Klosterreform im 15. Jahrhundert zwischen Ideal und Praxis : der Augustinereremit Andreas Proles (1429 - 1503) und die privilegierte Observanz. von / Spätmittelalter und Reformation ; N.R., 7 3161466217, 9783161585708, 9783161466212


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Table of contents :
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Titel
Vorwort
Inhalt
Abkürzungen
Einleitung
I. Interessengeleitete Zugänge zum Thema
1. Die ordensgeschichtliche Fragestellung
2. Die reformgeschichtliche Fragestellung
3. Die theologiegeschichtliche Fragestellung
a) Die Suche nach einer monastischen Theologie des Spätmittelalters
b) Augustinerobservanz und Luthers Lehre
4. Die »privilegierte Observanz«
5. Die Aufgabe
II. Observanz und Reform – ein Überblick
1. Observanz als Ordenspartei
2. Observanz als Verhaltensweise
3. Observanz und Reform
4. Das außermonastische Reforminteresse am Beispiel der Landesherren
III. Der Weg der Darstellung
Erster Teil: Observanz und Reform in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts – Grundlinien
I. Die observante Wahrnehmung der Reformaufgabe
1. Die Differenzerfahrung
2. Die verlorene Differenz
3. Die Buße
4. Die prophetische Dimension
II. Das Observanzideal
1. Die Grundspannung: Die Dynamik des Standes zwischen Gott und Welt
2. Die drei grundlegenden Gelübde als Strukturprinzip
3. Konkretionen der Verfallsanalyse
4. Das Ziel der Gelübde: die Vollkommenheit der Liebe
5. Die Besonderheit und der Vorrang des Gehorsams
6. Die Struktur der Vollkommenheit
a) Vollkommenheit als ausschließliche Totalität
b) Das (verdeckt) negative Wesen der Vollkommenheit
c) Aktive und passive Dimension der Vollkommenheit
7. Die Charakteristik des Observanzgedankens
a) Die zentrale Dynamik
b) Thesen zur klösterlichen Observanz in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts
III. Observanz und Reformpraxis
1. Reform als Bekehrung und geistlicher Wachstumsprozeß: Dionysius der Kartäuser
2. Reform als Akt der Herrschaft: Martin von Senging
3. Die Einheit des Ideals und der praktische Zwiespalt
Zweiter Teil: Observante Reformpraxis
A. Andreas Proles und die deutsche Augustinerobservanz
I. Der Spannungsbogen der Kongregationsgeschichte
II. Andreas Proles, der verehrte Vikar
1. Das Lob eines Freundes
2. Die Fülle seines Wissens
3. Der Glanz seiner Beredsamkeit
4. Die Frömmigkeit seines Lebens
5. ... von vielen als Doktor angesehen
III. Proles im Urteil der Zeitgenossen – Gönner und Gegner
IV. Proles im Urteil moderner Historiker
1. Theodor Kolde
2. Adalbero Kunzelmann
3. David Gutiérrez
V. Die durch Theodor Kolde begründete Sicht und ihre Problematik
1. Die Alternativlosigkeit der privilegierten Observanz
2. Kritik der Wertungen Koldes
a) Die Reformtätigkeit der Provinz
b) Die Haltung der Ordensgenerale
c) Das Vikariat Simon Lindners von Leißeneck
3. Der Ansatz zu einer Neubewertung
B. Wege der Reform
I. Die Reform der Generale
1. Die Generalsreform bei den deutschen Augustinereremiten
2. Vergleichbare Ansätze bei den deutschen Franziskanern und Dominikanern
3. Johannes Niders modus reformandi
II. Die Bulle Eugens IV. von 1437
III. Die von der Provinz getragene Reform
IV. Die Neubegründung der Union
V. Die privilegierte Observanz
Dritter Teil: Das Observanzideal bei Andreas Proles
I. Die schriftliche Hinterlassenschaft des Proles
1. Handschriftliche Quellen
2. Gedruckte Werke
3. Die Predigten über die Privilegien des Mönchtums
II. Die Vorlage: Johannes Niders Schrift »De reformatione religiosorum«
III. Die Privilegien des Mönchtums bei Johannes Kapistran
IV. Die Grundzüge des monastischen Ideals: VOCATIO und CARITAS
1. Die Berufungsgewißheit
a) Johannes Nider
b) Die Himmelpfortener Predigten
c) De privilegiis religiosorum
2. Die vollkommene Liebe
a) Die Himmelpfortener Predigten: Gottesliebe als Gotteserkenntnis
b) De privilegiis religiosorum: Gottesliebe als Wohlgefallen an Gottes Tun
c) Gottesliebe und Nächstenliebe
d) Liebe und Werke
3. Die Verwandlung in Christus nach ›De privilegiis religiosorum‹
V. Die Vergebung der Sünden
1. Johannes Nider: Die Tilgung der Sündenstrafe
2. Andreas Proles: Der Erlaß von Schuld und Strafe
3. Die sieben ›rationes‹ des Bernhard von Clermont
4. Die interpretierende Aufnahme der ›rationes‹ bei Proles
a) Der Tauschgedanke
b) Der Vertragsgedanke
c) Die personale Hingabe
d) Entsprechungen
5. Der Wille gilt für die Tat – die Vergebung der im Kloster begangenen Sünden
VI. Mönchtum als Leidensnachfolge
1. Struktur und Deutung des Leidenswegs Jesu
a) Der Eintritt ins Leiden – der Klostereintritt
b) Die Leiden bis zum Kreuzweg – das Leben in der Buße
c) Der Kreuzweg – die substantialia
2. Der Konzentrationsprozeß
a) Das Gefalle der conformatio bei Johannes Nider
b) Der Konzentrationsprozeß bei Andreas Proles
c) Die zentrale Stellung des Kreuzwegs
d) Die »Stufen« der Nachfolge
3. Die Stufen des Kreuztragens
a) Die Himmelpfortener Predigten
b) De privilegiis religiosorum
4. Die beiden Willenskräfte: voluntas deliberativa und voluntas naturalis
5. Die Religio im Horizont der beiden Willenskräfte
6. Der Kreuzweg als Verwandlung des inneren Menschen
7. Klösterliche Vollkommenheit und paulinisches Existenzverständnis
VII. Strukturen der Sicherheit
1. Ordinatio – conventio – dispositio
2. Sicherheit im Blick auf das menschliche Tun: die Rechtsgewißheit
3. Sicherheit im Blick auf das Handeln Gottes: die Erwählungsgewißheit
4. Die Gegenwart Gottes
5. Die Eucharistie im Rahmen des Mönchtums
VIII. Die Architektur des Entwurfs
1. Die drei Ebenen
2. Die Spuren der äußeren Dynamik in der Anlage des Entwurfs
3. Das innere Gestaltungsprinzip des Entwurfs: Die Spannung zwischen Statik und Dynamik
4. Das dreifache Gottesverhältnis der Religiosen
IX. Die sakramentale Perspektive
1. Die Eucharistie als Bindeglied zwischen Mönchtum und Weltchristentum
2. Die imitatio Christi als Entsprechung zur Barmherzigkeit Gottes
3. Die Vorbereitung auf das Sakrament
4. Imitatio Christi als Passionsmeditation
X. Sünde – Gnade – Rechtfertigung – Verwandlung
1. Das Gottverlangen
2. Rechtfertigung und Verwandlung
3. Gnade und Disposition
XI. Differenz und Einheit beider Wege der Frömmigkeit
Zusammenfassung und Ausblick: Proles – Paltz – Staupitz
I. Rückblick auf den Weg und die Ergebnisse der Untersuchung
II. Das Observanzideal des Proles und die Theologie seiner Weggefährten
1. Johannes von Paltz
2. Johannes von Staupitz
Literaturverzeichnis
Register
Bibelstellen
Orte
Personen
Sachen
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Klosterreform im 15. Jahrhundert zwischen Ideal und Praxis : der Augustinereremit Andreas Proles (1429 - 1503) und die privilegierte Observanz. von / Spätmittelalter und Reformation ; N.R., 7
 3161466217, 9783161585708, 9783161466212

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Spätmittelalter und Reformation Neue Reihe h e r a u s g e g e b e n von H e i k o A. O b e r m a n in V e r b i n d u n g m i t Kaspar Elm, B e r n d t H a m m , J ü r g e n M i e t h k e und Heinz Schilling

7

Klosterreform im 15. Jahrhundert zwischen Ideal und Praxis Der Augustinereremit Andreas Proles (1429-1503) und die privilegierte Observanz

von

Ralph Weinbrenner

ARTI BUS

J . C . B. M o h r (Paul Siebeck) T ü b i n g e n

Gedruckt mit Unterstützung des Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG Wort

Die Deutsche

Bibliothek

Weinbrenner,

Ralph:



CIP-Einheitsaufnahme

Klosterreform im 15. Jahrhundert zwischen Ideal und Praxis : der Augustinereremit Andreas Proles (1429 — 1503) und die privilegierte Observanz / von Ralph Weinbrenner. — Tübingen : Mohr, 1996 (Spätmittelalter und Reformation ; N.R.,7) ISBN 3 - 1 6 - 1 4 6 6 2 1 - 7 NE: G T

978-3-16-158570-8 Unveränderte eBook-Ausgabe 2019

© 1996 J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen. Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch wurde von pagina in Tübingen aus der Bembo-Antiqua belichtet, auf säurefreies Werkdruckpapier der Papierfabrik Niefern gedruckt und von der Großbuchbinderei Heinrich Koch in Tübingen gebunden. ISSN 0937-5740

Für Sybille

Vorwort Strikter Regelgehorsam und der M a c h t k a m p f unter M ö n c h e n sind auf den ersten B l i c k ein ungewöhnliches Terrain für einen evangelischen T h e o l o g e n . Es war nicht i m m e r leicht zu erklären, was mich zur Beschäftigung mit der O b s e r vanzbewegung des Spätmittelalters getrieben hat. D e r Hinweis, daß Martin L u ther in diesem Milieu zum R e f o r m a t o r geworden ist, vermag freilich eine schnelle Beziehung zum T h e m a herzustellen. I m m e r h i n bildet die Geschichte der sächsischen Augustinerkongregation, der Luther angehört hat, einen w e sentlichen Gegenstand der Untersuchung. D o c h würde das alles kaum genügen, w e n n Rigorismus und Parteienstreit tatsächlich die einzigen Charakteristika j e ner klösterlichen R e f o r m b e w e g u n g wären. Hinter d e m Stichwort »Observanz« verbirgt sich aber in erster Linie ein geistliches Anliegen. Es geht um die gelebte Verwirklichung der christlichen Botschaft. Observanz ist die R ü c k b e s i n n u n g auf das monastische Ideal als ideale Gestalt des christlichen Glaubens. Aus dieser geistigen B e w e g u n g sind verschiedene W e g e der R e f o r m und Möglichkeiten ihrer Organisation hervorgegangen. Allerdings hat die D y n a m i k einer offensiv betriebenen Parteibildung und vollends der U m b r u c h durch die R e f o r m a t i o n des 16. Jahrhunderts die geistige T i e f e und die Vielgestaltigkeit der Observanz in den Hintergrund gedrängt. Es ist die Absicht dieses Buches, den geistlichen Gehalt der Observanz in seinem Wechselspiel mil der praktischen und organisatorischen Gestalt der R e f o r m ins Licht zu stellen. Es will zeigen, wie das spannungsvolle Ineinander von Ideal

und

Reformpraxis

theologisches

Denken

angeregt

und geprägt

hat.

Observanz bleibt auch dort auf das geistliche Ideal des M ö n c h t u m s bezogen, w o sie s c h r o f f separatistisch und rigoros auftritt. D e r Augustinervikar Andreas P r o ies, Luthers älterer Ordensbruder und zugleich die überragende Persönlichkeit der deutschen Augustinerobservanz,

kann exemplarisch

verbürgen, daß die

Spannung zwischen Observanzideal und R e f o r m p r a x i s theologisch fruchtbar gewesen ist. D i e Arbeit wurde im Frühjahr 1 9 9 4 von der theologischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität

Erlangen

als Dissertation a n g e n o m m e n .

Zu

danken habe ich m e i n e m Doktorvater Prof. D r . B e r n d t H a m m für die freundliche und ermutigende Begleitung von den Anfängen bis zur D r u c k l e g u n g des Werks sowie Herrn Prof. D r . Hanns C h r i s t o f B r e n n e c k e für die Ü b e r n a h m e des Korreferats. W i c h t i g e Hilfestellungen für den B e g i n n des U n t e r n e h m e n s und am Schluß bei der Vorbereitung der D r u c k l e g u n g des Buches habe ich von Prof. Dr. Wilfrid W e r b e c k erhalten. A u c h ihm gilt mein besonderer D a n k .

VI

Vorwort

Ferner danke ich Frau Charlotte Altenmüller für ihren hilfreichen Einsatz beim Korrekturlesen. Ich freue mich über die Aufnahme der Arbeit in die Neue R e i h e »Spätmittelalter und Reformation« und danke dem Herausgeberkreis, insbesondere Herrn Prof. Dr. Kaspar Elm und Herrn Prof. Dr. Heiko A. Oberman. Desgleichen gilt mein Dank dem VerlagJ.C.B. M o h r (Paul Siebeck). Ein Stipendium des Landes Bayern hat mich zeitweilig der materiellen Sorge enthoben. Darüberhinaus wurde die Arbeit durch die verständnisvolle Unterstützung meiner Eltern und Schwiegereltern gefördert. Die V G Wort hat für die Veröffentlichung des Buches einen Druckkostenzuschuß gewährt. Ich möchte dieses Buch meiner Frau widmen, die nicht selten mit meiner geistigen Abwesenheit konfrontiert wurde. Zusammen mit unserem Sohn Clemens hat sie mich immer wieder für die Gegenwart zurückgewonnen. Tübingen, den 10. Juli 1996

Ralph Weinbrenner

Inhalt Vorwort

V

Abkürzungen

XI

Einleitung

1

I. Interessengeleitete Zugänge zum T h e m a

1

1. Die ordensgeschichtliche Fragestellung 2. Die reformgeschichtliche Fragestellung 3. Die theologiegeschichtliche Fragestellung a) Die Suche nach einer monastischen Theologie des Spätmittelalters b) Augustinerobservanz und Luthers Lehre 4. Die »privilegierte Observanz« 5. Die Aufgabe

. . . .

II. Observanz und R e f o r m - ein Uberblick 1. 2. 3. 4.

Observanz als Ordenspartei Observanz als Verhaltensweise Observanz und R e f o r m Das außermonastische Reforminteresse am Beispiel der Landesherren

1 2 3 3 6 7 8

9

. . . .

9 11 15 17

III. Der Weg der Darstellung

23

Erster Teil: Observanz und R e f o r m in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts - Grundlinien

24

I. Die observante Wahrnehmung der R e f o r m a u f g a b e

24

1. 2. 3. 4.

Die Die Die Die

Differenzerfahrung verlorene Differenz Buße prophetische Dimension

II. Das Observanzideal 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Die Grundspannung: Die Dynamik des Standes zwischen Gott und Welt . . . Die drei grundlegenden Gelübde als Strukturprinzip Konkretionen der Verfallsanalyse Das Ziel der Gelübde: die Vollkommenheit der Liebe Die Besonderheit und der Vorrang des Gehorsams Die Struktur der Vollkommenheit a) Vollkommenheit als ausschließliche Totalität b) Das (verdeckt) negative Wesen der Vollkommenheit c) Aktive und passive Dimension der Vollkommenheit 7. Die Charakteristik des Observanzgedankens a) Die zentrale Dynamik b) Thesen zur klösterlichen Observanz in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts

25 31 31 33

34 35 36 37 38 41 43 43 44 46 46 46 47

Inhall

Vili

III. Observanz und Refotmpraxis 1. R e f o r m

als

Bekehrung

und

49 geistlicher

Wachstunisprozeß:

Dionysius

der

Kartäuser

49

2. R e f o r m als Akt der Herrschaft: Martin von S e n g i n g

51

3. D i e Einheit des Ideals und der praktische Zwiespalt

55

Z w e i t e r Teil: Observante R e f o r m p r a x i s

58

A. Andreas

58

Proles und die deutsche

Augustinerobservanz

I. Der Spannungsbogen der Kongregationsgeschichte

58

II. Andreas Proles, der verehrte Vikar

59

1. Das L o b eines Freundes

59

2. D i e Fülle seines Wissens

61

3. D e r Glanz seiner Beredsamkeit

62

4. D i e F r ö m m i g k e i t seines Lebens

63

5. . . . von vielen als D o k t o r angesehen

65

III. Proles im Urteil der Zeitgenossen - Gönner und Gegner

65

IV. Proles im Urteil moderner Historiker

67

1. T h e o d o r Kolde

67

2. Adalbero Kunzelmann

70

3. David Gutiérrez

71

V. Die durch Theodor Kolde begründete Sicht und ihre Problematik

.

.

1. D i e Alternativlosigkeit der privilegierten Observanz

72

2. Kritik der W e r t u n g e n Koldes

74

a) D i e R e f o r m t ä t i g k e i t der Provinz

74

b) D i e Haltung der Ordensgenerale

77

c) Das Vikariat S i m o n Lindners von L e i ß e n e c k

82

3. D e r Ansatz zu einer N e u b e w e r t u n g

B.

72

84

85

Wege der Reform

I. Die R e f o r m der Generale

86

1. D i e Generalsreform bei den deutschen Augustinererennten 2 . Vergleichbare Ansätze bei den deutschen Franziskanern und D o m i n i k a n e r n 3. J o h a n n e s Niders modus reformandi

II. Die Bulle Eugens IV. von 1437

86 .

.

92 93

98

III. Die von der Provinz getragene R e f o r m

110

IV. Die Neubegründung der Union

117

V. Die privilegierte Observanz

125

Inhalt

IX

D r i t t e r Teil: Das Observanzideal bei Andreas Proles

136

I. Die schriftliche Hinterlassenschaft des Proles

136

1. H a n d s c h r i f t l i c h e Q u e l l e n

136

2. G e d r u c k t e W e r k e

140

3. D i e Predigten ü b e r die Privilegien des M ö n c h t u m s

141

II. Die Vorlage: Johannes Niders Schrift »De reformatione religiosorum«

.

III. Die Privilegien des Mönchtunis bei Johannes Kapistran IV. Die Grundzüge des monastischen Ideals: VOCATIO

151

und CARITAS

1. D i e B e r u f u n g s g e w i ß h e i t

.

155 156

a) J o h a n n e s N i d e r

156 Predigten

b) I )ie Hiiniiielpjortcner c) De privilegiis

145

157

religiosonmi

159

2. D i e v o l l k o m m e n e L i e b e

162

a) D i e Hiiniiielpfortetier b) De privilegiis

Predigten:

religiosorum:

G o t t e s l i e b e als G o t t e s e r k e n n t n i s

G o t t e s l i e b e als W o h l g e f a l l e n an G o t t e s T u n

162 . . .

164

c) G o t t e s l i e b e und N ä c h s t e n l i e b e

166

d) L i e b e und W e r k e

167 170

3. D i e V e r w a n d l u n g in Christus nach >De privilegiis r e l i g i o s o r u m '

V. Die Vergebung der Sünden

173

1. J o h a n n e s N i d e r : D i e T i l g u n g der S ü n d e n s t r a f e

173

2. Andreas Proles: D e r Erlaß v o n S c h u l d und Strafe

173

3. D i e sieben >rationes< des B e r n h a r d v o n C l e r m o n t

174

4. D i e i n t e r p r e t i e r e n d e A u f n a h m e der >rationes< bei Proles

174

a) D e r T a u s c h g e d a n k e

175

b) D e r Vertragsgedanke

175

c) D i e personale H i n g a b e

177

d) E n t s p r e c h u n g e n

179

5. D e r W i l l e gilt für die Tat - die V e r g e b u n g der im K l o s t e r b e g a n g e n e n S ü n d e n

VI. Mönchtum als Leidensnachfolge

180

181

1. S t r u k t u r und D e u t u n g des L e i d e n s w e g s J e s u

184

a) D e r Eintritt ins L e i d e n — der Klostereintritt

184

b) D i e Leiden bis z u m K r e u z w e g - das L e b e n in der B u ß e

185

c) D e r K r e u z w e g - die substantialia

185

2. D e r K o n z e n t r a t i o n s p r o z e ß

185 bei J o h a n n e s N i d e r

185

b) D e r K o n z e n t r a t i o n s p r o z e ß bei Andreas Proles

186

a) Das G e f a l l e der cotifortnaiio

c) D i e zentrale S t e l l u n g des K r e u z w e g s

186

d) D i e »Stufen« der N a c h f o l g e

187

3 . D i e Stufen des K r e u z t r a g e n s

187

a) D i e H i m n i e l p f o r t e n e r Predigten

187

b) D e privilegiis r e l i g i o s o r u m 4. D i e b e i d e n W i l l e n s k r ä f t e : voluntas deliberativa u n d voluntas naturalis 5. D i e R e l i g i o im H o r i z o n t der b e i d e n W i l l e n s k r ä f t e

188 . . . .

190 191

6. D e r K r e u z w e g als V e r w a n d l u n g des i n n e r e n M e n s c h e n

192

7. K l ö s t e r l i c h e V o l l k o m m e n h e i t u n d paulinisches Existenzverständnis

194

X

Inhalt

V I I . Strukturen der Sicherheit 1. 2. 3. 4. 5.

197

Ordinatio — conventio — dispositio Sicherheit im Blick auf das menschliche Tun: die Rechtsgewißheit Sicherheit im Blick auf das Handeln Gottes: die Erwählungsgewißheit . . . . Die Gegenwart Gottes Die Eucharistie im R a h m e n des Mönchtums

198 198 200 202 204

V I I I . D i e A r c h i t e k t u r des E n t w u r f s

205

1. Die drei Ebenen 2. Die Spuren der äußeren Dynamik in der Anlage des Entwurfs

205 207

3. Das innere Gestaltungsprinzip des Entwurfs: Die Spannung zwischen Statik und Dynamik 4. Das dreifache Gottesverhältnis der Religiösen

208 208

I X . D i e sakramentale Perspektive 1. 2. 3. 4.

209

Die Eucharistie als Bindeglied zwischen M ö n c h t u m und Weltchristentum Die imitatio Christi als Entsprechung zur Barmherzigkeit Gottes Die Vorbereitung auf das Sakrament Imitatio Christi als Passionsmeditation

.

.

209 210 211 212

X . Sünde - Gnade - Rechtfertigung - Verwandlung 1. Das Gottverlangen 2. Rechtfertigung und Verwandlung 3. Gnade und Disposition

213 214 216 217

X I . Differenz und Einheit beider W e g e der Frömmigkeit

220

Z u s a m m e n f a s s u n g u n d Ausblick: Proles — Paltz — Staupitz

222

I. R ü c k b l i c k a u f d e n W e g u n d d i e E r g e b n i s s e d e r U n t e r s u c h u n g

. . . .

II. D a s O b s e r v a n z i d e a l des P r o l e s u n d d i e T h e o l o g i e s e i n e r W e g g e f ä h r t e n

222 .

229

1. Johannes von Paltz

232

2. Johannes von Staupitz

236

Literaturverzeichnis

248

Register

257

Bibelstellen Orte Personen Sachen

257 259 261 263

Abkürzungen I. Zeitschriften /Lexika/Werkausgaben AAug

Analecta Augustiniana

AKG

Arbeiten zur Kirchengeschichte

ARG

Archiv für Reformationsgeschichte

Aug(L)

Augustiniana (Louvain)

/ Sammlungen

BGPhMA

Beiträge zur Geschichte der Philosophie (und Theologie) des Mittelalters

BHSt

Berliner Historische Studien

BHTh

Beiträge zur Historischen Theologie

BSKG

Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte

Cass.

Cassiciacum

DSp

Dictionnaire de Spiritualité, ascétique et mystique, Paris 1937ff.

DT

Divus T h o m a s

EThSt

Erfurter theologische Studien

FKDG

Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte

FS

Franziskanische Studien

HJ

Historisches Jahrbuch

LthK

Lexikon für Theologie und Kirche, 2. Aufl., Freiburg 1957-1965

MTU

M ü n c h e n e r Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalter

PL

Patrologiae cursus completus. Series Latina, hg. v. J. P. Migne, Paris 1844ff.

QF

Quellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens in Deutschland

QFRG

Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte

RGG3

Die Religion in Geschichte u n d Gegenwart, 3. Aufl., Tübingen 1957—65.

RGST

Reformationsgeschichtliche Studien und Texte

StGS

Studien zur Germania sacra

S.th.

THOMAS VON A Q U I N , Summa

ThZ

Theologische Zeitschrift

theologiae

TRE

Theologische Realenzyklopädie, B e r l i n / N e w York 1977ff.

WA

Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe, Weimar 1883ff.

ZKG

Zeitschrift f ü r Kirchengeschichte

ZkTh

Zeitschrift f ü r katholische Theologie

ZthK

Zeitschrift f ü r Theologie und Kirche

XII

Abkurziingcii II. Sonstige

Abkürzungen

articulus c.

caput, capitulum

Clin

C o d e x latinus M o n a c h e n s i s

fol.

folium

OESA

O r d o E r e m i t a r u m Sancti A u g u s t i m

P-

pars

q-

quaestio, q u a e s t i o n e s

r

r e c t o (Vorderseite)

v

verso ( R ü c k s e i t e )

Hinweise Bei der Zitation handschriftlicher Quellen wurde vom Verfasser eine eigene Interpunktion eingefügt. Die für mittelalterliche Texte typischen Inkonsequenzen in der lateinischen Rechtschreibung wurden weitgehend bereinigt. Dies betrifft insbesondere die Unterscheidung zwischen e, ae und oe und den wechselnden Gebrauch von c und t, u und v sowie f und ph. Edierte Quellen werden nach der Vorlage zitiert.

Einleitung »Observanz« ist das Schlagwort, das die B e m ü h u n g e n u m eine R e f o r m des O r d e n s w e s e n s im Spätmittelalter k e n n z e i c h n e t . G e f o r d e r t w u r d e die R ü c k k e h r zur strikten Einhaltung der O r d e n s r e g e l n angesichts einer Situation, die m a n als Abfall v o n der alten Strenge w a h r n a h m . Die O b s e r v a n z b e w e g u n g , die im gesamten abendländischen M ö n c h t u m wirksam war, setzt im deutschsprachigen R a u m etwa mit d e m Beginn des 15. J a h r h u n d e r t s ein u n d bleibt bis ins erste Viertel des 16. J a h r h u n d e r t s lebendig. M a r t i n Luther trat 1505 in ein Kloster ein, das d e m observanten Flügel des A u g u s t i n e r e r e m i t e n o r d e n s angehörte. Er hat seine E n t w i c k l u n g z u m R e f o r m a t o r als observanter M ö n c h vollzogen. D i e vorliegende Arbeit m ö c h t e zu klären helfen, w e l c h e r b e s o n d e r e Akzent d e m M ö n c h t u m durch das Adjektiv »observant« beigelegt wird, u n d hebt dabei insb e s o n d e r e auf den O r d e n s z w e i g ab, d e m Luther a n g e h ö r t hat. Gegenstand der U n t e r s u c h u n g ist Andreas Proles ( 1 4 2 9 - 1 5 0 3 ) , die zentrale Figur in der O b s e r v a n t e n k o n g r e g a t i o n der deutschen A u g u s t i n e r e r e m i t e n , der als langjähriger G e neralvikar entscheidend f ü r den A u f b a u u n d die K o n s o l i d i e r u n g dieser Vere i n i g u n g gewirkt hat.

I. Interessengeleitete

Zugänge

zum

Thema

Das Interesse an O b s e r v a n z u n d Klosterreform m u ß nicht n o t w e n d i g e r w e i s e d u r c h die existentielle V e r b u n d e n h e i t mit d e m M ö n c h t u m angeregt sein. Es kann sich - u n d so verhält es sich im Falle der vorliegenden U n t e r s u c h u n g — etwa auch v o n der ü b e r g e o r d n e t e n Fragestellung nach d e m Verhältnis v o n M ö n c h t u m u n d R e f o r m a t i o n her ergeben.

7. Die ordensgeschichtliche

Fragestellung

D i e Begriffe >Mönchtum< u n d >Reformation< signalisieren auf den ersten Blick einen radikalen Gegensatz, der sich schon an der Tatsache f e s t m a c h e n läßt, daß die E i n f ü h r u n g der R e f o r m a t i o n vielerorts die A u f l ö s u n g des K l o sterwesens mit sich gebracht hat. A u c h die persönliche E n t w i c k l u n g des R e f o r m a t o r s Martin L u t h e r f ü h r t e , wie i m m e r m a n die N u a n c e n b e s t i m m e n mag, zur A b l e h n u n g des M ö n c h t u m s u n d z u m Austritt aus d e m Kloster. D a m i t ist aber zugleich die historische Verbindungslinie zwischen den beiden G r ö ß e n M ö n c h t u m u n d R e f o r m a t i o n in den Blick g e k o m m e n , d e n n M a r t i n L u t h e r ist

2

Einleitung

aus der Reformkongregation der deutschen Augustinereremiten hervorgegangen und hat dort sogar zum Kreis der maßgeblichen Personen gezählt. Die Geschichte dieser Ordenspartei gehört zur unmittelbaren Vorgeschichte der Reformation. Es ist bezeichnend, daß die erste Gesamtdarstellung der G e schichte der Observantenkongregation der deutschen Augustinereremiten nicht von einem Ordensmann, sondern von dem protestantischen Kirchenhistoriker Theodor Kolde 1 verfaßt wurde. Das reformationsgeschichtliche Interesse an der deutschen Augustinerobservanz trifft sich mit dem Anliegen der aus dem Mönchtum selbst hervorgegangenen Forschung, der ansonsten die überwiegende Zahl der Geschichtsdarstellungen und Quelleneditionen zu den verschiedenen Orden zu verdanken ist. Hier wie dort ist das historische Fragen von der unmittelbaren Kontinuität zum Gegenstandsbereich motiviert, und hier wie dort richtet sich das Augenmerk vorzugsweise auf das Besondere, auf eine bestimmte Gemeinschaft oder Kongregation, auf einzelne ihrer Klöster oder auf herausragende Persönlichkeiten aus ihren Reihen.

2. Die reformgeschichtliche

Fragestellung

Neben der von Luthers Biographie her sich ergebenden Verbindungslinie zwischen Mönchtum bzw. Observanz und Reformation gibt es einen weiteren Zusammenhang, der durch die thematische Verwandtschaft zwischen einer reformatio im Bereich der Klöster und dem Ereigniskomplex, der als die R e f o r mation in die Geschichte eingegangen ist, konstituiert wird. Alles, was in der Geschichtsschreibung gängigerweise mit dem Begriff der R e f o r m belegt wird, konnte im Spätmittelalter >Reformation< genannt werden. Die Situation, in der Luthers neue Theologie sich ausgestaltete, war nicht nur vom Verfall und vom Bewußtsein der Reformbedürftigkeit geprägt, sondern ebenso von der Erfahrung langjähriger Reformpraxis in den verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, unter anderem auf dem Gebiet der Klosterreform. Die daraus resultierende Frage nach dem Verhältnis der Reformation zu den reformationes stellt das reformationsgeschichtliche Interesse an der Observanz in den Zusammenhang einer Forschungsarbeit, die unter anderem auf dem Gebiet der Ordensgeschichte nach den Charakteristika spätmittelalterlicher Reformen fragt und letztlich um die Beschreibung und Bewertung des Umbruchs vom Mittelalter zur N e u zeit bemüht ist. Kaspar Elm 2 hat 1980 die Forschungsperspektiven in bezug auf »Verfall und Erneuerung im spätmittelalterlichen Ordenswesen« aufgewiesen und expliziert. Ein von ihm 1989 herausgegebener Sammelband 3 hat wichtige

' KOLDE, THEODOR: Die deutsche Augustiner-Congregation und J o h a n n von Staupilz. Ein Beitrag zur Ordens- und Reformationsgeschichte, Gotha 1879. 2 ELM, KASPAR: Verfall und Erneuerung des Ordenswesens im Spätmittelalter. Forschungen und Fonchungsaufgaben, in: Untersuchungen zu Kloster und Stift, Göttingen 1980, 188—238.

'ELM, KASPAR (Hg.): R e f o r m b e m ü h u n g e n und Observanzbestrebungen im spätmittelalterlichen Ordenswesen, Berlin 1989.

Interessengeleitete

Zugänge zum

Thema

3

Erträge eingebracht. Nach wie vor unterbelichtet ist bislang allerdings die Frage nach den »geistigen Triebkräften der Reform«. 4 An diesem Punkt möchte die vorliegende Arbeit einen - durch ihr spezielleres Hauptinteresse freilich begrenzten — Beitrag leisten. 3. Die theologiegeschichtliche

Fragestellung

»Mönchtum und Reformation« ist der Titel einer 1963 erschienenen Studie von Bernhard Lohse 5 , die dem Verhältnis beider Größen auf theologischer Ebene gewidmet ist. Lohse zeichnet die Entwicklung des abendländischen Mönchsideals von den Anfängen bis ins Spätmittelalter nach und beschreibt im Anschluß daran Luthers Auseinandersetzung mit dieser Tradition. Das Gewicht der Untersuchung liegt dabei auf dem reformatorischen Umbruch 6 bzw. auf der sukzessiven Uberwindung eines katholischen Erbes, das im Spätmittelalter bizarre Blüten zu treiben begann. Paradebeispiel für dieses vorreformatorische Ausufern ist der Erfurter Augustinereremit Johann von Paltz, in dem Lohse noch den Lehrmeister Luthers in Sachen Mönchtum zu erkennen glaubt 7 . Lohse kommt zu dem Urteil, »daß ziemlich alle Einseitigkeiten, die sich in der Zeit vorher bei einzelnen Mönchstheologen beobachten ließen, bei Paltz wieder auftauchen«. 8 Die offenkundige historische und thematische Verbindung zwischen dem observanten Mönchtum und Luthers Reformation läßt nun aber doch zumindest die Frage berechtigt erscheinen, ob der theologische Zusammenhang beider Wirklichkeiten ausschließlich durch Gegensatz und Abgrenzung bestimmt werden kann'. a) Die Suche nach einer monastischen Theologie des Spätmittelalters Nach einer positiven theologischen Verbindung zwischen Mönchtum und Reformation kann so gefragt werden, daß es um den Aufweis von Konstanten mönchischer Geistigkeit geht, die sich auch durch den reformatorischen U m bruch hindurch bei Luther weiterhin erkennen lassen. Reinhard Schwarz" 1 beschreitet diesen Weg, wenn er »Luthers unveräußertes Erbe an der monastischen Theologie« zum Thema macht". Der Begriff »monastische Theologie« geht in ELM, Verfall und Erneuerung, 2 3 3 . LOHSE, BERNHARD: M ö n c h t u m und Reformation. Luthers Auseinandersetzung mit dem Mönchsideal des Mittelalters, Göttingen 1963. 4 5

'' V g l . L O H S E ,

6.

Ebd., 162. " E b d . , 170. '' Vgl. KÖPF, ULRICH: Martin Luthers Lebensgang als M ö n c h , in: Gerhard R u h b a c h / K u r t Schmidt-Clausen (Hgg.), Kloster Amelungsborn 1 1 3 5 - 1 9 8 5 , Amelungsborn/Hannover 1985, 1 8 7 - 2 0 8 , insbes. 198 f. 7

" ' S C H W A R Z , REINHARD: L u t h e r s u n v e r ä u ß e r t e s E r b e , e b d . ,

209-231.

" Bereits 1968 deutet Schwarz (REINHARD SCHWARZ, Vorgeschichte der reformatorischen Bußtheologie, Berlin 1968, 10 ff.) einen Einfluß der monastischen Theologie des H o c h m i t telalters auf Luthers theologische Entwicklung an.

4

Einleitung

dem bei Schwarz vorauszusetzenden qualifizierten Gebrauch auf den B e n e d i k tiner J e a n Leclercq 1 " zurück, der ihn im B l i c k auf die T h e o l o g i e des H o c h mittelalters eingeführt hat, um den D e n k - und Redestil, der in den Klöstern gepflegt wurde, v o m universitär-scholastischen zu unterscheiden. D i e B e z o g e n heit auf Erfahrung und Affekt im Gegensatz zur scholastischen Orientierung an Autorität und Vernunft, die R e f l e x i o n der eigenen (monastischen) Existenz, die meditierende D e n k b e w e g u n g im Anschluß an die Aussagen der Schrift und der Väter im

Gegensatz zur scholastischen

Problembezogenheit,

Traktat im Gegensatz zur Quaestionenliteratur -

der

geistliche

dies sind für Schwarz die

Hauptmerkmale der monastischen Theologie 1 ' 1 , mit deren Einfluß und Tradition Luther durch seinen Klostereintritt in Berührung g e k o m m e n ist. Es ist nun allerdings keineswegs selbstverständlich, daß der Theologietypus, den Leclercq im B l i c k auf das Hochmittelalter und vor allem am leuchtenden Beispiel des Bernhard von Clairvaux aufgewiesen hat, tatsächlich auch für das M ö n c h t u m des Spätmittelalters charakteristisch genannt werden kann. Ein u n g e b r o c h e n e r Traditionsstrang v o m 12. bis ins 15. Jahrhundert läßt sich jedenfalls nicht verfolgen 1 4 . Zweifellos hat die monastische T h e o l o g i e

weitergewirkt.

Schon die breite R e z e p t i o n der Schriften Bernhards in den späteren J a h r h u n derten kann dies verbürgen. D o c h wird sich kaum vermuten lassen, daß das M ö n c h t u m allein dieses Erbe beanspruchen kann. U n d selbst wenn dies der Fall wäre, m ü ß t e dennoch gezeigt werden, wie die Tradition der M ö n c h s t h e o l o g i e im Spätmittelalter a u f g e n o m m e n wurde und tatsächlich lebendig war. D u r c h das A u f k o m m e n der Bettelorden, durch deren seelsorgerliche und missionarische Ausrichtung, durch die Präsenz der Klosterleute an den Universitäten hat die Wirklichkeit des Mönchtums 1 ^ tiefgreifende Wandlungen erfahren.

Die

Differenz zwischen dem klösterlichen und dem kirchlich-universitären

Ur-

sprungsraum theologischen Nachdenkens, auf deren Hintergrund das Auseinandertreten eines monastischen und eines scholastischen Theologietyps erklärbar wurde, hat sich im 15. Jahrhundert zumindest relativiert. D i e O r d e n s t h e o logie hat ihren »Sitz im Leben«"' auch an den Universitäten. Sie hat Teil an den dort üblichen F o r m e n des Lehrens und Lernens und sie teilt die Problemstellungen und Zielsetzungen der Universitätstheologie. D i e Alternative zwischen >monastisch< und >scholastisch< besteht so nicht mehr. Es wird deshalb, wenn dennoch eine monastische T h e o l o g i e des Spätmittelalters abgrenzbar sein soll,

12

LECLERCQ, JEAN: W i s s e n s c h a f t und G o t t v e r l a n g e n . Z u r M ö n c h s t h e o l o g i e des Mittelalters,

Düsseldorf 1963. " V g l . SCHWARZ, Luthers u n v e r ä u ß e r t e s E r b e , 2 1 0 . 14

Vgl. KÖPF, M o n a s t i s c h e T h e o l o g i e , 1 2 9 u n d 1 3 5 .

" A u c h die A n g e h ö r i g e n v o n O r d e n , die nicht i m strengen S i n n e zu den

Mönchsorden

g e h ö r e n , r e c h n e t e n sich i m Spätmittelalter zu den M ö n c h e n . H i e r u n d i m f o l g e n d e n

wird

dieser S p r a c h g e b r a u c h ü b e r n o m m e n , so daß z u m m o n a s t i s c h e n B e r e i c h auch die B e t t e l o r d e n zu zählen sind. " ' V g l . KÖPF, M o n a s t i s c h e T h e o l o g i e , 1 2 6 m . A n m . 5 6 , der den B e g r i f f aus der b i b l i s c h e x e g e t i s c h e n F o r m g e s c h i c h t e a u f die t h e o l o g i e g e s c h i c h t l i c h e E b e n e überträgt.

Iiitercssengcleitetc Zugänge zum

Thema

5

zunächst d a r u m g e h e n müssen, die E n t s t e h u n g s b e d i n g u n g e n f ü r eine solche T h e o l o g i e zu beschreiben. W o d u r c h wird theologisches R e d e n innerhalb des M ö n c h t u m s motiviert? Was sind seine Zielsetzungen? Bei w e l c h e r Gelegenheit u n d in welcher F o r m findet es statt? W e r sind die Träger dieser T h e o l o g i e , u n d aus w e l c h e m Verständnis ihrer klösterlichen Existenz heraus reden sie? Erst w e n n aus der A n t w o r t auf diese u n d ähnliche Fragen heraus der U r s p r u n g s r a u m einer m ö g l i c h e n monastischen T h e o l o g i e K o n t u r e n g e w i n n t , kann in e i n e m zweiten Schritt nach K o n g r u e n z e n zwischen d e r klösterlichen L e b e n s f o r m , d e m monastischen Selbstverständnis u n d der F o r m u n d d e m Gehalt der t h e o logischen Ä u ß e r u n g e n gesucht w e r d e n . M a n wird sagen d ü r f e n , daß es insbesondere das observante M ö n c h t u m war, welches im 15. J a h r h u n d e r t eine eigene theologische Produktivität entfaltet hat. D i e Frage nach den E n t s t e h u n g s b e d i n g u n g e n einer m ö g l i c h e n monastischen T h e o l o g i e des Spätmittelalters konkretisiert sich damit zur Frage nach der Observanz. W i e aus einer Studie v o n H e l l m u t Z s c h o c h 1 7 ü b e r den u m 1415 entstandenen Uber de vita monastica des N ü r n b e r g e r A u g u s t i n e r e r e m i t e n C o n r a d v o n Z e n n h e r v o r g e h t , k o n n t e sich mit der O b s e r v a n z f o r d e r u n g durchaus eine ausgeprägte monastische Spiritualität v e r b i n d e n . U n t e r d e m Stichwort der observantia regnlaris entfaltet Z e n n eine Lehre v o m regeltreuen Klosterleben, die dessen einzelne M o m e n t e geistlich deutet, sie in einen umfassenden Heilssinn einbettet u n d d e m M ö n c h t u m insgesamt zentrale F u n k t i o n u n d h o h e W ü r d e innerhalb der Kirche zuweist. Es wäre allerdings mit Sicherheit zu h o c h g e griffen, a n h a n d dieses Textes eine monastische T h e o l o g i e des Spätmittelalters beschreiben zu wollen. Es b e d ü r f t e dazu einer vergleichenden Z u s a m m e n s c h a u verschiedener klösterlicher A u t o r e n , deren H o r i z o n t deutlich über die m ö n chische Selbstreflexion hinausreicht. Aussagekräftig ist der Uber de vita monastica allerdings in b e z u g auf die O b s e r vanz, ihre zentralen Inhalte u n d ihre G r u n d p r o b l e i n e , d. h. in b e z u g auf den m ö g l i c h e n U r s p r u n g s r a u m einer monastischen T h e o l o g i e des Spätmittelalters. Deutlich ist, daß das observante D e n k e n sich ganz auf die autoritativ verstand e n e monastische Tradition zurückbezieht'". D e u t l i c h m u ß aber auch sein, daß eine daraus e r w a c h s e n d e T h e o l o g i e ihren >Sitz im Leben< nicht in der Beschaulichkeit eines abgeschiedenen Klosterdaseins hätte, auch nicht im Streben nach einer Gotteserkenntnis, die zugleich G o t t e s e r f a h r u n g sein soll, sondern vielm e h r im P r o z e ß der Klosterreform, die u n t e r d e m Leitgedanken der O b s e r v a n z angestrebt u n d d u r c h g e f ü h r t w u r d e . O b s e r v a n t e T h e o l o g i e hat ihren Platz z u nächst in der Begleitung u n d Legitimation des R e f o r m h a n d e l n s , in der es v o r bereitenden Agitation o d e r in der geistlichen D e u t u n g des angestrebten R e formziels.

17

ZSCHOCH, HEI.LMUT: Klosterreform u n d monastische Spiritualität im 15. J a h r h u n d e r t . C o n r a d von Z e n n O E S A (J 1460) u n d sein Liber de vita monastica, T ü b i n g e n 1988. IK

V g l . Z S C H O C H , 9 6 f.

6

Einleitung

I m Verhältnis z w i s c h e n d e m a u f i n n e r e A n e i g n u n g abzielenden Ideal der observantia

regularis

u n d d e m Anspruch b z w . den r e f o r m p r a k t i s c h e n

Möglich-

keiten seiner a l l g e m e i n e n D u r c h s e t z u n g b e g e g n e t o f f e n b a r das H a u p t p r o b l e m der Observanz' 1 '. D e r Líber

de vita monastica

ist bislang w e d e r a u f d e m H i n t e r -

grund der w e i t e r e n E n t w i c k l u n g der A u g u s d n e r o b s e r v a n z n o c h i m

Rahmen

des o r d e n s ü b e r g r e i f e n d e n O b s e r v a n z g e d a n k e n s b e w e r t e t w o r d e n . E i n e U n t e r s u c h u n g des Z u s a m m e n h a n g s v o n Observanzideal und R e f o r m p r a x i s b e i A n dreas Proles, w i e sie v o n Z s c h o c h selbst vorgeschlagen w i r d 2 0 , w i r d zu e i n e m klareren B i l d v o m U r s p r u n g s r a u m e i n e r m ö g l i c h e n m o n a s t i s c h e n T h e o l o g i e des Spätmittelalters beitragen. D i e Ergebnisse sind in diesem Z u s a m m e n h a n g v o r allem daraufhin zu b e f r a g e n , was an i h n e n typisch für das observante M ö n c h t u m ist.

b) Augustinerobservanz Noch

und Luthers

Lehre

in anderer W e i s e kann ein positiver t h e o l o g i s c h e r

Zusammenhang

zwischen M ö n c h t u m u n d R e f o r m a t i o n a n g e n o m m e n w e r d e n . Statt nach k o n stanten S t r u k t u r m o m e n t e n einer v e r b r e i t e t e n M ö n c h s t h e o l o g i e k a n n a u c h nach d e m b e s o n d e r e n geistigen W e g des O r d e n s z w e i g s , aus d e m L u t h e r k a m , gefragt w e r d e n . W a r u m w a r es ausgerechnet ein observanter A u g u s t i n e r e r e m i t , der mit L e h r e n auftrat, die den spätmittelalterlichen Katholizismus i m K e r n trafen? D i e Diskussion hat sich in dieser Frage v o r allem u m die E x i s t e n z u n d g e g e b e n e n falls das Profil e i n e r S c h u l r i c h t u n g bei den d e u t s c h e n A u g u s t i n e r e r e m i t e n g e dreht, u n t e r deren E i n f l u ß der spätere R e f o r m a t o r m i t s e i n e m Eintritt ins E r furter K l o s t e r geraten w ä r e 2 1 . Das o b s e r v a n t e K l o s t e r l e b e n u n d sein S e l b s t v e r ständnis, das Observanzideal also, ist bislang als Q u e l l e t h e o l o g i s c h e r E n t s c h e i dungen k a u m in B e t r a c h t g e k o m m e n . W a r es tatsächlich so, w i e L o h s e es i m B l i c k a u f J o h a n n e s v o n Paltz anklingen läßt 2 2 , daß die p r o b l e m a t i s c h e n Z u s p i t zungen des M ö n c h s i d e a l s in der d e u t s c h e n A u g u s t i n e r k o n g r e g a t i o n

besonders

schrill hervortraten u n d damit den W i d e r s p r u c h geradezu p r o v o z i e r t e n ? W a r das Observanzideal der d e u t s c h e n A u g u s t i n e r e r e m i t e n , m i t d e m L u t h e r k o n f r o n tiert w u r d e , tatsächlich n u r die negative F o l i e für s e i n e n W e g in die R e f o r m a t i o n , o d e r gab es E n t w i c k l u n g e n i n n e r h a l b dieses Ideals, die den r e f o r m a torischen Pfad in i r g e n d e i n e r W e i s e vorgespurt h a b e n ? G i b t es t h e o l o g i s c h e G e d a n k e n , die i m Z u g e der observanten R e f o r m b e m ü h u n g e n in den V o r d e r grund traten u n d dann für die R e f o r m a t i o n b e d e u t s a m w u r d e n ? G e h t es b e i der S u c h e nach einer m o n a s t i s c h e n T h e o l o g i e des Spätmittelalters darum, ein m ö g l i c h s t breites Feld der klösterlichen G e i s t i g k e i t zu erfassen, ' ' ' V g l . ZSCHOCH,

228f.

" Ebd., 250. : l Vgl. ZUMKELLER, Augustinerschule; ders., Erbsünde, Gnade, Rechtfertigung und Ver2

dienst, insbes. 4 3 2 - 5 0 4 ;

OBERMAN, W e r d e n

theologie, 3 0 3 - 3 0 6 und

323-333.

" Vgl. o. S. 3.

und Wertung,

82-140;

HAMM,

Frömmigkeits-

Interessctigeleiti'te Zugänge zum

i

Thema

so konzentriert sich die Frage nach der besonderen geistigen Ausprägung der deutschen Augustinerobservanz auf diejenigen E n t w i c k l u n g e n , die möglichst nahe an Luther heranführen. D e r bereits genannte J o h a n n von Paltz war, entgegen der A n n a h m e Lohses, nicht der Lehrer des N o v i z e n Martin Luther 2 3 . Johann

von

Staupitz,

der seit

1503

an

der Spitze

der deutschen

Augu-

stinerobservanz stand und unzweifelhaft großen E i n f l u ß a u f die persönliche und die theologische Entwicklung des R e f o r m a t o r s g e n o m m e n hat, schweigt in den von ihm erhaltenen Schriften weitgehend zu Fragen des M ö n c h t u m s . wichtigste und einflußreichste M a n n in der deutschen

Der

Augustinerobservanz

aber war Andreas Proles. In 3 0 Jahren u n u n t e r b r o c h e n e n , rast- und rücksichtslosen Amtswirkens als Generalvikar hat er seit 1 4 7 3 die aus f ü n f Klöstern b e stehende U n i o n der sächsischen Observanten zu einem Verband von 2 7 K o n venten ausgebaut. Das Gebilde wuchs weit über Sachsen hinaus und erstreckte sich schließlich von Bayern bis nach Holland. J o h a n n von Paltz war bei diesem R e f o r m w e r k einer der engsten Mitarbeiter des Proles, der selbst, als er aus dem A m t schied, J o h a n n von Staupitz für seine N a c h f o l g e vorschlug 2 4 .

4. Die »privilegierte

Observanz«

D i e B e z e i c h n u n g privilegierte Observanz< hat im Blick auf Proles eine doppelte Bedeutung: Z u m einen stützte sich die Organisation, für die er so erfolgreich tätig war, auf den R e c h t s g r u n d päpstlicher Privilegien und brachte durch die Selbstbenennung als privilegierte Observanz< unverhüllt zum Ausdruck, welch hohes G e w i c h t dieser Legitimation beigemessen wurde. D e r N a m e »privilegierte Observanz« ist zum anderen auch geeignet, die von Proles in seinen Predigten vertretene Lehre v o m M ö n c h t u m zu charakterisieren. D e m regeltreuen Klosterleben, d. h. der praktizierten Observanz, k o m m e n nach Proles verschiedene geistliche Sonderrechte zu, deren gemeinsamer Zielpunkt die Sicherheit in bezug auf das ewige Seelenheil ist. Z w e i der von ihm erhaltenen Predigtreihen verwenden das S c h e m a der geistlichen Privilegien. Im Fall der Ordenspartei verbindet sich mit dem B e g r i f f des Privilegs ein bestimmter W e g der Durchsetzung des R e f o r m a n l i e g e n s . D e r Hinweis auf das päpstliche R e c h t qualifiziert nicht so sehr die Organisationsform der K o n g r e gation - Kongregationen der Observanz k o n n t e n durchaus auch o h n e derartige Privilegien existieren —, sondern vielmehr die Art und Weise ihrer Ausbreitung und der Sicherung ihrer Erfolge. In den geistlichen Privilegien, die Andreas Proles dem regeltreuen Klosterleben zuspricht, steckt seine D e u t u n g dieser L e bensform. In der Gestalt von Vorzügen k o m m t hier zum Ausdruck, was das besondere Wesen des observanten M ö n c h t u m s ausmacht.

21 24

Vgl. HAMM, Frömmigkeitstheologie, 7 7 - 8 0 . So berichtet es Johannes von Paltz (Supplementum Coelifodinae, 136).

8

Hitilcitittig Observanz ist im einen Fall der Gegenstand praktischer Durchsetzung, im

anderen Fall der Gegenstand geistlicher Sinndeutung. Proles macht den Schlüsselbegriff der von ihm geübten R e f o r m p r a x i s zugleich zum Schlüsselbegriff des von ihm vertretenen monastischen Ideals und deutet damit eine B e z i e h u n g zwischen beiden Behandlungsarten desselben Gegenstandes an. E i n e Untersuchung, der es vornehmlich um das Observanzideal geht, wird gleichwohl das G e g e n ü b e r seiner R e f o r m p r a x i s berücksichtigen müssen, u m aus dem Z u s a m m e n h a n g seines Handelns und seiner geistlichen Lehre ein vollständiges Bild von der Observanzauffassung des Augustinervikars zu gewinnen.

5. Die

Aufgabe

Das Interesse an der D e u t u n g des Mönchtunis, wie sie im unmittelbaren Vorfeld Luthers bestimmend war, findet in Andreas Proles einen vorzüglichen Gegenstand. Sein Observanzideal m u ß möglichst genau erfaßt werden. Dazu wird auch notwendig sein, es in den Z u s a m m e n h a n g der von ihm geübten R e f o r m p r a x i s zu stellen. Sodann gilt es, Exemplarisches und Spezifisches an diesem Observanzideal zu unterscheiden. Gerade das Interesse an der besonderen Ausprägung der O b s e r vanz in Luthers Ordenszweig setzt eine gewisse Kenntnis dessen voraus, was überhaupt typisch für die spätmittelalterhche Observanz genannt werden kann. Es wird also erforderlich sein, das R e f o r m h a n d e l n des Proles auf dem H i n t e r grund der observanten R e f o r m p r a x i s vor und neben ihm und seine geistliche Lehre im Horizont des allgemeinen über die Ordensgrenzen hinweg verbreiteten Observanzgedankens im 15. Jahrhundert zu profilieren. D i e dazu n o t wendigen Vergleichsbeispiele werden nach Möglichkeit aus dem Verbreitungsgebiet der deutschen Augustinerobservanz e n t n o m m e n . Was die Auswahl der O r d e n anbetrifft, ist es naheliegend, die beiden anderen großen M e n d i k a n t e n gemeinschaften

heranzuziehen,

die

Franziskaner

und die den

Augustinern

nächstverwandten D o m i n i k a n e r . Insbesondere die Schrift De reformatione

rcligio-

sorum des Dominikaners J o h a n n e s Nider ( f 1 4 3 8 ) wird i m m e r wieder zu Wort k o m m e n und einen sekundären S c h w e r p u n k t der Arbeit bilden. Unverzichtbar ist der B l i c k auf das Flaggschiff des mittelalterlichen M ö n c h t u m s , das B e n e d i k tinertum, das allerdings in j e n e n späten Tagen so auf Schlingerkurs geraten war, daß an der R e f o r m von Benediktinerklöstern häufig Kartäusermönche in b e ratender oder auch aktiver Funktion beteiligt wurden. D i e eremitischen Kartäuser galten als der strengste und höchste Ordensverband, und sie konnten von sich behaupten, sie seien niemals reformiert worden, weil es bei ihnen auch keinen Verfall gegeben habe. O b w o h l also bei ihnen keine eigenen Observanzbestrebungen im Gange waren, nahmen ihre geistlichen Lehrer doch erheblichen Einfluß auf die Anschauungen in den Kreisen der Observanz. Sie sind deshalb ebenfalls zu berücksichtigen. Aus der N o t w e n d i g k e i t , den Horizont eines ordensübergreifenden

Obser-

vanzideals auszuspannen, kann sich, wie bereits erwähnt, ein Beitrag zur B e -

Observanz

und Reform — ein Überblick

9

Schreibung der Voraussetzungen einer monastischen T h e o l o g i e des Spätmittelalters ergeben. Zugleich kann dies einen Fortschritt in der Frage nach den >geistigen Triebkräften der Observanz< 2 \ wie sie sich v o m Interesse an der R e f o r m t h e m a t i k her ergibt, mit sich bringen. D e r Versuch, eine gewisse B a n d breite observanter R e f o r m p r a x i s und ihrer organisatorischen A u s f o r m u n g e n abzustecken, kann zu Ergebnissen f ü h r e n , die f ü r die ordensgeschichtliche Forschung bedeutsam sind. Zeigt sich, daß das Observanzideal bei Andreas Proles eine besondere Ausprägung erfahren hat, so stellt sich die Frage, wie es dazu g e k o m m e n ist. Läßt sich eine Entwicklungslinie innerhalb des O r d e n s bzw. der Kongregation nachzeichnen oder werden gar ordensübergreifende Z u s a m m e n h ä n g e deutlich? W o d u r c h sind die Veränderungen motiviert? N e b e n den theologischen Traditionen wird hier sicherlich die Verwobenheit des Observanzideals in den laufenden Prozeß der praktischen Klosterreform die Hauptrolle als treibender Faktor f ü r die mönchische R e f l e x i o n der eigenen Existenzweise spielen. D e m n u n m e h r zu entfaltenden Aufriß der Arbeit soll noch ein Uberblick über die Wirklichkeit von Observanz u n d R e f o r m im Bereich des spätmittelalterlichen Klosterwesens vorangestellt werden. Dabei kann es nicht u m eine vollständige Beschreibung der P h ä n o m e n e gehen. W o h l aber soll eine gewisse A u f f ä c h e r u n g des Bedeutungshorizonts der Begriffe erreicht werden, die den hier zu untersuchenden Ausschnitt des Feldes von Observanz und R e f o r m deutlicher hervortreten läßt. Ferner sind einige wichtige Abgrenzungen u n d Verhältnisbestimmungen zu treffen.

II. Observanz 1. Observanz

als

und Reform

— ein

Uberblick

Ordenspartei

Das augenfälligste Erscheinungsbild der Observanz ist das einer Ordenspartei. Eine G r u p p e Reformentschlossener, die f ü r ein strengeres Ordensleben eintritt, sondert sich von denen ab, die sich der R e f o r m verweigern. Fast alle O r d e n erlebten im 15. Jahrhundert das Auseinandertreten v o n Observanten u n d den dann sogenannten Konventualen. D o c h k o n n t e diese T r e n n u n g von u n t e r schiedlicher Intensität sein und in unterschiedlichen organisatorischen B a h n e n verlaufen. Bei den Franziskanern w u r d e die organisatorische T r e n n u n g beider G r u p p e n bereits 1415 durch das Konstanzer Konzil herbeigeführt, das mit einem D e k r e t den Forderungen der französischen Observanten nach m e h r Eigenständigkeit entsprach u n d ihnen das R e c h t auf einen eigenen Generalvikar zugestand 2 6 . Ein

Vgl. ELM, Verfall u n d E r n e u e r u n g , 233. 2,1

Vgl. HOLZAPFEL, 1 0 3 f.

10

Einleitung

vom Papst anerkannter Einigungsversuch, die nach Papst Martin V. benannten martinianischen Konstitutionen von 1430, führte statt zur Einheit zur Entstehung einer weiteren Reformrichtung 2 7 , die in verschiedenen R e f o r m g r u p p e n lebendig blieb 2 ". Die ursprünglichen Observanten steuerten in die vollständige Separation, darin begünstigt durch eine Bulle Papst Eugens IV., die das Privileg der französischen Observanten auf alle ausdehnte. Dagegen verblieben beispielsweise die sächsischen Martinianer 29 , denen das R e f o r m p r o g r a m m von 1430 zum N a m e n wurde, in den herkömmlichen Ordensstrukturen und strebten nur eine relative Absonderung an. Sogar unter den eigentlichen K o n ventualen gab es Personen, die für eine R e f o r m des Ordens eintraten. So zum Beispiel den sächsischen Provinzialminister Matthias Döring, der sich als Gegner der Observanten hervortat, auch kein Martinianer war und dennoch ein Programm zur R e f o r m seiner Provinz vorlegte 30 . Die R e f o r m der oberdeutschen Dominikaner vollzog sich weitgehend innerhalb der Provinzialverfassung 31 . Die benachbarte, bis nach Sachsen ausgreifende congregatio hollandiae'2 hingegen wurde von der Ordensleitung schon früh zu einem eigenständigen Gebilde erklärt und entwickelte sich in Konkurrenz zu den althergebrachten Ordensstrukturen. Bei den Benediktinern 1 3 breitete sich die R e f o r m zunächst von einzelnen Klöstern her aus, ohne daß es zu einer festen inneren Organisation dieser R e formkreise gekommen wäre. Unter den drei großen R e f o r m g r u p p e n von Kastl, Melk und Bursfelde erhielt nur die den Norden Deutschlands bestimmende Bursfelder U n i o n den Status einer Kongregation. Die beiden anderen, im Süden wirksamen Bewegungen blieben ohne einen formellen Zusammenschluß 3 4 . Die deutschen Augustinereremiten zeigten seit 1437 Separationstendenzen, die unter Andreas Proles endgültig zum Durchbruch kamen 3 ''. Gleichzeitig gab es jedoch Klöster, die den Titel »de observantia« trugen, ohne der R e f o r m k o n gregation anzugehören 3 ' 1 . Es gab Verfechter der Observanz, die zugleich gegen die Organisation der Observanten vorgingen 3 7 . Die bereits im Spätmittelalter

27

Vgl. ebd., 112-114.

Die Martinianischen Konstitutionen von 1 4 3 0 . '' Zu ihnen s. D O E L L E , Martinianische R e f o r m b e w e g u n g ; D E G L E R - S P F . N G I E R , insbes. 3 5 8 f. 311 Vgl. ebd. 359. 31 Vgl. L O H R , 16-19; H I L L E N B R A N D , 225-239. 32 S. WOLFS, Dominikanische Observanzbestrebungen. 33 Z u r Benediktinerreform s. BECKER, Erstrebte u n d erreichte Ziele; ders., Benediktinische R e f o r m b e w e g u n g e n im Spätmittelalter; SCHREINER, Benediktinische Klosterreform als zeitgebundene Auslegung der Regel. 34 Vgl. BECKER, Benediktinische R e f o r m b e w e g u n g e n im Spätmittelalter, 179 f. 35 S. u. S. 58 f. 36 S. u. S. 76. 37 Bei den Augustinereremiten wäre hier der R e g e n s des Magdeburger Ordensstudiums J o hann Sartoris zu n e n n e n (zu ihm s. u. S . 1 1 8 — 1 2 1 ) . Bei den Franziskanern verfocht Kaspar Waler ein rigoroses Observanzprogramm, geriet aber mit der institutionellen Observanz in Konflikt (vgl. D E G L E R - S P E N G L E R , 3 6 2 f . ) . S. DEGLER-SPENC.LER; N E I D I G E R ,

2

Observanz

und Reform - ein

11

Überblick

geläufige Unterscheidung in Observante und Konventualen suggeriert beiderseits eine innere Einheitlichkeit der Gruppierungen sowie eine klare T r e n nungslinie zwischen den Parteien, die so nicht bestanden hat. D e r gängige W e g , die Observanz zunächst von ihrer leicht faßbaren organisatorischen Gestalt her in den Blick zu n e h m e n , birgt die Gefahr einer stark verkürzten W a h r n e h m u n g des Phänomens. D i e Kongregationen, die lange Zeit das Geschichtsbild dominiert haben, sind nur eine Erscheinungsform j e n e r B e wegung, die auch o h n e eine derartige institutionelle Ausprägung oder z u m i n dest in weniger exponierter F o r m auftreten konnte.

2. Observanz

als

Verhaltensweise

In den lateinischen Quellen wird die Zugehörigkeit einer Einzelperson, eines Klosters oder auch eines größeren Verbandes zum observanten Lager vorzugsweise durch das Prädikat de observanüa

markiert. Das ableitende de läßt hier n o c h

deutlich erkennen, daß mit observantia gemeint ist. Observantia

eigentlich die regeltreue Lebensweise

regularis und vita regularis sind gleichsinnige W e n d u n g e n .

Observanz ist ursprünglich keine Partei, sondern eine Verhaltensweise, die zunächst nicht einmal einen reformerischen U n t e r t o n in sich trägt, sondern dem Mönchtum

selbstverständlich

zugehört.

Ohne

besonderen

Beiklang

kann

»Observanz« die R e g e l n und G e w o h n h e i t e n eines bestimmten Ordens b e z e i c h nen. M a n spricht etwa von benediktinischer Observanz, o h n e daß dabei bereits eine reformerische S t r ö m u n g ins Auge gefaßt wäre. D i e A n w e n d u n g des B e griffs im Kirchenrecht auf gewohnheitsrechtliche Uberlieferung entspricht dem Charakter der klösterlichen R e g e l n und G e w o h n h e i t e n als althergebrachter und fortwährend geübter Lebensanweisung. Allerdings enthält die Vokabel

observan-

tia schon im vorchristlichen Latein auch eine subjektiv-religiöse K o m p o n e n t e . »Ehrerbietung«, speziell im kultischen Sinne ist zwar auf Vorschriften und Verhaltensmuster ausgerichtet, bezeichnet aber doch eigentlich die Haltung des M e n s c h e n gegenüber dem Kult. S o verweist auch die klösterliche Observanz nicht ausschließlich auf das objektive R e g e l w e r k , sondern sie kann ebenso die menschliche Haltung gegenüber dem O r d e n , die R e g e l t r e u e , zum Ausdruck bringen. D i e neutrale A n w e n d u n g des Wortes Observanz auf das M ö n c h t u m setzt als selbstverständlich voraus, daß das L e b e n im Geltungsbereich einer Klosterregel geprägt ist von der B e f o l g u n g dieser R e g e l . Erst der Verlust solcher Selbstverständlichkeit läßt den B e g r i f f zum reformerischen Schlagwort avancieren und führt dann zum Auseinandertreten der Parteien. Das generelle Leitmotiv der Observanzforderung ist die R ü c k k e h r zur ursprünglichen Strenge des Ordenslebens. Es gibt eine R e i h e von zentralen R e forminhalten, die den Observanzbestrebungen der verschiedenen O r d e n g e meinsam sind 3 8 . Dazu gehören: die strikte Einhaltung der Klausur und der 1,1

Über die Inhalte observanter R e f o r m informieren für den Bereich des Benediktinertums:

Einleitung

12

persönlichen Armut der R e l i g i ö s e n , das ordnungsgemäße Fasten, S c h w e i g e n , B e t e n und Singen sowie der einheitliche Habit und die

vorschriftsmäßige

Tonsur. Sehr wichtig ist das gemeinsame E i n n e h m e n der Mahlzeiten, die B u ß disziplin im regelmäßigen Schuldkapitel und das rechtzeitige und vollzählige Erscheinen zum Gottesdienst wie auch dessen würdige D u r c h f ü h r u n g .

Die

Ausbildung der N o v i z e n , die Pflege der Kranken und die Z u c h t b e i m B a d e n sind weitere T h e m e n , die in den entsprechenden R e f o r m s t a t u t e n 3 9 behandelt werden. Anstelle objektiv konstatierbarer Verfallszustände sollen im folgenden

Ele-

mente einer observanten W a h r n e h m u n g der R e f o r m a u f g a b e zur Darstellung k o m m e n . Zweifellos war der R u f nach einer R e f o r m der Klöster nicht o h n e Anhalt an der Wirklichkeit. D i e Frage ist aber, ob eine aktuelle Veränderung der W i r k l i c h k e i t oder eine Veränderung ihrer W a h r n e h m u n g durch die R ü c k besinnung auf die geistlichen Grundlagen des Klosterlebens die Diskrepanz z w i schen Ideal und W i r k l i c h k e i t zutage treten ließ. War es tatsächlich eine gravierende Verschlechterung der Verhältnisse, die Anstoß erregte und zur R ü c k b e sinnung führte, oder war es ein geistlicher Aufbruch, der allererst die Sensibilität für den Verfall hervorbrachte und zum Anstoß an den seit längerem b e s t e h e n den, vergleichsweise vielleicht nicht einmal allzu desolaten Verhältnissen führte? Es ist nicht unwahrscheinlich, daß beide D y n a m i k e n nebeneinander und ineinander verwoben wirksam waren. W i e auch i m m e r es um die G e g e b e n h e i t e n objektiv bestellt gewesen sein mag — sicher ist, daß sie subjektiv als Verfall empfunden wurden. Hinter den M a ß n a h m e n und Forderungen, die auf eine Erneuerung des Ordenswesens abzielen, steht dann zumeist auch eine bestimmte Auffassung bezüglich der Ursachen des konstatierten Verfalls. M i t dem Wiederaufrichten der alten O r d nung sollen zugleich die Einfallstore des Niedergangs verstopft werden, so daß die R e g e l t r e u e künftig ungemindert in Kraft bleiben kann. D i e S c h w ä c h e der bisherigen R e g e l u n g e n , daß es ihnen nicht gelungen ist, die O r d n u n g stabil zu halten, m u ß nach M ö g l i c h k e i t b e h o b e n werden. E i n e S a m m l u n g von 16 »Wurzeln des Verfalls< in den verschiedenen O r d e n findet sich beim D o m i n i k a n e r Johannes N i d e r im zweiten B u c h seiner Schrift De reformatione

religiosorum4".

An

erster Stelle zeigt der reformerfahrene Ordensmann a u f die Inhaber leitender Funktionen: Schlechte und unwürdige Prälaten 4 1 , die ihre U n t e r g e b e n e n nicht mit der nötigen Strenge in der Z u c h t halten 4 2 und allzu leichtfertig von den

FRANK, 7 3 - 1 2 1 ; ENGELBERT, 5 0 2 - 5 0 5 ; BECKER, Erstrebte und erreichte Ziele, 2 6 - 3 3 ; für die D o m i n i k a n e r : LOHR, 2 - 6 ; ECGER, 7 6 - 9 2 ; für die Augustinereremiten: ZSCHOCH, 1 0 6 - 1 3 1 . w

Als leicht zugängliche Beispiele solcher Statuten seien angeführt: D i e von KRUITWAC.EN

edierten Statuten für die sächsische Franziskanerprovinz aus den J a h r e n 1 4 6 7 und 1 4 9 4 und die O r d i n a t i o n e n des D o m i n i k a n e r g e n e r a i s Bartholomäus Texerius für die R e f o r m des Basler Klosters von 1 4 2 8 / 9 (LOHR, 5 3 - 6 3 ) . 4,1

NIDER, 1 1 / 1 6 - 2 0 , 2 3 2 - 2 5 7 .

41

E b d . , 11/16, 2 3 3 .

42

Ebd.

Observanz

tinti Reform - ein Überblich

13

Verpflichtungen der Regel dispensieren 43 , sind für ihn der Hauptgrund für den Niedergang der Disziplin. Nider teilt diese Auffassung, soweit ersichtlich, mit allen wichtigen Vertretern der Observanzbewegung. Der Ungehorsam gegenüber den Oberen 4 4 , die Unachtsamkeit in den kleinen Pflichten und bei läßlichen Vergehen, die schnell zu großen Sünden führt 4 r \ und der leichtfertige U m g a n g mit Weltmenschen 4 6 oder auch mit Klosterleuten anderen Geschlechts 47 sind weitere, unter den R e f o r m e r n allgemein anerkannte Gründe des Verfalls, die nun allerdings stärker der Seite der Untergebenen zuzurechnen sind. In der strengen Einhaltung der Klausur bei den Kartäusern und den C o e lestinern sieht Nider den Grund dafür, daß diese Ordensgemeinschaften seit ihren Anfängen keinen Niedergang erlebt haben 4 *. Eine in den Augen der meisten R e f o r m e r vorrangige Verfallsursache ist der Besitz von Eigentum im Kloster. Der Augustinereremit Conrad von Zenn konnte darin geradezu das Grundübel des Mönchtums seiner Zeit erkennen 4 9 . Auch Nider hebt diesen Punkt hervor, wenn er betont, daß es sich um einen Verstoß gegen das Gebot der Oberen, gegen die Gütergemeinschaft und gegen das Armutsgelübde handle"1". Bei den Franziskanern stand neben der persönlichen Armut der einzelnen Religiösen gar der völlige Verzicht auch auf kollektiven Besitz seitens der Klostergemeinschaft als Reformziel im Vordergrund 1 '. Diese dem Erbe des heiligen Franz, aber auch der ursprünglichen Gestalt des Dominikanerordens entsprechende Radikalität vermeidet Nider 1 2 . Zwar erkennt er auch in der übermäßigen Erweiterung des gemeinsamen Besitzstandes eine Wurzel des Verfalls 1 ', doch macht er sich den Standpunkt seines Ordenslehrers Thomas von Aquin zueigen, wonach der R e i c h t u m einer Gemeinschaft deren Vollkommenheit zwar hindert, sie aber nicht ausschließt. Das rechte Verhältnis eines Ordens zum Besitz orientiert sich an dem besonderen Ziel, auf das er ausgerichtet ist. Die karitativ tätigen Gemeinschaften müssen über mehr verfügen, die kontemplativen Orden brauchen mäßige Mittel, und ganz geringe Habe ist denen angemessen, die sich in Kontemplation und Lehre üben^ 4 . Größtmögliche Armut zwar, nicht aber den völligen Verzicht auf gemeinsamen Besitz fordert der Dominikaner für seinen Bettelorden. Auch bei den deutschen Augustinerobservanten bestand gegen gemeinschaftlichen Besitz keine prinzi43

Ebd., 235. Ebd., 11/16, 236. Ebd., 11/17, 2 4 3 f. 46 Ebd., 237. 47 Ebd., 11/18, 246. 4 " Ebd., 11/17, 238. 4 ''Vgl. ZSCHOCH, 6 8 - 7 1 . »Sexta radix est, privata t e m p o r a l i u m a p p r o p r i a n o contra superioris rationabilem licentiam, contra c o m m u n i t a t e m r e r u m , et contra v o t u m paupertatis.« (NIDER, 11/13, 237). 51 Vgl. NYHUS, 210. 44

45

12 53 54

Z u r A r m u t s f r a g e bei d e n D o m i n i k a n e r n s. EGGER, 80—83. NIDER, 11/19, 250. Ebd., 251 f., u n t e r B e r u f u n g auf S.th. I I / I I q. 188 a. 7.

14

Einleitung

pielle A b l e h n u n g . Z w a r kann Andreas Proles in e i n e m Fall die G ü t e r eines Klosters v e r ä u ß e r n , weil nach seiner E i n s i c h t die landwirtschaftlichen A u f g a b e n der O b s e r v a n z abträglich s i n d " , d o c h wird ansonsten K l o s t e r e i g e n t u m selbstverständlich vorausgesetzt. N i d e r bleibt allerdings n i c h t bei der Klage ü b e r die R e g e l v e r l e t z u n g e n steh e n , sondern er n e n n t eine R e i h e v o n strukturellen G r ü n d e n f ü r das N a c h l a s sen der Disziplin. N e b e n a l l g e m e i n e n U r s a c h e n , w i e K r i e g ,

Tyrannenherr-

schaft 5 6 u n d d e m Verlust guter M ä n n e r durch T o d , V e r t r e i b u n g o d e r Abfall 3 7 , führt er, insbesondere i m B l i c k a u f die konstatierte L e i t u n g s s c h w ä c h e , B e r e i c h e an, in d e n e n ein zu schnelles W a c h s t u m erfolgt ist, was der E r h a l t u n g eines soliden R e g i m e n t s abträglich war. Z u n ä c h s t die durchaus m o d e r n a n m u t e n d e K r i t i k an e i n e m aufgeblähten Verwaltungsapparat: B e s o n d e r s schädlich ist das A n w a c h s e n der Z a h l v o n A m t e r n , w e n n bei den e i n z e l n e n A u f g a b e n b e r e i c h e n G e l d o d e r G u t zu verwalten ist, weil sie dann z u m Einfallstor des v e r b o t e n e n Privatbesitzes w i r d ' 8 . Es ist aber auch eine u n n ü t z e V e r m e h r u n g der Amtsfrätw in der W e i s e e i n g e t r e t e n , daß die l e i t e n d e n P o s i t i o n e n zu schnell v o n

einer

Person zur nächsten w e c h s e l n , was zur F o l g e hat, daß häufig u n e r f a h r e n e P r ä laten das Sagen haben'' 9 . In eine ä h n l i c h e R i c h t u n g weist es, w e n n N i d e r den Aufstieg u n g e e i g n e t e r P e r s o n e n zu klösterlichen Ä m t e r n u n d

akademischen

G r a d e n anprangert 6 0 . L e i c h t kann daraus U n r e c h t u n d der Verlust an zeitlichen G ü t e r n erwachsen'' 1 , o d e r , was s c h w e r e r w i e g t , das A n s e h e n des O r d e n s und der W i s s e n s c h a f t n i m m t S c h a d e n 6 2 . Z u w e h r e n ist einer ü b e r m ä ß i g e n V e r m e h r u n g s o w o h l bei den Niederlassungen als auch bei den G e b ä u d e n innerhalb e i n e r Klosteranlage. B e i d e s kann die R e g i e r b a r k e i t der G e m e i n s c h a f t b e h i n d e r n u n d zu unfreiwilliger

Armut

u n d z u m M a n g e l an n o t w e n d i g e n G ü t e r n f ü h r e n 6 3 . E i n Z u v i e l kann es schließlich auch bei den seelsorgerlichen P f l i c h t e n g e b e n . N i d e r m ö c h t e die v o n M ö n c h e n w a h r g e n o m m e n e cura animarum

so w e i t w i e

m ö g l i c h eingeschränkt wissen, weil m i t d e m D i e n s t an W e l t l e u t e n u n d d e m häufigen A u f e n t h a l t außerhalb der K l o s t e r m a u e r n zwangsläufig die G e f a h r der V e r w e l t l i c h u n g u n d der E n t w ö h n u n g v o n der klösterlichen Disziplin v e r b u n den ist 6 4 . D i e F o r d e r u n g , die Laienseelsorge z u r ü c k z u s c h r a u b e n , klingt aus d e m M u n d eines D o m i n i k a n e r s b e f r e m d l i c h , da d o c h gerade die B e t t e l o r d e n sich dieser A u f g a b e in b e s o n d e r e r W e i s e verpflichtet w u ß t e n u n d damit m a n c h e n

55

S. u. S. 134/Anm. 311.

56

NIDER, 11/19, 2 5 2 f.

Ebd., 11/18, 247 f. 5" Ebd., 11/16, 234. 59 Ebd. 57

60

61

62 63 M

Ebd., 11/17, 241 f; ähnlich PALTZ, Supplementum Coelifodinae, 159. NIDER, 11/17, 2 4 2 .

Ebd. Ebd., 11/18, 244 f. Ebd., 11/20, 254 f.

Observanz

und Reform — ein Überblick

15

Konflikt mit d e m Weltklerus riskiert hatten. Soweit erkennbar, ist Nider in diesem Punkt zwar f ü r den eigenen O r d e n repräsentativ 6 1 , nicht aber f ü r das übrige M e n d i k a n t e n t u m , denn zumindest bei den Augustinereremiten u n d den Franziskanern lassen sich derartige T e n d e n z e n nicht ausmachen 6 6 . D e m U b e r m a ß in den genannten Bereichen steht ein Defizit auf einem anderen Gebiet gegenüber. Die von N i d e r beklagte Vernachlässigung der Lehre w u r d e allerdings nicht von allen observanten G r u p p i e r u n g e n als eine Wurzel des Verfalls anerkannt, zumindest dann nicht, w e n n die Studien über die meditative Aneign u n g erbaulicher Gedanken hinausgehen sollten. D e r D o m i n i k a n e r freilich sieht in der wissenschaftlichen Bildung ein festes F u n d a m e n t f ü r das Bleiben bei der R e f o r m . D e r Mangel an gelehrten Personen im Kloster vergällt gebildeten Weltleuten den Eintritt ins Mönchsleben, m a c h t die klösterlichen Prälaten versuchlich, ihr R e g i m e n t unsicher und untergräbt ihre seelsorgerliche Autorität bei den j ü n g e r e n U n t e r g e b e n e n , die in A n f e c h t u n g fallen 67 . Die verschiedenen benediktinischen R e f o r m k r e i s e hatten durchaus gegensätzliche Auffassungen über den Wert der Studien. W ä h r e n d die M e l k e r R e f o r m die wissenschaftliche Tätigkeit der Ordensleute begrüßte u n d förderte, galt in Bursfelde gerade die h ö h e r e Bildung als Einfallstor f ü r H o c h m u t u n d Ungehorsam 6 ".

3. Observanz

und

Reform

Observanz im reformerischen Sinne ist n u n keineswegs deckungsgleich mit d e m R e f o r m b e g r i f f . Einerseits läßt sich die observante Lebensform d e m r e f o r mierenden Tun als Inhalt beziehungsweise als angestrebtes Ziel einordnen. Sie ist die forma, die durch das r e - f o r m i e r e n d e Handeln wiederhergestellt w e r d e n soll 69 , u n d zwar so, daß sie hinfort festen Bestand hat. D e r Begriff der O b s e r vanz als R e f o r m i n h a l t schließt deshalb auch F o r d e r u n g e n ein, die der Sicherung E g g e r b e m e r k t in b e z u g auf die D o m i n i k a n e r o b s e r v a n z : »Das Ideal eines o b s e r v a n t e n D o m i n i k a n e r s b e s t a n d e b e n n i c h t m e h r darin, p r e d i g e n d u n d b e t t e l n d die G e g e n d zu d u r c h z i e h e n u n d das Volk geistlich zu u n t e r w e i s e n u n d zu b e t r e u e n , s o n d e r n die W e l t zu f l i e h e n u n d das L e b e n h i n t e r geschlossenen K l o s t e r m a u e r n zu v e r b r i n g e n . « (EGGER, 90). »In R ü c k b e s i n n u n g auf die O r d e n s a n f ä n g e w u r d e n n o c h ältere, spezifisch m o n a s t i s c h e Ideale belebt. D i e Seelsorge, einst das H a u p t z i e l des D o m i n i k a n e r o r d e n s , trat in d e n H i n t e r g r u n d . A n i h r e Stelle w u r d e das Ideal eines g e o r d n e t e n Klosterlebens gesetzt.« (Ebd., 91). Z w a r richtet sich a u c h hier das Interesse auf ein g e o r d n e t e s K l o s t e r l e b e n , d o c h k o n k u r r i e r t dieses A n l i e g e n n i c h t prinzipiell m i t d e r seelsorgerlichen A u s r i c h t u n g d e r G e m e i n s c h a f t e n . 67

NIDER, 11/17,

240.

6

* Vgl. SCHREINER, 1 1 2 - 1 3 9 ; A r g u m e n t e f ü r u n d w i d e r die S t u d i e n d e r M ö n c h e , w i e sie i m B e n e d i k t i n e r t u m ausgetauscht w e r d e n k o n n t e n , hat Klaus G a n z e r (GANZER, M o n a s t i s c h e R e f o r m u n d B i l d u n g , insbes. 1 9 1 - 1 9 6 ) i m Traktat De monachis erudiendis des italienischen B e n e d i k t i n e n H i e r o n y m u s Aliotti (1412—1480) g e f u n d e n u n d z u s a m m e n g e s t e l l t . Bei d e n B e n e d i k t i n e r n gestaltet sich die Lage b e z ü g l i c h d e r R e f o r m i n h a l t e insgesamt e t w a s k o m p l i z i e r t e r . Sie r a n g e n i m N a m e n d e r O b s e r v a n z allererst u m e i n e V e r e i n h e i t l i c h u n g i h r e r G e w o h n h e i t e n . E i n w i c h t i g e r S t r e i t p u n k t w a r die Frage, o b d e r F l e i s c h g e n u ß e r l a u b t sei. E i n spezifisch b e n e d i k tinisches R e f o r m z i e l w a r f e r n e r die A b s c h a f f u n g des Adelsprivilegs in d e n Klöstern. m

Vgl. NIDER, I I / l ,

1 3 1 f.

16

Einleitung

der regeltreuen Lebensweise gelten. Er bezeichnet aber nicht den Vorgang der R e f o r m o d e r d i e A r t u n d Weise i h r e r D u r c h f ü h r u n g . A n d e r e r s e i t s a b e r ist O b s e r v a n z das n o r m g e b e n d e Ideal, an d e m die v o r f i n d l i c h e W i r k l i c h k e i t b e m e s s e n u n d in i h r e r R e f o r m b e d ü r f t i g k e i t allererst e r k a n n t w i r d , u n d i n s o f e r n d e m A k t d e r R e f o r m sachlich v o r g e o r d n e t . Sie ist die A n s c h a u u n g , die d e n v e r p f l i c h t e n d e n C h a r a k t e r d e r strikten R e g e l t r e u e b e g r ü n d e t u n d so d e n I m p u l s z u m e r n e u e r n d e n T u n e r z e u g t . Sie ist die S i n n d e u t u n g des M ö n c h t u m s , die d a n n a u c h das b l e i b e n d e F u n d a m e n t d e r g e l e b t e n O b s e r v a n z bilden soll. A m Beispiel des N ü r n b e r g e r A u g u s t i n e r e r e m i t e n C o n r a d v o n Z e n n k o n n t e H e l l m u t Z s c h o c h die Eigenart der monastischen W a h r n e h m u n g der R e f o r m a u f g a b e plastisch herausarbeiten 7 ". D a b e i ist a b e r a u c h s c h o n e i n e D i s k r e p a n z z w i s c h e n d e r idealen F o r d e r u n g u n d d e n tatsächlichen Ergebnissen des R e f o r m h a n d e l n s z u t a g e g e t r e t e n . »Bei C o n r a d v o n Z e n n bleibt die Frage o f f e n , w i e die t h e o r e t i s c h u n l ö s b a r v e r b u n d e n e n , e m p i r i s c h a b e r a u s e i n a n d e r f a l l e n d e n rechtlich-organisatorischen und geistlich-affektiven Aspekte einer observanten G e s t a l t u n g des K l o s t e r l e b e n s v e r b u n d e n w e r d e n k ö n n e n ; w i e das S u p p l e m e n t u m z u m Uber de vita monastica zeigt, reagiert C o n r a d auf die E r f a h r u n g m a n g e l n d e r spiritueller R e a l i s i e r u n g d e r O b s e r v a n z lediglich m i t v e r s t ä r k t e n R e f o r m a p p e l l e n . « 7 1 Z s c h o c h konstatiert bei Z e n n ein »gewisses Gefälle z u r Verr e c h t l i c h u n g u n d V e r ä u ß e r l i c h u n g d e r E r n e u e r u n g des m o n a s t i s c h e n Lebens«, 7 2 so d a ß n i c h t ausgeschlossen w e r d e n k a n n , d a ß im Z u g e d e r p r a k t i s c h e n R e f o r m a r b e i t späterer Z e i t das e i g e n t l i c h e O b s e r v a n z i d e a l m e h r o d e r m i n d e r auf d e r S t r e c k e g e b l i e b e n ist. Z s c h o c h schlägt deshalb selbst v o r , »den Z u s a m m e n h a n g v o n O r g a n i s a t i o n u n d Spiritualität d e r R e f o r m n o c h e i n m a l an Z e u g nissen d e r s p ä t e r e n O b s e r v a n z b e w e g u n g zu u n t e r s u c h e n , z. B. bei A n d r e a s P r o les«. 73 D i e s e m Vorschlag soll im R a h m e n d e r v o r l i e g e n d e n U n t e r s u c h u n g e n t s p r o c h e n w e r d e n . D a b e i ist grundsätzlich f e s t z u h a l t e n , daß das O b s e r v a n z i d e a l n i c h t die T h e o r i e d e r R e f o r m p r a x i s ist. Es f i n d e t seine V e r w i r k l i c h u n g in d e r g e l e b t e n O b s e r v a n z u n d n i c h t i m A k t d e r R e f o r m , an d e m es n u r m i t t e l b a r teilhat, i n s o f e r n es i h n p r o v o z i e r t u n d a u f die Ü b e r l e g u n g e n , die das k o n k r e t e R e f o r m h a n d e l n steuern, neben anderen Faktoren einwirkt. Die T h e o r i e der R e f o r m p r a x i s w i r d modus reformandi g e n a n n t . W ä h r e n d der Z u s a m m e n h a n g von Observanzideal u n d gelebter Observanz ausschließlich v o n A n g e h ö r i g e n des M ö n c h t u n i s m i t v o l l z o g e n w e r d e n k a n n , steht die R e f o r m p r a x i s samt i h r e r t h e o r e t i s c h e n G r u n d l e g u n g a u c h f ü r eine Beteiligung nichtmonastischer Kräfte offen. N e b e n den ordensspezifischen R e f o r m t r ä g e r n u n d L e i t u n g s o r g a n e n k o n n t e n städtische B e h ö r d e n , Adlige, insb e s o n d e r e L a n d e s f ü r s t e n , U n i v e r s i t ä t e n , a b e r a u c h k i r c h l i c h e Instanzen w i e die g r o ß e n R e f o r m k o n z i l i e n , B i s c h ö f e , päpstliche L e g a t e n o d e r d e r Papst selbst

70

ZSCHOCH, insbes. 6 1 - 8 4 .

71

Ebd., 229. Ebd., 249. Ebd., 250.

72 73

Observanz tttid Reform — ein Überblick

17

m i t t e l b a r o d e r u n m i t t e l b a r an d e r R e f o r m beteiligt sein. In vielen Fällen g i n g d e r A n s t o ß z u r R e f o r m gar n i c h t v o m M ö n c h t u m selbst aus, s o n d e r n v o n w e l t l i c h e n o d e r k i r c h l i c h e n M a c h t h a b e r n , die i m R a h m e n i h r e r Z i e l e , M e t h o d e n u n d M ö g l i c h k e i t e n an d e r E r n e u e r u n g des j e w e i l i g e n K o n v e n t s i n t e r essiert w a r e n . I m Verhältnis v o n O b s e r v a n z u n d R e f o r m b e g e g n e t n i c h t die S p a n n u n g z w i s c h e n T h e o r i e u n d Praxis, s o n d e r n die z w i s c h e n d e m e i g e n e n A n s p r u c h b z w . d e r S e l b s t d e u t u n g des M ö n c h t u m s einerseits u n d seiner Verf l o c h t e n h e i t m i t d e n k i r c h l i c h e n u n d p o l i t i s c h e n K r ä f t e n d e r Z e i t andererseits. W e n n i m U n t e r t i t e l des hier zu b e h a n d e l n d e n T h e m a s Observanziiteii u n d R e f o r m p r a x i s e i n a n d e r g e g e n ü b e r g e s t e l l t w e r d e n , d a n n deshalb, w e i l die O b s e r v a n z i h r e n e i g e n t l i c h e n A u s d r u c k i m Ideal findet, a u f das alle klösterliche Praxis a u s g e r i c h t e t ist u n d an d e m sie g e m e s s e n w i r d , die R e f o r m aber w e s e n t lich Praxis ist, zu d e r e n G e l i n g e n freilich a u c h t h e o r e t i s c h e A n s t r e n g u n g e n z w e c k m ä ß i g sind. Z w i s c h e n d e r g e d e u t e t e n u n d d e r g e l e b t e n O b s e r v a n z steht, v e r b i n d e n d u n d t r e n n e n d z u g l e i c h , die R e f o r m p r a x i s als ein n o t w e n d i g e s , a b e r d e n n o c h f r e m des E l e m e n t . D i e R e f o r m ist einerseits die n o t w e n d i g e V e r b i n d u n g s t ü r v o m Ideal z u r g e l e b t e n W i r k l i c h k e i t , andererseits ist sie das Einfallstor f ü r a n d e r s a r tige M o t i v a t i o n e n , die d e n Z u s a m m e n h a n g z w i s c h e n o b s e r v a n t e r Spiritualität u n d o b s e r v a n t e m L e b e n , so w i e i h n das M ö n c h t u m selbst v o r g i b t , in Frage stellen k ö n n e n .

4. Das aiißcrnwimstische

Refonniiiteressc

am Beispiel

der

Landesherren

B e s o n d e r e B e d e u t u n g f ü r die A u s b r e i t u n g d e r O b s e r v a n z k o m m t u n t e r d e n a u ß e r m o n a s t i s c h e n K r ä f t e n d e m E n g a g e m e n t d e r L a n d e s f ü r s t e n zu. Das R e f o r m w e r k des A n d r e a s Proles k a n n g e r a d e z u als Paradebeispiel f ü r das Z u s a m m e n w i r k e n v o n Territonalpolitik u n d M ö n c h t u m gelten. Dabei war Klosterr e f o r m n i c h t n u r ein i n n e r m o n a s t i s c h e s A n l i e g e n , v o n d e m sich a u c h m a n c h e r f r o m m e L a n d e s h e r r ü b e r z e u g e n ließ, s o n d e r n sie lag im e i g e n e n Interesse d e r a u f s t r e b e n d e n Territorialstaaten. I m Verlauf des 15. J a h r h u n d e r t s n a h m e n die m e i s t e n d e u t s c h e n F ü r s t e n dieses Interesse w a h r . D a s Kloster hatte teil an v e r s c h i e d e n e n G e s e l l s c h a f t s b e r e i c h e n , die i m Z u g e d e r K o n s o l i d i e r u n g d e r L a n d e s h e r r s c h a f t u m s t r u k t u r i e r t o d e r e r n e u e r t w u r d e n . »Das F ü r s t e n t u m m a c h t e sich daran, die mittelalterlich ü p p i g e Fülle v o n S o n d e r r e c h t e n u n d E i g e n h e r r l i c h k e i t e n zu b e s c h n e i d e n , sie u n t e r die G e m e i n s a m k e i t d e r H e r r s c h g e w a l t u n d d e r v o n ihr erteilten R e c h t s s a t z u n g e n zu b e u g e n . [. . .] I n s b e s o n d e r e s u c h t e m a n die in d e r f ü r s t l i c h e n G e r i c h t s b a r k e i t sich v e r k ö r p e r n d e Staatshoheit g e g e n ü b e r d e n a u f U n a b h ä n g i g k e i t p o c h e n d e n E i n z e l g e w a l t e n in Stadt u n d L a n d , in A d e l , B ü r g e r t u m u n d Geistlichkeit d u r c h z u s e t z e n , die E r f ü l l u n g g e m e i n s a m e r L e i s t u n g e n u n d A u f g a b e n zu e r z w i n g e n . « (Andreas) 7 4 K e n n z e i c h n e n d f ü r die territoriale Politik des 15. J a h r h u n d e r t s ist d e r V e r s u c h , d i e M a c h t d e r B i 74

ANDREAS,

247.

18

Einleitung

schöfe durch fürstliche R e c h t e einzuklammern und ihre Jurisdiktion möglichst weit in den innerkirchlichen B e r e i c h zurückzudrängen 7 3 , was mit päpstlicher Unterstützung auch vielfach gelang. W e n n der Landesherr die Klosterreform zu seiner eigenen Angelegenheit macht und B i s c h ö f e nur in seinem Auftrag V i sitationen oder R e f o r m e n v o r n e h m e n läßt, so fügt sich dies in die G r u n d t e n denz ein, die Bistümer der weltlichen Herrschaft einzuordnen. D i e von der bischöflichen Gewalt eximierten Klöster der Bettelorden bildeten einen eigenständigen kirchlichen B e r e i c h innerhalb des Territoriums, der einer externen Leitung unterstand. Klosterreform, insbesondere w e n n sie in Verbindung mit einer Kongregation geschah, b o t dem Fürsten die Gelegenheit, seine Herrschaft auch auf dieses Feld auszudehnen und den Einfluß der Ordensleitungen zu mindern. Solcher Ausdehnung staatlicher M a c h t ist allerdings kaum vorzuwerfen, sie sei ausschließlich säkularen M o t i v e n gefolgt. Dieter Stievermann stellt im B l i c k auf die württembergischen Klosterreformen des 15. Jahrhunderts fest: »bei zahlreichen R e f o r m e n , insbesondere der Frauenklöster, läßt sich kein greifbarer Vorteil für die weltliche Herrschaft erkennen, j a in bestimmten Fällen findet sogar ein Verzicht auf wesentliche alte R e c h t e statt. W i r k o m m e n daher nicht umhin, als Triebkraft landesherrlicher R e f o r m e n auch die D e v o t i o n in A n schlag zu bringen: daß der gesamte K o m p l e x Klosterreform der Entwicklung von Landesherrschaft und K i r c h e n r e g i m e n t in zukunftsweisender Form o b j e k tiv Vorschub geleistet hat, kann also nicht von vornherein zu Ungunsten des subjektiven Bewußtseins der zeitgenössischen Akteure ausgelegt werden.« 7 6 D i e Landesherren wollten nicht einfach die R e l i g i o n der Staatsraison unterwerfen, sondern es war umgekehrt die Vernunft tiefer Religiosität, die sie zu ihrem Handeln b e w o g . Viele von ihnen waren unzweifelhaft selbst f r o m m e

Men-

schen. D i e Klosterreform galt ihnen als gottgefälliges W e r k und war insofern für das Sammeln himmlischer Schätze geeignet. D i e m ö n c h i s c h e n R e f o r m e r , die mit säkularen Kräften zusammenarbeiteten, unterließen es nicht, diesen Aspekt der Sache gehörig hervorzuheben. Andreas Proles k o n n t e seinem fürstlichen G ö n n e r die außerordentliche Verdienstlichkeit des angefangenen R e f o r m w e r k s vor Augen stellen und ihm gleichzeitig unter die Nase reiben, der Herzog habe in seinen Jugendtagen nicht so viel von G o t t verdient wie ihm j e t z t lieb wäre 7 7 . Auch abgesehen von der persönlichen, auf Verdienst ausgerichteten D e v o tion läßt sich sagen, daß beides, die Ehre Gottes wie der Nutzen des Landes die Absichten der Fürsten bestimmt hat. D i e im Z u s a m m e n h a n g fürstlichen R e formhandelns häufig gebrauchte Formel »Gott zu L o b e und dem Lande zu Nutz«™ verweist weniger a u f zwei voneinander trennbare Stoßrichtungen der

75

Vgl. SCHULZE,

16.

STIEVERMANN, Die württembergischen Klosterreformen, 93. 7 7 » . . . wen also ich sorge habe u.g. hat in den Jungen tagen nicht so veil von gote vordinit als yr nu lieb were . . .« (Brief des Proles an Herzog W i l h e l m vom 22. Jan. 1476, bei KOI.DE, 424). 76

7

" Vgl. STIEVERMANN, 9 7 ;

SCHULZE,

58.

Observanz

und Reform

— ein

Überblick

19

einen Handlungsweise als vielmehr auf den religiös bestimmten inneren Z u s a m menhang, der beide G r ö ß e n im spätmittelalterlichen D e n k e n miteinander verband. Weltliches Wohlergehen galt als Ausdruck göttlicher Z u w e n d u n g ;

im

irdischen U n g l ü c k begegnete der strafende Z o r n des Allmächtigen. V o m sittlich-religiösen Wandel der Gemeinschaft, o b er zu Gottes L o b und Ehre g e reichte oder nicht, hing Segen oder Fluch für alle ab. M a n f r e d Schulze hat überzeugend dargetan und belegt, daß dieser T u n - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g für die R e f o r m t ä t i g k e i t der Landesherren weder eine religiöse Verbrämung ihrer eigentlichen Absichten n o c h ein nur beiläufiges M o t i v gewesen ist 79 . Z u r R a tionalität einer auf das Landeswohl gerichteten Politik gehörte der E r w e r b der Z u w e n d u n g Gottes. U m Gottes Strafe abzuwenden und seine Gnade für das Land zu gewinnen, galt es, im ganzen Volk Z u c h t und Frömmigkeit durchzusetzen und deshalb insbesondere die R e f o r m von Kirche und Klöstern in A n griff zu n e h m e n . Übrigens k o n n t e dieser T u n - E r g e h e n - Z u s a m m e n h a n g

und

die besondere Bedeutung, die dem Verhalten der Geistlichen dabei z u k o m m t , auch von den Vertretern des M ö n c h t u m s als Argument für die R e f o r m in Anschlag gebracht werden. Kriege, schreibt J o h a n n e s Nider 8 ", seien zwar oft v o m Volk durch Sünden verdient, doch sei zu befürchten, daß der Klerus und der Predigerstand durch seinen Verfall n o c h größeren Anteil an den M i ß v e r diensten habe. D i e Zusammenschau von irdischer O r d n u n g und göttlichem Segen gewinnt ihre besondere B e d e u t u n g durch den Bezugsrahmen des werdenden f r ü h m o dernen Staates, für dessen W o h l und W e h e sich der Landesherr in patriarchalischer Weise verantwortlich w e i ß " ' . D i e G r e n z e n des Territoriums umschließen n u n m e h r eine religiös begründete Schicksalsgemeinschaft, deren einzelne G l i e der in ihrem Verhalten für das W o h l und W e h e der Gesamtheit bedeutsam sind. D i e U n o r d n u n g eines Teilbereichs wird damit jenseits des innerweltlich erklärbaren Sachzusammenhangs zum allgemeinen Ärgernis. D e r Verfall der kirchlichen Z u c h t und die mit dem Scheitern des Konziliarismus i m m e r deutlicher hervortretende Unfähigkeit der Kirche, sich aus eigenen Kräften zu erneuern, ist eine Gefahr für das Landeswohl, um so m e h r als den kirchlichen Institutionen und Funktionsträgern eine herausragende R o l l e für die allgemeine Sittenzucht und das Niveau des Bildungswesens im Lande z u k o m m t . Weltliche und geistliche O r d n u n g sind in dieser Sicht zutiefst ineinander verwoben. Gottesdienst geschieht nicht nur bei der kirchlichen Feier, sondern auch im sittlich geordneten Alltagsleben 8 2 . S o wird es zur unabweisbaren Pflicht des Landesherrn, ebenso für das geistliche wie für das weltliche W o h l seiner Untertanen zu sorgen, und das heißt für ihn, auf beiden G e b i e t e n die rechte O r d n u n g herzustellen. 7

'' SCHULZE, 49 f. u. ö. »Et quamvis talia mala bellorum saepe suis peccatis mereatur populus: tarnen valde v e r e n -

dum est, q u o d similia suis deformitatibus plus demereatur C.lerus et status Ecclesiasticus.« (NIDER, 11/19, 2 5 4 ) . B1

Vgl. ANDREAS, 2 4 7 ff.

82

Vgl. SCHULZE, 194.

20

Einleitung

Predigt u n d B u ß w e s e n waren allein o f f e n b a r nicht m e h r in der Lage, das gesellschaftliche Z u s a m m e n l e b e n h i n r e i c h e n d im Sinne des eigenen ethischen Anspruchs der K i r c h e zu steuern, w e d e r b e i m Klerus selbst n o c h i m Volk. M i t d e m zu konstatierenden A u f s c h w u n g der K i r c h e n f r ö m m i g k e i t im 15. J a h r h u n dert" 3 ging zwar eine Steigerung u n d V e r f e i n e r u n g des Siindenbewußtseins einher, die moralische Kraft, b e s t i m m t e sozial relevante V e r f e h l u n g e n abzustellen, scheint dagegen nicht in gleichem M a ß e gestiegen zu sein. Stattdessen standen G n a d e n n l i t t e l wie Ablässe, Jubiläen, R e l i q u i e n u n d Wallfahrten, aber auch Stift u n g e n u n d andere gute W e r k e h o c h im Kurs" 4 . A u f w a l l e n d e D e v o t i o n u n d gesteigerter Kult f ü h r t e n nicht automatisch z u m g e o r d n e t e n Lebenswandel, i m Gegenteil: geistliches spectaculum u n d weltlicher Spektakel lagen o f t dicht beieinander. Geistliche Bruderschaften u n d wiiste Zechgelage bildeten keine absolute Alternative 8 ''. Massenhaft lief das Volk z u s a m m e n , w e n n Prediger wie Vinzent Ferrer 8 6 o d e r J o h a n n e s Kapistran 8 7 auf ö f f e n t l i c h e n Plätzen predigten u n d das Lasterleben anprangerten. Spontan war man u n t e r d e m E i n d r u c k der B u ß p r e d i g t Kapistrans bereit, die Utensilien des Lasters, Spielbretter, falsche Z ö p f e u n d ähnliches, den F l a m m e n preiszugeben 8 8 . U m der feurigen Predigt des Franziskaners in T h ü r i n g e n 8 9 allerdings d a u e r h a f t e W i r k u n g zu verleihen, sah sich der sächsische H e r z o g veranlaßt, dessen F o r d e r u n g e n in staatliches R e c h t umzugießen'" 1 . Die Kirche des 15. J a h r h u n d e r t s entsprach in erster Linie d e m e r h ö h t e n B e d ü r f n i s der Gläubigen nach individueller Heilsvergewisserung. D e r S c h w e r p u n k t der Volksseelsorge lag auf der Beseitigung persönlicher Sündenlast durch B u ß e , G n a d e n m i t t e l u n d Überpflichtige Leistungen. D i e T i e f e der S ü n d e n e r kenntnis, die Echtheit des R e u e s c h m e r z e s , die objektive W i r k s a m k e i t der Sakramente, die Verdienstlichkeit der guten W e r k e waren tragende E l e m e n t e f r o m m e r Daseinsbewältigung. Leitmotiv landesherrlicher R e f o r m p o l i t i k dagegen war das kollektive Heil auf der Basis einer koditizierbaren u n d erfüllbaren O r d n u n g innerhalb einer - verglichen mit der römischen Kirche - ü b e r s c h a u baren G e m e i n s c h a f t . D e r Begriff des kollektiven Heils soll einerseits auf die direkte E r w a r t u n g göttlichen Segens f ü r das Land verweisen, andererseits die mittelbare B e z o g e n h e i t auf das persönliche Seelenheil der Beteiligten z u m Ausd r u c k bringen. Zweifellos sollte u n d k o n n t e ein w o h l g e o r d n e t e s christliches G e m e i n w e s e n auch d a f ü r eine günstigere Voraussetzung schaffen. W ä h r e n d das Bedürfnis nach individueller Heilsvergewisserung gerade die objektive Gültig-

83

Vgl. MOELLER,

84

Vgl. HAMM, F r ö m m i g k e i t s t h e o l o g i e , 2 1 7 .

85

Vgl. K O L D E , 7 3 f.

87

Z u K a p i s t r a n u m f a s s e n d HOFER I / I I ; ZU s e i n e r W i r k s a m k e i t in T h ü r i n g e n : e b d . II, 161 —

6 ff.

E i n e C h a r a k t e r i s t i k s e i n e r P r e d i g t a u f t r i t t e f i n d e t sich b e i HUIZINGA, 2 6 9 f f . 168. 88

ANDREAS,

m

D e n I n h a l t s e i n e r R e f o r m p r e d i g t in T h ü r i n g e n s c h i l d e r t k n a p p SCHULZE, 6 8 f.

101.

"" E b d . , 6 7 - 6 9 .

Observanz

und

Reform

— ein

Überblick

21

keit geistlicher H a n d l u n g e n u n d ihre U n a b h ä n g i g k e i t v o n der sittlichen Q u a lität der sie vollziehenden Personen h e r v o r h o b , war i m Interesse des kollektiven Heils z w i n g e n d der untadelige Wandel u n d die sachliche K o m p e t e n z der Geistlichen gefordert. D i e R e f o r m der Klöster ist in doppelter Weise Teil der auf kollektives Heil abzielenden Landesbesserung: Sie ist erstens ihr Gegenstand n e b e n anderen g e sellschaftlichen Bereichen, zweitens w i r d sie zu i h r e m M e d i u m g e g e n ü b e r der weltlichen G e m e i n s c h a f t . Als G e g e n s t a n d der R e f o r m ist v o m M ö n c h t u m untadeliger Wandel g e f o r d e r t . Das Kloster ist in besonderer Weise am E r w e r b der göttlichen G n a d e f ü r das Land beteiligt u n d bildet im Z u s t a n d des Verfalls ein u m s o größeres Ärgernis. D e r klösterliche Gottesdienst hat stellvertretenden C h a r a k t e r f ü r die Allgemeinheit u n d ist deshalb v o n ö f f e n t l i c h e m Interesse 9 1 . Maßstab des Verfalls u n d der E r n e u e r u n g sind, n e b e n der allgemeinen Sittenzucht, die Gesetze der Kirche u n d die spezifischen R e g e l n des jeweiligen Ordens 9 2 . Maßstab des Verfalls ist aber auch der wirtschaftliche Z u s t a n d eines K o n v e n t s , der in e n g e m Z u s a m m e n h a n g mit der M i ß a c h t u n g der geistlichen O r d n u n g gesehen wird 9 3 . Das Bedingungsverhältnis v o n religiöser Z u c h t u n d weltlichem W o h l e r g e h e n kann dabei in — m o d e r n gesehen - rein innerweltlichen Kategorien d u r c h buchstabiert w e r d e n : Nachlässige R e g i e r u n g d u r c h die Klosteroberen zieht laxe Disziplin nach sich, in deren Folge sich wirtschaftlicher N i e d e r g a n g ereignet 9 4 . D i e Einsicht in den S a c h z u s a m m e n h a n g k o n k u r r i e r t dabei nicht mit der religiösen D e u t u n g wirtschaftlichen R u i n s als Gottesstrafe. Die Stabilität der Klosterwirtschaft war aber auch eine Voraussetzung f ü r die erfolgreiche E i n f ü h r u n g der Observanz. G e l d m a n g e l w a r ein beliebtes A r g u m e n t der R e f o r m g e g n e r , d e n n ein v o l l k o m m e n e s gemeinsames Leben u n d ein g e o r d n e t e r Gottesdienst war n u r dann möglich, w e n n die Versorgung der K o n ventsmitglieder ausreichend gewährleistet war, also n i e m a n d sich auf private Geldquellen angewiesen sah, u n d die G e b ä u d e u n d Gerätschaften intakt w a r e n . D i e R e f o r m des a r m e n W ü r z b u r g e r A u g u s t i n e r k o n v e n t s w u r d e beispielsweise erst a u f g r u n d einer reichlichen Stiftung möglich 9 1 . D i e R o l l e eines M e d i u m s f ü r die Landesbesserung k o m m t d e m M ö n c h t u m vor allem d u r c h die Predigt u n d den U n t e r r i c h t in Klosterschulen o d e r an der Universität zu. H i e r ist K o m p e t e n z f ü r die A u f g a b e n der Lehre u n d der U n t e r w e i s u n g des Volkes in »geistlicher Z u c h t , G o t t e s f u r c h t u n d G e r e c h t i g keit« 96 gefordert. D e r sächsische H e r z o g z. B. w a c h t deshalb ü b e r die klösterlichen Pfarrstellen, daß sie n u r mit Kandidaten besetzt w e r d e n , die d u r c h e n t sprechende B i l d u n g f ü r die Predigt u n d die Verwaltung der Sakramente geeign e t sind 97 . V g l . SCHULZE,

58.

''2 Ebd. Ebd. "J Ebd. '' 5 V g l . K U N Z E L M A N N V , '"'RUDOLPHI,

140b.

1 4 1 f.

22

Einleitung

Der f r o m m e Wandel der M ö n c h e wäre zweifellos auch als vorbildliches L e ben dazu geeignet gewesen, die allgemeine Sittenzucht zu befördern. Allerdings begegnet hier die Schwierigkeit, daß die observante Frömmigkeit, bedingt durch das strenge Klausurgebot, den Blicken der Allgemeinheit entzogen blieb. So rühmt denn auch der Nürnberger Chronist S i e g m u n d Meisterlin, selbst Dominikaner, im Jahr 1488 die ortsansässigen Augustiner als »geistlich, abgeschiden, andechtig und ruwig veter, die man gar selten auf der gassen sieht; sie wartent irs gebets«.''* V o m schlechten Beispiel der unreformierten M ö n c h e und seiner zersetzenden Wirkung für die Sittenzucht des Volks ist in den Q u e l l e n häufig die R e d e . Fast nie aber wird der Sachverhalt ins Positive gewendet. Das gute Vorbild, das die Klosterleute allein geben konnten, war das schlechte E x empel, das sie nicht vorlebten. Es gibt also ein Reforminteresse, das aus der Außenperspektive auf das M ö n c h t u m hervorgeht. M a n könnte von einem >vorobservanten< Anspruch reden, um damit zunächst der Tatsache R e c h n u n g zu tragen, daß die Initiative zur Klosterreform häufig nicht aus den R e i h e n der Religiösen kam, sondern von weltlichen oder kirchlichen Kräften ergriffen wurde, deren Handeln kaum durch das ausgeformte Ideal einer Lebensweise getragen war, die sie selbst nicht teilten. Ihre Intentionen waren weniger auf das M ö n c h t u m u m seiner selbst willen gerichtet als vielmehr auf seinen Nutzen innerhalb eines christlichen Gemeinwesens. Sie wollten Sittenzucht und rechten Gottesdienst zum Segen aller haben und traten deshalb für die Regeltreue ein. D e r Verfall wurde dort konstatiert, w o offensichtlich Verwilderung statt Zucht, Lästerung statt Gottesdienst, Fluch statt Segen und Schaden statt Nutzen von den Klöstern ausging. Das M ö n c h t u m nimmt das von außen an es herangetragene Reformanliegen durch die Forderung der observantia regularis auf und gestaltet es in diesem Sinne aus. Bezüglich der Reforminhalte bedeutet dies die Präzisierung auf die k o n kreten Anweisungen der jeweiligen Ordenssatzung. Das Observanzideal bettet den Anspruch an die Funktion des M ö n c h t u m s in seinen R e k u r s auf den Sinn dieser Lebensform und die von dorther geforderte Regeltreue ein. D i e wichtige Funktion der Religiösen für die Allgemeinheit gründet in der höheren geistlichen Qualität, die ihnen (noch) unhinterfragt zugestanden wird. Das vorobservante R e f o r m a n l i e g e n klagt das dieser Qualität entsprechende Verhalten ein. Der Maßstab ist im Grunde ein allgemeines sittlich-religiöses Bewußtsein, das durch zuchtlose Geistliche in besonderer Weise enttäuscht wird. Observanz hingegen ist selbst die Lebensform, die den Anspruch höherer geistlicher Q u a lität erhebt. Das Observanzideal fragt nach d e m Verhalten, das diesen Anspruch allererst begründen kann, und stößt damit bis z u m Wesen des M ö n c h t u m s vor. Das außermonastische Interesse an der Funktion der Klöster geht zwar über weite Strecken mit der von den Grundlagen des M ö n c h t u m s her geschehenden 97

SCHULZE, 6 1 .

98

ROSENTHAL-METZGER, 8 0 .

Der Weg der

23

Darstellung

Erneuerung k o n f o r m , bezüglich der reformerischen M a ß n a h m e n und ihrer G e w i c h t u n g ergeben sich j e d o c h unterschiedliche Akzente. V o m Anspruch und den Möglichkeiten weltlicher R e f o r m t r ä g e r her trat das Errichten äußerer O r d nung gegenüber e i n e m geistlichen N e u b a u der religio in den Vordergrund. Es wird zu untersuchen sein, inwieweit sich die m ö n c h i s c h e n R e f o r m e r auf die Vorgehensweise der politischen M a c h t h a b e r einließen und wie der jeweils eingeschlagene modus

reformandi

sich a u f ihre geistliche Sicht des Klosterlebens

auswirkt.

III. Der Weg der Darstellung D e r erste Teil der Arbeit wird versuchen, die Grundlinien eines Observanzideals aufzuzeichnen, wie es in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts über die Ordensgrenzen hinweg für die aufbrechende Observanzbewegung in D e u t s c h land charakteristisch ist. Es soll der H o r i z o n t für die Erkenntnis einer b e s o n deren Ausgestaltung des Observanzideals bei Andreas Proles ausgespannt w e r den. Im Blick auf die R e f o r m p r a x i s soll deutlich werden, welche M ö g l i c h k e i ten erneuernden Handelns von den geistlichen Prinzipien des Observanzstrebens her gestützt werden. D e r zweite Teil der Arbeit wird sich mit der Person des Proles und dem historischen Werdegang der deutschen Augustinerobservanz beschäftigen und versuchen, die organisatorische Eigenart der Kongregation des Proles und der mit ihr verbundenen R e f o r m p r a x i s möglichst genau zu erfassen. Dabei werden verschiedene M ö g l i c h k e i t e n der Organisation observanten R e f o r m h a n d e l n s in den Blick k o m m e n . Vergleichsbeispiele aus anderen O r d e n werden die Gültigkeit der getroffenen Unterscheidungen belegen. D e r dritte Hauptteil wird dem Observanzideal des Andreas Proles gewidmet sein. Ein erstes Forschungsergebnis, daß nämlich Proles in ausgiebigem M a ß e das dritte B u c h der Schrift De reformatione

religiosorum

des Dominikaners J o h a n -

nes Nider rezipiert hat, wird den G a n g der Darstellung bestimmen. D i e literarische Abhängigkeit des Proles von N i d e r ist zunächst ein B e l e g für den ordensübergreifenden Charakter observanten Gedankenguts. Im konkreten Fall ermöglicht sie es, eine geistige E n t w i c k l u n g nachzuzeichnen, da Proles die Vorlage durchaus eigenständig verarbeitet hat. A u ß e r d e m liegen zwei unterschiedliche Fassungen der an Nider angelehnten Predigtreihe vor, so daß sich auch bei Proles selbst n o c h ein gedanklicher Fortschritt b e o b a c h t e n läßt. D e n Schluß der U n t e r s u c h u n g soll ein vergleichender Ausblick auf J o h a n n von Paltz und J o h a n n von Staupitz, die beiden bedeutenden Ordensbrüder und Kongregationsgenossen des Proles, bilden.

Erster Teil

Observanz und R e f o r m in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts - Grundlinien I. Die obscrvante Wahrnehmung der Reformaufgabe M i t einem Strick um den Hals trat der D o m i n i k a n e r C o n r a d von Preußen zu Pfingsten 1 3 8 8 vor das in W i e n versammelte Generalkapitel der römischen O b o e d i e n z seines Ordens. Er klagte sich selbst an, »daz balgen prediget orden nit gehalten

er bis uff die zit

den ihm Gleichgesinnten einen K o n v e n t , »da i'y ungebindret ordens halten möchtend«2

sinen

het«.' Das Kapitel bewilligte daraufhin ihm und die observantz

des

Was C o n r a d zu seinem spektakulären Auftritt trieb und

ihn zum ersten und strengsten Vertreter des Observanzgedankens unter den deutschen D o m i n i k a n e r n werden ließ, war die Entdeckung eines Unterschieds: »Er lass die regel und Constitution, und sacb an das leben der brüdern und swöstren uerstiind, daz dise zu>ay gantz anglich warent und ver (= weit entfernt) von an

und

andren.«*

S o schildert der zeitgenössische Chronist J o h a n n e s M e y e r das Ursprungsgeschehen der »reformacio Predigerordens«, über die sein zwischen 1 4 6 8 und 1 4 7 5 entstandenes B u c h mit besonderem Blick auf die deutsche Ordensprovinz »Teutonia« berichtet. M e y e r war selbst Observant und schrieb in einer Zeit, als die B e w e g u n g , deren Verlauf er festhalten wollte, noch in vollem Gange war und eben erst im B e g r i f f stand, den entscheidenden D u r c h b r u c h innerhalb der deutschen Provinz zu erreichen 4 . Es mag daher sein, daß er die tatsächlichen B e g e b e n h e i t e n in stilisierter Form wiedergibt. U m so prägnanter spiegelt seine Darstellung die E l e m e n t e wider, die sich ähnlich am Anfang der R e f o r m b e wegung anderer O r d e n beobachten lassen, die mithin typisch sind für die m o nistische W a h r n e h m u n g der R e f o r m a u f g a b e . Z u r Verdeutlichung der Typik sowie zur Vertiefung einzelner Charakteristika bieten sich zwei Vergleichstexte an. Einmal der Liber de vita monastica des N ü r n bergers Conrad von Z e n n , der am Anfang der R e f o r m b e w e g u n g bei den deutschen Augustinereremiten steht. D e r andere T e x t ist ein kurzer Sermon des Benediktiners Petrus von R o s e n h e i m De statu vitae Monasticae

1

MEYER, Q F 3, 8.

2

Ebd. Ebd., 16.

3 4

Vgl. HILLENBRAND, 2 2 4 u n d

234.

sui temporis,

der

Die

obsermmte

WahmehiiinHeinzelne H a n d l u n g e n gefordert werden, dann ist in diesen H a n d l u n g e n aus der Sicht der Observanz ein ganzer Z u s a m m e n h a n g präsent. In der Entfaltung des monastischen Ideals sind die Vertreter der O b s e r v a n z b e w e g u n g darum b e m ü h t , den genannten Z u s a m m e n h a n g freizulegen.

2. Die verlorene

Differenz

Petrus von R o s e n h e i m beschreibt die Erfahrung seiner Zeit analog zur E r kenntnis Conrads von P r e u ß e n als Differenzerfahrung: Die Klosterleute tun wie aus Pflicht das Gegenteil dessen, w o z u sie sich verpflichtet haben. Zugleich deutet sich bei ihm eine Erfahrung mangelnder Differenz an: »Auch« bei den Klosterleuten sind solche antiklösterlichen Werke zu beobachten. Der U n t e r schied zur u m g e b e n d e n Welt ist verlorengegangen. Die Klöster sind verweltlicht. E r n e u e r u n g des Klosterlebens im Sinne der Observanz zielt darauf ab, die Differenz zwischen d e m Stand der Vollkommenheit u n d dem Rest der Welt wieder aufzurichten. Bei der Entfaltung des Observanzideals geht es deshalb nicht nur u m den inneren Z u s a m m e n h a n g des mönchischen Lebens, sondern gleichursprünglich u m den wesentlichen Unterschied zwischen Kloster und Welt.

3. Die

Buße

Vor das Generalkapitel der römischen O b o e d i e n z des D o m i n i k a n e r o r d e n s trat 1388 ein Büßer. Die Erkenntnis der Differenz zwischen d e m R e g e l w e r k u n d d e m tatsächlichen Leben des O r d e n s war f ü r C o n r a d von P r e u ß e n zur existentiellen Erfahrung g e w o r d e n . Er gab seiner persönlichen R e u e u n d Z e r knirschung Ausdruck in einem öffentlichen Bekenntnis. Die Versammlung der Ordensvertreter w u r d e über das normale M a ß hinaus z u m Generalschuldkapitel. Die öffentlich demonstrierte Bußgesinnung u n d der Wille zur Besserung sollten ansteckend wirken, was sie in M a ß e n auch taten. I m m e r h i n verstand sich das Kapitel dazu, observantes Leben in einem K o n v e n t zu ermöglichen 2 3 . Die Gestalt des öffentlichen Büßers ist typisch f ü r die primäre observante W a h r n e h m u n g der R e f o r m a u f g a b e . Es geht den Initiatoren der Observanzbe23

Vgl. o. S. 24.

32

Observanz

und Reform

in der ersten Hälfte

des 15.

Jahrhunderts

w e g u n g nicht zuerst u m sachliche Einsicht und pragmatische Schritte, sondern um den B u ß a f f e k t der Angesprochenen. Gleich zu B e g i n n seines B u c h e s f o r dert C o n r a d von Z e n n seine Klosterbrüder auf: »Aber auch ihr, Brüder, heult und beweint

mit mir immer von neuem

unsere

Verlorenhcit!«2A

Petrus von R o s e n h e i m

äußert sich am Ende seines Sermons zu der ihn leitenden Absicht: »Ferner, meine

werteste Väter und Brüder in Christus,

Scheltrede

gegen

den Niedergang

habe, damit ich ihn Euch zum schöne Gestalt alten Glanz,

desselben

sollt Ihr nicht meinen,

des heiligen

Mönchtunis

Vorwurf mache; sondern vielmehr deshalb,

Mönchtums,

daß ich diese

deshalb

vorgetragen damit ihr die

die so entstellt ist, mit mir bejammert

soweit es in Euren Kräften stellt, zurückzuerobern

besorgt

und ihren

seid.«23

Es dürfte sich kaum um b l o ß e H ö f l i c h k e i t handeln, w e n n der M e l k e r Prior seine anklagenden W o r t e nicht als V o r w u r f verstanden wissen will. Vorwürfe lassen sich diskutieren, relativieren oder zurückweisen. D e r R e d n e r begnügt sich auch nicht mit sachlicher Zustimmung, sondern er fordert die klagende Einstimmung der Angeredeten. Aus der gemeinsamen Klage soll dann die B e reitschaft zur tätigen Erneuerung fließen. So folgt der Aufruf zur aktiven U m kehr, die als eine R ü c k k e h r unter die klösterliche Bußdisziplin vorgestellt wird: »Entsetzt

Euch also nicht, fürchtet

Untergebene, Besserung Gottes

umkehren,

unserer Übertretungen

Gnade

Folgsamkeit

seit kurzem

gegenüber

Euch

laßt uns umkehren

nicht, sondern

auf uns nehmen,

angefangen

Obere u>ie

wie auch schon unser Orden

hat, sich von seinem

den Regeln sich zu

laßt uns alle,

alle, die wir abgeirrt sind, und laßt uns die Fall zu erheben

durch

und

zur

erholen.«21'

M i t der W e n d u n g »Fürchtet Euch nicht!« n i m m t die Scheltrede des Petrus von R o s e n h e i m die Sprache biblischer Gotteserscheinungen

auf. N i c h t die

Furcht vor dem göttlichen Gericht soll die Angesprochenen ergreifen, sondern die heraufziehende Gnade Gottes. Sie hat schon im O r d e n zu wirken b e g o n n e n und läßt ihn auferstehen (resurgere) und wieder zu Atem k o m m e n

(respirare).

D u r c h die U m k e h r zur R e g e l t r e u e ordnen sich die M ö n c h e dieser B e w e g u n g der Gnade Gottes ein.

24

»Sed et vos, fratres, ululate et flete m e c u m f r e q u e n t e r p e r d i t i o n e m nostram.« (ZSCHOCH,

63). 23

» F o r r o Patres et Fratres in C h r i s t o charissimi, haue c o n t r a sacrae R e l i g i o m s lapsum m e a m

i n v e c t i v a m n o n i d c i r c o n i e perorasse putetis, ut vobis illum i m p r o p e r e m : quin potius ideo, ut e j u s d e m R e l i g i o n i s pulchrani s p e c i e m sie f o e d a t a m m e c u m deplangatis, ac ejus a n t i q u a m g l o riam, 2 ''

in q u a n t u m in vobis est, r e c u p e r a r e curetis.« (PEZ II, 9 3 ) .

» N o l i t e e r g o e x p a v e s c e r e , n o l i t e t i m e r e , sed r e v e r t a m u r o m n e s tarn Praelati q u a m subditi,

r e v e r t a m u r singuli, qui aberravimus, et e x c e s s u u m n o s t r o r u m e m e n d a t i o n e m subeamus, p r o u t j a m noster O r d o p e r D e i gratiam c o e p i t a suo lapsu paulisper resurgere, et ad observantias respirare.« ( E b d . ) .

Regulares

Die ohscrvaiite Wahrnehmung der Refonnaufgabe 4. Die prophetische

33

Dimension

M i t d e r D i m e n s i o n des G e r i c h t s u n d d e r g ö t t l i c h e n G n a d e ist ein letzter A s p e k t d e r Kapitelszene des C o n r a d v o n P r e u ß e n b e r ü h r t . S e i n e ö f f e n t l i c h e B u ß e trägt d e n C h a r a k t e r e i n e r p r o p h e t i s c h e n Z e i c h e n h a n d l u n g . W i e J e r e m i a m i t d e m J o c h (Jer 27) tritt C o n r a d m i t d e m Seil v o r die feierliche V e r s a m m l u n g . Sein S c h u l d b e k e n n t n i s , er h a b e d e n O r d e n n i c h t g e h a l t e n , klagt implizit all d i e j e n i g e n an, die e b e n s o getan h a b e n b e z i e h u n g s w e i s e n o c h t u n - u n d das sind so g u t w i e alle. Seine B u ß e w i r d z u m B u ß r u f f ü r alle. So w i r d das Seil u m seinen Hals z u r a l l g e m e i n e n G e r i c h t s d r o h u n g : >Die S c h l i n g e ist bereits u m d e n Hals d e r Ü b e r t r e t e r gelegt. < N u r radikale U m k e h r k a n n das V e r d e r b e n a b w e n den. A u c h d e r A u g u s t i n e r e r e m i t C o n r a d v o n Z e n n sieht in p r o p h e t i s c h e r Hellsicht das G e r i c h t an d e n irregulär l e b e n d e n K l o s t e r l e u t e n sich bereits e r e i g n e n . Er s c h a u t das G e g e n b i l d zu J a k o b s H i m m e l s l e i t e r ( G e n 2 8 p ) , a u f d e r die E n g e l a u f u n d n i e d e r s t e i g e n : D ä m o n e n k l e t t e r n an e i n e r H ö l l e n l e i t e r e m p o r u n d z e r r e n d i e Seelen seiner B r ü d e r m i t sich in d e n A b g r u n d hinab 2 7 . C o n r a d v o n Z e n n w e n d e t seine G e r i c h t s d r o h u n g v o r allem g e g e n die s o g e n a n n t e n P r o p r i e t a r i e r , die i m Kloster E i g e n t u m besitzen. I h r Verhalten ist f ü r i h n das G r u n d ü b e l seiner Z e i t . Für die Ü b e r t r e t e r des A r m u t s g e l ü b d e s w i r d er z u m u n e r b i t t l i c h e n K ü n d e r des G e r i c h t s . S e i n e E r k e n n t n i s des Verfallszustands i m O r d e n gilt i h m als g o t t g e s c h e n k t e ( p r o p h e t i s c h e ) S c h a u d e r W i r k l i c h k e i t : »So wurden auch mir unwürdigem Sünder meine Augeil geöffnet, und ich sehe viele Laien in den Stand des Heils gesetzt, denn sie leben einfach und nähren das Volk Gottes mit ihrer Arbeit; die Brüder meines Ordens aber erkenne ich als in den Stand der Verdammnis gewoffen, denn sie leben mit Eigentum, was bei allen Personen, die dem Mönchtum angehären und Gelübde abgelegt haben, eine Todsünde ist.«2* D i e O f f e n b a r u n g s q u a l i t ä t des o b s e r v a n t e n B u ß r u f s b e g r ü n d e t seinen a p o d i k tischen C h a r a k t e r . Er d u l d e t k e i n e Diskussion u n d kein A b w ä g e n , s o n d e r n f o r d e r t R e u e , B e k e n n t n i s u n d praktische U m k e h r angesichts des k o m m e n d e n G e r i c h t s . D i e O b s e r v a n z f o r d e r u n g ist autoritativ a b e r n i c h t autoritär. Sie zielt n i c h t v o n v o r n h e r e i n a u f e i n e g e w a l t s a m e Ä n d e r u n g d e r Verhältnisse 2 9 . V i e l m e h r k n ü p f t sie m i t i h r e r Klage ü b e r d e n Substanzverlust des M ö n c h t u m s an e i n e R e s t s u b s t a n z bei d e n A n g e s p r o c h e n e n an. T r o t z d e r S c h ä r f e ihres U r t e i l s 27

ZSCHOCH, 98.

2X

»Sic et m i h i i n d i g n o p e c c a t o n a p e r t i s u n t o c u l i m e i , et v i d e o m u l t o s laicos in statu salutis

p o s i t o s , q u i a s i m p l i c i t e r v i v u n t et p o p u l u m d e i s u o l a b o r e n u t r i u n t ; f r a t r e s v e r o o r d i n i s m e i i n t u e o r in s t a t u m d a m n a t i o n i s p r o i e c t o s , q u i a c u m p r o p r i o v i v u n t , q u o d in o m n i b u s p e r s o n i s religiosis et p r o f e s s i s S e m p e r est p e c c a t u m m o r t a l e . « ( E b d . ) . D e r b e i P e t r u s v o n R o s e n h e i n i v e r w e n d e t e B e g r i f f >recuperare< d e u t e t z w a r in d i e s e R i c h t u n g , i n s o f e r n e r aus d e r M i l i t ä r s p r a c h e s t a m m t u n d i n s b e s o n d e r e n a t ü r l i c h an d i e

rccuperatio

terrae sanetae i m R a h m e n d e r K r e u z z u g s i d e e d e n k e n l ä ß t . I n d e s s e n gilt das M ö n c h t u m seit j e h e r als militia

Christi

i m g e i s t l i c h e n K a m p f g e g e n das F l e i s c h , so d a ß das > W i e d e r e r o b e r n des a l t e n

R u h m e s < sich o h n e w e i t e r e s in d i e s e n K o n t e x t e i n f ü g t .

34

Observanz und Reform in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts

geht die observante W a h r n e h m u n g der R e f o r m a u f g a b e davon aus, daß die a u f V o l l k o m m e n h e i t g e r i c h t e t e I n t e n t i o n , w i e sie sich in den K l o s t e r g e l ü b d e n ausspricht, n i c h t gänzlich erloschen ist, sondern n u r fehlgeleitet und verirrt. Es gilt, das T a r n n e t z v o n s c h l e c h t e r G e w o h n h e i t u n d o b j e k t i v e r F e h l o r i e n t i e r u n g w e g z u r e i ß e n und den ursprünglichen Z u s a m m e n h a n g z w i s c h e n d e m W e s e n des M ö n c h t u m s und seinen A k z i d e n t i e n , den ordensspezifischen R e g e l n u n d E i n z e l b e s t i m m u n g e n , freizulegen. A m u n v e r h ü l l t e n Ideal, an der w a h r e n o b j e k t i ven O b s e r v a n z also, soll sich der alte E i f e r (pristinus fervor) w i e d e r e n t z ü n d e n .

II. Das

Observanzideal

D e r erste Schritt zur observanten E r n e u e r u n g des M ö n c h t u m s ist die R ü c k b e s i n n u n g a u f das monastische Ideal. Sie vollzieht sich zumeist i m A n g e s i c h t des beklagten Verfalls und steht daher in e n g s t e m Z u s a m m e n h a n g m i t der Situationsanalyse. Lediglich die F r a g e r i c h t u n g der U n t e r s u c h u n g w e n d e t sich nun v o n der E i g e n a r t der observanten D i f f e r e n z e r f a h r u n g hin z u m M a ß s t a b , an dem der U n t e r s c h i e d b e m e s s e n wird, der m i t h i n das Z i e l e i n e r E r n e u e r u n g sein soll. D e r griffige S e r m o n des Petrus v o n R o s e n h e i m wird w e i t e r h i n die T e x t g r u n d lage a b g e b e n . W e i t e r e Z e u g e n aus d e m B e r e i c h der O b s e r v a n z w e r d e n die A l l g e m e i n g ü l t i g k e i t seiner leitenden G e d a n k e n v e r b ü r g e n . N e b e n d e m bereits e i n g e f ü h r t e n A u g u s t i n e r e r e m i t e n C o n r a d v o n Z e n n soll der b e r ü h m t e D o m i nikaner J o h a n n e s N i d e r m i t seiner S c h r i f t De reformatione

rcligiosorum

zu W o r t

k o m m e n . D e r n i c h t w e n i g e r b e k a n n t e D i o n y s i u s v o n R i j k e l (1402— 1 4 7 1 ) 3 ", aufgrund seiner O r d e n s z u g e h ö r i g k e i t auch schlicht D i o n y s i u s der Kartäuser g e nannt, hat sich in s e i n e m u m f a n g r e i c h e n W e r k u n t e r a n d e r e m ausgiebig zur K l o s t e r r e f o r m im S i n n e der observantia

regularis g e ä u ß e r t 1 1 . S e i n e R e f o r m s c h r i f -

ten sind zumeist für A n g e h ö r i g e anderer O r d e n a u f deren B i t t e hin verfaßt. D i o n y s i u s wird einerseits zum Vermittler e i n e r typischen Kartäuserspiritualität, die aus der K o n t e m p l a t i o n s c h ö p f t und ganz a u f die Gestaltung des i n n e r e n M e n s c h e n ausgerichtet ist. Andererseits ist er der Vertreter einer a u f Vollständigkeit abzielenden G e l e h r s a m k e i t . S e i n e Traktate sind i m m e r zugleich u m f a s sende M a t e r i a l s a m m l u n g e n zum T h e m a . E r scheut sich nicht, auch das G r u n d l e g e n d e u n d Selbstverständliche auszusprechen u n d zu b e w e i s e n . B e r e i t s die Z e i t g e n o s s e n witzelten ü b e r ihn, daß w e r D i o n y s i u s lese, überhaupt alles lese 3 2 . I m R a h m e n der Frage nach den G r u n d l i n i e n des Observanzideals wird er z u nächst b e d e u t s a m als Z e u g e für das, was seinerzeit ü b e r h a u p t zu diesem T h e m a zu sagen war. D i e R e d e des Petrus v o n R o s e n h e i m hat indessen den V o r z u g der D i c h t e u n d Prägnanz.

311 HUIZINGA, 264—267, bietet eine eindrückliche, wenngleich nicht immer appetitanregende Schilderung der außergewöhnlichen Persönlichkeit des Dionysius. 31 Seine Schriften zur Klosterreform finden sich gesammelt im Bd. 38 der Gesamtausgabe. 32 »Qui Dionysium legit, nihil non legit.« (HUIZINGA, 265).

35

DÛS Obscrvanzìdeal i. Die

Grundspannung:

Die Dynamik

des Standes

zwischen

Gott und

Welt

E h e der Benediktiner im einzelnen auf die substantiellen Gelübde und ihren Z u s a m m e n h a n g mit den B e s t i m m u n g e n der R e g e l und der heiligen Väter zu sprechen k o m m t , erhebt er seine S t i m m e zu e i n e m W e h e r u f über das M ö n c h tum seiner Zeit: »Wehe

den Mönchen

Vollkommenheit beschreiten ihren

haben,

die, obwohl

davon

und, verführt durch die Begierde

Gelübden

dem unsichtbaren

Weise undankbar günstiger

unserer Zeit,

verpflichtet

Schöpfer

für ihre Berufung

ihres Fleisches,

Abstand

sie sich sogar auf den Stand

der

nehmen,

zu

den

nach den sichtbaren vorziehen;

Weg des Heils

Dingen,

sie zeigen

diese

sich in

und frevelhaft

leben,

Wurzel ihres Herzens

sind sie dennoch

eingepflanzt

sind; sie wohnen

des Herrn, sie leben vom Erbe des Gekreuzigten, Händengegen

den

Liebhaber

die

Be-

lieben sie sich

selbst, zwar täuschen sie durch hohe Tonsuren und den Habit der Bekehrung ganzen

verdorbener

und lieben nicht Gott über alles, sondern

und, indem sie unheilig

tung der Welt vor, in Wahrheit

entgegen

die Verach-

der Welt, der sie mit der durch Heuchelei

aber treulos streiten sie mit

im

Hause

frevelnden

Gekreuzigten.

D e r Abschnitt ist geprägt von der radikalen Gegensätzlichkeit zweier T e n denzen. Das Streben zu Gott, dem unsichtbaren Schöpfer, widerstreitet der H i n w e n d u n g zu den sichtbaren D i n g e n , zum W o h l des Fleisches, zum eigenen Selbst, zu allem, was unter dem B e g r i f f der Welt zusammengefaßt ist. B e i d e B e w e g u n g e n sind derart gegenläufig, daß mit d e m Vorhandensein der einen bereits die Negation der anderen gegeben ist. Selbstliebe schließt Gottesliebe aus. Im v o l l k o m m e n e n N e i n zur Welt erklänge bereits das J a zu Gott. D e r Stand des M ö n c h t u m s , die durch R e g e l und Gelübde gesetzte statische O r d n u n g , bedeutet tatsächlich B e w e g u n g , nämlich die A b k e h r von der Welt, die zugleich ein Hinstreben zu G o t t ist. Es gibt keinen Punkt der Indifferenz. Bleibt diese B e w e g u n g aus, so k o m m t unweigerlich die G e g e n b e w e g u n g zum Z u g , nämlich die Begierde (cupiditas),

die sich auf den Besitz, a u f die Annehmlichkeiten des

Fleisches, überhaupt a u f das Eigene richtet. E b e n das ist es, was Petrus von R o s e n h e i m hier anklagt: das Ausbleiben der dem M ö n c h t u m zugehörigen D y namik, das sich am Erstarken der gegenläufigen T e n d e n z ablesen läßt. D i e persönliche Verpflichtung der Religiösen auf die B e w e g u n g ihres Standes wird i m T e x t von zwei Ansatzpunkten her begründet. Z w e i Interpretationen des Klostereintritts, die durchaus in e i n e m gewissen Spannungsverhältnis stehen, werden ineinander verschränkt. A u f der einen Seite steht die w i l l e n t -

13

»Vae nostri t e m p o r i s M o n a c h i s , qui e d a m statum p e r f e c t i o n i s professi v i a m salutis i n c e d e r e

r e f u g i u n t , et visibilium allecti c u p i d i n e ea c o n t r a v o t a sua invisibili p r a e p o n u n t C r e a t o r i : qui perverso m o d o de sua v o c a t i o n e ingrati n o n D e u m super o m n i a , sed carnis suae cultores, et p r o f a n e ac scelerate viventes se ipsos a m a n t , c o n t e m p e u m q u i d e m m u n d i p e r altas tonsuras et c o n v e r s i o n i s h a b i t u m simulantes, verissimi t a m e n a m a t o r e s M u n d i , cui tota cordis radice i m mersi sunt: in d o m o D e i p e r h y p o c r i s i m habitant, de p a t r i m o n i o C r u c i f i x i vivunt, sed c o n t r a C r u c i f i x u m sceleratis m a n i b u s i m p i e pugnant.« (PEZ II, 8 4 ) .

36

Observanz

und Reform in der ersten Hälfte des 15.

Jahrhunderts

l i e h e S e l b s t v e r p f l i c h t u n g a u f d i e V o l l k o m m e n h e i t , der das aktive Voranschreiten auf dem W e g des Heils beziehungsweise die tatsächlich vollzogene Weltverachtung entspräche. Gelübdebruch, Täuschung und Heuchelei wirft der R e d n e r deshalb den Religiösen seiner Tage vor. Andererseits aber kann der Eintritt ins M ö n c h t u m auch als g ö t t l i c h e B e r u f u n g gewertet werden. Das Bild vom W o h n e n im Hause des Herrn< bringt den gnädig gewährten Vorzug besonderer Gottesnähe zum Ausdruck. Die B e w e g u n g des M ö n c h t u m s wird hier nicht von ihrem Ausgangspunkt, sondern von ihrem Ziel her motiviert, denn sie ist die Antwort auf die persönliche Zuwendung Gottes. Sie zu verweigern bedeutet Undank und Frevel. Mit dem >Erbteil des G e k r e u zigtenSelbst< b e z i e h u n g s w e i s e >Leben< o d e r >Seele< m i t d e r Freiheit des e i g e n e n W i l l e n s g e s c h i e h t v o m Verständnis des G e h o r s a m s als Absage an d e n E i g e n w i l l e n her. H i e r liefert also das m o n a s t i s c h e Ideal das l e i t e n d e Verständnis f ü r das Schriftzitat, d e n n bereits die B e n e d i k t s r e g e P 3 sieht i m b e d i n g u n g s l o s e n G e h o r s a m g e g e n ü b e r d e n K l o s t e r o b e r e n u n d i m d a m i t v e r b u n d e n e n Verzicht a u f d e n e i g e n e n W i l l e n d e n A u s w e i s d e r d e m ü t i g e n S e l b s t v e r l e u g n u n g des M e n s c h e n . D i e m o n a s t i s c h e G r u n d h a l t u n g d e r D e m u t u n d ihre V e r w i r k l i c h u n g i m G e h o r s a m g e h ö r e n so e n g z u s a m m e n , d a ß sie n a h e z u d e c k u n g s g l e i c h e r scheinen14. D i e v o m klösterlichen G e h o r s a m s i d e a l v o r g e p r ä g t e I d e n t i f i k a t i o n v o n Selbstsein u n d E i g e n w i l l e erlaubt e i n e g e g e n ü b e r d e r Trias des P h i l o s o p h e n n o c h k o n z e n t r i e r t e r e E r f a s s u n g d e r V o l l k o m m e n h e i t . >Sein< u n d >Wollen< w i r d in Eins gesetzt. M i t d e r A u s s c h l i e ß u n g des e i g e n e n Selbst als d e m G e g e n s t a n d s b e r e i c h d e r E i g e n l i e b e w i r d d a m i t zugleich die M ö g l i c h k e i t eines aus d e m M e n s c h e n selbst h e r v o r g e h e n d e n W o l l e n s ü b e r h a u p t ausgeschlossen. So u m f a ß t d e r G e h o r s a m das W e r k d e r a n d e r e n G e l ü b d e , w e i l er m i t d e m Seinsbereich, d e n er a b s c h n e i d e n soll, a u c h die e i g e n e R e l a t i o n s f ä h i g k e i t des M e n s c h e n tilgt. Diese S t r u k t u r d ü r f t e es sein, die d e n W i l l e n z u r zentralen a n t h r o p o l o g i s c h e n K a t e g o r i e bei d e n Vertretern des O b s e r v a n z g e d a n k e n s w e r d e n läßt.

5. Die Besonderheit

und der Vorrang des

Gehorsams

D e r e i g e n e Wille w i r d v o n D i o n y s i u s in gleicher W e i s e w i e die ä u ß e r e n G ü t e r u n d die leiblichen D i n g e als ein H i n d e r n i s b e h a n d e l t , das d e r Liebe des M e n s c h e n zu G o t t i m W e g e steht u n d deshalb d u r c h das G e l ü b d e a u s g e r ä u m t w e r d e n m u ß . Petrus v o n R o s e n h e i m teilt diese Sicht. E r v e r w e i s t a u s d r ü c k l i c h a u f das 5. Kapitel d e r regula Benedicti, das ganz v o m G e h o r s a m h a n d e l t , »durch den der Eigenwille beseitigt wird«.™ D i e f o r m a l e G l e i c h b e h a n d l u n g d e r G e l ü b d e ü b e r d e c k t allerdings d e n g e n a n n t e n U n t e r s c h i e d des G e h o r s a m s zu d e n b e i d e n a n d e r e n substantialia. D e n n d e r E i g e n w i l l e k e n n z e i c h n e t j a n i c h t w i e das Besitzs t r e b e n o d e r die Fleischeslust n u r e i n e n b e s t i m m t e n G e g e n s t a n d s b e z u g d e r B e g i e r d e , s o n d e r n zugleich das b e g e h r e n d e S u b j e k t selbst, u n d d e r G e h o r s a m beseitigt n i c h t allein das O b j e k t , s o n d e r n a u c h die s u b j e k t i v e W u r z e l des B e g e h r e n s u n d d a m i t das B e g e h r e n selbst.

11

R E C U L A BENEDICTI, K a p . 5 u . ò .

54

Vgl. ZSCHOCH,

219.

" E t Capitulum V. [sc. der Benediktsregel; Verf.| t o t u m est de oboedientia, qua tollitur in nobis propria voluntas. (PEZ II, 92).

42

Observanz

und Reform

in der ersten

Hälfte

des 15.

Jahrhunderts

N i c h t erst d e r Inhalt o d e r eine b e s t i m m t e B e z u g n a h m e des e i g e n e n W i l l e n s , s o n d e r n bereits sein U r s p r u n g i m M e n s c h e n selbst u n d seine U n g e b u n d e n h e i t s t e h e n d e r v o l l k o m m e n e n Liebe zu G o t t i m W e g e . S o w o h l d e r B e n e d i k t i n e r als a u c h d e r Kartäuser v e r w e i s e n auf das W o r t des j o h a n n e i s c h e n C h r i s t u s : »Ich b i n n i c h t v o m H i m m e l g e k o m m e n , d a m i t ich m e i n e n W i l l e n t u e , s o n d e r n d e n W i l l e n dessen, d e r m i c h gesandt hat.« (Joh ö , ^ 1 ' ' . D e m E i g e n w i l l e n w i r d n i c h t d a d u r c h w i d e r s p r o c h e n , d a ß i h m sein m ö g l i c h e r G e g e n s t a n d e n t z o g e n w i r d A r m u t u n d K e u s c h h e i t lassen o h n e h i n k a u m O b j e k t e d e r B e g i e r d e ü b r i g —, s o n d e r n v i e l m e h r d a d u r c h , d a ß ein b e s t i m m t e r G e g e n s t a n d s b e z u g absolut g e setzt w i r d . D e r G e h o r s a m g e g e n ü b e r d e n K l o s t e r o b e r e n u n d d e r R e g e l ist das >Joch< u n d das >Zaumzeugwas d e n S i n n des Fleisches a u g e n b l i c k l i c h erfreut< 5 ", so ist d e r G e h o r s a m in j e d e r klösterlichen V e r r i c h t u n g z u g e g e n , die d e r R e g e l o d e r d e m G e b o t d e r O b e r e n folgt. D i e E r f ü l l u n g d e r b e i d e n a n d e r e n g r u n d l e g e n d e n G e l ü b d e schließt d e n G e h o r s a m ein. D i e A r m u t e t w a b e s t e h t n i c h t n u r in d e r ä u ß e r l i c h e n Besitzlosigkeit, s o n d e r n a u c h i m W i l l e n , a u f D a u e r nichts zu besitzen 5 ''. D u r c h die B i n d u n g des W i l l e n s a b e r g e s c h i e h t die Absage an d e n E i g e n w i l l e n . D e r G e h o r s a m n i m m t deshalb e i n e v o r r a n g i g e S t e l l u n g u n t e r d e n drei vota substantialia ein. Das W e sentliche des M ö n c h t u m s läßt sich n o c h m a l s k o n z e n t r i e r t in d i e s e m G e l ü b d e z u s a m m e n f a s s e n . Was sich bei P e t r u s v o n R o s e n h e i m in d e r t h e m a t i s c h e n O r d n u n g des H a u p t t e i l s a n d e u t e t , dessen A u s g a n g s p u n k t u n d Z i e l p u n k t die A n t i these v o n G e h o r s a m u n d E i g e n w i l l e bildet, s o w i e in d e r B e z e i c h n u n g des G e 56

E b d . , 9 2 ; DIONYSIUS CARTUSIANUS, D e r e f o r m a t i o n e c l a u s t r a l i u m , A r t . II, 2 1 5 B .

57

PEZ II, 8 5 .

»Ea vero, quae ad m o m e n t u m sensum carnis delectant, tanquam bona diligunt.« (Ebd., 85). »Haec autem et his similia perfectae charitatis impedimenta tolluntur per voluntariam paupertatem, qua h o m o exteriorem relinquit substantiam, et sibi interiorem abscindit concupiscentiam, ut non solum nihil possideat, sed etiam voluntatem habeat perpetuo nihil possidendi.« (Ebd., 87). 39

Das Ohservanzideal

43

h o r s a m s als principalc et substantielle nostrac professionis, erhält bei C o n r a d v o n Z e n n klaren A u s d r u c k in B i l d e r n , die das Verhältnis d e r drei G e l ü b d e v e r a n s c h a u l i c h e n w o l l e n : D e r A u g u s t i n e r e r e m i t stellt d e n G e h o r s a m als e i n e n h i m m e l a n fliegenden Vogel v o r A u g e n , d e m A r m u t u n d K e u s c h h e i t als Flügel d i e n e n 6 " , u n d als H i m m e l s l e i t e r J a k o b s ( G e n 2 8 p f T ) , d e r e n Sprossen die S t u f e n des G e h o r s a m s sind, u n d d e r e n H o l m e v o n A r m u t u n d K e u s c h h e i t gebildet werden'1'.

6. Die Struktur a) Vollkommenheit

der

Vollkommenheit

als ausschließliche

Totalität

Es ist typisch f ü r die Vertreter des O b s e r v a n z g e d a n k e n s in d e r ersten H ä l f t e des 15. J a h r h u n d e r t s , d a ß sie z w a r die f u n d a m e n t a l e B e d e u t u n g des G e h o r s a m s b e t o n e n , aber d e n n o c h das A r m u t s g e l ü b d e t h e m a t i s c h in d e n V o r d e r g r u n d stellen. Sie sind b e m ü h t zu zeigen, w i e d e r Besitz v o n E i g e n t u m i m Kloster die u n t e r s c h i e d l i c h s t e n V e r f e h l u n g e n u n d schließlich d e n R u i n des m ö n c h i s c h e n L e b e n s n a c h sich zieht. D i e R ü c k k e h r z u r A r m u t w a r j e d o c h n u r d e r v o r d r i n g lichste Schritt a u f d e m W e g zu e i n e r u m f a s s e n d e n E r n e u e r u n g , die aus d e r B e s i n n u n g auf die V o l l k o m m e n h e i t als d e n W e s e n s k e r n des M ö n c h t u m s e r w a c h s e n sollte. P e t r u s v o n R o s e n h e i m läßt das A r m u t s g e l ü b d e f ü r die g e n e r e l l e Z i e l b e s t i m m u n g des O b s e r v a n z i d e a l s transparent w e r d e n u n d v e r d e u t l i c h t dabei e x e m plarisch d i e G r u n d s t r u k t u r d e r m o n a s t i s c h e n peifectio. V o l l k o m m e n h e i t ist hier g l e i c h b e d e u t e n d m i t Ausschließlichkeit. »Je größer nämlich die Liehe zu den zeitlichen zu Gott und

Dingen ist, desto geringer ist die Liebe

umgekehrt«''2

D e r Z u s a t z >und u m g e k e h r t ist h ö c h s t b e d e u t s a m , d e n n d i e Absage an die W e l t w i r d d a d u r c h n i c h t n u r z u r n e g a t i v e n V o r a u s s e t z u n g f ü r ein positiv zu e n t f a l t e n d e s Gottesverhältnis, s o n d e r n aus d e r N e g a t i o n des Z e i t l i c h e n f o l g t z w a n g s l ä u f i g d i e völlige H i n w e n d u n g z u m E w i g e n : »Denn wenn es verwehrt ist, irdische Güter zu haben, wird der Geist gezwungen, himmlischen Dinge zu bedenken.« M

die

»Oboedientia sicut avis ad caelum tendit, nam sicut avis cum duabus alis volat ad sublimia, sic oboediens cum duabus pennis, scilicet cum ala paupertatis et cum ala castitatis scandit ad caelestia.« ( Z S C H O C H , 2 0 8 / A n m . 460). 61 »Scala ista est oboedientia, duo latera sunt paupertas voluntaria et continentia.« (Ebd./ Anm. 4 6 2 ) . 62 »Quanto autem amor temporalium major est, tanto amor Dei minor est , et e converso.« ( P E Z II, 86). 63 »Quia cum non liceat bona terrena tenere, cogitur animus coelestia cogitare.« (Ebd., 87).

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Obsenmtìz und Reform in der ersten Hälfte ties 15. Jiilirhnnderts Das Gelübde entwickelt von sich aus eine D y n a m i k auf G o t t hin, o b w o h l es

seinem praktischen Gehalt nach rein negativ ist: das N e i n zum eigenen Besitz. D i e Logik, daß wer nichts anderes lieben darf, notwendigerweise G o t t liebt, klingt nicht eben zwingend. Sie ist aber konstitutiv für das Observanzideal. B e i Dionysius von R i j k e l begegnet sie im Anschluß an die oben (S. 4 0 ) zitierte Passage, freilich in platonisierender F o r m : »Es ist nämlich gewiß,

daß das menschliche

Herz um so vollständiger

dem Einen Iunbewegt und von ihm angerührt wird, je mehr es vom Vielen wieder gesammelt

oder abgehalten

und heftiger zu zurückgerufen,

wird.«1'4

Schlüssig ist dieser Zusammenhang nur auf dem B o d e n der Voraussetzung, daß die Liebe zu G o t t eine dem M e n s c h e n ursprünglich i n n e w o h n e n d e T e n denz ist, die lediglich durch Hindernisse verstellt, nicht aber gänzlich ausgelöscht sein kann. D i e V o l l k o m m e n h e i t der Caritas ist dann keine Frage der p o sitiven Gestaltung des Verhältnisses zu G o t t und zum M i t m e n s c h e n ; vielmehr geht es um die Beseitigung aller Verhältnisse, die mit dem bereits vorausgesetzten tendere in Deum konkurrieren könnten. V o l l k o m m e n e Gottesliebe ist nicht die alle anderen Beziehungen umfassende Qualität der B e z i e h u n g zu G o t t , sondern deren ausschließliche Totalität. Sie erreicht ihre V o l l k o m m e n h e i t nicht dadurch, daß sie alle Wirklichkeitsbereiche erfaßt und durchdringt, sondern durch radikale Abgrenzung.

b) Das (verdeckt) negative

Wesen der

Vollkommenheit

Petrus von R o s e n h e i m unterscheidet mehrere M o m e n t e in der W i r k u n g s weise des Armutsgelübdes, die er wie eine Abfolge von Vorgängen aneinanderreiht: »/. . ./ die Wurzel genährt

aller Übel,

die Begierde,

und der freie Geist wird auf die geistlichen

wird ausgelöscht und göttlichen

und die Liebe Güter

wird

ausgerichtet.«''7'

Dabei ergibt sich bereits aus der Eigenart der monastischen Vollkommenheit, daß mit dem >Auslöschen der Begierde< und dem >Nähren der Liebe< ein und dasselbe Ereignis bezeichnet ist. W i e aber verhält es sich mit den anderen M o menten, mit der angedeuteten B e f r e i u n g des Geistes und der Ausrichtung auf die geistlichen Dinge? Auch der D o m i n i k a n e r J o h a n n e s Nider stellt das M ö n c h t u m als eine dreifache B e w e g u n g dar, die in bezug a u f alle drei Gelübde ausgesagt werden kann'' 6 . Im Anschluß an die B e s t i m m u n g der vita religiosa durch T h o m a s von M

»Certuni est e n i m , q u o d c o r h u m a n u n i tanto integrius atque intensius fertur et afficitur

circa u n u m , quanto plus a multis revocatur, recolligitur sive abstrahitur.« (DIONYSIUS CARTUSIANUS, D e

reformadone

claustralium,

Art.

II,

2 1 4 B 7 C ' ) .

»[. . .] extinguitur o m n i u m m a l o r u m radix cupiditas, et nutritur Charitas, animusque liber disponitur ad bona spintualia et divina.« (PHZ II, 8 7 ) . Vgl.

NIDER,

II/3,

140-142.

Das

ObscrvanzidcaI

45

A q u i n 6 7 als Hinstreben zur V o l l k o m m e n h e i t der Liebe, als B e f r e i u n g v o n ä u ßerlichen Sorgen u n d als vollständiges Selbstopfer f ü r G o t t zeigt N i d e r , wie jedes dieser M o m e n t e vollständig d u r c h die drei vota substantialia erfüllt wird. D i e V o l l k o m m e n h e i t der Liebe e r f o r d e r t die Beseitigung aller Hindernisse auf d e m W e g zu Gott. Das A r m u t s g e l ü b d e n i m m t die Begierde nach äußerlichen G ü t e r n , die Keuschheit beseitigt die sinnlichen Gelüste, u n d der G e h o r s a m schließt j e d e Fehlorientierung des Willens aus. D i e A r m u t befreit den M e n schen v o n der Sorge u m die ä u ß e r e n D i n g e , die K e u s c h h e i t v o n der Sorge u m die Familie u n d der G e h o r s a m v o n der Sorge u m die P l a n u n g des eigenen Handelns. G e m ä ß der Dreiteilung der m e n s c h l i c h e n G ü t e r nach Aristoteles o p f e r t der M ö n c h G o t t d u r c h die A r m u t die ä u ß e r e n D i n g e , durch die K e u s c h heit d e n eigenen Leib u n d d u r c h den G e h o r s a m die eigene Seele beziehungsweise den eigenen Willen, mit d e m der M e n s c h v o n all seinen Kräften G e b r a u c h macht. Im G r u n d e wird hier ein u n d derselbe Vorgang in dreifacher Weise ausgesagt. B e f r e i u n g u n d H i n g a b e sind n u r I n t e r p r e t a m e n t e der einen B e w e g u n g der V o l l k o m m e n h e i t der Liebe, die im N e i n z u m Besitz, im N e i n z u m eigenen Leib u n d im N e i n z u m eigenen W i l l e n besteht. A u c h die Bereiche des Klosterlebens, in d e n e n die Caritas positiv Gestalt gew i n n t , geraten u n t e r d e m Anspruch der V o l l k o m m e n h e i t in den Sog der N e gation. D i e klösterliche G e m e i n s c h a f t ist f ü r die Religiösen das primäre Feld, auf d e m sich die Nächstenliebe verwirklicht. D e r Begriff der commwiitas taucht in observanten Texten — u n d so auch bei Petrus v o n R o s e n h e i m — zumeist im Z u s a m m e n h a n g der A r m u t auf, da im Eigenbesitz m i t g u t e m G r u n d die größte G e f a h r f ü r das klösterliche Gemeinschaftsleben erkannt w u r d e . N u n fehlt es aber gänzlich an einer positiven inhaltlichen Füllung der v o l l k o m m e n e n G e meinschaft. Es scheint, als müsse sich bereits aus d e m v o l l k o m m e n e n Verzicht auf E i g e n t u m o h n e weiteres die rechte G e m e i n s c h a f t ergeben. Bezieht man das W e r k der anderen G e l ü b d e mit ein, so stellt sich die klösterliche Brüderlichkeit als diejenige F o r m des Z u s a m m e n s e i n s dar, die d u r c h die radikale Besitzlosigkeit, völlige Enthaltsamkeit u n d den Verzicht auf Selbstbestimmung entsteht. Es ist das Ideal einer G e m e i n s c h a f t , deren Mitglieder sich trotz physischer N ä h e nicht aneinander stoßen, weil die R e s t r i k t i o n des I n d i v i d u u m s d u r c h die G e l ü b d e u n d die i h n e n e n t s p r e c h e n d e n U m g a n g s f o r m e n j e d e n der Nächstenliebe w i d e r s p r e c h e n d e n K o n t a k t u n m ö g l i c h macht. Leitbegriff ist die V o l l k o m m e n heit, deren G r u n d s t r u k t u r die N e g a t i o n ist. D i e G e m e i n s c h a f t ist eine Folgeers c h e i n u n g der V o l l k o m m e n h e i t . E i n e n eindeutig positiven Ausdruck f i n d e t das auf G o t t gerichtete Streben d e r Caritas allein in den gottesdienstlichen H a n d l u n g e n des Klosterlebens. Allerdings liegt auch hier der Akzent nicht auf der Gestaltung o d e r d e m Inhalt der Feier, s o n d e r n auf der R e g e l g e m ä ß h e i t , die alles eigenmächtige Streben u n t e r b i n d e t . D e r G e d a n k e an ein freie H i n w e n d u n g des I n d i v i d u u m s zu G o t t o d e r an ein spontanes Gotteslob ist fernzuhalten. A u c h der klösterliche Gottesdienst " S.th. U/U q. 186.

46

Observanz

und Reform

in der ersten Hälfte

des 15.

Jahrhunderts

hat am W e r k der V o l l k o m m e n h e i t u n d damit an der Absage an d e n Eigenwillen teil.

c) Aktive

und passive Dimension

der

Vollkommenheit

Das M ö n c h t u m ist in allen seinen Teilen v o n j e n e r contemptus-Struktur d u r c h d r u n g e n . Abdicare, renuere, sibi abscindere, dimitiere sind typische Vokabeln, in d e n e n sich dies niederschlägt. D i e B e w e g u n g hin zu G o t t findet nicht irg e n d w o jenseits der N e g a t i o n statt, s o n d e r n sie ist die positive W e r t u n g der Weltabsage. W e l t v e r a c h t u n g ist Gottesliebe. D i e Interpretation des M ö n c h t u m s als O p f e r verleiht dieser G l e i c h u n g bildhaften Ausdruck. D i e O p f e r v o r s t e l l u n g ist w i c h t i g f ü r den Verdienstcharakter des Klosterlebens, d e n n sie faßt die m o nastische Selbst- u n d W e l t v e r l e u g n u n g v o n der P r o f e ß h e r als willentliche Tat des M e n s c h e n auf. Das b e s c h r e i t e n des Heilswegs< u n d ähnliche aktive Bilder f ü r das tendere in Deum g e h ö r e n dieser Perspektive zu. Insbesondere aus der Eigenart des klösterlichen Gehorsams ergibt sich n e b e n der aktiven auch eine passive D i m e n s i o n des M ö n c h t u m s . N i c h t der Entschluß des Willens, sondern v i e l m e h r die völlige Selbstentzogenheit d u r c h den b e d i n gungslosen G e h o r s a m g e g e n ü b e r den O b e r e n u n d der R e g e l ist f ü r diese Sicht entscheidend. D i e Gleichung: >Weltverachtung ist Gottesliebe< w i r d dadurch auf die F o r m gebracht: >radikale F r e m d b e s t i m m u n g — freilich im R a h m e n einer christlichen O r d n u n g — ist Freisein f ü r GottJoch des Gehorsams< ist zugleich die B e f r e i u n g v o n der Last der Welt, die H e r a u s f ü h r u n g aus d e m »Dunkel/'*. D e r »Gesetzgeber Benedikt ist auch der M o s e , d u r c h den G o t t das M ö n c h t u m aus d e m »Ägypten dieser Welt< h e r a u s g e f ü h r t hat 6 ''. In diesen Z u s a m m e n h a n g g e h ö r e n die Traditionen v o n der göttlichen B e g r ü n d u n g der Institution des M ö n c h t u m s 7 " ebenso wie die Ü b e r z e u g u n g , daß die einzelnen Religiösen ihre Standeszugehörigkeit w e n i g e r d e m eigenen Entschluß als vielm e h r einer persönlichen B e r u f u n g d u r c h G o t t v e r d a n k e n . D e m entspricht die Liebe zu G o t t als dankbare R e a k t i o n auf die Z u w e n d u n g Gottes u n d nicht als entschlossenes Beschreiten des Heilswegs 7 1 .

7. Die Charakteristik a) Die zentrale

des

Observanzgedankens

Dynamik

Die G e l ü b d e u n t e r b r e c h e n die auf das Irdische u n d Eigene ausgerichtete D y n a m i k der cupiditas u n d bringen damit bereits die auf G o t t zustrebende B e w e g u n g der caritas zur W i r k u n g . Das Verständnis der V o l l k o m m e n h e i t als aus-

6

" PEZ II, 89. Ebd. 70 Bei Petrus von R o s e n h e i m ist v o m durch Engel angepflanzten Weinberg die R e d e . (Ebd.). 71 Vgl. o. S. 36.

69

47

Das Obscrvanzideal

schließliche Totalität erzeugt das Spannungsfeld zwischen den beiden Kräften, von denen das ganze M ö n c h t u m durchzogen ist. Es ist die Grundoperation des Observanzideals, diesen tief im asketischen Denken verwurzelten Vollkommenheitsbegriff neu zu aktivieren und damit die beiden Pole Gott und Welt gleichsam elektrisch aufzuladen, so daß das zwischen ihnen liegende M ö n c h t u m eine durchgehende Dynamisierung erfährt. Das diametrale Gegenüber der beiden Pole findet seinen Ausdruck in weiteren Gegensatzpaaren. Irdisch und himmlisch, zeitlich und ewig, sichtbar und unsichtbar, geistlich und fleischlich sind die scharfen Antithesen, die den observanten Texten ihr Gepräge geben. Das gesamte Klosterleben in all seinen Einzelzügen, die in Gebrauch stehenden Elemente der monastischen Tradition, müssen sich neu nach den Feldlinien von Caritas und cupiditas ausrichten. Diese Feldlinien werden terminologisch sichtbar in einer ganzen R e i h e gegensätzlicher Tendenzbegriffe, die aus der zentralen Spannung hervorgehen. Genügsamkeit oder Habgier, Gemeinschaft oder Separation, Brüderlichkeit oder Neid, Friede oder Sorge, Vernunft oder Sinnlichkeit, Zierde oder Beschmutzung, D e m u t oder H o c h m u t , Geduld oder Zorn: jedes einzelne Werk der Religiösen wird in die Alternative gezwungen, ob es der einen oder der anderen Tendenz folgt. Die drei substantiellen Gelübde sind — wenn man das Bild der Elektrizität noch einen Schritt weitertreiben darf — der Generator dieser Spannung, denn sie dienen in elementarer Weise der U n t e r scheidung der beiden Kräfte. Der innere Zusammenhang des Mönchtums, die Verbindung, die zwischen den einzelnen Werken, den Konstitutionen, der R e gel und dem Gesetz Christi besteht, wird durch das in allem wirksame Motiv der vollkommenen caritas hergestellt. Die Auflösung dieses Zusammenhangs bedeutet automatisch den Verfall an den Weltzusammenhang, der durch die 72 cupiditas zusammengehalten wird . Die Differenz zwischen dem objektiven Regelwerk und dem tatsächlichen Leben der Religiösen, von der die observante Wahrnehmung der Retorniaufgabe bestimmt war, bedeutet eo ipso mangelnde Differenz zur Welt.

b) Thesen

zur klösterlichen

Observanz

in der ersten Hälfte

des 15.

Jahrhunderts

1.

Observanz ist der im M ö n c h t u m selbst sich erhebende Protest gegen eine gewohnheitsrechtlich etablierte und deshalb weithin als rechtens e m p f u n dene Lebenspraxis des Mönchtums, die von den schriftlich fixierten O r denssatzungen erheblich abweicht. 1.1 Das Paradigma der Regelvergessenheit ist die Verletzung des Armutsgelübdes durch den Besitz von Eigentum im Kloster, der von den Amtsträgern des Ordens toleriert, ja sogar provoziert wird und seine Legitimation durch Dispense behauptet. 2. Das verbreitete Abweichen von der objektiven N o r m wird von den Ver72 Ein beliebter Schriftbeleg fiir das Wesen der Welt ist 1. Joh 21(): »Omne quod est in mundo, concupiscentia carnis et concupiscentia oculorum est et superbia vitae [. . .]«.

48

3. 3.1

3.2

3.3 3.4 3.4.1

3.4.2

4. 5. 5.1 5.1.1

5.1.2

5.2 5.2.1 5.2.2 5.2.3

Observanz

und Reform

in der ersten Hälfte

des 15.

Jahrhunderts

tretern der Observanz als Defizit in der subjektiven Frömmigkeitshaltung der Religiösen empfunden und insgesamt als Substanzverlust des M ö n c h tums gewertet. Observanz ist ein theoretischer Prozeß der Konzentration auf das Wesentliche des Mönchtums. Observanz zielt nicht in erster Linie darauf ab, die praktische Verwirklichung eines geltenden Maßstabes durchzusetzten, sondern will allererst die Gültigkeit der Regel begründen und zur Anerkennung bringen. Observanz beschreitet, ausgehend vom spezifischen Regelwerk eines O r dens, den Weg hin zu dem, was für jegliches M ö n c h t u m grundlegend ist und deshalb auch die Substanz der spezifischen Ausformungen des Klosterlebens bildet. Armut, Keuschheit und Gehorsam sind die drei grundlegenden Gelübde (vota substantialia), mit denen sich jedes Ordensleben zusammenfassen läßt. Die Vollkommenheit der Liebe ist das gemeinsame Ziel der drei substantiellen Gelübde. Die Vollkommenheit der Liebe ist die Ausschließlichkeit der Gottesbeziehung, die durch den vollständigen Verzicht auf Eigentum, auf leiblichen Genuß und leibliche Bindungen sowie auf Selbstbestimmung erreicht wird. Die so vollzogene Weltabsage (amtemptus mutidi) ist bereits die vollkommene H i n w e n d u n g zu Gott, weil die Beseitigung aller anderen Beziehungen die dem Menschen ursprünglich innewohnende Tendenz auf Gott hin ungehindert zum Zuge k o m m e n läßt. Observanz ist prinzipiell gesamtmonastisch ausgerichtet und relativiert die Ordensgrenzen. Observanz bringt das Wesentliche des Mönchtums in allen seinen Teilen zur Wirkung. Der Prozeß der Konzentration verbindet alle spezifischen Ausformungen des Klosterlebens mit dessen Wesenskern. Konzentration auf das Wesentliche bedeutet nicht einfach Absehen vom Einzelnen; sie führt nicht zur Entwertung, sondern vielmehr zur Wertung des Peripheren. Auf den Wegen des Konzentrationsprozesses fließt, gleichsam in umgekehrter Richtung, jeder klösterlichen Ü b u n g und jeder ordensspezifischen Bestimmung von der Substanz des Mönchtums her ihre Bedeutung zu. Armut, Keuschheit und Gehorsam haben damit eine dreifache Funktion: Sie dienen zur Zusammenfassung der mannigfaltigen Erscheinungsformen des Mönchtums. Sie begründen die Vollkommenheit des Ordenslebens als dessen Wesenskern. Sie bilden den Grundstock einer Auffächerung der Vollkommenheit, die bis in die einzelnen Verrichtungen hineinreicht.

Observanz

und

49

Refonnpraxis

6.

Observanz ist auf die ordensspezifische Form des Mönchtums ausgerichtet.

6.1

Zwar relativiert die Konzentration auf das Wesentliche die Unterschiede zwischen den einzelnen Orden (vgl. 4.).

6.1.1 Uberhaupt verlieren die konkreten Inhalte an Eigengewicht gegenüber der alles durchwaltenden Zielbestimmung. 6.2

Aber gerade weil jedes klösterliche Tun die Z ü g e der Vollkommenheit an sich tragen muß, gewinnt die konkrete Gestalt des jeweiligen Ordenslebens die Qualität einer unumstößlichen N o r m .

6.2.1 Unabweisbar wird die vollständige und auch formal korrekte R e g e l e r füllung durch die Eigenart des klösterlichen Gehorsams. 6 . 2 . 2 Die vom Gehorsamsgelübde intendierte Preisgabe des Eigenwillens b e steht in der totalen Fremdbestimmung durch das R e g e l w e r k und das aktuelle Gebot der Prälaten. 6 . 2 . 3 Nicht der Inhalt der Gebote beziehungsweise der Satzungen, sondern deren unbedingte Befolgung ist in diesem Zusammenhang entscheidend für die Vollkommenheit. 6 . 2 . 4 D e r Gehorsam erfordert die unumstößliche Gültigkeit der konkreten o b jektiven N o r m . 6.3 Aus der Struktur des Gehorsamsgelübdes ergibt sich neben der Sichtweise, die im M ö n c h t u m von der Profeß her einen Gegenstand aktiver und willentlicher Verwirklichung erkennt, auch eine passive Perspektive, in der der Mensch als O b j e k t des an ihm wirkenden Mönchtums erscheint. 7.

Observanz als theoretischer Prozeß ist insgesamt ein Vorgang der »Verwesentlichung« des Mönchtums. D e r hiermit zum Vorschlag gemachte B e g r i f f der Verwesentlichung b e zeichnet die Konzentration auf den Wesenskern der klösterlichen Lebensweise ebenso wie die Prägung aller ihrer Einzelmomente von j e n e m Z e n trum her.

7.1

III. 1.

Reform

als

Observanz

Bekehrung

und

und geistlicher

Reformpraxis Wachstumsprozeß:

Dionysius

der

Kartäuser D e r theoretische Prozeß der Verwesentlichung des Mönchtums, der k e n n zeichnend für das Observanzideal des 15. Jahrhunderts ist, drängt auf praktische Verwirklichung hin. Die Art und Weise, wie in den bisher zur Kenntnis genommenen Texten eine Erneuerung des M ö n c h t u m s gefordert wurde, läßt die R e f o r m als einen Akt büßender U m k e h r erwarten. Aus der Einsicht in das wahre Wesen des Mönchtums soll die Abkehr von der verfälschten Lebensweise und die Hinwendung zur Regeltreue erfolgen: ». . . revertamur singuli, qui aberravimus . . .«.

50

Observanz

und Reform

in der ersten Hälfte

des 15.

Jahrhunderts

In der bereits e r w ä h n t e n Schrift De reformatione claustralium des Kartäusers Dionysius findet sich i m Anschluß an die E n t f a l t u n g des monastischen Ideals der E n t w u r f einer r e f o r m e r i s c h e n Praxis skizziert. Es handelt sich u m eine kurze A n w e i s u n g f ü r das rechte V o r g e h e n des Abtes beziehungsweise des O b e ren bei der R e f o r m einer Klostergemeinschaft 7 3 . A n erster Stelle m u ß nach Dionysius dabei die Selbsterniedrigung, das B e k e n n t n i s der eigenen U n z u l ä n g lichkeit u n d die v o n g a n z e m H e r z e n g e s p r o c h e n e Bitte u m göttlichen Beistand stehen. Es ist dies keineswegs n u r ein f r o m m e s Vorspiel f ü r das eigentliche H a n d e l n . D i e ehrliche D e m u t des Amtsträgers ist v i e l m e h r eine Qualität, die alle w e i t e r e n Schritte der R e f o r m prägt. A u c h der R e f o r m e r f o l g ist gegebenenfalls allein der göttlichen G n a d e zuzuschreiben. M e h r als d u r c h R e d e n soll der O b e r e seine U n t e r g e b e n e n d u r c h sein gelebtes Vorbild zur R e f o r m b e w e g e n . Er soll sich zuerst gesondert an die M i t b r ü d e r w e n d e n , die bereits eine N e i g u n g zur R e f o r m e r k e n n e n lassen, u m ü b e r sie auch die anderen zu erreichen. Prinzipiell gilt es, dort anzusetzen, w o die H o f f n u n g auf Erfolg b e steht. Bleibt die Z u s t i m m u n g aus, so soll der O b e r e darauf nicht mit Z o r n , s o n d e r n mit unablässigem G e b e t reagieren. D i e älteren B r ü d e r sind u m ihres größeren Einflusses willen b e v o r z u g t anzusprechen. Erst nach der v e r d e c k t e n Vorarbeit soll der Abt zur ö f f e n t l i c h e n u n d g e meinschaftlichen E r m a h n u n g schreiten u n d dabei möglichst die allen R e l i g i ö sen gemeinsamen substantialia in den M i t t e l p u n k t stellen, mit d e m H i n w e i s darauf, w e l c h s c h w e r w i e g e n d e s Vergehen es sei, d e m , was in der P r o f e ß gelobt w u r d e , nicht n a c h z u k o m m e n . Falls er es f ü r n o t w e n d i g hält, soll er andere monastische R e s p e k t s p e r s o n e n — vorzugsweise Äbte seines O r d e n s - hinzuziehen, die seine M a h n u n g unterstreichen u n d i h m mit R a t u n d Tat zur Seite stehen. G e n ü g t auch dies nicht, so kann er sich angesichts besonders hartnäkkigen Widerstandes an den Bischof w e n d e n , der, sofern er es v o n H e r z e n tut, selbst einschreiten m a g o d e r anderenfalls geeignete Personen mit seiner A u t o rität versehen u n d d e m Abt zu Hilfe schicken soll. D i e E i n f ü h r u n g der R e f o r m soll nicht schlagartig erfolgen, sondern Schritt f ü r Schritt. Sie soll bei den substantialia ansetzen. Es geht zunächst m e h r d a r u m , die >Gottesfurcht< u n d den >Eifer geistlicher Liebe< zu e r w e c k e n , als u m die D u r c h s e t z u n g rigoroser ä u ß e r e r Observanz. »Wenn sie nämlich angefangen haben, Gott zu fürchten und zu lieben und die Süßigkeit des geistlichen Lebens in gewisser Weise zu schmecken, werden sie von sich selbst her zur Beobachtung der Ordensdinge bewegt und sie werden auf ihr Heil bedacht. «74

" Vgl. D I O N Y S I U S C A R T U S I A N U S , De reformatione claustralium, Art. X X I , 2 4 1 D - 2 4 2 D ' . 74 »Nempe, q u u m coeperint D e u m timere atque diligere, spiritualisque vitae suavitatem aliqualiter degustare, ex se ipsis m o v e b u n t u r ad observantiam e o r u m quae Ordinis sunt, et pro sua salute fient solliciti.« (Ebd., 242 A').

Observanz

und

Reformpraxis

51

A u c h die formale E r n e u e r u n g des Klosterlebens m u ß v o m in den substantialia e i n g e f a ß t e n Wesen des M ö n c h t u m s h e r erfolgen. D e r d e m Kartäuser eigene H a n g zur Mystik v e r b i n d e t die R ü c k k e h r der Religiösen zur Liebe mit e i n e m geistlichen Geschmackserlebnis u n d unterstreicht insgesamt den p r o z e ß h a f t e n C h a r a k t e r der E r n e u e r u n g . Eine gewaltsame R e f o r m p r a x i s , w i e sie u m die M i t t e des 15. J a h r h u n d e r t s w e i t h i n gang u n d gäbe war, lehnt Dionysius r u n d w e g ab: »Einige, die andere reformieren wollen, richten sie daher eher zugrunde, weil sie unklug vorgehen und bei der äußerlichen Strenge und der leiblichen Observanz den Anfang machen: so werden die Untergebenen, gleich wie die Sache, die gewaltsam betrieben wird, gezerrt, gezwungen und bedrängt; dennoch machen sie keinen Fortschritt, denn sie haben den Ursprung der Bewegung hin zum Guten nicht in sich, nämlich die Gottesfurcht beziehungsweise die Liebe.«77' D i e einmal a n g e f a n g e n e R e f o r m kann d u r c h eine weitere M a ß n a h m e u n terstützt w e r d e n . Aus anderen K o n v e n t e n desselben O r d e n s k ö n n e n zeitweilig r e f o r m e r f a h r e n e B r ü d e r ins b e t r e f f e n d e Kloster geholt w e r d e n , die d u r c h ihr W o r t u n d Vorbild das observante Leben in Ü b u n g bringen sollen. N a c h vollbrachter R e f o r m ist es insbesondere die A u f g a b e des O b e r e n , w a c h s a m zu sein u n d e i n e m R ü c k f a l l v o r z u b e u g e n , etwa d a d u r c h , daß er h ä u f i g die R e g e l v e r lesen läßt u n d täglich die heilige J u n g f r a u samt den übrigen Heiligen u m Beistand anfleht, was dann auch zu seinem eigenen Seelenheil gereicht. Es ist charakteristisch f ü r diese R e f o r m k o n z e p t i o n , daß sie w e n i g e r v o n o r ganisatorischen M a ß n a h m e n als v o n der eigenen D u r c h s e t z u n g s k r a f t geistlicher W i r k l i c h k e i t erwartet. G e b e t , Vorbild, E r m a h n u n g u n d B e l e h r u n g sind die Mittel zur F ö r d e r u n g der Observanz. Alle r e f o r m e r i s c h e n Schritte k n ü p f e n an bereits v o r h a n d e n e Ansätze an u n d versuchen sie b e h u t s a m w e i t e r z u e n t w i c k e l n . D e r Wille zur O b s e r v a n z kann nicht aus d e m N i c h t s heraus erzeugt w e r d e n . Er kann n u r dort, w o er bereits v o r h a n d e n ist, gestärkt w e r d e n u n d soll dann ansteckend w i r k e n . Z u m i n d e s t m u ß er b e i m die R e f o r m i n t e n d i e r e n d e n Abt vollständig ausgebildet sein.

2. Reform als Akt

der Herrschaft: Martin

von

Senging

D i e systematische R e f o r m eines O r d e n s w ä r e u n t e r dieser Voraussetzung zunächst n u r in der Gestalt einer intensiven u n d langwierigen U b e r z e u g u n g s k a m p a g n e d e n k b a r gewesen. D e r Wille zur O b s e r v a n z w a r u n t e r den K l o steroberen der ersten Hälfte des 15. J a h r h u n d e r t s durchaus keine allzu verbreitete G e s i n n u n g . So geht es beispielsweise h e r v o r aus den Tuitiones Observantiae

7: ' » U n d e n o n n u l l i volentes alios r e f o r m a r e , magis d e s t r u u n t eos, quia indiscrete p r o c e d u n t , et ab e x t e r i o r i rigore c o r p o r a l i q u e observantia s u m u n t e x o r d i u m : sicque subditi instar rei q u a e v i o l e n t e r m o v e t u r , t r a h u n t u r , c o g u n t u r et t r i b u l a n t u r ; n e c t a m e n p r o f i c i u n t , quia n o n h a b e n t intra se p r i n c i p i u m m o t i o n i s ad b o n u m , u t p u t a t i m o r e m D e i aut caritatem.« (Ebd., 2 4 2 B').

52

Observanz

tmd Reform

in der ersten Htilfte des 15.

Jahrhunderts

regulac S. Bencdicti, einem kritischen Erfahrungsbericht, den der Benediktinerobservant Martin von Senging, ein Amtsnachfolger des Petrus von R o s e n heim im Priorat des Refonnklosters Melk, auf dem Konzil zu Basel vorgelegt hat. Die Konzilsväter hatten Visitatoren ausgeschickt, die mit der allseits geforderten R e f o r m der Kirche >an Haupt und Gliedern< praktisch und vor Ort beginnen sollten, und zwar in den Benediktinerklöstern der Diözesen Augsburg und Konstanz 7 ''. Dabei sollte nicht nur für ein regeltreues Leben geworben werden, sondern es ging darum, zumindest die Einhaltung der drei substantialia in den betreffenden Konventen durchzusetzen. Dazu hatte das Konzil, das im Selbstbewußtsein höchster kirchlicher Autorität handelte, seine Abgesandten ermächtigt. Martin von Senging berichtet in den Tuitioncs vom Scheitern dieser Mission, das in seinen Augen unvermeidlich war. Er vertritt die These, daß es weder genüge noch überhaupt möglich sei, eine Klosterreform durchzuführen, die nur die Einhaltung der drei substantialia zum Ziel hat, die aber die accidentalia, also diejenigen Regelbestimmungen, die nicht allen Orden gemeinsam sind, beiseite läßt 77 . Bevor er anhand von Fallbeispielen die praktische Unmöglichkeit einer solchen R e f o r m aufzeigt, verweist er darauf, daß das Gehorsamsgelübde sich notwendig auf die Forderungen einer bestimmten Regel bezieht und somit durch die Eingrenzung auf die drei substantialia tatsächlich gegenstandslos wird. Denn wollte man den Gehorsam gegen den üblichen Sprachgebrauch lediglich auf das beziehen, was vom Armuts- und Keuschheitsgelübde ohnehin gefordert wird, so könnte nicht mehr ernsthaft von drei substantiellen Gelübden die R e d e sein7". Der Benediktiner setzt nun aber doch die hypothetische Möglichkeit einer solchen R e f o r m . Diese Vorgehensweise ist kennzeichnend für seine weitere Argumentationskette. Selbst wenn eine Ordensreform anhand der drei substantialia möglich wäre, so würde sie in der Praxis doch scheitern. Zunächst an den vom Konzil eingesetzten Visitatoren, die eine vollständige R e f o r m in Wirklichkeit selbst nicht wollen. Gesetzt den Fall, sie wären von echtem R e formeifer erfüllt, so hätten sie aufgrund ihres Vorlebens nicht die moralische Autorität, andere zu einer Observanz zu bewegen, die sie bislang selbst nicht gehalten haben — »ein Nachbar visitiert den anderen< 7 '\ Sodann scheitert eine solche R e f o r m am Widerstand der Äbte, die sich mit juristischem Beistand und in raffinierter Weise dem Ansinnen des Konzils entziehen, ihm nur zum Schein entsprechen oder es durch Einwände verschleppen"". P e z V I I I , 512. 77

» N o n e n i m s u f f i c i t M o n a s t e r i a e j u s d e m O r d i n i s , in r e g u l a r i o b s e r v a n t i a collapsa, r e d u c e r e

ad sola tria s u b s t a n t i a h a , p r o u t R e v e r e n d i s s i m i ^ P a t e r , D o m i n u s L e g a t u s i n t e n d e b a t , V i s i t a t o r e s q u e ad id o r d i n a v i t . N e q u e e n i m est p o s s i b i l e r e i o r m a t i o n e m h u j u s m o d i fieri, v i d e l i c e t r e d u c e n d o a d tria s u b s t a n t i a l i a omissis a c c i d e n t a l i b u s . « ( E b d . , 5 0 5 ) . 78

Ebd., 508.

79

» Q u i d e t i a n i est h o c , q u o d v i c i n u s visitabit v i c i n u m , i r r e f o r m a t u s i r r e f o r m a t u m , q u o r u m

n e c v i s i t a t u r u s n e c v i s i t a n d u s d e b i t e R e g u l a r i s v i t a e o b s e r v a n t i a m in se a u t aliis satis diligit, n e q u e , q u o d plus est, h a n c satis novit?« ( E b d . , 5 1 1 ) . 811

E b d . , 5 1 2 f.

Observanz

und

53

Reformpraxis

N a c h einem ebenso ausführlichen wie ernüchternden Einblick in die W i r k lichkeit der vom Konzil getragenen R e f o r m a r b e i t setzt Martin von Senging zur entscheidenden Kritik des dabei wirksamen modus

reformandi

an. Im Z u s a m -

m e n h a n g dieser Kritik wird einiges über die Erfordernisse und über die t h e o retische Begründung einer von außen an die Klöster herangetragenen R e f o r m deutlich. D i e Voraussetzung, von der der Benediktinerprior ausgeht, liegt w i e derum jenseits dessen, was aufgrund seiner vorausgegangenen

Ausführungen

günstigenfalls möglich erscheinen dürfte: A n g e n o m m e n es gäbe ein B e n e d i k tinerkloster, das in der Autorität des Konzils zur Observanz der drei

substantialia

reformiert wäre, so stellt sich die Frage, ob der Abt seinen U n t e r g e b e n e n das Schweigen, die Klausur, den Verzicht auf Fleisch, das Fasten und andere accidentalia befehlen dürfte. Darf er es nicht, so bedeutet dies, daß das Konzil die Amtsgewalt des Abtes eingeschränkt hat, »/. . ./ so daß es ihm nicht erlaubt ist, seine Untergebenen regelgemäße

Verrichtungen, indem er ihnen diese befiehlt, zur Vollkommenheit

lichen Lebens zu führen,

welche (Vollkommenheit)

durch derartige

Verrichtungen

streben diesen (Untergebenen)

aber doch aufgrund der Verpflichtung ihrer Profeß

denn es ist ihm nicht erlaubt,

ihnen Gebote gemäß

schreiben und sie zu deren Befolgung ligen zu Willigen geworden,

zu zwingen,

zu einer derartigen

durch

des christanzuobliegt;

der Regel des hl. Benedikt

vorzu-

wodurch sie, schließlich

Unwil-

Vollkommenheit

gelangen

aus

würden«*1

D i e R e f o r m a u f g a b e wird in diesem Textabschnitt zurückgebunden an die zentrale Zielbestimmung des M ö n c h t u m s , wie sie sich v o m Observanzideal her darstellt. Es ist die R e d e von der V o l l k o m m e n h e i t , v o m verpflichtenden C h a rakter der P r o f e ß und auch von der Willentlichkeit. D e n n o c h folgt die hier zugrundeliegende Reformauffassung, verglichen mit der des Dionysius, einem geradewegs

entgegengesetzten

Gefälle,

denn

nicht

die demütige

Selbster-

niedrigung des Abtes, sondern seine Befehlsgewalt ist hier gefragt. N i c h t durch sein überzeugendes Vorbild und seine demütige M a h n u n g soll er die reformerischen Kräfte stärken, sondern durch B e f e h l und G e b o t soll er die O b s e r vanz erzwingen. D i e willentliche Z u s t i m m u n g der zu R e f o r m i e r e n d e n ist nicht der Anknüpfungspunkt des R e f o r m h a n d e l n s beziehungsweise die Voraussetzung für die äußere Observanz, sondern sie ist der Zielpunkt einer gesetzlichen Ordnung. R e f o r m vollzieht sich hier nicht in den B a h n e n von Predigt, B u ß e und B e k e h r u n g , sondern als Akt der Herrschaft. Sie geschieht durch die E i n führung einer gültigen O r d n u n g , an deren tatsächlicher Durchsetzung sich ihr Erfolg bemißt. R e f o r m bedeutet hier nicht die reuige R ü c k k e h r des M e n s c h e n in die O r d n u n g , die er zuvor verlassen hat, sondern die R ü c k k e h r der O r d n u n g zum M e n s c h e n .

xl

»[. . .J ut ei non liceat suos subditos per observantias reguläres, illas eis imperando, ducere ad

p e r f e c t i o n e m vitae C.hristianae, ad quam tarnen illi per hujusmodi observantias tendere t e n e n tur ex obligatione suae professionis, quia n o n licet ei iIlis formare praeeepta s e c u n d u m R e gulam S. B e n e d i c t i , et eos c o g e r e ad e o r u m observationem, qua ad hujusmodi p e r f e c t i o n e m tandem de nolentibus voluntarii facti pervemant.« (Ebd., 5 1 9 ) .

54

Observanz

und Reform

in der ersten Hälfte

des 15.

Jahrhunderts

D i e drei substantialia A r m u t , K e u s c h h e i t u n d G e h o r s a m sind n u n aber g e r a d e als I n s t r u m e n t e eines o b r i g k e i t l i c h e n G e s e t z e s h a n d e l n s u n t a u g l i c h , d e n n sie d i e n e n eigentlich d e r K o n z e n t r a t i o n a u f das W e s e n t l i c h e des M ö n c h t u m s u n d sind i n s o f e r n A b s t r a k t i o n e n . W e r d e n sie e i n f a c h als k o n k r e t e R e c h t s s ä t z e a n g e w a n d t , so w i r k e n sie z w a n g s l ä u f i g v e r k ü r z e n d . E b e n diese V e r k ü r z u n g klagt M a r t i n v o n S e n g i n g ein, u n d er b e z i e h t sich d a b e i i n s b e s o n d e r e a u f d e n G e h o r s a m , der, als substantielles G e l ü b d e absolut f o r m u l i e r t , keinerlei k o n k r e t e n G e g e n s t a n d s b e z u g e r k e n n e n läßt. D e r B e n e d i k t i n e r b e t o n t deshalb die n o t w e n d i g e B e z o g e n h e i t des G e h o r s a m s a u f e i n e positive Gestalt d e r R e g e l u n d spricht stets v o n d e r oboedientia regularis. W i e aber f ü g t sich die an h e r r s c h a f t l i c h e n P r i n z i p i e n o r i e n t i e r t e R e f o r m k o n z e p t i o n in die g r u n d l e g e n d e A u s r i c h t u n g des M ö n c h t u m s a u f die V o l l k o m m e n h e i t d e r Liebe? W i e läßt sich das, was v o n D i o n y s i u s d e m Kartäuser v e h e m e n t bestritten w u r d e , n ä m l i c h d a ß w i l l e n t l i c h e O b s e r v a n z i m S i n n e ä u ß e r e r und innerer Regeltreue erzwungen werden könne, mit der observanten Verwesentlichung vereinbaren? Der d e m M ö n c h t u m wesenseigene Gehorsam erf o r d e r t e i n e n j e d e r z e i t v o r h a n d e n e n G e g e n s t a n d s b e z u g u n d verleiht deshalb d e m o r d e n s s p e z i f i s c h e n R e g e l w e r k s o w i e d e r A u t o r i t ä t d e r Prälaten u n a b d i n g bare u n d u n b e d i n g t e G e l t u n g . E i n e m i t Gesetz u n d A u t o r i t ä t o p e r i e r e n d e Z w a n g s r e f o r m ist v o n d a h e r o h n e h i n an das G e h o r s a m s g e l ü b d e v e r w i e s e n . Dessen eigentümliche innere Struktur bietet auch den A n k n ü p f u n g s p u n k t für e i n e t h e o r e t i s c h e B e g r ü n d u n g j e n e s modus reformandi v o m O b s e r v a n z i d e a l h e r . Es ist d e r B e r e i c h , d e r o b e n 8 2 die passive Seite des M ö n c h t u m s g e n a n n t w u r d e . D i e klösterliche O r d n u n g erscheint h i e r n i c h t als G e g e n s t a n d w i l l e n t l i c h e r V e r w i r k l i c h u n g , s o n d e r n sie ü b e r n i m m t e i n e F u n k t i o n in b e z u g a u f d e n M e n schen. Sie b e w i r k t die B e s e i t i g u n g des E i g e n w i l l e n s , w e i l sie alles T u n u n d W o l l e n des M e n s c h e n n a c h i h r e r o b j e k t i v e n N o r m gestaltet u n d es so seiner s u b j e k t i v e n W u r z e l e n t r e i ß t . Das G e l i n g e n des M ö n c h t u m s h ä n g t n i c h t allein v o m g u t e n W i l l e n d e r Beteiligten ab, s o n d e r n e b e n s o s e h r v o m F u n k t i o n i e r e n der Institution. D i e in d e n Tuitiones b e g e g n e n d e R e f o r m k o n z e p t i o n legt alles G e w i c h t a u f diesen v o m M e n s c h e n aus g e s e h e n passiven A s p e k t des M ö n c h t u m s . D i e U n t e r g e b e n e n w e r d e n d u r c h das r e g e l g e m ä ß e G e b o t des O b e r e n z u r V o l l k o m m e n h e i t >geführtgezwungen< w e r d e n . I h r e w i l l e n t l i c h e Z u s t i m m u n g , s o f e r n sie e i n e n o t w e n d i g e G r u n d l a g e des R e f o r m h a n d e l n s bildet, w i r d h i e r n u r f o r m a l vorausgesetzt, m i t d e m Verweis a u f die e i n m a l geleistete P r o f e ß u n d die daraus e r w a c h s e n d e V e r p f l i c h t u n g . D i e a k t u e l le W i l l e n t l i c h k e i t d e r Beteiligten w i r d erst als Folge d e r e r z w u n g e n e n O b s e r vanz e r w a r t e t (tandem de nolentibus voluntarii facti). E i n s o l c h e r i n n e r e r U m s c h w u n g u n t e r ä u ß e r e m D r u c k w i r d d e n k b a r , w e i l die vollständige E i n b i n d u n g des M e n s c h e n in d i e klösterliche O r d n u n g s e i n e n e i g e n e n W i l l e n z u m S c h w e i gen bringt. 82

S. o. S. 46.

Observanz und Reformpraxis

3. Die Einheit

des Ideals und der praktische

55

Zwiespalt

Die Streitfrage, die zwischen Dionysius dem Kartäuser und dem Benediktinerprior Martin von Senging zu verhandeln wäre, betrifft das Problem, ob für die beschriebene Wirkung des Gehorsams bereits eine aktuelle Zustimmung des menschlichen Willens notwendig ist oder nicht. Das monastische Ideal und insbesondere die Eigenart der klösterlichen Vollkommenheit sieht eine Unterscheidung zwischen dem äußeren Werk und der inneren Haltung des Menschen überhaupt nicht vor. Es geht dort gleichursprünglich um die Regeltreue im Herzen und im Tun. Mit der Einsicht in das Wesen des Mönchtums verbindet sich ebenso die innere Zustimmung wie die Anerkennung der organisatorischen Gegebenheiten, namentlich der Regel und der Autorität der Prälaten. Die aktive und die passive Seite des Mönchtums, die willentliche Beteiligung und die Beseitigung des Eigenwillens bilden keine schroffe Alternative, solange es nur um die Einsicht in das Wesen des Mönchtums geht und nicht um die Durchsetzung einer dieser Einsicht angemessenen Lebenspraxis. Das Observanzideal läßt beide Perspektiven zu und zeichnet ein ausgewogenes Verhältnis zwischen ihnen vor. Es bietet durchaus Grund für die Behauptung, daß echte Observanz nur in einem organisatorisch wohlgeordneten Kloster gedeihen kann. Es unterstützt aber auch die reformpraktische Gegenposition, die davon ausgeht, daß echte Observanz die willentliche Zustimmung des Individuums voraussetzt und deshalb nur durch einen Akt der Uberzeugung hervorgebracht werden kann, der durch Zwangsmaßnahmen behindert oder vereitelt würde. Dionysius hat das Gewicht bei seinem Vorschlag ganz auf die aktive Seite des Mönchtums verlagert. Wohl unter dem Einfluß platonisch-mystischer Gedanken betont er, daß das prineipium motionis ad bonum zuerst im inneren Menschen vorhanden sein müsse, um in einer schrittweisen Entwicklung auch die äußere Gestalt des Lebens zu erfassen. Die vollständige ordensspezifische Observanz ergibt sich dann von selbst aus der wachsenden inneren Neigung. Das geistliche Ziel des Mönchtums, die Caritas ist bei ihm der durchgehende Beweggrund der Reform, der - gleichsam automatisch auch die Wiederherstellung des Klosters als funktionierende Institution hervorbringt. Martin von Senging setzt ganz bei der äußeren Disziplinierung an und erwartet, daß aus ihr — gleichsam automatisch die willentliche Zustimmung zur Observanz erwächst. Die Vollkommenheit des christlichen Lebens, die vollkommene Caritas also, bleibt unbestritten auch bei ihm das letzte Ziel der R e form. Das reformerische Handeln aber orientiert sich nicht am Wesen, sondern an der Funktion des Mönchtums. Von ihrer Instandsetzung wird alles Weitere erwartet. Dies läßt sich bereits an der Motivation des Reformhandelns ablesen. Bevor Martin von Senging eigene Leitlinien für eine vom Konzil ausgehende Erneuerung der Benediktinerklöster vorschlägt, begründet er die unabweisbare N o t wendigkeit einer solchen R e f o r m :

56

Observanz

und Reform

in der ersten Hälfte

»Aus allem, was zuvor geschrieben in Anbetracht

einer solchen

auch dessen,

daß die Klöster,

des

ordentlich,

Jahrhunderts

wurde, ergibt sich, wie notwendig eine Reform

Verderbnis der Abte und der Untergebenen;

in

die von ihren Stiftern so festlich ausgestattet

diesem Zweck ausgestattet wurden, daß die Regelobservauz Gottesdienst

15.

wurden,

der mönchischen

nigen, die ein zeitliches

Almosen gespendet

Stellvertreter haben,

zu

daselbst befolgt werde und der

fromm uud feierlich begangen ¡verde, so daß die Seelen

Stifter durch die Gebete

ist,

Anbetracht

Heil erfahren mögen,

ein geistliches

empfangen

derselben daß

dieje-

mögen.

Das unmittelbare M o t i v für eine R e f o r m ist nicht ein bereits vorhandener Wille zur Erneuerung, der mit dem elementaren Streben zur V o l l k o m m e n h e i t der Liebe einhergeht. Es ist auch nicht die Erkenntnis des geistlichen Qualitätsverlusts im M ö n c h t u m , sondern es ist der Verlust der Form (dcforniatio),

die

Verderbnis der Personen, insbesondere der Amtsträger, die anhand von B e i spielen einleuchtend gemacht werden kann. Entscheidend ist, daß die dringende N o t w e n d i g k e i t des reformerischen Handelns sich nicht unmittelbar aus dem R e k u r s auf das geistliche Ziel des M ö n c h t u n i s ergibt, sondern von den personellen und organisatorischen R a h m e n b e d i n g u n g e n her konstatiert wird. W e n n das Konzil aus der Sicht Martins von Senging seine R e f o r m f o r d e r u n g nicht auf die Einhaltung der substantiellen Gelübde eingrenzen darf, so liegt darin gleichzeitig eine Beschränkung des reformerischen Anspruchs: das Konzil kann und soll nur vollständige R a h m e n b e d i n g u n g e n erzeugen, die das M ö n c h t u m dazu in Stand setzen, daß es sein eigentliches Ziel verwirklicht. Ein zweiter Grund für die Notwendigkeit der R e f o r m wird genannt: Es geht nicht allein um das eigene Seelenheil der M ö n c h e . Diese stehen vielmehr in der Verantwortung gegenüber den zumeist weltlichen Klostergründern, die durch ihre Finanz- und Sachmittel das Klosterleben überhaupt erst ermöglicht haben, im Gegenzug dann aber auch erwarten k ö n n e n , daß die Konvente den ihnen bei der Gründung zugedachten Aufgaben ordnungsgemäß n a c h k o m m e n . D e r Benediktiner nennt drei derartige Anforderungen: Z u m ersten die

observantia

regularis, hier sicher nicht in dem umfassenden und vertieften Sinne der observanten Verwesentlichung, sondern schlicht in dem Sinne, daß die Vorschriften der Ordensregel generell befolgt und nicht umgangen werden. Ein umfassendes Verständnis von Observanz würde auch den ordnungsgemäßen Gottesdienst in sich schließen, der hier aber gesondert an zweiter Stelle genannt wird. Drittens ist es das stellvertretende G e b e t , mit dem die M ö n c h e die Wohltaten ihrer Förderer vergelten sollen. D i e Verantwortlichkeit gegenüber Personen außerhalb des M ö n c h t u m s verleiht der institutionellen Instandsetzung der Klöster eindeutig den Vorrang g e -

s3

»Ex o m n i b u s praescriptis colligitur, q u a m necessaria esset r e f o r m a t i o , considerata tali d e -

f o r m a t i o n e // A b b a t u m et s u b d i t o r u m : c o n s i d e r a t o etiam, q u o d M o n a s t e r i a a Fundatoribus ita s o l e m n i t e r dotata, in h u n c f i n e m dotata sunt, ut observantia regularis inibì custodiatur, c u l t u s q u e divinus rite, d e v o t e et s o l e m n i t e r peragatur, ut ipsorum F u n d a t o r u m animae o r a t i o n i b u s S u p p o s i t o r u m (a) R e l i g i o n i s r e m e d i e n t u r , ut, qui e l e e m o s y n a m t e m p o r a l e m largiti sunt, spiritualem

reeipiant.« (PEZ V I I I , 5 2 0 / 5 2 1 ) .

Observanz und Refoniipraxis

57

genüber der geistlichen Erneuerung, denn das Interesse an einem formal intakten Klosterleben besteht in dieser B e z i e h u n g auch unabhängig davon, o b der einzelne M ö n c h das geistliche Ziel seines Standes erreicht. D i e beiden Wege der R e f o r m als Akt der B e k e h r u n g und als Vorgang herrschaftlicher Disziplinierung würden sich im Grunde g e n o m m e n exakt gegenseitig ergänzen. D i e Stärke der einen Konzeption ist die S c h w ä c h e der anderen. Diese bewerkstelligt, was j e n e als von selbst eintretende Folgeerscheinung erwarten muß. D i e H o f f n u n g ,

daß die innere E r n e u e r u n g auch die äußere

Observanz nach sich zieht, mag dabei auf A n h i e b einleuchtender erscheinen als die, daß erzwungene R e g e l t r e u e einen inneren U m s c h w u n g herbeiführt. Auch die Verfechter des Vorrangs der äußeren Disziplin w u ß t e n , daß Z w a n g eher Widerspruch als Begeisterung erzeugt, und warnten deshalb nicht selten die Prälaten vor übertriebener Härte gegenüber den U n t e r g e b e n e n . Allerdings läßt bereits der vorgeschlagene modus reformatidi des Kartäusers Dionysius erkennen, daß vollständige Observanz hier erst das Ergebnis eines längerfristigen und stets gefährdeten Prozesses sein kann. W e n n es aber ebensosehr um die W i e d e r h e r stellung der forma ordinis ging wie um den Eifer der R e l i g i ö s e n , wenn beispielsweise unter dem D r u c k weltlicher Obrigkeiten oder unter dem Erfolgszwang des Konzils reformiert wurde, so hatten die R e f o r m e r kaum die Geduld, zu warten, bis die Schwestern oder B r ü d e r sich aus eigenem Antrieb zur R e g e l treue b e q u e m t e n . E i n e R e f o r m , die auf Machtmittel setzte, war hingegen vor die schwierige Aufgabe gestellt, auch das Herz der unter die R e g e l G e z w u n genen zu gewinnen, wenn sie dauerhafte Erfolge verbuchen wollte. D i e Ideallösung einer Kombination beider W e g e wird durch den bestenfalls theoretisch überwindbaren Gegensatz zwischen Freiwilligkeit und Z w a n g zumindest erschwert. A u f den U m g a n g mit diesem Problem wird bei der Beschreibung weiterer R e f o r m k o n z e p t i o n e n besonderes Augenmerk zu legen sein.

Zweiter Teil

Observante Reformpraxis A: Andreas Proles und die Deutsche

Augustinerobservanz

I. Der Spannungsbogen der Kongregationsgeschichte' D e r W e g der Observantenkongregation der deutschen Augustinereremiten ist in seinem ersten Abschnitt eine Strecke des Scheiterns und der Stagnation. Ihr Begründer, Heinrich Zolter, hatte bereits während der dreißiger J a h r e des 15. Jahrhunderts im Dienste der Generale als Vikar für die E i n f ü h r u n g der Observanz in den deutschen Ordensprovinzen gewirkt. A m 5. N o v e m b e r 1 4 3 7 gewährte Papst E u g e n IV. die Bulle, welche die bleibende rechtliche Grundlage für den Zusammenschluß der Observanten unter e i n e m eigenen Vikar bilden sollte. Im Januar 1 4 3 8 präzisierte der Kardinallegat Julianus Caesarini die gegebenen Privilegien durch eine weitere, in Erfurt ausgestellte Bulle. D i e päpstliche Bestätigung brachte der U n i o n j e d o c h neben e i n e m sicheren Rechtsstatus gegenüber der Provinz auch die Gegnerschaft des Ordensgenerals ein. Dessen Widerstand führte zwar nicht zur Annullierung der apostolischen Privilegien, doch wurden sie in ihrer W i r k u n g weitgehend lahmgelegt. Zolters W i r k u n g s feld wurde durch einen gezielten Streich des Generals auf den K o n v e n t M a g deburg und das dortige Ordensstudium eingeschränkt. D e n damals zur U n i o n sich zählenden K o n v e n t e n - Magdeburg, H i m m e l p f o r t e n , Dresden, Waldheim und Königsberg in Franken — blieb zwar eine gewisse Sonderstellung erhalten. Sie wurde j e d o c h so begrenzt, daß eine Machtentfaltung oder Ausbreitung von Seiten dieser auctoritate apostolica e x e m t e n Observanten nicht zu befürchten war. D i e U n i o n lag brach. Ab 1 4 4 6 wird greifbar, daß die Provinz die Federführung bei der R e f o r m übernahm. D i e Provinzialkapitel und C o n v o c a t i o n e s ( = Zwischenkapitel o h n e Wahl des Provinzials) der folgenden z w ö l f Jahre sind geradezu beherrscht von diesem T h e m a . Ihre Beschlüsse richten sich a u f die E i n f ü h r u n g und den Erhalt der vita regularis in den Häusern zu Erfurt, Gotha, E s c h w e g e , Langensalza, S a n gerhausen, Nordhausen, Herford und W ü r z b u r g 2 . Für den Erfolg oder den

G a n z e n KUNZELMANN V , 3 9 7 - 5 2 3 ;

KOLDE, i n s b e s .

65-165.

1

Vgl. z u m

2

S. OVERMANN III, N r r . 2 0 8 , 2 1 8 - 2 2 0 , 2 2 5 , 2 2 9 , 2 3 0 , 2 3 2 , 2 3 6 ; ZUMKELLER, U r k u n d e n

N r . 3 2 8 u. N r . 3 3 2 .

I,

Der verehrte

59

Vikar

M i ß e r f o l g dieser B e m ü h u n g e n sind schwer eindeutige Anhaltspunkte zu g e winnen. Das Geschick der U n i o n wendet sich erst i m Jahre 1 4 5 9 mit dem Auftreten des Proles. D e r nämlich reiste zum Ordensgeneral nach R o m , u m die rechtliche Grundlage der Observantenvereinigung zu erneuern. D e r nur sehr kurz amtierende Alexander Oliva 3 zeigte sich für dieses Ansinnen m e h r als aufgeschlossen und erlaubte den f ü n f K o n v e n t e n , ein eigenes Kapitel einzuberufen und sich einen Vikar zu wählen 4 . Vermutlich im J a h r 1 4 6 1 3 fällt die Wahl erstmals auf Proles. N a c h einer sechsjährigen »Anlaufphase«'' (1461—1467), in der die U n i o n nochmals völlig auseinanderbrach und von Proles erneut gesammelt wurde, und dem ebenfalls sechsjährigen Vikanat des Nürnbergers S i m o n Lindner von L e i ßeneck (1467—1473), das zumindest nach außenhin nicht allzu ereignisreich war, beginnt dann mit der erneuten Wirksamkeit des Proles der kometenhafte Aufstieg der Kongregation. Im Jahre 1 4 7 3 , am Anfang seines zweiten Vikariats, trat Proles die Leitung über 5 R e f o r m k o n v e n t e an. N a c h 3 0 Jahren rastlosen Eiferns k o n n t e er seinem N a c h f o l g e r J o h a n n von Staupitz deren 27 übergeben. D i e Kongregation hat ihren Einflußbereich während seiner zweiten Amtszeit über mehrere Ordensprovinzen ausgedehnt und ist innerhalb wie außerhalb des Ordens zu einer anerkannten G r ö ß e geworden. Im J a h r 1 4 9 4 steht der N a m e ihres Vikars erstmals auf der Einladungsliste zu e i n e m Generalkapitel 7 . D e m kometenhaften Aufstieg der Kongregation folgte nach kurzem Glänzen ein eher meteorenartiger Fall. D i e E n t w i c k l u n g hatte mit dem Ende des Proles bereits annähernd ihren Z e n i t erreicht. D i e kurze Blütezeit am Anfang des 16. Jahrhunderts mündete schon bald in heftige U n r u h e n aus. Z u m offenen K o n flikt führte der Versuch des neuen Vikars J o h a n n von Staupitz, die K o n g r e g a tion mit der sächsischen Provinz unter observanter Führung zu vereinen. D e n raschen Zerfall der Kongregation und schließlich den Untergang auch der P r o vinz brachte das Auttreten Luthers, der gerade unter seinen observanten O r densbrüdern viele Anhänger fand.

II. Andreas Proles, der verehrte

Vikar

i. Das Lob eines Freundes J o h a n n e s von Paltz, einer der engsten Mitarbeiter des Augustinervikars b e i m R e f o r m w e r k , hat in sein Supplemcntum

Coelifodinac

( 1 5 0 4 ) verschiedentlich A b -

schnitte a u f g e n o m m e n , die er ausdrücklich dem Proles zuschreibt. M e h r f a c h

1

Vgl. GUTIÉRREZ 1 / 2 ,

4

C L M 8 4 2 3 , 4 5 7 ; s. KUNZELMANN V 4 0 8 m i t A n m .

29. 2039.

S. dazu KOLDE, 4 0 7 f. '' So SCHULZE, 87; allerdings läßt er unverständlicherweise das erste Vikariat des Proles nur zwei Jahre währen. Vgl. dagegen KOLDE, 9 8 / 1 0 2 und KUNZELMANN V, 4 0 9 . 5

7

V g l . KUNZELMANN V , 4 2 9 m i t A n m .

2146.

60

Andreas Proles und die Deutscht' Augustiiierobscmw~

nutzt er die Quellenangabe zu einer W ü r d i g u n g von Person und Werk seines jüngst verstorbenen Vorgesetzten. Paltz selbst war an der R e f o r m a r b e i t des Proles maßgeblich beteiligt". Stets waren es die verantwortungsvollen u n d heiklen Missionen, mit denen er betraut wurde. D o c h reichte sein Wirkungsfeld weit über die Klosterreform hinaus, o h n e allerdings den Kontakt zu ihr zu verlieren. Im Dienste der Kirche beteiligte er sich an der Ablaßkampagne des päpstlichen Legaten R a i m u n d Peraudi, der seinerseits sehr viel f ü r die Ausbreitung der Kongregation tat. Paltz war ein angesehener Universitätstheologe. In Erfurt soll er zeitenweise sogar »der f ü h rende K o p f in der theologischen Fakultät« (Kleineidam) 9 gewesen sein. Dabei richtete sich sein wissenschaftlicher Eifer nicht so sehr auf die E r ö r t e r u n g rein akademischer Probleme. Er w u ß t e sich in seiner Theologie vor allem der seelsorgerlichen Praxis verpflichtet. Die Ausrichtung theologischer Wissenschaft auf die Förderung der Volksfrömmigkeit durch Predigt u n d Seelsorge, wie sie bei Paltz in Erscheinung tritt, entspricht einerseits der im 15. Jahrhundert auf breiter E b e n e wirkenden Kritik des Pariser Kanzlers Johannes Gerson am selbstgenügsamen Lehrbetrieb der Scholastik seiner Tage u n d der im Z u g e dieser Kritik e r h o b e n e n Forderung nach einer Theologie, die Gelehrsamkeit mit ein e m f r o m m e n Leben verbindet u n d theoretische Erkenntnis auf praktische Frömmigkeit bezieht. Andererseits n i m m t Paltz mit seiner »Frömmigkeitstheologie« (Hamm) eine elementare Funktion seines Ordensstandes wahr. Die A u gustinereremiten waren wie die anderen Bettelorden in privilegierter Weise zur Volksseelsorge und z u m Predigtdienst berufen. Das Observanzideal rückte auch diesen Aspekt des Ordenslebens verstärkt ins Blickfeld. Es war ein Bestandteil der observantia regularis, den pastoralen Aufgaben getreulich n a c h z u k o m m e n . Die N a c h r u f e auf Proles im Supplementum Coelifodiuae stammen von einem M a n n , der d e m Werk u n d der Person des Augustinervikars tief verbunden war, der diesem an R a n g und Format nicht nachstand, dessen Horizont zwar durch das Ordensleben u n d die Klosterreform zentriert war, aber nicht auf diese festgelegt blieb, sondern sich in die Weite universitärer und kirchlicher Aufgaben ausspannte. D i e erste u n d ausführlichste literarische Gedenktafel, die Paltz d e m Proles errichtet, hebt nicht sogleich dessen B e d e u t u n g f ü r die Kongregation hervor, sondern würdigt zuvor die persönlichen Qualitäten des verstorbenen Vikars. Von den ihm zugesprochenen Vorzügen wird sich die im Folgenden versuchte A n n ä h e r u n g an die Persönlichkeit des Andreas Proles den W e g weisen lassen. »Dieses und ähnliches stammt von unserem ehrwürdigen Pater, dem Vikar Andreas Proles, Lektor der heiligen Theologie, von vielen als Doktor angesehen und bezeichnet wegen der Fülle seines Wissens, dem Glanz seiner Beredsamkeit und der Frömmigkeit seines Lebens.«w K

S. dazu

Hamm,

Frömmigkeitstheologie, 58-84.

'' Klf.ineidam II, 91. 111

»Ista et his similia r e v e r e n d u s p a t e r n o s t e r vicarius A n d r e a s Proles, sacrae t h e o l o g i a e lector.

Der verehrte

Vikar

61

Solches Lob zum Abschluß eines längeren Zitats klingt formelhaft. Tatsächlich taucht die Trias von f r o m m e m Leben, Eloquenz und Gelehrsamkeit an anderer Stelle nur leicht verändert wieder a u f " . Es mag ein erster Schritt zur Auflösung dieser Formeln sein, wenn sie mit den bekannten Daten aus dem Leben verknüpft werden, auf das sie sich würdigend beziehen 1 2 .

2. Die >Fitllc seines

Wissens
Fülle seines Wissensnatürliche< Gegnerschaft der Provinzialleitungen gegen ein ihrer Jurisdiktion entzogenes Observantenvikariat wird von Kolde nicht hinreichend unterschieden von einer grundsätzlichen Abneigung gegen die Observanz selbst. So kann er die von der Provinz ausgehenden Reformimpulse, wie sie sich in den Beschlüssen sächsischer Provinzialkapitel der Jahre 1446 bis 1458 dokumentieren 7 3 , lediglich als Abwehrmaßnahme gegen das »Umsichgreifen der Vikarianer« 7 4 ernstnehmen, obwohl doch die sächsische U n i o n gerade in den Jahren nach 1438 bis zum Auftreten des Proles alles andere tat als umsichzugreifen. B e i näherem Hinsehen stellt sich eher die Frage, ob eine Kongregation der privilegierten Konvente damals überhaupt existiert hat 7 3 . Kolde erwartet von den Vertretern der Provinz kaum echten R e f o r m e i f e r . N o c h weniger erwartet er von ihnen R e f o r m erfolge - und findet auch keine. Mehrfache Anläufe zu einer R e f o r m , mehrfache Bestätigungen derselben ebenso wie M a ß n a h m e n zu ihrer Sicherung gelten ihm allesamt nur als Indizien für ihre Fruchtlosigkeit 7 ''. Die üblichen Auseinandersetzungen zwischen reformwilligen und reformfeindlichen M ö n c h e n ,

72 Ebd. " S . o. S. 58 f. m. Anni. 2. 74

KOLDE,

75

Vgl. ZSCHOCH,

88.

76

KOLDE, 8 8 f; vgl. KUNZELMANN V ,

43. 405.

Die durch Kolde begründete Sicht und ihre

75

Problematik

das mitunter langwierige Tauziehen zwischen den Parteien, das trotz

rigorose-

ster Machtausübung auch der privilegierten Observanz nicht erspart blieb, w e r den hier zum Beweis für die generelle Unzulänglichkeit

der

provinzialen

Observanzbestrebungen 7 7 . N e b e n der häufigen W i e d e r h o l u n g der R e f o r m b e s t ä t i g u n g e n

bilden bei

Kolde und Kunzelmann zwei Schenkungsurkunden aus dem J a h r 1 4 5 6 das Hauptindiz für den Z w e i f e l am Effekt der provinzialen R e f o r m e n . D i e eine der S c h e n k u n g e n ist so angelegt, daß der gestiftete Betrag ( 1 2 0 Gulden) dem K l o ster Erfurt zugute k o m m e n soll, »sunderlich zeu bestetigunge der reformacien, die da angehaben ist und gehalden wirt in d e m vorgenannten closter«. 7 8 Falls die R e f o r m untergehen sollte und nicht innerhalb eines Jahres wieder hergestellt wäre, soll das Geld an den K o n v e n t E s c h w e g e gehen. Falls auch dort die R e form nicht gehalten wird, soll es Erfurter Spitälern zufließen. Kurz vorher hatte Eschwege unter ähnlichen Bedingungen 1 0 0 Gulden erhalten, die g e g e b e n e n falls für das Erfurter Kloster und schließlich für die Spitäler bestimmt waren 7 '. Zunächst ist festzustellen, daß beide U r k u n d e n den Bestand der R e f o r m in den betreffenden Häusern voraussetzen. D i e Pädagogik der durch die Provinzialleitung ausdrücklich akzeptierten S c h e n k u n g e n zielt auf die Förderung und den Erhalt der gegenwärtig vorfindlichen Observanz. In erster Linie geht es darum, deren Scheitern zu verhindern. W e n n das nicht möglich ist, soll der Verfall wenigstens schnell, das heißt innerhalb eines Jahres, überwunden werden. Vergünstigungen, die unter dem Vorbehalt der Observanz gewährt wurden, gab es auch im Bereich der sächsischen Kongregation. Kurfürst Philipp von der Pfalz (1478—1508) erließ den Heidelberger Augustinereremiten 1 4 7 8 einige Abgaben, solange sie in der »Observanz nach S. Augustins R e g e l , unter das Vikariat Sachsen gehörig« verblieben 8 ". Trotz der geringen Machtmittel, die den R e f o r m e r n der Provinz zu G e b o t e standen, scheint der Erfolg ihres Tuns nicht so gering gewesen zu sein, wie vor allem K o l d e dies darstellt. Es ist davon auszugehen, daß die K o n v e n t e Erfurt 8 1 , Eschwege 8 2 , Nordhausen 8 1 , W ü r z b u r g 8 4 , Osnabrück 8 "", Königsberg i. d. N e u 77

Vgl. KOLDE, 9 1 ;

KUNZELMANN V ,

405.

™ OVERMANN III, Nr. 230; nochmals Nr. 2 3 2 (gleicher Text, lediglich andere Namen bei den Konventsoffizialen; s. dazu KUNZELMANN V, 6 2 f und 4 0 5 mit Anm. 2033). 79

OVERMANN III, N r .

""LOSSEN,

229.

163.

Herzog Wilhelm schreibt in seinem B r i e f an den R a t zu Erfurt vom 9. Jan. 1476 (KOLDE, 422), Proles habe die Augustinerklöster in seinem Fürstentum »aufgenomen und zu gantzer R e f o r m a c i ó n bracht«. Das Kloster zu Erfurt habe er »umb merer bestenntlichkeit willen under die privilegien genomen«. Die Formulierung setzt die bestehende R e f o r m in Erfurt voraus. Aus dem B r i e f des Herzogs an den Provinzial J o h a n n Anherr vom 30. Dez. 1475 (ebd., 4 2 1 ) geht hervor, daß der Konvent Erfurt auf die Bitte Wilhelms hin dem sächsischen Vikariat freiwillig beigetreten ist. 1.2

Vgl. KUNZELMANN V ,

1.3

Vgl. ebd., 245. Vgl. ebd., 142. Vgl. ebd., 125.

1.4 85

180.

76

Andreas

Proles und die Deutsche

Atignstinerohserviiiiz

mark* 6 u n d H e r f o r d 8 7 durch sie f ü r die R e g e l t r e u e g e w o n n e n w u r d e n . W ä h r e n d die drei ersteren später zur privilegierten Observanz übergingen"", blieben die vier letzteren auf D a u e r im I J rovinzverband. R e f o r m i e r t e Häuser außerhalb der K o n g r e g a t i o n w a r e n auch Lippstadt, von d e m nicht b e k a n n t ist, w a n n genau es observant w u r d e " ' , u n d Schmalkalden, das 1481 d u r c h die Gräfin Margarete v o n H e n n e b e r g der E r n e u e r u n g u n t e r w o r f e n wurde'" 1 . Eindeutige M i ß e r f o l g e gab es n u r in G o t h a u n d in Langensalza, w o b e i zu beachten ist, daß auch Proles mit herzoglicher Hilfe in beiden K o n v e n t e n auf allergrößte Schwierigkeiten stieß. K u n z e l m a n n , der bei der Darstellung der Geschichte der einzelnen K o n v e n t e v o n j e n e n r e f o r m i e r t e n Häusern zu berichten w e i ß , die von den R e f o r m t r ä g e r n der P r o v i n z g e w o n n e n w u r d e n u n d auch weiterhin außerhalb der K o n g r e g a tion verblieben o d e r dieser erst einverleibt w u r d e n , n a c h d e m sie z u v o r lange Jahre observant gewesen w a r e n , revidiert d e n n o c h im Z u s a m m e n h a n g der Kongregationsgeschichte das pauschal negative Urteil Koldes ü b e r die p r o v i n ziale R e f o r m nicht, sondern er folgt der Darstellung, die den R e f o r m b e s t r e b u n g e n der Provinz n u r die R o l l e einer insgesamt erfolglosen A b w e h r m a ß n a h m e gegen die eigentlichen Träger des Observanzideals zugesteht. A u c h er spricht v o m »Umsichgreifen der Observanten«, d e m die sächsische Provinz dad u r c h e n t g e g e n z u t r e t e n suchte, daß sie »selbst die R e f o r m in die H a n d nahm«.'" Gerade diese F o r m u l i e r u n g m a c h t deutlich, daß auch er die Observanz p r i n zipiell in eins setzt mit der Z u g e h ö r i g k e i t zur Kongregation. Ein weiteres Beispiel f ü r die Gleichsetzung von O b s e r v a n z u n d Kongregation liegt vor, w e n n er das zeitweilige A b t r e t e n des >urobservanten< K o n v e n t s W a l d h e i m von den a p o stolischen Privilegien, das in B e f o l g u n g der durch J o h a n n Sartoris erwirkten Papstbulle geschah, k u r z e r h a n d als Abfall von der observanten Lebensweise wertet W i e auch i m m e r die Effektivität der provinzialen R e f o r m einzuschätzen sein mag, festzuhalten ist, daß bei Kolde u n d K u n z e l m a n n die Erfolglosigkeit der Provinz bereits aus einer Sicht heraus konstatiert wird, die n u r den A n h ä n g e r n der K o n g r e g a t i o n eigentliches Observanzstreben zugesteht. D a g e g e n wird der E r f o l g der privilegierten O b s e r v a n z k a u m problematisiert. Die Zähigkeit, mit der das Etikett des Erfolgs an der K o n g r e g a t i o n haftet, hängt mit d e m eigenen Maßstab z u s a m m e n , an d e m dieser Erfolg abgelesen wird. Als wesentlicher Beleg dient das zahlenmäßige A n w a c h s e n des Verbandes. D a b e i bleibt u n berücksichtigt, daß es sich u m eine extensive E n t w i c k l u n g handelt, die zwar auf verschiedene P r o v i n z e n ausgreifen k o n n t e , der es aber keineswegs gelang, auch "'•Vgl. ebd., 231. "7 Vgl. ebd., 198 f. "" Nordhausen allerdings erst sehr spät, nämlich im Jahr 1503; vgl. ebd., 246. ""Vgl. ebd., 192. '"'Vgl. ebd., 267. 1,1 Ebd., 403. 92 »Die Begeisterung für die Observanz ließ auch in Waldheim einmal nach.« (Ebd., 307).

Die durch Kolde begründete

Sicht twd ihre

Problematik

77

nur eine Provinz ganz zu erfassen. Einer reformerischen Zielsetzung, der es um die Förderung der Regeltreue im gesamten Ordensverband ging, wäre durch diesen Erfolg nicht gedient gewesen, zumal die Art, in der er durchgesetzt wurde, erbitterte Gegnerschaft unter den Ordensbrüdern hervorrief. Der erfolgreiche Gesamteindruck bleibt auch angesichts der Berichte über Rückfalle und Schwierigkeiten einzelner Kongregationskonvente ungebrochen bestehen' 1 . Die formale Eingliederung eines Konvents in die Kongregation ist das zählbare Ergebnis, an dem auch ein zeitweiliger Rückfall in das alte Wesen nichts mehr zu ändern vermag. Nicht der Bestand der R e f o r m , sondern der Bestand der Organisation ist entscheidend. Fällt hingegen ein Kloster der Provinz von der vita rcgiilaris ab, so ist dies ein Zeichen für die Vergeblichkeit des provinzialen Reformstrebens insgesamt.

b) Die

Haltung

der

Ordensgciicrale

Ein zweiter Faktor, der die Unabweisbarkeit der von Proles getroffenen Entscheidungen bedingt, ist das Verhalten der Ordensleitung. In einer Z w i schenbilanz zu Beginn der Wirksamkeit des Proles-Nachfolgers Johann von Staupitz versieht Kolde die Politik der Generale insgesamt mit dem Signum des Wankelmuts: »Das Interesse für oder gegen die deutsche Observanz hatte bei den Generalen bisher fortwährend geschwankt [. . .]«.94 Kolde sieht schon das Scheitern des ersten Vikars Heinrich Zolter unter anderem durch die »stets wechselnde Stimmung der Generale gegenüber der sächsischen Union«' 1 verursacht. Das Urteil über das Handeln der Ordensleitung ergeht bereits auf dem Boden der Uberzeugung, daß die Kongregation der einzig erfolgversprechende R e f o r m w e g sei. Die Generale sind unzuverlässig, weil sie dem Aufbau einer unabhängigen Observantenvereinigung keine konsequente Förderung angedeihen lassen. Die Möglichkeit, daß ihre widersprüchlich erscheinende Haltung einem durchaus zuverlässigen Reformwollen entspringt, das sich nur nicht mit den Zielen und Methoden der sächsischen Union deckt, k o m m t überhaupt nicht in den Blick. Es liegt in der Konsequenz dieser Perspektive, daß den Ordensgeneralen keine eigene Reformkonzeption zugestanden wird. Kolde zieht eine Linie der Kontinuität von der frühen organisierten R e f o r m b e w e g u n g zur privilegierten Observanz. Die päpstliche Bulle von 1437, welche zur bleibenden Grundlage der sächsischen Union wurde, erscheint als ein konsequenter Schritt auf dem Weg, den Heinrich Zolter bereits seit Beginn der Dreißigerjahre gegangen war. Dagegen vollzog der General Gerhard von Rimini, der Zolter bis zu diesem Zeitpunkt unterstützt hatte, im Sommer 1438 eine Kehrtwendung und distanzierte sich von dem sächsischen Vikariat, das er wenige

' " V g l . KOI.DE, 1 3 9 f; KUNZELMANN V , 3 1 2 . ''" KOLDE, 2 2 2 . V o l l s t ä n d i g e s Z i t a t o . S. 7 3 m i t A n m . 7 0 .

78

Andreas

Proles und die Deutsche

Augustiiierobseivanz

Jahre zuvor selbst ins Leben gerufen hatte. Die Anfänge der deutschen Augustinerreform, an denen die beiden Generale Augustinus Favaroni und Gerhard von Rimini maßgeblich beteiligt waren, werden so zur Vorgeschichte der sächsischen Kongregation. Die von den Ordensgeneralen eingerichteten und durch persönliche Nominierung besetzten Vikariate werden zur Vorstufe für die in eigener Regie kraft päpstlicher Privilegien gewählten Vikare der Observantenunion. Die Geschichte der R e f o r m wird in die Kongregationsgeschichte eingeholt. Das Vikariat gilt nicht als eine Option in der Reformpolitik der O r densgenerale, sondern es ist der eigentliche Träger der R e f o r m , gegenüber dem sich die Generale entweder fördernd oder ablehnend — oder eben schwankend — verhalten können. Es agiert der Vikar, während die Generale nur so oder so zu reagieren in der Lage sind. Ihre Anordnungen folgen nicht den Prinzipien einer eigenständigen Reformpolitik, sondern sie sind lediglich Reaktionen auf Vorgänge, die ihnen aus der Provinz mehr oder minder zuverlässig zugetragen werden. In den Jahren vor 1438 läßt sich jedoch ein kontinuierliches, ebenso auf die Erneuerung der Disziplin wie auf die Wahrung der Einheit bedachtes R e f o r m streben der Ordensoberen erkennen, dessen R a h m e n durch die päpstlichen Privilegien für das sächsische Vikariat gesprengt wurde. Wenn diese Sicht zutrifft, so ist im Zusammenschluß der sächsischen Union auf dem Rechtsgrund der Privilegien nicht die kongeniale Fortsetzung oder gar die Vollendung der frühen Reformansätze zu sehen, sondern der Bruch ihrer Prinzipien und insofern ihr Ende. Freilich kann erst eine Beschreibung der eigenständigen Reformkonzeption der Generale die Korrektur der Sichtweise Koldes wirklich einfordern. Der entsprechende Versuch soll im R a h m e n einer positiven Darstellung der unterscheidbaren R e f o r m w e g e unternommen werden. Für das an dieser Stelle intendierte Anmelden von Kritik mag es genügen, das Bild des Mannes zu überprüfen, dessen Amtswirken den unmittelbaren Hintergrund für die folgenreichen Entschlüsse des Proles bildet. Wilhelm Becchi von Florenz verkörpert in besonders ausgeprägter Weise die Rolle, die Kolde den Ordensgeneralen zugedacht hat. Nachdem Alexander Oliva 1459 die Privilegien der sächsischen Union erneuert hatte, kurz darauf aber zum Kardinal erhoben worden war, brachte das Generalat Becchis wieder den Schwenk zu einer unionsfeindlichen Haltung der Ordensleitung. Dieser nicht zu bestreitende Kurswechsel gegenüber dem unmittelbaren Vorgänger berechtigt kaum zu dem allgemeinen Urteil eines schwankenden Interesses der Generale an der deutschen Observanz. Lediglich das kurze Wirken des Alexander Oliva wich in bezug auf die deutschen Verhältnisse erheblich von der reformpolitischen Linie der Ordensoberen des 15. Jahrhunderts ab, in die sich die Amtsführung Wilhelm Becchis nahtlos einfügen läßt. Becchi ist bei Kolde nicht nur ein vorzüglicher Exponent des Stimmungswechsels in der Ordensleitung, er läßt auch überdeutlich die Position des G e nerals im Gegenüber zur R e f o r m und ihren eigentlichen Trägern erkennbar

Die durch Kolde begründete Sicht und ihre

79

Problematik

werden. In seinen M a ß n a h m e n scheint sich gar die R o l l e des Außenstehenden zu der eines völlig Danebenliegenden zu steigern. Kolde ist von Anfang an bestrebt, den Mangel an Information und die Wirrnis der Anordnungen des Florentiners herauszustellen: D e r bayerische K o n v e n t N ü r n b e r g war 1 4 6 4 der sächsischen Kongregation beigetreten. B e c c h i reagierte 1 4 6 6 darauf mit einem zweifellos ungewöhnlichen Schritt. Er entzog d e m sächsisch-thüringischen P r o vinzial den reformierten K o n v e n t W ü r z b u r g und unterstellte ihn dem bayerischen Provinzial Johannes Ludowici, so lange bis dieser wieder in seine R e c h t e über das Nürnberger Kloster eingesetzt sein würde. D i e Aktion hatte ein längeres Nachspiel. Sie entwickelte sich zu e i n e m Streit zwischen den beiden Provinzen, der schließlich v o m Generalkapitel zu B o l o g n a 1 4 7 0 im Sinne des ursprünglichen Zustandes entschieden wurde. Kolde meint, der »augenscheinlich w e n i g unterrichtete Ordensobere« 9 6 habe den sächsischen Provinzial mit dem Vikar der reformierten K o n v e n t e für identisch gehalten und deshalb zu j e n e r völlig verfehlten M a ß n a h m e gegriffen 9 7 . Das j e d o c h war mit Sicherheit nicht der Fall. D i e Anweisung an den W ü r z burger K o n v e n t , sich bis auf weiteres dem bayerischen Provinzial zu unterstellen, ist im Wortlaut erhalten 9 8 . D o r t wird sehr wohl unterschieden zwischen Andreas Proles, der zu U n r e c h t den N ü r n b e r g e r K o n v e n t besetzt habe, und dem sächsischen Provinzial, der den Unruhestifter nicht eingekerkert habe, o b wohl ihm dies v o m römischen Ordensprotektor geboten worden sei. Es ist ebenfalls irreführend, zu sagen, das W ü r z b u r g e r Kloster sei der bayerischen Provinz inkorporiert worden 9 9 , denn es verblieb seinen finanziellen Verpflichtungen nach im ursprünglichen Verband und wurde lediglich der Person des bayerischen Provinzials J o h a n n e s Ludowici unterstellt, »etiam provinciali«""'.

eo non

existente

D i e Würzburger Augustiner wurden d e m bayerischen Vikariat

eingeordnet, nicht der P r o v i n z " " . D i e M a ß n a h m e W i l h e l m Becchis zielte darauf ab, den sächsisch-thüringischen Provinzial, es war Heinrich M o d e g e , zum entschlossenen Handeln gegen Proles zu bewegen und N ü r n b e r g wieder aus der U n i o n herauszulösen. W e n n letzteres nicht gelang, so lag das daran, daß in N ü r n b e r g mit dem Stadtrat, dem B i s c h o f von B a m b e r g und einer päpstlichen Bulle Kräfte a u f d e m Plan waren, '"'KOLDE, 1,7

102.

Ebd. 103.

™ ZUMKELLER, U r k u n d e n I, 2 9 6 f. So

KOLDE,

103.

'"" ZUMKELLER, U r k u n d e n I, 2 9 6 .

" " »Quem [sc. J o h a n n e m Ludowici; Verf.] e d a m sic, ut premittitur, nomine provincie sue vobis in vicarium vestrum prefieimus, volentes et mandantes sub pena privacionis, quod provincialis provincie Saxonie in vos aut conventum vestrum [sc. Herbipolensem; Verf.] nullam habeat auetoritatem, donec et quousque idem provincialis sic, ut premittitur, vel vicarius n o mine provincie sue pleno iure conventus (Gen.!) Norimbergensis restitutus, salvis solum collectis et studiorum oneribus eidem provinciali ac p r o / / v i n c i e per vos debitis. In omnibus vero et quibuscumque officiorum ac conventus dispositione eidem vestro vicario, etiam eo non existente provinciali plenam et soll facietis obedientiam [. . .]« (Ebd., 2 9 6 f . ) .

80

Andreas

Proles und die Deutsche

Augustiiterobsavan:

gegen die auch ein Ordensgeneral nichts ausrichten konnte, geschweige denn ein Provinzial, und sei er n o c h so entschlossen. D i e gegen Proles persönlich gerichtete Spitze der Aktion k ö n n t e immerhin gestochen haben. Es ist doch seltsam, daß für Proles 1 4 6 7 nach eigenen Angaben ganz selbstverständlich die Z e i t kam, sein A m t aufzugeben" 1 2 , und daß ein anderer an seiner Stelle gewählt wurde, was ihm später dreißig J a h r e lang — das sind zehn Amtsperioden — nicht m e h r passieren sollte 1 " 3 . Kolde steigert die Desinformation W i l h e l m Becchis bis zum Selbstwiderspruch, um daraus die Folgerung zu ziehen, daß in aller Verwirrung »die kleine sächsische U n i o n , an die sich die besseren E l e m e n t e anschlössen, das einzig Constante war«." 1 4 E r sagt über ihn: »Der General verfügte ziemlich principlos o h n e K e n n t n i ß der Verhältnisse«." 1 "' D i e betreffenden A n o r d n u n g e n , die sich ohnehin a u f die bayerische und nicht auf die sächsische Provinz beziehen, sind j e d o c h in sich stimmig und haben nur durch den Abschreibfehler eines K o p i sten den Anschein der Widersprüchlichkeit auf sich gezogen""'. A m 13. N o v e m b e r 1 4 6 6 bestätigt W i l h e l m B e c c h i die R e f o r m des R e g e n s burger Konvents 1 " 7 . E r fügt die allgemeine Anweisung hinzu, daß wenn der (selbstverständlich bayerische) " w Provinzial nicht aus e i n e m reformierten K o n vent gewählt würde, was augenscheinlich zur Zerstörung der Observanz wirke, die B r ü d e r der reformierten K o n v e n t e sich einen gemeinsamen Vikar aus ihren R e i h e n wählen dürfen, dessen K o m p e t e n z e n auf die Belange der vita regularis eingeschränkt sind" 1 '. D e r derzeit amtierende Provinzial J o h a n n e s

Ludowici,

der v o m Generalkapitel mit dem Visitationsrecht für die e x e m t e n

Konvente

ausgestattet war, ließ für die A n w e n d u n g dieser R e g e l u n g keinerlei Spielraum. Am selben Tag gab W i l h e l m B e c c h i ein weiteres Schreiben heraus, in dem er zunächst alle durch ihn und andere bestellten Vikare in der bayerischen Provinz abberief und ihre Autorität auf den Provinzial ü b e r t r u g " " . Diese M a ß n a h m e 1112

»[. . .] o n d e in deß kam dy czeyt myn amacht u f f zu gebin, das ich d e n n e tad [. . .|« ( B r i e f

des Proles an H e r z o g W i l h e l m v o m 10. April 1 4 7 5 , KOI.DE, 4 1 8 . ) 1111

Dazu ausführlicher u. S. 121 f.

" I 4 S. o. S. 7 3 mit A n m . 6 8 . KOLDH,

103.

""' C l m 8 4 2 3 liest »volumus« statt dem im römischen Originalregister vorfindlichen »nolumus« (vgl. GUTIÉRREZ 1117

108).

Registereintrag v o m 13. N o v . 1 4 6 6 : »Concessimus Priori et fratribus C o n v e n t u s R a t i s -

ponens. Prov. Bavariae c o n f i r m a c i o n e m et ratificacionem reformationis conventus: volentes et mandantes ut perpetuo ibi regularis vita et observantia teneatur.« ( C l m 8 4 2 3 , 3 2 2 ; z. T . zit. bei KUNZELMANN V , 4 1 3 / A n m . 2 0 6 2 ) . "'* Für K u n z e l m a n n ist dies anscheinend fraglich (vgl. ebd., 4 1 3 ) . " H »Addentes, q u o d si P. Provincialis fuerit electus de C o n v e n t i b u s n o n reformatis

quod

evidenter ad destruetionem observantiae laboraret, volumus ut fratres de conventibus reformatis possint eligere u n u m vicarium de reformatis, qui authoritate nostra ipsos regere valeat in vita regulan.« ( C l m 8 4 2 3 , 3 2 2 ) . 110

»Primo revoeavimus o m n e s vicarios nostros vel per alios in Provincia Bavariae factos cuius-

c u n q u e C o n v e n t u s fuerint r e p o n i m u s q u e illorum authoritatem in Provincialem illius.« (Ebd.).

Provinciae

Die durch Kolde begründete

Sicht und ihre

81

Problematik

f ü h r t k o n s e q u e n t f o r t , w a s b e r e i t s 1 4 6 5 v o m G e n e r a l k a p i t e l zu P a m i e r s aus b e g o n n e n w u r d e . D e m bayerischen Provinzial J o h a n n e s Ludowici w u r d e schon d a m a l s d i e A u t o r i t ä t des G e n e r a l s ü b e r t r a g e n , das h e i ß t k o n k r e t das V i s i t a t i o n s r e c h t f ü r d i e e x e m t e n K l ö s t e r d e r P r o v i n z . E r sollte o f f e n s i c h t l i c h in P e r s o n a l u n i o n m i t d e m P r o v i n z i a l a t z u m a l l e i n i g e n G e n e r a l v i k a r f ü r d i e O b s e r v a n z in B a y e r n a u f g e b a u t w e r d e n 1 1 1 . D a n a c h b e t o n t d e r G e n e r a l , d a ß e r nicht will, d a ß in e i n e m r e f o r m i e r t e n K o n v e n t i r g e n d j e m a n d a u ß e r d e m P r o v i n z i a l als V i k a r o d e r P r o v i n z i a l a n e r k a n n t w e r d e ' 1 2 . S c h l i e ß l i c h e r k e n n t d e r G e n e r a l das V o r g e h e n des b a y e r i s c h e n P r o v i n z i a l s g e g e n d i e N ü r n b e r g e r fratres rcbclles (die z u r s ä c h s i s c h e n U n i o n ü b e r g e g a n g e n w a r e n ) an u n d erteilt i h m

beziehungsweise

d e m g e g e b e n e n f a l l s zu w ä h l e n d e n b a y e r i s c h e n O b s e r v a n t e n v i k a r d i e E r l a u b n i s , B r ü d e r aus d e n v o n Proles u s u r p i e r t e n K l ö s t e r n S a c h s e n s u n d B a y e r n s a u f z u nehmen1". G e r a d e in d e r l e t z t e r e n V e r f ü g u n g sieht K o l d e e i n e n g r o ß e n W i d e r s p r u c h , w e i l B e c c h i einerseits d i e O b s e r v a n z b e s t r e b u n g e n d e m A u f b a u d e r sächsischen K o n g r e g a t i o n

fördert, andererseits

massiv e n t g e g e n w i r k t 1 1 4 .

aber

Beides

w i d e r s p r i c h t sich n u r d a n n , w e n n m a n O b s e r v a n z u n d K o n g r e g a t i o n f ü r e i n u n d d i e s e l b e S a c h e hält b e z i e h u n g s w e i s e w e n n m a n d i e B i l d u n g e i n e r K o n g r e g a t i o n in d e r A r t , w i e P r o l e s sie b e t r i e b , f ü r e i n e n o t w e n d i g e

Konsequenz

des O b s e r v a n z g e d a n k e n s a n s i e h t . N a c h K u n z e l m a n n w a r d i e A n o r d n u n g »genau entgegengesetzt den Privilegien, die Andreas Proles f ü r die K o n g r e g a t i o n e r l a n g t hatte«. 11:> M i t S i c h e r h e i t w a r sie das. D o c h b e t r a c h t e t e d e r G e n e r a l zu d i e s e m Z e i t p u n k t d e n P r o l e s k e i n e s w e g s m e h r als r e c h t m ä ß i g e n V i k a r d e r p r i v i l e g i e r t e n sächsischen K o n v e n t e , s o n d e r n als r e c h t l o s e n U s u r p a t o r . D a s e i n h e i t l i c h e P r i n z i p h i n t e r d i e s e n V e r f ü g u n g e n , das K o l d e v e r m i ß t weise

nur

im

blanken

Vernichtungswillen

gegen

beziehungs-

d i e sächsische

Union

zu

e r k e n n e n v e r m a g 1 " ' , ist d e r W i l l e , d i e O b s e r v a n z zu f ö r d e r n , die P r o v i n z i a l v e r f a s s u n g d a m i t a b e r so w e n i g als m ö g l i c h a n z u t a s t e n . D e r G e n e r a l 111

unter-

G e r a d e d i e s e P e r s o n a l u n i o n m a c h t e es v e r m u t l i c h n ö t i g , i h m d i e E r l a u b n i s zu e r t e i l e n , v o n

e i n i g e n A n o r d n u n g e n des g e n a n n t e n G e n e r a l k a p i t e l s b e t r e f f s d e s V e r h ä l t n i s s e s z w i s c h e n

Re-

f o r m i e r t e n u n d N i c h t r e f o r m i e r t e n zu d i s p e n s i e r e n , da diese B e s c h l ü s s e v o n e i n e r d u r c h g e h e n den personellen T r e n n u n g beider Parteien ausgingen: »Insuper c o n c e d i m u s ut

Provincialis

s u p e r d i s p o s i t i o n e s d e r e f o r m a t i s et n o n r e f o r m a t i s in C a p i t u l o G e n e r a l i A p a g m i i s c e l e b r a t o editas d i s p e n s a r e possit. S i m i l i t e r d e b a l n e i s et e q u i t a t u r i s f r a t r u m . « ( E b d . ) D e n b e i d e n l e t z t e r e n Dispenserlaubnissen wird k a u m grundsätzliche B e d e u t u n g z u k o m m e n . 112

» N o l u m u s | H i e r liest C l m 8 4 2 3 f ä l s c h l i c h »Volumus«; V e r f . | e t i a m q u o d aliquis p r a e t e r

Provincialem

in a l i q u o c o n v e n t o d e r e f o r m a t i s p r o v i c a r i o vel p r o P r o v i n c i a l i

habeatur.«

(Ebd.). » I t e m a p p r o b a m u s r e q u i s i t i o n e m et d e n u n c i a t i o n e m P r o v i n c i a l i s f a c t a m c o n t r a P n o r e m e t f r a t r e s r e b e l i e s C o n v e n t u s N u r e n b e r g e n s i s e t ipsos incidisse in e a s d e m c e n s u r a s

declaramus

v o l e n t e s , q u o d P r o v i n c i a l i s , q u i est vel p r o t e m p o r e e n t vel e l e c t u s v i c a n u s u t s u p r a d i x i m u s possit s i n g u l o s f r a t r e s v e n i e n t i b u s (sie!) d e C o n v e n t i b u s , q u o s i d e m f r . A n d r e a s P r o l e s P r o v i n ciae S a x o m a e e t B a v a r i a e u s u r p a v i t , possit e t v a l e a t r e e i p e r e et c o n v e n t u a l i t e r r e t i n e r e . « ( E b d . ) . 114

Vgl.

KOLDE,

1 0 3 f.

KUNZELMANN V,

' " ' V g l . o . S. 7 3 .

413.

82

Andreas Proles und die Deutsche Aitgustinerobseivanz

nimmt den Versuch, die vita regularis in der bayerischen Provinz zu stärken und die dortigen Observanzbestrebungen weitgehend in die Provinzialstruktur einzubinden, sie aber, w o nötig, durch einen neu zu wählenden Vikar abzusichern. D i e privilegierte Observanz soll dagegen geschwächt, ihr Einbruch nach Bayern möglichst abgewehrt werden. W i l h e l m B e c c h i war ein beständiger Förderer der Observanz im Sinne der vita regularis. Aber er war ein entschiedener Gegner des Proles und seiner M e thoden. Beide Teile dieser Charakteristik lassen sich ebenso auf seine Amtsnachfolger ausdehnen" 7 . Koldes Wort v o m schwankenden Interesse der Generale an der deutschen Observanz verzerrt den tatsächlichen Sachverhalt auch dann, wenn man annimmt, daß mit der deutschen Observanz (bezeichnenderweise) ausschließlich die deutsche Kongregation des Proles gemeint ist. Es gab seitens der Ordensoberen nur heftigere oder moderatere, machtvollere oder hilflosere Gegnerschaft gegen eine außerhalb der Ordenshierarchie sich begründende Sondergemeinschaft, die obendrein mit weltlicher Hilfe um sich fraß und den Provinzen ihre besten Kräfte entzog. Auch die am Ende des Jahrhunderts erfolgte Anerkennung der Kongregation des Proles geschah mit dem Interesse, sie im gleichen Zuge wieder fest in die Ordensverfassung einzubinden und ihr damit den Stachel zu n e h m e n " 8 . Angesichts der dauerhaften und wirkungsvollen Förderung, die Ordensgenerale wie Wilhelm B e c c h i und sein direkter Nachfolger Jacobus von Aquila beispielsweise den Observanten der bayerischen Provinz angedeihen ließen, ist kaum an Koldes Sicht festzuhalten, der gemäß eine erfolgreiche R e f o r m nur durch den Aufbau einer exemten Vereinigung im K a m p f mit den Ordensoberen möglich war. Proles gab sich dem Landesherrn als Werkzeug in die Hand. Die Alternative wäre gewesen, sich in das reformerische Handeln der Ordensoberen einzufügen. Aber diese Alternative k o m m t gar nicht in den Blick, wenn man wie Kolde das Tun der Generale auf dem Boden der anderen, erst durch die Privilegien erzeugten Alternative zwischen Förderung und Bekämpfung der Kongregation bewertet und so zu dem Urteil gelangt, daß die Genannten keine verläßlichen Partner für die R e f o r m seien.

c) Das Vikariat Simon Lindners von

Leißeneck

D e r dritte Faktor, der nicht nur den von Proles eingeschlagenen Weg, sondern auch seine Person in den R a n g des Unabdingbaren erhebt, ist das schwache Bild, das Kolde von der Wirksamkeit des >Zwischenvikars< Simon Lindner von Leißeneck entwirft: Er »ließ um des lieben Friedens willen die Dinge ihren Lauf g e h e n « . " 9 Kunzelmann läßt durchblicken, woher diese Aussage stammt. In direkter Aufnahme einer Formulierung des Proles folgt er Koldes Urteil über " 7 Vgl. Gutierroz 1/2, 108. ""Vgl. Schulze, 167f. ""Kolde, 102.

Die

durch

Kolde

begründete

Sicht

und

ihre

Problematik

83

Lindner: »Er ließ >vm fredis wil< manches laufen. Proles bezieht sich in seinem Brief an Herzog Wilhelm auf den konkreten Fall des Klosters Königsberg in Franken, auf das Lindner »mit synen prioribus vm fredis wil«120 Verzicht tat, anstatt es mit Rechtsmitteln in die U n i o n zuriiekzuzwingen. Es ist richtig, daß die Union unter Lindners Regiment nicht expandierte. Lediglich der Konvent Kulmbach kam hinzu' 2 1 . Es ist auch richtig, daß der Nürnberger friedliches Einvernehmen mit der Provinz suchte und fand. Übrigens tat er das nicht im Alleingang, sondern er handelte in Ubereinstimmung mit der damaligen Führungsschicht der Observantenunion. Bei der Herstellung friedlichen Einvernehmens mit der Provinz durch den Verzicht auf den Konvent im fränkischen Königsberg am 11. September 1467 waren die »priore der convente de observantia privilegiata« geschlossen anwesend 122 . Die Formulierung des Proles, ». . . der noch myr gekoren (= gewählt) wart mit synen prioribus vm fredis wil vorczeich sich (= verzichtete auf) sulcher gerechtikit, dy wyr vff dy czeyt hatten in der craft ich dy ander closter wedir erart (= erworben) hatte [. . .]«123 läßt darauf schließen, daß Lindner der führende Kopf einer Gruppe innerhalb der privilegierten Observanz war, die ein anderes, weniger aggressives Selbstverständnis der Union vertrat als Proles und die Seinen. Es entbehrt jeder Grundlage, wenn Kolde von Lindner behauptet: »Er war kaum im Stande, dieselbe [sc. Union; Verf.] zusammenzuhalten, der fortwährende Kampf mit den Conventualen und den Ordensvorgesetzten, ohne den es nicht möglich war, widerstrebte seiner Natur.«' 2 4 Uber den persönlichen »Charakter« 1 ^ und die »Natur« 12 '' Lindners läßt sich aufgrund der wenigen bekannten Fakten seines Amtswirkens kaum etwas sagen. Die Belege für die Unsicherheit und die Verwirrung während seines Vikariats, die von Kolde und Kunzelmann beigebracht werden, fallen entweder noch in die Amtszeit des Proles oder sie betreffen Sachverhalte, die mit Lindner und der sächsischen Union unmittelbar nichts zu tun haben 1 - '. In den Jahren zwischen 1467 und 1473 ist zwar kaum eine Ausweitung des Verbandes zu verzeichnen, aber seine bis dahin stets gegenwärtige existentielle Bedrohung wird abgebaut, und es wird ein Klima geschaffen, das ein gedeihliches Miteinander aller R e f o r m k r ä f t e erlaubt. Mit der Bestätigung durch den Augsburger Bischof und Kardinallegaten Petrus von Schaumberg vom 25. Juli 1467 erhält die Union ihre endgültige und n u n m e h r unanfechtbare Rechtsgrundlage, die auch den eigentlichen Anfangspunkt für ihren Ausbau zur Kongregation bildet 128 . Im September desselben Jahres erfolgt 1211

Brief des Proles an H e r z o g Wilhelm v o m 10. April 1475, KOLDE, 418.

121

Vgl. KUNZELMANN V ,

418.

122

Regest vollständig zitiert bei KUNZELMANN V, 4 1 2 / A n m . 2059. '- 1 Brief des Proles an H e r z o g Wilhelm vom 10. April 1475, KOLDE, 418. 124 Ebd., 102. I2A

KUNZEL.MANN V ,

12,1

KOLDE,

127

Vgl. KUNZELMANN V , 4 1 3 - 4 1 5 ; KOLDE,

,2X

In einem Bericht an H e r z o g Wilhelm verlegt Proles diesen Vorgang sogar in die Zeit nach

412.

102. 103-105.

84

Andreas

Proles und die Deutsche

Aiigustincrobseivati:

der erwähnte Ausgleich mit der Provinz, unter deren Vertretern sich bekannte N a m e n aus der R e f o r m b e w e g u n g finden, wie J o h a n n e s von Dorsten, derzeit Provinzial und Generalvikar, Heinrich Ludowici, der 1452—1455 und

1458-

1461 Provinzial war, Johannes Preen, der 1 4 5 9 v o m General zum Vikar der neukonstituierten sächsischen U n i o n bestellt wurde und vermutlich 1 4 6 0 vor Andreas Proles als Erster regelrecht in dieses A m t gewählt wurde. Im N o v e m ber 1 4 6 7 gibt auch der General ein Signal der Verständigung und bestätigt die brüderliche Vereinigung zwischen den Brüdern j e n e r vier K o n v e n t e und anderen reformierten Brüdern der sächsischen Provinz. M a g es auch etwas rätselhaft sein, was der General mit seiner Formulierung genau gemeint hat' 2 '', so kann doch in j e d e m Falle gesagt werden, daß W i l h e l m B e c c h i hier seine bisherige A b l e h n u n g der U n i o n zurücknimmt. S i m o n Lindner war durchaus fähig, die Vereinigung zusammenzuhalten. Tatsächlich war unter seinem R e g i m e n t ihr Bestand erstmals wirklich gesichert 1 3 ". U n d zwar erreichte er dies nicht im K a m p f mit den Ordensvorgesetzten, sondern durch einen Kurs der Verständigung. Koldes M e i n u n g , daß der f o r t w ä h rende K a m p f mit den Conventualen und den Ordensvorgesetzten< für die E r haltung der U n i o n unabwendbar gewesen sei und mithin Lindner, weil er diesen K a m p f vermied, das Amt des Vikars weniger fähig ausgeübt habe, macht offenbar, daß K o l d e den von Proles eingeschlagenen W e g bereits zum Maßstab für die Beurteilung der Wirksamkeit des Nürnbergers n i m m t . Das E i n v e r n e h men mit den R e f o r m g e s i n n t e n der Provinz und das geringe Wachstum der U n i o n sind nur dann Indizien für eine mangelhafte Amtsführung des Vikars, w e n n ausschließlich die Ausdehnung der U n i o n als Ziel seines W i r k e n s anerkannt wird. Dann freilich ist der Verzicht auf Königsberg ein zu h o h e r Preis für den Frieden mit der Provinz. Daraut verweist der mißbilligende Bericht des Proles, der dem Urteil Koldes über Lindner zugrundeliegt. U n t e r dem G e sichtspunkt der R e f o r m selbst und ihrer Förderung scheint es dagegen vernünftig, ein Kloster, das der U n i o n ohnehin widerstrebt, preiszugeben, um dafür die Einigkeit aller R e f o r m k r ä f t e in der Provinz zu gewinnen.

3. Der Ansatz zu einer Neubewertung D i e Sicht T h e o d o r Koldes unterliegt einer Zirkelstruktur. Das Gesamtbild der erfolgreichen Persönlichkeit des Andreas Proles läßt den von ihm faktisch Lindners Verzicht auf Königsberg: »[. .

lj etzliche j o r n o c h der vortracht mit der provincien is

eyne ander bulle gegebin, der C o p i e n ich o c h sende v. fürstlichen g., in der craft wyr dy closter vo v. g. entphangen haben [. . ,|« ( B r i e f des Proles an H e r z o g W i l h e l m v o m 10. April 1 4 7 5 , KOLDE, 4 1 7 ) . D a m i t ist klargestellt, daß nicht m e h r Proles, sondern erst Lindner die B u l l e v o m Juli 1 4 6 7 erlangt hat. ,2

' ' V g l . KUNZELMANN V , 4 1 4 , mit B e z u g a u f KOLDE, 104; ein eigener Deutungsversuch s.u.

S. 1 2 2 f. 110

Freilich ausschließlich Königsbergs in Franken, das aber auch von Proles erst 1 4 9 0 in die

K o n g r e g a t i o n gezwungen w e r d e n k o n n t e (vgl. KUNZELMANN V , 2 8 6 ) .

Die durch Koldc begründete Sicht und ihre

85

Problematik

beschnttenen W e g der R e f o r m als die einzig erfolgversprechende Möglichkeit erscheinen. In diesem Horizont vollzieht sich dann die B e w e r t u n g der anderen Reformansätze und R e f o r m k r ä f t e im O r d e n , deren entsprechend

negatives

Ergebnis wiederum den Anfang der Kette stabilisiert. Ein erster Schritt gegen die Kreisrichtung war die Kritik der für Koldes Argumentation zentralen W e r tungen. Dabei hat sich gezeigt, daß die Haltung der Ordensgenerale nicht nach deren eigenen Intentionen, sondern nach ihrem Verhältnis zur Kongregation beurteilt wurde. Simon Lindner verfällt dem Verdikt der S c h w ä c h e im Amt, weil er nicht wie Proles die Ausbreitung der Kongregation mit allen Mitteln vorangetrieben hat. Im Z u s a m m e n h a n g der provinzialen R e f o r m kam ein ähnlicher Sachverhalt zutage: Das M a ß der Erfolge des Proles ist der Aufbau der Kongregation, die Provinz aber wird am Gelingen und am Bestand der R e f o r m im einzelnen Kloster gemessen, der aufgrund der Quelleillage ohnehin

nur

selten unzweifelhaft konstatierbar ist. D i e Tatsache, daß sich die privilegierte Observanz

gegenüber

anderen

Reformansätzen

durchgesetzt

hat,

bedeutet

nicht, daß sie deshalb das Anliegen der R e f o r m besser verwirklicht hätte als j e n e . Ebensogut ließe sich behaupten, daß durch das Ausscheren einer exemten Kongregation aus dem Provinzverband die wirkliche Erneuerung der ganzen Ordensgemeinschaft verhindert wurde. D i e R e f o r m selbst ist das gemeinsame Anliegen, das von den verschiedenen R e f o r m w e g e n auf j e eigene Weise verfolgt wird. Sie ist deshalb auch der B o d e n , auf dem die unterschiedlichen A n sätze allein verglichen werden k ö n n e n . Z u r Vorbereitung der Frage nach dem Observanzverständnis, das der reformerischen Praxis des Proles zugrundeliegt, ist es notwendig, diese Praxis möglichst genau zu beschreiben und ihre C h a rakteristika von denen anderer W e g e der R e f o r m zu unterscheiden. D i e A u f merksamkeit hat sich dabei nicht allein und nicht in erster Linie auf Erfolg oder M i ß e r f o l g zu richten, sondern auf die Eigenart des jeweils vorliegenden rcforniiwdi,

modus

auf seine reformerische Zielsetzung, auf die Konstellation der betei-

ligten R e f o r m k r ä f t e , auf die vorgesehenen Machtmittel und auf die Legitimation des R e f o r m h a n d e l n s .

B: Wege der Reform Im Z u s a m m e n h a n g der deutschen Augustinerreform sind bislang drei R e formansätze unterscheidbar geworden. An erster Stelle ist die R e f o r m t ä t i g k e i t der Ordensgenerale zu nennen, deren zeitliche Eckpunkte zunächst durch die beiden großen Konzile von Konstanz und Basel markiert werden. Das in K o n stanz erreichte E n d e der Kirchenspaltung und die im Anschluß daran vollzogene Wiedervereinigung der Augustinereremiten auf dem Generalkapitel von Asti im J a h r 1 4 1 9 sowie die von Konstanz ausgehenden R e f o r m i m p u l s e waren die Ausgangsbasis für die ersten Versuche des Generals Augustinus Favaroni, die Observanz in Deutschland systematisch zu fördern. Sein N a c h f o l g e r Gerhard von R i m i n i trieb das b e g o n n e n e W e r k konsequent weiter voran und setzte die

86

Wetje der

Rifornì

Anstöße, die er auf dem Baseler Konzil empfing, unmittelbar in reformerische Praxis um. Das J a h r 1 4 3 7 , in d e m das Konzil seine entscheidende S c h w ä c h u n g erfuhr, als ein nicht geringer Teil seiner Belegschaft dem R u f des Papstes nach Ferrara folgte, brachte auch den vorläufigen Endpunkt der von den Generalen koordinierten Augustinerreform in Deutschland. D i e O r d e n s o b e r e n treten seit 1 4 3 8 in den Hintergrund des R e f o r m g e s c h e h e n s . Erst zu B e g i n n der sechziger J a h r e läßt sich der Versuch erkennen, den verlassenen R e f o r m w e g erneut einzuschlagen, was vor allem in der bayerischen Provinz vorübergehend auch gelang, b e v o r Andreas Proles die Früchte dieses Strebens seiner sächsischen K o n gregation einverleibte. In der Zwischenzeit wuchsen die Provinzialleitungen zu maßgeblichen Trägerinnen des R e f o r m w i l l e n s heran. Ihre Wirksamkeit wurde durch den Aufstieg der privilegierten Observanz unter Andreas Proles zwar nicht beendet, aber weitgehend überdeckt und zum Teil ebenfalls verschluckt. Alle drei R e f o r m a n s ä t z e sind miteinander verbunden durch ein Datum: den 5. N o v e m b e r 1 4 3 7 , an dem Papst Eugen IV. den sächsischen Observanten durch eine entsprechende Bulle gestattete, sich einen eigenen Vikar zu wählen. Diese päpstliche Erlaubnis ist zweifellos das Ursprungsdatum der sächsischen

Kon-

gregation. Sie ist zugleich der Wendepunkt in der R o l l e der Ordensgenerale für die deutsche Observanz. Gerhard von R i m i n i tat alles, um das A u f k o m m e n eines unabhängigen sächsischen Vikariats zu verhindern, und brachte die Bulle tatsächlich bis auf weiteres um ihre vorgesehene W i r k u n g . Dies gelang ihm j e d o c h nur um den Preis, daß er auch selbst auf den Einsatz von eigenständigen Vikaren verzichtete. S o war es eine nicht zu vermeidende und deshalb vom General beabsichtigte und forcierte Folge, daß die Führungsrolle bei der R e form auf die Provinzalleitungen überging.

I. Die Reform der i. Die Gcneralsreform bei den deutschen

Generate

Augustinereremiten

Zunächst zu dem R e f o r m w e g , der durch die M ö g l i c h k e i t einer auf päpstliche Privilegien sich gründenden Observantenunion

unmöglich wurde:

Die

zentrale Figur war hier der Ordensgeneral. Das galt nicht allein für die A n g e hörigen des Ordens, sondern auch im B l i c k auf andere beteiligte Kräfte. D i e Mitarbeit weltlicher Instanzen, vorzugsweise der städtischen B e h ö r d e n , wurde gerne in Anspruch g e n o m m e n , aber so, daß die Federführung bei der R e f o r m in der Hand des Generals blieb. E r entschied wann, w o , von w e m und mit welchen Mitteln reformiert wurde. D e r Einsatz weltlicher Gewalt bedurfte seiner Ermächtigung 1 3 1 . Gegebenenfalls trat er selbst mit den säkularen Kräften in 131 Eine solche Vollmacht erteilte beispielsweise der General Gerhard von R i m i n i am 9. April 1437 für Heinrich Zolter: »Praecepimus M . Henrico Zolter continuationem observantiae in conventu Magdeburgensi et ut nolentes eandem actu dimittat, invocato brachio saeculari seu R e v " " Dni Archiepiscopi.« (Cini 8 4 2 3 , 4 5 1 ; vgl. KUNZELMANN V, 1 1 5 / A n m . 627).

Die Reform

der

87

Generale

Verbindung und forderte sie zur Unterstützung der R e f o r m a u f 3 2 . D i e Legitimation für sein Handeln erfloß in reichlichem M a ß e aus seiner Amtsposition selbst. Er besaß nahezu uneingeschränkte Autorität im O r d e n 1 3 3 . N u r der Kardinalprotektor k o n n t e gegen seine Entscheidungen einschreiten 1 3 4 . In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erhielten die reformerischen

Maßnahmen

ihre

grundlegende kirchliche Legitimation durch die R e f o r m k o n z i l i e n , an denen auch die führenden Ordensleute teilnahmen. Von Konstanz und Basel gingen starke Impulse auf das W i r k e n der beiden frühen R e f o r m g e n e r a l e Augustinus Favaroni und Gerhard von R i m i n i aus' 3 \ Das Instrument, welches den Generalen ihre zentrale R o l l e bei der R e f o r m allein möglich machte, war die Einsetzung von Stellvertretern. Vikare, die den Ordensobersten repräsentierten und in seiner Autorität handelten, gab es nicht nur für die Belange der Observanz. Jedes Provinzkapitel fand unter der Aufsicht eines eigens dafür ernannten Generalvikars statt. D e r stellvertretende Charakter des Vikariats ist der Lebensnerv und zugleich die Achillesferse der R e f o r m der Generale. Ihre ganze Autorität war durch den Stellvertreter bei der R e f o r m präsent. Ordensinterne Widerstände und Machtstrukturen, namentlich untaugliche Prioren, widerspenstige Brüder, um ihren Einfluß ringende Provinziale, konnten a u f diese Weise ausgeschaltet oder umgangen werden. D i e Provinzialleitungen waren gegenüber ihrem Vorgesetzten zu unbedingtem Gehorsam verpflichtet. Alle erforderlichen Kräfte, auch der weltliche A r m , k o n n t e n mit eindeutiger Legitimation hinzugezogen werden. D e r General selbst wurde durch den Kontakt mit seinem Stellvertreter auf dem Laufenden gehalten und k o n n t e durch denselben wiederum o h n e U m s c h w e i f e auf neue Situationen

reagie-

ren'36. Das Problem war nun freilich, die stellvertretend ausgeübte M a c h t zu b e grenzen und ihrer Verselbständigung vorzubeugen. D i e gewählten Vikare der aus dem Provinzverband ausgeklinkten Kongregationen handelten längst nicht mehr an der Stelle des Generals, sondern sie waren Vertreter der in ihrer O r ganisation vereinigten Observanten. In der durch den Kardinallegaten Petrus

Im J a h r 1 4 3 6 trat Gerhard von R i m i n i an die Stadtbehörden von N ü r n b e r g und W i n d s -

l i2

heim mit der entsprechenden Bitte heran und verlieh ihnen die Vollmacht, mit seiner Autorität im j e w e i l i g e n Kloster für die E i n f ü h r u n g und Einhaltung der Observanz zu sorgen. »Scripsimus q u o q u e Magnificis Consulibus et Proconsulibus civitat. N u r e n b e r g . et W i n s l h a y m , dantes eis authoritatem ad tuendum, p r o t e g e n d u m et d e f e n d e n d u m C o n v e n t u s observantiam, e x orantes eos quatenus o m n e s c u i u s c u m q u e gradus et conditionis existant, volentes ipsam observantiam annihilare nostra authoritate de C o n v e n t u , Civitate et fimbus eijiciant.« (Clin 8 4 2 3 , 3 1 2 ; s. KUNZELMANN III, 2 7 2 / A n m .

1039).

' " V g l . KOLDE, 3 3 f . '

I V4

Z u r wachsenden B e d e u t u n g der Kardinalprotektoren für den päpstlichen Einfluß a u f die

O r d e n s r e f o r m s. WALCH, 423—428. »Allmählich fing das Papsttum an, den Kardinalprotektor als Handlanger der päpstlichen Politik in Ordensangelegenheiten zu verwenden.« (Ebd., 4 2 3 ) . 133 Iw

S. dazu ZUMKF.LLEB, Auseinandersetzung.

' D e r rege Austausch zwischen Vikar und General läßt sich besonders gut im Z u s a m m e n -

hang der R e f o r m v e r s u c h e Zolters in M a g d e b u r g verfolgen (vgl. KUNZELM ANN V , 113—116).

88

Wvgc der Reform

von Schaumberg ausgestellten Bulle v o m 2 5 . Juli 1 4 6 7 , die zur entscheidenden Rechtsgrundlage für den Aufbau der sächsischen Kongregation werden sollte, wird die ursprünglich stellvertretende Position des Vikars gegenüber dem G e neral in eine Analogie der M a c h t aufgelöst: D e r Vikar hat alle Autorität über seine U n t e r g e b e n e n wie der General über den Gesamtorden 1 3 7 . Eine solche Entwicklung lag keineswegs in der Absicht derer, die das Amt des O b s e r v a n tenvikars ursprünglich ins Leben gerufen hatten. Eine Möglichkeit zur E i n grenzung der M a c h t des Vikars bot sich in der Definition seines E i n f l u ß b e reichs. N i c h t selten erstreckte sich dieser nur auf einen einzelnen K o n v e n t . Für die systematische Förderung der Observanz war es aber günstiger, größere B e reiche in einer Hand zu vereinigen. D e n ersten greifbaren Versuch, in der sächsischen Provinz ein übergeordnetes Vikariat einzurichten, unternahm A u gustinus Favaroni im J a h r 1422. Er unterstellte dem damaligen Provinzial J o hannes Zachariae alle loca obscivantiae

der Provinz, damit dieser in den r e f o r -

mierten Häusern mit der Autorität des Generals regieren und alles (für die Erhaltung der R e f o r m ) Förderliche anordnen und unternehmen solle 1 1 8 . D i e Sondervollmacht ist an die Person gebunden, nicht an das Amt des Provinzials. Sie erstreckt sich auf die Grenzen der Provinz und auf die gegenwärtig und zukünftig bestehenden reformierten K o n v e n t e , nicht aber auf die loca

reforman-

da. Für den Akt der R e f o r m eines bisher nichtobservanten Klosters m u ß t e also jeweils eine gesonderte Ermächtigung durch den General erfolgen, dessen B e teiligung bei dem üblicherweise konfliktgeladenen Vorgang damit gewährleistet war. Er k o n n t e dann gleichermaßen als Schirmherr der Observanz wie als G a rant der Provinzialverfassung auftreten, was vor allem dann wichtig wurde, wenn nicht der Provinzial zugleich Vikar war. Dann nämlich war der General die einzige Instanz, die den Zusammenhalt zwischen beiden Größen verbürgen konnte. Augustinus Favaroni richtete weder ein neues, unabhängig von seinem Träger existierendes Amt ein, noch band er die Aufsicht über die O b s e r v a n t e n -

L i / Der Augsburger Bischof verleiht dem Vikar der privilegierten Augustmerobservanz im Namen des Papstes »|. . omnes auetoritates et iurisdictiones pro se in fratres ac domos predictas, quam generalis ordinis in fratres tocius ordims solitus habere.« (JACOBS, Nr. 94, 168). Diese Wendung wurde dann auch in die CONSTITUTIONE von 1504 (Kap. 33; vgl. KOLHE:, 224) aufgenommen, die der Prolesnachfolger Johann von Staupitz 1504 aut dem Kapitel der Kongregation in Nürnberg vorlegte und die nach ihrer Verabschiedung sofort gedruckt wurden (vgl. ZUMKLLLER, Manuskripte, Nr. 598). Einen konkreten Beleg erhält dadurch Manfred Schulzes Urteil bezüglich der Staupitzkonstitutionen: »Diese Autonomiebestimmungen sind nicht erst das Ergebnis von Entscheidungen des Nürnberger Kongregationskapitels; beschlossen wurde dort nur die Umsetzung päpstlicher Privilegien in allgemein greifbare, für die K o n gregation verbindliche Konstitutionen.« (SCHULZE, 165).

»Registereintrag vom 25. Jan. 1422: Confirmamus ven. M . Joi. Zachariae iterum reelecto in Provincialem Provinciae suae Thür, et Saxon. [. . .] omnia et singula loca observantiae, quae in eadem Provincia sunt aut in futurum erunt, authoritati et potestati ipsius submittimus, ut in omnibus regere, gubernare, disponere atque adniimstrare possit, eisdem providere de Capite et membris vice nostra, atque omnia facere, quae nos possimus, prout pro temporibus fuerit opportunum, quam o m n e m authoritatem volumus, ut habeat in casu, quo in futurum non sit provincialis etc.« (Clm 8 4 2 3 , 4 4 7 ; s. KUNZELMANN V, 3 8 9 f / A n m . 1984).

89

Die Reform der Generale

k o n v e n t e einfach an die Position des Provinzials L W , sondern er stattete J o h a n n e s Z a c h a r i a e persönlich m i t b e s o n d e r e n K o m p e t e n z e n aus, die bei dessen

Tod

o d e r a n d e r w e i t i g e m Ausscheiden w i e d e r verfielen. Z a c h a r i a e w u r d e , w i e auch später H e i n r i c h Z o l t e r u n d die a n d e r e n , lokal a m t i e r e n d e n V i k a r e , v o m G e n e r a l e r n a n n t u n d nicht durch ein O b s e r v a n t e n g r e m i u m gewählt. D e r V i k a r k o n n t e seine M a c h t nur persönlich ausüben. E r hatte n i c h t die M ö g l i c h k e i t , sie in e i g e n e r R e g i e a u f andere zu übertragen, etwa in der W e i s e w i e Proles den H e r z o g an seiner Autorität beteiligte. D e s h a l b war er auch n i c h t in der Lage, ein organisatorisches G e g e n s t ü c k zur P r o v i n z zu s c h a f f e n , sondern er b l i e b ein I n s t r u m e n t der O r d e n s l e i t u n g . D i e m i t d e m Vikariat v e r b u n d e n e n V o l l m a c h t e n waren äußerst w e i t r e i c h e n d . H ä u f i g taucht in diesem Z u s a m m e n h a n g die F o r m e l providere

de capitc et

mem-

fcris14" auf. Sie knüpft sprachlich an das die K o n z i l i e n tragende Anliegen einer R e f o r m der K i r c h e »an H a u p t u n d Gliedern« an und u m s c h l i e ß t alle für die R e f o r m n o t w e n d i g e n M a ß n a h m e n , die auch d e m G e n e r a l selbst o f f e n s t e h e n 1 4 1 . D e n n o c h b l i e b e n die o b s e r v a n t e n K l ö s t e r organisatorisch i m P r o v i n z v e r b a n d 1 4 2 , n a h m e n an den Kapiteln teil u n d hatten w o h l auch die ü b l i c h e n

finanziellen

V e r p f l i c h t u n g e n w e i t e r h i n zu tragen. Das Vikariat war u n d b l i e b ein j e d e r z e i t w i d e r r u f b a r e r Ausnahmezustand, der die O b s e r v a n z v o r der B e e i n t r ä c h t i g u n g durch die M a ß n a h m e n und Einflüsse der n i c h t a u f die vita regularis

verpflich-

teten P r o v i n z b e w a h r e n sollte. D e r G e n e r a l n a h m die observanten K o n v e n t e in seine u n m i t t e l b a r e Fürsorge, u m sie v o r Belästigungen von Seiten der R e f o r m g e g n e r zu s c h ü t z e n 1 4 3 . Innerhalb der P r o v i n z sollten die r e f o r m w i l l i g e n K r ä f t e g e s a m m e l t werden. D e s h a l b w u r d e eine observante E i n b a h n s t r a ß e

installiert,

die den U b e r t r i t t in einen R e f o r m k o n v e n t o h n e weiteres erlaubte, für den u m g e k e h r t e n W e g aber die n o r m a l e n B e s c h r ä n k u n g e n b e i b e h i e l t . D e r V i k a r durfte a u f n e h m e n w e n i m m e r er w o l l t e 1 4 4 , w e r h i n g e g e n ein observantes K l o Z w a r ist es z u t r e f f e n d , w e n n D . G u t i e r r e z b e z ü g l i c h der R e f o r m in der sächsischen, der

lw

bayerischen und der r h e i n i s c h - s c h w a b i s c h e n P r o v i n z feststellt: » W ä h r e n d des Generalats F a varonis b l i e b die R e f o r m

den O b e r e n

der drei g e n a n n t e n

P r o v i n z e n und ihren

Kapiteln

anvertraut.« (GUTIKRRKZ 1 / 2 , 9 5 ) . D o c h handelte es sich hier u m e i n e faktische V o r g e h e n s weise, die a u f g r u n d der personellen G e g e b e n h e i t e n n a h e l i e g e n d war, a u f die sich der G e n e r a l j e d o c h n i c h t prinzipiell festlegte. ,4

" S . o. S. 8 8 / A n m . 1 3 8 .

141

Vgl. e b d .

142

KUNZELMANN V ,

143

E i n R e g i s t e r e i n t r a g des G e n e r a l s v o m 18. J a n . 1 4 3 6 m a g als e x e m p l a r i s c h e r B e l e g d i e n e n :

392.

» M i s i m u s literas fr. O s w a l d o V i c a r i o n o s t r o in locis observantiae in N o r i n b e r g a et W i n d e s h e i m caeterisque f r a t n b u s p r a e d i c t o r u m c o n v e n t u u m legendas, qualiter velimus ibi esse r e g u l ä r e m o b s e r v a n t i a m sub i m m e d i a t a nostra cura, n o l e n t e s q u o d aliquis n o s t n i n f e r i o r sub paena nostrae rebellionis eos molestare possit.« ( C l m 8 4 2 3 , 3 1 1 ; s. KUNZHI.MANN V , 3 9 3 / A n m . ferner ebd., 3 9 2 / A n m . 1 9 7 4 und 3 9 5 / A n m . 144

1 9 8 2 ; vgl.

1994).

A m 9. J u n i 1 4 3 3 schreibt G e r h a r d v o n R i m i n i v o n Basel aus an H e i n r i c h Z o l t e r : »[. . .]

declaramus q u o d quisquis duetus Spiritu m e l i o r i in c o n v e n t i b u s observantiae vitam suam d u cere c o n c u p i s c a t , nullo n o b i s i n i e r i o r e c o n t r a d i c e n t e per te v i c a r i u m n o s t r u m super h u i u s m o d i c o n v e n t u s seu per p r i o r e m valeat aeeeptari, q u o d si aliquis talem m o l e s t a r e praesumpserit, illum v o c e activa et passiva privamus [. . .]« ( C l m 8 4 2 3 , 4 4 9 f; s. KUNZELMANN V , A n m . 6 1 9 ) .

90

Wege der Reform

ster verlassen wollte, brauchte, gemäß den Ordenskonstitutionen, eine besondere Erlaubnis seines Priors oder des Provinzials 14 ' 1 . Bei der Ausbreitung der Observanz ging es offensichtlich nicht darum, m ö g lichst schnell möglichst viele Klöster aus der Provinz herauszubrechen, sondern die Bestrebungen setzten dort an, w o Aussicht auf Erfolg bestand, und vorzugsweise dort, w o ein rasches Weiterwirken des Reformideals erwartet werden durfte. Im zähen R i n g e n Heinrich Zolters u m das Kloster in M a g d e b u r g spiegelt sich das unablässige Interesse des Generals gerade an diesem Haus, das mit d e m hier ansässigen Ordensstudium die Strahlkraft hatte, den Observanzgedanken in die sächsische Provinz hineinzutragen. Auch die Chancen für einen raschen Sieg der Observanz mußten günstig erscheinen, da der Magdeburger Erzbischof einer Erneuerung der Ordensdisziplin in seinem Einflußbereich durchaus g e w o g e n war. Allein die Kontroverse zwischen der Bürgerschaft und d e m Bischof, in der Zolter offenbar zu deutlich die Partei des letzteren ergriffen hatte 14 ' 1 , durchkreuzte die R e f o r m h o f f n u n g e n . D i e bei Johannes Zachariae v o r g e n o m m e n e dreifache Begrenzung des Vikariats, auf die Provinz, auf die durch Ernennung bestimmte Person und auf die bereits reformierten Konvente, konnte im Interesse einer möglichst wirkungsvollen R e f o r m a r b e i t vereinzelt gelockert werden. Voraussetzung dafür war ein in längerer Zusammenarbeit gewachsenes Vertrauensverhältnis. In zwei Fällen hat Gerhard von R i m i n i die Provinzgrenzen durchbrochen. Einmal setzte er Heinrich Zolter, dem er 1432 die observanten Konvente Sachsens unterstellt hatte 1 4 7 , 1435 auch zum Vikar für die bayerischen Observanten ein. Allerdings nur für die Zeit, in der Zolter sich in Bayern aufhalte 1 4 8 . Diese Klausel bestätigt immerhin die grundsätzlich zu respektierenden Schranken zwischen den Provinzen. In einem Brief an Zolter aus dem Jahr 1434 hebt er ausdrücklich sein volles Zutrauen zu dessen Treue und Gesinnung hervor, von dem dieser Schritt getragen ist 149 . N o c h größeres Vertrauen muß er gegen Johannes Hasperg, den 143 D e r General Augustinus Favaroni sah sich im J a h r 1422 veranlaßt, für die rheinisch-schwäbische Provinz ausdrücklich die Einhaltung dieser B e s t i m m u n g im Blick auf Brüder, die aus K o n v e n t e n der O b s e r v a n z entwichen waren, einzuschärfen: » M a n d a v i m u s o m n i b u s et singulis Prioribus et R e c t o r i b u s C o n v e n t u u m Provinciae R h e n i [. . .), ne acceptent n e q u e retineant q u e m q u a m ex fratribus lllorum C o n v e n t u u m de observantia qui in ilia provincia sunt si accidat q u e m q u a m declinare ad ipsos sine litteris testimonialibus Provincialis aut Prions sui iuxta 21. C a p . C o n s t i t u t i o n u m nostrarum.« ( C l m 8 4 2 3 , 4 0 8 ; s. KUNZEI.MANN V, 3 9 0 / A n m . 1965).

'Vgl. KUNZELMANN V, 112 f. Registereintrag des Generals v o m 17. M ä r z 1432: » C o n f i r m a v i m u s H e n r i c u m Zolter in vicarium o m n i u m c o n v e n t u u m observantiae Saxoniae.« ( C l m 8 4 2 3 , 4 4 9 ; s. KUNZF.I.MANN V, 3 9 1 / A n m . 1972). 148 Gerhard v o n R i m i n i notiert am 14. J u n i 1435: » F e c i m u s M . H e n r i c u m Solther vicarium nostrum in tota Provincia Bavar., q u a m d i u in ipsa steterit, c u m o m n i b u s gratiis et authoritate vicariis generalibus solita.« ( C l m 8 4 2 3 , 3 1 1 ; s. KUNZELMANN V, 3 9 3 / A n m . 1980). 14< 147

I 4 ''»[. . .] videtur p u t e m idcirco ea res nobis m u l t o c o m m e d i o r atque facilior, q u o n i a m te huic nostro proposito e x s e q u e n d o tarn R e l i g i o n i s zelo et vitae honestate, q u a m probitate et lustitia aptum et i d o n e u m divina d e m e n t i a praeparavit, qui nostro m a n d a t o ea in re humiliter et obedienter suscepto tarn sanctum o p u s authoritate et vice nostra g e r e n d u m suscepisti [. . te,

Die Reform

der

91

Generale

Provinzial der rheinisch-schwäbischen Provinz, gehegt haben, dem er 1437 eine umfassende Reformerlaubnis, nicht nur in der eigenen Provinz, sondern w o i m m e r sich Gelegenheit biete, erteilt hat. Hasperg fungierte auch als Vikar des Generals auf dem Baseler Konzil. Er stand offensichtlich in engstem Verhältnis zu Gerhard von Rimini 1 ''". D i e entscheidende Einschränkung des Vikariats, die geeignet war, eine organisatorische Verselbständigung der Observanten zu verhindern, blieb bei alledem j e d o c h unangetastet. D e r Vikar wurde stets v o m General persönlich ernannt und konnte von ihm auch jederzeit wieder abgesetzt w e r d e n ' 1 ' . M e h r n o c h : das ganze A m t war o h n e weiteres zu beseitigen. Diese Hauptsicherung wurde erst durch die päpstliche Bulle überbrückt, die den Observanten die Wahl eines eigenen Vikars gestattete. Aus der Konzeption des Vikariats, wie sie von den Ordensgeneralen praktiziert wurde, läßt sich Grundlegendes über deren reformerische Zielvorstellungen ableiten: Es lag nicht in ihrer Absicht, eine von der Provinz unabhängige, straff organisierte Kongregation aufzubauen. Es ging ihnen vielmehr um die Stärkung der Observanz innerhalb der Provinzen. Gerade das Beispiel J o h a n n e s Haspergs zeigt, daß auch Gerhard von R i m i n i die Verbindung von Provinzialleitung und Vikariat in Personalunion nicht gemieden hat. Es läßt sich vielmehr sagen, daß eine derartige Konstellation von den Generalen bevorzugt verwirklicht wurde. Lediglich das Interesse an einer kontinuierlichen Zusammenarbeit mit den erfahrenen R e f o r m e r n durchkreuzte diese Vorliebe, da das A m t des Provinzials im Regelfall alle drei Jahre neu zu besetzen war. N i c h t die T r e n nung von Vikariat und Provinz lag in der Absicht der Generale, sondern ihre möglichst enge Verbindung, soweit sie n o c h eine wirkungsvolle R e f o r m a r b e i t zuließ. D e r beschriebene R e f o r m w e g zerbrach, n o c h bevor er in die N ä h e eines bestimmten Zieles gelangte. Er dürfte j e d o c h darauf angelegt gewesen sein, eine observante Mehrheit 111 den Provinzen zu etablieren, die dann der strengen R e g e l t r e u e über die normalen Leitungsorgane zum vollständigen D u r c h b r u c h verhelfen sollte. Wenn dieser W e g auch bei den deutschen Augustinereremiten gescheitert ist, so war er doch keineswegs von vornherein zum Scheitern verurteilt. Seine Stärken sind unverkennbar: Er kann sich mit weltlichen

und

kirchlichen Reformträgern verbünden und sich der wirkungsvollsten Mittel zur

de cuius fide et c o n s c i e n t i a p i e n e c o n f ì d i m u s , f a e i m u s / / e t instituimus v i c a n u m [. . .]« ( C l i n 8 4 2 3 . 3 0 7 f., z. T . zu. bei KUNZELMANN III, 2 7 1 / A n m . 1511

nostrum

1037).

R e g i s t e r e i n t r a g des Generals v o m 2 6 . April 1 4 3 7 : »Scripsimus litteras M . J o i Hasperg P r o -

vinciali R h e n i et Sueviae n o s t r o vicario in Basileensi c o n c i l i o dantes ei o m n e m nostrani a u t h o r i t a t e m et potestatem instituendi n o n t a n t u m in P r o v i n c i a R h e n i et S u e v i a e sed etiam u b i c u m q u e c o m m o d i t a s affuerit sanetam o b s e r v a n t i a m n o n t a n t u m in c o n v e n t i b u s aedificatis sed aedificandis etiam eisque providendi de capite et m e m b r i s . « ( C l i n 8 4 2 3 , 4 1 5 , s. KUNZELMANN V , 3 9 4 / A n m . 111

1990).

E b e n dies w i d e r f u h r v e r m u t l i c h kurze Z e i t später J o h a n n e s Hasperg, der sich

offenbar

w e i g e r t e , d e m Basler K o n z i l den G e h o r s a m a u f z u k ü n d i g e n u n d s e i n e m G e n e r a l u n t e r die O b o e d i e n z des Papstes zu f o l g e n . (S. u. S. 1 0 0 / A n m . 1 8 6 ) .

!

92

der Reform

Durchsetzung der Observanz bedienen, ohne doch die Steuerung des R e f o r m vorgangs aus der Hand des Mönchtums zu geben. Er kann alle Reformkräfte innerhalb des Ordens sammeln, so daß die Trennlinie zwischen den Parteien wirklich R e f o r m f r e u n d e und R e f o r m g e g n e r voneinander scheidet, und dennoch an der Einheit des Ordens festhalten. Er kann die observanten Konvente aus der Provinz ausgliedern, soweit es für die Sicherung der R e f o r m notwendig ist, und sie dennoch an den Entscheidungsprozessen der Provinzialkapitel b e teiligen.

2.

Vergleichbare

Ansätze

bei den deutschen

Franziskanern

und

Dominikanern

Eine ähnliche Organisationsstruktur wie die Generalsreform läßt sich bei den sächsischen Martinianern beobachten. Diese franziskanische Reformgruppe hielt an den Konstitutionen fest, auf die sich Observante und Konventualen 1 4 3 0 in Assisi unter der R e g i e Papst Martins V. vorübergehend geeinigt hatten. Im Gegensatz zu j e n e n Observanten, die nach dem Scheitern des Einigungsversuchs wieder zu ihren ursprünglichen Forderungen zurückkehrten und k o n sequent auf die organisatorische Eigenständigkeit ihres Ordensflügels zusteuerten, verblieben diese Vertreter eines gemäßigten Reformprogramms innerhalb der hergebrachten Ordenshierarchie. Z u m Schutz und besseren Gedeihen ihrer Observanz wurde in der sächsischen Provinz j e d o c h eine besondere Organisationsform eingeführt. Die franziskanischen Provinzen waren nochmals in untergeordnete Verwaltungsbezirke, die sogenannten Kustodien, eingeteilt. A u f dieser unteren Ebene wurde eine organisatorische Abgrenzung der reformierten Klöster vorgenommen. Die martinianischen Observanten der sächsischen Provinz unterstanden nicht dem konventualen Kustos, sondern einem allein für sie zuständigen visitator regiminis, der seinerseits dem Provinzialminister unterstellt war' 1 2 . Die Klammerfunktion zwischen Reformierten und Nichtreformierten lag damit nicht erst beim General, sondern war bereits eine Etage tiefer bei der Provinzialleitung installiert. Die sächsischen Martinianer konnten in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts auf beträchtliche Reformerfolge verweisen 1 ' 1 ' 1 . Die 1517 erfolgte Spaltung des Gesamtordens in einen konventualen und einen observanten Z w e i g und die damit verbundene Eingliederung der Martinianer in das observante Gebilde brachte es mit sich, daß die Erfolge j e n e r Mittelpartei keine angemessene Beachtung erfuhren, sondern günstigenfalls als Vorstufe für die eigentliche R e f o r m durch diejenigen Observanten, deren Partei sich letztlich durchgesetzt hat, bewertet wurden' 1 4 . Die Dominikaner der oberdeutschen Ordensprovinz »Teutonia« haben den W e g der Generalsreform beschritten. Nach zögerlich sich einstellenden A n -

17,2

S . DOELLE, M a r t i m a m s c h e R e f o r m b e w e g u n g ,

1,1

DEGLER-SPENGLER,

4—26.

359.

' ' 4 DOELLE, M a r t i n i a n i s c h e R e f o r m b e w e g u n g , 2 6 ; vgl. DEGLER-SPENGLER, 3 5 9 .

Die Reform

der

Generale

93

fangserfolgen unter dem reformfreudigen Ordensgeneral R a i m u n d von Capua und seinem ebenso eifrigen w i e radikalen Vikar C o n r a d von Preußen gewann die Observanz seit den zwanziger Jahren des 15. Jahrhunderts i m m e r mehr an Boden in der Provinz. Größten Anteil an dieser E n t w i c k l u n g hatte das Zusamm e n w i r k e n des seit 1426 amtierenden Generalmagisters Bartholomäus Texterius mit d e m gelehrten R e f o r m p r a k t i k e r Johannes Nider. Beide vertraten eine gemäßigtere Linie der Observanz, die innerhalb des Ordens wachsende A n h ä n gerschaft fand. Lange Zeit blieb die Steuerung der R e f o r m ganz in der Hand der Ordensleitung. Texterius visitierte 1428 persönlich den Nürnberger Konvent und erließ Reformstatuten für das Basler Kloster 1 ", das bis zum Beginn des Konzils zum Musterhaus dominikanischer Observanz ausgebaut werden sollte. Die Vikare blieben während der Zeit der Ausbreitung und Etablierung der R e f o r m in der Teutonia ganz von der Ernennung durch die Ordensleitung abhängig. Erst im Jahre 1465, zu einem Zeitpunkt, an dem die Observanten bereits zu einer gegenüber den Konventualen gleichwertige Kraft in der Provinz herangewachsen waren, gab der Generalmagister Martialis Auribelli den Observanten die Erlaubnis zur Wahl ihres Vikars 1 ''''. Anders als bei den sächsischen Augustinereremiten war es hier der Ordensobere und nicht der Heilige Stuhl, der dieses Zugeständnis machte. Die M a ß n a h m e war in der damaligen Situation geeignet, den Observanten vollends das U b e r g e w i c h t zu verschaffen. N a c h d e m 1469 ein erster Anlauf gescheitert war, w u r d e 1475 der Kandidat der Observanten zum Provinzial gewählt. Das Amt des Vikars w a r damit g e g e n standslos. Die Provinz war in observanter Hand.

3. Johannes

Niders

modus

rejormandi

Johannes Nider, die zentrale Figur der Aufbauphase der oberdeutschen D o minikanerobservanz, hat die Prinzipien seines R e f o r m w i r k e n s schriftlich niedergelegt. Die entsprechenden Passagen des zweiten Buchs seiner Schrift De reformatione religwsorum lassen erkennen, daß er einen R e f o r m w e g sucht, der gleichermaßen die äußere Durchsetzung der R e f o r m w i e die innere U b e r z e u g u n g der davon Betroffenen voranbringt. Niders modus reformandi nimmt einerseits Elemente eines auf B e k e h r u n g und geistliches Wachstum ausgerichteten R e f o r m h a n d e l n s auf, w i e es von Dionysius dem Kartäuser in reiner Form propagiert wurde' 1 7 . Andererseits erwartet er den R e f o r m e r f o l g und die B e w a h rung der Observanz von organisatorischen M a ß n a h m e n , die notfalls auch gegen den W i l l e n der zu R e f o r m i e r e n d e n durchgeführt w e r d e n sollen. Träger der R e f o r m , von denen disziplinarischer Z w a n g ausgehen kann, sind allerdings stets und ausschließlich die legitimen Vertreter der Ordenshierarchie, v o m Ordensgeneral über die Provinzialleitungen bis hin zu den lokal eingesetzten Vikaren. 155 I5'' 157

LOHR, 53-63. Ebd., 16. S. o. S. 49-51.

94

Wege der Reform

Ein gewaltsames Eingreifen weltlicher oder geistlicher Behörden gehört bei Nider zumindest nicht zum vorgesehenen Instrumentarium des R e f o r m w i r kens. Das Wohlwollen der kirchlichen und weltlichen Machthaber am O r t gilt ihm zwar als eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen einer R e f o r m , doch soll durch die Gunst der Mächtigen in erster Linie ausgeschlossen werden, daß diese das R e f o r m w e r k behindern oder gar für die Gegenseite eingreifen 1 ' 8 . Daneben gibt es personelle und materielle Vorbedingungen für einen R e f o r m erfolg. Im Kloster selbst m u ß ein Stamm würdiger und reformbereiter Persönlichkeiten vorhanden sein, der die Keimzelle und das tragende Gerüst der aufzurichtenden Observanz bilden soll. Auch die mit übergeordneter Autorität versehenen R e f o r m e r , die das Werk der Erneuerung von außen an das Kloster herantragen, müssen für ihre Aufgabe würdig und befähigt sein. In materieller Hinsicht m u ß die angemessene Versorgung der Konventsbewohner mit allem, was für ihren Unterhalt notwendig ist, gewährleistet sein. Wo dies nicht der Fall ist, sei es aus Armut, sei es aus Nachlässigkeit der Prälaten, gibt es Anlaß zum gehorsamswidrigen Murren. Vor allem hat die observante Forderung nach persönlicher Besitzlosigkeit kaum eine Chance, w e n n die Religiösen sich privat beschaffen müssen, was ihnen die Gemeinschaft nicht bieten kann. Schließlich erfordert die strenge Regelbeobachtung eine gute körperliche Konstitution und deshalb auch eine zureichende Verpflegung' 5 ''. Die genannten politischen, personellen und materiellen Voraussetzungen bieten bereits wesentliche Kriterien für den ersten Schritt des konkreten R e f o r m handelns, nämlich die Auswahl des zu reformierenden Klosters. Die R e f o r m soll dort beginnen, w o die Bedingungen günstig sind und der zu erwartende Erfolg die besten Früchte verspricht, w o beispielsweise auch ein rasches Ausstrahlen der R e f o r m auf weitere Klöster erhofft werden kann"'". Ahnlich wie Dionysius will Nider mit der Erneuerung an den aussichtsreichsten Plätzen ansetzen und nicht in den Häusern, die den ärgsten Verfall aufweisen. Im Gegensatz zum Kartäuser läßt er jedoch neben der inneren Reformbereitschaft Einzelner auch sachliche Bedingungen gelten, an denen sich die Aussicht auf Reformerfolg festmachen kann. 1,8 » Q u a r t u m p r a e p a r a t o r i u m est, vt e d a m potestas p r o c u r e t u r et v i g o r saecularis b r a c h i j : quia h o c expedit, et saepe n e c e s s a r i u m est p r o p t e r rebelles aut p r o p t e r astutos religiosos, r e f o r m a tioni resistentes. C u m e n i m tales i u g o regularis o b s e r u a n t i a e colla sublicere m o u e n t u r , statini ad c o g n a t o s a m i c o s c u r r u n t , et ad c o n s a n g u í n e o s et p o / / t e n t e s , c a l u m n i a n t e s r e f o r m a t i o n e m , aut r e f o r m a t o r e s , aut m o d u m r e f o r m a n d i . Et nisi saeculares p o t e n t e s sint antea i n f o r m a t i , et b e n e u o l e n t i a captati, faciliter o p e r i d i u i n o resistitur.« (NIDER, 11/12, 2 0 2 f).

»Et e c o n t r a r i o , q u a n d o n o n p r o u i d e t u r in t e m p o r a l i b u s d e b i t e , s e q u u n t u r tria mala, videlicet, m u r m u r a t i o , proprietas, et infìrmitas vel debilitas ac i n e p t i t u d o sustinendi diffìcilia et i u g u m Ordinis.« (Ebd., 210). "'" » P r i m u m est, vt d e e l e c t i o n e loci magis i d o n e i p r o r e f o r m a t i o n e p r o u i d e a n t u r . [. . .] V i d e a t u r e r g o an locus possit verisimiliter m u l t a n u t n r e i d o n e a O r d i n i supposita, an m a n u t u e r i p e r f a u t o r e s patriae, an v i c t u m ministrare p e r s o m s n e c e s s a r i u m , an f r u c t u s m a g n u s ibi sequi valeat a n i m a r u m : et an p e r i s t u m l o c u m r e f o r m a r i loca valeant in b r e u i alia; et alia c o n s i d e r e n t u r similia.« (Ebd., 11/21, 258).

Die Reform

der

95

Generale

Ü b e r h a u p t teilt N i d e r n i c h t die v o n D i o n y s i u s v e r t r e t e n e K o n z e p t i o n des geistlichen W a c h s t u m s , d e r g e m ä ß die i n n e r e E r n e u e r u n g d e r R e l i g i ö s e n z u r T r i e b f e d e r f ü r die schrittweise W i e d e r a u f n a h m e d e r o b s e r v a n t e n Lebenspraxis w e r d e n soll, die d a n n ihrerseits ein w e i t e r e s F o r t s c h r e i t e n des i n n e r e n M e n s c h e n b e g ü n s t i g t . Das e i g e n t l i c h e Ziel j e n e s Ansatzes ist d e r A u f s t i e g d e r Seele zu G o t t . D i e m o n a s t i s c h e L e b e n s f o r m d i e n t d a f ü r lediglich als - g l e i c h w o h l n o t w e n d i g e s — M i t t e l z u m Z w e c k . D e m D o m i n i k a n e r h i n g e g e n g e h t es u m die L e b e n s f o r m selbst, in d e r er die T e i l h a b e an d e r forma dei e r k e n n t 1 6 1 . A u ß e r e Praxis u n d i n n e r e H a l t u n g sind in dieser A n s c h a u u n g aufs engste m i t e i n a n d e r v e r b u n d e n , eine Z u s a m m e n g e h ö r i g k e i t , die d e r v o n N i d e r h ä u f i g v e r w e n d e t e Begriff der T u g e n d widerspiegelt. R e f o r m b e d e u t e t f ü r N i d e r die W i e d e r e i n f ü h r u n g d e r r e g u l ä r e n O r d e n s d i s ziplin, die grundsätzlich d u r c h g e e i g n e t e o r g a n i s a t o r i s c h e u n d disziplinarische M a ß n a h m e n zu g e s c h e h e n hat: S ä m t l i c h e K l o s t e r ä m t e r , n i c h t n u r d i e j e n i g e n , die m i t d e r cura animarum b e t r a u t sind, s o n d e r n a u c h die r e i n e n V e r w a l t u n g s a u f g a b e n , m ü s s e n o r d n u n g s g e m ä ß a u s g e ü b t w e r d e n u n d deshalb m i t r e g e l t r e u e n P e r s o n e n besetzt w e r d e n 1 6 2 . D i e h a u p t s ä c h l i c h m i t d e r Seelsorge b e t r a u t e n B e i c h t v ä t e r , die d e n u n m i t t e l b a r e n E i n b l i c k in die m o r a l i s c h e Verfassung d e r I n d i v i d u e n w i e d e r G e m e i n s c h a f t h a b e n u n d e n t s c h e i d e n d e n E i n f l u ß a u f die Bußdisziplin i m Kloster n e h m e n , w e r d e n n u n a b e r d o c h u n t e r d e n A m t s t r ä g e r n h e v o r g e h o b e n " ' 3 . F ü r sie gilt in b e s o n d e r e r W e i s e , d a ß sie d e r R e f o r m z u g e t a n sein sollten 1 6 4 . D i e A u f r ü h r e r g e g e n die R e f o r m sollen d u r c h D r o h u n g e n , Straf e n u n d notfalls d u r c h die V e r s e t z u n g in ein a n d e r e s o b s e r v a n t e s Kloster i m Z a u m g e h a l t e n w e r d e n " ' 1 . D i e G r ü n d e , die z u m Verfall des O r d e n s g e f ü h r t h a b e n , sollen ausgeschaltet w e r d e n , s o w e i t dies in d e r M a c h t d e r R e f o r m e r steht"' 6 . B e g i n n e n soll die R e f o r m m i t d e n z e n t r a l e n I n h a l t e n d e r K l o s t e r -

"'' N ä h e r e s d a z u u. S. 1 4 7 - 1 4 9 . "' 2 » T e r t i u m est, vt o f f i c i a c o n u e n t u s p r i n e i p a l i a p e r b o n o s a d m i n i s t r e n t u r : p u t a n o n

solum

A b b a t i a , P r i o r a t u s , D e c a n a t u s , P r a e p o s i t u r a , et alia, vt M a g i s t e r i u m N o u i t i o r u m , ac similia, q u i b u s v t p l u r i m u m a n n e x a est c u r a a n i m a r u m ; sed e t i a m ea q u i b u s n o n est a n n e x a , scilicet v e s t i t a r i a e , cellariae, sacristiae, et s i m i l i u m r e r u m o f f i c i a : q u i a si talibus n o n p r a e f i c i a n t u r viri D e u m t i m e n t e s , et z e l u m r e l i g i o n i s h a b e n t e s , sed t e p i d o r u m R e l i g i o s o r u m c o m p l i c e s ;

num-

q u a m , vel d i f f i c u l t e r e m e n d a r i p o t e r u n t vitia, q u a e a t a l i b u s o f f i e i i s n e g l i g e n t e r m i n i s t r a t i s o r i r i solent.« (NIDER, 11/21, 2 6 2 ) . 163

» Q u i n t o , c o n f e s s o r e s b o n i et b e n e u o l i i n s t i t u a n t u r , q u i p a l a n i , e t o c c u l t e , v e l u t i

periti

medici, vulnera m a l a r u m c o n s u e t u d i n u m medicari c u r e n t p r o viribus. H i e n i m melius q u a m alij m o r b o r u m s e c r e t a r i m a r i , e t e m p l a s t r a salubria s a e p e a p t i u s a p p l i c a r e v a l e n t a e g r o t i s m o ribus.« ( E b d . , 11/22, 2 6 5 ) . "' 4 »Et q u i a facilius est d e s t r u e r e q u a m c o n s t r u e r e , p e c c a r e q u a m a s c e n d e r e : ita v n u s c o n f e s s o r , vel l i t t e r a t u r a e t i t u l o i n s i g n i t u s , q u i r e / / f o r m a t i o n i e x c o r d e n o n a f f i c i t u r , p l u s d i e v n o d e s t r u i t , q u a m d e c e m b o n i pari t e m p o r e a e d i f i c a r e v a l e a n t . « ( E b d . , 2 6 5 f.). 161

»Quarto, turbatores reformationis maiores compescantur,

nunc

minis, / /

nunc

poenis,

n u n c e t i a m , si o p u s est, e m i s s i o n e ad loca alia r e g u l a r i a ; v b i et sibi facilius p r o f i c e r e p o s s i n t , et in c o n u e n t i b u s , v n d e v e n e r u n t , m i n u s n o c e r e . « ( E b d . , 2 6 3 f.). " ' ' ' S . o . S. 12—15; ä u ß e r e E i n f l ü s s e w i e T y r a n n e i o d e r K r i e g k ö n n e n n a t ü r l i c h n i c h t weiteres verhindert werden.

ohne

96

Wege der Reform

g e l ü b d e , das h e i ß t m i t d e r B e s e i t i g u n g d e r T o d s ü n d e n u n d d e m A u f r i c h t e n d e r d r e i substantialia1''7.

D o c h gilt es, v o n A n f a n g an a u c h j e g l i c h e n V e r s t o ß g e g e n

d i e p e r i p h e r e n B e s t i m m u n g e n zu a h n d e n , da ein späteres F o r t s c h r e i t e n v o n d e r E i n h a l t u n g d e r substantialia

z u r v o l l k o m m e n e n O b s e r v a n z aller K o n s t i t u t i o n e n

g e m ä ß N i d e r s E r f a h r u n g k a u m d u r c h s e t z b a r ist"'". Es zeigt sich an d i e s e r Stelle d e u t l i c h , d a ß d e r D o m i n i k a n e r k e i n e s w e g s im g e i s t l i c h e n W a c h s t u m d e r R e ligiösen d e n M o t o r f ü r d e n F o r t s c h r i t t d e r R e f o r m e r k e n n t . I m G e g e n s a t z zu D i o n y s i u s d e m K a r t ä u s e r g l a u b t N i d e r n i c h t d a r a n , d a ß die B e k e h r u n g

der

H e r z e n n o t w e n d i g e r w e i s e a u c h d i e B e r e i t s c h a f t zu p r a k t i s c h e n S c h r i t t e n n a c h sich zieht. E i n e n F o r t s c h r i t t d e r R e f o r m e r w a r t e t e r prinzipiell v o m o r d n e n d e n Eingreifen der zuständigen Autoritäten. Andererseits aber rechnet er a u c h nicht d a m i t , d a ß sich d i e i n n e r e Z u s t i m m u n g d e r R e l i g i ö s e n z u r O b s e r v a n z

unter

d e m E i n d r u c k d e r p r a k t i s c h e r n e u e r t e n L e b e n s f o r m v o n selbst einstellt. N u r i m n e g a t i v e n B e r e i c h l ä ß t sich e i n e D y n a m i k v o n d e r ä u ß e r e n F o r m a u f d i e i n n e r e V e r f a s s u n g des M e n s c h e n s i c h e r k o n s t a t i e r e n , n ä m l i c h in d e r W e i s e , d a ß N a c h lässigkeiten u n d M i ß s t ä n d e in d e r k l ö s t e r l i c h e n Praxis als E i n f a l l s t o r e d e r Laster g e l t e n , die a u c h d e n i n n e r e n M e n s c h e n m i t sich in d i e T i e f e r e i ß e n . D i e v o n Nider vorgeschlagenen

organisatorischen

Maßnahmen

dienen

allesamt

dem

Z w e c k , s o l c h e m Verfall e i n e n R i e g e l v o r z u s c h i e b e n . W e n n er z u e r s t d i e vota substantialia

a u f g e r i c h t e t wissen will, d a n n n i c h t aus d e m G r u n d , d e r f ü r D i o -

nysius z u m selben A n s i n n e n f ü h r t . N i c h t w e i l in i h n e n die g e i s t l i c h e n

Prin-

z i p i e n des M ö n c h t u m s f o r m u l i e r t sind, an d e n e n sich d e r i n n e r e M e n s c h v o r r a n g i g o r i e n t i e r e n soll, s o n d e r n w e i l d u r c h sie d i e g r ö ß t e n S ü n d e n v e r m i e d e n w e r d e n , m u ß mit j e n e n drei G e l ü b d e n angefangen w e r d e n . N i d e r g e h t parad i g m a t i s c h a u f d i e k l ö s t e r l i c h e A r m u t ein u n d legt dar, d a ß f i s t alle Laster d e n Besitz v o n E i g e n t u m v o r a u s s e t z e n , w e s h a l b die s t r e n g e G ü t e r g e m e i n s c h a f t g a n z p r a k t i s c h d e n W e g zu e i n e r Vielzahl v o n Ü b e l n a b s c h n e i d e t " ' 9 . A n d e r e r M i t t e l b e d a r f es, u m

die H e r z e n

der Religiösen

f ü r die

strikte

O b s e r v a n z zu g e w i n n e n . A n d i e Seite d e r p r a k t i s c h e n R e f o r m m a ß n a h m e n m u ß s c h o n v o n d e r e r s t e n G r u n d l e g u n g des R e f o r m v o r h a b e n s an e i n e e n t s p r e c h e n d e U b e r z e u g u n g s a r b e i t t r e t e n . D a s W o r t G o t t e s soll h ä u f i g in ö f f e n t l i c h e r P r e digt ausgesät w e r d e n ' 7 0 z u r U n t e r r i c h t u n g des Volkes, d a m i t es d i e R e f o r m a "' 7 » S e c u n d u m est, vt p e r ea q u a e c a d u n t s u b p r o f e s s i o n e m , principaliter i n c h o e t u r ; videlicet p e r e r a d i c a t i o n e m v i t i o r u m m o r t a l i u m , et p e r f u n d a t i o n e m triuni v o t o r u m . « ( N i o t R , 11/21, 259). "'" »Sexto, excessus e t i a m in paruis c u m d i s c r e t i o n e p u n i a n t u r : q u a n d o e n i m r e f o r m a t i o n o n i n c h o a t u r c u m religionis c a e r i m o m i s , q u a e e t i a m n o n c a d u n t sub p r a e c e p t u m ; p o s t m o d u m vix se p e r m i t t u n t religiosi ad altiora s u b l e u a n , vt supra d i c t u m est c. 15.« (Ebd., 11/22, 266). "'"' » N a m u b i r e r u m pura c o m m u n i t a s n o n seruatur, vix spes de p r o f e c t u r e f o r m a t i o n i s sperari potest. Q u a c o m m u n i t a t e r e r u m adepta, o m n e s p a e n e aditus v i t i o r u m p r a e c l u d i valent: p r o p n e t a t e v e r o , vel (vt i n q u i u n t ) appropriatis et p e r s o n a l i b u s rebus relictis, statini m u l t i p a e n e v i t i o r u m aditus p o s s u n t obstrui.« (Ebd., 11/21, 259). 170 » S e x t u m p r a e p a r a t o r i u m est, vt his qui sunt ì n u o l u n t a r i j , sepe s e m i n e t u r v e r b u m D e i , p e r p r a e d i c a t i o n e m p u b l i c a m : a l i q u a n d o ad p o p u l ä r e s , a l i q u a n d o etiam fiat ad i n u o l u n t a r i o s fratres, a l i q u a n d o ad v o l u n t a r i o s claustrales.« E b d . , 11/13, 210).

Die Reform

der

97

Generale

toren bei ihrer Arbeit unterstützt 1 7 1 , zur B e k e h r u n g der R e f o r m g e g n e r ' 7 2 und zur Stärkung der Reformfreunde 1 7 " 1 . Das W o r t Gottes ist nichts anderes als das W o r t der R e f o r m , deren N o t w e n d i g k e i t und N u t z e n theologisch und biblisch begründet wird 1 7 4 . Niders Traktat dürfte selbst das beste Beispiel für die gemeinte Uberzeugungsarbeit sein 1 7 1 . Das ganze W e r k wird strukturiert durch die Auslegung eines einzigen Bibelverses. D i e Argumentation geht von theologischen Prinzipien aus und n i m m t von dort her die Erfahrungen der Praxis in den Blick. Dabei k o m m t eine bisweilen überfließende Fülle biblischer Beispiele zur A n w e n d u n g . Jedes gängige Argument der R e f o r m g e g n e r wird sorgfältig w i derlegt 1 ''', die Gründe für den Verfall werden analysiert und pragmatische W e g e zu seiner Beseitigung aufgezeigt. Schließlich werden die Früchte der E r n e u e rung in Aussicht gestellt. D i e v o m Observanzideal vorgesehene Einheit von praktizierter Lebensform und innerer Haltung des M e n s c h e n wird, w o sie sich nicht von selbst einstellt, sondern durch reformierendes Handeln erzeugt werden soll, unweigerlich zur Spannung zwischen beiden G r ö ß e n . Für Niders modus

reformandi

ist charak-

teristisch, daß er diese Spannung im Akt der R e f o r m selbst zu bewältigen versucht. Er erwartet nicht, daß sie sich von selbst auflöst, wenn nur eine Seite — sei es die innere Haltung, wie beim Vorschlag des Dionysius, oder sei es die äußere F o r m , wie bei Martin von Senging — konsequent erneuert wird. D e r Versuch, a u f beiden Seiten gleichzeitig zu wirken, führt zu einer wechselseitigen B e g r e n z u n g beider Ansätze. D i e R e f o r m p r e d i g t k o m m t nur als begleitende M a ß n a h m e zum entsprechenden organisatorischen Handeln in Betracht. Sie ist ein notwendiger Schritt neben anderen. Das praktische W i r k e n darf dem W e r ben um Einsicht in die Notwendigkeit und die Praktikabilität der R e f o r m nicht den W e g verbauen. G e g e n ü b e r einer rigoristischen Haltung, wie sie bei den D o m i n i k a n e r n zuvor etwa durch Conrad von Preußen vertreten wurde, sieht Nider deutlicher die Grenzen dessen, was zumutbar und damit auf breiter E b e n e durchsetzbar ist. Weder der ganze O r d e n n o c h der einzelne K o n v e n t kann mit einem Schlag erneuert werden. R e f o r m ist ein Wachstumsprozeß, ähnlich der Neugründung und Ausbreitung eines Ordens. Z u groß ist der Verfall und zu wenige sind es, die ihm entgegentreten 1 7 7 . K o m p r o m i ß l o s e Strenge

171

»Ad populares quidem, vt discant quam bona sit reformatio c u m / / suis aliquibus fructibus,

vt b e n e fiant contenti quoad reformatores, si apud pusillos est subortum scandalum; et vt r e f o r m a t i o n e m inchoatam, vel i n c h o a n d a m , velut nouellam plantulam iuuent posse-tenus irrigare, n e arescat.« (Ebd., 11/13, 2 1 0 f . ) . 172

»Aliquando edam, et potius saepe fíat e x h o r t a d o per v e r b u m D e i ad inultos regulares, vt a

faueibus d a e m o n u m eripiantur.« (Ebd.). »Aliquando / / praeterea ad voluntarios claustrales, s e n n o Dei dirigendus est, vt pane celesti recreati, aduersa facilius tolerare possint.« (Ebd., 11/13, 211 f.). 174

Vgl. o. A n n i . 171: D i e Predigt des Wortes G o t t e s führt b e i m Volk zur Einsicht in die

N o t w e n d i g k e i t der R e f o r m und zur Erkenntnis ihrer Früchte. 17:1 ,7

Dazu ausführlicher s. u. S. 1 5 0 f.

'' NIDER, 1 / 4 - 1 8 .

177

E b d . , 11/14.

98

Wege der

Reform

setzt die R e f o r m g e g n e r zumindest dem Anschein nach ins R e c h t und weicht so die Z u s t i m m u n g kirchlicher und weltlicher B e h ö r d e n auf 1 7 8 . Das Anliegen vollk o m m e n e r Observanz, das nur n o c h schwer verwirklicht werden kann, w e n n einmal weniger streng begonnen wurde, m u ß gegen diese R ü c k s i c h t a b g e w o gen werden 1 7 9 . D i e Übertreter der R e g e l müssen um der Disziplin der O r d e n s gemeinschaft willen schonungslos bestraft werden 1 "". Daran hält N i d e r fest. D o c h w e i ß er wohl, daß Strafe und Z w a n g ebensoleicht zur Verbitterung wie zur Besserung führen k ö n n e n . D i e beschriebene Grundspannung manifestiert sich an dieser Stelle besonders drängend. Nider versucht dem Problem dadurch b e i z u k o m m e n , daß er zwischen guten, mäßig guten, mäßig bösen und ganz bösen M ö n c h e n unterscheidet, die eine j e unterschiedliche Behandlung erfahren sollen 1 "'. So soll beispielsweise vermieden werden, daß die G u t e n , m i t b e troffen von der notwendigen Härte gegen die B ö s e n , sich ebenfalls von der R e f o r m abwenden. Letztlich bleibt es dem Fingerspitzengefühl der vor O r t tätigen R e f o r m e r anheimgestellt, daß sie ihre Religiösen recht einschätzen und den schmalen Grat zwischen Strenge und Milde sicher beschreiten 1 8 2 .

II. Die Bulle Eugens IV. von 1437 A u f die einschneidende Bedeutung, die der Bulle Papst Eugens IV. v o m 5. N o v e m b e r 1437 in bezug auf die deutsche Augustinerobservanz

zukommt,

wurde bereits mehrfach hingewiesen. D e r T e x t des D o k u m e n t s zerfällt in drei Teile, d. h. in drei von der einleitenden W e n d u n g »Eugenias

IV.

. . .

mandat«

direkt abhängige Satzkomplexe. Zuerst sollen die in den deutschen Provinzen bislang durchgeführten R e f o r m e n geprüft und bestätigt werden. D a n n folgt die Erlaubnis speziell für die sächsischen Observanten, sich ihren Vikar selbst zu wählen. Dessen Amtsbefugnisse werden abschließend näher definiert. »Eugen IV.,

5. XI.

1437,

beauftragt den Magdeburger

Erzbischqf

kundig mache und, wenn er die seitens Gerhard

von Rimini,

einigen

Häusern

Vikaren

und Brüdern

Augustinereremitenordens

178

aus observanten

dargelegten

Statuten

etc., daß er sich

dem Generalprior,

der sächsischen

und Reformationen

gewisser

Provinz Häuser

sowie des der

»Si vero dixerimus rigide fore p r o c e d e n d u m ab initio c u m deformans fratribus, o p p o n e n t

plura supra argumenta posita primo libro, et se coram Ecclesiasticis et saecularibus m u l t u m apparenter excusare poterunt hi, qui alias ad r e f o r m a t i o n e i n sunt inuiti.« (Ebd., 11/15, 2 2 5 ) . ,7"

S. o. S. 9 6 m . A n m . 1 6 8 . »Septimum praeparatorium est, vt scilicet in p u n i e n d o reos, n o n parcatur e o r u m excessi-

bus.« (NIDER, 11/13, 2 1 4 ) ; vgl. auch A n m . 1 6 8 . 181

NIDER, 11/15, 2 3 1 .

182

»Debet igitur, qui corrigentis habet o f f i c i u m , q u i n q u e inspicere. Primo, vt sie corrigat,

quatenus si b o n i sunt, n o n dure nimis procedat. [. . .] // S e c u n d o , sic corrigat malos, vt inde b o n i n o n perdantur. [. . .] Tertio, sic corrigat animose, vt tarnen humilitas intus n o n amittatur.[. . .] Q u a r t o , sic corrigat peruersos, vt ad tempus, si expedit, punire omittat. [. . .] Q u i n t o sie corrigat, vt modus n o n f u r o r e m sed discretionem assumat.« (Ebd., 11/13, 2 1 4 f).

Die Bulle Eugens IV. von 1437

99

sächsischen, der bayerischen und der rheinischen Provinz, die von Augustinus von Rom und dem vorgenannten Gerhard von Rimini, Generalprioren des erwähnten Ordens, für die Brüder von der Observanz durchgeführt wurden und durch Julianus tituli S. Sabinae bestätigt und anerkannt wurden, als wahr vorfindet, ebenso auch die Exemtionen, Gnaden, Privilegien und Erlaubnisse, die denselben Brüdern von der Observanz durch die vorgenannten Generalprioren wie auch durch den vorgenannten Legaten zugestanden wurden etc. etc., daß er (der Erzbischof) sie (die R e f o r m e n u n d Zugeständnisse) mit apostolischer Autorität bestätige und anerkenne. Desgleichen, daß er eben den Brüdern von der Observanz der sächsischen Provinz erlaube, daß sie beim Ausscheiden oder beim Tod ihres Vikars etc. einen anderen Vikar erwählen können, der, wenn er übereinstimmend gewählt wurde, als Vikar anerkannt werde etc., so lange bis alle Häuser desselben Ordens in der genannten Provinz unter der so gearteten Observanz reformiert sind. Desgleichen, daß der Vikar selbst und alle Brüder von der Observanz der genannten Provinz lediglich ihrem Generalprior und niemand anderem unterworfen seien, es geschehe denn, daß etwa der Provinzialprior derselben sächsischen Provinz die besagte Observanz auf sich nehme. Desgleichen, daß er dem vorgenannten Vikar die Vollmacht verleihe, alle und jegliche widersetzliche Brüder zu absolvieren etc. ffr.« 183 D e r erste Teil dieser Bulle bezieht sich auf die gesamte R e f o r m t ä t i g k e i t der Generale in Deutschland seit d e m Konstanzer Konzil. Er m u ß schärfer als dies in den bisherigen Interpretationen geschehen ist v o n den n a c h f o l g e n d e n , allein den sächsischen O b s e r v a n t e n g e w ä h r t e n Privilegien g e t r e n n t w e r d e n . Es geht hier u m die apostolische A n e r k e n n u n g sämtlicher Schritte, die Augustinus Favaroni u n d G e r h a r d v o n R i m i n i bisher in der deutschen A u g u s t i n e r r e f o r m u n t e r n o m m e n haben. D e r Erzbischof v o n M a g d e b u r g soll im A u f t r a g des Papstes nach vorheriger P r ü f u n g die A p p r o b a t i o n vollziehen. Angeregt w u r d e dieser Vorgang offensichtlich d u r c h den General G e r h a r d v o n R i m i n i selbst, der an erster Stelle derer a u f t a u c h t , die den a n z u e r k e n n e n den Gegenstand u n t e r b r e i t e n . Was ihn dazu b e w o g e n hat, w i r d zwar nirgends » E u g e m u s IV.: 5. X I . 1437: A r c h i e p o M a g d e b u r g e n s i etc. m a n d a t ut se i n f o r m e n t , et, si vera i n v e n e r i n t exposita p e r G e r a r d u m d e A r i m i n o , P i o r e m G l e n i , et n o n n u l l o s P r o v i n c i a e S a x o n i a e de observantia d o m o r u m Vicarios et fratres O E S A . , statuta et r e f o r m a t i o n e s q u a r u n d a m d o m o r u m P r o v i n c i a r u m S a x o n i a e et Bavariae et R e n i p e r A u g u s t i n u m de R o m a ac G e r a r d u m de A r i m i n o p r a e d i c t u m , Priores Gles O r d i n i s m e m o r a t i , f r a t r i b u s de observantia facta, ac c o n f i r m a t a et a p p r o b a t a p e r J u l i a n u m , tituli S. Sabinae, n e c n o n e x e m p t i o n e s , gratias, privilegia et indulta e i s d e m fratribus d e O b s e r v a n t i a t a m p e r G e n e r a l e s Priores q u a m p e r L e g a t u m p r a e d i c t o s concessa etc. etc. aplica a u c t o r i t a t e c o n f i r m e n t et a p p r o b e n t . || I t e m , u t f r a t r i b u s ipsis d e O b s e r v a n t i a P r o v i n c i a e S a x o n i a e c o n c é d a n t , q u o d e o r u m Vicario c e d e n t e vel d e c e d e n t e etc., aliuni V i c a n u m eligere possint, q u i , c o n c o r d i t e r electus, Vicarius c e n s e a t u r etc., d o n e e et q u o u s q u e o m n i a e i u s d e m O r d i n i s in dieta P r o v i n c i a loca existentia f u e r i n t s u b h u i u s m o d i o b s e r v a n t i a r e f o r m a t a . || I t e m , q u o d ipse Vicarius et singuli fratres de observantia dictae P r o v i n c i a e e o r u m P r i o n G e n e r a l i d u m t a x a t , et n e m i n i alteri sint subiecti, nisi f o r t e P r i o r e m P r o v i n c i a l e m e i u s d e m P r o v i n c i a e S a x o n i a e d i c t a m o b s e r v a n t i a m subire c o n t i g e r i t . || I t e m , q u o d V i c a r i o p r a e f a t o f a c u l t a t e m t n b u a n t absolvendi o m n e s et singulos fratres rebelles etc. etc.« (»Immensa A p o s t o l i c a e Sedis benignitas«, zitiert n a c h KUNZELMANN V , 3 9 8 / A n m . 1995).

100

Wege der Reform

gesagt, doch gibt es Anhaltspunkte, die eine bestimmte Motivation seines A n sinnens wahrscheinlich machen: Das Verhältnis Papst Eugens IV. zu der in Basel tagenden Versammlung war von Anfang an gespannt. N a c h d e m ein erster A u f lösungsversuch gescheitert war, gelang es ihm, 1 4 3 7 das Konzil zu sprengen und einen Teil der Belegschaft nach Ferrara abzuziehen, w o Unionsverhandlungen mit der Ostkirche geführt werden sollten. U n t e r denen, die 1437 Basel in R i c h t u n g Ferrara verließen und sich damit auf die Seite des Papstes stellten, befand sich neben dem Augustinergeneral Gerhard von R i m i n i auch der bisherige Konzilspräsident — der in der Bulle erwähnte Legat Julianus Caesarini ( f 1 4 4 4 ) I 8 4 . D i e deutsche Augustinerreform hatte bisher auf dem legitimatorischen B o d e n der Konzilien gestanden. A u f diesen Umstand weist die W e n d u n g confirmata

et approbata

per Julianum,

tituli S. Sabinae.

D e r Ubergang des O r d e n s -

generals v o m Konzil zum Papst — darum handelte es sich faktisch, wenngleich in Ferrara weiterhin eine kirchliche Versammlung zugegen war — ließ es n o t wendig erscheinen, auch das R e f o r m w e r k in den papalen Horizont zu transferieren. Gerhard von R i m i n i k o n n t e die Autorität des Basler Konzils, das die Arbeit j a n o c h längere Z e i t mit schwindendem Einfluß fortführte, nicht m e h r für seine weitere R e f o r m t ä t i g k e i t in Anspruch nehmen. N o c h im April 1437 hatte er seinem bisherigen Stellvertreter auf dem Konzil, der gleichzeitig P r o vinzial und Observantenvikar für die rheinisch-schwäbische Provinz war, dem bereits erwähnten Johannes Hasperg, eine umfassende Reformerlaubnis erteilt, die nicht nur in dessen eigener Provinz, sondern »iibicumque rit«]^

commoditas

affue-

gelten sollte. N u r ein halbes J a h r später, am 13. O k t o b e r 1437, gab er

demselben M a n n die Anweisung, entweder dem Papst zu gehorchen, d. h. sich v o m Basler Konzil loszusagen, oder das Vikariat a u f z u g e b e n D e r tiefgreifende U m s c h w u n g , der sich am Verhalten des Generals gegenüber Hasperg ablesen läßt, dürfte auch den Hintergrund für die Bulle von 1437 bilden. Wollte der O r d e n s o b e r e sein R e f o r m h a n d e l n auch m Z u k u n f t gesamtkirchlich legitimieren, so m u ß t e er sich an den Papst wenden und dabei zuerst dessen A n e r k e n nung für das bisher Erreichte einholen. M e h r e r e Vikare — also keineswegs Z o l ter allein — und Brüder aus observanten Konventen der sächsischen K o n g r e gation unterstützten ihn bei diesem Unterfangen. Es wird sich dabei um eine Delegation gehandelt haben, die anläßlich der W i r r e n um den Magdeburger K o n v e n t b e i m General vorstellig wurde 1 8 7 . Rätselhaft ist Kunzelmanns D e u t u n g der Bulle: »Die Grenzen des sächsischen Gebietes sprengte Papst Eugen IV. in seinem Erlaß vom 5. N o v e m b e r 1 4 3 7 , 184

Z u r B e d e u t u n g Caesarinis für die Arbeit des Basler Konzils im Bereich der Ordensreform

s. M E R T E N S , R e f o r m k o n z i l i e n , 185

446-457.

Registereintrag v o m 2 6 . April

1 4 3 7 , vgl. C l m

8 4 2 3 , 4 1 5 ; s. KUNZELMANN V ,

394/Anm.

1990. 1 8 6 »Notificavimus Ven(erabili) M(agistri) J o ( a n n ) i Hasperg Pro(vinci)ali R ( h e m ) et S(ueviae), quod c u m S . D . N . transtulerit C o n c i l ( i u m ) Basil(ense) Ferranam, si non obedi(at) edictis D . N . ne se ultra intromittat in Vicariatu.« ( C l m 8 4 2 3 , 4 1 5 ) . 187

Vgl. KOLDE,

82.

Die Bulle Eugens IV. von

1431

101

d u r c h d e n er H e i n r i c h Z o l t e r , o h n e seinen N a m e n zu n e n n e n , a u c h als O b e r e n der reformierten K o n v e n t e der bayerischen u n d der rheinisch-schwäbischen O r d e n s p r o v i n z a n e r k a n n t e . « ™ Sie f i n d e t k e i n e n A n h a l t a m T e x t . N i c h t n u r Zolters N a m e wird dort nicht genannt, sondern auch von einer Erweiterung des sächsischen Vikariats a u f die a n d e r e n P r o v i n z e n ist n i r g e n d s die R e d e . Es g e h t lediglich u m die A n e r k e n n u n g dessen, was bereits f r ü h e r an Privilegien v e r f ü g t w u r d e , u n d dazu g e h ö r t e n i c h t die p r o v i n z ü b e r g r e i f e n d e A u s d e h n u n g v o n Z o l t e r s Vikariat 1 8 ''. D e r spezielle G e g e n s t a n d s b e z u g a u f die sächsischen O b s e r v a n t e n , den K u n z e l m a n n o f f e n b a r s c h o n f ü r d e n ersten A b s c h n i t t v o r a u s setzt, gilt erst ab d e m z w e i t e n Teil , ' , ". E i n d e u t i g w i r d die Erlaubnis, die z u k ü n f tigen V i k a r e d u r c h W a h l zu b e s t i m m e n , n u r d e n r e f o r m i e r t e n B r ü d e r n z u g e s t a n d e n , d i e der sächsischen P r o v i n z a n g e h ö r e n . Von e i n e r A u s w e i t u n g a u f a n d e r e P r o v i n z e n fehlt a u c h hier j e d e S p u r . D i e W a h l e r l a u b n i s m a c h t das V i kariat zu e i n e r festen I n s t i t u t i o n , die z w a r d e m G e n e r a l p r i o r unterstellt bleibt, a b e r n i c h t m e h r in ihrer Existenz v o n i h m a b h ä n g i g ist. Aus d e m G e n e r a l v i k a r w i r d i m w ö r t l i c h e n S i n n e d e r O b s e r v a n t e n v i k a r , o h n e d a ß beides freilich d a mals b e g r i f f l i c h so u n t e r s c h i e d e n w o r d e n w ä r e . A n das n e u f u n d i e r t e Vikariat k n ü p f t sich e i n e r e f o r m e r i s c h e Z i e l s e t z u n g . Das A m t soll dazu d i e n e n , die g e s a m t e P r o v i n z z u r O b s e r v a n z zu f ü h r e n , u n d z w a r so, d a ß alle H ä u s e r n a c h u n d nach u n t e r das Vikariat g e z o g e n w e r d e n . Dieses bildet eine alternative O r g a n i s a t i o n s f o r m , in die d e r g a n z e P r o v i n z i a l v e r b a n d u m g e g o s s e n u n d dabei gereinigt w e r d e n soll. Es w i r d erst d a n n ü b e r flüssig, w e n n alle K o n v e n t e w i e d e r u n t e r e i n e r L e i t u n g v e r e i n t sind. G i n g es d e n G e n e r a l e n bisher d a r u m , die R e f o r m i n n e r h a l b d e r P r o v i n z mittels d e r V i k a r i a t e zu sichern u n d zu stärken, so hat in d e r K o n z e p t i o n , die d e m p ä p s t l i c h e n Erlaß z u g r u n d e l i e g t , das M i t t e l an E i g e n g e w i c h t h i n z u g e w o n n e n . Das Vikariat ist hier nicht n u r ein I n s t r u m e n t z u r S a n i e r u n g d e r P r o v i n z , es soll sie v i e l m e h r ersetzen. Die P r o v i n z w i r d bereits als e i n e K o n k u r s m a s s e e i n g e s t u f t , w e l c h e es m ö g l i c h s t vollständig in ein leistungsfähiges U n t e r n e h m e n zu ü b e r f ü h r e n gilt. Von v o r n h e r e i n ausgeschlossen ist ein W e g , d e r d e n R e f o r m g e s i n n ten i n n e r h a l b des P r o v i n z v e r b a n d e s die M e h r h e i t v e r s c h a f f t u n d d a n n die D u r c h s e t z u n g d e r O b s e r v a n z v o n d e n v e r f a s s u n g s m ä ß i g v o r g e s e h e n e n Leit u n g s o r g a n e n erwartet.

KUNZlil.MANN V, 398. Z o l t e r s E i n s e t z u n g z u m V i k a r a u c h f ü r B a y e r n i m J a h r 1434 k a n n hier n i c h t a n g e f ü h r t w e r d e n , da sie j a n u r f ü r die Z e i t b e s t e h e n sollte, w ä h r e n d d e r er sich in Bayern a u f h i e l t , u n d d a m i t kein d a u e r h a f t e s Privileg darstellt. ' D i e »fratres de O b s e r v a n t i a P r o v i n c i a e Saxoniae< t a u c h e n erst h i e r als D a t i v o b j e k t a u f u n d es w i r d d u r c h >ipsis< u n t e r s t r i c h e n , d a ß e b e n g e n a u diese g e m e i n t sind u n d n i c h t m e h r allgem e i n die d e u t s c h e n O b s e r v a n t e n . Selbst w e n n >ipsis< r ü c k w e i s e n d im S i n n e v o n >eisdem< a u f z u f a s s e n ist, so verweist es i m m e r n o c h auf die sächsischen O b s e r v a n t e n , die i m ersten A b s c h n i t t d e n G e g e n s t a n d d e r A n e r k e n n u n g m i t u n t e r b r e i t e n , u n d n i c h t a u f die fratres d e o b s e r v a n t i a , die das O b j e k t d e r Privilegien u n d I n d u l t e sind.

102

Wege der Reform

D i e sächsischen Observanten samt ihrem Vikar sind nach wie vor der A u torität des Provinzials entzogen und allein dem General unterworfen.

Diese

E x e m t i o n erhält lediglich dadurch eine neue Qualität, daß sie durch den A p o stolischen Stuhl ausgesprochen wird und nicht m e h r direkt durch die Instanz, der gegenüber die Eximierten in ein unmittelbares Verhältnis gelangen. D i e B e f r e i u n g von der Jurisdiktion des Provinzials war bisher an die vollständige Abhängigkeit v o m Ordensgeneral geknüpft. Auch diese Fessel ist nun gelöst, da die E x e m t i o n der Observanten für die Generale zum unhintergehbaren Faktum geworden ist. Das Ziel der E x e m t i o n ist damit nicht m e h r in erster Linie der Schutz der Observanz, sondern ihre Eigenständigkeit, die nun auch gegenüber der dem ganzen O r d e n verpflichteten Ordensleitung geltend gemacht wird. Es geht um eine klare Trennung zwischen reformiert und nichtreformiert, die n o c h nicht gewährleistet ist, solange der Observantenvikar nur den verlängerten Arm eines Generals bildet, der dem corpus permixtum

des Gesamtordens vorsteht.

D i e neu g e w o n n e n e Eigenständigkeit konnte allerdings einen Konfliktfall hervorbringen, nämlich den, daß der Provinzial observant wurde, d. h. daß er entweder persönlich einem observanten K o n v e n t beitrat oder mit dem Kloster, dem er angehörte, zur R e f o r m überging, in j e d e m Falle aber sich dem O b s e r vantenvikar unterstellte. Es k o n n t e nicht angehen, daß der gewählte Provinzial einem seiner eigenen Autorität entzogenen B e r e i c h eingefügt war, geschweige denn, daß er einer anderen Instanz als der Ordensleitung Gehorsam schuldete. Das Vikariat m u ß t e folglich in diesem Falle wieder in die Provinz eingeordnet werden. Ein anderer W e g stand nicht offen. Weder k o n n t e man einem P r o v i n zial verbieten, observant zu werden, noch diesen Schritt zum

zwingenden

Grund für seine Abdankung erklären. D i e später im Z u g e der Unionsbestrebungen

unter

Staupitz versuchte

Personalunion

zwischen

beiden

Ämtern

k o m m t hier überhaupt nicht in den Blick. Es wird j a schon von der Situation ausgegangen, daß jeweils ein gewählter Vertreter vorhanden ist, deren Verhältnis durch den U b e r g a n g des Provinzials zur Observanz problematisch würde. Es ist auch nicht daran gedacht, das Vikariat unter einem observanten Provinzial einfach wegfallen zu lassen. D i e durch den gewählten Vikar verbürgte Abgrenzung der Observanten vom Provinzverband bleibt erhalten. Ein observanter Provinzial erlaubt und erfordert es lediglich, die Klammerfunktion

zwischen

R e f o r m i e r t e n und Nichtreformierten, die normalerweise allein dem O r d e n s general z u k o m m t , eine Etage tiefer zu verlegen. D e r Provinzial b e k o m m t damit zwar die M ö g l i c h k e i t , in den B e r e i c h des Vikars hineinzuregieren (wie auch der Ordensgeneral diese Möglichkeit hat), aber es ist davon auszugehen, daß er die R e f o r m b e w e g u n g , der er selbst angehört, eher fördern als hindern wird. D i e in diesem Sonderfall - der, soweit bekannt, nie eingetreten ist - gegebene E i n schränkung der Vollmachten des Vikars würde durch den verstärkten observanten Einfluß auf die Provinz m e h r als aufgewogen. D i e K o m p e t e n z e n , welche dem gewählten Vikar zufallen sollen, sind in der Papstbulle nur mit einem Punkt angeführt. Eine Bulle, die am 2 7 . Januar 1 4 3 8 , also knapp drei M o n a t e später, v o m päpstlichen Kardinallegaten in Erfurt aus-

Die Bulle Eugens IV. von 143 7

103

gestellt wurde, behandelt die Befugnisse des Vikars eingehender. Sie ist allein im Mare Magnum

des Nikolaus Besler 1 '" überliefert. Kolde referiert ausführlich ih-

ren Inhalt' . N a c h seiner Darstellung war Z o l t e r mit den Zugeständnissen E u 92

gens IV. noch nicht zufrieden und ließ sich deshalb darüberhinaus weitere Befugnisse erteilen. Das Ergebnis war eine »vollständige Constitution« für die Observanten 1 9 ' 1 . Ebensogut k ö n n t e es sich hier j e d o c h um nichts anderes als die R a t i f i k a t i o n der Bulle v o m 5. N o v e m b e r 1 4 3 7 handeln, die - aus welchen Gründen auch i m m e r — nicht vom ursprünglich damit betrauten Magdeburger Erzbischof, sondern v o m allgemein bevollmächtigten Kardinallegaten v o r g e n o m m e n wurde. Datum und Inhalt des Schriftstücks deuten eher auf diese M ö g l i c h k e i t hin. Zuerst werden die päpstlichen B e s t i m m u n g e n bezüglich des sächsischen Vikariats wiederholt. Lediglich das R e c h t , die R e b e l l e n von den über sie verhängten Strafen zu lösen, wird dabei a u f deren Begünstiger (Kleriker wie Laien) ausgeweitet. D i e Tatsache, daß der Vikar sein A m t kraft apostolischer Autorität ausübt, schlägt sich im Schutz dieses Amts durch B a n n und Interdikt nieder. D i e meisten der hier getroffenen B e s t i m m u n g e n zur Sicherung und Förderung der Observanz wurden bereits früher von den Ordensgeneralen in G e l tung gesetzt. Sie fallen damit unter die A n o r d n u n g des Papstes, die bisher g e währten Privilegien und Indulte zu bestätigen. Grundsätzlich neu sind nur zwei R e g e l u n g e n : zum einen, daß i m m e r ein Observant ins D i f f i n i t o r i u m 1 9 4 gewählt werden m u ß , zum anderen, daß der Vikar observante Brüder zum Studium schicken darf, sofern die Provinzialleitung dies versäumt. Beides entspricht der durch das R e c h t zur Wahl ihres Vikars begründeten neuen Eigenständigkeit der Observanten. Sie sind zu einer abgegrenzten Partei geworden, die einer festen Vertretung innerhalb der Provinz sowie eines gesicherten Zugangs zur Bildung für den eigenen N a c h w u c h s bedarf. D i e B e s t i m m u n g e n der Bulle des Kardinallegaten haben nach Kolde und Kunzelmann den heftigen Protest der Provinziale ausgelöst, durch den der O r densgeneral zu seiner »Kehrtwendung« 1 9 3 veranlaßt wurde. D i e R e a k t i o n des Generals erfolgte mit etwa einem halben J a h r Verzögerung im S o m m e r 1 4 3 8 . Sie war nichtsdestoweniger scharf und gezielt. Zunächst wurden sämtliche V i kare der sächsischen und der bayerischen Provinz abberufen und die ganze Provinz wieder dem j e w e i l i g e n Provinzial unterstellt 1 9 6 . In Bayern hatte diese M a ß n a h m e wohl den Z w e c k , zu verhindern, daß sich auch hier die führenden R e f o r m e r an den Papst wandten, um ähnliche Privilegien zu erhalten w i e die ZUMKELLER, M a n u s k r i p t e , N r . 7 0 6 . '''2 K O I . D E , 8 2 f. Ebd., 1,4

8 2 ; vgl. KUNZELMANN V ,

400.

So wurde das vierköpfige Gremium genannt, das dem Provinzial beratend zur Seite stand. KUNZELMANN V ,

394.

»Revocantur omnes vicarij et soli Provinciali committitur totius Provinciae cura reservatis statutis antiquarum constitutionum.« (Clm 8 4 2 3 , 4 5 3 ; für die bayerische Provinz: ebd., 186 u. 3 1 4 ; s. KUNZELMANN V, 3 9 4 / A n m . 1988).

104

11 'ct,u Her

Ri'tonn

S a c h s e n . D i e sächsischen O b s e r v a n t e n w u r d e n durch die A b s e t z u n g aller V i k a r e zur Wahl g e z w u n g e n . In e i n e m P u n k t ist der Wortlaut des päpstlichen Erlasses unklar: D e r T e x t sagt nicht e i n d e u t i g , o b die Erlaubnis, sich einen

eigenen

V i k a r zu w ä h l e n , a u f der E b e n e des einzelnen K o n v e n t s o d e r a u f der E b e n e der P r o v i n z gelten soll, o b es also m e h r e r e kleine Vikariate o d e r ein ü b e r g e o r d n e t e s Vikariat in der sächsischen P r o v i n z g e b e n soll. G e n a u an d i e s e m P u n k t setzte G e r h a r d v o n R i m i n i an. Er b e z o g die päpstlichen B e s t i m m u n g e n a u f den E i n z e l k o n v e n t . Klar g e h t dies aus e i n e m R e g i s t e r e i n t r a g v o m 8. N o v e m b e r

1438

hervor, w o >jene K o n v e n t e , in d e n e n V i k a r e d u r c h den A p o s t o l i s c h e n Stuhl eingesetzt sind

2 I V MACHILF.K, Armut und R e f o r m , 119. Die Bulle »Ad ecclesiarum« v o m 11. Dez. 1459 war dann auch die Grundlage für den entscheidenden Eingriff des Bischofs in die R e f o r m des Nürnberger Augustinerklosters 1462. (Ergänzend zu ZSCHOCH, 4 8 , der meint, der B i s c h o f habe außerhalb seiner Zuständigkeit gehandelt). 2211 DOELLF., Observanzbewegung, 15. 221

V g l . KUNZEEMANN V ,

352.

112

I IÍ'sjí' der Rí'fonn

bei den A u g u s t i n e r e r e m i t e n , s o n d e r n s c h o n f r ü h e r bei d e n Franziskanern

und

B e n e d i k t i n e r n w u r d e . N a c h d e m der österreichische H e r z o g A l b r e c h t V. bereits s e h r f r ü h d i e K i r c h e n - u n d K l o s t e r r e f o r m s e i n e s L a n d e s in A n g r i f f g e n o m m e n hatte u n d auch auf den

Konzilien präsent gewesen

w a r , s e t z t e das

massive

E i n t r e t e n d e r d e u t s c h e n T e r r i t o r i a l f ü r s t e n in d i e R e f o r m p o l i t i k d o c h erst u m die M i t t e des J a h r h u n d e r t s ein222. Z u B e g i n n d e s 15. J a h r h u n d e r t s w a r es in D e u t s c h l a n d e i n r e l a t i v P e r s o n e n k r e i s in K i r c h e , P o l i t i k u n d K l o s t e r , d e r sich in

kleiner

zukunftsweisender

M a n i e r a u f d i e K l o s t e r r e f o r m k o n z e n t r i e r t e . U m d i e M i t t e d e s J a h r h u n d e r t s ist d i e R e d e v o n d e r R e f o r m z u m A l l g e m e i n g u t g e w o r d e n , f r e i l i c h o h n e d a ß sich d e s h a l b d i e S a c h e d e r R e f o r m b e r e i t s a l l g e m e i n d u r c h g e s e t z t h ä t t e . W e n n sich die sächsisch-thüringische Provinzialleitung 1446 erstmals systematisch f ü r die E i n f ü h r u n g d e r vita

regularis

in b e s t i m m t e n

weniger eine A b w e h r m a ß n a h m e

gegen

Konventen

e i n s e t z t , s o ist d a r i n

das U m s i c h g r e i f e n

der

organisierten

O b s e r v a n t e n z u s e h e n , das d e r z e i t ü b e r h a u p t n i c h t s t a t t f a n d , als v i e l m e h r d e r A u s d r u c k eines i n n e r h a l b w i e a u ß e r h a l b des O r d e n s gestiegenen

Reformbe-

w u ß t s e i n s . Seit d e n A n f ä n g e n d e r R e f o r m b e w e g u n g w a r e n i m m e r w i e d e r P r o v i n z i a l e w i e B e r t h o l d P u c h h a u s e r v o n R e g e n s b u r g in B a y e r n , J o h a n n e s Z a c h a riae i m s ä c h s i s c h - t h ü r i n g i s c h e n schwäbischen

Provinz

Ordens geworden,

zu

doch

Bereich oder Rudolf

Vorreitern

des

G r a f in d e r

Observanzstrebens

lief d i e P o l i t i k d e r G e n e r a l e ,

rheinisch-

innerhalb

Reformkonvente

des zu

e x i m i e r e n , d e n a m t s e i g e n e n I n t e r e s s e n des P r o v i n z i a l a t s z u w i d e r . D i e R e f o r m a n s ä t z e , d i e sich d e s M i t t e l s e x e m t e r V i k a r e b e d i e n t e n , w a r e n seit 1 4 3 8 p a r a lysiert. D a d u r c h

w a r eine einzigartige Situation

eingetreten,

in d e r sich

die

Observanzbestrebungen der Provinz konkurrenzlos entfalten k o n n t e n . Die R e f o r m eines Klosters w a r jetzt f ü r die Provinzialleitung nicht m e h r g l e i c h b e d e u t e n d m i t d e m - z u m i n d e s t v o r l ä u f i g e n — Verlust d e r J u r i s d i k t i o n ü b e r dasselbe. D a s h i e ß n u n a b e r auf d e r a n d e r e n S e i t e , d a ß d i e s e m A n s a t z k e i n e a u ß e r o r dentlichen Mittel zur D u r c h s e t z u n g u n d Sicherung seiner Ziele zur V e r f ü g u n g standen. D e r General verlieh keine Sondervollmachten densinstanzen,

geschweige

denn

an

weltliche

m e h r , w e d e r an

Reformkräfte.

Es w a r

Or-

weder

m ö g l i c h , d e r vita regularis d u r c h Z w a n g s m a ß n a h m e n w i e d e n E i n s a t z v o n W a f f e n g e w a l t z u m D u r c h b r u c h zu v e r h e l f e n , n o c h k o n n t e n die

neugewonnenen

O b s e r v a n t e n k o n v e n t e g e g e n ü b e r d e n n i c h t r e f o r m i e r t e n Klöstern isoliert w e r d e n . D e r provinziale Ansatz d e r R e f o r m w a r d e r Versuch d e r Selbstheilung des M ö n c h t u m s . Er w a r im G r u n d e nicht b ü n d n i s f ä h i g mit anderen,

nichtmona-

stischen R e f o r m t r ä g e m . Z w a r k o n n t e n weltliche u n d klösterliche K r ä f t e bei der R e f o r m zusammenwirken223,

eine gegenseitige Legitimation

ausgeschlossen. W e d e r k o n n t e ein Provinzial d e n weltlichen

Ann

war jedoch zum

Ein-

g r e i f e n e r m ä c h t i g e n , w i e es d e m O r d e n s g e n e r a l m ö g l i c h w a r , n o c h k o n n t e e r in d e r A u t o r i t ä t d e s L a n d e s h e r r n a u f t r e t e n , w i e s p ä t e r A n d r e a s P r o l e s d i e s tat. Es 222 223

Vgl. die Übersicht über die deutschen Territorien bei Schui.zh, 13—45. Vgl. Kolde, 91.

/)/c l'on der Provinz

getragene

113

Reform

standen lediglich die legislatorischen u n d disziplinarischen Mittel zur V e r f ü gung, die der O r d e n selbst seinen Leitungspersonen in die H ä n d e gab. Die E i n f ü h r u n g der vita regularis in einen b e s t i m m t e n K o n v e n t w u r d e durch die auf dem Kapitel o d e r der C o n v o c a t i o versammelten Prioren u n d D i f f i n i toren beschlossen. Die e n t s p r e c h e n d e n A n o r d n u n g e n ergingen direkt an die Prälaten des jeweiligen Klosters. Mit der weiteren Aufsicht ü b e r den Bestand der R e f o r m w u r d e der Provinzial betraut 2 2 4 . D e r hatte allerdings nicht die weitreichendeil Befugnisse zu Eingriffen u n d Personalentscheidungen, die ein e m Vikar in die H a n d gegeben waren. Er k o n n t e einen gewählten Prior allenfalls bis zum nächsten Kapitel suspendieren, nicht aber absetzen 22 ^. Das H e r auslösen der r e f o r m i e r t e n Klöster aus d e m P r o v i n z v e r b a n d stand als Mittel zur S i c h e r u n g der O b s e r v a n z ü b e r h a u p t nicht zur V e r f ü g u n g . So gab es n u r einen Weg, f ü r deren Bestand zu sorgen: die l a u f e n d e W i e d e r h o l u n g u n d Bestätigung der f r ü h e r e n R e f o r m b e s c h l ü s s e . Auf diese Weise w u r d e den e n t s p r e c h e n d e n K o n v e n t e n ihre R e g e l t r e u e eingeschärft, u n d die jeweils neu gewählten P r o vinziale w u r d e n f ü r ihr Aufsichtsamt in die Pflicht g e n o m m e n . Kolde u n d K u n z e l m a n n v e r k e n n e n m . E. die F u n k t i o n dieser W i e d e r h o l u n g , w e n n sie in ihr lediglich ein Z e i c h e n der Vergeblichkeit e r k e n n e n . Selbstverständlich war die R e f o r m stets in Gefahr. G e r a d e deshalb hatten die r e f o r m e i f r i g e n Kapitelsväter keine andere C h a n c e als die, ständig von n e u e m auf die Einhaltung der O b s e r v a n z zu drängen. Die U n m ö g l i c h k e i t einer k o n t i n u i e r l i c h e n S i c h e r u n g wird hier durch Frequenz u n d Beharrlichkeit auszugleichen versucht. Die O r d e n s l e i t u n g unterstützte das R e f o r m w o l l e n der Provinz ebenfalls durch Kapitelsbeschlüsse u n d Bestätigungen seitens des Generals 2 2 ''. Sie b o t den äußersten legitimatorischen H o r i z o n t der M a ß n a h m e n . Die E i n b i n d u n g der Provinz in das päpstliche R e f o r m h a n d e l n durch den Legaten Nikolaus von Kues blieb Episode. N e b e n der Bestätigung der R e f o r m e n k o n n t e der General durch Personalentscheidungen mittelbar auf die R e f o r m a r b e i t Einfluß n e h m e n . Er hatte die Vorsitzenden der Provinzialkapitel zu b e s t i m m e n , u n d es läßt sich b e o b a c h t e n , daß d u r c h w e g r e f o r m g e s i n n t e Leute in diese Positionen b e r u f e n wurden. Für die Ausbreitung der Observanz legte die O r d e n s l e i t u n g Richtlinien u n d G r e n z e n fest. Als der Provinzial u n d Vikar H e i n r i c h Ludowici 1452 in Q u e d linburg auf den entschiedenen Widerstand der Brüder, der Bürger u n d des Landesherrn stieß, n a h m der General dies z u m Anlaß, nicht n u r im k o n k r e t e n

224

Vgl. die Beschlüsse des Provinzialkapitels zu E i n b e c k b e z ü g l i c h d e r R e f o r m des Klosters zu

Erfurt, die 1450 in N o r d h a u s e n w i e d e r h o l t w u r d e n . D i e A n o r d n u n g e n richten sich zunächst an d e n magister regens ( = Studienleiter) u n d d e n Prior v o n Erfurt. D a n n h e i ß t es weiter: »Item m a n d a m u s r e v e r e n d o patri nostro provinciali, qui n u n c est aut in f u t u r u m erit, ut s u m o p e r e a d h o c intendeat et o c u l u m habeat, q u a t e n u s dieta r e f o r m a t i o , q u e sic per priores p r o v i n c i e et n o s t r u m presens d i f f m i t o r i u m ad h o n o r e m

P e i nostrique ordinis i n c r e m e n t u m

firmitatem

suscepit, in m o r i b u s b o n i s floreat et virtutibus conservetur.« (OVI.RMANN 111, N r . 2 0 8 ) . Vgl. Koi.ni., 31 F. "''Vgl. KUN/I.I.MANN V, 4 0 4 f mit A n n i . 2 0 3 1 .

Wege der Reform

114

Fall den R e f o r m e r n E i n h a l t zu g e b i e t e n , sondern grundsätzlich

anzuordnen,

daß k e i n e V e r ä n d e r u n g in der P r o v i n z g e g e n den W i l l e n der B r ü d e r g e s c h e h e n solle 2 2 7 . V o m 1 4 5 5 in A v i g n o n g e f e i e r t e n G e n e r a l k a p i t e l aus w a n d t e sich J u l i a nus v o n S a l e m n o c h m a l s gegen Z w a n g u n d G e w a l t g e g e n ü b e r den n i c h t o b s e r v a n t e n K o n v e n t e n , n a c h d e m er z u v o r die sächsischen R e f o r m e n bestätigt h a t t e 2 2 8 . S e i n e diesbezüglich so b e t o n t restriktive H a l t u n g wird in den E r f a h r u n g e n m i t den i m m e r aggressiver v o r g e h e n d e n u n d i m m e r stärker a u f ihre U n a b h ä n gigkeit h i n d r ä n g e n d e n italienischen O b s e r v a n t e n b e g r ü n d e t liegen, unter d e n e n sich v o r allem die g r o ß e l o m b a r d i s c h e K o n g r e g a t i o n m i t i h r e m

Exemtions-

streben hervortat. E i n e ä h n l i c h e E n t w i c k l u n g sollte in D e u t s c h l a n d bereits i m K e i m erstickt w e r d e n . D i e provinziale R e f o r m

der deutschen A u g u s t i n e r e r e m i t e n

konnte

nicht

z w i n g e n . S i e w a r a u f das grundsätzliche Einverständnis der zu r e f o r m i e r e n d e n B r ü d e r a n g e w i e s e n . B e r e i t s i m Falle des E r f u r t e r Klosters bildete die A n n a h m e der O b s e r v a n z durch die Klosterinsassen die G r u n d l a g e für das w e i t e r e

Re-

f o r m h a n d e l n der P r o v i n z . Erst a u f d e m B o d e n e i n e r W i l l e n s e r k l ä r u n g der B r ü der selbst k o n n t e n dann auch S t r a f m a ß n a h m e n z u m S c h u t z der b e g o n n e n e n R e f o r m in Anschlag gebracht w e r d e n . S o w u r d e 1 4 5 8 a u f d e m Kapitel zu K ö n i g s b e r g in der N e u m a r k allen W i d e r s a c h e r n der im J a h r z u v o r v o n den Brüdern

des Klosters H e r f o r d a n g e n o m m e n e n

vita

regularis

der E n t z u g des

W a h l r e c h t s u n d , bei H a r t n ä c k i g k e i t , B e u g e h a f t i m K l o s t e r k e r k e r a n g e d r o h t 2 2 9 . 227 Registereintrag vom 26. Juni 1453: »[. . praecipientes Provinciali dicto sub poena inobedientiae et rebellionis nostrae, quatenus desisteret ab inceptis, nec tentaret in illo aut alio dictae Provinciae Conventu aliquam invitis fratribus facere mutationem, [. . .]« (Clin 8423, 455; ausführlich zitiert bei KUNZIXMANN V, 219/Anm. 1148). 22 " »Cum hoc tarnen vobis precipimus, quod caeten conventus Provinciae non compellantur nec violentiam patiantur.« (Clm 8423, 456; s. KUNZFXMANN V, 405/Anm. 2031). »|. . decernentes, ut, quicunque de fratribus nostre provincie et precipue dicti conventus contra dictam vitam regulärem, ut prefertur, scienter verbo vel facto fecerint aut inpediverint, ipso facto se noverint infames et pnvatos voce activa et passiva indispensabiliter, quousque priores provincie cum eis dispensaverint, et si, quod absit, in sua pertinacia perstitennt, tunc pene carceris subiciantur tarn diu, quando suos excessus mediante debita penitencia recognoverint [. . .]« (OVERMANN III, Nr. 236). Diese Strafen bewegen sich durchaus im Rahmen dessen, was auch die Ordensgenerale und Generalkapitel den Reformgegnern anzudrohen pflegten. In doppelter Hinsicht abwegig ist Koldes Deutung der Anordnung: »Freilich überschritt das Capitel hierdurch ohne Zweifel seine Befugniß, denn während noch das oben erwähnte Generalcapitel von Avignon jede Anwendung von Gewalt verboten hatte, beschränkte man sich jetzt nicht darauf, die Beschlüsse nur den etwa von der Observanz Abgefallenen anzudrohen, sondern durch einen Gewaltact dieselbe in der ganzen Provinz als eingeführt zu erklären.« (KOLDK, 93). E r s t e n s : Das Generalkapitel hatte verboten, die Brüder gegen ihren Willen mit Gewalt zur Annahme der Observanz zu zwingen. Das schließt disziplinarische Maßnahmen gegen die Verletzung der bestehenden Observanz nicht aus. Z w e i t e n s : Selbst wenn man die Wendung »dictam vitam regulärem« nicht streng auf die Observanz in Herford bezieht (obwohl von ebendieser im vorausgehenden Text die Rede ist), so ist doch sicher die vita regularis gemeint, dort wo sie besteht. Dem Text ein anderes Verständnis zu unterschieben, ist ein »Gewaltact«, der sich freilich in Koldes Anliegen einfügt, die Strafandrohungen zu einem verzweifelten Rundschlag der Kapitelsväter angesichts der Mißerfolge ihrer Reformbemühungen zu stilisieren.

Die von der Provinz

getragene

Reform

115

Ausführlich ist der Vorgang der willentlichen Annahme der Observanz aus Eschwege überliefert. Die dortigen Konventsinsassen verpflichteten sich auf Anfrage Heinrich Ludowicis mündlich und schriftlich zur Übernahme der R e form 2 ' 1 ". Das Kapitel von Grimma bestätigte den Akt 231 . Damit war der eigentliche R e f o r m p r o z e ß noch keineswegs beendet. In Eschwege bedurfte es noch des landesherrlichen Schutzes für die Observanten, nicht nur gegen die Brüder, die es mit ihrem Entschluß doch nicht so ernst gemeint hatten, sondern auch gegen deren Unterstützung durch quidam a seculo potentes2*1. D e n n o c h war der Konvent von nun an bei seinem Entschluß behaftbar, und die Reformgegner hatten keine Möglichkeit mehr, sich an höhere Ordensinstanzen zu wenden, wie es kurz zuvor die Quedlinburger getan hatten. Die R e f o r m hat sich in Eschwege durchgesetzt. So geht es jedenfalls aus einer U r k u n d e des beteiligten Landesherrn, des Landgrafen Ludwig von Hessen, vom 6. Februar 1467 hervor 233 . Es ist davon auszugehen, daß das Kloster bereits observant war, als es von Andreas Proles in die sächsische Kongregation eingegliedert wurde. Die Charakteristika der provinzialen R e f o r m seien nochmals kurz zusammengefaßt: Sie stützt sich auf die eigenen Kräfte des Mönchtums und ist kaum in der Lage, feste Verbindungen mit anderen, weltlichen oder kirchlichen R e formträgern einzugehen. Ihre Methoden sind dementsprechend durch die O r densverfassung vorgegeben. Sie reichen v o m Kapitelsbeschluß über die Visitation bis zur klösterlichen Disziplinierung. Z w a n g und Gewalt sind keine Mittel, die Observanzforderung an ein Kloster heranzutragen. Erst auf der Grundlage des einmal gegebenen Einverständnisses der betreffenden Brüder können schärfere Maßnahmen ergriffen werden, die sich jedoch im R a h m e n der kirchlichen und klösterlichen Machtmittel bewegen. Der weltliche Arm, dessen Eingreifen häufig faktisch für die Durchsetzung der R e f o r m entscheidend ist, handelt in eigener Regie. Er kann nicht in das R e f o r m k o n z e p t der Provinzialleitung eingebunden werden. Ziel der Bestrebungen ist die Selbstreform der Provinz. Für das Observanzverständnis, das bei den von der Provinz getragenen R e formbestrebungen wirksam war, wird man den als Prediger berühmten Augustinereremiten Gottschalk Hollen (f 1481) aus dem reformierten Konvent Osnabrück zum Zeugen bestellen dürfen. Hollen k o m m t in seinen Predigten nicht selten auf die in seinem Orden gültige Regel zu sprechen. Willigis Eckerinann 234 hat unlängst das in jenen verstreuten Äußerungen sich zeigende Gesamtverständnis nicht nur der Regel, sondern auch des an ihr orientierten Klosterlebens herausgearbeitet. Unter B e r u f u n g auf die zentralen Formulierungen der Augustinusregel entschlüsselt Hollen das (augustinische) M ö n c h t u m vom Leitbegriff der communio her. Er tut dies im stillschweigenden Anschluß an den 2311

R e g e s t : OVERMANN III, N r . 2 1 9 .

2,1

OVI-IRMANN III, N r .

232

KOLDL, 9 1 / A n m .

233

Vgl. KUNZHI.MANN V ,

234

ECKF.RMANN,

220.

2.

Reform.

180.

116 Liber

¡¡«v der Reform Vitasfratrum

seines g r o ß e n O r d e n s b r u d e r s J o r d a n v o n S a c h s e n ("j" 1 3 7 0 /

8 0 ) 2 3 \ N i c h t die auf ausschließliche Totalität gerichtete u n d deshalb A b g r e n z u n g e r h e i s c h e n d e V o l l k o m m e n h e i t b e s t i m m t hier den Geist der g e f o r d e r t e n R e g e l t r e u e , s o n d e r n die G e m e i n s c h a f t , d i e alle u n t e r e i n e m D a c h , an e i n e m T i s c h u n d in e i n e r G e s i n n u n g zu v e r e i n e n s u c h t . Freilich f e h l t a u c h in d i e s e r A n s c h a u u n g n i c h t d e r f ü r die k l ö s t e r l i c h e V o l l k o m m e n h e i t k o n s t i t u t i v e G r u n d z u g d e r S e l b s t n e g a t i o n . D a s zeigt s c h o n d e r v o n E c k e r m a n n f ü r d i e U n t e r s u c h u n g zu H o l l e n s M ö n c h s i d e a l g e w ä h l t e T i t e l » R e f o r m als A b w e n d u n g v o m E i g e n e n u n d H i n w e n d u n g z u m G e m e i n s a m e n « , d e r d i e Erlaubnis< gewährte, wieder zur Provinz zurückzukehren, sondern es ihnen schlicht gebot 244 . Proles fährt fort: »Mit

solcher

Königsberg

und

Kunst

wurde

etliche andere

unsere mehr

Union

damals

machten

zertrennt,

denn

von der Erlaubnis

das Kloster

Gebrauch

und

zu traten

ab.«245

Die Unionsklöster fügten sich der päpstlichen Anordnung. Vier von fünf begaben sich unter das Regiment der Provinz 24 ''. Vermutlich hielt allein H i m melpforten, der Profeßkonvent des Proles, an den Privilegien fest 247 . Proles nennt das erfolgreiche Vorgehen des Sartoris im negativen Sinne »Kunst«. Dabei ist zu beachten, daß er selbst solcher Kunst nicht prinzipiell abgeneigt war. In einer seiner Predigten kann er die diplomatischen Wege, die zur Erlangung einer päpstlichen Bulle üblicherweise beschritten wurden, unbefangen als Gegebenheit hinnehmen. Er setzt die Anstrengungen und finanziellen A u f w e n dungen sogar positiv zum inständigen Gebet der Frommen in Beziehung 248 . Bis zum Jahr 1464 blieb die Union zerstreut: »So lange bis unser heiliger Vater Pius, Papst seligen Gedächtnisses, durch eine Bulle,

die dem Kloster zu Nürnberg

auf wieder errichtete und für gültig

erklärte.

gegeben

wurde,

unsere

Privilegien

erneuerte und von

Grund

«249

Pius II., derselbe Papst, der wenige Jahre zuvor die Auflösung der sächsischen Union bewirkt hatte, bestätigte nun die durch den Bischof von Bamberg erfolgte R e f o r m des Nürnberger Augustinerkonvents und gliederte ihn 1464 der sächsischen Union an -3 ". Proles machte sich die kuriale Wirrnis sofort zunutze 241

Koldc und Kunzelmann teilen das Achselzucken des Proles über die Motive des Magde-

b u r g e r s . ( V g l . KOI.DI-;, 9 9 ; K U N Z I I M A N N V , 4 0 8 ) . 244 Die Bulle »Admonet nos« vom 8. November 1460 ordnete wörtlich an, »quod omnes et singulae reformatae domus fratrum Ord. Haeremit. S. Aug. Prov. Saxoniae, una cum fratribus in eisdem degentibus sub provincialis regimine obedientia perpetuo manere teneantur et de-

b e a n t . « ( Z i t i e r t b e i KUNZELMANN V , 4 0 8 f . , A n m .

2041).

24:1

»Mit sulcher kunst wart vnser vnio vff das mol zu tränt, wen das closter zu k o n i g i s b e r g vnde eczliche ande mehe gebrachten der lobe vnde trothen abe.« (KOLDE, 417). 246 Proles spricht im folgenden von drei Klöstern, die er wiedergewonnen habe. Hinzu kommt Königsberg, um das er sich noch immer bemüht. 247

V g l . JACOBS, 4 7 8 .

248

»Sed si consideraremus q u o m o d o aliquis volens impetrare bollam papalem, non sufficit illi una sollicitudo, sed oportet quod vigesies et ultra sollicitet, ut hic uni ibi alten manus deauret, et magna consumet antequam ad apostolicum admittatur maiora antequam optatum concedat.« (PRAEROGATIVAE, fol. 144rb). Es folgt darauf nicht etwa eine Kritik dieser Zustände, sondern ein Schluß a minore ad maius: »Quanto magis apud summum regem, dominum omnipotentem, orationes sunt multiplicandae.« (Ebd.). 249 »So lange das vnser hilger vater P i u s bobist selgis gedechtniß vnser priuilegien durch eyne bulle gegebin dem closter zu N u r e m b e r g vor newitte vnde gruntlich wedir vffrichte vnde v o l l m e c h t i g i t t e . « (KOLDE, 4 1 7 ) . 250

KOI.DE, 1 0 1 m i t A n m .

1.

120

Wege der

Reform

und wertete die Nürnberger Bulle als A u f h e b u n g der durch Sartoris erwirkten Anordnung und damit als grundlegende Erneuerung der U n i o n , deren W i e derherstellung er sofort in Angriff nahm: »Da arbeitete

ich in Kraft der Privilegien

und bewältigte

abgetreten waren, und schrieb dem Kloster zu Königsberg, Privilegien begeben, jegliches getan.

oder ich würde sie mit päpstlichen

Aber

seligen Gedächtnisses ster zu Magdeburg, stand,

zu der Zeit Erzbischof

Bannen

visitierte der ehrwürdigste

von Magdeburg,

wieder zwei

dazu zwingen

die Privilegien gesetzt

daß, mit dem Rat der Doktoren,

wurde, und der Doktor,

Friedrich,

Euer Gnaden guter Freund,

Herren, die Seine Gnade zu der Visitation hinzugezogen

die

und hätte

Vater, Bischof

das auch abgetreten war und damals unter dem Regiment

und befand es für angemessen,

Klöster,

sie sollten sich wieder unter die

das

der

Klo-

Provinz

Prälaten

und

hatte, das Kloster wieder unter

der das Vikariat

in der Art, wie

geschrieben,

zertrennt hatte, wurde durch die Schrift von Euer Gnaden,

der Provinz

nach Eschwege ging, von Magdeburg

die an die

nach Westfalen geschickt,

zuvor Väter

wo er immer

noch ist.«27'1 D i e beiden Klöster, die Proles zuerst wieder gewann, waren

vermutlich

Dresden und Waldheim. Hinzu kam Magdeburg, das mit seinem Ordensstudium natürlich wichtiger war als das fränkische Königsberg. D e r Magdeburger Erzbischof Friedrich von Beichlingen, von dem Proles schon die Priesterweihe erhalten hatte, betrieb die R e f o r m aller Klöster seines Einflußbereichs.

1460

hatte er von Pius II. eine Bulle erhalten, die ihm auch die Visitation der e x e m ten Mendikantenklöster der Diözese erlaubte. Ebenfalls mit päpstlicher G e n e h migung gebrauchte er 1461 zur Einführung der Observanz im Magdeburger Franziskanerkloster nach vorausgegangenem Rechtsstreit schließlich

Waffen-

gewalt 2 ' 2 . D e r Erzbischof setzte sich für die R e f o r m des Franziskanerklosters ein und stellte sich dabei eindeutig auf die Seite der selbständigen

Observanten-

kongregation 2 ' 1 . Von ihm k o n n t e Proles, auch abgesehen davon, daß er persönlich mit ihm bekannt war, alle Unterstützung erwarten. J o h a n n

Sartoris

m u ß t e seinen Platz in Magdeburg räumen. O f f e n b a r wurde die Versetzung den Provinzoberen brieflich vom Erzbischof nahegelegt 2 ' 4 . Vollzogen wurde sie

»do erbitte ich in craft der privilegien vnde beweidigte vvedir czwey closter dy abgetretin woren vnde schreib dem closter zu k o n i g i s b e r g das sy sich wedir geben vnder dy privilegien adder ich wolde sy mit bebistlichen bannen dor zu dringen, vnde hette ydes gethon. Sünder v f f dy czeyt visityrte der erwirdigiste vater b i s c h o f f f r e d e r i c h selgis g e / / d e c h t m s erczbischoff z u m a g d e b u r g , v. g. groß frund das closter zu m a g d e b u r g , das o c h abe getreten was vnde vnder der provmcien regiment v i f dy czeyt stunt, vnde vant das so g e schicket, das mit rade der doctores prelaten vnde hin dy syne gnade zu der visitación geezogen hatte, das closter wedir gesaezt ward vnder dy priuilegien vnde der d o c t o r der das vicariat in moszen vorgescreben zu tränt hatte, ward durch v. g. schrift dy gein e s s c h e w e y d e (sie) geschach an dy veter der provincien, von M a g d e b u r g geschicket in westfalin, do her nach is.« (KOLDE, 4 1 7 f.). 252

DOELLE, Observanzbewegung, 22.

253

Ebd., 1 4 - 2 2 . A u f ihn wird die W e n d u n g : »u. g. schrift dy gein esscheweyde geschach« zu deuten sein

234

Die Neubcgriiudwig der Union

121

d u r c h d e n O r d e n s g e n e r a l , d e r Sartoris zu s e i n e m V i k a r i m o b s e r v a n t e n K o n v e n t O s n a b r ü c k bestellte 2 3 1 , w o m i t f ü r diesen K o n v e n t n e b e n d e r i n n e r e n Sic h e r u n g d e r O b s e r v a n z a u c h ein S c h u t z g e g e n d e n Z u g r i f f d e r K o n g r e g a t i o n e i n g e r i c h t e t w a r . U n t e r d e s s e n v e r s ä u m t e es Proles, d i e u n w i l l i g e n K ö n i g s b e r g e r zu b e u g e n : »Mit der Visitation und einer Reise nach Rom, die ich danach unternahm, wurde verhindert, daß ich das Kloster zu Königsberg mit Prozessen und anderen Rechtswegen belangte, und indessen kam die Zeit, mein Amt aufzugeben, was ich dann tat, und der nach mir gewählt wurde, verzichtete mit seinen Prioren um des Friedens willen auf solche Gerechtigkeit, die wir bis dahin hatten, in deren Kraft ich die anderen Klöster wieder erworben hatte. c M i 11. Observanzbewegung, 203 f. 28i> »Quo etiam utilius pro reformatione tocius ordmis cogitari et concedi vix posset, si ad loca reformanda foret extensum [. . .].« (Ebd.). 287 »[. . .] quia plura y m m o multa loca reformarentur, nisi mira fraudulentia patrum de c o m muni vita prefatorum hoc impediret.« (Ebd.). 288 So beurteilt auch Schulze den Vorgang: »Der Herzog will das entscheidende R e c h t s i n strument an sich ziehen, u m dem sächsischen Provinzial die Klöster entreißen u n d diese der R e f o r m k o n g r e g a t i o n unterstellen zu können.« (SCHULZE, 82). In einer U r k u n d e v o m 15. Mai 1457 berichtet der H e r z o g über die G r ü n d u n g der Minoritenklöster in Weimar und Langensalza, die er mit Observanten besetzt habe (DOF.I.LE, Observanzbewegung, 12 f.), und von der R e f o r m des Elisabethklosters unter der Wartburg, das er »den gemelten brudern von der observancien ingethan und gegebin« habe (ebd., 13). 289 So vor allem des Herzogs Beichtvater Bartholomäus Kaarstadt, dem häufig die Aufgabe eines Mittelsmannes zwischen Proles und d e m Fürsten zufiel. Für die R e f o r m e n im fränkischen Königsberg und in Gotha nahm Proles sogar die unmittelbare Hilfe des Guardians in Anspruch (vgl. DOELLF., Observanzbewegung, 63). Im Konflikt mit der Ordensleitung der Augustiner versicherte sich der Herzog für den Fall einer Appellation an den Papst der Fürsprache des römischen Franziskanerkommissars (ebd., 64).

Die privilegierte

Observanz

129

Gerade am Eintreten Wilhelms für die sich eben erst formierende Observantenkongregation der Minoriten wird deutlich, daß es d e m Herzog von Anfang an um beides ging: um die R e f o r m der Klöster ebenso wie um die Intensivierung seiner Herrschaft auch im Bereich der Orden, und das hieß k o n kret u m die Führungsposition bei der R e f o r m . Das von Schulze ansonsten betonte Ineinander beider Interessenlagen ist schon in bezug auf das Zustand e k o m m e n der Verbindung von Fürst und Vikar in den Blick zu nehmen. Die mendikantischen Kongregationen boten dem sächsischen Landesherrn - und nicht nur diesem - die einzigartige C h a n c e zu kontinuierlichem staatlichem R e f o r m h a n d e l n , das sich auch auf die weitere Kontrolle und Sicherung des R e f o r m e r f o l g s erstreckte. Wilhelm ergriff diese Gelegenheit sofort, als die Minderbrüder ihren Streit um das Vikariat vor ihn brachten. Mit der an den P a p s t g e r i c h t e t e n B i t t e u m A u s d e h n u n g d e r P r i v i l e g i e n a u f d i e loca

reformanda

versuchte er, die neu entstandene Kongregation zu unterstützen und gleichzeitig ihre Zügel in die Hand zu b e k o m m e n . Kongregationsreform war in seinem Erfahrungshorizont von Anfang an Fürstenreform, deren Erfolg wesentlich auf der Beteiligung der weltlichen Gewalt basierte. Das Zutrauen des Herzogs zur Kongregation konnte sich gewiß auf den ernsten R e f o r m w i l l e n der privilegierten Obervanten stützen, aber eben auch auf die Wirksamkeit der eigenen Machtmittel. Dieser Umstand gab der Kongregation den Vorzug vor anderen, die es mit der R e f o r m ebenfalls ernst meinten. Das Reformhandeln der privilegierten Augustinerobservanz war ein Akt weltlicher Herrschaft auf geistlichem Terrain und mit geistlicher Beteiligung. Die Kongregation gab dem Landesherrn mit den päpstlichen Privilegien das nötige rechtliche Instrumentarium in die Hand und stellte ihm in ihrem Vikar einen kompetenten Exekutor zur Verfügung, dessen Einfluß auch die geistlichen Belange umfaßte. Proles fügte sich vorbehaltlos in das Konzept seines Herzogs ein und machte sich dessen reformerische M o t i v e zueigen. Die Ehre Gottes und die M e h r u n g seines Dienstes und nicht die ursprüngliche Schönheit des Mönchtums, die Seligkeit des Fürsten und nicht die der M ö n c h e , die Landesbesserung und nicht die klösterliche Vollkommenheit bildete den offiziellen Begründungshorizont seines Wirkens 2 '"'. Freilich ging es dem Augustiner auch u m die spezifisch monastischen Inhalte. Sein glühender Eifer für die Sache der R e f o r m entsprang sicherlich weniger der Loyalität gegenüber d e m H e r z o g als der Begeisterung für das Observanzideal, das er mit R e f o r m e r n anderen Z u schnitts geteilt hat. Aber die landespolitischen R e f o r m z i e l e , das heißt in erster Linie die Durchsetzung klösterlicher Disziplin und geordneten Gottesdiensts, 2 > " »Got der almechtige Sterke v. g. vnd gebe yr zu erkennen, iwas zu syner gütlichen ere v. g. saligkit vnde synes vnde vwers Volkes besserunge sey, das sal myr wol gefallen, vnde mag ich dor zu eyner armer cleyner dyner seyn, deß bin ich zu vwerm furstlichin geböte bereyt.« (Brief des Proles an Herzog Wilhelm vom 10. April 1475, KOLDE, 418). An anderer Stelle spricht Proles von »vnnser angefangen sache, die wir gote zeu lobe, merunge sins dinsts und vwer gnaden zeu willenn auch ane der gelartten Im rechten sunderlichen Rath vnd vertrostunge nicht gethan«. (Brief des Proles an Herzog Wilhelm vom 23. Dez. 1475, ebd., 420).

130

Wege der Reform

galten i h m o f f e n b a r als unabdingbare Voraussetzung für ein geistliches L e b e n i m tieferen S i n n e . G o t t selbst hatte in seiner G n a d e d e m H e r z o g den R e f o r m w i l len eingegossen, so daß Proles gar den W i l l e n seines irdischen u n d seines h i m m lischen H e r r n o h n e w e i t e r e s parallel setzen k o n n t e 2 9 1 . Proles diente G o t t u n d der O b s e r v a n z zunächst im G e h o r s a m g e g e n ü b e r s e i n e m F ü r s t e n 2 9 2 . D e r k o n k r e t e V o r g a n g der R e f o r m ist geprägt v o n den M ö g l i c h k e i t e n u n d M e t h o d e n staatlicher M a c h t a u s ü b u n g . D i e v o r b e r e i t e n d e n M a ß n a h m e n liegen d u r c h w e g in der H a n d des Landesherrn. Es geht dabei zunächst u m die H e r stellung eines R e c h t s z u s t a n d s , nämlich u m die A u s d e h n u n g der O b s e r v a n t e n privilegien a u f den j e w e i l i g e n K o n v e n t . Z u r B e g r ü n d u n g dieses Schritts kann H e r z o g W i l h e l m a u f gescheiterte R e f o r m v e r s u c h e seitens der P r o v i n z v e r w e i sen 2 9 3 . E r kann aber auch lediglich die S i c h e r u n g u n d F ö r d e r u n g der R e f o r m durch die E i n b i n d u n g in das Vikariat h e r v o r h e b e n 2 9 4 . G e g e n ü b e r d e m O r d e n s general p o c h t er a u f das U r t e i l der E r f u r t e r J u r i s t e n , das i h m e i n e n derartigen G e b r a u c h der apostolischen Privilegien gestattet 2 9 5 . Setzt der H e r z o g ein K l o s t e r u n t e r die Privilegien, so n i m m t er es zugleich in seine »verteyding«. N i c h t selten besaßen die R e f o r m g e g n e r weltliche F r e u n d e u n d V e r w a n d t e a m O r t ,

mit

deren H i l f e sie der N e u e r u n g e n t g e g e n w i r k t e n . G e g e n solche E i n g r i f f e stand nun fürstlicher S c h u t z . V o r allem aber g e g e n den E i n s p r u c h der l e g i t i m e n O r densinstanzen verteidigte der H e r z o g die privilegierten B r ü d e r . D e m

sächsi-

schen Provinzial, der v o m O r d e n s g e n e r a l die V o l l m a c h t erhalten hatte, Proles u n d seine A n h ä n g e r zu e x k o m m u n i z i e r e n , trat W i l h e l m in scharfer F o r m e n t gegen u n d verlangte v o n i h m , daß er den a n g e o r d n e t e n Vollzug des B a n n spruchs bis zur K l ä r u n g der S a c h e m i t d e m G e n e r a l aussetze u n d den S e i n e n g e b i e t e , »sich an den privilegierten brudern u n d sunderlich an den v o n

erf-

f o r d die sich u n d andere sie b e w e g i n d e v f f v n ß e r b e g e n v n d e r das Privilegium g e g e b i n v n d w i r sie glich andern c o n v e n t e n v n d e r vns in vnnsere v e r t e y d i n g g e n o m e n h a b e n n i c h t zcu vergriffenn«. 2 '"' D i e lokalen B e h ö r d e n w e r d e n b r i e f lich zu S c h u t z u n d H i l f e für die R e f o r m u n d ihre T r ä g e r a n g e w i e s e n . G l e i c h -

2 '" »Gotis vnde v. f. g. wille geschee indeme vnde in allin dingen nun vnde allezyt amen.« (Brief des Proles an Herzog Wilhelm vom 2. Juni 1477, KOI.DE, 434; ähnlich 10. Aug. 1475, ebd., 4 1 9 ) . 292 »Is v. g. behegelich, so wil ich das closter gote zu eren von v. g. an nemen vnde mit getrawem flyße von tage zu tage in geistlichim leben vorbessern [ . . . ] . [ . . .] wenne, wy vnder welcher schütz vnde bystant sulch wergk gescheen sulle, wirt vwer fursdiche wyßheit wol bedencken vnd was myr v. g. gebythen wirt, wil ich mit schuldiger demuth vffnemen vnde vorbrengen mit gotis gnaden.« (Brief des Proles an Herzog Wilhelm vom 10. Aug. 1475, ebd.,

419). 2,3

So zum Beispiel gegenüber dem Rat in Gotha in einem Brief vom 24. Jan. 1476 (KOLDE,

426).

' So im Appellationsschreiben gegen den Ordensgenera] Jacobus von Aquila vom 30. Dez.

2 4

1 4 7 6 (OVERMANN I I I , N r . 2 7 8 ) u n d i m B r i e f an d e n E r f u r t e r R a t v o m 9 . J a n . 1 4 7 6 (KOLDE,

422). 2 , 5 S. o. S. 125 m. Anm. 270. 2'"s Brief Herzog Wilhelms an den Provinzial Johann Anherr vom 30. Dez. 1475, KOLDE, 421.

Die privilegierte

Observanz

131

zeitig werden die Klosteroberen von der ins Haus stehenden R e f o r m schriftlich in Kenntnis gesetzt. Ein herzoglicher Amtmann m u ß beim Reformvorgang zugegen sein, »das dieselben prior und C o n v e n t des also ingehen, und sich dawider nicht setzen« 297 . Proles persönlich erhielt einen gesonderten Geleitbrief seines Gönners 29 ". Den Reformgegnern soll keinerlei Hilfe zukommen. Auf Ersuchen der R e f o r m e r m u ß sogar polizeilich gegen sie vorgegangen werden 2 9 9 . Möglicherweise ging den rechtlichen Schritten der Vorbereitung regelmäßig eine amtliche Visitation voraus. Aus dem Jahre 1489 ist jedenfalls eine Liste von Visitationsfragen 3 "" erhalten, die Proles f ü r die behördliche Feststellung der Rechtslage wie der sittlichen Verhältnisse im Kloster Königsberg/Franken ausgearbeitet hat. Das Kloster, das der ursprünglichen Observantenunion angehört hatte, dann aber abgetreten war und von Herzog Wilhelm bis zu seinem Tode (f 1482) nicht wieder unter die Privilegien gezwungen werden konnte, sollte nun in einem neuerlichen Anlauf endgültig angegliedert werden. Die offiziell vorzulegenden Fragen waren rhetorischer Art und dienten dem Zweck der Proklamation und Begründung des staatlichen Eingriffs sowie der Erhebung aller f ü r die Rechtslage relevanten Urkunden 3 1 ". »Heimlich«, also wohl in Einzelgesprächen, soll der moralische Stand des Klosters erforscht werden. Proles will ein erstes Bild gewinnen von der disziplinarischen Aufgabe, die ihn erwartet. Er klopft deshalb die wichtigsten Indikatoren einer geordneten vita communis ab: die Formen der Tischgemeinschaft, die Praxis von Fasten und Enthaltsamkeit, den Besuch der gottesdienstlichen Übungen, die Klausur nach außen und nach innen, die gemeinschaftliche Bußdisziplin 302 . T h e o d o r Kolde wertete dieses Dokument als Beleg für die Äußerlichkeit des Observanzstrebens 3 " 3 . Tatsächlich mag dem staatlichen Reformanliegen mit der Durchsetzung äußerer Disziplin bereits Genüge geschehen sein. Für Proles aber ging es, wie für alle mönchischen Reformer, wesentlich um den geistlichen Zustand des 297

Schreiben H e r z o g Wilhelms an den A m t m a n n u n d R a t zu Sangerhausen v o m 10. N o v .

1 4 7 4 , KOI.DE,

113.

Datiert 31. Dez. 1475, (ebd., 422). 2 9 '' H e r z o g W i l h e l m weist den R a t zu G o t h a an, »das ir derselben v n g e h o r s a m e n m a n c h v n d ander der r e f o r m i r t e n b r u d e r Widerstender k e i n e n by u c h zu enthalten zu husen o d e r zu h e r b e r g e n gebietet v n d des nicht gestatet. A b a u c h die o d e r ander yrer w i d e r w e r t i g e n by u c h berieten w u r d e n , yn dan vf yr ersuchen e w e r k n e c h t v n d w e s n o d w e r lihet vnd b e h u l f f e n seyt, dieselben zu griffen, zusetzen v n d zu straffen [. . .]« (Brief v o m 24. J a n . 1476, KOLDE, 427).

" ' " Z i t i e r t bei KOLDE, 131. »Zu konigsperg losze man fragen — Z u m ersten o b sie o c h vormals v n d e r d e m vicariat gewest sein — Item w o r u m sie d o r v o n gefallen — I t e m ab ander closter o c h m i t e n abgefallen — Item so die andern w e d i r k o m e n w o r u m si uszen b l i e b e n sein — Item so der Irluchte furste saligen h e r c z o g e W i l h e l m sie w e d i r voreiniget hat, usz w e l c h e r m a c h t sie abgetreten sein, U n d alle der d i n g heysche man b e w e y s u n g e schriftlich.« (KOLDE, 131). 3111

302

Vgl. ebd. »Es w i r d g e n ü g e n , diese Sätze zu lesen, u m sich v o n der o b e n b e h a u p t e t e n Aeußerlichkeit zu ü b e r z e u g e n , a u f w e l c h e die m i t so h o h e m K r a f t a u f w a n d v o l l z o g e n e R e f o r m a t i o n hinauslief« (ebd.). 3113

132

Wege der Reform

Klosters, der sich in der gemeinsamen Lebensgestaltung spiegelte. Was den A u gustinervikar von manchen anderen Verfechtern des Observanzgedankens unterschied, war dies, daß er allein von der strikten Einhaltung der Äußerlichkeiten auch die geistliche Erneuerung des Mönchtums erwarten zu dürfen glaubte. Eine der R e f o r m vorausgehende, die Disziplinierung vorbereitende Predigttätigkeit oder sonstige Versuche der Willensbildung, wie sie etwa der von J o h a n nes Nider vertretene modus rcformandv'M vorsieht, wird von Proles nicht gefordert. Auch über die Auswahl des zu reformierenden Konvents entscheidet, soweit sich erkennen läßt, ausschließlich der Wille des Landesherrn und nicht die eventuell vorhandene R e f o r m n e i g u n g im Kloster. W o und zu welchem Termin reformiert wird, bestimmt der Fürst. Einen geistlichen Anknüpfungspunkt der R e f o r m bei denen, auf die sie gerichtet ist, gibt es nicht. Bei der Durchführung der R e f o r m mußte in erster Linie der klosterinterne Widerstand gebrochen werden. Im Zuge seiner Visitation des Konvents M i n delheim im Jahr 1 4 9 0 erklärte Proles ausdrücklich, er wolle ohne Gewalt verfahren — was besagen wollte, daß, wer nicht mit der R e f o r m einverstanden war, ungehindert gehen durfte 3 " 5 . Das Kloster war dem Augustinervikar auf Veranlassung des Stadtherrn Thomas von Frundsberg durch den päpstlichen Kardinallegaten R a i m u n d Peraudi zur R e f o r m überantwortet worden 31 "'. D e r hier so betonte Gewaltverzicht deutet darauf hin, daß üblicherweise alle Klosterbewohner notfalls mit Gewalt unter das J o c h der Observanz gezwungen wurden. Wer sich dem entziehen wollte, mußte rechtzeitig das Weite suchen oder einen regelrechten Ausbruch wagen. D o c h auch für j e n e , die frei aus Mindelheim abziehen konnten, bedeutete der Weggang aus dem angestammten Haus nichts Geringeres als den Verlust der Heimat und der Klosterfamilie. O b ihnen die Habe überlassen wurde, die sie als ihr Eigentum betrachteten — was es nach observanter Auffassung bei M ö n c h e n natürlich gar nicht geben durfte - , ist zumindest zweifelhaft. Bei den R e f o r m e n auf sächsischem Gebiet jedenfalls wurde das Eigentum der entflohenen Brüder von den Observanten einbehalten. In einem Registereintrag vom 21. O k t o b e r 1475 hält General Jacobus von Aquila unter anderem fest, er habe den sächsischen Provinzial dazu ermächtigt, unter Strafandrohung für die Rückerstattung der Güter j e n e r Brüder zu sorgen, die nicht bei Proles und den Seinen bleiben wollten. J e n e , die vor Proles gewichen seien, solle der Provinzial (in einen anderen Konvent) aufnehmen 3 0 7 . Letztere Anordnung verschaffte den Vertriebenen wenigstens wieder ein B l e i berecht, das ihnen nach dem Verlassen ihres Klosters keineswegs selbstverständlich zustand, und befreite sie von dem Makel, als entlaufene M ö n c h e zu gelten. Im Falle des sächsischen Konvents Langensalza waren die Betroffenen allerdings ,,M

S. o. S. 9 6 f.

m

Vgl. KUN7.EI.MANN V ,

428.

""'Vgl. ebd., 427 f. 1117 »et praecipimus, quod fratribus eoruni bona, qui cum eis stare nollent, restituere curet sub eisdem poenis, et quod illos fratres qui ab eo f. Andrea recesserint, provincialis recipere debeat [. . .]« (Clm 8 4 2 3 , 464).

Die privilegierte

Observanz

133

derart verbittert, daß sie kein anderes Kloster a u f s u c h t e n , sondern in den U n t e r g r u n d gingen, u m die O b s e r v a n z b e s t r e b u n g e n z u m i n d e s t in ihrem U m k r e i s mit gezielten A k t i o n e n zu sabotieren 3 "*. Aus der N o t i z des Jacobus v o n Aquila geht w e i t e r hervor, daß diejenigen, die in e i n e m v o n Proles o k k u p i e r t e n Kloster zurückblieben, sich eidlich auf die Einhaltung d e r O b s e r v a n z verpflichten m u ß t e n . D e r General e n t b i n d e t sie v o n den e r z w u n g e n e n u n d unerlaubten S c h w ü r e n u n d Versprechungen" 1 "''. D e n n o c h : gegen das B ü n d n i s von F ü r s t e n m a c h t u n d päpstlichem R e c h t war w e d e r im einzelnen Kloster n o c h ü b e r h a u p t innerhalb des O r d e n s etwas auszurichten. A u c h O r d e n s g e n e r a l e m u ß t e n sich geschlagen geben, solange das Papsttum, vertreten durch seine bischöflichen Legaten, das Z u s a m m e n w i r k e n eigenständiger O b s e r v a n t e n g r u p p i e r u n g e n mit territorialen M a c h t h a b e r n b e günstigte. Im Schutze dieser M ä c h t e k o n n t e Proles unbehelligt seines Amtes walten. Die S i c h e r u n g der R e f o r m war die charakteristische Stärke der privilegierten O b s e r v a n z . M a ß n a h m e n , die bei anderen R e f o r m w e g e n den Abschluß des Werks bildeten u n d das Erreichte versiegeln sollten, w e r d e n hier zur Basis des R e f o r m h a n d e l n s . N i c h t erst der Bestand der einmal e i n g e f ü h r t e n Observanz, s o n d e r n bereits ihre D u r c h s e t z u n g wird hier mittels der E x e m t i o n g e g e n ü b e r der Provinz u n d der E i n o r d n u n g in einen Verband r e f o r m i e r t e r Häuser abgesichert. Die kirchliche Legitimation dient nicht erst der nachträglichen A n e r k e n n u n g u n d Bestätigung bereits erfolgter R e f o r m e n , sondern unmittelbar der A u s b r e i t u n g der Observanz. D e r weltliche A r m gibt nicht n u r den Anstoß zur R e f o r m u n d stellt gegebenenfalls das äußerste Mittel zu ihrer D u r c h s e t z u n g bereit, sondern er ist d u r c h g e h e n d zentral am G e s c h e h e n beteiligt u n d wirkt als konstante Garantie f ü r den Erfolg des U n t e r f a n g e n s . Freiwilligkeit o d e r Einsicht bei den B e t r o f f e n e n wird durch diesen modus rcformandi w e d e r vorausgesetzt n o c h gefördert. A u c h ü b e r den k o n k r e t e n R e f o r m v o r g a n g hinaus w e r d e n innerhalb der privilegierten Observanz die demokratischen E l e m e n t e der O r d e n s v e r f a s s u n g erheblich eingeschränkt. D e r Ausnahmezustand, daß ein Generalprior der P r o vinzialleitung einen K o n v e n t entzieht u n d ihn seiner u n m i t t e l b a r e n Autorität unterstellt, die er dann w i e d e r u m auf einen Stellvertreter überträgt, w i r d hier zur d a u e r h a f t e n Wirklichkeit. An die Stelle der d u r c h das Provinzialkapitel u n d die R e c h t e des Einzelkonvents begrenzten M a c h t des Provinzials tritt in der Kongregation die u n u m s c h r ä n k t e Autorität des Vikars, der hier die gleiche Vollmacht hat w i e der General im G e s a m t o r d e n . Z w a r w u r d e auch er im dreij ä h r i g e n Turnus gewählt, d o c h k o n n t e er im Gegensatz z u m Provinzial beliebig

- " " S . o . S. 127. 1n

'' » p r o t e s t a m u s q u o d illa p r i v i l e g i a , q u i b u s f r . A n d r e a s , et sui se f u n d a n t , n u l l i u s sint j u r i s ,

q u i a sine l i c e n t i a O r d i n i s , et c o n t r a o b e d i e n t i a m s a l u t a r e n i i m p e t r a t a s u n t e t a b s o l v i m u s d i c t o r u n i o c c a s i o n e f r a t r e s illos a j u r a n i e n t i s e t p r o m i s s i o n i b u s a b ipsis o b s e r v a n t i b u s d e eis e x a e t i s , q u a e illicitae sunt.« ( C l m 8 4 2 3 , 4 6 4 ) .

134

Wege der Reform

viele A m t s p e r i o d e n aneinanderreihen. Für e i n e n M a n n , der es w i e Proles v e r stand seine M a c h t zu g e b r a u c h e n , durfte die S i c h e r u n g seiner W i e d e r w a h l kein P r o b l e m sein. Selbst a u f die W a h l seines N a c h f o l g e r s J o h a n n v o n

Staupitz

scheint Proles n o c h e n t s c h e i d e n d e n E i n f l u ß g e n o m m e n zu h a b e n 3 1 " . D e r V i k a r durfte o h n e weiteres die A m t e r eines seiner Klöster m i t i h m g e n e h m e n

Per-

sonen besetzen. E b e n s o frei k o n n t e er m i t den G ü t e r n der Häuser v e r f a h r e n 1 " . B e i d e s g r i f f t i e f in die Freiheit des E i n z e l k o n v e n t s ein. D i e B e s e t z u n g

der

Priorate w a r darüberhinaus ein R e c h t , das eigentlich d e m Provinzialkapitel z u stand. E i n e p e r m a n e n t e M i t s p r a c h e des G e s a m t v e r b a n d e s b e i der P r o v i n z i a l l e i tung, w i e sie in der Ordensverfassung durch den g e w ä h l t e n Beraterstab des Provinzials (das v i e r k ö p f i g e D i f f i n i t o r i u m ) verbürgt war, läßt sich bei Proles n i c h t a u s m a c h e n 3 1 2 . E i n weiteres R e c h t des Vikars, das ansonsten allein d e m G e n e r a l p r i o r , n i c h t aber d e m Provinzial zustand, war die Versetzung v o n K l o sterangehörigen in andere K o n v e n t e . D i e m i t den B e f u g n i s s e n des Ordensgenerals k o n k u r r i e r e n d e M a c h t s t e l l u n g des O b s e r v a n t e n v i k a r s ist die G r u n d l a g e für die oft h e r v o r g e h o b e n e t i o n s t e n d e n z der sächsischen K o n g r e g a t i o n

Separa-

u n d anderer, ä h n l i c h e r

Gebilde.

Tatsächlich b e a n t w o r t e t e die privilegierte O b s e r v a n z das P r o b l e m der E r n e u e rung des O r d e n s m i t der B i l d u n g eines n e u e n O r d e n s i m O r d e n . I h r Z i e l war n i c h t die E r z i e h u n g der P r o v i n z z u m R e g e l g e h o r s a m , sondern deren B e s e i t i gung. D i e n o m i n e l l e V e r b u n d e n h e i t m i t den n i c h t r e f o r m i e r t e n R e l i g i ö s e n u n d Konventen

sicherte lediglich den Z u g r i f f a u f dieselben. Ansonsten w a r die

O r d e n s e i n h e i t für diese O b s e r v a n t e n kein A n l i e g e n , d e m sie u n a b h ä n g i g v o n der D u r c h s e t z u n g ihrer Z i e l e einen e i g e n e n W e r t b e i g e m e s s e n hätten. N e b e n d e m nach a u ß e n g e k e h r t e n Separatismus ist n u n aber auch der nach i n n e n w i r k s a m e autoritäre C h a r a k t e r des Vikariats b e a c h t e n s w e r t . D e r V i k a r ist ein g e w ä h l t e r D i k t a t o r . G e m e s s e n an den K o m p e t e n z e n eines Provinzials b e deutet sein R e g i m e n t den p e r m a n e n t e n Ausnahmezustand. Vor allem die in e i n e m zentral geleiteten B e t t e l o r d e n o h n e h i n b e g r e n z t e A u t o n o m i e des e i n zelnen Klosters wird w e i t e r eingeschränkt u n d e i n e m partikularen Zentralismus u n t e r w o r f e n . In der Verfassung der g r o ß e n M e n d i k a n t e n g e m e i n s c h a f t e n

sind

d e m o k r a t i s c h e u n d autoritäre E l e m e n t e m i t e i n a n d e r v e r w o b e n . D i e r e g e l m ä ß i g e n Kapitel a u f P r o v i n z - u n d O r d e n s e b e n e sind d e m o k r a t i s c h e I n s t r u m e n t e zur Verteilung, K o n t r o l l e u n d B e g r e n z u n g der M a c h t . Allein die o b e r s t e O r densleitung kann ü b e r die Kapitel u n d die durch sie legitimierten

Instanzen

h i n w e g e n t s c h e i d e n , freilich im R a h m e n der Verfassung, ü b e r deren E i n h a l t u n g

" " Vgl. KUNZELMANN V ,

435.

Die Acker des Konvents zu Neustadt an der Orla wurden von Proles kurzerhand verkauft, weil dieser in der landwirtschaftlichen Betätigung der Brüder das hauptsächliche Hemmnis für die nur schleppend sich entwickelnde Observanz erkannte. Aus seinem offenen Brief vom 18. Okt. 1485 (KOLDE, 434), mit dem er den Verkauf bekanntgab, geht hervor, daß er diesen Schritt lediglich mit den weltlichen Machthabern, nicht aber innerhalb der Kongregation, geschweige denn mit der Ordensleitung abgesprochen hat. 3,2

Vgl. K O L D E , 1 3 1 f.

Die privilegierte

Observanz

135

der römische Kardinalprotektor zu wachen hat. Durch den Einsatz von Vikaren bei der Klosterreform haben die Generale ihren Einfluß unmittelbar auf den unteren Ebenen der Hierarchie geltend gemacht und damit dem autoritären Element höheres Gewicht verliehen. Die Exemtion reformierter Konvente von der Jurisdiktion der Provinz war ein gebräuchliches Mittel zur Sicherung der Observanz. Auch das Bewußtsein der Reformklöster war von dieser Abgrenzung bestimmt. Z u m Beispiel der Dominikaner Johannes Nider schreibt 1428 in einem Brief an den observanten N o n n e n k o n v e n t Schönensteinbach über die Schwestern des Nürnberger Katharinenklosters: »Die habent bys her an leben gefürt, in dem yr ungern sterben wöltent, dar umm wir all wol by X X jaren uns von in abgeschaiden hand, als ob sy nit zu uns gehörtem.« 313 Sowohl der separatistische als auch der autoritäre Z u g lassen sich als Tendenzen auch in dem durch Ordensgenerale gesteuerten Reformhandeln beobachten. Die privilegierte Observanz hat beide Tendenzen radikalisiert und zementiert. Die privilegierte Observanz war nicht der einzig erfolgversprechende R e f o r m w e g bei den deutschen Augustinereremiten. Aber sie war im Spektrum observanter Organisationsmöglichkeiten der Ansatz, der sich am radikalsten auf ordensexterne Rechts- und Machtmittel gestützt hat. Hier wurde R e f o r m k o n sequent als herrschaftlicher Akt betrieben. U m so spannungsvoller stellt sich angesichts dieser reformpraktischen Extremposition die Frage nach den geistlichen Inhalten der privilegierten Observanz. W i e unternimmt es Andreas Proles, die subjektive Observanz derer, die von seinem R e f o r m w e r k betroffen sind, anzufachen?

MEYHR

( Q F 3),

61.

Dritter Teil

Das Observanzideal bei Andreas Proles I. Die schriftliche i. Handschriftliche Herzog-August-Bibliothek

Hinterlassenschaft

des

Proles

Quellen Wolfenbüttel

Nr. U76

(= Helmstedt

Nr.

1074)

Die Handschrift Nr. 1176 der Wolfenbüttler Herzog-August-Bibliothek bietet e i n e A n z a h l v o n lateinischen P r e d i g t e n , die A n d r e a s Proles in e i n e m N o n n e n k o n v e n t seines O r d e n s in d e r N ä h e v o n B r a u n s c h w e i g u n d W e r n i g e r o d e g e h a l t e n h a b e n m u ß 1 . Z u d e n k e n w ä r e e t w a an das Kloster D e r n e b u r g , das v o n Proles a m 12. J u n i 1465 in die B r ü d e r s c h a f t d e r Klöster des sächsischen O b s e r vantenvikariats a u f g e n o m m e n w u r d e 2 . M e h r f a c h b e g e g n e n T h e m e n z u s a m m e n h ä n g e , die ü b e r e i n e R e i h e v o n P r e d i g t e n h i n w e g e n t f a l t e t w e r d e n . D e n A u s g a n g s p u n k t bildet j e w e i l s ein k u r z e s Schriftwort. 1. »De privilegiis r e l i g i o s o r u m « D i e u m f a n g r e i c h s t e P r e d i g t r e i h e tragt d e n Titel Dt: l'Rivu.ixais religiosorum*. In sieben P u n k t e n preist Proles die V o r z ü g e des M ö n c h t u m s g e g e n ü b e r d e m W e l t l e b e n u n d gibt zugleich e i n e u m f a s s e n d e u n d systematische O r i e n t i e r u n g ü b e r Sinn u n d Gestalt m o n a s t i s c h e n Lebens, w i e es sich aus d e r Sicht eines f ü h r e n d e n Vertreters d e r O b s e r v a n z b e w e g u n g darstellt.

1 Für ein Nonnenkloster spricht die vorwiegende Verwendung der weiblichen Form. Wernigerode und Braunschweig werden als zwei alternative Wegeziele einander gegenübergestellt: »Qui tendit usque Brunswig, si prudens est, non ambulat cum illis, qui tendunt usque Wernigerode.« (fol. 181 r). Zwar könnte die hier verwendete Abkürzung »Brüf3« auch auf Brunsen bei Einbeck hinweisen, doch redet Proles an anderer Stelle (fol. 221 r) vom »dux in Brüf3«, womit wohl nur der Herzog von Braunschweig gemeint sein kann. 2

S. JACOBS, N r . 9 2 .

' F o l . I29r-185v; s. ZUMKF.LLF.R, Manuskripte, Nr. 104.

137

Die schriftliche Hinterlassenschaft des Proles

2. »Estote misericordes« ESTOTE MISERICORDES, sicut pater

vester

miscricors

est!4

I m A n s c h l u ß an

dieses

W o r t aus d e m Lukasevangelium (Lk 6, (l ) b e h a n d e l t Proles die sieben W e r k e der Barmherzigkeit. Sie sind im barmherzigen Heilshandeln Gottes verankert, d e m j e d e r M e n s c h , vor allem aber der M ö n c h , imitierend zu entsprechen hat. Eine kurze U b e r l e i t u n g f ü h r t dann hin zur B e t r a c h t u n g der sieben Eigenschaften der Hostie, die auf die T u g e n d e n Jesu verweisen, w e l c h e sich die Gläubigen ihrerseits aneignen sollen, damit das Sakrament seine heilsame W i r k u n g entfalten kann. Dieser zweite Teil ist als Meditationsanleitung f ü r die Eucharistiefeier w ä h r e n d der Messe gestaltet. 3. »Claustrum Mariae«"1 U n t e r d e m Titel CLAUSTRUM MARIAE stellt Proles eine Art klösterlichen »Amterspiegel« vor. Die R e f o r m a t i o n eines K o n v e n t s steht u n d fallt mit der getreuen A u s ü b u n g der O r d e n s ä m t e r . U b e r das Wortspiel claustrum = K l o s t e r / S c h o ß wird an Maria u n d ihrem Verhalten g e g e n ü b e r d e m »wahren M ö n c h « Jesus jegliche klösterliche A m t s v e r r i c h t u n g exemplifiziert u n d in ihrer idealen Gestalt gezeigt. N e b e n den Predigtreihen finden sich auch m e h r e r e Einzelpredigten: 4. »Praeceptor« 5. »Lacrimatus est Iesus« U b e r den >Fischzug des Petrus< (Lk 5 5 : PRAECEPTOR, per lotam noctem nihil

cepimits;

in verbo antem

tuo laxabo

laborantes

rete)1' u n d d i e > A u f e r w e c k u n g d e s L a z a r u s
gutwohlgefällig< und >vollkommen< veranlaßt die Einteilung der Früchte in drei Kategorien. In A n lehnung an die dreifache Teilhabe des Menschen an G o t t durch die Natur, die Gnade und die ewige Herrlichkeit führt Nider zuerst neun Früchte des M ö n c h tums an, die im B e r e i c h des Zeitlichen genossen werden (Kap. 1), sodann z w ö l f Vorteile,

die

das

Zeitliche

und

das

Geistliche

gleichermaßen

betreffen

(Kap. 2 / 3 ) , und schließlich z w ö l f Früchte, die allein dem Bereich des Geistlichen und Ewigen zuzurechnen sind (Kap. 4—15) 76 . Ausschließlich dieser letzte Teil des B u c h e s wie des ganzen Werks wurde von Andreas Proles rezipiert, und zwar intensiv. Die geistlichen Früchte der R e f o r m beziehungsweise des Klostereintritts bilden bei J o h a n n e s Nider den Abschluß einer D e n k b e w e g u n g , die den gesamten Vorgang der R e f o r m theologisch begründen und steuern will. Diese B e w e g u n g läßt sich in mehreren Schichten verfolgen: A u f der E b e n e der M e t h o d i k ist es

73

NIDLR,

74

E b d . , U/2,

U/2,

1 3 5 f.

136.

75

Ebd.

76

» U t a u t e m de q u i b u s d a m R e l i g i o n u m l o q u a m u r fructibus (sunt e n i m multi valde) tríplices

n u n c tangentur. Q u i d a m sunt circa temporalia c o m m o d a , quasi principaliter, et sunt in quibus apparet voluntas D e i b o n a ; q u i d a m circa t e m p o r a l i a et spiritualia simul, in quibus apparet voluntas D e i b e n e p l a c e n s ; et q u i d a m sunt principaliter circa spiritualia et eterna, et sunt n u m e r o d u o d e c i m , circa q u o s apparet p e r f e c t a D e i voluntas.« ( E b d . , I I I / l , 2 7 1 ) .

Die Privilegien des Mönchtums bei Kapistran

151

der W e g v o m B i b e l w o r t über die E x e g e s e u n d die sytematische Entfaltung hin zur E r ö r t e r u n g praktischer Fragen und w i e d e r u m die theologische A u s d e u t u n g der erneuerten Praxis. D e m entspricht auf der S a c h e b e n e das Fortschreiten v o n den allgemeinen theologischen G r u n d l a g e n hin z u m monastischen Ideal und v o n dort zur praktischen V e r w i r k l i c h u n g dieses Ideals, deren Folgen w i e d e r in den R a h m e n der allgemeinen H e i l s e r w a r t u n g eingezeichnet w e r d e n .

Unver-

k e n n b a r ist der thonnstische G r u n d z u g dieser B e w e g u n g : das Ausgehen von den göttlichen Prinzipien, der Abstieg in den B e r e i c h des Materiellen und das neuerliche Hinstreben zur geistlichen W i r k l i c h k e i t . Allerdings ist die diesem Ansatz entsprechende Alleinwirksamkeit der göttlichen G n a d e an einer Stelle d u r c h b r o c h e n . Z w a r bleibt sie auch im B l i c k auf die R e f o r m das d u r c h g e h e n d e prinäpium

molionis, doch w i r d die G n a d e v o n N i d e r im Gegensatz zu T h o m a s 7 7

nicht als necessitas infallibilitatis

gedacht 7 8 .

A u f die pädagogische A b f o l g e von E r m a h n u n g , U n t e r w e i s u n g und V e r h e i ßung w u r d e bereits hingewiesen. N i d e r legt nicht nur im Z u s a m m e n h a n g seines modus reformandi größten Wert auf die Willensbildung bei den zu R e f o r m i e r e n d e n , sondern seine ganze Schrift ist in gewissem Sinne auf dieses Z i e l ausgerichtet. D i e pädagogische Anlage, die theologische F u n d i e r u n g und die gründliche Auseinandersetzung mit den E i n w ä n d e n der R e f o r m g e g n e r lassen das W e r k selbst zu einem Stück reformerischer Uberzeugungsarbeit w e r d e n . Andreas Proles hat einige der g e i s t l i c h e n Friichte< des M ö n c h t u m s v o n J o hannes N i d e r ü b e r n o m m e n und sie einer zum Teil nur g e r i n g f ü g i g e n , z u m Teil aber tiefgreifenden eigenen Ausgestaltung unterzogen. E i n e Veränderung, die sofort ins A u g e springt, ist die U m w a n d l u n g der Früchte in Privilegien des M ö n c h t u m s . Aus dem Ergebnis eines Wachstumsprozesses w i r d bei Proles das K e n n z e i c h e n einer Standeszugehörigkeit. D e r damit markierte Unterschied b e trifft das Verhältnis des M e n s c h e n zum M ö n c h t u m . Im reformpraktischen H o rizont Niders ist das M ö n c h t u m ein G e g e n s t a n d aktiver V e r w i r k l i c h u n g seitens des M e n s c h e n , der dann die Früchte seines Tuns genießen darf. B e i Proles, f ü r den R e f o r m eine selbstverständliche Voraussetzung seines R e d e n s bildet, ist es das M ö n c h t u m , das am M e n s c h e n w i r k t u n d ihn der Standesprivilegien teilhaftig w e r d e n läßt. Weil Proles den Aspekt reformerischen Handelns ausblendet, ist die religio f ü r ihn w e n i g e r eine A u f g a b e , die es ins W e r k zu setzen gilt, als v i e l m e h r eine Seinsweise, die auf den M e n s c h e n z u r ü c k w i r k t .

III. Die Privilegien des Mönchtums bei Johannes

Kapistran

Bereits v o r Proles hat der Franziskaner J o h a n n e s Kapistran die Privilegien und Praerogativen des M ö n c h t u m s gepriesen. M i t b e s o n d e r e m E r f o l g tat er dies

77

S . t h . I I / I , q. 1 1 2 , art. 3 ; v g l . Sm;Bi.RG, 4 6 0 f.

78

V g l . o. S. 1 4 6 .

152

!)privilegia vel
Reges t e r r a e et o m n e s populi< (PL 184, 1 1 3 1 B ) .

Die

l'rii'Uegien

des Mönchtums

153

bei Kapist ran

an K l o s t e r l e u t e o d e r an M e n s c h e n , die a u f die O r d e n s r e f o r m ansprechbar sind, s o n d e r n was er ü b e r das M ö n c h t u m zu sagen hat, ist f ü r die O h r e n aller b e s t i m m t u n d soll allen den W e g ins Kloster weisen 8 ' 1 . D i e in d i e s e m S i n n e m i s sionarische Intention des Franziskaners läßt ihn k o n s e q u e n t das Mittel der verg l e i c h e n d e n W e r b u n g ergreifen. Im H o r i z o n t des W e l t c h r i s t e n t u m s stellt sich das K l o s t e r l e b e n d u r c h g ä n g i g als der bessere, weil sicherere W e g dar. D e r R e ligiöse lebt reiner als der Weltchrist

(vivit

puritis),

n u n g v o n der Welt. Er fällt seltener

(cadit

rarius),

e b e n a u f g r u n d seiner T r e n weil er nicht durch schlechte

G e s e l l s c h a f t v e r f ü h r t w i r d . Er steht schneller w i e d e r a u f

(resurgit

veran-

uelocius),

laßt d u r c h die b r ü d e r l i c h e E r m a h n u n g u n d die r e g e l m ä ß i g e Deichte. Er w a n d e l t vorsichtiger

(inccdit

unter d e m E i n d r u c k der Bußdisziplin. E r ruht si-

canritis)

c h e r e r (rcquicscit seairius), denn die W e l t m e n s c h e n stehen d e m E i n f l u ß der H i m m e l s k ö r p e r o f f e n , w ä h r e n d die R e l i g i ö s e n sich durch ihre p e r m a n e n t e n

Tu-

g e n d ü b u n g e n unter den E i n f l u ß der göttlichen G n a d e stellen. Er w i r d reichlic h e r m i t der G n a d e G o t t e s b e d a c h t

(irroratur

copiosius

gratia

dei),

w i e sich schon

aus der Z a h l der H e i l i g e n ergibt, die fast alle d e m R e l i g i o s e n s t a n d e n t s t a m m e n . Er e n t k o m m t schneller d e m F e g f e u e r

(purgatur

cicius),

weil er bereits im L e b e n

ein H ö c h s t m a ß an B u ß l e i s t u n g vollbracht hat. Er stirbt in g r ö ß e r e r Heiligkeit (moritur

snnctiiis),

weil er v o m T o d L o h n f ü r seine T u g e n d e n , R u h e v o n seinen

M ü h e n u n d R u h m zu erwarten hat" 7 . Schließlich w i r d er r u h m v o l l e r b e l o h n t (praemiatur aloriosius), d e n n g e m ä ß der V e r h e i ß u n g Christi f ü r die, die i h m n a c h f o l g e n ( M t 19i X ), w i r d i h m im J e n s e i t s richterliche G e w a l t zuteil. A u c h J o h a n n e s N i d e r hat einige F r ü c h t e des M ö n c h t u m s

komparativisch

f o r m u l i e r t . A u c h bei i h m w i r d das A n l i e g e n spürbar, M e n s c h e n f ü r den Eintritt ins K l o s t e r zu g e w i n n e n . D o c h tritt dieser A s p e k t bei ihm erst im letzten Teil des

Werks zur d u r c h g ä n g i g b e h a n d e l t e n

Reformthematik

hinzu. D i e

Ver-

g l e i c h s f o r m ist nur dort sinnvoll, w o auch d e m im Vergleich G e r i n g e r e n ein Wert z u g e m e s s e n w i r d . G e g e n ü b e r d e m m c h t r e f o r m i e r t e n M ö n c h t u m gibt es keinen

Komparativ.

Die

Absicht,

Klosterleute

durch

die

Früchte

wahren

M ö n c h t u m s zur R e f o r m a n z u r e i z e n , erfordert die a b s o l u t e A u s s a g e f o r m . D e r ü b e r w i e g e n d e Teil der v o n N i d e r d a r g e b o t e n e n geistlichen F r ü c h t e der religio trägt deshalb die Gestalt einer lehrhaften D e u t u n g des m ö n c h i s c h e n L e b e n s . Im B l i c k d a r a u f läßt sich sagen, daß Proles, o b w o h l er nur das dritte B u c h N i d e r s b e n u t z t u n d nicht m e h r v o n Früchten spricht, d o c h dessen

reformerischen

H o r i z o n t in seine Privilegien a u f g e n o m m e n hat. R e f o r m ist kein T h e m a in der R e d e Kapistrans. D e n n o c h g e h ö r t sie zu den Wirkungen

seiner Predigttätigkeit.

Z u m i n d e s t die E r n e u e r u n g der

Franzis-

k a n e r k l ö s t e r nördlich der Alpen w a r auch Bestandteil des päpstlichen A u f t r a g e s ,

M

' Auf

die Anfrage, wer denn

Kloster gingen, antwortet

Kinder zeugen

Kapistran mit d e m

u n d d i e Ä c k e r b e s t e l l e n s o l l e , w e n n a l l e ins

Wort von M t

daß Gott d e m A b r a h a m

aus

S t e i n e n K i n d e r e r w e c k e n k ö n n e . (Vgl. B U C H W A I D, 1 3 9 ) . h7

» Q u i a i g i t u r r e l i g i o s u s v a c a t v i r t u t i b u s et q n a e r i t se m o r t i f i c a r e t o t a d i e , m o r i t u r s a n e t i u s et

exaltatur gloriosius.« (Ebd.,

144).

154

Das Observaitzidcal

bei Andreas

Proles

den Kapistran durch seine R e i s e wahrnahm 8 8 . War bei Nider die W e r b u n g für den Klostereintritt ein Nebenaspekt seines Plädoyers für die R e f o r m , so scheint sich dieses Verhältnis bei Kapistran umgekehrt zu haben. Klosterreform ist eine Konsequenz seines volksmissionarischen Auftretens, das den Klostereintritt als bestmögliche

Reaktion

der Angesprochenen

propagiert,

ohne jedoch

aus-

schließlich auf dieses Ziel fixiert zu sein. D e r Franziskaner verkündigt auch klare Leitlinien für ein christliches Leben in der Welt. Es geht ihm nicht zuerst um die KJosterreform und auch nicht zuerst um die R e f o r m des geistlichen Standes, sondern um die Erneuerung des gesamten christlichen G e m e i n w e s e n s aus Klerikern und Laien. Dieses umfassende R e f o r m a n l i e g e n schloß in der Praxis auch die Vermittlung von äußerem Frieden zwischen christlichen Parteien ein. Kapistran, der kein T h e o l o g e , sondern Rechtsgelehrter war, brachte auch für eine derartige Aufgabe beste Voraussetzungen mit. Das generelle Ziel seiner öffentlichen Predigten war die Katholisierung der Volksgemeinschaft. D i e fides catholica gemäß den kirchlichen N o r m e n sollte im gemeinschaftlichen wie im individuellen Leben der Gläubigen verankert werden. Damit verband sich die A b w e h r aller äußeren Feinde des kirchlichen Christentums, der Häretiker, der J u d e n und der T ü r k e n . Kapistran suchte die Aufgabe der K i r c h e n - und Klosterreform in die geistliche Erneuerung der Christenheit einzubinden. Allerdings war das M ö n c h t u m für seinen volksmissionarischen Ansatz von höchster B e d e u t u n g — zumindest legen dies die Leipziger Predigten nahe, in denen die Situation des W e l t c h r i stentums aus dem Blickwinkel der totalen Weltabsage des M ö n c h t u m s wahrg e n o m m e n wird. Möglich wird diese Perspektive, weil die monastische Vollk o m m e n h e i t , die dem Religiosenstand exklusiv eignet, als ein M e h r an S i c h e r heit gegenüber dem Weltchristentum interpretiert wird. Das bedeutet, daß das M ö n c h t u m nicht an dem ihm eigentümlichen Ziel der V o l l k o m m e n h e i t gemessen wird, sondern am allgemeinchristlichen Ziel der Seligkeit. U m g e k e h r t m u ß sich nun das Weltchristentum mit dem viel leistungsfähigeren

Mönchs-

stand vergleichen lassen, o h n e daß dessen höhere Leistungspflicht zur Sprache k o m m t . D e n Vorzügen des M ö n c h t u m s stellt Kapistran zwanzig Gefahren der Welt entgegen, die zum Klostereintritt drängen 8 9 . D i e damit zugleich gegebene Situationsbeschreibung des Weltchristentums steht im Z e i c h e n des Kontrasts zur Sicherheit der religio. D i e B e t o n u n g der Sicherheit des Klosterlebens setzt das Säkularchristentum ins Zwielicht gesteigerter Bedrohtheit. D e r sichere W e g des monastischen R ü c k z u g s aus der Welt verleiht dem Christsein in der Welt den Charakter eines unvermeidlichen und unablässigen Kampfes. B e z e i c h n e n d e r weise greift Kapistran für die Entfaltung eines allgemeinchristlichen F r ö m m i g keitsideals das Bild von der geistlichen Waffenrüstung aus Eph 6 auf 9 ". D i e geballte Unsicherheit des Weltlebens soll die M e n s c h e n ins Kloster und die

Vgl. ELM, Johannes Kapistrans Predigtreise, 500. BUCH WALD, 1 4 9 - 1 5 7 . '"'Vgl. Ebd., 1 5 7 - 1 6 5 . m

M

VOCATIO

und

CARITAS

155

K l ö s t e r zur R e f o r m treiben, denn selbstverständlich kann n u r ein K l o s t e r l e b e n , das die v o l l k o m m e n e Weltabsage auch w i r k l i c h vollzieht, die g e w ü n s c h t e S i c h e r h e i t b i e t e n " . D i e gefallenen R e l i g i ö s e n h i n g e g e n landen m i t Judas, den b ö s e n B i s c h ö f e n u n d den aus den o b e r e n R ä n g e n gestürzten E n g e l n i m tiefsten P f u h l der zwölfgeschossigen H ö l l e ' 2 . E i n e intensive B e n u t z u n g der Predigten Kapistrans läßt sich bei Proles n i c h t feststellen. I m m e r h i n m a g er den L e i t b e g r i f f seiner D e u t u n g des M ö n c h t u m s v o n dort ü b e r n o m m e n h a b e n . W e n n Proles v o n Privilegien spricht, so meldet sich darin eine ähnliche Vergleichsperspektive g e g e n ü b e r d e m Säkularchristent u m , w i e sie für Kapistrans Ansatz konstitutiv ist. Sunt spiritualia sorum,

per quae securantur

R e i h e De privikgiis

aeterno

beatitudine.''3

religiosorum.

privilegia

religio-

S o lautet der einleitende Satz der

D e r e i g e n t l i c h e Vorzug des M ö n c h t u m s , das

Privileg in den Privilegien, soll die S i c h e r h e i t in B e z u g a u f die e w i g e Seligkeit sein. Proles zeichnet sein B i l d des M ö n c h t u m s a u f d e m H i n t e r g r u n d der E r fordernisse des N o r m a l c h r i s t e n t u m s . N i c h t der exklusive Anspruch der V o l l k o m m e n h e i t und die damit v e r b u n d e n e h ö h e r e Dignität des R e l i g i o s e n s t a n des ' 4 , sondern seine h ö h e r e Leistungsfähigkeit i m H i n b l i c k a u f das M i n i m a l z i e l j e g l i c h e n C h r i s t e n t u m s b e s t i m m t die Perspektive. S o w e i t erstreckt sich die Parallele zu Kapistran. Proles teilt allerdings n i c h t den volksmissionarischen A n satz des Franziskaners, jedenfalls dann n i c h t , w e n n er sich an das M ö n c h t u m w e n d e t . D i e Vorzüge der religio

k o m m e n bei i h m n i c h t außerhalb,

sondern

i n n e r h a l b des Klosters und n i c h t vor, sondern nach der äußerlich d u r c h g e f ü h r ten R e f o r m zur S p r a c h e . Sie sollen w e d e r die W e l t c h r i s t e n zur K o n v e r s i o n n o c h die Klosterleute zur R e f o r m b e w e g e n . Ihr Z i e l ist es vielmehr, die A n g e h ö r i g e n r e f o r m i e r t e r K o n v e n t e von der Q u a l i t ä t eines W e g e s zu ü b e r z e u g e n , a u f den sich diese — m e h r o d e r m i n d e r freiwillig — bereits b e g e b e n h a b e n . D i e E l e m e n t e der r e f o r m e r i s c h e n und der missionarischen Zielsetzung, die lehrhafte D e u t u n g des regeltreuen Klosterlebens u n d der w e r b e n d e Vergleich, treten in den D i e n s t einer a u f Stabilisierung und A k z e p t a n z g e r i c h t e t e n I n t e n t i o n .

IV. Die Grundzüge des monastischen Ideals: VOCA TIO und CARI'TAS U n t e r den S t i c h w o r t e n vocatio priuilegiis

religiosorum

u n d Caritas z e i c h n e t Proles in der R e i h e

De

einen G r u n d r i ß seines m o n a s t i s c h e n Ideals. W e n n die L i e b e

als Z i e l b e s t i m m u n g des M ö n c h t u m s

vorgestellt wird, u n d zwar u n t e r

Aspekt der B e s e i t i g u n g der B e g i e r d e , die m i t Augustin das venenum

dem caritatis

g e n a n n t wird, so entspricht dies voll u n d ganz der traditionellen S i c h t der religio als e i n e m Stand der V o l l k o m m e n h e i t , den die N e g a t i o n j e d e r v o n der L i e b e zu " »[. . in religione reformata et approbata |. . .|« (ebd., 140). ''2 Vgl. Ebd., 142. '''Dr. I'RiVM.ixais, fol. I29r. Vgl. l'ctrus von Rosenheim, s.o. S. 26.

!)disponiert< sein, das h e i ß t er m u ß die r e c h t e Absicht in sich t r a g e n , w e s h a l b die B e r u f u n g s g e w i ß h e i t a u c h n u r s u b j e k t i v sein k a n n . D i e P r ü f u n g d e r Eintrittsw i l h g e n d u r c h die K l o s t e r o b e r e n bleibt d a h e r u n e r l ä ß l i c h , w e n n g l e i c h bei d e n B e r u f e n e n selbst kein Z w e i f e l d a r ü b e r b e s t e h e n k a n n , d a ß ihr Vorsatz v o m heiligen Geist e i n g e g e b e n ist. Es ist f e r n e r n i c h t ausgeschlossen, daß e i n m a l w i r k l i c h B e r u f e n e später w i e d e r abfallen. A u c h das k a n n d e r R a t s c h l u ß G o t t e s sein. D i e b e i d e n zuletzt a u s g e f ü h r t e n Sachverhalte, f ü r die sich N i d e r a u f seinen O r d e n s l e h r e r T h o m a s v o n A q u i n s t ü t z t " " , f ü h r e n zu e i n e r E i n s c h r ä n k u n g d e r B e r u f u n g s g e w i ß h e i t a u f das s u b j e k t i v e B e w u ß t s e i n u n d a u f die j e w e i l s g e g e n w ä r t i g e Situation: W e r m i t e r n s t e m Vorsatz ins Kloster g e h t , hat die p e r s ö n l i c h e G e w i ß h e i t , im Blick a u f sein H e i l das R i c h t i g e zu t u n u n d darin u n z w e i f e l h a f t d e m R u f G o t t e s zu f o l g e n . Das ist k e i n e a b s o l u t e G a r a n t i e f ü r die Z u k u n f t , a b e r i m m e r h i n die klare B e s t ä t i g u n g d e r G e g e n w a r t u n d d a m i t m e h r , als es im W e l t l e b e n gibt.

b) Die Hiininelpjortener

Predigten

D i e Himmelpfortener Predigten des Proles l e h n e n sich im e n t s p r e c h e n d e n P r i vileg - es ist hier das dritte - w e i t g e h e n d an die N i d e r s c h e Vorlage an. Proles n i m m t die g e s a m t e A r g u m e n t a t i o n des D o m i n i k a n e r s auf. Er f ü g t sie j e d o c h e i n e r v e r ä n d e r t e n Z i e l s e t z u n g ein: Es g e h t i h m n i c h t m e h r d a r u m , d e n K l o stereintritt f ü r bislang A u ß e n s t e h e n d e als sichereren W e g zu e m p f e h l e n , s o n d e r n er will j e n e b e s t ä r k e n , d i e bereits a u f diesen Schritt z u r ü c k b l i c k e n , u n d r e d e t deshalb ausschließlich v o n d e r B e r u f u n g z u m M ö n c h t u m . W a r es N i d e r s A n l i e g e n , zu z e i g e n , daß d e r ernstliche Vorsatz z u m K l o s t e r e i n t r i t t u n z w e i f e l h a f t v o n G o t t e i n g e g e b e n sei, so b e m ü h t sich Proles u m d e n A u f w e i s , d a ß w e r i m m e r sich im Kloster v o r f i n d e t , dies als seine B e r u f u n g w e r t e n darf, die n u r n o c h willentlich in Kraft gesetzt w e r d e n m u ß " 1 2 . Ein S c h r i f t w o r t f ü h r t Proles als auctoritas an u n d e i n e n V e r n u n f t g r u n d , in d e n er d e n G e d a n k e n g a n g seiner Vorlage e i n b i n d e t . C h r i s t u s spricht nach J o h a n n e s 6 4 4 : » N i e m a n d k o m m t zu m i r , es sei d e n n , m e i n Vater z i e h e ihn.« >Zu C h r i s t u s k o m m e n < h e i ß t f ü r Proles, zu w a n d e l n w i e C h r i s t u s . U n d e b e n dies lehrt die religio. D e r Wille, so zu wandeln, kann nur von Gott gegeben werden"13.

enim abundanter mi//nistrabitur vobis introitus in aeternum regnimi Domini nostri et Salvatore Iesu Christi.« (Ebd., 301/302). "" Nidi;r, III/4, 302 f. unter Berufung auf Thomas, S.th. II/II, q. ult., art. ult ad 1. "'2 Dem Zweifel an der Berufung, der sich angesichts des erzwungenen Klostereintritts erhebt, hält Proles entgegen: »Bene quidem, laus deo et benedictus dominus, qui tantum hic sunms, libi securi sumus de via. Dum tarnen lila necessitas, qua compulsi sumus, vertatur m voluntatem et virtutem sic cogitando: >Si adhuc esses in saeculo, etiam sine necessitate velles intrare religionem.Verbleiben< b e s t i m m t w i r d . E i n e m g e s t e i g e r t e n H e i l i g k e i t s s t r e b e n , das sich i m Ü b e r t r i t t zu e i n e m h ö h e r e n u n d s t r e n g e r e n O r den niederschlägt, kann Proles mit d e m A r g u m e n t e n t g e g e n t r e t e n , der S c h ö p f e r wisse besser, w a s d e m M e n s c h e n

g u t t u t , als dieser selbst. D a s Z u t r a u e n

zu

G o t t e s B e r u f u n g in i h r e n k o n k r e t e n B e d i n g u n g e n trägt n u n d i e g a n z e G e w i ß heit der klösterlichen Existenz. U n g e w ö h n l i c h f ü r einen observanten

Bettel-

m ö n c h , a b e r n i c h t u n t y p i s c h f ü r P r o l e s ist das Beispiel aus d e r G e l d w i r t s c h a f t , m i t d e m er das Z u t r a u e n zu G o t t e s i n d i v i d u a l g e s c h i c h t l i c h e r W i l l e n s k u n d g a b e b e g r ü n d e t : W i e ein I n v e s t o r sein Kapital d o r t einsetzt, w o er d e n b e s t e n E r t r a g e r w a r t e t , so v e r f ä h r t G o t t m i t s e i n e m E i g e n t u m , n ä m l i c h d e n R e l i g i ö s e n 1 2 1 . D i e certitiido iwationis

w i r d v o n Proles z u r G e w i ß h e i t d e r E r w ä h l u n g a u s g e -

baut, d e n n ü b e r den g e g e n w ä r t i g e n Heilsstand hinaus k ö n n e n die Religiösen w i s s e n , d a ß G o t t sie z u r Seligkeit b e s t i m m t h a t u n d — s o f e r n sie sich s e i n e r H a n d n i c h t v e r w e i g e r n - a u c h u n z w e i f e l h a f t d o r t h i n f ü h r e n w i r d . In d e n W o r t e n v o n 1. P e t r . 2,, f i n d e t P r o l e s d i e E r w ä h l u n g des M ö n c h t u n i s a u s g e s p r o c h e n , a n g e s i c h t s d e r es n u r n o c h d a r a u f a n k o m m t , d a ß d e r M e n s c h das h e i l s a m e H a n d e l n G o t t e s a u c h zuläßt 1 2 4 . D e r A u g u s t i n e r v i k a r v e r g l e i c h t d i e W e l t e i n e m W a l d e , dessen B ä u m e die M e n s c h e n sind, u n t e r d e n e n d i e R e l i g i ö s e n f ü r ein h i m m l i s c h e s B a u w e r k a u s g e w ä h l t u n d b e r e i t s gefällt w u r d e n . Sie wissen dies u n d n e h m e n d e s h a l b g e r n die n o t w e n d i g e n Z u r e c h t w e i s u n g e n , V e r b e s s e r u n g e n u n d E r m a h n u n g e n a u f sich. A u s d r ü c k l i c h w i r d in d i e s e m Z u s a m m e n h a n g d i e B e r u f u n g m i t d e r P r ä d e s t i n a t i o n v e r k n ü p f t : ». . . quia praedestinati cationem

. . V

2

sunt per vo-

\

121 »Certe n o n estis vestri sed Christi (vgl. 1 . K o r 3 , , ) ; e r g o o p o r t e t , lit >unusquisque p e r m a n e n t in v o c a t i o n e , in qua v o c a t u s est< (1 . K o r 7 2() ), quia ipse pius C r e a t o r m e l i u s n o v i t q u i d nobis e x p e d i a t q u a m nos ipsi. E r g o Petrus in c a n o n i c a sua consulit, dicens: | f o l g t 2 . P e t r l| l( ,|. Vos a u t e m g e n u s e l e c t u m , regale s a c e r d o t i u m , gens saneta, p o p u l u s a c q u i s i t i o n s ( I . P e t r . 2,,).< Sine, lit tracteris a d o m i n o p r o u t tibi e x p e d i t ad salutem.« (Ebd., fol. 172r). ,2ri

» L i g n u m in m o n t e vel n e m o r e , si h a b e r e t i n t e l l e c t u m et praesciret, q u o d d e b e r e t d i s p o n i

162

Das Obsen>anzìdeal

bei Andreas

Proles

D i e P r ä d e s t i n a t i o n ist bei P r o l e s i m B e r e i c h des M ö n c h t u n i s aus e i n e m u n e r f o r s c h l i c h e n R a t s c h l u ß G o t t e s zu e i n e r d u r c h a u s e r f o r s c h l i c h e n S t a n d e s q u a lität g e w o r d e n . D a s R ä t s e l , w a s G o t t ü b e r d e n M e n s c h e n b e s c h l o s s e n h a t , w i r d z u r Frage, o b d e r M e n s c h d i e m i t s e i n e r Z u g e h ö r i g k e i t z u r religio u n z w e i f e l h a f t g e g e b e n e E r w ä h l u n g a n n e h m e n will. D i e s gilt a u c h s c h o n f ü r die S i c h t d e r Himmclpfortener

Predigten'2''.

Die Erwählung anzunehmen

bedeutet nun

aber

n i c h t m e h r , w i e d o r t , d i e w i l l e n t l i c h e u n d a k t i v e V e r w i r k l i c h u n g des a n s p r u c h s v o l l e n Ideals m o n a s t i s c h e r D e m u t 1 2 7 , s o n d e r n lediglich das G e s c h e h e n l a s s e n d e r k l ö s t e r l i c h e n L e b e n s f o r m , d u r c h d i e h i n d u r c h G o t t m i t S i c h e r h e i t z u m H e i l des Menschen wirkt.

2. Die vollkommene

Liebe

U n t e r d e r U b e r s c h r i f t veneni charitatis abiectio b i e t e t d e r D o m i n i k a n e r J o h a n nes N i d e r e i n m a l m e h r das L e h r s t ü c k v o n d e r v o l l k o m m e n e n W e l t a b s a g e des M ö n c h t u m s durch A r m u t , Keuschheit u n d G e h o r s a m . Proles n i m m t

diesen

o b s e r v a n t e n K e r n g e d a n k e n s e l b s t v e r s t ä n d l i c h a u f , d o c h u n t e r w i r f t er i h n e i n e r charakteristischen Ausgestaltung.

a) Die Himmelpfortcner In d e n Himmclpfortcner

Predigten:

Gottesliebe

als

Gotteserkenntnis

Predigten erhält d i e Caritas j e n s e i t s i h r e r n e g a t i v e n F ü l -

l u n g als v o l l k o m m e n e W e l t a b s a g e e i n e n p o s i t i v e n I n h a l t . G e g e n ü b e r N i d e r u n d d e m , w a s d e n O b s e r v a n z g e d a n k e n d u r c h s c h n i t t l i c h k e n n z e i c h n e t , ist dies ein n e u e r Z u g . G o t t e s l i e b e ist cognitio Dci. G o t t e s e r k e n n t n i s m e i n t d a b e i allerdings w e n i g e r d i e i n t e l l e k t u e l l e E i n s i c h t als v i e l m e h r d i e e x i s t e n t i e l l e A n e i g n u n g in d e m S i n n e , d a ß d e r M e n s c h G o t t f ü r sich g e l t e n läßt 1 2 8 . D i e >Wahrheit< G o t t e s wird erkannt, w e n n der M e n s c h den von G o t t gesetzten Z u s a m m e n h a n g zwis c h e n g e g e n w ä r t i g e m G e b o t s g e h o r s a m u n d k ü n f t i g e r Seligkeit f ü r sich a n e r k e n n t u n d d a n a c h lebt. D i e E i n s i c h t , d a ß a u c h f r ü h e r e A n k ü n d i g u n g e n G o t t e s sich b e w a h r h e i t e t h a b e n , soll z u r A n e r k e n n u n g d i e s e r W a h r h e i t v e r h e l f e n 1 2 9 .

p e r m a n u m artificis in t a b e r n a c u l u m d o n i i n i , g a u d e r e t u t i q u e et l i b e n t e r s u s t m e r e t s u c c i s i o n c n i , u t sic p o s s e t h o n o r a r i e t exstari i n s t r u m e n t a r i u m d o m i n i . N e m u s est m u n d u s , a r b o r e s h o m i n e s ; religiosi s u n t a r b o r e s praecisi, i d e o m e n t o g a u d e n t e r s u s t i n e n t c o r r e c t i o n e s , e m e n d a t i o n e s , a m m o n i t i o n e s , q u i a p r a e d e s t i n a t i s u n t p e r v o c a t i o n e m , u t sic d i s p o n a n t u r , n e r e p r o b e n t u r a caelesti a e d i f i c i o . « ( E b d . ) . I2

' ' V g l . o . S. 1 5 7 - 1 5 9 .

127

In d e n HIMMELPFORTENER PREDIGTEN s p r i c h t G o t t : » N u l l u s v e n i t ad m e nisi h u m i l i s e t

i n t e r i m q u o d h u m i l i s est flexibilis, sed d u m i n d u r a t u r spiritus e i u s , f o r m a m [sc. d i e >forma gratiae< (vgl. A n m . 1 1 4 ) ; Verf.] i n t r o d u c e r e n o n a d m i t t i t . « (PRAHROGATIVAH, f o l . 1 5 4 v a ) . 128

»Caritas d e i stat in h o c , u t c o g n o s c a m u s p o t e n t i a m , v e n t a t e m seu s a p i e n t i a m , b o m t a t e m e t

m i s e n c o r d i a m d e i e t in illo c o m p l a c e n t i a m h a b e a m u s . « (PRAEROGATIVAF., f o l . 155ra). I2

'' »Sic t u n c h o m o c o g i t a n s : >Si in o m n i b u s f u e r u n t v e r a d e i v a t i c i n i a , in te u t i q u e n o n fallant

e t c r e d e r e v o l o et s e r v a r e m a n d a t a . Q u i a ipse d i c i t : Si vis v i t a m i n g r e d i , serva cognoscit veritatem.« (Ebd., fol. 155vb).

mandata!
Macht< G o t t e s wird erkannt durch das Z u t r a u e n zu G o t t e s schützender H a n d , m i t der er den S e i n e n beisteht. E r k e n n t n i s g r u n d dieser M a c h t sind e b e n falls b i b l i s c h e B e i s p i e l e 0 " . D i e >Güte< G o t t e s w i r d erkannt in der A n e r k e n n t n i s , daß G o t t alle D i n g e zum N u t z e n des M e n s c h e n g e s c h a f f e n h a t ' 3 1 . Selbst die H ö l l e ist a u f ihre Weise nützlich, denn sie b e w a h r t den M e n s c h e n durch A b s c h r e c k u n g v o r der S ü n d e 1 1 2 . D i e drei substantialia

dienen auch für Proles dazu, den M e n s c h e n von allem

S t r e b e n , das nicht a u f G o t t gerichtet ist, frei zu m a c h e n . D o c h wird dieses Freisein für G o t t nun zur Ausgangsbasis e i n e r inhaltlich a n d e r w e i t i g k o n k r e t i sierten, also nicht durch ebendiese G e l ü b d e b e s t i m m t e n B e w e g u n g zu G o t t . Dies wird m ö g l i c h , weil Proles den B e g r i f f der Caritas zunächst u n a b h ä n g i g von der m o n a s t i s c h e n V o l l k o m m e n h e i t ins A u g e faßt und deren

amtcmptus-Stvuktur

erst sekundär an ihn heranträgt. S o b e s t i m m t n i c h t die in der P r o f e ß g e g e b e n e w i l l e n t l i c h e Selbstverpflichtung der R e l i g i ö s e n z u m T u n der V o l l k o m m e n h e i t den G e h a l t des m e n s c h l i c h e n tendere

in Daun,

sondern das z u v o r k o m m e n d e

H a n d e l n G o t t e s . In der Caritas reagiert der M e n s c h a u f G o t t : a u f seine M a c h t , dadurch, daß er ihr vertraut (amßdcre), Wahrheit anerkennt

(credcre),

a u f sein W o r t , dadurch, daß er es als

und a u f seine G ü t e und B a r m h e r z i g k e i t ,

dadurch, daß er ihn liebt (diligcrc)[M.

eben

D u r c h A r m u t , K e u s c h h e i t und G e h o r s a m

beseitigt das M ö n c h t u m alles, was den M e n s c h e n daran hindert, so zu reagieren 1 ' 14 . D i e Vorstellung, daß die M ö n c h s g e l ü b d e den W e g der L i e b e v o n H i n dernissen b e f r e i e n , ist bereits b e i m Kartäuser D i o n y s i u s b e g e g n e t . D o r t ist es der p r o z e ß h a f t gedachte Aufstieg des i n n e r e n M e n s c h e n bis hin zur mystischen V e r e i n i g u n g mit G o t t , der die negative S t r u k t u r der V o l l k o m m e n h e i t übersteigt und der Caritas positiven G e h a l t verleiht'"1'"'. E i n e aufsteigende E n t w i c k l u n g der G o t t e s l i e b e , die sich vorzugsweise im i n n e r e n M e n s c h e n abspielt, ist für Proles kein T h e m a , jedenfalls n i c h t in den Himmclpfortcner

Predigten.

D i e hier b e -

s c h r i e b e n e G o t t e s e r k e n n t n i s ist eine G o t t e n t s p r e c h e n d e Haltving des ganzen Menschen.

" " » Q u a n d o c o n s i d e r a m u s tales p r o t e c t i o n e s , e x h o r t a m u r ad

fiduciam,

ad b o n u m f a c i e n d u m

et alios a d m o n e n d u m . « ( E b d . , fol. 156ra). 1.1

» B o n i t a t e m dei c o g n o s c i m u s q u a n d o c o g i t a m u s , q u o d o m n i a ad utilitatem nostrani creavit,

ut dicit magister in praesento saeculi, quia o m n i a serviunt h o m i n i . « ( E b d ) . 1.2

»Infernus servit nobis sicut p a t i b u l u m furibus.« e t c . ( E b d ) . » P r o p t e r p o t e n d a m c o n f i d i m u s in c u m , p r o p t e r v e r i t a t e m c r e d i m u s ei, p r o p t e r v e r i t a t e m

( b o n i t a t e m ( ? ) ) et m i s e r i c o r d i a m diligimus e u m . « ( E b d . , fol. 1 5 5 r a ) . 114

» E r g o qui m u n d u m diligunt ad haue c o g n i t i o n e m p e r v e n i r e n o n possunt, quia m u n d u s

aggravat eos tribus cathenis, ne se elevare ad h a n c c o g n i t i o n e m valeant. P r i m o

saeculares

i m p e d i u n t u r propria necessitate [. . . ] . / / S e c u n d o i m p e d i u n t u r b o n o , n o n q u o d est infra eos, sed circa, ut m u l i e r , filius, familia [. .

T e r t i o saeculares i m p e d i u n t u r h o n o r e et dignitate:

solliciti sunt, q u o m o d o h o n o r e s acquirant, digmtates c o n s e r v e n t . « ( E b d . , fol. 155ra/b). 1,5

S. o . S. 3 9 f.

[) Obsen'tw~itlt\il bei Andreas Proles

164

b) De priuilegiis religiosorum:

Gottesliebe

als Wohlgefallen

D i e G o t t e s e r k e n n t n i s k a n n in d e n Himmelpfortetier

an Gottes

Tun

Predigten m i t d e r L i e b e zu

G o t t g l e i c h g e s e t z t w e r d e n , w e i l sie k e i n e n e u t r a l e E r k e n n t n i s ist, s o n d e r n sich m i t d e m W o h l g e f a l l e n v e r k n ü p f t 1 " ' . In d e r R e i h e De prii'ilcgiis religiosorum

löst

sich d i e a k t i v e D i m e n s i o n d e r L i e b e v o l l e n d s in W o h l g e f a l l e n a u f . V o n e i n e m m e n s c h l i c h e n T u n ist n u n a u c h n i c h t m e h r i m S i n n e e r k e n n e n d e r A n e i g n u n g d i e R e d e , s o n d e r n : »Die Liebe zu

Gott ist dann im Religiösen

vollkommen,

wenn

alles, was Gott tut, ihm gefällt, an sich selbst wie am Andern. « M / D a s S i c h - g e f a l l e n Lassen d e r W e r k e G o t t e s ist die passivste Gestalt, in d e r das m e n s c h l i c h e in Deum

tendere

ausgesagt w e r d e n k a n n .

Freilich f e h l t a u c h in d e r R e i h e De privUegiis religiosorum

n i c h t die

contemp-

/ » ¿ - S t r u k t u r des O b s e r v a n z i d e a l s : »Diese Widersagung

¡sc. die Absage an alles Eigene;

wenn diesen dreien, dem nützlichen Armut, abgesagt

Keuschheit,

Gehorsam

Gut,

Verf. /geschieht

dem angenehmen

und Liebe widersprochen

dann

wahrhaftig,

und dem ehrenvollen,

durch

wird und dem eigenen

Willen

wird.«'™

Die drei g r u n d l e g e n d e n

G e l ü b d e u n t e r b i n d e n das S t r e b e n n a c h d e n

drei

A r t e n w e l t l i c h e r G ü t e r , d i e Aristoteles im z w e i t e n B u c h s e i n e r N i k o m a c h i s c h e n E t h i k b e n e n n t . D i e A b s a g e an d e n E i g e n w i l l e n ist h i e r d e r g e m e i n s a m e P u n k t , a u f d e n alle drei substantialia

zielen. D i e u r s p r ü n g l i c h allein d e m

Gehorsam

z u g e h ö r i g e T r ä g e r s t r u k t u r f ü r d i e passive S i c h t w e i s e des M ö n c h t u m s w i r d d a m i t a u f d i e G e s a m t a n l a g e des r e g e l t r e u e n L e b e n s a u s g e d e h n t . G e g e n ü b e r d e r herkömmlichen

F a s s u n g des O b s e r v a n z i d e a l s e r g i b t sich ein n e u e s V e r h ä l t n i s

v o n a k t i v e r u n d passiver D e u t u n g . D a s t h e o r e t i s c h e G l e i c h g e w i c h t b e i d e r P e r spektiven war dadurch z u s t a n d e g e k o m m e n , daß A r m u t u n d Keuschheit von der P r o f e ß h e r als a k t i v e V o l l z ü g e v e r s t a n d e n w u r d e n , an d e n e n a b e r d e r G e h o r s a m , d e r v o n s e i n e m t o t a l e n G e g e n s t a n d s b e z u g h e r d i e passive Sicht e r ö f f n e t , stets b e t e i l i g t ist. A u s j e n e m S o w o h l - A l s a u c h w i r d n u n bei Proles ein sachliches N a c h e i n a n d e r : D e r G e h o r s a m tritt z u n ä c h s t in a k t i v e r D e u t u n g n e b e n das A r m u t s - u n d das K e u s c h h e i t s g e l ü b d e . Sein W e r k ist h i e r e b e n f a l l s die N e g a t i o n eines b e s t i m m t e n G e g e n s t a n d e s , n ä m l i c h d e r E h r e . D a n n a b e r w e r d e n alle d r e i substantialia

u n t e r d e m A s p e k t d e r A b s a g e an d e n E i g e n w i l l e n z u s a m m e n g e f a ß t

u n d so in d i e passive P e r s p e k t i v e h i n e i n g e z o g e n . D u r c h d i e abdicatio voluntatis

propriae

g e l a n g t d e r M e n s c h u n t e r das R e g i m e n t des h e i l i g e n Geistes,

das

bereits i m Z u s a m m e n h a n g d e r B e r u f u n g b e g e g n e t ist. t Vl »Caritas dei stat in h o c , ut c o g n o s c a m u s p o t e n t i a m , v e r i t a t e m seil s a p i e n t i a m , b o n i t a t e m et m i s e r i c o r d i a m dei et in illo coniplacentiain habeaimts ( H e r v o r h e b u n g : Verf.|.« ( P R A I - R O G A T I V A I : , fol. 155ra).

' " »Tunc c a / / r i t a s dei in religioso p e r f e c t a est, q u a n d o t o t u n i , q u o d d e u s facit, i 11 i placet, tarn in se q u a m in alio.« (DK PRIVII.KGIIS, fol. 131 v / 1 3 2 r ) . »Ista r e n u n t i a t i o t u n c v e r a c i t e r fit, q u a n d o his tribus, b o n o utili, delectabili et h o n o r a b i l i , p e r p a u p e r t a t e m , c a s t i t a t e m , o b o e d i e n t i a m et c a r i t a t e m c o n t r a d i c i t u r et a b d i c a t u r p r o p r i a e voluntati.« (Ebd., f o l . 132r).

VOCATIO

und

CARITAS

165

D i e m o n a s t i s c h e V o l l k o m m e n h e i t , s o f e r n sie ein T u n des M e n s c h e n ist, w i r d v o n Proles a u f g e h o b e n u n d a u f b e w a h r t in e i n e r D e u t u n g s e b e n e , die d e n M e n schen ganz z u m E m p f a n g e n d e n m a c h t . D i e Weltabsage i m S i n n e eines m e n s c h lichen W e r k s ist die praktische G r u n d l a g e d e r K o n z e p t i o n , d i e a u c h i m m e r w i e d e r z u m Vorschein k o m m t , v o r z u g s w e i s e d a n n , w e n n es u m die V e r d i e n s t lichkeit d e r religio g e h t . D o c h g e s c h i e h t dies gleichsam im R ü c k b l i c k , d e n n die E b e n e , v o n d e r aus Proles r e d e t u n d auf die er seine H ö r e r stellen m ö c h t e , ist die e i n e r i n t e n s i v e n G o t t e s g e m e i n s c h a f t jenseits d e r Weltabsage. A m Beispiel d e r G e m e i n s c h a f t s s t r u k t u r des M ö n c h t u m s zeigt sich d e u t l i c h , w i e die aktive D i m e n s i o n in d i e passive D e u t u n g h i n e i n g e n o m m e n w i r d u n d d o r t in gewisser Weise f o r t b e s t e h t . Proles sagt: »Die Liebe widersagt allem Eigentum, auf daß diejenige, in der sie wirkt, selbst Gott zueigen sei, denn >mein< und >dein< bewirken viel Böses. Aber das geistliche Leben der Seele (= die Liebe) liebt die Gemeinschaft und sagt in seinen frommen Kindern >unserWelt< d e r R e l i g i ö s e n , die d u r c h das W i r k e n des Geistes z u s a m m e n g e h a l t e n w i r d . D e r Geist w i r k t e b e n in d e n g e m e i n s c h a f t l i c h e n S t r u k t u r e n des M ö n c h t u m s u n d s c h a f f t d u r c h sie e i n e n g e o r d n e t e n H e i l s b e r e i c h , d e r n a c h a u ß e n hin e i n e n S c h u t z r a u m g e g e n ü b e r d e m saeculum bildet. Proles v e r w e n d e t hier e i n e K o m b i n a t i o n d e r B i l d e r v o m W e i n s t o c k u n d d e n R e b e n a u s j o h 15 u n d v o m E i n p f r o p f e n v o n Z w e i g e n in e i n e n B a u m , w o h l in Lw »Caritas r e n u n t i a t o m n i proprietari, ut ipsa, in qua o p e r a t u r , sit dei p r o p n u m , quia m e u m et t u u n i f a c i u n t m u l t a mala. Sed vita spiritualis a m m a e diligit c o m m u n i t a t e m , d i c e n d o m religiosis filiis suis >nostrumheiligFac alteri, quod tibi fieri vis, non facies alteri, quod tibi fieri non vis!«- (DF. PRIVII.KGIIS, fol. 132r). 1 . 4 U n t e r Berufung auf CASSIAN (Collationes I, Kap. 7) sagt Nider: »Igitur ieiunia, vigiliae, meditatio Scripturarum, nuditas, ac priuatio o m n i u m facultatum, non perfectio, sed perfection s instrumenta sunt: quia non in ipsis consistit disciplina illius finis, sed per ilia peruenitur ad finem.« (NIDER III/5, 307).

168

Das Observanzideal

bei Andreas

Proles

L i e b e in der durch N i d e r repräsentierten S i c h t selbst ein W e r k , n ä m l i c h das der v o l l k o m m e n e n Weltabsage durch A r m u t , K e u s c h h e i t und G e h o r s a m .

Sofern

die klösterlichen Ü b u n g e n zu diesem W e r k anleiten o d e r es m i t v o l l z i e h e n , sind sie W e r k z e u g e , durch die der M e n s c h zur V o l l k o m m e n h e i t gelangt. In den Himmelpfortencr

Predigten

des Andreas Proles ist die v o l l k o m m e n e Ca-

ritas n i c h t d e c k u n g s g l e i c h m i t der totalen Weltabsage. Sie ist i h r e m Inhalt nach G o t t e s e r k e n n t n i s u n d als solche n i c h t einfach die positive D e u t u n g des n e g i e renden Tuns der drei snbstantialia.

D i e praktische Lebensgestaltung bringt n i c h t

die L i e b e h e r v o r , w o h l aber ist sie eine n o t w e n d i g e Voraussetzung f ü r deren G e d e i h e n u n d u n v e r s e h r t e n B e s t a n d ' 1 5 . Das geistliche L e b e n der S e e l e besteht deshalb essentiell in der Caritas u n d f o r m a l in der Ü b u n g der anderen T u g e n d e n , die im a n g e m e s s e n e n Verhältnis v o r h a n d e n sein müssen' 3 ''. W e i l die L i e b e kein äußeres W e r k des M e n s c h e n ist u n d auch nicht so dargestellt w e r d e n k a n n , sieht sich Proles veranlaßt, die N o t w e n d i g k e i t der praktizierten T u g e n d e n

eigens

h e r v o r z u h e b e n . In diesem Z u g e k o m m t er auch direkt a u f die O b s e r v a n z zu sprechen, deren i n n e r e r B e s t a n d nur durch die strikte E i n h a l t u n g der klösterlichen F o r m e n zu sichern s e i ' 3 7 . A u f den ersten B l i c k scheint Proles in De privilegiis

religiosorum

a u f die v o n

N i d e r g e b o t e n e Verhältnisbestimmving von W e r k e n und Caritas z u r ü c k z u g r e i f e n : Allein in der L i e b e besteht das geistliche L e b e n ' ' , 8 . D i e v o n den

Religiösen

vollbrachten T u g e n d e n sind n i c h t das geistliche L e b e n selbst, sondern lediglich der >Brennstoff< für dessen Feuer 1

M i t d e m B i l d von B r e n n m a t e r i a l und F e u e r

deutet sich allerdings eine e r h e b l i c h e V e r s c h i e b u n g der R e l a t i o n v o n W e r k e n u n d Liebe g e g e n ü b e r N i d e r an. D i e Caritas ist bei Proles j e t z t n i c h t erst das Z i e l , a u f das alles m e n s c h l i c h e T u n ausgerichtet sein m u ß . D i e T u g e n d e n

können

n i c h t in das W e r k der V o l l k o m m e n h e i t e i n g e o r d n e t w e r d e n , weil die L i e b e hier gar nicht als aktives W e r k des M e n s c h e n verstanden wird, sondern als E i n w i l ligen in das W e r k G o t t e s b e z i e h u n g s w e i s e passiv als G e t r i e b e n w e r d e n

durch

den Geist. D i e L i e b e ist die bereits vorauszusetzende Modalität, in der die T u g e n d e n g e s c h e h e n müssen. W i e das H o l z , das g e t r o c k n e t sein m u ß , w e n n es d e m F e u e r N a h r u n g g e b e n soll, so k ö n n e n auch die guten W e r k e n u r dann zur S t e i g e r u n g der L i e b e b e i t r a g e n , w e n n sie bereits deren F o l g e e r s c h e i n u n g sind"'". »Sic e d a m vita spirituali qua caritate vivitur, si m i n i m a negligantur, scilicet custodia cordis,

,

oris, temporis edendi, dormiendi et ceteris, tunc aegrotat quousque caritas recedit, tunc m o ntur.« (PRAHROCATIVAI;, fol. 155ra). 1M

' »Sic e d a m anima vivit vita spirituali duabus de causis: Primo ex praesentia cantatis et est

causa essentialis, secundo ex p r o p o r t i o n e aliarum virtutum, scilicet temperantiae, humilitatis, oboedientiae, castitatis et ceteris, quae praeparant animam ad caritatem.« (Ebd., fol. 154vb). 117

»Sic de vita observantiali, si non custoditur silentium, reverenda altaris, r e f e c t o r i u m , c h o -

rus, d o r m i t o r i u m , observantia statini recedit.« (Ebd., fol. 155ra). 1,8

»[. . .| vita spiritualis vitae est caritas; q u o d anima in corpore perficit, h o c caritas in anima.«

( D i : PRIVILHGIIS,

fol.

I31v).

»Virtutes, quae a religioso perficiuntur, non sunt vita animae, sed instrumenta ignis spiritualis vitae.« (Ebd.). "'" » C u m ligna n o n sictata n o n sunt mcensiva, sed sictata, sic virtutes non factae in caritate n o n ardent in spirituali igne.« (Ebd.).

VOCATIO

und

CARITAS

169

In der R e i h e De privilegiis religiosorum sind die T u g e n d e n nicht an der contempfiis-Struktur des M ö n c h t u n i s orientiert, sondern d u r c h die H a l t u n g der Caritas motiviert. Das zeigt sich vor allem daran, daß u n t e r den T u g e n d e n nicht m e h r die Ü b u n g e n klösterlicher Disziplin verstanden w e r d e n , w i e dies noch in den Himmelpfortener Predigten der Fall war 1 6 1 . Proles n i m m t am Schluß des Privilegs den gleich zu Beginn angesprochenen Z u s a m m e n h a n g v o n Liebe u n d W e r k e n e r n e u t auf, redet aber jetzt n u r n o c h v o n den opera misericordiae. Die w e i t g e h e n d e Z u s a m m e n s c h a u v o n T u g e n d u n d Barmherzigkeit bestätigt sich in einer Predigtreihe, die den W e r k e n der Barmherzigkeit g e w i d m e t ist 162 . D o r t erklärt Proles explizit die B a n n h e r z i g k e i t z u m Kern aller T u g e n d " ' 3 u n d die W e r k e der B a n n h e r z i g k e i t z u m Q u e l l aller T u g e n d e n " ' 4 . Das T u n dieser W e r k e ist eine F o r d e r u n g , die allen Christen gleichermaßen gilt"' 5 . M i t den opera misericordiae soll der M e n s c h d e m Vorbild folgen, das G o t t selbst d u r c h seine b a n n h e r z i g e Z u w e n d u n g z u m S ü n d e r gegeben hat"' 6 . Mit der v o l l k o m m e n e n Weltabsage des M ö n c h t u m s ist das G e b o t der tätigen N ä c h s t e n l i e b e - nichts anderes sind die W e r k e der Barmherzigkeit — n o c h nicht abgegolten. D i e regulierte Lebensweise im Kloster schränkt die Möglichkeit b a n n h e r z i g e n W i r k e n s sogar eher ein. Eine N o n n e , die selbst in A r m u t u n d strenger Klausur lebt, kann schlecht G e f a n g e n e befreien"' 7 . Proles w e i ß diese N o t l a g e freilich ins Positive zu w e n den: Ein Vaterunser f ü r die G e f a n g e n e n ist eine g r ö ß e r e Hilfe als das Geld, sie freizukaufen"' 8 . Auch w e n n die W e r k e der Barmherzigkeit innerhalb des Klosters n u r in der F o r m erbracht w e r d e n könneil, die das arme, keusche u n d g e h o r s a m e Leben zuläßt, so setzen sie doch einen Freiraum individuellen Verhaltens voraus, der nicht völlig v o n der klösterlichen R e g l e m e n t i e r u n g eingen o m m e n ist. Bei aller G e b u n d e n h e i t durch den G e h o r s a m g e g e n ü b e r der R e gel, den Satzungen u n d den A n o r d n u n g e n der Prälaten, gibt es d o c h n o c h ein H a n d e l n spontaner Nächstenliebe, etwa in der Fürbitte o d e r in der Z u w e n d u n g zu kranken Klostergeschwistern"'''. A u c h Proles e r k e n n t in den W e r k e n der

S. o . S. 1 6 8 . "' 2 ESTOTK MISI:RK:ORDI:S, fol. 1 9 2 r - 2 0 7 r . IM

»Exercitia v i r t u o s a p a r u m v a l e n t sine m i s e r i c o r d i a . « ( E b d . , f o l . 1 9 2 v ) .

IM

» Q u i v u l t a c c e n d e r e i g n e m , ìlli d i c o : >Igne ignis accenditur!< Sic r e g u l a r i t e r o m n e s aliae

virtutes operibus misericordiae accenduntur.« (Ebd.). A m A n f a n g s e i n e r z w e i t e n P r e d i g t z u d i e s e m T h e m a sagt P r o l e s : » Q u a t t u o r o p e r a m i s e r i c o r d i a e a u d i v i m u s e t n e m o p o t e s t se a l i q u a l i t e r e x c u s a r e a b illis, n e c spiritualis n e q u e s a e c u laris.« ( E b d . , f o l . 1 9 9 v ) . ,f f>

'

» Q u o d d o m i n u s et m a g i s t e r p r o p o s u i t n o b i s e x e m p l i s , d e u s v i d e l i c e t p a t e r , d e u s filius, d e u s

spiritus, n o s esse m i s é r i c o r d e s , o p o r t e t t a n t o s et tales m e r i t o i m i t a r i , i u x t a p r a e c e p t u m e i u s d e m l a n g u i s s i m i m a g i s t r i : >Estote m i s e r i c o r d e s ! ( L k 6,(l)«< ( E b d . ) . K,?

» D i c e r e p o s s e t i a m religiosa: >Libentissime v e l l e m s u b v e n i r e c a p t i v i s e t r e d i m e r e , s e d n o n

p o s s u m , q u i a n i h i l o m n i n o habeo!«< ( E b d . , f o l . 2 0 0 v ) . "'* » D e o gratias, o s o r o r , d i e t a n t u m u n u m p a t e r n o s t e r p r o c a p t i v i s d o m i n i , u t l i b e r e n t u r a b o m n i a n g u s t i a et t r i b u l a t i o n e e t p l u s m a g i s s u b v e n i s t i q u a m si m u l t u m p r e t i u m si h a b u i s s e s et dedisses!« ( E b d . ) . "''' N a c h P r o l e s k a n n e i n e N o n n e u n t e r V e r w e i s a u f d i e v o n i h r v o l l b r a c h t e n opera

misericordiae

G o t t e s B a r m h e r z i g k e i t e i n f o r d e r n : » E g o f e c i q u o d iussisti, f a c q u o d p r o m i s i s t i . Feci illam v e l

170

Das Observanzideal

bei Andreas

Proles

Barmherzigkeit Instrumente, durch die der M e n s c h zur V o l l k o m m e n h e i t der Liebe hinstrebt 1 7 ". D o c h sind diese W e r k e bei ihm nicht in der Weise a u f die V o l l k o m m e n h e i t bezogen, daß sie die totale Weltabsage mitvollziehen, sondern so, daß in ihnen die bereits vorausgesetzte Haltung der Caritas durch die frei vollbrachte Tat zum Ausdruck und damit zur Vollendung k o m m t 1 7 1 .

3. Die

Verimndlung

in Christus

nach >De privilegiis

religiosorum
Sich-gefallen-Lassen der W e r k e Gottes< und der Vorstellung v o m klösterlichen Leben als einem >Getriebenwerden durch den Geist< begegnet. Eine weitere Formulierung, die denselben Sachverhalt b e zeichnet, ist die >Gleichgestaltung mit dem Willen GottesWelche durch

(= Rom #,.,)rationes< des Bernhard

von

Clermont

Für die satisfaktorische Qualität des Klostereintritts führt Nider neben den genannten Autoritäten sieben Vernunftgründe an, die er dem Quodlibet des Bernhard von Clermont entnimmt. All diese rationes zielen darauf ab, das M ö n c h t u m in Analogie zu verschiedenen anerkannten Wegen der Sündentilgung zu bringen und ihm die Qualität einer Maximalleistung zuzusprechen. Nach Dan 4 24 werden Sünden durch Almosen erstattet. Die monastische Selbsthingabe ist das größtmögliche Almosen. Die kirchliche Bußlehre sieht drei Werke der Satisfaktion vor: das Gebet, das Fasten und das Almosengeben. Im Kloster geschieht die vollkommene Erfüllung aller drei. Wie die Märtyrer, so geben auch die Religiösen das weltliche Leben um Gottes willen hin. Strafe kann abgebüßt werden. Die höchstmögliche Strafe, vergleichbar dem Tod, ist die Leibeigenschaft. Das M ö n c h t u m versklavt seine Angehörigen in umfassender Weise. Die prinzipielle Absage an alles Wohlgefallen des eigenen Willens und die Übernahme des Mißfälligen wiegt den in der Sünde enthaltenen Genuß auf und tilgt deshalb auch ohne äußere Pein die Sündenstrafe. Das M ö n c h tum vollbringt das Bestmögliche, was ein Schuldner gegenüber seinem Gläubiger tun kann. Es überläßt Gott alle Güter, nicht nur die zeitlichen, sondern auch den Leib und den Willen, so daß Gott gehalten ist, dem Menschen alle weiteren Strafen zu erlassen. Schließlich nimmt die freiwillige Verpflichtung der Religiösen zur lebenslangen Buße den Stellenwert einer Taufe ein, denn dieser Entschluß ist ein Werk des heiligen Geistes.

4. Die

interpretierende

Aufnahme

der >rationes< bei

Proles

Proles bietet die sieben Gründe des Bernhard von Clermont in beiden Predigtreihen. Während die Himmelpfortener Predigten lediglich stellenweise etwas ausschmücken oder vertiefen, zeigt De privilegiis religiosorum eine stärkere interindiget seu lacnmis aut contritione magna ad peccatorum remissionem, sed omnia veniunt et supplentur ex merito passionis Christi.« (Ebd., fol. 142ra). ""'Proles beruft sich dafür auf THOMAS, S.th. II/II, qu. 189 (ebd.). 187 »Sic simile est in religionis ingressu: Sufficit intranti bona voluntas vivere secundum regulam.« (Ebd.). I8B »Ex secundo sequitur, si ficte intraret et post voluntatem vetteret perversam in voluntatem bonam, particeps fieret gratiae remissionis culpae et poenae.« (Ebd.).

Die Vergebung der Sünden

175

pretatorische Verarbeitung der Vorlage. Das M ö n c h t u m erfüllt hier nicht m e h r nur in analoger Weise die Vorgaben gängiger Schemata der Sündentilgung, sondern Proles beschreibt nun anhand dieser M o d e l l e ein eigentliches Verhältnis zwischen G o t t und den Religiösen, und zwar in mehreren Versionen. D i e anerkannten W e g e zur Beseitigung der Sünden werden nicht m e h r nur zitiert, sondern die innere Logik des Vorgangs tritt nun auch deutlicher zutage. J e nachdem, wie sich die B e z i e h u n g zwischen G o t t und M e n s c h gestaltet, wird auch die Sündenvergebung in unterschiedlichen B a h n e n gedacht. Drei K o n stellationen lassen sich unterscheiden:

a) Der

Tauschgedanke

Im ersten Fall begegnet der sündige M e n s c h seinem G o t t zwar nicht wie ein gleichwertiger, doch immerhin als ein geschäftsfähiger Partner. Er kann die Genugtuung, zu der er verpflichtet ist, auch tatsächlich leisten. Das ewige Leben, das G o t t mit der Vergebung der Sünden schenkt, ist der entsprechende G e g e n w e r t für die monastische Totalhingabe. Diese G l e i c h u n g k o m m t dadurch zustande, daß der Wert der jeweiligen G a b e in R e l a t i o n zum Sein des Gebers bemessen wird. Was für den M e n s c h e n die Lebenszeit ist, ist für G o t t die Ewigkeit 1 "'. D i e Sündenvergebung geschieht nach dem S c h e m a von Wert und Gegenwert. Es soll deshalb hier vom T a u s c h g e d a n k e n

die R e d e sein. N e -

ben dem schlichten dare und aeäpere sind die Verben des Loskaufens redimere und solvere bezeichnend für diesen Vorstellungskreis. D e r Tauschgedanke k o m m t zur Anwendung,

wenn

das M ö n c h t u m

als höchstmögliches

Almosen

gewertet

wird, dem G o t t mit der Gabe des ewigen Lebens entspricht. Er bestimmt auch die D e u t u n g des Klosterlebens als Maximalstrafe der Leibeigenschaft, durch die dem mosaischen ins talionis G e n ü g e getan wird.

b) Der

Vertragsgedanke

In der zweiten Konstellation hat der M e n s c h für seine Sünden keinen angemessenen G e g e n w e r t m e h r zu bieten. Er ist ganz a u f Gottes Barmherzigkeit angewiesen, die allerdings an B e d i n g u n g e n geknüpft ist. N u r wer bestimmte, von G o t t frei verfügte Anordnungen erfüllt, darf mit seiner Gnade rechnen. Eindrücklich zeigt sich das hier zugrundeliegende Gottesverhältnis der R e l i g i ö sen in einem Bild, das Proles zur D e u t u n g der klösterlichen Gebetszeiten verwendet: Ein reicher Herr verspricht einer Schar von Bettlern Almosen, unter der Bedingung, daß sie genau zu den Z e i t e n und genau in der Weise betteln, die er ihnen vorschreibt 1 '" 1 . In der klösterlichen Lebenspraxis werden die drei

l8

'' » C u m e r g o h o m o dat suam a e t e r n i t a t e m d e o , id est se ipsum p e r ingressum religionis,

c e r t u m est, q u o d e i d e m deus dabit suam a e t e r n i t a t e m , id est p e r p e t u a m vitam p e r r e m i s s i o n e m p e c c a t o r u m , p o e n a e et culpae.« ( D E PRIVILEC.IIS, fol. 1 3 6 v ) . |1

'" D e r r e i c h e H e r r spricht zu s e i n e m A l m o s e n v e r w a l t e r : »Vade et da eis talia, quia ipsi f a c i u n t

176

Das Observanz¡deaI

bei Andreas

Proles

W e r k e der Satisfaktion, Beten, Fasten u n d A l m o s e n g e b e n , nicht n u r p e r m a n e n t v o l l b r a c h t , s o n d e r n sie k o m m e n e x a k t in d e r W e i s e z u r A u s f ü h r u n g , w i e G o t t sie d u r c h d e n h e i l i g e n G e i s t a n g e o r d n e t h a t 1 9 1 . D i e alle S p o n t a n e i t ä t d e r n d e R e g l e m e n t i e r u n g d e s K l o s t e r l e b e n s m a c h t so g e r a d e d e s s e n

verhin-

Verdienst-

l i c h k e i t a u s , d e n n d i e V e r d i e n s t l i c h k e i t e i n e r T a t h ä n g t n u n n i c h t m e h r an d e m ihr i n n e w o h n e n d e n

Eigenwert,

sondern

a l l e i n an d e r E r f ü l l u n g d e r

vorge-

s c h r i e b e n e n O r d n u n g , m i t d e r G o t t sein L o h n v e r s p r e c h e n v e r k n ü p f t hat. D i e S ü n d e n v e r g e b u n g wird hier im Schema einer vertraglichen R e g e l u n g gedacht. Das v o r s c h r i f t s m ä ß i g e Verhalten des M e n s c h e n k a n n die T r e u e G o t t e s zu seinen V e r s p r e c h e n e i n f o r d e r n . Es ist d e r G e d a n k e e i n e r f r e i e n S e l b s t b i n d u n g G o t t e s , w i e e r v o r a l l e m in d e r f r a n z i s k a n i s c h e n T r a d i t i o n d e r S c h o l a s t i k w a r 1 9 2 . Ordinäre,

promittere,

instituere

u n d statuerc

beheimatet

sind einige der typischen

g r i f f e aus d e m V o k a b u l a r dieses V e r t r a g s g e d a n k e n s ,

die a u c h bei

Be-

Proles

auftauchen1''3. A m A n f a n g des vierten Privilegs greift der A u g u s t i n e r v i k a r die dem

Klostereintritt

zugeschriebene

Vergebung

s p r i c h t e r d o r t v o n e i n e m V e r t r a g (conventio)

nochmals

auf.

Ausdrücklich

zwischen Gott und den Religiösen,

dessen T e x t er d e n n e u t e s t a m e n t l i c h e n Versen M t

1 e n t n i m m t

1 9 4

.

N e b e n d e n W e r k e n d e r S a t i s f a k t i o n w i r d a u c h das B e i s p i e l d e r u m f a s s e n d e n Verzichtserklärung des Schuldners mit d e m M o t i v der vertraglichen

Selbstbin-

d u n g G o t t e s g e d e u t e t . G o t t u n d M e n s c h s t e h e n t a t s ä c h l i c h in e i n e r f e u d a l r e c h t l i c h g e o r d n e t e n B e z i e h u n g z u e i n a n d e r 1 9 5 . D e r M e n s c h , d e r sein >Lehen< — g e m e i n t sind die zeitlichen G ü t e r , d e r Leib u n d die Seele — v e r u n t r e u t hat, k a n n n u r n o c h v o n s e i n e n G ü t e r n w e i c h e n u n d d a u e r h a f t a u f alles E i g e n t u m v e r z i c h t e n . G o t t h a t d i e L e h n s o r d n u n g , a n d e r sich a u c h das V e r h a l t e n d e s S c h u l d n e r s o r i e n t i e r t , selbst e i n g e s e t z t u n d m u ß d e s h a l b a k z e p t i e r e n 1 " ' .

sicut e g o praecepi et ordinavi, et ineae m a g n i t u d i n i c o n v e n i t , ut c o m p l e t i l i m e a promissa!« (Ebd., fol. 138r). ' " » S e c u n d o r e l i g i o s a e / / o b l i g a v e r u n t se ad s e c u n d a m partem p o e n i t e n t i a e , v i d e l i c e t a d i e iunia s e c u n d u m d i s p o s i t i o n e l l ! regulae, q u a m operatus est per s a n c t u m patrem ordinis, spiritus sanctus, ì e i u n a n d o et c o m e d e n d o q u o m o d o et q u a n d o ordinatimi est.« (Ebd., f o l . 1 3 8 v / 1 3 9 r ) . 1

O b e r die G e s c h i c h t e u n d die Spielarten dieses S e l b s t b i n d u n g s g e d a n k e n s v o n s e i n e m U r -

sprung bei A u g u s t i n bis ins Spätmittelalter i n f o r m i e r t HAMM, L'ronnssio, p a c t u m , o r d m a t i o . Eine z u s a m m e n f a s s e n d e Interpretation der >Leitbegriffe aus d e m W o r t f e l d d e r Selbstbindungstradition< bietet HAMM, ebd., 4 0 2 - 4 6 6 . IQui reliquistis o m n i a et secuti estis m e , c e n t u p l u m accipietis et vitani a e t e r n a m possidebitis< ( = M t 19, 7 ,,,).« (Ebd., fol. 1 4 4 v ) . » D o m i n u s noster, pius creator c o n c e s s i t n o b i s tria b o n a p h e o d a l i (feudali?) iure, id est d o n a f o r t u n a e , c o r p u s et a n i m a m . « (Ebd., fol. 143r). » Q u i d religioso, qui ta(la)lia a d e o recepit et m a l e c o n s u m e n d o et d e b i t o r est factus ultra q u a m numerari p o t e s t , / /

est f a c i e n d u m , nisi ut s e c u n d u m e x e m p l u m praealligatum

cedat

o m n i b u s tarn habitis q u a m habituris, e x d o n i s gratuitis, e x d o n i s corporis et e x d o n i s a n i m a e , dicens: > 0 d o m i n e , p i e deus, d e his o m n i a c e d o c o r a m te et tibi resigno; suscipe ea, tua sunt,

177

Die Vergebung der Sünden

S c h o n N i d e r sagt in d i e s e m Z u s a m m e n h a n g , d a ß G o t t d e n R e l i g i ö s e n i h r e S c h u l d erlassen muß'''7.

D o c h ist es h i e r d i e d e r g ö t t l i c h e n B a r m h e r z i g k e i t u n d

dem gesunden menschlichen Rechtsempfinden angemessene

Verhaltensweise,

die erwartet w e r d e n darf. D i e zitierte R e c h t s o r d n u n g erfüllt ausschließlich die F u n k t i o n einer Analogie u n d keinesfalls die einer vertraglichen V e r p f l i c h t u n g Gottes. D i e R e z e p t i o n des S t ü c k s in d e n Himmelpfortener d i e conventio-Vorstellung

Predigten

läßt e r k e n n e n , w i e

schrittweise bei Proles E i n g a n g g e f u n d e n hat. G o t t u n d

M e n s c h s t e h e n h i e r b e r e i t s in e i n e m b e i d e r s e i t s v e r b i n d l i c h e n

Lehnsverhältnis,

so d a ß d i e T r e u e d e s M e n s c h e n G o t t z u m S c h u l d n e r m a c h t u n d v o n i h m d e n versprochenen

Lohn einfordern kann'98. Der Treuebruch der Sünde

zerstört

j e d o c h d i e s e M ö g l i c h k e i t . B e z ü g l i c h d e r S ü n d e n v e r g e b u n g b e w e g t sich P r o l e s d a n n w e i t g e h e n d in d e n v o n N i d e r v o r g e z e i c h n e t e n B a h n e n . L e d i g l i c h u n t e r d e n T h e o l o g e n des S p ä t m i t t e l a l t e r s v e r b r e i t e t e U b e r z e u g u n g , d a ß

die Gott

d e m j e n i g e n , d e r t u t , w a s in s e i n e n K r ä f t e n s t e h t , d i e G n a d e n i c h t v e r w e i g e r n kann, klingt b e i m Augustiner etwas deutlicher an19'. Dieser Grundsatz, der ja a u c h v o n N i d e r geteilt wird2"", g e h ö r t z w a r ebenfalls z u r franziskanischen T r a dition v o n d e r S e l b s t b i n d u n g G o t t e s , d o c h v e r b ü r g t er i m v o r l i e g e n d e n

Ge-

brauch n u r die allgemeine Verläßlichkeit der göttlichen Milde21". Das M ö n c h t u m ist in d e n Himmelpfortener Versprechen g e b u n d e n

Predigten

n o c h k e i n e ordinatio,

an d i e G o t t ein

h ä t t e , s o n d e r n es ist e i n e M a x i m a l l e i s t u n g d e s

Men-

schen, auf die G o t t a n g e m e s s e n reagiert.

tj Die personale Neben

dem

Hingabe Schema

des T a u s c h e s u n d d e s V e r t r a g e s g i b t es n o c h

einen

d r i t t e n W e g , auf d e m P r o l e s d i e s ü n d e n t i l g e n d e K r a f t d e s M ö n c h t u m s b e g r ü n d e n k a n n . D i e w i l l e n t l i c h e L e b e n s h i n g a b e ist j e t z t v e r d i e n s t l i c h , n i c h t w e g e n ihres E i g e n w e r t s o d e r ihrer v o r s c h r i f t s m ä ß i g e n F o r m , s o n d e r n w e g e n ihres E f f e k t s . D i e s e r d r i t t e A n s a t z m a c h t das L e i d e n u n d S t e r b e n d e r M ä r t y r e r

zum

V o r b i l d f ü r das V e r h ä l t n i s v o n G o t t u n d M e n s c h . D a s M a r t y r i u m ü b e r h o l t j e d e n

n o l o super ea diffinire t e c u m ! Si tibi sic n o n sufficit, n o n est m e a culpa, sed tua, quia tu sic f i e n ordinasti; ergo teneris, ut et tu sic acceptes.«« (Ebd., fol. 1 4 3 r / v ) . 1,7 »Ergo Deus, qui est misericordior q u o c u m q u e alio iudice, p r o p t e r q u e m Religiosus istalli cessionem facit, d e b e t ei d e b i t u m p o e n a e dimittere.« (Nidi:r, I1I/9, 350). ' ' 8 » M o d o ilia b o n a d o m i n i sunt, sed nobis ad colenda sunt concessa, si ea coluissemus e x e r citns aratoris s e c u n d u m v o l u n t a t e m et praecepta eius, ipse d e b i t o r noster esset et diceremus: >domine, laboravimus terrain t u a m , q u i d nobis erit p r o praemio?«« ( P r a o r o g a tivaf., fol. 143vb). ' »Et h o c non potest negare d o m i n u s , quia plus Tacere n o n h a b e m u s et quia ad p i n g u o r e m f o r t u n a m venire n o n possumus in h o c m u n d o . « (Ebd., fol. 144ra). S. o. S. 146 m. A n n i . 53. 2111 Eine derartige D e u t u n g des facete quod iti se est w u r d e z u v o r beispielsweise v o n W i l h e l m v o n Auxerre vertreten, der im b a r m h e r z i g e n Wesen Gottes, nicht aber in einer ausdrücklichen Verpflichtung den G r u n d f ü r die Gültigkeit des Satzes e r k a n n t e (vgl. Hamm, Promissio, 2 5 6 f.).

178

Das Observanzidcaì

bei Andreas

Proles

formellen Bußvorgang, denn es geschieht freiwillig um des Glaubens willen 2 " 2 und es greift der Sündenstrafe vor 2 0 3 . W e r sein Leben für G o t t läßt, geht u n mittelbar in die ewige Seligkeit ein 2 0 4 . D i e intensive Gottesgemeinschaft b e ginnt bereits mit dem willigen Leiden, denn entscheidend für den Stand des Märtyrers ist nicht die tatsächlich empfundene Qual - die kann G o t t in seiner Allmacht lindern - , sondern die Leidensbereitschaft 2 0 3 . D i e Religiösen sind Märtyrer im eigentlichen Sinne, denn auch sie haben ihr eigenes Leben um des Glaubens willen bereits verlassen und befinden sich in einem neuen Leben. Ihre neue Identität ist bestimmt vom W i r k e n Gottes in ihnen 2 0 6 , das heißt von der Willenseinheit mit Gott 2 " 7 . Auch sie sind bereit, alle Leiden, die G o t t ihnen schickt, a u f sich zu n e h m e n ; und auch sie haben die H o f f n u n g und das Zutrauen, daß G o t t ihre Qualen in einen R o s e n g a r t e n verwandeln kann 2 0 8 . E b e n deshalb, weil es sich um p e r s o n a l e

Hingabe

an

G o t t handelt, ermöglicht es diese Selbstpreisgabe, die zur Vereinigung mit G o t t führt, den M e n s c h e n von seiner Sünde zu lösen. Von e i n e m Verdienst kann streng g e n o m m e n nicht m e h r die R e d e sein, da es hier bereits das erneuerte Gottesverhältnis ist, das die Sünden löscht, und nicht erst die T i l g u n g der S ü n den zur Erneuerung der Gottesgemeinschaft führt. D e r B e g r i f f dilucre, den P r o les ausschließlich im Z u s a m m e n h a n g der personalen Hingabe an G o t t auf die Beseitigung der Sünden anwendet, deutet an, daß das S c h e m a von Leistung und Gegenleistung diesem Sachverhalt nicht m e h r angemessen ist. Ein zweites Beispiel zeigt sehr schön, wie die personale Hingabe das Modell der ausgleichenden Gerechtigkeit überholt: D i e Sündenstrafe bemißt sich nach der Freude, mit der sich der Sünder von G o t t abgewandt und dem Irdischen zugewandt hat 2 0 9 . Nider und auch n o c h Proles selbst in den Predigten hatten in der displicentia

voluntatis,

Himmelpfortener

die das M ö n c h t u m dem Menschen

durch den Widerspruch gegen den eigenen Willen zufügt, den entsprechenden Gegenwert für die verfehlte Freude der Sünde erblickt. D i e R e i h e De 2112

»Et

ideo//

martyrem

facit

confessio

fidei

et

contemptus

vitae.«

(Di;

privtlegiis PRIVII.KGIIS,

fol. 1 3 9 v / 1 4 0 r ) . 2111

»Quidquid poena diluit, poemtentiae poena n o n est diluendum.« (Ebd., fol. 140r).

2114

»Et ex h o c sequitur, q u o d iniuriam facit martyri, qui orat pro martyre, ut detur sibi requies,

quia iani est in requie et aeterna felicitate.« (Ebd., fol. 139v). 2lb

»[. . .] quia deus in o m n i p o t e n t i a sua subtraxit calorem i g n e u m martyri in r e f n g e r i u m ,

tarnen ipse martyr habuit p r o m p t a m voluntatem sustinendi.« (Ebd.). 2I

"' Proles w e n d e t Gal 2,,„: »Vivo, iam n o n ego, sed vivit in m e Christus« ausführlich a u f die

monastische Existenz an. (Ebd., fol. 140r). 2117

»Ideo contempserunt vitam naturalem et vitam p r o p n a m , id est voluntatem, mediante qua

vixerunt, divina voluntate exclusa voventes se ultro esse victuros s e c u n d u m regimen alterius [ . . . ] . « (Ebd.). 2118

»[. . .] et habent p r o m p t a m voluntatem sustinendi quaequid gravia regulae et ordims etiam

in natura contrariis, scientes, q u o d ipse, qui operatur in eis, sie vivat in eis, q u o d possit mitigare omnia gravia.« (Ebd., im direkten Anschluß an das vorige Zitat). 2

"'' »Poena culpae, qua quis se / / avertit a deo, mensuratur secundum delectationem, qua se ad

earn convertit, d e u m despiciendo, qui est s u m m u m b o n u m , et delectationem quaerendo in creatuns.« (Ebd., fol. 1 4 1 v / 1 4 2 r ) .

Die Vergebung der

Sünden

179

religiosorum scheint diese Sicht zu ü b e r n e h m e n , d e n n a u c h hier ist z u n ä c h s t v o n d e m Verdienst die R e d e , das d u r c h die v o l l k o m m e n e Absage an d e n E i g e n willen e r w o r b e n wird 2 1 ". D a n n aber b i e g t Proles d e n G e d a n k e n g a n g u m , d e n n n i c h t die Q u a l d e r S e l b s t n e g a t i o n , s o n d e r n die F r e u d e an G o t t w ä s c h t die S ü n d e n a b 2 " . Schließlich w i r d a u c h n o c h d e r V e r t r a g s g e d a n k e in die Vorstell u n g v o n d e r S ü n d e n t i l g u n g d u r c h die w i l l e n t l i c h e H i n w e n d u n g zu G o t t e i n g e h o l t . D i e P r o f e ß , in d e r diese B e w e g u n g des W i l l e n s g e s c h i e h t , ist kein r e i n e r A k t d e r N e g a t i o n u n d k e i n e einseitige L e i s t u n g des M e n s c h e n , s o n d e r n ein V o r g a n g wechselseitiger promissio z w i s c h e n G o t t u n d M e n s c h 2 1 2 .

d)

Entsprechungen

D i e drei B e g r ü n d u n g s m o d e l l e f ü r d i e s ü n d e n t i l g e n d e K r a f t des K l o s t e r e i n tritts zeigen das M ö n c h t u m in j e v e r s c h i e d e n e r W e i s e als v e r d i e n s t l i c h e Tat des M e n s c h e n . I m R a h m e n dieser g r u n d s ä t z l i c h a k t i v e n D e u t u n g spiegeln sie j e d o c h die drei I n t e r p r e t a t i o n s e b e n e n w i d e r , m i t d e n e n Proles das M ö n c h t u m insgesamt erfaßt. D e r T a u s c h g e d a n k e e n t s p r i c h t d e r rein a k t i v e n Sichtweise. D e r Vertragsgedanke l e n k t d e n Blick a u f die v o m heiligen Geist eingesetzte Institution des M ö n c h t u m s u n d n i m m t d a m i t ein w e s e n t l i c h e s E l e m e n t d e r passiven P e r s p e k t i v e auf. F ü r d e n G e d a n k e n d e r p e r s o n a l e n H i n g a b e g e w i n n t d i e v o n d e r Institution b e w i r k t e W i l l e n s e i n h e i t des M e n s c h e n m i t G o t t zentrale B e d e u t u n g . W i e die passive D e u t u n g s e b e n e i m R a h m e n d e r G e s a m t s i c h t e i n e v o r r a n g i g e Stellung e i n n i m m t , so spielt a u c h d e r V e r t r a g s g e d a n k e im B e r e i c h d e r S ü n d e n v e r g e b u n g die H a u p t r o l l e . Das zeigt sich sogleich i m f o l g e n d e n Privileg, w o Proles die G n a d e u n d d e n Trost, d e n d e r E i n t r i t t in ein r e f o r m i e r tes Kloster m i t sich b r i n g t , ganz u n t e r d e m A s p e k t d e r v o n G o t t e i n g e s e t z t e n convcntio darstellt 21 ' 1 .

»Et m a i o r e m p o e n i t e n t i a m f a c e r e n o n p o s s u m u s , nisi u t m o r t i f i c e m u s v o l u n t a t e s nostras et subiiciamus taliter, ut d e i n e e p s suo d o m i n o et c r e a t o r i a d h a e r e a n t et eius a m o r i , h o n o r i et servitio, in q u a n t u m h u m a n a fragilitas p e r m i t t i t , nihil o m n i n o p r a e p o n a t , ut sie de suis n e g l i gentiis et peccatis p l e n a m p e c c a t o r u m o m n i u m r e m i s s i o n e m et p o e n a e et c u l p a e d i m i s s i o n e m m e r e r e t u r [. . .].« (Ebd., fol. 142r). »[. . .] ut sie i n t e r f e c t a v o l u n t a t e c o n v e r t a t se veraciter t o t o c o r d e ad s u m m u m b o n u m et avertat se ab o m n i i n o r d i n a t a d e l e c t a t i o n e , ut sie diluat n o n p e r p o e n a m , sed p e r d e l e c t a t i o n e m , q u a e est in deo.« (Ebd., i m d i r e k t e n A n s c h l u ß an das v o r h e r g e h e n d e Zitat). »Voluntate se totaliter ad d e u m c o n v e r t a n t , a q u o se p e r v o l u n t a t e m a v e r t e r a n t , q u a e alias n o n potuissent, nisi p e r p o e n a m dilui. Et h o c v e r a c i t e r in p r o f e s s i o n e religiosi fit, q u a n d o p r o m i t t i t o b o e d i e n t i a m d e o et praelatis et vice versa ei a praelatibus vita aeterna p r o m i t t i t u r . « (Ebd., fol. 142v). 2,3 »Ecce q u a m m a g n a gratia promissa est religiosis, qui sic r e l i n q u e r u n t o m n i a , remissio videlicet o m n i u m p e c c a t o r u m p e r i n g r e s s u m religionis! O q u a m m a g n a consolatio! G a u d e n d u m est o m n i b u s , dico, existentibus in r e f o r m a t i s monasteriis supra m o d u m ! « (Ebd., fol. 145r); vgl. a u c h o . S. 176 m . A n m . 194.

180

Das Observtwzidcal bei Andreas Proles

5. Der Wille gilt für die Tat — die Vergebung der im Kloster begangenen

Sünden

Das vierte Privileg der R e i h e De privilegiis religiosorum hat keinen Anhalt an einer Vorlage. Es f i n d e t sich w e d e r bei N i d e r n o c h in den Himmelpfortener Predigten. Proles stellt in diesem Abschnitt die entscheidende B e d e u t u n g des Willens f ü r die Verdienstlichkeit des Klosterlebens heraus. Er f ü h r t das T h e m a »Furcht u n d H o f f n u n g « ein, i n d e m er die Alternative zwischen höchster Seligkeit u n d a b g r u n d t i e f e r Verdammnis aufreißt. Das M ö n c h t u m bietet d e m M e n schen beide M ö g l i c h k e i t e n in gesteigerter F o r m . Die regeltreuen Religiösen, d e n e n G o t t vertragsgemäß B e l o h n u n g schuldet, sehen d e m sicheren Heil e n t gegen. D i e Hölle steht f ü r die n i c h t r e f o r m i e r t e n Klosterleute weit o f f e n , d e n n sie m a c h e n sich nicht n u r des U n g e h o r s a m s , sondern zusätzlich des Sakrilegs schuldig, weil sie sich w i e d e r u m ihres eigenen Willens b e m ä c h t i g e n , den sie z u v o r G o t t übereignet h a b e n 2 ' 4 . W i e es scheint, stellt das r e f o r m i e r t e M ö n c h t u m den M e n s c h e n zwar in die verschärfte Alternative, aber d o c h so, daß es ihn ganz auf die A n h ö h e der H o f f n u n g h i n a u f f ü h r t u n d i h m dann v o n sicherer Warte aus den A b g r u n d der Furcht zeigt. Furcht u n d H o f f n u n g lassen sich j e d o c h n u r vorläufig so klar auf die Kategorien >reformiert< u n d >nichtreformiert< verteilen, d e n n n u r der Eintritt ins Kloster schenkt die v o l l k o m m e n e S ü n d e n v e r g e b u n g . Was aber geschieht mit Religiösen, die nach diesem Schritt erneut in S ü n d e fallen? W e l c h e Leistung k ö n n t e n sie G o t t n o c h anbieten? 2 1 5 D i e sündentilgende Kraft ihres monastischen Lebens w u r d e ihnen antizipierend bereits an dessen A n f a n g zugeeignet. Sie k ö n n e n n u r noch tun, was sie o h n e h i n zu tun schuldig sind. So bricht die Furcht auch in das r e f o r m i e r t e M ö n c h t u m ein. Dieses P r o b l e m d ü r f t e der G r u n d sein, w a r u m Proles das Privileg ü b e r haupt e i n g e f ü g t hat, d e n n er w e n d e t sich mit seinen Predigten ja an Religiöse, die nicht n u r auf ihre P r o f e ß , sondern nach m e n s c h l i c h e m Ermessen auch auf im Kloster b e g a n g e n e S ü n d e n zurückblicken k ö n n e n . Solcher S ü n d e n a n f e c h t u n g im Kloster hält Proles entgegen, daß der Wille f ü r die Tat gilt, w o die Kräfte zur A u s f ü h r u n g fehlen 2 "'. Dieser Grundsatz wird v o n doppelter Seite h e r bestätigt: Einmal durch den Apostel Paulus, der mit den W o r t e n v o n 2 . K o r 8 p (angeblich) Z e u g n i s f ü r ihn gibt - 1 7 , z u m a n d e r e n d u r c h den E r w ä h l u n g s g e d a n k e n , d e n n G o t t selbst hat die Religiösen ins Kloster b e r u f e n u n d i h n e n eben damit die Möglichkeit zur Satisfaktion g e n o m m e n . Es ist geradezu köstlich, w i e der Augustinervikar seine H ö r e r i n n e n dazu anleitet, G o t t 214 »Qui e r g o f u r a t u r s a n c t u m d e sancto, id est v o l u n t a t e m su.un d e o c o n s e c r a t a m , n i a i o n p o e n a est p u n i e n d u s , quia talis ardebit in i n f e r n o . « (Di: PRIVILIÌGIIS, fol. 145r). 2,-1 »Sed d i c e r e t aliquis: >Quare d e b e o sic g a u d e r e de ingressi!, quia f u i parvula, n o n feci m u l t a peccata in saeculo, sed t i m e o , q u o d p e c c a v e r i m in religione amplius; q u i d p r o d e s t m i h i n u n c ilia m a g n a gratia?«« (Ebd.). 2,

»Voluntas r e p u t a b i t u r p r o f a c t o , si vires n o n sunt ad p e r f i c i e n d u m . « » C o n s o l a m i n i i t e r u m , quia potestis m e placare et m i h i satisfacere d i c t u m apostoli l'auli: >Si e n i m v o l u n t a s p r o m p t a est, s e c u n d u m id q u o d s e c u n d u m id, q u o d n o n h a b e t ( 2 . K o r 8 p ) , qui m u l t u m n o n abutidavit m i n o r a v i t ( 2 . K o r 8 I5 ).in der Schrift gefangen< wird oder auch als Ursache der Satisfaktionsunfähigkeit n a m h a f t g e m a c h t wird, deutet auf ein vertrauliches Gottesverhältnis hin. Es b e g e g n e t sogar eine ausgesprochene Fiduzialstruktur, w e n n die H o f f n u n g auf G o t t den R e a l g r u n d f ü r den E m p f a n g der S ü n d e n v e r g e b u n g bildet 2 2 1 . D u r c h die M ö g l i c h k e i t individueller Versündigung ist d e n n o c h die Furcht vor d e m Z o r n Gottes auch im w o h l g e o r d n e t e n Kloster stets präsent. M e h r zu f ü r c h t e n als die praktische Verfehlung ist der Verlust des rechten Willens. Die allabendliche S e l b s t p r ü f u n g der Religiösen gilt deshalb in erster Linie der Ern e u e r u n g der g u t e n Absichten 2 2 2 . N o c h einmal k o m m t der Grundsatz volwitas pro facto z u m tragen, d e n n schon allein der gute Vorsatz n i m m t auch einem plötzlichen T o d die Schrecken. D e r Wille gereicht zur Seligkeit, und was etwa an Taten fehlt, wird aus d e m Verdienst Christi ergänzt 2 2 '.

VI.

Mönchtum

als

Leidensnachfolge

Bisher war die R e d e v o m S t a n d des M ö n c h t u m s : v o m Eintritt in diesen Stand (vocatio), von seinem Z w e c k u n d Ziel (Caritas) u n d von seiner Leistung (reniissio peccatorum). Jetzt soll es u m die Lebenspraxis innerhalb des Standes gehen. D e r W e g des M ö n c h t u m s wird s o w o h l bei N i d e r als auch bei Proles H

Sie soll bei sich s p r e c h e n : » A c c e d o e r g o n u n c m a g n a c o n f i d e n t i a ad d o m i n u m m e u m et

a l l o q u i i p s u n i v o l o d e h a c m e a m a g n a n e c e s s i t a t e , si f o r t e sic d i s p o n e r e p o s s i m , u t d o m i n o i m p o n a m , quasi ipse sit causa m e a e i m p o s s i b i l i t a t i s [. . 21

(Ebd., fol. 145v).

' » P o e n i t e t m e t o t o c o r d e e t v e l l e m l i b e n t e r tibi c u n c t a s o l v e r e , e t n o n p o s s u m , q u i a n o i l

s u m libera, sed p r o p r i a , et n i h i l h a b e o , q u i a o m n i a q u a e h a b e o tua s u n t . S u s c i p e e r g o h a n c v o l u n t a t e m , q u a m d e d i s t i , q u i a tu fecisti h a n c i m p o s s i b i l i t a t e m / / p e r t u a m p i i s s i m a m v o c a tionem.« (Ebd., fol. 1 4 5 v / 1 4 6 r ) . 2211

»>0 s a n c t e P a u l e , tu sie e t sic n o b i s scriptis reliquistis, q u o d v o l u n t a s r e p u t a r e t u r p r o f a c t o ,

u b i quis p e r f i c e r e 11011 h a b e r e t , l o q u e r e e r g o n u n c p r o m e a d d o m i n u m , Paule, si tu ita d e m e dixisti,

late eh

dat

darby'.«' ( E b d . , fol. 146r). 221

» Q u a n d o h o m o t a l e m s p e m ad d e u m h a b e t , o b t i n e b i t c e r t e i n d u l g e n t i a m e t r e m i s s i o n e m

o m n i u m p e c c a t o r u m , s e c u n d u m q u o d p r i m u s i n g r e s s u s est p r i v i l e g i ( a ) t u s . « ( E b d . ) . """ » C o t t i d i e r e n o v e t u r v o l u n t a s in b o n u m

p r o p o s i t u m , n e irascatur deus, quia

iratus sie est d e u s sicut in d e s e r t o , q u a n d o filii Israel se a v e r t e r u n t a b o n a v o l u n t a t e ,

numquam murmu-

r a n d o c o n t r a M o y s e n . N e e r g o i r a s c a t u r n o b i s d o m i n u s , r e c o l l i / / g a m u s n o s o m n i s e r o [. . .].« ( E b d . , fol. 1 4 7 r / v ) . 221

»Et in tali s a n e t o p r o p o s i t o o b d o r m i e n d o n o n est t i m e n d u m : q u a l i t e r c u m q u e h o m o

mor-

t u u s f u e r i t , [. . .] n o n d a m n a b i t u r , sed e n t filius salutis p e r m e n t u m C h r i s t i . « ( E b d . , f o l . 1 4 7 v ) .

182

Das

Observanzideal

bei Andreas

Proles

durch das M o t i v der Nachfolge Christi gedeutet. D e r generell für die spätmittelalterliche Frömmigkeit wichtige imitatio-Gedanke

erhält in seiner bei N i d e r

vorfindlichen A n w e n d u n g auf die monastische Existenz zwei besondere Prägungen: Erstens: D i e Sache der imitatio k o m m t unter dem Leitbegriff der Christi

conformatio

zur Darstellung. Dadurch verlagert sich das G e w i c h t v o m Vollzug der

N a c h f o l g e auf deren Ergebnis. Das M ö n c h t u m ist ihre v o l l k o m m e n e F o r m 2 2 4 . D i e Gleichgestaltung mit Christus bedeutet Teilhabe an der F o r m und S c h ö n heit Gottes und bildet damit den höchsten Grad irdischer Vollendung 2 2 3 . Dieses M o m e n t der V o l l k o m m e n h e i t ist im B e g r i f f der imitatio so n o c h nicht enthalten. Zweitens: Conformatio

meint hier vor allem die Gleichgestaltung mit dem

Leiden Christi. Darin liegt zunächst ein weiteres M o m e n t der Vollkommenheit, da im Leiden Christi der höchste Gipfel aller Tugenden begegnet 2 2 6 .

Ferner

weist die conformatio passionis in die R i c h t u n g des paulinischen Verständnisses der existentiellen Ü b e r n a h m e des Leidens und Sterbens Christi. Tatsächlich beruft sich N i d e r im Z u s a m m e n h a n g der Aneignung des Kreuzes durch die Religiösen auf die entsprechenden Stellen aus dem Galaterbrief 2 2 7 und er zitiert das Wort von der Taufe auf den T o d Christi ( R o m 6 , f ) , um das M ö n c h t u m mit Hilfe der Tradition von der zweiten Taufe der Religiösen als Mitgestorbensein und M i t begrabensein mit Christus zu qualifizieren. Bildet die Gleichgestaltung mit Christus für Nider den G e g e n p o l zur forma saccuii und ist deshalb M a ß und Ziel der Nachfolge, so wird bei Proles, zumindest in der R e i h e De privilegiis

rehgiosorum22*,

ein noch intensiveres Beieinander

von G o t t und M e n s c h denkbar, freilich auf der Grundlage solcher Christi.

conformatio

Diese ist offensichtlich für Proles n o c h nicht gleichbedeutend mit der

Teilhabe am göttlichen Wesen. W o h l ist sie deren Voraussetzung, die Vollendung aber geschieht in einem Vorgang, den Proles bisher mit den Begriffen transformatio

und unio angedeutet hat.

Für Nider ist G o t t in erster Linie der Grund und Ursprung alles Seienden. D i e als Verlust der göttlichen forma gedachte Sünde bedeutet lediglich ein A b rutschen in der von G o t t ausgehenden Seinspyramide. D i e neuerlich angeeignete F o r m gibt eo ipso Anteil an G o t t . Proles hingegen stellt den personal begegnenden G o t t in den Vordergrund. An dieser Stelle zeigt sich deutlich die Differenz zwischen der franziskanischen Tradition, von der Proles offenbar stärker beeinflußt ist, und dem ontologischen D e n k e n , das dem D o m i n i k a n e r auf-

224

» P e r q u a e pacet, q u o d viri R e l i g i o s i p e r f e c t i s s i m e C h r i s t i p a s s i o n e m i m i c a n t u r [. . .].« ( N I -

DER, I I I / 8 , 3 2 9 ) . 225

S. o. S. 1 4 8 .

22,>

» V i d e t u r a u t e r n C h r i s t i vita in d u o b u s c o n s i s t e r e p r i n c i p a l i t e r .

Primo

in discursu

vitae

C h r i s t i , s e c u n d o in c o n s u m m a t i o n e sue passionis s a n e t i s s i m a e , in q u a o m n i u m v i r t u t u m c o n c l u s i a p i c e m . « (NIDER I I I / 8 , 3 2 7 ) . 227

G a l 22ii, 5 2 4 _ 2 ( i , 6 I 4 ( e b d . , 3 4 0 f . ) .

228

D i e HIMMELPFORTENER PREDIGTEN m e s s e n d e m B e g r i f f d e r conformatio

kein G e w i c h t bei.

Mönchlum

als

Leidensnachfolge

183

grund seiner Herkunft näher liegt 2 2 '. G o t t ist für Proles der Vertragspartner des M e n s c h e n , der Familienvater der R e l i g i ö s e n , der aufmerksame Z u h ö r e r im Gebet, mit dem notfalls auch gefeilscht werden kann und muß. In Beispielen und Gleichnissen zeigt G o t t stets menschliche Verhaltensweisen, ganz so, wie dies auch in der biblischen Uberlieferung zu finden ist. Das Modell einer w a c h senden Teilhabe am göttlichen Wesen scheint hier überhaupt unangemessen. D i e conformatio

mit Christus ist bei Proles eine Stufe im personal gedachten

Gottesverhältnis, die offensichtlich einen weiteren Schritt zuläßt. Es m u ß sich dabei um das v o l l k o m m e n e Aufgehen der menschlichen Person im göttlichen Willen handeln, denn soviel wurde bereits deutlich: D i e transformatio

geschieht

auf der E b e n e des Willens 2 3 ". D i e Angleichung der Religiösen an die Passion Christi gehört der passiven Interpretationsebene des M ö n c h t u m s zu. Proles scheint den Ubergang von der aktiven zur passiven Sichtweise geradewegs mit dem U b e r g a n g von der B e trachtung der aktiven Wirksamkeit Jesu zur Passionsmeditation zu verknüpfen. E r handelt das Leben Jesu ante passioncm

nur kurz a b 2 3 ' . Es läßt sich auf den

gleichen N e n n e r bringen wie das Klosterleben: Armut, Keuschheit und G e horsam 2 ' 2 . Jesus war der erste M ö n c h 2 1 3 . D i e R e l i g i ö s e n sollen sich in all diesen D i n g e n gleich verhalten wie er 2 3 4 . Im Z u s a m m e n h a n g der Passionsnachfolge schlägt nun aber die aktive imitatio

in ein G e f o r m t werden um. D i e G l e i c h g e -

staltung mit dem Leiden Christi ist nicht die Frucht aktiver Selbstvervollkommnung, sondern sie geschieht durch die Strukturen des Klosterlebens hindurch an den Religiösen. D i e zum handelnden Subjekt hypostasierte religio erzeugt keine Identität mit Christus, sondern sie bringt ihre Kinder lediglich in die Ä h n l i c h keit mit dem Gottessohn, dadurch, daß sie mit ihnen in Analogie zum Handeln des Vaters am Sohn verfährt 2 3 '. Auch die Angleichung an Christus stellt sich damit als eine Leistung der Institution des M ö n c h t u m s dar, eine Leistung, die allerdings nicht wie die Sündenvergebung vorab, sondern erst auf dem W e g e empfangen wird.

229

Z u m Unterschied zwischen franziskanischer und dominikanischer Theologie vgl. HAU-

SCHILD, 4 8 5 ;

SEEBERG, 4 8 0 f.; A U E R II, 6 3 f. u n d

72.

»[. . .] nam conformitate divinae voluntatis transformantur in Christum [. . .]« (DE PRIVILECIIS, fol. 132r). 2 , 1 Ebd., fol. 1 4 7 v / 1 4 8 r . 2111

»Ante passionem in paupertate, in oboedientia et castitate fuit.« (Ebd., fol. 147v). " 3 3 »Et sie instituendo monasticam vitam, noster oboediens et castus Iesus factus est primus verus monachus.« (Ebd., fol. 148r). 212

»Conformare in omnibus his regi tuo Christo!« (Ebd., fol. 148r). »Religio suos filios similes facit in singulis Christo domino et sicut pater caelestis ordinavit cum filio, ita et reli(gi)o suis.« (Ebd., fol. 156r). 2.4

2.5

184

Diis Obscrvdiizidciil bei Aiiiirciis Proles

1. Struktur

und Deutung

D i e conformatio

des Leidenswegs

Jesu

mit dem Leiden und Sterben Christi orientiert sich an z w ö l f

Stationen des Leidensweges. Diese lassen sich weiter in vier Situationen gruppieren: 1. Gethsemane: der Eintritt ins Leiden mit dem inneren K a m p f Jesu, G e f a n g e n n a h m e und der Flucht der J ü n g e r . falschliche

Anklage,

Verspottung,

2. D i e Leiden bis zum Kreuzweg:

Geißelung

und

spöttische

Einkleidung.

3. D e r Kreuzweg: Das Tragen des Kreuzes, die Entkleidung vor dem Kreuz, die Kreuzigung und das Bleiben am Kreuz. a) Der Eintritt ins Leiden — der

4. D e r T o d Jesu.

Klostereintritt

D e m Eintritt ins Leiden entspricht der Eintritt ins Kloster. W i e Jesus betrübt wurde und mit sich rang, bevor er in den Willen des Vaters einstimmte, so m u ß der K a m p f zwischen M ö n c h t u m und Welt, Fleisch und Geist, Sinnlichkeit und Vernunft in den Religiösen ausgefochten werden 2 1 ' 1 . In der freiwilligen Verpflichtung auf die R e g e l n und Ordensstatuten geschieht die Ü b e r n a h m e der Fesseln Jesu 2 ' 1 7 . D i e Jüngerflucht ist das Vorbild der monastischen Klausur, denn nicht die Person, die ins Kloster geht, verläßt ihre Verwandten und Freunde, sondern sie wird vielmehr von den Ihren verlassen, wenn diese nicht ebenfalls eintreten. Die biblische Tradition betont die Willentlichkeit beim Eintritt Jesu in die Passion. Entsprechendes gilt für ihre A n w e n d u n g auf den Klostereintritt. In der Fassung von De privilegiis

religiosorum

kann Proles das nicht so stehen lassen.

Z w a r hebt er auch hier hervor, daß die Bindung an das R e g e l w e r k und die Trennung von den Angehörigen voluntarie

geschehen miisse 2 1 x , doch stellt er

diese Willentlichkeit auf sehr originelle Weise in den R a h m e n der göttlichen Berufung. Nach der Devise: >Mit Speck fangt man Mäuse!< entscheidet G o t t den Widerstreit zwischen M ö n c h t u m und Welt, der vor dem Klostereintritt im Menschen tobt 2 ' 1 '. Angelockt vom Wohlgeruch der irdischen Vorzüge des K l o sterlebens, vor allem von der Aussicht auf sichere Versorgung, gehen die M e n schen in die Klosterfalle, o h n e des drohenden Steins der Ordensstrenge zu achten, der ihren Fleischessinn hernach gänzlich zerdrückt 2 4 ". 2,i

' » P r i m o itaque R e l i g i o n e m aggrediens, n o n n u m q u a m in agonia p o n i t u r , in qua m u n d u s

c u m ratione b e l l u m m o u e r e c o n s u e u i t [. 217

.

,|«

(NIDHR,

Ill/tt, 329).

» S e c u n d o ligatur, et vinculis stringitur, qui R e g u l a n i et statuta profitetur.« ( E b d . , 3 3 0 ) .

" w »Ligat voluntarns vinculis, quia nullius s a n c t o r u m patrum regula alicui i m p o m t u r , sed v o luntarie suscipitur.«

(DF.

PUIVILEGIIS,

fol.

1 5 1

r); » D e ista d e r e l i c t i o n e , ut sit voluntaria, i n v e n i -

mus duas c o n s o l a t i o n e s [. . .|.« ( E b d . , fol. 151 v). 2W

»Tunc deus inter istam a g o m a m facit ut aliquis, qui ponit m u s c i p u l a m ad c a p i e n d o s mures:

p o n i t lardum c a l i d u m super c a r b o n e s p r o i e c t u n i , ut o d o r e t et sic tali o d o r e trahantur m u r e s m muscipulam.« ( E b d . , fol. 1 4 9 r ) . 2411

»Et per istum lardi o d o r e m , carnis v i d e l i c e t c o n v e n i e n t i a n i , trahit et 11011 praevident m a g -

n u m lapideni m u s c i p u l a e , id est religioni i m p o s i t a m r i g o r e m ordinis, et ille t u n c

opprimit

totaliter sensualitatem, ut amplius vivat s e c u n d u m r a t i o n e m in d e l e c t a t i o n e v i r t u t u m et a m o r e Christi.« ( E b d . ) .

185

Mönchtum ah Leidcnmachfolgc b) Die Leiden

bis zum

Kreuzweg

- litis Leben

in der

Buße

D i e weiteren Stationen der Passion bis zur Ü b e r n a h m e des Kreuzes, die Anklage, die Verspottung, die G e i ß e l u n g und die Einkleidung, haben ihre E n t sprechung im Schuldkapitel, im Spott der W e l t - Proles hebt insbesondere a u f die T o n s u r ab - , in der Kasteiung und in der billigen K u t t e . Es sind dies die Ü b u n g e n und G e b r ä u c h e , die dem M ö n c h t u m das G e p r ä g e einer p e r m a n e n t e n B u ß e verleihen. Vor der Ü b e r n a h m e des Kreuzes steht die R e i n i g u n g von aller S ü n d e und die k o m p r o m i ß l o s e Distanz zur Welt.

c) Der Kreuzweg

- die

snbstantialia

M i t den Stationen des Kreuzwegs J e s u verbinden sich nicht m e h r einzelne E l e m e n t e des Klosterlebens, sondern essentielle D e u t u n g e n . G e m ä ß der D a r stellung Niders tragen die R e l i g i ö s e n das K r e u z der B u ß e , sie werden allen E i g e n t u m s entkleidet und kreuzigen ihr Fleisch. I m G e h o r s a m verharren sie so bis z u m T o d e 2 4 1 . D e r abschließende Vergleich des Klosterlebens mit d e m T o d und d e m Begräbnis J e s u fügt der D e u t u n g des Kreuzesgeschehens auf die substantiellen G e l ü b d e und den Stand der B u ß e k e i n e n e u e Qualität m e h r hinzu, denn der Z i e l p u n k t der snbstantialia,

das totale Absterben g e g e n ü b e r der Welt,

wurde bereits im R a h m e n der K r e u z i g u n g thematisiert.

2. Der

Konzentrationsprozeß

a) Das Gefälle

der conformatio

bei Johannes

Nider

D i e V e r k n ü p f u n g der Leidensstationen J e s u mit dem M ö n c h t u m

bedeutet

o f f e n b a r nicht, daß die R e l i g i ö s e n in das zeitliche N a c h e i n a n d e r der Passion h i n e i n g e n o m m e n w e r d e n . Von e i n e m Prozeß

der Gleichgestaltung mit Christus

kann bislang nicht die R e d e sein. D e r W e g von G e t h s e m a n e nach Golgatha, von G r ü n d o n n e r s t a g bis Karfreitag wird v i e l m e h r übersetzt in einen K o n z e n trationsvorgang, der bei den R a h m e n b e d i n g u n g e n der monastischen Existenz, namentlich bei der P r o f e ß , der Klausur und der R e g e l ansetzt und über einzelne Elemente

der klösterlichen

Lebenspraxis

zu den geistlichen

Prinzipien

des

M ö n c h t u m s fortschreitet und deren Ziel markiert.

241

»Sub truce frequeuter gemit poenitentiae.

luntanae

conimercium.

Crucifìgit

cameni

R e b u s spo//liatur o m n i b u s per paupertatis

suam

clini

vitiis et c o n c u p i s c e n t i i s ,

Perseuerat

talibus c o n s t a n t e r sub v o t o o b e d i e n t i a e patris spiritualis: sine cuius n u t u de c r u c e n o n o b e d i e n t i a e , q u o u s q u e m o r i a t u r . « ( N i d l h , III/8,

328/329).

voin

descendit

186

Das Observanzideal

b) Der Konzentrationsprozeß

bei Andreas

bei Andreas

Proles

Proles

Auch bei Proles läßt sich dieser Konzentrationsprozeß beobachten, besonders deutlich in der R e i h e De privilegiis

religiosorum.

D o r t werden die drei Stationen

des Kreuzwegs, mit denen sich ein substantielles Gelübde verknüpft, j e w e i l s auf den gemeinsamen Zielpunkt der U b e r w i n d u n g des Eigenwillens hin transparent gemacht. T o d und Begräbnis Jesu bilden schließlich den Hintergrund für eine ausgedehnte Beschreibung des monastischen Lebens als Totsein und B e g r a bensein im Kloster. In sieben Punkten überträgt Proles die Eigenschaften eines Toten a u f das Klosterleben und kennzeichnet es so als Dasein in der G l e i c h gültigkeit gegenüber den Beschwernissen der Ordensdisziplin und den L o c k u n gen der Welt 2 4 2 . Deutlich zeigt sich hier die Differenz zu Nider, der die letzte Station o h n e eine weitergehende Ausdeutung läßt: Für den D o m i n i k a n e r ist M ö n c h t u m die E i n ü b u n g in eine vorgegebene Form, mit dem Ziel, dabei möglichst weit v o r anzuschreiten. D i e v o l l k o m m e n e Selbstnegation bleibt ein stets vorausliegendes Ziel, das zwar anvisiert wird, aber nicht wie ein faktisches Selbstverständnis des Religiosenstandes ausgebreitet werden kann 2 4 3 . Für Proles ist M ö n c h t u m der gelebte Ausdruck des von der klösterlichen L e b e n s f o r m erzeugten Existenzverständnisses. D e r Wandel der Religiösen strebt nicht zur V o l l k o m m e n h e i t hin, sondern k o m m t von ihr her.

c) Die zentrale

Stellung des

Kreuzwegs

D i e vier Schritte der conformatio De privilegiis

religiosorum

Christi b e w e g e n sich in der Darstellung von

auffallend parallel zur Gesamtanlage der sieben Privi-

legien. H i e r wie dort wird zuerst der Eintritt ins Kloster als göttliche B e r u f u n g in einen neuen, von Gottes Willen regierten Lebenszusammenhang thematisiert. Dann folgt die R e i n i g u n g von der Sünde, dann die totale Angleichung an Christus im Kreuz und zum Schluß eine Gesamtcharakteristik des monastischen Wandels. Möglicherweise hat Proles den Aufbau und die K o n z e p t i o n seiner Predigtreihe aus dieser Passionsmeditation heraus entwickelt. In j e d e m Falle begegnet in der Gleichgestaltung mit dem Leiden Christi das Kernstück der monastischen Lebensdeutung des Proles. D i e klösterliche Praxis und der Leidensweg Christi interpretieren sich gegenseitig. D e r Angelpunkt des Ganzen, sozusagen das Z e n t r u m im Z e n t r u m , ist die Ü b e r n a h m e des Kreuzes durch die Religiösen. H i e r spielt sich die entscheidende B e w e g u n g ab, die den Menschen alles Eigenen, vor allem aber des eigenen Willens total entledigt und ihn so mit Christi T o d gleichgestaltet.

242

S o a u c h s c h o n in d e n HIMMELPFORTENER

PREDIGTEN.

»Est autem, vt tota T h e o l o g o r u m turma tradit, Religio, status / / perfectionis, seil virtutis acquirendae, non autem est status perfectionis exercende.« (NIDER, 111/10, 3 5 5 f.). 243

187

Mönchtnm als Lcidcnsnachfolge d) Die »Stufen«

der

Nachfolge

D i e Interpretation der dem K r e u z w e g vorausgehenden Leiden im Sinne der R e i n i g u n g von der Sünde und die nachfolgende Beschreibung des M ö n c h t u m s als neue Seinsweise legen es nahe, im U b e r n e h m e n des Kreuzes Christi die illuminatio luminatio

im R a h m e n eines dreistufigen mystischen Schemas von purgatio,

il-

und perfectio zu sehen. D i e Stufenfolge kann allerdings kein zeitliches

Nacheinander bedeuten, denn alles vollzieht sich gleichzeitig. Bereits mit der P r o f e ß übernimmt der M ö n c h bzw. die N o n n e den T o d Christi 2 4 4 . Statt der zeitlichen Abfolge muß eine sachlogische O r d n u n g a n g e n o m m e n werden, bei der die mystischen Stufen Pate gestanden haben. Das M ö n c h t u m ist ein Stand v o l l k o m m e n e r B u ß e . Es ist zugleich die perfekte N a c h f o l g e Christi. Schließlich kann es auch absolut ein Stand der V o l l k o m m e n h e i t genannt werden. Proles setzt die drei Kennzeichnungen der religio so zueinander in Beziehung, daß sie in der R e i h e n f o l g e des mystischen Dreischritts stehen. D i e R e i n i g u n g von der Sünde (purgatio) bildet die Grundlage für die Angleichung an den göttlichen W i l l e n (illuminatio),

welche durch die drei substantiellen Gelübde geschieht. Aus

der Ü b e r w i n d u n g des Eigenwillens resultiert das Existenzverständnis des G e storbenseins mit Christus, das den v o l l k o m m e n e n Wandel der Religiösen (perfcctio) bestimmt.

3. Die Stufen

des

Kreuztragens

Im Z u s a m m e n h a n g des Kreuzwegs operiert Proles nun allerdings mit zeitlichen Abfolgen, an deren eigentlichem Verständnis nicht zu zweifeln ist. D i e Station des Kreuztragens zeichnet eine E n t w i c k l u n g vor: Jesus n i m m t die Last des Kreuzes zuerst auf sich, später wird sie i h m durch S i m o n von

Kyrene

a b g e n o m m e n , schließlich trägt das Kreuz ihn selbst.

a) Die Himmelpfortener

Predigten

A u f das M ö n c h t u m angewendet bedeutet dies nach den Himmelpfortener

Pre-

digten, daß am Anfang die Empfindung der S c h w e r e der Ordensdisziplin steht: D i e natürliche N e i g u n g (sensualitas)

sträubt sich gegen die faktisch vollzogene

Absage an den Eigenwillen 2 4 1 . Dann tritt der freudige Gehorsam hinzu und erleichtert die Last. Die Freude entsteht, w e n n der M e n s c h die Frucht des getragenen Kreuzes erkennt und deshalb beharrlich gehorcht 2 4 6 . E i n e solche Frucht des Kreuztragens, die zur Freude Anlaß gibt, ist laut Proles die Ehre(!),

244

» M o r t u u s reddit spiritum creatori. Sic religiosus reddit creatori spiritimi s u u m , id est v o -

l u n t a t e m , in professione.« (DE PRIVILEGIO, fol. 1 5 9 r ) . 241

» P r i m o c r u x dei portatur, sed n o n diu. Et h o c q u a n d o p r o p o n i m u s f a c e r e n o b i s v o l u n t a t e m

dei, sed a n t e q u a m v m e i m u s nos, reluctatur sensualitas.« (PRAEROGATIVAE, fol. 1 4 8 r b ) . 24
Caro concupiscit adversus spiritum et spiritus adversus cameni* (Gal 5 ] 7 ) , quia quae carni sunt d e lectationes, spiritui sunt poena.« (Ebd., fol. 148v). ' »Secundum voluntatem naturalem aliud non possumus velie, nisi q u o d delectat.« (Ebd.,

2 s

fol. 163v). 25

'' »Quia Christus n o n est privatus tali voluntate s e c u n d u m h u m a n i t a t e m [. . .] neque nos

privamur in hac vita neque in futura.« (Ebd.). 2

''" »Delectatio inest omnibus, a quibus etiam necessarie sustentatur huniana natura, quibus

etiam privari n u l l o m o d o potest sine defectu naturae, ut sunt cibi et potus sumptio, / / somnus, vigiliae et cetera similia.« (Ebd., fol. 1 6 3 v / 1 6 4 r ) . 2il1

Proles bietet das Beispiel einer M u t t e r , deren kranker S o h n operiert werden soll. Ihrer

voluntas

naturalis

folgend lehnt sie den gefahrlichen E i n g r i f f spontan ab, bis die vernünftige

Ü b e r l e g u n g das natürliche Zaudern überwindet. D a n n aber stimmt sie d e m S c h m e r z l i c h e n zu und bezahlt sogar die A r z t r e c h n u n g in der H o f f n u n g für das L e b e n des Sohnes.

(Ebd.,

fol. 1 6 4 r / v ) . 2i

'~ »Et in tantam angustiam devemt naturalis voluntas Christi, q u o d trina vice procidit in

Mönchtum

als

Leidensttachfolge

191

D i e voluntas naturalis k a n n , f ü r sich g e n o m m e n , d e m W i l l e n G o t t e s w e d e r e n t s p r e c h e n n o c h w i d e r s p r e c h e n , d. h. sie k a n n w e d e r Verdienste e r w e r b e n n o c h s ü n d i g e n . D e n n d u r c h das n a t ü r l i c h e W o l l e n b e s t i m m t sich d e r M e n s c h n i c h t selbst, s o n d e r n er w i r d geleitet v o m a n g e b o r e n e n S t r e b e n n a c h i r d i s c h e m W o h l e r g e h e n , das o h n e h i n kein Verdienst in sich trägt, u n d er steht o f f e n f ü r die A n r e i z e u n d L o c k u n g e n d e r i h n u m g e b e n d e n Welt. D i e s p o n t a n e a f f e k t i v e N e i g u n g ist k e i n e S ü n d e , selbst d a n n n i c h t , w e n n ihr G e g e n s t a n d dies v e r m u t e n läßt, d e n n d e r M e n s c h hat k e i n e G e w a l t ü b e r sein n a t ü r l i c h e s W o l l e n . E r k a n n sich erst n a c h t r ä g l i c h mittels seines rational b e s t i m m t e n W i l l e n s v o n s o l c h e n e i n f a l l e n d e n G e d a n k e n distanzieren 2 6 3 . Ein selbst v e r a n t w o r t e t e s Verhalten g e g e n ü b e r d e m W i l l e n G o t t e s w i r d erst d u r c h die voluntas deliberativa m ö g l i c h , die d e n G e g e n s a t z z u r i m m e r s c h o n w i r k s a m e n voluntas naturalis e r ö f f n e t u n d d e n M e n s c h e n in die A l t e r n a t i v e z w i schen b e i d e n W i l l e n s r i c h t u n g e n b r i n g t . S ü n d e ist es, d e m n a t ü r l i c h e n H a n g z u r irdischen A n n e h m l i c h k e i t zu f o l g e n , n a c h d e m u n d o b w o h l die ratio e i n e n a n d e r e n W e g gezeigt hat 2 6 4 .

5. Die Religio

im Horizont

der beiden

Willenskräfte

Religio h e i ß t : d e r ratio f o l g e n . Froles k a n n das M ö n c h t u m a u c h schlicht als »secundum rationem vivere« b e z e i c h n e n 2 ' " . V e r n ü n f t i g ist es, d e m w e l t l i c h e n L e b e n , das sich die W i l l e n s r i c h t u n g d e r voluntas naturalis z u e i g e n g e m a c h t hat, u m h i m m l i s c h e n L o h n e s willen zu entsagen 2 6 ''. W i e d e r v o n G o t t gestiftete k l ö sterliche L e b e n s z u s a n i m e n h a n g die W e l t in i h r e m g o t t w i d r i g e n Sein allererst qualifiziert u n d sich in ein p e r m a n e n t e s negatives Verhältnis zu j e n e m saeculum setzt, so etabliert die v o m W i l l e n G o t t e s u n d v o m B e z u g a u f das e w i g e H e i l b e s t i m m t e voluntas dcliberativa e i n e n D a u e r k o n f l i k t im M e n s c h e n selbst. Sie identifiziert das Festhalten an d e r voluntas naturalis als »Weg, d e r z u r tiefsten f a c i e m s u a m . A d p a t r e m o r a n d o d i x i t e u n d e m s c r n i o n e m : >Meus p a t e r , si fieri p o t e s t , t r a n s f e r c a l i c e m hunc!< S e d v o l u n t a s d e l i b e r a t i v a et caritas h u n i a n a e r e d e m p t i o n i s a d i e c i t : > N o n m e a v o l u n t a s , sed tua fiat!«< ( E b d . , f o l . 1 4 8 v ) . 2< 3

' »Et talia, q u a l i a c u m q u e sint, q u a m v i s m u l t u m v i d e a n t u r esse gravia e t t u r p i a in se e t sic p e r

n a t u r a l e m v o l u n t a t e m in d e l e c t a t i o n e i m p r o v i s e — a n t e c o n s i d e r a t i o n e m r a t i o n i s e t d e l i b e r a t i v a e - admissa ita, u t p l a c u e r u n t et n u l l a resistentia o b v i a v i t eis, ilia d e l e c t a t i o v o l u n t a t i s n a t u r a l i s n o n n o c e t n e q u e d e illis a l i q u i d est c o n f i t e n d u m , c u m tales s t a t i m c o n s i d e r a t e t a u d i t r a t i o n e m a d m o n e n t e m et sic o b o e d i t v o l u n t a t i d e l i b e r a t i v a e . « ( E b d . , f o l . 165r). 2M

»Sed si aliquis, sic a d m o n i t u s a v o l u n t a t e d e l i b e r a t i v a et r a t i o n e , u t cesset i a m a tali m a l a

v o l u n t a t e et p r o p o s i t o m a l o v e l d e l e c t a t i o n e , sic c o g i t a n d o r e s p o n d e n t , q u o d absit: > Q u a m v i s m u l t o t i e n s scio p r o h i b i t a esse talia p e r m a n d a t a d o m i n i c a , r e g u l a e vel s u p e r i o r u m , t a m e n n e c scio n e c v o l o n e c p o s s u m dimittereQuis c o n s t i t u i t , u t n o n a c q u i r a n t u r vel d e s i d e r e n t u r p l u r a b o n a ,

cum

s e m p e r necessaria?< R e l i g i o c o n s u l i t e t p r a e c i p i t : >Vendite q u a e p o s s i d e t i s et t h e s s a u r i s a t e in caelo!«. ( E b d . , f o l . 1 4 8 v ) .

192

Das Obscmm:idctiì bei Andreas Proles

H ö l l e f ü h r t « . Alle W ü n s c h e u n d G e d a n k e n sind u n t e r das R e g i m e n t des r a t i o n a l e n W i l l e n s zu b r i n g e n , was a n g e s i c h t s des t o t a l e n Z u g r i f f s , d e n das K l o s t e r a u f das m e n s c h l i c h e L e b e n a u s ü b t , n u r b e d e u t e n k a n n , d e n n a t ü r l i c h e n W i l l e n g a n z a u ß e r K u r s zu setzen 2 '' 7 . Selbst i m R a h m e n d e r N o t w e n d i g k e i t , das p h y sische L e b e n zu e r h a l t e n , f ü r d i e das n a t ü r l i c h e V e r l a n g e n sein u n b e s t r i t t e n e s R e c h t hat, ist d i e voluntas deliberativa

erforderlich, u m den natürlichen B e d ü r f -

nissen in e i n e r d e m W i l l e n G o t t e s a n g e m e s s e n e n W e i s e das I h r e z u z u w e n d e n 2 6 " . D a s M ö n c h t u m setzt d e n M e n s c h e n in p r i n z i p i e l l e n W i d e r s p r u c h zu s e i n e r natürlichen N e i g u n g . Dieser W i d e r s p r u c h bleibt n u r dann latent, w e n n

der

Wille Gottes de facto den menschlichen Bedürfnissen e n t g e g e n k o m m t . Aus der menschlichen

N a t u r g e h e n die unmittelbaren

affektiven R e g u n g e n

hervor,

n o c h e h e d e r E i n f l u ß d e r ratio z u m t r a g e n k o m m t . D i e s e r V o r g a n g ist n i c h t zu b e e i n f l u s s e n , j e d e n f a l l s n i c h t d i r e k t . D i e r a t i o n a l n e g i e r t e sensualitas d e n A f f e k t e n w i r k s a m . D a s ist d e r G r u n d f ü r d e n u n a u s w e i c h l i c h e n

b l e i b t in Lastcha-

rakter der monastischen Existenz. D e r K a m p f mit der natürlichen N e i g u n g m u ß a u s g e t r a g e n w e r d e n — w e n n n i c h t a m B e g i n n des K l o s t e r l e b e n s , d a n n später. D i e Glut der D e v o t i o n kann den aufgerissenen Graben nicht völlig iiberdekk e n 2 6 9 , z u m a l sie e i n e u n v e r f ü g b a r e G a b e G o t t e s ist. A n f e c h t u n g u n d B e d r ä n g nis b i e t e n d e s h a l b k e i n e n G r u n d z u r P r ä d e s t i n a t i o n s a n g s t , sie e r h a l t e n v i e l m e h r e i n e n p o s i t i v e n S i n n i m R a h m e n d e r E r w ä h l u n g s v o r s t e l l u n g . G o t t b e d i e n t sich i h r e r z u m Vorteil s e i n e r S c h u t z b e f o h l e n e n 2 7 " .

6. Der Kreuzweg

als Verwandlung

des inneren

Menschen

D e r i n n e r e K o n f l i k t ist u n v e r m e i d l i c h , d e n n o c h s c h e i n t e r n i c h t w i n d l i c h . A u c h w e n n es k e i n e n u n m i t t e l b a r e n Z u g r i f f auf d i e

unüber-

menschlichen

A f f e k t e g i b t , so r e c h n e t P r o l e s o f f e n s i c h t l i c h d o c h m i t e i n e r a l l m ä h l i c h e n A b sorption der natürlichen N e i g u n g durch den neuen Lebenszusainmenhang. D e r W i d e r s p r u c h d e r voluntas deliberativa läßt d i e n a t ü r l i c h e N e i g u n g n i c h t n u r f a k tisch n i c h t z u m Z u g e k o m m e n , s o n d e r n a u c h ihre Sensibilität f ü r d e n i r d i s c h e n G e n u ß k a n n sich u n t e r d i e s e m E i n f l u ß m i n d e r n 2 7 1 . 267

»[. . .] q u i d t u n c est f a c i e n d o c u i l i b e t Christiane et m a x i m e r e l i g i o s o p r o vita et sanitate

a n i m a e ? N e c e s s e est, lit s u m m o s t u d i o l a b o r e t et sollicitus sit circa desideria et c o g i t a t i o n e s suas, ut v o l u n t a s naturalis b e n e et regulariter d i s p o n a t u r , n e transgrediatur per v o l u n t a t e m d e l i b e r a t i v a m , quia alias via e i u s d u c i t ad p r o f u n d u n i inferni.« (Ebd., fol. 1 6 4 v ) . 21,8

»Sed ista o m n i a

[sc. d i e n a t ü r l i c h e n

Grundbedürfnisse; Verf.| debet disponi

secundum

v o l u n t a t e m d e l i b e r a t i v a m , ut o m n i a h a e c s e c u n d u m d e u m d e b i t o m o d o , t e m p o r e et m o r a fiant v e l d i s p o n a n t u r , n e v o l u n t a s naturalis transgrediatur.« ( E b d . , fol. 164r). 2
AETERNA BEATITUDO

Institution/Rechtsgewissheit

I

remissio omnium peccatorum

conformatio

secura a m b u -

Christi

latio/prudens peregrinado

Lebensvollzug/Erwählungsgewissheit

via crucis

Bußdisziplin

mors et sepultura

Innerer M e n s c h / G e g e n w a r t Gottes

tribulatio

—>

spoliatio/

crux portât religiosum/ unió

—>

delectado

Das H e r z s t ü c k der m o n a s t i s c h e n Existenz, die Preisgabe des E i g e n w i l l e n s durch A r m u t , K e u s c h h e i t und G e h o r s a m , die Proles i m K r e u z w e g v o r g e z e i c h net findet, wird n o c h m a l s transparent für die E b e n e schen.

des i n n e r e n

Men-

D i e G l e i c h g e s t a l t u n g m i t Christus gipfelt in e i n e r V e r w a n d l u n g der

affektiven H a l t u n g des M e n s c h e n g e g e n ü b e r der S t r e n g e des

Ordenslebens.

D a b e i wird die totalitäre R e g l e m e n t i e r u n g sämtlicher Lebensvollziige selbst zur t r e i b e n d e n Kraft dieser B e w e g u n g , deren Z i e l es ist, die natürliche N e i g u n g des Menschen

durch

die am

Willen

Gottes

sich

orientierende

Rationalität

ü b e r w i n d e n . I m »Getragensein durch das Kreuz« ist dann die p e r f e k t e

zu

Wil-

lenseinheit m i t Christus erreicht. D i e s e r Zustand des Friedens bzw. der v o l l k o m m e n e n Caritas ist zwar als vorläufig höchstes Z i e l der vita monastica i n t e n diert, n i c h t aber als B e d i n g u n g für deren Vollständigkeit g e f o r d e r t . U n b e s c h a d e t der H e i l s w i r k s a m k e i t des K l o s t e r l e b e n s k a n n die i n n e r e B e t e i l i g u n g g r ö ß e r o d e r geringer sein. N u r ein dauerhaftes A u s b l e i b e n der f r o m m e n

Gemütsbewegung

schafft eine unerträgliche S i t u a t i o n 3 3 0 . D i e E i n w i r k u n g der ä u ß e r e n Lebenspraxis a u f das H e r z des M e n s c h e n ist kein präzise steuerbarer Vorgang. Sie k a n n lediglich den günstigen B o d e n für

33,1

Vgl. S. 204/Anm. 326.

207

Die Architektur des Entwurfs

das W a c h s e n der D e v o t i o n bereiten u n d die F o r m f ü r d e r e n g e o r d n e t e n A u s d r u c k bieten. D i e praktische S e l b s t e n t ä u ß e r u n g ist n u r die n o t w e n d i g e Vorb e d i n g u n g f ü r Gottes u n v e r f ü g b a r e G n a d e n g a b e 3 3 1 . Sicherheit bietet hier die G e g e n w a r t G o t t e s u n d insbesondere das sakramentale W i r k e n Christi, das die a f f e k t i v e W a n d l u n g des M e n s c h e n zur E i n h e i t mit G o t t ganz zu Gottes eigen e m W e r k m a c h t . War auf der E b e n e des persönlichen Lebensvollzugs das i n n e r g ö t t l i c h e Verhältnis Jesu z u m Vater konstitutiv f ü r die D e u t u n g des K l o sterlebens als Leidensnachfolge, f ü r das darin b e g r ü n d e t e Gottesverhältnis der R e l i g i ö s e n u n d f ü r die m i t diesem Gottesverhältnis g e g e b e n e Sicherheit, so ist es n u n der Geist, d u r c h d e n der in B r o t u n d W e i n präsente Christus den M e n schen in die G e m e i n s c h a f t m i t sich a u f n i m m t .

2. Die Spuren

der äußeren Dynamik

in der Anlage

des

Entwurfs

D i e in der religio zentrierte G e s a m t b e w e g u n g v o m saeculum zur aeterna bcatitudo w i r k t d i f f e r e n z i e r e n d auf allen drei E b e n e n . Sie zerfallt in zwei Teilbewegungen. D e r Aspekt des H e r a u s g e h e n s a u s d e r W e l t b e s t i m m t i m Schaubild die linke Seite. T r e n n u n g v o n der Welt b e d e u t e t T r e n n u n g v o n der Sünde. Bereits der Eintritt in die Institution des M ö n c h t u m s v e r b i n d e t sich deshalb n o t w e n d i g m i t der u m f a s s e n d e n S ü n d e n v e r g e b u n g . Innerhalb des klösterlichen Lebensvollzugs sichern Klausur u n d Bußdisziplin die b l e i b e n d e i n n e r e w i e ä u ß e r e Distanz zur Welt. D i e T r e n n u n g v o m saeculum w i r k t schließlich b e i m i n n e r e n M e n s c h e n als affektives K o n f l i k t p o t e n t i a l nach, weil es sich u m eine T r e n n u n g des M e n s c h e n v o n sich selbst handelt, sofern er der Welt a n g e h ö r t . D e r z w e i t e Wegabschnitt, v o n d e r religio z u m H e i l , überschreitet die G r e n z e , die d e m M ö n c h t u m d u r c h das natürliche L e b e n s e n d e seiner A n g e h ö rigen gesetzt ist. W i e das D u n k e l der Welt gleichsam seine Schatten n o c h d u r c h die Klostertür h e r e i n w i r f t , so d r i n g e n a u c h schon die Strahlen des k ü n f t i g e n Lichts zu d e n Fenstern herein. D i e k o m m e n d e V o l l e n d u n g leuchtet in d e n Charakteristika des m o n a s t i s c h e n Daseins auf, die im Schaubild auf der r e c h t e n Seite stehen. Das p r i m ä r e P h ä n o m e n des U b e r g a n g e s in die Seligkeit ist die affektive V e r w a n d l u n g des M e n s c h e n , die e n t w e d e r d u r c h die N a c h f o l g e auf d e m K r e u z w e g Jesu v o r a n g e t r i e b e n o d e r d u r c h den G e n u ß der F r u c h t dieses K r e u z wegs in der Eucharistie b e w i r k t w i r d . A u f der E b e n e des persönlichen L e b e n s vollzugs manifestiert sich das h i m m l i s c h e Ziel in der Freiheit v o n der Welt, w i e sie T o t e n eignet, d e r e n Geist bereits im H i m m e l ist. Das negative W e l t v e r h ä l t nis ist A u s d r u c k eines h i m m l i s c h e n Lebens auf Erden 3 3 2 . Schließlich manifestiert sich die aeterna beatitudo in d e n Sicherheitsgarantien der Institution. Vgl. S. 1 8 9 / A n m . 255. »Qui vero de caelo est, id est religiosus est et caelestem vitam ducit in terris, de caelo loquitur.« (De privilegiis, fol. 180R). 332

208

Das

Obseivanzitieal

3. Das innere Gestaltungsprinzip und

bei Andreas

des Entwurfs:

Proles

Die Spannung

zwischen

Statik

Dynamik

D i e A u f f ä c h e r u n g der religio in drei E b e n e n g r ü n d e t in einer Aporie, die d u r c h die Interpretation der monastischen Lebenspraxis als N a c h f o l g e auf d e m Leidensweg Jesu erzeugt wird. D i e statische L e b e n s o r d n u n g des M ö n c h t u n i s soll den P r o z e ß der Passion Jesu nach vollziehen. D i e Identifikation der Leidensstationen Jesu mit d e m Klosterleben geschieht so, daß sich die A b f o l g e auf einen Dreischritt, analog d e m mystischen Schema v o n purgatio, illuminatio u n d perfectio, reduziert u n d damit zugleich in K o n g r u e n z zur G e s a m t b e w e g u n g der religio v o m saeculum zur Seligkeit gebracht wird. D e n n o c h bleibt das P r o b l e m , daß die Stufen einer zielgerichteten E n t w i c k l u n g in gleichzeitige S t r u k t u r m o m e n t e einer Daseins weise u m g e d e u t e t w e r d e n . Proles begegnet dieser Schwierigkeit, i n d e m er das zeitliche N a c h e i n a n d e r in das Gefälle der drei Seinsebenen des M ö n c h t u m s übersetzt. So erscheint die R e i n i g u n g v o n der S ü n d e b z w . die Distanzierung v o n der Welt, die den ersten Schritt der Leidensnachfolge k e n n z e i c h n e t , zuerst in Gestalt einer Leistung der religio als Institution. Diese v o m M ö n c h t u m >geleistete< S ü n d e n v e r g e b u n g liegt d e m k o n k r e t e n Lebensvollzug voraus, weil sie, dessen Gesamtertrag antizipierend, bereits b e i m Eintritt ins Kloster gewährt wird. So bildet sie die u n a b d i n g bare G r u n d l a g e verdienstlichen Klosterlebens. Die institutionelle Perspektive auf das M ö n c h t u m w i r d auf diese Weise zur N o t w e n d i g k e i t . D e n n n u r sie erlaubt es, die unifassende S ü n d e n v e r g e b u n g zugleich als Frucht u n d als Voraussetzung der monastischen Gleichgestaltung mit Christus zu d e n k e n . Die Institution hält präsent, was sich im gelebten Leben entfalten m u ß . Insofern k o m m t sie j e n e m zuvor. W i e das Z u v o r der S ü n d e n v e r g e b u n g den Blick auf die Leistungen der I n stitution lenkt, so erschließt auch die N a c h o r d n u n g des im Kloster erreichbaren Endzustandes eine andere Seinsebene, o h n e dabei den statischen C h a r a k t e r des regulierten Lebens zu verletzen. D i e »zeitlose« Lebenspraxis wird zur Ursache einer m ö g l i c h e n u n d i m m e r w i e d e r m ö g l i c h e n W i r k u n g im inneren M e n s c h e n . D i e statische L e b e n s o r d n u n g betreibt als » u n b e w e g t e Bewegerin« d e n inneren Fortschritt v o n der Bedrängnis zur H a r m o n i e mit den R e g e l n u n d Statuten. Weil die Bedrängnis i m m e r w i e d e r entsteht, k o m m t diese B e w e g u n g im irdischen Dasein nie z u m endgültigen Abschluß. D e r höchste Grad diesseitiger Vollendung, der dann erreicht ist, w e n n auch der innere M e n s c h vollständig in den Willen Gottes einwilligt, entspringt der praktizierten via crucis u n d ist ihr deshalb als ihre eigene T i e f e n d i m e n s i o n n a c h z u o r d n e n .

4. Das dreifache Gottesverhältnis

der

Religiösen

Das M ö n c h t u m vergegenwärtigt gleichzeitig drei Stationen einer E n t w i c k lung, die nicht n u r den M e n s c h e n selbst, s o n d e r n vor allem sein Verhältnis zu G o t t betrifft. Das N e b e n e i n a n d e r v o n distanzierter Vertragspartnerschaft u n d

Die sakramentale

209

Perspektive

f a m i l i ä r e r V e r t r a u t h e i t bis h i n z u r v o l l s t ä n d i g e n E i n h e i t e r k l ä r t sich aus d e r K o p r ä s e n z l i n e a r z u s a m m e n h ä n g e n d e r E n t w i c k l u n g s s t u f e n des G o t t e s v e r h ä l t nisses. D e n A u s g a n g s p u n k t b i l d e t das G e g e n ü b e r v o n G o t t u n d M e n s c h i m R a h m e n e i n e r b e i d e r s e i t s b i n d e n d e n R e c h t s o r d n u n g , d i e f r e i l i c h in d e r b a r m h e r z i g e n V e r f ü g u n g G o t t e s g r ü n d e t . Imitatio

Christi ist d i e a k t i v e N a c h a h m u n g des

Vorbildes Jesu g e m ä ß den klösterlichen R e g e l n . D i e S t e i g e r u n g des d i s t a n z i e r t e n R e c h t s v e r h ä l t n i s s e s z u r f a m i l i ä r e n V e r t r a u t heit u n d , damit v e r b u n d e n , die Steigerung v o n der Rechtssicherheit zur E r w ä h l u n g s g e w i ß h e i t geschieht auf der G r u n d l a g e regeltreuen M ö n c h t u m s . Das r e c h t l i c h e G o t t e s v e r h ä l t n i s b l e i b t d e s h a l b stets g e g e n w ä r t i g , d e n n d i e P f l i c h t d e r R e l i g i ö s e n ist erst m i t d e m E n d e des m o n a s t i s c h e n W e g e s a b g e g o l t e n . U n t e r der B e d i n g u n g , daß der M e n s c h erfüllt, was v o n i h m gefordert wird, r ü c k t C h r i s t u s d a n n aus d e r D i s t a n z des V o r b i l d e s an d i e Seite des M e n s c h e n . D i e R e l i g i ö s e n s i n d d i e wahren

familiares J e s u , d i e d e n W i l l e n des Vaters t u n 1 " .

D o c h schlägt dieses T u n u n v e r s e h e n s in ein B e h a n d e l t w e r d e n u m . D i e w a n d e l t sich z u r conformatio

Christi,

imitatio

d u r c h d i e das passiv v e r s t a n d e n e M ö n c h t u m

eine Analogie zwischen den Religiösen u n d d e m leidenden Christus erzeugt. W e i l d i e religio an i h r e n K i n d e r n das V e r h a l t e n des Vaters z u m S o h n n a c h a h m t , g e r a t e n die R e l i g i ö s e n in d i e N ä h e z u r S o h n s c h a f t J e s u . D i e d r i t t e S t u f e des G o t t e s v e r h ä l t n i s s e s s c h w e b t als M ö g l i c h k e i t ü b e r d e r L e b e n s p r a x i s d e r A n a l o g i e zu C h r i s t u s . D i e C h r i s t u s ä h n l i c h k e i t w i r d d u r c h das W i r k e n des Geistes in d e n k l ö s t e r l i c h e n R e g e l n u n d S t a t u t e n e r z e u g t . W e i l d i e Christusähiiliclikeit

d e r R e l i g i ö s e n also e i n e v o n G o t t selbst h e r v o r g e r u f e n e A n a -

l o g i e ist, s t e h t sie o f f e n f ü r d i e M ö g l i c h k e i t i h r e r V o l l e n d u n g in d e r I d e n t i t ä t . D a s W i r k e n des Geistes e r g r e i f t d e n i n n e r e n M e n s c h e n u n d ü b e r w i n d e t d o r t die letzte B a s t i o n des E i g e n w i l l e n s . A u s d e r Passivität d e r conformatio v o l l s t ä n d i g e Selbstlosigkeit b z w . d i e transmutatio

w i r d die

in ein n e u e s Selbst, das g a n z

v o m W i l l e n G o t t e s b e s t i m m t ist.

IX. 1. Die Eucharistie

Die

sakramentale

als Bindeglied

zwischen

Perspektive Mönchtum

und

Weltchristentum

D a s M ö n c h t u m v e r w i r k l i c h t d e n G e d a n k e n d e r imitatio Christi in so r a d i k a l e r u n d exklusiver Weise, daß, e n t g e g e n den F o r m u l i e r u n g e n , die auf eine K o n t i n u i t ä t z w i s c h e n vita monastica u n d vita christiana h i n d e u t e n , b e i d e G e s t a l t e n des f r o m m e n Lebens d u r c h einen schier u n ü b e r w i n d l i c h e n G r a b e n g e t r e n n t schein e n . Allein s c h o n d e r U m s t a n d , d a ß d i e K l a u s u r k o n s t i t u t i v z u m H e i l s c h a r a k t e r des K l o s t e r l e b e n s g e h ö r t , v e r s p e r r t d e n W e g z u m W e l t c h r i s t e n t u m . D i e strikte G e s c h i e d e n h e i t v o n allen w e l t l i c h e n B e z ü g e n d i e n t j a n i c h t n u r z u m ä u ß e r e n 111

Praeceptor, fol. 192r; vgl. Mt 12-,

210

Das Observanzidcal

bei Andreas

Proies

Schutz des regulierten Lebens gegen A b l e n k u n g u n d V e r f ü h r u n g , s o n d e r n sie ist der formale Ausdruck einer prinzipiell gegenläufigen A u s r i c h t u n g des Willens — u n d deshalb des Seins - g e g e n ü b e r d e m Wollen u n d Sein der u m g e b e n d e n Welt. U n t e r der Voraussetzung, daß die göttliche Caritas n u r auf d e m W e g ü b e r die äußere L e b e n s o r d n u n g b e i m M e n s c h e n in gesicherter Weise zur W i r k u n g gelangt, kann es abseits des klösterlichen Heilswegs zumindest keine Sicherheit geben. D o c h fand sich dieses Prinzip des »prius carnaliter . . . postea spiritualiter«334 an einer Stelle d u r c h b r o c h e n : D i e sakramentale G e g e n w a r t Christi setzt b e i m i n n e r e n M e n s c h e n an u n d erzeugt eine u m g e k e h r t e D y n a m i k v o n der E r n e u e r u n g des H e r z e n s z u m ä u ß e r e n Vollzug. Es w u r d e bereits angedeutet, daß der Sakramentsgedanke z u m Bindeglied zwischen monastischer u n d allgemeinchristlicher F r ö m m i g k e i t w e r d e n könnte 3 3 5 . Tatsächlich erfahrt er in den P r e digten, die sich thematisch nicht ausdrücklich auf den H o r i z o n t des M ö n c h t u m s beschränken, eine wesentlich breitere B e t o n u n g als in der bisher z u g r u n d e g e legten Predigtreihe ü b e r die Privilegien der Religiösen. W ä h r e n d die sakramentale V e r w a n d l u n g des M e n s c h e n i m Z u s a m m e n h a n g der monastischen N a c h f o l g e keine eigenständige R o l l e spielt, sondern als G o t tes vollendendes E n t g e g e n k o m m e n auf d e m beschrittenen W e g e zu b e g r e i f e n ist, wächst ihr in gesamtchristlicher Perspektive zentrale B e d e u t u n g zu. H i e r ist sie nicht n u r k r ö n e n d e r Abschluß, s o n d e r n Ausgangspunkt, M i t t e u n d Ziel der christlichen E x i s t e n z b e w e g u n g . Statt des Klosters ist es n u n die kirchliche M e ß feier, die den primären institutionellen R a h m e n f ü r die Frömmigkeitspraxis bereitstellt.

2. Die imitatio Christi als Entsprechung

zur Barmherzigkeit

Gottes

W i e das klösterliche Leben, so versteht sich auch die a m Sakrament o r i e n tierte Frömmigkeitspraxis als imitatio Christi. D o c h erhält der Begriff n u n einen anderen Sinn, d e n n es ist nicht m e h r das Vorbild des Lebens u n d Leidens des irdischen Jesus, s o n d e r n der sakramentale Christus, d e m es zu entsprechen gilt. Z w a r k o m m t auch in dieser Perspektive der irdische Jesus zur Sprache, d o c h nicht in erster Linie als der, der den W e g zu G o t t beispielhaft v o r a n g e h t , sondern als der, in d e m G o t t d e m M e n s c h e n b a r m h e r z i g e n t g e g e n k o m m t . D e r h a n d e l n d e M e n s c h soll deshalb mit seinen W e r k e n der Barmherzigkeit die A n t w o r t g e b e n auf das barmherzige Heilshandeln Gottes, das in der sakram e n t a l e n Z u e i g n u n g des Erlösungswerkes Christi gipfelt 3 3 6 . Allerdings r e c h n e t

" 4 Vgl. S. 2 0 2 / A n n i . 3 1 9 . " 5 S. o. S. 2 0 5 . » Q u i d d i c t u r u s es in i u d i c i o , q u i p a u p e r i n e g a s f r u s t u m p a n i s , c u m d e u s e t h o m o c a m e n i s u a m d e d e r i t tibi in c i b u m , b e n e p r a e p a r a t a m in u t e r o v i r g i n a l i , c o c t a m in a q u a p a s s i o n u m et diversorum fol. 193v).

angustiarum,

assatam

in

veru

sanctissimae

crucis?«

(ESTOTE

MISERICORDES,

Die sakramentale

Perspektive

211

diese Perspektive gar nicht ernsthaft mit einer v o l l k o m m e n e n oder auch n u r hinreichenden A n t w o r t des Menschen. Sie setzt vielmehr dessen U n g e n ü g e n u n d Scheitern bereits voraus. H e b t Proles im K o n t e x t der Privilegien des M ö n c h t u n i s hervor, daß der barmherzige M e n s c h auch von G o t t Barmherzigkeit einfordern kann 3 3 7 , so stellt er n u n die Unentschuldbarkeit der U n b a r m herzigen — seien es Religiöse oder Weltliche — in den Vordergrund 3 3 ". Das Tun der opera misericordiae verspricht zwar große Sicherheit im Gericht 33 ' J - aber eben erst dort. Die Möglichkeit des Versagens beherrscht ständig d r o h e n d die G e genwart 3 4 0 D e r Mensch bedarf deshalb der Stärkung durch genau die göttliche Z u w e n d u n g , der er mit seinem Tun zu a n t w o r t e n hat. Gott m u ß bereits im M e n s c h e n wirksam sein, w e n n der Mensch G o t t handelnd entsprechen soll 341 . Eben dies bewirkt das Sakrament 3 4 2 . So verlagert sich das Interesse auf den würdigen Z u g a n g zum Altar.

3. Die Vorbereitung auf das

Sakrament

Die Qualitäten, die der Mensch z u m heilsamen E m p f a n g des Sakraments mitbringen m u ß , findet Proles in den Eigenschaften der Hostie vorgezeichnet, in denen sich die Tugenden Jesu widerspiegeln, allen voran A r m u t , Keuschheit u n d Gehorsam 3 4 3 . Hier scheint sich n u n eine Aporie anzukündigen, denn die Tugendhaftigkeit, zu der das Sakrament d e m M e n s c h e n allererst die Kraft verleihen soll, gerät damit wieder in den R a n g einer Voraussetzung f ü r die göttliche Hilfe.

1,7

» Q u i f a c i t m i s e r i c o r d i a m c u m p r o x i m o , d i c e r e p o t e s t ad d o m i n u m , c u m f u e r i t t r i b u l a t u s :

> 0 d o m i n e , f a c m e c u m m i s e r i c o r d i a m s e c u n d u m v e r b u m : »Estote m i s e r i c o r d e s ! « et i t e r u m : »Beati m i s e r i c o r d e s , q u i a m i s e r i c o r d i a m ipsi c o n s e q u u n t u r ! « E g o f e c i q u o d ìussisti, f a c q u o d promissisti!«« (DE PRIVILEGIIS, f o l . 150v). » Q u a t t u o r o p e r a m i s e r i c o r d i a e a u d i v i m u s et n e m o p o t e s t se a l i q u a l i t e r e x c u s a r e a b illis, n e c spiritualis n e q u e saecularis.« (ESTOTE MISERICORDES, f o l . 1 9 9 v ) ; » E c c e , S e p t e m o p e r a m i s e r i c o r d i a e a u d i v i m u s . S t u d e a m u s n o s e x e r c e r e in illis, n e in d i s t r i c t o i u d i c i o d e i c o n d e m p n e m u r c u m impiis, quia, s e c u n d u m

q u o d nobis misericordia

d o m i n i p r o p o s i t a est, n o n p o s s u m u s

ulla

r a t i o n e e x c u s a n , sed o p o r t e t , u t s i m u s m i s e r i c o r d e s , s e c u n d u m q u o d p a t e r n o s t e r caelestis m i s e r i c o r s est.« ( E b d . , fol. 2 0 1 v ) . vw

» ( S e c u n d o ) m i s e r i c o r d i a d a t m a g n a n i s e c u r i t a t e m in d i e i u d i c i i , id est in e x t r e m o c u i u s l i b e t

h o m i n i s , q u i a f i e t in d i e i u d i c i i e x a m e n d e o p e n b u s m i s e r i c o r d i a e . « ( E b d . , f o l . 1 9 2 v ) . 3411

V o n M a r t h a , d e r S y m b o l f i g u r f ü r d i e vita a c t i v a , h e i ß t es: » O p e r a talis M a r t h a e s u n t o p e r a

m i s e r i c o r d i a e . C u m v e r o d e f e c e r i t in u n o o p e r e v i r t u o s o , statini i n c i p i t r u e r e d o m u s c o n s c i e n tiae et sic i n c l i n a t a t r a h i t u r p e r h u m o r e s , id est n e g l i g e n t i a m , a d c a s u m e t n e g l i g e n t i a m m a i o r e m . « (LACRIMATUS EST IESUS, f o l . 2 0 9 r ) . 341

»Si e r g o C h r i s t u m v e r a c i t e r i m i t a r e d e b e m u s , t u n c o p o r t e t , u t ipse d e u s n o s t e r in n o b i s sit,

e t o p o r t e t p e r s u a m o m n i p o t e n t i a m , s a p i e n t i a m e t b o n i t a t e m , u t t u n c m e d i a n t e ipso, id est a d i u v a n t e , s i c u t ipse a m b u l a v i t e t n o s a m b u l a r e . « (ESTOTE IMITATORES, f o l . 2 1 2 v ) . 342

»Quisquis e r g o desiderat istam f o r t i t u d i n e m et c o n f o r t a t i o n e m v i r t u o s a m , de s a c r a m e n t o

a c c i p i a t , q u i a in s u m e n d o v e n e r a b i l e s a c r a m e n t u n i , d e u m v e r u n i e t h o m i n e m . . . ( p e r c i p i m u s ?) e t sic t r a n s m u t a m u r in d e u m . « (ESTOTE MISERICORDES, f o l . 2 0 2 r ) . 143

ESTOTF. MISERICORDES, f o l .

202v-203v.

Dili" Observanzidciìl bei Andreas Prolei

212

D u r c h zwei Weichenstellungen vermeidet Proles diesen geschlossenen Zirkel und gestaltet ihn um zu einer aufsteigenden Spirale wechselseitiger Begünstigung des Zugangs zur Eucharistie und der von ihr ausgehenden W i r k u n g . Z u m einen nämlich kann die sakramentale Verwandlung einen höheren oder geringeren Grad a n n e h m e n . J e besser die Vorbereitung, desto intensiver die transmutatio344.

Z u m anderen wird im Z e i c h e n des e n t g e g e n k o m m e n d e n

Christus

der Vorgriff auf die sakramentale unio möglich. Christus ist im G e b e t darauf ansprechbar, daß er sich bereits im Vorfeld der Eucharistie mit dem bittenden M e n s c h e n identifiziert und mit seiner V o l l k o m m e n h e i t dessen M a n g e l an T u gend ergänzt, stellvertretend vor dem Forum des Vaters und effektiv im M e n schen 1 4 5 . Es geht in dieser Frömmigkeitspraxis von vornherein nicht darum, daß der M e n s c h von sich aus mit seinen guten W e r k e n vor G o t t bestehen kann. Für ein selbstbewußtes »ejro feci quod iussisli . . .« gibt es hier keinen Platz. V i e l m e h r ist alles daran gelegen, der gnädigen Z u w e n d u n g Gottes teilhaftig zu werden. Wesentlich ist deshalb die Vorbereitung des inneren M e n s c h e n a u f den E m p fang des Leibes Christi. Ebenso konsequent, wie die imitatio — Perspektive des M ö n c h t u m s an der Vorordnung der äußeren W e r k e vor dem Affekt festhält, beschreitet die am sakramentalen Geschehen orientierte allgemeinchristliche Perspektive nun den umgekehrten Weg. D i e Feier der Messe bereitet den M e n s c h e n systematisch auf den Sakramentsempfang vor, indem sie ihn in die innerliche U b e r e i n s t i m m u n g mit dem Willen Gottes bringt, so daß er liebt, was G o t t gefällt, und haßt, was G o t t mißfällt, ohne daß diese innere Haltung durch den entsprechenden äußeren Lebensvollzug bereits gedeckt sein muß 1 4 6 . 4. Imitatio

Christi

als

Passionsmeditation

Auch die Vorbereitung auf das Sakrament vollzieht sich als imitatio

Christi.

D o c h meint der B e g r i f f nun weder die N a c h a h m u n g seines Vorbildes noch die Gleichgestaltung mit seinem Leiden und auch nicht die Entsprechung zu seiner barmherzigen Z u w e n d u n g , sondern, in einem vierten Bedeutungshorizont, die meditative Vergegenwärtigung des Leidens Jesu. D i e Interpretation des N a c h folgegedankens durch die Passionsmeditation findet ihre Begründung im K o n text der Messe durch die Einsetzung der Eucharistie zum Gedächtnisina!!!' 4 7 . , 4 ''

»Et q u a n t o maiori diligentia d i s p o n i m u s nos ad talia praeparanda, t a n t o magis et plus magis

in d e u m t r a n s m u t a m u r [. . .].« ( E b d . , fol. 2 0 6 v ) . 14 "

» O fili s u m m i et aeterni dei patris, o f f e r iam d e o patri tuam s u m m a m p a u p e r t a t e m pro m e a

avaritia et e x t i n g u e in m e o m n e m appetitimi t e m p o r a l i u m , ut tibi veraciter hac melliflua hora m e r e a r incorporari.« ( E b d . , f o l . 2 0 3 v ) . » C u m sic b e n e p e r f e e i m u s o f f i c i u m missae nostrae, r e c t i f i c a n d o très potentias, r a t i o n a l e m videlicet, c o n c u p i s c i b i l e m et irascibilem, singula s e c u n d u m r a t i o n e m ordinata p r o gloria dei, et q u o d desideremus s e m p e r , q u a e o p o r t e n t et irascamus p r o p t e r ea, q u a e deus odit et displicent ei, et tunc cantatur >Benedictus qui v e m t . . . < / / quia t u n c deus totus est ibi.« (ESTOTE IMITATORES, fol. 2 1 4 v / 2 1 4 a r ) .

Sanile — Gnade - Rechtfertigung

-

213

Verwandlung

Die Messe bewegt den Menschen zur Anteilnahme an der Passion Christi u n d erzeugt damit in ihm die angemessene innere Haltung, die ihn der objektiven W i r k u n g dieses Leidens im Sakrament teilhaftig w e r d e n läßt. Die Passionsmeditation richtet das Kreuz im M e n s c h e n auf. Proles bedient sich hier ausführlich der Typologie von Joh 3 M I , die das Kreuz Jesu mit d e m Aufrichten der ehernen Schlange durch Moses (Nun) 21) verbindet 1 4 ". Einerseits vergegenwärtigt der Blick auf das Kreuz den O p f e r t o d Jesu >für unsere Sündern und f ü h r t so zur Selbsterkenntnis des Sünders u n d zur Bußbereitschaft' 1 4 9 . A n d e r e r seits erscheint im Kreuz auch das Zeichen des Sieges Christi über die Sünde und den Teufel. Hier findet der Mensch Trost in der S ü n d e n a n f e c h t u n g u n d den M u t , d e m Bösen zu widerstehen' 11 ".

X . Sünde — Gnade — Rechtfertigung



Verwandlung

Messe und Eucharistie ü b e r n e h m e n bei Proles eine tragende Rolle im Z u s a m m e n h a n g der R e c h t f e r t i g u n g des Sünders 1 1 '. Das faccrc quod in sc est, die menschliche Vorleistung, auf die Gott im Kontext der B u ß e mit der Eingießung der habituellen Gnade antwortet, wird bei Proles zur Voraussetzung f ü r den wirksamen E m p f a n g nicht nur des Bußsakraments, sondern aller Sakramente 1 1 2 . Damit geht die formale Struktur des Bußvorgangs generell auf die Sakramentslehre über. Allerdings wird n u n nicht die Buße, sondern das Altarsakrament ,47

» C o n t i n e t a u t e m in se istalli i n i i t a t i o n e n i o f f i c i u m sacrae m i s s a e , q u i a ipse i n s t i t u i t i m i t a n -

d u m , d i c e n s : >Hoc f a c i t e in m e a n i c o n i m e m o r a t i o n e m ! < U n i v e r s a l i s saneta ecclesia / /

imitatur

C h r i s t u m , p e r a g e n d o s e m e l in a n n o m e m o r i a m a m a r i s s i m a e passionis eins in b o n a

videlicet

sexta feris; a r d e n t i o r e s s e m e l in s e p t i m a n a , id est feris s e x t a , sed p l u s m a g i s a r d e n t e s in a m o r e d e i c o t t i d i c s e m e l i n f r a miss.im.« (ESTOIT. IMITATORI*, fol. 2 1 2 v / 2 1 3 r ) . , ls

" »Si n o n est r e c t u m d e s i d e r n m i n o s t r u m , t u n c i m n i i t t u n t u r s e r p e n t i n a e i n f e c t i o n e s , id est

p e r v e r s a e c o g i t a t i o n e s |. . .| / / T u n c f a c i e m u s s i c u t d o m i n u s p r a e c e p i t M o y s i et e r i g a m u s in c o r d e n o s t r o s e r p e n t e l l i , 11011 a e n a e u n i , sed l e s i m i C h r i s t u m , p r o n o b i s p o e n a l i s s i m e c r u c i f i xum.« (Ebd., fol. 2 1 3 r / v ) . u

' ' » E f f u s i o s a n g u i n i s r e v o c a i ad p o e m t e n d u m illos, q u i s u n t e x i s t e n t e s in p e c c a t o m o r t a l i et

( e t ) sic i n t u e n t e s C h r i s t u m r e d e n i p t o r e m in c r u c e e l e v a t u m t a m p o e n a l e e f f u n d e r e s a n g u i n e m s u u m , t u n c cessant a p e c c a t i s , t u n c m e r e n t u r s p e m , u t d e n t u r sibi a e t e r n a gaudia.«

(ebd.,

fol. 2 1 5 v ) . 1,11

» H a b e m u s C h r i s t u m contra m a l u m culpae, q u a e deletur p e r s i g n u m crucis, quia p e r s i g n u m

c r u c i s v i c t u s est. In C h r i s t i c r u c e s e c u n d o m t u i t u s est r e f r i g e r i u m c o n t r a p o e n a [ . . . ] . T e r t i o i n t u i t u s est r e t i n a c u l u m c o n t r a iacula s u p e r b i e n t i s spiritus. Si i n s p i c i t [. . .| t a l e m / /

despectam

e x a l t a t i o n e m , a s s u m i t s p e m b o n a m in se, q u o d a d i u t o r i o d e i v i n c e r e astutias d i a b o l i , q u i a >si e x a l t a t u s f u e r o , e c c e s i g n u m crucis, e t c o n t r a h o c s i g n u m n u l l u m stet periculuni.«
Simile est r e g n u m c a e l o r u m . . .KyrieleisStreitkräfte< b e n ö t i g t e , die überall v e r w e n d b a r u n d j e d e r z e i t einsetzbar w a r e n — sei es n u n als H o f t h e o l o g e n o d e r f ü r s t l i c h e B e i c h t v ä t e r i m S i n n e des d r i t t e n P u n k t e s d e r k u r i a l e n R e f o r m v o r s t e l l u n g e n , d e r die B e l e h r u n g d e r w e l t l i c h e n Fürsten z u r E i n h a l t u n g ihrer V e r p f l i c h t u n g e n i m Blick a u f die W a h r u n g d e r Liberias ccdesiac betraf, sei es als zuverlässige, m o b i l e D i p l o m a t e n . « 6 D e n T e r r i t o r i a l h e r r e n g e l a n g es, u n t e r a n d e r e m m i t päpstlicher U n t e r s t ü t z u n g , i h r e n H e r r s c h a f t s a n s p r u c h g e g e n ü b e r d e m n i e d e r e n Adel, d e n z u m T e r ritorium gehörigen Städten u n d den Bischöfen durchzusetzen. Klosterreform w a r ein G e b i e t , auf d e m d e r Fürst seinen R e g i e r u n g s w i l l e n g e g e n ü b e r allen drei P a r t e i e n g e l t e n d m a c h e n k o n n t e . G l e i c h z e i t i g d i e n t e die E r n e u e r u n g d e r K l ö -

1

Vgl. ANDREAS,

4

WALSH, 4 1 7 ff.

5

61.

Ebd., 417. '' Ebd.; Die Einsetzbarkeit der Bettelorden für päpstliche Missionsunternehmungen in den Randgebieten der Christenheit macht einen weiteren Aspekt dieser Interessenlage aus. (Vgl. ebd., 418); »Eine weitere Komponente im Hinblick auf das päpstliche Interesse an der O r densreform hat man in den Konsolidierungs- und Zentralisierungsbestrebungen der Kune, also in der Stärkung der päpstlichen Territorialherrschaft in R o m und — vor allem unter Martin V. — im wiederhergestellten Kirchenstaate zu suchen.« (Ebd., 419). Diesen beiden Gesichtspunkten dürfte jedoch in Deutschland eine geringere Bedeutung zukommen.

224

Zusammenfassung

und Ausblick:

Proles — Paltz

-

Staltpitz

ster d e m eigenen Seelenheil, der cura aiümaritm, f ü r die sich die weltliche O b r i g keit in z u n e h m e n d e m M a ß e verantwortlich fühlte, u n d der Sicherung des g ö t t lichen Segens f ü r das ganze Land. R e f o r m im Sinne der privilegierten deutschen Augustinerobservanz b e d e u t e t die D u r c h s e t z u n g eines b e h a u p t e t e n Rechtszustands mit den Mitteln u n d M e t h o d e n staatlicher M a c h t a u s ü b u n g . Proles hat k o n s e q u e n t den Weg der R e f o r m als eines herrschaftlichen Aktes beschritten. D i e mit dieser Extremposition v e r b u n d e n e polarisierende W i r k u n g auf die R e f o r m t h e m a t i k bei den deutschen A u g u s t i n e r e r e m i t e n b e r a u b t e andere Ansätze zur E i n f ü h r u n g der observanten Lebensweise ihrer aktuellen wie ihrer geschichtlichen Leuchtkraft u n d nicht selten auch ihrer bereits erzielten Erfolge. D i e Einseitigkeit, mit der Proles b e i m R e f o r m h a n d e l n die Herstellung der ä u ß e r e n O r d n u n g betrieb, b e d e u t e t n u n aber nicht, daß er auf das O b s e r v a n z ideal u n d die darin eingeschlossene Einheit v o n ä u ß e r e m Wandel u n d innerer H a l t u n g Verzicht getan hätte. Das zeigt der Blick auf seine Predigten. Die v o n i h n e n vorausgesetzte R e d e s i t u a t i o n verdeutlicht allerdings sofort die P r o b l e m stellung, mit der es Proles als geistlicher Lehrer der i h m anvertrauten Religiösen a u f g r u n d seiner einseitigen R e f o r m p r a x i s zu t u n hatte. Er redet zu r e f o r m i e r t e n Klosterleuten v o n den b e s o n d e r e n Vorzügen ihres Standes. In b e z u g auf die F o r m solcher R e d e kann er an Vertreter der älteren O b s e r v a n z b e w e g u n g a n k n ü p f e n , namentlich an den D o m i n i k a n e r J o h a n n e s N i d e r und den Franziskan e r j o h a n n e s Kapistran. D o c h geht es i h m nicht d a r u m , reformerisches H a n d e l n allererst in G a n g zu bringen, wie dies v o n N i d e r in erster Linie beabsichtigt wird, w e n n er die F r ü c h t e des (erneuerten) M ö n c h t u m s aufzählt. E b e n s o w e n i g will Proles mit den Privilegien des M ö n c h t u m s M e n s c h e n zum Klostereintritt b e w e g e n , wie es d e m Anliegen des J o h a n n e s Kapistran entspricht, der gleichfalls solche Privilegien im M u n d e f ü h r t e . D e m Augustinervikar geht es u m die innere U b e r e i n s t i m m u n g d e r j e n i g e n , die bereits in e i n e m r e f o r m i e r t e n Kloster leben, mit der ä u ß e r e n L e b e n s f o r m , die ihnen k o m p r o m i ß l o s u n d notfalls mit Gewalt abverlangt w u r d e . U b e r die formale A n k n ü p f u n g hinaus wird Proles z u m inhaltlichen R e z i pienten der R e f o r m s c h r i f t des J o h a n n e s N i d e r . D i e unterschiedliche Verarbeit u n g der Vorlage in den b e i d e n Fassungen, in d e n e n Predigten des Proles über die Privilegien der Religiösen erhalten sind, läßt ein Stück R e z e p t i o n s g e s c h i c h te e r k e n n e n . D e r deutliche U b e r g a n g v o n einem substanzhaften zu e i n e m p e r sonal gedachten Gottesverhältnis zeigt zunächst die jeweilige theologische Vorp r ä g u n g der b e i d e n O r d e n s m ä n n e r , Niders dominikanische Schule einerseits u n d den E i n f l u ß franziskanischer Traditionen bei Proles andererseits. Das Leitmotiv der U m g e s t a l t u n g aber ist die g e g e n ü b e r N i d e r veränderte R e d e s i t u a t i o n u n d I n t e n t i o n bei Proles. W ä h r e n d das M ö n c h t u m f ü r N i d e r eine L e b e n s f o r m darstellt, in die sich die Religiösen e i n ü b e n u n d dabei m ö g lichst weit fortschreiten sollen, konstruiert Proles sein Ideal von der praktizierten L e b e n s f o r m her. D i e f u n k t i o n i e r e n d e Institution des r e f o r m i e r t e n Klosters gestaltet diejenigen, die ihr e i n g e f ü g t sind, nach d e m Willen Gottes u n d f ü h r t

Rückblick

225

sie zur v o l l k o m m e n e n Liebe. Sie bietet i h n e n die G e w i ß h e i t , daß sie nach d e m Willen Gottes in den O r d e n eingetreten sind u n d daß auch die konkretesten U m s t ä n d e ihres klösterlichen Daseins v o n G o t t zu i h r e m Besten g e f ü g t w u r d e n . Das Observanzideal erhalt insgesamt einen passiven C h a r a k t e r . N i c h t der willentliche Entschluß der P r o f e ß , sondern das d i s p o n i e r e n d e H a n d e l n Gottes bildet seinen Ausgangspunkt. Seine Z i e l b e s t i m m u n g bleibt nach w i e vor die Vollk o m m e n h e i t der Liebe, doch wird die aktive u n d willentliche Weltabsage in eine passive H a l t u n g g e g e n ü b e r d e m H a n d e l n Gottes, das d u r c h die intakte Institution h i n d u r c h sich vollzieht, a u f g e h o b e n . Das Wohlgefallen an Gottes T u n ist die v o l l k o m m e n e Liebe. Diese passive G r u n d s t r u k t u r entspricht der v o n der privilegierten Observanz g e ü b t e n R e f o r m p r a x i s , die o h n e R ü c k s i c h t auf den Willen o d e r die innere H a l t u n g der Religiösen die vollständige Einhaltung der R e g e l n u n d Statuten durchsetzte. Diese autoritär erzeugte O r d n u n g wird v o n Proles in seinen Predigten als W i r k e n Gottes an seinen Erwählten u n d deshalb als einzigartige C h a n c e des M e n s c h e n interpretiert. D i e Vorzüge des M ö n c h t u n i s , deren z u s a m m e n g e f a ß t e s K e n n z e i c h e n die Sicherheit in b e z u g auf das ewige Heil ist, sind allesamt Leistungen der Institution. Sie bietet den objektiv zuverlässigen W e g u n d g e w ä h r t die subjektive G e w i ß h e i t , diesen W e g recht beschritten zu haben u n d auch f e r n e r auf i h m zu verbleiben. Die Leistungen des M ö n c h t u n i s im einzelnen sind: die v o l l k o m m e n e V e r g e b u n g der S ü n d e n (remissio poenac et culpae), die A n g l e i c h u n g des M e n s c h e n an Christus (conformatio Christi) u n d , als deren T i e f e n d i m e n s i o n , die allerdings erst in der R e i h e De privilegiis rcligiosorum erscheint, die v o l l k o m m e n e , auch den Bereich des unmittelbaren, nicht rational gesteuerten Affekts u m g r e i f e n d e E i n u n g des M e n s c h e n mit Christus (transmutatio/unio). Das Anliegen des Proles ist u n v e r k e n n b a r . Er m ö c h t e aus der ä u ß e r e n F o r m des regeltreuen Klosterlebens ein M a x i m u m an subjektiver G e w i ß h e i t herauskeltern, durch das seine H ö r e r s c h a f t z u m inneren Einstimmen in die geübte Praxis b e w e g t w e r d e n soll. Er m ö c h t e d e n e n , die unsicher sind u n d sich fragen, o b der bereits b e schrittene W e g des M ö n c h t u m s f ü r sie persönlich wirklich der richtige W e g ist 7 , eine klare Bestätigung geben. Dieser Absicht folgend gestaltet er den traditionellen G e d a n k e n , daß d e m Eintritt ins O r d e n s l e b e n eine b e s o n d e r e B e r u f u n g Gottes zugrundeliege, zu j e n e m M o t i v der E r w ä h l u n g s g e w i ß h e i t aus, v o n d e m sein ganzer E n t w u r f geprägt wird. W ä h r e n d das M o t i v der B e r u f u n g g e w ö h n lich u n t e r d e m Vorbehalt des in der P r o f e ß sich ä u ß e r n d e n u n d auch w e i t e r h i n d u r c h z u h a l t e n d e n Willensentschlusses steht, begreift Proles das F a k t u m der O r d e n s z u g e h ö r i g k e i t als B e r u f u n g , an der der M e n s c h n u r festzuhalten braucht, u m ihrer sicher zu sein. Das Festhalten an der B e r u f u n g zeigt sich i m Ausharren u n t e r der Ordensdisziplin, das n u n aber v o n der G e w i ß h e i t der d a u e r h a f t e n persönlichen Z u w e n d u n g Gottes getragen ist. So wird das B e w u ß t s e i n der vocatio v o n Proles faktisch zur E r w ä h l u n g s g e w i ß h e i t ausgestaltet.

7

Mehrfach n i m m t Proles Bezug auf R ü c k f r a g e n dieser Art; vgl. u. S. 232 f.

226

Zusammenfassung

und Ausblick:

Prolcs - Paltz — Staupitz

D e r Wirkungsrichtung von der objektiven O r d n u n g zur subjektiven G e w i ß heit dient auch der Gedanke einer vertraglichen Selbstbindung Gottes, den Proles allerdings erst in De prwilegiis

religiosorum a u f g e n o m m e n hat. M ö g l i c h e r -

weise gehörte dieser Gedanke nicht zur theologischen Grundausstattung des Proles, denn in den gesamten Himmelpfortener

Predigten

findet sich von ihm

keine Spur. Jedenfalls läßt sich sagen, daß der Gedanke in die D e u t u n g des Klosterlebens erst später Eingang gefunden hat, herangezogen im Interesse der subjektiven G e w i ß m a c h u n g der Religiösen angesichts einer unumstößlichen N o n n . In der Eigenart des Selbstbindungsgedankens, daß er es erlaubt, die persönliche Z u w e n d u n g Gottes mit den allerformalsten Äußerlichkeiten zu verknüpfen, liegt seine besondere Eignung für das Anliegen des Augustinervikars. D i e Verdienstlichkeit der vita regularis, an der ihre sündentilgende Kraft hängt, kann unter der Voraussetzung des göttlichen Vertrags mit der korrekten E i n haltung der Gebetszeiten begründet werden. W i r d die «twe/iiio-Vorstellung mit dem Berufungsgedanken verbunden, so steigert sie das darin enthaltene Potential subjektiver G e w i ß m a c h u n g . D i e als disponierendes Handeln Gottes gedeutete äußere Faktizität der eigenen K l o sterexistenz wird zum Faustpfand der Erwählung. Sie kann im Zweifelsfall eingeklagt werden gegenüber Gott, der verpflichtet ist, denen zu helfen, die er selbst ins Kloster gerufen hat. D e r für Proles charakteristische Ansatz beim institutionellen R a h m e n und der Versuch, von dort her das Herz der Religiösen zu gewinnen, hat eine aktuelle und eine prinzipielle Seite. Aktuell ereignet sich der Zuspruch der Sicherheit des Klosterlebens in den Predigten des Vikars. D o c h ersetzt dies nicht den theoretischen Aufweis, daß die äußerlich hergestellte Befolgung der R e g e l prinzipiell von sich aus die Erneuerung auch des inneren Menschen hervorbringt. D e r W e g von außen nach innen stellt sich bei Proles als Intensivierung des Gottesverhältnisses bis hin zur v o l l k o m m e n e n Willenseinheit mit Christus dar. D i e Leistungen der Institution — Sündenvergebung, conformatio

und trans-

mutatio — setzen jeweils ein engeres Zusammensein von G o t t und M e n s c h aus sich heraus. W ä h r e n d aber die Sündenvergebung und die Gleichgestaltung mit Christus nur unterschiedliche interpretatorische Aspekte der einen regulierten Lebensform sind, ist das vollständige affektive Aufgehen des M e n s c h e n

im

Willen Christi ein. Ereignis, das durch die Lebensform zwar vorbereitet wird, aber nicht als notwendige Folge zu ihr hinzutritt. Proles kann keine sichere W i r k u n g der Institution des M ö n c h t u m s a u f das Innerste der Religiösen p o stulieren. Hätte er es d e n n o c h getan, so hätte das Ausbleiben dieser W i r k u n g eben j e n e Ängste geschürt, die er durch die B e t o n u n g der im Kloster vorhandenen Sicherheit der Sündenvergebung und der Erwählung zum Heil zu bannen suchte. Observanz aber ist ebensosehr eine Sache des Herzens wie der äußeren Praxis. Deutlich ausgesprochen findet sich das in einer niederdeutsch-lateinischen Predigt über M t 12 5H , w o es heißt:

Rückblick

227

»Was nun von außen gezeigt wird durch die /. . ./ äußeren Werke, das soll auch von innen vorhanden sein. Geschieht das nicht, sondern alleine dies, daß ein Fleiß da ist zu den leiblichen Werken, wie Wachen, Fasten und Beten und dergleichen und (der Mensch) ist von innen eigenwillig, zornig, frevelhaft, hochmütig, ungeduldig, mißgünstig, neidisch und kümmert sich nicht darum, sondern läßt dies dem Herrn zuwider in sich (währen), so ist das Haus von außen geschmückt, aber der Wirt, der ist nicht zuhause, das ist die Vernunft, die dem Feinde nicht widersteht. Ich sage das um Gottes willen, daß alle die äußeren Werke nicht nützen, wenn der innere Mensch nicht lebt.«* Das Modell, daß der Stein der Ordensstrenge die sensualitas völlig zerdrückt, so daß der Mensch hernach nur noch gemäß der ratio lebt', hat offensichtlich nicht zugereicht, um dem im Text angesprochenen Problem beizukommen. Man wird die Aufnahme der mystischen Dimension der transmutatio beziehungsweise der unio in De privilegiis religiosorum überhaupt als Reaktion des Proles auf diese Schwierigkeit werten dürfen. Eine gesicherte Wirkungsmöglichkeit auf die aktuelle Frömmigkeit der Religiösen erhält Proles erst dadurch, daß er die Eucharistie zum festen Bestandteil seines klösterlichen Ideals macht, denn im Genuß des Sakraments erfährt der Mensch unzweifelhaft die innere Verwandlung durch den materiell gegenwärtigen Christus. Vom aktuell und greifbar 111 der Eucharistie geschehenden Zuspruch der Barmherzigkeit Gottes kann Proles eine sichere Wirkung auf den Bereich des unmittelbaren Affekts erwarten. Doch gilt: j e besser die Vorbereitung, desto vollständiger die transmutatio. Das Mönchtum bietet im Vergleich zum Weltchristentum den Vorzug einer bestmöglichen Vorbereitung und garantiert aufgrund der Gehorsamsbindung entweder den würdigen Zugang zum Altar oder die volle Frucht des Sakraments, falls der Genuß verwehrt wird. Das aber sind nur graduelle Vorteile. Die vom Genuß der Eucharistie bewirkte Einung mit Christus ist selbst kein exklusives Privileg des Mönchtums. Mönchtum und Weltchristentum stehen damit in einem doppelten Verhältnis der Distanz und der Kontinuität zueinander. Einerseits können die R e l i g i ö sen eine repräsentative Funktion gegenüber allen anderen Menschen übernehmen, weil eben nur sie den Anspruch des Evangeliums vollkommen verwirklichen. Sie führen ein »himmlisches Leben auf Erden«. 1 " Sie sind die »wahren Pilger«," der eigentliche Leib Christi 1 2 . Als die Toten und im Kloster Begra* »Dat nu van e n b u t e n bewiset w e r t h / / d o r c h de [. . .] b u t e n w e n d e g h e w e r k , dat schal o k v o n e n b y n n e n syn. S c h u t dat nicht, s u n d e r dat alleile, dat eyn flyt d o to d e n lyfliken w e r k e n , alse w a k e n , vasten u n d e b e d e n u n d e der ghelik u n d e is van e n b y n n e n eghenwillich, tornich, vrevel, h o i n o d i c h , u n d u l d i c h , aneghunstich, nidesch u n d e achtet dar nicht up, sunder let dat in sek domini verse, so ist dat hus van e n b u t e n ghecyrt, aver de w e r t , de en is nicht t h o hus, hoc est ratio, de en w e d d e r s t r e v e t d e m viende nicht. E k spreke dat van goddes w e g h e n , D a t alle de b u t t e n w e n d e g h e n w e r k e nicht enbatet, quando interior homo non vivit.« (OMNIS QUI FACIT, fol. 2 9 1 v / 2 9 2 r ) . '' D E PRIVILEGIIS, f o l . 1 4 9 r , v g l . o . S .

184.

"' E b d . , fol. 180r (vgl. S. 207 m . A n n i . 332). "

E S T O T E MISERICORDES, f o l . 2 0 1 v .

12

»Sic et nos Semper quaeramus societatem d o m i n i Iesu et libenter esse d e b e m u s c u m illis, / /

228

Zusammenfassung und Ausblick: Proles - Pallz - Stmipitz

b e n e n erscheinen sie nur a u f E r d e n , u m die L e b e n d e n a u f die himmlische Wirklichkeit hinzuweisen o d e r u m sonstige H i l f e zu leisten 1 3 . A m Verhältnis zu ihnen zeigt sich der geistliche Gesundheitszustand der M i t m e n s c h e n 1 4 . Ihre Predigt ist g l a u b w ü r d i g , weil ihr L e b e n allein auf die himmlischen G ü t e r ausgerichtet ist u n d so ihre Worte bestätigt' : > . Andererseits stehen sie mit allen anderen Christen G o t t g e g e n ü b e r , v e r b u n d e n mit ihnen in der A n g e w i e s e n h e i t a u f die göttliche Barmherzigkeit. N i c h t s deutet darauf hin, daß die R e l i g i ö s e n grundsätzlich religiös leistungsfähigere M e n s c h e n wären als andere Christen. Wenn sie d e n n o c h eine f r o m m e Elite bilden, dann deshalb, weil sie einer sie total b i n d e n d e n O r d n u n g e i n g e f ü g t sind, die die B e d i n g u n g e n erzeugt, unter denen V o l l k o m m e n h e i t auch f ü r Durchschnittsmenschen m ö g l i c h wird. R a d i k a l e Distanz zur u m g e b e n d e n Welt u n d radikale F r e m d b e s t i m m u n g des M e n s c h e n sind die Prinzipien, die d e m Klosterleben äußere u n d innere Stabilität garantieren. S o l a n g e diese Prinzipien in Kraft stehen, tut die religio ihr Werk am M e n s c h e n , unbeschadet individueller Verfehlungen g e g e n die R e g e l . Eine eigentliche G e f ä h r d u n g der religio liegt erst in Verhaltensweisen, die mit scheinbar einleuchtenden G r ü n d e n oder unter d e m V o r w a n d der Läßlichkeit des Vergehens d e m Eigenwillen Einlaß verschaffen wollen u n d damit tatsächlich die Institution untergraben. B e s o n d e r s scharf w e n det sich Proles beispielsweise g e g e n den B r u c h des S c h w e i g e n s , der, selbst w e n n er f r o m m e n Inhalts ist, das ganze Werk der religio zunichte m a c h t " ' . Freilich müssen die persönlichen S ü n d e n ausnahmslos a u f d e m W e g e der B u ß e bereinigt w e r d e n , u n d eben das ist der Ansatzpunkt der sakramentalen Perspektive 1 7 , die den sündigen M e n s c h e n unmittelbar in K o n t a k t mit der Barmherzigkeit Gottes bringt und ihn mit großer Sicherheit bis zur utüo mit

qui sunt in c o r p o r e eins, id est religiosis, c o n v e r s . m d o saepe c u m ipsis, ut per eos informeris in a m o r e Iesu.« (PRAECEPTOR, fol. 1 9 0 r / v ) . " »Sic spiritualis non debet esse in terns, nisi p r o p t e r indigentiam / / spiritualem vel propter c o m m u n e b o n u m , avisando suos saeculares parentes vel c o n s a n g u i n e o s , ne deviant in l o c u m t o r m e n t o r u m « (DE PRIVM.EGIIS, fol. I 6 1 v / 1 6 2 r ) . 14 » Q u i v e r o eos [sc. die R e l i g i ö s e n ; Verf.] libenter sustinet e t / / audit, non est totaliter m o r t u u s , sed d e eius a n i m a e vita s p e r a n d u m est.« (Ebd., fol. 1 6 7 r / v ) . 1:1 »Et c u m tales [sc. die R e l i g i ö s e n ; Vert.] praedicant c o n t e m p t u m t e r r e n o r u m , cogitant avari intra se: >Certe tales i a m sentiunt divitias regni dei e t / / ideo sie totaliter o m n i a temporalia c o n t e m p n u n t et respuunt. Imitare e r g o v o l o ipsos, d e s e r e n d o temporalia [. . .]Früchte< b e z e i c h n e t . Z u m E r w e i s d e r vollständigen V e r g e b u n g v o n S c h u l d u n d Strafe (plenaria omnium peccatorum remissio) b e i m Klostereintritt b i e t e t er k u r z g e f a ß t die bereits v o n N i d e r a u s g e a r b e i t e t e A r g u m e n t a t i o n , f ü h r t dieselben auctoritatcs u n d E x e m p e l an u n d g r e i f t vier d e r sieben rationes des B e r n h a r d v o n C l e r m o n t auf. D i e z w e i t e F r u c h t , purior huius vitac discursw, w i r d v o n Paltz m i t drei Z i t a t e n ausgefüllt, die d e n h o h e n W e r t des Klosterlebens b e t o n e n . U n t e r a n d e r e m f ü h r t er das P s e u d o - B e r n h a r d i n i s c h e D i k t u m an, das d e n v o n Kapistran in Leipzig g e p r e d i g t e n praerogativae religionis z u g r u n d e l i e g t . D i e dritte F r u c h t , securior ab hac vita discessio, d i e n t i h m in d e r H a u p t s a c h e als G e l e g e n h e i t , R ü c k f r a g e n zu b e h a n d e l n , die sich aus d e r W i r k l i c h k e i t des o b s e r v a n t e n Klosterlebens e r g e b e n . Es sind im w e s e n t l i c h e n dieselben P r o b l e m e , die a u c h v o n Proles a u f g e g r i f f e n w e r d e n : d e r Verlust d e r i n n e r e n D e v o t i o n 2 3 , die B e s e i t i g u n g d e r im Kloster b e g a n g e n e n S ü n d e n 2 4 , d e r i n n e r e K a m p f m i t d e n F o r d e r u n g e n d e r R e g e l , bei Paltz k o n k r e t a m Beispiel d e r K e u s c h h e i t a u s g e f ü h r t 2 5 , u n d d e r u n f r e i w i l l i g e Klostereintritt 2 6 . D i e A n t w o r t e n , m i t d e n e n Paltz 20

Vgl. ENGELBERT,

21

PALTZ, S u p p l e m e n t u m C o e l i f o d i n a e , 112.

"Ebd., 1 1 4 - 1 3 1 . Ebd., 118 f.; vgl.

23

fol. I52v/174v. vgl. D E P R I V I L E G I I S , 135v/145r. a.a.O., 119-129; vgl. D E P R I V I L E G I I S 149V/150V. a.a.O., 129-131; vgl. D E P R I V I L E G I I S , 129v/130r.

24

PALTZ, a.a.O.,

25

PALTZ,

2

''PALTZ,

508.

D E PRIVILEGIIS,

119;

233

Proles und die Theologie seiner Weggefährten

der darin sich äußernden Ungewißheit begegnet, gehen bis zu einem gewissen Punkt mit denen des Proles konform. Auch Paltz betont die ungeheure Verdienstlichkeit des Religiosenstandes, auch er schneidet die Fragen nach der individuellen Eignung zum Klosterleben mit dem Verweis auf den R u f Gottes ab 2 7 . Auch er operiert mit dem Grundsatz, daß der W i l l e für die Tat gilt, wo die Kräfte fehlen 2 8 . D o c h bleibt das M ö n c h t u m bei ihm stets ein Gegenstand der aktiven Verwirklichung, ein Werk, das der Mensch von sich aus tun muß, um in den G e n u ß der entsprechenden Früchte zu gelangen. Das Argument, daß der ingressus religioiiis in j e d e m Fall nach dem R a t Gottes geschehe, wird ihm nicht zum Ausgangspunkt einer Erwählungsgewißheit beziehungsweise eines vertrauteren Gottesverhältnisses. Er bietet der ausgetrockneten und geschwächten D e votion kein Mittel und keinen Gedanken an, an dem sie sich wieder stärken könnte, sondern empfiehlt den nüchternen Regelgehorsam unter Absehung vom inneren Zustand. Zu gegebener Zeit werde auch die geistliche Süße wieder zurückkehren 2 9 . D e r K a m p f gegen das Fleisch wird nicht wie bei Proles durch Gott selbst entschieden, der die sensualilas

durch den Stein der R e g e l n

und Statuten zerdrückt' 1 ", sondern durch den M e n s c h e n , der das Geforderte tut und bestrebt ist, durch entsprechende Praktiken die Versuchung klein zu halten. W o dennoch die Kraft zum Vollbringen fehlt, m u ß er wenigstens am guten Willen festhalten. Hier hat bei Paltz das Prinzip voluutas pro facto seinen Platz, nicht als Anspruch des satisfaktionsunfähigen Sünders 1 1 , sondern als letzte H o f f nung, wenn der K a m p f verloren erscheint. Die bei Proles zentrale passive Dimension und die mit ihr verbundene Intensivierung des Gottesverhältnisses bis hin zur unio wird von Paltz ausgeblendet. Er bezieht den gesamten Sicherheitscharakter des M ö n c h t u m s aus der Voraussetzung, auf die Proles seinen E n t w u r f aufbaut. Paltz begnügt sich damit, daß das M ö n c h t u m eine praktikable Lebensform ist, deren formal korrekter Vollzug auch ohne innere Devotion höchste Verdienstlichkeit beanspruchen kann. Sicherheit bedeutet für ihn, daß es immer eine klare Möglichkeit des Handelns gibt, zu der sich der Mensch durch einfachen Willensentschluß

bestimmen

kann. D e r Bereich der unmittelbaren Affekte wird weitgehend außer Acht gelassen. Er k o m m t nur in den Blick, wenn Gefahr von seiner Seite droht, und m u ß dann durch willentlich steuerbare M a ß n a h m e n abgeblockt werden.

27

» R e s p o n d e t u r s e c u n d u m s a n c t u m T h o m a m S e c u n d a / / s e c u n d a e in fine, q u o d ingressus

religionis est c o n s i l i u m dei. C o n s i l i u m dei n o n est a d i a b o l o , sed a d e o . « 2K

(Paltz,

a.a.O.,

118f.).

»[. . .] t a m e n f o r t e d o m i n u s recipit v o l u n t a t e m pro f a c t o , c u m n o n consentias turpitudini.«

(Ebd., 120). » D e b e m u s e r g o nos excitare in b o n i s o p e r i b u s o r a n d o , m e d i t a n d o et alia f a c i e n d o ,

non

obstante q u o d sumus aridi facti. T u n c opera nostra erunt n i h i l o m i n u s m e r i t o r i a , dato q u o d n o n fuerint dulcia, si f u e r i n t in o b o e d i e n t i a facta, et t e m p o r e suo r e v e r t e t u r d u l c e d o . « ( E b d . , 1 1 9 ) . 311

S. o. S. 1 8 4 m . A n n i . 2 4 0 .

31

Vgl. o. S. 1 8 0 f .

234

Zusammenfassung

D i e passive D e u t u n g s e b e n e

und Ausblick:

Prolcs — Paltz



Staupitz

ist b e i P r o l e s e n t s c h e i d e n d

f ü r die

exklusive

Q u a l i t ä t d e r religio. D e r V e r z i c h t a u f d i e s e D i m e n s i o n v e r b i n d e t s i c h b e i P a l t z m i t d e m w e i t g e h e n d e n V e r z i c h t a u f d i e m o n a s t i s c h e E x k l u s i v i t ä t . S o w o h l das W e l t c h r i s t e n t u m als a u c h das M ö n c h t u m s i n d G o t t e s d i e n s t n a c h d e m

Vorbild

d e r D e m u t M a r i e n s . D e n U n t e r s c h i e d z w i s c h e n b e i d e n F o r m e n d e r religio b e stimmt

Paltz ganz traditionell a n h a n d

d e r d r e i vota substantialia,

d i e f ü r das

M ö n c h t u m v e r p f l i c h t e n d s i n d , w ä h r e n d d e n ü b r i g e n C h r i s t e n n u r das E i n h a l t e n der z e h n G e b o t e abverlangt wird32. Er interpretiert diese D i f f e r e n z n u n

aber

n i c h t in d e n a b g r e n z e n d e n u n d a u s s c h l i e ß e n d e n K a t e g o r i e n , d i e d e m a b s o l u t e n Anspruch der Vollkommenheit entspringen, sondern vielmehr im Sinne einer graduellen

Bewertungshorizonts.

Das

M ö n c h t u m erbringt g e g e n ü b e r d e m W e l t c h r i s t e n t u m ein h ö h e r e s M a ß

Abstufung

innerhalb

eines

einzigen

einer

gleichartigen L e i s t u n g u n d darf deshalb m e h r L o h n e r w a r t e n . Paltz v e r m e i d e t ü b e r h a u p t d e n B e g r i f f d e r V o l l k o m m e n h e i t , w e n n es d a r u m g e h t , d i e E i g e n a r t des M ö n c h t u m s

g e g e n ü b e r d e m Laienstand zu k e n n z e i c h n e n .

Er

vermeidet

a u c h d i e B i l d e r , in d e n e n sich t r a d i t i o n e l l d i e h ö h e r e g e i s t l i c h e Q u a l i t ä t R e l i g i o s e n s t a n d e s a u s s p r i c h t . I m Libcr

de vita monastica

seines älteren

des

Ordens-

b r u d e r s C o n r a d v o n Z e n n e r s c h e i n t das K l o s t e r l e b e n n o c h g a n z als d i e M a n i festation des g ö t t l i c h e n Heils a u f Erden'13. D i e ( r e g e l t r e u e n ) M ö n c h e sind »irdis c h e E n g e l « . 3 4 I n n e r h a l b d e r K i r c h e s i n d sie »das Z e n t r u m d e s g ö t t l i c h e n H e i l s a n g e b o t s « ( Z s c h o c h ) 3 \ Sie s i n d d e r » L e b e n s b a u m « i n m i t t e n d e s d i e K i r c h e s y m bolisierenden Paradieses36 o d e r schlicht der » H i m m e l der Kirche«.37 A u c h

bei

Proles taucht die Perspektive der V o l l k o m m e n h e i t u n d die mit ihr v e r b u n d e n e heilsrepräsentierende F u n k t i o n des M ö n c h t u m s im Kleid der

entsprechenden

B i l d e r a u f 1 8 , d o c h w i r d sie d u r c h z w e i F a k t o r e n r e l a t i v i e r t : Z u m e i n e n z e i g t sich g e r a d e in d e r S i c h e r h e i t d e s I n d i v i d u u m s b e z ü g l i c h s e i n e s S e e l e n h e i l s d i e m o n a s t i s c h e V o l l k o m m e n h e i t . Sie w i r d a u f d i e s e W e i s e in d e n R a h m e n d e r Z i e l s e t z u n g j e g l i c h e n C h r i s t e n t u m s e i n g e h o l t . Z u m a n d e r e n g i b t es b e i P r o l e s e i n e z w e i t e P e r s p e k t i v e , w e l c h e das M ö n c h t u m

in e i n V e r h ä l t n i s d e r

Kontinuität

z u m K i r c h e n c h r i s t e n t u m stellt. D i e s e K o n t i n u i t ä t t r i t t b e i P a l t z v o l l e n d s in d e n V o r d e r g r u n d . E r

wendet,

a n d e r s als e t w a P e t r u s v o n R o s e n h e i n r w , das B i l d v o m » W e i n b e r g des H e r r n « n i c h t o h n e w e i t e r e s e x k l u s i v a u f das M ö n c h t u m a n , s o n d e r n b e g r ü n d e t

aus-

12 »Tamen est differentia inter religionem monasterialem et christianam; quia ad religioneni chnstianam sufficit decern mandatorum dei observatio, sed ad religionem monasterialem requiritur ultra hoc trium votorum observatio, per quae amplius restnnguntur religiosi quani christiani in saeculo deo servientes; et propter quod etiam ampliorem habent sperare mercedem si perseveraverint usque in finem.« (PALTZ, a.a.O., 113). 33

34

Vgl. ZSCHOCH,

191.

Vgl. ebd., 190. 35 Ebd., 196. 3,> Ebd. 37 Ebd. 38 Vgl. o. S. 227 f. • w s . o. S. 26 m. Anm. 11.

l'roles und die Theologie

seiner

235

Weggefährten

drücklich, daß neben der allgemeinen auch die partikulare Kirche der saneta religio damit gemeint sein könne 4 ". In bezug a u f den Widerstreit zwischen Caritas und cupiditas

betont er, daß dieser nicht allein den geistlichen Stand, sondern

auch das Weltchristentum betrifft 4 1 . N i c h t die prinzipielle Differenz, sondern die Steigerung ist der charakteristische Ausdruck für die besondere Stellung des M ö n c h t u m s : amplius

restringuntur — ampliorem

habent sperarc mcrccdem.

Selbst die

m ö n c h i s c h e Klausur - von Paltz als solitudo claustralis bezeichnet - wird von ihm auf eine Linie mit der von allen Christen geforderten Selbstprüfung in der solitudo

cordialis gebracht 4 2 .

D i e komparativische Spannung des M ö n c h t u m s zum Weltchristentum relativiert sich allerdings dadurch, daß auch die allgemeine Kirche solche Steigerungsformen anzubieten hat. V o l l k o m m e n e Vergebung von Schuld und Strafe gewährt beispielsweise auch der päpstliche Jubiläumsablaß 4 3 . Es ist gerade das Anliegen des Johannes von Paltz, nicht allein d e m Ordensstand, sondern allen Christen, j a selbst dem größten Sünder eine via securior aufzuzeigen. Diese S i cherheit soll sich an den objektiv dargebotenen Fakten des kirchlichen Heilsangebots festmachen. Freilich bedarf es auch einer v o m M e n s c h e n aus eigener, rein natürlicher Kraft (ex puris naturalibus)

erbrachten Leistung (facere quod in sc

est), u m dieses Angebot zur W i r k u n g zu bringen. D o c h wird dieser v o r n e h m lich dem affektiven Bereich geltende Anspruch von Paltz auf das denkbar niedrigste Niveau herabgedrückt. »Entscheidend für das Verständnis von Paltz ist, daß er das natürliche B e m ü h e n des Sünders weitgehend nur als auslösenden Faktor für das Funktionieren der kirchlichen G n a d e n - und Heilsgarantien b e schreibt. D e r subjektive Gesinnungs- und Willensfaktor soll soweit wie möglich auf Kosten objektiver Sicherungen entlastet werden.« 4 4 Das M ö n c h t u m ist ein Gnadenangebot unter anderen. Es kann von Paltz in das P r o g r a m m der via securior eingefügt werden, weil er v o m Observanzideal des Proles lediglich die institutionelle Basisebene rezipiert. Dieser R e d u k t i o n aut der einen Seite entspricht nun aber andererseits die Ausdehnung des zentralen Privilegs der religio auf das gesamte Christentum. Für alle gibt es Sicherheit in bezug a u f die ewige Seligkeit. B e i der Ausgestaltung der E l e m e n t e seiner F r ö m migkeitstheologie greift Paltz freilich intensiv a u f die Anschauungen

seines

Lehrers J o h a n n e s von Dorsten zurück 4 3 . Trifft es aber zu, daß seine Eigenständigkeit gegenüber j e n e m weniger in den theologischen Anschauungen zu suchen ist, als vielmehr in der Geschlossenheit seiner Ausrichtung auf das M o t i v der Sicherheit und in der Konsequenz der D u r c h f ü h r u n g seines Ansatzes b e i m

4

"PALTZ, a . a . O . , 1 4 6 .

41

»Et quamvis diversitas a m o r u m respiciat o m n e m statum, tarn saecularium quam spiritua-

lium, tarnen dimissis aliis de religiosis specialiter volumus videre fruetus diversos procedentes ex diversitate amorum.« (Ebd., 151).. 42

Ebd., 1 3 3 - 1 4 5 .

43

Vgl. HAMM, F r ö m m i g k e i t s t h e o l o g i e , 2 8 9 .

44

Ebd., 259. Z u r B e d e u t u n g Dorstens für Paltz s. ebd., 3 0 9 - 3 1 3 .

236

Zusammenfassung

und Ausblick:

Proles - Pallz -

Slaupil:

objektiv faßbaren Heilsangebot 4 6 , so wird eben in dieser Zuspitzung der Einfluß des Mannes zu erkennen sein, der »die zweite große Autorität seines Lebens nach J o h a n n e s von Dorsten« 4 7 ( H a m m ) war, nämlich Andreas Proles.

2. Johannes

von Staupitz

»Johannes von Staupitz und die klösterliche R e f o r m b e w e g u n g « lautet der T i t e l eines neueren Aufsatzes von Adolar Zumkeller, in dem unter anderem auch die persönliche Haltung des Vikars zur Observanz thematisiert wird. D e r Autor hat die wenigen aussagekräftigen Zitate zusammengetragen, scheint bei ihrer Interpretation aber die M ö g l i c h k e i t einer Veränderung im Verhältnis des Staupitz zum M ö n c h t u m nicht in Betracht zu ziehen. D i e kaum zu übersehende Differenz, die zwischen den frühen und den späten Äußerungen besteht, wird von Z u m k e l l e r dargestellt, als handle es sich lediglich um die W a h r n e h m u n g unterschiedlicher Aspekte aus ein und derselben Grundhaltung heraus. D e m soll im folgenden widersprochen werden. Zunächst aber ist Z u m k e l l e r zuzustimmen, was die Beurteilung der früheren Jahre betrifft. D i e Predigten, die Staupitz am Ende der neunziger J a h r e in T ü b i n g e n gehalten hat, bringen o h n e Z w e i f e l »seine positive Einstellung zur klösterlichen R e f o r m klar zum Ausdruck« (Zumkeller) 4 ". M i t der Ü b e r a r b e i tung der allgemeinen Ordenskonstitutionen für die deutsche

Retormkongre-

gation, die er schon kurz nach seiner im J a h r 1 5 0 3 erfolgten Wahl zum Vikar ins Werk gesetzt hat, zeigte er sich auch praktisch als klarer Vertreter der privilegierten Observanz. D e n n die Verabschiedung eigener Konstitutionen bedeutete einen weiteren Schritt in die Separation. Vergeblich hatte die Ordensleitung 1 4 9 7 versucht, eine solche Entwicklung auszuschließen, doch hob Papst Alexander V I . das entsprechende Verbot auf, nachdem die mächtige lombardische Kongregation massiv protestiert hatte 4 '. Staupitz suchte 1 5 0 5 den engeren Z u sammenschluß mit den Lombarden, um durch Privilegienkommunikation vor allem unter den Schutz ihres gesonderten Prokurators bei der Kurie zu gelangen 1 " und sich so dem Einfluß der Ordensleitung weiter zu entziehen. D i e Konstitutionen von 1 5 0 4 waren der erste Schritt in diese R i c h t u n g . D e r 1 5 0 6 durch eine päpstliche Bulle zum Scheitern gebrachte Versuch, die rechtliche Stellung der deutschen Kongregation zu konsolidieren,

entsprang

einer i m m e r akuter werdenden ordenspolitischen Problematik. D i e Ausbreitung der privilegierten Observanz über mehrere Provinzen hinweg war gelungen, weil der Anspruch der Ordensleitung durch die exzessive A n w e n d u n g päpstli46

»Die Selbständigkeit des Schülers besteht w o h l vor allem in seiner G e s a m t k o n z e p t i o n , in

der konsequenten O r i e n t i e r u n g an den Garantien der kirchlichen Sakralinstitution und in der e x t r e m e n Zuspitzung ihrer Omnisuffizienz.« (Ebd., 3 1 0 ) . 47

Ebd., 6 4 .

4

* ZUMKELLER, J o h a n n e s von Staupitz, 3 3 .

4

''Vgl. GÜNTER, 16 f.

5

" Vgl. SCHULZE,

1 6 6 f.

Proles unii die Theologie

seiner

Weggefährten

237

chen R e c h t s überspielt w u r d e . Sobald j e d o c h der A r m erlahmte, der die D u r c h setzung der Observantenprivilegien allein garantieren k o n n t e , w u r d e es n o t w e n d i g , die bislang de facto g e g e b e n e Eigenständigkeit der K o n g r e g a t i o n g e g e n ü b e r d e m G e s a m t o r d e n u n d seiner L e i t u n g rechtlich festzuschreiben. Die von Staupitz im V o r w o r t der Konstitutionen g e g e b e n e Erklärung, es handle sich u m ein schon v o n seinen beiden Vorgängern (also mindestens 30 Jahre lang) gehegtes Vorhaben, das n u n endlich zur V e r w i r k l i c h u n g k o m m e ' 1 , verschleiert freilich die aktuelle Dringlichkeit des U n t e r f a n g e n s . D i e Vertreter der privilegierten O b s e r v a n z sind stets b e m ü h t , ihren R e c h t s g r u n d l a g e n eine möglichst lange K o n t i n u i t ä t zu bescheinigen. S i m o n Lindner w u r d e , entgegen der D a r stellung des Staupitz, keineswegs d u r c h einen plötzlichen T o d an der A u s f ü h r u n g der A u f g a b e gehindert. Er schied lebendig aus d e m Vikarsamt u n d w a r 1481 Prior in N ü r n b e r g ^ . W e n n es heißt, Proles sei zu beschäftigt gewesen, so kann dies ja n u r b e d e u t e n , daß es W i c h t i g e r e s f ü r ihn zu tun gab. Erst Staupitz sah sich e i n e m unabweisbaren H a n d l u n g s b e d a r f ausgesetzt, denn die räumliche A u s d e h n u n g seiner Organisation k o n n t e nicht darüber h i n w e g t ä u s c h e n , daß keine einzige Provinz vollständig in der congregatio alemaniac aufgegangen war. Ahnlich sah die Situation in der O b s e r v a n z b e w e g u n g der anderen O r d e n aus. D e r daraus resultierende D a u e r k o n f l i k t ließ das Interesse der Fürsten an einer einseitigen P a r t e i n a h m e abflauen u n d m a c h t e sie geneigt, f ü r die »Union der zerstrittenen Brüder« (Schulze) 1 ' 1 einzutreten. Staupitz versuchte, den W e g der privilegierten Observanz k o n s e q u e n t fortzuschreiben u n d an R e c h t s b o d e n zu g e w i n n e n , was an M a c h t m i t t e l n zu s c h w i n d e n d r o h t e . Er verließ diesen Weg, als sein Versuch gescheitert war. D e r anschließende Plan einer U n i o n mit der sächsischen Provinz b e d e u t e t einen radikalen U m b r u c h , wie auch i m m e r die g e n a u e n Modalitäten der Vere i n i g u n g aussahen, denn erstmals seit 1473 fügte sich der Vikar in das H a n d lungskonzept seines G e n e r a l o b e r e n . Auch eine Vereinigung zwischen Provinz u n d Vikariat, die d u r c h das K o n strukt einer V e r b i n d u n g der leitenden A m t e r beider Organisationen in Personalunion zustande kam u n d in der die observante Vorherrschaft gesichert war, beraubte praktisch die päpstlichen Privilegien ihrer bisherigen W i r k u n g , weil sie die vollständige organisatorische T r e n n u n g zwischen r e f o r m i e r t e n u n d n i c h t r e f o r m i e r t e n Klöstern a u f h o b , auf der die U n a b h ä n g i g k e i t des Vikars auch g e g e n ü b e r d e m O r d e n s g e n e r a l allein g e g r ü n d e t war. Die juristische D e u t u n g der Privilegien, die es erlaubte, einzelne Klöster v o m P r o v i n z v e r b a n d zu separieren, u m sie der K o n g r e g a t i o n einzuverleiben, war der A n s a t z p u n k t f ü r das Eingreif e n der weltlichen Gewalt gewesen, die sich im N a m e n päpstlichen R e c h t s ü b e r

» Q u a m v i s a u t e m v t e r q u e t o t u m a n i m i sui S t u d i u m h u i c rei a p p o s u e r i t : n e u t e r t a r n e n o p u s c e p t u m ad o p t a t u m finem d e d u c e r e v a l u i t . O b i c e m p o s u i t a l t e n m o r s r e p e n t i n a : alteri l a b o r u m m u l t i t u d o . « (CONSTITUTIONES, N ü r n b e r g 1 5 0 4 , f o l . 2 v ) . KUNZELMANN III, 2 7 9 . SCHULZE, 154; vgl. z u m G a n z e n e b d . , 1 5 4 f f .

238

Zusammenfassung

und Ausblick:

Pro/es — Paltz

-

Staupitz

die Weisungen der Ordensleitung hinwegsetzen konnte. Der Wegfall der äußeren Differenz zwischen Provinz und Vikariat hätte auch dem Eingreifen weltlicher Kräfte den Boden der Legitimation entzogen, denn die R e f o r m eines Klosters beziehungsweise der Widerstand gegen dieselbe wäre nicht mehr identisch gewesen mit der Anerkennung oder Ablehnung eines durch die päpstlichen Privilegien gesetzten Rechtszustandes, für den sich der weltliche Arm allein stark machen konnte. R e f o r m wäre wieder zur ordensinternen Angelegenheit geworden. Der R u f des Vikars nach Hilfe von außen hätte fortan wieder der Erlaubnis des Generals bedurft oder aber die Rebellion gegen dessen Autorität bedeutet, ohne daß eine Rechtfertigung solchen Ungehorsams bei der Hand gewesen wäre. Der Ordensgeneral Agidius von Viterbo betrieb nicht nur in Deutschland, sondern auch in Spanien die Zusammenführung von Provinz und Vikariat. Es ging ihm offensichtlich generell um die Wiederherstellung regional geschlossener Einheiten, wobei die Reformerfolge gewahrt bleiben sollten. Ein Ergebnis seiner Verhandlungen mit Staupitz im Jahr 1510 war, daß er fünf schwäbische Konvente aus der Kongregation herausbrach, seiner eigenen Autorität unterstellte und ihnen auftrug, einen eigenen Vikar zu wählen3"1. Damit wurde die Grenze zur Rheinisch-schwäbischen Provinz auch innerhalb des observanten Bereichs wieder aufgerichtet. 1512 unterstellten sich alle fünf Klöster wieder der Provinzialleitung". Auch der Kölner Konvent, der erst seit kurzem der Kongregation angehörte, wurde auf Veranlassung des Generals wieder zur Provinz geschlagen 3 ''. Ähnliches ereignete sich auch in anderen Orden. Bei den Dominikanern wurde die riesige congregado hollandiac entlang den territorialen Grenzen aufgeteilt und mit den jeweiligen Konventualen zu neuen Provinzstrukturen zusammengefügt 3 '. Die Kongregation war ebenfalls im wesentlichen durch die Unterstützung weltlicher Fürsten, vor allem der Herzöge von Burgund, groß geworden, hatte es aber nicht vermocht, die Autorität der Ordensleitung abzuschütteln. Die spanischen Augustinereremiten und die genannten Dominikaner verdankten ihre Exemtion ursprünglich dem Wort des Generals. Der Widerstand, den es durchaus auch bei ihrer Z u s a m m e n f ü h r u n g mit den jeweiligen Provinzen gab, konnte sich deshalb letztlich nicht durchsetzen. Anders bei den sächsischen Augustinereremiten, w o die Gegnerschaft von sieben Konventen, die auf die päpstlichen Privilegien pochten, den Unionsplan zum Scheitern brachte. Eine wesentliche Rolle spielte dabei das unentwegte Eintreten der Stadt N ü r n b e r g für die Widerständler, während von fürstlicher Seite bezeichnenderweise kein Signal kam. Die Frage, ob sich bei Staupitz mit dem ordenspolitischen U m s c h w u n g auch sogleich ein Wandel in seiner Haltung zur Observanz vollzog, ist schwer zu

54

Vgl. KUNZELMANN V , 4 5 7 m . A n m .

55

V g l . e b d . , 4 6 8 f.

5f

' Vgl. e b d . , 4 5 7 .

57

V g l . WOLFS, 2 8 8 f.

2275.

Proles und die Theologie

seiner

Weggefährten

239

beantworten. Sein Handeln m u ß nicht notwendigerweise aus einer geänderten Grundüberzeugung hervorgehen. Ebensogut kann ihn die sachliche Einsicht in die längerfristige Perspektivlosigkeit einer Kongregation, deren äußere U n t e r stützung sich abschwächt, während ihr Verhältnis zum Gesamtorden ungeklärt ist, dazu b e w o g e n haben, die R ü c k k e h r unter die Autorität des Generals zu suchen, solange seine eigene Position n o c h stark war. U m den Preis der G e meinschaft mit den Konventualen und des Gehorsams gegenüber der Ordensleitung, das heißt um den Preis der privilegierten Observanz, m o c h t e es so wenigstens gelingen, einen großen Teil von deren vorhandener Organisationsstruktur vor dem Zerfall zu bewahren. W a n n auch i m m e r der Wandel eingetreten sein mag, jedenfalls zeigen die w e n i g e n Äußerungen zum M ö n c h t u m , die von Staupitz aus späteren Jahren überliefert sind, eine Haltung, die mit dem observanten Eifer der T ü b i n g e r Zeit nichts m e h r zu tun hat. Zunächst zwei Zitate aus dem J a h r 1517, an denen auffällt, daß der v o l l k o m m e n e n klösterlichen Lebenspraxis kein Vertrauensvorschuß m e h r eingeräumt wird. Auch in einer perfekt geübten Demutshaltung kann der schlimmste H o c h mut stecken. »Gar oft beschicht es das In der grosten diemutigkait die groste hochfart verporgen ligt. M o n i c h mensch erzaigt sich gegen dem andern gantz h o h e gedult und diemutigkait m e r Z u ainem rum vnd hochfart, / / dann aus v b u n g der tugent, U n d dis ist die strafflichst U n d vngeschickest hochfart, die auch zuuil malen In der kutten steckt.«' 1 " Es ist damit m e h r gesagt als in dem oben 1 '' angeführten Proles-Zitat. G i n g es dort u m den Mißstand, daß die äußerlichen Ü b u n g e n nicht durch die entsprechende innere Haltung gedeckt sind, so faßt Staupitz die Möglichkeit ins Auge, daß selbst in der tiefsten D e m u t , also durchaus nicht nur in äußerlichen Ü b u n g e n , sondern im eindrucksvollen A n schein der Übereinstimmung von Praxis und Gesinnung, tatsächlich das gerade Gegenteil verborgen liegen kann. D e r Z u s a m m e n h a n g von klösterlicher O r d nung und geistlicher Qualität beginnt fraglich zu werden, wie sich aus der Zuspitzung der Aussage auf das M ö n c h t u m erkennen läßt. D i e äußere Standeszugehörigkeit des M e n s c h e n erlaubt kein Urteil über seine Gottesbeziehung: »Beschwerlich und ergerlich ist es ander lewt Irer f r o m kait, tugent vnd gaistlikait halben zuvrtailn, dann nymandt Wais W o got der allmechtig w o n e n , bey W e l c h e m er auch am höchsten gnad wurcken Will und beschicht gar zuuilmalen, das U n d t e r ainer Samaten schauben mere tugent, bestendigkait 6 " vnnd gots W u r c k u n g , dann vnter der kutten Verporgen ligt. Es ist w o l war, die gaistlichen In den kutten haben das hoffclaid christi, dorumb 5K

K N A A K E , 4 2 f.

" S. o. S. 2 2 7 m. Anm. 8. ' ' " D i e Handschrift der Nürnberger Predigtstücke von 1517 liest an dieser Stelle nicht wie Knaake »bestendikait«, sondern »beschaulikeit« (vgl. HAMM, Frömmigkeitstheologie, 3 2 9 / A n m . 162). Beschaulichkeit ( = contemplatio) galt als besonderes Proprium der klösterlichen Existenz. Staupitz vermutet demnach unter manchem Samtkleid eine echtere Verwirklichung mönchischen Lebens als bei vielen Klosterleuten. 5

240

Zusammenfassung

nntl Ausblick:

Pwles

— Paìlz



Shaipit^

m a n sich auch V e r m u t e t das sie christo zu h o f f n e h e r sein, A b e r h e r w i d e r u m b so hat christus auch etlich die er von haus auss bestellet die das hoffclaid nit haben, zu d e n e n stelt er bey weilen m e r dann den andern seinen Vertrawen.«'' 1 W i e d e r ist es das u n t e r der K l e i d u n g als d e m Standeskennzeichen V e r b o r gene, auf das sich der Blick des Augustinervikars richtet. D i e Pointe des A b schnitts liegt nicht darin, daß Laien genauso f r o m m sein k ö n n e n wie M ö n c h e , sondern darin, daß hier die prinzipielle Freiheit Gottes g e g e n ü b e r d e m m e n s c h lichen Stand u n d T u n b e h a u p t e t wird. Er kann mit seiner G n a d e w i r k e n , bei w e m er will, u n d hat sich nicht an eine b e s o n d e r e Gestalt christlichen Lebens g e b u n d e n . D i e traditionelle A n s c h a u u n g , daß das M ö n c h t u m ein Stand gesteigerter G o t t e s n ä h e sei, die Staupitz in seinen Tübinger Predigten selbst n o c h v e r treten hatte 6 2 , wird hier zur b l o ß e n V e r m u t u n g degradiert, der er o b e n d r e i n auch n o c h w i d e r s p r e c h e n d e Einsichten entgegenstellt. Entscheidend ist nicht das menschliche B e m ü h e n , in w e l c h e r F o r m auch i m m e r , sondern das W i r k e n der G n a d e Gottes. Es gibt keine »sunderlike gnade« eines geistlichen Lebens'' 3 . D e r v o l l k o m m e n e n R e g e l t r e u e des I n d i v i d u u m s sind keine geistlichen Privilegien zugesagt. Allerdings w e i ß Staupitz v o n einer S e l b s t b m d u n g Gottes g e g e n ü b e r der klösterlichen G e m e i n s c h a f t zu reden. In einer 1523 in Salzburg gehaltenen Predigt heißt es: »Ach, m e i n e Kindt, secht vnd m e r c k t , wie gar ain g r o ß u n d sälig ding es ist, w o ain s a m u n g im n a m e n Christi pey ain ander ist. D e n ist got gantz g e p u n t e n zu t h u e n , was sy wellen. D a r u m b seint dy klöster gestyft Warden u n d auf k ö r n e n , das wir got darjnn m e r (?) miigen dyen u n d pey einander j n aim willen, j n aim geist u n d j n ainer s a m u n g w a n n e n j n d e m n a m e n Jhesu Christi. D a n n (?) er auch albeg pey uns und m y t t e n unter uns m u e s sein.« 64 D o c h ist auch hier nicht von einer spezifischen Zusage Gottes an die K l o stergemeinschaft die R e d e , sondern es liegt die allgemeine V e r h e i ß u n g Jesu aus M t 18 l y z u g r u n d e . Das M ö n c h t u m ist nicht u m der V o l l k o m m e n h e i t willen, sondern w e g e n der G e m e i n s c h a f t gestiftet w o r d e n . D e r mittlerweile z u m B e nediktinerabt gewählte J o h a n n e s v o n Staupitz b e t o n t hier den in der Augustinusregel zentralen G e d a n k e n der Einheit, ganz ähnlich w i e die Vertreter der provinzialen R e f o r m in seinem alten O r d e n , die den R i g o r i s m e n der O b s e r v a n z f o r d e r u n g d u r c h die E i n b i n d u n g der V o l l k o m m e n h e i t in das Ideal von communitas u n d unitas ihre Schärfe g e n o m m e n hatten. In seinem letzten Brief an L u t h e r aus d e m Jahr 1524 6: ' w e r t e t Staupitz das M ö n c h t u m als Äußerlichkeit u n d N e b e n s a c h e , die gleichwohl mit der H a u p t ''' KNAAKE, 3 3 . 1,2 »>Omnes> n e m p e >qui praedicationis officium tenents maxime autem religiosi, >coelum< >vocad sunt«, ut inquit sanctus Gregorius [. . .].« (STAUPITZ, Tübinger Predigten, Sermo X X , 317). ''3 So der Titel der niederdeutschen Fassung der H i m m e l p f o r t e n e r Predigten des Proles. ''4 Ms. St. Peter Salzburg b II 11, sermo 18, fol. 164r/v; zitiert nach ZUMKEI.LF.R, Johannes von Staupitz, 49. '•5 WA-Briefe III, N r . 726, 263 f.

Proles

litici die

Theologie

seiner

241

Weggefährten

sache, nämlich d e m Glauben u n d der Gerechtigkeit, vereinbar sei u n d deshalb z u U n r e c h t v o n L u t h e r v e r u r t e i l t w e r d e . »Videmini externa, Ihesn

quae ad ßdem Christi

et insticiam

facta miniine

nihil faciunt,

conscienciam

neutra

mihi sunt,

damnare

multa

et in fide domini

prorsus nostri

gravant.«''1'

In j e n e m letzten Brief u m r e i ß t Staupitz Luthers E v a n g e l i u m mit den B e g r i f f e n ßdes u n d iustitia. In seiner eigenen T h e o l o g i e , mit der er, wie er selbst sagt, »einst der Vorläufer der heiligen evangelischen Lehre« 6 7 war, hat er zwar nicht die Prävalenz der Liebe g e g e n ü b e r d e m G l a u b e n als zentrale Kategorie der christlichen Existenz d u r c h b r o c h e n , aber er hat den G l a u b e n d o c h aus der R o l l e einer b l o ß e n conditio sine qua non in den R a n g einer w i r k m ä c h t i g e n U r sache der Liebe g e h o b e n . Weil die Liebe n o t w e n d i g aus d e m Geschenk des Glaubens folgt, g e w i n n t auch der Glaube g r ö ß e r e n Anteil an ihrer entscheid e n d e n B e d e u t u n g . W e n n im f o l g e n d e n v o n >Glaube< die R e d e ist, dann nicht im r e f o r m a t o r i s c h e n Sinne des allein r e c h t f e r t i g e n d e n Glaubens, sondern durchaus im Sinne der fides caritate formata, d o c h ist gerade auf das Verhältnis v o n ßdes u n d Caritas bei Staupitz zu achten. I m Libellus

de exsecutione

aeternae

praedestinationis

versteht Staupitz unter

Ge-

rechtigkeit einerseits die Gerechtigkeit Christi, an w e l c h e r der M e n s c h durch den Glauben u n d die n o t w e n d i g aus i h m f o l g e n d e Liebe teilgewinnt, a n d e r e r seits die aus d e m Glauben h e r v o r g e h e n d e Gerechtigkeit des Menschen'' 8 . D e r theologische R a h m e n dieser Verhältnisbestimmung ist die Prädestinationslehre, die Staupitz im Anschluß an die »goldene Kette« v o n R o m 8 W entfaltet. D i e necessitas conseqnentiae, das heißt die Verläßlichkeit, mit der G o t t sich selbst v e r pflichtet hat, seine Erwählten auch z u m Heil zu f ü h r e n , w i r d i h m z u m e n t s c h e i d e n d e n Trost, mit d e m er d e m a n g e f o c h t e n e n G l a u b e n G e w i ß h e i t z u sprechen m ö c h t e . Es ist ein b e m e r k e n s w e r t e r Schritt, gerade den a n g s t u m w i t t e r t e n Topos der Prädestination z u m Quell der G e w i ß h e i t zu m a c h e n . Die scholastische Tradition hatte es d e m M e n s c h e n u n t e r Verweis auf das W o r t » N i e m a n d w e i ß , o b er der Liebe Gottes o d e r seines Hasses w ü r d i g ist.« (Eccl 9,) versagt, in b e z u g auf den Erwählungsratschluß Gottes ein sicheres Wissen zu erwerben 6 9 . Schon vor Staupitz hat Andreas Proles, freilich im eingeschränkten R a h m e n des M ö n c h tums, dieses Verbot der Sicherheit faktisch u m g a n g e n . Sein Postulat einer eindeutigen B e r u f u n g , aus der sich das Heil des Einzelnen in n o t w e n d i g e r Folge ergibt, sofern er n u r im M ö n c h t u m ausharrt, m a c h t die E r w ä h l u n g zu e i n e m Gegenstand, dessen sich der M e n s c h selbst vergewissern kann, dadurch, daß er an d e r B e r u f u n g festhält u n d v o n G o t t gar die V o l l e n d u n g seines b e g o n n e n e n Heilshandelns einfordert.

Ebd., 263. ''7 »[. . olim precursor extiti sanete evangelice doctrine [. . .]« (ebd., 264). Vgl. dazu OBERMAN, Werden und Wertung, 108 ff.; HAMM, Frömmigkeitstheologie, 240 ff. m

Vgl. OBERMAN, a . a . O . ,

1 0 3 ff.

242

Zusammenfassung

iwrl Ausblick:

Proles — Paltz — Staupitz

S o w o h l bei Proles als auch bei Staupitz besteht von der Seite Gottes her eine geschlossene Kausalkette, die dem ihr eingefügten M e n s c h e n das Heil garantiert. B e i Proles setzt der Zusammenhang nicht schon mit der ewigen Prädestination, sondern erst mit der vorfindlichen B e r u f u n g ein. Gerade die Tatsache, daß sich die necessitas conscquentiac

mit der sicheren Wirkungsweise eines äu-

ßerlichen Standes verbindet, nötigt ihn dazu, dem M e n s c h e n die M ö g l i c h k e i t einzuräumen, daß er sich der an sich unfehlbaren vocatio verweigert, denn faktisch gibt es den Abfall von der religio. Für Staupitz hingegen läßt die äußere Zugehörigkeit zum Christentum noch keinen R ü c k s c h l u ß auf die göttliche B e r u f u n g zu. D i e M ö g l i c h k e i t des M e n s c h e n , sich dem Erwählungszusammenhang zu verweigern, spielt deshalb bei ihm - sofern er sie überhaupt in Betracht zieht - eine geringere R o l l e . Auch er zieht J o h 6 4 4 zur Interpretation der vocatio heran, doch weniger um die Möglichkeit des Abfalls offenzuhalten, als vielmehr um die Unterscheidung zwischen einer wirksamen B e r u f u n g (vocatio

efficax)

durch G o t t und einer nur äußeren B e r u f u n g durch M e n s c h e n abzustützen 7 ". Für den seelsorgerlichen Zuspruch besteht die Leistung des Gedankens einer Folgenotwendigkeit darin, daß er den M e n s c h e n , der gegenwärtig seines Heilsstandes gewiß ist, zugleich seiner endgültigen Seligkeit versichert.

Zunächst

wird dadurch die B e d r o h u n g der gegenwärtigen Heilsgewißheit, die durch die Fraglichkeit des eigenen Verbleibens auf dem Heilsweg gegeben ist, ausgeschaltet. Gerät aber die gegenwärtige Heilsgewißheit ins W a n k e n , so steht sofort auch die Erwählung mit auf dem Spiel. Das gilt bei Proles aufgrund der M ö g lichkeit des Herausfallens und bei Staupitz aufgrund der Möglichkeit,

nicht

wirklich berufen zu sein. Erst an dieser Stelle entfaltet der Erwählungsgedanke seine volle Kraft. Er radikalisiert zunächst die A n f e c h t u n g und macht die j e weilige Gegenwart zur Zeit der Entscheidung über das ewige Seelenheil. Aber gerade so provoziert er die R e a k t i o n , die zugleich das Heil bedeutet, denn er läßt dem M e n s c h e n keine andere M ö g l i c h k e i t , als sich mit seiner ganzen E x i stenz in die necessitas consequentiae

hineinzuwerfen und von G o t t die Treue zu

seinem b e g o n n e n e n Tun einzufordern. Das ist der Sinn des von Proles in den M u n d einer angefochtenen Religiösen gelegten Satzes: »Ego meum, quapropter

dico tc

dominum

defende mc.« Das ist auch der Sinn des von Staupitz zum W a h l -

spruch g e n o m m e n e n Psalmworts: »Tuus sum ego, salvum mc fac!« (Ps 1 19 9 4 ), das er dem Libellus Das »Ego

de exsecutione

dico te dominum

vorangestellt hat. meum!«

bedeutet bei Proles das J a zur v o l l k o m -

menen N a c h f o l g e dieses Herrn durch die B e f o l g u n g der R e g e l n und Statuten des Ordenslebens und das Verbleiben in der B e r u f u n g , die als Fügung Gottes auch die konkreten Bedingungen dieser Existenz umschließt. G o t t muß dem M e n s c h e n , der sich so in seine B e r u f u n g hineinstellt, mit seiner Hilfe antworten. D i e vocatio bei J o h a n n e s von Staupitz ist B e r u f u n g zum Glauben an Christus. D i e ßdes 711

Christi

ist der innerzeitliche R a h m e n , in dem sich die

STAUPITZ, Libellus, § 2 5 .

Folgenot-

Proles und die Theologie

seiner

Weggefährten

243

w e n d i g k e i t d e r E r w ä h l u n g vollzieht. Sie n i m m t d e n Platz ein, d e r im E n t w u r f des Proles d e r religio z u k o m m t . D e r G l a u b e , d e r e i n e Folge d e r E r w ä h l u n g u n d i n s o f e r n ein v o m M e n s c h e n n i c h t selbst zu e r z e u g e n d e s G e s c h e n k G o t t e s ist 71 , impliziert z w e i K o n s e q u e n z e n , d e r e n N ä h e zu d e n L e i s t u n g e n d e r religio bei Proles n i c h t zu ü b e r s e h e n ist. Z u n ä c h s t die R e c h t f e r t i g u n g des S ü n d e r s , m i t d e r sich d i e W i e d e r h e r s t e l l u n g des w a h r e n G e h o r s a m s g e g e n ü b e r G o t t v e r b i n d e t . D i e Liebe, die v o n Staupitz m i t d e m W o h l g e f a l l e n an G o t t gleichgesetzt w i r d 7 2 , b r i n g t d e n G e h o r s a m z u r ü c k . D i e Parallele z u r B e s t i m m u n g d e r v o l l k o m m e n e n Caritas d e r R e l i g i ö s e n als W o h l g e f a l l e n an G o t t e s T u n liegt a u f d e r H a n d . D o c h ist bei Proles, w i e ü b e r h a u p t i m o b s e r v a n t e n M ö n c h t u m , die L i e b e ein W e r k des G e h o r s a m s u n d n i c h t u m g e k e h r t . Das W o h l g e f a l l e n an G o t t b i l d e t bei Staupitz n i c h t d e n A b s c h l u ß eines bei d e r ä u ß e r e n R e g u l i e r u n g des M e n s c h e n a n s e t z e n d e n Prozesses, s o n d e r n es w i r d u n m i t t e l b a r v o n d e r G n a d e G o t t e s i m M e n s c h e n a n g e z ü n d e t 7 3 . D i e gratia gratum faciens, d e r Staupitz dieses W e r k z u s c h r e i b t u n d ihr d a m i t e i n e g e g e n ü b e r d e r T r a d i t i o n v e r ä n d e r t e D e u t u n g gibt 7 4 , b e w i r k t e b e n das, was bei Proles das W e r k d e r R e g e l n u n d S t a t u t e n ist. D i e u n g e w ö h n l i c h e Fassung d e r gratia gratum faciens als d i e j e n i g e G n a d e , d u r c h d i e G o t t d e m M e n s c h e n a n g e n e h m w i r d , e n t s p r i c h t d e r u n g e w ö h n l i c h e n passiven D e u t u n g s e b e n e d e r religio bei Proles als e i n e m G e t r i e b e n w e r d e n d u r c h d e n H e i l i g e n Geist, das ebenfalls z u m W o h l g e f a l l e n an G o t t f ü h r t . Aus d e m G l a u b e n g e h e n f e r n e r ex necessitate consequentiae die W e r k e d e r G e r e c h t f e r t i g t e n h e r v o r , die i h n e n z u r e w i g e n Seligkeit g e r e i c h e n 7 1 . Liebe zu G o t t , Liebe z u r G e r e c h t i g k e i t , G l e i c h g e s t a l t u n g m i t C h r i s t u s u n d Klarheit i m U r t e i l sind die aus d e r C h r i s t u s g e m e i n s c h a f t h e r v o r g e h e n d e n B e d i n g u n g e n f ü r die G ü t e des m e n s c h l i c h e n W e r k s . I h r e n e g a t i v e n K o r r e s p o n d e n z b e g r i f f e lassen die N ä h e z u m m o n a s t i s c h e n V o l l k o m m e n h e i t s i d e a l d e r conformatio Christi vollends deutlich h e r v o r t r e t e n : S e l b s t v e r a c h t u n g , W e l t v e r a c h t u n g , V e r a c h t u n g des e i g e n e n L e b e n s u n d E r k e n n t n i s d e r e i g e n e n Torheit 7 ''. D o c h k e n n z e i c h n e t die 71

Ebd., § 15. »Iste ignis [sc. das Feuer der Liebe Gottes, an dem sich die Liebe des Menschen entzündet; Verf.] operatur, quod deus nobis placeat et gratus sit; displiceat nedum quod contra deum est, sed omne quod non est deus.« (Ebd., § 36; vgl. auch § 173). 73 »Haec est gratia gratum faciens: non hominem deo, sicut multi exponunt - quia hoc ipsa electio fecit - , sed solum deum facit piacere et gratum esse homini per caritatem, quae restituit quam rapuit concupiscentia oboedientiam qua deo, non nobis, et recte et ìuste sumus et vivimus.« (Ebd., § 36). 74 Zur Entwicklung des Begriffs s. HAMM, Promissio, 246 f.; dort (Anni, 454) auch der Verweis auf Kardinal Laborans ("f 1191), bei dem die von Staupitz bevorzugte Deutung der gratia gratum faciens bereits zu finden ist, ohne daß diese Position in der Folgezeit Anhänger gewann. 7 ' »Post impiorum iustificationem subsequitur magnificano eorundem, necessitate, ut aiunt consequentiae. Fit autem magnificano iustificatorum in glorificatone sanctorum, quando dat praemium aeternum libéralissimi^ deus unicuique ìuxta opera sua, et unusquisque propriam mercedem accipiet secundum suum laborem.« (STAUPITZ, a.a.O., § 37). 7 '' »Ex Adam adgeneratur nobis amor in tios, amor commodi, curvitas in electione, obscuritas 72

244

Zusammenfassung und Ausblick: Proles — I\ill : — Staupirz

contemptus-Struktur

h i e r n i c h t d e n W e g , d e r allererst zu C h r i s t u s h i n f ü h r t , s o n -

d e r n sie m a r k i e r t — b e t o n t d u r c h das m e h r f a c h w i e d e r h o l t e

utsque

in< — d i e

praktische R e i c h w e i t e seiner d u r c h die G n a d e b e g r ü n d e t e n G e m e i n s c h a f t . D a m i t ist a u c h s c h o n d i e w e s e n t l i c h e D i f f e r e n z z w i s c h e n d e r vocatio

des

M ö n c h t u m s u n d d e r vocatio des G l a u b e n s ins A u g e g e f a ß t . D e r G l a u b e ist n i c h t d i e imitatio e i n e s v o r a u s e i l e n d e n Vorbilds, s o n d e r n er r i c h t e t sich a u f d e n b a r m h e r z i g e n t g e g e n k o m m e n d e n C h r i s t u s . E r ist z u n ä c h s t ü b e r h a u p t k e i n T u n , s o n d e r n E r k e n n t n i s u n d L i e b e zu G o t t , j a s o g a r h ö c h s t g e w i s s e E r k e n n t n i s 7 7 i m S i n n e j e n e r e x i s t e n t i e l l e n B e t r o f f e n h e i t , die f ü r d i e G o t t e s e r k e n n t n i s b e i P r o l e s in d e n Himmclpfortener

Predigten c h a r a k t e r i s t i s c h w a r 7 x . V o r allem G o t t e s B a r m -

h e r z i g k e i t k a n n allein in C h r i s t u s e r k a n n t w e r d e n 7 9 . S a c h l i c h e

Voraussetzung

f ü r d e n E r w e i s dieser B a r m h e r z i g k e i t u n d d a m i t z u g l e i c h d i e V o r a u s s e t z u n g i h r e r E r k e n n t n i s ist d i e S ü n d e des M e n s c h e n 8 " . D e s h a l b ist C h r i s t u s g e k o m m e n , d i e S ü n d e r zu r u f e n u n d n i c h t die G e r e c h t e n " 1 . D a s B e k e n n t n i s , d a ß n i c h t u n s e r e O p f e r , s o n d e r n seine e i g e n e B a r m h e r z i g k e i t C h r i s t u s zu u n s g e z o g e n h a b e , r i c h t e t sich m ö g l i c h e r w e i s e d i r e k t g e g e n d i e v o n Paltz v e r t r e t e n e A n s c h a u u n g , M a r i a h a b e d u r c h das E i n h a l t e n d e r d r e i vota substantialia

d e n E r l ö s e r v o m H i m m e l g e z o g e n . In j e d e m Falle b e d e u t e t d e r Satz

d i e klare A b s a g e an d e n V e r s u c h des M ö n c h t u m s , d u r c h d i e Praxis d e r N a c h f o l g e z u r G e m e i n s c h a f t m i t C h r i s t u s zu g e l a n g e n . A u c h d i e C h r i s t u s g e m e i n s c h a f t ist f ü r S t a u p i t z e i n e n o t w e n d i g e F o l g e d e r E r w ä h l u n g . Sie steht b e i i h m i m Z e n t r u m d e r K e t t e u n d b i l d e t n i c h t erst d e r e n A b s c h l u ß . Sie m a c h t d e n K e r n des R e c h t f e r t i g u n g s g e s c h e h e n s aus. D e r v o n P r o l e s v o r g e z e i c h n e t e W e g v o n d e r P r a x i s ü b e r das W o h l g e f a l l e n an G o t t (caritas) h i n z u r v o l l k o m m e n e n utiio m i t C h r i s t u s w i r d v o n S t a u p i t z g e r a d e u m g e k e h r t b e s c h r i e b e n . A n s t e l l e d e r ä u ß e r e n L e b e n s f o r m bildet die rechtfertigende Christusgemeinschaft d e n bleib e n d e n G r u n d d e r w e i t e r e n S t u f e n . Sie w i r d v o n S t a u p i t z d e s h a l b n i c h t als n u r p u n k t u e l l e r r e i c h b a r e s m y s t i s c h e s G i p t e l e r l e b n i s dargestellt, s o n d e r n m i t B i l d e r n eines p e r m a n e n t e n U m g a n g s b e l e g t , d i e z u m Teil e b e n f a l l s i h r e n Platz in d e r

in iudicio et i n d e malitia in o p e r e ; ex C h r i s t o a m o r dei u s q u e in c o n t e m p t u m nostri, a m o r iustitiae u s q u e in c o n t e m p t u m m u n d i , c o n f o r m i t a s Christi u s q u e in c o n t e m p t u m vitae nostrae, claritas iudicii u s q u e in n o t i t i a m p r o p r i a e stultitiae et i n d e bonitas in opere.« (Ebd., § 46). 77 »Ex ante dictis satis, ut a e s t i m o , apparuit: d e u m a b s q u e notitia et d i l e c t i o n e sui laudari n o n posse n e c d i g n e laudari a b s q u e certissima notitia, q u a m sine Christi fide n e m o consequitur.« (Ebd., § 14).

™ S. o. S. 162 f. 79

»Ex his o m n i b u s c o n s e q u e n s est: d e u m p r o sua debita laude n o n esse c o g m t u m i g n o t o C h r i s t o , p r a e s e r t i m quia sublinutas m i s e r i c o r d i a e extra C h r i s t u m n e c visa est n e c videri potuit.« (STAUPITZ, a . a . O . , § 1 3 ) .

»Et q u o m o d o , d e u s m e u s , n o t u m esset m i s e r a t i o n e s tuas sublimius, clarius et i n t i n u u s percipi, nisi p e c c a t o r u m esses misertus? U t e r g o o m n i u m miserearis, conclusisti o m n i a in incredulitate.« (Ebd., § 65). 81

»Idcirco p e c c a t o r i b u s , n o n iustis v o c a n d i s venisti, d o m i n e Iesu C h r i s t e ; male h a b e n t i b u s , n o n valentibus advenisti, o p t i m e m e d i c e . Plane n o n t r a x e r u n t te ad nos nostra sacriticia, sed tua misericordia.« (Ebd., § 66).

Proles und die Theologie

seiner

Weggefährten

245

mystischen Tradition haben. So vor allem das Verhältnis v o n Braut u n d B r ä u tigam, das v o m Augustiner j e d o c h aus der ereignishaften Sphäre in die E h e ü b e r g e f ü h r t wird. W i e Proles im Z u s a m m e n h a n g der Eucharistie, so beschreibt Staupitz in seiner G e s a m t k o n z e p t i o n das Ausstrahlen der innerlich e r f a h r e n e n Einheit mit Christus auf den h a n d e l n d e n M e n s c h e n . Sein Ansatz bei Gottes ewiger E r w ä h lung läßt es allerdings zu, daß er die Christusgemeinschaft nicht b l o ß wie eine i m m e r v o n n e u e m zu ergreifende M ö g l i c h k e i t b e h a n d e l t , s o n d e r n als gnädig gewährte G e g e b e n h e i t im Leben der Erwählten erfaßt. D e r a n g e f o c h t e n e M e n s c h , d e r v o n der U n g e w i ß h e i t seines aktuellen Heilsstandes u n d damit zugleich v o n der Frage nach seiner E r w ä h l u n g gequält wird, kann sich bei Staupitz nicht an einer Standeszugehörigkeit festhalten. Er m u ß vielmehr die unmittelbare G e m e i n s c h a f t mit Christus suchen, u m seines Platzes innerhalb des E r w ä h l u n g s z u s a m m e n h a n g s g e w i ß zu w e r d e n . Christus aber sucht die G e m e i n schaft mit d e m Sünder. Im K o n t e x t der Z u w e n d u n g Christi zu den S ü n d e r n , ja sogar zu den g r ö ß t e n Sündern 8 2 f i n d e t sich eine k u r z e Passage, die wie eine Auslegung des bereits a n g e f ü h r t e n Wahlspruchs »Tuus sum ego, salvum mefae!« klingt: »Deines Amtes ist es, o süßer Seligmacher, das zu suchen und selig zu machen, was verloren war /. . . / . « w >Mach m i c h selig!< ist d e m n a c h die A u f f o r d e r u n g an den Erlöser, seines selbst erwählten Amtes zu walten. M i t d e m Bekenntnis >Dein bin ich!< stellt sich der M e n s c h - f e r n a b v o n jeglicher A n m a ß u n g - in den Gegenstandsbereich dieses Amtes, das heißt er identifiziert sich mit d e m , >was verloren warniit der Gerechtigkeit küßt< 87 , n a m e n t l i c h der Gerechtigkeit Christi, die den S ü n d e r , u n d n u r diesen, gerecht m a c h t .

B2

»Iam v i d e s , q u a m ìuste in r e g n u m c o e l o r u m p r a e c e d u n t n o s p u b l i c a n i e t m e r e t r i c e s ; v i d e s

etiam, q u a r e permissa sunt peccata et q u o d o m n e s p e c c a v e r u n t et e g e n t glona.« (Ebd., § 68). » O f f i c i i t u i est, o d u l c i s salvator, q u a e r e r e et s a l v u m f a c e r e q u o d p e r i e r a t [. . .).« ( E b d . , §67). 1,4

» C o n s e q u e n s e r g o est: eos n i h i l h a b e r e c o m m u n e

c u m s p o n s a q u i ei in p e c c a t i s

non

c o m m u n i c a n t , q u i sibi i u s t i t i a m v i n d i c a n t , q u i p e c c a t o r e s s p e r n u n t . A m o r e n i m iste sponsalis s u m m a m i s e r i c o r d i a est et s u p e r s u m m a m m i s e r i a m d i r e c t e cadit, d e e x s t i n e t i o n e p e c c a t i p r a e c u n c t i s sollicitus.« ( E b d . , § 6 9 ) . ^ » C o n c l u d e : m a g n a n i c e r t i t u d i n e m suae salutis c o n s e c u t u s est, q u i , b o n a a l i o r u m , m a l a sua c r e b r e i n t u e n s , se d a m n a r e , r e l i q u o s i u s t i f i c a r e solitus est.« ( E b d . , § 2 4 6 ) . » H a e c est p i e n i s s i m a r e s t i t u t i o i n t e r n a e pacis q u a m e x t r a C h r i s t u m , q u i est p a x n o s t r a , n e m o i n v e n i t . S e d sine p a c e v u l t p a c e m q u i e x t r a C h r i s t u m q u a e r i t q u i e t e m ; q u i a u t e m h a n c s o l a m q u a e in C h r i s t o est c u p i t , m a g n u m i n d i c i u m s u a e salutis c o n s e c u t u s est.« ( E b d . , § 106). " 7 Vgl. e b d . , § 1 0 5 .

246 Gewißheit

Zusammenfassung

und Ausblick:

Proles - Paltz — Staupilz

erfließt auch aus der W a h r n e h m u n g

der E p i p h ä n o m e n e

der

R e c h t f e r t i g u n g . G e w i ß h e i t geben vor allem die Sakramente, in denen die Z u wendung Christi zum Sünder handgreiflich verbürgt ist 88 . D i e Wurzel der G e wißheit aber liegt in der Erkenntnis der Barmherzigkeit Christi angesichts der eigenen Verlorenheit, denn durch sie erhält gerade die existentiell durchlebte A n f e c h t u n g ihren Platz innerhalb der necessitas

consequenliae

der Erwählung.

Gerade die Angst u m das eigene Seelenheil kann sich vertrauensvoll auf C h r i stus werfen und sprechen: »Dein bin ich, mach mich selig!« Das gemeinsame Z e n t r u m im D e n k e n der drei Augustinerobservanten P r o les, Paltz und Staupitz ist die G e w i ß h e i t in bezug auf das ewige Seelenheil. Proles m ö c h t e solche G e w i ß h e i t in ihrer vollen Gestalt ausschließlich

dem

observanten M ö n c h t u m zugestehen. A u f dem Hintergrund seiner reformpraktischen Extremposition entwickelt er seine K o n z e p t i o n , die dem M e n s c h e n insgesamt eine passive R o l l e zuweist. D i e Sicherheit im B l i c k auf die

aetcrna

beatitudo gilt i h m als Leistung der Institution der religio. In der Zugehörigkeit des M e n s c h e n zu dieser Institution erkennt er das erwählende Handeln Gottes. D i e seitens des M e n s c h e n bestehende U n g e w i ß h e i t über den eigenen Verbleib in der Erwählung wird durch den Gedanken einer vertraglichen

Selbstbindung

Gottes, d. h. durch die R ü c k b i n d u n g Gottes an sein eigenes Erwählungshandeln aufgefangen, so daß auch hier G e w i ß h e i t möglich ist. Paltz und Staupitz verzichten weitgehend a u f den Anspruch monastischer Exklusivität und suchen nach einer Heilsgewißheit, die für alle Christen gelten kann. Sie folgen mit dieser gesamtchristlichen Orientierung anscheinend einer breiteren Tendenz ihrer Zeit. Paltz zieht die bei Proles angelegte Linie der institutionellen Leistung weiter aus und führt sie auch im B e r e i c h des W e l t christentums konsequent durch. E i n e m M i n i m u m an menschlicher K o o p e r a tionsbereitschaft stellt er ein M a x i m u m an extern begründeter und objektiv zugänglicher Heilsversicherung in Aussicht. W ä h r e n d der Erwählungsgedanke bei Paltz keine R o l l e spielt, wird er für Staupitz zur Grundlage der G e w i ß h e i t auch für Christen außerhalb des M ö n c h tums. Das M o t i v einer durchgängigen necessitas consequenliae

von der Erwählung

des M e n s c h e n über die R e c h t f e r t i g u n g und Heiligung bis hin zur ewigen S e ligkeit übernimmt die Funktion, die bei Proles dem G e d a n k e n einer vertraglichen Selbstbindung Gottes z u k o m m t . Läßt sich b e i m M ö n c h t u m die Z u g e hörigkeit zur Erwählung objektiv konstatieren, so stellt sich für Staupitz nun die Frage nach den Z e i c h e n der Prädestination mit besonderer Schärfe. Seine A n t wort bietet den angefochtenen Gläubigen eine überraschende M ö g l i c h k e i t der Vergewisserung: W ä h r e n d sich der M e n s c h bei Proles durch das >Ja< zur eigenen Klosterexistenz in den Z u s a m m e n h a n g von Erwählung und

Fürsorgepflicht

Gottes hineinstellen kann, ist es für Staupitz gerade die eigene S ü n d e n e r k e n n t nis und die daraus folgende Angst u m das Seelenheil, die z u m Signum der Erwählung wird. Vgl. ebd., § § 2 3 8 - 2 4 0 .

Proles iwil die Theologie

seiner

Weggefährten

247

Gerade diese von Staupitz vorgetragene Figur des Trostes inmitten und mittels der Anfechtung gewann im Konnex mit dem Gedanken einer vertraglichen Selbstbindung Gottes 8 '' und der Orientierung an den objektiven Gegebenheiten von Wort und Sakrament auch für die Ausbildung der reformatorischen T h e o logie Luthers eine gewichtige Bedeutung'" 1 . In aller Vorsicht darf gesagt werden, daß im Kreis der deutschen Augustinerkongregation theologische Gedanken im Schwange waren, die reformatorisches Potential in sich trugen. Wenn die im R a h m e n dieser Untersuchung gemachten Beobachtungen zutreffen, so besteht ein Zusammenhang zwischen dem A u f k o m m e n dieser Gedanken und dem besonderen Verhältnis von Observanzideal und Reformpraxis bei der privilegierten Observanz.

m

Zur Bedeutung des Selbstbindungsgedankens für den theologischen Werdegang Luthers

vgl. HAMM, P r o m i s s i o , 3 7 7 - 3 9 0 .

Als Beispiel für die Verknüpfung der genannten Motive in der Theologie des frühen Luther sei ein Abschnitt aus den Dictata super Psalterium (1513—1515) angeführt: »Quia adeo nos coram deo sumus iniusti / / et indigni, ut quecunque facere possemus, nihil coram eo sint. Immo et fides et gratia, quibus hodie iustificamur, non iustificarent nos ex seipsis, nisi pactum dei faceret. Ex eo enim precise, quia testamentum et pactum nobiscum foecit, ut qui crediderit et baptisatus fuerit, salvus sit (Mk 16lf>), salvi sumus. In hoc autem pacto deus est verax et fidelis et sicut promisit servat. Quare verum est nos esse in peccatis coram illo semper, ut scilicet ipse in pacto suo et testamento, quod nobiscum pepigit, iustificator sit. Unde litera Hebr. sie: >Tibi soli peccavi, propterea iustificabis in verbo tuoqui non credit etc.< (Mk 16]FL), e o q u o d n o n p o s s i t deus.« (WA III, 288f.; vgl. SCHEEL, Dokumente, Nr. 622).

Literaturverzeichnis I. Werke des Proles -

AIN INNIGE LER, W y e man sich haken sol bey der t e u f f der kinde, in: U n s c h u l d i g e N a c h richten

1 7 1 3 , 6. O r d n u n g . Altes, 9 2 8 - 9 4 2 ( N a c h d r u c k der Ausgabe J o h a n n Sittich, Augs-

burg 1 5 1 1 ) . Herzog-August-Bibliothek

Wolfenbüttel

-

D E PRIVILEGIIS RELIGIOSORUM

-

PRAF.CEPTOR

-

ESTOTF. MISÉRICORDES (fol.

-

LACRIMATUS

-

E S T O T E IMITATORES (fol.

-

CLAUSTRUM

-

H O D I E CELEBRAMUS (fol.

(fol.

EST I E S U S ( f o l .

CUM

-

OMNIS gui

-

-

Nr. 1270

(= Helmstedt

275r-281v).

282r-288v).

(fol.

288v-293v).

Güttingen,

Theol

290

und Landesbibliothek

leuendes

Sachsen-Anhalt

in Halle

(fol.

1-97).

(Saale),

Qu. C.od.

87

PRAEROGATIVAE religionis (fol. 142ra—167v).

Stadt-

1162)

216v-224v). 224v-225v).

D E SUNDERLIKEN GNADE e y n e s g e i s t l i k e n

Universitäts-

Nr.

207r-212v).

Wolfenbüttel

INTRASSET ( f o l .

Universitätsbibliothek

1074)

212v-216v).

MARIAE (fol.

FACH

Nr.

192r-207r).

INFORMATIONES SPIRITUALES (fol.

-

(= Helmstedt

129r-185v).

I85v-192r).

Herzog-August-Bibliothek -

Nr. 1176

(fol.

und Universitätsbibliothek

Frankfurt

am Main/Dombibliothek

B 29

COI.LECTANEA c o n t i o n a l e ex sermonibus doctrinalibus Andreae Proies (fol. Ir—197v).

II. Weitere Quellen ARISTOTELES:, O p e r a , Bd. II, B e r l i n 1 9 6 0 ( f o t o m e c h a n i s c h e r N a c h d r u c k der Edition I m m a n u e l B e k k e r 1831). BERNHARD VON CLAIRVAUX:, O p e r a , hg. v . J . L e c l e r c q / H . M . R o c h a i s , Bd. III, R o m BURKHARDT, C . A . H . [Hg.]: Ernestinische Landtagsakten Bd. 1: D i e Landtage von

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v o n Z e n n O E S A ( f 1 4 6 0 ) u n d s e i n L i b e r d e vita m o n a s t i c a ( = B H T h 7 5 ) , T ü b i n g e n ZUMKELLER, ADOLAR: A r t . : P r o l e s ( A n d r é ) , i n : D S p X I I ( 1 9 8 6 ) , —

D a s U n g e n ü g e n d e r m e n s c h l i c h e n W e r k e b e i d e n d e u t s c h e n P r e d i g e r n des S p ä t m i t t e l a l t e r s , in: Z K T h 8 1 ( 1 9 5 9 ) ,



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des E r f u r t e r A u g u s t i n e r t h e o l o g e n

h a n n e s v o n D o r s t e n ( f 1 4 8 1 ) , in: A u g ( L ) 2 7 ( 1 9 7 7 ) , 4 0 2 - 4 3 0 ; 2 8 ( 1 9 7 8 ) , —

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Jo-

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D i e L e h r e r des g e i s t l i c h e n L e b e n s u n t e r d e n d e u t s c h e n A u g u s t i n e r n v o m d r e i z e h n t e n J a h r h u n d e r t bis z u m K o n z i l v o n T r i e n t , in: S a n c t u s A u g u s t i n u s v i t a e spiritualis m a g i s t e r B d . 2 , o.J. (1959),



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H a n d s c h r i f t e n aus d e m e h e m a l i g e n E r f u r t e r A u g u s t i n e r k l o s t e r in d e r S t a a t s b i b l i o t h e k B e r l i n -

Preußischer Kulturbesitz. N e u e Aufschlüsse über J o h a n n e s von Dorsten O S A

m: AAug 4 0 (1977),

(f 1481),

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— J o h a n n e s v o n Staupitz und die Klösterliche R e f o r m b e w e g u n g , in: A A u g 52 ( 1 9 8 9 ) , 3 1 - 4 9 . —

D i e B e t e i l i g u n g d e r M e n d i k a n t e n an d e r A r b e i t d e r R e f o r n i k o n z i l i e n

von Konstanz und

Basel, in: E l m , Kaspar [Hg.], R e f o r n i b e m ü h u n g e n und O b s e r v a n z b e s t r e b u n g e n ,

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Register D i e kursiv g e s e t z t e n S e i t e n z a h l e n in V e r b i n d u n g m i t h o c h g e s t e l l t e n F u ß n o t e n z a h l e n v e r w e i s e n ausschließlich a u f F u ß n o t e n . D i e g e r a d e s t e h e n d e n S e i t e n z a h l e n m i t h o c h g e s t e l l t e n F u ß n o t e n z a h l e n b e z i e h e n sich a u f F u n d s t e l l e n , die s o w o h l i m T e x t w i e a u c h in d e n F u ß n o t e n v o r k o m m e n . Bibelstellen Ahes

Testament

Genesis (Gen) 28,12 Exodus (Ex) 32 Numeri (Num) 21 Jeremia (Jer) 27 Psalmen (Ps) 27,4 119,94 Daniel (Dan) 4,24 7 Kohelet (Koh) 9,1

Neues

16,16

33, 43 /ff- 1 " 7 213 33 1942"" 242 174 36f. 241

Testament

Matthäus (Mt) 3,9 5,48 9,9 12,50 16,17 16,24 18,29 19,21 19.27 19,27-29 19.28 21,10 Markus (Mk) 5,25-34 14,36

15)"' 166m 137\ 138 139, 2 0 f - " \ 226 160'"

41 240 39f. 39 176'" 4 153 138 217m 190

Lukas (Lk) 5.5 6.19 6,36 8,43-48 10,38ff. 14,26 Johannes (Joh) 3,14f. 6,38 6,44 8,34 11 11,35 15 15.5 Römerbrief (Rom) 6,3f. 8 8,2 8,14 8,18 8,28 8,29 8,29f. 8,38 8,38f.

247'"' 137 2/7™ 137, 169"''' 217m 204,y' 40f. 213 42 159, 195f., 242 146*' 204™ 137 165 166141

182 195 146w 170, 195, 203 121 1952SK 195 195, 196-"' 19 J2"5 241 195-" 11 166 12,2 145 13,1 200im 1. Korintherbrief (1 Kor) 195 2h5 l,23f. 197 2.6 / 6 / 1 2 ' , 195 3,23 Zf5 2 " 5 4,13 161'2', 195 7.20 19227" 10,13

258

Bibelstellen

2. K o n n t h e r b n e f (2.Kor) 4,17

1952m

5,15

1962'",

8,12 8,15 12,7/9 Galaterbrief (Gal) 2,20

5,17 5,24-26 6,14 Epheserbrief (Eph) 5,1 6

Philipperbrief (Phil) 1,6 220

3,10

180 217

3,17 3,20 3,21 Kolosserbrief (Kol)

1802"

195ljn / 7821"',

182227,

194,

216, 220 Í902" 180 217 , 182221, 194 180 217 , 182227, 194 137 154

3,3

195 1962'"'

148"' 195 796-"*' 195lm

1. Petrusbrief ( 1. Petr) 2,9 161 124 2. Petrusbrief (2.Petr) 1,10 156, 158" 1. Johannesbrief (l.Joh) 2,16 41 12 , 147

Orte

Alpen

I I I , 1 4 2 " , 153

Alt-Dresden Assisi

Ferrara 8 6 , 100 I H '\ 1 0 8

61

Frankreich, französische Franziskanerobser-

92

vante 9f.

A u g s b u r g (Bistum) 52, 83, A v i g n o n 70, 11422",

881,7

203J22

G e n t (Augustinerkloster)

67

Gotha B a m b e r g ( B i s t u m ) 7 9 , 111, 123

-

Augustinerkloster 58, 76, 127277,

-

-

Stadtrat 127, 130~'\

St. M i c h a e l (Kloster)

111

128m'

131lm

Basel -

Dominikanerkloster

-

K o n z i l 5 2 f „ 5 5 - 5 7 , 8 5 f „ 89,u,

Bayern

H e r f o r d ( A u g u s t i n e r k l o s t e r ) 5 8 , 114 2 2 '' 91ISI, 93,

H o l l a n d 7, 6 9

7

-

Bologna

congregatio hollandiae ( D o m i n i k a n e r )

79 Italien, italienisch

136'

B r u n s e n (bei E i n b e c k ) Burgund (Herzogtum)

15, 2 5 , 1 1 4 , 1 4 2 1 4

136' 238

Bursfelde (Benediktinerkloster)

Kastl ( B e n e d i k t i n e r k l o s t e r ) 10, 15, 2 5 ,

231

Köln -

10, 2 5

67

Augustinerkloster

238

K ö n i g s b e r g in d e r N e u m a r k Cluny

K ö n i g s b e r g in F r a n k e n ( A u g u s t i n e r k l o s t e r )

28

58, 64, 68, 83, 8413", 1 1 8 - 1 2 4 (1 1 9 2 4 \

Deutschland

120™, 12125''), 127f. 131""

136

1, 10, 2 3 , 6 1 , 8 5 f „ 9 9 , 1 0 8 f „

1 1 1 2 ' 5 , 112, 1 14, 223' 1 , 2 3 8 deutsche Augustinereremiten

s. S a c h r e g i -

ster A u g u s t i n e r e r e m i t e n ; sächsische ( d e u t sche) A u g u s t i n e r k o n g r e g a t i o n D r e s d e n ( A u g u s t i n e r k l o s t e r ) 5 8 , 6 4 , 120, 123 Einbeck -

136

Augustinerldoster ter der W a r t b u r g

Konstanz -

Bistum

-

K o n z i l 9, 8 5 , 9 9 , 1 1 2

K u l m b a c h (Augustinerkloster) 64, 83 Langensalza -

Augustinerkloster 58, 78, 127277, 132

-

Franziskanerldoster

-

/ !3224 1282HH

A u g u s t i n e r k l o s t e r 6 , 5 8 , 7 5 " ' , U322\

119U>, 114,

-

130

25,/254

1052""),

Augustinerkloster 58, 66, 68, S 6 1 " , 1 2 0 2 5 ' , 121, 1 2 3

7 5 m , 127282,

E r z b i s t u m 6 2 , 6 6 , 9 0 , 9 8 , 9 9 " 3 , 1 0 3 , 111, 120251

1302"4

E s c h w e g e ( A u g u s t i n e r k l o s t e r ) 5 8 , 7 5 , 115, 1 2 0

1 0 4 - 1 0 6 (104'w,

121, 140

87"h, 90, 100, 104m, 105™, 1 18242,

U n i v e r s i t ä t 6 0 , (juristische Fakultät) 1 2 5 , Stadtrat

Artistenfakultät 61

Magdeburg

127

-

1282m

Lippstadt (Augustinerkloster) 76, 118

E r f u r t 3, 5 8 , 6 1 , 6 6 , 102, 127

-

52

Leipzig 140, 152, 154, 2 3 2

E i s e n a c h , E l i s a b e t h k l o s t e r (Franziskaner) u n -

-

(Augustinerklo-

ster) 7 5 , 114

28

D e r n e b u r g (Kloster)

-

10,

108, 2 3 8

Augustinereremiten

Braunschweig

Citeaux

58, 61,

6 4 2 7 , 6 6 , 119, 121, 123, 1 4 1

b a y e r i s c h e s A u g u s t i n e r v i k a r i a t s. S a c h r e g i ster

H i m m e l p f o r t e n (Augustinerkloster)

105™, 108, 1 1 0

100m, -

?2W

-

Franziskanerkloster

-

Ordensstudium der Augustinereremiten

120

260 1037, -

Orle 5 8 , 6 1 , 6 9 , 105 2 "", 1 0 6 f . , 1 1 8 , 1 2 0

Stadtrat

Sachsen — sächsische Franziskaner s. Sachregister

1052""

Franziskaner

M a i n z (Erzbistum) 6 6 , 127 M e i ß e n (Bistum) 6 1 , 6 3

— sächsische A u g u s t i n e r k o n g r e g a t i o n / U n i -

M e l k (Benediktinerkloster)

10, 15, 2 5 , 3 2 ,

36, 52 M i n d e l h e i m (Augustinerkloster) München

on s. Sachregister — sächsisch-thüringische Augustinerprovinz s. Sachregister Augustinereremiten

132

171

-

sächsischer H e r z o g s. Personenregister W i l h e l m III.

Neustadt an der Orla (Augustinerkloster) 69, 127,

134"'

Niederbayern ( H e r z o g t u m )

i072"3

N i e d e r v i e h b a c h (Augustinerkloster)

116

Nordhausen (Augustinerkloster) 5 8 , 7 5 , 76™, 1 13

-

N o n n b e r g (Benediktinerinnenkloster)

-

St. Peter (Benediktinerkloster) 2 5 ,

Sangerhausen (Augustinerkloster)

1 2 0 , 123, 2 3 7 ,

Schönensteinbach ster)

239m 9 3 , 111,

58, 76

(Domimkanerinnenklo-

135

Spanien, spanische Augustinerobservanz

-

Augustinerkloster 68 4 '', 7 9 , 81m,

-

Katharinenkloster ( D o m i n i k a n e r i n n e n )

Speyer 6 7

135

S u b i a c o (Benediktinerkloster in Italien)

-

Stadtrat 7 9 , 87™,

108f., 2 3 8

1 19 2 4 '', 1 2 2 - 1 2 5 , 2 3 7

Süddeutschland

123, 2 3 8

O b e r d e u t s c h e D o m i n i k a n e r p r o v i n z (»Teutonia«) s. Sachregister Osterreich ( H e r z o g t u m ) Osnabrück -

25 240"

1 2 7 2 7 7 , 13 1 2"7 Schmalkalden (Augustinerkloster)

224

N ü r n b e r g 5, 16, 2 2 , 2 4 , 5 9 , 6 4 , 6 6 , 7 9 , 8 1 , 8 3 f „ 88™,

Salzburg 2 5 , 2 4 0 " 4

Tegernsee (Benediktinerkloster)

Dominikaner

T h ü r i n g e n 2 0 " 7 / m , 1052"",

112

T ü b i n g e n 2 3 6 , 2 3 9 , 240'' 2 Trient

104"*

25

25 171

117

7157

Augustinerkloster 7 5 , 115, 121 Waldheim (Augustinerkloster)

5 8 , 76'' 2 , 120,

123

Pamiers 8 1 " ' , 1 2 1 , 1 2 3

W e i m a r (Franziskanerkloster)

Perugia 6 1 , 1 4 2

/2X 2 " 4 ' 2 ™

Wernigerode 64, 136' Regensburg -

Westfalen

112, 1 1 6

Augustinerkloster

Wien

801"7

R o m , römisch 2 0 , 2 4 , 3 1 , 5 9 , 6 4 , 6 8 , 7 1 , 7 9 ,

120 2 5 1

24

Windsheim

871'2

8 0 " " ' , 9 9 " " , 1 0 9 - 1 1 1, 1 1 8 2 4 2 , 1 2 1 2 5 , ' / 2 5 7 ,

Württemberg

1222M,

W i i r z b u r g (Augustinerkloster) 2 1 , 5 8 , 7 5 ,

126, 1282"'1, 1 3 5 , 142,

223"

7 9 " " , 122

18, 6 6

Personen

Ägidius v o n Viterbo O E S A 109, 238 Albrecht V. ( H e r z o g v o n Osterreich) 112 Alexander VI. (Papst) 110, 236 Alexander v o n Haies O F M 146, 2 1 9 Aliotti, H i e r o n y m u s O S B 15'M A n h e r r , J o h a n n O E S A 75 8 1 , 1302¡"' Anselm v o n M o n t e f a l c o n e O E S A 67 Anselm, Erzbischof v o n C a n t e r b u r y Í46 4 " Aristoteles 40, 45, 158, 164 Arnoldi v o n Usingen, Bartholomäus O E S A 62"', 139 Augustinus, Aurelius Í47 5 5 , 155, 197, 199w\ 203 1 2 1 Auribelli, Martialis O P 93, 108

176'"2,

Becchi, W i l h e l m O E S A 66 3 7 , 73, 7 8 - 8 2 , 84, 122 Benedikt von Aniane 28 Benedikt v o n Nursia 46 Bernhard v o n Clairvaux 4, 142M\ 149, 171, 173 Bernhard v o n C l e r m o n t O P 174, 232 Bernhardus O E S A , Senior von O s n a b r ü c k 104™

Favaroni, Augustinus O E S A 78, 85, 87f., 89"\ 90u\ 99 Ferrer, Vinzent O P 20 Franziskus v o n Assisi 13 Friedrich v o n Beichlingen (Erzbischof v o n M a g d e b u r g ) 62, 66, 120 2 5 ' Geiler v o n Kaysersberg, J o h a n n e s 14446 G e o r g ( H e r z o g v o n Sachsen) 62 G e o r g I. v o n S c h a u m b e r g (Bischof v o n Bamberg) 111 Gerhard von Rimini O E S A 77f„ 85-87 (S6 1 3 1 , S7 132 ), 89'", 90 1 4 8 , 91, 9 8 - 1 0 0 (99 1 8 3 ). 104, 1052"", 1 0 6 - 1 1 0 , 124 Gerson, J o h a n n e s 60, 199>m Graf, R u d o l f O E S A 112 G r e g o r I. (Papst) 240hl Gregor von Rimini O E S A 2J536" G ü n t h e r , Erasmus O E S A 116 G u n t h e r , Erzbischof v o n M a g d e b u r g 1052"'

Hasperg, J o h a n n e s O E S A 90, 91 1 5 "" 5 1 , 100i86 H o l l e n , Gottschalk O E S A

Besler, Nikolaus O E S A 103 Biel, Gabriel 218 3 7 " Bradwardine, T h o m a s 2 ! J " ' "

115f.

Jacobus von Aquila O E S A 66 v , / 3 7 , 82, 130-'4,

Caesarini, Julianus 58, 9 9 " " , 100 1 M , 110 Cassian, J o h a n n e s 156, 1671'4 C o n r a d v o n Asti O P 108 C o n r a d v o n P r e u ß e n O P 2 4 - 2 6 , 29, 31, 33, 93, 97 C o n r a d v o n Z e n n O E S A 5' 7 , 13, 16, 24, 2 6 f „ 3 2 - 3 4 , 43, 234

132f.

J o h a n n VI. v o n Salhausen (Bischof von M e i ßen) 6 3 J o h a n n , Erzbischof v o n M a g d e b u r g 66 J o h a n n e s de Alarcön O E S A 108 J o h a n n e s v o n D o r s t e n O E S A 84, 2 3 5 4 \ 236 J o h a n n e s v o n Paltz O E S A 3, 6, 7 2 4 , 23, 5 9 63, 65, 1052'*', 140, 216, 2 1 8 f „ 222, 2 2 9 f „ 2 3 2 - 2 3 5 (235 4 5 ), 244, 2 4 6

Dietrich, Erzbischof v o n Mainz 66 Dionysius v o n Rijkel (Cartusianus) 34 3 " / 3 2 , 3 9 - 4 1 , 44, 4 9 - 5 1 , 5 3 - 5 5 , 57, 9 3 97, 163 D ö r i n g , Matthias O F M 10

J o h a n n e s v o n Staupitz O E S A 2', 7, 23, 59, 64, 6 6 f „ 77, 88u?, 102, 109, 134, 222, 2 2 9 f „ 2 3 6 - 2 4 7 (239u\ 24374) J o r d a n v o n Sachsen O E S A 116 Julianus v o n Salem O E S A 114, 117

Eadmer Í4648 Eckart O P (Meister Eckart) 203 3 2 2 E u g e n IV. (Papst) 10, 58, 86, 98, 99w\ 1 0 3 f „ 124, 14236

Kaarstadt, Bartholomäus O F M 128lm Kapistran, J o h a n n e s O F M 20 8 7 , I I I 2 ' 6 , 141 31 , 1 5 1 - 1 5 5 (I52mm9, 43'"'/r'\ 4 4 f „ 47f., 52, 54, 94, 96, 116, 143, 147'*, 148f., 158 1 " 5 , 1 6 2 - 1 6 5 , -

168f., 1 8 3 2 ' 2 , / « J 2 4 1 , 189, 2 0 6 , 211 A r m u t , K e u s c h h e i t u n d G e h o r s a m s. s u b stantielle —» G e l ü b d e

Arzt, tnedicus — als Bild f ü r - Beichtväter 9 5 ' " - C h r i s t u s 215™, 244x' - Gott 2 1 4 K 1 Askese, asketisch 47, 6 3 A u f e r w e c k u n g des Lazarus 137 A u f l ö s u n g des K l o s t e r w e s e n s 1 A u f r ü h r e r , Jratres rebelles 8 l " \ 94 1 5 ", 9 5 , 99m, 103 A u f s t i e g d e r Seele zu G o t t 40, 95, 163, 171 A u g u s t i n e r e r e m i t e n s. P e r s o n e n r e g i s t e r A r noldi v o n U s i n g e n , B a r t h o l o m ä u s ; B e r n hardus, S e n i o r v o n O s n a b r ü c k ; Besler, Nikolaus; C o n r a d von Z e n n ; Gregor von R i m i n i ; Hollen, Gottschalk; Johannes von Paltz; J o r d a n v o n Sachsen; L u t h e r , M a r t i n ; Sartoris, J o h a n n e s ; Stirer, H e i n r i c h -

G e n e r a l p n o r e n ( O r d e n s l e i t u n g ) s. P e r s o nenregister Agidius von Viterbo; Anselm v o n M o n t e f a l c o n e ; B e c c h i , W i l h e l m ; Favaroni, Augustinus; Gerhard von R i m i n i ; J a c o b u s v o n Aquila; J u l i a n u s v o n Salem; M a r i a n u s v o n G e n a z z a n o ; O l i v a v o n Saxoferato, Alexander; Seripando, H i e r o n y mus — G e n e r a l e als R e f o r m k r a f t 58, 69, 7 3 , 78, 82, 8 5 - 8 7 , 89, 9 1 , 99 1 8 3 , 1 0 1 - 1 0 3 , 106, 108f., 112f., 1 1422\ 125, 135, 222f. — A u t o r i t ä t des O r d e n s g e n e r a l s 6 6 " ' , 7 2 , 80""', 81, 87 1 1 2 , 88 1 3 7 , 90'4'', 104, 110 2 1 2 , 2 2 3 , 2 3 8 f . — Eigenständigkeit R e f o r m h a n d e l n s der G e n e r a l e 7 8 , 106 — Verhältnis z u r K o n g r e g a t i o n 66, 6 9 , 71, 7 3 f „ 7 7 f „ 82, 85f., 106f., 109f., 1 1 7 f „

264

Sachen

123, 126, 1282k\ 133, 134 311 , 2 3 6 - 2 3 9 Wankelmut/wechselnde Stimm u n g / s c h w a n k e n d e H a l t u n g der G e nerale 71, 7 3 f „ 7 7 f „ 82, 106, 126 - Generalvikare s. Personenregister H a s perg, J o h a n n e s ; J o h a n n e s de Alarcön; R e i n l e i n , Oswald; Z o l t e r , H e i n r i c h - A b s e t z u n g v o n Vikaren 80m, 91 1 5 1 , 103f., 1052n), 110 - Autorität (Vollmacht) der Vikare 8 0 " " , S6 1 3 ', 8 7 - 9 1 (S7 1 3 7 , 88m, 9 0 1 4 8 " 4 ' , 9 J ' 5 " ) , 110 212 - bayerisches Vikariat 79, 81, 90, 101'" 9 , 103, 122 - B e g r e n z u n g der M a c h t der Vikare 80, 8 7 - 9 1 , 102 - Personalunion zwischen Provinzial u n d Vikar 8 1 m , 91, 102, 237 - sächsisches Vikariat s. sächsische A u g u stinerkongregation — Provinzialprioren - der bayerischen P r o v i n z s. P e r s o n e n r e gister G ü n t h e r , Erasmus; L u d o w i c i , J o hannes; P u c h h a u s e r , B e r t h o l d v o n R e gensburg - der rheinisch-schwäbischen Provinz s. Personenregister Graf, R u d o l f - der sächsisch-thüringischen Provinz Anherr, Johann; Johannes von Dorsten; Modege, Heinrich; Ludowici, Heinrich; Zachariae, J o h a n n e s - Provinzialleitung als R e f o r m k r a f t s. p r o vinziale R e f o r m - Autorität der P. 79m, 8 0 " " , 102, 110, 133 - Jurisdiktion der Provinzialleitung 74, 102, 107, 112, 135 - D i f f i n i t o r i u m 103, 105, 113, 122, 134 — Klöster s. Ortsregister D r e s d e n , E i n b e c k , Erfurt, Eschwege, Gent, Gotha, Herford, H i m m e l p f o r t e n , K ö l n , Königsberg in der N e u m a r k , K ö n i g s b e r g in Franken, K u l m bach, Langensalza, Lippstadt, M a g d e b u r g , M i n d e l h e i m , N e u s t a d t an der Orla, N i e derviehbach, N o r d h a u s e n , N ü r n b e r g , O s n a b r ü c k , R e g e n s b u r g , Sangerhausen, Schmalkalden, W a l d h e i m , W ü r z b u r g — Ordenskapitel -

-

Generalkapitel 59, / M 2 2 9 , 134

-

- Asti (1419) 8 5 - A v i g n o n (1455) 70, 114 229

-

- B o l o g n a (1470) 79

- - R o m (1497)

110

— Provinzialkapitel 58, 87, 89' 3 9 , 92 — Kapitel der bayerischen P r o v i n z Z w i s c h e n k a p i t e l zu R e g e n s b u r g (1451) 116 — Kapitel der sächsisch-thüringischen P r o vinz 74, 110, 113, 133f. — - E i n b e c k (1447) i / 3 224 — - N o r d h a u s e n (1450): i U 2 2 4 — - G r i m m a (1453) 115 — - K ö n i g s b e r g in der N e u m a r k (1458) 114 — - K ö n i g s b e r g in Franken (1467) 122f. — Z w i s c h e n k a p i t e l (Convocationes) 58, 111, 113 — Ordensprovinzen — bayerische P r o v i n z 66 3 7 , 69, 7 9 - 8 2 (SO" 17 " 1 ", 81uy), 86, 89m, 90' 4 H , 99 1 " 3 , 101 1 " 9 , 103 196 , ?07 2 " 3 , 112, 116, 122f. — rheinisch-schwäbische Provinz 67, 69, 89 1 3 9 , 9 0 ' 4 5 , 91 15 ", 9 9 - 1 0 1 , 107 2 " 3 , 112, 238 — sächsisch-thüringische Provinz 59, 61, 64, 66i('"\ 69, 74, 76, 7 9 - 8 1 ( 7 9 " " , 81u3), 84, 88 13 *, 89"\ 90 1 4 7 , 93, 98, 99 1 8 3 , 101' 9 ", 103f., 106, 107 2 " 3 , 1 1 0 112, 114, 117 24 ", i i 9 2 4 4 , 1 2 1 - 1 2 4 ( i 2 2 2 6 3 / 2 M ) , 130, 132, 237f. — O r d e n s s t u d i u m in M a g d e b u r g i 0 3 7 , 58, 61, 68, 69, 90, 1 0 5 - 1 0 7 , 118, 120 — Studienleiter, magister regens I / J 2 2 4 — —» K o n g r e g a t i o n e n — —» sächsische (deutsche) A u g u s t i n e r k o n gregation Ä u ß e r e L e b e n s f o r m 23, 39, 42, 50, 5 1 " , 5 3 - 5 5 , 57, 61, 93, 9 5 - 9 7 , 1 3 1 f „ 1 4 8 - 1 5 0 ( H S 6 6 ) . 1 5 5 f „ 158, 167f., 172, 204, 206, 210, 212, 2 2 0 - 2 2 2 , 2 2 4 - 2 2 7 , 2 2 9 , 239, 242-244 — V o r o r d n u n g der ä u ß e r e n W e r k e 204, 212 Ä u ß e r e r M e n s c h , homo cxterior 4259, 2 0 2 3 1 9 äußerliche D i n g e 40f., 45 Ä u ß e r l i c h k e i t des Observanzstrebens 16, 26, 131 3 0 3 Ausgleich (Verständigung) zwischen P r o v i n z u n d Vikariat 84, 118, 124, 125 2f ' 9 Austritt aus d e m Kloster 1 autoritär 33, 1 3 4 f „ 2 2 5 Autorität, auctoritas (autoritative Tradition) 4f., 29, 33, 157, 173f., 232, 2 3 6 B a d e n 12, 81"' B a n n s. E x k o m m u n i k a t i o n Barmherzigkeit, misericordia — v o n G o t t b z w . Christus 137,

i62nn,

Sachen 1 6 3 ' " , 164"\ 169""', 175, 1 7 7 " " / 2 m , 1 99 3 " 7 , 200, 204,2\ 2 0 9 - 2 1 2 ( 2 / i 3 3 7 / 3 3 8 ) , 2 1 4 f „ 218 38 ", 220f. (220 3 8 8 ), 2 2 7 f „ 230, 2 4 4 - 2 4 6 (244™*'), 254H4 - B. als Eigenschaft der göttlichen Natur 2 1 8 y m , 220 3 " 8 - v o m Menschen 137, 169"' 3 '"'''" 6 9 , 170"', 2 l l 3 3 7 / 3 3 8 / 3 3 9 , 215 - Werke der Barmherzigkeit, opera misericordiae 137, 169f. ( J 6 9 1 M / " ' 5 , 170"""1'), 3I7 3 3 8 / 3 3 9 3 4 202 , 210f. ( 2 i / ' "), 214f. Bauernkrieg 64 Baum (als Bild der Erwählung) 1 6 1 l 2 \ 165, 166'4', 234 Bedrängnis 156, 192, 194, 208 Befreiung (Mönchtum als B. bzw. Freisein) 4 4 - 4 6 (44'"), 145 47 , 146 5 ", 152, 160'", 163, 174, 207, 215 Begehren, Begierde, cupiditas, concupiscentia 35 3 3 , 39, 41 f. (42 5 9 ), 4 4 - 4 7 (44k\ 4772), 155, 158, 18524', 190 2 5 7 , 194, 2 / 2 3 4 6 , 214, 235, 243 Beichte, beichten, confessio, conßleri 153, ^ j 2c>3/2M 218m> 24 7 9 0 Beichtvater,'confessor 9S'"3""4, 1281M,lm, 223 Bekehrung, cohmtoo 2S 2 1 , 3 5 " , 14653, 155, / 7 9 2 1 " 2 ' 2 , 214, 218 - als R e f o r m m e t h o d e 49, 53, 57, 93, 96f. Bekenntnis, cotifessio 110, 1782"2, 194, 244 - B. der Schuld 31, 33, 50, 173, 245 Benediktiner 8, 10"", II 3 ", 15 68 , 25, 27f., 30, 52f., 55, 112, s. Personenregister Aliotti, Hieronymus; Johannes von Staupitz (240), Martin von Senging; Nikolaus von Dinkelsbühl; Nikolaus von Mazzen, Petrus von Rosenheini; Trithemius, Johannes - Klöster s. Ortsregister Bamberg, Bursfelde, Kastl, Melk, Salzburg, Subiaco, Tegernsee - Melker Reformkreis 10, 15, 25 - Kastler R e f o r m 10, 25 - —» Kongregationen Berufung, vocatio - durch Gott zum Glauben 138, 156, 214, 217, 240", 242, 244 8 1 - durch Gott zum Mönchtum 35f. ( 3 5 " ) , 46, 142-144, 155-161 (156'"", 157"'2, 158"'s, 159U4/"\ 160™, 161'2U,2S), 164, 166, 180f. (1812n), 184, 186, 195f„ 197m\ 200-202, 2 2 5 f „ 2 4 1 f „ 244 - Mausefalle (muscipula) als Bild der Beruf u n g zum Mönchtum 184 2 3 , / 2 4 ° - nur durch Menschen 156, 242

265

Berufungsgewißheit, certitudo/securitas divinae vocationis (Privileg) 142f., 156-161 (156m\ 159"", 161nunl), 165'4", 188, 79730« Beschaulichkeit 5, 239m Bescheidenheit 149 Besitz 13f„ 35, 37-39, 4 3 - 4 5 , 47, 96 s. auch Eigentum — -losigkeit/-verzicht s. Armut — -streben, appetitus temporalium 37, 41, 2 i 2345 Besonnenheit 149 Besserung, emendatio 31f. (32 2 6 ), 95 1 6 2 , 98, 161 125 , 199m bestiae s. wilde Tiere Beten 1 19 24 ", 183, 202, 204, 212, 218m — als klösterliche Verrichtung 12, 22, 219 3 8 3 , 2 2 6 - 2 2 8 — als reformensche Maßnahme 50f. — als Satisfaktionsleistung 174—176 — als stellvertretendes Werk für die Klosterstifter 56" 3 — als Werk der Barmherzigkeit 196 Bettelorden, Mendikanten 4, 8, 13-15, 18, 2 8 f „ 60, 111, 120, 129, 134, 161, 175, 223'' Bettler, betteln / 5 6 \ 175 Bibel, biblisch (hl. Schrift) 4 1 5 , 32, 36, 38, 4 0 f „ 4712, 97, 136, 145, 149-151, 157, 159'"', 163, ?67 1 5 4 , i70 1 7 3 , 181, 183f„ 18824", 190, 196 Bildung, Gelehrsamkeit 15 6 ", 19, 2 / 3 4 , 6 0 62, 65, 103, 107 Bischof, bischöflich 16, 18, 50, 61, 63, 65, 79, 83, SS 1 3 7 , I I I 2 1 9 , 119, 123, 133, 142"', 155, 223 s. auch Personenregister Georg I. von Schaumberg (Augsburg), J o hann VI. von Salhausen (Meißen), N i k o laus von Kues (Brixen), Petrus von Schaumberg (Augsburg) Blick Gottes/Jesu, respectus (Ausdruck der zuvorkommenden —»Gnade) 215 3 6 0 / 3 6 1 , 216 3 2 7 Blut, sanguis 160, 193 — Christi — als Beweggrund zur Buße 2 / 3 3 4 9 - als Lösegeld 2 / 5 3 6 8 , 2 / 7 3 7 5 — als Medium der Rechtfertigung 2 i 3 3 5 1 , 218 - in der Eucharistie 215 3 6 1 bona s. Güter bonitas dei s. Güte Gottes Bräuche, Gebräuche 27f., 47, 149, 185

266

Sachen

Breviarium -

170 (/6714""53,

63 210iih

B r o t , panis

170"""1'),

in d e r E u c h a r i s t i e 2 0 3 3 2 , / 3 2 2 / 3 2 3 , 2 0 4 3 2 7 , 215

-

1 4 2 f . , 1 5 5 , 162

8 4 , 122 2 '" 1 ,

castitas

s. K e u s c h h e i t

certameti

u n d Vikariat

certitudo divinae vocationis

die dt. A u g u s t i n e r e r e m i t e n b e t r e f f e n d

Christi

i052""

-

1 4 3 6 , 14. D e z . (Basler K o n z i l )

-

1 4 3 7 , 5. N o v . ( E u g e n IV.) 5 8 , 7 7 , 8 6 ,

-

s. B e r u f u n g s g e w i ß -

2451,5

certitudo

Bulle

-

s. i n n e r e r K a m p f

heit

20

91,98-102,

?Ö5 2 "", 106, 110,

104'"*,

vcri regis conformatio

daustraks

26",

claustrum,

claustralis

claustrum

Coelestiner

s.

39, 5 0 , 96™,

mariae

124

137, 2 3 2

coelum,

cognitio dei/Christi

1 4 6 0 , 8. N o v . (Pius II) 6 8 , 7 6 , 119, 121

communio

1 4 6 4 (Pius II.) f ü r das K l o s t e r N ü r n b e r g

communitas

s. G e m e i n s c h a f t

68 4 '', 7 9 , 1 19 2 4 '', 120'2\

communitas

rcrum

(1252m)

1 4 6 7 , 2 5 . J u l i ( K a r d i n a l l e g a t P e t r u s v. 83'2*,

88,

123-125

andere

-

allgemein

17, 66, 90, 104f.

B u ß e , poenitentia 2

li4 -',

144, 1 5 2 , J 7 j '

1782'",

1792"\

158

, 174,

176'"',

-

-bereitschaft 213

fOHfcHipriis-Struktur 4 6 , 116, 1 6 3 f . , 169, 2 4 4 continentia contritio

-

-lehre

conventio

s. V e r t r a g

-

-leistung

conversio

s. B e k e h r u n g

-predigt

-

-ruf

20

s. E n t h a l t s a m k e i t s. R e u e

cor s. H e r z

33

Creator s. S c h ö p f e r

~ -Sakrament

213

162'2",

credere in dcum

-

-theologie

-

- V o r g a n g 173, 1 7 8 , 2 1 3

cupiditas

-

-wesen

cura s. F ü r s o r g e G o t t e s

-

M ö n c h t u m als S t a n d d e r B u ß e

3

1 6 3 " 3 , 213sl\

culpa s. S ü n d e n s c h u l d

20 144, 152f.,

s. B e g i e r d e 14, 9 5 " ' 2 , 2 2 4

cura animarum

174, 1 8 5 , 1 8 7 Büßer

90'A\

s. K o n t e m p l a t i o n

- g e s i n n u n g 31

-

2 8 f „ 88'",

s. S e l b s t v e r l e u g n u n g u . W e l t a b s a -

-

153

199M,h

s. G e w o h n h e i t

200, 207 174

21 i 3 4 ", 2 4 1

23321

2 4 , 26'\

contemplatio

12, 3 2 , 9 5 , 131, 153,

159"", 19)21'\

237s'

contemptus ge

-disziplin im Kloster

158'"», 156"", 166w,

159'",

consuetudo

, 2 J 5 " ' " , 216"''', 2 2 8

Bußaffekt 32

142*,

231'",

1 8 5 2 4 ' , 187, 2 1 3 3 4 ' ' ,

-

s. G l e i c h g e s t a l t u n g 90'w,

constitutiones

20, 31, 33, 49, 53, 63, K5

dei

s. B e k e n n t n i s u . B e i c h t e

s. Z u t r a u e n zu G o t t e s F ü r s o r g e

consilium -

s. G ü t e r g e m e i n s c h a f t

s. W o h l g e f a l l e n

conscientia

(1052m)

2!4

complacentia

conformatio

1 19 2 4 "

Bürger, Bürgertum

s. G o t t e s e r k e n n t n i s

s. G e m e i n s c h a f t

confidcntia

10, I I I 2 ' ' ' , 120, 2 3 6

-

coelestis s. H i m m e l

confessio, confiteri

1252''")

(123'''',

231f.

235

13

1438, 27. Jan. (Kardinallegat Julianus

124f.

conformatio 97m,

137, 1942"",

Caesarini) 58, 1 0 2 f „ 107

Schaumberg)

W2"3,

(243n)

caro s. Fleisch

1 2 3 s. a u c h A u s g l e i c h z w i s c h e n P r o v i n z Bruderschaften

-

181, 190 2 '' 2 ,

206, 210, 235, 241, 243f. — caritatis vcnenum

97173

v o m gepredigten Wort

b r ü d e r l i c h e E i n u n g , unio fratrum

-

168'"'«"™» sächsische ( d e u t s c h e ) A u g u s t i n e r k o n gregation lombardische K.

11, 2 1 , 3 8 19, 5 2 , 8 9 , U l f . , 150, 154 18

-

spanische K .

110, 114, 236

108f. 238

— Benediktiner -

85

Bursfelder U n i o n

10, 15, 2 5 , 2 3 1 f.

— Dominikaner

223 235

100

Klammerfunktion zwischen Reformierten und Nichtreformierten 92, 102 Klausur

207f. 232

Klostergründung 2821, 56, 69,

34

232 157f.

— S ü n d e n v e r g e b u n g b e i m K . 143, 152, 173, 174I«7/™ J75iin 1 7 6 j 1 7 9 _ 1 8 ] ( i \ 1802'\

onysius v o n R i j k e l (Cartusianus)

2 3 2 (231''),

184 2 ' , < , / 2 W ,

194281

— P r ü f u n g d e r Eintrittswilligen

K a r t ä u s e r 8, 13, 51 s. P e r s o n e n r e g i s t e r Kartäuserspiritualität

160"'', 232

141, 150, 1 5 2 , 2 3 2

— M e n s c h w e r d u n g C h r i s t i als K .

Petrus v o n S c h a u m b e r g Kardinalprotektor 87134, 135

-

11, 13, 5 3 , 1 3 1 , 1 6 9 , 1 8 4 f „ 199,

207, 209, 221, 235

-

Congregatio Hollandiae

— Franziskaner

10, 2 3 8

120, 1 2 9

— E i g e n s t ä n d i g k e i t der O b s e r v a n t e n k o n g r e gationen 9 f „ 92, 1 0 2 f „ 108, 133, 223, 237 Konstitutionen 2 5 f „ 2 8 - 3 1 , 47, 90, 96, 148, 231

Kleidung 149f., 239f.

— martinianische K. (1430)

-

Habit

12, 3 5 3 3

— deutsche Augustinerkongregation

-

Kutte

185, 2 3 9

88'i7,

K l e r u s , derici 15, 19"", 2 0 , 103, 1 5 4 K l o s t e r e i n t r i t t , ingressus, intrare 4, 6, 15, < 6 2 , -

64, 144

(1504)

236f.

— R e f o r m k . f ü r die b a y e r i s c h e A u g u s t i n e r provinz (1451)

116

204i2\

239'"'

Konventualen 9 - 1 1 , 83f., 9 2 f „ 238f.

184

als göttl. B e r u f u n g 3 6 , 143,

10, 9 2

K o n t e m p l a t i o n , conlemplatio 13, 3 4 , 6 4 , 1 7 2 ,

als E n t s p r e c h u n g z u m Eintritt J e s u ins L e i den

160"'',

201

laus v o n K u e s

Kasuistik

159""'

— als z w e i t e T a u f e 6 3 , 152, 1 7 3

K a r d i n a l 7 8 , 111, 1 1 8 , 2 4 3 ; s. P e r s o n e n r e -

-

1 5 4 , 1 5 6 " ' " , 157,

— als willentliche Tat 3 5 f . , 1 8 4

149

Kardinallegat

1 5 0 , 153—

155, 2 2 4

38

156-160

K o n v e r s i o n s. B e k e h r u n g

274

Sachen

Konzentration auf das Wesentliche des M ö n c h t u m s 30, 4 0 - 4 2 , 48f., 54, 116, 143, 185f., 189 Konzil 16, 87, 89, 100, 112, 125 - Autorität des Konzils 5 2 f „ 100, 105 2 "" - 4. Laterankonzil (1215) 28 2 1 , 29 - s. Ortsregister Basel, Konstanz, Trient Konziliarismus 19, 110, 223 Krankenpflege 12, 1 6 9 l w Krankenzimmer 149 Krankheit (geistl.) 9 5 " ' \ 76S 1 5 5 , 2 ? 4 3 5 7 , 275165 Kreuz Christi, crux - als Heilsgeschehen 207, 2 1 2 1 4 , 218 3 "" - als Inhalt der N a c h f o l g e 41, 144, 182, 1 8 4 - 1 9 0 (185"', 189a3), 192-194, 199m', 2 0 5 - 2 0 8 , 210™' - K r e u z w e g 1 8 4 - 1 8 7 , 190, 1 9 2 f „ 2 0 5 208 - Tragen des K. 184f., 1 8 7 - 1 8 9 (18 7 2 4 5 / 2 4 6 , 188*™), 193, 1993"" - das K. trägt d. Religiösen, crux portal religiosum 1 8 7 - 1 8 9 (1882W, 189255), 193, 206 Kurie s. Papsttum laetitia (laetus, laetari, laetificare) 158™, 159"", 193*", 204™'™, 22816 Laien, laici 33 2H , 62, 103, 154, 230, 234, 240 Landesbesserung 21, 129 2 '"' Landesherren, Territorialherren, Fürsten 16— 20, 65f., 70f., 74, 75"', 82, 83'2H, 112f., 115, 1 18 2 4 2 , 1 2 5 - 1 3 3 ( 1 2 5 2 m , 1282M'2m, 12929", 130291, 1313'"), 223, 237f. s. auch Personenregister Albrecht V. (Herzog v. Osterreich), G e o r g (Herzog v. Sachsen), L u d w i g (Herzog v. N i e d e r bayern), L u d w i g (Landgraf v. Hessen), Margarethe (Gräfin v. Henneberg), Philipp von der Pfalz (Kurfürst), Wilhelm III. (Herzog v. Sachsen) - Herrschaft d. L. 17f., 127, 129, 223 - R e f o r m p o l i t i k d. L. 20, 112, 126 - Territorium, Territorialstaat 17—19, 111, 112"-, 125, 223, 238 Landeswohl (Nutzen) lapsus s. Verfall

18f.

Laster, Vitium 20, 3 7 v , / " , 38, % I67/1M 1 4 7 56 > 1 4 8 ) 797"*" Lästerung 22 Legat s. Kardinallegat

95"'2, 150j

í85

24Í^

Lehnsordnung als Schema für das Gottesverhältnis 176 1 9 5 , 177 Leibeigenschaft als Schema für das Gottesverhältnis 174f. Leiden Christi (Passion) - als Verdienst (meritum passionis) 173'"7' - als Vorbild der Tugend 182 22 '', 210™' - Heilswirkung des L. 213 - Leidensnachfolge (imitatio passionis) 143, 171, 181, 18222\ 183, 207f., 2 1 0 — als Gleichgestaltung (conformatio) mit d e m leidenden Christus 171, 1 8 2 - 1 8 7 , 205, 2 0 8 f „ 2 1 2 — als Passionsmeditation 183, 185, 212— 214 (272 3 4 7 ), 2 1 8 f „ 221, 228" - Leidensweg (Stationen) 1 8 4 - 1 8 7 , 190 Leiden der Märtyrer (als Äquivalent f. d. M ö n c h t u m ) 177f. Lektor 104m - A. Proles 60'", 61, 6 5 - J o h . Preyn 1 17 2 4 " Liber de similitudinibus (Eadmer) 1 4 6 ™ ' " Uber de triplici regione daustralium (Joh. Trithemius) 232 Liber de vita monastica (Conrad von Zenn) 5f., 16, 24, 30, 2 3 4 Liber Vitasfratrum (Jordan von Sachsen) 116 libertas s. Freiheit Liebe s. auch amor, Caritas, dilectio - als geistliches Leben 165, 168 - D o p p e l g e b o t der L. 39 - Eigenliebe 41 - G e b o t der L. 39, 116, 143 - L. Gottes 166, 195, 241, 24372 - L. u. Glaube 241 - L. u. Werk 1 6 7 - 1 7 0 , 243 - zu Gott 35, 3 9 - 4 1 , 4 3 f „ 46, 50f., 149, 1 6 2 - 1 6 7 , 188, 200, 218m, 243 7 2 , 244 - zum Nächsten 45, 1 6 6 - 1 6 9 - zur Gemeinschaft 165 - zu weltlichen D i n g e n 39f., 43f., 167 - zu sich selbst 35, 41 f. - Vollkommenheit d. L. 3 8 - 4 0 , 44f., 45, 48, 54, 56, 149, 155, 162, 1 6 6 - 1 6 8 , 170, 172"1, 188, 2 2 5 L o h n , mercedes, praemia 145, 153, 176 1 '' 4 , 1 7 7 ™ , 180, 191, 1 9 3 2 " , 1 9 8 - 2 0 0 , 234 3 2 , 235, 2 4 J 7 5 Lombardische Kongregation s. Kongregationen luxuria s. Genußsucht Macht, potentia - Gottes 162™,

1 6 3 ' " , 164"",

776™,

275

Sachen 1782"\ 200"', 202m, 211W - weltl. M . 18, 74, 125f., 130, 223 Machthaber 23, 94, 133, 134"' Magister 61, 163"'

nccessitas infallibilitatis 151 N e i d 47, 150, 227 N e u e s Testament 30, 176 Neuzeit 2

- als Bezeichnung für Christus 138'', 158"'\ 769"*, 202"'' Martimaner s. Franziskaner Materie 1 4 7 " , 148, 151 medicus s. Arzt Meditation, meditativ 4, 15, 63, 137, 167 1 5 4 , 183, 186, 2 1 2 - 2 1 4 , 218, 2 1 9 W 5 , 221, 228", 233-' mercedes s. Lohn meritum s. Verdienst

Niederdeutsch 1 3 8 - 1 4 0 , 142, 152, 226, 240" N i k o m a c h i s c h e Ethik 164 Nonnenklöster s. Frauenklöster Normalchristentum 30, 155, 205, 230 N o v i z e n , Noviziat 7, 12, 9 5 1 6 2 N u t z e n des Landes s. Landeswohl

Messe, missa 62f., 1 3 7 f „ 210, 2 1 2 , 4 6 / 3 4 7 , 2 1 3 ' 5 ' , 216, 217374, 218 W 2 , 2 1 9 Ä \ 228" Militia-Denken 223 militia Christi 33 Minderbrüder (Minoriten) s. Franziskaner misericordia s. Barmherzigkeit Missale 63 Mission, missionarisch 4, 223'' - volksmissionarischer Ansatz Kapistrans 153-155 Mitgestorbensein mit Christus s. Tot- und Begrabensein monastische T h e o l o g i e s. T h e o l o g i e moralisch 20, 25, 52, 95, 131, 145, 148, / 9 7 3 " 2 , 219 mundus s. Welt Mystik, mystisch 40, 51, 55, 172, 178, 189, 230, 245 - deutsche M . 203 - Dreischritt (pMgatio, ilhiminatio, pcrfcctio/unio) 171, 187, 208 - Vereinigung mit Gott (tinio mystica) 163, 171, 203, 227, 244 N a c h f o l g e Christi (Gottes), imitatio 39, 1 3 7 f „ 142f., 153, 159f., 169"''', 171, 1 8 1 183 (182n>), 187, 195 2 '' 3 , 196, 204, 2 0 7 210, 27 ? 3 4 1 , 212347, 214, 220f., 228"', 242, 244 Natur, natura 150, 166'11, 1782m - aus natürlichen Kräften —> ex puris naturalibus

O b e r e s. Prälaten Obrigkeit 54, 57 , 73, observantia regularis 5f., 42, 52 7 7 , 53 K I , 5 6 " \ Observanz, observantia

1052"", 224 11, 22, 27, 321(\ 34, 60, 63, 89"\ 94",H passim

- O b s e r v a n z b e w e g u n g 1, 11, 13, 16, 22, 26, 31, 33, 94, 115f., 240 - Observanzforderung 5, l l f . , 15f., 22, 26, 31, 33, 94, 115f., 240 - Observanzideal 6, 8f., i5 f i 5 , 1 6 f „ 2 2 f „ 31, 34, 43f., 47, 49, 5 3 - 5 5 , 60, 76, 97, 106, 109, 116, 129, 136, 141, 156, 164, 198, 2 2 2 ' , 2 2 4 f „ 2 2 9 f „ 235, 247 - Augustinerobservanz/-observante 2, 6 - 8 , 13, 23, 26, 36y\ 58, 62, 66, 88, 98, 129, 140, 2 2 3 f „ 2 4 6 - de observantia 1 0 f „ 83, 90 1 4 5 , 99"", 101'"", 104'"* - Durchsetzung der Observanz ( R e f o r m ) 6 - 8 , 50, 53, 55, 9 2 f „ 101, 112, 115, 129, 131, 133, 222 - Gleichsetzung von Observanz und K o n gregation 76 - hca/conventus observantiae 88 1 1 *, ££143/144 9QI47 - objektive Observanz 25, 2.1, 34 - privilegierte Observanz 7, 64, 69, 72, 74— 77, 8 1 - 8 3 , 8 5 f „ 88nl, 105 2 "", 109, 119, 1 2 3 - 1 3 0 , 1 3 3 - 1 3 5 , 2 2 3 - 2 2 5 , 229, 2 3 6 f „ 239, 247 - Schutz der Observanz 102, 105, 1 1 4 f „ 123, 130 2 9 2 , 133, 210 opera misericordiae s. Barmherzigkeit O p f e r , sacrificium 244"'

- göttliche N . 218 3 *", 2 2 0 ™

-

M ö n c h t u m als O p f e r 45f.

- menschliche N . 148, 19021'", 192, 218

-

O p f e r t o d J e s u 213

- natürliches Leben

O r d e n s. Augustinereremiten, Benediktiner, Coelestiner, Dominikaner, Franziskaner, Kartäuser

178 2 " 1 , 190, 207

- natürliche N e i g u n g des Menschen

158,

160, 187, 191, 192 2 '' 8 / 2 7 1 , 194, 200, 206, 218"" ncccssitas consequentiae s. Folgenotwendigkeit

- anerkannte (approbierte) O r d e n 148"', 155'"

282',

276

Sachen

- Ordensgeschichte lf., 9, 71 - ordensübergreifender Charakter der Observanzbewegung 6, 8f., 23, 48, 141 f., 229 - Ordensprotektor 79, 121f. ordinatio dei i 7 5 ™ , 176'" 1 "" 4 """, 177, 1832*',

1 9 8 - 2 0 1 (200m),

214™,

215M'",

217™' Ordinationen, ordinationes 12y' Ordnung - des Gemeinwesens (politisch-religiös) 19f. - kirchliche (christliche) O . 46, 231 - klösterliche O . 12, 21, 23, 35, 53f„ 156, 176, 201, 204f„ 208, 210, 222, 2 2 4 - 2 2 6 , 228, 239 - ordnungsgemäßes Verhalten 12, 56, 95 - Provinzialordnung 107 - vertragliche O . 199, 2 0 0 " " Organisation, organisatorisch - der observanten Reformpraxis 9, 23, 92, 135, 222 - des Klosterlebens 55f. - Observanz als O . 7, 10f„ 23, 66, 77, 87, 89, 101, 112, 122, 125, 237, 239 - Organisator. R e f o r m m a ß n a h m e n 16, 51, 93, 9 5 - 9 7 - organisator. Verhältnis zw. Observanten und Nichtobservanten 9, 89, 9 1 f „ 223, 237 pactum s. Vertrag Pädagogik 75, 145, 151 panis s. Brot Papsttum 10, 16, 38, 76, 86f„ 88"\ 91'*', 9 9 f „ 102f., 106, 108-111 (HO2'2), 1 18 242 , 1 i 924K, 121, 123, 125, 1282"", 129, 133, 142"', 188211, 197, 223, 236 - s. Personenregister Alexander VI., Eugen IV., Martin V., Nikolaus V., Paul II., Pius II. - Apostolischer/Heiliger Stuhl, sedes apostolica 93, 99w\ 102, 104 1 '", 109, 118f., 121 f. 142 - Autorität des Papstes 58, 9 9 1 0 3 , 107, 109, 110 212 , 7i 724", 118, 133 - Kurie, kurial 119, 122, 223 6 , 236 Paradies, paradisus 193, 19427", ? 9 7 Ä \ 214, 234 participatio s. Teilhabe an Gott Passion s. Leiden passive Dimension des M ö n c h t u m s s. aktive und passive Seite d. M.

pastorales Wirken des Proles 60, 62f., 65 paterfamilias s. Familienvater paticntia s. Geduld Patrimonium Crncifixi s. Erbe des Gekreuzigten pax s. Friede pcccatum

mortale

s. T o d s ü n d e

pecunia s. Geld peregrinatio s. Pilgerschaft peifectio s. Vollkommenheit personales Gottesverhältnis 182f., 224 Persönlichkeit des Proles 60, 65, 68, 70, 84 Philosophie, philosophisch 40, 61'*, 144, 229 Pilger/Wanderer, peregrinus 144""', 2 0 4 3 2 \ 215-"' m m , 227 P i l g e r s c h a f t , peregrinatio 2/5.V,7

Í93211,

144, 171,

Platonisch, platonisierend 44, 55 plena peccatorum

remissio

s. S ü n d e n v e r g e b u n g

poena s. Strafen u. Sünde (Sündenstrafe) potentia dei s. Macht Gottes Prädestination 159, 161 125 , 162, 192, 1 9 5 197 (196 2 '"'), 201, 229, 241f., 246 - doppelte P. 201 praemia s. Lohn praesentia dei s. Gegenwart Gottes Prälaten (Obere) 12-15, 21, 32, 3 6 - 3 8 (37 W ), 41 f., 4 9 - 5 1 , 54f„ 57, 63, 7 2 - 7 4 , 78f., 82, 86, 89, 93f., 1 0 0 f , 109, 113, 118, 120, 131, 157, 160, 169, 197-202 (199im,

200*"',

202"7731"), 232,

201*"',

237 Prärogativen des M ö n c h t u m s 139, 141", 151, 152K2/H4, 232 P r e d i g t , praedicatio,

sermo,

homilía

20f., 60,

62, 144"' - als Aufgabe der Bettelorden 75''5, 60 - als R e f o r m m a ß n a h m e 53, 96™, 97 174 , 132 -

exemplaris

vita als P .

219iM

- als Beglaubigung der P. 228'* - H ö r e n der Predigt (als M i t w i r k u n g des Menschen) am Heil 218 - Identifikation von Predigt und respectus dei (gratia gratis data)

-

216172

Predigten - des Andreas Proles 7, 23, 6 2 " , 63, 119, 1 3 6 - 1 4 4 (137*,

13922,

14021')

155ff.

(passim)

- des Gottschalk Hollen 115 - des Johannes Trithemius 231''' - des Johannes von Paltz 36, 232

Sachen - des Johannes von Staupitz 236, 239''", 240 - des Petrus von Rosenheim 24, 26, 32, 34, 36, 38 - des Vinzent Ferrer 20"'' - Predigtreise Johannes Kapistrans 20* ', 111, 141", 152-155, 232 - Predigerstand 19, 240''2 - Proles als Prediger 62f., 65 Priester 61 f., 66, *120, 214™ privatio vocis s. Strafen Privilegien (Vorzüge) des Mönchtums - geistliche P. 7, 36, 136, 139, 141-144, 151-155 (152*1,m), 157, 159™, 169, 171, I73n\ 176, 179f., 18122', 186, 1 9 7 Ä \ 204f„ 211, 224f„ 227, 232, 235, 240 - päpstliche P. s. sächs. Augustinerkongregation Privilegienkommunikation 236 Profeß, professio 26", 29f„ 332H, 3 J " , 43, 46, 49f., 53"', 54, 61, 63, 96'", 148M\ 156, 163f„ 173, 179 212 , 180, 185, 187244, 189, 225 - als zweite Taufe 30, 173 Prokurator 236 Prophetie, prophetisch 33 propria volwitas s. Eigenwille Proprietarier 27, 33 providere de capite et memhris 88'™, 89, 911511 provinziale R e f o r m 70, 72-77, 85, 110-116, 118, 223, 240 - Erfolg/Erfolglosigkeit der provinzialen R e f o r m 58, 70, 72, 74-76, 114, 224 piilchritudo s. Schönheit ptirgatio s. Reinigung von der Sünde; Mystik Quaestionenliteratur 4 Räte (evangelische) 30, 39f„ 166ul ratio s. Vernunft Rechtfertigung, iustificatio 196, 202"'', 213f., 216f„ 241, 243 75 , 244, 245m, 246, 247'" Rechtsbewußtsein 31 Rechtserweiterung 109 Rechtsgewißheit/-sicherheit 198, 200, 202, 204f„ 209 R e f o r m der Kirche an Haupt und Gliedern 52, 89 Reformation (Luthers) 1 - 3 , 6 - M ö n c h t u m und Reformation 1—3, 6 - reformatorische Theologie 241, 247 - reformatorischer Umbruch 3 Reformierte Häuser außerhalb der Kongregation 75f.

277

Reformpolitik Reformpraxis — Auswahl der zu reformierenden Klöster 94, 132 — an der R e f o r m beteiligte Behörden 16, 86, 87"2, 94, 98, 123, 130f. — Bündnis(fähigkeit) von Reformwegen 91, 112, 125, 133, 222 — Disziplinierung (als Reformmaßnahme), disziplinarisch 55, 57, 93, 95, / / j 2 2 3 , U4 22\ 115, 131 f. — Ermahnung, (ad)monitio (als R e f o r m m a ß nahme) 50f. 145, 151 — Gewalt/Gewaltlosigkeit bei der R e f o r m 33, 51, 69f., 94, 112, 1 1422", 115, 120, 132, 224 — Initiative/Anstoß zur R e f o r m 17, 22, 133 — Legitimation des Reformhandelns 5, 85, 87, 100, 112f., 125, 133, 238 — loca reformanda 88, 94""', 1282"'1, 129 — Machtmittel zur Durchsetzung der R e form 57, 75, 85, 115, 129, 135, 222-224, 237 — materielle Bedingungen für den R e f o r merfolg 94 — modus reformandt 16, 23, 53f„ 57, 85, 93, 94r,H, 97, 132f„ 151, 222 — R e f o r m als Akt der Herrschaft 51, 53f., 57, 129, 135, 224 — R e f o r m als geistliches Wachstum 49, 93, 95f. — R e f o r m als Wachstumsprozeß 97, 151 — Reformerfolg 21, 50, 53, 57, 64, 82, 85, 90, 93f„ 106, 126, 223, 238 - der sächs. Kongregation 7, 69f., 73, 76f. 85 — Bedingungen für den Reformerfolg 56, 94 — Sicherung/Schutz der R e f o r m 7, 15f., 73f„ 82, 89, 92, 101-103, 1052"", 1 1 2 115, 121, 123f., 129, 130-'2, 133, 135 — U m k e h r als Schritt der R e f o r m 32f., 49, 145 — Vorbereitung der R e f o r m 5, 94'' K , 96"", 98'm, 130-132, 150 — Wahrnehmung der Reformaufgabe 12, 16, 24, 31, 34, 47, 149 — weltliche Beteiligung an der R e f o r m 17— 23, 57, 66i(\ 69, 71, 73f„ 76, 82, 8 6 ' " , 87, 91, 94 l 5 8 , 98™, 112, 115, 124-130, 133, 134"', 222-224, 237f. — Widerstand gegen die R e f o r m 50, 52, 72, 87, 113, 132, 238

278

Sachen

- Wiederholung und Bestätigung von R e formbeschlüssen 75, 113 2 2 4 - Z w a n g bei der R e f o r m 51, 54f., 57, 74, 93, 98, 112, 1 1 4 f „ 127, 1 3 2 f „ 156 - —> B e k e h r u n g (als R e f o r m m a ß n a h m e ) - —> Beten (als reformerische Maßnahme) - —> Disziplin (äußere D . als Reformziel) - —> Freiwilligkeit (der R e f o r m ) - —> Geld (für die R e f o r m ) - —» Gottesfurcht (als Ansatz des R e f o r m willens) - —> Organisation (der observanten R e f o r m praxis; organisatorische R e f o r m m a ß n a h men) - —> Statuten (Reformstatuten) - —> Strafe (zur Durchsetzung der R e f o r m ) R e g e l , rcguia 1, 11, 13, 21, 2 4 - 3 2 (26""\ 281'"2'), 3 4 f „ 42, 4 6 - 4 9 , 51f., 5 4 - 5 7 , 64, 72, 115, 148 6 6 , 149, 158, 169, 174wl, 176''", 178™, 1 8 4 2 W 2 W , 185, 1912M, 194, 198, 200f., 2 0 8 f „ 221, 225f., 2 3 1 - 2 3 3 (23 V ) , 243 - Regelgemäßheit 45, 54, 134, 233 - -gehorsam, oboedietitia regularis 42, 54, 134, 233 - -treue l l f . , 16, 22, 32, 49, 5 4 f „ 57, 63, 7 6 f „ 91, 113, 116, 174, 196, 231, 240 - regeltreues (Kloster-)Leben 5 , 7 , 1 6 , 2 7 , 52, 63, 155, 164, 196, 225, 234 -

-Vergessenheit

-

-Verletzung

47

14, 2 2 8

- »Antiregel« 27 - Augustinusregel 29, 75, 1 1 5 - 1 1 7 , 240 - Benediktsregel 27f., 4 1 " , 52, 53 KI - Intention (Geist) der R . 2 7 - 2 9 , 34, 165 regula coniugatorum 63, 140 R e g u l i e r u n g (äußere) 220f., 243 - reguliertes Leben 107, 169, 208, 210 R e i n i g u n g von der Sünde, piirgatio 171, 1 7 2 " " , 1 8 5 - 1 8 7 , 205, 208, 228 Religion, Religiosität 18, 232 Reliquien 20, 188 2 4 7 remissio poenae et culpae s. Sündenvergebung Renitente K o n v e n t e 6427 renuntiare s. Weltabsage requies (aeterna) 1782n\ 1942m, 204i2i respectus dei (gratia praeveniens) s. G n a d e R e u e , contritio 20, 31, 33, 1 7 3 1 " 3 " * 5 , 174, 19121'4, 2 1 5 f „ 218 römische O b o e d i e n z 24, 31 R o m r e i s e des Proles 121, 142 Rückerstattung konfiszierter Güter von K l o sterleuten 132

Rückfall 51, 77 R ü c k k e h r zum ursprünglichen Ordensideal 1, 11, 32, 43, 51, 53 Ruin - der Klosterwirtschaft 21, 127 - des mönchischen Lebens 43 sächsische (deutsche) Augustinerkongregation/union lf., 6 f „ 9 f „ 23, 5 8 - 6 0 , 64, 6 6 - 8 8 , ( 8 4 " " , S S " 7 ) , 100, 10S2W, 106, 1 0 8 f „ 115, 1 1 7 - 1 2 7 ( i ?9 2 4 5 ), 128™, 129, 131, 133, 1 3 4 1 " , 142, 2 3 6 - 2 3 9 , 2 4 7 - A u f s t i e g / A u s b r e i t u n g / A u s d e h n u n g 7, 58f., 60, 69, 71, 73, 8 4 - 8 6 , 101, 109, 123f., 236f. - A u f l ö s u n g der U n i o n 68, 119 - Erfolg/Erfolglosigkeit - des Proles 7, 65, 6 7 - 7 1 , 84f., 121, 127, 142 - der Kongregation 7, 6 9 f „ 73, 76f. 85, 1 2 6 f „ 129, 133, 135, 223f. - Kapitel 59, 1 17 2 4 " - N ü r n b e r g (1504) 88™ - Konstitutionen (1504) 88™, 236f. - päpstliche Privilegien (Legitimation, Rechtsgrundlage) 7, 10, 5 8 f „ 64, 68 4 ", 74, 7J H 1 , 76, 78, 81 f., 86f., 88™, 9 9 " " , 1 0 1 l m , 103, 1 0 5 - 1 1 0 (105™), 117-120 ( i / S 2 4 2 , 1 1924'', 1202"), 122-125, 127131, 133 3 "'', 223, 237f. - Durchsetzung der Privilegien 109, 134, 224, 237 - Erneuerung der Privilegien 59, 64, 68 4 '', 78, 1 19 2 4 ", 120 - Interpretation d. Privilegien durch Kardinallegaten 1 0 9 f „ 122, 124 - S i c h e r u n g / S c h u t z der Kongregation 68, 84, 123, 133, 236f. - Verzicht der sächs. U n i o n auf das Kloster K ö n i g s b e r g ! . Fr. 83' 2 *, 84, 118, 121 f., 124 - Vikare der sächsischen Kongregation s. Personenregister J o h a n n e s von Staupitz; Lindner von Leißeneck, Simon; Preyn, J o hannes; Proles, Andreas - Autorität (Vollmacht, K o m p e t e n z e n ) des Vikars 88 1 3 7 , 89, 99, 1 0 2 f „ 1 17 2 4 ", 133f. - Jurisdiktion des Vikars 88"7,

107

- R e c h t zur Vikarswahl 59, 78, 8 0 - 8 2 (80'm, 81ui), 84, 86f., 89, 91, 93, 98, 99 1 8 3 , 1 0 1 - 1 0 4 , 1 0 7 - 1 0 9 , 117 2 4 ", 1 2 3 f „ 128, 133, 238

Sachen -

Wahl des Proles (1461) 61, 64, (1473) 69 - Wahl des Staupitz (1503) 134, 236 - Wahl S i m o n Lindners (1467) 68, 80, 83, 1 2 1 - 1 2 3 ( 1 2 i 2 ' h ) - W i d e r s t a n d gegen Proles u n d die sächsische K o n g r e g a t i o n 58, 69, 74, 121, 127, 131'"' saeculum s. Welt Sakrament, sakramental 20f., 63, 137f., 143, 2 0 3 - 2 0 5 ( 2 0 3 y " ) , 207, 2 0 9 - 2 1 4 ( 2 / / w , 213y'2), 216f., 218W2, 2 1 9 - 2 2 1 , 2 2 7 - 2 2 9 , 246f. - o b j e k t i v e W i r k s a m k e i t der Sakramente 20f„ 213 - sakramentale G e g e n w a r t G o t t e s / C h r i s t i 138', 203f., 210, 214, 221 - sakramentale V e r w a n d l u n g 203 1 2 2 , 207, 210, 211M2, 212, 217, 221, 227 - S a k r a m e n t s f r ö m m i g k e i t 63'"', 22()f. - w ü r d i g e r E m p f a n g des S. 204, 211, 217, 219, 227 Sakrileg 180 sanguis s. Blut sapientia dei/Christi 162™, 164"'', 165"", 197, 200"', 211"', 219m Satisfaktion, satisfactio - Eintritt ins M ö n c h t u m als S. 1 4 4 , 1 7 3 - 1 7 6 - stellvertretende S. Christi 2 1 9 ^ - U n f ä h i g k e i t der Religiösen zur S. 180f. (1812'H,2"), 233 - Willensakt als S. 143, 1802'7 S c h e n k u n g zur F ö r d e r u n g der O b s e r v a n z s. Stiftung Schicksalsgemeinschaft 19 Schisma 2 2 3 S c h m e i c h l e r , adulator 37 Scholastik, scholastisch 44, 60, 176, 216, 241 S c h ö n h e i t , piilchritiido - als weltliches G u t 158,m - der m e n s c h l i c h e n N a t u r 148 - des M ö n c h t u m s 32 2 5 , 38, 129 - Gottes 1 4 7 - 1 4 9 ( ) 4 7 5 5 , 148™''"), 182 S c h ö p f e r , Creator 3 5 " , 161 121 , 165"", 167'w, 176'"\ 1792"', 18 7 244 , 1962"7, 200 m i h , 202m, 204i2'' Schrift (heilige) s. Bibel Schuldkapitel 12, 31, 185 S c h u l d n e r debitor 174, 176' 9 " S c h u t z v e r p f l i c h t u n g Gottes 192, 202 S c h w e i g e n , silentium 12, 53, 168r'7, 228"' secuta ambulatio s. sicherer Wandel Sedes Apostolica s. Papsttum

279

Seele, anima — als jenseitige D a s e i n s f o r m 33, 56*"\ 166 1 4 4 , 188247 — als Sitz des geistlichen Lebens 94"'", 147'"', 148, 165 I W , 168 , M > / 1 5 8 " 5 ", 1922"7, 2003", 204™', 228", 230 — als Teil der m e n s c h l i c h e n N a t u r (zeitl. Gut) 4 0 f „ 45, 148, 166"7, 168™, 176 1 '' 5 — Aufstieg der Seele zu G o t t 95, 171, 230 Seelenheil s. Heil Seelsorge, seelsorgerlich 4, 14, 15' , 5 / M , 20, 60, 95, 2 2 9 f „ 232, 242 — Laienseelsorge 14, 232 — s. a u c h cura animarum Segen 19f„ 22, 224 S e l b s t b e s t i m m u n g 45, 4 8 S e l b s t b i n d u n g Gottes 1 4 6 " , 1 7 6 , v 2 " " \ 177, 2 0 0 - 2 0 2 ( 2 0 0 " " , 2 0 2 , , s ) , 209, 226, 2 4 0 f „ 246, 2 4 7 m Selbsterniedrigung s. D e m u t S e l b s t p r ü f u n g 181, 235 Selbstreflexion 5 Selbstverleugnung (-negation, -preisgäbe), contcmptus sui 4 1 , 4 6 , 116, 178f„ 181, 186, 189, 2437'' Selbstverständnis — des M ö n c h t u m s 5, 6, 186 — der O b s e r v a n t e n u m o n 83 Seligkeit, beatitudo, felicitas 129, 1 5 4 - 1 5 6 , 158, 1 6 1 f „ 1782"'4, 180f„ 19227', 194, 196, 198, 205, 2 0 7 f „ 218m, 235, 2 4 2 f „ 245f. — selig m a c h e n , salvum facere 159'", 242, 245"\ 246 sensualtitas s. Sinnlichkeit Separation (organisatorische A b t r e n n u n g der Observanz) 9 - 1 1 , 47, 81"', 9 1 f „ 102, 116, 118, 134, 236f. Separatismus 71, 134f. serpens aenaea s. e h e r n e Schlange sibi abscindere 42'9, 46 Sich-gefallen-Lassen der W e r k e Gottes (= v o l l k o m m e n e Liebe) 164, 170 Sicherheit, securitas — f ü r das e w i g e Heil 2 1 1 ™ , 233, 235, 242, 246 — des klösterlichen Heilswegs 7, 143f., 153— 156, I57" 1 2 , 158'"\ 159"»"">"'5, I 6 1 f „ 171, 180, 1 9 7 - 2 0 2 ( 1 9 9 m ' M \ 200"), 204™, 2 0 5 , 207, 210, 221, 225f., 228'\ 230, 2 3 2 - 2 3 4 , 241 f., 2 4 6 sicherer W a n d e l , secura ambulatio 143f., 171, j qy302/303 — tutior ambulatio 197 3 " 2 — tutior via 1561110

280

Sachen

sichtbare Dinge, visibilia 3 5 " sieben Eigenschaften - der Hostie 137, 2 1 1 , 219isi - eines klugen Wanderers 144 4 '', 204>2' - eines Toten 144, 186 silentium s. Schweigen Singen, cantus 12, 2 Í 9 3 " , Sinnlichkeit, sensualitas 45, 47, 158"", 184 2 4 ", 187 2 4 5 , 192, 227, 233 Sitten, mores (im Kloster) 65, « l l J , Sittenzucht 19, 21 f. 111 solitudo 235 Sorge soüiätudo

U322i

- für das Heil 50 7 4 , 1922" - weltliche S. 39, 45, 47, 160"7, 163w Spätmittelalter 1 - 6 (4 1 5 ), 8 - 1 0 , 19, 27, 30, 66, 71, 173, 176"'2, 177, 182, 217 Spiritualität - mönchische 5, 16f., 141 - Bursfelder Sp. 232 - Kartäusersp. 34 spoliare s. Entkleidung slabilitas loci 161, 195 Stadt, städtisch 16f., 86, 223 s. auch Ortsregister Stand, status - allg. 235*', 240 - st. ecclesiasticus 19m - der Gnade 148, 215f. - der Sünde 147 - der Verdammnis 33 2H - des Heils 33 2 8 , 204 - des Märtyrers 178 - des Mönchtums 35, 57, 138, 141", 151, 158™, 159"", 1 6 0 - 1 6 2 , 173, 181, 224, 240, 242 - geistlicher St. 154, 235 4 1 - weltlicher St. 2 3 5 4 1 - Mönchtum als Stand - der Buße 152, 185, 187 - der Vollkommenheit 2 6 ' 4 , 3 0 f „ 3 5 3 \ 155, 1862,\ 187 - der Wanderschaft 194 - gesteigerter Gottesnähe 2 4 0 - Standesprivilegien 151 - Standeszugehörigkeit 46, 151, 160, 239, 245 Stationen des Leidenswegs Jesu 184—187, 189, 208 Statuten, statuta 2 8 " , 103''"', 148h\ 184 2 3 7 , 198, 208f., 221, 225, 2 3 1 " , 233, 242f. - Reformst. 12 3 9 , 93, 98, 9 9 1 8 3 Steigerung - des Kults/der Devotion 20, 2 2 0

-

des Sündenbewußtseins 20 des Gottesverhältnisses im Mönchtum 182, 209, 233, 2 4 0 - der Bedrohtheit des Weltchristentums 154 - der Sicherheit im Mönchtum 201, 226 - des Gottverlangens 219 - von Furcht und Hoffnung im Mönchtum 143, 180 - komparativisches Verhältnis des M ö n c h tums gegenüb. dem Weltchristentum 152f„ 235 Stellvertretung - Christi für den Sünder 196, 212 - des Mönchtums für die Weltchristen 21, 56, 230 - der Prälaten für den richtenden Gott 201, 202in Stifter, fuudatores 5 6 " Stiftungen 20, 36 - zur Förderung der Observanz 21, 75 Strafe, poena 190257 - Begrenzung des göttlichen Strafwillens 199 3 " 7 , 200, 202i,H - Widerstand gegen Gottes Strafwillen 204"7 - kirchliche S. 124 - Klosterstrafe 123 - Ordensstrafe 114211, 123, 132 3 " 7 - S. Gottes 19, 21 - Strafgericht des Mose über die Leviten 199*"7, 202m1 - S. zur Durchsetzung der R e f o r m 9 5 " ° , 98, 103, 1 14 22 '' - zeitliche S. 19321h Strafen (einzelne) - Entzug des Wahlrechts, privatio vocis 7 9 " " , 89"\ 1 14 22 " - Fesseln, t'incuta 231 1 1 - Kerkerhaft, carcer 79, 1 14 22 '', 121, 123, 231" Strenge des Ordenslebens, rigor orditüs 1 , 1 1 , 50, 5 1 7 ' , 184 2 4 ", 206, 222, 227 Studium 15''*, 61, 7 9 " " , 103 - des Proles 61, 142 - Philosophiestudium 61" suavitas s. Süße substantielle —» Gelübde Sünde, peccatum 146, 147 5 5 , 163, 173, 174, 177f„ 180, 182, 191, 1972'''', 213*', 2 1 5 * ' \ 216, 219, 244, 245*\ 24T1 -

Sünden, peccata 13, 19"", 96, 174f„ 178, 1 8 0 2 l \ 213 3 4 ", 216m'\ 218™, 228,

Sachen 2 4 5 ™ , 247"" - a n f e c h t u n g 180, 213 - b e w u ß t s e i n 20 - e r k e n n t m s 20, 2 4 6 -fall 1 9 7 " ' \ 2 1 4 -last 20 -schuld culpa 142f., 173' 8 4 , 174'™, 175'*", 176'"", 177 1782"'"2'", 1912", 19321\ 213™', 225, 232, 235 - -strafe, poena 1 4 2 f „ 152, 1 7 3 ' " ' 1 7 4 , 175'*", 177'"1, 1782""', 225, 232, 235 ;792LU/2M/212^ ;Ä0214_ -

-

Sünder, peccalor 33 2 ", 1 6 9 l m , 173, 175, 178, 197, 2 1 3 - 2 1 5 (215™'), 2 1 7 f „ 2 2 8 f „ 233, 235, 2 4 4 - 2 4 6 (244*"'*', 245")

-

S ü n d h a f t i g k e i t 143, 215 sündigen, peccare 95"'\ 156 , 1802'', 191, 200 3 "", 245*2, 247'"' - Versündigung 181 S ü n d e n v e r g e b u n g 143 f., 1 7 1 - 1 8 1 (173m"*\ 175'*", 176'"\ 1792m2'\ 18122'), 183, 205, 2 0 7 f „ 2 2 5 f „ 232, 24584 - Erlaß von Schuld u n d Strafe, rcmissio pocIUW et culpae/plena peccatorum rcmissio 143, 173f. (173m"*\ 174iHH), 175'*", 1791'", 180, 205, 2 0 7 f „ 213y"', 225, 232, 2 3 5 - s ü n d e n t i l g e n d e Kraft des Klosterlebens 171, 177, 179f„ 226 stimmum bonum (= Gott) 147M, 1782"", 1792", 214357 superhia s. H o c h m u t sitpremae philosophiac professio (Privileg) 144 S ü ß e (geistliche), suamtas, dulcedo 507"1, 1922"", 193, 204i2h, 217"4, 233"' Taufe, haptisma/baptismus 143, 173' 8 3 "" 5 , 174, 182, 2 / 5 ' 1 M , 216m, 247"" - Schrift des Proles ü b e r die K i n d e r t a u f e 62f., 140 - zweite T a u f e 30, 63, 152, 173f., 182 T a u s c h g e d a n k e 175, 177, 179 Teilhabe (participatio) an G o t t 147—150 ( J 4 7 5 5 , 148w), 182f. temporaiia s. zeitliche G ü t e r temptatio s. V e r s u c h u n g tcndere in deum s. H i n s t r e b e n zu G o t t tepidus 9J"'2 lerrenum s. Welt Territorialfürsten, Territoriuni s. Landesherren Teufel, diabolus 158 1 " 5 "" 7 , 166 144 , 19321', 213'vs", 23321 Theologie - des Hochmittelalters 4

281

— des Mittelalters 1 4 6 ' 3 — der d e u t s c h e n Augustinerobservanten (Paltz, Staupitz) 60, 229f., 241 — d o m i n i k a n i s c h e 183 22 " — franziskanische 146, 18322" — f ü r d e n Laienstand 230 — F r ö m m i g k e i t s t h . 60, 229f., 235 — Lektor der heiligen T h . (Proles) 60"', 65 — monastische 3—6 ( 3 " ) , 9 — observante 5 — Ordensth. 4 — scholastische 4 — S c h u l r i c h t u n g der A u g u s t i n e r e r e m i t e n 6 — spätmittelalterliche 217 — T h e o l o g i e g e s c h i c h t e , theologiegeschichtlich 3, 4"' — T h e o l o g i e s t u d i u m (des Proles) 61 — T h . Luthers 2, 3", 247"" — Universitätsth. 4 thomistisch 151 timor (dei) s. Furcht, G o t t e s f u r c h t T o d (mors) Christi (Jesu) 144, 166"2, 182, 1 8 4 - 1 8 7 , 194, 196 2 '' 7 , 213, 2152"'* T o d s ü n d e , peccatum/Vitium mortale 33 2 ", 96"' 7 , 213,m T o n s u r 12, 3 5 " , 150, 185 Totalität als S t r u k t u r m o m e n t des O b s e r v a n z ideals 3 9 4 \ 40, 4 3 f „ 47, 49, 116, 147™, 154, 164, 168, 170, 175, 1792'2, 1842w, 1 8 5 f „ 188 25 ", 189 2 5 V 2 5 5 / 2 5 f ', 192, 203, 206, 220, 228 15 — totale V e r w a n d l u n g in G o t t 172'11, 203i22 T o t - u n d Begrabensein (mit Christus), mortiius et sepultus 144, 182, 186, 187 244 , 189, 1 9 4 - 1 9 6 {1942*"), 204' 2 4 , 205, 207, 215, 227f. Tradition 229f. — biblische 184 — franziskanische 176f„ 182, 224 — monastische 3, 5, 40, 4 6 f „ 155, 173, 182, 198, 225, 234, 240 — mystische 171, 245 — observante 142 — scholastische 216, 241, 2 4 3 — Selbstbindungstradition 176m — theologische 186 2 i > , 229f. — traditiones (klösterliche N o r m ) 27f., 231''' transformatio s. V e r w a n d l u n g transgressio s. Ü b e r t r e t u n g transmutatio s. V e r w a n d l u n g Transsubstantiation 203 1 2 1 Trost, consolado 169"'", 1792'\ 180217, 1842W, 1 8 9 2 " , 193, 195ly', 204327, 213, 230, 241, 247

282

Sachen

Tugend, virtus 38, 63, 1 13224, 146w, 147150 (147^), 153 8 7 , 157"'2, l ö S 1 5 6 " 5 9 ' " ' " 169"' 3 / I M 1 7 0 ™ 172 18421", 1862,\ 1 9 7 " " , 199m, 21 i 3 4 ", 212, 2 1 9384, 2 3 9

- m. oboedientiae 204 3 2 8 , 2332" - m. passionis 173183 Vereinigung des Menschen mit Gott s. E i n heit des Menschen mit Christus/Gott Vereinigung von Provinz und Vikariat 2 3 7

- Tugend Jesu 137, 149, 1 8 2 " \ 211, 2 1 9 Tuitiones Observantiae regulae S. Benedicti (Martin von Senging) 51 f.

-

Tun-Ergehen-Zusammenhang 19 8 " Tuus sum, salvum me fac! s. Dein bin ich ... Türken 154 Tyrannenherrschaft 14, 9 J " ' f ' Überpflichtige Leistungen 2 0 , 173 Übertretung, transgressio 27, 28 l 8 / 1 '', 32, 1922"7 Übertritt zu einem strengeren Orden 161 Ungehorsam, inoboedientia, rebellio 13, 15, 89'", U4221, 159"4, 180, 214™, 2 3 8 Unglück als Ausdruck göttlichen Zorns 19 unio s. Einung - fralmm s. brüderliche Einung U n i o n (Vereinigung) der sächs. Augustinerobservanten s. sächsische Augustinerkongregation Unionsverhandlungen nut der Ostkirche 102 Universität 4, 16, 21, 6 0 - 6 2 , 152 - Artistenfakultät 61 Unreinheit, immunditia 37 Unschuld, innocentia 149, 1 7 3 ' " \ 2 0 2 1 ' 7 , 215 3 " 4 , 216™, 217™, Untergebene, subditi 12f., 15, 32 2 '', 37, 50, 5 1 " , 53"', 54, 56"', 57, 73, 88, 142"', 2 0 0 202 ( 2 0 0 " " , 2 0 2 3 ' 8 ) , 2 / 6 3 7 2 Unterricht 21 Untertanen 19 Usurpation 6 6 " , 81 " 3 usus 28 Väter des Mönchtums, (sancti) patres 2 8 f „ 35, 14 75*, 1842M,

26 1 4 ,

198, 2 3 1 "

Vaterunser 169 1 6 8 Verdammnis, dam(p)natio Verdammte, dam(p)nati

33 2 8 , 180, 1 8 J 2 2 3 166 1 4 4

Verderben 33, 2 1 8 Verderbnis 56 Verdienst(lichkeit), meritum/meritorius

18, 20,

46, 165, 1 7 6 - 1 8 0 , 191, 199, 204 3 2 8 , 2 0 8 , 2 1 # 379 , 2 1 9 3 8 3 , 226, 2 3 3 2 " -

Christi 181 2 2 3

-

meritum de condigno

-

m. de congruo 2 1 9

219

Unionsversuch des Staupitz 64, 102, 109, 237f.

Verfall im M ö n c h t u m , deformatio, lapsus 2, 8, 12f., 21f., 2 5 - 2 7 , 30, 32 25/2 '\ 3 3 f „ 3 8 , 47, 56 8 3 , 7 5 , 9 4 - 9 7 , 98™, 149 -

Analyse/Diagnose des V. 25, 2 6 ' 3 , 30, 34, 37, 97 - Klage über den V . 14, 27, 30, 3 2 f „ 3 8 , 149 - Maßstab des V . 21f., 25, 30, 34, 4 8 - Ursachen/Wurzeln des V. 1 2 - 1 5 (/3 5 "), 3 6 - 3 8 , 95"''', 97, 150 Verfehlungen/Vergehen 20, 25, 27, 43, 50, 142. 1 4 6 f „ 173, 181, 2 2 8 - läßliche V . 13, 2 2 8 Verheißung, promissio 145, 151, 153, 169w', 175"", 176 1 '' 4 , 179 2 I 2 / 2 L \ 199 3 " 4 , 201, 21 i 3 3 7 , 240, 247'"' veritas s. Wahrheit Verkauf von Klostergütern 134iu Verlangen, desiderium, esuries: -

-

nach geistlicher Erfüllung 156'' 7 , 1942MI, 203,2\ 21 i 3 4 2 , 2 i2 341 ', 213™, 2 1 4 - 2 1 9 ls7 (214^''1 217"1"i7t 219384) nach weltlichen Dingen 146m, 160'", 166'A1, ? 9Î 2 " 4 / 2 "", 192 2 " 7 , 1942*",

Verlorenheit, perditio 32 2 4 , 245f. Vernunft, ratio 4, 18f., 47, 14751', 2»/24II _ (19]2