Paradiesgarten oder Gefängnis?: Das Nürnberger Katharinenkloster zwischen Klosterreform und Reformation. Dissertationsschrift 3161488830, 9783161488832, 9783161585463

Das Dominikanerinnenkloster St. Katharina gilt als eines der bedeutendsten deutschen Frauenklöster des Spätmittelalters.

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Titel
Vorbemerkungen zur Zitierweise
Einleitung
I. Das Verhältnis von Observanzbewegung und lutherischer Reformation in Nürnberg
1. Zum Bedingungsgefüge von Observanz und Widerstand angesichts drohender Klosterauflösung
1.1. Der erste Reformversuch in St. Katharina
1.2. Die Rückführung zur Regelobservanz 1428
1.2.1. Verlauf
1.2.2. Motive der einflussnehmenden Parteien für die Reformierung: St. Katharina zwischen städtischen, bischöflichen, päpstlichen und ordensinternen Interessen
1.3. Konventsinterne, inhaltliche Reformen im Sinne einer Redefinition des weiblichen Religiosentums
1.3.1. Die Stärkung der vita communis: Problematisierung bzw. Funktionalisierung von Frauenmystik innerhalb der dominikanischen cura monialium
1.3.2. Die Rückbesinnung auf das Gebet als das Proprium des weiblichen Klosterwesens
1.3.3. Reformacio tam morum quam murorum: Äußere und innere Klausur als sichtbare und unsichtbare Manifestationen der Ordensreform
1.4. Das Paradoxon der Klausur: Personentransfer, Bücheraustausch und Eigentätigkeit der Nonnen innerhalb der Observanzbewegung
2. Der reformierte Konvent St. Katharina während der Nürnberger Stadtreformation: Chancen und Grenzen seiner Handlungsmöglichkeiten
II. Theologischer Umbruch: Kontrastierung der Innenperspektive des Konvents mit der Aussenperspektive protestantischer Klosterkritiker
1. Rekonstruktion vorreformatorischer Spiritualität, Theologie und Frömmigkeit im observanten Kloster St. Katharina
1.1. Formen, Zeugnisse und Charakter spätmittelalterlicher Nonnenunterweisung
1.1.1. Georg Falder-Pistoris: biographischer Ausschnitt und Zeugnisse seiner Tätigkeit als Nonnenseelsorger
1.1.2. Transfer observanter weiblicher Frömmigkeitsunterweisung über Ordensgrenzen hinweg und ihre Rekontextualisierung in St. Katharina
1.1.2.1. Die Enzyklopädie für praktische Fragen des Klosterlebens: ursprüngliche Entstehungssituation und Form der Überlieferung in St. Katharina
1.1.2.2. Verfasserschaft, Adressatinnen und Inhalt der acht Sendbriefe in Cent. VI, 46d, fol. 104r–135r
1.1.2.3. Rezeption und Rekontextualisierung
1.1.2.4. Diskussion der Verfasserfrage
1.1.3. Selbstverständnis und inhaltliche Schwerpunktsetzung des anonymen Vertreters der ersten Reformbewegung und des Georg Falder-Pistoris
1.2. Innerklösterliche Bewertung des status religionis
1.2.1. Die Legitimation des klösterlichen Standes
1.2.1.1. Die Begründung des Ordenslebens in der Heiligen Schrift
1.2.1.2. Zur Relation von Klostergehorsam, Elterngehorsam und Vokationsgehorsam
1.2.2. Das monastische Indikativ-Imperativ-Prinzip
1.2.2.1. „Erforschet deinen rufe, wie dich got, der herre, gezogen hat, also daz du mugest bekennen, was dir furbas ze tun sey!“ Berufung als Zuspruch und Anspruch
1.2.2.2. Verhältnisbestimmung von göttlichem Gnadeneinfluss und menschlicher Eigenbeteiligung in der Bußlehre
1.2.2.2.1. Die Bußtheologie des Georg Falder-Pistoris
1.2.2.2.2. „Nach der rew gehort die peicht.“ Die Bedeutung des Beichtsakraments
1.2.2.2.3. Der Klosterstand als locus poenitentiae.
1.2.3. Heilsgewissheit im „Stand der Vollkommenheit“
1.2.3.1. Die Profess als zweite Taufe
1.2.3.2. Formulierungen absoluter und relativer Heilssicherheit durch ein Leben im Klosterstand
1.2.3.3. Das Fehlen absoluter Sicherheit als Mittel zum Zweck? Funktionszuweisungen innerklösterlicher Heilsunsicherheit
1.3. Lieben, Streben, Leiden und Erleben als affektive und mit den Sinnen wahrgenommene Komponenten spätmittelalterlicher Nonnenfrömmigkeit
1.3.1. Elemente der Braut- und Erlebnismystik
1.3.1.1. Ausläufer der hochmittelalterlichen Braut- und Erlebnismystik
1.3.1.2. Mystische Gottessuche am Vorabend der Reformation: Hendrik Herps ‚Spiegel der Vollkommenheit‘
1.3.1.2.1. Herkunft und Inhalt
1.3.1.2.2. Abwertung erlebnismystischer Phänomene
1.3.1.2.3. Der Vorrang der Liebe über den Verstand
1.3.2. Christologisch begründete Leidensmentalität: Die Freude am Leid
1.4. Die Implikationen des Keuschheitsgelübdes
1.4.1. Das monastische Jungfrauenideal
1.4.1.1. Kontinuität und Wandel in der historischen Entwicklung
1.4.1.2. Definition wahrer Jungfrauschaft in St. Katharina im 15. Jahrhundert
1.4.2. Die Nonne als sponsa Christi
1.4.2.1. Anleihen des Benediktionsritus bei zeitgenössischen Eheschließungszeremonien
1.4.2.2. Die Vergegenwärtigung der desponsatio: Auswirkungen auf die gelebte Christusbeziehung und Christologie
1.4.3. Vergleich der geistlichen mit der weltlichen Ehe
1.4.3.1. Evaluation und Pastoration der weltlichen Ehe in Nürnberger Predigten und Unterweisungen für Laien
1.4.3.2. Die Höherwertigkeit der geistlichen über die weltliche Ehe innerhalb der cura monialium
1.4.4. Eschatologische Konsequenzen: vom besonderen Lohn der Jungfrau
1.4.4.1. Der Platz der Jungfrauen in der himmlischen Ordnung
1.4.4.2. Die Exklusivität der ewigen Freude der Jungfrauen: Differenzierung zwischen allgemeiner Krone (aurea) und besonderem Krönlein (aureola)
1.4.5. Vom geistlichen Ehebruch: graduelle Unterschiede, Konsequenzen und Vermeidungstrategien
1.5. Mögliche Auswirkungen der klösterlichen Spiritualität und Frömmigkeit auf die Eigenwahrnehmung der Dominikanerinnen
2. Die protestantische Opposition gegen den Klosterstand in St. Katharina
2.1. „Ja, du bisst auch bey dem hayl deiner selen schuldig, solch glübd zu verlassen, nit mynnder, dann ob du gelobt hettest, vatter und muter zu erwürgen“. Lazarus Spenglers Brief ‚Contra vitam monasticam‘ an die Dominikanerin Barbara von Ploben: Historischer Hintergrund und Inhalt
2.2. „So sag ich oͤffentlich, das auß dem Closter geen koͤstlich vnd loͤblich vor Gott ist vnd darvon gelauffen ye er ye besser, vnd vil besser betteln gehen, dann in einem solchen standt bleyben.“ Der Sendbrief des protestantischen Predigers Johannes Schwanhäuser an die Priorin Veronika Bernhartin
2.2.1. Zur Person Johannes Schwanhäusers
2.2.2. Die Frage nach der Adressatin
2.2.3. Inhalt und historischer Hintergrund
2.3. Abhängigkeit Spenglers und Schwanhäusers von der theologischen Argumentation Luthers
3. Illustration des theologischen Umbruchs: Kontrastierung altgläubiger Positionen mit der protestantischen Argumentation
3.1. „Eyn weybs bild ist nicht geschaffen, jungfrau zu seyn, sondern kinder zu tragen“ (Luther). Die fundamentale Neubewertung der Rolle der Frau
3.2. Die Unvereinbarkeit des monastischen Lebens mit der reformatorischen Rechtfertigungstheologie
3.3. Die Beschränkung der Offenbarungsquellen göttlichen Willens auf die Schrift
3.4. Die Abwertung der geistlichen Mutterschaft und des Klostergehorsams zugunsten der leiblichen Mutterschaft und individueller Entscheidungskompetenz
3.5. Utilitaristische Infragestellung der Existenzberechtigung altgläubiger Nonnen in einer protestantischen Stadtgemeinschaft
III. Praktische Folgen der neuen Lehre: Austritt oder Verbleib?
1. Als aus hochgelobten „gesponsen Christi“ weltliche Ehefrauen oder renitente Nonnen wurden: Der wachsende Antiklerikalismus und die Folgen des Religionsgesprächs
2. Reaktionen der Nonnen auf die reformatorische Verunsicherung
2.1. Quellenlage
2.2. Klosteraustritte
2.2.1. Klosteraustritte aufgrund von Einflussnahme durch Familienmitglieder
2.2.2. Klosteraustritte aus religiöser Überzeugung
2.2.3. Klosteraustritte aus persönlichen Motiven
2.2.4. Bei Klosteraustritten auftretende Probleme
2.3. Beharren auf der alten Lehre: Der Widerstand der verbleibenden Nonnen und das Ende des Klosters
2.3.1. Zahlenverhältnisse
2.3.2. „Wir aber haben vns ihrer durch Gottes hilff erwehrt!“
Zeichen aktiven und passiven Widerstands
2.3.2.1. Heimliches Einschleusen neuer Schwestern
2.3.2.2. Wiederholte Hilferufe an den Kaiser
2.3.2.3. Fehlende Unterstützung seitens des Ordensverbands
2.3.3. Finanzieller Ruin
2.3.3.1. Steigende Abhängigkeit vom Rat in Geldangelegenheiten
2.3.3.2. Zunehmende Verschuldung
2.3.3.3. Wegfall der Einnahmen
2.3.3.4. Die Übernahme der Verwaltung und das Ende des Klosters
3. Zusammenfassung
IV. St. Katharina in Nürnberg: ein typisches Klosterschicksal? Vergleich mit der Reformationsgeschichte der Konvente in Bamberg und Engelthal
1. Zur Reformationsgeschichte der Engelthaler Dominikanerinnen
1.1. Spezifische Ausgangssituation Engelthals: späte und unfreiwillige Klosterreform im Jahr 1513
1.2. Der Engelthaler Schwesternkonvent zwischen Beharrung und Anpassung während der reformatorischen Verunsicherung
1.2.1. Austrittsrate
1.2.2. Kampf für den Erhalt des Klosters
1.2.3. Spaltungen konfessioneller und personeller Art
1.2.4. Reformatorisch gesinnt und dennoch Klosterfrau auf Lebenszeit
1.3. Zusammenfassung
2. Der Bamberger Dominikanerinnenkonvent Zum Heiligen Grab in der Reformationszeit
2.1. Das Scheitern der frühreformatorischen Bewegung und der Fortbestand des Katholizismus in Bamberg
2.2. Die Auswirkungen der Reformation auf das Heilig-Grab-Kloster
2.2.1. Plünderung im Bauernkrieg und im Markgräflerkrieg
2.2.2. Klosteraustritte
2.3. Zusammenfassung
3. Evaluation verschiedener Einflussfaktoren auf das Verhalten der Frauen in den drei Konventen
3.1. Intensität und Zeitpunkt der Klosterreform
3.2. Weltliche Obrigkeit
3.3. Sozialisationsfaktor Familie
V. Schluss
Ergebnisse
Anhang
I. Beschreibung des handschriftlichen Textkorpus (Unterweisungstexte aus der ehemaligen Klosterbibliothek in St. Katharina)
II. Liste der im Kloster verbliebenen Schwestern
III. Statistische Auswertung der Klosterrechnungen
IV. Abbildung und Transkription der Professerklärung der Walltburg Walltherin aus dem Jahr 1569
Bibliographische Abkürzungen
Literaturverzeichnis
Quellen
Forschungsliteratur
Literatur/Hilfsmittel aus dem Internet
Register
Ortsregister
Personenregister
Sachregister
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Paradiesgarten oder Gefängnis?: Das Nürnberger Katharinenkloster zwischen Klosterreform und Reformation. Dissertationsschrift
 3161488830, 9783161488832, 9783161585463

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Spätmittelalter und Reformation Neue Reihe begründet von Heiko A. Oberman herausgegeben von Berndt Hamm in Verbindung mit Johannes Helmrath, Jürgen Miethke und Heinz Schilling

30

Barbara Steinke

Paradiesgarten oder Gefängnis? Das Nürnberger Katharinenkloster zwischen Klosterreform und Reformation

Mohr Siebeck

BARBARA STEINKE, geboren 1971; Studium der Ev. Theologie und Anglistik in Erlangen und Canterbury/GB; 1. und 2. Staatsexamen für Lehramt am Gymnasium; seit Sept. 2 0 0 3 Studienrätin z. A.; Promotion am Institut für Neure Kirchengeschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg im Jahr 2 0 0 5 ; z. Zt. tätig am Gymnasium Fränkische Schweiz in Ebermannstadt.

978-3-16-158546-3 Unveränderte eBook-Ausgabe 2019 ISBN

3-16-148883-0

ISBN-13

978-3-16-148883-2

I S S N 0 9 3 7 - 5 7 4 0 (Spätmittelalter und Reformation. Neue R e i h e ) Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über

http://dnb.d-nb.de

abrufbar. © 2 0 0 6 M o h r Siebeck Tübingen. Das W e r k einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, M i kroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das B u c h wurde von Selignow Verlagsservice in Berlin aus der B e m b o gesetzt, von Gulde-Druck in Tübingen auf alterungsbeständiges Werkdruckpapier gedruckt und von der Buchbinderei Spinner in Ottersweier gebunden.

Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde am 24. Januar 2 0 0 5 von der Theologischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen/Nürnberg als Dissertation angenommen. Für die Drucklegung erfolgten geringfügige Änderungen. Zwischenzeitlich neu erschienene Literatur wurde in Auswahl eingearbeitet. In den Jahren, in denen die Studie entstand, habe ich vielfältige Unterstützung erfahren: Herzlich danken möchte ich meinem Doktorvater Prof. Dr. Berndt Hamm für seinen fachlichen R a t , seine konstruktive Kritik und die warme menschliche Begleitung. Ihm und den Mitherausgebern verdanke ich ebenfalls die Aufnahme in die R e i h e Spätmittelalter und Reformation Neue R e i h e . Seine ehemalige Assistentin, Dr. Petra Seegets, weckte in mir bereits während des Studiums das Interesse für frauengeschichtliche Themen. Ihr gebührt u.a. Dank dafür, dass sie mich immer wieder an ihrem reichen Wissen über spätmittelalterliche Frauenklöster teilhaben ließ. Als sehr bereichernd habe ich den interdisziplinären Austausch innerhalb des Graduiertenkollegs 5 1 6 „Kulturtransfer im europäischen Mittelalter" empfunden, welchem ich von 2 0 0 0 - 2 0 0 2 als Kollegiatin angehörte. Mechthild Herrmann und Heidrun Munzert danke ich für Denkanstöße und v.a. dafür, dass sie sich mit mir die Mühe des Korrekturlesens teilten. Große Hilfsbereitschaft und Hilfestellung wurde mir von vielen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der konsultierten Archive und Handschriftenabteilungen zuteil. Von der Studienstiftung des Deutschen Volkes wurde ich durch ein P r o m o tionsstipendium finanziell unterstützt. Die Drucklegung wurde ermöglicht durch Mittel der Freiherr von Haller'schen Forschungsstiftung, der Dorothea und Dr. Dr. R i c h a r d Zantner-Busch-Stiftung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen/Nürnberg sowie durch Zuschüsse der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und des Bezirks Mittelfranken. Das Feedback und die Diskussionsbereitschaft meines Mannes, Tobias Steinke, haben entscheidend zur Entstehung der Arbeit beigetragen, wie auch die Tatsache, dass er mir regelmäßig Phasen konzentrierter Arbeit in unserem Familienleben ermöglichte. Meinen Kindern Nadja (3) und Nikolas (1) danke ich dafür, dass sie mich in die Gegenwart zurückholten, wann immer die Recherchen vergangener Ereignisse und Denkweisen meine Gedanken zu sehr gefangen nahmen. Tobias, Nadja und Nikolas sei dieses B u c h gewidmet. im April 2 0 0 6

Barbara Steinke

Inhalt

Vorbemerkungen zur Zitierweise

XIII

Einleitung

1

I. Das Verhältnis v o n Observanzbewegung u n d lutherischer R e f o r m a t i o n in N ü r n b e r g 1.

2.

Zum

Bedingungsgefüge

von Observanz

und Widerstand

17

angesichts

drohender Klosterauflösung

17

1.1. D e r erste R e f o r m v e r s u c h in St. Katharina 1.2. Die R ü c k f ü h r u n g zur Regelobservanz 1428 1.2.1. Verlauf 1.2.2. M o t i v e der einflussnehmenden Parteien für die R e f o r m i e r u n g : St. Katharina zwischen städtischen, bischöflichen, päpstlichen u n d ordensinternen Interessen 1.3. Konventsinterne, inhaltliche R e f o r m e n im Sinne einer R e d e f i n i t i o n des weiblichen Religiosentums 1.3.1. Die Stärkung der vita communis: Problematisierung bzw. Funktionalisierung v o n Frauenmystik innerhalb der dominikanischen cura monialium 1.3.2. Die R ü c k b e s i n n u n g auf das G e b e t als das P r o p r i u m des weiblichen Klosterwesens 1.3.3. Reformado tarn morum quam murorum: A u ß e r e u n d innere Klausur als sichtbare u n d unsichtbare Manifestationen der Ordensreform 1.4. Das Paradoxon der Klausur: Personentransfer, Bücheraustausch u n d Eigentätigkeit der N o n n e n innerhalb der O b s e r v a n z b e w e g u n g

19 21 21

Der reformierte Konvent Stadtreformation:

Chancen

St. Katharina und Grenzen

während

der

24 28

30 39

45 54

Nürnberger

seiner Handlungsmöglichkeiten

. .

64

VIII II.

1.

Inhalt

Theologischer Umbruch: Kontrastierung der Innenperspektive des Konvents mit der Aussenperspektive protestantischer Klosterkritiker Rekonstruktion Frömmigkeit

vorreformatorischer im observanten

Spiritualität,

Theologie

71

und

Kloster St. Katharina

1.1. F o r m e n , Zeugnisse u n d Charakter spätmittelalterlicher Nonnenunterweisung 1.1.1. G e o r g Falder-Pistoris: biographischer Ausschnitt u n d Zeugnisse seiner Tätigkeit als Nonnenseelsorger 1.1.2. Transfer ohservanter weiblicher Frömmigkeitsunterweisung über O r d e n s g r e n z e n h i n w e g u n d ihre Rekontextualisierung in St. Katharina 1.1.2.1. D i e Enzyklopädie für praktische Fragen des Klosterlebens: ursprüngliche Entstehungssituation u n d F o r m der Uberlieferung in St. Katharina 1.1.2.2. Verfasserschaft, Adressatinnen u n d Inhalt der acht Sendbriefe in C e n t . VI, 46 d , fol. 104 r -135 r 1.1.2.3. R e z e p t i o n u n d Rekontextualisierung 1.1.2.4. Diskussion der Verfasserfrage 1.1.3. Selbstverständnis u n d inhaltliche Schwerpunktsetzung des a n o n y m e n Vertreters der ersten R e f o r m b e w e g u n g u n d des G e o r g Falder-Pistoris 1.2. Innerklösterliche B e w e r t u n g des status religionis 1.2.1. Die Legitimation des klösterlichen Standes 1.2.1.1. D i e B e g r ü n d u n g des Ordenslebens in der Heiligen Schrift 1.2.1.2. Z u r R e l a t i o n v o n Klostergehorsam, Elterngehorsam u n d Vokationsgehorsam 1.2.2. Das monastische Indikativ-Imperativ-Prinzip 1.2.2.1. „Erforschet deinen rüfe, wie dich got, der herre, gezogen hat, also daz du mugest b e k e n n e n , was dir furbas ze tun sey!" B e r u f u n g als Z u s p r u c h u n d Anspruch 1.2.2.2. Verhältnisbestimmung v o n göttlichem Gnadeneinfluss u n d menschlicher Eigenbeteiligung in der Bußlehre . . 1.2.2.2.1. D i e B u ß t h e o l o g i e des G e o r g Falder-Pistoris 1.2.2.2.2. „ N a c h der rew gehört die peicht." Die B e d e u t u n g des Beichtsakraments 1.2.2.2.3. D e r Klosterstand als locus poenitentiae 1.2.3. Heilsgewissheit im „Stand der V o l l k o m m e n h e i t " 1.2.3.1. Die Profess als zweite T a u f e 1.2.3.2. Formulierungen absoluter u n d relativer Heilssicherheit d u r c h ein Leben im Klosterstand

71

71 75

80

80 87 91 92

94 101 101 101 103 108

109 118 118 122 125 129 129 132

IX

Inhalt 1.2.3.3. Das Fehlen absoluter Sicherheit als Mittel zum Zweck? Funktionszuweisungen innerklösterlicher Heilsunsicherheit

141

1.3. Lieben, Streben, Leiden und Erleben als affektive und mit den Sinnen wahrgenommene Komponenten spätmittelalterlicher Nonnenfrömmigkeit

148

1.3.1. Elemente der B r a u t - u n d Erlebnismystik

149

1.3.1.1. Ausläufer der hochmittelalterlichen Braut- und Erlebnismystik

149

1.3.1.2. Mystische Gottessuche am Vorabend der R e f o r mation: Hendrik Herps ,Spiegel der Vollkommenheit'.

. .

154

1.3.1.2.1. Herkunft und Inhalt

154

1.3.1.2.2. Abwertung erlebnismystischer Phänomene

156

1.3.1.2.3. Der Vorrang der Liebe über den Verstand

159

1.3.2. Christologisch begründete Leidensmentalität: Die Freude am Leid

162

1.4. Die Implikationen des Keuschheitsgelübdes

168

1.4.1. Das monastische Jungfrauenideal

168

1.4.1.1. Kontinuität und Wandel in der historischen Entwicklung

168

1.4.1.2. Definition wahrer Jungfrauschaft in St. Katharina im 15. Jahrhundert

173

1.4.2. Die Nonne als sponsa Christi

176

1.4.2.1. Anleihen des Benediktionsritus bei zeitgenössischen Eheschließungszeremonien

176

1.4.2.2. Die Vergegenwärtigung der desponsatio: Auswirkungen auf die gelebte Christusbeziehung und Christologie

179

1.4.3. Vergleich der geistlichen mit der weltlichen Ehe

187

1.4.3.1. Evaluation und Pastoration der weltlichen Ehe in Nürnberger Predigten und Unterweisungen für Laien

187

1.4.3.2. Die Höherwertigkeit der geistlichen über die weltliche Ehe innerhalb der cura monialium

190

1.4.4. Eschatologische Konsequenzen: vom besonderen Lohn der Jungfrau

197

1.4.4.1. Der Platz der Jungfrauen in der himmlischen Ordnung

198

1.4.4.2. Die Exklusivität der ewigen Freude der Jungfrauen: Differenzierung zwischen allgemeiner Krone und besonderem Krönlei« (aureola)

(aurea) 201

1.4.5. V o m geistlichen Ehebruch: graduelle Unterschiede, Konsequenzen und Vermeidungstrategien

205

1.5. Mögliche Auswirkungen der klösterlichen Spiritualität und Frömmigkeit auf die Eigenwahrnehmung der Dominikanerinnen

210

X

2.

Inhalt

Die protestantische

Opposition

gegen den Klosterstand

in St. Katharina

. .

213

2.1. „Ja, du bisst auch bey dem hayl deiner seien schuldig, solch glübd zu verlassen, nit mynnder, dann ob du gelobt hettest, vatter und muter zu erwürgen". Lazarus Spenglers Brief,Contra vitam monasticanC an die Dominikanerin Barbara von Ploben: Historischer Hintergrund und Inhalt

216

2.2. „So sag ich öffentlich, das auß dem Closter geen kostlich vnd loblich vor Gott ist vnd darvon gelauffen ye er ye besser, vnd vil besser betteln gehen, dann in einem solchen standt bleyben." Der Sendbrief des protestantischen Predigers Johannes Schwanhäuser an die Priorin Veronika Bernhartin

219

2.2.2. Die Frage nach der Adressatin

221

2.2.3. Inhalt und historischer Hintergrund 2.3. Abhängigkeit Spenglers und Schwanhäusers von der theologischen Argumentation Luthers 3.

219

2.2.1. Zur Person Johannes Schwanhäusers

Illustration

des theologischen

Positionen

mit der protestantischen

Umbruchs:

Kontrastierung

224 227

altgläubiger

Argumentation

229

3.1. „Eyn weybs bild ist nicht geschaffen, jungfrau zu seyn, sondern kinder zu tragen" (Luther). Die fundamentale Neubewertung der Rolle der Frau 3.2. Die Unvereinbarkeit des monastischen Lebens mit der reformatorischen Rechtfertigungstheologie

229 234

3.3. Die Beschränkung der Offenbarungsquellen göttlichen Willens auf die Schrift

236

3.4. Die Abwertung der geistlichen Mutterschaft und des Klostergehorsams zugunsten der leiblichen Mutterschaft und individueller Entscheidungskompetenz

238

3.5. Utilitaristische Infragestellung der Existenzberechtigung altgläubiger Nonnen in einer protestantischen Stadtgemeinschaft

241

III. Praktische Folgen der n e u e n Lehre: Austritt oder Verbleib? 1.

Als aus hochgelobten oder renitente und die Folgen

2.

Reaktionen

„gesponsen

Nonnen

Christi"

weltliche

wurden: Der wachsende

245 Ehefrauen

Antiklerikalismus

des Religionsgesprächs

der Nonnen

auf die reformatorische

245 Verunsicherung

254

2.1. Quellenlage

254

2.2. Klosteraustritte

255

Inhalt

XI

2.2.1. Klosteraustritte aufgrund von Einflussnahme durch Familienmitglieder 255 2.2.2. Klosteraustritte aus religiöser Uberzeugung 259 2.2.3. Klosteraustritte aus persönlichen Motiven 263 2.2.4. Bei Klosteraustritten auftretende Probleme 267 2.3. Beharren auf der alten Lehre: Der Widerstand der verbleibenden Nonnen und das Ende des Klosters 270 2.3.1. Zahlenverhältnisse 270 2.3.2. „Wir aber haben vns ihrer durch Gottes hilff erwehrt!" Zeichen aktiven und passiven Widerstands 271 2.3.2.1. Heimliches Einschleusen neuer Schwestern 273 2.3.2.2. Wiederholte Hilferufe an den Kaiser 276 2.3.2.3. Fehlende Unterstützung seitens des Ordensverbands. . 278 2.3.3. Finanzieller R u i n 278 2.3.3.1. Steigende Abhängigkeit vom Rat in Geldangelegenheiten 279 2.3.3.2. Zunehmende Verschuldung 280 2.3.3.3. Wegfall der Einnahmen 282 2.3.3.4. Die Übernahme der Verwaltung und das Ende des Klosters 284 3.

Zusammenfassung

285

IV. St. Katharina in Nürnberg: ein typisches Klosterschicksal? Vergleich mit der Reformationsgeschichte der Konvente in Bamberg und Engelthal 1.

Zur Reformationsgeschichte

der Engelthaler Dominikanerinnen

1.1. Spezifische Ausgangssituation Engelthals: späte und unfreiwillige Klosterreform im Jahr 1513 1.2. Der Engelthaler Schwesternkonvent zwischen Beharrung und Anpassung während der reformatorischen Verunsicherung 1.2.1. Austrittsrate 1.2.2. Kampf für den Erhalt des Klosters 1.2.3. Spaltungen konfessioneller und personeller Art 1.2.4. Reformatorisch gesinnt und dennoch Klosterfrau auf Lebenszeit 1.3. Zusammenfassung 2.

Der Bamberger Dominikanerinnenkonvent

Zum Heiligen

289 289 289 292 293 294 295 296 299

Grab

in der Reformationszeit

300

2.1. Das Scheitern der frühreformatorischen Bewegung und der Fortbestand des Katholizismus in Bamberg

300

XII

Inhalt

2.2. Die Auswirkungen der Reformation auf das Heilig-Grab-Kloster. . . . 302 2.2.1. Plünderung im Bauernkrieg und im Markgräflerkrieg 304 2.2.2. Klosteraustritte 305 2.3. Zusammenfassung 309 3.

Evaluation verschiedener Einflussfaktoren auf das Verhalten der Frauen in den drei Konventen

310

3.1. Intensität und Zeitpunkt der Klosterreform 3.2. Weltliche Obrigkeit 3.3. Sozialisationsfaktor Familie

310 312 313

V . Schluss

315

Ergebnisse

315

Anhang I. Beschreibung des handschriftlichen Textkorpus (Unterweisungstexte aus der ehemaligen Klosterbibliothek in St. Katharina) II. Liste der im Kloster verbliebenen Schwestern III. Statistische Auswertung der Klosterrechnungen IV. Abbildung und Transkription der Professerklärung der Walltburg Wallthenn aus dem Jahr 1569

323 323 364 368

Bibliographische A b k ü r z u n g e n

373

Literaturverzeichnis Quellen Forschungsliteratur Literatur/Hilfsmittel aus dem Internet

376 376 386 409

Register Ortsregister Personenregister Sachregister

410 410 418 420

370

Vorbemerkungen zur Zitierweise Zitate aus Quellentexten werden durch normale Anführungszeichen kenntlich gemacht. Zitate innerhalb von Zitaten werden durch »...« gekennzeichnet. A m Buchstabenbestand der handschriftlichen Vorlagen wurde weitgehend festgehalten. V - und u-Schreibung wurden nicht normalisiert, allerdings konnten Schaft-s und s im heutigen Druckbild nicht unterschieden werden. U m der leichteren Lesbarkeit willen wurden diakritische Zeichen für Umlaute aufgelöst in heutige ö, ä, ü — Schreibung. Bei Zitaten aus edierten Quellen und Drucken wurden sie gemäß der Textvorlage übernommen. Die Schreibweise von Namen wurde normalisiert. Eigennamen wurden grundsätzlich mit einem Großbuchstaben begonnen. Falls in den Quellen aus nicht nachvollziehbaren Gründen Wörter mit Großbuchstaben begannen, wurden sie klein geschrieben. Eindeutige Kürzungszeichen in den Handschriften wurden aufgelöst, ohne dies zu vermerken. Heutige grammatikalische Angleichungen und fehlende, nicht durch Kürzungszeichen vermerkte Buchstaben wurden, wo für das Textverständnis geboten, in spitze Klammen < > gesetzt. Kommentare und Worterläuterungen 1 der Verfasserin stehen in eckigen Klammern [ ]. Sowohl bei der Transkription von handschriftlichen Texten als auch bei Zitaten aus Drucken wählte ich selbst die Interpunktion, die mir für das Textverständnis am vorteilhaftesten erschien. In den wenigen Fällen, in denen es mir grammatikalisch korrekter erschien, behielt ich mir vor, auch bei Zitaten aus Editionen die Interpunktion zu ändern. Der größte Teil der untersuchten Handschriften aus der ehemaligen Klosterbibliothek wird heute in der Nürnberger Stadtbibliothek unter der Signatur Cent. [...] archiviert. U m den Anmerkungsapparat nicht unnötig aufzublähen, wurde bei Cent.-Signaturen auf die Angabe des Bibliotheksortes (Stadtbibliothek Nürnberg) verzichtet.

1 Zur Klärung unbekannter frühneuhochdeutscher Vokabeln wurden folgende Wörterbücher benutzt: BAUFELD, Kleines frnhd. Wörterbuch; GÖTZE, Glossar; LEXER, Mhd. Handwörterbuch; DERS., Mhd. Taschenwörterbuch; KOLLER, Neuhochdeutscher Index sowie D W B bzw. 2 D W B .

Einleitung Als der N ü r n b e r g e r Bürger G e o r g Stromer (1380—1472) der N o n n e Klara Keiperin ("f" 1498), einer D o m i n i k a n e r i n des N ü r n b e r g e r Katharinenklosters, eine Sammelhandschrift vermachte, enthielt sein Stiftervermerk u. a. folgende Zeilen: „Got grwß Ewch ir lliben frawen vnd jwnckfrawen zartt. In trewen ich Euch main, wann mir kein klloster nye lliber ward, wann [als] ir seitt zw Santt Kattrein. Ir seitt des paradyses syssikeitt vnd die rotten rossen Hilgen [Lilien] in dem pllwendem taw noch [nach] wünsch gepilldett woll, Ewre herczen sind aller tugent foll. [...] Ich glleich Ewch der edelln pallssamen pllyd [Blüte] in dem gartten, do Ewr [auf euch] kristus wirtt wartten vnd die llib Kattrina vnd alle gotes heilligen vnd dye llib Santt Vrsswlla mytt iren xi Junckfraun zartt. So wirtt Ewch [fol. 122"] eerst [dann] der recht llon in dem pllwendem rossen garten in dem edelln paradis." 1

H i e r spiegelt sich die H o c h a c h t u n g , die das Katharinenkloster i m 15. J a h r h u n d e r t bei den N ü r n b e r g e r n genoss. Z u d e m enthält der Stiftervermerk das Bild eines hortus conclusus, des u m m a u e r t e n Gartens aus d e m canticum canticorum. In zeitgenössischen bildlichen Darstellungen findet hier, abgesondert v o m weltlichen Trubel, eine besonders innige B e g e g n u n g zwischen heiligen J u n g f r a u e n u n d Christus statt. Diese B e g e g n u n g stellt Stromer den N o n n e n als L o h n in Aussicht. T e x t e aus der N o n n e n u n t e r w e i s u n g beschreiben das Kloster selbst als irdischen Paradiesgarten. D i e Klostermauer w i r d als Schutzwall vor Z e r s t r e u u n g u n d schädlichen Einflüssen gedeutet, u n d den Bräuten Christi w e r d e n bereits i m H i e r u n d Jetzt intensive Christuserfahrungen versprochen. Ganz anders klingen Beurteilungen des Klosterwesens nach 1521 d u r c h reformatorisch gesinnte B ü r g e r oder v o n den Kanzeln protestantischer Prediger herab. D i e M a u e r n des Klosters w e r d e n i n n e r halb der protestantischen Klosterkritik schnell zu Gefängnismauern uminterpretiert. „ O der grossen / elenden / schweren Endchristlichen [antichristlichen] Babylonischen gefencknis!", so urteilte J o h a n n e s Schwanhäuser, der d e m Kloster v o m R a t aufoktroyierte Prediger, u m 1526 in e i n e m Brief an die N o n n e n über deren Cent. VII, 80, fol. 122'".

2

Einleitung

Lebensform. 2 In ihrer Klosterkirche verkündet er ihnen, dass „auß dem Closter geen köstlich und löblich vor Gott ist, und darvon gelauffen ye er ye besser, vnd vil besser betteln gehen, dann in einem solchen standt bleyben." U m der Ehre Gottes und der Seligkeit der Schwestern willen war der Konvent St. Katharina 1428 reformiert 3 und von den Nürnberger Dominikanern im Geist der Observanz geleitet worden. Knapp einhundert Jahre später argumentierten Klosterkritiker ebenfalls mit der Sorge um das Seelenheil der Nonnen, nun allerdings, um sie zur Auflösung ihrer Gelübde und zum Austritt aus dem Kloster zu bewegen. So schreibt der Nürnberger Ratsschreiber Lazarus Spengler an die Dominikanerin Barbara von Ploben: „Ja, du bisst auch bei dem hayl deiner seien schuldig, solch gelübd zu verlassen, nit mynnder, dann ob du gelobt hettest, vatter und muter zu erwürgen."

Gegenstand Den Gegenstand der Untersuchung bilden vier verschiedene Bereiche: I. Beleuchtet wird das Bedingungsgefiige von Klosterreform und späterem Widerstand gegen die Auflösung des Konvents während der Reformation. Neben der Darstellung der Gründe, der Initiatoren und des Verlaufs der Klosterreform ist von Interesse, welche inhaltliche Schwerpunktsetzung bei der R e f o r m des zweiten Ordens erfolgte und inwiefern diese ausschlaggebend für den späteren Widerstand der Schwestern gegen die Klosterauflösung war. II. Den umfassendsten Aspekt des Vorhabens bildet die Darstellung des theologischen Umbruchs in der Beurteilung des weiblichen Religiosentums durch die lutherische Reformation. Fundamentale Unterschiede zwischen vorreformatorischen und neugläubigen Standpunkten lassen sich unter anderem in der Frage

2

V g l . SCHWANHÄUSER, E i n Christenliche kurtze undterrichtung, S. 6, Z . 3 0 - 3 6 .

Schwan-

häuser kritisiert insbesondere das Gehorsamsgelübde, weil es den O b e r e n des Klosters e r m ö g l i c h t , die Gewissen der Schwestern durch veränderte und neue R e g e l n gefangen zu n e h m e n . E r spielt in seinem A u s r u f a u f Luthers ,De captivitate votis monasticis

Martini

Lutheri

Iudkium'

Babylonica

ecclesiae' an. Dieser hatte seine Schrift

,De

an alle die gerichtet, „die im eisernen O f e n Ägyptens

(5. M o s e 4 , 2 0 ) u n d in der h e i ß e n , feurigen Glut Babylons, das ist, unter der T y r a n n e i ihres G e wissens und ihrer S ü n d e gequält w e r d e n " (zitiert nach LUTHF.R, Freiheit und Lebensgestaltung, S. 8 3 ) . L u t h e r spricht also v o n d e m B a b y l o n i s c h e n Gefängnis des Gewissens, das sich an ein G e l ü b d e g e b u n d e n fühlt. V o n Gefangenschaft hinter Klostermauern zu reden, war w ä h r e n d der R e f o r m a t i o n gängige Praxis: D e r ehemalige B a m b e r g e r H o f m e i s t e r J o h a n n v o n S c h w a r z e n b e r g b e z e i c h n e t e die Klosterflucht seiner T o c h t e r aus d e m B a m b e r g e r D o m i n i k a n e r i n n e n k o n v e n t als eine B e f r e i u n g aus der „tirannischen teuflischen M ü n c h i s c h e n g e f e n c k n i s " (SCHWARZENBERG, Sendtbrieff, fol. 106 r ). W i e der N ü r n b e r g e r R a t s s c h r e i b e r Lazarus Spengler k o m m e n t i e r t , hat sich seine Schwester, die B a m b e r g e r D o m i n i k a n e r i n Ursula Spengler (1489—1550), „aus gottlicher gnad und erleuchtung v o n solcher fangknus erledigt" (Lazarus Spenglers >Familienbüchlein in dieser zeit g e h a b e n [fbl. 175 v ] m a g . "

Es sei noch einmal in Erinnerung gerufen, dass Mardach erlebnismystische Phänomene nicht generell verdammt. Er spricht ihnen lediglich ihren Symbolcharakter für wahren Glauben und Frömmigkeit ab: Von mystischen Erlebnissen allein könne nicht auf die Qualität der Frömmigkeit eines Menschen geschlossen werden. W e n n es ein äußeres Zeichen wahrer Andacht gibt, so sind es für Mardach die Gelassenheit und Demut des bzw. der Frommen angesichts leidvoller Erfahrungen. W i e Eberhard Mardach betont auch der Chronist der Ordensreform, Johannes Meyer, es sei schwer zu urteilen, ob erlebnismystische Phänomene göttlichen Ursprungs oder teuflische Täuschungen seien, und stellt daher einen Katalog von sieben Zeichen zusammen, die Aufschluss darüber geben sollen, „ob ains guten menschen hailigkait gerecht sy und sin gesicht und Visionen warhafFtig" 72 . An erster Stelle führt Meyer an, man möge prüfen, ob die Person, die eine Erscheinung hatte, demütig sei. Ihre Demut erkenne man u. a. daran, ob sie sich unter dem Gehorsam und der Zucht eines erfahrenen, tugendreichen geistlichen Vaters befinde, der sich in der heiligen Kirche bewährt hat 71 . In Johannes Niders ,Formicarius einem nicht an Nonnen, sondern an männliche Ordensgeistliche — also potentielle Nonnenseelsorger — gerichteten, fingierten Lehrgespräch zwischen einem Theologus und seinem Schüler Piger, warnt Nider vor ekstatischen Phänomenen bei Frauen und argumentiert in dieselbe Richtung wie Meyer: Frauen überragten Männer zwar, was die Intensität ihrer Kontemplation und ihres Glaubenslebens angehe, liefen ohne die Leitung durch das männliche Geschlecht aber permanent Gefahr, auf die Täuschungen des Teufels hereinzufallen. 74 Für Reformtheologen wie Nider und Meyer stellt der gemeinsame Umgang von Schwester und Beichtvater mit erlebnismystischen Phänomenen einen wichtigen Punkt innerhalb der cum monialium dar. Nur im Gespräch mit einem erfahrenen Theologen lassen sich mystische Erlebnisse einzelner Frauen ohne Gefahr für die Seele der Visionärin und für den Konventsfrieden in das gemeinsame Leben des Klosters integrieren. Das mystische Erleben einer Margareta von Kenzingen wird daher sowohl von 72 MEYER, R e f o r m a d o I, II und III, S. 5 9 - 6 1 . Meyers ,Buch der Reformado Predigerordens' lag auch in St. Katharina vor, wahrscheinlich sogar in zweifacher Ausfuhrung; vgl. die Einträge im mittelalterlichen Bibliothekskatalog, RUF, M B K III, 3, S. 6 3 3 : „ X X I X : Item mer ein kleins puchlein, helt auch, wie / etlich closter reformirt sind w o r d e n " und S. 6 3 3 : „ X X I : Item ein puch; wie etlich closter sint reformirt worden, und die nomen der meister des ordens und provincial." B e i zuletzt genanntem Band handelt es sich um M ü n c h e n , B S B , C g m 8 0 8 1 (s. Besitzvermerk fol. 10"). 73 74

MEYER, R e f o r m a d o I, II und III, S. 59. NIDER, Formicarius lib. II, cap. 2 und lib. III, cap. 8.

36

I. Observanzbewegung

und lutherische Reformation in Nürnberg

Meyer als auch von Nider positiv bewertet 7 5 , denn zum einen zögerte sie nicht, ihre Entrückungen einem Beichtvater anzuvertrauen, und zum anderen hatte sie im Gegensatz zum Verhalten ihrer Tochter — welche Nider zum Negativbeispiel einer auf menschlichen R u h m bedachten Mystikerin stilisiert - nie die Absicht, mit ihren Entrückungen Aufmerksamkeit zu erregen. Ein weiterer Aspekt ihrer Vita garantiert bei Meyer für die Echtheit ihrer Gnadenerlebnisse und erinnert dabei an die Argumentation Eberhard Mardachs: In vorbildlicher Art und Weise habe Margareta von Kenzingen die unsäglichen Schmerzen einer schweren Krankheit in Demut und im Gedenken an das Leiden Christi ohne Auflehnung, Klagen und Selbstmitleid ertragen. Mit dieser Schilderung rundet Meyer das Bild dieser mystisch begnadeten Frau ab, die ihr Leben zunächst als Schwester in Unterlinden und danach bei der Reformierung des Basler Steinenklosters völlig in den Dienst der Ordensreform gestellt hatte. Außer ihr gibt es noch einige wenige andere „Mystikerinnen der R e f o r m " 7'\ deren mystisches Erleben innerhalb der literarischen Uberlieferung nicht ausschließlich mit ihrer Frömmigkeit, sondern auch mit ihrem reformerischen Engagement in Zusammenhang gebracht wird. Nach W I L L I A M S - K R A P P gab es im Hinblick auf die Nonnenunterweisung zwei Möglichkeiten des Umgangs mit mystischen Phänomenen und mystischer bzw. mystagogischer Literatur: „Mystische Frömmigkeit konnte entweder als Irrweg ausgegrenzt oder in das Reformwerk eingebunden, domestiziert und gegebenenfalls instrumentalisiert werden." 7 7 Von einer völligen Ausgrenzung erlebnismystischer Erscheinungen aus reformierten Frauenklöstern ist folglich nicht auszugehen, wenngleich uns aus dem 15. Jahrhundert kaum mystische Dokumente aus der Feder von Frauen vorliegen. ™ Auch in St. Katharina schien das Bedürfnis nach mystischer Literatur relativ groß und der Umgang mit ihr nicht verboten worden zu sein, wie die Menge an mystischer Literatur vermuten lässt, welche nach der R e f o r m dort kopiert wurde. 7 9

71 Die Gegenüberstellung der Margareta von Kenzingen als positives Beispiel einer mystisch begabten Reformnonne mit ihrer Tochter Magdalena von Freiburg entnehme ich WILLAMSKEAPP, „Dise ding", S. 66 f. und DERS., Frauenmystik und Ordensreform, S. 306 f. 76 WILLIAMS-KRAPP nennt noch die Klarissin Ursula Haider (1413—1498) und die schwäbische Mystikerin Elsbeth Achler von Reute (1386-1429); WILLIAMS-KRAPP, Frauenmystik und

Ordensreform, S. 3 0 8 - 3 1 2 . 77 78

A.a.O., S. 312. Eine Ausnahme bilden die Offenbarungen der Katharina Tucher (J- 1448), vgl. WILLIAMS/

WILLIAMS-KRAPP, O f f e n b a r u n g e n . 7 ' ; vgl. WILLING, Literatur, S. 258 f.: Zwischen Ordensreform und 1455/57 entstand der Band E . X X I I I im Skriptorium, welcher Predigten Meister Eckharts und Johannes Taulers enthielt, die das Kloster vor der Reform noch nicht besessen hatte. Nach 1455/57 entstanden Abschriften mehrerer frauenmystischer Werke des 14. Jahrhunderts, wie die Offenbarungen der Brigitta von Schweden oder der Elisabeth von Schönau, Teile einer deutschen Ubersetzung des, Liber specialis' der Mechthild von Hackeborn, sowie Abschriften deutscher Schwesternbücher. Ebenfalls nach 1455/57 liegen Abschriften v/eiterer Predigten Taulers und Meister Eckharts vor sowie Auszüge aus dem ,Paradisus animae intelligentis', der Werke Heinrich Seuses und einer deutschen Ubersetzung der ,Epistola ad fratres de monte Dei' Wilhelms von Thierry vor.

i.

Observanz

und Widerstand

angesichts drohender

37

Klosterauflösung

Dass die Beschäftigung mit subtilia innerhalb der lectio privata zwar nicht unterbunden werden konnte, aber im Allgemeinen nicht allzu gern gesehen wurde, wird aus dem Prolog einer Beichtanweisung für Jungfrauen und W i t w e n gegen Ende des 15. Jahrhunderts deutlich: „ S o k u n n e n [einf: Frauen] auß p u c h e r n n i c h t sunde e r k e n n e n vnd o b sy halt vil lesen vnachtsamiglich ader vnauffmercklich, vergessenlich. E t l i c h lesen gern h o h e materie, die sy nit versten v n d fragen nit. D i e lerer l o b e n nit h o c h verdeuczte p u c h e r , sunder was v o n b e i c h t e n , v o n tugenden v n d v o n [fol. 134 v ] v o n [sie] Sunden v n d v o n cristenlichen siten, v o n andacht, psalter v n d gepeth vnd der gleichen, die sein loblich v n d g u e t . "

80

Im privaten B e r e i c h schien eine Selektion des Lesestoffs nach reformkonformen Kriterien folglich ein unmögliches Unterfangen. Gilt dies auch fiir die Auswahl des Lesestoffs der lectio communis? Antje

WILLINGS

Analyse der dritten Überarbeitung

des Tischlesekatalogs von 1455/57 ergab, dass neben Legenden- und Predigtliteratur sowie katechetischem Schrifttum auch mystische Literatur im R e f e n t e r gelesen wurde. 8 1 B e i der Auswahl des Lesestoffs der lectio communis scheint man nach

WILLING

„einen K o m p r o m i ß angestrebt zu haben: einen Ausgleich zwi-

schen den Vorgaben und W ü n s c h e n der R e f o r m t h e o l o g e n , vor allem für Laien unbedenkliche Literatur zu lesen, und den Bedürfnissen der Konventsangehörigen nach mystischer Literatur" 82. Ein bewusster Kanalisierungsprozess mystischer Literatur sollte also dazu beitragen, die Konzentration von der B e g e g n u n g der einzelnen Seele mit G o t t weg auf die gemeinsamen Aufgaben des Konvents hin zu lenken. In der nach der Klosterreform kopierten Unterweisungsliteratur blieb die M ö g l i c h k e i t zu besonderen Gebetsleistungen und individueller Andacht zwar *" Cent. VI, 84, fol. 1 3 4 ' - 1 3 4 v . Vgl. die ähnliche Tendenz in Cent. V I , 9 8 , fol. 8 6 " : „hübsche vnd höhe dinge scholt ir nit vast begeren cze wissn oder ze versten, sunder en- [fol. 86 v ] phelht vnd verlast dy selbn den hochvertigen vnd übermütigen werntlichen m e n s c h e n . " 81

WILLING, Literatur, S. 6 3 - 6 7 , w i d e r l e g t d a m i t HASEBRINK, T i s c h l e s u n g , w o ein

Zurücktre-

ten mystischer zugunsten legendarischer Literatur bei der Tischlesung konstatiert wurde. 82 WILLING, Literatur, S. 2 5 9 . Innerhalb ihrer thematischen Untersuchung ausgewählter, im Tischlesekatalog verzeichneter deutscher Abendmahlsschriften dokumentiert WILLING, dass es sich bei den D o k u m e n t e n um eine bewusste Auswahl mystischer Abendmahlsliteratur nicht spekulativen Charakters handelt, und weist eine Entwicklungstendenz innerhalb der spätmittelalterlichen eucharistischen Literatur des Konvents auf, für die eine Z u n a h m e an theologischer Unterweisung und praktischer Anleitung im Sinne einer seelsorgerlichen Begleitung der N o n n e n bei der G e staltung ihres spirituellen und moralischen Lebens charakteristisch ist. Die mystischen Lehren in Taulers Fronleichnamspredigten lassen sich nach WILLING in den Kontext der Reformtheologie integrieren, weil sie die spekulative T h e o l o g i e Eckharts in eine mystische Lebenslehre überführen und bei Tauler — im Gegensatz zu Eckhart — mit seelsorgerlicher Anleitung verbunden sind. D i e Tendenz zu Unterweisung und praktischer Anleitung mystischer Lehre werde in Marquard von Lindaus ,Audi filia et vide' noch evidenter. Theologische Unterweisung, praktische Anleitung und mystische Lehre stünden dort gleichberechtigt nebeneinander. In den in St. Katharina um 1430 gehaltenen Abendmahlspredigten des Gerhard Comitis tritt das frömmigkeitstheologische Programm der Ordensreform nach WILLING am stärksten zu Tage. Seine vereinfachte und reduzierte Darstellung der wichtigsten Glaubenssätze über das Abendmahl gehe einher mit einer Distanzierung vom spekulativ-mystischen Verständnis des Kommuniongeschehens.

38

I. Observanzbewegung

und lutherische Reformation

in Nürnberg

bestehen, 8 3 die Prioritäten allerdings wurden neu gesetzt: Individuelles Gebet und private Andacht sollten so stattfinden, „das gemainer nucz da mit nicht werd versawmt oder gemynnert", denn „wye wol besunder andacht guet ist, so ist doch für ze seczen gemaine andacht." 8 4 Im selben T e n o r mahnt ein anderer Autor in einer Enzyklopädie zu praktischen Fragen des Klosterwesens für Nonnen: „Nempt euch nihts besunders für [vor], das ir nyt schuldig seit, wann ir habt mit dem schuldigen leiplich vnd gaistleich genung zu schickent." 8 5 Für individuelle Andacht, die seiner Ansicht nach am besten aus einer Passionsbetrachtung bestehen sollte, gesteht dieser Seelsorger den Nonnen aufgrund der verpflichtenden Arbeit im Chor und den handwerklichen Tätigkeiten im Konvent lediglich die Zeit des Silentiums nach der Komplet oder Mette zu. 8 6 In einem seiner Briefe gibt er den ihm anvertrauten Nonnen ebenfalls den R a t , alle anderen Dinge zu unterlassen außer denen, die der Orden vorschreibt. 87 Ganz pragmatisch rät er davon ab, sich in der Meditation zu sehr und zu lange der Tränengabe zu erfreuen, denn „daz ist dem haubt schad" 8 8 . Auch dieser Autor kennt positive Aspekte der inneren Einkehr, warnt aber wie Eberhard Mardach davor, aus Phänomenen wie der Tränengabe Heilsgewissheit abzuleiten. Diese könne allein aus dem R e g e l gehorsam erwachsen: „ W a n n wie w o l daz ist, daz ain yniger ainker gut ist an in selbs, so ist er doch nyt als güt daz sein genünck sey ze d e m ewigen leben on die halttung der gelubt vnd der pfesse [Profess]. A b e r die gelubt vnd die pfesse vnd dein gepot hallten, dez selben allein mag g e n u n c k sein zu d e m ewigen leben, ob man halt den einker nyt [fol. 70 v ] haben m o c h t . V n d darumb solch ein keren vnd solch andacht vnd genade on haltung der gebött vnd der pfess, daz ist nit von got vnd ist auch nyt g e r e c h t . "

Georg Falder-Pistoris, ein erfahrener Nonnenseelsorger und der Nachfolger Johannes Niders im Amt als Nürnberger Prior, 8 '' bezeichnet von der N o r m abweichendes, übertriebenes Wachen, Fasten und Askese als geistliche Hoffart und bezichtigt diejenigen, die solches praktizieren, eines „verporgen geswollen gemüts", weil sie sich den anderen präsentierten, als vollbrächten sie etwas, wozu diese nicht in der Lage seien, selbst aber dabei meist ihre eigenen Pflichten versäumten. 911 Die Aufgaben und Regeln zu erfüllen, die der Gesamtheit des K o n 83

Vgl. Kap. II. 1.3.

So in einer Anweisung für Klosterfrauen des Nikolaus von Dinkelsbühl, Cent. VI, 58, fol. 244". Nikolaus von Dinkelsbühl war als Weltpriester der Wiener Schule treibende Kraft und Initiator der Melker Reform. Die ihm zugeschriebenen deutschen T e x t e scheinen alle von einem Redaktor bearbeitet zu sein. Sein W e r k gilt als das am breitesten übersetzte und überlieferte CEvre eines Autors der Wiener Schule. Vgl. die Artikel im Verfasserlexikon: MADRE, Nikolaus von Dinkelsbühl, und HOHMANN, Redaktor. 85 Cent. VI, 46 d , fol 68'. Zu Autor und W e r k vgl. Kap. II. 1 . 1 . 2 . 84

86 87 88 89 90

A.a.O., fol. 44 v . Cent. VI, 46 d , fol. 112*. A.a.O., fol. 69 v . Zu Falder-Pistoris vgl. Kap. II. 1 . 1 . 1 . Cent. VI, 431, fol. 7 6 " .

1. Observanz und Widerstand angesichts drohender Klosterauflösung

39

vents aufgetragen sind, u n d der individuelle Beitrag z u m Erhalt der Einheit u n d des Friedens u n t e r d e n Schwestern bildeten seit der E i n f u h r u n g der R e f o r m die R i c h t s c h n u r , an w e l c h e r sich das Verhalten einer j e d e n N o n n e zu orientieren hatte, w a r sie n u n mit besonderen G a b e n gesegnet o d e r w a r sie es nicht. 9 1 D i e individuelle Beschäftigung mit biblischen Stoffen u n d anderer Literatur, privates Gebet, persönliche K o n t e m p l a t i o n u n d asketische Leistungen, sie alle mussten den gemeinsamen sakralen u n d h a n d w e r k l i c h e n Aufgaben u n t e r g e o r d n e t w e r d e n .

1.3.2. Die Rückbesinnung Klosterwesens

auf das Gebet als das Proprium des weiblichen

Als eigentliche Aufgabe der F r a u e n k o n v e n t e innerhalb des D o m i n i k a n e r o r d e n s galt seit j e h e r das Gebet, w o h i n g e g e n der männliche O r d e n s z w e i g eine explizite Ausrichtung auf das S t u d i u m z u m Z w e c k der Predigt u n d Seelsorge erfuhr. 9 2 Bereits in den Briefen des Nachfolgers des D o m i n i k u s als Generalmagister, J o r d a n v o n Sachsen, findet sich diese geschlechtsspezifische Arbeitstrennung innerhalb

Vgl. die Enzyklopädie zu praktischen Fragen des Klosterlebens, C e n t . VI, 46 d , fol. 71—72': „Vnd dar v m b so solt ir wißen: Alles daz, daz man ausser aygem willen oder andacht tut, ez sey [fol. 71 v ] leipleich oder geistlich arbeit oder vbung, inner oder außer, oder wie gut vnd wie nucz ez den den menschen dunck, wie gut vnd wie heilige ez geschacz wirt vnd gesehen v o n der werlt vnd vor den leüten, daz ist alzamt nyhtz vor got vnd ist auch got ie nit genem noch danckper, w e n n daz ist, daz m a n da mit versawmpt vnd vnter wegen lat der ding, die m a n v o n ordens w e g e n vnd gehorsam schuldig ist ze tünt, vnd daz ir daz noch paß [besser] clerleichen verstandent, so merkt: W e r ein geistleich person, daz die die toten erkuckt [neu belebt] vnd die plinden gesehend macht vnd der lamen gerecht [gehend?] vnd der außseczel [die Aussätzigen] gesunt vnd die stumen redend vnd dez geleich noch vil mer, vnd daz die selben personen alle tag vasten mit vasten [sie; Fastenspeise] vnd mit prot vntz in den tod, vnd trüg dar zu an ploßer haut ain pantzer für ein h e m d vnd ging on vnterlaß parfuß swmer vnd winter, vnd leg ewigleich auff erden o n allez stro vnd on alle pettbat [ohne Betttuch], vnd pettet all nacht vor metten ain ganezen salter [fol. 72'] vnd dar zu tausent pater noster vnd ave maria auf ploßen knyen vnd leg dar nach piß auf den myten tag [Mittag] in ainem bescheuleichen zug vnd jubel vnd andacht nach ir m a y n u n g [...], sehent ir, daz alez wie vil gutz der selb person tet, ja ob sie alle tag w u r d e gezogen in den dritten himel [...] vnd ließ sich brennen durch gotz willen, alß die ketzer tunt, ez ist alz sampt nichtz vnd ist ain betrugnuß vnd ain gestifte an g e n u m e n andach vnd heiligkait, ob [wenn] daz ist, daz der selb person pey aller der vorgenanten v b u n g vnd arbeit vnd andacht nyt liebe nach [noch] m y n n e hat zu ainem gemeynen closter leben vnd daz nit fordert nach irem vermugen vnd auch sie selber nyt halt alz vil alz an ir ist vnd stat, vnd darzu die ander ding, die man von ordens wegen schuldig ist ze halltent." U m des Konventsfriedens willen hält auch der Kartäuser Erhard G r o ß die Leserinnen seines für St. Katharina geschriebenen , Nonnenwerks' an, das Verhältnis von individueller u n d gemeiner Andacht neu zu definieren: „ D a n n was ein mensch in allein dut, des verwunderen sich die andern alle. D a r v m b soltu nicht treg sein zu dem, das der gemein nücz ist vnd bereit zü deinem f r u m m e n [Vorteil, Nutzen], sunder was du schuldig pist der gemein. Was dann über ist, das mach deiner sei czü nucz." Cent. VII, 81, fol. 31'. 92 Vgl. den Prolog zu den Konstitutionen: „ c u m ordo noster specialiter ob praedicationem et animarum salutem ab initio noscatur institutus foisse, et Studium nostrum ad hoc principaliter ardenterque s u m m o opere debeat intendere, ut p r o x i m o r u m animabus possimus utiles esse." THOMAS, D e oudste constituties, S. 311.

I. Observanzbewegung

40

und lutherische Reformation

in Nürnberg

des Ordens. 9 3 Der R u f der Gelehrsamkeit reformierter dominikanischer Männerkonvente brachte im 15. Jahrhundert so manchen Landesherren dazu, die Klosterreform in seinem Herrschaftsgebiet zu unterstützen, da er hoffte, mit diesem Schritt einen Grundstein fiir ein geistiges Zentrum zu legen. 94 Auch Nonnen wurden mit der Reform expressis verbis wieder an ihre ursprüngliche Bestimmung erinnert, wie die ersten Nonnen in Schönensteinbach, die angewiesen wurden, geistlich zu leben und für das W o h l ihrer Herrscher zu beten. 9 5 Mit der Aufgabe des Chorgebets wurde den Frauen eine priesterliche Funktion zugesprochen.'"' Dementsprechend großen R a u m nehmen die Ermahnungen in der Nürnberger Nonnenunterweisung ein, die das Chorgebet'" betreffen. Ihm ist jegliches andere fromme Werk unterzuordnen: „ W e n n der c o n v e n t ze kor ist vnd das gotleich ampt vnd die sie syben zeit beget oder w o der convent bey ein ander is an gemeyner arbeit oder an g e m a y n e m werk, es sey in dem Capitel hawß oder anderswo oder ze refender [im R e f e k t o r i u m ] , so solt ir auch da sein pey der gemeind vnd dem c o n v e n t helfen, daz gemain werk vnd arbeit Volbringen vnd solt auch [wohl: euch] do von nyt Stelen n o c h absentiren durch ewren sunder andacht willen, wann das gemein gut ist zu schätzen vnd zu halten [fol. 74 r ] für daz besunder, alz Sant Paulus vnd Sant Augustinus sprechent vnd maynent. V n d dar v m b so wissent vnd merkent, ob daz wer, daz ir in der weil vnd stund, so man preym oder ain andren kurcze zeit singt, ainen ganczen

salter gepeten m o c h t e n t oder x vigilg m o r t u o r u m [Totenämter] oder ze x mallen syben salm oder des geleich oder vil ander guter besunder pet tunt oder vnßers herren leyden mit ein ander in innikait mit g r o ß e m ein gekertem adacht bedenket vnd betrachtet, ez w e r nyt g e n u n c k noch gerecht vnd got het es nit vergut von euch. W a r u m b ? D a seit ir schuldig dem C o n v e n t ze helfent daz gemain gut ze volbringent, daz ist die preim vnde die ander zeit in dem tag vnd in der nacht mit dem c o n v e n t ze singent." ',a

Als ausschlaggebend wird erachtet, dass der Konvent als gesamter das Chorgebet richtig, d. h. formal korrekt, und streng nach der in den Chorbüchern vorgeschriebenen Reihenfolge vollzieht. 99 Nicht auf die klangliche Ästhetik komme es an, sondern auf die innere Andacht und ungeteilte Aufmerksamkeit jeder einzelnen

93 So LÖTHER, Grenzen, S. 238: „den predigenden und wandernden Mönchen stehen die Nonnen, die in strenger Klausur leben und für die Mönche beten, komplementär gegenüber." Zum Briefwechsel zwischen Jordan von Sachsen und Diana von Andalo, in welchem die Z u schreibung von Gebet und Predigt ebenfalls geschlechtsspezifisch erfolgt, s. LÖTHER/TRAMSEN, Jordan von Sachsen. 94

V g l . HILLENBRAND, O b s e r v a n t e n b e w e g u n g , S. 2 4 2 .

95

S. a.a.O., S. 254.

S B B - P K Ms. Germ. oct. 467, fol. 205 r : „Es ist furbas zu merckn das von des weils wegen [aufgrund des Schleiers] so wirt dye spons Christi genant ein priesterin, gleycher weis als der priester ein priester vmb der chron [Tonsur] willen. Darumb als der priester ist ein gmain dyener der Christenheit, also ist auch dye gweilt [beschleierte] closterperson, vnd als der priester schuldig ist zu der tagzeit, also ist a u c h dye priesterin Cristi phlichtig zu der tagzeit." 97 Zur Bedeutung des Chorgebets in den beiden Nürnberger Frauenkonventen vgl. auch SEEGETS, Leben und Streben. 98

Cent. VI, 46 d , fol. 73"-74 r ; vgl. die gesamte Passage fol. 6 8 ' - 7 5 r .

99

Zum Folgenden vgl. a.a.O., fol. 54—64".

1. Observanz

und Widerstand

angesichts drohender

Klosterauflösung

41

Schwester. 1110 Deutlich spricht aus den D o k u m e n t e n die Angst einzelner N o n nen, sich während des Stundengebets zu versündigen, w e n n sie den lateinischen Text nicht verstehen. 101 Der Seelsorger besänftigt sie: „ W e r von gepresten [aus Mangel] der kunst nyt verstet, daz er list oder hört lessen, das ist im kein sund, w e n n daz ist, daz er sust dar auff merkt vnd seine fleiß dar zu tut vnd mit andacht dar auf losent [horcht]." 102 Nicht nur im Hinblick auf Textvorgabe und Reihenfolge sind die Stundenbücher verbindlich, auch die Notation muss peinlich genau befolgt werden, bietet doch gerade der Gesang im C h o r die Möglichkeit für einen teuflischen Einfall von Hoffart. 1 , 0 Als sträflich gilt, „so man die stim pricht mit discantiren vnd mit quart vnd mit octave, daz es wol don [töne] vnd daz man gehört werd; oder ob ez nymant fremder gehören mag, so hört man ez von im selbs gern vnd dicz ist ein vppikeit [Ubermut, Leichtfertigkeit]" (fol. 61 r ), sowie die Vermehrung oder Verminderung von N o t e n oder übertrieben hoher und lauter Gesang. „Alß ez in ewren puchern stat", ermahnt der Geistliche die N o n n e n zu singen, „daz hört got vnd die engel gern vnd tut euch auch nit we, ir seit den sust krank" (fol 61 v ). Versäumt eine Schwester aus triftigem Grund eine Höre, so muss sie diese nachholen: „Welcher aber an sach [ohne Grund] vnd an not mit wissen vnd mit fursacz ain zeit versaumpt vnd nihcz dafür tut zu widergelt, der selb sundet totlich vnd j e mer er versaumpt, j e mer er sundet. Ist aber daz er einer zeit vergißet, so ist es nyt tod sund" (fol. 56').

W e d e r vorheriges Aderlassen noch „der frawen krankheit" [die Menstruationsblutung] oder eine andere leichte Krankheit kann die C h o r n o n n e n von ihrer täglich mehrstündigen Pflicht des Chorgebets entbinden. 1 0 4 Ihr Gebet für die Welt, 1 0 5 ihr Eintreten für die Belange der Stadtbevölkerung

1011 A.a.O., fol. 55v: „Spricht aber yeman: »Ich kan nit wol singen« oder »ich vermag aber nyt wol« oder »Ich han eine böße grobe stym, dar vmb sing ich dester miner [weniger]«, wer sich also entschuldigen wil, daz ist nyt genunck. Wann er sol singen alz vil er kann vnd mag, ongeverd mit guten fleiß vnd andacht, daz ist genunck." 101 Während im 13. und 14. Jahrhundert den Novizinnen wahrscheinlich noch Lateinkenntnisse vermittelt worden waren, liefern die Quellen im 15. Jahrhundert keine Anhaltspunkte dafür, dass jede Schwester im Lateinischen unterwiesen worden wäre. Im Unterricht der Novizinnen wurde allerdings Wert darauf gelegt, dass die Chorschwestern die für das Officium Divinum notwendigen Texte fehlerfrei lateinisch lesen konnten. Nicht alle Schwestern schienen über die zur Ubersetzung notwendigen gammatikalischen Kenntnisse und den Wortschatz zu verfügen. Es ist also davon auszugehen, dass verschiedene Chornonnen eines Konvents unterschiedlich versiert im Umgang mit dem Lateinischen waren. Schwestern mit Kenntnissen, die über die Inhalte des Stundengebets hinausgingen, scheinen im 15. Jahrhundert eher die Ausnahme gewesen zu sein. Vgl. E H R E N S C H W E N D T N E R , Bildung, S. 119-148. 102

Cent. VI, 46d, fol 54', vgl. auch fol. 62" und fol. 68". Eindringliche Ermahnung mit zahlreichen Negativexempeln von Georg Falder-Pistoris, s. Cent. VI, 4 3 \ fol. 59"-61 v . "I4 Vgl. Cent. VI, 46d, fol. 57 v -59 v . 105 Ein anonymer Autor einer Belehrung über die Jungfräulichkeit zählt das Weinen um die Sünden der Welt und um die verlorenen Seelen zu den Aufgaben, die von Nonnen erfüllt werden müssen. Vgl. Cent. VI, 43', fol. 258'. 103

42

I. Observanzbewegung

und lutherische Reformation in Nürnberg

vor G o t t sowie das Vertrauen auf die besondere W i r k k r a f t der Gebete regeltreu lebender Frauen veranlasste viele N ü r n b e r g e r zu Stiftungen f ü r das Kloster als V o r - u n d Gegenleistung f ü r den Gebetsdienst an L e b e n d e n u n d T o t e n . G e o r g Falder-Pistoris, der in St. Katharina das R e f o r m w e r k Niders fortführte, illustriert den Schwestern mit Hilfe m e h r e r e r E x e m p e l aus d e m , Leben der Brüder des Predigerordens', w i e wirksam das G e b e t geistlicher Gemeinschaften f ü r die T i l g u n g zeitlicher Sündenstrafen Verstorbener ist, u n d e r m a h n t sie, dass besonders sie, als zur Fürbitte b e r u f e n e r Personenkreis, g r o ß e Schuld auf sich laden, w e n n sie diese Aufgabe versäumen.

Ahnlich m a h n t der Verfasser der Enzyklopädie zu prak-

tischen Fragen des Klosterlebens: „ A u c h sult ir e w c h sunderleich da vor h ü t e n , daz ir kain vilig [sie; vigilium] m o r t u o r u m aussen lat oder versawmpt, des ir v o n ordens w e g e n schwldig seit, w a n n daz w e r auch den seilen ze mal schedleich" "'7. D i e G e b e t s v e r p f l i c h t u n g e n der S c h w e s t e r n in St. Katharina seit der R e f o r m w a r e n immens. Sie sind d u r c h das erhaltene N e k r o l o g i u m l m u n d Jahrtagbuch 1119 rekonstruierbar. N e b e n Schwestern, Beichtvätern, Kaplänen u n d Autoritäten des D o m i n i k a n e r o r d e n s sind i m T o t e n k a l e n d e r W o h l t ä t e r u n d W o h l t ä t e r i n n e n des Klosters sowie Stifter u n d Stifterinnen verzeichnet, deren N a m e n am jeweiligen Jahrtag innerhalb einer der H ö r e n verlesen w u r d e n . D e m A m t der Sängerin k a m es zu, über die zu leistenden Gebetspflichten B u c h zu f ü h r e n u n d ihre E r f ü l l u n g zu gewährleisten. "" D i e Aufgabe der Fürbitte i m R a h m e n des C h o r g e b e t s stellte f ü r die N o n n e n s o w o h l ein Vorrecht als auch eine Verpflichtung dar, wie dies ein a n o n y m überlieferter R e i m v e r s aus einer Sammelhandschrift der Klosterbiblio t h e k z u m Ausdruck bringt: „ C l o s t e r l e ü t u n d die werltliche priesterschaft, Sy h a b e n klein o d e r grosse m a c h t , Sye niessen das almusen all geleich, D a z d o hat g e g e b e n der arm u n d der reich. V n d der aller s ü n d L a d e n sy vff sich zu aller stund. D a r u m b süllen sye f ü r [vor] got treten V n d f ü r sich v n d a n d e r leüt p e t e n , V n d die g n a d v o n got e r w e r b e n , Das sy icht ü b e l w e r d e n sterben. A n d e r s sy w e r d e n d e m teüffel zu teyl Vyl tieffer d e n d e r ley. E i n ieder an i m selbs zu tragen hat,

Vgl. Cent. VI, 43", fol. 1 3 7 M 3 8 " . Ähnliche Exempel sind enthalten in Cent. VI, 43", fol. 54 v -56 v . " I7 Cent. VI, 46 J , fol. 68 v . 108

109

S. WÜRFEL, T o d e n - C a l e n d e r .

Cent. VII, 95. 110 ,Ämterbuch ' des Johannes Meyer, Bloomington, Indiana, Lilly Library, Ricketts Mss 198, fol. 31'.

1. Observanz

und Widerstand

angesichts

drohender

Klosterauflösung

43

S o er an d e m j ü n g s t e n g e r i c h t e stat. W i r t e r a n d e r leüt v n r e c h t v f f s i c h l a d e n , S o k u m p t er zu g r o s s e n s c h a d e n . "

1,1

Heutzutage verblüfft die Selbstverständlichkeit, mit welcher der Reimvers das Verhältnis von Zahlung und Fürbitte formuliert.

ANDRASCHEK-HOLZER

hat in

diesem Kontext von einer regelrechten „Dienstleistungsmentalität" gesprochen 112 , ein Begriff, der meines Erachtens gerade deswegen treffend ist, weil er sowohl die ökonomischen Folgen des Gebets für die Gesamtheit des Konvents als auch sozialpsychologische Konsequenzen für seine Mitglieder impliziert. In ökonomischer Hinsicht profitierten sowohl die Schwestern von ihrer Gebetsleistung als auch die städtischen Laien, verkörperten doch die von den Nonnen als „Dienstleistungen" angebotenen Gebete für die vermögende Stadtbevölkerung eine bewährte Anlageform unter den diversen kirchlichen Möglichkeiten, sich mittels eines finanziellen Aufwands des Beistands im Fegefeuer zu versichern. 111 W i e unumstößlich das Vertrauen eines Laien auf das Gebet der klausurierten Nonnen war, vermögen Ausschnitte eines längeren Stiftervermerks in einem Sammelband aus St. Katharina zu zeigen. Georg Stromer, der Altere (1380—1472), hatte den Band Cent. VII, 80 an Schwester Klara Keiperin vermacht. 1 1 4 Aus der Tatsache, dass sie, eine ehemals nicht unvermögende Frau, sich als Witwe für ein geistliches Leben entschieden und die Welt mit ihrem Reichtum, Freuden und Verwandten hinter sich gelassen hat, schöpft der Laie seine persönliche Gewissheit über die Wirkkraft ihres Gebets " 5 , wenn er folgende Bitte an sie richtet: „ I r e d e l l e h o c h g e p o r n e K l l a r < a > K e i p e r i n , i c h pitt e w r g n a d v n d e w r w i r d i k e i t t v n d e w r g r o ß e d i m u t t i k e i t t , d a ß ir m e i n e r seil nitt fergessen w e l l t t , w e n n i c h n i m m e r sey. W a n n g o t t e r h ö r t e w c h e e d e n n alle, dy a w f d e m r o t t h a w s t a n c z e n . [...] Alls S a n t t O t t i l g [ O t t i l i e ] iren v a t t e r erlost aws d e r hell, allso m y g t t ir m i c h w o l l erllossen aws d e m f e g f e u r , ir e d e l l e

111

C e n t . V I , 43", fol. 2 0 4 v - 2 0 5 r .

112

ANDRASCHEK-HOLZER, G ö t t w e i g , S . 1 1 2 .

113

M i t w e l c h e r Selbstverständlichkeit spätmittelalterliche M e m o r i a l k u l t u r als Austausch v o n

materiellen W e r t e n seitens der Stadtgesellschaft gegen immaterielle Gebetsleistungen durch e i nen K l o s t e r k o n v e n t funktionierte, zeigen am Beispiel D o r t m u n d s KLUG, Memorialstiftung und FLEMMING, A n n i v e r s a r i u m . 114

Vgl. Mittelalterlicher Bibliothekskatalog und Verzeichnis der privaten B ü c h e r der S c h w e s -

tern: RUF, M B K III, 3 , S. 5 4 9 und 6 3 4 : mittelalterliche Signatur: O . X I I . 113

S. C e n t . V I I , 8 0 , fol. 1 1 7 ' : „Ir alle dwrchlawchttygste keyserin vnd kyngin, llibe Klar

Keiperin, Ir seitt ein spigell aller frawen vnd j u n c k f r a w e n dyser Stadt zw N u r m b e r g , vnd w i r schollen alle ein ebenpilld n e m e n e w r g r o ß e n frumkeitt, das ir habt auff geben ein schune ffesten an d e m marcktt vnd g r o ß ere vnd gutt vnd reich vatter vnd m u t t e r vnd m e c h t t i g [einflussreich], vnd einen s c h w n e n sun vnd m e c h t t i g prüder vnd frewntt vnd alle er der werlltt vnd g r o ß e n r e i c h t w m . D o r v m b hab ich in m e i n e m herczen, wes ir gott pitt, das er e w c h geber [gewähr] on allen zbeiffell. [fol. 117 V ] V n d dor v m b pitt ich E w r gnad, daß ir E w c h m e i n seil llost w e f folchen sein vnd daß ganz k o < n > f f e n t , was ir gott pitt mitt andachtt, daß m u ß er euch gebern [gewähren]."

44

I. Observanzbewegung

und lutherische Reformation

in Nürnberg

Kllar Keiperin mit ewrn edelln j w n c k f r a w e n in dem edlin rossen gartten zw Santt K a t t rein. V o n mir, G e o r g e n Stromer, E w r e m diner am millmarcktt." " 6

Neben B u c h - und Sachstiftungen boten vor allem Jahrtagsstiftungen eine ertragreiche wirtschaftliche Einnahmequelle für das Kloster. 1 , 7 Diese hing nicht von der Gunst der städtischen Obrigkeit ab, sondern von dem Bedürfnis des einzelnen Laien nach Heilsgarantien und dessen Uberzeugung vom Nutzen des Gebets der klausurierten Frauen. Die für das Spätmittelalter schon fast sprichwörtlich gewordene gesteigerte Laienfrömmigkeit mit ihrer Heilssehnsucht bei gleichzeitig wachsender Heilsunsicherheit 11 * äußerte sich in Nürnberg unter anderem in unzähligen Stiftungen, Anniversarien, Seelgeräten und Seelmessen. 119 In sozialpsychologischer Hinsicht dürfte die Erfahrung der Nonnen, dass die von ihnen angebotene „Dienstleistung" während des 15. und noch zu Beginn des 16. Jahrhunderts reißenden Absatz bei der Stadtbevölkerung fand, sie dahingehend bestärkt haben, in ihrem stellvertretenden Gebet ihre gesellschaftliche Rolle, j a ihre Funktion im kirchlichen Leben zu sehen. 1 2 0 Neben Klausur und Keuschheit war es die Verpflichtung zum siebenmaligen Chorgebet, die sie vom weiblichen Anteil der Stadtbevölkerung unterschied, und auf welcher ihre Identität als Nonne gründete. Gemeinsame Ziele und Aufgaben spielen bei der Bildung von Gruppenidentitäten eine große Rolle. Da diese gesellschaftliche Aufgabe im Kollektiv und nicht nur im Privatbereich erfüllt und zudem im R a h m e n der Observanzbewegung den Nonnen als ihre ureigenste Aufgabe mit Dringlichkeit eingeschärft wurde, kann vermutet werden, dass ein reformierter Konvent, in dem das Chorgebet regelmäßig gepflegt wurde, mit diesem auch ein Instrument zur Integration seiner Mitglieder besaß, denn es ermöglichte die Erfahrung, dass die einzelne Nonne den Konvent mit seinen Aufgaben und Pflichten trug, gleichzeitig aber selbst vom Kollektiv getragen wurde. 121 Anders als bei den oben von Kaspar ELM als mystisch bestrebte Einzelgängerinnen porträtierten Nonnen des

A.a.O., fol. 118' und fol. 120*. Zur Illustration dieses Sachverhalts s. ein Salbuch aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, StadtAN, D 3 / I Nr. 1, wo sich a u f S . 106—110 und 119—123 ein Jahrtagsverzeichnis erhalten hat, sowie ein Jahrzeitbüchlein des Katharinenklosters aus dem 1. Viertel des 15. Jahrhunderts mit Zusätzen aus dem 2. Viertel: StadtBN, Cent. VII, 95. 116 117

118 Vgl. MOELLER, Frömmigkeit; HAMM, Bürgertum, S. 6 3 - 6 8 , DERS., Theologie und Frömmigkeit im ausgehenden Mittelalter, bes. S. 1 8 2 - 2 0 3 ; DERS., Paltz, S. 2 1 6 - 2 2 1 ; STAHL, Nürnberg vor der Reformation, S. 33—89. 1,11 SCHLEMMER, Die frommen Nürnberger, S. 1 4 - 1 9 . 1211 Vgl. JOHNSON, Mulier et monialis. Die Autorin unternimmt hier den Versuch, das Selbstbild nordfranzösischer Nonnen im 1 1 . - 1 3 . Jahrhundert zu rekonstruieren, und interpretiert u. a. die Tatsache, dass der Gebetsdienst der Nonnen von der Umwelt der Klöster reichlich in Anspruch genommen wurde, ebenfalls als Beitrag zu einer insgesamt positiven Eigenwahrnehmung. 121 Nachvollziehbar wird dies z. B . daran, dass die einzelne Nonne zwar die Verpflichtung hat, das Chorgebet vollständig und korrekt zu vollziehen, jedoch nicht einzelne Passagen, in denen sie unaufmerksam war, nachholen muss, da diese von der Gemeinschaft im Konvent vollbracht wurden. Ein Seelsorger vergleicht den Nonnenchor in dieser Hinsicht mit einem Orchester, in welchem das Versäumnis des einzelnen Instrumentalisten durch die Gesamtheit der

i.

Observanz

und Widerstand

angesichts drohender

Kiosteraußösung

45

14. Jahrhunderts in Diessenhofen dürfen wir in St. Katharina bei den nach der Klosterreform verbleibenden und neu eintretenden Nonnen davon ausgehen, dass sie sich mit den Aufgaben ihres Standes und dem Konvent als Ganzem identifiziert haben, eine Identifikation, welche für den Großteil der Frauen später während der Reformationszeit das Schicksal ihres Konvents zu ihrem eigenen Schicksal werden ließ. Diejenigen Schwestern, die sich nach 1525 dazu entschlossen, im Kloster zu bleiben, wussten um ihre Bestimmung und vollbrachten auch weiterhin Gebetspflichten. 1 2 2 Der kollektive Widerstand der Nonnen gegen die protestantische Lehre entsprang demzufolge einem Selbstverständnis, dessen historische Wurzeln u. a. in der Rückbesinnung auf den Chordienst liegen, wie sie in der Reformbewegung propagiert wurde.

í.3.3.

Reformado

tarn morum quam murorum m: Außere und innere Klausur

als sichtbare und unsichtbare Manifestationen

der Ordensreform

„Item man hat die frawen vermauret zu sant Katarina" beginnt ein kurzer Eintrag im Memorial des Endres Tucher über die R e f o r m des Katharinenklosters. 124 Bauliche Veränderungen des Frauenklosters waren noch für einen weiteren nicht namentlich bekannten Chronisten beobachtbare Zeichen der voranschreitenden Ordensreform: „Item anno dorn. 1400 und 2 8 jar zwischen Galli und Symonis et Jude da verkerten dy prediger sant Kathreyn closter den nunnen ir regelen, und vermaurten sy in ihre lieht [Fensteröffnungen] und winden [Sprachfenster] uberal". 1 2 5 Die architektonischen Veränderungen wie die Erhöhung der Klostermauern, das Vermauern von Fensteröffnungen, das Einrichten eines vergitterten Redefensters 1 2 f ', bzw. die Verblechung desselben, oder der Einbau eines sog. Rads - eine drehbare Vorrichtung, durch welche Güter in den Konvent hineinbzw. herausgereicht wurden, ohne dass die Schwester dort einen Blickkontakt mit der Person vor der Mauer herstellen konnte — entsprechen den Vorgaben der Konstitution 1 2 7 und zeugen von den Änderungen des sozialen Lebens der Gruppe ausgemerzt wird. V o m Einzelnen wird lediglich erwartet, dass er nach seinem Fehler das Orchester wieder unterstützt. S. Cent. V I , 46 d , fol. 54 v . 122 Dies belegen zahlreiche nach 1 5 2 5 vorgenommene Einträge im Totenkalender des Klosters. Vgl. WÜRFEL, Toden-Calender. Z u m Widerstand der verbleibenden Schwestern vgl. III.2.3. 123 Felix Fabri nennt die sich ohne äußere Einflüsse selbst einer R e f o r m unterziehenden N o n n e n des Zisterzienserinnenklosters in Hebbach „reformatrices tam m o r u m quam m u r o r u m " . Die dortige Äbtissin ließ Zimmerleute und Maurer k o m m e n , die alle Offnungen des Klosters verschlossen und das vergitterte Sprechfenster mit eisernen Platten sowie die T ü r e n und T o r e mit R i e g e l n versahen. Die innere Klostermauer wurde erhöht und der den äußeren H o f begrenzende Zaun ebenfalls durch eine Mauer ersetzt. S. FABRI, Tractatus, S. 181. 124

CHRONIKEN II, S.

125

CHRONIKEN I, S. 3 7 5 .

18.

126 Für HAMBURGER gilt bei Frauenklöstern die Vergitterung als das Kennzeichen der R e f o r m schlechthin, s. HAMBURGER, T h e Visual and the Visionary, S. 57. 127

Das 28. Kapitel der Konstitution, überschrieben mit: ,,vo de bawen [Gebäuden]",

46

I. Observanzbewegung

und lutherische Reformation

in Nürnberg

Konventualinnen. Die Abschottung der Schwestern von der Außenwelt war das zentrale Anliegen der Ordensreformer. 128 Idealerweise sollte durch die R e f o r m ein weitgehender Abbruch familiärer Bindungen der Nonnen erreicht werden, 1 W indem Außenstehenden der Eintritt ins Kloster untersagt und es den Nonnen bei Strafe des Banns verboten war, den Klausurbereich zu verlassen. ,3° Den Amtern der Raderin und der Aufhörerin 111 kam besondere Bedeutung zu. 132 Sie wurden in Nürnberg zunächst von Schönensteinbacher Schwestern übernommen. Erhalten ist uns eine Beschreibung des St. Gallener Rads, welches genau nach dem

verbot alle Fenster an der Außenseite des Klosters. Gestattet war lediglich ein Gitterfenster zwischen dem Kirchenschiff und dem N o n n e n c h o r , zwei weitere Gitterfenster zur Beichte und das Redefenster an der Außenmauer. Alle Fenster und das R a d sollten zudem auf der Innenseite noch mit einer abschließbaren hölzernen T ü r versehen sein. S. Nürnberg, G N M , Hs. 7 0 6 9 , fol. 5 6 - 5 8 ' bzw. Erlangen, U B , Ms. B 18, fol. 1 7 0 r - 1 7 1 v . 128 So beschäftigen sich die drei erstgenannten von insgesamt zwölf in Schönensteinbach formulierten Grundregeln der Ordensreform in dominikanischen Frauenklöstern mit doppelten, innen und außen anzubringenden Schließvorrichtungen an allen T ü r e n und T o r e n sowie mit dem Abdichten von MaueröfFnungen mit dem Ziel „das die swestern nicht aus gesehen moegen und auch sie in allen enden ungesichtigt beleyben". Die „Duodecim avisamenta, in quibus c o n sistât reformatio sororum" finden sich gedruckt bei SCHEEBEN, Handschriften III, S. 208—210. D e r Autor des Traktats, Was Geistlichkeit sei ' in S B B - P K , M g o 501, bringt das Anliegen prägnant zum Ausdruck: [fol. 181 v ] „ N u n ist doch ain mvnch vnd aine nunnen ausserthalb dez klosters als ein vische awsserthalb des wazers, der mag kain weil geleben." 129 Dieses Ziel war allerdings zu hoch gesteckt. Ein erhaltener B r i e f der Nürnberger D o m i nikanerin Kunigund Schreiberin an Agnes Topler, eine entfernte Verwandte im Kloster S c h ö nensteinbach, v o m 2. J u n i 1455 über den T o d Hans Becherers ( f 29. Mai 1455) gibt Aufschluss darüber, dass die Schreiberin sehr wohl in Details aktueller Streitigkeiten innerhalb ihrer Familie eingeweiht war. Freilich besteht die Funktion des Briefs nicht allein dann, die Mitschwester über den T o d ihres gemeinsamen Verwandten zu informieren, sondern sie auch zum Gebet für die W i t w e und Schwester des Verstorbenen aufzurufen. Z u m einen bezeugt der B r i e f also einen relativ ungehinderten Informationsfluss von Familiennachrichten aus der Stadt in das Kloster, zum anderen ist er ein überaus aufschlussreiches D o k u m e n t über enge persönliche und konventsübergreifende Beziehungen zwischen den Schönensteinbacher und den Nürnberger D o m i n i k a nerinnen. D e r B r i e f endet mit den W o r t e n : „und pit got fur mich, dez beger ich. Ich bin stark von der gnad gotz. Sag mir unser alten muter priolin [sie!] mein pet und allen schwestern von N u r m berk und allen deinen lieben schwestern." Druck bei HERDEGEN, Denkwürdigkeiten, S. 63. 130

Erlangen, U B , B 18, fol. 1 7 1 l - 1 7 2 r ; vgl. Nürnberg, G N M , Hs. 7 0 6 9 , fol. 5 8 " .

Als Raderin bezeichnete man die Schwester, die das R a d bediente und damit in den Konvent gelangende und aus ihm herausgegebene Güter kontrollierte; die Aufhörerin war eine Schwester, die am Redefenster anwesend war und Gespräche mithörte. 131

132 Vgl. die Beschreibung im ,Amterbuch'Johannes Meyers, Bloomington, Indiana, Lilly Library, Ricketts Mss 198, fol. 3 4 v - 5 0 r : Beide sollten vorbildliche und von den anderen Schwestern akzeptierte Personen sein, da sie im gegebenen Fall ihre Mitschwestern mahnen und auch im K a pitel strafen mussten. Das Amt der Raderin verlangte zudem Expertise in geistlicher und zeitlicher Hinsicht. Sie war die erste Person, mit der Außenstehende Kontakt zum inneren Klausurbereich aufnahmen, hatte also die Aufgabe, auf angebrachte Art und Weise Angehörige von geistlichem und weltlichem Adel zu empfangen, wie auch mit Entschlossenheit und Bestimmtheit ungebetene Gäste abzuweisen. Gleichzeitig war mit ihrem A m t das Austeilen von Almosen und die Seelsorge an Bedürftigen verbunden. Sie sollte der Schaffnerin bei der Buchführung Hilfe leisten, evtl. auch den schriftlichen Briefverkehr des Konvents regeln und auf W u n s c h der Priorin die Konversen auf dem H o f betreuen und anleiten.

1. Observanz

und Widerstand angesichts drohender

Klosterauflösung

47

B l o o m i n g t o n , Indiana, Lilly Library, R i c k e t t s Mss 1 9 8 , fol. 34 r : Darstellung des R a d s aus dem ,Ämterbuch'

des J o h a n n e s M e y e r ; zwischen 1 4 5 0 und 1 4 6 0 in St. Katharina kopiert und

illuminiert. D i e Illumination zeigt eine weltliche Frau v o r der Klostermauer, die sich mittels einer G l o c k e i m Kloster bemerkbar macht. I m Inneren des Konvents befinden sich zwei N o n n e n vor der etwas unbeholfen gezeichneten, aber eindeutig „blickdicht" gestalteten Drehvorrichtung. Abbildung e n t n o m m e n aus: HAMBURGER, T h e Visual and the Visionary, S. 4 6 , mit freundlicher G e n e h m i g u n g der Lilly Library, Indiana University, B l o o m i n g t o n , I N . Vgl. dazu die Vorschrift aus der Konstitution, Nürnberg, G N M , Hs. 7 0 6 9 , fol. 5 6 v - 5 7 r : „Auch sol an etlicher b e k o m l i c h e r stat derselben sliessunge in derselben maur ein sinwel [rund] w e r c k gefuget w e r d < e n > , dz wir ein rad h e i ß e n [...] durch w e k o h e s rad n o t d ü r f t i g e dingk also m ü g e n geben und enpfangen werden, das die gebenden und die e n p f o henden in keinerley weise ein ander mugen gesehen".

48

I. Observanzbewegung

und lutherische Reformation

in Nürnberg

Modell der Nürnberger Vorrichtung gefertigt wurde. 1 , 3 Es hatte eine Höhe von fast einer langen Elle, war gut drei Ellen breit und bestand aus drei Fächern, die durch Eisenschienen getrennt waren. Zudem war es so präzise in die MaueröfFnung eingepasst, dass der Zwischenraum zwischen Mauerwerk und Holz nicht einmal einen Finger breit war. Mussten in Nürnberg größere Gegenstände in das Kloster hinein- bzw. aus dem Kloster herausgereicht werden, gab es dafür eine Kammer zwischen Klosterhof und Klausur neben dem Rad, die „Pforte" genannt wurde. Einzig die Priorin besaß einen Schlüssel zu beiden Türen, durfte die äußere aber nur unter Anwesenheit einer anderen Schwester öffnen. Außer ihr verfugten die Hofmeisterin und eine Magd über einen Schlüssel zur äußeren, sowie die Pförtnerin über einen Schlüssel zur inneren Tür. Auch bei der Einrichtung des Redefensters versuchte man in Nürnberg offensichtlich, den Vorgaben in besonderer Weise zu entsprechen. Es war absichtlich an einem Ort angebracht, an dem viele Menschen vorbeikamen, und war mit drei Gittern und Eisenblechen so abgedichtet, dass die Kommunikation zwischen innen und außen nur dann funktionierte, wenn man auf beiden Seiten sehr laut sprach. 114 Die mit der R e f o r m gewünschte Abschottung ging so weit, dass es keiner Schwester gestattet war, sich dem R a d oder dem Redefenster ohne vorherige Meldung bei der Priorin auch nur zu nähern. 1 3 5 Damit der Konventfrieden gewahrt blieb, sollte über klosterinterne Vorgänge überhaupt nicht mit weltlichen Personen gesprochen werden. 1 3 6 Auch während des Gottesdienstes sollte „ein vereysent fenster" dafür sorgen, dass jeglicher Kontakt zwischen den Besuchern und den Nonnen unterblieb. U m Körperkontakt zwischen Nonnen und Laien auszuschließen, schreibt die Konstitution vor: „Alle obgenante vereysente fenster oder fensterlin sullen also geschicket werden: eintweder durch zwifaltigkeit der vereisenunge oder durch scharpfe nagel, das kein berürunge geschehe müg zwischen den eußern und den ynnern." 137 Es fällt auf, dass o. g. bauliche Veränderungen innerhalb der Reformbewegung lediglich an den Frauenklöstern beobachtet werden. 1 1 8 Unabhängig von der Zuge133 U m die Klausurbestimmungen im Sinne der Observanz erfüllen zu können, hatte der St. Gallener Konvent in Nürnberg um eine Beschreibung des Rads angefragt. N e b e n einer B e schreibung schickte man einen Faden zur Übermittlung der genauen Größenverhältnisse dorthin. V o n der Korrespondenz zwischen der Nürnberger Priorin Kunigunda Hallerin und dem St. Gallener Konvent sind uns die Briefe aus Nürnberg erhalten. Sie befinden sich im Klosterarchiv St. Katharina in Will, I, b, 8 9 fol. 26'—48'. Eine Auswertung dieser Quelle im Hinblick auf den T h e m e n k o m p l e x „Klausur" bietet UFFMANN, Innen und außen. 134

UFFMANN, a . a . O . , S. 2 0 3 .

135

Vgl. Ordinacio, KERN, S. 19.

136

A.a.O., S. 18. Erlangen, U B , Ms. B 18, fol. 1 7 1 " ' .

137

,3TL SYDOW, Sichtbare Auswirkungen, analysiert die durch die Klosterreform angestoßenen baulichen Veränderungen südwestdeutscher Männerklöster schwerpunktmäßig am Beispiel des Benediktinerkonvents Blaubeuren und nennt keinerlei ähnliche Baumaßnahmen an M ä n n e r klöstern. Dagegen folgten im Dominikanerinnenkonvent St. Katharina in St. Gallen, der die hauptsächlichen Impulse zur R e f o r m auf brieflichem W e g aus der Hand der Priorin von St. K a -

1. Observanz

und Widersland

angesichts

drohender

Klosterauflösung

49

hörigkeit zu einem bestimmten Klosterverband ging die R e f o r m des weiblichen Religiosentums mit einer Intensivierung der Klausurbestimmungen einher. Als reformbedürftig und nicht gottgefällig wurde sowohl bei den Mendikanten- als auch innerhalb der traditionellen Orden die mangelnde Distanz zur Welt empfunden, so dass sich umgekehrt für alle Nonnen die Beachtung der R e g e l primär mit dem erneuten Rückzug in die Klausur v e r b a n d . T h e o l o g i s c h e Begründungsmuster für die Verschärfung der Klausurvorschriften finden sich in den Unterweisungstexten. Die dort gebrauchten Metaphern für das ummauerte Kloster könnten nicht unterschiedlicher sein: Es ist das Grab, das sich die Schwestern mit ihrer Profess selbst erwählen, in welchem sie mit Christus der Welt und ihren Gelüsten gestorben und mit ihm bis zur Auferstehung begraben sind,1411 zugleich aber ist es das irdische Paradies, 141 Ort exklusiver Unterweisung und erfahrbarer Nähe Gottes. B e i m Aufruf zum Rückzug aus der Welt bediente man sich der Aussagen altkirchlicher und mittelalterlicher Autoritäten und führte Schriftzitate als Belege an, 1 4 2 um die geforderte Praxis theologisch zu untermauern: Die Gesellschaft mit anderen Menschen in der Welt gilt als Quelle der Anfechtung und Sünde. Sie erlaube es dem Einzelnen nicht, sich allein auf das Göttliche zu konzentrieren, eine Gottesbegegnung aber sei - wie das Beispiel Christi und der Einsiedler zeige — nur durch Schweigen und in der Einsamkeit zu erleben. Die Strenge der Klausur wird folglich mit ihrer Schutzfunktion vor Sünde und innerer Zerstreuung legitimiert. 143 Weil die Gedanken an Verwandte mit Anfechtung verbunden sein können, wird den Schwestern empfohlen: „ S i c h das du das nit süchst n o c h an n e m s t n o c h d e i n h e r c z damit [fol. 1 4 6 v ] b e k ü m e r s t , s u n d e r laß die t o t e n die t o t e n b e g r a b e n , als v n ß e r h e r r sprach zu d e m J u n g l i n g [Lk 9 , 6 0 ;

tharina in Nürnberg, Kunigunda Haller, erhielt, a u f die Beschließung 1 4 8 2 i m J a h r 1 4 8 5 die V e r b l e c h u n g der R e d e f e n s t e r und 1 4 8 7 eine E r h ö h u n g der Klostermauern; s. RÜTHER, S c h r e i b betrieb, S. 6 6 4 f. und DERS., R e f o r m c h r o n i k . A u c h in Engelthal ist die R e f o r m mit e i n e m U m bau der Konventsgebäude und der E i n r i c h t u n g eines Redefensters verbunden; s. VOIT, Engelthal, S. 5 5 und 62. U b e r reformbedingte architektonische Veränderungen zur W a h r u n g der Klausur in den Frauenklöstern E b s d o r f und Preetz s. HAMBURGER, T h e Visual and the Visionary, S. 5 6 f. und 6 7 - 7 1 . Bereits UFFMANN fiel der synonyme G e b r a u c h der Adjektive „beschlossen" und „ reform i e r t " in J o h a n n e s Meyers Schriften auf; UFFMANN, Innen und außen, S. 2 0 5 . LENTES spricht von der Klausur als dem „Kernanliegen der gesamten R e f o r m der Frauenklöster"; LENTES, Bild, R e f o r m und cura monialium, S. 1 7 9 . 140

S. C e n t . V I , 9 8 , fol. 121'; S y m b o l e , die an den T o d erinnern, waren auch bei der Profess-

feier Bestandteil der Z e r e m o n i e . Konrad Celtis dokumentiert in seinem ,De origine, situ, et institutis Norimbergae

moribus

libellus' die V e r w e n d u n g einer Art von L e i c h e n t u c h , mit dem die Novizin

bedeckt wird, während sie sich v o r dem Altar niederwirft. Sie wird wie eine T o t e mit W e i h rauch besprengt und mit Weihwasser und den Z e r e m o n i e n der T o t e n m e s s e entsühnt, b e v o r sie schließlich der Gruppe der anderen geweihten Jungfrauen zugeführt wird. CELTIS, „ N o r i m b e r g a " (übers, von FINK), S. 53. 141

S. C e n t . V I , 5 3 , fol. 58'.

142

Vgl. ,Aussprüche

von Vätern und Lehrern

oder ,Lob des Klosterlebens' 143

über die Einsamkeit'

in C e n t . V I , 5 3 , fol. 57'—71'.

Vgl. C e n t . V I , 5 8 , fol. 2 3 4 ' - 2 3 5 ' .

in C e n t . V I , 100, fol. 6 1 v - 7 0 r

50

I. Observanzbewegung

und lutherische Reformation in Nürnberg

M t 8, 22], v n d w a r t d u des, dar zu d u d i c h b e g e b e n hast. D i e w e i t v n d d e i n f r e w n t lassen d i c h w o l , k ü n s t u sy lassen. Vileicht d a n c k e n sy dir d e i n f u r s o r g gar nichs. D a r u m b w e r dich d e r w e i t v n d all irs gescheffts v n d h a n d l u n g als vil d u y m e r kanst v n d magst. [...] R e d nit d a v o n , frag nit, was m a n in d e r wellt t h u , laß dich b e d e n c k e n , d u seyest k a u m einig s t u n d dar i n n gewest. Selig ist der, d e r m i t der weit ganz u n b e h a n g e n v n d v n b e k u m e r t ist v n d sein sol. D e r ist der, d e r sein hercz frei g o t g e b e n m a g [fol. 147'] v n d k a n . "

144

N e b e n d e m realen w i r d der mentale Auszug aus der W e l t verlangt. 1 4 5 A u f die äußerliche Emigration hin muss die innerliche folgen, w e n n das T u g e n d s t r e b e n gewährleistet sein soll. D e n R e f o r m e r n geht es u m eine Beschließung i m d o p pelten Sinn, eine leibliche, die d u r c h die Klausurbestimmungen erreicht wird, u n d eine geistliche, die als Beschließung des Herzens v o n j e d e r Schwester selbst geleistet w e r d e n muss. D a n e b e n w e r d e n Klausurbestimmungen häufig mit E r m a h n u n g e n zur E i n haltung des Keuschheitsgelübdes verklammert. Sinnliche W a h r n e h m u n g d u r c h A u g e n u n d H ä n d e gelten als Einfallstor u n k e u s c h e r G e d a n k e n u n d sexueller Lust: H u m b e r t v o n R o m a n s , dessen ,De tribus votis substantialibus religiosorum' den Schwestern zur privaten Lektüre wärmstens e m p f o h l e n w u r d e , benutzt innerhalb seiner E r m a h n u n g e n z u m Keuschheitsgelübde eben jenes Bild u n d Vokabular des V e r m a u e m s v o n Fensteröffnungen, das i m Z u s a m m e n h a n g der Beschließung v o n K o n v e n t e n zutage tritt: „ N u w a n aber d e r t o d d u r c h die venster daz ist durch die aussn' sinne ein get in die sei, so ist gar n o t , daz diegesiht sunderlich mit grossem fleiß und ernst w>er>d beschlossen und v'hut,

umb

das u n d dar auff w e n n w i r u n b e h u t s a m l i c h an gafften die ding, die unser begird zu der s ü n d e m ü g e naigen, daz w i r d e n n da m i t die i n d ' n r e i c h t u m it v'lissen [verlieren

147

]".

148

Als Negativbeispiele führt er David u n d D i n a aus d e m alten T e s t a m e n t an. Sie w ä r e n nicht zu Fall g e k o m m e n bzw. nicht vergewaltigt w o r d e n , w e n n sie ihre 144 Cent. VII, 13, fol. 146'-147 r . Cent. VI, 100, fol. 216'-217 r nennt 10 Bedingungen zu einem heiligen Leben. An erster Stelle steht, dass ein Mensch die W e l t u n d alle weltlichen Verwandten u n d Freunde verschmähen muss. SBB-PK, M g o 501, Traktat:, Was Geistlichkeit sei', fol. 180 v : „Dar v m b hat cristenhait erdaht Orden, daz der mensch mus lassen vater vnd muter vnd zeitlichs gut aufgeben w e n e daz hindert gar vast an der lieb gotz." 143 Cent. VI, 46 d , fol. 122v— 123 r : „ W a n n seit den malen, daz ir der werk entzogen seit, also daz ir nyt mer dar zu tugt vnd auch in d e m stat seit, daz die werlt eür nyt mer begert, so m ü g t auch ir der werlt nyt wider werden. Vnd darumb, w a n n ir sy gelaßen habt mit den werken vnd sy eüch, so suit ir sy auch mit d e m wilen vnd mit der begird auch laszen vnd nyt hinder sich sehen vnd sült laszen allez daz, daz euch laszen mag. [...] [fol. 123 r ] Vnd allez daz, daz euch an got v n d an tügenden vnd an andacht vnd an eur selikait säumen vnd irren vnd hindern mag, daz suit ir flihen vnd vermeiden alz ainen hellischen teufel. Vnd also suit ir laszen gesellschaft, gespilschaft, Wirtschaft, mutwillen, claffheit [Schwatzsucht], vnwarhait, vngerechtikeit, vnd mit kurczen Worten alle vntugent, vnd suit stellen vnd werben vnd mit allem fleisz vnd ernst arbaiten nach waren tugenden. W a n n an [ohne] die mugt ir ye vnd ye nyt f r u m n o c h selig w e r d e n . " 146 S. Johannes Meyers ,Buch der Ersetzung', Bloomington, Indiana, Lilly Library, Ricketts Mss 198, fol. 138 v -14 2 r ; LENTES, Bild, R e f o r m u n d cura monialium, S. 180. 147 ' D W B X I I / 1 , Sp. 794 f. 148 M ü c h e n , BSB, C g m 6396, fol. 25 v -26 r ; H e r v o r h e b u n g B. S.

51

/. Observanz und Widerstand angesichts drohender Klosterauflösung

Augen behütet hätten. Als abschreckende Beispiele werden beide auch schon in der Hieronymus zugeschriebenen Regel für Eustochium genannt. U m den Einfall böser Gedanken durch optische Reize zu verhindern, ergeht hier die M a h n u n g an die Frauen, auch das Redefester blickdicht zu verhängen, 1 4 9 denn der Autor vertritt die Ansicht, „das nichts schedliher vnd verderbliher ist dem man denn eyn weyb vnd dem weyb ein m a n " (fol. 98 v ). Nicht nur der Anblick, ja auch die Stimme einer männlichen Person sei „ d e m weib als ein fewriger pfeill des teufels" (fol. 102r) und umgekehrt. Daher sei konsequente Abschottung gefordert: Kein M a n n solle im Kloster gesehen oder gehört werden, selbst in den Gesprächen der N o n n e n solle das männliche Geschlecht ausgenommen sein. 150 Die oben erwähnte Vorschrift der Konstitution, an den wenigen im Konvent existierenden Fenstern spitze Nägel anzubringen, erscheint im Licht der Ausfuhrungen des H u m b e r t von R o m a n s notwendig: Jegliche „unzimliche berürug" gelte es zu vermeiden, denn „wie wol daz ist, daz ains mannes hant gut ist u n d ainer frawen hat auch gut ist, dennoch w e n n sie ainander berüren, so kumet oft u n d dik ain kotiger böser gedank oder lust da von." 151 W i e bisher gezeigt, wird der R ü c k z u g aus der Welt in den Unterweisungstexten demnach entweder mit der mangelnden Möglichkeit zur Gottesbegegnung in der Welt begründet oder u m der T u g e n d der Keuschheit willen für notwendig erklärt. Mit Letzterem verbunden ist ein drittes Legitimationsmuster in U n t e r w e i sungstexten, die speziell für N o n n e n konzipiert oder auf solche umgeschrieben wurden, u n d die aus dem Brautlied in Ps 44, 11 f. zitieren und damit automatisch eine brautmystische K o m p o n e n t e enthalten: „ A u d i filia et vide et inclina a u r e m t u a m et obliviscere p o p u l u m t u u m et d o m u m patris tui et c o n c u p i s c e t rex d e c o r e m t u u m q u o n i a m ipse est d o m i n u s tuus et a d o r a b u n t e u m . "

132

N u r w e n n die N o n n e den Bruch mit d e m Elternhaus vollkommen vollzieht u n d dieses auch gedanklich loslassen kann, ist sie in der Lage, Christus in ihrer Seele 149

Cent. VI, 98, fol. 102v— 103 r : „ O b ir aus nöttdürfft mit e y n e m mann redden müst, so schol der fiirhanck oder das decke des fensterlin dar durch ir reddt für gezogn werdn, da mit [fol. 103 r ] v n d e r k ö m e n [verhindert] werd, das dy amplickch an eynander nit gesehn werden. W a n n es ist nit zymlich anzeschawen, des man zymlich nit begeren mag." 1511 Vgl. den gesamten Absatz a.a.O., fol. 112—114', insbesondere: „Vnd darumb ratt ich vnd man euch, das ir nit hören weit n u r allein [außer] heyliger gemütt wort vnd das euch nit zymlich sey anzeschawen nür schämige vnd erwere antlücz, dy dye heilig vastn gemagert hat. Also selten schol euch erschein ein man vnd also selten schol vntter euch v o n den m a n n e n meidung geschehen, das eure maydlin nachent [nachher] als nicht wissent oder erkennen m ä n d lichs gesiecht. Es schol halt kayn mändlichs tyer geen vber dy dryschüffel [nach G Ö T Z E ist ,tritscheuflein' eine Schaufel, die neben der Haustür z u m Fußabstreifen im B o d e n steckt] oder march [Grenze] ewrs klösters, also das alle vrsach auf hör zu [fol. 113'] reddn von den m a n n e n . " 151 M ü n c h e n , BSB, C g m 6396, fol. 26 v . 152 Psalm 44, 11; Vulgata I, S. 824. Die Stelle wird zitiert in: Cent. VI, 46 d , fol. 2'-9 v :,Predigt über zwölf Früchte des Klosterkbens' und Cent. VI, 53, fol. 47'—71r: ,Lob des Klosterlebens' (entspricht: Cent. VI, 4 3 \ fol. 24"-42 v ). Johannes Meyers ,Buch der Ersetzung' beginnt mit d e m Vers, enthält j e d o c h keine weiteren brautmystischen Anklänge. Bloomington, Indiana, Lilly Library, Ricketts Mss 198, fol. 135'.

52

I. Observanzbewegung

und lutherische Reformation in Nürnberg

eine würdige Zelle zu bereiten. 1 5 3 Sie wird mit der Braut aus dem Hohenlied identifiziert, das Kloster verwandelt sich in den „garten klösterlicher czucht, von wellem Christus rett im büch der gesang gaistlicher gesang, da er [...] spricht: »kum in mynen garten, meyn gespons vnd meyn swester«" 154. Das besondere Verhältnis der N o n n e zu Christus, der „sein gesponczen wyl haben in der eynige [Einsamkeit] alleine, von allen werntlichen dingen vnd sorgen gesündert" und der „in der heymlicheyt [im heimlichen Gemach] beger czu reden allein, daz er vor schäme vnd getümeln dez volcks mit nicht nit d ü t " 155, erfordert den innerlichen u n d äußerlichen Bruch mit der Welt. Dessen Notwendigkeit wird wiederum auf zweierlei Weise dargelegt. Z u m einen ist der R ü c k z u g aus der vertrauten U m g e b u n g nötig, weil das Herz, das noch weltlichen Dingen verhaftet ist, die Süßigkeit der himmlischen Betrachtung nicht erfahren kann. 156 Z u m anderen ist es das Portrait Christi als eifersüchtiger, besitzergreifender Gatte, d e m allein die Liebe und die Beschäftigung der Braut gelten soll, mit welchem die Klausurbestimmungen für Frauen theologisch untermauert werden: „Ir allerlyebsten, e u r h y m l i s c h e r p r e u t i g a n ist ein ü b e r g r o z z e r l y e b h a b e r v n d leydt m i t n i c h t e , das sein p r e w t sich o f f e n l i c h erzaigen v n d g e s e h e n w e r d n , das sy icht w e g e r t w e r d e n v o n d e n l y e b h a b e r n d e r weit. E r w i l allveg [ i m m e r ] allain m i t seinen p r e u t e n k ü r c z w e i l l e n v n d b e g e r t a u c h allein b e y in ze sein. E r wil n y e m a n t zu solher k ü r z w e i l lassen, er hat v o n d e n a n d e r n allen ein v e r d e n k c h e n [Verdacht] v n d zweyfel v n d traut gar k a y m nit. E r ist so h o c h m ü t t i g , o b [ w e n n ] ir ein a n d e r n l y e b h a b e r sücht, z e h a n t t schaitt er sich v o n e u c h , also ü p p i g , das er zu h a n t auflöst das p a n t gaystlicher kanschafft [Ehe] v n d dyselb gancz zu rütt v n d entschaitt. V n d d a r u m b , m e i n f r a w e n , w e n n [weil] ir seit p r e u t m e i n e s h e r r e n , schult ir e w c h selbs in aller h ü t t e n t h a l t e n , das e u r p r e u t i g a n , der so gar suezz v n d g ü t t i g ist, v o n e u c h icht geschaiden w e r d . [...] [fol. 115'] Ir schult in e w r n kloster b l e y b e n als in e y m haymlichen gemach bey e w r m preutigan."

157

Das ursprünglich auf das Verhältnis zwischen Christus u n d der Seele angewandte Sponsa-Christi-Motiv erfährt innerhalb der N o n n e n u n t e r w e i s u n g eine U m d e u tung, in welcher die allegorische Christusbeziehung mehr und mehr reale K o m ponenten erhält u n d so das Leben der N o n n e zum Leben einer Verheirateten umstilisiert wird, die ihrem Gemahl j e d e n W u n s c h von den Augen liest u n d ihm

153 Vgl. die M a h n u n g eines a n o n y m e n Predigers in einer N o n n e n p r e d i g t aus d e m 14. J a h r hundert in Cent. VI, 46 d , fol. 8"—9r; „ N i m war, libes kint, das dir nit geschech als laider vil gaistlichen lüten geschieht, die ir volkumenheit setzen allain auff vswendig loblich geberd, als auff müntlich singen vnd betten, aufFvasten vnd knien, vif wenig slafFen vnd v f f h e r t geliger [Lager, Betten]. Disü ding sol ma mit fließ [sie; Fleiß] beschaidenlich üben, aber der gröst fleiß sol sein, das man mit in inwendig dem künig aller selikeit das hercz berait. Diß kan nun bynüt [durch nichts] geschehen, du vergessist denn oft dins folks, das ist: dir enpfallind [fol. 9'] denn die vnnüczen bild, die die weit in dich gebildet hat. So must du auch vergessen dins vatter hus. " [Hervorhebung B. S.] 154 Cent. VI, 46 d , fol. 5'. 155 Cent. VI, 53, fol. 61'. 156 Vgl. C e n t . VI, 98, fol. 119 v -123'; Cent. VI, 100, fol. 61"-70';,Predigt zur Einsegnung einer Schwester', in: LAMPRECHT, M ö n c h Nikolaus, S. 124. 157 Cent. VI, 98, fol. 114 v -115'.

1. Observanz

und Widerstand

angesichts drohender

Klosterauflösung

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gehorsam dient. 158 Die ehelichen Pflichten, denen die Nonne nachkommen muss, unterscheiden sich freilich von denen einer weltlichen Ehefrau: W i e eine solche um ihres Partners willen Vater und Mutter verlässt, so muss die Jungfrau, die sich Christus anvertraut, der Welt absterben, um ihre eigene Jungfräulichkeit zu bewahren und zu verhindern, dass sie weltliche Männer in Versuchung fuhrt. l3 '' Dass die von den Klosterreformern entworfenen Legitimationsmuster der Klausur von den Schwestern in St. Katharina verinnerlicht worden waren, zeigt die Anweisung, die Kunigunda Hallerin in den Achtzigerjahren des 15. Jahrhunderts der Priorin des reformwilligen St. Gallener Konvents, Angela Varnbühler, gab: Sie solle mit Bedacht alle Löcher durch die „der weit gesicht zu ihnen hineinschaue" verschließen, da es nicht möglich sei, dass ein geistlicher Mensch mag „unberomet [unbeschmutzt] da von kumen von weltlichen ussechen". Sie gab den Grundsatz der R e f o r m e r vom Zusammenhang äußerer und innerer Klausur mit folgenden Worten nach St. Gallen weiter: „Ain wol behüt gesicht machet ain ingekert gemüt" Zu fragen bleibt, inwieweit sich die klösterliche Praxis im Jahrhundert zwischen Klosterreform und Reformation tatsächlich noch am Ideal orientierte. Während die eingangs zitierten Passagen aus der Regelliteratur den Idealzustand spiegeln, aber keine Aussagen über die Realität machen, lassen die vielen Stellen, an welchen die Klausur in der Nonnenunterweisung thematisiert wird, eine gewisse Spannung zwischen idealisierender Rhetorik der Reformer und den Wünschen der Nonnen erahnen. Aktive Verstöße der Nonnen gegen die Klausur sind in St. Katharina seit 1428 weder in den bisher edierten Nürnberger Ratsverlässen 161 noch in ordensinternen Dokumenten nachzuweisen. Laut Konrad Celtis bestand für die Stadtbevölkerung um 1500 tatsächlich keine Möglichkeit, eine Verwandte oder Freundin im Kloster zu sehen, geschweige denn, sie im Klausurbereich zu besuchen. 1 6 2 Die Alltagspraxis muss in St. Katharina dem geforderten Ideal also weitgehend entsprochen haben. Die strenge Handhabung der Klausur wird im R a h m e n der Observanzbewegung zu einem der wichtigsten Beurteilungskriterien, zum sichtbarsten Zeichen der moralischen Integrität eines Frauenklosters. Während der erste Zweig des Predigerordens von dem Benediktinermönch Sigmund Meisterlin in seiner Chronik der Reichsstadt Nürnberg aus dem Jahr 1488 aufgrund bestimmter Leistungen seiner Mitglieder wie ihrer Gelehrsamkeit, 158

Vgl. Kapitel II. 1 . 4 . 2 . 2 .

Cent. V I , 59, fol. 2 1 9 ' - 2 2 1 r . Zitiert nach UFFMANN, Innen und außen, S. 2 0 4 f . Ahnlich wird auch in der U n t e r w e i sungsliteratur gemahnt, Sinneseindrücke zu filtern, sich nicht durch diese anfechten oder zerstreuen zu lassen und stattdessen das innere Auge auf das Göttliche zu richten; vgl. Cent. VI, 46 r , fol. 165™ 159

160

161 Bisher liegen nur die Ratsverlässe der Jahre 1 4 4 9 - 1 4 5 0 und 1 4 5 2 - 1 4 7 1 ediert vor: STAHL, Ratsverlässe 1 und SCHIEBER, Ratsverlässe 2; im Jahr 1459 dokumentiert ein Ratsverlass allerdings die Erhöhung der Gartenmauer um St. Katharina, s. SCHIEBER, Ratsverlässe 2, S. 2 1 . 162

CELTIS, „ N o r i m b e r g a " (übers, v. FINK), S. 5 3 .

Z u derselben Einschätzung k o m m t SEEGETS, Leben und Streben.

54

I. Observanzbewegung

und lutherische Reformation in Nürnberg

ihrer Predigttätigkeit, ihres Engagements innerhalb der Observanzbewegung oder wegen ihrer akademischen Titel gelobt wird, erstreckt sich seine Laudatio der „andechtig gesponsen Jesu Cristi" in den beiden Nürnberger Frauenklöstern auf passive Eigenschaften, nämlich auf das Einhalten der Klausur und die Akzeptanz der cura monialium durch den jeweiligen Männerkonvent, wenn er die Klöster der Stadt aufzählt und über sie urteilt: „das erst, das ist bei sant Sebolts pfarr ein convent prediger Ordens, da seindgeistlich, hochgelert person, köstenlich prediger des götlichen Wortes, also dass man aus in erkieset vil vetter, die da reformirn und predigen in teutschen landen; habent auch gar treffenlich doctores in kurzen Zeiten da gehabt. [...] auch sint zwai wol versperte junkfrawen clöster, wol versehen: sant Katherina under der prediger sorg in gaistlichen, sant Clara under der parfößer sorg. In diesen sint gar andechtig gesponsen Jesu Cristi."

'

lf 4

Es bleibt daher festzuhalten, dass die Redefinition des weiblichen Religiosentums im R a h m e n der Observanzbewegung durch die Verschärfung der Klausurbestimmungen auch mit einer Betonung des Keuschheitsgelübdes einhergeht. Die drei vota substantialia, der Verzicht auf Privatbesitz, die Unterordnung unter die Regel und Konstitution und die willentliche Absonderung von der Welt mit ihren Verlockungen, bestimmen das Leben in St. Katharina nach der Klosterreform. Der dominikanische Männerkonvent hingegen erfährt mit dem Wert, den die Observanz auf die Predigttätigkeit legt, eine Erweiterung dieser Trias zu Armut, Gehorsam, Keuschheit und Predigt. Während sich das fromme Streben des Bettelmönchs auch außerhalb des Klosters auf der Kanzel oder in der Universität niederschlägt, wird der dominikanischen Nonne der Platz hinter der Klostermauer und die Aufgabe des stellvertretenden Gebets zugewiesen. "'5 Fragen wir nach spezifischen Merkmalen weiblicher monastischer Frömmigkeit am Vorabend der Reformation, so liegen j e n e nicht ausschließlich in einer weniger wissenschaftlich oder philosophisch reflektierten Spiritualität mangels akademischer Betätigung, sondern auch in dem Bewusstsein, als Frau abgeschottet von der Welt und getrennt von ihrer ursprünglichen Familie am für sie richtigen Platz zu stehen und der ihr eigenen Bestimmung gerecht zu werden. Jener Rückzug allerdings darf nicht mit Passivität gleichgesetzt werden, wie im folgenden Kapitel gezeigt werden wird.

1.4. Das Paradoxon der Klausur: Personentransfer, Bücheraustausch und Eigentätigkeit der Nonnen innerhalb der Observanzbewegung Die oben geschilderte Erneuerung des religiösen Lebens in St. Katharina führte zu weit mehr als einer gottgefälligen und regeltreuen vita religiosa innerhalb des Konvents. Es gelang den zehn Schwestern aus Schönensteinbach offenbar, den 164

CHRONIKEN III, S. 7 4 f . [ H e r v o r h e b u n g B . S.]

LÖTHER/TRAMSEN, Jordan von Sachsen, S. 97, konstatieren diesen Unterschied bereits für das 13. Jahrhundert.

1. Observanz und Widerstand angesichts drohender

Klosterauflösung

55

N o n n e n in St. K a t h a r i n a das A n l i e g e n d e r R e f o r m a u f so ü b e r z e u g e n d e W e i s e n a h e zu b r i n g e n , dass diese es s c h o n b a l d zu i h r e r e i g e n e n A u f g a b e m a c h t e n , die s t r e n g e R e g e l b e a c h t u n g in a n d e r e n K l ö s t e r n e i n z u f ü h r e n . N a c h d e m i h r e i g e n e s O r d e n s h a u s w i e d e r z u m claustrum

g e w o r d e n war und Klausur, C h o r g e b e t , R e g e l -

b e a c h t u n g u n d K o n t e m p l a t i o n aus h e u t i g e r S i c h t e i g e n t l i c h e i n e n R ü c k z u g d e r S c h w e s t e r n n a c h i n n e n e r w a r t e n lassen w ü r d e n , e n t w i c k e l t e n sie sich zu T r ä g e r i n n e n d e r R e f o r m u n d s c h u f e n a u f diese W e i s e i n t e n s i v e A u ß e n b e z i e h u n g e n zu a n d e r e n K o n v e n t e n . D a s E n g a g e m e n t für die R e f o r m b e w e g u n g w a r m i t g r o ß e m personellen und materiellen A u f w a n d verbunden. Bereits acht Jahre nach der R e f o r m in St. K a t h a r i n a s a n d t e n die N ü r n b e r g e r i n n e n z e h n i h r e r S c h w e s t e r n in d e n K o n v e n t n a c h T u l l n . B i s z u m l e t z t e n R e f o r m v o r h a b e n 1 5 1 3 in E n g e l t h a l sind es i n s g e s a m t 5 6 S c h w e s t e r n , die das N ü r n b e r g e r M u t t e r k l o s t e r verlassen h a b e n , u m a n d e r n o r t s w i c h t i g e A m t e r zu b e s e t z e n : 1 6 6 Tulln (1436):

Katherina von Mulheym (ehemals Schönensteinbach): Priorin, Kunigund

Spatziererin: Subpriorin, Ursula Wolseckin (ehemals Schönensteinbach): Schafferin

16?

,

Anna Kolnerin: Küsterin, Agnes Papenbergerin: Sängerin, Elisabeth Schwertin, Katharina Zinnerin, Elisabeth Steinbacherin, Christina Österreicher (Laienschwester), Katharina RudofFin (Laienschwester). Pforzheim (1442): Vrsula Tötin (ehemals Schönensteinbach): Priorin, Elspeth Karlin (ehemals Schönensteinbach): „andre priorin", Ursula Mentigin: „erste subpriorin"

168

, Margaretha

Kapferin, Margaretha Schewerin, Anna Pirckheimerin, Margaretha Volkatin, Anna Hubnerin, Barbara HofFmannin und Christina Hoffmannin. Bamberg, Heilig Grab (1457):

Dorothea Berlin: Priorin, Anna Piberin, Martha Paurlin/Peur-

lin und Anna Kopin. 1 < w Altenhohenau

(1465):

Apollonia ImhofF (Priorin), Barbara Schülerin, Margaretha Kunzel-

mennin, Elisabeth Heinlin und Margaretha Fockin (Laienschwester). Medingen

(1412)™:

Elisabeth Schürstab, Margarethe von Schaumberg, Ursula Schopper,

Magdalena Topler und eine Schwester Agnes mit unbestimmtem Nachnamen. 1 7 1

166 Ich beziehe mich im Wesentlichen auf die Angaben bei WILLING, Literatur, S. 22. Bei Ergänzungen oder Abweichungen wird die Quelle angegeben. 167 Nicht wie bei WILLING Subpriorin, vgl. MEYER, Reformacio IV und V, S. 96f. "' 8 Amterbezeichnungen nach MEYER, Reformacio IV und V, S. 103. 169 Uberlieferung der Namen und kurzer Bericht über die Reform s. StAN, Rep. 6, Reichsstadt Nürnberg, Katharinenkloster, Urkunden, Nr. 389. 170 MEYER, Reformacio IV und V, S. V und S. 147, gibt 1467 als Jahr der Reform an; er berichtet auch nichts von der Mitwirkung Nürnberger Schwestern an der Reform, die laut Meyer von Pforzheim, nach Fabri aber in Landshut (s. FABRI, Tractate, S. 113 f.) ihren Ausgang nahm. Ein Schreiben des Generalmeisters Leonardus de Mansuetis (1474—1480) überliefert jedoch die Namen der fünf Nürnberger Nonnen; s. REICHERT, Registrum litterarum, S. 56 f. und demzufolge FRIES, St. Katharina, S. 31. 571 Bei letzterer könnte es sich um Agnes Schürstab oder Agnes Hirschvogel handeln; vgl. BORIS, Communities, Schwesternverzeichnis St. Katharina, S. 353—375, Nr. 8229 und 9017; s. auch Nr. 8196, 8230, 8231 und 8232. Kunigunda Hallerin spielte als Nürnberger Priorin eine Rolle bei diesem Reformvorhaben, sie blieb aber im Nürnberger Konvent.

56

I. Observanzbewegung und lutherische Reformation in Nürnberg

Gotteszell (1478): Margaretha Leitgebin und weitere vier namentlich nicht bekannte Chorschwestern sowie 2 Laienschwestern.172 Regensburg, Heilig Kreuz (1483) 173 : Kunigund Ortliebin: Priorin, Sophia von Wolfskel, Brigitta Stromerin, Barbara Hegnerin, Anna Rudolffin (Laienschwester). Engelthal (1513): Barbara Tucherin: Priorin, Brigitte Haller: Subpriorin, Margarethe Dürrin: Zinsmeisterin, Margarethe Zophin: Schafferin und 6 weitere, namentlich nicht bekannte Nonnen. 1 7 4 Steigende Eintrittszahlen in St. Katharina ermöglichten das Engagement für die Observanzbewegung. I m Normalfall kehrten abgesandte Schwestern nicht wieder in ihren ursprünglichen K o n v e n t zurück, und da man nicht willkürlich irgendwelche Schwestern auswählte, sondern — wie Gertrawt Gewichtmacherin formulierte — es sich u m „von den gnaden gotz liebe kinder" und Frauen, die „vil guter geschicklichkeit an in habent", handelte, riss so manche R e f o r m k o n g r e g a t i o n ein tiefes Loch in den Personenbestand des Nürnberger Konvents. 1 7 5 Dieser Verlust musste regelmäßig neu durch handwerklich geschulte und geistlich gereifte Persönlichkeiten ersetzt werden. E i n e n Einzelfall bildet die R e f o r m des St. Katharinenklosters in St. Gallen. 1 7 6 Sie erfolgte in den 80er Jahren des 15. Jahrhunderts auf rein brieflichem W e g ohne die Absendung einer Delegation. D i e N ü r n b e r ger Priorin Kunigunda Hallerin unterrichtete die reformwilligen Schwestern im St. Gallener K o n v e n t unter Angela Varnbühler in Briefen über die Kernpunkte strenger Observanz. U b e r Nürnberger Kaufleute, die Handelsbeziehungen in St. Gallen unterhielten, gelangten Briefe und B ü c h e r in den St. Gallener Konvent. D i e Ausstattung der neu reformierten Klöster mit den notwendigen Liturgica und mit volkssprachlicher Erbauungsliteratur für die lectio beanspruchte die Nürnberger Schreibstube in h o h e m M a ß e . E i n e in der Nürnberger Klosterbibliothek doppelt überlieferte Anweisung über das richtige Abschreiben deutscher B ü c h e r reflektiert die aus dialektalen Unterschieden und individuellen Sinninterpretationen der Schreiberinnen entstehende Möglichkeit der Verfälschung eines deutschen Textes und lässt den Aufwand erahnen, welchen die Abschrift und vor allem die angemahnte sorgfältige Korrektur durch eine weitere Person darstellte: „Es ist zu wissen und zu mercken, daz die teutschen buch gar ser und gar vast gefelschet und geswecht werdent mit dem schreiben. Und daz ist die sache. Wann die teutsche sprach ist gar wandelber und gar mangerley. Und darumb so schreibt sie ein itlicher nach seinem haubt und nach seinem dorff, als er kann. Dar zu wird selten einer funden, der die selben spräche, darynnen er geboren und erzogen ist, recht schreyben künne, wie wol er sie vil leicht recht FRIES, St. Katharina, S. 32. GIERATHS, Heilig Kreuz, S. 18, will bereits 1476 zwei Schwestern aus St. Katharina nach Regensburg abgeordnet wissen, nennt aber weder ihren Namen noch gibt er eine Quelle an. 174 VOIT, Engelthal 1, S. 60f.; BORIS, Communities, Schwesternverzeichnis St. Katharina, 172

171

S. 3 5 3 - 3 7 5 , N r . 8 2 2 3 , 8 2 8 2 , 8 2 8 3 . 173 Vgl. den Brief, den Gertrawt Gewichtmacherin anlässlich der Belastung durch die Reform in Tulln an das Kloster in Schönensteinbach sandte, bei MEYER, Reformacio IV und V, S. 96 f. 176 Zu Reform und Buchtransfer in St. Gallen vgl. RÜTHER, Reformchronik; DERS., Schreibbetrieb und RÜTHER/SCHIEWER, Predigthandschriften, S. 188 f.

1. Observanz

und Widerstand

angesichts drohender

Klosterauflösung

57

sprechen kann. So findet m a n auch gar selten einen, der die teutschen b u c h recht verste. U m d d a r u m b so k ü n n e n sie die auch nicht recht schreiben. W a n n ein ltlicher so er w e n t , er wöll die spräche oder die synne oder die w o r t pessern, so pösert er sie. U n d also w e r d e n die p u c h gefelschet u n d geswechet. [...] U n d d a r u m b sol m a n sie, w e n n m a n diß oder ein anders abschreiben will, gar w o l lassen corrigieren u n d auch pessern, daz m a n iht betrogen wird, w a n n die synne swer u n d tapfer u n d auch treffenlich seint." 177

Der reiche Dublettenbestand innerhalb der Sammelbände der Nürnberger Klosterbibliothek weist heute noch auf eine gezielte Produktion von Abschriften zum Z w e c k der Distribution hin, obwohl mehrmals vorhandene Bände aussortiert und an neu reformierte Klöster mit geringem Buchbestand verschenkt worden waren. 1 7 8 Das Schenken bzw. Ausleihen von Büchern diente als Anregung für diese Konvente, ihrerseits Bibliotheken und Skriptorien einzurichten. W i e sehr man sich beim Aufbau der eigenen Bibliothek am Vorbild St. Katharinas orientierte, zeigen die analog ü b e r n o m m e n e n Bibliotheksvermerke in den Beständen von Altenhohenau. m In dem sich immer mehr vergrößernden Kreis observanter Frauenklöster erfuhr das N ü r n b e r g e r Dominikanerinnenkloster ebenfalls eine Bereicherung seines Literaturfundus, denn die Transferprozesse verliefen reziprok. W ä h r e n d der Konvent in Tulln von dem durch St. Katharina übermittelten, u m 1400 im Nürnberger Dominikanerkloster entstandenen Legendär ,Der Heiligen Leben' profitierte, b e d a c h t e die R e f o r m s c h w e s t e r Agnes P a p e n b e r g e r i n die

Nürnbergerinnen im Gegenzug aus Tulln mit dem von ihr geschriebenen

Büch-

lein von der Liebhabung Gottes' des W i e n e r Burgpfarrers T h o m a s P e u n t n e r 1 8 0 u n d der v o n G e o r g Falder-Pistoris angefertigten U b e r s e t z u n g des , Leben der heiligen Margarethe von Ungarn"m. Katherina v o n M u l h e y m , seit 1436 Priorin in T u l l n ,

ließ an die Nürnberger Priorin Gertrawt Gewichtmacherin eine Ubersetzung der Hieronymus zugeschriebenen, an die Klosterfrau Eustochium adressierten Regel schicken. 182 Nürnberger Prozessionale dienten zwischen 1484 und 1488 als V o r 177 Zitiert nach Cent. VI, 85, fol. 148 v -149'; gedruckt bei STAMMLER, Prosa, S. 11; ebenfalls überliefert in Cent. IV, 14, fol. 139 v -l 40'; gedruckt bei SCHRÖDER, Abschreiben, S. 126. 178 RUF, M B K III, 3, S. 637. Im Einzelnen gingen die Bände L.XVII (Unterweisungstexte), L.XXII (Gebete; mit Sophia Wolfskelin) und L.XXXIX (geistliche Ermahnungen) nach R e gensburg, H.XI (Regel und Konstitution), L.XXXIV und L.XXXV (Gebetbücher; mit Margaretha Leitgebin) nach Gotteszell, E.III (Predigten; mit Margaretha Schewerin) nach Pforzheim, L.XXIII und L.XXIV (Gebete; mit Elisabeth Schürstabin) nach Medingen, L.XXVIII (Das Leben der Heiligen Brigitta; mit Apollonia Imhof) und B.XIII (Beichtbuch; mit Elisabeth Heinlin) nach Altenhohenau, D.II (Evangeliar) nach Tulln, J XXVI (Heiligenleben der Katharina von Siena) nach Stetten und O . X X V I (Predigten; mit Barbara Tucherin) nach Engelthal. O h n e genaueren Bestimmungsort verzeichnet der mittelalterliche Bibliothekskatalog als Bände, die weggegeben wurden: E.XL, E.XLVII (Predigten); L.V, L.VII, L.VIII (3 Bände, die in Kathanna bereits vor der R e f o r m vorhanden waren), L.XIII, L.XVIII, LXIX (v. a. Gebete), N.VI, N.IX, N.XVIII, O.V, O.VIII, O . X , O.XXIII und O . X X X I V .

Altenhohenau, S. 213. Cent. VI, 5 8 , fol. I I ' - 6 7 V . WILLIAMS-KRAPP, Ordensreform und Literatur, S. 4 8 . 181 Cent. VI, 53, fol. 2'-25'. 182 Cent. VI, 98, fol. 5 5 - 1 5 5 ' : Regel des Hieronymus für die Klosterfrau Eustochium und ihren Konvent, übersetzt v. Probst zu Thiernstein (Dürnstein; Niederösterreich) 1456. I7

' S. SCHNEIDER,

18,1

58

I. Observanzbeu/egung und lutherische Reformation in Nürnberg

lagen im St. Gallener Skriptorium, ein illuminiertes Evangeliar erwarb der frisch reformierte St. Gallener Konvent von den Nürnbergerinnen 1 8 3 und vergrößerte deren Bestand an Predigten durch die Übermittlung zweier, 1486 in St. Gallen gehaltener Predigten. 184 Bei der Auswahl dessen, was für einen anderen Konvent als Bereicherung empfunden und daher verschenkt oder verliehen wurde, spielten folglich nicht nur die Seelsorger eine Rolle, auch die Schwestern wählten aus, was sie für Frauen in anderen Klöstern für relevant hielten. So verbreitete sich die 1456 ins Deutsche übertragenen ,Regula Monachorum' des Hieronymus, die die Nürnbergerinnen in deutscher Ubersetzung durch Katherina von M ü h l h e y m aus Tulln erhalten hatten, auch in den reformierten Konventen in Altenhohenau, St. Gallen und in Medingen. 11,5 Die Liste reformierter oder zu reformierender Dominikanerinnenklöster, denen die Nürnbergerinnen Literatur z u k o m m e n ließen, ist noch u m Pforzheim, Bamberg, Hohenstetten, Gotteszell und W i e d e r stedt (Kr. Mansfeld) zu erweitem. 1 8 6 Auch für Johannes Niders volkssprachlich verfasste Schrift ,Die XXIVHarfen' lässt sich eine von St. Katharina ausgehende Verbreitung in reformierten Frauenklöstern feststellen. 187 Mit dem Traktat ,Lob des Klosterlebens' u n d der von Nikolaus von N ü r n b e r g gehaltenen , Predigt zur Einsegnung einer Schwester' liegen zwei weitere Texte vor, die zum Bestand des sich nicht nur auf Dominikanerinnen, sondern auch auf andere reformierte Klöster erstreckenden Zirkels der Literaturdistribution gehören. 1 8 8 Sie finden sich ebenfalls in dem zwischen 1454 u n d 1486 im Chorfrauenstift Pillenreuth von Anna Ebin geschriebenen Band C g m 7 5 0 . D a diese Handschrift u. a. auch die oben erwähnte Faldersche Ubersetzung des Lebens der Heiligen Margarethe aus Ungarn (ebenfalls ursprünglich aus Tulln) enthält, verläuft der Transfer der beiden f r ö m -

181

RÜTHER, S c h r e i b b e t r i e b , S. 6 7 2 .

S. SCHNEIDER, Handschriften Nürnberg, S. 282f.; Cent. VII, 13, Texte 9 und 10. Vgl. die W i d m u n g an die Priorin des Nürnberger Katharinenklosters fol. 7 9 r u n d fol. 113'. 185 Vgl. RÜTHER, Schreibbetrieb, S. 668, Anm. 74, Zitat aus einer St. Gallener Chronik, fol. 48: „lxxxv / Jtem wir hand geschriben vnd genotiert ain halb tail des sumertails vom zit vnd ainen schoenen collectner vnd ain schön tütz buch die glos vber die regel nach der vslegung humberti vnd ain gross buoch Sant jeronimus regel vnd die xxv trost vnd süss vil guter materien [...]." Ein Uberblick über bislang bekannte volkssprachliche Ausgaben der Hieronymusregel und eine erste Gruppierung unterschiedlicher Varianten findet sich bei RUH, Hieronymus, Sp. 1226-1227. 186 Einzelheiten und weiterfuhrende Literatur s. WILLIAMS-KRAPP, Das literarische Leben in Nürnberg, S. 327 f. 187 Vgl. BRAND, Studien, S. 108-113: Maria Medingen besaß eine auf 1476 datierte, heute verschollene Handschrift des Traktats sowie eine weitere, die dem Kloster von St. Katharina um 1500 geschenkt wurde (Augsburg, UB, Cod. III. 1. 8" 4). Auch der St. Gallener Bibliothekskatalog aus dem Jahr 1484 verzeichnete eine Ausgabe. Außerdem lagen zwei vollständige Traktate bei den Nürnberger Klarissen, von denen einer über den Buchaustausch mit St. Katharina vermittelt worden sein könnte, und ein Exzerpt bei den Augustinerchorfrauen in Pillenreuth vor. 188 Für weitere Beispiele für den Buchtransfer dominikanischer Nonnenklöster über die Grenzen des eigenen Ordens hinaus s. EHRENSCHWENDTNER, Bildung, S. 294f. 189 Zur Abhängigkeit verschiedener Bestandteile von München, BSB, Cgm 750 mit Bestän184

d e n aus St. K a t h a r i n a s. RINGLER, O f f e n b a r u n g s l i t e r a t u r , S. 50—52.

1. Observanz

und Widerstand

angesichts

drohender

Klosterauflösung

59

migkeitstheologischen und auf Frauen zugeschnittenen Texte von Nürnberg nach Pillenreuth. Auf diesem W e g ging wahrscheinlich auch die Verbreitung der dominikanischen Vitensammlung ,Der Heiligen Leben' in die beiden reformierten Augustinerchorfrauen-Konvente nach Pillenreuth und Rebdorf vonstatten. "" Für einen Transfer in umgekehrter Richtung gibt es einen Hinweis in der Bibliothek St. Katharinas in der Uberschrift einer Predigt: „Diß predigt hat getan zu Pilnreüt RudolfF Goltslaher leßmaister zu den predigern die predig an sant Paulus tag vor vasnacht wie man geistlich vasnach sol haben" 1,1. Verbindungslinien von Pillenreuth lassen sich über St. Katharina hinaus auch zum Dominikanerinnenkonvent in Altenhohenau ziehen. Karin S C H N E I D E R ermittelte als direkte Vorlage des um 1470 von der Schwester Anna Zinerin in Altenhohenau geschriebenen Bandes C g m 518 aufgrund textlicher Ubereinstimmung bis hin zur Formulierung der Kolophone die Handschrift C g m 516. 1 , 2 Letztere wurde im Jahr 1459 von Barbara Geuderin in Nürnberger Mundart geschrieben und trägt keinen weiteren Besitzervermerk. Bei der Schreiberin Barbara Geuderin handelt es sich um eine Schwester aus Pillenreuth. 191 Eine zwischen dem Pillenreuther Kloster und St. Klara in Nürnberg um 1461 geschlossene Gebetsverbrüderung" 4 vermag den Besitz einer weiteren Handschrift der Schreiberin Barbara Geuderin durch die Priorin der Nürnberger Klarissen, Margaretha Grundherrin, 195 zu erklären. Vom Klarissenkloster aus ist es wiederum möglich, den Kreis der literarischen Beziehungen im Dominikanerinnenkloster St. Katharina zu schließen, denn der mittelalterliche Bibliothekskatalog dokumentiert ebenfalls einen Austausch von Schriften zwischen diesen beiden stadtinternen Konventen. 196 Der frömmigkeitstheologische Charakter der in der Klosterreformbewegung verbreiteten Literatur mit ihrer seelsorgerlichen Programmatik nivellierte offensichtlich die Grenzen zwischen den verschiedenen Orden. Ein Beispiel aus dem Textkorpus bietet hierfür das vom Reformbestreben geprägte Nachschlagewerk zu praktischen Fragen des Klosterlebens: Der unbekannte Autor legt im Vorwort

1.0 Zur Rolle der Observanzbewegung bei der Verbreitung von deutschen und niederländischen Legendaren vgl. W I L L I A M S - K R A P P , Ordensreform und Literatur. 1 . 1 S C H N E I D E R , Handschriften Nürnberg, S . 100. 1 . 2 S C H N E I D E R , Altenhohenau, S . 216f. 1.3 Nicht, wie SCHNEIDER vermutet, um die Nürnberger Patriziertochter Barbara Ortholfin, geborene Geuder, die vor ihrer Heirat Handschriften abschrieb; S C H I E B E R , Pillenreuth, S. 86, verzeichnet zwei Schwestern mit diesem Namen, die beide 1460 bei der Wahl der Pröpstin vertreten waren. Eine der beiden lässt sich 1471 als leibliche Schwester der Margarethe Deichsler, Tochter des Georg Geuder, nachweisen. Die Handschrift München, BSB, Cgm 516 ist gegen SCHNEIDER also nicht zwingend dem Bibliotheksbestand Altenhohenaus, sondern ursprünglich dem Pillenreuther Konvent zuzuweisen. Interessant sind in diesem Zusammenhang auch die Pillenreuther Bestimmungen zum Verleih von Büchern bei S C H I E B E R , Pillenreuth, S . 60. 1 . 4 S . S C H I E B E R , a.a.O., S . 68. 1.5 SBB-PK, Mgf 654, erwähnt bei S C H N E I D E R , Altenhohenau, S . 217. Auch diese Handschrift stammt ursprünglich also aus Pillenreuth. 1 % R U F , MBK I I I , 3, S. 611 f. (Bände E . L I X und E . L X I I ) .

60

I. Observanzbewegung

und lutherische Reformation

in

Nürnberg

dar, es habe sich ursprünglich um Briefe an eine N o n n e „grawen Ordens" 197 gehandelt, aber bis auf wenige Passagen gingen sie eine jegliche gehorsame geistliche Frau in einem Kloster an. 1 9 8 Kopiert wurde offensichtlich, was den Bedürfnissen entsprach. Was für eine reformierte Augustiner-Chorfrau oder Klarissin als angemessene Unterweisung galt, hatte ebenfalls seinen Platz in der Bibliothek von Dominikanerinnen und umgekehrt. Besonders deutlich wird dies an der Fülle von Briefen, die ursprünglich von Geistlichen an eine oder mehrere Nonnen geschrieben und dann häufig, ohne die eigentlichen Adressatinnen zu vermerken, im Katharinenkloster kopiert und als Unterweisungs- bzw. Erbauungsliteratur rezipiert wurden. 199 Die Uberlieferungswege einzelner Handschriften zwischen den erwähnten Konventen im Einzelnen zu untersuchen, wäre eine lohnenswerte, den R a h m e n dieser Arbeit aber überschreitende Aufgabe.21111 Zwei Punkte sollen in unserem Kontext festgehalten werden: zum einen, dass auch die meisten unserer Dokumente im R a h m e n der Literaturdistribution erworben und einige davon weitergegeben wurden; zum anderen, dass im 15. Jahrhundert ein Beziehungsnetz reformierter Konvente durch die Pflege und den Austausch von R e g e l - und Unterweisungsliteratur 2 0 1 entstand, in welches St. Katharina fest verwoben war. Dieses Beziehungsnetz observanter Klöster hatte über Jahrzehnte Bestand. Knotenpunkte zwischen unterschiedlichen Konventen bildeten gemeinsam ausgeführte Reformprojekte, 202 die zwischenmenschlichen Beziehungen der Reformnonnen zu Schwestern in ihrem ursprünglichen Konvent 2 0 1 die Verbundenheit mit persönlich bekannten, dann aber versetzten Predigern und Beichtvätern, 204 verwandtschaftliche Beziehungen von Nonnen in unterschiedlichen Konventen 2 1 , 5 sowie die familiäre Verbundenheit Nürnberger Geschlechter

197

Als „grauer O r d e n " wurde im Spätmittelalter der Zisterzienserorden bezeichnet.

198

Cent. V I , 46 d , fol. 1 0 ' - 1 0 v .

Eine Sammlung von Briefabschriften enthält z. B . der Band Cent. VII, 20. Ein geistlicher Sendbrief aus dieser Handschrift findet sich sowohl in der Bibliothek von St. Katharina in St. Gallen als auch in der Sammlung des Augustinerchorfrauenstifts Inzighofen; FECHTER, Handschriften, S. 71. 199

20,1 Z u r Einbindung des Konvents Diessenhofen in die Transfervorgänge vgl. SCHIEWER, Sermons und SCHIEWER, D i e beiden Sankt Johannsen. 201 Bereits im Früh- und Hochmittelalter konnten Austauschprozesse zwischen ottonischen Frauenkommunitäten nachgewiesen werden. S. BODARWE, Kommunikation und Filiation. 2 0 2 Die R e f o r m in Medingen wurde sowohl von Pforzheim als auch von Nürnberg unterstützt. Ebenso kooperierten Nürnberger und Bamberger N o n n e n bei der Einfuhrung der Observanz in Engelthal, vgl. BOCK, Predigerkloster, S. 177. 2 0 3 Dies gilt für die Verbindung zwischen St. Katharina und den durch Nürnberger D o m i nikanerinnen reformierten Konventen, aber auch für das Verhältnis zwischen den Nürnberger und Schönensteinbacher Dominikanerinnen; s. MEYER, R e f o r m a c i o IV und V, S. 9 6 f. In R e formacio I, II und III, S. 46, berichtet Johannes M e y e r von einem einjährigen Aufenthalt sechs weiterer ursprünglich aus Nürnberg stammender Schönensteinbacher Schwestern im reichsstädtischen Dominikanerinnenkonvent im Jahr 1445. 204

Vgl. Briefe an St. Katharina, die Georg Falder-Pistoris von W i e n aus sandte. In Abschrift

in C e n t . V I I , 2 0 , 205

fol.

215V-223R.

Vgl. den B r i e f der Kunigund Schreiberin in Anm. 129.

1. Observanz

und Widerstand

angesichts drohender

61

Klosterauflösung

mit ihren Töchtern in Altenhohenau und Regensburg. N o c h über vierzig Jahre nach der R e f o r m i e r u n g des Konvents in Altenhohenau sind Z u w e n d u n g e n von Nürnberger Patriziern in Form von Schenkungen oder Unterhaltszahlungen für dort eingetretene Nürnbergerinnen nachweisbar. 2116 N a c h der ersten Nürnberger Priorin, Apollonia Imhoff, standen weitere vier gebürtige Nürnbergerinnen dem Konvent vor. 207 Es waren ebenfalls Verwandtschaftsbeziehungen zwischen einer Nürnberger Bürgerin, einer Regensburger Novizin und einer ehemals Nürnberger Reformschwester, die zum einzigen Bildzeugnis v o m Engagement des N ü r n b e r ger Konvents in der Sache der R e f o r m b e w e g u n g gefuhrt haben. 2 0 8 Es handelt sich u m ein wahrscheinlich von einer Regensburger N o n n e gemaltes Stifterbild aus einem Antiphonale de sanctis des Heilig Kreuz Klosters in Regensburg. Das C h o r b u c h trägt den Besitzereintrag: „ I t e m das p u c h [der v o r l i e g e n d e S o m m e r t e i l des A n t i p h o n a l e d e sanctis] u n d das teil v o n d e m czeit das czu d e m teyl g e h ö r t [der z u g e h ö r i g e W i n t e r t e i l ] ist c z e c h t [ v e r f u g t ; a n g e o r d n e t ; s. LEXER, M h d . H a n d w ö r t e r b u c h III, S p . 1 0 3 8 ] W o r t e n d a m a n czalt n a c h C h r i s t i u n s e r s l i e b e n h e r n g e p u r t M IUI 1 u n d i m L X X X X I j a r u m b X L g u l l d e n r e i n i s c h v o n d e m gelt das d i e e r b r i g f r a w A n g n e s F o l c k a m e r i n czu N u r m b e r g s w e s t e r M a g d a l e n a H o l c z s c h u g e r i n , j r m u m e n , g e s c h i c k t h a t in u n s e r closter z u m h e i l i g e n c r e u c z . D e r g o t g e n e d i g s e i . "

209

W i e der letzte Satz des Eintrags vermuten lässt, war die Stifterin Agnes Volckamer 1491 bereits verstorben, 2111 als die Bücher von ihrem gestifteten Geld angeschafft wurden. Ihr Andenken bleibt gewahrt durch das Aquarell, auf dem sie links unten als Stifterin abgebildet ist. Etwas kleiner dargestellt knien neben ihr vier Dominikanerinnen u n d eine Novizin. Im unteren Drittel des Bildbereichs ist jeder der genannten Frauen eine durch Attribut u n d Spruchband eindeutig benennbare Heilige zugeordnet. Dies ermöglicht es, auch die Dominikanerinnen zu identifizieren. Von links nach rechts sind dies die 1483 aus N ü r n b e r g entsandten Reformschwestern Brigitta Stromerin, Barbara Hegnerin, Sophia von Wolfskel und Kunigund Ortliebin. 2 1 1 Die durch einen weißen Schleier kennt206 Das E i n n a h m e n b u c h des Klosters A l t e n h o h e n a u v o n 1494—1522, M ü n c h e n , BSB, C g m 697, v e r z e i c h n e t folgende Gelder, die aus N ü r n b e r g k a m e n : fol. 23": Erbteil der Priorin A n n a Z i n e r i n in H ö h e v o n 100 rh G u l d e n (1496); fol. 3 0 " : G e l d s p e n d e d u r c h E r h a r d Z i n e r u n d Niclas Sachs v o n N ü r n b e r g ; S p e n d e des H a n s M u r n e r aus N ü r n b e r g anlässlich der A u f n a h m e seiner T o c h t e r Agnes; Erbteil der M a g d a l e n e Sachsin, T o c h t e r des Niclas Sachs (1497); fol. 45 r : S c h e n k u n g einer Frau R o s n e r i n aus N ü r n b e r g anlässlich der Profess der Schwester Agnes M u r n e r i n (1499); fol 60': G e l d s p e n d e d u r c h H a n s Gayger, „vnser w i r d i g e n m u t e r priorin vetter, v n d der Hegler, p u r g e r v o n n ü r n b e r g " (1501); vgl. desweiteren fol. 67v—68r; fol. 73". B e s c h r e i b u n g des Bandes: SCHNEIDER, H a n d s c h r i f t e n M ü n c h e n V, S. 32. 207

SCHNEIDER, A l t e n h o h e n a u , S. 2 1 2 .

208

Z u m Folgenden vgl. KURRAS, Bildzeugnis u n d SCHRAUT, Stifterinnen, S. 9 u n d S. 14—16.

lm

Faksimile in: AUVERMANN/REISS/KISTNER, 2 0 0 seltene B ü c h e r , N r . 88.

210

Sie starb a m 29. O k t o b e r 1488; s. BURGER, T o t e n g e l ä u t b ü c h e r II, S. 135, N r . 2558. 211 D i e N a m e n der R e f o r m s c h w e s t e r n u n d ein k u r z e r B e r i c h t ü b e r die R e f o r m des Klosters in R e g e n s b u r g liegen v o r in S t A N , R e p . 6 a, Reichsstadt N ü r n b e r g , Katharinenkloster, A k t e n , N r . 51: J a c o b v o n Stubach, Provinzial der T e u t o n i a , b e s t i m m t , dass das G u t der R e f o r m n o n n e n zu gleichen T e i l e n zwischen R e g e n s b u r g u n d St. Katharina aufgeteilt wird. Vereinbart w i r d ,

62

1. Observanzbewegung

und lutherische

Reformation

in

Nürnberg

lieh gemachte Novizin stellt die Nichte Agnes Volckamers und Cousine Brigitta Stromers, Magdalena Holzschuher, dar. 212 Sie trat Anfang des Jahres 1488 in den Regensburger Konvent ein. Wahrscheinlich erfolgte die Stiftung in Verbindung mit ihrer Einkleidung. Das Bildprogramm im unteren Drittel des Aquarells veranschaulicht die Uberschneidung von familiären und ordensinternen Verbindungen zwischen dem Regensburger und dem Nürnberger Konvent. Es zeugt zudem von Anerkennung und Wertschätzung der Tätigkeit der Reformschwestern im Regensburger Kloster. Ebenfalls interessant ist die eigentliche Darstellung im oberen Bildbereich. Sie entspricht dem Bildtypus von Maria als virgo inter virgines und zeigt einen von einer Mauer umgebenen Garten, in dem sich vier weibliche Heilige, Maria und das Christuskind befinden. Das nur mit einer Kette bekleidete Christuskind wird von Maria gehalten und steckt der Heiligen Katharina zum Zeichen ihrer Brautschaft einen unsichtbaren R i n g an den Finger. 213 Motive der Brautsymbolik spielen auch in den Legenden von Ursula (abgebildet mit dem Pfeil), Margaretha (mit dem Drachen) und Agatha (mit der Zange) 2 ' 4 eine Rolle. Sie alle entziehen sich als junge Frauen den Zudringlichkeiten ihrer späteren Peiniger und bewahren sich so ihre Reinheit. Die jungfräulichen Heiligen im oberen Bildbereich sind wie Maria alle mit langem, offenem Haar dargestellt, während bei den Namenspatroninnen Maria Magdalena als Büßerin, die Heilige Sophia als Witwe und Kunigunde als Ehefrau eine Kopfbedeckung tragen. Bei der Themenauswahl bediente man sich mit dem Motiv des hortus conclusus eines Bildes für Jungfräulichkeit 215 , das klausurierte, hinter Klostermauern lebende Nonnen in besonderem Maße angesprochen hat. 2 "'

dass B ü c h e r , die die N ü r n b e r g e r D o m i n i k a n e r i n n e n den R e f o r m n o n n e n mitgegeben haben, nach deren T o d wieder nach St. Katharina gesandt werden, da sie nur geliehen seien. D i e j e n i g e n B ü c h e r , die den R e f o r m n o n n e n selbst gehören, sollen in dem Kloster bleiben, in dem sie zuletzt wohnhaft gewesen sind. 212

D i e M u t t e r der Brigitta Stromerin, Elsbeth Stromerin, die M u t t e r der Magdalena H o l z -

schuherin, Gerhaus Holzschuherin, und Agnes V o l c k a m e r i n waren Schwestern ( T ö c h t e r des Hans Gruber und seiner Frau Magdalena, geb. R o t i n ) ; KURRAS, Bildzeugnis, S. 2 9 4 . 213

Z u m Bildtyp s. TSCHOCHNER, Virgo inter Virgines. Z u e i n e m ähnlichen M o t i v in einer

v o n N o n n e n gemalten Miniatur aus dem Kloster St. W a l b u r g vgl. ZUNKER, N o n n e n m a l e r e i e n , S. 1 0 4 f . Z u r Ikonographie der heiligen Katharina von Alexandrien im 14. und 15. Jahrhundert vgl. SAUER, Sponsalizio. 214

G e g e n KURRAS, Bildzeugnis, S. 2 9 5 , die Apollonia als vierte Heilige angibt. Handelte es

sich aber u m die Kaisertochter des L ü b e c k e r Passionais, so hätte man sie auf d e m Aquarell wie Katharina und Margaretha ebenfalls mit einer K r o n e ausgestattet. Z u den einzelnen Heiligen und ihren Attributen vgl. KELLER, L e x i k o n der Heiligen. 2,1

Vgl. M ü n c h e n , B S B , C g m 6 3 9 6 , fol. 22': „durch die tugend der keuscheit sol unser hertz

sein ain helfenbainen thron, ain blügend bette, ain clar brunne, ain beslossner gart, ain padiese,

wünnesam

ain k i s < t > , die innen v < e r > g u l d t sei." [Hervorhebung B . S.]; vgl. ebenfalls den zu

B e g i n n der Einleitung a u f S. 1 zitierten Abschnitt aus dem Stiftervermerk G e o r g Stromers in C e n t . V I I , 8 0 , fol. 122 r ~ v ; Das Gartenmotiv als solches ist biblischen Ursprungs, es bezieht sich a u f den geschlossenen Garten des alttestamentlichen Hohenliedes. 216

Vgl. o b e n , Kap.

s. VOLLAND, Gärten, S.

1.1.3.3., bes. 177-181.

S.

52; HAMBURGER,

N u n s as Artists, S.

23 f.

Z u m Bildtypus

1. Observanz

und

Widersland

angesichts

drohender

Klosterauflösuug

63

C h o r b u c h aus dem Donunikanerinnenkloster Heilig Kreuz in Regensburg, Antiphonale de sanctis, Sommerteil, um 1491; Vorsatzblatt mit Paradiesgartendarstellung; unten die Stifterin Agnes Volckamer mit ihrer Nichte Magdalena Holzschuher und vier R e f o r m n o n n e n aus N ü r n b e r g mit ihren jeweiligen Namenspatroninnen. Abdruck mit freundlicher G e n e h m i gung der Bischöflichen Zentralbibliothek Regensburg.

64

I. Observanzbewegung

und lutherische Reformation

in Nürnberg

Die Gesamtkomposition des Stifterbilds spricht dafür, dass man in eben j e n e m Bildmotiv auch etwas zu finden glaubte, das dem Kontext der Ordensreform entsprach. Meines Erachtens liegt die thematische Verbindung der beiden Bildhälften im Kontext der jungfräulichen Brautschaft: D i e abgebildeten R e f o r m n o n n e n verkörpern, propagieren und transportieren das Idealbild einer „andechtig gesponsen Jesu Cristi" 2 1 7 , die sich aus der Welt und ihren Versuchungen in den schützenden Klausurbereich zurückzieht. Die Abstrakta Klausur und geistliche Brautschaft bilden das Bildthema. Da auch die theologischen Unterweisungstexte die geistliche Ehe im Allgemeinen sowie die im oberen Bildbereich abgebildeten weiblichen Märtyrerinnen im Besonderen als Idealtypen thematisieren, 218 kann die beschriebene Darstellung dem Typus der „Reformikonographie" 2 1 9 zugeordnet werden.

2. Der reformierte Konvent St. Katharina während der Nürnberger Stadtreformation: Chancen und Grenzen seiner Handlungsmöglichkeiten „Ein Kloster lebt nicht aus sich selbst. Es ist in seiner Lebensfähigkeit auf seine Umgebung in all ihren Dimensionen angewiesen. Es will in ein klosterfreundliches Milieu eingebettet sein." 220 Ein solches war mit der erfolgreichen R e f o r m 1 4 2 8 vorbereitet worden und entwickelte sich bis zur Jahrhundertwende zu voller Blüte, dank der harmonischen Kooperation von Orden und Magistrat. 221 Innerhalb der in der spätmittelalterlichen städtischen und kirchlichen Hierarchie vorhandenen Tendenz zur „normativen Zentrierung" 222 war die Klosterreform 2,7

Bezeichnung Meisterlins, vgl. oben, S. 54, Anm. 164.

2,s

S. Kap. 11.1.4.

D e r Terminus „ R e f o r m i k o n o g r a p h i e " stammt aus BÖSE, Magdalenenteppich, S. 79. Ihre Analyse des Herstellungsprozesses und des Bildinhalts des im Erfurter Weißfrauenkloster gefertigten Teppichs, in welchem die Weltabkehr das zentrale T h e m a bildet, veranlasst sie, im Erfurter Magdalenenteppich eine reformerische „Bildstiftung" mit retrospektiver und zukunftsweisender Funktion zu sehen. B e i dem diskutierten Stifterbild muss die Analyse auf den Bildinhalt b e schränkt bleiben, da der Herstellungsprozess nicht eindeutig in Nürnberg oder in R e g e n b u r g lokalisiert werden kann. 2 2 0 FRANK, Geschichte, S. 124. 2 2 1 Vgl. die Beurteilung Sigmund Meisterlins im Anschluss an seine Beschreibung der städtischen Konvente und Pfarrstellen.' „Diese clöster und pfarren habent ire pfleger und gotshaus maister zugegeben von einem hochweisen rat, dieselben in zu statten k o m e n in anligenden 219

S a c h e n . " CHRONIKEN III, S .5. 2 2 2 Z u r Interpretationskategorie der normativen Zentrierung vgl. HAMM, Normative Zentrierung. HAMM definiert normative Zentrierung als ein im 15. Jahrhundert gesamtgesellschaftlich einsetzendes Phänomen der „Ausrichtung auf eine bestimmende und maßgebende, grundlegende, orientierende, regulierende und legitimierende Mitte h i n " , welche er „durchaus als k o m plex und in sich differenziert" versteht (S. 8). Dieser Z u g zur normativen Zentrierung wird in den Bereichen der Frömmigkeitstheologie, der humanistischen R e f o r m , der Rechtsreformation und als einer der Mechanismen bei der Entstehung des frühmodernen Staats beschrieben, wobei

2. Der reformierte Konvent

St. Katharina

während der Nürnberger

Stadtreformation

65

eines der „Lieblingskinder staatlichen Integrations- und Zentrierungsstrebens" 223. In N ü r n b e r g kann sie geradezu als Paradebeispiel für die geglückte Kooperation staatlicher und kirchlicher Kompetenzen zum geistlichen W o h l der Stadt dienen. Jenes im Konzept der cura religionis zur Sprache k o m m e n d e K o m p e t e n z - u n d Verantwortungsbewusstsein des Rats für kirchliche und klosterinterne Belange, welches von H A M M mit dem Begriff der „Konvergenz" 224 beschrieben wird, führte zu einer massiven Einflussnahme der Bürger durch Stiftungen sowie der städtischen Obrigkeit durch Verordnungen. Letztere veranlasste Conrad Celtis u m 1500 zu der Aussage, Nürnbergs Klöster unterstünden nicht mehr ihrer eigenen Leitung, sondern dem Willen und R e g i m e n t des Magistrats. 225 Seine Beurteilung der Situation sollte sich spätestens dann als treffend erweisen, als durch die protestantische Auffassung über das Klosterwesen die Kooperation zwischen weltlichen und geistlichen Instanzen in Konfrontation umschlug und aus einem harmonischen Konvergenzmodell ein Konflikt erwuchs, in w e l c h e m die Lösungsvorschläge beider Parteien sich gegenseitig ausschlössen u n d ein Kompromiss unmöglich war. D e n n in ihrer Beurteilung des Klosterstandes waren sich die Anhänger der lutherischen Reformation unterschiedlichster Couleur und Prägung erstaunlich einig: Der von Gott vorgesehene Platz einer Frau sei der Hafen der Ehe u n d das Kindbett, keinesfalls aber das Kloster. In dem Prozess magistraler normativer Zentrierung ist es folglich konsequent, dass der R a t förderte, was im Religionsgespräch 1525 für richtig befunden w o r d e n war. Ein Frauenkloster wurde in der neuen, protestantischen Form des corpus christianum als Fremdkörper empfunden. Innerhalb der klösterlichen R e f o r m b e w e g u n g wähnte man sich j e d o c h gerade mit der Form des Klosterlebens, welche die R e f o r m hervorgebracht hatte, am Ziel - oder zumindest auf d e m richtigen W e g — der normativen Zentrierungsbestrebungen. Die Klosterfrage bietet somit eines j e n e r Gebiete, auf welchem wir nicht umhin können, die Kategorie des „Systemsprengenden" als Definitionskriterium für das Reformatorische anzuerkennen, so viel Erkenntniszuwachs alternative Konzepte, wie zum Beispiel die Theorie einer „Kulturellen R e f o r m a t i o n " , in anderen Bereichen auch erwarten lassen. 226

HAMM explizit a u f d i e V e r s c h r ä n k u n g e n u n d V e r q u i c k u n g e n staatlicher u n d k i r c h l i c h e r N o r mierungsprozesse hinweist. 223

A . a . O . , S. 6 2 .

224

D a s B e g r i f f s p a a r K o n v e r g e n z u n d K o n f l i k t w u r d e v o n HAMM z u r B e s c h r e i b u n g des k o m p l e x e n Z u s a m m e n h a n g s v o n A n t i k l e r i k a l i s m u s u n d d e m stark a u s g e p r ä g t e n V e r a n t w o r t u n g s b e w u s s t s e i n d e r S t a d t b e v ö l k e r u n g f ü r religiöse u n d k i r c h l i c h e B e l a n g e h e r a n g e z o g e n ; s. HAMM, B ü r g e r t u m , S. 68—73. 225 CELTIS, , N o r i m b e r g a ' , S. 165F.: ,,Illa [erg.: m o n a s t e r i a ] n o n s u o , sed s e n a t u s d e c r e t o et a r b i t r i o r e g u n t u r . " Es f o l g t e i n e s c h i l l e r n d e B e s c h r e i b u n g des v e r d a m m u n g s w ü r d i g e n L e b e n s w a n d e l s v o n M ö n c h e n in a n d e r e n d e u t s c h e n S t ä d t e n , d e m C e l t i s das v o r b i l d l i c h e u n d g e h o r s a m e V e r h a l t e n d e r N ü r n b e r g e r K l e r i k e r e n t g e g e n s e t z t : „ u t s e n a t u s iussit et v o l u i t , q u o t i d i a n a s s u p p l i c a t i o n e s et sacrificia p r o salute rei p u b l i c a sancta et pia c o n v e r s a t i o n e f a c i u n t , a b alienis a b s t i n e n t e s et illis, q u a e p o s s i d e n t a u t q u a e u l t r o e r o g a n t u r , caste et m o d e s t e u t e n t e s [...]." 226 V g l . zu d e n a k t u e l l e n k o n t r ä r e n A n s ä t z e n i n n e r h a l b d e r R e f o r m a t i o n s f o r s c h u n g d i e E i n l e i t u n g in: JUSSEN/KOSLOFSKY, K u l t u r e l l e R e f o r m a t i o n .

66

I. Observanzbewegung

und lutherische Reformation

in

Nürnberg

Denjenigen Nonnen, die 1525 in St. Katharina in dem Bewusstsein lebten, einem reformierten Konvent anzugehören, ein gottgefälliges Leben zu fuhren und keiner neuen reformatio zu bedürfen, boten sich in dieser Situation gegenüber der städtischen Obrigkeit und ihren Verwandten folgende Chancen und Grenzen ihrer Handlungsmöglichkeiten: An den Magistrat hatte der Konvent unwissentlich mit der Abgabe des Privatvermögens 1428 und unfreiwillig mit dem R e c h t , über Klostereintritte zu bestimmen, zwei entscheidende Trümpfe im Spiel um sein Uberleben abgeben müssen. Beide wussten die Ratsherren gegen das Kloster zu verwenden, letzteren, indem sie Neuaufnahmen gegen Ende des Jahres 1525 ganz verboten. Somit hatte die Obrigkeit den Zeitfaktor auf ihrer Seite, denn durch diese Maßnahme waren die Frauenkonvente dazu verurteilt, spätestens mit dem T o d der zuletzt noch lebenden Chornonne auszusterben. Seinen Einfluss in finanziellen Angelegenheiten machte der R a t über die Person des Pflegers geltend, indem er die verbleibenden Schwestern zur Herausgabe des Guts derer zwang, die den Konvent verließen. Die Handlungsalternativen der Schwestern angesichts der politisch aussichtslosen Situation waren folglich sehr begrenzt. Einzig das Beziehungsnetz mit anderen reformierten Konventen bot die Möglichkeit zur Solidarisierung und damit eine Chance, den Untergang des Klosters eventuell zu verhindern. Die innerhalb weniger Monate verlorene Solidarität der Bürgerschaft war ebenfalls nicht durch irgend eine Art von Aktivismus seitens der Nonnen zu reanimieren. Hatten noch frömmigkeitstheologische Unterweisungen eines Johannes Nider dazu aufgerufen, klösterliche Lebenspraxis so weit wie möglich auch in der Laienwelt nachzuahmen, 227 und hatte die in Laienkreisen weit verbreitete ,Allegorie vom geistlichen Kloster'22" noch zum sinnbildlichen Bau eines Klosters und zur Pflege klösterlicher Tugenden aufgefordert, so war es unter anderem doch auch gerade j e n e Frömmigkeitstheologie der Ordensreformer, die mit ihrer volkssprachlichen Laienunterweisung letztendlich dazu führte, dass sich die Bürgerschaft Nürnbergs im Zeitalter der Reformation zum Urteil in Glaubensangelegenheiten berechtigt fühlte und aus diesem Selbstverständnis heraus protestantische Kritik am Klosterstand übte. Die Annäherung der illiteraten bzw. semiliteraten Klosterkultur an die Laienwelt durch die Rezeption der Bettelordenspredigt und derselben Frömmigkeitsliteratur hatte als weitreichende und unkalkulierbare Folge die Mündigkeit des Laien hervorgebracht und der reformatorischen Lehre vom allgemeinen Priestertum den W e g geebnet. 2 2 9 Nürnberger Bürger beanspruchten im 16. Jahrhun2 2 7 Vgl. Cent. VI, 43 c , fol. 265 v —274': Johannes Niders ,Predigt von dreierlei Eheleuten', cher die Josephsehe als beste eheliche Lebensform propagiert wird.

in wel-

2 2 8 S. BAUER, Herzklosterallegorien; in St. Katharina: Cent. VI, 81, fol. 2 7 6 - 2 7 7 ' : Band von Kathanna T u c h e r eingebracht: Cent. V , App. 81, fol. 1 5 3 v - 1 5 4 v ; Cent. VI, 43 c , fol. 1 9 6 v - 1 9 7 r . 22'> Vgl. WILLIAMS-KRAPP, Das literarische Leben in Nürnberg; DERS., Observanzbewegungen, S. 15. Z u r weitreichenden Bettelordenspredigt in den Städten sei lediglich an die 1451—1456 durchgeführte Predigtreise Johannes Kapistrans erinnert, welcher in kleineren Orten gleichermaßen wie in G r o ß - oder Universitätsstädten enormen Zulauf hatte. Nach dem Bericht der Nürnberger Hans-Schürstab-Chronik waren seine Volkspredigten angeblich von W u n d e r -

2. Der reformierte Konvent St. Katharina während der Nürnberger

Stadtreformation

67

dert nach der Lektüre reformatorischer Flugschriften ein Mitspracherecht bei der Gestaltung ihres corpus christianum und fühlten sich verantwortlich für ihre Verwandten im Kloster, die sie auf dem W e g in die Verdammnis wähnten; sie sahen es daher als ihre christliche Pflicht an, sie von der Richtigkeit der neuen Lehre zu überzeugen und zum Austritt zu drängen. Väter und Mütter beanspruchten mit unterschiedlicher Vehemenz und differenten Mitteln — von Uberzeugungsarbeit in Form von Briefen bis hin zur gewaltsamen Entführung ihrer Töchter aus dem Kloster2111 - ihre elterlichen R e c h t e . Die Möglichkeiten der altgläubigen Nonnen, sich dem zu widersetzen, waren von Fall zu Fall verschieden groß. In den Augen der protestantischen Verwandten verfugten deren Angehörige im Kloster auch nicht länger über eine ihren Stand legitimierende Funktion, da nach protestantischer Lehre gute W e r k e keinen Nutzen für Verstorbene hatten. Die klösterliche Memorialkultur wurde damit überflüssig, diejenigen, die sie anboten und sich an ihr bereicherten, sahen sich in der reformatorischen Polemik als „Totenfresser" beschimpft. 2 , 1 J e n e kulturrevolutionären Folgen der neuen Lehre hatten lebenspraktische Auswirkungen auf den Konvent St. Katharina: J e mehr Zeit seit Einführung der Reformation verging und j e mehr die Geldquellen durch gestiftete Jahrtage versiegten, desto desolater sollte sich die Finanzlage der im Konvent verbleibenden Nonnen gestalten. Die Handlungsmöglichkeiten der altgläubigen Schwestern waren folglich stark begrenzt. Äußerliche Faktoren sprachen gegen ein Festhalten der Nonnen am Klosterleben und hatten die Weichen für den Untergang des Klosters gestellt. Während externe Umstrukturierungen der Klosterreform also eher zu einer Schwächung des Klosters in der späteren Phase der reformatorischen Verunsicherung beigetragen hatten, waren interne Prozesse, angestoßen durch inhaltliche Schwerpunktsetzungen der Reformer, jedoch letztendlich dafür verantwortlich, dass in St. Katharina keine Kapitulation erfolgte. Denn die Stärkung der vita communis durch Tischlesung und Eindämmung erlebnismystischer Bestrebungen im Kampf gegen das geistliche Einzelgängertum, die Betonung des stellvertretenden Gebets als gemeinsam zu leistende Verpflichtung und gleichzeitiges Privileg sowie der im Idealfall fast vollständig vollzogene Ersatz der ursprünglichen Familienkonheilungen begleitet. Inhaltlich beschränkte sich der italienische Observantenprediger keineswegs auf die Bußthematik, so dass seine Predigten den Laien auch eine theologische Grundbildung über Gebet, Glauben, Ordensleben, das Weitende, das jüngste Gericht und den Lohn der Seligen vermittelten; vgl. STEER, Bettelorden-Predigt, S. 3 1 6 - 3 2 0 . Dass sich die Mendikantenpredigt im Spätmittelalter zu einem Massenmedium entwickeln konnte, fuhrt STEER U. a. auf die Beobachtung zurück, dass sich im Dominikanerorden bereits unter Albertus Magnus eine „positive Einstellung zur deutschen Sprache und deren Chancen für die praedicatio" (a.a.O., S. 331) entwickelt habe. Vgl. Kap. III. 2 . 2 . 1 . So bereits im Titel der um 1520 erschienenen Flugschrift ,Diß ist ein iemerlich dag über die Todten fresser' von Pamphilius Gengenbach; kurze Zusammenfassung, Titelillustration und Literatur bei JEZLER, Himmel, S. 309. Vgl. dazu auch das Bild, das Hans Sachs in der Schrift ,Die Wittenbergische Nachtigall' von Mönchen und Nonnen zeichnet. In seiner Allegorie symbolisieren sie die Schlangen, die die Schafherde bedrohen. SACHS, Nachtigall, S. 26. 230 211

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I. Observanzbewegung

und lutherische Reformation

in

Nürnberg

takte durch die geistliche Familie der Mitschwestern ermöglichten die Bildung einer kollektiven Identität der 1525 im Kloster verbleibenden Schwestern. Von entscheidender Bedeutung im identitätsformenden Prozess war die Klausur, da sie das soziale Umfeld jeder N o n n e auf Mitschwestern, Prediger u n d Beichtvater reduzierte u n d diese Personengruppe somit den „sozialen Spiegel" bildete, in welchem das Individuum eigene Aktionen reflektiert, kommentiert und bewertet sah. 232 Der nach außen hin abgeschottete Konvent war in der Lage, jeder eintretenden N o n n e einen geschlossenen Gesellschaftsentwurf zu präsentieren, welcher nur für die in ihn Hineinberufenen Gültigkeit beanspruchte. Oftmals wird dieser Lebensentwurf in der Unterweisung mit dem Lebensstil von Laien kontrastiert. 213 W ä h r e n d Weltleute „gewonlichen piß mitternach oder lenger mit spilen, singen, gaffen, hofieren, trincken vnd essen, vnnuczen sundigen Worten vnd wercken vnd falscher freud vnsinnicklichen wachen vnd verzeren ir zeit vnd darnach in den schlaff der sund in linden petten verschlaffen alle selig metten, frümess vnd darzu gar vil des tags zeit, piß das sie der hunger auß dem pett treibt", verbinde die Schwestern in St. Katharina als das oberste Ziel, dass sie „iren eigen willen prechen v m b gotes willen" und im Gegensatz zu weltlichen Personen „in herein hemd [aus Haaren gefertigtes H e m d , wie es Büßer trugen] vnd herten petten ligen oder ruen ein kurcze zeit, vnd w e n sie hören des höchsten kuniges zaichen, die glocken, klingen, das sie mit freuden auß iren petten springen vnd mit den engein frölich zech heben an [in fröhlicher R u n d e anfangen] got zu loben in den psalmen mit gar süßem don." 234 Nicht immer gehen Vergleiche zwischen Klosterleuten u n d Laien mit Polemik und einem Gefühl der Überlegenheit einher wie in diesem Beispiel. Sie werden auch verwendet, u m den besonderen Anspruch, den die Berufung in den Konvent an das Handeln der N o n n e stellt, zu betonen, u n d erhalten dann adhortativen Charakter. 235 Zu welchem Zweck die Texte letztendlich auch dienten, sie ziehen eine deutliche Trennungslinie zwischen beiden Polen, den Insassen des Klosters einerseits u n d den Menschen außerhalb in der Welt andererseits, eine Polarisierung, welche bei häufiger D u r c h f ü h r u n g zur Schaffung eines klosterspezifischen „Wir-Gefühls" 236 beigetragen haben dürfte. Ein gemeinschaftlich vertretenes Image nach außen ermöglichte z. B. das gleichförmige Ordensgewand 2 1 7 232 Über den Stellenwert der sozialen Umwelt bei der Identitätsbildung und zum Begriff des „looking-glass s e i f s. H A U S S E R , Identitätspsychologie, S. 3 8 — 4 1 . 233 So z. B. in der Predigt zur Einsegnung einer Schwester des Nikolaus von Nürnberg in Cent. V I , 4 3 \ fol. 2 1 ' - 2 4 V , gedruckt bei L A M P R E C H T , Mönch Nikolaus, S. 1 2 4 . 234 Cent. V, App. 81, fol. 194 r v. 23:> Etwa im o. g. Brief Eberhard Mardachs, wo folgendermaßen argumentiert wird: Wenn schon der gemeine Laie dazu aufgefordert ist, Unrecht gelassen zu ertragen, um wie viel mehr dann du als Nonne, die du dich für ein gottgeweihtes Leben entschieden hast und dich im Stand der Vollkommenheit befindest. 236 Vgl. hierzu moderne sozialpsychologische Untersuchungen über die Interaktion zwischen zwei voneinander getrennten Gruppen zur Entwicklung einer „Wir-sie"-Dichotomie in ZIM-

BARDO: P s y c h o l o g i e , S. 5 9 9 - 6 0 0 . 237 Dass auch das Tragen des Habits zur Schaffung einer „corporate identity" nach außen hin beitrug, stellt lediglich einen der zahlreichen Gesichtspunkte dar, die jenen Kleidungsstücken Si-

2. Der reformierte Konvent

St. Katharina

während der Nürnberger

Stadtreformation

69

und die Weigerung der altgläubigen N o n n e n , es abzulegen, als der Magistrat dies forderte. Die Identifikation der einzelnen N o n n e mit dem monastischen Gesellschaftsentwurf und seinen Anforderungen erfuhr von außerhalb der Mauern Bestätigung und Bestärkung, etwa wenn die Stadtbevölkerung das stellvertretende Gebet der Schwestern in Anspruch nahm. Vermutlich hatte die Festlegung der Nonnen auf dieses Tätigkeitsprofil Auswirkungen auf ihr Selbstwertgefiihl, zumal die Berufung zum Chorgebet ja nur einem geringen Anteil der städtischen Bevölkerung gegeben war. 218 Die einzelne Person über ihr Tätigkeitsprofil zu identifizieren, entspricht einer seit dem 13. Jahrhundert beobachtbaren, neuen soziologischen Wahrnehmung der Gesellschaft. 219 Aus dem Blickpunkt des oder der Einzelnen bedeutete dies, sowohl andere unter dem Gesichtspunkt ihrer beruflichen Arbeit wahrzunehmen als auch die eigene Identität mit der eigenen gesellschaftlichen Funktion, dem „Beruf" — der im Idealfall der freiwillig ins Kloster eingetretenen Nonne identisch mit ihrer Berufung war — in Verbindung zu bringen. Beide Handlungsalternativen, Apostasie oder Beharrung, werden folglich neben sozialen Ursachen 240 und theologischen Überzeugungen 2 4 1 auch von identitätspsychologischen Voraussetzungen b e s t i m m t j e stärker sich eine Schwester mit dem Gesellschaftsentwurf der Observanz identifiziert hatte, desto unwahrscheinlicher war ihr Austritt. Die Weigerung einer R e f o r m n o n n e , ihr Leben angesichts der protestantischen Reformation aufzugeben, zeugte oftmals von einer geglückten Integration innerhalb des Konvents. War der Grad der Verinnerlichung tragender, Gemeinschaft konstituierender Grundpfeiler der Ordensreform bei einer Nonne weniger stark ausgeprägt, so verfügt sie stattdessen vielleicht eher über die Fähigkeit zur Selbstmotivation. 242 In ihrem Fall ist es wahrscheinlicher, wenngleich nicht zwingend notwendig, dass sie sich aus dem Klosterverband löst. Für die Reformationsgeschichte von St. Katharina ist es somit bedeutend, dass es sich um einen der Observanz angehörigen Konvent handelt, da die mit der R e f o r m eingeleitete Erneuerung des spirituellen Lebens untrennbar mit der Stärkung des Gemeinschaftsaspekts unter den N o n n e n verbunden ist.

gnifikanz verliehen. D e n Vorschriften nach durfte keine N o n n e n ohne ihr Ordenskleid gesehen werden, selbst nachts durfte es nicht abgelegt werden (s. Cent. V I , 4 6 J , fol. 4 9 " ) . Besonders der Schleier erinnerte die Schwester täglich an ihre Profess. Daneben erfuhr die Nonnentracht innerhalb der Unterweisung auch symbolische Deutung, vgl. Cent. VI, 9 8 , fol. 130—131'. 2 3 8 Untersuchungen innerhalb der Sozialpsychologie belegen, dass die Zugehörigkeit zu einer sozialen Minderheit sich deutlich im Identitätsprofil einer Person niederschlägt. Vgl. HAUSSER, Identitätspsychologie, S. 14. 2 M

V g l . J U S S E N , J u n g f r a u e n , S . 1 2 2 f.

Hier wäre zu denken an mangelnde Möglichkeiten ehemaliger N o n n e n zu Erwerbstätigkeit, an ihre individuelle positive oder negative Einstellungen zu Eheschließung, an ihr Alter oder aber an den Einfluss, den Familienmitglieder auf sie ausübten. 240

2 4 1 Vorreformatorische und protestantische Aussagen zu Jungfräulichkeit und Klosterwesen werden in Kap. II. 3 . 1 . kontrastiert. 242

U b e r Identität als motivationale Quelle s. HAUSSER, Identitätspsychologie, S. 4 7 - 6 7 .

II. Theologischer Umbruch: Kontrastierung der Innenperspektive des Konvents mit der Aussenperspektive protestantischer Klosterkritiker

1. Rekonstruktion

vorreformatorischer Spiritualität,

Frömmigkeit im observanten Kloster St.

Theologie und

Katharina

1.1. Formen, Zeugnisse und Charakter spätmittelalterlicher Nonnenunterweisung In der Periode zwischen Klosterreform und lutherischer Reformation bestanden die hauptsächlichen Aufgaben der dominikanischen Seelsorger 1 im Konvent St. Katharina aus dem Predigtdienst und der Sakramentsverwaltung. 2 Insbesondere das Beichtsakrament verlangte vom Beichtvater ein hohes Maß an Verfügbarkeit. Die Tätigkeit als solche erforderte zudem Einfühlungsvermögen, moralische Integrität, geistliche Führungsqualitäten und Weisheit im Umgang mit NäheDistanz-Konflikten. 3 Die observanten Frauenklöster hatten durch Raimund von 1 D e r Totenkalender aus St. Katharina verzeichnet folgende N a m e n als ehemalige Kapläne, z. T . mit Angabe des Todesjahrs: Heinrich Castner, Heinrich Gerung, Heinrich Farnpeck, Friedrich Schön, Friedrich Kraft, Petrus Tauner, Herdegen, Math. Sidelmann ( f 1522), J o h a n n Knorlein, Konrad Puchenpach, Johannes Herolt ( f 1 4 6 8 ) , Ulrich von Katzwang und Tetzel; als Beichtväter werden genannt: Heinrich Krauter (j" 1434), Georg R e i ß e c k e r (j" 1436), J o h a n n Kreuzer ( f 1438), T h e o d o r Herolt ( f 1 4 4 8 ) , Ulrich Ymeldorfer ( f 1 4 6 4 ) , Johannes H e rolt ( f 1468), Heinrich Hass ( f 1481), Johannes Kirchschlag ( t 1494), Johannes L o c k ( f 1494), Kunz W i e s n e r ( f um 1 5 2 1 ) , Johannes R e s c h ( f 1538) und Wolfgang Puhele ( f 1576). Die Aufzählung entspricht der Liste bei FRIES, St. Katharina, S. 4 3 , A n m . 1 0 8 a , ergänzt um H e i n rich Farnpeck. 2 Einen Uberblick über die Entwicklung der cura monialium in den Frauenklöstern verschiedener Orden bietet SCHREINER, Seelsorge. D e r Seelsorge in dominikanischen Frauenklöstern des 15. Jahrhunderts wurde bislang wenig Aufmerksamkeit gewidmet. U b e r die rechtlichen B e d i n gungen informiert EHRENSCHWENDTNER, Bildung, S. 238—248. Z u Predigten aus St. Katharina s. LOHR, Klosterpredigten; WALTHER, Prediger und Predigten aus C o d . Eis 114; VERMEER, Predigt Heinlein; COMITIS, Eucharistiepredigten; zu Predigten Konrad Schlatters O P im Basler Kloster ,An den Steinen' s. COSTARD: Mystik und Moraldidaxe. Ein Zeugnis für die umfassende N o n nenseelsorge des Johannes M e y e r bietet sein B r i e f über die von ihm für Schwestern verfassten und übersetzten Schriften, gedruckt in SCHEEBEN, Handschriften I, S. 1 8 5 - 1 8 9 . 3 W i e problematisch sich ein solches A m t für den Beichtvater gestalten konnte, vermag eine Studie über den Windesheimer Fraterherren Frederik van Heilo zu demonstrieren. Dieser formulierte aus eigener Erfahrung heraus: „Nulluni regimen difficilius et periculosius est regimine

72

II.

Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

Capua und andere Generalmeister das R e c h t erlangt, sich einen Beichtvater aus dem ersten Orden zu wählen. Die Bestätigung desselben erfolgte durch den Provinzial oder seine Vicarier. Bei Problemen konnten weibliche Orden ihren Beichtvater auch entlassen. Ebenso war ihnen zugesichert worden, dass ihnen ihr Beichtvater von niemandem genommen werden dürfe, so lange dies von keiner der beiden Parteien gewünscht wurde. 4 Die Dominikaner empfahlen den Nonnen, das Beichtsakrament häufig und auch bei unscheinbaren Verfehlungen in Anspruch zu nehmen. 5 Daneben gibt eine Beichtanweisung aus dem letzten Drittel des 15. Jahrhunderts Auskunft über inhaltliche Aspekte der B e i c h t e / ' Schriftlich fixierte Zeugnisse engagierter Seelsorger liegen in Form von Briefen und aufgezeichneten Predigten vor, doch auch die Auswahl und Bereitstellung geistlicher Lektüre als Leihgabe oder Buchgeschenk sowie die Übertragung von lateinischen T e x t e n in die für die N o n n e n verständlichere Volkssprache bildeten wichtige Bestandteile der cura monialium. Die thematisch orientierte Textauswahl bedingt, dass Gegenstand der Untersuchung hier nicht das W e r k eines bestimmten Seelsorgers sein kann, sondern dass Zeugnisse verschiedener Dominikaner ebenso wie Angehöriger anderer Orden und anonym überlieferte T e x t e in den Blick genommen werden. Innerhalb des Textkorpus lässt sich das Engagement folgender Dominikaner in der cura monialium bei den Nonnen in St. Katharina ausmachen: 7 Eberhard Mardach s , Johannes Nider'',GeorgFalder-Pistoris 1 0 , Matthias

feminarum." W e i l er es als B e d r o h u n g für sein eigenes Seelenheil empfand, als Mann einer Gruppe von Frauen vorangestellt zu sein und für diese Verantwortung zu tragen, legte er seine Tätigkeit als Beichtvater bei N o n n e n der Devotio Moderna nieder. S. SCHLOTHEUBER, Nulluni regimen. Z u m Verhältnis zwischen N o n n e und Beichtvater vgl. MÜNTZ, Freundschaften und Feindschaften. 4

S. Johannes Meyers ,Buch der Ersetzung',

Bloomington, Lilly Libr, Ricketts Mss 198, fol.

221*. 5 So z. B . G e o r g Falder-Pistoris: Cent. V I , 43 q , fol. 51 v , und ein anonymer Dominikaner: C e n t . VI, 46 d , fol. 6 6 " - 6 7 r . 6 Cent. V I , 8 4 , fol. 134'— 145 V : , Beichtanweisung für Jungfrauen und Witwen', vermittelt von Beichtvater G e o r g Hass. Zu Georg und Heinrich Hass vgl. LEE, Materialien, S. 3 0 5 , Nr. 1 5 4 / 1 5 5 , und RENNER, Spätmittelalterliche Klosterpredigten, S. 2 0 5 . 7 W o nicht anders vermerkt, sind die folgenden Daten und Informationen dem Personenverzeichnis in BOCK, Predigerkloster, S. 167—187, und der Prosopographie in LEE, Materialien,

S. 292—364,

entnommen.

V o n 1 4 2 5 bis 1428 Prior im Nürnberger Predigerkloster, Beichtvater in einem Frauenkonvent, vgl. Inzipit eines seiner Briefe in Cent. V , App. 81, fol. 157': „Das ist ein abgeschrift eins briefs den ein geistlicher peichtvater gesent hat seinem geistlichen kind in ein closter"; WILLIAMSKRAPP, Mardach. 8

9 Johannes Nider wurde als Nachfolger Mardachs zum Prior im Nürnberger Konvent (1428— 1429) gewählt. In dieser Arbeit wird seine Predigt , Von dreierlei Eheleuten' behandelt. Zu Nider s. BRAND, Studien; HILLENBRAND, Nider; SCHIELER, Magister Johannes Nider. l u Prior im Nürnberger Dominikanerkloster von 1429—1434; SPIELVOGEL, Georg Falder-Pistoris; SCHNEIDER, Georg Walder-Pistoris; FRANK, Falder-Pistoris; zu seiner Tätigkeit in und für St. Katharinas. II. 1 . 1 . 1 . und II. 1 . 1 . 3 .

1. Rekonstruktion

vorreformatorischer

Spiritualität

im Kloster

St.

Katharina

73

W e i n s p e r g e r " , Hans Vend 1 2 , Georg Hass l3 , Peter Kirchschlag 1 4 , Johannes D i e mar 1 5 und Eberhard von Kleve "'. D i e spezifische Entstehungssituation der Unterweisungstexte prägte deren Charakter in stilistischer und inhaltlicher Hinsicht. Ausgehend von dem Bedürfnis der Nonnen nach praktischer Lebensanweisung und theologischem Grundwissen verzichteten die Autoren auf subtile Erörterungen und mystische Spekulation zugunsten bodenständig praktischer Unterweisung. Es handelt sich um Frömmigkeitstheologie in welcher theologische Fragestellungen in elementarisierter Form und mit explikativem Unterton erscheinen, eine „,simplex theologia' für ,simplices"' 1 8 . Insofern Texte aus der Bibliothek St. Katharinas in älteren Arbeiten Erwähnung finden, haften ihnen häufig Attribute wie „ s c h l i c h t " „ v o l k s t ü m lich" 20, „nüchtern" oder gar „hausbacken" 2 1 an, und man attestierte einem Autor wie Georg Falder-Pistoris im Vergleich zu dominikanischen Scholastikern „theologischen Substanzschwund" 2 2 . Erst eine umfassende Beschäftigung mit Frömmigkeitstheologie und ihren Vertretern führte zu einer Würdigung eines völlig anderen Aspekts ihrer theologischen Tätigkeit. O h n e die reduzierende Seite der Frömmigkeitstheologie zu negieren, beobachtet HAMM bei ihren Vertretern im 15. Jahrhundert eine neue „populartheologische Kompetenz" und meint damit das Bestreben und die Fähigkeit von Reformtheologen wie Johannes von Staupitz, Johann von Paltz, Johannes Nider, Nikolaus von Dinkelsbühl oder Geiler von Kaysersberg, den Bedürfnissen ihrer Hörer und Hörerinnen sowie deren Lebenswirklichkeiten im R a h m e n ihrer Theologie gerecht zu werden. In dieser

" Belegt im Nürnberger Predigerkloster von 1 4 3 1 bis 1 4 7 3 ; Bereitstellung von U n t e r w e i sungsliteratur: E r schenkte der N o n n e Margarethe Vornan den B a n d C e n t . V , App. 81. 12

Korrektor der Handschrift C e n t . V I , 43', Predigt in C e n t . V I , 5 8 , fol. 2 8 1 ' - 2 9 1 ' .

Beichtvater in St. Katharina, f 1 4 8 9 ; er vermittelte eine Beichtanweisung (siehe oben, A n m . 6) sowie die Ubersetzung von Hendrik Herps ,Spiegel der Vollkommenheit' in C e n t . V I I , 2 1 , fol. 1 - 1 8 7 v . 14 A b 1 4 7 3 Prior des Nürnberger Predigerklosters; er stellte die mittelniederländische Vorlage von Hendrik H e r p s , S p i e g e l der Vollkommenheit' zur Ubersetzung zur Verfugung; RENNER, K i r c h schlag; DEES., Spätmittelalterliche Klosterpredigten, S. 2 0 4 f. 15 A b 1 4 7 6 im A m t des Subpriors im Nürnberger Dominikanerorden, predigte Diemar vor den N o n n e n des Katharinenklosters. Edition der ,Predigt von geistlicher und weltlicher Ehe' in: LEE, Materialien, S. 1 0 5 - 1 1 3 . Z u D i e m a r s . RENNER, Spätmittelalterliche Klosterpredigten, S. 2 0 5 . 13

,fl Provinzial der Ordensprovinz T e u t o n i a v o n 1515—1529. Z w e i seiner Predigten wurden flüchtig notiert bei der Visitation des Katharinenklosters im J a h r 1 5 1 8 : StadtAN, A 2 6 , R e p . 8 9 , N r . 2 6 5 b. D i e Handschrift enthält ebenfalls einen kurzen B e r i c h t über die Visitation. 17 Z u r Definition des Begriffs „Frömmigkeitstheologie" vgl. HAMM, W a s ist Frömmigkeitstheologie. 18

A . a . O . , S. 2 5 .

19

RENNER, D i e m a r , Sp. 8 8 .

20

SPIELVOGEL, G e o r g Falder-Pistoris, S. 9 2 .

21

LOHR, Klosterpredigten, S. 39.

22

SPIELVOGEL, G e o r g Falder-Pistoris, S. 191.

74

II.

Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

Hinsicht kann man mit H A M M von steigender Komplexität und neuem Anspruch theologischer Arbeit bei Frömmigkeitstheologen sprechen. 2 3 Für heutige Leser und Leserinnen ist der belehrende T o n der Unterweisungstexte augenfällig. Sie erwecken nirgendwo den Eindruck, dass die Verbindung von Nonne und Geistlichem von beiden Seiten spirituelle Impulse erfahren habe, wie es in der Blütezeit der Mystik zwischen der begnadeten Schwester und ihrem Beichtvater teilweise der Fall war 2 4 . Vielmehr definieren sie die seelsorgerliche Beziehung unmissverständlich als Verhältnis zwischen Schülerin und Lehrer. Daher springen bei dem Versuch, diese Art von spätmittelalterlicher Unterweisung zu kategorisieren, neben inhaltlich-seelsorgerlichen auch methodisch-didaktische und pädagogische Bemühungen ins Auge, etwa die Tendenz zu Visualisierung und leichterer Memorierbarkeit aszetischer Inhalte, v. a. in den emblematischen Traktaten. 2 5 Ebenso wird das Bemühen der Autoren deutlich, thematisch an die Lebenswirklichkeit der Nonnen anzuknüpfen. So lässt sich, um ein Beispiel zu nennen, bei dem vornehmlich in süddeutschen Frauenklöstern tradierten Traktat , Vom geistlichen Krapfen ' 2 6 sicherlich eine geschlechtsspezifische Komponente bei der Wahl der Metapher konstatieren. Auch bei der Suche nach Illustrationen greifen bemühte Seelsorger auf Exempel aus dem Erfahrungshorizont der N o n nen zurück. Didaktische und methodische Bemühungen treten insbesondere in der Unterweisung des Georg Falder-Pistoris zu Tage. Da Faiders über mehrere Jahre anhaltende Seelsorgetätigkeit in St. Katharina durch Quellen gut bezeugt ist, sind wir in der Lage, ein relativ geschlossenes, für das observante Leben in St. Katharina grundlegendes Unterweisungsprogramm nachzuzeichnen. Dokumente seiner cura monialium im Nürnberger Konvent sollen daher kurz dargestellt werden.

23

HAMM, W a s ist F r ö m m i g k e i t s t h e o l o g i e , S. 34—36.

24

E t w a zwischen H e i n r i c h v o n N ö r d l i n g e n und Margareta E b n e r . Ersterer schrieb an seine

B e i c h t t o c h t e r „ D e i n G o t t redender M u n d m a c h t m i c h sprachlos." Vgl. die gleichlautenden T i t e l der Aufsätze v o n WEITLAUFF, D e i n got redender m u n t , und KUHN, D e i n G o t t redender M u n d . Z u m seelsorgerlichen Verhältnis zwischen J o r d a n v o n Sachsen und der D o m i n i k a n e r i n Diana v o n Andalo vgl. LÖTHER/TRAMSEN, J o r d a n v o n Sachsen. 23

D i e F o r m der Allegorie scheint innerhalb der T u g e n d u n t e r w e i s u n g besonders beliebt g e -

wesen zu sein. U n s e r T e x t k o r p u s enthält n e b e n m e h r e r e n Herzklosterallegorien die Allegorien v o m geistlichen W a g e n , v o n der geistlichen G e i ß e l , v o m geistlichen N e k t a r w e i n , v o m geistlic h e n Krapfen, v o m geistlichen W ü r z g a r t e n und v o m geistlichen Harnisch. N a c h HAMBURGER dienten allegorische U n t e r w e i s u n g e n dazu, Alltagsgegenständen eine potentielle m n e m o t e c h nische F u n k t i o n zu g e b e n und auch während der täglichen Arbeit Anlass zu geistlichen B e t r a c h tungen zu bieten. S. HAMBURGER, T h e Visional and the Visionary, S. 3 9 2 . 2,1

Z u r U b e r l i e f e r u n g s. R U H , .Geistlicher Fastnachtskrapfen', S. 452—454; zur E i n o r d n u n g

der „geistlichen K ü c h e n l i t e r a t u r " in die spätmittelalterliche Erbauungsliteratur s. SCHMIDT, E r bauungsliteratur, S. 452—454. A u c h sie entspricht der T e n d e n z , D i n g e n des alltäglichen Lebens eine besondere B e d e u t u n g zuzumessen. D i e litararische Ü b e r h ö h u n g v o n Alltagsgegenständen mittels religiöser D e u t u n g diente als M i t t e l zur E r m a h n u n g zu e i n e m beschaulichen L e b e n .

t.

Rekonstruktion

vorreformatorischer

Spiritualität

im Kloster

St.

Katharina

75

1.1.1. Georg Faider-Pistoris: biographischer Ausschnitt und Zeugnisse seiner Tätigkeit als Nonnenseelsorger Georg Falder-Pistoris wurde in Traismauer in Niederösterreich geboren. 2 7 Er trat in jungen Jahren in den Wiener Dominikanerkonvent ein, in dessen Studienhaus er nach seinem Noviziat sowohl das Studium artium und naturarum als auch das Partikularstudium absolvierte. Dort erfuhr seine Theologie und Methodik eine Prägung durch seinen Lehrer Franz von R e t z ("j" 1424). W o er den Titel eines „Magister theologiae", mit welchem er im Totenbuch des Wiener Dominikanerkonvents versehen ist, 28 erworben hat, ist nicht mehr eindeutig belegbar. Da für ihn kein Studium proforma etgradu magisterii an der Wiener Universität belegt werden kann, nimmt SPIELVOGEL an, es habe sich um eine Promotion außerhalb des Universitätsverbandes auf einem der Generalkapitel des Ordens kraft päpstlicher Ermächtigung durch den Ordensgeneral gehandelt. Faiders Engagement für Ordensreform und Nonnenseelsorge wird mit Beginn seines Priorats in Nürnberg nachvollziehbar. Von Februar 1429 bis zum Jahr 1434 setzte er das W e r k Johannes Niders fort. Somit war er maßgeblich daran beteiligt, die 1428 in St. Katharina gelegten Grundlagen der R e f o r m zu festigen und auszubauen. In Reformkreisen seines Ordens muss er sich spätestens zu dieser Zeit einen Namen gemacht haben, denn als er 1434 zurück in sein ehemaliges Heimatkloster berufen wurde, das aufgrund seines theologischen Lehrstuhls für die Observanten von enormer Bedeutung war, wählte man ihn zum Prior. Er sollte den Konvent in die strenge Regelbeachtung zurückführen. Neben dem Priorat übertrug man Falder-Pistoris 1434 überdies das in W i e n neu eingerichtete Amt eines Generalvikars. 29 Als solcher war Falder-Pistoris — weitgehend unabhängig v o m Ordensprovinzial 3 0 und direkt dem Ordensgeneral unterstellt — mit der Betreuung und Visitation observanter Klöster in Osterreich, der Steiermark und Kärnten betraut. Er zeichnet 1435 seinen Brief an die Schwestern in St. Katharina in Nürnberg mit: „bruder Jörig diemütiger prior des conventes zu wienn vnd geachter vicari des egenanten sant Kathrein kloster". 3 1 Erstreckte sich sein Verantwortungsbereich vielleicht nicht nur auf die Konvente der Natio

27

Sein Geburtsjahr wird mit einiger U n s i c h e r h e i t a u f 1 3 5 4 rekonstruiert. A n d e r e S c h r e i b -

weisen seines N a m e n s : Falderer, Valder, Valdner, Faider, W e l t e r , lat. Pistoris.

Grundlegend

zu B i o g r a p h i e und W e r k : FRANK, Falder-Pistoris; SPIELVOGEL, G e o r g Falder-Pistoris, S. 1—32; SCHNEIDER, G e o r g Walder-Pistoris. 28

F R A N K , S t u d i u m , S . 6 9 f.

29

MEYER, R e f o r m a c i o I V und V , S. 1 4 9 : „ D e r erst v a t t e r j ö r g Faider was an m e r k l i c h treffen-

lich m a n , also daz er nit allain erster prior der observantz zü W i e n waz, sunder er ward o c h vicari g e m a c h e t über vil clöster in Ö s t e r l i c h , der o c h etliche v o n siner arbait w u r d e n t r e f o r m i e r t . " 30

D i e T r e n n u n g der beiden K o m p e t e n z b e r e i c h e w a r deswegen n o t w e n d i g , weil das A m t

des Provinzials j a auch v o n e i n e m konventualen D o m i n i k a n e r besetzt sein k o n n t e , was zur fraglichen Z e i t mit der Person des Nikolaus N o t e l (1426—1446) aber n i c h t g e g e b e n war. 1 4 3 7 siegelt Falder-Pistoris als Generalvikar des Ordensgenerals B a r t h o l o m ä u s T e x e r y und gleichzeitig als Provinzvikar unter dem Ordensprovinzial N o t e l . 31

C e n t . V I I , 2 0 , fol. 2 1 8 ' .

76

II.

Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

Austriae 32 , sondern zusätzlich auch auf die Natio Bavariae superioris portionis"? Wahrscheinlicher ist, dass sich in dem Gebrauch des Titels vicari die trotz der räumlichen Distanz anhaltende Verbundenheit des früheren Nürnberger Provinzvikars 34 mit den ihm ehemals anvertrauten geistlichen Töchtern spiegelt. Als er 1436 als Generalvikar in W i e n vor der Aufgabe stand, nach Beauftragung von Herzog Albrecht V. und in Zusammenarbeit mit Johannes Nider das Doppelkloster in Tulln der Observanz zuzuführen, wählte Faider jedenfalls zehn Schwestern aus Nürnberg und geleitete sie persönlich in den österreichischen Konvent, 3 5 wo er selbst im Jahr 1439 urkundlich erstmals als Prior fassbar wird. 3 6 Während seiner Tätigkeit in der cura monialium im Tullner Doppelkloster verfasste er einen auch für die Nürnbergerinnen richtungsweisenden theologischen Unterweisungstraktat 37 und eine Ubersetzung der Vita der Heiligen Margarethe von Ungarn 3 8 . Außerdem vermittelte der Tullner Konvent den Nürnbergerinnen das,Büchlein von der Liebhabung Gottes' des Wiener Burgpredigers Thomas Peuntner 3 ''. Es liegen keine Quellen vor, die belegen könnten, wann genau Georg FalderPistoris den Konvent in Tulln wieder verließ und zum zweiten Mal nach W i e n zurückkehrte. V o m April 1445 bis Mai 1447 ist er als Prior im Zentrum der Natio Austriae wieder belegt. Das Amt des Generalvikars trat er 1451 an Jakob Fabri von Stubach ab. Georg Falder-Pistoris starb als „iubilarius annorum 9 8 " , wahrscheinlich am 29. Dezember 1452, in W i e n . 4 0 Im Folgenden soll nun Faiders weit über seine Abberufung aus Nürnberg hinaus anhaltende Tätigkeit als Seelsorger für St. Katharina anhand seiner dorthin

32

So SPIELVOGEL, Georg Falder-Pistoris, S. 19.

Zur Ordensstruktur vor der lutherischen Reformation s. FRANK, Studium, S. 18—20; LOHR, Teutonia, S. 1 5 5 - 1 5 7 ; SPIELVOGEL, Georg Falder-Pistoris, S. 35 f. und SPRINGER, Dominikaner in Widerstand und Anpassung, S. 11—17. Die Provinz Teutonia umfasste nach dem Generalkapitel von Besancon 1 3 0 3 Flandern, das Rheinland, das Elsass, Franken, Schwaben, Bayern, Osterreich mit Kärnten und die Steiermark. Sie war in vier nationes unterteilt: I. Brabantia: Klöster in Brabant und im Rheinland; 2. Alsatia: Elsaß, Baden und Schweiz; 3. Suevia: Württemberg, Schwaben und Franken; 4. Bavaria: Bayern und die österreichischen Lande. Letztere Nation war wiederum geteilt in die Natio Bavariae superioris portionis (Nürnberg, Eichstätt, Regensburg, Bamberg, Landshut) und die Natio Bavariae inferioris portionis oder Natio Austriae (Osterrreich, Steiermark und Kärnten). 3 4 Der Titel „Vikar" wurde sowohl für den Generalvikar verwendet als auch für den sog. Provinzvikar, der meist Prior eines größeren Konvents war und als solcher den Ordensprovinzial in Aufsichts- und Verwaltungsfunktionen im Bereich einer Nation vertrat. 3 5 MEYER, R e f o r m a c i o IV und V , S. 95 f. 33

36

SPIELVOGEL, G e o r g Falder-Pistoris, S. 13.

37

Cent. V I , 43i, foi. l ' - l 6 2 r .

38

Cent. V I , 53, fol. 2 ' - 2 5 r .

39

Cent. V I , 58, fol. I I r - 6 7 v . WILLIAMS-KRAPP, Ordensreform und Literatur, S. 48.

Im W i e n e r Nekrolog ist sein Todestag auf den 29. D e z e m b e r 1442 datiert. In der F o r schung besteht j e d o c h Einigkeit darüber, dass es sich bei diesem Todesdatum um einen Schreibfehler handeln muss, da seine Tätigkeit nach diesem T a g noch häufig belegt ist; s. FRANK, W i e n e r Dominikanerkloster, S. 182f.;DERS., Studium, S. 2 2 0 ; SPIELVOGEL, G e o r g Falder-Pistoris, S. 16; SCHNEIDER, G e o r g Walder-Pistoris, S. 189. 411

?. Rekonstruktion

vorreformatorischer

Spiritualität

im Kloster St.

Katharina

11

geschickten bzw. für die Nonnen eigens verfassten, abgeschriebenen oder übersetzten W e r k e illustriert werden. 4 1 D e r 1 4 5 5 / 5 7 angelegte und bis zum Ende des 15. Jahrhunderts ergänzte Bibliothekskatalog gibt vielfach Auskunft über die Herkunft und den Verbleib geschenkter Handschriften, manchmal sogar einzelner Dokumente, die in einem Sammelband zusammengebunden worden waren. 4 2 D e r Name Georg FalderPistoris wird hier bei insgesamt sieben Handschriften genannt. Vier davon sind in der Stadtbibliothek Nürnberg erhalten: a) Erhaltene Schenkungen des Georg Faider-Pistoris an die in St. Katharina: Cent. VI, 43q

Bibliothek

(E.LVII)43:

fol. V—162":

,Geistliche Belehrung in Dialogform': aszetischer Traktat ge-

fol. 168 r -182 v :

gliedert in 12 Kapitel; Autograph; für Nonnen verfasst; Faiders ausführlichstes Werk: Anleitung auf dem W e g zur Vollkommenheit; Vermittlung theologischer Grundbildung über Rechtfertigung, Eucharistie und die Lehre von den letzten Dingen. 4 4 Der Traktat wurde von Faider aus Tulln geschickt. 45 Randbemerkungen Faiders zum Traktat, Vom schauenden Menschen' ben).

fol. 183 r -259 r :

(Konrad Wagner von Nürnberg zugeschrie-

Passional; Autograph.

Cent. VII, 77 (G. I)4": fol. 2—130":

Deutsche Ubersetzung eines lateinischen Rituale für D o minikanerinnen.

Cent. VI, 46e fol. 2V—434":

(H.III)47: Deutsche Ubersetzung von Humbert von Romans: ,Expositio super Regulam beati Augustini'

.

48

41 Vgl. hierzu SCHNEIDER, Georg Walder-Pistoris und SPIELVOGEL, Georg Falder-Pistoris, S. 2 4 - 3 2 . 42 Edition eines Verzeichnisses der privaten Bücher und des mittelalterlichen Bibliothekskatalogs bei RUF, M B K III, 3, S. 5 7 8 - 5 9 6 und 5 9 9 - 6 3 7 . 43 R U F , M B K III, 3, S. 611:„Item ein puch mit einem langen passion und / vilexempel. / Item das puch hat uns vater J o r g Walder geben." 44 S. Beschreibung des Textkorpus, S. 343. 45 S. fol. 162": „Explicit per manus fratris Georgii Ffalder. Orate pro me scriptum in Tulna." 46 RUF, M B K III, 3, S. 613: „Item ein puch in eym conpert; das helt / in im unsers orden notel. / Das hat uns vater J ö r g Valdner geben." 47 RUF, M B K II, 3, S. 6 1 3 : „Item ein puch; das helt in im unser regel / mit der außlegung Humberti, des / hohen lerers, etwan ein gemein meister / des ganczen predigerorden. / Das puch gab uns vater J ö r g Valdner." 48 Weiterführende Literatur: SPIELVOGEL, Georg Falder-Pistoris, S. 26, Anm. 5.

78

II. Innenperspektive

Cent. VI, 46f fol. l r -24 v : fol. 25—63v:

des Konvents und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

(M.V)m: Deutsche Ubersetzung von ,De Imitatione Christi' des Thomas von Kempen (hier Bernhard zugeschrieben). Ausschnitt aus den , Offenbarungen der Heiligen Brigitta' (aus dem X X . Kapitel des IV. Buches).

Schenkungen Faiders, die nicht mehr erhalten sind: M.IV:

„ I t e m ein p u c h ; das helt in i m X I I / capitel; d a r y n n e n sten vil s c h ö n e r e x e m p e l / u n d 1er u n d ist gedeilt in frog, u n d w i e / die sei das allersüst kint J h e s u s d u r c h / die g n a d gaistlichen e n p f a n g e n hat etc, / u n d die IUI einflüß o d e r e i n s p r e c h e n / u n d ein s c h o e n e 1er e i n e m gaistlichen m e n s c h e n / u n d C artikel v o n d e m leiden unsers h e r r e n / u n d etlich e w a n g l i o u n d epistel m i t irer / a u ß l e g u n g u n d vil g u t e r 1er u n d / der passion o d e r m i t l e i d e n unser f r a w n / u n d der aplas des t e u t s c h e n Ordens./ Das v o r g e s c h r i b e n p u c h das erst halb teil / hat uns der vater J ö r g Valner geschrihen

/ und gegeben

herkumen.//"

u n d das a n d e r teil ist v o n manigerlei

30

Es handelt sich bei dem zuerst genannten D o k u m e n t u m eine zweite Ausgabe des aszedschen, in 12 Kapitel geteilten Traktats aus Cent. VI, 43 q , fol. l r -162 v . O b dieser allein bereits die erste Hälfte des Buches ausmachte, kann nicht sicher gesagt werden. Der von Falder-Pistoris übermittelte Anteil des Sammelbands ist in obigem Eintrag durch „geschriben und gegeben" zumindest teilweise als Autograph ausgewiesen. H. V:

„ I t e m ein p u c h ; das helt in i m unser regel u n d c o n s t i t u c i ó n u n d ein n ü c z e / 1er v o n d e n tagczeit u n d v o n d e n a m p t e n , / als g e schriben hat der g r o ß lerer H u m b e r t u s , / u n d a u c h d e r rubirick v o n d e n t o t e n . / I t e m das p u c h hat ein teil swester K a r - / t h e ü s e rin g e s c h r i b e n u n d das a n d e r teil hat / uns der vater J ö r g V a l d n e r geben./"

51

49 RUF, M B K III, 3, S. 625: „Item ein puch; das helt in im von den nachvolgen d e m leben Jhesu Cristi u n d versmehen / die werlt und von der offenwarung sant Brigitta / u n d schön nucz ler, die den gaistlichen leüten / zugehört, u n d von den IIII einsprechen / und von d e m unterscheid czwischen teglichen / sünden u n d tödlichen u n d von d e m reich der / hymel und gut ler den j u n c k f r a w n u n d / andern menschen zu n e m e n in den tugenden / u n d von d e m mitleiden unser frawen u n d / Anseimus und von d e m heiligen sacrament / die VI namen und schon ler von den creften der / sei u n d den pußpsalm ein außlegung u n d / mer vil schöner, guter ler. / Das vor geschriben puch hat uns ein teil / gegeben vater Joerg Valner u n d ein teil / ist uns süst in manigerlei weis w o r d e n / u n d das leczt teil ist uns w o r d e n v o n der alten Künczin ImhofFseligen. / / " [Herv o r h e b u n g B. S.]; die Identifikation der beiden oben genannten T e x t e als Beitrag Faiders zu d e m Sammelband vollzieht SCHNEIDER aufgrund dialektaler Merkmale; s. SCHNEIDER, Handschriften Nürnberg, S. 152. 50 51

RUF, M B K III, 3, S. 625; H e r v o r h e b u n g B. S. A.a.O., S. 614.

7. Rekonstruktion

vorreformatorischer Spiritualität

im Kloster St.

Katharina

79

Der von Faider vermittelte Anteil des Sammelbands besteht aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem ,Liber de instructione ofßcialium' des Humbert von Romans und einem Nekrolog. K.I:

„ I t e m e i n p u c h ; d a r a n stet v o n d e n / p e b s t l i c h e n r e c h t e n , s u m a Johannis. / Das p u c h gab uns vater Jörg Valdner / " 5 2

Eine Darstellung päpstlicher Rechte ,Summa Ubersetzungstätigkeit

Faiders für

des

Johannes'".

Nonnen:

Speziell für N o n n e n übersetzte Faider ,Das Leben der Heiligen Margarethe von Ungarn', welches 1340 vom Dominikanergeneral Garinus verfasst worden war. Die Ubersetzung stammt ebenfalls aus Tulln 54 und findet sich in Cent. VI, 53, fol. 2 r -25 r . Der Text wurde von der Reformschwester Agnes Papenbergerin (ehemals aus dem Kloster Schönensteinbach, ab 1428 in Nürnberg und schließlich ab 1436 in Tulln) geschrieben, die im Kolophon auch die Ubersetzungsarbeit Faiders würdigt: „ P i t t e t g o t f ü r u n s e r n e r w i r d i g e n g e t r e w e n l i b e n v a t e r v i k a r i J o r g V a l d e r , d e r dise l e g e n d m i t m ü e aus l a t e i n z u d e ü t s c h p r a c h t h a t . A u c h p i t t i c h e u c h m e i n a l l e r h e r z i g i s t e n libsten m u t e r u n d s w e s t e r , das ir g o t p i t t f ü r d i e s c h r e i b e r i n n s < w e s t e r > A g n e s P a b n b e r g e r i n , w a n n ich e u c h das m i t g a n z e r b e g i r d m e i n s h e r z e n g e s c h r i b n h a b , das ir m e i n d o p e i g e d e n k t z u g o t u n d d e r j u n c k f r a w n M a r i a m i t e i n e m a v e m a r i a . " (fol. 25 r ).

Ob Faider eine Rolle bei der Vermittlung des, Büchleins von der Liebhabung Gottes' des Wiener Burgpfarrers Thomas Peuntner 55 gespielt hat, welches ebenfalls von Agnes Papenbergerin geschrieben wurde, und dessen überlieferungsgeschichtlicher Befund einen Transfer von Tulln nach Nürnberg nahelegt, 56 kann nicht mehr eruiert werden. Briefabschriften von Faider geschriebener Sendschreiben:

Cent. VII, 20, fol. 2I5v—223': 3 Briefe, die Georg Falder-Pistoris nach seiner Abberufung aus Nürnberg von Wien aus nach St. Katharina schickte. 52

A . a . O . , S. 618.

53

O b d a m i t das W e r k des J o h a n n e s , Patriarch v o n A l e x a n d r i e n , g e m e i n t ist, welches Faider in seinem aszetischen T r a k t a t auf fol. 5 r zitiert (so SPIELVOGEL, G e o r g Falder-Pistoris, S. 28, A n m . 4) o d e r die u n t e r J o h a n n e s X X I I . zusammengestellten Teile des C o r p u s iuris canonici (so EHRENSCHWENDTNER, Bildung, S. 297, A n m . 168), k a n n an dieser Stelle n i c h t geklärt w e r d e n . 54 RUF, M B K III, 3, S. 633: „ I t e m swester M a r g r e t e n l e b e n hat m a n v o n T u l n hergesant". 55 56

C e n t . VI, 58, fol. II'-67 V . WILLIAMS-KRAPP, O r d e n s r e f o r m u n d Literatur, S. 48.

80

1.1.2.

II.

Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

Transfer observanter weiblicher Frömmigkeitsunterweisung

Ordensgrenzen hinweg und ihre Rekontextualisierung 1.1.2.1.

protestantischer

in St.

Klosterkritiker

über

Katharina

Die Enzyklopädie für praktische Fragen des Klosterlebens: ursprüngliche

Entstehungssituation

und Form der Überlieferung in St.

Katharina

In der ,Enzyklopädie für praktische Fragen des Klosterlebens' in Cent. VI, 46 d , fol. 10 — 93 v und acht Sendbriefen auf fol. 104'—135 r desselben Sammelbands wird ebenfalls das Engagement eines dominikanischen Nonnenseelsorgers deutlich, allerdings überschreitet dieses die Grenzen des Dominikanerordens. 5 7 Bei der Enzyklopädie handelt es sich um eine Kompilation ehemaliger Briefe, die der Autor über einen längeren Zeitraum hinweg an eine Zisterzienserin namens Agnes geschrieben und in denen er von ihr gestellte Fragen beantwortet hatte. Der umfassendste dieser ehemaligen Briefe ist der nach seinem Initium benannte Sendbrief, Carissima soror Agneswelcher zusammen mit einer vom Verfasser selbst angefertigten Ubersetzung der Konstitution Urbans V. ,Ne in vinea domini' weite Verbreitung in südwestdeutschen Frauenkonventen unterschiedlichster Orden fand. 58 Die von Urban V. am 4. April 1369 in lateinischer Sprache erlassenen Kostitution hat das Übel der kirchlichen Simonie zum Gegenstand. Urban V. spricht für simonistische Handlungen den Bann aus, legt fest, dass simonistische Handlungen zukünftig nur mit päpstlicher Lizenz absolviert werden dürfen, für bereits geschehene Vergehen jedoch die Diözesanbischöfe Dispens erteilen können und regelt den Umgang mit durch Simonie gewonnenem Klostergut. Die ihm wahrscheinlich in Form eines Briefbuchs vorliegenden Sendschreiben und auch die deutsche Übersetzung der päpstlichen Konstitution arbeitete der Dominikaner später für dieselbe Adressa5 7 Dabei handelt es sich um gängige Praxis. In unserer Textauswahl finden wir mehrmals den Fall, dass Angehörige anderer Orden bzw. Weltpriester die Schwestern in St. Katharina mit Literatur versorgten: Cent. VI, 43 b , fol. 21—24":,Predigt zur Einsegnung einer Schwester' des Kartäusers Nikolaus von Nürnberg; Cent. VI, 58, fol. 2 2 3 - 2 4 6 ' : , Anweisungen für Klosterleute' des Nikolaus von Dinkelsbühl, welche ursprünglich sogar einer Augustinerin gewidmet waren; Cent. VI, 98, fol. 55'— 155 r : Die ,Regel des Hieronymus für die Klosterfrau Eustochium und ihre Klosterfrauen' wurde 1456 von Johannes von Waidhofen, Propst in Dürnstein, übersetzt. Cent. VII, 2 1 , fol. 1'—187" und Cent. VI, 96, fol. 2—184': ,Spiegel der Vollkommenheit' des niederländischen Franziskaners Hendrik Herp. Cent. VII, 21, fol. 2'—51':,Nonnenwerk' v o m Nürnberger Kartäuser Erhard G r o ß für die Schwestern in St. Katharina geschrieben. 5 8 Untersuchung und Edition s. EISERMANN, Carissima soror Agnes. An dieser Stelle sei Falk Eisermann herzlich gedankt, der mir die Einsichtnahme in das Manuskript und in die Edition noch vor der Drucklegung ermöglichte. Der von ihm edierte T e x t der deutschen Ubersetzung von , Ne in vinea domini' und des Sendbriefs , Carissima soror Agnes' basiert auf Berlin, S B B - P K , M g q 9 8 8 , fol. 44'—66" (geschrieben für eine Zisterzienserin um 1410;später befand sich die Handschrift im Augustiner-Chorfrauenstift Inzighofen; Beschreibung s. DEGERING, Handschriften Berlin II, S. 165). Weitere Uberlieferungen: Augsburg, U B , C o d . Oeningen-Wallerstein II. 1.4" 4 2 , fol. 82—123' (geschrieben 1453—1454 von dem Priester Martin Adelmenger in U t z m e m m i n gen (Ries), dann Privatbesitz der Magdalene von Kirchheim (Magistra 1446—1496, f 1502) im Zisterzienserinnenkloster Kirchheim; Beschreibung s. SCHNEIDER, Handschriften Augsburg I I / I , S. 3 6 3 - 3 6 5 ) ; F r e i b u r g / B r „ Erzischöfliches Archiv, Hs. 2 8 , fol. 1 0 7 v - 1 3 1 ' , 1 5 0 4 - 1 5 0 6 geschrieben, Provenienz: Dominikanerinnenkloster Zoffingen in Konstanz; Beschreibung s. HAGENMAIER, Freiburg i. Br., S. 2 3 2 - 2 3 4 .

i. Rekonstruktion

vorreformatorischer

Spiritualität

im Kloster St.

Katharina

81

tin5 , v o n d e n g e s p r o c h e n ist: » W e r e u c h h ö r t , d e r h ö r t m i c h , v n d w e r e u c h v e r s m e c h t , d e r v e r s m e c h t e m i c h [Lk 10, 16]«? W a i s t u n i c h t , das k a i n g e w a l t ist, d e n n v o n got? S i n d sie d a n n v o n g o t , so sind sie a u c h v o n g o t g e o r d e n t . D a r v m b , w e l c h d e n g e w a l t g o c z w i d e r s t r e b e n , die w i d e r s t r e b e n d e r Ordnung g o c z . " 142

Vgl. die R e g e l des H i e r o n y m u s , K a p . X V I I u n d K a p . X I X , C e n t . VI, 98, fol. 9 5 ' - 9 7 ' u n d fol. 9 9 v - 1 0 1 v . 143 144

A . a . O . , K a p . X I , C e n t . V I , 98, fol. 7 3 ' - 7 4 v .

S. ,Predigt vom Gelübde der Taufe und der Profess', C e n t . VI, 98, fol. 168': „ W i l t u wissen, w i e das zu ge? In d e r t a w f f w i d e r sagest d u d e m t e w f f e l slechtigclich v n d v e r b i n d e s t d i c h m i t g o t , i m v n t e r d e n i g ze sein v n d s e i n e n b o t t e n . D a s selbig tustu in d e r pfessio, d a r v b e r so v e b i n d e s t u d i c h zu d e i n e r regel v n d aller g e w o n h e i t des closters. W i l t u n w wissen, was d u geistlicher m e n s c h b e i c h t e n scholt, sich e b e n an, was d i c h d e i n regel l e r n e t v n d die g e w o n h e i t deines closters, was d u d a r y n n vindest v n d dir g e b o t t e n w i r t v o n d e i n e n o b e r e n , t h u s t u das n i c h t , v o n v e r s m e h n u s z , so t h u s t u w i d e r g o t . "

i.

Rekonstruktion

vorrejormatorischer

Spiritualität

im Kloster

St.

Katharina

107

tische Gehorsam soll schnell, andächtig, willig, einfältig, geordnet, fröhlich, fest, ohne Ausnahme geltend und beharrlich sein. 145 Insbesondere seine Ausführungen darüber, „wie ainvaltig die gehorsam sein sull" 14r' rücken die von den Monialen geforderte Haltung in die N ä h e eines „Kadavergehorsams" 147. Propagiert wird eine Ausfuhrung des Gebotenen ohne vorherige Reflexion, „daz man sich selb mach vnd halt recht alz ainen doren [Toren] in dißer werlt: Also daz man nihtz frag, nihts ergrübel vnd nihts vrtail der ding, die ainer geistlichen person werden gebotten, sunder daz man mit aller ainvaltikait vnd mit gantzem glauben daz vrtail vnd schetz, daz alles, daz im von der gesetz gotz vnd von dem [fol. 0r] gericht der obn wirt geboten, nutz und gut sei und werlich [wahr] vnd sicherlich". Ihre Begrenzung findet die Forderung nach absolutem Gehorsam bei Humbertus lediglich da, w o etwas wider Gottes Willen geboten wird. 1 4 8 Seit der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts galt das Gelübde des Gehorsams im Dominikanerorden als das hervorragendste der drei vota substantialia.14'' D e n eigenen Willen der Verfugung einer anderen Person zu unterstellen wurde als ein Gott würdiges Opfer gesehen. 1 5 0 Der dominikanischen Tradition folgend ruft auch G e o r g Falder-Pistoris seine geistlichen Töchter zur Unterordnung und zur Nachsicht gegenüber ihrer Priorin auf, 151 begründet dies allerdings nicht mit dem Verweis auf den Aquinaten, sondern passionsmystischen Tendenzen seiner Zeit entsprechend christologisch 1 5 2 mit einem impliziten Aufruf zum Nachvollzug des Leidens Christi. Seiner didaktisch-pädagogischen Methode folgend illustriert es dies in narrativer F o r m mit Hilfe eines Exempels: Ein Prior, der Probleme hatte, sich seinem Abt unterzuordnen, hatte im Schlaf folgende Vision: „ d a c h a m der herr Jesus aber in aym slaff. D a u c h t in, er sehe den herren hangen am chreucz, g e p u n d e n mit d e m haubt, mit der prust mit henden vnd flissen, als Sprech der herr: »Siech, w i e ich v m b dein willn g e p u n d n pin zu d e m chreucz v n d du machst ein ciain straff v m b München, B S B , C g m 6369, fol. 6 V -14'. A.a.O., IX. Kapitel, fol. 9 r -10 r . 147 Diese Art des Gehorsams zum Zweck der Selbstdemütigung beschreibt Angenendt im franziskanischen Kontext, s. ANGENENDT, Geschichte der Religiosität, S. 570. Die Forderung eines bedingungslosen Gehorsams, ganz gleich wie offenkundig sinnlos das Gebotene dem Mönch oder der N o n n e auch erscheinen mag, lässt sich bereits bei Cassian nachweisen. Vgl. 145

146

LOHSE, M ö n c h t u m u n d R e f o r m a t i o n , S . 9 7 - 1 0 1 .

München, BSB, C g m 6369, fol. 9V. Vgl. THOMAS, S. th., II—II, q. 186, a. 8: „ U t r u m votum obedientiae sit potissimum inter tria vota religionis"; a.a.O., q. 188, a. 7: „ad primum votum continentiae praeeminet voto pauperitatis, et votum obedientiae praefertur utrique." Vgl. Cent. VI, 46 D , fol. 28R. 150 S B B - P K , Germ. oct. 467, fol. 124'": „ D y gehorsam dy sychert de menschin [...] durch dy [erg.: Gehorsam] so wirth gothe daz allirwirdigst opfir geopfirt." 151 Vgl. Cent. VI, 43', fol. 6 4 ' " . 152 Vgl. auch die Begründung bei Venturinus von Bergamo Cent. VI, 58, fol. 87 r : „Wan ein volkumen leben liget nicht an tröst, den alzit vnd stunde ze haben. Es ligt an einem vf geben des willens in den willen gotes. Vnd daz der mensch bede in süre vnd in süsse [in Leid und in Wohl] ste in einer ordelichen vntertenikeit alzo einem andern menschen an gottes State diemutiglichen gevolgige sie [sie], Vnd disz bewert die edele gehorsame Christi der da in grosser bitterkeit bis in den tot des creuczes volbracht wart." 148

149

108

II. Innenperspektive

des Konvents und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

mein willen nit dulden. N y m war, dasz du mich siechst gepunden an m e i m haubt, gibt dir zu erkennen, das du scholt gehorsam sein deim obristen, als ich v m b dein willn m e i m h i m lischen vatter. Das du mich siechst mit der prust gepunden, das deutt, das du deines willens nit sein scholt sunder deines obristen, als ich pette: Vatter, nit m e i n willn sunder dein will geschee. Also scholt du ayns willens mit deinem obristen in allen dingen [einf. sein], zu den du dich verpunden hast. Das du m e i n hend siechst gepunden, deutt das du nichcz tun scholt dan das du gehaissn pist von deinem obristen, als ich nichcz getan hab dan dar zü mich mein vater gesent hat. Das du siechst mein fiizz gepunden, deutt das du festes gemüts sein scholt [fbl. 65 r ] vnd verharren bestendikleich in d e m stand, in den du dich begebn hast, als ich v m b deinen willn verharrt vnd all ding verproht [vollbracht] hab.« D u r c h das gesicht ward der brüder also starkch, das in darnach nichcz m o c h t verrückchen in allem das im widerwertiges widergyeng, wasz alles süsz v m b des herren Jesu zu tragn vnd zu dulden."

153

In den spätmittelalterlichen Unterweisungstexten motivieren also die imitatio Christi bzw. die imitatio Mariae zu einem Leben im vollkommenen Gehorsam und ermahnen die Nonne, auf Geheiß auch die für das Zusammenleben notwendigen, aber wenig geachteten Amter zu vollbringen, während die anderen Schwestern der geschätzten Aufgabe des Chorgebets nachkommen. 1 5 4 Ihren mit gutem W i l len unter dem Gehorsam vollzogenen Werken wird ein besonderer, dreifacher Lohn verheißen: zum ersten wird ihnen satisfaktorische Wirkung zugestanden, zum zweiten habe die Schwester trotz ihrer Abwesenheit Anteil an dem Lob, das im Chor geschieht, und drittens darf sie fiir sich in Anspruch nehmen, was für alle gilt, die im Gehorsam handeln: „Als manigen tritt er tut [so viele Schritte er geht] in seiner gehorsam, als manigen pfennyng leget er in die hant gotes zu kauffen das ewig Leben" 155. Diese Hochschätzung des geistlichen Gehorsams innerhalb des Konvents gilt es zu berücksichtigen, wenn man beurteilen will, was die Forderung der protestantischen Reformatoren, die Dominikanerinnen sollten sich vom klösterlichen Gehorsamsgelübde entbinden lassen und von nun ab v. a. den Eltern Gehorsam zollen, im Jahr 1525 für die Schwestern bedeutet haben mag.

1.2.2.

Das monastische

Indikativ-Imperativ-Prinzip

Mit „Indikativ-Imperativ-Prinzip" wird im Folgenden eine Dynamik aus initiativem göttlichem Handeln und von der Nonne verlangtem eigenen Bemühen bezeichnet, welche in der Unterweisungsliteratur v. a. bei den Themenkomplexen „Berufung" und „ B u ß e " zu beobachten ist.

151 Cent. VI, 43 q , fol. 64 v —65'. Falder-Pistoris gibt als Quelle korrekterweise Caesarius von Heisterbachs Mirakelsammlung an: CAESARIUS, Dialogus Miraculorum IV, 18, (S. 189f.). Das Exempel kommt nach TUBACH, Index, S. 304, Nr. 3 9 6 1 , auch im Speculum Laicorum vor. 154 S. Cent. V, App. 81, fol. 175'-184 v . 155 A.a.O., fol. 181 r . Z u m besonderen Verdienst der Werke, die unter dem Gehorsam vollzogen werden, vgl. Kap. II. 1 . 2 . 3 . 2 . , S. 138f.

1. Rekonstruktion

vorreformatorischer Spiritualität im Kloster St.

Katharina

109

1.2.2.1. „Erforschet deinen rufe, wie dich got, der herre, gezogen hat, also daz du mugest bekennen, was dirfurbas ze tun sey!" Berufung als Zuspruch und Anspruch. Eine Vielzahl der untersuchten T e x t e formulieren einhellig ein klar definiertes Verhältnis v o n göttlichem Z u s p r u c h u n d daraus e r w a c h s e n d e m Anspruch an das Leben der N o n n e n . D i e Existenz der Schwestern i m Kloster gilt als Privileg, d u r c h die Stimme Gottes b z w . Christi w u r d e n die Frauen u n t e r M i t w i r k u n g des Heiligen Geistes aus i h r e m weltlichen Leben herausgerufen. 1 5 6 Diese voraussetzungslos erfolgte B e r u f u n g in den geistlichen Stand entspringt allein d e m göttlichen Erbarmen, 1 5 7 sie birgt j e d o c h einen gewissen Anspruch auf Dankbarkeit u n d angemessenes Verhalten in sich, d e n Venturinus v o n B e r g a m o zu Beginn seines Briefs an die Schwestern v o n C o m p s f o l g e n d e r m a ß e n formuliert: „ N u h ö r e , ich rede m i t dir, d u edele sele, die d o d u r c h d e n e i n g a n g e d e z geistlichen lebens in das closter N gelassen hat die w e r k e v n d alle ir vppikeit. Ich pit dich, m m d e i n selbs e b e n wäre, b e d e n c k e in d e i n e m g e m ü t e disen geistlichen stat, als d u n u n scheinest. E r f o r s c h e t [sie] d e i n e n rüfe, w i e dich got, d e r h e r r e , g e z o g e n hat, also daz d u m u g e s t b e k e n n e n , was dir furbas [fol. 127 v ] ze t u n sey! Wissen, w i e d u dich ie solt v n d a u c h musst ersamlichen e r p i e t e n d e m , d e r d i c h also e r p a r m h e r c z i k l i c h e n hat ausz g e f u r e t v n d g e e z o g e n v o n d e r g r u b e n der vnselikait v n d v o n d e m vnflat dez gestanckes diß b e t r o g e n w e r l t . "

158

Uberraschend einig sind sich die A u t o r e n der untersuchten T e x t e ebenfalls in der Beschreibung eines dieser B e r u f u n g angemessenen Verhaltens. Es bleibt v o n 1336, d e m u r s p r ü n g l i c h e n Abfassungsjahr des Sendbriefs des V e n t u r i n u s v o n B e r g a m o O P , bis z u m E n d e des 15. J a h r h u n d e r t s im W e s e n t l i c h e n konstant u n d kann beschrieben w e r d e n als unentwegtes Streben nach kontinuierlichem Tugendfortschritt. I m Lauf der Z e i t sollen die Schwestern zu i m m e r größerer V o l l k o m m e n h e i t u n d Heiligkeit gelangen. 1 5 9 Dieses Tugendstreben verkörpert ein untrügliches Z e i c h e n der klösterlichen Lebensweise, l r '" u n d es gibt k a u m einen 156

Vgl. Cent. VI, 46 d , fol. 3"-4 r ; Cent. VI, 53, fol. 57 r -58'. Eberhard von Kleve in einer Predigt während der Klostervisitation im Jahr 1518, StadtAN, A 26, R e p . 89, 265 b, fol. 4 " : „Diße lobliche versamlung hye zu Sant Katerina in N u r e m b e r g k ist ein kleine schar, vber dy sych got erparmt hot. Ir habt es nit von euch, [fol. 4V] das ir ein güten namen, ein gut geschrey [einen guten R u f ] habt, daz ir versehen seit, ewr narung habt, essen vnd trincken vnd cleider, das ir got lob seyt, singt vnd lest im chor. Das ist [das heißt]: D e r herr hot sich e w r erparmt. [...] Ist ein groß berufft [Berufung] in einem bewerdte orden." 158 Cent. VI, 58, fol. 11''". Fast wörtlich ü b e r n o m m e n taucht dieser Aufruf am Beginn der ,Belehrung einer Schwester' in Cent. VII, 13, fol. 139"" noch einmal auf. 15m

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21,7 C e n t . V I , 43 q , fol. 38": „ W a n n ein mensch an sund ist in seiner gewissn — todsund verste — dann so ist er frey von schuldn vnd von pein. Dye volkomenhait gibt im die volkomen rewe des herzens vmb gotes willn, den er grüntleich erkennt mit sunden erzürnet vnd gesmecht, vnd [einf.: die] v m b lyebe gotes durch pricht aus ganczm herczn, das er die hat türren tün wider solh sein ewig güt vnd selikait." 2 0 8 Vgl. a.a.O., fol. 36 v : „ D u scholt wissen, w e l < c > h < e > rewen darumb das vmb ir not vnd an [ohne] die nit rewten, ia den vbelln nachgieng, der rew behabt [behagt] got nit, wan genött dinst sind got nit geuellig. W e l < c > h < e > aber rewen auß lieb, das sy got gelaidigt habn, den ist der hymel offen." 2 0 9 D . h. sie erwirkt nicht nur die Beseitigung der Schuld, sondern tilgt auch die ewige und zeitliche Pein. Vgl. A . a . O . , fol. 38 v : „[...] die hiczig rew gancz schuld vnd pein hatt hingenammen vnd die grozz güte gotes die pein der sund bezalt". Vgl. THOMAS, S. th., III Suppl., q. 5, a. 2: „intensio contritionis potest attendi dupliciter. U n o modo, ex parte caritatis quae displicentiam causat. E t sie contingit tantum intendi caritatem in actu, quod contritio inde sequens merebitur non solum culpae amotionem, sed etiam absolutionem ab omni poena." D i e Meinung, dass mit der Liebesreue alle Schuld und Strafe getilgt sei, wurde bereits um 1 2 0 0 vertreten. S. HAMM, Gottesliebe, S. 2 5 f . mit Textverweisen.

122

II. Innenperspektive des Konvents und Außenperspektive protestantischer Klosterkritiker

Was gilt j e d o c h für die Sünderin, die keine R e u e empfinden kann, der es an der glühenden Gottesliebe gebricht und die an sich vielleicht sogar einen nur schwachen Willen zur Mitwirkung konstatiert? Hierauf antwortet der Seelsorger nicht wie andere spätmittelalterliche Theologen mit einer tröstlichen, die von Skrupel geplagte N o n n e entlastenden Minimalforderung 2 1 ", sondern er befiehlt eine solche Schwester der Verantwortung und dem fiirbittenden Gebet ihrer Mitschwestern an. 211 Für seine geistliche Töchter, denen er, wie im vorhergehenden Kapitel dargestellt, im Tugendstreben vollen Einsatz abverlangt, gelten auch in der Bußtheologie maximale Anforderungen. Ihnen gegenüber vertritt er keine „Saltem-Theologie" 2 1 2 , er minimalisiert seine Ansprüche auch an die Kleinmütigen u n d Schwachen unter ihnen nicht, wenngleich er einen W e g für die Vollkommenen und einen für die Anfänger aufzeigt. Vor allem erfahren letztere keine Gewissensentlastung, denn sie bedürfen der Furcht vor den K o n sequenzen ihrer Sünden, die mit Hilfe der göttlichen Gnade den Reueschmerz bewirken soll. Faider geht von einem vorausgehenden, göttlichen Gnadenwirken aus, menschlicher Wille und wachsende Gottesliebe wirken von Seiten der N o n nen auf den Rechtfertigungsprozess ein. Auch in der Bußlehre lässt sich d e m nach ein Indikativ-Imperativ-Zusammenhang ausmachen: Gottes Gnade eilt den bußfertigen N o n n e n voraus, ihre Aufgabe besteht in der rechten W a h r n e h m u n g ihres freien Willens und in ihrem B e m ü h e n u m ein kontinuierliches Anwachsen ihrer Liebe zu Gott. i.2.2.2.2.

„Nach

der reu? gehört

die peicht. " Die

Bedeutung

des

Beichtsakraments.

Falder-Pistoris definiert Beichte 213 analog zu Augustin und Thomas von Aquin als „ein offenbaren der verporgen presten der sele, die die sele w ü n d ader syech ader gancz getött haben, in hoffnung des geistleichs gesuntes [Gesundung/Heil] zu erwerbn, das ist ablas der sünd" 214 . Unumstößlich gilt für den Seelsorger: „Nach der 210 Vgl. die Minimalanforderung des Augustineremiten Johann von Paltz in ,Coelifodina': „ W e n n du deine Sünden nicht vollkommen verabscheust, dann habe Schmerz darüber, dass du sie nicht verabscheust" (Zitat nach HAMM, Wollen und Nicht-Können, S. 117). Paltz versteht die Sakramente als den Ort, an welchem Gott den fehlenden Reueschmerz des Schwachen schließlich kompensieren wird. In der Bibliothek von St. Katharina bringt eine „Modellbeichte" des Beichtvaters Georg Hass diese R e u e über die unvollkommene R e u e zum Ausdruck: „Das ist mir leit vnd rewt mich von ganczem herczen, vnd ich wolt, das mir mein sund noch vil leider weren." Cent. VI, 84, fol. 138'. 2.1 Cent. VI, 43«, fol. 41 v -42'. 2.2 HAMM beschreibt anhand der Verwendung von „saltem" und „solummodo" bei Johann von Paltz im U m g a n g mit angefochtenen Menschen eine in der spätmittelalterlichen Seelsorge häufiger auftretende Tendenz der Minimalisierung des menschlichen Beitrags an der Buße und in anderen Gebieten „bis hin zu einem Minimalrest des eigenen Willens", indem der Seelsorger seinen Schwerpunkt auf die Barmherzigkeit Gottes legt und somit den Angefochtenen entlastet. Vgl. HAMM, Wollen und Nicht-Können, S. 114-122. 211 Einen kurzen Überblick über Entwicklung der Beichte im Mittelalter bietet FRANK, Beichte. 214 Cent. VI, 43", fol. 46'. Vgl. AUGUSTIN, Enarr. (II) in Ps. 31 (=PL 36, Sp. 266 A; C C L 38, S. 234). Die bei Thomas, S. th., III Suppl., q. 7, a. 1, gegebenen Ergänzungen zur Definition

i. Rekonstruktion

vorreformatorischer

Spiritualität

im Kloster St.

Katharina

123

rew gehört die peicht, wann eß ist nit gnüg zu der selikait, das der mensch rewet die sund, er müß auch peichtten dem priester." 215 Zwar gesteht er zu, dass es Fälle gibt, in denen die Kraft der Tränen die vollkommene R e u e erwirkt und die Inanspruchnahme des Beichtsakraments ersetzt, 2 "'jedoch hält er das Bekenntnis der Sünden oder wenigstens das Verlangen danach für unbedingt heilsnotwendig, 217 sodass „der mensch ee scholt seim nechsten peichtten, mocht er nit ein priester habn" als auf die Beichte zu verzichten. Allerdings solle er lieber ohne Beichte sterben, ehe er einem Ketzer beichtet oder gar einem, der unter dem Kirchenbann steht. 218 W o der Mensch bereut, ihn äußere Umstände aber daran hindern, das Beichtsakrament in Anspruch zu nehmen, da solle er seine Sünden Maria und den Heiligen offenbaren. 2,9 Die Wirksamkeit der Beichte ist für Falder-Pistoris abhängig von der Amtsgewalt der Person, die die Absolution ausspricht und die Buße verhängt, 220 folglich ist bei einem Priester zu beichten angeraten, alle anderen Personen werden lediglich im Ausnahmefall herangezogen. 221 Da das Bekenntnis der Schuld grundsätzlich mit Beschämung verbunden ist und diese als Genugtuung gilt, befürwortet Falder-Pistoris auch die Praxis, eine Sünde mehrmals zu beichten. 222 Voraussetzung für die Wirksamkeit des Sakraments seitens des Sünders ist, dass er die Sünden bereut und die ihm auferlegte Bußleistung vollbringen will. 223 Getreu dem spätmittelalterlichen und auch von Falder-Pistoris angefuhrAugustins (z. B . die Tatsache, dass die Beichte vor einem Priester abgelegt wird und die Lossprechung von einem Teil der Strafe sowie die Verpflichtung enthält, den anderen T e i l abzuleisten) nimmt Falder-Pistoris zwar nicht in seine Eingangsdefinition auf, sie sind aber Bestandteil seiner Bußlehre. Vgl. zum Folgenden insgesamt: Falder-Pistoris Abhandlung über das Beichtsakrament Cent. V I , 43i, fol. 4 6 ' - 5 5 " . 215 Cent. VI, 43i, fol. 46'. 216

A.a.O., fol. 4 3 " .

2,7

A . a . O . , fol. 39"; fol. 4 6 v - 4 7 v .

218 A.a.O., fol. 39". So erhellt sich die Weigerung mancher N o n n e n in der Reformationszeit, einem vom R a t bestimmten, protestantischen Priester zu beichten. Vgl. unten, S. 2 4 9 . 2 , 9 A . a . O . , fol. 46": „vmb welherlay not der mensch die peicht nit tün mag, so schol der mensch got vnd Marien vnd allen heiligen im herczn peichten vnd waren will habn. W e r solh hindernüß nit da, er wollt treuleichen all sein sund sagen, gleichwol ist er behalttn, stirbt [einf.: er] in dem w e s e n . " 220 Vgl. a.a.O., fol. 47 v : „wan hat die peicht aym [bei einem] layen solh kraift, was grozz nücz pringt dan die peicht, die aym [bei einem] priester geschieht?" 221 Auch hier folgt Falder-Pistoris der Lehre des Thomas von Aquin. Dieser rät bei A b w e senheit eines Priesters ebenfalls zur Laienbeichte, da er das Wesentliche des Bekenntnisses im Akt des Bekennens und nicht in der Person sieht, vor der das Bekenntnis abgelegt wird; s. THOMAS, S. th., III Suppl., q. 9, a. 3, ad 3; D e n n o c h bleibt die Laienbeichte auch bei T h o m a s defizitär. D e r Hohepriester Christus ersetze zwar in diesem Fall den fehlenden Geisdichen, dennoch kann Thomas eine solche Art von Beichte nicht als vollkommenes Sakrament bezeichnen, da er das Beichtgeschehen bi-personal definiert und das, was von Seiten des Priesters qua seines Amtes geschieht, nämlich die Lossprechung von der Schuld und die Auferlegung der Genugtuung, im Fall der Laienbeichte unvollkommen ist bzw. ganz fehlt; s. THOMAS, S. th., III Suppl., q. 8, a. 2. 222 Cent. VI, 43i, fol. 52'""; aus dem Usus der mehrmaligen Beichte bestimmter Sünden heraus entwickelte sich die sog. „Lebensbeichte", in der man alle über einen längeren Zeitraum b e gangenen Sünden noch einmal beichtete; vgl. ANGENENDT, Geschichte der Religiosität, S. 6 4 9 . 223

Cent. VI, 43i, fol. 4 6 v - 4 8 v .

124

II. Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

ten Grundsatz 224 „Was hye nit geschieht, das m ü ß an zweifei dart [dort] geschehn" (fol. 48 r ), warnt der Seelsorger davor, Beichte und Bußleistung hinauszuzögern. Seitdem es üblich geworden war, die Rekonziliation direkt auf die Beichte folgen zu lassen, und somit die Frage nach der Bedeutung eines Bußwerks im Falle einer bereits vergebenen Schuld aufkam, hatte die Buße neben ihrer vindikativen auch eine therapeutische Funktion: 2 2 5 Zwar dient sie auch im Spätmittelalter immer noch dazu, die in Darstellungen des Gerichts abgebildete Seelenwaage in den Zustand des Gleichgewichts zurückzuversetzen, also einen Ausgleich für die b e gangene Sünde zu schaffen, j e d o c h zielt sie ebenso darauf, eine Gesinnungsänderung im personalen Verhältnis zwischen Gott und dem Sünder/der Sünderin zum Ausdruck zu bringen. Daher bemisst Falder-Pistoris sie nach der Größe der R e u e und der Gottesliebe:Je größer die R e u e , desto geringer die Genugtuung, 2 2 '' bei vollkommener R e u e kann sie ganz entfallen. 227 Offensichtlich stellen solche Fälle vollkommener R e u e für den Seelsorger aber eher den Ausnahmefall als die Regel unter den ihm anbefohlenen N o n n e n dar. Bei der Sündenvergebung rät er ihnen nicht zu einem mit subjektiver Unsicherheit verbundenen W e g der Innerlichkeit, sondern verweist sie auf die Heilsgarantien der Sakralinstitution, auf die von außen zugesprochene Vergebung im Sakrament der Beichte. 228 Welch diffiziles M o m e n t das Beichtamt in einem Frauenkonvent für alle Beteiligten darstellte, 229 wird deutlich, w e n n man sich vor Augen hält, dass die N o n n e n

224 S. ANGENENDT, Deus, qui nulluni p e c c a t u m i m p u n i t u m dimittit. Vgl. a u c h C e n t . VII, 13, fol. 115': „ W i l l t u hie das d e i n nit leyden, so leyd aber d o r t t daz g r o ß ewiglich. W i l l t hie dein eygen willen nit p r e c h n v m b gotz willen, so w i r t dir in der tewfel dortt ewiglichen p r e c h n . G o t gibt n e w r ein h y m e l r e i c h , willtu es h y e h a b e n , so so [sie] darb sein dortt e w i g l i c h n . " Das „carpe d i e m " als A u f r u f zur u n v e r z ü g l i c h e n B u ß e findet sich a u c h in d e m spätmittelalterlichen R e i m s p r u c h f ü r Klosterleute u n d Geistliche in C e n t . VI, 43 e , fol. 204 v : „ W e r sei sünd in das alter spart / der hat sein sei nicht w o l b e w a r t / w e r sie aber lest e sy in lossen / der vert die r e c h t e n himel strossen / die zeit verget r e c h t alz der schein / in der hell ist y m m e r e w i g pein / ir müst got r e c h u n g g e b e n / w i e ir habt verzert e w r leben. / Gedachstu w e r d u wirst o d e r pist / s o w a r dir gut u n d er [Ehre] als mist [soviel w e r t w i e Mist] / gut u n d ere w i r t dir leiden [leidtun] / w e n n sich die sei v o n d e i m m u n t w i r d scheiden / m a n g e r klagt sein gut / daz er u n n ü t z l i c h vertut / w i r clagten pillicher unser j u n g e zeit / d i e uns n i e m a n d w i e d e r geit." 225 Das aus d e m Frühmittelalter b e k a n n t e Ausgleichsdenken hatte bereits in der F r ü h s c h o lastik eine V e r ä n d e r u n g erfahren, da es üblich g e w o r d e n war, die R e k o n z i l i a t i o n direkt auf die B e i c h t e folgen zu lassen u n d sich d a n n die Frage stellte, was ein B u ß w e r k i m Falle einer bereits v e r g e b e n e n Schuld n o c h zu b e d e u t e n habe. D a i m scholastischen B u ß s a k r a m e n t S ü n d e u n d V e r g e b u n g i m K o n t e x t einer personalen B e z i e h u n g zwischen d e m M e n s c h e n u n d G o t t verstand e n w u r d e n , erfolgte eine U m g e s t a l t u n g des B u ß w e r k s in personaler Hinsicht. Seine F u n k t i o n lag z. B. in der A u s h e i l u n g der S ü n d e n f o l g e n , der sittlichen U m e r z i e h u n g o d e r der heilsamen E r m a h n u n g . S. ANGENENDT, G e s c h i c h t e der Religiosität, S. 6 4 4 f . 226 C e n t . VI, 43 q , fol. 54". 227 Vgl. o b e n , S. 121, A n m . 209. 228 Z u m breiten S p e k t r u m spätmittelalterlicher F r ö m m i g k e i t s t h e o l o g e n , die j e n a c h A k z e n t u i e r u n g e h e r d e n interiorisierten o d e r d e n sakralinstitutionellen W e g zu G n a d e n - u n d Heilsgarantien e m p f a h l e n , vgl. HAMM, Paltz, S. 2 2 2 - 2 4 7 . 229 D i e P r o b l e m a t i k der z w i s c h e n m e n s c h l i c h e n B e z i e h u n g zwischen Beichtvater u n d N o n n e n d e m o n s t r i e r t SCHLOTHEUBER, N u l l u n i r e g i m e n .

/ . Rekonstruktion

vorrejormatorischer

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im Kloster

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125

jegliche Sünde vor ihrem Beichtvater bekennen mussten, von der sie freigesprochen werden wollten, auch solche, die Frauen aus Scham einem M a n n gegenüber eigentlich kaum zu erwähnen wagten. 230 Das Problem wurde auf verschiedene Arten gelöst: Z u m einen, indem man — wie Georg Hass - den Frauen mit einer B u ß s u m m e eine Art Modellbeichte an die Hand gab, die Problemgebiete wie sexuelle Anfechtung u n d Selbstbefriedigung ganz selbstverständlich enthielt 231 , oder indem der Beichtvater mit prekären Fragen auf das Bekenntnis sexueller Sünden abzielte. Dass diese wohl gemeinte Praxis aber auch verheerende Folgen haben konnte, zeigt Falder-Pistoris mit Hilfe eines Exempels aus Caesarius von Heisterbachs Mirakelsammlung, in welchem ein ungeschickter Beichtvater eine N o n n e über ihren U m g a n g mit erogenen Körperzonen ausfragte, mit denen sie bis dahin offensichtlich nichts anzufangen wusste, und sie damit erst in Anfechtung brachte. 2 , 2 Als Kriterien für einen guten Beichtvater nennt Falder-Pistoris daher zuerst Weisheit u n d dann Bescheidenheit und Güte. 2 3 3 1.2.2.2.3. Der Klosterstand als locus poenitentiae. W i e für Thomas von Aquin 2 3 4 ist auch für Georg Falder-Pistoris der Klosterstand der Ort, an welchem Buße am besten vollzogen werden kann. 235 Seiner Definition nach besteht wahre Buße aus einem „absterbn im [sich] selbs vnd got leben" (fol. 56'). Als M ö n c h und Seelsorger in einem Nonnenkloster erkennt er Genugtuung darin, w e n n ein Mensch im Gehorsam an die Strenge der Ordensregel gebunden wird (fol. 56 v ). Der klösterliche Gehorsam verlangt in seinen Augen von den N o n n e n dasselbe, nämlich dass sie „sterbn in selbs vnd Christo leben" 23i '. In ihrer Definition stimmen Buße und die Essenz des geistlichen Lebens bei Falder-Pistoris folglich überein. Der anonyme Autor einer ,Predigt vom Gelübde der Taufe und der Profess' spricht davon, dass Geistliche sich aufgrund ihres Gelübdes Gott selbst als Opfer darbrin230

Dieses Problem wird in der Beichtanweisung in Cent. VI, 84, fol. 134" angesprochen: „ N u n sein etlich peichtkinder, die peichten offt recht als samd die gemein schuld vnd besundern nichcz von beschemung ader vnwissenheit, etlich besunder newer [nur] ein wenig, aber nicht bösen willen, begird vnd lust. Etlich sprechen: »Hab ich etzwas wider die zehen gepot getan, das ist mir leit, vnd ich furcht, ich sey schuldig in dem.« Etlich sagen nit zal noch stat noch weil [Zeit] der bösen gedenken." 231 Vgl. a.a.O., fol. 138'"". 232 Cent. VI, 43q, fol. 54 v . Falder-Pistoris wiederholt das Exempel noch einmal auf fol. 100v im 5. Kapitel unter der Uberschrift „Von der Anfechtung". CAESARIUS, Dialogus Miraculorum I, distinctio 3, capitulum XLVII (S. 166). 233 A.a.O. und fol. 96 v -97 v . 234 Vgl. THOMAS, S. th., II—II, q. 186, a. 1, ad 4: „cum ad poenitentem pertineat causas peccatorum excidere, ex consequenti status religionis est convenientissimus poenitentiae locus". 235 Cent. VI, 43i, fol. 1 2 M 3 ' . 236 A.a.O., fol. 81': In ihrem Professversprechen haben sich die N o n n e n verpflichtet, lebenslang zu halten, was ihnen die Regel und Satzung vorschreibt, und das Kreuz der Geistlichen angenommen, nämlich zu „haltn das in vorgeschriben ist, regel vnd saczung, noch den schulln sye tegleych absterben vnd Christo leben, wan sye habn sich gemacht durch ir proffess kinder gotz, darumb müssen sye sterbn in selbs vnd Christo leben". Zu Faiders Definition des Kreuzes, das Geistliche tragen müssen, vgl. oben, S. 110.

126

II.

Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

gen 2 3 7 und bei der Ablegung ihrer Profess in den sündlosen Zustand der Taufe zurückversetzt würden. 238 Mit dieser Anschauung steht dieser Autor in der Tradition Anselms von Canterbury, dessen Satisfaktionslehre zu der Tendenz beigetragen hatte, dem Klosterleben Opfercharakter zuzuschreiben, und dessen eigene bzw. die mit ihm in Verbindung gebrachten Schriften vielfach die Auffassung vom Mönchsstand als Büßerstand enthielten. 239 Satisfaktorische Wirkung sprachen die Seelsorger in St. Katharina insbesondere jenen klösterlichen Tätigkeiten zu, die die Schwestern Uberwindung kosteten. So dachte man, dass neben der Annahme von Leiden, Schmerzen und Arbeit das Bestehen des Menschen in Anfechtung „gwisleich gnugtun für die sund" 240 sei. Da „tröstet" beispielsweise ein anonymer Autor am Ende des 15. Jahrhunderts eine an einer Krankheit leidende Nonne: „Item bistu kranck am leyb, am haubt, an den glydern oder wo das sey, leyd es mit gedult. Gedenck, du hast es mit dein sund verdint. Got wil dirs damit abnemen, als auch war ist. Die kranckheit nymt dir ab dein vergangene sund. Sie schickt dich [befähigt dich] zu enpfahen die gnad gocz. Sie nymt dir ab fegfewr. Sie mert dir dein verdinen im ewigen leben" 2 4 '. Ein passives und widerspruchsloses Hinnehmen von körperlichen Gebrechen, Leid und Ungerechtigkeit im Sinne einer compassio wird hier wie in der Tradition dominikanischer Mystik 2 4 2 als Akt der Buße interpretiert. Die vom geistlichen Menschen erwirkte Genugtuung besteht in diesem Fall nicht aus einem äußerlichen Bußwerk, etwa einem W e r k der Barmherzigkeit oder aus einer irgendwie gearteten Rekompensation für einen Schaden, der einer anderen Person zugefügt wurde, vielmehr liegt Buße hier im geduldigen Ertragen von körperlichem Leid und im täglichen Bestehen der klösterlichen Alltagsanforderungen. Als rein innerlicher Akt spielt sie sich auf den Ebenen der Intention, der compassio und der Nächstenliebe, der Geduld und Demut ab. Eine solche subjektive, innerliche Haltung verlangt allerdings auch nach externer Manifestation im gesamten Erscheinungsbild 243 und Verhalten eines Konvents: W e r eintritt, so die Ermahnungen der Seelsorger, erwählt sich

2 3 7 Vgl. Cent. V I , 98, fol. 178— v : „Aber ein geistlich mensch hot ein g a n c z j o r zu vor, vmb er wil, man list im sein regel vnd saget im die gewonheit des closters, dar nach mit guttem betrachten willen gibt er sich mit leib vnd sei got ein lebendiges opffer, als [fol. 178 v ] Christus sich oppfFert an seim himelischen vater, dar vmb mag er nicht wider keren zu der werlt, oder kein werltliche sach treiben an [ohne] als vil im geboten wirt von seinen ö b e r n . " 2 3 8 A . a . O . , fol. 163": „Thustu deiner pfession genunck vnd pleibst williklichen vntter deiner regel, so kumpstu nicht allein wider in die vnschuld der ersten tawffe, sunder von der krafft disser pfession wirstu zum anderen mal gereiniget von allen sunden." 2W

Vgl. LOHSE, M ö n c h t u m und Reformation, S. 1 0 7 - 1 1 5 und S. 3 7 2 .

Cent. VI, 43 q , fol. 65'. Gleichzeitig bieten Situationen der Anfechtung aber auch M o mente, in denen himmlischer Lohn erworben werden kann, denn „selig ist, der hye leitt die anvechttung, wan so er wewert [bewährt] würd, so ist er nemend die chron, die got verhaizzn hat den, die in lyeben" (fol. 78'). 241 Cent. VII, 13, fol. 119". 240

242

Ähnlich bei Heinrich Seuse: vgl. ANGENENDT, Geschichte der Religiosität, S. 6 4 8 f.

Vgl. hierzu die Beschreibung des Habits als äußerliches Zeichen der Penitenz und R e u e in Cent. VI, 46 d , fol. 5 1 " . 243

J. Rekonstruktion

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Katharina

127

ein „hausze des laidez v n d nit der f r e w d e n , [...] des wainens v n d nyt des lachens, [...] der penitencie v n d nyt des tantzes" 244. Als locus poenitentiae ist das Kloster grundsätzlich inkompatibel mit jeglicher Art von Annehmlichkeit. 245 Es wird als irdische Stätte des Fegefeuers bezeichnet, 2 4 < 'jedoch e r f u h r e n Ordensleute freilich einen gravierenden Unterschied zur jenseitigen Pein, da sie in i h r e m Leiden keine Gottesferne ertragen müssten, ganz i m Gegenteil: W i e die drei M ä n n e r im dritten Kapitel des alttestamentlichen Danielbuchs, die in den Feuerofen g e w o r f e n w u r d e n , dort nicht verbrannten u n d plötzlich einen vierten M a n n an ihrer Seite hatten, so seien „die geistlichen in d e m ofen der ü b u n g e v n d der leidunge in den clostern", sie v e r b r e n n e n auch nicht darin, „ w a n n [denn] der sun gotes wandelt mit ine" 247. In der irdischen Stätte des Fegefeuers erwirbt die N o n n e nicht n u r für sich die T i l g u n g ihrer Sündenstrafen, sondern ihr Auftrag besteht darin, auch f ü r f r e m d e Sünden G e n u g t u u n g zu erwirken. 248 M a n stellte sich vor, dass die Schwestern durch d e n b ü ß e n d e n Charakter ihres Lebensstils, die p e r m a n e n t e Klosterbeichte u n d die regelmäßige gegenseitige A u f d e c k u n g individueller Schuld i m Kapitel 249 einen Gnadenüberschuss erzielten u n d so in die N ä h e Christi, Mariae 244

C e n t . V I , 46 d , fol. 118'.

243

Z u m ursächlichen Z u s a m m e n h a n g zwischen irdischem u n d himmlischen W o h l e r g e h e n vgl. C e n t . V I , 43 q , fol. 156'~ v : „ D a r u m b spricht S a n d G r e g o r i u s : »Ein stetes w o l g e n in d e r zeit ist ein gwiss u r k u n d ewigs v e r d a m p n ü s z . « D a r u m b d e r Altvatter, d e r v o n k i n d h a i t f r e c h w a ß , a n ayn j a r , da clagt er t e w r [sehr; s. KOLLER, N e u h o c h d e u t s c h e r I n d e x , S. 371]: »Ach h e r r e , hast m e i n vergessen?« D e r w o s t , w i e g ü t es ist, das d e m m e n s c h n nit n a c h w i l l e n geet. [...] D a r u m b in d e r zeit arbeit, [fol. 156 v ] das ist t w p ü ß , so hast zu z e r u n g in das e w i g l e b e n . " C e n t . VII, 81, fol. 47': „Es ist ein a u s g e s p r o c h e n s urteil, das n y m a n t m a g h i e f r e ü d g e h a b e n in d i ß e r w e r k v n d n a c h d i s e m l e b e n sich m i t C r i s t o m u g f r e w e n . " C e n t . VI, 46 d , fol. 131": „ W a n n ez ist a u c h y e v n d ye anders n y t dar an v n d m a g a u c h y e v n d ye anders n y t gesein, d e n n daz m a n m i t arbait v n d m i t leiden ein g e n m u s z in daz e w i g l e b e n . " 24f ' C e n t . V I , 53, fol. 64 v . 247 A.a.O. 248 I n d e r E x e m p e l l i t e r a t u r e r s c h e i n t als v o r d r i n g l i c h s t e A u f g a b e d e r M o n i a l e n die E r l ö s u n g v o n S e e l e n aus d e m F e g e f e u e r , vgl. C e n t . VI, 43°, fol. 5 4 v - 6 0 r ; C e n t . VI, 43", fol. 1 3 7 v - 1 3 8 r . I n s b e s o n d e r e mystisch b e g a b t e n F r a u e n w u r d e n i m Spätmittelalter in dieser H i n s i c h t b e s o n d e r e F ä h i g k e i t e n attestiert. V o n d e r D o m i n i k a n e r i n A d e l h e i d L a n g m a n n sind sogar Z a h l e n ü b e r l i e f e r t . Sie h a b e 2 3 5 . 0 0 0 a r m e n Seelen z u m Aufstieg aus d e m P u r g a t o r i u m v e r h o l f e n . S. DINZELBACHER, D i e letzten D i n g e , S. 111 f. 249 D e r Kapitelsaal w i r d v o n Falder-Pistoris als ein O r t b e s c h r i e b e n , an d e m d e r T e u f e l k e i n e M a c h t ü b e r d e n M e n s c h e n f i n d e n k a n n : ,,»Sy h a b n a u c h ein h a w ß des rawnens«, m a y n a t d e r v e i n t das capitelhaws, »in d e m selbn w i r t vns alles e n z o g e n , das w i r a n d e r e n d e n g e w i n n e n . « [direkte R e d e = W o r t e eines D ä m o n s ] " ; C e n t . V I , 43*1, fol. 160 v ; vgl. ebenfalls die A u s f u h r u n g e n v o n N i k o l a u s v o n D i n k e l s b ü h l ü b e r die r e i n i g e n d e K r a f t des S c h u l d k a p i t e l s in C e n t . VI, 58, fol. 2 2 5 - 2 3 2 ' : D e r N o n n e , die das S c h u l d k a p i t e l als p e r s ö n l i c h e H ö l l e e m p f i n d e t u n d es m i t e i n e m G e f ä n g n i s gleichsetzt, a n t w o r t e t N i k o l a u s z u s a m m e n f a s s e n d : „ D a s capitel m a g a u c h w o l gehaissn w e r d e n ein hell, w a n n die g e r e c h t e n p ü e s s e n da ir i r r u n g v n d d e n r o t t ir s ü n d v e r z e r e n t sie m i t d e m f e w r d e r puess, das sie d a r n a c h ledig sein v o n d e m f e w r v n d p e i n d e r hell. Es ist a u c h das capitel w o l ein v a n c k n u s [Gefängnis], n i c h t das ü b e l t e t e r dar in gelegt w e r d e n , a b e r m a r t r e r v n d m a r t r e r i n w e r d e n t dar i n n g e ü b e t . Es haist a u c h das capitel w o l ein hell [fol. 232'], n i c h t das die v e r d a m p t e n d a r i n n w e r d e n t v e r s e n c k t , a b e r die hailbertigen w e r d e n t da p u r g i e r t v n d gerainigt. V n d das capitel ist ein t ü r des paradis v n d ein t o r des himels, dar v m b f u r c h t dir n i c h t dar ein zu g e n , v n d las dirs also sein ein v ä n c k n ü s v n d ein hell als ich dir g e s c h r i b e n h a n . "

128

II.

Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

und der Heiligen rückten, denen es möglich war, für andere vor Gott Fürsprache zu leisten. Dieses Privileg derer, die dem locus poenitentiae angehörten, nahm diese aber auch in die Pflicht. W e n n Menschen ihre Seele gegen ein Almosen oder eine Stiftung dem Konvent anvertrauten, 250 bürdeten sie den fürsprechenden Nonnen gewissermaßen ihre eigene Sünde auf. Kamen diese ihrem Stellvertretungsauftrag nicht nach, so liefen sie Gefahr, um fremder Menschen Sünde willen vor dem Richterstuhl Gottes nicht bestehen zu können. 2 5 1 Der Zuspruch, durch ein regelgebundenes und vom Gehorsam geprägtes Leben im Kloster von eigener Schuld und von Sündenstrafen befreit zu werden, kann nicht losgelöst werden von dem Anspruch, auch für andere Gnade zu erwerben. Im Hinblick auf die Buße galt somit ebenfalls ein Indikativ-Imperativ-Prinzip, welches es der Nonne nicht erlaubte, sich auf dem eigenen, bisher erreichten Gnadenstand auszuruhen. Der in den vorhergehenden Kapiteln als Indikativ-Imperativ-Prinzip bezeichnete Zusammenhang zwischen initiativem göttlichen Handeln und den an weibliche Religiöse gestellten Anforderungen wird in den Unterweisungstexten durch das Postulat einer besonderen Beziehung zwischen Gott und der Nonne begründet. Diese basiert auf der durch Gott erfolgten Berufung, seinem Zuspruch, der die Person den Stricken der Welt entreißt, sie allerdings danach in größerem Maße fordert als Laien und Lainnen. Das in den untersuchten Texten an die Nonnen herangetragene Anforderungsprofil rekuriert folglich auf das vorausgehende, initiative Handeln Gottes. Nicht weil sie sich dazu entschlossen hätten, für sich selbst die Seligkeit zu verdienen, sondern infolge ihrer Berufung werden die Nonnen in St. Katharina aufgefordert, nach Vollkommenheit zu streben. Die Inhaber der cura monialium verlangen von ihnen kontinuierliches geistliches Wachstum, immerwährendes Bemühen um Heiligung und steten Fortschritt auf der via purgativa als Reaktion auf den besonderen Zuspruch Gottes. Sie fordern und fördern eine Spiritualität, welche nicht bei äußeren, sichtbaren Werken stehen bleibt, sondern durch Interiorisierung, Selbstbeobachtung, Eigenreflexion und innerlichem Streben nach moralischer Perfektion gekennzeichnet ist. In Fragen der Rechtfertigung — hier können wir uns lediglich auf die Ausführungen des Georg Falder-Pistoris berufen, denn die übrigen untersuchten Dokumente bieten keine auch nur annähernd vollständige oder systematische Abhandlung über Sünden- und Gnadenlehre — nehmen die Nonnen keine Sonderstellung gegenüber weltlichen Personen ein. Ihnen wird zugesprochen, dass die Gnade Gottes ihrem eigenen Bemühen um R e u e und Vergebung vorauseilt

2 5 0 Vgl. den Stiftungsvermerk in Cent. VII, 80, fol. 117": „Vnd dar w m b pitt ich E w r gnad, daß ir E w c h mein Seil Ilost wefFellchen [befohlen] sein vnd daß gancz koffent [Konvent], was ir gott pitt mitt andachtt, daß muß er E w c h g e b e m [gewähren]." 251 Cent. VI, 4 3 ' , fol. 205': „Darvmb süllen sy [Menschen im Kloster] für got treten / vnd für sich vnd ander leut peten / vnd die gnad von got erwerben, / das sy icht übel werden sterben / Anders sy werden dem teüfel zu teyl / Vil tieffer denn der ley / Ein ieder an im selbs zu tragen hat / So er an dem jüngsten gerichte stat / wirt er ander leut vnrecht vfFsich laden / So kumpt er zu grossem schaden."

?. Rekonstruktion

vorreformatorischer

Spiritualität

im Kloster St.

Katharina

129

und unzureichende Qualität der Gottesfurcht sowie mangelndes Maß an Gottesliebe ihrerseits aufwiegt. Zwar preist Falder-Pistoris ihnen einen zweiten, mit der höchsten Stufe der Vollkommenheit verbundenen, besseren W e g der B u ß e an, auf welchem sie vollkommene R e u e und Vergebung der Sünde auch außersakramental erreichen können, jedoch scheint er der Allgemeinheit des Konvents diesen mit Unsicherheit behafteten, auf die Gottesbegegnung allein in der Innerlichkeit fußenden Pfad der Buße nicht zuzutrauen. Stattdessen verweist er auf das Sakrament der Beichte. Von Bedeutung für die Selbstwahrnehmung der Nonnen sind die Ausfuhrungen über den Klosterstand als locus poenitentiae. Es wird ihnen vermittelt, dass das Klosterleben ein gottgefälliges Opfer darstellt, welches satisfaktorischen Charakter hat, dass Werke, die unter dem Klostergehorsam geschehen, sündentilgende Wirkung haben, und dass die Frauen im Kloster wie in einer irdischen Stätte des Fegefeuers geläutert würden. Insofern bedarf das in II. 1 . 2 . 2 . dargestellte monastische Indikativ-Imperativ-Modell einer Erweiterung: Auf die Berufung Gottes und dem mit ihr verbundenen Anspruch an die Lebensführung der Nonnen erfolgt ein weiterer, exklusiver Zuspruch an sie. Weil sie sich aus freien Stücken für diesen Lebensstil entschieden haben und sich um geistlichen Fortschritt bemühen, wird ihren Taten und Werken satisfaktorische Wirkung attestiert. Man könnte demnach von einem Indikativ-Imperativ-Indikativ-Prinzip sprechen. Der Erwerb von Buße ist allerdings nicht loslösbar von dem Anspruch an die Nonnen, andere, weltliche Personen an diesem Privileg Anteil haben zu lassen und stellvertretend für sie Vergebung zu erwirken. In vielerlei Hinsicht betrachteten die Seelsorger — und mit ihnen aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Nonnen — den Klosterstand als Gabe und Aufgabe.

1.2.3.

Heilsgewissheit im „Stand der

1.2.3. i. Die Profess als zweite

Vollkommenheit"

Taufe

W i e im vorherigen Kapitel bereits kurz erwähnt, vertraten einige Autoren den Standpunkt, die Profess 252 versetze den Menschen in den sündenfreien Zustand, in dem er sich kurz nach nach der Taufe befand. 253 Erste Spuren des Gedankens, 252

Z u r Profess vgl. die Einträge in 2 L T h K und ' L T h K : MAYER, Profeß und MEIER, Profeß.

Z u r Beschreibung des Seelenzustands des Säuglings nach semer Taufe, s. die ,Predigt vom Gelübde der Taufe und der Profess', Cent. VI, 98, fol. 160'"": „ W e n n wir vns in der tauffverbinden mit got durch vnser toten [Paten], die für vns sprechen: »Wir versagen für diß kint dem tewffel vnd all seinen wercken vnd all seiner hofFart«, merke lieber mensche, welche grosse kraft daß gelübde hat, wenn das kint noch an [ohne] alle vernunfft ist vnd noch nicht verstet, was man für es gelobt hat, so wirt got mit des kindes sei so krefftigclich [fol. 160"] vereinet, vnd stürb das kint so in sülcher vnschuld, als es kumpt aus der tawffe, so iure sein sei an [ohne] alle pein gen h i m e l . " In der Bulle ,Exsultate Deo' hatte Papst Eugen IV. 1439 als W i r k u n g der Taufe die Vergebung der Erbsünde und aller tathaften Schuld sowie j e d e r Strafe, die für die Schuld geschuldet wird, festgesetzt („remissio omnis culpae originalis et actualis, omnis quoque poenae, quae pro ipsa culpa debetur"); zitiert nach ULRICH, Taufe IV, S. 7 0 0 . 253

130

II.

Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

dass die Profess mit einer zweite T a u f e vergleichbar sei, finden sich in den P a c h o miuserzählungen. 254 Formulierungen eines Vergleichs bietet H i e r o n y m u s , der die Absage an ein altes u n d die Zusage an ein neues Leben w ä h r e n d der T a u f e u n d der Profess parallelisiert, der Profess aber n o c h keinen sakramentalen C h r a k t e r zuschreibt. Cassian bezeichnet das Kreuz, das der M ö n c h mit seiner abrenuntiatio auf sich n i m m t , erstmals als „ s a c r a m e n t u m " , j e d o c h äußert er sich nicht expressis verbis zu e i n e m Vergleich zwischen T a u f e u n d Gelübde. Das Gleiche gilt f ü r Augustin. I m Kapitel 192 des P s e u d o - A n s e l m i n i s c h e n ,Liber de similitudinibus' w i r d d e m G e l ü b d e s ü n d e n t i l g e n d e r C h a r a k t e r attestiert u n d somit die sakramentale W i r k u n g der T a u f e auf die Profess übertragen. B e r n h a r d v o n Clairvaux erweitert das K o n z e p t der Profess als zweite Taufe, i n d e m er eine zweite professio a u f g r u n d der Sündhaftigkeit des E r w a c h s e n e n u n d der nicht vollständig gelung e n e n Absage an den Teufel für nötig erklärt. Er spricht v o n „re-baptizari" nicht i m Sinne einer T a u f e r n e u e r u n g , vielmehr m e i n t er eine Wiedertaufe, in der der M ö n c h oder die N o n n e auch der W e l t u n d d e m Eigenwillen entsagt, eine W i e dergeburt erlebt u n d erneut die sündentilgende Kraft u n d G n a d e n g a b e Gottes erfährt. U n t e r T h o m a s v o n A q u i n erfährt die B e d e u t u n g der Profess als zweite T a u f e eine Beschränkung: Er gesteht d e m G e l ü b d e n u n m e h r lediglich S ü n d e n vergebung, nicht aber die Sündenstrafen tilgende W i r k u n g zu. 255 In der spätmittelalterlichen T h e o l o g i e ist die B e z e i c h n u n g der Profess als „zweiter T a u f e " weit verbreitet, w o b e i sowohl der Standpunkt des Aquinaten als auch einseitigere, mit d e m N e u e n Testament i m W i d e r s p r u c h stehende Positionen, wie die Bernhards, vertreten w e r d e n . So n e n n t eine a n o n y m e ,Predigt über zwölf Früchte des Klosterlebens ' als erste Frucht den „applas aller sünd v n d pein, als o b du nülich getauft w e r s t " 256. Dieser ursprünglich v o n A n t o n i u s v o n Florenz w e i t e r e n t w i c k e l t e Standpunkt, dass durch die Profess nicht n u r die culpa, sondern auch die poena vergeben w ü r d e , lässt sich in St. Katharina vielfach nachweisen. 2 , 7 Falder-Pistoris dagegen folgt T h o m a s v o n A q u i n 258 u n d beschränkt die W i r k u n g der Profess auf

254

Einen stichpunktartigen Abriss zur Entwicklung des Vergleichs zwischen Profess bzw. Gelübde mit dem Taufgeschehen entnehme ich LOHSE, Mönchtum und Reformation, S. 38, 5 8 - 6 1 , 9 0 f . , 114f., 1 2 0 - 1 2 4 , 1 5 7 f . u n d 175. 255

Vgl. unten, Anm. 258. Cent. VI, 46d, fol. 3V: „Die erst frucht ist applas aller sünd vnd pein, als ob du nülich getauft werst, wann du wirst das süß kreucz Christi regellicher gehorsam auff dich nemen vmb sinen willen vnd dem, den du von herczen begerst, alle tag nach volgen." 257 Vgl. SBB-PK, Mgo 467, fol. 203': Der Autor geht davon aus, dass der Mensch in der Profess „on zweifei los wirt schuld vnd aller pein". Ahnlich auch Friedrich Stromer (OP) in einer Predigt aus dem Jahr 1482, Teilabdruck in: RENNER, Spätmittelalterliche Klosterpredigten, S. 212. Zur Wirkung der Profess bei Thomas von Aquin und bei Antonius von Florenz vgl. LOHSE, Mönchtum und Reformation, S. 157f., S. 373f. Als spätmittelalterlichen Theologen, der das Gelübde als zweite Taufe auffasst, die sowohl eine Tilgung der culpa als auch der poena bewirkt, nennt LOHSE Johann von Paltz. Zu dessen Auffassung vom monastischen Ideal und seiner Interpretation der Profess vgl. HAMM, Paltz, S. 291-303. 258 Thomas, S. th., II—II, q. 189, a. 3, ad 3: Mit dem Eintritt in einen Orden erhalte man Verzeihung aller Sünden (remissionem omnium peccatorum) und komme in dieselbe Gnade wie die 256

1. Rekonstruktion

vorrejormatorischer Spiritualität

im Kloster St.

Katharina

131

die T i l g u n g der culpa.25'' Ähnlich stellt der a n o n y m e Verfasser 260 der ,Predigt vom Gelübde der Taufe und der Profess' den N o n n e n in Aussicht: „ T u s t u deiner pfession genunck vnd pleibst willicklichen vntter deiner regel, so kumstu nicht allein wider in die vnschuld der ersten tawffe, sunder v o n der krafft disser pfession wirstu z u m andern mal gereiniget v o n allen sunden, v n d so vil m e r wirstu auch b e l o n u n g e n haben im himel, also vil dein willickliches gelubde wirdiger ist denn [als] das [erg.: ein] ander f ü r dich getan hatt an [ohne] deinen willen." 2 6 1 W i e in der zitierten Passage ebenfalls deutlich wird, erfolgt diese R ü c k k e h r in den sündenfreien Zustand der T a u f e i m Unterschied zur Passivität des Säuglings in der Kindertaufe infolge einer m ü n d i g e n , willentlichen E n t s c h e i d u n g der P e r son, die ein G e l ü b d e ablegt. Metaphorisch gesprochen gleicht ihr Verhalten d e m einer T a u b e , die aus der A r c h e der U n s c h u l d geflogen ist, über das M e e r der W e l t segelt u n d schließlich - d e m R u f folgend, aber doch aus e i g e n e m Antrieb - dahin zurückkehrt, w o h e r sie g e k o m m e n ist. 262 D e r A u t o r der , Predigt vom Gelübde der Taufe und der Profess' fasst die Profess als eine E r n e u e r u n g des Taufversprechens auf. Die B e z e i c h n u n g eines A n g e h ö r i g e n des geistlichen Stands als religiosus leitet er v o m V e r b religare (zurückbinden) ab 2 In der T a u f e entsage der M e n s c h - b z w . stellvertretend f ü r ihn seine Paten — d e m T e u f e l u n d verbinde sich mit Gott, i n d e m er d e m Teufel, den W e r k e n des T e u fels u n d der Hoffart des Teufels abschwört. Bei der Profess handle es sich u m ein „ Z u r ü c k b i n d e n " an diese drei Versprechen, die die Paten stellvertretend f ü r den Täufling geleistet haben, nämlich d e m Teufel, allen teuflischen W e r k e n u n d der Hoffart des Teufels zu entsagen. 2 6 4 Das tertium comparationis bei T a u f e u n d

G e t a u f t e n . W e n n m a n a u c h n i c h t v o n j e d e r v e r d i e n t e n Strafe {poena) befreit w e r d e , so sei der Eintritt in e i n e n O r d e n d e n n o c h nützlicher als die Wallfahrt n a c h d e m H e i l i g e n Land, d e n n die F ö r d e r u n g des G u t e n stehe h ö h e r als die B e f r e i u n g v o n Strafe. 259

,,[...] ein a b w a s c h n aller v e r g a n g e n s u n d " ; s . Falder-Pistoris: C e n t . VI, 43 q , fol. 14'. D e r T e x t enthält n u r w e n i g e A n g a b e n ü b e r d e n Verfasser; es handelt sich u m einen Geistlichen, e i n e n K l o s t e r b r u d e r u n b e k a n n t e r O r d e n s z u g e h ö r i g k e i t , der b e t o n t , dass er die A n f e c h t u n g e n , die Geistliche zu erleiden haben, aus eigener E r f a h r u n g k e n n t . Er hielt b z w . schrieb die Predigt in s e i n e m 63. Lebensjahr; vgl. C e n t . VI, 98, fol. 1 8 1 " . 260

261 262

C e n t . VI, 98, fol. 163". M e t a p h e r aus: S B B - P K , M g o 467, fol. 116". Ebenfalls enthalten in M g o 501, fol. 1 8 1 ' -

183'. 263 C e n t . VI, 98, fol. 160': „Religiosus, das spricht also vil als [bedeutet so viel wie] v o l k o m e n lich w e d e r [wieder] g e b u n d e n " ; vgl. a u c h fol. 172 v : „so m ü g e n w i r geistlich geheissen w e r d e n , w a n n w i r sein gancz w i d e r g e b u n d e n d u r c h die lieb gotes, das spricht das w o r t religiosus, das ist: gancz w i d e r g e b u n d e n " . 264 D i e drei A b r e n u n t i a t i o n s f o r m e l n w e r d e n v o m A u t o r teils auf Latein, teils in d e r V o l k s sprache w i e d e r g e g e b e n u n d erläutert, a . a . O . , fol. 161"—168': „ A b r e n u n c i a s d i a b o l o ? " (Die E r l ä u t e r u n g besagt, die Fage b e d e u t e soviel wie: Widersagst d u d e i n e m e i g e n e n Willen?); „Versagest du allen tewfellischen w e r c k e n ? " (Dazu g e h ö r t der U n g l a u b e , der die V e r z w e i f l u n g an der B a r m h e r z i g k e i t Gottes, Bitterkeit u n d V e r h ä r t u n g deines H e r z e n s bringt); „ W i d e r sagestu aller hoffart des tewffels?" (Diese Frage w i r d erläutert m i t : Widersagst d u allen H a u p t s ü n d e n , d e m E i g e n w i l l e n , d e m Z o r n , d e m N e i d , d e r A u f l e h n u n g , der U n k e u s c h h e i t u n d d e r T r ä g h e i t zu guten Werken?).

132

II.

Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

Profess liegt für den Autor folglich in der Abrenuntiation, d. h. in den exorzistisch gefärbten Elementen der Taufliturgie, 2t ' 5 und der Absage an die Welt als den Einflussbereich des Teufels, die die Nonne vollbringt. Dennoch bewertet er den Unterschied zwischen der Taufe und der Profess als über alle Maßen groß. Das Gelübde der Profess bestehe erstens aus einer zusätzlichen Bindung an die Regel, die Statuten und die Weisungen der Klosteroberen. 2 ( * Z u m zweiten, so betont der Autor ausdrücklich, handle es sich bei dem Professversprechen um eine willige, im Jahr des Noviziats wohl durchdachte Entscheidung, derzufolge sich der Mensch „mit leib vnd sei, got ein lebendiges oppfer" darbringt, „als [wie] Christus sich oppfert seim himelischen vater" (fol. 178r~v). Z u m dritten enthalte es den Verzicht auf weltlichen Besitz sowie die bewusste Einwilligung, Anfechtungen sexueller und anderer Art die Stirn zu bieten. Die Folgen des Gelübdes gehen über die einer Tauferneuerung hinaus, da die vota substantialia höhere Ansprüche an den Menschen stellen als sein Versprechen in der Taufe. Zu dem Zeitpunkt jedoch, an dem sich die Nonne vor dem Konvent verpflichtet, die drei evangelischen R ä t e ein Leben lang zu befolgen, gilt für sie, was für den frisch getauften Säugling gilt: Stürbe sie sofort nach dem Vollzug des Ritus, so führe ihre Seele ohne Pein gen Himmel. 2 6 1 Den Ausgangspunkt ihres Lebens im Kloster bildet demnach ein Zustand völliger Sündenfreiheit und absoluter Heilssicherheit.

1.2.3.2. Formulierungen absoluter und relativer Heilssicherheit durch ein Leben im Klosterstand Bezeichnen Seelsorger in St. Katharina den Klosterstand als einen „stant der volkumenheit" 2 i ' 8 , so handelt es sich nicht etwa um eine Beschreibung des Lebensstils oder Seelenzustands der einzelnen Menschen im Kloster, sondern um die Beschreibung des Ziels, welches mit dem klösterlichen Leben angestrebt wird. 2 m Auch für 2 6 5 ANGENENDT fuhrt den mit der Abrenuntiation gegebenen exorzistischen Charakter b e stimmter Elemente der Taufe auf gnostische Einflüsse im 2. und 3. Jahrhundert zurück und belegt in der Folgezeit einen „ T r e n d zum Rituell-Exorzistischen" in der Tauftheologie des M i t telalters. A u f dem Hintergrund der Vorstellung eines geistlichen Herrscherwechsels sahen sowohl Alkuin als auch Burchard von W o r m s und Maria von Oignies im Exorzismus und die auf ihn folgende Eingliederung in Christus zwei komplementäre Vorgänge innerhalb des Taufritus.

S. ANGENENDT, Geschichte der Religiosität, S. 4 6 6 - 4 6 9 . 2M ' Vgl. a.a.O., fol. 160—170'; zusammenfassend zitiert hier fol. 168': „Dar vmb, lieber mensch, was du got verheissen hast in deiner tawff, das vor vernewest du in deiner pfessio. Wiltu wissen, wie das zu ge? In der tawff wider sagest du dem tewffel slechtigclich vnd verbindest dich mit got, im vnterdenig ze sein vnd seinen botten. Das selbig tustu in der pfessio. Dar vber [zusätzlich] so verbindestu dich zu deiner regel vnd aller gewonheit des closters. Wiltu nw wissen, was du geistlicher mensch beichten scholt, sich eben an, was dich dein regel lernet vnd die gewonheit deines closters, was du dar ynn vindest vnd dir gebotten wirt von deinen oberen, thustu das nicht von versmehnusz [aus Verachtung], so thustu wider g o t . " 267

A . a . O . , fol. 160 v . Vgl. oben, S. 129, Anm. 2 5 3 .

So Eberhard Mardach, C e n t . V, App. 81, fol. 165 v : „[...] wann du in dem stante der volkumenheit pist, wie wol das ist, das du noch gar zu mal unvolkumen pißt." 268

2m

Vgl. THOMAS, S. th., I I - I I , q. 186, a. 1, ad. 3: „religio nominat statum perfectionis ex

J. Rekonstruktion

vorreformatorischer Spiritualität

im Kloster St.

Katharina

133

Falder-Pistoris ist der Klosterstand der Ort, an welchem sich Bekehrung ereignet und ein ihr adäquates Leben bestmöglich vollzogen werden kann. 270 Menschen im Kloster streben nach Vollkommenheit, insofern sie angesichts ihrer Verfehlungen nicht aufgeben, sondern durch permanente Buße, sowohl im Beichtsakrament als auch allgemein durch ihren bußfertigen Lebensalltag, immer wieder jenen oben skizzierten Zustand der Sündlosigkeit, den sie bei der Profess innehatten, zu erlangen versuchen. Permanente Weiterentwicklung und ein Streben nach Vervollkommnung bilden die Grundlage für einen Zustand relativer Sicherheit in der Frage nach dem ewigen Heil. Relative Sicherheit sei hier verstanden als Sicherheit im Vergleich zu der, über die ein Angehöriger oder eine Angehörige des Laienstands verfugen kann. Deren Seelenzustand mit dem von Klostermenschen, zu denen er sich zählt, vergleichend, macht sich der unbekannte Verfasser des ,Lob des Klosterlebens' die W o r t e einer pseudo-bernhardinischen Quelle zu eigen u n d ruft aus: „ O w i e g a r e g u t ist vns, h i e z u sein! B e r n h a r d u s : »In d e m c l o s t e r lebt d e r m e n s c h e l e u t t e r l i c h e r , e r e r w e t s i c h e r l i c h e r , e r e feilet s e l t e n l i c h e r , e r e stet a u f f b e h e n d e n l i c h e r , e r e g e h t g e w e r l i c h e r , e r stirbt g e t r a w e n l i c h e r , e r e w i r t t e < h e > r e g e l e w t t e r t , e r e w i r d ü b e r g e w d i g b e l o n t . D a s m ü ß d a b e i sein, d a z e r e h a b e a n d a c h t in d e m c h o r e , g e d ü l d in d e m capitel, c z ü c h t in a r b e y t , b e t r a c h t u n g in d e m lesen, i n b r ü n s t i g k e y t in d e m g e b e t , k e u s c h h e y t in d e r b e k o r u n g e [ A n f e c h t u n g ] , a u f f h e b u < n > g e n in w y d e r w e r t t y c h e y t , d e m ü t i c h e y t i n g l ü c k s e licheyt«".271

An anderer Stelle formuliert derselbe Autor den Sicherheitsaspekt des Klosterlebens absolut: „Es ist ein schule der tugent, daz heylige lebn, unde ist dez ewygen lebens versichert" (fol. 64 v ), und er vergleicht einen intakten O r d e n mit einem Schiff, welches seine Bewohner über das Meer der Welt „zu dem land dez ewygen heyls und daz uffer der rwe und der sycherungen" (fol. 69") trägt. 272 Des weiteren dient die biblische Metapher v o m breiten und v o m schmalen W e g (Mt 7,13) zur Illustration des erhöhten Sicherheitsfaktors des klösterlichen Lebensstils. 273 Formu-

i n t e n t i o n e finis. U n d e n o n o p o r t e t q u o d q u i c u m q u e est in religione, j a m sit perfectus: sed q u o d ad p e r f e c t i o n e m t e n d a t . " 270 Vgl. C e n t . VI, 43'i, fol. 12vfF. Falder-Pistoris zitiert hier Augustin (fol. 12V): „Ich hab nit pesser m e n s c h n g e f u n d n , d a n n die in d e m geistleychn stand sich gepessert habnt, n o c h pöser, d a n n die in geistleychem stand sich geposert h a b n t . " Vgl. AUGUSTIN, Epistola L X X V I I I , 9 (PL 33, Sp. 272; C S E L 3 4 / 2 , S. 3 4 4 f . ) . 271 C e n t . VI, 53, fol. 63". P s . - B e r n h a r d , H o m i l i a ¡Reges terrae et omnes populi' (PL 184, Sp. 1131 B). A u c h J o h a n n v o n Paltz zitiert diese Stelle i m S u p p l e m e n t u m C o e l i f o d i n a e , vgl. HAMM, Paltz, S. 295. 272 Vgl. C e n t . VI, 53, fol. 69"—71': Es g e h t d e m Verfasser in diesem Abschnitt u m die Frage, in w e l c h e n O r d e n m a n eintreten soll. E i n e n O r d e n zu w ä h l e n , dessen U n l a u t e r k e i t , S i m o n i e , U n e i n i g k e i t o d e r Fehlen b r ü d e r l i c h e r b z w . schwesterlicher Liebe bereits b e k a n n t ist, gliche d e m Verhalten eines M e n s c h e n , der sich bei stürmischer See auf ein defektes, d u r c h l ö c h e r t e s Schiff begibt. 273 So in e i n e m E x e m p e l v o n e i n e m N o v i z e n , der t r ä u m t e , er s t ü n d e v o r d e m Kloster u n d es täten sich zwei W e g e auf. Er fragt einen alten M a n n , w e l c h e r W e g der k ü r z e r e u n d der sicherere wäre. D e r M a n n a n t w o r t e t : „ D e r zur R e c h t e n ist k u r z u n d steil, voller D o r n e n u n d Kot. E r f u h r t zu e i n e m Feld voller Ergötzlichkeit. D e r W e g zur L i n k e n ist lang, voller Lust, gut ausgebaut u n d

134

II.

Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

Hertingen einer absoluten Heilsgarantie des klösterlichen Standes erscheinen in den untersuchten Texten ausschließlich in zwei Kontexten: Sie bilden entweder einen Bestandteil ausfuhrlicher und wenig objektiver Huldigungen des monastischen Ideals 274 oder sind — wie die oben zitierten Beispiele — im Kontext mit Fragen des Klostereintritts überliefert und beinhalten dort die Tendenz, noch zögernde Personen von der Richtigkeit des Eintritts zu überzeugen. In seelsorgerlichen Unterweisungen an bereits klausurierte Frauen werden kaum absolute Formulierungen gebraucht. Die Seelsorger erkennen die Sorge um das Seelenheil als Beweggrund für die Entscheidung zum monastischen Leben wohl an, 275 sie weisen die N o n nen auch auf ihre Teilhabe am Gnadenschatz der Heiligen des Ordens und auf das R e c h t auf ordensinterne Sonderablässe hin,™ j e d o c h werden diejenigen, die sich für ein Leben im Kloster entschieden haben, davor gewarnt, sich aufgrund ihrer Ordenszugehörigkeit in absoluter Sicherheit zu wiegen, und man rät ihnen stattdessen, ihre Hoffnung allein auf die Barmherzigkeit Gottes zu setzen. 277 Eine absolute Heilsgarantie bietet das Leben im Kloster nicht. Jedoch gibt es keinen sichereren W e g zum Heil als die Zugehörigkeit zu einem bewährten Orden. Die relative Sicherheit, die ein Klosterleben bietet, baut in den untersuchten Texten auf drei verschiedenen Begründungszusammenhängen auf: zum ersten auf der Vorstellung von Maria als Fürsprecherin für Ordensangehörige vor dem Richterstuhl Gottes, zweitens auf dem Argument, dass klösterliche W e r k e des Gehorsams verdienstlichen Charakters sind und zudem vor Sünde aus Unwissenheit schützen, und drittens auf dem Schutz vor Sünde und Beistand in Schwierigkeiten, den die einzelne Schwester durch die klösterliche Gemeinschaft erfährt. Das Postulat einer besonderen Beziehung zwischen Maria und den Mitgliedern des Predigerordens finden wir in unterschiedlichen Exempeln, die Falder-Pistoris in seinem Traktat wiedergibt. Sie seien hier, in heutiges Deutsch übertragen, referiert. Auf die Frage, ob man eine Sünde auch mehrmals beichten könne, empfiehlt der Seelsorger die mehrmalige Beichte eines Vergehens und erzählt daraufhin ein Exempel von einem Mönch, der selten beichtete und eines Nachts die Vision hatte, er stünde vor dem R i c h t e r und der verklage ihn deswegen. Es ist die Interzession Mariens: „mein sun, er ist auß dem ordn, in dem mir so vil dienst erpoten wird" 2 ™, die ihn in seiner Vision vor dem grausamen Richterspruch rettet. fuhrt zu einem großen Feld voller Steine." Z u r Auslegung des Traums wird J a k 1,12 herangezogen: „Selig ist, der hier leidet die Anfechtung, denn so er bewährt wird, wird er nehmen die Krone, die Gott verheißen hat denen, die ihn lieben." Traum und Auslegung bestärken den N o vizen, Profess abzulegen und ein seliger Gottesdiener zu werden. S. Falder-Pistoris' aszetischen Traktat, Cent. VI, 4 3 ' , fol. 7 7 " - 7 8 v . 2 7 4 Z u denken wäre hier etwa an die ,Predigt über zwölf Früchte des Klosterlebens' 46 d , fol. 2 ' - 9 v .

in Cent. VI,

2 7 5 S. C e n t . VI, 46 d , fol. 122 r . Auch bei Falder-Pistoris darf Furcht das ausschlaggebende M o m e n t für den Eintritt in den Ordensstand sein; vgl. Cent. V I , 43 q , fol. 27'. 2 7 6 S . J o h a n n e s Meyers ,Buch der Ersetzung', Mss 198, fol. 2 1 6 v - 2 2 1 r .

Bloomington, Indiana, Lilly Library, Ricketts

277

S. Predigt des Beichtvaters Georg Hass, Cent. V I I , 27, fol. 7 8 " .

278

Cent. V I , 43", fol. 52'. FRACHETO, Vitae Fratrum, pars 4, c. 7, § I, S. 165 f.

Í. Rekonstruktion

vorreformatorischer

Spiritualität

im Kloster

St.

Katharina

135

Die Vorstellung von Maria als Mittlerin, die bei ihrem Sohn, dem Weltenrichter, u m Gnade fiir die Sünder bittet u n d dem Sünder das Heil erwirbt, ist keineswegs auf den Predigerorden oder überhaupt auf den Ordenskontext begrenzt. 2 7 9 D e n n o c h besteht ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der Zugehörigkeit zum Predigerorden u n d einer besonderen Fürsprache durch die Gottesmutter. Falder-Pistoris referiert im Zusammenhang mit seinen Ausführungen über das Fegefeuer zwei weitere Exempel aus den , Vitas Fratrum Ordinis Praedicatomm '2"°: In einem Dominikanerkloster in Spanien lebte ein Bruder, der nach seinem T o d einem Mitbruder erschien. Dieser fragt ihn, ob er tot wäre. Er sprach: „Nach dem Leichnam bin ich tot, aber nach der Seele lebe ich." Darauf fragte der B r u der: „Sag mir, wie steht es u m den Bruder, der neulich verschieden ist?" Er antwortete: „Am nächsten Karfreitag wird er in den H i m m e l gehen." Darauf fragte der andere: „Sag mir, w a r u m ist er in der Pein gewesen?" Er antwortete: „ U m eitler Ehre willen, die er gehabt hat in seinem Singen." „Sag mir, wie geht es den Brüdern u n d Schwestern unseres Ordens?", fragte der Lebende. Der tote Bruder antwortete: „Sie verderbn nit, darvmb das die j u n k c h f r a w Maria in beystat in irn lecztn czeiten." 281 In dem zweiten Exempel unterstützt Maria ein sterbendes Mitglied der Predigerordens im Kampf gegen Teufel u n d D ä m o n e n während der Sterbestunde: Bruder Alanus von England kämpfte in seiner Todesstunde. Hierbei erschien ihm der Teufel. Alanus teilte die Vision seinem am Bett sitzenden Mitbruder mit und kommentierte: „Wäre hier ein Feuer vermischt mit Schwefel, das also lang wäre bis an das Ende der Welt, ich wollte lieber dadurch in der Länge gehen als den Feind sehen in seiner grausamen Gestalt. Danach kam die Königin der Barmherzigkeit, die vertrieb die Feinde. Als ich die sah, empfing ich Herz u n d H o f f n u n g und lachte, ich lobte u n d dankte Gott, dass ich in den O r d e n g e k o m m e n bin, ich lobte und dankte auch der Königin der Barmherzigkeit." D a n n verschied er im Frieden Gottes. 282 Auch in diesem Exempel sieht der Erzähler also eine besondere Verbindung 2TO

D i e S p i r i t u a l i t ä t d e r Z i s t e r z i e n s e r z e i c h n e t e sich e b e n f a l l s d u r c h e i n e b e s o n d e r e V e r e h r u n g

M a r i e n s u n d d i e B e t o n u n g i h r e r M i t t l e r t ä t i g k e i t i m R e c h t f e r t i g u n g s p r o z e s s aus; vgl. HERLES, V o n G e h e i m n i s s e n u n d W u n d e r n , S. 50—53. N a c h P e t e r DINZELBACHER u n d lässt sich das M o t i v d e r S c h u t z m a n t e l m a d o n n a i n s b e s o n d e r e in z i s t e r z i e n s i s c h e r u n d d o m i n i k a n i s c h e r V i s i o n s l i t e r a t u r b e o b a c h t e n ; vgl. DINZELBACHER, R e f l e x i o n e n , S. 2 5 . V g l . e b e n f a l l s BRÜCKNER, M ö n c h s g e w a n d , S. 2 6 5 , m i t T e x t n a c h w e i s e n b e i C a e s a r i u s v o n H e i s t e r b a c h u n d T h o m a s v o n C h a n t i m p r é . In d e r h o c h m i t t e l a l t e r l i c h e n M a r i e n v e r e h r u n g w i r d M a r i a z u r mediatrix

z w i s c h e n G o t t u n d allen

M e n s c h e n ; d e r Kreis derer, die sich ihrer Interzession v o r d e m W e l t e n r i c h t e r versichert wissen, w e i l sie sie z u L e b z e i t e n v e r e h r t h a b e n , w e i t e t s i c h also a u c h a u f d i e L a i e n aus. I n b i l d l i c h e n D a r s t e l l u n g e n f i n d e t das I n t e r z e s s i o n s b i l d , i n w e l c h e m M a r i a m i t e n t b l ö ß t e r B r u s t d e n R i c h t e r gnädig stimmt, zwischen 1450 u n d 1530 die weiteste Verbreitung. Z u m Brustmotiv u n d M a r i a l a c t a n s - D a r s t e l l u n g e n in d e r b i l d e n d e n K u n s t u n d in v o l k s s p r a c h l i c h e r L i t e r a t u r s. M A R T I / M O N DINI, M a r i e n b r ü s t e u n d M a r i e n m i l c h . 280

C e n t . V I , 43", fol. 1 4 5 v - 1 4 6 v .

281

A . a . O . , fol. 1 4 6 v . FRACHETO, V i t a e F r a t r u m , pars 5, c. 5, § V I I , S. 2 8 0 .

282

FRACHETO, V i t a e F r a t r u m , pars 5, c. 5, § I V , S. 2 7 7 f .

136

//. Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

zwischen seinem Orden und Maria. Die Erwartung einer zwar nicht exklusiv ihnen vorbehaltenen, aber wohl doch privilegierten Behandlung durch die Gottesmutter, dürfte von der spirituellen Praxis der Rosenkranzfrömmigkeit herrühren, als deren Initiatoren und Multiplikatoren die Vertreter des Predigerordens im Spätmittelalter galten. 281 Ein zweiter Faktor, der Mönchen und Nonnen relative Heilssicherheit verleihen vermochte, ist mit dem klösterlichen Gehorsam verbunden. Die Differenzierung zwischen guten Werken, die zur Seligkeit führen, und bösen Werken, die zur Hölle weisen, gestaltete sich für Laien problematisch und gelang nicht immer. Auch Menschen, die aus Unwissenheit infolge mangelnder Unterweisung sündigten, wurden nach zeitgenössischer Vorstellung für diese Verfehlungen vor dem Weltenrichter zur Rechenschaft gezogen. Diesem Dilemma entging die Nonne im Unterschied zur weltlichen Frau, denn ihr wurde versichert, dass sie mit den innerklösterlichen Normen eine sichere Orientierungshilfe als Leitfaden an die Hand bekam, 2 8 4 und in der Haltung gehorsamer Unterordnung unter weisungsbefugte Personen eigentlich keinen Fehler machen könne. 2 8 5 Handelt sie auf Geheiß der Priorin, würde nämlich nicht sie selbst, sondern j e n e später darüber Rechenschaft ablegen müssen. 28 r und gröss sein, wan die leyplichen" (fol. 59 v ). I m Sendbrief 3 4 2 , Von Jhesus pettlein'

wird das Kloster zu B e g i n n als der „vorhoff" tituliert, „in dem das

kemerlein der lieb ist, das uns Cristus gepawt hat". 1 4 3 D i e Bildebene des Sendbriefs beschreibt das Herz der N o n n e als Palast, den sie für Christus vorbereiten soll. Hier erscheint der K o n v e n t als eine Anzahl von Vorzimmern, die zum O r t des Vollzugs der E h e mit Christus fuhren. D e r Autor fasst die Liebe zwischen Christus und der Seele ebenfalls in die Begrifflichkeit der mystischen Vereinigung. A m Ende des Schreibens spricht er den lesenden N o n n e n ihre Zugehörigkeit zu einer geistlichen Elite aus, vor deren spirituellen Fähigkeiten er selbst h o c h a c h tungsvoll zurücktreten muss: „Nw, mein aller libste tochter in Cristo, wenn du nw also in den armen deins preutigams ligst vnd dise dinge alle volbringst vnd merkest, das er der aller liplichst ist [...], So nym das schöne lieb in dein arm vnd drück in gar herczlich zu dir vnd küß inn auff sein süß rosolotes mundlein von mein wegen, wann mir sünder gepürt ein sölchs nit zu thün; es gehört eygentlich seinen prewten zu."

344

W i e bereits mehrfach erwähnt, wäre es den Ordensreformern lieber gewesen, wenn das ältere „ M i n n e - M o d e l l " zur Beschreibung des Verhältnisses zwischen Christus und der N o n n e von einem „Modell der Freundschaft" abgelöst worden wäre. 3 4 5 W e n n g l e i c h der Traktat ,Lob des Klosterlebens'

und die Hieronymusregel also nicht

im strengen Sinne als Reformliteratur gewertet werden können, so gehörten sie dennoch zu den Schriftstücken, die offensichtlich von den Dominikanerinnen im Tullner und Nürnberger Kloster inhaltlich als wichtig empfunden wurden, denn die Schwestern sorgten für ihre Verbreitung im R a h m e n des Literaturaustauschs unter reformierten Konventen. 346 Offensichtlich übten solche Passagen mit AusläuSt. Katharina doppelt vorhanden in Cent. VI, 60, fol. 276 R -282 V und Cent. VI, 43 B , fol. 21'-24 V . Sie findet sich gedruckt bei LAMPRECHT, Mönch Nikolaus, S. 120-128. 342 | ) e r Sendbrief war wahrscheinlich nie an eine einzelne Nonne gerichtet, sondern wurde wohl für die lectio privata geschrieben. 343 Cent. VI, 43 B , fol. 84', zitiert nach HAMBURGER, The Visual and the Visionary, S. 418, Z. 15 f. 344 A.a.O., fol. 92", HAMBURGER, The Visual and the Visionary, S. 426, Z. 321-326. 345 So COSTARD, Mystik und Moraldidaxe, bes. S. 173. 346 Vgl. Kap. 1.1.4., bes. S. 57-59 und die Beschreibung des Textkorpus zu den jeweiligen Dokumenten. Es spricht vieles dafür, dass der Traktat ,Lob des Klosterlebens' ursprünglich von Klara Keiperin 1447 eingebracht und schließlich in Cent. VI, 53, fol. 47—71' eingebunden wurde. Die Doppelüberlieferung (evtl. eine Abschrift) in Cent. VI, 43 b , fol. 24 v -42" muss nach 1465 (Jahr des Klostereintritts der Schreiberin) datiert werden. Von St. Katharina aus gelangte der Text in das

154

II.

Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

fern der Blütezeit der Braut- und Erlebnismystik eine hohe Anziehungskraft auf die Frauen aus, 347 wenngleich einiges daraufhinweist, dass tatsächliche Erlebnisse dieser Art eher selten auftraten. So schränkt z. B . Nikolaus der Kartäuser, der Mitte des 15. Jahrhunderts mit dem Predigtamt in einem Nürnberger Frauenkloster betraut war und eine Predigt zur Einsegnung einer Schwester hinterließ, 348 die Zahl derer, denen eine solche Offenbarung zuteil würde, stark ein und spricht von einigen wenigen Bräuten Christi, die „gar seltzein [selten], gar tewer, gar verporgen und gar still" 349 seien. Ganz im Sinne der dominikanischen Ordensreformer zeichnet der Kartäuser das Bild einer Konventsschwester, die der Beschauung teilhaftig wird: „Eine solche tochter gotez musz haben gotz genad und huld, sünderliche lieb zu got, nit alz ander in gemein, sunder innerliche inprünstikait mit frewntlicher geheyin [f. Abstraktbildung zu Adj. gehei: dürr, heiß = Hitze], gute heylsam meinung, tugentlichen anfang, stillikait in ganzer rue mit steter einkerung und bedenckung in den süzzen ihesum, zyrung aller kreft und tugend, gehorsam der meisterschaft." 350 Ihr eröffnet sich nach Nikolaus eventuell sogar die Möglichkeit zur spekulativen Gotteserkenntnis durch die Betrachtung, „wann speculiren ist nit anders, denn hertzbrechender beschawng sehen mit verstantnüsz in den spigel der höhsten trinitat, und da erkennen, alz vil got gybt, dy almechtikait dez vaters, dy weishait dez suns und dy gut willickait dez heiligen geystes". Dies erkenne die Nonne allerdings erst, wenn sie in ihren Übungen fortgeschritten sei: „ein annaherinn [Anfängerin] zum ersten nit mag also pald so hoch Aigen". Für die Anfängerin auf dem geistlichen W e g genüge es vollauf, wenn sie „als eine übe tochter fürcht kintlich und lieb und ere und dine irem libsten vater." 351 1.3.1.2. Mystische Gottessuche am Vorabend der Reformation: Hendrik ,Spiegel der Vollkommenheit' 1.3.1.2.1.

Herps

Herkunft und Inhalt. U m die Einstellung der dominikanischen Seel-

sorger in St. Katharina zur mystischen Gotteserkenntnis unter Frauen 352 näher

Chorfrauenstift Pillenreuth (München, B S B , C g m 7 5 0 , fol. 233—252"). B e i der ,Regel des Hieronymus für Eustochium und ihre Klosterfrauen' in Cent. VI, 98, fol. 55—155' handelt es sich um eine 1 4 5 6 durch einen Weltgeistlichen in Niederösterreich angefertigte Ubersetzung, die aus Tulln nach Nürnberg und von dort nach Altenhohenau und St. Gallen gelangte. 3 4 7 Regina SCHIEWER k o m m t bei der Untersuchung von 5 0 Nonnenpredigten observantdominikanischer Provenienz ebenfalls zu dem Ergebnis, dass es im observanten zweiten Orden gegen den Willen der männlichen R e f o r m e r zu einer Wiederbelebung mystischer Religiosität gekommen sei. SCHIEWER, Sermons, bes. S. 91. Ähnlich WILLIAMS-KRAPP, „Dise ding". Dass auch gegen E n d e des 15. Jahrhunderts im Katharinenkloster noch Schriften tradiert wurden, die die mystische Vereinigung thematisierten, zeigt WERLIN, Mystikerzitate, S. 2 4 3 . 3 4 S WILLIAMS-KRAPP, Nikolaus von Nürnberg. 349

Zitiert nach LAMPRECHT, M ö n c h Nikolaus, S. 124.

350

A . a . O . , S. 122.

351

A.a.O.

Z u m Charakter der von der männlichen Ordensseite propagierten Reformspiritualität vgl. den Forschungsüberblick in der Einleitung, S. 9—12. 352

1. Rekonstruktion

vorreformatorischer

Spiritualität

im Kloster St. Katharina

155

zu bestimmen, soll im Folgenden ein Werk untersucht werden, welches nicht von den Frauen selbst verbreitet wurde, sondern durch die cura monialium des Predigerkonvents in die Bibliothek von St. Katharina gelangte. Es handelt sich um den ,Spiegel der Vollkommenheit' des niederländischen Fraterherren und späteren Franziskaners Hendrik Herp (ca. 1410—1477), eine sachliche, unsentimentale Darstellung des kontemplativen Wegs bis hin zur höchsten unio mystica.353 Herp verfasste sie ursprünglich im Jahr 1460 in mittelniederländischer Sprache für eine geistliche Tochter. In das Nürnberger Predigerkloster gelangte der T e x t über den Dominikaner Peter Kirchschlag, der 1466 in das Predigerkloster der Reichsstadt kam und dort 1473 Prior wurde. Wahrscheinlich hat Kirchschlag ihn kurz vor seinem Weggang aus Köln erworben. 3 5 4 Fälschlicherweise wird er von den Schwestern, die den Traktat kopierten, als Verfasser genannt. 355 Die Ubersetzung wurde von einem Beichtvater namens Hass in die W e g e g e l e i t e t . A n h a n d dieser ersten oberdeutschen Ubersetzung der mystischen Anleitung 357 lassen sich zum einen mehrere in der Forschung formulierte Tendenzen zum Umgang mit mystischen Phänomenen innerhalb der dominikanischen cura monialium unterstreichen, ein Umgang, der sich offensichtlich mit den Anschauungen des Franziskaners Herp deckte, ansonsten hätten Kirchschlag und Hass dessen W e r k wohl kaum den Nonnen in St. Katharina zugänglich gemacht. Zum anderen lassen sich inhaltliche Unterschiede zu bereits zitierten braut- und erlebnismystischen Passagen beobachten: Herp entwirft für eine fromme Witwe zwar einen affektiven W e g zur Vereinigung mit Gott, welcher am Anfang auch noch von brautmystischen Metaphern Gebrauch macht, in seiner Zielsetzung jedoch geht Herp über den Zustand des braut- und erlebnismystischen Raptus hinaus. Der Traktat gliedert sich in zwei Hauptteile. Der erste beschreibt in zwölf Kapiteln das vollkommene Absterben bzw. Ablegen von zwölf Punkten, die 3 5 3 Z u Autor und W e r k vgl. TROEYER, Herp; VAN DIJK, Herp; KALVERKAMP, V o l l k o m m e n heitslehre und FREIENHAGEN-BAUMGARDT, Hendrik Herps Spieghel. Textausgabe durch Deborah A. ROSE-LEFMANN: Hendrik Herps „Spiegel der V o l l k o m m e n h e i t " in deutscher Sprache: eine überlieferungsgeschichtliche Edition, zitiert als: HERP, Spiegel. 3 5 4 LEE, Katharinenkloster, S. 318; s. HERP, Spiegel, Einleitung, S. 3 9 f: In Köln lagen bereits um 1 4 6 0 Spiegel-Handschriften vor. 3 5 5 Vgl. den Eintrag im mittelalterlichen Bibliothekskatalog: RUF, M B K III, 3, S. 627 und das Inzipit in Cent. VII, 21, fol. l r : „Item an dem puchlein stet von X I I sterben und dornach von einem volkomen wurckenden leben [...] vnd hat gepredigt der erwirdig vater meister Peter von Kirchslag prior zu den prediger vnd liber vater vicarius." 356 Q k dieser Obersetzung selbst angefertigt hat, ist nicht sicher. I m mittelalterlichen Bibliothekskatalog heißt es lediglich: „und unser peichtiger, vater Haß, hat sie uns teutsch lasen m a c h e n " . S. RUF, M B K III, 3, S. 6 2 7 . Unklarheit herrscht, ob es sich dabei um Georg oder Heinrich Hass handelte. Z u r Diskussion s. Eintrag in: Beschreibung des Textkorpus im Anhang, S . 3 5 9 f. 3 5 7 Cent. VII, 21. fol. l ' - 1 8 7 v : 1. Teil: die 12 Sterben und das tätige Leben; Cent. V I , 9 6 , fol. 2—184': 2. Teil: das schauende und das transzendente Leben. Edition: HERP, Spiegel. Nach dieser überlieferungsgeschichtlichen Edition, der Cent. VII, 21 und Cent. V I , 9 6 zugrunde liegt, wird im Folgenden zitiert. ROSE-LEFMANN datiert die von Schwestern angefertigte Abschrift zwischen 1468 und 1479. S. Einleitung, S. 3 9 f .

156

II.

Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

der mystischen Vereinigung hinderlich sind: 1. die Begehrung zeitlicher Güter; 2. der Eigennutz als Motivation für gute bzw. das Unterlassen böser Taten; 3. die Begierden der Sinne; 4. der Wunsch nach der weltlichen, natürlichen, empfangenen und angenommenen Liebe; 5. Die Gesellschaft der geschaffenen Dinge; 6. Sorgen um äußerliche Dinge; 7. Bitterkeit des Herzens; 8. HofFart und eitle Ehre; 9. das Streben nach der inwendigen geistlichen oder sinnlichen Lust; 10. das furchtsame Grübeln über den eigenen Seelenzustand; 11. der Unfriede des Herzens bei äußerlich widerfahrenden Widerwärtigkeiten und innerlich verspürter Verlassenheit; 12. der eigene Wille. Im zweiten Hauptteil behandelt Herp die Vereinigung der Seelenkräfte des Menschen mit Gott und gliedert diese in die drei Stufen des tätigen (12 Kapitel), des schauenden (32 Kapitel) und des transzendenten Lebens (8 Kapitel). Jede der drei Stufen ist wiederum dreigeteilt in „bereytung", „czirung" und „furgang/aufsteygen". Von Franz von Assisi, Bonaventura, Pseudo-Dionysius Areopagita, Hugo von Balma, Jan van Ruysbroeck und Bernhard von Clairvaux beeinflusst, bietet Herp eine Anleitung des mystischen Aufstiegs, die nicht den Menschen, sondern Gott in den Mittelpunkt stellt. D e r Wille Gottes, sich mit dem Menschen in einer Einheit zu verbinden, klingt gleichsam als „Grundakkord der Vollkommenheitslehre des Franziskaners" 35S auch im ersten Teil des Spiegels, in dem zwölffachen Sterben, immer wieder an. Ausschlaggebend ist weniger die Ausmerzung eigener Fehler als die Übung der Tugenden, welche den Menschen auf die Vereinigung seiner Seele mit Gott vorbereiten. Das rechte menschliche Auftreten diesem Gott gegenüber bildet den Inhalt der ersten zwölf Kapitel, in denen niemals Abtötung um ihrer selbst oder um des Lohnes willen gefordert wird. Eine solche Einstellung wäre doch immer noch von eigenem Interesse geleitet und mit Eigenliebe verbunden. Die höchste Vereinigung kann im Menschen letztendlich allein durch die Gottesliebe vorbereitet werden. Gott, nicht der Mensch, verursacht diese Vereinigung, indem die Dreieinigkeit auf die oberen Seelenkräfte (das Gedächtnis, den Verstand und den Willen) einwirkt. 1.3.1.2.2. Abwertung erlebnismystischer Phänomene. Herps mystische Anleitung zur Vollkommenheit enthält Elemente, die — in ähnlicher Weise wie der im ersten Kapitel behandelte Brief Eberhard Mardachs 159 — unter Frauen verbreitete erlebnismystische Phänomene kritisieren. Allerdings ist die Kritik des Mystikers subtiler. W i e Mardach und Nider betont auch Herp, dass häufig nicht unterschieden werden könne, ob erlebnismystische Phänomene und Visionen göttlichen Ursprungs seien, ob sie aus der Natur des Menschen stammten oder gar von teuflischer Eingebung herrührten. Der Franziskaner beurteilt mystische Phänomene darüber hinaus jedoch anhand der hinter ihnen stehenden Gesinnung des Menschen. 1 ''"

35B

KALVERKAMP, V o l l k o m m e n h e i t s l e h r e , S. 6 0 . S. o „ Kap. 1 . 1 . 3 . 1 . , S. 3 2 - 3 5 .

•16° Vgl. zum F o l g e n d e n : „Das n e ü n d e s t e r b e n " , HERP, Spiegel, S. 117—121.

i.

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im Kloster

St.

Katharina

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So gilt ihm ein Mensch, der zwar alles Leid annehmen kann, dies aber nur erträgt, solange er dadurch inwendiger Gnade, Empfindung der Liebe und Süßigkeit des Geistes teilhaftig wird, noch als ein „kranck ritter in der lieb gotes" 3 ". W e r geistliche Lüste zur Kompensation von Widerwärtigkeiten benötigt, die ihm in der Welt widerfahren, handelt noch immer aus Eigenliebe und Eigenwillen und verfugt noch lange nicht über den obersten Grad der Gelassenheit, an welchem er sich selbst vollkommen gestorben ist u m der Liebe Gottes willen. H e r p k o m m t es auf die Motivation und den U m g a n g der Menschen mit den „synnlich i n w e n digen lüßten" an. Im augustinischen Sinne sollen die Menschen sie gebrauchen (uti), aber nicht genießen (frui): „Dy selben menschen, die sie darvmb begern, das sie desterpaß von allen dingen sterben mugen vnd sich ernstlicher czu der rechten lib gots geben, den selben ist wol erlaubt diß empfinden der genad vnd sußikeit czu suchen vnd von got czu piten. Aber dy, die das v m b der gnad vnd empfindung der andacht suchen vnd begern, das sy ir rw vnd lvst darynn neren, die mißtun groslich wider got [...]" 362. Entschieden wehrt sich H e r p dagegen, derartige Empfindungen als Hinweise zur Bestimmung des Grads der eigenen Gottesliebe 363 oder gar als Zeichen der Heiligkeit 3i ' 4 zu interpretieren. Sie dienen auf seinem mystischen W e g lediglich als Hilfsmittel, die die Gottesliebe wachsen lassen u n d den Menschen zu mehr Gelassenheit äußerlichen Dingen gegenüber fuhren. 3i ' 5 Sie bilden nicht das Ziel auf dem W e g zur Vollkommenheit, sondern eher eine Station, die passiert werden muss. W e r nämlich den obersten Grad der Gelassenheit erreicht hat, erträgt es, dass i h m / i h r die Tränengabe und sämtliche geistlichen Empfindungen entzogen werden. In ihrer Liebe zu Gott wäre eine

361

A.a.O., S. 131. A.a.O., S. 117f. 363 Vgl. a.a.O., S. 117: „ N u n sein ettlich menschen, die alle ir arbeit vnd peten czu got thun, v m b diße e m p f i n d u n g der genad, andacht vnd sussikeit czu haben, vnd als lang als sye der nit haben, so gelust sye kein gut czu tun, vnd sye dunckt alles was sye thun, das es nichtz wert sey, vnd das ist darvmb, w a n n sye meynen, das die e m p f i n d u n g der jnnikeit rechte / 4 4 V lieb gots sey, darynn sie s e r j r r e n . W a n n es ist allein ein gab gots die do einem menschen behilflich ist, j m selber dester paß czu sterben vnd von allen creaturen vnd werntlicher frewd czuzihen vnd gancz sich selber vber geben in den willen gots." Vgl. auch a.a.O., S. 101 f.: „Vnd dar v m b so sol sich nyemant verlassen auffandacht v n d j n w e n d i g e enpfindung, w a n n als uil er sein selbst stirbt j n d e m gotswillen vnd sein gepoten vnd reten folgt, so vil götlicher lieb hat er vnd nit m e r . " 364 A.a.O., S. 118: „ D o c h so sullt ir hie wißen, das sich nymant schol laßen duncken / 4 5 V einicher heilikeit darumb, das er hat vil empindlicher lib, andacht oder süßikeit, vnd das j m die genad oft zufleüst. W a n n das geschieht gemeincklich v m b vnßer kranckheit vnd ungestorbenheit wegen." Vgl. auch a.a.O., S. 255f.: Der Verfasser zählt verschiedene Ursachen dafür auf, waru m Gott den Menschen die Gnade entzieht. Als fünfte Ursache n e n n t er „das die liebhabende sele lern vnd erkenn, das yn der empfindlichen gnad, andacht und lieb kein warhafFtig / I I 53'/ heilligkeit ist gelegen, noch kein warhafftige gotliche lieb, ya sie m ü g e n k o m e n aus der ploßen natur." 365 Vgl. a.a.O., S. 119: „Vnd ir süllt w i ß e n für ein gemeyn regel, das alle die dinck, dye wir suchen vnd begern m u g e n von got, die do nit geordent w e r d e n auf ein ploß sterben vnd gelaßenheit vnßer selbs in der lib gots, die sein gemengt mit der natur vnd mit sein selbs eigen suchung." 362

158

II.

Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

solche Person bereit, die höllische Pein ohne Widerrede des Herzens zu tragen, den Verlust der spürbaren Gnade, Andacht und Süßigkeit in Vereinigung ihres eigenen mit dem göttlichen Willen fröhlich (!) anzunehmen. Die brennende G o t tesliebe treibt nach Herp einen solchen Menschen sogar dazu, dass „er begert auß grünt des herrczens on alle enpfindung der lieb vnd gnad, allein mit der plöslichen wesenlichen lieb also lang als er lebt zu steen in aller inwendiger Verlassenheit vnd angst des herrczens die j m zu komen mügen, nicht zu achten alle inwendig tröstung gots wie geistlich sie sein" M , denn dieser Zustand lasse den Menschen Christus nachfolgen in der Verlassenheit, die er im Garten Gethsemane gelitten hat. Dies nennt Herp das „höhst tugentlich werck, das Cristus auf der erden b e weist hat vnd dem ein mensch nach volgen / 6 6 v / mag". Erlebnismystik wird in Herps Programm folglich abgelöst von äußerlich unspektakulärer Passionsmystik. In letzter Konsequenz muss dem Menschen auf seinem W e g zur Vollkommenheit die Tränengabe von Gott entzogen und müssen seine Erfahrungen erlebnismystischer Höhenflüge überschritten werden, 1 6 7 denn dann erst zeigt sich, ob sich die völlige Entäußerung des eigenen Willens und seine Ubergabe in den Willen Gottes ebenfalls auf die geistlichen Gaben erstreckt, die der Mensch von Gott empfängt. Letzten Endes soll er Offenbarungen, die er erlangt, genauso willig und ernsthaft entbehren wollen, wie er sie mit Begeisterung entgegennimmt. 3i ' 8 Was bleibt, wenn die geistlichen Lüste ausbleiben, ist für Herp ein Zeichen wahrer Heiligkeit: „ V n d dar v m b sein sie nit heilliger n o c h l i e b h a b e n d e r dester m e r , die die meist e m p f i n d likeit s c h e y n e n czu haben yn gnad, andacht v n d lieb, aber [sondern] die ir m i n n i k l i c h o d e r l i e b h a b e n d krafft k ü n n e n auff h e b e n v b e r alle e m p f i n d l i c h k e i t v n d synnlikeit yn die plossen wessenlichen lieb, die man prüfft in e i n e m b e r e y t e n willen, sich selbs yn allen dingen auß czu g e h e n v m b die lieb gots [...] Also das die r e c h t l i e b h a b e n d e n m e n s c h e n n a c h d e m liebsten wolgefallen v n d b e h a g e n gots k ö n n e n arms willens sein v o n allen y n w e n d i g e n trösten, c z y h e n , g e s m a c k v n d e m p f i n d e n , v n d do allein y n n e n k ü n n e getrost sein, das sye g o t aller lewterligst lieb haben m i t der verstentlichen lieb, die allein warhafFtige lieb ist, v n d das sie alle tugent v n d gerechtigkeit verpringen k ü n n e n czu der ere v n d lieb gots, kein ander geistliche e m p f i n d l i c h e w o l l u ß t i k e i t der sussi/ II 5 4 ' / keit czu s u c h e n . V n d also sere als diese armut w e c h s t yn d e m m e n s c h e n , also sere w e c h s t heilikeit v n d lawtere l i e b . " 3 6 9

A . a . O . , S. 132. A . a . O . , S. 1 3 2 f . : „Dar vmb so sein sie ser vnuerstanden, die sich so vnwillig vnd verdrieslich machen vnd also ser betrüben als yn enczogen wirt das inwendig götlich einfliessen, wann das frölich vmb der lieb gots zu tragen ist ein zeichen der lawtern lieb, vnd es ist allein der weg, der zu der rechten volkomenheit lert." 3M

367

368

Vgl. den achten Grad der Verlassenheit, a.a.O., S. 3 1 8 £

'' A . a . O . , S. 2 5 5 . Die „lauter lieb" vnd die „wesenliche lieb" erläutert Herp a.a.O., S. 2 9 3 : D i e Liebe wird lautere Liebe genannt, wenn sie von aller Begehrung geläutert und frei ist. Sie heißt „wesenliche" Liebe, wenn sie in dem W e s e n der Seele entzündet ist und der Geist durch sie erhoben wird über alle Vernunft und über die „wurckliche lieb", (d. h. die, die in dem M e n schen die Gnade und T u g e n d wirkt) „do er ein geist vnd ein lieb mit got wirt". M i t Hilfe der wesenlichen Liebe werden menschlicher und göttlicher Geist also vereint. 36

/. Rekonstruktion

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Spiritualität

im Kloster

St.

Katharina

159

Herp entspricht mit dieser Haltung erlebnismystischen Phänomenen gegenüber also der Skepsis führender dominikanischer Reformtheologen wie Eberhard Mardach, Johannes Meyer und Johannes Nider. 3711 Gott solle nicht in emotionalen Zuständen und sinnlichen Erfahrungen, sondern durch radikale Selbstenteignung in dem zwölffachen Sterben — ähnlich der Eckhartschen Forderung nach Gelassenheit — gefunden werden. 1.3.1.2.3. Der Vorrang der Liebe über den Verstand. Ungeachtet der Abwertung erlebnismystischer Erfahrungen ist die Haltung, die der Franziskaner vom M e n schen in der Beschauung fordert, affektiver und nicht rationaler Art. 371 Herp differenziert zwischen Beschauung aus rationalen Motiven, etwa „vmb czu haben ein virbiczige erkantnuß, es sey in allen dingen czu wißen, wye Cristus ward empfangen, geporn, gecreuczigt, auf erstanden, auf gefarn, von aller ordenung des ewigen lebens, von vnterscheyd der heiligen dryfaltikeit vnd dißer geleich", und solcher, die geschieht „vmb angeczündt [zu] werden mit der prynenden lieb." 372 Diese verbrenne in der Betrachtenden alle Eigenschaften, die sie Gott entfremden, und führe zu einem vollkommenen Sterben ihrer selbst. Diejenigen, die Engel, das ewige Leben oder das Kindlein in dem Sakrament zu sehen begehren mit dem Ziel, Erkenntnis über verborgene Dinge zu erlangen, begeben sich in Gefahr, vom Teufel mit Visionen betrogen zu werden oder sich mit ihrem Offenbarungswissen über andere zu erheben. Das rechte beschauliche Leben muss sich auf die brennende, abgrundtiefe Gottesliebe, also auf emotionale Voraussetzungen gründen: „Vnd darvmb, wer sich sicherlich vnd ordenlich vben will, der sol alle seine vbung ordenyren vmb die lieb gots großlich czu erwecken vnd nit vmb höh erkantnuß zu haben der ding, die j m nit not sein." 373 Die vollkommene Gottesliebe wiederum kann entweder mit Hilfe der Vernunft erlangt werden oder auf irrationale, affektiv-emotionale Art und Weise. 374 Der vernunftgeleitete W e g besteht nach Meinung des Franziskaners darin, die W e r k e der Schöpfung zu betrachten, sich anhand ihrer Größe, Feinheit, Schönheit und Ordnung Gott als ihren Ursprung zu vergegenwärtigen und dieses Gottesbild mit der eigenen Ungenügsamkeit zu kontrastieren. Werde diese Übung der äußeren Sinneswahrnehmung und innerlichen Reflexion lange genug praktiziert, entstehe im Herzen ein Staunen über die Größe Gottes und ein völliges Vertrauen auf den 370

Vgl. Kap. 1 . 1 . 3 . 1 . , S. 32—36. D i e D o m i n i k a n e r stehen mit dieser Anschauung w i e d e r u m

in der Tradition Meister Eckharts. S. die Kontrastierung spätmittelalterlicher dominikanischer Frauenmystik in den N o n n e n b ü c h e r n mit der Mystik Meister Eckharts: LANGER, D o m i n i k a n i s c h e Frauenmystik. 371

Es ist möglich, hierin wiederum eine Distanzierung von spekulativer Mystik und T h e o l o -

gie zu sehen, wie sie für das Katharinenkloster zuletzt von WILLING als generelle T e n d e n z i n n e r halb der cura monialium

der Ordensreformer beschrieben wurde. WILLING, Literatur, S. 257—259.

Vgl. zum Folgenden HERP, Spiegel, S. 119—121. 372

HERP, Spiegel, S.

373

A . a . O . , S. 1 2 1 .

120.

374

Vgl. a . a . O . , S. 1 8 6 - 1 9 2 .

160

II. Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

Gott, der sich trotz seiner Allmacht mit dem sündigen Menschen einlässt, selbst Mensch wird und fiir die Menschheit starb. Die eigene Liebe zu Gott erwachse logisch aus der Erkenntnis, dass ihn seine Liebe zum Menschen dazu bewegt hat, einen solchen T o d zu leiden. Diejenigen Menschen jedoch, deren Stärken mehr im emotionalen als im rationalen Bereich liegen - H e r p nennt sie die „kleynen demütigen liebhabenden menschen" 375 - ziehe Gott auf andere Art zu sich, nämlich auf dem W e g der Begierde und nicht über den Verstand. Die liebende Sehnsucht solcher Menschen findet bei H e r p im aspirativen Gebet ihren Ausdruck. Es ähnelt inhaltlich d e m zu Beginn des Kapitels II. 1 . 3 . 1 . 1 . zitierten Gebet, stellt j e d o c h gleichsam eine Lebenshaltung dar und soll immerwährend - nicht lediglich zu bestimmten Zeiten — gebetet werden. Die N o n n e soll praktisch den ganzen Tag über Bittgebete für die Z u n a h m e ihrer Gottesliebe, für den wachsenden Willen zur Annahme von Leid und für die Vereinigung mit ihrem Herrn in sich tragen. Diese Ü b u n g n i m m t eine zentrale Position in Herps Anleitung ein. Er bezeichnet sie als „Zugeisten" 37f> . Sie entfacht die Gottesliebe und bereitet den Geist des M e n schen auf die Vereinigung mit Gott vor. Später fuhrt H e r p aus, wie die Ü b u n g des „Zugeistens" im fünften Grad der Gottesliebe am besten vollbracht wird. In viererlei Hinsicht soll der Mensch in seiner liebenden Sehnsucht den Zugang zu Gott gestalten: zum ersten muss er äußerlichen Dingen und innerlichen Gaben Gottes völlig gelassen gegenüberstehen u n d sich Gott ganz als Opfer darbringen. Zweitens soll er einzig in Gott ruhen und u m Erleuchtung seines Verstandes bitten, dass er den Willen Gottes erkenne, ebenso wie sein eigenes U n v e r m ö g e n . Z u m dritten soll er danach streben, Christus in Verworfenheit und D e m u t gleich zu werden und — viertens — seinen Willen mit dem Willen Gottes vereinen, gerade auch in problematisch anmutenden Lebensphasen. 377 Verglichen mit dem vernunftgesteuerten W e g gibt H e r p dem affektgeleiteten Vorgehen den Vorrang, da er es j e d e m und jeder ermöglicht, auch ohne intellektuelle Bildung die höchste Stufe der Vollkommenheit zu erreichen. Aufgrund göttlichen Wirkens k ö n n e ein Bauer oder ein altes W e i b auf diesem W e g in kürzester Zeit mehr von Gott empfangen und erfahren als alle Gelehrten mit ihrer Weisheit j e zu erkennen vermögen. 3 7 S Vielleicht war es gerade jenes M o m e n t , das den Traktat des Franziskaners für Kirchschlag und Hass zu einem attraktiven W e r k für die N o n n e n in St. Katharina machte, da ihnen dieser W e g praktikabel für N o n n e n ohne universitäre Bildung erschien. Herps W e r k entspricht jedenfalls der Tendenz innerhalb der dominikanischen cura monialium, theologischen Laien 375

A . a . O . , S. 189.

376

Vgl. a.a.O., S. 1 9 2 - 1 9 5 . A . a . O . , S. 2 4 1 - 2 5 1 .

377

378 „Diser w e g ist a u c h vil nützlicher v n d edler, w a n n got ist ein meister aller v o l k o m m e n h e i t , also das ein p a w r o d e r ein alt w e i b , die darzu g e c z o g e n wirt o d e r w a n d e r t d u r c h disen w e g in k u r t z e r zeit m e r e m p f a h e n m a g v n d m e r enpfintlicher e r k a n t n u ß v o n got, v o n d e n g r ü n t t i g e n t u g e n t v n d des gleichen v o n allem d e m , das Seligkeit / 1 4 4 V des m e n s c h e n an get o d e r an trifft, d e n n alle die doctores der werlt e r k e n n e n m i t j r e r natürlicher w e y s h e i t oder erlangen m u g e n " (a.a.O., S. 189f.).

].

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vorreformatorischer

Spiritualität

im Kloster

St. Katharina

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keine subtilia zu unterbreiten, sondern i h n e n Anleitungen z u m rechten Leben zu geben, w e l c h e sie auch zu befolgen in der Lage waren. H e r p beschreibt den W e g der Begierde jedenfalls als den kürzesten u n d einfachsten W e g zur V o l l k o m m e n heit, weil er keinerlei „subtilheit v n d vernu£ftikeit der v e r s t e n t n u ß " erfordert. W e n n die Begierde d u r c h andauerndes Zugeisten ausreichend z u n i m m t , erfüllt sie die Kräfte der Seele mit solchem Uberfluss an Geistlichkeit u n d R e i c h t u m , dass „czu d e m letzsten auff getan wirt ein lawter siecht [leicht verständliches; unmittelbares] e r k e n n e n mit e i n e m ein scheinen der gotlichen clarheit, das des m e n s c h e n naturliche verstentnuß wirt erhaben also ferr vber alle naturliche e r k a n t n u ß , als die clarheit der sunnen get vber die clarheit des mons." 1 7 9 Im kontemplativen Leben eröffnet die hitzige Begierde d e m M e n s c h e n folglich die Möglichkeit, die Kapazitäten seines Verstandes zu überschreiten. H e r p u n t e r scheidet in seinem graduell aufsteigenden Modell der Vereinigung zwischen d e n u n t e r e n Kräften der Seele („anima", n o c h v e r b u n d e n mit d e m Leib), den oberen Kräften („spiritus", d. h. Gedächtnis, Verstand u n d Willen, auf die jeweils eine Gestalt des dreieinigen Gottes einwirkt) u n d der Spitze der Seele (der „gedank"; er enthält das Bild der heiligen Dreifaltigkeit u n d ist der O r t der V e r e i n i g u n g u n d Gottesschau). 1 8 0 W e n n i m H e r p s c h e n M o d e l l der Gottesoffenbarung der Geist in das Innerste der Seele gezogen wird, muss die ratio v o n der Liebe e r h o b e n w e r d e n . Das göttliche Licht der B e s c h a u u n g ist n u r f ü r ein „Auge ü b e r alle V e r n u n f t " v o n d e m höchsten W i p f e l der Seele zu betrachten. D e r M e n s c h benötigt dieses „Auge über der V e r n u n f t " , u m das U n d e n k b a r e u n d Unbeschreibbare a u f n e h m e n zu k ö n n e n . W o die menschliche ratio an ihre G r e n z e n stößt, v e r m a g es die Liebe bei H e r p , den entscheidenden Schritt vorwärts zu machen: „Die verstentnuß vnd die oberst begir oder liebend kraft / II 128' wandern zu sammen auf wertz, vmb zu komen in got zu dem eussersten, do die verstentnuß wandern mag. Denn so pleibt die verstentnuß außwendig vnd die liebhabend kraft get allein ein vnd erhebt sich allein zu der ploßheit des gedancken, der do ist das simpel einfältig aug der sele oder das hertze der sele, mit dem man got siht. [...] Das simpel einfeltig aug ist weyt auf getan vnd hat ein einfeltig simpel ge- /II 128V sieht, an [ohne] gemercken oder erforschen oder vntersuchen, wann auff disen plossen gedancken scheint ein verstentlich lieht, Weichs lieht noch synn noch vernufFt noch mercken oder ersuchen vnd erforschen des verstentnuß noch auch die natur begreyffen mag, in dem das die groß clarheit des Hechts wider siecht [zurückspiegelt] vnd verplent die vernufFtigen äugen. Aber ober [über] aller vernunfFt in dem obersten punctlein vnd wipffel der verstentnuß pleibt allein offen das simpel aug, beschawende vnd ansehent das liecht on wider /II 129'/ slag der äugen. Diß liecht ist edel vnd erhaben vber alles, das in der natur erschaffen ist. W a n n es ist ein volkomen aug der natur vnd ein verklert mittel zwischen got vnd vns, gebend vns ein freyheit vnd ein konheit [Verbindung/Verwandtschaft] zu got. Vnd vnser simpel ploß gedenck ist ein lebendiger Spiegel, in dem diese lieht erscheint, vordernt oder heischend von vns ein gleichformikeit vnd einigung mit got." 381 " " A.a.O. 180 A.a.O., S. 272f. 381 A.a.O., S. 301 f.

162

1.3.2.

II. Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

Christologisch begründete Leidensmentalität: Die Freude am Leid

Eine Möglichkeit der meditativen A n n ä h e r u n g an Christus, die d e n N o n n e n in St. Katharina als A n d a c h t s ü b u n g s o w o h l v o n d e n j e n i g e n A u t o r e n e m p f o h l e n w u r d e , die (erlebnis)mystische W e g e b e f ü r w o r t e t e n , als auch von solchen, die ihren sichtbaren Manifestationen kritisch gegenüberstanden, ist die B e t r a c h t u n g des Leidens Christi. Sie wird v o m Affekt des Mitleidens gesteuert u n d zielt u. a. darauf, den M e n s c h e n mit Christus gleichförmig zu machen, i n d e m er eigenes Leid aus der H a n d Gottes willig, demütig, geduldig u n d o h n e innerlichen Widerstand a n z u n e h m e n lernt. Beschreibungen des Zustands der völligen Willensübergabe u n d passiven Gelassenheit sowie E m p f e h l u n g e n der individuellen Passionsbetrachtung f i n d e n wir in H e n d r i k Herps ,Spiegel der Vollkommenheit' o d e r in V e n t u r i n v o n Bergamos v o n brautmystischen M o t i v e n d u r c h z o g e n e m Brief an die Schwestern v o n C o m p s ebenso wie in d e m Sendbrief Eberhard Mardachs, den Sendbriefen des a n o n y m e n Verfassers der Enzyklopädie zu praktischen Fragen des Klosterlebens, der , Allegorie von der geistlichen Geißel', d e m Traktat des G e o r g Falder-Pistoris, d e m ,Nonnenwerk' des Erhard G r o ß u n d a n o n y m überlieferten geistlichen B e l e h r u n g e n , die insgesamt eher volksmissionarischen als mystischen Charakters sind. Ursprünglich in der Passionsmystik beheimatete Praktiken u n d G e d a n k e n diffundieren also in eine eher n ü c h t e r n e Frömmigkeitsunterweisung hinein. 1 8 2 Das Leiden Christi mit Hilfe v o n Bildern u n d T e x t e n meditativ zu betrachten, war i m Spätmittelalter längst auch u n t e r Laien eine beliebte F o r m der individuellen Andacht. D e r D o m i n i k a n e r K o n r a d Forster, Schreiber eines a n o n y m überlieferten Traktats mit einer tabellarischen Ubersicht ü b e r Christi Leiden zu den jeweiligen Tagzeiten 383, b e e n d e t diesen mit d e m f o l g e n d e m Vers, in w e l c h e m er die Passionsbetrachtung als unabdingbare Pflicht f ü r Klosterleute bezeichnet: „ C l o s t e r l e ü t e n g e h ö r t z u / daz sye sich b e s c h a w e n spat u n d f r u / in d e m spiegel g a n c z u n d gar / d e r da ist czart, v e i n u n d clar. / I c h m e i n e , C h r i s t i J e s u p i t t e r s l e i d e n / w a n n daz lert alle s ü n d m e i d e n . / D e r i h m n a c h v o l g e t w o l , / d e r w i r t aller t u g e n d v o l . / D e r m e n s c h m a g a u c h n i t pessers b e g i n n e n , / er t r a g ez d e n n stet in s e i n e n s y n n e n (fol. 2 0 8 ' ) . "

A u f den Schreibervers folgt eine Anleitung, w i e die Leidensbetrachtung zu gestalten sei: 384 Z u m ersten gehöre zur Passionsbetrachtung die imitatio Christi i m U m g a n g mit eigenem Leid. D a z u zähle der W u n s c h , wie Christus v o n allen M e n s c h e n verworfen zu werden, mit i h m nackt, bloß u n d arm zu sein, sowie die Fähigkeit, Leid o h n e M u r r e n a n z u n e h m e n , ja es zu begehren u n d sogar Freude daran zu haben. Z u m zweiten wird der M e n s c h angewiesen, sich in der Passionsbetrachtung das Leiden 382 Dies gilt bei d e n a n g e f ü h r t e n A u t o r e n e n t s p r e c h e n d f ü r d e n G e b r a u c h brautmystischer M e t a p h o r i k . Z u r D i f f u s i o n der Mystik in der spätmittelalterlichen F r ö m m i g k e i t in d e n M e d i en der Prosa, Lyrik, Predigt u n d der b i l d e n d e n K u n s t vgl. DINZELBACHER, Christliche Mystik, S. 4 1 8 - 4 4 1 . 383 384

C e n t . VI, 4 3 ' , fol. 2 0 5 ' - 2 0 8 ' . C e n t . VI, 43°, fol. 208—214': ,Lehre über die Betrachtung des Leidens

Christi'.

?. Rekonstruktion

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im Kloster St. Katharina

163

Christi in Geißelung, Verspottung, Lästerung und U n e h r e wie ein Bild vor Augen zu malen und diese schmerzhaften M o m e n t e der Passion Christi nachzuvollziehen, bis er selbst physische Schmerzen empfindet. Der dritte Bestandteil der Passionsbetrachtung bestehe darin, dass sich der Mensch angesichts des Leidens Christi wundert, indem er sich bewusst macht, wer, was, für wen und durch w e n Christus gelitten hat: als wahrer Gott und Gottessohn litt er physische und seelische Schmerzen u m des Menschen willen und erfüllte damit den Willen des Vaters. Viertens solle der Mensch aus dreierlei Gründen Freude bei der Betrachtung des Leidens Christi empfinden: Z u m ersten weil Christi T o d seine eigene Erlösung erwirkt, zum zweiten aufgrund der dem Menschen neu gebotenen Perspektive der himmlischen Seligkeit und schließlich wegen der Güte Gottes, die anhand der Heilstat deutlich wird. Fünftens solle das Leiden Christi mit soviel Innigkeit betrachtet werden, dass das menschliche Herz mit Christus „zerfließen" werde in der Art, dass der Mensch „eingepildt vnd eingeformt" wird mit Christus und ihn im alltäglichen Geschehen jeden Augenblick als präsent wahrnimmt. 1 8 5 Der Mensch k o m m t demnach so weit, dass er in seinen alltäglichen Verrichtungen die irdische Sphäre überschreitet und in sich nichts anderes sieht oder empfindet, als allein den gekreuzigten u n d verspotteten Christus. Nach den fünf bisher aufgezählten Arten des Betrachtens vermag die N o n n e in dem Leiden Christi vor Liebe zu zergehen und an Innigkeit zuzunehmen, bis sie ganz verschwindet in dem Feuer und in der Glut der Liebe und des Leidens ihres Geliebten, „recht alz ein gemahel, die do ruet an dem arm irs gemahels". Das süße R u h e n in dem Leiden Christi und das Zerfließen in Christus würden allerdings nur erreicht, w e n n sich die ersten vier Anweisungen nicht nur in Worten, sondern auch in Werken manifestierten. 186 Nach Erhart Groß vermag die meditative Ü b u n g des R u h e n s in dem Leiden Christi im Unterschied zum vernunftgesteuerten U m g a n g mit der Theologie sogar Heilsgewissheit zu vermitteln. 387

385 A . a . O . , fol. 213': „Also w o h i n sich d e r m e n s c h k e r o d e r w e n d o d e r w a n d e l , daz i m d e r h e r r Jesus an allen steten v n d allweg b e g e g e n m i t seim l e i d e n . V n d also zerfleust d e r m e n s c h w e r lich in d e n h e r r e n J e s u m C h r i s t u m . " E i n e ä h n l i c h e V e r s c h m e l z u n g v o n G o t t e s d i e n s t u n d w e l t licher B e s c h ä f t i g u n g in p e r m a n e n t a n d a u e r n d e r P a s s i o n s b e t r a c h t u n g b e s c h r e i b t Francis R A P P in s e i n e m Aufsatz ü b e r Spiritualität in elsässischen F r a u e n k l ö s t e r n a m E n d e des Mittelalters. A n h a n d e i n e r A n d a c h t s ü b u n g aus d e m S t r a ß b u r g e r K o n v e n t ,St. N i k o l a u s in u n d i s ' zeigt d e r Verfasser, w i e d e r Alltag e i n e r K l o s t e r f r a u m i t d e m H e i l s g e s c h e h e n v e r b u n d e n u n d sakralisiert w e r d e n k o n n t e . S. RAPP, Spiritualität, bes. S. 3 5 8 f. 386 Vgl. a . a . O . , fol. 2 1 4 r : „ Z u d e n leczsten z w e i e n s t ü c k e n , daz ist zu d e m f ü n f t e n v n d zu d e m sechstn g e h ö r t n i t allain ein h a n t vol w o r t , s u n d e r ein h a n t vol w e r c k s . Ist daz, daz d u die d o r c z u tust, so e m p f i n d s t u w o es h i n trifft. W a n n w o r t allein die fliegen v n d fliessen d o h i n alz d e r w i n t , w e r c k aber daz e n c z ü n d t , w a n n es p r i n t g e r n . V o n d e n ersten v i e r e n , w e n n die zu w e r c k e n w e r d e n , k u m p t m a n zu d e n leczsten z w e i e n m i t d e r hilff Christi, d e r g e l o b t sey y m m e r ewiclich. A m e n . " 387

C e n t . V I I , 81, fol. 48 r : E r h a r d G r o ß , ,Nonnenwerk': „ P i ß fleißig v n d w a c k e r in d e m dinst, w a r v m b d u pist h e r k u m e n . D u hast die w e r l t v e r l a ß e n v n d i r e n lust, das d u d i c h d e m g ö t l i c h e n dinst g a n c z ergebest. D a r v m b so gib d i c h hicziglich [ b r e n n e n d ] zu geistlichkeit v n d g l a u b m i r , das d u die n y n d e r t findest d a n in t e g l i c h e r b e t r a c h t u n g des leidens v n d [erg.: der] m a r t e r vnsers liben h e r r e n J e s u C h r i s t i . B e h a r r e s t u also d a r y n n e n v n v e r t r o s s e n , so w i r t dir sulch r w g e g e b e n a u c h in d i s e m l e b e n v o r aller a n v e c h t u n g , das d u g e w i ß pist d e r seligen s c h a r . "

164

II. Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

Z u d e m stellt sie eine Möglichkeit dar, im klösterlichen Alltag mit A n f e c h t u n g u n d Melancholie umzugehen. 3 8 8 M i t der christozentrischen Passionsmystik verbindet sich in den U n t e r w e i sungstexten i m m e r der A u f r u f zur K o n f o r m i t ä t mit d e m Leiden Christi. „So du nichts widerwertigs wilt leyden, wie wirstu sein ein freunt Christi? Leide dich mit Christo v n d f ü r C h r i s t u m , wiltu anders herschen mit Christo!", bringt eine a n o n y m e B e l e h r u n g den Sachverhalt auf den P u n k t , d e n n „So du eins werst eingangen in die inwendikeit Jesu v n d hest ein w e n i g gesmeckt v o n inprünstiger seiner lieb, so wirst v o n eigen g e m a c h o d e r u n g e m a c h nichtz achten, sunder m e r würstu dich f r e w e n v o n erczeygter lesterung." 189 D i e Fähigkeit, sich ü b e r U n g e m a c h , das ihr zugefügt wird, zu freuen, gilt als K e n n z e i c h e n einer geistlichen Schwester, 390 ihr demütiges Ertragen v o n S c h m ä h u n g e n weltlicher M e n s c h e n als höchster Dienst, den sie Christus erweisen kann u n d als Möglichkeit, die Intimität ihrer Christusbeziehung zu v e r g r ö ß e r n . 391 Eine H a l t u n g der Gelassenheit u n d D e m u t w ä h r e n d einer ü b e r Jahre a n d a u e r n d e n göttlichen P r ü f u n g d u r c h schmerzhafte Krankheit wird als Z e i c h e n w a h r e r H e i ligkeit gewertet. 392 In den Stufenmodellen des Vollkommenheitsstrebens w i r d der demütige U m g a n g mit leiblichen oder psychischen P r o b l e m e n grundsätzlich zu den fortgeschrittenen Stufen gerechnet. W ä h r e n d incipientes in der T u g e n d der G e d u l d lernen, Z o r n u n d U n g e d u l d zu u n t e r d r ü c k e n , erreichen proficientes eine gelassene Einstellung gegenüber Leiderfahrungen, d. h. sie w e r d e n nicht länger durch sie betrübt. Perfecti dagegen freuen sich angesichts leidvoller Erfahrungen u n d b e g e h r e n sie. 391 D i e Unterweisungstexte wollen folglich eine Leidensbereitschaft

388 389 390

S. bei Falder-Pistoris, C e n t . VI, 4 3 ' , fol. 7 9 ' - 8 0 v . C e n t . VII, 81, fol. 70'-85':,Geistliche Belehrungen'-, Zitat fol.

7V-72'.

S. C e n t . VI, 55, fol. 98'.

391 So in C e n t . VI, 46 d , fol. 1 0 8 - 1 0 9 ' : „ V n d laszt e u c h dar an n i e m a n t h i n d e r n n o c h irren n o c h abweisen, v n d aht nit, was sy sagen, v n d lat sy ü b e r e u c h s m e h e n , e h t e n o d e r d r ü k e n mit Worten o d e r m i t w e r k e n . D e s erschrekt nyt, leydet ez nit allain gedultikleich, j a a u c h [fol. 108 v ] froleich v n d williklich d ü r c h ewers g e s p u n t z e n Jesus willen, der e i n e n pittern, s c h e m l i c h e n t o d d ü r c h e v r n willen hat gelitten, w a n n ir k u n n e t i < h > m d e n n o c h da m i t nit vergelten. D o c h so sult ir daz wiszen in der warhait, daz ir i m m i t kainer arbait, sy sey leyplich o d e r gaistlich, n o c h m i t k a i n e m dienst, d e n ir m ü g t g e t ü n , in alle weise alz güt frewntschaft, lieb v n d dienst t ü n v n d b e w e i s e n m u g t , alz da m i t v n d m i t d e m , daz ir e u c h die a n d e r n [von d e n a n d e r e n ] lat < b e > d r ü b e n , s m e h e n , lestern v n d ehten auf daz aller nyderst, daz wist. V n d dar v m b w o l t ir Jesus in s u n d e r hait v o r a n d e r n m e n s c h e n w o l gevallen v n d i m w o l d i e n e n v n d i m haimlich w e r d e n v n d er e u c h , v n d sein b e s u n d e r braut v n d g e s p u n t z e n v n d g e m a h e l w e r d e n , so g e d e n k t v n d aht, daz ir e u c h d e m u t i g t v n d piegt v n t e r alle m e n s c h e n auf das nyderst v n d daz ir alle w i d e r w e r t i g k a i t , a n v e h t u n g , b e k o r u n g , w i d e r driesz v n d v n g e l u c k willikleich frolich v n d geduldikleich leidet auf das host. W a n n ir sult das wiszen, daz alles e u r singen, lesen, p e t e n , vasten, w a c h e n , b e t r a c h t e n , hert ligen, h e r t e claider tragen v n d m i t k ü r c z e n w o r t e n alle die arbait, die [fol. 109'] j e m a n t e r d e n k e n v n d g e t u n m a g , daz ist alles reht alz nihcz zu schätzen g e g e n g r ü n d l o s e r diemutikait v n d gelaszner, williger g e d ü l t . " 392 Vgl. E b e r h a r d M a r d a c h s D e f i n i t i o n v o n Heiligkeit in Kap. 1 . 1 . 3 . 1 . , S. 3 2 - 3 5 . 393 So die drei Stufen v o n der T u g e n d der G e d u l d in der , Allegorie von der geistlichen Geißel', C e n t . VI, 43 c , fol. 202'. Zitiert o b e n , Kap. II. 1 . 2 . 2 . 1 . , S. 111.

/. Rekonstruktion

vorreformatorischer

Spiritualität

im Kloster St. Katharina

165

bei den Leserinnen erwecken, die sich bis zum Wunsch steigern soll, unverdiente Schmach zu erfahren. 394 Sie möchten bei den Schwestern eine Unabhängigkeit vom Urteil Außenstehender über sie und ihr Leben bewirken, die es ihnen ermöglicht, ihrer Kritik gleichgültig und gelassen gegenüberzustehen. 395 Es kommt insgesamt zu einer paradoxen Umdeutung eigener schmerzhafter Erfahrungen: Nicht gegen die Nonne, sondern für sie schickt Gott leidvolle Prüfungen. Kummer, Krankheit und Seelennot können als Zeichen der Liebe Gottes gedeutet werden, mit welchen er die züchtigt, die er liebt, 3 % wobei gilt „ye lieber [erg.: das] Kind, ye großer [erg.: die] rutte" 397. D e m Leid kann der Christ auf der Erde letztendlich gar nicht entrinnen, 398 die demütige Annahme des Leids durch Angleichung des eigenen an den göttlichen Willen hingegen ermöglicht es in besonderer Weise, die Nähe Gottes zu erfahren. 399 „Durch leiden vnd widerwertikeit muss man gehen zu dem ewigen leben" lautet die Uberschrift des 11. Kapitels im Nachschlagewerk zu praktischen Fragen des Klosterlebens. 40 " Da es aber viel mehr nütze, wenn man um der Wahrheit und der Gerechtigkeit willen geächtet würde als um Schuld und eigener Sünde willen, seien in einem solchen Fall nicht nur geduldiges Ertragen, sondern vielmehr Dank an Gott angebracht. 401 Die adäquate Haltung angesichts leidvoller Erfahrungen beschreibt zusammenfassend eine anonyme Anleitung zur Vereinigung mit Gott: „Schüller) w i r dann des g o t n i c h t danckpar sein oder da widerstreben k e i n n m i t n i c h t e nit? Y a in aller d e m u t t y g k e i t y m des dankpar sein, daz sein g o t l y c h e r , e w i g e r rat an vns volpracht

3 , 4 S. die Abschnitte über das 8. und 11. Sterben sowie über den 9. Grad der Gelassenheit in Hendrik Herps ,Spiegel der Vollkommenheit' (HERP, Spiegel, S. 113—116, S. 124—127 und S. 3 1 9 - 3 2 1 ) . 3 , 3 So in Cent. VI, 46 f , fol. 164 r und 169 v —173'. Empfohlen wird, unberechtigte Kritik passiv zu ertragen, „sam ein geschrey der fogel vnd peilen [bellen] der hunt. W e n n du sy hörst, vber gee sy vnd acht ir nycht!" (fol. 172 v ). Vgl. Venturin von Bergamo, Cent. VI, 58, fol. 81 v : „ D u solt nicht kriegen, loch vmb keiner hant dinge, wie wol dir vnrecht beschihet, mer alles last vnd alles vnrecht solt du gedultiglichen durch got tragen." 3% Venturin von Bergamo, Cent. VI, 58, fol. 87 v —88': „Du solt dich aller biderwertikeit frewen, so sie vff dich vallet vnverschult, mit herczen für sie biten, die vch [euch] echtend v n schuldiglichen, göt dar vmb [fol. 88'] loben vnd danken, daz er ein solches grosses güt vber dich verhenget, des du nie wirdige warst zeliden. W a n n wen er minnet, den kestiget er hie im [sie] zit." 397

Cent. V, App. 81, fol. 184". Das Vorbild an Duldsamkeit ist hier Maria.

S. Venturin von Bergamo, Cent. VI, 58, fol. 85'~ v : „Wisse, du dienerin Christi, daz wir durch vil lidens mussent [fol. 85 v ] in gen in daz riche der himele. Muste nicht Christus liden, Maria, sin wirdige mut, alle apostele, alle heiligen vnd vserwelten kinder gottes? Dises ist ymmer der wege zu der ewigen selikeit, vnd sie alle habent in vns alzo vor gegangen. Dar vmb so wart recht auch alzo hie des herren Jesus bis an daz ende. Stelle dich manlichen, stercke din hertze, lide ez gütlichen bis ez zit wirt. Got der herre sol dich wol erlösen, aber da zwischent habe gedulte, es sol dir alles wol bezalt berden." 399 ,Weg zur Vereinigung mit Gott', Cent. VII, l l a , fol. 2—24'. 398

400

Cent. V I , 46 d , fol. 12".

401

A . a . O . , fol. 3 9 " .

166

II. Innenperspektive

des Konvents und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

w i r t [...] v n d s p r e c h e n m i t y n i g k e i t des herczens: »Herr, dir sey lob v n d ere gesagt. Also gefeit es dir, so schol es m i r a u c h also w o l gevallen. V n d das ist pyllych, w a n n got sucht v n d m e y n n e t allezeit vnser heyl v n d b e r e y t t u n g zu d e m e w y g e n leben. V n d solche b e r e y t t u n g muss g e s c h e c h e n d u r c h m a n g e r l e y w y d e r w e r t y g k e i t . N y m des ein natürlich g e l e y c h n u ß : der maller, d e r [fol. 17'] d o wil ein pyldt zu seiner r e c h t e n f o r m p r y n g e n , der n u c z e t vil färb v n d strych y n m a n g e r l e y w e i ß : D e n m a c h t er lanck, d e n kurcz, d e n smal, d e n preyt. M i t vil v n d m a n g e r l e y färb: itzunt schwarz, i t z u n t rot, [...] p y ß daz er das pyldt f o r m l i c h m a c h t n a c h s e i n e m w o h l g e f e l l y g e n willen. Also t h u t gott d e m m e n s c h e n , d e r n a c h s e i n e m g o t l y c h e n w y l l e n b e g e r t zu l e b e n : E r streycht y m m a n c h e r l e i färb an, m a n c h e n strych d e r w i d e r w e r t t y g k e i t v n d dagt [bedeckt] y n y e m e r [ i m m e r ] m e r v n d m e r m i t der w i d e r w e r t tygkeit, er w o l o d e r w o l nit, in d e n r e c h t e n g r ü n t der w a r h e y t , so lang p y ß er ganz g o t färb w i r t v n d v e r m e n g e t v n d v b e r z o g e n m i t got. V n d solchs t h u t er auß r e c h t e r lieb, w i e w o l er y n d e m ge [sie] [fol. 17 v ] gescheczt w i r t n a c h m e n s c h l y c h e m vrteyl als o b er z u m d e r w i d e r w e r t y g k e i t halb, so sucht er d o c h vnseren grossen n u e z , d e r v e r p o r g e n lygt y n d e r w i d e r w e r t y g k e i t . E r spylt r e c h t y n einer solchen [...] h o c h e n h e y m l i c h e n lieb m i t vns, als dy geschryft sagt: »Den ich lieb h a b , d e n p e i n i g o d e r kestyg ich« [ O f f b . 3 , 1 9 ] . "

402

W a r e n die U n t e r w e i s u n g s t e x t e wirksam, so ist u n t e r d e n N o n n e n m i t einer christologisch b e g r ü n d e t e n , aus passionsmystischen M o t i v e n gespeisten Leidensmentalität zu r e c h n e n , mit e i n e m K o n z e p t v o n Leid, das negative, schmerzhafte E r f a h r u n g e n u n d Erniedrigung ins Positive kehrt, zumindest aber als liebevolle P r ü f u n g Gottes interpretiert u n d f ü r unausweichlich hält. Es stellt sich dann die Frage, ob die Geschehnisse der R e f o r m a t i o n als eine solche P r ü f u n g verstanden w u r d e n u n d die N o n n e n es als ihre Aufgabe betrachteten, die reformatorische Kritik mit Geduld u n d Gelassenheit zu ertragen. In einer solchen H a l t u n g k ö n n t e das w e i t g e h e n d passive u n d nach a u ß e n hin w e n i g kämpferische Verhalten der N o n n e n in St. Katharina w ä h r e n d der lutherischen R e f o r m a t i o n begründet liegen. Die angeführten D o k u m e n t e jedenfalls fordern eher eine Haltung des H i n n e h m e n s als des lauten Protests angesichts leidvoller Erfahrung. Insgesamt wird deutlich, w e l c h e n Stellenwert affektiv-emotionale K o m p o n e n ten innerhalb der T h e o l o g i e u n d F r ö m m i g k e i t der N o n n e n hatten. Erlebbare u n d erfahrbare N ä h e Gottes dürfte ihr Gottes- u n d Christusbild mindestens im gleichen M a ß e geprägt haben wie theologische Inhalte, die i h n e n ihre Seelsorger v e r m i t telten. Intimität der Schwestern mit d e m Heiland herzustellen u n d diese auch durch entsprechende Literatur in der lectio privata zu fördern, bildete eine Hauptsorge der geistlichen Betreuer. Christus begegnete d e n N o n n e n in der K o n t e m p l a t i o n als der Bräutigam u n d der Leidende. H e n d r i k Herps Vollkommenheitslehre zeugt v o n e i n e m Gott, der die A r m e öffnet, u m die Vereinigung mit d e m M e n s c h e n zu erwarten. G l e i c h e r m a ß e n versichert der A u t o r des S e n d b r i e f s , Von Ihesus pettleindass Christus sich m e h r nach der Vereinigung mit der Schwester u n d ihrer Seele sehnt, als die N o n n e selbst. 403 Bei der mystisch-intuitiven A n n ä h e r u n g an G o t t bzw. Christus, in der erlebten B e z i e h u n g zwischen G o t t u n d M e n s c h , h a b e n

402 403

,Weg zur Vereinigung mit Gott', Cent. VII, 11", fol. 16 v -17 v . Cent. VI, 43B, fol. 89 v -90 v ;s. HAMBURGER, T h e Visual and the Visionary, S. 422 f.

1. Rekonstruktion

vorreformatorischer

Spiritualität

im Kloster

St.

Katharina

167

Aus dem Breviarium R o m a n u m der Katharina Muffel, Klosterfrau zu St. Katharina in Nürnberg, 1477-1514, M ü n c h e n , BSB, Cgni 177, fol. XII".

168

II.

Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

Bilder v o m richtenden, v o m rächenden G o t t augenscheinlich keinen Platz. D i e mystische Seite spätmittelalterlicher Klosterspiritualität in St. Katharina rückt die eher juristische Frage nach der R e c h t f e r t i g u n g in den H i n t e r g r u n d . W e r die U n i o selbst erlebt hatte, w ä h n t e sich augenscheinlich im Zustand der Gnade. W e r sich auf d e m W e g zur Vollkommenheit befand, sollte sich nach H e r p nicht mit falschem Sündenbewusstsein aufhalten, sondern Verfehlungen, derer er sich bewusst ist, kurz beichten u n d alle anderen Sünden in die abgründige G ü t e u n d Liebe G o t tes w e r f e n , damit sie darin verzehrt w ü r d e n w i e ein T r o p f e n Wasser in e i n e m g r o ß e n Feuer. 404 Im M i t t e l p u n k t dieser Spiritualität steht nicht das sich selbst u n d seinen Rechtfertigungszustand reflektierende Individuum, sondern Gott. Franz Machilek hat bereits V o r j a h r e n beobachtet, dass der Klosterhumanismus vor der R e f o r m a t i o n in allen anderen Klöstern N ü r n b e r g s seinen Einzug gehalten hatte, lediglich in St. Katharina beschäftigte man sich mit traditionellen, v. a. mystischen Stoffen. 405 D i e mit d e m Klosterhumanismus einhergehende Individualisierung u n d A n t h r o p o z e n t r i k , die die Frage nach d e m eigenen Heil in d e n M i t t e l p u n k t rückt, w a r in St. Katharina nicht u n b e d i n g t gegeben, d e n n die Unterweisungsliteratur forderte eine theozentrische Spiritualität u n d F r ö m m i g k e i t mit einem w e i t g e h e n d positiven Gottesbild u n d einer Christologie, die so in e i n e m Männerkloster w o h l k a u m erlebt w u r d e . 4 " '

1.4. Die Implikationen des Keuschheitsgelübdes 1.4.1. 1.4.1.1.

Das monastische Kontinuität

Jungfrauenideal

und Wandel in der historischen

Entwicklung

„Ir junckfrawen, lobet vnd danckt got vmb sein besunder genad, die er an ewch hat gelegt! Ir junckfrawen, ir edel der driueltikeit, als ir geschaffen seit eyns kewschen herczen des vaters gehorsam tochter, in gehorsam kewsch lebens des suns außerweite gespons, in lieb der kewscheit des heiligen geistes wol smecken [riechen] die [evtl. Schreibfehler: wohl riechende] apotecken [Spezereiläden] vnd geczirte tempel in edelm geruch der kewscheit, der engel swester in geleichnüß der reinen kewscheit, der heiligen Verwunderung in hohen eren von w u n n e [Wonne] der kewscheit, der menschen vorgeeryn in götlicher genad von kraft der kewscheit, ewer selbs vberwinderyn durch hefFtig streit mit dem fleisch vnd mit dem plut vm behaltung wegen der keuscheit, des tewfFels vorcht vnd schant von versmehung anfechtung wider die keuscheit, aller creaturen ansehen von klarheit der lauteren kewscheit. O ir mynniclichen vnd mynnenden herczen, ein frewd vnd ein lust gotes vnd seiner engel vnd aller vnfermeiligten, frewet ewch, wann got ist mit ewch, das ich wol erkenn in der götlichen genad, damit ir geert seit auf erden vnd in himlischer ere, die ewch peitet [erwartet] in dem ewigen leben von verdyenens wegen der heiligen kewscheit."

404

Vgl. das Zitat S. 147, Anm. 328 und 329. MACHILEK, Klosterhumanismus. 4W ' Zu weiblicher Christologie und Christusemblematik vgl. u. in Kap. II. 1.4.2.2. 405

1. Rekonstruktion

vorreformatorischer

Spiritualität

im Kloster

St.

Katharina

169

Mit dieser Laudatio auf den jungfräulichen Stand beginnt die erste von drei gemeinsam überlieferten anonymen Lehren für Jungfrauen. 4117 In knapper Form enthält sie wesentliche, traditionelle Elemente des klösterlichen Ideals: 40B Die Zugehörigkeit zum jungfräulichen Stand gründet nicht etwa auf dem Willen der Person, die sich zu einem keuschen Leben entschließt, sondern auf der Gnade Gottes als conditio sine qua non.4m Spätestens seit Tertullian wurde Jungfräulichkeit bei Frauen mit der sponsa-Christi-Metapher zum Ausdruck gebracht. 41,1 Eine Wesensgleichheit der Jungfrauen mit den Engeln hatte Cyprian bereits im Jahr 2 4 9 postuliert. 411 In den uns vorliegenden Dokumenten finden wir mehrmals die Behauptung, die Keuschheit der Jungfrauen übertreffe die der Engel, mit der Begründung, dass Jungfrauen sich den Sieg über ihren Leib erkämpfen müssen. Hiermit verbindet sich die oben ebenfalls enthaltene, schon durch Athanasius vertretene Ansicht, dass Jungfräulichkeit im ewigen Leben mit einem besonderen Verdienst belohnt werden würde. 4 , 2 Das ausgewählte Zitat zeigt exemplarisch, was insgesamt für einen Großteil der in den Quellen vorliegenden Attribute des Virginitätsideals gilt: Es handelt sich bei seinen Inhalten um überkommene Lehren aus der Patristik. Zitiert werden Augustin, Ambrosius, Hieronymus und Cassiodor als abendländische Autoritäten, daneben aber auch Cyprian von Karthago und mit Johannes Chrysostomus auch ein Vertreter der Ostkirche. Zudem enthält die Unterweisungsliteratur der Klosterbibliothek vereinzelte, ursprünglich in der christlichen Gnosis beheimatete Elemente des Jungfräulichkeitsideals, wie die Identifikation von Asexualität mit Sündlosigkeit oder das Postulat eines Zusammenhangs zwischen Keuschheit und besonderer Gotteserkenntnis, welches u. a. von Origines vertreten worden war. Während des Frühmittelalters scheint das Jungfräulichkeitsideal weitgehend konstant geblieben zu sein und sich aus solchen traditionellen Quellen gespeist zu haben. Für das 12. Jahrhundert beobachtete BUGGE dann eine entscheidende Neuinterpretation, die zukünftig im Kontext des weiblichen Religiosentums zu

407

C e n t . V I , 43 b , fol. 6 9 r - 8 3 r .

Z u r historischen Entwicklung: BROWN, Keuschheit der Engel; BUGGE, Virginitas; DOMINIAN, Keuschheit; LOHSE, M ö n c h t u m und R e f o r m a t i o n , S. 1 3 - 2 0 0 . 408

4 "' ) Dies entspricht der Argumentation des Paulus in 1. K o r 7, 7—9: D i e Voraussetzung zur Ehelosigkeit ist das Vorhandensein eines Charismas. 4 1 0 In ,De virginibus velandis' 16,4 befürwortet Tertullian, dass Jungfrauen einen Schleier tragen mit dem Argument: „ Q u a m q u a m non mentiris nuptam; nupsisti enim Christo, illi tradidisti carnem tuam, illi sponsasti maturitatem tuam. Incede secundum sponsi tui voluntatem: Christus est, qui et alienas sponsas et maritatas velari iubet, utique multo magis suas." ( C S E L 7 6 , S. 101, Z. 23-26). 411 CYPRIAN, ,De habitu virginum', 2 2 ( C S E L 3 / 1 , 2 0 2 - 2 0 3 ) ; vgl. auch AMBROSIUS, ,De virginibus ad Marcellinamlib. I, Cap. V I I I , 4 8 , 5 2 - 5 4 (PL 16, Sp. 2 1 2 f „ D - A ; Sp. 2 1 4 , A - B ) . 4,2

B e i Athanasius wurde die 100-fältige Frucht des Gleichnisses v o m Sämann (Mt 13, 1—9

par.), die bis dahin den Märtyrern zugesprochen worden war, erstmals mit dem Verdienst der Jungfräulichkeit identifiziert. Vgl. ATHANASIUS, ,Epístola ad virgines' ( C S C O 151, S. 6 3 f ) . D e r Verdienstcharakter des jungfräulichen Lebens wurde v. a. v o n Hieronymus betont. S. LOHSE, M ö n c h t u m und R e f o r m a t i o n , S. 53—57.

170

II.

Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

den traditionellen Begründungsmustern hinzutreten sollte. 411 Drei theologische Denkmuster führten nach B U G G E ZU einer „Sexualisierung des Jungfräulichkeitsideals" („Virginity sexualized"): Es ist zum einen die Logik der Moral in Anselm von Canterburys Cur deus homo, die davon ausgeht, dass nur ein Vertreter der menschlichen Gattung dazu in der Lage sein konnte, die Erbsünde auszumerzen, und deren Christologie deswegen das Augenmerk auf Christi Menschlichkeit lenkte. Nach B U G G E kam hiermit auch die Männlichkeit Jesu in den Blickpunkt, was u. a. ausschlaggebend dafür gewesen sein dürfte, dass Christus häufiger als früher als Rivale anderer Männer, die um die Gunst heiliger Frauen warben, portraitiert wurde. Z u m zweiten hatte Hugo von St. Viktors Lehre von der geistlichen Ehe in De beatae Mariae virginitate Auswirkungen auf das monastische Keuschheitsideal. Ausgehend von der Frage, ob Maria mit ihrer Eheschließung ihr Gelübde im Tempel gebrochen habe, definierte Hugo die wahre Natur der Ehe als spirituelle Verbindung, welche zwei Seelen in gegenseitiger Liebe und Achtung vereint und nicht unbedingt die Ausübung von Sexualverkehr beinhalten muss. Indem Hugo die Josephsehe favorisierte, habe er, so BUGGE, indirekt zur Popularisierung des Gedankens der geistlichen Hochzeit zwischen Christus und der Jungfrau beigetragen. Als dritte Quelle, die die Verbreitung des Konzepts von der geistlichen Ehe zwischen Christus und der Nonne nährte, nennt B U G G E den Hoheliedkommentar Bernhards von Clairvaux. Seit in Bernhards allegorischer Hoheliedauslegung das kontemplative Leben der Seele mit Termini menschlicher und sexueller Liebe beschrieben worden sei, seien diese Terminologie und ihre Inhalte auch vermehrt auf den Bereich der geistlichen Ehe angewandt worden. Die Metapher der spirituellen Ehe wurde seit dem 12. Jahrhundert in zunehmendem Maße ihres allegorischen Sinnes entkleidet. Gleichzeitig sei hierbei eine Zuspitzung des Jungfräulichkeitsideals auf einen weiblichen Adressatenkreis eingetreten, wo die Liebe zwischen Braut und Bräutigam zu einem ständig rekurrierenden T h e m a innerhalb der Unterweisungsliteratur wurde. Diese Entwicklung lässt sich anhand eines Vergleichs der Inhalte des in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstandenen, bislang keinem Verfasser eindeutig zugeordneten ,Speculum virginum "" 4 mit Predigten über die Jungfräulichkeit und brautystisch gefärbten Dokumenten aus dem Katharinenkloster nachvollziehen. Obwohl die Motive des Jungfrauenspiegels vielerorts im Wesentlichen dem entsprechen, was in den Texten St. Katharinas im 15. Jahrhundert propagiert wurde, unterscheiden sie sich doch in einer wichtigen Komponente: Während der mystische Kuss dort nur beiläufig erwähnt ist und keinen Höhepunkt bedeutet, stehen in den hier untersuchten Quellen hingegen brautmystische Konzepte der Seelenehe und praktische Anweisungen für die im wörtlichen Sinn als sponsa Christi verstandene Nonne widerspruchslos nebeneinander. Die deutsche Frauenmystik hatte in der historischen Entwicklung

4,3

BUGGE, Virgimtas, S. 8 1 - 9 6 .

414

Es existiert eine n e u e T e x t a u s g a b e : SEYFARTH, S p e c u l u m V i r g i n u m . Literatur: KÜSTERS/

SEYFARTH, . S p e c u l u m virginum'; BERNARDS, S p e c u l u m V i r g i n u m .

i.

Rekonstruktion

vorreformatorischer

Spiritualität

im Kloster

St.

Katharina

171

des Jungfräulichkeitsideals offensichtlich zu einer Neubelebung der metaphorischen Sprechweise geführt, aber gleichzeitig das Ihre dazu beigetragen, dass die christlich-gnostische Seelenehe mit der Ehe zwischen der Jungfrau und Christus identifiziert und zu einer fast ausschließlich weiblichen Domäne wurde. 4 1 5 Im Spätmittelalter und am Vorabend der Reformation entsprach es dem allgemeinen Sprachgebrauch, die Jungfrau bzw. die Nonne als Braut Christi zu bezeichnen, hingegen war es nicht gängig, von einem M ö n c h als Braut Christi oder Bräutigam Mariens zu sprechen, genauso wenig war es Usus, eine männliche Seele eine Braut Christi zu nennen. 4 1 6 Der Ubergang der R o l l e der wahren Braut Christi auf die weibliche Jungfrau ließ Claudia

OPITZ

von einer „Entwertung des mönchischen

Lebens von Männern" in dieser Hinsicht sprechen: „Die Braut Christi wehrte sich irdischen Freiern, um sich einem Höheren zu erhalten — ein M ö n c h konnte dagegen nur mit der herkömmlichen „Uberwindung des Fleisches" aufwarten. Infolgedessen haben sich auch sog. brautmystische Reflexionen oder Erfahrungen in der Literatur männlicher Mystiker kaum niedergeschlagen" 4 1 7 . Lagen die Fundamente für das spätmittelalterliche Ideal weiblicher Jungfräulichkeit auch zum größten Teil bereits im 12. Jahrhundert fertig ausgehoben vor, so bestand für Kräfte des 13., 14. und 15. Jahrhunderts genügend Freiraum zur Gestaltung. Drei Komponenten waren für Ausformung und den Charakter des innerklösterlichen Jungfrauenideals in St. Katharina vor der lutherischen R e f o r mation von Bedeutung: a) die strenge Handhabung der Klausur während der Reformbewegung, b) die Entwicklung des Brautmotivs innerhalb der Liturgie der Jungfrauenweihe sowie c) die Existenz ehekritischer Elemente in spätmittelalterlichen Predigten sowie innerhalb der im Kloster gelesenen hagiographischen Texte. Die klösterliche Reformbewegung prägte dem Jungfräulichkeitsideal insofern einen ihr eigenen Stempel auf, als sie vorbildhaftes keusches Leben von Frauen mit der Beachtung der Klausurvorschriften verband. Dank der strikten Klausur und ihrer R o l l e als Hüterin der Keuschheit 4 1 8 genoss die Jungfrau im Kloster einen größeren Schutz vor dem Verlust ihrer Jungfräulichkeit als die Jungfrau in der Welt. Behauptungen, dass eine Jungfrau, die ihr Gelübde in einem bewährten Orden abgelegt hat, reicher belohnt werde als diejenige, die ohne ein Gelübde abzulegen den Vorsatz hat, jungfräulich zu bleiben, oder eine, die ihr Gelübde in der Welt bzw. in einem nicht beschlossenen Kloster ablegt, suggerierten R e f o r m nonnen, dass sie einer „besseren" Kategorie von Jungfrauen als andere keusche

415

BUGGE, Virginitas, S. 9 2 f .

416

HAMBURGER, T h e Visual and the Visionary, S. 143—147, n e n n t ein Beispiel dafür, w i e

Brautmystik ursprünglich ebenfalls aus m ä n n l i c h e r S i c h t erlebt w e r d e n k o n n t e : H i e r ist es die Seele des Klosterkaplans Friedrich Sunder aus Engelthal ( 1 2 5 4 - 1 3 2 8 ) , die die E h e mit Christus vollzieht. Z u S u n d e r vgl. RINGLER, Sunder. 417

OPITZ, U n b e r ü h r b a r k e i t , S. 61 f.

418

Vgl. o b e n , Kap. 1 . 1 . 3 . 3 . , bes. S. 5 0 - 5 3 .

172

II.

Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

Frauen angehörten. 4 , 9 Die praktizierte Abschottung der „wahren Jungfrauen" von der städtischen Gemeinschaft, die sehr wohl auch Frauen enthielt, die mit oder ohne Gelübde jungfräulich lebten, führte zu einer Radikalisierung des Jungfräulichkeitsideals unter Rückbesinnung auf altkirchliche Ideale. Entwicklungen innerhalb der Liturgie der Jungfrauenweihe unterstützten zudem auch im Spätmittelalter die von B U G G E formulierten Tendenzen, das Verhältnis zwischen Christus und der Nonne verstärkt als eheliche Beziehung aufzufassen. So forcierten die verschiedenen Fassungen des Pontificale der römischen Kurie vom 12. Jahrhundert bis zu seiner endgültigen Ausgabe im Jahr 1595 als Leitgedanken das Motiv der Jungfrau als sponsa Christi. Die Liturgie der Jungfrauenweihe glich mehr und mehr den Ritualen einer weltlichen Eheschließung. Diese Tendenz wiederum zementierte eine unterschiedliche Definition dessen, was ein M ö n c h und eine N o n n e respektive deren Aufgaben und angemessene Verhaltensformen seien. In den Dokumenten St. Katharinas ist die Nonne in erster Linie sponsa Christi. Die sponsa-Metapher eignete sich hervorragend für die Unterweisung, da mit ihrer Hilfe nicht nur die von den Frauen geforderte Liebe, sondern im selben Maß auch ihr Verrat ausgedrückt werden konnte. Zum dritten geben Ehepredigten, die zwar in der Bibliothek in St. Katharina überliefert, aber ursprünglich für Laien verfasst wurden, Hinweise auf ein Anhalten ehe- bzw. sexualkritischer Tendenzen innerhalb wie außerhalb der Klostermauern bis in das 15. Jahrhundert hinein. 4 2 0 Die Präferenz der geistlichen vor der weltlichen Ehe wurde zusätzlich in der klösterlichen hagiographischen Literatur demonstriert. 421 In den eingesehenen Texten aus St. Katharina sind es mit der Patronin Katharina von Alexandrien sowie mit Ursula, Apollonia, Agnes, Margaretha, Cecilia, Barbara und Lucia immer wieder dieselben weiblichen Heiligen, deren Viten den Nonnen zur Nachahmung empfohlen wurden. Sie zeichnen sich allesamt dadurch aus, dass sie „all werntlich ge[fol. 140 v ]sponsen, frewd vnd lust dyszer wellt veracht vnd versmeht haben, vnd ir schone plüende jugent vnd zarten leib, ere vnd gut vnd ir leben durch grosse marter vmb irs gemaheln willen dar geben haben." 422 Augenscheinlich kam es während der Reformperiode also zu einer Wiederbelebung dieses traditionellen, hagiographisch-asketischen Themenkreises, wobei der standhafte Verzicht auf die Ehe für die Nonne eine Möglichkeit der Identifikation mit der jeweiligen Heiligen erlaubte. Insgesamt

4|1

' Vgl. den Traktat ,Was den Jungfrauen

420

zugehört',

S B B - P K , M g o 5 0 1 , fol. 1 6 0 ' .

Vgl. u n t e n Kap. II. 1 . 4 . 3 . J o h a n n e s N i d e r singt 1 4 3 0 in seiner ,Predigt von dreierlei

Ehe-

leuten ' ( C e n t . V I , 4 3 e , fol. 2 6 5 v - 2 7 4 " ) ein L o b l i e d a u f die J o s e p h s e h e ; i n n e r e h e l i c h e K e u s c h h e i t thematisiert ebenfalls ein E x e m p e l in: N ü r n b e r g , G N M , Hs. 8 7 7 , fol. 73—80'. 421

Legendare erfreuten sich g r o ß e r B e l i e b t h e i t bei Laien und M o n i a l e n , i m Kloster i n s b e -

sondere bei der Tischlesung. S o b e o b a c h t e t e HASEBRINK eine K o n v e r g e n z sozialer L e b e n s f o r m und Literaturrezeption in St. Katharina: „Klausur, Tischlesung und Legendenliteratur bilden die G r u n d e l e m e n t e einer monastischen T r a d i t i o n , die i m Katharinenldoster erfolgreich wiederbelebt w e r d e n k o n n t e . " HASEBRINK, Tischlesung, S. 2 1 4 . 422

C e n t . V I I , 13, fol. 1 4 0 " . V g l . C e n t . V I , 46 d , fol. 1 0 7 ' und fol. 119': E r w e i t e r u n g des H e i -

ligenkreises u m Ottilia, Agnes, Agatha, D o r o t h e a , Klara, K u n i g u n d e , Scolastica und Eufrosina.

1. Rekonstruktion

vorreformatorischer Spiritualität

im Kloster St.

Katharina

173

handelt es sich also bei dem in St. Katharina im frühen 16. Jahrhundert propagierten Ideal von Jungfräulichkeit u m ein Konglomerat aus traditionellen und eher fiir das späte Mittelalter charakteristischen Attributen, welches in den folgenden Kapiteln beschrieben wird. 1.4.1.2.

Definition

wahrer Jungfrauschaft

in St.

Katharina

im 15.

Jahrhundert

Der in Kapitel II. 1.2.2. fiir das monastische Ideal konstatierte Zusammenhang von göttlichem Indikativ und aus ihm resultierendem Imperativ umfasst auch den jungfräulichen Status: Die Jungfrauschaft beruht auf der göttlichen Beruf u n g in Form einer „besunder genad" 423. Gott erwählt sich jede einzelne N o n n e „zu dem mynniglichen tancz der reinen j u n k f r a w e n " 424. Als Begabung und Begnadung, als Erwählung und höchste Ehre, als ein begehrtes Privileg und eine Auszeichnung wollen die monastischen Autoren das jungfräuliche Leben verstanden wissen. 425 Da es sich bei der jungfräulichen Keuschheit nicht etwa u m ein Gebot, sondern u m einen R a t handelt, der nur an einige ergeht, könne man niemandem gebieten, Jungfrau zu bleiben, denn ausschließlich „von lautern genaden m ü ß daz k u m e n in ein mensch, zu leben im fleisch wider daz fleisch vnd in der werlt an [ohne] die werlt" ,2'\ Diejenigen, die über dieses Charisma verfugen u n d sich ihrer Berufung sicher sind, werden angehalten, ihr einjähriges Noviziat v. a. zur Prüfung ihrer Kraft zu nutzen, bevor sie — wissend, worauf sie sich einlassen — tatsächlich ein Gelübde ablegen. D e n n erst kraft des Gelübdes erfolgt die Aufnahme in den „orden megtlicher kewscheit", in welchem die N o n n e „furpaß schuldig u n d gepunden [ist] zu halden ir kewscheit ewiglich, daz ir vor newrt ein ratt was; vnd pricht sie das gelübd, es sey von ynnen mit dem willen oder mit den wercken, so thut sye ein swere todsund vnd ist ein rechte Ee precheryn vor got." 4 2 7 Der Traktat für Jungfrauen nennt vier Voraussetzungen, die eine der Berufung

423 Vgl. o b e n Zitat S. 168 aus C e n t . VI, 4 3 \ fol. 69'. Vgl. ebenso: S B B - P K , M g o 501, fol. 159r~v: „ V n d w e l c h e r t o c h t e r der wille wirt d o ain solchs j u n g s m e n s c h v n d frisch plut w ü t e n d e s flaisch m a i n t d e n rein zu w e l e i b e n [bleiben] d u r c h got, daz m a g kain engel nit g e b e n n o c h gibts der prediger nit, es m u g a u c h plos aus got k u m e n [...]." 424 C e n t . VI, 43 b , fol. 76". 425 A . a . O . , fol. 80 r : „ A c h w i e sol er so d a n c k p a r sein, das y m got seinen liebsten schacz b e u o l h e n hat, w y e m a g der y m m e r [jemals] trawrig w e r d e n , so y m got die eren gab j u n c k f r e w l i c h e r reinykeit! I m solt albegen sein zu m u t als e i n e m , der e i n e n g r o ß n schacz v o r y m hat, d o er g r o ß e lieb zu hat, also was der m e n s c h e n sunst verlür, so y m der lieb schacz beleibt, so w e r all sein Verlust sunst gut rat v n d Sprech in y m selber: »Dye weil du daz hast, so m a g dir nichz g e w e r r e n [stören, schaden]«. Also solt e i n e m m e n s c h e n sein, d e m n o t w e r nach götlicher ere v n d v m b e w i g e selikeit, der d e n edeln schaz hat v n d liebt, v n d d e n g o t so g r ö ß l i c h e n begabt v n d b e g n a d e t hat v n d so herczlichen liebt. G e d e n c k , das der e w i g got alle dy, die d e n v e r p o r g e n schacz tragen, sunderlichen liebet v n d in sunderliche f r e w d y m e w i g e n reich bereit hat, die er allen a n d e r n versagt h a t . " 426 A . a . O . , fol. 72". 427 A . a . O . u n d fol. IT.

174

II.

Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

folgende Nonne bei ihrer Profess erfüllen muss: 42B Sie muss ein bestimmtes Alter erreicht haben, im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte sein, sie darf kein weltliches Eheversprechen abgelegt haben und muss über die Bereitschaft zu sexueller und genereller Askese verfugen. Conditio sine qua non ist und bleibt jedoch die göttliche Berufung. Das in St. Katharina vertretene Ideal der Jungfräulichkeit beinhaltete nach traditionellem Muster eine psychische und eine physische Dimension. Die während der Profess gelobte Reinheit galt über den Leib hinaus auch für die inneren Seelenkräfte, die Vernunft, den Willen und die Gedanken. 42 '' In allen drei Bereichen lauert für die Jungfrau die Gefahr einer Todsünde, wenn sie in der Anfechtung nicht besteht, etwa indem sie absichtlich sexuellen Phantasien nachhängt und sich nicht bemüht, unreines Gedankengut mittels Passionsbetrachtung und der Kontemplation heiliger Stoffe zu sublimieren. 43(1 Ausschließlich Nonnen, die „jungfrawen des flaisch" und gleichzeitig „des gemucz [Gemüts]" 4 3 1 sind, erfüllen die Definition einer rechten Jungfrau:

4 2 s A . a . O . , fol. 72 v —73 r : ,,Vnd darumb, wenn sich ein junckfraw vertrewten wil czu dem lieben gesponsen Christus, so sol sy vor wißen, was da gehört czu dem schacz der kewscheit vnd czu der E e , das sye die recht halt [...]. Vnd darumb, wenn sich ein junckfraw vermeheln vnd verlüben wil dem prewtigam [fol. 73'] Christo Jesu, Marie sun, so schol sy vor kumen sein czu iren jaren vnd schol sein pey guter, voller Vernunft. Sy sol sich auch vor mit nyemants verrett [versprochen] haben in keinerlei weiß, darauß ir ein ansprach möcht werden nach ir gelübd. Es schol auch ein junckfraw, die kewsch beleiben wil durch gotes willen, absterben aller lüste der werlt vnd irs leibs, wil sye behalten den schacz der kewscheit." 4 2 9 Vgl. a.a.O., 43 b , fol. 77 v —78 r : „Vnd da merck: Eyn junckfraw, dye durch got gelobt ir kewscheit dem herren czu halten pis an ir end, die pricht nit allein daz gelubd mit den wercken, auch von ynnen mit dem willen. [...] [fol. 78'] Auch so ist die junckfrawe, dy got gelobt hat oder geluben will ir kewscheit, das czu wißen, das sy nit allein schuldig ist zu besorgen ir reynigkeit von ynnen mit dem willen vnd von außen mit den wercken. Sy ist auch schuldig, daz sy bewar ir gedenck, das sy mit willen nit stat geb keinen vnlautern gedancken yn ir mit dem sy sich erlusten wöll oder die sy mit willen in kein weiß haben wöll. Vnd ob ir die czu vallen, so sol sy die auß treiben so sy aller erst mag. W e n n [denn] die junckfrewlich reynikeit vnd die keüsch ee vor got wil nit allein haben eynen reinen leib, das der reyn sei von allen unreinen wercken, oder ein reyn willen, das der rein sey von aller begird zu vollpringen die vnlautrikeit. Sy wil auch haben reyn, kewsch gedancken vnd muß [fol. 74 v ] nach allem irem vermügen sich wegen auff heilig gedancken." 4111 A . a . O . , fol. 79": „ O b dir vnkeusch gedanck ein vielen geheling [plötzlich] vnd nicht in dir beleiben, das ist nit schad. O b sy vnbetrechtlichen ein weil in dir beleiben, das ist auch teglich sund, so sich der mensch da von keret, so er sy von erst [zum ersten Mal] betracht. Beleibt aber der mensch betrechtenlichen auf den vnkeuschen gedancken vnd ist ym wol damit, vnd dunkt in lüstig sein, das ist ein tod sund." Vgl. auch die Auslegung des 9. Gebots für Schwestern in Cent. V I , 8 2 , fol. 295 T —296'; ,Geistliche Belehrung über Reinheit des Herzens für Frauen', a.a.O., fol. 2 9 6 - 2 9 7 ' ; Cent. V I , 43', fol. 2 4 3 v - 2 4 4 ' formuliert Jungfräulicheit als Heiligkeit an Leib und Geist. Es handelt sich bei dieser doppelten Bestimmung um die klassische Definition von J u n g fräulichkeit, die spätestens seit dem vierten Jahrhundert getroffen wurde; vgl. z. B . Ambrosius von Mailand, der ebenfalls zwischen gedanklichen Sünden und Tatsünden differenzierte: „Videte quod meritum non sola carnis virginitas facit, sed etaim mentis integritas." (AMBROSIUS, ,De virginitate', PL 16, Sp. 2 8 4 A). 4 3 1 Cent. VI, 58, fol. 281".

i. Rekonstruktion

vorreformatorischer Spiritualität

im Kloster St.

Katharina

„ E ß m u ß e i n r e c h t j u n c k f r a w h a b e n e y n v n v e r s e r t e n leib v o n allen v n r e i n e n

175 wercken

v n d e y n v n v e r w a n d e l t e n w i l l e n , d i e w e r c k n y m m e r m e r z u t h u n d i e w e i l sy l e b , v n d d a r z u e i n heiligs g e m i i t , das sein h e i l i g k e w s c h g e d a n c k e n . Sy m u ß a u c h h a b e n r e y n e w o r t , s c h a m h a f t i g e s gesicht, z ü c h t i g e n w a n d e l , g u t g e p e r d , d a z d a z g e s i c h t alczeit g e o r d e n t sey z u aller k e w s c h e i t . A u ß d e m m a g s t u v e r s t e n , w e l c h e e i n e r e c h t j u n c k f r a w sey. V n d d e n n also soll sich d i e j u n c k f r a w d e m h e r r n o p f f e r n in sein h e i l i g w u n d e n v n d d a r i n n e n stett v n d vest b e l e i b e n , g o t z u l o b v n d d e r w e r d e n j u n c k f r a w M a r i a , allen e n g e i n v n d allen h e i l i g e n z u er p i ß a n ir e n d . "

432

In d e m Zitat deutet sich bereits an, dass der Entschluss, auf D a u e r J u n g f r a u zu bleiben, ebenfalls konstituierend f ü r den Status war. 4 3 1 So w e r d e n in d e m Traktat , Was den Jungfrauen zugehört' viererlei Arten von J u n g f r a u e n unterschieden: 4 3 4 Z u m ersten diejenigen, die a u f g r u n d fehlgeschlagener Partnersuche n o c h J u n g f r a u e n nach d e m Leib sind, aber prinzipiell eigentlich nicht unverheiratet bleiben m ö c h ten. I h n e n steht kein besonderer Verdienst zu. Anders die zweite Gruppe: Sie besteht aus Frauen, d e n e n G o t t die G a b e schenkt u n d „die d o am guten willen vnd fursatz haben, j u n c k f r a w e n zu beleiben durch g o t " . Sie sind zu loben u n d dürfen L o h n erwarten. Besser n o c h w e r d e n J u n g f r a u e n eingestuft, die zusätzlich zu i h r e m Willen, keusch zu leben, „auch mit guter, w o l w e r a t n e r [beratener] Vernunft v n d mit g u t e m vor w e t r a c h t e n [Betrachten]" ein Jungfräulichkeitsgelübde ablegen. U n ü b e r t r o f f e n an der Spitze der verschiedenen Kategorien v o n J u n g f r a u e n aber stehen diejenigen, „die d o d u r c h got in w e b e r t [bewehrten, hier w o h l gleichbedeutend mit observanten] o r d e n treten, v n d das sint die aller hohsten loblichsten j u n k f r a w e n . " I h n e n g e b ü h r e daher auch m e h r L o h n als allen a n d e r e n , u n d was i m m e r sie tun, es w i r d i h n e n h ö h e r a n g e r e c h n e t als einer Frau, die sich o h n e G e l ü b d e entscheidet, jungfräulich zu leben. 435 D e r höchste Grad der Jungfräulichkeit war in St. Katharina d e m n a c h unlösbar mit der Profess u n d Ordenszugehörigkeit v e r b u n d e n . D e n n o c h w a r Jungfräulichkeit keine rein physische Angelegenheit, die in der Profess zeichenhaft z u m Ausdruck gebracht w u r d e u n d i m Zweifelsfall anhand des unverletzten H y m e n s d u r c h H i n z u z i e h e n einer H e b a m m e objektiv verifiziert w e r d e n konnte, 4 3 6 sondern i m gleichen M a ß e

432 433

C e n t . VI, 43 b , fol. 78 v .

Vgl. AUGUSTIN, ,De sancta virginitate', X I . 11: „ N e c nos h o c in virginibus praedicamus, q u o d virgines sunt, sed q u o d d e o dictatae pia continentia virgines" (CSEL 41, 243; P L 40, 401). Deshalb r ü h m e n w i r an d e n J u n g f r a u e n nicht, dass sie J u n g f r a u e n sind, sodern dass sie diese ihre J u n g f r a u s c h a f t in f r o m m e r Enthaltsamkeit G o t t g e w e i h t h a b e n . Vgl. die D e f i n i t i o n w a h r e r J u n g frauschaft bei T h o m a s v o n A q u i n (THOMAS, S. th., III Suppl., q. 96, a. 5 u n d S. th., I I - I I , q. 152, a. 1) als physische u n d geistige R e i n h e i t , k o m b i n i e r t m i t d e m willentlichen Entschluss, diese auf e w i g zu b e w a h r e n . Seine Position w i r d in d e m T r a k t a t , Was den Jungfrauen zugehört' (SBB-PK, M g o 501, fol. 1 7 1 " ) referiert. 434 Vgl. S B B - P K , M g o 501, fol. 158 v -160 r . 435 Vgl. S B B - P K , M g o 501, Traktat: ,Was Geistlichkeit sei', fol. 176 v -178 r : [fol. 178'] „Also ist ze h u n d e r t mallen edeler j u n c k f r a w l i c h e reinikait der, die sie gelubt h o t , w e n der, die sie nit gelubt h o t , w i e w o l sie sust geleich s t u n d e n an allen d i n g e n . " 436 Z u d e n m e d i z i n i s c h e n V o r s t e l l u n g e n ü b e r J u n g f r ä u l i c h k e i t i m Mittelalter u n d d e n teilweise g r o t e s k e n V e r s u c h e n , die Integrität einer J u n g f r a u zu b e w e i s e n (u. a. Urintests, R a u c h t e s t s ,

176

II.

Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

ein innerlicher Prozess, bei welchem sich die Nonne täglich von neuem für die Keuschheit an Leib und Seele und damit für den Kampf gegen die Anfechtung entscheiden musste.

i.4.2. 1.4.2.1.

Die Nonne als sponsa Christi Anleihen des Benediktionsritus

bei zeitgenössischen

Eheschließungszeremonien Als wichtigste und prägendste Quelle des sponsa-Christi-Motivs im Ordenskontext bereits vor der Entstehung der Bettelorden muss die Liturgie der Jungfrauenweihe gelten. 417 Schon im 10. Jahrhundert lässt sich hier ein Eindringen von Motiven aus der christlichen Ehezeremonie und eine Stärkung des Konzepts von der Nonne als Braut Christi nachweisen. Als um 9 6 0 ein Benediktiner in der Abtei St. Alban in Mainz den Versuch unternahm, ein Pontificale 4 1 8 zu erstellen, sammelte er Motive, die im Frankenreich zur Jungfrauenweihe kursierten, und verband sie mit dem traditionellen, römischen Modell der Jungfrauenweihe. 4 3 9 In dem Mainzer, dem sog. Römisch-Germanischen Pontificale, tauchten mit dem R i n g und der Krone erstmals zwei symbolische Gegenstände in der Liturgie der Benediktion 4 4 0 von Jungfrauen auf, die nachweislich etablierte Bestandteile der damaligen E h e schließungszeremonie waren. So war es in den germanischen Ländern bereits vor der Kompilation des Pontificales von Mainz üblich, der Braut während der Hochzeit einen R i n g überzuziehen. Im Weiheritus diente dieser fortan als Zeichen der Treue und der ewigen Freude der Braut Christi. 441 Seit dem 9. Jahrhundert waren weltliche Hochzeitspaare zudem gekrönt worden. Die Übernahme dieses Elements in die Jungfrauenweihe spielte zum einen auf die mystische Vermählung der Jungfrau mit Christus an, 442 zum anderen assoziierte man mit der Krone

Analyse der Form der Brüste) sowie über die Möglichkeiten gefallener Jungfrauen, derartige Tests dennoch zu bestehen, s. KELLY, Performing Virginity and Testing Chastity, S. 10—32. 4 3 7 SEVERUS, Jungfrauenweihe; grundlegende liturgiegeschichtliche Studie: METZ, La consécration. Eine Zusammenfassung der von METZ ausführlich dargestellten, bis 1 9 7 0 gültigen Liturgie bietet MAYER, Jungfräulichkeit, S. 9 2 - 1 0 6 . 4 3 8 Dabei handelt es sich um eine Sammlung von liturgischen Formeln, die Bischöfe in der westlichen Kirche benutzten; s. JACKSON, Pontificial. 4 3 9 Z u r Weihehandlung bei Klosterfrauen im Mainzer Pontificale vgl. METZ, La consécration, S. 1 8 5 - 2 1 8 . 4 4 0 Nach heutigem kirchenrechtlichem Sprachgebrauch unterscheiden sich benedictio und consecratio dadurch, dass es sich bei einer consecratio um eine W e i h e mit, bei einer benedictio um eine W e i h e ohne Olsalbung handelt (vgl. MAYER, Jungfräulichkeit, S. 85). D a die Jungfrauenweihe keine Olsalbung enthält, wird sie dem modernen Sprachgebrauch folgend hier auch nicht als Konsekration bezeichnet. 4 4 1 D e r R i n g wurde vom B i s c h o f mit den W o r t e n überreicht: „Accipe annulum fidei, signaculum Spiritus sancti, ut sponsa Dei voceris, si ei fideliter servieris." METZ, La consécration, S. 2 0 8 f. 4 4 2 Vgl. Antwort der Jungfrau nach der Ringübergabe, die die Analogie von geistlicher und weltlicher E h e deutlich zum Ausdruck bringt, a.a.O., S. 2 1 1 : „Annulo suo subarravit

1. Rekonstruktion

vorreformatorischer

Spiritualität

im Kloster

St.

Katharina

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eine Anzahl von neutestamentlichen Verheißungen, die den himmlischen Lohn der Gerechten betrafen. 4 4 1 Bei der Jungfrauenweihe überreichte der Bischofjeder Jungfrau eine Krone, wobei er sagte: „Accipe signum christi in capite, ut uxor eius efficaris, et si in eo permanseris, in perpetuum coroneris." 444 Jungfrauen, die sich weihen ließen, aber in der Welt blieben, erhielten wie Klosterfrauen einen Schleier, nicht aber den R i n g oder die Krone. Das Mainzer Pontificale entwickelte sich in der Mitte des 11. Jahrhunderts zum Standard in der römischen Kirche. Während des 13. Jahrhunderts verbannte man in R o m allerdings aus den Passagen, die Ringübergabe und Krönung flankierten, diejenigen Aussagen, die in Analogie zu germanischen Hochzeitsformeln standen. Letztendlich setzte sich das Konzept der Jungfrauenweihe als mystische Vermählung aber dennoch durch, denn das ,Pontificalis ordinis liber' des Wilhelm Durandus 445 schildert die Benediktion von Jungfrauen erneut als Desponsatio. Seine Bearbeitung des Weiheritus entwickelte sich zum offiziellen Zeremonial der römischen Kirche und wurde mit lediglich geringfügigen Änderungen in das 1485 gedruckte ,Pontificalis Liber' aufgenommen. Wilhelm Durandus, der 1285 zum Bischof in Mende gewählt worden war, orientierte sich, wie bereits die Mainzer Ausgabe des Pontificales, wiederum an der Hochzeitsliturgie seiner Zeit. Dort hatte das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen während des 13. Jahrhunderts begonnen, eine R o l l e zu spielen. 44i ' „Prudentes virgines, aptate lampades vestras, ecce sponsus venit, exite obviam ei" 447, erklingt das Antiphon an die Jungfrauen im Pontificale des W i l helm Durandus. Danach ziehen die zu weihenden Nonnen mit Kerzen in den Händen und in der Ordenstracht in die Kirche ein, j e d o c h ohne den Schleier und die Kukulla zu tragen. Die Weihe der Jungfrau wurde von Wilhelm Durandus zur Hochzeit mit Christus stilisiert, wobei Christus, der Bräutigam, vom Bischof repräsentiert wird. 448 Dieser prüft zunächst zweimal den Entschluss der Frauen, auf ewig jungfräulich zu leben, 44 '' danach fragt er: „Vultis benedici, consecrari ac D o m i n o nostro Iesu Christo summi régis filio desponsari?" 450. Nach der Weihe [subarr(h)o = sich mit j e m a n d e m verloben] m e D o m i n u s meus Jesus Christus, et tanquam s p o n sam decoravit m e Corona." 443

Z . B . 2 . T i m 2 , 5 und 4 , 8 ; 1. Petr 4 , 5 ; J a k 1 , 1 2 ; A p k 2 , 4 und 3 , 1 1 .

444

METZ, La consécration, S. 2 1 1 .

445

STEER, Durandus; zur W e i t e r e n t w i c k l u n g der Liturgie bei W i l h e l m Durandus s. METZ, La

consécration, S. 273—316. 446

METZ, La consécration, S. 2 8 0 f. Offensichtlich w u r d e dieses Gleichnis auch in N ü r n b e r g

mit der E h e z e r e m o n i e in V e r b i n d u n g gebracht, denn das zwischen 1 3 2 0 und 1 3 3 0 datierte Brautportal an der Nordseite der Sebalduskirche, durch w e l c h e s die Hochzeitspaare die K i r c h e betraten, wird h e u t e n o c h v o n j e w e i l s f ü n f törichten und klugen J u n g f r a u e n gesäumt. S. BARTH, Sebalduskirche, S. 3. 447

METZ, La consécration, S. 2 7 9 , A n m . 2 2 .

448

A . a . O . , S. 2 8 0 : „Sponsus earum [virginum] est Christus, q u e m P o n t i f e x eius vicarius

repraesentat." 449

A . a . O . , S. 2 8 7 f . , A n m . 5 2 : Zunächst w e r d e n die Frauen in der G r u p p e , dann einzeln

gefragt: „Vultis in sanctae virginitatis proposito servare? [...] Promittis te perpetuo virginitatem servaturam?" 450

A.a.O.

178

II.

Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

der Kleidung und des Schleiers segnet der Bischof die R i n g e und die Kronen. Die Benediktion dieser beiden Gegenstände stellt ein Novum bei Durandus dar. Der Anfang des Gebets, mit welchem der R i n g gesegnet wird, entspricht der Gebetsformel zur Segnung des Eherings, wie sie seit dem 11. Jahrhundert üblich war. 451 Die Frauen verlassen dann den Kirchenraum, um sich die geweihten Uberkleider (noch ohne den Schleier) anzuziehen. Bevor ihnen der Schleier übergeben wird, werden sie v o m Bischof gefragt: „Vultis persistere in sancta virginitate quam professa estis?" Der Schleier wird von Durandus einerseits als Zeichen der contemptus mundi gedeutet, aber auch mit der demütigen Unterordnung unter den Bräutigam in Zusammenhang gebracht. 452 Besonders bei der Ubergabe des Rings ist die Idee der mystischen Vermählung unübersehbar. Der Bischof ruft die Jungfrauen mit den Worten aus Cant 2, 10—11: „Desponsari, dilecta mea, veni;yems [hiems] transiit, turtur canit, vinee florentes redolent" 453. Auch die Art und Weise, wie der R i n g später angesteckt wird, hat ihren Ursprung im Ritus der Eheschließung. Der R i n g wird nicht gleich auf den richtigen, den Ringfinger, aufgesetzt, sondern zunächst über die anderen Finger gestreift. 454 W i e zeitgenössische Ehefrauen 4 5 5 tragen auch geweihte Jungfrauen ihren R i n g am vierten Finger der rechten Hand. B e i m Anstecken spricht der Bischof: „Desponso te Ieso Christo, filio summi patris, qui te illesam custodiat. Accipe ergo anulum fidei, signaculum spiritus sancti, ut sponsa Dei voceris, si ei fideliter et munde servieris." 45 '' Zur Ubergabe der Krone wird die N o n n e bereits mit „Veni sponsa Christi" 457 gerufen. Aus der Passio der heiligen Agnes fügte Wilhelm Durandus ein weiteres, brautmystisches Antiphon der Jungfrauen ein: „Ecce quod concupivi iam video, quod speravi iam teneo;illi sum iuncta in celis quem in terris posita tota devotione dilexi." 4 5 8 Die offizielle Liturgie von 1485 basierte zum größten Teil aufdem W e r k des W i l helm Durandus, spätere Bearbeitungen 459 boten nur unwesentliche Änderungen. 4 , 1 A . a . O . , S. 294—296; Zitat S. 4 2 9 : „Oremus, Creator, et conservator humani generis, dator gratiae spiritualis et largitor eternae salutis; tu, D o m i n e , emitte benedictionem tuam super hos annulos; ut, quae eos gestaverint, coelesti virtute munitae, fidem integram, fidelitatemque sinceram teneant; sicut sponsae Christi virginitatis propositum custodiant, et in castitate perpetua perseverent. Per Christum D o m i n u m nostrum." 4 5 2 Vgl. a.a.O., S. 3 0 2 : „Accipe, virgo, velamen sacrum, quod perferas sine macula ante tribunal eterni iudicis, cui flectitur o m n e genu coelestium, terrestrium et infernorum, quo cognoscaris mundum contempsisse et te Christo Iesu veraciter humiliterque, toto cordis animo, sponsam perpetualiter subdidisse, qui te ab omni adversitate defendat et ad vitam eternam perducat." 4 5 3 A . a . O . , S. 3 0 3 . 4 5 4 A . a . O . , S. 3 0 5 . Vgl. auch S. 3 2 5 : Im ,Pontificalis Liber' (1485) erfolgt die Ringübergabe dann direkt auf den richtigen Finger; zwischenzeitlich hatte man auch in der Ehezeremonie b e gonnen, diesen Punkt zu ändern. 453 456

Vgl. ,Predigt über die Hochzeit zu Kana und den Ehestand' METZ, La consécration, S. 3 0 3 .

457

A . a . O . , S. 3 0 6 .

458

A.a.O., S. 3 0 8 .

in Cent. V I , 44, fol. 6 1 " .

Die wichtigsten seien kurz genannt: Nach dem ,Pontificalis Liber' (1485) erfolgte eine R e vision durch Agostino Patrizi de Piccolimini und Johannes Burckard (1497) und das , Pontificale Romanum' von 1595. Die Ausgabe aus dem Jahr 1941 erschien unter den Namen Benedicts X I V . 459

7. Rekonstruktion

vorreformatorischer

Spiritualität

im Kloster St.

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Die Jungfrauenweihe wurde im Dominikanerorden zwar nicht in dieser Form praktiziert, 460 jedoch dürften die in der offiziellen Liturgie gesetzten Schwerpunkte auch dort bei der Profess eine R o l l e gespielt haben. Eine Frau, die sich dazu entschloss, das Gelübde der Jungfräulichkeit abzulegen, entschied sich gleichzeitig dafür, eine Braut Christi zu werden. 4 6 1 In den vorliegenden Texten der cum monialium werden Ermahnungen zur Keuschheit grundsätzlich mit dem Aufruf, Christus die Treue zu halten, verknüpft. Der wesentliche Inhalt des Gelübdes der Jungfräulichkeit differierte bei weiblichen Monialen insofern von dem männlicher Geistlicher, als das Gelübde nicht nur rechtliche, sondern darüber hinaus auch erhebliche relational-personale, d. h. auf der Ebene der Christusbeziehung befindliche Komponenten beinhaltete. 1.4.2.2.

Die Vergegenwärtigung der desponsatio: Auswirkungen auf die gelebte

Christusbeziehung

und Christologie

In weiten Bereichen der von uns untersuchten Unterweisungsliteratur finden wir das Konzept der geistlichen Ehe seiner Metaphorik entkleidet und direkt auf das Verhältnis zwischen N o n n e und Christus angewandt vor. Christus wird darin einerseits als liebender, sinnlicher und alle anderen Männer an Attraktivität übertreffender Liebhaber, 4 6 2 andererseits als eifersüchtiger, um die Ausschließlichkeit

und Leos X I I I . METZ, La consecration, S. 411—456 präsentiert die Ordnung der Jungfrauenweihe, wie sie bis 1970 gehandhabt wurde. D i e oben zitierten, von W i l h e l m Durandus eingeführten Passagen sind bis auf geringfügige Änderungen immer noch darin enthalten. 4 6 0 Untersuchungen zur Professpraxis in spätmittelalterlichen Dominikanerinnenklöstern liegen m. W . bislang noch nicht vor. Nach ADAM, Grundriss Liturgie, S. 2 2 6 , kann bei Ordensfrauen die Liturgie der Jungfrauenweihe heute mit der Feier der ewigen Profess verbunden w e r den. Im spätmittelalterlichen Katharinankloster war dies nicht der Fall. Aufschluss über die Praxis zur Zeit der Observanz geben das 16. Kapitel der Konstitution (Nürnberg, G N M , Hs. 7 0 6 9 , fol. 4 1 v - 4 3 ' ) , ein kurzer Abschnitt aus dem , Ämterbuch' des Johannes Meyer über die Aufgaben der Novizenmeisterin (Bloomington, Indiana, Lilly Library, Ricketts Mss 198, fol. 62v—64') sowie ein ausfuhrlicherer Abschnitt aus dem ,Buch der Ersetzung' (a.a.O., fol. 223—227"): D i e Ablegung der Gelübde scheint demnach ohne die Anwesenheit eines Bischofs unter Ausschluss der Öffentlichkeit i m Kapitelhaus erfolgt zu sein. Im Inneren der Klausur legte die Novizin vor der Priorin kniend mit den Händen auf der aufgeschlagenen Konstitution des Klosters ihre Gelübde ab. Die Priorin nahm die Professformel (vgl. die Professerklärung der Wallpurg Wallterin im Anhang, S. 3 7 0 ) entgegen, sprach die Gebete zur Segnung des Weiheis, des Schapprans und des Schleiers, legte ihr diese an und begrüßte sie im Orden. 4 H Vgl. Johannes Meyer: „ W e r sich aber ergibt zu prediger orden, es sey junckfraw oder witwen, so werden si [sie] selben genant fürer hin gesponsen Christi oder dirnen des herren." ,Buch der Ersetzung', Bloomington, Indiana, Lilly Library, Ricketts Mss 198, fol. 144™. In der Professordnung des Augustinerchorfrauenklosters Pillenreuth im Nürnberger Landgebiet etwa wird die N o n n e durchgehend als Braut bezeichnet, sie wird nach der W e i h e und Beräucherung ihres Gewands auch mit „Veni sponsa" zur Krönung gerufen. S. Nürnberg, G N M , Hs. 7 0 5 4 , fol. 2 r - 3 v . Druck: WÜRFEL, Pillenreuth, S. 7 0 - 7 3 . 4 6 2 Vgl. Cent. VI, 43 b , fol. 71 v : „Er [Christus] ist reich, wenn [denn] hymel vnd erd daz ist sein. E r ist edel, wenn er ist gotes sun. E r hat eweh lieb, wenn er hat sein plut für eweh vergoßen. E r ist auch starck, wenn er hat den tod überwunden. Er thut eweh gütlich, wenn vnter seiner Zungen ist honig vnd sein prust ist peßer denn wemper [Mutterschoß] vnd zeweht [lockt] über

180

II.

Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

der Liebe seiner Braut besorgter Ehegatte portraitiert, der zwar durch das Attribut „himmlisch" beschrieben ist, es aber nicht duldet, wenn die Nonne sich in ihrer irdischen Existenz mit anderen Dingen oder gar mit Männern beschäftigt. 4 " Widerspruchslos folgen auf im übertragenen Sinn zu verstehende, pneumatische Hoheliedinterpretationen oder brautmystische Inhalte der Unterweisungstexte Passagen, die von einem tatsächlichen, wörtlich verstandenem Ehekonzept zwischen Nonne und Christus im Hier und Jetzt ausgehen. 464 Ermöglicht wird die präsentische Bedeutung des im eigentlichen Sinne eschatologischen Konzepts durch das konstante, den Kategorien der Zeit und des Raumes enthobene Wesen Christi. W i e er nach dem Ableben der N o n n e in der himmlischen Existenz derselbe sein wird, so überdauert die geistliche Ehe mit ihm die Grenze zwischen der himmlischen und irdischen Sphäre. Wenngleich in noch unvollkommener Form, vermag die Ehe mit Christus der Nonne dennoch einen Vorgeschmack darauf zu geben, was sie in der Ewigkeit an geistlichen Freuden erwartet. Am Tag ihres Todes kann sie ihre Hoffnung auf ihren Liebhaber setzen, um dessen willen sie sich für den geistlichen Stand entschieden hat, denn er wird sie nicht verlassen und weiterhin ihr Bräutigam sein. 465 Ihren Ausgangspunkt hat diese mit eschatologischen Hoffnungen verbundene, besondere Christusbeziehung in der Weihe, welche — wie oben ausgeführt — im Verlauf der Zeit zunehmend in Analogie zur weltlichen Eheschließung aufgefasst wurde. Die Vorstellung von einer irdischen Vermählung mit himmlischen Konsequenzen dürfte sich allein schon durch das Bildmotiv des Hauptaltars des Katharinenklosters tief in die Herzen der Nonnen dort geprägt haben. Der unter dem Namen des Stifters als „Landaueraltar" bekannte Katharinenaltar zeigt auf der Außenseite des linken Flügels die Verlobung der heiligen Katharina von Alexandrien. 46(1 Die Szene ist in eine spätmittelalterliche

alle edel salben [vgl. Cant 1,3]. D e n gespons nempt ewch vnd habt in vnd verliest in nicht, wenn er verlewst ewch nicht." S. C e n t . VI, 98, fol. 114"; Cent. VI, 43', fol. 254'; Cent. V I , 53, fol. 61'. Vgl. Cent. VI, 43 b , fol. 7 0 v - 7 1 ' u n d Cent. VI, 43 b , fol. 2V-24":,Predigt zur Einsegnung einer Schwester' von Nikolaus von Nürnberg (gedruckt bei LAMPRECHT, M ö n c h Nikolaus, s. Passage a u f S . 125 f.) In beiden Fällen werden Christus in den M u n d gelegte W o r t e aus dem Hohenlied direkt an die N o n n e n gerichtet. In Cent. V I , 59, fol. 237'—238" wird teilweise die N o n n e , dann aber wieder nur ihre Seele mit der Braut identifiziert. 463 4M

4 6 5 Cent. VII, 13, fol. 1 5 0 " - 1 5 1 ' : „Merck, was der heylig lerer Sant Augustinus spricht gar lieplichen zu einem ¡glichen kristen menschen: »O du kristenliche sei, du verzeichente mit der pilldung gots, du erledigte mit dem plut Christi, du vermehelte mit dem glauben, du geczirte mit tugent, du zu geczelte mit den engein! Hab lieb den, der dich lieb hat. M e r c k auf den, der auf dich merckt. Hab lieb den, der dir mit seiner lieb vor kumen ist, vnd der dich hat auß geffirt auß der lacken [Lache, Pfütze] der armut. Hab lieb den frewnt für [lieber als] all dein frewnt, der, als dir alle dinck enczogen werden, [fol. 151'] so wirt er allein sein trew an dir hallten, vnd an dem tag deiner begrebtns [Begräbnis], so all dein frewnt von dir werden weichen, so wirt er dich nit verlossen, sunder er wirt dich beschirmen vor den schreyenden hellischen leben [Wesen], die do bereytt sein, dich zu fressen, vnd wirt dich beleyten [sie, begleiten] durch eine fremde gegent vnd dich füren auffdie strosß des höchsten syon, do wirt er dich setzen zu seinen engein für [vor] den anplick seiner gottlichen mayestat.«" 46,1 Heute Bestandteil der permanenten Ausstellung des G N M . Kurze Beschreibung bei FRIES,

1. Rekonstruktion

vorreformatorischer

Spiritualität

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St.

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Bürgerstube verlegt. Das nackte Jesuskind wird von Maria gehalten und steckt der vor ihm knienden Heiligen einen Ring an den Ringfinger der rechten Hand. Mindestens drei weitere Abbildungen desselben Typus schmückten die Klosterkirche. 4f'7 Sie stammen alle aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Jakob von Voragine wusste in seiner Legenda Aurea im 13. Jahrhundert noch nichts von einer Vermählung der Katharina mit Christus zu berichten. Ihre Legende war erst im 14. Jahrhundert durch eine Jugend- und Bekehrungsgeschichte ergänzt worden. Diese sog. Nova Legenda enthielt die Vermählung mit dem Christusknaben. 4M Im 15. Jahrhundert war die Verlobungsszene auf Bildwerken bereits weit verbreitet, erhielt zunehmend den Rang eines historischen Faktums zugeschrieben und fehlte in kaum einer Darstellung ihrer Legende,4''1' auch nicht auf einem um 1450 in St. Katharina entstandenen Wirkteppich. 470 Vergegenwärtigt man sich die Entwicklungstendenzen in der Hagiographie und Ikonographie der Schutzheiligen des Klosters sowie in der Weiheliturgie, so verwundert es nicht, dass die Definition einer vorbildlichen Nonne in den untersuchten Dokumenten mancherorts der einer guten Ehefrau ziemlich nahe kommt. Wie es unter frisch verheirateten Frauen üblich sei, dass die Frau alsbald nach der Eheschließung nach den Sitten, Vorlieben, Essgewohnheiten und Freuden ihres Gemahls forscht und sich in Unterordnung und Gehorsam um Eintracht mit ihm bemüht, indem sie sich anstrengt, ihm das eheliche Leben so angenehm wie möglich zu machen, so sei es die Aufgabe der Nonne herauszufinden, woran ihr geistlicher Gatte Gefallen habe. 471 Streng genommen war also St. K a t h a n n a , S. 9 9 f. und Bildtafel N r . 14. 467

D a die ehemalige Klosterkirche bei d e m Beschuss der Alliierten am 2 . J a n u a r 1 9 4 5 z u m

g r o ß e n T e i l zerstört wurde, sind wir bei der Ausstattung der W a n d m a l e r e i e n a u f die S c h i l d e rungen v o n W a l t e r FRIES aus dem J a h r 1 9 2 4 angewiesen. E r beschreibt eine Freskenmalerei mit dem b e s c h r i e b e n e n M o t i v aus d e m U m k r e i s Ernst Pleydenwurffs an der N o r d w a n d des C h o r e s , datiert a u f 1460—1470 (FRIES, St. Katharina, S. 9 0 ) . D a n e b e n war es a u f d e m Mittelschrein des B e h a i m s c h e n Altars (FRIES, St. Katharina, S. 1 0 3 und A b b . 2 0 ; KUTSCHBACH, D ü r e r , S. 2 2 ) a b gebildet sowie als A u ß e n b e m a l u n g der Flügel eines Epitaphbildes Peter V o l c k a m e r s und seiner Frau Apollonia M e n d e l (FRIES, St. Katharina, S. 107). Leider nicht aus d e m N ü r n b e r g e r K a t h a rinenkloster

und deswegen nur in dieser F u ß n o t e erwähnt, aber v o n überaus g r o ß e m Interesse

ist in diesem Z u s a m m e n h a n g eine R a n d z e i c h n u n g in d e m Kollectar der D o m i n i k a n e r i n M a r gareta W i d m a n n aus St. Agnes in Straßburg ( 1 4 9 5 ) . Sie illustiert einen B e r i c h t v o n der Profess der D o m i n i k a n e r i n und dürfte v o n ihr selbst in Analogie zu ähnlichen w i e die o b e n erwähnten A b b i l d u n g e n der mystischen H o c h z e i t der Katharina v o n Alexandrien gemalt w o r d e n sein. Das Christuskind, v o n Maria gehalten, reicht der v o r i h m k n i e n d e n N o n n e m i t der r e c h t e n H a n d den R i n g zur V e r m ä h l u n g und segnet sie mit der L i n k e n . A b b i l d u n g und K o m m e n t a r s. KRONE UND SCHLEIER, S. 4 2 7 f. Margareta interpretierte ihre Profess d e m n a c h selbst eindeutig als geistliche Vermählung. 468

Z u r E n t w i c k l u n g v o n K u l t und L e g e n d e s. ASSION, Katharina v o n Alexandrien, Sp. 2 9 0 .

469

SAUER, S p o n s a l i z i o , S . 3 4 4 f .

4711

S . L U I T P O L D H E R Z O G VON B A Y E R N , D i e f r ä n k i s c h e B i l d w i r k e r e i , T e x t b a n d S . 4 8 u n d d i e

dazugehörige A b b i l d u n g i m nicht mit Seitenzahlen ausgestatteten Bildband. 471

C e n t . V I , 43', fol. 246 v —247': „Es ist ain g e w a n h e y t unter den w e r n t l i c h e n vermahelten,

das sy als pald [vnd] sy v e r m e h e l t w e r d e n , so forschen sy zestund von d e m hauß gesind vnd den freunden, dyrn vnd k n e c h t e n , w y des p r e w t i g a m syten sein, was er am maysten lieb hab, was er

182

II. Innenperspektive

des Konvents und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

auch die sponsa Christi in mancher Hinsicht einem ehelichen Joch unterworfen, denn auch in ihrem Fall griff „das gesetz vnd recht der kanschafft: das dye prautt sey vnder d e m gewalt oder gepyett des preutigam" 472. Die eheartige, partnerschaftlich verstandene Beziehung zu Christus sollte das Verhalten im klösterlichen Alltag bestimmen. In der Regel des Hieronymus an Eustochium werden exakt die von Angehörigen der R e f o r m b e w e g u n g für den weiblichen Klosterkontext als essentiell e m p f u n d e n e n Elemente des Klosterlebens — die Armut, der klösterliche Gehorsam u n d die Notwendigkeit der Klausur — auf die besondere Beziehung zwischen Christus und der N o n n e zurückgeführt. 4 7 3 Die Gunst des Bräutigams nicht zu verlieren, 474 bzw. positiver formuliert seinen göttlichen Augen zu gefal-

n e m e , was sein gewonheyt sey seins lebens, was sein speys sey, in wes wollust v n d er freud habe, vnd was sy aus d e m vernympt, so schikt sy sich, das sy den siten des preutigams ir frölichkayt, iren fleiß, ir leben, gehorsam [einf. gebe] vnd ain trechtig sey mit im. Also du, dy Christum zu ainem preutigam hast, frag von den hauß genossen vnd dynern dy syten [fol. 247'] deines preutigames vnd fleissiclich vnd sorgvelticlich erforsch, in w e m er am maysten ain wollust habe vnd welcher gelegenhayt der clayder, welcher zyr er in dir beger." 472

Cent. VI, 98, fol. 78 v ;vgl. C e n t . VII, 13, fol. 139 v -140': „Hestu [hättest du; fol. 140'] einen totlichen gemahel g e n o m e n , wolstu im sein frewntschaft behaltn vnd im an genem [sein] vnd von im geliebt werden, so m ü ß t u ye dein möglichen fleyß thun, alles das zu thun, das sein will vnd begerung wer, vnd alles das zu lossen, das im widerwertig oder mißfellig wer, wie vil m e r deinem got vnd deinem herrn vnd gesponsen." Allzu deutlich bezeugen für Laien konzipierte u n d zufällig in die Klosterbibliothek gelangte Ehepredigten u n d -traktate die U n t e r o r d n u n g der Frau unter ihren E h e m a n n , inklusive seiner Verfügungsgewalt über ihren Körper. Wenngleich das Bild einer v o n gegenseitiger Liebe getragenen Partnerschaft entworfen wird, so wird bei E h e p r o b l e m e n d e m M a n n das R e c h t zur Z ü c h t i g u n g seiner Frau zugestanden, während der Frau bei Verfehlungen ihres Mannes als letztes Mittel lediglich die Hilfe eines Geistlichen bzw. die Fürbitte für ihren M a n n empfohlen bekam. Vgl. Cent. VI, 44, fol. 27 T -32 V : ,Predigt über die Hochzeit zu Kana und den Ehestand'; a.a.O., fol. 33'—37v: ,Traktat vom ehelichen Leben'; Nürnberg, G N M , Hs. 877, fol. 73'-80':,Exempel zum Keuschheitsgelübde'; G N M , Hs. 15 131, fol. 122'-138 r : , Brief eines Unbekannten an seine jüngst verheiratete Schwester Barbara: Vom Ehestand'. 473 S. Cent. VI, 98: Die A r m u t begründet der Verfasser damit, dass Christus „nichcz irdischs bey im leydt in seiner w o n u n g " (fol. 67'). D e r klösterliche Gehorsam erklärt sich aus der U n t e r o r d n u n g der Braut unter den Bräutigam u n d seine irdischen Repräsentanten (fol. 77v—78v). D e r vor M ä n n e r n geschützte Bereich der Klausur sei v. a. aufgrund der eifersüchtigen N a t u r Christi notwendig, die keinerlei N e b e n b u h l e r dulde (fol. 114v—115'): „Ir allerlyebsten, eur hymlischer preutigan ist ein über grozzer lyebhaber vnd leydt mitnichte, das sein prewt sich offenlich erzaign vnd gesehn werdn, das sy icht wegert werdn von den lyebhabem der weit. Er wil allveg [immer] allain mit seinen preuten kürczweillen vnd begert auch allein bey in ze sein. Er wil nyemant zu solher kürzweil lassen, er hat von den andern allen ein verdenkchen [Verdacht] vnd zweyfel vnd traut gar kaym nit. Er ist so h o c h m ü t t i g ob ir ein andern lyebhaber sücht, zehantt schaitt er sich von euch, also üppig das er zu hant auflöst das pant gaystlicher kanschafft vnd dyselb gancz zu rütt vnd entschaitt. Vnd darumb, mein frawen, w e n n [weil] ir seit preut meines herren, schult ir ewch selbs in aller hütt enthalten, das eur preutigan, der so gar suezz v n d güttig ist, von euch icht geschaiden werd. [...] [fol. 115'] Ir schult in e w r n kloster bleyben als in eym haymlichen gemach bey e w r m preutigan. Es schol kayner auß euch zymlich oder erlaubt sein, über die rayn [Begrenzung] oder march [Grenze] des klosters ze geen." 474 Cent. VI, 58, fol. 77v—78': „ W a n n du hast dir y m e r erwelet gar einen h o h e n , kostlichen, mynsamen gesponsen, d e m du also vertrewet pist. Es ist Christus Jesus, der sune gottes v n d auch der j u n c k f r a w e n . Er ist leutselige, hübsche vnd schöne nach der form vor allen kyndern der werlt, in, den die heiligen engele allzeit begerent ze sehen vnd vor dez klarheit sich sunne vnd m a n

1. Rekonstruktion

vorreformatorischer

Spiritualität

im Kloster

St.

Katharina

183

len, 475 werden zu den beiden Maximen, an denen alles Tun und Lassen geprüft werden soll. Gleichwie jeder weltliche Mensch sein Haus mit den Dingen zu bemalen pflege, mit denen er beruflich in Verbindung steht, der Kaufmann mit Waren, der Handwerker mit seinem Handwerk, so gelte für die Nonne: „Also sol thun die junckfraw, die dem herrn wil j u n c k f r a w beleiben, dy schol malen in das hauß irs herczens, das ist in ir bekentnüß vnd [fol. 76'] gedechnüß, Jesum Christum, ihren gesponsen, daz sy den sol zu allen Zeiten gegenwertig haben, was sy thu oder laß, als ob er ir ste vor iren äugen, vnd denn dar czu sein heiligs mynnyglichs leiden, daz gern vnd oft bedencken sol, vnd auch das leben der junckfraw Marie vnd anderer heiliger j u n k f r a wen. " 476

Der himmlische Bräutigam lasse sich im Gegensatz zu weltlichen Ehemännern nicht durch Äußerlichkeiten betören, er begehre „nicht dy schöne des leibs besunder der sei". Sie gelte es zu zieren „mit dem gold der gerechtigkayt, mit dem edeln gestein der heylikayt, mit wasserperl der raynikait, für den golsch [kölnischer Barchet/Barchent: ein aus Leinen und Baumwolle dicht gewirkter Stoff] vnd seiden rök der parmherczikeit vnd miltikayt" 477. Mit Tugenden geziert,4™ nach innerlicher Vollkommenheit strebend, dem klösterlichen Gehorsam folgend, von der Welt verschmäht und in Liebe zu ihrem Bräutigam entbrannt, diese Attribute weisen „eine rechte gesponse Christi" und „wirdige tochter von Syon" 479 aus. Je mehr sie von der Welt verschmäht werde, desto inniger werde ihre Beziehung [Mond] allzeit verwundern, [fol. 78r] O sihe dich eben an, piß fursichtige, tu vff die äugen deiner sele vnd sihe, daz er auch keiner hant flecke an dir finde, vmbe die er dich möchte verwerffen oder Verstössen. Vnd darumb, du aller liebste gesponse Christi, höre, höre was ye von not tun must vnd wie du dich im solt ersamlichen erpieten, welcher hant zierheit du must haben, also daz du gevallest seinen gotlichen äugen. Wann er, daz ist dein himelischer gesponse, ist dis art vnd natur, daz er nicht mynet die außwendigen zierheit, allein die innerlichen." Cent. VI, 43', fol. 2 4 6 " : „Erkenn dein wesen, dein stat, dein fiirsatz! Du wirst genant ein gespuncz Jesu Christi. Sich, das du icht etwas vnwirdig tust gen den, dem du vermehelt pist. Er beschreibt pald das püchel der ee [fol. 246v] precherey, ist, das er in dir vindet ain eeprechery." 475 Cent. VI, 59, fol. 237': „Lob vnd er sey gesagt Got dem vatter in seiner ewikeit, der euch erloset hat von dem gewalt diser vinsternuß und hat euch erhaben in das reich seins lieben suns, Jhesu Cristi, dez edeln gespunczen, zu dem ir euch vermehelt habt, in dem ir besten schult vnd beleiben, vnd wandeln als er gewandelt hat, daz ist in warer lieb, in tifer dymüttikeit, in stetiger gehorsam, in klar lauterkeit des leibs vnd der sei. Also daz ir mit den andern tugenten wert gezirt, daz ir im wolgevalen mugt. [...] Nun ist daz ye in der warheit, daz ein leipliche praut verlaßen muß vater vnd muter, swester vnd prüder, vnd an hangent irem prewtigam, vnd sich fleisen seines wilen. Also schol daz auch sein in der geistlichen vermehclung, daz sich ein iczliche prawt Jhesu Christi schol mit ganczem fleiß sich dor zu schiken zu volpringen sein wilen vnd sich zu ziren, im wol zu gevalen, nicht mit außwendiger zir der kleider oder des leibs, besunder mit der zier der tugend." Cent. VII, 13, fol. 140v—141': „Den selben heyligen junckfrawen soltu nach volgen vnd dein lieb vnd trew also stet vnd trewlich an im hallten vnd dich auf das höchst fleissen [fol. 141'] seins gefallens." 476 Cent. VI, 43b, fol. 75 v -76'. 477 Cent. VI, 43', fol. 247 v -248'. 4 ™ Cent. VI, 59, fol. 237'-238 v . 47 '' Zitat Cent. VI, 58, fol. 79'-. S. gesamte Passage fol. 78'-80'.

184

II. Innenperspektive des Konvents und Außenperspektive protestantischer

Klosterkritiker

zu C h r i s t u s . 4 t i " D i e E x k l u s i v i t ä t , m i t d e r C h r i s t u s die A u f m e r k s a m k e i t d e r N o n n e b e a n s p r u c h t , u n d die A n g l e i c h u n g s e i n e r R o l l e an d e n s o z i a l e n Status e i n e s spätm i t t e l a l t e r l i c h e n E h e m a n n s b i l d e n die K o n t u r e n e i n e s s e h r m e n s c h l i c h e n

und

m a s k u l i n e n C h r i s t u s b i l d e s i m g e i s t i g e n K o n t e x t d e r N o n n e n in S t . K a t h a r i n a . D a m i t e i n h e r g e h t in u n s e r e n Q u e l l e n e i n e F e m i n i s i e r u n g des J u n g f r ä u l i c h k e i t s i deals d u r c h t y p i s c h w e i b l i c h e A t t r i b u t e w i e U n t e r o r d n u n g , G e h o r s a m , D e m u t , G e d u l d , M ä ß i g k e i t u n d L i e b e , die m i t d e r k ö r p e r l i c h e n U n v e r s e h r t h e i t v e r b u n d e n w e r d e n . 4 8 1 W ä h r e n d in M ä n n e r k l ö s t e r n das V i r g i n i t ä t s i d e a l a m V o r a b e n d d e r R e f o r m a t i o n v o n d e r M e t a p h e r des miles christi i m h e i l i g e n K a m p f b e s t i m m t w a r , w u r d e d e n g e i s t l i c h e n F r a u e n in S t . K a t h a r i n a e i n e S e l b s t d e f m i t i o n

über

die B r a u t m e t a p h o r i k n a h e g e l e g t , w e l c h e d e r w e i b l i c h e n N a t u r in d e n A u g e n d e r S e e l s o r g e r w o h l a u c h e h e r e n t s p r a c h . 4 8 2 Statt d e r „ M i m e s i s v o n k ä m p f e n d e r J u n g f r a u u n d s i e g e n d e m C h r i s t u s " d o m i n i e r t in d e n h i e r u n t e r s u c h t e n m e n t e n die Auffassung v o n einer „ P a a r b e z i e h u n g " .

483

Doku-

B r ä u c h e aus d e m w e l t -

l i c h e n E h e l e b e n w u r d e n e i n f a c h a u f die g e i s t l i c h e E h e ü b e r t r a g e n . S o riet d e r leibliche B r u d e r der N o n n e A n n a Piberin

484

in e i n e m N e u j a h r s b r i e f an s e i n e

480 A. a. O,. fol. 79v—80': „Wann ye mer do von allen menschen verdrücket bist ye mer vnd mere du Christo Jesu behagest. Macht du aber durch [fol. 80'] Christum nit verworffen gesein, so pist du auch warlichen sein gemahel nicht, der so vil verspottens vnd verschmechte vmb dich geliden hat." 481 Die Trias Liebe, Reinheit und Demut erscheint häufig, z. B. Cent. VI, 58, fol. 80': „Du solt wissen, daz dir die megtliche reinikeit deines fleisches lutzel nucze ist, du habest denn auch pey dir das ole der mynne vnd den geist der gruntlichen diemutikeit." Cent. VII, 20, fol. 203 — 207" erweitert die Trias um die Betrachtung des Leidens und aus ihr erwachsende Dankbarkeit sowie Stetigkeit. S B B - P K , Mgo 467, fol. 150v—151' verbindet mit Keuschheit die Tugenden Demut, Geduld und Mäßigkeit. 482 In dieser Hinsicht gab es bereits im ausgehenden Mittelalter eine unterschiedliche Definition von Mönchen und Nonnen (s. BUGGE, Virginitas, S. 79). Eine Ausnahme bildeten allerdings Situationen der fleischlichen Anfechtung. Hier fand der Topos des geistlichen Kampfes auch bei Frauen weiterhin Anwendung. Sie wurden aufgefordert, sich ihrer Weiblichkeit zu entledigen, um im Stile einer mutier virilis stark, mutig und männlich zu kämpfen. Vgl. Cent. VI, 58, fol. 223"; Cent. VI, 46 J , fol. 105"-107 v ; Cent. VII, 81, fol. 18'. Solcher Art Aufforderungen waren unter Umständen eingebettet in misogyne Aussagen über weibliche Unbeständigkeit und Verfuhrbarkeit. Vgl. Hieronymus, Cent. VI, 98, fol. 1 0 4 " : „Es ist kain gifft schedlicher den frawen, den [als] eyn girlich naygung oder leyppliche lyeb gegen dem mann, aus welcherlay sach dy selb lyeb kümpt. Es ist layder ain vnsälige aygenschafft vnd gelegenhait ewr weybpliher [sie] natür, ob halt ein weib heiliger mer denn zymlich zu reddn ist, ist das sy verhefft wirt mit eym mann oder czu ym ein gehaym gwindt, [fol. 104 v ] wy geistlich er halt ist, so wirt sye doch mit naturlicher bewegung vnd Übung in die leng genaigt czu pöshait oder sunden, ist das dy tugent oder starcke an dem mann ab nympt oder nit gar fast vnbestendig ist." A.a.O., fol. 117": „Dy aller heyligist vnd allerwürdigist junkfraw aller junkfrawen, Maria, dy muter christi, mitsampt andern heylign junkfrawen schol eweh leren prechen vnd überwinden alle blodikait vnd waych weyplicher natur vnd wye ir behalten schult den fursaez der heyligen junkfrawenschafit." 483

Vgl. OPITZ, U n b e r ü h r b a r k e i t , S. 7 1 .

Anna Piberin verließ St. Katharina 1457, um den Bamberger Konvent zu reformieren. Vgl. MEYER, Reformado IV und V, S. 108. LEE, St. Katharina, S. 339 (seine Datierung der Versetzung der Piberin auf 1451 ist wohl eine Verwechslung mit dem Datum der Reform des ersten Bamberger Ordenszweigs). 484

1. Rekonstruktion

vorreformatorischer

Spiritualität

im Kloster

St.

Katharina

185

Schwester, sie solle es mit ihrem geistlichen Ehemann halten, wie es unter weltlichen Eheleuten am Neujahrstag die Sitte sei, die sich gegenseitig beschenken. 485 Die Gabe des himmlischen Bräutigams identifiziert der Autor des Neujahrsbriefs u. a. mit der Vergebung der Sünden, dem ewigen Leben, der Barmherzigkeit, Milde, Tugend, Gottesliebe und vor allem mit Christi stellvertretendem Leiden. Die Gegengabe, die der Autor des Briefs der Nonne aufträgt, ist ein „gemeites [lustiges] krenczlein von den rosen der lieb vnd von [fol. 58r] liligen [Lilien] der kewscheit vnd von purpur plumlein herczenlicher inniger frewd vnd von feiel [Veilchen] der demutigkeit". An Stellen wie dieser zeigt sich, dass sich die Ehe mit dem himmlischen Bräutigam nicht ausschließlich als Unterordnung unter den Herrn und Gebieter versteht. Der Bräutigam hat den Zutritt seiner Braut zum ewigen Leben teuer mit seinem Leben bezahlt. Sein Erlösertod und seine in der Passionsbetrachtung vergegenwärtigte Liebe zur Sünderin gehen dem Aufruf zur Gegenleistung voraus. Einem Gefühl der Dankbarkeit entspringt die Liebe der Jungfrau zu ihrem himmlischen Bräutigam, denn eine Synthese von Passionsmystik und vergegenwärtigtem Brautkonzept machen aus Christus den, der sie zuerst geliebt hat.4Hfl Diese Reaktion auf die Liebe Christi fugte sich blendend in das Unterweisungsprogramm für geistliche Ehefrauen ein, ganz gleich ob dieses brautmystisch erotische oder rein platonische Züge trug. ™ Die Liebe zu Christus, ihrem irdischen und himmlischen „Gesponzen", sowie die Sehnsucht nach der Vollendung dieser jetzt noch unvollkommen erlebten Partnerschaft im Jenseits sind ausschlaggebend für die Heilssicherheit der Nonne. 488 Der Braut Christi, die 485

Cent. VII, 39, fol. 57'-58". Vgl. das Zitat auf S. 180, A n m . 465. D e r Bildtypus des menschlichen, männlichen Passionschristus, wie er in den Zellen von Frauenklöstern gern auf Votivbildern zur individuellen Kontemplation gebraucht w u r d e (vgl. Abb. S. 167 aus d e m Breviarium R o m a n u m der D o m i n i kanerin Katharina Muffel), dürfte Dankbarkeit u n d G e g e n - bzw. Gottesliebe bei der Betrachtenden evoziert u n d den Aspekt des richtenden Christus in den H i n t e r g r u n d gerückt haben. 486

487 In einem Unterweisungstraktat für Jungfrauen, der das Herz der Jungfrau allegorisch mit d e m Bild eines Hauses fasst, bildet die Grundfeste der christliche Glaube, die vier W ä n d e versinnbildlichen die vier Angeltugenden der Mäßigkeit, der Vorsicht, der Stärke und der Weisheit. Das Dach steht für die Gottesliebe, welche wiederum ihren Ursprung in der Brautliebe hat: „Was ist das haus geistlich? Spricht Sant Bernhard: »Es ist das hercz, das ist ein haus aller tugent.« D a r u m b will die j u n c k f r a w bewarn ir kewscheit, so bewar [sie] newrt das ersten das hercz, das sy in d e m gern w o n e , also das sy alweg etwas geistlichs, götlichs gegenwertig hab, da mit sy vertreib eytel pöß gedencken. [...] N u , was ist die gruntfest des haus? Das ist der kristenlich gelaub. [...] D y vier w e n d diß hauß sein die vier angel tugent: messikeit, fürsichtikeit, sterck vnd Weisheit. Das dach auf d e m hauß ist anderes nicht w e n n dye götlich lieb, auß der sy haben schol ein gute götliche meynung, das sy von lieb wegen, dy sy haben schol zu irem gespons Jesu Christo in allem irem leben nit anders such vnd meyne, denn ploß dy er gotes vnd das heyl ir sei. Vnd ir hercz schol recht prynen vor lieb zu irem gesponsen." (Cent. VI, 4 3 \ fol. 75 v ). 488 Vgl. den dritten Sendbrief des Falder-Pistoris an die Priorin in St. Katharina Gertrawt Gewichtmacherin (Cent. VII, 20, fol. 220 v -223 r ). Falder-Pistoris legt hier das Gleichnis von den klugen u n d törichten Jungfrauen aus. Pragmatisch stellt er als Ursache für verloschene Lampen fest: „prynnt dy lamppe nit, hat sy nit oley [Ol], ist der zach [Docht] nit lauter vnd rechtvertig" (fol. 221"). Die Öllampe deutet Falder-Pistoris als Sinnbild für das Herz: „Ir wißt, das die lampen geschickt ist wie das hercz: unten zu, oben offen" (a.a.O.). Eine mit O l gefüllte Lampe bedeute

186

II.

Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

über diese beiden Beziehungsaspekte wacht bzw. an ihnen arbeitet, wird in der Seelsorge zugesprochen, dass sie mit dem Bräutigam in das himmlische R e i c h eingehen, 4 8 9 und dass Christus ihr die Treue halten wird. 4 9 0 Im Unterschied zu einer weltlichen Frau darf die ehemalige Nonne Christus am jüngsten Tag nicht nur als iudex, sondern gleichzeitig als ihren Bräutigam erwarten. 491 In der Liturgie der Jungfrauenweihe wird der Braut Christi der Schutz des Bräutigams im himmlischen Gericht sogar ausdrücklich zugesichert. 492 Das Konzept der geistlichen Ehe mit Christus dürfte demnach in entscheidender Weise Niederschlag in der Christologie der Nonnen gefunden haben, so dass es berechtigt scheint, von einem spezifischen Christusbild klausurierter Frauen zu sprechen. W i e die angeführten Textstellen zeigen, boten brautmystische Christologie und ihre praktische Umsetzung im Hier und Jetzt eine viel genutzte Möglichkeit zur Domestizierung innerhalb der cura monialium. Indem die Seelsorger die Nonnen an ihren Gehorsam ihrem himmlischen Ehemann gegenüber erinnerten, garantierten sie damit gleichzeitig ihre Unterordnung unter die klösterliche Obrigkeit. Darüber hinaus war die Vorstellung von der Braut Christi in der erbaulichen Literatur der lectio privata allgegenwärtig: Die gegenseitige Liebe zwischen Braut und Bräutigam war in der Passionsbetrachtung gleichermaßen angelegt wie in brautmystisch gefärbten Texten. Die sponsa-Christi-Metapher bildete zudem einen entscheidenden Aspekt in bildlichen Heiligendarstellungen, die die Nonnen in St. Katharina täglich sahen, 493 sowie in den Legenden derjenigen

ein „hercz vol inprünstiger, hicziger be[fol. 222']gird mit sand Paulus, vnd begerd auffgelöst werden vnd leben mit Christo Jesu vnd geledigt von allen sorgen" (fol. 221 v —222 r ). D e n D o c h t zu bereiten bedeute den Vorsatz zu haben, Christus zu gefallen. W e n n diese beiden Aspekte in ihrer Christusbeziehung intakt seien bzw. repariert würden, wären die N o n n e n in St. Katharina zu den fünf klugen Jungfrauen zu rechnen: „Also habt ir, mein frume tochter, das daz herc ist die lampen, das oley [Ol] die andechtige begird noch Jesu, ewrem gesponßen, der zach [Docht] ewr gut selig mainung, y m allein zu gefallen, das liecht recht hiczig mynne zu ym vnd lauter lieb zu dem nahsten. Prynnt nu ewr lampen on verloschen, vnd wert ir also da mit beharrend funden, seit gwiß, ir werd mit Jesu vnverseumt in gen [hineingehen] (fol. 222 v ). 4 8 9 A.a.O., fol. 221™: „Merckt, aller liebste mutter priorin, seht, daz ir icht verzogen seit [dass ihr es nicht hinausschiebt]! D i e Zeit ist gegenwertig. Prynnt eur lamppen frölich vnd klar, ir werd in gen mit Jesus. Spart ir aber euch aber [sie] mit oley vnd z [Docht], ir werd her vor gelossen. Y e d o c h hoff ich, sy prynn vnd leucht den gwissen steig [Pfad, W e g ] , wann kayn die vertrawt hat Jesu [fol. 221 v ] ist von im verlossen." 4 9 0 Cent. VII, 13, fol. 1 5 0 v - 1 5 1 r : „Hab lieb den frewnt für [lieber als] all dein frewnt, der, als dir alle dinck enezogen werden, [fol. 151'] so wirt er allein sein trew an dir hallten, vnd an dem tag deiner begrebtns [Begräbnis], so all dein frewnt von dir werden weichen, so wirt er dich nit verlossen, sunder er wirt dich beschirmen vor den schreyenden hellischen leben." 4 9 1 Cent. VI, 98, fol. 128 r : „Also ir allerlyebsten, schuldt ir in dem kloster bleyben, als dy entslaffen seint mit dem slaff der rwe vnd des frids. V n d also seint wartend ewrs hymlischen preuttigan vnd richtter, vnd wartten auch des grossn grausamen tags des ängstlichen gerichts." [Hervorhebung B . S.]. 4 9 2 S. METZ, La Consecration, S. 4 4 8 . 4 9 3 Letztendlich ist tatsächlich zu fragen, ob im Hinblick auf die Christologie bildliche Darstellungen wichtigere Aspekte ge- und erlebter Frömmigkeit zu transportieren in der Lage sind als schriftlich fixierte D o k u m e n t e . S. ANGENENDT, Geschichte der Religiosität, S. 1 2 0 - 1 4 9 . W i e

i. Rekonstruktion

vorrejormatorischer

Spiritualität

im Kloster St.

Katharina

187

weiblichen Heiligen, die ihnen als Ideale gelten sollten. Es ist daher anzunehmen, dass das Brautkonzept zwischen Nonne und Christus für die Schwestern in St. Katharina alles andere als eine leere Metapher bedeutete.

1.4.3. 1.4.3.1.

Vergleich der geistlichen mit der weltlichen Ehe Evaluation und Pastoration der weltlichen Ehe in Nürnberger Predigten

und Unterweisungen für

Laien

Die Untersuchung der sich mit den T h e m e n Ehe und Jungfräulichkeit auseinander setzenden Texte der Klosterbibliothek im Hinblick auf das Wesen und den Wert, den sie der weltlichen Ehe zuschreiben, kommt zu dem Ergebnis, dass die Inhalte stark vom Profil der Hörerinnen bzw. Leserinnen bestimmt waren und die Bewertung, die innerhalb des Klosters vorgenommen wurde, sich von der der städtischen Umwelt unterschied. Traktate, die ursprünglich für Laien entworfen worden waren und eher zufällig als Schenkungen oder mitgebrachtes Privateigentum den W e g ins Kloster gefunden hatten, 494 zeichnen ein positiveres Bild von der weltlichen Ehe als speziell für Nonnen konzipierte Quellen. Jesu Anwesenheit auf der Hochzeit zu Kana deutete ein anonymer städtischer Prediger beispielsweise als Christi Bestätigung der Ehe. 495 Wenngleich es dem jungfräulichen Dasein und dem Leben der Witwe untergeordnet war, galt das eheliche Leben doch als die von Gott im Paradies gestiftete Lebensform, die den Fortbestand der Menschheit sicherte. 496 anhand der Paradiesgartendarstellung auf S. 6 8 und den oben angeführten Altarbildern ersichtlich ist, wurde das Konzept der geistlichen E h e bildlich mit dem Christuskind dargestellt. Es ist möglich, dass die Darstellung des Bräutigams als Kind bewusst gewählt wurde, um die erotische K o m p o n e n t e des Brautkonzepts zu mildern (so HAMBURGER, Nuns as Artists, S. 57). 494 Cent. V I , 44, fol. 27"—32 v : ,Predigt über die Hochzeit zu Kana und den Ehestand', a.a.O., fol. 33'—37 v : ,Traktat vom ehelichen Leben' (Band ins Kloster gebracht von Schwester Kunigund Schreiberin); Cent. VI, 43°, fol. 265"—274":Johannes Nider:,Predigt von dreierlei Eheleuten' (Schenkung einer Jungfrau Barbara Prucklerin); Nürnberg, G N M , Hs. 877, fol. 7 3 - 8 0 ' : ,Exempel zum Keuschheitsgelübde' (von Schwester Cecilia R o t i n mit ins Kloster gebracht); G N M , Hs. 15 131, fol. 122—138': ,Brief eines Unbekannten an seine jüngst verheiratete Schwester Barbara: Vom Ehestand' (Provenienz unbekannt). 495 Cent. V I , 44, fol. 27": „Diez ist daz heilige ewangelium von der hochczeit, do vnser herr Jesus Christus wasser czu weyn hatte gemachet vnd mit syner heiligen gegenwortcheit beweret hat, daz nicht sünde ist an die heiligen ee czutreten, das es mit rechte mag getun [werden]." A.a.O., fol. 28"—29': „So wolde Jesus in [fol. 29'] der hochczeit sein, dor vme daz Jesus das eliche leben bewerte vnd bestetigte. Jesus hatte beweret daz iuncfreuliche leben do mit, daz Jesus von der iunefrawen wolde geporn werden, daz wettwenliche wesen [die Witwenschaft] hat Jesus beweret do mit, daz Jesus von Anna in dem tempel wolde gebenediet [sie] werden. N u gepurte [gebührte] sich, daz eliche leben mit syner gegenwortcheit auch czu bestetigen, daz Jesus do mit gebe czu vornemen [vernehmen], daz der mensch in dyser drierley wesen vordynen mochte daz ewige l e b e n . " 4 % A.a.O., fol. 29'. D e r Autor der ,Predigt über die Hochzeit zu Kana und den Ehestand' b e gründet die W ü r d e des ehelichen Stands damit, dass Gott ihn im Paradies, zur Zeit der Unschuld geschaffen habe. Es deutet sich hier die Vorstellung von einem asexuellen, sündlosen U m g a n g

188

II.

Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

Da die ehelichen Werke automatisch die Gefahr der lauernden Sünde implizierten, wurden den Laien genaue Regeln an die Hand gegeben. 497 Eine besonders radikale Lösung bot der Aufruf an Gläubige, eine Josephsehe zu fuhren. Johannes Nider ermutigte um 1435 in seiner ,Predigt von dreierlei Eheleuten Ehepaare dazu, wie Bruder und Schwester miteinander zu leben, vorausgesetzt die Gnade Gottes ermögliche ihnen den Schritt zum Abbruch ihres Sexuallebens. Der Predigt liegt der Ausspruch des Paulus in 1. Kor 7, 29 4 9 9 zugrunde. Nider unterscheidet viererlei Eheleute. Die erste Gruppe besteht aus Verheirateten, „die zu der ee gegriffen hand von blödikeit ir begierd" 5 0 ü , ihre Ehe vollzogen haben und auch weiterhin sexuell miteinander verkehren. Wenngleich das eheliche Leben als gut bewertet wird, so ist es doch offensichtlich, dass es sich für den mit dem paulinischen Ehekapitel (1. Kor 7) argumentierenden Nider dabei lediglich um ein Zugeständnis an diejenigen handelt, die zur Keuschheit nicht begabt sind. Die zweite, bessere Gruppe von Eheleuten besteht seiner Meinung nach aus solchen, die frei von der concupiscentia sind, aber dennoch — ohne dabei Lust zu empfinden — sexuell mit dem Partner bzw. der Partnerin verkehren, damit für diese oder diesen kein Anlass zum Ehebruch besteht. In Anlehnung an die augustinische, psychische Definition von Jungfräulichkeit, die das Augenmerk weniger auf die körperliche Unversehrtheit als auf die Reinheit des Willens lenkt, kann Nider solchen Ehepartnern bereits den sechzigfältigen Lohn der Witwen zusprechen. Innerhalb Niders wiederum besseren, der dritten Kategorie von Eheleuten, entschließen sich die Partner zu einem bestimmten Zeitpunkt ihrer - evtl. auch kinderreichen — Ehe gemeinsam, von nun an auf die Ausübung ihrer ehelichen Pflichten zu verzichten. Offensichtlich existierten im 15. Jahrhundert laut vorgebrachte, theologische Gründe gegen die Josephsehe, wie z. B. die o. g. Beauftragung des Menschen zur Zeugung

Adams und Evas vor dem Sündenfall an. D e r Verfasser des,Traktats vom ehelichen Leben' sowie der Autor des Ehebriefs an seine Schwester hingegen verbinden die W ü r d e des Ehestands mit dem göttlichen Auftrag zur Zeugung von N a c h k o m m e n (vgl. Cent. V I , 4 4 , fol. 33 r und Nürnberg, G N M , Hs. 15 131, fol. 1 3 2 M 3 3 ' ) . 4 9 7 Vgl. Cent. V I , 4 4 , fol. 3 3 v - 3 4 ' : Während der Menstruation und Schwangerschaft, innerhalb der Fastenzeit und in von der Kirche als heilige Zeiten ausgewiesenen Perioden war sexuelle Enthaltsamkeit geboten. In der restlichen Zeit entschied die Motivation zum Geschlechtsverkehr darüber, ob es sich dabei um Sünde handelte oder nicht: Legitimiert wurde Verkehr zur Zeugung von N a c h k o m m e n , zur Erfüllung der Ehepflicht und um bei sich selbst oder beim Ehepartner Unkeuschheit mit anderen Personen zu vermeiden. Aus dem Lustprinzip veranlasster Sex dagegen galt auch zu erlaubter Zeit als Sünde. Todsünde war es, wenn ehelicher Verkehr nicht „in rechter weys nach dem als das die natur geordnet hat" oder in U n m a ß e n ausgeübt wurde. S. Nürnberg, G N M , Hs. 1 5 1 3 1 , fol. 1 3 1 ' - 1 3 4 r . 4 9 s Cent. VI, 43% fol. 2 6 5 v - 2 7 4 " . Eine Parallelüberlieferung nach Berlin, S B B - P K , M g q 1593 findet sich gedruckt in: HANSEN, Hexenwahn, S. 437—444. Die im Folgenden zitierten Textstellen sind dort entnommen. In der Sekundärliteratur wird die Predigt meist als , Predigt von dreierlei Eheleuten' bezeichnet (z. B . KARTSCHOKE, Ehelehren, S. 147 f.), der T e x t unterscheidet allerdings vier verschiedene Gruppen von Verheirateten. 4 9 9 In der Lutherübersetzung: „Die Zeit ist kurz. Fortan sollen auch die, die Frauen haben, sein, als hätten sie keine." 500

HANSEN, H e x e n w a h n , S . 4 3 8 , Z .

27.

i. Rekonstruktion

vorreformatorischer

Spiritualität

im Kloster St.

Katharina

189

von Nachkommenschaft. 51,1 Gegen diese argumentierend, begründete Nider sein Werben für innereheliche Enthaltsamkeit mit Jesu Empfehlung der Jungfräulichkeit für diejenigen, die sie fassen können (Mt 19, 12). Er nennt fünf Voraussetzungen, die Paare erfüllen müssen, die sich zu diesem Entschluss durchgerungen haben. Sie entsprechen weitgehend den Bedingungen für einen Klostereintritt: Der Wille zur ewigen Keuschheit, das Bestehen einer Erprobungsphase, die mentale Vorbereitung auf unvermeidbare Anfechtungen, der Entschluss, Quellen der Anfechtung zu meiden, sowie das tägliche Gebet um die Gabe der Keuschheit, ohne die kein Mensch die Anfechtung bestehen kann. Kein Wunder also, dass Nider in der Josephsehe eine Möglichkeit sieht, dem Lohn eines klösterlichen Lebens nahe zu kommen: „ M e r c k ain kurtze 1er: wiltu in der ee rain u n d kunsch b e l i b e n , so soltu din schwester [Schreibfehler, g e m e i n t ist die Ehefrau] glich als din schwester halten. D i e s e weis hand g e fiirt vil k u n s c h e r eelut, die v o n ainander gelegen sind, die in der w e i t e n m i t t e n in ir hus ain closter g e b u w e n hand u n d in der w e i t < e r > w u r b e n , das m e n g e m gaistlichen m e n s c h e n tür [teuer] was i m c l o s t e r . " (HANSEN, H e x e n w a h n , S. 4 4 3 , Z . 2 9 - 3 4 . )

Will man Niders Beteuerungen Glauben schenken, so kannte er selbst eine Anzahl solcher Josephsehen aus seiner Seelsorgetätigkeit. 502 Übertreffen würden j e n e nur noch von der vierten Art verheirateter Menschen, nämlich von denjenigen, die ihre Ehe niemals vollzogen haben, wie Joseph und Maria, das Stifterpaar des B a m berger Doms Kaiser Heinrich und seine Frau Kunigunde oder andere Ehepaare aus Vergangenheit und Gegenwart. 5 0 3 Aufgrund ihrer körperlichen Unversehrtheit steht ihnen nach Nider hundertprozentiger himmlischer Lohn zu. 504 Die keusche Lebensweise blieb für Nider trotz aller Aufwertungen des ehelichen Stands — die 501 S. a.a.O., S. 4 3 9 , Z . 4 0 - 4 5 , S. 4 4 1 , A n m . 1. Zu negativen R e a k t i o n e n von Laien und Klerikern auf einzelne Versuche, kinderlose E h e n zu kanonisieren oder die Josephsehe als vorbildhaft darzustellen, vgl. auch: OPITZ, Mutterschaft und Vaterschaft, S. 139. 5 0 2 Vgl. HANSEN, Hexenwahn, S. 4 4 1 , Z . 1 8 - 2 6 : „Die gnad des dritten stants hat got der herr, ainer j u n c k f r o w e n kind, mänigem eman und männiger efrowen gegeben hüt des tags [heutzutage], ioch in diser lawer [betrogenen] zit der vergifften weit welle [wollen] elut ir j u n g tag mit rainem hertzen Cristo furbas geopffrot hant, von dem mir und got kund ist, das ettlich in großer armut, ettlich in mitler richtung, ettlich in grossem gut, ettlich, und der aller maisten in j u n g e m leben, nach beraubung ir ersten rainikait, furbas ir elich kunschait als den besten belaiben tail got in fursatz geopffret hand, j a ettlich noch hut diß tags baidun rain j u n c k f r o w sind." Vgl. ebenfalls das ,Exempel zum Keuschheitsgelübde' in Nürnberg, G N M , Hs. 8 7 7 , fol. 73—80', welches die negativen Folgen des Bruchs einer Josephsehe thematisiert. 5113

V g l . HANSEN, H e x e n w a h n , S. 4 4 3 , Z . 3 4 - S . 4 4 4 , Z . 3 2 .

Nider identifiziert hier die dreißig-, sechzig- und hundertfältige Frucht des Gleichnisses v o m Sämann (Mt 13, 1—9 par.) mit dem Lohn der Ehefrauen, der W i t w e n und der Jungfrauen. E r entfernt sich damit von Thomas von Aquin, der zwischen einem zusätzlichen himmlischen Lohn für die ewige jungfräuliche Keuschheit und der dreißig-, sechzig- und hundertfältigen Frucht unterschied. U n t e r Frucht verstand T h o m a s von Aquin den Freiraum, den ein Mensch dem göttlichen W o r t zum Wachsen gewährt. W e i l die Jungfrau frei von weltlichen Geschäften ist und sich Christus uneingeschränkt in Gebet und Betrachtung widmen kann, ist anzunehmen, dass das göttliche W o r t in ihrem Leben mehr Frucht bringt als im Leben einer Angehörigen der anderen beiden Stände. Vgl. THOMAS, S. th., III Suppl., q. 96, a. 2 - 5 . 504

190

II. Innenperspektive des Konvents und Außenperspektive protestantischer Klosterkritiker

Ehe war immerhin im 13. Jahrhundert zum Sakrament erklärt w o r d e n - letztendlich die vorbildlichere. Heiligkeit war für spätmittelalterliche Frauen in seinen Augen auch in der Ehe erreichbar, allerdings nur als vollkommen entsinnlichte Ehefrau, die ihrem Gatten in rein platonischer Weise zugeneigt ist.5115 1.4.3.2.

Die Höherwertigkeit

innerhalb

der cura

der geistlichen

über die weltliche

Ehe

monialium

Predigten u n d Traktate, die an N o n n e n gerichtet waren, schildern den Status der Klosterfrau gegenüber dem einer weltlichen Ehefrau dagegen als haushoch überlegen. 5 '"' Die Beurteilung: „Es ist [...] als grozze vnderscheid zwissen yunckfrawlicher reinyckait vnd elichem leben, recht als vnder sunden vnd guten w e r c k e n " 507, enthält die extremste Abwertung, die in den untersuchten D o k u menten zum Ausdruck k o m m t . Eine Josephsehe wird gerade bei j u n g e n Paaren als zu risikoreich und eigentlich auch als nicht praktikabel kritisiert. 508 Dagegen betont man, dass das klösterliche Gelübde einen gewissen Schutz zum Erhalt der Jungfräulichkeit biete. 509 R a n g und Ehren sind klar definiert: „vnd das ist gar ain schon dink, so man sprichet: der hot ain tohter, die wil junckfraw pleiben, dasz 505 Z u m Konflikt, der sich aus dem von der körperlichen Unversehrtheit nicht zu trennenden Heiligkeitsideal und historischer Wirklichkeit frommer, ehemals verheirateter Frauen für spätmittelalterliche Hagiographen ergab, vgl. OPITZ, Unberührbarkeit. 506 £ j n e Ausnahme bildet das N o n n e n w e r k des Erhard Groß. Das XII. Kapitel handelt „von den wercken, die von götlicher lieb geschehen, vnd lert, wie sich ein mensch in dem closter oder in der ee soll hallten". Groß vertritt die im Kloster selten geäußerte Position der Gleichrangigkeit von Ehe und Jungfräulichkeit: „Es ist auß der maßen loblich vnd vor gott verdinlich, wer in der ee vnd in einer sammenung [Schar, hier: die Klostergemeinschaft] tugentlich vnd on clage lebet vnd beharret dar innen getrew vnd f r u m m piß an sein ennde, er ist selig vnd ein warer heiliger, der sein leben wol vnd nuczlichen zu pringet in peiden staten, der ee vnd in geistlichem leben." (Cent. VII, 81, fol. 26"). 507 Cent. VI, 86, fol. 91'. Die Quelle schreibt das Zitat einem Jakobus zu. Im Jakobusbrief ist es jedoch nicht zu finden. V o n Hieronymus dagegen ist der Ausspruch überliefert, Ehe und J u n g fräulichkeit verhielten sich zueinander wie Nicht-Sündigen und Gutes tun: „Tantum est igitur nuptias et virginitatem, quantum inter non peccare, et bene facere; imo, ut levius dicam, quantum i n t e r b o n u m et melius." (AdversusJovinianum 1, 13;PL 23, Sp. 243). Vgl. allerdings die Aussage in seinem berühmten Brief an Eustochium: „non est detrahere nuptiis, cum illis uirginitas antefertur. N e m o malum bono conparat." (Hieronymus, Epistola XXII ad Eustochium = Ep. 22, 19, CSEL 54, 168). Im selben Brief wird deutlich, dass Hieronymus den Ehestand lediglich deswegen schätzt, weil er jungfräuliche Seelen hervorbringt (s. Ep. 22, 20, CSEL 54, 170). 508 Cent. VII, 39, fol. 163v—164r: „Item die in der ee gewest sein vnd sein rain pliben an der maynung, am leib vnd an der seien, also sant Kongund [Kunigunde], die sein groß vnd hoch zu achten in gnad vnd glori. Der rosen vint man seiden im gartten der heiigen cristenheit, doch mag ir vil heimlich sein. M a n vint etlich elewt, die vil kint haben gehabt, vnd versprechen sich, gote kewscheit zu halten vnd w o n e n doch beienander in aller Zucht vnd ligen in czwen kammeren, die sein im hegsten [höchsten] stand der ee, die gancz rein pleleiben [sie]. Es ist aber nicht czu raten, daz j u n g e leut zur ee greifFen vnd [fol. 164'] wollen rain pleiben, wanne daz stro wirt brinnen bei dem fewr vnd pech claibt an." 50 " In SBB-PK, M g o 467, fol. 197'-206 v :,Deutung des klösterlichen Gewands nach Sitte des Predigerordens ' findet sich die Ansicht, dass der Schleier vor männlichen Angreifern schützt. Allerdings kann jemand, der eine N o n n e angreift, die ihren Schleier unerlaubterweise abgelegt hat, rechtlich

?. Rekonstruktion

vorreformatorischer Spiritualität im Kloster St.

Katharina

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ist nu ain grozerem ere vor got vnd vor weysen lewten wen das man Sprech: »sie wil den kunig von engel lant nemen«" 51°. Grundsätzlich steht die Klosterfrau über der Ehefrau, eine Änderung der Rangordnung ergibt sich lediglich, wenn es der Nonne an Demut mangelt 511 oder sie trotz ihres Klosterdaseins noch nach weltlichen Ehren trachtet. 512 Dass es „ziemlich" [geziemend, zulässig] und keine Sünde ist, zur Ehe zu greifen, 511 steht auch im Kloster außer Frage, jedoch ist es zweifelsohne besser, eine Jungfrau zu sein als eine Ehefrau, selbst wenn diese „als vil kint geper als von Adam herkumen sein, das yetlichs wer als heilig als sant Johannes Baptista"514. Der göttliche Auftrag zur Zeugung von Nachkommenschaft wird als zeitlich begrenztes Gebot und der „alten Ehe", d. h. der Zeit vor dem Wirken und Sterben Jesu Christi, zugehörig gesehen: „ D a z ist w o r , in der alten e w a r e n a u c h nit J u n c k f r a w e n v n d w e r ain s c h a n d in der alten E gewessen. D o m u s t sich die w e i t m e r e n , aber u n c z [bis] an maria, die w a z die erst, die J u n k f r e w l i c h e reinikait anving, v n d ist n u n nit erlicher e v n t e r d e m h i m m e l w e n n [als] J u n k f r e w l i c h e reinikait. W e n n [ D e n n ] w i r h a b e n n a c h d e r geschrift nit h o h e r s , loblichers stats w e n n [als] d e n stat d e r r e i n e n J u n k f r a w e n . "

51a

Eine augenfällige Polarisierung zwischen Nonnen und Ehefrauen tritt zu Tage, wenn sich Autoren auf den während der Renaissance wiederentdeckten Hieronymus berufen bzw. wenn sich Dokumente aus seiner Feder neuer Beliebtheit erfreuen. 516 Hieronymus war es auch, der für die westliche Theologie die moranicht mit d e m Bann belegt w e r d e n (vgl. fol. 206'). Cent. VII, 39, fbl. 163' spricht von einer „sunderlich hilff, die dy haben, die sich mit glubd got verpunden u n d veraynigt han." 510 SBB-PK, M g o 501, fol. 167". 311 Vgl. das häufig zitierte Urteil Augustins: „Eine demütige verheiratete Frau ist besser als eine h o c h m ü t i g e J u n g f r a u " (Enarr. in ps. X C I X , 13 = C C L 39, S. 1402;Sermo 354, 9 = PL 39, Sp. 1567 f.) in Cent. VI, 43 b , fol. 76 v und 82"; Cent. VI, 58, fol. 283"; Cent. VI, 43, fol. 111'; zur notwendigen Einheit v o n D e m u t und Keuschheit s. ebenfalls: Cent. VI, 82, fol. 189—190'; SBBPK, M g o 467, fol. 1 5 0 M 5 1 ' ; SBB-PK, M g o 501, fol. 157" oder Cent. VI, 43i, fol. 59' (Georg Falder-Pistoris): „ D u scholt wissen, das got nit geuellet keuschkait an diemütikait. W i e keusch die j u n k c h f r a w ob alln j u n k c h f r a w e n waß, yedoch w e r sye nit diemütig, ya die diemütigst gewest vntterm hymel, sy w e r nit die m ü t e r gotes w o r d e n . " 512 Cent. VI, 43', fol. 239': „ N u n sag mir, ein j u n k f r a w , dy kain man hat vnd doch an dy werlt gedenkt, der wol zu gevallen, der wirt pillich für geseczt [vorgezogen] dy ein man hat, dy irem man begert wol ze gevallen. So gefeit dy weder d e m man wol, w a n n sy hat kayn, w e d e r [noch] got, den sy solt haben allein." 513 Cent. VI, 43', fol. 238"". 514 Cent. VI, 43 b , fol. 80". 515 Traktat ,Was den Jungfrauen zugehört', SBB-PK, M g o 501, fol. 170". 516 Vgl. die unterschiedliche Aufgabenzuteilung an weltliche u n d geistliche Frauen in der Klosterregel des Hieronymus an Eustochium, Cent. VI, 98, fol. 131—132': „ D y kanfrawen [Ehefrauen] vnd auch dye wittiben, dy bleybent in der weit, schullen [fol. 131"] vleyzzig sein pey vill dingen mit leyplicher arbait vnd schullen sich teglich b e k u m e r n mit der heiligen Martha mit emziger dyenstperkait vnd hanttreychen leypplicher nottdürfft andern menschen. Sy schullen haylverttig w e r d e n durch die werch der barmherczikait vnd Jesu Christo dyenen in der person des armen. Sy schullen prechen vnd austayllen ir prott den hungrigen". Im weiteren Verlauf werden als Aufgaben genannt: Elende beherbergen, Nackte bekleiden, den ungerecht Behandelten und U n t e r d r ü c k t e n zu ihrem R e c h t verhelfen u n d andere W e r k e der Barmherzigkeit „dy an zwey-

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Innenperspektive

des Konvents

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Klosterkritiker

lische Dreiteilung der Gesellschaft in Jungfrauen, Witwen und Verheiratete dauerhaft mit dem Schema der hundert-, sechzig- und dreißigfältigen Frucht aus dem Gleichnis vom Sämann verband. 517 Die Vorstellung von der unterschiedlichen Frucht der drei Stände, das sog. Centupulum, war sowohl unter Laien 518 als auch in St. Katharina als so bekannt vorausgesetzt, dass es manchmal nicht mehr vollständig ausgeführt, sondern nur noch in einem Nebensatz angedeutet wurde. ,l'' Die Antithese der sündigen, da sexuell befleckten Eva und der jungfräulichen, demütigen Maria 52 " war in St. Katharina gegen Ende des Mittelalters zu einem fei als gütt vnd fruchtpar sind das es vn muglich ist, das sy got, den herren, da mit nicht naigen von zorn zu senftmüttikait." An die Klosterfrauen gewandt, fährt Hieronymus fort: „Aber ir, ir allerlyebsten, dy nit allain den pessern tail sunder hak den allerpesten tail erwellt habent, schult emziklich mit der frawen Maria Magdalen siezen pey den fiizzen Jesu Christi vnd da vmb keren [euch beschäftigen mit], dy heyligen pücher der heyligen geschrift in statten vnd vleyzzigen leczen vnd schult ym sein fuezz waschen mit stetter inwendiger rew des herezens vnd geystlicher frewd der lyeb vnd auch mit den zähern der andacht." 5 , 7 HIERONYMUS, Epistola X X I I ad Eustochium = Ep. 22, 15, C S E L 54, 162 f. Z u m Centupulum s. JUSSEN, Jungfrauen. Jussens These einer Umdeutung des Lohnschemas von ralischer Klassifizierung zur Gesellschaftsklassifizierung von Frauen, welche gegen E n d e des telalters Frauen nach Lebensalter unterscheidet, ist auf den Klosterkontext nicht anwendbar. werden mit der Dreierschaft weiterhin Frauen nach ihrer sexuellen und damit einhergehend ihrer moralischen Disposition unterschieden.

sog. moMitDort nach

518 In Niders oben behandelter ,Predigt von dreierlei Eheleuten' findet es ohne Erklärung V e r wendung. An THOMAS, S. th., III Suppl., q. 96, a. 4 erinnert die mathematische Begründung eines unbekannten Autors im B r i e f an seine jüngst verheiratete Schwester Barbara in Nürnberg, G N M , Hs. 15 131, fol. 122 v —123': ,,[...] vnd der stat der warhafftigen junckfrawen wird geleycht dem gold, vnd ym wirt gegeben die hundert feltig frucht, als ewigilg [Evangelium] spricht, in dem ewigen leben. [...] D e r ander stat ist der stat der witwen, die do warhafftig witwen sein. V n d der selbig stat wirt geleycht dem silber, vnd in wirt gegeben die sechzigfeltig frucht in dem ewigen leben, ist es sach, das die in diesem leben mit behaltung [fol. 12 1r ] der zehen gepot gocz sich vben fleyssiglichen in den sechs wercken der barmherczickeyt, die vns bedewt werden pey der sechzigen zall, wann sechs mall zehen machen sechzig. Aber der dryt stat ist der elich stat, der da ist der mynst vnder den dreyen. Vnd [er] wirt geleycht dem pley, vnd den menschen, die in woll halten, wirt gegeben in dem ewigen leben die dreyssigst frucht, wann sie ander hie in dem waren glawben der heylichen drivaltigkeyt woll halten die zehen gepott, wann drey mall zehen machen dreyssig. Pey dreyen wirt vns bedewtet hier der glaub der heyligen drivaltykeyt, aber pey zehen die gepot g o c z . " 51 '' Vgl. Cent. VI, 43', fol. 239"; Cent. VI, 43 b , fol. 70": „ W e n n sye [die Jungfräulickeit] alleyn der acker ist, der die hundert feltige frucht pringt, das ist volkummene vnd gute werk. W e n n got ein junckfrawe lieber hat wenn ein Eefrawen oder ein witwen, darum was sy gute werck thun, die sein got angenemer denn von einem andern menschen, als vasten vnd peten vnd wachen vnd andere gut Übungen, recht als ein gab aus einem reinen veßlein [Fässlein] vil paß smeckt denn ob das vas [Fass] nicht als rein w e r . " 520 A.a.O., fol. 237": „Gedenk, Adam vnd Eva sind Junckfrawen gewesen, do sy gesünt haben, vnd die gencz des leybs hat sy nicht geholffen in in sünden. [Einf.: Als] ein Jungfraw, dy do sündet, Eva nicht Marie wirt gleicht." Siehe die Ermahnungen, die in der ,Predigt zur Einsegnung einer Schwester' Christus in den M u n d gelegt werden: „Nit pis Eva ym paradis, ungehorsam, fresig [unmäßig, verfressen] und anpeissig [bissig], Volg Mariam mit demut, gehorsam, sweigend, still, fürsichtig, lawter, wenig wort, vil hören, selten antwurten, übersehen, überhören, arbeitsam, messig, bescheiden und vol weishait." (Zitiert nach LAMPRECHT, M ö n c h Nikolaus, S. 126). Vgl. HIERONYMUS, Epistola X X I I ad Eustochium = Ep. 22, 21, C S E L 54, 1 7 2 f . : „Inueniebatur ergo, ut diximus, in uiris tantum hoc continentia b o n u m et in doloribus iugiter Eua pariebat. Post-

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Dualismus zwischen den Töchtern Evas und den Bräuten Christi 521 herangewachsen. Dieser konstituierte sich nicht an der Frage nach dem Heil, sondern in der Beschreibung ihres Status: O b eine Frau die himmlische Seligkeit erlangt, entscheidet sich nicht allein an ihrem unangetasteten Körper. Doppelte Jungfrauschaft, Keuschheit an Leib und Seele, sind jedoch unabdingbare Voraussetzungen für eine besondere irdische Existenz, ähnlich der Adams und Evas vor dem Sündenfall. Die auf Hieronymus fußende Vorstellung vom Sündenfall als sexuelle Befleckung 5 2 2 wurde noch 1474 von Johannes Diemar in einer Predigt in St. Katharina vertreten: „Auch so wirt keuscheit genant ein tugent des geistes, wen die weil Eua keusch was, da was sye in dem paradiß. Aber da sye das gepot gocz über ging, und nicht mer junckfraw was, da wart sy gestosen in dicz jamertal." 5 2 3 Angesichts solcher Positionen wurden die jungfräulichen Nonnen in St. Katharina in der Ansicht bestärkt, dass sie sich mit der Ehelosigkeit den besseren Teil erwählt hatten. Ihrem Zustand niemals vollzogener bzw. seit dem Klostereintritt permanent sublimierter Sexualität, d. h. ihrer körperlichen und geistigen Reinheit, wurde die Fähigkeit zu klarer Gotteserkenntnis zugeschrieben. 524 Asexualität verbindet sich in manchen Texten mit einer Art von Entkörperlichung, die die Nonne der irdischen Sphäre enthebt und sie den Engeln zugesellt. 525 Mit spitzfindiger Logik wurde argumen-

quam uero uirgo concepit in utero et peperit nobis puerum, cuius principatus in umero eius, deum fortem, patrem futuri saeculi, soluta maledictio est. mors per Euam, uita per Mariam." Z u r Gegenüberstellung von Maria und Eva in Bilddokumenten des Hochmittelalters vgl. DIENST, Rollenaspekte, S. 1 4 2 - 1 4 7 . 321 Z u den Auswirkungen dieser Entwicklung auf Hagiographie und Gesellschaft vgl. den gleichnamigen Buchtitel: OPITZ, Evatöchter und Bräute Christi. 5 2 2 HIERONYMUS, Epistola X X I I ad Eustochium = Ep. 2 2 , 19, C S E L 54, 169: „ I m Paradies lebte Eva jungfräulich. Als sie j e d o c h mit Tierfellen sich kleidete, da nahm die E h e ihren Anfang. Dein Gefilde ist das Paradies. [...] Du sollst nämlich wissen, daß die Jungfräulichkeit der natürliche Zustand ist, während es zur E h e erst nach dem Sündenfall k a m . " HIERONYMUS, Schriften, S. 82.

U b e r den Autor und Predigt vgl. S. 2 0 5 , Anm. 5 3 0 . Zitiert nach LEE, Materialien, S. 109. 3 2 4 Vgl. Kapitel 2 4 der Hieronymusregel ,,Wye man dy geselleschafft der mann vlyehen schol" in Cent. V I , 98, fol. 112—114': W e n n aus dem Kloster jegliches männliche W e s e n und j e d e r Gedanke an das andere Geschlecht verbannt sei, „dann so wirt entspringen ein lyecht in der vinsternüss vnd eur vinst oder nacht wirt als der mittag vnd euch wirt von got, dem herrn, verlihen solh rwe vnd gmach, dy dye gegenwärtig weit nye erkant hat vnd [fol. 113"] eur seel wirt erfult mit klarhait vnd schein, dye dy vinstern gemütt mit tünkel [Vorstellungskraft, geistige Fähigkeiten] der weit nicht mügen begruffen, vnd darumb ist dye sele sälig, dye da versmacht dye vinsternüßs der weit vnd also durch geet dye wanung des menschlichen leichnam, das sy etwas müg erleucht werden mit dem glancz des höchsten vnd vnbegreifflichen lyechcs, in dem so suezz vnd frölich kürczweil vnd tröst ist, das dem zehant nichts czyment noch gevallent alle irdische ding, vnd der tod, der allen tyeren varchtsam [furchterregend] ist, des wirt begert für grozz er vnd wirdikait, durch des willen, das dy sei des menschen klärlicher angesehen mug das von des gesicht wegen halt nur eyn klayne weyl so grozz frewde vnd wollüst gehabt vnd enpfunden wirt." Vgl. ebenfalls Cent. VI, 43 b , fol. 71': Gott gebe den Jungfrauen klarere Erkenntnis und leichteres Begreifen als anderen Menschen. 3 2 5 S B B - P K , M g o 5 0 1 , fol. 162 v —163': „Daz drit warumb wir junkfrawliche reinikait so höh schetzen: do sind sie [die Jungfrauen] geleich den engel [...] vnd sind freuntin vnd swester der engel." Cent. VI, 9 8 , fol. 1 1 8 " : „Ir schult hye in der gegenwertigen zeit vlaizz haben, das ir seytt

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protestantischer

Klosterkritiker

tiert, warum die Keuschheit der Klosterfrauen die Reinheit der Engel aus mehreren Gründen übertreffe: Die Reinheit der Menschen beziehe sich auf deren Leib und Seele, während die Reinheit der Engel keine leibliche Komponente aufweisen könne, da Engel Seelenwesen sind. Von Natur aus müsse der Mensch Anfechtung, steten Streit und Kampf erleiden, Engel hingegen verfugten über eine angeborene Reinheit. Im Gegensatz zum Menschen, der sich willentlich zur Keuschheit entschließen muss, seien Engel als asexuelle Wesen geschaffen.526 Den Jungfrauen gebühre für ihren Kampf ein Siegeszeichen im ewigen Leben, welches die Engel nicht erlangen könnten. 527 Den Nonnen in St. Katharina wurde vermittelt, dass sie durch ihre physische Reinheit einen Grad an Gottesebenbildlichkeit 528 und Angleichung an Christus52 Man bestellte keinen neuen Prediger, da man davon ausging, dass der Bamberger Reformator zurückkehren würde. Nach Ende April 1525 liegen nur noch wenige Fakten über den Verbleib Schwanhäusers vor. Karl SCHORNBAUM hält es für „mehr als zweifelhaft", dass Johannes Schwanhäuser nach Ablauf der drei Monate in die Reichsstadt zurückgekehrt ist. 647 Allerdings, so führt er an, wäre es möglich, dass in der Nürnberger Jahresrechnung 1526 der Name „Schwanhäuser" fälschlicherweise als „Schwandorff" wiedergegeben wurde. Die „ R e c h n u n g der Almusenherren und des Castenambts 1 5 2 6 " meldete, „man habe bisher etlich Predikanten aus geheis gegeben dem Dr. Wenzlao Link 4 mal in gold 69 fl.; dem Johannes Schwanndorf praedikant zu St. Katharina 2 6 fl." Mii Eine Verwechslung der beiden Namen „Schwandorf" und „Schwanhäuser" erscheint unter paläographischen Gesichtspunkten durchaus möglich, da beide Namen an der gleichen Stelle Buchstaben mit O b e r - und Unterlängen aufweisen/' 49 Ein Geistlicher namens Schwandorf ist zudem an keiner anderen Stelle als Prediger in St. Katharina genannt. Der Vermerk eines ähnliches Nachnamens in der Jahresrechnung von 1526 kann sicherlich keinen Beweis dafür darstellen, dass Schwanhäuser tatsächlich nach Nürnberg zurückgekehrt ist. Ein Eintrag über den Hausbesitz seiner Tochter Ursula im Kienersgässlein aus dem Jahr 1530 bezeichnet Schwanhäuser jedoch als zu diesem Zeitpunkt bereits verstorbenen („seligen") „Bürger dieser Stadt". 6 5 0 In chronikalischen Aufzeichnungen, die Prediger des Katharinenklosters nach 1525 auflisten, taucht chronologisch nach seinem Namen häufig der Name Johann/Hans Steinhäuser/Steinhäusler auf. Verfolgt man diese

6 4 6 Vgl. PFEIFFER, Quellen, S. 7 7 , R V 5 6 4 : „ H e r Hannsen Seibold, caplan zu sant Sebolt, pitten, zu sant Katherina zu predigen, biß auf widerzukunft irs predigers und dazwischen ye die andern prediger auch ansuchen." Hans Seibold war für die N o n n e n kein Unbekannter. D e r R a t hatte ihn im März 1525 als neuen Beichtvater vorgeschlagen. 647 SCHORNBAUM, Z u m Aufenthalte, S. 2 1 9 ; MOELLER/STACKMANN gehen hingegen von einer R ü c k k e h r Schwanhäusers in die Reichsstadt aus; MOELLER/STACKMANN, Städtische Predigt, S. 151. 6 4 8 Zitiert nach SCHORNBAUM, a.a.O. D i e Jahresendabrechnungen von 1 5 2 6 sind im Original nicht m e h r zugänglich. D e r beträchtliche Unterschied der S u m m e n dürfte nicht nur darin liegen, dass Schwanhäuser durch seine Abwesenheit weniger Zeit bei den N o n n e n in St. Katharina verbrachte als Wenzeslaus Linck für die theologische Unterweisung der Klarissen aufwandte. D i e Entlohnung Schwanhäusers bestand im Gegensatz zu der Lincks zum größten T e i l aus der Kost, die er im Katharinenkloster zu sich nahm. Es kann sich bei den 2 6 Gulden, die an Schwanhäuser gezahlt wurden, auch nicht u m die Entlohnung für seine Tätigkeit v o m 20. März 1 5 2 5 bis E n d e April handeln, denn Schwanhäuser erhielt bereits am 17. April ein Dutzend Gulden für seine geleisteten Dienste (vgl. PFEIFFER, Quellen, S. 70, R V 509). Z u diesem Zeitpunkt wurde der Prediger vor die W a h l gestellt, ob er lieber Geld für die Kost n e h m e n oder seine Mahlzeiten bei den Schwestern in St. Katharina einnehmen wolle. Dass Schwanhäuser sich für die leibliche V e r sorgung durch die N o n n e n entschieden hat, erwähnt er auch in seinem Brief. D e m n a c h wären die 2 6 Gulden, die 1 5 2 6 an Schwanhäuser gingen, eine Zusatzzahlung durch den R a t . 649 Vgl. Schwanhäuser Schwandorf ' ,5 ° StadtAN, B 14/1, N r . 4 4 , fol. 2 3 0 " .

2. Die protestantische

Opposition gegen den Klosterstand

in St.

Katharina

221

Aufzeichnungen zurück, so wird klar, dass es sich von frühester Zeit an um einen Lesefehler handelt: In der um 1630 angelegten Sammlung von Akten, die die Reformationsgeschichte des Katharinenklosters betreffen, schlich sich erstmals „Steinhäuser" als Name für den (ersten) Prediger in St. Katharina ein 651 und wurde von späteren Kompilatoren kopiert. 6 5 2 Der erste vom R a t bestimmte Prediger war mit Sicherheit Johannes Schwanhäuser. 653 Deutliche Hinweise darauf, dass dieser nach einem zeitlich begrenzten Aufenthalt in Bamberg seine Aufgabe als Prediger im Nürnberger Katharinenkloster im Jahr 1526 wieder ausübte, sind in dem vorliegenden Sendbrief zu finden.

2.2.2.

Die Frage nach der Adressatin

O b Schwanhäuser seinen Dienst im Katharinenkloster nach seiner Abberufung in die fürstbischöfliche Residenzstadt Bamberg fortgesetzt hat und wieder nach Nürnberg zurückkehrte, ist untrennbar mit der Frage nach der Adressatin des zu behandelnden Briefes verbunden. Johannes Schwanhäuser schrieb ihn am Tag der Heimsuchung Marias, dem 2. Juli 1526. 6 5 4 Otto ERHARD geht davon aus, dass Schwanhäusers Tätigkeit in Nürnberg Ende April 1525 endete, und er vermutet, dass Schwanhäuser zum Zeitpunkt der Abfassung seines Briefes einem Konvent von Tertiarinnen vorstand, die nach der Franziskusregel lebten. Wenngleich ERHARD keine näheren Angaben darüber machen kann, um welchen Konvent es sich handelte, an den er den Sendbrief gerichtet wissen will, 655 zieht sich seine These durch die gesamte Sekundärliteratur. Seine Argumente gilt es kritisch zu betrachten. Sie sind dem Schreiben des Predigers entnommen. Dieser übt Kritik am Armutsgelübde der Frauen, weil sie de facto j a doch über Besitz verfugten, wenn dieser auch als gemeinschaftlicher Besitz deklariert wurde: A b e r gantz wider G o t ists das gelübd, das man nichts haben wol und stracks darwider thut / W e r wolt nit genug n e m e n / und sein lebenlang keinen heller oder pfenning n y m m e r m e r anrüren als die barfusser / Lawten doch ewere Statut / das man sol achtung haben / das n i e mandt cein mangel hab / an rocken / menteln / kleidern / schuen und flitzen / essen und 651 StadtAN, D 16, Ust. 2656, Konvolut Nr. 10, fol. 1'. In KIST, Matrikel, ist für den entsprechenden Zeitraum ebenfalls kein Prediger mit einem solchen Namen verzeichnet. Ebensowenig findet sich der Name Steinhäus(l)er bei PFEIFFER, Quellen. 6 5 2 S. StadtAN, F l , Chroniken, Nr. 59; fol. 59"; StadtBN, Amb. 170, 2°, S. 50; Nürnberg, G N M , R S t Nürnberg X V , Nr. 30, fol. 195'; G N M Nürnberg, R S t Nürnberg X V , Nr. 36, fol. 2 v -3 r .

653 PFEIFFER, Q u e l l e n , S. 5 9 , R V 4 0 1 ; S. 6 5 , R V 4 5 8 ; S. 6 9 , R V 4 9 9 ; S. 7 5 f . , R V 5 4 7 u n d

552; S. 400, Brief Nr. 198. 6 5 4 Johannes Schwanhäuser: ,Ein Christenliche kurtze undterrichtung / auß grund heyliger Gotlicher schriefft gezogenn / O b das Closterleben / wie das bißhere gehalten / christenlich sey / oder nit / und wie die gewönlichen Closterglübden zuachen [sie!] seyen', in: Flugschriften des frühen 16. Jahrhunderts, hg. v. Köhler/Hebenstreit/Weismann, Fiche 1 1 9 7 / N r . 3011; (im Folgenden: S C H W A N H Ä U S E R , Ein Christenliche kurtze undterrichtung). Die Seiten und Zeilen wurden von mir durchnummeriert. 6 , 5 ERHARD, Johannes Schwanhausen, S. 62.

222

II. Innenperspektive

des Konvents und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

trincken / W o l t ir nun sagen / dise guter sein keyner schwester allain / antwort / Seind sie keiner / wes seind sie denn? wer nymbt sich ir an? oder wer nymbts eyn?

foi'

gibt an, Schwanhäuser rede hier von den Statuten der Barfüßer „als von den ihrigen"57. Meines Erachtens lautet Schwanhäusers rhetorische Frage, die den Umgang aller Bettelorden mit dem Armutsgelübde kritisieren soll, ihrem Sinn gemäß: „ W e r wollte nicht, wie es die Barfüßer tun, genug Besitz an sich nehmen und danach keinen Heller oder Pfennig mehr anrühren?" Mit „Lawten doch ewere Statut, das . . . " beginnt Schwanhäuser seinen nächsten Satz, wie auch durch den Großbuchstaben in der Druckvorlage angezeigt wird. Was er

ERHARD

inhaltlich über die Statuten der Adressatinnen berichtet, trifft auf die Dominikanerinnen in St. Katharina zu: Sie berufen sich auf ihr Armutsgelübde, verfügen aber doch über gemeinschaftlichen Besitz. Aus der einmaligen Erwähnung des Namens der Barfüßer schließt ERHARD, dass der B r i e f an Angehörige des zweiten oder dritten Franziskanerordens gerichtet sei. Es spricht jedoch einiges dafür, dass der Prediger den Ordo Fratrum Minorum als Beispiel für alle Bettelorden angeführt hat, galt doch der strenge Zweig des Franziskanerordens seit dem Armutsstreit als Paradigma für die Besitzlosigkeit und für die Genügsamkeit seiner und anderer Ordensangehöriger. Des Weiteren geht E R H A R D davon aus, dass Schwanhäuser seine Predigtstelle in St. Katharina bereits zu Beginn des Jahres 1525 angetreten und Nürnberg Ende April für immer verlassen hat. 658 Die Ratsverlässe belegen jedoch, dass der R a t ihm die Stelle erst am 18. März angeboten'" 9 und später wiederholt mit ihm um die Konditionen verhandelt hat.M,ü Für die Nürnberger war der Abschied von Johannes Schwanhäuser Ende April 1525 kein endgültiger. In dem Brief an die Bamberger vom 26. April 1525 gewährt der Nürnberger R a t ausdrücklich nur, dass sich Schwanhäuser für drei Monate seinen Pflichten in Bamberg widmen kann: „So haben wir mergedachten Schwannhawser begünstigt vnd zugelassen, daß er sich, wie er zuthun bewilligt, furderlich gein B a m b e r g fuegen vnd das christlich volk mit predigten vnnd verkünden des heiligen evangeliumbs, sovil im gott gnad verleihen wirdet, drey monatt lang, die negsten speisen vnd trösten vnd dann zu ausgang solcher dreyer monatt und zeitt, widerumh onverzug hieher zw obgemeltem

seinem predigstand

sich

verfugen vnd dem auswartten soll.

Daran ir ine alsdann vnnsers vnzweifellich Vertrauens nicht verhindern w e r d e t . " [Hervorhebung B . S.] 661

Da E R H A R D diese Quelle, die einen auf drei Monate befristeten Aufenthalt Schwanhäusers in Bamberg vermuten lässt, offensichtlich nicht kannte, rechnete er nicht mit der Möglichkeit einer R ü c k k e h r des Predigers in die Reichsstadt. Daher las

656 657 658 659 660 661

SCHWANHÄUSER, Ein Christenliche kurtze undternchtung, S. 5, Z. 3 4 - S . 6, Z. 5. ERHARD, Johannes Schwanhausen, S. 62, Anm. 3. Vgl. a.a.O., S. 20. Vgl. PFEIFFER, Quellen, S. 59, R V 401; vgl. oben, S. 219, Anm. 642. Vgl. oben S. 219, Anm. 643 und S. 221, Anm. 653. SCHORNBAUM, Z u m A u f e n t h a l t e , S . 2 2 7 .

2. Die protestantische

Opposition gegen den Klosterstand

in St. Katharina

223

er den B r i e f Schwanhäusers mit anderen Augen. Er ging davon aus, dass der Prediger es in St. Katharina leichter gehabt habe als an seinem neuen Predigtort und die Priorin dort besser flir sein leibliches W o h l gesorgt habe, als die Priorin und die Schwestern des Tertiarinnenkonvents, an welche der Prediger nach E R H A R D S Meinung den Brief richtete. So schreibt ERHARD: „Während er j e n e r das Zeugnis gibt, dass sie, ,allen Fleiß gethan' habe, ,biß hieher', muß er klagen, daß diese auch das .trucken brot beschwert', das sie ihm reichen sollen." 6 6 2 E R H A R D hat mit seiner Interpretation den Satz in Schwanhäusers Brief zum einen inkorrekt zitiert und zum anderen missverstanden. Schwanhäuser schreibt an dieser Stelle meiner Ansicht nach an die Priorin des Katharinenklosters, Veronika Bernhartin, und erklärt, es sei nur recht und billig, wenn sein Predigtdienst mit leiblicher Speise vergolten werde. Die habe er im Nürnberg Katharinenkloster auch immer enthalten, allerdings gönnten sie ihm einige der Schwestern nicht: „Dann so ich euch die geistlichen ewigen speyß mit teyl, ist es den ein groß ding, das ir mir ein wenig zeytlicher vergenglicher speyß mit teylt [...]? Aber das sag ich nit von ewert wegen, wirdige liebe mutter, als solt ir ein beschwerdt darob haben, das ich noch nie gemerckt hab. Ich sag öffentlich, das ir allen fleyß gethan habt biß hieher. Ich sag allein von etlichen, die auch das trucken brot b e s c h w e r t . " 6 6 3

Noch an zwei weiteren Punkten fällt es E R H A R D schwer, seine These von Schwanhäusers zweiter Stellung als Prediger an einem Frauenkloster aufrechtzuerhalten. Zum einen spricht Schwanhäuser in seinem Brief davon, er habe seinen Dienst bei den Schwestern nun „schir anderhalb j a r " ausgeführt. Diese Angabe spricht meines Erachtens am stärksten dafür, dass er sich in seinem B r i e f an die Priorin des Katharinenklosters wendet, welchem er im Zeitraum von Mitte März 1525 bis Anfang Juli 1526 für mehr als ein Jahr und drei Monate vorstand. Die Angaben aus dem B r i e f und auch seine Datierung lassen keine Hinweise darauf erkennen, dass Schwanhäuser nach seiner Predigtstelle in St. Katharina eine weitere Stellung als Nonnenprediger angenommen hat. Vermutlich ist der Prediger nach Nürnberg zurückgekehrt und seinem Predigtamt in St. Katharina auch im Juli 1526 noch nachgekommen, denn er unterschreibt seinen Brief mit „Johannes Schwanhaußen Ewer williger diener und prediger" M'5. Der Brief wurde zudem von Jobst Gutknecht M,f ', einem Nürnberger Drucker, gedruckt. Auf der Titelseite eines weiteren, von Johannes Schwanhäuser geschriebenen und postum veröffentlichten Traktats mit dem Titel , Vom abentmal Christi' wird der Verfasser mit „Johannes Schwanhauser. etwo prediger zu. S. Ka=therina zu Nürnberg" angegeben. Am

662 663 664

ERHARD, Johannes Schwanhausen, S. 63. Vgl. SCHWANHÄUSER, Ein Christenliche kurtze undterrichtung, S. 9, Z. 1 - 1 0 . A.a.O., S. 7, Z. 35.

A.a.O., S. 9, Z. 32f. Gutknecht, nach KEUNECKE „der Drucker des Nürnberger Rats", war ebenfalls einer der regsamsten Drucker von Lutherschriften in Nürnberg. S. KEUNECKE, Jobst Gutknecht, S. 150. 665

224

II.

Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

Ende der Schrift, nach der D a t u m s u n d Verfasserangabe, findet sich der fremde Zusatz „Johannes schwanhauser / Prediger zu sant Katherina zu Nürmberg gewest / verschieden am tag Egidii / dem G o t genad / Amen." 6 ( , H Auch dies spricht dafür, dass man Johannes Schwanhäuser mit einer längeren Predigttätigkeit in N ü r n berg in Verbindung gebracht hat. Dass auch diese, Schwanhäusers letzte theologische Schrift von einem Nürnberger Drucker, nämlich von Friedrich Peypus, aufgelegt wurde, weist ebenfalls auf einen längeren Aufenthalt Schwanhäusers in der Reichsstadt h i n . m E R H A R D S vage Aussagen über eine zweite Predigerstelle Schwanhäusers in einem Tertiarinnenkonvent und dessen Priorin als Adressatin des hier zu behandelnden Briefs sind in Anbetracht der wenigen, aus S c h w a n häusers eigenen Schreiben bekannten Spuren seiner letzten drei Lebensjahre nicht haltbar. Plausibler ist die Annahme, dass Johannes Schwanhäuser nach seinem Aufenthalt in B a m b e r g seine Predigttätigkeit in Nürnberg wieder aufgenommen hat und der B r i e f an die Priorin des Klosters geschrieben wurde, an welchem eine Predigttätigkeit des protestantischen Geistlichen tatsächlich belegt ist. Somit gehe ich im Folgenden von Veronika Bernhartin, der Priorin des Katharinenklosters, als Adressatin des Schreibens aus. 6 7 0

2.2.3.

Inhalt und historischer

Hintergrund

In Schwanhäusers Schreiben werden Probleme sichtbar, mit denen der Prediger seit über einem J a h r im K o n v e n t zu kämpfen hat. D i e im Kloster befindlichen N o n n e n verweigern sich der evangelischen Lehre. Schwanhäuser beschreibt ihr Verhalten als „verstockt un verhardt" 6 7 1 . Aus der Intention seines Schreibens macht er kein Geheimnis, er habe sich vorgenommen, den K o n v e n t mit seinem B r i e f zu ermahnen. 6 7 2 Dabei bemüht er sich, seine Position in Kürze darzulegen und verzichtet, wie er selbst angibt, aus Zeitgründen auf die Anfuhrung ausfuhrlicher Schriftzitate, die seine Argumente stützen könnten. 6 7 3 Diese Angaben weisen daraufhin, dass der B r i e f eigentlich als Privatbrief konzipiert war und erst später, wahrscheinlich b e i m Druck, mit seinem Titel überschrieben wurde: ,Ein Chris-

' „In die Sebastiani, A n n o 1 5 2 8 " nach GROTEFEND, Z e i t r e c h n u n g , S. 9 6 , der 2 0 . J a n u a r

w 7

1528.

S. N ü r n b e r g , G N M , 8" R l , 2 7 6 9 postink. '' M ERHARD muss sich dieses, wahrscheinlich v o m D r u c k e r angefügte Attribut z u m N a m e n Schwanhäusers daraus erklären, dass Schwanhäuser in N ü r n b e r g als Prediger bei St. Katharina e i n e n N a m e n hatte und die R e f e r e n z a u f seine — w e n n auch n o c h so kurze — T ä t i g k e i t in N ü r n b e r g seinen Ausführungen N a c h d r u c k verleihen würde. ERHARD, J o h a n n e s Schwanhausen, S. 6 6 f. 670

WEIGELT identifizierte ebenfalls N o n n e n des Katharinenklosters als E m p f ä n g e r i n n e n des

Schreibens, hält aber d e n n o c h an der v o n ERHARD postulierten Tätigkeit Schwanhäusers in e i n e m B a r f ü ß e r i n n e n k o n v e n t fest. S. WEIGELT, D i e frühreformatorische B e w e g u n g in B a m b e r g , S. 1 2 5 f. '' 7I SCHWANHÄUSER, E i n Christenliche kurtze undterrichtung, S. 8, Z . 10. 672

A . a . O . , S. 3, Z . 1 3 f .

673

Vgl. a . a . O . , S. 8, Z . 2 0 - 2 4 .

2. Die protestantische

Opposition gegen den Klosterstand

in St. Katharina

225

tenliche kurtze undterrichtung / auß grund heyliger Gütlicher schriefft gezogenn / O b das Closterleben / wie das bißhere gehalten / christenlich sey / oder nit / und wie die gewonlichen Closterglübden zuachten seyen'. Für diese Annahme spricht auch der persönliche Charakter des Briefs und die A n f u h r u n g von alltäglichen Problemen, wie z. B. der Versorgung des Predigers mit N a h r u n g durch den Konvent, die ihm einige der Konventualinnen nicht zu gönnen schienen. Das Schreiben lässt deutlich eine Gliederung in Briefeingang, ersten und zweiten Hauptteil u n d einen längeren Briefschluss erkennen. 6 7 4 Es wendet sich ausschließlich an die Priorin, die Schwanhäuser mit „wirdige liebe mutter" anspricht, und ist im Stil der Diatribe gehalten, d. h. der Verfasser nimmt in seinem Brief immer zu erwartende Gegenpositionen, Einwürfe und Fragen vorweg u n d behandelt oder beantwortet diese. Im Briefeingang erinnert Schwanhäuser an die besondere Verantwortung, die die Priorin u n d er selbst für die Seelen der Klosterfrauen tragen. Der erste Hauptteil beschäftigt sich mit der Frage, ob der Klosterstand ein von Gott gewünschter Stand sei. Ausgehend von der Definition eines christlichen Lebens als ein Eingesetztsein, Bleiben und Dienen in dem Stand, in welchen Gott den Menschen berufen hat, nennt Schwanhäuser Gründe, w a r u m der Klosterstand nicht von Gott gewollt sein kann: Erstens sei er nicht von Gott geschaffen, zweitens nicht in der Schrift erwähnt und drittens sondere er sich von der restlichen Christengemeinde ab, verfolge eigene Ziele u n d trage so zur Spaltung der Christenheit bei. Anschließend behandelt auch Schwanhäuser in einem umfangreichen zweiten Teil die Klostergelübde. Als Grundregel gibt er an, dass ein Gelübde gehalten werden muß, „ w o es ein gelübd ist, das in m e i n e m gewalde stehet und Got w o l gefelt, das nit wider sein wort und willen ist, dar inne seinen eeren nichts enczogen wirdt" Im Folgenden zeigt Schwanhäuser an j e d e m einzelnen der Klostergelübde auf, inwiefern es diesem Anspruch nicht gerecht wird. Z u m T h e m a des Keuschheitsgelübdes betont er, dass vor Gott nicht körperliche Reinheit, sondern ein reines Herz ausschlaggebend sei. Die Reinheit des Herzens aber könne nicht gelobt werden, sie unterliege nicht menschlicher Macht u n d Willenskraft, vielmehr sei sie Gnade Gottes. Schwanhäusers Definition von Armut beinhaltet wie bei Spengler die Hilfsbereitschaft d e m Nächsten gegenüber. Diese sei im Kloster durch die Klausurvorschriften ausgeschlossen. Ebenso kritisiert der Prediger, dass die N o n n e n zwar das Gelübde der Armut ablegten, der Konvent aber sehr wohl über gemeinschaftlichen Besitz verfügte. Das Gehorsamsgelübde wird von dem evangelischen Prediger besonders heftig angegriffen, da es den Ordensoberen ermögliche, das Gewissen der M ö n c h e u n d N o n n e n gefangen zu n e h m e n u n d mit falschen G e - u n d Verboten, zu denen auch das Festhalten an Armut u n d

674 Briefeingang: S. 1, Z . 1 - 2 8 ; 1. Hauptteil: S. 1, Z . 2 8 - S . 3, Z . 8; 2. Hauptteil: S. 3, Z . 8 - S . 7, Z . 30; Bnefschluss: S. 7, Z . 3 1 - S . 9, Z . 33. 675 A . a . O . , S. 3, Z . 1 8 - 2 0 .

226

II.

Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

Keuschheit gehöre, den Blick auf die wahren, göttlichen Gebote zu verdunkeln. Seiner oben genannten Grundregel folgend, schränkt Schwanhäuser die Geltung des Gehorsamsgelübdes dort ein, wo etwas Unehrliches, Unziemliches und Widergöttliches geboten wird, wo es den Christen an seinem Gehorsam der Obrigkeit und seinem Nächsten gegenüber hindert und dem Willen der leiblichen Eltern entgegensteht. V o n eben solcher Art ist für ihn jedoch der Gehorsam, der beim Klostereintritt gelobt werden muss. Am Schluss des Briefes rechtfertigt sich Schwänhäuser mit sehr persönlichen Worten für seine harte Predigtweise in St. Katharina, indem er auf seine besondere Verantwortung vor Gott verweist: „Es b e d u n c k t ye der schwester eins teyls [ein T e i l der S c h w e s t e r n ist der M e i n u n g ] , ich sey vil zu hart u n d thu j m zuvil m i t m e i n e m predigen. S o sag ich als w a r G o t t lebt, das ich m e i n e m gewissen n o c h nit g e n u g gethan hab u n d b i ß h i e h e r auff das aller senfFts m i t e u c h u m b g a n g e n [einf.: bin], H a b e u c h nun schir anderhalb j a r m i l c h speyß g e b e n , n u n wirdts zeit sein m e i n gewissen z u e r r e t t e n " ('7('.

Schließlich fordere auch die Schrift im 2. B r i e f an Timotheus die Prediger dazu auf, um des Evangeliums willen zu schelten.'' 77 Johannes Schwanhäuser betrachtete seinen Auftrag, in St. Katharina zu predigen, als von Gott gegeben. Deshalb lag ihm das Seelenheil der Nonnen am Herzen, obwohl die Aufgabe für ihn mit Unannehmlichkeiten verbunden war und die Schwestern ihm Widerstand und Hass entgegenbrachten. 6 7 S Seinen theologischen Ausfuhrungen gemäß entspricht das Klosterleben, wie es in St. Katharina gelebt wird, nicht dem göttlichen Willen. Demzufolge legt er den Nonnen nahe, das Kloster zu verlassen. Allerdings erkennt Schwanhäuser die soziale Problematik, die sich aus den Konsequenzen seiner theologischen Ausführungen und Mahnungen ergibt: „ S p r e c h t ir aber, es sey m e i n m e y n u n g , das j r all sollt auß d e m closter lauffen. D a sag ich neyn zu. W o w o l t e n die alten a r m e n , elenden, s c h w a c h e n u n d k r a n c k e n hyn? Sag ich d o c h allzeit, w e l c h < e > die gnad v o n G o t t h a b e n , keusch zu l e b e n , die m ö g e n m i t willen irer eitern b l e y b e n . " 6 7 9

Für arme, kranke und alte Nonnen, die keine Aussichten auf einen Ehemann haben, eröffnet der Prediger also die Möglichkeit, im Kloster zu bleiben, vorausgesetzt sie fühlten sich im Besitz der göttlichen Gabe der Keuschheit und hätten

676

A.a.O., S. 7, Z . 3 1 - 3 6 .

' Vgl. a.a.O., S. 8, Z . 1 f. Schwanhäuser zitiert 2. T i m 4, 2: „Insta oportune importune argue obsecra increpa cum omnis patientia et doctrina." f 77

6™ Vgl. a.a.O., S. 8, Z . 27—33: „Ich such ye mich selbst nit in diser sach, sunder euch und ewer seel seligkeyt. W o l t ich das mein gesucht haben, ich wolt wol an dem orth, do ich vor [vorher] gepredigt hab sein bliben. D o ich hett gehabt gutte ru und haußgemach, versorgt mit aller leiblicher natur, so ich doch nun nit einen tag versichert byn. Ich begers auch nit. Hat mich G o t t erhalten biß hieher, er wirdts furt an auch wol thun."

A . a . O . , S. 8, Z . 1 1 - 1 5 .

2. Die protestantische

Opposition

gegen den Klosterstand

in St. Katharina

227

die Erlaubnis der Eltern. Der Lebensalltag im Konvent müsse für die verbleibenden Nonnen freilich nach reformatorischen Grundsätzen geändert werden. So müssten der Gesang und die Lesung an der Schrift ausgerichtet sein, und ein wahres, christliches Leben sollte ohne Gottlosigkeit und ohne die Bindung an die falschen Klostergelübde gelebt w e r d e n . W o das Klosterleben nicht umgestaltet wird oder wo eine Nonne die Gnade zu einem Leben in Keuschheit oder die Erlaubnis ihrer Eltern, im Kloster zu bleiben, nicht besitzt, gibt Schwanhäuser ihr zu bedenken, dass „auß dem Closter geen kostlich und löblich vor Gott ist und darvon gelauffen ye er ye besser" sei, außerdem sei es „vil besser betteln gehen, dann in einem solchen standt bleyben" 6 8 1 . Abschließend bittet der Prediger die Priorin, sie möge sein Schreiben freundlich annehmen und ihn, wenn er geirrt haben sollte, mit Hilfe der Heiligen Schrift korrigieren. Offensichtlich erwartet Schwanhäuser, dass sie ihre Erwiderung weniger mit Schriftzitaten als mit Aussprüchen verschiedener Päpste und Vertretern der kirchlichen Tradition argumentieren würde. Vorbeugend legt er deshalb seinem Schreiben an Veronika Bernhartin den Druck eines Briefs bei, den er im vorhergehenden Jahr an seine Gemeinde zu Bamberg geschrieben hat und welcher seine Position zur Wertung der Konzilien, der heiligen Väter und der kirchlichen Tradition enthält. Im Wesentlichen besteht diese darin, dass einem einzelnen Menschen, der mit Hilfe der Heiligen Schrift den göttlichen Willen erkannt hat, mehr zu glauben sei als einem Konzil, dass einige Lehren der Heiligen Väter ketzerisch und verführerisch seien und dass die kirchlichen Brauchtümer, ganz gleich wie lange sie auch schon praktiziert worden sein mögen, an der Schrift geprüft werden müssten. 682

2.3. Abhängigkeit Spenglers und Schwanhäusers von der theologischen Argumentation Luthers Die theologische Argumentation Lazarus Spenglers und Johannes Schwanhäusers lässt keinen Zweifel über ihre Kenntnis der einschlägigen Standpunkte Martin Luthers. Ihre Kritik am Klosterstand besteht im Wesentlichen aus den uns aus Luthers Schriften bekannten Topoi: Beide schließen mit dem protestantischen Schriftprinzip rigoros die Berechtigung des Klosterstandes aus und negieren jegliche

6 8 0 Z u r Umwandlung ehemaliger Frauenklöster in protestantische Damenstifte in Nassau s. KOCH, Damenstifte. In der Mitte des 17. Jahrhundert scheint in Nürnberg sogar die E i n richtung eines evangelischen Damenstifts diskutiert worden zu sein. W i t w e n und Jungfrauen sollten dort in häuslichen T u g e n d e n unterrichtet und zu Andacht und Frömmigkeit angehalten werden, bis sich ein geeigneter Ehepartner für sie fände. Vgl. die „Bedenken wegen eines aufzurichtenden evangelischen Jungfrauenklosters" aus dem Jahr 1 6 5 7 in WALDAU, N e u e Beträge 1, S. 2 7 3 - 2 8 0 . 6 8 1 A . a . O . , S. 8, Z . 1 7 - 2 0 . 6 8 2 S. SCHWANHÄUSER, Trostbrief; vollst. Titel: ,Ain Trostbrief, an die Christlichen gemayn Bamberg', zu finden in: Flugschriften des frühen 16. Jahrhunderts, Fiche 1 5 8 1 / N r . 4 0 8 9 .

zu

228

II. Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

Partizipation der Nonnen am Heil, das allein durch Christus bewirkt wird und ohne Werke vorauszusetzen Gültigkeit für den Menschen erlangt. i ' 83 W i e Luther halten sie das klösterliche Dasein für unvereinbar mit dem vierten Gebot und dem Gebot der Nächstenliebe. 684 Keiner der beiden Protestanten lässt sich tatsächlich auf das kirchenrechtlich „heiße Eisen" ein, ob Gelübde gehalten werden müssen, sondern sie argumentieren von der Fragestellung in ,De votis Monasticis Martini Lutheri Iudicium' ausgehend, indem sie untersuchen, ob es sich bei den Klostergelübden tatsächlich um wahre Gelübde handelt. Verneint wird dies wiederum unter Rückgriff auf Begründungszusammenhänge des Wittenbergers: seine Kritik am klösterlichen ArmutsbegrifP' 85 sowie seinen Aussagen über die Unmöglichkeit des Keuschheitsgelübdes, bei welchem etwas gelobt wird, das ohne die Gnade Gottes nicht praktiziert werden kann und außerhalb menschlicher Macht steht. 686 In der Kritik Spenglers am individuellen Gelübde Barbara von Plobens klingt Luthers negative Beurteilung seines eigenen Gelübdes in der Widmungsrede von ,De votis Monasticis Martini Lutheri Iudicium' an seinen Vater an: „denn nicht mit Lust und Willen wurde ich M ö n c h [...], sondern voller Schrecken und Angst vor einem plötzlichen T o d e gab ich ein gezwungen und gedrungen Gelübde" 687. Bieten Spengler und Schwanhäuser keine neuen theologischen Argumente in der Klosterdebatte, so verfügt doch zumindest Spenglers Schreiben über individuelle, nicht genuin theologische Beurteilungskriterien. So ist für den Ratsschreiber der Klosterstand indiskutabel, weil das von den Nonnen und Mönchen geforderte Verhalten, wie etwa das Wachen, Beten, sich Einsperren, wenig und schlecht Essen, Trinken und Schlafen sowie das Fasten in seinen Augen sinnlos und „der natur widerwertig" ist. 688 Ein zweiter Gesichtspunkt in der Argumentation des Ratschreibers bildet die pragmatische Frage nach dem gemeinen Nutzen der Klöster. „Dann die leben inen selbs und niemand anndern zu nutz; sie geben und helffen nyemand" ''8'' lautet sein vernichtendes Urteil. Neben theologischen Gründen bringen den städtischen Diplomaten folglich sozialpolitische, formallogische und naturrechtliche Gesichtspunkte dazu, den Fortbestand der Frauenklöster im Stadtbereich massiv in Frage zu stellen.

6 8 1 Vgl. LUTHER, D e votis monasticis, Kap. I, (WA 8, S. 5 7 8 - 5 9 1 ; LUTHER, Freiheit und Lebensgestaltung, S. 8 4 - 1 0 2 ) , Kap. II (WA 8, S. 5 9 1 - 6 0 4 ; LUTHER, Freiheit und Lebensgestaltung, S. 1 0 2 - 1 2 1 ) . 6 8 4 A.a.O., Kap. IV (WA 8, S. 6 1 7 - 6 2 9 ; LUTHER, Freiheit und Lebensgestaltung, S. 1 3 9 156). 6 8 5 A.a.O., (WA 8, S. 6 4 1 - 6 4 5 , Z. 13; LUTHER, Freiheit und Lebensgestaltung, S. 1 7 4 - 1 8 0 ) . I,8 wolgefallen. D o mit i < h > r so schwerlich unter i < h n e > n mit ewern gewissen gefangen gelegen, das sie gleich ewere götter gewest sein, und hab müssen annemen und glauben, was sie geweit haben. O der grossen, elenden, schweren, Endchristischen [antichristlichen] Babilonischen gefenknis! W i e vil habt ir n e w e r sund (do mit ewer gewissen gefangen gelegen) die v o r G o t t nit sünd seind. Das ist warlich des rechten Endtcrists regiment, der sich an Gots stat gesetzt hat zu regiren die gewyssen der menschen: n e w sund, n e w e gutte w e r c k , n e w e leere, n e w verdinst auff zurichten, die rechten alten vnd warhafftigen von G o t t eyngeseczt verdunckelt und v e r blendt."

740

Ziel seiner Ausführungen ist ebenfalls die Förderung von individueller Entscheidungskompetenz bei den Schwestern: W o etwas Unehrliches, Unziemliches und Widergöttliches geboten wird, darf sich niemand durch einen Gehorsamseid verpflichtet fühlen. 741 W i e Spengler fordert Schwanhäuser also ein gewisses Maß an Eigenreflexion und Mündigkeit in ethisch-theologischer Hinsicht. Die Entscheidungsvollmacht darüber, ob die Nonnen im Kloster verbleiben oder austreten 739

A.a.O., S. 477, Z. 2 7 - S . 478, Z. 1.

740

SCHWANHÄUSER, Ein Christenliche kurtze undterrichtung S. 6, Z. 2 5 - 3 6 .

741

A.a.O., S. 7, Z. 6 - 1 7 .

3. Illustration

des theologischen

Umbruchs

241

sollen, spricht er jedoch den leiblichen Eltern zu. Bestehen sie auf den Austritt, so sind ihnen ihre T ö c h t e r auch nach einem jahrelangen Nonnendasein zum Gehorsam verpflichtet. Hier wird deutlich, dass die Frauen für Schwanhäuser keinen eigenen Rechtsstatus besitzen. Bemerkenswert ist generell, dass auf Nonnen seitens ihrer Familien weit mehr Druck ausgeübt wurde, das Kloster zu verlassen, als dies bei Mönchen der Fall gewesen zu sein scheint. 742 Bei beiden Klosterkritikern erstreckt sich der Aufruf zur Befreiung von falschem Gehorsam, zu Eigeninitiative und Entscheidungskompetenz lediglich auf den Bereich des Klostergehorsams; in dem Leben hingegen, das die Protestanten von den Nonnen nach ihrem Austritt wünschten, war Gehorsam und Unterordnung wiederum das beherrschende Prinzip, sei es den Eltern und der Stammfamilie oder aber dem Ehepartner gegenüber. 741

3.5. Utilitaristische Infragestellung der Existenzberechtigung altgläubiger Nonnen in einer protestantischen Stadtgemeinschaft In Quellen, die die Einfuhrung der Reformation in Nürnberg dokumentieren, taucht wieder und wieder die Formel „Gottes Ehre und der gemeine Nutzen" als richtungsweisende Handlungsmaxime der Obrigkeit auf. 744 Auch bei den Klöstern fragte man sich beispielsweise, ob die der Auflösung widerstrebenden Barfüßer nicht eher schädlich als nützlich für die Stadtbevölkerung seien. Andreas Osiander kam zu dem Ergebnis, es sei angebracht, sie auszuweisen. Was die Frauenklöster anging, sah er die Aufgabe der Obrigkeit darin, zu garantieren, dass von dort aus wenigstens keine negative Beeinflussung der Stadtgemeinschaft erfolgte. 745 Der Existenz von Nonnen wurde jeglicher Nutzen für die Stadtbevölkerung abgesprochen: „Dann die leben inen selbs und niemand anndern zu nutz" 746 lautet Spenglers Urteil. Für ihn sind sie Schmarotzer, die vom Almosen leben, der Stadtbevölkerung aber nicht dienen sondern dem Gemeinwohl schaden. 747 Er behauptet, dass „kain 742 In den Nürnberger Quellen taucht der Fall, dass eine Familie einen M ö n c h aus dem Kloster nehmen will, lediglich ein einziges Mal auf. PFEIFFER, Quellen, S. 35, R V 2 5 0 . 743 Vgl. hierzu den auf S. 2 3 2 in Anm. 7 0 8 zitierten, an die Braut gerichteten Abschnitt aus der Nürnberger Hochzeitsordnung von 1526, w o neben dem Aufruf zur Fruchtbarkeit die A n weisung zur Unterordnung unter ihren Ehegatten dominiert. 744 Vgl. KANTZENBACH, Gottes Ehre; KOLDE, Kirchenwesen, S. 62. Zu Datierung und Grund der Abfassung des bei KOLDE gedruckten Schreibens vgl. SEEBASS, Apologia Reformationis, S. 2 4 - 2 8 . 741 OSIANDER, Ratschlag über die Klöster, S. 153 und 155. 746 SPENGLER, Contra vitam monasticam, S. 4 7 4 . Auch ANDRASCHEK-HOLZER beobachtete, dass „unnütz" geradezu zum „Schlüsselwort der E p o c h e " im Bezug auf Frauenklöster wurde.

ANDRASCHEK-HOLZER, F r a u e n k l o s t e r s c h i c k s a l , S. 2 0 4 . 747 Spengler kritisiert im B r i e f an Barbara von Ploben v. a., dass M ö n c h e und N o n n e n für ihr Almosen keine Gegenleistung erbrächten, im Kloster ein besseres Leben führten als sie in der W e l t zu erwarten hätten und zudem ihre Pächter unbarmherzig ausbeuteten; vgl. a.a.O., S. 4 7 8 , Z . 11—23. Auch Spenglers 1 5 2 6 geschriebene und 1528 überarbeitete ,Apologia Reformationis'

242

//. Innenperspektive

des Konvents

und Außenperspektive

protestantischer

Klosterkritiker

volck auff erden lebt, das seinem nächsten weniger guttat erzaigt, das auch mit iren zinnsleuten [Pächtern] und anndern iren Schuldnern unparmherziger hanndelt dann die ordensleut." 748 Eine mündige Bürgerschaft werde sich die Existenz des Klosterstands nicht mehr länger gefallen lassen, prophezeit er in einem B r i e f an seine Verwandte, die Nonne Dorothea Mock. 7 4 9 Schwanhäuser bemängelt ebenfalls, dass Menschen im Kloster sich aus Eigennutz und nicht zum Dienst am Nächsten von der Welt absondern würden. 7 5 0 Im Kontext seiner Kritik am Armutsgelübde entwirft er ein evangelisches Arbeitsethos: „Christus hat seinen aposteln betteln v e r b o t t e n u n d gesagt, sie sollen nit v o n hauß zu hauß g e h e n . M a n sol auch nit leyden, das eyn gesunder m e n s c h bettel, der arbeyten kan. M a n sol i m auch nichts g e b e n , sunder darzu halten, das er sich n e e r m i t der arbeyt seiner handt (damit die C h r i s t e n nit b e s c h w e r t w e r d e n ) . Christliche u n d E u a n g e l i s c h e armut heyst g e b e n den a r m e n , nit n e m e n . Also das ich allein ein haußhalter u n d außteiler sey der zeytlichen gütter, u n d w o es n o t tut den k r a n c k e n , elenden, a r m e n , w i t w e n u n d weyssen zu hilff k u m m e n , iren m a n g e l erstatten u n d i < h n e > n nit g e b r e c h e n lassen [...]. D o c h das w i r die h e n d t u n d den leyb arbeyten lassen darzu sie G o t t geschaffen hat, das heyst der Christen armut."751

Alltägliche, körperlich anstrengende Arbeit gilt ihm als die Beschäftigung, für die Gott den Menschen bestimmt hat. Es geht nicht an, dass einige von anderer Leute Schweiß und Blut leben. 752 Nur demjenigen, der diese Arbeit nicht mehr verrichten kann, gesteht er Unterstützung durch Almosen zu. Der Auffassung von der Nutzlosigkeit des Klosterstandes und vom Schmarotzertum verharrender Mönche und Nonnen standen während der reformatorischen Verunsicherung innerhalb St. Katharinas die Kategorien Berufung und Beruf, d. h. die Interpretation vom Klosterleben als Gabe und Aufgabe, diametral entgegen. Stellvertretendes Gebet, Lob Gottes und die Rettung von Seelen aus dem

(Druck: SEEBASS, Apologia Reformationis) lässt seine Verachtung für das parasitäre Dasein von M ö n c h e n und N o n n e n erkennen. 748

SPENGLER, Contra vitam monasticam, S. 4 7 4 , Z . 1 7 - 1 9 .

SPENGLER, M o c k , S. 4 6 2 : Das V o l k werde sich von Wachskerzen, Kutten, Rosenkränzen und dergleichen nicht länger blenden lassen. 749

7 5 0 SCHWANHÄUSER, Ein christenliche kurtze undterrichtung, S. 2, Z. 3 2 - S . 3, Z . 6: „der gemeynen Christenheyt nit dinstlich, sunder beschwerlich, nit zu dienst dem negsten sunder in selbst ein C r o n zuverdinen erdacht". 7 5 1 SCHWANHÄUSER, Ein christenliche kurtze undterrichtung, S. 5, Z . 4 - 1 9 . 7 5 2 Ahnlich argumentierte Lazarus Spengler in seinem Schreiben an den R a t von Goslar im Jahr 1528, in dem er den Entzug der Privilegien der Geistlichen folgendermaßen begründete: D i e Geistlichen sollten „gleich andern burgern zimliche bürgerliche purden [...] tragen, [...] wie dann auch billich und dem wort gottes gemess ist, das dises feiernt volck, so allein von ander leut schwaiss und plut lebt und gar nichzit darumb tut und arbeit, nit unzeitlich gleichen bürgerlichen last mit denen, die sich im schwaiss irs agesichts, auch mit grosser sorg, muhe und wagnus irer leib und guttere erneren und die purden des tags und der hitz tragen müssen, leiden sollen [...]." KOLDE, Kirchenwesen, S. 73. Z u Datierung und Abfassungsgrund s. SEEBASS, Apologia R e f o r mationis, S. 24—28.

3.

Illustration

des theologischen

Umbruchs

243

Fegefeuer wurden von den Nonnen als der Auftrag Gottes an sie interpretiert. Mehr als andere fühlten sie sich ermächtigt, diese Dinge zu vollbringen, die in den Augen der Protestanten nun jeglichen Wert verloren hatten und als völlig unnütz empfunden wurden. 753

753 Vgl. a.a.O., S. 71: Seelmessen, Vigilien, Jahrtage und andere Formen des Totengedenkens werden als „unnutz und vergebens" bezeichnet.

III. Praktische Folgen der neuen Lehre: Austritt oder Verbleib? 1. Als aus hochgelobten „gesponsert Christi" oder renitente Nonnen

wurden: Der wachsende

und die Folgen des

weltliche

Ehefrauen

Antiklerikalismus

Religionsgesprächs

Es soll hier keine Darstellung des historischen Ablaufs der Reformation in N ü r n berg erfolgen, 1 sondern es sollen lediglich diejenigen Ereignisse und Tendenzen reflektiert werden, die Auswirkungen auf die Klöster Nürnbergs und sein Umland hatten. 2 Insbesondere der wachsende Antiklerikalismus und die Beschlüsse des Religionsgesprächs bestimmten das Schicksal der Nürnberger Frauenkonvente. Durch die Verbindungen, die die „Sodalitas Staupitziana" 3 mit Wittenberg hatte, war frühzeitig ein erster Kontakt zwischen der patrizischen Oberschicht Nürnbergs und der Wittenbergischen Theologie entstanden. Dieser führte dazu, dass Luthers Schriften in der Reichsstadt verbreitet und gelesen wurden. Seine Auseinandersetzung mit dem Klosterstand zeigte auch bald Auswirkungen auf die Situation in Nürnberg: Ab 1522 verließen Mönche ihre Klöster. Von den beiden innerstädtischen Frauenkonventen liegen uns keine Berichte über Klosteraustritte vor 1525 vor. Sicherlich trug die strenge Abschottung, zu der die reformado tarn morum quam murorum gefuhrt hatte, dazu bei, dass reformatorisches Gedankengut relativ spät in den Konvent der Dominikanerinnen gelangte und dass die N o n n e n von der antiklerikalen Stimmung innerhalb der Stadt wie auch von den Inhalten der 1 Z u r E i n f ü h r u n g der R e f o r m a t i o n in N ü r n b e r g siehe: ENGELHARDT, R e f o r m a t i o n I; PFEIFFEE, Entscheidung; DERS., Quellen; DERS.: W a r u m hat N ü r n b e r g ...; ROTH, R e f o r m a t i o n ; SEEBASS, Stadt u n d Kirche; SODEN, Beiträge; KANTZENBACH, Gottes Ehre; KOLDE, Kirchenwesen;

ZIMMERMANN,

Religionsgespräch.

2

A u f g r u n d der Quellenlage bietet es sich an, bei der Darstellung der Ereignisse mit St. Katharina u n d St. Klara beide Frauenklöster innerhalb der Stadtmauern Nürnbergs in den Blick zu n e h m e n , da Caritas Pirckheimers chronikartige Aufzeichnungen der Jahre 1524—1528 (PIRCKHEIMER, Denkwürdigkeiten) u n d ihre Briefe sowie die ihrer Schwester Clara (PFANNER, Briefe von, an u n d über Caritas Pirckheimer) Informationen enthalten, die St. Katharina betreffen. Aus d e m Katharinenkloster selbst liegt uns lediglich eine 1629 gedruckte Abschrift mehrerer Klagen der Priorin u n d des Konvents über die Zustände zwischen 1525 u n d 1595 vor; s. FÖRNER, NOrimberga, S. 87 f. 3 Z u r „Sodalitas Staupitziana", d e m Humanistenkreis u m J o h a n n Staupitz im N ü r n b e r g e r Augustinerkloster, vgl. H ö s s , Das religiöse Leben, S. 145 f. u n d HAMM, Humanistische Ethik, S. 133-143.

246

III.

Praktische

Folgen der neuen Lehre:

Austritt oder

Verbleib?

reformatorischen Predigten, die von den Stadtkanzeln herab gehalten wurden, später Notiz nahmen als Angehörige männlicher Orden. D e m R a t war es 1520 gelungen, Hektor Pömer und Georg Peßler als Pröpste an den beiden Pfarrkirchen einzusetzen. Beide hatten ihre juristische Ausbildung in Wittenberg absolviert. Diese wiederum beriefen 1521 Andreas Osiander als Prediger an St. Lorenz und Dominikus Schleupner auf die Predigerstelle von St. Sebald. Wenig später kam mit Thomas Venatorius am Heilig-Geist-Spital ein dritter Anhänger Luthers dazu. Mit ihren Predigten prägten sie das antiklerikale Meinungsbild der Öffentlichkeit. Kritik am Klosterstand, die u. a. auf dem Verdienstgedanken und den Verfallserscheinungen innerhalb einzelner Konvente beruhte, die ihrem Ideal nicht mehr entsprachen, wurde in tumultartigen Ausschreitungen auch gegen solche Konvente laut, die wie St. Katharina oder St. Klara gemäß den Ordenstatuten lebten. 4 Bereits 1523 musste der R a t das Singen schmählicher Lieder gegen Mönche, Pfaffen und Nonnen verbieten, 5 um R u h e und Frieden in der Stadt zu bewahren. Hans-Jürgen GOERTZ nennt als Gründe für den sich verschärfenden Antiklerikalismus die Fiskalisierung der Religion, die rechtliche Stellung des Klerus, die Vernachlässigung seiner geistlichen Amtspflichten, das luxuriöse Leben, welches W e l t - und Ordensgeistliche führten, sowie den Verfall der Moral in den Klöstern. Darüber hinaus erwähnt er auch die wirtschaftliche Konkurrenz, der sich das Handwerk von Seiten des klösterlichen Gewerbes ausgesetzt sah. 6 Im Fall von St. Katharina und St. Klara ist nicht von einem Aufweichen der Moral oder der Vernachlässigung klösterlicher Pflichten auszugehen. Da in St. Katharina eine Teppichwirkerei betrieben wurde, beide Frauenklöster ihr eigenes Bier brauten und W e i n einlegten, ohne eine Steuer dafür entrichten zu müssen, könnten wirtschaftliche Gründe dazu beigetragen haben, dass der gemeine Mann — und nach Caritas Pirckheimers Aufzeichnungen zu schließen in besonderem Maße die gemeine Frau — einen derartigen Hass auf die Orden entwickelten. In der humanistischen Oberschicht Nürnbergs fand zudem während der Renaissance eine Vermittlung von Antike und Christentum im Bereich der Moral statt, aus der eine Ethisierung des Glaubens resultierte. An jeden Menschen, egal ob Laie oder Kleriker, wurde der Anspruch gestellt, das Gute in sich zu entwickeln. Neben den theologischen Ansichten Luthers über den Ordensstand und wirtschaftlichen Beweggründen fanden sich in Nürnberg folglich auch Ansätze einer humanistischen Kleruskritik, die danach verlangte, den Dualismus zischen einer „Klerikerkultur" und einer „Laienkultur" abzuschaffen. 7 Im Rathaus hatte man sich die Klärung religiöser Fragen, u. a. auch der des Klosterstandes, noch bis Ende September 1524 durch ein nationales Konzil erhofft. Daher hatte die städtische Obrigkeit bis zum Eintreffen des kaiserlichen Edikts von 4

Vgl. SCHUBERT, Spengler und die R e f o r m a t i o n , S. 3 9 2 und 3 9 8 f.

3

SODEN, Beiträge, S. 158 f. REIC.KE, Geschichte der Reichsstadt Nürnberg, S. 7 9 7 , beschreibt

ebenfalls Ausschreitungen gegen die Nonnenklöster der Stadt. 6

GOERTZ, PfafTenhaß, S.

7

Vgl. a.a.O., S. 6 2 .

57-59.

1. Der wachsende Antiklerikalismus

und die Folgen des

Religionsgesprächs

247

Burgos unter ständigem Ermahnen der Welt- und Ordensgeistlichen zu einhelliger Predigt versucht, radikale Tendenzen auf altgläubiger wie auf reformatorischer Seite zu unterbinden. 8 Jedoch zeigten der Inhalt antiklerikaler Predigten, die Veröffentlichung des Vorworts Oslanders zu Johann von Schwarzenbergs Sendbrief sowie ähnliche Schriften bald ihre Auswirkungen: Aus den Aufzeichnungen Caritas Pirckheimers geht deutlich hervor, dass sich der Meinungsumschwung von der Wertschätzung der Frauenkonvente zur Verachtung der klösterlichen Lebensform 1524 bereits vollzogen hatte. Sie zeichnet ein deutliches Bild von der schwierigen Situation, in der sich die beiden Frauenklöster befanden: „ D a n n in d e m v o r g e m e l t e n [vorher e r w ä h n t e n , d. h. 1524] j a r hat es sich b e g e b e n , das d u r c h dy n e w e n lere der luterey gar vil d i n g verändert sind w o r d e n u n d vil zwyspaltung in d e m cristlichen gelawben sich erhebt haben. [...] A u ß demselben entsprang, das vill n u n n e n u n d m u n c h , dy sych solcher freyheit geprauchten, auß den clostern luffen, ir o r d e n u n d habit h i n w u r f f e n , etlich sich verheyraten u n d theten, was sy wollten. A u ß solchen Ursachen k o m e n uns vil widerwertigkeit u n d anfechtung, dann vill leut u n t e r den gewaltigen u n d schlechten [schlichten, einfachen] k o m e n ü b e r tag zu irn f r e u n t y n [Verwandten], dy sy pey uns im closter hetten, d e n predigten u n d sagten sy v o n der n e w e n lere u n d disputirten u n aufhörlich, w y der closterstand so verdemlich u n d verfurisch w e r u n d w y nit muglich w e r , das m a n darinnen seilig k u n d t w e r d e n , dann w i r w e m all des teuffels." 9

N e b e n theologischer Klosterkritik und der mit ihr verbundenen Infragestellung ihres Daseins sahen sich die Schwestern beider Frauenklöster auch Verleumdungen ausgesetzt, was ihre Beziehungen zu den männlichen Ordensmitgliedern anging. Von den städtischen Kanzeln herab wurden die ehemals in Ehren gehaltenen u n d mit viel Lob bedachten Jungfrauen der U n z u c h t bezichtigt, ja man behauptete sogar, sie seien schlimmer als „die hinter den mauren" '". Am 30. N o v e m b e r 1524 sandte der R a t eine Delegation an die O b e r e n des Prediger- u n d Barfüßerklosters mit dem Vorschlag, sie möchten sich der Frauenklöster entäußern, da sich das Gerücht verbreitet habe, dass sich in den Frauenklöstern allerlei unschickliche, dem guten R u f e nachteilige Dinge zutrügen. A u ß e r d e m wurde ihnen vorgeworfen, sie z ö g e n aus der cura monialium N u t z e n finanzieller u n d a n d e r e r Art. 1 1

Die Priorin des Katharinenklosters 12 sollte durch den Dominikanerprior ver* Vgl.

Stadtreformation, S. 94 f. Denkwürdigkeiten, S. 1, Z. 16-32. "' S. o. S. 232, Anm. 710. Das seit Beginn des 15. Jahrhunderts belegte städtische Bordell befand sich in Nürnberg am Stadtrand, hinter der ersten Stadtmauer, im sog. „Muckenthal". N o c h heute trägt das Gebiet den N a m e n „Frauengasse". B E N N E W I T Z / B E R G M A N N , Nürnbergs liederliche Weiber, S. 4—9. " PFEIFFER, Quellen, S . 29, R V 210 und 211; S O D E N , Beiträge, S . 208 f. Caritas Pirckheimer wies diese Vorwürfe von sich, indem sie betonte, dass in den dreihundert Jahren, in denen die Klarissen mit den Franziskanern in Verbindung standen, keine Zwietracht zwischen ihnen war. Die Bezahlung der M ö n c h e für ihren Dienst habe sich lediglich auf Nahrung und Kleidung erstreckt. Vgl. P I R C K H E I M E R , Denkwürdigkeiten, S. 5, Z. 2 9 - S . 6, Z. 9. Von St. Katharina ist bekannt, dass die Dominikanermönche für das Lesen der Messen im Jahr 1373 einen jährlichen Festbetrag von 24 Gulden erhielten. S. FRIES, St. Katharina, S. 17. 12 Bis 1526 noch Veronika Bernhartin. Sie stand dem Kloster von 1498 bis zu ihrem T o d am 9

SCHMIDT,

PIRCKHEIMER,

248

III.

Praktische

Folgen der neuen Lehre: Austritt oder

Verbleib?

ständigt werden. D a es sich bei dem Auftrag des Rats nur u m eine Empfehlung handelte, der nicht zwingend Folge geleistet werden musste, predigten die D o m i nikanermönche zunächst weiterhin in St. Katharina. 1 3 Allerdings standen sie unter städtischer B e o b a c h t u n g . 1 4 D e r Nürnberger R a t fühlte sich dem spätmittelalterlichen Gedanken des corpus christianum15

verpflichtet, der die Einheit von bürger-

licher und christlicher Gemeinde voraussetzt. D i e Tatsache, dass an verschiedenen O r t e n innerhalb der Stadt unterschiedlich gepredigt wurde, erschien den politisch Verantwortlichen daher unerträglich. Ihre Aufgabe bestand nicht allein darin, den Bürgern Sicherheit nach außen und Gleichbehandlung vor dem Gesetz bei innerstädtischen Streitigkeiten zu garantieren, sie verfugten zusätzlich über die cura religionis, fühlten sich also für das ewige Heil der Bürger verantwortlich.

16

Dieses

wiederum konnte nur durch die einhellige Predigt des wahren Gottesworts und die Erschaffung einer ihm gemäßen Ordnung garantiert werden. D a auf nationaler E b e n e eine Bestimmung der wahren Lehre nicht abzusehen war, beschloss der R a t im Frühjahr 1 5 2 5 , die Frage innerstädtisch zu regeln und im R a h m e n eines Religionsgesprächs zu prüfen, o b die altgläubige oder die reformatorische Predigt schriftgemäß sei. 1 7 M a n lud dazu Vertreter beider Parteien ein, ohne allerdings die Teilnahme der Priorinnen der Frauenklöster zu erwägen. W ä h r e n d des R e l i gionsgesprächs, das am 3. März 1 5 2 5 begann, war der Z o r n der Volksmenge auf die teilnehmenden altgläubigen Geistlichen bereits so groß, dass der R a t ihnen auf dem H e i m w e g zum Schutz Stadtknechte und Schützen mitgeben musste. D a

28. O k t o b e r 1 5 2 6 vor. Als ihre Nachfolgerin wurde Katharina Kolerin bestimmt (1526—1536). 13

PFEIFFEH, Q u e l l e n , S . 3 0 , R V

217.

Ein Predigermönch wurde vom R a t wegen dogmatischer Verfehlungen zur Verantwortung gezogen, nachdem er am 27. Dezember des selben Jahres bei St. Katharina gepredigt hatte, dass Christus nur für die Erbsünde gestorben sei, und auch zehn weitere Kreuzigungen Christi nicht mehr bezwecken könnten, sondern die Menschen um ihrer eigenen Sünde willen B u ß e tun müssten. Vgl. PFEIFFER, Quellen, S. 3 5 f . , R V 2 4 7 , 2 5 3 , 2 5 7 und SODEN, Beiträge, S. 2 2 0 . 14

Vgl. SCHLEMMER, Die frommen Nürnberger, S. 35. KANTZENBACHS Aufsatz zeigt sehr deutlich, dass die Formel „Die eer Gottes und gemainer nutz" immer wieder dazu diente, die Änderungen im Gottesdienst zu rechtfertigen und mit der Verantwortung des Rats für das leibliche und geistliche W o h l der Bevölkerung zu legitimieren; s. KANTZENBACH, Gottes Ehre. Vgl. ebenso SEEBASS, Stadt und Kirche, S. 76. 13

16

17 U b e r den Verlauf des Religionsgesprächs und den Grund, warum es abgehalten wurde, siehe KANTZENBACH, Gottes Ehre; SCHMIDT, Stadtreformation, S. 8 4 - 8 6 , 9 2 - 9 5 , 1 0 1 - 1 0 9 und 1 1 7 - 1 1 9 ; SEEBASS, D e r Nürnberger R a t und das Religionsgespräch; ZIMMERMANN, Religionsgespräch. Es ist vielfach diskutiert worden, ob das Ergebnis des Religionsgesprächs innerhalb des Rats von vornherein feststand und es sich damit um eine Ratsreformation handelte oder aber die entscheidenden Impulse von den Bürgern kamen. SEEBASS geht davon aus, dass das Gespräch ein Mittel war, mit dem der R a t die Rechtfertigung bereits beabsichtigter Maßnahmen erreichen wollte. Auch KANTZENBACH belegt eine voreingenommene Haltung des Rats. ZIMMERMANN vertritt dagegen die Ansicht, dass die Motivation für das Abhalten eines Religionsgesprächs allein darin zu finden sei, dass der R a t R u h e und Frieden wieder herstellen wollte. Dass sich das als freundliches Gespräch geplante Unternehmen schließlich in eine Disputation verwandelte, führt er auf den D r u c k der Masse zurück. Auch SCHMIDT geht nicht von einer obrigkeitlichen Reformation in Nürnberg aus, sondern schreibt ihre Durchfuhrung dem Patronat des gemeinen Mannes zu.

i. Der wachsende Antiklerikalismus

und die Folgen des

Religionsgesprächs

249

sich das als eine „christliche, brüderliche und freundliche Unterredung" 18 geplante Gespräch im Laufe der Sitzungen in eine Disputation verwandelte, in der die reformatorische Partei den Vorteil auf ihrer Seite hatte, brachen die Bettelmönche das Gespräch vor der Abschlusssitzung ab. Dies ermöglichte es Andreas Osiander; in einer zweistündigen R e d e vor d e m großen R a t und der unter den geöffneten Fenstern des Rathauses lauschenden Volksmenge zu verkünden, was als die wahre Lehre gemäß der Heiligen Schrift gelten und von den Kanzeln der Stadt herab gepredigt werden sollte. A m 18. März fasste der R a t daraufhin den Beschluss, den Dominikanern, Franziskanern u n d Karmeliten das Predigen u n d Beichthören zu verbieten, bis sie ihre Predigt öffentlich als schriftgemäß legitimierten. Ebenso wurde ihnen die cura monialium in allen Frauenkonventen entzogen. 1 9 Die N o n n e n in St. Katharina erfuhren von dieser Entscheidung am darauffolgenden Tag durch die beiden Ratsherren Christoph Koler u n d Bernhard Paumgartner. Sie verboten den Schwestern in Z u k u n f t jeglichen Kontakt zu den Dominikanermönchen u n d wiesen ihnen als Prediger Johann Schwanhäuser zu. 20 Als Beichtväter sollten sie anstelle der Dominikanermönche die Dienste der ehemaligen Augustiner Karl und D o r ß oder des Hans Seibold, eines Priesters bei St. Sebald, in Anspruch nehmen. 2 1 In St. Klara fand, nachdem diese Entscheidung verkündet w o r d e n war, eine heftige Diskussion zwischen den Abgesandten und d e m Konvent statt. U m die Klarissen zum Einlenken zu bewegen, sprachen die beiden Ratsherren dort von der Bereitwilligkeit, mit der man den neuen Prediger in St. Katharina a n g e n o m m e n habe. 2 2 V o n der W e i g e r u n g der Dominikanerinnen, die ihnen vorgeschlagenen Beichtväter anzunehmen, und ihrem Wunsch, lieber ganz auf das Sakrament der Beichte verzichten, 2 3 berichteten die Ratsherren den Klarissen verständlicherweise nichts. Wenngleich die Behauptungen der beiden Delegierten, die N o n n e n in St. Katharina hätten die T r e n n u n g v o m männlichen Ordenszweig widerspruchslos hingenommen, nicht als historische Tatsache gewertet werden kann, gewinnt man bei der Sichtung des historischen Materials dennoch den Eindruck, als hätten die Schwestern in St. Katharina während der reformatorischen Verunsicherung von Anfang an versucht, den W e g des geringsten Widerstands zu gehen. W ä h r e n d in St. Klara auch noch zu den nächtlichen Tagzeiten geläutet wurde, hatte man im Katharinenkloster das Läuten zur Mette schon seit Mitte O k t o b e r 1524 abgestellt, u m der Stadtbevölkerung keinen Anlass zu Aufruhr zu

18

SODEN, Beiträge, S. 2 2 3 .

19

Vgl.

20

Vgl. SODEN, Beiträge, S. 2 3 0 ; FRIES, St. K a t h a r i n a , S. 35.

21

Vgl.

22

PIRCKHEIMER,

PFEIFFER,

Quellen,

S. 5 9 ,

RV

400.

Denkwürdigkeiten, S. 26. PFEIFFER, Quellen, S. 59, R V 401. Denkwürdigkeiten, S. 25-29. PFEIFFER, Quellen, S. 60, R V 410. Der Ratsverlass zeigt deutlich, dass Christoph Koler und Bernhard Paumgartner das Vorbild der Schwestern in St. Katharina dazu benutzen sollten, die „ungehorsamen und widerspenigen" Klarissen zum Einlenken zu bewegen. 23 PFEIFFER, Quellen, S . 6 0 , R V 4 1 0 und S . 6 1 , R V 4 1 5 ; S O D E N , Beiträge, S . 2 3 ; FRIES, St. Katharina, S. 35. PIRCKHEIMER,

250

III.

Praktische

Folgen der neuen Lehre: Austritt oder

Verbleib?

bieten. 2 4 Am 6. Mai 1525 ließ der R a t durch eine Visitation in St. Katharina jede Nonne einzeln befragen, ob sie auch die reformatorischen Predigten hörte. Weiterhin wurde angeordnet, dass Verwandte der Ordensfrauen freien Zutritt zu den Klöstern haben sollten. 25 Im Katharinenkloster hielt man sich auch an diese Verordnung des Rats, solange bis offensichtlich vom lutherischen Prediger aus dem Heilig-Geist-Spital damit Missbrauch getrieben wurde. Caritas Pirckheimer berichtet in ihrem B r i e f an einen Geistlichen vom 18. Juni 1525 aus der R e t r o spektive von einer Episode, die sich Anfangjuni im Katharinenkloster zugetragen hatte. Der Prediger Thomas Venatorius hatte sich in Verkleidung mit anderen Männern in das Katharinenkloster eingeschlichen, die Nonnen beschimpft und einigen unter ihnen angeboten, sich mit ihm zu verheiraten. Danach habe er in der Stadt „vill unzichtiger unwarhafftiger ding von den armen kinden gesagt". 2 6 Der Konvent beschwerte sich daraufhin bei den altgläubigen Ratsherren Martin Geuder, Hieronymus Holzschuher und J a k o b Muffel 2 7 über die Öffnung der Klostertore. Unter anderem sprach man auch vor dem R a t vor. Unklar ist, ob die Frauen dies in Form einer Bittschrift, über ihren Pfleger oder durch die Priorin Veronika Bernhartin selbst taten. Die Argumentation, die sie vor dem R a t anführten, war überzeugend: „ L i e b e n herrn, was wollt ir e u c h z e i c h e n [zeihern, dessen b e z i c h t i g e n ] , daz ir e u c h selber dy g r o ß e schandt wollt anthun, ir habt e w r pludt u n d flaysch, e w r k i n d e r u n d d o c h t e r , e w r swester, m u m e n u n d paßen vill in den clostern; soll d e n n e i n e m ittlichen p u b e n g e g u n t w e r d e n , d o auß u n d einzugen; k u n d t ir selbs e r m e ß e n , was daraus entspringen m o c h t , es wirt o n sundt u n d schandt u n d ergerung nit ergen; es w e m m e r offener g e m e y n e r h e w ß e r d e n n closter w e r n . "

28

So erreichten es die Schwestern, dass der R a t anstatt auf die Öffnung der Klostertore lediglich auf die Einrichtung von Redefenstern bestand und den Zutritt zu den Frauenklöstern ausschließlich auf weibliche Familienmitglieder der Nonnen beschränkte. 2 9 2 4 Vgl. PIRCKHEIMER, Denkwürdigkeiten, S. 6 7 , Z . 4 3 f. Z u r Gefahr, die das nächtliche Geläut für St. Klara implizierte, s. a.a.O., Z . 25—27: „ D o wir nun also in vill engsten und notten warn und teglich mer ungelucks warteten und wir uns also truckten und schmückten [schmiegten], daß wir kaym [kaum] den gotlichen dinst dorflten hallten noch die glocken in chor leutten, denn wen man etwas von uns hört, so hub sich fluchen und schelten, schryren [Schreien] in der kirchen herauf gegen uns, wurffen mit steynen in unßern chor und zerwurfFen uns dy fenster in der kirchen und sungen schentliche lyeder auf dem kirchof, troeten uns offt, wen wir noch ein nachtmetten leutten, wollt man uns große ding thun. " 25

V g l . PFEIFFER, Q u e l l e n , S . 8 1 , R V 6 0 5 , S . 8 4 , R V 6 1 9 u n d S . 9 4 , R V

704.

PFANNER, Briefe von, an und über Caritas Pirckheimer, S. 126. In einem Ratsverlass vom 1 0 . 6 . 1 5 2 5 wurden T h o m a s Venatorius und ein gewisser Caspar K o r n dafür gerügt, „in ander leut namen leut aufpracht und ins closter zu sant Katherina gefürt" zu haben. S. PFEIFFER, Quellen, S. 9 9 , R V 7 5 1 . 26

27 Caritas Pirckheimer nennt sie „dy auf unßer seytten sind"; PIRCKHEIMER, Denkwürdigkeiten, S. 75, Z . 1 6 f . 28

A . a . O . , S. 75, Z . 2 0 - 2 6 .

29

Vgl. a.a.O.; PFEIFFER, Quellen, S. 94, R V 7 0 4 , S. 101, R V 7 6 8 und die E i n l e i t u n g j o a c h i m

i. Der wachsende Antiklerikalismus

und die Folgen des Religionsgesprächs

251

Das Problem, wie man mit altgläubigen Konklaven inmitten einer Stadt umgehen sollte, deren überwiegender Bevölkerungsteil der reformatorischen Lehre anhing, erstreckte sich für den R a t nicht nur auf die beiden Frauenkonvente innerhalb der Stadtmauer, sondern auch auf die Schwestern außerhalb des Stadtgebiets in Engelthal, Pillenreuth und Großgründlach. Die zuletzt genannten gaben ihr Kloster Mitte Mai 1525 freiwillig an das Große Almosen, 3 0 was jedoch mit den Konventen geschehen sollte, die am Ordensleben festhielten, wurde innerhalb des Rats kontrovers diskutiert, 11 insbesondere seitdem die Nonnen aus Pillenreuth und Engelthal Ende April bzw. Mitte Mai dazu angehalten worden waren, sich vor den aufrührerischen Bauernhorden in der Stadt in Sicherheit zu bringen, und die Möglichkeiten zur Einflussnahme auf einzelne unter ihnen damit gestiegen waren. Jeglicher Kontakt zu den männlichen und weiblichen Klosterinsassen des Dominikaner- und des Franziskanerordens wurde ihnen dort untersagt. Obwohl sowohl zwischen den Nonnen aus Engelthal und den Schwestern in St. Katharina als auch zwischen den Pillenreutherinnen und den Klarissen enge Verbindungen bestanden, 32 wurden die auswärtigen Schwestern bei Konrad Haller und Ursula Tetzel in der Stadt untergebracht. Letztere ist in der Nürnberger Reformationsgeschichte als streitbare Befurworterin der neuen Lehre bekannt, holte sie doch ihre Tochter Margarete an Fronleichnam 1525 gewaltsam aus dem Klarissenkloster. 31 Caritas Pirckheimer berichtet, die Nonnen aus dem Nürnberger Landgebiet mussten „ser vill leyden in den hewßern, do sy zu herbrig warn" 3 4 , denn man versuchte mit allen Mitteln, sie dazu zu bewegen, den Klosterstand zu verlassen. Am 6. Juni wurde ihnen geboten, ihre Ordenstracht abzulegen, und man schlug ihnen vor, zu heiraten oder mit einer jährlichen Unterhaltszahlung versehen zu ihren Verwandten zu ziehen. Die Priorinnen wurden angehalten, die Schwestern von ihren Gelübden zu entbinden und keiner, die austreten wollte, den Austritt zu verwehren. Für die Befolgung aller dieser Anweisungen wurde ihnen eine Frist von vier W o c h e n gesetzt. 35 Diejenigen, die am Ordensstand festhalten wollten, FUNKS zum Ratschlag über die Klöster v o m 31. Mai 1525, in: OSIANDER, Ratschlag über die Klöster, S. 147. 3 0 Vgl. SODEN, Beiträge, S. 2 3 3 . Die Almosenpfleger veräußerten das ehemalige Klostergut im Jahr 1542 an den R a t . S. WERT UND ERTRAG. Z u m Zeitpunkt der Ubergabe bestand der Konvent lediglich aus vier N o n n e n . 31 Zu den unterschiedlichen Meinungen, die die Prediger Andreas Osiander, Dominicus Schleupner, T h o m a s Venatorius, der Jurist Christoph Scheurl und der Ratskonsulent Johannes Pötzer zu dieser Frage hatten, vgl. OSIANDER, Ratschlag über die Klöster, S. 142—160. 3 2 D i e Priorin in Engelthal, Brigitte Haller, war eine ehemalige Schwester des Katharinenklosters, die 1513 mit neun weiteren Schwestern an der Durchfuhrung der R e f o r m in Engelthal beteiligt gewesen war. Zwischen Pillenreuth und St. Klara bestand eine Gebetsverbrüderung,

s. S C H I E B E R , P i l l e n r e u t h , S . 33

Vgl.

PIRCKHEIMER,

68.

Denkwürdigkeiten,

S. 14,

16

und

S. 7 9 - 8 4 .

Zum

energischen

Ver-

halten reformatorisch gesinnter Nürnberger Patrizierinnen in der Klosterfrage s. BENNEWITZ, Eigensinn und Tugend, und DIES., Handlungsmöglichkeiten, S. 24—35. 34

PIRCKHEIMER, D e n k w ü r d i g k e i t e n ,

33

VOIT, Engelthal

S. 6 7 , Z .

22.

1, S. 6 8 ; SODEN, B e i t r ä g e , S. 2 3 5 F . , u n d d i e E i n l e i t u n g J o a c h i m FUNKS

OSIANDER, Ratschlag über die Klöster, S. 146.

in

252

III.

Praktische

Folgen der neuen Lehre: Austritt oder

Verbleib?

hinderte der R a t nicht daran, nach Beendigung der Unruhen wieder in ihr Kloster zurückzukehren. 36 Finanzielle Lockmittel in Form eines Angebots von Unterhaltszahlungen, theologische Argumentation und psychischer Druck auf die Nonnen zeigten allerdings nicht die Wirkung, die der Magistrat sich erhofft hatte: Als die Konventualinnen der Umgebung Ende Juni - also noch vor Ablauf der ihnen gesetzten Frist - wieder in ihre Klöster aufbrachen, waren es nur zwei Chornonnen und zwei Novizinnen aus Pillenreuth, die ihrem Kloster den R ü c k e n kehrten, sowie fünf Nonnen aus Engelthal, die nicht zurück aufs Land wollten. 3 7 Mit den beiden Frauenklöstem innerhalb des Mauerrings verfuhr man ähnlich. Am 6. und 7. Juni erschienen Siegmund Fürer, Sebald Pfinzing und Endres Imhof, um den Konventualinnen einen fünf Punkte umfassenden Beschluss des Rats bekannt zu geben. 3 8 Erstens wurden die Priorinnen Veronika Bernhartin und Caritas Pirckheimer aufgefordert, alle Schwestern vom Gelübde zu entbinden. Jeder N o n n e sollte es freistehen, das Kloster zu verlassen. Z u m zweiten wurde Eltern das R e c h t zugesprochen, ihre Töchter auch ohne deren Einwilligung aus dem Kloster zu holen. D e r R a t verpflichtete sich, durch jährliche Zahlungen für den Unterhalt ausgetretener Frauen aufzukommen. Drittens wurden die stadtinternen Konventualinnen angewiesen, binnen vier W o c h e n ihre Ordenstracht abzulegen. Damit die Verwandten sicher sein konnten, dass sie mit einer Schwester ohne die Anwesenheit einer Aufhörerin sprachen, wurde weiterhin angeordnet, die bestehenden Redefenster durch Gesichtsfenster zu ersetzen. Schließlich wurde den Klöstern befohlen, ein genaues Inventar ihres gesamten Besitzes anzulegen. Auch in dieser Situation betrieb der Konvent St. Katharina wieder eine Art „Appeasement-Politik". Während die Klarissen noch zögerten und Ratschläge von Nahestehenden geistlichen und weltlichen Standes einholten, gab es in St. Katharina bereits Gesichtsfenster und die Schwestern hatten ihre Ordenstracht abgelegt. 39 Möglicherweise verfugten die Dominikanerinnen nicht im selben Maße über Außenkontakte, wie sie Caritas Pirckheimer hatte, die mit verschiedenen Geistlichen, Gelehrten und einflussreichen Männern innerhalb wie außerhalb der Stadt korrespondierte. Zumindest sind uns keine vergleichbaren Dokumente überliefert, aus denen hervorgeht, dass die Frauen in St. Katharina sich um den Fortbestand ihres Klosters willen in irgendeiner Form um Rechtsbeistand bemüht hätten. Aus dem Ablauf der Ereignisse ist jedoch ersichtlich, dass es den Dominikanerinnen genauso ernst um den Erhalt ihrer Glaubens- und Lebensweise war, wie es aus den Aufzeichnungen der Caritas Pirckheimer von den Klarissen bekannt ist. Hier wie dort weigerten sich einzelne Nonnen, freiwillig das Kloster zu verlassen, obwohl 3 ( 1 5 2 5 ) ist copuliert

w o r d e n eine N o n n e v o n St. C a t h < a r i n a > , A n n a Hirschfoglin mit S e b a ß < t i a n > W i n ß aus B e r l i n , mit w e l c h e m sie lang versphrochen war, und darüber ins chloster g e n ö t h i g t w o r d e n ist. W a r die erste, so sich v e r h e i r a t h e t e . " S o w o h l der in der letzten F u ß n o t e zitierte Abschnitt i m S c h r e i b e n der Priorin als auch die Tatsache, dass Sebastian W i n s sich erst 1 5 2 6 nach N ü r n b e r g begab, sprec h e n allerdings für das J a h r 1 5 2 6 als J a h r der E h e s c h l i e ß u n g .

2. Reaktionen

der Nonnen

auf die reformatorische

Verunsicherung

265

kein gutes Verhältnis zu den in St. Katharina verbleibenden Schwestern. Die Quittungsbriefe lassen erkennen, dass um ihr eingebrachtes Gut lange vor dem Stadtgericht verhandelt wurde. In diesem Fall ging es um beträchtliche Summen, denn ihr Vater hatte ihr nach seinem Tod 1000 Gulden vererbt, die der Konvent St. Katharina beim Rat in Rothenburg ob der Tauber angelegt hatte und die jährlich 40 Gulden ewigen Zins erbrachten. Am 4. Oktober 1528 quittierte Anna Wins den Erhalt ihres Leibgedings in Höhe von 20 Gulden, die Zahlung des Ewigzinses in Höhe von 40 Gulden und die Rückerstattung der Urkunde über die angelegten 1000 Gulden.'"' Sie hatte das Kloster 1526, also zwei Jahre vor der Abfassung des Quittungsbriefs, verlassen und machte deswegen vor dem Stadtgericht einen Anspruch auf weitere 40 Gulden jährlichen Zins geltend. Diesem Anspruch mussten die Schwestern in St. Katharina stattgeben, obgleich sie es nur widerwillig taten. Die Priorin Katharina Koler beschuldigte Anna Wins, sie habe 80 Gulden erhalten und doch in ihrem Quittungsschreiben nur die Hälfte vermerkt und spricht von langen Verhandlungen vor dem Stadtgericht, welche schließlich damit endeten, dass der Konvent weitere 40 Gulden an das Ehepaar zahlen musste. 97 Weil danach aber eine kaiserliche Anordnung erlassen wurde, die verlangte, dass das Vermögen einer Nonne, die sich verheiratete, an das Kloster fallen sollte, fochten die Frauen von St. Katharina den Anspruch der Anna Wins auf ihr gesamtes Erbe noch einmal an. Erst am 21. November 1529 war eindeutig geklärt, dass Anna die 1000 Gulden, die sie von ihrem Vater vererbt

96

Vgl. StadtAN, A 1/Ur, 1528, Okt. 4. StadtAN, A l / U r , 1528, Okt. 5/1. Die Priorin Katharina Koler schreibt: „Nun hat sy [Anna Hirschvogel] ins closter pracht 1000 fl. Die selben taussent guld smt zu Rotenwurck angelegt und geben alle jar 40 fl zinß. Die selben 40 fl hat sie die zwayjar, ta sy uns quitirt hat, eingenumen, und stet doch in irer quitirung nur 40 fl hab sy empfangen. Das ist nit [Einf: wahr], Si hat die 2 jar 80 fl entpfangt und wir hab lang und fil mit ir und irem man, dem Winßen, gerechnet hie zu nürmberg am stat gericht." Der Blick in die Rechnungen vom 18. Januar 1527 (StadtAN, A 26, Rep. 89, Nr. 266) zeigt, dass im Jahr 1526 tatsächlich bereits 40 Gulden Ewiggeld an sie ausgezahlt wurden: Unter der Rubrik „item in dem verg sechsundzweissten iar dißer rechnung ist das iarlich einnemen gemindert worden an gedreyt und gelt wie nachfolgt" findet sich der Vermerk: „Anna Hirechvoglin leypgeding 20 fl von der Stadt Rottenwurck das zugehört Anna Hirschvogel 40 fl." Geht man davon aus, dass es sich hierbei nicht um eine willentliche Fälschung handelt, trifft also zu, was Katharina Koler in dem oben zitierten Brief, der die erzwungene Herausgabe von weiteren 40 Gulden quittiert, schreibt: Anna Wins hätte eigentlich keinen Anspruch auf eine weitere Zahlung gehabt. Dass diese trotzdem geleistet wurde liegt daran, dass die Nonnen vor dem Stadtgericht keinen Rechtsbeistand hatten, wie die Priorin berichtet: „Do urtteillet das Recht, das wir die quitirung, die uns dißer Wins und sein nun hat geben, mußten annemen und dißen vorzeich brifF, do ein copey bei dißer quitanz ligt, mußt wir im hin auch geben. Das uns fast beschwerlich war, wan dißer vorzeigh prifF, den wir im mußten geben, gefil uns gar nit, doch must wirs thun, wan wir zu dißer zaitt kein hilff und peistand von nymant hatten und noch harrn Ordnung und gewalt. Mußten thun, was si wolten." Vgl. den Eintrag im Stadtgerichtsbuch B 14/11, Nr. 27, fol. 24', welcher Sebastian und Anna Wins zugesteht, ihre Forderungen geltend zu machen. Die Zahlung der weiteren 40 fl. erfolgte am 15. Mai 1529; s. StadtAN, A l / U r , 1529, Mai 15. 97

266

III.

Praktische

Folgen der neuen Lehre: Austritt oder

Verbleib?

bekommen hatte, rechtmäßig behalten konnte und alle Ansprüche des Konvents erloschen waren. 9 8 An dieser Stelle erscheint ein kurzer Exkurs zu den Schwierigkeiten bei der Rekonstruktion der Biographien von Frauen aus dem städtischen Bürgertum in der Frühen Neuzeit angebracht. Trotz der reichhaltigen und gut sortierten Nürnberger Archivbestände zur Personengeschichte ist die Quellenlage in dieser Zeit insbesondere bei Frauen aus der Mittelschicht, aber auch bei solchen aus ehrbaren Familien, die nicht dem Partriziat angehören, desolat. Aus der Familie des Ratsschreibers Lazarus Spengler ist ein Familienbüchlein überliefert, welches Angaben zu weiblichen Familienmitgliedern macht. Den Luxus einer frühzeitig gepflegten Genealogie, die für Töchter des Hauses über Geburts- und Sterbedaten hinaus auch Namen der Ehegatten und sogar weitere Informationen liefert, bieten lediglich die renommierten Patrizierfamilien. 99 In den für die Rekonstruktion der Lebensgeschichte einzelner Personen eminent wertvollen Ehebüchern 1011 verzichtete man bei Frauen manchmal einfach auf ihren ursprünglichen Familiennamen. Auch die Einträge in den Akten des Stadtgerichts "" bezeichnen Frauen nicht namentlich, sondern primär als Töchter von X Y , was wenigstens den Familiennamen liefert, oder als Ehefrauen von X Y , was nichts über Herkunft und Stammfamilie der Frau aussagt. Aus einer Appolonia Haller wird nach ihrer Heirat in den Urkunden eine Appolonia Endres Krebsin, aus Anna Hirschvogel eine Anna (Sebastian) Winsin. Für unser Vorhaben heißt dies praktisch, dass ausgetretene Nonnen aus Familien, die im Unterschied zu den Geschlechtern der Haller und der Hirschvogel nicht genealogisch erfasst sind, nach ihrer Heirat nur dann aufgespürt werden können, wenn sich ihr Mädchenname auch irgendwo notiert findet. Ein weiteres Problem besteht in der begrenzten Auswahl an V o r - und Nachnamen und den vergleichsweise großen Bevölkerungszahlen: Es treten allzu häufig Doppelungen auf. Zwei Beispiele sollen dies verdeutlichen: Uber Anna Ortlin wissen wir aus einer R e c h n u n g des Katharinenklosters, 102 dass sie den Konvent verlassen hat. Ihr Name erscheint in den Stadtgerichtsakten in den dreißiger und vierziger Jahren noch insgesamt dreimal. Am 13. Juni 1530 klagt eine Anna Ortlin vor dem Stadtgericht den Barbier W o l l f Ochsenkun an: Er habe sie geschwängert und ihr die Ehe versprochen. Mangels Beweise wird der Beklagte, der einen Eid schwört, freigesprochen. Es sieht also so aus, als wäre aus der ehemaligen Nonne eine sitzen gebliebene, alleinerziehende Mutter geworden. 103 An zwei weiteren Stellen der Stadtgerichtsakten wird 1535 und 1547 das Haus der Anna Ortlin genannt, um die Lage eines anderen Hauses zu beschrei98

Vgl. SCHAPER, D i e Hirschvogel, S. 143 und die dort angeführten Quellen.

99

Vgl. das Tuchersche Familienstammbuch im StadtAN, E 29/111, Nr. 2 5 8 , (Ektachrome). BURGER, E h e b u c h Lorenz; SCHORNBAUM, Ehebuch Sebald.

" " StadtAN, B 14/1: libri litterarum, StadtAN, B 14/11: libri conservatorii. ">2 StadtAN, A 2 6 , R e p . 89, Nr. 2 6 6 , R e c h n u n g mit Außenaufschrift + 2 6 + . 1(13

StadtAN, B 14/11, Nr. 30, fol. 154 r .

2. Reaktionen

der Nonnen auf die reformatorische

Verunsicherung

267

ben. Beide Male wird die Besitzerin als „Jungfrau Anna Ortlin" bezeichnet. 1 0 4 Es muss ungeklärt bleiben, ob es sich um zwei verschiedene Personen handelt, oder ob es Anna Ortlin irgendwie geglückt ist, ihre Eskapade mit dem Barbier Ochsenkun zu vertuschen. Bei Barbara Reychin, die den Konvent aus Uberzeugung verließ, fuhrt die Rekonstruktion ihrer nachklösterlichen Biographie ebenfalls nicht zu eindeutigen Ergebnissen. Es könnte sich bei ihr um die 1562 verstorbene „junckfraw Barbara, T h o m a Reichens tochter am Weinmarckt" handeln, die das Sebalder Totengeläutbuch n e n n t , o d e r aber um die erste Ehefrau des Kastners WolfF Gammensteter 1 0 6 .

2.2.4.

Bei Klosteraustritten auftretende

Probleme

D e n Nonnen, die das Kloster verlassen hatten, stellten sich die unterschiedlichsten Probleme. Zum einen wurde von ihren Familien und auch von der städtischen Obrigkeit erwartet, dass sie sich verheiraten würden. Diese Erwartungshaltung resultierte aus der positiven Aufnahme des protestantischen Eheverständnisses, verbunden mit einem gesellschaftlichen Konservatismus, der an der rechtlosen Stellung der Frau innerhalb der Gesellschaft festhielt. Ehemalige Nonnen, die eine Eheschließung ablehnten, sahen sich bald vor das Problem ihrer Versorgung gestellt, denn oft vergingen Monate, bis sie das von ihnen in den Konvent eingebrachte Vermögen ausbezahlt bekamen. In einem Schutzbrief für die Nonnen des Klaraklosters an den R a t entlarvt Willibald Pirckheimer die Versprechungen der städtischen Obrigkeit, sich der Versorgung ausgetretener Nonnen anzunehmen, als leere Phrasen. Sobald eine Klosterfrau zum Austritt gedrängt worden sei und sie das Kloster tatsächlich verlassen habe, sei „alle sorg auß, nicht ein Mensch ist mer, der sich weiter irer annemb, sonder lassen sie fein sitzen. Daher kommen die elenden Klagen dieser armseligen Betrogenen, dass sie allenthalben jammern und schreyen, wie sie schendlich betrogen werden." 1117 Während ausgetretene Mönche als Geistliche innerhalb der protestantischen Kirche nahtlos eine neue Beschäftigung fanden, 108 war für eine alleinstehende Frau „kein selbständiger Platz in der Gesellschaftsordnung der Zeit, vor allem keine berufliche Chance außer der

104

StadtAN, B 14/1, Nr. 45, fol. 195 V ;B 14/1, Nr. 61, fol. 164\

105

BURGER, T o t e n g e l ä u t b ü c h e r I I I , S . 2 7 2 , 7 4 5 4 .

106

SCHORNBAUM, Ehebuch Sebald, S. 131, Nr. 4468.

107

Druck

in WALDAU, V e r m i s c h t e B e y t r ä g e I I I , S . 4 9 5 - 5 1 5

u n d I V , S. 4 8 - 5 9 ; Zitat I V ,

S. 49. 108 Zu verschiedenen beruflichen und privaten Werdegängen der Mönche des Nürnberger Augustinerklosters nach dessen Übergabe an die Stadt s. StadtBN, Nor. H 562, fol. 6 v -7 r : Verzeichnet werden v. a. Beschäftigungen als Prediger, Pfarrer und Kaplan, aber auch handwerkliche Berufe, wie „Chuchenmeister" und „TuchhefFter" [nach GRIMM, D W B V, 1480 und 1488 ist ein Tuchheffter ein Tuchscherer, d. h. ein Handwerker, der von dem aufgerauhten Wollgewebe die langen, ungleichen Fasern abschneidet], Uber einen der ehemaligen Mönche wurde festgehalten, er habe ,,eine gemeine dirn aus dem frauen hauß genommen".

268

III.

Praktische

Folgen

der neuen Lehre:

Austritt

oder

Verbleib?

üblichen Hausfrauenarbeit" 109. Neuere frauengeschichtliche Studien haben ergeben, dass es sehr wohl typische Frauenberufe ""und Bereiche gab, in denen Frauen im Nürnberger Markt- und Handelsbetrieb unabkömmlich waren, 111 aber es waren keine für eine alleinstehende Frau der patrizischen O b e r - oder der höheren M i t telschicht angemessenen Tätigkeiten. Folglich gerieten die Frauen finanziell in die Abhängigkeit ihrer Familien, im Falle einer Heirat waren sie auf die Fürsorge ihres Ehepartners angewiesen. V o n den neun aus St. Katharina ausgetretenen Nonnen kann bei vier nicht sicher gesagt werden, ob sie sich verheirateten oder nicht. Bei Barbara von Ploben kann eine Eheschließung definitiv ausgeschlossen werden. Vier der Schwestern fanden sich im Hafen der Ehe ein. Dass auch eine baldige Heirat nach einem klösterlichen Dasein nicht weniger unproblematisch war als die finanzielle Abhängigkeit von der Stammfamilie — wie wir etwa am Fall der Katharina Schwarzin beobachten konnten —, j a manche Frau sogar in eine Identitätskrise stürzen konnte, wird am Beispiel der Engelthaler Nonne Ursula Toplerin sichtbar. 112 Nach Hans-Christoph R U B L A C K lebte sie erst eine R e i h e von Jahren im Katharinenkloster, bevor sie in den Konvent in Engelthal wechselte. 1 , 3 Durch reformatorische Schriften von dem verdammungswürdigen Charakter des Klosterlebens überzeugt, trat sie aus dem Engelthaler Kloster aus und heiratete am 4. Dezember 1524 den dortigen, evangelisch gesinnten Klosterprediger Jobst Kern. Diese beiden Schritte, die ihr Leben radikal ändern sollten, wurden offensichtlich von ihrer Familie unterstützt, wenn nicht sogar initiiert. V o n Gewissensbissen geplagt, weigerte sich Ursula Toplerin jedoch, freiwillig die Ehe mit Jobst Kern zu vollziehen. Sie hielt ihr Nonnengelübde der Keuschheit immer noch für verpflichtend und lief ihrem Ehemann — nachdem dieser mit Gewalt seine ehelichen R e c h t e durchgesetzt hatte - im Sommer 1525 davon. V o n ihrer Familie verstoßen, fand sie schließlich Zuflucht im Engelthaler Konvent, wo sie nach Verhandlungen dann doch wieder aufgenommen wurde. Einige Textstellen in den Denkwürdigkeiten der Caritas Pirckheimer thematisieren ebenfalls Gewissensprobleme ausgetretener M ö n c h e und Nonnen. 1 1 4 Der Fall der Toplerin dürfte demnach kein Einzelfall gewesen sein. Gestern noch Braut Christi, heute plötzlich

109

KANTZENBACH, Gottes E h r e , S. 2 4 .

" " BENNEWITZ, F a c h k u n d i g e und Patientinnen. 111

WIESNER WOOD k o n n t e zeigen, dass Frauen als K e u f l i n n e n , U n t e r k e u f l i n n e n , Z u b r i n g e -

rinnen,

O b s t - und G e m ü s e h ä n d l e r i n n e n , H e l f e r i n n e n , W i r t i n n e n u. v. a. m . in N ü r n b e r g u n e r -

setzlich waren, ihre Tätigkeit j e d o c h in der Geschichtsschreibung bisher nur nicht ausreichend b e a c h t e t w o r d e n ist. Vgl. WIESNER WOOD, W o m e n in N u r e m b e r g , und DIES., Paltry Peddlers. 112

E i n e kurze Schilderung der Leidensgeschichte der Ursula T o p l e r i n gibt RUBLACK, ... hat

die N o n n e den Pfarrer geküßt?, S. 1 0 8 - 1 2 8 . B r i e f e , die die G e s c h i c h t e des Klosteraustritts der Ursula T o p l e r i n d o k u m e n t i e r e n , sind veröffentlicht in: CLEMEN, Leidensgeschichte, S. 83—91 und S. 113

161-170.

RUBLACK, a . a . O . , S. 1 0 8 . Eventuell w a r sie eine der N o n n e n aus St. Katharina, die i m

Engelthaler K o n v e n t 1 5 1 3 die R e f o r m durchsetzten. 114

PIRCKHEIMER, D e n k w ü r d i g k e i t e n , S . 4 7 , Z . 7 f . ; S . 1 1 3 , Z .

19-28.

2. Reaktionen

der Nonnen auf die reformalorische

Verunsicherung

269

Braut eines Ehemannes — diesen Umbruch galt es auch für die ehemaligen N o n nen des Katharinenklosters psychisch wie physisch zu bewältigen. Bedenkenswert ist außerdem, dass die ausgetretenen Frauen es gewohnt waren, sich in religiösen Angelegenheiten zu artikulieren, dies aber in der protestantischen Kirche allenfalls im privaten Bereich tun konnten. O b sich j e n e Frauen, die das Kloster aus Uberzeugung verließen, von der starken Betonung des Laienelements innerhalb der reformatorischen Lehre mehr erhofft hatten? Die theologische Betätigung und öffentliche Stellungnahme einer Laiin war jedenfalls von offizieller, männlicher Seite fiir sie nicht vorgesehen. 1 1 5 Sie mochte ihr kirchliches Interesse und Engagement im privaten Bereich, in häuslicher Bibellektüre und christlichevangelischer Kindererziehung einbringen. Ein Austritt bedeutete also den Verlust von Bildungsmöglichkeiten, Eigenständigkeit und spirituellen Freiräumen. In Nürnberg ist kein Fall bekannt, in welchem sich eine Nonne gegen das Kloster, aber für die religiöse Lebensform einer Begine entschlossen hätte. Keine fand Aufnahme in den zahlreichen Seelhäusern. Dies wird damit zusammenhängen, dass die soziale Schichtung in den Seelhäusern extrem niedrig und die Reputation dieser Einrichtungen bereits im 15. Jahrhundert stark gesunken war. 1 1 6 Denkbar wäre auch, dass Nonnen aus St. Katharina austraten, um dann in Bamberg oder einem ähnlichen, während der Reformation weniger angegriffenen Dominikanerinnenkloster einzutreten. Dieser Fall ist ebenso wenig nachweisbar und aus ganz praktischen Gründen eher unwahrscheinlich: Der Ubertritt in ein anderes Kloster erforderte die Fähigkeit zur Zahlung einer Mitgift. Die Auszahlung des eingebrachten Gutes musste in St. Katharina jedoch hart erkämpft und u. U . in langwierigen Verhandlungen erstritten werden. 1 1 7 Im Fall eines Ubertritts konnten Nonnen nicht mit einem Rechtsbeistand durch Ratsherren vor dem Stadtgericht rechnen. Im Ratschlag über die Klöster hatte Andreas Osiander am 15. Mai 1525 ausdrücklich die Auffassung vertreten, dass ein Wechsel einer Nonne in ein anderes Kloster von ihr selbst finanziert werden müsse. 118

113 Deutlich wird die ablehnende Haltung gegenüber Frauen, die sich schriftlich am reformatorischen Disput beteiligten, in den Fällen von Marie Dentière in G e n f und bei Argula von Grumbach in Bayern. In Straßburg und Konstanz j e d o c h konnten Katharina Zell und Margaretha Blarer ohne Schwierigkeiten an der religiösen Diskussion Anteil nehmen. Z u den vier Frauen vgl.

ZIMMERLI-WITSCHI, F r a u e n in der R e f o r m a t i o n s z e i t , S. 116

57-110.

Z u m Beginenwesen in Nürnberg vgl. BENNEWITZ, Weibliche Lebensformen.

1 , 7 Ursula Derrerin etwa wurde am 11. Juni 1 5 2 5 aus dem Kloster entfuhrt, die Herausgabe ihres eingebrachten Guts wird von ihrer Mutter erst ein knappes Jahr später, am 20. März 1 5 2 6 quittiert. B e i Anna Hirschvogel lagen zwischen ihrem Austritt und dem Erhalt ihres eingebrachten Guts über zwei Jahre. 118

OSIANDER, Ratschlag über die Klöster, S. 155, Z . 1 - 4 .

270

III.

Praktische Folgen der neuen Lehre: Austritt

oder Verbleih?

2.3. Beharren auf der alten Lehre: Der Widerstand der verbleibenden Nonnen und das Ende des Klosters 2.3.1.

Zahlenverhältnisse

U b e r die ungefähre Anzahl der Schwestern, die sich 1525 im K o n v e n t befand e n , gibt die K l o s t e r r e c h n u n g v o n 1525 Aufschluss: D o r t heißt es, m a n habe i m Jahr 1524 inklusive Prediger u n d Beichtvater 52 Personen i m K o n v e n t u n d 18 Personen auf d e m H o f gespeist. 119 Bei n e u n m e h r oder m i n d e r freiwilligen Austritten b e d e u t e t dies, dass 8 2 % der Schwestern in St. Katharina sich flir den Klosterstand entschieden. N i c h t selten übertrieben protestantische N ü r n b e r g e r Chronisten bei der Angabe v o n Z a h l e n entlaufener N o n n e n bzw. b e o b a c h t e t e n gar keinen g r o ß e n U n t e r schied zwischen N o n n e n , die a m Klosterleben festhielten, u n d M ö n c h e n , welche f r ü h e r u n d zahlreicher bereit waren, ihr Kloster zu ü b e r g e b e n . W e n n g l e i c h uns aus St. Katharina u n d St. Klara keine einzige ehemalige N o n n e b e k a n n t ist, die, n a c h d e m sie das Kloster verlassen hat, ihren Lebensunterhalt durch Prostitution bestritt, tauchen sensationsheischende Berichte diesbezüglich doch i m m e r w i e d e r auf. 120 N e b e n i h r e m Unterhaltungswert dürfte w o h l die Absicht der Verfasser, die Falschheit, U n m o r a l u n d Verderbtheit v o n Klosterinsassen zu demonstrieren, dafür ausschlaggebend gewesen sein. Eine relativ h o h e Q u o t e v o n N o n n e n , die in protestantischen G e b i e t e n i m Kloster verharrten, rechtfertigt j e d o c h nicht automatisch die A n n a h m e , dass diese d e m katholischen Glauben treu blieben. M a n c h e r o r t s hielten Frauen zwar rein äußerlich an der F o r m des g e m e i n s a m e n Lebens, nicht aber an der altgläubigen T h e o l o g i e u n d Gottesdienstform fest. 121 Das Ergebnis w a r e n Spaltungen i m "" StadtAN, A 26, Rep. 89, Nr. 266; Rechnung mit der Außenaufschrift +25+. Vgl. die Liste der nach 1525 im Konvent überlieferten Namen der Schwestern im Anhang. 120 So z. B. in dem bei WALDAU, Neue Beiträge II, S. 262f. gedruckten Auszug aus einer Nürnberger Chronik über das Jahr 1526. „Auch wurden die Clöster S. Catharina und S. Clara versperrt, dergleichen auch in andern Städten geschehen ist mit München und Nonnen [...], so liefen viel Münch selbst hinweg, und was sie ertappten, nahmen sie mit, so liefen die armen Nönnlein auch darvon, von einem Closter ins ander, und ir etliche ins liebe Frauenhaus." S. ebenfalls StadtBN, Will I, 273, fol. 122r (eigene Zählung ab dem ersten beschriebenen Blatt), wo der Chronist behauptet, nachdem man den Nonnen das Exercitium religionis genommen hatte, seien diese von einem Kloster zum anderen gewandert, „etliche aber in das frawen= oder Hurenhauß im frawen gäßlein". Dass es sich dabei um eine stereotype Formulierung handelt, zeigt der Eintrag in einem Verzeichnis der Kirchen und Geistlichen in Nürnberg aus dem 18. Jahrhundert in Nürnberg, GNM, RSt Nürnberg XV, Nr. 30. Auf fol. 197' wird über das Klarissenkloster, aus welchem bekanntlich lediglich vier Nonnen — und drei davon unfreiwillig — ausgetreten waren, gesagt: „als dieses Closter gesperret wurde, da zogn viel Nonnen hinweg, ein theil darvon lief in das offentl. frauenhauß, ein thail nahmn Männer, ein thail blieben im Closter vnd stürben darinnen ab." 121

Vgl. R O P E R über Sankt Katharina in Augsburg, wo vor der Rekatholisierung zwei protestantische Priorinnen den Konvent geleitet hatten: „Different confessions could exist alongside in a convent for a long period of time, and confessional allegiance may even have been less impor-

2. Reaktionen

der Nonnen

auf die reformatorische

271

Verunsicherung

Konvent oder Kommunitäten, die unter Betonung ihres Versorgungscharakters nach evangelischen Richtlinien zu stiftsähnlichen Einrichtungen umgeformt und toleriert wurden. 1 2 2

2.3.2.

„ Wir aber haben vns ihrer durch Gottes hilff erwehrt!"

Zeichen aktiven und passiven

Widerstands

Nach der ersten Austrittsphase 1 5 2 5 / 2 6 bot der Konvent St. Katharina ein Bild relativer Geschlossenheit. Abgesehen von Appolonia Haller liegen uns keine Nachrichten über Austritte nach 1526 vor. Ihrem aufoktroyierten Prediger standen die Nonnen feindselig gegenüber, seine Appelle in oben behandeltem Schreiben an sie, dem Kloster den R ü c k e n zu kehren, scheinen bei den meisten wenig Wirkung gezeigt zu haben. 1 2 3 Da es offensichtlich Anlass zur Befürchtung gab, dass manche Nonnen ihre Mitschwestern daran hinderten, die protestantischen Predigten zu hören, ordnete der R a t 1527 eine Visitation der beiden Frauenklöster im Stadtbereich an, in der die Schwestern einzeln befragt werden sollten. In St. Klara fand die Einzelbefragung statt, in St. Katharina weigerte sich der Konvent geschlossen. 124 Obwohl ihnen bereits 1525 befohlen worden war, den Klostergesang und ihre Kirchengebräuche einzustellen, hielten die N o n n e n weiterhin daran fest. Das Chorgebet und die Memorialkultur kristallisierten sich als tragende Elemente ihres Widerstands heraus, nachdem Messfeier, Sakramentenspendung und Beichte durch den Entzug der Dominikanermönche nicht mehr nach herkömmlicher Art praktiziert werden konnten. Der Totenkalender des Katharinenklosters wurde auch nach 1525 weiterhin geführt, und die erste Tagzeit wurde kontinuierlich mitten in der Nacht gesungen. Kollektiver Widerstand war nach außen hin daran erkennbar, dass die Chornonnen, als die bösartigsten Angriffe auf das Kloster vorüber waren, wieder damit begannen, ihre Kutten zu tragen. 125 Der Konvent

tant than the maintenance o f a collective devotional possibility." ROPER, T h e Holy Household, S. 2 4 4 . NOWICKI-PASTUSCHKA konstatierte dies u. a. auch bei einigen Klosterfrauen in Engelthal; s. NOWICKI-PASTUSCHKA, Frauen in der Reformation, S. 53 und S. 58. Ähnliche Beispiele für N o n n e n in der Schweiz s. ZIMMERLI-WITSCHI, Frauen in der Reformationszeit, S. 5 3 f. 1 2 2 Beispiele bei STAAB, Standesgemäße Lebensform. U b e r die Umwandlung ehemaliger Klöster in evangelische Damenstifte in Nassau berichtet KOCH, Damenstifte. 1 2 3 Die formelhafte B e m e r k u n g „wir haben vns [...] erwehrt" ist in dem einzigen D o k u ment, welches wir aus dem Kloster während der Zeit der Bedrängnis besitzen, einer in Abschrift erhaltenen ,Klag der Priorin vnnd C o n v u e n t deß Closters zu Sanct Catharina inn Nürmberg' mehrmals enthalten. S. FÖRNER, Norimberga, S. 87 f. 124

Vgl.

PIRCKHEIMER,

Denkwürdigkeiten,

S. 1 3 6 - 1 4 2 .

FÖRNER,

Norimberga,

S. 8 7 ,

Ab-

satz V I I : D i e Visitationen seien bis 1584 jährlich in der Art und Weise erfolgt und auf den W i derstand der verbleibenden N o n n e n gestoßen. 125 B e i dem Versuch, trotz des Verbots des Rats N o n n e n von außerhalb einzuschleusen, wird in den Quellen davon gesprochen, die Schwestern hätten diesen Frauen Kutten angezogen. S. StadtAN, F 1, Chroniken, Nr. 59, fol. 59 r ; StadtBN, Will I, 2 7 3 c, fol. 123'. Vgl. ebenfalls R e c h n u n g e n von 1 5 5 4 und 1 5 5 6 (StadtAN, B 35, Nr. A 4 8 5 und A 4 8 7 ) , w o Ausgaben für

272

III.

Praktische

Folgen der neuen Lehre: Austritt oder

Verbleib?

wagte es außerdem, zur Vigil die Glocken wieder zu läuten. D e m wurde im Sommer 1537 seitens des Rats ein jähes Ende gesetzt. Prädikanten beschwerten sich über den Gesang und die Kirchengebräuche in den beiden städtischen N o n nenklöstern mit der Begründung, dass diese gegen die Ehre Gottes und gegen die 1532 erlassene Kirchenordnung des Rats gerichtet seien. , 2 i ' W i e der Ablauf des Gottesdienstes nach 1525 im Kloster genau aussah, ist nicht rekonstruierbar. V o n den Schwestern aus St. Katharinenthal in Diessenhofen wissen wir, dass sie die Messe bis zum Sanctus sangen, dann eine längere Pause machten und schließlich mit dem Agnus Dei und den Kommuniongebeten fortfuhren. Einige unter ihnen übernahmen selbst den Dienst der Wortverkündigung. 1 2 7 D e n Priorinnen von St. Katharina und St. Klara wurde durch die beiden Ratsherren Sebastian Groß und Jörg Volkamer verboten, in ihren Kirchen andere Gesänge und Z e r e m o nien zu pflegen als die, die in den Stadtkirchen praktiziert wurden. Sie wurden außerdem angewiesen, nachts nicht mehr zu läuten. Der nächtliche Gesang sollte weiterhin gestattet bleiben. Die Priorinnen beider Frauenkonvente erwiderten, dass sie sich in Anbetracht ihrer Ordenspflicht nicht an die vom R a t erlassene Kirchenordnung gebunden fühlten. Daraufhin wurde ihnen ein Ultimatum gestellt: Entweder sie schafften ab, was an ihrem Gottesdienst „ärgerlich und wider Gottes Ehre sey", 1 2 8 oder aber sie würden gezwungen, ihren Gesang und selbst das Läuten bei Tag völlig einzustellen. Der R a t würde j e n e Maßnahmen durchsetzen, indem er ihre Kirchentüren verschlösse und sie nur zu den Tageszeiten öffnen würde, in welchen der protestantische Prediger darin zu predigen pflege. Allein vor und bei diesen Gottesdiensten sollten dann die Glocken erklingen. Trotz der angedrohten Konsequenzen weigerten sich die Nonnen standhaft, ihren Gottesdienst der Brandenburg-Nürnbergischen Gottesdienstordnung anzupassen. Daraufhin wurden die Kirchentüren verschlossen. Da der Totenkalender weiterhin bis zum T o d der letzten Schwester gefuhrt wurde, ist anzunehmen, dass der Widerstand der Schwestern mit dieser Maßnahme nicht gebrochen war, und Stundengebet sowie Memoria in St. Katharina von diesem Zeitpunkt an nicht mehr innerhalb der Kirche, sondern in den Klosterräumen stattfanden. 129 wollene T ü c h e r für den Konvent und andere Stoffe für die Kleidung der Dienerinnen abgerechnet werden. 12f ' U b e r die Geschehnisse 1537 sind wir durch einen B r i e f der Katharine Pirckheimer an Sophia, Priorin von Marienstein, informiert. Druck: WALDAU, Vermischte Beyträge IV, S. 151— 157. Dieser wird ebenfalls zitiert von SODEN, Beiträge, S. 4 4 8 f. Z u r erfolgreichen Konsolidierung des protestantischen Kirchenwesens s. PFEIFFER, Sicherung. 127

WILMS, Dominikanerinnen, S. 186.

128

SODEN, Beiträge, S. 4 4 9 .

Bei den Straßburger Dominikanerinnen in St. Margaretha wurde von Zeit zu Zeit ein als Handwerker oder Hausierer verkleideter Priester heimlich in das Kloster geschmuggelt, der die Messe las und den N o n n e n die Beichte abnahm (s. WALZ, Dominikaner und Dominikanerinnen, S. 76). D e r Beichtvater im Bamberger Klarissenkloster, Pater Leonardus Graft, ritt in derselben Absicht mehrmals im Jahr in weltlichen Kleidern zu den Klarissen nach Nürnberg (s. A E B , Pf. A. 3 6 3 , Konvolut 4, fol. 5 r_v ). Für St. Katharina konnte eine ähnliche Unterstützung nicht nachgewiesen werden. 129

2.

Reaktionen

der Nonnen

auf die reformatorische

Verunsicherung

273

O b es so manches Mal der Blick auf ihre Ordensheilige war, der die Frauen in ihrer Haltung bestärkt hat? Das unbeirrte Festhalten an der jungfräulichen Keuschheit, die Auffassung, mit Christus vermählt zu sein, die intellektuelle Auseinandersetzung mit der Heiligen Schrift in einer Welt, in der die theologische Theoriebildung ausschließlich von Männern bestimmt wurde u n d der entschiedene Widerstand, den die Schutzpatronin ihres Klosters der Legende nach gegen die Obrigkeit geleistet hatte, alle diese Punkte boten für die N o n n e n Identifikationsmöglichkeiten. Der Konvent war der einzige O r t an dem sie finanziell nicht von ihren m ä n n lichen Verwandten oder etwaigen Ehemännern abhängig waren und der zudem für sie die Möglichkeit bot, sich intellektuell zu betätigen. Historikerinnen wie Angelika N O W I C K I - P A S T U S C H K A oder Lyndal R O P E R fuhren den Druck, den die reichsstädtischen Obrigkeiten in N ü r n b e r g und Augsburg auf die noch bestehenden Frauenkonvente ausübten, neben religiösen Beweggründen noch auf zwei weitere Aspekte zurück: Z u m einen galt es gesellschaftlich als inakzeptabel, dass Frauen Geld und Besitz verwalteten, ""zum anderen erlaubte es das Frauenbild der Reformationszeit nicht, dass eine Frau einer geistlichen Gemeinschaft vorstand. „Wie könnte auch in irgendeiner Weise Gutes dabei herauskommen, wenn Frauen sich zusammentun, u m sich abzugrenzen, so dass sie sich — entgegen der Berufung Gottes, ja entgegen der N a t u r — unter den Gehorsam einer Frau stellen, die weder den Verstand noch die Intelligenz dazu hat, in geistlichen oder zeitlichen Dingen zu bestimmen, die nicht herrschen, sondern beherrscht werden sollte?" 1,1 Sowohl die biologistische Interpretation des Naturgesetzes als auch die zeitgenössische D e u t u n g des göttlichen Gesetzes verweigerte Frauen eine R o l l e außerhalb des Haushalts und außerhalb männlicher Kontrolle. Auf verschiedenen W e g e n versuchten die im Kloster verbliebenen Schwestern, das drohende Erlöschen des Konvents zu verhindern u n d sich den Freiraum, den das klösterliche Leben ihnen bot, zu erhalten.

2.3.2.1.

Heimliches

Einschleusen

neuer

Schwestern

Zwei Möglichkeiten boten sich den Schwestern, den sinkenden Zahlen nach der Klostersperrung entgegenzuwirken: Z u m einen kleideten sie insgeheim ehemalige Mägde als neue N o n n e n ein, zum anderen unternahmen sie den Versuch, ohne Wissen des Nürnberger Rats Schwestern aus dem Dominikanerinnenkloster Z u m Heiligen Grab in Bamberg nach St. Katharina zu transferieren. Die statistische Auswertung der Personenzahlen im Konvent (s. Anhang, S. 368) gibt Anhaltspunkte dafür, dass der Konvent mit seiner Strategie auch erfolgreich war. Die

130

131

V g l . ROPER, T h e H o l y H o u s e h o l d , S. 2 1 6 .

So brachte ROPER , a.a.O., S. 221 [übers, von B. S.], die zeitgenössischen Vorurteile auf den Punkt. Vgl. auch NOWICKI-PASTUSCHKA, Frauen in der Reformation, S. 72 f.

274

III.

Praktische Folgen der neuen Lehre: Austritt oder Verbleib?

jährlichen Klosterrechnungen 112 enthielten meist auch Angaben darüber, wie viele Personen in dem jeweiligen Jahr mit dem Haushalt des Klosters gespeist wurden. Während die Klosterrechnung von 1525 noch zwischen 52 Personen im Kloster mit Prediger und Beichtvater und weiteren 18 Personen auf dem Hof differenziert, insgesamt also 70 Personen angibt, findet sich in späteren Rechnungen lediglich die Gesamtpersonenzahl. W i e zu erwarten sinkt die Zahl der Personen von Jahr zu Jahr. Jedoch verzeichnet die Statistik einen Anstieg der in St. Katharina gespeisten Personen zwischen 1535 und 1538 sowie von 1550 bis 1557. Aus oben genannten Gründen ist bei der Interpretation der Daten Vorsicht geboten. Steigende Zahlen könnten sowohl durch eingeschleuste Schwestern als auch durch zusätzliche, jüngere Arbeitskräfte als Ersatz für die nachlassende Leistungsfähigkeit alternder Schwestern oder die Aufnahme von Pfründnern 133 begründet sein. Die statistische Auswertung kann somit lediglich ein Indiz dafür darstellen, dass ohne das Wissen des Rats Schwestern eingeschleust wurden. Eine schriftliche Gehorsamserklärung einer Novizin aus dem Jahr 1569 beweist hingegen eindeutig, dass heimliche Aufnahmen stattfanden: A u f einem unscheinbaren, handtellergroßen Papierzettel schwört Walltburg Walltherin 134 vor Gott, Maria, dem Heiligen Dominicus und der Priorin des Katharinenklosters, Magdalena Holzschuherin, dieser sowie ihren Nachfolgerinnen bis an den T o d gehorsam zu sein und nach der Augustinusregel und den Ordensstatuten zu leben. 135 Der Wortlaut der Erklärung entspricht den Vorgaben der Konstitution, allerdings war es in St. Katharina nicht üblich, das Versprechen einer Novizin schriftlich zu fixieren. 136 Wahrscheinlich diente die Erklärung in dieser Ausnahmesituation als Information für den Ordensoberen. Sie enthält keine Adressatenangabe. In weiteren Quellen und in der Sekundärliteratur sind v. a. erfolglose Versuche, die Klostersperrung zu unterlaufen, belegt. Sie werden uneinheitlich datiert. 137

132 StadtAN, A 26, R e p . 89, Nr. 266 (Rechnungen des Katharinenklosters von Nürnberg 1 5 1 3 - 1 5 3 4 , im Stadtarchiv seit 2001 unauffindbar); StadtAN, B 35, Nr. A 4 6 9 - 4 9 5 (Jahresrechnungen des Katharinenldosters 1538—1564); StAN, R e p . 2 c, 7-farbiges Alphabet, 196, ganz hinten eingeheftet: Rechnungen von 1565—1567. 133 Dass es nach der Klostersperrung in St. Katharina Pründner und Pfründnerinnen gegeben hat, beweist StadtAN, A l / U r , 1542, Mai 12. Es handelt sich um die Abschrift eines Briefs, in welchem einem Fritz Periber gegen 160 Gulden ein lebenslanger Platz am H o f des Katharinenklosters, tägliche Nahrung und Versorgung im Krankheitsfall zugesichert wird. 134 Der Totenkalender zählt sie zu den Laienschwestern; s. Anhang, S. 367. 135

AEB, R e p I, U 413 (Nürnberg 34). Photographie und Transkription s. Anhang, S. 3 7 0 f .

Vgl. das 11. Kapitel der Konstitution: „ W i e ein nouicze gehorsam tun sol": Nürnberg, G N M , Hs. 069, fol. 41"—42', sowie einen Abschnitt aus Johannes Meyers ,Buch der Ersetzung', der den Professritus beschreibt: Bloomington, Indiana, Lilly Library, Ricketts Mss 198, fol. 2 2 3 136

221". 137

SODEN, Beiträge, S. 410, datiert den Versuch, zwei Nonnen und eine Magd aus Bamberg aufzunehmen, auf Ende 1535. W Ü R F E L , Beschreibung, S. 105, gibt 1533 als Jahr an, in welchem die Profess zweier Mägde vereitelt wurde, und spricht von mehreren erfolglosen Versuchen nach 1535, Bamberger Schwestern in den Konvent zu bringen. Eine Abschrift etlicher Klagen der Priorin und des Konvents zu St. Katharina aus dem Jahr 1629 spricht von vier Schwestern, die heim-

2. Reaktionen

der Nonnen

auf die reformatorische

275

Verunsicherung

Häufig wird im Kontext vereitelter Neuaufnahmen Felicitas Tucherin

1,8

als Priorin

erwähnt (Priorat 1 5 3 6 - 1 5 5 6 ) . Bereits im Dezember 1535, also noch unter Katharina Kollerin, wurde Caspar Nützel und Georg Geuder die Aufgabe übertragen, zur Vermeidung ähnlicher Vorkommnisse alle Klosterinsassinnen namentlich zu erfassen. SODEN gibt als Grund für die Visitation an, man hätte im R a t vorher von der Existenz zweier junger Schwestern aus Bamberg und der Einkleidung eines Mädchens aus Nürnberg Kenntnis bekommen. Da sich der Konvent der städtischen Visitation willig und ohne Probleme zu bereiten unterwarf, wurde ihm die Bitte gewährt, die drei Frauen doch im Kloster behalten zu dürfen. Allerdings durfte die junge Frau aus Nürnberg „an gar keine Pflicht oder V e r strickung weder in Bezug auf die Keuschheit oder anderer W e i s e " gebunden werden. 1 3 9 SODENS Datierung und Bericht stützen verschiedene Attribute, mit welchen Cordula Knörrin, die letzte Priorin des Konvents, beschrieben wird. Ihr Todesjahr wird mit 1596 angegeben, sie war die letzte Priorin des Konvents, stammte ursprünglich aus Bamberg und starb im Alter von 8 2 Jahren. 1411 Im Totenkalender finden wir die Notiz „starb den 26. yenner [1596], [...] ward 6 0 yar ym heyligen orden." Ihr Ordenseintritt muss folglich 1535 erfolgt sein. Nach FÖRNER war sie eine von vier Novizinnen, die aus dem Bamberger Konvent heimlich nach Nürnberg geschmuggelt wurden. 1 4 1 Sie muss damit eine der j u n gen Schwestern gewesen sein, von denen SODEN berichtet. Diese Unterstützung der Dominikanerinnen aus dem Fürstbistum Bamberg ist das einzige Zeichen von Solidarität zwischen von der Reformation weniger stark bedrohten, observanten dominikanischen Konventen und St. Katharina. 1 4 2 Anhand von Quellen,

lieh als N o v i z i n n e n aus dem Bamberger Dominikanerinnenkloster eingeschleust wurden, enthält aber keine Datumsangabe; s. FÖRNER, Norimberga, S. 88. D e r anonyme Chronist in StadtBN, Will I, 2 7 3 c berichtet auf fol. 123 r (eigene Zählung, B e g i n n mit dem ersten beschriebenen Blatt) v o m wiederholten V e r b o t der Neuaufnahme während des Priorats der Felicitas T u c h e r i n . E r datiert den vereitelten Plan, verschiedenen Mägden Kutten anzuziehen, auf 1557. 1 , 8 Genealogische Einordnung: BIEDERMANN, Geschlechtsregister, T a b . D X I (mit falschem Todesdatum): T o c h t e r Hans Tuchers und Felicitas T u c h e r i n (jüngere Linie, Nebenlinie II); aufschlussreich ist der Eintrag im T u c h e r s c h e n Familienstammbuch: „Foelicitas, Hannßen Tuchers und Foelicitas Rietterin T o c h t e r , ward geborn M o n t a g [...] den fiinff und zwaintzigsten Aprilis A n n o 1 4 8 5 . W a r d ein Closterfraw zu S. Katharina, Prediger Ordens, Dienstag nach Iohannis Baptistae den sieben und zwaintzigasten Iunij A n n o 1503. U n d als fraw Katharina Kolerin Sontag Iubilate den Sibenden M a y A n n o 1 5 3 6 mitt T o d t abgieng, ward sie an Ihr statt die sechste reformirte Priorin, den volgenden T a g ainhellig erwohlet [sie]." StatdAN, E 29/111 - 2 5 8 , fol. 2 0 4 ' . 1 3 9 SODEN, Beiträge, S. 4 1 1 . 140 StadtAN, B 5 II, 2 4 4 , fol. 14 v ; StadtBN, N o r . H 5 6 2 , fol. 10 v ; beide geben ihr Alter mit 8 2 Jahren an. 141 FÖRNER, Norimberga, S. 8 8 . 142 U n t e r den K o n v e n t e n des ersten Ordens der T e u t o n i a konnte ebenso wenig ein aufeinander abgestimmter, gemeinsam getragener Widerstand nachgewiesen werden. S. SPRINGER, D o m i n i k a n e r in Widerstand und Anpassung, S. 3 1 4 . WILMS, Dominikanerinnen, S. 2 2 4 , b e richtet hingegen von drei Dominikanerinnen aus dem aufgelösten Kirchheim, die im Kloster in Kirchberg Zuflucht fanden, sowie von Schwestern aus Mediingen, die nach St. Katharina in Augsburg flohen.

276

III.

Praktische

Folgen der neuen Lehre: Austritt oder

Verbleib?

die Verwaltung und Wirtschaft betreffen, ist erkennbar, dass das in der R e f o r m geknüpfte Beziehungsnetz zwischen dem Zentrum der R e f o r m St. Katharina und den reformierten Konventen in Gotteszell, Altenhohenau und Regensburg immer noch bestand, , 4 3 jedoch scheint St. Katharina in der Phase des Klosterkampfs von ihnen keinerlei Unterstützung erfahren zu haben.

2.3.2.2.

Wiederholte Hilferufe an den Kaiser

In einem Schreiben vom 16. Juli 1548 bestätigte Kaiser Karl V. das Kloster St. Katharina in all seinen ehemaligen Privilegien und R e c h t e n und stellte es erneut unter seines und des Reiches Schirm und Schutz. 144 Er erinnert an die durch Karl IV., Wenzeslaus und Friedrich III. bereits erfolgte Bestätigung der klösterlichen Rechte 1 4 5 und verspricht all denen, die sich aus der Welt zurückgezogen haben, kaiserliche Unterstützung und Frieden. Aus dem Inhalt geht implizit hervor, dass Priorin und Konvent den Kaiser — eventuell anlässlich der für sie ermutigenden Bestimmungen des am 15. Mai vom Kaiser publizierten Interims 146 — angerufen und gebeten hatten, alle R e c h t e n und Pflichten ihres Klosters zu erneuern und abermals zu bestätigen. Karl V. befiehlt in der Urkunde allen städtischen und fürstlichen Obrigkeiten, dass auch sie die R e c h t e , Privilegien und Briefe des Klosters anerkennen und dem Konvent Frieden, Schutz und Schirm gewähren. Bei Missachtung dieser Bestimmung droht er mit der Ungnade des Reichs und einer Geldbuße, die zur Hälfte an den Konvent und zur Hälfte an das R e i c h zu entrichten sei. O b man dem kaiserlichen Schreiben in Nürnberg überhaupt Beachtung geschenkt hat, ist bei der zögerlichen Haltung, mit der der Magistrat dem Interim insgesamt Folge leistete, mehr als fraglich. Bereits 1547 hatte er einfach das Ansuchen des kaiserlichen Beichtvaters, die Kirchentür des Klosters öffnen und zur Tröstung der Nonnen die Messe halten zu dürfen, höflich aber bestimmt abgelehnt. 147 Kaiser Karl V. war 1541 erstmals in Nürnberg eingeritten, hatte auch 1543 die Stadt zum Reichstag besucht 14ti und dem Katharinenkloster 1547 eine Spende 143 Vgl. S t A N , R e p . 6 a, Reichsstadt Nürnberg, Katharinenkloster, Akten, Nr. 51: Verhandlungen mit dem Regensburger Konvent um 1 5 9 0 über die Hälfte des den Regensburgerinnen seit der Klosterreform 1484 zustehenden jährlichen Zinses auf einen H o f in Fahrsdorf. Vgl. StadtAN, B 3 5 , Nr. A 4 6 4 Klosterrechnung von 1507 unter der R u b r i k „Allerlei E i n n a h m e n " : „item wir haben der Warbra [Barbara] Pemerin dirnal [Diurnal] verkauft vmb x güld gen Alltenh o h e n a w " ; unter den Einkünften sind Zahlungen aus Gotteszell vermerkt. 144 StadtAN, A I / U r , 1548, Juli 16. 145 Zu städtischer und kaiserlicher Schirmherrschaft über das Kloster s. WALDAU, N e u e B e i träge 2, S. 3 1 6 . 146 Zur lavierenden Haltung des Rats zwischen den Interessen des Kaisers, der örtlichen Geistlichkeit und der Bürgerschaft in der Durchsetzung des Interims zwischen 1548 und 1552 vgl. BUB, Politik des Nürnberger Rats; PFEIFFER, V o m >Nürnberger Anstand«, S. 1 6 7 f . 147

StadtAN, D 16, Ust. 2 6 5 6 , Konvolut 3. REICKE, Geschichte der Reichsstadt Nürnberg,

S. 8 8 4 . 148

Nürnberg, G N M , Hs. 4 4 2 3 , fol. 13"; SCHIEBER, Nürnberg, S. 79.

2. Reaktionen

der Nonnen auf die reformatorische

Verunsicherung

277

in H ö h e von 7 8 Gulden z u k o m m e n lassen. 149 Insgesamt hinterlässt sein oben genanntes Schreiben j e d o c h den Eindruck, als hätte er selbst keine allzu realistische Vorstellung von der Situation, in der sich der K o n v e n t befand. A u f dem Reichstag zu Augsburg 1 5 5 9 versuchte Kaiser Ferdinand I. (1558— 1564) flir St. Katharina und St. Klara zu erreichen, dass den beiden Nürnberger Frauenklöstern das exercitium religionis gewährt würde. In einer Privataudienz ließ er im Juli 1 5 5 9 die Gesandten aus Nürnberg k o m m e n und bat sie, die Angelegenheit b e i m Septemvirat vorzubringen. 1 5 0 In einem Schreiben v o m 8. D e z e m b e r lehnte das siebenköpfige K o m i t e e der Alteren Herren die kaiserliche Anfrage höflich ab, indem sie — wie in der ersten Phase der R e f o r m a t i o n bei der Durchsetzung von Veränderungen im Gottesdienst — argumentierten: D i e städtische Bürgerschaft verlange nach einer einheitlichen Religion und Gottesdienstform, ansonsten drohe Zerrüttung und Ärgernis. Als sich im Jahr 1 5 7 0 das kaiserliche Ehepaar in Nürnberg aufhielt, 1 5 1 wandten sich die letzten fünf C h o r n o n n e n im Kloster mit einer Supplikation an Maria, die Ehefrau Kaiser Maximilians II. ( 1 5 6 4 - 1 5 7 6 ) . 1 5 2 Sie solle sich bei ihrem G a t ten für den K o n v e n t verwenden, damit dieser v o m R a t erwirke, dass der K o n vent seine früheren geistlichen Freiheiten erlange und den Gottesdienst wieder nach traditioneller Art halten dürfe. In dem Schreiben artikulieren die N o n n e n ihre Glaubenstreue und den Gewissenskonflikt, unter dem sie litten: Dass man sie 1 5 2 5 ihrer geistlichen Freiheiten beraubt und den katholischen Gottesdienst abgestellt hat, bereite ihnen große Gewissensnot, denn schließlich widerspreche ein Klosterleben in der Art, wie es ihnen gestattet sei, ihrem Gelübde. V o r G o t t hätten sie sich verpflichtet gefühlt, sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Änderungen zu wehren, j e d o c h seien ihre Rettungsversuche vergeblich geblieben. N e b e n dem exercitium religionis erhofften sie sich durch die kaiserliche Interzession auch die Erlaubnis, neue N o n n e n aufnehmen zu dürfen, damit der Gottesdienst und Chorgesang weiterhin gewährleistet seien, die Klosterämter auch alle wieder besetzt werden könnten und sie gemeinsam leisten könnten, wozu sie sich vor Gott verpflichtet hätten. D i e Kaiserin selbst sprach daraufhin vor dem R a t vor, er m ö g e den Schwestern nicht nur die „alimentation ad dies vitae", sondern gemäß den Bestimmungen des Passauer Vertrags auch das exercitium catholicae religionis sowie die Aufnahme mehrerer neuer Schwestern gestatten. In einer C h r o n i k lesen wir, dass der Magistrat sich weigerte, der Für-

149

StadtAN, B 35, Nr. A 4 7 8 : Klosterrechnung von 1 5 4 7 .

S t A N , Reichsstadt Nürnberg, Losungsamt-Akten, SI, L 111, N o 35. B e i m Septemvirat handelte es sich um einen Unterausschuss von sieben der dreizehn älteren Bürgermeister. S. DIEFENBACHER, Stadtlexikon Nürnberg, S. 9 7 4 . 150

151 Z u m prunkvollen Nürnberger Aufenthalt Maximilians II s. eine anonyme Nürnberger Chronik: Nürnberg, G N M , Hs. 4 4 2 3 , fol. 8 4 ' - 8 7 v . 152

Im Original erhalten in StadtAN, D 16, Ust. 2 6 5 6 , Konvolut 4.

278

III.

Praktische

Folgen

der neuen Lehre:

Austritt

oder

Verbleib?

bitte der Kaiserin Folge zu leisten und aufgrund des Religionsfriedens auch nicht dazu gezwungen werden konnte. 1 5 3 2.3.2.3.

Fehlende Unterstützung seitens des

Ordensverbands

Die Archivrecherchen ergaben keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass die Ordensleitung die Schwestern in St. Katharina in ihrem Widerstandskampf unterstützt hätte. 1 5 4 Aus dem Jahr 1559 liegt lediglich ein Schreiben des Wilhelm Brand, Provinzial der Teutonia von 1558—1566 1 5 5 , vor, in welchem er die neu gewählte Priorin Magdalena Holzschuherin in ihrem Amt bestätigt, die anderen Schwestern ihrer Führung anbefiehlt und sie zum Gehorsam ermahnt. 1 5 6 Nachdem die letzte Schwester bereits verschieden war, protestierte der Ordensprovinzial Cittardus 157 gegen die Übernahme des gesamten Klosterguts durch die Stadt Nürnberg. 1 5 8 O b tatsächlich ein höheres Interesse an den materiellen Gütern als an den im Kloster lebenden Schwestern bestanden hat, oder ob es sehr wohl Versuche des Ordens gab, die Schwestern zu unterstützen, 159 von denen sich keine Aufzeichnungen erhalten haben, kann heute nicht mit Bestimmtheit gesagt werden.

2.3.3.

Finanzieller

Ruin

Die Untersuchung der wirtschaftlichen Verhältnisse des Katharinenklosters in den Jahren von der Reformation bis zu seiner endgültigen Schließung gibt Aufschluss darüber, inwiefern die Schwächung der Finanzkraft des Konvents zu seinem Untergang beigetragen hat. V o r dem Hintergrund der Forschungsergebnisse, die R a l f A N D R A S C H E K - H O L Z E R bei seinen Untersuchungen zur Reformationsgeschichte niederösterreichischer Frauenklöster erzielte, 160 und welche ihn zu der

153

S t a d t B N , W i l l I, 2 7 3 c, fol. 3 9 8 v - 3 9 9 r . Dass die Supplikation erfolglos blieb, hing sicher-

lich auch mit der Person Maximilians II. z u s a m m e n , der b e s c h r i e b e n wird als „ein sprachbegabter und leutseliger M a n n , dessen zweideutiges Lavieren in religiösen Aussagen bis heute k e i n e klare Aussage darüber zuläßt, o b er i m H e r z e n K a t h o l i k oder Lutheraner w a r " . FRINKES, Deutschland, S. 3 2 4 . 154

Für die R e s t i t u t i o n der R e c h t e des N ü r n b e r g e r Predigerklosters, den katholischen G o t -

tesdienst und die Klosterzucht verwandte sich der Ordensprovinzial E b e r h a r d v o n K l e v e , (LOE, Statistisches, S. 16) 1 5 2 8 vor d e m R a t , w e n n auch vergeblich; s. S t a d t B N , W i l l I, 2 7 3 c, fol. 137". V o n R e s t i t u t i o n s v e r s u c h e n der Karthäuser, K a r m e l i t e n und B a r f ü ß e r w ä h r e n d des Interims berichtet BUB, D i e Politik des N ü r n b e r g e r R a t e s , S. 6 7 - 6 9 . 155

LOE, Statistisches, S. 16.

156

StadtAN, A l / U r , 1559, Mai 8.

157

Conradus Cittardus/Sittard war Provinzial v o n 1 5 8 7 bis 1 6 0 6 ; LOE, Statistisches, S. 17.

Z u d e m war er bei Ferdinand I. und M a x i m i l i a n II. als Prediger und B e i c h t v a t e r in kaiserlichen D i e n s t e n gestanden; SPRINGER, D o m i n i k a n e r in Widerstand und Anpassung, S. 6, A n m . 18. 158

S t a d t A N , B 1 1 , 5 7 4 ; S t a d t A N , D 16, Ust. 2 6 5 6 , K o n v o l u t 5 und K o n v o l u t 8.

' Beispiele für den K a m p f A n g e h ö r i g e r des ersten O r d e n s u m die T r e u e einiger D o m i n i k a -

l3 )

n e r i n n e n z u m katholischen G l a u b e n finden sich bei PAULUS, D o m i n i k a n e r gegen Luther, S. 9 - 1 5 ( H e r r m a n n R a b ) , S. 186—189 ( J o h a n n e s D i e t e n b e r g e r ) . 160

ANDRASCHEK-HOLZER, G ö t t w e i g ; DERS., Frauenklosterschicksal.

2. Reaktionen

der Nonnen

auf die reformatorische

Verunsicherung

279

These veranlassten, ihr Untergang sei letztendlich nicht durch die Reformation, sondern durch ökonomische und mentale Veränderungen provoziert worden, die sich im Fall des Göttweiger Nonnenkonvents bereits vor dem Auftreten Luthers in Verarmung und einem Absinken des klösterlichen Prestiges in den Augen der Umgebung und evtl. sogar bei den Nonnen selbst bemerkbar gemacht hatten, 161 muss für St. Katharina festgehalten werden: Die Politik des protestantischen Rats arbeitete zielgerichtet auf ein Ausbluten des Konvents und die stetige Verminderung seiner Finanzkraft hin. St. Katharina ging demnach nicht aufgrund von Finanzknappheit zugrunde, seine finanziellen Schwierigkeiten ergaben sich vielmehr durch die Reformation: einerseits durch den theologischen Umbruch, der z. B. eine Veränderung des Stiftungsverhaltens innerhalb der Stadt verursachte, sowie andererseits durch die starke Position, die die protestantische Lehre der Obrigkeit zugestand. 2.3.3.1.

Steigende Abhängigkeit

vom Rat in

Geldangelegenheiten

Bereits vor der Reformation überstieg die Summe der Ausgaben des Konvents dessen jährliche Einnahmen. Das Problem wurde gelöst, indem sich die Nonnen Geld bei ihren Verwandten borgten bzw. versuchten, durch den Verkauf von Kleinodien an Bargeld zu gelangen. 162 Bereits seit Kaiser Ludwig 1325 dem Rat der Stadt befohlen hatte, einen Pfleger für das Kloster aufzustellen, musste der Konvent dem Rat jährlich über Einkommen und Ausgaben Rechenschaft ablegen. Im Zuge der Klosterreform hatte sich der Einfluss des Rats in finanziellen Angelegenheiten des Konvents noch einmal verstärkt, da das aus der Aufgabe des Vermögens und dem Verkauf des Privatbesitzes der Nonnen stammende Kapital in Form von Ewiggeld auf dem Rathaus angelegt wurde. Konnten Ein- und Verkäufe von Stiftungseigentum bis zur Reformation mittels des Pflegers noch ohne vorherige Konsultation des Rats geschehen, änderte sich dies 1532. Die 161 Eine Sinnkrise innerhalb des Mönchtums wird ebenfalls fur dessen Untergang verantwortlich gemacht. So bemerkt COLLET, Monasticism, S. 79: „But the problem of monasticism before the Reformation was not primarily laxity and corruption — a misinterpretation common to Protestants and Catholics — for pre-Reformation monasticism was unsettled by the much more profound problem that even in flourishing monasteries there were uncertainties about the purpose of monastic vows and their definition of holiness." 162 1507 erhielt man die fehlende Summe von Paulus Bernhart, dem Bruder der Priorin Veronica Bernhartin. S. StadtAN, B 35, Nr. A 464: Klosterrechnung von 1507. 163 Nach H A B E R K E R N / W A L L A C H , Hilfswörterbuch, S. 5 3 3 , bezeichnete man Ewiggeld auch als eisernes Kapital, ewige Rente, Ewigzins, Grundgeld, Gültenkauf oder Rentkauf. Seit dem 12. Jahrhundert war diese Form der Kapitalanlage in Städten üblich. Der Geldgeber (Gültherr, Rentenkäufer, Rentherr, Rentner) erwarb durch Hingabe von Kapital eine wiederkehrende, auf einem Grundstück als Reallast haftende Rente (Gelt/Gült), über die ein Rentenbrief (Ewiggeldbrief) ausgestellt wurde; dieser konnte veräußert werden und wurde seit dem 15. Jahrhundert vielfach auf den Inhaber ausgestellt. Der Eigentümer des belasteten Grundstücks haftete nur mit diesem, seit dem Ausgang des Mittelalters aber auch mit seinem sonstigen Vermögen. Zuerst war die Rente unablösbar, bald aber durch Rückzahlung des Kapitals ablösbar. Seit dem 15. Jahrhundert kam neben der ewigen die auf Zeit beschränkte Rente auf.

280

III.

Praktische

Folgen der neuen Lehre: Austritt oder

Verbleih?

Konvente St. Katharina und St. Klara wurden aufgefordert, ihre Salbücher 164 dem R a t zu übergeben. Verkäufe von Gütern und Zinsrechten durften von da an nicht mehr ohne Wissen der Obrigkeit geschehen. " ,5 D e facto bemächtigte sich der R a t also bereits sieben Jahre nach Einführung der Reformation der Aufsicht über die Verwendung des überaus reichen Klosterkapitals. Offensichtlich achtete man streng darauf, dass dieses Grund- und Stiftungskapital auch bei noch so großem finanziellem Engpass zusammengehalten wurde. Während der Konvent sich also mehr und mehr verschuldete, gestattete der R a t nur relativ wenig Verkäufe von Grundstücken und Zinsrechten. 1 6 6 2.3.3.2.

Zunehmende

Verschuldung

Die Durchsicht der Klosterrechnungen auf Schulden des Konvents zeigt einen kontinuierlichen Anstieg der Anleihen, die das Kloster jährlich bei verschiedenen Privatpersonen machen musste. Waren es 1538 noch 3 6 0 Gulden, so stieg die Schuldensumme 1548 auf 1120, 1558 auf 1889 und 1577 gar a u f 2 1 7 3 Gulden. Diesen gegenüber stehen in der im Anhang auf S. 3 6 9 gedruckten Tabelle die Einkünfte aus Ewiggeld und Zinsanteilen, welche ab 1532 der Verwaltung des Rats unterstanden. Sie blieben über weite Strecken konstant bzw. vermehrten sich insgesamt sogar. Nicht unwesentlich trugen Steuerauflagen an den Konvent nach 1525 zu seiner fortschreitenden Verschuldung bei. Z u m einen stellte das sog. Ungeld oder die Akzise'67,

die Besteuerung von W e i n und Bier, eine neue, von den Schwestern

164 Dabei handelt es sich um Bücher, in welchen alle zum jeweiligen Konvent gehörenden Grundstücke, Gebäude, Schenkungen und die daraus fließenden Einkünfte urkundlich eingeschrieben sind. In St. Katharina sind es v. a. Naturalien, die dem Kloster jährlich abgegeben werden mussten (Korn, Hafer, etc.). In StadtAN, A 26, R e p . 89, Nr. 2 6 8 liegt eine Auflistung des klösterlichen E i n k o m m e n s vor, die 1532 im Kloster geschrieben wurde. Sie enthält ein Register über alle Güter, Höfe und Bauern, die Beschreibung ihrer Lage und die H ö h e der jährlichen Abgaben. Meist wurden diese in Form von Naturalien geleistet (Korn, Herbsthühner, Fastnachtshennen, Hafer), daneben auch in F o r m von Hallergeld. Wahrscheinlich handelt es sich bei dem Archivmaterial um das v o m R a t angeforderte Inventarium aller Güter. Ein weiteres Salbuch von 1559 befindet sich in StadtAN, B 35, Nr. 4 6 5 . Im Zuge der allgemeinen Bestandsaufnahme war bereits 1525 ein Zinsregister über die Pfründen in St. Katharina angefertigt worden (StadtAN, A 2 6 , R e p . 89, Nr. 267). Im Jahr 1532 nahm man wiederum Einsicht in die Zinsbücher des Klosters. S. StadtAN, A 26, R e p . 89, Nr. 2 6 9 . "' 5 S. Kopie des Ratsverlasses in StadtAN, D 16, Ust. 2 6 5 6 , Konvolut 2. "''' Die Zahl der Urkunden nach 1525, die über Verkäufe Auskunft gibt, hält sich in Grenzen: StadtAN, D 9, Nr. U 194, 1525, O k t . 14: Verkauf eines größeren Hofs zu Schnieglingen bei Spalt um 4 9 7 Gulden; StadtAN, A 1 / U r , 1526, Febr. 6: Verkaufeines „ W i ß m a t s " (einer Wiese zur Heugewinnung) bei R ö t h e n b a c h um 168 Gulden; StadtAN, A 1 / U r , 1531, Mai 2/1: Verkauf von Grundstücken und Häusern über 3 7 5 Gulden; StadtAN, D 9, Nr. U 52, 1537, Apr. 16: Verkauf von Wiesen, Holz und Ackern an der R e d n i t z für insgesamt 7 0 0 Gulden.

"' 7 Vgl. IRSIGLER, Akzise. V o r der Reformation hatten auch die Nürnberger Klöster Akzisefreiheit genossen.

2. Reaktionen

der Nonnen

auf die reformatorische

Verunsicherung

281

als erdrückend empfundene Belastung dar, """mit der die Klosterfrauen noch 1570 stark zu kämpfen hatten. 1 6 9 Als 1565 das Problem auftauchte, dass das Heilig-Geist-Spital sich selbst nicht mehr trug und zur Bestreitung seiner Kosten auf Geldmittel von außerhalb angewiesen war, verpflichtete man die Frauenklöster zusätzlich zu einer jährlichen Zahlung in dreistelliger Summe, obwohl deren Einnahmen die eigenen Ausgaben schon lange nicht mehr deckten 1 7 0 und man nur selten in der Lage war, geliehene Beträge zurückzuzahlen. Schuldbriefe 171 und Klosterrechnungen überliefern die Namen der Geldgeber und die Höhe der geliehenen Summen. Meist handelte es sich um Nürnberger Bürger und Bürgerinnen, teilweise um Verwandte einer im Kloster lebenden Nonne, um mit dem Konvent in Kontakt stehende Handwerker, den Pfleger 172 1 6 8 A m 21. Mai 1 5 2 5 erging bereits der Ratsverlass, die Privilegien Geistlicher zu beschneiden und auch von allen Klöstern Ungeld zu nehmen (PFEIFFER, Quellen, S. 9 2 , R V 681). W e d e r der Konvent St. Katharina noch das Klarissenkloster verfugten in den Jahren nach der R e f o r m a t i on über genügend Bargeld, um das Ungeld zu bezahlen (s. PIRCKHEIMER, Denkwürdigkeiten, S. 1 5 9 - 1 6 3 . Vgl. auch: StadtAN, A l / U r , 1534, o. D . : B r i e f der Priorin Katharina Kolerin an den Pfleger Leonhardt Grundherr: Sie habe v o m Ungelder [Person, die das Ungeld kassiert] die R e c h n u n g zugeschickt b e k o m m e n mit der Aufforderung, das Ungeld zu zahlen, und bittet den Pfleger, er m ö g e sich für einen Zahlungsaufschub einsetzen. O b w o h l sie E i n k o m m e n hätten, seien sie nicht in der Lage zu zahlen, denn die Gelder gingen an Fischer, Fleischhacker und B i e r brauer, denen sie schon lange Geld schuldig seien. In der Klosterrechnung von 1548 (StadtAN, B 35, Nr. A 4 7 9 ) wird die H ö h e des jährlichen Ungelds mit 97 Gulden angegeben.

In dem auf S. 2 7 7 genannten Schreiben an die Ehefrau Maximilians II. bitten die restlichen fünf C h o r n o n n e n noch 1 5 7 0 darum, man möge für sie eine Minderung des Ungelds auf einen erträglichen Betrag erwirken. S. StadtAN, D 16, Ust. 2 6 5 6 , Konvolut 4, fol. 2 " . 170 Vgl. S t A N , R e p . 2c, 7-farbiges Alphabet, 196, sowie die Klosterrechnung von St. K a tharina, am Ende des Akts eingeheftet. Für das Jahr 1566 heißt es da: „Das verganngen jar für allmusen vnd in spital auß geben: 3 1 5 fl 6 lb 2 2 d"; für 1567 betrug die S u m m e 4 1 8 fl 61b 1 9 d . U m 1 5 8 0 wurden dem Heilig-Geist-Spital jährlich 3 5 0 Gulden aus den Einnahmen des Katharinenklosters zugewiesen. Ab 1 6 0 9 erfogten Zahlungen in vierstelliger H ö h e . Vgl. StadtAN, D 2 / I V Nr. 1 8 9 1 . 171 StadtAN, A l / U r , 1531, Mai 2 / I I und StadtAN, A 1 / U r , 1 5 3 1 , D e z . 1 j e w e i l s eine Schuldurkunde an Ursula Marckart Mendlin über zweihundert rheinische Gulden; StadtAN, A 1 / U r , 1532, Jan. 23: Schuldurkunde an den Nürnberger Bürger Bartholomäus Freschi über fünfzig Gulden; StadtAN, A 1 / U r , 1532, Sept. 29: Schuldbrief an Anton Muffel, den Bruder der N o n n e Katharina Muffel, über siebzig Gulden; StadtAN, A l / U r , 1533, Apr. 5: Schuldurkunde an o. g. Bartholomäus Freschi über 150 Gulden; StadtAN, A l / U r , 1533, Juni 29: Schuldurkunde an Appolonia Endres Krebsin über 8 4 4 Gulden, die sie im Konvent deponiert hatte, und von denen die Schwestern leihen dürfen; StadtAN, A 1 / U r , 1533, Sept. 30: Schuldurkunde an Peter Forster, Pfragner [Krämer] am inneren LaufFer T o r über 477 Gulden, die er in St. Katharina hinterlegt hat und von denen die Schwestern sich Geld leihen dürfen. Darüber hinaus schulden sie ihm für Sachgüter 5 3 Gulden; StadtAN, A l / U r , 1534, Febr. 15 und Aug. 10/1: doppelte Ausfuhrung einer Schuldurkunde an Markart Mendlin über 3 0 0 Gulden; StadtAN, A 1 / U r , 1534, Aug. 10/11: Schuldbrief an Peter Forster über 2 0 0 Gulden; StadtAN, A 1 / U r , 1534, N o v . 13: Schuldurkunde an Bartholomäus Froschl über 3 0 0 Gulden. 172 I m Einzelnen s. StadtAN, B 35, Nr. A 4 6 9 - 4 9 5 : Bürger: Emeramus Spieß, Hans Bernhart, J o r g Fürter, Jeronimus Pronpeck, Peter Piszel (Hofmeister), Hans Glockengießer, Mathes Hess, Fritz Lopawren zu Weiherspuch sowie die Handwerker Kunz Pawr (Bäcker) und Peter Forster (Krämer).

282

III.

Praktische

Folgen der neuen Lehre: Austritt oder

Verbleib?

oder Geistliche wie Johannes R e s c h 1 7 3 oder Peter Dalamar 1 7 4 Als Gründe für die wachsende Verschuldung können angeführt werden: Ausgaben, die der K o n v e n t während der ersten Jahre der R e f o r m a t i o n durch die Auszahlung der Mitgiften und des Besitzes ausgetretener Klosterfrauen hatte, die Tatsache, dass i h m die Hände gebunden waren, w e n n er seine Schulden durch den V e r k a u f von Klostergut abbezahlen wollte, sowie das A b e b b e n und schließlich völlige Versiegen von E i n n a h m e n , die in den Jahrzehnten vor der R e f o r m a t i o n eine Selbstverständlichkeit waren. 2.3.3.3.

Wegfall der Einnahmen

D e r Verlust der zehn ausgetretenen Schwestern bedeutete für den Haushalt des Konvents neben einer Schwächung durch die Mitgiften, die ausgezahlt werden mussten, ebenfalls eine Minderung seiner jährlichen Einnahmen um deren E w i g gelder, Kostgelder und Leibgedinge. B e i m T o d einer Schwester hingegen ging zumindest ihr Ewiggeldanteil weiterhin an den Konvent. Addiert man lediglich die uns bekannten Mitgiften der Schwestern, von denen sich Quittungsbriefe erhalten haben, so erhält man eine S u m m e von 5 2 5 Gulden, die von dem K o n v e n t zur Auszahlung aufgebracht werden musste. 1 7 5 Das jährliche E i n k o m m e n wurde durch die Austritte u m mindestens 2 0 7 Gulden verringert. 1 7 6 I m Vergleich der Klosterrechnung von 1 5 0 7

177

mit den R e c h n u n g e n aus den

Jahren nach 1 5 2 5 tritt zu Tage, welche wirtschaftlichen Konsequenzen der kultur- und mentalitätsgeschichtliche W a n d e l der spätmittelalterlichen, bürgerlichen Bürgerinnen: B e i den verzeichneten Geldgeberinnen findet sich hier auch der N a m e der früheren N o n n e Appolonia Endres Krebsin wieder. Ü b e r mehrere Jahre hinweg lieh sie dem Konvent 9 5 2 Gulden; daneben engagierten sich erstaunlich viele andere Frauen: Elsbeth O r telstetenwergerin, Margret Schmidin, Anna Dimingin, Clara (des Sebastian Lörrers Tochter), die Frau des Bartholomäus Froschl, Clara Altin, Clara Löherin, Anna Henflingin, Frau Thomas Zyeglerin. Pfleger: Sebald Haller von Hallerstein. 173 Nach KIST, Matrikel, Nr. 4 9 3 6 , und BOCK, Predigerkloster, S. 186, Nr. 141, war R e s c h Nürnberger Dominikaner, Beichtvater bei St. Katharina, und starb 1 5 3 8 . Beide stützen sich auf den Eintrag im Totenkalender in St. Katharina: „ R e s c h , Johannes, confessor huius domus 1 5 3 8 (WÜRFEL, Toden-Calender, S 27). D a er dem Konvent noch zwischen 1543 und 1549 Geld lieh, sind beim angegebenen Sterbedatum Zweifel angebracht. 1 7 4 Bei KIST, Matrikel, nicht verzeichnet. 175 Ursula Derrer wurden 7 0 Gulden ausbezahlt, Barbara R e y c h i n 7 5 Gulden, Katharina Schwarzin 1 0 0 Gulden, Apollonia Haller 2 8 0 Gulden, wobei es sich bereits um eine zweite Auszahlung handelte, d. h. sie hat noch mehr Geld erhalten. 176 Ursula Derrer: Kostgeld 2 0 Gulden (StadtAN, A 26, R e p . 89, Nr. 266; Außenaufschrift + 2 6 + ) ; Barbara und Catherina Melber: 6 0 Gulden jährliches Leibgeding (a.a.O. und Nürnberg, G N M , Orig. Perg. Urkunde 1511, Febr. 5);Barbara von Ploben: 4 5 Gulden Leibgeding (StadtA N , A 26, R e p . 89, Nr. 266; Außenaufschrift + 2 7 + ) ; Barbara R e y c h i n : 14 Gulden Ewiggeld (a.a.O.); Anna Hirschvogel:jährlich 2 0 Gulden Leibgeding und 4 0 Gulden Ewigzins (a.a.O. und StadtAN, A l / U r , 1528, O k t . 4); Anna Ortlin: 8 Gulden (StadtAN, A 26, R e p . 89, Nr. 266; Außenaufschrift + 2 6 + ) . 177

StadtAN, B 35, Nr. A 4 6 4 .

2. Reaktionen

der Nonnen auf die reformatorische

Verunsicherung

283

Stiftergesellschaft hin zu einem auf stellvertretendes Gebet verzichtenden, die Heiligenverehrung ablehnenden, protestantischen Stadtbürgertum für das Kloster hatte. Als gute Werke, die nicht länger als heilswirksam, sondern als Folge des wahren Christenglaubens angesehen wurden, galten keine Stiftungen von Kirchen, Altären, Kerzen, Fürbittgebeten oder Messen mehr, sondern allein die tatkräftige Unterstützung des Nächsten. 1 7 8 Eine städtisch organisierte Armenfürsorge durch die Einrichtung des „Gemeinen Kastens" war auch in Nürnberg eine der ersten durch reformatorisches Gedankengut im Jahr 1522 veranlassten Sozialmaßnahmen. Das protestantische Arbeitsethos jedoch ließ es unmöglich erscheinen, Menschen, die sich im Kloster die Armut freiwillig erwählt hatten, finanzielle Fürsorge angedeihen zu lassen. So erfuhr das Stiftungskapital der Klöster bereits ab 1524 kaum Zuwachs mehr. Einlagen in der Kirche anlässlich von Kirchweih, Feiertagen und Heiligenfesten, die 1507 noch 48 Gulden betragen hatten, entfielen ebenfalls. Beträchtliche Einbußen entstanden zudem durch den Wegfall der großzügigen Schenkungen durch Familienmitglieder. Sach- und v. a. Geldgeschenke der Angehörigen von Schwestern machten 1507 sagenhafte 4 0 8 Gulden aus. Das Gut derjenigen Klöster, die sich aufgelöst hatten, wurde mit dem „Gemeinen Kasten" vereinigt. Verwaltet wurde das beträchtliche Vermögen vom sogenannten „Almosenamt". Ihm wurde ebenfalls der Besitz der großen Pfarrkirchen und die Einnahmen aus allen Pfründen hinzugefügt. 179 Da um 1525 auch im Katharinenkloster eine für den R a t bestimmte Auflistung aller Zinsen über die Pfründen der Altäre 180 angefertigt wurde, dürfte dieses Geld ebenfalls nicht länger an den Konvent geflossen sein. Ab 1525 konnten, sofern Angehörige einer Stifterfamilie danach verlangten, jährliche Zahlungen für Jahrtage ebenfalls für wohltätige Zwecke bzw. zur Linderung eigener N o t umgewidmet w e r d e n . W u r d e n in der Klosterrechnung von 1507 immerhin noch 4 0 Gulden und 9 Denare unter der Rubrik „Almosen und zu den Jahrzeiten eingenommen" verzeichnet, so bildete nach der Einführung der Reformation eine Jahrtagszahlung Sebald Pfmzings über Jahrzehnte hinweg den einzigen Einnahmeposten. 1 8 2 178 Vgl. die Defintion guter Werke bei Schwanhäuser und Spengler. Sie wird ebenfalls von einem evangelischen Bruder in einem Brief an seine leibliche Schwester, eine Klosterfrau, vertreten (s. Nürnberg, G N M , 8° R1 1255: ,Ain Christlich schreiben / so ain Euangelischer brueder seiner schwestern / ainer closter iunckfrawen zugeschickt', fol. 4') und auf die Formel „Gut ist, was dem Nächsten dient" gebracht. 179

ENGELHARDT, R e f o r m a t i o n I, S . 2 2 7 ; R Ü G E R , M i t t e l a l t e r l i c h e s A l m o s e n w e s e n , S . 3 7 - 4 7 ;

Druck der Almosenordnung von 1522, s. a.a.O., S. 76—90. 180 StadtAN, A 26, Rep. 89, Nr. 267. 181 Während Anfragen aus dem Bürgertum, Stiftungsvermögen für andere Zwecke zu verwenden oder zurückzufordern, 1524 noch abgelehnt wurden, ging der Rat 1525 vermehrt zu der Praxis über, den Gemeinen Kasten zum Erben zu ernennen und bedürftigen Nachkommen von Stiftern und Stifterinnen einen Teil des Zinsbetrags des Stiftungskapitals ihrer Familie zukommen zu lassen. Vgl. die bei PFEIFFER, Quellen, angegebenen Einträge unter den Stichworten „Jahrtagsstiftungen" (S. 485), „Seelgerät" (S. 489) und „Stiftungswesen" (S. 490). 182 Vgl. neben den Einträgen in den Klosterrechnungen auch eine Sammlung von Quittungsformularen, angelegt von der Priorin Felicitas Tucherin (1536-1556) in StadtAN, D 3/1 Nr. 4,

284

III.

2.3.3.4.

Praktische

Folgen der neuen Lehre: Austritt oder

Verbleib?

Die Übernahme der Verwaltung und das Ende des Klosters

Angesichts der oben skizzierten Entwicklungen war das finanzielle Desaster vorprogrammiert. So berichtet ein anonymer Chronist, man habe den wenigen verbliebenen Schwestern 1577 die Verwaltung ihres Klosters vollständig aus der Hand genommen, nachdem sich bereits 1575 bei der Uberprüfung ihrer Jahresrechnung herausgestellt hatte, dass sie trotz ihres großen Einkommens „nicht allein nichts erspart, sondern noch darzu das Closter mit großen Schulden überladen, daß sie auch dem Spital die versprochene hülfFnicht leisten können". Die völlige Übernahme der Finanzgewalt erfolgte also in den siebziger Jahren des 16. Jahrhunderts. D e n Schwestern wurde jährlich eine bestimmte Summe zur Verfugung gestellt, das restliche Klostereinkommen wurde zu anderen sozialen Zwecken verwandt. 183 In einer „AbschrifFt etlicher Klag der Priorin vnnd Conuent deß Closters zu Sanct Catharina inn Nürmberg" hört sich das Vorgehen des Rats aus der Sicht der Geschädigten folgendermaßen an: „Item wir hetten 670. Gulden bey den Herrn deß Raths jaerlich einzunehmen. Daß haben sie vns eingezogen, geben vns nichts daruon. Item sie haben vnns innerhalb 4. Jahren 15 H ö f f v n d Güter eingezogen, dass vnns niemandt daruon weder Güldt noch Zinß dörffen geben." 184 Im letzten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts mussten die Priorin Kordula Knörrin und die Laienschwester Margarethe Binderin den R a t um eine Aufbesserung ihres jährlichen Deputats bitten. l t f 5 In einem Begleitbrief des Pflegers Jakob Stark erklärt sich die desolate Finanzlage der beiden letzten Klosterinsassinnen aus den Tatsachen, dass zunächst mit dem T o d der früheren Priorin Magdalena Holzschuherin im Jahr 1589 für die Versorgung des Konvents jährlich weitere 500 Gulden und 2 0 Summer Korn weggefallen waren, dass das Kloster noch immer einen großen Zulauf von Armen habe, die gespeist würden, und dass aufgrund der Teuerung die Holzpreise nun fast doppelt so hoch lägen wie früher. 186 Als „arme, kranke, verlebte schwestern" baten Kordula Knörrin und Margarethe Binderin beim R a t um Verständnis dafür, dass sie Geldmittel für ärztliche Behandlung und Arzneimittel benötigten. Mit dem T o d der letzten Chorschwester und Priorin, Kordula Knörrin, w o auf fol. 4' eine Vorlage für die jährliche Quittung an Sebald Pfinzing steht: „Ich, Schwester Felicitas Tiicherin, an der zeit priorin des Closters zu sant Katherina prediger Ordens zu N ü r m berg in der Stat, bekenn mit dißem offen briefF, für mich, meinen C o n v e n t vnd nach komen, das vns der Erbar und vest herr Sebolt Pfinzing alle Jar vnd ein jedes jar in sunderheit piß a u f f h e u t dato freuntlich awßgericht vnd bezalt hat, für Michells Pfinzings jartag, den wir begen, fier guld für fisch in convent in der kar wochen, mer für ein lampen, die im kor tag vnd nacht ob seinem grab print fier guld, mer für Sebolt Pfinzing jartag, den wir begen zu sant Jorgen tag, zwey pfund vierundzweinczig pfennig, mer für Pertollt Pfinzing jartag, den wir begen zu sant Margareten tag, zwey pfundt, sagen der halben den obgenanten Erbarn vnd vesten herren Sebollt Pfinzing alle seine Erben für vns vnd vnser nachkomen des closters Sant Katharina quit, ledig ongeverde mit vrkundt dies briefls der besigelt ist mit mein priorat ambtes auff getruckten insigel." 1 8 3 StadtBN, Will I, 2 7 3 c, fol. 398" (eigene Zählung, beginnend mit dem ersten beschriebenen Blatt). 1 8 4 FÖRNER, Norimberga, S. 87. 185

Vgl. StadtAN, A 26, R e p . 8 9 , Nr. 2 7 4 .

186

Das Schreiben J a k o b Starks befindet sich ebd.

3.

Zusammenfassung

285

endete am 25. oder 26. Januar 1596 187 die Geschichte des Klosters, nicht aber die seines Widerstands: Heimlich, „mit versperter thür" 188 soll sie im Chor der Klosterkirche begraben worden sein. Trotz des schleichenden und für die Beteiligten sicherlich deprimierenden Niedergangs des Klosters muss das monastische Leben auf Margarethe Binderin, eine ursprünglich aus Nördlingen stammende Frau, die im Alter von 20 Jahren als Bedienstete oder Laienschwester in den Nürnberger Konvent kam, sich 1596 bereits seit über 48 Jahren dort befand und „mit gethan [hat], was dem Orden zugehoert" eine große Anziehungskraft ausgeübt haben. Sie ersuchte beim Nürnberger R a t darum, das Ordenskleid anziehen zu dürfen, musste sich allerdings mit einer einmaligen Zahlung von 2 0 Gulden und mit der Aussicht auf eine jährliche R e n t e zufrieden geben. 1 9 0 Sie fand Aufnahme im Bamberger Dominikanerinnenkloster Zum Heiligen Grab, wo sie im Jahr darauf verstarb und ihrem eigenen Wunsch nach im Habit begraben wurde.

3.

Zusammenfassung

Der Druck, den die Stadtbevölkerung und der Magistrat auf das Katharinenkloster ausübten, war in den „Sturm-und-Drang-Jahren" der Nürnberger Reformation besonders groß und zeigte besonders 1525 Wirkung: Man hörte auf, zum nächtlichen Stundengebet zu läuten, und aus Angst, durch ihr Außeres zur Provokation Anlass zu geben, legten die Nonnen ihre Kutten ab. Wachsender Antiklerikalismus, die Bestimmungen des Religionsgesprächs, Austrittswillige zu unterstützen und das Kloster allenfalls zu dulden, es in keiner Weise jedoch mehr zu fordern, wie auch die individuell mehr oder minder starke Beeinflussung einzelner Nonnen durch ihre Familienmitglieder führten dazu, dass neun von insgesamt etwa fünfzig Schwestern das Kloster verließen. Eine entscheidende Rolle spielten dabei ihre Verwandten: Im Fall der Ursula Derrer handelte es sich um eine Entführung, bei den Schwestern Melber und bei Barbara von Ploben muss zumindest von starker Beeinflussung durch die Familie ausgegangen werden. Drei Schwestern gaben in 187

WÜRFEL, T o d e n - C a l e n d e r , S. 13; LEE, Materialen, S. 3 2 0 .

StadtBN, Nor. H 5 6 2 , fol. 10"; StadtAN, B 5 II, 2 4 4 , fol. 14 v . Beide geben den 25. Januar als ihren Todestag an. 18,) FÖRNER, Norimberga, S. 87; WÜRFEL, Beschreibung, S. 109. In der Literatur wird M a r garethe Binderin teils als Dienstmagd (so bei FRIES, St. Katharina, S. 3 6 f.) und teils als Laienschwester (so bei LEE, Materialien, S. 2 9 5 ) bezeichnet. 188

FRIES, St. Kathanna, S. 3 6 f. ' 9 1 FÖRNER, a.a.O.; WÜRFEL, Beschreibung, S. 109, irrt, wenn er angibt, sie habe sich zu den Bamberger Klarissen begeben. Ich nehme an, dass es sich bei der von Friedrich FÖRNER im Jahr 1629 (FÖRNER, Norimberga, S. 85—88) gedruckten, kurzen C h r o n i k der Geschichte des Katharinenklosters bis zum T o d der letzten Priorin inklusive der „Abschlifft etlicher Klag der Priorin vnnd Conuent deß Closters" über die Bedrängnisse ab 1 5 2 5 um eine Kopie der bei DRESSLER, Kriegsschäden, erwähnten, in den Beständen des Bamberger Dominikanerinnenklosters überlieferten Kurzchronik handelt. Nach Auskunft des Bamberger Stadtarchivs ist sie im Original heute nicht mehr erhalten.

286

III.

Praktische

Folgen der neuen Lehre: Austritt oder

Verbleib?

ihren Quittungsschreiben allerdings auch an, den Schritt aus dem Kloster heraus aus Uberzeugung von der neuen Lehre getan zu haben: Katharina Schwarz (auch sie wurde von ihrer Mutter beeinflusst), Barbara Reychin und Appolonia Haller. Bei Anna Ortlin konnte kein Austrittsmotiv eruiert werden, gleichermaßen bleibt auch die Motivation Anna Hirschvogels letztlich ungeklärt. Den freiwillig Ausgetretenen musste es gelungen sein, durch einen gewissen Grad an Eigeninitiative die konventsspezifische Gruppenidentität zu überwinden, in welcher individuelle Entscheidungen gegen das Interesse der Klostergemeinschaft als Ungehorsam interpretiert wurden. Spätestens im Fall einer freiwilligen Heirat mussten sie in ihrer religiösen Uberzeugung eine 180-Grad-Wende vollzogen und mit der vorreformatorischen Christologie und dem Jungfräulichkeitsideal vollständig gebrochen haben. Sie legten mit ihrer Eheschließung ein äußerlich sichtbares Zeugnis für ihre protestantische Uberzeugung ab. Unterstützt wird dieser Befund durch die Tatsache, dass für keine der ehemaligen D o m i n i kanerinnen aus ihrer Ehe ein bemerkenswerter Vorteil in Form eines sozialen Aufstiegs resultierte. Nicht nur, aber ganz besonders bei denen, die das Kloster unfreiwillig verließen bzw. zum Austritt gedrängt wurden, stellte die neue Situation eine hohe psychische Belastung dar. Neben religiösen Gewissensnöten, von denen wir ausgehen können, dürfte ihnen der Verlust des eigenen theologischen und spirituellen Handlungsraums Schwierigkeiten bereitet haben, sowie die von der Gesellschaft geforderte Wiedereingliederung in patriarchale Strukturen. Da sich die Auszahlung des eingebrachten Guts in vielen Fällen als problematisch erwies und langwieriger Verhandlungen bedurfte, manifestierte sich die Unterordnung der Frau in erster Linie als finanzielle Abhängigkeit von einem Ehemann oder einem männlichen Familienmitglied. In zweiter Linie wurde ihr christlicher Wirkungskreis und ihr theologisches Urteilsvermögen auf die Privatsphäre eingeschränkt. Nachdem die gröbsten Hasstiraden gegen den Konvent abgeebbt waren, wurden einlenkende Maßnahmen, wie das Tragen weltlicher Kleidung oder das Aussetzen des nächtlichen Läutens im Kloster rückgängig gemacht. Trotz immenser Beschneidung ihrer Möglichkeiten beugten sich die Nonnen nicht der BrandenburgischNürnbergischen Kirchenordnung. Stundengebet und Totengedenken waren die Elemente des klösterlichen Lebens, die sich trotz Repressalien als grundlegend für den aktiven und passiven Widerstand erwiesen. Das heimliche Einschleusen fremder Schwestern bzw. das Einkleiden von Mägden sowie wiederholte Hilferufe an drei verschiedene Kaiser spiegeln die Bemühungen der Klosterfrauen um den Erhalt ihres Konvents. Aus den R e i h e n des eigenen Ordens scheinen sie in ihrem Überlebenskampf nur wenig Unterstützung erfahren zu haben. Der Geist des Widerstands innerhalb des Klosters hielt bis zum T o d der letzten Nonne an. Er wurde nicht durch Desillusionierung oder die Uberzeugungsarbeit der protestantischen Prediger gebrochen. Das taktisch kluge Vorgehen des Rats bei der schrittweisen Übernahme der Finanzhoheit über das Kloster brachte der Stadt mit minimalem Aufwand den erwünschten Erfolg und sicherte ihr zusätzlich den

3.

Zusammenfassung

287

maximalen finanziellen Gewinn aus seinem Niedergang. Bereits 1532 erreichte der Magistrat das Entscheidungsrecht, w e n n es u m Verkäufe aus dem Klosterkapital ging. Verkäufe gestattete er nur in Ausnahmefällen. U m die laufenden Ausgaben zu decken, häufte der Konvent von Jahr zu Jahr größere Schuldenbeträge bei Privatpersonen an. Z u den unvorhergesehenen Ausgaben durch die Rückzahlung des eingebrachten Guts ausgetretener Frauen kamen steuerliche Belastungen wie das Ungeld und die auferlegte jährliche Zahlung an das Heilig-Geist-Spital. Der Wegfall fast sämtlicher Einnahmen, mit denen das stellvertretende Gebet u n d die Memorialkultur vor der R e f o r m a t i o n entlohnt w o r d e n waren, sowie die U m w i d m u n g von Zahlungen fiir Jahrtage, die seit Jahrzehnten an das Kloster geflossen waren, für andere wohltätige Z w e c k e trugen das Ihre zur Schwächung der Finanzkraft bei. Die so herbeigeführte desolate Finanzlage des Klosters nahm der R a t 1577 zum Vorwand, sich der Gewalt über die Güter des Klosters völlig zu bemächtigen. Das Katharinenkloster ging also nicht an einer finanziellen Krise zugrunde, vielmehr wurde sein finanzielles Desaster inszeniert, u m seinen Untergang herbeizufuhren. Zwar lassen die Klosterrechnungen keinen Zweifel daran, dass bestimmte Elemente der Klosterreform, wie etwa das Verbot, Fleisch zu essen, im 16. Jahrhundert nicht mehr gehalten wurden, und so mancher Q u i t tungsbrief einer ausgetretenen Schwester listet außer ihrem eingebrachten Bargeld auch einiges an privaten Kunstgegenständen und Kostbarkeiten auf, die den Bestimmungen des Bartholomäus Texerius zutiefst widersprochen hätten. Die drei grundlegenden Elemente der Klosterreform jedoch, die Stärkung der vita c o m m u nis, die Betonung des Gebets als Proprium des weiblichen Klosterwesens u n d die Abschottung der N o n n e n von der Außenwelt aufgrund der strengen Klausurierung, waren in der reformatorischen Verunsicherung u n d im Widerstandskampf zu tragenden Säulen der altgläubigen Uberzeugung innerhalb des Klosters geworden. W e r auch immer neben Margarethe Binderin den Begräbnisort der Kordula Knörrin gewählt haben mag, er oder sie tat gut daran, die letzte Priorin im C h o r der Katharinenkirche zu begraben. Ihr Grab muss sich in unmittelbarer N ä h e der Ruhestätte von Gertrawt Gewichtmacherin, der ersten Priorin der Observanz, befunden haben. 192 Für Werte, die diese während ihres Priorats von 1428—1469 eingeführt hatte, hatte j e n e bis zum Ende des Klosters gekämpft.

11,2 StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 25v, gibt den Begräbnisort der Gertrawt Gewichtmacherin mit „vor dem Hochaltar zu Sant Katharina" an. Zusätzlich ist a.a.O., fol. 20', eine Abschrift der Inschrift überliefert, die auf ihr Grab hinwies: „Als man zeit nach Christus geburt M. C C C C und in XXVIII Jar an Sanct Lucien Tag war die Observantz dieses Closters Sanct Catarina angefangen mit der andächtigen und geistlichen frauen und Priorin Gerdraut Gewichtmacherin, die hernach in dem M. C C C C und in dem LXIX jare in irem Prioramt an Sanct Blasii tag verschiden ist. Die liegt hier begraben, der Gott gnädig und parmhertzig sei. Amen."

IV. St. Katharina in Nürnberg: ein typisches Klosterschicksal? Vergleich mit der Reformationsgeschichte der Konvente in Bamberg und Engelthal Der Vergleich des Verhaltens der Nürnberger mit dem der Engelthaler und Bamberger Dominikanerinnen während der Reformationszeit erhellt, inwiefern unterschiedliche äußere und innere Faktoren das Schicksal des jeweiligen Frauenkonvents beeinflussten. Bei den beiden zum Vergleich herangezogenen Klöstern handelt es sich um diejenigen observanten Frauenkonvente des Dominikanerordens, die St. Katharina örtlich am nächsten lagen. Sie unterschieden sich in der Sozialstruktur der Konventualinnen, im Grad, mit dem die Inhalte der Klosterreform gefestigt waren, sowie in ihrer Abhängigkeit von und ihrem Verhältnis zur weltlichen Obrigkeit.

1. Zur Reformationsgeschichte

der Engelthaler

Dominikanerinnen

1.1. Spezifische Ausgangssituation Engelthals: späte und unfreiwillige Klosterreform im Jahr 1513 Anders als in St. Katharina in Nürnberg oder im Konvent Z u m Heiligen Grab in Bamberg hatten die Schwestern in Engelthal lediglich gut zehn Jahre Zeit, um das Leben in strenger Klausur und wesentliche Inhalte der Observanzbewegung zu internalisieren, bevor sich Nürnberg, unter dessen Herrschaft das Kloster 1504 nach dem bayerischen Erbfolgekrieg gefallen war, der Reformation anschloss. 1 Die N o n n e n des Klosters waren 1513 einer Zwangsreform unterworfen worden, nachdem wiederholt bemängelt worden war, dass sie zwar Einnahmen durch 1 Das Kloster befand sich zirka 30 Kilometer östlich von Nürnberg zwischen Henfenfeld und Offenhausen. Es war 1240/43 von dem Reichsministerialen Ulrich von Königstein gegründet worden und ursprünglich aus einer aus Nürnberg geflüchteten Beginengemeinschaft um Adelheid Rotterin entstanden. 1248 war die Gemeinschaft in den Dominikanerorden inkorporiert worden. Im Laufe seiner Geschichte unterstand es zunächst den Schenken von Reicheneck, dann böhmischer und pfälzischer Landeshoheit, bevor die Landesherrschaft über Engelthal von der Kurpfalz an die Reichsstadt Nürnberg überging. Der Bestand der Nürnberger Archive zur Klostergeschichte Engelthals wurde bereits grundlegend aufgearbeitet. Ich stütze mich bei meinen Ausführungen zu diesem Kloster weitgehend auf VOIT, Engelthal 1 und 2.

290

IV. St. Katharina

in Nürnberg: ein typisches

Klosterschicksal?

Jahrtage hatten, ihre Memorialpflichten aber nicht erfüllten, sowie offen gegen die Klausur verstießen. Zudem erzählte man sich in Nürnberg, der Verfall der Sitten sei dort so weit fortgeschritten, dass einige von ihnen sogar Kinder geboren hätten. 2 Hatte das Kloster im 14. Jahrhundert mit Christine Ebner und Adelheid Langmann noch als Frankens Hochburg der Frauenmystik gegolten, so war es spätestens in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zur Versorgungsstätte begüterter adliger Töchter, quasi zu einer Art adligem Damenstift verkommen. 1 Nach einem bereits misslungenem Reformversuch 4 wurden am 1. Oktober 1513 eine Anzahl Nürnberger und Bamberger Schwestern nach Engelthal beordert. Zur ersten Priorin wurde die Nürnbergerin Barbara Tucherin ernannt. Subpriorin wurde Brigitte Hallerin, Margarethe Dürrin erhielt das Amt der Zinsmeisterin, Margarethe Zophin und die Bamberger Nonne Barbara SchleifFer wurden Schafferinnen. 5 V o n den dreizehn Engelthalerinnen 6 entschlossen sich nach zwei Monaten Bedenkzeit zwei Schwestern zum Austritt, 7 lediglich zwei sprachen sich mit Uberzeugung für die Observanz aus. Die anderen äußerten sich bei der Befragung noch unentschlossen, blieben aber doch. Die R e f o r m b e stimmungen waren im Vergleich zu denen von 1428 in St. Katharina sehr milde: Die Nonnen durften weiterhin in ihren Federbetten schlafen und der Provinzial erlaubte es der Priorin ausdrücklich, den Frauen, was Fasten, Wachen und andere Härten betraf, Dispens zu erteilen. Gehorsam, Armut und Keuschheit sowie die regelmäßige Feier des Gottesdiensts mit Gesang und Lesung mussten allerdings gewährleistet sein. Der Nürnberger R a t ließ 1514 die Salbücher Engelthals in die Reichsstadt schaffen, übernahm im folgenden Jahr die Schulden des Klosters, indem er den Nonnen ein Darlehen in Höhe von 2 1 0 6 Gulden gewährte, und setzte einen Pfleger ein. Allerdings erkannten weder die Schwestern noch die Dominikaner, die im Kloster ihren Dienst taten, seine Autorität an. Das Amt des Pflegers bildete einen 2 Vgl. hierzu das Kapitel „Verfall der monastischen Ordnung" in VOIT, Engelthal 1, S. 47—51 und REICKE, Geschichte der Reichsstadt Nürnberg, S. 687 f. 3 VOIT, Geschichte des Klosters Engelthal, S. 17. 4 D e r erste Reformversuch scheiterte zum einen daran, dass keine neue Priorin eingesetzt wurde und die Durchsetzung der neuen Ordnung des Visitators (Prior Schmid aus Augsburg), nicht kontrolliert wurde. Die Priorin Margarethe von Kürmreuth beschwerte sich über den Eingriff in ihre Machtbefugnisse bei Bischof Gabriel von Eichstätt und bei Kaiser Maximilian I. Letzterer befahl, niemand dürfe die Frauen „wider iren willen versperren oder reformieren" (VOIT, Engelthal I, S. 57). Der R a t erreichte die R e f o r m 1513 gegen diesen kaiserlichen Befehl schließlich doch, weil sich das Ordenskapitel, namentlich der Ordensmeister Cajetan und der deutsche Provinzial Lorenz von Aufkirchen, und sogar der Papst einschalteten. 5 StadtAN, F 1, Chroniken, Nr. 59, fol. 131 r . 6 Ursula Schenkin, Margarete von Kürmreuth (nicht identisch mit der abgesetzten Priorin; vgl. VOIT, Engelthal 2, S. 191, Nr. 105 und 106), Martha von Kürmreuth, Kunigunde Teuerlingin, Anna von Steinling, Katharina Erlbeck, Katharina von Brand, Barbara Zererin, Anna Plinhaimerin, Elisabeth Kütenauerin, Felicitas und Christina von Königsfeld und Margarete Hainoldin. Nach VOIT, Engelthal 1, Anm. 352. 7 Anna Plinhaimerin und Elisabeth Kütenauerin. Letztere wechselte allerdings in den ebenfalls reformierten Dominikanerinnenkonvent nach Bamberg.

?. Zur Reformationsgeschichte

der Engelthaler Dominikanerinnen

291

Bild aus dem Tucherbuch, StadtAN, E 29/111, Nr. 258, fol. 61 v Nebenstehende Erläuterung: „Barbara, Herdegen Tuchers und Elisabeth Pfintzingin T o c h ter, ward geboren an S. Michaelis Tag, den Neun vnd Zwaintzigisten Tag Septembris drey U h r auf den Tag 1452 [...], gieng in Sanct Katharina Closter Prediger Ordens am dritten Pfingstag, den Sibenden Juny 1468 mit Vierhundert Gulden Vatterlichen Erbthails [...]. B was [war] SchafFerin, Zinstmaisterin vnd erste Reformirte Priorin zu Engelthal, dahin sie anstatt der Kürnreütherin selb Zehent [gleichwie zehn andere] geschickt ward, den andern Octobris 1513. Ein Erbar, TapfFer, verstendig W e i b , lebet fiinfF vnd Sechtzig Jar vnd AilfFMonat. Starb am Tag Augustini den Acht vnd Zwaintzigsten Augusti 1518. Im Kreutzgang zu Engelthal begraben vnd daselbst Ir gedechtnis."

292

IV.

St. Katharina

in Nürnberg:

ein typisches

Klosterschicksal?

dauernden Zankapfel zwischen Konvent und R a t , wobei sich 1518 sogar der Provinzial Eberhard von Kleve einschaltete und die geistliche und weltliche Oberhoheit über Engelthal für sich beanspruchte. So war das Verhältnis zwischen den Nonnen und der städtischen Obrigkeit bereits während der Periode zwischen Klosterreform und Reformation von gegenseitigem Misstrauen geprägt. Ein Liebesverhältnis zwischen der ehemaligen Bamberger, seit der Klosterreform in Engelthal weilenden Nonne Barbara Schleiffer und dem Nürnberger Dominikanerprior Johannes Heinlein, welches dem R a t 1515 zugetragen wurde, trug nicht zur Verbesserung des Rufs der Klosterfrauen in der Reichsstadt bei 8 und gab damals wie heute Anlass, an der Ernsthaftigkeit des Keuschheitsgelübdes und der Qualität der Klosterreform zu zweifeln. 9 In Engelthal wiederum wurde der Verdacht geschürt, der R a t zöge eigenen Nutzen aus der Klosterreform: Der Personenkreis des ehemals nur Adligen vorbehaltenen Konvents war durch die R e f o r m gesprengt worden, was als Einmischung patrizischer in adlige Interessen interpretiert werden konnte. 1(1 Ab 1513 nutzten Nürnberger Familien tatsächlich den Konvent verstärkt zur Unterbringung ihrer Töchter. 1 1 Die Bindung an Nürnberg wurde in Engelthal demnach als Schmälerung jener Selbständigkeit empfunden, die der Konvent in der pfälzischen Periode genossen hatte. Die Frage, wer der Herr über Engelthal sei, wurde vom R a t und den dort lebenden Schwestern sowie ihren Ordensbrüdern bereits vor der lutherischen Reformation unterschiedlich beantwortet.

1.2. Der Engelthaler Schwesternkonvent zwischen Beharrung und Anpassung während der reformatorischen Verunsicherung Die neue Lehre hatte in Engelthal früh Fuß gefasst. Nürnberger Bürger begehrten ihre Töchter zu sprechen, 1 2 Luthers Schriften wurden im Kloster gelesen und 8 Z u d e m litt das Ansehen der Predigerbrüder darunter. Heinlein wurde nach Bekanntwerden der Affäre auf Betreiben des Rats an das Esslinger Predigerkloster, Barbara Schleiffer in ihren Heimatkonvent nach Bamberg versetzt; s. BOCK, Predigerkloster, S. 176 f.; VOIT, Engelthal 1, S. 4 9 f . , Anm. 287; SCHUBERT, Spengler und die Reformation, S. 1 3 4 - 1 3 8 . 9 SCHWEMMER, Engelthal, S. 2 5 , bezeichnet den Versuch, Engelthal zu reformieren, insgesamt als „wenig erfolgreich". V o n g r o ß e m Widerstand gegen die R e f o r m von 1 5 1 3 und Antipathie der Engelthalerinnen gegen die Nürnberger Schwestern und den Magistrat zeugt ebenfalls StadtAN, F 1, Chroniken, Nr. 59, fol. 131'. 10 In ihrem Beschwerdebrief an B i s c h o f Gabriel von Eichstätt nach dem ersten R e f o r m v e r such behauptete die beim zweiten Reformversuch schließlich abgesetzte Priorin Margarethe von Kürmreuth, einer der ausschlaggebende Gründe, warum Nürnberg die R e f o r m vorantreibe, sei lediglich, dass sie „das gestifft dem armen adell entwendten [...] und mit iren, der von Nürnberg, kinder und töchtern besetzen" wollten (zitiert nach VOIT, Engelthal 1, S. 57).

" D a r a u f w e i s e n die Namen der N o n n e n hin, z. B . Ursula Topler, Anna Newschel, Anna T u c h e r , Anna Haller, Susanne Stromer; vermutlich war ein Klostereintritt in Engelthal auch die billigere Alternative zur Mitgliedschaft in St. Katharina oder im Bamberger Konvent. 12 PFEIFFER, Quellen, S. 3 5 , R V 2 5 2 v o m 3 0 . 1 2 . 1 5 2 4 : Hans Newschel und seiner Frau soll gestattet werden, mit ihrer T o c h t e r aus Engelthal zu reden.

1. Zur Reformationsgeschichte

der Engelthaler

Dominikanerinnen

293

der R a t protegierte bereits vor dem Religionsgespräch den dortigen, evangelisch gesinnten Prediger J o b s t Kern. D e r erste Austritt und die Heirat einer N o n n e fanden bereits 1 5 2 4 zwischen Ursula Toplerin und eben diesem Geistlichen statt. 13 D e m neuen, v o m Nürnberger R a t nach der Absetzung der Predigerbrüder am 1. April 1 5 2 5 aufoktroyierten Prediger wurde enormer Widerstand entgegengebracht. M a n weigerte sich, das Beichtstüblein für ihn zu räumen, und er musste am 14. April 1 5 2 5 mit Gewalt durch den Pfleger eingeführt werden. 1 4 V o n Anfang an bot das Verhalten der N o n n e n ein ambivalentes Bild: E i n e m harten und verbissenen K a m p f um den Fortbestand des Klosters standen frühe Austrittsdaten und relativ hohe Austrittszahlen gegenüber.

1.2.1.

Austrittsrate

I m Mai 1 5 2 5 befanden sich 3 6 Konventualinnen im Kloster. 1 5 Sie wurden während ihres Aufenthalts in Nürnberg aufgrund der im Landgebiet wütenden Bauern massiv zur R ü c k k e h r in den Laienstand gedrängt. 1 6 Caritas Pirckheimer spricht von mindestens fünf N o n n e n , die diesem D r u c k nicht standhielten und die Ende J u n i 1 5 2 5 nicht mehr nach Engelthal zurückkehrten. 1 7 Ein Schreiben der Barbara Fürer an den ehemaligen Klostergeistlichen Jobst Kern bezeugt zum 2 1 . N o v e m ber desselben Jahres acht Austritte. 1 8 Namentlich nennt sie Anna Newschlin, die in Kürze mit dem ehemaligen Prior der Kartäuser, Blasius Stöckl, verheiratet werden s o l l e , " und Barbara Hutterin, deren Brüder sie in Linz zu verheiraten planen. 2 0 Auch Ursula Stromer, Margarethe von Hirschaid, Margarethe Schell13 Zur Datierung vgl. den Brief der Nonne Susanne Stromerin an die W i t w e Katharina Kress, in welchem die Heirat missbilligend kommentiert wird: PFEIFFER, Quellen, S. 3 0 6 f, Br. 78. U b e r den Fall der Toplerin siehe Kap. III. 2 . 2 . 4 . , S. 268. 14 Vgl. PFEIFFER, Quellen, S. 62, R V 432; S. 65 f., R V 463; S. 67, R V 484; S. 68, R V 491; VOIT, Engelthal 1, S. 67. 15

VOIT, Engelthal 1, S. 93.

Vgl. Kap. III. 1., S. 251 f. 17 PIRCKHEIMER, Denkwürdigkeiten, S. 67, Z. 2 2 - 2 5 : „lyeßen dye von Pildenrewt 2 profesß und 2 noviczen hynter in, dy von in komen, aber dy von Engeltal zu mynsten 5 . " VOIT, Engelthal 1, S. 68, berichtet aber auch von zwei Nonnen, die zwar nicht mehr nach Engelthal zurückkehren, das Klosterleben aber nicht hinter sich lassen wollten: Magdalena Topplerin wollte nach St. Katharina, Barbara von Thill in irgendein anderes Dominikanerinnenkloster. Letztere befand sich 1530 aber noch in Engelthal. S. VOIT, Engelthal 2, S. 218, Nr. 243. 18 CLEMEN, Leidensgeschichte, S. 90 f. " Vgl. auch StadtAN, B 14/11, Nr. 22, fol. 94v: Hans und Gertraud Newschel bekennen am 23. Juli 1526, dass sie ihrer Tochter Anna, nun Ehefrau von Blasius Stöckl, 100 Gulden ausgezahlt haben, die sie eingebracht hatte, als sie in Engelthal eingetreten war. Der Pfleger Siegmund Fürer zahlte den Betrag zurück. Die Hochzeit fand im Januar 1526 statt; s. BURGER, Ehebuch Lorenz, S. 11, Nr. 259. VOIT, Engelthal 2, S. 198, Nr. 143 nennt Anna Newschlin ,Anna Nenslin'. Stöckl wurde später — vermutlich in Begleitung seiner Ehefrau — ins Pillenreuther Augustinerchorfrauen-Kloster abgeordnet, gab seine Missionspläne dort aber völlig frustriert auf. S. SODEN, Beiträge, S. 451. 2 0 CLEMEN, Leidensgeschichte, S. 91; VOIT, E n g e l t h a l l , S. 68 f. und DERS., Engelthal 2, S. 189, Nr. 80, weist bei Barbara Hutterin nach, dass ihre Forderung nach Herausgabe des ein16

294

IV.

St. Katharina

in Nürnberg:

ein typisches

Klosterschicksat?

männin 2 1 und Apollonia von Sparneck 2 2 verließen das Kloster 2 3 , teilweise unter langwierigen Verhandlungen u m die Ausbezahlung ihres eingebrachten Guts. 1 5 2 6 schied Barbara Zererin mit 2 5 fl. jährlichem Leibgeding aus dem Konvent, 1 5 2 9 folgte ihr die Laienschwester Brigitte V o i t und 1 5 5 2 die N o n n e Margarethe S t o ß , 2 4 die T o c h t e r des berühmten Veit Stoß und Schwester des Nürnberger und später Bamberger Karmelitenpriors Andreas Stoß. Nürnberger Stadtgerichtsakten nennen zudem n o c h Barbara Christanin 2 5 und Ursula Tallmann 2 6 als ehemalige Engelthaler Schwestern. Ein Drittel der 1 5 2 5 anwesenden Schwestern entschloss sich also gegen das Klosterleben. N e b e n den z w ö l f uns bekannten Austritten 2 7 gab es in Engelthal den Fall mindestens einer N o n n e , die aufgrund ihrer protestantischen Gesinnung das Kloster verlassen wollte, es aus praktischen Gründen aber nicht k o n n t e . 2 8

i.2.2.

Kampf für den Erhalt des Klosters

M i t seiner Priorin Brigitte Haller, die nach dem niedergeschlagenen Bauernaufstand die Schwestern am 2 8 . J u n i von Nürnberg nach Engelthal zurückführte, hatte der K o n v e n t eine engagierte und unerschrockene Fürsprecherin. Sie scheute den offenen M a c h t k a m p f mit dem R a t nicht, ließ von einem zweiten, nicht v o m R a t autorisierten Kaplan Seelmessen lesen und das Messopfer halten und machte keinen Hehl daraus, dass sie sich als Herrin zu Engelthal verstand und die Anordnungen des R a t s als Einmischung in ihren Kompetenzbereich betrachtete. 2 < ) Sie beauftragte ihre Base, Anna Haller, in weltlichen Kleidern zu ihrem Provinzial zu reisen, der sich in N e u m a r k t aufhielt. Das V o r h a b e n wurde in N ü r n b e r g bekannt. Vertreter des R a t s nahmen darauf am 7. N o v e m b e r 1 5 2 5 die Priorin und ihre Verwandte in Haft und brachten sie auf einem W a g e n nach Nürnberg, gebrachten Guts, die am 11. August durch den R a t gestellt worden war, bis zum 31. O k t o b e r ignoriert wurde. 21

VOIT, Engelthal 2, S. 2 1 8 , Nr. 2 4 1 ; S. 186, Nr. 74; S. 2 0 9 f . , Nr. 196.

A . a . O . , S. 2 5 0 , Nr. 2 2 9 ; SODEN, Beiträge, S. 2 3 9 : Apollonia von Sparneck verließ das Kloster in Engelthal 1526, sah aber nie etwas von dem jährlichen Leibgeding, das der R a t ihr versprochen hatte. Sie erhielt es erst nach Druck ihres Bruders M e l c h i o r von Sparneck, D o m h e r r zu Regensburg, im Jahr 1532, als sie bereits mit einem Tuchscherer verheiratet war. S. StadtAN B 14/11, Nr. 31, fol. 180". 2 3 VOIT, Engelthal 1, S. 6 8 - 7 0 . 22

24

VOIT, Engelthal 2, S. 2 1 7 , Nr. 2 3 7 ; S. 2 2 0 , Nr. 2 5 6 ; S. 2 2 3 , Nr. 2 7 6 .

StadtAN, B 14/11, Nr. 2 2 , fol. 3 2 " : Sigmund Fürer, Pfleger des Klosters in Engelthal, zahlt am 28. Febr. 1 5 2 6 100 fl. an Barbara Christanin; sie war erst 1 5 2 5 in Engelthal eingetreten und erhielt ihre gesamte Mitgift zurück. 25

2 6 StadtAN, B 14/11, Nr. 2 2 , fol. 72': Ulrich Tallmanns T o c h e r Ursula, jetzt mit Hans Lichtenthaler verheiratet, bekennt am 1. Juni 1526, dass ihr Sigmund Fürer aus Engelthal 5 0 fl. zurückgezahlt hat; auch sie war erst 1 5 2 5 eingetreten und erhielt ihr gesamtes Gut, das sie eingebracht hatte. 27

Z u den eben im T e x t genannten ist noch Ursula Toplerin zu zählen.

28

S. Kap. IV. 1 . 2 . 4 . , S. 2 9 6 - 2 9 9 .

29

S. PFEIFFER, Quellen, S. 251 f., Rschl. 53.

i. Zur Reformationsgeschichte

der Engelthaler Dominikanerinnen

295

w o ihnen jedoch die Flucht gelang. D e m Engelthaler Konvent verbot man, sie wieder aufzunehmen u n d untersagte jeglichen brieflichen Kontakt mit ihnen. Christina von Königsfeld, Susanne Stromer und Anna Köpfin w u r d e n zu neuen Vorsteherinnen ernannt, 3 0 allerdings ignorierten auch sie die Anweisungen aus N ü r n b e r g u n d verweigerten austrittswilligen N o n n e n die Bezahlung ihres eingebrachten Vermögens. Anna Haller, übrigens die Schwester der aus St. Katharina ausgetretenen Appolonia Haller, sollte nach ihrer Flucht nicht m e h r in ein Kloster zurückkehren. Sie vermählte sich am 2. März 1529 mit Sebastian Haller von Hallerstein u n d starb 1546. 31 Brigitte Haller jedoch sollte die Nürnberger noch länger beschäftigen: Am 24. Januar 1527 verklagte sie v o m Kloster Maria-Medingen aus den Nürnberger R a t beim Schwäbischen Bund, 3 2 ohne allerdings damit etwas zu erreichen. 3 3 Bischof Christoph von Augsburg verwandte sich für ihre Sache sowohl bei den Bundesverwandten als auch vor dem Kaiser. 34 Die altgläubigen N o n n e n in Engelthal zogen auf ihrer Suche nach Bündnispartnern folglich alle ihnen zur Verfugung stehenden Register und erhielten auch Hilfestellung durch ihren Orden: Im Juli 1528 unternahm der Provinzial den Versuch, eine Priorin in den Konvent einzuschleusen, was der R a t aber verhindern konnte. 1 5

1.2.3.

Spaltungen

konfessioneller

und personeller

Art

Ein Brief des protestantischen Pfarrers Andreas Flamm an den Nürnberger R a t aus dem Jahr 1530 bezeichnet die Schwestern als „otter gezucht", die das Evangelium wohl hörten, es „aus lautter boßheit" aber nicht verstehen wollten. N u r ein oder zweimal seien einige N o n n e n an seinem Beichtfenster erschienen. Der Pfleger, Gabriel Peßler, mahnte den R a t in einem Begleitschreiben, man müsste etwas tun, u m die Macht der ersten Priorin, Christina Königsfelderin, einzuschränken. 3f ' Daraufhin wurden die Ratsherren Sigmund Fürer u n d Leo Schürstab am 8. April 1530 abgeordnet, u m der Predigt Flamms beizuwohnen und die N o n n e n einzeln zu vernehmen. 24 noch erhaltene Aussageprotokolle dieser Visitation geben Aufschluss über konfessionelle und personengebundene Spaltungen im Konvent 3 7 : Mindestens drei N o n n e n neigten dem lutherischen Glauben zu, Barbara Schmidin und Ursula Schenkin von Geyern hatten von Flamm das Sakrament in beiderlei Gestalt g e n o m m e n . Vierzehn Schwestern lehnten Pfarrer Andreas Flamm rund30 11

S t a d t B N , Will I, 273, fol. 1 2 1 " ; VOIT, Engelthal 1, S. 69. S. BIEDERMANN, Geschlechtsregister, T a b . C X X X V I I I .

32 VOIT, Engelthal 1, S. 69F.: Sie w a n d t e sich v. a. g e g e n d e n E n t z u g ihrer Prediger u n d Beichtväter sowie gegen ihre Entsetzung. V o r G o t t sei sie n o c h i m m e r die r e c h t m ä ß i g e Priorin v o n Engelthal, daher verlange sie, der B u n d m ö g e das Kloster in d e n Stand v o r 1525 restituieren u n d sie als Priorin w i e d e r einsetzen. 33 S t a d t B N , Will I, 273, fol. 121'-". 34 VOIT, Engelthal 1, S. 70. 35 A . a . O . , S. 71. 3F ' VOIT, Engelthal 1, S. 7 2 f. 37 Z u m F o l g e n d e n s. a . a . O , S. 73—74.

296

IV.

St. Katharina

in Nürnberg:

ein typisches

Klosterschicksal?

weg ab, sieben waren mit ihm zufrieden und drei äußerten ihre M e i n u n g nicht. Zusätzlich gab es auch unter den altgläubigen N o n n e n Parteiungen: Sechs Frauen favorisierten Christina von Königsfeld, drei dagegen die zweite Priorin Susanne Stromer. Die Gegenpartei wollte die Absetzung der jeweils anderen Priorin erreichen. 38 Christina von Königsfeld blieb j e d o c h bis 1554 im Amt und wich nicht von ihrer papsttreuen Linie ab. Anders als in St. Katharina griff der R a t im fernen Engelthal anscheinend nicht in die innerklösterlichen Gebräuche ein, denn 1551 beschwerten sich einige N o n n e n , dass sie von der Königsfelderin zu unnötigem Fasten, zu langen Metten u n d anderen Klostergebräuchen gedrängt würden. Sie verlangten im Mai 1552 auch danach, die Ordenskleidung ablegen zu dürfen. W ä h r e n d des Markgrafenkrieges wurden alle Schwestern nach N ü r n b e r g evakuiert. Vor ihrer R ü c k k e h r 1554 ergab eine Befragung von zehn Schwestern, dass zum Teil weniger ihre theologische Uberzeugung als die Macht der G e w o h n h e i t ausschlaggebend war für ihren Wunsch, sich wieder in den Konvent zu begeben. Einige gaben an, sie würden die gute Predigt in N ü r n b e r g sogar vermissen. Die Aufhebung der Klausur im September 1554 zeigt, wie massiv die Aufweichung des klösterlichen Lebens in den 50er Jahren vorangeschritten war. 1557 legte die zu diesem Zeitpunkt auf neun Schwestern zusammengeschrumpfte Gemeinschaft die Ordenstracht ab. 1565 lebten nur noch zwei Frauen im Engelthaler Kloster, die Priorin Anna Tucherin und die Konventualin Ursula Zeißin. Aus freien Stücken übergaben sie am 26. Juli 1565 das Kloster mit all seinen Liegenschaften gegen eine jährliche Zahlung von 1200 fl., eine festgeschriebene Menge an Naturalien und ein lebenslängliches Bleiberecht an den R a t .

1.2.4.

Reformatorisch

gesinnt

und dennoch Klosterfrau

auf

Lebenszeit

Mit der Biographie der letzten Engelthaler Priorin, Anna Tucherin (1501—1574), begegnet uns ein für den Nürnberger Umkreis ungewöhnlicher Fall. Sie war von der evangelischen Lehre überzeugt, erhielt j e d o c h keinerlei Unterstützung in ihrer Entscheidung zum Austritt von ihren Verwandten. Die Tochter Steffan II. Tuchers u n d der Anna Seyzin 39 war 1519 zunächst in ein Kloster außerhalb des Nürnberger Stadtgebiets eingetreten u n d war 1522 nach Engelthal gewechselt. Ihr Vetter, Endres Tucher, hatte ihr das Nonnendasein finanziell ermöglicht. In einem heimlich nachts am 24. Februar 1528 geschriebenen Brief an ihre Verwandte 38

Die um 1530 noch im Kloster lebenden Schwestern waren: N. Bewerin, Katharina von Brand, Otilie Claiberin, Margarethe Dürrin, Katharina Erlbeck, Margarethe Hainoldin, Barbara Hilpoltin, die Schwestern Christina und Felicitas von Königsfeld, Anna Köpfin, Margarethe Kress, Margarethe von Kürmreuth, Elsbeth Magerin, Anna Muffel, Ursula Schenkin von Geyer, Margarethe von Schlammersdorf, Barbara Schmidin, Margarete Stoß, Susanne Stromer, Kunigunde Teuerlingin, Barbara von Thill, Anna Tucher, Ursula Zeißin. S. VOIT, Engelthal 2, S. 173-225. 39 Tucherbuch, StadtAN E 29/111, Nr. 258, fol. 10P-102'; VOIT, Vergeblicher Hilferuf, S. 331 f., gibt Details über die Abstammung der Anna Tucher und ihre Verwandtschaftsbeziehung zu Cordula Pömer.

/.

Zur

Reformationsgcschichte



f

der Engelthaler

Dominikanerinnen

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Anna Tucherin, abgebildet im Tucherbuch, StadtAN E 29/111, Nr. 258, fol. 10l v

297

298

IV.

St. Katharina

in Nürnberg: ein typisches

Klosterschicksal?

Cordula Pömer 4 0 bittet sie diese, sie in ihren Haushalt aufzunehmen bzw. sich bei ihrem Vetter, Lorenz Tucher, dafür zu verwenden, dass dieser sie bei sich wohnen lasse. Nicht weil sie ihren eigenen Vorteil suche oder aus Bequemlichkeit wolle sie das Kloster verlassen, sondern aus Sorge um ihr Seelenheil. T h e o logische Beweggründe für ihren Wunsch, aus dem Kloster auszutreten, fuhrt sie in genanntem B r i e f dann auch an: Unter R ü c k g r i f f auf verschiedene Bibelstellen vertritt sie die protestantische Maxime, dass das Heil allein aus dem Glauben an Christus kommt. Diesem Glauben jedoch würden im Kloster Hindernisse in den W e g gelegt. Erstens würde ihnen gesagt, ihre Seligkeit läge im Gelübde, und sie würden so aus der Gemeinschaft aller Gläubigen herausgehoben, indem sie eine eigene Gemeinschaft „von menschen erdacht, on gotes wort und demselben entgegen" 4 1 bildeten. Zudem handle es sich um eine Lüge, wenn man ihnen versichere, durch die Annahme des Ordens würden sie Freiheit von Schuld und Pein erlangen, gleichwie in einer zweiten Taufe. Schließlich sei das Anrufen der Heiligen im Gesang, im Gebet und in den Vigilien nicht mit dem ersten Gebot vereinbar. Anna Tuchers theologische Argumentation entspricht folglich den Linien der protestantischen Klosterkritik. Die besondere Dringlichkeit ihrer Bitte um Aufnahme begründet sie u. a. mit der schwierigen Situation deijenigen N o n nen im Engelthaler Kloster, die dem neuen Glauben zugeneigt waren. Es sei ihnen unmöglich, den evangelischen Glauben dort zu bekennen, denn die Anfeindungen von der altgläubigen Partei gingen so weit, dass diese sie bei ihren Verwandten anschwärzten, um eine Klosterflucht zu verhindern. Einige, die sich vom W o r t Gottes hatten überzeugen lassen, seien wieder auf die andere Seite gezogen worden. Anna selbst befürchtete, auch sie würde vom Evangelium abfallen, wenn sie gezwungen wäre, in der Klostergemeinschaft zu verbleiben. W i r wissen nicht, ob es an dem lächerlich niedrigen jährlichen Leibgeding von 13 Gulden lag, das den Engelthalerinnen anfangs zugesichert wurde, dass ihre Verwandten sie nicht aufnahmen. V o m evangelischen Glauben hat sich Anna Tucherin jedoch auch im Kloster nicht mehr abbringen lassen. Man weiß, dass sie unter Pfarrer Flamm die evangelische Predigt hörte, und vermutet, dass auch sie um 1530 das Sakrament in beiderlei Gestalt empfing. 4 2 Ungehindert und ohne Anfeindungen dem protestantischen Glauben gemäß leben konnte sie wohl erst gegen Ende der Fünfziger Jahre. Uber diese Zeit berichtet der Abschnitt im Tucherbuch, der Anna Tuchers Biographie kurz umreißt: „Nachmals als die Closterfrawen den mehrern Thails alle abgestorben, legten die vbrigen, auff eines Erbarn R a t h s begeren den O r d e n gar ab, hielten sich mitt Klaidung andern erbarn Frawen g e m e ß . W a r d t bemelte Anna T u c h e r i n die Eltiste vnd Schafferin, hätte ein genannts [eine festgesetzte S u m m e ; D e p u t a t 4 3 ] von einem erbarn R a t h , darmit sie wol 4 0 Gedruckt bei DÜMMLER, Frauenbriefe, S. 329—333. In heutiges Deutsch übertragen bei VOIT, Vergeblicher Hilferuf, S. 3 3 4 - 3 3 6 . 41

DÜMMLER, a . a . O . , S . 3 3 1 .

42

VOIT, Vergeblicher Hilferuf, S. 330. D W B I V / 1 , 2, Sp. 3345.

41

1. Zur Reformationsgeschichte

der Engelthaler

Dominikanerinnen

299

kundten a u ß k o m m e n ; vertrieb ir zeitt mitt ihren guetten Freunden, so sie besuchten, vnd sie hinwider v m b e n zu Ihnen fuehr; hette sonderliche naigung vnd kurtzweil mitt RümpfFen deß Karttenspiels; v Wardt auch in dem erkanndtnus C H R I S T I vnd der R a i n e n 1er wol vnderricht v Starb Christlich den N e u n t z e h e n d e n Nouembris A n n o 1574 in der Nacht zu Engelthal. In der Kirchen begraben." 44

Die von Beginn an protestantisch gesinnte Anna Tucherin wurde also Vorsteherin des de facto säkularisierten Klosters. Zusammen mit anderen unverheiratet bleibenden ehemaligen N o n n e n wurde ihr eine Leibrente aus Geldmitteln und Naturalien zugestanden, die das Auskommen der Frauengemeinschaft sicherte. Die besondere W ü r d e des Klosterlebens war den Engelthaler Örtlichkeiten verloren gegangen, die Konventsgebäude verfugten nunmehr lediglich über Asylcharakter. In ihren Gepflogenheiten unterschieden sich die dort als Pfründnerinnen lebenden Frauen kaum mehr von anderen Frauen ihres Standes. Im Unterschied zu denjenigen N o n n e n , die ausgetreten waren und sich verheiratet hatten bzw. bei ihren Verwandten ein von Unerwünschtheit und Abhängigkeit gekennzeichnetes Leben fristeten, konnten sich jene Engelthalerinnen durch ihr Pfründnerinnendasein ein Leben mit einem h o h e n M a ß an Selbstbestimmung u n d weitgehend ohne m ä n n liche Dominanz erhalten. W e n n es für Anna Tucherin 1528 auch noch so tragisch war, keine Aufnahme bei ihren Verwandten zu finden, so war sie dadurch den patriarchalen familiären Strukturen entkommen, was für manch andere nach 1557 in Engelthal lebende Frau gerade erstrebenswert an der klösterlichen Lebensform war und was sie trotz protestantischer Uberzeugung nach dem Markgrafenkrieg 1554 aus N ü r n b e r g in das Kloster zurückkehren ließ.

1.3. Z u s a m m e n f a s s u n g An der Reformationsgeschichte der N o n n e n in Engelthal fällt vor allem die Ambivalenz zwischen einerseits relativ vielen Austritten u n d über Jahrzehnte hinweg attestierter Sympathie für die lutherische Lehre im Kloster und andererseits einem erbitterten Kampf u m den Erhalt des Klosters u n d seiner R e c h t e v. a. innerhalb der Leitungsebene auf. W e n n auch keine direkte Abhängigkeit bewiesen werden kann, so ist dennoch daraufhinzuweisen, dass der Konvent, in dem die Klosterreform zum ersten relativ spät, zum zweiten unfreiwillig und zum dritten in abgemilderter Form durchgeführt worden war, letztendlich auch am ehesten der protestantischen Ratspolitik zum O p f e r fiel. Im Vergleich zu St. Katharina schien der Magistrat auf die Engelthaler Religionspolitik unter Christina von Königsfeld weniger Einfluss zu n e h m e n als bei den beiden Frauenklöstern innerhalb der Stadtmauern. Es gelang ihr trotz einer evangelischen Opposition im Konvent, bis in die fünfziger Jahre Klostergebräuche wie Fasten, W a c h e n u n d das Chorgebet für die Öffentlichkeit sichtbar am Leben zu erhalten. Interessant an 44

Tucherbuch, StadtAN E 29/111, Nr. 258, fol. 101 v -102 r .

300

IV. St. Katharina

in Nürnberg:

ein typisches

Klosterschicksal?

Engelthal ist zum einen der Einblick in einen über Jahrzehnte hinweg konfessionell gespaltenen Konvent, innerhalb dessen die protestantische Partei letztendlich den Sieg davontrug, so dass es schließlich zur Säkularisation des Klosters und zu seiner Umwandlung in ein Wohnstift kam; zum anderen ist der Fall der Anna Tucherin bemerkenswert, weil er Aufschluss gibt über die Schwierigkeiten und die begrenzten Möglichkeiten einer austrittswilligen Nonne, die nicht von ihrer Familie in ihrem Vorhaben unterstützt wurde.

2. Der Bamberger Dominikanerinnenkonvent Zum Heiligen Grab in der Reformationszeit 2.1. Das Scheitern der frühreformatorischen Bewegung 4 5 und der Fortbestand des Katholizismus in Bamberg Der Bamberger Fürstbischof Georg III. Schenk von Limpurg (1505—1522) scharte einen Kreis von Humanisten um sich, in welchem sich auch Anhänger der protestantischen Lehre befanden, die er — ob aus Mangel an Weitblick, fehlendem Durchsetzungsvermögen oder generellem Desinteresse theologischen Angelegenheiten gegenüber sei dahingestellt — in ihrer Religionsausübung gewähren ließ. Unter ihnen befanden sich u. a. sein Hofmeister Johann von Schwarzenberg, der bereits seit 1520 dem Luthertum zugeneigt war, die beiden Bamberger Domherren und Brüder Jakob und Andreas Fuchs, der Hofkaplan Ulrich Burchardi, der Kanzleibeamte Hieronymus Kammermeister sowie der Stiftsprediger an St. Gangolf, Johannes Schwanhäuser. Georgs Nachfolger, Weigand von Redwitz (1522—1556), übernahm diesen Kreis von Luthersympathisanten innerhalb des Beamtenapparats sowie des höheren und niederen Klerus zunächst weitgehend, bewies seine eindeutig antilutherische Haltung jedoch später bei der Ausweisung Schwanhäusers, der Versetzung von Andreas Fuchs sowie der Inhaftierung Ulrich Burchardis. Dennoch vermochte er den Einfluss einer lutherfreundlichen Partei innerhalb des Domkapitels nicht völlig auszuschalten. 46 In den Gebieten des Bistums, wo die Allianz von Bischofsstab und Schwert in seiner Hand nicht angefochten wurde und wo sowohl die geistliche als auch die weltliche Herrschaft tatsächlich ausschließlich ihm zukam, konnte Weigand von Redwitz die katholische Lehre

45 Speziell zu den Anfängen der R e f o r m a t i o n in Bamberg vgl. RUBLACK, Gescheiterte R e formation; DERS., Reformatorische Bewegungen; WEIGELT, Die frühreformatorische Bewegung in Bamberg. Allgemeine Literatur zur Reformationsgeschichte: SCHMITT, Reformation Bamberg;

KIST,

Fürst-

und Erzbistum,

S. 7 2 - 9 9 ;

ZEISSNER,

Altkirchliche

Kräfte;

ZEISSNER/SCHNEIDER,

Bistum Bamberg 3, S. 1—13 sowie die Quellen bei CHROUST, Chroniken zur Geschichte des Bauernkrieges, und LOOSHORN, Geschichte IV. 46 SCHMITT, Reformation Bamberg, S. 3 5 - 5 3 , beschreibt das Domkapitel von den Anfängen der R e f o r m a t i o n an bis in die Fünfziger Jahre hinein als aufgeteilt in eine katholische Mehrheit und eine protestantische Minderheit.

2. Der Bamberger Dominikanerinnenkonvent

Zum Heiligen Grab

301

bewahren. Schwerwiegende Verluste erlitt das Bistum hingegen dort, wo der dem Protestantismus zugeneigte Adel seine Patronatspfarreien der neuen Lehre zuführte und dadurch selbst die Kirchenhoheit gewann, im Stadt- und Landgebiet der Reichsstadt Nürnberg, die die geistliche Herrschaft des Bamberger Bischofs bereits vor der Reformation erfolgreich einzudämmen verstanden hatte, 47 sowie in den Gebieten, die zwar der geistlichen Jurisdiktion des Bamberger Bischofs, in weltlichen Belangen aber einem protestantischen Landesherren unterstanden. Die Neuordnung des Kirchenwesens in Sachsen unter Kurfürst Johann ( 1 5 2 5 - 1 5 3 2 ) 4 8 und in der Markgrafschaft Brandenburg-Kulmbach unter Georg dem Frommen (1527—1541) trug wesentlich dazu bei, dass die protestantische Lehre im Bistum Bamberg an Boden gewinnen konnte. 4 9 In der fürstbischöflichen Residenzstadt selbst konnte sich die frühreformatorische Bewegung allerdings nur so lange entwickeln, bis der Fürst Gegenmaßnahmen ergriff. Weigand tat dies sehr zögerlich und ausschließlich da, wo gegenreformatorische Maßnahmen der Sicherung seiner Herrschaft dienten. So schritt er erst gegen Schwanhäusers sozialkritische Predigten ein, als diese praktische Folgen in Form von nicht autorisierten Almosensammlungen hervorgebracht hatten, und er ging erst nach dem Forchheimer Aufstand überhaupt gegen protestantisch gesinnte Bamberger vor. Dennoch konnte sich die frühreformatorische Bewegung nicht durchsetzen. Einen Grund für ihr Scheitern sieht R U B I . A C K in der mangelnden Autonomie der Stadt gegenüber dem Domkapitel und dem Fürstbischof. 50 Der in den fünfziger Jahren nachweislich neu einsetzenden protestantischen Bewegung Bambergs fehlte es ebenfalls an politischem Moment. Weniger rivalisierende K o n fessionalisierung als ein Modell friedlicher Koexistenz charakterisiert den modus vivendi unter Bambergs Protestanten und Katholiken in der Periode zwischen dem T o d Weigands von Redwitz und der endgültigen Emigration der Lutheraner in den Neunzigerjahren infolge der Rekatholisierungsmaßnahmen Neidhards von Thüngen ( 1 5 9 1 - 1 5 9 8 ) . 5 1

Beispiele s. Höss, Das religiöse Leben. Hiermit war der Verlust von neun im Vogtland gelegenen Pfarreien verbunden. 49 Vgl. hierzu das Resümee GUTTENBERGS, Bistum Bamberg, S. 92: „Von 190 selbständigen Pfarrkirchen fielen im Laufe des lö.Jh.s. 105 mit den meisten Filialkirchen und allen Pfründen für die Dauer dem Protestantismus zu, und zwar 44 landesherrliche in der Markgrafschaft Kulmbach, 21 in Stadt und Territorium Nürnberg, 40 reichsritterschaftliche und 23 bepfründete (Burg-) Kapellen." Eine Ubersicht über die anteilige Verteilung der Pfarrkirchenpatronate des Bistums um 1500 bieten URBAN/SCHNEIDER, Bistum Bamberg 2, S. 11. 50 RUBLACK, Reformatorische Bewegungen, S. 212. 51 Das Rekatholisierungswerk Neidhards von Thüngen wurde nach Unterbrechung von Gottfried von Aschhausen (1609—1622) fortgesetzt, der auch im Dominikanerinnenldoster Zum Heiligen Grab eine strengere Klosterzucht durchzusetzen versuchte. S. RIEDLER, Gottfried von Aschhausen. 47

48

302

IV. St. Katharina

in Nürnberg: ein typisches

Klosterschicksal?

2.2. Die Auswirkungen der Reformation auf das Heilig-Grab Kloster Ich sage gänzlich ab

D e r M ö n c h e lehr und leben

Luthero bis ins Grab

bin ich allzeit ergeben

ich hasse fort und fort

die Mess und O h r e n b e i c h t

Lutheri lehr und W o r t

ist mir von herzen leicht

hinaus aus Sachsen land

der M ö n c h und Pfaffen lehr

w e r Luthern ist verwandt

schütz ich mit aller ehr

drum w e r lutherisch stirbt

das himmelreich erwirbt

in Ewigkeit verdirbt.

w e r römisch-katholisch stirbt.

Glaubt man der Legende unterhalb dieses Gedichtes, das, in schwarzer Tinte geschrieben und mit roter und blauer Farbe verziert, wahrscheinlich als Wandschmuck zahlreiche Bamberger Wohnstuben zierte, so sind Reimverse solcher Art im Bamberg im Jahr 1566 „sehr gesucht gewest vnd vmb viel geldt kaufft worden" '2. Inhaltlich spiegelt sich hier die antilutherische Propaganda sowie die scheinbar ungebrochen positive Einstellung der Bamberger zum monastischen Leben. Dies mag Anlass zur Vermutung geben, dass die Reformation auch dem örtlichen Dominikanerinnenkonvent Zum Heiligen Grab, der sich unter dem besonderen Schutz Weigands von Redwitz und seiner Nachfolger befand, keinen Schaden zufügen konnte. Bevor wir uns mit den Geschehnissen während der Reformationszeit beschäftigen, erfolgt ein kurzer Abriss der Klostergeschichte. Dem Kloster und der dazugehörigen Kirche ging am selben Ort eine Kapelle voraus. 53 Ihre Erbauung erfolgte aufgrund einer auf 1314 datierten Legende über den fahrenden Schüler Simon, der aus der Martinskirche das silberne Ziborium gestohlen, dieses veräußert und die Hostien auf einem Acker im Nordosten außerhalb der Stadt zurückgelassen haben soll. Einzig Bischof Wülfing von Stubenberg ( 1 3 0 3 - 1 3 1 8 ) gelang es, die für alle anderen unbeweglichen Hostien in einer feierlichen Prozession von der Erde zu erheben. Er sorgte für den Bau einer kleinen Kapelle an dem Ort, wo der Leib Christi gelegen hatte. Das spätere Kloster wurde von Franz Münzmeister (j" 1356), Patrizier und Ritter des heiligen Grabes zu Jerusalem, und seiner Frau Kunigunda ( f 1375) gestiftet. Der Stifter selbst unterstellte es dem Patronizium der heiligen Katharina von Alexandrien und nannte es St. Catherin zu dem Heiligen Grab. Zunächst dürfte noch die Corpus-Christi-Kapelle als Klosterkirche gedient haben. Sie wurde im Frühjahr 1356 geweiht. Am ersten Mai desselben Jahres wurde das Kloster von sechs Dominikanerinnen aus Frauenaurach besiedelt, zu denen sich bald zwölf weitere Patrizierinnen aus Bamberg gesellten, unter ihnen die Tochter und die Witwe StadtA Bbg, H. V. Bbg, R e p 3, Nr. 1033. Bislang existiert keine Monographie zur Klostergeschichte. Einen Uberblick bieten H A A S , St. Martin, S. 151—162 (fehlerhaft, was die Angaben zur Klosterreform betrifft); PFAU, Chronik, S. 9f.; SCHARRER, Bettelordensklöster, S. 7 9 - 8 8 ; BORIS, Communiües, S. 9 3 - 9 5 und zuletzt MACHILEK, Z u m Heiligen Grab. 52

53

2. Der Bamberger

Dominikanerinnenkonvent

Zum Heiligen

Grab

303

des Stifters. Architektur und Ausstattung der Kirche geben Zeugnis über die Anfänge der Heilig-Grab-Verehrung in Bamberg, 5 4 daneben wurde im Konvent der Kult der heiligen Kümmernis bzw. Wilgefortis gepflegt. 55 1457 führten fünf Nürnberger Dominikanerinnen den Konvent auf Betreiben Bischofs Anton von Rothenhan der Observanz zu. 56 Mit der Klosterreform änderte sich die soziale Schichtung der Dominikanerinnen. Fortan erlangten wesentlich mehr adlige Frauen die Aufnahme. Nicht länger Patrizierinnen sondern Adlige wurden in der Folgezeit zu Priorinnen gewählt. 57 W i e Meyer in seinem ,Buch der Reformado Predigerordens' ausdrücklich betont, waren die Bamberger Dominikanerinnen durch ihre der Observanz seit 1451 angehörenden Beichtväter und Prediger sehr gut auf die Reform vorbereitet, und sie nahmen diese willig an. Später trug der Konvent gleichermaßen zur Ausbreitung der Reformbewegung bei: 1513 sandte Priorin Eufrosyna von Schaumberg acht Nonnen nach Weida in Meißen, die das dortige Kloster reformieren sollten. 58 BOCK geht im selben Jahr zusätzlich von einer Beteiligung Bamberger Nonnen an der Klosterreform in Engelthal aus. 59 Anders

5 4 Vgl. BECK, D i e Heiligen Gräber von Bamberg; ENGEL, Heilig-Grab-Verehrung, S. 3 0 1 f.: Architektonisch ist die Kirche dem Jerusalemer Vorbild nachempfunden. D i e arkadenartige Wandgliederung innerhalb des Chores wird als N a c h a h m u n g des Heiligen Grabes in Jerusalem verstanden. Was die Innenausstattung betrifft, verfugen wir heute lediglich über Berichte, wie

d i e s e k u r z v o r d e r S ä k u l a r i s a t i o n a u s s a h : INNEHE E I N R I C H T U N G DES AUFGEHOBENEN D O M I N I K A N E R N O N N E N K L O S T E R S ZUM HL. G R A B E , S . 5 4 - 5 6 . V g l . e b e n f a l l s d e n A n h a n g b e i F I S C H E R , S ä k u l a r i s a -

tion, S. 12—16: „Oertliche Beschreibung der ehemaligen Klosterkirche zum heiligen Grabe in Bamberg", aufgezeichnet von Pfarrer Caspar Anton Schweitzer nach Aussage der Magd Margareta Conrad in B a m b e r g 1 8 0 3 . 5 5 S. MAENDL, Heilige Kümmernis. D i e heilige Kümmernis wurde seit dem späten Mittelalter im Dominikanerinnenkloster Z u m Heiligen Grab verehrt. I m Mittelpunkt des Kultes stand ein altehrwürdiges Kruzifix, das als „Göttliche H i l f e " bezeichnet wurde und ursprünglich Christus als Sieger am Kreuz mit einer Königskrone, in einen langen, faltigen Armelrock gehüllt, darstellte. Es wurde als Gnadenbild verehrt und galt als Geschenk des Klosterstifters. In der Volksphantasie entstand aus der bildlichen Darstellung die Legende über eine Frauengestalt, denn allzu weiblich mutete der lange Mantel und das wallende Haar der „Göttlichen Hilfe" an: D i e heilige K ü m m e r nis — etymologisch leitet sich ihr N a m e wohl von „ E n t k ü m m e r e r " (Heiland der W e l t ) her — war der Legende nach eine portugiesische Königstochter, die sich trotz vieler Anwärter Christus als Bräutigam erwählte. Ihr Vater, der sie lieber an der Seite eines weltlichen Gemahls gesehen hätte, ließ sie ins Gefängnis werfen. D o r t bat sie Christus, er m ö g e sie so entstellen, dass sie niemals mehr der Begierde eines Mannes ausgesetzt sein möge. D e r Heiland ließ ihr einen Bart wachsen und schenkte ihr das hässlich weite Gewand. Daraufhin veranlasste ihr Vater ihre Kreuzigung. Ihr Fest wird am 20. Juli gefeiert. 5 6 MEYER, R e f o r m a c i o I V und V , S. 107 f. LOOSHORN, Geschichte IV, S. 3 3 6 , schreibt die Initiative zur R e f o r m falscherweise B i s c h o f G e o r g von Schaumberg zu. B e i HILLENBRAND, O b servantenbewegung, S. 2 7 1 , fehlt der Eintrag über das 1 4 5 1 reformierte B a m b e r g e r Männerkloster und das 1 4 5 7 reformierte Bamberger Dominikanerinnenkloster wurde fälschlicherweise als M ä n n e r k o n v e n t gekennzeichnet. 37 Z u r sozialen Schichtung vgl. BORIS, Communities, S. 204—206. 5 8 HAAS, St. Martin, S. 153. 5 9 BOCK, Predigerkloster, S. 12; ebenfalls: SCHUBERT, Spengler und die R e f o r m a t i o n , S. 1 3 3 . VOIT hingegen berichtet lediglich von N o n n e n aus St. Katharina in der R e f o r m k o n g r e g a t i o n ; s. VOIT, Engelthal 1, S. 6 0 f.

304

IV. St. Katharina

in Nürnberg: ein typisches

Klosterschicksal?

als i n E n g e l t h a l h a b e n w i r es i n B a m b e r g a l l e m A n s c h e i n n a c h m i t ü b e r z e u g t e n A n h ä n g e r i n n e n der K l o s t e r r e f o r m zu t u n . w

2.2.1.

Plünderung

im Bauernkrieg

und im

Markgräflerkrieg

A u f z e i c h n u n g e n ü b e r das S c h i c k s a l d e s K o n v e n t s z u r R e f o r m a t i o n s z e i t s t a m m e n m e i s t n i c h t aus d e m K l o s t e r selbst. D a k e i n N e k r o l o g i u m ü b e r k o m m e n ist, f e h l e n v . a. a u c h d i e N a m e n d e r S c h w e s t e r n , d i e d e m K o n v e n t a n g e h ö r t e n . 6 1 W ä h r e n d des B a m b e r g e r Aufstands, d e r sich in d e r K a r w o c h e 1 5 2 5 u m die A u s w e i s u n g J o h a n n e s Schwanhäusers e n t z ü n d e t e u n d in seiner z w e i t e n Phase i m A p r i l s e i n e n g e w a l t v o l l e n H ö h e p u n k t e r r e i c h t e , f i e l u . a. a u c h das H e i l i g - G r a b K l o s t e r d e m m a r o d i e r e n d e n H a u f e n aus B a u e r n u n d S t ä d t e r n z u m O p f e r . 6 2 B e i m S t u r m d e s K l o s t e r s k o n n t e n 3 2 N o n n e n g e r a d e n o c h aus d e r K i r c h e e n t k o m m e n . D i e heimatlosen D o m i n i k a n e r i n n e n w u r d e n durch den R a t zunächst i m J a k o b b r u derhaus u n t e r g e b r a c h t , ein T e i l b e g a b sich zu V e r w a n d t e n , a n d e r e „ v e r d i n g t e n " s i c h , d. h . sie b a n d e n s i c h d u r c h e i n e n V e r t r a g u n d b e g a b e n s i c h b e i j e m a n d e m i n d e n D i e n s t . 6 3 E l f t e i l w e i s e k r a n k e u n d alte D o m i n i k a n e r i n n e n m u s s t e n d i e K l a r i s s e n a m 2 4 . M a i a u f A n o r d n u n g des R a t s h i n i n i h r e m K l o s t e r a u f n e h m e n . 6 4 M i t H i l f e des S c h w ä b i s c h e n B u n d e s g e l a n g es W e i g a n d v o n R e d w i t z , d e n A u f s t a n d niederzuschlagen. D a s D o m i n i k a n e r i n n e n k l o s t e r w u r d e restituiert. Es

scheint

sich in w i r t s c h a f t l i c h e r u n d finanzieller H i n s i c h t bis zur e r n e u t e n P l ü n d e r u n g i m M a r k g r a f e n k r i e g 1 5 5 2 / 5 4 w i e d e r gut erholt zu haben.''5 60 Dafür spricht ebenfalls, dass der Nonne Margaretha von Seckendorf? 1541 die Erlaubnis erteilt wird, nach St. Theodor oder in einen anderen, weniger strengen Konvent zu wechseln. S. BORIS, Communities, S. 378. 61 Die desolate Quellenlage erklärt sich aus Plünderung und Brand des Klosters im Markgräflerkrieg. S. DRESSLER, Kriegsschäden. Die Prosopographie bei BORIS, Communities, S. 376— 378, nennt folgende Namen von Frauen, die sich zur Reformationszeit im Konvent befanden: Euphrosyna von Schaumberg; Margarethe von Wiesenthau; Margaretha von Luchaw; Margaretha Salman; Catharina Schottin (von Schottenstein); eine Ottilia, die 1531 Subpriorin war; Elisabeth Kottnawer (von Kütenau; ehemals Nonne in Engelthal, seit 1513 in Bamberg; s. VOIT, Engelthal 2, S. 191); Christina von Lichtenstein; Margaretha von Seckendorff; Katharina von Rothenhan; Barbara und Anna Cammermeisterin. Ihnen hinzuzufügen sind Anna und Klara von Heydeck sowie Ursula Spengler. Zu den drei zuletzt Genannten s. Kap. IV. 2 . 2 . 2 . , S. 306—308. 62 Vgl. LOOSHORN, Geschichte IV, S. 622; Neben Heilig Grab wurden 6 weitere Klöster und 20 Schlösser des Stifts verwüstet. Ö LEXER, Mhd. Handwörterbuch III, Sp. 96. 64 Vgl. die Schilderung der Bedrängnis, in welcher sich die Franziskanerinnen und Dominikanerinnen während der Tage des Aufruhrs im April und Mai 1525 befanden, in zwei Briefen der Äbtissin des Bamberger Klarissenkonvents, Anna Königsfelderin, gedruckt bei: CHROUST, Chroniken zur Geschichte des Bauernkrieges, S. 34, S. 175—177, S. 187—190: Den Klarissen habe man einen lutherischen Prediger aufoktroyiert, dreimal seien sie gezwungen worden, bürgerliche Frauen in ihren C h o r zu lassen, damit diese überprüfen konnten, ob sie den Predigten tatsächlich folgten. Den Dominikanerinnen jedoch sei noch übler mitgespielt worden. Man habe sie aus ihrem Kloster vertrieben, in der Kirche Hostienschändung und Bildersturm betrieben sowie ihr Gut und ihre Nahrungsmittel geplündert. 65 Darauf deutet das reichhaltige Verzeichnis der Kriegsschäden des Heilig-Grab-Klosters während des Markgrafenkriegs bei DRESSLER, Kriegsschäden, S. 39, hin.

2. Der Bamberger Dominikanerinnenkonvent 2.2.2.

Zum Heiligen

Grab

305

Klosteraustritte

In der Historiographie scheinen aufgrund der lutherischen Lehre aus dem Kloster geflohene Nonnen ein nicht existentes bzw. totgeschwiegenes Kapitel der Bamberger Stadtgeschichte zu s e i n . A l l e r d i n g s deuten diverse Formulierungen in Briefen der Priorin des Bamberger Klarissenkonvents, Anna Königsfelderin, darauf hin, dass es neben der Aufsehen erregenden Klosterflucht der ehemaligen Priorin Barbara von Schwarzenberg noch weitere Klosteraustritte aus Heilig Grab gegeben hat. Als das Kloster gestürmt wurde, beschreibt Anna Königsfelderin die Konventsgröße mit den Worten: „Es warn ir noch pei X X X I I , warn ir vor pei X I oder X I I darvon" 67, wobei nicht sicher gesagt werden kann, ob es sich bei letzteren um ausgetretene Schwestern handelt oder einfach um solche, die bereits vor der Erstürmung des Klosters aus dem Klosterareal geflüchtet waren. An anderer Stelle betont sie, die Aussicht, bei den Klarissen Unterschlupf zu finden, habe bei einigen Nonnen Erleichterung ausgelöst und sie hätten gern eingewilligt, andere hingegen „fluchen zu morgens darvon als ir priorin und ander" 6 8 . Der spektakulärste Klosteraustritt einer Frau im Fürstbistum dürfte wohl der der Bamberger Priorin Barbara von Schwarzenberg gewesen sein. Als sie das Kloster verließ, war sie etwa 34 Jahre alt und hatte diesem bereits für zwei Jahrzehnte angehört. Ihr Vater, Johann von Schwarzenberg,rechtfertigte die Klosterflucht seiner 6 6 Im Bamberger Klarissenkloster sind uns keinerlei Anzeichen dafür bekannt, dass eine Frau dort dem katholischen Glauben untreu geworden wäre. Auch in dem Tagebuch der Bamberger Dominikanerin Martha Göring, welches die Geschehnisse unter Bischof Gottfried von Aschhausen zwischen 1613 und 1615 dokumentiert, behauptet die Autorin im Brustton der Uberzeugung: „von dem jar an 1456 [!], in welchem unser closter reformirt worden, ist nihe kein swester, nachdem sie den orden angelegt, aus unsern closter gangen", es sei denn Kriegswirren, Feuergefahr oder sonstige Todesgefahr hätten das Verlassen der Klausur erfordert (RIEDLER, Gottfried von Aschhausen, S. 28 f.). Einzig den Austritt der Barbara von Schwarzenberg dokumentieren anhand von Schwarzenbergs Rechtfertigungsschrift QUESNELL, Unschuldige Nachrichten, S. 779—783 (1715), LOOSHORN, Geschichte IV, S. 672 (1900), und PFEIFFER, Säcularisation, S. 155 (1906) [teilweise fehlerhaft]. SCHARRER, Bettelordensklöster, S. 85 (1982) urteilt ebenfalls: „Das HeiligGrab-Kloster überstand die Reformationszeit beinahe .lückenlos'. Nur Elisabeth [!] von Schwarzenberg, 1484 im Alter von 13 Jahren ins Kloster eingetreten, machte von sich R e d e n . " Vgl. den ähnlichen Kommentar in dem populärwissenschaftlichen Heft URBAN/SCHNEIDER, Bistum Bamberg 2, S. 21: „Die Zeit der Glaubensspaltung überstand das Kloster nahezu ohne Verluste. Erst im Bauernkrieg wurden Kirche und Kloster von den Gärtnern der Theuerstadt gestürmt und geplündert." Dazu muss gesagt werden, dass die Periode der Klosterreform und der Reformation des Konvents niemals Gegenstand einer Untersuchung war. Dagegen wurde aufgrund der mystisch begabten Laienschwester Columba Schönath (1730—1785) der Klostergeschichte während der Aufklärung verstärkt Aufmerksamkeit zuteil; vgl. HEEL, Die hochbegnadigte Ordensschwes-

t e r ; H U C K , P a s s i o n s m y s t i k ; N O V E N E ZUR GOTTSELIGEN S C H W E S T E R M A R I A C O L U M B A S C H O N A T H ;

SCHMITTINGER, Feuer von innen. 67

CHROUST, Chroniken zur Geschichte des Bauernkriegs, S. 187.

68

A.a.O., S. 190.

6 9 Johann von Schwarzenberg (1463/1465—1528), diente ab 1501 mehreren Bamberger B i schöfen als Hofmeister, d. h. als oberster Richter und Verwaltungsbeamter. 1524 wechselte er mit der Konfession auch seinen Arbeitgeber und begab sich in den Dienst des Markgrafen Kasimir von Brandenburg. Zu Biographie und W e r k s. GLIER, Schwarzenberg.

306

IV.

St. Katharina

in Nürnberg:

ein typisches

Klosterschicksal?

Tochter vor Weigand von Redwitz mit folgenden Argumenten: Zum einen hätten die Bamberger Predigerbrüder, denen die cura monialium oblag und die bereits unter Georg III. in Misskredit gefallen wären, den Frauen den Zugang zum reinen Evangelium verwehrt, indem sie ihnen unter anderem die lutherischen Bücher entzogen hatten, die er ins Kloster schicken ließ. Z u m anderen habe er sich „nit allein auß naturlicher vetterlicher, sonder viel meher Christenlicher lieb vor Got schuldig und verpflicht" gefühlt, seine Tochter aus dem Kloster holen zu lassen, da sie erstens aus eigenem Antrieb und zweitens allein um göttlichen Lobs und ihrer Seelen Seligkeit willen Befreiung von der „Tirannischen teuflischen Müchischen gefencknis" begehrt habe. 7 0 In ihrem Fall spielte also die Konfessionszugehörigkeit ihrer Familie eine ausschlaggebende Rolle. Der Sendbrief Schwarzenbergs ist auf den Samstag nach Martini 1 5 2 4 " datiert. Barbara starb unvermählt. 7 2 Ihr Austritt blieb tatsächlich kein Einzelfall im Bamberger Dominikanerinnenkonvent. A u f ihrer Flucht wurde sie von fünf weiteren Schwestern begleitet: einer von Heydeck, zwei weiteren nicht näher benannten Nürnbergerinnen 7 3 , Ursula Spengler, der Schwester des Nürnberger Ratsschreibers, und einer nicht namentlich bekannten adligen Nonne. 7 4 Mindestens eine Nonne, Barbara Kammermeister, folgte ihrem Beispiel wenig später. Bei fast allen der ausgetretenen Frauen muss von einer protestantischen Gesinnung innerhalb der Familie ausgegangen werden. Anzunehmen ist eine Einflussnahme der Nürnberger Verwandten auf die beiden anonymen Nürnbergerinnen sowie auf Ursula Spengler. Nachweislich wurden zwei Töchter der Familie von Heydeck sowie Barbara Kammermeister von ihren Angehörigen zum Austritt veranlasst. Die Familie von Heydeck setzte sich aus einem fränkischen und einem preußischen Zweig zusammen. 7 5 Anna und Klara von Heydeck hatten zwei Brüder, W o l f und Friedrich, die als Ordensritter ins preußische Ordensland gegangen waren, und zwei weitere, Hans und Georg, die in Franken lebten. Bereits in

70

SCHWARZENBERG, S e n d t b r i e f f , fol.

71

13. N o v e m b e r 1524.

106'.

7 2 Nach LOOSHORN, Geschichte IV, S. 6 7 2 starb sie 1530. SCHWARZENBERG, Geschichte des reichsständtischen Hauses Schwarzenberg, S. 68, gibt als Jahr des Austritts irrtümlich 1523 an und datiert ihren T o d auf August 1525, ohne j e d o c h Quellenbelege anzuführen. 7 3 Es gab eine Anzahl Nürnberger T ö c h t e r im Heilig-Grab-Kloster. Drei N a m e n zur fraglichen Zeit überliefern z. B . die libri conservatorii, StadtAN, B 14/11, Nr. 13, fol. 7 0 v - 7 1 ' : M a r garetha, T o c h t e r von Hans und Agnes R i c h t e r (1519); Nr. 14, fol. 9 V -10 V : Ursula Rappold (1520); Nr. 20, fol. 11—12': Katharina Prünsterin, T o c h t e r des Hans Prünster (1524). 7 4 Diese Information enthält ein B r i e f des J o a c h i m Camerarius an Philipp Melanchthon v o m N o v e m b e r 1 5 2 4 in: MELANCHTHON, Briefwechsel, S. 2 6 2 - 2 6 4 , Br. Nr. 3 6 9 und KOLDE, C a m mermeister, Beilage I, S. 228—231. Evtl. handelte es sich bei der unbenannten Adligen N o n n e um die Schwester der Erstgenannten. W i r wissen jedenfalls, dass sowohl Anna als auch ihre Schwester Klara von Heydeck aus dem Heilig-Grab-Kloster geflüchtet sind. S. NICOLOVIUS, Bischöfliche W ü r d e , S. 36. 7 5 Grundlegend über Friedrich von Heydeck und seine R o l l e bei der Einfuhrung der R e f o r mation in Preußen und der Transformation v o m Ordensstaat zum Herzogtum: BESCH, Heydeck, S. 4 7 3 - 5 0 8 .

2. Der Bamberger

Dominikanerinnenkonvent

Zum Heiligen

Grab

307

jungen Jahren waren die beiden Mädchen auf Wunsch der Mutter in das HeiligGrab-Kloster eingetreten. Sowohl die fränkische als auch die preußische Familie neigte früh der Reformation zu, 7 6 und so seien die beiden Schwestern „umb Irer seelen Seligkeit willen" aus dem Kloster gekommen. 7 7 Zusammen lebten sie nun bei ihrer Mutter, bis Anna im Herbst 1527 Georg von Polentz, den ehemaligen Bischof von Samland heiratete. Dieser hatte es sich zusammen mit ihrem Bruder Friedrich zur Aufgabe gemacht, unter dem Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach 7 8 die Reformation in Preußen einzuführen und auf die Säkularisation des Deutschordens und die Wandlung des Ordenslands in ein weltliches Herzogtum hinzuarbeiten, was ihnen 1525 auch gelungen war. Für Georg von Polentz war es bereits die zweite Ehe. W i e dem Ehevertrag 7 9 entnommen werden kann, wurde die Heirat von Herzog Albrecht von Preußen und Friedrich von Heydeck in die W e g e geleitet. Johann von Schwarzenberg, der zur entsprechenden Zeit gerade in Königsberg weilte, wurde die Aufgabe zuteil, nach seiner R ü c k k e h r nach Franken bei der Mutter um die Hand einer ihrer aus dem Kloster entkommenen Töchter anzuhalten. Ein erstes Treffen zwischen Anna und dem ihr bis dahin unbekannten Georg von Polentz sollte in Königsberg stattfinden. Es darf angenommen werden, dass die Initiatoren der Eheschließung Wert darauf legten, dass Georg sich mit Anna von Heydeck eine Ehefrau erwählte, die hinter der Sache der Reformation stand und ihn in seinem Reformwerk unterstützte. Als ihr Bruder Friedrich sich 1529 der Lehre Kaspar Schwenckfelds verschrieb, soll dies ebenfalls nicht ohne Auswirkung auf seine Schwester geblieben sein. Zumindest wurde ihr der Vorwurf gemacht, auch sie habe ihren Ehemann in diese Richtung beeinflusst und in Fragen der Eucharistiefeier die Position Kaspar Schwenckfelds bezogen. 8 0 W i e Lazarus Spengler kommentiert, hat sich seine Schwester, die Bamberger Dominikanerin Ursula Spengler (1489—1550), „aus gottlicher gnad und erleuchtung von solcher fangknus erledigt" 1,1 und das Kloster verlassen. Sie vermählte

7 6 Friedrich war seit einem längeren Aufenthalt im Dienste des Hochmeisters Albrecht von Preußen in Nürnberg im Jahr 1522 von der lutherischen Sache überzeugt (s. BESCH, a.a.O., S. 479). N e b e n Michael von Drahe dokumentierte W o l f von Heydeck seine Zugehörigkeit zum lutherischen Lager damit, dass beide als erste Ordensritter die Aufforderung Luthers (vgl. LUTHER „An die Herren deutschs O r d e n s " , in: W A 12, S. 2 3 2 - 2 4 4 ) in die Praxis umsetzten und sich vermählten. Auch Friedrich entschied sich 1 5 2 5 zu diesem Schritt. Er erwählte sich mit Hedwig von Falckenhan nicht irgendeine Frau, sondern „führte ein Mädchen aus dem Nonnenkloster zu Liegnitz h e i m " (BESCH, a.a.O., S. 497). 7 7 NICOLOVIUS, Bischöfliche Würde, S. 36. 78

THIELEN, Albrecht von Brandenburg-Ansbach.

79

Abgedruckt bei NICOLOVIUS, Bischöfliche Würde, S. 3 6 - 3 8 . S. BESCH, Heydeck, S. 5 1 6 f.

80

81 Lazarus Spenglers ,Familienbüchlein', StadtBN, Amb. 1236, 8°, fol. 16', s. HAMM, D e r Nürnberger Ratsschreiber, S. 3 6 9 . Die Edition des ,Familienbiichleins' wurde von Gudrun LITZ vorbereitet. Ihr danke ich an dieser Stelle herzlich für wertvolle Hinweise über Ursula und Martha Spengler und für die Bereitstellung ihrer Transkription der Handschrift vor der V e r ö f fentlichung.

308

IV. St. Katharina in Nürnberg: ein typisches Klosterschicksal?

sich zwei Jahre nach ihrem Austritt mit dem Eisenhändler August Weigel. 8 2 Die Hochzeit wurde anscheinend von der Familie befürwortet, 8 3 denn sie wurde im Haus von Lazarus Spengler gefeiert und vermutlich auch von ihm ausgerichtet. Ihre ältere Schwester Martha (1476—1538) war 1492 ebenfalls in Bamberg ins Heilig-Grab-Kloster eingetreten, wurde 1513 als Reformschwester nach Weida gesandt 84 u n d trat dort im Mai 1525 aus, 85 konnte j e d o c h danach als ledige Frau in den Fünfzigern ihrem neuen Leben außerhalb der Klostermauern wenig Sinn abgewinnen u n d teilte ihren K u m m e r , ihre A n f e c h t u n g u n d ihren Kleinmut ihrem Bruder Lazarus Spengler mehrmals brieflich mit. 8 6 Im Gegensatz zu ihr hören wir keinerlei Klagen aus dem M u n d von Ursula Spengler über ihr Dasein als Ehefrau und Mutter. Die Bamberger N o n n e Barbara Kammermeister war die Schwester von H i e r o nymus 8 7 und Joachim Kammermeister, 8 8 genannt Camerarius. Joachim, der enge Freund Melanchthons, erlangte im Herbst 1524 die Möglichkeit, im Heilig-GrabKloster mit seiner Schwester und der Priorin Barbara von Schwarzenberg über das Klosterwesen zu diskutieren. W e n i g e Tage später floh Barbara von Schwarzenberg aus dem Kloster und übertrug die Leitung des Konvents brieflich an Barbara 82 Ursula wurde 1489 als fünfzehntes Kind geboren und trat nach dem T o d ihres Vaters 1504 in das Heilig Grab Kloster in Bamberg ein. Informationen zu ihrem Lebensweg: Lazarus Spenglers ,Familienbüchlein', StadtBN, Amb. 1236, 8°, fol. 15 v -16 r ; 57"", s. HAMM, Der Nürnberger Ratsschreiber, S. 369 und S. 393f.; SPENGLER, Schriften II, S. 405, Anm. 20; SCHUBERT, Spengler und die Reformation, S. 138. 83 S. den Kommentar Spenglers zu ihrem Austritt im ,Familienbüchlein', StadtBN, Amb. 1236, 8°, fol. 5 7 " : „ U n d dieweil sich die, so Gottes wort und warhait unbericht sein, diser meiner schwester verennderung auß dem closter [57v:] in den eelichen stannd villeicht entsetzen mögen, werden sich doch die, so Christen sein, deß gar nit beschwern oder verwunndern, sonnder G o t tes wort, willen und bevelch, auch desselben Ordnung (darinn er unns zu brüderlicher liebe, zu mühe, arbait und sorg verpunnden hat) hoher achten dann alles menschen selberdichte stennde, orden und werck, wie heilig die scheinen, und Christus wort bedenken, do er sagt: »Ein yede pflantzung, die« Got »mein himlisch vater nit gepflantzt hat, m u ß außgerott und ins feuer geworffen werden.«" Zitiert nach HAMM, Der Nürnberger Ratsschreiber, S. 394. 84 Bei der R e f o r m in Weida stießen die Schwestern aus Bamberg auf erbitterten Widerstand. Martha Spengler erhielt den Posten der Subpriorin. Ihre Familie hätte sie später gern in den K o n vent nach Engelthal transferiert, der Provinzial von Sachsen, Herrmann Rab, verhinderte jedoch ihre Versetzung. Vgl. SCHUBERT, Spengler und die Reformation, S. 184-189. 85 Uber ihren Lebensweg gibt ebenfalls das Spenglersche ,Familienbüchlein' Aufschluss: StadtB N , Amb. 1236, 8°, fol. 1 1 " , s. HAMM, Der Nürnberger Ratsschreiber, S. 364. 86 Dies veranlasste Lazarus Spengler dazu, für Martha 1529 eine Trostschrift zu verfassen: SPENGLER, Wie sich ein Christenmensch trösten soll. 87 Seit 1521 war Hieronymus Kammermeister Bamberger Kanzlei Verweser und machte keinen Hehl aus seiner lutherischen Gesinnung. Grundlegend: KOLDE, Cammermeister; ZEISSNER, Altkirchliche Kräfte, S. 77 f. 88 Joachim Camerarius (1500—1574) verband seit seinen Wittenberger Studienjahren eine tiefe Freundschaft mit Philipp Melanchthon. Er war es auch, der 1566 die erste Biographie Melanchthons publizierte. Der T o d seiner Mutter veranlasste ihn nach Jahren der Wanderschaft an bedeutende Stätten des Humanismus zur R ü c k k e h r nach Bamberg. 1526 wurde er Direktor und Lehrer des Griechischen an der neuen Lateinschule im ehemaligen Nürnberger Egidienkloster, w o er bis zu seiner Berufung nach Tübingen im Jahr 1536 blieb. S. SCHNEIDER, Joachim Camerarius.

2. Der Bamberger

Dominikanerinnenkonvent

Zum Heiligen

Grab

309

Kammermeister. Diese aber verlangte danach, noch einmal mit ihrem Bruder zu sprechen, denn auch sie hatte sich entschlossen, das Kloster zu verlassen. Ihre beiden Brüder verhalfen ihr zur Flucht. 89 Ihr Austritt fand nur wenige Tage nach dem der Barbara von Schwarzenberg und der fünf anderen mit ihr entlaufenen Nonnen 9 0 statt. Ihr Bruder Hieronymus versteckte Barbara zunächst auf seinem Landgut. Erst als seitens Weigands von R e d w i t z keine Maßnahmen zu befürchten waren, konnte sie unbehelligt im Haus ihres altersschwachen Vaters wohnen und sich seiner Pflege widmen. 9 1 Ihre Situation änderte sich schlagartig, nachdem ihr Bruder Hieronymus beim Domkapitel in Misskredit geraten und vom Bischof gefangen genommen worden war. 9 2 Als zudem ihr kranker Vater starb, hatte die ehemalige Nonne in den Augen der Obrigkeit ohne ihren pflegerischen Dienstauftrag augenscheinlich keine Berechtigung mehr auf ein Leben außerhalb der Klostermauern. Offensichtlich wollte man sie wieder ins Kloster zwingen, denn 1529 suchte sie Schutz bei ihrem Bruder Joachim, mittlerweile Leiter des Neuen Gymnasiums in Nürnberg, w o sie in erbärmlichem Zustand angekommen sein soll. W a n n und w o sie schließlich Gottfried Münzer geheiratet hat, kann nicht mehr festgestellt werden. Ihre Biographie zeugt von den Schwierigkeiten, die ein Klosteraustritt im Fürstbistum mit sich bringen konnte.

2.3. Z u s a m m e n f a s s u n g Auch das Bamberger Dominikanerinnenkloster überstand die Zeit der reformatorischen Verunsicherung nicht unbeschadet. Mindestens sieben Frauen verließen den Konvent. Als ausschlaggebender Faktor für ihre Entscheidung zum Klosteraustritt stellte sich der konfessionelle Standpunkt ihrer leiblichen Verwandten heraus. Gegen familiäre Beeinflussung konnte also selbst in der Domstadt die katholische Umwelt des Klosters keinen Schutzwall bilden. Allerdings liegen hier keinerlei Berichte über eine gewaltvolle Herausnahme von Nonnen vor, und 89 Über Barbara findet sich eine Notiz im Stammbaum der Kammermeister, StadtA Bbg, H. V. Bbg, R e p . 3, Nr. 30, fol. V - 2 „ B a r b a r a , gem. Gottfried Münzers, geb. 1495; nachdem sie als Priorin des des [sie] closters S: Catharina solches verlassen und wieder auss ist; durch hülffe ihrer brüder sie sich über die Mauern salviert." 90 Vgl. oben, S. 306 und den in Anm. 74 genannten Brief von Joachim Camerarius an Philipp Melanchthon. 91 KOLDE, Cammermeister, S. 204-208. 92 Seine protestantische Anschauung und die Tatsache, dass er seiner Schwester zur Flucht verholfen hatte, dürften wohl eher vorgeschobene Gründe gewesen sein, warum man sich in seiner Sache so unnachgiebig zeigte. Ausschlaggebend war vielmehr, wie K O L D E überzeugend argumentiert, dass Hieronymus Kammermeister sich gegen Ende des Jahres 1526 bemühte, in Nürnberg als Ratsschreiber angestellt zu werden, und man befürchtete, allzu viel Wissen über Bamberger Interna könnte zusammen mit dem hohen Beamten auf diesem W e g in falsche, reichsstädtische Hände gelangen. Man wertete seine Bewerbung folglich als Vertrauensbruch und als Gefahr, da er seit langem im Dienste zweier verschiedener Bamberger Bischöfe war und über Interna bestens Bescheid wusste.

310

IV.

St. Katharina

in Nürnberg:

ein typisches

Klosterschicksal?

die Austrittsquote ist deutlich niedriger als in Nürnberg oder Engelthal. Familiäre Unterstützung beim Verlassen des Klosters konnte, wie am Fall Hieronymus Kammermeisters ersichtlich, strafrechtliche Folgen für die Angehörigen haben. Ebenso hatten ausgetretene N o n n e n mit Repressalien zu rechnen. Die Bamberger Klöster verspürten die Auswirkungen der Reformation neben einigen Austritten auch an den sinkenden Mitgliedszahlen innerhalb ihrer Konvente. 9 3 Auf individuelle Entscheidungen, sich der Lehre Luthers anzuschließen und ein Kloster zu verlassen, bzw. auf die sinkende Bereitschaft zum Eintritt in ein solches, vermochte die altgläubige Obrigkeit nicht einzuwirken, wohl aber auf das Schicksal des Gesamtkonvents: Das Heilig-Grab-Kloster und das Bamberger Klarissenkloster waren die einzigen beiden Frauenklöster der Diözese, die nach der lutherischen Reformation weiterhin in herkömmlicher Weise bestehen blieben.

3. Evaluation

verschiedener

Einflussfaktoren

auf das Verhalten der Frauen in den drei

Konventen

Zusammenfassend soll hier geklärt werden, worin ausschlaggebende Faktoren für das Verhalten der N o n n e n und für das Uberleben oder den Untergang der observanten Dominikanerinnenklöster im Nürnberger R a u m während der Reformation bestanden.

3.1. Intensität u n d Z e i t p u n k t der K l o s t e r r e f o r m Bei den untersuchten Dominikanerinnenklöstern ist eine Korrelation zwischen der Intensität bzw. dem Zeitpunkt der Klosterreform und dem Verhalten eines Konvents angesichts der reformatorischen Verunsicherung erkennbar. 94 Mit seiner Vorreiterrolle und Multiplikationsfunktion innerhalb des weiblichen Zweigs der Observanzbewegung kann bei St. Katharina von einer tiefen Verinnerlichung der Ideale und theologischen Schwerpunkte der Observanzbewegung ausgegangen werden. Der 1428 mit der R e f o r m gelegte Grundstein bot offensichtlich eine solide Basis für Widerstand gegen die protestantische Ablehnung des Klosterstandes.

93 Über sinkende Eintrittszahlen und Nachwuchsmangel in Klöstern des Bistums infolge der Reformation berichtet KIST, Fürst- und Erzbistum, S. 80f.: Das Augustinerchorherrenstift in Neunkirchen am Brand musste nach dem Tod des letzten Propstes 1555 zugunsten des bischöflichen Stuhles eingezogen werden. 1554 löste Weigand das Nonnenkloster Schlüsselau auf, da es lediglich noch aus der Priorin bestand. Das Benediktinerinnenkloster St. Theodor in Bamberg wurde ebenfalls aufgehoben, weil es ausgestorben war. 94 Bei der Aufhebung der insgesamt 58 von ursprünglich 101 Dominikanerkonventen des ersten Ordens im Deutschen Reich hat sich hingegen die unterschiedliche Befolgung der O r densreform nicht als relevantes Kriterium erwiesen. Vgl. SPRINGER, Dominikaner in Widerstand und Anpassung, S. 335 f.

3. Evaluation

verschiedener Einflussfaktoren

in den drei

Konventen

311

8 2 % der 1525 im Kloster lebenden Schwestern blieben dem Konvent erhalten. Von ähnlicher Uberzeugung in Bezug auf die Inhalte der R e f o r m durchdrungen schien der 1457 reformierte Bamberger Konvent gewesen zu sein, denn auch er engagierte sich bei der Verbreitung der strikten Reformstatuten. 9 5 Der Prozentsatz der im Kloster verharrenden Nonnen lag mit um die 85 % ähnlich hoch wie in St. Katharina. In Engelthal hingegen, wo die R e f o r m zum einen relativ spät, zum anderen gegen den Willen der Schwestern und zum dritten in stark abgemilderter Form durchgeführt wurde, war der Anteil der Austrittswilligen mit einem Drittel ungleich höher. Die im Kloster verbliebenen bildeten zudem zwei verschiedene konfessionelle Lager. Starker Widerstand gegen die neue Lehre und Kampf für den Erhalt des Klosters war hier insbesondere innerhalb der Führungsschicht auszumachen, welche durch Reformnonnen aus Nürnberg besetzt war. Bei weiteren Frauenklöstern im Nürnberger R a u m trifft der Zusammenhang von Klosterreform und Widerstand ebenfalls zu: Das erst 1498 zwangsweise und mit wenig Erfolg reformierte Zisterzienserinnenkloster Himmelthron in Großgründlach z. B . löste sich bereits 1525 aus Personalmangel und aufgrund finanzieller Probleme auf, 97 wohingegen die reformierten Klarissen Nürnbergs sowie die Augustinerchorfrauen in Pillenreuth 9 8 erbitterten Widerstand leisteten. Allerdings korrelieren Zugehörigkeit zum strengeren Ordenszweig und Widerstand angesichts protestantischer Angriffe nicht zwangsläufig. 99

S. StadtA Bbg, H. V. Bbg, R e p . 3, Nr. 8 3 4 ' . Nach den Angaben der Priorin des Bamberger Klarissenklosters befanden sich zur Zeit des Bauernkriegs 32 fliehende und 11 oder 12 weitere Nonnen im Heilig-Grab-Kloster (s. CHROUST, Chroniken zur Geschichte des Bauernkrieges, S. 187). Zählt man die sieben oder acht Ende 1524 ausgetretenen Schwestern dazu, so befanden sich zwischen 50 und 52 Nonnen im Konvent, von denen im für das Kloster positivsten angenommenen Fall (Population = 52, Austritte = 7) 8 6 , 5 4 % und im am wenigsten günstigen Fall (Population = 50, Austritte = 8) 8 4 % im Konvent verblieben. 97 Zur Klostergeschichte vgl. KRESS, Gründlach, S. 27—62. O b die vier Nonnen, die 1525 das Kloster an den R a t der Stadt Nürnberg übergaben, dies tatsächlich aus freien Stücken taten, wie es in der Übergabeurkunde vermerkt ist, wird bereits von KRESS als fragwürdig erachtet. 9 8 In Pillenreuth zeugt die Annahme der neuen Statuten 1422 von der R e f o r m des Klosterlebens. Sie scheint von den Schwestern selbst initiiert worden zu sein (s. SCHIEBER, Pillenreuth, S. 23; zum Geschick des Klosters nach 1525 vgl. a.a.O., S. 89—101 und WICH, Pillenreuth, S. 5 3 - 5 9 . Austritte aus Pillenreuth: StadtAN, B 14/11, libri conservatorii, Nr. 20, fol. 146': Anna Ferecherin (vor Juli 1525); Nr. 21, fol. 29 V -31 R : Barbara Sumerin (vor Februar 1526); Nr. 22, fol. 1 7 4 " : Christina Ott (vor Januar 1527). 9 9 Das unweit von Erlangen gelegene und zur Würzburger Diözese zählende Dominikanerinnenkloster in Frauenaurach hatte verschiedene Versuche seitens des Ordens, das Kloster zu reformieren, abgewehrt. Es starb erst im Jahr 1549 mit dem T o d der letzten Nonne, Kunigunde von Wallenroth, aus. Die überkommenen Nachrichten vom Klosterleben nach 1525 unter dieser Priorin werfen allerdings kein vorteilhaftes Licht auf die dortigen Dominikanerinnen, am w e nigsten auf die Leitung, die offensichtlich mit ihren Verwandten diverse Einkünfte des Klosters verprasste. Markgraf Kasimir hatte vor dem T o d der Kunigunde von Wallenroth anscheinend keinen Versuch unternommen, das Kloster mit Gewalt zu schließen. Allerdings verbot er den Frauenauracherinnen ebenfalls, Novizinnen aufzunehmen. Zur Klostergeschichte vgl. KRESSEL, Frauenaurach, und OESTERREICHER, Nachrichten. 95

312

IV.

St. Katharina

in Nürnberg:

ein typisches

Klosterschicksal?

3.2. Weltliche Obrigkeit Für das Überleben eines gesamten Konvents war jedoch die Unterstützung des Landesherren von größerer Bedeutung als die spirituelle Disposition seiner M i t glieder. ,ü" So überstanden letztendlich allein die Bamberger Frauenklöster, die von der Gunst der Obrigkeit profitierten, die Wirren der Reformationszeit, obwohl sich bei den dortigen Dominikanerinnen mit Barbara von Schwarzenberg sogar die Priorin selbst als erste zum Austritt entschloss. Diese hatte neben ihrer Leitungsfunktion auch eine gewisse Vorbildfunktion inne, darüber hinaus war sie j a die Person, an die die anderen Schwestern durch ihr Gehorsamsgelübde gebunden waren. In St. Katharina und in Engelthal hingegen, wo die Priorinnen sich deutlich gegen die neue Lehre aussprachen, war angesichts der Entschlossenheit des Nürnberger Rats zur Ausrottung des Klosterstandes jeder noch so große Widerstand der Nonnen machtlos. O h n e die Agitation des Nürnberger Rats hätte sich wohl auch das Kloster in Engelthal kaum von selbst aufgelöst. Die „Verlokalisierung" der Ordenshäuser, d. h. ihre Dependenz von der obrigkeitlichen Gunst und ihre Anbindung an die Herrschaftsinstanz während der Periode der Klosterreform sowie die damit verbundene Herauslösung aus dem schützenden Ordensverband, "" ermöglichte später ein planmäßiges und zielgerichtetes Vorgehen des Magistrats bei der Enteignung der Klöster und der Verwendung des Klosterguts. Seine theologische Legitimation erfuhr dieses Vorgehen durch Luthers Ekklesiologie und Z w e i - R e i c h e - L e h r e , die das Kirchen- und Klostergut wie alles Organisatorische der Kompetenz der weltlichen Obrigkeit zuwiesen. Der unsichtbaren, geistlichen Kirche waren dagegen lediglich W o r t und Sakrament als Kirchen- oder geistliches Gut zugeteilt. 102 Als pius magistratus hatte der R a t Verantwortung für den Teil der sichtbaren Kirche, die richtige oder falsche Verwendung von Klostergut fiel demnach in seinen Zuständigkeitsbereich. Zu den obrigkeitlichen Methoden gehörten neben Visitation, Inventarisierung, Klostersperrung und verlockenden Abfindungsversprechungen eine „Familienpolitik", welche leiblichen Eltern absolutes Verfugungsrecht über ihre Töchter zugestand, so dass Nonnen gegen ihren Willen aus dem Kloster genommen werden konnten. Faktisch bedeutete sowohl in St. Katharina als auch in Engelthal die Klostersperrung letztendlich das Ende der Ordensniederlassung. Hatten die Konvente des ersten Ordens die Möglichkeit, der Dezimierung des Personalstands in neugläubigen Territorien durch die Versetzung

""' Vgl. BORIS, Communities, S. 120—122. Gleichermaßen war der Widerstand der M ä n nerklöster der Saxonia und Teutonia abhängig v o m Handlungsspielraum, den die jeweiligen Obrigkeiten ihnen einräumten. Vgl. SPRINCER, Dominikaner in Widerstand und Anpassung, S. 2 9 3 - 3 0 6 . 1111

Für die Dominikanerklosters. SPRINGER, a.a.O., S. 1 7 - 3 2 .

Ausfuhrlich s. a.a.O., S. 342—346. Z u r 2 - R e i c h e - L e h r e und Ekklesiologie Luthers vgl. zusammenfassend: JOEST, Luther, S. 1 7 3 - 1 8 4 . 1112

3. Evaluation

verschiedener

Einflussfaktoren

in den drei

Konventen

313

auswärtiger, j a teilweise sogar ausländischer Predigerbrüder entgegenzuwirken, 1 0 1 entfiel diese Methode zur Stärkung des Widerstands bei Nonnen, weil ein Personentransfer innerhalb der Frauenklöster eines Ordens nicht üblich war.

3 . 3 . Sozialisationsfaktor Familie Als „Sozialisation" wird der Prozess bezeichnet, in dem der Mensch „durch die allgemeinen, sozialen, ökonomischen und kulturellen Verhältnisse wie durch spezielle Sozialisationsagenturen der jeweiligen Gesellschaft so geformt wird, daß er ihnen gemäße Einstellungen und Verhaltensweisen entwickelt" "M. Fasst man den Begriff weiter, so „schließt Sozialisation nicht mit dem Erreichen des Erwachsenenstatus ab, sondern umfaßt auch die lebenslang immer wieder notwendig werdenden Formungs- und Lernprozesse, besonders beim Eintritt in neue soziale Institutionen [...] oder beim Erreichen neuer Lebensabschnitte" 105 oder — so möchte man in unserem Fall hinzufugen — bei der Entscheidung zwischen herkömmlicher und neuer Form der Religionsausübung. Die recherchierten Einzelbiographien ausgetretener Nonnen führten zu dem Ergebnis, dass die Sozialisationsagentur Familie von weitreichender Bedeutung für den Austritt war und somit die Institution der Familie einen sozialgeschichtlich relevanten und nicht zu unterschätzenden Faktor für den Konfessionalisierungsprozess darstellt. Die Ausbreitung des neuen Bekenntnisses war nicht zuletzt der Aktivität einzelner Familienverbände zuzuschreiben. 106 Es scheint, als habe sich die Sorge um das Seelenheil der leiblichen, im Kloster lebenden Kinder vor allem auf Töchter erstreckt, 107 denen man kein bzw. lediglich unzureichendes theologisches Urteilsvermögen zugestand. Zudem handelt es sich bei der Beeinflussung weiblicher Religiösen durch ihre Angehörigen um ein schichtenübergreifendes Phänomen, welches bei patrizischen und städtischen Mittelschichtsfamilien genauso zu beobachten ist wie innerhalb des Adels. St. Katharina war zeitlebens ein Konvent für städtische Frauen. Zumeist fanden ausschließlich Patrizierinnen Aufnahme, nach der R e f o r m jedoch auch

101 In den Konventen des ersten Ordens der Ordensprovinz konnte der Widerstand trotz der Klostersperrung gestärkt werden, indem Personal aus anderen Orden in v o m Aussterben bedrohte Klöster transferiert wurden. Es handelte sich v. a. um Fratres aus der Germania inferior, nachweisbar ist aber auch die Zuweisung von Brüdern aus Spanien und Italien. S. SPRINGER, Dominikaner in Widerstand und Anpassung, S. 3 1 7 f . , A n m . 5 2 und S. 3 2 6 . 1 0 4 Definition nach PRESSEL, Sozialisation, S. 8 8 1 .

A.a.O. Ahnlich beobachtete SCHMITT, R e f o r m a t i o n Bamberg, S. 111, bei der Durchsicht österlicher Beichtverzeichnisse, dass einzelne, durch verwandtschaftliche Beziehungen verbundene Familien, wenn sie auch in verschiedenen O r t e n ansässig waren, alle das lutherische Bekenntnis pflegten. 105

Illfl

107 Innerhalb der Nürnberger Quellen liegt lediglich ein Ratsverlass vor, der auf die unfreiwillige Herausnahme eines M ö n c h s aus dem Kloster verweist. S. PFEIFFER, Quellen, S. 3 5 , R V

250,

30.12.1524.

314

IV.

St. Katharina

in Nürnberg:

ein typisches

Klosterschicksal?

Nonnen aus der Mittelschicht. Adlige Nonnen erschienen in St. Katharina ebenfalls erst nach der R e f o r m , und das auch nur in geringer Zahl. Nachdem der Eintritt nur noch Bürgerinnen der Stadt erlaubt war, wurden wiederum keine adligen Frauen mehr zugelassen. 108 In Engelthal hielten sich im 13. Jahrhundert vornehmlich adlige Nonnen auf, allerdings war der Konvent nicht auf diese beschränkt ,OT und wurde insbesondere nach der R e f o r m stark mit Bürgerinnen aus Nürnberg durchmischt. Unter den zwölf ausgetretenen Engelthalerinnen waren zwei Frauen adliger Herkunft. "" Obwohl es sich um eine patrizische Stiftung handelte, waren die Schwestern im Heilig-Grab-Kloster in Bamberg seit der Klosterreform in der Mehrheit adliger Herkunft. Als Priorinnen wählten sie ebenfalls vornehmlich adlige Frauen. 1 , 1 Vier adlige und drei oder vier nicht adlige Nonnen verließen hier freiwillig den Konvent. Der Lehre Luthers zugeneigte Obrigkeiten wie der Nürnberger R a t stärkten die Elternrolle, indem sie der biologischen Mutterschaft über der geistlichen den Vorrang einräumten und die schöpfungstheologische Funktionsbestimmung der Frau zu Ehe und Mutterschaft der kirchen- und reichsrechtlichen Aufgabe zur Verfolgung apostasierender M ö n c h e und Nonnen sowie beihelfender Personen überordneten. Für Nonnen war die Entscheidung für die Reformation oft genug keine individuelle, sondern eine im Familienverbund getroffene. 112

1118 Zur sozialen Herkunft der N o n n e n in den Konventen St. Katharina, Engelthal und Z u m Heiligen Grab s. BORIS, Communities, Kap. 9, S. 186—218. Die adligen Frauen, die BORIS in St. Katharina auflistet (S. 201) stammen allesamt aus dem Kloster in Engelthal nach dessen R e form im Jahr 1 5 1 3 . A u f das Ende der Klostergeschichte zu beobachtete BORIS allerdings einen Zuwachs an Namen von N o n n e n , die keiner bestimmten Schicht zugerechnet werden können.

™ A . a . O . , S. 183.

11

110

Margarethe von Hirschaid und Apollonia von Sparneck, vgl. oben, S. 2 9 3 f.

111

BORIS, Communities, S. 2 0 4 f.

112 Umgekehrt galt, wie etwa im Fall der Anna Tucher: W e n n sich eine N o n n e aus freien Stücken selbst für die neue Lehre entschied, von ihrer Familie j e d o c h in ihrem W u n s c h , das Kloster zu verlassen, nicht unterstützt wurde, konnte sie ihren neuen Glauben nicht in einem Leben außerhalb des Klosters verwirklichen. Vgl. o. S. 296—299.

V. Schluss

Ergebnisse A n h a n d des D o m i n i k a n e r i n n e n k o n v e n t s St. Katharina in N ü r n b e r g w u r d e das Bedingungsgefiige v o n O r d e n s r e f o r m u n d späterem Verhalten eines F r a u e n k o n vents in der Phase der Klosterauflösung w ä h r e n d der Reformationszeit e x e m p larisch beleuchtet. Zusammenfassend lässt sich dabei feststellen: W e n n g l e i c h die R ü c k f ü h r u n g des Katharinenklosters zur strengen Observanz auf Seiten des Ordens auch sehr b e g r ü ß t w u r d e , so war die ausschlaggebende Instanz, die die R e f o r m in die W e g e leitete, der N ü r n b e r g e r R a t . I n d e m er die Initiative zur Klosterreform ergriff, bei der D u r c h f u h r u n g maßgeblich beteiligt w a r u n d mit der kirchlichen Hierarchie u n d Ordensleitung kooperierte, vergrößerten sich sein K o m p e t e n z - u n d Einflussbereich auf den K o n v e n t in zweierlei Hinsicht: Als Instanz, die in der Frage der Klosterreform kirchliche u n d päpstliche Interessen in solch vorbildlicher Weise gefordert hatte, erhielt der R a t 1476 v o n Papst Sixtus IV. das R e c h t zugesprochen, die Z a h l der N e u a u f n a h m e n zu b e g r e n z e n , u n d er ü b e r n a h m somit die Kontrolle über den Eintritt. Als der R a t u n d die Stadt später lutherisch w u r d e n , k o n n t e er mit diesem R e c h t 1525 kurzerhand jegliche N e u a u f n a h m e n verbieten. D a n e b e n w u c h s e n d u r c h die R e f o r m f ü r den R a t die Möglichkeiten, in finanzieller H i n sicht Einfluss auf das Kloster zu n e h m e n . N a c h 1525 sollte sich nämlich negativ auf das Geschick des Klosters auswirken, dass die G e l d s u m m e , w e l c h e durch den Verkauf der Besitztümer u n d die Abgabe des Privatvermögens einzelner N o n n e n 1428 zustande g e k o m m e n war, auf d e m R a t h a u s in der Losungsstube in F o r m v o n Ewiggeld verwaltet w u r d e . Spätestens als der Magistrat 1577 die Finanzgewalt des Klosters völlig an sich n a h m , entfielen die jährlichen Z a h l u n g e n in H ö h e v o n 670 G u l d e n an den K o n v e n t . Insofern f ü h r t e die Profilierung des obrigkeitlichen ius reformandi in der Phase der Klosterreform also zu einer S c h w ä c h u n g der Position des Frauenkonvents in den J a h r e n des Klosterkampfs. D i e j e n i g e n R e f o r m p u n k t e aber, die konventsintern, inhaltlich i m Sinne einer R e d e f i n i t i o n des weiblichen Klosterlebens d u r c h die Seelsorger u n d die zehn a b g e o r d n e t e n R e f o r m s c h w e s t e r n aus S c h ö n e n s t e i n b a c h durchgesetzt w o r d e n waren, v e r m o c h t e n die N o n n e n knapp ein J a h r h u n d e r t später in ihrer U b e r z e u g u n g u n d in ihrer Widerstandskraft gegen die Bestrebungen des Rats, das Kloster aufzulösen, zu stärken. Es lassen sich in St. Katharina drei inhaltliche S c h w e r p u n k t e der O r d e n s r e f o r m ausmachen: z u m ersten die Stärkung der vita communis

316

V. Schluss

durch die Überordnung der dem K o n v e n t gemeinsam aufgetragenen Aufgaben (Chorgebet und Tischlesung) über Bestrebungen einzelner N o n n e n nach individueller erlebnismystischer Gottesbegegnung; verbunden damit zum zweiten die R ü c k b e s i n n u n g auf das Gebet als gemeinsam zu leistende Verpflichtung und gleichzeitiges Privileg der N o n n e n und zum dritten die strikte Durchsetzung der Klausurbestimmungen. D e r von den Inhabern der cura monialium

entfachte

K a m p f gegen den geistlichen Individualismus sowie die B e t o n u n g des stellvertretenden Gebets als grundlegende, kollektive Aufgabe stellten auch über Jahrzehnte nach der Klosterreform n o c h ein Mittel zur Integration neuer Mitglieder in den K o n v e n t dar. Unterstützt von der geforderten Abschottung von der städtischen U m w e l t ermöglichten sie zudem die Bildung einer kollektiven Identität der dort lebenden Schwestern. Ermahnungen zur Einhaltung der Klausurbestimmungen wurden häufig mit solchen zum Erhalt individueller, innerlicher R e i n h e i t und somit zur Einhaltung des Keuschheitsgelübdes verklammert, und sie trugen so zu einer starken Gewichtung des Keuschheitsgelübdes innerhalb des Frauenkonvents bei. D u r c h das Engagement des Konvents St. Katharina bei der R e f o r m von insgesamt acht weiteren Dominikanerinnenklöstern, die Delegation bewährter Persönlichkeiten an diese K o n v e n t e sowie durch den Austausch von R e g e l - und Unterweisungsliteratur reformierter Klöster untereinander war das Katharinenkloster fest in ein Beziehungsnetz verwoben, welches über Jahrzehnte Bestand hatte und stellenweise auch noch während der lutherischen Reformation Tragkraft bewies: Das 1 4 5 7 mit Hilfe von vier Nürnberger Dominikanerinnen reformierte Kloster Z u m Heiligen Grab in B a m b e r g unterstützte die Nürnberger Schwestern im K a m p f gegen die durch die Klostersperrung sinkenden Mitgliedszahlen, indem man heimlich Novizinnen von B a m b e r g nach St. Katharina transferierte. U m die vorreformatorische Spiritualität und Frömmigkeit im observanten Kloster St. Katharina zu rekonstruieren und Aussagen darüber zu erhalten, wie der monastische Stand von den Inhabern der cura monialium

und von den N o n -

nen selbst beurteilt worden sein dürfte, wurden ausgewählte D o k u m e n t e aus der Klosterbibliothek untersucht. Formen, Zeugnisse und Charakter spätmittelalterlicher Nonnenunterweisung in St. Katharina wurden anhand des Schrifttums des G e o r g Falder-Pistoris und eines anonymen Dominikaners aus der ersten Phase der R e f o r m b e w e g u n g exemplarisch vorgestellt. Z u den Formen der cura monialium gehörten neben Predigt und Beichtabnahme insbesondere Unterweisungen schriftlicher Art, etwa in F o r m von Briefen, Ubersetzungen lateinischer Vorlagen oder zur Selbstpastoration geeignete Lektüre als Leihgabe oder Schenkung. Es handelt sich u m frömmigkeitstheologische Inhalte, die in der Volkssprache gehalten, kloster- und ordensübergreifend verbreitet wurden. N e b e n praktischer Anleitung zum Klosterleben wird versucht, den N o n n e n ein Mindestmaß an theologischer Grundbildung zu vermitteln. U b e r den status religionis machen die untersuchten Unterweisungstexte aus der Klosterbibliothek folgende Aussagen: Seine Legitimation erfährt der Klosterstand für die N o n n e n neben der Verankerung in der Tradition ebenfalls aus der Heiligen

Ergebnisse

317

Schrift. Das Leben i m Kloster gilt als eine, w e n n nicht sogar als die beste M ö g l i c h keit, es Christus in Keuschheit, A r m u t u n d G e h o r s a m gleichzutun. Eine weitere, wesentliche Aussage besteht darin, dass der geistliche Stand eine göttliche B e r u f u n g voraussetzt. Aus d e m initiierenden göttlichen H a n d e l n erwächst der besondere Anspruch, den das Leben i m Kloster an eine N o n n e stellt. Als „ I n d i k a t i v - I m p e rativ-Prinzip" w u r d e die dynamische B e z i e h u n g v o n göttlicher E r w ä h l u n g u n d v o n der N o n n e verlangtem, eigenem B e m ü h e n bezeichnet. Eigene A n s t r e n g u n g (facere quod in se est) ist seitens der Schwestern u n b e d i n g t nötig, u m auf d e m W e g zur V o l l k o m m e n h e i t voranschreiten zu k ö n n e n . Unablässiger Fortschritt wird hier v o n ihnen verlangt. Deutlich wird j e d o c h , dass es sich bei d e m W e g zur V o l l k o m m e n h e i t auf der Straße der T u g e n d ü b u n g u m einen Prozess der Verinnerlichung handelt, denn ein rein äußerlich a u f B e t e n , Fasten, W a c h e n , Gehorsam, Keuschheit u n d A r m u t konzentriertes Streben o h n e innerlichen Tugendfortschritt wird v o n den Seelsorgern als unzulänglich beurteilt. D e r j e n i g e n , die diesen W e g vorbildlich geht, w i r d allerdings zugesagt, dass das v o n ihr gelebte Leben satisfaktorischen u n d meritorischen Charakter hat u n d somit sozusagen einen Indikativ auf n e u e r E b e n e herbeiführt, der sich insbesondere an ihr Gelübde u n d ihr Eheverhältnis mit Christus k n ü p f t . In dieser Hinsicht dürften die A u s f ü h r u n g e n über den M ö n c h s stand als Büßerstand bedeutsam f ü r die S e l b s t w a h r n e h m u n g der N o n n e n gewesen sein. D e m geduldigen Ertragen v o n körperlichem Leid u n d der V e r r i c h t u n g der täglichen Alltagsanforderungen des Klosterlebens wird in den T e x t e n satisfaktorische W i r k u n g zugesprochen. I m Kloster erwirbt die N o n n e allerdings nicht n u r f ü r sich die T i l g u n g ihrer Sündenstrafen, sondern sie erhält das Privileg u n d auch die Pflicht, für andere G e n u g t u u n g zu erwirken. I m Hinblick auf die stellvertretende B u ß e gilt somit ebenso eine D y n a m i k v o n göttlichem Z u s p r u c h u n d b e s o n d e r e m Anspruch an die N o n n e . W e n n g l e i c h auch die Z u g e h ö r i g k e i t z u m status religionis den N o n n e n nicht das G e f ü h l dauerhafter absoluter Heilssicherheit vermitteln k o n n t e , so wird ihnen d o c h zugesichert, es gebe k e i n e n sichereren W e g als die Mitgliedschaft in e i n e m b e w ä h r t e n O r d e n . Bei der U n t e r s u c h u n g der Unterweisungstexte auf reformatorische Fragestellungen der R e c h t f e r t i g u n g u n d der Heilsgewissheit hin wird deutlich, dass die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes u n d i h r e m Verhältnis zu seiner Barmherzigkeit von d e n N o n n e n eigentlich w e d e r implizit n o c h explizit gestellt wird. Sie scheint ihre hauptsächlichen Sorgen u n d P r o b l e m e nicht zu treffen. Diese liegen eher i m affektiven Bereich, beispielsweise in mit m a n g e l n d e r Intensität e m p f u n d e n e r Gottesliebe o d e r in Störungen ihrer individuellen Christusbeziehung. V o n dieser affektiven Spiritualität innerhalb des Klosters zeugen b r a u t - u n d erlebnismystisch geprägte Literatur, die mystagogische Schrift H e n d r i k H e r p s sowie die zahlreichen schriftlichen A u f f o r d e r u n g e n u n d Anleitungen, die Passion Christi i m Stillen f ü r sich zu betrachten. Begriffe wie Sehnsucht, Liebe, Erleben u n d Leiden spielen hier eine zentrale R o l l e . A u f d e m mystischen W e g einer die V e r n u n f t ausblendenden b z w . transzendierenden G o t t e s b e g e g n u n g tauchen keine Bilder v o m richtenden Christus auf. In der K o n t e m p l a t i o n begegnet Chris-

318

V. Schluss

tus der N o n n e als Bräutigam und als Leidender. Im Zusammenhang mit dieser frauenspezifischen Christologie, die durch Vertrautheit der Nonne mit Christus gekennzeichnet ist, und innerhalb einer Spiritualität, die eher als christo- bzw. theozentrisch als androzentrisch beschrieben werden muss, erscheint die Frage nach dem eigenen Heil zweitrangig. Hier deutet sich an, wie wenig die protestantischen Klosterkritiker dem weiblichen Religiosentum mit dem Vorwurf der Werkgerechtigkeit gerecht wurden. Das Klosterleben in St. Katharina war sicherlich weit mehr als der Versuch, sich durch Askese, Gebet und Lebensstil den Himmel zu erschleichen. Als zentrale Kategorien weiblicher Frömmigkeit galt wie bereits in der Hochblüte der Frauenmystik, so auch noch im Konvent der Reformationszeit die Christus- bzw. Gottesliebe. Die Vorstellung von Christus als dem Bräutigam und der Nonne als seiner Braut taucht außer in brautmystisch gefärbten Texten vor allem in den Ermahnungen zur Einhaltung des Keuschheitsgelübdes und in anonymen Lehren für Jungfrauen auf. Das im Kloster vertretene Jungfrauenideal forderte von den Nonnen körperliche Unversehrtheit und die Reinheit des Willens und der Gedanken. Ihrem auf Erden gegebenem, als desponsatio mit Christus verstandenem Treueversprechen wurde eschatologische Konsequenzen verheißen: besondere Vertrautheit und Nähe zu Christus im himmlischen R e i c h , eine exklusive Belohnung, die ihnen zusätzlich zu der Freude an der Vereinigung mit Gott gegeben werde und die sogar den Lohn der Märtyrer und Lehrer überrage. Die Analogien zwischen weltlichen Eheschließungszeremonien und dem Benediktionsritus im Pontificale Romanorum, die im Kloster weit verbreiteten bildlichen Darstellungen der Vermählung der heiligen Katharina mit dem Christusknaben sowie die Inhalte der Unterweisungstexte legen den Schwestern eine Selbstdefinition als sponsae Christi nahe. Das ursprünglich metaphorisch aufgefasste Konzept der Christusbrautschaft wird innerhalb der cum monialium in die Gegenwart übertragen und schlägt sich nieder in dem, was von den Schwestern an gelebter Christusbeziehung erwartet wird und wie sie sich Christus vorzustellen haben. W i e eine weltliche Ehefrau sich ihrem Gemahl unterordnet, so soll die Nonne danach streben, Christus zu gefallen und seinen Unwillen zu vermeiden. Er wird ihr präsentiert als sinnlicher, eifersüchtig wachender Partner, mit menschlichen und der Zeit gemäßen maskulinen Zügen wie Strenge, Gerechtigkeit und Unduldsamkeit. Mit dieser besonderen Ausprägung der Christologie geht eine Feminisierung des Jungfräulichkeitsideals einher: Die sponsa Christi soll sich auszeichnen durch typisch weibliche Attribute wie Unterordnung, Gehorsam, Demut, Geduld, Mäßigkeit und Liebe. Grundsätzlich wird die Höherwertigkeit der geistlichen Ehe gegenüber der weltlichen Ehe betont. Die Jungfräulichkeit gilt als Schatz, der es wert ist, bewahrt zu werden. Verschiedene Grade des geistlichen Ehebruchs und deren Konsequenzen werden unterschieden. Sexuelle Anfechtungen werden als unabdingbar zum Klosterleben gehörige, aber mit der Hilfe Gottes und Christi überwindbare Probleme betrachtet. Eine Verletzung des Keuschheitsgelübdes gleich welchen Grades bedeutet in der Frömmigkeit des observanten Konvents mehr als eine rein rechtliche Verfehlung.

Ergebnisse

319

Es stellt in erster Linie einen T r e u e - u n d Ehebruch an Christus dar, dem besten Bräutigam der diesseitigen u n d jenseitigen Welt. Die ausgeführten Implikationen des Keuschheitsgelübdes dürften dazu beigetragen haben, dass Frauenklöster im 16. Jahrhundert im Allgemeinen stärkeren Widerstand gegen die Klosterauflösung boten als Männerklöster. Auf diese in der Unterweisungsliteratur enthaltenen Aussagen über das Klosterleben, die innerhalb des Klosters inhaltlich in derselben oder in ähnlicher Weise vertreten w o r d e n sein dürften, trifft ab 1525 Lazarus Spenglers u n d Johannes Schwanhäusers protestantische Kritik am Leben im Konvent. Beim Vergleich der im Kloster gelehrten Standpunkte mit Elementen der Klosterkritik wird offensichtlich, dass es sich u m einen fundamentalen U m b r u c h in der abendländischen Theologie- u n d Mentalitätsgeschichte handelt. D e m klösterlichen Jungfräulichkeitsideal mit seinen Vorstellungen von der N o n n e als Braut Christi und seinen irdischen und eschatologischen Konsequenzen wird die schöpfungstheologische Argumentation entgegengehalten, die Bestimmung der Frau liege ausschließlich in Ehe u n d Mutterschaft. Die Möglichkeit, in sexuellen Anfechtungen zu bestehen, wird von den Protestanten durchwegs negiert: W e r angefochten werde, verfüge nicht über die göttliche Gabe der Keuschheit. Die reformatorische Rechtfertigungslehre lässt sich nach Ansicht ihrer Vertreter nicht mit der Auffassung v o m Kloster als locus poenitentiae, einer irdischen Stätte des Fegefeuers, in Einklang bringen, da Vergebung sich allein aus dem Glauben an die Heilstat Christi, sola gratia und ohne Bußleistung vollzieht. Das lebenslange Streben nach Vervollkommnung klassifizieren sie als v o m Leistungsgedanken geleitete Werkgerechtigkeit. Ebenso radikal fällen sie ihr Urteil über die Berechtigung des Klosterstandes: Da das W o r t Gottes keine ausdrückliche Einsetzung des Klosterlebens beinhalte, könne es nicht als gottgefällig gelten. W i e ihre angeführten Vertreter, so ist die Argumentation der Klosterkritiker durchwegs „männlich": Ihr Grundsatz des sola scriptum zeichnet sich durch Rationalität, Nachprüfbarkeit, Nüchternheit u n d Logik aus. Mit diesem Ansatz kritisieren sie eine Spiritualität und Frömmigkeit, die von einer Mehrdimensionalität der Gottes- und Christuserfahrung zeugt. Die Theologie der N o n n e n u n d ihre religiösen Erfahrungen sind weder an das M e d i u m der Schrift gebunden noch werden sie durch theoretische Reflexion gewonnen, sondern die Frauen suchen sie u. a. in Meditation u n d Kontemplation, individuell oder kollektiv, auf der Ebene des Affekts und der Emotion. Auch inhaltlich prallen dabei die unterschiedlichsten Schwerpunkte aufeinander. So verlangt die Klosterkritik von den N o n n e n einen totalen Bruch mit ihrem frauentypischen Christusbild, ohne dies explizit zu formulieren. Der protestantischen Abwertung der geistlichen zugunsten der leiblichen M u t terschaft sowie der Uberordnung des vierten Gebots und des Gehorsams gegenüber der Obrigkeit über das Gehorsamsgelübde stehen genau gegenläufige Konzepte im Kloster gegenüber. Ebenfalls diametral verhalten sich die protestantische Bewertung der Klosterwerke als nutzlos und die Auffassung, die N o n n e n von ihrer Berufung und ihrem „Beruf" hatten: W ä h r e n d das evangelische Arbeitsethos von j e d e m

320

V. Schluss

Christen alltägliche und was den Großteil der Bevölkerung angeht manuelle Arbeit verlangt, dürften überzeugte Nonnen im stellvertretenden Gebet und im Offizium eine sinnvolle Dienstleistung für die Stadtbevölkerung gesehen haben. Deutlich wird, dass der Umbruch in der Beurteilung des weiblichen Religiosentums, wie er sich für die Nonnen in St. Katharina darstellte, kaum Zwischenstufen zuließ. Entweder eine Schwester hielt fest an ihren Überzeugungen und der Anschauung vom Kloster als irdischem Paradiesgarten, oder aber sie erachtete die Kritik für angebracht, empfand sich selbst als eingesperrt im babylonischen Gefängnis und entschloss sich zum Austritt. Bei ihrer individuellen Wahl zwischen Austritt und Verbleib entschieden sich einundvierzig von insgesamt fünfzig Schwestern dafür, im Kloster zu bleiben. Die bruchstückhaften Kurzbiographien der neun ausgetretenen Nonnen zeigen, dass diejenigen, die gingen, das Kloster nicht unbedingt freiwillig verließen. Im Fall der Ursula Derrerin handelte es sich schlichtweg um eine Entführung, bei Catherina und Barbara Melber sowie bei Barbara von Ploben konnten wir zumindest einen gewissen Druck beobachten, den ihre Familien auf sie ausübten. Dagegen formulierten Barbara R e y c h i n , Katharina Schwarzin und Appolonia Hallerin in ihren Quittungsschreiben, sie hätten das Kloster aufgrund ihrer religiösen U b e r zeugung verlassen. In zwei Fällen bleibt das entscheidende Motiv für den Austritt ungeklärt. Mit Anna Hirschvogel, Catherina Melber, Ursula Derrerin und Appolonia Hallerin schlugen vier der Ausgetretenen den W e g in die Ehe ein. Die Zahl derer, die heirateten, dürfte noch höher gewesen sein, denn bei vier weiteren Frauen ist ihr späterer Familienstand unbekannt. Lediglich bei Barbara von Ploben kann eine spätere Heirat ausgeschlossen werden. Wenngleich auch keiner der freiwillig ausgetretenen Frauen auf ihrem weiteren Lebensweg eine aktive R o l l e bei der Verbreitung der protestantischen Lehre nachgewiesen werden konnte, so legten sie mit ihrem Austritt doch im Kreis ihrer Familien und in ihrem sozialen Umfeld ein überdeutliches Bekenntnis für die protestantische Überzeugung ab, zumal ihr Entschluss j a mit persönlichen Nachteilen und Risiken, mit Versorgungsproblemen und Abhängigkeit verbunden war. Auch in religionspsychologischer Hinsicht stellt ihr Übertritt von der katholischen auf die evangelische Seite eine beachtliche Leistung dar. Anhand der Biographien von Anna Hirschvogel und Ursula Derrerin wird allerdings deutlich, dass der Eheschließung einer ehemaligen Nonne in protestantischen Gebieten nicht automatisch Bekenntnischarakter für die evangelische Lehre zugesprochen werden kann. Insofern lassen sich die unterschiedlichen Biographien also nur bedingt verallgemeinern. Einheitlicher lässt sich die R o l l e der Nürnberger Dominikanerinnen als Gegnerinnen der neuen Lehre beschreiben. In der Phase der Konsolidierung des protestantischen Kirchenwesens weigerten sie sich, die Brandenburg-Nürnbergische Gottesdienstordnung anzuerkennen und bezahlten diesen Entschluss 1537 mit dem Entzug ihres Kirchenraums. Die Memorialkultur und vermutlich auch das

Ergebnisse

321

Stundengebet setzten sie andernorts fort. W ä h r e n d das Tragen des Ordensgewands oder die Weigerung, sich während der jährlichen Visitation einzeln befragen zu lassen, als Zeichen passiven Widerstands zu werten sind, zeugen Hilferufe an diverse Kaiser u n d das heimliche Einschleusen neuer Schwestern nach der Klostersperrung von jahrelangem aktivem Kampf u m den Erhalt ihres Glaubens und ihrer Lebensform. Herausgestellt werden soll hier v. a. die Gestalt der Kordula Knörrin. Als j u n g e N o n n e ließ sie sich 1535 von Bamberg in den gesperrten Nürnberger Konvent versetzen u n d stand diesem schließlich von 1585 bis zu ihrem T o d 1596 vor. Trotz großer wirtschaftlicher N o t in Folge der kontinuierlichen finanziellen Aushöhlung durch den R a t muss es ihr gelungen sein, das Klosterleben dennoch als sinnvoll und attraktiv erscheinen zu lassen. Andernfalls hätte ihre letzte M i t streiterin, die Dienstmagd oder Laienschwester Margarethe Binderin, nach d e m T o d der Priorin vor d e m R a t wohl kaum den W u n s c h geäußert, das Ordenskleid anlegen zu dürfen. Der Vergleich der Reformationsgeschichte in St. Katharina mit dem Geschick des Engelthaler und Bamberger Dominikanerinnenkonvents erbrachte Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Intensität u n d Zeitpunkt der Klosterreform u n d Widerstand w ä h r e n d der Zeit des Klosterkampfs. N o t w e n d i g wäre eine Ü b e r p r ü f u n g dieses Tatbestands anhand einer überregionalen Studie und mittels einer größeren Menge an Daten. Einzelne Biographien in Engelthal und Bamberg zeigten, dass die Entscheidung einer N o n n e , das Kloster zu verlassen, in sehr h o h e m M a ß von der Konfessionszugehörigkeit ihrer Stammfamilie abhing. Die Beeinflussung durch Familienangehörige erfolgte schichtenübergreifend. Erst wenn die Verwandten den Austritt befürworteten und unterstützten, wurde dieser realisierbar, auch wenn, wie in Bamberg, von Seiten der Obrigkeit Repressalien für die ehemalige N o n n e u n d ihre Angehörigen zu erwarten waren. Verweigerte die Familie die Aufnahme, so kam es zu Fällen wie dem der Anna Tucher: Obgleich protestantisch gesinnt und austrittswillig, musste sie ihr Leben im Engelthaler K o n vent fristen. Das Verantwortungsbewusstsein neugläubiger Familienangehöriger kann als ausschlaggebend dafür erachtet werden, dass es trotz der katholischen Obrigkeit auch in Bamberg zu mindestens sieben Austritten kam. Im Unterschied zu Nürnberg, w o es erzwungene Austritte gab, k ö n n e n wir bei den in der Residenzstadt geflohenen Dominikanerinnen wohl von religiöser Uberzeugung als Motiv ausgehen. Entscheidend dafür, dass die Nürnberger Konvente untergingen und das Bamberger Kloster die Wirren des konfessionellen Zeitalters relativ gut überstand, war letztendlich, wer das weltliche R e g i m e n t in den Händen hielt: W ä h r e n d der neugläubige N ü r n b e r g e r R a t , ausgestattet mit d e m rechtlichen R a h m e n , zielgerichtet auf das Ende der Nürnberger Frauenklöster hinarbeitete, genoss das Bamberger Kloster den Schutz des Fürstbischofs. So blieb in Bamberg erhalten, was Nürnberg in geistes- und theologiegeschichtlicher Hinsicht bis in das 20. Jahrhundert hinein verlor: Orte weiblich geprägter Spiritualität und Gelehrsamkeit, die Möglichkeit für Frauen, sich eigenständig religiösen Lebensraum zu gestalten, in welchem sie sich auf ihre Art dem Göttlichen

322

V.

Schluss

nähern und ihr geschlechtsspezifisches Christusbild gestalten konnten, Orte, die ihnen visuell und intellektuell Identifikationsmöglichkeiten mit Maria und anderen weiblichen Heiligen boten. Insofern hat die Reformation in Nürnberg also nicht nur zu einem geistesgeschichtlichen Umbruch, sondern zu einem ganz reellen Verlust der Rahmenbedingungen des spirituellen Lebens von Frauen gefuhrt.

Anhang

I. Beschreibung

des handschriftlichen

aus der ehemaligen

Textkorpus

Klosterbibliothek

in St.

(Unterweisungstexte Katharina)

Das Verzeichnis soll es d e m Leser b z w . der Leserin ermöglichen, g r u n d l e g e n d e I n f o r m a t i o n e n zu den zitierten T e x t e n jederzeit nachzuschlagen. D i e B e s c h r e i b u n g erfolgt a n h a n d eines einheitlichen Rasters, obgleich in m e h r e r e n Fällen Informationslücken bestehen bleiben müssen u n d insbesondere bei der A n g a b e v o n Parallelüberlieferungen kein Anspruch auf Vollständigkeit e r h o b e n w e r d e n k a n n . 1 Initien, Textschlüsse sowie der Großteil der Beschreibungen sind d e m jeweiligen Handschriftenkatalog e n t n o m m e n . 2 W o ich d a r ü b e r hinaus I n f o r m a t i o n e n ü b e r die T e x t e finden k o n n t e , w u r d e die Literatur angegeben. D i e Auflistung erfolgt nach d e m heutigen A u f b e w a h r u n g s o r t in folgender R e i h e n f o l g e : a) D o k u m e n t e aus der Staatsbibliothek Berlin Preußischer Kulturbesitz (Signaturen S B B PK) b) c) d) e) f)

Dokumente Dokumente Dokumente Dokumente Dokumente

aus aus aus aus aus

der Lilly Library in Bloomington, Indiana der Bayerischen Staatsbibliothek München d e m Stadtarchiv Nürnberg (Signaturen StadtA) der Stadtbibliothek Nürnberg (Signaturen StadtBN) d e m G e r m a n i s c h e n N a t i o n a l m u s e u m Nürnberg (Signaturen G N M )

a) D o k u m e n t e aus d e r Staatsbibliothek Berlin P r e u ß i s c h e r Kulturbesitz SBB-PK, Mgo 137, fol. 18T-19: Gereimte Regeln für Nonnen Initium u n d Textschluss

W i l t u ein gute swester sein / m e r k die xii stückelein / dein swester nicht beschedig / W i d e r d r i e s des sag sie ledig [...] — [...] versmeh ir nicht i>n< deine m u t / w a r r n sie w o sie vnreht tut / T r a g mit ir ir b ü r d e hin / In n ö t e n setz dein sele f ü r sie.

1 Auf der Suche nach Parallelüberlieferungen stand zur Verfügung: Gesamtindex mittelalterlicher Handschriftenkataloge. Kumulation der Register der seit 1945 in der Bundesrepublik Deutschland erschienenen Handschriftenkataloge, 2., erweiterte Auflage, Mikrofiche-Ausgabe Stand 18.10.1999, Leitung: Bernd Michel, Wiesbaden 2000. 2 Für D o k u m e n t e aus der Nürnberger Stadtbibliothek, s. S C H N E I D E R , Handschriften N ü r n berg; für Texte aus dem Nürnberger G N M , s. K U H R A S , Handschriften G N M 1 ; für D o k u m e n t e aus Berlin, S B B - P K , s. D E G E R I N G , Handschriften Berlin III.

324

Anhang

Gattung

Gereimte Regeln

Provenienz des Bandes

St. Katharina

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

Nicht identifiziert

Zeitpunkt der Abschrift

15. Jh.

SBB-PK,

Mgo 137, fol. 115'—Ii 7": Von

Jungfräulichkeit

Initium und Textschluss

Die pusz ist ein hailsamkeit der sei, ein widerpringerin der tugent, ein zerstorerin der sünd, ein awstreiberin der tewffel, ein slos der hell, ein port der himel [...] - [...] Aber di ist mit verdinnüsz, dar zu ist sy nützper, edler, wirdiger, wünnsamer, löblicher, rainner vnd gentzer an seil vnd an leib amen. Maria hilf vns auß not.

Gattung

Traktat

Provenienz des Bandes

St. Katharina

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

Nicht identifiziert

Zeitpunkt der Abschrift

15. Jh.

SBB-PK,

115"—124": Vom Unterschied zwischen

und

Mgo 467, fol.

Reklusen

Ordenspersonen

Initium und Textschluss

Gattung

Aus der nachuolgenden materien mag man auskyssen dy vndirscheyt der clusenerrin vnd der dij do lebin vndir der gehorsam. Augustinus in libro soliloquiorum Goth von dem aus tzu ghen, das ist sterbin [...] - [...] Durch dy gehorsam so wirth vil der togende czu geled, als der weysse spricht: Das saltu allein der togende czu lehen, daz du abeczewst deynen eygenwillen. Traktat

Provenienz des Bandes

Besitzerin: Brigitta Stromerin (Schwester in St. Katharina, reformierte Heilig Kreuz in Regensburg 1483)

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

Nicht identifiziert

Zeitpunkt der Abschrift

15. Jh.

Literatur und Sonstiges

Inhalt des Traktats basiert teilweise auf der Regel des Hieronymus an Eustochium (vgl. unten, StadtBN, Cent. VI, 98, fol. 55-155').

Anhang

SBB-PK,

Mgo 467, fol. 15(r-15V:

Initium und Textschluss

325

Von Keuschheit

Begerist du zu habin dy kewschyt, so saltu merkin drey, dy du habin sollist [...] - [...] messikyt dez gesichte der frawen adir der manh [sie!], von dem l o b Ich ein gelobde gemacht mich [sie!] m e i n e n augin, daz ich icht sehe ein iunckfraw.

Gattung

Kurze B e l e h r u n g

Provenienz des Bandes

Besitzerin: Schwester Brigitta Stromerin

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

N i c h t identifiziert

Zeitpunkt der Abschrift

15. J h .

SBB-PK, Mgo 467, fol. 197-206": des Predigerordens Initium und Textschluss

Deutung des Klostergewands nach Sitte

Selig ist der da hütt sein cleyd. Ist geschribn in dem puch apock am X V I cap. Lyebe swester, dye du treten bist in den dinst gotes, ste in vorcht vnd beraitt dein sele nit zu rwe sunder zu arbait — [...] vnd sprechent mit sand paulus: Ich vnselige, w e r loset mich auss von dem leichnam des gegenwärtigen sterbens, das ich mug lebn mit x p o m e i n e m gemahel.

Gattung

Traktat

Provenienz des Bandes

Besitzerin: Schwester Brigitta Stromerin

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

N i c h t identifiziert

Zeitpunkt der Abschrift

15. J h .

Literatur und Sonstiges

T e x t erwähnt bei STAMMLER, Deutsche Philologie 2, Sp. 9 7 2 .

SBB-PK,

Mgo 501, fol. 157'—171": Was den Jungfrauen zugehört

Initium und Textschluss

Uberschrift: Was den J u n c k f r a w e n zu gehört. Es ist ain frag, waz schuldig sein vnd zu gehör J u n c k f r a w e n vnd war an dye himelkonigin ain pild vnd ain exempel vnd ein spigel hab geben [...] — [...] vnd an den drein stucken stat reinikait, dar vmb ist ir stat der host stat unter den drein staten.

Gattung

Traktat

Provenienz des Bandes

Katharinenkloster N ü r n b e r g

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

N i c h t identifiziert

Zeitpunkt der Abschrift

15. J h .

326

SBB-PK, Mgo 50i,fol. Initium und Textschluss

Anhang

173'-185°: Was Geistlichkeit sei Überschrift: Das ist waz geistlichkeyt sey. Es ist ain frag, waz geistlichait sei, vnd daz rwrt Sant T o m a n vnd schreibt do von die aller schönsten dink [...] — [...] Disse aht ding koren zu ainer leiplichen geistlichen samnung vnd auch gaistlich zu ainer geistllichen samnung in der sele

Gattung

Traktat

Provenienz des Bandes

St. Katharina

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

Nicht identifiziert

Zeitpunkt der Abschrift

15. J h .

Literatur und Sonstiges

D e r Traktat enthält eine Anleitung zum Bau eines Klosters im Herzen (fol. 184 r ff.).

b) Dokumente aus der Lilly Library in Bloomington, Indiana Bloomington, Indiana, Lilly Library, Ricketts Mss 198, fol. V—tl5': Johannes Meyer: Amterbuch Initium und Textschluss

In dem almechtigen ewigen guttigen got meinen aller liebsten geswistrigeten allen geistlichen gutwilligen gehorsamen swestren vnter der phlicht prediger ordens [...]; fol. l v : Ersamen geswistrigeten, ir sond wissen, das der wirdig heilig vater Humbertus, der funfft oberst meister vnss heiligen prediger ordens, in seinem leben gar ein genodenreicher durchleuchter man was [...] fol. 4': Register; fol. 5 r : erstes Kapitel: Einer Priorin vnd irem ampt gehört zu, das sie vor allen dingen fliß hab, daz das geistlich leben zu nem [...] — [...] Hye hat ein ende das ampt buch der swestre von prediger orden, geendet von einem bruder desselben orden von dem Convente von Basel. D o man zalt von der geburt xpi M"cccc°" liiii" an sant Petri vnd sant Paulus oben der heilligen zwelf botten.

Gattung

Belehrung über 2 3 Amter in Frauenklöstern; lockere Ubersetzung und Umarbeitung des , Liter de instructione officialium' von Humbert von R o m a n s auf die Amter in einem Frauenkloster.

Provenienz des Bandes

In St. Katharina geschrieben

Autor und Datierung

Johannes Meyer, 1454

Schreiber/Schreiberin

Zwei Hauptschreiberinnen: Die erste (fol. lr—24v) ist wahrscheinlich „Hand 4 " (s. SCHNEIDER, Handschriften Nürnberg, S. X X V ) , die zweite (fol. 2 5 r - 2 4 4 v ) wurde bislang nicht identifiziert.

327

Anhang Zeitpunkt der Abschrift

1458

weitere Uberlieferungen

Meist zusammen mit dem ,Buch der Ersetzung' in reformierten Frauenklöstern überliefert. Im Einzelnen s. FECHTER, Meyer, Sp. 4 7 7 f.

Literatur und Sonstiges

FECHTER, Meyer, Sp. 477-479. SCHEEBEN, Handschriften I, S. 189-198. Eine Edition dieser Handschrift bereitet Dr. Sarah DEMARIS, Valparaiso University/Indiana, vor, der ich an dieser Stelle herzlich für ihre Auskunft über die Handschrift danken möchte.

Bloomington, Johannes

Indiana,

Lilly Library, Ricketts Mss 198, fol.

Meyer: Buch der

Initium und Textschluss

Gattung

135'—244":

Ersetzung Audi filia et vide et inclina aurem tuam et obliviscere populum tuum [...]. Andechtigen ersamen lieben geswistrigeten in xpo, ir die do sint swestren in den beschlossenen Clöstren [...] — [...] so kere jeder man aber wider zu im selber vnd losse nit ab von dem gutten, daz er in ix wochen gesamnet hat, wond alter schad ist bald ernüwert - bitten auch got für mich, wond ich auch eür gesellenen eine bin gesein. Disparater Inhalt in neun Kapiteln; von Unterweisung (Kap. 1— 2, 6, 8, 10) bis hin zu Chronikmaterial (Kap 3 - 5 , 7, 9).

Provenienz des Bandes

In St. Katharina geschrieben

Autor und Datierung

Johannes Meyer, 1455

Schreiber/Schreiberin

Unbek.

Zeitpunkt der Abschrift

2.

weitere Uberlieferungen

Meist zusammen mit dem ,Amterbuch' in reformierten Frauenklöstern überliefert. Zur Uberlieferung im Detail s. FECHTER, Meyer, Sp. 477 f.

Literatur und Sonstiges

FECHTER, Meyer,

H. 15. Jh.

Sp. 477-479.

SCHEEBEN, Handschriften I,

S. 1 8 9 - 1 9 8 .

c) Dokumente aus der Bayerischen Staatsbibliothek München München,

BSB,

substantialibus

Cgm 6396,

fol. 1"— 63': Humbert

religiosorum (dt.

Initium und Textschluss

von Romans: De tribus votis

Bearbeitung)

Fol. 1V-2V: Register; fol. 3': Diß ist Humbertus epistel. Diß epistel ist von den drei hohwirdigen wesenleichen reten aller geistleicheit vnd von etlichen fügenden. Der gruss vnd div vorred. Das erst capitel. Den kynden der gnad und den miterben der ewigen Seligkeit, meinen allerliebsten geswisterigen, allen geistlichen gehorsampten kinden [...]

328

Anhang — [...] Ist das wir vns selber nit betriegen wollen, so sullen wir die war hait vnd die wort gotz gern hören vnd auch lesen vnd sullen die fleissiglich ervaren und erfundein [sie!], wie und wa wir m ü g e n vnd auch kunnen, vnd Sailen die mit den w e r k e n redlich vnd tapferlich üben vnd Volbringen in der weise vnd maß als v o r beschaiden ist. V n d des h e l f f v n s Jhus, marien sun, durch sein bitter sterben und verdienen. A m e n .

Gattung

Traktat (über die drei geistlichen R ä t e und die D e m u t )

Provenienz des Bandes

Bereits v o r 1 4 2 8 i m Katharinenkloster; S. RUF, M B K III, 3, S. 6 1 3 .

A u t o r und Datierung

Humbert von Romans

Schreiber/Schreiberin

H a n d nicht identifiziert

Zeitpunkt der Abschrift

vor 1 4 2 8

weitere Uberlieferungen

In St. Katharina:

C e n t . I V , 14, fol. 140 RB -L85™. C e n t . V I , 8 5 , fol.

1 4 9 V - 2 2 8 V (Stiftung der Barbara Prucklerin). METSCHKOLL, B i bliotheksbestand, S. 6 2 f . , führte bereits 15 Parallelhandschriften auf. Z u r verbreiteten deutschsprachigen Uberlieferung außerhalb v o n St. Katharina s. GRUBMÜLLER, H u m b e r t , Sp. 3 0 0 f . Literatur und Sonstiges

METSCHKOLL,

Bibliotheksbestand,

S. 5 2 - 7 0 ;

GRUBMÜLLER,

H u m b e r t ; WILLIAMS-KRAPP, Das literarische L e b e n in N b g . , S. 3 2 6 f.

d) D o k u m e n t e aus d e m Stadtarchiv N ü r n b e r g StadtAN,

A 26, Rep. 89/265:

Bericht über die Klostervisitation durch

Eberhard von Kleve Initium und Textschluss

Item i m 18 iar an sant iacobstag mayor war an eine suntag k o m < m e n > der E r w < ü r d i g e > M e i s t < e r > pfinzial Eberhard de Clef, uns getreu hezliebst vat in got, zu uns zu sein visitacio u n < d > hilt nach tisch das erst cap, u n < d > warn seine furgelegte wort: Ir habt heut < g e > s u n g e < n > in d e < m > heilige E w < a n g e l i u m > , ds m a < n > v o n d e m yple helt, ds dy m u t < t e r >

der

zweyer prud J a c o b y und J o h a n n e s pat unsri h < e r > r n , u n < d > do sy k u m < m e n > for den hrn sagt der h < e r > r was wiltu, m e i < n e > [fol. l v ] libe pas?" [...] — [...] S o m a < n > [... ein W o r t unleserlich] unter die kleye mischt, so fressen es di meus. Gattung

2 Predigten und E r m a h n u n g e n

Provenienz des Bandes

St. Katharina

A u t o r und Datierung

Außenaufschrift: Visita i m 1 5 1 8 iar des P r < o v i n z i > a k s > Meister Eberhard v o n Clefe

Schreiber/Schreiberin

Unbek.

Anhang Zeitpunkt der Abschrift

329

1518; notizenhafte Mitschrift zweier Predigten, die Eberhard von Kleve im R a h m e n der Visitation gehalten hat.

e) D o k u m e n t e aus der Stadtbibliothek Nürnberg StadtBN,

Cent.

V, App.

81,fol.

150"—153": Sechs Artikel zu einem

christlichen

Leben Initium und Textschluss

Gattung Provenienz des Bandes

Schreiber/Schreiberin Zeitpunkt der Abschrift weitere Uberlieferungen

Das ist eine kurcze vnterweisung vnd eine lere, wie der mensch sein leben schiken vnd richten sol [...] — [...] so stirbst du wol vnd auch sicher an allen zueifel. Des helf mir vnd dir Jhesus Xpc, Marie sun, amen. Katechetischer Traktat (auch für Laien) Die Handschrift ist eine Schenkung des Nürnberger Dominikaners Matthaeus Weinsperger an die N o n n e Margarethe Vornan (f 1475), d. h. sie ist in den Kontext der cura monialium einzuordnen, wenngleich die in ihr enthaltenen Texte nicht explizit für N o n n e n verfasst wurden. Unbek. 3. V. 15. Jh. In St. Katharina: StadtBN, Cent. VI, 54, fol. 71 r -73 r (von Kunigund Schreiberin eingebracht); Cent. VII, 42, fol. 1—3' (Band war ursprgl. Leihgabe, später Schenkung aus dem Nürnberger Predigerkloster); Cent. VI, 81, fol. 274 r -276 r (von Katharina Tucher eingebracht); Cent. VI, 43 c , fol. 194 v -196 r ; Augsburg, UB, 111.1.8° 49, fol. 148 v -152 v , s. SCHNEIDER, Handschriften Augsburg II/I, S. 638. Außerhalb von St. Katharina: München, BSB, C g m 509, fol. 363"-364 r b und C g m 519, fol. 268vb-269™, s. SCHNEIDER, Handschriften München IV, S. 33 und 50; C g m 831, fol. 4 9 r 52 r , C g m 835, fol. 94 v -99 r , s. SCHNEIDER, Handschriften M ü n chen V, S. 523, S. 542.

Literatur und Sonstiges

Zu Weinsperger (belegt im Nürnberger Predigerkloster 1431— 1473) vgl. BOCK, Predigerkloster, S. 180f.; er schenkte den N o n n e n in St. Katharina außer dieser noch zwei weitere Handschriften (mittelalterliche Signaturen M.XXVII und E.XXXI, beide verloren).

StadtBN,

81, fol.

Cent.

V, App.

Initium und Textschluss

153"-154":

Allegorie vom geistlichen

Kloster

Hie merck von einem geistlichen closter, wie vnd warmit du das in dir pawen vnd machen solt noch Sant Bernharts lere. Ein friedsam hercz ist ein geistlich closter, darinne got selber der apt ist [...]

330

Anhang — [...] vollehertung vnd nit ablaßen in allen tugenden piß in das end ist die frucht, die man ewiklich niessen wird, hie in zeit vnd dort in ewigkeit.

Gattung

Emblematischer Kurztraktat

Provenienz des Bandes

S. oben

Autor und Datierung

Unbek. Die unten angegebene Ausgabe des Textes im G N M trägt die Datierung 1407.

Zeitpunkt der Abschrift

3. V. 15. Jh.

weitere Uberlieferungen

In St. Katharina: StadtBN, Cent. VII, 42, fol. 29'"" (St. Bernhard zugeschrieben; Band war ursprünglich Leihgabe, später Schenkung aus dem Nürnberger Predigerkloster); Cent. VI, 81, fol. 2 7 6 - 2 7 7 ' , (St. Bernhard zugeschrieben, von Katharina T u cher eingebracht), Cent. VI, 43 c , fol. 196"-197'; Augsburg, U B , III. 1 . 8 ° 4, fol. 5 4 - 1 0 9 " (lange Fassung); vgl. SCHNEIDER, Handschriften Augsburg II/I, S. 388. Außerhalb von St. Katharina: Augsburg, SuStB, 2° 160, fol. 137™138 vb , s. SPILLING, Handschriften Augsburg III, S. 98; M ü n chen, B S B , Cgm 255, fol. 82 v -83 v , s. SCHNEIDER, Handschriften München II, S. 157; Cgm 509, fol. 3 6 4 r b - 3 6 5 v \ s. SCHNEIDER, Handschriften München IV, S. 33; C g m 454, fol. 190"-193", s. SCHNEIDER, Handschriften München III, S. 312; C g m 766, fol. 107""; Cgm 831, fol. 52'-56', Cgm 835, fol. 99'-104", Cgm 851, fol. 237"-238', Cgm 861, fol. 6 9 " - 7 1 ' , s . SCHNEIDER, Handschriften München V, S. 290, S. 523, S. 542, S. 693. Cgm 5241, fol. 24'"", s. SCHNEIDER, Handschriften München VI, S. 569f.; Nürnberg, G N M , Hs. 3 3 5 4 7 , fol. 129', hg. v. STAMMLER, Prosa, S. 50., ist auf 1407 datiert.

Literatur und Sonstiges

BAUER, Herzklosterallegorien; DERS., Claustrum animae, S. 23 f. mit weiterer Literatur. STAMMLER, Prosa, S. 50, Nr. 28. Die Allegorie findet sich häufig in Zusammenhang mit dem hier vorangehenden oder dem nachfolgenden Texte überliefert.

StadtBN,

Cent. V, App. 81, fol.

154V-157:

Kurzer Traktat vom rechten

Klosterleben Initium und Textschluss

Nu merck wol. Hie soll ein yeglicher geistlicher mensch, er sey prüder oder suester, eben vnd wol mercken vnd versten vnd auch wissen [...] — [...] vnd also mag er denn mit gotes hilffwol frum vnd selig werden ob er will. Das vns das bescheh vnd widervar, das helff vns Jhesus X p c , Marien sun, amen.

Gattung

Traktat

Provenienz des Bandes

S. oben

Autor und Datierung

Unbek.

Zeitpunkt der Abschrift

3. V. 15. Jh.

Anhang weitere Überlieferungen

In St. Katharina:

331

StadtBN, C e n t . V I I , 42, fol. 2 9 v - 3 1 v (Band war

ursprgl. Leihgabe, später Schenkung aus dem Nürnberger P r e digerkloster); C e n t . VI, 43% fol. 1 9 7 r - 1 9 8 r . Außerhalb

von St. Katharina:

M ü n c h e n , B S B , C g m 2 5 5 , fol. 83™,

s. SCHNEIDER, Handschriften M ü n c h e n I I , S. 157; C g m 4 5 4 , fol. 191 V —193 r , s. SCHNEIDER, Handschriften M ü n c h e n III, S. 3 1 2 ; C g m 5 0 9 , fol. 3 6 4 r b - 3 6 5 v b , s. SCHNEIDER, Handschriften M ü n chen IV, S. 3 3 ; C g m 8 3 1 , fol. 5 2 r - 5 6 r , C g m 8 3 5 , fol. 9 9 r - 1 0 4 r , s. SCHNEIDER, Handschriften M ü n c h e n V , S. 5 2 3 , S. 5 4 2 . Literatur und Sonstiges

T e x t häufig in Kombination mit der ,Allegorie

vom

geistlichen

Kloster' überliefert. Alle drei vorher genannten D o k u m e n t e befinden sich in der selben R e i h e n f o l g e in C e n t . V I , 43 c , fol. 1 9 4 v - 1 9 8 r . Auch der folgende B r i e f Eberhard Mardachs wird in C e n t . V I , 43°, fol. 2 7 4 " - 2 8 2 v überliefert.

StadtBN, Cent. V, App. 81, fol. 157-175": Initium und Textschluss

Eberhard Mardach: Sendbrief

Das ist ein abgeschrift eins briefs, den ein geistlicher peichtvater gesent hat seinem geistlichen kind in ein closter, vnd die materie ist von warer sicherer andacht. [...] M e i n liebs kind, wilt du gern paid vnd schier an groß mü vnd arbeit ein rechter warer andechtiger, gotlebender, gerechter mensch vnd gotes freund werden - [...] als oft du selb wilt, als in dißer lere vor mercklich ist b e scheiden vnd gesagt. D o m i n u s Ihc sit cum spiritu tuo amen.

Gattung

Brief

Provenienz des Bandes

S. oben

Autor und Datierung

Eberhard Mardach (von 1 4 2 5 - 1 4 2 8 Prior im Nürnberger D o minikanerkloster); geschrieben 1 4 2 1 / 2 2 .

Zeitpunkt der Abschrift

3. V . 15. J h .

weitere Uberlieferungen

In

St. Katharina:

SatdtBN,

C e n t . VI,

43",

fol.

274"-282v;

C e n t . V I , 43"', fol. l r - l l v ; C e n t . V I , 100, fol. 7 1 v - 8 9 r ( =

Ab-

schrift aus dem Entstehungsjahr); C e n t . V I I , 12, fol. l ' - 2 0 r (Abschrift datiert auf 1464). Außerhalb

von St. Katharina:

Augsburg, U B , cod.

Oettingen-

Wallerstein III. 1 . 2 ° 4, fol. 9 9 ™ - l 0 4 " ; B e r l i n , S B B - P K , M g q 174, fol. 1 2 1 v - 1 3 1 v ; M g q 4 9 6 , fol. 8 4 ' - 9 9 ' ; M g q 1 1 3 0 , fol. l ' - 8 v ; M g o 3 7 8 , fol. 1 4 5 r - 1 5 7 v ; Colmar, StadtB, cod. 2 6 8 , (Cat. 2 1 0 ) , fol. 2 4 3 r - 2 5 6 v ; E g e r (Cheb) Franziskanerkloster, cod. 4 5 / 3 3 0 , fol. 3 7 4 r - 3 8 7 r ; Karlsruhe, Bad. L B , St. Peter pap. 19, fol. 8 6 r - 1 0 4 r ; M ü n c h e n , B S B , C g m 4 8 2 , fol. 5 r - 1 9 r ; C g m 7 5 0 , fol. 4 9 r - 5 8 r ; C g m 8 3 0 , fol. 4 8 r - 6 0 r ; C g m 5 2 2 6 , fol. 2 1 5 r - 2 2 6 v ; Prag, U B , cod. X V I G 33 b , fol. 5 2 r - 7 0 v ; St. Gallen, Stiftsbibl., cod. 1 0 1 4 , S. 8 3 - 1 1 6 ; W i e n , cod. 1 2 7 8 7 , fol. 2 7 2 ' - 2 8 2 v .

332

Anhang

L i t e r a t u r u n d Sonstiges

WILLIAMS-KRAPP, M a r d a c h ; D E H S . , „ D i s e d i n g " . FROMM, m i t t e l h o c h d e u t s c h e Ü b e r s e t z u n g , S. 2 9 . B e i d e m B r i e f h a n d e l t es sich u m ein D o k u m e n t , das i m R a h m e n d e r L i t e r a t u r d i s t r i b u t i o n u n t e r reformierten Frauenklöstern tradiert w u r d e .

StadtBN,

Cent.

V, App.

Initium u n d Textschluss

81,fol.

175"-18&:

Lehre für

Geistliche

D i ß ist e i n e h e i l s a m e lere allen geistlichen m e n s c h e n , w i e sie f r u c h t p e r l i c h süllen l e b e n in d e m closter [...] -

[...] d i e d o v o n g e t r ö ß t u n d g e p e ß e r t w e r d e n v n d g e s t e r c k t

w e r d e n in g e i s t l i c h e m l e b e n a m e n . Gattung

Traktat

P r o v e n i e n z des B a n d e s

S. o b e n

Autor und Datierung

Unbekannt

Z e i t p u n k t der Abschrift

3. V . 15. J h .

weitere Überlieferungen

In St. Katharina:

StadtBN,

81, fol.

Cent.

V, App.

Initium u n d Textschluss

S t a d t B N , C e n t . V I , 43", fol. 2 3 9 v - 2 4 5 r .

193'—207": Allegorie vom geistlichen

Wagen

N v n zu b e r e i t e n e i n e n geistlichen w a g e n ist nit n o t alle d i n g , die zu e i n e m w a g e n g e h ö r e n , h i e g e i s t l i c h e n a u ß z u l e g e n [...] - [...] D e r h e r r d i c h a l w e g e r h ö r t an alles n e i n , f ü r w e n d u pitest in r e c h t e r lieb v b e r e i n . D a s v e r l e i c h vns, h e r r Ihesus X p c , d u r c h das e w i g g u t , das d u selbs pist, a m e n .

Gattung

E m b l e m a t i s c h e r T r a k t a t ü b e r die l e t z t e n D i n g e

P r o v e n i e n z des B a n d e s

S. o b e n

Autor und Datierung

A u t o r unbekannt; nach 1450

Z e i t p u n k t der Abschrift

3. V . 15. J h .

weitere Überlieferungen

In St. Katharina:

S t a d t B N , C e n t . V I , 6 1 , fol. 2 6 v - 3 1 ' ; A u g s b u r g ,

Ü B , 111.1.8° 4, fol. 1 2 3 r - 1 2 5 r , vgl. SCHNEIDER, H a n d s c h r i f t e n A u g s b u r g I I / I , S. 3 9 0 . Nicht sicher aus St. Katharina:

S t a d t B N , C e n t . V I , 6 1 , fol. 2 6 v -

r

31 . Außerhalb

von

St. Katharina:

Augsburg,

UB,

111.1.4° 6, fol.

1 6 2 - 1 6 4 ' (unvollst.), M ü n c h e n , B S B , C g m 3 9 3 , fol. 9 6 r - 1 0 8 v , s. SCHNEIDER, H a n d s c h r i f t e n M ü n c h e n III, S. 139; C g m fol.

244-251',

s. SCHNEIDER,

Handschriften

690,

M ü n c h e n IV,

S. 4 2 7 ; St. G a l l e n , Stiftsbibl. c o d . 9 6 4 , S. 2 3 7 - 2 5 4 . D i e Ü b e r l i e f e r u n g ist ü b e r w i e g e n d b a y e r i s c h - n ü r n b e r g i s c h u n d s t a m m t aus d e r 2. H ä l f t e des 15. J a h r h u n d e r t s . L i t e r a t u r u n d Sonstiges

R U H , D e r geistliche W a g e n . D e r T r a k t a t richtet sich p r i m ä r an K l o s t e r m e n s c h e n , e r k e n n b a r an d e r A r t u n d W e i s e , w i e das V e r h a l t e n v o n W e l t p e r s o n e n m i t d e m A n g e h ö r i g e r des geistlichen Stands v e r g l i c h e n w i r d (s. fol. 1 9 3 v - 1 9 4 ' ) u n d a n P a r t i e n des

Anhang

333

gereimten Gebets am Ende, die Kritik an nicht reformierten Orden und die Bitte enthalten, Christus möge den Dienern und Dienerinnen helfen, ihren Orden zu tragen.

StadtBN, Cent. VI, 43b,fol. Initium und Textschluss

17-19:

Geistliche Belehrung

Nun hebt sich an ein gar merckliche nucze 1er, wie ein yder mensch vnd sunderlich die geistlichen geordent sullen sein [...] — [...] wan sy sein mer not vnd sicherer vnd nuczer denn die vorgeschriben vbung, die alleyn an die nit genung sein zu dem ewigen leben. Diese nucze 1er hat ein end, got vns allzeit sein gnad send, die wart geben zu peserung von einem andechtigen gelerten im gnadenreichen yar anno M ° C C C C ° L .

Gattung

Traktat

Provenienz des Bandes

Im Katharinenkloster geschrieben

Autor und Datierung

Ulrich Horant, Kustos am Heilig-Geist-Spital, Nürnberg, 1450

Schreiber/Schreiberin

Klara Löffelholzin (seit 1465 im Konvent, f 1527)

Zeitpunkt der Abschrift

2. H. 15. J h .

weitere Uberlieferungen

Außerhalb

von St. Katharina:

Cod. 4 5 / 3 3 0 ,

Franziskanerkloster Eger (Cheb),

fol. 3 5 1 r - 3 5 5 r ; Berlin, S B B - P K ,

Mgq

1133,

fol. 1 6 v - 2 0 r (nennt als Entstehungsort Nürnberg und datiert auf 1450); München, B S B , C g m 447, fol. 9 8 ' - 1 0 3 r , C g m 482, fol. l r - 5 r ; s. SCHNEIDER, Handschriften M ü n c h e n III, S. 2 9 0 , S. 420; in C g m 5 9 2 6 , fol. 1 9 5 r - 1 9 8 r wird der Traktat einem „Magister Ulricus custos novi hospitalis" zugeschrieben. In C g m 7 5 0 , fol. 45'—48", wird als Entstehungsort Nürnberg um 1450 genannt; Kustos des Heilig-Geist-Spitals war zu dieser Zeit U l rich Horant, erwähnt in StadtBN, Cent. II, 30. Literatur und Sonstiges

RUH, Der .Frankfurter', S. 2 0 8 . DERS., Bonaventura deutsch, S. 173.

StadtBN, Cent. VI, 43b, fol. 2 V-24": Nikolaus von Nürnberg: Predigt zur Einsegnung einer Schwester Initium und Textschluss

Sermon wenn man eine einsegent oder gehorsam thut. Nycolaus kartheuser meigister. Exulta satis filia Syon [...] — [...] der auch vnser ewiger Ion sol sein, der lebt und herschet mit got dem vater vnd dem heilligen geist ymmer und ewigklich, ein warer got, amen.

Gattung

Predigt (Anlass: Profess einer Klosterfrau)

Provenienz des Bandes

Im Katharinenkloster geschrieben

Autor und Datierung

Nikolaus von Nürnberg, 1455

Schreiber/Schreiberin

Klara Löffelholzin (seit 1465 im Konvent, f 1527)

Zeitpunkt der Abschrift

2. H. 15. J h .

334 weitere Überlieferungen

Anhang In St. Katharina: StadtBN, Cent. VI, 60, fol. 2 7 6 - 2 8 2 " . Außerhalb von St. Katharina:

München, BSB, Cgm 750, fol.

100'-105 R (Handschrift aus dem Augustinerchorfrauenkloster Pillenreuth), Berlin, SBB-PK, Mgq 1133, fol. 40"-43 R ; Mgq 1929, fol. 1 5 - 1 8 ' . SBB-PK, Mgq 1929, fol. 15R-18R (aus dem Dominikanerinnenkloster Medingen nach Nürnberger Vorlage)Literatur und Sonstiges

MORVAY/GRUBE: Predigtbibliographie, T 174. Zum Autor: WILLIAMS-KRAPP: Nikolaus von Nürnberg. Textausgabe: Nach München, BSB, Cgm 750, gedruckt bei LAMPRECHT, Mönch Nikolaus, S. 120-126.

StadtBN, Cent. VI, 43b,fol. Initium und Textschluss

24"-42": Lob des Klosterlebens

Hie ist geschoben ein loblicher tractat von dem lob eins clösterlichen lebens, wy das closter geleich ist dem ofen zu Babilonia [...]. Dye gotlich stime rüffet vnd schreiet, daz nymant sein hoffnung secz yn die dinck der werlt [...]

Gattung

— [...] vnd von der weiß, wy du dich solt halten nach der saczung yn der heilligen geistlikeit, pin ich sweigen, wann es nit not ist amen. Hie hat dißer tractat von dem lob der geistlichen wonung ein end, got all unsern kumer in frewd wend. Traktat

Provenienz des Bandes

Im Katharinenkloster geschrieben

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

Klara Löffelholzin (seit 1465 im Konvent, f 1527)

Zeitpunkt der Abschrift

2. H. 15. Jh.

weitere Uberlieferungen

In St. Katharina: StadtBN, Cent. VI, 53, fol. 57 r -71 r (= evtl. Textvorlage; vgl. unten, S. 346f.). Außerhalb von St. Katharina: München, BSB, Cgm 750, fol. 2 3 3 - 2 5 2 " , Handschrift aus Augustinerchorfrauenkloster Pillenreuth, s. SCHNEIDER, München V, S. 253 f.; Berlin, SBB-PK, Mgq 1929, fol. 1—14" (Handschrift aus dem Medinger Dominikanerinnenkloster).

Literatur und Sonstiges

Die drei zuletzt aufgeführten Texte aus Cent. VI, 43 b finden sich in Cgm 750, einer Handschrift der Anna Ebin aus dem Augustinerchorfrauenkloster Pillenreuth, wieder sowie in Berlin, SBB-PK, Mgq 1929, einer Sammelhandschrift, die aus St. Katharina nach Medingen ins Dominikanerinnenkloster (1472 von St. Katharina aus reformiert) gelangte (s. BECKER, Verzeichnis, S. 49.) Sie sind Bestandteil der Literaturdistribution unter reformierten Frauenkonventen. Zur Abhängigkeit von Cgm 750 und Texten aus St. Katharina vgl. RINGLER, Offenbarungsliteratur, S. 50—52. Die Handschrift Cgm 750 wird beschrieben bei RUH, Bonaventura deutsch, S. 172-174.

Anhang StadtBN,

Cent.

VI, 43k,fol.

Initium und Textschluss

69-83':

Drei Lehren für

335 Jungfrauen

Ir junckfrawen, lobet vnd danckt got vmb seiner besunder genad, die er an ewch hat gelegt [...] — ... daz scholt du auch thun vnd scholt den peßern teil außerwelen, das ist die kewscheit. [fol. 69'—72r] Ein ander spigel der junckfrawen. Jhs, Maria kint, der ein gespons vnd ein prewtigam ist aller reinen herczen [...] — [...] vnd der werden junckfrawn Maria allen engein vnd allen heiligen zu er piß an ir end, des helf dir got der vater vnd der sun vnd der heilig geist amen. [fol. 72'-78 v ] Sanctus Thomas spricht: Wiltu wissen, ob du ab oder czunemst in der lib gotes, das prüff daran [...] — [...] wann mir geprist von dieser wirdigen tugent zu reden. Dovon hab von der kleinen lere ein genung, die ich dir gethan hab. [fol. 78 v -83 r ]

Gattung

Traktate

Provenienz des Bandes

Im Katharinenkloster geschrieben

Autor und Datierung

Unbekannt; 14. Jh. oder früher

Schreiber/Schreiberin

Hand nicht identifiziert

Zeitpunkt der Abschrift

2. H. 15. Jh.

weitere Uberlieferungen

Die zweite der drei Lehren findet sich auch in StadtBN, Cent. VI, 59, fol. 218 v -224 v und war vermutlich schon vor der R e f o r m Bestand der Bibliothek (s. RUF, MBK III, 3, S. 625).

Literatur und Sonstiges

Datierung der Niederschrift von Cent. VI, 59, fol. 218 v -224 v anhand des Wasserzeichens: 1352-53; s. BRIQUET, Les Filigranes II, 5113; wahrscheinlich haben wir es bei allen drei Lehren mit Texten aus dem 14. Jh. zu tun, die in der Reformperiode wieder kopiert wurden.

StadtBN,

Cent.

VI, 43', fol.

Initium und Textschluss

Gattung Provenienz des Bandes

19&-204':

Allegorie von der geistlichen

Geißel

In dem namen Jhesu Xti amen. Diß ist ein geistlich geisel, domit sich ein iglicher mensch all tag geiselen sol [...] - [...] daz ist ertötung der sünd vnd der vntugend vnd aller pöser vnordenlicher begerung. Daz wir daz vermügen, des helff vns Xps Jhs, Marie der adellichen junckfrawen sun, amen. Emblematischer Traktat Schenkung einer Jungfrau Barbara Prucklerin an das Katharinenkloster; im Predigerkloster geschrieben und gebunden. Unbekannt; K. RUH vermutet Entstehung im

Autor und Datierung

R a u m ; frühest datierte Uberlieferung 1421.

Schreiber/Schreiberin

itialen C. Ff. (s. fol. 136r und 226 v ).

Nürnberger

Geschrieben von einem Nürnberger Predigerbruder mit den In-

336

Anhang

Zeitpunkt der Abschrift

Unter allen uns bekannten Namen aus dem Dominikanerkloster kommt für die Initialen C. Ff. lediglich der Name des Buchbinders Konrad Forster in Frage. 1454 und später

weitere Uberlieferungen

In St. Katharina: StadtBN, Cent. VI, 54, fol. 34'-44 v (von K u nigund Schreiberin ins Kloster gebracht); Berlin, SBB-PK, Mgo 137, fol. l'-18 v . Außerhalb von St. Katharina: Berlin, SBB-PK, Mgq 166, fol. 353 v - 360', Mgq 1130, fol. 18 v -25', Mgq 1929, fol. 164'-172 v ; Klagenfurt, Bisch. Arch., cod. X X X e7, fol. 186 v -202' (schwäbisch, datiert 1421); München, BSB, C g m 411, fol. l v - l l " , s. SCHNEIDER, Handschriften München III, S. 193; C g m 784, fol. 7 8 - 8 3 ' , s. SCHNEIDER, Handschriften München V, S. 336; St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. 1915, fol. 65'-71'; Zürich, Zentralbibl., cod. C 162, fol. 282"-293 v .

Literatur und Sonstiges

RUH, ,Eine geistliche Geißel'; LENTES, Andacht und Gebärde, S. 59-61. Es werden v. a. monastische Tugenden angesprochen. Wahrscheinlich wurde der Traktat für Klosterinsassen verfasst. Die Uberlieferung erfolgte insbesondere in Frauenklöstern.

StadtBN,

Cent.

VI, 43% fol. 205'-208r:

Christi Leiden nach den

Tagzeiten

Initium und Textschluss

Hie soltu merken von den siben Zeiten vnd die ding, die Jhus Xps in ieder zeit besunder hot gelitten. Die metten. Jhesus ward in der nacht geporn von Maria [...] — [...] vnd also sein diß die rechten siben stund und zeit, die man eren und begen sol zu gedechtnüs des leidens Jhu Xpi.

Gattung

Traktat

Provenienz des Bandes

S. oben

Autor und Datierung

Unbekannt

Schreiber/Schreiberin

Nürnberger Predigerbruder mit den Initialen C. Ff.

Zeitpunkt der Abschrift

1454

StadtBN,

Cent.

VI, 43', fol.

und fol. 241: Reimsprüche für Incipits

196", fol.

198'-'', fol. 204"-205',fol.

Klosterleute

Wiltu noch vast höher steigen in ein closter soltu dich neigen [...] Clostermensch merck gar eben, wie du fürest dein Leben [...] Diß wil ich closterleuten sagen vnd die priester dovon nit jagen [...] Closterleuten gehört zu daz sy sich beschawen spat und fru [...]

20$

Anhang

337

Gattung

Reimsprüche im Paarreim; Schreiberverse

Provenienz des Bandes

S. oben

Autor/Ubersetzer und

Es handelt sich wahrscheinlich u m Schreiberverse, eine kreative Methode des Schreibers zum Thema des auf den Vers folgenden Textabschnitts hinzufuhren. Thematisch sind die Verse jedenfalls immer auf den nachfolgenden Textabschnitt bezogen. Für den Schreiber als Autor der Reimverse spricht die Form, in die er seinen Schreibervermerk kleidet: „Diß puch ist geschriben worden von eim prüder prediger orden hin in der stat zu Nüremberg. Got helf vns vif der selikeit weg. Sein namen hat er nit genant. Er ist sust wolbekannt" [fol. 236"]. Nürnberger Predigerbruder mit den Initialen C. Ff. 1454

Datierung

Schreiber/Schreiberin Zeitpunkt der Abschrift weitere Uberlieferungen

StadtBN, des Leidens

Cent.

Keine, auch wenn die Traktate, die die Sprüche einleiten, häufiger überliefert sind.

VI, 43', fol. 208'-214':

Lehre über die

Betrachtung

Christi

Initium und Textschluss

Hienach volgt ein gut 1er von der betrachtung dez leidens Jhesu Xpi. In dem namen vnsers lieben herren Jhu Xpi amen. Es ist zu wissen vnd zu merken, daz man daz wirdig vnd vnschuldig leiden vnsers herren Jhu Xpi in mangerley weis vnd Ordnung bedencken vnd betrachten mag [...] — [...] dez helff vns der selbig herr Jhs Xps durch sein reine keusche muter, der daz swert dez leidens ir sei durchstach vnd durchging amen. Nachtrag: Merck zu den leczsten zweien stücken [...], wenn die zu wercken werden, kumpt man zu den leczsten zweien mit der hilfFXpi der gelobt sey ymmer ewiclich amen.

Gattung

Anleitung zur Passionsbetrachtung

Provenienz des Bandes

S. oben

Autor und Datierung

Ps.-Bonaventura, Stimulus amoris I, 6 (anonyme schung)

Schreiber/Schreiberin

Nürnberger Predigerbruder mit den Initialen C. Ff.

Zeitpunkt der Abschrift

1454

Verdeut-

338

StadtBN,

Anhang

Cent. VI, 43', fol. 214'—215" Allegorie vom geistlichen Krapfen

I n i t i u m u n d Textschluss

W i e m a n e i n e n geistlichen k r a p f e n süll p a c h e n in d e r vasnacht diser w e r l t v o r v n s e r m e n d . W e i h e r m e n s c h wöll in der vasnacht diser w e r l t e i n e n k r a p f e n m a c h e n o d e r p a c h e n v n d in schicken seim allerliebsten g e m a h e l j h u X p o [...] — [...] s u n d e r sie w i r t m i t i m frölich h e r s c h e n in seins vater reich in d e m e w i g e n leben. D o r z u helff vns X p s J h u s a m e n .

Gattung

Allegorischer T r a k t a t

P r o v e n i e n z des B a n d e s

S. o b e n

Autor und Datierung

J o h a n n e s E s c h e n b a c h (vgl. C e n t . VII, 34, fol. 1 7 8 v - 1 8 1 r , die f r ü h s t e U b e r l i e f e r u n g aus der 1. H . des 15. Jhs. in einer u r sprünglich selbständigen H a n d s c h r i f t , die 1428 v o n S c h ö n e n steinbach n a c h N ü r n b e r g k a m : Sie enthält die A n g a b e , J o h a n n e s E s c h e n b a c h h a b e d e n T e x t in N ü r n b e r g gepredigt). Bei d e m hier v o r l i e g e n d e n T e x t h a n d e l t es sich nicht u m die u r s p r ü n g l i c h e , s o n d e r n u m eine e r w e i t e r t e Fassung.

Schreiber/Schreiberin

N ü r n b e r g e r P r e d i g e r b r u d e r m i t d e n Initialen C . Ff.

Z e i t p u n k t d e r Abschrift

1454

weitere Uberlieferungen

ursprüngliche, kürzere In St. Katharina:

Fassung:

S t a d t B N , C e n t . VI, 46 c , fol. 175 v (unvollst.);

C e n t . V I , 100, fol. 2 1 3 r - 2 1 6 r ; C e n t . VII, 34, fol.

178v-181r;

C e n t . VII, 35, fol. 209 r ~ v (frühste U b e r l i e f e r u n g ; in a l e m a n nischer M u n d a r t ; aus d e m Besitz d e r Katharina v o n M ü h l h e i m , ehemals S c h w e s t e r in S c h ö n e n s t e i n b a c h ) . Außerhalb von St. Katharina: Berlin, S B B - P K , M g o 590, fol. 9 3 r 96'; D o n a u e s c h i n g e n , c o d . 267, fol. 1 0 6 " ; L o n d o n , British L i b rary, c o d . A d d . 2 5 0 8 9 , fol. 93 r v; M ü n c h e n , BSB, C g m 454, fol. 171"" ( R e b d o r f ) , s. SCHNEIDER, H a n d s c h r i f t e n M ü n c h e n II, S. 3 1 1 ; C g m 841, 2 2 0 r (fragmentarisch; R e b d o r f ) , s. SCHNEIDER, H a n d s c h r i f t e n M ü n c h e n IV, S. 581; Basel, U B , c o d . A V . 3 3 , fol. 20 v . Vorliegende, erweiterte Fassung: Karlsruhe, LB, cod. St. Blas. 76, 3 9 5 r - 4 0 0 r ; A u g s b u r g , U B , cod. 111.1.4° 8, fol. 1 3 6 r - 1 4 1 r . Literatur u n d Sonstiges

R U H , ,Geistlicher Fastnachtskrapfen'; LADISCH-GRUBE: E s c h e n bach; zu U r s p r u n g u n d E i n o r d n u n g spätmittelalterlicher

Kü-

c h e n l i t e r a t u r s. SCHMIDT, E r b a u u n g s l i t e r a t u r , S. 4 5 2 - 4 5 4 . D i e T h e m a t i k legt n a h e , dass d e r T e x t f ü r F r a u e n b e s t i m m t w a r . A n h a n d der U b e r l i e f e r u n g n i m m t K. R U H an, der T e x t sei i m Elsaß e n t s t a n d e n , ü b e r die R e f o r m in St. Katharina n a c h N ü r n b e r g gelangt u n d h a b e d o r t b e s o n d e r e n A n k l a n g g e f u n d e n .

StadtBN,

Cent. VI, 43', fol. 215v-219":

I n i t i u m u n d Textschluss

Vom geistlichen Krautgärtlein,

V

215 : Schreiberverse: W i l t u daz der k r a p f f b a ß smeck,

Verse

339

Anhang Dein hend in das wurczgertlein reck [...]. Hie hebt sich an ein veins krautgertlein. Got helffvns allen mit lust dorein. 216': Ein zartz veins krautgertlein, D o der junckfrawen kint kumt mit lust ein [...]. — [...] Daz vns dasselb muß geschehen, So süllt ir alle amen iehen. Gattung

Allegorie in Reimform

Provenienz des Bandes

S. oben

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

Nürnberger Predigerbruder mit den Initialen C. Ff.

Zeitpunkt der Abschrift

1454

weitere Uberlieferungen

Erfolgreichste deutschsprachige geistliche Gartenallegorie; insg. 11 deutsche und eine lat. Uberlieferung; aufgeführt bei SCHMIDTKE, Dingallegorische Erbauungsliteratur, S. 48-53. Parallelabdruck aus vier Handschriften (nicht diese) bei SCHMIDTKE, a.a.O., S. 550-563. BARTSCH, Erlösung, S. XLIIf.; STAMMLER, Wort und Bild, S. 109.

Literatur und Sonstiges

StadtBN,

Cent.

von dreierlei

VI, 43', fol. 265"-274"-Johannes

Nider: Predigt

Eheleuten

Initium und Textschluss

Von dreyen staten elicher lewt. Johanns Nyder, meister der heiligen geschrift, prediger ordens. Brüder, die czeit ist kurcz, vnd darumb furbaz die frawen haben süllen sein als ob sie kein haben - [...] o sun vnd Spiegel des veterlichen glancz, dein ewig weißheit teyl mit vns, o heiliger geist, gib lieb vnd gnad vns ewiglich amen.

Gattung

Ehepredigt

Provenienz des Bandes

S. oben

Autor und Datierung

Johannes Nider; zirca 1430 (in der Berliner Handschrift ist diese Predigt zusammen mit Predigten überliefert, die Nider auf dem Basler Konzil gehalten hat).

Schreiber/Schreiberin

Nürnberger Predigerbruder mit den Initialen C. Ff.

Zeitpunkt der Abschrift

1454

weitere Überlieferungen

Außerhalb von St. Katharina: Berlin, SBB-PK, Mgq 1593, fol. 217—227"; München, BSB, C g m 3891, fol. 130"-l36 r l > , vgl. SCHNEIDER, Handschriften München V, S. 438; Augsburg, U B , 111.1.4° 8, fol. 142 r -168 r , s. SCHNEIDER, Handschriften Augsburg II/I, S. 265.

Literatur und Sonstiges

KARTSCHOKE (Hg.), Ehelehren, S. 147f.; SCHNELL, Peuntner, S. 166; HILLENBRAND, Nider. Die Predigt aus Berlin, SBB-PK, Mgq 1593, ist abgedruckt in: HANSEN, Hexenwahn, S. 4 3 7 444.

340

Anhang

Anmerkung zu Schreiber und Stifterin von Cent. VI, 43': Die Stifterin Barbara Prucklerin stiftete dem Konvent außer dem Band Cent. VI, 43 e noch zwei weitere Handschriften: Cent. VI, 85 und Cent. V I , 97. Sie sind von gleicher Hand wie Cent. VI, 43 e geschrieben. Keiner der Bände ist mit einer mittelalterlichen Bibliothekssignatur versehen. Alle drei tragen einen nahezu identischen Stiftungsvermerk im inneren Vorderdeckel: „Daz puch gehoert in daz closter zu sant Katherina prediger orden in Nürmberg, hat vns geben junckfraw Barbara Prucklerin vnd hat begert, das es man albegen in unserm conwent sol b e l e < i > b e n lassen. Daz hat man ir zugesagt. Pit got für ir sei."

Es ist denkbar, dass die drei Bücher für den persönlichen Gebrauch der Prucklerin im Predigerkloster angefertigt worden waren, und sie sie später dann an St. Katharina abgegeben hat. Für diese Möglichkeit spricht z. B . die Thematik der enthaltenen Ehepredigt des Johannes Nider. Denkbar wäre aufgrund des Zuschnitts diverser Reimsprüche auf geistliche Personen durch den Schreiber allerdings auch, dass die Stifterin die Handschriften nicht für sich, sondern gleich flir die Klosterfrauen schreiben ließ, bzw. als bereits fertiggestellte Handschrift kaufte, mit der Absicht sie sofort an St. Katharina weiterzuleiten. Die Stiftung einer Handschrift, die auf solche Art praktiziert wurde, liegt beispielsweise in München, B S B , C g m 6396 vor. Hier versuchten die Stifter und der Dominikaner gemeinsam sogar den Umgang mit dem gestifteten W e r k zu bestimmen. Der Stiftervermerk auf der vorderen Innenseite des Buchdeckels lautet: „Gedenkt durch got eins heinrichs vnd annen, seiner edel hausfrawen, die diß buch disem kloster hot geschickt also mit der beschaidenheit, daz man es dem Convent zu tisch oder zu capitel gancz mitainander auslese alle iar zu zweien maln zum aller minsten. Dorzu daz man daz auch icklicher frawen vnd swester leihen zu lesent oder zu ob zeschreiben weih das begert als oft und als dick sy wil on geverd. Man sol auch diß buch mit nichte hin geben noch verandern von dem kloster in kain weiß überal. Also hot es die obgenant fraw geschikt und geordent dem kloster und nicht anders."

Die Handschrift München, B S B , C g m 6 3 9 6 , besteht zum größten Teil aus einer deutschen Ubersetzung des ,De tribus votis substantialibus religiosorum' von Humbert von Romans, einem Text, der den Nonnen von Vertretern der R e f o r m b e w e gung zur Lektüre empfohlen wurde. 3 Der Inhalt des gestifteten Bands ist also aller Wahrscheinlichkeit nach durch den an der Stiftung mitwirkenden Predigerbruder bestimmt, und auch bei der Anweisung über die Häufigkeit, mit der der T e x t gelesen werden soll, muss von seiner Beteiligung ausgegangen werden. Eine regelmäßige Verwendung des Textes liegt nun wieder auch im Interesse der Stifter und Stifterinnen, da der wiederholte Gebrauch sie auch auf ein häufiges Gedenken hoffen lässt. Da jenes Gedenken an die Stiftenden auch über deren T o d hinaus gesichert bleiben soll, vermerken das oben genannte Ehepaar und Barbara Prucklerin, dass die von ihnen gestifteten Bücher das Kloster nicht verlassen dürfen. 3

Vgl. oben, S. 89f. und S. 97.

Anhang

341

F ü r e i n e A b s p r a c h e b e z ü g l i c h des Inhalts b e i d e n S t i f t u n g e n d e r P r u c k l e r i n m i t d e m u n s lediglich ü b e r die I n i t i a l e n C . Ff. b e k a n n t e n S c h r e i b e r u n d e i n e gezielte A u s w a h l d e r T e x t e in C e n t . V I , 43 c a u f geistliche P e r s o n e n h i n s p r i c h t ebenfalls, dass w i c h t i g e T e x t e des U n t e r w e i s u n g s p r o g r a m m s aus C e n t . V I , 43 e in C e n t . V , A p p . 81, e i n e r S c h e n k u n g des P r e d i g e r m ö n c h s M a t t h i a s W e i n s p e r g e r a n d i e N o n n e M a r g a r e t e V o r n a n , e n t h a l t e n sind. Es h a n d e l t sich h i e r b e i u m die T r a k t a t e : 6 Artikel Kurzer

Traktat

zu einem christlichen Lehen, Allegorie vom geistlichen

vom rechten Klosterleben,

den Brief eines Beichtvaters

an sein geistliches Kind u n d d i e Lehre für Geistliche. W i r k ö n n e n d a h e r d a v o n a u s g e h e n , dass die g e n a n n t e n T e x t e i n C e n t . V I , 43 e d e m e n t s p r e c h e n , w a s m a n i m P r e d i g e r k l o s t e r f ü r e i n e s i n n v o l l e u n d a n g e m e s s e n e L e k t ü r e f ü r N o n n e n in St. K a t h a r i n a hielt.

StadtBN,

Cent.

VI, 43', fol. 232'-260':

Initium und Textschluss

Gattung

Predigt über die

Jungfräulichkeit

Sancti spiritus assit nobis gracia. Jhesum Xpm, Marie sun, dy plum der raynikayt vnd der prun aller keuschhait [...] Es sind drey gestalt der tugent [...] — [...] er ist geporen von der raynikait, der sy wil mit besunder belonung kron ewiclich. Das verleyh euch Jhesus Xpus genediclich amen. Predigt

Provenienz des Bandes

In St. Katharina geschrieben

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

Schreiberin der gesamten Handschrift: Kunigund Niklasin im Jahr 1446 (s. fol. 313 v ); korrigiert von Bruder Hans Vend (s. fol. 284 r ). 1446

Zeitpunkt der Abschrift Literatur und Sonstiges

StadtBN,

Cent.

Z u m Korrektor Hans Vend s. unten (bei Cent. VI, 58, fol. 281-291') und SCHNEIDER, Handschriften Nürnberg, S. 197.

VI, 43', fol. 26Cf-263":

Initium und Textschluss

ÜberJungfräulichkeit

Das aber Jhesus Xpus dy junkfrewlichkayt gar ser lib hab [...] — [...] dy da weist zu dem sal der ewigen selikayt.

Gattung

Traktat

Provenienz des Bandes

In St. Katharina geschrieben

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

Schwester Kunigund Niklasin

Zeitpunkt der Abschrift

1446

342

Anhang

StadtBN, Cent. VI, 43°, fol. 54"-56": Drei Exempelfür die Befreiung der Seelen aus dem Fegefeuer. Initium und Textschluss

Es was ein prüder, der hieß prüder Matheus, der was gar heiligs leben [...] — [...] und so ich ye hocher auffur so meine freud ie grosser ward.

Gattung

Exempel

Provenienz des Bandes

Ins Kloster gebracht von Katharina T u c h e r

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

Unbek.

Zeitpunkt der Abschrift

1. H. 15. J h .

Literatur und Sonstiges

Zu Katharina T u c h e r vgl. WILLIAMS/WILLIAMS-KRAPP, Offenbarungen.

StadtBN, Cent. VI, 43", fol. 59-6C?: Vision eines Mönchs Initium und Textschluss

Es was ein heiliger andechtiger bruder zcu Engellant, der hies prüder Davit [...] — [...] es sey an selgeredt zu richten oder an gebette oder an hylffe, dy man in schuldig ist, vnd sy daran säumet.

Gattung

Exempel

Provenienz des Bandes

Ins Kloster gebracht von Katharina T u c h e r

Autor und Datierung

Unbek.

Zeitpunkt der Abschrift

1. H. 15. J h .

Literatur und Sonstiges

Zu Katharina T u c h e r vgl. WILLIAMS/WILLIAMS-KRAPP, Offenbarungen

StadtBN, Cent. VI, 43°, fol. 60—63': Von der Keuschheit Initium und Textschluss

Ein lerrer spricht: W i e wol ein mensch keusch vnd rein wer von natur und von genoden [...] — [...] also das wir mit gott haben ewige freude und gemüte in gotes namen amen.

Gattung

Traktat

Provenienz des Bandes

Ins Kloster gebracht von Katharina T u c h e r

Autor und Datierung

Unbek.

Zeitpunkt der Abschrift

1. H. 15. J h .

Literatur und Sonstiges

Warnung vor sieben Dingen, die zur Unkeuschheit verleiten; ursprünglich für weltliche Frauen verfasst, denn einige der sieben Punkte sind bei Klosterfrauen indiskutabel Tanz, etc.)

(Saitenspiel,

343

Anhang StadtBN,

Cent.

VI, 43i,fol.

Geistliche Belehrung in Initium und Textschluss

Gattung Provenienz des Bandes

Autor und Datierung

l'-l

62: Georg

Faider-Pistoris:

Dialogform fol. l r : Vorwort: Die vorredde. W a n n exempel mer dann wart dye ayvaltigen vnd dye hochsinnigen bewegen, als Bernhard spricht [...] fol. 2': Von mancherlai vorcht. Von vorcht kumpt war pessrung [...] - [ . . . ] so wirt dir tür und tor auffgetan zu der helle, da ewig frewd ewig wollust, da trawren vnd ewig vnlust an allen trost. Got geb das erst, des andern wolln wir gerotn amen. Aszetischer Traktat in Dialogform, in 12. Kapitel geteilt Geschrieben in Tulln (s. fol. 162v); der Tullner Konvent der Dominikanerinnen wurde 1436 unter der Anleitung von Georg Falder-Pistoris und mit Hilfe von zehn Schwestern aus St. Katharina reformiert. Der Band ist eine Schenkung des Georg Falder-Pistoris an St. Katharina. Georg Falder-Pistoris, zwischen 1436 und 1445, w o Faiders Aufenthalt in Wien belegt ist.

Schreiber/Schreiberin

Autograph des Georg Falder-Pistoris (s. fol. 162v)

Zeitpunkt der Abschrift

Nach 1436

weitere Uberlieferungen

In St. Katharina: in M.IV (ebenfalls ein Autograph, Sammelband heute nicht mehr erhalten); vgl. RUF, M B K III, 3, S. 625. SPIELVOGEL, Georg Falder-Pistoris; SCHNEIDER, Georg WalderPistoris; FRANK, Falder-Pistoris und dort verzeichnete Literatur. Zur Seelsorgetätigkeit Faiders in St. Katharina vgl. S. 75-79 und S. 94-101. Es handelt sich um einen speziell für N o n n e n angefertigten Lehrtraktat.

Literatur und Sonstiges

StadtBN, und den

Cent. VI, 44, fol. 2 7 - 3 2 " : Predigt über die Hochzeit zu Kana Ehestand

Initium und Textschluss

Diez ist daz heilige ewangelium von der hochczeit, do vnser herre Jhus Cristus wasser czu weyn hatte gemachet [...]. Es wurden hochczeit gemacht in dem stetel Kana [...] - [...] so muste sy sorge haben daz sy in vorlisen mochte rechte sam den ersten.

Gattung

Ehepredigt

Provenienz des Bandes

Ins Kloster gebracht von Kunigund Schreiberin

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

Unbek.

Zeitpunkt der Abschrift

Anfang 15. Jh.

Literatur und Sonstiges

Predigt für Laien

344 StadtBN,

Anhang Cent.

VI, 44,fol.

33'-37":

Traktat vom ehelichen

Leben

Initium und Textschluss

N u hebet sich an dy lere dez elichen lebens [...] ich pin gepeten von einem frunde gotes, etwas von dem elichen leben czu beschriben, czu nucze vnd czu tröste den, dy do elich sint [...] — [...] so mogstu gotez hulde erwerben vnd noch dysem leben daz ewige leben genediclichen vnd czu geprauchen seliclichen

Gattung

Traktat für Eheleute

Provenienz des Bandes

Ins Kloster gebracht von Kunigund Schreiberin

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

Unbek.

Zeitpunkt der Abschrift

Anfang 15. Jh.

StadtBN,

Cent.

VI, 46d, fol. 2'—9": Predigt über zwölf Früchte des

Initium und Textschluss

Klosterlebens

Gattung

Audi fdia et vide et inclina aurem tuam [...] hör tochter meyn, sich vnd naig dein or [...] In den heiligen ostertagen nach metten in des liechten mayen zit hört ich morgens früe dye heben fögelin iren schopfer loben [...] - [...] wie warlich Xps vnser schon begert hat, der, der vnser gott vnd vnser herr ist. Disü ding hie in zit mit gnaden ze erwerben vnd Ihm X p m in ewikeit mit seiden [= Glückseligkeit] sehen, verleich euch vnd mir der selb Ihs Xps, der ain got mit dem vatter vnd dem hailigen gaist ewiglich ist amen. Predigt

Provenienz des Bandes

Sammelband im Kloster geschrieben; Predigt auf einzelner, älterer Lage (Pergament, 14. Jh.).

Autor und Datierung

Predigt „aus dem Eckhart-Umkreis" (s. MORVAY/GRUBE: Predigtbibliographie, T 88, 257); mystische Predigt aus dem 14. Jh.; inhaltlich wird anhand der Ausfuhrungen über die Ordenstracht deutlich, dass Verfasser Dominikaner ist.

Schreiber/Schreiberin

Hand der Schreiberin nicht identifiziert

Zeitpunkt der Abschrift

2. V. 15. Jh.

weitere Uberlieferungen

In St. Katharina: Cent. VII, 20, fol 15 v -42 r : Hand der Barbara Rutzin (Schreibtätigkeit im 2. Viertel des 15. Jhs; sie starb 1472); Mainz, Bischöfl. Seminarbibl., cod 15 (= Sammelband, 15. Jh., aus St. Katharina; die Predigt ,Audi filia et vide ...' war ursprünglich Teil einer anderen Handschrift größeren Formats. Sie wurde beschnitten uns ist von älterer Hand und in älterer Sprache als der restliche Codex).

Literatur und Sonstiges

Literatur: SEUSE, Deutsche Schriften (hg. v. Bihlmeyer): S. 123*; ROTH, Handschriften, S. 193; S. 200f.: Druck des Anfangs der Mainzer Handschrift.

Anhang StadtBN,

Cent.

VI, 46ä,fol.

345

KP—93": Enzyklopädie

zu praktischen

Fragen

des Klosterlebens Initium und Textschluss

Gattung

Provenienz des Bandes Autor und Datierung Schreiber/Schreiberin

Diß ist die vorred diß büches. Daz man dy matery diz buchs dester baz kunne gemerken vnd versten, so ist ze wissen, daz daz buch geschoben ist ausser ital priffen, die einer edler, wol geborner closter frawen grawes ordens geschoben vnd gesendet sein von einem geisdichen vater aines andern ordens, dem sy ir gedrang vnd ir gepresten verschreib vnd von ym begert, daz er sy vnter weiset, wie sy sich in den dingen halten solt. [...] fol. 11 — 14v: Register; fol. 15': In nomine domini Ihu Xpi. Allerlibster vater, wann vnser closter leben in allen dingen so vngeordent ist [...] - [ . . . ] welche aber ze pet ligen oder sust merklich und scheinperlich krank sint, den sol man gnediger sein. Nachschlagewerk zu praktischen Fragen des Klosterlebens mit Register; vgl. auch Aufschrift aus dem 16. Jh. auf der vorderen Außenseite des Einbands: „Das buch gehöret zu den andern büchern der regel und Constitution." Im Katharinenkloster geschrieben Anonymer Dominikaner aus dem Umkreis der ersten R e f o r m bewegung um Raimund von Capua; 1. V. 15. Jh. Von verschiedenen Händen geschrieben: 1. fol. 10r_v; 14—37v; 47 v -76 r : Schreiberin nicht identifiziert 2. fol. 1 l ' - 1 4 r (Register) und 37 v -47 v : Hand der Margareta Kartäuserin (ehemals Schönensteinbach; vermutlich bildete sie die Schreiberinnen in der Schreibstube aus; letzte Schreibtätigkeit um 1470). 3. fol. 76 v -93 v : dritte Schreiberhand, Schreiberin nicht identifiziert.

Zeitpunkt der Abschrift

2. V. 15. Jh.

weitere Uberlieferungen

In der Enzyklopädie ist der Sendbrief, Carissima soror Agnes' und eine Ubersetzung der päpstliche Konstitution ,Ne in vinea domini' enthalten. Beide haben in Frauenkonventen des 15. Jahrhunderts weite Verbreitung erfahren. S. EISERMANN, Carissima soror Agnes.

Literatur und Sonstiges

SEUSE, D e u t s c h e S c h r i f t e n ( h g . v . B I H L M E Y E R ) , S . 2 0 * ; S T R A U C H , Schürebrand,

S. 2 2 8 .

BIHLMEYER

und

STRAUCH s c h r i e b e n

das

Nachschlagewerk noch Johannes Nider zu. In der Verfasserfrage folge ich EISERMANN, Carissima soror Agnes. Vgl. hierzu S. 92 f.

Anhang

346 StadtBN,

Cent.

VI, 46d,fol.

104'—135':

8 Briefe eines Geistlichen an

Schwestern

Initium und Textschluss

In nomine domini Jhu Xpi, ain guteu nucze 1er. Allerliebsten gewistrit vnd swester in Xpo, dem herren, ich wuensch euech ze hail vnd selikait voran den gespuenczen [...]. Ich gedenk an euch in allen meinen messen, die ich laider venwirdikleich alle tag lise [...] — [...] dapey sult ir denn merken vnd versten, daz euch got in sunderhait maynt vnd sucht vnd wil. Jhs sey mit euch zu aller zeit amen.

Gattung

Briefe (in Abschrift)

Provenienz des Bandes

In St. Katharina geschrieben

Autor und Datierung

Der Autor ist identisch mit dem Verfasser des Nachschlagewerks zu praktischen Fragen des Klosterlebens.

Schreiber/Schreiberin

Nicht identifizierte Hand

Zeitpunkt der Abschrift

2. V. 15. Jh.

Literatur und Sonstiges

Zu Verfasser, Datierung und Reihenfolge vgl. oben, S. 87-93.

StadtBN,

Cent.

VI, 4Ö,fol.

Initium und Textschluss

Gattung Provenienz des Bandes

163'—174": Belehrung für

Jungfrauen

Z u lob vnd zu ere vnserm liben herren Jhu Xpi, dem preutigam der junckfrawen [...] schreib ich ditz kurtz puchlein [...] - [...] durch das verdinen seiner wirdigen muter, seins heilligen tawfers Johannes vnd der lieben junckfrawen sant Juliane, Barbare, Katerine, Agnes und Thorothea amen. Traktat

Autor und Datierung

Fol. 163—214 im Katharinenkloster geschrieben (nach S C H N E I DER, Handschriften Nürnberg, S. 153). Herkunft der Vorlage ist unbekannt, vgl. den Eintrag über den Band im mittelalterlichen Bibliothekskatalog: RUF, MBK III, 3, S. 625: „Das vor geschriben puch hat uns ein teil / gegeben vater Jörg Valner und ein teil / ist uns suest in manigerlei weis worden / und das leczt teil ist uns worden von der alten Künczin Imhoff seligen. / / " Unbek.

Schreiber/Schreiberin

Kunigund Niklasin (war bereits vor 1428 im Kloster, f 1457)

Zeitpunkt der Abschrift

Mitte 15. Jh.

StadtBN,

Cent.

VI, 53,fol.

Initium und Textschluss

57'—71': Lob des Klosterlebens

Die götliche stim rüfft vnd schreit, daz nymant hofnunge im seczt in die ding der werlt [...] — [...] von der weiß dich czu halten in der heyigen geystlicheyt bin ich sweygen, wan ez hie nit nott ist.

Gattung

Traktat

347

Anhang Provenienz des Bandes

In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts aus verschiedenen Teilen zusammengebunden; RUF, M B K III, 3, S. 633: „ N XXVIII. Item ein puch;stet an von sant Margreten / von U n gern ir legend und von den fier ein- / sprechen und von den IUI festen, von dem kind- / lein Jhesus, u n d wie gut closter leben ist, und von dem leyden Christi und etlich predig./ Item swester Margreten leben hat man von Tuln / hergesant und die swestern haben sein ein / teil geschriben und ein sextern ist von swester Keiperin ge- / west." Möglicherweise handelt es sich u m die Sexternion, über die das spätmittelalterliche Bücherverzeichnis sagt, sie habe Klara Keiperin gehört. Klara wurde 1424 als Tochter des Konrad Baumgartner geboren. 1439 heiratete sie Fritz Keiper, wurde 1442 Witwe und trat 1447 ins Kloster ein. Unbekannt

Autor und Datierung Schreiber/Schreiberin Zeitpunkt der Abschrift

weitere Uberlieferungen

Literatur und Sonstiges

StadtBN,

Cent.

VI,

Nicht identifizierte Hand auf einer einzelnen Lage. Ochsenkopf-Wasserzeichen, das bei PICCARD auf 1445-1450 datiert ist. (s. PICCARD, Ochsenkopf, XIII, 171 (1445-50). Klara Keiperin könnte den Traktat folglich eingebracht haben. In St. Katharina: Cent. VI, 4 3 \ fol. 24 v -42 v , Abschrift datiert nach 1465 (Klostereintritt der Schreiberin Klara Löffelholzin, evtl. Kopie von Cent. VI, 53, fol. 57 r -71 r ) Außerhalb von St. Katharina: C g m 750, fol. 233'—252v, Handschrift aus Augustinerchorfrauenstift Pillenreuth, s. SCHNEIDER, München V, S. 253f.; Berlin, SBB-PK, Mgq 1929, fol. l'-14 v (Handschrift aus Medingen). Vgl. oben, S. 334, unter Cent. VI, 43 b , fol. 24 v -42 v .

55, fol. 97—981:,

Von dem Leben der geistlichen

Schwestern'

Initium und Textschluss

Von dem leben der geistlichen swestern. Diese nachgeschriben stücke gehorent czu den geistlichen kindern. Zu den ersten ein reyne concienze [...] — [...] czu dem XIII male so süllent sie also leben, das sie sicherlichen mugent sterben.

Gattung

Traktat (Aufzählung von 13 Kennzeichen einer Schwester)

Provenienz des Bandes

In St. Katharina geschrieben

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

Hand nicht identifiziert

Zeitpunkt der Abschrift

Mitte des 15. Jahrhunderts

348 StadtBN,

Anhang Cent.

VI, 58,fol.

Brief an die Schwestern von Initium und Textschluss

Gattung

75°— 91': Venturinus

von

Bergamo:

Comps

n dem namen dez allermynnsamisten herren, vmb vnsern willen ellendige gecruzet [...] Allen dienerin Xpi, den heiligen junckfrawen, die do in dem closter N begerent mit gantzem hertzen lieb ze haben den allersüsten herren [...] - [...] ein geistlicher mensche sol alzit haben ein minsames hertze, ein ordeliche geberde, ein diemütiges antlücze vnd ein bluende sele in allen tugenden amen. Geschoben an sant Johanes tag des heiligen taufers, als er enthaubt ward, anno IUI XLVII orate pro me. Brief

Provenienz des Bandes

In St. Katharina geschrieben (1447)

Autor und Datierung

Venturinus von Bergamo (1304-1346), O P ; 1336

Schreiber/Schreiberin

Hand nicht identifiziert, aber es muss sich um Schwester aus St. Katharina handeln, da in derselben Lage u. a. auch die Hand der Ursula Geiselherrin identifiziert wurde.

Zeitpunkt der Abschrift

29. August 1447

Literatur und Sonstiges

HONEMANN, Venturin von Bergamo

StadtBN,

Cent.

Anweisungen

VI, 58,fol.

für Klosterleute,

Initium und Textschluss

223'-246':

Nikolaus

einer Augustinerin

von

Dinkelsbühl:

gewidmet

Provenienz des Bandes

Diese anweisung vnd 1er gehört den anfohenden menschen wider etleich anweigung in allen clostern, so sy habent, vnd ist gesendet einer geistlichen junckfrawn sant Augustinus orden von eim großen doctor auff der hohen schul zu Wienn, hat geheyssen maister Nicklas von Dinchenspyehel. Vil geistlich menschen, die nun sind in einem geistlichen stand vnd die weit langst haben aufFgeben [...] - [...] also das du in aller red, in allem tuen, an aller stat, zu aller zeit, vor allen person geschickt vnd flirsichtig seist, dir trag, dem nächsten snell vnd beraitt vnd got andechtig amen. Unterweisungstraktat In St. Katharina geschrieben

Autor und Datierung

Nikolaus von Dinkelsbühl (1360—1433), Initiator und treibende

Gattung

Kraft der Melker Reformbewegung Schreiber/Schreiberin

Hand nicht identifiziert

Zeitpunkt der Abschrift

Mitte 15. Jh.

Literatur und Sonstiges

MADRE, Nikolaus von Dinkelsbühl (erwähnt den Traktat nicht)

Anhang

StadtBN, Cent. VI, 58, fol. 28V-29V:Johannes über Hoheslied 3, 11 Initium und Textschluss

349

Vend (?): Predigt

G e t auz ir tohter v o n S y o n vnd sehet den chung Salemo in seyner krön, mit der in kronth hat sein muter schon. D i s e w w o r t spricht der heylig gayst in d e m puch der m y n n e n d e n sei in d e m [nachgetragen: dritten] capitel, in dem ermant er allew thohter von Syon [...], dy musen an in haben IUI stuklein [...] - [...] dy werayt ist den ausderwelten prewten in der ewigkayt. D y selben frewd verleyh vns dy heylig drivaltikait amen amen. Prüder J o h a n n e s V e n d , ewr capplan in X p o .

Gattung

Predigt für Schwestern

Provenienz des Bandes

in St. Katharina geschrieben

Autor und Datierung

Kolophon fol. 287 v : „Prüder Johannes Vend ewr capplan in X p o " .

Schreiber/Schreiberin

H a n d nicht identifiziert

Zeitpunkt der Abschrift

M i t t e des 15. Jhs.

Literatur und Sonstiges

Z u m Autor: SCHNEIDER, Handschriften N ü r n b e r g , S. 197, vermutet ihn als Verfasser der Predigt von Christus als Vorbild ( C e n t . V I , 43', fol. 279 R -284 R ) und K o r r e k t o r der Handschrift C e n t . V I , 43' (s. a.a.O., S. 108.) D a C e n t . V I , 43' vollständig von K u n i g u n d Niklasin geschrieben wurde, die 1 4 5 7 starb, k ö n n t e es sich b e i m Verfasser um J o h a n n W e y t t aus S c h w a b a c h handeln, der für das J a h r 1 4 5 6 belegt und im T o t e n k a l e n d e r des Klosters zwar nicht als Kaplan, aber als Vikarier bezeichnet wird (vgl. FRIES, St. Katharina, S. 4 4 , A n m . 108).

StadtBN, Cent. VI, 59, fol. 218"-224": Von Jungfräulichkeit Initium und Textschluss

Jiesus, Maria kint, der ein gespuntz ist vnd ain preutigam ist aller reinen hertzen vnd sunderlichen den reinen keischen seligen iunkfrawen; van vnter allen steten, die hat die hailig kristenheit, so ist kain h o h e r wirdiger stat den der stat iunkfreulicher reinnikait [...] - [...] es mus ain iunkfrau haben ain vnverserten leip vor allen vnreinen verken.

Gattung

Traktat

Provenienz des Bandes

Vermutlich im Kloster geschrieben. Sammelband mit T e x t e n , die teilweise schon v o r der Klosterreform im Kloster waren.

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

Unbek.

Zeitpunkt der Abschrift

M i t t e 14. J h .

weitere Uberlieferungen

In St. Katharina:

Literatur und Sonstiges

Datierung der Niederschrift von C e n t . V I , 5 9 , fol. 2 1 8 v - 2 2 4 v

C e n t . V I , 43 b , fol. 7 2 ' - 7 8 v .

anhand des Wasserzeichens: granes II, 5 1 1 3 .

1352—53,

s. BRIQUET, Les

Fili-

350

StadtBN,

Anhang

Cent. VI, 59,fol.

Initium und Textschluss

237'—238": Ermahnungen für

Schwestern

Gattung

Lob vnd er sey gesagt got dem vatter in seiner ewikeit, der euch erloset hat von dem gewalt dieser vinsternuß [...] - [ . . . ] daz du ee den tot wolst leiden liber den vermeiligt werden. Du scholt sein schamig, erwirdig, nichcz gedencken, nichcz wegern neuer got dein schopfer. Traktat

Provenienz des Bandes

Vermutlich im Kloster geschrieben

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

2 verschiedene Hände; nicht identifiziert

Zeitpunkt der Abschrift

1. H. 15. Jh.

weitere Überlieferungen

Außerhalb

von St. Katharina:

M ü n c h e n , B S B , C g m 7 4 6 , fol. 9 5 -

97'; Cgm 759, fol. 153-155', s. SCHNEIDER, Handschriften München V, S. 233 und 273. Literatur und Sonstiges

Zitiert die Revelationes der heiligen Brigitta IV, 87 und I, 7. Text nach München, BSB, Cgm 759 fol 153-155' hrsg. von: HELM, d e u t s c h e B r i g i t t e n t e x t e , S. 2 4 9 - 2 5 2 ; vgl. ebenfalls M O N -

TAG, Werk, S. 22, Nr. 2.

StadtBN,

Cent.

VI, 59, fol. 248™: Vom Kloster eines geistlichen Lebens

Initium und Textschluss

Von dem closter eines gaistlichen Lebens. In einem yglichen closter do ist ain capitelhauß, das beczaichent ein dyemütig hercz [...] — [...] vnd seyt mezzig doch also, das yr dye genode mit den tugenden pehaltet und besiczent mit einander das ewig leben amen.

Gattung

Allegorischer Traktat (Streit der Tugenden im Kapitel)

Provenienz des Bandes

Vermutlich im Kloster geschrieben

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

Nicht identifiziert

Zeitpunkt der Abschrift

1. H. 15. Jh.

Literatur und Sonstiges

Thematischer Bezug zur Herzklosterallegorie

StadtBN,

Cent. VI, 82, fol. 189-190:

Initium und Textschluss

Von der Keuschheit

Von der keuschikeit. Jeranimus: Ein längs enthalten nach dem vall daz ist ein swester der junkfrawlikeit [...] — [...] wenig sind iunckfrawen aber vil mynner sind darzu demütig; aber wer sie bede hat, der ist groß vor got. Amen. Finis adest vere schripptor vult pacem habere. Anno domini M"CCCC°XII in die sanctorum Sebastiane et Fabiane [= 20. Jan.] per manus Fridrico Delhem; orate pro eo.

Anhang

351

Gattung

Traktat

Provenienz des Bandes

Aus drei Teilen unterschiedlicher Herkunft zusammengebunden; vgl. RUF, M B K III, 3, S. 6 2 8 ; bei fol. 3 5 - 2 8 6 handelt es sich um eine ehemalige Schenkung der Kunzin Imhof.

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

Friedrich Delhem

Zeitpunkt der Abschrift

1412

StadtBN, Cent. VI, 82, fol. 287-296': Initium und Textschluss

Auslegung der 10 Gebote für Schwestern

V o r allen dingen mit gantzem ernst lernet die gebot erkennen vnd halten liben swestren. [...] In dem ersten gebot gots wirt verpoten daz die anpetung, die got zugehört, daz die in kainerlay weiß werd erpoten der creatur ... - [ . . . ] daz ist auch totsünd vnd verpoten in diesen gepot als (folgende Zeile durchgestrichen) für sant T o m a n wil vnd Augustin.

Gattung

Traktat

Provenienz des Bandes

Aus drei Teilen unterschiedlicher Herkunft zusammengebunden; vgl. RUF, M B K III, 3, S. 6 2 8 ; bei fol. 2 8 7 - 3 0 0 handelt es sich um eine Schenkung aus dem Kloster Schönensteinbach.

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

Aus Schönensteinbach

Zeitpunkt der Abschrift

1. V . 15. J h .

StadtBN, Cent. VI, 82, fol. 296'— 29T: Belehrung über Reinheit des Herzens für Frauen Initium und Textschluss

Lieb tohter, wilt du haben ein reines hercz vnd sei noch dem rot dez heilant J h u X p i [...] - [...] diß thu, du reines hercz, so lebst du hie und dort.

Gattung

Geistliche Belehrung

Provenienz des Bandes

Aus drei Teilen unterschiedlicher Herkunft zusammengebunden; vgl. RUF, M B K III, 3, S. 6 2 8 ; fol. 2 8 7 - 3 0 0 : Schenkung aus dem Kloster Schönensteinbach

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

Aus Schönensteinbach

Zeitpunkt der Abschrift

I . V . 15. J h .

Anhang

352

StadtBN, und

Cent.

VI, 84,fol.

134'—145": Beichtanweisung für

Jungfrauen

Witwen

Initium und Textschluss

Gattung

Hienoch volgt ein schone nucze vntterweisung von der peicht antreffend junckfrauen und witiben. Johannes der ewangelist spricht: Ist das wir unser sunde peichten [...] Allerlibsten in got kinder man fint vil geisterin [= fanatische Weiber], junckfrauen und witwen, die gemeincklich oben hin beichten [...] - [...] gute gepet machen vnd tichten von allen vesten vber jare und gutet gotes erczeln mit danckperkeit. Beichtanweisung

Provenienz des Bandes

Handschrift ohne Bibliotheks- und Benutzervermerk; wahrscheinlich aus St. Katharina (vgl. FRIES, St. Katharina, S. 138)

Autor und Datierung

Spätes 15. Jh.

Schreiber/Schreiberin

Schreiberinitialien G. H. (fol. 140r, 178v); wahrscheinlich Georg Hass (Beichtvater in St. Katharina, vgl. LEE, Kathrinenkloster, S. 305, Nr. 154 und 155; f 1489). Ende des 15. Jhs.

Zeitpunkt der Abschrift Literatur und Sonstiges

StadtBN,

Cent.

Die Zuordnung zum ehemaligen Bibliotheksbestand erfolgt v. a. aufgrund der identischen Verarbeitung der Einbände: weiß gegerbtes Schafsleder, Oberfläche rot gefärbt. Auf der Außenseite des vorderen Buchdeckels findet sich die Aufschrift: Ain schon büchlein von beicht (Rest unleserlich). Diese Art der Beschriftung findet man auf mehreren Bänden der Bibliothek, z. B. auch auf Cent. VI, 53 oder auf Cent. VI, 46 d .

VI, 86, fol. 88'— 92: Von der Krone der Jungfräulichkeit

Initium und Textschluss

(unvollst.)

N v etzwas ze schreiben von der krön der yvnckfravlicher wirdikeit, so ist zewissen, daz yn dem ewigen reich ist ein kospers vnd ein achpers krentzlein [...] — [...] die gotlich yunckfraw sol erkenen welchen gepoten ir zim anzuligen oder von welchem laster sy sich [...]

Gattung

Traktat

Provenienz des Bandes

Aus verschiedenen Bestandteilen zusammengebunden; s. RUF, MBK III, 3, S. 630.

Autor und Datierung

Unbek.; Schreiberin nicht identifiziert

Literatur und Sonstiges

Der Traktat ist nur unvollständig kopiert, er bricht mitten im Satz ab.

StadtBN, 2.

Cent.

VI, 96, fol. 2'—184': Hendrik

Herp: Spiegel der

Vollkommenheit,

Teil

Initium und Textschluss

Von dem furgang vnd aufsteygen des geistlichen vnd beschawenden lebens vnd also. Zu dem dritten wellen wir verfolgen,

353

Anhang

wie man haben sol in dem geistlichen beschawenden leben ein furgang vnd auffsteygen in volkomenheit [...] — [...] das vns in diser zeit vnd in der zukunftigen zeit günnen wolle zu hören die mynniklich almehtikeit, weyßheit vnd gutikeit des vaters vnd des suns vnd des heiligen geysts amen. Darunter: Also endt sich das puch genant ein Spiegel einß volkomen lebenß. Gattung

Mystagogischer Traktat

Provenienz des Bandes

In St. Katharina geschrieben, vgl. RUF, MBK III, 3, S. 627.

Autor und Datierung

Autor: Hendrik Herp (1410-1477)

Schreiber/Schreiberin

Der Text wurde von Herp ursprünglich in mndl. Sprache für eine geistliche Tochter verfasst. Hier vorliegend: früheste U b e r tragung ins Oberdeutsche; durch Peter Kirchschlag (ab 1473 Prior des Nürnberger Predigerklosters) vermittelte und vom Beichtvater Hass übersetzte Vorlage. Unbek.

Zeitpunkt der Abschrift

2. H. 15. Jh; nach der Herausgeberin der Textausgabe, Deborah zwischen 1468-1479 (Vgl. H E R P , Spiegel, S. 39f.).

A . ROSE-LEFMANN,

weitere Uberlieferungen

Vollständige Erfassung der deutschsprachigen Uberlieferung innerhalb und außerhalb von St. Katharina: HERP, Spiegel, S. 26— 31.

Literatur und Sonstiges

Vgl. S. 358-360 bei StadtBN, Cent. VII, 21, fol. l'-187 v .

StadtBN,

Cent.

und ihre

Klosterfrauen

VI, 98, fol. 5 5'-15 5': Regel des Hieronymus für

Initium und Textschluss

Eustochium

Regula Sancti Jeronimi ad sanctam Eustochium abbatissam et suas sanctas subditas sorores [...] [fol. 55v] Vorrede: Hye hebt sich an dye vorredde in dye regel sand Jeronimus, dye er geschribn hat in seym altter nit lanng vor seym tôde den heiligen klosterfrawen Eustochium, abbtissin, vnd irer samnung [...], gedeuczscht durch den erwîrdigen geystlihn grosgelerten wolgelewnten herrn, herrn N probst zu Tyernstain sand Augustin ordn [...] in dem jar noch Crist gepurd da gezellt ist M°CCCC°LVI° [...]. [fol. 56r: Textantfang:] Sequitur Jeronimus ad Euschochium. Ir liebn tôchter in got und frauen ir heyligistn junkfrawen Xpi [...] fol. 58v - fol. 59': Register; fol. 59": 1. Kap.: Hye hebt sich an dy regel. Von der lyeb und ainikait 1. capitulum. Was moss aber vnd Ordnung dye swester, dye in den klostern zu einander gesammet seynd, haldn schulln [...] - fol. 154v: [...] euch schol mit nichte dy weyl ir sucht das oll yn bekumernuzz außwendiger ding versagt werden der ingankch in das [155'] haymlich slafïkâmerl durch lâssikait willen als den

Anhang

354

Gattung

torachtten junkfrawn. Das altter ewrs andechtigen Jeronimi helfft mit ewrm heyligen gepett. Hye hat end dy regel des heyligen lerer sand Jeronimi [...]. Got geb allen dy das púchlin lesent oder lesen horent ein wares nachvolgen vnd darnch frewd mit allen heiligen amen. Regeltext

Provenienz des Bandes

Fol. 55—268 gehörten der Priorin Gertrawt Gewichtmacherin (vgl. Besitzvermerk auf fol. 55').

Autor und Datierung

Schreiber/Schreiberin

Zeitpunkt der Abschrift weitere Überlieferungen

Ubersetzt durch Probst zu Thiernstein (Dürnstein, Niederösterreich) = Johannes von Waidhofen, Propst in D ü r n stein (Niederösterreich), 1431-1469. Ubersetzung im Jahr 1456. Wahrscheinlich eine Schwester aus Tulln; vgl. die Notiz der Buchbinderin auf fol. 155v: „Min allerlieste muter p(riolin), vs liebe han ich vich dis biehelin ingebunden [...] gedenken min doby zu got. S K. fon M . " (Katharina von Mühlheim; sie ging 1436 als Priorin nach Tulln). Nach 1456 Außerhalb von St. Katharina: München, BSB, C g m 806, 2 r -66 v ; ehemals Bibliothek Altenhohenau, s. SCHNEIDER, Handschriften München V, S. 385 und DIES., Altenhohenau, S. 212, Anm. 4. München, UB, 2° Cod. Ms 145, fol. 2V'-42V' (Abschrift datiert auf um 1480; Herkunft unbekannt, Hinweise auf Landshuter Raum) und 4° Cod. Ms. 486, fol. 83 r -132 r (Anfang 16. Jh., wahrscheinlich in Landshut geschrieben); beide Handschriften in der U B München hängen aber nicht voneinander ab; s. KORNRUMPF/VÖLKER: Universitätsbibliothek München, S. 151. St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. 1859, fol. 22-212, Cod. 1915, fol. 418-424 (Auszug), s. SCARPATETTI, Handschriften St. Gallen, S. 105f.; S. 194. Die Ubersetzung der Regel kommt also ursprünglich aus Tulln. Die Schwestern dort schickten sie nach Nürnberg. Daneben war sie in den Bibliotheken der reformierten Dominikanerinnenklöster in Altenhohenau, St. Gallen und in Medingen vorhanden.

Literatur und Sonstiges

StadtBN,

Cent.

Lat. Text: PL 30, Sp. 391—426; zur deutschsprachigen Überlieferung: RUH, Bonaventura deutsch, S. 255; DERS., Hieronymus.

VI, 98, fol.

16ff-188':

Predigt vom Gelübde der Taufe

und der Profess Initium und Textschluss

Ein predig von dem gelubde, das ein ieglicher cristenmensch tut got in der tawffe vnd der geistlich mensch in seiner professsion. Religiosus, das spricht also vil als ein volkomentlich weder gebunden [...]

Anhang

355

- [...] v n d y e ofFter das tust, y e schirer k u m s t u zu r w deins h e r t z e n , aber zu d e r e w i g e n r w helff vns g o t der vater v n d d e r sun v n d der heillig geist a m e n . Gattung

Predigt

P r o v e n i e n z des B a n d e s

Fol. 55—268 g e h ö r t e n der P r i o r i n G e r t r a w t G e w i c h t m a c h e r i n .

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

W a h r s c h e i n l i c h e i n e S c h w e s t e r aus T u l l n ; s. o b e n

Z e i t p u n k t der Abschrift

2. H . 15. J h .

StadtBN, über die

Cent. VI, 100, fol. 61"— 7 f f : Aussprüche von Vätern und Lehrern Einsamkeit

I n i t i u m u n d Textschluss

Fol. 61': Titel: S o l i t u d o . Fol. 61": J e r e m i a s sprichet: Flichent v n d b e h a l t e n t e w r seien, lasent die stete, w a n m e n s c h l i c h e b e y w o n u n g e ist n i c h t allen m e n s c h e n g u t [...] - [...] aber d u sprechest d a n c k p e r l i c h e n : O w i e g u t e v n d su°sse ist h e r r e d e i n geiste a m e n . Ffiat b o n e J h u fiat fiat. G e s c h r i b e n etc a n n o LH j a r . Dicta (Spruchsammlung)

Gattung P r o v e n i e n z des Bandes

H a n d s c h r i f t w u r d e u m die M i t t e des 15. Jhs. aus v e r s c h i e d e n e n Teilen zusammengebunden

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

N i c h t identifiziert, M u n d a r t : n b g .

Z e i t p u n k t d e r Abschrift

1452

StadtBN,

Cent. VI, 100, fol. 216'- 217': 10 Bedingungen zu einem heiligen

Leben I n i t i u m u n d Textschluss

Z u e i n e m w a r e n heiligen l e b e n g e h ö r e n X stuck. D a z erst: daz ein m e n s c h die w e r l t v e r s m e c h [...] — [...] daz z e h e n d : daz er h o f f zu der e w i g e n f r e w d v n d g e d u l t i k lich i a m e r u n d n o t leid.

Gattung P r o v e n i e n z des Bandes

Belehrung H a n d s c h r i f t w u r d e u m die M i t t e des 15. Jhs. aus v e r s c h i e d e n e n T e i l e n z u s a m m e n g e b u n d e n ; die H e r k u n f t dieser B e l e h r u n g ist nicht bekannt.

Z e i t p u n k t d e r Abschrift weitere Uberlieferungen

1. H . 15. J h . außerhalb von St. Katharina: M ü n c h e n , BSB, C g m 468, fol. 2 1 v 22 v ; H e r k u n f t u n b e k a n n t ; B a y e r n , u m H a n d s c h r i f t e n M ü n c h e n III, S. 3 7 6 .

1448; s. SCHNEIDER,

356

Anhang

StadtBN, Cent. VI, 100,fol. Initium und Textschluss

226"—228': Allegorie von einem geistlichen Harnisch

H i e m e r c k einen gaistlichen harnasch, den ein mensch m u ß haben so er zeucht von dieser werlt [...] — [...] daz ist daz ewig leben, des h e l f vns der almechtig got amen.

Gattung Provenienz des Bandes

Emblematischer Kurztraktat Handschrift u m die M i t t e des 15. Jhs. aus verschiedenen T e i len zusammengebunden; Herkunft des Kurztraktats ist nicht b e kannt.

A u t o r und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

Unbek.

Zeitpunkt der Abschrift

1. H . 15. J h .

StadtBN, Cent. VII, 11", fol. 2-24': Initium und Textschluss

Weg zur Vereinigung mit Gott

H i e r nach folgt eine sellige 1er vnd vbung für die menschen, die gern wolten got dyennen nach seinem wolgefellygen willen. E y n got liebhabendtter mensch fragt wie man a u f daz nechst m o c h t k u m e n zu got und yn got [...] — [...] pyllich laß wir vns y m zu grünt, wann yn d e m m u g wir nit yrren vnd leben sycher amen.

Gattung

Traktat

Provenienz des Bandes

Z w a r o h n e alte Signatur, aber im Katharinenkloster von Klara Keiperin ( f 1 4 9 8 ) und Gertraud Tetzlin ( f 1503) geschrieben.

A u t o r und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

Gertraud Tetzlin

Zeitpunkt der Abschrift

4. V . 15. J h .

StadtBN, Cent. VII, 13, fol. 115"-119": Ermahnung gegen Anfechtung Initium und Textschluss

W e r anfechtung hat von

fleyschlicher

und werntlicher lieb [...],

der leß dis offt vnd Sprech also zu im selbs oder gedenck: A c h du armer schnödling vnd vntuchtiger petlsack [...] - [...] w a n n solichs wird dich erheben in wolgefallen vnd hofart, aber das annder truckt dich nyder. Gattung

Geistliche E r m a h u n g

Provenienz des Bandes

O h n e alte Signatur; auf fol. 79 r : W i d m u n g an Veronika B e r n hartin, (Priorin 1 4 9 8 - 1 5 2 6 ) , v o n Schwester Elisabeth M u n t i n in St. Gallen.

A u t o r und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

Unbek.

Z e i t p u n k t der Abschrift

E n d e des 15. Jhs.

Anhang StadtBN,

Cent.

VII,

13,fol.

Initium u n d Textschluss

139—151":

357

Belehrung

einer

Schwester

Ein andechtiger lerer spricht also zu einer ¡glichen gesponsen X p i [...] N u n höre, ich red mit dir du edle sei [...] - [...] do wirt er dich setzen zu seinen engein für den anplick seiner gottlichen mayestat. Des [151 v ] v n d vns allen [sie!] got der vater, got der sun v n d got der heylig geyst a m e n .

Gattung

Belehrung

P r o v e n i e n z des Bandes

S. o b e n

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

Unbek.

Z e i t p u n k t der Abschrift

E n d e 15. J h .

weitere U b e r l i e f e r u n g e n

In St. Katharina: N ü r n b e r g , G N M , Hs. 2858, fol. 60"-65 r ; Vgl. KURRAS, H a n d s c h r i f t e n G N M 1, S. 4 2 .

Literatur u n d Sonstiges

D e r A u t o r paraphrasiert zu B e g i n n den A n f a n g des Briefs V e n turins v o n B e r g a m o an die Schwestern zu C o m p s . Vgl. O b e n , C e n t . VI, 58, fol. 7 5 v - 9 1 ' .

StadtBN,

Cent.

Katharinenklosters

VII, 20, fol. über

Initium u n d Textschluss

54"-60':

Geistlicher

Brief an die Schwestern

des

Klostertugenden J h e s u m X p m , der edelen m u t e r Mariae sun, der da ist ein p r e w gam b e s u n d e r aller rainen herezen mit m e i n e m a r m e n pet bevor. Ir allerliebsten swester in X p o , dy in d e m n a m e n J h u gesampt geseyt zu Sant Katrein [...] - [ . . . ] daz ist der s o m [sie!], d e n got gesegent hat, hie in gnad u n d sußikeit, dort in n y e ß u n g seiner ewigen Seligkeit a m e n .

Gattung

Brief

P r o v e n i e n z des Bandes

Im Katharinenkloster geschrieben.

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

H a n d nicht identifiziert

Z e i t p u n k t der Abschrift

M i t t e 15. J h .

StadtBN,

Cent.

VII,

20, fol.

Initium u n d Textschluss

203'-207v:

Belehrung für

Schwestern

Ein schon 1er v n d Unterweisung. Allerliebsten swestern czu got v n d in god, vnsern lieben h e r r e n , eine köreze suberlich v ß l e g u n ge czu bereiten ein geistlichs bette, da der wäre heilige geist vif r u h e n will [...] — [...] d e m heiligen geist diß bette eyns lutern reinen herezen warhaftiglichen bereitten v n d das cziren mit den b l u m e n aller t o g e n d e n a m e n . D a r u n t e r : Eyn avemaria v o n p r ü d e r Nicclausen u m m e godis willen.

358

Anhang

Gattung

Traktat

Provenienz des Bandes

Im Katharinenkloster geschrieben.

A u t o r und Datierung

W o h l nicht identisch mit Nikolaus dem Kartäuser, da alemannisch.

Schreiber/Schreiberin

Unbek.

Zeitpunkt der Abschrift

M i t t e 15. J h .

StadtBN, Cent. VII, 20,fol. 215"—223': Georg Falder-Pistoris: drei geistliche Briefe an die Schwestern des Katharinenklosters zu Nürnberg Initium und Textschluss

Fol. 2 1 5 " - 2 1 8 ' : B r u d e r J ö r i g , ewr in got demütiger vicari. J h e sus fusstaphen nachzufolgen in warer diemütigkeit zuvor. M e i n allerliebsten geschwistreit, dy selesorg, dy mir anligt vber euch, vordert dicke vermanung [...] - [...] dorvor euch behut Jhs, der fridmacher aller dy in c z w i tracht waren in himel vnd erden, amen. Fol. 218—220": W i e n 1 4 3 5 . In X p o Jhesu seinen allerliebsten geswistreiten der priorin und den andern swestren gemainlich sant Kathrein zu Nurenberg, prediger ordens, bruder J o r i g , diemütiger prior des conventes zu W i e n n vnd geachter vicari des egenanten sant Kathrein kloster - [...] das wir zu paider [220 v ] Seiten erkriegen mügen J h e s u m X p m amen. G e b e n zu W i e n n an Sant Mathias tag [21. Sept.] anno X X X V in n o m i n e J h u amen. Fol. 220"—223': Jhesus, zu ainen Zeiten gleicht er das himelreich X j u n c k f r a w e n , ain tail wiczig ain tail töracht [...] -

[...] spart dy lamppen nit zuzurichten, so der herr k u m t frü

oder am obend, das ir vertig seit. B r u d e r J o r g Valder. Gattung

Briefe

Provenienz des Bandes

Im Katharinenkloster abgeschrieben; vgl. RUF, M B K III,

3,

S. 609. A u t o r und Datierung

G e o r g Falder-Pistoris, 1 4 3 5

Schreiber/Schreiberin

H a n d nicht identifiziert

Z e i t p u n k t der Abschrift

M i t t e 15. J h .

Literatur und Sonstiges

D e r zweite B r i e f ist abgedruckt bei SCHNEIDER, G e o r g W a l d e r Pistoris, S. 193 f. Z u Falder-Pistoris vgl. o b e n unter C e n t . V I ,

43i, fol. 1-162' und S. 75-79, S. 194-101.

StadtBN,

Cent. VII, 21, fol. V—187": Hendrik Herp: Spiegel der

Vollkommenheit,

1. Teil Initium und Textschluss

Item an dem puchlein stet von X I I sterben vnd dornach von e i n e m v o l k o m e n wurckenden leben

[...] vnd hat

gepredigt

der erwirdig vater meister Peter v o n Kirchslag, prior zu den prediger, vnser liber vater vicarius. Fol. 2': D i e gnad vnsers

359

Anhang h e r e n j h i X', die lieb gotes vaters, die gemeinschafft des geists sey mit vns zu allen Zeiten amen. In X p o geliebte ewrer grosser begerung genung czu sein nach m e i n e m gen do ir manigveltigklich ynne begert habt von mir gen eine kurcze lere vnd vnterweisung wie man k u m e n einem volkomen leben [...]

heiligen tochter, vermuenpfanm ü g zu

- [...] vnd also haben wir in disem kürczlich berwrt, wie ein mensch geczyrt m u ß sein, der in dem geistlichen beschawenden leben will haben einen rechten furganck. Gattung

Mystagogischer Traktat

Provenienz des Bandes

Im Katharinenkloster geschrieben

Autor und Datierung

Fälschlich Peter Kirchschlag zugeschrieben; vgl. den Eintrag im mittelalterlichen Bibliothekskatalog zu M . XXIII (= Cent. VII, 21) und M . X X I V (= Cent. VI, 96), RUF, M B K III, 3, S. 627: „Item diese II puchlein haben die swestern geschriben, und / hat gepredigt und gemacht der erwirdig vater prior zu den predigern, Peter Kirchslag, und unser peich- / tiger, vater Haß, hat sy uns teutzsch lasen machen." Autor: Hendrik H e r p (1410-1477). Der Text wurde von H e r p ursprünglich in mndl. Sprache fìir eine geistliche Tochter verfasst. Hier vorliegend: früheste Übertragung ins Oberdeutsche; durch Peter Kirchschlag (ab 1473 Prior des Nürnberger Predigerklosters) vermittelte und vom Beichtvater Hass übersetzte Vorlage.

Schreiber/Schreiberin

von 6 verschiedenen H ä n d e n geschrieben, darunter Ursula Geiselherrin (fol. 98—114 r , als Schreiberin von von 1445-1464 bezeugt) und Klara Keiperin (fol. 166'- 187 v ; Eintritt 1447, f 1498).

Zeitpunkt der Abschrift

2. H . 15. Jh.; nach der Herausgeberin der Textausgabe, D e b o rah A. ROSE-LEFMANN, zwischen 1468-1479 (s. HERP, Spiegel, S. 39f.).

weitere Uberlieferungen

In St. Katharina: Cent. VII, 11", fol. 25 r -153 v (von Klara Keiperin zw. 1447 und 1498 geschrieben = 1. Teil); Cent. VII, 27, fol. 3 r -47 r (unvollständiger 1. Teil); Cent. VII, 59, fol. 2 r -98 r (1. Teil); Vollständige Auflistung der deutschsprachigen Uberlieferung innerhalb und außerhalb von St. Katharina, s. HERP, Spiegel, S. 26-31.

Literatur und Sonstiges

Edition: HERP, Spiegel (Die Ubersetzung von Hass in Cent. VII, 21 und Cent. VI, 96 bilden die Textbasis dieser überlieferungsgeschichtlichen Edition). Lit.: TROEYER, Herp; VAN DIJK, Herp; KALVERKAMP,

Vollkommenheitslehre.

FREIENHAGEN-BAUM-

GARDT, Hendrik Herps Spieghel. Z u r nicht eindeutigen Identifikation des Ubersetzers als Georg oder Heinrich Hass s. LEE, K a t h a r i n e n k l o s t e r , S. 3 0 5 , N r . 1 5 4 u n d 1 5 5 u n d

LADISCH-GRU-

BE, Haß, Georg. Die Tatsache, dass in Cent. VII, 27 neben einer unvollständigen Ubersetzung des Spiegels ebenfalls eine Predigt von Georg Hass überliefert ist, spricht m. E. für Georg und ge-

360

Anhang gen Heinrich Hass als Übersetzer des ,Spiegels der Vollkommenheit'. Ein Georg Hass ist zudem 1473 urkundlich erwähnt. Dies ist das Jahr, in welchem Peter Kirchschlag das Priorat in Nürnberg übernahm. Zu Peter Kirchschlag vgl. RENNER, Kirchschlag; DERS., Spätmittelalterliche Klosterpredigten, S. 204f. und WALTHER, Prediger und Predigten aus Eis 114, bes. S. 75 f.

StadtBN,

Cent.

VII, 27,fol.

74'-84":

Georg Hass, OP: Predigt über Apg.

9,8

Gattung

d manus autem illum trahentes introduxerunt Damascum. Actuum nono. Diße wort sein von sant Paulus bekerung vnd lauten im teutschen also: Sie haben in bey den henden geczogen [...] Zu wißen, das sanctus Paulus leiplich geczogen wart von seinen gesellen, geistlich wart er aber geczogen von got [...] - fol. 84': [...] also machstu an allen steten erlangen vnd verdinen das ewig leben. Darzu helf mir vnd euch got der vater vnd got der sun vnd got der heilig geist amen. Fol. 84v: Diße predigt hat gethan der erwirdig vater Georgius Haß anno domini 84. Predigt

Initium und Textschluss

Provenienz des Bandes

O h n e alte Signatur

Autor und Datierung

Georg Hass, Predigt gehalten 1484.

Schreiber/Schreiberin

Unbek.

Zeitpunkt der Abschrift

Nach 1484

Literatur und Sonstiges

Zur urkundlichen Erwähnung 1473 vgl. BOCK, Predigerkloster, S. 1 8 4 ; LADISCH-GRUBE: H a ß , G e o r g ; WALTHER, P r e d i g e r

und

Predigten aus Eis 114, S. 74.

StadtBN,

Cent.

VII, 39, fol. 57-58":

Geistlicher Neujahrsbrief

an Schwester

Anna

Piberin und ihre Schwestern Initium und Textschluss

Gattung

J h m X p m den wunch ich dir zu einem newen seligen jar. Als du wol weist, daz yeczund die liebhaber der werlt iren gespunsen kauffen des newen iars vnter den kremen in vnweißheit [...] - daz sei dir geschenckt zu einem guten seligen newen jar, daz teil auch mit deinen swestern. Darunter: S Anna Piberin prüder. Brief

Provenienz des Bandes

Katharinenkloster Nürnberg

Autor und Datierung

Bruder der Anna Piberin; vor 1457

Schreiber/Schreiberin

Hand der Dorothea Schurstabin (f 1476)

Zeitpunkt der Abschrift

Mitte 15. Jh.

Literatur und Sonstiges

Anna Piberin verließ St. Katharina 1457, um im Konvent ,Zum Heiligen Grab' in Bamberg die R e f o r m einzuführen (vgl. MEYER, Reformacio IV und V, S. 108).

361

Anhang

StadtBN, Cent. VII, 39, fol. 16V—i 7 ff: Belehrung über die Keuschheit Initium und Textschluss

Paulus spricht czu den C o r i n t h e r n an der ersten epistel am V I I capitel: E i n fraw, die nicht in der ee ist [...] In diser v o r g e n u m e n Worten werden czu vntterweisung aller witiben und enthalderin [...] vier artikel außiehelich begriffen [...] — [...] darumb stet geschriben: B e h u t dich selbs.

Gattung

Traktat

Provenienz des Bandes

Katharinenkloster N ü r n b e r g

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

H a n d nicht identifiziert

Zeitpunkt der Abschrift

M i t t e 15. J h .

StadtBN, Cent. VII, 81, fol. 2'-51': Erhard Groß: Nonnenwerk Initium und Textschluss

Fol. 2': R e g i s t e r (unvollst.); fol. 3 r : Hie vecht sich an ein a n w e y sung eines seligen geistlichen lebens. In manicherley anweisung spricht vns zu das anbegynn, das gott selber ist, durch die heiligen geschrifft [...] -

[...] das mein gedechtnüß pleib in d e m hertzen des innigen

menschen, der sein leben aus disem püchlein pessert amen. E t sie est finis. Gattung

Traktat über die V e r v o l l k o m m n u n g

des inneren

Menschen

durch weltentsagende V e r s e n k u n g in die Heilige Schrift und E r g e b u n g in den W i l l e n Gottes; insg. 21 Kapitel; ursprünglich für die N o n n e n in St. Katharina verfasst. Provenienz des Bandes

O h n e mittelalterliche Signatur; Katharinenkloster

Autor und Datierung

Erhart G r o ß ( - 1 4 0 0 - 1 4 5 0 ) , 1 4 3 2

Schreiber/Schreiberin

H a n d nicht identifiziert

Zeitpunkt der Abschrift

2. H . 15. J h .

weitere Uberlieferungen

In

St. Katharina:

StadtBN,

Cent. VI,

59,

fol.

201r-203"

( = Kap. 1 - 5 ) ; Außerhalb

von St. Katharina:

S t a d t B N , C e n t . V I I I , 16, fol. 1 0 6 ' -

131 r ( 1 4 4 2 , zwar aus N ü r n b e r g , aber nicht aus St. Katharina); Breslau, U B , cod. I Q u 7 7 ( 1 4 3 6 ) fol. 9 0 r - 1 0 8 v . Literatur und Sonstiges

STEINHOFF, G r o ß ; EICHLER, Erhart Gross; G r o ß entstammte einer einflussreichen N ü r n b e r g e r Patrizierfamilie und ist 1432—1449 als M ö n c h der N ü r n b e r g e r Kartause Marienzell nachweisbar.

StadtBN, Cent. VII, 81, fol. 7ff-85': Geistliche Belehrungen Initium und Textschluss

V o n inwendiger wandelung. Das reich gotes ist in euch, spricht der herr. K e r dich aus ganezem herezen zu dem herrn [...] - [...] der do w e y ß sich vnd alles daz sein czu verlassen und sich seezen czu d e m nydersten.

Anhang

362

Gattung

Geistliche Belehrungen

Provenienz des Bandes

O h n e mittelalterliche Bibliothekssignatur

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

Hand nicht identifiziert

Zeitpunkt der Abschrift

2. H. 15. Jh.

f) Dokumente aus dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg Nürnberg,

GNM,

Hs. 877, fol.

Initium und Textschluss

Gattung Provenienz des Bandes

73'-8(y:

Exempel

zum

Keuschheitsgelübde

Ez waß zu einer Zeiten auf dem land ein erberger edelman, der het ein erwirdige frame hausfrawen [...] — [...] do kam der knabe wider haim zu seiner muter und dankt got vnd der junckfraw Maria, daz er erlost wass worden von den posen gaistern amen. Exempel S. RUF, MBK III, 3, S. 574 und 610; von Cecilia Rotin (F 1469) mit ins Kloster gebracht (s. fol. 1').

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

N e n n t sich auf fol. 169": Fridericus Leuckner de Augea

Zeitpunkt der Abschrift

1421

Nürnberg,

GNM,

(fol.

169 V )

Hs. 877, fol. 253"-256":

Regeln für eine Jungfrau

Initium und Textschluss

Wiltw ein reine junkfraw werden, so hör den rot Augustyny: [...] Die erst regel spricht Augustinus ein herlich junkfraw und meint die sich Cristo Jhesu verspontziert haben [...] - [...] dorumb gab ir der heilig pobst Vrbanus der fünft die genod, das sie moht enpfohen alle tag das heilig sacrament in grossen gnoden.

Gattung

Traktat für Jungfrauen, die sich Christus anvertrauen, sei es mit oder ohne Gelübde (inhaltlich eher auf weibliche Laien ausgerichtet)

Provenienz des Bandes

S. RUF, MBK III, 3, S. 574 und 610; von Cecilia Rotin eingebracht

Autor und Datierung

Unbek.

Schreiber/Schreiberin

N e n n t sich auf fol. 169v: Fridericus Leuckner de Augea

Zeitpunkt der Abschrift

1421

Anhang

Nürnberg, GNM,

Hs. 7069, fol. V-17":

I n i t i u m u n d Textschluss

363

Augustinerregel

Disz ist die regel, die sant A u g u s t i n d e n closterfrawen hat g e schriben. Disz sint die d i n c k , die w i r g e p i e t e n [...] — fol. 17 r :[...] v n d in b e k o r u n g n i h t ein geleytet w e r d e , [fol. 17 v ] H i e hat e n d die regel sant Augustini, die er d e n closterfrawen hat geschriben. V n d ist g e d e u t s c h e t n a c h d e m g e s p r e c h e als es in f r a n c k e n lande g e w o n l i c h ist ze r e d e n a n n o tausent v i e r h u n d e r t XXXI.

Gattung

Regeltext

P r o v e n i e n z des B a n d e s

Aus d e m N ü r n b e r g e r K a t h a r i n e n k l o s t e r ; B e s i t z v e r m e r k (fol. 1'): „Disz p u c h l e i n g e h ö r t der w i r d i g e n m u t e r s u p p r i o r i n . "

Autor und Datierung

Augustin

Schreiber/Schreiberin

N i c h t identifiziert

Z e i t p u n k t der Abschrift

1431 (s. fol. 17 v )

Weitere Uberlieferungen

In St. Katharina: S t a d t B N C e n t , VI, 46: älteste überlieferte V e r d e u t s c h u n g d e r Regula Recepta ( u m 1400); S t a d t B N , A m b . 6 7 4", fol. 1 - 9 ' , vgl. SCHNEIDER, H a n d s c h r i f t e n N ü r n b e r g , S. 4 2 8 f.; N ü r n b e r g , G N M , H s 2 8 5 8 : fol. l ' - 1 3 v ; E r l a n g e n , U B , B 18, fol. lr—12v (geschrieben 1441 v o n Elsbeth Karlin). Z u r volkssprachlichen U b e r l i e f e r u n g a u ß e r h a l b v o n St. K a t h a r i n a v g l . SMET, A u g u s t i n e r r e g e l n .

Literatur u n d Sonstiges

Nürnberg, GNM,

SMET, A u g u s t i n e r r e g e l n .

Hs. 7069, fol. 18'—66': Konstitution

der Schwestern

des Predigerordens I n i t i u m u n d Textschluss

Disz ist die v o r r e d der constiticion d e r swester p r e d i g e r Ordens. W a n n v o n g e p o t der regel die swester geheissen sint [...]. Fol. 19 v -20 r : R e g i s t e r ; fol. 20": Als g e h ö r e t w i r t daz erste c z e i c h e n zu m e t t e n so sullen die swester auffsten [...] — fol. 65 r : [...] a u c h sol disz b u e c h l e i n k e i n e m m e n s c h e n g e g e b e n w e r d e n zu abschreiben o d e r zu sehen o n vrlaub des meisters o d e r des prouincials [fol. 65 v ] I t e m seliger g e d e c h t n u s z pabst B o n o f a c i u s d e r n e u n t [...][fol. 66'] d e m das v o n d e m b e n a n t e n meister e m p f o l h e n ist.

Gattung

Regeltext

P r o v e n i e n z des Bandes

Nürnberger

Katharinenkloster; Besitzvermerk

(fol. I r ): „Disz

puchlein gehört der wirdigen muter suppriorin." Autor und Datierung

H u m b e r t v o n R o m a n s , 1259.

Schreiber/Schreiberin

H a n d n i c h t identifiziert

Z e i t p u n k t der Abschrift

1431

Weitere Uberlieferungen

In

St. Katharina:

Nürnberg,

GNM,

Hs.

2858,

fol. 14 r -53 r ;

S t a d t B N , A m b . 6 7 4", fol. 9 ' - 3 2 v ; C e n t . VI, 46, fol. 3 8 ' - 4 9 r ; E r langen, U B , B 18, fol. 1 4 5 - 1 7 8 ' .

364

Anhang

Literatur und Sonstiges

H O N E M A N N , K o n s t i t u t i o n e n ; SPIELVOGEL, G e o r g

Falder-Pistoris,

S. 3 9 , A n m . 3 ; SACK, B r u c h s t ü c k e , S. 1 4 1 , A n m .

107.

STAMM-

LER, D e u t s c h e Philologie 2, Sp. 9 7 1 f.

Nürnberg,

GNM,

Hs.

7069,

Initium und Textschluss

fol.

66"—74":

Ordinacio

des Bartholomäus

Texerius

Ordinacio. M e i n e n allerliebsten kindern in gotes sun [...] -

[...] all m o n o t t einest gelesen werd vnd die auszlegung der

regel einest im jar. D a t u m zu N u r e m b e r g [...] Gattung

Regeltext

Provenienz des Bandes

aus dem Nürnberger Katharinenkloster; Besitzvermerk (fol. l r ): „Disz puchlein gehört der wirdigen muter suppriorin."

Autor und Datierung

Bartholomäus Texerius, 1 4 2 9

Schreiber/Schreiberin

Hand nicht identifiziert

Zeitpunkt der Abschrift

1431

W e i t e r e Uberlieferungen

In St. Katharina:

Literatur und Sonstiges

D r u c k : KERN, R e f o r m a t i o n , S. 1 7 - 1 9

Nürnberg,

GNM,

an seine jüngst

Hs.

15 131, fol.

verheiratete

Initium und Textschluss

Schwester

S t a d t B N , A m b . 67 4°, fol. 3 3 r - 3 6 v .

122'—138': Barbara:

Brief Vom

eines

Unbekannten

Ehestand

M e i n gebet zw vor. W i ß , liebe swester Barbara, das ich von rayczung pruderlicher lieb vor langen zeyten hab willen gehabt, dir etwas zeschreyben [...] -

[...] vb dich auch in den w e r c k e n der parmherczikeyt, auff

dastu mugst belont werden am jüngsten tag. A m e n . Gattung

Privatbrief

Provenienz des Bandes A u t o r und Datierung

Ohne

mittelalterliche

Bibliothekssignatur;

vorderer

Spiegel:

„ D a z puch gehört in das kloster zu sant K a t e r e i n . " B r u d e r der Adressatin; „ A n n o domini 1 4 5 4 j a r am M o n t a g vor M a r t i n y " (fol. 121 r ); hierbei k ö n n t e es sich aber auch um das D a t u m der Abschrift handeln.

Schreiber/Schreiberin

Unbek.

Zeitpunkt der Abschrift

1 4 5 4 oder später

II. Liste der im Kloster verbliebenen

Schwestern

U m die N a m e n der S c h w e s t e r n herauszufinden, die sich n a c h 1 5 2 5 i m K o n v e n t b e f a n d e n , w u r d e n f o l g e n d e Q u e l l e n b e n u t z t : D e r T o t e n k a l e n d e r 4 des K a t h a r i n e n -

4

WÜRFEL, Toden-Calender. Das Nekrologium wird innerhalb dieser Liste lediglich mit

WÜRFEL zitiert.

Anhang

365

klosters verzeichnet die in die Memoria aufgenommenen Schwestern mit Vermerk ihres Todesjahres, ab 1 5 0 0 meist mit genauer Jahresangabe, im 15. Jahrhundert und vorher ohne Angabe des Jahrhunderts. In einigen Fällen erscheinen allerdings auch Sterbedaten im 16. Jahrhundert ohne Jahrhundertangabe. D e r Totenkalender allein reicht also nicht aus, u m alle nach der R e f o r m a t i o n im Kloster verbliebenen N o n n e n zu erfassen. In StadtBN, N o r . H 185 (2) befindet sich eine zusätzliche Namensliste von Schwestern aus St. Katharina mit ihren Sterbedaten. Z u d e m überliefern wirtschaftliche D o k u m e n t e ab 1 5 2 5 wie R e c h n u n g e n , Verträge oder Quittungsschreiben die N a m e n einzelner Klosterfrauen. E i n e große Hilfe bieten die bereits existierenden Prosopographien über das Katharinenkloster. 5 D i e Unterscheidung von Chorschwestern und Laienschwestern bezieht sich auf die Angaben des Nekrologiums. 6 Insgesamt konnten die N a m e n von 3 9 N o n n e n und 12 Laienschwestern ermittelt werden, die dem Kloster in der Zeit zwischen der Klosterperrung und dem Ende des Klosters 1 5 9 6 angehörten. In chronologischer Ordnung werden zunächst die Priorinnen aufgeführt, die dem K o n v e n t in der Zeit des Widerstands vorstanden. Dann werden die C h o r - und Laienschwestern alphabetisch nach Vornamen geordnet aufgelistet.

Priorinnen Veronika Bernhartin (f 1526; Priorat von 1499-1526): WÜRFEL, S. 45; BORIS, 8018; LEE, 29 und S. 3 6 5 . Katharina Kolerin (f 1536/1540?; Priorat von 1526-Ì536/1540?7): WÜRFEL, S. 25: (1536); StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29'; BORIS, 8019; LEE, 278 und S. 365. Felizitas Tucherin (f 1558; Priorat von 1536/1540-1556): WÜRFEL, S. 44; Begräbniskosten: StadtAN, B 35, Nr. A 489; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29'; BORIS, 8020; LEE, 677. Katharina Heldin (f 1568;Priorat von 1556-1568): StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29v;BORIS, 8021; LEE, 167. Magdalena Holzschuherin (f 1589; Priorat 1568-1585): WÜRFEL, S. 13; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29r; StadtAN, A 1/Ur, 1533, Juni 29; BORIS, 8022; LEE, 210 und S. 365. Kordula Knörrin (f 1596; Priorat 1585-1596): WÜRFEL, S. 13; StadtBN, Nor. H 185 (2), f o l . 2 9 ' ; B O R I S , 8 2 2 0 ; LEE, 2 7 5 u n d S . 3 6 5 .

5 BORIS, Communities, S. 353-375 und LEE, Materialien, S. 289-365. Beide Stellenangaben werden innerhalb der Aufzählung auf dieser und den nächsten beiden Seiten lediglich durch den Namen des Verfassers bzw. der Verfasserin gekennzeichnet. 6 Die Einträge des Nekrologiums sind diesbezüglich nicht immer zuverlässig; vgl. S. 367, Anm. 8. 7 Möglicherweise stimmt die Angabe ihres Sterbejahrs im Totenkalender nicht. Laut StadtAN, D9, Nr. U 52, 1537, Apr. 16, zeichnete sie in ihrem Amt als Priorin einen Verkauf von Wiesen, Wald und Ackern im Jahr 1537. Auch die kurze Chronik in FÖRNER, Norimberga, S. 86, gibt an, sie sei 14 Jahre Priorin gewesen und im Jahr 1540 gestorben. Dieser Angabe folgen ein anonymer Chronist in StadtBN, Nor. H 562, fol. 10v, und FRIES, St. Katharina, S. 43, Anm. 108.

366

Anhang

Chorschwestern Anna Rümlin ( f 1532): WÜRFEL, S. 44; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29"; BORIS, 8311; LEE, 539. Anna Scheckin ( f 1542): WÜRFEL, S. 22; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29"; sie w a r 1533 Zinsmeisterin, vgl. StadtAN, A l / U r , 1533, J u n i 29; die Ausgaben für ihr Begräbnis w u r d e n verzeichnet in S t a d t A N , B 35, Nr. A 473;BORIS, 8311;LEE, 551.

Anna Schweinfurterin

( f 1578): WÜRFEL, S. 27; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29"; BORIS,

8 3 2 8 ; LEE, 5 8 9 .

Apolonia

Storin ( f 1545): WÜRFEL, S. 51; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 30'; PFEIFFER, Q u e l -

len, S. 102, R V 7 7 4 ; S t a d t A N , A l / U r , 1 5 3 3 , J u n i 2 9 ; S t a d t A N , B 35, N r . A 4 7 5 ; B O R I S , 8 3 0 4 ; LEE, 6 2 4 .

Barbara Aystatarin/Eysteterin ( f 1538): WÜRFEL, S. 45: „obiit Soror Barbara Eysteterin a. 38"; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29"; die Ausgaben für ihr Begräbnis w u r d e n verzeichnet i n S t a d t A N , B 3 5 , N r . A 4 6 9 ; BORIS, 8 1 8 6 ; LEE, 4 5 . Barbara

Gresin

( f 1568):

Barbara de Lochnam

WÜRFEL, S . 4 9 ; BORIS, 8 3 2 1 ; LEE, 1 1 6 .

( f 1528):

WÜRFEL, S. 11; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29R; BORIS,

8 3 0 7 ; LEE, 3 4 5 .

Barbara Modschidlerin

( f 1510): WÜRFEL, S. 36; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29"; BORIS,

8 3 2 2 ; LEE, 3 7 8 .

Barbara Pemerin ( f 1534): WÜRFEL, S. 48: „anno 34"; 1533 w a r sie Subpriorin, vgl. StadtAN, A l / U r , 1533, J u n i 29; BORIS, 8181; LEE, 447 (1434). Barbara

Tucherin

( f 1531):

WÜRFEL S . 1 0 ; BORIS, 8 2 3 8 ; LEE, 6 8 2 .

Christina

Kamrerin

( f 1531):

WÜRFEL, S . 5 1 ; BORIS, 8 3 0 9 ; LEE, 2 4 2 .

Christina

Tucherin

( f 1573):

WÜRFEL, S . 1 5 ; BORIS, 8 2 7 1 ; LEE, 6 7 7 .

Felizitas Holzschuherin ( f 1532): StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29 r ; BORIS, 8310; LEE, 204. Helena Hallerin ( f 1564): WÜRFEL, S. 20; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29'; BORIS, 8319; LEE, 1 4 6 . Helena

Holzschuherin

( f 1532):

WÜRFEL, S. 4 1 ; BORIS, 8 2 4 4 ; LEE, 2 0 3 .

Katharina Mufflin ( f 1561): WÜRFEL, S. 28; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29"; StadtAN, A l / U r 1528, Okt. 9; 1533 w a r sie Schafferin, vgl. StadtAN, A l / U r , 1533, J u n i 29; BORIS, 8 2 8 8 ; LEE, 3 8 0 .

Katharina Johannin ( f 1547): WÜRFEL, S. 23; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 30"; die Ausgaben für ihr Begräbnis w u r d e n verzeichnet in StadtAN, B 35, Nr. A 479; BORIS, 8315; LEE, 2 3 7 .

Katharina

Kiffliaberin

( f 1546): WÜRFEL, S. 22; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29"; StadtAN,

B 3 5 , N r . A 4 7 8 : B e g r ä b n i s k o s t e n ; BORIS, 8 3 1 4 ; LEE, 2 6 7 . Katharina

Puckin:

WÜRFEL, S . 5 0 : o . J . ; S t a d t A N , A L / U r , 1 5 3 3 , J u n i 2 9 ; BORIS, 8 3 9 7 ; LEE,

496.

Katharina

Steinmetzin

( f 1559): WÜRFEL, S. 22; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29"; StadtAN,

B 3 5 , N r . A 4 9 0 : B e g r ä b n i s k o s t e n ; BORIS, 8 3 1 6 ; LEE, 6 1 8 .

Klara Holzschuherin ( f 1534): WÜRFEL, S. 46; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 30'; StadtAN, A l / U r , 1533, J u n i 29; BORIS, 8261; LEE, 200. Klara

Löffelholzin

( f 1527):

WÜRFEL, S. 1 8 ; BORIS, 8 2 2 0 ; LEE, 3 4 8 .

Klara Volkamerin ( f 17. April 1525): WÜRFEL, S. 23; BORIS, 8301; LEE, 703. Kunigunde Pircklin ( f 1557): PFEIFFER, Quellen, S. 102, R V 774; die Ausgaben für ihr Begräbnis w u r d e n verzeichnet in StadtAN, B 35, Nr. A 488.

Anhang

367

Kunigunde Zainnerin (f 1527): WÜRFEL, S. 11; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29'; BORIS, 8306; LEE, 748. Magdalena Beheimin (f 1538): WÜRFEL, S. 23; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29"; BORIS, 8312; LEE, 440. Margaretha Durrin (f 1532): WÜRFEL, S. 26; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29"; BORIS, 8283; LEE, 42. Margaretha Mufflin (f 1540): WÜRFEL, S. 38: „obiit soror Margarethe Mufflin 4 0 . " StadtAN, A l / U r , 1533, Juni 29; Lee, 382. Margaretha Peßlerin (f 1581): WÜRFEL, S. 15; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29";BORIS, 8324; LEE, 459. Margaretha Reichin (f 1560): WÜRFEL, S. 12; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29'; StadtAN, B 35, Nr. A 492; BORIS, 8317; LEE, 517. Margaretha Tetziin (f 1529): WÜRFEL, S. 20; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29"; BORIS, 8308; LEE, 659. Ursula Vogtin (f 1540): WÜRFEL, S. 41; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29 V ; BORIS, 8313; LEE, 359. Walltburg Waütherin (f 1580): WÜRFEL, S. 12: „im 80 I a r " B O R I S , 8477; LEE, 716 (1580).

Laienschwestern: Angnes Gleczin (f 1555): WÜRFEL, S. 41; StadtAN, B 35, Nr. A 472: Notiz über ihren Erbteil; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29"; BORIS, 8469; LEE, 104. Angnes Stroblin (f 1548/49): WÜRFEL, S. 15 (1549); StadtAN, B 35, Nr. A 472: Klosterrechnung gibt als Todesjahr 1548 an. BORIS, 8468; LEE, 626. Anna Enstin (f 1541): WÜRFEL, S. 49; Nor. H 185 (2), fol. 30'; StadtAN, B 35, Nr. A 472: Begräbniskosten. Anna Gretin (f 1547): WÜRFEL, S. 22; StadtAN, B 35, Nr. A 478: Begräbniskosten; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 30'; LEE, 117. Anna Kreusin (f 1536): WÜRFEL, S. 51; BORIS, 8464; LEE, 311. Anna Mollerin (f 1559): WÜRFEL, S. 36; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29"; StadtAN, B 35, Nr. A 490: Begräbniskosten; BORIS, 8470; LEE, 379. Barbara Fliegerin (f 1584): WÜRFEL, S. 31; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29"; BORIS, 8455; LEE, 71. Elisabeth Kergin (f 1585): WÜRFEL, S. 21; BORIS, 8472; LEE, 263. Kunigunde Stadlerin (f 1531): WÜRFEL, S. 20; StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29"; BORIS, 8463; LEE, 614. Margaretha Goczin (f 1525):WÜRFEL, S. 38;StadtBN, Nor. H 185 (2), fol. 29";BORIS, 8462; LEE, 108. Margaretha Markartin/Markantin (f 1537): WÜRFEL, S. 21, BORIS, 8465; LEE, 358. Margreta Müllerin (f 1541): WÜRFEL, S. 19: „anno xli"; StadtAN, B 35, Nr. A 472: Begräbniskosten; B 1 4 / I I , Nr. 27, fol. 67 v : Erbsache an Margreta Müllerin; BORIS, 8436; LEE, 392.

8 Im Totenkalender wird Walltburg Walltherin als Laienschwester gefuhrt. Von ihr ist jedoch eine schriftliche Professerklärung erhalten, vgl. S. 370.

368

Anhang

III.

Statistische Auswertung

der

Klosterrechnungen''

A n g a b e n ü b e r Personenzahlen i m K o n v e n t Abgerechnetes Jahr Anzahl der Personen 1 "

Abgerechnetes Jahr Anzahl der Personen

Abgerechnetes Jahr Anzahl der Personen

Abgerechnetes Jahr Anzahl der Personen

1524 1525 1526 1527 1528 1529 1530 1531 1532 1533 1534 1535 1536 70

-

61

-

55

54

-

52

50

49

48

-

-

1524 1525 1526 1527 1528 1529 1530 1531 1532 1533 1534 1535 1536 70

-

61

-

55

54

-

52

50

49

48

-

-

1537 1538 1539 1540 1541 1542 1543 1544 1545 1546 1547 1548 1549 -

49

43

42

41

40

40

40

38

36

35

32

32

1550 1551 1552 1553 1554 1555 1556 1557 1558 1559 35

36

37

37

39

39

42

43

40

Anstieg der S c h u l d e n s u m m e Die Durchsicht der Klosterrechnungen auf Schulden des Konvents zeigt einen deutlichen Anstieg der Anleihen, die das Kloster jährlich bei verschiedenen Privatpersonen machen musste. Diesen gegenüber stehen in folgender Tabelle die Einkünfte des Klosters aus Ewiggelt und Zinsanteilen, welche durch den Rat

9 StadtAN, A 26, Rcp. 89, Nr. 266: Rechnungen des Katharinenklosters von Nürnberg 1513-1534 im Stadtarchiv seit 2001 unauffindbar; StadtAN, B 35, Nr. A 469 - 495: Jahresrechnungen des Katharinenklosters 1538—1564; StAN, Rep. 2 c, 7-farbiges Alphabet, 196, ganz hinten eingeheftet: Rechnungen von 1565—1567. 10 Die Anzahl der Personen setzt sich aus den Personen zusammen, die mit den Mitteln des klösterlichen Haushalts gespeist wurden. Die Klosterrechnung von 1524 differenziert noch zwischen 52 Personen im Kloster mit Prediger und Beichtvater und 18 Personen auf dem Hof, insgesamt also 70 Personen. Spätere Rechungen geben lediglich die Gesamtpersonenzahl an; in mit „—" gekennzeichneten Jahren fehlt entweder die Angabe zur Personenspeisung in der jeweiligen Rechnung, bzw. die Rechnung selbst. Rechnungen ab 1560 enthalten keine Angaben über die Personenzahl mehr.

369

Anhang

verwaltet wurden. Sie blieben über weite Strecken konstant bzw. vermehrten sich i n s g e s a m t sogar. 1507

1538

1539

1540

1541

1542

1543

1544

Summe der Schulden in Gulden (fl)

805

360

560

760

1250

1207

1077

1020

Geldeinnahmen in Gulden (fl), Pfund (lb), Denaren (d)

832

994 5 7

961 5 7

1011 5 7

1011 5 7

987 6 23

987 6 23

987 6 23

1552

Jahr

Jahr

1545

1546

1547

1548

1549

1550

1551

Summe der Schulden in Gulden

1190

1190

1120

1120

1020

860

1060

992 6 23

992 6 23

995 6 23

995 6 23

995 6 23

995 6 23

995 6 23

Geldeinnahmen in Gulden (fl), Pfund (lb), Denaren (d)

-

995 6 23

Jahr

1553

1554

1555

1556

1557

1558

1559

1560

Summe der Schulden in Gulden

1231

1147

1247

1649

1889

1889

1769

1729

995 6 23

995 6 23

995 6 23

995 6 23

995 6 23

995 6 23

995 6 23

1016 6 23

Jahr

1561

1562

1563

1564

1565

1566

1577

Summe der Schulden in Gulden

1629;

1629

1629

1619

1519

1539

2173fl 41b 22d

Geldeinnahmen In Gulden (fl), Pfund (lb), Denaren (d)

1016 6 23

1021 2 17

1016 2 17

1226 2 17

Ohne Angabe

Ohne Angabe

Ohne Angabe

Geldeinnahmen in Gulden (fl), Pfund (lb), Denaren (d)

370

Anhang

IV.

Abbildung

und Transkription

der Walltburg

Walltherin

der

Professerklärung

aus dem Jahr

1569

AEB, Rep I, U 413 (Nürnberg 34)

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f

r

.

Transkription Ich, schwester Walpurg, thun Profession vnd verhais gehorsam Gott, S. Maria vnd Sancto Dominico vnd dir, schwester Magdalen Holtzschucherin, Priorin des closters prediger Ordens zu S. Catharinen in Nwrnberg, " an statt Bruder Vincentij Justinianj, 12 des Maysters der brueder Prediger Ordens, vnd seinen nachkummen, nach S. Augustinus Regell vnd Statuten der schwester, der dem vorgemelten

11 12

Priorin v o n 1568 bis 1585. V i n c e n z o Giustiniani, Generalmeister v o n 1558—1570.

Anhang

371

orden befholen sein zuversorgen, das ich dir vnd anderen meinen p r i o r i n < n e n > gehorsam sein wird bis in den tod. Darunter von anderer Hand geschrieben: Schwestern walltburg walltherin hat profess gethon alls man zallt von crystus gepurt 1569 iar, den 17 tag das monats aprylys an dem sontag quoszymodta, ires allters war 39 iar. Kommentar

Laut dem Nekrologium des Klosters 13 starb Walltburg Walltherin im Jahr 1580. Das von ihr schriftlich fixierte Versprechen entspricht dem Wortlaut der Professformel im 16. Kapitel der Konstitution. 1 4 Aufschluss darüber, wie die Profess innerhalb des observanten, weiblichen Zweigs des Dominikanerordens abgelegt worden sein könnte, gibt ein ausfuhrlicher Abschnitt aus Johannes Meyers ,Buch der Ersetzung' (Bloomington, Indiana, Lilly Library, Ricketts Mss 198, fol. 223—227 v ) und ein kürzerer Abschnitt aus der Beschreibung des Amts der Novizenmeisterin in Johannes Meyers,Amterbuch' (a.a.O., fol. 62v—64r). Während der Eintritt einer Frau in den Orden zu Beginn ihres Noviziats in verschiedenen Klöstern unterschiedlich zelebriert wurde und zum T e i l mit einer Messe in der Klosterkirche unter dem Beisein der leiblichen Verwandten der eintretenden Schwester verknüpft war, fand die Profess, sofern man sich an die Vorgaben Johannes Meyers hielt, unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Kapitelhaus statt. Frauen, die zur Profess zugelassen wurden, mussten mindestens vierzehn Jahre alt sein 15 und bereits ein volles Jahr als Novizinnen im Kloster verbracht haben. Zur Vorbereitung auf die Profess diente eine Einzelbeichte vor der Priorin und der Empfang des heiligen Sakraments. V o r der versammelten Schwesternschaft bat die Novizin im Kapitelsaal um die Aufnahme in die Klostergemeinschaft und um Vergebung für die Versäumnisse, die sie während ihres Noviziats begangen hatte. Danach führte sie die Novizenmeisterin wieder aus dem Kapitelsaal, w o sich die Schwestern über ihren Aufnahmewunsch berieten. Falls diesem nichts entgegenstand, wurde sie wieder gerufen. Die Priorin fragte sie, ob sie gewillt sei, die drei evangelischen R ä t e , die Gewohnheiten des Klosters wie Fasten, Schweigen, etc. und die R e g e l n der Observanz - namentlich die strenge Klausur — zu halten. Stimmte sie dem zu, ließ man sie vor der sitzenden Priorin niederknien. Diese hatte die Konstitution auf ihrem Schoß, nahm beide Hände der Novizin, legte sie auf das B u c h und hieß sie in dieser Stellung die Professformel sprechen. Danach segnete die Priorin durch Gebete das klösterliche Gewand der Schwester, umarmte und beglückwünschte sie. Bemerkenswert ist die R o l l e , die der Priorin bei der Profess zukam. Außer beim Sakramentsempfang wird in der Professzeremonie, so wie Johannes M e y e r sie beschreibt, nirgendwo die Anwesenheit eines männlichen Ordensmitglieds 13 14 15

WÜRFEL, Toden-Calender, S. 12. Allerdings wird sie dort als Konversin bezeichnet. Vgl. Nürnberg, G N M , Hs. 7069, fol. 4V-42'. Vgl. die Konstitution, Nürnberg, G N M , Hs. 7069, fol. 42".

372

Anhang

erwähnt. Bei der Priorin beichtete die Novizin vor der Profess, die Priorin war es, die die Gelübde entgegennahm und die Gebete zur Segnung des Gewands sprach. Eigenverantwortlich nahm sie somit geistliche und liturgische Aufgaben wahr, die eigentlich dem Amt eines Priesters zugehörten.

Bibliographische Abkürzungen 1 a. AAWG.PH AEB AFP AIHI AKuG AÖG App. ARG ArtB BAKG Bbg. StuL. Kal. BbKG BBKL BGDNL BHSt BHTh BHVB BKV BMANG BSB Cap. CCL Cent.

csco

CSEL DHOP DWB EKGB FAU FC

articulus Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Philologisch-historische Klasse Archiv Erzbistum Bamberg Archivum Fratrum Praedicatorum Archives internationales d'histoires des idées Archiv fur Kulturgeschichte Archiv für österreichische Geschichte Apparat Archiv für Reformationsgeschichte Art Bulletin Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte Bamberger Stadt- und Landkalender Beiträge zur bayerischen Kirchengeschichte Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bibliothek der gesamten deutschen Nationalliteratur von der ältesten bis auf die neuere Zeit Berliner Historische Studien Beiträge zur Historischen Theologie Bericht des Historischen Vereins für die Pflege der Geschichte des Ehemaligen Fürstbistums Bamberg Bibliothek der Kirchenväter Beiträge zur mittelalterlichen, neueren und allgemeinen Geschichte Bayerische Staatsbibliothek München Capitulum Corpus Christianorum Latinorum Stadtbibliothek Nürnberg, Signatur Cent. Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum Dissertationes historicae. Institutum Historicum FF. Praedicatorum R o mae. Deutsches Wörterbuch Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns Friedrich-Alexander-Universi tat Fontes Christiani

1 Abkürzungen erfolgen nach: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Abkürzungsverzeichnis, zusammengestellt von Siegfried M. Schwertner, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage, Berlin/New York 1994.

374

Abkürzungen

FS

Festschrift

GDMM

Grove Dictionary o f Music and Musicians

Gen. Pap.

Genealogische Papiere

GNM

Germanisches Nationalmuseum Nürnberg

Herrn. N S

Hermae. Germanistische Forschungen. Neue Folge

HThR

Harvard Theological R e v i e w

H. V. B b g

Historischer Verein Bamberg

IASL

Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur

JFLF

Jahrbuch für Fränkische Landesforschung

KLK

Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung

KPZ

Kunstpädagogisches Zentrum

LCI

Lexikon der christlichen Ikonographie

lib.

liber

LitLi

Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik

LMA

Lexikon des Mittelalters

Mae

Medium aevum

MBK

Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands u. der Schweiz

m. E.

meines Erachtens

MFCG

Mitteilungen und Forschungsbeiträge der Cusanus-Gesellschaft

Mhd.

Mittelhochdeutsch

MM

Miscellanea mediaevalia

MOFPH

M o n u m e n t u m Ordinis Fratrum Praedicatorum historica

MTUDL

Münchner T e x t e und Untersuchungen zur deutschen Literatur des M i t -

MVGN

Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg

o. J .

ohne Jahresangabe

telalters

o. D .

ohne Datierung

o. Dr.

ohne Angabe des Druckers

OER

T h e Oxford Encyclopedia o f the Reformation

OP

Ordo Praedicatorum

par.

Parallelstellen

PL

Patrologiae cursus completus. Accurante Jaques-Paul Migne. Series Latina

q.

quaestio

QDRG

Quellen und Darstellungen aus der Geschichte des Reformationsjahrhunderts

QFGD

Quellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens

QGDOD

Quellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens in Deutschland

QFRG

Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte

Rep.

Repertorium

RoJKG

Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte

Rschl.

Ratschlag

RV

Ratsverlass

S. th.

Summa theologica

SB

Staatsbibliothek

SBB-PK

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

Abkürzungen

375

SCES

Sixteeenth Century essays and studies

SCJ

T h e Sixteenth C e n t u r y Journal

SMAFN

Spätmittelalter und Frühe Neuzeit

SMGB

Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Z w e i g e

SMRT

Studies in Medieval and R e f o r m a t i o n T h o u g h t

StAN

Staatsarchiv N ü r n b e r g

StadtA B b g

Stadtarchiv B a m b e r g

StadtAN

Stadtarchiv N ü r n b e r g

StadtBN

Stadtbibliothek N ü r n b e r g

StGS

Studien zur Germania Sacra

StMy

Studia mystica

SuR N R

Spätmittelalter und R e f o r m a t i o n . N e u e R e i h e

SuStB

Staats- und Stadtbibliothek

SVRG

Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte

TRE

T h e o l o g i s c h e Realenzyklopädie

Ur 2

VerLex

VGFG

Urkunde D e u t s c h e Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2. Auflage Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte

VIEG

Veröffentlichung des Instituts für europäische Geschichte M a i n z

VIHKDO

Veröffentlichungen der Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des D e u t s c h e n Ordens

VMPIG

Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für G e s c h i c h t e

WBO

W ö r t e r b u c h der bairischen Mundarten in Osterreich

WdF

W e g e der Forschung

ZbKG

Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte

ZDA

Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur

ZDKG

Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte

ZDP

Zeitschrift für deutsche Philologie

ZfB

Zentralblatt für Bibliothekswesen

ZGO

Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins

ZSKG

Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte

Literaturverzeichnis Quellen a) Nicht edierte Quellen Bamberg, Archiv Erzbistum

Bamberg

AEB, R e p I, Pf. A. 3 6 3 AEB, R e p I, U 4 1 3 (Nürnberg 34) Bamberg,

Stadtarchiv

StadtA Bbg, H. V. Bbg, R e p . 3, Nr. 3 0 StadtA Bbg, H. V. Bbg, R e p . 3, Nr. 834 StadtA Bbg, H. V. Bbg, R e p 3, Nr. 1033 Berlin,

SBB-PK

S B B - P K , Mgo 137,

fol. 18 v -19 r : Gereimte Regeln für Nonnen

S B B - P K , Mgo 467,

fol. 115 v -124": V o m Unterschied zwischen Reklusen und

fol. 115r—117": Von Jungfräulichkeit Ordenspersonen fol. 150 v -151 r : Von Keuschheit fol. 197 r -206 v : Deutung des Klostergewands nach Sitte des Predigerordens S B B - P K , Mgo 501:

fol. 157 r -171 v : Was den Jungfrauen zugehört fol. 1 7 3 - 1 8 5 " : Was Geistlichkeit sei

Bloomington, Indiana, Lilly Library Bloomington, Indiana, Lilly Library, Ricketts Mss 198, fol. 1—115': Johannes Meyer: Ämterbuch fol. 135—244":Johannes Meyer: Buch der Ersetzung Colmar,

Stadtbibliothek

Colmar, Bibliothèque de la ville, Ms. 197 (266), fol. 61—110': Johannes Nider: Colmarer Sendbriefe Erlangen,

Universitätsbibliothek

Erlangen, U B , Ms B 18

Literaturverzeichnis

377

München, Bayerische Staatsbibliothek München, B S B , Cgm 127 München, B S B , Cgm 177 München, B S B , Cgm 697 München, B S B , Cgm 6396, fol. 1"- 63 r : Humbert von Romans: D e tribus votis substantialibus religiosorum (dt. Bearbeitung) München, B S B , Cgm 8081 Nürnberg, Staatsarchiv StAN, StAN, StAN, StAN, StAN, StAN,

R e p . 2c, 7-farbiges Alphabet, 196. R e p . 6, Reichsstadt Nürnberg, Katharinenkoster, Urkunden R e p . 6a, Reichsstadt Nürnberg, Katharinenkloster, Akten R e p . 61 a, Reichsstadt Nürnberg, Briefbücher des Rats, 70 R e p . 61 a, Reichsstadt Nürnberg, Briefbücher des Rats, 73 Reichsstadt Nürnberg, Losungsamt-Akten, SI, L 111, 35

Nürnberg, StadtAN, StadtAN, StadtAN, StadtAN, StadtAN, StadtAN, StadtAN, StadtAN, StadtAN, StadtAN, StadtAN, StadtAN, StadtAN, StadtAN, StadtAN, StadtAN, StadtAN, StadtAN, StadtAN, StadtAN, StadtAN, StadtAN, StadtAN, StadtAN, StadtAN, StadtAN,

Stadtarchiv A l / U r , 1517/1 A l / U r , 1517 o. D. A l / U r , 1525, Sept. 29 A l / U r , 1526, Febr. 6 A l / U r , 1526, Febr. 16 A l / U r , 1526, März 20 A l / U r , 1527, Jan. 12 A l / U r , 1527, Febr. 4 A l / U r , 1528, Okt. 4 A l / U r , 1528, Okt. 5/1 A l / U r , 1528, Okt. 9 A l / U r , 1529, Mai 15 A l / U r , 1531, Mai 2/1 A l / U r , 1531, Mai 2/II A l / U r , 1531, Dez. 1 A l / U r , 1532, Jan. 23 A l / U r , 1532, Sept. 29 A l / U r , 1532, Okt. 3 A l / U r , 1533, Apr. 5 A l / U r , 1533, Juni 29 A l / U r , 1533, Sept. 30 A l / U r , 1534, o. D. A l / U r , 1534, Jan. 6 A l / U r , 1534, Febr. 15 A l / U r , 1534, Aug. 10/1 A l / U r , 1534, Aug. 10/11

StadtAN, A l / U r , 1534, Nov. 13 StadtAN, A l / U r , 1542, Mai 12 StadtAN, A l / U r , 1548, Juli 16 StadtAN, A l / U r , 1559, Mai 8 StadtAN, A l / U r , 1568, Sept. 18

378

Literaturverzeichnis

Al/Ur, Al/Ur, Al/Ur, Al/Ur,

1586, 1594, 1594, 1597,

Febr. 25 Nov. 1/1 Nov. l / I I I Mai l / I I

A4/I, PI. 2088 (Grundrissplan von Kirche und Kloster) A A A A A A A

26, 26, 26, 26, 26, 26, 26,

Rep Rep Rep Rep Rep Rep Rep

B B B B B B B B

5 II, 244 11, 574 14/1, libri litterarum, Nr. 44, 45, 49, 50, 51, 54, 55, 57, 58, 59, 61 14/11, libri conservatoni, Nr. 13, 14, 20-33 35, Nr. A 464 35, Nr. 465 35, Nr. 467 35, Nr. A 469-495

D D D D D D D D D

2/IV, Nr. Sehl B l l 2/IV, Nr. 1891 3/1 Nr 1: Saalbuch 3/1 Nr. 2 und 3: Zins- und Gültbücher 3/1 Nr. 4: Quittanzbüchlein 3/1 Nr. 5: Briefbuch 9, Nr. U 52, 1537, Apr. 16 9, Nr. U 194, 1525, Okt. 14 16, Ust. 2656

E E E E E E E

1, FA Holzschuher 1, FA Koler Nr. 1 = Stammbuch der Familie Koler 29/11, FA Tucher, Nr. 57. = Xerosätze der Bildseiten des Tucherbuchs 29/111, Nr. 258: Ektachrome des Tucherbuchs 1, Gen. Pap. E 1 Koler; Conv. 299 1, Gen. Pap. Melber 1, Gen. Pap. v. Ploben

89, 89, 89, 89, 89, 89, 89,

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

183 (Kopie), 184, 185 265 b 266 (seit 2001 verloren) 267 268 269 274

F 1, Chroniken, Nr. 59

Nürnberg,

Stadtbibliothek

StadtBN, Amb. 170.2

Verzeichnis aller Geistlichen der Stadt Nürnberg seit der Reformation StadtBN, Amb. 1236, 8°: Lazarus Spengler: Familienbüchlein StadtBN, Cent. V, App. 81, fol. 150 v -153 v : Sechs Artikel zu einem christlichen Leben

Literaturverzeichnis

StadtBN, Cent. VI, 4 3 \

StadtBN, Cent. VI, 43c,

StadtBN, Cent. VI, 43', StadtBN, Cent. VI, 43",

StadtBN, Cent. VI, 43\ StadtBN, Cent. VI, 44,

StadtBN, Cent. VI, 46d,

StadtBN, StadtBN, StadtBN, StadtBN,

Cent. Cent. Cent. Cent.

VI, VI, VI, VI,

46f, 53, 55, 58,

StadtBN, Cent. VI, 59,

StadtBN, Cent. VI, 82,

379

fbl. 153v—154v: Allegorie vom geistlichen Kloster fol. 154v—157r: Kurzer Traktat vom rechten Klosterleben fol. 157-175": Eberhard Mardach: Sendbrief fol. 175v—186": Lehre für Geistliche fol. 193-207": Allegorie vom geistlichen Wagen fol. 17—19r: Geistliche Belehrung fol. 21-24": Nikolaus von Nürnberg: Predigt zur Einsegnung einer Schwester fol. 24 v -42 v : Lob des Klosterlebens fol. 69 r -83 r : Drei Lehren für Jungfrauen fol 198"-204 r : Allegorie von der geistlichen Geißel fol. 205'—208r: Christi Leiden nach den Tagzeiten fol. 196", fol. 198", fol. 204"-205', fol. 208'und fol. 241": Reimsprüche für Klosterleute fol. 208-214': Lehre über die Betrachtung des Leidens Christi fol. 214-215":Allegorie vom geistlichen Krapfen fol. 215 v -219": Vom geistlichen Krautgärtlein, Verse fol. 265"-274": Johannes Nider: Predigt von dreierlei Eheleuten fol. 232-260": Predigt über die Jungfräulichkeit fol. 260v—263": Uber Jungfräulichkeit fol. 54"-56": Drei Exempel für die Befreiung der Seelen aus dem Fegefeuer. fol. 59"-60': Vision eines Mönchs fol. 60—63': Von der Keuschheit fol. l'-162': Georg Falder-Pistoris: Geistliche Belehrung in Dialogform fol. 27"—32": Predigt über die Hochzeit zu Kana und den Ehestand fol. 33-37": Traktat vom ehelichen Leben fol. 2-9": Predigt über 12 Früchte des Klosterlebens fol. 10'—93": Enzyklopädie zu praktischen Fragen des Klosterlebens fol. 104—135': 8 Briefe eines Geistlichen an Schwestern fol. 163—174": Belehrung für Jungfrauen fol. 57—71': Lob des Klosterlebens fol. 97'—98': Von dem Leben der geistlichen Schwestern fol. 75"—91': Venturin von Bergamo: Brief an die Schwestern von Comps fol. 223—246': Nikolaus von Dinkelsbühl: Anweisungen für Klosterleute fol. 281'-291':Johannes Vend (?): Predigt über Hoheslied 3, 11 fol. 218"-224": Von Jungfräulichkeit fol. 237—238": Ermahnungen für Schwestern fol. 2 4 8 " : Vom Kloster eines geistlichen Lebens fol. 189-190': Von der Keuschheit

380

Literaturverzeichnis

StadtBN, Cent. VI, 84, StadtBN, Cent. VI, 86, StadtBN, Cent. VI, 98,

StadtBN, Cent. VI, 100,

StadtBN, Cent. VII, 11', StadtBN, Cent. VII, 13, StadtBN, Cent. VII, 20,

StadtBN, Cent. VII, 27, StadtBN, Cent. VII, 39,

StadtBN, Cent. VII, 81, StadtBN, StadtBN, StadtBN, StadtBN,

Cent. VII, 95 Nor. H 185 Nor. H 562 Will I, 273 c

Nürnberg,

Germanisches

fol. 287"-296': Auslegung der 10 Gebote für Schwestern fol. 296 r -297 v : Belehrung über Reinheit des Herzens für Frauen fol. 134'-145 v : Beichtanweisung für Jungfrauen und Witwen fol. 88'-92 r : Von der Krone der Jungfräulichkeit fol. 55—155': Regel des Hieronymus für Eustochium und ihre Klosterfrauen fol. 160—188r: Predigt vom Gelübde der Taufe und der Profess fol. 61 v -70 r : Aussprüche von Vätern und Lehrern über die Einsamkeit fol. 216 r -217 r : 10 Bedingungen zu einem heiligen Leben fol. 226 v -228 r : Allegorie von einem geistlichen Harnisch fol. 2 r -24 r : Weg zur Vereinigung mit Gott fol. 115 v -l 19v: Ermahnung gegen Anfechtung fol. 139 r -151 v : Belehrung einer Schwester fol. 54v—60v: Geistlicher Brief an die Schwestern des Katharinenklosters über Klostertugenden fol. 203 r -207 v : Belehrung für Schwestern fol. 215"-223 r : Georg Falder-Pistoris: drei Briefe an die Schwestern des Katharinenklosters zu Nürnberg fol. 74—84": Georg Hass, OP: Predigt über Apg. 9,8 fol. 57—58v: Geistlicher Neujahrsbrief an Schwester Anna Piberin und ihre Schwestern fol. 161 r -170 r : Belehrung über die Keuschheit fol. 2—5lr: Erhard Groß: Nonnenwerk fol. 70—85': Geistliche Belehrungen

Nationalmuseum

G N M , Hs. 877, fol. 73'-80 r : Exempel zum Keuschheitsgelübde G N M , Hs. 877, fol. 253 v -256 v : Regeln für eine Jungfrau G N M , Hs. 4423, fol. l'-92 v : Nürnberger Chronik von 1532-1572 G N M , Hs. 7054: Professordnung des Klosters Pillenreuth G N M , Hs. 7069: Augustinerregel, Konstitution und Ordinacio G N M , Hs. 7177: Sigmund Held: Geschlechterbuch G N M , Hs. 15131, fol. 122—138': Briefeines Unbekannten an seine jüngst verheiratete Schwester Barbara: Vom Ehestand G N M , Hs. 41 926: Nürnberger Chronik G N M , Orig. Perg. Urkunde 1511, Febr. 5. G N M , RSt Nürnberg XIII, Nr. 9: Urkunden, St. Katharina betreffend G N M , RSt Nürnberg XV, Nr. 30: Verzeichnis der Geistlichen in Nürnberg G N M , RSt Nürnberg XV, Nr. 36: Die Prediger in Nürnbergs Kirchen seit dem 16. Jahrhundert G N M , RSt Nürnberg XV, Nr. 39: Beschreibung von Nürnberger Kirchen und Klöstern

Literaturverzeichnis

381

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B) Gedruckte Quellen AMBROSIUS: D e virginibus ad M a r c e l l i n a m s o r o r e m suam, lib. I—III = P L 16, Sp. 197— 255. AMBROSIUS: D e v i r g i n t a t e =

P L 16, Sp.

279-316.

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Enarratio in psalmum X X X I = C C L 3 8 , S. 2 2 2 - 2 4 4 .

-

Enarratio in psalmum X C I X = C C L 3 9 , S. 1 3 9 3 - 1 4 0 4 .

-

Epistola L X X V I I I = P L 3 3 , Sp. 2 6 7 - 2 7 2 ; C S E L 3 4 / 2 , S. 3 3 1 - 3 4 5 .

-

Heilige Jungfräulichkeit, übers, und erläutert von Ildefons M . Dietz, O E S A , W ü r z b u r g 1 9 5 2 ( = Sankt Augustinus. D e r Seelsorger. D e u t s c h e Gesamtausgabe seiner moraltheologischen Schriften, i. A. der D e u t s c h e n Provinz der Augustiner-Eremiten hg. von Adalberto K u n z e l m a n n O E S A ) .

-

S e r m o 1 6 9 = P L 3 8 , Sp. 9 1 5 - 9 2 6 .

-

S e r m o 3 5 4 = P L 3 9 , Sp. 1 5 6 3 - 1 5 6 8 .

BARTSCH, KARL: D i e Erlösung. M i t einer Auswahl geistlicher D i c h t u n g e n , hg. v o n Karl Bartsch, Q u e d l i n b u r g / L e i p z i g 1 9 5 8 ( = B G D N L 3 7 ) . BIEDERMANN, JOHANN GOTTFRIED: G e s c h l e c h t s - r e g i s t e r des H o c h a d e l i c h e n

Patriciats

zu

N ü r n b e r g welches aus denen bewährtesten U r k u n d e n , K a u f = L e h e n = und Heyrathsbriefen, gesammelten Grabschrieften und eingeholten genauen N a c h r i c h t e n von innen beschriebenen G r ä f l i c h = F r e y h e r r l i c h = und Edlen Häusern in gegenwartige O r d n u n g verfasset und richtig zusammen getragen w o r d e n , Bayreuth 1 7 4 8 . BONAVENTURA: B r e v i l o q u i u m , in: Tria opuscula seraphici doctoris S. Bonaventurae, B d . II: B r e v i l o q u i u m , Itinerarium in mentis in deum et D e reductione artium ad theologiam, notis illustrata studio et cura PP. Collegii S. Bonaventurae, Florenz 1 9 3 8 5 , S. 7 - 2 8 5 . -

B r e v i l o q u i u m . Ubertragen, eingeleitet und mit e i n e m Glossar versehen von M a r i a n n e Schlosser, Freiburg 2 0 0 2 ( = Christliche Meister 5 2 ) .

BRANDIS, WOLFGANG: Q u e l l e n zur R e f o r m a t i o n s g e s c h i c h t e der Lüneburger Frauenklöster, in: Studien und T e x t e zur literarischen und materiellen Kultur der Frauenklöster im späten Mittelalter. Ergebnisse eines Arbeitsgesprächs in der H e r z o g August B i b l i o t h e k W o l f e n b ü t t e l , 2 4 . - 2 6 . Febr. 1 9 9 9 , hg. v o n Falk E i s e r m a n n / E v a S c h l o t h e u b e r / V o l k e r H o n e m a n n , L e i d e n / B o s t o n 2 0 0 4 ( = S M R T 9 9 ) , S. 3 5 7 - 3 9 8 . BURGER, HELENE: Das älteste E h e b u c h der Pfarrei St. L o r e n z in N ü r n b e r g

1524-1543,

bearb. v o n H e l e n e B u r g e r , N ü r n b e r g 1 9 5 1 ( = Freie Schriftenfolge Gesellschaft für Familienforschung in Franken 2). -

N ü r n b e r g e r T o t e n g e l ä u t b ü c h e r II. St. Lorenz 1454—1517, bearb. v o n H e l e n e B u r g e r , Neustadt/Aisch 1 9 6 7 ( = Freie Schriftenfolge der Gesellschaft für Familienforschung in Franken 16).

382 -

Literaturverzeichnis N ü r n b e r g e r T o t e n g e l ä u t b ü c h e r III. St. Sebald 1 5 1 7 - 1 5 7 2 , bearb. von H e l e n e Burger, hg. v o n O t t o P u c h n e r , Neustadt/Aisch 1 9 7 2 ( = Freie Schriftenfolge der Gesellschaft

für Familienforschung in Franken 19). CAESARIUS VON HEISTERBACH: Caesarii Heisterbacensis M o n a c h i Ordinis Cisterciensis D i a l o gus M i r a c u l o r u m , hg. v o n Josephus Strange, B d e . I und II, Köln/Bonn/Brüssel 1 8 5 1 . CELTIS, CONRAD: C o n r a d Celtis und sein B u c h über N ü r n b e r g , hg. v o n Albert W e r m i n g hoff, Freiburg 1 9 2 1 . -

„ N o r i m b e r g a " . E i n B ü c h l e i n über Ursprung, Lage, Einrichtungen und Gesittung N ü r n bergs, vollendet um das Jahr 1 5 0 0 , gedruckt vorgelegt 1 5 0 2 , aus dem Lateinischen erstmals in modernes D e u t s c h übersetzt und erläutert von Gerhard Fink, N ü r n b e r g 2 0 0 0 .

CHRONIKEN I—V: D i e C h r o n i k e n der fränkischen Städte: N ü r n b e r g , B d e . 1 - 5 , hg. v o n der historischen C o m m i s s i o n bei der königl. A c a d e m i e der Wissenschaften, Leipzig 1 8 6 2 - 1 8 7 4 ( = D i e C h r o n i k e n der deutschen Städte v o m 14. bis ins 16. Jahrhundert, B d e . 1 - 3 und 1 0 - 1 1 ) . CHROUST, ANTON: C h r o n i k e n der Stadt B a m b e r g . Z w e i t e Hälfte: C h r o n i k e n zur Geschichte des Bauernkrieges und der Markgrafenfehde in B a m b e r g . M i t e i n e m Urkundenanhang, bearb. und hg. v o n A n t o n Chroust, Leipzig 1 9 1 0 ( = V G F G 1/1). COMITIS, GERHARD: N ü r n b e r g e r Eucharistiepredigten des Gerhard Comitis, hg. und k o m mentiert v o n A n t j e Willing, Erlangen/Jena 2 0 0 3 ( = Erlanger Studien 128). CYPRIAN: D e habitu virginum = C S E L 3/1, S. 1 8 5 - 2 0 5 . -

D e s Heiligen Kirchenvaters Caecilius Cyprianus sämtliche Schriften 1. B d . : Traktate. D e s Diakons Pontius L e b e n des Hl. Cyprianus, übersetzt von Julius Baer, K e m p t e n / München 1918 (= B K V 34).

DIETENBERGER, JOHANNES: Antwurt / das J u n c k f r a w e n die klöster vnd klosterliche glübd n ü m m e r götlich vlassen möge, 1 5 2 3 , in: Flugschriften des frühen 16. Jahrhunderts, hg. v o n H a n s - J o a c h i m K ö h l e r u. a., F i c h e 1 5 6 6 . FABRI, FELIX: Tractatus de civitate Ulmensi, de eius origine, ordine, regimine, de civibus eius et statu, hg. v o n Gustav V e e s e n m e y e r , T ü b i n g e n 1 8 8 9 . FÖRNER, FRIEDRICH: N o r i m b e r g a , in flore avitae r o m a n o = c a t h o l i c a e religionis, e x antiquissimis variorum monasteriorum, bibliothecis, veteribusque M o n u m e n t i s , graphice delineata & expicta, hg. von Christian Erdtmann, N ü r n b e r g 1 6 2 9 . FRACHETO, GERARD DE, O P : Vitae Fratrum Ordinis Praedicatorum n e c n o n cronica ordinis ab anno M C C I I I usque ad M C C L I V , V o l . I, hg. und k o m m e n t i e r t von Benedictus Maria R e i c h e r t O P , Lovanii 1 8 9 6 ( = M O F P H I). HERDEGEN, KONRAD: N ü r n b e r g e r D e n k w ü r d i g k e i t e n des K o n r a d Herdegen

1409-1479,

hg. von T h e o d o r v o n K e r n , Erlangen 1 8 7 4 . HERP, HENDRIK: Hendrik Herps „Spiegel der V o l l k o m m e n h e i t " in deutscher Sprache: eine überlieferungsgeschichtliche Edition, B d e . I und II, hg. von D e b o r a h A. R o s e - L e f m a n n , Diss. (masch.) P r i n c e t o n University 1 9 9 4 , ersch. im Verl. Microfilms Internat., Ann Arbor, M i c h . HIERONYMUS: Adversus J o v i n i a n u m = P L 2 3 , Sp. 2 2 1 - 3 5 2 . -

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