomierre was, unt sö wise äne strit, niemen sit Adämes zit möhte im glichen sin getragen, der künde wol von steinen sagen.

777

Der Heide war von Herzen froh, daß es so stand um seines Bruders Ehre, daß seine Hand so viel Adel und Herrlichkeit erkämpft hatte. Dafür dankte er ihm sehr, er selber hatte ja auch davon Ehre. Unterdessen hatte Gäwän befohlen, des Heiden schöne Rüstung in den Ring zu tragen — sie sollten aber so tun, als wär's von ungefähr. Da konnten sie nun wirklich von großen Dingen reden, Ritter und Damen, die schauten ihn alle an, den Waffenrock und Schild und Kursit. Der Helm war — um das mindeste davon zu sagen — nicht zu eng und nicht zu weit. Alle in der Versammlung lobten die seltenen edlen Steine, die da eingearbeitet waren. Es braucht mich jetzt aber keiner zu fragen, von welcher Art und wie sie wohl gewesen sind, die leichten Steine und die schweren. Das könnten Eraclius — oder Ercules, wenn man so will — euch besser erklären und der Grieche Alexander und dann noch ein anderer, der weise Pictagoras nämlich, der Astronom war und ganz ohne Zweifel derart klug, daß niemand seit Adam es ihm in den Wissenschaften gleichtun konnte. J a , der wußte von den Steinen was Rechtes zu sagen!

2. dinc Gg. 5. danchter D, danchet er G. 6. hets G. 10. pruovetense da G. groziu Gdgg. 13. den-den-daz fehlen g. nach wapenroch fügt G hinzu den heim. 20. liehten Gdd. 22. Eraculis G. oder D, olde G. hercules ddgg. 25. pitagoras Gg. 26. Astronomirre Dd, astronomire g, astronimiere G, astronomie g, astronimus d. 27. so D, ouch so dd = sus so Ggg. wis D. 30. Er G. wol] = baz Ggg. steinen D, Sternen Gg.

778 774

5

ίο

15

20

25

XV. Buch

Die frouwen rünten da, swelch wip da mite zierte sinen Up, het er gein ir gewenket, sö wasr sin pris verkrenket. etslichiu was im doch sö holt, si hete sin dienst wol gedolt, ich w«en durch siniu fremdiu mal. Gramoflanz, Artüs und Parziväl unt der wirt Gäwän, die viere giengen sunder dan. den frouwen wart bescheiden in ir pflege der riche heiden. Artüs warp ein höchgezit, daz diu des morgens äne strit üf dem velde ergienge, daz man da mite enpfienge sinen neven Feirefiz. 'an den gewerp kert iwern vliz und iwer besten witze, daz er mit uns besitze ob der tavelrunder.' si lobten al besunder, si wurbenz, wasrez im niht leit. dö lobte in gesellekeit Feirefiz der riche. daz volc fuor al geliche, dö man geschancte, an ir gemach, manges freude aldä geschach smorgens, ob ich sö sprechen mac, do erschein der süeze msere tac.

Die Damen flüsterten da miteinander, wer die Frau auch sei, die seinen Leib mit alledem so herrlich gemacht habe, das wäre wirklich eine Schande, wenn er ihr untreu geworden wäre. Trotzdem war doch manche so sehr von ihm angezogen, daß sie sich seinen Dienst gern hätte gefallen lassen — ich glaube, weil er so fremd aussah. Gramoflanz, Artüs und Parziväl und dazu Gäwän, der Gastgeber, die vier gingen etwas beiseite. Den Damen gab man den reichen Feirefiz in die Obhut. Artüs wollte ein großes Fest ausrichten, das unbedingt schon nächsten Morgen auf dem Feld anheben sollte, seinem Neffen Feirefiz zur Begrüßung. »Legt Ernst und Eifer in die Sache, und wendet alle Klugheit an, damit er mit uns an der Tafelrunde Platz nimmt.« Da versprach ihm jeder von ihnen, sie würden es schon richtig dahin bringen, wenn es ihm nicht zuwider wäre. Und Feirefiz, der hohe Herr, erklärte, er werde gern mit ihnen Kameradschaft halten. Das ganze Volk lief dann, nachdem man den Wein gereicht hatte, auseinander, alle gingen zur Ruhe. Da erlebten viele ein großes Glück, am nächsten Morgen nämlich, oder, wenn ich das so sagen darf: Als der ruhmreich süße Tag erschien.

3. Het der Gg. ir DGg, der dd, fehlt g. 4. sin] in ir G, ez in ir g. 7. sine werdiu mal D. 13. ein gg. höh zit G. 18. kert] = leget Ggg. iuren G. 19. beste Gdgg. 22. = lobtenz alle Ggg. 23. wäre iz G. 27. ir] = sin Ggg. 29. Des morgens alle außer D. o b ich es d, o b ich daz g, als ich d (ohne sö). 30. suzzen g. m£ere fehlt g, sumer G, meye d.

XV. Buch

775

5

ίο

15

20

Utepandragüns suon Artusen sah man alsus tuon. er prüevete kostenliche ein tavelrunder rtche üz eime drianthasme. ir habet wol gehceret e, wie üf dem Plimizceles plan einer tavelrunder w a r t getan: nach der disiu w a r t gesniten, sinewel, mit solhen siten, si erzeigte rilichiu dinc. sinwel man d r u m b e n a m den rinc üf einem touwec grüenen gras, daz wol ein poynder landes was vome sedel an tavelrunder: diu stuont da mitten sunder, niht durch den nutz, et durh den n a m n . sich moht ein boese man wol schamn, o b er da bi den werden saz: die spis sin munt mit Sünden az.

der rinc w a r t bi der schoenen naht gemezzen unde vor bedäht wol nach rilichen ziln. es möhte ein armen künec beviln, 25 als man den rinc gezieret vant, da der mitte morgen w a r t erkant. G r a m o f l a n z unt G ä w ä n , von in diu koste w a r t getan. Artüs was des landes gast: siner koste iedoch da niht gebrast.

779

Den Sohn des Utepandragün, Artüs also, sah man da so tun: Er suchte unter seinen Schätzen nach einer prächtigen Tafelrunde, ein Stück Drianthasme n a h m er dazu her. Ihr habt früher einmal gehört, wie man auf dem Plan am Plimizoel eine solche Tafel machte. Nach ihrem Vorbild schneiderte man jetzt diese, schön rund und so in allen Dingen, d a ß sie Herrlichkeit und Reichtum sehen ließ. Rund n a h m man auch den Ring der Sitzplätze auf tauig grünem Gras, mit einer halben Turnierbahn Abstand von der Tafel, die einsam in der Mitte stand — nicht um als Tisch zu dienen, sondern nur des N a m e n s wegen. Ein schlechter M a n n hätte da gewiß seinen Unwert peinlich fühlen müssen, wenn er unter all den Edlen dort Platz genommen hätte: Mit Sünden hätte da sein M u n d das Brot verzehrt. Der Ring w u r d e in der heiteren Nacht abgesteckt; alles w u r d e vorbereitet, um die Sache ja recht großartig zu gestalten. Einem armen König hätte es mit gutem G r u n d angst werden können, wenn er einen derart prächtigen Ring gesehen hätte, wie er sich da am Vormittag den Augen bot. G r a m o f l a n z und G ä w ä n hatten die Kosten d a f ü r ü b e r n o m m e n . Artüs w a r in diesem Land nur Gast, und doch ließ auch er einiges Geld aufgehen.

l . U t p . Ggg {in dd z. 1 . 2 . verändert). 2. Artus Ggg. sprah man sol sus tuon G. 3. pruovet G. chostechliche Gdg, kostl. dgg. 4. Tavelrunde Dd. 5. trianth. dgg, dianth. G, Sarantasme g. 6. gehört D. 7. plimzoles G, Plimizoels D . 8. einer Dgg, Ein Gddg. Tafelrunde D. 9. = Da wart disiu nah gesniten Ggg. 11. rihlihiu Ggg. 12. man] nam G. 13. = ein Ggg. t o u w e c fehlt dd. gruenem D = gruone Ggg, grunz g. 14. daz Dd, Da Gdgg. 15. von sedel (gesidel g) ein tavelrunder Gg. 16. Da enmitten stuont besunder G. 17. nuzz. D . et durh D, durch dg, unde durch g, noch durch d, er Gg. 20. speis g, spise DG. 22. Wol gemezzen G. unt D. 23. rihlihen Ggg, ritterlichen g. 24. einen DG. arm man bevilen G. 25. Alse G. geziert G. 26. mitter G und (ohne der) g. bechant Gdgg. 30. Sinr G. doch Gg, fehlt dd.

780 776

5

ίο

15

20

25

Ez ist selten worden naht, wan deiz der sunnen ist geslaht, sine brashte ie den tac dernäch. al daz selbe ouch da geschach: er schein in süeze lüter clär. dä streich manc ritter wol sin här, dar üf bluominiu schapel. manc ungevelschet frouwen vel man dä bi röten münden sach, ob Kyöt die wärheit sprach, rittr und frouwen truogn gewant, niht gesniten in eime lant; wlbe gebende, nider, hoch, als ez nach ir lantwise zöch. dä was ein wit gesamentiu diet: durch daz ir site sich underschiet. swelch frowe was sunder amis, diu getorste niht decheinen wis über tavelrunder komn. het si dienst üf ir Ion genomn und gap si lönes Sicherheit, an tavelrunder rinc si reit, die andern muosenz läzen: in ir herberge se säzen. Dö Artus messe hete vernomn, man sach Gramoflanzen komn, unt den herzogen von Göwerzin, und Flöranden den gesellen sin. die dri gerten sunder pfliht über tavelrunder.

XV. Buch

Es ist noch selten Nacht geworden, ohne daß hinterher nach ihrer Art die Sonne endlich wieder einen Tag herbeigeschafft hätte. Haargenau dies geschah auch dort: Er glänzte ihnen süß und hell und heiter. Da strichen viele Ritter ihr Haar schön glatt, darauf kamen Blumenkränzlein. Und viele Damen stellten nicht nur keine Schminke auf dem Teint zur Schau, sondern auch noch rote Münder, wenn's wahr ist, was Kyöt sagt. Ritter und Damen trugen Kleider aus mehr als nur einem Land, die Hauben der verheirateten Frauen je nach Landesart niedrig oder hoch. Volk aus fernen Gegenden der Welt war da versammelt, und alle hatten ihre besonderen Sitten und Trachten. Eine Dame ohne Kavalier durfte es nicht wagen, bei der Tafelrunde zu erscheinen, das war ganz ausgeschlossen. Hatte sie aber von einem Ritter Dienst gegen Lohn angenommen und ihm den Lohn mit ihrem Wort garantiert, so ritt sie an den Ring der Tafelrunde. Die anderen mußten es eben bleibenlassen und in ihren Zelten sitzen. Als Artus die Messe gehört hatte, sah man Gramoflanz daherkommen und den Herzog von Göwerzin und Flörant, seinen Freund. Die drei trugen einer nach dem andern den Wunsch vor, man möge sie zur Tafel zulassen.

2. deiz D, ez die übrigen. sunne Gg. 7. bluemine g, Blumein g, bluomen Gg, ein bluemin d, ein bluomen d. tschapel G. 9. rotem münde Gddg. 11. Ritter D, Riter G. truogen DG. gwant G. 13. = Frouwen gebende Ggg. 15. Ez Gg. gesament Gddg. 16. Dur G. 18. decheinen D, dheinen g, keinen g, deheine Gg, do keine d, keine d. gwis D. 19. 22. Tafelrunde D. so 777,17. 20. üf] = nah Ggg. 21. si Ddd = si ir gg, ir Ggg. 22. rinc fehlt Gg. 23. di andern D. 24. herbergen D und (sy aszen) g. si DG. 26. Gramoflanze G, Gramoflanz gg. 29. = Die zwene Ggg.

781

XV. Buch 7 7 7 Artus werte si des sän.

Artus erfüllte ihnen sogleich die

Bitte.

vräge iuch wib oder man,

Sollte eine oder einer euch nun fragen,

wer trüege die richsten hant,

wer wohl der mächtigste

der ie von deheime lant

Herrscher war in irgendeinem Land der

und

reichste

s über tavelrunder gesaz,

Welt, der je an der Tafelrunde Platz ge-

irn mugt sis niht bescheiden baz,

nommen hat, so könnt ihr gar nichts Bes-

ez was Feirefiz Anschevin.

seres tun, als denen zu erklären, das sei

da mite lät die rede sin.

Feirefiz Anschevin gewesen, und damit ist

si zogten gein dem ringe 10 mit werdecllchem dinge, etslich frouwe wart gehurt,

dann das T h e m a auch schon fertig abgehandelt. Sie zogen dem Festplatz zu in Pracht

wasre ir pfert niht wol gegurt,

und Herrlichkeit. So manche D a m e wurde

si wasre gevallen schiere,

derart attackiert, daß sie, hätte man ver-

manc riche baniere

gessen, die Sattelriemen richtig nachzuzur-

υ sah man zallen siten k o m n .

ren, gar noch heruntergefallen wäre. Viele

da wart der buhurt wit genomn

großartige Fahnen sah man von allen Sei-

alumbe der tavelrunder rinc.

ten kommen. In der ganzen weiten Runde

ez wären höfschlichiu dinc,

um die Tafelgesellschaft herum gab es Tur-

daz ir keiner in den rinc gereit:

niergetümmel. Es herrschte aber Courtoi-

20 daz velt was üzerhalp so breit,

sie: es ritt keiner in den Ring hinein. D a s

si mohten d'ors ersprengen

Feld davor war groß genug, so daß sie die

unt sich mit hurte mengen

Pferde galoppieren

und ouch mit künste riten so,

sich rottenweise keilen und solche Reiter-

des diu wtp ze sehen wären vrö. 25

si k o m n och dä si säzen, aldä die werden äzen. kamerasr, truhsaezen, schenken, muosen daz bedenken, wie manz mit zuht dä für getruoc. ich waen man gab in dä genuoc.

lassen

konnten

und

künste zeigen, daß es die Frauen mit Vergnügen sahen. Schließlich kamen sie zu ihren Plätzen, und da speisten die Edlen.

Kämmerer,

Truchsesse, Mundschenken hatten dafür zu sorgen, daß man sie mit feinem Anstand bediente. Ich glaube auch, daß sie genug zu essen bekamen.

2. olde G. 5. Tafelrunt D. gesaz DG, saz dägg. 6. iren D, Jrne G. mügets in G. 12. pfert ddg, pfaerde D, pharde G. 14. Manege Dddg. 19. deh. DG. an G. reit Gdgg. 22. hörte G, hurten D. 23. ouch] = doch g, iedoh G. chunst also G, kunste so g. 24. Daz ez g, Das dd. 27. kameriere. DG. 29. zuht D, züchte d, zühten Gdgg. dä fehlt G, dar D. truoch Gddg.

782 778 leslich frouwe hete pris, diu da saz bi ir ämis. manger durch gerndes herzen rät gedient was mit höher tat. 5 Feirefiz unt Parziväl mit prüeven heten süeze wal jene frouwen unde dise. man gesach üf acker noch üf wise liehter vel noch rceter munt ίο so manegen nie ze keiner stunt, also man an dem ringe vant. des wart dem heiden freude erkant. wol dem künfteclTchen tage! gert si ir süezen maere sage, 15 als von ir munde wart vernomn! man sach ein juncfrouwen komn, ir kleider tiwer und wol gesniten, kostbiere nach Franzoyser siten. ir kappe ein richer samit 20 noch swerzer denn ein genit. aräbesch golt gap drüffe schin, wol geworht manc turteltiubelin nach dem insigel des gräles. si wart des selben males 25 beschouwet vil durch wunders ger. nu lät si heistieren her. ir gebende was höh unde blanc: mit manegem dicken umbevanc was ir antlütze verdecket und niht ze sehen enblecket.

XV. Buch

Manche Dame, die da neben ihrem ami saß, hatte Ehre eingeheimst. Viele nämlich hatten im Dienst der Ihren, weil das liebende Herz sie trieb, Großes geleistet. Feirefiz und Parziväl waren angenehm beschäftigt mit Prüfen und Wählen unter jenen Damen oder diesen. Man hat nie sonst auf einem Acker oder einer Wiese so viel helle Haut und rote Münder beieinander gesehen, wie man sie in dieser Runde fand. Eitel Glück bot sich dem Heiden dar. Gesegnet sei der Tag, der nun seinen Lauf nimmt! Ehre sei der süßen Botschaft, die sie sagte und die man da aus ihrem Mund vernahm! Man sah eine junge Dame kommen, ihre Kleider auserlesen und schön geschnitten, kostbar nach französischer Mode. Ihr Umhang aus prächtigem Samt noch schwärzer als ein türkischer Rappe. Arabisches Gold darauf sorgte für hellen Glanz, schön eingewebt in den Stoff waren viele Turteltäublein, Wahrzeichen des Gräls. Mit viel neugieriger Erwartung bestaunte man sie diesmal — aber nun laßt sie erst einmal herantraben. Ihr Kopfputz war hoch und strahlend weiß. Mit etlichen dichten Schleiern war ihr Antlitz verhängt, die nichts davon hervorblinken ließen.

1. = Etslich Ggg. 3. maneger D = Mangiu Ggg. 4. = wart Ggg. 6. wal Gddg, mal Dg. 7. unt D. 8. sah Gd. unde G. 9. Lieht vel noch roten munt G. 10. ze deh. G. 11. Als Gdgg. 13. Wol der chünftclichen sage Gg. chunftechlichem Dg. 14. geert D. sin g, sit G. ir suozen sumer tage Gg. 16. eine DGg. 17. ir chleider waren Dd = In chleidern Ggg. 18. chostebsre D, Chöstbäre G. 20. swarzer G. ein fehlt Gg. Jenit g, gennit g, timit Gg. 21. Arabensch G. 22. türteltübelin G. 23. 24. Grals-mals DGdgg. 25. = Vil geschouwet (beschouwet g) Ggg. 28. dichem D. umbehanch G. 29. = bedecht Ggg.

XV. Buch

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is

Senftecliche und doch in vollen zeit kom si ritende über velt. ir zoum, ir satel, ir runzit, was riche und dure an allen strit. man liez se an den ziten in den rinc riten. diu wise, niht diu tumbe, reit den rinc alumbe. man zeigete ir wä Artus saz, gein dem si grüezens niht vergaz. en franzoys was ir spräche: si warp daz ein räche üf si verkorn wasre unt daz man hört ir masre. den künec unt die künegin bat si helfe und an ir rede sin. si kerte von in al zehant dä si Parzivälen sitzen vant bi Artuse nähen. si begunde ir sprunges gähen von dem pfärde üfez gras, si viel mit zuht, diu an ir was, Parziväle an sinen fuoz, si warp al weinde umb sinen gruoz, sö daz er zorn gein ir verlür und äne kus uf si verkür. Artüs unt Feirefiz an den gewerp leiten νΐΐζ. Parziväl truoc uf si haz: durch friunde bet er des vergaz

1. en G. vollem D, fehlt liesz si dd = lie si Ggg. gruezen D , gruozes Gdd. ir pheride uffez gras G. fehlt Ggg. 26. Unde alle ir Ggg.

783

Ziemlich schnell, doch immer sanft im Trab ritt sie ihr Pferd, als sie dort übers Feld herkam. Ihr Z a u m , ihr Sattel und ihr Zelter, das alles war von königlicher Pracht und ohne Zweifel kostbar. Man ließ sie sogleich in den Ring reiten. Die Kluge war nicht dumm, sie ritt an dem Ring entlang. Man wies sie dahin, wo Artus saß, und sie versäumte nicht, ihn zu begrüßen. Auf französisch trug sie vor, was sie zu sagen hatte; sie sprach, man möge alten H a ß und Feindschaft gegen sie vergessen und ihre Botschaft anhören. Den König und die Königin bat sie um Beistand, sie möchten sich ihr Anliegen zu eigen machen. Sie wandte sich dann gleich ab von ihnen und dahin, wo sie Parziväl sitzen sah, nicht weit von des Artüs Platz. Und sie beeilte sich, flugs vom Pferd zu springen auf das Gras. In schöner Demut, denn sie wußte wohl, was sich gehört, fiel sie nieder zu Parziväls Füßen und flehte weinend um seinen Gruß, er möchte doch von seinem Zorn gegen sie lassen und ihr, sei's auch ohne Kuß, verzeihen. Artüs und Feirefiz setzten sich auch mit Eifer dafür ein. Parziväl war ihr tatsächlich feind; weil aber seine Verwandten ihn baten, sollte alles Böse vergessen sein,

dd. 2. riten dd = geriten Ggg. 3. rünzit G. 5. lieze D, 6. = An Ggg. 9. zeigte G. = da Ggg. 10. gruzzens gg, 11. In Ggg. 12. warte G. 18. sitzen fehlt Gg. 21. Von 22. zuhten D. 24. weinde G. umbe fehlt Gg. 25. = Sö wis Gg, Und allen has d. 28. legten si ir fliz G. 29. = gein

784 7 8 0 M i t triwen äne väre. diu werde, niht diu cläre,

XV. Buch das sicherte er zu m i t seinem W o r t . D i e Edle — »die S c h ö n e « k a n n m a n nicht gut

snelliche wider üf s p r a n c :

sagen — sprang eilig auf: sie verneigte sich

si neig in unde sagte in d a n c ,

v o r jenen und sagte ihnen D a n k , d a ß sie

s die ir n a c h grözer schulde geholfen heten hulde. si w a n t mit ir hende

ihr Verzeihung für g r o ß e S c h u l d e r w i r k t h a t t e n . M i t ihrer H a n d w i c k e l t e sie den Kopfputz

ab

— nennt

es H a u b e

oder

wider a b ir h o u b t g e b e n d e :

Schleier, sie w a r f es alles a u f die Erde v o r

ez w£er bezel o d e r snürrinc,

die Festgesellschaft hin. C u n d r i e la sur-

ίο daz w a r f si von ir an den rinc. C u n d r i e la surziere

ziere e r k a n n t e n sie da alle gleich und a u c h das G r ä l s w a p p e n , das sie trug, das w u r d e

w a r t d o b e k e n n e t schiere,

sehr bestaunt. In ihrer G e s t a l t w a r sie

und des gräls w ä p e n daz si t r u o c ,

n o c h ganz die alte, so wie sie d a m a l s am

daz w a r t b e s c h o u w e t d ö g e n u o c .

Plimizoel viele M ä n n e r und Frauen gese-

15 si f u o r t e och n o c h den selben Ιΐρ,

hen hatten. Ihr G e s i c h t ist euch bereits ge-

den so m a n c m a n unde wlp

schildert w o r d e n , darin standen

sach zuo dem Plimizoele k o m n .

n o c h die gleichen Augen, gelb wie ein T o -

ir antlütze ir h a b t v e r n o m n :

pas, und lange Z ä h n e . Veilchenblau wie

ir ougen stuonden d e n n o c h sus,

F ä r b e r w a i d w a r der S c h i m m e r ihrer Lip-

20 gel als ein t h o p a z i u s ,

immer

pen. Sie hatte d a m a l s Lust g e h a b t , sich

ir zene lanc: ir m u n t g a p schin

recht g r o ß a r t i g aufzuputzen, n u r d a r u m

als ein viol weitin.

trug sie auf dem Plan a m Plimizoel den

w a n daz si t r u o c gein prise m u o t ,

teuren H u t , sie h a t t e ihn sonst nicht nö-

si f u o r t e an n ö t den tiuren h u o t

tig: D i e S o n n e h ä t t e ihr g e w i ß nichts B ö -

25 Qf dem Plimizoeles plan:

ses getan — die k o n n t e mit ihren sengen-

diu sunne het ir niht getan,

den Blitzen dem T e i n t der D a m e

diune m o h t ir vel durch daz h ä r

der vielen H a a r e wegen n i c h t gefährlich

niht verselwen mit ir blickes vär.

werden.

si stuont m i t zühten unde sprach des m a n für h ö h i u masre j a c h .

schon

Sie trat mit feinem A n s t a n d hin und s p r a c h , wie jeder d o r t sogleich e r k a n n t e , von h o h e n D i n g e n .

3. uf do D. 8. wider Dgg, fehlt Gdd. houbet gebende Dd, houbet daz gebende Gdgg. 9. beckel g, besser d, vessel d. snürrinch G, mit u ddg, nur mit einem r dd. 10. an] in Gg. 13. Von des G. 17. zem blimzol G. 18. Ir habet ir antlütze wol vernomen G. 19. Iriu G. stuonden D. sus] da Gg. 20. topazia Gg. 21. zen Gg. 25. Plimizoels D, blimzoles G. 27. durchz Dg. 29. zuht D.

785

XV. Buch 7 8 1 An der selben stunde

Und so fing sie ihre Rede an: »Wohl dir,

ir rede si sus begunde.

Sohn des Gahmuret, G o t t will dir jetzt

'öwol dich, Gahmuretes suon!

gnädig werden. Ich rede von dem, den

got wil genade an dir nu tuon. j ich mein den Herzeloyde bar.

Herzeloyde gebar, aber auch Feirefiz mit der bunten Haut muß mir willkommen

Feirefiz der vech gevar

sein, schon um meiner Herrin Secundille

muoz mir willekomen sin

willen und weil sein Rittertum von kind-

durch Secundilln die frouwen min

licher Jugend an viel hohe Herrlichkeit

und durch manege höhe werdekeit,

erkämpft hat.«

ίο die von kindes jugent sin pris erstreit.' zuo Parziväle sprach si do

Z u Parziväl sprach sie dann: »Gelassen sollst du dein Glück genießen. Wohl

'nu wis kiusche unt dä bi vrö.

dir, ein hohes Ding wird dir zuteil, du

wol dich des höhen teiles,

Krone menschlichen Heils. Das Epitafium

du kröne menschen heiles!

ist gelesen: du sollst der Herr des Grals

15 daz epitafjum ist gelesen:

sein. Condwir ämürs, deine Frau,

und

du solt des gräles herre wesen.

dein Sohn Loherangrin sind beide mit dir

Condwir ämürs daz wip din

dahin berufen. Als du das Land Bröbarz

und din sun Loherangrin

verließest, da trug sie in ihrem Leib zwei

sint beidiu mit dir dar benant.

lebendige Söhne. Kardeiz wird — auch

20 dö du rümdes Bröbarz daz lant,

ohne den Gral — ein großer Herr dort

zwen süne si lebendec dö truoc.

sein. Selbst dann, wenn du sonst gar kein

Kardeiz hat och dort genuoc.

Glück

w£er dir niht mer sadden kunt,

M u n d , der Wahrheit spricht, den Edlen,

wan daz din wärhafter munt

Lieben nun anredet und die Frage deines

25 den werden unt den süezen

erleben

dürftest,

als

daß

dein

Mundes den König Anfortas nun erlöst,

mit rede nu sol grüezen:

großes

den künec Anfortas nu nert

fortjagt — w o hätte jemals einer gleiches

dins mundes vräge, diu im wert

Glück erfahren?«

Unglück,

jämmerliches

Leiden

siufzebaären jämer gröz: wä wart an saelde ie din genöz?'

3. dir Giigg. 4. gnade DG. 7. Sol G. 8. secundillen alle. 11. Ze parcifal sprah 13. höhesten Gg. 14. du D, Du hast die dd = Diu Ggg. mennschen G, mennescen 16. solts Gr. D. 17. Kondw. G. 18. Loachrin g, lohel. d, lehel. g. 20. rundest briubarz G, brubars gg. 21. lebende Gg. 22. = Kardiez gwinnet oh dort gnuoch 23. me Gd. 29. Süftebären G. 30. selde dgg, sadden DGd.

G. D. G. G.

786 782

j

10

15

20

25

XV. Buch

Siben Sterne si dö nante heidensch. die namen bekante der riche werde Feirafiz, der vor ir saz swarz unde wiz. si sprach 'nu prüeve, Parziväl. der höhste plänete Zväl, und der snelle Almustri, Almaret, [und] der liehte Samsi, erzeigent sselekeit an dir. der fünfte heizt Alligafir, unde der sehste Alkiter, und uns der nashste Alkamer. ich ensprichez niht üz eime troum: die sint des firmamentes zoum, die enthalden sine snelheit: ir kriec gein sime loufte ie streit, sorge ist dinhalp nu weise, swaz der pläneten reise umblouft, [und] ir schin bedecket, des sint dir zil gestecket ze reichen und zerwerben, din riwe muoz verderben, wan ungenuht al eine, dern git dir niht gemeine der gräl und des gräles kraft verbietent valschlich geselleschaft. du hetes junge sorge erzogn: die hat kumendiu freude an dir betrogn. du hast der sele ruowe erstriten und des lTbes freude in sorge erbiten.'

Sieben Sterne nannte sie dann, und zwar bei ihren heidnischen Namen, die waren dem mächtigen, edlen Feirafiz vertraut, der da schwarz und weiß vor ihr saß. Sie sprach: »Nun schau, Parziväl: Der höchste der Planeten, Zväl, und der schnelle Almustri, Almaret, der strahlende Samsi, die alle zeigen dir Glück an. Der fünfte heißt Alligafir und der sechste Alkiter, und der uns am nächsten ist, heißt Alkamer. Ich sage dir das nicht aus einem Traum: Sie sind die Zügel des Firmaments und hemmen seinen kühnen Lauf; in ewiger Feindschaft widerstreben sie seinem Gang. Das Unglück hat in deinem Haus jetzt keine Stätte mehr. Alles, was die Kreise der Planeten in sich schließen und was ihr Licht bescheint, ist dir zum Ziel aufgesteckt, danach zu fassen und es zu gewinnen. Dein Schmerz über das Verlorene wird zunichte werden. Bloß die nimmersatte Gier allein, von der läßt er nichts an dich kommen, der Gräl und die Macht des Gräls, die wollen nichts zu schaffen haben mit dem Verrat. Du hast in jungen Jahren Leid zu dir genommen und es bei dir groß werden lassen, es hat dich um das Glück, das dir bestimmt ist, betrogen. Du hast der Seele Frieden erkämpft und in Leiden ausgehalten bis zu dem Tag, da der Leib Freude finden soll.«

1. stern D, Sternen ddg. 4. und D. 6. höhisten planeten Gg. = zal Ggg. 7. amustri dd = almusteri Ggg. 8. = Almüret Ggg. der fehlt Gg. 9. = Die Ggg. erzeigten Gg. 10. vierde G. heizet DG, fehlt g. aliasir d = Aligofir g, göfir Gg. 11. Un dd, under den D — So heizt Ggg. vunfte (ohne der) G. = Alchumer Ggg. 12. Unde uns nähest G. = alchater Ggg. 13. üz eime] in Gg. = trourae Ggg. 14. firmaments D. = zoume Ggg. 15. Die enthaltent Gg, Sü enthabent d. snellekeit ddg. 16. loufe ddg, lüfte Gg. 19. umbe loufet. DG, Umbelouf g. 24. Der en Ggg = dane Ddd. 25. unts D. 26. valsliche G. 27. Du het Gg. 28. chünchlih Gg. 29. sselden Gdg. 30. in sorge fehlt dd, in not Gg. erliten Gg.

XV. Buch

Parziväln ir maeres niht verdröz. durch liebe uz sTnen ougen vlöz wazzer, sherzen ursprinc. do sprach er 'frouwe, solhiu dinc als ir hie habt genennet, bin ich vor gote erkennet sö daz min sündehafter lip, und hän ich kint, dar zuo min wip, daz diu des pflihte sulen hän, sö hat got wol zuo mir getan, swar an ir mich ergetzen meget, da mite ir iwer triwe reget, iedoch het ich niht missetän, ir het mich zorns etswenne erlän. done wasez et dennoch niht min heil: nu gebt ir mir sö höhen teil, da von min trüren ende hat. die wärheit sagt mir iwer wät. do ich ze Munsalvaesche was bi dem trürgen Anfortas, swaz ich da Schilde hangen vant, die warn gemäl als iwer gewant: vil turteltüben tragt ir hie. frowe, nu sagt, wenn ode wie ich süle gein minen freuden varn, und lät mich daz niht lange sparn.' dö sprach si 'lieber herre min, ein man sol din geselle sin. den wel: geleites wart an mich, durch helf niht lange süme dich.'

787

Parziväl mißfiel ihre Botschaft nicht im geringsten. Vor Glück flöß aus seinen Augen Wasser, Quell des Herzens. D a sprach er: »Meine D a m e , wenn ich zu diesen Dingen, von denen Ihr so geredet habt, wirklich vor Gott berufen bin, so daß meinem sündigen Leib, meinen Kindern, die ich etwa habe, und auch meiner Frau dies alles zuteil wird, dann hat Gott wohl an mir getan. Was aber die Schuld betrifft, die Ihr mir sühnen wollt — das macht Eure Treue, daß Ihr dazu fähig seid. Es ist ja doch so: Hätte ich nicht zuerst wirklich falsch gehandelt, so wärt Ihr nicht mit solchem Haß über mich hergefallen. D a m a l s war es mir halt nicht zum Heil bestimmt. Jetzt bringt Ihr mir etwas so Großes, daß mein Trauern damit ein Ende nimmt. Die Wahrheit sagt mir Euer Gewand. Als ich in Munsalvaesche war bei dem traurigen Anfortas, da sah ich auf all den Schilden, die an der Wand hingen, die gleichen Zeichen aufgemalt wie die auf Eurem Kleid: viele Turteltauben tragt Ihr da. Meine D a m e , nun sagt, wann oder wie ich in mein Glück gelangen soll, und laßt es mich nicht lang entbehren.« D a sprach sie: »Mein lieber Herr, ein Mann soll dein Gefährte sein. Den wähle dir, und laß mich dich dann führen. D u sollst Hilfe bringen, also zögere nicht lang.«

1. Parcival Gdgg. = märe Ggg. 2. = Vor Ggg. 3. = herzen Ggg. 4. solh Gddg. 5. gennet G. 8. un D , fehlt den übrigen. Het kint dd. dar zuo min D g , darzü g, unde dar zuo Gdd. 9. Die des grales pflicht sullen han dd = Sulen die (sie g) des mit mir phlihte han Ggg. suln D . 10. ze G, an dd. 11. = Swa mit Ggg. 12. D a r an gg. 15. = Nune Ggg. ez et D , ez g, ouch dd, fehlt Gg. 18. seit G. 20. trurigen G, truorigem D. 21. = S w a z schilt ich do ( f e h l t g) da hangen (hangende g) vant Ggg. 23. türt. G, -tuoben D. 24. = Frouwe fehlt Ggg. saget mir Gg. wenne D G . oder D. 25. Ich sol dd = Sol ih Gg. 26. lange D , langer dg, lenger Gdg. 28. geleitte G, geverte dd. 29. den wel Dg, Der wolle (und warten) g, Die wile dd, G o t e unde G. geleites warte ane mih G. 30. = Dune darft niht lenger (langer g , mere G) sumen dih Ggg. helfe D .

788 784

5

ίο

15

20

25

XV. Buch

Über al den rinc wart vernomn 'Cundrie la surziere ist komn,' und waz ir masre meinde. Orgelüs durh liebe weinde, daz diu vräg von Parziväle die Anfortases quäle solde machen wendec. Artus der priss genendec ze Cundrien mit zühten sprach 'frouwe, ritt an iwer gemach, lät iwer pflegn, lert selbe wie.' si sprach 'ist ArnTve hie, swelch gemach mir diu git, des wil ich leben dise zit, unz daz min herre hinnen vert. ist ir gevancnisse erwert, so erloubet daz ich müeze schouwen si unt ander frouwen den Clinschor teilte sinen vär mit gevancnisse nu manec jär.' zwen riter huoben se üf ir pfert: zArniven reit diu maget wert. nu wasez ouch z!t daz man da gaz. Parziväl bi sim bruoder saz: den bat er gesellekeit. Feirefiz was im al bereit gein Munsalviesch ze riten. an den selben ziten si stuonden üf übr al den rinc. Feirefiz warp höhiu dinc:

Überall in der Runde erfuhr man es: »Cundrie la surziere ist gekommen«, und was ihre Botschaft zu bedeuten hatte. Orgelüse weinte vor Glückseligkeit, daß die Frage Parziväls die Marter von Anfortas treiben sollte. Der ruhmesgewaltige Artüs sprach zu Cundrie mit Courtoisie: »Meine Dame, reitet hin, Euch auszuruhen. Befehlt selbst, was für Euer Wohlergehen zu tun ist.« Sie sprach: »Ist Arnive hier? Wenn die sich um mich kümmert, will ich so lange ihr Gast sein, bis mein Herr bereit ist abzureisen. Ist sie befreit aus der Gefangenschaft, so erlaubt, daß ich sie sehe und die andern Damen, die viele Jahre Gefangenschaft erduldet haben von Clinschors Bosheit.« Zwei Ritter hoben sie aufs Pferd. Zu Arnive ritt die edle Jungfrau. Jetzt war es auch Zeit, daß man da mit dem Essen fertig wurde. Parziväl saß neben seinem Bruder; den bat er, ihn zu begleiten. Feirefiz wollte ihm gern den Gefallen tun, mit ihm nach Munsalvaesche zu reiten. Als die Zeit dafür gekommen war, standen alle auf in der Runde. Als großer Herr tat Feirefiz:

1. = daz her G, daz mer g, dis g. 2. Kündrie G, Daz kundrie g. = la surziere fehlt Ggg. ist D, wäre Gddg, wer da her g. 4. Orgilluse G. = vor Ggg. 5. vrage DG. 6. Anfortass D, Amfortasses g, anfortas G. 10. ritet Ddd = nu ritt g, nu ritet Gg. 11. lert g. 15. unze DG. 16. ir fehlt G. gevsenchnisse D, gevanchnüsse G. 17. 18. schouwen müeze si? 18. andere D. 20. Mit vanchnusse manc iar G. 21. uffez phert Gdgg. p f e r t D. 22. Z u o arn. G. 23. ez ouch D, es d, ouh Gdg. 24. sinem alle. 26. = al fehlt Gg, vil g. 27. = nach 28 Ggg. muntsalvatsch g, Munsalvsesce D, muntsalfatsche G. ze fehlt G. 30. Feirafiz G.

XV. Buch

785 Er fragte den künec Gramoflanz, op diu liebe waere ganz zwischen im unt der nifteln sin, daz er daz taste an im schin. 5 'helft ir unt min neve Gäwän, swaz wir hie künge und fürsten hän, barüne und arme riter gar, daz der decheiner hinnen var e si min kleincete ersehn, ίο mir wasre ein laster hie geschehn, schied ich vor gäbe hinnen vri. swaz hie varndes Volkes si, die warten alle gäbe an mich. Artüs, nu wil ich biten dich, 15 deiz den höhen niht versmähe, des gewerbes gein in gähe, und wis des lasters für si pfant: si rekanten nie sö riche hant. und gib mir boten in mine habe, 20 da der present sol komen abe.' dö lobten si dem heiden, sine wolten sich niht scheiden von dem velde in vier tagn. der heidn wart vrö: sus hört ich sagn. 25 Artüs im wise boten gap, dier solde senden an daz hap. Feirefiz Gahmuretes kint nam tincten unde permint. sin Schrift wärzeichens niht verdarp: ich wasne ie brief sö vil erwarp.

789

Er fragte den König Gramoflanz, ob die Liebe zwischen ihm und seiner Cousine echt und wahr sei; er solle das vor aller Augen beweisen, indem er ihm einen Gefallen täte. »Helft Ihr und mein Cousin Gäwän mir bei den Königen und Fürsten, die wir hier haben, und bei den Baronen und allen armen Rittern, daß keiner von ihnen abreise, ehe er nicht meine Schätze angesehen hat. Es wäre eine Schande, wenn es mir hier zustieße, daß ich ohne auszuteilen diesen Ort verlassen müßte. Was hier an fahrenden Leuten ist, die alle sollen Geschenke von mir kriegen. Artus, nun will ich dich bitten, meine Sache den großen Herren vorzutragen, damit sie meine Gaben nicht verschmähen, und verbürge dich bei ihnen dafür, daß sie vor schändlichem Schund sicher sind. Es soll so großartig ausgeteilt werden, wie sie es noch nie gesehen haben. Und gib mir Boten zum Hafen, von den Schiffen dort sollen die Präsente kommen.« Da versprachen sie dem Heiden, sie wollten nicht fortreiten von dem Feld, ehe vier Tage vergangen wären. Der Heide wurde fröhlich, so hat man mir erzählt. Artüs gab ihm kluge Boten, die er zum Hafen senden sollte. Feirefiz, das Kind des Gahmuret, nahm Tinte und Pergament. An Zeichen, die für Echtheit bürgten, ging der Schrift nichts ab. Ich glaube nicht, daß je ein anderes Dokument solche Werte in Bewegung setzte.

2. diu suone Gg. 3. niftel ddgg. 4. im nu D. 5. = min neve fehlt Ggg. 6. = hie fehlt Ggg. = ode Ggg. 7. britun unde ander fürsten gar Gg. arme D, armer dd = die andern g. 9. chleinode DG. 10. hie] = dran Gg. 11. Schied g. 14. bitten D. 15. deiz D, Das es dd = Daz g. Daz den hohen niht versmahe (versmahen G). Mins gewerbedes (gewerbes) gäbe. Gg. 16. gein im iahe g. 18. Sine erchanten nie so rihiu lant G. 20. der presente D, die presente g. 21. Do enbuten si Gg, si lobten D. 23. inner G. 24. Des wart er fro g. heiden alle. = sus fehlt Ggg. der heiden warp sus, hört ich sagen? 26. anz D, in daz G, in den d. 27. 28. = Do nam Gahmurets chint. Tinten (Tinchten g) unde bermint (permint g) Ggg. 27. Gahmurets D. 28. unt D. 29. = Siner schrift warzeichen (wortz. g) niht verdarp Ggg. wortz. d.

790 786

Die boten fuorn endehafte dan:

XV. Buch Die Boten machten sich schließlich auf

Parziväl sin rede alsus huop an.

die Reise. Parziväl fing nun zu reden an,

en franzoys er zin allen sprach

er sprach auf französisch zu ihnen allen

als Trevrizent dort vorne jach,

davon, daß, wie Trevrizent dort weiter

5 daz den gräl ze keinen ziten

vorn schon gesagt hat, niemand und zu

niemen möht erstriten,

keiner Zeit den Gräl erstreiten könne als

wan der von gote ist dar benant.

der, den

daz masre k o m übr elliu lant,

wurde in der ganzen Welt bekannt, daß es

kein strit möht in erwerben:

unmöglich sei, ihn durch Kampf zu ge-

ίο vil liut liez dö verderben

Gott

dazu

berufen

hat.

Das

winnen. D a gaben viele Leute alles Stre-

nach dem gräle gewerbes list,

ben und Studieren nach dem Gräl auf und

da von er noch verborgen ist.

warfen die Sache hin; darum ist er bis

Parziväl unt Feirefiz diu wip lerten jämers vliz. 15 si hetenz ungern vermiten:

heute verborgen geblieben. Parziväl

und

Feirefiz

machten

die

Frauen mit Inbrunst jammern. Das ließen

in diu vier stücke shers si riten,

sie sich nicht nehmen: Sie ritten zu den

si nämen urloup zal der diet,

vier Scharen im Lager und verabschiede-

ieweder dan mit freuden schiet,

ten sich bei allen Leuten. D a n n brachen

gewäpent wol gein strifes wer.

die zwei mit Freuden auf, gut gerüstet für

20 ame dritten tage üzs heidens her

Kämpfe, die ihnen etwa begegnen könn-

wart ze Jöflanze bräht,

ten. A m dritten Tag wurden aus des Hei-

so grözer gab wart nie gedäht.

den Heer Geschenke nach Jöflanze ge-

swelch künec dä siner gäbe enpfant,

bracht, wie sie die Welt noch nicht gese-

daz half immer mer des lant.

hen hat. Alle die Könige, die da etwas ge-

25 ieslichem man näh mäze sin wart nie sö tiuriu gäbe schin,

schenkt bekamen, deren Länder

waren

ihre Sorgen los. J e d e r M a n n empfing, sei-

al den frouwen riche present

ner Würde angemessen, solche Kostbar-

von Triande und von Nourient.

keiten, wie er sie nie auch nur gesehen

ine weiz wiez her sich schiede hie:

hatte, und alle die Damen Präsente aus

Cundri, die zwen, hin riten sie.

Triande und Nourient. Wie das Heer hier auseinanderlief, davon weiß ich nichts zu sagen: Cundri und die zwei, sie ritten hin.

1. fuoren DG. mit ende dan G. 2. huob D. 3. = Mit zühten er Ggg. 4. Alse trevrizzent G. dor vom D. 5. zenheinen G. 7. wander vor D. bechant D. 8. diz D. über alle. 9. deh. DG. 10. liute D, lüte G. lie G. 11. gewerbides G. 14. = da lerten gg, da lerte G. 15. heten ungerne Gdgg. 18. Ietw. G. 20. = Anme Vierden Ggg. uozs D, us dd, uz des Ggg. 21. tschoffl. G. 22. Das groesser gab nie wart gedacht d = Daz nie grozer gäbe wart erdaht Gg, Daz nie wart groszer gäbe erdaht g. gäbe D. 23. sine Dd. 24. imir mere G. des Dg, sin dd, daz Gg. 26. sö tiuriu] = grozer Ggg. 27. = al fehlt Ggg. richiu D, rieh dd. presente-Nouriente DGdd. 28. Triant gg, triend G. 29. wie daz her. G, wi des her. D. 30. Cundrle unt alle. die Ggg = dise Dd, sy d.

XVI. Buch

7 8 7 A n f o r t a s unt die sin

Anfortas und die Seinen hatten noch gro-

noch vor jämer dolten pin.

ßen J a m m e r zu erdulden. Sie erlösten ihn

ir triwe liez in in der nöt.

nicht aus seiner Q u a l , das machte ihre

dick er warb umb si den töt:

Treue: O f t bat er sie um den T o d , und der

5 der wiEre och schiere an im geschehn,

wäre auch schnell über ihn g e k o m m e n ,

wan daz sin dicke liezen sehn

wenn sie ihn nicht immer wieder den Gräl

den gräl und des gräles kraft,

hätten anschauen lassen und die Kraft des

er sprach zuo siner

Gräls. Der Herr sprach zu seinen Rittern:

riterschaft

'ich weiz wol, pflajgt ir triuwe, 10 so erbarmet iuch min riuwe.

»Ich weiß gewiß, daß meine Marter euch erbarmen

müßte, wenn wirklich

Treue

wie lange sol diz an mir wern?

euer Tun bestimmte. Wie lange soll das

weit ir iu selben rehtes gern,

noch so mit mir dauern? Wenn ihr Recht

so müezt ir gelten mich vor gote.

verlangt vor G o t t , so werdet ihr für diese

ich stuont ie gerne ziwerm geböte,

Schuld an mir bezahlen müssen. Ich war

15 sit ich von erste wäpen truoc.

euch in allem immer gern zu Willen seit

ich hän enkolten des genuoc,

der Zeit, da ich zum erstenmal die Rü-

op mir ie unpris geschach,

stung trug. Ich habe es genug

unt op daz iwer keiner sach.

wenn mir einmal Schande zugestoßen ist

sit ir vor untriwen bewart, 20 sö lcest mich durch des helmes art

gebüßt,

— die freilich keiner von euch mit angesehen hat. So wahr ihr keine

Verräter

unt durch des schildes orden.

seid, erlöst mich! D a s schuldet ihr dem

ir sit dick innen worden,

Adel

o b ez iu niht versmähte,

Schilds. Ihr habt es selber oft gesehen —

daz ich diu beidiu brähte

es könnte höchstens sein, daß ihr aus

25 unverzagt üf riterlichiu were,

Scham euch nicht erinnern wollt —, wie

des

Helms

und

dem

Recht

des

ich hän tal unde berc

ich jene beiden ohne feiges Zögern dahin

mit maneger tjost überzilt

trug, wo ritterliche Taten zu verrichten

unt mit dem swerte also gespilt,

waren. Ich habe Berg und Tal durchmes-

daz es die vinde an mir verdröz,

sen mit vielen T j o s t e n und mein Schwert

swie wenc ich des gein iu genöz.

spielen lassen, daß die Feinde so wenig Freude an mir hatten wie ich von euch D a n k dafür.

1. 2. sine-pine alle. 2. noch vor D, Nach g, Vor d, Von Gdg. 4. = Vil diche er warp datze in (warp er im g) den tot Ggg. 5. Daz G. an in G. 7. den Gral unts D. Grals DG oft. 8. ze G. 9. pflseget D, phläget G. 12. rehts DG. 14. gern D. ze iurem G. 16. eng. G. 18. deh. G. 19. von G. untriwe ddgg. 20. lost g. himels Gg. 21. himels Gg. 22. diche D, wol G. 24. diu bede G. 26. und D. 30. wenech Ddd = chleine Ggg.

792

XVI. Buch

788 Ich freuden eilende, zem urteillichem ende beklage ich eine iuch alle: sö nasht ez iwerem valle, 5 irn lät mich von iu scheiden, min k u m b e r solt iu leiden, ir h a b t gesehn und ouch v e r n o m n , wie mir diz ungelücke ist k o m n . w a z t o u g ich iu ze herren nuo? ίο ez ist iu leider alze v r u o , wirt iwer sele an mir verlorn. w a z sites habt ir iu erkorn?' si heten k u m b e r s in erlöst, w a n der trcestenliche tröst, 15 den Trevrizent d o r t vorne s p r a c h , als er a m gräle geschriben sach. si warten anderstunt des m a n d e m al sin vreude aldä entran, und der helflichen stunde 20 der v r ä g e von sim munde. der künec sich dicke des b e w a c , d a z er blinzender ougen pflac etswenne gein vier tagn. s ö w a r t er z u o m e gräle getragn, 25 ez wsere im lieb o d e leit: so t w a n g in des diu siechheit, d a z er d ' o u g e n üf s w a n c : sö muoser äne sinen d a n c lebn und niht ersterben, sus kundens mit im werben

Ich, der aus d e m G l ü c k verbannt ist, werde euch g a n z allein als K l ä g e r gegenübertreten, wenn a m Ende Gericht gehalten wird: D a n n geht es mit euch allen dem A b g r u n d zu — laßt mich also lieber von euch fort. Meine Schmerzen müßten euch e r b a r m e n . Ihr h a b t es gesehen und auch d a v o n erzählen hören, wie dieses Unglück über mich g e k o m m e n ist. Wie könnte ich euch so zum Herrn taugen? Allzu bald werdet ihr erleben müssen, d a ß eure Seelen a b g e t a n werden meinetwegen. Wie könnt ihr nur an mir s o handeln!« Sie hätten ihn von seinem Leiden erlöst, w ä r e ihnen nicht Hilfe verheißen gewesen, ich meine die, von der d o r t vorne Trevrizent erzählt hat, wie er es auf dem G r a l geschrieben f a n d . Sie hofften ein zweitesmal auf jenen M a n n , d e m d a bei ihnen all sein G l ü c k zerrann, und erwarteten die Stunde des Helfens, die Frage aus seinem M u n d . Der König n a h m sich immer wieder vor, g a n z fest die A u g e n blind zu machen — vier T a g e lang hielt er d a s einmal aus. S o trug m a n ihn d a n n zum Gral hin, da z w a n g ihn, o b er wollte oder nicht, die Krankheit, d a ß er die Augen aufschlug. S o mußte er wider Willen leben bleiben und nicht sterben. Mit solchen Künsten brachten sie ihn durch

2. urteillichen Gdg. 4. nsehet D , nahet die übrigen. iwern G. 7. ouch D, fehlt dd = wol Ggg. 12. ir fehlt G. 13. hieten G. = trurens Ggg. 14. Wan daz der G. trostenl. D , trostl. Gdgg, trostlose d. 15. trevrezzent G. vor D, Ε vor g, vorne G.

16. ame D, an dem G.

20. sinem D G .

18. da Gdg, dan g.

25. oder D.

19. = und fehlt Ggg.

26. in diu Sicherheit G.

helfechlichen D.

28. äne] under G.

XVI. Buch Unz an den tac daz Parziväl unt Feirefiz der vech gemäl mit freudn üf Munsalvaesche riten. nu hete diu wile des erbiten, daz Mars oder Jupiter wären komen wider her al zornec mit ir loufte (so was er der verkoufte) dar si sich von Sprunge huoben e. daz tet an stner wunden we Anfortase, der so qual, magede und riter hörten schal von sime geschreie dicke, unt die jämerlichen blicke tet er in mit den ougen kunt. er was unhelfecliche wunt: si mohten im gehelfen niht. iedoch diu äventiure giht, im kom diu wäre helfe nuo. si griffen herzen jämers zuo. swenn im diu scharphe süre nöt daz strenge ungemach gebot, sö wart der luft gesüezet, der wunden smac gebüezet. vor im üfem teppech lac pigment und zerbenzinen smac, müzzel unt arömatä. durch süezen luft lag ouch da driakl und amber tiure: der smac was gehiure.

793

bis an den Tag, da Parziväl und der gescheckte Feirefiz in Freuden nach Munsalvaesche geritten kamen. Jetzt hatte die Zeit so lange hingewartet, daß Mars und Jupiter wieder mit feindlicher Wut auf ihrer Bahn dort angekommen waren — so war er ihnen immer ganz wehrlos ausgeliefert —, wo das Ziel war und der Anfang ihres Laufs. Das tat dem Anfortas an seiner Wunde weh, so groß war die Qual, daß Mädchen und Ritter immerfort den Lärm von seinem Wehgeschrei hörten, und Blicke des Jammers ließ er vor ihnen aus den Augen blitzen. Seiner Wunde war nicht zu helfen, sie konnten ihm keine Hilfe bringen. Und doch, sagt die Geschichte, sollte jetzt die wahre Hilfe zu ihm kommen. Herzensjammer luden sie sich auf. Immer wenn die scharfe, saure Not ihm diese argen Qualen schickte, wandte man Mittel an, die Luft angenehm zu machen und den Geruch von der Wunde zu bekämpfen. Vor ihm auf dem Teppich lagen Spezereien und Zerebinthenbalsam, Späne von Duftholz und aromatische Essenzen. Die Luft zu bessern, hatte man auch Theriak hingelegt und teures Ambra, die rochen angenehm.

2. feirafiz G. bunt g. 3. freuden D, froude Gg. muntschalftsche G. 5. Märss D. oder fehlt G, unde dg. 8. Do G. 10. sinen Gg. 11. Anfortas alle außer D. also G. 12. meide D. 13. geschrei Gddg. 16. unhelflihen Gg, unhelfelichen dg. 17. Sine G. 19. chom Gg, choeme Dddg. 21. scarpf swer D. 22. Ditze Gg. 25. uf dem tepch G. 26. Pigmente unde aberac. G. zerbenzinen d, zerbenznien D, zerbentinen d, zu robanzerin g, der susze g. vergl. Wilh. 451,21. 27. Müzzel D, Müssei Gdg, (mit ύ d), Musel d, Muscel g. 29. Driakel Dg, Triachel Gdd, Tiriak g. ammer g.

794 7 9 0 Swä man üfen teppech trat, cardemöm, jeroffel, muscät, lac gebrochen undr ir füezen durh den luft süezen: 5 sö daz mit triten wart gebert, sö was da sür smac erwert, sin fiwer was lign aloe: daz hän ich iu gesaget e. ame spanbette die Stollen sin ίο wären vipperhornln. durch ruowen fürz gelüppe von würzen manec gestüppe was uf den kultern gesset. gesteppet unde niht genset is was dä er üfe lente, pfell von Nouriente, unt palmät was sin matraz. sin spanbette was noch paz gehert mit edelen steinen, 20 unt anders enkeinen. daz spanbette zöch zein ander strängen von salamander: daz warn undr im diu ricseil. er hete an freuden kranken teil. 25 ez was riche an allen siten: niemen darf des striten daz er bezzerz ie gessehe. ez was tiwer unde wsehe von der edeln steine geslehte. die hoert hie nennen rehte.

XVI. Buch Wo man hintrat auf den Teppich, überall lag unter ihren Füßen eine Häckselstreu von Kardamom und Nelken und Muskat, ihrer süßen Düfte wegen: Immer wenn jemand darauf trat, so drosch er Duft aus gegen den sauren Geruch. Sein Feuer war lignum aloe — das habe ich euch schon gesagt. Das Gestell des Betts war aus Vipernhorn gemacht. Damit er Ruhe habe vor dem Gift, hatte man viel fein gemahlenes Gewürz über die Polster gestreut. Durchgesteppt, nicht bloß genäht war da, wo er lehnte, der Seidenbrokat aus Nouriente, und aus Palmät war seine M a tratze. Noch mehr Herrlichkeit verliehen diesem Spannbett all die edlen Steine — andere als edle fand man daran nicht. Bespannt war das Bett mit Gurten aus Salamander, aus diesem Material waren die Bänder unter seinem Polster. Sehr wenig Freude wurde ihm beschert — prächtig war sein Bett, wohin man schaute. Niemand soll da widersprechen und sagen, er habe irgendwo ein besseres gesehen. Es war auserlesen und kostbar, das machten die besonderen Kräfte, die edlen Steinen eigen sind. Hört zu, wenn ich euch nun genau alle ihre Namen sage:

1. uf dem G. teppech D, tenne G, tennen g, estrich dd, ram g. 2. Cardemome Dddgg, Kardemuome G. ierofel Gd. 3. 23. under alle. 5. = tretene Ggg. zebert Gg. 6. da swerr D, der sure dg. 7. Ling aloe D, lingaloe G. 8. ouch e D. 10. hornin Dd, hürnin Giigg. 11. fürz] wrtz G. 12. stuppe Gg. 13. = kulter gg, gulter G. 14. Gestepet G. unt D. 16. pfelle DG. 17. unt fehlt Gg. Balmat D. 20. = Unde mit Ggg. neheinen G. 22. Strange Gg, Strenge dgg. 23. rieh seil D, rigeseil g, rih s. G, riche s. dd, riehen s. g. 25. Er Gd. 29. geslehte DG. 30. hört ich G. hie fehlt Gddg.

XVI. Buch

791

5

ίο

15

20

25

Karfunkl unt silenites, balax unt gagätromes, önix unt calcidön, coralis unt bestiön, unjö unt optallies, ceräuns unt epistites, jerachites unt eljotröpiä, panthers unt antrodrägmä, prasem unde saddä, emathites unt djonislä, achates unt celidön, sardonis unt calcofön, corniol unt jaspis, echites unt Iris, gagätes unt ligürius, abestö unt cegölitus, galactidä unt jacinctus, orltes unt enidrus, absist unt alabandä, crisolecter unt hienniä, smärät unt magnes, sapfir unt pirrites. och stuont her unde da turkoyse unt lippareä, crisolte, rubine, paleise unt sardine, adamas unt crisoprassis, melochltes unt dladochis, peanites unt medus, berillus unt topazius.

795

Karfunkel und Silenites, Balax und Gagätromes, Onyx und Chalzedon, Coralis und Bestiön, Unjö und Optallies, Ceräuns und Epistites, Jerachites und Eljotröpiä, Panthers und Antrodrägmä, Prasem und Saddä, Emathites und Djonislä, Achat und Celidön, Sardonls und Calcofön, Karneol und Jaspis, Echites und Iris, Gagätes und Ligürius, Abestö und Cegölitus, Galactida und Jacinctus, Orites und Enidrus, Absist und Alabandä, Crisolecter und Hienniä, Smaragd und Magnet, Saphir und Pirrites. Hier oder dort standen auch Türkise und Lippareä, Chrysolithe, Rubine, Paleise und Sardine, Adamas und Crissoprassis, Melochites und Diadochis, Peanites und Medus, Beryll und Topas.

1. . .arfunkel D, Karfunchel G. unt fehlt g. 2. Balax D, Celidonius dd, Gelidomus Ggg. unt fehlt G. 3. Onichel G. galcidon Gg. 4. Corallis d, Corallus g, Galralles d, Gozalis Gg. 5. Optallies D, optalles G. optallius, dann 6. Epistites Ceraunius g. 6. Gerauns Gg, Therauns d, Theamis d. 7. Ierachitis G. 8. fehlt G. Panthers D, Pantres ddgg. 9. Parsm G. 10. Amachites g. 11. gelidon Gg. 12. Särdonis D. = gazcofon G, Gazgofon g, Jascofon g. 13. = Gorniol Gg, Garviol g. 14. Ethites Dg. 16. gegolitus Gg, Crisolitus (25. Grisolitus) g. 20. Chrisoliter G. Hiennia D. 21. Smaraid D, Sraaragede G, Smaragde g, Smaragdus ddg. 23. unt D. 24. = Turkois Ggg. limpparea G. 25. Chrisolt G. = unde Ggg. 26. = Paleis Ggg. 27. 28. Melochites un Adamas Diadochis un Crisopras g. 27. Adomas G. 30. Perillus G. Thopatius D.

796 792

Etslicher lerte höhen muot:

XVI. Buch Die alle konnten einem Herzen Lebens-

ze saelde unt ze erzenie guot

kraft

was da maneges steines sunder art.

Glücklichmachen und als Arznei taugten

und

edlen

Mut

einflößen.

Zum

vil kraft man an in innen wart,

alle die Steine, jeder nach seiner Eigenart.

5 derz versuochen kund mit listen,

G r o ß e Kräfte konnte einer von ihnen ge-

da mite si muosen vristen

winnen, wenn er es richtig anfing und

Anfortas, der ir herze truoc:

sich auf die Kunst verstand. D a m i t muß-

sime volke er jämers gap genuoc.

ten sie Anfortas durchbringen, in dem das

doch wirt nu freude an im vernomn. ίο in Terre de salvsesche ist k o m n ,

Herz all dieser Leute schlug. J a m m e r hatten sie von ihm in Fülle. D o c h jetzt wird

von Jöflanze gestrichen,

man hören, wie er Glück erfährt. In Terre

dem sin sorge was entwichen,

de salvaesche ist der angekommen

Parziväl, sin bruoder unde ein magt.

Jöflanze her, dem sein Leid zerronnen ist,

mir ist niht für war gesagt,

ich meine Parziväl, und mit ihm war sein

15 wie verr da zwischen wasre.

von

Bruder da und eine junge D a m e . M a n hat

si erfüern nu strifes maere:

mir nicht genau gesagt, wie weit es war

wan Cundrie ir geleite

bis an ihr Ziel.

schiet si von arbeite. si riten gein einer warte. 20 da gähte gein in harte

Da wären sie nun in einen Kampf geraten, hätte nicht Cundrie, die sie führte, das Übel abgewendet. Sie ritten nämlich

manc wol geriten templeis,

auf einen Grenzposten

gewäpent. die warn sö kurteis,

gleich gegen sie viele gut berittene Tem-

ame geleite si wol sähen

pleisen fertig gerüstet losstürmen. Die wa-

daz in freude solte nähen.

ren aber fein genug, um zu erkennen, so-

25 der selben rotte meister sprach,

zu. D a

wollten

bald sie sahen, wer die Fremden führte,

do er vil turteltüben sach

daß ihnen da Freude erscheinen

glesten ab Cundrien wät,

Der Hauptmann des Trupps sah dort vom

'unser sorge ein ende hät:

Mantel

mit des gräls insigel hie

glitzern, da sprach er: »Unser Leid hat ein

kumt uns des wir gerten ie,

Ende. Z u s a m m e n mit dem Wappenbild

der Cundrie viele

sollte.

Turteltauben

des Gräls k o m m t hier der zu uns, nach dem wir uns all die Zeit gesehnt haben,

3. mangnes steins G. 4. chrefte Gdgg, crefft d. 5. = Der si Ggg. chunde DG. 7. Anfortasen DGg, Anfortassen dg. 9. an in Gg. 10. Interre demuntsalfatsche G. nu chomen Gdgg. 11. tschofl. G. 14. = ist oh niht G. 15. verre DG. da zwissen D, da enzwischen Gdgg. 16. erfueren DG. 24. in in G. wolde Gdgg. 25. selbe G. 30. uns haben nur DG. wir da D.

797

XVI. Buch 7 9 3 Sit uns der jämerstric beslöz. habt stille: uns nashet freude gröz.' Feirefiz Anschevin mant Parziväln den bruoder sin 5 an der selben zite, und gähte geime strite.

seit wir in des J a m m e r s Schlinge gefangen wurden. Haltet ein, es naht große Freude.« Feirefiz Anschevin

rief, als dies ge-

schah, seinen Bruder Parziväl zu den Waffen und stürmte vorwärts in den Kampf.

Cundrie in mit dem zoume vienc,

Cundrie griff ihm in die Zügel und hielt

daz siner tjost da niht ergienc.

seine T j o s t auf. Es sprach die struppige

dö sprach diu maget rüch gemäl

Jungfrau gleich zu Parziväl, ihrem Herrn:

ίο bald zir herren Parziväl

»Die Schilde und Fahnen müßtet Ihr doch

'schilde und baniere

leicht erkennen. D o r t stehen Euch keine

möht ir rekennen schiere,

anderen als des Gräls Leute gegenüber,

dort habt niht wans gräles schar:

und die sind Euch mit ganzer Treue er-

die sint vil diensthaft iu gar.'

geben.«

15 dö sprach der werde heiden 'so si der strit gescheiden.'

D a sagte der vornehme Heide: »So soll der Kampf geschieden sein.«

Parziväl Cundrien bat

Parziväl bat Cundrie, auf den Weg zu

gein in riten üf den pfat.

jenen hinüber zu reiten. Die tat das und

diu reit und sagt in maere,

erzählte ihnen, welche Freude ihnen ge-

20 waz in freuden komen wasre.

kommen war. Was es da an Templeisen

swaz da templeise was,

gab, die stiegen

die rebeizten nider üfez gras,

nieder auf das Gras. Viele Helme wurden

alle von

den

Pferden

an den selben stunden

sogleich abgebunden. Z u Fuß gingen sie

mane heim wart ab gebunden.

Parziväl

empfangen:

nahmen

sie seinen G r u ß entgegen.

25 Parziväln enpfiengen si ze fuoz:

auch

Wie

einen

Feirefiz willkommen,

Segen Sie

ein segen dühte si sin gruoz.

hießen

den

si enpfiengn och Feireflzen

Schwarzen und Weißen. Nach Munsalvae-

den swarzen unt den wizen,

sche ritt man hinauf. Lauter Weinen sah

üf Munsalvaesche wart geriten

man und doch nichts als Freude.

al weinde und doch mit freude siten.

1. iamers stric Gg. 2. stille] = uf Ggg. nahet alle außer D. 3. Feirafiz G. 4. mante DG. parcifalen Gd, Parcivale D, parcifal g. 6. und] er D. = gahte ouh Ggg. 7. gundrie G. zorne G. 8. daz fehlt D. tioste niht G. 9. ruoh D, ruh G. 10. balde DG. herrn D. 11. Schilt Gg. 12. erk. G. 13. = Hiene Ggg. 17. gundrien G. 1 7 - 2 4 . fehlen g. 19. sagete D, seit G. 20. = froude Gg. 2 1 . 2 2 . = fehlen Ggg. 25. = Ir herren enph. Ggg. 26. duohte sie D. 27. enpfiengen DG. firafizzen G. 29. wart D, do ward dd, wart do Ggg. 30. frouden Gdd.

XVI. Buch

798 794

Si funden Volkes ungezalt,

Sie trafen dort o b e n Leute o h n e Z a h l ,

m a n g e n w ü n n c c l i c h e n riter alt,

viele w u n d e r b a r s c h ö n e alte R i t t e r , edle

edeliu kint, vil s a r j a n t e .

Kinder, eine M e n g e K n a p p e n . D i e trau-

diu trurge m a h i n a n t e

rige Gesellschaft h a t t e guten G r u n d , sich

5 dirre k ü n f t e vrö w o l m o h t e n sin.

über den Besuch zu freuen. Feirefiz An-

Feirefiz Anschevin

schevin und Parziväl, die beiden wurden

unt Parziväl, si bede,

vor d e m Palas a m Aufgang schön emp-

vor d e m palas an der grede

fangen. In den Palas ging m a n d a n n .

si wurden w o l e n p f a n g e n . ίο in den palas w a r t gegangen,

D o r t lagen, so lebten die alle T a g e , hundert g r o ß e , kreisrunde T e p p i c h e , a u f

da lac näh ir g e w o n h e i t

j e d e m ein Federbett, d a r ü b e r eine lange

hundert sinwel teppech breit,

D e c k e aus S a m t . Wenn die beiden Ver-

üf ieslichem ein pflumit

stand zeigen w o l l t e n , so k o n n t e n sie an

und ein kulter lanc von samlt.

irgendeinem von den Plätzen so lange nie-

15 fuorn die zwen mit witzen,

dersitzen, bis m a n ihnen die R ü s t u n g a b -

si m o h t n e t s w ä da sitzen,

n a h m . Und w i r k l i c h k a m auch s c h o n ein

unz m a n z h a r n a s c h von in enpfienc.

Page her, der ihnen

ein kamerasr d a r n ä h e r gienc:

herrliche G e w ä n d e r b r a c h t e . Sie setzten

der b r ä h t in kleider

sich, die R i t t e r alle, die da w a r e n . Viele

riche,

20 den beiden al gellche. si säzen, swaz dä riter w a s .

zwei ganz

gleiche

k o s t b a r e T r i n k s c h a l e n aus G o l d und nicht aus G l a s trug m a n vor sie hin. Feirefiz

m a n t r u o c von golde (ez w a s niht gla:

und Parziväl t r a n k e n etwas und gingen

für si m a n e g e n tiwern schäl.

von da weg zu A n f o r t a s , dem traurigen

Feirefiz unt Parziväl

Mann.

25 t r u n k e n unde giengen dan z A n f o r t a s e d e m trürgen m a n . ir h a b t w o l e v e r n o m e n daz der lente, unt daz er selten saz,

Ihr h a b t ja bereits e r f a h r e n , d a ß der lehnend

ruhte und k a u m

jemals

sitzen

k o n n t e und wie p r ä c h t i g sein B e t t war. D i e s e zwei b e g r ü ß t e da A n f o r t a s

unt wie sin bette geheret w a s . dise zwene enpfienc d o A n f o r t a s

1. = Da vunden si Ggg. 2. iunclichen Gg. 3. sariande Ggg. 4. Die trurige g, di truorigen Dddg, Die truogen G. machinante dd, mahenande Ggg. 5. vro wol D, fro dd = wol fro Ggg. mohte G. 6. 24. Feirafiz G. 10. fehlt G. =Ufgg. ll.gwonheit G. 12. Hundert sinwel dd, hundert sinwelle D = Sinwel hundert Ggg. tepech G. 13. pflumit D, phumit G, plumit ddgg. 15. fuoren DG. 16. mohten DG. etswä fehlt G. da Dg, wol Gg, fehlt dd. gesitzen G. 20. = Den zwein Ggg. 22. iz enwas G. 23. mange tiure Gdg, manic teur g. scäl mit ä D. 26. trurigen DG. 27. wol (fehlt D) e vernomen Ddd = ouch (fehlt G) wol gehört Ggg. 28. = Daz er lente Ggg. daz er D, fehlt den übrigen. selten] = niht en Ggg. 29. gehert DG. 30. = Die Ggg. Anforta G.

XVI. Buch 7 9 5 VroelTche u n t d o c h m i t j ä m e r s siten. er s p r a c h 'ich h ä n u n s a n f t e e r b i t e n , w i r d e ich i m m e r von iu v r ö . ir schiet n u jungest v o n m i r so, 5 pflegt ir helflicher t r i u w e , m a n siht iuch d r u m b e in r i u w e . w u r d e ie p r i s v o n iu gesagt, hie si riter o d e r m a g t , w e r b e t m i r d a zin d e n t ö t ίο u n d lät sich e n d e n m i n e n ö t . sit ir g e n a n t Parziväl, so w e r t m i n sehen a n d e n gräl siben n a h t u n d a h t tage: d a mite ist w e n d e c al m i n klage. 15 ine g e t a r iuch a n d e r s w a r n e n n i h t : w o l iu, o p m a n iu helfe g i h t . iwer geselle ist hie ein v r e m d e r m a n : sins stens ich im v o r m i r n i h t g a n . w a n lät i m v a r n an sin g e m a c h ? ' 20 a l w e i n d e Parziväl d ö s p r a c h 'saget m i r w ä d e r gräl hie lige. o p d i u g o t e s g ü e t e a n m i r gesige, des w i r t w o l i n n e n disiu s c h a r . ' sin v e n j e er viel des e n d e s d a r 25 d r i s t u n t zern d e r T r i n i t ä t : er w a r p d a z m ü e s e w e r d e n r ä t des t r ü r g e n m a n n e s herzeser. er riht sich üf u n d s p r a c h s ö m e r 'oeheim, w a z w i r r e t dier?' d e r d u r c h s a n t Silvestern einen stier

799

f r e u d i g u n d d o c h in g r o ß e n Q u a l e n . Er s p r a c h : » M i t S c h m e r z e n h a b e ich g e w a r tet auf d e n Tag, d a ich vielleicht v o n E u rer H i l f e f r o h w e r d e . Als I h r d a s letztemal v o n m i r g e g a n g e n seid, d a w a r die Sache so g e r a t e n , d a ß m a n E u c h , w e n n T r e u e E u e r H a n d e l n leitet, n i c h t a n d e r s als in J a m m e r f i n d e n k o n n t e . W e n n I h r je E h r e g e w o n n e n h a b t , d a n n setzt E u c h d a f ü r ein bei d e n R i t t e r n u n d M ä d c h e n hier, d a ß sie m i r e r l a u b e n m ö g e n zu s t e r b e n . W e n n Ihr d e r seid, d e r Parziväl h e i ß t , so m a c h t , d a ß ich d e n G r ä l n i c h t sehen m u ß sieben N ä c h t e u n d a c h t Tage lang. D a bin ich d a n n all m e i n e n J a m m e r los. Es ist m i r v e r b o t e n , E u c h auf d a s a n d e r e a u f m e r k s a m zu m a c h e n : W o h l E u c h , w e n n m a n n a c h h e r sagen k a n n , d a ß Ihr zu helfen w i ß t . E u e r F r e u n d ist hier ein F r e m d e r . Es ist m i r n i c h t r e c h t , d a ß er d a v o r m i r steh e n m u ß . L a ß t ihn d o c h g e h e n , er soll es sich b e q u e m m a c h e n . « W e i n e n d s p r a c h d a Parziväl: »Sagt mir, w o m a n d e n G r ä l hier a u f b e w a h r t . Wenn Gottes Güte an mir triumphieren m ö c h t e , s o w i r d d a s g a n z e Volk es n u n e r f a h r e n . « U n d in jene R i c h t u n g w a n d t e er sich u n d fiel d r e i m a l auf die Knie, d e r T r i n i t ä t zu E h r e n . E r b a t , es m ö g e i h m geholfen werden, dem traurigen M a n n , a u s seiner H e r z e n s q u a l . E r s t a n d auf u n d s p r a c h n u n diese W o r t e : » O h e i m , w a s t u t dir weh?« D e r a u s d e m M u n d des heiligen Silvester einen Stier

4. schiet g, sciedet DG. also D. 5. Phleget G, pfligt D. hercenlicher D. 9. = So werbet Gg. datze in G. 15. anders] vurbaz Gg. 16. Wol iuch G. 19. = Nu Ggg. irn D, in die übrigen. 21. = Nu zeiget mir Ggg. 24. er viel Gg, viel er Dddg. 25. zeren G, zeeren D. 26. warf G. 28. = Do stuont er uf unde sprah mer Ggg. rihte D. 29. die alle. 30. sande D = fehlt Ggg. stir D.

800 7 9 6 Von töde lebendec dan hiez gen, unt der Lazarum bat üf sten, der selbe half daz Anfortas wart gesunt unt wol genas, j swaz der Franzoys heizt flörl, der glast kom sinem velle bi. Parziväls schcen was nu ein wint, und Absalön Dävides kint, von Ascalün Vergulaht, ίο und al den schcene was geslaht, unt des man Gahmurete jach do mann in zogen sach ze Kanvoleiz so wünneclich, ir decheins schcen was der gelich, 15 die Anfortas üz siechheit truoc. got noch künste kan genuoc. da ergienc dö dehein ander wal, wan die diu schrift ame gräl hete ze herren in benant: 20 Parziväl wart schiere bekant ze künige unt ze herren da. ich wsene iemen anderswä funde zwene als riche man, ob ich richeit prüeven kan, 25 als Parziväl unt Feirefiz. man bot vil dienstlichen vliz dem wirte unt sime gaste, ine weiz wie mange raste Condwir ämürs dö was geriten gein Munsalvassch mit freude siten.

XVI. Buch vom Tod lebendig fortgehen hieß und der Lazarus gebot, aufzustehen aus dem G r a b , ebender half, daß Anfortas heil wurde und ganz gesund. Jener Schimmer, den die Franzosen fleur nennen, erschien auf seiner Haut. Parziväls Schönheit war neben seiner ein windiges Ding und die des Absalon, Davids Kind, und Vergulahts von Ascalün und aller jener, bei denen Schönheit in der Familie lag, auch die, die man an Gahmuret rühmte, als man ihn so liebenswert herrlich in Kanvoleiz Einzug halten sah — keines Mannes Schönheit war der gleich, die dem Anfortas von seiner Krankheit blieb. Viele Künste kann Gott ohne Ende. Da schritt man dann zur Königswahl. Sie wählten keinen anderen als den, den ihnen die Schrift auf dem Gräl zum Herrn bestimmt hatte: Ohne Zögern erkannten sie Parziväl als König und als Herrn dort an. Ich glaube, soweit ich etwas davon verstehe, nicht, daß man noch anderswo zwei Männer finden könnte, die so viel Macht und Reichtum hatten wie Parziväl und Feirefiz. Ergebensten Dienst versprachen viele Ritter ihrem Herrn und seinem Gast. Wie oft sie übernachtet hat auf ihrer Reise — ich spreche von Condwir ämürs, die da in Freuden nach Munsalvaesche unterwegs war —, weiß ich nicht.

1. lebende Gg. hiesz dann d, hiez hine G. 2. = der fehlt Ggg. uf bat g, hiez uf G. 5. Er was vor ungemache vri G. heizet D. 7. Parcifal (-als G) schöne (scone D) DG. 8. = und fehlt Ggg. absolon dgg, apsolon G, absolons d. 9. = Unde von asch. Gg. 10. allen den Gg. 11. = Olde Gg. 14. sccene DG. 18. die fehlt dd, den g. 20. = erkant Ggg. 24. fehlt D. 25. feirafiz G. 26. vil] in G. 27—29. Dem wirt und ouch dem gaste sin: Daz ist ouch der geloube min. Als si nu sint gesezzen Und ir sorge hänt vergezzen, Dö sagte man in masre, Diu wären freudenbsere, Wie Kundwirämurs kom geriten dd. 30. Ze G. -sesce D, -atsche G. frouden Gddgg.

XVI. Buch 7 9 7 Si hete die wärheit e vernomen: solch botschaft was näh ir komen, daz wendec waäre ir klagendiu nöt. der herzöge Kyöt 5 und anders manec werder man heten si gefüeret dan ze Terre de salvassche in den wait, da mit der tjoste wart gevalt Segramors unt da der sne ίο mit bluote sich ir glicht e. da solte Parziväl si holn: die reise er gerne mohte doln. disiu masr sagt im ein templeis, 'manec riter kurteis 15 die küngin hänt mit zühten bräht.' Parziväl was sö bedäht, er nam ein teil des gräles schar und reit für Trevrizenden dar. des herze wart der masre vrö, 20 daz Anfortases dinc also stuont daz er der tjost niht starp unt im diu vräge ruowe erwarp. dö sprach er 'got vil tougen hät. wer gesaz ie an sinen rät, 25 ode wer weiz ende siner kraft? al die engel mit ir geselleschaft bevindentz nimmer an den ort. got ist mensch unt sins vater wort, got ist vater unde suon, sin geist mac gröze helfe tuon.'

801

Sie hatte schon im voraus die Wahrheit erfahren: Es war eine Botschaft zu ihr gekommen, ihre Not sei zu Ende, ihr J a m mer gestillt. Der Herzog Kyot und noch andere edle Männer waren mit ihr nach Terre de salvaesche aufgebrochen und in den Wald gelangt, wo die T j o s t einst Segramors aus dem Sattel hob und wo der Schnee mit Blut ihr Bild annahm. Da sollte Parziväl sie abholen. Der wollte sich die Reise gern gefallen lassen. Das alles sagte ihm ein Tempelherr: »Viele Ritter voller Courtoisie haben, wie es sich gehört, der Königin das Geleit gegeben.« Parziväl war so aufmerksam, daß er noch Ritter aus der Grälsschar mitnahm und Trevrizent besuchen ritt. Der wurde von Herzen froh, als er vernahm, wie des Anfortas Sache ausgegangen war, daß er nicht sterben mußte an der Speerwunde und daß ihm die Frage Frieden gebracht hatte. Da sprach er: »Bei Gott stehen viele verborgene Dinge. Wer hätte je mit ihm zu Rat gesessen, wer wüßte zu sagen, wo seine Kraft aufhört? Das ganze Volk der Engel kann ihr Ende niemals finden. Gott ist Mensch und seines Vaters Wort, Gott ist Vater und Sohn, große Werke der Treue vermag sein Geist.«

1. = e fehlt Ggg. 7. Ze terrd salvatsche G. 9. Segremors G. 10. sich ir Ddd, sih Gg, ir g. gelicht D, glichet Gdd, gelichet gg. 12. Die reise moht er gerne dolen G. 13. Dise D. sagte D, seit G. 14—16. Parcifal was so bedaht unde kurteis G, Mit mangem ritter kurteis Füren sy dan bi der naht g. 15. Hant die kuniginne braht g. kuneginne D. 18. Trevrizende D, trevezzenden G. 20. Anfortass D, Amfortasses g, anfortas Gddg. 21. stuont fehlt D. 25. oder D. 26. engele D. mit ir Dg, mit Gg, und ir d, und seiner d. 27. Bevundenz Gg, Fundens g, Vol freischentz g. nimir G. 28. mennsch G, mennesc D.

802 798

Trevrizent ze Parziväle sprach

XVI. Buch Z u Parziväl sprach Trevrizent:

»Ein

'groezer wunder selten ie geschach,

größeres Wunder ist kaum je geschehen.

sit ir ab got erzürnet hat

Ihr habt es G o t t abgetrotzt,* daß seine

daz sin endelösiu Trinität

ewige Trinität es nach Eurem Willen ge-

5 iwers willen werhaft worden ist.

fügt hat. Ich habe damals gelogen vom

ich louc durch ableitens list

G r ä l , um Euch listig abzulenken, als ich

vome gräl, wiez u m b in stüende.

erzählte, wie es sich mit ihm verhielte.

gebt mir wandel für die süende:

Befehlt, wie ich die Sünde büßen

ich sol gehörsam iu nu sin,

ich werde Euch von nun an immer gehor-

ίο swester sun unt der herre min.

soll,

sam sein, Schwestersohn und Herr. D a ß

daz die vertriben geiste

die verbannten

mit der gotes volleiste

die Fülle göttlicher M a c h t beim Gräl so

bi dem gräle wseren,

lange geblieben wären, so habt Ihr nach

k o m iu von mir ze masren, 15 unz daz si hulde da gebiten.

Geister und mit

ihnen

alledem, was ich Euch darüber erzählte, glauben müssen, bis sie genug auf Gottes

got ist stset mit sölhen siten,

Gnade

er stritet iemmer wider sie,

in seinem Willen ganz unwandelbar, und

gewartet

hätten.

Gott

ist

aber

die ich iu ze hulden nante hie.

also ist er ihnen, von denen ich behaup-

swer sins lönes iht wil tragn,

tet habe, sie könnten Versöhnung finden,

20 der muoz den selben widersagn.

feind für alle Zeit. Wer von ihm Lohn er-

eweclich sint si verlorn:

hofft, muß jenen Geistern Krieg ansagen.

die vlust si selbe hänt erkorn.

Auf ewig sind sie verloren, sie haben sich

mich müet et iwer arbeit:

ihr Unglück selber so bestimmt. Es tat mir

ez was ie ungewonheit,

halt leid, daß Ihr Euch nutzlos schinden

25 daz den gräl ze keinen ziten

wolltet, es war ja doch noch ohne Bei-

iemen möhte erstriten:

spiel, daß irgend jemand irgendwann den

ich het iuch gern da von genomn.

Gräl durch Kampf gewonnen hätte. Ich

nu ist ez anders umb iuch k o m n :

hätte Euch gerne davon abgebracht. Jetzt

sich hat gehoehet iwer gewin.

ist es aber anders mit Euch ausgegangen.

nu kert an diemuot iwern sin.'

Ein hohes Ding habt Ihr gewonnen — kehrt nun Euren Sinn zur D e m u t hin!«

3. got fehlt G. 4. endelos G. 5. werscaft D. 7. Grale DG. 11. vertribenen Gg, vertribene D. 14. Chomen mir ze mären G. 15. unze DG. 16. stete D, state G. 17. Er strit imer G. = an sie Gg. 18. iu] nu G. 19. Ions DG. 21. si sint G. 25. deh. G. 27. gerne der von G. 29. gwin G.

XVI. Buch 799

Parziväl zuo sim ceheim sprach

803

Parziväl sprach zu seinem Oheim: »Ich

'ich wil si sehen, diech nie gesach

will sie sehen, die ich fünf J a h r e lang

inre fünf jären.

nicht gesehen habe. Als wir beieinander

do wir bi ein ander wären,

waren, hatte ich sie lieb und habe sie im-

5 si was mir liep: als ist se ouch noch,

merfort liebbehalten. J a , gewiß doch, ich

dtnen rät wil ich haben doch,

will auch in Zukunft gerne deinen R a t ,

die wile uns scheidet niht der töt:

solange uns der Tod nicht auseinander-

du riet mir e in grözer not.

reißt: Du hast mir einmal in großer Not

ich wil gein mime wibe k o m n ,

geraten. Es zieht mich hin zu meiner Frau,

ίο der kunft ich gein mir hän vernomn bi dem Plimizoele an einer stat.' urloup er im do geben bat. do bevalh in gote der guote man. Parziväl die naht streich dan: 15 sinen gesellen was der wait wol kunt.

die, so hat man mir berichtet, auf ihrem Weg zu mir an einen O r t unweit des Plimizoel gelangt ist.« Und er bat Trevrizent, er möge ihn entlassen. D a befahl der gute M a n n ihn G o t t . Parziväl ritt noch in der Nacht los;

do ez tagt, dö vant er lieben funt,

seine Begleiter kannten sich gut aus in

manec gezelt uf geslagen.

diesem Wald. Als es tagte, fand er einen

üzem lant ze Bröbarz, hört ich sagen,

lieben Fund: Viele Zelte sah er dort ste-

was vil banier dä gestecket,

hen. Aus dem Land Bröbarz, hat man

20 manec schilt dernäch getrecket:

mir gesagt, waren dort viele Fahnen auf-

sins landes fürsten lägen dä.

gesteckt, eine Menge Schilde hatte man

Parziväl der vrägte wä

ihnen hinterdrein geführt: Die Fürsten sei-

diu küngin selbe liege,

nes Landes lagerten hier. Parziväl fragte,

op si sunderringes pflasge.

wo die Königin selber denn wohne, sie

25 man zeigte im aldä si lac

hatte ja doch wohl ihren eigenen Ring.

und wol gehertes ringes pflac,

M a n zeigte ihm ihr Lager, das war ein

mit gezelten unbevangen.

rechter Herrenring, von lauter Zelten in

nu was von Katelangen

der Runde ganz umschlossen.

der herzog Kyöt smorgens vruo uf gestanden: dise riten zuo.

Nun war der Herzog Kyöt von Katal a s e n am Morgen früh aufgestanden, da kamen jene angeritten.

1. ze G. sinem alle. 2. di ich D, die ih G. 3. Inner Ggg. 4. ensament g. 5. ist si D, ise G. 8. riet ddg, riete DGg. e fehlt gg, ie G. 10. chumft D. 11. Prim. D, blimzol G. 12. dö fehlt D. 16. tagte G, tagete D. 18. lande alle. briub. G, brub. gg. 19. = dä fehlt Ggg. 20. dernäch] da bi Ggg. 23. kuneginne D. 24. vn ob D. 25. 26. fehlen D. 27. celten D. 28. vas D. von fehlt G. 29. der herzöge k. des morgens DG.

804 800

5

ίο

15

20

25

XVI. Buch

Des tages blic was dennoch grä. Kyöt iedoch erkant aldä des gräles wäpen an der schar: si fuorten turteltüben gar. do ersiufte sin alter Up, wan Schoysiän sin kiusche wip ze Munsalvsesche im sselde erwarp, diu von Sigün gebürte erstarp. Kyöt gein Parziväle gienc, in unt die sine er wol enpfienc. er sant ein juncherrelin nach dem marschalke der künegin, und bat in schaffen guot gemach swaz er da riter halden sach. er fuort in selben mit der hant, da er der küngin kamern vant, ein kleine gezelt von buckeram. dez harnasch man gar von im da nam. diu küngin des noch niht enweiz. Loherangrln unt Kardeiz vant Parziväl bi ir ligen (do muose freude an im gesigen) in eime gezelt höh unde wit, da her unt da in alle sit clärer frouwen lac genuoc. Kyöt üfz declachen sluoc, er bat die küngin wachen unt vroeliche lachen, si blicte üf und sah ir man. si hete niht wanz hemde an:

Des Tages Schimmer war noch grau. Trotzdem erkannte Kyöt dort das Wappen des Grals bei diesen Leuten: Alle führten sie die Turteltaube. Da ging ein Seufzen durch seinen alten Leib, weil seine Frau, die keusche Schoysiäne, ihn dort auf Munsalvaesche reich an Glück gemacht hatte; sie starb dann an Sigünes Geburt. Kyöt ging auf Parziväl zu, ihn und die Seinen begrüßte er freundlich. Er schickte einen Edelknaben zum Marschall der Königin und bat ihn, für die Ritter alle, die er da halten sah, gut zu sorgen. Jenen aber nahm er bei der Hand und führte ihn zum Kammerzelt der Königin, das man da klein aus Buckram stehen fand. Da nahm man ihm sein ganzes Eisenzeug ab — die Königin weiß von alledem noch nichts. Loherangrin und Kardeiz fand Parziväl bei ihr liegen — jetzt sollte endlich das Glück an ihm zur Herrschaft kommen — in einem großen, hohen Zelt, das hier und dort und wo man auch hinsah voll belegt mit schönen Damen war. Weg zog Kyöt die Bettdecke, die Königin bat er aufzuwachen und fröhlich zu sein. Sie schlug die Augen auf und sah ihren Mann. Sie hatte nichts an als das Hemd.

6. scoysian g, tschoisiane dgg, Scoysianen Dd. 8. Da von Gg. sigunen alle. geburt alle außer D. 11. iunchhermlin D. 15. = bi Ggg. 16. kamer Gdg. 17. buchgram G, bucgram g, bücgeram g. 18. man gar (gar man g, man d) von im da (fehlt G) nam DGdg, man [do g] von im nam dg. 19. noch fehlt G. 20. Loagrin g. 23. In ein Gd. unt D. 24. da her Dd, Her Gdgg. da DGg, dar dg, fehlt d. allen gg. 25. Clare G. 26. ufez D, uffez G. 28. frölihen G. 20. Sine G. wan ez G.

XVI. Buch 8 0 1 Umb sich siz deckelachen swanc, fürz pette üfen teppech spranc C u n d w i r ämürs diu lieht gemäl. ouch umbevienc si Parziväl: 5 man sagte mir, si kusten sich, si sprach 'mir hat gelücke dich gesendet, herzen freude min.' si bat in willekomen sin, 'nu solt ich zürnen: ine mac. ίο gert si diu wile unt dirre tac, der mir bräht disen umbevanc, da von min trüren wirdet kranc. ich hän nu des min herze gert: sorge ist an mir vil ungewert.' 15 nu erwachten ouch diu kindelin, Kardeiz unt Loherangrin: diu lägen üf dem bette al blöz. Parziväln des niht verdröz, ern kuste se minnecliche. 20 Kyöt der zühte riche bat die knaben dannen tragn. er begunde och al den f r o u w e n sagn daz se üzme gezelte giengen. si tätenz, d ö si enpfiengen 25 ir herrn von langer reise. Kyöt der kurteise bevalch der künegin ir man: al die juncfrowen er fuorte dan. dennoch w a s ez harte fruo: kamera:re sluogn die winden zuo.

805

Die Bettdecke warf sie sich über, aus dem Bett auf den Teppich sprang C u n d w i r ämürs, die Lichte. Und Parziväl umarmte sie, sie küßten einander, hat man mir versichert. Sie sprach: »Das Glück hat dich mir hergeschickt, du lieber Schatz.« Sie begrüßte ihn mit Freuden. »Ich müßte dir böse sein, ich kann es nicht. Gesegnet sei die Zeit und der Tag, der mir diese Umarmung geschenkt hat, die macht alles Traurigsein verschwinden. Ich habe, w a s mein Herz verlangt, Unglück muß mit leeren Händen von mir fort.« Jetzt erwachten auch die zwei Kleinen, Kardeiz und Loherangrin, die lagen ganz nackt im aufgedeckten Bett. Parziväl wurde nicht müde, sie immer wieder mit Liebe zu küssen. Kyöt bewies viel Taktgefühl, und er befahl, die Knaben fortzubringen. E r zögerte auch nicht, den Damen allen zu sagen, daß sie das Zelt verlassen sollten. Das taten sie, nachdem sie erst noch ihren Herrn, der so lange weggewesen war, begrüßt hatten. Kyöt überließ dann voller Courtoisie der Königin die Sorge für ihren M a n n . Die ganze Schar der Jungen D a m e n führte er hinaus. Da w a r es noch früh am Morgen — K ä m merer ließen die Z e l t w ä n d e herab.

1. umbe DG. dechlachen G. 2. Uf en tepech fur dez bette spranch G. 3. Kondw. G. 7. herzen (her zuo d) frouden Gd. 9. zum D. ihne mach G. 10. geert D, Sälich G. diu fehlt G. wille (das zweite 1 nachgetragen) G. dirre Dd, der dgg, fehlt G. 14. an mir] min halp G. vil fehlt Gdd. unwert g. 17. di D. 18. Parcifalen DG. 21. danne G. 23. uzem D, uzzem G. 28. = fuort er Ggg. 30. sluogen G, slugen D. die winden fehlt Gg.

806 802

5

ίο

15

20

25

XVI. Buch

Gezucte im ie bluot unde sne geselleschaft an witzen e (üf der selben owe erz ligen vant), für solhen kumber gap nu pfant Condwir ämürs: diu hetez da. sin lip enpfienc nie anderswä minne helfe für der minne not: manc wert wip im doch minne bot. ich wasne er kurzwile pflac unz an den mitten morgens tac. dez her übr al reit schouwen dar: si nämen der templeise war. die wären gezimieret unt wol zerhurtieret ir schilt mit tjosten ser durchriten, dar zuo mit swerten och versniten. ieslicher truog ein kursTt von pfelle oder von samit. Tserkolzen heten se dennoch an: dez ander harnasch was von in getan, dane mac niht mer gesläfen sin. der künec unt diu künegTn stuonden üf. ein priester messe sanc. üf dem ringe huop sich gröz gedranc von dem ellenthaften her, die gen Clämide e warn ze wer. do der bendiz wart getan, Parziväln enpfiengen sine man mit triwen werdecliche, manec riter ellens riche.

Wenn einst Blut und Schnee ihm alle vernünftigen Sinne geraubt und ihn ganz einsam gemacht hatten — auf ebendieser Wiese hatte er das liegen sehen —, so ließ ihn nun Condwir ämürs seine Verluste verschmerzen; was sie dazu brauchte, hatte sie bei sich. Nirgends hatte in der Zeit sein Leib liebe Hilfe angenommen gegen die Not der Liebe, obwohl ihm doch viele vornehme Frauen Liebe angetragen hatten. Ich glaube, ihm wurde die Zeit nicht lang bis an den hohen Vormittag. Aus dem Lager von überall her kamen die Leute geritten, um sie zu sehen, die Templeisen, und sie recht zu mustern. Die trugen schön geschmückte Helme und waren ordentlich ramponiert, die Schilde von Tjosten bös durchritten und außerdem auch noch von Schwertern zerhackt. Jeder trug ein Kursit aus orientalischer Seide oder aus Samt. An den Beinen waren sie noch gepanzert, die übrige Rüstung hatten sie abgelegt. Jetzt muß aber Schluß sein mit dem Schlafen. Der König und die Königin standen auf. Ein Priester sang die Messe. In dem Zeltkreis gab es ein großes Gedränge von all den ritterlichen Kämpfern, die einst Clämide die Stirn geboten hatten. Als das Benedicat vos gesprochen war, begrüßten Parziväl seine Vasallen, viele gewaltige Ritter, die ihm in edler Treue anhingen.

5. Köndwiramurs het er da G. 6. enphie G. 11. über al reit Dd, reit über al Gdgg. 12. templeis Gdg. 14. wol fehlt G. 15. scilde DG. sere DG. 17. Iesl. G, legi, dd, etsl. Dg. 21. nimer G. 24. Uf den rinch G. 25. ellenthaftem D. 26. e hat nur D. 27. beneditz g, benedig dd, segen g. 30. Manich ritr G.

XVI. Buch 803

D e s gezeltes w i n d e n n a m m a n a b e . d e r k ü n c s p r a c h ' w e d e r z ist d e r k n a b e d e r k ü n c sol sin ü b r i w e r lant?' al d e n f ü r s t e n tet er d a b e k a n t 5 'Wals u n d e N o r g ä l s , Kanvoleiz u n t Kyngriväls d e r selbe sol m i t r e h t e h ä n , Anschouwe und Bealzenän. k o m er i m e r a n m a n n e s k r a f t , ίο d a r leistet im geselleschaft. G a h m u r e t m i n v a t e r hiez, d e r m i r z m i t r e h t e m e r b e liez: mit sselde ich g e r b e t h ä n d e n gräl: n u e n p f ä h e t ir an d i s e m m a l 15 i w e r i u lehn v o n m i m e k i n d e , o b ich a n iu t r i w e v i n d e . '

m i t g u o t e m willen d a z g e s c h a c h : vil v a n e n m a n d o r t f ü e r e n sach. d a lihen z w u o kleine h e n d e 20 w i t e r l a n d e m a n e c e n d e , gekrcenet w a r t d ö K a r d e i z . d e r b e t w a n g o c h sider Kanvoleiz u n d vil des G a h m u r e t e s w a s . bi d e m Plimizoel üf ein g r a s 25 w a r t gesidel u n d w i t e r r i n c g e n o m n , d a si z e m b r ö t e solden k o m n . snelliche d a e n b i z z e n w a r t , d a z h e r k e r t a n die h e i m v a r t : d i u gezelt n a m m a n elliu nider: m i t d e m j u n g e n k ü n g e se f u o r e n w i d e r .

807

Die B a h n e n a n d e n Seiten des Z e l t s n a h m m a n a b . D e r K ö n i g s p r a c h : »Welcher v o n d e n b e i d e n ist d e r K n a b e , d e r K ö n i g sein soll ü b e r e u e r L a n d ? « All d e n F ü r s t e n v e r k ü n d e t e er d a n n dies: »Wals u n d N o r g ä l s , Kanvoleiz u n d Kyngriväls sollen i h m n a c h seinem R e c h t g e h ö r e n , d a z u A n s c h o u w e u n d B e a l z e n ä n . W e n n er d e r e i n s t ein M a n n g e w o r d e n ist, so helft i h m d a h i n als g u t e F r e u n d e . G a h m u r e t h i e ß m e i n Vater, d e r h a t es m i r als rechtes E r b e h i n t e r l a s s e n . M i t d e m Segen G o t t e s h a b e ich d e n G r ä l g e e r b t . Jetzt e m p f a n g t a n dieser S t ä t t e e u r e L e h e n v o n m e i n e m K i n d u n d l a ß t m i c h e u r e T r e u e sehen.« M i t g u t e m Willen w u r d e d a s g e t a n . Viele F a h n e n sah m a n d o r t h e r a n z i e h e n . D a g a b e n zwei kleine H ä n d e viele w e i t e S t ü c k e L a n d zu L e h e n . D a n n w u r d e Kardeiz g e k r ö n t . D e r sollte s p ä t e r a u c h w i r k lich K a n v o l e i z in seine G e w a l t b r i n g e n u n d s o n s t n o c h viel v o n d e m , w a s G a h muret gehörte. A m Plimizoel auf einer Wiese w u r d e n Sitze aufgestellt in einer w e i t e n R u n d e , d a h i n rief m a n sie zu T i s c h . M i t einiger Eile w u r d e gegessen. D a s H e e r m a c h t e sich fertig h e i m z u r e i s e n : Die Z e l t e b r a c h m a n alle a b . M i t d e m j u n g e n K ö n i g z o g e n sie h e i m .

1. = Man nam des gezlts winden abe Ggg. 3. über DG. 4. = al fehlt Ggg. 5. Wals Dd, Vvaleis Gdgg. = Nurgals Ggg. 6. kinkrivals G. 7. von Gddg. 8. ζ Anscowe vn in B. D. 9. Chum Gg. immer D, iemer G. = in Ggg. 10. leist ih im Gg. 14. disen G. 15. Iwer Gddg. lehen alle. vom chinde G. 18. dort Ddd. = dar G, da g. 19. zwo DG. 20. mang G. 21. Gechront DG. 24. Plimizol D, blimzol G. ein Dg, daz Gdd, dem g. 27. Snellich G. 28. Daz er g, Er G. kert gg. 30. si DGg, fehlt ddg. = cherten Gg, kertens g.

808 804

XVI. Buch

M a n e c juncfrouwe unde ir ander diet

Eine Menge junger D a m e n und ihre üb-

sich von der küneginne schiet,

rigen Leute mußten sich da von der Kö-

sö daz si täten klage schin.

nigin trennen, das ging nicht ohne J a m -

dö nämen Loherangrin

mern ab. D a n n taten sich

5 und sin muoter wol getan

Loherangrin

und seine Mutter, die Schöne, mit den

die templeise und riten dan

Templeisen

gein Munsalviesche balde.

nach Munsalvaesche zog es sie hin.

'zeiner zit üf disem walde, sprach Parziväl, 'da sah ich sten ίο eine klösen, da durch balde gen

»In

zusammen

diesem

Wald

und ritten bin

ich

fort,

einmal«,

sprach Parziväl, »an eine Klause gekommen, da mitten durch sprang flink ein

einen Snellen brunnen clär:

klarer Quell. Wenn ihr sie wißt, so weist

o b ir si wizt, sö wist mich dar.'

mich hin.«

von sinen geselln wart im gesagt, si wisten ein: 'da wont ein magt υ al klagende üf friundes sarke: diu ist rehter güete ein arke.

Seine Gefährten sagten ihm, sie wüßten eine: »Da lebt eine Jungfrau, die tut nichts anderes als klagen über dem Sarkophag des Geliebten. Sie ist eine Arche

unser reise get ir nähe bi.

alles wahrhaft Guten. Unser Weg führt

man vint si selten jämers vri.'

ganz in ihrer N ä h e vorbei. M a n findet sie

der künec sprach 'wir sulen si sehn.'

kaum jemals ohne J a m m e r . «

20 dä wart im volge an in verjehn. si riten für sich dräte und funden säbents späte Sigünen an ir venje tot. dä sach diu künegin jämers nöt. 25 si brächen zuo zir dar in. Parziväl durch die nifteln sin

Der König sprach: »Wir werden sie besuchen.« D a versicherten sie ihm, sie seien damit einverstanden. Sie ritten immer weiter ohne Aufenthalt

und

fanden

spät,

es

war

schon

Abend, Sigüne auf den Knien liegend tot. D a sah die Königin nun die schlimme Ge-

bat üf wegen den sarkes stein.

walt des J a m m e r s . Sie brachen durch die

Schianatulander schein

Wand der Klause zu ihr hinein. Parziväl

unrefült schöne balsemvar.

befahl, das tat er seiner Cousine zuliebe,

man leit si nähe zuo zim dar,

den Stein über der Gruft wegzuheben. D a schimmerte Schianatulander ohne Fäulnis balsamschön. M a n legte sie, die ihm,

I. ir fehlt ddgg. 4. nam Gg. 5. si D. 6. templeis Gddg. 7. Gen G. 10. Ene G. I I . EnenG. chlare G. 12. wizzet D, wizent G. wiset DG. 13. sinem G. gesellen DG. 14. wessen G. 15. = uf ir fr. Ggg. sarch-arch G. 16. Ir hertze ist G. 17. = straze get da n. Ggg. nahen Gg. 18. vindet G, vindent D. 20. Des Gddg. im] = ein Ggg. an in fehlt dd. an? 21. für sich] = des endes Ggg. 22. des ab. DG. abendes Ggg. 24. = Des chom diu kunginne in not Ggg. 27. = Hiez Ggg. des Gdg. 28. Dar uz der tote riter schein G. 29. Unerfult G, unrefwelt D. palsem var G. 30. nahen Ggg.

XVI. Buch 8 0 5 D i u m a g t u o m l i c h e m i n n e im gap

809

als sie n o c h

lebte,

jungfräuliche

Liebe

d o si lebte, und sluogen zuo daz grap.

s c h e n k t e , ganz nahe zu ihm hinein, dann

C o n d w i r ä m ü r s begunde klagn

schlossen sie das G r a b .

ir vetern tohter, h ö r t ich sagn, 5 und w a r t vil freuden äne,

C o n d w i r ä m ü r s klagte sehr um ihres Vaterbruders T o c h t e r , so hat m a n m i r be-

w a n d si S c h o y s i ä n e

richtet; mit g r o ß e r T r a u e r fühlte sie den

der t ö t e n meide m u o t e r zöch

Verlust, denn S c h o y s i ä n e , die M u t t e r der

kint w e s n d e , d r u m b si freude vlöch,

toten J u n g f r a u , h a t t e sie bei sich als K i n d

diu Parziväles m u o m e w a s , ίο o p der Provenzäl die w ä r h e i t las. der herzöge Kyöt

erzogen, d a r u m ließ Freude sie im Stich. J e n e w a r die M u t t e r s c h w e s t e r Parziväls — wenn der Provenzale in seiner Q u e l l e die

wesse w e n c u m b siner t o h t e r t ö t ,

W a h r h e i t las. D e r andere Kyöt, der H e r -

des k ü n e c Kardeyzes m a g e z o g e .

zog, w u ß t e wenig v o m T o d seiner T o c h -

ez ist niht k r u m p also der böge,

ter; er h a t t e jetzt den K ö n i g Kardeiz zu

15 diz masre ist w a r unde sieht, si täten d ö der reise ir reht, bi n a h t gein Munsalvaesch si riten.

erziehen. Sie ist nicht k r u m m so wie der B o g e n , diese G e s c h i c h t e , sondern w a h r und ge-

da het ir Feirefiz gebiten

rade. S o taten sie denn n a c h Schuldigkeit

mit k u r z w i l e die stunde.

der R e i s e ihren Willen und ritten in der

20 vil kerzen m a n d o enzunde,

Dunkelheit

nach

Munsalvaesche.

Dort

reht o b p r ü n n e gar der w a i t ,

h a t t e Feirefiz auf sie g e w a r t e t und o h n e

ein templeis von Patrigalt

Langeweile

g e w ä p e n t bi der küngin reit,

Viele Kerzen hatte m a n angezündet,

der h o f w a s wit unde breit:

w a r grade so, als stünde der ganze Wald

seine

Stunden

hingebracht. es

25 d a r üffe stuont m a n c sunder schar,

in F l a m m e n . Ein T e m p e l h e r r aus Patrigalt

si enpfiengn die k ü n e g i n n e gar,

ritt gerüstet neben der Königin. D e r H o f

unt den wirt unt den sun sin.

war

dö truoc man Loherangrin

standen dort die Ritter. D i e alle b e g r ü ß -

gein sinem vetern Feirafiz.

ten die Königin und den H e r r n und seinen

d ö der w a s s w a r z unde wiz,

S o h n . D a trug m a n L o h e r a n g r i n zu sei-

weit und breit:

In vielen

Scharen

nem Vaterbruder Feirafiz hin. W i e der dastand, so s c h w a r z w e i ß ,

1. = im nach Diu Ggg. magtuomlich D, magetlich dd. 2. = Die wil si lebet. Gg. man sluoch zuo daz crap G. 3. Conw. D, Kundew. G. 4. vetteren G. 5. = Daz si wart (was G) frouden ane Gg. 6. wände DG. 8. dar umbe D, darunbe G. 9. parzivals G, Parcifals D. 12. umbe DG. 13. maget zöge Gd, magtzoge Dd, meitzoge g. 14. 15. = Ditze mare ist niht so der böge. Iz ist war Gg. 15. unt D. 16. Der reise taten si do reht Gg. 17. = Die naht Ggg. si gein muntschalvatsch riten Gdg. 18. 19. = Mit frouden het ir (er G) da gebiten (erbiten G). Firaviz. die stunde Ggg. 20. = do fehlt Ggg. 21. Recht als [ob] dd = Als obe Ggg. 22. von] der G. 23. küneginne D. 25. = Da stuont uf Ggg. manech D, manich G. 26. Die Gg. enpfiengen DG. kungin Gdgg. 27. Unt fehlt Gddg. 29. vetern g, vettren G, vettern g, veter D, vetter dd. firaviz G.

810

XVI. Buch

8 0 6 D e r knabe sin wolde küssen niht. werden kinden man noch vorhte giht. des lachte der heiden. do begunden si sich scheiden 5 üf dem hove, unt dö diu künegin

wollte der B u b ihn nirgends küssen — edle Kinder sind gern ängstlich, sagt man. D a mußte der Heide lachen. Da verlief sich dann die Menge auf dem H o f , ich meine: als die Königin vom

erbeizet was. in k o m gewin

Pferd gestiegen war. Das Glück, das sie

an ir mit freuden künfte aldar.

mitbrachte, als sie dort einzog, k a m ihnen

man fuorte si da werdiu schar

allen zugute. M a n führte sie dorthin, wo

von maneger clären frouwen was.

eine edle Schar von lauter leuchtend schö-

ίο Feirefiz unt Anfortas

nen Damen war. Feirefiz und Anfortas,

mit zühten stuonden bede

die beiden standen mit Courtoisie neben

bi der frouwen an der grede.

den Damen an den Stufen. Repanse de

Repanse de schoye

schoye und Garschiloye von

unt von Gruonlant Garschiloye,

dazu Flörie von Lunel, lichte Augen und

15 Flörle von Lunel,

Grünland,

einen feinen Teint hatten die und den

liehtiu ougn und cläriu vel

schönen Adel junger M ä d c h e n . D a stand

die truogn und magtuomlichen pris.

schwank und schlank wie eine Gerte ein

da stuont ouch swankel als ein ris,

M ä d c h e n , dem an Schönheit und an Tu-

der schoene und güete niht gebrach,

genden nichts fehlte. Sie w a r die Tochter

20 und der man im ze tohter jach,

des Jernis von Ryl, so sagte man, und hieß

von Ryl Jernise:

Ampflise. Aus T e n a b r o c , ist mir versi-

diu maget hiez Ampflise.

chert worden, war Clärischanze, die da

von T e n a b r o c , ist mir gesagt,

stand, ein ganz reizendes M ä d c h e n , des-

stuont da Clärischanze ein süeziu magt,

sen strahlende Erscheinung nichts, und

25 liehter var gar unverkrenket, als ein ämeize gelenket. Feirefiz gein der wirtin trat:

wäre es auch nur so schmal wie

ihre

Ameisentaille, zu wünschen übrigließ. Feirefiz trat zu der Herrin hin. Die

diu künegin den sich küssen bat.

Königin bat ihn, er möge sie küssen. Sie

si kust och Anfortasen dö

küßte dann auch Anfortas, sie war glück-

und was sinr urlcesunge vrö.

lich über seine Erlösung.

3. lachete D, lacht G. 5. hof G. vn do D, und d, da G, do dg. 6. = Erbeizt was unde giengen [dar g] in Gg. 7. freuden] werder G. chunft Gddg. 10. veirafiz G. 12. = Bi den Gg. 13. Rep. Dd, Urrepansa g, Urrenpanse. G, urepans d. de scoyte G. 14. Fon gruonlanden Gg. garfiloye dd, Gragiloie g, karziloyde G. 15. Florie (Flori G) unde ionel (lymel d) Gdg. 16. Clariu ougen unde lietiu vel G. ougen D. 17. truogen DG. vn Ddg, fehlt Gdg. magtlichen Gdd. 18. stuond G. 19. schon G. gebarch G. 21. Ryl D, rile Gddg. Ierntse D, gernise dd = scernise Gg. 22. amflise Gg. 23. Tenabroch D, tenbröch G, tenebrog dd. 24. Clarinscanze D, clorin schantz d, clarissanze G, klarissante d. 25. liehter varwe Ddd = An ir schone Gg. 27. Feiraviz gen der wirtinne trat G. 28. den sich D, den d, sih den Gdg. 30. siner DG. losunge g, geniste d, gesunthait d.

XVI. Buch 807 Feirefiz si fuorte mit der hant, da si des wirtes muomen vant, Repansen de schoye, sten. da muose küssens vil ergen. 5 dar zuo ir munt was e sö röt: der leit von küssen nu die not, daz ez mich müet und ist mir leit daz ich niht hän solch arbeit für si: wand si kom müediu zin. ίο juncfrouwen fuortn ir frouwen hin. die riter in dem palas belibn, der wol gekerzet was, die harte liehte brunnen. dö wart mit zuht begunnen 15 gereitschaft gein dem gräle. den truoc man zallem male der diet niht durch schouwen für, niht wan ze höchgezite kür. durch daz si tröstes wänden, 20 dö si sich freuden änden des äbents umb daz pluotec sper, dö wart der gräl durch helfe ger für getragen an der selben zit: Parziväl si liez in sorgen sit. 25 mit freude er wirt nu für getragen: ir sorge ist under gar gestagen. dö diu künegin ir reisegewant ab gezöch unt sich gebant, si kom als ez ir wol gezam: Feirefiz an einer tür si nam.

811

Feirefiz führte sie an der Hand zur Mutterschwester des Burgherrn hin, zu Repanse de schoye. Da gab es nun viel zu küssen. Ihr Mund war auch ohne das schon vorher ganz rot gewesen, und da mußte er jetzt all die Küsse über sich ergehen lassen — ach, das tut weh, es ist mir arg, daß ich solche Plagen nicht leiden darf, ich meine: an ihrer Stelle; sie war ja müd bei ihnen angekommen. Junge Damen führten ihre Herrin fort. Die Ritter in dem Palas blieben da. Der war mit Kerzen, die schön hell brannten, gut versorgt. Da wurde nun alles vornehm zugerichtet für den Gräl. Immer wenn man den Gräl den Leuten vortrug, so tat man das nicht des bloßen Schauspiels wegen, es mußte schon ein festlicher Anlaß sein. Weil sie auf Hilfe hofften, als sie an jenem Abend so ganz und gar unglücklich waren wegen des blutigen Speereisens, darum wurde damals der Gräl hergetragen, um Treue einzufordern also: Parziväl aber ließ sie in ihren Leiden. Jetzt wird er mit Freuden hergetragen, all ihr Leid ist von ihnen fortgenommen. Sobald die Königin ihre Reisekleider ausgezogen und ihre Haube aufgebunden hatte, kam sie hinzu, das war ihr gutes Recht. Feirefiz empfing sie an einer von den Türen.

1. fuort G. 2. do D. 3. Repansen Dd, Urrepanse G, Urrepansa g, Urepans d. scoyen G. 4. = Vil chussens muose da ergen Gg. 5. e Dd, ie d = fehlt Gg. 8. solhe D = die Ggg. 9. wan G. 10. fuorten DG. hin fehlt G. 11. = uf Ggg. den G. 12. geziereit G. 13. Die cherzen harte lieht brunnen G. 14. Da Gg. zuhten Gg, zuhte g. 15. gereitscaft Dg, Ber. Gdd. de geinm gral G. 18. = Niun (Nuwan g) durch hochzite chur Gg. 19. tros D. 21. umbe DG. pluote G, bluotige D. 22. Da G. 24. lie G. sorgen Ddd, röwen G. 25. wirt Ddgg, wart Gd. 26. = Ir riwe Ggg. 28. sich] ir Gg. 30. Feirafiz G.

812

XVI. Buch

808 Nu, diz was et äne strit, daz hört od sprasch ze keiner zit ie man von schcenrem wibe. si truog ouch an ir llbe 5 pfellel den ein künstec hant worhte als in Särant mit grözem liste erdäht e in der stat ze Thasme. Feirefiz Anschevin ίο si brähte, diu gap liehten schin, mitten durch den palas. driu gröziu fiwer gemachet was, lign alöe des fiwers smac. vierzec tepch, [und] gesitze mer da lac, υ dan zeiner zit dö Parziväl ouch da für sach tragn den gräl. ein gesiz vor üz geheret was, da Feirefiz unt Anfortas bi dem wirte solde sitzen. 20 dö warp mit zühte witzen swer da dienen wolde, sö der gräl komen solde. ir habt gehört e des genuoc, wie mann für Anfortasen truoc: 25 dem siht man nu geliche tuon für des werden Gahmuretes suon und och für Tampenteires kint. juncfrouwen nu niht langer sint: ordenlich si körnen über al, fünf unt zweinzec an der zal.

Nun, das stand ohne allen Zweifel fest, daß keiner je zu einer Zeit von einer schöneren Frau gehört hat oder geredet. Und auch was sie anhatte: Auf ihrem Leib trug sie orientalische Seide, gewirkt von Künstlerhand in der Art, wie Särant sie einst mit viel Raffinement in der Stadt Thasme erfand. Feirefiz Anschevin führte sie herein, von der sich lichter Schein ergoß, und mitten durch den Saal. Drei große Feuer hatte man brennen, des Feuers Duft war lignum alöe. Vierzig Teppiche lagen dort, noch mehr Sitzplätze als an jenem Tag, da Parziväl zum erstenmal den Gräl vorübertragen sah. Ein Sitz war vor allen andern herrlich: da sollten Feirefiz und Anfortas zusammen mit dem Hausherrn sitzen. Jetzt gingen sie mit fein gelernter Eleganz an ihre Arbeit, alle, die dort ein Amt übernommen hatten, wenn der Gräl Einzug halten sollte. Ihr habt es schon bei früherer Gelegenheit in aller Breite erzählen hören, wie man ihn vor Anfortas hintrug. Genau so sieht man jetzt die Leute tun vor des edlen Gahmuret Sohn und auch vor dem Kind des Tampenteire. Junge Damen lassen nun nicht länger auf sich warten: In allem so, wie es die Regel verlangte, kamen sie, fünfundzwanzig an der Zahl.

2. ode G, oder D. spreche Ddg, sprach Gd, sehe g. ze dheinr G. 3. iemen DG. 4. = het Ggg. 5. = Einen phelle Gg. 7. = grozen listen Ggg. endaht Gd. 9. Feiraviz anschouwin G. Anscivin D. 11. = En mitten Ggg. 13. Lingalwe G. 14. teppeche D. gesizze mer Dd, gesitz d, me gesitz g, me G, mer g. 15. Danne G, denne D. = zeinen ziten Ggg. 17. gesiz D, gesitze Gg, sitze d, gesesz g. 18. feiraviz G. 19. solden Gdgg. 21. dien G. 23. = e fehlt Ggg. 24. manen fur D, mangen wis G. 26. Gahmurets D, gahmörets G. 27. tamputeirs sun. G. 28. lenger G. 29. = die Ggg.

XVI. Buch

809 Der ersten blic den heiden clär dühte und reideloht ir här, die andern schoener aber dä nach, die er dö schierest komen sach, 5 unde ir aller kleider tiwer. süeze minneclich gehiwer was al der meide antlütze gar. näh in allen kom diu lieht gevar Repanse de schoye, ein magt. ίο sich liez der gräl, ist mir gesagt, die selben tragen eine, und anders enkeine. ir herzen was vil kiusche bt, ir vel des blickes flöri. 15 sage ich des diens urhap, wie vil kamerasr dä wazzer gap, und waz man tafeln für si truoc mer denn ichs iu e gewuoc, wie unfuoge den palas vlöch, 20 waz man dä karräschen zöch mit tiuren goltvazzen, unt wie die riter säzen, daz wurde ein alze langez spei: ich wil der kürze wesen snel. 25 mit zuht man vorem gräle nam spTse wilde unde zam, disem den met und dem den win, als ez ir site wolde sin, möraz, sinopel, cläret. fil Ii roy Gahmuret

813

Der Glanz der ersten in der Schar schien dem Heiden hell und ihr Haar lockig, die aber danach kamen, immer noch schöner und ihrer aller Kleider kostbar. Süß und reizend liebenswert war der Anblick aller dieser Mädchen. Nach ihnen allen kam die strahlende Repanse de schoye, jene Jungfrau, von der allein, so hat man mir gesagt, der Gräl sich tragen ließ und von sonst keiner. Viel reines Wesen war bei ihrem Herzen, Blütenschimmer war ihr Teint. Wenn ich euch die ganze Zeremonie vom ersten bis zum letzten berichte, wie viele Diener da Wasser reichten und was an Tischen man vor sie setzte — das waren nämlich noch mehr als beim letztenmal, da ich euch davon erzählte — und wie alles unfeine Benehmen aus dem Palas wich und von den Servierwagen, die man da auffahren ließ mit kostbaren Goldgefäßen drauf, und wie die Ritter saßen — das würde ein gar zu langes Gereime. Ich will flink zu kurzem Werke gehen. Mit Courtoisie nahm man vor dem Gräl wilde und zahme Speisen, der eine Met, der andre Wein, wie es jedem eben einfiel, Maulbeerwein oder Sinöpel oder Ciaret. Le fils du roi Gahmuret

1. 2. den heiden gar Duhte lieht Gg. 3. dar nach alle außer D. 4. schierst Gg, scieres D. 9. Urrep. G immer. 10. Si G. = wart mir Ggg. 11. seben G. 12. dheine G. 13. = Wan ir G. 14. des] was G. 15. dienstes alle außer D. 17. Waz man da tweheln vur si truoch Ggg. 18. Mer mer denne G. ih iu Gdgg. 19. ungefuoge G, ungefuege dg. 20. karratschen G, kartascen D, karatschen ddg, karrutschen g. 21. golt vazzen D, goltvazen G. 23. altez Dg. 26. spise. wilt. D. 27. = den-den fehlt Ggg. mete g. vn hat nur D. = ienem Ggg. 29. = siropel gg, sirophel G. 30. fillu roy D, Fil lu roys g, Fillurois g, Fili rois dd, Silirays G.

814 8 1 0 Pelrapeire al anders vant, dö sim zem ersten wart erkant. der heiden vrägte masre, wä von diu goltvaz lsere 5 vor der tafeln wurden vol. daz wundr im tet ze sehen wol. dö sprach der cläre Anfortas, der im ze geselln gegeben was, 'her, seht ir vor iu ligen den gräl?' ίο do sprach der heiden vech gemäl 'ich ensihe niht wan ein achmardi: daz truoc min juncfrouwe uns bT, diu dort mit kröne vor uns stet, ir blic mir inz herze get. 15 ich wände sö starc w«er min Up, daz iemmer maget ode wip mir freuden kraft benasme. mirst worden widerzasme, ob ich ie werde minne enpfienc. 20 unzuht mir zuht undervienc, daz ich iu künde mine not, sTt ich iu dienst nie geböt. waz hilfet al min richheit, und swaz ich ie durch wip gestreit, 25 und op min hant iht hat vergeben, muoz ich sus pinecliche leben? ein kreftec got Jupiter, waz woltstu min zunsenfte her?' minnen kraft mit freuden krenke frumt in bleich an siner blenke.

XVI. Buch hatte es in Pelrapeire seinerzeit ganz anders angetroffen, als er dorthinkam. Der Heide fragte, wie das zugehe, daß die leeren goldenen Näpfe voll wurden, wenn man sie vom Tisch hinstreckte, das Wunder hätte er gern gesehen. D a sprach der schöne Anfortas, der ihm bei Tisch Gesellschaft leistete: »Mein Herr, seht Ihr ihn denn nicht vor Euch liegen, den Gral?« Da sprach der buntgescheckte Heide: »Ich sehe nichts als ein Stück Achmardi; das hat meine liebe Dame zu uns hergetragen, die dort mit der Krone vor uns steht. Ihr Blitzen dringt mir ins Herz hinein. Ich habe geglaubt, mein Leib wäre so stark, daß nie ein Mädchen oder eine Frau mein ganzes Glück an sich reißen könnte. Alle edle Liebe, die ich früher etwa empfangen habe, widersteht mir jetzt. Unart ist mir in die Art gefahren, daß ich mich mit meiner Not an Euch wende, da ich Euch doch noch nie einen Gefallen getan habe. Was hilft mir nun alle meine Herrlichkeit und all die Rittertaten, die ich für Frauen vollbracht habe, was hilft's, wenn meine Hand vielleicht auch einmal etwas hergeschenkt hat, wenn ich so in Qualen leben soll? Jupiter, du starker Gott, warum hast du mich hierhergebracht in diese Leiden!« Ubermaß an Liebe im Verein mit der Auszehrung, die sein Glück befallen hatte, machte ihn ganz bleich, ich meine: an den weißen Stellen.

1. Peilr. G. 2. si im DG. = erst (ohne zem) Ggg. 3. fraget G. 5. tavelen G. 6. wnder DG. 8. gesellen DG. 12. iunchfrouw G. 13. vor uns mit chrone D. 15. war G, wiere D. 16. = Daz weder Ggg. oder D. 18. Mirs G, mir ist D. 21. min not G. 25. hat fehlt G. 26. alsus G. pinchliche D, pinchlichen G. 27. Ein Dd, Min Gdg. 28. woldestu DG. zunsenft G. 29. chrench G. 30. = im bleiche Gg.

XVI. Buch 811 Cundwir ämürs diu lieht erkant vil nach nu ebenhiuze vant an der clären meide velles blic. dö slöz sich in ir minnen stric 5 Feirefiz der werde gast, siner ersten friuntschaft im gebrast mit vergezzenllchem willen, waz half dö Secundillen ir minne, ir lant Tribaliböt? ίο im gab ein magt sö strenge nöt: Clauditte unt Olimpiä, Secundille, unt witen anderswä da wib im diens lönden unt sins prises sehenden, 15 Gahmurets sun von Zazamanc den düht ir aller minne kranc. dö sach der cläre Anfortas daz sin geselle in plnen was, des plankiu mal gar wurden bleich, 20 sö daz im höher muot gesweich. dö sprach er 'her, diu swester min, mirst leit ob iueh diu leret ρϊη, den noch nie man durch si erleit. nie riter in ir dienst gereit: 25 dö nam och niemen lön da zir. si was mit jämer gröz bi mir. daz krenket och ir varwe ein teil, daz man si sach sö selten geil, iwer bruoder ist ir swester suon: der mag iu da wol helfe tuon.'

815

Cundwir ämürs, Inbegriff leuchtender Schönheit, fand jetzt beinah ihresgleichen, so rein strahlte der Teint jenes Mädchens. Da fing sich in der Schlinge ihrer Liebe Feirefiz, der edle Gast. Von seiner ersten Liebschaft blieb keine Spur, er wollte davon nichts mehr wissen. Was half da Secundille ihre Liebe und ihr Land Tribalibot? Der strengen Gewalt eines Mädchens war er ganz und gar ausgeliefert: Clauditte und Olimpiä und alle andern anderswo in der Welt, die ihm für seinen Dienst Lohn gegeben und ihn in hohen Ehren gehalten hatten, deren aller Liebe erschien nun Gahmurets Sohn aus Zazamanc schäbig. Da sah der schöne Anfortas, daß seinem Tischgenossen wirklich elend war. Die glänzend weißen Flecken alle waren ganz bleich geworden, Noblesse und Stolz und Heiterkeit an ihm verfiel. Da sprach er: »Mein Herr, es tut mir leid, wenn meine Schwester Euch einen Schmerz antut, den vorher noch nie ein Mann von ihr erlitten hat. Nie ist ein Ritter in ihrem Dienst auf Abenteuer ausgeritten, und so hat auch keiner von ihr jemals Lohn erhalten. Sie mußte bei mir großen J a m mer aushalten. Das hat auch ihrem Teint ein bißehen geschadet, daß sie so wenig Glück erfahren durfte. Euer Bruder ist der Sohn ihrer Schwester: Der hat es in der Hand, Euch da bei ihr zu helfen.

1. Kundewiram. G. 2. ebenhuzze G. 4. in ir] mir D. 5. Feiraviz G. riche D. 7. vergezzenlichen G. 8. = nu Ggg. 9. = Ir lip Ggg. 10. = fuoget Ggg. 11. Chlauditte D, Claudite G. 13. Diu wip Gdg. dienstes alle außer D. 17. = Nu Ggg. 18. pine Gdgg. 19. Die dd. blanchiu Dg, planchen Gdd. 22. mir ist leit Dddg, Mir leidet Gg. lert G. 23. niemen D. 24. gestreit G. 25. daz ir G. 26. in iamer G.

816 812

X V I . Buch

' S o l diu m a g t iur s w e s t e r s i n , ' s p r a c h Feirefiz AnschevTn,

»Wenn

das

Mädchen

wirklich

Eure

S c h w e s t e r ist«, s p r a c h Feirefiz A n s c h e v i n ,

'diu die k r ö n e ü f b l ö z e m h ä r d o r t h a t ,

» d i e d o r t , die a u f d e m b l o ß e n H a a r

s o g e b t m i r u m b ir m i n n e r ä t .

K r o n e t r ä g t , d a n n r a t e t mir, w i e ich i h r e

s n a c h ir ist al m i n s h e r z e n ger.

die

L i e b e g e w i n n e . Z u ihr hin zieht es m e i n

o b ich ie prls e r w a r p m i t sper,

g a n z e s H e r z . W e n n i c h je E h r e m i t d e m

w a n wser d a z g a r d u r c h si g e s c h e h n ,

Speer errungen habe — ach, w ä r e das nur

u n d w o l t si d a n n e ir l ö n e s j e h n !

in i h r e m D i e n s t g e s c h e h e n , u n d w o l l t e sie

fünf stiche m a c turnieren hän:

d a n a c h d e n L o h n b e m e s s e n , d e n sie m i r

10 die sint m i t m i n e r h a n t g e t a n ,

g ä b e ! F ü n f S t i c h e g i b t es b e i m T u r n i e r , die

einer ist z e m p u n e i z :

alle h a t m e i n e H a n d g e t a n : D e r eine ist

ze triviers ich d e n a n d e r n w e i z :

d e r in d e r S c h a r , Traverse

d e r d r i t t e ist z e n t m u o t e n

z w e i t e n , d e r d r i t t e ist d e r a u s d e m S t a n d ;

ze r e h t e r t j o s t d e n g u o t e n :

d e r g u t e S t i c h , d a s ist d e r in d e r r e c h t e n

15 h u r t e c l i c h ich h ä n g e r i t e n ,

Tjost,

n e n n e ich d e n

die h a b e ich m i t M a c h t mir

schließlich

den

geritten

u n d d e n zer v o l g e o u c h n i h t v e r m i t e n .

und

Verfolgerstich

sit d e r schilt v o n e r s t e w a r t m i n d a c h ,

a u c h n i c h t e n t g e h e n lassen. Seit m e i n er-

h i u t ist m i n h ö h s t e u n g e m a c h .

s t e r Schild m i c h d e c k t e , ist dies h e u t e d a s

ich s t a c h v o r A g r e m u n t i n

größte

20 g e i n e i m e riter fiurin:

meiner

Leiden.

Vor

Agremuntin

r i t t ich z u m S t e c h e n g e g e n einen F e u e r r i t -

w a n min kursit salamander,

ter. W ä r e n i c h t m e i n K u r s i t a u s S a l a m a n -

a s p i n d e min schilt d e r a n d e r ,

der gewesen

i c h wasr v e r b r u n n e n v o n d e r t j o s t .

A s p i n d e , s o h ä t t e ich v e r b r e n n e n m ü s s e n

s w a i c h h o l t ie p r i s üfs libes k o s t ,

von der Tjost. U n d überall sonst

25 ö w i h e t m i c h g e s e n d e t d a r

wo

ich

u n d d a z u m e i n Schild

Ruhm

gewann,

indem

Leben riskierte — ach, hätte d o c h

i c h wasr gein strite n o c h ir b o t e .

Schwester

Jupiter mime gote

wollte

mich

wil ich i e m m e r h a z z e n t r a g n ,

Kämpfe

e r n w e n d e m i r diz s t a r k e k l a g n . '

J u p i t e r w e r d e ich die F r e u n d s c h a f t

mich

von

schicken

dorthin ihr

in

lassen.

noch,

ich

iwer swester minneclich gevar!

gesandt!

aus

das Eure Ich

immer

neue

Meinem

Gott

s a g e n , w e n n er m i c h n i c h t v o n

auf-

meinem

J a m m e r befreit.«

2 . feirafiz anschvin G. 3. die fehlt Gdd, hie g. obe Gg. hare D G . dort fehlt Gg. 6. ie nach erwarb D. = gewan Ggg. 7. gescehn D , gesehen G. 8. wolde DG. Ions DG. gehen G. 11. ze Gdg. poneiz G , pungeiz g. 12. = Zetreviers Ggg. 13. Zentmuoten D , zu muten g, zü den müten g, zuo tnniiten d, zuo trinuoten d, zen G. 14. ze fehlt G. 15. = Ich hurtchlichen han geriten Ggg. 16. ze Gg. ouch fehlt Gddg. 17. von erst G, erst dg. 18. hiute D = Hint Ggg. hohstez ddg, erst Gg. 19. agremunein G. 2 2 . = Unde aspinde Ggg. min schilt fehlt G. 2 3 . tioste-choste D . 2 4 . holte ie pris D , holt d, halt d = ie bris geholt Ggg. uofes D = uf Ggg. 2 5 . owi hete si D , O w e wan het (hat) dd = Wan het sie g, Wan hiet G , Wan het ich g. gendet G. gar D . 2 6 . minneclich] wol G. 2 7 . W£ere gein D , war gen G. bot-got Gdgg. 2 8 . Iupitern Dg. = minen gg, minnen G. 29. immer D . 3 0 . = Sine wende (wenden G.) mir min (mine G) groz klagen (chlag G) Ggg.

XVI. Buch Ir beder vater hiez Frimutel: glich antlütze und gllchez vel Anfortas bi siner swester truoc. der heiden sach an si genuoc, unde ab wider dicke an in. swie vil man her ode hin spise truoc, sin munt ir doch niht az: ezzen er doch gliche saz. Anfortas sprach ze Parziväl 'her, iwer bruoder hat den gräl, des ich wsen, noh niht gesehn.' Feirefiz begundem wirte jehn daz er des gräles niht enssehe. daz dühte al die riter spaehe. diz masre och Titurel vernam, der alte betterise lam. der sprach 'ist ez ein heidensch man, sö darf er des niht willen hän daz sin ougn ans toufes kraft bejagen die geselleschaft daz si den gräl beschouwen: da ist hämit für gehouwen.' daz enbot er in den palas. do sprach der wirt und Anfortas, daz Feirefiz nasme war, wes al daz volc lebte gar: da wasre ein ieslTch heiden mit sehen von gescheiden. si würben daz er nasme en touf und endelösn gewinnes kouf.

817

Ihr beider Vater hieß Frimutel: Im Gesicht und an der Haut glich Anfortas seiner Schwester. Der Heide sah immerfort sie an und dann oft auch wieder ihn. Soviel Speisen man auch hertrug oder hin, so aß sein Mund doch nichts davon: Er saß aber da, als ob er äße. Anfortas sprach zu Parziväl: »Herr, Euer Bruder hat den Gräl, glaube ich, noch nicht gesehen.« Und Feirefiz gestand jetzt dem Hausherrn, daß er nicht das geringste vom Gräl gesehen habe. Das fanden alle die Rittern zum Staunen. Die Sache kam auch Titurel zu Ohren, dem lahmen Alten in seinem Bett. Der sprach: »Wenn es ein heidnischer Mann ist, so braucht er's gar nicht zu versuchen, ob seine Augen ohne die Kraft der Taufe es zustande bringen, gemeinsam mit den Leuten hier den Gräl anzuschauen: Dornverhau sperrt ihm den Weg.« Das ließ er denen im Palas ausrichten. Da sagten der Wirt und Anfortas, Feirefiz möge doch achtgeben, wovon das ganze Volk hier lebe. Davon aber seien die Augen eines jeden Heiden ausgeschlossen. Sie baten ihn, die Taufe anzunehmen und so ein unendlich wertvolles Gut zu gewinnen.

1. beider G. = was Ggg. 5. aber D. wider dicke gg, diche wider (mit zeichen, die wider vor diche weisen) D, ditche wider G, [vil] dicke d.d. 6. oder D. 7. ir doch fehlt Gdgg. 8. geliche D, gelih G. 12. Feirav. G. begudem D, begunde dem G. 13. des Grals D = den gral Ggg. en d, fehlt DGdgg. 15. = Die rede Ggg. 16. alt G. 17. heidnisc D. 18. = Son Ggg. 19. ougen D, ouge Gg. 22. gehwen G. 23. üf D. 24. 25. = Do sprach (Do sp. fehlt G) Parzival unde anfortas. Ze feirafiz [do sprach G] daz er name war Ggg. 26. lebet G. 30. endelosen Ddg, unendelosen G, elosen g, endeloses d. gwinnes D.

818

XVI. Buch

814

' O b ich durch iuch ze toufe kum, ist mir der touf ze minnen frum?' sprach der heiden, Gahmuretes kint. 'ez was ie jenen her ein wint, 5 swaz mich strlt od minne twanc. des si kurz ode lane daz mich erster schilt übervienc, sit ich nie groezer nöt enpfienc. durh zuht solt ich minne heln: ίο nune mag irz herze niht versteln.' 'wen meinstu?' sprach Parziväl. 'et jene maget lieht gemäl, mins gesellen swester hie. wiltu mir helfen umbe sie, is ich tuon ir richheit bekant, so daz ir dienent wltiu lant.'

'wiltu dich toufes läzen w e m , ' sprach der wirt, 'so mähte ir minne gern, ich mac nu wol duzen dich: 20 unser richtuom nach gelichet sich, minhalp vons gräles krefte.' 'hilf mir geselleschefte,' sprach FeirefTz Anschevin, 'bruoder, umb die muomen din. 25 holt man den touf mit strite, dar schaffe mich bezite und läz mich dienen umb ir lön. ich hörte ie gerne solhen dön, da von tjoste sprizen Sprüngen unt da swert üf helmen klungen.'

»Wenn ich mich euch zuliebe taufen lasse, hilft mir die Taufe in der Liebe?« sprach der Heide, Gahmurets Kind. »Alle Gewalt, die ich bisher von Krieg und Liebe auszuhalten hatte, war bloß ein windiges Ding. Es sei kurz oder lang, seit mein erster Schild mich deckte, so hab ich doch in all der Zeit nie schlimmere Schläge einstecken müssen. Die feine Art verlangt, daß ich mit meiner Liebe heimlichtue — mein Herz kann sie aber nun einmal nicht verstecken.« »Wen meinst du?« sprach Parziväl. »Nun, das strahlend schöne Mädchen da, die Schwester meines Nachbarn hier bei Tisch. Wenn du mir hilfst, daß ich sie kriege, so lasse ich sie große Dinge sehen, und weite Länder werden ihr dienen.« »Wenn du bereit bist, dich taufen zu lassen«, sprach der Herr, »dann darfst du um ihre Liebe werben. — Jetzt kann ich dich mit Anstand duzen: Wir sind beinah gleich an Macht und Herrlichkeit, bei mir steht ja die Wunderkraft des Grals.« »Bring uns zueinander, Bruder«, sprach Feireflz Anschevin, »mich und deine Mutterschwester. Wenn die Taufe ein Ding ist, das man mit Kampf gewinnt, dann schaff mich nur schnell hin, und laß mich um meine Dame dienen. Die Melodie hab ich immer schon gern gehört, wenn zur Tjost die Speertrümmer tanzten und die Schwerter auf den Helmen klangen.«

1. ze] gein D. touf DG. 4. ie ienen D, ie ennen G, ienne g, yenem g, ye jnnen d, ie meinem hertzen d. 5. mich] minne Gg. ode G, oder D. 6. = Diu wil si churz Ggg. oder D. 7. = Do der schilt von erst mih (mich von erst gg) über vienc Ggg. erst der dd. 8. Nie grozzer not ih sit enphiench Gdgg. 9. ih minne solde helen G. 12. jene] eine G. 14. 17. Wil du G. 18. mahtu DG, maht g. 19. = doh nu wol Gg, doch wol nu g. duzzen D, ducen g. 20. richeit Gdgg. 23. Sprac feiraviz anschevin G. Anscevin D. 24. umbe DG. 27. = La mich Ggg. unbe G. 28. ie gern G. 29. 30. Da swert uf heim (helme g, helmen g) chlungen. Unde von tiost (tiosten G) spriezzen (spryszen g) Sprüngen Ggg.

XVI. Buch 815

Der wirt des lachte sere, und Anfortas noch mere, 'kanstu sus touf enpfähen,' sprach der wirt, 'ich wil si nähen 5 durh rehten touf in din gebot. Jupitern dinen got muostu durch si Verliesen unt Secundilln verkiesen. morgen fruo gib ich dir rät, ίο der fuoge an dime gewerbe hat.' Anfortas vor siechheit zit sinen pris gemachet hete wit mit riterschaft durch minne. an sins herzen sinne 15 was güete unde mildekeit:

sin hant och mangen pris erstreit, dä säzen dem gräle bi der aller besten riter dri, die dö der Schilde pflägen: 20 wan si getorstenz wägen. weit ir, si hänt dä gäz genuoc. mit zuht man von in allen truoc tafeln, tischlachen, mit dienstlichen Sachen 25 nigen al diu juncfrouwelin. Feirefiz Anschevin sach si von im keren: daz begunde im trüren meren. sins herzen slöz truoc dan den gräl. urloup gab in Parziväl.

819

Der Hausherr mußte laut lachen, als er das hörte, und Anfortas noch mehr. »Da du so brav die Taufe nehmen willst«, sprach der Herr, »werde ich dich an die Dame bringen, aber erst mußt du richtig getauft sein. Du mußt ihr zuliebe deinem Gott Jupiter die Gefolgschaft aufsagen und Secundille verlassen. Morgen früh gebe ich dir das rechte Mittel, das du brauchst für dein Geschäft.« Anfortas hatte sich früher, vor seiner Verwundung, weit in der Welt berühmt gemacht mit Rittertaten aus Liebe. In seinem Herzen war Adel und Freigebigkeit, und seine Hand erstritt viel Ehre. Da saßen also vor dem Gräl drei der allerbesten Ritter beieinander, die damals überhaupt einen Schild zu führen verstanden; sie brauchten die Gefahr nicht zu fürchten. Wenn ihr einverstanden seid: Sie haben dort nun reichlich zu Ende gegessen. Mit feinen Sitten trug man von ihnen allen die Tische fort und die Tischdecken. Alle die jungen Fräulein, die da dienten, verneigten sich. Feirefiz Anschevin sah sie davongehen. Das machte ihn traurig. Seines Herzens Fessel trug den Gräl hinaus. Parziväl entließ die Leute.

1. lacht G. 3. su touffe G. 4. = ih sol Ggg. 6. Iupiter G. 7. muoste D. veliesen G. 8. Secundillen DG. 12. het so wit G. 15. guot unde miltecheit G. 17. gral G. 20. wände D. siz getorsten g, si getorsten G. 21. habn D. 22. zuhten Gdgg. 23. Tavlen G. 26. Feirav. G. Anscivin D. 28. truoren D.

820 816

5

ίο

15

20

25

Wie diu wirtin selbe dan gegienc, unt wie manz dä nach an gevienc, daz man sin wol mit betten pflac, der doch durch minne unsanfte lac, wie al der templeise diet mit senfte unsenfte von in schiet, dä von wurde ein langiu sage: ich wil iu künden von dem tage, dö der smorgens lieht erschein, Parziväl wart des enein und Anfortas der guote, mit endehaftem muote si bäten den von Zazamanc komen, den diu minne twanc, in den tempel für den gräl. er gebot ouch an dem selben mal den wisen templeisen dar. sarjande, rlter, gröziu schar dä stuont. nu gienc der heiden in. der toufnapf was ein rubbin, von jaspes ein grede sinwel, dar üf er stuont: Titurel het in mit kost erziuget so. Parziväl zuo stm bruoder dö sprach 'wiltu die muomen min haben, al die gote din muostu durch si versprechen unt immer gerne rechen den widersatz des höhsten gots und mit triwen schönen sins gebots.'

XVI. Buch

Wie die Herrin selber hinging und wie man alles dann so richtete, daß er ein gutes Bett bekam, in dem er trotzdem unbequem vor Liebe lag, wie die ganze Grälsgesellschaft in Freuden ihre Leiden ausschlief, davon wäre lang zu reden. Ich will euch lieber sagen, was bei Tag geschah. Als der am Morgen hell erschienen war, beschlossen Parziväl und Anfortas, der gute Mann, die Sache zu Ende zu bringen. Sie bestellten den von Zazamanc, den die Liebe gepackt hielt, in den Tempel vor den Gräl. Er hatte auch den Tempelrittern, den Klugen, befohlen, sich zur selben Zeit dort einzufinden. Knappen, Ritter, eine große Menge hatte sich da aufgestellt. Jetzt ging der Heide hinein. Das Taufbecken war ein Rubin, von Jaspis und kreisrund der Stufensockel, auf dem er stand: Titurel hatte es für schweres Geld so machen lassen. Da sprach Parziväl zu seinem Bruder: »Wenn du meine Mutterschwester haben willst, mußt du dich von allen deinen Göttern um ihretwillen lossagen und immer gern bereit sein, den bösen Feind des höchsten Gottes zu bekämpfen, und treu seine Gebote achten.«

1. Swie G. danne gg, dannen d. giench alle außer D. 2. danach Dd, darnach Gdgg. viench Gdg. 3. = mit triwen Ggg. plach G. 4. unsanft G. 5. = Unde wie Ggg. templeis G. 6. senft unsenft G. 7. = Daz wrde ein alze langiu sage Ggg. 9. ders m. G, der des m. D, des m. dgg, der morgen g. lieht] fruo D. 10. inein G. 16. selbem D, selbe g. 17. dem wisem Templeise D, Dem wisen templeisen d. 19. Da stuont do d, Da stunt hie g, Hie stuont do (da G) Gg. 20. rübin G. 21. iaspis ddg, iaspide g. 22. Dar uffe G. 24. ze G. sinem DG. 25. wil du G. 26. göte G, göte g. 28. imir G.

XVI. Buch

817

'Swä von ich sol die maget hin,' sprach der heiden, 'daz wirt gar getan und mit triwen an mir rezeiget.' der toufnapf wart geneiget 5 ein wenec geinme gräle. vol wazzers an dem male wart er, ze warm noch ze kalt, da stuont ein gräwer priester alt, der üz heidenschaft manc kindelin ίο och gestözen hete drin. der sprach 'ir suit gelouben, iwerr sele den tiuvel rouben, an den höhsten got al eine, des drivalt ist gemeine

15 und al geliche gurbort.

got ist mensch und sins vater wort, sit er ist vater unde kint, die al geliche geeret sint, eben here sime geiste, 20 mit der drier volleiste wert iu diz wazzer heidenschaft, mit der Trinitäte kraft, ime wazzer er ze toufe gienc, von dem Adam antltitze enpfienc. 25 von wazzer boume sint gesaft. wazzer früht al die geschaft, der man für creatiure giht. mit dem wazzer man gesiht. wazzer git maneger sele schln, daz die engl niht liehter dorften sin.'

821

»Alles, was hilft, daß ich das Mädchen kriege«, sprach der Heide, »soll geschehen und sich mit Wahrheit an mir zeigen.« Das Taufbecken wurde ein bißchen gegen den Gräl hin geneigt. Da wurde es mit einem Mal voll Wasser, nicht zu warm und nicht zu kalt. Da stand ein grauer Priester, der war alt und hatte schon viele Kindlein aus dem Heidentum und da hinein gestoßen. Der sprach: »Ihr sollt glauben, und so dem Teufel Eure Seele entreißen, an den höchsten, einzigen Gott, dessen Dreifaltigkeit ihm ungeteilt und ganz gleich eigen ist. Gott ist Mensch und seines Vaters Wort, weil er Vater ist und Kind — die sind von ganz gleich hohem Wesen und einig mit dem Geist in einer Majestät —, darum jagt dies Wasser mit der vollen Kraft der drei von Euch das Heidnische fort und mit der Macht der Trinität. Im Wasser ließ der sich taufen, nach dessen Bild Adam Gestalt empfing. Vom Wasser haben die Bäume Saft und Kraft. Wasser läßt alle Geschöpfe gedeihen, alles, was Kreatur heißt. Mit dem Wasser sieht der Mensch. Wasser gibt auch vielen Seelen jenen Glanz, der so hell ist, daß die Engel ihn nicht überstrahlen.«

1. = Swa mit ih mac Ggg. 2. gar hat nur D. 3. und fehlt D. an mir fehlt G. erz. G. 5. = Ein lützel Ggg. 6. Volliu G, Volle g. 7. Weder ze warm G. 8. stuon D. 10. het dar in G. 12. Iwer sele dem Gddg. tievel G. 13. höhisten G. 16. mennsch G, mennsc D. 18. gehert Gg, geerbet g. 19. Eben her Gdg, Ebener d. 23. = In wazzer Ggg. 24. = Nah dem Ggg. 26. fiuht G, fruhtet g, fiuhtet Ddg, suochet d. 27. creature G, creature D. 30. engel G, engele D.

822

XVI. Buch

Feirefiz zem priester sprach

Feirefiz sprach zu dem Priester: »Wenn

'ist ez mir guot für ungemach,

es mir gegen meine Leiden hilft, glaube

ich gloub swes ir gebietet,

ich, was Ihr verlangt. Ihre Liebe soll mich

op mich ir minne mietet,

belohnen, und so tu ich gerne seinen Wil-

5 so leist ich gerne sin gebot,

len. Bruder, zu dem G o t t , den deine Mut-

818

bruoder, hat din m u o m e got,

terschwester hat, will ich mich bekennen

an den geloube ich unt an sie

und zu ihr — so strengen Z w a n g hat mir

(sö groze not enpfieng ich nie):

noch nie jemand angetan —: Allen meinen

al mine gote sint verkorn.

Göttern ist jetzt abgeschworen. Und Se-

ίο Secundill hab och verlorn

cundille muß entsagen, sosehr es sie auch

swaz si an mir ie gerte sich,

ehrt, wie sie an mir gehandelt hat. In dei-

durh diner muomen got heiz toufen

ner Mutterschwester Gottes N a m e n laß

mich.' man begund sin kristenliche pflegn und sprach ob im den toufes segn. is dö der heiden touf enpfienc

mich taufen.« So fing man es denn an mit ihm nach Christenbrauch und sprach über ihn den Taufsegen. Als der Heide die Taufe emp-

unt diu westerlege ergienc,

fangen und man ihm das Taufkleid ange-

des er unsanfte erbeite,

zogen hatte — mit Ungeduld ließ er es

der magt man in bereite:

über sich ergehen —, durfte er endlich zu

man gab im Frimutelles kint.

dem M ä d c h e n : M a n gab ihm Frimutels

20 an den gräl was er ze sehen blint,

Kind. Den Gräl zu sehen, war er blind ge-

e der touf het in bedecket:

wesen, solange nicht die Taufe auf ihm

sit wart im vor enblecket

lag. Jetzt aber bot der Gräl sich vor ihm

der gräl mit gesihte.

seinen Blicken dar.

nach der toufe geschihte

Nachdem die Taufzeremonie beendet

25 ame gräle man geschriben vant,

war, sah man am Gräl eine Schrift: Wenn

swelhen templeis diu gotes hant

die H a n d Gottes einen Tempelritter frem-

gseb ze herren vremder diete,

den Leuten zum Herrn gebe, so solle der

daz er vrägen widerriete

sie davor warnen, nach seinem Namen

sines namen od sins geslehtes,

oder seiner Art zu fragen, und er solle je-

unt daz er in hülfe rehtes.

den zu seinem Recht k o m m e n lassen.

1. briester G. 3. gloube G, geloube D. swaz Gg. gebiet-miet Gg. 5. sin] = iwer Ggg· 7- gl. G. 8. = gwan ich Ggg. 9. Alle G. = sin Ggg. 10. Secundille DG. 13. begunde DG, gunde g. 14. = Man Ggg. den DG, des ddgg. 15. toufe G. 16. westerleie dd. 17. = Der er chume Ggg. 18. meide Gg, megede dg, magede g. 19. frymutelles g, Frimutels DG. 20. An der gral er was G. ce sehene DG. 21. in het Gdgg. verdechet Ggg. 27. gaebe ce herrn Ddd = Ze herren gebe (gap Gg) Ggg. dietwider riet alle außer D. 28. er Dddg, der Ggg. 29. sins DG. oder Ddd = unde Ggg. geslaehtes D, geslähtes G.

823

XVI. Buch 8 1 9 Sö diu vräge wirt gein im getan, sö mugen sis niht langer hän.

Sobald jemand ihn frage, dürften sie ihn nicht länger bei sich behalten. Weil der

durch daz der süeze Anfortas

liebe Anfortas sich so lange in bösen Lei-

so lange in süren pinen was

den quälen mußte und die Frage lange

5 und in diu vräge lange meit,

Zeit nicht zu ihm k o m m e n wollte, sind

in ist immer mer nu vrägen leit.

sie nun immerfort sehr empfindlich gegen

al des gräles pflihtgesellen

alles Fragen. Die Ritter von der Grälsge-

von in vrägens niht enwellen.

sellschaft wollen keine Fragen hören.

der getoufte Feirafiz

Der

getaufte

Feirafiz

bemühte

sich

ίο an sinen swäger leite vliz

sehr um seinen Schwager und bat ihn,

mit bete dan ze varne

er möge mit ihm fortreisen. Er, Feirefiz,

und niemer niht ze sparne

werde ihm ganz gewiß nichts von allen

vor im al slner riehen habe,

Kostbarkeiten seines Schatzes verweigern.

dö leite in mit zühten abe 15 Anfortas von dem gewerbe. 'ine wil niht daz verderbe gein gote min dienstlicher muot. des gräles kröne ist also guot: die hat mir höchvart verlorn: 20 nu hän ich diemuot mir rekorn. richheit und wibe minne sich verret von mim sinne, ir füeret hinne ein edel wip: diu git ze dienste iu kiuschen lip 25 mit guoten wiplichen siten.

D a brachte ihn mit höflichen Worten Anfortas von seinem Verlangen ab: »Ich will nicht, daß mein Entschluß, ganz in Gottes Dienst zu leben, verkommt. Die Krone des Gräls ist ein sehr hohes Gut. Die habe ich, selbstherrlich, wie ich war, verloren — jetzt habe ich mich zur Demut bestimmt. Reichtum und M a c h t und die Liebe der Frauen, das liegt mir fern. Ihr nehmt eine edle Frau von hier mit Euch fort. Die schenkt Euch einen reinen Leib, dem Ihr zu dienen habt, und ist in allem

min orden wirt hie niht vermiten:

so, wie eine rechte Frau sein soll. Die

ich wil vil tjoste riten,

Pflichten meines Ordens hier werde ich

ins gräles dienste striten.

nicht versäumen: Ich will viele T j o s t e n

durch wip gestrite ich niemer mer:

reiten und kämpfen im Dienst des Gräls.

ein wip gab mir herzeser.

Den Frauen zu Gefallen aber kämpfe ich nie

wieder:

Eine

Frau

hat

mir

einst

Schlimmes zugefügt.

1. = Wirt [diu Ggg] frage da gein im (von in G) getan Ggg. 2. Sone G. sis D, sie sin dg, sin Gdgg. lenger G. 4. suren (surem gg) pine Ggg. 5. nu lange G. 6. imir me G. = frage Ggg. 7. des] die G. 7. 18. Grals DG. 8. = Gein in Ggg. niene wellen G. envellen D. 12. nimir G. 14. = wiste in Ggg. 19. di D, Diu G. 20. = mir fehlt Ggg. erch. G. 22. mime D, minem G. 23. fuort G. hinnen alle. 25. = rehten Ggg. 26. = Min dienst Ggg. 27. = Ih sol Ggg. 29. nimir G.

824

XVI. Buch

820 Idoch ist ietnmer al min haz gein wiben vollecliche laz: hoch manlich vreude kumt von in, swie klein da waere min gewin.' j Anfortasen bat dö sere durch siner swester ere Feirefiz der danverte: mit versagen er sich werte. Feirefiz Anschevin ίο warp daz Loherangrin mit im dannen solde varn. sin muoter kund daz wol bewarn: och sprach der künec Parziväl 'min sun ist gordent üf den gräl: 15 dar muoz er dienstlich herze tragn, last in got rehten sin bejagn.' vreude unt kurzwile pflac Feirefiz aldä den eilften tac: ame zwelften schiet er dan. 20 gein sime her der riche man sin wip wolde füeren. des begunde ein trüren rüeren Parziväln durch triuwe: diu rede in lerte riuwe. 25 mit den sin er sich beriet, daz er von ritern gröze diet mit im sande für den wait. Anfortas der süeze degen bait mit im durch condwieren reit, manc magt da weinen niht vermeit.

1. = D o h Ggg. imir G. 7. = der dannen vert Ggg. 12. chunde daz D G , kundez g. G. alda Dddg, unze an Gg, 24. = Disiu Ggg. reise D . D = geleitte Ggg.

Dennoch wird man niemals Feindschaft gegen die Frauen bei mir finden: Von ihnen kommt dem rechten Mann ein hohes Glück, wenn auch ich selber wenig davon genossen habe.« Eindringlich bat da Feirefiz Anfortas, er möge doch seiner Schwester zu Ehren mit ihm reiten. Der schlug sich tapfer mit Neinsagen. Feirefiz Anschevin bat dann, man solle Loherangrin mit ihm reisen lassen. Doch da war dessen Mutter vor, und auch der König Parziväl sprach: »Mein Sohn ist für den Gräl bestimmt. Seinem Dienst wird er sich widmen, wenn Gott ihn zu rechten Sinnen kommen läßt.« In Heiterkeit und mit allerlei Kurzweil brachte Feirefiz dort elf Tage zu, am zwölften ritt er von da fort. Dahin, wo sein Heer lag, wollte der hohe Herr seine Frau bringen. Da kam Parziväl ein Trauern an aus Treue, diese Worte taten ihm weh. Er hielt Rat mit den Seinen, dann befahl er, daß eine große Schar von Rittern ihn bis vor den Wald begleite. Anfortas, der schöne Held, ritt mit ihm und gab ihm die conduite. Viele Mädchen dort ließen Tränen freien Lauf.

2. volliclichen G. 3. = lit an in Ggg. 7. 9. Feiraf. G. 8. = sih des Ggg. 10. = d o daz Ggg. 11. danne G. 16. last Dg, Lat Gddgg. 17. = Minne Ggg. 18. Parcifal fehlt g. eilfften ddg, einliften Gg, einleiten D , eiliften g. 25. sinen DG. 28. = der clare Gg, der g. 29. condwiern

XVI. Buch Si muosen machen niwe slä üz gegen Carcobrä. dar enböt der süeze Anfortas dem der dä burcgräve was, daz er wasre des gemant, ob er ie von siner hant enpfienge gäbe riche, daz er nu dienstliche sine triwe an im gepriste unt im slnen swäger wiste, unt des wlp die swester sin, durch daz föreht Lasprisin in die wilden habe wlt. nu wasez och urloubes zlt. sine solten do niht fürbaz komn. Cundri la surzier wart genomn zuo dirre botschefte dan. urloup zuo dem riehen man nämen al die templeise: hin reit der kurteise. der burcgräve dö niht liez swaz in Cundrie leisten hiez. Feirefiz der riche wart dö riterliche mit grözer fuore enpfangen. in dorft dä niht erlangen: man fuort in fürbaz schiere mit werdem condwiere. ine weiz wie manec lant er reit unz ze Jöflanze üf den anger breit.

825

Sie mußten sich den Weg neu bahnen zum Wald hinaus gegen Carcobrä zu. Dahin schickte der schöne Anfortas dem, der dort Burggraf war, eine Botschaft: Er möge sich daran erinnern lassen, wenn er je von seiner Hand Herrlichkeit und Reichtum empfangen habe, jetzt solle er es mit Dienst vergelten und ihm zuliebe seine Treue glänzend machen; er solle ihm seinen Schwager und dessen Frau, seine Schwester, durch den Wald Laeprisln zu dem weiten wilden Hafen führen. Nun war es auch Zeit zum Abschiednehmen: Sie durften nicht weiter dort hinaus. Cundri la surziere sandte man mit, die Botschaft auszurichten. Abschied von dem großen Herrn nahmen alle Tempelritter. Da ritt er hin, der Feine. Der Burggraf dann versäumte nicht zu tun, was ihm Cundrie auftrug. Der reiche Feirefiz wurde mit großen Ehren empfangen. Er brauchte sich da nicht zu langweilen, denn man reiste sogleich weiter. Zu seiner conduite war viel Adel aufgeboten. Ich weiß nicht, wie viele Länder man durchquerte bis nach Jöflanze auf das Feld.

1. = Si begunden Ggg. 2. gein DG. Charchobrä D, korkobra d, kukubra d, charcobra g, charchopra Gg. 4. dä fehlt G. 5. des DGddg, daz g. 9. = briste Ggg. 10. im fehlt ddg. 11. sin wip Gddg. min D. 12. durchz D = Zern Ggg. voreist lo hprisin G. 14. was ez D, was die übrigen. 15. Si solden G. = doh Gg, ouch g. 16. Cundrie Lasurziere Ddd = Kundrie gg, Kundiz G. 17. 18. Ze G. 19. alle die G. 21. liez Dg, enliez Gddg. 23. Feiraf. G. 24. = minniclihe Ggg. 25. freude G. 26. dorfte DG. 28. werdem Dd, frcelicher d = grozzem g, groszer g, manger G. 29. er do reit Gg. 30. tschoflanz G.

826 822

5

ίο

15

20

25

Liute ein teil si funden. an den selben stunden Feirefiz frägete msere, war daz her komen wjere. ieslfcher was in sin lant, dar im diu reise was bekant: Artus was gein Schamilöt. der von Tribaliböt künde an den selben ziten gein sime her wol riten. daz lag al trürec in der habe, daz ir herre was gescheiden drabe. sin kunft da manegem riter guot brähte niwen höhen muot. der burcgräve von Carcobrä und al die sine wurden da mit richer gäbe heim gesant. Cundri da gröziu msere bevant: boten warn nach dem here komn, Secundillen het der tot genomn. Repanse de schoye mohte do alrest ir verte wesen vrö. diu gebar sit in Indyän ein sun, der hiez Jöhan. priester Jöhan man den hiez: iemmer sit man da die künege liez bi dem namn beliben. Feirefiz hiez schriben ze Indyä übr al daz lant, wie kristen leben wart erkant:

XVI. Buch

Dort trafen sie noch ein paar Leute an. Da fragte sie Feirefiz gleich, wo denn das Heer geblieben sei. Jeder war heim in sein Land gezogen auf vertrauten Straßen. Artus war unterwegs nach Schamilöt. Der aus Tribaliböt beschloß da, unverzüglich zu seinem Heer zu reiten, das im Hafen lag. Sie waren recht niedergeschlagen, weil ihr Herr sie allein gelassen hatte. Sein Kommen machte viele brave Ritter wieder froh und stark. Der Burggraf von Carcobrä und all die Seinen wurden jetzt mit herrlichen Geschenken heimgeschickt. Cundri erfuhr dort große Neuigkeiten. Es waren Boten aus der Heimat zu dem Heer gekommen: Secundille hatte der Tod aus der Welt geschafft. Repanse de schoye konnte sich nun erst so recht von Herzen an der Reise freuen. Später, in Indien, gebar sie einen Sohn, der Johann hieß; den Priester Johann hieß man ihn. Nach ihm ließ man dort auch allen späteren Königen den Namen. Mit seinem Brief und Siegel machte Feirefiz im ganzen Land Indien bekannt, wie man in der Observanz der Christen lebt.

3. 28. Feiraf. G. 5. = Etslicher Ggg. 6. = Swar Ggg. 7. Scamylot D, samilot dd = schambilot Gg, Scambelot g. 13. da] an Gg. 15. von fehlt G. Charchobra Dd, Karcobra g, korkobra d, karchopra g, chorchepra G. 18. hohiu Ggg. vant Gdg. 19. her G. 20. = Secundille het den Ggg. 21. Urrep. G. 21. 22. mohte setzen dd vor do, Dg (moht) vor alrest, g vor ir ohne alrest, G vor wesen. 22. alreste G. 23. Indiam G. 24. einen alle. 26. Imir G. di kunege man da D. 27. = In G, An gg. 28. = hiez do Ggg. 29. über DG. 30. = wäre G, was gg.

XVI. Buch 823 D a z w a s e n i h t sö k r e f t e c d a . w i r heizenz hie India: d o r t heizet ez T r i b a l i b ö t . Feirefiz bi C u n d r i n e n b o t 5 s i n e m b r u o d r üf M u n s a l v s e s c h e w i d e r , wiez im w a s e r g a n g e n sider, d a z Secundille verscheiden w a s . des f r e u t e sich d ö A n f o r t a s , d a z sin s w e s t e r ä n e strit ίο w a s f r o u w e ü b r m a n e g i u l a n t sö w i t . diu r e h t e n masre iu k o m e n sint u m b d i u f ü n f Frimutelles k i n t , daz diu mit güeten w ü r b e n , u n d w i e ir zwei e r s t ü r b e n . 15 d a z ein w a s Schoysiäne, v o r g o t e d i u valsches äne: d i u a n d e r H e r z e l o y d e hiez, diu valscheit üz ir h e r z e n stiez. sin s w e r t u n d riterlichez lebn 20 hete T r e v r i z e n t e r g e b n a n die süezen g o t e s m i n n e und nach endelösme gewinne, d e r w e r d e cläre A n f o r t a s manlich bi kiuschem herzen was. 25 o r d e n l i c h e er m a n e g e t j o s t e reit, d u r c h d e n gräl, n i h t d u r c h diu w i p er streit. L o h e r a n g r i n w u o h s m a n l i c h starc: diu zageheit sich a n im b a r e , d ö er sich riterschaft v e r s a n , ins gräles d i e n s t e er p r i s g e w a n .

827

Die w a r d a v o r h e r n i c h t sehr s t a r k . — W i r hier n e n n e n es I n d i e n , bei d e n e n d o r t heißt es T n b a l i b ö t . — Feirefiz schickte C u n d r i z u r ü c k zu s e i n e m B r u d e r auf M u n s a l v a e s c h e . D i e sollte d a b e r i c h t e n , wie es i h m e r g a n g e n w a r u n d v o n Secundilles T o d . D a r ü b e r f r e u t e sich A n f o r t a s , weil seine S c h w e s t e r u n a n g e f o c h t e n H e r rin ü b e r s o viele w e i t e L ä n d e r w a r . Es ist e u c h s c h o n b e r i c h t e t w o r d e n , wie es z u g i n g m i t d e n f ü n f K i n d e r n Frim u t e l s , d a ß die edle L e u t e w a r e n u n d wie zwei v o n i h n e n zu T o d e k a m e n . D a ist z u m ersten S c h o y s i ä n e , d i e v o r G o t t e s A u g e n o h n e Falsch w a r . H e r z e l o y d e h i e ß die zweite, sie h a t t e Verrat a u s i h r e m H e r zen v e r b a n n t . Seinem S c h w e r t u n d ritterlichem L e b e n h a t t e T r e v r i z e n t e n t s a g t , u m in s ü ß e r G o t t e s l i e b e ewige G ü t e r zu gew i n n e n . D e r edle, l e u c h t e n d s c h ö n e A n f o r t a s w a r ein r e c h t e r M a n n u n d d a b e i k e u s c h w i e ein L a m m . Seinem O r d e n t r e u , ritt er viele T j o s t e n f ü r d e n G r ä l , n i e m a l s d e n F r a u e n zu G e f a l l e n . L o h e r a n g r i n w u c h s zu einem s t a r k e n M a n n h e r a n . W e n n a n i h m e t w a Feigheit w a r , so h a t t e die sich tief v e r k r o c h e n . Als er zu ritterlichen Sinnen k a m , e r k ä m p f t e er im D i e n s t des G r a l s viel E h r e .

1. Daz ne G. 2. in India G. 3. heizt G. 4. Feiraf. G. Cundien D, kundrien G, kundrie g. 5. bruoder DG. ze Gg. 8. 9. 10. = Des wart al trurich anfortas. SwieWäre frouwe Ggg. 10. manigiu G, menegiu D, manic ddgg. 12. frymutelles g, frimutels G, Frimittels D. 13. Waz G. = guote G, guete gg. 15. ein dg, eine DG. tschoysiane G. 16. = Diu suoze falsches ane Ggg. 20. gegeben Gdg. 21. süezen] = wage in Ggg. 22. = und fehlt Ggg. endelosem DG. gwinne G. 23. = Der clare süze Anf. Ggg. 27. whs vast manlih G.

828 824

Welt ir nu hceren fürbaz? slt über lant ein frouwe saz, vor aller valscheit bewart, nchheit und höher art 5 üf si beidiu gerbet wären, si künde also gebären, daz si mit rehter kiusche warp: al menschlich gir an ir verdarp. werder liute warb umb si genuoc, ίο der etslicher kröne truoc, und manec fürste ir genöz: ir diemuot was so gröz, daz si sich dran niht wände, vil gräven von ir lande 15 begundenz an si hazzen; wes si sich wolde lazzen, daz se einen man niht naeme, der ir ze herren zaeme.

si hete sich gar an got verlän, 20 swaz zornes wart gein ir getan, unschulde manger an si räch, einen hof sir landes herren sprach, mane bote uz verrem lande fuor hin zir: die man si gar verswuor; 25 wan den si got bewiste: des minn si gerne priste. si was fürstin in Bräbant. von Munsalvaesche wart gesant der den der swane brähte unt des ir got gedähte.

XVI. Buch Wollt ihr jetzt hören, wie es weitergeht? Da herrschte über ein Land eine D a m e , an der war nichts von Schlechtigkeit zu finden. Viel Herrlichkeit und hohen Adel hatte sie als Erbe. Die rechte Keuschheit war in allem, was sie tat, sie konnte gar nicht anders: Die Gier in allen ihren Formen, die sonst die Menschen umtreibt, konnte bei ihr nicht gedeihen. Eine Menge Edler warb um sie, etliche darunter Könige und auch Fürsten, die ihr ebenbürtig waren. Ihre fromme Demut war so groß, daß sie von keinem etwas wissen wollte. Viele Grafen ihres Landes wurden ihr darum böse. Warum nur wollte sie sich sträuben, einen zum Mann zu nehmen, der ihr doch edel genug zum Herrn war? Sie hatte aber ihre Dinge dem Willen Gottes anheimgegeben, mochte sie sich noch so schlimme Feinde damit machen. Viele Leute ließen sie ihre Unschuld büßen. Sie lud die großen Herren des Landes zu einem Hoftag. Auch aus fernen Ländern kamen viele Gesandte angereist. Da schwor sie, keinen Mann zu nehmen — bloß wenn Gott ihr einen bestimmte, dessen Werben wollte sie gern ehren und preisen. Sie war Fürstin in Brabant. Von Munsalvaesche her war der Mann geschickt, den der Schwan ihr brachte und den Gott ihr zugedacht hatte.

2. lant D, lanch die übrigen. 3. = untat Ggg. 5. = Bede uf si Ggg. 7. erwarp Gg. 8. mennesclich D = werltlih Ggg. 9. umbe DG. 14. = in ir G. 15. = Begunden [an g] si Ggg. 20. = gein ir zornes wart Ggg. 21. an si] = hinze ir Ggg. 23. = verren landen Ggg. 25. = des si gg, si des Ggg. 27. wrstin G.

XVI. Buch 8 2 5 Z A n t w e r p wart er üz gezogn.

829

In Antwerpen zog man ihn ans Ufer. Sie

si was an im vil unbetrogn.

hatte wahrlich nicht zu klagen über ihn.

er künde wol gebären:

Tadellos war er in allen Dingen: W o im-

man muose in für den clären 5 und für den manllchen

mer man mit ihm zu tun b e k a m , ganz gleich in welchem Land, mußte man ihn

habn in al den riehen,

für einzig schön und stark erkennen. Ein

swä man sin künde ie gewan.

M a n n von Eleganz, gelehrt in feinen Kün-

höfsch, mit zühten wis ein man,

sten und so recht treu: Es reute ihn beim

mit triwen milte an äderstöz,

Schenken keinen Pulsschlag lang. Keinen

ίο was sin lip missewende blöz. des landes frouwe in schöne enpfienc.

Faden Böses trug der M a n n am Leib. Des Landes Herrin empfing ihn mit

nu heeret wie sin rede ergienc.

Ehren. Jetzt hört, wie er zu reden anfing.

rieh und arme ez hörten,

Die großen und die kleinen Herren des

die da stuonden en allen orten.

Landes hörten zu, alle Winkel waren voll

15 d ö s p r a c h e r ' f r o u w e h e r z o g i n ,

von Leuten. D a sprach er: »Frau Herzo-

sol ich hie landes herre sin,

gin, wenn ich H e r r in diesem Land hier

dar umbe läz ich als vil.

werde, so gebe ich dafür etwas auf, was

nu hoeret wes i'ueh biten wil.

genausoviel wert ist. H ö r t , was ich nun

gevräget nimmer wer ich si:

von Euch verlange: Fragt mich niemals,

20 s o m a g ich iu beliben bi.

wer ich sei, nur dann kann ich bei Euch

bin ich ziwerr vräge erkorn,

bleiben. In dem Augenblick, da Ihr die

sö h a b t ir minne an mir verlorn.

Frage wollt, wählt Ihr die Liebe an mir

ob ir niht sit gewarnet des,

ab. Wenn Ihr Euch nicht warnen laßt, so

sö warnt mich got, er weiz wol wes.'

bin doch ich gewarnt von G o t t , der weiß,

25 si sazte wibes Sicherheit, diu sit durch liebe wenken leit,

was ich dann tue.« Sie gab als Sicherheit ihr Ehrenwort —

si wolt ze sime geböte sten

das E h r e n w o r t einer Frau —, das sollte

unde nimmer übergen

später schwach werden durch die Schuld

swaz er si leisten hieze,

der Liebe. Sie wollte ihm gehorsam sein

ob si got bi sinne lieze.

und niemals, was immer er von ihr verlangte,

sein

Gebot

mißachten,

solange

G o t t sie bei Sinnen ließe.

1. Vze a. G. warter D = er wart Ggg. 6. allen r. alle außer D. 8. wiser man g, ein wise man G. 9. Getriu Gg. ander stoz D, unde stoz g, understosz d. 11. schöne] = wol Ggg. 13. Daze (Daz sie g, Daz g) riche unde arme horten Ggg. 14. in Gg, an Dddg. 16. Ih sol G. 18. hört G. i'ueh] ich iueh Ddd = ih Ggg. 19. nimir G. 21. = zuo iwer frage erborn Ggg. 23. = Sit ir niht vor gewarnet des Ggg. 24. warnt dgg. 25. satzete G. 27. wolde DG.

830 826

5

ίο

υ

20

25

Die naht sin lip ir minne enpfant: do wart er fürste in Bräbant. diu höhzit riliche ergienc: manc herr von siner hende enpfienc ir lehen, die daz solten hän. guot rihtser wart der selbe man: er tet ouch dicke riterschaft, daz er den pris behielt mit kraft, si gewunnen samt schoeniu kint. vil liute in Bräbant noch sint, die wol wizzen von in beiden, ir enpfähen, sin dan scheiden, daz in ir vräge dan vertreip, und wie lange er da beleip. er schiet ouch ungerne dan: nu bräht im aber sin friunt der swan ein kleine gefüege seitiez. sins kleincetes er da liez ein swert, ein horn, ein vingerlin. hin fuor Loherangrin. wel wir dem masre rehte tuon, sö was er Parziväles suon der fuor wazzer unde wege, unz wider in des gräles pflege. durch waz verlos daz guote wip werdes friunts minneclichen lip? er widerriet ir vrägen e, do er für si gienc vome se. hie solte Ereck nu sprechen: der kund mit rede sich rechen.

XVI. Buch In dieser Nacht spürte sein Leib ihre Liebe; da wurde er Fürst in Brabant. Die Hochzeit wurde mit Pracht gefeiert. Viele Herren empfingen von seiner Hand ihr Lehen, das ihnen zustand. Als guter Richter sprach er Recht. Er kämpfte auch oft als Ritter und behielt mit Kraft den Sieg. Dem Paar wurden schöne Kinder geboren. Es sind in Brabant noch viele Leute am Leben, die es ganz genau wissen, wie es zuging mit den beiden, von ihrer Begrüßung, von seinem Abschied, daß ihn ihre Frage aus dem Land trieb und wie lange er da lebte. Er ging auch nicht gerne von da weg. Nun brachte ihm sein Freund, der Schwan, wieder jenen kleinen, hübschen Kahn. Ein Schwert, ein Horn, einen Ring, diese Kostbarkeiten ließ er als Andenken dort. Da fuhr Loherangrin hin. Wenn wir der Quelle nicht untreu werden, war er Parziväls Sohn. Er reiste auf dem Wasser und auf Wegen heim in die Herrschaft des Grals. Wie verlor diese tugendhafte Frau den edlen Freund und seinen geliebten Leib? Er hatte sie damals doch gewarnt vor dem Fragen, als er aus dem Meer vor sie hintrat. Hier nun sollte besser Ereck weiterreden; der verstand es, mit Worten solche Vergehen zu strafen.

3. hochgezit D. rihlich G. 4. herre DG. 5. = Groz lehen daz si Ggg. 6. rihtiere D, rihtäre G. 9. ensament Gg, mit samt g, fehlt d. 12. sin von dan G. 13. = fr. da v. G. 15. ouch fehlt dd = doh Ggg. 16. Do G. 18. chleinödes G, chleinodes D. 19. = Ein horn ein swert Ggg. 21. Welle G. 22. ez Gdg. Parcifals DG. 23. = fuor sit Ggg. 24. unz fehlt G. ins D. 26. = Werdes mannes Ggg. 27. = Er hete sis [doch gg] gewarnet e Ggg. 29. sol Gg. nu fehlt g. 30. chunde DG. = si Ggg.

831

XVI. Buch O b von Troys meister Cristjän

Wenn

der

Magister

Christian

von

disem msere hat unreht getan,

Troys diese Geschichte mit Willkür be-

daz mac wol zürnen Kyot,

handelt, dann hat Kyöt ganz recht, sich

der uns diu rehten masre enböt.

zu empören: Er hat uns die wahre Ge-

endehaft giht der Provenzäl,

schichte

wie Herzeloyden kint den gräl

k o m m t , in der Fassung des Provenzalen,

erwarp, als im daz gordent was,

dann an ihr rechtes Ende, wenn er berich-

treu

überliefert.

Die

Sache

dö in verworhte Anfortas.

tet, wie das Kind der Herzeloyde den Gräl

von Provenz in tiuschiu lant

gewann, der ihm bestimmt war, nachdem

diu rehten msere uns sint gesant,

Anfortas ihn verwirkt hatte. Aus der Pro-

und dirre äventiur endes zil.

vence haben wir in den deutschen Län-

niht mer da von nu sprechen wil

dern die richtige Geschichte

ich Wolfram von Eschenbach,

und auch das Ende, auf das diese Abent-

wan als dort der meister sprach,

euer zielen. Ich, Wolfram

siniu kint, sin hoch geslehte

bach, will jetzt nichts dazudichten, son-

hän ich iu benennet rehte,

dern bloß das sagen, was dort jener Mei-

Parziväls, den ich hän bräht

ster sprach. Seine Kinder, sein hochade-

dar sin doch s x l d e het erdäht.

liges

swes lebn sich sö verendet,

ich meine Parziväls. Ihn selber habe ich

daz got niht wirt gepfendet

dorthingeschafft, w o schließlich doch das

der sele durch des libes schulde,

Glück ihn haben wollte.

und der doch der werlde hulde

Haus

habe

ich

euch

bekommen

von

Eschen-

vorgestellt,

Wenn einer sein Leben so endet, daß

behalten kan mit werdekeit,

nicht die arme Seele G o t t verlorengeht,

daz ist ein nütziu arbeit,

drangegeben für die Schuld des Leibs, und

guotiu wip, hänt die sin,

wenn der, ohne sich gemein zu machen,

deste werder ich in bin,

dabei die Gunst der Welt behalten kann

op mir decheiniu guotes gan,

— das ist der M ü h e wert. Edle Frauen mit

sit ich diz maer volsprochen hän.

Verstand werden mich noch mehr in Eh-

ist daz durh ein wip geschehn,

ren halten — falls es überhaupt eine geben

diu muoz mir süezer worte jehn.

sollte, die mir wohlwill —, weil ich diese Geschichte zu Ende erzählt habe.

Und

wenn das einer Frau zuliebe geschehen ist, so schuldet die mir dafür ein paar Worte, aber süße.

I. = christan G, Cristan gg. 4. = diu mare rehte Ggg. 5. Endehafte g, Ende hafet G. 6. herzeloyde G. 7. = Geerbet G. daz fehlt Gd. 9. provenze Gg. tütschiu G. II. = ende zil Gg, zil g. 12. = Da von ih ( f e h l t g) nimere [nu gg] sprechen wil Ggg. 13. Esscenbach D. 15. geslsehte D, geslähte G. 16. = genennet gg, gennet G. 21. Diu sele Gg. durchs D. 22. = Unde er der werlde hulde Ggg. 23. = Gedienen Ggg. 25. unde hant Gg. di D, den dg. 29. = Unde ist daz Ggg. 30. = sozzer märe Ggg, guter Sprüche g.

VI. Die Verwandtschaftsbeziehungen

Der Darstellung am Ende des Bandes liegt die Übersicht von Elisabeth Schmid (1986, S. 174 f.) zugrunde, die von der Verfasserin für den Wiederabdruck überarbeitet wurde. Die mit Fragezeichen versehene Position oberhalb von Kingrisin resultiert aus widersprüchlichen Angaben des Textes. Kingrimursel äußert sich 324,13 über sein verwandtschaftliches Verhältnis zu dem getöteten Kingrisin: „unser vätr gebruoder hiezen". Demnach wären Kingrimursels Vater und Kingrisins Vater Brüder, und das Fragezeichen im Schema wäre zu tilgen. Im Gegensatz dazu bezeichnen Kingrisins Sohn Vergulaht und Kingrisins Tochter Antikonie Kingrimursel als mtns vetern sun (suon), d. h. als Sohn des Bruders des Vaters. Demnach wären Kingrimursels Vater und Kingrisin Brüder, und die mit Fragezeichen versehene Position im Schema wäre zu tilgen (vgl. Jones 1990, S. 3 7 - 4 2 ) . Verwandtschaftstafeln finden sich außer bei Schmid (1986) bei Bartsch (1871, nach S. 318), Bartsch/Marti (1932, nach S. 342), Mohr (1977, S. 5 0 3 - 5 0 6 ) , Bertau (1983, S. 236/237), Jones (1990, nach S. 44), Knecht (1993, S. 6/7), und Neilmann (1994, II, S. 8 0 6 - 8 0 8 ) . Namenverzeichnisse erstellen Bartsch (1871, S. 3 0 7 - 3 1 8 ) , Bartsch/Marti (1932, S. 2 6 1 - 2 7 3 ) , Hard (1952, S. 4 2 1 - 4 6 2 ) , Mohr (1977, S. 4 5 7 501), die besonders hervorzuhebende Darstellung von Schröder (1982) sowie Nellmann (1994, II, S. 809—817). Die Arbeiten zu den Verwandtschaftbeziehungen verzeichnet Bumke (1991a, S. 181; 1997, S. 180f.); in unserem Zusammenhang waren besonders wichtig Bertau (1983), Schmid (1986) und Jones (1990). Daneben sind jeweils auch die Stellenkommentare von Martin (1903/1976) und Neilmann (1994) zu vergleichen.

Lazaliez ι

Addanz

Titurel

Frimutel

Δ

Δ

Gandin Λ

Δ Δ

Ο Δ τ Schoet- Tante kanis

Ο

Δ

Rischoyde

Δ Δ=?=0

Anfor- Trev- Schoy- Kyot tas cizent siane

τ

Manpfilyot

f \

Tampunteire

Lascoit

Kardeiz

Ε

Δ

Schenteflurs

I

Parzival

Fürstin v. Brabant Loherangrin

Ο

Kaylet

Isenhart

Q

Condwiramurs





Gume- Castis Herzemanz loyde 1

Ο

Ekuba

Kardeiz



Repanse de Schoye

Feirefiz

Sigune Kinder

Δ

Johan

Δ

Kingrimursel

Antikonie

Mazadan

Vergulaht

Ο

Terdelaschoye