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German Pages 733 [740] Year 1822
O. §. v. Richter
Wallfahrte» im Morgenlande.
Otto Friedrichs von Richter
Wallfahrten im Morgenlande.
Aus seinen
Tagebüchern und Briefen bargesiellt
von
Johann Philipp Gustav Ewers, Nuss. K. Staatorath,
Dtiffir des Ordens der H.
Anna zweiter Classe,
ordentl. Professor an der Universität Dorpat rr.
Mit
Kupfern.
Berlin, i n
G.
i g22.
Reim er ' S
Verlage.
Vorwort des Herausgebers.
Ä/er Jüngling, von dessen Wallfahrten im Morgenlande
das vorliegende Buch Nachricht gibt, war der zweite Sohn des Livländischen Landrathü Otto Magnus von Richter, und am 6. August 1792 auf dem Landsitze Neu-Kusthof
bei Dorpat geboren. schönern Waimel,
Hier, und später auf dem nahen,
verlebte er die Knaben - Jahre im
Schooße der edelsten Häuslichkeit,
die, mit einer selte
nen Harmonie aller Theilnehmer, dem Genusse reichlicher Glücksgüter Anmuth und Würde lieh.
Ein älterer Bru
der und ein gleich alter Detter nebst dessen Schwester bil deten den Kreis der Gespielen, welchem der Herausgeber
als Lehrer beigesellt ward (iQo3)-
Unter Leitung des letz
teren entwickelte sich bei Otto von Richter früh die nie wie
der erlöschende Liebe zum elassischen Alterthume.
Dieses
und ethnographische Studien beschäftigten ihn Vorzugs-
weise, (b bald er die Griechische und Lateinische Sprache
verstand; auch in Moskau, wohin er sich (Sommer lßoß), nach des Vaters Willen, mit Bruder, Vetter und Lehrer
begeben mußte, um vor der Reise in das Ausland das ei gentliche Rußland kennen zu lernen.
Er nutzte den jähri
gen Ausenthalt daselbst zur Erlangung einiger Kenntniß
der Neugriechischen Sprache, und ging dann (Herbst 1809), feinen bisherigen Lehrer, aber nicht die beiden anderen Ge
nossen verlassend, nach Heidelberg. Hier konnte er die lange gehegte Neigung zu den orientalischen Sprachen einiger
Maaßen befriedigen: Herr Professor Wilcken lehrte ihn die Anfangsgründe der Persischen und Arabischen.
Eine flüch
tige Reise durch die Schweitz und einen Theil ^kalien'S unter brach seinen Fleiß, der gl'er bald in den Schätzen der K. Bibliothek zu Wien unerschöpfliche Nahrung fand.
Sie
lockten ihn (1812) dorthin, wo Herr Hosrath von Hammer
dem wißbegierigen Schüler eine besondere Aufmerksamkeit
schenkte, und der Umgang mit dem Herrn LegationSrathe Friedrich Schlegel auf feine allgemeine wissenfchaftliche Bildung großen Einfluß äußerte. Während des Sommers i8i3 kehrte er durch Böh
men, Schlesien und Polen in die Heimath zurück; weilte
aber nur bis zum Sommer des folgenden Jahres, da er
schon über Odessa nach Konstantinopel abging, im Sch ei-
den dem Herausgeber die brennende Begierde vertrauend,
den Orient durch eigene Anschauung kennen zu lernen. Er wollte dort praktisch neue LebenS-Ansichten sammeln, da die
in Europa geltenden ihm eben so langweilig, als einseitig schienen. In der Osmanischen Hauptstadt verband er das Studium der herrschenden Sprache mit der Fortsetzung des
Petstschen und Arabischen unter Anweisung eines Mullah.
Im gastfreien Hause des Schwedischen Gesandten, Herrn Rit ters Palin, lernte er Herrn Sven Lidman kennen, der die Stel le eines Gesandtschafts-Secretaires bekleidete, und schloß mit
ihm den Bund inniger Freundschaft.
Sie vereinigten stch
zu einer Reise nach Aegypten, die beide, von einem viel
gewanderten Armenischen Diener, Kirkor (Gregor), be
gleitet, am 3o. Marz 1815/ auf einem Griechischen Schiffe
antraten, LeöboS uud RhoduS besuchten, und am 12.April
bei Alexandrien landeten. Mit allen erforderlichen amtlichen Papieren und meh
reren Privat-Elnpfehluugen an Mehmed Ali Pascha auSgestattet,
fanden sie nicht das geringste Hinderniß, dieß
wundervolle Land zu bereisen, ja, noch darüber hinaus,
biS Ibrim in Nubien, vorzudringen, nicht ohne wissen
schaftliche Ausbeute, zu welcher vorzüglich die Zeichnung und Befchreibung der wenig gekannten Tempel von Scheich
Saad, Garb Sabaa, Uffeddin, Dekeh, Garb Girscheh,
Garb Dendur, Kalaptscheh und Debad gehörten, die für Richter ein besonderes Interesse haben mußten, da er die
Hoffnung nährte,
sie einst mit den Wundern der atteq
Baukunst Persien'S, vielleicht In dien's, zu vergleichen.
Auf einem Arabischen Schiffe verließen die Reisenden Aegypten am 20. August ißi5/ uud landeten nach drei Ta
gen bei Jaffa, von wo aus beide die Reise antraten, die in
diesem Buche wortkarg beschrieben ist, welche Richter aber meist allein fortsetzte, da der Freund schon qm 14* Sep tember nach Konstantinopel abgerufen wurde; uud auch Er sollte ste nicht vollenden.
Den einsamen Wallfahrer er
eilte in den Gestlden Mysien'S eine tödtliche Krankheit, als er dem Zeitpuncte nahe war, der ihn Herrn Lidman wie
der zuführen sollte.
Sie hatten einander nach Rom be-
fchieden, wo sie die Resultate ihrer Aegyptisch-Nubischeq Reise für das Publicum ordnen wollten.
Darauf dachte
Richter nach Paris zu gehen, um literarische Pläne auszu-
führen: n.A. eine Ueberfetzung des Antar, und eine an den
Denkmaalen der Kunst entwickelte Geschichte der Verbrei tung religiöser Ideen aus Aegypten nach Syrien.
Dieß
meldete er, in der Hoffnung, seine Aeltern bald auf Ita
lischem Boden zu begrüßen, dem Vatev, auS Konstanti nopel, im Frühlinge, 1816, von wo er sich wieder nach
Klein-Asien wandte, und die ©einigen öfter mit Nachrich-
fen erfreute.
Der Mutter schilderte er -,daS Gefild', wo
Troja einst war", in einem Briefe vorn
Julius 1816 aus
Smyrna, schließlich die Genüsse seiner bisherigen Wall fahrten preisend, mit den Worten: „Selbst die Beschwer
den erhöhen die Auncbmlichkeit der Erinnerung, wenn sie überstanden sind.
Noch trage ich an meinem Körper die
Braudmaale der Nubischen Sonne, und es macht mir im
mer neue Freude, sie auzuseheu.
Wie vielen Stoff zu nütze
licheu Arbeiten habe ich gesammelt, der uns, will's Gott, zusammen manche frohe Stunde machen soll.
Ja gewiß,
die jüngst verflossenen beiden Pikger-Jahre find in jeder
Beziehung so gehaltvoll für mich, daß ich sie nicht um Dutzende eines ruhigen Alltagslebens vertauschen möchte. Wenigen ward es vom Glücke beschieden, wie mir, so
lange in der Ideen-Well und für die Phantasie zu leben, und den Genuß der herrlichsten Naturwunder damit zu
verbinden.
Und das Alles verdanke ich dem Vater, und
Dir, meine liebe Mutter!"
Es wav sein letzter Brief.
Vor dessen Ankunft verlautete in Livland, daß der
Allerhöchste Wille Sr. Majestät des Kaisers eine Gesandt schaft nach Persien bestimmte, an deren Spitze der Herr General Jermolov stehe.
Der Herausgeber, erwägend,
wie sehr willkommen es Richter'n seyn müsse, als Mitglied
unter ihrem Schutze Farsistau und Iran möglichst weit zu
durchforschen, wagte, ohne einige Rücksprache mit dem
Entfernten (welche die Eile nicht gestattete,) dem Herrn Reichs-Kanzler, Grafen Numjanzov, solchen Gedanken mitzutheilen, und den Wunsch:
chen.
er möge ihn verwirkli
Mit dem lebhaften Interesse, welches er an Allem
nimmt, was die Wissenschaft fördern kann, faßte dieser
ihn auf, und unterlegte dem Monarchen dieBitte, den Rei senden bei jenerGefandtschaft so anzustellen, daß er nöthige Muße zu wissenschaftlichen Untersuchungen behalte. Mehr
als sich billig hoffen ließ, geschah: Alexander genehmigte
eS huldreichst, Otto von Richter zum Co lieg i en-Assessor er nennend, mit dem Befehle, ihn etatmäßig zu besolden, überall seine wissenschaftliche Thätigkeit möglichst zu be
günstigen, ohne ihm amtliche Geschäfte aufzulegen. Depesche des
Ministers,
Die
welche diese ehrenvolle Be
stimmung enthielt, fand den Jüngling auf seinem Ster
bebette in Smyrna.
Mit Dank gegen den Kaiser äußerte
er noch die Bereitwilligkeit, den Weg nach Teheran anzu
treten, so bald sein Gesundheitszustand cs erlaube.
Aber
die Vorsehung hatte es anders beschlossen: er starb am 13. August.
SeineAsche ruht auf dem Fränkischen Gottes
acker unter einem weißem Marmor, durch Inschrift kenntlich. Sein Nachlaß von orientalischen Büchern, Handschrif
ten und Knnstsachen, auf Kosten des Kaiserlichen CabinetS
aus Konstantinopel nach Dorpat gebracht, ist den Samm lungen der hiesigen Universität einverleibt. Der folgende Auf
satz des Herrn Professors Morgenstern, S. 599 u- f , gibt dar über zum Theil Auskunft, zum Theil vorläufige Nachricht. Die oben erwähnten Resultate der Aegyptisch - Nubifchen
Reise wird HerrLidman, jetzt Professor in Linköpkng, be kannt machen.
Was hier über Syrien, Cypern undKlein-
2lsien erscheint, hat der Herausgeber aus des Verstorbenen Tagebüchern und Briefen in das Vaterhaus fast wörtlich
zusammen gestellt, jede Erweiterung aus anderen Quellen
verschmähend, mit Ausnahme Palästinas, wo ausdrück lich auf einige Notizen in Chateaubriand's Itineraire
de Paris d Jerusalem (Paris, 48ns) verwiesen war. Die Wahrheit der Nachrichten ist auch nirgend dem Style geopfert; also ganz unverfälscht geblieben.
Ueber ihren
Werth für die Länder- und Völker-Kunde mögen Andere richten.
Er würde freilich ungleich bedeutender ausgefal
len seyn, hätte ihr geistreicher Urheber selbst Alles zur öf
fentlichen Mittheilung gestalten können, was nur zur eige nen Erinnerung im Umrisse aufgemerkt ward.
Aber auch
das Unvollkommene schien die Bekanntmachung wenigstens
in dem kleinen Kreise der Gelehrten vom Fach (es sind nur vierhundert Exemplare des Abdruckes dem Buchhandel be stimmt,) zu fordern.
Die hinzugefügten Inschriften, S. 553 u. f., hät ten wohl einssr strengeren Auswahl unterworfen werden sollen; aber dazu gebrach eS dem Herausgeber an Hülfs
mitteln, und noch mehr an Zeit.
Alle nahmen auch so ge
ringen Raum ein, daß er lieber ihrer zu viel, als zu wenig geben mochte, und daß er daran nicht übel gethan hat, erhellt schon aus Herrn Professor Morgenstern's Bemer kungen, S. 625 u. f. Die radirten Kupferblätter sind nach flüchtigen Skiz
zen von einem befreundeten Dilettanten der Kunst, die
übrigen von dem Lehrer derselben an der hiestgen Univer sität, Herrn Professor Senff, geliefert.
Dorpat, am 19, Julius, 1822.
Gustav
Ewers.
Ueberschriften der Abschnitte.
I. Barr ei Scham. (Syrien.) igiA, ißi6.
*• Don Alexandrien nach Jaffa. Seite 3-
2. Ueber Jaffa (Joppe) und Ramleh nach El Kode (Jerusalem). S. to. 3- Die Kirche des heiligen Grabes. S. '?•
4- Der Leidensweg. Andere heilige Orte. Lage der Armenischen, Griechischen und Lateinischen Geistlichkeit. S. 25. 5- Sion. Kaifas Haus. David'--Pallast und Grab. Passah-
Saal. Siloe. Die Thäler Ben Hinnon und Josaphat. Oehlberg. Grotte der Apostel. Capelle der Auferstehung. S. 30.
6. JohanneS-Wüste. Grab der Elisabeth. Bethlehem. Kirche jur Geburt Christi. S. 36. 7. Dshesmanije (Gethsemane). Maria's Grab. Königs-Graber. Moschee Es Sachra. Zustand Jerusalem'-. Pilger-Zeugniß. S. 43. 8. Ueber Rama (Arimathia), Dir und Nablu» (Sichem) nach Nasra. S. 53-
9- NaSra (Nazareth). Kana. Der ScgenSberg. Tabcria (Tibe-
rias). Thabor. Berg des Abgrundes. Zoseph's, Iakob'S und Maria's Wohnung.
S. 58-
io. Ueber Chaifa (Porphyreon) und den Berg Karmel nach Aka. S.64.
i i. Don Aka (Ptolemais, St. Johann von Akra) über Sur (Tv» ruS>, Saida (Sidon), Beirut (Berytus) und den Libanon
S. 67.
nach Baalbek.
13. Baalbek (Heliopolis).
S. 81.
iz. Beirut. Suk. Kloster Mar Hanna (St-Johannes) in Libanon.
S. 92.
14. Kloster Mar Seman (St. Simon). KalaatFakra. Milch-und Honig-Fluß.
S. 100.
15. Afka (Aphaca). Der Ccdccn-Wald. Kloster Kascheia. Tripoli. S, 106.
16. Vorgebirge Carugc (Bel Monte). Botrun (Botrys). Colle gium Mar Seman. Kloster Hariffa. Beirut.
S. u6.
17. Thal deS Damur. De>r el Kamar. Dorf und Kloster Maschmasch. Fakhreddin's Hohle.
S. >25.
iS- El Bkaa (Coele-Syria). El Scham oder Damashk (Damas-
cus).
E. 135.
19. Der Desid. Dumar. Fidsheh. Damashk.
S. >54-
20. Kadbem. Kisweh. Ben Nun. Salamen.
S. i6r.
21. Adra (Edrata). Schechincskin. Mescrib. Gasaleh. 32. Dosra (Karnaim Astaroth, Bostra).
S. -8i.
S. >72.
2Z. Ueber Damashk/ Malaleh/ Jadrada, Nebk/ Kara und HasS. *9r-
sieh nach Homs.
24. Don Homs (Emesa) durch die Wüste nach Tadmor. 25. Tadmor (Palmyra).
S. 205.
S. 216.
26. Ueber Homs, Restan (Arethusa^/ Hamah (Epiphania), Maarar an Noman (Arra) und Selmen (Salamias oder Salami-
nias) nach Haleb.
S. 226.
S. 240,
27. Haleb (Beröa).
28. Ueber Taaffeh und daS St. Simeons-Kloster (Kalaat Semaan)
nach Antakia.
S. 267.
29. Don Antakia (Antiochien) nach Latakieh.
S. 231.
50. Latakieh (Laodicea). Ueberfahrt nach KibriS.
S. 291.
KibriS. (Cypern.) 1816.
II.
Zi. Famagusta (Arstnoe) und Larnaka.
S. 301.
32. Nikosia. OaS St. ChrysostomuS-Kloster.
S. 3n.
33. Ueber Bufavento, Chytria, Timbos und Larnaka nach Karaman.
S. 320.
III.
Anadoli. (Klein-Asien.) 1816.
54- Alaja (Pbaselis).
S. 329-
35* Ueber Saberlar, Jlwat, Karas und Kirli nach Bei Schehri.
S. 345* 36. Ueber Kerelu, Karaagatsch/ Jenitschekoi, Eghirdir, Jsbarteh
(Philomelium) und Sundukly nach Kiutahia (Cotyium). S. 554.
37- Ueber Segut (SynauS), JSnik (Mcaa) und EScodar oder
Skutari (Chrysopolis) nach Jstambol. S. 3?4-
38- Jstambol (Konstantinopel).
S- 381-
59- Ueber Mvdania (Apamea) und Brnffa (Prusa) jum Anadoli
Dagh (Olympus Mystus).
S. 3g6.
40. Abülliont (Apollonia). Muhallltsch. Panorma (Panormus). Mamun» Kaleffi (Cyzicus). Erdekkoi (Artace).
S. 41°.
4«. Mussatschch. Karadoa (Priapus). Kemer (Parium). Galli» poli. Dardanellen (HellespontuS).
S. 423-
41. Jmbro (JmbroS). Samothraki (Samothrace). Stalimene (LemnoS).
Der Athos.
S. 43?«
45. Ueber die Dardanellen nach Bunardaschi (J^ion), Eski Stambvl (Alexandria Troas) und Beiram.
44- Beiram (AffuS).
S- 45ü.
S. 465.
45- Ueber die Dardanellen nach Metelitto (LeSbos). 46. AjaSmak (Atarnea). Pergamo (Pergamum). 47- Jsmir (Smyrna).
6. 472-
S. 485.
S. 495.
48- Maniffa (Magnesia am SipyluS). Akhiffar (Pelopia, Thya« tira). Gart (Sardes.) Allahschehr (Philadelphia). 49- DengiSli. Eskihissar (Laodicea am Lycus).
(Hierapolis).
S. 5°5-
Pambuk Kaleffi
S. 517.
So. Keireh (Aphrodisias). NaSIi (Nyffa). Güselhiffar (Magnesia am Mäander).
S. 53-
61. Jenibola (NeapvliS). Eskihissar (Stratonicea). Millaß (Mylasa).
Affem Kaleffi (Jaffas). Demir Kaleffi» Arabihiffar
(Pedasus).
S. 539-
Inschriften. I.
E« 553 — 5yG.
AuS Beirut. Aus Kalaat Fakra.
II. III.
IV -T VII. Aus SalamenVlli—XIII. Aus Adra.
Xiv-XXI. AuS BoSra. XXII,
Aus Latakich.
xxm. XXIV.
Aus Nikosia.
XXV. Aus Chytria. xxvi. XXVII. Aus Larnaka.
XXVIII. AuS KaraS. XXIX. «u- Zalowatsch.
XXX. , Aus Ienitschekoi. AuS Panorma.
XXXI.
XXXII, Aus Gallipoli.
XXXIII. Aus Halilelikoi.
XXXIV,
Aus Tschivlak.
XXXV. Aus Bunarbaschi,
XXXVI.
Aus Beiram.
XXXVII. «Vs Metelino.
XXXVIII—XL und XLII. Aus Akhiffait. XLL AuS Allahschehr.
XLIII. Aus Gart. XLIV. Aus Eskihiffar. XLV. Aus Pambuk Kalcffi. XLVI-XLVIII, Aus Keireh. BeilagenI. C. Morgensternii Recensio xxx numorum veterum Graecorum
argenteorum.
S. 599-
'Pfeift fotstf nstcb dem
xvm II.
Ueber die Nichterische Sammlung für Literatur und Kunst, Schreiben an den Her«
und über einige alte Inschriften. ausgeber von Karl Morgenstern.
III.
S. 6n.
Moritz von Engelhardt zur Kenntniß der Felsbeschaffenheit Syrien'- und Klein,Astens-
Verbesserung der Druckfehler-
Namen, Register.
S- Cgi.
S- 693.
S- 699. Kupfer;
1. Das Rildniß bcf? Reisenden. 2. Temoel tu Cnlsttticn.
3
Th enter im Schlosse zu Bosra.
4-
Grundriß der Reste des TbeakerS zu Vosra.
Z. Reste des Thrones der Jüdischen Prinzessinn in VoSra. 6. Detail der Säulen-Ordnung des Thrones der Jüdischen Prinzessinn zu Bosra. 7. Hafen von Latakieh, sonst Laodicea ad Mare.
8«
St Cbrysostomus Kloster auf (Supern.
9.
Bufaverrto oder Ri an eh auf (Syrern.
10
Ma »nun Kalessi, bei Cozieus,
11. Ruinen einer Wasserleitung bei Parium, (jetzt Kemer oder Kamarir.) 12. Kastro auf (Samothraee.
iZ. Kloster Lawra auf dem Achos. 14.
Lemnos.
I5« Hiera rolis, (jetzt Pambuk Kalessi.) 16.
Ässern Kalessi, sonst IassuS.
B a r r
e l
Sch a nu
(Syrien.) i8*5> ißiG«
r.
Von Alexandrien nach 3‘1fsa-
—
—
—
—
J©ev treffliche Schwedische Eonsul
in Kairo, Herr Dockty, widerriekh uns, wegen der anger kündigten Truppen «Märsche, bas Delta zu bereisen, wie
wir uns vorgenommen.
Wir wünschten daher, uns mögt
lichst schnell nach Palästina einzuschiffen, und er miethete uns um sechzig Piaster die Cajüte einer großen Barke, Masch
genannt, die mit Dohnen, für Rechnung des Pascha, belar den, nach Damiat ging.
Am it. August Nachmittags luden
wir unser Gepäck auf ein Kameel, und wir selbst, unter dem Schutz des treuen Pussuf (wie unser Janitschar, Zbrar
him, sich hier nennen ließ,) und zweier Soldaten, begaben uns auf Eseln nach Bulak, wohin wir ohne Unfall und ohue
ein bises Wort zu hören gelangten.
Wir fanden aber das Fahrzeug mit Menschen anger füllt, deren Gesellschaft für uns wenig Einladende- hatte; außer Türkischen und Griechischen Kaufleuten und einem
Soldaten des Pascha eine Unzahl armer Megrabknen, bk« durch Schmutz und Ungeziefer sehr zur Last fielen.
Die Car
jüte bestand aus zwei Zimmern. Das vordere, zum Theil mit Dohnen angefüllt, überließen wir unserm Armenischen Der
bienten, Kirkor, (Gregor) mit dem Gepäck; in dem Hintern
nahmen wir selbst Platz, bis uns Hitze und Ungeziefer vertrier ben. Da flüchteten wir auf das Verdeck, welches einen bessern
Aufenthalt gewährt hätte, wäre die unsaubere Nachbarschaft nicht gewesen, die uns zwiefach bedauern ließ, daß wegen
beS RamadhanrFesteS die Schiffer mit der Abfahrt bis ger gen SonnenrUntergang zögerten. Noch ein Mahl genoß ich recht die Schönheit diese-
Landes.
Bulak mit seinen glänzenden Häusern und zahlr
losen Masten, die Ufer des Nils, die er jetzt ganz anfüllte,
erhoben sich wie lachende Znseln aus dem Wasser, und die große Pyramide schillerte im Abendroth mit den seltsamsten
Farben.
Der Wind war günstig und mit vollen Segeln
wogte das Schiff den segenvollen Strom entlang, der schon an mehreren Stellen sein Bett überschritt.
Auf beiden Sei
ten dehnte sich eine grüne Fläche unübersehbar aus, durch schnitten von zahllosen Dörfern mit glänzenden Kuppeln und Minarets, von Canälen im Schatten dichter Baumgänge, von Palmenwäldern und Gruppen majestätischer Sykomor
ren.
Ueberall glänzte das Bild des Reichthums und der
Fruchtbarkeit, zu welchem nur der Mensch nicht paßt, der
hier traurig unter den Schätzen der Erde wandelt, ohne ih rer genießen zu können.
Sonntags, den iz. August, am Abende erreichten wir Damiat, und wurden im gastfreien Haufe des Schwedisch«
Preußischen Agenten, Herrn Basilius Fachr, gut aufgenomr
men.
Die Stadt bildet einen schönen Halbmond am Ufer
des Nils, der mit den nahen Minarets, die wegen des Rar madhan erleuchtet waren, einen herrlichen Anblick gewahrte. Gegenüber liegt das ewig grüne Delta, und auf der andern Seite kränzt den heitern Ort ein unabsehbarer Garten, von
Canälen durchschnitten, in der üppigsten Fülle prangend.
Ich glaubte mich unter einen andern Himmelsstrich verseht, so verschieben ist die leichte frische Luft, die man hier ath
met, von der Backofen r Atmosphäre Kairo's und OberAegyptens.
Leider erfuhren wir von Herrn Fachr, daß wir den
beschlossenen Abstecher nach San und dem See Mensaleh auf
geben müßten, weil wegen des Ausstandes *) man keine
•) Ueber diesen Aufstand gab der Reisende in einem Schrei, ben aus Damiat vom 14. August i8i5 folgende Nachricht: „Am 4. August brach (in Kairo) plötzlich eine Revolution gegen die Negierung aus. Die Arnauten, welche die Infanterie des Pa scha bilden, bewiesen ihm ihre Unzufriedenheit mit seinem Plane, Europäische Waffenübung und Disciplin unter ihnen einzufüh ren, dadurch, daß sie sein Haus angriffen. Er hatte stch aber weislich in's Schloß zurück gezogen, und die Rebellen wurden geschlagen. Nun zerstreuten sie sich in der Stadt, deren Buden, Magazine und Kaufhöfe sie methodisch und ruhig ausplünder ten, da sie von Seiten der erbärmlichen Bewohner keinen Wi, derstand fanden, und die Truppen, weiche der Pascha aussandte, um Ordnung zu stiften, ihre Häupter im Stich ließen, um gleichfalls an der Plünderung Theil zu nehmen. Dieses llnwe»
Mittel habe, die dort hausenden Araber in Ordnung zu hatt
ten. Wir bedungen daher gleich unsere Ueberfahrt auf einem meist mit Reis beladenen Schiffe nach Jaffa.
Sie kor
stete vier Venetianische Zecchinen und das Versprechen, in Jaffa zu sagen, wir hätten nur vierzig Piaster bezahlt. Dar gegen machte sich der Schiffer anheischig, schon am 15. Aur gpst nach dem Bogas (Nil-Mündung) abzufahren, wo wir
ihn am Morgen des folgenden Tages einhohlen sollten, um alsbald unter Segel zu gehen.
Aber widrige Winde hielten
uns bis zum 20. zurück, während welcher Zelt sich die Reiser
Gesellschaft durch einen Haien-Bruder,
Fra Geminiano,
fen dauerte etwa zwei Tage. Nebst mehreren andern Stadtthei, ten hatte auch das Quartier der Franken, wo wir uns befan den, seine Thore geschlossen, und sich bestmöglichst in Derthei, digungsstand gesetzt, welches nicht schwer war, da die Räuber ohne Anführer, und daher ohne Plan und Einheit in ihren An, griffen waren, die ste jedoch acht Tage hinter einander fast jede Nacht, und besonders gegen das Franken-Quartier wiederholst, ten» Man bat den Pascha um Hülfe; er konnte aber nichts ge, ben, als Schießpulver, und machte einen Aga für die Sicher heit des Quartiers verantworklich, wiewohl es gerade dieser Aga war, dessen Soldaten alle Rächte die Franken mit Leitern und Flinten - Schüßen anfielen, Ich weiß nicht, was nm Ende aus den armen Europäern geworden wäre, ohne die Thätigkeit des Schwedischen Consuls Bockty, der einige sechzig Flinten austheilte, und selbst alle Runden, Wachen und Patrouillen ord, nete. Diese Wachsamkeit hielt die Räuber in Respect. Indes sen capüulute der Pascha, gewährte ihnen Verzeihung, wenn sie das Geraubte ausliefern wollten, und persprach der Stadt, das Fehlende zu ersetzen, sie mit seiner treuen Reiterei umge, bend, damit Niemand das Geraubte in Sicherheit bringen könne. Da die Rebellen noch obendrein fast all ihr Pulver verbraucht, mußten sie wohl nachgeben. Aber man traute dem Frieden nicht, fürchtet^ vielmehr für die Ruhe von ganz Unter-Aegypten."
mehrte, der eben mit dem Französischen Dragoman, Herrn
Rostand, aus Alexandrien kam, und nach Jerusalem reisen wollte, wo er zu Hause war.
Er, ein gefronter Luccheser,
hatte in seiner Jugend für gut befunden, die Schuster-Werk» statt mit der Kloster-Zelle zu vertauschen, ohne jedoch dem
Leisten gänzlich zu entsagen.
Vielmehr liebte er diesen, nach
der Branntweinsstasche, am meisten, wenn er ihn auch nicht eben so eifrig handhaben mochte.
Uns war er willkommen,
als Begleiter in das Land unserer Wallfahrt. Der Russische Agent, Herr Georg Airuth, und sein Bruder suchten sehr gefällig unsern Aufenthalt zu erheitern,
und luden uns zu einer Wafferfahrt nach dem Schlosse und Dorfe Usbeh am Dogas.
Im letztem besitzt Herr Airuth
ein Haus, wo wir zu Mittag speiseten, und dann die wenig
entfernte Feste besahen.
Sie ist auf einem niedrigen Puncte
angelegt, und so weitlauftig, daß es eines Heeres bedürfte, sie zu vertheidigen.
Das rechte Nil-Ufer ist beständig grün,
mit Reis und Palmen, oder dem Wasser nahe mit hohem Rohr bewachsen.
Die Wohnung des Befehlshabers liegt
etwas weiter vom Wasser, als ein artiger Kiosk, der in die Landschaft leuchtet.
Am linken Ufer hört die Vegetation bald
auf, und Sanddünen erstrecken sich bis an das Meer.
Als wir am 20. wieder nach Usbeh kamen, fanden wir, daß unser Schiff endlich in See gegangen war. Germe (Doot) wartete auf uns.
ohne Besorgniß.
Eine
Wir bestiegen sie nicht
Links der Fluß-Mündung verlor sich eine
niedrige, sandige Landspitze in das Meer, dessen Wellen,
von schwachem Winde aufgeregt, mit den Wellen des Nils
zusammen stoßend sich da brachen, wo nahe dem rechten
Ufer nur ein schmaler Durchgang ist.
Unsere Germe stieß
auch einmahl auf den Grund, obgleich ein Matrose am Von
bertheil ihn immer mit einer Stange untersuchte, weil er veränderlich seyn soll.
Aber wir kamen glücklich hindurch
und in das Schiff, das bei günstigem Winde die Segel ausi
zog. Schnell schwand uns Aegyptens Küste aus dem Gesichte. Zn der engen, dumpfen Cajüte zu bleiben, war um möglich; Gestank und Ungeziefer vertrieben uns.
Aber auch
auf dem Verdecke war beiden nicht zu entgehen, und kaum fanden wir hier Raum genug, um für die Nacht eine Mm traze leidlich ausbreiten zu können, wo die schmutzigen Mar
trosen immer über unsere Köpfe schritten, und die gar zu große Nähe der Reiser Gesellschaft uns bald durch häufige ZnsectenrDisse fühlbar ward.
Dazu kam, daß alle, Herrn
Libman, den Münch und mich ausgenommen, die Seer
krankheit ergriff, bei manchem vielleicht durch den starken Ger
ruch verfaulter, gesalzener Fische beschleunigt, die den Matror fen zur Nahrung dienten. Zum Ucbermaaß des Elends pflegte
der Rers (Capitain) bei Tage über das Verdeck ein Zelt zu spanr neu, das ganz von diesem Geruch«, und noch von manchem
andern eben so ekelhaften, durchdrungen war.
Zn dieser
Atmosphäre ausdauern zu müssen, erkläre ich für die größte Qual meines bisherigen Lebens, welche auch der Schlaf nicht milderte, wie ich es wünschte, denn die RamadhamFeier hielt
«ährend der Nacht die Muselmänner wach, und ließ sie um
9
endlich schwatzen.
Unser graubärtiger Reis, Mustafa el ba
ba, war ein gutmüthiger, dienstfertiger Greis, der sich alle
Mühe gab. Unser Geschick zu erleichtern.
Aber wir konnr
ten ihm nicht ansinnen, das wirksamste Mittel zu ergreifen:
stinkende Fische sammt stinkender Decke über Bord zu wer fen, und von seinen Glaubensgenossen zu begehren, daß sie
den Ramadhan in der Nacht verschlafen oder schweigend feiern sollten.
Wir getrösteten uns der Hoffnung, am folgenden Tage Jaffa zu erreichen.
Der günstige Wind versprach es.
DaS
Meer glanzte veilchenblau, purpurne Wölkchen schwebten am klaren Himmel, und schnell durchschnitt das Schiff die lind
bewegte Flache, lange Silberstreifen nach sich ziehend. Aber schon in dieser ersten Nacht trat eine Windstille ein, die uns,
wie fest gebannt, auf einem Puncte hin: und herschaukelte.
Sie dauerte bis zum Nachmittage des 21., und langweilte in
der folgendenden Nacht wieder. Erst am Morgen des 22. Augusts erblickten wir bei Sonnenaufgang einen langen, gelben Streif am Horizonte, die Küste von Palästina. Bald unter
schied man deutlich auf dem hellen Sandgrunbe die dunkeln Oliven-Walder und in blauer Ferne die Berge Zudaa's. Ein schwacher Landwind erhob sich, führte uns an Gaza und Asr
kalon vorüber, deren Lage man uns zeigte, um Mittag in
den Hafen von Jaffa.
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s. Ueber Jaffa (Joppe) und Ramleh nach El Kods (Jerusalem).
Eine verwirrte Masse von Thürmen, Kuppeln, Schwib
bogen und Hausern erhebt sich am steilen Ufer des Meers. Ein Halbmond von Klippen, wahrscheinlich der alte Hafen-
Damm, bildet den jetzigen kleinen, seichten Hafen und eine
gefährliche Brandung, die Tag und Nacht brauset.
Am
Eingänge gegen Norden legte sich unser Schiff vor Anker, und wir begaben uns in das Hospitium, wo wir von den Spanischen Mönchen mit ihrer bekannten Gastfreiheit ausge
nommen wurden. Am Abende kam der graubärtige Statthalter, und setzte sich neben einem Kiosk vor dem Kloster.
ihm unsern Besuch zu machen.
Wir gingen,
Er erkundigte sich angele
gentlich nach dem Aufstande in Kairo, von welchem wir aber versicherten, derselbe sey nicht so bedeutend, als er zu glau ben schiene, und längst zum Vortheile des Pascha beigelegt,
welches weder ihm,
noch seinen Arnauten lieb war.
Er
ließ sich unsern Firma» vorlesen, und versprach uns dann
Briefe nach Ramleh und Jerusalem, so wie die nöthigen Pferde mit Begleitung.
Der Morgen des folgenden TageS wurde zu einem Spa ziergang« durch Jaffa (Joppe) verwendet, der uns wenig Ge
nuß schaffte. Wir gingen vomKloster den Hafen entlang. Das
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Meer zeigte sich grün und durchsichtig, wie ein Smaragd. Man sieht noch den steinernen Quay, von welchem man sonst in Stufen zum Meere Hinabstieg, das jetzt an einigen
Stellen wohl zwanzig Schritt davon entfernt und überhaupt
sehr^seicht ist.
Die wenigen Klippen, welche den Hafen und
die Brandung bilden, gelten für Ueberbleibsel der Insel Per räa und des Felsens der Andromeda.. Vom Hause des Engr lischen Consuls stiegen wir, in Begleitung bas Kloster Dol
metschers, eine winkelige Treppe hinauf zu noch winkeliger»
Gassen, die aus kleinen, schwerfälligen, viereckigen Häuser-
Massen von ansehnlichen Quadern bestehen.
Diese sollen
zum Theil, wie die im Quay befestigten Stücke von Granit säulen, aus Cäsarea herrühren.
Bei den Türken werden
nicht bloß die Bevölkerungen der Städte, sondern selbst die Steine versetzt, wie ich denn eben jetzt eine kleine Barke mit
Mauer-Trümmern beladen sah.
Einen colossalen Sarko
phag von weißem Marmor, in jedem Giebel eine Meduse,
(Relief en medaillon,) hatte man gleichfalls von dort gebracht. Er liegt an der Thüre des Klosters.
Man zeigte uns die Stelle, wo die Franzosen Jaffa mit Sturm genommen, eine Batterie der Engländer von
zwölf Kanonen und neue Befestigungen der Türken, die
aber alle von den nahen Anhöhen beherrscht werden.
Der
Aga hat jüngst die Mauer mit einem Graben umziehen und ein Thor zumanern lassen, so daß gegen die Landseite nur
nur eins übrig ist.
hat er erbaut.
Auch eine Moschee und einen Kaufhof
Erstere ist, nach Zerstörung älterer, die
Haupt-Moschee. Wir kamen über einen Markt, dessen größ
ter Reichthum in Früchten bestand, und gelangten zum höch sten Puncte der Stadt,
welcher eine schöne Aussicht ge
währt: auf der einen Seite das Meer, auf der andern die wellige Ebene Saron, von flachen Schluchten durchschnitten.
Die Gärten sind Dickichte vom üppigsten Grün; in der Ferne
ragen die Gebirge von Judäa, gleich einer bläulichen Wand
empor. Nachmittags trafen Pferde, Maulthiere und Esel für uns und den Soldaten, der uns als Geleit diente, bei dem Kloster ein, wo auch ein Spanischer Mönch, nach Zerusalem
heimkehrend, sich derGesellschaft anschloß. Er wqr noch vor
kurzem in Havannah gewesen, um dort Rosenkränze und an dere Heiligthümer zu verkaufen; ein langer, hagerer Mann, mit einem schwarzen Barte, der ihm fast bis an den Gürtel
reichte. Zm Stadtthore bemerkten wir einen hübschen Türki schen Springbrunnen, und labten uns dann an den herrli
chen Gärten, die noch immer durch das mannigfaltigste Grün
das Auge erquicken, obgleich viele die Spuren der Verwü
stung wagen.
Es wechseln Palmen mit Granaten, Feigen
und Citronen, Apfelbäume mit NopalrGebüschen.
Am Ende
einer langen, geraden Allee von Cactus, welcher die Zäune
der Gärten bildet, hat der Statthalter einen hübschen Brun nen gebaut, den drei große und vier kleine grüne Kuppeln,
nebst Versen in Goldschrift und Blumenzierrath auf weißem
Marmorgrunde schmücken.
i3 Die Ebene Saron, welche wir darauf durchzogen, schien mir ihres uralten Ruhmes würdig, obgleich die Zeit
ihrer Blüthen-Pracht, wo sie mit vielerlei Rosen, Lilien, Tulr pen, Narcissen, Anemonen, Nelken und andern wohlrie
chenden Blumen prangt, längst vorüber war.
Sie erstreckt
sich von Gaza längs dem Meere bis zum Berge Karmel im Norden, und wird östlich von den Gebirgen Zudäa's und Samaria's begrenzt.
Sie ist nicht überall gleichmäßigerHör
he, sondern umfaßt vier Abstufungen, die durch eine Reihe Steine von einander geschieden sind. Der Boden zeigt sand
haltigen Kalk, und nur die etwas niedrigen Stellen waren mit Baumwolle oder Sesam besäet.
Vorzüglich reihend er
scheinen die Dörfer von den schönsten Oliven-Hainen umge ben, deren Bäume oft an Gestalt und Dicke den großen
Weiden bei uns gleichen.
Die Häuser, so schlecht sie sind,
machen doch, weil sie aus großen Steinen aufgethürmt worr, den, immer einen bessern Eindruck,
als die Kothhütten
Aegyptens, und ihre Umgebungen pflegen überall malerisch
zu seyn.
Wir ließen zur Linken auf einer Höhe ein Dorf,
das die Eingebornen undeutlich Dethdschehel oder Ghedschel nannten (vielleicht das alte Gadh?). Fern blickte ein weißer Minaret von Lydda (Diospolis) aus Oehlwäldern hervor. Das Dorf Serfend liegt fast ganz in Ruinen.
Ramleh, drei Stunden Weges von Jaffa, hat eine entzückende Lage, und ist von schönen Gärten umgeben. Der
Präsident des hiesigen Klosters, ein alter Graubart, aber rüstig, empfing uns mit Höflichkeit.
Das Kloster ist groß.
i4 und nach der Französischen Invasion wohl ausgebössert; von der Terrasse die herrlichste Aussicht.
Die beiden kleinen
Gärten waren voll der schönsten Früchte und Zdumäischen
Palmen, von Vögeln belebt.
Aber wir durften uns von allen diesen Schönheiten nicht fesseln lassen, und beschlossen nach kurzer Rast die Fort setzung der Reise, den Soldaten mit Pferden, Maulthieren und Eseln zurück sendend, da uns der Befehlshaber sagen
ließ, ein solches Geleit sey ganz unnütz, und uns einen Mur
earo mit guten starken Maulthieren gab. zogen wir aus Ramleh,
Im Mondschein
da eben die Minarets im Rar
rnadhan-Feuer zu glänzen begannen.
Wir ritten durch Cacr
tns r Zäune, dann durch einen zerstörten Theil der Stadt und überden DegräbnißrPlatz, wo auch bei eines Heiligen
Grabe ein einsames Lichtlein schaurig funkelte.
Wir erreichr
ten bald die einsamen Thäler der Judäischen Berge, zur
rechten Seite Emaus vorüber.
Je weiter wir kamen, desto
kahler und öder wurden ihre Höhen, durch die stufenförmi
gen Felsschichten in natürliche Terrassen getheilt, sonst aber
rund und einander ähnlich.
Auf den Spitzen,'wie an den
Abhängen liegen Dörfer, alte und neue Trümmer zerstreut.
Unbeschreiblich schlecht sind die Wege, und verschlechtern sich
mit der Annäherung Jerusalem's.
Lange ritten wir in dem
steinigen Bette eines Waldstroms durch ein enges Thal, des
sen grün bebüschte Höhen und Schluchten uns im Monden schein sehr mahlerisch dünkten.
Wir sollten ein Paar Mahl
wegen des Kefar (Durchgangs-Zoll) angehalten werden.
i5 weil unsere Gesellschaft aus zwei Personen mehr bestand, als angckündigt waren; aber wir ließen es uns nicht gefallen,
worüber der Mucaro so furchtsam wurde, daß er durch um
fern Wunsch nicht zu bewegen war, bei dem Dorfe Dsherer
mie (St. Jeremias), das wirkn der Morgenröthe erreicht ten, zu verweilen.
Am Eingänge steht eine alte Kirche, und
auf nahen Bergspitzen umher erblickt man kleine Ruinen,
angeblich von Befestigungen der heldenmüthigen Makkabäer. DaS Dorf selbst liegt auf dem Gipfel und steilen Vorsprunge
eines BergeS, dessen natürliche Absätze ohne Zweifel einst zum Weinbau benutzt wurden, wie man aus mehrernnoch bebauten Flecken schließen kann.
Von hier an möchte der
Weg nach Jerusalem wohl aus dem Alterthume stammen. Er
führt steil in bas liebliche Terebinthen-Thal, wo David den Goliath erschlug, und über welches von einem hohen Abr
hange das Dorf Kallioni hinabblickt.
Zur Linken, unter
demselben liegen die Reste eines Römischen Gebäudes fest und großartig aufgethürmt.
Daneben streckt sich die einzige
Brücke Palästina's über den fast wasserlosen Dach Kidron,
aus welchem David zu jenem Wagstücke die Steine nahm. Ich wußte mich vor Ungeduld nicht mehr zu lassen, denn die hohe steinige Vergebene wollte kein Ende nehmen.
Mir schmerzten die Hüften vom Sitzen auf dem breiten MaulthierrSattel, ich war ermüdet von dem schlechten Wege und von der Sonnenhitze.
Endlich zeigte sich rechts in einem
tiefen Thale das Griechische Kloster des heiligen Kreuzes,
dann Jerusalem mit seinen Mauern und Thürmen, der
i6 Oehlberg und im Hintergründe die Berge des todten Mee
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auch «Tu’ oXoi; (lebn könnte, wie in einer der Elginschen In» fd)Uftcn: avygicotasy ocy^os ataa. Der zurückgelasseneri Gattin soll also, sahn wir, aus dem Munde ihres durch die Grabschrift sprechenden Gatten der Wan derer Bericht abstatten — wovon? Davon, daß dre Ionische Erde, zwar „seine sichtbaren Reste zu sich genommen, den Geist aber, den sie ihm einst gegeben, zum Lichte des Aerheks entlassen habe." Das soll der Wanderer ihr sagen? Wenn PindaroS den Olympischen Siegsgesang auf Asopichos, den Orchomemer, mit dem Aufruf an die Acho (den Nachhall) schließt, „sie solle herabcilen zur schwarzumburgten Behausung PhersepKona's, dem Vater Kleudamos die weitschallende Kunde zu bringen vom Sohn, er habe tn der ruhmvollen Pisa Thalschooß sich das junge Haupthaar mit den Fittigen glorreicher Kämpfe gefront": so bewundern wir die wahrhaft lyrische Wen dung des so nahe liegenden Gedankens r „wie würde der Vater Kleudamos, wenn er noch lebte, des früh errungenen Steges des Sohns sich freuen!" Wir finden sie nicht m hoherm Grade lebendig und kühn, als durchaus der Sache angemessen. Wenn der Thcbäische Sänger — doch, bleiben wir lieber bey Epigrammen stehn, — wenn also S im o nid es die bey Thcrmopylä gefalle nen Helden aus ihren Gräbern sagen läßt: 3£2 ayytiXov Aaxeioufiovlois ort xet'usS’öc, to7s kscvu)v gy/u,ocg7 KfiSo/iMvoc: so finden wir dieß in seiner Einfalt erhabene Wort nicht nur solcher Männer würdig, sondern auch den darin enthaltenen Auftrag ganz passend im Munde derer, welchen gerade der Ge horsam gegen die vaterländischen Gesetze unmöglich macht, selbst zu thun, was sie den vorübergehenden A'm thun heißen. Ebenso, wenn in Eprgrammen des Theatetos, Askleptades UNd Nikänetos (Andiol. Pal VII. 41,9. 500. 502.) aus seinem Kenotaphivn der Kyrenäer Ariston die Vorbeyschif fenden beym Zeus Xeruos beschwert, seinem Vater Menon zu
verkündigen, daß er, im Aegäilchen Meere umgekommen, bey den Ikarischen Klippen versenkt liege; oder auf ähnliche Weise
Euippos den Vorübergehenden dringend bittet, sollte dieser nach
Chios kommen, seinem Vater Melesagoras anzuzeigcn, daß ihm samt seinem Handelsschiffe der böse Südostwind verderblich ge
worden; oder Brton g! rchermaßen vom Wanderer begehrt, wenn dieser von Torone nach Amphipolis gelange, dem Nikagoras zu
melden, daß seinem einzigen Sohne der vom Thrakischen Strymon
her wehende Sturm beym Untergang der Böcklein den Tod gebracht:
so finden wir abermals die Aufträge den Umständen völlig ent sprechend und natürlich, und fühlen uns mttbrwcgt durch die
Bitten der Armen.
Weniger schon beydes, dünkt mich, wenn
in ernem Epitymbion von Agathias Scholasticus (Anthol.
Pal. V11. 569) eine Frau den Wanderer anfleht, sollte er ihr Vaterland Thessalien sehn, ihrem Gatten zu sagen, seine Gat tin sey gestorben und nahe dem Gestade des Bosporos begraben;
er möge ihr auch bey sich ein Kenotaphion aufrichten, um ihrer
sich zu erinnern.
Na, XZroz««/y Xevoys iroLTgliot &sffaaXbjv*
Karbavs dvXds verbunden seyn könne; zumal da in der Odyssee 74 Zwis— «Jx^, bey Aeschylos im Prometheus 122 Mos »ixhv — vorkommt, und in Euripides' Hippolytos (v. 6fi, 60. Dergl. Valckena er. Adnot. p. 170) wie ich glaube, xvXav Zccvos, iroXvxgveoy oTxov, nicht avXoty, Zavos 7toXvxgv