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German Pages 223 [489] Year 1806
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Bildergallerie Siebenter
Mit
XX.
Band.
Kupfertafeln.
Berlins
1800.
Bey Oebmiake dem Jüngern.
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in
Vorrede.
Auch dieser Theil der Bildergallerie
oder des
Schauplatzes der Natur schmeichelt sich,
Die Verfasser
Brüder nicht unwürdig zu seyn.
haben sich
Mühe
unterhaltend zu machen, aus
großem
ihn
gegeben,
und
seiner
lehrreich
und
den Stoff dazu
kostbaren und zum Theil selteneU
Werken zusammenzutragen,
niannS Handen sind.
die nicht in feder-
Sie hoffen,
durch die
Art der Bearbeitung nicht nur nützliche Kennt
nisse zu verbreiten,
sondern auch, )( 2
was
ihnen
noch
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«och mehr am Herzen liegt, Sinn und Begierde
für dieselbe zu erwecken und in der Jugend die Lust zu erregen, von dem noch mehr zu lernen, wovon ste hier die ersten Grundbegriffe entwickelt
finden.
Der Gedanke, diese Absichten nicht ganz
verfehlt zu haben, ist ihre größte Belohnung^ Berlin, den 2. October 1799^
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Anhalt. Seite
Venus-Flieg»«-Falle ♦ • Ueber die Schmarotzerpflanzen Weißer Mistel . Die Vanille Die Seidenpflanze ♦ t Die Chinesermütze, oder der Hut-Affe ♦ Der Drechsler . , . Der Gvldschläger . W Der Auer-Ochs, Ur,Ochs Der angorische Bock und die angorische Ziege • • ch Der Serval Der große Ameisenfresser ♦ O ♦ einige Arten von Papageie» » 4 Der mvluckische Sittich . • Der kleine Kakatu mit fleischfarbenen Schnabel Der schwarte Kakatn • ♦
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Seite Der rothe Sittich-Lori Der kleine Sittich mit rosenrothem Kopfe und den lan gen Schwanifedern 116 Die kriegerischen Termite» . . . . u7 Etwas zur Vergleichung der kaltblütigen und warmblü« 140 tigen Thiere Die Brillen - Schlange 174 Die Rosenkranz-Schlange 184 Die Pipa, Tedo r85 192 Die fliegende Eidechse Der Lachs 195 207 Der Kabeljau »der Stockfisch 220 Der Schwertfisch 224 Der kleinzefleckte Hayfisch 227 Die Blattlaus Das Gummi-Lak-Insekt 2Z4 242 Der malabarische Kalao 246 Der große Pronierop« mit gekräuselte» Seitcnfedern Der europäische Kukqk 248 Der blaue Kukuk 257 Der GelbhalS . . 258 262 Der Seereiher . 26 4 Der Goldklippfisch, oder der plümiersche Goldfisch 26$ Der eingefaßte Klippfisch Die Seekröte 267 Der tweifarbige Klippfisch 269 270 Der Einhornfisch . Drei größte Sägfliege, HoljweSpe, SchwaniweSpe 27; Der Nuß^ Rüffel - Käfer 283 290 Der Iabiru Der ♦
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Seite 2-3 Der Savacou . sp6 Die Eidergans . 3 09 Die Krick-Ente 3io Der Kiebitz Der Fasan 315 321 Die Hausgrille . 332 DaS gemeine UferaaS 336 Der zweiäugige Host Die Buschratte 339 Der Iltis 345 Der Tiger-Iltis 349 Das Frettchen 351 Der gemeine Wiesel . 353 Das Zwergreh oder Jwerghirsch .... 355 Mädchen und Weib von de» chundurowischen (kundurvfSkischen Tatarn 357 Die Inguschen . . . 35Ein vornehmer Tscherkoß in gemeiner Haustracht und eine tscherkessisch« Fürstentechter . . 368 Ein tscherkessischer Fürst . . 369 Ein Truchmene . . 376 Das Mausvläum . . 378 . . 38» Ein Opfer ....
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Verzeichniß der Pränumeranten auf dem siebenten
Bande der neuen Bildergallerie, oder des neuen Schauplatzes dritter Band. Die Königliche Academie Militaire in Berlin. Die Academrsche Buchhandl. in Jena. Die Academ. Handlung in Mar burg , 7 Exemplare. Die Aead. Handlung in Stras, burq, 2 Exemplare. Hr- Caspar Heinrich Ahrens, Kaufmann zu Neuhaus im Bremischen — BürgermeisterAIbertinHannover. — Altag. Ammon. r- Pastor Amsberg zn Cummerow bey Malchin. — Senator Amsik. — Doetor Anderson 9 ExeMpl. Die Andräische Handlung iw Frankfurt, ; Exemplare. Hr. Kanzleidirektor Andrä. Senator Ankelmann. — Heinrich von Arnim. — von Arnim in Neu-Temmen. — Major von Lrnim auf GiP schendorf. — Landrath von Arnim in Schwarzensee Die Hrn. Artarja und Comp. in Wien Die Hrn. Buchhändler Bacbmann und Gundermann in Hamburg, 41 Exemplare. Hr Johann Tobias Balzer in Dadme. — Johann Carl Gottfried Bal-er in Dahme. ~ Kaufmann Barej.
Herr I. H. Barbiez. — Traug.BarchewU; inSchmieF dederq. Frau Oberforstrrieistenn v. Barr nem/^, geb. v. Schuleuburg. H. Bolcholdi. Professor der Nalurges hlchte tn Stettin. — Gedeimerath Boumggrren— Vuchhändl. Vaumearmer tn Leipzig, 4 Exemplare. — Amtsrath Bayer in Quartschen. Dem.Charlotte Theodora Amalia Becherer. Hr VuchhandlerBeck in Nörd lingen , 3 Exemplare. Dem. Wrlh'lmrne Behrends. Hr. Justiz Amtmann Behrends, tu Reirlsb ra. — Horror I. P. Vekmann. — Buchhändler Beer inLeipzig/ 3 Exemplare. — Benzioueüi. — I. G. Berg inAnclam, 9 Ex. — Kaufmann Berger in Neu stadt Eberswalde. — Gottfried Verger. — Christian Gottlieb Berger. — Friedrich Ludw. Besko. — Kammerherr und Prälat v. Blankensee in Filehne. — Joh. Christ. Wilhelm Blell in Brandenburg. — I. H. Blter. — I. Sam. Blume in Schlawe, 2 Exemplare. — Buchhändler Blumauer in Wien. — Ludwig Blumberg. Herr
Herr Candidat Blumenthal in Der Kaufmann le Coq. Ivlcho zn Rathenau, 2 Expl. — Hausvogt Coß in Belekede. — Buchhändler Bohn inHam- Hr. August Crantz. — Buchhändler Cratz in Freybürg, 13 Exemplare. Die Hrn. Bohn und Comp. in berq. — Buchhändler Creutz in Mag Lübeck, 14 Exemplare. Hr. Ludwig von Bodelwing. deburg, i Exemplar. Dem. Mar. de la Ci uix. Fr!. Sophie von Bodelwing. Hr Buchhandl Crufius in Leip-. Hr. Ludwig Bonte. zig, 6 Exemplare. Dem. Johanna Maria Magda — Buchhandl Däuizer in Düslena Bofilinska. seldorff, 2 Exemplare. Hr. Regiments-Quartiermei ster Brand in Eldingen. — Johann Salomon Dankert in Frankfurt a. M. — Friedrich Philipp Gebhard — Johann David Dankert in von Bredow. Friedrich Ludwig Wilhelm Frankfurt a. M. — Prediger Danz in Neustadt, von Bredow. 3 Exemplare. Fr. Majorin von Bredow. Hr. Breest. — Banquier Daun. — I. P. 2. Dirßlna, Schulleh -T- Aug. Ferdinand Bretsch. rer ui Perleberg, 8 Exempl. — Regierungsadvokat Brill in — Buchhändler Dietrich in Darmstadt. Göttrngen, 3 Exemplare. — Brock. — Buchhändler Brönner in — Christ. Wilh. Dippe in Hal berstadt. Frankfurt, 3 Exemplare. Dem. Henriette Dippe. — Inspektor Brose. Die Brucknersche Wandlung in — Wllhelmrne Dippe. Frl Henriette von Dörnberg. Danzig, 6 Exemplare. Hr. Fritz von Dörnberg. Dem- Wtlbelmrne Bruder. — Louis von Dörnberg. Die Fr. Gräfin v. Brühl. Hr. Friedrich Graf von Brühl. — Johann Caspar Dorge. — Buchhändler Brummer in — Obnst von Driesen, Flügel Copenhagen, 12 Exempl. Adjudant Sr. Kayserl. Ma jestät in Petersburg. — Leopold von Bülow in Jer — Drost von Münchhausen in chel Graf S- für Louise v. Bülow. Hardeysen. — Dume. Hr. Eourtier Butze. — Knegsrath Dreyer." — Cabanee. — Land - und Landschafts-Rath — Prediger Dünow zu Iernikow. von Chmieleyky. — S. Düsterwald in Riesen — G. R. Caps. burg. — Junker Gustav von Cariflev. Der Bildhauer Eben. — Amtsrath Caspari. Die Hrn. Buchhändler Ehrhard — von Clermont. und Löfiund in Stuttgard. Der Erbprinz vonCoburgHochf. Durchlaucht. Dem. Jeaunette Eichbolz. Hr. von Eichmann, Erbherr auf — Banquier Cohen. Cösternitz, Nrederäse u. SteaHr. Peter Andreas Collomb in ItH. Frankfurt a. M. — Jacques le Comte. — §. H. Eimke. Dem. Johanna Eiselen. — Gedeimerath le Coq. Hr. Präsident Eisenberg. — Direktor le Coq. Hery
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Herr Kaufmann Ephraim. Herr Hauptmann v. Garren, — See. Erben zu Altenhof. vom Jung - Schwennschen — Fr W Ernst. Regiment. — Buchhändl. Ernst in 2ued- — Prof. Gedike, zu Bansten. linbura, 4 Exemplare. Die Hru. Buchhändler Gehra — Buchhändler Er-llnger in und Haupt in Neuwied. Frankfurt, 6 Exemplare. Hr. Baron von Geist, genannt — Buct Händl. Ettinger inGov. Bären. tha/ 3 Exemplare. — Leopold Genedl in Glatz. — Oberförster Ewald. — Paul Genedl rn Glatz. — Faber in Frankfurt, 2 Expl. Dem. Henr. Genedl in Glatz. — Hofrath Falke ui Hannover. Hr. Prediger Georgi in Collin. — Nttterschattsrath von Ger — Condltor Fecht. hard — I. C. Feige, Rektor zu — Buchhändl.Gerlach in Dres Bernau. den, 16 Exemplare. Dem. Johanne Charlotte Fell — F. Gerlach, Geh. Sekretär« nus in Schönau. — August Gerioff. Hr. Buchhändler Felsecker in — Cantor Gerödorf. Nürnberg, 6 Exemplare. Dkr Domaincnr nndSt.Joban— Fendler in Cospendorf. ntter - Maltheser - Ordens— Kaufmann Fetttng. Kammerrath Hr GrcjVke. — Salzinp.ktvr Fischer in Hr. Traugott Glasty in Wal Gneftn. denburg — Buchhändler Fleckeisen in — Referendarius Gieske. Helmftäot, r Exemplare. — Baurnsp^ktor Glaswald. — Buchhändler Fleischer in — Göbels und Unzer tu Kö Leipzig, 7c Exemplare. nigsberg , 2 Exemplar. FrauG^h Rätlün Flesch, 2 Expl. — Fr.C. Th Gönner in Berlin. Dem.I E. L. C. FlcssowzuVer- — Reglerungs'ath Göring. seschar bei Brandenburg. — Postsekret. Greck. Hr. H. C. G, Flitner, 8 Expl. Iettchen Grebin. Magister Flitner auf Neu Dem. — CH- Hrrrr. Beate ^klebsch. hof bey Düben— Eleonore Griebsch. — v Flottmann, Kammerrath- Hr. Buchhändler Grieöbach in — Maj. v. Forcade auf Schlei Cassel. witz. — Buchhändler Groß in Hal — Francon. berstadt. — Ameise- u.Zovsekretair Fran — Ernst Th. Gruber, Sohn ke in Brandenburg. des Herrn MagrstratsrathS Franz, Erbprinz zu Coburg, Gruber zu Brode in GalliHochfürstl. Durchl. zien. Hr. Geh Rath Friedel. Dem. I. I. Gunther in Glogau— Buchhändler Friedrich in Li< — Henriette Günther. bau, 'o Exemplare. — C- Günther in Magdeburg. — Buchhändler Frommann in — M. C. Günther in Magdeb. ZüUichau, 14 Exemplare. Hr. Buchbinder Günther in — Buch!). Füchsel in Zerbst 6 Glogau, 28 Exemplare. Exemplare. Fr. Oberhofmeist. von Gund— Gustav Adolph Fuß. lach. — Buchhindl. Gabler in Jen- Hr. Major von Guionneau. 2 Exemplare. — Kammerrath Gutike. Herr
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Herr Kammerherr von Haack. .Herr Inspector Hildebrandt. — An tsrathHaakenaufFrauen- — • Johann Carl Hlljcber. dorf. — Justiz - Amtmann Hermann Dem. Auguste Haack. in Ferbellin. — Hak.l zu Sanssouci. — Ioh. Carl August Hirschel. Hr. ^’be nur. Frnanzrath Ba — Post - Secutär Hoberk tn ron von ter Hagen. Hamm, 3 Exempl. — Fvrstsecret. Höne in Driesen. — Prediger Hahn. — Cantor Hahn. — Johann Chnstlan Hoffmann Herr^ Gebrüder Hahn. Buchin N' tt - Brander b. 4 Expl. hu M?r tn Haunovu 40 Expl. — v. Hoff, Auaust Friedrich. — H inr. Wlihelm Haaken in — PredrgerHKffketnGrosköten. Staiqard ir Pommern. — Buchhändler Hoffmann in Hamburg, 40 Exemplare. — Inst zrath Haaken zu NeuenDame ow. — Postsecretär Hobek, 4 Expl. — Haiy *n Copenhagen. — Krl gsrarh Hofmeister. — Buchhändler Hammerick in — Kaufmann Hotzecker. Alton««, 5 Exemplare — Kammersecretär Homeyer. Dem Dorothea von Hammer — G. Fnanzrath Oozlg. stein in Nienburg. — Apothek.Honrlch tnSchlawe. Hr L. Baron v- Hamwerstein. Dem. Amalia Hudemann in Bernau. Graf S. für Melusine Baro nesse v. Hammerstein. Du Hrn.Hortin und Comp. in Bern, 4 Exempl. Hr. Harf in Mietau. — Prediger Harting in Burg. Hr. Heinr Frieds. Huth in Fr. Obristl. von Hartmann, ged. Frankfurt. V0N LkchNVWsky. — C. H. Iänschen Waldenburg. Hr. Buchhändler Hanknoch in — H. G. H. D. Iahn in Per Riga, 36 Exemplare. leberg. — D Hartmann aus Magdeb. — Haufmann Hartmann in — Kircheninspektor Ideler in Wilsnak. Halberstadt, 4 Exemplare. — C. W- Hartmann tn Magde — IS. Jesse, Königl. Erb pächter zu Breetz. burg. — Heinrich von Hautcharmoy. — von Ilten in Gestorf. — Graf von Jugenheim. — Doctor und Apotheker Hem König!. Churfürst!. Intellienzpel. Comt. in Hannover, 39 Expl. — Kaufm. Heitmann, 3 Expl. — F. F W. Helm inPrnnslin. Das Intelligenz, Comtoir in Leipzig, 12 Exemplare. — HelmS, Elb- Zoll-AmtsHr. Isecke in Filehne, 2 Expl. Assistent. — Buchhändler Hellwing in. - Ising. — Moses und Jacob Benjamin Hannover, 4 Exemplare. Itzig. — Graf von Henkel. — Kaufm. P Henkel mHamb. Frau Oberbauräthin Itzig. ' Hr. Benjamin Jacob Itzig. — Henning in Rossen. — Buchhändler Iversen. Dem. Johanna Henschel. Dem Iunghendell zu Verchen. Hr. Heusler. Die Hrn. Hermsdorf und Anton Hr.BuchhändlerKaffkeinStetin Görlitz, 5 Exemplare. tin, 8 Exempl. — August Wühelm Hertig. Uräulnu vonKalitschinIerbst. — D- W. Hildebrandt inPotsd. Frau Maiorln von KamkeHerr
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Herr Oberamtmann Karbe. — BuchhändlerKaven tn Altona, i2 Exemplar. r- Ehrenfrred Heinrich Aug. v. Keff nbrtncf von Griebow. — Gottl. M'chaeUs Keibel. — Frredr. W-lh Ernst. Keibel. — C W. Keibel. Madame Kersten. — Keßler und Schulze. — Stadtftcretär und JustizCvmmrssarius Kind in Lüvdeke. Hr. Christian Gottlob Kießling, Kaurmann in Hrrschderg. — Klimm im Gr. Tschrrne. — I. C. L. Klunt. — v. Kleist, Cdurf. Sächsischer Laudschafts-DrrectorinMelse dorf bei Dahme. — Wilhelm von Knebel — v. jlnoblaud) in Ferchesar. — Secretär Knoblauch. — George Friedrich Knothe. *r- HofrathKoch in Wettitt bei Halle. D.m Will). KShnemann. Hr. C. H.W. A. v. Königsdorf, aus dem Hause Kobernrst. — Friedrich Wilhelm v. Kol be. — Buchhändler Joh. Friedrich Korn rn Breslau, 27 — Buchhändler W. G. Korn in Breslau, 73 Exemps Die Kinder des Herrn Pachter Anton Krause in Wenaven. Hr. Krisch.
Äladame la Colonel Comtesse de Krochow.
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Julie und Louise Laeanal. Hr. Prediger Lambert in Insten bura, 4. Exemplare. Der Geh. Tribunalsrath Herr dm Lamprecht.
— Lendre'e,
— Apotheker Lange in Zoffen. Dem. Carol. Langenmayer in Schmiedeberg. — Ferdinand Wild. Lauster. — Ernst von Ledebur. — Oberbackmeister Lehmann. Dem. Lehmann. Hr.KammerrathLemke in Balz. — Buchb. Lehmann in Thorn. 6 Exemplare. — W. Lesser. — Schullehrer Leuschner in -Oberschmiedeberg PrinzeßLudwig, Königl.Hoheit. Hr. Dan. Loevy. — Salomon Daniel Loevy. — Lietzmann. Dem. Caroline Lietzmann. — Amalta Lindemann. Hr. von Lrnsingerr. — Prediger Lisko in Branden burg. — Buchhändler Löwe in Bresl. — Haus Friedr. Hernr. Gottlotz v. Llrtowltz auf Schönau. — C H.Graf von Lottum. Fr. Obrist vM^owtzvw geb. v. Barnewrtz, 7 Exemplare. Frl. Fnederrke vonLowtzow. — Lvudevigue von Lowyow. Hr Buchhandl Lübeck in Bay reuth, 3 Exemplare. — Carl Lüdeke. — Kriegesr.LüdemanninCiSllN. — August Lüdersdorff. — H. F. v. Lüttwttz inSch-nau. — Maurrmeister Lutze. Dem.Henrrette Carolme Louise Maaß in Srrelin. Hr. Buchhändl.Maken in Leer, 2 Exemplare, -r. von Manteufel. — Mappes. — von Marwitz.
Hr.Justrzbürgermeister Krockisitts in Deutsch Crone. — Ober^orstmelster y. Kropp. — D. Krüger, in Neustadt Eberswalde. — Buchhalter Krüger. — Ernst Th. Bened Küchler. — Johann Will) Kühnel. — Henir Friedr. Sam. Kumm. Buchhändler Kummer in Leipzig, 10 Exemplare. — vyn Mauderode, Hott. Kurella.
Herr
Herr von Marcvnnay G. Rath. Herr Leopold Neuhaus . — Obttttlcuse- undZollr.Nr'ckel — kudwig Maurer. — Louis Mayet. in Brandenburg a. d. Havel. — Buchhändler Nis*olvvius in — Mehring tn Schlawe. Königsberg, 16 Exemplare. — SchullehrerMeister inBuschDem. Fnederique Louise Doro vorwerk. thea Nitsche in Medzibvr. -- Geheim. Rath D. Meyer in Hr. F. W. Nirche in Medzibor, Breslau, n Exemplare. — Buchhändl. Meyer tn Lem — Kassirer Nölvichen. go, 2 Exemplare. — Iimmermeister Oett l. — Mengen in Hamburg. — Ohnesorqe tn Cottbus. Dem. Wilhelmine Metzger. — Geh. RathOelricks, 2 Erps. Hr. Buchhdl. Metzler In Statt — C. W. A. Oldekop in Riga. gard, 3 Exemplare. — Christ. Friedr. Wild. Olt--Madame Michaut. — Buchhändler Palm in Err Hr- I. H. G. Michaelis. langen, 3 Exemplare. — Gvttl. Michaelis in Pase — 3. F. Parysius in TeMvlin. walk. — Candidat Michelsen zu Ro —" Fr. Iac. Will). Poßtorff. — Buchhändler Patzowölo in stock. Wien, 2 Exemplare. — Uhrmacher Mollinger, — Lorenz Möllerstädt in Flens — Perthes in Hamburg,rvTxdl. — Geh. Seeretar Pst'tzmann. burg. — Geh. Rath Mönnich. Frau Stadträthinn Pietsch mann. Dem. M. C. L. Ch. §. Aug. Hr- Graf von Podeweils. Mvüenhauer. Alphonse Monod Paye. Hr. Momm in Colberg. — Buchhändler Monath und — P'schül Kühler in Nürnberg, 3 Expl. — Joy. Gudenam Polichnow. Dem. Mariane Pope. — Morino und Comp. — BuchhandlerMontag in Re Hr. Postreer. Pralle in Cclle, 4 Exemplare. gensburg, 2 Exempl. — Moser, Köntgl. OberBau< — Buchhändler Prost und Storch in Copenhaaen, 7 Rath. , . — C. Mühlmann inAüllichau. Exemplare. — 3. H. Moritz in Hamburg, — Protzen in Muste:hauscn. — Carl Heinr. Ludw. Gottlieb 3 Exemplare. — Mutzenbtcher. Gans, edler He-r zu Purlitz. — BuchhändUrMüller in Riga, Frl. Luguste von Puttkammer, 26 Exemplar. in Pohrow. — Geheimr. Müller, d. Erste. Hr. Eugen von Puttkammek, Dem. Charlotte Müller. in Pobrow. — E W. Müller. — Theodor von Puttkammek, — FlorentineWilhelm.Müller. in Pobrow. Hr. H. L. Müller tn Hannover. Frl. Emilie von Puttkammek, in Pobrow. — Apotheker Mulert in Rum melsburg. H. A * * * für; Töchter in Ma — Müller, Kaufm. in Brest. rienwerder. — Forstmeister Netter in Cros — Kriegesrath Rache in Ma sen. rienburg. — Geh. Finanzrath Neuhaus. Frl. H. Cy» Elis, von Rahmel. Dem. Juliane Neuhaus. Herr
Herr Pred. Redlich in Quer Herr Carl Aug. Ferd. Rüppel. bisch. — Fried. Ernst Rüscher in Han — Rehfeld in Posen. nover. — Capellmeister Reichard. — Löwy Salomon. — Reymanu in Breslau. Die Hrn.Schaumburg u. Comp. — Buchhändler Reinike in Leip in Wien, ^6 Exemplare. zig, 4 Exemplare. Dem. Auguste Scheel. — Ioh. Daniel Reineke in Hr. von Schelichau in Gotha. Frau Majorin von Schi» rstadt. SpandauDem. Dor. Sophie Reineke in Hr. Mauermeister Schilske. Spandau. — Johann Christian SchioFrau Geh. Räthin von SchlaHr. G Exem- — Buchhändler Schröder in Brauuschwekg, 2 Ex.mplPlar. _ — Jnspect Schröder zu Putzar. — Baron von Robert. — Postverwalrer Schubart tu — Roßmann in Ratibor. Bremen, 3 Exempl. — Rorhe und Comp. z Exem — Kurt Amal. Gottfr. Sclmbplar. bert aus Lubzin bei Gellnow. — Senator Rucker, 3 Exem — Kaufmann Schüler plar. _ — Schütz, Licenteinnehmer zu — von Ruhle. Wustrow. — Regiments-Quartiermeister Die Schulbuchhandl. in Braun Rümpler. . schweig, 6 Exemplar Dem. Ernest. Hennette Nup Die Gräfin von Schulenburg. pel. Herr
D
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Herr Kriegesrath Schulz. Dem. Susanne Maria Schulz in Franks, a. M. — Rebecca Schulz. < Hr. L. L. Schulz in Perleberg. — Geh. Finanzrath v. Schulz. — Ad. Wilh. Ferd Schulze. — Dan. W. Schulze in Stet tin. — Carl Friedr. Aug. Schulze. — Kaufmann Schulze. — Böttchermeister Schulze in Grabow. — Christ. Friedr. Schulze in Wrietzen. — Johann Joachim Dietrich Schulze. Ludw. Schumann zu Tilsit in Ostpreußen. DieHrn. Buchhändler Schwan und Götz in Mannheim, 6 Exmplar. Hr. Ludw. Carl Schmers in Al> tona. Fräulein Friederike Freyin von Schweinitz in Damsdorf. Hr. Adolph Graf von Schwe rin. Seliger sen Buchbinder in An germünde. Hr. Kanzelky-Direktor Sellin. — Lieferant Siebert. Buchhändler Scvsrin in Weisenfels, 2 Exempl. Dem- Siebecke. Hr. Buchhändler Siegert 12 Exempl. Dem. Philipp. Svtzmann. Hr. Splittegarb. — Candidat Sponholz. — Buchhändler Stahel und Ki lian in Pest, 6 Exemplar. — Rendant Steglich, 2 Exem plar. — von Steinwehr. Frau Lieutnant von Sternfeld in Nienburg. „ Hr. Buchhändler Stiller inRo, stock, 6 Exemplar. — Carl Friedr. Stocken. — Nuntius Stockfisch. — Amtsrath Stoppelberg.
C
Herr Pred. Stubemund in Bei lin. Fräul. Ottilie Friederike Wil helmine LouiseCharlotteEnnlie von Sydow. Hr- C. F. Sydow aus Königs berg in der Neumark. Das Ordensfräul. von Sydow in Iehdenik. Hr. Baron Thiele von Thiele feld, Herr von und zu Chem nitz in der Niederlausitz. — Senator Thilo in Alr-Stettin. — Pastor Thimäus zu Bar singhausen. Frau vou Thieffenhausen in Dahlwitz. Hr. Pred. Thörl in Celle. Dem. Johanne Franciske Ca roline Tdomachewska in Heilsberg. Sri. von Thümen. Hr. Friedr. Linke. Frau von Tiefenhausen. Hr- Friedr. Will). Töpfer. — Burgnm ister Lortilowkus in Insterburg. — Traktes — Buchhändler Trampe in Halle. — Friedrich Wilhelm Treue in Nauen. Dem. Friederike Dorothea Wil, helmine Treue. Dorothea Clisab. Treue, geb. Arnold. Hr. I. C. A. Ludwig Treuer aus Fürstenwalde. — KammersecrttärLreutlerin Groß Glogau— Carl George Christian Treutler in Waldenburg. — Buchhändler Troschel in Danzig, 6 Excmpl. Dem. E. Ern. Louise Trmtte. Hr. Tschöpel, Königl. LotterieEinnehmer in Nimpsch. Hr. Buchhändler Vandenhoek und Ruprecht in Göttingen, 6 Exemplare. Herr
D
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Herr Buchhändler Varrentrapp rn Frankfurt!), 12 Exemplar. — I. E. F. Uebertchär aus NteDerschlesien. Präsident von Ungnade 6 Exemplare. — August Unholj. — Gellerm. Seeretär Völker 2 Exemplare. Dem Loutse Vogel. Hr. Gel). Secret. Voigt. — Graf v. UxküL Güldenband zu Donau. Demoiselle Christine Wäder in Schmiedeberg. — Fnederrke Waldkirch in Schmtedeberg. Hr. Waauer sen— Waase Secret, und Registra tor der König! Aceise- und Zoll-Direktion in Branden burg. von Waldow in Mohrenthien. — Buchhändl. Walther inDresden, 2 Exempl. Pastor Waltsgott zu Glauche tu Schlesien. — Jacob Weedelaar in Elbin gen. — Stadtratb Werdenrann. *- Weidmann König!. LotterieEinnehmer. — H Weinhold, Kaufmann. — Geh. Secretar Weite. Der König!. Prinz Wilhelm v. Preuren. Dem. Charl. Wilhelm. Elisab. Werß in Breslau. Hr. Kammerrath Weiöberk. — Weitmann. — Wendt. — PvstsecretärWerNtchinCöSlin, 2 Exempl. — G. Archivarins Wernitz.
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Herr Will). Westfeld. — IustrzrathWichers inDanzig^ — Joh. Friedr. Wregandt. — Professor Wildenow. Dem. Friederike Wilhelms. Dorothea Wilhelms. Hr.. Carl Willermann. — Doetor Willisch in Witten berg. — Buchhändler Willmanns in Bremen, 6 Exemplar. — Ged. Secretar Winter. Dem. Wrlhelmine Winyen. — Friederike Juliane Charlotte Schenk von Winsterstede zu Schwachhausen bei Celle. Hr. 3. C. G Wittke Apothe ker in Zehdemck, 2 Exempl. — Buchhändl. Wohler in Ulm, 6 Exempl. Ktl. Wilhelmine von Wolde in Wusterwitz in der Neumark. Hr. Samuel Balthasar Wolffs — Heinr. Christ. Wolff. — Georg Ludw. Julius Heilig Wolkenhaar in Hameln. — Wörmes, Docror zu Wittstock. — Aua. Wilh. von Wulffem Dem. Wilhelmine Wutheke. Hr. Professor Zenker. Dem. Friederike Zeschke. Hr. von Ziegcnhvrn, Präsident ttt Bialystok. — Johann Peter Gottfr. Zierholdt. — Zimmermann, Kunsthändler in Hannover. — Postmeister Zimmermann. — Burgemeister Zimmermann in Prenzlow. — Regtments-Chirurgus Zim mermann. — Secretar I. G. »Zombrons ner.
Taf. L
Taf. L Kig. r. Die Venus--Fliegen-Falle» (Dionaea mufcipula.)
JJVetycett Gewächse besitzen die wunderbare Eigen» schafr, daß sie, nach einem empfangenen Stoße, eine bestimmte Bewegung äußern, die man nicht, als von dem Stoße allein bewirkt, ansehen kann, sondern die man als die Folge einer eigenthümlichen nach innern Gesetzen bestimmten Thätigkeit der Pflanze betrachten muß» Um den Lesern gleich anfangs die hier vor» kommenden Begriffe deutlich zu machen, bemerke ich, daß man alle Bewegungen int ganzen Weltall als die Erzeugnisse von drewrlri ganz verschiedenen Klassen von Kräften ansehen kann, und diese drei Kräfte sind die mechanischen, chemischenund organischen. Die mechanischen Kräfte beringen ihre Wirkungen, nach den allgemeinen Gesetzen der Bewegung, bloß durch Stoß oder Anziehung hervor: so sind z. D. da» Wehen der Zweige im Winde, so wie der Fall eine» Körpers, de? Pang eiyer Mühle,, der Lauf einer ge.
2
C
worfenett oder abgeschoffenen Kugel,
und selbst der
Lauf der Himmelskörper, lauter Erscheinungen,
die
aus den allgemeinen Bewegungs-Gesetzen befriedigend hergeleitet und erklärt werden können. Nicht so gut gelingt es uns mit den Erzeugnissen chemischer Kräfte, z. B. das Schmelzen der Metalle läßt sich nicht bloß
als eine durch einen Stoß von Fmercheilchen auf die Metalle verursachte Veränderung derselben erklären, weil auf diesem Wege höchstens eine Zerthe«lung tit
ein feines Pulver, aber durchaus nicht eine Verwand lung eines vcsten Körpers in einen flüssigen begreif
lich werde» könnte.
Eben so geht es-mit der Auf
lösung der Salze in Wasser, mit der Darstellung vester und flüssiger Körper in Lufcgrstalt, mit dem
Gefrieren des Wassers, und tausend ähnlichen Er
scheinungen.
Am auffallendsten ist es dabei,
zwei chemisch vereinigte Körper,
daß
die nun zusammen
einen dritten bilden, ganz andre Eigenschaften äu ßern, als jeder von ihnen vorher: ko besteht z. B. der Zinnober aus Quecksilber und Schwefel, ohne doch weder die Flüssigkeit des einen noch die leichte Brennbarkeit des andern an sich zu haben. kenswerth ist hiebei,
Bemer»
daß zwei auf diese Weise mit
einander verbundene Körper durch keine mechanische Kraft wieder von einander getrennt werden können, sondern sich gänzlich wechselseitig durchdrungen ha
ben.
Auch bei der feinsten Zerpulverung des Zinno
bers wird man nicht auf einzelne Stückchen Schwe fel amd einzelne Quecksilberkügelchen treffen; sondern
auch das kleinste, kaum mehr sichtbare,
Staubkörn
chen Zinnober enthält seine beiden Bestandtheile noch in
2
Z
L
in der genauesten Vereinigung, ohne daß man, auch
durch die stärksten Vergrößerungsgläser, im Stande wäre,
sie vereinzelt darin wahrzunehmen:
sie sind
nicht mit einander vermengt, wie man etwa aus gel bem und blauem Sande grünen bcrvorbrmgen könnte,
in welchem aber kein einziges Körnchen für sich eine grüne Farbe hatte;
sie sind mit einander gemischt,
und können nur dadurch getrennt werden, daß man sie mit einem dritten Körper in Verbindung setzt, der
zu einem der beiden Bestandtheile eine stärkere Ver
wandtschaft besitzt, als diese gegen einander.
So er
hält man das Quecksilber aus dem Zinnober wieder, wenn man ihn fein gepulvert mit feuerbeständigen
Lauqensalze, oder mit Kalkerde, oder mit Eisenfeile
in's Feuer bringt und destillirt, weil der Schwefel ge*
gen alle diese Stoffe eine stärkere Verwandschaft be, sitzt,
als gegen das Quecksilber,
und sich also von
diesem trennt, um sich mit jenen zu vereinigen.
Die
chemische Erscheinungen stehen eben so unter den Ge
setzen der Verwandtschaft, wie die mechanischen un ter den Gesetzen der Bewegung: bet jenen wird dir
Mischung der
dabei ins Spiel kommenden Körper
verändert, und ihnen mit neuen Bestandtheilen auch neue Eigenschaften gegeben;
bei diesen
wird
bloß
Masse, Richtung oder Geschwindigkeit geändert, das
Wesen dec wirkenden
und
leidenden Körper selbst
bleibt dabei unverändert.
Von beiden Erscheinungen unterscheiden sich die organischen,
der Bewegung,
die weder nach allgemeinen Gesetze«
noch nach Gesetzen
Verwandtschaft allein,
sondern A 2
nach
der chemischen
Gesetzen der
Steil#
3 Reizbarkeit erfolgen.
4
t
Daß z. B. Pflanzen und Thie
re die eingenommenen Nahrungssäfte in Theile von ihrer eigenen Natur verwandeln, kann weder durch bloß mechanische, noch durch bloß chemische Kräfte in ihnen erklärt werden. Zwar hat man beide Arten von Erklärungen ehemals versucht; aber man kann sich leicht von ihrer Unzulänglichkeit überzeugen. Die mechanischen Erklärer nahmen für jeden Bestandtheil
in den Nahrungsmitteln eine bestimmte Gestalt an, und gaben bei jedem Gefäße eine ähnliche, so daß es nun im Stande wäre, die seinen Mündungen an Gestalt ähnlichen Theile in sich aufzunehmen; aber das Gekünstelte, und dennoch Untaugliche dieser Erklä rungsart fällt zu sehr in die Augen, als, daß man sich bei ihrer Widerlegung aufhalte« dürfte.
rer sind die Chemiker zu widerlegen,
Schwe
die den orga
nischen Körpern theils die Kraft beilegen, die Nah rungsmittel in ihre ungleichartigen chemischen Be standtheile zu zersetzen, in den eigenthümlichen Absonderungsvermögen eine besondere anziehende Kraft für die ihnen zuträglichen Bestandtheile der mit ih
nen in Berührung kommenden Säfte annehmen.
So
wenig man indessen, bei unserer große« Unkunde von
der eigenthümlichen Natur der organischen Körper, die Wirksamkeit chemischer Kräfte in derselben zu
läugnen berechtigt ist; so wenig ist man
doch auch
im Stande, durch diese allein ihre Verrichtungen zu erklärenDas Leben ist so wenig ein bloß chemi
scher Proceß, daß im Gegentheil, sobald die Element« einer Pflanze, oder eines Thieres nach dem Tode den eigenthümlichen Wirkungen ihrer Anziehungskraft« über-
2
5
L
überlassen werden, Auflösung, Gähbung und Fäulniß erfolgen, und daß also die Lebenskraft vielmehr gr-
gen die bloß mechanischen, und bloß chemischen Kräfte in einen immerwährenden Kampfe sich befindet,
und
erst mit ihrem Verlöschen diesen das Schlachtfeld überläßt. Eine besondere Eigenthümlichkeit, der uns
freilich noch sehr unbekannten, und wahrscheinlich niemals ganz zu enträthselnden Lebenskraft besteht
darin, daß der organische Körper, während seines Lebens, die zu seiner Erhaltung dienlichen Bewegun gen und Zersetzungen vermöge seiner innern Thätig
keit fortdauernd zu erhalten,
und gleichsam in sich
selbst zu schaffen vermag, indem er jede äußere Ein wirkung durch innere Kraft weiter verarbeitet. Wenn zwei Körper vermöge ihrer chemischen Verwandtschaft sich verbinden; so wird der eine vom andern gesät
tigt, das heißt, der eine verliert die Fähigkeit noch mehr von dem andern in sich aufzunehmcn, wenn es ihm auch dargeboten wird. Schüttet man z. B.
zur Salzsäure so viel Ritrum (mineralisches Laugen
salz), als dazu nöthig ist, um aus der Vereinigung beider das Kochsalz zu bilden;
so bleibt alles
noch
über die erforderliche Menge hinzugrthane Laugen salz frei und unverändert, als ob gar keine Salzsäure in dem Gefäß vorhanden wäre,
und diese ist als»
für alles übrige Laugensalz völlig unwirksam und gleichsam todt. Ganz anders verhält eS sich im leben
digen organischen Körper. Wenn auch eine Pflanze oder ein Thier mit überflüssigem Nahrungsstoffe ver sorgt wird; so findet doch nie eine Sättigung im che
mischen Sinne statt: der Ucberfluß bleibt nicht unver ändert
3 6 C in bett im Körper, wo er sonst den Tod verursachen
würbe, sobald er keine organische Gegenwirkung her« vorzubringen im Stande wäre;
auch wird er nicht
einmahl unverändert fortgeschafft,
sondern durch die
organischen Kräfte während seines Aufenthalts un
unterbrochen verändert. Noch augenscheinlicher ist die Selbstthätigkeit der
Lebenskraft in den
eigentlich th krischen Vrrrichtun-
welcher den Hund gewahr wird,
Der Hgse,
gen.
kann unmöglich durch eine mechanische oder chemi
sche Zuräi^oßungskratt zur Flucht getrieben werden, sondern
durch
eine Verkettung
von
Empfindungen
und Vo'strliungen, die als fein Begchrungsvermögen
wirk n, weiches seine Beine in Bewegung setzt.
Et
was ähnliches geschieht bei allen willkürlichen Bewe
gungen, So leicht es aber ist, in den angeführten Fällen,
die organische und thierische Kraft von der mechani
schen und chemischen zu unterscheiden; so
schwer ist
es dennoch zuweilen, dir Gränzen dieser Kräfte zu bestimmen,
und bei einer einzelnen Erscheinung mit
Bestimmtheit anzugeben,
oder andern
ihren
Krystallisationen,
in tote fern sie der einen
Ursprung verdanke.
Es
giebt
die in ihrem Bau mehr Zartheit
oder Regelmäßigkeit zeigen, als manche der einfache ren Pflanzen- und Thier.Gatkungen: eben so giebt es
Bewegungen, über deren Ursprung man nicht min
der zweifelhaft seyn kann. Unter den organischen Bewegungen z. B. unter scheidet man an einem Thiere die bloß organischen
(automatischen) und
die eigentlich
thierischen,
Zu dem
2>
7
C
dem letztern rechnet- man alle wegungen, die von der jenen,
diejenigen,
diejenigen Muskelbe
Nervenkraft herrühren;
in den Muskeln
die
und noch
mehr in den Gefäßen ohne alle, oder vielleicht
ohne eine
so
deutlich
der Nerven entstehn.
zeichnenden
zu
nur
wahrgenommene Mitwirkung
Jene halt man für einen aus
Unterscheidungezug
der
Thiere von den Pflanzen, denen man die letzte,
we
eigenthümlichen
gen ihrer Saftbewegung, allenfalls zugesteht.
Den
noch giebt es auch in der Pflanzenwelt Erscheinun
gen, die mit den willkürlichen Bewegungen der Thier,
Muskeln auffastende Aehnlichkeit zeigen, und in dieser
Rücksicht eine vorzügliche Aufmerksamkeit verdienen.
Theils äußern sich diese Bewegungen bloß in gewissen Theilen der Blume,
fallen,
find:
wo sie weniger in die Augen
und daher erst in neueren Zeiten beobachtet theils an besondern kleinen Blattstielen,
wie
beim Hedysarum gyrans; theils an den größern Thei len der Blättern und deren Stielen, die sich, nach ei nem empfangenen Stoße,
so wie
die
Muskelfaser
nach einem angebrachten Reize, mehr oder weniger zusammenziehn. Zu diesen
empfindlichen Gewachsen, oder Fühl
pflanzen, wie man sie oben deswegen nennt, weil man sich jede willkürliche Bewegung, wie die ihrigen we nigstens dem Scheine
nach sind, als von der Ner
venkraft oder vom Empfindungsvermögen abhängig
denken muß, gehört auch die hier adgebildete FliegrnFalle, deren Bewegungen so sonderbar find, daß man
die davon gegebenen Nachrichten anfänglich lange be-
zweifelk hat,
bis sie durch bekannte
Naturforscher außer
>
8
C
außer allen Zweifel gesetzt find.
Damit unS aber die
Bewegungen dieser Pflanze desto deutlicher werden, müssen wir dieselbe vorher genauer kennen lernen. Die Dionäen haben zehn Staubfaden (Fig. r. Blüthe a"f und gehören also in hie zehnte Klasse M linncischen Systems, und zwar,
weil sie nur einen
Etaubweg haben, (der bei c zwischen zweien Staub fäden steht) in die erste Ordnung derselben. D>e Blumendecke der Dionäen (Fig. i, e) besteht aus fünf eiförmigen, etwas ausgehöhlten, zugespitzten Blatt«
chen von gleicher Größe, die kürzer als die Blumen-, kröne sind. Die Blumrnkrone (Fig. i bei a und b), besteht aus fünf länglichen, umgekehrt eiförmigen,
ausgehöhiten, stumpfen Blättern, die an beiden Sei ten neben der Spitze «inwärts gekräuselt, von unten an aufwärts mit sieben durchsichtigen Strichen verse-? hen, und alle fünf gleich groß find. Die Staubge
fäße (wovon man zwei bei den Blüthen a und b an Heiden Seiten von c, und die übrigen in den andern
Blättern sieht), bestehn ans zehn Fäden von gleicher Größe, kürzer als die Blätter der Krone, und eben so vielen rundlichen Staubbeuteln,
Der darin ent
haltene befruchtende Staub sieht unter einer starken
Vergrößerung wie eine dreiknotige Frucht aus.
Der
Staubweg (bei «), hat einen rundlichen Knopf, der innerhalb sämmtlicher Blumentheile steht; er ist et was niedergedrückt, und, wie eine Melone, mit Fur
chen versehen, Der Griffel ist fadenförmig, etwas kürzer, als die Staubfäden. Die Narbe, oder die Spitze deö Griffels ist offen,
herum Mit Franzen versehn,
und am Rande rings
Die Frucht ist
eine
rund-
>
9
C
rundliche Kapsel mit einer einzigen Zelle. Die Saamenkörner find zahlreich, sehr klein, von eiförmiger Gestalt, auf dem Boden der Kapsel bevestigt. Alle diese Kennzeichen der Gattung der DionLen, findet man auch an der Venus» Fliegen-Falle, die krautartig in den MorrLsten von Nord-Carolina an den Gränzen von Süd-Carolina wachst, in einer nörd lichen Breite von ohngefahr z§ Grad, wo die Win ter kurz, und die Sommer sehr heiß sind. Die be sondern Kennzeichen dieser Art bestehen in Folgendem. Ihre Wurzeln sind schuppig, haben nur wenige Zasern, wie die Zwiebelgewächse, und sterben im Win ter nicht ab. Die Blätter (Fig. i, g. h. i. k. 1. m. n. o. p ) sind zahlreich, in,einen Kreis rund um den Stängel herumgestellt, und etwas unterwärts gebo gen. Sie sind saftig, und aus zweien Gliedern (wie bei i und r zu sehen ist) zusammengesetzt, wovon das untere (r, k), welches den Blattstiel vorstellt, platt, länglich, mit zwei hervorragenden Ecken versehen, und beinahe herzförmig, zuweilen auch an den Rändern vorwärts wie eine Säge ausgezackt ist. Das obere Glied (g, h, i u- s w.) oder das eigentliche Blatt besteht aus zweien Lappen: jeder hat eine halbeiför mige Gestalt, und am Rande eine Reihe steifer Bor sten, wie Augenwimpern, die sich zwischen einander legen, wenn sich das Blatt schließt (wie in o, h, i, 1, m zu sehen ist). Die obere Fläche dieser Dlattlappen ist (man sehe vorzüglich bei n) mit kleinen rothen Drüsen bedeckt, deren jede, unter einer starken Ver größerung, wie eine zusammcngedrückte Beere des Erdheerbaums (vburu?) gussteht. Zwischen de« Drüsen
5
io
C
Drüsen in der Mitte jedes Lappens, befinden sich drei sehr kleine aufrecht stehende Stacheln. Der Stängel ist etwa sechs Zoll hoch, rund, glatt, ohne Blätter, und endigt sich in einen Blumenstrauß. Die Blumen sind milchweiß, und stehen auf Stielen, an deren je# dem, da, wo er angewachsen ist, ein kleines, schma# les, zugespitztes Blumenblatt sich befindet. Das sonderbare Bewegungswerkzeug dieser Pflan« ze sind die an den Enden ihrer Blätter befindlichen beiden Lappen. Die zahlreichen, kleinen, rothen Drü« sen, die die obere Fläche des Blattes bedecken, schwitzen einen vielleicht süßen Saft aus, welcher kleine Thiere, Würmer und Jnsecten zum Genusse einladet: in dem Augenblicke aber, da ihre Füße diese zarten Theile berühren, werden die beiden Lappen des Blatt les durch diesen Reitz in Bewegung gesetzt, schlagen einwärts zusammen, fassen das Thierchen, legen die an ihrem Rande befindlichen Stacheln in einander, und drücken es todt. Damit es aber dem kleinen Gefangenen völlig unmöglich werde, sich wieder in Freiheit zu setzen; so fühlt er sich zugleich durch die drei kleinen, in der Mitte jedes Lappen- zwischen den Drüsen aufrecht stehenden Stacheln aufgespießt. Wenn die Lappen etwas so eingeschloffen halten: so öffnen sie sich nicht wieder, so lange dasselbe dazwischen steckt. Wenn man es herausnehmen kann, ohne ihnen Gewalt anzuthun, sv breiten sie sich wieder aus; wendet man aber Gewalt an, um sie zu öffnen, so bricht ge# meiniglich, wegen der Sprödigkeit der Fasern, der eine eher ab, als daß er nachgeben sollte. Man darf pdessen nicht glauben, daß sich diese Blätter bloß als dann
5
C
ii
dann fcfliefien, wenn sie von Würmern oder Infekten
berührt werben.
Wenn man einen Strohhalm oder
eine Grecknadel zwischen die Lappen bringt, so fassen sie es eben so vest, wie ein Jnsect. Lappen bei n ansgebreitet,
Man
sieht diese
an den übrigen Blattern
mehr oder weniger geschlossen,
und bei o und i In
sekten zwischen ihnen festgehalten.
Der Grad
der
Empfindlichkeit der Pflanze richtet sich theils nach ihrem Wohlbefinden, und verliert sich, wenn sie zu
verwelken anfängt, theils nach der Wärme der Wit-
terwig.
Sie ist eine Sumpfpflanze, und kann in Eu
ropa zwar überwintern, aber ihre Saamen werden, wenigstens in England, bis letzt nicht reif.
Weder der
Nutzen, den diese sonderbare Bewegungsfähigkeit für die Pflanze haben mag, noch die Art, wie dieses, der
auf einen Reitz erfolgenden Muskelbewegung so ähn liche, Aneinanderklappen oder in
der Lappen in dem Baue
den Bestandtheilen
derselben gegründet ist,
haben die Naturforscher bisher auf eine irgend be friedigende Art erklären können.
Ueber die Schmarotzerpflanzen.
Einlei
tung zu Tafel l. Fig. 2. und Tafel II. Fig. 1. Man nennt diejenigen Gewächse, die größtentheilS von den Säften anderer leben und dieselben aussau-
gen,
Schmarotzerpflanzen.
Man kann aber
hierzu nicht alle Gewächse rechnen, die sich durch den ungewöhnlichen Aufenthalt auf andern Pflanzen auS-
zeichnen;
denn viele derselben würden sich eben so
wohl mit abgestorbenen Holze, Knochen, Glas, Stroh
pnd
5
C
ii
dann fcfliefien, wenn sie von Würmern oder Infekten
berührt werben.
Wenn man einen Strohhalm oder
eine Grecknadel zwischen die Lappen bringt, so fassen sie es eben so vest, wie ein Jnsect. Lappen bei n ansgebreitet,
Man
sieht diese
an den übrigen Blattern
mehr oder weniger geschlossen,
und bei o und i In
sekten zwischen ihnen festgehalten.
Der Grad
der
Empfindlichkeit der Pflanze richtet sich theils nach ihrem Wohlbefinden, und verliert sich, wenn sie zu
verwelken anfängt, theils nach der Wärme der Wit-
terwig.
Sie ist eine Sumpfpflanze, und kann in Eu
ropa zwar überwintern, aber ihre Saamen werden, wenigstens in England, bis letzt nicht reif.
Weder der
Nutzen, den diese sonderbare Bewegungsfähigkeit für die Pflanze haben mag, noch die Art, wie dieses, der
auf einen Reitz erfolgenden Muskelbewegung so ähn liche, Aneinanderklappen oder in
der Lappen in dem Baue
den Bestandtheilen
derselben gegründet ist,
haben die Naturforscher bisher auf eine irgend be friedigende Art erklären können.
Ueber die Schmarotzerpflanzen.
Einlei
tung zu Tafel l. Fig. 2. und Tafel II. Fig. 1. Man nennt diejenigen Gewächse, die größtentheilS von den Säften anderer leben und dieselben aussau-
gen,
Schmarotzerpflanzen.
Man kann aber
hierzu nicht alle Gewächse rechnen, die sich durch den ungewöhnlichen Aufenthalt auf andern Pflanzen auS-
zeichnen;
denn viele derselben würden sich eben so
wohl mit abgestorbenen Holze, Knochen, Glas, Stroh
pnd
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12
C
trttb allerlei Stein - und Erd-Arten begnügen, indem'
sie in diese Körper,
so wie in den Pflanzen,
denen man sie antrifft,
auf
bloß einen sichern Aufenthalt
suchen, ohne sich von ihren Saften zu erhalten. Solche
Schmarotzerpflanzen werden entweder selbst, oder auch ihre Saamen, durch Menschen, Vögel oder an
dere Thiere, oder durch den Hauch deö Windes in aufgespaltenen Rinden, in moosige Wmkel zwischen
den Zweigen, oder in ausgefaulte Löcher alter Bäume
geführt,
wo ihre zarten Wurzelkeime zufällig einen
bequemen Platz zum Fortwachsrn finden,
ohne
mit
den Mutterpflanzen eben vest und dauerhaft vereinigt
zu seyn: dazu gehört das ganze Geschlecht der Baum
oder Stein-Moose, die Schwamme, Blätterschwämme und Moose.
Die wahren Schmarotzerpflanzen
oder
Pflanzensauger unterscheiden sich von den Gewächsen,
deren Säfte sie
rauben, sowohl durch ihren beson
deren Blumenbau, als durch das äußere Ansehen ih rer übrigen Theile,
und durch den Haupt-Umstand,
daß sie, um sich zu nähren, nothwendig ihren Sitz auf andere Gewächse haben müssen; ob sie gleich übri
gens, eben so wie diese,
aus ihren eigenen befruchte
ten Saamen entstehen.
Ihr keimender Saame wird von dem in seiner eigenen Haut enthaltenen, oder ihn doch umgebenden Schleim so lange genährt, bis der mehr aufquellende Körper des jungen Pflänzchens den Saft aus Oeffnungen an sich ziehen kann, die er in dem Gewebe
der Rinden theils schon durch seine Wurzelkeime ge
macht hat,
theils unter und zwischen denselben in
dem feinen und lockern Splinte, beständig vermehrt und
D
«fit erweitert.
rZ
L
Die Fasern solcher Wurzeln pflegen
sich so zu vertheilen, daß sie das vielfache netzförmig«
Gewebe der Mutterpflanze überall durchflechten, und
sich damit tote ein höchst feines Gespinst vereinigen, wodurch besondere häutige, faserige unregelmäßige La gen oder Schichten entstehen, die zwischen einander unregelmäßig eingeschoben sind.
W>e sich aber die Gestalt und Ausbreitung man cher Schwämme, die zuweilen an den durch stockende Feuchtigkeit verdorbenen Bäumen, oder an anderm Holzwerk entsteht, überall nach dem besondern Bau
des Holzes richten muß;
so geht es auch den Wur
zeln der Schmarotzerpflanzen.
Sie stoßen ihre war
zenförmigen Fortsätze auf mancherlei Arten durch die Rinden unter sich in den weichen Splint, und suchen bis zu den markigen Zwischenräumen hindurchzudrin gen. Manchmal bilden sie, wenn sie bis zu einer gewissen Tiefe gedrungen find, eine dünne, breiteHaut, die sich kriechend in lauter spitzen Zipfeln verbreitet, und zwischen der innern Rinde und dem neuen jäh rigen Holzansatze so zunimmt, daß, sie zuletzt einen mittelmäßigen Ast völlig umwickelt, und der Länge nach vorwärts und rückwärts überzieht.
Da nun der jährige Zuwachs des Holzes auf der
innern Rinde beruht; so entsteht durch diese fremden, allenthalben dazwischen geschobenen saugenden Fort
sätze, weiche das eigenthümlich« Gewebe des Holze zerstören, natürlich eine Krankheit des Baumes, die nur durch ein starkes Beschneiden und
durch da
gänzliche Abhauen der fehlerhaft gewordenen Theile
gehoben werden Fann.
Denn die Wurzeln der Sau, . gepfianze
r
i4 r
gepflanze vertreten zuletzt in dem größten Theil der
Zwischenräume die Stelle des Markes, saugen alles an sich, und verstatten den Saften keinen weiteren Durchgang. Daraus entstehen allerlei höchst seltsame Mißgewächse an der angesogenen Pflanze, Abnahme ihrer Fruchtbarkeit und zuletzt gänzliches Absterben. Die wirklichen Saugepflanzen setzen sich entweder
an den Stämmen, Zweigen und Stielen, oder an den Wurzeln der Gewächse vest. Einige dauern nur ein Jahr, und diese setzen sich sowohl aus andere jäh, rige, als auch auf ausdauernde Pflanzen, vergehen
auf den letzter», und lassen nun ihren Saamen zurück: andere sind ausdauernd, und diese finden sich auch nur auf ausdauernden Gewachsen.
Ob es gleich auch bei uns Schmarotzerpflanzen giebt; so find sie doch in ungebaueten Ländern, wo ihre Fortpflanzung nicht gestört wird, z.B in Ame. rika und denk Inseln bei Afrika,
ungleich häufiger.
Man kennt sie dort unter den Namen Lianen (viel leicht von dem französischen lief binden, weil sie rheilS
die Bäume unter einander verbinden, theils wegen ihrer Zähigkeit zum Binden benutzt werden). Sie bilden gleichsam eine Art holzichter Seile, von unge meiner Läng« und ungleicher Starke, von einen hal ben Zoll bis zu sechs Zoll im Durchmesser. Sie lau fen mit ihren vielen Ranken zuweilen auf eine un,
glaubliche Länge fort, und verflechten die Bäume der gestalt unter einander, daß das Fortkommen in den Waldern dadurch oft unmöglich wird. Einige Reiser, die vom Winde oder von einem andern Zufall schief
gebogen werden, hängen sich oft so ausgespannk an die
3
15
C
die nahen Bäume, als ob man Schiffe und Masten mit einer Menge von Schiffstauen an ihnen erblickte. Zuweilen verdorrt der von ihnen umschlungene Baum erst unterwärts, bis er hernach gänzlich verfault und
vergeht:
alsdann bleiben
bloß die schneckenförmig
gewundenen Lianen in der Stellung übrig, worin sie
ihn ehemals umschlungen haben,
und bilden eine
sehr angenehm in die Augen fallende, gewundene, frei stehende, durchsichtige Säule, deren Schönheit die Kunst schwerlich nachzuahmen vermöchte. In Südamerika sind die Lianen in den innern
und
höhcrn Theilen von Guiana ungemein häufig.
Sie steigen ohne Blätter und Aeste auf die Gipfel der
höchsten Baume, und von hier wieder zur Erde her ab, schlagen hier eine neue Wurzel, und erheben sich wieder an dem zunächst stehenden Baume empor. So
gehen sie von Baum zu Baum in wagerechten, senk rechten und schiefen Richtungen nach allen Seiten,
verwickeln sich unter einander selbst, und umgeben die neben einander stehenden Baumstämme, die sie theils durch das bloße Umschlingen tobten, da indessen an
dere in die Rinde anderer Bäume Wurzel schlagen, und diese durch Beraubung ihrer Nahrung verderben. Die größern Lianen werden häufig dazu gebraucht,
Lastschiffe vor Anker zu legen: dir kleinern werden in kleine Bänder gespalten, und man bedient sich ihrer auf mancherlei Weise, besonders zur Devestigung der
Strohdächer auf den Häusern: auch werden andere zu gönnen reifen verarbeitet. Sie schützen die Bäume, woran sie sich hängen, mit unglaublicher Kraft gegen den Anfall starker Stürme.
Wenn man in den gro-
ßm
3
>6 C
ßen Wilder» auf den Inseln Frankreich und Reunion Holzschläge anstellt, so pflegt man etwa zweihundert Bäume am Fuße zu durchschneiden. Sie bleiben den noch aufrecht stehen, so lange man die Lianen zwi schen ihnen unverletzt läßt. Hauet man aber diese ab, so stürzt ein ganzer Theil des Waldes auf ein mahl mit schrecklichem Geprassel zu Boden. Die Lianen haben mancherlei Eigenschaften und Kräfte. Einige sind unschädlich, andere sind mit ei nem so gefährlichen Gifte versehen, daß die Wilden sogar sich fürchten, sie zu zerschneiden, und daß sie ihre Pfeile durch Etntunken in den Saft derselben vergiften, der ihnen oft ein ganzes Jahr eine tödliche Kraft mittheilt. Dagegen dient eine Art von Lianen in Surinam, (die rothe oder Wasser-Liane) in Gegen den, wo weder Bäche noch Brunnen sind, zur Stil, lung des Durstes. Diese find dick, haben aber kleine, zarte, dünne, weiche, sehr angenehm grüne Blätter, ein geschmeidiges, schwammichtes, schweres Holz, und eine ziemlich dünne Kinde. Wenn nun die Ein wohner durstig sind, so hauen sie eine solche Liane etwa einen Fuß hoch über der Erde ab, und halten unter das abgehauene Ende ein Gefäß. Sogleich fließt ein helles, angenehmes Trinkwasser heraus, dem kein Regen- oder Qmll-Waffer an Güte gleich kommt, und das daber den Vorzug hat, immer gleich frisch zu seyn, der Zweig mag in der Sonne oder im Schat* ten stehen, bei Tage oder bei Nacht abgehauen wer den. Nur muß man dabei die Vorsicht beobachten, daß man die Liane, sobald sie unten abgehauen ist, vberwartS wenigstens drei bis vier Fuß west aufritzt, flitz
Ta£. I
D
i7
E
tarn das Walser nach unten zu locken, welches sonst sogleich aufwärts in dem Stamme in die Höhe stei
gen würde: Man sieht aus dieser allgemeinen Uebersicht schon,
daß die Lianen und noch mehr also die Schmarotzer pflanzen überhaupt sehr weit von einander abweichem In der That gehören sie auch in den künstlichen Lehr
gebäuden der Pflanzen-Anordnung zu ganz verschie denen Ordnungen und Klassen.
Doch wird diese all
gemeine Nachricht von ihnen nicht unnütz
vor der
Beschreibung zweier einzelner Arten vorgehen, deren eine bei uns einheimisch, die zweite aber, obgleich aus Amerika herstammend, wegen ihrer Frucht allgemein
bekannt und beliebt ist»
Taf. I. Fig. 2»
Weißer Mrstel. (Vifcum album,Giri comun ou de ebene)»
D,-
ganze Gattung der Misteln gehört,
zige Erdmistcl ausgenommen,
zu
die
ein
den Schmarotzer
pflanzen, die man bloß auf Bäumen antrifft, woraus
sie ihre Nahrung ziehen.
Sie gehört in die zwei und
zwanzigste Klaffe des linneischen Systems,
weil ihre
beiden Geschlechter von einander getrennt, auf zwei
verschiedenen Pflanzen sitzen,
und zwar befindet sie
sich, da sie vier Staubfaden hat, in der vierten Ord
nung dieser Klaffe,
Die männliche Pflanze hat einen ®
feier#
D
i7
E
tarn das Walser nach unten zu locken, welches sonst sogleich aufwärts in dem Stamme in die Höhe stei
gen würde: Man sieht aus dieser allgemeinen Uebersicht schon,
daß die Lianen und noch mehr also die Schmarotzer pflanzen überhaupt sehr weit von einander abweichem In der That gehören sie auch in den künstlichen Lehr
gebäuden der Pflanzen-Anordnung zu ganz verschie denen Ordnungen und Klassen.
Doch wird diese all
gemeine Nachricht von ihnen nicht unnütz
vor der
Beschreibung zweier einzelner Arten vorgehen, deren eine bei uns einheimisch, die zweite aber, obgleich aus Amerika herstammend, wegen ihrer Frucht allgemein
bekannt und beliebt ist»
Taf. I. Fig. 2»
Weißer Mrstel. (Vifcum album,Giri comun ou de ebene)»
D,-
ganze Gattung der Misteln gehört,
zige Erdmistcl ausgenommen,
zu
die
ein
den Schmarotzer
pflanzen, die man bloß auf Bäumen antrifft, woraus
sie ihre Nahrung ziehen.
Sie gehört in die zwei und
zwanzigste Klaffe des linneischen Systems,
weil ihre
beiden Geschlechter von einander getrennt, auf zwei
verschiedenen Pflanzen sitzen,
und zwar befindet sie
sich, da sie vier Staubfaden hat, in der vierten Ord
nung dieser Klaffe,
Die männliche Pflanze hat einen ®
feier#
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'8
C
»iertheiligen Kelch mit eirunden gleichförmigen Blätt
chen, weder Blumenkrone noch Staubfäden, sondern auf jedem Kelchblättchen einen angewachsenen, läng lichten, zügespitztrn Staubbeutel. Die weibliche Pflanze steht etwas der männlichen entgegen, mit einer vier
blätterigen Blümendecke, und kleinen eirunden, stiel losen, hinfälligen, auf dem Fruchtknoten vestsitzendeN
Kelchblättchen versehen. Auch ihr fehlt, so wie der männlichen, die Blumenkrone. Der länglich dreieckige
Fruchtknoten sitzt unten, und ist mit einem undeut lich vierspaltigen Rande bekränzt. Ein Griffel ist gar nicht Vorhänden. Die Narbe ist stumpf, und kaum sichtbar ausgeschnitten. Die Frucht besteht in einer kugelrunden, einfächerigen, glatten Beere, mit einem
einzigen, verkehrt herzförmigen, zusammengedrückten, stumpfen, fleischigen Saamen. Dir gemeine Mistel unterscheidet sich von den übrigen, nicht europäischen Arten dieser Gattung, durch feinen zweitheiligen Stängel und lanzenförmigen, stumpfen Blättern, in deren Winkel die Blumen-Aeh-
tea sitzen. Man steht Tafel t. Fig. i. bei u feine Bee ten, und bei v, w, x seine Kerne abgebildet.
Der Mistel hat Wurzel, Stamm, Blätter, Blü then und Früchte wie andere Pflanzen, und seine Blüthen sind von zweierley Geschlecht; beide Geschlech ter sind bald auf verschiedenen Pflanzen, bald auch
auf einem Stämmchen, und oft in gemeinschaftli chen Büscheln beisammen. Der Hauptstamm eines Mtstelstrauchs pflegt ein, zwei bis drei Daumen stark zu werden, und gabelförmig abgetheilte, oder zwei spaltige, gegliederte, anfangs grünlich gelbe, in hö
herem
2)
ig
c
herein Alter kastanienbraune Aeste zu treiben, die nach
der Lage des Stammes, auf welchen sie einwurzeln, entweder aufwärts oder mehr unterwärts gerichtet
sind, auch diese Richtung stets beibehalten, und nicht, wie aridere Bäume, von unten nach oben zu gebogen werden. Die Blätter stehen paarweise, am oberen Theile der Zweige einander gegenüber, bleibest im Herbste sitzen, sind etwas dick, aber nicht saftig, da» bei steif, glatt, grün, länglich rund, am untern Ende schmal, ohne Zähne am Rande, der Länge nach mit sechs starken Rlbbrn oder Nerven durchzogen. Die
Blüthe kommt im Frühjahr zeitig zum Vorschein;
gewöhnlich auf den Knoten in dem Winkel der Ga beln. Die Blumen stehen in verschiedener Anzahl
bei einander. Der Mistel kommt auf mancherlei Baumen zum
Vorschein. In unsern Gegenden findet man ihn am häufigsten auf Fichten, Eichen, Birken, Weiden, Rü stern oder Ulmen, Eberäschen, weiße» Ahornbäumen, Haseln, großblätterigen Linden, Birnbäumen, Apfel» bäumen, Aelsbeerbäumen, Flieder, Weißdornsträucher,
Kreutzdorn,
den
großen
Hagebutten-
oder Rosen-
Sträuchen, und selbst auf Aeschen und Erlen.
Auch
wächst er auf Weiß« und Roth.Tannen, und dem zah» men Kastanienbaum. Man würde ihn noch viel häufiger auf Daumen
und Sträuchen antreffen, wenn sein Saame nicht oft durch starke Regen im Spätherbst« wieder abgespütt würde. Sein feiner, schwammichter Wurzelkeim, der sich wje eine am Ende kolbichte und gekrümmt« Warze ansetzt, muß. nicht allein in den lockern Stoff den B s Pim
2
20
C
Rinden eindringen, sondern auch seine verlängerten Fortsätze durch den Bast, den saftreichen und lockern Splint immer tiefer und weiter ausbreiten.
Wenn
er hieran verhindert wird, so vergeht er oft, ehe er im Stande ist, sich zu erheben und auszubreiten, bw sonders da er überhaupt sehr langsam wächst. Ge lingt es aber den getheilten warzenförmigen Fortsätzen des Wurzrlkeimes, tief genug in die Rinde einzudrin-
gen; so pflegen sie sich dergestalt darin auszubreiten, daß die Zacken des Baumes an der Stelle, wo der.
Mistel auffitzt, knotig werden,
wegen des durch die
Verletzung dahin gezogenen Saftes Auswüchse bilden,
und endlich nur schwache oder gar keine Triebe mehr machen können.
Der Mistel entzieht unterdessen dem
Zweige den Saft, und wachst immerfort. Ueber seine Wurzeln legen sich, bei dem jährlichen Zuwachse des Holzes, jährlich neue Splintlagen, bis sich der größte
Theil des saftreichen Splintes ht hartes und bestes Holz verwandelt hat. Dann pflegt der Baum - Ast abzusterben, aber der Mistel, ob er gleich keinen Saft mehr daraus ziehen kann,
noch eine Zeit lang fort
zuleben, weil er seine Nahrung aus der Luft an sich zieht. Man will bemerkt haben,
daß aus dem Mistel
saamen, wenn er zwei oder drei Ecken hat, (Fig. v), auch wohl drei bis vier kleine Wurzelkemie,
die an
einem kurzen, aus dem fleischigen Wesen der Saamen entspringenden, Seile hängen; wenn er hingegen länglich und ohne Ecken ist, (Fig. >v und x), nur eine einzige solche Warze hervorbreche; da alle übrig« Saamen sonst nur eine einzige Wurzel treiben. Ebe»
so
5
2i
€
so besonders ist die Befruchtung deß Mistels.
Was
bei andern Pflanzen die Staubbeutel heißen, ist bei
ihm nichts anders,
als ein erhabener schwammichter
Theil von weißlicher Farbe; der bei den Männchen
die innere Fläche der Blumen-Einschnitte größtentheilß einnimmt,
und daran vest angewachsen ist.
Er be
sieht aus einem zellichten Gewebe, das von innen mit vielen hohlen Gängen von mancherlei Wendun gen versehen ist, die mit einander Gemeinschaft ha ben, und den Saamenstaub, wenn er allmählig aus dem Zellstoffe hervorkommt, aufnehmen, und ihn zu
letzt durch rundliche Oeffnungen, die sich allenthalben
auf der Oberfläche dieses Werkzeuges zeigen, in die Höhle der noch geschloffenen Blumen absondern. Die männlichen Blumen öffnen sich nicht auf einmal, son dern allmahlig; und pflegen den in ihn ruhenden, schwefelgelben, durch seine kurzen Häkchen an einan der hängenden Saamenstaub alsdann der freien Luft auszusetzen. Insekten, vorzüglich mancherlei Arten von Fliegen, tragen ihn dann auf die weiblichen
Blumen, die, von ihm befruchtet, einen zur Fortpflan
zung dienlichen Saamen tragen.
Die Beeren, (man
sehe u), worin der Saame befindlich ist, werden theils durch Vögel, an deren Schnabel und Federn sie an
kleben, theils durch Winde an die Aeste der Baume gebracht, wo der Saame wegen deß ihn umhüllende« leimigen Stoffes leicht hängen bleibt. Auf alten Bäu
men von recht vesiem Holze gedeiht der Mistel nicht; desto besser aber auf jungen, mit lockern Rinden und
safcrelchen Splint,
wo er leicht hineindringt, und
hinlängliche Nahrung findet.
Das
2>
M
C
Das Holz des Miftels ist ohne Geruch und ohne Geschmack, giebt aber, wenn es gekocht wird, einen eckclhuften, etwas betäubenden Geruch, den auch die Rinde besitzt, an welchen man auch einen zusammen« zsehrnden Geschmack findet. Es ist dicht, aber spröde, und nicht faserig, sondern die der Länge nach laufen den Fasern werden häufig von Querfasern durchschnit ten. Die Beeren find scharf und bitter, nach Einigen gefährlich, und dienen zur Bereitung drsVogelle« mS. Um diesen daraus zu verfertigen, kocht man die reifen Beeren mit Wasser so lange, bis sie aufspringen, hernach zerstößt man sie in einem Mör ser, und wäscht sie mit Wasser, bis sich ihr leimiger Stoff von allem häutigen absondert, und im Wasser aufgelöset hat. Man kocht dann dieses Wasser so weit ein, bis der Leim die gehörige Dicke bekommt. Der aus den Mistelbeeren bereitete Vogelleim hat vor dem aus Lemöhl gesottenen den Vorzug, daß er beständig einerlei Klebrigkeit und Dicke behält; da man diesen hingegen in ver Kälte durch zugegvssenes Oel verdünnen, bei heißem Wetter aber durch meh reres Kochen verdicken muß. Ehemals suchte man in dem Mistel auch unge meine Arzneikünste, fast gegen jeden gefährlichen Zu fall; in neuern Zeiten hat er aber sein Ansehen bei -en Aerzten verloren.
I 2A
L
Taf: II, Fig. i.
Die Vanille,
(Epidendmm Vanilla. - Vanille),
Lite- Vanille, obgleich ebenfalls,, so wie der Mistel/
eine Schmarotzer-Pflanze, die aber, außer dem den
Bäumen entzogenen Safte, zugleich mit eignen Wur zeln aus der Erde Nahrung an sich zieht, gehört mit diesem nicht einmahl zu einerlei Klasse,
sondern
im linneischrm System in die zwanzigste, in welcher die Staubfäden entweder an dem Griffel selbst ange wachsen sind, oder auf dem in Gestalt deS Griffels verlängerten Blumenboden sitzen, der den S ämpel
mit den Staubfäden trägt, und sich zum Theilinden Stämpel erstreckt. An der ersten Ordnung dieser
Klasse,
in welche auch die Vanille gehört, ist der
Fruchtknoten stets unten und zusammrngrdrehN von den fünf Krondlättern sind die zwei innern meistens in einen Helm eingenetgt; die Unterlippe macht das Honigbehältniß aus, und nimmt die Stelle des sech sten Kronblattes und des Stampels em.
Der Griffel
ist an dem innern Rande angewachsen, so daß man ihn mit seiner Narbe kaum unterscheiden kann:
Staubfaden sind immer zwei, sehr kurze, deren Staubbeutel von unterwärts offenen Zellen,
die am
innern Rande des Honigbehäktnisses angewachfen sind, bedeckt werden.
Die Frucht ist eine einfächrige, dreiklappt-
3>
«4
, an einem gleichbreiten Boden in jeOec Klappe hevestlgk.
Die Gattung,
(Epidendrum , hat
wozu
die Vanille gehört
statt des Blumenkelchs an jeder
Blume eine Scheide, d. i. ein längliches Blatt, des
sen Gründliche den Stängel umfasst, die Blumen
vor ihrer Entwickelung bedeckt, nach der Entwickelung aber mehr oder weniger von ihnen adftchl, (wie Fig,
i bei a zu sehen ist): die Biumenkrone ist fünfdtätterig, und jedes einzelne Blatt länglich, .sehr lang und
weit abstehend:
das
Honigbehältniß
ist
an
der
Grundfläche röhrig, kreifelförmig, steht innerhalb der
Kconenblatter unterwärts, har eine schiefe, zweispaltig ge Mündung, die sehr kurze Oberlippe ist dreispaltig, die Unterlippe ist in eine
lange Spitze
verlängert,
(Fig. i bei b und b sieht man das Honigbehaltniß
zwhchen den Kronblättern stehn): di« beiden sehr kurzen Staubfäden fitzen auf dem Stampcl, und die Staubbeutel find von der Oberlippe des
Honigbe?
hältnisses bedeckt; der dünne, lange, gewundene Frucht
knoten sitzt unten: der sehr kurze Griffel, dessen Nar
be undeutlich ist, ist an die Oberlippe des Honigbee hältnisses anqewachsen: die Frucht ist eine sehr lange,
runde, fl-ifchige Schote mit klxinxst sehr zahlreichen Saamen (F'g. i. 0, Die Vanille, die, so wie di« meisten Arten die
ser Gattung, eine Schmarotzerpflanze ist, unterschei det sich durch ihre eirundlänglichen, gerippeten, ohne Stiel am Stängel hepestiMn Hlgttxx (d) pnd ihre schnek-
5»
95
44
C
Daterlande, nicht fort. Fehlt eS ihnen in den Wäl dern an Früchten und saftigen Pflanzen, so speisen sie Jnsecten, steigen auch wohl zu den Ufern der Flüsse und des Meeres hinab, um Fische und Krabben zu erhaben. Um Krebse zu fangen, stecken sie ihren
Schwanz dem Krebse zwischen die Scheeren, und ziehen ihn dann, wenn er zukneipt, hurtig an ihrem
Schwänze aus dem Wasser heraus, um ihn mit Be quemlichkeit zu verzehren. Sie pflücken Kokosnüsse, und wissen sehr geschickt, den Saft herauszuziehn, den sie trinken, und den Kern, den sie essen.
Sie
trinken auch das Zavi, das aus dem Bambusrohr herabträufelt, welches man ausdrückliflr dazu oben auf die Bäume legt, meln soll.
daß sich der Saft darin sam
In denen Theilen voiuJndien, wo die alte
Indier weniger mit Muhamedanern und Christen ver mischt, und ihrer alten Religion nach treu sind,
die
es ihnen nicht erlaubt, ein Thier zu todten , weil sie Hi; Seelenwanderung glauben, sind die Affen in un ermeßlicher Anzahl,
kommen
jchaaLenweise in die
Stqdte, und treten zu allen Zeiten mit der größten Dreistigkeit in die Hauser, so daß Leute, die mit EßWaaren, besonders mit Obst und Hülsrnfrüchten han deln, sich sehr sor-faltig vor
ihnen hüten müssen.
In Amadabad, der Hauptstadt von Guzurata, sind zwei oder drei Hospitäler, worin auch lahme und kranke Affen verpflegt werden,
auch solche,
denen,
ohne eben krank zu seyn, der Aufenthalt daselbst ge
fällt.
Zweimahl wöchentlich erscheinen alle Affen aus
der Nachbarschaft dieser Stadt von selbst,
und alle
zugleich auf den Straßen; und steigen oben auf die Dächer
2>
45
C
Dächer der Häuser, deren jedes eine kleine Terrasse har, wo sich der Bewohner in der
großen Mittags
hitze gewöhnlich schlafen legen: an diesen beiden Ta, gen verfehlt man nicht, die Terrassen mit Reiß, mit
Zuckerrohr, wenn es die Jahreszeit dazu ist, mit Hirse
oder mit andern Eßwaaren für die Affen zu versehn. Denn wenn sie keinen Mundvorrath auf tiefe Ter rassen fänden, so würden sie die Dachziegel auf dem übrigen Theile des Hauses zerbrechen, und großen Schaden anrichten. Sie essen nichts, ohne es vorhör wohl zu untersuchen, und füllen sich, wenn sie satt sind, ihre Backentaschen noch zu einer künftigen
Mahlzeit. Kein Vogel darf sich unterstehn, sein Nest auf einem Baum zu bauen, *wo viele Affen in die Nach
barschaft sind; denn sie unterlassen niemals, die Nester zu zerstreuen, und die Eier an die Erde zu werfen.
Sie sind völlig im Besitze der Herrschaft in
den Wäldern, wo sie sich aufhalten; denn weder Ti ger, noch Löwen, machen ihnen ihr Gebiet streitig, weil sie diesen, durch ihre Leichtigkeit, und durch die
Klugheit ihre Wohnungen ganz oben auf den Bau men aufzuschlagen, ohne Mühe entgehn. Die einzigen für sie furchtbaren Feinde, sind die Schlangen, mit denen sie in immerwährendem Kriege leben. Diese
find zum Theil groß genug, um auf einmahl einen ganzen Affen zu verschlingen, theils so listig, ihnen bis auf die Bäume nachzuspüren, und sie dort, vor
züglich im Schlafe, zu überraschen.
raf.
5
Taf. IV.
46
C
Die obere Hglfte A.
Der Drechsler. (Tornator — le Tourneur.)
ütjr häufig muß man bei Handwerken, Gewerben
und Künsten gewissen rohen Stoffen die runde Gestalt einer Walze, eines Kegels, oder einer Kugel geben, oder fie auch inwendig nach eben diesen Gestalten aushöhlen, um sie gehörig bearbeiten, oder^ zweckmä ssig brauchen zu können. würde unendlich viel
Mühe,
Zeit und Genauigkeit fordern,
wenn man
diese runde Gestalt aus freier Hand hervorbringcn wollte: man hat daher sehr früh eine sehr einfache Maschine zu diesem Behufe erfunden, wo der zu bear beitende Körper sehr leicht immerfort in einem Kreise herumdewegt wird, und dadurch, daß er alle, von dem
Mittelpunkte seiner Bewegung gleich weit entfernten Punkte, seiner Oberfläche nach und nach einem schar
fen Werkzeuge des Arbeiters darbietet, sehr leicht ab, gerundet werden kann. Die Hervorbringung einer
äußern Rundung, oder einer runden Aushöhlung durch kreisförmige Bewegung des bearbeitenden Kör
per-,
macht das Wesentliche
Drechselns
auS.
queme Maschine, das
Die
des Drehens
zu
Drehen
diesem
Zwecke
oder
be
oder die Dreh
bank ist daher bei vielen Gewerben unentbehrlich.
Der
r 4? L Der Zinngießer, Rothgießer und Gelbgjeßer- st> wie der Verfertiger mechanischer Werkzeuge, und der Uhrge häuse nebst manchen andern Metallarbeitern und Holz arbeiten, müssen sich der Drehbank bedienen, um die von ihnen geforderten Werke zu Stande zu dringen. Bei diesen macht das Drehen aber nur eine zu andern Arbeiten gehörende, und eines fremden Zweckes we gen unternommene Nebenbeschäftigung aus, dagegen ist es bei dem eigentlichen Dreher oder Drechsler, der auch davon seinen Nahmen führt, das Hauptgeschäft. Zwar führen die Drechsler von den verschiede nen Stoffen, die sie bearbeiten, oder von dem Grabe der Geschicklichkeit, der zu ihrem Werke erfordert wird, die mancherlei Namen Der Holzdrechsler, Dla» se - Instrumentenmacher, Horndrechsler, Bein- oder Elfenbein-Drechsler, Vernsteindreher oder KunstdrechSler; die Hauptsache gber ist bey allen einerlei. Ob gleich also einige Uebung dazu gehören mag, von den Arbeiten der einen Art zu einer andern überzugehn; so wird es doch leicht seyn, sich von allen übrigen einen Begriff zu machen, wenn man mit der einen gehörig bekannt ist. Wenn man deutliche Einsicht in die Verrichtun gen deS Drechslers erlangen will; so unterscheidet man am bequemsten dreierlei von einander: i) die Bevestigung des zu bearbeitenden Körpers, so daß er eine kreisförmige Bewegung annehmen kann. 2) die Bewegung deS Drehens selbst, und 3) die Bear beitung während des Drehens. Um von den beiden ersten Stücken einen Begriff zu haben, muß man mit der Drehbank nnd. ihren Theilen bekannt seyn; das letzte
5>
48
C
letzte geschieht vermittelst verschiedener schneidender Werkzeuge. Wir müssen also mit Beschreibung der Drehbank den Anfang machen. Um in diese Beschreibung keine Verwirrung zu bringen, wollen wir denjenigen Theil der Drehbank, an welchem sich der Arbeiter befindet, und der jeder zeit vor entern Fenster seinen Platz erhalten muß, da mit das Licht gerade auf die abzudrehenden Körper fällt, den V ordert heil der Drehbank nennen, und diesen zuerst naher zergliedern, da in ihm der bear beitende Körper bevestigt wird. Das Hauptstück des Vordertheils sind zwei Ächene Balken, die viereckig bearbeitet, an jeder Sei tenlinie des Durchschnitts etwa fünf bis sechs Zoll, der Lange nach etwa fünf bis sechs Fuß lang und glatt gehobelt sind, und die in einer Höhe von ohngefahr drei Fuß entweder auf «zweien in der Mauer bevestigten Hölzern, oder auf ein paar starken, höl zernen Pfeilern so bevestigt seyn müssen, daß sie beide mit der Richtung des Fensters, vor welchen der Künst ler arbeitet, gleichlaufend liegen, aber durch einen Zwischenraum von etwa anderthalb Zoll von einan der getrennt sind. Dieser also vor den Fenster eben falls allenthalben gleich weit entfernte Zwischenraum zwischen den beiden beschriebenen Balken oder Rie geln heißt die Rin ne der Drehbank. Am linken Ende dieser Riegel, gerade in der Mitte derselben, also entweder in der Rinne, oder wenn dieselbe hinten ausgefüllt ist, an der Stelle, wohin ihre Fortsetzung treffen würde, steht ein, gewöhnlich unbeweglich bevrstigter hölzerner Klotz oder Stock, etwa einen Fuß hoch
)
49
C
Höch, und an allen Seitenlinien des Durchschnitts etwa sechs Zoll lang. An der rechts gelegenen Sei* tenfläche desselben, etwa zwei Zoll hoch von seiner obern Fläche, also zehn Zoll hoch über der Flache der beiden Riegel, steckt in diesem Klotze oder Stokke «in eiserner, vorn verstähltee und stumpf zugespitzter Stift, der um zwei Zoll weit aus ihm hervorsteht, und den Nahmen der geraden Pinne führt. Man denke sich nun an dem rechten Ende der beiden Rie gel einen gleichen Stock, mit einer gleichen, der vo« rigen gerade gegenüber stehenden Pinne; so wird man begreifen, wie rin Stück Holz, das den beiden Riegeln ohngefähr an Länge gleich käme, zwischen diesen beiden Pinnen, wenn sie in der Mitte seiner Breitenflächen bevestigt würden, sehr leicht in eine kreisförmige Bewegung zu setzen wäre. Da aber der zu bearbeitende Körper unmöglich immer die ganze Länge der Riegel haben kann, und da er, selbst wenn er sie hätte, sich doch schwer an einem bestimmten Punkte seiner Breitenflache zwischen zweien unbeweg lichen Pinnen würde bevestigen lassen, so mußte man darauf denken, diese zweite rechts gelegene Pinne so einzurichren, daß man sie in jede beliebige Entfernung von der zweiten bringen, und daselbst bevestigen konnte. Hieraus ergiebt sich nun die Nützlichkeit und Noth wendigkeit des längs der Riegel zwischen ihnen lie genden Rinne. Der rechts gelegene Stock nähmlich, der übrigens dem links gelegenen ähnlich ist, hat un ten noch einen Zapfen, ungefähr von der Dicke, daß er in die zwischen beiden Riegeln liegende Rinne paßt, und kann also in denselben bequem hin und D he»
3 5° C her geschoben werden.
Will man ihn an irgend ei
ner bestimmten Stelle bevestigen,
so schiebt man ihn
dahin, und schlägt zwischen seinen Zapfen und fce.n
vordersten Riegel daselbst einen Stil ein. Durch diese Beweglichkeit des rechtsstehenden Stok-
kes längs der ganzen Rinne ist man nun im Stande, zwischen den beiden Pinnen der beiden Stöcke eben
so leicht ein kurzes, bevestigen.
als ein langes Stück Hol, zu
Der links gelegene Stock heißt von die
ser Beweglichkeit auch der Reit stock; doch giebt eS Drehbänke, vorzüglich in Frankreich, wo beide Stöcke zwischen der Rinne beweglich sind.
Indessen ist die
Verschiebbarkeit des einen in den meisten Fällen hin
länglich.
Wenn die
beiden Stöcke einander so nahe ge
bracht werden, daß sich die Spitzen der beiden Pin nen berühren; so müssen dieselben nothwendig genau
auf einander treffen,
weil
sie
die Axe
der abzu
drehenden Arbeit bestimmen, und diese also im ent
gegengesetzten Falle schief liegen, und schief bearbeitet
werden würde.
Wenn aber beide Stöcke einander
ganz gleich wären, so würde die Fläche des Reicstocks, in welcher
sich die Pinne befindet, die rechte Hand
deS Arbeiters hindern, an diesem Ende mit völliger
Freiheit zu arbeiten, weil die Pinne nur ein paar Zoll
lang ist.
Um dieser Unbequemlichkeit zuvorzukommen,
ist der Reitstcck etwas kürzer,
als der links gelegene
Stock, um der rechten Hand des Arbeiters nicht zu nahe zu kommen, und die Pinne in jenen hat, damit
sie dennoch der geraden Pinne in diesem genau ge
genüber
liege,
eine
hakenförmig
gebogene Gestalt. Von
2> 51 r Von dem Ende, welches in den Stock bevestigt ist,
erhebt sie sich in einen senkrechten Schenkel bis ober? halb desselben/ und erst in dieser Höhe kommt der» jenige Schenkel, der mit der geraden Pinne gehörig verlängert, genau zusammentreffen soll,
Von dieser
gebogenen Gestalt führt die Pinne des Reitstocks den Namen der krummen Pinne, im Gegensatz gegen die gerade Pinne des
unbeweglichen Stocks.
Man
kann sich von ihrer Gestalt eine gute Vorstellung ma» chen, wenn man sie mit einem lateinischen 2 vergleicht,
das von Elsen verfertigt wäre.
Der unterste Quer
strich dieses Buchstabens ist in den Stock eingeschla,
gen, so daß nichts oder wenig von ihm sichtbar bleibt: der aufwärts gehende Strich geht, nur gera,
der oder senkrechter oder in dem Buchstaben, so weit über den Reitstock aufwärts,
bis er mit der geraden
Pinne des unbeweglichen Stocks in gleicher Höhe liegt:
der obere Querstrich ist nun die eigentliche mit der
geraden Pinne deö unbeweglichen Stocks gleich hoch liegende und einerlei Dienste mit derselben verrich
tende Pinne. Aus dieser Beschreibung wird man sich hoffent
lich eine deutliche Vorstellung davon machen können, wie das abzudrehende Stück
in den meisten Fallen
(denn wir werden nachher noch einer andern Ver richtung erwähnen müssen) so bevestigt wird / daß es
sich um die an den beiden Pinnen liegenden Mittel punkte seiner Seitenflächen sehr leicht umdrehen läßt.
Jetzt müssen wir zunächst sehen, wie dieses Um-re-
hrn bewirkt wird.
Dr
Zue
52
3>
C
Zur Hervorbringung dieser kreisförmigen Kewe»
gung des zu bearbeitenden Körpers, bedient man sich
verschiedene Mittel,
insbesondere der
Prellstange oder des Drehrades.
chen, von
jedem
Wippe,
der
Wir wollen versu
einigermaßen unsern Lesern einen
Begriff zu machen, müssen sie aber darum bitten, sich
jetzt erst den
Hintern Theil einer Drehbank
über
haupt vorzustellen.
Man denke sich also, an dem rechten und lin ken Ende des Vordertheils, ein Paar hölzerne Pfei ler errichtet, die um so viel als die Riegel des Vor
dertheils von den Fenster entfernt sind, daß bequem
ein
ihn«« und dem
Arbeiter zwischen
Dordertheil
durchgehen kann, und deren Höhe etwa bis zu den
Riegeln des Vordertheils hinaufreicht, und durch ei nige mit den Riegeln des Vordertheils gleichlaufende unter einander befindliche Querhölzer verbunden sind,
an deren obersten sich die Bank befindet, auf welche nicht sitzt, sondern vielmehr
der Arbeiter eigentlich
hangt oder schwebt.
An
dem rechten und
Ende der Drehbank verbinden Boden ruhende Queerhölzer
linken
ein Paar auf dem
diesen Hintertheil
mit
dem Vordertheil. Um sich nun einen Begriff von der Wippe und deren Gebrauch zu machen, denke man sich neben ei
nen, z. B. neben dem linken Pfeiler des Hintertheils «inen zweiten, um drei oder vier Fuß längeren Pfei
ler errichtet, und oben aus demselben eine Vertie fung, in welcher eine hölzerne Stange von fünf bis
sechs Fuß vermittelst eines Bolzens so bevrstigt ist,
durchgesteckten eisernen
daß ihre beiden frei schwe ben'
3
5M
Lenden Enden, wovon dies über der Drehbank -e» oder
Endliche,
die Spitze
Drittheil länger ist,
um einen
der Wippe
als das andere links aus jener
Vertiefung hervorragende, sich aufwärts und abwärts bewegen können, und daß also diese Stange von der
Seite her, wie ein Waagebalken über der Drehbank schweben kann.
An beiden Enden dieser schwebenden
Stange ist eine starke Darmsaite bevestigt:
die an
der Spitze befindliche, ist zugleich mit dem einen Ende eines schmalen vier bis fünf Fuß langen Brettes ver«
bunden, dessen hinterstes Ende mit Leder auf dem Fußboden der Werkstätte bevestigt ist,
von
den Namen des Trittes
seinem Gebrauche
führt.
und welche-
Die von der Spitze der Wippe herabhängende
Darmsaite nämlich
hält
die
unbeveftigte
vordere
Seite des Tritts, an welcher sie sich befindet, bei dem ruhigen
Zustande
der
Drechselbank
in
der
Luft
schwebend: wenn man aber mit dem Fuße den Tritt niederdrückt, so zieht er die Spitze der Wippe durch die, zwischen beiden bevestigte Darmseite nothwendig
abwärts.
Schlingt man
diese Darmsaite
um da
zwischen den beiden Pinnen bevestigte, zu bearbejtende
Stück Holz,
so dreht sich dies, während die Spitze
der Wippe an der Darmsaite durch den Tritt herum
lergezogen wird, um seine von der Pinne vestgrhalte-
ne Achse.
Damit aber
diese Bewegung fortgesetzt
werden könne, und der Tritt nicht, nachdem er ein mahl zu Boden gedrückt ist,
ruhig daselbst liegen
bleibe, ist an dem zweiten stärkern Ende der Wippe
ebenfalls eine starke Darmsaite angebracht, einer sogenannten Feder zusammenhän-t.
die mit Diese he»
sieht
3
steht aus
zweien
54
«
übereinander
gelegten
elastischen
Stangen, die auf dem Boden in der Richtung der
Werkstätte so angebracht sind, daß
die untere an
beiden Seiten auf dem Fußboden angenagelt, die obere aber nur an ihrem rechten Ende über der untern unbeweglich bevestigt ist.
Vermöge dieser Verbindung
zwischen beiden Stangen, muß
sich auch das anders
freie Ende der oberen Stange nicht
weit von der
untern entfernen, oder wenn es durch eine äußere Araft in die Höhe gezogen wird, sich wegen
seiner
Schnellkraft sogleich wieder denselben näher«,
und
von dieser steten Wiederherstellung der ursprünglichen
Lage, führt aber das Ganze den Nahmen der Fer
der,
und die beiden einzelnen
Stangen mögen die
Feder st angen heißen. Mit dem links gelegenen oder freien Ende der oberen Feder «Stange also, hängt die an dem
linken oder stärkeren Ende der
Wippe bevestigte Darmsaite zusammen.
Wenn daher
der Tritt die Spitze der Wippe niederzieht, so wird das stärkere Ende der Wippe nothwendig aufwärts
gezogen, eben so, wie der linke Theil eines Waagebal kens steigt, so bald der rechte sinkt:
steigende, stärkere Ende der Wippe, Ende der obern Federstange,
vermöge der zwischen
beiden befindlichen Darmsaite mit sich
aber es bleibt in
das aufwärts
zieht das freie in die Höhe;
dieser Höhe nicht länger, als es
durch die Last des Fußes, der vermöge des Trittes
die Darmsaite an der Spitze der Wippe niederdrückt, in derselben gehalten wird.
So bald der Arbeiter
den Fuß wieder hebt, so dringt die obere Federstange vermöge ihrer Schnellkraft wieder abwärts, um der
untern
3
55
C
untern Federstange naher zu kommen: dadurch wird auch das stärkere Ende der Wippe wieder herab, und
folglich die Spitzt
gezogen,
und so
der Wippe wieder
in die Höhe
kommt alles wieder in die Lage,
worin es sich befand,
ehe der Arbeiter den vordern
Theil des Trittes zu Boden drückte.
Tritt nach der Spitze der Wippe
Da die vom
gehende
Darm
saite, um das zu bearbeitende Stück Holz geschlun
gen ist,
so
dreht sich dies ebenfalls wieder zurück,
wenn der Arbeiter den Fuß wieder abhebt.
sich also in
einer ununterbrochenen
Es läßt
Bewegung um
seine bevestigte Achse halten, wenn der Arbeiter den Fuß, wie beim Spinnen, bald hebt, bald sinkt.
Die Prellstange hat mit der Wippe einige Aehnlichkeit, und unterscheidet sich vorzüglich darin von dieser, daß ihr stärkeres Ende nicht ebenfalls be
weglich ist, und daß die Schnellkraft, vermöge deren die hinadgezogene Spitze wieder in die Höhe gezogen
wird, in der Stange selbst liegt,
ohne der Feder
stange am Fußboden zu bedürfen.
Zu diesem Behufe
nimmt man eine sieben bis acht Fuß lange, am dick
sten Ende drittehalb Zoll dicke,
am andern merklich
dünnere biegsame Stange, an einem Holze, welches lange feine Schnellkraft
oder Ahorn. Loch,
z. B.
behalt,
von Eschen
An dem dicksten Ende bohrt man ein
damit ein starker Nagel,
den man in einen
Balken an der Decke der Werkstätte schlägt,
hindurch geht.
leicht
Die Lage dieses Nagels muß so aus
gesucht werden, daß die durch ihn
mit dem stärkern
Ende an der Decke bevestigte Stange mit ihrer Spitze
von hinten her über den vorderen Theil der Werk,
statt
J 5« C statt treffe.
An der Spitze der Prellstange wird ntm;
eben so wie vorher, an der Spitze der Wippe eine hänfene Schnur oder Darmsaite bevestigt, die wieder
um die Dreh-Arbeit geschlungen wird, und das vor
dere Ende des Tritts, wenn alles in Ruhe steht, die Höhe hält.
Der niedergedrückte Tritt
in
setzt, ver
möge der Darmsaite, das Stück auf der Drehbank
in Bewegung, und zieht zugleich die Spitze der Prell stange abwärts, die sich, sobald der Arbeiter den Fuß vom Tritte wieder aufhebt,
vermöge ihrer Schnell
kraft sogleich wieder in die Höhe zieht,
stete Erneurung der
und so die
drehenden Bewegung für das
eingespannte Stück Hölz möglich macht. Um aber die Schnellkraft der Prellstange zu verstärken, wird etwa
in der Mitte der Stange an der Docke eine Unterlage angebracht, so daß nicht sowohl die ganze Stange,
als vielmehr nur ihre über diese Unterlage bis zur
Drehbank hervorragende Spitze durch die Kraft des
Trittes hinunkergezogen wird, ker in die Höhe schnellt.
und daher desto stär
An der Stelle,
wo di«
Prellstange auf der Unterlage ruht, wird sie gewöhn lich etwas flach geschnitten, damit sie desto sicherer darauf liege.
Sie wird aber keinesweges auf der
Unterlage bevestigt,
rechts
sondern
läßt sich auf derselben
und links verschieben, und wenn man
das
hintere Ende des Tritts ebenfalls nicht an dem Bo den bevestigt;
so kann man die Schnur an allen
Stellen in der ganzen Länge der Drehbank anbringen, welches vorzüglich bei solchen Banken, wo beide
Stücke zwischen den Riegeln des Vorderthcils beweg
lich find, nicht ohne Nutzen ist,
Um
Um sich endlich eine noch einfachere vermittelst
eines Rades in Bewegung gesetzte Drehbank vorzu« stellen, darf man sich nur an ein Spinnrad erinnern,
in welchem die Spule gerade so eine drehende Be
wegung hat, wie der Drechsler dem
Holze geben will.
eingespannten
Bei einem Spinnrade,
wo die
Spule gerade über dem großen Rade angebracht ist, darf man sich nur den Tritt an der Seite angebracht,
und das von der Spinnerinn abwärts gekehrte Ende der Spule mit seiner Rolle als an dem einen unbe
weglichen Stocke bevesiigt vorstellen, so hat man ohn-
gefahr den Begriff von einer so einfachen Drehbank, wie sie z. B. bei den Gürtlern gebräuchlich ist.
Bei
den Zinngießern ist sie schon etwas größer: das Rad
ist zur Seite angebracht, und wird an einem Hand griffe gedreht.
Bei den bisher beschriebenen Verrichtungen wird die Drehschnur allemahl um die Arbeit selbst einmahl,
oder auch öfter, hcrumgeschlungen.
Allein bei sehr
kurzen, oder bei kugelförmigen Arbeiten, würde dies unthunlich seyn.
Daher hat man dazu eine eigene
Bevestigungsart ersonnen, wo man statt der Stöcke
sich der Docken, oder, zum
genaueren Unterschiede
von den Stöcken, die zuweilen auch wohl Docke« ge
nannt werden, der Hohldocken bedient, wovon ich mir aber
ohne besondere Kupfer
genügendes Bild zu machen getraue. che dieser Verrichtung
den Lesern kein
Das Wesentli
besteht indessen darin,
daß
das zu bearbeitende Stück am Ende einer Spindel so beveftigt ist,
daß es von der einen Seite völlig
frei steht, und daß also der Arbeiter im Os-Os ist.
r 58 < es nach unb nach auf allen Seiten
Um dies möglich zu macken,
zu bearbeiten.
dc-nke man sich zuerst
ein Paar Stöcke in der Mitte nach der Richtung der Pinnen oder Zapfen so durchbohrt, daß statt dieser, eine metallene Spindel darin angebracht wäre,
die
mit einem oder mit beiden Enden über die Docken
noch hervorragt: zwischen den Docken befinde sich an dieser Spindel eine Vertiefung, um die Schnur her«
umschlagen zu können;
so wird sich diese
Spindel
eben so wie sonst das eingespannre Holz in Vewe-
gung setzen lassen.
Wird nun an dem einen, mit
Schrauben versehenen,
aus der Docke hervorragen«
den Ende der Spindel ein Stück Holz angeschraubt, dessen von der Spindel abstehendes Ende in Gestalt,
z. B. von einer Walze, aus^ehöhlt ist; so wird man in dieser Höhlung, oder Futter eine Walze bevestigen können, deren eines Ende aus derselben hervor
stehen, und sich, da das Futter mit der Spindel stets gleichförmig bewegt wird, bearbeiten lassen wird. Hat man nun dieses aus dem Futter hervorstehende Ende
beliebig, z.B. in Gestalt einer Halbkuge', adgedreht; so läßt sich diese abgedrehete Hälfte eben so wie vor
her in einem Futter bevcstigen, und man kann nun das vorher eingefütterte, zetzt freistehende Ende eben
falls -u einer Halbkugel bearbeiten.
Dies Beispiel
wich die Nothwendigkeit eine Hohldocke in manchen
Fallen,
und zugleich auch die Einrichtung und den
Gebrauch, derselben, wenigstens einigermaßen deutlich
Dachen. Was endlich die Arbeit des Drehens oder Drech selns selbst betrifft, so besteht das Wesentliche davon ge-
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gewöhnlich darin, daß man dem umgedreheten St6e# per, indem man ein schneidendes Werkzeug gegen ihn hält, eine runde-Geftalt giebt. Man kann sich leicht vorstellen, daß ein zwischen die Pinnen eingespanntes Stück Holz, wenn man daran längs seiner ganzen Länge eine gehörig scharfe und dauerhafte Schneide unbeweglich anbringen könnte, zu einer vollkommen runden Walze geschnitten werden müßte, während es sich einmahl um seine Achse drehte. Da aber eine f» lange Schneide unmöglich zu handhaben seyn, auch in der Härte des umgedreheten Holzes einen zu star ken Widerstand finden würde, so muß man schnei dende Werkzeuge von geringerer Breite gegen ver schiedene Stellen des eingespannten Holzes nach ein ander halten, um ihm die verlangte walzenförmige Gestalt zu geben. Dabei wird es aber nothwendig seyn, die Schneide so zu halten, daß sie immer gleich weit von der Achse entfernt bleibe, und sich an jeder einzelnen Stelle nicht verrücke. So groß auch die Geschicklichkeit des Drechlers seyn mag, so wird er doch unmöglich im Stande seyn, seine Werkzeuge aus freier Hand diesen Forderungen gemäß zu behandeln. Um sich die Erfüllung derselben zu erleichtern, bedient er sich eines sehr nützlichen, aber sehr einfachen Werkzeuges, wovon wir unsern Lesern noch die Be schreibung schuldig sind, nämlich der Armschiene. Auf dieser können die Eisen, womit man das Holz abdrehet, sicher ruhn, damit sie den umgewälzten Holze ger hörig widerstehn, und zugleich darein einschneiden. Am gewöhnlichsten ist die Armschiene, ein schma les, neun bis zehn Linien dickes Brett, welches vor der Arbeit
3>
6o
C
Arbeit des Drechsler- so befestigt ist, daß er auf der
schmalen Seite desselben die schneidenden Werkzeuge,
womit er arbeitet, kann ruhen lassen. Zu diesem Ende dürfen nur quer durch die beiden Stöcke ein paar
Träger gehn, auf deren jedem eine Gabel angebracht
ist, worin man an beiden Seiten die Armschiene steckt. Und sie mit einer Druckschraube bevestigt.
Stücke, welch
man drechseln will,
Da
die
von ungleicher
Dicke sind, so muß die Armschiene ihrer zwischen den Pinnen bevestigten Achse
auch genähert oder davon
entfernt werden können.
Dieß geschieht, schr leicht,
wenn die beiden Träger,
in deren Gabeln sie ruht,
jeder in seiner Docke hin und her geschoben, und an
-er Stelle, wo er bleiben soll,
mit einer von der
Seite in die Docke hineingehenden Druckschraube be vestigt werden kann.
Der ungleiche Durchmesser der
Arbeit macht es auch nothwendig, die Armschiene zu
gleich hoch und niedrig richten zu können:
am be
quemsten erreicht man diesen Zweck, wenn man meh rere Armschienen von ungleicher Breite hat, und je#
-esmahl die erforderliche Breite auswählt;
andere
Verrichtungen zu diesem Behufe können hier füglich
übergangen werden, wo es nur auf eine kurze Ue
bersicht desDrechselns ankommt. Ueberall bringt man die Armschiene gern so nahe als möglich, wo die ab,
zudrehende Arbeit, damit das Dreh-Eisen kurz hin ter seiner Schneide von ihr unterstützt werde.
Bei der Arbeit selbst muß man zuerst auf die Schärfe
der Eisen Acht haben,
Je weicher das Holz ist, desto
sorgfältiger muß man die Eisen schärfen, weil sonst
keine glajse und runde Fläche zum Vorschein kommt. Dec
6i C Der Drechsler muß daher mit verschiedenett Artett den Stahl gehörig zu härten, bekannt,
und im
Schleifen nicht ungeschickt seyn. Damit sich das Stück bey jedem Niedertreten deTritts mehreremal um seine Achse drehe, muß man die Schnur lieber um ein dünnes, als um ein sehr
dickes Ende der Arbeit umwickeln; denn wenn sie um eine Walze von zwei Zoll im Durchmesser geht, und
das Stück sich bey jedem Niedertreten zwei-
mahl umdrehen soll, so muß das Ende des Tritts
schon um einen ganzen Fuß niedergetreten werden: und viel tiefer kann der Arbeiter nicht niedertreten, wenn es ihm nicht bald zu beschwerlich werden soll. Hat man also ein dickes Stück, so ist es rathsam,
erst eine dünnere Stelle für den Gang der Schnur davon zu verfertigen, damit bey jedem Niedertreten alle Theile des Holzes wenigstens dreimahl unter das
Eisen kommen. Natürlich wird das zur Arbeit bestimmte Holz, ehe es eingespannt wird, durch Handbeil, Säge und Schneidemesser so weit bearbeitet, daß eS schon eine
wahre Aehnlichkeit mit derjenigen Gestalt zeigt, wozu es bestimmt ist.
Die ersten Eisen, womit die eingespannte Arbeit
aus dem Groben gearbeitet wird, heißen Röhren, weil sie an der Spitze einer halben flachen Walze
ähnlich ausgehöhlt sind; vorn sind sie wie eine Löffel spitze abgerundet, und in etwas aufgeworfen.
Mik
diesen Röhren wird der eingespannten Arbeit schon ohngefahr ihre künftige Gestalt gegeben: man hält sie ein wenig auf die Seit«, und hinten ein wenig niedriger.
> niedriger.
6s
C
Um die vorgeschriebene Gestalt nicht zu
verfehlen, muß man mit einem gewöhnlichen Zirkel nach einer angefertigten Zeichnung die Entfernung zwischen allen einzelnen Theilen des Stücks und die xär.ge einer jeden abmessen, und eben so mißt man
Mit dem Hohlzirkel die vertieften oder hervorsprin genden Theile, ob sie den bestimmten Durchmesser ha-
den.
In hohlen und runden Stellen, wohin außer
den Rohren kein anderes Dreh-Eisen kommen kann, müssen sie die Arbeit vollenden: bei den geraden und
erhabenen Stellen thut dieß der Meißel. Dieser wird, so wie die Röhre, hinten ein wenig niedrig gehalten, und man nimmt damit nur wenig Holz auf einmahl weg. Man muß die Schneide mit
ihrer Mitte wirken lassen, und muß sich wohl hüten,
wenn man sie auf der Lange des Stücks von der Rechten zur Linken, oder von der Linken zur Rechten führen will, daß nicht die Ecke des Instruments in
das Holz hineinfahre, und zu tiefe Einschnitte mache. Ueberhaupt werden die gröberen Werkzeuge, womit man arbeitet oder schartet, Schrot stähl er, die fei nern Schlichtstähler genannt.
Um ein Stück Holz inwendig auszuhöhlen, be dient sich der Drechsler zweierlei Arten von Bohrer,
der Löffelbohrer und den Zervilbohrer. Die Löffelbohrer sind gewöhnliche Bohrer, vorn mit einer löffelähnlichen Schneide an einem langen Stiel, am andern Ende gewöhnlich mit einem
senkrecht auf dem Stiel stehenden hölzernen Hefte,
oder auch mit einer Schraube versehen. Der Drechs ler bohrt mit Hülfe der Drehbank auf «ine doppelte
Art.
r 6z L Art. Wenn nämlich das Loch nicht tief werden sokt, so wählt er einen Bohrer, den er mit seinem hin« tern Ende an die Spindel der Hohldocke anschrauhen kann, und halt den zu durchbohrenden Körper in freier Hand den Bohrer entgegen: weil er aber auf diese Weise die gleichförmige Richtung des Körpers leicht um etwas verfehlen könnte, und alsdann ein schiefes Loch bohren würde, so muß er sich bei tie« fern Löchern, z. B. wenn er ein Pfeifenrohr durch bohren will, einer andern Verrichtung bedienen. In diesem Fall schraubt er den auszubohrenden Körper selbst an das Futter der Hohldocke, so daß er mit dem Ende, in welches das Loch hineing^bohret werden soll, völlig frei stehl. Damit aber der Bohrer als dann eine gleiche Richtung und Lage behalte, muß er ihn unterstützen. Zu diesem Ende ist a» der einen Seite der Hohldocke noch ein schmales, nach der Länge der Drehbank laufendes Brett nach Art einer Arm schiene bevestigt, worauf verschiedene senkrecht stehende Zapfen befindlich sind, und ähnliche Zapfen stehen auf der Lehne der Bank, auf welcher der Drechsler sitzt. Man legt nun zwischen zwei Zapfen des Lehn bretts und zweien Zapfen der Lehne einen Stab nach der Breite der Drehbank, und auf diesem ruht der Bohrer vor dem auszubohrenden Körper, welchen der Bohrer nach und nach entgegengeschoben wird, wäh rend man ihn durch Treten auf der Spindel der Hohl docke umdreht, und so ein gerades Loch immer tiefer hineinbohrt. Des Zervilbohrers bedient sich der Drechs ler, um vvrgebohrte Löcher zu erweitern, und größere Aus-
> 64 T Aushöhlungen zu machen» Dieser besteht aus einer stählernen Klinge, etwa in Gestalt eines Meißels, woran vorn eine schmalere Spitze befindlich ist, beide Seiten der Klinge aber schneidend sind. Die Spitze greift in das vorgebohrte Loch, und die Schneiden der nachfolgenden breiteren Klinge erweitern hernach dasselbe. Da die Theile eines Ganzen oft zusammengeschraubt werden müssen, so muß der Drechsler sowohl die äu ßere, als die innere Schraube, (die erste heißt auch die Schraubenspindel, die letzte gewöhnlich die Schrau benmutter) zu verfertigen wissen: dieß geschieht am leichtesten vermittelst zweier Schraubeisen von ver schiedener Art. ttnr die Schraub« hervorzu bringen , gebraucht der Künstler einen Meißel, der vorn statt der Schneide fünf bis sieben schräge ab geschärfte Zähne hat. Der Zapfen, auf welchem das Gewinde zu einer Schraubspindel ausgeschnitten wer den soll, muß vorher auf der Drehbank gehörig rund gedrehet seyn. Alsdann setzt der Drechsler die Zähne des Schraubmetßels an, laßt das Ganze auf der Dreh bank umlaufen, und schneidet die Schraubengänge ein. Zu jedem solchen Schraubenmeißel, womit eine äußere Schraube eingeschnitten wird, gehört auch ein eigenes Eisen, um die dazu passende Schraubenmut ter zu verfertigen. Dieses hat nicht vorn, sondern seitwärts, so wie die Schärfe einer Messerklinge, schief abgeschärste Zähne, so daß man es eine Schrauben säge nennen könnte. Die Zähne der Schrauben säge müssen in die Zähne des Schraubenmeißels genau passen, wenn. man beide an einander hält. DiAus-
5
65
C
Aushöhlung zue Muttetschraube wird vorläufig nach der Stärke der Schraudenspindel
mit einem Löffels
bohrer oder Zervilbohret ausgebohrt.
Zn diese Aus,
Höhlung halt nun der Drechsler die Zahne der Schrau-
bensäge, und schneidet die inneren Schraubengänge ein, indem ec zugleich die Arbeit auf der Drehbank
umlaufen laßt.
Zuletzt muß die Schraubensptndel irt
die Miitkcrschraube gut eingetricben werden.
Die Schraubeneisen des Horndrechslers, die kleir ner sind, als beim Holzdrechsler, haben keinen hölzer nen Haft, heißen Schraubenftähler, und die zusam, men gehörigen Schraudeneisen
befinden
immer
sich
an einem Stück; am einen Ende das Eisen zur Schraudenspindel, am andern zu der dazu passenden Schraubenmutter.
Andere Arten, Schrauben zu ver
fertigen, würden hier zu weitlauftig zu beschreiben,
und ohne eigene Kupfer nicht verständlich seyn. Um die fertig gedreheten Arbeiten zu glätten und zu polircn, bedient man sich bei Hoizardeiten theils
der Fischhaut, oder dec getrockneten Haut der Ro
che, deren Narbenseite so scharf wie eine Feile, aber weit feiner ist, oder auch der noch feinern Floßfeder;
theils des Schachtelhalms/ eines dünnen/
rohr
ähnlichen Gewächses, das auf Wiesen und an feuchten Orten wächst, und dessen Stiele der Länge nach
gestreift sind.
Horn wird mit Baumöhl und Trippel
einer magern rauh
anzufühlenden Thon-Erde; El
fenbein m>t weißer Kreide, Trippel und Leinöl, und Metall mit Bimsstein, Trippel, Schmärgel, einem mit
Kieselerde
vermischten
Eisenkalk
und
mit
Bäumöl
polirt.
E
Taf,
2>
Taf. IV.
66
C
Die untere Hälfte B.
Der Goldschlager. (Bractearius. — Bat teur d’or).
Goldschläger sind freie Künstler, die Gold und Silber zu den feinsten Blättchen schlagen, die dem bekanteren Gold- und Silber-Schaum, dec von Mes sing oder versilbertem Messing auf eine ähnliche Art verfertigt wird, an Dünne zum Theil noch übertreffen. Der rohe Stoff des Goldschlägers ist das Gold, das er aber nur in einer fast vollkommenen Reinheit zu seinen Arbeiten gebrauchen kann. Die Reinigung desselben ist daher fein erstes Geschäft. Beim Gold schläger, so wie bei allen Arbeitern, die ein reineres Gold, als das gewöhnliche gebrauchen, wird hierzu das Gießen des Goldes durch Spießglanz angewandt, wovon ich also erst meinen Lesern einige Nachricht ertheilen muß. DaS Spießglas oder Spießglanz ist ein Metall, von zinnweißer Farbe) mäßig hart, so spröde, daß es sich leicht zu Pulver stoßen läßt, und ohne Geruch oder Geschmack. ES hat einen blätterigen Bau, deu man auch an ihm äußerlich wahrnehmen kann, wenn man eS nach dem völligen Schmelzen langsam erkal ten läßt, und bildet auf dec Oberfläche eine Art von Stern. An der duft verliert es nur wenig von sei nem
r 6?
L
fient Glanze, tinb testet nicht eigentlich; anch hat Wasser ganz und gar keine Wirkung darauf. Man unterscheidet das rohe oder schwefelhaltige Spießglas von dem Spießglanzmetall oder dem Spießglaskönig. Wenn man schwefelhaltiges Spießglas mit Golde zusammen schmelzt: so verbindet sich der größte Theil des Spießglanzes mit dem Golde, und der Schwefel sammlet sich mit weniger Cpießglanz oben auf. Und nun dem Golde andere Metalle, z.B. Silber, Kup fer oder Eisen beyzemischt, so verbinden sie sich mir dem Schwefel des Spießglanzes, zu welchem sie eine nähere Verwandschaft haben, als zum Golde, und man erhält das Gold von ihnen befreit und rein, wenn man das Spießglas, mit welchem allein es nun noch verbunden ist, durch die Hitze davon treibt. Da sich der Schwefel des Spießglanzes lieber mit den übrigen, dem Golde beyzemischten Metallen vereinigt, indem er zum Spießglase eine sehr geringe,' und zum Golde gar keine Verwandschaft hat; so verläßt er das Spießglas, das nun mit dem Golde in Ver bindung tritt. Und da jene schwefelige Schacke daGold nicht auflöset, so schwimmt sie wegen ihrer ge ringeren eigenthümlichen Schwere oben auf. Durch bloßen Schwefel würde sich die Reinigung des Goldes nicht so gut bewirken lassen, weil er allein zu früh verbrennt: da sich aber das Spießglas von dem Golde hernach nicht ohne Beschwerde wieder abscheiden läßt, so nimmt man von diesen auch nicht mehr, als dazu nöthig ist, die voreilige Verbrennung deS Schwefels zu hindern, und man nimmt daher, wenn das Gold nur achtzehntartig ist, d»i. wenn in 24 Karat nur 18 E 2 Karat
)
68
C
Karat reines Gold enthalten sind, auf ledes Karat, welches das Geld in einer Mark (oder sechzehn Loth)
weniger hat,
ein halbes Loth Schwefel zum rohen
Spießglanze hinzu.
Um die Reinigung des Goldes auf diese An gl verrichten, nimmt man einen geräumigen Jpser, (von
dem Städtchen
Ips
in Oesterreich) oder
Passauer
Schmelztiegel, der so groß ist, daß er zehnmahl mehr Gold fassen könnte, als gereinigt werden soll, wenn
man ihn auf zwei Drittheile angefüllet harte, weil sich die schmelzenden Materien,
wenn sie im Flusse
sind, aufblähen, bringt ihn mit dem unreinen Golde
in eine Esse vor das Geblase,
und das Gold erst m
Fluß: dann trägt man an Gewicht zweimahl so viel gestoßenes, langstrahliges, schwefelhaltiges Spießglas,
das so wenig als möglich von andern Metallen ent« hält, nach und nach hinzu, so dass das vorher hinge« tragene schon immer völlig in Fluß ist, ehe man fri
sches hmzuthut.
Nach jebcm Einträgen bedeckt man
den Tiegel sogleich,
Minuten
und
läßt die Materien einige
lang wohl und klar fließen:
nur in dem
Fall des über ein Viertel fremder Theile enthaltenen
Goldes nimmt man auch noch, ist, bloßen Schwefel hinzu.
wie oben angeführt
Heruach gießt man das
wohlgeschinolzene Gemenge in einem Gieß pu ckel (ein kegelförmiges, unten fp tz zugehendes Gefäß von ge gossenem Eisen), den man vorher erwärmt, und mit Wachs oder Fett ausgeschmiert hat.
schwere
mit dem
Hier sinkt das
Spießglase zusammengeschmolzene
Gold unten nach der Spitze zu herab, und die leich tere Schlacks fließt oben.
Damit sie sich leicht von jenen
>
69
C
jenen trenne, muß stegehörig dünnflüssig seyn:
auch
sucht, man daS Hinabsinken des Goldes noch dadurch zu befördern, daß man mit einem Hammer gelinde an den Gießpuckel anschlagt, um die flüssige Masse
etwas zu erschüttern, und die schweren Theile nach unten zu befördern. Nachdem alles erkaltet ist, stürzt man es aus, und ist dann leicht im Stande, die Schlacke von dem gediegenen Metall, (dem Metall
könige) durch einen Hammer chlag zu trennen.
Da
aber die Schlacken noch leicht etwas Gold enthalten können, so schmelzt man sie in eben dem Tiegel von neuem, gießt sie wieder aus, wie zuvor, schlagt den König aufs neue ab, und wiederhohlt dies Verfahren,
bis man kein Metall mehr unten in die Spitze des Gießpuckels findet. Eben so ist auch der zuerst er haltene König des mit Spießglas zusammengeschmol zenen Goldes noch nicht von allen beigcnnschten frein-
den Metallen ganz rein; man schmelzt ihn daher zum zweitenmahl, auch wohl zum drittenmahl auf die vor her beschriebene Weise, mit derselben Menge Spirß-
glanz. Der erhaltene König wird durch Kratzen und Bärsten von den hin und wieder anhangenden Schla
cken, die man, wenn das Gold silberhaltig gewesen ist, sämmtlich aufhebt, sorgfältig gereinigt.
Durch die bisher angegebene Verrichtungen, hat man nun das Gold von allem übrigen Zusatze be-
freut, und bloß in Verbindung mit dem Spicßglanze.
Um dies nun ebenfalls abzuscheiden, reines Gold zu erhalten,
und ein ganz
bringt man den auf die
beschriebene Art erhaltenen Metallkönig in einen star ken Tiegel, der nur zur Hälfte damit angefüllt wird,
vor
vor das Gebläse, wo sich der Spießglanzkönig durch
die Hitze verflüchtigt, und das feuerveste Gold zurück-
bleibt.
Damit aber der verfliegende Spleßglaskönig
nicht einen Theil des Goldes mit sich fortreiße, giebt man anfangs ein gelindes Feuer, hinreichend ist# zu erhalten.
das nur so eben
den König im Flusse und glanzend Auch befördert man das Verrauchen
des Spießglases dadurch, daß man mit einem Hand blasebalge auf die Oberfläche des fließenden Metalls
Diese
bläset.
das
ganze Verrichtung heißt daher auch
Verblasen
des
Spießglanzkönigs.
Wenn kein dicker Rauch mehr aufsteigt, so verstärkt
man das Feuer, weil das Gold in eben dem Grade, wie sich
das Spießgkas von ihm zerstreuet,
desto
mehr Hitze zum Schmelzen erfordert,
da
jene Mischung viel leichtflüssiger war.
Wenn endlich
kein Rauch mehr zu spüren ist,
eS durch
und die Oberfläche
des fließenden Goldes schön meergrün
aussieht,
so
hört man mit dem Blasen auf, und streuet, um die etwa noch eingemischten Spießglanzrheilchen gänzlich wegzudringen, etwas weniges Salpeter, mit oder oh» ne Borax darauf, wiederhohlt dieses einigemahl, und
gießt bann das tzöllig gereinigte Gold gehörig in ei«
Nßn Gießpuckes aus. Diese Art, das Gold von allen übrigen Metallen.
zu reinigen,
ist die
wohlfeilste und
vollkommenste;
nur ist dabei sehr zu bedauern, daß die Dämpfe des .Spießglanzes beim Verblasen für die Gesundheit der
Arbeiter nachtheilig und gefährlich sind. Dec Goldschläger muß auf diesem Wege selbst
das Dukatengold reinigen, weil es ihm sonst zu sei-
3
71
ner Arbeit nicht rein genug seyn würde. Weil aber das ganz reine Gold etwas blaß auszufallen pflegt, so pflegt er mit dem gereinigten Golde noch den ad)# ,ten Theil ungereinigtes Dukatengold zusammen zu schmelzen, welches noch etwas weniges Kupfer in sich enthält, und dadurch die Farbe des reinen Goldes erhöht. Das so vorbereitete Gold wird in einen Einguß gegossen, der, so wie der Gießpuckel auS gegossenen Eisen besteht, sich aber von jenem dadurch unterscheidet, daß er oben und unten gleich weit und viereckig ausgehdhlt ist. Bei einer Goldstange von i8 Ducaten oder 5 Loth, betragt die Länge ohnge, fahr einen Fuß, die Breite und Dicke einen Zoll. Diese aus dem Einguß wieder herausgenommene viereckige Stange, führt den Namen eines Gold zahns. Nach seiner Erkaltung glühet ihn der Goldschlager drei bis viermahl, und schmiedet ihn bei jedem Glühen auf dem Amboß, bis er ihn zu einem zwar längeren, aber schmaleren und dünneren Viereck gebildet hat, wovon ;ede Seite nur drittehalb Linien, also von ihrer Länge, so wie sie aus dem Eingüsse kam, nicht mehr den vierten Theil beträgt. Dies Glühen und Schmieden des Zahns, dient nicht bloß dazu, ihn dünner zu machen, und so zu seiner Verarbeitung vorzubereiten; denn die- hätte man durch Eingüsse von geringerer Weite ohne die Mühe des Schmiedens bewirken können: sondern vorzüglich dazu, das Metall, welches hernach so erstaunlich dünn geschlagen werden soll, dehnbarer und geschmeidiger zu machen. Die
2> 72 C Die nächste Verdünnung bekommt das Gold nun -uf dem Ziehwcrk. Dies bestehl aus zweien etwa
zehn Zoll hohen, zwei Zoll breiten, und einen Zoll dicken eisernen Wänden, die über anderthalb Zoll weit von einander stehn, und oben und unten durch
zwei eiserne Riegel vereinigt lind, und zwei, änderthalb Zoll lange und dicke, aus dem besten Eisen ge schmiedete und gehärtete Walzen tragen, die man jede an einer eignen Kurbel in entgegengesetzter Rich
tung dreht, um den zwischen ihnen befindlichen Gold zahn. bei jedem Walzen dünner zu pressen. Damit
dies geschehen kann, ist
die obere Walze beweglich,
so daß man sie hinauf und hinab schieben, und folg» lich ihre Entkernung von der untern Walze willkür lich ändern kann. So oft also der Goldzahn zwi schen beiden Walzen durchgezoge» ist, wird die obere etwas weiter hinabgeschoven, damit er wieder um et
was mehr verdünnt werde.
Vor beiden Walzen, in
der Gegend, wo sie einander am nächsten sind, ist ein dünner eiserner Stab gngenietxt, in dessen Mitte sich ein Loch befindet,
wodurch man
beim Ziehe» den
Goldzahn steckt, damit er auf der Walze eine gerade Richtung behalt«, und der eben darum der Einlaß heißt, Auf dem Ziehwcrk wird nun der oben er wähnte, einen Zoll breit und dich gegossene und dann
drittehalb Linien breit und dick geschmiedete Golbzahn so lange immer dünner gepreßt, indem man die Walze nach jedem Durchziehen näher an
einander
schraubt, bis seine ursprüngliche Länge von einem Fuß sich in zwölf Fuß verwandelt hat.
Durch
73
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C
gelegt und zusammen verkauft. Außer diesen ver fertigt der Goldschlager auch andere Metallblättchen, die entweder mit etwas Kupfer versetzt sind, um ih nen eine röthere Farbe zu geben, oder weniger dünn geschlagen werden, z. B. das Fabrikengold, dessen man sich in den Gold- und Silber-Fabriken, unter andern zur Vergoldung silberner Dräthe, bedient, und wozu aus einem Ducaten nur vier Blatter, zu vier Zoll Länge und Breite, also von 16 Flachenzoll geschlagen werden. Dies Gold wird bloß in den Quetschformen geschlagen, und da aus einem Duca ten nur 64 Flachenzoll werben, so behält eS noch so viel Starke, daß es rauscht, wird daher auch nach, dem Gewichte verkauft. Eben so verfertigt der Goldschlager auch Silberblättrr von verschiedener Dicke, die er auf die selbe Art wie die Goldblättchen macht; nur daß sie nicht in der dritten Pergament-Form oder Dünn quetsche geschlagen werden, weil sich das Silber lange nicht so stark, rote das Gold, strecken läßt. Auch verfertigt der Goldschläger Metallblättchen, die auf der einen Seite aus Silber, und auf der andern aus Gold bestehn, und die er Zwischgold nennt. Zu 18 Loth Silber nimmt man ic| Ducaten Gold. Wenn das Silber aus der zweiten Pergamentquetsche, und das Gold aus der ersten Haurform kommt, so wird auf jedes Blatt Silber ein Blatt Gold gelegt, und in eine eigne Form gebracht, die weder aus Per gament noch aus Goldschläger-Haut, sondern aus star kem Papier besteht, weil sich beide Metalle in diesen Formen, vielleicht weil dieselben etwas klebrig sind, nicht
3»
85
C
nicht vereinigen. In der Papierfotm werde« die bei, den verschiedenen Metallblättchen, eben so, wie sonst in andern Formen geschlagen, und dadurch zu einem einzigen Blatte vereinigt. Die vereinigten Blatter dringt man hierauf in die erste Hautform, nachdem man sie durch einen Kreuzschnitt in 4 gleiche Vierecke zerrissen hat, und schlägt sie so lange, bis man von dieser Form von 550 Blattern anderthalb Loth Abgang wegnehmen kann, der an den Seiten aus der Form hervorgedrungen ist. Aldann wird jedes Blatt von neuem in vier Blätter getheilt, in der letzten Hautform völlig fertig geschlagen, in Vierecke an zwei Zoll Länge und Breite vermittelst des Karren zer schnitten, und in Büchern von 25 Blattern verkauft. Noch ist ein Kunstgriff bemerkenswerth, durch welchen der Goldschläger seine Formen in brauchbar rem Stande erhält. Die Dünste in der Werkstätte ziehen sich in die Formen, der Anstrich von Gewürz wird hierdurch klebrig, und dadurch werden die Me tallblätter beim Ausdehnen gehindert, so daß sie, nach dem Ausdrucke des Goldschlägers keinen Schuß haben. Damit also die Arbeit des Künstt lers nicht hiedurch verzögert werde, muß er die Form, so oft sie gebraucht ist, von dieser Nässe befreien. Er bestreuet deshalb jede Seite derselben mir Marienglas, und reibt es mit einem rauhen Hasenfuße ein, wodurch das Klebrige deS Anstrichs weggenommen wird. Damit er aber auch die Nässe vertreibe, wel che sich in das Inwendige der Form-Blätter hinein gezogen hat, wird die Form zwischen zwei dünnen buchenen Brettern in eine Presse gebracht, wo sie zwischen
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C
zwischen zwei starken eisernen Platten,
die
durch
Schrauben einander genähert werden können, scharf zu
sammen gezogen, und dadurch die Nässe heraus getrieben wird. Um zu entdecken, ob sich noch Feuchtigkeit darin versteckt halte, legt er auf die polierte Seite seines Hammers eine Zange oder einen Ring, stellt die Form darauf,
und halt sie dergestalt,
durch alle Blatter durchblasen kann.
daß er
Ist noch Nasse
darin, so verrath sie sich dadurch, daß sie sich in Dunstgestalt an das kalte Metall des Hammers setzt,
und man muß dann mit
den Pressen noch länger
fortsahren. Auf ctie ähnliche Art wie die edlen Metalle, wer den auch die unedlen zu dünnen Blättchen verarbei1«t.
Wenn man Messing dünn schlägt, daß es so
zart wiePappier wird; so entsteht das Rauschgold, Flittergold, Knistergold, Luggold, (Lügengold) welches die Flittergoldschläger dadurch verfer tigen, daß sie Messingblech zwischen einer gehörig zu bereiteten Lederform mit dem Hammer schlagen. Aus eben diesen Stoffen, oder aus gereinigten Kupfer ma
chen sie, nach Art der Goldschläger, den Gold schäum. Versilbertes Messing oder Zinn giebt auf eine ähn
liche Weise das Rauschsilber, und in der höchsten Feinheit den Silberschaum. Die »nächten Gold schläger gebrauchen bei ihrer Arbeit die abgenutzten Formen der ächten Goldschläger, und flicken die Lö cher in denselben mit Hausenblase zu.
Taf.
3>
87
Taf. V.
C
Fig. i.
Der Auer-Ochs. Ur-Ochs. (Bos Taurus oder Urus. — l’Aurochs). D° Gattung des Rindviehs, unstreitig für den Men
schen eine der wichtigsten Thirrgattungen, gehört nebst den meisten wichtigen Hausthieren zu der Ordnung der Saugthiere mit gespaltenen Klauen.
Sie hat,
wie mehrere Gattungen aus dieser Ordnung, oben
keine, unten acht Vorderzähne, und gar keine Eck zähne, und hohle, glatte Hörner. Diese zahlreiche Gattung ist über einen großen Theil der Erde ver
breitet, und scheint nur dem Hunde in der Biegsam keit des Naturells, sich an größere Grade der Kälte und Hitze zu gewöhnen, nachstehen zu müssen.
Man
findet ihn von dem 64sten Grade der Breite an, in Lappland, Sibirien und Kamschatka, und in Nord amerika bis zum saften Grade. Der ganze gemäßigte Erdstrich ernährt Ochsen von vielfach veränderter Größe, Farbe und Gestalt; aber auch die Hitze des
Erdreichs ist ihnen, wenn die Weide nur gut ist, nicht zuwider. So genießen in Afrika die Fulah-> und
Mandingo-Neger nebst den Abyssiniern, so wie Ma dagaskar und das Kap der guten Hofnung eben f» wohl die Vortheile dieser Gattung, wie Indien, die
sundaischen und die philippinischen Inseln in Asien, und Peru, Brasilien und Südamerika, bis gegen PatagoN'kN
r
tuen hin.
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L
DaS nach Süd ? Amerika gebrachte eurv,
päische Rindvieh hat sich in den unbewohnten Ebenen von Paraguay so stark vermehrt, daß man zu,
weilen gegen achtzigtausend Stück,
bloß der Felle
wegen, gefangen und getödtet hat. Es giebt, wie man bei einer so weit verbreiteten
Thiergattung nicht anders vermuthen kann, eine große
Anzahl von Verschiedenheiten unter dem Rindvieh.
Die meisten hangen freilich, so wie bei dem Hunde, vom Himmelsstriche ab; doch kommt es beim Ochsen, weil er in Ansehung der Nahrungsmittel mehr ein geschränkt ist, auch vorzüglich auf deren Beschaffen heit an. Der Buckel des Ochsen, der in Madagaskar einen halben Centner wiegt, verliert sich anderswo gänzlich. Selbst die Hörner sind keine sichere Kenn
zeichen verschiedener Arten;
denn in England und
Schottland sinder man gehörntes und ungehörnteg Rindvieh, das von einerley Stamm entsprungen ist.
In Island findet man nur diejenigen ohne Hörner, die man, aus Mangel an Weide, mit einem Teige von sauren Fischen zu füttern pflegt. Eben so ab wechselndist die Farbe, man trifft sie unter dem Rind vieh fast in allen Schattirungen von rothbraun, braun, schwarz und weiß; doch sind zuweilen in einigen Län
dern gewisse Farben beim Rindvieh vor andern häu fig, z.B. in Italien und Pohlen die graue, auf ei nigen Küsten von Afrika und Indien die weiß-schwarzgefleckte, und in vielen Gegenden Deutschlands die roth
braune. Auch andere Beschaffenheiten derHaare sind sehr
abwechselnd.
Den Bison an derHudsvnsbay, der un
geachtet seine» Buckels wohl nicht mit dem afrikani
schen
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L
scheu Buckelochsen, welcher sich durch die meisten Theile von Afrika und dem wärmern Asien verbreitet hat, zu einerlei Abart gehört, hat wollenartiges, oder viel* mehr seidenartiges Haar: bei unserm Hornvieh ist dasselbe steif und kurz, und der Elephanten-Ochse ist beinahe kahl. Endlich finden sich in Ansehung der Größe bei dem Rindvieh fast eben so große Ungleichheiten, wie bei den Hunden. Die nördlichen, kalten Gegenden Sibiriens, wo die Weiden äußerst schlecht sind, haben kleines, elendes, oft hornloses Rindvieh. Die Ochsen in Persien sind klein; dagegen gehören die kalmücki schen und ukrainischen, wegen guter Nahrung, zu den größten ihrer Art. In denen Theilen der Schweiz, wo das Rindvieh die fettesten Weiden an den Ge birgen benutzt, ist es zweimahl so groß, wie in dem benachbarten Frankreich. Die größten Ochsen sollen in Abyssinien seyn, woher eben der Elephanten-Stier, wahrscheinlich ein abyssinischer Ochse, nach Rom ge bracht wurde: wenigstens fand ein Abyssinier die größ ten ungarischen Ocbsen nur sehr mittelmäßig, auch behaupten Reisende, daß die abyffinischen Schlqchtochftn zweimahl so groß, wie die europäischen sind, und zwanzig Quart enthalten: eine Behauptung, die er staunlich große Thiere voraussetzt, die man aber doch schwerlich bezweifeln kann, da die Römer auch von den Auer - Ochsen des alten Deutschlands erzählen, daß man sich ihrer Hörner zum Trinkgeschirr bediente, uud daß ein solches Horn gegen sechzehn Quart halte. Das wärmere Asien und die gemäßigten Theile von Afrika scheinen dem Rindvieh am besten zu bekommem
J men.
90
C
In diesen wächst eS nicht nur zu einer vorzüg-
lichen Größe;
sondern hier zeigt es such vorzügliche
Seelenkräfte.
Der Hottentotte bewacht seine Heerden
durch abgerichtete Ochsen, die dem Hunde an Ver
ständigkeit nichts nachgeben. laufene Vieh
wieder zusammen,
gegen
die Heerde
Sie treiben das ver
Räuber
und
vertheidigen
und Raubthiere.
In
Italien thut der Ochse die Dienste eines Reit, Pfer des.
Er
regieren,
laßt und
sich,
selbst
vermag,
bei
ohne
Zaum,
einer Mischung
leicht
von
Weizenmehl, Butter und schwarzem Zucker, sechzig
Tage hinter einander, täglich neun deutsche Meilen
zurückzulegen. Ohne Zweifel
gehört
der Auer-Ochse,
der
Stammvater unsers gewöhnlichen zahmen Rindviehs,
mit dem gepuckelten Bison zu einerlei Gattung. Der Nahme Bison kommt vielleicht nur von dem starken
bisamhaften Geruch, welchen alte nnd sonderlich brün
stige Stiere am stärksten von sich geben.
Auch wird
in hohem Alter das zottige Haar am Vordertheile des
Haares am stärksten, wodurch ältere Auerochsen ein buckeliges Ansehen bekommen.
Niemals bekommt der
wilde Auerochse einen höhern Buckel, als ihm die
zwischen den Schulterknochen stark
hervorstehenden
Fortsätze der Rücken'.Wirbelbeine von Natur geben;
außer daß die immer dichter und höher wachsenden Haarzotten über den Schultern die natürliche Erhö
hung im Alter merklicher machen.
Dagegen ist der
Fettbuckel, der das zahme Rindvieh in Persien, Indien und andern mittägigen Gegenden unterschei det,
5 gi c der, den man aber wohl an keinen wilden Ochsen finden möchte, eine bloß zufällige, von überflüssiger Nahrung und andern Umständen im zahmen Zustande erzeugte Anhäufung des Fettes, wie diejenige, die sich bei Schaafen am Hintertheile, an den Nieren, oder am Schwänze, bei den Menschen gewöhnlich an den innern Theilen des Unterleibes zeigt. Selbst der Büffel soll sich, so weit er auch sonst vom gewöhnli chen Rindvieh entfernt scheint, mit der zahmen Kuh fruchtbar begatten, und scheint also zu einerlei Gat tung mit denselben zu gehöre«. Der nordamerika nische Bison endlich scheint von dem Auerochsen vor, züglich nur durch sein feines Haar verschieden zu seyn, welches weiter über die Schulter hinwegreicht, und sich zu Zeugen und anderm Gebrauche verarbei ten läßt; außerdem ist sein Hintertheil etwas schwa cher, unstreitig aber gehört er, da seine Begattung mit zahmen Rindern nicht unfruchtbar ist, mit den selben zu einerlei Gattung. Der Auerochs oder Ur-Ochs, dessen Name von dem alten Worte Ur, so viel als Wald, Herkommen soll, ist eins der größten und stärksten vierfüßigen Thiere. Seine Länge beträgt von der Schnautze bis zum After über zehn Fuß, die Höhe des VordertheikS bis auf den Rücken sechs Fuß. Der Kopf ist dritte halb Fuß lang, und hat im größten Umfange fünf Fuß. Der senkrechte Durchmesser beträgt, durch die Brust genommen, fast vier, aber durch den Hinter theil noch nicht drei Fuß. Die Schnautze ist gegen acht Zoll breit, die Augen stehen, wenn man ihren Abstand nach der Krümmung mißt, um anderthalb 8»ß,
> 9a
äußern
z
igo L
äußern Bau verglichen hatte.
Eines Morgens fand
er das Weibchen ganz still am Ufer sitzen, und mst den Hinterfüßen außerordentliche Bewegungen machen, ohne einen Augenblick von der Stelle zu gehen, wo es sich mit dem Bauche und Vorderfüßen angeklam mert hatte, um sich vest zu halten, und seine Geburt
zu vollbringen.
Nach sieben Minuten sah er einen
ganzen Haufen Eier^ (Laich), welche die Pipa auf den Sand abgesetzt hatte, zum Vorschein kommen. Der Beobachter hatte Lust, sich dieses E
197
C
stnen Männchen in einem stumpfen Huken aus, der
in eine Vertiefung des Oberkiefers einpaßt.
In der
Kiemrnhaut hat er zwölf, in der Brustflosse vierzehn,
in der Bauchflosse zehn,
in der Afterflosse dreizehn,'
in der Schwanzflosse ein und zwanzig, und in der Rückenflosse vierzehn Strahlen. Der Kopf ist keil förmig und gegen den großen Körper nur klein.
In-
beiden Kinnladen sieht man am Rande spitze Zahne,
zwischen welchen kleinere und bewegliche find.
befindlich
An der Oberkinnlade find nicht nur mehr,
als an der untern, sondern auch noch auf beiden Seiten des Gaumens zwei. Reihen spitzer Zahne vor
handen. Außerdem sind noch einige einwärts ge krümmte auf beiden Seiten des Schlundes, nahe an den Kiemen, so wie auch auf der Zunge sechs bis acht, die hinterwärts gebogen sind: der Gau men ist glatt. Die Stirn, das Genick und die Ba
cken sind schwarz, mischt.
bei
den letzten mit Blau ver
Die Augen sind klein,
haben einen schwar
zen Stern, einen silberfarbenen Ring uud gelbe Au genwinkel. Der Rücken ist schwarz; die Seiten sind über der Linie bläulich,
unter derselben silberfarben
uud zuweilen mit grauen Flecken besetzt.
Kehle und
Bauch haben eine gelbröthliche, die Kiemenhaut eine gelbe, die Brustflosse am Grunde ebenfalls eine gel
be, gegen den Rand zu aber eine bläuliche Farbe. Die Bauch, und Afterflosse sind gelb, und über er stem ist eine Mittelfiosse zu sehn. Die halbmondför
mige Schwanzflosse hat eine blaue, die Fettstoffe ei ne schwarze und die gefleckte Rückenflosse eine graue Farbe.
Die Schuppen sind von mittlerer Größe und gehen
5 gehen leicht ab.
198
C
Die schwarze Seitenlinie lauft ge
rade nach dem Schwänze hin. Diese Beschreibung
des
weiblichen
hier abqe-
bildeten Lachses paßt nicht ganz auf den männlichen; denn der Lachs dient zum Beweise,
den Fischen,
daß auch bei
wie in andern Thierklassen, zuweilen
eine merkliche Verschiedenheit zwischen beiden Geschlech Der Kopf ist am Männchen viel
ten Statt finde.
Die obere
länger und gleicht einem Schweinrüffel.
Kinnlade ist an der Seite bogenförmig ausgeschnit ten,
lauft in
eine Spitze aus und steht,
wie beim Weibchen,
eben so
vor der untern etwas hervor;
hat sie gegen das Ende eine Vertiefung,
inwendig
in welche der
Haken der untern Kinnlade einpaßt.
Dieser Haken
am Unterkiefer, der vorzüglich
Unterscheidung
dessen
beider Geschlechter
willen man
dient,
zur
und um
anfangs das Männchen,
unter
-em Namen Hakenlachs für eine ganz eigne Art gehalten hat, ist knorpelicht und an der untern Kinn» lade beweglich.
Gaumen,
Außerdem ist beim Männchen auch der
der im Weibchen nur ein Paar einzelne
Zähne hat, mit zwei Reihen spitzer Zähne besetzt:
auch hat jenes viele runde, gelbe und braune Flecken
auf dem Kopfe, anstatt daß das Weibchen nur einen
solchen
Fleck am
die Seiten
Kiemendeckel
hat:
eben so
sind
des Männchens mit ungleich mehreren
schwarzen Flecken von unbestimmter Figur gezeichnet, da sie bei dem Weibchen seltener und halbmondförmig sind:
und endlich hat jenes an den Seiten nach dem Bauche zu viele gelbrothe oder kupferfarbige Flecke, die die
sem! mangeln.
Diese
Flecken haben wahrscheinlich den
3
C
199
den Nahmen Kupferlachs veranlaßt,
Männchen
an
einigen Orten führt:
den 'das
aber sie sind
nicht zu allen Zeiten in gleicher Menge und Schön
Nach der Laichzeit sind sie blasser
heit vorhanden.
und in geringerer Anzahl, als vor derselben.
Der
Bauch ist bei einigen Männchen weiß, bei andern
schmutzig grau.
Seine Schwanzflosse endlich hat ei
nen größeren Ausschnitt als die weibliche.
Der Lachs hat gleichen Anspruch auf den Nah
men eines Fluß- oder See-Fisches.
Er wird in
süßem Wasser gebohren, wächst aber im Meere aus, und hält sich hernach den Sommer hindurch in den
Flüssen, auf.
während des Winters hingegen im Meere
Vorzüglich gehört er im nördlichen Weltmeere
zu Hause,
und kommt aus diesem in die damit zu
sammenhängenden
Ströme und
Laich darin abzusetzen.
nur dem
in
allen
Flüsse,
europäischen
nördlichen Weltmeer,
Flüssen,
wie auch
telst der Ostsee in Verbindung stehn, in Kamschatka,
um seinen
Man findet ihn daher nicht die
mir
nur vermit sondern auch
Grönland,» Newfoundland und den
nördlichen Theilen von Amerika.
Der Trieb, seine
Eier in süßen Wasser abzusetzen, treibt ihn an, das
mit reichlicher Nahrung für ihn versehene Meer zu verlassen, und in die von Menschen beunruhigten und mit tausend Gefahren und Hindernissen seinem Auf
gange widerstrebenden Flüsse hinanfzusteigen. gelingt es ihm auch,
Nachstellungen
Häufig
den vielfachen und sinnreichen
der Fischer glücklich zu entkommen;
ob es gleich nur durch eine Art von Wunder möglich scheint, daß er z. V. aus der Nordsee den ganzen Rhein
200
>
208
C
ptn bedeckte», auf beiden Seiten etwas zusammen, gedrückten Körper. Der Kopf ist länglich, keilför» mig und mit einer breiten Stirn versehn- die Mund öffnung ist weit und beide Kinnladen find mit kleinen, spitzen, einwärts gebogenen Zähnen besetzt, auch die untere noch bey einigen mit Bart fasern versehn. Die Zunge ist breit, glatt, der Gaumen aber von kleinen Zähnen rauh, und an dem Gaumen im Schlunde verschiedene, ebenfalls rauhe Knochen. Die Augen stehen nahe am Schei tel, find rund, groß und mit einer Nickhaut ver» sehn. Die doppelten Nasenlöcher sind nahe an den Augen befindlich. Die Kiemenöffnung ist, so wie der Kiemendeckel, groß; der letzte ist aus drei Blätt chen zusammengesetzt, davon das unterste mit einer Haut eingefaßt ist; die Kiemenhaut ist stark und wird von sieben bis acht Strahlen unterstützt; am Rumpfe sind sieben bis zehn Glossen befindlich, wo von zwei an der Brust, eben so viele an der Kehle und hinter dem After, eine am Schwänze, drei am Ri^ cken sitzen, die sämmtlich weiche Strahlen haben. Der After steht beinahe in der Mitte des Körpers. Die Schellfische werden nicht nur in der Nordund Ostsee, sondern einige auch im mittelländischen und andern Meeren angetroffen. Sie sind, eine einzige Art> ausgenommen, Meerbewohner, und ge hen nicht in den Fiüssen. Der Kabeljau zeichnet sich durch seine verhaltnißmäßig größeren Schuppen vor den übrigen Fischen dieser Gattung aus. In der Kiemenhaut befinden sich sieben, in der Brustflosse sechzehn, in der Bauch» flösse
3>
stosse sechs,
n Gestalt eines Schwertes sich endigende Oberkinn
lade dient ihnen zum hinlänglichen Unterscheidungs zeichen.
Die Fische dieser Gattung
haben einen spindel
förmigen, in der Mitte dicken und starken Körper,
sinen zahnlosen Mund, und der Schwanz endigt sich jn eine
sichelförmige
Flosse.
Der
>
220 ,C
Der Kabeljau hat
ein
weichliches Leben, und
stirbt sehr bald, wenn er aus seinem salzigen Ele mente in süßes Wasser gerath.
Weil sein Geschmack
ungleich besser ist, wenn man ihn frisch genießt, so su chen ißii die holländischen Fischer, mittelst durchlöcher»
ter Sch ffe,
nach den großen Seestädten zu bringen.
Die englischen Schiffer wissen durch einen Nadelstich seiner Schwimmblase die Luftdichtigkeit zu benehmen,
wodurch der Fisch genöthigt wird,
im Grunde des
durchlöcherten Schiffes zu bleiben, da er dann länger am £eben bleibt.
Taf. IX.
Fig. Z.
Der Schwertfisch. (Xiphias gladius l’Epee de mer, l’empereur, l'ef-
X)ie Schwertfische gehören zu derjenigen Ordnung
der Fische, die gar keine Baucbflössen hat, und ihre >n Gestalt eines Schwertes sich endigende Oberkinn
lade dient ihnen zum hinlänglichen Unterscheidungs zeichen.
Die Fische dieser Gattung
haben einen spindel
förmigen, in der Mitte dicken und starken Körper,
sinen zahnlosen Mund, und der Schwanz endigt sich jn eine
sichelförmige
Flosse.
Der
J>
22V
C
Der eigentliche Schwertfisch unterscheidet
sich durch die lange in der Mitte niedrige Rücken flosse von seinem amerikanischen Gattungsverwandten. In der Kiemcnhaut sind sieben, in der Brustflosse
siebzehn, in der Afterflosse achtzehn, in der Schwanz flosse sechs und zwanzig, rer zu fassen; Räuber statt der
225
C
denn sie gehören unter die größten
Die meisten Hayfische sind
im Weltmeer.
Schuppen
mit zarten Stacheln versehen,
wodurch ihre Haut rauh wird, welche die Eigenschaft hat, bei Nacht zu leuchten.
Einige haben außerdem
noch am Rücken einige große Stacheln, alle aber ha ben Brust- Rücken- Bauch- und Schwanz- nur wenige auch After-Flossen. Die Hayfische wohnen fast in allen Meeren, vor züglich im südlichen und nördlichen Weltmeer. In der Ostsee erscheinen sie nur selten,
desto
häufiger
sind einige Arten in der Nordsee.
Man fängt sie mit großen Angelhaken an eiser
nen Ketten,
denn einen Strick würden sie bald zer
beißen: der beste Köder ist faulendes Fleisch.
Man
nutzt ihre Haut zum Poliren, auch gebrauchen es die
Norweger statt Leder, und aus der Leber macht man einen sehr fetten Thran,
ist.
der von vorzüglicher Güte
Eine Leber von einem achtzehn bis zwanzig Fuß
langen Hayfi'ch
liefert -gewöhnlich
halb Tonnen Thran.
zwei bis brilte-
Sie gereichen zu einer Größe
von acht, zehn und zwölf Klaftern,
oder zwei und
siebzig Fuß, und bis zu einem Gewichte von viertau, send Pfund; daher hat ein einziger einmahl fünfzehn Tonnen Thran gegeben.
Der kleingefleckte Hay unterscheidet sich von den
übrigen Fischen
seiner Gattung
am
sichersten
durch die beiden zusammen gewachsenen, in eine Spitze
sich endigenden Bauchflossen.
Sein Körper ist, den
weichen Bauch ausgenommen,
röthlich,
der Kopf
groß, und die halbdurchsichrige Schnautze lang.
P
Die Nasen
r 226 e Nasenlöcher stehen zwischen dem Ende der Schnautze
und dem Munde in der Mitte: und furchtbar bewaffnet;
der Mund ist weit
denn jede Kinnlade ist mit
vier Reihen einwärts gekrümmter sägeförmiger Zahne besetzt. 1
Jeder Zahn hat drei Spitzen,
wovon die
mittlern lang, die an den Seiten kürzer sind.
Zunge ist breit, glatt und frei.
Die
An den halb bedeck
ten Augen sieht man einen schwarzen, etwa in einem
weißen Ringe, und hinter derselben die Wasserlöcher.
In der Nähe der starken Brustflossen sind die fünf Luftlöcher sichtbar.
Der Rücken ist bräunlich, rund,
die Seiten wenig zusammengedrückt.
Der After liegt
innerhalb der verwachsenen Bauchfloffen, und die bei den harten, einen Zoll langen, knorpelichten Körper,
welche daselbst hervorragen, werden von den Natur kundigen für Geschlechtstheile gehalten. Der Schwanz ist länger, als der Rumpf. ^Die After- und vordere
Rücken-Flosse sind klein, letztere
am Rücken, die
stehn weit hinten
erste hinter den Bauchflossen,
hinterste dem After gegenüber.
flosse Hai nicht weit vom Ende einen
schnitt.
die
Die schmale Schwanz
starken Ein
Die Haut ist glänzend, und an den dichten,
harten, hervorstehenden sternförmigen Stacheln rauh, daher sie auch zum Glätten gebraucht wird. Der kleingefleckte Hayfisch findet sich
nicht nur
im mittelländischen Meere und in der Nordsee, son
dern auch in Ostindien.
Er wird nur zwei bis drei
Fuß groß, und ist also der kleinste unter den Hayfischen.
Er ist sehr raubgierig, und verzehret alles,
waS erzwingen kann.
Menschen essen ihn,
seines
thranigen Geschmacks wegen, nur im Nothfall, und
be-
- j-Uwfw /
227
C
benutzen sonst nur feine Leber,
Thran giebt.
die
einen schönen
Er gehört zu den lebendig gebührenden
Thieren, und soll seine Jungen nach und nach von sich geben,
denn die Fischer versichern,
Weibchen stets trächtig finden.
daß sie die
Die Weibchen sollen
aua> die Männchen an Größe übertreffen.
Fig. i. 2. Z. 4. 5.
Taf. X.
Die Blattlaus.
Aphis. — Le puceron.
Blattlaus gehört zu der Ordnung der Insekten
Die zu
mit Halbflngeln.
dieser Ordnung gehörigen
Thierchen, unter welchen die Schaben, Heuschrecken
und Wanzen die bekanntesten sind, und die also sehr wichtige Feinde unserer Gerathschaften und Kleider, so wie unserer Nahrungsmittel enthält,
und die zum
Theil den Menschen selbst nicht verschont, ist an Bil
dung sehr ungleich.
Die meisten Halbflügler haben
vier Flügel, wovon die obern meistens halblederartig, halb häutig sind,
und daher halbe Flügeldecken hei
ßen; andere hoben ganz häutige Flügel windle Blatt laus;
und andere
sind nur mit zwei, auch wohl,
besonders die Weibchen, mit gar keinen Flügeln ver sehn.
Diese Flügel der Halbflügler liegen größten-
theilS auf einander, bald platt auf den Rücken mehr oder minder gekreuzt, bald hängen sie frei an den Seiten herab,
und decken sich nur an dem obern P »
Rande.
>
227
C
benutzen sonst nur feine Leber,
Thran giebt.
die
einen schönen
Er gehört zu den lebendig gebührenden
Thieren, und soll seine Jungen nach und nach von sich geben,
denn die Fischer versichern,
Weibchen stets trächtig finden.
daß sie die
Die Weibchen sollen
aua> die Männchen an Größe übertreffen.
Fig. i. 2. Z. 4. 5.
Taf. X.
Die Blattlaus.
Aphis. — Le puceron.
Blattlaus gehört zu der Ordnung der Insekten
Die zu
mit Halbflngeln.
dieser Ordnung gehörigen
Thierchen, unter welchen die Schaben, Heuschrecken
und Wanzen die bekanntesten sind, und die also sehr wichtige Feinde unserer Gerathschaften und Kleider, so wie unserer Nahrungsmittel enthält,
und die zum
Theil den Menschen selbst nicht verschont, ist an Bil
dung sehr ungleich.
Die meisten Halbflügler haben
vier Flügel, wovon die obern meistens halblederartig, halb häutig sind,
und daher halbe Flügeldecken hei
ßen; andere hoben ganz häutige Flügel windle Blatt laus;
und andere
sind nur mit zwei, auch wohl,
besonders die Weibchen, mit gar keinen Flügeln ver sehn.
Diese Flügel der Halbflügler liegen größten-
theilS auf einander, bald platt auf den Rücken mehr oder minder gekreuzt, bald hängen sie frei an den Seiten herab,
und decken sich nur an dem obern P »
Rande.
1 Rande.
228
C
Niemals aber schließen sie durch eine gerade
Rath so dicht an einander, wie die Flügeldecken der Käfer.
Der Kopf und das Maul der Halbflügler ist ge< gen die Brust niedergedrückt, und bei einigen Gattun-
gen mit bedeckten Kinnladen und Freßspitzen, bei den meisten aber mit einem gegen die Brust zugekehrten
Außer den zwei großen netzför
Saugerüssel versehn.
migen Augen haben einige noch kleinere Nebenaugen. Die Verwandlung der Jnsecten dieser Ordnung ist nicht sehr auffallend.
Im Zustande ihrer Vollkom
menheit legen sie ihre Eier ins Wasser, oder in die Erde, oder auf Pflanzen, nur wenig sind lebendig ge bührend.
Aus den Eiern kommt eine dem vollkom
menem Jnsecte ganz ähnliche Larve unmittelbar zum Vorschein, die bloß ungeflügelt ist, die aber nach ei nigen Häutungen Ansätze zu Flügeln enthält, und da
durch zu einer halbvollständigen Puppe wird,
bis sie sich endlich in das ganz vollkommene Jnsect
verwandelt.
Doch giebt es auch einige,
Flügel bekommen,
die niemals
obgleich andere Wesen ihrer Art
damit versehen sind.
Was die Blattläuse insbesondere betrifft; so sind die Arten derselben
sehr zahlreich:
denn fast jede
Pflanze hat ihre eigenthümliche Art, obgleich auch ei
nige Acten auf mehreren Pflanzen leben.
Dadurch
entsteht auch eine große Verschiedenheit an Gestalt
und Farbe unter ihnen.
Es giebt Blattläuse fast von
allen Farben, wie z. B. unter den Blattläusen der
Rose, die hier (Fig. i) in natürlicher Größe vorgestellt sind, einige grün, einige roth aussehn, und die
in
I
'229
C
in vergrößerter Gestalt dargestellten (Fig. 2, z, 4, 5) sämmtlich eine verschiedene Farbe haben.
Eben so
haben nicht alle die beiden trompetenförmigen Hörn,
chen am Hinterleibe, die man bei den meisten (Fig. z, 4z 5) gewahr wird.
Auch giebt es
oft in leinerlei
Art, ja in einerlei Familie geflügelte und ungefiügelte Blattläuse, und zwar ohne alle Beziehung auf den Geschlechtsunterschied: wenn sie geflügelt sind, (Fig. z, 4, 5) so stehen ihre vier Flügel aufrecht in die Höhe.
Am meisten kommen sie noch alle an ihren sechs zum Gange eingerichteten Füßen, an ihren das Bruststück
an Länge übertreffenden Fühlhörnern und an ihrem «mgebogenen Rüssel überein, den man bald hervorgestreckt (Fig. z) bald nach unten zurückgcbogen findet, wie man sehen kann, wenn sie unter einem Vcrgrö,
ßerungsglase auf den Rücken liegen i(Fig. 5).
Dieser Rüffel
oder Saugestachel ist eben
das
Werkzeug, wodurch sie den Pflanzen so schädlich wer den: indem sie ihn durch die oberste Haut der Pflanze stecken, tun den Saft derselben auszusaugcn. Art des Ernährens dient zugleich
gung:
Diese
zu ihrer Bevesti-
denn weil ihr Saugestachel in der Pflanze
steckt, so fallt keine ab, man mag das Blatt oder den Stängel, woran sie sitzen, auch noch so viel drehen,
wenden, oder selbst erschüttern.
Auf den Rosen, wo
sie besonders häufig -an den Stielen sitzen, und mit
einem besonders langen Saugestachel versehen sind, halten sie sich an demselben so vest, daß sie sich eint«
gemahl daran im Kreise herumdrehen können, und
daß kein Regen sie abspült.
Sie halten sich gern in
Gesellschaft nahe bei einander, so daß mehrere tau send^
>
2Z0
C•
sende in einen Fleckchen versammelt zu seyn pflegen,
der noch keinen Zoll lang oder breit ist.
Bei genaue«
rer Beobachtung einer solchen Schaar überzeugt man sich sehr bald, daß die Verschiedenheit ihrer Farbe
ein
keinesweges
Unterscheidungszeichen
verschiedener
Arten ist, indem man ein und eben dasselbe Thierchen
bald grün,
bald roth,
oft auch wohl halb grünlich
und halb röthlich findet.
nämlich,
Unter der dünnen Haut
die ih en Leib umgiebt, schimmern jedes«
mahl die Säfte hervor, die sie so eben genießen oder
genossen haben; daher sind sie auf Rosenstöcken mei stens
grün
roth,
oder
auf
den
Hollunderblättrrn
schwarz u. s. w.
ununterbrochen
Die scheinen ziemlich
mit ihrer
Ernährung beschäftigt zu seyn, und geben den über flüssigen Nahrungssaft,
durch
die (bei Fig. z, 4, .5
sichtbaren) trompetenförmigen Hörnchen ihres Hinter leibs wieder von sich,
in deren untern weiten Ende
man immer einen Safttropfen findet.
Bei einigen,
z. B. bei den Blattläusen der Rose und Linde ist die ser Saft honigsüß. Honig thau genannt,
Er wird im gemeinen Leben
so wie
man die bestäubten
Arten der Blattläuse selbst Mehlthau zu nennen pflegt. Der Honigthau dient den Ameisen, zum Theil auch
den Bienen, zur Nahrung. Zwischen
den Blattläusen wird man durch ein
Vergrößerungsglas wahr,
die sie
verlassen haben;
sich häuten,
weiße umherliegende Häute ge-
bei ihren
ehe
verschiedenen Häutungen
denn jede Blattlaus muß fünfmahl
sie ein vollkommenes Wesen ihrer
Art und zur Fortpflanzung ihres Geschlechts tauglich
wird.
5 wird.
2ZI
C
Diese fünf Häutungen ab.er folgen so schnell
auf einander, daß sie wohl in den ersten vier und zwanzig Stünden ihres Daseyns schon vollbracht sind.
Eine Hauptmerkwürdigkeit bei den Blattläusen ist ihre Fortpflanzungsart. Man findet den ganzen Frühling und Sommer hindurch keine einzige männliche Blattlaus;
sondern lauter Weibchen, die zur Ver
mehrung ihres Geschlechts allein hinlänglich sind, in dem sie lebendige Jungen zur Welt bringen. Auf diese Weise vermehren sich die Weibchen bis etwa ins
zehnte Glied,
lebendige
Jungen
indem ein jedes gegen hervor bringt,
die
hundert sämmtlich
wieder Weibchen find, wovon ein jedes nach einer kurzen Zeit einer eben so zahlreichen Nachkommen schaft das Leben giebt, so daß während eines Som mers viele Billionen Blattläuse aus einer einzigen Mutter im Frühlinge entstehn können. Diese Ver
mehrungsart dauert aber nur bis zum October: alsdann werden nicht mehr lauter Weibchen zur Welt ge bracht, sondern es kommen auch Männchen zum Vorschein,
welche die Weibchen befruchten.
Wenn
nun die Weibchen immer fortführen, bloß lebendige Jungen zur Welt zu bringen; so gäbe es längst keine Blattläuse mehr; denn sie würden während des Winters erfrieren. Um also die Gattung zu er halten, hat die Natur ein sehr sonderbares Hülfsmittel
benutzt.
Die letzte Zeugung jedes Jahrs (etwa die zehnte)
kommt nicht mehr lebendig zur Welt; sondern die befruch teten Weiber von der vorigen Zeugung legen Eier, oder
geben vielmehr Hülsen von sich, in welchen zwar die jungen
3
2Z2
C
jungen Blattläuse schon völlig ausgebildet liegen, aber
doch njcht eher als im nächsten Frühjahr daraus her vorbrechen:
sonderbar genug ist es, daß unter allen
diesen im Frühlinge aus ihren Hülsen hervorschlüpfenden Blattläusen kein einziges Männchen ist, sondern daß sie alle wieder lebendige Jungen gebühren.
So
haben also die Blattläuse die auffallende Sonderbar
keit an sich, daß sie-sich bald durch ein einziges, bald durch beide Geschlechter fortpflanzen,
bald lebendig
gebühren, und bald wieder Eier legen. In der That hat also die Natur mit einer höchst
zärtlichen
Sorgfalt
durch so wundersame Anstalten
für die Erhaltung und zahlreichen Vermehrung dieser
kleinen Wesen gesorgt;
Gezenanstalten fehlen dieser
viel
aber sie hat es auch nicht an lassen,
um der Vermehrung
verzehrenden Schmarotzer Schranken zu
setzen.
Nicht bloß richten die Wanzen und Mücken un ter den zahlreichen Schaaren
der Blattläuse
große
Verwüstungen an; nicht bloß sind verschiedene Larven
von Käfern und Fliegen dazu angewiesen,
eine be
trächtliche Anzahl davon zu ihrer gewöhnlichen Nah rung zu verbrauchen, wie man denn auch nicht selten
solche Maden zwischen ihnen findet, die einen Theil der Pflanze
gänzlich
von diesen schädlichen Gästen
gereinigt haben: es giebt noch besondere Thierchen,
die gänzlich auf
die Körper der Blattläuse angewie
sen sind, und ohne dieselbe gar nicht
einmahl zum
Daseyn gelangen könnten.
Diese
Todfeinde
der
Blattläuse
sind
kleine
Schlupfwespen, die noch kleiner als die Blatt
läuse,
r
lause,
2ZZ
bei den Blattläusen
c auf den Rosenstöcken
schwarz find, gelbe Hinterschenkel und einen eirunden Hinterleib haben. Die Weibchen dieser kleinen Thie re setzen fich auf den Körper einer Blattlaus, bohren mit ihrem am Ende des Hinterleibs befindlichen Lege stachel ein höchst feines Loch in dieselbe,
und läßt
dann eins von ihren unendlich kleinen Eiern hinein fallen. Nach einiger Zeit entsteht aus diesem Ei eine
kleine Made in den Körper der Blattlaus, die aber viel kleiner ist, als diese ihre Behausung.
Dieser un
dankbare Gast zehrt nun von der Kraft der Blatt
laus, in welcher er das Leben empfing, saugt ihr alle Säfte aus, und nimmt immer mehr an Größe zu, bis die lebendige Herberge, worin er wohnt, zuletzt bloß Haut und Hülse wird. Auch alsdann verläßt er fie nicht; sondern die ausgehöhlte Blattlaus dient ihm nun zu seinem Verwandlungsplatze. Er spinnt sich in der ausgezehrten Hülse der Blattlaus ein
liegt darin eine Zeitlang als Puppe, und kommt her nach als Fliege zum Vorschein, indem er endlich sein Gespinnst und die Blattlaus durchbohrt: in dieser Ge stalt fängt er dann bei den übrigen auf dem Blatte
noch sitzenden Blattläusen das Mordgeschäft von neuem an, die eben aus einer Blattlaus hervorge krochene Fliege legt ihre Eier in die Nachkommen der
selben Blattläuse , die ihr und ihren Geschwistern zu ihrer ersten Nahrung und zum Sicherheitsorte wäh rend ihrer Verwandlung gedient haben. Daher findet man so oft unter den übrigen Blattläusen vertrocknete
und ein Loch darin, durch welches die kleine Fliege entwischt ist, um wieder die Nachkommenschaft de rer
r
234
c
rer ju bekriegen, deren sie bei ihrer erste« Geburt zum Verderben gereichte.
Taf. X.
Fig. 6. 7. 8- 9. 10. 11. 12.
Das Gummi - Lak - Jnsect. Coccus Lacca. — lnfecte de Reime laque.
xJaö Gummi-Lak-Insect gehört zu eben derselben Ordnung der Halbflügler, wozu die Blattläuse nebst mrhrern meistens schädlichen Thierchen gehören; aber es scheint, so wie die meisten übrigen Arten seiner Gattung, nämlich der Schildläuse, den Nachtheil ei nigermaßen zu ersetzen, den uns die übrigen Gattun gen dieser Ordnung zufügen. Die Schildläuse überhaupt unterscheiden sich von den übrigen Gattungen der Halbflügler durch fa denförmige Fühlhörner, sechs zum Gehen eingerichtete Füße, einen weißen Körper und den Saugstachel auf der Brust. Das Weibchen ist ohne Flügel und mit einem Schilde bedeckt. In dem unvollkommenen Zustande, als Larve, ist das Männchen dem Weib chen ganz ähnlich; nach der Verpuppung aber erscheint es mit zwei Flügeln, wovon der obere etwas dichter ist und mit zwei langen Schwanzborsten. Die Weib chen der Schildläuse setzen sich, wenn sie schwanger sind, an die verschiedenen Bäume vest, worauf jede Art von ihnen lebt; die Jungen schlüpfen daselbst in ner-
r
234
c
rer ju bekriegen, deren sie bei ihrer erste« Geburt zum Verderben gereichte.
Taf. X.
Fig. 6. 7. 8- 9. 10. 11. 12.
Das Gummi - Lak - Jnsect. Coccus Lacca. — lnfecte de Reime laque.
xJaö Gummi-Lak-Insect gehört zu eben derselben Ordnung der Halbflügler, wozu die Blattläuse nebst mrhrern meistens schädlichen Thierchen gehören; aber es scheint, so wie die meisten übrigen Arten seiner Gattung, nämlich der Schildläuse, den Nachtheil ei nigermaßen zu ersetzen, den uns die übrigen Gattun gen dieser Ordnung zufügen. Die Schildläuse überhaupt unterscheiden sich von den übrigen Gattungen der Halbflügler durch fa denförmige Fühlhörner, sechs zum Gehen eingerichtete Füße, einen weißen Körper und den Saugstachel auf der Brust. Das Weibchen ist ohne Flügel und mit einem Schilde bedeckt. In dem unvollkommenen Zustande, als Larve, ist das Männchen dem Weib chen ganz ähnlich; nach der Verpuppung aber erscheint es mit zwei Flügeln, wovon der obere etwas dichter ist und mit zwei langen Schwanzborsten. Die Weib chen der Schildläuse setzen sich, wenn sie schwanger sind, an die verschiedenen Bäume vest, worauf jede Art von ihnen lebt; die Jungen schlüpfen daselbst in ner-
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nerhalb des Körpers der Mutter aus den Eiern, und kriechen durch die Hintere Spalte des Rückens, bei einigen auch durch den Rücken hervor; indeß die Mut ter stirbt, nachdem sie ihr letztes Geschäft, die Er
haltung ihrer Art, vollendet hat. Hierauf laufen die Jungen auf die Pflanzen, auf denen sie gebohren wor den, saugen am Safte derselben,
häuten sich einige#
mahl, eben so wie die Blattläuse, und gelangen so allmählig zum Zustande ihrer Vollkommenheit.
Es giebt einige Arten von Schildläusen, die auch
in Deutschland, obgleich die meisten nur auf Ge wächshaus-^Pfianzen, die bei uns im Freien nicht ausdauern, gefunden werden.
Dahin gehört, nebst ei
nigen andern, die man zuweilen auf Caffecbäumen, Ananas und auf mehrrrn Pflanzen aus mittäglichen
Gegestden
SchUdlaus,
gewahr
wird,
vorzüglich
die Orangen-
die sich leicht auf Orangenbäumen ein
findet, wenn man dieselben nicht fleißig abreibt, wie eine Art brauner Schuppen auf der Rückseite der Blätter sitzt und durch Aussaugen des Saftes den Orangenbäumen schadet, ohne selbst uns einigen Nu tzen zu gewähren. Nützlicher ist schon die europäische
Cochenillenlaus, die sich, in Polen vorzüglich,
doch
auch in Sachsen, an den Wurzeln des Knauelkrauts und vielleicht auch anderen Pflanzen in sandigen Ge genden findet, und einen rothen Saft in sich enthält,
der zum Färben benutzt werden kann.
In Spanien,
Portugal! und Frankreich sammelt man eine andere
Art von Schildlausen, die sich an den Stech-Eichen befinden, und daselbst die Kermes- oder ScharlachBeeren hervorbringen, die in ihrem natürlichen Zu stande
5 2z6 C stände bläulich glänzend, mit Essig besprengt und ge
dörrt, aber braunrot!) aussehen, und die man theils in den Apotheken zum Kermessyrup und andern Be reitungen,
theils zur Hervorbringung einer hochro
then Farbe benutzt. Noch vortheilhafter, als diese europäischen Schild
läuse, sind zwei ausländische Arten, deren eine in Amerika, die andre in Ostindien einheimisch ist. Je
ne/ die sich in Mexiko auf dem indianischen Feigen baum (Cactus Opuntia) aufhält, und nicht nur dort, sondern auch in Spanien, wohin sie von dort ver
pflanzt ist, mit vieler Sorgfalt gezogen wird, indem man die Pflanzen wartet und gegen den Regen ver
wahrt, giebt uns die als Farbestoff so berühmte und kostbare Cochenille: dieser aber, deren Beschreibung wir hier eigentlich liefern, verdanken wir das Gummi-
Lak, wovon das Schell-Lak,
dessen wir uns zur
Verfertigung des feinsten Siegellacks, so wie auch zu Firnissen und Lackirungen, zum Mahlen und Färben bedienen, eine der besten Arten ist. Das Gummilak-Jnsect, dessen Heimath die
gebirgigen Gegenden von Hindostan an beiden Seiten des Ganges ist, weshalb auch das Gummitak vor
züglich aus Bengalen,
Malabar, Pegu und andern
ostindischen Gegenden zu uns kommt, besteht fast nue aus Kopf und Rumpf, wie man Fig. 6, 7 und 8 se hen kann, wo es, aber sehr vergrößert, theils von oben (Fig.6), theils von unten (Fig.?), theils von -er obern und untern Seite zugleich (Fig. 8) abgebil det ist. Das ganze Thierchen bildet einen eiförmigen, platt gedrückten rothen Körper mit zwölf feinen Queer-
Ringen;
> Ringen;
237
nicht größer,
C
als eine kleine Laus.
Der
Rücken sieht aus (Fig. 6) wie ein Schildkrötendeckek; der Bauch (Fig.?) ist platt; die Fühlhörnör sind halb
so lang als der Körper,
fadenförmig,
auseinander stehenden Härchen.
mit kleinen
Am After hinten be
findet sich ein weißer Punkt mit zwei Härchen, dem Körper an Länge gleich kommen.
man (Fig. 7) drei Paar Füße,
die
Unten sieht
halb so lang als der
Körper. Zwar haben die Beobachter bisher weder geflü-
gelte Gummilak-Jnsecten,
noch einen GeschlechtSun-
terschied, noch eine Begattung derselben wahrgenom men, wahrscheinlich ist es indessen, daß die GummiLack-Insekten, die man ruhig sitzen sieht, eben
wie die bei uns bekannten, lauter Weibchen sind, die
ihre Eier unter sich legen, sie mit dem schildförmigen Körper bedecken und über ihre Nachkommenschaft ster
Auch in unsern Gegenden hat man erst durch
ben.
fortgesetzte Beobachtung entdeckt, daß zu den Schild läusen auf den Orangeblättern, ehe das Eierlegen ge
schieht, etwa am Ende desMärzes, eine kleine schwärz liche kaum sichtbare
Weibchen kommt,
männliche Fliege zu
und durch seine Begattung
demselben seine Eier fruchtbar macht.
dem mit
Spätere Beob
achtungen werden vielleicht lehren, daß sich das Gum
mi -Lak-Jnsect auf eine ähnliche Art fortpflanzt.
Wie aber auch die Jungen zu ihrem Dasein ge»
langen mögen, so weiß man doch, daß sie in unserm Wintermonat, oder im December, zum Vorschein kom
men.
Sie kriechen dann eine Zeitlang auf den Bäu
men, auf denen sie gcbohren sind, herum, und kle ben
r
2Z8
c
brn sich hernach an den saftigen Enden der jungen
Aestchen vest.
Hier sitzen sie wie kleine Hügelchen,
deren Bauch,
Fühlhörner und Schwanzhaare nicht
Um den Rand ihres Körpers
mehr zu sehen sind.
herum sind sie mit einer klebrigen, etwas durchsichti gen Flüssigkeit umgeben, vermittelst deren sie gleich
sam an den Zweig angeleimt werden.
Diese Flüssig
keit nimmt nach und nach zu; weil sie dieselbe allmähso wie die Blattläuse den feinen
lig ausschwitzen,
wollichten Stoff, der ihnen den Nahmen des Mehl thaues zuz-eht.
Endlich bildet diese harzige Feuchtig
keit eine vollständige Zelle, worin sich das Jnsect ein schließt , und diese Zellen eben sind das Gummilack.
Um die Mitte des Märzes sind die Zellen voll
kommen fertig und das Jnsect liegt nun wie ein ei förmiger,
glatter,
lebloser Sack,
rother,
stumpfen Ende ausgezackt,
der am
und mit eiyem schönen,
rothen Safte angefüllt ist, auf dem Aestchen, wvr» auf er
sich
December
angesiedelt
findet man
Im November und
hat.
in diesem rothen Safte der
Alten zwanzig bis dreißig eiförmige Junge, welche diesen Saft,
den Leichnam ihrer Mutter, die ihnen
in ihrem eignen Tode die Quelle ihrer ersten Nah
rung
der
liefert,
rein aufzehren,
Verstorbenen
ein
dann in die Seite
Loch bohren,
herauskriechen
und ihre abgestreifte Haut zurücklassen. gestreifte
Stoff,
Hülle der Jungen ist
den man in den leeren Zellen des Sten
gellacks findet. solch«
Diese ab
der weiße häutige
Zellen
von außen,
Fig. 9,
io,
ii und 12 stellen
dieser Jnsecten dar,
nämlich Fig. 9.
Fig, 10. und ri, von innen im Durch,
schnitt,
3 schnitt,
C
239
in ihrer natürlichen, so wie Fig. 12. in ih
rer vergrößerten Gestalt. Die Lak-Jnsecten
und so nahe
bei
Theil im Stande ist, fertigen:
sitzen gewöhnlich so zahlreich
einander, daß kaum der sechste
eine vollständige Zelle zu ver
die übrigen kommen sämmtlich um,
werden von verschobenen Jnsecten gefressen.
die äußersten Aefte der Bäume,
secten sitzen, gen,
und Auch
worauf diese Jn
sind mit einem rothen Staube überzo
und müssen,
da ihnen fast aller Nahrungs die Blät
saft entzogen wird, natürlich verwelken: ter schrumpfen zusammen,
werden mit einer schmu
Auch
tzig schwarzen Farbe überzogen und fallen ab.
hierin zeigt sich eine Aehnlichkeit zwischen den Lak»
Jnsecten und Blattläusen: bei
überhäufter
Menge
Pflanzenblätter hervor,
denn auch diese bringen
gänzliche welche,
Schwärze
mit dem
der
ausge
schwitzten Hvnigsafte der Blattläuse vermischt, einen glänzenden und so vesten Firniß geben,
daß
kaum
der stärkste Platzregen ihn abzuspülen vermag.
Diese große Menge der
tert die Verpflanzung zum andern;
Lak-Jnsecten
denn wenn sich Vögel auf die mit ih
nen haufenweise bevölkerten Zweige setzen;
ben
viele
erleich
derselben von einem Baume
von
so blei
ihnen an ihren Füßen sitzen,
und
werden dadurch auf andere Bäume getragen.
Man sindet die Lak-Jnsecten nur auf viererlei
Bäumen in Hindostan, auf zwei Arten von Feigen
bäumen (Ficus religiofa und Ficus indica) einem Pla-
sv (Plafo horti malabarici) und einem Wegdorn (Rham nus jujuba).
Merkwürdig ist eS, daß jene Feigenbäu me
3
240
C
me bei jeder Verwundung einen Milchsaft ausschwktzen, der augenblicklich die Dicke und Zähigkeit des
Syrups annimmt, an der Luft hart wird, und den Zellen der Lak>-Insekten ähnlich ist, und daß man eben falls durch einen Einschnitt in den Plasobaumein rotheS, in der Arzneikunde unter dem NahmenPlasogummi be kanntes Harz erhält, das wie Gummilack aussieht.
Hieraus sieht man,
daß die Lak-Insekten den Saft
dieser Bäume nur hervorlocken, indem sie durch ih ren Stich die Stellen reizen, wo sie sich angesiedelt haben:
da indessen dieser aus den Bäumen durch
andere Verwundung hervorgelockte Saft nicht eher Gummilack wird, bis er durch den Körper dieser
kleinen Thierchen gegangen ist; so muß er doch ei nige Verwandlung bei diesem Durchgänge leiden. Man findet den Gummilack in Indien in so un
geheurer Menge, daß man, auch bei zehnmal stärke rer Nachfrage, die Markte damit versorgen könnte. Alle Mühe des ersten Verkäufers besteht darin, die Aeste abzubrechen und auf den Markt zu bringen. Der beste Lak ist dunkelroth und nicht durchlöchert, indem die Aeste abgebrochen sind, ehe die jungen In
sekten den schönen rothen Saft ihrer Mutter verzehrt und ihre Zellen verlassen haben; der blassere und durchlöcherte ist weit geringhaltiger. Die Engländer unterscheiden vier Akten von Lak nach Verschiedenheit der Zubereitung. Das St,
den, so tote an der Wurzel des wirklichen Schnabels
eine Linie von eben der schwarzen Farbe, alles übrige, ist gelblich weiß, doch ist auch der innere Theil des Schnabels und Gaumens schwarz. Eine weiße, faltige Haut faßt beide Seiten nebst der Wurzel des wahren untern Schnabels, gleich ei
ner Kinnbinde ein, und legt sich bei den Winkeln des Schnabels in die schwarze Haut vest, welche die Au gen umgiebt; lange, nach hinten gebogene Augen wimpern decken das Augenlied, das Auge ist lebhaft, und wird braunroth, wenn der Vogel in Bewegung gerath, der nach Verhältniß des ungeheuren Schna bels klein aussehende Kopf ist einem Holzheherkopf an Gestalt sehr ähnlich, so wie überhaupt dieser Kakao
in seinem ganzen Umrisse eine Zusammensetzung von Hetzer, Raben und Elster scheint. Die Federn auf dem Kopfe und dem Halse sind schwarz, und lassen sich in die Höhe richten, welches
der Kalao, wie der Holzschreier, oft thut: die Fe dern auf dem Rücken und den Flügeln sind ebenfalls schwarz, und alle haben einen schwachen, violettgrünen Wiederschein: auch bemerkt man auf einige Federn
der
>
245
c
-er Flügeldecken einen braunen, unregelmäßigen Rand,
die Febern, welche sich leicht über die andern tmporr heben, scheinen wie bei dem Hetzer aufgeblasen zu seyn. Bauch und Unterleib sind schmutzig weiß, zwi schen den großen schwarzen Schwungfedern sind die äußern allein an der Spitze weiß, der Schwanz be
steht aus sechs weißen, an der Wurzel schwarzen Fe dern, vier davon sind ganz schwarz: die Füße find
schwarz, dick, mit breiten Schuppen stark bedeckt, die Nagel sind lang, aber nicht spitz, und scheinen zum Anfassen und Vefthalten geschickt. Der Vogel springt auf eine Entfernung von zwei Fuß
vorwärts oder
zur Seite, wie Hetzer und Elstern, ohne zu gehen. In seiner ruhigen Stellung hält er den Kopf nach hinten, und zwischen den Schultern zurück gebogen:
bei Unruhe oder Verwunderung wirft er den Kopf in die Höhe, macht sich größer, und nimmt'eine stolze Mine an; im Ganzen indessen ist sein Blick nieder
geschlagen und einfältig, seine Bewegungen sind ha stig und unangenehm, und die Züge, die er von. der .Elfter und dem Raben hat, geben ihm ein etwas un* sdles Ansehen.
Ob es gleich unter den Kalao's kör
nerfressende Arten giebt, und man auch einen mala»
barischea Kalao, den man in Paris hielt, Salat fres
sen sah, den er zwischen dem Schnabel zerbrach, so
fraß doch eben dieser rohes Fleisch, nahm Ratzen zu sich, und fraß sogar einen kleinen Vogel, den man
ihn lebendig hiniparf. Er wiederhohlte oft ein dum pfes Geschrei, rük, rük, ließ auch von Zeit zu Zeit
eine andere weniger rauhe und schwächere Stimme hören, die völlig dem Glucken einer Puthenne glich,
wenn diese ihre Jungen führt.
Er
r
246
c
Ec hat nicht über drei Monat in Paris gelebt, Und der Himmelsstrich scheint ihm also daselbst zu kalt gewesen zu - seyn. Man sah ihn zuweilen sich ausrccken, seine Flügel gegen die Sonne öffnen, und lvieoec zittern, wenn eine Wolke dieselbe verbarg, »der wenn ein kleiner Windstoß ihn traf.
Taf. XL
Fig. 2.
Der große Promerops mit gekräuselten Seitenfedern. (Upupa magna. — Grand
Promerops ä paremens frifes). Dieser Vogel gehört in die Ordnung derer, die kurz«
Füße, einen nicht dicken, bei den meisten Gattungen geraden Schnabel von mittelmäßiger Länge hqben, und unter denen die mancherlei Arten von Spechten und Kolibri's die bekanntesten sind. Man rechnet ihn gewöhnlich zu der Gattung der Wiedehopfe, »eil er, so wie diese, einen erhabenen, gebogenen, etwas zu sammengebrückten und stumpfen Schnabel, eine stumpfe, dreieckige, sehr kurze und ungetheilte Zunge, und freie, von einander abgesonderte, und nicht zusammen »erwachsene Zehen oder Gangfüße hat. Da jn# dessen der eigentliche Wiedehopf, und die ihm am nächsten verwandten Arten mit einem Zopfe geziert sind, so unterscheiden einige Naturforscher die Prome# pppen, oder die Wiedehopfe ohne Zopf von den et# gent#
r
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Ec hat nicht über drei Monat in Paris gelebt, Und der Himmelsstrich scheint ihm also daselbst zu kalt gewesen zu - seyn. Man sah ihn zuweilen sich ausrccken, seine Flügel gegen die Sonne öffnen, und lvieoec zittern, wenn eine Wolke dieselbe verbarg, »der wenn ein kleiner Windstoß ihn traf.
Taf. XL
Fig. 2.
Der große Promerops mit gekräuselten Seitenfedern. (Upupa magna. — Grand
Promerops ä paremens frifes). Dieser Vogel gehört in die Ordnung derer, die kurz«
Füße, einen nicht dicken, bei den meisten Gattungen geraden Schnabel von mittelmäßiger Länge hqben, und unter denen die mancherlei Arten von Spechten und Kolibri's die bekanntesten sind. Man rechnet ihn gewöhnlich zu der Gattung der Wiedehopfe, »eil er, so wie diese, einen erhabenen, gebogenen, etwas zu sammengebrückten und stumpfen Schnabel, eine stumpfe, dreieckige, sehr kurze und ungetheilte Zunge, und freie, von einander abgesonderte, und nicht zusammen »erwachsene Zehen oder Gangfüße hat. Da jn# dessen der eigentliche Wiedehopf, und die ihm am nächsten verwandten Arten mit einem Zopfe geziert sind, so unterscheiden einige Naturforscher die Prome# pppen, oder die Wiedehopfe ohne Zopf von den et# gent#
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C
gentlichen Wiedehöpfen, und machen aus beiden zwei verschiedene Gattungen. Die Promeropen unterschei den sich außerdem auch durch einen viel höheren Wuchs, und einen gemeiniglich weit längern Schwanz von den Wiedehöpfen, auch sind die Promeropen in Asien, Afrika und Amerika, die Wiedehöpfe aber ausschließend in der alten Welt einheimisch, und in Amerika nicht anzutreffen. Der hier (Fig. s) abgebildete Promerops unter scheidet sich von den übrigen durch die zwei großen Sträuße von gekräuselten Seitenfedern, welche sam metartig, und mit den schönsten Farben schattirt sind. Diese Federsträuße bestehn aus langen Flügeldeckfe dern, neun an der Zahl, die sich heben, indem sie sich oberwarts krümmen, wo die Schleißen sehr kurz sind, und die langen Schleißen an der entgegengesetz ten Seite desto mehr zeigen, da diese dann die er habene Seite wenden; die fünfzehn mittlern Flügel deckfedern, und sogar einige von den Schulterfedern haben ebenfalls diese besondere Gestalt, heben sich ebenfalls wie ein Fächer, und sind auch an ihrer Spitze mit einem glänzend grünen Rande geschmückt, der sich in Blau und Violet verändert, woraus auf den Flü geln eine Art von Kranz entstehet, der, so wie er nach dem Rücken hingehet, immer etwas breiter wird. Eine andere Merkwürdigkeit ist, daß unter die sen krausen Federn an jeder Seite zwölf oder fünf zehn lange Federn hervorkommen, wovon die dem Rücken zunächst gelegenen unverbunden sind, und die sämmtlich eben denselben zwischen Grün und Blau spielenden Wiederschein haben. Kopf und Bauch ha» ben
2>
C
248
den ein schönes spielendes Grün, das aber weniger
lebhaft, als auf den Seitenfedern glanzt.
Eci allen übrigen Federn ist die herrschende Farbe ein glänzendes Schwarz, mit blauen und violetten Strahlen bereichert, alle Federn sind nicht nur für
das Au^e, sondern auch für das Gefühl sammetarti'g.
Der lange Schwanz macht, daß der sonst sehr
längliche Leib nur kurz scheint.
Schnabel und Füße
Die Länge des Vogels beträgt vierte«
find schwarz.
halb Fuß, der Schnabel beinahe drei Zoll, die Flü gel sind kurz, der Schwanz ist sechs bis sieben und zwanzig Zoll, und besteht aus zwölf stufenförmigen, breiten und spitzen Federn, wovon die kürzesten sechs bis sieben, die längsten ohngefähr zwanzig Zoll länger,
als die Flügel sind.
Taf. XI.
Fig. 3.
Der europäische Kukuk.
(Cuculus cano-
rus. — Le Coucou). Der Kukuk gehört nebst den Raben, Krähen, Dah len, Elstern, Hehern, Paradiesvögeln u. s. w. in die jenige Ordnung der Vögel, die einen starken, oben
erhabenen Schnabel von mittelmäßiger Größe, und kurze Füße hat. Die Gattung der Kukuke hat einen fast runden Schnabel, Nasenlöcher, die mit dem Rande Herporstehen,
eine pfeilförmige,
flache,
ungerheilte Zunge,
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C
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den ein schönes spielendes Grün, das aber weniger
lebhaft, als auf den Seitenfedern glanzt.
Eci allen übrigen Federn ist die herrschende Farbe ein glänzendes Schwarz, mit blauen und violetten Strahlen bereichert, alle Federn sind nicht nur für
das Au^e, sondern auch für das Gefühl sammetarti'g.
Der lange Schwanz macht, daß der sonst sehr
längliche Leib nur kurz scheint.
Schnabel und Füße
Die Länge des Vogels beträgt vierte«
find schwarz.
halb Fuß, der Schnabel beinahe drei Zoll, die Flü gel sind kurz, der Schwanz ist sechs bis sieben und zwanzig Zoll, und besteht aus zwölf stufenförmigen, breiten und spitzen Federn, wovon die kürzesten sechs bis sieben, die längsten ohngefähr zwanzig Zoll länger,
als die Flügel sind.
Taf. XI.
Fig. 3.
Der europäische Kukuk.
(Cuculus cano-
rus. — Le Coucou). Der Kukuk gehört nebst den Raben, Krähen, Dah len, Elstern, Hehern, Paradiesvögeln u. s. w. in die jenige Ordnung der Vögel, die einen starken, oben
erhabenen Schnabel von mittelmäßiger Größe, und kurze Füße hat. Die Gattung der Kukuke hat einen fast runden Schnabel, Nasenlöcher, die mit dem Rande Herporstehen,
eine pfeilförmige,
flache,
ungerheilte Zunge,
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Zunge, und die Zehen so gestellt, daß zwei nach vorn, zwei nach hinten gebogen sind, oder Kletterfüße.
Am europäischen Kukuk ist der Schwanz zuge
rundet, schwärzlich, und weiß punktirt. Schon vor zweitausend Jahren wußte man, daß der Kukuk Eier legt, wie andere Vögel, daß er aber
kein Nest macht, sondern jedes -@i in die Nester an derer Vögel legt, und dabei oft die Eier frißt, die er
daselvst vorfindet, daß er einer fremden Brüterin die Sorge überläßt, seine kleine Nachkommenschaft auszubrüten, daß
diese Pflegemutter alle diese Sorgen
bereitwillig auf sich nimmt, und mit so glücklichem Erfolge ihren Zögling nährt, daß er fett genug wird,
um eine gute Speise abzugeben; ferner, daß sich daS Gefieder der Kukuke mir dem Wachsthum sehr ver
ändert, und endlich, daß die Kukuke in den ersten Frühlingstagen anfangen, zu erscheinen, und sich hö ren zu lassen, daß sie bei ihrer Ankunft schwache Flü gel haben, und daß sie in den Hundstagen schweigen.
Dieß ist auch noch jetzt das Vorzüglichste ans der Na
turgeschichte des Kukuks, und zwei Jahrtausende ha ben unsere Kenntnisse von ihm noch sehr wenig wei ter gebracht, obgleich in seiner Naturgeschichte noch manches dunkel und streitig ist.
Man hat sich bei
der Beschreibung dieses Vogels mehr bemühen müs
sen, Mährchen von ihm zu widerlegen, als in der Erforschung der Wahrheit weiter vorzudringen. Es ist gewiß, daß das Kukuksweibchen ihre Eier
in fremde Nester legt,
und zwar nur ein einziges in
jedes Nest; denn es gehört unter die seltensten Ausnah
men, wenn man zwei junge Kukuke in einerlei Rest
sin-
findet. Sie bringt das erste Ei zu Anfänge des Juni, und legt bis zur Mitte des Juli fast alle acht Lage rin Ei in ein anderes Nest. Vielleicht liegt schon hierin, daß ihre Eier so langsam nach einander zur Vollkommenheit kommen, eine Ursache, warum fie dieselben nicht zusammen ausbrüten kann, sondern dieses Geschäft andern Vögeln auflegen muß. Diese Gewohnheit des Kukuks zeichnet ihn vor allen andern Vögeln aus, denn wenn auch einige ihre Eier nicht selbst brüten, wie die Strauße, die sie zuweilen der Sonnenhitze überlassen, oder wenn andere auch zu weilen in, einem fremden Neste brüten, dessen Be wohner sie verjagt haben, wie sich z.B. die Sperlinge der Schwalbennester bemächtigen; so giebt es doch keinen Vogel außer dem Kukuk, der seine Eier von andern Vögeln ausbrüten, und seine Jungen von fremden futtern ließe. Das Kukuksweibchen legt seine Eier in die Ne ster einer großen Anzahl verschiedener Arten von Vögeln, z. B. der Rothkelchen, Weidenzeisige, der Mönche, der weißen und gelben Bachstelzen, der Bastard-Nachtigallen, der Zaunkönige, Schneekönige, Meisen, Nachtigallen, Rothschwänze, Lerchen, Heide lerchen, Wieselerche, Hänflinge, Grünlinge, Blutsin ken, Droßeln, Hetzern, Amseln, Neuntödter, vorzüg lich häufig aber der gemeinen und grauen Grase mücken. Wenn das Nest, worin man den jungen Kukuk antrifft, einem kleinen Vogel gehört, so findet man, «s durch die Größe und Schwere des fremdartigen Bewohners gewöhnlich platt gedrückt und verunstal.
-2>
251
C
tet: eben diese Ursache macht auch, -aß die Sier oder Jungen der Pflegemutter zuweilen aus dem Neste geworfen werden; aber es ist ein bloßes Mahrchen, daß der ausgedrütete Kukuk seine Stiefgeschwister, oder gar s,ine Pflegemutter auffreffe. Selbst die auS dem väterlichen Hause seinetwegen verjagten Jungen kommen nicht immer um: wenn sie schon etwas stark find, und das Nest nahe an der Erde, an einem gut gelegenen Orte gebauet, und die Witterung günstig ist; so setzen sie sich oft in dem Moose oder Laub» werk in der Nahe, und ihre Eltern sorgen für fie, ohne darum den fremden Zögling zu verlassen. ES ist daher eine weise Einrichtung, daß die Kukuksmutter ihr Ei am liebsten in die Nester solcher Vö gel legt, die an der Erde bauen, z. B. deS Rothkelchens und des Zaunkönigs. In die Nester der übri gen Vögel, die nicht auf der Erde bauen, und über deren Nest sie sich wegen der Bauart desselben, oder wegen ihrer Größe nicht setzen kann, muß sie daS Er, das sie auf die Erde gelegt hat, in dem Schna bel erst hinauf tragen. Doch bleibt ihr nicht oft eine Wahl, in welches Nest sie ihr Ei legen will, denn das Loos, die Pflege desselben zu übernehmen, trifft unter denen, in deren Nester sie zu legen pflegt, jedes mahl denjenigen Vogel, der gerade alsdann, wenn das Kukuksei im Mutterleibe zur Reife gelangt ist, sein letztes Ci gelegt hat, und also zu brüten anfangt. Man hat viel darüber gestritten, ob sich die klei nen Vögel nicht gegen den Besuch der Kukuksmutter mit ihrem Eie sträuben, man hat sogar zu bemerken geglaubt, daß fie dieselbe von ihrem Neste wegbeißen und
2>
252
C
und verfolgen, aber neue Beobachtungen kzeugen für das Gegentheil. Die kleine Zaunkömginn, sagt man z. B., die über ihren Eiern brütet, fliegt sogleich,
wenn der Kukuk bei ihrem Neste ankommt, von dem selben herab, und macht ihn Platz, daß er sein Ei
desto bequemer einschieden könne.
Sie hüpft und
spielt unterdessen um ihn herum, und lockt fröhlich das Männchen herbei, als ob es sich mit über de«
Besuch eines so großen Vogels freuen sollte.
Der
Kukuk wirft alsdann die Eier, die dem seinigen im
Wege liegen, entweder selbst aus dem Neste, oder die Pflegemutter thut es, um das fremde Ei desto besser bedecken zu können. Größere Vögel brüten
zuweilen eins oder zwei von ihren eignen Eiern zu gleich mit dem KukukSei aus; allein gewöhnlich ster ben ihre Jungen doch in den ersten Tagen, weil ih nen der gefräßige Stiefbruder alle Nahrung weg
nimmt, denn welche Arbeit muß es nicht z. B. dem kleinen Zaunkönige kosten, einen so großen Vogel mit hinlänglicher Nahrung zu versorgen, da er in sei nem kleinen Schnabel nur die kleinsten Jnsecten fas
sen kann! dennoch sorgt die kleine Stiefmutter mit unermüdeter Geduld für den großen Stiefsohn, und
scheint sich über den schnellen Wachsthum zu freuen, womit er ihre fleißige Wartung belohnt. Die rechte Mutter bekümmert sich nicht weiter um ihr Kind.
,©ie mag nun durch Schwäche, durch Besonderheiten in ihrem Bau, oder durch Furcht vor der Gefräßig keit ihres Männchens von dem Bau eines eigenen
Nestes abgehalten werden,
Nachkommenschaft
dem
genug sie empfiehlt ihre
allgemeinen Mitleiden
des
gan-
3
253
255
C
Jedermann kennt den Gesang des Kukuks, we nigstens seinen gewöhnlichen, der fast in allen Spra
chen Einfluß auf seinen Namen gehabt hat,
sich
so
deutlich
weil er
durch Buchstaben nachahmen läßt.
Dieser Gesang gehört ausschließend
dem Männchen
zu; das Weibchen hat ein eignes Gluchzen glu, glu,
glu, womit es den Liebesruf des Männchens beant wortet oder hervor!ockt
Die eben auSgeschlüpsten
Jungen haben auch einen Ruf, der an Feinheit dem
Geschrei
der
Rothkelchen
und
Grasmücken
nicht-
nachgiebt, und den sie wohl durch Nachahmung er
lernen.
Den Kukuksgesang nehmen die Jungen erst
im zweiten Jahr an. Abgleich der Kukuk Vogel-Eier frißt, und man auch Pflanzentheile, ja selbst kleine Sterne in seinen
Magen gefunden hat, so machen doch Jnsecten seine Haupt-Nahrung aus. Die Kukuke sind ziemlich allgemein in der alten
Welt verbreitet, und auch in Amerika giebt es Vö
gel, die man zu dieser Gattung rechnen muß.
Der
europäische Kukuk wird in den kalten und gemäßig ten Ländern Europ'as und Asiens nur im Sommer angetroffen: er geht bis Lappland und bis Kamschatka
gegen Norden hinauf.
Das Gefieder des Kukuks ist bei einzelnen Vö geln oft verschieden.
Sehr häufig ist bei dem Männ
chen die obere Seite des Kopfes und Körpers, Deckfedern
des
Schwanzes,
und
die kleinen
die der
Flügel, nebst den großen Deckfedern des Rückens,
schön aschfarben;
die großen Deckfedern der Mitte
des Flügels brannroth gefleckt,
und an den Enden weiß;
r
256
r
weiß; die entferntesten vom Rücken, und die zehn
ersten Federn des Flügels sind
dunkelaschgrau, die
innere Seite derselben ist röthlich weiß gefleckt; die sechs folgenden Federn sind an beiden Seiten braun, mit fuchsrothen Flecken, und am Ende weiß einge
faßt: Kehle und der Unrerhals hell aschfarben, das übrige der untern Seite des Körpers in die Quere
braun gestreift auf schmutzig weißem Grunde:
die
Federn der Lende sind eben so, und fallen an jeder Seite in Gestalt von Handkrausen auf die Fersen;
die Fersen sind auswärts bis auf die Hälfte ihrer Länge mit aschgrauen Federn besetzt. Die Federn des Schwanzes sind schwärzlich, an den Enden weiß. Die acht mittlern sind beim Schaft
und am innern, die zwei mittlern auch am Rande weiß gefleckt; die letzte an jeder Seite über weiß gestreift; der Regenbogen im Auge farben, zuweilen gelb; der Schnabel auswärts
äußern ist quer ist nuß schwarz,
einwärts gelb; die Mundangeln pomeranzenfarbig;
die Füße gelb, und etwas von dieser Farbe geht auch nach der Wurzel des untern Schnabels. An den Weibchen, die sonst dem Männchen sehr gleichen, findet man oft auf den Seiten des Halses
Spuren von braunen Streifen, die man beim Männ chen nicht antrifft. Die Jungen sind bunter als die alten, und er
halten erst nach dem zweiten Mausern ihre eigentliche veste Farbe; doch kann man schon Männchen und
Weibchen vorher unterscheiden, denn das Männchen sieht immer auf dem Rücken dunkelaschgrau aus, hat aber noch allenthalhyi weiß eingefaßte Flecken.
Ein
r
257
c
Ein erwachsener Kukuk wiegt etwa acht oder zehn Loth, und ist dreizehn bis vierzehn Zoll lang, wovon der Schnabel etwas über einen Zoll beträgt. Die Ränder des Oberkiefers sind nach der Spitze zu aus, gekantet, doch nicht bei allen Jungen; die Nasenlöcher find länglich, ihre Orffnung ist mit einem vorsprin, genden Rande eingefaßt, und hat in der Mitte ein kleines weißliches Korn, welches sich fast so hoch als dieser erhebt; die ungespaltene Zunge ist an der Spitze dünn; der innerste Hinterzehe ist der schwäch ste und gebogenste von allen, die beiden vordersten Zehen sind am Grunde durch eine Haut verbunden, die Flügelausbrettung beträgt zwei Fuß, der Schwanz, der zwei Zoll länger ist, als d,e, Flügel, achtehalb Zoll.
Taf. XL
Fig. 4.
Der blaue Kukuk. (Cuculus corpore coeruleo. — Coucou bleu de Madagafcar.) 4Jec blaue Kukuk, oder Toitsou, wie er in seinem Vaterlande Madagaskar beißt, hat auf allen feinen Federn ein schönes Blau, und diese schöne Einförmigkeit wird noch durch die sehr glänzenden Schattirungen von Violet und Grün gehoben, die an den Schwungfedern in den Flügelnstrahlen, so wie R durch
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c
Ein erwachsener Kukuk wiegt etwa acht oder zehn Loth, und ist dreizehn bis vierzehn Zoll lang, wovon der Schnabel etwas über einen Zoll beträgt. Die Ränder des Oberkiefers sind nach der Spitze zu aus, gekantet, doch nicht bei allen Jungen; die Nasenlöcher find länglich, ihre Orffnung ist mit einem vorsprin, genden Rande eingefaßt, und hat in der Mitte ein kleines weißliches Korn, welches sich fast so hoch als dieser erhebt; die ungespaltene Zunge ist an der Spitze dünn; der innerste Hinterzehe ist der schwäch ste und gebogenste von allen, die beiden vordersten Zehen sind am Grunde durch eine Haut verbunden, die Flügelausbrettung beträgt zwei Fuß, der Schwanz, der zwei Zoll länger ist, als d,e, Flügel, achtehalb Zoll.
Taf. XL
Fig. 4.
Der blaue Kukuk. (Cuculus corpore coeruleo. — Coucou bleu de Madagafcar.) 4Jec blaue Kukuk, oder Toitsou, wie er in seinem Vaterlande Madagaskar beißt, hat auf allen feinen Federn ein schönes Blau, und diese schöne Einförmigkeit wird noch durch die sehr glänzenden Schattirungen von Violet und Grün gehoben, die an den Schwungfedern in den Flügelnstrahlen, so wie R durch
r
258
c
durch die Schattirungen von reinem Violet oder der schwächsten Schattirung von Grün, die an den Ruderfrdern im Schwänze zurückstrahlen: endlich giebt die schwarze Farbe an den Füßen und dem Schna bel diesem Hellen Gemählde einen Schatten. Die ganze Lange dieses Kukuks beträgt siebzehn Zoll, der Schnabel sechszehn Linien; die Ausbreitung der Flügel beinahe zwanzig Zoll; der Schwanz, der sechs Zoll länger ist als die Flügel, hat neun Zoll Länge, und besteht aus zehn Federn, wovon die bei den mittelsten etwas langer, als die Seitenfedern sind, weshalb er als abgerundet erscheint.
Taf. XI.
Fig. 5.
Der Gelbhals. (Motacilla pensilis, — Le Cou-jaune ) dieser niedliche Vogel gehört zu der Ordnung der Singvögel, die sich durch kurze, schlanke Füße und einen kegelförmigen scharf zugespitzten Schnabel aus zeichnen,- und paarweise beisammen leben. Die Gattung, welche der GelbhalS nebst der Nachtigall, dem Rothkelchen/ den Bachstelzen, den Zaunkönigen und den vielerlei Arten von Grasmücken ausmacht, denen er am nächsten verwandt ist, hat einen pfriemenförmigen, geraden Schnabel mit fast gleichen Kinnladen, verkehrt eiförmige Nasenlöcher, eine
r
258
c
durch die Schattirungen von reinem Violet oder der schwächsten Schattirung von Grün, die an den Ruderfrdern im Schwänze zurückstrahlen: endlich giebt die schwarze Farbe an den Füßen und dem Schna bel diesem Hellen Gemählde einen Schatten. Die ganze Lange dieses Kukuks beträgt siebzehn Zoll, der Schnabel sechszehn Linien; die Ausbreitung der Flügel beinahe zwanzig Zoll; der Schwanz, der sechs Zoll länger ist als die Flügel, hat neun Zoll Länge, und besteht aus zehn Federn, wovon die bei den mittelsten etwas langer, als die Seitenfedern sind, weshalb er als abgerundet erscheint.
Taf. XI.
Fig. 5.
Der Gelbhals. (Motacilla pensilis, — Le Cou-jaune ) dieser niedliche Vogel gehört zu der Ordnung der Singvögel, die sich durch kurze, schlanke Füße und einen kegelförmigen scharf zugespitzten Schnabel aus zeichnen,- und paarweise beisammen leben. Die Gattung, welche der GelbhalS nebst der Nachtigall, dem Rothkelchen/ den Bachstelzen, den Zaunkönigen und den vielerlei Arten von Grasmücken ausmacht, denen er am nächsten verwandt ist, hat einen pfriemenförmigen, geraden Schnabel mit fast gleichen Kinnladen, verkehrt eiförmige Nasenlöcher, eine
2)
259
C
eine faserichte ausgeschnittene Zunge, und die sämmt» lichen Arten derselben, deren wir
beinahe 200 ken
nen, nähren sich von Jnsecten, und wandern daher
im Winter in warme Gegenden, halten sich an Flüs,
sen auf, nisten an Ufer in Gesträuchen,
und haben
lange nicht völlig bis an die Knie befiederte Füße.
Der Gelbhals,
der auf der Insel Domingo zu
Hause ist, gehört zu den wenigen Vögeln der neuen Welt, die mit einem schönen reizenden Farbespiel zugleich einen angenehmen Gesang und einen vorzügli
chen Kunsttrieb verbinden. Auf
dem Kopfe des
Gelbhalfes
herrscht eine
schwarzgraue Farbe, und wird Helle, indem sie am Halse herabgeht,
und sich an den Federn auf dem
Rücken in dunkelgrau verwandelt.
Sie wird durch
das schöne Gelb gehoben, das sich über Kehle, Hals und Brust erstreckt.
Eine weiße Linie,
die um das
Auge herumgeht, vereinigt sich mit einem kleinen gel
ben Flecken zwischen dem Auge und dem Schnabel; der Bauch ist weiß; die Seiten weiß mit schwarzgrau
gesprenkelt; die Flügeldeckfedern sind in waagerechten
Streifen schwarz und weiß gefleckt; mau sieht auch auf den Schwungfedern sechszehn große weiße Fle
cken auf jedem Flügel, mit einem kleinen weißgrauen
Rande an der Spitze der großen Fahnen.
Der Schwanz
besteht aus zwölf Ruderfedern, wovon die vier äußern große weiße Flecken haben: eine schuppige, feine und grünlich graue Haut deckt die Füße; der Voge! ist vier Zoll neun Linien lang, hat acht Zoll in Flügelbreit«
und wiegt anderthalb Quentchen.
9i a
So
3
rbo C
So wie man von dieser Beschreibung die Ge» Aalt und den Wuchs einer Grasmücke erkennt; so findet man diese Aehnlichkeit auch in ihrem Gesänge und ihren Sitten. Der Gelbhals läßt seinen ange nehmen Gesang fast das ganze Jahr hindurch hören. Besonders nach dem strömenden und kurzen Regen, der auf Domingo so häufig ist, spannt das Männchen alle Kräfte seiner Kehle an, und läßt ganze Stun den lang seine treffliche Stimme erschallen. Das Weibchen singt auch, aber ihr Gesang ist weniger ab wechselnd, taktmäßig und anhaltend als die Stimme ihres Gatten. Der Gelbhals wohnt, wie die Grasmücken über haupt, am liebsten an den Ufern der Flüsse, an ab gelegenen Wiesen, Quellen und feuchten Regenbächen: er flattert von Zweig zu Zweig, von Baum zu Baum, und läßt immer seinen Gesang tönen, indem er die Lüfte durchkreuzt: er jagt Schmetterlingen, iiFliegen und Raupen nach, und frißt zwar einige reife Baum früchte, aber wahrscheinlich nur, um in ihnen die Würmer aufzusuchen, die sich bei vollkommener Reife zuweilen darin befinden. Es scheint nicht, als ob der Gelbhals, so wie andere Arten seiner Gattung reise, und die Insel Domingo verlasse: obgleich sein Flug schnell ist; so möchte er doch nicht hoch und anhal tend genug seyn, daß er über die Meere zu ziehen vermöchte. Außer der Schönheit des Gefieders und Gesan ges und der Munterkeit des Naturells zeichnet sich der Gelbhals auch durch die Geschicklichkeit aus, wo mit er sein Nest anlegt und bauet. Er bauet es nicht auf
D
261
C
auf Baumen, wie andere Bögel, 1 da, wo die Aeste sich theilen; sondern er hangt es an Ranken, die von einem Baume zum andern gehn, besonders an denen, auf, die von den über die Flüsse oder tiefe Regenbä che sich Herüberbeugendenden Zweigen herabhängen: hier flechtet er mit Ranken das Nest an, das autrockenen Grashalmen, aus Fasern von Blattern und kleinen sehr dünnen Wurzeln besteht, die er mit der größten Kunst zusammengewcbt hat, und das eigent lich eine kleine kugelförmige Matratze bildet, die dick und allenthalben gegen den Regen undurchdringlich gewebt, und am Ende von dem Faden einer flattern den Ranke so gut bevestigt ist, daß es sich von jedem Winde treiben laßt, ohne davon verletzt zu werden. Um die Jungen in diesem Neste noch besser gegen allen Angriff zu schützen, beobachtet der Gelbhals beim Bau desselben noch einen eignen Kunstgriff. Anstatt ihm eine Oefnung oben oder an der Seite zu lassen, giebt er ihm dieselbe ganz unten: er selbst kommt nicht anders hinein, als daß er darin in die Höhe steigt, und dieser untere Raum ist nur gerade groß genug, damit er selbst in den innern Theil seiner Wohnung gelange, wo sich das Nest eigentlich befindet, welches von diesem besondern Gange durch eine Schei dewand getrennt wird, über welche man fort muß, um zu der Wohnung der Familie hinab zu gelangen, welche rundum mit einer weichen Pflanzenseide aus gefüttert ist. Durch diese so mühsame als kluge Anstalt werden Ratzen, Raubvögel und Schlangen von dem Neste abgehalten und die Eier in Sicherheit ausgebrütet. Wenn
2Ö2
C
Wenn aber die Jungen erst ausfli'egen können;
so
kommt doch eine große Anzahl von ihnen durch die Nachtculen, Ratzen und die braunen Katzen um, die
einen grausamen Krieg gegen die Gelbhälschen füh-
ren.
Sie können also niemals sehr zahlreich werden,
da das Weibchen nur drei oder vier Eier legt und nur einmahl im Jahre heckt.
Taf. XII.
Fig. i.
Der Seereiher. Chaetodra comntus — Le Heron de mer. XJcr Seereiher gehört zu der Ordnung der Brust«
flosser, deren Bauchflossen grade unter den Brustflos sen sitzen und zu der zahlreichen Gattung der Klipp
fische, wozu auch Fig. 2. und Fig.; auf dieser Tafel gehören, und wovon unsre Leser schon eine Art, näm,
lich den Spritzfisch (Schauplatz der Natur I. S. 369.) kennen gelernt haben.
Die Klippfische zeichnen sich in
der Ordnung der Bruflflvsser durch die borstenartigen Zahne aus.
Ihr Körper ist breit, dünn, von beiden
Seiten zusammcngedrückt, mit harten Schuppen be
deckt und bei den meisten mit Querstreifen geziert.
Kopf und Mundöffnung sind klein,
die Lippen zum
Hervorstrecken und Zurückziehn eingerichtet: die Zähne
find beweglich, gleich lang, dicht beisammen und en digen sich in eine Spitze.
Die Augen sind klein, rund,
mit einer Nickhaut versehn, und stehen unweit des Schei-
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Wenn aber die Jungen erst ausfli'egen können;
so
kommt doch eine große Anzahl von ihnen durch die Nachtculen, Ratzen und die braunen Katzen um, die
einen grausamen Krieg gegen die Gelbhälschen füh-
ren.
Sie können also niemals sehr zahlreich werden,
da das Weibchen nur drei oder vier Eier legt und nur einmahl im Jahre heckt.
Taf. XII.
Fig. i.
Der Seereiher. Chaetodra comntus — Le Heron de mer. XJcr Seereiher gehört zu der Ordnung der Brust«
flosser, deren Bauchflossen grade unter den Brustflos sen sitzen und zu der zahlreichen Gattung der Klipp
fische, wozu auch Fig. 2. und Fig.; auf dieser Tafel gehören, und wovon unsre Leser schon eine Art, näm,
lich den Spritzfisch (Schauplatz der Natur I. S. 369.) kennen gelernt haben.
Die Klippfische zeichnen sich in
der Ordnung der Bruflflvsser durch die borstenartigen Zahne aus.
Ihr Körper ist breit, dünn, von beiden
Seiten zusammcngedrückt, mit harten Schuppen be
deckt und bei den meisten mit Querstreifen geziert.
Kopf und Mundöffnung sind klein,
die Lippen zum
Hervorstrecken und Zurückziehn eingerichtet: die Zähne
find beweglich, gleich lang, dicht beisammen und en digen sich in eine Spitze.
Die Augen sind klein, rund,
mit einer Nickhaut versehn, und stehen unweit des Schei-
r 26Z c Scheitels: die Nasenlöcher find doppelt, klein, nahe am Auge befindlich. Die Kiemenhaut hat bald drei, bald mehr Strahlen: bei einigen erblickt man am Backenknochen unweit des Mauls, oder am -KieMendeckel einen Stachel: bei den meisten ist die Rücken-After-und Schwanz - Flosse steif und mir Schuppen besetzt. Bei allen findet man in der Rü cken- und After-Flosse Stacheln, deren Anzahl bei den einzelnen Arten verschieden ist. Die Fische dieser Gattung halten sich in den heißen Himmelsstrichen von Asien, Afrika und Amerika, am häufigsten in den ost indischen Gewässern auf. Merkwürdig ist eS, daß wir in den europäischen Meeren kaum zwei oder drei von der großen Anzahl brr zu dieser Gattung gehö rigen Arten, aber in dem pyrenäischen Gebirge deut liche Abdrücke davon, in Schiefer antreffen. Die besondern 'Merkmahle des Seereihers sind der röhrenförmige Mund, der dritte sehr lange Strahl in der Rückenflosse, und die mondförmige Schwanz flosse. In der Kiemenhaut zählt man vier, in der Brustflosse achtzehn, in der Bauchflosse sechs, in dec Afterflosse zwei und dreißig, in der Schwanzflosse sechszehn und in der Rückenflosse fünf und vierzi« Strahlen. Der Körper des Seereihers ist dünn und mit sehr zarten Schuppen bedeckt. Die gleich langen Kinnla den sind mit einer doppelten Reihe von Zähnen ver sehn. Die dicht am Scheitel stehenden Augen haben einen schwarzen Stern und einen gelblichen Ring. Der rundliche Kiemendeckel besteht aus einem einzigen Stück: die Kiemcnöffnung ist weit, und die Kiemen haut
r 264 c hau» liegt unter dem Deckel verborgen.
Die nahe
am Rücken laufende Seitenlinie bildet einen starken Bogen, und der Alter befindet sich in der Mitte des
Körpers.
Die weiße Grundfarbe wird durch die
schwarzen Querstreifen verschönert.
Der vordere, wel
cher das Auge mit umschließt, ist bei einigen Fischen durch eine schmale, hellere Stelle der Länge nach ge theilt. In der Rückenflosse findet man drei harte und fünf und vierzig weiche Strahlen.
Der Seereiher, zuweilen auch Stachelkopss ge nannt, halt sich in Ostindien auf, und hat ein wohl
schmeckendes Fleisch.
Taf. XII.
Fig. 2.
Dee Goldklippfisch, oder der plümiersche Goldfisch. Chaetodon aureus. — La Dorade de Plumier.
«Dieser zu der vorigen Gattung gehörige Fisch un terscheidet sich durch die schöne Goldfarbe, womit er
prangt, und durch den starken Stachel am Backen knochen. In der Brustflosse sind zwölf, in den Bauch flossen sechs, in der After- und Schwanz-Flosse fünf zehn und in der Rückenflosse vier und zwanzig
Strahlen. Der Körper ist bis an den Schwanz eiförmig, und, Brust-und Bauch-Flosse
ausgenommen, mit harten
r 264 c hau» liegt unter dem Deckel verborgen.
Die nahe
am Rücken laufende Seitenlinie bildet einen starken Bogen, und der Alter befindet sich in der Mitte des
Körpers.
Die weiße Grundfarbe wird durch die
schwarzen Querstreifen verschönert.
Der vordere, wel
cher das Auge mit umschließt, ist bei einigen Fischen durch eine schmale, hellere Stelle der Länge nach ge theilt. In der Rückenflosse findet man drei harte und fünf und vierzig weiche Strahlen.
Der Seereiher, zuweilen auch Stachelkopss ge nannt, halt sich in Ostindien auf, und hat ein wohl
schmeckendes Fleisch.
Taf. XII.
Fig. 2.
Dee Goldklippfisch, oder der plümiersche Goldfisch. Chaetodon aureus. — La Dorade de Plumier.
«Dieser zu der vorigen Gattung gehörige Fisch un terscheidet sich durch die schöne Goldfarbe, womit er
prangt, und durch den starken Stachel am Backen knochen. In der Brustflosse sind zwölf, in den Bauch flossen sechs, in der After- und Schwanz-Flosse fünf zehn und in der Rückenflosse vier und zwanzig
Strahlen. Der Körper ist bis an den Schwanz eiförmig, und, Brust-und Bauch-Flosse
ausgenommen, mit harten
Td£ xn.
> 265 c harten, ge,ähnelten Schuppen besetzt. Die Mundöff nung ist klein: beide Kinnladen find mit borstenarti gen Zähnen bewaffnet: die Lippen find stark: die dop pelten Nasenlöcher stehn dicht bei den Augen, die ei nen schwarzen von einen röthlichen Ring umgebene« Stern haben. Der Kiemendeckel besteht aus einem Blättchen, das sich an der Brustflosse in eine Spitze endigt: die Kiemenöffnung ist weit, und die Kiemen haut liegt unter dem Deckel versteckt. Die Seitenli nie fangt mehr beim Auge an und bildet.einen fla« chen Bogen: der After ist beim Anfänge der After flosse sichtbar. Die Flossen sind am Grunde gelb, an den Enden grün. In der Rückenflosse findet man zehn, in der Afterflosse zwei Stacheln. Die Strah len in sämmtlichen Flossen sind vielzweigig: die Schwanz» und Brust-Flossen rund, die übrigen sichelförmig. Dieser schöne Fisch bewohnt die Gewässer bei den antillischen Inseln, und gehört zu den Raubfischen, weil sein Mund mit solchen Zähnen versehen ist, die zum Vcsthalten der Beute geschickt find.
Taf. XII. Fig. Z. Der eingefaßte Klippfisch. Chaetodon marginatus. — La Banderoliere bordee. vJCan erkennt diesen schönen Klippfisch an seinen in eine Spitze auslaufenden und braun eingefaßten Flos sen. In der Brustflosse zählt man zwölf, in der Bauch flosse
> 265 c harten, ge,ähnelten Schuppen besetzt. Die Mundöff nung ist klein: beide Kinnladen find mit borstenarti gen Zähnen bewaffnet: die Lippen find stark: die dop pelten Nasenlöcher stehn dicht bei den Augen, die ei nen schwarzen von einen röthlichen Ring umgebene« Stern haben. Der Kiemendeckel besteht aus einem Blättchen, das sich an der Brustflosse in eine Spitze endigt: die Kiemenöffnung ist weit, und die Kiemen haut liegt unter dem Deckel versteckt. Die Seitenli nie fangt mehr beim Auge an und bildet.einen fla« chen Bogen: der After ist beim Anfänge der After flosse sichtbar. Die Flossen sind am Grunde gelb, an den Enden grün. In der Rückenflosse findet man zehn, in der Afterflosse zwei Stacheln. Die Strah len in sämmtlichen Flossen sind vielzweigig: die Schwanz» und Brust-Flossen rund, die übrigen sichelförmig. Dieser schöne Fisch bewohnt die Gewässer bei den antillischen Inseln, und gehört zu den Raubfischen, weil sein Mund mit solchen Zähnen versehen ist, die zum Vcsthalten der Beute geschickt find.
Taf. XII. Fig. Z. Der eingefaßte Klippfisch. Chaetodon marginatus. — La Banderoliere bordee. vJCan erkennt diesen schönen Klippfisch an seinen in eine Spitze auslaufenden und braun eingefaßten Flos sen. In der Brustflosse zählt man zwölf, in der Bauch flosse
3
266
C
flösse acht, in der Afterflosse sechSzehn, in der Schwanz flosse zwanzig und in der Rückenflosse fünf und zwan zig Strahlen. Außer diesen Merkmalen unterscheidet er sich noch von den übrigen Klippfischen dadurch, daß er an der After- Schwanz - und Rücken,Flosse keine Schuppen und bloß in der letzten harte Strahlen hat. Kopf und Bauch sind weißlich, Seiten und Rücken gelb; die Schuppen groß; die Bauch- Brust- After- und der Hintere Theil der Rücken-Flosse grau, der vorde re Theil der letzten nebst der gabelförmigen Schwanz flosse gelb. Sämmtliche Flossen haben, außer den zwölf Stacheln im Rücken, vielzweigige Strahlen. Die Seitenlinie hat die bei diesen Fischen gewöhnli che Beugung; der After aber liegt der Schwanzflosse viel näher, als bet den übrigen Arten dieser Gat tung: die Kiemenhaut liegt frei: die Augen, in de nen ein schwarzer Stern von einem silberfarbigen Ringe umgeben ist, haben statt der gewöhnlichen run den eine längliche Oeffnung und vor ihnen nimmt man ein Paar kleine runde Oeffnungen wahr. Dieser Klippfisch, dem die acht hellbraunen Bän der ein vorzüglich schönes Ansehen geben, bewohnt das Meer um die antillischen Inseln, wo er sich am steinigen Ufer und an solchen Stellen aufhält, wo sich die Flüsse ins Meer ergießen. Er sucht daselbst kleine Fische zu seiner Nahrung, hat ein wohlschmeckendes Fleisch und wird nicht leicht größer, als etwa sieben Zoll von der Schnauze bis an die Schwanzflosse.
Taf.
r
267
c
■tos. XII.
.4*'
Die Seekröte. Lophius hiftrio. — Le Crapaud de mer.
aJie Seekröte gehört in die Ordnung derer Fische,
die zwischen den Knorpelfischen und Grätenfischen in den letzten durch die Flossen-, und
der Mitte stehn,
übrigen Gräten, den ersten aber dadurch ähnlich find, daß
ihnen der Kieferndeckel,
oder
die Kiefernhaut
»der beides fehlt. Die Gattung der Seeteufel, welcher die Seekröte »«gehört, zeichnet sich durch die wie ein EllenbogenIhr Kopf ist un«
Gelenk gebildeten Brustflossen aus.
-terwärtS zusammengedrückt,
der Mund mit vielen
spitzen Zähnen besetzt, die breite Zunge ebenfalls mit
einigen Zähnen bewaffnet; die Augen sitzen am Schei» tel, die Nasenlöcher sind klein.
Die Kiemenöffnung
steht auf der Seite und M einfach. am Körper in der Mitte:
penlos und locker;
Der After liegt
die Haut ist dünn, schup,
am Rumpfe sind sieben Flossen,
zwei an Brust und Bauch, eine am After, Schwanz und Rücken.
Die Rücken.- und After» Flosse stehen
einander gegenüber, beide nicht weit von der Schwanz,
flösse. Die Seeteufel leben vom Raube,
pflanzen sich
durch Eier fort und halten- sich im Meere auf. Die
3
268
C
Die Seekröte unterscheidet sich t>oh den übrigen Arten dieser Gattung durch den rauhen Körper und
den abgestumpften Kopf. In der Brustflosse zählt man elf, in der Bauchfloffe fünf, in der Afterflosse sieben, in der Schwanzflosse zehn, und in der Rü ckenflosse zwölf Strahlen.
Der Kopf ist klein, die untre Kinnlade steht vor der obern hervor, und beide sind mit ganz kleinen Zähnen wie eine Raspel besitzt. Statt der Zunge findet man bloß in der Mitte einen etwas erhabenen Knorpel. Sowohl die Lippen als der übrige Körper
sind mit Fasern besetzt. Der Körper ist an beiden Seiten zulammengedrückt und wird durch die darauf
befindlichen Häkchen rauh. Kopf und Rücken sind vorn eiwaS breit, nach hinten zu aber scharf, der Bauch dick und hervorstehend;
dicht an der Ober,
lippe sieht man eine knorpelichte und gestreifte elasti sche Faser, an deren Ende zwei fleischigte länglich« Körper sitzen; hinter dieser ist noch ein anderer stär
kerer fleischtgter Strahl, uni» zwischen diesem und der Rückenflosse ein noch dickerer befindlich: beide find durch eine Haut am Rücken befestigt und ober» wärts mit vielen Fasern besetzt, und dienen diesem
dicken und zum Schwimmen ungeschickten Geschöpfe statt einer Angelruthe um andere Fische anzulocken. Die
Nasenlöcher
stehen
unweit des Mundes.
Die runden Augen haben einen schwarzen Stern in ei
nem gelben braungestrahlten Ringe. Die Kiemenöff nung ist klein. Seiten und Rücken dieses Fisches find gelb,
der Bauch braun.
Körper und Flossen sind
mit unbestimmten braunen Streifen und mit Flecken
von
r 269 c von unbestimmter Figur geziert; die Streifen sind bei einige« breit, bei andern bloße Linien. Die Brust- und Bauch-Floffen geben diesem sonderbaren Geschöpfe das Ansehn eines vierfüßigen Thieres; die übrigen Flössen aber zeigen, daß er zu den Fischen gehört; doch fehlt ihm, wie seiner ganzen Gattung, die Seitenlinie. Die Haut am Bauche ist locker und nur hie und da durch kleine Fasern am Fleische be festigt. Dieser'Fisch lebt in Brasilien und China vom Rau« be und halt sich hinter MeergraS oder hinter Steine verborgen, um seinen Raub zu erwischen. Er wird neun bis zehn Zoll lang.
Taf. XII.
Fig. 5.
Der zweifarbige Klippfisch. Chaetodon bicolor. — La Grifelle.
Unter den vielen sonderbar gezeichneten Fischen, die uns der heiß« Himmelsstrich liefert, unterscheidet sich dieser besonders durch die zwei abstehenden Farben. In der Brustflosse sind vierzehn, in der Bauchflosse sechs, in der Afterflosse achtzehn, in der Schwanzflosse sechzehn, und in der Rückenflosse fünf und dreißig Strahlen. Dieser Fisch macht gleichsam den Uebergang von den Klippfischen zu den Barschen. Er hat eine längli ch«
r 269 c von unbestimmter Figur geziert; die Streifen sind bei einige« breit, bei andern bloße Linien. Die Brust- und Bauch-Floffen geben diesem sonderbaren Geschöpfe das Ansehn eines vierfüßigen Thieres; die übrigen Flössen aber zeigen, daß er zu den Fischen gehört; doch fehlt ihm, wie seiner ganzen Gattung, die Seitenlinie. Die Haut am Bauche ist locker und nur hie und da durch kleine Fasern am Fleische be festigt. Dieser'Fisch lebt in Brasilien und China vom Rau« be und halt sich hinter MeergraS oder hinter Steine verborgen, um seinen Raub zu erwischen. Er wird neun bis zehn Zoll lang.
Taf. XII.
Fig. 5.
Der zweifarbige Klippfisch. Chaetodon bicolor. — La Grifelle.
Unter den vielen sonderbar gezeichneten Fischen, die uns der heiß« Himmelsstrich liefert, unterscheidet sich dieser besonders durch die zwei abstehenden Farben. In der Brustflosse sind vierzehn, in der Bauchflosse sechs, in der Afterflosse achtzehn, in der Schwanzflosse sechzehn, und in der Rückenflosse fünf und dreißig Strahlen. Dieser Fisch macht gleichsam den Uebergang von den Klippfischen zu den Barschen. Er hat eine längli ch«
2> 270 C che Gestalt, einen gezähnelten und mit einem Strahl
»ersehenen Kiemendeckel mit denen letzter«, aber die bor
stenartigen Zähne und steifen Flossen mit denen erster» gemein.
Der dicke Kopf und der halbe Leib nebst dem
Schwänze ist weiß, das übrige aber braun: die Bauch
flossen sind klein, die Brustflossen klar, die Rücken-und
Afterflossen bis an den Rand mit Schuppen besetzt: in der letzten sind drei und in jener fünfzehn Strahlen einfach und hart.
Die übrigen Strahlen in allen
Flossen find weich und vielzweigig,
ersten Strahl
wenn man den
in der Bauchflosse ausnimmt.
Die
großen Augen haben einen schwarzen Stern in,einem
silberfarbigen Ringe.
Der große Kiemendeckel be
aus einem einzigen Blättchen.
steht
Dieser Fisch
hält sich in beiden Indien auf.
Taf. XII. Fig. 6.
Der Einhomflsch. Batistes Monoceros. —Licorne de mer.
XJi« Hornfische, welche mit den Seeteufeln (Fig. 4.)
zu
einerlei
Ordnung
gehören,
durch die kleinen Stacheln,
Seiten
unterscheiden 'sich
womit ihr von beiden
zufammengedrückter Körper besetzt ist,
unb
welche ihn rauh anzufühlen machen, und durch die
Endigung des
Bauchs,
der sich nebst dem
Rücken in eine Schneide endigt.
Die Gränzen deS
scharfe
Kopfes
2> 270 C che Gestalt, einen gezähnelten und mit einem Strahl
»ersehenen Kiemendeckel mit denen letzter«, aber die bor
stenartigen Zähne und steifen Flossen mit denen erster» gemein.
Der dicke Kopf und der halbe Leib nebst dem
Schwänze ist weiß, das übrige aber braun: die Bauch
flossen sind klein, die Brustflossen klar, die Rücken-und
Afterflossen bis an den Rand mit Schuppen besetzt: in der letzten sind drei und in jener fünfzehn Strahlen einfach und hart.
Die übrigen Strahlen in allen
Flossen find weich und vielzweigig,
ersten Strahl
wenn man den
in der Bauchflosse ausnimmt.
Die
großen Augen haben einen schwarzen Stern in,einem
silberfarbigen Ringe.
Der große Kiemendeckel be
aus einem einzigen Blättchen.
steht
Dieser Fisch
hält sich in beiden Indien auf.
Taf. XII. Fig. 6.
Der Einhomflsch. Batistes Monoceros. —Licorne de mer.
XJi« Hornfische, welche mit den Seeteufeln (Fig. 4.)
zu
einerlei
Ordnung
gehören,
durch die kleinen Stacheln,
Seiten
unterscheiden 'sich
womit ihr von beiden
zufammengedrückter Körper besetzt ist,
unb
welche ihn rauh anzufühlen machen, und durch die
Endigung des
Bauchs,
der sich nebst dem
Rücken in eine Schneide endigt.
Die Gränzen deS
scharfe
Kopfes
5>
2?i
C
Kopfes und Rumpfes lassen sich nicht genau bestim men. Die Mundöffnung ist eng und beide Kinnla den sind mit Zähnen besetzt. Die Kiemenöffnung ist schmal und steht höher al- die Brustflossen. Dee Kiemendeckrl fehlt und die Kiemenhaut, welche ver borgen liegt, ist mit zwei knorpeligen Strahlen be setzt. Auf dem Bauche stehen zwei Flossen, deren vordere bei einigen zwischen den Augen sitzt, und alsdann nur aus einem Stachel besteht,. woher eben der Name der Hornfische kommt. Diese Fische können den Bauch etwas aufblasen. Unter der Haut desselben liegt ein starker Knochen, dessen Ende daraus hervorragt und von kleinen Strahlen rauh ist. Die Hornfische gehören zu den fleischfressenden Thieren, erreichen zum Theil eine ansehnliche Größe: verschiedene prangen mit schönen Farben, die mei sten werden für giftig gehalten. Nur eine Art hält sich im mittelländischen Meere auf, die übri gen außer Europa. Den Etnhornfisch erkennt man an den einen Strahl, welcher die erste Rückenflosse vorstrllt und zwischen den Augen befindlich ist, und an den ein und fünfzig Strahlen in der Afterflosse. Sonst sind in der Brustflosse fünfzehn, in der Schwanzflosse zwölf und in der zweiten Rückenflosse acht und vier zig Strahlen. Dieser Fisch ist von beiden Seiten zusammenge drückt, ehr dünn, und durchaus rauh anzufühlen. Der Grund ist grau und braun marmorirt. Der Kopf ist groß, abschüssig- die Mundöffnung klein, jede Kinnlade mit acht, am Grunde breiten in eine Spitze
3
2?r
C
Spitze auslaufenden Zähnen versehn, und die untere die längste. Die Lippen find beweglich; die Augen stehen nahe am Wirbel und haben einen schwarzen Stern in einem gelben Ringe. Gleich vor den Au gen bemerkt man zwei längliche Oeffnungen, die wahrscheinlich zu den Geruch- und Gehör-Werkzeu gen führen: vor und über den Trustflossen sieht man die schmale, schräge laufende Kiemenöffnung. Die beiden Seiten ohne die gewöhnliche Seitenlinie laufen oben und unten in eine Schneide aus. Die Bauchhöhle ist weit und der After liegt dem Munde etwas näher, als der Schwanzflosse. Der Strahl, weicher die Stelle der Bauchflosse vertritt, liegt in nerhalb der äußeren Haut verborgen, und derjenige, welcher die erste Rückenflosse vorstellt, ist nach hinten gebogen, an der Hintern Seite an beiden Rändern fein gezackt, und unterwärts durch eine besondere Haut am Rücken bevestigt. Sämmtliche Flossen find gelb, nur die Schwanzflosse hat drei braune Streifen. Die Rücken- und After-Flosse haben ein fache, die Schwanz- und Brust-Floffen aber ge theilte Strahlen. Man findet diesen Fisch in den chinesischen und Brasilianischen Gewässern, wo man ihn mit der An gel und mit dem Hamen fängt, aber ihn, weil er sehr dünn ist und ein zähes Fleisch hat, nicht son derlich achtet. Ec lebt von der Brut der Krebse und Polypen, und wird einen Fuß und darüber lang.
Taf.
__________________________
273 C
5
Taf. XIII. Fig. i bis 5. Die größte Sagfliege, Holzwespe, Schwanz wespe. (Sirex Gigas. — L/Uiocere
oder Mouche ä Scie.)
g io bei a) am hintersten Ende des Körpers zwei kurze Spitzen,
welche ihr in ihrer Höhle zum Unwenden dienen, welches die einzige ihr mögliche Bewegung in die sem Zustande ist,
die sie auch oft und sehr schnell
verrichtet. Nach ein paar Monaten, gewöhnlich zwischen den ersten und zwanzigsten August, legt der in dieser Pup
penhaut verschlossene Käfer seine zarte Puppenhülle «ach und nach ab, bleibt aber, weil seine Theile noch nicht die nöthige Harte haben, noch gegen acht Tage
in der Erde verborgen. Dann erst wagt er sich aus feinem dunklen Gewölbe hervor, und erscheint nun als ein gelbbrauner Rüsselkäfer, (Fig. 6). Beide Ge
schlechter dieser Käferart sind aber einander vollkom men
r fiten ähnlich.
r
289
Der kleine Kopf, das Bruststück und
die Flügeldecken
haben bei
beiden
auf ihrer rund
erhabenen Oberfläche eine gelbbraune, die sechs Füße aber eine gelblichrvthe Farbe.
Der Kopf nebst den unterwärts gekrümmten Rüs
sel machen das Hauptkennzeichen dieser Käfergattung Der Kopf Ist kugelrund, und wie ein Filz, mit
aus.
gelbbraune» Härchen belegt.
Man
sieht an demsel
ben sehr deutlich die beiden plattrunden, schwarzen
Augen, zwischen denen nach vorn zu der Rüssel steht,
welcher vorn an seinem, dem Ansehen nach stumpfen
Ende, zwei kurze Spitzen führt, die dem Käfer viel leicht beim Eierlegen, zur Vorbereitung der Stelle, wohin er das Ci legen will, bchülflich find, und zwi
schen denen
findet.
sich auch die Oeffnung des MundeS be
In der Mitte des Rüssels sind die
Fühlhörner, (Fig. 6 bei e e) eingelenkt.
beiden
ZedeS der
selben besteht eigentlich aus zwei Theilen: der erste, der unmittelbar an der Einlenkung liegt, (Fig. 6 von e bis f) wird an seinem Ende dick und kolbenför
mig, und sieht eben so rothbraun aus, wie der Rüssel selbst: der zweite Theil (Fig. 6 von k bis g) besteht
aus zehn kleinen Absätzen oder Gelenken, von wel chen das letzte das dickste, und ein jedes an seinem
dickern Ende mit einigen hellbraunen Härchen besetzt ist.
Der Rüsselkäfer kann seine Fühlhörner auf sehr
mannigfaltige Art hin
und her bewegen,
da denn
sein Rüffel jedesmahl 'tin anderes Ansehen bekommt. Man darf sich nicht wundern, daß sich die Lar,
ven des Nuß »Rüsselkäfers bloß in Haselnüsse, lom bardischen Nüssen und anderen dieser Art, aber nicht T
in
>
2Y0
C
iit welschen Nüssen (Wallnüssen) findet.
Wenn auch
nicht der bittere Geschmack der äußern Schaalc den
Käfer zurückhielte, hier sein Ei anzubringen, so würde doch
die Larve in der welschen Nuß schwerlich gedei
hen können, weil sie einen zu weiten Weg durch die
grüne und durch
die
machen
holzichre Schaale zu
hatte, ehe sie an den Kern, von dem sie allein leben kann, gelangen könnte;
da hingegen bei den Hasel
nüssen der Kern unmittelbar unter der im August noch ziemlich dünnen und weichen Schaale liegt.
Der Nuß-Rüffelkäfer gehört zu den kleinern Ar ten dieser Gattung.
viel größere Art,
In beiden Indien giebt es eine
welche als Käfer die Größe des
Feucrschröters oder Hirschkäfers erreichen, der bekannt
lich nächst den Krebsen das größte deutsche Jnsect ist, und deren Larve die Dicke eines Fingers hat.
Diese
Larven stecken in dem Marke der Sagopalme, heißen deswegen Palmbohrer, und werden von den In
dianern gebraten als ein Leckerbissen gegessen.
Taf. XIV.
Der Iabiru.
Fig. i.
Mycteria americana. — Le Jabiru.
yjian sicht es diesen Vogel auf den ersten Blick an,
daß er zu der Ordnung der Sumpfvögel gehört, die
in ihren allgemeinen Ansehn.und in der Lebensart mehr,
>
2Y0
C
iit welschen Nüssen (Wallnüssen) findet.
Wenn auch
nicht der bittere Geschmack der äußern Schaalc den
Käfer zurückhielte, hier sein Ei anzubringen, so würde doch
die Larve in der welschen Nuß schwerlich gedei
hen können, weil sie einen zu weiten Weg durch die
grüne und durch
die
machen
holzichre Schaale zu
hatte, ehe sie an den Kern, von dem sie allein leben kann, gelangen könnte;
da hingegen bei den Hasel
nüssen der Kern unmittelbar unter der im August noch ziemlich dünnen und weichen Schaale liegt.
Der Nuß-Rüffelkäfer gehört zu den kleinern Ar ten dieser Gattung.
viel größere Art,
In beiden Indien giebt es eine
welche als Käfer die Größe des
Feucrschröters oder Hirschkäfers erreichen, der bekannt
lich nächst den Krebsen das größte deutsche Jnsect ist, und deren Larve die Dicke eines Fingers hat.
Diese
Larven stecken in dem Marke der Sagopalme, heißen deswegen Palmbohrer, und werden von den In
dianern gebraten als ein Leckerbissen gegessen.
Taf. XIV.
Der Iabiru.
Fig. i.
Mycteria americana. — Le Jabiru.
yjian sicht es diesen Vogel auf den ersten Blick an,
daß er zu der Ordnung der Sumpfvögel gehört, die
in ihren allgemeinen Ansehn.und in der Lebensart mehr,
r
291
c
mehr, als fn der Bildung des Schnabels, wonach die
übrigen Ordnungen vorzüglich bestimmt werden, einander Übereinkommen.
mit
Ihre Schenkel sind alle
mahl am untern Theile über
den Knien mehr oder
weniger unbefiedert und ihre Füße meist mit vier Ze hen versehen, davon drei allemahl einwärts, und ei ner nach hinten liegt,
die bald gespalten,
bald zur
Hälfte, zuweilen auch durch eine Schwimmhaut ver bunden sind.
Auch sind die Füße lang
(man sehe
Figur I. 2. und 5. dieser Tafel) damit diese Thiere
bequem in Sümpfen und an feuchten Orten ihrer Nah rung und ihren Geschäften nachgehen können: außer dem haben sie alle einen langen Hals,
und meistens
einen langen Schnabel, ihr Körper ist eiförmig, et
was zusammengrdrückk, und die Schwanzfedern kurz. Ihre Zunge ist sieisch-g und ungespalten.
Sie nisten
meistens an der Erde und in Sümpfen.
Ihr Fleisch
ist schmackhaft, und wird von einigen Arten nebst den Eiern gegessen: sie nähren sich meistens von Fischen
und Wafferinseeten. Die Gattung, wozu der Jabiru gehört (Mycterfa)
hat einen etwas in die Hohe gebogenen spitzen Schna,
bel: die obere Kinnlade ist dreieckig und ganz grade, die untere ebenfalls dreikantig, ist die Höhe steigend:
zugespitzt und in
die Stirn ist kahl,
die Nasenlö,
cher schmal, die Füße vierzehig.
Die Natur, welche in den feuchten Gegenden des Amazonen- und Oronoko-Flusses die Gewürme so sehr
vermehrte, scheint hier zugleich Vögel hervortzebracht
zu haben, die ihrer übermäßigen Vermehrung Schran
ken setzten! sie scheint sogar die Stärke derselben nach T 2
der
2
292
C
der Größe der ungeheuren Schlangen, gegen die sie
kämpfen sollten, und ihren Wuchs nach der Tiefe des Schlammes, worin sie umherwandern müssen, abgemessen zu haben.
Zu diesen Vögeln gehört der Jabi-
An Höhe übertrifft er den Kranich, und sein Leib ist doppelt so dick, er nimmt also an Größe und Stärke den ersten ru, der viel größer ist, als unser Storch.
Rang unter den Sumpfvögeln ein.' Der Schnabel des Iabiru ist eiw mächtiges Vertheidigungsmittel.
Er ist dreizehn Zoll lang und von
der Grundfläche drei Zoll breit: er ist scharf schnei dend, an den Seiten breit' wie ein Beil, an einen
breiten Kopf kräftigen Hals.
beveftigt, und ruht auf einen dicken Dieser aus einen harten Horn ge
bildete Schnabel ist in einem Bogen leicht in die Hö he gekrümmt und schwarz.
Der Kopf ist nebst zwei
Drittheilen des Halses beim Iabiru mit einer schwar zen und kahlen Haut bedeckt, die am Hinterkopfe mit
einigen grauen Haaren besetzt ist: die Haut des vier bis fünf Zoll hohen, an Dicke einem Manns-Arme
gleichen Unterhalses hat ein lebhaftes Roth und bil det bei diesen Vogel, dessen Federn ganz weiß sind, einen schönen breiten Halsband. Die Füße find stark,
mit großen schwarzen Schuppen bedeckt, auf einer Höhe von fünf Zoll ohne Federn, und dreizehn Zoll hoch. Eine Häutige Verbindung zeigt sich zwischen den Zehen und geht über anderthalb Zoll von dem
äußern Zehen zum mittleren. Der Schwanz ist breit und ragt nicht über die liegenden Flügel hervor. Der Vogel, welcher nur einen Fuß lang .ist, hat in senkrechter Höhe wenig
stens
2
293
C
stens fünftehalb Fuß, und sie würde, wenn ec den
langen Schnabel in die Höhe streckte,
beinahe sechs
Fuß betragen: er ist der größte Vogel in Guiana. Der Jabiru halt sich an abgelegenen Orten an
den Ufern der Seen und Flüsse in Cayenne, Guiana und Brasilien auf: sein Fleisch, obgleich gewöhnlich
sehr trocken, schmeckt nicht übel.
Er wird in der Re
genzeit! fett, und dann essen ihn die Amerikaner am liebsten: sie tödten ihn leicht mit einer Flinte und so gar durch Pfeilschüsse.
Taf. XIV. Fig. 2.
Der Savacou. Cancroma cancrophaga,-— Le Savacou brun et huppe.
-Die Gattung der Sumpfvögel, wozu der Savacoq
gehört, zeichnet sich durch einen höckerigen Schnabel aus, dessen obere Kinnlade die Gestalt eines umge kehrten Kahns hat. Auch der Savacou gehört in den Gegenden von
Guiana und Brasilien in
Süd-Ameiika zu Hause.
Er würde durch seine Bildung und durch seine Le bensart zu den Reihern gehören, wenn ihn Nichtsein breiter und abgestumpfter Schnabel sehr weit davon
entfernte, und von allen übrigen Sumpfvögeln auS-
zeichnete.
Dieser besteht gleichsam auS zwei Löffeln,
die mit ihrer hohlen Seite einer gegen den andern
2
293
C
stens fünftehalb Fuß, und sie würde, wenn ec den
langen Schnabel in die Höhe streckte,
beinahe sechs
Fuß betragen: er ist der größte Vogel in Guiana. Der Jabiru halt sich an abgelegenen Orten an
den Ufern der Seen und Flüsse in Cayenne, Guiana und Brasilien auf: sein Fleisch, obgleich gewöhnlich
sehr trocken, schmeckt nicht übel.
Er wird in der Re
genzeit! fett, und dann essen ihn die Amerikaner am liebsten: sie tödten ihn leicht mit einer Flinte und so gar durch Pfeilschüsse.
Taf. XIV. Fig. 2.
Der Savacou. Cancroma cancrophaga,-— Le Savacou brun et huppe.
-Die Gattung der Sumpfvögel, wozu der Savacoq
gehört, zeichnet sich durch einen höckerigen Schnabel aus, dessen obere Kinnlade die Gestalt eines umge kehrten Kahns hat. Auch der Savacou gehört in den Gegenden von
Guiana und Brasilien in
Süd-Ameiika zu Hause.
Er würde durch seine Bildung und durch seine Le bensart zu den Reihern gehören, wenn ihn Nichtsein breiter und abgestumpfter Schnabel sehr weit davon
entfernte, und von allen übrigen Sumpfvögeln auS-
zeichnete.
Dieser besteht gleichsam auS zwei Löffeln,
die mit ihrer hohlen Seite einer gegen den andern
294
r
c
angebracht sind: der obere Theil hat aus der erhabe nen Seite zwei tiefe Furchen, die von den Naselöchern ausgehn und sich so verlängern,
daß die Mitte ehe
erhabene in eine kleine gebogene Spitze ausgehende Kante bildet: die untere Hälfte deS Schnabels, auf
welcher die obere paßt, ist gleichsam nur ein Rahmen,
über welchen die verlängerte Haut der Kehle gespannt ist: beide Kinnbacken sind am Rande scharf, und be-
stchew aus vestcin sehr hartem Horn: dieser Schnabel ist von den Winkeln bis an der Spitze vier Zoll lang
und hat zwanzig Linien in seiner größten Breite,
Bei einer so starken, scharf schneidenden Bewaff nung, wodurch der Savacou andern Vögeln furcht bar werden könnte, scheint er dennoch von sanften
Er bewohnt
Sitten zu seyn,
die überschwemmten
Ebenen von Süd-Amerika und hält sich längs den Flüssen auf, wo die Fluth nicht hinkommt: hier setzt
er sich auf Bäumen in der Nähe des Wassers, und
erwartet den Borbeizug der Fische, von denen er sich nährt,
und über welche er herfällt, indem er ein
taucht, aber sich, ohne im Wasser zu verweilen, bald
wieder erhebt.
Er geht mit gebogenem Halse und mit
gewölbten Rücken
in
einer gezwungen
scheinenden
Stellung, mit einem eben so traurigen Wesen, wie
der Reiher;
er hält sich von bewohnten Gegenden
entfernt: seine Augen,
die sehr nahe beim Ursprünge
des Schnabels liegen, geben ihm ein wildes Ansehen. "'Benn er gefangen ist, so knarrt er mit seinem Schna-
kiegen^ei Zorn und Unruhe erhebt er seine lange Fe-
rinen 8«b dem Wirbel. Außer
3)
295
C
Außer dem braunen Savacou mit dem Zopfe findet man noch einen gefleckten und einen grauen ohne
Zopf; wahrscheinlich aber machen alle drei nur eine
einzige Art aus.
Der Federbusch ist vielleicht das
Zeichen des Männchens: der graue, der alsdann des sen Weibchen seyn würde, hat einen Absatz desselben in den vom Hintertheile des Kopfes herabhängenden
Federn.
Der Unterschied des
braunen und grauen
Gefieders kann desto eher von einer Ungleichheit des Geschlechts cder Alters herrühren, da der bunte Sa vacou den Uebergang zwischen beiden zeigt.
Uebri-
genS sind die Gestalt und die Verhältnisse des brau
nen und grauen Savacou ganz einerlei. Der hier abgebildete braune Savacou hat mehr
graurothgelbes, als graubläuliches in seinem Gefieder.
Die Genickfedern sind schwarz und bilden einen
sie
ben oder acht Zoll langen Büschel, der auf den Rücken
hinabfällt,
und aus
flatternden gegen acht Linien
breiten Federn besteht. Der graue Savacou hat grauweißb'äuliches Ge»
fieber mit einem dem Rücken.
kleinen schwarzen Gürtel hoch auf
Der Unterleib ist schwarz mit rothgelb
vermischt: Vorderhals und Stirn sind weiß; der Auf satz des Kopfes, der hinterwärts spitz herabfällt, ist*
schwarzbläulich. Alle Savacou's haben eine bloße Kehle: die Haut, welche dieselbe
bedeckt,
scheint
eines
beträchtlichen
Aufschwellens fähig zu seyn, und ist, so wie die Fü ße,
gelblich,
davon lang:
die Zehen sind dünn und die Nägel
die hintere Zehe
ist neben der Ferse,
nahe an der äußern Zehe, mir einem Gelenk versehen,
wie
>
ag6
c
wie bei den Reihern: der Schwanz ist kurz und reicht nicht über den zusammengelegten Flügel hinaus: die
ganze Länge des Vogels beträgt ohngefähr zwanzig Zoll.
Taf. XIV. Die Eidergans.
Fig. Z.
Anas molliflima.—L’oye ä duvet.
sobald man nur die Haut erblickt, welche an die
sem Vogel die Zehen von der Wurzel bis an die Spi tze verbindet, und daraus seine Schwimmfüße er kennt;
so weiß man,
daß er zu der Ordnung der
Schwimmvögel gehört, von Füßen
auszeichnen,
die sich durch diese Art
die ihnen verhältnißmäßig
sehr weit nach hinten zu stehn und daher zum Rudern
sehr
geschickt,
zum Gehen desto unbequemer sind.
Der Oberschnabel dieser Ordnung von Vögeln endigt
sich meistens in ein kurzes Häkchen, und ist, wie der untere, bei den mehresten mit einer zähen Haut über
zogen.
Sie haben einen rauhen,
men, eine fleischige Zunge,
stacheligen Gau
und ein so dichtes fettes
Gefieder, daß fein Wasser dadurch dringt, und daß bei einigen
Arten
sogar
ein Schrotschuß abprallt.
Sie halten sich an den Ufern des Meeres, der Seen, der Flüsse, auf Inseln, Klippen, in Schilf und ähn lichen Stellen auf.
Gewöhnlich legen sie
nur ein einzi-
>
ag6
c
wie bei den Reihern: der Schwanz ist kurz und reicht nicht über den zusammengelegten Flügel hinaus: die
ganze Länge des Vogels beträgt ohngefähr zwanzig Zoll.
Taf. XIV. Die Eidergans.
Fig. Z.
Anas molliflima.—L’oye ä duvet.
sobald man nur die Haut erblickt, welche an die
sem Vogel die Zehen von der Wurzel bis an die Spi tze verbindet, und daraus seine Schwimmfüße er kennt;
so weiß man,
daß er zu der Ordnung der
Schwimmvögel gehört, von Füßen
auszeichnen,
die sich durch diese Art
die ihnen verhältnißmäßig
sehr weit nach hinten zu stehn und daher zum Rudern
sehr
geschickt,
zum Gehen desto unbequemer sind.
Der Oberschnabel dieser Ordnung von Vögeln endigt
sich meistens in ein kurzes Häkchen, und ist, wie der untere, bei den mehresten mit einer zähen Haut über
zogen.
Sie haben einen rauhen,
men, eine fleischige Zunge,
stacheligen Gau
und ein so dichtes fettes
Gefieder, daß fein Wasser dadurch dringt, und daß bei einigen
Arten
sogar
ein Schrotschuß abprallt.
Sie halten sich an den Ufern des Meeres, der Seen, der Flüsse, auf Inseln, Klippen, in Schilf und ähn lichen Stellen auf.
Gewöhnlich legen sie
nur ein einzi-
TZZ'X/Ä'
D
C
897
einziges, ober nur wenige Eier; sind aber durch ihr
Fleisch, Fett, und ihre Federn von mannichfaltigem Nutzen.
Die Gattung der Ganse und Enten unterscheidet sich in dieser Ordnung durch ihren stumpfen, erha
benen,
innerlich mit blättrigen Zähnen
versehenen
Schnabel und durch ihre stumpfe an den Seiten mit
Federn besetzte Zunge.
Da viel mehr, als hundert
Arten zu dieser Gattung gehören; so hat man sie in
vier Unter-Abtheilungen oder Familien geordnet, je nachdem sie entweder einen an der Wuazel höckeri
gen, oder daselbst platten Schnabel,
oder zurückge
bogene Schwanzfedern, oder endlich einen Federbusch auf dem Kopfe haben.
Die Eiderganz gehört, da
ihr Schnabel an der Wurzel glatt ist, zu der zweiten
Familie. Der Kopf der Eidergans ist vorn an den Sei ten
zusammengedcückt,
drückt;
des
der
Racken flach niederge
die Federn sind, besonders an den Seiten
Schnabels
am
kürzesten,
und sehen wie ein
Federsammet aus, werden aber nach und nach län Der Hals ist rückwärts
ger, und länglich schmaler.
ganz oben zugleich mit dem Racken flach gebrückt,
mit länglich schmalen Federn. Der Schnabel ist walzenförmig, an den Sei ten
bei
den Nasenlöchern etwas zusammengedrückt,
eben so dick als breit, an der Wurzel fast dreieckig.
Der Oberschnabel ist auswendig,
oben vor der
Mitte, nahe
an seinem Rücken von zwei eirunden
Nasenlöchern
durchbohrt,
schief einwärts hineingehn;
die
von
der Spitze her
er endigt sich in einem etwas
298
2> etwas
C
niedergebeugten
schmaleren,
und
stumpfes
Haken von der Größe einer halben Haselnuß, wel cher bloß liegt; der übrige Theil des Oberschnabels
ist mit einer Wachshaut überzogen, die hinter den Nasenlöchern durch die einwärts laufenden Federn des Kopfes in
zwei
auf der Stirn zwischen den
Federn auflaufende und runzliche Theile getheilt wird,
die sich mit einer runden Spitze einem Daumen weit vom Auge endigen. Der Oberschnabel ist inwendig hohl, auf dem Rande an den Seiten, den Haken ausgenommen, mit etwa dreißig deutlichen, flachen und spitzen Zähnen versehn, die sich inwendig vor
dem
häutigen
Spitzen endigen.
Rande
mit
kaum herauönehenden
des an der Spitze
Der Rand
befindlichen krummen Hakens ist gekerbt.
Der Un
terschnabel ist unten flach, inwendig rinnenartig, mit aufstehenden, auswendig zahnigen Seiten. Es stehen etwa 40 Zähne, wie in die Höhe stehende
Bleche, quer darin aufgerichtet;
die Spitze ist aus-
Kehöhlt, vorn zugerundet und gekerbt. Die Haut des Schnabels ist blaßgrün,' die Endstücken des Ober- und Uuterschnabels sind weißgelb. Die Augen sitzen an der Seite des Kopfs, na
he am Scheitel. Die Zunge ist fleischig, länglich, stumpf, gegen das Ende zu schmäler, und wird
oben durch eine kleine aber merkliche Oeffnnng, die
auf jeder Seite einen kleinen knochenartigen Knoten hat,
in zwei Theile getheilt.
Ihr Rand ist auf je»
der Seite mit vierzehn Zähnen versehn, von welchen
die ersten und größten vor jener Oeffnung anfangen:
die übrigen werden allmählig kleiner und ereignen sich
1
299
C
sich sämmtlich gegen die Wurzel der Zunge, sind auf den Seiten zusammengedrückt und nach hinten zu aus gehöhlt.
Langs des Zungenrandes liegen, oben und
unten vor den Zähnen, mit diesen fast gleich lange
Franzen, die aus unzähligen kleinen Haaren bestehn.
Auch die Wurzel der Zungen endigt sich mit einer doppelten Quer-Reihe herausstehender feiner Spitzen.
Die Flügel bestehen aus
sechs
und zwanzig
Schwungfedern, wovon die beiden ersten gleich lang, .die übrigen bis zur zehnten allmählig kürzer sind, so daß diese nur halb so kurz, als die erste, auch rund
licher am Ende, als die neun ersten ist.
Don der elf
ten bis zur zwanzigsten sind sie alle gleich lang lund
kürzer als die zehnte, breiter und, die spitzere zwanzigste ausgenommen,
an
den Federn abgestumpft.
hintersten sind schmalspitzig.
Beim Männchen merk
lich länger als die mittelsten, beugt,
Die
und so 'zurückge
daß sie wie ein halber Mond über die vor
dersten Schwungfedern des zusammengefalteten Flü gels herüberhängen; beim Weibchen aber kaum ge
beugt, und kaum länger, als die mittelsten. Der Schwanz ist etwas abgerundet, aber die vierzehn am Ende spitzen Ruderfedern von glei
cher Länge. Die kurzen,
zusammengedrückten,
gelbgrünen
Beine sitzen, wie bei Schwimmfüßen gewöhnlich ist, etwas zurück, die Knie sind vorn nackt. Von den vier ebenfalls
gelbgrünen
Zehen,
stehen drei
nach vorn und sind durch eine bleifarbige Schwimm haut verbunden:
die beiden äußersten sind die läng
sten und gleich groß, dec innerste ist auf der auswen
digen
2)
3oo
C
digen Seite mit einer Seitenhaut versehn. Der einzelne Hinterzehen ist halb so lang als die übri gen und hat eine niederhängende Haut.
Sämmtliche
vier Zehen sind mit Klauen versehn. Die Größe der Eidergans hält das Mittel zwischen der gemeinen Gans und Ente, und ist ohngefähr einer türkischen Ente gleich. Das Männ
chen ist etwas größer als das Weibchen.
Die Län-
ge von dem Ende des Schnabels bis ans äußerste Ende des Schwanzes beträgt einen Fuß und elfte--
der Schnabel ist von der Spitze bis zur
halb Zoll:
Gurgel sechstehalb Zoll, der Schwanz drei und drei Viertel Zoll lang.
Die Spitzen der ausgebreiteten
Flügel stehen um zwei Fuß und
acht Zoll von ein
ander: zusammengefallet reichen die Flügel ohnge fähr die Mitte des Schwanzes. Das vorzüglichste Kennzeichen der Eidergans ist
hie hinter
den Nasenlöchern durch die Federn des
Kopfs in zwei Theile getheilte Wachshavt des Schna bels.
Uebrigens ist das Männchen oben auf dem
Leibe und am Halse weiß, oben an der Brust bleich
weiß,
unter dem Bauche
und in der Mitte oben
auf dem Schwänze schwarz. Ganz oben auf den Kopf hat es eine glänzende schwarze Farbe, die hinten auf den Kopf durch einen am Halse einwärts laufenden weißen Streif getheilt wird, hinten auf dem Halse ist die Farbe glänzend grasgrün. Die
Schwungfedern sind schwarz, aber die hintersten weiß, die Schwanzfedern ebenfalls schwarz. (Man sehe Fig. 3.) schwarzer
Das Weibchen ist gelbbraun,
Ouerflrcken:
voll
am.Untrrleibe dunkelgrau, mit
2
meistens
mit
3oi
schwarzen
C
Schwanz- und Schwung-
Die Dcckfedern der mittelsten Schwungfe
Federn.
so wie diese selbst,
dern find, Spitzen:
daher entstehen,
schwarz mit weißen
wenn die Flügel zusam
mengefaltet sind, zwei weiße, schmale Quer-Einfassun gen derselben.
Die I u n g e n, die im Juni und Juli ge
wöhnlich aus ihren Eiern hervorkommen, haben die
Gestalt, aber noch nicht die Farbe der Eltern.
der Federn sind sie anfangs,
Statt ohne Unterschied des
bloß mit bleichschwarzen Pflaumfedern Das Weibchen bekommt dann zu Ende
Geschlechts, bedeckt.
des ersten Jahres fast eben solche Federn wie die Mutter,
Farbe höher,
und die beiden Einfassungen der Flü
gel zeigen sich deutlicher.
ersten und
dentlich
mit dem Alter wird die
nur etwas heiler:
Die Männchen Haden im
zweiten. Jahre schwarz und weiß unor
gesprenkelte Federn,
und selbst im dritten
Jahr noch auf dem weißen Halse und der rötylichen
Brust einige ausgestreute schwarze Flecken und errei
chen erst im vierten Jahr ihre vollkommene Farbe. Dec Eidervogel hält sich nicht auf inländischen Seen, auf.
sondern
bloß auf dem nördlichen Weltmeer
Man findet ihn im Sommer bei Grönland,
Island, Norwegen, den Farbe-Inseln, bei Schott land,
England,
Bernholm,
schwedischen Küsten,
Inseln,
Christiansö, an den
bei den in der Ostsee gelegenen
auch bei Spitzbergen und Nord-Amerika.
Er halt sich vom Anfänge des Frühlings bis zum
Herbste beständig an den Ufern auf, um daselbst für seine Nachkommenschaft zu sorgen. Jungen erst groß genug,
Sind aber die
um sine Seereise auszu» halten.
2
und sich ihr Futter in der Tiefe des Meers
halten,
so begeben sie sich mit den Alten gegen
zu suchen,
den
C
ZO2
Winter ins offene Meer,
wahrscheinlich weil
sich die Fische und andere Seethiere, wovon sie sich
dann
nähren,
in
der
Tiefe
verbergen,
und am
Strande also, wo auch ohnehin das Meer zuweilen
zufriert, keine Speise für sie zu hoffen ist. Gegen den Anfang des Frühlings im Februar,
oder Aprill,
Marz
wahrt,
der
je nachdem
versammeln sie sich
Winter lange
dann wieder bei allen
Landküsten und Inseln, wo sie sich im Sommer auf Das Männchen paart sich im dritten, das
halten.
Weibchen im ersten Jahr. Die Eidervögel leben paarweise beisammen, da fon$ bei den meisten See
vögeln
Männchen
ein
Weibchen
mehrere
nimmt.
Weil aber die Anzahl der Männchen größer,
als
der Weibchen ist; so sieht man mehrere Dutzend von ihnen sich um ein Weibchen schlagen, indem sie sich
mit dem Schnabel beißen, und hitzig auf einander losfahren, so daß sie haufenweise bald über bald un
ter dem Wasser sind.
Dies dauert zuweilen länger,
als einen ganzen Tag, und das Weibchen,
der Gegenstand des Kampfes ist, dem Haufen,
bis die übrigen,
welches
folgt unterdessen
einen einzigen aus
genommen, die Flucht ergreifen.
Der
zurückgebliebene Sieger
genießt nun
den
Lohn seiner Anstrengung und erhält das Weibchen
allein
und
unangefochten.
In
der l Paarungszeit
schreien beide Geschlechter beständig; wie unsre gemeinen Enten,
das Weibchen
das Männchen mit ei
nem
2 Zog C. Ton,
nem
den
man
starken, groben,
mit einem
stöhnenden ao, oder Huhu vergleicht.
Nach der Paarung sucht sich das Weibchen eine bequeme Stelle,
um ihre Eier zu legen.
sten wählt es dazu wüste,
Landes, in
oder kleine Inseln,
Gras,
Meergras,
Am lieb
unbebauete Spitzen des
oder
und macht sein Nest auch
auf die
bloßen
wo sich etwas Moos findet, um ihre er
Klippen,
sten Federn daran zu bevestigen.
Gern sucht es sich
Höhlen unter hervorhangenden Klippen oder in Ge
sträuch und Hecken, und Schweden.
auf,
besonders unter Wacholderbü
wo sich dieselben finden,
schen,
wie in Norwegen
Auch sieht es bei dieser Wahl dar
daß es vor den feuchten und regnichten West
winden Schutz finde, und bereitet sein Nest zuweilen wohl eine halbe Meile weit von der Küste.
Sobald die Eidergans über die Stelle des Ne stes entschlossen ist, pflückt sie sich Federn aus der Brust,
um sie mit Gras,
Dinge zu
ihrem
Meergras oder andere
Baue zu verbrauchen,
das Männchen behülflich ist.
wobei ihr
Nach Verschiedenheit
des Alters legt sie fünf bis acht Eier; denn die jün, gern Weibchen legen am wenigsten: nach Vollendung dieses Geschäfts beginnt sie zu brüten.
Dabei rupft
sie sich noch mehr Federn aus, und macht daraus ei
nen großen hohen Rand um das Nest, unter welchem sie fast gänzlich bedeckt liegt, und wodurch zugleich die
Eier wider die Kälte verwahrt und vor Raubvögeln verborgen werden, wenn sie dieselben verläßt, um sich auf der See Futter zu suchen.
Das Männchen wech
selt mit ihr zwar nicht beim Brüten ab, hält aber doch in
} 34 C in der Nahe des Nestes auf dem WafferjWache, um
sie durch fein Geschrei zu warnen, wenn sich ein Mensch oder ein Raubthier nähert. Wenn die Eier durch einen Unfall wegkommen, so soll daS Männ chen dem auf das Wasser zu ihm kommenden Weib chen übel begegnen, und heftig mit den Flügeln schla
gen, und zuweilen verlassen.
So lange das Weib
chen hoffen kann, dem herannahenden Feinde ver borgen zu bleiben, hält es sich ruhig aus seinen Eiern, und verbirgt den Kopf in seinen Dunen, oder im Meergrase und Moose, deren braune Far be es sehr unkenntlich macht. Außer dem Männ
chen hat das Weibchen noch eine zweite Schildwache an der Schwarzmöwe, die auf den hohen Klippen steht,
und
von wo sie weit umher das Land Übersicht,
sogleich,
sobald sie einen Menschen oder ein
Thier gewahr wird, durch ihr Geschrei der Eider
ganz ein Zeichen giebt. Wenn.das Weibchen vier Wochen auf dem Neste gesessen hat, so fangen die Jungen an, herauszukrie chen, und alsdann verläßt das Männchen feine Fa milie.
Auch die Mutter verweilt nun nicht mehr
länger auf dem Lande, als bis sie ihre Jungen Kraft
genug zur Reise zutraut.
der See entfernt ist:
Wenn das Nest weit von
so legt sie sich nieder, läßt
die schwachen Jungen auf ihren Rücken klettern, und führt sie so in einem sanften Fluge fort. Die Weib chen jeder Gegend kommen nun auf dem Meere zu
sammen, und dadurch verlieren die Jungen die Kennt niß ihrer Mutter, so daß manche Weibchen nun plötz
lich kinderlos werden, andere hingegen zwanzig und mehr
3 ZüZ C mehr Junge bei sich haben.
So lange die Kleinen noch
schwach sind, noch nicht untertauchen, oder lange ge# nug unter Wasser bleiben können, halt sich ihre Füh» red« mit ihnen am Strande auf, und arbeitet stets Mit den Füßen im Wasser, um es trübe zu machen,
Und Jnsecten
oder andere kleine Thiere aus
dem
Grunde zur Nahrung ihrer Pfleglinge aufzurühren» Auch verläßt sie dieselben in der größten Gefahr Nicht. Wirft man mit einem Steine nach ihnen; so
Nähert sie sich mit oft wiederhohltem Geschrei
der
Stelle, woher er kam, während die Jungen ihre Flucht ins Meer nehmen; erst dann, wenn die se um einen guten Weg voraus und in Sicherheit sind, eilt sie ihnen nach. Sobald die Jungen groß
genug sind, um sich auf dem Meere zu ernährens so verlassen sie nebst den Alten das Land, und feie?
chen, wenn sie müde werden, diesen auf den Rücken, so daß man von den Alten nur den Hals, und von den Junge» nur sehr wenig über dem Wasser sieht»
Wenn man der Eidergans ihre Eier wegnimmt, so legt sie zum zweitenmahl, aber wenigere Eier und
in ein anderes Nest. Nimmt man ihr z. B. die er sten fünf Eier, so legt sie hernach drei, nimmt märt auch diese, so legt sie nur eins: werden ihr aber die
Eier auch zum drittenmahl genommen;
so legt sie
nicht weiter, verläßt diese Stelle gänzlich und sucht sich in folgenden Jahr eine andere» Da sich das Weibchen bei diesen Störungen zwei, oder dreimahl
pflücken muß, um ein neues Nest zu machen; so kommt ihr alsdann das Männchen zu Hülfe und tupft sich U eben?
3>
306
C
ebenfalls, welches, wegen der weißen Brust des Männr
chens, die weißcsten Dunen giebt. Die Nahrung des Eidervogels besteht in Fischen, Muscheln, Schnecken, Krebsen und andern Wasser
thieren, auch die kleinsten Seegewürme mitgercchnet. Er taucht sehr tief unter, man sagt auf zehn bis zwölf Klafter. Er verschlingt todte und lebendige Fische,
und ist besonders nach dem Eingeweide derselben sehr gierig, er hohlt cs vom Grunde herauf, wenn es die Fischer in die See werfen. DieMöwen, selbst sind nicht imStande nach ihrer Nah
rung unter Wasser zu gehn, schwärmen haufenweise um
dieEidervögel herum, und wenn einer von ihnen mit der
heraufgehohlten Beute an der Oberfläche des Wassers erscheint; so rauben sie ihm dieselbe. Sonst leben die Eidervdgel mit andern Seevögeln in friedlicher Ge-
sellschaft.
Ihrem Feinde, dem See-Adler, entgehen
sie durch untertauchen.
Ihre Eier und selbst ihre Jun
gen werden oft von Raben und Krähen verzehrt. Der Fuchs, der Seehund und andere Raubthiere stel
len ebenfalls ihren Eiern nach. Die Grönländer benutzen vom
Eidervogel Nur
das Fleisch und die Eier. Sie stellen eigne Jagden auf der See seinetwegen an, und berauben ihm so
vieler Jungen und Eier, als sie nur habhaft werden
können.
Die Alten werden mit Wurfpfeilen erlegtr
die Jungen kann man, wenn man in einem Boote sachte auf sie zu rudert, ans Land treiben, wo sie die Köpfe in die.Wacholderbüsche oder ins-hohe Gras stecken, und sich dann mit den Händen greifen lassen, wie man auch die jungen wilden Gänse fängt. Auch in
3
Z07
L
in Norwegen und Schweden, wo man das Fleisch
der Eidervogel zu thranig findet, werden die Eier gesammelt und wie Hüner-Eier verbraucht.
Den vorzüglichsten Nutzen gewahrt der Eidervo-
gel durch seine Dunen, die unter den Nahmen der Eiderdunen, oder verstümmelt Edderdunen, Ottedunen, bekannt genug und unter allen Federn am leichtesten, weichsten und erwärmendsten sind. Sie sind ge meiniglich grau uud an dec Wurzel weiß und nehmen nach ihrem Gewicht einen großen Raum ein, ob sie gleich so gut zusammenhängen, daß man sie schütteln
kann, ohne daß sie wegfliegen.
Sie werden vorzüg
lich zum Füllen der Betten und Decken gebraucht und theuer bezahlt. Diese Eiderdunen werden aus dem Neste des Cldervogels genommen; aber nicht allenthalben auf ei nerlei Art und zu gleicher Zeit. Die Isländer, die
sich am besten darauf verstehn, aus dem Besuche der Eidergänse den größtmöglichen Vortheil zu zichn, ent blößen das Nest einigemahl, während die Eier gelegt
werden,
und zwingen dadurch den Vogel,
sich so
viele Dunen auszurupfen, als er nur irgend entbeh ren kann, und wenn es wahr ist, daß hierdurch auch das Männchen genöthigt werden kann, sich zu rupfen; so würde der Vortheil dieses Verfahrens noch größer seyn»
Auch Haden die Isländer den Eidervogel gewissermaßen
gezähmt; so daß sie im Stande sind, ihn auf eigne da zu eingerichtete kleine Inseln zu erpflanzen, oder ihn dahin zu bringen, daß er dicht bei ihrem Hause nistet, in welchem Fall sie aber ihr Vieh und beson,
der- ihre Hunde, wenn sie auf einer Insel wohnen, U 2
nack
3>
30'8
C
nach dem vcsten Lande bringen lassen.
Die Menschen
können dann zwischen den Nestern herumgehn,
ohne
daß die Mutter vom Neste fliegen, und auf diese Weise wird in Island eine ansehnliche Menge Eider dunen eingesammelt und an die dänischen Kaufleute
abgesetzt. In Norwegen werden die Eiderdunen bloß von
den verlassenen Nestern eingesammelt, nach derHaupt-
stadt Bergen gebracht, und von da ausgeführt. Dunen gehören aber nicht jedem,
Die
der sich ihrer bs-
machtigen kann, sondern dem Eigenthümer der Ge-
gend, in oder vor welcher der Vogel sein Nest berei tet. Alle Eiderdunen auf Grashalm z. B. gehören dem Stalthalrcr auf Christiansö. Man sammelt die Dunen am besten nach einigen
trockenen Tagen. Um sie von dem Moose, Heide, Stroh oder Meergrase zu reinigen, womit sie im
Neste verbunden sind, werden sie den Tag hindurch auf alte Seegel im Sonnenschein ausgebreitct, wo durch sie täglich reiner in die Sacke kommen, worin man sie des Abends verwahrt.
Nachdem sie auf diese
Art völlig getrocknet sind, wird in jeden Sack wenig gethan, und diese Säcke in einem erwärmten Back-
Ofen gut ausgedörrt.
Alsdann werden die gedörr,
ten Dunen auf einer offenen Bank, die aus verschie
denen dicht neben einander liegenden hölzernen Stä ben, nach Art einer Wagenleiter, nur viel dichter ge macht ist, mit Stöcken ausgeklopft, wodurch dann die Unreinigkeiten zwischen den
Stäben durchfallen,
und die bloßen Dunen, die hernach nur noch einmahl ausgelesen werden, rein Zurückbleiben. An ander»
Orten
5
3»9
C
Orten werden sie getrocknet, und auf Körben oder Hörden gereinigt.
Auch werden sie in Norwegen und
Schweden an einem Bindfaden durch Schwingen und Schlagen gereinigt, wie die Hutmacher ihre Wolle zu schwingen und zu schlagen pflegen. Die von todten Vögeln gerupften Dunen sollen nicht so gut seyn, als die aus dem Neste genomme
nen.
Auch ist dies sehr erklärbar.
Zum Neste rupft
sich der Vogel bloß die ausgewachsenen reifen Dunen aus,
beim Abrupfen des Vogels aber nimmt man
auch diejenigen mit, die erst im Hcrvorsprossen sind, und erst nach einem Jahre die völlige Reife erlangt haben würden. Da man für die Eiderdunen jährlich mehrere tausend Thaler einnimmt, so hat die dänische Regie
rung die Ausrottung des Eidervogels ihren Untertha
nen verboten.
Auch verdient er um desto mehr ge
schont zu werden, da es in den Gegenden, wo er sich aushält, eine Menge anderer Seevögel giebt, deren Fleisch an Geschmack dem (einigen nichts nach-
giebt, und die nicht, wie er, durch ihre Erhaltung
einen größeren Vortheil bringen könnten.
Taf. XIV. Die Krickente.
Fig. 4.
(Anas Crecca. — La Cercelle.)
Die Krick Ente hat mit der Eidergans die Ordnung, Gattung und Familie gemein.
Eie ist nur etwa halb f*
5
3»9
C
Orten werden sie getrocknet, und auf Körben oder Hörden gereinigt.
Auch werden sie in Norwegen und
Schweden an einem Bindfaden durch Schwingen und Schlagen gereinigt, wie die Hutmacher ihre Wolle zu schwingen und zu schlagen pflegen. Die von todten Vögeln gerupften Dunen sollen nicht so gut seyn, als die aus dem Neste genomme
nen.
Auch ist dies sehr erklärbar.
Zum Neste rupft
sich der Vogel bloß die ausgewachsenen reifen Dunen aus,
beim Abrupfen des Vogels aber nimmt man
auch diejenigen mit, die erst im Hcrvorsprossen sind, und erst nach einem Jahre die völlige Reife erlangt haben würden. Da man für die Eiderdunen jährlich mehrere tausend Thaler einnimmt, so hat die dänische Regie
rung die Ausrottung des Eidervogels ihren Untertha
nen verboten.
Auch verdient er um desto mehr ge
schont zu werden, da es in den Gegenden, wo er sich aushält, eine Menge anderer Seevögel giebt, deren Fleisch an Geschmack dem (einigen nichts nach-
giebt, und die nicht, wie er, durch ihre Erhaltung
einen größeren Vortheil bringen könnten.
Taf. XIV. Die Krickente.
Fig. 4.
(Anas Crecca. — La Cercelle.)
Die Krick Ente hat mit der Eidergans die Ordnung, Gattung und Familie gemein.
Eie ist nur etwa halb f*
z>
Zio
C
so groß, wie die gewöhnliche wilde Ente, wiegt etwa dreiviertel Pfund, und ist bis auf die Füße fünfzehn
Zoll lang.
Der Schnabel ist breit, schwarz, vorn et
was eingedrückt, der Regenbogen weißbraun, der Kopf von oben, so wie Hals und Kehle braunroth.
Vom Schnabel geht ein weißer Strich zu den Augen, wo er sich in zwei Aeste theilt, deren einer über, der
andre unter dem Auge fortläuft. Der Körper ist von oben voll schwarzer und weißer Wellen. Aus den Flügeln befindet sich ein grauer, unten und hin ten schwarz, vorn weiß eingefaßter Spiegel. Dies Thierchen ist von einem vorzüglich guten Geschmack,
und hält sich an
den Seeufern von Europa und
Asien auf.
Taf. XIV.
Der Kiebitz.
Fig. 5.
(Tringa vanellus. — Le vaneau.)
«*Ud5 Ansehen der Figur verräth sogleich, daß der
Kiebitz, eben so wie der Jabiru und Savacou, zu den Sumpfvögeln gehört. Die Strandläufer, in deren Gattung er eine Stelle einnimmt, unterscheiden sich durch den fast runden, mit dem Kopfe ziemlich gleich langen Schnabel, schmale Nasenlöcher und vierzehige
Füße, besonders aber dadurch, daß der Hinterzehe mir ein Gelenk hat, und höher, als die andern am Schien-
z>
Zio
C
so groß, wie die gewöhnliche wilde Ente, wiegt etwa dreiviertel Pfund, und ist bis auf die Füße fünfzehn
Zoll lang.
Der Schnabel ist breit, schwarz, vorn et
was eingedrückt, der Regenbogen weißbraun, der Kopf von oben, so wie Hals und Kehle braunroth.
Vom Schnabel geht ein weißer Strich zu den Augen, wo er sich in zwei Aeste theilt, deren einer über, der
andre unter dem Auge fortläuft. Der Körper ist von oben voll schwarzer und weißer Wellen. Aus den Flügeln befindet sich ein grauer, unten und hin ten schwarz, vorn weiß eingefaßter Spiegel. Dies Thierchen ist von einem vorzüglich guten Geschmack,
und hält sich an
den Seeufern von Europa und
Asien auf.
Taf. XIV.
Der Kiebitz.
Fig. 5.
(Tringa vanellus. — Le vaneau.)
«*Ud5 Ansehen der Figur verräth sogleich, daß der
Kiebitz, eben so wie der Jabiru und Savacou, zu den Sumpfvögeln gehört. Die Strandläufer, in deren Gattung er eine Stelle einnimmt, unterscheiden sich durch den fast runden, mit dem Kopfe ziemlich gleich langen Schnabel, schmale Nasenlöcher und vierzehige
Füße, besonders aber dadurch, daß der Hinterzehe mir ein Gelenk hat, und höher, als die andern am Schien-
ZU
2 Schienbein Gattung
liegt.
schon
C
Unsere Leser haben ehemals
aus
den Streithahn
dieser kennen
gelernt. Der Kiebitz hat seinen Namen von seinem Ge
schrei, daS man dadurch nachzuahmen gesucht hat, so wie er oben darum im Französischen zuweilen dix-huit genannt wird. Dieser Vogel hat dicke Federn, und sehr dichte Flaumfedern, die nahe am Leibe schwarz find.
Der untere Theil und der Rand der Flügel
find nach der Schulter zu weiß, so auch der Bauch,
die beiden äußern Federn am Schwänze, und die erste Hälfte der übrigen: eine weiße Spitze findet fich an jeder Seite des Schnabels, und ein schwarzer Strich über dem Auge wie eine Augenbraune. Alle übrigen Federn haben einen schwarzen Grund, der
aber durch schönen Schimmer von metallartigen Glanze, der ins Grüne und Goldrothe spielt, beson ders auf dem Kopfe und von den Flügeln geschmückt
ist. Das Schwarze an der Kehle und dem Vorder halse ist mit fleckcnförmigcm Weiß vermischt, aber auf der Brust bildet dieses Schwarz unvermischt einen breiten rundlichen Schild, der so wie das Schwarze
auf den Schwungfedern
einen grünen
erzfarbenen
Glanz hat. Die Schwanzdeckfedern find rothgelb. Der Schnabel ist schwarz, ziemlich klein und kurz, die Füße sind roth, hoch und dünn.
nicht auf der Stirn,
Der Zopf, der
sondern auf dem Hinterkopfe
bcveftigt ist, besteht aus fünf bis sechs zarten, dünnen schön schwarzen Fedcrfasern, wovon die beiden obern bei weitem die längsten sind, und die übrigen be decken.
Beide Geschlechter sind wenig von einander
ver-
> verschieden.
r
3i2
DaS Männchen hat eine schwarze, das An dem Männchen ist
Weibchen eiqe weiße Kehle.
die äußerste Rückenfeder weiß mit einem unter der
Spitze schwarzen
der
Fleck,
dem
Weibchen
fehlt.
Peberhaupt sind die Farben bei dem Weibchen schwä-
cher, und die schwarzen Theile mit Grau vermischt; auch ist sein Kopf kleiner und schmäler,
Männchen.
als beim
An der Größe ist gar kein Unterschied
zwischen beiden Geschlechtern. Pogels beträgt
Die völlige Länge des
elf oder zwölf Zoll, und «n Dicke
kommt er etwa der gemeinen Taube gleich, Der Kiebitz hat sehr starke Flügel, und gebrauche
sie auch; denn er fliegt anhaltend und hoch:
wenn
er auf der Erde sitzt, sy schwingt er sich auf, springt und läuft in kleinen abgesetzten Sprüngen über den
Boden hin,
Er ist unaufhörlich in Bewegung, und
nimmt im Fluge allerlei Lagen an: er erhält sich so gar mit dem Bäuche
in der
Höhe oder
auf
Seite, so daß die Flügel senkrecht stehn, eine lang in der Luft:
der
Zeit
kein Vogel macht schnellere Wen
dungen, und flattert mit mehr Leichtigkeit.
Die Kiebitze
im Februar
kommen
und
März
pach dem letzten Thauwetter und mit dem Südwinde
häufig auf den Miesen an,
und wissen mit großer
Geschicklichkeit die Würmer daselbst zu finden,
und
durch Stampfen mit den Füßen hervorzulocken.
Sie
kymmen so zahlreich an,
daß der
Boden zuweilen
pon dem Weißen ihrer Flügel gefärbt zu seyn scheint, penn sie auffliegen wollen »»allein diese großen Ge
sellschaften veruneinigen sich, so bald
sich die erste
HrühlingSwärme spüren läßt, wo die Männchen un ter
3 ZiZ
C
ter einander um die Weibchen kämpfen.
Sie leben
hernach, paarweise drei Monate hindurch beisammen. Das Kiebitzweibchen legt im April drei oder vier längliche, dunkelgrüne, sehr schwarz gefleckte Eier.
Zu seinem Neste sucht es kleine über dem Boden
etwas erhöhcte Hügel in sumpfigen Gegenden,
roc»
durch der Bau zwar gegen den Anwachs des Wassers
gesichert, aber auch ganz frei und offen dargelegt wird. Um sich einen bequemen Platz zu verschaffen, sucht die künftige Mutter
sich eine kleine mit der
Erde gleich Hohe Rundung im Grase zu machen, das aber von der Hitze des Brütens bald rund herum verwelkt, so daß man darnach sicher wissen kann, ob die Eier schon bebrütet sind oder nicht. Diese Eier werden an vielen Orlen gesammelt, und als Lecker*
bissen genossen. Die Brutzeit des Kiebitz dauert zwanzig Tage. Das Weibchen brütet unavlässig: wird es etwa genö
thigt das Nest zu verlassen, so schleicht es erst eine Strecke im Grase fort, und fliegt nicht eher auf, bis es weit genug von den Eiern entfernt zu seyn glaubt, tun nicht mehr durch sein Aufstiegen die Stelle des
Nestes zu verrathen. Die alten Weibchen, deren man ihre Eier weggenommen hat, begeben sich in das
aufschießende Getreide, zweitenmahl;
und legen
da ruhiger zum
die jungen aber legen zwei, zuweilen
wohl dreimal vergebens an einerlei Ort, aber das
letztemahl nur zwei Eier, oder gar nur ein einziges. Die kleinen Kiebitze laufen zwei oder drei Tage
nach der Geburt im Grase herum, und folgen ihren Eltern,
Diese verrathen oft durch ihr« Besorgniß
die
ZI4
2
C
-ie kleine Familie, und entdecken deren Aufenthalt, indem fic das unruhige Geschrei, womit sie über dem
Kopfe des Jägers hin und her ziehn, bei seiner An
näherung an denselben vermehren: die Jungen drükfen sich bei dem ersten Zeichen der Gefahr nieder; wenn sie aber merken, daß man ihnen auf der Spur
ist, so laufen sie davon,
ihrer Geschwindigkeit, gen.
und man kann sie, wegen
ohne Hund nicht leicht fan
Sie sind alsdann ganz mit schwärzlichen Flaum
federn unter langen weißen Haaren bedeckt; aber im
Juli mausern sie, und bekommen das schöne Gefieder
der Eltern.
Im Herbste vereinigen sich die alten und jungen Kiebitze einer Gegend wieder, und in wenigen Tagen bilden sie Schaaren von fünf bis sechshunderten.
Sie schweben zusammen in der Luft,
oder streifen
auf den Wiesen umher, oder verbreiten sich nach ei nem Regen über das beackerte Land. Sie halten sich nicht über vier und zwanzig Stunden in einem Bezirk auf; denn wenn die Ge gend in einem Tage von Würmern erschöpft ist, so
muß sich der Haufe den andern Tag weiter begeben. Im October sind die Kiebitze am fettesten, weil sie alsdann, da die Würmer in dieser feuchten Jahres zeit zu tausenden aus der Erde hervorkommcn, reichlichste Nahrung finden;
die
aber die kalten Winde
gegen das Ende dieses Monats treiben die Würmer in die Erde zurück, und nöthigen also die Kiebitze, sich zu entfernen. So müssen sie, gleich allen übrigen Vögeln, die sich von Würmern nähren, bei Annähe rung deS Winters die nördlichen Gegenden verlassen, um
r 315 c tim in den südlichen, wo alsdann die Regenzeit ihren Anfang nimmt, ihre Nahrung zu suchen. Dürre des
Die dortige
Sommers bringt für die wurmfressenden
Vögel dieselbe Wirkung hervor, wie bei uns die Kalte
des Winters, weil sich das Gewürme nur bei feuchter und gemäßigter Witterung
Erde zeigen kann:
auf
der
Oberfläche
der
deshalb müssen alle diese Vögel
gattungen mit dem Frühlinge die südlichen Länder verlassen, und ihre Nahrung in den nördlichen finden. Der Kiebitz wird durch ganz Europa, bis an die
östliche Gränze von Asien, und auch im Innern dieses Weltthrils, z. B. in Persien, häufig gefunden.
Matt
jagt sie des Nachts bei Fackelschein, oder lauert ihren Jungen durch Lockvögel, oder durch Nachahmung ih
rer Stimme auf; denn der Kiebitz ist ein sehr lecker-
haftes Gericht.
Taf. XV.
Die Titelvignette.
Der Fasan (Phasianus Colchicus. — Le Faifan, und dessen Fang am Kuban und Kumaflusse.
ajie Fasanen find am Terek, am Kuban, am Kumafluffe, auch im Schilfe um das kaspische Meer, und
im ganzen Kaukasus vom schwarzen bis ans kaspische Meer m ihrem rechten Paterlqnde,
Denn der Nahme Fasan
r 315 c tim in den südlichen, wo alsdann die Regenzeit ihren Anfang nimmt, ihre Nahrung zu suchen. Dürre des
Die dortige
Sommers bringt für die wurmfressenden
Vögel dieselbe Wirkung hervor, wie bei uns die Kalte
des Winters, weil sich das Gewürme nur bei feuchter und gemäßigter Witterung
Erde zeigen kann:
auf
der
Oberfläche
der
deshalb müssen alle diese Vögel
gattungen mit dem Frühlinge die südlichen Länder verlassen, und ihre Nahrung in den nördlichen finden. Der Kiebitz wird durch ganz Europa, bis an die
östliche Gränze von Asien, und auch im Innern dieses Weltthrils, z. B. in Persien, häufig gefunden.
Matt
jagt sie des Nachts bei Fackelschein, oder lauert ihren Jungen durch Lockvögel, oder durch Nachahmung ih
rer Stimme auf; denn der Kiebitz ist ein sehr lecker-
haftes Gericht.
Taf. XV.
Die Titelvignette.
Der Fasan (Phasianus Colchicus. — Le Faifan, und dessen Fang am Kuban und Kumaflusse.
ajie Fasanen find am Terek, am Kuban, am Kumafluffe, auch im Schilfe um das kaspische Meer, und
im ganzen Kaukasus vom schwarzen bis ans kaspische Meer m ihrem rechten Paterlqnde,
Denn der Nahme Fasan
> 3i6 C Fasan oder Phasan, Phasian zeigt schon an, daß sie von dem Phasis- Flusse im ehemaligen Kolchis, oder dem Fasch, wie er jetzt heißt, im jetzigen Mingrelien
herstammen.
Noch jetzt sind die Fasanen dieser Ge-
gendcn die schönsten und größten,
die man kennt.
Von hier haben sie sich durch Griechenland bis ge gen Norden, von der Ostsee bis zum Vorgebirge der fluten Hofnung, und östlich durch Madrin und die Tartarei bis an die äußersten Gränzen von China
und Japan verbreitet.
Sie sind jetzt nicht nur in
einem großen Theile von Afrika und Asien, sondern
auch in mehrer» Ländern Europa's, in Spanien, Ita lien, Frankreich, Deutschland, Böhmen und England einheimisch, und durch die Europäer auch nach St.
Dornngc und andern Gegenden von Amerika ver pflanzt word n.
Der Fasan
ehört zu der Ordnung der Haus
vögel, die darin Übereinkommen, daß sie einen
er
habenen Schnabel haben, dessen obere gewölbte Kinn
lade gewölbt ist, mit ihrem Rande über die untere hervorfteht, daß ihre Nasenlöcher mit einer erhabe nen Haut halb bedeckt sind, daß sie mehr als zwölf Schwanzfedern haben, daß die drei vorder» von ih ren vier Zehen am ersten Gelenk mit einander ver bunden sind, und unten Hervorragungen haben, und
das Männchen an dem Schienbeine meistens mit ei nem Horn versehen ist. Sie nähren sich von Pflanzensaamen, die sie in ihrem Kropfe einweichen, kok ten ihre Jungen zur Speise, beschützen und führen
sie, bis sie sich mausern, werden meistens leicht zahm, zznd nützen durch ihre Eier,
so wie durch ihr reines
und
2>
317
und schmackhaftes Fleisch.
C
Die Pfauen, Puten, Perl-
hüner, Wachteln, Rebhüner, Hasel-Birk-, und AuerHühner sind nächst unsern gemeinen Haushühnern
in dieser Ordnung am bekanntesten. Der Fasan gehört mit unsern gewöhnlichen Haus hühnern zu einerlei Gattung, die sich durch die an
den Wangen befindliche blaffe und glatte Haut unter scheidet.
Er gleicht an Größe dem gemeinen Haus
hahn, ist besonders an den beiden scharlachfarvigen
Rmgrn der Wangen kennbar, die mit Wärzchen und kleinen Federn besetzt sind, und in deren Mitte die
Augen stehn, so wie durch die beiden goldgrünen Fe derbüschel, die sich in der BegattungSzeit an jeder Seite über den Ohren erheben. Die Federn am Halse und auf dem Bürzel sind an ihrem äußern Ende, wie einige Federn rm
Pfauenschwanze,
herzförmig
ausgeschnitten. Die Farbe des Gefieders ist nicht bei allen gleich. Gewöhnlich ist bei dem Hahn oben auf dem Kopfe
bald ein glänzendes Aschgrau, bald ein vergoldetes Dunkelgrün zu sehen. Der Vordertheil des Kopfs, die Kehle,
der Oberhals schwimmen abwechselnd in
einer goldgrünen, bald ins dunkelblaue, batd ins glän zende violett spielende Farbe. Das Uebrige des Hal ses, nebst Brust, Bauch und den Seiten ist mit sehr
funkelnden, purpurartigen, kastanienbraunen Federn bedeckt, die noch ein sammetartig spielendes Schwarz und lebhaftes Violett an ihrem Ende zeigen. Der
keilförmige Schwanz ist über zwanzig Zoll lang, und seine achtzehn Nudcrfedern sind aus einem
grau,
oliven
schwarz, einem pmpurartigen kastanienbraun und
r
318
und etwas braunroth gemischt.
c
Ein Theil der Schön«
heil der Farbe hängt beim Fasan nicht nur von zu
fälligen Umstanden der auffallenden Lichtstrahlen, son dern auch von der Verbindung und der veränderli
chen Lage der Federn selbst ab.
Denn sobald man
eine Fasanenfeder einzeln in die Hand nimmt, so verschwindet der grüne Schimmer sogleich, und man erblickt nichts, als braun oder schwatz.
Die Spulen
oder Kiele der Hals- und Rückenfedern haben eben falls eine schöne goldgelbe Farbe, als ob es wirkliche Goldblättchen wären.
Die Weibchen oder Hennen sind kleiner, und min der schön befiedert, als die Männchen. Ihr Gefieder besteht gewöhnlich bloß in einer Mischung von braun, graubraunroth und schwärzlich. Der kahle Ring um die Augen ist enger, als bei den Hähnen, und mit
kleinen, fleischernen, hellrorhen Warzen besetzt. Die Verbindungöhaut zwischen den Zehen ist bel den Fasanen größer, als bei andern staubscharrenden Hausvögeln.
Sie scheinen dadurch den Wasservögeln
naher zu kommen, und halten sich auch in der That gern in morastigen Gegenden, oder in ebenen Wal dungen auf. Das Geschrei des Hahns, denn die Henne
hört man fast nie, ist widrig, und hält die Mitte zwischen dem Geschrei des Pfauen und des Perlhuhns, doch kommt es dem letzten am nächsten. Die Fasanen, obgleich vom Menschen mit Wohl thaten überhäuft, entfernen sich doch gern von seinen Wohnungen, zähmen.
und sind wild, scheu, und schwer zu
Die Hähne sind sehr eifersüchtig auf ein
ander, und kämpfen bis auf den Tod»
Das Weib
chen
r chen bereitet
319
c
sein Nest allein in dem dunkelsten und
verborgensten Winkel ihres Aufenthalts, aus Stroh,
Blättern und ähnlichen Dingen.
So
wenig Kunst
sie dabei anzuwenden scheint, so will sie es doch selbst
machen.
Wenn man ihr auch ein völlig fertiges und
sehr bequem zubereitetes Nest anbietet, so zernichtet
sie es wieder, zerstreut die Bestandstücke desselben, und
ordnet sie hernach wieder nach eignen Gutbefinden. Die Fasanenhennen legen wenigstens in unsern Gegenden, nur einmahl des Jahrs, etwa zwölf bis zwanzig, oder wenn man sie der Mühe des Brütens überhebt, und ihre Eier von Hünern oder Truthüh
nern ausdrülen laßt, auch wohl gegen fünfzig Eier, jeden zweiten oder dritten Tag eins.
Die Eier sind
kleiner als Hühnereier,, und ihre Schaale viel zarter,
als bei den Taubeneiern.
Sie sind
grünlich grau,
mit braunen Flecken rund herum zirkelweise bezeich
net, und jede Henne kann etwa achtzehn derselben
ausdtüten.
Man behauptet, daß die Hähne nur vom
vorigen Jahr, und fruchtbare Hennen nicht über drei
Jahr alt seyn dürften.
Nach zwanzig, oder wie an
dere sagen, nach vier und zwanzig, oder gar dreißig Tagen kommen die jungen Fasanen zum Vorschein, die, wie alle Hühnerarten, sogleich laufen können, so
bald sie aus dem Ei gekrochen sind.
Ueberhaupt lau
fen die Fasanen sehr viel schneller, als die gemeinen
Hühner, und fliegen nicht leicht auf, wenn sie nicht plötzlich aufgejagt werden, oder wenn das Gras feucht
ist, und sie sich aus ihrem Lager gern weiter begeben wollen.
Die
3
3'20
C
Die Fasanen werden, wie die gemeinen Hühner, sechs bis sieben Jahr alt: sie nähren sich von Doh nen, Mohrrüben, Ertoffeln, Zwiebeln, Krautkohl und
Pastinak, welche Pflanzen man daher in den Fasa-
nerien zu pflanzen pflegt, auch von Weinbeeren, Wach holderbeeren, Brombeeren und Mispeln: aber auch aus dem Thierreiche von Ameiseneiern, Ohrwürmern, Tausendfüßen, allerlei Gewürmen, Schnecken, und selbst von Kröten. Jin Herbst sind sie am fettesten,
und gehören dann, wenn sie zugleich jung sind, zudenauserleserdsten, und, was sonst so selten damit verbunden zu seyn pflegt, zu den gesundesten Leckerbissen. Die Habichte, Hühnergeier und Raubvögel, so wie die Füchse, Marder, wilde Katzen, Wiesel und Iltisse stel len ihm nicht weniger nach, als der Mensch, und die Elstern und Krähen suchen sich ihrer Jungen und Eier zu bemächtigen. Der Mensch bringt diese schmack
haften Vögel entweder dadurch in seine Gewalt, in
dem er sie theils in eignen großen Gehegen halt, wo er sie auf Verlangen leicht habhaft werden kann, theils sie in ihrem freien Natursrande vor dem Spür hunde des Tages, oder auch des Nachts schießt, oder
sie in Steckgarnen, oder im Treibzeuge, oder endlich in Schlingen fängt.
Die am Kuban und Kuma-
Flusse gebräuchliche Verrichtung zu
der letzten Art
des Fanges stellt die Titel-Vignette vor Augen. Da die Fasanen im dichten Schilfe dieser Ge genden kenntliche Fußsteige austreten, in welchen sie hin und her laufen, so fängt man sie mit Schlin
gen, die auf diese ihre Steige so aufgelegt werden,
wie es hier adgrbildet ist.
Die Schlinge ist an einte rlafti»
r
72.
Un.rn.jot.
Z ya-vn.32.
2>
321
L
elastischen Ruthe (a) bevestigt, die man niederbiegt, und wird zugleich um ein Hölzchen (b) geschlungen, welches durch die Ruthe und Schnur angezogen, den Querstock (c c) an einen in der Erde bevestigten Bo, gen oder Sprieg.l andrückt, und nur eben hält.
Auf
diesem Querstocke ruhen verschiedene, quT über den Steig gelegte Stäbchen (ec), über welchen die Schlinge
ausgebreitet ist.
Sobald
der Fasan auf eins dieser
Stäbchen tritt, so wird der Querstock durch das Ge
wicht
des Vogels niedergedrückt,
das Hölzchen (b)
lakt los, die elastische Ruthe (a) schwellt in die Höhe,
zieht die Schlinge um die Füße des Vogels augen blicklich zu, und hebt ihn mit sich in die Luft, so baß
er sich nicht wieder losmachen kann.
Taf. XVI.
Fig. i bis 7.
Die Hausgrille. (Gryllus domefticus. — Le Grillen). Die Grillen gehören zu der Ordnung der Halbflüg ler, so wie die Blattläuse und die Schildläuse, bei
welchen d>e allgemeinen Eigenschaften dieser Ordnung schon angeführt sind, (man sehe die Erläuterung von
Tafel X im Anfänge).
Die Gattung der Grillen oder
Grashüpfer unterscheidet sich in dieser Ordnung durch starke, meist gezähnte Kinnladen,! durch vier fadenför mige Freßspitzen und herabhängende Flügel,
X
wovon
die
2>
321
L
elastischen Ruthe (a) bevestigt, die man niederbiegt, und wird zugleich um ein Hölzchen (b) geschlungen, welches durch die Ruthe und Schnur angezogen, den Querstock (c c) an einen in der Erde bevestigten Bo, gen oder Sprieg.l andrückt, und nur eben hält.
Auf
diesem Querstocke ruhen verschiedene, quT über den Steig gelegte Stäbchen (ec), über welchen die Schlinge
ausgebreitet ist.
Sobald
der Fasan auf eins dieser
Stäbchen tritt, so wird der Querstock durch das Ge
wicht
des Vogels niedergedrückt,
das Hölzchen (b)
lakt los, die elastische Ruthe (a) schwellt in die Höhe,
zieht die Schlinge um die Füße des Vogels augen blicklich zu, und hebt ihn mit sich in die Luft, so baß
er sich nicht wieder losmachen kann.
Taf. XVI.
Fig. i bis 7.
Die Hausgrille. (Gryllus domefticus. — Le Grillen). Die Grillen gehören zu der Ordnung der Halbflüg ler, so wie die Blattläuse und die Schildläuse, bei
welchen d>e allgemeinen Eigenschaften dieser Ordnung schon angeführt sind, (man sehe die Erläuterung von
Tafel X im Anfänge).
Die Gattung der Grillen oder
Grashüpfer unterscheidet sich in dieser Ordnung durch starke, meist gezähnte Kinnladen,! durch vier fadenför mige Freßspitzen und herabhängende Flügel,
X
wovon
die
2
Z22
C
die untern gefaltet sind. Die Hinterfüße dienen zum Springen, und an jedem Fuße befinden sich zwei Krallen. Diese Gattung, deren meiste Arten dem Wie sewachs und Getreides schädlich sind, begreift deren so viele, daß es nöthig gefunden ist, sie in fünf ver schiedene Familien abzutheilen, die von manchen Na turforschern als eben so viele eigne Gattungen ange sehen worden. Die erste Abtheilung hat einen kegel förmigen Kopf, der länger ist, als der Vorderleib, nebst degenförmigen Fühlhörnern; die zweite unter scheidet sich durch einen verlängerten, in der Mitte scharf erhabenen Brustschild, und durch fadenförmige Fühlhörner, die kürzer sind, als die Brust: die dritte hat zwei Schwanzborsten nebst borstenförmigen Fühl hörnern, und die Männchen der dazu gehörigen Ar ten machen das bekannte zirpende Geräusch, welches' ihnen eben den Nahmen der Gryllen zugezogen hat, obgleich das griechische Stammwort (y^xxo; gryllos) ursprünglich vom Grunzen der Schweine gebraucht wird; in der vierten Familie haben die Weibchenam Schwänze einen Ansatz, womit sie ihre Eier in die Erde legen, sonst hat sie ebenfalls borstenförmige Fühl hörner; die fünfte endlich erkennt man an faden förmigen Fühlhörnern und am getheilten Schwänze. Die HauSgrill,e, die, wie man leicht errathen wird, zu der dritten Familie der Grashüpfer gehört, führt auch den Nahmen des Heimchens: in bei den Benennungen zeigen die ersten Silben an, daß sie in menschliche Wohnungen zu Hause oder einhei misch ist. Sie hält sich aber nicht in allen Häusern, sondern nur in. denen auf, worin Brod gebacken, Bräunt-
2
C
Z2Z
Branntwein gebrannt, oder Vier gebrauet wird, und auch in diesen
lieber
auf dem Lande, als in den
Städten. Man merkt ihre Gegenwart in solchen, oder
durch ihren
den benachbarten Häusern,
nicht bloß
zirpenden Gesang, sondern
man findet sie auch alt
und jung beisammen, in der Nahe der Oefen,
Ka
mine, und Destillirblasen, zwischen den Mauersteinen, und unter
Menge.
dem Fußboden in
Ihr
einer nur zu großen
Beisammensein zeigt,
daß sie ein ge-
selliges'Leben führen, so wie man aus dem Umstande,
daß man das ganze Jahr hindurch alte und junge
findet, zu dem Schluffe berechtigt ist, baß sie sich zu allen Zeiten paaren.
Der Eingang zu ihrer Woh
nung ist gewöhnlich eng, inwendig aber findet man
dieselbe so viel erweitert, als es die Anzahl der Be
wohner erfordert.
Ihre Speise besteht vorzüglich in
nassem und feuchtem Getreide:
schon
ihre Natur,
denn auch die Feldgrillen lieben die Nässe des Thaues,
und außerdem die Wärme, worin
fit sich beständig
aufhalten, bringt ihnen einen Widerwillen gegen ganz trockene Nahrungsmittel bei.
Finden sie
nichts an
ders zu trinken, so pflegen sie aus Durst wohl schwi
tzige und nasse Kleider und Schuh anzufreffen.
Bei
Tage halten sie sich gewöhnlich verborgen, aber Abends und Nachts gehen sie ihrer Nahrung
nach.
Die
völlig Erwachsenen fliegen dann auch wohl aus einem Hause ins andere, wenn sie die Fenster offen finden.
Gerathen sie dann in ein Haus, wo sie keine hinläng liche Nahrung, und sich eben darum einsam finden,
so zirpt das verlassene Männchen traurig nach einer Gattin, und dar Aberglaube hört in diesem Klage-
£ 2
ton
3
324
C
ton die Ankündigung eines im Hause bevorstehenden
Todesfalles.
Jetzt wollen wir die Hausgrille von ihrem Ei bis zu ihrer vollkommenen Gestalt verfolgen, und ihre Veränderungen unsern Lesern beschreiben.
Die Eier,
(Fig. i), die das Weibchen mit seinem Legestachel in
die Erde legt, sind gelblich weiß, länglich, und lie gen gewöhnlich in der Erde oder im Schutte senk
recht.
Zehn oder zwölf Tage nach dem Legen kom
men daraus/
wenn sie hinlängliche Warme haben,
die ganz kleinen jungen Grillen hervor,
die sich in
nerhalb acht Tagen durch fleißigen Genuß der Nah rung so weit vergrößern, sind.
wie sie Fig. s abgebildet
Alsdann legen sie zum erstenmahl ihre Haut
ab: halten sich aber, so wie bei jeder Häutung, dar
nach
eine Zeitlang verborgen,
Nahrung
nachgehen.
ehe sie wieder ihrer
Die zweite Häutung geschieht,
wenn sie die Größe von Fig. z erreicht haben, wo
man sie schon eher für Grillen erkennen kann; deutlicher kann man dieß in Fig. 4,
noch
wo man aber
auch noch weder Flügelscheiden, noch ein Unterschied des Geschlechts an ihnen gewahr wird; ob sie gleich in allen ihren übrigen Theilen schon den vollkommen
Erwachsenen ähnlich sind, auch schon die gelblichbraune Farbe derselben haben.
Bald darauf geht die dritte
Häutung vor, und die Grille bekommt die Gestalt
Fig. 5-
An dieser ist schon das Geschlecht zu erken
nen, denn das Weibchen führt nun schon den Legsta chel (Fig. 5 a), der zwar noch
kurz, und nur den
vierten Theil so groß, als beim völlig Erwachsenen ist,
aber dem Männchen gänzlich mangelt.
Weiter
giebt
2
C
325
giebt es auf dieser Stufe der Reife noch keinen sicht baren
Geschlechtsunterschied, aber
die
schon kenn
baren Flügelscheiden deuten an, daß dem Thiere noch eine neue Häutung bevorsteht.
In diesem Grade der
Vollkommenheit erblickt man auch schon deutlich die
auf den Gelenken des Hinterleibes auf einem gelbli
chen Grunde sich zeigenden dunklern Punkte, die an den kleinern auch schon vorhanden, aber nur von ei nem scharfsichtigen Auge zu entdecken sind.
In ei
nem Alter von sechs Wochen oder zwei Monaten häu
tet sich die Grille endlich
zum vierten und letzten
mahl, auch nach dieser Häutung behalt sie, so wie
nach jeder vorigen, etwa eine halbe Stunde lang, eine weißliche Farbe, bis die neue äußere Haut an der
Luft etwas erhärtet ist, und binnen eben dieser Zeit
kommen ihre vier Flügel hervor,
die innerhalb dieser
halben Stunde der Länge und Breite nach auswach
sen.
Nur die Unwissenheit also kann die weißen Gril
len für eine besondere Art, und
nur ein thörichter
Aberglaube kann sie für eine üble Vorbedeutung halten. In der sechsten Figur erblicken wil^das Männ
chen der Hausgrille in seiner vollkommenen Gestalt. Das Weibchen unterscheidet sich von demselben theils in dem Ansehen seiner Flügel, die bei ihm völlig
glatt, beim Männchen aber mit vielen krummlaufen
den und starken Adern durchzogen sind,
theils noch
auffallender durch den Legestachel, der dem Männchen
gänzlich fehlt, beim Weibchen aber fast so lang wle der ganze Hintertheil des Leibes, von brauner Farbe, steif, bis ans Ende beinah gleich dick, dort aber mit
einer kleinen kolbenförmigen, oder keilförmigen Spitze
ver-
5> versehen ist.
C.
326
■
Außerdem zeigt sich bei beiden Geschlech
tern kein sichtbarer Unterschied. Das Unterscheidungskennzeichen 'der
Hausgrille
von den übrigen Grillen »Arten liegen theils in ih
rem gelblichgrauen Körper, theils in dem zugerundc-
geschwänzten Unter
ten Brustschilde,
den langen,
flügeln und den
einfachen Vordersätzen.
glänzenden
einen runden,
Kopf,
an
Sie hat jeder Seite
desselben ein rundes schwarzbraunes Auge, und von einem Auge zum andern quer über den Kopf einen braunen
Streif,
so
wie einen ähnlichen nahe am
Halse und einem etwas kleineren über dem Munde. Vorn an den Augen sind die haarförmigen,
nach
allen Seiten beweglichen Fühlhörner eingelenkt, ver,
möge deren die Grille, weil sie den ganzen Leib an Länge übertreffen,
Der
kann.
die beiden
Mund
vorder»
vor sich und hinter sich fühlen hat
vier Freßspitzen,
langer
Gelenke des Hinterleibes
wovon
An dem letzten
sind.
zeigt sich- auch an jeder
Seite eine ziemlich lange Spitze, die nicht sehr hart,
aber doch etrvSs steif ist.
Der Vorderleib hat oben
oder eine ebene Fläche,
einen Schild,
so groß wie
der Kopf, mit drei großen braunen Flecken auf dem
gelben
Grunde.
Die ^beiden
Seitentheile dieses
Schildes stehen gerade abwärts, und machen an je der Seite eine
ähnliche Schärfe,
wie die obenher
flachen und nach den Seiten gebogenen Flügeldecken.
Das erste und mittelste Paar der Füße ist viel zar ter und kürzer, als das hinterste.
sind
dick,
besonders haben
An dem letzten
die obern Schenkel sehr stark und
eine Helle gelbbraune Farbe, und sind mit
2
327
C
mit etwas dunkleren Querstreifen schräge durchzogen.
Der zweite,
oder mittlere Theil dieser Springfüße
viel geschmeidiger,
ist zwar
besonders am Kniege
am Ende aber wird er stärker, und da ste
lenke;
hen auch die größten Stachelspitzen von den beiden
Reihen, die an den Seiten hinauf bis ans Kniege lenk gehn und immer kleiner werden.
Theil idieser Springfüße besteht,
erst aus
schrecken,
einem
Der »letzte
wie bei den Heu
längern und dann au-
vier ganz kleinen Gelenken;
die letzten machen den
eigentlichen Fuß aus und sind am Ende mit einer doppelten hakenförmigen Klauenspitze versehn. Vorderfuß der übrigen Paare ist eben so
Der
gebauetr
das erste ist unter dem Vorderleibe, die beiden an unter
dern
dem Hinterleibe eingelenkt.
Vermöge
des letzten Paars macht die Hausgrille eben so große
Sprünge,
wie die Heuschrecke.
Obgleich die Unterflügel,
wenn sie ausgebreitet
die obern an Länge übertreffen, so lassen sie
sind,
sich doch so in Falten legen, daß sie von diesen bis auf ihre beiden Spitzen, die man in Fig. 6. bei c. unter den Flügeldecken zwischen den beiden Hintern Fühlspi
tzen hervorragen sieht. beiden Geschlechtern braun:
sich
Die untern Flügel sind bei
weiß,
durchsichtig
und
vorn
die Oberflügel des Männchens unterscheiden
von
den weiblichen und sind das Instrument,
womit die Männchen ihre Musik machen, ,um die Weibchen anzulocken;
männlicher
Oberflügel
daher ist hier bei Fig. 7. ein
noch
besonders
abgebildet.
Die eigenthümliche Farbe ist gelblich, das aber wie
grau
aussieht,
weil die weißen Unterflügel etwas
328
2>
C
das Merkwürdige dieser Flügel
dadurch scheinen;
aber liegt in ihrem Adergcfiechte.
7.)
man
siebt
Oben (bei b. Fig.
hier denjenigen Theil des Flügels,
der Grille den äußern Rand desselben aus
der an
macht und längs der Seite herabgeht;
den Rand,
blickt man
schlossen sind,
bei d. er
wenn die Flügel ge
der,
oben auf dem Rücken liegt.
Bei e.
liegt die Einlenkung des Flügels und von hier an laufen die Adern gegen f. hin, nach dem äußeren
schmalen
Ende des Umrisses.
Unter diesen Adern
zeichnet sich eine besonders aus,
die mit einer be
sonders dunkelbraunen Farbe nahe an dem vordern
Rande hinläuft, kerbung hat,
und sich da,
verkröpft,
wo dieser eine Ein
hernach aber an dem äu
ßern runden Umrisse bei t. verlohren zugeht: diese scheint vorzüglich den Flügel in seiner Steifigkeit zu
So weit diese Ader von dem äußern Um
erhalten.
risse absteht, auch
so breit ist auch derjenige Theil des
der sich zur Seite herabbiegt, so wie sich
Flügels,
das
äußerste
runde Ende nach -dem Hintern
Theile des Leibes der Grille hinabkrümmt.
An der
Einlenkung entspringt eine andere Hauptader, viel
stärker und Heller als die oben beschriebene, die wel
lenweise Runzel
geschwungen
schräge
in
gegen
eine erhabene Falte oder
die Mitte
des untern oder
Hintern Umrisses (bei d ) zuläuft, und oben den von
dieser Ader
an will.
beiden
eingeschloffenen
Flügeln
einander,
Am Ende der vorigen
andere halbrund
der,
an
Raum reibt die Grille wenn sie singen
Ader sieht man zwei
geschwundene Adern neben einan
und bei dem Zusammenstöße dieser beiden mit jener
r
c
329
jener entspringt wieder eine faltenförmige Ader,
die
sich schräge querüber schwingt und bis dahin geht, wo sich die vordere braune Aber verkröpst.
Unter
dieser laufen noch vier andere, weit feinere in glei
Diese sämmtliche Adern halten die
cher Richtung. Flügel der
Grille ausgespannt und tragen viel zu
den das Männchen durch das Zu-
dem Tone bei,
Flügel hervorbringt.
Diese
sammenreiben
seiner
Adern werden
bei dem Reiben der Flügel mit einer
unglaublichen Geschwindigkeit von einander abgesto« und erregen dadurch den kreischenden Schall
ßen,
des Heimchens,
wobei die flache Höhlung des horn-
Flügels
gleichsam zn einem Resonanzboden
artigen
dient, der den Schall verstärkt und schärfer macht.
Wenn
man
die
Flügel verletzt,
oder ab schneidet,
so wird die Musik des Heimchens sogleich verstimmen
oder verstummen. zirpe auf
Die Feldgrillen machen ihr Ge
aber bei den Heimchen
eben diese Art,
wird es schneller und öfter abgebrochen, klingt auch weniger hell.
Die Absicht dieses Zirpens ist bei den
Grillenmännchen und
deshalb
Wunsch
die Herbeilockung
währt
befriedigt ist.
zu diesem Zwecke dient,
Folgerung ziehn,
des Weibchens,
es ununterbrochen, bis dieser
Daraus,
daß das Zirpen
kann man mit Recht die
daß es den Jnsecten nicht gewiß,
wenigstens nicht allen, an Gehör fehlt, welches man
aus dem
Singen der Mücken sieht,
bei denen die
singenden ebenfalls lauter Männchen sind, und durch diesen Gesang die Weibchen zu sich rufen.
Wenn
Stimme
das
Weibchen,
durch
die einladend«
bewogen, dem schwirrenden Männchen na
he
2»
C
33°
he genug gekommen ist, ?um es imi't feinen langen Fühlhörnern erreichen zu
so stößt es das
können;
selbe damit dnf um ihm seine Gegenwart anzuzeigen. Das Männchen Art,
und
erwiedert
diesen Gruß auf
gleiche
der Bund der Liebe ist nun geschloffen.
Das Männchen bückt sich,
halt seinen Rücken dar,
und das Weibchen besteigt denselben, wie cs bei al
len
Heuschrecken
geschieht,
weil
die Defruchtung
des Weibchens wegen seines langen Legesrachcls nicht Sobald das Weib
anders vollbracht werden könnte.
chen den Rücken ides Mannes erklettert hat,
es seinen Legcstachel zurück,
beugt
so daß er dem Männ
chen gerade vor dem After zu sichen kommt,
und
dieses schenkt ihm dann ein helles Krysialltröpfchen, wie ein
helles kleines Sandkörnchen,
welches bis zu
den Eiern fließt, aber nicht sogleich von dem Weib chen in seinen Hinterleib eingezogen, sondern wohl einige Stunden außen herumgetragen wird.
geschehener der den
Nach
Befruchtung verläßt das Weibchen wie
Rücken des Mannes,
und beide berühren
sich zum Abschiede noch einyial mit den Fühlhörnern. Wegen des unangenehmen Geschreies, und wegen
des Schadens, den die Heimchen zuweilen anrichten, sucht man sich gern von diesen Gästen zu befreien.
Um sich eine oder ein Paar ruhige Nächte zu lverschaffen, darf man nur einige schwarze Feldgrillen in der Gegend aussctzen, wo jene sich aufhalten.
Diese
sind höchst eifersüchtig, halten die schwirrenden Heim»
chcnmänner für ihre Nebenbuhler,
und ruhen nicht
eher, bis sie dieselben zum Weichen gebracht haben.
Diese Stille dauert aber.natürlich nicht länger,
bis sich
5 sich die haben. Ein
schwarzen
anderes
33i
C
Feldgrillen
Mittel,
das
wieder
verlaufen
dauerhafter wirkt,
aber bei welchem man sich auch auf einige Zeit aus den Zimmern, wo man es anwenden will, entfernen muß, besteht darin, daß man frische Blatter und Blüthen von Hollunder auf recht glühende «Kohlen
wirft, wovon sich der Rauch in alle Ritzen zieht und die meisten Heimchen tödtet. Dieses Hülfsmittel muß einigemal)! wiederhohlt werden, und man hat davon den erwünschten Erfolg, bis etwa neue Heimchen
aus der Nachbarschaft sich wieder einfinden. Endlich kann man sich wenigstens eine große Er leichterung bei dieser Hausplage verschaffen, wenn
man an die Stellen, wo sich die Heimchen am häu figsten aufhalten, mehrere Bündel trockenes Erbsen stroh hinlegt. Sie sollen dasselbe begierig aufsuchen, um darin zu nisten, und man kann also von Zeit zu Zeit diese Bündel, wenn sie sich darin gesammelt ha ben, fortnehmen und verbrennen. Um die Heimchen in geringerer Anzahl zu fangen, legt man ein Glas in die Nähe ihrer Schlupfwinkel so, daß die Hals-Oeffnung etwas höher zu stehen
kommt als der Boden und macht von der Erde bis zu der Oeffnung des Glases eine hölzernes Brücke von
einem kleinen Spon, den man hie und da mit etwas Zucker bestreuet. Sie gehen demselben nach, kommen
so. bis an den Hals der Flasche und fallen leicht hin ein.
Will man ihre ganze Lebensart beobachten, so
muß man ein einzelnes Paar, denn mehrere Männ
chen vertragen sich nicht zusammen, in ein Zuckerglas bringen, worin man vorher eine Querhand hoch Er
be
5
332
C
-e hinein gethan hat, und diese etwa mit einem ir
denen Geschirr so zudecken, daß am Rande ein Paar Löcher bleiben, wodurch sie auskriechen und einkrie chen können.
Papier
Oben muß man dann das Glas mit
zubinden,
damit sie. nicht
herausspringen
können.
Taf. XVI.
Fig. 8.
Das gemeine Uferaas. (Ephemere vulgata. — L’Ephemere commune). tu escs Insect gehört zu den Netzflüglern,
bei
denen sich die stärkern Gefäße ,der vier Flügel in der bloßen oft durchsichtigen Haut netzförmig verbreiten.
Sie haben am Schwänze oft Häckchen, oder Borsten, nie aber einen Stachel.
Ihre Larve ist von verschie
dener Gestalt, immer aber mit sechs Füßen versehn.
Die Puppe ist bei einigen haldvollständig, bei andern unvollständig, das heißt, im ersten Fall
sich, frißt und hat Flügelschneiden,
bewegt sie
im zweiten hat
sie unbewegliche Füße und Flügel und bewegt sich sehr langsam.
Als Larve und Puppe leben die Netzflügler
häufig im Wasser von andern Wafferthieren, nach der Verwandlung zwar in der Nähe
des Wassers,
doch stets im Trockenen, und alsdann ernähren sie sich zum Theil von andern Jnsecten, theils nehmen sie gar keine Nahrung zu sich, sondern begatten sich,
und
5
332
C
-e hinein gethan hat, und diese etwa mit einem ir
denen Geschirr so zudecken, daß am Rande ein Paar Löcher bleiben, wodurch sie auskriechen und einkrie chen können.
Papier
Oben muß man dann das Glas mit
zubinden,
damit sie. nicht
herausspringen
können.
Taf. XVI.
Fig. 8.
Das gemeine Uferaas. (Ephemere vulgata. — L’Ephemere commune). tu escs Insect gehört zu den Netzflüglern,
bei
denen sich die stärkern Gefäße ,der vier Flügel in der bloßen oft durchsichtigen Haut netzförmig verbreiten.
Sie haben am Schwänze oft Häckchen, oder Borsten, nie aber einen Stachel.
Ihre Larve ist von verschie
dener Gestalt, immer aber mit sechs Füßen versehn.
Die Puppe ist bei einigen haldvollständig, bei andern unvollständig, das heißt, im ersten Fall
sich, frißt und hat Flügelschneiden,
bewegt sie
im zweiten hat
sie unbewegliche Füße und Flügel und bewegt sich sehr langsam.
Als Larve und Puppe leben die Netzflügler
häufig im Wasser von andern Wafferthieren, nach der Verwandlung zwar in der Nähe
des Wassers,
doch stets im Trockenen, und alsdann ernähren sie sich zum Theil von andern Jnsecten, theils nehmen sie gar keine Nahrung zu sich, sondern begatten sich,
und
und legen ihre Eier entweder auf das Wasser, wenn die Larve daselbst zu leben bestimme ist, oder in den warmen Sand, oder auf die Blätter.
Die Gattung der Hofte oder Tagfliegen, wozu das Uferaas gehört, hat am Munde vier ganz kleine
Freßspitzen, dazu pfriemenförmige Fühlhörner, drei
große Nebenaugen, vier aufrechtstehende Flügel, wo» von die hintersten durch ihre besondere Kleinheit zu
einem Hauptmerkmahl dienen.
Am Schwänze finden
sich zwei oder drei Borsten.
Die Larven der Hofte leben im Wasser, haben an den Seiten der Bauchringe kleine Schwimmblätt-
chen, graben sich in lehmigen Ufer, waagerechte wal-
zenförmige Röhren,
um den Fischen, denen sie zur
Nahrung dienen, zu entgehen; die Fischer suchen sie aber daselbst hervor und bedienen Fischfänge als eine Lockspeise.
sich
ihrer
beim
Sie verwandeln sich
nach zwei Jahren gegen den Sommer in eine halb
vollständige Puppe, die im August ohngefähr
nach
der Oberfläche des Wassers schwimmt, wo ihre Haut aufspringt und das geflügelte
Jnsect aus derselben
hervorsteigt und aufs Trockene fliegt: daselbst häutet es sich nochmals, und diese Hülle bleibt daselbst haf
ten.
Larve und Puppe leben vermuthlich von Was
serpflanzen.
Der vollkommen entwickelte Host nimmt
gar keine Nahrung weiter zu sich, sondern beschäftigt
sich bloß noch mit der Fortpflanzung seiner Art.
Das
Weibchen legt siebenhundert bis achthundert Eier, und lebt höchstens einen Tag lang; daher der Name Tag
fliege, Eintagsfliege,
so wie von ihrer Menge
an den Ufern und ihrer Brauchbarkeit zur Nahrung
2>
oder Aasung
334
für die Fische
C der Name des Ufer-
Aases. Man theilt die Hofte in zwei Familien, je nach
dem sich ihr Schwanz in zwei oder drei Borsten en
digt.
Das gemeine Uferaas
(wie Fig. 9 zeigt)
gehört zu
und »unterscheidet
sich
der letzten außerdem
durch seine braungefleckten Flügel uud seinen braunen Leib.
Man sieht die Puppe des gemeinen Uferaases Fig. 9, wo man ihren Puppenzustand an den beiden
auf
der Rückenfläche nahe
an
einander liegenden,
dunkelgrauen Flügelschciden erkennt: alles übrige an
ihr ist rothbraun.
Der Kopf ist nicht sonderlich groß;
eben so die Augen, die doch scharfsichtig seyn müssen,
da das Thier der Nachstellungen sehr behende aus weicht.
Vorn am Kopfe stehn zwei lange haarförmi
ge Fühlhörner:
das erste Gelenke hinter dem Kopfe
ist wenig größer, als dieser; aber der zum Vorder leibe gehörige übrige Theil ist der stärkste und dickste
Theil der Puppe: unter beiden Theilen haben die sechs zarten, braunen Füße ihre Ginlenkung. Dee Hinterleib besteht aus acht bis neun, zu immer dünnern Gelenken.
gegen hinten
An beiden Seiten des
Hinterleibs zeigen sich sechs floßfedernähnliche Schwimm»
blättchen, deren getheiltes Ende mehr oberwärts, seitwärts steht.
als
Das letzte Glied des Leibes ist mit
drei haarförmigen, langen Spitzen
versehn, wovon
die mittlere grade aus, die beiden übrige« schräge auswärts stehn, so daß jede von diesen mit der mitt
lern bei ihrem Ursprünge spitze Winkel macht.
Beim
Sitzen wird das Ende des Hinterleibes in die Höhe
ge-
2
335
C
gekrümmt, und der Kopf abwärts gebogen;
daher
auch der Rücken in eine erhabene Lage kommt: die Schwjmmblattchen an den Seiten, die vielleicht zum Lufchohlen dienen, find auch während des Stillsitzens in beständiger Bewegung. Wenn die Zeit der Verwandlung für die Puppe herannaht, so schwimmt sie nicht nur nach der Ober fläche deS Wassers, sondern ihre Haut scheint alsdann
auch so aufgequollen und mit Luft angefüllt zu seyn,
daß sie sich wohl nicht mehr in der Tiefe aufhalten -könnte, wenn sie auch wollte: endlich zerplatzt die Haut auf dem Rücken, und das geflügelte Jnsect zieht sich nach und nach aus seiner ehemaligen Hülle heraus. Es macht sich aber nicht eher völlig davon los, bis seine vier Flügel völlig ausgewachsen und er härtet sind: bis dahin dient ihm die halb leere Pup penhaut zu einem kleinen Schiffe, worauf er noch so lange ruht, bis es im.Stande ist, davon zu fliegen.
Der gemeine Hoft unterscheidet sich theils durch die drei Schwanzborsten, die so lang, als fein ganzer
Körper sind, theils durch die vier braungrauen, ne
belartig gefleckten, schillenden Flügel, die er im Sitzen stets über sich zusammen gelegt hält, und wovon die untern kaum ein Drittheil so groß, wie die oberen sind. Die Fühlhörner sind jetzt weit kürzer, als an der Puppe. Der ganze Leib hat einen dunkelbrau nen Glanz. Dieses gemeine Uferaas ist in einigen Gegenden, z.B. in Kärnthen, so häufig, daß man sich seiner zum Düngen der Felder bedient.
Taf.
336
2>
Taf. XVI.
C
Fig. 10. 11. 12. 13.
Der zweiäugige Host. (Ephemera bioculata.)
Larve, Puppe und ausgebildetes Jnsect weichen, bei dieser Art, die sich in ihrer vollkommenen Ausbildung
(Fig. 13) durch ihre weißen, netzförmigen Flügel und ihren durchsichtigen Unterleib unterscheidet,
auch zu
der Familie der mit zwei Schwanzborsten versehenen
Hofte gehört,
merklich genug von der vorigen ab.
Beide aber sind
in den
warmen Tagen des April
oder Mai in erstaunlicher Menge, sowohl im Wasser, als in der Luft anzulreffen.
Man sieht F g. 10 die Larve dieses Höftes halb die in der Gestalt
erwachsen,
der drei hintersten
Rudcrfedern sowohl, als der zwölf Schwimmdlattchen, der Puppe (Fig. 11) etwas ungleich ist.
Die Larve
wird bei der vierten Häutung zur Puppe (Fig. n).
Diese trägt, den Leib stets,
krümmt.
wenn sie an einem Orte sich still halt,
wie die Figur zeigc,
oberwärts ge
Ihre Grundfarbe ist ockerbraun, h>e und
da mit etwas dunkleren Punkten geziert, die an dem
kurzen Vorderleibe seltener sind, und diesem dadurch
«in blasseres Ansehen geben.
Der Kopf ist an dieser
Art viel größer, als an den vorigen, und gleicht fast
dem Kopfe der Heuschrecken.
Die beiden Au,;en sind
wegen ihrer Größe sehr deutlich zu sehn,
und über
ihnen
3>
331 t
ihnen rügen ein Paar kurze, haardünne Fühlhörner hervor.
Obenher ist der Kopf der Lange nach mit
einigen dünnen Strichen bezogen,
und der Vorder,
leib, unter welchem die sechs zarten Füße eingclenkt sind, zeigt auf seiner Oberfläche statt der Flügelschei-
den nur einige schuppenförmige Blätter.
dickesten Absätzen des
An den sechs ersten und
Hinterleibes sind an jeder Seite sechs Schwimmblätt, chen eingelenkt, die fast alle zwölf gleich groß sind, an Gestalt
einer Fischschuppe
fast
aber sehr dünn und durchsichtig
gleich kommen,
Auch
sind.
diese
Hoftpuppe hält dieselbe beim Sitzen keinen Augenblick still.
Der Übrige Leib geht hinten allmählig spitz zu,
das Ende aber ist nicht mit Haarspitzen wie an der Puppe des gemeinen Uferaases (Fig 8), sondern mit
drei federähnlichen Werkzeugen versehen,
die Man
drei Ruderfedern nennen könnte, denn sie zeigen wirk
lich jede, der Länge nach, einen Kiel,
der bei den
mittelsten an beiden, bei den andern aber nur an der
Diese
innern Seite mit zarten Fasern bewachsen ist.
Ruderfedern laufen vorn und hinten spitz zu, sind daselbst ockergelb, in der Mitte aber, am breitesten sind,
wo
und
sie
findet man die Fasern weißlich,
den Kiel hingegen daselbst schwarz.
Alle drei stehen
in einerlei Fläche neben einander, und
im Sitzen be
wegt sie die Puppe beim Aufheben und Senken des Leibes.
Sie schwimmt so schnell, wie ein kleinerFisch,
und vom Ufer zu, sollte man bei dem Anblicke der
Hoftschwarme im
Wasser
Fische zu sehen glauben.
leicht
eine Brut junger
Bei herannahendre Ver,
Wandlung kommen sie, so wie die Puppen des ge,
V
mei-
2>
338
C
meinen Hosts der Oberfläche des Wassers immer nä her, und die Verwandlung selbst geschieht im Mai, aber auch oft erst später im Sommer. Fig. i2. zeigt eine Puppe, indem eben der geflü gelte Host aus derselben hervorkommt, und dies geht ziemlich geschwinde zu, obgleich das vollkommene In sekt so lange verweilt, bis Flügel und Leib gehörig gefärbt und erhärtet sind. Gewöhnlich läßt der aus schliefende Host seine Puppenhülle im Wasser zurück; oft aber kann er sich dort nicht völlig davon los machen: dies hinderte ihn aber nicht, aus dem Was ser empor zu fliegen, und seine vorige Haut hernach außer demselben abzustreifen; besonders häufig bleibt sie an den getheerten Theilen der Schiffe hangen oder haften, wo man um die Zeiten der Verwand lung diese leeren Bälge in großer Menge antrifft. Die VerschiedenheitÄr des zweiäugigen Höftes (Fig. 13) von den gemeinen (Fig 9) fallen zum Theil sogleich in die Augen. Besonders haben sich die drei Ruderfedern der Puppe jetzt in einfache Schwanzborften verwandelt, deren nur zwei an der Zahl sind, und die ehemaligen Ruderfedern an Länge über treffen. Sobald die Hofte ausgekrochen sind, welches Nachmittags, oder gegen Abend, zu geschehen pflegt, so sieht man sie Tausenden fliegen. Ihr erstes und einzigesWeschäft besteht darin, daß sie sich paaren, aber den folgenden Tag sind sie alle schon todt. Am Abend des zweiten Tages sieht man wieder einen neuen Schwarm aus dem Wasser hervorkommen, den man am dritten wieder, häufig wie Schneeflocken, auf,
2>
339
L
auf, und an stehenden Wassern todt liegen sieht. Int geflügelten Zustande dienen sie nicht nur den Vögeln zur Speise, denen sie, weil ihre Erscheinung gerade in die Brüthezeit fällt, sehr willkommen sind, sondern auch ihre ehemaligen Feinde, die Fische, lauern ihnen noch auf, wenn sie etwa dem Wasser zu nahe fliegen, oder todt hineinfallen. Daher die Forellen um diese Zeit am schmackhaftesten seyn sollen. Das Hoftwechchen legt einige hundert Eier, theils ins Wasser, theils auch auf Bäumen, Büsche, oder an die Erde in der Rahe des Wassers, wovon eine große Zahl, die nicht durch einen günstigen Zufall ins Was» ser hineingelrieben wird, versterben muß.
Taf. XVII.
Fig. i.
Die Buschratte. (Didelphys dorfigera. — Le Philander de Surinam,) ©I. Buschratte gehört zu den Säugethierpn von
der Ordnung der Nager, und zwar zu der Gattung der echten Beutelthiere, welche eine Zwischen gattung ausmachen, wodurch mehrere Ordnungen mit einander verbunden werden. Die Zähne sind bei den echten Beutelthieren zahlreicher, als bei allen übrigen Säugethieren, wenn man einige Wallfische davon ausmmmt. Alle echten Beutelthiere haben acht Schneidezähne in der unK 9 lern,
2>
339
L
auf, und an stehenden Wassern todt liegen sieht. Int geflügelten Zustande dienen sie nicht nur den Vögeln zur Speise, denen sie, weil ihre Erscheinung gerade in die Brüthezeit fällt, sehr willkommen sind, sondern auch ihre ehemaligen Feinde, die Fische, lauern ihnen noch auf, wenn sie etwa dem Wasser zu nahe fliegen, oder todt hineinfallen. Daher die Forellen um diese Zeit am schmackhaftesten seyn sollen. Das Hoftwechchen legt einige hundert Eier, theils ins Wasser, theils auch auf Bäumen, Büsche, oder an die Erde in der Rahe des Wassers, wovon eine große Zahl, die nicht durch einen günstigen Zufall ins Was» ser hineingelrieben wird, versterben muß.
Taf. XVII.
Fig. i.
Die Buschratte. (Didelphys dorfigera. — Le Philander de Surinam,) ©I. Buschratte gehört zu den Säugethierpn von
der Ordnung der Nager, und zwar zu der Gattung der echten Beutelthiere, welche eine Zwischen gattung ausmachen, wodurch mehrere Ordnungen mit einander verbunden werden. Die Zähne sind bei den echten Beutelthieren zahlreicher, als bei allen übrigen Säugethieren, wenn man einige Wallfische davon ausmmmt. Alle echten Beutelthiere haben acht Schneidezähne in der unK 9 lern,
)
C
54°
Die beiden ersten
lern, zehn in der obern Kinnlade. in der obern Kinnlade sind
am
am längsten, und stehn
Ende der Schnautze von
Schneivezähnen etwas entfernt:
den
übrigen
an einander an der Seite der Kinnlade: Schneidezähne
kleinen
diese übrigen stehen die obern
bedecken und verbergen die
wenn die Kinnladen geschloffen sind.
untern,
Die Anzahl der
Hundszähne oder Eckzähne ist vier: die beiden ober sten sind viel größer, und ihre Spitzen, anstatt un
ten in Zahnhöhlen eingesenkr zu werden, stehen nach außen zu frei.
Endlich kommen zu diesen zwei und
zwanzig Vorder- und Eck-Zähnen noch acht und zwan
zig Backenzähne, sieben an feder Seite in jeder Kinnla de: die drei vordersten sind dreieckig, an der äußern
und innern Seite stach,
und haben am Ende eine
Spitze, wie die Backzähne der fleischfressenden Thiere,
die vier Hinteren aber sind stumpf, wie zähne der Nagethiere.
die Back
Wenn man also die sämmt
lichen fünfzig Zähne der echten Brutelthiere in Be
trachtung zieht, so muß man glauben, daß sie eigent
lich fleischfressende Thiere sind,
auch
mit Pflanzennahrung
Diese Vermuthung
wird durch die Be
Mangel thierischer Kost sättigen.
trachtung
die sich aber beim
der innern Nahrungswerkzeuge
noch un
terstützt.
Bekanntlich haben die fleischfressenden Thiere
kürzere,
die pflanzenfressenden
weide,
aber
längere Einge
und bei den Beütclthieren findet man den
Grimdarm nicht lang, und den Btinddarm, wie hei den fleischfressenden Thieren, kurz und nicht dicker, als den Grimdarm.
Wenn
>
Wenn
34i
c
die echten Beutelthiere, nach ihren Zäh
nen betrachtet, das Mittelglied zwischen den sonst in
ihren äußersten Gattungen so sehr verschiedenen Ord nungen der Nagethiere und der reißenden Thiere zu
machen
scheinen; so
verbinden sie von der andern
Seite wieder, wenn man auf ihre Bewegungswerkzeuge Rücksicht nimmt,
diese
Ordnungen
mit den
Sie habe» nämlich, eben so wie diese, einen
Affen.
Daumen an den Hinterfüßen, der von den übrigen Zehen adsteht, diesen entgegen gelegt werden kann,
so daß er dazu dient, Körper zu umfassen und zu er greifen.
Dieser Daumen ist bei allen Arten dieser
Gattung ohne Nägel.
Die Vorderhände sind durch
ihre langen, spitzen, rinncnförmigen Nägel ebenfalls
sehr bequem dazu,
pest zu halten.
sich an den umfaßten Zweigen
Selbst wenn diese Einrichtung der
Füße noch einen Zweifel darüber ließe, daß die Beu-
telthierr bestimmt sind, auf Bäumen zu leben; so fällt doch derselbe
bei
weg, an welchem erkennt.
Erblickung ihres
WlckctschwanzcS
man sicher die kletternden Thiere
Sie wickeln ihn um die Aeste, hängen sich
an ihm ganz allein auf, und bedienen sich seiner so
gar,
um die Nahrung damit zu erreichen und zum
Munde zu bringen. Dasjenige, was an dieser Thiergattung zuerst die
Wißbegierde der Naturforscher erregt hat, ist die son derbare Beschaffenheit der Geburtsglieder.
Andere
Besonderheiten derselben in beiden Geschlechtern, die
sich nicht wohl ohne Abbildungen, woran eS bis jetzt noch fehlt, verständlich
machen lassen; so steht die
Gebärmutter, worin die Frucht entwickelt wird, nur
durch
durch eine kleine, in den unbefruchteten gar nicht einmahl sichtbare Oeffnung mit der Scheide in Ver bindung, durch welche die Jungen zur Welt gebracht werden. Wenn also die Kleinen in der Gebahrmut ter zu eben demselben Grade der Reife wie bei an dern Saugethieren gelangten, so würden sie an dem
Orte ihrer Empfängniß verschlossen bleiben, und nicht
nach der Scheide kommen können: daher muß die Geburt der Beutelthiere beständig eine zu frühzeitige Fehlgeburt seyn, und wirklich bringen Mütter dieser Art, die gegen sechzig Pfund wiegen, Jungen von ein und dreißig Granen, und solche, die die Größe
eines großen Schweins haben, Jungen von der Größe
einer Maus zur Welt. Damit aber so schwache We sen, wie die Beutelthiere bei ihrer Geburt sind, den noch erhalten werden könnten, mußte eine besondere Sorgfalt angewandt, und die Mutter in ihre» in nern Theilen ganz auszeichnend gebildet werden.
Die weiblichen Dcutclthiere haben zu dieser Ab sicht unter dem Bauche, hinter dem Nabel einen Beu tel oder eine Tasche, die mit einigen Muskeln, wo
durch sie geöffnet oder geschlossen werden kann, um geben ist. Diese Tasche wird durch Knochen unter stützt, die diesem Weibchen allein unter allen Sauge-
thiercn eigenthümlich sind; sie sind lang, flach, und an dem vordem Rande ein wenig innerhalb des Schaamknochens eingelenkt: die Säugewarzen sitzen nicht an der Brust, sondern sie gehen in diese Tasche hinein. In diese Taschen werden die Jungen bei ih rer so frühen Geburt ausgenommen. Das Weibchen
ksüm.nt sich deshalb so, daß sich die Tasche, so weit
2>
343
C
«s möglich ist/ der Oeffnung der Mutterschekde nähert; die eigenthümlichen Knochen und Muskeln der Ta
diese Annäherung zu
schen tragen kräftig dazu bei,
bewirken, und vermittelst dieser Stellung des Weib chens kommen die halbgebildeten Jungen unmittelbar
aus der Scheide in die Tasche. Hier werden sie von den Häuten derselben, welche die Mutter nach Will-kühr an den Bauch anziehen kann,.stets weich und warm gehalten.
Die erste Zeit hindurch bleiben sie
immerwährend an den Säugewarzen, wie angeleimet,
vest hängen:
wenn sie Kraft und Größe genug er
langt haben, um
sich bequem bewegen zu können,
kommen sie aus der Tasche hervor, um stärkere Nah rung, als die Muttermilch zu suchen.
das Gehen beschwerlich wird,
Sobald ihnen
kehren sie wieder m
die Tasche der Mutter zurück, um daselbst zu ruhen
und zu schlafen;
besonders aber eilen sie,
wenn sich
das Geschrei der mütterlichen Zärtlichkeit aus Besorg-
niß über ihr Schicksal hören läßt, sich
der hinein zu stürzen.
sogleich wie
Die Mutter wartet geduldig,
bis sie sich auf dem Grunde der Tasche versteckt ha-> den, schließt dann die Oeffnung, und entzieht dann ihre Familie der drohenden Gefahr durch die Flucht.
So auszeichnend der Bau der Geburtsrheile bei den Beutelthieren ist, so kommt er doch nicht einer
einigen Thiergattung zu, sondern die Kanguru's und der Phalanger haben dieselbe mit ihnen gemein, ob
sie gleich m den Zähnen und dem Bau der Füße viel zu weit von ihnen abweichcn, als daß man sie in
einerlei Gattung
ordnen könnte.
wieder andere Thiere,
Dagegen giebt es
die in Yen Hauytmerkmahley
r
344
c
yiit den ächten Beutelthieren völlig übereinstimmen,
pnd die man ihrer Gattung nothwendig
beizählen
znuß, ob sie gleich nicht mit der zur Aufnahme der Jungen geschickten
Tasche versehen sind.
Diese Tae
schenhaut wird bei den Thieren, wo sie deutlich vor? Handen ist, durch eine Verdoppelung des Fells gebilbet,
das in sich selbst eingeschlagen ist,
und diese
Verdoppelung bildet, wenn sie groß und tief ist, die vorher beschriebene Tasche. Bei einigen Arten ist sie so wenig tief, daß sie sich nur als Quer- und Län? ge-Falten zeigt, und daß also der eigentliche Beutel
bei diesen
Thieren fehlt,
obgleich sie alte übrigen
Werkzeuge und Sitten der mit Taschen versehenen an sich Haden, und auch bei ihnen die Querfalten sa
gestaltet sind, daß sie die Geburt erleichtern,
Obgleich aber die jungen Deutelthiere dieser Ars ten unter dem Bauche ihrer Mutter keine sichere Zu flucht gegen die Verfolgung ihrer Feinde finden kön nen, so hat doch die Natur bei ihnen die Tasche durch
ein anderes Werkzeug zu ersetzen gewußt. Bei den achten Beutelthieren ohne merklichen Beutel nämlich klettern die Jungen auf den Rücken ihrer Mutter, «nd halten sich auf demselben veft, indem sie mit ihren Wickelschwänzen den Schwanz der Mutter um schlingen. In dieser ihnen natürlichen Stellung trägt
sie die Mutter von einem Orte zum andern. Der Anblick der Figur (Fig. i) zeigt schon, daß die Buschratte zu dieser Abtheilung in derGattung der Beutelthiere gehört. Sie hat die Größe einer
gewöhnlichen Ratte. Ihre Augen sind mit einer dun kelbraunen Einfassung umgeben. Schnautze, Stirn,
Brust,
>
345
C
Brust, Bauch und Füße sind weißgelb/ der Rücken
gelbbraun, der Schwanz weißlich, und am Männchen mit bräunlichen Flecken gezeichnet.
Der Schwanz ist
sehr lang, Mm Umwickeln eingerichtet, schuppig wie
bei den Mäusen, und eben so wie die sp'tzen steifen Ohren ganz kahl.
Die fünf Zehen an den Vorder
füßen haben stumpfe, die an
den Hintern aber, den
Daumen ausgenommen, spitzige Klauen.
Die Zitzen
strhen unten am Bauche in einen Kreis gestellt. Das Lhierchen lebt in Surinam in Höhlen unter der Erde. Das Weibchen wirft fünf bis sechs Junge,
die bei
einer bevorstehenden Gefahr sogleich, wie oben ange geben worden ist, auf dem Rücken der Mutter flüchten.
Fig. 2.
Taf. XVII.
Der Iltis.
(Muftela putorius. — Le Putois).
345
C
Brust, Bauch und Füße sind weißgelb/ der Rücken
gelbbraun, der Schwanz weißlich, und am Männchen mit bräunlichen Flecken gezeichnet.
Der Schwanz ist
sehr lang, Mm Umwickeln eingerichtet, schuppig wie
bei den Mäusen, und eben so wie die sp'tzen steifen Ohren ganz kahl.
Die fünf Zehen an den Vorder
füßen haben stumpfe, die an
den Hintern aber, den
Daumen ausgenommen, spitzige Klauen.
Die Zitzen
strhen unten am Bauche in einen Kreis gestellt. Das Lhierchen lebt in Surinam in Höhlen unter der Erde. Das Weibchen wirft fünf bis sechs Junge,
die bei
einer bevorstehenden Gefahr sogleich, wie oben ange geben worden ist, auf dem Rücken der Mutter flüchten.
Fig. 2.
Taf. XVII.
Der Iltis.
(Muftela putorius. — Le Putois).
346
C
äußersten, auf jeder Seite befindliche, etwas weiter in den Mund hinein, als die übrigen. Die beiden
äußersten und die beiden mittelsten haben oben eine Kerbe. Seitenzähne findet man einen an jeder Seite weit länger, al» die übrigen gekrümmt, inwendig es# fig: auch diese sind oben langer als unten. Backen« zähne.. sind oben vier bis fünf, unten fünf bis sechs.
Die vordern sind kleiner, und nur mit einer, die Hin tern größer, und mit mehrern Spitzen versehen. Die letzte obere ist breit und vertieft, klein und einfach.
der letzte untere
An jedem Fuße befinden sich fünf Zehen, die vom
von einander abgesondert, und mit spitzen unbeweg lichen Klauen bewaffnet sind: die äußern sind kleiner als die mittlern. Die Daumenzehe steht etwas höher
als die übrigen. Der Kopf ist bei den Thieren dieser Gattung mager und flach: die Augen stehen der Schnautze näher, als den rundlichen kurzen Ohren. Die Zunge ist glatt, der Leib schlank, vorn und hinten gleich dich, die Beine kurz. Die Marderarten leben bloß im Trocknen, haben
einen hüpfenden Gang, klettern und springen mit großer Leichtigkeit und Geschicklichkeit, besonders sind fie ungemein geschickt, durch enge Wege zu schlüpfen. Ihre Nahrung besteht in frischem Fleisch und Obst früchten. Die Weibchen bringen mehrere Jungen zur
Welt, und saugen sie aus vier auf dem Bauche be findlichen Warzen.
Sie wohnen in Höhlen und Lö
chern, ruhen am Tage, und gehen Nachts auf dem Raub aus.
Der
5>
347
C
Der Iltis ^unterscheidet sich von dem 'eigentlichen
Marder durch die weniger feine Bildung drS Kopfes, der bei ihm dicker, aber vorn mit einer spitzeren Schnautze versehen ist, so wie durch seinen kürzeren
Schwanz, am meisten aber durch die Farbe. Die Schnautze ist zwischen der Nasenspitze und den Augen kastanienbraun, und diese Farbe zieht sich auf den Backen dis an die Mundwinkel herab. Die Ober« llppe bedeckt ein gegen die Augen hin zackiger Fleck, der mit dem Weißen des Kinnes zusammenfließt, das an den Mundwinkeln hin nach den Ohren zuläuft,
und eine zwischen diesen und den Augen mondför mige breite Binde bildet, die sich mitten auf der Stirn vorwärts senkt, und ins bräunliche fällt. Die langem Barrhaare sind schwarzbraun, die kürzeren
weiß. Die Ohren bräunlich und weiß eingefaßt. Am ganzen Leibe ist, die Grundwolle lichtgelb, und das längereHaar dunkel kastanienbraun.
Die verschiedene
Dichte desselben verursacht, daß die Mitte des Rük«
kens, die Beine und der Schwanz schwarzbraun fal len, an den Seiten des Halses und des Leibes aber die hellgelbe Farbe stark und angenehm zwischen der
schwarzbraunen Hervorst cht.
Die
untere Seite des
Halses und d:e Gegend zwischen den Beinen ist schwarz braun, über die Brust und den Bauch lauft der Länge nach ein brauner Strich.
Die Länge des Thiers be
trägt fünfzehn Zoll. Der Iltis wohnt in den gemäßigten Theilen von Europa, etwa von Italien bis Pohlen, in Häusern,
Scheunen und Ställen, auf Böden, in alten Mauer werk, unter den Reißholzhaufen, unter den Bäumen,
-je
348
>
C
die hohle Wurzeln haben, und in Steinklippen-: auch
sinder man ihn in den Steppen des russischen Reich-, zuweilen von weißlicher Farve.
Die vorzüglichste Nahrung des Iltis sind Vögel
und Eier; daher haben Fasane, Feldhühner, Hühner,
Tauben und anderes Federwild, auch die wilden Vö
gel in den Gehölzen, an ihnen einen thätigen Feind. Er beißt so viele todt,
kann, tragt sie weg,
als er nur habhaft werden
oder frißt ihnen das Gehirn
Die Eier säuft er auf der Stelle aus, wo er
aus.
sie findet.
Im Sommer schleicht er auch Kaninchen
und Hamstern in ihrem Baue nach, so wie den Mäu sen und Maulwürfen auf freiem Felde.
Im Winter
weiß er in den Quellen, Bachen und Teichen, wo Lö
cher im Eise sind, Frösche und Fische aufzusuchen/ auch geht er an die Bienenstöcke, und verwüstet sie,
um sich mit d>m Honige, wovon er ein großer Lieb haber ist, zu sättigen.
Ec schläft am Tage, und geht seiner Nahrung -ei Nacht nach.
Er gräbt weiter nicht,
als daß er
in die Scheunen und Ställe Löcher, auch wohl Röh ren unter der Erde hin macht.
Wenn er angegrif,
feit wird, so stellt er sich m:t gekrümmten Buckel und
funkelnden Augen gegen seinen Gegner, zischt, grunzt, und läßt den ihm eignen üblen Geruch, wovon er
seinen
lateinischen und französischen, Nahmen
hat,
und weswegen er auch im deutschen zuweilen Stink
wiesel heißt, stärker als sonst spüren.
Dieser rührt
von einer klebrigen Materie her, tfie aus zweien ne
ben dem After befindlichen Bläschen, eben so wie die besser riechende
bei den Zibethkatzen und Mardern adge-
5 abgesondert wird.
wohl
349
C
Ein saugendes Weibchen kommt
auf ein ungewöhnliches Geräusch sogleich auS
feinem Schluvfwinkel hervor, und ist dann dreist ge-
Nug, einen vermeintlichen Feind anzugreifen. Die Brunstzeit
Oer Iltisse ist im Februar, die
Männchen streiten unter einander um die Weibchen, welche neun Wochen
trächtig gehen, und sechs bis
sieben Junge an stillen einsamen Orten, in Gebäuden,
in hohlen Daumwurzeln und Feisklüften werfen, die
von
ihnen
lange; gesäugt
werden, und gegen den
Herbst die Mutter verlassen, um sich selbst zu ernähren. Man fängt die Iltisse in Fallen.
Ihr Balg wird
weniger geschätzt, als er seiner Güte wegen verdienen würde,
weil
er seinen natürlichen Geruch niemals
ganz verliert.
Taf. XVIL
Fig. Z.
Der Tiger-Iltis. (Muftela sarmatica» — Le Perouasca). Der Tiger-Iltis ist dem gemeinen Iltis sehr ähitt
lich, unterscheidet sich aber von ihm durch den schmä
lern Kopf,
langem Leib, langem Schwanz, und im
Ganzen (Beine und Schwanz ausgenommen), kürzer« Haare. Der Kopf ist schwarzbrautt.
Die Oberlippe von
der Nase an bis hinter den Mundwinkel Nebst dem
Kinne
5 abgesondert wird.
wohl
349
C
Ein saugendes Weibchen kommt
auf ein ungewöhnliches Geräusch sogleich auS
feinem Schluvfwinkel hervor, und ist dann dreist ge-
Nug, einen vermeintlichen Feind anzugreifen. Die Brunstzeit
Oer Iltisse ist im Februar, die
Männchen streiten unter einander um die Weibchen, welche neun Wochen
trächtig gehen, und sechs bis
sieben Junge an stillen einsamen Orten, in Gebäuden,
in hohlen Daumwurzeln und Feisklüften werfen, die
von
ihnen
lange; gesäugt
werden, und gegen den
Herbst die Mutter verlassen, um sich selbst zu ernähren. Man fängt die Iltisse in Fallen.
Ihr Balg wird
weniger geschätzt, als er seiner Güte wegen verdienen würde,
weil
er seinen natürlichen Geruch niemals
ganz verliert.
Taf. XVIL
Fig. Z.
Der Tiger-Iltis. (Muftela sarmatica» — Le Perouasca). Der Tiger-Iltis ist dem gemeinen Iltis sehr ähitt
lich, unterscheidet sich aber von ihm durch den schmä
lern Kopf,
langem Leib, langem Schwanz, und im
Ganzen (Beine und Schwanz ausgenommen), kürzer« Haare. Der Kopf ist schwarzbrautt.
Die Oberlippe von
der Nase an bis hinter den Mundwinkel Nebst dem
Kinne
> Kinne weiß.
35°
Z52
C
welche sonst den Iltis agszeichnet,
die letzten sind
meistens männlichen, die erstem weiblichen Geschlechts.
Das Frettchen ist kleiner als der Iltis, das Weibchen kaum über einen Fuß lang, das Männchen etwas
weniger langer. Das Frett gehört ursprünglich in Afrika zu Hause,
von wo es nach Spanien und dem übrigen südlichen Europa gebracht ist.
Indessen ist es in diesem neuen
Wohnorte nicht so angeartet, daß es sich im Freien erhalten und vermehren könnte; sondern man muß
es im Hause versorgen und füttern.
Gewöhnlich er
hält man ein paar davon in Tonnen oder Kisten bei sammen, wo man ihnen ein Lager von Werg zuberei tet, und füttert sie mit Kleie, Brod, Milch und der«
gleichen.
Sie haben einen heftigen Begattungstrieb,
und pflegen gewöhnlich zweimahl jährlich, oder wenn sie zuweilen ihre Jungen in dem Augenblicke, da sie zur Welt kommen, verzehren, auch dreimahl, meistens
fünf oder sechs, doch auch wohl neun Junge nach einer sechswöchentlichen Schwangerschaft zu werfen.
Das Frett ist ein Erbfeind des Kaninchens, und man bedient sich seiner daher in England, Frankreich und Deutschland, um diese aus ihren Bauen heraus
in die davor gestellten Netze zu jagen: man pflegt es an der Schnautze zu knebeln, damit es sie nicht selbst
in ihrem Lager tödte, und ihnen das Blut aussauge. Die Kaninchen haben vor dem Frett eine so unglaub liche Furcht, daß sie sich deswegen gar nicht retten können, wenn sie von ihn» angegriffen werden.
Frettchen ist zwar böse und wild,
Das
doch läßt es sich
von demjenigen anfassen, der es füttert.
Diese Thiere
schlafen
353
2
C
schlafen viel und tief, und haben einen widrigen Ge
ruch an sich, der desto stärker ist, je mehr sie sich er hitzen oder gereitzt werden.
Ihre Bewegungen sind
ungemein leicht, und zugleich so kraftvoll, daß sie die viermahl größeren Kaninchen leicht besiegen.
Taf. XVII.
Fig. 5.
Der gemeine Wiesel. (Muftela vulgaris. — La belette ) 3lit
Gestalt kommt diese- Thier dem Marder sehe
nahe. dern
Seine Farbe ist in kalten und warmen Län bald
dunkler,
in Men,
bald Heller:
nicht
aber tn Deutschland und eben so warmen Gegenden, wird eS gegen den Winter weiß.
Cs ist oben röthlich-
gelb, mehr oder weniger dunkel, unten weiß.
Sein
Schwanz hat Fein schwarzes Haar, oder doch sehr we nig, wodurch es sich von dem Hermelin unterscheidet,
dessen
Schwanzspitze stets
sind nicht weiß,
big:
ein
schwarz ist.
Die Füße
sondern mit dem Rücken gleichfar
kleiner Fleck
von eben
derselben Farbe
steht hinter jjedem Mundwinkel. Es ist nur sechs bis sieben Zoll, der Schwanz nur fünfDiertelzoll lang.
Dieser kleine Wiesel wird
wohl,
alS
in
von Europa und Asien gefunden.
im Freien,
in den kältesten so
gemäßigten und wärmern Gegend«! Er hält sich Heils
in den trockenen Ufern der BKye und
Flüsse, in Hügeln, Klippen, bohlen Bäumen, theils
Z
»vr-
353
2
C
schlafen viel und tief, und haben einen widrigen Ge
ruch an sich, der desto stärker ist, je mehr sie sich er hitzen oder gereitzt werden.
Ihre Bewegungen sind
ungemein leicht, und zugleich so kraftvoll, daß sie die viermahl größeren Kaninchen leicht besiegen.
Taf. XVII.
Fig. 5.
Der gemeine Wiesel. (Muftela vulgaris. — La belette ) 3lit
Gestalt kommt diese- Thier dem Marder sehe
nahe. dern
Seine Farbe ist in kalten und warmen Län bald
dunkler,
in Men,
bald Heller:
nicht
aber tn Deutschland und eben so warmen Gegenden, wird eS gegen den Winter weiß.
Cs ist oben röthlich-
gelb, mehr oder weniger dunkel, unten weiß.
Sein
Schwanz hat Fein schwarzes Haar, oder doch sehr we nig, wodurch es sich von dem Hermelin unterscheidet,
dessen
Schwanzspitze stets
sind nicht weiß,
big:
ein
schwarz ist.
Die Füße
sondern mit dem Rücken gleichfar
kleiner Fleck
von eben
derselben Farbe
steht hinter jjedem Mundwinkel. Es ist nur sechs bis sieben Zoll, der Schwanz nur fünfDiertelzoll lang.
Dieser kleine Wiesel wird
wohl,
alS
in
von Europa und Asien gefunden.
im Freien,
in den kältesten so
gemäßigten und wärmern Gegend«! Er hält sich Heils
in den trockenen Ufern der BKye und
Flüsse, in Hügeln, Klippen, bohlen Bäumen, theils
Z
»vr-
3 vorzüglich im Winter,
354
C
in und bei den Wohnungen
der Menschen auf. Die Wiesel nähren sich von kleinen und jungen Vögeln, Mause,
so wie von allen Arten der Ratten und denen sie gefährlicher sind, als selbst die
Katzen, weil sie ihnen in ihren Schlupfwinkeln nachspühren: auch von jungen Hasen, Kaninchen und
Schlangen.
Sie beißen ihren Raub ins Genicke,
bringen mehr um, als sie auf einmahl fressen kön
nen,
und
tragen
die gemachte Beute zusammen,
um sie nach und nach zu verzehren. Die Eier der brütenden Hühner. Tauben, Fasanen, Rebhühner
und anderer Vögel tragen sie weg, aus. Sie schlafen am Nachts.
Tage,
und saufen sie
und rauben des
Sie werfen im Frühlinge sechs, acht und mehr
Junge auf einem Lager,
das sie sich von Stroh,
Heu, Blättern und dergleichen in unzugänglichen Lö
chern und Winkeln machen.
Wenn sie Gefahr für
ihre Jungen merken, so tragen sie eins nach dem andern geschickt im Munde an einen sichern Ort.
Sie lassen sich zahm machen, wenn man sie jung aufzleht, und werden dann sehr artig und spielend, ohne die geringste Tücke blicken zu lassen; nur leiden sie nicht, daß man sie im Fressen stört.
Taf.
355
2>
Laf. XVII.
C
Fig. 6.
Das Zwergreh, derZwerghirsch. (Moschus pygmaeus. “ Le Chevrotain des Indes.) «Die Figur dieses Thierchens zeigt, daß es zu dm
Thieren mit gespaltenen Klauen,
Hirschen,
Schaafen, den
Kameelen,
Antilopen zu einerlei
also mit Rindern, der Giraffe und
Ordnung gehört.
Uns
streitig ist es unter allen, wenigstens unter den der
kannten Thieren
kleinste.
dieser Ordnung,
bei
weitem das
Es ist von der Spitze der Nase, bis an
den
Anfang
Fuß
lang.
des Schwanzes, nicht viel über einen Die
rothfahle Farbe seines Haares,
seine langen und dünnen Beine und die Leichtigkeit
in seiner Gestalt geben ihm einige Aehnlichkeit mit dem Hirsche, wovon man ihn auch den Nahmeu beigelegt,
und dadurch seine geringe Größe noch auffallender ges
macht hat.
Bei genauerer Betrachtung, sieht man abeö
bald, daß Zweeghirsch und Hirsch gar nicht zu einer, lei Gattung gehören.
Sein Maul ist nicht breit:
die
Nase geht eben, so weit hervor, wie die Oberlefze,
wie bei Hirschen, Dannhirschen und Rehen, und zieht
sich nicht hinterwärts zurück, wie die Nase der Böcke, Widder und Antilopen: Augen sind groß,
Vorderbeine.
die
die Stirn ist schmal, die Hinterbeine
länger als die
Der Zwrrghirsch hat keine ThränenZ 2
höhlen
356
2
c
höhlen wie Hirsche und Antilopen.
zweiten Zehengliedern,
Zwischen de«
besonders an den Hinterfü
findet man ein kleines nicht tiefes Loch, wo
ßen,
durch sein Fuß einige Aehnlichkeit mit dem Fuße der Gazellen bekommt. Die Spitze des Mauls,
Seiten des Kopfes,
Leibes,
das Kreuz,
der Obertheil und die
des Halses, der Brust und des die hintere Seite des Schwan
zes, die Außenseite der Ohren,
die Schulter,
der
die Außenseite des Border-Arms, des Beins
Arm,
und des Schenkels, ein Theil von der innern Sette
des Beine, derfüße,
die vorder« Beinröhren und die Vor
der .Hintcrtheil und die Seiten der Hintern
Beinröhren und der Hinterfüße haben verschiedene
falbe oder röthliche Schattirungen:
der Obertheil
des Kopfes, des Halses und des
des Stirnblattes,
Leibes sind dunkelroth und braun untermischt:
das
Rothe an den Beinen und an den Seiten des Kopfs, des Halses und des Leibes ist heller, beinahe falb;
der
Untertheil
des Unter-Kinnbackens,
die Kehle,
die untere Brust, der Bauch, ein Theil von der in
wendigen Sette des Beins
und des Vorderarms,
der Vorder, Theil der untern Beinröhren und Fü
ße, nebst der Vorderseite des Schwanzes, find weißlich, der Hals unten zum Theil weiß, zum Theil falb.
Die dünnen,
niedlichen Füße dieses ThierchenS,
die an Dicke einem Menfchenfinger nicht gleich kom men,
werden
in Gold eingefaßt, und zu Pfeifen
räumern gebraucht.
Die hier abgebildete Art soll
in Ostindien und auf der Küste von Guinea in Afri ka einheimisch seyn, aber noch ist in der Naturge
schichte
Taf. XFUJT.
3
357
C
schichte derselben und der damit verwandten Arten manches unaufgeklärt.
Taf. XVIII.
Fig. i und 2.
Mädchen und Weib von den chundurowischen,
(kundurofskischen) Tatarn.
Vliese Tatarn gehören zu dem Hauptstamme der Nogaier, die ihren Nahmen einen mongolischen Feldherrn Nogm verdanken sollen, der gegen das Ende des dreizehnten Jahrhunderts von einem Chan von Kaptschak mit einem starken Heer abgesandt wurde, um die -ander zenseits des schwarzen Mee res zu erobern, der sich auch wirklich die Gegenden vom Don bis zur Donau unterwürfig machte, sich aber hernach für unabhängig von seinem Herrn er klärte und ein eigenes Reich stiftete, das aber schon unter seinem Nachfolger wieder zerfiel. Dennoch scheinen sich die Nogaier von der Wolga bis an den Ural und von hier bis an den Jrtisch verbreitet zu haben, und erst zur Zeit der russischen Oberherr schaft von den Kalmücken aus diesen Gegenden ver drängt zu seyn. Jetzt bewohnen sie die Steppen an der Nordseite des kaukasischen Gebirges und des schwarzen Meers bis an und über der Donau, und bestehen aus vielen größern und kleinern Stämmen^ die
3
357
C
schichte derselben und der damit verwandten Arten manches unaufgeklärt.
Taf. XVIII.
Fig. i und 2.
Mädchen und Weib von den chundurowischen,
(kundurofskischen) Tatarn.
Vliese Tatarn gehören zu dem Hauptstamme der Nogaier, die ihren Nahmen einen mongolischen Feldherrn Nogm verdanken sollen, der gegen das Ende des dreizehnten Jahrhunderts von einem Chan von Kaptschak mit einem starken Heer abgesandt wurde, um die -ander zenseits des schwarzen Mee res zu erobern, der sich auch wirklich die Gegenden vom Don bis zur Donau unterwürfig machte, sich aber hernach für unabhängig von seinem Herrn er klärte und ein eigenes Reich stiftete, das aber schon unter seinem Nachfolger wieder zerfiel. Dennoch scheinen sich die Nogaier von der Wolga bis an den Ural und von hier bis an den Jrtisch verbreitet zu haben, und erst zur Zeit der russischen Oberherr schaft von den Kalmücken aus diesen Gegenden ver drängt zu seyn. Jetzt bewohnen sie die Steppen an der Nordseite des kaukasischen Gebirges und des schwarzen Meers bis an und über der Donau, und bestehen aus vielen größern und kleinern Stämmen^ die
3 die zuweilen ändern.
358
C
ihren Aufenthalt und ihren Nahmen
Die kundurofskischen Nogajer bilden eine beträchtliche Horde, die an der Achtuba, einem Arme
der untern
Wolga,
in Zelten umherzieht, und et
wa tausend Jurten zahlt. Sie waren ehemahls von einem Zweige der Kalmuken, den Torgot, unterjocht worden: da aber diese im Jahr 1770 nach der Scongarei entflohn, befreieten sich die Chundurewer, in dem sie sich auf den Inseln der Wolga unter der
Festung Krasnojarsk in Sicherheit begaben.
Im kras-
nojarskischen Kreise beträgt die Zahl dieser Tatarn, nach der neuesten Zählung, 1630 männliche Seelen, ste zieh» daselbst von Krasnojarsk bis in die Gegend von Sassikol mit ihren Heerden und Filzgezelten um her, sind reich an Schaafen, und besonders an Rind
vieh, welches ihnen vorzüglich zum Ziehen.und Tra
gen bei ihren Wanderschaften dient,
weil sie noch
keine Kameele haben. Auch an Pferden haben sie keinen Mangel, aber diese sind nicht von der besten Zucht. Die Kleidertracht, der Weiber und Mädchen dieser Nation unterscheidet sich in manchen Stücken von der Tracht der übrigen Nogajer.
Die Mädchen (Tafel
xviii. Fig. 1) tragen eine aus Rinden gemachte, roth
überzogene und mit Blechen verzierte Schaube in Ge stalt eines Bienenkorbes, rund umher mit Korallen und kleinen Münzen behängt, auf dem Kopfe: ein
Kleid von dem bumesten Seidenzeuge, das sie finden können, mit schmalen, aber langen Aermeln, auf der Brust herunter bis zum Gürtel mit blechernen
oder
5
359
oder silbernen Schleifen f,
C
Knöpfen,
Schellen
und
Ringen besetzt, und über die Schulter einen Riemen,
oder eine Schnur, woran ein mit Blech beschlagenes Futteral für abergläubische Anhängsel und gemeiniglich
eine große Schnecke aus dem Geschlecht der Porzella, nen bevestigt ist.
Die Weiber (Fig.2) sind die un-
z-erlichsten Geschöpfe von der Welt, und im Sommer mit einem bloßen einfarbigen Oberkleide und einem
we-ßen Luche über «den Kopf, worüber sie «ine gemeine Pelzmütze setzen, angethan.
Alle tragen in ihrem rech
ten durchbohrten Nasenläppchen einen
Ring,
den
auch die sonü viel zierlicheren astrachanischen Tata
rinnen zu ihrem Schmucke rechnen, und an welchem oft Korallen, Perlen oder Edelsteine bevestigt sind.
Taf. XVIII.
Fig. 5 und 6.
Die Inguschen.
tüte Inguschen sind ein durch Sprache, Wuchs und Gesichtsbildung vor
allen
übriaen Bewohnern
des
zwischen dem schwarzen und kaspischen Meer hinstreir
chenden Caukasischen Gebirges unterschiedener VolSstamm:
sie
heißen
auch Galgai
selbst kamur (Gebirgbewohner).
und nennen sich Sie sind
in der
Sprache mit den Tschetschengen verwandt, welche sie Natschcha nennen.
Ihre Aussprache ist, als ob sie
Steine im Munde hielten.
Sie sollen ein ehrliche-
eapfers
5
359
oder silbernen Schleifen f,
C
Knöpfen,
Schellen
und
Ringen besetzt, und über die Schulter einen Riemen,
oder eine Schnur, woran ein mit Blech beschlagenes Futteral für abergläubische Anhängsel und gemeiniglich
eine große Schnecke aus dem Geschlecht der Porzella, nen bevestigt ist.
Die Weiber (Fig.2) sind die un-
z-erlichsten Geschöpfe von der Welt, und im Sommer mit einem bloßen einfarbigen Oberkleide und einem
we-ßen Luche über «den Kopf, worüber sie «ine gemeine Pelzmütze setzen, angethan.
Alle tragen in ihrem rech
ten durchbohrten Nasenläppchen einen
Ring,
den
auch die sonü viel zierlicheren astrachanischen Tata
rinnen zu ihrem Schmucke rechnen, und an welchem oft Korallen, Perlen oder Edelsteine bevestigt sind.
Taf. XVIII.
Fig. 5 und 6.
Die Inguschen.
tüte Inguschen sind ein durch Sprache, Wuchs und Gesichtsbildung vor
allen
übriaen Bewohnern
des
zwischen dem schwarzen und kaspischen Meer hinstreir
chenden Caukasischen Gebirges unterschiedener VolSstamm:
sie
heißen
auch Galgai
selbst kamur (Gebirgbewohner).
und nennen sich Sie sind
in der
Sprache mit den Tschetschengen verwandt, welche sie Natschcha nennen.
Ihre Aussprache ist, als ob sie
Steine im Munde hielten.
Sie sollen ein ehrliche-
eapfers
z>
360
c
tapfres Volk seyn, das seine Unabhängigkeit, gleich mehrerer kaukasischen Völkerschaften, zu behaupten weiß,
und nur unter Aeltesten steht, die zugleich die OpferPriester sind. Sie sind fast die einzige Völkerschaft im Kaukasus, welche den Schild als Vertheidigung^ Waffe beibehalten hat. Diese Schilde sind von Holz,
mit Leder überzogen, und mit eisernen eirunden Bän dern beschlagen.
Der kurze knotige Spieß dient theils
zur Wehr, theils auch, um auf den Zweigen, wenn
er mit der Spitze in die Erde gesteckt wird, die Büchse aufzulegen, und desto richtiger zu zielen. Sie sind vortreffliche Schützen, haben wenig Ackerbau und
Viehzucht und leben arm.
Sie wohnen um den Ur
sprung des Kumbelee und Sunscha bis an das östliche
Ufer des Terek unter dem hohen Gebirge und grän zen an die Osseten.
verwandten,
Die Karabulaken, ihre Stamm,
gränzen westlich an die Inguschen und
östlich an die Tschetschengen.
Alle drei Völker reden
fast einerlei Sprache, die mit keiner bekannten MundArt, außer der in Tuschet üblichen, die geringste
Ähnlichkeit hat.
Man begreift diesen Volksstamm
unter den gemeinschaftlichen Namen MitzdschegiS (Miktschessen) oder Kisti (Kiftanzen, Kisten), und es scheint ein Ueberbleibsel der eigentlichen Alanen zu
seyn.
Die Inguschen haben bei sich einen aus einem
Berge rinnenden starken Salzquell,
dessen Sole so
stark seyn soll, daß aus zwei Schläuchen Sole ein Schlauch Salz erhalten wird. Auch ist in ihrem Be zirke eine alte Kirche vorhanden, die, obgleich sie alle
Zeichen eines hohen Alters an sich trägt, noch sehr
»est
2>
vest und unverfallen ist.
361
C
Oben an der Vorderseite soll
eine gothische Inschrift befindlich seyn. Von eben der Schrift find die Bücher, die in der Kirche als ein
Heiltgthum aufbewahrt werden, und die mit golde, nrn, blauen und schwarzen Buchstaben in lateinischer Sprache geschrieben Jtpn sollen.
Diese Kirche wird
noch immer von den Inguschen wohl bewahrt, ob sie sich gleich jetzt zum mahomedanischen Glauben neigen: sie hat auch veste Einkünfte, die in Vieh bestehn.
Sie halten sie so heilig, daß sie von weitem gegen sie niederfallcnd anderen, und daß Niemand sich getrauet
hineinzugehn.
Ihre wichtigsten Schwüre geschehen im
Namen dieser Kirche, und sie würden den hart strafen, der falsch darauf geschworen Hütte. In Krank
heiten und Unglück ist sie ihre einzige Zuflucht.
Um
die Kirche sind gegen dreißig kleine Wohnungen gebauet, als ob dort vormals ein Kloster gewesen wäre. Die Inguschen haben mehreremahl den Schutz Rußlands gesucht, und wünschen nichts mehr,
als
daß man ihnen Ländereien in der Ebene anweisen möchte, wodurch sie, als gute Landwirthe, nützliche
und veste Unterthanen werden würden.
Taf.
I
Taf. XVIII,
362
C
Fig. 3 und 4.
Ein vornehmer Tscherkoß in gemeiner Haus tracht (Fig. 3) und eine tscherkossische
Fürstentochter (Fig. 4).
D ie! kriegerische Völkerschaft der Tscherkosscn, Tscherr kaffen, oder Citcaffier, wohnet in den nördlichen Vor
gebirgen des Kaukasus, und breitet sich von da in die schöne Ebene aus/ von wo sie die ältern Bewohner verdrängt und den größer« Theil davon sich unter
worfen hat. Sie sind eine Art von Rittern, die ein vollkommenes Lchrspstem unter sich und gegen ihre Unterthanen beobachten, wie es die deutschen Ritter ehemals in Preußen und Liefland mit noch viel grö
ßerer Strenge und Unmenschlichkeit eingeführt hatten. Stellt man sich in diesen Gesichtspunkt, und setzt man mit ihnen voraus, daß die Fürsten und dec
Adel allein die Nation ausmachen/ und weiß man endlich, daß ihre Unterthanen fast sämmtlich durch Krieg unterjochte Sklaven von andern Nationen sind,
welche die Sprache ihres Herren angenommen haben, so muß man gestehen, daß sie als solche gelinde genug behandelt werden, daß bei einem solchen Volke die
aristokratische Verfassung natürlich ist, und daß bei einem
tapfern,
freien
Rittergeschlecht,
dem jedes
fremde Joch unerträglich scheint, die beständigen Kriege und Widersetzlichkeiten, erst gegen die krimmischen
3
363
C
mischen Chane und jetzt gegen Rußland ders erwartet werden konnten.
nicht an
Em Glück für Ruß
land ist es, daß innere Fehden, und die unter vielen uneinigen kleinen Fürsten zertheilte Macht dieses Hel
denvolkes dasselbe weniger gefährlich macht: ein noch größeres wäre es,
wenn cs
den Russen
gelänge,
diese kriegerische Schaaren ohne Verminderung ihrer
Tapferkeit und ihres Heldenmuths zu guten Bürgern zu machen, und etwas zur Ordnung
zu gewöhnen,
weil gewiß nie eine entschlossenere und furchtbarere,
leichte Reiterei auf das Schlachtfeld gebracht werden könnte.
Derjenige Theil der Tscherkossen, der zu den rus sischen Unterthanen -gerechnet wird, auch durch die im Frieden mit der Pforte (1783) vestgesctzte Gränze
am Kubanfluffe als zu Rußland gehörig anerkannt ist, bewohnt die kleine und große Kabarda, eder die Gegend um die Quellen des Terek,
Die Kabardiner halten sich dem Ursprünge nach
für Araber, und könnten vielleicht Ueberbleibsel derje nigen Heere seyn, welche ehemals die Kalifen an den
Kaukasus schickten: auch scheint ihr Rittergeist diese Angabe eher zu bestätigen, al- ihr zu widersprechen. Andere leiten sie von den Mameluken, noch andere von den Alanen her. Daß sie ehemals in der Krim
Besitzungen gehabt haben, beweiset die allgemeine Sage nebst mehreren Namen von Gegenden und Oer tern ; ob sie aber erst von da her nach dem Kaukasus nordöstlich hrraufgekommen sind, oder vielmehr von hieraus in früheren Zeiten ihre Eroberungen dahin
erstreckt haben, ist noch unausgemacht.
Alle Tschcrr
kossischen
r 364 c kossischen Geschlechter nennen sich Adigee, d. i. In selbewohner.
Ihre Geschichte ist eben so Herkunft.
Anfangs scheinen sie
ungewiß, wie ihre
mit einem großen
Theile des Kaukasus unter Georgien gestanden zu ha, den.
Im sechszehntcn Jahrhundert kamen sie,
bei
Trennung des georgischen Reichs, unter die Oberherr
schaft der Krim, und begaben sich hernach unter den
Schutz des russischen Zaaren Iwan Wassielewitsch, der 1560 eine Tscherkessische Fürstin zur Ehe nahm.
Im
siebzehnten Jahrhundert standen sie wieder unter der
Krim.
Im Anfänge des achtzehnten suchten sie sich
von diesem Joche zu befreien, wurden aber durch einen Einfall des krimmischen Chans in die Kabarda
genöthigt,
durch
das Versprechen eines künftigen
Schutzgeldes den Frieden zu erkaufen.
Sie brachten
dem Chan nun viele Mädchen zum Geschenk; führten
aber am Tage des Friedensschlusses den Tatarn einen Ucberfluß von starken Getränken zu, und überfielen
nun, da diese in der Nacht berauscht in vestem Schla
fe lagen,
das krimmische Lager, machten den Chan
nieder, und sprengten das ganze Heer auseinander. Zur Sicherheit suchten sie nun wieder Rußlands Schutz, sind aber bis jetzt immer sehr unsichere und unruhige
Unterthanen gewesen.
Sie waren vor etwa sechzig
Jahren noch Christen und sind auch jetzt sehr unwis
sende und wenig eifrige Muhamedaner. Die Tscherkossen überhaupt,
und besonders die
Kabardiner, wohnen in Dörfern, die sie von Zeit zu
Zeit,
entweder
wegen
zunehmender Unreinlichkeit,
oder wegen Unsicherheit oder anderer Unbequemlich
keiten
r 365 c feiten verlassen, wo fle dann nur das beste Sparren und Schirr Holz nebst ihrem Hausgeräthe mitneh, men, und das übrige verbrennen. Sie suchen sich
dann eine andere, bequeme neue Dorfstelle aus. Wenn sie sich etwas abgelegen vom Wasser anbauen; so su chen sie durch kleine Verdammungen einen Nebenca nal aus dem nächsten Bache zu sich zu leiten, worin sie, so wie auch die krimmischen Tatarn, sehr geschickt sind. Sie bauen ihre Wohnungen in einem oder mehreren Kreisen oder Vierecken dicht an einander;
so daß der innere Raum einen gemeinschaftlichen, ge räumigen Viehhof vorftellt, der nur eine einzige Pforte hat, von den Häusern ganz eingeschlossen und gewissermaßen durch sie vertheidigt ist.
Außer den
Kreisen steht gemeiniglich das aus mehreren Gemächern bestehende Haus des Fürsten oder U s d e n einzeln, und hin und wieder stehen, ebenfalls einzeln, vierecki ge, etwa zwei Faden weite Gaststuben, mit einem
Kamine, kleinen Divan und aller Bequemlichkeit zue Aufnahme für Ankömmlinge. Auch find hin und wie der im Freien geflochtene runde Hütten mit einem in die Erde gegrabenen Abtritte einzeln hingebauet. Rund um das Dorf stehen eingehagte Heu- und
Korn-Haufen, auch wohl auf der Erde bevestigte große Körbe mit Dächern, in welchen man das ge droschene Getreide aufschüttet. Die Häuser selbst sind längliche Vierecke, vier bis fünf Faden lang, nicht viel über anderthalb Fa den breit, aus dicht geflochtenem Korbwerke, welches
von außen und innen mit Thon dicht verschmiert wird. Auf den Stützen des Flechtwerks ruht ein fla
ches
r
366
c
ches Dach von leichtem Sparrwecke, mit langem Grase gedeckt.
Das ganze Haus besteht aus einem großen
Zimmer der Frau, und einem kleinen Nebenzimmer
der Sklavinnen und Mädchen.
Das große Zimmer
hat eine Thür von der Straße her, und
dem innern Hofplatze hinaus, zur linken am Eingänge.
in
eine nach
der andern Ecke,
An der vordem Wand ist
inwendig ein geflochtener und beworfener Kamin mit einem geraumen Rauchfange und kurzem Schornsteine.
Neben denselben ist an demjenigen Ende des Zimmers, wo der Ausgang nach dem Hofe ist, eine breite Ru
hebank, oder ein Divan, mit geschnitzten Lehnen, und guten Teppichen und Polstern angebracht, und dane
ben ein Fenster nach der Straße, durch welches man Ueber der Ruhe
in die Stube hineinsteigen kann.
bank und an der ganzen Wand herum hängen,
an
Pflöcken und Stangen, allerlei Weibergeräth, Näh
werk, Kleider, Pelzwerk und an Querstangen unter
dem Dache der eingesammelte Vorrath von türkischen Weizen oder Mays in ganzen «ehren, welche sie in
der Asche rösten und die ausspringenden Körner theils zur Leckerei vorsetzen, theils auf ihren Kriegszügen,, nebst ihren Hirsekäsen, als einen gewöhnlichen, leich
ten und
hüngerstillenden
Der Mann
Mundvorrath
wohnt gemeiniglich
in
mitnehmen.
einer besondern
Wohnung und laßt sich, wenn Fremde gegenwärtig
sind, nicht gern bei. seiner Frau sehn. Die Tscherkossen sind schönes Volk.
men,
stark
sind
überhaupt genommen ein
Die Manner, besonders, die Vorneh
meistens
gebauet,
'
sehr
von großem Wüchse, schmächtig
über
den
schlank,
Hüften, klein
r f(eih von Fuß,
367
c
stark in der Faust und in der Füh
rung des Säbels.
Sie haben meistens ein römi
sches Gesicht und ein kriegerisches Ansehen, doch merkt man an Einigen schon Spuren von ihrer Ver mischung mit nogaischen Tatarinnen. Die Weiber sind zwar nicht alle Tscherkossische Schönheiten, aber
mehrentheils wohlgebildet, weiß von Haut, dunkel
braun oder schwarz von Haaren, und vyn regelmä ßigen Gestchtszügen. Man findet unter ihnen mehr Schönheiten, als unter irgend einer andern ungesit teten Völkerschaft. Die Tscherkoffen sind in ihren Dörfern und Häusern,
lich.
auch in Kleidung und Speisen sehr rein«
Ihre Hauskleibung ist
deutlich genug.
Die
aus
der Abbildung
Tracht der Frauen bleibt bis
zur ersten Niederkunft dieselbe, da sie dann erst den Kopf mit einem weißen Tuche zu bedecken anfangen, welches über der Stirn glatt angezogen, unter dem
Kinn aber zusammen geheftet wird.
Den jungen
Mädchen wird etwa im zehnten oder zwölften Jahr, von der Brust bis an den Hüften, ein Schnürkleid oder breiter Gürtel von rohgarem Leder dicht um
den Leib genäht, oder bei Vornehmen mit silbernen
Heften bevestigt, welches sie bis zur Drautnacht nicht ablegen dürfen, wo es der Bräutigam selbst mit ei nem schneidenden scharfen Dolche, oft nicht ohne Gefahr für die Braut, löset. Ueber dem Hemde tragen die Mädchen ein Schnürchen , weil das Un terkleid, welches bis auf die Knöchel reicht und dem
männlichen, gleich ift> steht.
vorn der Länge nach offen
Die Weiber aber tragen weite Beinkleider.
Unter
r 363 c Unter einer,
fast der Männermütze gleichenden Mü
tze tragen die
Mädchen das Haar hinten in einem
dicken, mit Leinwand überzogenen Zopfe. Nebst
dem oben
erwähnten ledernen
(Fig. 4>)
Schnürgürtel
sucht man den schlanken Wuchs der Mädchen auch
die nur aus wenig Milch
durch 'eine magere Kost,
und Gebackenen besteht,
Nach dem
zu befördern.
Schönheitsideal der Tscherkossen und auch der Tür
ken,
muß ein Frauenzimmer über den Hüften ganz
zusammengezogen seyn und einen nach unten hervor gedrängten Unterleib' haben.
aus
mer
Wenn die Frauenzim
dem Hause zu gehen genöthigt sind,
tragen sie
eine
so
Art von Stelzenschuhen (man sehe
Fig. 4.), um die Socken rein zu halten, und an deu
Das Schminken wird bei
Händen Fausthandschuhe.
ihnen
für ein
Zeichen
der
Unzüchtigkeit gehalten;
doch dürfen sich Mädchen wohl die Nägel mit der
Kna (Balsamina) roth färben. Auch
durch
die Männer suchen sich von Jugend auf
den Riemen,
an welchem der Säbel hängt,
den Leib möglichst zusammen zu schnüren,
und sind
daher fast alle über den Hüften außerordentlich schmal.
Durchgängig haben sie auch sehr kleine Füße, weil sie dieselben m ihren saffiauenen Socken, die ihnen
das Ansehen von Tänzern geben, und mit welchen sie auch zu Pferde sitzen,
schließen.
so eng als möglich ein
Die Kleidung der Männer ist (wie Fig. 3.
zeigt) leicht, nett und anständig, in vielen Stücken
der tatarischen ähnlich, aber von leichterem Zuschnit
te..
Auf der Brust hat das Oberkleid allemahl eine
durchnaheke,
kleine
Tasche auf jeder
Seite,
um
Patro-
Taf XIX.
3 369 C Patronen hinein zu stecken. Auf dem Kopfe, den sie nach polnischer Art scheren, nach welcher sie auch den Stutzbart stehen lassen, tragen sie eine melonenförmige, oder auch niedrigere, mit Baumwolle ge« polsterte und durchnähete Mütze, die von den Reichen verschiedentlich mit Tressen geziert wird. Ueber dem Untrrkleide von leichter Seide tragen die Vor nehmen zuweilen eine kurze, reiche Weste, gleichsam statt des Harnisches, mit oder ohne Ueberrvck. Da» Oberkieid von Tuch oder andern dickern Zeugen ist etwas kürzer, als das Untergewand, mit geschlitzte« Aermeln, oft mit Pelz verbrämt. Die Beinkleider sind mit einem Knieriemen versehn und die Socken mit kleinen Tressen oder Stickwerk eingefaßt, welche da« Weibsvolk selbst sehr künstlich von Gold- und SilberFaden verfertigt.
Taf. XIX.
Fig. 2,
erblickt man eine« Tscherkosflschcn Fürsten oder Edelmann, wie er im »ollen Putze zum Besuche geht, wo er über das Untergewand seinen Panzer und volle Rüstung anlegt, und darüber zuweilen, wie er auch hier abgebildet ist, eine weiße Panzerweste. Die Pan, zer sind aus polirtrn, stählernen Ringen verfertigt, und kommen theils auS Persien, theils aus Kubescha zu den Gebirgvölkern. Der Helm, an welchen eben, falls ein Netz von Ringeln bis auf die Schultern hängt, ist nebst den Armschienen von polirtem Stahl. Im Gürtel wird dabei gemeiniglich Dolch und Pistole geAa tragen.
3 369 C Patronen hinein zu stecken. Auf dem Kopfe, den sie nach polnischer Art scheren, nach welcher sie auch den Stutzbart stehen lassen, tragen sie eine melonenförmige, oder auch niedrigere, mit Baumwolle ge« polsterte und durchnähete Mütze, die von den Reichen verschiedentlich mit Tressen geziert wird. Ueber dem Untrrkleide von leichter Seide tragen die Vor nehmen zuweilen eine kurze, reiche Weste, gleichsam statt des Harnisches, mit oder ohne Ueberrvck. Da» Oberkieid von Tuch oder andern dickern Zeugen ist etwas kürzer, als das Untergewand, mit geschlitzte« Aermeln, oft mit Pelz verbrämt. Die Beinkleider sind mit einem Knieriemen versehn und die Socken mit kleinen Tressen oder Stickwerk eingefaßt, welche da« Weibsvolk selbst sehr künstlich von Gold- und SilberFaden verfertigt.
Taf. XIX.
Fig. 2,
erblickt man eine« Tscherkosflschcn Fürsten oder Edelmann, wie er im »ollen Putze zum Besuche geht, wo er über das Untergewand seinen Panzer und volle Rüstung anlegt, und darüber zuweilen, wie er auch hier abgebildet ist, eine weiße Panzerweste. Die Pan, zer sind aus polirtrn, stählernen Ringen verfertigt, und kommen theils auS Persien, theils aus Kubescha zu den Gebirgvölkern. Der Helm, an welchen eben, falls ein Netz von Ringeln bis auf die Schultern hängt, ist nebst den Armschienen von polirtem Stahl. Im Gürtel wird dabei gemeiniglich Dolch und Pistole geAa tragen.
r
370
c
tragen - und um Vie Hüften der Bogen und Köcher Legürtet^
Bei geringeren Besuchen wird nur der
Panzer unter dem Oberkleide- und dabei der Säbel und die Mütze getragen.
In Fig. 4. sieht man ei
nen Tscherkoffen in votier Rüstung zu Pferde. Ge meine Tscherkossen sieht man über Feld fast immer,'
auch bei ziemlicher Sonnenhitze mit ihren gewalkten/
zottigen Filzmänteln (Figi 1.) über den Schultern gehen und reiten; wenn sie keinen Säbel oder kein Gewehr bei sich haben, so tragen sie einen zwei Arschinen (etwa 4; Fuß) taugen Stab- der oben ei nen großen-
eisernen Knopf und unten eine, zwei
Spannen lange- scharfe eiserne Spitze hat, den sie
äuch wie einen Wurfspieß werfen können» Wohlha bende und Edelleute gehen nie ohne Säbel, und nicht aus dem Dorfe, ohne völlig bewaffnet zu seyn,
und die beiden Brusttaschen Mit scharfen Patronen gefüllt zu habenIhre Geistlichen lasten den ganzen Bark wachsen
und tragen meisten- einen blutrothen Turban - und
längere scharlachrothe Kleider. kosseN schlechte,
Obgleich die Tfcher-
und fast nur den Nahmen Nach,
MuhaMedaner sind; so stehen doch die wenigen un» ter ihnen befindlichen Geistlichen in großem Ansehen.
Die Fürsten und Ritter haben kein anderes Ge schäft, als Krieg, Raub und Jagd. Sie leben gerade
so, wie die Ritter des Mittelalters, reiten und schwei fen umher, halten Trinkgelage, oder unternehmen Streifzüge. Die Usden oder Edeln, halten das Volk in Ordnung, und sind dem Fürsten bloß den Dienst im Kriege schuldig.
Die Unterthanen oder Bauern,
>
37i
C
Hauet»? die den Fürsten und Rittern blinden Gehökfam leisten, und mit Gut und Blut unter der Ge walt des Fürsten stehn, find erblich, werden über nicht verkauft. Sie ackern das Land mit große» Pflügen, die fie mit sechs bis acht Ochse» bespannen weiden die Heerde», fahren Hotz herbei, baue» die Wohnungen, ernten und machen Heu» Bei der Ernte helfen auch die Weiber und Mädchen? die überhaupt bei de» Tscherkossen nicht so eingeschränkt und mänr »rrscheu sind, wie bei den krimschen Tatar». Jede Mannsperson unter den Bauern muß dem Fürste» drei Tage Heu schlagen, Und zum Hause tiefern, drei Tage Holz hauen und einfahren, und ein Fuder, öder fieben Säcke Hirse für jede» Ochsen, de» er hat, tie fern; auch muß ein Bräutigam aus diesem Stande dem Herrn zwei Kühe und zwei Ochsen geben: au ßerdem haben fie keine Abgaben» Die von de» TscherkoffeN unterjochten Gebirgvölkek aber gebe» gewöhnlich aus jeder Familie jährlich ein Schaaf, oder dessen Werth oh Filzen, Filzmantetn? Tuch, Kupfergeschirr und dergleichen. Jeder, der Schaafs hat, seine Heerde mag groß oder klein seyn, giebt dem Fürsten im Sommer, wenn fie sich auf bet» freien Felde aufhalten, ein Schaaf, und dafür hätt dieser beständig offene Tafel» Ueberhaupt muß sich der Fürst dukch Freygebig keit, Gastfreiheit und Güte der Liebe Und Treue sei ner Unterthanen im Kriege zu versichern wissen, ob ihn gleich keine ausdrücklichen Gesetze einschränkend Er kann einen Unterthan, wen» er es verdient- für «inen Edeln oder Usdett erklären; er kann auch ei* Aa i nent
2 372 C nein andern alles nach Willkühr wegnehmen. Bei -roßen Unternehmungen versammelt er die Edeln, und dem Volke werden ihre Beschlüsse bekannt gemacht. Jeder Mann, der den Säbel führen kann, besonders die Usden, muß mit dem Fürsten zu Felde ziehn, und Feigheit wird mit der äußersten Verach tung bestraft. Man kann die Macht der Kabardiner etwa auf 10000 Gemeine und 1500 Usden rechnen. Zwei heilige Gewohnheiten, welche die Tscherkosfen mit den meisten kaukasischen, und mit andern un gesitteten Völkerschaften gemein haben, werden bei ihnen besonders strenge beobachtet: das Gastrecht und die Blutrache. Jenes ist auf bestimmte Grundsätze gebracht, und wer sich unter feinem Schutze befindet, ist vollkom men sicher. Der Gaftfreund schützt ihn im Nothfall mit Lebensgefahr, läßt ihn nicht ohne Rittcrgeleit ziehn, und übergiebt ihm seinen Blutsverwandten. Ein am Gaste verübter Mord wird eben so strenge, wie der Mord eines BlutSfreundes gerächt. Ein Fremdsing, der sich unter den Schutz eines Weibes hegiebt, oder die Brust des Weibes mit dem Munde berühren kann, wird, wenn er auch ein Feind, ja -er Mörder eines Blutsverwandten wäre, wie «in «igner Blutsfreuud geschont und beschützt. Eben so gewissenhaft wird aber auch die Blut rache bei den Tscherkoffen beobachtet. Den Mord eines Blutsfreundes muß der nächste Verwandte oder Erben, wenn er auch zur Zeit der That noch ein Kind ist, früh oder spät, öffentlich oder heimlich an dem Leben des Mörder- rächen, wenn er nicht als ein
ein Verworfener aus der Gesellschaft auSgestoßen sey« will. Diese Rache erbt sogar auf die Nachkommen schaft, und auf den ganzen Stamm, und selbst die ganze Verwandtschaft des Todtschlägrrs wird für schuldig gehalten. Wenn diese Nothwendigkeit, ver wandtes Blut zu rächen, nicht abgekauft, oder durch Heirath, oder durch Vergleich aufgehoben wird, so geht sie zwischen zwei Familien bis inS Unendliche fort. Fürsten und Usdens nehmen nie einen Blut preis, sondern fordern stets Blut um Blut. Bei Heirathen wird genau auf den Rang ge sehn. Jungen Leuten beiderlei. Geschlechts ist freier Umgang mit einander gestattet: wenn aber ein Kind heirathet, so darf es sich ein ganzes Jahr lang, oder bis in der Ehe ein Kind gebohren ist, vor den El tern nicht sehen lassen. Bis dahin besucht der Mann die junge Frau auch nur heimlich durch das Stuben fenster: zeitlebens aber ist er nicht gegenwärtig/ wenn seine Frau von Fremden besucht wird, hört nicht ein mahl gern von ihr reden, und würde sich beleidigt glauben, wenn man ihn nach ihrem Befinden fragte. Mach der ersten Niederkunft erst giebt der Vater der Tochter die volle Mitgabe, nimmt ihr bei einem des falls Angestellten Besuche die Mädchen-Mütze ab, und legt ihr das Schleiertuch an, welches sie nach her tragen muß. Sonderbar ist bei diesem Volke die Erziehung der Fürstenkinder. Als hielten sie es für unmöglich, daß Fürstenkinder im väterlichen Hause gedeihen könnten, werden dieselben, sogleich nach der Geburt, einem Edelmann, oft nicht einem der reichsten, zur
3
374
C
Erziehung übergeben. Die Eltern, sonderlich dev Pater, sehen den Sohn nicht eher wieder, bi- er p>e Waffen zu führen im Stande, und erwachsen, Md die Tochter, bis sie verheirathet ist. Der Erzie her muß für alles sorgen, den Knaben anführen, bewaffnen, und wenn er als Krieger brauchbar ist, seinem Vater vorstellen. Sein Lohn dafür besteht bloß in dem Antheil, den ihm der Pflegling von aller Beute giebt, die er machen kann, Die Töchter wer» den, um recht schmächt'g zu bleiben, kümmerlich er« nährt, im Sticken, Rehen, Portenweben, Strohmat ten- und Körbchen-Flechten und andern zierlichen weiblichen Hausarbeiten unterrichtet, unh von ihrem Pflegevater ftandesmäßig verheirathet, Der Rationaltanj der Tscherkoffen besteht darin, haß einige sich in eine Reihe stellen, und den Tact mit den Händen klatschen, indem sie beständig die Hilben A-ri-rq-ri-ra, die drei ersten lang, die beiden setzten kurz, und um einen Ton tiefer singen. Der Tänzer tanzt ihnen gegen über auf einerlei Stelle, seine langen Kleider hinten mit den Händen zusam men haltend, unh oft ziemlich krumm niedergebeugt, «m selbst auf die Bewegung seiner Füße zu sehen, mit welchem er, fast wie im schottischen Tanze, alle Möglichen Versetzungen und Bewegungen nach dem Takte macht, und mchrentheils ganz steif auf den Zehen im Dreieck herumhüpft, welches desto schwe» per seyn muß, da die Socken, welche ex an den Füsien hat, ohne steife Sohlen sind. Der Tänzer jauch tet dabei zuweilen mit einer Stimme, als wenn er ymher gepeischt würde,
Nr
D 375
378 C