Neue Französische Sprachlehre für Deutsche: Teil 1 Erster oder theoretischer Theil [7., sehr verm. Aufl. Reprint 2021] 9783112443163, 9783112443156


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German Pages 310 [323] Year 1845

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Neue Französische Sprachlehre für Deutsche: Teil 1 Erster oder theoretischer Theil [7., sehr verm. Aufl. Reprint 2021]
 9783112443163, 9783112443156

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Neue

Französische Sprachlehre für

Deutsche. Zum

Gebrauch in Schulen und

beim Selbstunterricht. Von

C. F. F r a n e e s o n, Professor unb Lector der sübeuropäischen Sprachen bei der Universität zu Berlin.

Erster oder theoretischer. Theil. Siebente, sehr vermehrte und verbesserte Auflage.

Berlin, 1844. Druck und Verla g von G. Reimer.

Vorrede zur ersten, zweiten und dritten Auflage. Der Wunsch, eine Sprachlehre erscheinen zu sehen, in welcher nicht allein die Nichtigkeit der Deklination für die französische

Sprache erwiesen,

und die häufigen Irrthümer,

welche aus

der fälschen Lehre derselben entspringen, aufgedeckt, sondern in welcher auch zugleich die mannichfaltigen Regeln, welche an

ihre Stelle treten,

in ein befriedigendes systematisches Ganze

gebracht würden, gab die erste Veranlassung zu gegenwärtigem

Werke.

Und diese Hauptanficht bei Verfassung desselben muß

zugleich ein Unternehmen entschuldigen, welches sonst Manchem,

wo nicht gewagt, doch wenigstens bei der großen Anzahl v,on französischen Sprachlehren, womit seit zwanzig Jahren Deutsch­

land gleichsam überschwemmt scheinen könnte.

worden ist,

ziemlich

unnöthig

Denn obgleich in Frankreich schon seit langer

Zelt alle gute Grammatiker, tiefer in den Geist der Sprache

eindringend, jede Deklination verworfen, und das ganze weitläuftige Geschäft derselben auf einige allgemeine und einfache

Regeln zurückgeführt haben, und auch die bessern in Deutsch­ land seit einigen Jahren ihrem Beispiel darin gefolgt find; so hat doch, meines Wissens, weder in noch außer Deutschland,

bis jetzt noch Niemand gezeigt, wie die Sprachen, welche keine Deklination haben, und besonders die französische *), durch

diesen Umstand in ihrem innern Bau von denen unterschiede» sind, in welchen, wie bei den alten Sprachen, eine solche Statt *) Außer der französischen Sprache fehlt auch der italienischen, der spa­ nische», der portugiesischen und der englischen, und wahrscheinlich den meisten übrigen europäischen Sprachen (die deutsche ausgenommen) ein» eigentlich» Deklination der Wörter. Dieß werd« ich besonder- für dir beiden ersten der angeführten Sprachen Gelegenheit haben zu zeigen, in einer italienischen und in einer spanischen Sprachlehre, an welchen ich jetzt nach dem Plan« der gegenwärtige» arbeite, und welche vielleicht bald erscheinen werde». (Beide Grammatiken, sowohl die italienische, al- die spanisch», sind seit einigen Iah» ren erschienen.)

IV

Vorrede.

findet; wie sehr die Vorzüge, welche letzteren eigen find und hauptsächlich in ihrer organischen Vollkommenheit liegen, jenen

fehlen; und wie diese Vollkommenheit,

welche in den alten

sprachen, in Vergleichung mit den neuern, vorzüglich durch'

das Dasein einer vollständigen Deklination so fichtbar ist, al­

lein die Grammatiker veranlassen konnte, in den Sprachen, welche fie bearbeiteten, aber gegen die Natur dieser Sprache» eine ähnliche Vollkommenheit zu erkünsteln, namentlich durch

die Einführung einer Deklination, durch deren Auslassung eine

Lücke in einem Sprachgebäude entstanden wäre, das nun ein­ mal in allen seinen Theilen nach dem Muster der vollkomme­

nerer« alten Grammatik gebildet werden sollte: welche Dekli­

nation aber, da in diesen Sprachen kein einziges Wort durch gewisse Fälle gebogen wird, nur dem Namen nach, d. h. nut in sofern existiren konnte,

als man einige

Verhältnisse der

Wörter *) unter die sechs, aus den alten Sprachen entlehnten Fälle ordnete, und so glaubte, eine wirkliche Deklination zu haben.

Noch weniger hatten die neuen französische» Gram­

matiker es versucht, dem durch Fortschaffung der Deklination so lose gewordenen Sprachgebäude eine neue Festigkeit zu ge­

ben, die einzeln und zerstreut liegenden Regeln in ein zusam*) Unter diesen sechs Verhältnissen sind eigentlich nur drei, nämlich die, welche den drei ungrade» Fällen entsprechen, von dem Worte, für wel­ ches sie Statt finden, verschieden. Denn in allen Sprachen, welche keine Deklination haben, ist bei den -Hauptwörtern, beim Artikel und bei den mei­ ste» Fürwörtern, der sogenannte Akkusativ dem Nominativ und dem Vokativ völlig gleich, und alle drei sind das Wort selbst. Aber auch die drei andern Verhältnisse, welche die ungrade» Fälle vorstelle», und welche sich auf zwei zurücksühren lassen (sie werden durch die Präpositionen ä und de bezeichnet), sind von den übrigen. Verhältnissen der Wörter in nichts verschiede», denn sie werden alle, ohne Unterschied, durch Präpositionen ausgedrückt. Natür­ licher Weise mußten sich vor allen andern die Präpositionen ä und de ganz besonders auszeichnen, weil sie dazu dienen, die ungraden Fälle der Dekli­ nation auszudrücken; und durch den häufigen Gebrauch, in Verbindung mit dem Artikel, welcher von den Hauptwörtern unzertrennlich ist, sind sie oft mit diesem dergestalt verschniolzen worden, daß sie nur Ein Wort ausgemacht haben. So sind im Französischen die Wörter au, aux, du, des, entstanden; und gewiß hat dieser Umstand, welcher dem Artikel das Ansehen gab, als würde er gebogen, vorzüglich dazu beigetragen, die Grammatiker auf den Gedanken zu bringen, eine Deklination in det Sprache zu suchen, und ihnen zugleich das Geschäft erleichtert, dieselbe nach dem Muster der alten Dekli­ nation zu bilden.

v

Vorrede.

menhängendes System zu bringen und, dieses anwendend auf alle Theile der Sprache, so ein harmonisches Ganze zu er­ schaffen, welches nicht allein fähig wäre, den Mangel der De­

klination zu ersetzen und diejenigen zu befriedigen, welchen die

französische Sprachlehre durch Entfernung derselben zu verlie­ ren scheint; sondern aus welchem zugleich deutlich hervorginge,

daß, da nun einmal die Sprache den alten in organischer Voll­ kommenheit so weit nachsteht, ihre Grammatik keinen größeren Gewinn erhalten konnte, als durch die Einführung einer ein­

facheren nnd leichteren Syntax. Diese verschiedenen Bedingungen

einer,

unserer Ansicht

nach,' guten französischen Sprachlehre für Deutsche zu erfüllen, war der Hauptzweck dieses Versuches:- in wiefern wir diesen Zweck erreicht haben, müssen wir Andern

zur Beurtheilung

überlassen. Diese zweite Auflage ist zum Theil ganz umgearbeitet worden; manche neue Ansichten, welche in der ersten noch im

Dunkeln lagen, sind in ein helleres Licht gestellt; manche Be­ griffe mehr entwickelt worden; viele Gegenstände haben Zusätze

und Verbesserungen

erhalten.

Doch ist bei diesen Verände­

rungen beständig Rücksicht auf die Besitzer der ersten Auflage genommen worden, welches um so leichter war, als die Haupt­

ansicht durchaus dieselbe geblieben ist, und die gegenwärtige Umarbeitung sich nur über die Art verbreitet, wie die Ideen entwickelt und dargestellt worden find. Der zweite oder praktische Theil hat bedeutende Zusätze

erhalten, welche aber keine neuen Gegenstände umfassen,

soN-

dem nur die Zahl der alten Aufgaben vermehren, da sich diese über die vorzüglichsten und nothwendigsten Regeln erstrecken,

und hinreichend sind, dem Lernenden eine allgemeine und doch vollständige Kenntniß der Sprache zu verschaffen.

Geschrieben im April 1813. Der Verfasser.

Vorrede zur vierten Auflage« An dieser vierten Auflage erscheint, die Sprachlehre,, in meh­

reren ihrer Theile, gänzlich umgearbeitet,

ans- neuen Gestalt.

und in einer durchs

Hierher rechne ich vorzüglich die, dem in

derselben aufgestellten grammatikalischen Lehrgebäude, zur Grund­

lage dienende Lehre vom Subjekt und Objekt (Sujet et

Regime); den Abschnitt von der Construktion oder.Woph fügung; die Lehre vom Partitiv; das Kapitel von den Für­

wörtern, namentlich von den Personwörtern, und von den demonstrativen und unbestimmten Fürwörter«;

die Lehre vom Imparfait und den beiden Parfaits, die vom Participe.

Viele andere haben bedeutende Zusätze erhalten,

oder sind mehr ausgeführt und neu oder anders erläutert wor-

Yen.

Auch der zweite, oder praktische Theil der Sprachlehre,

Hesse» Wichtigkeit und

Nutzen,

als Beleg des

theoretische«

Theils, als Mittel zur Erlernung der Regeln, zur Umfassung und Aneignung derselben, in ihrer Gesammtheit sich, bei schein­

barer Unbedeutsamkeit, selbst für solche Lernende bewährt hat,

welchen eS, bei einer bedeutenden Fertigkeit im Gebrauch der

französischen Sprache, an gründlicher und wissenschaftlicher Aus­

bildung in derselben fehlte, ist mit einigen neuen Uebungs­

stücken vermehrt worden, namentlich in den Aufgaben über den Conjunktiv und das Gerundium,

welche in den frühern

Auflagen etwas zu kärglich ^bedacht worden waren.

Ich darf

daher vielleicht hoffen, daß mein Buch in seiner gegenwärtigen

Gestalt, sich bedeutend dem doppelten Zweck genähert hat, für

welchen ich es gleich bei seinem

ersten Erscheinen, bestimmt

hatte, welcher mir aber in den drei ersten Auflagen noch nicht ganz erreicht schien.

Es sollte nämlich ei» Lehrbuch seyn, in

welchem das neue, auf der Natur der französischen Sprache

gegründete, und daher natürlichere und einfachere grammatika­ lische System, methodisch und in allen seinen Theilen zusam­

menhängend und folgerecht durchgeführt' erschiene, und welches

Dorr;e-b t. M Gehpapch jvett doppelten Zweck erfüllte,

-ei dM

erstm

Missenschaftlichen Unterricht in der französischen Sprach^

znm lAr^nd gelegt werde» zu können, und auch für diejenigen ««szureichey, welche, der Sprache schon kundig, und zur Er­

kenntniß gelangt, daß diese,

dem Anschein nach, so leichte

Sprache, in der That sehr schwer ist, wenn. m e. Auch der zweite oder praktische Theil der Sprachlehre

jst ansehnlich vermehrt worden und zwar so, daß die Zahl der Uebungsstücke dieselbe geblieben ist, diese aber Zusätze er­

halten haben, überall wo neu hinzugekommene oder mehr ent­ wickelte Ansichten, neue Erläuterungen durch Beispiele noth-

wmdig machten: dergestalt, daß dieser zweite Theil sich jetzt unmittelbar an meinen in derselben Verlagsbuchhandlung er­

schienenen Sprachkursus anschließt, so daß beide vereinigt, das

Material

zu

einem

vollständigen

Cursus der

Französischen

Sprache Kesern, von den ersten Elementen des Schreibens tri dieser Sprache bis zu den höheren Erfordernissen eines kor­

rekten, ausgebildeten und eleganten Styls.

Was aber macht, daß die Sprachlehre in gewisser Hin­

sicht jetzt in einer ganz neuen Gestalt erscheint, -was sie zu­ gleich von allen bisher in Deutschland erschienenen Franzö­ sischen Grammatiken unterscheidet, ist das Hinzülommen

tinerAbhandlung von derProsodie der französischen Sprache und dem französischen Versbau, in welcher

ich mich bemüht habe, den Geist und das Wesen der ersteren

äufzufinden und zu bestimmen und sie gewissen, festen Regeln zu unterwerfen und, anderer Seits, die Theorie des französischen

Versbaues, der bloßen Form und dem-Geiste nach, vollstän­ dig zu entwickeln und durch zahlreiche Beispiele, aus den klas­

sischen französischen Dichtem, zu erläutern und zu begründen. Berlin, dm 22. Mai 1*844.

r x e t> e. Auch der zweite oder praktische Theil der Sprachlehre

jst ansehnlich vermehrt worden und zwar so, daß die Zahl der Uebungsstücke dieselbe geblieben ist, diese aber Zusätze er­

halten haben, überall wo neu hinzugekommene oder mehr ent­ wickelte Ansichten, neue Erläuterungen durch Beispiele noth-

wmdig machten: dergestalt, daß dieser zweite Theil sich jetzt unmittelbar an meinen in derselben Verlagsbuchhandlung er­

schienenen Sprachkursus anschließt, so daß beide vereinigt, das

Material

zu

einem

vollständigen

Cursus der

Französischen

Sprache Kesern, von den ersten Elementen des Schreibens tri dieser Sprache bis zu den höheren Erfordernissen eines kor­

rekten, ausgebildeten und eleganten Styls.

Was aber macht, daß die Sprachlehre in gewisser Hin­

sicht jetzt in einer ganz neuen Gestalt erscheint, -was sie zu­ gleich von allen bisher in Deutschland erschienenen Franzö­ sischen Grammatiken unterscheidet, ist das Hinzülommen

tinerAbhandlung von derProsodie der französischen Sprache und dem französischen Versbau, in welcher

ich mich bemüht habe, den Geist und das Wesen der ersteren

äufzufinden und zu bestimmen und sie gewissen, festen Regeln zu unterwerfen und, anderer Seits, die Theorie des französischen

Versbaues, der bloßen Form und dem-Geiste nach, vollstän­ dig zu entwickeln und durch zahlreiche Beispiele, aus den klas­

sischen französischen Dichtem, zu erläutern und zu begründen. Berlin, dm 22. Mai 1*844.

rien de quoi: Il n’y a rien au monde, dont il fasse plus de cas. Es giebt nichts in der Welt, welches er mehr achte. (Vergl. §. 70. Zweite Regel). ' §. 73. IV. Ouj d’otij par ou. Diese gehören auch noch zu den zurückziehenden Fürwörtern, in so fern sie die Stelle von auquel, ä laquelle, dans lequel, dans

Don den Fürwörtern.

119

laquelle, duquel, de laquelle, par lequel_> par laquelle vertreten» Man bedient sich ihrer, wenn das Wort, auf weLches sie sich beziehen, etwas Oertliches, zum wenigsten figürlich, bezeichnet, oder das Zeit­ wort, mit welchem sie verbunden sind, eine Bewegung oder eine Ruhe ausdrückt: Le but ou (auquel) LI tend. Das Zrel, wohin er strebt. Le Jieu ou il va. Der Ort, wohin er geht. L’endroit cTou (duquel) il vient. Der Ort, woher er kommt. La maison ou (dans laquelle) il demeure. Das Haus, worin er wohnt. Les faules oft (dans lesquelles) il ost tombe. Die Fehler, worein er gefallen ist. L’endroit par ou (par Jequel) il a passe. Der Ort, durch welchen er gereiset ist. Anmerk. Wenn maison so viel bedeutet als Stamm, Geschlecht, dann sagt man Hont anstatt d’oii: L’illustre maison de Lorraine dont il sortait. Da­ berühmte lothringische Geschlecht, aus welchem er stammte. Je jure par le ciel, qui me voit confondue, Par ces grands Ottomans dont je suis descendue. Racine, Bajazet.

Ueber die Auslassung des Pronomen relativum vor Par­ ticipien und Adjectiven im Französischen, da wo es im Deutschen nothwendig gesetzt wird. Im Französischen stehen ganz gewöhnlich Participien und Ldjective mit einem daraus folgenden regime, allein und ohne jede Ver­ bindung hinter dem Substantiv — un komme estime pour ses Ser­ vices. Une femme respectable par ses vertus. — Diese Sätze können so ausgelöst werden, oder vielmehr sie werden elliptisch ge­ sagt für: un komme qui etait estime pour ses Services. Une femme qui est respectable par ses vertus. Der Schlüssel zu die­ ser Wendung ist der Umstand, daß, da die Participien und Ad­ jective, welche auch ihre Stellung sein möge, im Französischen immer verändert werden, d. h. Zahl und Geschlecht des Substantivs annehmen, auf welches sie sich beziehen, diese Beziehung selbst dadurch allein hinreichend angedeutet wird. Wenn nun im Deutschen das Adjectiv dem Substantiv vorangeht, d. h. mit ihm cpnstruirt wird und Zahl und Geschlecht desselben annimmt, dann ist jene elliptische Wendung auch in dieser Sprache etwas sehr Gewöhnliches. Folglich kann man obige Sätze so wicdergeben: Ein seiner Dienste wegen geachteter Mann. Eine durch ihre Tugenden ehrwürdige Frau. Eben so: cette ville situe'e dans une plaine, bcitie sur une montagne. Diese in einer Ebene gelegene, auf einem Berge er­ baute Stadt. Des tablcaux tres recherchds a cause de leur rarete. Ihrer Seltenheit wegen sehr gesuchte Gemälde. Ces arbres charqis de fruits ou de 11 eins. Diese mit Früchten oder Blüthen beladenen Bäume. Je l'ai trouve dans um livre imprime au quinzieme siede. Ick habe es in einem im fünfzehnten Jahrhundert gedruckten Buche gefunden. Die längeren und complicirten Sätze aber müssen im Deut­ schen durch das Pronomen relativum welcher, welche oder der, die u. s. w. mit einem Zeitworte aufgelöst werden: II partit accompague de soldats leves dans ses terres.. Er brach auf von

120

Von den Fürwörtern.

Soldaten begleitet, die er in seinen Gütern ausgehoben hatte. Ils etaient assis sur des sieges de gazou e'maille's de fleurs. Sie saßen auf Rasenbänken, welche mit Blumen geschmückt waren. Nous rcnconträmes uiie troupe de bergeres couronnees de fleurs, fraichemeut cueillies dans la prairie voisine. Wir begegneten einem Hausen Schäferinnen, welche mit Blumen bekränzt waren, die sie ganz frisch auf ver benachbarten Wiese gepflückt hatten. Nous fümes reveilles vers la pointe du jour par le chant des oiseaux, perches sur les arbres et dans les buissons e’pars dans la plaine, ou bordant la riviere. Gegen Anbruch des Tages wurden wir durch den Gesang der Vögel geweckt, die auf den Bäumen und in den Gebüschen saßen, welche in der Ebene zerstreut standen oder längs dem Ufer wuchsen. Diese Eigenthümlichkeit der französischen Sprache ist nun weniger wichtig für deutsche, insofern sie französisch lesen, denn da füllt man die Ellipse beim Uebersetzen leicht aus, oder man supplirt sie ohne weitere Reflexion beim bloßen Lesen. Wenn man aber fran­ zösisch schreibt, dann wird die Beachtung derselben von der größten Wichtigkeit; denn man ist dann natürlich sehr geneigt, wie im Deut­ schen, so auch im Französischen, diese Wendung durch das Pronomen relativum und das Hülfszeitwort aufzulösen, was den Styl oft matt und schleppend macht. V.

Von den fragenden (interrogativen) oder absoluten Für­ wörtern (des pronoms interrogatifs ou absolus).

In der französischen Sprache sind sie: qui, que, quoi, quel, lequel. Die fragenden Fürwörter sind in allen Sprachen zugleich auch wesentlich absolute Fürwörter, weil das Relativum, wenn es absolut in der Rede steht, eine in di recte Frage ausdrückt. — Ich weiß nicht, wer es gesagt hat. J’ignore qui l’a dit. Wir wissen, wen wir beleidigt haben. Nous savons qui nous avons offense. Sagen Sie ihm, mit wem er gekommen ist. Dites-lui avec qui il esl venu. — Daher sind auch die fragenden Fürwörter, der Form nach, entweder ganz dieselben als die relativen, oder sie ha­ ben wenigstens viel Aehnlichkeit mit diesen. §. 74. I. Qui. Qui wird nur von Personen gebraucht: Qui va la? Wer ist da? Qui gouverne en Espagne? Wer regiert in Spanien? Man sage also nicht: Qui sont les etats du Nord? Welches sind die nordischen Staaten? sondern Queis sont les etats du Nord? Qui sont les principales rivieres de l’Allemagne? Welches sind die vorzüglichsten Flüsse in Deutschland? sondern Quelles sont u. s. w. An merk. Obgleich qui gewöhnlich männlichen Geschlechts, -und nur in der Einzahl gebräuchlich ist, so gilt es doch auch für beide Geschlechter und Zah­ len, wenn ein Wort darauf folgt, welches die Zahl und das Geschlecht des­ selben bestimmt, und es ist im sujet und regime direct völlig gleich. Sujet: Qui est cette femme? Wer^ist diese Fran? Reg. direct: Savez-vous qui vous avez brave? Wisset Ihr, wem Ihr getrotzt habt? Sujet: Qui sont ces

Bon den Fürwörtern.

121

pcrsonncs? Wei sind diese Personen? Reg. direct: Qui choisissez- voms pour amis? Welche Leute wählt Ihr zu Euren Freunden? — Da qui nie vom Artikel begleitet wird, so drückt es seine Verhältnisse des regime indirect, neben den andern Präpositionen, durch die einfachen a und de aus: A qui avez-vous donne ces sieurs? Wem habt Ihr diese Blumen gegeben? De qui avez-vous requ ces livres? Von wem habt Ihr diese Bücher er­ halten? Pour qui travaillons-nous? Für wen arbeiten wir?

tz. 75.

II.

Quel und lequel.

Das im vorhergehenden tz. 74 abgehandelte qui ist rein absolut, d» y. es steht immer allein und nur in Bezug auf ein darunter ver­ standenes Hauptwort, aber nie in Verbindung mit einem solchen; auch kann es nur von Personen gebraucht werden. Die nachstehenden quel welcher, weiblich quelle, Plur. quels, weiblich quelles, und le­ quel welcher, weiblich laquelle, Plur. lesquels, weiblich lesquelles, hingegen werden sowohl von Sachen als von Personen gebraucht. Der Unterschied zwischen diesen beiden letzten Fürwörtern ist folgender: 1) Quel steht immer mit einem Hauptworte verbunden, von wel­ chem es auch Zahl und Geschlecht'annimmt.; es ist folglich eben so wesentlich conjunctiv, als das vorgehende qui wesentlich absolut. Das Wort, mit welchem es verbunden ist, welchem es zum Adjectiv dient, folgt gewöhnlich unmittelbar auf das­ selbe: Quel habil portez-vous? Was für ein Kleid tragen Sie? Quelle erreur est la vötre! In welchem Irrthum Sie sich befinden! Queis remords a-t-il sentis? Welche Ge­ wissensbisse hat er gefühlt? Quelles femmes connait-ril? Welche Frauen kennt er? — Zuweilen aber wird es durch das Zeitwort elre von diesem seinem Hauptworte getrennt: Queis sont les etats du Nord? Welches sind die nordischen Staaten? Quelles sont les priucipales rivibres de la France? Welches sind die vorzüglichsten Flüsse Frankreichs? Die Verhältnisse des regime indirect drückt es, wie immer, durch irgend eine Präposition, und da es ohne Artikel steht, auch durch die einfachen Präpositionen ä und de aus: ä quel vin donnez-vous la preference ? Welchem Weine geben Sie den Vorzug? De quelles femmes parlez-vous? Von welchen Frauen sprechen Sie? Anmerk. Quel, wie die Regel besagt, kann für Personen (welchen qui ausschließlich angehört) eben so gut, wie von leblosen Dingen ge­ braucht werden. Der einzige Unterschied, der hier stattfindet, besteht dann, daß in quel mehr Nachdruck liegt, als in qui. Qui est cec homnie? W er ist dieser Mann? Quel hoinine est-ce? Was i st das für ein Mann? — Dieser Nachdruck erstreckt sich auch auf leblose Dinge: Quelles choses dites-vous la? Was für (alberne, unglaub­ liche ii. s. w.) Dinge sagen Sie da?

2) Lequel ist wieder absolut, d. h. es steht immer ohne Haupt­ wort, setzt aber eins voraus, auf welches es sich bezieht, und das entweder wirklich im Satze steht, oder von welchem eben die Rede gewesen ist, und nimmt ebenfalls Zahl und Geschlecht davon an. Es bezeichnet immer eine Auswahl unter verschie­ denen Gegenständen: Voici deux rubans, lequel voulez-vous ?

122

Von den Fürwörtern. Hier sind zwei Bänder, welches verlangen Sie? Eh bien, vous avez vu in cs cousines ? laquelle vous plait le plus? Wohlan, Sie haben meine Cousinen gesehen, welche gefällt Ihnen am besten? Lesquels de ces enfans sont les plus appliques? Welche von diesen Kindern sind die fleißigsten? Lcsquelles de ces femmes sont les plus aimables? Welche von diesen Frauen sind die liebenswürdigsten? — Dieses Für­ wort drückt übrigens seine Verhältnisse des regime indirect wie der Artikel aus: Auquel de ces enfans avez-vous donne le livre cn question« Welchem dieser Kinder haben Sie das bewußte Buch gegeben? A laquelle de ces fleurs donnezvous la preference? Welcher von diesen Blumen geben Sie den Vorzug? De laquelle de ces demoiselles avez < vous re^u ce ruban ? Von welchem dieser Mädchen haben Sie die­ ses Band erhalten? Desqueis de ces gargons etes - vous lc plus Content? Mit welchen von diesen Knaben sind Sie am meisten zufrieden?

III.

§. 76. Que und Quoi,

Que und quoi werden nur von Sachen oder in der allge­ meinsachlichen Beziehung gebraucht. 1) Das erste, que, ist gewöhnlich immer einfaches regime, zu­ weilen auch sujet: Que me veut-on? Was will man von mir? Que dit-il? WaS sagt er? Que sait-on? Was weiß man? — Wenn ein Eigenschaftswort darauf folgt, welches sich auf dasselbe be­ zieht, dann setzt man de davor: Que dit-on de nouveau? Was sagt man Neues? Qu? y a-t-il de plus beau, que de voir un roi adorfe de ses sujets? (hier ist que sujet). Giebt es was Schö­ neres, als einen König zu sehen, der von seinen Unterthanen ange­ betet wird?

2) Quoi, gewöhnlich nur im regime indirect gebräuchlich, steht für a oder pour quelle chose und de quelle chose: A quoi (ä quelle chose) pensez- vous? Woran denken Sie? A quoi (pour quelle chose) servent lous vos discours ? Wozu nützen alle Ihre Reden? Je ne sais ä quoi (ä quelle chose) il songe? Ich weiß nicht, woran er denkt? De quoi (de quelle chose) vous melez-vous? Worin mischet Ihr Euch? — Quoi ist auch zuweilen sujet, und dann steht de vor dem Beiworte, welches sich auf dasselbe bezieht: Quoi de plus honorable pour les hommes vertueux, que d’etre respecles par les vicieux memes? Was ist ehrenvoller für die Tugendhaften, als daß sie von den Lasterhaften selbst verehrt werden? Anmerk. 1. De quoi heißt (quelque chose) Etwas: II n’y a pas de quoi. Nicht Ursach. C’est un homme qui a de quoi. Es ist ein Mann, der es ausführen kann (der Etwas hat). Anmerk. 2. Que steht auch zuweilen für a quoi, de quoi: Que (de quoi sert-il ä l’avare d’avoir des tresors? Was nützt es dem Geizigen, Schätze ;u besitzen? Car que (a quoi) servent les richesses si Von n’en jouit pas? Denn wozu dienen die Reichthümer, wenn man sie nicht genießt?

Don den Fürwörtern.

123

VI. Von den anbestimmten Fürwörtern (des pronoms indefinis).

Man nennt sie unbestimmte, weil die Person oder der Gegen­ stand, individuell oder allgemein, die sie ersetzen, unbestimmt durch sie angegeben werden; z. B. on vient man kommt, quelqu’un parle jemand spricht. Die unbestimmten Fürwörter sind folgende: 1) On. 2) Quelque. 3) Quelqu’un. 4) Quelconque. 5) Certain. 6) Chaque. 7) Chacun, 8) Quiconque. 9) Personne. 10) Rien. 11) Ce. 12) Celui. 13) Autrui. 11) L’un l’autre. 15) Plusieurs. 16) Tout. 17) Quoi que. 18) Qui que ce soit. 19) Quoi que ce soit 20) Meine. 21) Nul, aucun, pas un. 22) Tel. 23) Quelque............... que. 24) Tout que. 25) Quel que. I.

77. On.

On, gewöhnlich nur in der Ein,zahl und im männlichen Geschlecht gebräuchlich, ist ein unbestimmtes Subject (sujet): On fait Man macht. On rit. Man lacht. On plieure. Man weint. On cst heureux quand on a fait son devoir. Man ist glücklich, wenn man seine Pflicht erfüllt hat. Diese- Fürwort muß vor jedenil im Satze befindlichen Zeitworte wiederholt werden: on parle et om 6coute man spricht und hört; on chante, on danse, on jouc ma.n singt, tanzt und spielt. Anmerk. 1. Wenn der Sinn des Satzes bestimmt und ohne Zweideutigkeit zeigt, daß von einem Frauenzimmer diie Ncde ist, dann kann auf on ein weib­ liches Eigenschaftswort folgen: Madeunoiselle, il ne suftit pas d’etre jolie pour plaire, on doit et re banne eft vertueuse. Madcmoisell, es ist nicht genug, hübsch zu fein, um zu gefällten, man muß auch gut und tugend­ haft sein

An merk. 2. So wird auch on als ein collectif gebraucht, indem man es auf mehrere Individuen sich beziehen läßt; und das Eigenschaftswort, aber nicht daS Zeitwort, welches auf dasselbe folget, steht dann in der Mehrzahl: On se batlit en desesperes (wörtlich) Mam schlug sich als Verzweifelte. On s’est conduit en polissons (wörtlich) Man hat sich als Gassenbuben aufgeführt. Anmerk. 3. Des Wohllautes wegen ssetzt man Fon für on, gewöhnlich nach et und, si wenn, oii wo; und nach qpie, wenn unmittelbar ein Wort darauf folgt, welches mit dem Buchstaben q oder den Silben ca, co, cu anfängt: Et Fon fera inieux. Und man wird b'esscr daran thun. Si Von veut. Wenn man will. Ou Von trouve. Wo mam sindet. Que* Fon quereile. Mit wel­ chem man zanket. Que Von cache. Den man verbirgt. Que Von connait. Den man kennt. Que Von cuit. Dem man kocht. — Doch setzt man on statt Fon, wenn le, la, lui, leur, les au ff si, et, oü m. s. w. folgen: Si on le veut. Wenn man cs will. Ou on la vit. Wo man sie sah. Et on lui donne. Und man giebt ihm u. s. w.; nnd nicht si Fon le veut. oü Fon la voit etc. Aber auch noch außer den angefmhrten Fällen bedient man sich des zu­ sammengesetzten Fon, besonders am Anfänge der Satz«, rund überhaupt überall, wo man vom Gehör benachrichtigt n?'irt>„ daß es lbeffer klingen würde, als das einfache on.

§• 78. II. Quelque. Der Unterschied zwischen diesem Fürwort u:nd dem folgenden quelqu’un besteht darin, daß quelque wesentliich conjunctiv ist,

124

Von den Fürwörtern.

d. h. als Adjectiv neben einem Hauptworte steht, quelqu’un aber ab­ solut und bloß in Bezug auf ein Hauptwort in der Rede erscheint. Quelque irgend ein, für beide Geschlechter in der Einzahl, und quelques einige, ebenfalls für beide Geschlechter in der Mehrzahl, stehen immer mit Hauptwörtern verbunden, und find sowohl im sujet, als in den beiden regimes gebräuchlich. In der Einzahl bezeichnen sie eine unbestimmte Person oder Sache, und in der Mehrheit eine unbestimmte Zahl von Personen oder Sachen: Sujet: II y a quelque ruse cachee dessous. Es ist irgend eine List darunter verborgen. Reg» dir. N’avez-vous pas quelque bon livre ä me preter? Haben Sie nicht irgend ein gutes Buch, um eS mir zu leihen? Reg. indir. J’en viendrai ä bout de quelque maniere. Es wird mir auf irgend eine Art gelingen. Mehrheit: Sujet: J’y trouverai quelques personnes de ma connaissance. Ich werde daselbst Einige meiner Be­ kannten finden. Reg. dir. J’ai vu quelques boiis livres da ns la boulique de ce libraire. Ich habe einige gute Bücher in dem Laden dieses Buchhändlers gesehen. Rdg. indir. Je Pai communique a quelques amis que j’ai dans cette ville. Ich habe es einigen Freun­ den mitgetheilt, die ich in dieser Stadt habe. An merk. In gewissen Verbindungen kann quelque in der Einheit nicht durch irgend ein übersetzt werden. In folgenden Sätzen — Quelque beau tablean, quelque manuscrit rare lui conviendrait davantage. Servez - nous quelque bon päte ou quelque volaille froide. Et ne supprimez point, voulant qu’on vous seconde, Quelque petit savant qtii veut venir au monde. Moliere, Femmes savantes. kann man es durch so ein geben — so ein schönes Gemälde, so ein kaltes Geflügel, so ein kleiner Gelehrter. Nachstehender Satz aber — Quelque reprimande, faite avec douceur, quelque petite caresse, placee ä propos, ne manquent jainais de faire leur effet, muß so übersetzt werden: Von Zeit ;u Zeit cm sanfter Ver­ weis, eine wohlangebrachte Liebkosung verfehlen nie ihren Zweck.

III.

§. 79. Quelqu’un.

Quelqu’un jemand, in der Mehrheit quelques uns einige, ist wesentlich absolut; wenn es allein steht und sich auf kein Haupt­ wort bezieht, kann es nur von Personen gesagt werden, und ist in der Einzahl als sujet und legime, in der Mehrheit aber nur als sujet und nie als regime, und zwar nur im männlichen Geschlechte gebräuchlich: Quelqu’un me l a dit. Jemand hat es mir gesagt. J’ai vu quelqu’un ä l’entree du bois. Ich habe Jemanden am Eingänge des Geholzes gesehen. II Pa re^u de quelqu’un. Er hat es von Jemanden erhalten. Quelques-uns sont venus. Einige sind gekom­ men. Man kann aber nicht sagen: J’ai vu quelques-uns, je Pai donne ä quelques-uns. Wenn jedoch quelqu’un sich auf ein darauf folgendes Hauptwort bezieht, dann ist es von Personen und Sachen, und zwar durch beide Geschlechter und Zahlen, und in allen Verhält­ nissen gebräuchlich. Es macht im weiblichen Geschlechte quelqu’une, in der Mehrheit quelques - uns, weiblich quelques-unes: Connaissezvous quelques-uns de ces Messieurs? Kennen Sie einige von diesen Herren? Donnez-moi quelques-unes de ces fleurs. Geben

Don den Fürwörtrern.

125

Sie mir einige von diesen Blumen. Je l ’ai envoye a quelques-uns de mes amis. Ich habe es einigen meiner Freunde geschickt. IV.

§• 80. Quelconque.

Quelconque, für beide Geschlechter und in beiden Zahlen ge­ bräuchlich, ist ein Conjunctives Fürwiort und steht immer nach einem Hauptworte. Es verstärkt und erhwht den Begriff der Gleich­ gültigkeit, welcher schon in quelque liegt (vergl. dieses), von welchem cs also eine Steigerung ist. — Donnez- moi quelque livre. Quel livre voulez-vous? Un livre quelconque, pourvu qu’il seit in-, structif ou amüsant. Geben Sie mir irgend ein Buch. Was für ein Buch wollen Sie? Irgend eins, es mag sein welches es wolle, wenn cs nur lehrreich oder zeitwertreibend ist. Eben so — nn chapeau quelconque, un mets qwelconque, une idee quel­ conque. Deux points quelconques etant donnes, trouver etc. Wenn zwei beliebige Punkte gegeben sind, zu finden u. s. w. Wenn es mit der verneinenden Conjumction ne verbunden wird, bedeutet es keiner, nichts, und zwar lieigt dann eine Art Emphase oder Verstärkung in der Verneinung. In- diesem Falle ist es nur in der Einzahl gebräuchlich, und das Zeitwwrt, welches sich darauf be­ zieht, muß im Conjunctiv stehen. II n’y a force quelconque qui puisse m’y reduire. Es giebt keine Gemalt, die mich dazu zwingen könnte. II n’y a avis quelconque qu’il ceuille reeevoir. Es giebt gar keinen Rath, welchen er geneigt wäre anzunehmen.

I.

§. 81. Verteiln.

Certain, in beiden Geschlechtern unld Zahlen gebräuchlich, steht als Fürwort immer vor dem Hauptworte (.siehe §. 42. S. 84), und bedeutet ein gewisser; es kommt mit und ohne un, une (Plur. de) vor, in welchem letzteren Falle es folglich als ein Partitiv betrachtet wird — Une certaine dame me l’a dilt. Eine gewisse Dame hat es mir gesagt. II lui a donne de ccrtains remedes. Er hat ihm gewisse Mittel gegeben. Wenn es ohne un, une u. s. w. steht, hat es eine allgemeinere, unbestimmtere Bedeutung: Uertains hommes feiguent de mepriser ce qu’ils desirent avec ardeur. Gewisse (Manche) Leute stellen sich, als verachtetem sie was sie sehnlichst wün­ schen. Certaines plantes ont des versus siingulieres. Gewisse Pflanzen haben sehr sonderbare Eigenschaften. Certain poete a dit avec raison etc. Ein gewisser Dichter hat mit Recht gesagt. Different und divers werden ganz wie certain behandelt; als unbestimmte Fürwörter gebraucht (wo sie nur im Plural, aber in bei­ den Geschlechtern und zwar mit und ohme Artikel vorkommen) stehen fle immer vor dem Hauptworte — differents objets, differentes choses und les differents objels, les differentes choses; divers lieux, diverses couleurs und les divers liieux, les diverses couleurs. Als Adjectiv gebraucht, steht differen t immer hinter dem Haupt­ wort — des objets bien differents, des couleurs differentes — divers aber vor und nach demselben — iils soiil de divers senti-

126

Von den Fürwörtern,

ments, d’opiuion diverse, sie sind verschiedener Ansicht, verschiedener Meinung. FL

§• 82. Chaque.

Zwischen diesem Fürwort und dem folgenden chacun findet der­ selbe Unterschied statt, wie zwischen quelque und quelqu’un; d. h. chaque ist wesentlich Conjunctiv und chacun absolut. Chaque jeder, jede, für beide Geschlechter und ohne Mehrzahl, in allen Verhältnissen gebräuchlich (von welchen es die des regime indirect durch die einfachen Präpositionen a und de ausdrückt)) muß immer mit einem Hauptworte verbunden werden, und bezeichnet Sachen und Personen als einzeln und isolirt existirend: Chaque komme a ses defauts. Jeder Mensch hat seine Fehler. Chaque femme a ses capiices. Jede Frau hat ihre Launen. II le demandait a chaque homme qu’ii rencontrait. Er fragte es einen Jcven, dem er begegnete. 11 en apporta de chaque pays qu’ii a parcouru. Er hat deren mitgebracht aus jedem Lande, welches er durchreiset hat. Chaque absolut für chacun (siehe dieses) ist fehlerhaft. Man sage also nicht: Ces volumes coütent six Francs chaque. Ces pieces valent vingt Francs chaque -- sondern six Francs chacun, vingt Francs chacune. VII.

§. 83. Chacun.

Chacun ein Jeder, weibl. chacune, auch nur in der Einzahl gebräuchlich, kann hingegen nie mit einem andern Worte verbunden werden, sondern steht immer allein: Chacun le satt. Jeder weiß es (nicht un chacun, denn es ist ja selbst aus chaque und un zusammen­ gesetzt). Chacune de ces Femmes avait sa place separee et son occupation particuliere. Eine jede dieser Frauen hatte ihren abge­ sonderten Sitz und ihre eigene Beschäftigung, oder — Ces Femmes 6taient assises, separees Tune de l’autre, et chacune avait son occupation particuliere. Von leblosen Dingen kann chacun, es sei als regime oder sujet, nur dann gebraucht werden, wenn es sich auf ein vorhergehendes Hauptwort bezieht: Remettez ces livres, chacun a sa place. Setzet diese Bücher weg, ein jedes an seine Stelle. J’ai paye ces montres, chacune vingt louis. Ich habe eine jede dieser Uhren mit zwanzig Louisd'or bezahlt. Oder: Ces montres me coutent chacune vingt louis. Eine jede dieser Uhren kostet mir u. s. w. Es ist also incorrect zu sprechen oder zu schreiben: Remettez chacun de ces livres ä sa place, j’ai paye chacune de ces montres, cha­ cune de ces montres me coute. Obgleich chacun nur in der Einzahl gebräuchlich ist, so steht doch zuweilen der Plural leur und leurs nach demselben. Dieses ist der Fall: -a) Wenn das sujet des Satzes in der Mehrzahl steht, und cha­ cun nach dem Zeitworte, aber vor dem regime direct desselben steht, so daß beide durch chacun getrennt werden. 11s out hu chacun leur bouteille de vin de Champagne. Es hat Jeder

Bon den Fürwörtern.

127

seine Flasche Champagner getrunken, llls ont paye ehacum leur ecot. Es hat Jeder seine Zeche bezahlet. 11s ont defaitt, chacun de leur edle, les armees qu’oia leur avait opposees. Sie haben beide, Jeder von seiner Seite, die Heere geschlagen, welche man ihnen entgegengestellt hatte. — Steht aber chacun nach dem regime des Zeitwortes, dann folgt der Singular son, sa, ses darauf: IIs ont paye leur ecot, chacun selon scs moyens. Sie haben ihre Zeche bezahlt. Jeder nach seinen Mitteln. Ils ont defait les armees qu’on leur avait opposees, chacun de son edle. b) Wenn das Zeitwort kein einfaches regime hat, dann ist es gleichgültig, son, sa u. s. w., oder leur, leurs zu gebrauchen, obgleich das Erste vielleicht vorzuziehen ist: 11s sont arrives, chacun avec sa (leur) femme et ses (leurs) enfants. Sie sind angelangt, Jeder mit seiner Frau und seinen Kindern. Ils se sont distingues tous les deux, chacun dans son (leur) genre. Sie haben sich beide ausgezeichnet, Jeder in seiner Art. Anmerk. Wenn chacun ohne Vordersatz steht, dann folgt soi auf das­ selbe: Chacun y parla pour soi. Jeder sprach daselbst für sich. Chacun paie pour soi. Jeder bezahlt für sich.

Kill.

84. Quiconque.

Quiconque, männlichen Geschlechts und in der Einzahl gebräuch­ lich, kann nur von Personen gesagt werden; es bedeutet so viel als Toule per sonne qui Derjenige welcher: Quiconque (toute personne qui) ne sait pas obeir, n’est pas propre a co mm an der. Derjenige, welcher nicht gehorchen kann, eignet sich auch nicht zum Befehlen. II l'a dit a quiconque (a tonte personne qui) Pa voulu entendre. Er hat es einem Jeden gesagt, der ihn hat anhören wollen.

Anfänger haben sich hier wohl in Acht zu nehmen, erstens chacun qui für quiconque zu setzen, und zweitens, auf dieses letz­ tere Fürwort, welches das Relativum qui in sich schließt, dasselbe noch einmal folgen zu lassen — Quiconque l’a dit, nicht Quiconque qui l’a dit. Pour quiconque le sait, nicht Pour quiconque qui le sait. Anme r k. 1. Wenn der Sinn des Satzes bestimmt und deutlich zeigt, daß qui­ conque sich auf eine weibliche Person bezieht, dann kann ein weibliches Bei­ wort darauf folgen. Quiconque de vous, Mesdames, Sera assez hardie, assez tonne, assez vaine etc. Wer von ihnen, meine Damen, dreist, gut, eitel u. f. w. genug sein sollte. An merk. 2. Auch das absolute Fürwort qui wird häufig für quiconque (also für Toute personne oder chacun qui) gebraucht, ober in der Regel nur im regime indirect, d. h. in Verbindung mit einer Präposition. — 11 le disait h, qui (quiconque) voulait l’entendre. Er sagte es einem Jeden, der es hören wollte. Pour qui le sait. Für einen Jeden, der es weiß.

§- 85.

IX.

Personne.

Personne, männlichen Geschlechts und nur in der Einzahl ge* brauchlich, bedeutet Niemand, wenn die Negatio n /ne vorhergeht oder folgt: Je ne connais personne qui soit plus Iheuireux que lui. Ich

128

Von den Fürwörtern.

kenne Niemand, der glücklicher sei als er. Personnc ne veut le croire. Niemand will es glauben. II ne plait a personnc. Er ge­ fallt Niemand. Personne n’est si attentif qu’elle. Niemand ist so aufmerksam als sie. An merk. Obgleich nun das Fürwort personne immer männlichen Geschlecht­ ist, und man folglich nicht sagen kann: Je ne connais personne plus heureose qu’elle, personne n’est plus attentive qu’elle, so gestattet doch der Gebrauch einem Frauenzimmer zu sagen: II n y a personne qui seit plus votre servante que moi. Niemand ist mehr Ihre Dienerin als ich.

Personne, ohne Negation, bedeutet Jemand oder irgend Einer, oder wer es auch sei. Es ist also eine Steigerung von quelqu’un. In dieser letzten Bedeutung ist es gewöhnlich nur im Verhältniß des sujet gebräuchlich, und zwar bloß in fragenden Sätzen, oder in sol­ chen, die einen Zweifel, eine Ungewißheit bezeichnen: Personne a-t-il mieux peint les hommes que Meliere ? Hat Jemand die Menschen besser geschildert als Moliere? Je doute que personne ait eu, a la Ibis, plus de reputation et plus d’ennemis que Voltaire. Ich zweifle, daß es Jemand (je einen Menschen) gegeben habe, der zu­ gleich einen größeren Ruf und mehr Feinde gehabt habe als Voltaire. — Wenn aber personne, ohne Negation, irgend Einer bedeutet, dann ist es auch im regime indirect mit ä gebräuchlich: Cela lui convient mieux qu’ä personne. Die Sache schickt sich für ihn besser, als für irgend einen Andern. §. 86.

X. Rien. Rien ist immer männlichen Geschlechts und nur in der Einzahl gebräuchlich; es bedeutet Nichts, wenn eine Negation vorangeht oder folgt, und das Beiwort, welches sich auf dasselbe bezieht, erhält die Präposition de vor sich: Je ne connais rien de plus precieux qu’une consciencc sans reproche. Ich kenne nichts Kostbareres alS ein reines Gewissen. 11 n’y a rien de plus certain. Es ist nichts Gewisseres. Chacun se dit ami, mais fou qui s’y repose, Rien n’est plus commun que le nom, Rien n’est plus rare que la chose. La Fontaine.

Rien, ohne Negation, bedeutet Etwas; — es steht also zu quelque chose, wovon es eine Steigerung ist, in demselben Ver­ hältniß, in welchem das vorhergehende personnne ohne Negation zu quelqu’un steht. Est-il rien qui lui convienne davantage ? Giebt es Etwas, was sich besser für ihn schicke? II est inutile de lui rien dire lä-dessus. Es ist unnütz, ihm Etwas über diesen Gegenstand zu sagen. An merk. Mit dem Zeitwerte compter (rechnen) verbunden, nimmt rien, ob­ gleich selbst verneinend und nichts bedeutend, doch die Negation ne nicht an: Coniptez-Nous pour rien les soins qu’il a donnes ä votre äducation! Rechnen Sie für Nichts die Sorgfalt, welche er auf Ihre Erziehung ver­ wandt hat? §. 87.

XL Re. Ce. Man sehe §. 66. bis 68.

Von den Fürwörtern.

129

§. 88. XII. Celui. Celui. Man sehe §. 67 und 68. §. 89. a. XIII. Autrui. Autrui, ohne Zahl und Geschlecht, bedeutet überhaupt ein Xn» derer, Andere, und ist nur im regime indirect und von Personen gebräuchlich: Ne faitcs pas ä autrui, ce quc vous ne voudriez pas qu’on vous fit. Thut Andern nicht, was Ihr nickt wolltet, daß man Euch thäte. II vit aux depens d'autrui. Er lebt auf Kosten Anderer. Anmerk. I. Der sehr feine Unterschied, welcher zwischen autrui — ein Wort, welches außer der französischen Sprache nur die italienische hat, altrui— und les autres Statt findet, besteht darin, daß autrui jeden anderen bedeutet, insofern es nicht wir selbst ist. Wie bad SBort prochain der Nächste, dessen Penoant e- ist, hat es also eine allgemeine Beziehung, während les autres eine besondere oder individuelle auodrückt — Vites - le aux au­ tres. Sagt es den Andern (den Uebrigeu). Les autres sont partis. Die Anderen (Uebrigen) sind fortgegangen. Anmerk. 2. Da autrui eine durchaus unbestimmte Person bezeichnet, so muß man nicht die Fürwörter son, sa, ses, leur, leurs darauf folgen lassen, son­ dern sich an deren Stelle des Fürwortes en, oder wenn dieses nicht angeht, einer Umschreibung bedienen, und z. B. autres an die Stelle von autrui setzen: En defendant les interets d'autrui nous ne devons pas en defendre les passions. Indem wir die Angelegenheiten Anderer vertheidigen, müssen wir nicht ihre Leidenschaften vertheidigen. Statt: Nous reprenons souvent les defauts d'autrui sans faire altention a ses oder leurs bonnes qualites. Wir tadeln oft die Fehler Anderer, ohne auf ihre guten Eigenschaften zu mer­ ken, sage man lieber: Nous reprenons les defauts des autres u. s. w.

§. 89. b. XIV. L’un lautre. L’un l’autre, weiblich l’une l’autre, Mehrheit: les uns les au­ tres, weiblich les unes les autres der Eine den Andern u. s. w. Wenn diese Wörter nicht getrennt werden, bezeichnen sie ein gegen­ seitiges Verhältniß zwischen mehreren Sachen oder Personen. In die­ sem Falle duldet l’un, l’une, les uns, les unes nie eine Präposition vor sich, da hingegen vor l’autre, les autres eine stehen kann, wenn nämlich das Hauptwort, auf welches sie sich beziehen, eine dergleichen erfordert: Brutus et le fils de Tarquin se tuerent Tun lautre. Brutus und der Sohn des Tarquinius tödteten sich Einer den Andern. L’eau et le feu sont contraires l'un ä lautre. Das Wasser und das Feuer sind einander entgegen. Elles mediseut les unes des au­ tres. Sie sprechen Schlechtes von einander u. s. w. Wenn aber l’un l’autre u. s. w. durch das Bindewort et ge­ trennt werden, dann erhalten sie eine ganz andere Bedeutung, und heißen: der Eine und der Andere, das deutsche Beide und lateinische ambo u. s. w. Wenn wir demnach den Satz: Ils sc tuerent l’un l’autre folgendermaßen umänderten: Ils se tuerent l’un et l’autre, würde er heißen: Der Eine sowohl als der Andere (Beide) tödtete sich (selbst). Eben so Elles medisent les unes et les autres. Ils sont partis l’uu et l’autre.

130

Boa den Fürwörtern.

An merk. 1. Zuweilen werden Vun Vautre getrennt, und dann bezeichnet vas erste die Person oder die Sache, von welcher man zuerst, das zweite aber die, von welcher man zuletzt gesprochen hat: Charles et Frederic sont partis tou$ les deux; Vun est alle ä Paris et Vautre ä Rome. Carl und Friedrich stnd beide abgereiset; der Erste ist nach Paris und der Andere nach Rom gegangen. IIs se sont tous rendus fameux, les uns par les armes, les autres par les lettres. Sie haben sich alle berühmt gemacht, Einige durch die Waffen, die Anderen durch die Wissenschaften. An merk. 2. Das wied erb ölte absolute Fürwort qui hat dieselbe Bedeutung wie das zuletzt angeführte Tun Vautre; es kann aber nur dann gebraucht werden, wenn das Subject des ganzen Satzes unbestimmt ist — Ils etaient tous occupes, qui peignait, qui ecrivait, qui jouait du violon etc. Alle waren beschäftigt; der eine malte, der andere schrieb, der dritte spielte die Violine rc. — Aber nicht Charles et Frederic sont partis tous les deux; qui est alle u. s. w. An merk. 3. Das Zeitwort, welches auf Vun et Vautre folgt, stcbt in der Mehrzahl: Vun et Vautre sont bons. Beide sind gut. L'un et Vautre partiront demain. Beide werden morgen abreifen. — Doch kann das Zeitwort, dessen sujet ni Vun ni Vautre ist, nur dann in der Mehrzahl stehen, wenn es vorangeht: Ils ne sont venus ni Vun ni Vautre. Weder der Eine noch der Andere ist gekommen. — Folgt aber das Zeitwort auf ni Vun ni Vautre, dann muß eS in der Einzahl stehen: Ni Vun ni Vautre ir'est venu. Ni Vun ni Vautre ne le veut. Weder der Eine noch der Andere will es.— Dichter (eö bleibt aber immer eine poetische Licenz) luffcn auch nach Vun et Vautre das Verbum im Singular folgen: 11 sort au meine instant; il se met ä leur tete. A suivre ce grand chef Vun et Vautre s'apprete. Boileau, Lutrin. §. 90. Plusieurs. Plusieuts mehrere, wenn es allein steht, ist männlichen Geschlechts, und wird nur von Personen gebraucht: Plusieurs l’ont cru. Mehrere haben es geglaubt. Plusieurs y ont ete trompes. Viele Menschen sind dadurch getäuscht worven. — In Verbindung mit einem Haupt­ worte, oder in Bezug auf ein solches, kann plusieurs von Personen und Sachen gebraucht werden, und ist männlich und weiblich. J’ai observe dans votre couduite plusieurs choses qui m’ont deplu. Ich habe in Ihrer Aufführung Manches bemerkt, welches mir miß­ fallen hat. §. 91. XVI Tous. Tout, wenn es allein steht, ist männlich, nur in der Einzahl gebräuchlich, und bedeutet toute chose Alles; es ist dann gleichsam das Neutrum (Allgeineinsächliche) des Adjectivs — tout, toute, tous, touies, — denn es hat eine allgemeine Beziehung, wie jedes neutrale Adjectiv in den Sprachen, welche ein genug neutrum haben. — Tout dans la uature merite l’atteution du philosophe. Alles in der Natur verdient die Aufmerksamkeit des Philosophen.

XV.

Anmerk. Tout folgt zuweilen auf mehrere Hauptwörter von verschiedener Zahl und Geschlecht, und behält dennoch seine Zahl und Geschlecht bei: Livres, societes, plaisirs bruyants, plaisirs plus tranquilles, tout lui deplait. Bücher, Gesellschaften, rauschende Vergnügungen, stillere Vergnügungen, Alles mißfällt ihm. Tout, in Verbindung mit einem Hauptworte, ist ein wirkliches Pronomen oder Fürwort; es hat die Bedeutung von chaque,

Von den Fürwörtern.

131

dessen Begriff es steigert und verstärkt, indem es jeder ohne Aus­ nahme bedeutet; gewöhnlich ist es nur in der Einzahl gebräuchlich, nimmt aber beide Geschlechter an — Tout soldat qui pretend faire son devoir. Jeder Soldat, der es sich angelegen sein läßt, seine Pflicht zu thun. Tout man doit aimer sa femme, et tonte femme doit s’appliquer ä rendre heureux son mari. Jeder Ehemann muß seine Frau lieben, und jede Frau sich befleißigen, ihren Mann glück­ lich zu machen. Obgleich, in der Regel, nur im Singular gebräuchlich, trifft man es doch auch zuweilen im Plural stehend an — Tous peuples, töules personnes etc. Anmerk. Man sagt tous les deux und tous deux. Ter Unterschied zwischen beiden Redensarten ist folgender: Tous les deux bedeutet so viel al- Tun et l’autre beide; tous deux so viel als fun avec l'autre beide mit einander — Tous les deux sont partis, beide sind abgereist. Ils sont partis tous deux dans la mSme voiture, Die sind beide mit einander in demselben Wagen ob? gereist.

92. XVII. Quoi que. Quoi que, in zwei Wörtern, hat eine allgemeinsächliche Beziehung, und bedeutet quelque chose que (Was auch). Es ver­ langt den Conjunctiv nach sich: Quoi que vous e'criviez, evitez la bassesse (Boil.). Was Ihr auch schreibet, vermeidet das Niedrige. Quoi que vous fassiez, songez aux suiles. Was Ihr auch thut, denket an die Folgen. An merk.

Quoique. Conjonction, obgleich, niad't ein Wort aus.

§. 93. .1 J ill. Qui que ce soit. Qui que ce soit, männlichen Geschlechts und nur in der Einzahl üblich, steht in derselben allgemeinen Beziehung wie quoi que, wird aber bloß von Personen gebraucht. Ohne Negation bedeutet es (Jemand), wer es auch sei, und geht dem Zeitworte des Satzes voran: Qui que ce soit, je veux le voir et lui parier. Wer eS auch sein mag, so will ich ihn sehen und mit ihm sprechen. Qui que ce soit, mit einer Negation, bedeutet (Niemand) wer es auch sei: II ne saut jamais offenser voloiitairement qui que ce soit. Man muß nie Jemand (Niemand) wer es auch sei, vorsätzlich beleidigen. §. 94. ALY. Quoi que ce soit, Quoi que ce soit, ist das oben (§. 92) abgehandelte quoi que, welches in derselben Wortverbindung erscheint, wie das vorstehende qui que ce soit, und dann, wie dieses von Personen, eben so von Dingen in einer allgemeinen Beziehung gebraucht wird. Ohne Ne­ gation bedeutet es Etwas (was es auch sei), und pflegt wie qui que ce soit an der Spitze des Satzes zu stehen: Quoi que ce soit que Vdus fassiez, (ächez de le faire bien. Was ihr auch machet (eö sei was es wolle), bemühet euch es gut zu machen.

132

Von den Fürwörtern»

Quoi que ce soit, mit einer Negation, bedeutet Nichts (was es auch sei): 11 ne s’applique a quoi que ce sott. Er verwendet Fleiß auf Nichts (was es auch sei). II ne montre du goüt pour quoi que ce sott. Er zeigt Geschmack für Nichts (was es auch sei).

§. 95. XX. Meme. Kieme derselbe, dieselbe, memes dieselben, ebenfalls für beide Geschlechter, zeigt an, daß man von eben den Dingen oder Personen spricht, von welchen schon die Rede gewesen ist. Es ist ein wesentlich conjunctives Fürwort oder, wenn man will, ein Adjectiv, welches immer mit einem Hauptwort verbunden in der Rede erscheint, oder selbst zum Substantiv erhoben, die Stelle eines andern ein» nimmt — le meme komme; c’est le meme. Es nimmt den Arti­ kel oder ein persönliches Fürwort an, mit welchem es auch seine Ver­ hältnisse ausdrückt: Le meme Komme que vous avez vu hier. Der­ selbe Mann, den Sie gestern gesehen haben. Jel’airesu de la meme personne, qui m’a donne cette bague. Ich habe es von derselben Person erhalten, die mir diesen Ring geschenkt hat. Je Tai donne aux memes ecoliers, qui ont remporte les prix de Fannee passee. Ich habe es denselben Schülern gegeben, welche Prämien im verflos­ senen Jahre erhalten haben. C’est lui-meme. Er ist es selbst. Nousmemes wir selbst, eux-mem.es, eUes-mem.es u. s. w. Anmerk. 1. Meme in derselben Bedeutung, wird oft hinter das Hauptwort gesetzt, um dem Begriff, den es ausdrückt, mehr Energie mitzutheilen, und alsdann überläßt es seinen Artikel dem Hauptworte, auf welches es sich be­ zieht, behält aber das s in der Mehrzahl bei: Cette iille est la douceur meme. Dieses Mädchen ist die Sanftmuth selbst. Ce sont les ricliesse* meines qui fönt le tourinent de Favare. Es sind die Reichthümer selbst, welche den Geizigen quälen. Ses amis memes sont forces d en convenir. Seine (eigenen) Freunde selbst müssen es gestehen. Ses principes memes le condamnent. Seine Grundsätze selbst verdammen ihn. Anmerk. 2. Wenn niSme mit einem persönlichen Fürworte verbunden steht, welches Fürwort nothwendig ein absolutes ist, dann steht vordem Zeitwort, dessen Subject es ist oder von welchem es regiert wird, dasselbe Fürwort in demselben Verhältnisse, aber als conjunctives, noch einmal: Je le crois moi-meme, oder Moi-meme je le crois. Je Tai vu lui-mlme. Ich habe ihn selbst gesehen. Je le lui ai remis d eile-meme. Ich bade es ihr selbst zugestellt. 11 les a vaincus euer-meines. Er hat sie selbst überwunden. II“le leur a donne d elles-meines. Er hat es ihnen selbst gegeben.— Diese Regel findet aber nicht Statt, so oft mime, insofern es mit ssinem persön­ lichen Fürworte verbunden ist, von de oder irgend einer andern Präposition als ä regiert wird: Je Tai recu d'elle-meme. Ich habe es von ihr selbst erhalten. Elle Fa fait pour lui-meme. Sre hat es für ihn selbst gemacht. — Auch kann man In verschiedenen Fällen die eben angedeutete Wiederholung des Fürwortes vor dem Zeitworte vermeiden, wenn man letzteres nach mdme setzt und den Satz mit c’est aufängt: C'est d moi-meine qu’il Ta dit statt il me Fa dit d moi- meme. Cest d eile-meme que je Fai remis u. s. w. *)

Meme ist auch Adverbium und zwar nimmt es die Natur die­ ses Redetheils an: *) May vergleicht §. 53. die Anmerkung, welche auf die drille Regel folgt, «nd gegenwärtige Regel wird sich von selbst erklären.

Son den Fürwörtern.

133

1) nach zwei yder mehreren Substantiven, wo es dann so viel als auch oder sogar bedeutet: Les hommes, les dieux mime prirent pari a ces combats. Die Menschen, selbst die Götter nahmen Theil an diesen Kämpfen. Les animaux, les plante», les pierres mime etaicnt adores par ces pcuples superstitieux. Die Thiere, die Pflanzen, die Steine selbst wurden von diesen abergläubischen Völkern angebetet. 2) Wann es neben einem Zeitworte steht und dieses bestimmt: La religion chretienne noiis ordonne de pardonner mime ä nos enoemis. Die christliche Religion gebietet unS selbst un­ sern Feinden zu verzeihen. §. 96. XXL Nul, aticun, pas un. Nul, nulle; aucun, aucune; pas un, pas une, haben so ziem­ lich einerlei Bedeutung, nämlich keiner, keine, doch mit diesem Un­ terschiede: 1) Nul, wenn es allein steht, ist nur männlich und in der Einzahl gebräuchlich, und bedeutet Niemand: Nul ne connait l’instant de sa mort. Niemand kennt den Augenblick seines Todes. Anmerk. In diesem Sinne kommt es nur als siijet vor.

Nul, in Verbindung mit einem Hauptworte, bat beide Ge­ schlechter, aber keine "Mehrzahl; es wird von Personen und Dingen gebraucht: Nulle clarte dans ses idees, nulle grace dans ses expressions. (Keine) Nicht die geringste Klarheit in seinen Ideen, nicht die geringste (keine) Anmuth in seinen Aus­ drücken. Nulle de ces femmes ne me platt. Keine von die­ sen Frauen gefällt mir. Anmerk. Auch in diesem letzten Sinne steht nnl gewöhnlich nur als sujct, doch kommt e« auch bei vielen guten Schriftsteller» als regiine vor, obgleich man in diesem Falle sich lieber de» folgenden aucun, au­ cune bedient.

Nul, wenn es ungültig, nichtig, bedeutet, ist nur in der Mehrzahl gebräuchlich: Les traites sont nuls. Die Traktate sind nicht gültig. Ses promesses sont nulles. Seine Ver­ sprechungen sind nichtig. Nulle pari bedeutet Nirgends: Je nc l’ai vu nulle pars. Ich habe ihn nirgends gesehen. 2) Aucun, weiblich aucune, ohne Mehrzahl, bedeutet, mit einer Negation, keiner, und muß mit einem Hauptworte verbunden werden, oder B-zug auf ein Hauptwort haben; es wird sowohl von Dingen als Personen gebraucht: Aucun ami ne me reste. Es bleibt mir kein Freund mehr übrig. Je ne veux aucune de ces fleurs. Ich will keine von diesen Blumen. Aucun kann aber nicht ohne Bezug auf ein Hauptwort stehen; man muß in ähnlichen Fällen nul oder personne gebrauchen. Also statt: Aucun ne connait le sort qui Faltend. Keiner kennt das Schicksal, welches ihn erwartet; sage man: Nul oder per­ sonne ne connait le sort qui Fallend. Aucun, ohne Negation, welches nur in den fragenden Sätzen, oder in solchen, die einen Zweifel ausdrücken, und

134

Don bett Fürwörtern.

zwar gewöhnlich nur als sujet gebräuchlich ist, bedeutet Einer: De tous les livres y en a -1 - il aucun, qui ait ete plus souvcnt traduit dans loules les langues que Don-rQuicbotte ? Unter allen Büchern giebt es wohl ein einziges, welches so oft in alle Sprachen übersetzt worden wäre, als Don Quirote? Je doute qu’il y ait aucunc methode sans inconvenients. Ich zweifle, daß'es irgend eine Methode ohne Nachtheil gebe. Nach der Ansicht der französischen Grammatiker schließt aucun jeden Begriff der Mehrheit aus (man sagt aber doch les uns, les unes), eben so »ul, insofern es als unbestimmtes Für­ wort dem Hauptworte vorangeht. Dieser Ansicht getreu tadeln sie Racine und Vcrtot; ersteren (einen Dichter zu anmaßend) gesagt zu haben aueuns monströs, letzteren die Wendung nuls Romains gebraucht zu haben. Doch erlauben sie beide Fürwörter im Plural vor solche Substantive zu sehen, welche entweder selbst nur im Plural gebräuchlich sind, wie frais, plcurs, funerailles, tenebres, oder solche, welche im Plural eine andere Bedeutung als im Sin­ gular haben, wie gages, troupes — nuls frais, aueuns plcurs, aueunes funerailles, nulles tenebres etc. Aucunes troupes n’etaient plus mal payees et mieux disciplinees que les siennes. Die ganze Regel aber, insofern sie einschränkend und ver­ bietend ist, wird wenig beobachtet, besonders bei aucun, und man findet häufig Sätze, wie folgende — II n’a fait aueuns preparatifs. Elle n’a eu aueuns seins. Ils n’ont aucunes {nulles) ressources. Anm«rk. Aueuns, ohne Negation, allein oder absolut stehend und in her Mehrzahl, kommt häufig bei alten Schriftstellern vor. Er ist ein ächt alt französisches Wort (das alcuni der Italiener) und hat dann die Bedeutung von quelques-uns: Aueuns le «lisent. Einige sagen eS. Au­ euns l’ont fait. Einige haben er gethan.

3) Pas un, pas une, verneint allgemeiner als aucun, deswegen es auch yie in den Sätzen vorkommt, welche eine Frage oder einen Zweifel ausdrücken. Wie aucun hat es Bezug auf rin Hauptwort, welches vorhergeht oder folgt, und wird von Din­ gen und Personen gebraucht: De tous ces livres il n’y en a pas un qui me plaise. Unter allen diesen Büchern ist nicht ein einziges, welches mir gefallt. Parmi tous ces Hommes, il n’y en a pas un dont je. voulussc faire mon am!. Unter allen diesen. Menschen ist nicht ein einziger, den ich zu meinem Freunde wählt» möchte. 97. XXII. Tel, teile. 1) Tel, teile, svenn es ohne Hauptwort steht, nur in der Ein­ zahl gebräuchlich, bezeichnet Personen auf eine unbestimmte Art, und bedeutet so mancher, so manche: Tel rit aujourd’hui qui pleurera demain. So mancher lacht heute, der morgen weinen wird. Telle sp croit innocentc qui est fort coupable. So manche glaubt sich ufischuldig, die sehr strafbar ist.

Von den Fürwörtern.

13£

In Beziehung auf ein Haupt- oder Fürwort bedeutet tcl, so>, von der Art. In dieser letzten Bedeutung ist es auch in der Mehr­ heit üblich, und kann sowohl von Dingen als von Personeit gebraucht werden; es ist als ein wirkliches Adiectiv zu betrachten und wird als ein solches behandelt: Tals furent les dlscours qu’il nous tiut quelque temps avant sa mort. So (von der Art) waren die Reden, welche er kurze Zeit vor seinem Tode an uns hielt. Tel que vous me voyez. So wie Sie mich sehen. II est tcl que vous me l’avez donne. Er ist so wie Sie ihn mir gegeben haben. — Auch sagt man: De feiles personnes sont ä plaindre. Solche Leute sind zu beklagen. De leis arais sont rares. Solche Freunde sind selten. Hier wird tel als Eigenschaftswort betrachtet, weiches zugleich er­ klärt, warum de davor gesetzt wird. (Man sehe §. 24. erste Aus­ nahme). 2) Tel — tel wie — so: Tel maitre tel valet. Wie der Herr, so der Knecht. 3) Rieu de tel, mit einer Negation, Nichts geht über: II n’y a rien de tel que de posseder uu ami d’unc fidehte eprouvee. Nichts geht über das Glück, einen Freund von erprobter Treue zu besitzen. §. 98. V YIIL Quelque . . . que.

Quelque ... que So .. .auch sein mag, regiert immer den Con­ junctiv: Quelque grand qu’A soit. So groß er auch sein mag. — Es ist Adjectiv oder Adverbium; ersteres wenn es vor einem Substantiv, dieses bestimmend, steht, und dann nimmt es, wie alle Adjective, das Zeichen des Plurals an— Quelques reproches qu’il m*a(t faits. Welche Vorwürfe er mir auch immer gemacht hatQuelques ricbcsses qu’ils possedcnt. So große Reichthümer sie auch besitzen mögen. Quelque sujet qu’on traite ou plaisant ou sublime. Boileau. Quelques vers toutefois qu’Apollon vous inspire. (Id.) Vor einem Adjectiv stehend und dieses bestimmend, ist quelque Adverbium und bleibt nothwendig unverändert, d. h. ohne Zeichen des Plurals — Quelque grands que solent les re­ proches qu’il m’a faits*). Quelque riches qu’ils fusseut. Quelque habiles qu’ils soient. Ist aber das Adjectiv mit einem Substantiv verbunden, dann nimmt dieses wieder seine Rechte ein, und quelque auf dasselbe sich beziehend, wird selbst wieder ein Adjectiv und nimmt das Zeichen der Mehrzahl an — Quelques gravcs reproches qu’il m’ait faits. Quelques grandes richesses qu’ils possedent. Quelques vains lauriers que promette la giierre. Boileau. *) Sehr fehlerhaft würde es sein qu’il in alt faits ja sage». Die Ursache) warum hier der Indicativ stehen muß, ist unter dem Albschnitt vom Cenjwnetiv §. 142 zu suchen.

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Bon den Fürwörtern.

Bor einem Adverbium kann quelque natürlich nichts anders alS ein Adverbium sein und bleibt daher unverändert — Quelque bien qu’ils aient repondu. So gut sie auch geantwortet haben. Quelque adroitement qu’ils s’y prcnncut. So geschickt sie sich auch dabei benehmen. Anmerk. Quelque, in der Bedeutung von environ ungefähr, bleibt auch un­ verändert: II a quelque (environ) qnarante ans. 6r ist ungefähr ttifrpfl Jahr alt. II a quelque (environ) dix mitte eens. Er lst ungefähr 10,000 Thaler reich.

tz. 99. XXIV. Tout . . . quc. Tont... que hat dieselbe Bedeutung als das vorstehende quelque ...que, verlangt aber den Indicativ nach sich: Tout grand qu’i\ ess. So groß er auch sein mag. Da tout in dieser Verbindung mit que ein Adverbium ist, so kann es auch nur insofern für quelque ... que gebraucht werden, als dieses selbst die Natur eines Adv er« biums hat, d. h. insofern cs vor einem bloßen Adjectiv steht (Dergl. tz. 98. Anmerk. 1.) — nie aber insofern es als Adjectiv vor einem Hauptworte steht. So kann man zwar gleichgültig sagen — Tout bon qu’il est und quelque bon qu’il soll; toutes helles qu’elles sont und quelque helles qu’elles soient — nie aber für Quelque beaute, quelques talcnts qu’eWe possede — Toute beaute, tous talents u. s. w. Aus demselben Grunde (d. h. weil tout ein Adverbium ist), bleibt «S immer unverändert, sowohl in Ansehung des Geschlechts als der Zahl, ausgenommen wenn es vor einem weiblichen Eigenschastsworte steht, das mit einem Consonant ansängt. In diesem Falle erhält es rin c als Zeichenbuchstabe des weiblichen Geschlechts, und noch ein s, wenn das weibliche Adjectiv in der Mehrzahl steht: Tout puissanls qu’ils sont. So mächtig sie auch sein mögen. Tout aimable qu’elle est. So liebenswürdig sie auch ist. Tout savants qu’ils sont. So gelehrt sie auch sind. Toute charmante qu’elle est. So reizend sie auch ist. Toutes fieres qw’elles sont. So stolz sie auch sind. Tout innocentes qw’elles sont. So unschuldig sie auch sein mögen. An merk. Tout (adverbe), wenn es die Bedeutung von entierement ganz, durchaus, hat, ist denselben Regeln unterworfen: Elle est tout aimable. Sie ist ganz (durchaus) liebenswürdig. Tis furent tout etonnes. Sie waren ganz verwundert. Elles resterent tout effrayees. Sie blieben ganz erschrocken. Kile est toute bonne. Sie ist ganz gut. Elles sont toutes rassorees. Sie find ganz beruhigt.

Voltaire in seinem Commentar über Corneille macht zu diesem Verse des Cid: Pour grands que soient les rois ils sont cc que nous sommes, folgende Bemerkung: Diese Wendung ist veraltet; damals (in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts) war sie sehr gut. *)> Ge­ genwärtig würde man sagen: Quelque grands qu’ils soient ober Tout grands qu’ils sont. •) Sie hat fich in ihrer ganzen Frischheit in der Wendung pour peu que erhalten: Pour peu qu'il s’en ecarte so viel als quelque peu qu’il s’en ecarte. Powr peu que vous Itli en parliez. Wenn (Sie ihm nur etwas (das gerinafie Wort) davon sagen y

Don den Fürwörtern.

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So lehrt Voltaire, und alle gute Schriftsteller find immer die­ ser Regel gefolgt und haben so geschrieben. In der neuen und neuesten Zeit aber hat eine gewisse Classe von Schriftstellern, die jedoch weit entfernt sind, Autorität zu machen, eine eben so unnöthige als dem allgemeinen Gebrauch der besten Autoren zuwider laufende Neue­ rung einaeführt, sie schreiben nämlich: si grand qu’Ü soit, si belle qn’elle füt; einige sogar tel grand qu’i\ soit Der Wendung tont que bedienen sie sich auch wohl noch, aber gegen die Regel, in Ver­ bindung mit dem Conjunctiv — tont grand qu’il soit, toute belle qu elle fut. DaS Adverbium quelque que scheinen sie aber ganz verbannen zu wollen. Und doch, ohne einmal den allgemeinen Gebrauch und die Autorität der classischen Schriftsteller geltend machen zu wollen, begnügen wir uns damit, auf den Umstand aufmerksam zu machen, daß man sich durch diese Neuerung des sehr feinen und doch wesentlichen Unterschiedes beraubt, den man in der Anwendung zwi­ schen den Wendungen quelque que mit dem Conjunctiv und tont que mit dem Indicativ machen kann; nämlich den des Unbe­ stimmten, noch Ungewissen in der ersten und des Bestimmten, schon Gewissen in der zweiten — Je ne les veux point quelque beaux qu'ils soient. Ich mag diese Gegenstände nicht (ich kenne sie zwar nicht), so schön sie auch immer sein mögen, und Je ne les veux point tont beaux qu’ils sont. Ich mag sie nicht u. s. w. (obgleich ich sehr gut weiß, wie schön sie sind). Durch solche unnöthige und zwecklose Neuerungen aber werden die Sprachen verdorben, und wenn sie in den allgemeinen Gebrauch kommen, können die richtigsten und ausdruckvollsten Wendungen der besten Schriftsteller einer Nation veralten. §. 100. XXV. Quel que. An die Stelle von quelque que, insofern dieses, als Adjectiv, entweder allein, oder in Verbindung mit einem andern Adjectiv, vor einem Hauptwort steht, tritt zuweilen das Fürwort quel que, welches ein Correlativum von tel que ist, und wie dieses Zahl und Geschlecht des Hauptwortes annimmt, auf welches es sich bezieht — quelle, quels, queiles que. — Es ist das gesteigerte quelque que und wie dieses verlangt es den Conjunctiv nach sich, unter­ scheidet sich aber von demselben dadurch, daß in jenem die Conjunctiv» que von dem Fürworte quelque durch das Substantiv»««, auf welches es sich bezieht, getrennt wird, während in der Wendung quel que beide vereinigt bleiben, und das Verbum elre, welches immer darauf folgt, zwischen ihnen und dem Substantivum steht — Quelque merite qu’W ait und — Quel que soit son merite, quelle que fut Sa beaute, quels que soient ses talents. — Da dies Fürwort, wie sein Correlativum tel, dazu dient, den im Hauptworte ent­ haltenen Begriff besonders hervorzuheben, so macht es die Gegen­ wart eines jeden Adjectivs vor demselben unnöthig. — Quelque gründe que soit sa puissance oder — Quelle que soit sa puissance. Welches auch seine Macht ist. Quelque brillantes que fussenl ses

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Dom Zeitworte.

eBperauces. So glänzend seine Hoffnungen auch waren, oder quelle* que fussent ses esperances. Anckerk. 1. Wenn quel que mit den persönlichen Fürwörtern verbunden wird, dann steht das Fürwort zwischen que und dem Zeitworte; z. B. Quel qisil soit. Wie er auch sein mag. Änmerk. 2. Einige Neuere fangen an, aber der Grammatik ganz entgegen; quelque que für quelle que zu gebrauchen. So findet man häufig (vielleicht auch in Folge von Druckfehlern) quelque fut son courage, quelqubs fussent ses opinions für quel que fut son courage n. s. w.

Sechstes Capitel. Von dem Zeitworte. (Du Verde).

§. 101. Wir haben weiter oben (§. 13. 1.) den Begriff des Zeitwortes bestimmt, und alle Zeitwörter in drei Hauptklaffen getheilt, nämlich: 1) Verbes actifs-transitifs, handelnde oder transitive Zeitwörter: le pere aime le fils der Vater liebt den Sohn. 2) Verbes passifs, leidende Zeitwörter: le fils est aime du pere der Sohn wird vom Vater geliebt. 3) Verbes neutres, Zeitwörter der Mittelgattung: l’arbre croit, l’animal vit, l’homme peuse u. s. w., der Baum wächst, das Thier lebt, der Mensch denkt. Aumerk. Einige Zeitwerter der Mittelgattung (verbes neutres), welche eine Handlung des Subjectes bezeichnen, die auf keinen andern Gegenstand zurück­ fällt, köuneu auch zugleich transitiv (actifs-transitifs) sein, je nachdem sie mit einem andern Gegenstände, auf welchen die Handlung, die ste bezeichnens zurückfallen kann, in Verbindung gesetzt werden oder nicht; d. i. je nachdem fle ein regime direct haben oder nicht. So find z. B. danser, descendre, monter zugleich actifs und neutres; fie find neutres in folgenden Sätzen: Elle danse bien. Sie tanzt gut. 11 descend vite. Er steigt geschwind herab. II monte lenteinent. Er steigt langsam hinauf. Sie sind hingegen actifs in folgenden Sätzen: Elle dansa deux menuets. Sie tanzte zwei Menuetten. On le descendit avec precaution. Man nahm es behutsam herab. 11 montit sa pendule. Er zog seine Wanduhr auf.

§. 102. Außer diesen angeführten Classen der Zeitwörter giebt es noch zwei andere Gattungen derselben, nämlich 1) die fürwörtlichen oder Pronominal-Zeitwörter (verbes pronominaux); und dann 2; die un­ persönlichen (verbes impersonnels). 1) Die fürwörtlichen oder Pronominal-Zeitwörter sind diejenigen, welche mit zwei Fürwörtern derselben Person conjugirt werden, von welchen das eine sujet, das andere hingegen regime ist; 4.83. je me trompe sch irre mich, tu tc plains du beklagst dich, il se retire er zieht sich zurück, nous nous perdons wir richten uns zu. Gründe, t'ons vous baignez ihr badet euch, ils se nourrissent ste ernähren sich. Hiep find je, tu, il, nous, yous, ils, sujets, und me, le, se, nous,' yous, se, regimcs. — Die fürwörtlichen Zeitwörter find wiederum^ a): Reflechis (reflpxa), wenn die Handlung, die fi'e bezeichnen, aus ■ den Gegenstand selbst zurückfällt, der sie hervorbringt; Je nie

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Dom Zeitworte.

eBperauces. So glänzend seine Hoffnungen auch waren, oder quelle* que fussent ses esperances. Anckerk. 1. Wenn quel que mit den persönlichen Fürwörtern verbunden wird, dann steht das Fürwort zwischen que und dem Zeitworte; z. B. Quel qisil soit. Wie er auch sein mag. Änmerk. 2. Einige Neuere fangen an, aber der Grammatik ganz entgegen; quelque que für quelle que zu gebrauchen. So findet man häufig (vielleicht auch in Folge von Druckfehlern) quelque fut son courage, quelqubs fussent ses opinions für quel que fut son courage n. s. w.

Sechstes Capitel. Von dem Zeitworte. (Du Verde).

§. 101. Wir haben weiter oben (§. 13. 1.) den Begriff des Zeitwortes bestimmt, und alle Zeitwörter in drei Hauptklaffen getheilt, nämlich: 1) Verbes actifs-transitifs, handelnde oder transitive Zeitwörter: le pere aime le fils der Vater liebt den Sohn. 2) Verbes passifs, leidende Zeitwörter: le fils est aime du pere der Sohn wird vom Vater geliebt. 3) Verbes neutres, Zeitwörter der Mittelgattung: l’arbre croit, l’animal vit, l’homme peuse u. s. w., der Baum wächst, das Thier lebt, der Mensch denkt. Aumerk. Einige Zeitwerter der Mittelgattung (verbes neutres), welche eine Handlung des Subjectes bezeichnen, die auf keinen andern Gegenstand zurück­ fällt, köuneu auch zugleich transitiv (actifs-transitifs) sein, je nachdem sie mit einem andern Gegenstände, auf welchen die Handlung, die ste bezeichnens zurückfallen kann, in Verbindung gesetzt werden oder nicht; d. i. je nachdem fle ein regime direct haben oder nicht. So find z. B. danser, descendre, monter zugleich actifs und neutres; fie find neutres in folgenden Sätzen: Elle danse bien. Sie tanzt gut. 11 descend vite. Er steigt geschwind herab. II monte lenteinent. Er steigt langsam hinauf. Sie sind hingegen actifs in folgenden Sätzen: Elle dansa deux menuets. Sie tanzte zwei Menuetten. On le descendit avec precaution. Man nahm es behutsam herab. 11 montit sa pendule. Er zog seine Wanduhr auf.

§. 102. Außer diesen angeführten Classen der Zeitwörter giebt es noch zwei andere Gattungen derselben, nämlich 1) die fürwörtlichen oder Pronominal-Zeitwörter (verbes pronominaux); und dann 2; die un­ persönlichen (verbes impersonnels). 1) Die fürwörtlichen oder Pronominal-Zeitwörter sind diejenigen, welche mit zwei Fürwörtern derselben Person conjugirt werden, von welchen das eine sujet, das andere hingegen regime ist; 4.83. je me trompe sch irre mich, tu tc plains du beklagst dich, il se retire er zieht sich zurück, nous nous perdons wir richten uns zu. Gründe, t'ons vous baignez ihr badet euch, ils se nourrissent ste ernähren sich. Hiep find je, tu, il, nous, yous, ils, sujets, und me, le, se, nous,' yous, se, regimcs. — Die fürwörtlichen Zeitwörter find wiederum^ a): Reflechis (reflpxa), wenn die Handlung, die fi'e bezeichnen, aus ■ den Gegenstand selbst zurückfällt, der sie hervorbringt; Je nie

Lom Zeitworte.

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trompe; hier fällt die Handlung trompet auf mich selbst zurück, der ich sie hervorbringe? Eben so in den Sätzen: tu te plains, il ae retire, nous nous perdons, votis vous baignez, ils se nourrissent, fallen die Handlungen plaindre, retirer, perdre, baiguer, »ouirir, auf die sujets tu, il, nous, vous, ils zurück, welche sie hervorbringen. b) Reciproques (reciproca), wenn sie die Handlung mehrerer sujcts bezeichnen, die wechselseitig auf einander hinwirkcn; z. B. II saut que les hoinmes s'aiment et s’e'tudient a se rendre heureux, Die Menschen müssen einander lieben, und sich beflei­ ßigen, sich einander glücklich zu machen. In diesem Satze be­ finden sich drei Pronominal-Zeitwörter, von welchen zwei (s’aiment und se rendre) Reciproca sind, weil beide eine Handlung von mehreren Subjecten bezeichnen, die auf einander hinwirken, und sich gegenseitig influenciren. Das dritte hingegen (s’etu­ dient) ist ein bloßes Reflerum, weil die Handlung, welche es bezeichnet, auf den Gegenstand allein zuräckfällt, der sie her­ vorbringt. Anmerk. I. Die Reciproca, um als solche erkannt und von den Refleris unterschieden zu werden, bedürfen sehr oft der Hinzufügung der Wörter Tun l'autre, entre, reciproquement, mutuellement. In den folgenden Sätzen z. B. Votre oncle et mon pere s'estiment beaucoup. Mon trörv et ton cousin se louent continuellement — ist man zweifelhaft, ob die Zeitwörter s’estimer und se louer Reciproca oder Rcstera sind; ob der Sinn deö Satzes ist: Mein Vater und Ihr Oheim schätzen sich selbst sehr, Dein Vetter und mein Bruder loben sich selbst unaufhörlich; oder ob man dem Sinne nach verstehen soll: Ihr Oheim und mein Va­ ter schätzen einander sehr hoch, mein Bruder und dein Vetter loben ein­ ander unaufhörlich. Um also diesen letzten Sinn ohne Zweideutigkeit auszudrücken, müßte man sagen. Votre oncle et mon pere s'estiment beaucoup l'un l'autre. Mon fiere et ton cousin s'entre-louent continuelleinent, oder Mon frere et ton cousin se louent continuelle­ ment Vuu l'autre. — Die Nebenwörter beaucoup und continuellement, welche sich in diesen beiden Sätzen befinden, erlauben nicht, daß man mutuellement und reciproquement gebrauche, um die Adverbien nicht zu sehr anzuhäufen; so oft aber ein solches Adverbium im Satze nicht steht, kann man auch mit mutuellement und reciproquement ab­ wechseln: Votre oncle et mon pere s'estiment mutuellement. Mon tröre et ton cousin se louent reciproquement. An merk. 2. Die fürwörtlichen Zeitwörter haben zuweilen eine passive Be­ deutung : Un bruit fäclieux se repand aujounfhui. Ein verdrießliches Gerücht verbreitet sich heute. Un tel ami se trouve rarem ent. Ein solcher Freund findet sich selten. Une Charge aussi pesante se porte difiioilement. Eine solche Last ist schwer zu tragen. In diesen verichiedenen Sätzen bedeuten se repand, se trouve, se poite, so viel als est repandu, est trouve, est portee.

2) Die unpersönlichen Zeitwörter (verbes impersonuels) sind diejenigen, welche nur in der dritten Person der Einzahl gebräuchlich sind; z. B. il saut man muß, il Importe es ist nothwendig, il convient es ziemt sich, il pleut es regnet. Man erkennt sie daran, daß man kein Hauptwort an die Stelle des Fürwortes il setzen kann. Dipse Bemerkung ist darum wichtig, weil es viele persönliche Zeitwerter giebt, welche den unpersönlichen gleichen. Esperez en Dieu, il "est juste. Hoffet auf Gott, er ist gerecht. Pardonnez ä votre

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Vom Zeitworte.

fils, il convient de sa faule. Verzeihet Eurem Sohne, et gesteht seinen Fehler ein. Hier sind il est juste, il convient, persönliche Zeitwörter, weil ich die Hauptwörter Dien, fils, an die Stelle des Fürwortes il setzen kann, welches nur ihre Stelle vertritt. In fol­ genden Sätzen aber: Dieu est notre mailre; il convient de lui obeir. Gott ist unser Herr und Meister; es ist nothwendig, ihm zu gehorchen. 8i votre fils a fait une faule, il est juste qu’il en seit puni. Wenn Euer Sohn einen Fehler begangen hat, ist es billig, daß er dafür bestraft werde — sind il convient, il est juste, unpersönliche Zeitwörter, weil man nicht Dieu, fils an die Stelle des Fürwortes il setzen kann.

§. 103. Von der Conjugation der Zeitwörter.

Das Wort Conjugation bedeutet Zusammensügung. Conjugiren heißt also, die verschiedenen Theile oder Verhältnisse der Zeitwörter auf eine übereinstimmende Art zu einem Ganzen zusammcnfügen und hersagen. Diese verschiedenen Theile des Zeitwortes sind: die Modi (modes), die Tempora oder Zeiten (temps), die Numeri oder Zahlen (nombres), und die Personen (personnes).

§. 104. Vom Modus. Modus (mode) bedeutet Art, Weise, und ist die Art und Weise, wie die Verhältnisse des Zeitwortes ausgedrückt werden. ES giebt deren vier: der Infinitiv (l’lnfinitif), der Indicativ (l’indicatif), der Conjunctiv (le Subjonctif ou Conjonctif) und der Imperativ (flmperatif), wozu man noch den Conditionnel (die Bedingungsform), das Participe (das Mittelwort) und das Gerondif (das Gerundium) rechnen kann. 1) Der Infinitiv, d. i. unbestimmte Form des Zeitwortes, zeigt bloß die Handlung oder den Zustand, welche das Zeitwort bezeichnet, im Allgemeinen an, ohne weiter die Verhältnisse zu bestimmen, unter welchen diese Handlung geschieht, oder dieser Zustand stattsindet; aimer lieben, donner geben, songer denken, vivre leben, croilre wachsen. 2) Der Indicativ, d. i. bestimmte Form, zeigt mir, wann und von wem die Handlung geschehen ist, oder wann und für wen der Zustand Statt gefunden hat; er bestimmt also die Zeit (wann) und die Person (von wem, für wen), und bildet einen vollständigen Sinn für sich. II aime. Er liebt. Nous aimions. Wir liebten. Vous aimerez. Ihr werdet lieben. Tu vis. Du lebst. 11s vivaient. Sie lebten. Je croitrai. Ich werde wachsen. 3) Der Conjunctiv (Subjonctif ou Conjonctif), d. i. verbundene Form, also genannt, weil er immer von einem andern vorhergehenden Worte abhangt, oder mit einer Conjunction verbunden wird, bestimmt zwar auch die Zeit und die Person, zeigt aber nicht die Handlung als wirklich existirend, sondern nur als möglich, nicht als seiend, son­ dern "blo^ als sein könnend an, und bildet keinen vollständigen Sinn, »penn, er allein steht und von seiner Conjunction getrennt wtrd; z. B, Il est impossible qu'il vive. Es ist unmöglich, daß er lebe. Je

Vom Zeitworte.

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deute qu’il vienne. Ich zweifle, daß er komme (kommen werde). Hier werden die Handlung vienne und der Zustand vive bedingt und als bloß möglich dargestellt, und wenn man die Conjunctiv» wegnimmt, bilden il vive, il vienne keinen deutlichen Sinn mehr. 4) Der Imperativ, d. t. befehlende Form, bezeichnet die Hand­ lung des Befehlens, des Bittens, des Ermahnens; z. B. Aimczmoi. Liebet mich. Vivez heureux. Lebet glücklich. Songez ä lui. Denket an ihn. 5) Der Condilionnel (Bedingungsform), den beinahe alle Gram, matiker zu den Zeiten deS Indicativs rechnen, bildet eigentlich einen Modus für sich, und drückt einen Wunsch, ein Verlangen aus, oder zeigt an, daß eine gewisse Handlung oder irgend ein Zustand unter der Bedingung Statt haben würde, wenn eine andere bestimmte Hand, lung oder ein anderer bestimmter Zustand einträte; j. 5B. Je voudrais y etre. Ich möchte dabei sein. 11 vivrait heureux s’il etait moins ambiticux. Er würde glücklich leben, wenn er weniger ehrgeizig wäre. yaimerais encore cet hoinme, s’d ne m’avait pas si cruellement offense. Ich würde diesen Menschen noch lieben, wenn er mich nicht so grausam beleidigt hätte. 6) Das Participe (Mittelwort) wird, so wie das darauf fol, gende Gerondif, gewöhnlich zu den Zeiten des Infinitivs gerechnet. Wir haben es für bequemer und nützlicher erachtet, sie als eigene Modos zu betrachten, welches sie in der That wirklich sind. — Das Participe wird also genannt von participer, Theil nehmen, weil es zugleich an der Natur des Zeitwortes und des Adjectivs Theil nimmt, und beiden angehört; dem Zeitworte, weil es dessen Bedeutung hat: atme' geliebt, ve'cu gelebt, ecrit geschrieben, und weil, mit avoir oder etre verbunden, es verschiedene Zeiten des Zeitworts bildet: j’ai aime’ ich habe geliebt, tu avais veeu du hattest gelebt, il est ecrit es ist geschrieben; dem Adjectiv, weil es, wie dieser Redetheil, eine Beschaf­ fenheit des Hauptwortes bezeichnet, und in gewissen Fällen, wie das Adjectiv, das Geschlecht und die Zahl dieses Hauptwortes annimmt: Un enfanl atme. Ein geliebtes Kind. Les leltres que j’ai ecrites. Die Briefe, welche ich geschrieben habe. Les femmes qu’il a tnies. Die Frauen, welche er gesehen hat. 7) Das Gerondif (Gerundium) bezeichnet: a) Entweder die Beschaffenheit eines Subjectes, insofern dasselbe eine Handlung vornimmt oder sich in irgend einem Zustande befindet: Charles est tres applique, dormant peu, jouant encore moins, travaillant avec ardeur et n’etant rebute par ancune difficulte. Hier drücken die Gerundia dormant, jouant, travaillant, n’etant rebute die Beschaffenheit des Sub­ jectes Carl aus, der wenig schläft, noch weniger spielt, mit Eifer arbeitet, und durch keine Schwierigkeiten abgeschreckt wird. — Oder es bezeichnet die Ursache, den Grund zu einer Hand­ lung oder einem Zustande: Louis n’ayant pas acheve son theme, fut gronde par son maitre. Da Ludwig seine Auf­ gabe nicht vollendet hatte, wurde er von seinem Lehrer ausge­ scholten. Le Hon voyant son petit favori sans vie, tomba malade de chagrin. Als der Löwe seinen kleinen Freund ohne

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Vom Zeitworte.

Lebe» sah, ward er vor Kummer krank. Hier sind n'ayant paa acheve und voyant sans vie der Grund oder die Ursache, warum Ludwig ausgescholten wurde, und der Löwe krank ward. In dieser Bedeutung entspricht das Gerondif dem Participio praesenti der Lateiner und steht ohne die Präposition en, wie man aus den angeführten Beispielen ersehen hat. b) Das Gerondif bezeichnet ferner einen Umstand der Handlung oder deS Zustandes, oder die Art, das Mittel, zu einem Zwecke zu gelangen; dann nimmt es, oder kann zum wenigsten die Präposition en annehmen. En travalllant beaucoup on fait des progres dans les Sciences. Wenn (indem) man viel arbeitet, macht man Fortschritte in den Wissenschaften. (En travaillant beaucoup, Art und Mittel, wie man Fortschritte in den Wissenschaften macht). En tombant de l’echelle il s’est casse le bras. Er hat den Arm gebrochen, weil (indem) er von der Leiter gefallen ist. (En tombant, Umstand der Handlung oder des Zufalls, wodurch er den Arm gebrochen hat.) In dieser Bedeutung entspricht das Gerondif dem Gerundio der Lateiner.

§. 105. Vom Tempus. Eine jede Handlung und ein jeder Zustand müssen sich zu einer gewissen Zeit ereignet haben. Diese Zeit ist entweder gegenwärtig oder vergangen, oder sie ist zukünftig. Aus dieser Eintheilung der Zeit entspringen die drei Haupttcmpora der Zeitwörter, nämlich das Prä­ sens oder die gegenwärtige Zeit (le present), das Perfektum oder die vergangene Zeit (le parfait), und das Futurum oder die zukünftige Zeil (le futur). Von diesen drei Hauptzcitcn ist das Präsens allein ein­ fach und ungctheilt; für das Perfectum und Futurum finden noch gewisse Verschiedenheiten Statt, welche zu den Unterabtheilungen die­ ser Hauptzeiten Anlaß geben.

§. 106. Man kann jede vergangene Handlung und jeden vergangenen Zustand unter einem doppelten Gesichtspunkte betrachten. Sie sind nämlich entweder erst im Begriff vergangen zu sein, oder sie sind schon wirklich vergangen: ihre Vergangenheit ist entweder, obgleich angefangen, noch nicht vollendet, oder diese Vergangenheit ist ganz und vollkommen. J’ecrivais lorsque mon pere entra dans ma chambre. Ich schrieb als mein Vater in mein Zimmer trat. II dormait encore lorsqu’on vint l'eveiller. Er schlief noch, als man kam ihn zu wecken. Hier sind der Umstand il dormait, und die Handlung j’ecrivais, zwar vergangen, aber ihre Vergangenheit ist nicht vollendet, denn beide dauerten noch, als der Vater in das Zimmer trat, und als man kam, jenen zu wecken. Wenn ich aber sage: j’ai dcrit loute la journee ich habe den ganzen Tag geschrieben, il a dormi tonte la nuit er hat die ganze Nacht geschlafen; dann sind die Handlung j’ai ecrit, und der Zustand il a dormi, gänzlich ver­ gangen.

Bom Zeitworte.

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§. 107. Die erste von diesen beiden Arten, die vergangene Zeit zu be­ zeichnen, heißt Imperfectum (Imparfait), d. i. unvollkommen vergan­ gene Zeit (vom lateinischen Worte im,>erfectus, unvollkommen). Die zweite führt den Namen Persectum (Parfait), d. i. vollkommen ver­ gangene Zeit (vom lateinischen perfectus, vollkommen). §. 108. Die.gänzlich vergangene Handlung oder der gänzlich vergangene Zustand können aber entweder in eine durchaus unbestimmte Zeit fallen, wie dies bei den oben angeführten Beispielen: j’ai dcrit touto la journee, il a dormi tonte la nuit, der Fall ist; oder die Zeit, in welche die Handlung und der Zustand fallen, wird durch den Satz bestimmt; z. 23. j’ecrivis hier tonte la journee, avant-hier il dormil tonte la nuit. Diese letzte Art, die vergangene Zeit zu bezeichnen, nennt man parfait delini, d. i. bestimmte gänzlich ver­ gangene Zeit. §. 109. Die vergangene Handlung und der vergangene Zustand können jerner bezeichnet werden, als schon vergangen, zu einer Zeit, wo eine andere Handlung, die ebenfalls als vergangen dargcstellt wird, sich ereignete. J’avais lu la moitie du livre lorsqu’on eint me le demander. Ich hatte die Hälfte des Buches gelesen, als man kam, eö mir abzufordern. J'avais dormi deux heures lorsqu’on vint m’eveiller. Ich hatte zwei Stunden geschlafen, als man mich zu wecken kam. Hier werden die Handlung j’avais lu und der Zu­ stand j’avais dormi als schon vergangen dargestellt, zu einer Zeit, wo die ebenfalls vergangenen Handlungen des Abforderns und des Weckens sich ereigneten. Diese Bezeichnung der Vergangenheit, wenn die längst vergangene Handlung in eine ganz unbestimmte Zeit fällt, wie es bei den eben angeführten Beispielen der Fall ist, führt die Benennung PluSquampersectum (Plus-que-parfait), d. t. vorher oder längst vergangene Zeit. §. HO. Die längst vergangene Handlung und der längst vergangene Zu­ stand können aber auch als bestimmt in Rücksicht der Zeit dargestellt werden, und diese neue Bezeichnung nennen wir Defini anterieur (längst vergangene bestimmte Zeil): Lorsque j’eus lu la moitie du livre, je le remis a sa place. Als ich die Hälfte des BucheS ge­ lesen hatte, setzte ich es wieder an seine Stelle. Apr&s que j’eus dormi deux heures, je m’eveillai. Nachdem ich zwei Stunden ge­ schlafen hatte, erwachte ich. Ein Mehreres über den Unterschied die­ ser Zeiten bei der S--ntax der Zeitwörter. Anmerk. Außer den angeführten zusammengesetzten Zeiten der Vergangenheit giebt es noch zwei andere, von welche» man die eine Parfait surcompose: Lorsque j'ai eu dine. Als ich gegessen gehabt habe; die andere aber Plusque-parlait surcompose nennen kann: Si j'avais eu plus tät dine, je serais venu plus tät. Wenn ich früher gegessen gehabt hatte, wäre ich auch früher gekommen.

§. Hl. Das Futurum oder die zukünftige Zeit ist auch von doppelter Art; denn es bezeichnet entweder eine Sache, die geschehen wird, ohne

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Bom Zeitworte.

Beziehung auf eine andere Begebenheit: je lirai ich werde lesen, je dormirai ich werde schlafen; oder es zeigt an, daß die Sache geschehen wird, ehe eine andere Handlung oder ein anderer Zustand stattsinden werden; j. B. J’aurai lu tout le livre avant que voos comtnencicz le vötre. Ich werde das ganze Buch gelesen haben, ehe Sie daS Ihrige werden angefangcn haben. Vous aurez dejä dormi deux heures quand je rentrerai cette nuit. Sie werden schon zwei Stunden geschlafen haben, wenn ich diese Nacht kommen werde. Das erste heißt Futurum simpler (Futur simple), das zweite Futurum compositum (Futur compose). Anmerk. So wie cS ein Parfait und Plusque-parfait surcompose giebt, eben so hat man auch ein Futur surcompose: Quand j'aurai eu acheve d’ecrire, j’irai vous rejoindre. Wenn ich werde aufgehört haben zu schreiben, werde ich zu