Neueste phytochemische Entdeckungen zur Begründung einer wissenschaftlichen Phytochemie: Lieferung 1 Anleitung zu einer bessern Zerlegungsweise der Vegetabilien durch Theorie und Versuche [Reprint 2018 ed.] 9783111684024, 9783111296968


173 78 10MB

German Pages 221 [224] Year 1900

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Table of contents :
Vorrede.
Inhalt.
Berichtigungen
Erstes Kapitel. Phytochemische Prinzipien
Zweites Kapitel. Reagentien
Drittes Kapitel. Zerlegungsweise der Pflanzen
Viertes Kapitel. Kritische Bemerkungen über die jetzt herrschende Namenmach erey in der Phytochemie
Fünftes Kapitel. Versuch einer Zerlegung der drey sogenannten Narkotika: Hyoscyamus niger, Atropa Belladonna und Datura Stramonium
Sechstes Kapitel. Raffe
Siebentes Kapitel. China
Achtes Kapitel. A. Crocus sativus, Safran. B. Aloe
Neuntes Kapitel. Der narkotische Stoff der Bilse, der Belladonna und der Datura im Conflikt mir dem lebenden pflänzlichen und thierischen Organismus.
Zehntes Kapitel. Quantitative Bestimmungen ohne direkte Anwendung von Maß, Wage und Gewicht
Elftes Kapitel. Ueber die Bereitung der Extrakte aus Belladonna, Hyoscyamus und Datura
Recommend Papers

Neueste phytochemische Entdeckungen zur Begründung einer wissenschaftlichen Phytochemie: Lieferung 1 Anleitung zu einer bessern Zerlegungsweise der Vegetabilien durch Theorie und Versuche [Reprint 2018 ed.]
 9783111684024, 9783111296968

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Materialien zur

P h y t o l o g i e.

Erste Li e fe r u ng, herausgegeben von

Ferdinand Runge.

Berlin

1820.

Gedruckt und verlegt

bei G. Reimer.

Anleitung zu

einer bessern Zerlegungsweise

-er Vegetabilien durch

Theorie und Versuche erläutert von

Ferdinand Runge, Doctoren der Heilkunde.

Pflüget ein Neueß, und säet nicht unter die Hecken. Irrem. 4, 3.

Berlin 1820» Gebrockt und verlegt

bei G. Reimer.

Neueste

Phytochemische Entdeckungen zur Begründung

einer wissenschaftlichen Phytochemie.

Erste Lieferung von

Ferdinand

Runge,

Doctoren der Heilku.nde.

Das Pflanzenreich ist das lebendig gewordene Erdreiche Oken.

(Mit drey Tafeln in Steindruck.)

Berlin

1820.

Gedruckt und verlegt

bet G. Reimer.

Treffliche Künste dankt «an der Noch und dankt man dem Zufall, Rur zur Wissenschaft hat keines von beyden geführt. Githe.

Den

Freunden meines Herzens

Friedrich Hoffman», Doetore« der Heilkunde, aus Preußen;

und

Ahristian Poggcndorff, Candidaten der Pharmacle, aus Hamburg

zugeeignet.

Euch, Ihr Lieben, weihe ich die Früchte meiner Forschungen. — Die frohsten und glücklichsten Stunden, die der Freundschaft und Wissenschaft ge­ widmet waren, Habt Ihr mir durch Euren Umgang und Eure Liebe gegeben; dieß öffentlich' anerkennen za können, gewährt mir einen unaussprechlichen Genuß. —

Euer

Runge.

Vorrede.

d?ach einem harten Kampfe, der alle Körper- und Geisteskräfte in Bewegung sehte, ist zunächst für Deutschland eine schöne Ruhe eingetreten, die dm freyen, entfesselten Geist wieder mit der Wissenschaft in innigere Beziehung bringt. Es ist jetzt-eine herrliche Epoche für dieselbe her­ eingebrochen, die durch eine Regsamkeit und durch einen Eifer, wie noch nie sich auszeichnet. — Mit erneueter Kraft hat sich ein herrliches, gei­ stiges Leben unter uns Deutschen gestaltet und ver­ spricht eine treffliche Ausbeute für die Zukunft. In allen Zweigen des Wissens stehen Männer an der Spitze, die den ächt wissenschaftlich gesinnten Deut­ schen mit einer innigen Freude erfüllen müssen, denn — er kann sie als seinem Vaterlande ange­ hörig nennen.

VI

Das kosmische Leben, dm Lebens« und Be­ wegungsproceß der Himmelösphären, beobachten und erforschen Männer, von denen ein Bode, ein OlberS, ein Gauß nur genannt zu werden brauchen, um Ehrfurcht einzuflößen. Mit der Enträthfelung des tellurifchen Lebens, der Meteorologie, ist ein Gronow, ein Gerdum, ein Stark rc befchafftigt, und sorgfältig bemüht, die hier sich man­ nigfaltig durchkreuzenden Einwirkungen auf feste Ge­ setze zu bringen. Nicht minder wie diesen kosmisch - tellurischen Vorgängen ist den Lebenserscheinungen der organisch en und anorganischen Welt eine sorgfältige Bearbeitung und Untersuchung zu Theil worden. — Ein Oken bringt Harmonie und Einheit in die schätzbaren und mannichfachen Forschungen und Entdeckungen der Zoologen, Physiologen rc. Ein Kiefer faßt das Chaotische der Medizin in ein systematisches Ganze zusammen, wie eö die Welt noch nie gesehen. — Eine Menge würdiger Männer, deren Anzahl uns die Nennung ihrer Na­ men unmöglich macht, bereichern Botanik, Zoolo­ gie rc., und ein Rudolphi, ein Bremser fördern die Kenntniß des Lebendigen im Lebendigen, indeß ein Weiß in den erstarrten Ecdkräften (Cristallen) die mathematische Gesetzmäßigkeit nachweist. Der theoretische oder spekulative Theil der Mine­ ralchemie erfreuet sich der Bearbeitung eines Ruhland, eines Kästner, der stöchiometrische der eines Döbereiner, eines Bischofs, eines Me in ecke.

indeß der empirische durch Männer wie Her mb« städt, Strohmeyer, Lampadrus, Pfaff, Tromsdorffrc. bereichert wird; kein Wunder also, wenn die Mineralchcmie unter der sorgfältigen Pflege solcher Männer ihrer Vollendung mir schnellen Schrit­ ten entgegen eilt. Kurz alle nur möglichen Ziveige des naturhistorilchen Wissens (auf dessen Betrachtung wir uns hier beschränken) werden bearbeitet und ge­ fördert, alle haben Männer an ihrer Spitze, die ih­ rem Dienste ihr irdisches Daseyn gewidmet haben. Männer, die jeden, der ähnliche Regungen in stch spürt, zur Nachahmung und Nacheiferung auffor­ dern müssen. Nur eine der hierher gehörigen Wissenschaften, steht verwaiset, unerkannt und unbeachtet da, es ist die Pflanzenchemie. Um sie kümmert sich niemand, kaum ahnet man eine Möglichkeit ih­ rer Existenz, daher an ein wirkliches Entstan­ den seyn derselben bisher noch nicht zu denken war — sie schlummert noch still in düsterer Nacht, indeß die Mineralchemie amHorizont der Stöchiometrie ihr Erwachen feyert. Mit dem allgemeinen Namen „Chemie" war man bisher gewohnt, eine Wissenschaft zu bezeich­ nen, die über das ganze Mineralreich sich er­ streckt, hingegen das Pflanzen- und Thierreich nur obenhin und oberflächlich berührt. Die Wörter: Minerolchemie, Pflanzenchemie, Thierchemie sind noch me Mit Erfolg als von ein-

VIII

ander speciflkverschiedene Ganze auSgesprochenwor« -en, alles kam unter die allgemeine Benennung „Chemie", die aber bis dahin mchtö weiter als Mmeralchemie war. Der Idee, daß Mtneral-, Pflanzen- und Thierchemie sich zu einander verhalten tote hat man bisher kernen Raum gege­ ben, da sich dieß Verhältniß doch aus einer ganz ein­ fachen Vergleichung zwischen Mineral, Pflanze und Thier ergiebt. Man hat vielmehr dieses Ver­ hältniß umgekehrt, hat Pflanzen- und Thierchemie der Mmeralchemie untergeordnet; das Pflanzliche und Thierische nicht nur mineralchemisch bearbeitet, sondern auch beurtheilt. Daher kennt und ahnet man die wahre Pflanzenchemie auch nicht, was man bisher zuweilen mit diesem Namen belegte, ist eitel Hirngespinst und leere Träumerey, die der Sinnige nicht achtet, und kaum einiger Auf­ merksamkeit werth halten kann, weil sie ihn keineöweges befriedigt. — Derley Betrachtungen, die sich dem Vers, so oft aufdrängten, veranlaßten ihn end­ lich, die Pflanzenchemie vorzugsweise zu seinem Stu­ dio zu machen, und einige gemachte Entdeckungen, die ihm von großer Wichtigkeit schienen, weiter zu ver­ folgen. Zeit, Mühe und sonstige Aufopferungen wurden daran gesetzt, um ein in der Idee gestecktes Ziel zu erstreben. Der mit gutem Glück eingeschla­ gene Weg wurde theoretisch und praktisch weiter ver­ folgt, und so entstand dieses Werkchen, was der Vers, jetzt dem Publikum zu übergeben wagt. E« ist ein eignes Gefühl, wenn man zum er­ sten Mal mit den Resultaten seiner Forschungen vor

Las Forum eines großen Publikums tritt, und das Urtheil gewiegter Männer erwartet — es ist eine eigne Stimmung, ein Gemisch von Freude, Hoff­ nung und Scheu, die ftdj hinzugesellt, wenn man zugleich dm Gedanken wagen darf, der Wissenschaft, welcher man seine Kräfte widmete, auch einen kleinen Vorschub gegeben zu haben. — Doch was »et* mag ein Einzelner? — Er erliegt schier unter der Last der Arbeiten, wenn er sich mit einer Wissenschaft zu befassen wagt, die fast noch gar nicht bearbeitet worden, deren erste Grundpfeiler er sogar errichten soll! Hier muß er Hülfe und Beystand haben, wenn das Gebäude aufgeführt und bewohnbar werden soll. — Mehrere müssen daher zusammen wirken, um nur erst die jetzt sogar noch fehlenden Baumaterialien zusammen zu bringen, damit sich in Zukunft ein Ganzes daraus gestalte. Es gilt zu dem Ende, für die Phyto che mie zu werben und zu ihrer spe­ ciellen Bearbeitung aufzufordern: vorzugsweise Nimmt aber der Verf. in dieser Hinsicht seine deut­ schen Landsleute in Anspruch, ihm bey diesem gro­ ßen Unternehmen hülfreiche Hand zu leisten, der Pflan­ zenchemie nach Kräften ihre Aufmerksamkeit zu wid­ men, und sie aus ihrer Dunkelheit zu ziehen, um durch dieselbe die so lang entbehrten Stützpunkte ei­ ner Pflanzenphysiologie, einer Materia medica aus dem Pflanzenreich, und endlich einer Zoochemie (die nur auf die Pflanzenchemie fuße) zu gewinnen. Auf dem einmal betretenen Wege fortzuschrei­ ten, ist daher des Verfassers ernster Vorsatz, die Be­ kanntmachung seiner übrigen schon gemachten und

noch zu hoffenden phytochemischen Entdeckungen sol­ len in Lieferungen folgen,

wovon die zweyte

hoffentlich in einem halben Jahre erscheinen w ird. — So unermeßlich und ausgebreitet das Pflanzenreich selbst ist, inihm

so groß ist auch das Feld zu den zu machenden

chemischen Entdek-

kungen, und darum wohl werth,

daß eine Zeit­

schrift bestehe, worin sie niedergelegt, zusammenge­ stellt und in Verbindung mit höhern Gesichtspunkten dem Publikum vorgelegt werden. Diesem hohen Zweck sollen

unsere

„phyto chemischen

Liefe­

rungen" entsprechen, sie sollen streben, das für diePhytochemiezu werden, was Schweigger^s Journal für die Mineralchemie, was Gi lb ert's An­ nalen für die Physik, was Hufeland's Journal für die praktische Heilkunde, waS K'ie ser'ö Archiv für den menschlichen Magnetismus sind rc.

Diesem

ist aber, wie gesagt, nicht Einer gewachsen, ein energisches Zusammenwirken Mehrerer wird dazu er­ fordert!

ES wird uns daher sehr angenehm seyn,

wenn deutsche Chemiker, die der Phyrochemie ihre Aufmerksamkeit widmen wollen, uns mit Beyträgen gegen ein angemessenes Honorar, beehren.

Es ver­

steht sich, daß nur Original. Abhandlungen oder ei­ gentlich nur neue Entdeckungen im Bereiche der Pflanzenchemie aufgenommen werden

können, um

den Zweck dieser periodischen Schrift, (die übrigens ganz zwanglos erscheint) zu entsprechen *).

Die Zu­

sicherung einer solchen Mithülfe ist uns schon von

Dir A-hqndlungen werden an dir Verlagshandlung adresstrt.

mehreren Seiten geworden. Einer unserer sehr sie* ben Freunde wird sich ganz speciell mit der kristallographischen Bestimmung der formbaren salzartigen Verbindungen aus den von uns entdeckten vegetabili­ schen Säuren mit den mineralischen Basen (Alkalien) beschäftigen, wodurch sich dann aufs bestimmteste die Eigen- oder Nichteigenthümlichkeit jener Säuren er­ geben wird. Ein zweyter Freund wird uns bey den stöchiometrisch zu bestimmenden, neuentveckten (dyna­ misch wiksamen) Basen hülfreiche Hand leisten, um so die mathematische Grundlage einer Materia me» dies vorzubereiten. Außerdem hat sich der Vers. mit einer Anzahl junger Männer verbunden, denen das Wohl der Wis­ senschaft am Herzen liegt, und die in Zukunft unter dem Namen „phytochemische Gesellschaft" auftreten wird, deren Hauptgrundsah der ist, daß keiner Mitglied werden kann, der sich nicht wenigstens durch einige phytochemi­ sche Entdeckungen dieser Auszeichnung würdig gemacht hat. — Sie wird so immer klein, aber um so kräftiger seyn. — Was unsere Arbeit im vorliegenden Werk be­ trifft, so thutt wir uns auf unsere „lebendigen Reagentien" und auf unsere neue Zerle­ gungsweise etwas zu Gute. Mancher wird uns die Ehre der lehtern Entdeckung streitig machen, und uns beweisen, daß schon viele die Bleysalze bey ih­ ren Analysen anwandten. Dieß ist jedoch kein Ein, wand, denn ti haüdelt sich hier nicht um die bloße

empirische Anwendung, sondern um die wissen« schafrlrche Erkennung derNothwendigkeit der Anwendung. Dieses glauben wir uns zu­ eignen zu müssen, da wir gezeigt haben, daß die in­ differenten Lösungsmittel fast immer nur Neutralia ausziehen (die man bisher für einfach, hielt), welche erst in Base und Säure geschieden werden müssen. Was die aufgeführten Basen betrifft, so stnd wir für ihre Eigenthümlichkeit vollkommen Bür­ ge — ihre Reaction gegen dynamische Reagentien läßt keinen Zweifel übrig. Daß sie wohl noch reiner hätten dargestellt werden können, wollen wir nicht verneinen und wünsche», daß Andere eö versuchen mögen. Bey der Auffindung einer vegetabilischen Säure ist man mit ihrer nähern Bestimmung und Benen­ nung gewöhnlich gleich fertig, sie muß entweder Klee-, Aepfel-, Wein- oder Essigsäure rc. seyn, als wenn die Entstehung von noch mehr Säuren im Pflanzenreich nicht möglich wäre. Der Vers, ist auch hier von dem gewöhnlichen Verfahren abgewichen, und hat seine Säuren, die alle von den bekannten viel Ab­ weichendes zeigten, als eigenthümliche betrachtet und aufgeführt, fernere Versuche mögen diesen Schritt, den die wissenschaftliche Ansicht gebot, rechtfertigen. Mit den Analysen werden wir auf die Weise fortfahren, wie es in dem vorliegenden Werke ge­ schehen , wobey wir uns fürs erste noch an die offizinellen Pflanzen halten, um so nach und nach dem Arzte das Dynamisch-wirksame, der von ihm ge-

brauchten Arzneykörper vorzuführen, und ihn mit dem ergenthümlichen Verhalten dieser Stoffe gegen Reagentien nicht nur gegen leblose oder anorga­ nische, sondern auch gegen die lebendigen bekannt zu machen. Nur auf solche Weise greift die Che­ mie mit Erfolg in die Heilkunde und ihre Dienerinn, die Materia medica eilt« An dem bis jetzt Vorhandenen sind die Aerzte immer kalt und spöttelnd vorübergegangen, und ge­ wiß nicht mit Unrecht; denn der Verf. spricht mit voller Ueberzeugung, die das Resultat seiner Ver­ suche ist, aus, daß fastalle bisherigen Pflan­ zenzergliederungen unrichtig und das angegebene Stoffverhältniß der meisten Pflanzen grundfalsch sey, dieß heißt viel be­ hauptet, aber es ist so! — Mehrere Beweise für diese Behauptung geben gegenwärtige Lieferungen; aber die Haziptfakta werden unsere Beweise der Nichtexistenz des Extraktivstoffs, Seifen­ stoffs und Gerbstoffs geben, die bald dem Pu­ blikum vorgelegt werden sollen. Unsere periodische Schrift wird auf solche Weise als ein Opponent der jetzt erscheinenden, mit unrich­ tigen und einseitigen Pflanzenanalysen geschwänger­ ten, vorzüglich der Pharmazie gewidmeten, Schrif­ ten, als da sind: Journale, Repertotien, Ta­ schenbücher rc. auftreten, und ihre Arbeiten auf experimentellem und theoretischem Wege würdigen. Es wird sich hiedurch ein Kampf entflammen, des-

xiv

fett Ausgang nur von Nutzen für die Wissenschaft seyn kann, der Himmel gebe uns nur Kraft und Muth, ihn würdig durchzukämpfen. — Berlin, den 31 (len December 1819.

Der Verfasser.

Inhalt.

Erstes Capitel.

Phytochemische Prinzipien. I. Mineralchemie. §. i—5........................................ Seite I II. Phytochemie und ihr Verhältniß zur Mineralchemie. §. 6—15»

R

III. Wissenschaftliche Eintheilung der Phytochemie. §. i6“*2o*

«

...









A. Empirischer Theil. §. 21—34. . • B. Mathematischer Theil. §. 35 u. 36. . C. Spekulativer Theil. §. 37 — 46. . ♦ IV. Die Objecte der Phytochemie oder die Pflanzenstoffe. Eintheilung der Pflanzenstoffe. §. 48. 1. Eintheilung nach der Dignität. §. 49. . 2. Eintheilung nach der Qualität. §. 53 — 54» 3. Eintheilung nach den,Bestandtheilen. §.ö5—93. V. Eintheilung der Phytochemie nach ihrem praktischen Nutzen. §. 94 — 110. Beschluß. §. in —112.................................... —

5

— 6 — 1$ — 13 — 21 — ~ 24 — 33 4* 43

Zweytes Capitel.

Reagentien. Definition. §. 113—117. Eintheilung der Reagentien: 1. Physicalische Reagentien. §. 119 — 130. 2. Anorganische Reagentien. §. 131 — 133.

5® ♦ •

— 5? — 53

3» yrganifche und lebendige Reagentien. §. 133. Sekte Organische Reagentien. §. 134— *36. , — L. Dynamische Reagentien. §. 137 — 146. . — r. Niedere Thiere als Reagentien. §. 147 *■— 155* 1 ***y. Organe und Systeme höherer Thiere als Reagentien. §. 156—173, * ♦ ♦ Beschluß. §, J74—173. . . . . —

59 60 61 fe 71 Ka

Drittes Capitel. Zeplegungsweife der Pflanzen. 0tft«r Abschnitt; Hydrochemisch? oder Ertra?tionsmethode. —

86

Zweyter Abschnitt; Halochemische -der PräcipiMiontmeshodk. ,

99

Vierter Capital.

Critische Bemerkungen über die fetzt herrschende Namenmacherey in der Phykochemie. ♦ —

93

8 fut f t« 5 Capitel.

Versuch einer Zerlegung der drey sogenannten Narkolica; Hyoscyamns niger, Atropa Bel­ ladonna, vnd Datara Stramoniom, . » — 101 A* Hyoscyamns niger, Dilse. . , ™ Io6 Anhang: Vergleichende Versuche über die Pu» pillenerweiternde jtraft it. ... — u8 B. Atropa Belladonna.

.

.

.

—> ISO

C,

.

,

,

133

Datura Stramonium,

Anhang: Vergleichende Versuche üher die Pu, pillenerwettervde Kraft rc. . . . — 140 Ueher die Zerstör, und Nrchtzerst-rbarkeit der Dkl» fen», Belladonna« und Daturahasen und ihrer aus- Auge wirkenden Kraft. . . . . — 141

xvii Sechstes

Kaffe.



China.



Capitel.

........................................ Seite Siebentes

Capitel. j6o

21 $1 t t 6 A. Crocus sativus,

B, Aloe.

144

Capitel.

Safran.





«



179

♦ Neuntes

172

G a p i t e t.

Der narkotische Stoff der Bilse, der Belladonna und der Datura im Conflikt mit dem lebenden pflänjlichen und rhierlschen Organismus. —

igo

Zehntes Capitel.

Quantitative Bestimmungen ohne direkte Anwen­ dung von Maß, Wage und Gewicht. . —

igg

Elfte« Capitel.

Ueber die Extraktbereitung aus Narkotlcks.



Zugabe: Ueber die dreyArzneyforwen: Dekokt, Jnfujion und Pflanzensaft............................... —

193 2cfi

Berichtigungen Serte 9 Zeile 20 von oben statt: hätte lies: hatte. — ii — 6 v. u. lies: und der durch sie auszumrttelnden dynamischen Qualität. — 18 — 2 v. u. statt er rissen lies: zerrissen. — 24 — i v. u. statt er lies: der. — 36 — 9 v. u. lies: der der Organismus rc. das Gleich­ gewicht hält. T- 64 — i v. u. lies: den präparirten Frosch. — 63 — 3 v. u statt Lntressant lies interessant, (kommt mehrere Male vor.) — 83 ii ö. u statt: dann halbe lieSr dann alle halbe. — 96 — 8 v u. statt: SullagsLure lies: EllagsLure (nehmlich Galle umgekehrt). — 133 — 5 v. 0. statt: vieler andern Pflanzen,, lies: vie­ ler anderer Pflanzen.

— 148

— 15 v. 0. statt: das durchs Rösten, lieSr des

— 161

durchs Rösten. — 13 v. u. setze: „gegen Reagentien" nach neutralisirenden Säuren.

Erstes Capitel.

Phyrochemische Prinzipien. 1.

Mineralchemie.

§. i. Äie

ist

Mknetalchemie

die Wissenschaft von

dem

Stoff-

verhalkniß der anorganischen Natur. §.

2

Sie zerfallt wie jede sogenannte empirische Wissen­ schaft in drey Theile:

in den empirischen, machematk-

schen und spekulativen Theil. §»



Der empirische kann mit Recht der mkneralchemifche heißen, weil man eine lange Zeit hindurch nichts weiter kannte, und diesen einzelnen Theil der Che­ mie mit dem Namen Mineralchemte belegte, bis Rich­ ter aufstand und durch seine Stöchiometrie ein neues Licht anzündete. —

Der empirische Theil beschäftigt sich

mit der Darstellung und nähern Charakteristik des Stoffs. §»

4*

Der mathematische, oder chemisch ausgedrückt, stöchiometrische Theil ist das Resultat des Forschens neuerer Zeit (§. 3.). Er weist die Gesetzmäßigkeit in den chemischen Verbindungen nach und erforscht die be­ stimmten Mischungsverhältnisse, die fich durch ausdrücken lassen«

Iahte»

§»

$♦

Der fpeculatkve Theil der Mlneralchemke ist (m Grunde noch unbekannt, er ist es, den der Verf. den mineralogischen Theil nennen möchte.

Seine vor­

zugsweise zu lösende Aufgabe ist: über die Art der Com, -lnation oder über das Wie? des Vorhandenfeyns der Stoffe in den Mineralien selbst, Aufschluß zu geben. — Auch der Mineralchemiker muß fein Object: daS Mine, ral stetS als ein (wenn gleich anorganisches) Ganz es vor Augen haben, und muß die hier bildenden, gestal» lenden und modlficirenden Kräfte zu erforschen suchen. Dieser Theil ist die Grundlage der Phyfiologie der Mi­ neralien, einem Theile der Milleralogte.

II.

Die Phytochemle und ihr Verhältniß zur Mineralchemie.

§. 6. Die Phytochemie ist Mlneralchemie wiederholt in einer hö Hern Potenz. §- 7. Das Object der Mlneralchemie ist bas Mineral, has der Phytochemie die Pflanze und die Definition bei­ her Disciplinen wird durch die ihrer Objecte gegeben.

§. 8Das Mineral ist ein Träges, Erstarrtes, Massiges im Verhältniß zur Pflanze und zum Thier; die Pflanze hingegen stellt sich als ein Wandel- und Veränderbare-, kurz als ein Lebendiges dar.

Die Chemie als die

Wissenschaft von dem Stoffverhältniß beyder ist demnach «inerfeit- als Mlneralchemie diejenige, die das Ro, Here, gleichsam Todte erforscht, hingegen als Phytochr» mie sich mit dem Organisieren, Lebendigen befaßt.

$♦

9*

Denn gleichwie todt und lebendig eknenGegen­ satz bilden, so Mineral und Pflanze, und eben so Mineralchemie und Pflanzenchemie. — Eie sind dem Wesen ihrer Objecte entsprechend, Gegensätze, und keinesweges, wie bisher Immer geschehen, unter dem allgemeinen Namen „Chemie" alS identisch zunehmen. 2f ttm. i. Bon einer Phytochemie als Wissenschaft hat man bisher katzm Ahnung gehabt. — Auf Hochschulen wird bis jetzt mir Mineralchemie gelehrt, auch enthalten die Compenfcten größtentheils nur diese. — DaS Phytochemifche wird nur so obenhin durch Anführung etlicher und vierzig aufge­ fundener Pflanzenstoffe, wovon noch der grösste Theil Proble­ matisch ist, berührt. An m. 2. Ein für die Pflanzenchemie sehr wichtiges Ereigniss ist unstreitig die Erscheinung des Werkes „Die Entwick­ lung der Pflanxenfubstanz ?c. von Dr. Neeö v. Esendeck, Dr. Bischof Und Dr. Rothe, Erlangen 1819." — Wenn Liese Männer fortfahren, bet Pflanzenchemie ihre Aufmerk­ samkeit zu widmen, so wird sie große Fortschritte machen. Der Berf hat biö dahin zu wenig Musst' gehabt, daS Werk zu Kudiren, enthält sich daher noch allcy weitern Urtheils. $.

10.

Die Genesis btt Pflanze bezeichnet auch die Gene­ sis der Pflanzenchemie. — Wie das Lebende, Organi­ sche fich aus dem Todten, Anorganischen evolvtrt: so die Pflanze aus dem Mineral, so die Pflanzenchemie an­ der Mineralchemle.

$. ii. Was sich auS dem Anorganischen entwickelt, Muß diese- selbst in fich aufnehmen- in sich enthalten. — Daher ist das Lebendige nicht ohne das Todte, die Pflanze nicht ohn« das Mineral und somit auch Pflanzeachemie nicht ohne Mineralchemie. A®

4 Hieraus ergiebt sich der Zusammenhang beider, so ttte auch das Wesentliche ihres gegenseitigen polaren Verhältnisses, das = n't na ausgedrückt werden kann. §. rr. Diefemnach steht die Phytochemke nicht der Mine, ralchemie gegenüber, wie ein Pol dem andern, denn wäre

dieß, so wären ste gleichwerthige Faktoren, sondern wie zwei Pole gegen einen Pol, so daß die Phytochemte eigentlich noch einmal so viel ist als die Mineralchemie.

§. iZ. Dieß läßt fich auch so erweisen: Das Mineral ist eln Einfaches im Verhältniß zur Pflanze, die Pflanze aber ein Doppeltes im Vergleich mit dem Mineral, nehmlich Mineral mit Leben begabt oder philosophisch ausgedrückt: die Pflanze ist das lebendig gewor­ dene Mineral.

Auf gleiche Weise verhält flchs mit

der Phytochemie, die auf der Mineralchemie fußend, durch Aufnahme des Lebendigen oder Dynamischen der Pflanze zu einer kn sich geschlossenen Wissenschaft stch potenzllrt, die der Definition der Pflanze entsprechend, eine lebendig gewordene Mineralchemie genannt

werden

kann.

$. 14» Ohne Mineralchemie giebt es also keine Pflanzenchemie, gleichwie ohne Mineral keine Pflanze — daS Mineralchemische ist in der Pflanze zum hö­ her» Seyn erhoben, und die Pflanzenchemte sucht dieß höhere Seyn zu erfasse« und zu enträthseln.

§»

*5»

Fassen wir noch einmal das Gesagte kurz zufaminen, so läßt sich der Unterschied zwischen Pflanzen, und Mineralchemie noch schärfer so stellen: Wie das Mine, ral charakterisirt ist durch Masse und Bestand, di« Pflanze hingegen durch Kraft und Wechsel, so hatdie Mineralchemie mit dem Materiellen, Bestän­ digeren, die Pflanzenchemie mit dem Dynamische« Wandelbareren vorzugsweise zu thun, und zener entsprechen mehr materielle, dieser mehr dynamische Be­ handlungsarten.

Hl. Wissenschaftliche Einteilung der Phytochemie. §. 16. Die Phytochemie als die Wiederholung der Mkneralchemke in der höher», pfläuzltchen Form, zer­ fällt wie diese in drey Haupttheile, nehmlich laden em­ pirischen, mathematischen und spekulative« Theil ($. -—5 ) §.

17«

Der empirische, welchen der Vers. den phytochemischen nennt, repräfentkrt den empirische» Theil der Minrrakchemle, auf einer höhern, dem Wesen der Pflanze angemessenen Stufe. Er beschäftigt sich mit her Darstellung und nähern Charakteristik der Pflanzenbestanbthelle, und hat daher zwei Abschnitte: i. den ayalysirenben, darstellenden ober schei­ denden,

#♦ den dlstlnguirenden, Lualitätbestimmenden. §♦ i8. Der mathematische Theil heißt chemisch ausge­ drückt der stö ch iom etrische. Er erforscht die Gesetz«

6 der Verbindungen der Pflanzenstoffe und der Verbin­ dungen derPflanjenstoffbestandtheile, so daß man ihrquanlltalives Verhältniß durch Zahlen ausdrücken kann (§. 4.) §.

iy.

Der spekulative Theil, den der Vers« den pH ytophyslologischen nennen möchte, weil er die che­ mische Grundlage der Pflanzenphysiologie ausmacht, bil­ det einen direkten Gegensatz zum empirischen und hat eS mit Enträthselung der Art des Vorhandenseins der Stoffe ln der belebenden Pflanze vorzugsweise zu thun. Er hat also das durch die Empirie Gegebene ge­ hörig zu deuten und zu würdigen, und muß, wenn jene nur den analytischen Weg gehen kann, den umgekehrten, den synthetischen einschlagen. Er muß daS in' der Idee reconstruiren und wiederschaffen, was jene durch die Analyse zernichtet hat.

$. so. Zwischen beide Pole tritt die Stöchiometrie alS ver­ einigendes, verbindendes Mittelglied, daS beiden ange­ hört, und sie fo zu dem harmonischen Ganzen verbindet, vaS wir im allgemeinen mit dem Namen „Phytos che mir" bezeichnet haben.

A. Empirischer Theil der Phytochemie. Erster Abschnitt. Analyse: Darstellung und Isolation der Stoffe.

§.

21«

Es lassen sich auf geschichtlichem Wege drey Analyflrmkthoden unterscheiden, die vovlsthr verschiede­ nem Werthe sind, nehmlich:

7 x« Me pyrochemische oder CombustkSnsmethode, s. die hydrochemische oder ErtraetionSmethode, 3. die halochemtsche ober Präripitatkons, Methode. §.

22.

1. Die pyrochemische oder Combustlo«-Methode.

Sie hat nur geschichtlichen Werth. — Die Alten hatten sich ihrer aus Mtßkennung des Wesens der Pflan­ zen ergeben. Ihr Rösten, Brennen und Destllliren de» Pflanzen gab nur negative Resultate. §.

23.

2. Die hydrochemische oder E?traetloasMethode. Sie war das Resultat der Rückkehr von den Ver­ irrungen der Alten, und hat bei allen bisherigen Phytochemikern einen solchen Eingang gefunden, daß der al­ lergrößte Theil der Pflanzenanalysen in nichts wei­ terem besteht als in Angabe derjenigen Stoffe, die man mit Hülfe der (chemisch«) indifferente» Lösungs­ mittel: Alkohol, Aether, Weingeist und Wasser a«S der» Pflanzen ertrahirt hat. In die Periode der Anwendung dieser Methode, die leider noch nicht vorüber ist, fallen die absurden und einseitigen Annahmen eines Ertractlvstoffs, eines Seifen, und gummösen, eines harzigen und mu­ kösen Stoffs. — Selbsttäuschung und Mißkennung be­ wahren chemischen Stoffverhältnisses der Pflanzen konnte diesen Unrichtigkeiten fast an 39 Jahre lang unbeding­ ten Glauben und Zutraue« der Chemiker sichern. Man vermeinte an dem überall, ln jeder Analyse gespenster-

s artig erscheinenden Extraktivstoff etwaS zu haßen, der jedoch nach einer höher» Ansicht des Phytochemkschen sogleich tu fein Nichts sich auflösen muß. Anm.

Weil die hydrochemische Methode scheinbar mt|t Aus­

beute gab als die pyrochemifche, so täuschte man sich, und Klaubte nun den rechten Weg zur Pflanzenanalyse gesunden SU haben. Allein der Irrthum kommt jetzt zu Tage. — Eine Berfahrungsart, die aus den an Form und Wesen so hetero­ genen Pflanzen immer ein und dasselbe, immer nur Extractivst o ff und Consorten herausklaubt, ist für sich al­ lein angewandt, gewiß nicht die wahre, und ihre Resultate werden bald nur noch geschichtlich von Zutreffe seyn.--------

§.

»4»

;.

Die halochemtsche oder PräeipitationSmethode. Ist neu und thre allgemeine Anwendung gehört dem Verfasser an. — Eie ist bisher nur hl« und da und mehr zufällig und bewußtlos geübt worden. Im Verein mit der hydrochemlschen Methode giebt sie dev sichersten Weg an die Hand, das überall polar auftretende phytochemisch« Sloffverhältniß zu ergründe». Den Beweis ihrer Zweckmäßigkeit und Zulänglichkeit trägt sie ührigeuS in sich selbst, und die im Verfolg die­ ses Werks anzuführenden Entdeckungen, die der Sets. Ihrer Anwendung größtenthrils verdankt, sind genugsam Bürge dafür. (DaS Wettere siehe Cap« UI. Zerles gu»gswetfe> Vergleichung. §. 25. Betrachtet man die große Menge dev vorhandenen Pfianjeuayalyfen mit kritischem Blicke, so wird klar, daß man in der naher» Charakteristik und Qualitätbestimmung der Pflanzensioffe wenig von dem Verfahren ab­ wich, was in der Minrxalchrmie galt, man kümmerte

sich meist nur um die chemische Qualität des Pfi-mzenstoffs» —

Was man aber hier zu viel that, geschah

auf der andern Se-te zu wenig, denn in der Daniel« lungsweife der Stoffe, die ganz der der Mineralien (nehm­ lich in der Präcipitationsmethode) analog seyn sollte, wich man vom rechken Wege ab, ohne sich davon Re­ chenschaft geben zu können, weil man nur blind tappte und keine leitende wissenschaftliche Prinzipien hatte. — Welcher Chemiker hat aber wohl je ei» Mineral durch bloßes Behandeln im Feuer (pyrochemische Methode), oder durch bloßes Extrahiren mit Lösungsmitteln (hy­ drochemische Methode) chemisch erforscht? —

Wie un­

richtig war es also, diese bei den Pflanzen anzuwenden! Eine Verfahrungsart, wodurch man das Mineral nicht zerlegt, wird die Pflanze gar nicht zergliedern! Ueber# dieß bewirken Lösungsmittel: Aerher, Alkohol, und größtentheils auch Wasser keine Trennung der chemischen Pole (Saure und Base), sondern nehmen nur das Neu­ trale, nur hie Verbindung von Base und Saure auf. Die hydrochemische Methode hätte es also nie mit einfachen, sondern stets mit zusammengesetzten Stof­ fen zu thun, wie ihr Chinchonin, ihr Croein, ihr Rhabarberin beweist (vergleiche die Analysen). Zweiter Abschnitt. Qualktätsbestimmung, Verhalten gegen Reagentien»

§.

26.

Dieser Abschnitt ist dem Vorigen geradezu entge, gengesetzt und verhält sich zu ihm wie Qualität zur Quantität, wie Kraft zur Masse.

Wenn es im erstem

genügte anzugeben, auf welche Art man einen Stoff erhält, so muß hier gezeigt werden, was man er-

IO haltewhat, kurz hie qualitativen Beziehungen des Stoffs müssen erforscht und nachgewiesen werde».

$. -7. Die Qualität eines Stoffs ist nur durch bi« Wech­ selwirkung mit einem andern Stoff (Körper oder Po­ tenz), mit dem man ihn in Conflict bringt, zu ergrün­ den. Alles, was hiezu dient, wird in der Chemie Rea­ gens genannt. Las Reagens ist ein Qualitäterforscher. — Es giebt so viele Reagentien, als es Stof­ fe und Potenzen in der Natur giebt!

§.

.

28

Man kann nach einer allgemeinen Anficht der Körperwelt drei Stufen in derselben unterscheiden: 1. die kosmische oder physikalische, 2. die anorganische oder mineralchemische, z. die organische oder dynamische Stufe. $♦

29»

Entsprechend dieser Einteilung zerfallen nun auch die Qualitätebestimmer ober Reagentien in drei große Abtheilungen r i. Cosmische oder physikalische Reagentien. Sie sind entweder mehr dem solaren Pol angehö­ rig, als: Licht, Wärme, Schwere, ober dem trllurischen; als Wgffer, Luft, Erde und Do ltaismus.

8. Anorganische oder mineralchemischeRea* gentten. Die (indifferenten Lösungsmittel?) Laugen, Säu­ ren, Salze. z. Organi/che ober dynamische Reagentien. Hieher gehört alles, waS lebendig ist von der Pflanze und dem niedersten Wasserthier, bis zum edelsten Organ des höchsten Thiers.

§. 3°. Durch die Einwendung dieser Reagentien enthüllt sich uns die Qualität des Stoffs auf eine dreifache Weise. Durch die Wechselwirkung mit den kosmischen Reagentien entdecken wir seinen physikalischen, durch die mit den anorganischen seinen mineral-chemischen, und endlich durch die mit den organischen seinen dy» na mischen Qualitätswerth. Eine Phytochemke, die eine Reihe dieser Quolltätsbestimmet außer Acht läßt, ist nothwendig einseitig, ge, nügt den Forderungen der Wissenschaft nicht, und bleibt immer, statt vorwärts zu schreiten, auf einem Punkte stehen — dieß läßt sich geschichtlich erweisen. §. 3it

Die Alten blieben bei der Anwendung einiger phy­ sikalischer Reagentien, namentlich des Feuers (Licht und Wärme) stehen, und waren hauptsächlich bemüht, die Zersetz- und Nlchtjersetzbarkeit, die Feuerbeständigkeit oder Flüchtigkeit eines Stoffes ausiumitteln. §. 32. Die Neuern stellten dieß Verbrennen und trockene Destilllren grhßtentheils ein, und gelangten durch die Entdeckungen in der Mineralchemie einen Schritt wei­ ter, und wandten außer den physikalischen die mineral­ chemischen Reagentien kn großer Menge und in großem Umfange an. — Aber sie waren durch das energische Emporkommen der Mkneralchemie so geblendet, daß sie von lebendigen Reagentien und die durch sie ausjumittelnde^dynamische Qualität des Stoffs keine Ahnung hatten. Bei Manchen ging sogar die Verblen­ dung so weit, daß sie sich nicht scheueten, von der m ineral-chemlschenReaction des Stoffs Rückschlüsse aus die dynamische Wirkung zu machen.' — Einige

12

Mißgeburt«« der Materia medica nach,,chemischen Prin­ zipien" fallen in diese Periode. — $♦

33»

Simile simili gaudet! — Das Gleiche ist

nur durch bas Gleiche $u erforsche»! — Die dynami­ sche Qualität mltteln nicht chemische, sonder« dynami­ sche, lebendige Reagentien aus! — Dieß haben die Phytvchemiker ganz übersehen. Die Alten verbrannten Al­ les: tödteten den Stoff! Die Neuern präcipitirten, so lobten und cristallifirten Alles r tödteten den Geist! — Die lebendigen Reagentien sind sicher ein hoher Triumph für die Phyrochemie, und eröffnen ihr ein bis jetzt noch unabsehbares Feld zu Entdeckungen, wovon freilich die bisherige Pflanzenchemie, die nur ge­ wohnt war, ihre Reagentien in Flaschen und Gläser j« bannen, keine Ahnung haben konnte« §» 34t

Die lebendigen Reagentien sind demnach ein Haupthülfsmirtel für den Pbytochemiker, ohne sie bleibt di» Pflanzenchemie arm und dürftig, wie sie es bisher gefcn. Unaufha tfim muß sie sich aber jttzt durch die all­ gemeinere Anwendung derselben über alles Lebendige ver­ breiten, und so gleichsam in die Gebiete der Physiolo­ gie und Therapie Hinüberstreifen, ohne sich jedoch mit diesen Disciplinen zu amalgamiren. Sie bleibt in ihrer phytochemischen Sphäre, und steht zu jenen ln einem umge­ kehrten Verhältnisse. Dem Physiologen und Therapeu­ ten gilt der lebende Organismus Alles, er ist ihm Zweck, indeß der pflänjliche Stoff, den er auf ihn einwirken läßt, im eigentlichsten Sinne des Wortes nur Mittel ist. So nicht beim Phytochewiker. Ihm ist das Mit­ tel, (der Pstanzenstoff, Zweck, der lebendige Organis­ mus als Reagens nur Mittel, um ihn (den Stoff) zu

erforschen; wobei es ihm völlig gleich gilt, ob das Rea, gens zu Grunde geht oder nicht.

B. Mathematischer Theil. §. 35. Die Stöchiometrie, als das Produkt der Forschun­ gen neuerer Zeit, macht die Phytochemie, sich Mischen ihre beiden Ercreme harmonisch in die Mitte stellend, erst zur vollendeten Wissenschaft. §»

36.

Da sie die Gesetzmäßigkeit der Verbindungen der Pflanzenstoffe unter sich, der Pflanzenstoff-Bestandtheile (Sauer-, Kohlen-, Wasser-, Stickstoffe untereinander und eben so die der Verbindungen derselben mit den Mineral- und Thterstoffen nachweist und nachweisen soll, (§. 18.), so ist sie von der größten Wichtigkeit, und ver­ dient dieselbe Bearbeitung für die Phytochemie, wie es bereits für die Mlnekalchemie geschehen. Die Möglich­ keit, auch diese chemischen Verbindungen dem Calcul zu unterwerfen, wird uns auch hier zu interessanten Ent­ deckungen führen, die der Zukunft noch aufbehalten sind. — Dis jetzt erfreute sich die Stöchiometrie noch wenig solcher Untersuchungen, jedoch ist die Bahn dazu in Deutschland von dem um die Stöchiometrie so seht verdienten Döbereiner gebrochen worden.

C. Spekulativer Theil. §. 37. Er geht den umgekehrten Weg wie Ler Empirische, weil er ganz den entgegengesetzten Forderungen entspre-

*4 chen muß (§. 19,). Die Empirie zerstött durch die Ana, lyse das natürliche, ursprüngliche Stoffett&olfMfg, wie es in der lebenden Pflanze vorhanden ist und schafft ih­ nen gleichsam ein neues Seyn, was der Vers, im Ver­ gleich mit dem ursprünglichen, primäre» Seyn (in der lebenden Pflanze) das secundäre nennt. Die Specula» tion schauet dieß primäre, ursprüngliche Seyn entweder unmittelbar an, Oder gelangt doch dazu durch eine rich­ tige Deutung des durch die Analyse erzeugten se c u nd ä r e n Seyns. In sofern giebt fle die chemische Grund, läge einer wissenschaftlichen Pflanzenphystologie ab, und verdient mit Recht den Namen des phyto-physiologt, schen Theils der Pflanzenchemie.

§. 38. Wie jedes Individuum eia individuelles Lebe» führt, wodurch es mit seines Gleichen (mlt dem Geschlechts­ gegensatz) in nächster Beziehung steht, und ein univer­ selles, wodurch es mit den Anßrnbingen und Umgebun­ gen in Wechselwirkung krttt, so unter Umständen auch jeder Pflanzenstoff.

§. 39» Sein individuelles Leben, das mit feinem (§. 37.) schon berührten primären, ursprünglichen Seyn parallel geht, ist in der lebenden Pflanze tn seiner völligen In­ tegrität, und besteht, chemisch ausgedrückt, tn dem po, laren Verhalten der Pflanjenbestandtheile,zu einander, wodurch sie ein organisches Ganzes- eine salzartige Combination ($. 70.) constituiren. EinPflanzenbestandtheil steht hier mit dem andern in so inniger, lebendiger Beziehung, daß ihre gegenseitige Ausbildung

baß Product ihres Wechfeleinflnfses ist. Ei» basischer Stoff fordert «inen sauren als polare» Gegen­ satz und umgewandt (§. 66 u. f.j.

§. 4v. DaS universelle Leben des Pflanzen floss-, das wir alS in der Zeit bestehend (§. 37.) mit „sekundärem Seyn" bezeichneten, erwacht ober entsteht mit der Zerulchtung seines individuellen primären Lebens und Seyns, oder (was gleich viel ist) mit Aufhebung der organischen Stoffverbindung in der lebenden Pflanze. — DaS primäre Seyn ist also Product der keine» Naturthätigkeit, das sekundäre ist hingegen ein nothwendiges Attribut der zerlegenden Chemie. Die chemische Ana­ lyse besteht daher ln der Zerstörung des natürli­ chen Verhältnisses des Stoffs und to Erzeugung eines künstlichen. Der Analystrungspröreß ist daher litt ernstlichsten Sinne ein Tödtungs» und Belebuttgs pro ceß zugleich, er reißt den Stoff aus der lebendigen Verbindung mit seines Gleichen, um ihn in ein neues Leben, in Wechselverhältnisse mit den Außen­ dinge n, den Reagentien einzuführen. Eine Methode, die dieß am beste» ohne das normale sekundäre Seyn deS Stoffs zufährben bewerkstelligt, ist die zweck­ mäßigste', und giebt der Spekulation Stützpunkte, die für die Ergründung des primären Seyns von Wichtig­ keit find. — Man legt noch immer der Chemie zur Last, daß sie die ursprünglichen Verhältnisse zernichte und neue schaffe, dieß können jedoch nur Unkundige thun, denn wer z. B. von der Phytochemie verlangt, daß fle daS primäre oder natürliche Seyn des Pflanzenstoffs nicht zerstören soll., der-hat ihr Wesen nicht begrif­ fen. — Die Chemie kann nur dadurch einen Körperzustand empirisch erforschen, baß sie ihn zerstört, sie muß das primäre Seyn des Stoffs zernichten, um eS kennen zu lernen.

i6 §. 41Der Vorwurf, den man gerade um dieses Umstand des willen der Phytochemie geckacht hat, trifft sie dem­ nach ganz und gar nicht. Man kann sie nur tadeln, wenn sie einerseits bei der Abscheidung des Stoffs und feiner natürlichen Verbindung unrichtig verfährt, und statt Stoffe abzuscheiden, Stoffe bildet, und ande­ rerseits. wenn sie ans den gemachten Erfahrungen fal­ sche Schlüsse über das primäre Seyn des Stoffs «. s. w. macht. Je naturgemäßer und richtiger sie das er­ stere bewerkstelligt, desto mehr werden sich die daraus gezogenen Schlüsse über daS primäre Seyn der Stoffe der Wahrheit nähern§. 42. Hieraus geht nun genugsam hervor, daß die wis­ senschaftliche Phytochemie nicht rein empirisch seyn kann, ihr ist daher entsprechend bet zweifachen Beziehung ih­ rer Objecte einmal zu einander, ein andermal zur Außenwelt ei« zweifacher Standpunkt angewiesen. Der theoretische ober philosophische, und der praktische oder empirische. Beiden muß der Phytochemiker auf gleiche Weise huldigen, wenn et wissenschaftlicher Forscher seyn will. Weder die Spekulation, noch die Empirie führt ihn zum Ziele, zur Wissenschaft. — Was er durch das sperulative Förschen gleichsam divinlkt, muß er durch das empirische nachweisen, und waS die Em, plrle ihn finden läßt, muß er mit Philosophischem Scharf­ sinn zu deuten und zu würdigen wissen. — Welchen Weg der Phytochemiker zuerst einschlägt, ist völlig gleich, nur darf er nicht auf deck «inen allein verweilen, ohne den andern gleichzeitig zu betteten. — Wer sich ln der Checkte ckit der Empirie brüstet, ist eben so wenig ein Chemiker, als der, welcher in diesem Gebiete philosophi­ scher

i? scher und empirischer Forschung nichts als die Speku­ lation zur Schau trägt. —

Der Naturphilosoph und

-er Empiriker müssen sich freundschaftlich die Hand rei­ chen, und nicht, wie bisher geschehen, wie feindliche Pole sich fliehen.

Ein solches (unnatürliches) Benehmen rächt

fich immer selbst, und als lebendiges warnendes Beispiel fleht die bisherige Pflanzenchemie da, die als Ausgeburt eines reinen Empirismus sich selbst ein Grad gegraben, das sie bald verschlingen wird!

§. 43» Hat der Phytochemiker auf dem empirischen Wege (durch die Analyse) den Pflanzenbestandcheil von seinem primären (ursprünglichen) Sey» in fei» secundäres (künst­ liches) eingeführt, so liegt ihm ob, aus den Erscheinung gen, die diesen Metamorphosirungeproceß begleiten, d s Wesen des primären Seyns des Stoffs zu enträthfeln, was Nur auf spekulativem oder theoretischem Wege ge­ schehen kann. Hat er aber andererseits, geleitet durch Philosophische Prinzipien unabhängig von Erfahrungen herausgebracht, daß das primäre Sey» eines Stoffs so und nicht anders sey und seyn könne, so muß er dieß durchaus empirisch mittelst Entrachselung des sekundären Seyns (auf experimentellem Wege) nachwri,

fett, wenn es Wissenschaft ich begründet seyn soll.

Zwei Beyspiele mögen dieß erläutern: Gesetzt man fände durch empirisches Forschen im Kaffe zwe, Bestandtheile, die

sich isollvt dargestellt (auf ihr sekundäres Seyn gebracht)

zu

elnander verhielten wie Base und Säure; so ist d.ese empirische Erkenntniß der Stoffe nur die ihres ftcuirdä,

m Sey»ö. — Weiter geht die Empirie nicht. — rlt farm durch direkte Versuche über das primäre Seyn -er beyden Kaffebestandtheile keinen Aufschluß geben, und würbe farsch schließen, wenn sie folgerte, der saure und

i6 bet basische Stoff sey als solcher (wie er ihr erscheint) tut Kaffe vorhanden. Hierüber giebt nur das specularive Forschen gehörige Auskunft, und was der Empirie sich verhüllt, liegt vor ihm offen da. Ihm erscheinen Base und Saure als Gegensätze, die nur in der Ver­ einigung ein Ganzes cönstituiren, und weil kein Pol ohne den andern exlstirt, auch nur tu organischer Verei­ nigung im Kaffe vorhanden seyn können; hiermit ist nun das primäre Seyn beider Kärper bestimmt. Ein Beispiel für den zweiten Fall ist dieses: Man deduzire aus der Urform alles Seyns (+ o —) für das chemische StoffverhLlkniß der Pflanze den Satz: daß auch hier nach den Gesetzen alles Lebens und Seynö sich alles aufpolare Weife gestalten müsse, und daß dem Positiven stetü ein Negatives, oder chemisch ausgedrückt: dem Basischen ein Sau­ res gegenüberstehe, die zu einem organischen Ganzen vereinigt sind; so muß dieß a priori gleichsam gefundene Stossverhältniß empirisch mittelst Ausmittelung des sekundären Seyns der Pflanzenstoffe nach, gewiesen werben, kurz: Speculation muß die Empirie, Empirie die Spekulation ergänzen. §»

44»

Die bisherigen Phytochemiker haken, weil fle nur Empirie kannten und die Spekulation verachteten, auch nur daS sekundäre Seyn der Pflanzenstoffe erkannt, und auch dieß noch nicht einmal richtig, weil sie auch hier auf Irrwegen sich befanden, daher konnte vom Wesen des primären Seyns auch kaum eine Ahnung styn. Durch diesen Umstand war das natürliche Band, was die Pflan, zenpbysiologie mit der Pflanzenchemie verknüpfen sollte, ernsten, und ist nur durch das emsige Bearbeiten und Ausbilden des spekulativen Theils der Phytochemie, als

der Grundlage der Phytophysiologle, wieder anzuknüp­ fen.

Es ist den Pflanzenphysiologen nicht zu Verde»»

feit, wenn Ile einet Phytocheniie, wie die bisherige war, den Zutritt in ihre Wissenschaft versagten, und ---- bey wissenschaftlichen Mineralogen nichts von einer Chemie wissen wollen, deren ganzes Geschäft es ist, das secuta däre Seyn der Pflanzenstoffezu erforschen, ohne sich gleich­ zeitig um ihr primäres, ursprüngliches Verhältniß zu bekümmern.

„Wollt Ihr also der Pflanzrnphysiolo»

gie eine feste Grundlage gewinnen, so macht Euch n Stoff, worin diese Bestandtheile nicht als wesentlich nachgewiesen wer­ den können, gehört nicht dem Pflanzen-, sondern dem Mineralreich an. An merk, Stoffe, welche Stickstoff enthalte», thierische yi Bennen und nicht zu den Pflanzenstoffen zu rechnen, obgleich ftc Producte der Pflanzen sind, ist falsch — cS giebt ke new wissenschaftlichen Grund für diese Trennung, aber gar viele dagegen.

33

§. 86. Die vier angeführten Pflanzenstoffbestandtheile ste­ hen sich polar gegenüber, denn sonst könnten sie fid) nicht verbinden. Diese Polarität ist eine chemische, so daß das saure und basische Verhältniß der Stoffe zu einander (§. 63—67.) auch zwischen ihren Bestandtheilen wiederkehrt. Der Sauer - und Kohlenstoff ent­ spricht dem sauren, der Wasser - und Stickstoff dem ba­ sischen Pol. §. 87* Heißt nun die Vereinigung eines'Sauren mit einem Basischen Salz (§. 70.), so kehrt auch in diesen Ver­ bindungen der Stvffbrstaudthrile der Saljcharacter wie­ der, wiewohl in einer höher» veredeltem Form, eben so wie der Sauer- und Kohlenstoff die Säure, und der Wasser - und Stickstoff das Alkali oder die Base gleich­ sam idealiter wieder vorstellen.

.

5

88

.

Wenn den Pflanzenstvffen nur die vier genanntes Bestandtheile als wesentlich zukommen, so muß ihre große Verschiedenheit und Mannigfaltigkeit ihren Grund im Folgenden haben: r. in dem Daseyn oder Nichtdafeyn des einen oder des andern der Bestandtheile; 2. in dem Vorwalten des einen oder des andern der Bestandtheile; 3. in der Art der Combination derselben. §. 89. Das Vorhanden- oder Nichtvorhanbenseyn eines oder inehrerer Bestandtheile giebt nun die Einthellung in die binären, ternären und quaternären Ver­ bindungen, d. h. Zusammensetzungen aus entweder zwey, drey oder vier Bestandtheilen.

§.

9®»

Rückstchtlich der Quantität (§. 88, a.) wirb es vor­ haltend sauer,, kohlen-, wasser- und sttckstoffige Pflanzenkörper geben. §. 9i* Was die Qualität der Verbindungen oder die Art der Combination betrifft Phytochrmie). §. y8. Die diätetische Phytochrmie zerfällt wie jede der andern wieder in Unterablheiiungen; so gebührt der Koch­ kunst, als ihrer höchsten Blüthe, der erste Platz, dann kommt die Back- und die Gährungschemie. ynrnctf.

Beyde letztere sind im Grunde eins; denn der Pro­

ceß des Backens ist auch ein Gährungsproceß, nur mit dem Unterschiede, daß er durch die Hitze eher seine Ackme erreicht, und daher schneller vorübergeführt wird.

Auch unterscheiden

sie sich in der Form, das Backen ist ein Gähren beym Vorwalten des Festen, das Wein-, Biers

unfc Essig--

Göhren hingegen ein Backen beym Vorwalten

des

flüssigen.

§. 99» Die technologische Phytochrmie ist von dem größ­ ten Umfang, indem sie die diatische und pharmacolygb sch« Phytochrmie gleichsam vereinigend, beyden Polen angehört. Eie erstreckt sich von der chemischen Seite der Baukunst durch alle Fabriken und Manufakturen hindurch bis zur Theorie des Gaserleuchtens und noch weiter.

§.

100»

Die pharmakologische Phytochemke hat ein nicht minder weites Feld, das über die unabsehbaren Räume -er Toxikologie und Materia medica sich verbreitet.

§.

.

101

Der Arzneystoff ist ein In sich entzweytes rücksichtlich seiner Zusammensetzung — seine Bestandtheile find nicht völlig durch einander neutralisirt wie im Nahrungsstoff (§. 92.).

Daher, kann man sagen: die Ob­

jecte der P»armaeo-Phytochemle seyen Stoffe mit zum Theil ungebundenen (nicht neutralisieren), und daher frey wirkenden dynamischen Polen, also dy­ namisch-differente Körper. Die der diätetischen Phytochemie hingegen Stoffe mit gebundenen (neutralifirten) durch einander ausgeglichenen dynamischen Polen, also dynamisch-indifferente Körper.

§.

.

102

Die Techno-Phytochemie hat nichts mit dem dynamischen als solchem zu thun, sondern ihre Objecte find die chemisch zur Indifferenz vereinigten Kör­ per, z. St Farbestoffe, Baumaterialien, Kleidungsstoffe u. f. w. §.

103.

Nach dieser Elntheilung der Phytochemie drängen fich dem Chemiker drey zu erfüllende Forderungen auf, die pharmakologische fordert die Darstellung und Karakteristik des dynamisch wirksamen Stoffs, die diätetische 'soll die Stoffe zweckmäßig zu einem mehr d yuamtsch Indifferenten cembiniren, dahingegen die technologische als reinster Ausdruck des ChemlSmus sich um das Dynamische nicht kümmernd, die Stoffe zu ch emlsch indifferenten Körpern zu vereinigen firebkN

44 muß. Erstere analysier, letztere beyde synthesiren dem­ nach vorzugsweise. §. 104, Wenn die diätetische Chemie eombinlrt (§. 103.) und gleichsam Neues schafft, waS bey gewissen Opera­ tionen der Koch-, Back- und GährungSkunst sich sogar zur Erjeugung neuer in sich lebender Produkte steigert, (j. B. Brot, Bier, Wein u. s. w.>, die den Stoffen, aus denen sie hervorgingen, in nicht- mehr gleichen, und so als eine totale Stoffumwandlerinn er­ scheint, die den Mrtamorphosirungsprocessev, welche den Organismus mit rohem Stoff selbst vornimmt, gleich­ sam vorbereitend dient, so hat dieselbe als ein Tota­ le- auch nur Reagentien, die in der Totalität als Or­ ganismen sich darstellen. — Die Güte einer Speise ist nicht durch ein einzelnes dynamisches ober chemi, sches Reagens erforschbar, sondern nur durch den Er­ nährung--- und Restauratlons-Effect, den sie auf den ganzen Körper ausübt. — Eine Nahrung, die nur einzelne Körperteile ernährt (j. B, Eyer, die vor­ zugsweise die GeschlrchtStheile restaurire»), gehört als «ine specifik wirkende Materie schon unter die Katego­ rie der Arzneymiktel, deren Charakter eben in der Speeifikität besieht. §. 10$. Eine Nahrung im wahren Sinne des Wortes muß zu allen Theilen des Körpers eine ganz gleiche Be, Ziehung haben, sie darf nicht einen Theil vor dem an­ dern vorzugsweise ernähren. Nun hat aber jeder Kör­ per, folglich auch jedes Nahrungsmittel (es mag dyna­ misch noch so indifferent seyn) noch immer eine bestimmte Qualität, und steht vermöge dieser (sie mag fb schwach seyn wie sie wolle) auch mit bestimmten Organen oder

45 Systemen, die seiner Qualität entsprechen, kn Beziehung, daher dem Menschen als dem Complex aller möglichen Naturqualitäten auch nur eine gemischte Nahrung zuträglich ist. Es ist dtrsemoach die Hauptaufgabe ei­ ner rationellen Kochkunst, die Combination der verschie­ dene« Nahrungsstoffe so zu machen, baß dadurch der ganze Körper gleichmäßig ernährt werde, und alle sei ne verschiedenen Qualitäten ihr Aequkvalent in der gemischten Speise finden.

Eine

solche Aufgabe wird aber die diätetische Chemie bey dem Immerwährenden Wechsekzustand deS Organismus nim­ mer vollkommen lösen.

Jeder Mensch ist kn jedem ge­

gebenen Zeitmoment ein anderer, und fordert so auch zu verschiedenen Zeiten andere Restauratlonsmlttel. Ein Glück jedoch, daß bas, was der Verstand nicht erreicht, dem Instinkt im Gefühl und im Gelüste gegeben iss. DiefeS äußert sich (nt Appetit, der da, wo durch irgend eine (mit bestimmter rorwaltender Qualität begabte) Nahrung ein Mtßverhältniß der Ernährung km Körper entstanden, gleich nach einer andern verlangt, die diesen Mißton wleder auszugleichen im Stande ist, daher der tägliche Speisewechfel ganz den Gesetze« des Le­ bens und des menschlichen Organismus angemessen ist. — Der Geschmack, innig zusammenhängend mit dem In­ stinkte, ist der treue Wächter, der unter Ekel und Abfchen hartnäckig zurückweist, waS dem dermaligen Qua, litätSzustanb des Organismus nicht frommt, und das­ jenige gleichsam durch eln Verlangen zum Bewußtseyn bringt) was fein Zustand fordert. Weil nun in den meisten Fällen die Annehmlichkeit des Geschmacks einer Speise mit der Zuträglichkeit der­ selben für den Organismus parallel geht (indem nur Verwöhnung und Krankheit dieß Verhältniß stört und

4b

alienirt), so kann man beit Geschmackssinn als ein (wenn gleich indirectes) Reagens für das Qualitative der diä­ tetischen Chemie aufführen, und im Allgemeinen behaup­ ten, daß alles dasjenige, was ihm fromint und wornach ihm verlangt, auch den jedesmaligen Bedürfnissen des Organismus entsprechen müsse. In sofern ist dem­ nach der Geschmack das dynamische Reagens für die Koch-, Back- und Gahrungskunst! — §.

io6.

Die pharmakologische und toxikologische Phytochemie sind, wie gesagt, ganz baS Gegentheil der diäteti­ schen. Wenn diese combinirt und alle Etoffqualitaten zu vereinigen und durch einander zu neutralisiren sucht, also rein synthetisch verfährt, so streben erstere nur zu zerrelssen, und den dynamisch begeisteren Stoff so rein von andern abzutrennen und so energisch darzustellen, als es nur möglich ist. Ihre Pro - und Edukte sollen nicht den Körper total als Nahrung, sondern nur partial, nur einseitig affiziren. Ihre Hauptaufgabe ist also Darstel­ lung des Dynamischwlrkfamen aus jeder Pflanze und Trennung aller ihm anhängenden dynamisch indifferen­ ten Stoffe, nebst näherer Bestimmung der Qualitäten, Wodurch sich jeder dieser Stoffe auszeichnet. §. 107. Diese Ausgabe kann nur durch gleichzeitige Anwen­ dung dynamischer oder lebender Reagentien gelöst wer­ den, daher es eine pharmacologische Phytochemie, deren Endresultat die Materia medica (aus dem Pflanzen­ reich) ist, vorzugsweise mit diesen zu thun hat. §. iog.

Eine Materia medica nach „chemischen Prinzipien" ist diesemnach eine Contradictio in adjecto, weil sie statt des zum Wesen der Materia medica gehörigen

47 Dynamischqualitatkven bloß das Chemisch, qualitative (die chemische Qualität) ausMittelt und darstellt, waS aber begreiflich nicht den« Therapeuten und Toxikologen, sondern dem Chemiker angeht. — Pfaff hat sich daher durch sein Werk „System der Materia medica nach chemischen Prinzipien. Leipzig 1808—iS" nicht um die Therapie und andere hiehrr gehörige Wlffenschasten, sondern nur um einen Theil der Phykochemie Verdienste erworben, da er immer nur die chemische, keines weges aber die dynamische Qualität der Stoffe vor Augen hatte. Eine Materia medica für den Menschen im wahren Sinn des Wortes ist noch Desiderat, und wird es auch so lange bleiben, bis wie eine der Pflanzen und der Thiere haben. Es geht ihr wie der Physiologie deS Menschen, die ohne Pflanzenund Thierphysiologie nicht möglich ist, weil der Mensch selbst beyde in sich aufgenommen, beyde $ut Basis hat.

§. zog# Die technologische Phykochemie reprasentlrtdett rei­ nen Chemismus, steht daher dem Dynamismus der phar­ makologischen gerade gegenüber. Wenn die diätetische zur Zusammensetzung der Stoffe zu einem Dynamischindifferenten strebt, so macht diese gleichfalls Ver­ bindungen, aber mehr chemisch in differente. Die Gerbunzs- und Färbungschemie, so wie die Theorie der Mörtel-, Kitt- rc. Bildung geben hinreichende Beyspiele, so daß die technologische Phykochemie auf chemischer Seite ganz dasselbe darstellt, was die diätetische, auf der dynamischen Seite bezeichnet. $.

HO.

Die agronomische Chemie gehört natürlich nicht der technologischen, sondern der diätetischen an. Die Theo, rie der Heu, und Mistbereitung ist ganz analog der des

48 Brotbackens und der Gährung.

Der Mist ist ein durch

Gährung organisch,lebendiges Eezeugnlß, und daher die Nahrung der Pflanze; und das Heu als daS Brot der Thiere, ist ganz diesem analog, uur auf einer höher» Stufe. — Das Heumachen ist ein GähruttgSproceß gleich dem des Nachreifens des Obstes. Ztnmerk.

Vieles, was man

in der agronomischen und öko­

nomischen Chemie mit aufführt, gehört in ein anderes Ge­ riet, nehmlich in das der Physik u. s. w., z. B. Meteorolo­ gie, Einfluss der Himmelskörper, Jahreszeiten u. d. gl.

Beschluß. §. tit. Das Wesen der Pflanzenchemle wäre hiermit gezeigt, ihre Bedeutung entwickelt, ihr Verhältniß zur Mineralchemie festgestellt, und so der Rang, der ihr gebührt, gesichert. Alles dieses war, so wie ihre Eimheilungmnb die Eintheilung ihrer Objecte (Stoffe) nur möglich mit Hülfe einer sichern, fast vollendeten Grundlage, nehm­ lich der M in e ra lch e w i e.

So lange letztere noch nicht

Ihrer Vollendung nahe war und noch wankte, so lange war auch au eine wissenschaftliche Begründung der Phytochemie nicht zu denken. Jetzt aber kann man dieß Mit Erfolg versuchen, und bem Verfasser wird es zur großen Freude gereichen, wenn es ihm nur etnigerma, ßen gelungen.

§.

»

112

Schon jetzt bke Prinzipien einer Zoochemte zu ent­ wickeln, scheint uns noch zu früh. Sie kann nur auf der Pflanzenchemte fußen, und wird so lange diese noch Nicht — der Mineralchemie fest gegründet und ausge­ bildet dasteht, keine sichere Grundlage haben.

Was man

bis dahin Thlerchemle genannt hat, selbst die Arbei­ ten eines Berzelius in diesem Fache, ist nicht ein

eiet Schattenriß davon, und hat mit dem ivah, rett Ioochemischrn so wenig gemein, als die meisten der bisherigen Pflunzenqnalyfen mit dem wahren Phy­ to che mischen. Wer z. B. den Harn untersticht und nicht zugleich däs Organ, bas ihn abgesondert (Nieren), und die Flüssigkeit, woraus er geschieden (Blut), ent­ sprechenden Versuchen unterwirft und damit in Parallele stellt, der hat im Grunde keine zoochemische Ana­ lyse deS HarnS geliefert, fLndem ihn nur auf anorga­ nische Weise untersucht; — Eben so einseitig verfahrt der, welcher die Galle analystrt, ohne das Pfortadetblut und die Leber zu berücksichtigen. — Man steht hieraus, daß .der Zoochemtker sich fürs erste noch aw die Thiere, zu halten hat, ehe er zum Meeschen über­ geht. Leider, ist bis jetzt meist das Umgekehrte gesche­ hen. — Das Zoochemische ist noch viel schwieriger zu erfassen und zu entrathseln als das Phytochemische, denn darin besteht sein Wesen nicht, daß nun nur flei­ ßig analysirt und das Gefundene nach gewissen Aehdllchkeiten benennt, baß man j. B. im Speichel Ehweiß u. d. gl., im Saamen Kochsalz, Eywelß u. s. w., int Urin Harnstoff, im Schlangengifte Gummi gefunden, und heraus und hierin analysirt, dieß ist nur die eine, roheste Seite des empirischen Theils der Zocchemie, diL andere, die dynamische, flieht unfein Blicken! — Anmerk. Selbst die bisher als einfach ausgeführten thieri­ schen Stoff« sind es nicht. Der Harnstoff, die Gallerte, das EyweiH sind nach vorläufigen Versuchen des Sers. Neutra» lia, zusammengesetzt aus Basen und Säuren, wie diepstänz« lichen Produkte ^hievon in Zukunft).

$0

Zweytes Capitel.

Reagentien. §. ii?. Das Reagens ist feinem Wesen nach ein Mit, fei, was dazu dient, die Qualität eines Stof­ fes ausjumitteln, es ist Qualitäterforscher ($. 27.). Im Conflikt mit Reagentien entwickelt nehm4ich der Körper seine Kräfte und enthüllt feine innerste Natur, daher die genaue Kenntniß der hierzu brauchba, ven Mittel dem Chemiker unentbehrlich ist. §. 114. Die Erforschung der Qualität eines Stoffs ist nur durch Wechselwirkung mit einem andern entsprechen­ den möglich, die physikalische Qualität wird nur durch die physikalischen, die chemische nur durch die chemischen und endlich die dynamische nur durch die dynamischen Reagentien ausgemittelt. Alle bisherigen Bemühungen, das Dynamische durch chemische Qualltätsbestimmer, (Reagentien) zu erforschen, scheiterten daher gänzlich. §.

ii$.

In sofern nun die einem Körper eigenthümliche Qua­ lität dazu dient, ihn von andern, die einer solchen Qua­ lität entbehren, zu unterscheiden, und dadurch Kennt­ niß von feinem Daseyn in einem Gemisch von vielen Stoffen zu erhalten, in -sofern ist das Reagens ein Ent­ deckungsmittel für diesen Körper, und man kann es diesemnach definiren als Etwas, das aus der Ver­ änderung, d.ie es im Conflikte mit einem an-

5i der« Körper bewirkt oder erleidet, auf bas Da- oder Nichtdaseyn eines Körpers schlie, ßen läßf. §♦

ii 6*

Nehmen wir es genau, so ist obiges keine eigene, liche Definition von Reagens, weil es dadurch nicht sei, nem Wesen, sondern nur seiner speciellen Anwen­ dung nach, bezeichnet ist. Die Chemiker blieben ganz bey' diesem Begriff von Reagens, alS einem „Entdekkungsmittel" stehen, daher denn auch ihre-Anwen­ dung so einseitig und ihre Zithl so eingeschränkt und dürftig geblieben. — Nimmt man hingegen das Rea­ gens als ein Erforfchungs- (oder vielmehr Anregungs,) Mittel der verschiedenen Qualitäten der Körper, und erkennt zugleich, daß dem S:off neben der physikalischen und chemischen auch eine dynamische Qualität inwohne, so ist man von der Idee, daß es neben den physikalischen und chemischen auch dynami­ sche Reagentien geben könne und müsse, nicht mehr fern; jedoch hat bis dahin kein Chemiker einer solchen Idee Raum geben wollen. §. H7. Alles ln der Natur steht kn wechselseitiger Bezkehnng und Wechselwirkung, wodurch sich uns die ver­ schiedenen Qualitäten -der Nmurkörper kund geben (§. U4t). Diese Verhältnisse bezeichnet der Chemiker mit ^Reaction", gleichwie die dazu dienlichen Mittel, wie schon (§. 113.) erwähnt, Reagentien genannt werden. Hieraus folgt, daß unter Umständen alle nur möglichen Stoffe und Potenzen, die es in der Natur giebt, alS Reagentien in Anwendung gesetzt werben können ($*271)*

62

Eiirtheilung der Reagentien. §.

118.

Kann alles, was ln der Natur existirt, dem Chemie -er als Reagens dienen (§. 1)7.), so wird dir Einthelilung der Naturkörper auch die bet Reagentien seyn, so Laß die drey Formen, unter welchen uns die Körpertvrlt erscheint, nehmlich Cosmisches, Unorgani­ sches und Organisches, auch die drey Hauptklassen für die Reagentien abgeben (§.28—29.), nehmlich phy­ sikalische, chemische und dynamische Reagen­ tien, welche erstere dem Cosmischen, letztere dem Orga­ nischen und die mittleren dem Anorganischen entsprechen.

i. Physikalische Reagentien.

§. ny.

Cie zerfallen in zwey Rethen, je nachdem sie nehm, sich entweder dem centralen oder solaren und dem peri­ pherischen oder tellurtschen Pole angehören. Die phy­ sikalisch-solaren sind: Licht, Wärme und Schwere; die physikalisch,tellurifchen hingegen: Wasser, Lust, Erbe (Festes) und Boltaksmus. §. 120. Die physikallsch solaren Reagentien: Lichts Wärme und Schwere, sollicitiren die Körper aus so verschiedene Weise, als sie selbst von einander verschieden find. Die Erschrlnungea, welche ihre Einwirkungen aus die Kör­ perwelt begleiten, ssnd nicht rein und einfach, sondern zusammengesetzt aus ihrer Aktion und der Reaktion des> Körpers, so daß jedes hiedurch hervorgerufene Phä­ nomen das Resultat des Kampfes zwischen: Element (Reagens) und Körper ober Stoff ist.

§.

I2I»

Durch die Wechselwirkung eines Stoffs mit dem Lichte, erhalten wir nun über feine physikalische Natur und Eigenschaft, die sich in der Färbung, Durchsichtig­ keit und Undurchsichtigkeit u. f. w. abspiegelt, Aufschluß (§. 54.). Diese Phänomene erfolgen, wenn der Stoff, auf den daS Licht einwirkt, gehörig reagirt und feine Integrität behauptet. Geschieht hingegen letztere- nicht, sondern überwältigt den Stoff die alles zu zerreißen strebende Macht des Lichtes, iso löset sich seine Indivi­ dualität unter bestimmten, in die Augen fallenden Er­ scheinungen auf, welche letztere nun dazu bienen, diesen Stoff von andern, die gegen die Einwirkung des Lich­ tes besser ankämpfen, zu unterscheiden. Die durch die Llchtinfluenz bedingten Farbenveränberungen und ander­ weitigen Zersetzungen können hier als Beyspiele bienen. Anm. Nur fn letzterer Beziehung, als verändernde und zerstörende Potenz, ist das Licht als Reagens in den Ana­ lysen aufgeführt. Die Bestimmungen der Grade der Durch­ sichtigkeit, der Färbung u. s. w-, sind der Bequemlichkeit uyd leichten Uebersicht willen unter Hern nur indirekt dynami? schen Reagens „Gesicht" angemerkt § wenn gleich letzterer eigentlich nur in dem Falle als Reagens erscheint, wo dev Stoff die Qualität hat, das Sehen (die Function) auf be­ stimmte Weise zu verändern, z. B. der basische Stoff dev Digitalis, welcher Funkeh. und Flimmern vor den 2C«$tH erzeugt.

§.

122

.

Der Kampf bet Wärme mit dem Körper giebt ver­ schiedene Phänomene, die dazu dienen, über andere Ver­ hältnisse seines physikalischen Charakters Aufschluß zu be­ kommen. Reagirt der mit der Warme in Conflikt kom­ mende Stoff so, daß dieselbe ihm, selbst in den verschie­ densten Graden, nichts anhaben kann, so heißt er feuer­ beständig, findet das Gegentheil statt, so wird er

54 flüchtig genannt, wobey jedoch nur feine Form, fei# neöweges aber feine Mischung eine Aenderung erleidet. Ist hingegen die Reaktion des Stoffs so schwach,

daß

durck die Einwirkung der Wärme sich seine Individua­ lität auflöst,

so heißt ein solcher Stoff durch Wärme

oder Hitze zersetzbar.

Alle diese Vorgänge können na#

tätlich dazu dienen, Stosse von einander zu unterschei­ den, daher der Wärme ein Platz unter den Reagentien gebührt (§. 55.). §.

12;.

In der Formung (Cristallisatkon) hat sich uns die Crdkraft (Schwere) gleichsam verkörpert dargestellt. Die Theile sind gegen einander schwer (gravitireu), dar­ um ziehen sie sich an und formen sich nach bestimmten besetzen.

Wo die Schwere (Anziehung) varlirt, wech­

selt auch die Form, und diese nebst der Mischung be­ dingt wieder die Abweichungen der Schwere (die Mo­ difikationen der Anziehungen), vermöge welcher Bezie­ hung malt einen Körper von dem andern zu unterschei­ den im Stande ist, daher die Schwere als die formge­ bende Potenz mit vollem Rechte zu den Reagentien ge­ zählt werden muß. Da absolutes und specifisches Gewicht aufs innigste mit Formung und Mischung zu­ sammenhängen- so ist klar, daß auch sie unter die Ru­ brik „Schwere" gehören.

Lnn».

Er ist

jedoch auch hier, um weder

zu

Mißdeutungen

noch zu Verwirrungen Anlaß zu geben,, wie bey der Angabe der Färbung eine Ausnahme gemacht, und

die Art der

Formung unter „Gesicht" in den Analysen aufgeführt. Die Consequenz hätte erheischt, dieses bey „Schwert anzumer­ ken, weil aber Mancher sich dieselbe nicht alsvke Grd.krraft, sondern als etwas M echanisches denkt, so unterblieb etz um der Verständlichkeit willen.

§. ls4» Die physikalisch,tellurischen Reagentien: Wasser, Luft, Erde (und Voltaismus) unterscheiSem sich von den solaren durch ihre größere Materialität, daher ist das Wechselverhältniß derselben mit den Etwffen auch ein gröberes, mehr in die Sinne fallendes. §.

125.

Die egoistische Tendenz eines jeden Körpers, das ihn Umgebende sich gleich zu machen, sich zm assimiliren, tritt in einem dieser tellurischen Reagentien, im Wasser, auf eine sehr anschauliche Weise hervor. Sei« Hauptstreben ist, die Körper sich gleich, nehmlich flüssig zu machen. In der Lösung ist dieß Streben erreicht, in der Auflösung (Zersetzung durch Wasser) ist es vollendet. Beyde Phänomene hangen von der mehr oder minder starken Reaktion des Stoffs ab, der mit dem Wasser in Eonfllkt kommt. Ist nehmlich die Reaktion des Stoffs zu stark, so erfolgt keine Lösung, er heißt dann unlöslich; ist sie zu schwach, so erfolgt Auflösung, gänzliche Zerstörung der Individualität des Stoffs, dann heißt er durch Wasser zersetz­ bar; ist sie endlich von mittlerer Intensität, so, baß gleichsam Wasserelnwlrkung und Stoffgegenwlrkung sich das Gleichgewicht halten, dann wird der Stoff nicht aufgelöst, sünbern behält seine Individualität, die s» viel Veränderung von der flüssigmachenden Kraft des Wassers erfahren, daß sie unter der Form der Lösung (mcht Auflösung) erscheint. Das Wasser ist also hier rin Erforschungömittel oder Reagens für hie Fähigkeit des Stoffs, seiner flüssigmachenden Etnwirkmng zu wi­ derstehen, und da das Ganze dieses Weckselkannpfes «wi­ schen Stoff und Wasser Chemismus heißt,, so offen­ bart sich hierdurch zugleich die größere obere geringere

66 Tauglichkeit des Stoffs

zur chemischen Aktion.

Die

nachgewiesene« verschiedenen Stufen bezeichnen daS Quan­ titative des Vorgangs,

von den qualitativen Verschie­

denheiten dieser Wechselbezeichnungen werden wir durch unser Sinnorqan des Geschmacks unterrichtet (vergleiche $. 57.).

(Daher sind auch die quantitativen Erscheinun­

gen solcher Vorgänge, in den Analysen unter „Wasser" die qualitativen hingegen unter „Geschmack" aufge­ führt, wenn gleich letzterer

nur indirekt zum Reagens

wird> Anm ES versteht sich, daß das hier vom Wasser gesagte von allen Körpern gilt, die Wassernatur haben, d. h. flüs, sig sivd, und die Tendenz haben auch andere, in denselben Zustand zu versetzen. Daß Quecksilber picht mitgemeynt sey, bedarf kaum erwähnt zu werden. §. 126. Die Luft im Conflikt mit dem Stoff giebt bltfefo Heu Erscheinungen wie das Wasser, nur in einer andern, gasigen Form.

Was dart alS Lösung erscheint, tritt

hier als Verflüchtigung und Verdampfung auf, was dort Unlösbarkeit heißt, wird hier Luftbesiä n big kett genannt, was alles Resultate der mehr oder minder starken Reaktion deS Stoffs gegen die al­ les zu zerreißen strebende Lufteinwirkung ist.

Das Ganze

dieser Vorgänge ist mit elektrischen Erscheinungen beglei­ tet, deren quantitatives Verhältniß durch Condensato« rrn und Elektrometer bestimmt wlrd, deren Qualität sich aber nur dem Sinn, im Geruch, offenbart (§. 58), §. 127. Die Anwendung der Luft alS ReagenS giebt unS also Aufschluß,

ob der Stoff in Luft löslich oder

Unlöslich ist (was wohl von der Verflüchtigung im luftleeren Raum zu unterscheiden ist), und ob der Stoss

67 kk der Lust eftte positive ober negative eltkttksche Span­ nung hervorruft, die daün quantitativ und qualitativ be­ stimmbar ist ($. 126.). Anm.

Da wir noch keine Mittel haben, um all« polare»

Deziehungen zwischen den verschiedenen Stoffen und der Luft auszumitteln, und wir überhaupt nur noch von sehr wenigen Pissen, wie ihr elektrisches Verhältnis im Consiikt mit der Lust sich offenbart, so hat der Verf di« Lust noch gar nicht als ein Reagens in den Analysen aufgeführt, sondern sich nur mit der Anführung des Geruchs, als eines indirekt elektrischqualitativen Reagens, begnügt.

§.

128.

Der VoltaISmus ist zusammengesetzt aus den drey physikalisch tellurlschen Reagentien: Wasser, Lust und Erde,

und besteht daher in der, aus der Wechselwir­

kung zwischen festen Körpern (Erde) (unter dem Einstug von Wasser und Luft) hervorgehenden polaren Thätig­ keit, der es als auszeichnende Eigenschaft zukommt, daS ihr Polaventgegengrfetzte anzuziehen. Sie scheidet daher, indem es nur zwey Gegensätze geben kann, die ganze Körperwelt in zwey Reihen, die eine hat eine« positiven, die andere einen negativen Charak­ ter, die die verschiedensten Stufen und Grade durchlaufen. §. 129. Das Positive und Negative heißt kn chemischer Sprache übersetzt, das Basische und Saure. Nur mit Stoffen dieser (chemischen) Qualität hat es der Che­ miker zu thun.

Die Säule Doltq's, die unter andern

dem Physiker zu einem Erforschungsmittel oder Reagens für Heu positiven oder negativen Charakter der Körper dient, giebt in der Chemie angewandt ein Prüfungsmlttel für die Baflcität und Acidität ab, indem das che, Mischpositive, die Base, sich zum negativen (Silber-) Pol derselben begiebt, indeß daS chrmischnrgative, die

58 Säure/ zum positiven (Zink») Pol geht. Wer die Genauigkeit und Empfindlichkeit der Dolta'schen Säule in dieser Hinsicht erwägt/ der wird sie gerne gegen die bis­ herigen Reagentien auf Acidität und Basicilät (Lackmus und Curcuma färbe) eintauschen. §.

130.

Dieß wäre die Beziehung des Voltaksmu- zur che­ mischen Qualität, in wiefern er der dynamischen ent­ spricht, wissen wir noch nicht. — Würde sich aber fer­ nerhin das Alkalische oder Basische auch als das vor­ zugsweise Dynamischwirkfame erweisen, so würde der negative Pol der Säule ein bedeutendes Mittel für die Entdeckung desselben werden. — Genauere Erfah­ rungen sind jedoch hierüber noch zu erwarten. r. Anorganische Reagentien» §.

131»

Die anorganischen ober mlyeralchemifcheu Reagentien müssen hier, als aus der Minera'.chem'e be­ kannt, vorausgesetzt werden. Die Repräsentanten der chemischen Polarität, Base, Saure und die Neutrale«: die LöstlngöMittel und die Salze gehören hieher. Ihre Bereitung, Güte und Anwendung kann hier aber nicht gelehrt werden. — §. 132*

Wenn zwey Körper auf einander einwirken, so wer­ den gar oft die dabey statthabenden Erscheinungen durchdas quantitative Ueberwlegen des einen oder des än­ dern verändert, was zu Täuschungen und Mißdeutungen Anlaß giebt, und woraus wohl mitunter die widerspre­ chenden Angaben über das Verhalten tiefes oder jenes Stoffs gegen bestimmte Reagentien erklärlich sey» möchte; Hey den so abweichend gefundenen Reaktionm man-

59 cher dev sogenannten Gerbstoffhaltigen Wegetabllien ge­ gen die Elsensalze war bieg ganj gewiß der Fall. Dieser Willkährlichkeit bey. der Prüfung der Stoffe gegen Reagentien muß ein Ziel gesetzt werden.,

Erfor­

dert wird dazn nichts weiter als Genauigkeit beym Zu­ sammengießen der Lösungen des Reagens mit Lösungen des $u prüfenden Stoffs, deren Gehalt genau bekannt ist.

Der Vers, hat $u dem Ende seine zu. Reagentien

dienenden Salze in ganz gleichen Quantis Wasser ge­ löst, j. D. in einem Verhältniß von zwey Drachmen Salz in zwey Unzen Wasser, und bringt dann immer gleiche Meng« derselben mit gleichfalls bestimmten Men­ gen des zu prüfenden Stoffs, in Berührung. Auf diese Welse muß derjenige, welcher die Versuche wiederholt, dieselben Resultate finden, vorausgesetzt, daß er mit gleichen Mengen experimentirt,

und richtig diy Erschei­

nungen beobachtet. — Bey der Anwendung der Eisensalze ist jedoch eine besondere Verdünnung nöthig, die in jedem speciellen Fast angeführt werden muß. Jsntn,

Da btt bisherigen Chemiker sich nur selten einer sol­

chen Genauigkeit befleißigten, und der Vers, auch erst später auf die Nothwendigkeit der Anwendung bestimmter Quanta von Reagentien aufmerksam wurde, so muß er bedauern, daß diese Genauigkeit seinen unten anzuführenden Prüfungen der Stoffe gegen Reagentien abgeht, und er nicht im Stande ist, (bey jedem $aU) zu sagen,

in welchen Fällen das Reagens

«bet der Stoff vorwaltete:

Ln Zukunft werden wir diesen

Umstand, der Manchem nicht so wichtig dünkt, als er ist, ge­ nau berücksichtigen.

3, Organische Reagentien (besser Reagentien aus dem organischen Reiche).

.

133

Organisches und Dynamisches ist zweyerley, und unterscheidet sich wie Lebloses

und Lebendi-

6o geS.

Das erwürgte Lhker »der der einzelne Thiers und

Pflanzensioff ist noch organisch, aber nicht mehr dynamtscb zu nennen, weil das, was man mit „keben" Leretchnet, nicht mehr daran zu bemerken ist.

gehören beyde Zustände ausschließlich

dem

Dennoch organi­

sch en Reiche an, daher die von uns sogenannten „or­ ganischen Reagentien" ln zwey Hauptabtheilunge» sich

«palten, nehmlich

in

organische und dyna­

mische. A,

Organische Reagentien (int engern Sinne).

§. 134Die organischen Reagentien zerfallen wieder-entsprechend den zwey organischen Reichen:

Pflanzen- und

Lhierreich, in zwey Hauptabthrilungen, nemltch i. in organisch» vegetabilische Reagentien, s. io organisch-animalische Reagentien.

S.

*35.

Zu den organisch»vegetabilischen Reagentien gehö­ ren außer den schon bekannten alle neuen vom Vers, entdeckten Säuren und Basen, wovon die meisten unser sich und mit den mtneralchemischrn (anorganischen) Rea­ gentien sich verbinden und dadurch eigenthümliche Er­ scheinungen bedingen. Wir erinnern hier nur an bf* In den analytischen Versuchen aufgeführte Chlnabase und Chinasäure, Kaffebafe und Säure, Gallusbafe und Saure u. s. w.

§.

136*

Zu den organisch - animalischen Reagentien können unter Umständen alle Abgänge von Thieren und die Thiersioffe bienen, z. B« Blut, Harn, Milch, Eywelß, Gal­ lerte, Schleim, Eiter, die sich alle ganz eigenthümlich gegen die sogenannten Gerbstoffhalttgen Vegetabilien, die Metallfalze und andere Stoffe verhalten.

B.

Dynamis.che Reagenti en.

§.

137»

Hkeher gehört alles, was Leben hat, bas Pflänzllche sowohl wie das Thierische; wir unterscheiden daher r. dynamisch-vegetabilische Reagentien, L. dynamisch,animalische Reagentien.

§. 138. Die dynamisch - vegetabilischen Reagentien sind die lebenden Pflanzen, die bisher als Reagentien we­ der erkannt noch angewandt sind. — Wenn erst das Verhalten aller dynamischen Potenzen des Mineral-, Pflanzen- und Thierretchs gegen die lebenden Pflan­ zen erforscht ist, bann gelangt man auch zu einer Arzneymittellehre und Toxikologie des Pflanzenreichs, wo­ von man bis seht kaum Ahnung hat. Wir haben zu diesem Zwecke das Verhalten eini­ ger Pflanzen gegen den narkotischen Stoff der Bella­ donna (die mit einer Lösung desselben im Wasser begos­ sen wurden) erprobt, und werben im Folgenden von den Resultaten dieser Versuche umständlich Nachricht jeden. — Geschehen derley Versuche Nur mehrfach und im grö­ ßer» Umfänge, so werden sich bald Erscheinungen zei­ gen u»d Erfolge ergeben, die die Pflanzen gleich den Thiere» zu dynamischen Reagentien unentbehrlich Machen. Anm. 1.

Hin und wieder fiat fhan das Verhalten der Pflan­

zen gögen die genannten Potenzen erprobt, allein man fehlte dabey auf zweyfache Weise, einmal, daß man das Quantuin des einwirkenden Stoffs nicht genug berücksichtigte, zweyten-, daß man nicht selten durch mechanische Mittel die Pflanze schon zum Theil tödtete, was bey den Versuchen der Fall war, wü abgeschnittene Pflanzen in Lösungen der Giftstoffe gestellt wurden. Sie sind zwar nicht ohne Nutzen, gestattet Ober keine genaue Folgerungen über das Reaktion-vermögen der lebenden Pfl-nze, gegen den feindlichen Stöff. ^

Sie

62 sind den galvanischen Jncitatlonsversuchen gleich, die unge­ achtet ihrer Wichtigkeit doch keine directe Anwendung aufs Leben zulassen, weil sie an schon halb todten (nur. yoch ve­ getativlebenden) Thieren angestellt sind. Anm. 2. Die Mimosen scheinen vorzugsweise zu Reagentien geschickt, daher behält'sich der Vers, vor, über die Einwir­ kung der dynamischen Potenzen des Pflanzenreichs auf ihren Vegetationsproceß im Allgemeinen Und auf ihren Bewegungs­ proceß der Blätter im Besondern, Versuche anzustellen. — §.

139»

Die dynamisch-animalischen Reagentien, oder die lebenden Thiere sind für die Phykochemte von der größten Wichtigkeit, derselben,

und namentlich einem Theile

dem pharmacologtschen, unentbehrlich.

Ihr

Umfang ist so groß wie das Thierreich selbst, denn je­ des Thier kann dem Phytochemiker jum Reagens dlenev« §.

14°.

Jedes Organ eines höher» Thiers hat alS rin In, ßchgeschlossenes, Selbstständiges, die Bedeutung des Thiers im Thierleibe, und daher als Reagens densel­ ben Werth wie ein niederes Thier, das im Grunde Nichts anders als rin bestimmtes Organ eines höher» Thiers, Nur frey und selbstständig geworben, darstellt. Niedere Thiere und Organe und Systeme höherer Thiere haben daher als Reagentien einen ganz gleichen Werth. §.

141.

Wie im Mineral - und Pflanzenreich alle Wechsel­ beziehungen der Stoffe und die dadurch bedingten Er­ scheinungen eigenthümliche, specifische sind, so auch hier im Thierrelche. —

Ein unsichtbares Band kettet alle

Wesen an einander und vermittelt Beziehungen, deren Grundursache wir nie ergründen. — Eine große Menge Insekten leben auf und von einer bestimmten Pflanze, mit deren Entstehen sie geboren werden, und mit deren

63 Vergehen sie sterben.

Andere leben auf und von meh»

reren, die jedoch unter sich natürlich verwandt find. Alle übrigen Thiere haben bestimmte, eigenthümliche Nahrung, die fie vor allev andern zu suchen und zu fin, den wissen, und bestimmte Gifte, die ihnen zu meiden und zu fliehen ein gewisses bewußtloses Bewußt, seyn, der „Instinkt" lehrt, mit einem Wort, ein Ding, steht zu dem andern in einer eigenthümlichen Relation, die wir physiologisch mit Sympathie und Antipathie, chemisch Mit größerer oder geringerer Verwandtschaft bezeichnen, deren Phänomene uns zwar vor Augen Ile, gen, deren Triebfedern unS aber unbekannt sind. 142.

Diese Facta nun, worin sich bas, was wir fpeci, fisch nennen, so deutlich beurkundet, machen daS Tdier, reich vorzugsweise geschickt zu Reagentien für die Aus» Mittelung der dynamischen Qualität der Pflanzenstvffe angewendet zu werden. Ihr zweckmäßiger Gebrauch of, fenbart Verhältnisse, die auch dem Phystologeu von In, trefft find. $♦

4

» $*

Ein den wissenschaftlichen Forderungen genügende Einthrllung der dynamisch-animalischen Reagentien ist sehr schwer, weil wir die mannigfaltigen Beziehungen der Thiere zum Pflanzenreich noch gar nicht kennen und uns eine Nahrnngs- Arzney-und Giftlehee des Thier­ reichs noch gänzlich fehlt.

§. 144» Im allgemeinen kann das Thier für zweyerley als Reagens dienen: einmal für den Stoff, welchen es sich vor vielen andern zur Nahrung wählt, ein ander­ mal für denjenigen, der ihm zufällig oder absichtlich bey­ gebracht, das Leben kostet.

Mittelst der Wegen wird

«4 man von hundert weißen Pulvern den Zucker, und von einer Menge bittrer Flüssigkeiten das Quassien, iafusum zu unterscheiden Im Stande seyn, abgesehen von allen andern Unterscheidungsmerkmalen. Die Fliege ist also ln diesen Fallen ein Reagens für Zucker und Quassia. Eine Menge hieher gehöriger Beyspiele fal­ len dem Sinnigen von selbst «im h 145» Verfolgen wir dieß noch mehr ins Specielle, so tritt das Thier in allen den Fällen als Reagens auf, wo es seinen anderweitigen Trieben, Gelüsten und Be­ dürfnissen ein Genüge leistet ober leisten will. Die Männchen und Weibchen derjenigen Insekten, die sich sonst so sehr gleichen, kann man, abgesehen von allem anderweitigen Unterschiede, zur Begattungszeit ja sehd leicht unterscheiden. — Die Katze kann als ein EntdeckuNgsmlttel für Nepeta cataria und Marutft verum diene»; und wer einmal die Witterungskrafk dieser Thiere für genannte Pflanzen auf die Probe ge­ stellt hat, der wird ihnen unbedingt einen Platz Uhtek den Reagentien für dieselben einräumen müssen. Die Schmeißfliege bezeichnet aashaftrkechende Sachen dadurch, daß sie ihre Eyer darauf legt, und ein Hund unter­ scheidet genau den Ort vor vielen andern, wo ein ande­ rer Hund urinirte, dadurch, daß er ihn einer gleichen Behandlung werth hält. Alle diese Dinge, die hier mit Beyspiels halber gegeben sind, verdienen Beobachtung, Und gehören, chemisch angesehen, unter die Phänomene, welche Reagentien bedingen. Mancher wird lächeln und dadurch beurkunden, daß er selbst die Bedeutung des Rea­ gens als eine-s Entdeckungsmittels nicht erfaßt hat, und sich, wenn ihm obiges nicht scheint, noch viel tot* Uiger dazu verstehen, dem präparirten Frosch als ein Reagens

6o Reagens für bett ElectrochemismuS, ben Röabdor manten als ein Reagens für die Metall-, Wassersmb Kohlenkrakt und den Somnambul als eins der­ gleichen für die Menschen kraft anzusehen — Ihm ist nicht $« helfen. §. 146.

Für unsern (phytochemischen) Zweck unterscheiden wir die niedern Thiere und die Thierorgane und Systeme der höheren Thiere als Reagentien, wenn gleich philosophisch betrachtet, kein wesentlicher, sondern nur ein formeller Unterschied zwischen ihnen Statt findet.

1. Die niedern Thiere als Reagentien. §. 147.

Hiezu qualifijlren fich vorzugswelsedle Wasser, tbiere (weil ihnen der zu prüfende Stoff am besten beyzubringen ist), und zwar unter diesen die große Menge der verschiedenen Infusorien, die Kaulquappen, die Wasserwanzen (Notonecta), der Salaman­ der (Triton s, Salamandra palustris et lactisjris) und mehrere andere Wasserthiere, deren specielle Anwen­ dung und Brauchbarkeit aber noch erst erforscht wer­ den muß. §. 14k

Die Anwendung der Infusorien als Reagentienchat ihre Schwierigkeiten, weil man, um die Veränderungen, welche sie durch die verschiedenen Potenzen erleiden, ge­ nau zu beobachten, sich des Mikroskops bedienen muß. Allein auch dieß ist bey einiger Uebung und Geduld leicht ins Werk zu richten, wovon unS der treffliche Gruithuifen („über die chemischen und dyaamlscheu Momente bey der Bildung der Infusorienrc." Gehle« E

es Journal für Chemie und Physik rc. VIIL Berlin 1809, p, 5ii u. f.) eilt so schönes Beyspiel gegeben hat. Er fand unter andern folgendes: I. Ein Tropfen Camphorinfusmn wurde zu einem Tropfen einer sehr belebten Infusion gebracht; die kleinern Infusorien starben nach einigen Minuten, einige der größten Ovallhierchen lebten länger und bekamen vorn und an den Seiten größteniheils Bla­ sen, die durchsichtig waren — sie starben dann nach einer halben Stunde. Der Todeskampf machte, Laß sie sich immer walzend bewegten. s. Der Aufguß der Asa foetida verursachte mehrere Minuten ein äußerst schnelles Durcheinanderbewegen der Infusorien — nach und nach wurde alles wieder ruhig und sie lebten fort. g. Die Rinde der wilden Castanie wirkte auf gleiche Weise. 4. Galläpfelinfusum tödtete sie ohne Gestaltveränderung in einer halben Stunde und ohne daß sie eine auffallende Bewegung äußerten. 5. Der Aufguß vom spanischen Taback veränderte ihre gewöhnliche Bewegung in ein schnelles Drehen um Ihre Längenaxe, während sie immer auf einem Fleck stille hielten— Es hörte in 15 — 20 Sekunden auf, und sie erholten sich wieder. 6. Durch eine geringe Menge Gummi Kino starben fle tanzend und langsam. That Gruithuisen größere Quanta hinzu, so war alles wie vom Blitz getrof­ fen todt. 7. Das Jnfufum vom flüssigen Klenruß tödtete sie in einer halben Stunde mit großer Unruhe und Abmagerung, so daß zuletzt nur die Bälge, zusam­ mengeschrumpft, sichtbar waren.

67 s. Verdünnte Oplumtlnktur betäubte sie, baß sie tanz­ ten vnd überschlugen, sie starben in wenigen Se­ kunden. Die Räderrhiere halten in der Opiumlösung lange aus. G. sah sogar eine Art, die eine Portion davon verschluckten, so, daß er es in ihrem Darmkanal sah, und dennoch lebten sie munter fort. 9. Der Aufguß von Bibergeil tödtete nur die grö­ ßer» Gattungen, sie bekamen an den Seiten große Blasen. Dte kleinern Gattungen kamen gut bar, in fort. 10. In Cantharideninfusum leben sie nicht allein ru­ hig fort, sondern gedeihen besser, und vermeh­ ren sich sehr schnell durch Vertheilvng und Entste­ hung neuer Arten und-Gattungen u. s. w. Dte Wichtigkeit dieser Versuche und ihrer Resultate leuchtet.Jedem von selbst rin, und es wäre zu wünschen, daß der geschickte Experimentator sie wieder aufnähme, und durch die in bufVm Werke niedergelegten pbytochemlschen Entdeckungen veranlaßt würde, bas Verhalten der Infusorien gegen dte Hyoscyamus-, Belladonnaund Daturabase, so wie gegen dte baflschen Stoffe von Aconit, Contum und Ledam palnstre u. s. w. zu ver­ suchen. Er würde dadurch der Arzneymittellehre der Thiere eine Grundlage, den lebenden Reagentien einen großen Zuwachs, und der Lehre von den specifischen Wir­ kungen brr Stoffe eine große Stütze gewinnen! — §. 149. Um zu erfahren, wie und wo der Salamander mit Nutzen als Reagens gebraucht werden kann, ver, fährt man folgendermaßen: Man macht Aufgüsse von den ju prüfenden Giftpflanzen, füllt sie in (Bier») Glä­ ser und setzt in jedes einige Salamander, und beobach­ tet nun von Stunde zu Stunde die mit ihnen vorgehenEa

-ea Veränderungen, wobey sich gar verschiedene Resul­ tate ergeben werden, so daß einige den Salamander in sehr kurjer Zelt tödten, andere ihn hingegen gar nicht affijiren, wie folgende, nur vorläufig von uns angestellte Versuche, beweisen: Der Salamander stirbt in einem Aufgusse von Lednm palustre

— — — — —

— — — — — — —

. «.

. «.

♦ ♦ ♦ ♦ Nicotiana fruticosa

♦ ♦

Digitalis purp. Kasse

Solanum verbascifolinm — — lycopersicum Viola tricolor . * Chelidonium majus ♦ Coronilla coronata «. — — varia ♦ . Aconitum napellus ♦ — — Lycoctonum Conium maculatum ♦

Anm. i.

binnen

— — — — — —

— — — — — —

i Stunde 2

— —

2

--- ---

7



8

— — — — — — —

i

18 24 26

50 30

— —

7 Tage 9



Die Versuche wurden mit dem Aufgusse deß frisch

getrockneten Krautes in einem Verhältnisse von einer Drachme Kraut auf sechs Unzen Wasser gemacht—ausgenommen beym Kaffe, wo noch einmal so viel (und zwar von dem gerösteten) angewandt wurde. Anm.

2.

Da diese Versuche meist nur in den Frühlings- und

Sommertagen angestellt werden können, so ist bey Aufgüssen, die Ln den ersten 24 Stunden den Salamander nicht tödten, wohl zu beachten, daß sie in einen Zustand der Selbstentmi­ schung übergehen (gähren), die dem Salamander nicht selten unabhängig von altem Gifte, das Leben kostet.

§. 150. Abgesehen von allen anderweitigen tntressanten Fol­ gerungen, welche sich aus diesen wenigen Versuchen zie­ hen lassen, wird vor allem die leichte Anwendbarkeit des

6g Salamanders als Reagens oder als Entbeckungsmlttel des Dynamischwirksamen gewisser Pflanzen, klar. Zur Ausfindung des sogenannten narkotischen Stoffs Im Ledum, in der Digitalis und im Kaffe ist er ganz unfehl, bar. — Man zerlegt diese Vegetabilien nach der (im III. Capitel) angegebenen Zerlegungswelse, löst gleiche Quanta der durch die Zergliederung erhaltenen Stoffe ln Wasser, schöpft die» Lösungen ln (Bier-) Gläser, und bringt in jede einen Salamander. In mehrere» dieser verschiedenen Stofflösungen wird er ruhig fortleben, da­ hingegen in der einen innerhalb einer Stunde sterben, was alsdann ein Beweis ist, daß hierin das wirksame Prinzip der untersuchten Pflanzen enthalten ist. Auf diese Weise ist es dem Vers, gelungen, den eigenthüm­ lichen Stoff der Digitalis« des LebumS, des KaffeS und anderer aufzufinden und ifolirt darzustellen. §. 151. Di? Sache ist noch zu neu und anderweitige Beob­ achtungen fehlen zu sehr, als daß Über dm Werth die­ ses Reagens jetzt schon entschieden werden könnte; jedoch ist kein Zweifel, daß die allgemeinere Anwendung des­ selben uns noch manchen Aufschluß über das Dynamisch­ wirksame vieler Pflanzen^, namentlich der noch so sehr problematischen Giftpilze geben wird, die zwar schon mehreremale (von Schraderund Braconnot) untersucht, aber noch so wenig erforscht sind, daß man den Träger ihrer Wirksamkeit nicht kennt. — §. 152.

Eine Hauptaufgabe, um aus diesem Reagens den größtmöglichen Nutzen für die Phytochemie zu ziehen wäre, daß man vorläufig fein Verhalten gegen alle ent­ weder giftig oder sonst kräftig wirkenden Pflanzen prüfte, um nur erst zu wissen, bey welchen Pflanzen es mit

70

Nutzen zur Auffindung des dynamlschwlrksarnen StoffS dienen könnte. Die Wichtigkeit dieser Versuche ist zu groß, alS daß sich der Vers, nicht der Anstellung dersel­ ben für die Zukunft gerne unterziehen sollte — sie füh­ ren unfehlbar zur Entdeckung einer Menge neuer © tosfe! Anm. Unser Freund, der Dr. Carl David Heise, hat sich un­ längst durch eine ähnliche Arbeit um die Phyterchemie verdient gemacht, und das Verhalten einer Menge frischer Pflanzenfäfte gegen das Auge (mittelst örtlicher Applikation) geprüft, und bie -war größtenteils negativen, aber doch intressanten Resultate in seinem Specimen inaugurale „de vencnorum vegetabilium effectu in qculos“ Gottingae, nieder­ gelegt.

§. r;?. Die Kaulquappen und die Notonccta sind für den Pbytochemiker von nicht minder bedeutendem Werth. Sie werden vorzugsweise da Anwendung finden, wo der Salamander als untauglich befunden worden, {• B. bey der Aufsuchnng des Wirksamen im Conlum, fm Aconit, in der Jacea, in Solanum u. s« w., was aber auch alles erst auf dem Wege der Erfahrung erprobt und ver, glichen werben muß. §. 154» Natürlich sind alle übrigen Wasserthiere, die ln, aber nicht auf dem Wasser leben, einer gleichen Be­ nutzung und Anwendung fähig, und es muß dahin kom­ men, daß wir für jede vorzugsweise dynamischwirksame (»der Arzney,) Pflanze ein Thier auffinden, bas ein un­ trügliches Reagens für ihren Hauptbestandlhril abgkebt. Man wird dann auch einsehen, was eine Arzneymittellehrr des Thlerretchs der Phytochemie nützt, abgesehen von allen andern Resultaten, die sich aus diesen einmal erforschten Beziehungen zwischen Pflanzen und Thieren, ergeben.

§ 155* Die Fische sind weniger ju Reagentien geschickt, weil ile durch so manche Zufälligkeiten schon ums Leben kom­ men, und daher keine reinen Resultate geben.

Wenn

man sie anwendet, muß man um sicher zu gehen, viele auf einmal nehmen. — Stecklinge oder Stichlinge, (Gas-

terosteus aculeatus), die in manchen Gegenden in so ungeheurer Menge sich finden, waren hiezu wohl am geschicktesten« 2.

Die Organe und Systeme der höher« Thiere als Reagentien.

§. 156. Wenn ein Stoff, der alle Organe des Leibes auf ganz gleichmäßige Weife affizirt (also keine Differenzen setz!) und der freyen Einwirkung ihrer Vitalkrafte sich bequemt, als die vollkommenste Nahrung gelten muß ($• 78 — 81.), so ist hingegen der Stoff, der ein Organ oder System vor allen andern affizirt und überwältigt, das stärkste Gift, weil er die größte Differenz im Or­ ganismus hervorruft.

Hieraus folgt, daß jeder Gift-

und Arzneystoff, die nur relativ verschieden sind, vor­ zugsweise auf ein Organ des ganzen Thierlelbes ein­ wirke, dadurch ein Specificum sey und das specifisch af­ fizirt werdende Organ wiederum ein Reagens oder Entdeckungsmittel für den Stoff abgebe. So sind z. B. die Lungen Reagentien für Polygala senega, Phellandrium u. s. w., die Leber für Chelidonium, Aloe ic., die Harnwerkzeuge für Spargel, Pyrola, Uva

ursi u. s. w.,

der Uterus und die männlichen Theile für Sabina, Crocus, Vanilla rc., der Darm für sogenannte Drastlca, das Knochensysiem für das Färbende des Krapps und mehr dergleichen bekannte Beziehungen.

72

§. J$6a. Da bey höheren Thieren nur Organe ober Systeme als Reagentien dienen können, so müssen diese Erfah­ rungen uns leiten, von ebnen auf eine zweckmäßige Welse Gebrauch zu machen. Thiere mit vorwaltendem Verien«nd Ledernstem werden vielleicht für Aloe und Chelido«tum, die mit einem sehr ausgebildeten Lungen-- und Akterienfystem wßeitftf für die Lungenspecifica, die welche eine sehr regsame GclchlechtSsphare haben, vielleicht für die sogenannten Bphrodiüaca als Reagentien dienen kön­ nen. Jedoch kann dieß nur allgemein angedeutet wer­ ben, um daran den Faden für die Untersuchung zu knüpfen, sie möge alsdann auch entscheiden, ob der hier gewagte Schluß von Menschen auf Thiere sich rechtfer­ tigen läßt, — §. 157«

Es ist hier zu unterscheiden, ob man den zu prstfenden Stoff direkt oder indirekt mit dem Organ in Be­ rührung bringt. Im letzteren Fall geschlehtS meistendurch Magen und Darmkanal, und da ist er manchen Mobificatlonen ausgesetzt. Daher ist die direkte Appll«alion immer vorzuziehen, aber doch nur anwendbar bey den mehr mit der Außenwelt communizirenden Organen, z. B. bey den Sinn», Geschlechts-, Haut- und Darmorganen.

Die SinneSfunetionen und Sinnesorgane als Reagentien. §. 158.

Die erster» sind: Gefühl, Geschmack, Geruch, Gesicht, die letztem hingegen: Haut, Mund,Nase, Auge.

§. 159. Dke Sinnesfunction dient nur indirekt zu einem Reagens, denn fie tritt nicht direkt wie das eigentliche Reagens mit dem, (auf seine Qualität) zu prüfenden Stoff, in Wechselwirkung. Das eigentliche Reagens zeigt die qualitative Beziehung des zu erfor­ schenden Stoffs dadurch an, daß es sich mit Ihm in «ln inniges Wechselverhältniß einläßt. So nicht das Sinn­ organ vermittelst seiner Funktion! Dieses fühlt nur dke Wechselwirkung zwischen zwey ober mehreren gegebenen Stoffen, ruft sie aber keinesweges hervor. Die Sinnesfunktkon ist demnach nichts weiter als ein Mittel, daS Subjekt von dem Daseyn eines bestimmten WechfeleinflusseS zwischen zwey Körpern zu benachrichtigen. An m. Man steht hieraus zugleich, daß die Definition des Rea, genS als eines Entdeckungsmittels als zu einseitig auch nicht bestimmt genug ist, denn die paßt auch auf den Sinn, -er zwar die Qualität bemerkt und entdeckt (fühlt), allein fie weder hervorruft noch anregt. Das ist aber das ächte Reagens, das mit einem bestimmten Stoff fich in einen sol­ chen Conflikt einläßt, daß letzterer dadurch sein« ihm wesentli­ chen Eigenschaften oder Qualitäten kund giebt. Alles andere ist nur indirekt Reagens. tz.

160,

Alle Sensation beruht nehmlich auf bas Entlader» derjenigen Spannung an das Sinnorgan, welche zwi­ schen zwey auf einander wirkenden Körpern statt hat. So entladet sich beym Schmecken die polare Aktion zwi­ schen Stoff und Wasser, beym Riechen diejenige, welche fich zwischen Stoff und Luft eingestellt hat (wenn sie aufeinander wirken) an das Sinnorgan und so fort. §.

161.

Dke Sinnorgane können, abgesehen von dev Funktion, jtt eigentlichen ober direkten Reagentien die-

74 nen.

Sle find vor allen Organen am selbftständkgsten

ausgebildet, unb. stellen gleichsam für stch bestehende Thiere, nur mit dem Körper zusammengewachsen, vor. Sie können auf zwryfache Weis« zu Reagentien werden, einmal durch die Veränderung, welche sie in ihrer Form, Mischung und Lebensthätigkeit durch einen chemisch eder dynamisch wirksamen Stoff erleiden, rin andermal durch Altenation ihres Vermögens ;u fühlen (zu senfiren) durch Beybringung ähnlicher Potenjen, welche Verän­ derungen jedoch oft zusammen fallen möchten. §.

162.

Der Geschmack ist der Sinn, durch welchen die chemische Qualität des Stoffs (das Saure, Basische oder Scharfe, und das Neutrale oder Fade) gefühlt wird und zum Bewußtseyn gelangt. Er ist demnach ganz vorzüglich ein Entdeckungs- und Unterscheidungs­ mittel für die Modifikationen dieser Qualitäten, und da­ her dem Chemiker unentbehrlich.

Das Geschmacksor­

gan kann, abgesehen von seiner Funktion, als dem Aeufsern mehr preis gegeben, dazu dienen, die ätzende oder zerstörende Wirkung mancher vegetabilischer Stoffe zu erproben, und erfährt so eine ähnliche Anwendung wle die Haut, die (abgesehen von ihrem Gefählsfinne) ein sehr gutes Reagens für das rothmachende Prinzip des Sinapis, der Daphne und anderer abgiebt.

Insofern

nun eine partielle Zerstörung des Organs auch die Func­ tion ändert, insofern ist das abnorme Senstren auch ein Beweis für die besondere Einwirkung des Stoffs.

§.

163.

Wenn der Geschmack die Mannigfaltigkeit der che­ mischen Qualität dem Subjekt zum Bewußtseyn bringt, was nur durch Vermittlung des Wassers (durch Ge­ löstseyn) möglich ist, so erhalten wir andererseits mit

75 Hälfe des Geruchs dle Kunde von den Verschieden» Heiken einer bestimmten physikalischen Qualität des Stoffs, die er in Wechselwirkung mit der Luft entwickelt.

Al­

les Riechbare ist Produkt der polaren Spannung zwi­ schen Stoff und Luft, und der Geruch ist der Sinn, wo­ durch wir diese Wechsclaktion zwischen beyden fühlen. Er ist also in diesem Sinn ein Reagens oder Entbekkungsmittel für diejenige Qualität des Stoffs, welche die Lufteinwirkung in ihm anregt oder entwickelt, und welche von der Art ist, daß sie den Geruchssinn auf ei, genthümliche Weise asfizirt. — Uebrigens kann die Nase alS Organ (abgesehen von ihrer Sinnfunktion) als Reagens für manche Stoffe dienen,

z. B. gleich

dem Geschmacksorgan

für das

Scharfe, welches, so lange die Nase kräftig reagkrt, jene eigenthümliche Explosion, die wir Niesen nennen, bedingt. §. 164. Mit Hälfe des Gesichts erhalten wir Kunde von Eigenschaften, welche ein Stoff in Confllkt mit dem Lichte entwickelt — ohne Licht giebt es keine Far­ be, und ohne Gesicht fühlen wir keine; das Gesicht ist demnach, subjektiv betrachtet, ein Farben­ reagens. Insofern das Auge auch tastet, kann man sagen, es fühle die Form, und ist in dieser Beziehung auch Formenreagens. §. 165» Es ist, wie schon (§. 159. Anm.) gesagt,

der Be­

griff Reagens auf die Sinne als Funktionen übertra­ gen, nicht richtig, sondern zu weit ausgedehnt. Denn ist Reagens rin Körper oder eine Potenz, durch deren eigenthümliche Einwirkung auf einen andern Stoff, letz­ terer genöthigt wird, die derftlben entsprechende Qualk-

76 tät zu äußern (also einige feiner Eigenschaften zu tnu hüllen), so ist das wahre Reagens für die Geschmacks­ qualität nur das Wasser (§. ,2;.), für die Geruchsqua­ lität nur die Luft ($. 126 u. 127.), für die Gesichtsqualttät (Farbe) nur das Licht (§. 121«),

für die Ge-

fühlsqualitat (Formung) nur die Schwere ($. 123.)/ weil ein Stoff nur durch Conflikt mit dem Wasser schmeck­ bar,

nur durch Hülfe der Lufteinwirkung riechbar,

nur durch Kampf mit dem Lichte sichtbar, und end­ lich nur durch Wechselwirkung mir der Erbkraft (Schwe­ re) fühlbar ist. Es wird hieraus genugsam klar, wie die fungirenden Sinne nur Reagentien sekundärer Art sind; sie benachrichtigen das Subjekt von Stoffqualitä­ ten, die nicht durch Wechselwirkung des Sin­ nes mit dem Stoff entstehen, sondern außer­ dem vorhanden find. Es ist daher inkonsequent, das Gesicht (in den Analysen) als ein Reagens für Formung und Färbung, den Geruch als ein Reagens für bas Elektrische oder Riechbare, den Geschmack als «ins für das Chemistr. oder Schmeckbare u. s. w. auf­ zuführen, weil man mit gleichem Rechte fordern kann, daß alle Erscheinungen, welche die anorganischen oder mineralchemischen Reagentien geben (Niederschläge, Far­ benanderungen u. f. w.) unter die Rubrik „Gesicht" anzuführen, da wir za nur mittelst dieses Sinnes von ihrem Daseyn oder Werden, Kunde bekommen, was aber gegen alle Analogie und die bisherige Art, die Reagen­ tien zu betrachten, wäre (abgesehen von der Unrichtig­ keit).

Sollten wir aber die Sinnen als Reagentien

ganz außer Acht lassen, und sie in den analytischen Ver­ suchen gar nicht beachten? Dieß war auch nicht mög­ lich, denn was würbe man fegen, wenn wir die Ge­ schmacksqualität des Stoffs unter der Rubrik „Was-

77 fer", ble Geruchsqualität unter „Luft" u. f. w. an­ geführt hatten, was doch, wenn man Farbe unter „Licht", Formung (Cristallisakwn) unter „Schwere" stellt, von Rechtswegen hatte geschehen müssen und ganz konsequent wäre. — Die philosophische Betrachtung der Natur hat aber noch zu wenig Eingang gefunden,

da­

her wir in diesen Fällen lieber eine Inkonsequenz, zum Nutzen und Frommen der Deutlichkeit, begehe xi —

§. 167. Das Gesichtsorgan, das Auge, ist ein merk­ würdiges, sehr brauchbares Reagens, das eine weit aus­ gedehntere Anwendung zuläßt, als die Geschmacks- und Geruchsorgane. Es stellt, wenn man es seiner inner­ sten Wesenheit nach auffaßt, den ganzen Organismus im Kleinen wiederholend dar, und beurkundet die hohe Stufe der Ausbildung mittelst der Durchsichtigkeit, wo­ durch es sich den Blicken des Beobachters ganz enthüllt, und frey eine Beschauung seines Innersten gestattet.

§.

168.

Das Bewegungsorgan des AugeS, die Iris, in ewiger Beweglichkeit schwankend zwischen den beyden Extremen Finsterniß und Licht, ist es, was tat Auge vorzugsweise zum Reagens macht. Die Iris stellt den Muskel und überhaupt bas irritable System im Auge dar, und daher wird die Wirkung von Sroffen, die mit diesem Systeme in näherer Beziehung stehen, sich auch hier abspiegeln. Sie wird in Contraktlon fortgerissen: in eine erhöhte Thätigkeit versetzt, wenn sie mit potenjlirenden Mitteln des irritablen Systems in Contakt ge­ bracht wird, und berechtigt aus diesem Grunde zu dem Schluß, daß wenn solche Erscheinungen, wie die genann­ ten, sich zeigen, sie von der Anwendung (direkt oder in­ direkt) potenziirender Mittel des irritablen Systems her,

78

rühren. — Hledurch wird also die Irl- zum Rea­ gens. §. i68.

Was dem ganzen Körper einverleibt schon die Iris affizirt, wird sie in noch größere Thätigkeit versetzen, wenn man es direkt auf sie einwirken laßt, daher die­ selben Mittel örtlich angebracht (aufs Auge), noch weit deutlicher und sicherer die Reaktionen der Iris bedin­ gen. Belladonna, Hyoscyamus und Datura stehen un­ ter den die Iris specifik affizirenden Dingen oben an, und beurkunden sich durch ihre die Iris contrahirende und damit gleichzeitig gegebene Pupillenerweiternde Ei­ genschaft alS mächtige Potenzen des irritablen Systems. Ein Tropfen des frisch gepreßten Saftes oder des eoncentrirten Aufgusses, erweitert (ins Auge getröpfelt) die Pupille an 12 — 24 Stunden lang. Diese Erwei­ terung durchlauft ihre bestimmten Stadien, erreicht ihre Akme ln der zweyten oder dritten Stunde nach der Ap­ plikation, und nimmt dann so successive ab, bis alle Differenz zwischen beyden Pupillen verwischt ist. Der Verlauf und die Dauer dieser Pupillendilataiton hän­ gen natürlich mit von dem Quantum des ins Auge ge, brachten narkotischen Stoffs ab. Dem Phykochemiker kümmert jedoch nicht d'aü Wie? der Erweiterung: der typische Verlauf, sondern nur das Ob? des Erfolgs. Ersteres ist ein Gegenstand mannigfacher Betrachtung für den Physiologen (§» 171.). §. 169. Nachdem nun einmal die Irls als bas Reagens für das Wirkende der drey genannten Narkotica erkannt war, konnte die Entdeckung und reine Darstellung des narkotischen Stoffs selbst nicht fehlen, und dem Sets. gelang es bald, denselben mit Hülfe der Iris isolirt

79

darzustellen, wobey er im Allgemeinen tote bey der An­ wendung anderer dynamischer Reagentien, z. B. deS Salamanders (§. 149.) verfuhr. Es wurden die drey genannten Narkotica (Bell., Hyosc. und Datura) nach der (km III. Capitel) angeführten ZerlegungSweise zer­ gliedert, und das Verhalten eines jeden rein dargestell­ ten Bestandtheils derselben, durch örtliche Application gegen die Iris geprüft, wobey stch ergab, daß nur ei­ ner die Pupillenc'velterung hervorbrachte, dieser war also der Träger der narkotischen Wirkung dieser Pflan­ zen. (Das Weitere stehe unten bey den Analysen selbst im V. Capitel). §-

170.

Dieß ist die eine, dem Phytochemiker bey feiner Ana­ lyse frommende, Anwendunqsart dieses Reagens, eine andere, wodurch es dem Theologen sehr wichtig wird, hat der Vers. in seiner Abhandlung: De nova methodo veneficium Beüadonnae, Hyoscyami nec non Datnrae explorandi, Jenae 1819, gezeigt UNd MUß den

gerichtlichen Arzt darauf verweisen. §. 171. Auch für den Physiologen eröffnet dieses ReagenS ein weites, noch unbetretenes Feld der Wirksamkeit, da es ihm vielleicht ein Mittel an die Hand giebt, das Vorwalten der Sensibilität oder Irritabilität bey den verschiedenen Thieren durchs Experiment zu erweisen. Vielleicht findet er folgenden Satz, den der Vers. nur muthmaßlich ausspricht, bestätigt: Je sensibler das Thier, desto schwächer, je irritabler, desto stärker die Pupillenerwetterung (bey gleichen Mengen des angewandten Stoffs). (DaS Weitere hier­ über stehe bey den Analysen der drey genannten Narkoltca).

So

§. >72. Wenn es Pflanzenstoffe giebt, dke die Iris contrahiren, also die Pupille erweitern, so kann es auch IriS expandlrende (Pupille verengernde) geben, für welche gleichfalls die Iris als Reagens, nur im umgekehrten Verhältnisse, dienen könnte. — Oie Entdeckung solcher Stosse ist noch ju erwarten. §.

173.

Für dke Pupille erweiternden und dieselbe veren­ gernden Stoffe kann nicht eine Gattung von Thier­ augen bienen, sondern man muß sich nach verschiedenen umsehen. Daher werden Thieraugen mit ursprünglich erweiterter Pupille für die die Iris expandlrenden, und solche, die eine enge Pupille haben, für die die IriS contrahirenden Stoffe als Reagentien bienen können. In letzterer Beziehung hat brr Vers, das Auge junger Katzen, deren Pupille am Tage fast gänzlich geschlossen ist, mit großem Nutzen angewandt. Diese Thkrrchea kann man leicht an sich gewöhnen, auch ertragen sie, wenn man nur einigermaßen sanft verfährt, die Opera­ tion (des Applizlrens) ganz geduldig. Zur Auffindung und nähern Charakteristik der noch problematischen Pupllleverengrrnden Stoffe wären vielleicht Kaninchenaugen sehr geschickt, die selbst bey starkem Tageslichte noch «inen sehr weiten Augenstern haben.

Beschluß.

§. -74. Da die Irls bey den Analysen der genannten drey Narkotica eine so wichtige Rolle spielt, so wird es nicht überflüssig seyn, über die Art ihrer Anwendung zu die­ sem Zwecke, über die Beobachtung ihrer Veränderung und die Gradbestkmmung der durch das Narkoticum her­ vor-

vorgerufenen Wirkung, noch etwas ausführlich zu re­ den, und die Momente anzugeben, die dabey Beachtung verdienen.

§. l7?. Vorsichtsmaßregeln bey der örtlichen Appli­ kation des zu erforschenden narkotischen Stoffs *) aufs Auge. l.

Die

Qualität des zu

Prüfende»

betref­

fend. Alles Scharfe, Aetzende, bas Auge zu Thränen rek« zende muß vermieden, und aus der Flüssigkeit, die man aufs Auge bringen will, entfernt werden, weil sonst der Versuch theils mißlingt, theils getrübt wird. Daher sind Sauren oder Alkalien durch ihre Ge­ gensatze zu neutralistre». L. Die Quantität betreffend. Da es darauf ankommt, daß bas Quantum, wel­ ches man aufs Auge bringt, auch ganz absorbirt werde und nichts verloren gehe,

so applizirt man

zur Zeit immer nur sehr wenig, etwa § Tropfen, denn von größeren Mengen fließt das Meiste wie­ der ab. 3. Ueber den Qrt und die Art der Applika­ tion. Man biegt mit Daumen und Zeigefinger die Au­ genlieder etwas auseinander, und wischt die Fläsfigkelt am Rande des untern Augenliedes ein, hält dann den Kopf des ThierS aufwärts, und verschließt das Auge.

*) Unter „nark»tischen Stoff" wird hier immer nur bat Wirksame d4 -endkges Grän teltt beybehalte« habe»), wo dann noch organische, lebendige Stoffumwandlungen in ihr vorge­ hen (woraus sich zum Theil die Erfahrung erklärt, daß manche Pflanzen, nachdem sie getrocknet worden, mehr ätherisches Oehl als im frischen Zustande geben, und manche einige Jahre alte Saamen, z. B. von CucumiS, anders organlsirte Pflanzen treiben alS jüngere). Ist nun auch dieses Stadium der letzten LebenSthätigkrlt vorbey, so fängt das Spiel der Elemente an die chemi­ schen Stoffveranderungeu einzuleiten, was sich in den höher» Graben (der anfangenden Verwesung) als Ver­ änderung der Farbe, des Geruchs u« s. w. offenbart. Hieraus folgt I. daß es nicht gleichgültig sey, in welcher Lebenspe­ riode man die Pflanzen untersucht; a. daß die Jahreszeit, das Klima, der Boden u. dgl. der zu untersuchenden Pflanze ln Betracht kommt; 3» daß ältere getrocknete Pflanzen nie dieselben Re­ sultate wie die jünger« geben können, u. f. w. Dkesemnach ist es durchaus nothwendig, daß jeder, der in Zukunft Pflanzen analyfirt, diese Gesichtspunkte vor Augen habe, die Verhältnisse, unter welchen die Pflanze aufwuchs, ihr Alter und dergl. genau angebe, wenn es ihm darum zu thun ist, daß andere, die seine Derstlche wiederholen, die von ihm gemachten Entdeckun­ gen bestätigen sollen. Unsern (unten anzuführende») Ana, lyftn geht diese Genauigkeit größrentheilS ab, «eil wir es anfangs nicht für so wesentlich und nothwendig hiel­ ten, wie es wirklich ist, und dann auch nur Versuche, um das Chemische dieser Pflanzen tm Allge­ meinen zu ergründen, geben wollten. Wir haben uns die Freyheit genommen, die sauren Stoffe, welche das essigsaure Bley auS dm kattbereitt-

tttt Aufgüssen der Bilse, der Belladonna, der Datura u. f. w. fällt, als eigenthümliche Sauren aufzuführen, und mit den Namen Bilsensäure, Belladonnasäüre, Da, turasaure u. f. w. zu bezeichnen. Mancher wird dieß als eine Voreiligkeit tadeln, und die Eigenthümlichkeit dieser genannten Säuren nicht anerkennen wollen. Wir sind über diesen Punkt lange mit und zu Rathe gegan­ gen, und möchten auch fetzt noch nicht apodiktisch dar­ über absprechen, ob jene wirklich eigenthümliche find, oder ob sie sich auf die bekannten reduziren lassen. Letz­ teres verliert jedoch an Wahrscheinlichkeit, wenn man bedenkt, daß in jeder Pflanze saure und basische Stoffe sind und seyn müssen (§. 63. ü. f.), und daher das Da, seyn so vieler Pflanzrnsäuren und Pflanzenbasen vor­ ausgesetzt werden kann, als es überhaupt verschiedene Pflanzenarten giebt. — Eine große, herrliche Aussicht zu Entdeckungen, wogegen das bis dahin Entdeckte wie nichts erscheint! Diese Betrachtungen veranlaßten u«S vorzüglich, daß wir eine eigenthümliche Dilsrnsäure, Bellabonnasäure, Daturasäure u. s. w. aufführten. Fernere Untersuchungen mögen aber über ihre Eigenthümlichkeit «ntschelden. — Wir werden es uns zu dem Ende für die Zukunft angelegen seyn lassen, dir Salze (ihre For­ mung und Mischung) genau zu bestimmen, welche diese Säuren mit den mineralischen Basen bilden, wo sich bann ihre Unterschiede und Aehnlichkelten aufs Beste kund geben werden. Ohne diese Versuche» bloß nach den Nie­ derschlägen und der Auflöslichkelt in verschiedenen Menstruts, über die Eigenthümlichkeit dieser Säuren zu ent­ scheiden, ist viel zu voreilig, und verräth jene chemische Leichtfertigkeit der Franzosen, die ohne weiteres derglei­ chen Säuren für Aepfelsäure, Citronensäure, modifizirte Essigsäure u. s. w. erklären, weil sie diesen Säuren ä h n-

lich sind. Solche Wlllkährlichkekten müssen aufhören, und wenn wir nur erst anfangen, so genau und gewis­ senhaft die Pflanzen zu untersuchen, wie dieß bey den Mineralien geschehen ist, so werden wir auch hier im Stande seyn, jene feineren Nüancen und Stoffübergänge zu bestimmen, die jetzt noch unserer Forschung sich ent­ ziehen. Aber der Ununterrlchtete, der das Wesen der Pflanze und ihr lebendiges Verhältniß nicht begriffen hat, bleibe davon, und unterfange sich nicht wieder, mit roher Hand hineinzugreifen, sie wird immer nur Phan­ tome haschen, die sich ihr alS Extraktivstoff, Sei­ fenstoff u. dgl. verkörpern! A. Hyoscyamus niger, Bilfe. I. Geschichtliche Momente. Das Chemisch - Geschichtliche könnte hier füglich übergangen werden, weil kein Chemiker sich an eine or­ dentliche Analyse dieser Pflanze gemacht hat, alle- was man daher in den chemischen Arzneymittellehren über dieselbe aufbringt, ist eitel leere Muthmaßung, die auf keinen positiven Versuchen fußt. So meynt Pfaff (Syst, de Mat. med. V.), der ausgepreßte Saft deS Hyosc. enthalte im Wesentlichen diesel­ ben Bestandtheile wie Schierling (!!!), auch sey der Extraktivstoff (!) in seinem Verhalten nur wenig abweichend (a. a. O. p. 64.). Es ist wirklich die Leicht­ fertigkeit, in einer so strengen, stets nur auf direkten Versuchen fußenden Wissenschaft, wie es die Chemie ist, zu verwundern, wie Herr Pfaff um „einiger Ver­ suche willen, die er zur Vergleichung mit dem Schier­ ling anstellte" eine« solchen Schluß machen konnte. Es ist dieß fast so arg, wie ein anderer Chemiker (Schra-

io? der) zur großen Schande des damaligen Zustandes der Pfl-ozenchemie und ihrer Zerlegung-weisen, he« Aus­ spruch that: die Bestandtheile des braunen Kohls seyen gleich mit denen deS Schierlings (!!!) — Eine Chemie, die nicht bessere Aufschlüsse und Resultate giebt, muß vor sich selber erröthen. — Dr. Schmieder ist bey der Analyse der Bisse auf halbem Wege stehen geblieben, er hat sich nehmlich begnügt, die Niederschlüge und sonstigen Reactionen, die metallische Salze im Bilsenkrautaufguß bewirken, anzu­ geben, was nur dann Werth haben würde, wenn Schmie, der die Niederschlüge untersucht und erforscht Hütte, ob und wie das wirksame Prinzip der Bisse mit ausgeschie­ den und niedergefallen sey oder nicht; dieß ist aber nicht geschehen (flehe Pfaff a. a. O. V.) II. Eigene Versuche unb Beobachtungen. Wir haben Wurzeln und Blätter einer vergleichen­ den Analyse unterworfen, und das polare Verhalten der Bestandtheile in beyden auszumitteln gesucht. Unser Hauptstreben war reine Darstellung des narkotischen Prinzips, für welches dag Auge (Iris) ein so köstliches Reagens ist (stehe Capitel II: Reagentien). Der nar­ kotische Stoff ist basischer Natur, und wenn wir ein ähn­ liches Reagens für alle Pflanzrnbafen hätten, wie die­ ses für die drey Narkotrca: so würde es ein Leichteseyn, sie aufzufinden und zu charakterisiren. Dieser nar­ kotischen Basis ist, wie es sich von selbst versteht, ein saurer Stoff oder mehrere opponirt, deren Darstellung eine sehr sorgfältige Extraction der Pflanzentheile nöthig macht. Man zieht zu dem Ende die unverletz­ ten, an der Sonne getrockneten, unzerfchnittenea Blätter mit kaltem Wasser und durch gauz gelinde-

Presse« aus, wodurch mau eine« etwas bräunlich ge­ färbten Auszug erhält, der größtenlheils aus der nar, torischen Base und den beyden fle neutraliflrenden Säu­ ren zusammengesetzt ist (vielleicht ist die Base nur mit einer Süure, und die andere mit Kalk u. dgl. verbun­ den, was noch nicht bestimmt entschiede« ist). Man scheidet die Säuren durch essigsaure Bleysalze. Das saure essigsaure Bley bewirkt nehmlich in diesem Jnfusum einen starken bräunlichen Niederschlag, den man durch Auskochen mit Wasser etwas entfärben, durch Schwefelwasserstoff zersetzen, und so die Saure (No. i.) abscheiden kann. Die abfiltrlrte Flüssigkeit des seiner einen Säure beraubten Aufgusses ist noch gelblich gefärbt, giebt mit basisch-essigsaurem Bley noch einen starken, gelben Niederschlag, der nach dem Aussüßen (wie oben) zersetzt wird, um die Säure (No. s>) frey zu erhalten. Da der Säure No. i. noch immer etwas braunen fremd­ artigen Stoffs anhängt, so mutz sie davon durch Löse« in Alkohol gereinigt werden; so wie es auch zweckmä­ ßig ist, die Säure No« 2« durch Alkohol von dem etwa Anhängenden zu reinigen. Die Bilsenbaf- ist nun (wahrscheinlich im essigsau­ ren Zustande) noch ln der vom zweyten Niederschlag abfiltrlrten Flüssigkeit enthalten, indem fle sich durch Pupillenerwetterung, nach der örtlichen Applikation kund giebt. Man scheibet das Bley aus der Flüssigkeit durch Schwefelwasserstoff, die überschüssige Essigsäure und das Wasser durchs Verdunsten, digerirt das Rückständige mit Alkohol, der die Base aufnimmt. Was Hiebey rückstän­ dig bleibt, ist noch näher zu untersuchen (es scheint )edoch ein Kalksalz zu seyn). Die geistigen Lösungen der Base und der Säuren werden nun in wässerige umgewan­ delt und gegen Reagentien geprüft.

log Kocht man den durch kaltes Wasser erschöpften Blatt« rückstand (nachdem et- lerfdjnltmt worden - mit Wasser aus, so erhält man einen dunkelbraun gefärbten Absud, der beym Verdampfen sich mit einer unlöslichen Haut be­ deckt, mlt essigsaurem Bley, wie mit vielen andern Me» tallsalzen unlösliche Niederschläge giebt, kurz sich so ver­ hält, wie das, was man Extraktivstoff genannt hat Wir haben diesen Stoff noch nicht näher geprüft *) allein er scheint eine neutrale Verbindung von einem Basischen und einem ©«Uten. zu seyn (waS jedoch erst bewiesen werden muß). Man sieht hieraus, daß weder das Untersuchen des frisch gepreßten Pflanzensaftes, noch des mit heißem Wasser bereiteten Aufgusses, daS wahre chemische Der» hältniß der Bilsenkraurbestandtheile darlegen kann, well immer der unwesentliche braune (stärk chemisch reaglrende) Stoff die Untersuchung trübt, und das Scheiden der De» siandstoffe hindert. So geht einem, wenn man das Hyosk. Extract mit essigsaurem Bley zerlegt, die Säure No. i. fast ganz verloren, weil das Bley die Säure und den brau­ nen Stoff zugleich fällt, und beyde schwer zu trennen sind. Die Behandlung der Wurzel ist ganz wie die »er Blätter. Es ist gut, wenn man auch diese zuerst un zer­ schnitten extrahirt (nachdem sie zuvor an der Sonne recht gut ausgetrocknet worben). Auch hier lassen sich durch die Bleysalze (aus dem kaltbereiteten Aufguß» zwei Sauren abscheiden, die man wie oben rein darstellt, so wie auch die Abscheidung der Base dieselbe ist. Das heiße Wasser zieht aus der mit dem kalten erschöpften Wurzel Noch Stoffe aus, die dynamisch höchst indifferent sind, ihre chemische Differenz aber durch starke Reaktion gegen Metallsalze kund geben. — Da diese Arbeit keine eigent­ liche erschöpfende Analyse, sondern nur eine phykochemlfche Charakter,stikdes Basischen und Säurender schwar­ zen B ilse seyn soll, so sind auch diese nur aufgeführt, daS andere (das WachSharz, der Eyweißstoff u. f. w.) unbe­ rücksichtigt gelassen, und daS Ganze vergleichend zwischen den Wurzel» und Blattbestandtheilest durchgeführt.

*.) Auf die Pupille wirkt er nicht.

HO

Aus der Bilsenwurzel. Reagentien. Bilsenbase Bilsensaurei. Bttsensaure2 L Dynamischanimalische Reagentien. stechend u. scharf stark sauer und stark sauer, Geschmack brennend eigenthüml., den schwach, eigen- fast geruchlos. Geruch Kopf einnehmend thümlich Gesicht gelblichbraun. hellgelb, durch­ gelb a. Färbung sichtig b. Formung cristallisirt nicht, cristallisirt nicht, - hinterbleibt nach zieht Feuchtes an zieht Feuchtes an dem Verdunsten ials cristalliInische Masse, erweitert die Pu­ wirkt nicht auf wirkt nicht auf pille mit großer ldie Pupille die Pupille. Intensität | II. Physikali­ sche Reag.

mt

Wärme

ist nicht flüchtig'istnichtmitWas- istnichtmitWas-. mitWafferdampf, ser destillirbar ser verdunstbar. aber bey stärkerer Wärme zersetzbar unter Entwick­ lung eines höchst unangenehmen Geruchs

Schwere (specif. Gewicht) lll.Organischanimalische < Reagentien. Leimlösung IV.Orgqnischvegetabili­ sche Reag. Chinasäure No.i. stockiger braun» gelber Nieder­ schlag GallussäureNo.i gelber Nied«schl. Annr. Die andern vegetabilischen Basen und Säuren bewirken nrchts Bemerkenswerthes. *) Dieses Zeichen — -edeutft: keine Reaction.

Aus dem Bilsenblatt< Reagentien Btlsenbase

Ptlsensaure i« Dilsensäure2.

I. Dyn amischanimalische Reagentien. stechend u. scharf sehr sauer Geschmack

sauer.

Geruch

fast geruchlos.

Gesicht a. Färbung b. Formung

JrLS

eigenthümlich,be­ unbedeutend täubend

gelbbraun. hellgelb, durch­ goldgelb sichtig cristallisirt nicht, ist uncnstallisa- bildet eine zer-. fließlrche Masse. sondern zieht bel Feuchtes an erweitert die Pu­ affizirt die Pu­ wirkt nicht auf die Pupille. pille mit geringe­ pille nicht rer Intensität

II. Physikali­ sch e Reag. Licht wird mit dem ist nicht mitWas- istnichtmitWafr Wärme Wafferdampf ser destillirbar fer zu verfluch nicht fortgeführt, tigen. aber bey stärkerer Wärme entmischt unter betäuben­ der GeruchsentWicklung ? ? Schwere (spec. ? Gew.) III. Organisch

animalische

Reagentien. Lermlösung IV. Organischvegetabili­ sche Reag. Chinasäure No. i brauner Nieder­ schlag GallusfäUreNo.i gelberNiederfchl.

________

_________

Anm. Die andern vegetabilischen Basen und Säuren bewirken nichts Besonderes.

112

Aus -er Wurzel. 9tt ageittlen

Dilfrabase

Bilsensaure i. Dtlsensaure2.

es entsteht eine starke Gerinnung mit Ausscheidung einer gelatinösen Masse

die bis zum Far­ wie die Säure benlosen ver­ Ro. i. dünnte Säure wird nicht ver­ ändert, hinsicht­ lich der Färbung

V. Minerali­ sche Reag. Laugen-. Aetzkalilösung

Aetzammonkösung kerne Gerinnung keine Färbung Aetzkalklösung

keine Färbung.

Abscheidung einer flockiger weißer flockigen balb- 'Niederschlag durchjlchtigen Masse

Säuren: Schwefelsäure (diluirt) Salzsäure Salpetersäure Lösungs­ mittel: Aether Alkohol Wasser

lbSlich leicht löslich dito

unlöslich schwer löslich leicht löslich

Salze: Kohlensäure Salze: halb kohlens. Kali keine Gerinnung keine Färbung wie bey Aetzkali

unlöslich. Leicht löslich, dito.

keine Färbung-

SchwefelsauSalze: Ersenoxydul. — Kupfer Erhöhung der blauen Farbe — Sink Salzsäure Salze: —• Eisenoxyd — Queck.oxyd

schöne kastanien­ braune Färbung gelblrchweißer Niederschlag

Rea,

Aus dem Bilsenbkatk. Reagentien Btlsenbase Bilsensäure l. SMlfenfdure 2. V. Minerali­ sche Reag. Laugen. Aetzkalilösung

Aetzammeniösung Aetzkalklösung

starke Gerinnung die bis zum Far­ hellgelbe Fär­ mit Ausscheidung benlosen ver­ bung, der färbt einer gelatinösen dünnte Säure losen Mssigkeit, wird goldgelb Masse

schwäche

nur schwache nur Gelbfärbung Gelbang. Abscheidung einer flockiger weißer stockigen halb- Niederschlag durchsichtigen Masse kerne GennNuNg

Säuren: Schwefelsäure (diluirt) Salzsäure Salpetersäure LösuNgsmittelr löslich Aether lercht löslich Llkohot dito Wasser

leicht löslich dito

Satze: Kohlensaure Salz e keine solche Ge­ schwache Fär­ halb — Kali rinnung wie bey bung Aetzkali Schwefelsau­ re Salzer — Eisenoxydul Kupfer Erhöhung der blauen Farbe — Zink Salzsäure Salze: — Eisenoxyd —» Queck.oxyd

schöne kastanien­ braune Färbung schmutzig weißer Niederschlag

leicht löslich, dito.

wie Säure

Reagentien

Bilsenbase

Bilsrnsäi.rei. Bllsensävres.

Salzsaures Zinn- erst starker weißer gerinnt zur fe­ Niederschl., dar­ sten gelatinösen oxydul. auf Gerinnung Masse Trübung

— Baryt

starker weißer Niederschlag.

Salpetersäu­ re Salze: — Bley — Kupfer — Zink — Silber

weißer Nieder­ schlag

die blaue Farbe wird erhöht

brauner Nieder­ gelblicher Nie­ nach einigen Stund, einbrau­ schlag nach etli­ derschlag ner Niederschlag chen Stunden

—* Queck. oxyd. schwacher, weißer starker weißer Niederschlag Niederschlag

schwacher weißer Niederschlag.

—* Queck.oxydul

weißer Nieder­ schlag.

wrißgelblicher weißer Nieder­ flockiger Nieder­ schlag schlag *) saures Wism. starker weißer starker weißer Niederschlag Niederschlag Essigsaure Salze: saures — Bley starker weißer Niederschlag basisch — Bley weißer Nieder­ schlag Quecksilber- schwacher.weißer Niederschlag oxydul Weinsäure SaLz-e: — Lntinr. Kali

starker weißer Niederschlag schwacher weißer Niederschlag

starker weißer Niederschlag. starker weißer Niederschlag. starker weißer Niederschlage nach einigen Stund, ein wei­ ßer flockiger Nie­ derschlag.

(TarL. emet.)

*) Nach einigen Stunden setzen sich an die Wände bet Gefäßes tropfförmige weiße Körperchen wie Infekten-Eyer ab.

iiß

Aus dem Bilsenbtakk. Reagknrie

Bilsenbai!

Bilseniaure i. Btlsenlaur-s.

Salzsaures Zinn­ gerinnt zur halb- gerinnt zur fe­ sten weißen durchsichtigen oxydul Masse Gallerte weißer Nieder? schlag.

— Baryt Salpeter sau­ re Salz er Trübung

— Bley — Kupfer *- Zink

Silber

Queck.oxyd,

bie blaue Farbe wird erhöht weißlicher Nie­ derschlag, der in­ nerhalb 3 Stun­ den grauschwarz wird starker weißet starker weißet Niederschlag i> Niederschlag

-- Queck.oxydul weißet

schlag *)

saures — Wrsm

rnnerh. 3 Stun­ den ein bräunet Niederschlag. starker schmutzig weißer Nieder­ schlag.

Nieder­ schmutzig weißet gelblichw ersten Niederschlag Niederschlag.

starker weißet starker weißer Niederschlag Niederschlag

starker gelber Niederschlag.

Essigsaure Salze: saures — Bley

starker weißet starker gelblichNiederschlag weißer Nieder­ schlag basisch — Bley weißer Nieder­ starker weißet stärket weißer Niederschlag Niederschlag, schlag gelblicher Nie­ —• QueckSxyduL schwacher weißer Trübung derschlag. Niederschlag ÄZeinsaure Salze: — Antim.kali (Tart. emet.)

*) Hier war jene Art -er Lristallisation nicht tu bemerken.

H

%

lll. Rückblick und Bemerkung«». t, Mlt dieser Analyse und dem durch dieselbe bargt» stellten wahren Verhältnisse des narkotische» Stoffs als einem dafifchen oder alkalischen wären nuN (mft Berücksichtigung alles desjenigen, was die Unter­ suchungen über Datura und Belladonna besagen) alle jene schiefen Ansichten und ungegründeten Mey­ nungen, die man über einen durch alle narkotisch^ Pflanzen verbreiteten narkotischen Stoff hegt, wi­ derlegt und berichtigt. Es ist weder die organische Combination der Bestandtheile, Noch die Blausäure, noch das Morphium, was in der Bilse als eine so mächtige dynamische Potenz auftritt, sondern ein ganz eigenfhümlicher Stoff, der sich durch seine Puplllenerweiternde Eigenschaft von allen in chemischer Hinsicht noch so ähnlichen 'Stoffen un­ terscheidet. Der Name „narkotischer Stoff" ist demnach auS dem Register der Pstanzenbestand, theile völlig zu streichen, so wie es deren wohl noch mehr, bey der fortschreitenden Ausbildung der Pflan­ zenchemie nach höhern Ansichten, zu tilgen geben wird. Im Conium, im Aconit, im Ledum sind auch Stoffe mit narkotischer Wirkung, aber himmelweit verschieden von denen in der Bilst, Belladonna u. s. w. Sie affijiren nicht die Iris, und find die­ sen Pflanzen daher eben so eigenthümlich, als die Bilsenbase der Bilse selbst.

Das Verhältniß des

Unorganischen, daß gewisse Stoffe, z. B. Eisen» Kalk, Mmigan u. s. w. durch eine große Mmg« sonst sehr verschiedener Mineralien gehen-, und in denselben' in verschiedenen Verbindungen angetroffen werden, kehrt im Organischen bestimmt nicht wieder» denn hier ist alles in

einer

ewigen Metamorphose

U7

begriffen, (b daß die Bestandchelke der keimenden Pflanze mit denen der blühenden und verblühten durch­ aus nicht identisch sind, wie sollten es nun Stoffe ver­ schiedener Pflanzen seyn, die noch dazu in ganz ver­ schiedene natürliche Familien gehören? Nur das Unorganische, Eisen, Kalt u. f. w. geht auf fast unveränderte Weise durch die ganze Pflanzenwelt, aber der organische Stoff thut das nicht, er er­ scheint, wenn gleich ähnlich, doch stets metamorpho« strt und auf verschiedener Stufe der Ausbildung, je nachdem es die Pflanze stlbst ist. s?. Ob beyde als Bilsensauren aufgeführte Säure» wirklich organische, d. h. nicht an Kalk, Kali u. f. w. gebundene flnd, muffen spätere Dersirche bewekfen, die auch ausmkttein mögen, in welcher Ver­ bindung die Btlsenbase mit ihnen fleht; offenbar ist ßr durch eine derselben neutraliflrt, woraus sich alSdmm auch der nicht scharfe G«lchmack der Bilsen, blätter und Bilsenwurzel erklärte. 3- Zugleich wäre es intressant und für oder gegen die Unterscheidung eigenthümlicher Btlsensänren emscheidend gewesen, die Salze, welche diesel­ ben mit mineralischen Basen oder Laugen geben, auszumitteln, wenn es unser Zweck gewesen wäre, mehr als eine» Versuch, das chemische Verhältniß der DIlse zu enträthseln, zu liefern. 4. Es wird intressant seyn, die salzartkgen Verbindun­ gen, welche die Bilfenbafe mit Sauren eingeht, nä­ her zu bestimmen, man wird hier Salze erhalten, die die höchst merkwürdige Eigenschaft besitzen, daß sie nach der örtlichen Applikation aufs Auge die Pupille erweitern. Wir haben über das Verhal­ ten der Säuren gegen diese Base einige Versuche

US

-«gestellt (stehe unten), woran- sich unter ander« ergiebt, daß die Base mit der Salpetersäure eine gelbliche, hitter schmeckende Verbindung konstitukrt, die noch wie die Base selbst die Iris contrahirend affizirt. Uebrigen- ist der in der Analyse als Bilfenhafe -aufgeführte Stoff eine salzartige Verbindung der reinen Base mit Essigsäure, die zu trennen (um die Basis rein zu erhalten) noch nicht gelingen wollte, denn die Basis wird gleichzeitig zersetzt.

Anhang. Vergleichende Versuche über die Pupillenerweiternde Kraft der Bjlsenbase aus der Wurzel und aus den Blattern. I, Bestimmung des typischen Verlaufs der Pupillenerweiterung, Zunahme, Alme und Abnahme. Es ward hier von beyden Basen ein« gleich starke Lösung in Wasser gemacht (3 Gran in einer Drachma Wasser) und von dieser gleiche Quanta aufs Auge ge­ bracht, (siehe Auge als Reagens Eap. II.) und die Sta­ dien der Erweiterung nach demÄugenmaß aufgezeichnet, wobey sich folgender durch beyde Basen verschieden her­ vorgebrachter, typischer Verkauf zeigte (vergleiche die Ta, beste I.) Die Quantität der auf- Auge gebrachten Base betrug der narkotischen Base, oder Z Gran der oben erwähnten Lösung (60: 3=30*4=130). Bemerkungen. Diese Versuche gehören eigentlich nicht kn die Phytochemie, sondern in die Physiologie, daher konnte der-

selben auch nur oberflächlich und beyläufig und mehr um Physiologen vom Fach zu denselben anzuregen, er­ wähnt werde». Für dlese wird es von Wichtigkeit seyn zu erproben 1. welche Stadien durchlauft die Pupillenerwelterung bey verschiedenen Thieren nach der Applika­ tion von gleichen Quantis des narkotischen Stoffs? 2. Wie wird dieß modifizirt durch die verschiedenen Lebensalter, durch das Geschlecht, durch Nahrung, Aufenthalt, Lebensart u. s. w.? 2t nm.

So haben wir z. B bemerkt, -aß wenn das Thier öf­

ter zwischendurch schläft, die Pupille schneller wieder zur Norm zurückkehrt, als wenn das Entgegengesetzte der Fall ist. Sind dergleichen Verhältnisse, welche die «Pupillenerweiterung (die der narkotische Stoff hervorbrachte) in ihrem Verlaufe auf­ halten oder beschleunigen, nur erst durch Experimente erprobt, so erhalten wit dadurch vielleicht einen Jrritabilitäts - oder SensibUitätsmesser, theils für ein und dasselbe Thiep in den verschiedenen Perioden des Erdlebens (Tag, Nacht, Morgen, Abend uk f. w.), theils für verschiedene Thiere, deren größere oder geringere Empfänglichkeit für die narkotische

Base ge­

wiß mit ihrer vorwaltenden sensitiven oder irritabeln Thätig­ keit parallel geht. — Also viel Arbeit für die Erforscher des Lebendigen!

II. Bestimmung der Dauer dev ganzen Wir­ kung. Blattbase. Wurzelbafe. Abends um roUhr applizkrt. Abends um roUhr applkzirt. Die Wirkung dauerte bis Die Pupillendifferenj hielt zum andern Abend um io Uhr, also auch volle 24 Nachmittags um 5 Uhr an, wo noch ein geringer Unter­ Stunden. bis zum andern Tag des

schied zwischen beyden Pu­ pillen zu bemerken war.

120

Nnm. Es wurde bey diesen Persuchen dasselbe Quantum wie oben bey I. applicirt. Es geschah Abends, um die- Abnahme der Pupillenerwerterung am Lage übersehen zu können, bey Nacht, wo die Pupillen durch die Einwirkung der Finsterniß groß sind, saffey sich dse Nüqnzen nicht unterscheiden.

m. Bestimmung hex Intensität der narkoti­ schen Base». 3« bkfeit? Behufe wurde eine sehr verdünnte Lö­ sung derselben im Wasser gemacht, nehmlich f Gryn der Base in 4 Unjen Wasser, und von dieser Flüssigkeit | Gran successive (um die völlige Absorbtion ju bewirken) aufs Auge gebracht, so daß auf diese Welse 77^7 der narkotischen Base mit der Iris im Confllkt kam (denn 4 Unjen ss 1920 Gran; darin gelöst § Gran der Base, also i Gran derselben in gx1290=5760 Gran« Nun wurde f Gran dieser Flüssigkeit aufs Auge gebracht, also wirkte 2x 5760= 11520 = Gran der narkoti­ schen Basen auf folgende Weise; Wurzelbafe. Blattbafe. Um ii Uhr Morgens ap­ Um 11 Uhr Morgens applicirt. plizirt. Um »2 Uhr erfolgte die Es erfolgte gar keine Wir­ Erweiterung, die bis gegen kung auf hie Pupille. 3 Uhr dauerte«

3$. Atropa Belladonna, Tollkruut« I, Geschichtliche Momente. Dies? von jeher mit Recht gefürchtete Pffqnje war schon oft der Gegenstand chemischer Untersuchung, wo­ bey gewiß jeder Analytiker sich schmeichelte, das durch feine fürchterlichen Wirkungen auf den menschlichen Or-

ganlsmus sich beurkundende narkstlsche Prinzip aufju finden und rein darzustellen, wiewohl ilmmer umsonst. In neuern Zeiten hat Vauquelin sich vorzüglich mit der Belladonna beschäftigt und die nähern Bestandtheile der­ selben angegeben, jedoch höchst unvollkommen, einseitig und falsch, wie sich aus dem Vergleich feiner Arbeit ge, nugsam ergiebt. Er giebt unter andern als Bestandtheile anr i. Eine ekelerregende, extraetivstoffartige Materie (die das narkotische Prinzip seyn soll, und durch Dige­ stion des Extrakts der Belladonna mit dem Alko­ hol erhalten wird.) s. Eine thierisch - vegetabilische Materie (!), (die nach der Digestion deS Extrakts mit Alkohol hinterbleibt, und darum diesen Namen erhält, weil Tinctura Gallarum sie niederschlägt.) 4. Satzmehl, Harz, Eyweißstoff und verschiedene Salze. (Anna), de Chimie, Tom, 72. p. 60; Pfaff mat. med, V.)

Ein anderer Franzose, Melanbre, giebt so ungefähr dasselbe an, nehmlich grünes weiches Harz, animalischen (!) Extraktivstoff, mucöfe Theile, vxydirbaren Extraktivstoff. (Annal. de Chimie, Tom. XV. p. 221.)

Wer den Resliltaten dieser Analysen Gehalt und Bedeutung abzugewinnen vermag und im Staude ist.

122

aus ihnen zu errathen, Hon welcher Pflanz« sie gelte« sollen, dem muß eine Galle verliehen seyn, die leider dem Verfasser und wohl vielen Andern fehlt; es wäre besser, sie hätten nie das Licht erblickt, man sparte bann doch wenigstens die Zelt, sich über die französische Leichtfertigkeit zu ärgern. — II. Eigene Versuche und Beobachtungen. Darstellung des alkalischen oder basischen Stoffs der Belladonna und der ihn neutralisirenden Säuren. Man befolgt hier ganz das Verfahren, so bey der Darstellung der Bilsenbase und Bilsensäuren angegeben. Auch hier «erden die unverletzten, an der Sonne ge­ trockneten Blätter unzerschnitten mit kaltem Was­ ser ausgezogen, und aus diesem Auszüge die Säuren durch die Bleysalze gefällt, durch Schwefelwasserstoff abgeschieden, und durch Alkohol gereinigt (wenigstens die Säure No. i«, deren nadelförmige Cristalle man noch einmal in Alkohol löst). Die Belladonnabase wird dergestellt wie die Bilsenbase, so wie auch bey der Zerle­ gung der Wurzel derselbe Gang befolgt wird. Die Base wird auch hier in beyden Fällen im essigsauren Zustande erhalten, wonach die chemischen Reactionen zu beurtheilen sind. Sie rein von Essigsäure darzustel­ len, wollte uns nicht gelingen, denn die mineralischen Laugen (Alkalien) scheinen eine so feindlich > zerstörende Tendenz gegen diese organischen Basen zu besitzen, daß man brydr nicht ohne Nachtheil der letztem in Berüh­ rung bringen darf (stehe unten Verhalten der Basen ge­ gen chemische Potenzen). ©•tut man die mit kaltem Wasser erschöpften Blät­

ter und Wurzeln noch auskocht, so bekommt man eben

leg so wie bey der Pilse einen geschmack- und geruchlosen, stark gegen Metastsalze reagirenden Stoff, der mit je­ nem Extraktivstoff, dessen die Franzosen in ihrer Ana­ lyse erwähnen, identisch seyn mag« Er ist wahrschein­ lich ein Neutrales, zusammengesetzt aus einem Basischen und Sauren, also kein einfacher Stoff, was wir jedoch bey unserer gegenwärtigen Untersuchung außer Achtlasfm müssen. Anm.

Spätere Versuche habe» uns gelehrt, daß die aus den

Blättdrn dargestellte Basis essigsauren Kalk (den der Alko­ hol mit aufnimmt) enthält, diesen ist man genöthigt, durch Alleesäure vorher abzuscheiden.

124 Aus der Belladouuawurzel. Reagentien Belladonna­ base

Belladonna­ BeÜadoynasaure No. 1. -fsture No. 2.

I. Dynamischanimalische Reagentien. mehr ekelhaft fa­ sehr sauer Geschmack de als scharf eigenthümlich, fast geruchlos Geruch aber schwach Gesicht L. Färbung schwach gelblich gelblich

b.

Formung

JrrS II. Physikali­

sche Reag. Warme

sehr sauer. fast geruchlos. gelblich.

beym Verdun- cristallffrrt nicht sten bleibt eine ocutlich. cristallinifche Masse,dieFeuchtes anzieht erweitert die Pu­ wirkt nicht auf wirkt nicht auf die Pupille. pille mit großer die Pupille Intensität

uncrr'stallisabel

ist mit Wasser ist Nicht flüchtig nicht flüchtig. nichtverdunstbar, beystärkererHitze aber zersetzbar

Voltaismur geht zum — Pol gehtzum-j-Pol Jir, Organisch animalische Reagentien. Leimlösung IV. Organischvegetabili­ bewirken keine beryerkenswer sche Reag. V. Minerali­ sche Reag. AuflösungSm ittel: Aether löslich unlöslich Alkohol leicht löslich lercht löslich Wasser dity dito Laugen: Abscheidung einer schwache Gelb­ Aetzkalilösung geringen Menge färbung gelqjmöser Masse ;

geht zum -ch-Pol

the Reactionen.

unlöslich, lercht löslich dito. schwache Gelb­ färbung.

Aus Heu Bell.adonnablättern Reagentien

Belladonna» dafe

I* Dynainrschontmaii sche Reagentien. scharf Geschmack

Belladonna­ Belladonnasäure Na. 1. säure No. s.

sehr sauer

sehr sauer.

Geruch,

eigenthümlicher last geruchlos schwach

unbedeutend.

Gesicht L. Färbung

hellgelb

bunkelgelbbraun bildet eine zer« fließliche Masse.

b. Formung

3riS

hellgoldgelb

bildet eine kleb- cristallisirt in rrge Masse Nadeln

erweitert die Pu­ afsizirt die Pu­ afsizirt die Pu­ pille mit großer pille m'cht pille nicht. Kraft

II. Physikali­ sche Reag. ist mit Wasser nicht flüchtig Wärme nicht z-; verflüch­ tigen, wird bey der Hitze zersetzt

Boltaismus

nicht flüchtig

geht zum — Pol geht zum-t-Hol gehtzum-i-Pol

III. Organischanimalische Reagentien. Leimlösung IV. Organisch' v egetabilische Reag. V. Minerali­ sche Reag. Lösungsmit­ teln Aether Alkohol Wasser Laugen: Aetzkalilösung

bewirken keine

löslich leicht löslich btto

besonders Vrr änderungetn

schwer löslich leicht löslich btto

Abschtzidung einer goldgelbe Fär­ gelatinösen bung Masse

unlöslich, leicht löslich, btto. dunkelgelbt Färbung.

i&6

Aus bet Belladonnatvurzel. Belladonna­ Belladonna« Reagentien ' Belladonnabase säure No. 2. säure No. 2. AetzammonlLsung Aetzkalklösung

schwache Gelb- , färbung «ach 6—8 Stun- nach 6—8 Stun­ den ein geringer den ein gelber Niederschlag Niederschlag

schwache Gelb­ färbung nach einigen Stunden schwa­ cher flockiger Niederschlag.

Säuren: Schwefelsäure (diluirt) Salzsäure Salpetersäure Salze: Schwefelsau­ re Salze: •— Eisenoxydul — Kupfer

Erhöhung der blauen Harbe

— Sink Salzsaure Salze: — Eisenoxyd — Queck.oxyd.

schöne kastanien­ grasgrüne Fär­ braune Färbung bung schwacher weißer Niedetschlag

— Zmnoxydul

— Baryt Salpetersäu­ re Salze: — Bley — Kupfer — Silber

weißlicher Nie- weißlicher Nie­ derschlag derschlag. Trübung

-------- ------

Erhöhung der-------------blauen Farbe starker Nieder- schwacher Nie­ schwacher bräunlrcher Nsederschl. schlag, erst weiß- derschlag lich, dann braun

flockig gelber — Queck.oxyd. ^schwacher weißer Trübung Niederschlag, Nrederschlag — Queck.oxydul i starker wezßer starker weißer schwach bräun­ licher Niederschl. »Niederschlag Niederschlag

Aus bett Belladonriab>lät.tern Reagentien AeHammonlösung Aetzkalklösung

Belladonna­ Belladonna saure No. i base schwacher Nie­ goldgelbe Fär­ bung derschlag flockiger Nieder­ starker gelber Niederschlag schlag

Säuren: Schwefelsäure (drluirt) Salzsäure Salpetersäure

Belladonna­ säure No. 2. bunkelgelbe Fär­ bung goldgelbe Fär­ bung, nach einer Stunde ein gel­ ber Niederschlag

dunkelbraune Färbung.

Salze: SchwefelsauSalze: — Eisendxydul.r — Kupfer — Zink Salzsaure Salze: — Eisenoxyd —- Queck oxyd — Zinnoxydul

— Baryt Salpete rsaure Salze: — Bley — Kupfer — Silber

— Queck.oryd.

__________ Erhöhung der blauen Farbe ----------------

weißblauer Nie­ derschlag

schöne castanien- gelbe Färbung grasgrüne Fär­ bung. braune Färbung flockig weißer Niederschlag Gerinnung und?bildet eine dickAusscherdung ei-'liche Masse ner gelatinösen Masse gelblicher Nie­ Trübung Trübung derschlag.

starker weißer Niederschlag Erhöüung der weißer Nrederblauen Farbe scMög flockrg weißer starker weißer Niederschlag, erst Nrederschl., nach werß, dann braun 4 Stunden un­ verändert

starker weißer Niederschlag — Queck.oxydul. starker weißer iNiederschlag

starker gelber Niederschlag starker weißer Niederschlag

Trübung,

schwacher gelbli­ cher Nrederschl., nach 4 Stunden unverändert starker gelber Niederschlag, starker gelber Niederschlag.

12$

Aus ded Bellüdonttawurzel. Reagentien Belladonnabase

Belladonna-- Belladonnasäure No. r. saure Nö.2.

Salpetersaures nach6-^ 8 Stun­ bräunlichgelbrr Trübung.' Wiemuth denschwacher wei­ Niederschlag ßer Niederschlag — Zink Essigsaure Salze: saures — Bley

starker gelber 'gelblicher Nie­ Niederschlag derschlag, basisch — — Trübung werßer Nieder- starker weißer schläg Niederschlag. — Queck.oxydul. weißer Nieder­ weißgelblicher Trübung. schlag Niederschlag LZeinsaure Salze: — Antim. Kali (Tart4 cmet.)

Au«

Aus den Belladonnablattern. Reagentlra Salpetersaures WLsmuth

Belladonna- 1| B-lladonna . Belladonna« base 1| säure No. i. saure No. 2. starker weißer starker weißer Niederschlag Niederschlag

— Zink Essigsaure Satze: saures — Bley

starker weißer Niederschlag basisch - Bley weißer Nieder­ starker weißer Niederschlag schlag basisch — Queck.- flockiger weißer schmutzig weißer oxydul. Niederschlag: Niederschlag

Weinsäure Salze: — Antim. Kali (Tart. cmct.)

schwacher gelber Niederschlag, goldgelber Nie­ derschlag, gelblichweißer Niederschlag.

15°

III. Rückblick und Bemerkungen. 1. Vergleicht man die Reactionen der Säuren im Allgemeinen mit denen, der Bllse, so zeigen sich mehrere Verschiedenheiten, unter denen die ©runf ihr hing des orydkrten salzsauren Eisens und die Fällung der Kupferfalze die merkwürdigsten-find, die Basen weichen we­ niger ab, und die gleiche Wirkung auf die Eisen- und Kupfersalze und auf die Iris, könnten die Meynung der Identität beyder bestärken, wenn nicht die Intensität und die Dauer der Erweiterung bedeutende Abweichungen zeigte. 2. Geht man die Wurzelanalyse mit der Blattana, lyse vergleichend durch, so treten hier zwischen Warzelund Blattbasen und Wurzel- und Blausäuren bedeu­ tendere Verschiedenheiten auf, als es bey der Bilse her Fall war. Die Basen weichen im Geschmack, und be­ sonders im Verhalten gegen einige Reagentien (Metall­ salze) von einander ab; die Säuren im Verhalten gegen das Kupfer, das die Blattsäure No. i. fällt, die an­ dere nicht, gegen das salzsaure Eisen, das die Wurzelsäure No. i. und die Blausäure No. 2. grünt, in der Färbung durch Salpetersäure und durch Laugen u. s. w. Wir geben gerne zu, daß dies von dem den Säuren und Basen noch anhängenden Fremden herrühren mag, nahmen aber dennoch keinen Anstand, es als derselben eigenthümlich aufzuführen, bis eine fremde Beimischung erwiesen ist. Mit der nähern Kenntniß der eigenthüm­ lichen Salze, die diese Basen und Säuren mit andern Sauren und Basen bilden, werden wir auch hierüber Licht bekommen, denn in der Salzformation giebt sich der eigentliche Charakter der Säure und der Base kund, z. Blicken wir zurück auf ältere Meynungen über das chemische der Bell., so lassen sie sich jetzt bericht!-

i5i

gen. — Pfaff setzt in feinem System der Mat. med. V. neben dem Hyosc., der Datura, dem Taback u. s. w. auch die Belladonna unter die Rubrik „narkoti« scher Extraktivstoffs, der jetzt mit der Ausfindung des narkotischen Stoffs als eines alkalischen, in fein hypothetisches Nichts zurückkehrt, aus dem er entsprun­ gen. Ungeachtet dieses narkotischen Ertractivstoffs soll­ ten nach Pfaff (ohne seinen Ausspruch durch Facta zn bewahrheiten > noch 2 Stoffe als Träger der narkoti­ schen Kraft kn Betracht kommen, nehmlich das grüne Satzmehl und der Eyweißstoff (Syst, der mat. med. V. p. 39*). dieser Meynung ist auch hier begegnet, da diese Stoffe nur von dem adhärireuden narkotischen Prinzip Ihre Wirkung borgen. Uebrigens verfällt Herr Pfaff in eine Inkonsequenz, wenn er bey der Angabe der Ertractbereltung auS Narkoticis, diesen Stoffen, denen er hier bestimmte narkotische Wirkung zuschreibt, das Zugegey'eyu in den Extrakten versagt (a. a. O. p. 47.). Anhang. Vergleichende Versuche über die Pupillenerweiternde Kraft der Wurzel- und Blattbafe der Bella­ donna. Bestimmung des typischen Verlaufs der Pupillenerweiterung, Zunahme, Atme und Abnahme. Vergleiche Tabelle II. Anm. Das Verfahren bey der Applikation und die Dosis des aufs Auge gebrachten narkotischen Stoffs ist hier gan* wie bey der Bilfe, daher unnöthlg, hier wiederholt zu werden.

Bemerkungen. Zwischen der Intensität der Wurzel, und Blattbase iheint nach diesen Versuchen kein großer Unterschied ob,

LZ2

zuwalte», wenigstens ist ec nicht so bedeutend, wie bey der Bilse und der Datura (stehe Tabelle I. und III.) Jedoch scheint auch hier, wie bey der 86Ilse daS Wurzelprinlip das überwiegend narkotische zu seyn, denn die Pupillenerwriterung erfolgte durch dasselbe im Ganzeu schneller und war energischer. — Uebrigens sind diese Versuche noch nicht geschlossen, sondern können zu in­ teressanten Resultaten fähren, wenn Pbystologen vom Fach sie mit einem, die Veränderungen der Pupillengröße ge­ nau messenden, Instrumente wiederholen wollen. II. Bestimmung der Dauer der Wirkung. Auch hier wurde wie bey der Bilse rhs Gran der. Basen auS Wurzel und Blatt aufö Katzenauge gebracht, und der Effekt beobachtet. Wurzelbase Blattbase Abends um loUhrapplkzlrt. Abends umioUhr applizirt. Die Wirkung dauerte blS Die Wirkung dauerte biS zum andern Abend um io zum andern Abend um 10 Uhr, also volle 24 Stunden. Uhr, also auch volle 24 Stunden. III. Bestimmung der Intensität der narkoti­ schen Basen» Hier wurde wie bey der Bilse *nv*ö Gran der Ba­ sen aufs Auge gebracht. Wurzelbase Blattbafe Mittags um ii Uhr ap, Mittags um ii Uhr applizirt. plizirt. Nach 12 Uhr zeigte sich Nach 12 Uhr zeigte sich eine geringe Erweiterung, die eine geringe Erweiterung, die bis gegen 4 Uhr zu unter­ bis gegen 4 Uhr zu unter­ scheiden war. scheiden war.

C.

Datura Stramonium,

Stechüpfek.

I. Geschichtliche Momente« Kein gewiegter Chemiker hat sich der Analyse dev Datura unterzogen, ihr Stoffverhältniß biieb daher, wie das so vieler andern Pflanjen, bis heute ein chemischeProblem. Eine einseitige, von keinem leitenden Prinzipe er­ leuchtete Empirie hat jedoch auch hier ihr loses Spiel getrieben, und hat der Natur Sachen angedichtet, vor deren Production sie sich selber schämen müßte. — Apo­ theker Promnitz hat nehmlich die Oaturablätter auf die alte Weise analystrt, und will folgendes gefunden haben: i. Wasser (das Allerunwesenklichsie sieht oben an). s. Grünes Satzmehl. 3. Eyweißstvff. 4. Trockne Faser. Gummigter Extraktivstoff. 6. Erdiger Niederschlag. 7. Extraktivstoff ober Seifenstoff. 8. Harz. (Pfaff Syst, der Mat. med. V. p. 73.) ES ist nicht nöthig, hierüber noch ein Wort zu ver­ lieren, dem Sinnigen drängt sich das Urtheil von selbst auf: solche Arbeiten haben nur den Nutzen eines war­ nenden Beyspiels vor ähnlichen Fehlgängen. II. Eigene Versuche und Beobachtungen. Da auch die Bestandtheile der Datura sich zu ein­ ander polar,, wie Basisches zu Saurem verhalten, und der basische narkotische Stoff sich (wenigstens mit einer Säure) zu einem organischen Salze in der Datura ver, einigt befindet, kurz dasselbe Verhältniß, waS wir bey der Bellad. und dem HyoScyamus aufgezeigt haben, auch

»54 hier wiederkehrt, so wird die Zerlegunqsweise auch keine von diesen verschiedene seyn, so daß die Darstellung der Daturabasts und der Daturasauren ganz denen aus der Bilse und der Belladonna analog ist. Auch hier ist

Hi Auge (oder vielmehr die Iris) ein untrügliches Rea­ gens für den narkotischen Stoff der Datura (der Daturabafe), und hat uns auch hier gedient, denselben aus­ findig zu machen. Uebrtgens ist zur reinen Darstellung der Daturasäuren durchaus Extrahiern der unverkleinerten Pflanzemheile mit kaltem Wasser nothwendig, denn nimmt man den mit heißem Wasser gemachten Aus­ zug oder wohl gar den ausgepreßten Saft frischer Blät­ ter zur Abschridung der Säuren mittelst des essigsauren Bleyes, so bekommt man mit der Saure No. i. zugleich einen braungefärbten geschmack- und geruchlosen Stoff, der eben so wie der, durch Auskochen von, mit kaltem Wasser erschöpften, Belladonnablättrrn erhaltene Stoff, starke chemische Reactionen (gegen Mekallialze) hervor­ bringt, ohne erwaS ausgezeichnetes Dynamisches zu ha­ ben, denn die Pupille asfizirt er nicht. — Die Analyse ist auch hier vergleichend zwischen Wur­ zel und Blättern durchgeführt.

Die Daturawurzel hat

das Merkwürdige, daß ihre dynamische Wirkung im Vergleich in der Bilsen- und Belladonnawurzel sehr ge­ ringe ist; sie ist größtentheils holziger Natur, und ihre Kraft scheint sie in dem mächtigen Blatt- und Stengeltriebe zu erschöpfen. Da wir noch nicht Wissen, wie die Bestandtheile einer Pflanze durch Boden, Standort, Jah­ reszeiten, Alter, Systemen- und Organenausbildunz mo, difizirt werden, so kann diese so wie die beyden vorher­ gehenden Untersuchungen nur Vorbereitungen zu eigent­ lichen Analysen seyn; indem wir das hier Gelieferte ei­ gentlich als nichts weiter geltend machen wollen, denn

135

als einen Versuch, wodurch matt zeigt, w ie die Sache anzugreifen ist. Eine durchgreifend« Analyse -er Datura, kann, auch noch so aphoristisch Dargestellt, ein ganzes Buch fällen und einen Chemiker über ein Jahr lang beschäfftigrn. Denn es ist nicht genug, ein Pflanzenorgan oder System, z. B. Wurzel oder Blatt zu un­ tersuchen, sondern alle müssen vergleichend analy, sirt werben, z. B. erst Wurzel, Stengel, Laub im Gan­ zen, bann im Einzelnen, ,z. D. von der Wurzel: die radiculae, das Rhizom u. f. w. für fich, vom Sten­ gel: die Rinde, der Bast, der Splint, das Holz, bas Mark, jedes für stch, u. s. w., dann die Blume im Gan­ zen mit ihren Theilen, hierauf im Einzelnen: die Geschlechtstheile, die Saamenbehalter u. s. w., dann der Saame reif und unreif u. f. w. Kommen hiezu nun noch die Untersuchungen der Pflanze in ihrem verschiede­ nen Lebensalter, auf ihren verschiedenen Standpunkten, in den verschiedenen Jahreszeiten, so können die Resul­ tate fich schon zu einem Buche häufen. Bevor wir der­ gleichen durchgreifende Untersuchungen nicht haben, läßt fich auch nichts Bestimmtes über Congruenz zwischen Form und Stoff, die gewiß existirt, aufstellen»

i$6

Aus -er Daturawurzel. Reagentien

Daturabase

Daturasäure öacu'aiduce No 2. No. i.

I DvnamLlchanimalif che Reag entten Geschmack Geruch Gesicht 2. Färbung b» Formung Iris

scharf sauer schwach, aber er- unbedeutend genthümlich

sauer unbedeutend

hellgelb gelblich bildet eine kleb- zersueßt rige Masse

fast farblos, zerfließt.

erweitert die Pu­ wirkt nicht pille mit geringer Intensität

wirkt nicht.

II- Physikali­ sche Reag. Wärme

Voltaismus

ist mit , Wasser ist nicht flüchtig ist nicht flüchtig. nicht über zu destilliren,wird bey trockner Hitze zersetzt geht zum — Pol geht zum *j-Pol geht zum-i-Pol.

IV. Organischv egetabilische Reag. *) gelber Nieder­ Gallussäure schlag No i. V.Kinetali: sche Reag Lösungsmit­ tel: löslich Aethev leicht löslich Alkohol dito Wasser Laugen: Aetzkalilösung Aetzaprmonlö-

sung

unlöslich, leicht löslich dito.

schwer löslich, leicht löslich, dito.

Gerinnung und flock Nicderschl. flockiges Gerinsel scheidet sich ab

*) Dre organisch-animalischen Reagentien bewirken keine Reaction.

Aus den Daturablättern. Reagentien

Oaturabase

Daturasaure No i.

Daturasäure No. 2.

I. Dyn amr'schanimalLsche Reagentien. Geschmack

scharf

ferner

Gertzch

betäubend

schwach und un­ geruchlos. bedeutend

Gesicht a. Färbung b. Formung JrLS

sauer.

gelblich 1 gelb bildet eineFeuch- Lerflreßt res anziehende,i

gelblich. zerfließt.

erweitert die Pu- wirkt nicht pille mit großer Intensität

wirkt nicht.

II. Physikali­ sche Reag. Warme

ist mit Wasser ist mit Wasser ist nicht flüchtig. nicht destillbar, nicht zu verflüch­ roirb bey trockner tigen Hitze zersetzt

DoltaismuS

geht zum — Pyl gehtzum -j-Pol geht zirm-l-Pol.

IV.Organischvcgetabilische Reag. GallussäureNo.i gelber Jttederschl. V. Minerali­ sche Reag. Lösungsmit­ tel: Aether Alkohol Wasser Laugen: Aetzkalilösung

löslich leicht löslich dito

Gerinnung und flockiger Ndschl. Aetzammonlösung flockiges Gerrnsel scheidet sich ab

löslich. leicht löslich. dito.

schwer löslich. leicht löslich. dito. Gelbfärbung. Gelbfärbung.

*3ö

Aus der Daturawurzel. Reagentien Daturabase SamttifaureJ Soturafauve No. i. No. 2. AetzkalklLsung

flockig weißer Niederschlag

gelblicher Nie- gelblicher Nie­ derschlag nach derschla g nach eieiniger Zeit Niger Zeit.

Säuren: Schwefelsäure Salzsäure Salpetersäure Salze: SchwefelsauSalze: — Kupfer Salzsaure Salze: — Eisenoxyd — Queck oxyd. — Zinnoxydul

Erhöhung der Farbe

castanienbraune Färbung schwacher Nie­ derschlag gerinnt zur wei­ bildet eine feste ßen gallertarti­ weißliche Masse gen Masse weißer N.

— Baryt Salpeter­ säure Salze — Bley

schwacher weißer Niederschlag

— Kupfer

Farbenerhöhung

— Silber

dunkelbrauner Niederschlag nach einigen Stunden

hellbrauner Nie­ derschlag.

schwacher flockig starker weißer Trübung. weißer Ndschl. Niederschlag — Queck.orydul. starker weißer N. schwach. weiß.N. dito saures — Wism.; dito dito dito — essigsaures j -------------schmutzig gelber weißlicher NieNiederschlag derlchlag. Brey basisch — Bley 'weißer Nieder­ starker weißer j starker weißer schlag Niederschlag Niederschlag —- Queck.oxydul.schwach weißerN. Trübung »schwach. weiß.N. — Queck.oryd

Aus den Daturablättern. Reag entfett Aetzkalkllösung

Daturasaure Darurabase Drtarasaure No. i. No. 2. flockig weißer Niederschlag

weißer flockiger die Flüssigkeit Niederschlag wird gelb und nach mehreren Stunden gelber Niederschlag.

Säuren: Schwefelsäure Salzsäure Salpetersäure

keine Färbung, dito.

Salze: Sch w efel sau­ re Salze: Erhöhung der — Kupfer Farbe Sa lzsau re Salze: — Eisenoxyd castanienbraune j Gelbfärbung Gelbfärbung. i Färbung — Queck.oxyd. flockig weißer .Niederschlag Zmnoxydul .gallertartige Ge­ gesteht zur festen weißlichenMasse rinnung

Baryt

weißer Nieder­ schlag

Salpetersäu­ re Salzer — Bley — Kupfer

Farbenerhöhung

— Silber

gelblicherNiederschlag, nach ewi­ gen Stunden dunkelbraun

schwacher weißer Niederschlag. weißer Nieder­ nach 3 Stunden schlag, nach 3—4 ein gelber,NLeStunden noch verschlag. ' unverändert

starker weißer starker weißer Niederschlag Niederschlag dito — Queck. orydul btto dito saures — Wism. dito schmutzig weißer essigsaures Niederschlag, Bley basisch — Bley schwacher weißer starker weißer Niederschlag Niederschlag schwach. werß.N. — Queck.orydul dito — Queck oryd.

starker gelber Niederschlag dito, dito. weißgelber Nie­ derschlag, starkgelber Nie­ derschlag. Trübung.

III.

Bemerkungen.

Man sieht, daß die Basen und Sauren in chemi­ scher Hinsicht zwar Unterschiede, aber doch nur sehr ge­ ringe zeigen, was von fremdartigen Dingen herrühren kann, wir wagen daher nichts über Identität, Verschie­ denheit 2t. zu entscheiden, weil Salzverbindungen mit an­ dern Säuren und Basen hier nur den Ausschlag geben können.

Dynamisch thun sich jedoch Abweichungen zwi­

schen den beyden Basen hervor, wie folgende Tabelle zeigt. (Siehe Tabelle III.)

Anhang. Vergleichende Versuche über die Pupillenerweiternde Kraft der Wurzel- und Blattbase der Datura.

I.

Bestimmung des typischen Verlaufs

der

Pupillenerwetteeung, Zunahme, Akme und Abnahme.

Vergleiche die Tabelle III.

Bemerkung. Die Verschiedenheit in der dynamischen Wirkung zwischen Wurzel» und Blattbase ist allerdings groß, und wenn sie sich auch bey andern Katzen verschiedenen Al­ ters bestätigen sollte, von großem Jntresse, wenn sichs nicht erweist, daß die Beymengung fremden Stoffs diese Verschiedenheit begründet, oder baß der körperliche Zu­ stand des als Reagens gebrauchten Thiers hier unbe­ kannte Abänderungen bewirkte, alles Dinge, die.noch eine fernere Prüfung verdienen. II. Bestimmung der Dauer der Wirkung. Wurzelbafe.

Blattbase.

Abends um ro Uhr applljkpt.

Abends um 10 Uhr applizirt.

Die Wirkung dauerte bis

Die Wirkung dauerte bis

|um andern Tag Mittags, I;um andern Tag Abends um um halb i Uhr, also nur halb 10 Uhr, also fast 24 etwa 14 Stunden. | Stunden. III. Bestimmung der Intensität der narkoti­ schen Basen. Hier wurde ein gleiches Quantum wie bey den ent­ sprechenden Versuchen der Dilfe und Belladonna aufs Auge gebracht. ES zeigte sich folgender Unterschied der Intensität: D lattbas e. Wurzelbase. Um ii Uhr Morgens ap- Um ii Uhr Morgens applizirt. plizlrt. Um ii$* Uhr zeigte sich Die narkotische Wurzelbafe bewirkte aber nur eine sehr schon eine Erweiterung, die schwache Erweiterung der bis i Uhr zunahm und bis Pupille, die kaum zu unter­ 8 Uhr AbendS dauerte. scheiden war und bald wieder verschwand.

Anhang zur Analyse der

Z

Narkotica.

Vergleichende Versuche über die Zerstör- und Nicht­ zerstörbarkeit der Bilsen-, Belladonna-und Datu­ rabasen und ihrer aufs Auge wirkenden Kraft, durch chemische Potenzen. Diese Versuche wurden vorzugsweise angestellt, um vielleicht bestimmtere Verschiedenheiten, als sie die Reak­ tionen in den Analysen gegeben, durch das Verhalten gegen Laugen und Säuren auszumltteln; allein die Re­ sultate entsprachen der Erwartung nicht, denn alle 3 Ba­ sen verhalten sich rücksichtlich ihrer Zerstörbarkeit durch genannte «chemische Potenzen völlig gleich, so daß im

l4.2

Allgemeinen die Aetzlaugen sie selbst und somit auch ihre Wirkung aufS Auge zerstören, hingegen die Säuren sie zu fördern und zu entwickeln scheinen. Die nähern Vor­ sichtsmaßregeln bey Anstellung derley Versuche sind aus­ führlich (im Capitel II.: Auge als Reagens) angegeben, daher genügt es hier, der Versuche und ihrer Erfolge kurz Erwähnung zu thun. i. Aetzkalilösung zerstört die Wirkung auf die Iris nach einer ^tägigen kalten Digestion gänzlich bey allen dreyen Basen. s. A e tz a mm v n lö su n g übt dieselbe zerstörende Wir­ kung auS. 3. Aetzkalklöfung zernichtet in derselben Zeit die Pupillenerweiternde Kraft. 4. Kohlensaure Kalilösung wirkt mit viel ge­ ringerer Jntenfltät ein, denn nach rgtägiger kalter Digestion erfolgte noch Pupillenaffectlon. 5. Verdünnte Schwefelsäure mit den Basen kalt digerier, schmälert die Wirkung nicht, die concentrirte zerstört natürlich den Stoff und die Kraft. 6. Salzsäure, selbst concentrirte und damit bis zum Kochen so lange erhitzte, bis alle Säure verdunstet war, bebt die Wirkung weder auf, noch schmälert sie dieselbe. 7. Concentrirte Salpetersäure verhielt sich ganz gleich. 8. Rauchende Salpetersäure mit den Basen auf elnem flachen Gefäße gemischt, und so lange er­ wärmt, bis alles verdunstet ist, zernichtet die Wir­ kung nicht. 9. Chlortne, damit in Digestion gestellt, scheintdke Wirkung noch zu fördern.

145 Es lassen sich aus diesen Erfahrungen mancherley Wichtige Folgerungen ziehen: 1. Es ist durchaus fehlerhaft in Rezepten, die Ex­ trakte u. dgl. der obigen genannten Narkotica mit Aetzlaugen, wie es so oft geschieht,

zu verordnen,

so wird z. B. nicht selten der liquor ammonii

vinosns oder anisatus mit Extractnm Hyoscyami verschrieben, wodurch, wenn nicht alles, doch ein großer Theil des Wirksamen zerstört wird. 2. Passen die Aetzlaugen nicht aus eben berührtem Umstande, zur relnen Darstellung der Basen trennt von Essigsäure),

ge­

denn sie schlagen sie zwar

nieder, aber zerstören sie auch zum Theil gleichzeitig. 3. Daß die Aetzlaugen wegen dieser ihrer zerstören? den Einwirkung chemische Antidota abgeben könnten, wollen wir nicht behaupten, weil die Zerstörung mehr das Resultat einer längern continuirlichen Ein­ wirkung ist,

denn schüttelt

man die Lösungen der

Basen einige Minuten mit Aetzammon oder Aetzkalklösung und bringt sie dann aufs Auge, so ist die Wirkung noch unversehrt. Die Nichtzerstörbarkeit dieser Basen durch Säu­ ren selbst unter Erhitzen verdient alle Aufmerksam­ keit, well hier wahrscheinlich neutrale oder' salzartige Verbindungen entstehen,

denen, als Hauptcha­

rakter die Puplllrnerweikernde Eigenschaft zukommt. Wie die so mit Säuren behandelte Base sich qua­ litativ oder dynamisch und chemisch von der andern unterscheidet, haben wir noch nicht erforscht, wird aber gewiß von der Saure,

sie

mit der sie be­

handelt worden, enthalten und dadurch modifizirt erscheinen.

i44 Sechstes Capitel.

Kaffe. I. Geschichtliche Momente. Chenevkx, Payffe, Schräder, Grindel, En­ det u.a. haben den Kaffe chemisch untersucht. Ihre Beob­ achtungen und Untersuchungen führen fast alle zu einem und demselben Resultate, nehmlich zur Annahme me$ eigenthümlichen Stoffs des Kaffes, der unter dem Na­ men Kaffe st off ausgeführt und auf verschiedene Weise darzustellen gelehrt wird. Nach Pfaff (Syst, der Mat. med. III. p. 3—45.) soll man das mittelst Kochen und Abdampfen aus den rohen Bohnen erhaltene Exkract mit Weingeist von 88 p. c. ausziehen, wobey das Schleimige zurück bleibe. Nach Abzug des Weingeistes soll man den Rückstand mit absolutem Alkohol behandeln (der das Harz auf­ nimmt) und die rückständige Masse, die der reine Kaffestoff seyn soll, in Wasser lösen. Cheaevix giebt ein anderes Verfahren an. Man schlägt nach ihm den concentrirten Kaffeabsud mit falzsaurem Zinn nieder, zersetzt den Niederschlag durch Schwefelwasserstoff, wo dann dasjenige, waS sich hier mit dem Wasser verbindet, daS wirksame Prinzip des Kaffeü oder der Kaffe st off seyn soll. Der auf diese Weise erhaltene Stoff ist nach der Angabe der Beobachter sauer schmeckend, in Alkohol und Aether nicht lösbar, wird durch Kalten dunkelgelb, durch Salpetersäure roth gefärbt; bewirkt in den verdünnten kö-

1*5

Lötungen der oxydirten Ekfensalze grasgriüne Färbungen, Mt die 3(nii», Bley»» Wtsniuth-, Qmecksilber- und Kupfersalze reichlich, die Gold-, Silber--, Platin- und Zinksalze aber nicht (Pfaff a. a. O. III. p. 5.). Außer diesem Stoff werden nun noch mehrere ati, gegeben, die man im Kaffe aufgefunden Haben will, fit soll z. B. nach Grindel, der die wesentlichen und wirk­ samen Bestandtheile des Kasse- für ganz identisch mit denen der China (!) hält, derselbe außer Chinasäure (!) noch Leim (!) enthalten (Pfaff a. a. D. III. p- 6.). Dieß veranlaßte ihn zu der höchst einseitigen Behaup­ tung: daß die Kafftbohnen daS kräftigste Surrogat bei China seyen. Schrabek hat mittelst bet bisher üblichen ZerteguttgSmethobe ini Martinique - Kaffe folgende Stoffe gefunden: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

Eigenthümliche Kaffefubstanj (siehe oben). Gummigtes und schlrtmigtes Errract» Erttactivstoff. Harz. Talgattigts Öehl. Trockner Rückstands Wasser.

In deni gerösteten Kaffe fand ei Mefetbeti Bestands theile, nur in andern Verhältnissen (Pfaff a< a. O* IIL p. 15. trab 17.)* Cadet fährt außer Härz ünb Schleim ünd Extrak­ tivstoff noch Gallussäure und Eyweißstoff als Kaffebestanbtheile auf. (Pfaff 11L p. i6,)* K

*46 Wan muß gestehen, baß blese Arresten, mit wie vie­ lem Fleiß sie auch angestellt seyn mögen, doch nicht ge­ nügen, weil sie über das wahre chemische Verhältniß der Kafffbestandthelle zu einander gar nichts aufklären, — auch steht jeder einzelne Bestandtheil zwar benannt, aber doch bedeutungslos da. — Neuerdings hat wie­ der Jemand: der Franzose Armand S e g u i n eine Ana­ lyse des Kaffes unternommen, aber anch nichts besse­

res

geliefert, denn er will 1. Eyweißstoss, 2. Oehl, g. Bitterstoff,

4. grüne Materie gefunden haben. Die letztere ist nach ihm eine Verbin­ dung von Eywelßstoff und Bitterstoff (TroMSdorff neutS Journal der Pharmacie, i B. s Et. p. 103.) II. Eigene Versuche und Beobachtungen.

Darstellung des tm Kaffe enthaltenen basischen Stoffs und der beyden Kaffesäuren. Die durch Waschen von ihrer dünnen Oberhaut befreyten ungerösteten Bohnen werden unzerstoßett durch öfteres Umschütteln, mit kaltem Wasser ausge­ zogen, ohne dabey die geringste Wärme anzuwenden, (tm Sommer stellt man die digerirende Mischung in den Keller). Nachdem der (trübe) Auszug ftltrirt worden, fetzt man saures essigsaures Bley hinzu, daS einen star­ ken weißen Niederschlag bewirkt und die Kaffesäure No. i. abscheidet. Das kaffesaur« Bley wird durchs Filter getrennt und zur. klar durchlaufenden Flüssigkeit (worin daS saure essigsaure Bley ntchtS mehr fällt- da-

U7 psches «fügsames Web gefetzt, das sich ihit der Kajfefiiuce No. 2. zu einem geltzltchweißen Niederschlag ftefc» bindet. Beyde faffesauren Bleyverbindungea werden nach dcm gehörigen Aufsäßen durch Schwefelwasserstoff zersetzt, wo die Kaffesäuren an das Wasser treten, die man bey gelinder Wärme zur Trockne verdunstet und in Alkohol auflöst, um alles Fremdartige ;u entfernen. Oer Alkohol wird dann wieder abaefchieden, die Sauren aber in Wasser gelöst und gegen Reagentien geprüft.. Die Kaffebafe ist in der «och übrigen Flüssigkeit (woraus die beyden Säuren geschieden worden) enthal­ ten. Man entfernt.daher das überfchüsstg zugesetzte Bley durch Schwefelwasserstoff die Essigsäure und das Wasser durchs Verdampfen. Sobald die Flüssigkeit durch das Verdunsten ziemlich in die. Enge gebracht ist, schei­ det sich beym Erkalten die Kaffebasis kristallinisch aus, und stellt so eine geronnene Masse dar, die kn bet Wärme wieder schmilzt, das Wasser fahren läßt und als trockne, bröcklige Substanz, hinrerbleibt., .die matt nun, um das Fremdartige zu trennen, mit Alkohol dlgerlrt, der den eigentlich wirksamen Bestandtheil des Kaffes, die Kaffebafe aufnimmt. Der Alkohol erscheint «ach der Digestion kaum gefärbt, durch langsames-Ver­ dunsten desselben scheidet sich die Kaffebafe in sarblosett kristallinischen Blärtchen ab, sie wird nun im Wasser gelöst, um gegen Reagentien die Probe zu halten, Wenn man die auf obige Weise ertrahirten Boy, «en noch so lange mit kaltem Wasser wascht, baß es geschmack- und geruchlos abläuft,.und dann auskocht, so umt man eine grünlich gefärbte Flüssigkeit, die weder Geschmack noch Geruch hat, beym Verdampfen und auch durch Stehen an der Stift noch intensiver ge--

»4s färbt wird, fast olle Metallfalze falls, auch mit dem grtiirttt schwefelsaure» Etftn (oxydul) «ine grüne Für« bung und einen eben solchen Niederschlag macht, so wie dieß hinsichtlich der Färbung auch mit dem oxydirts soljsauren Eilen der Fall ist. nur baß kein Niederschlag entsteht« Weil nun dieser Stoff die Farbe der Dohnen und ihr Grünwerden an der Luft bedingt, und die merk­ würdige Eigenschaft hat, mit dem Eywelß gewischt das­ selbe nach einigen Stunden intensiv grün zu färben, so nennen wir ihn einstweilen grüne Kaffe färbe, um ihn von denKaffesäuren u. s. w. gehörig zu unterscheiden. Die Behandlung der gerösteten Bohnen ist ganz dieselbe, nur daß man genöthigt ist, das Gemenge, (bey -er Bereitung des Auszugs) mehr zu schütteln, wegen das durchs Rösten auf die Oberflache hervorgetrkebenen fetten KaffeöhlS. Matt bekommt auf diese Welfe einen sehr angenehm riechenden, schmutzig gelbbraun ge­ färbten Auszug, wobey die Bohnen (versteht sich die unverkteiüerten) dunkelbraun gefärbt und fast ge­ schmacklos zurückbleiben, die mit Wasser ausgekocht noch einen dunkelbraunen Absud geben, der sich (die Färbung ausgenommen) ganz wie obige grüne Kassefarbe gegen Reagentien verhält. Es ist unglaublich, was das kalte Wasser für eine Ertraklionskraft hat, da es auch diese gerösteten, ganz mit brenzlich fettem Oehl durchdrungenen Bohnen bis zur Geschmacklosigkeit auszieht. Der Auszug hat eine gelbliche Farbe, einen höchst angenehmen Geruch und den pikanten, durchdringend bittern Geschmack unsers belieb­ ten alltäglichen Getränks, wenn ihm die gewöhnlichen Zuthaten, Milch und Zucker, fehlen«

149 Aber bas fasse Wasser nimmt nur gleichsam die Quintessenz auf, denn der braune, geschmack- und wir­ kungslose Farbestoff bleibt, wie gesagt, zurück und wird nur durch heißes geschieden. Ein sehr angenehmer Um­ stand für den Analytiker, ohne welchen es vielleicht gar nicht möglich wäre, die Kaffefäure No. i. frey von al­ ler fremden Beymischung zu erhalten, da das saure