Der Geschichten Schweizerischer Eidgenossenschaft: Teil 1 Von des Volks Ursprung [Neue verb. u. verm. Aufl., Reprint 2021] 9783112438381, 9783112438374


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German Pages 662 [664] Year 1826

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Table of contents :
Vorrede
Sämmtliche Zuschriften und Vorreden der ersten Ausgabe
Der Geschichten Schweizerischer Eidgenossenschaft Erstes Buch
Erstes Capitel. Einleitung
Zweytes Capitel. Die Entdeckung der Schweiz
Drittes Capitel. Der erste Krieg der Helvetier wider die Römer
Viertes Capitel. Don der großen Wanderung der Helvetier
Fünftes Capitel. Von den Völkern in dem Penninischen und Rhätischen Gebirge
Sechstes Capitel. Die Zeiten der Kaiser
Siebentes Capitel. Die Einwanderung fremder Nationen
Achtes Capitel. Die Zeiten des Reichs der Burgundionen
Neuntes Capitel. Die Zeiten der Fränkischen Könige aus dem Stamm der Merwingen
Zehntes Capitel. Die Zeit Karls des Großen
Eilftes Capitel. Die Zeiten der Trennung des Karlowingischen Reich
Zwölftes Capitel. Von dem Arelatensischen und von dem neuern Burgundischen Reich
Dreyzehntes Capitel. Die Zeiten der Kaiser vom Fränkischen Stamth
Vierzehntes Capitel. Die Seiten der Herzoge von Zäringen
Fünfzehntes Capitel. Wie die Schweizer in den drey Waldstetten bekannt geworden
Sechszehntes Capitel. Fortgang der Macht in dem Hause Habsburg und in dem Hause Savoyen [1218 — 1264]
Siebenzehntes Capitel. Die Zeit Rudolfs von Habsburg
Achtzehntes Capitel. Die Zeiten Albrechts von Oestreich
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Der Geschichten Schweizerischer Eidgenossenschaft: Teil 1 Von des Volks Ursprung [Neue verb. u. verm. Aufl., Reprint 2021]
 9783112438381, 9783112438374

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Der Geschichten

Schweizerischer Eidgenossenschaft Erster ThekL 48 6 n des Volks ttr fpru « g.

Durch

Aohann von Müller.

Sag' are, Helvetien, btt Heldenvaterlanb! Wie ist dem atte- Volk dem jetzigen verwandt? Haller.

Neue verbesserte und vermehrte Auflage»

Leipzig, i82$. I« der Weidmännischen DuchhavdluuK»

Vorrede. Alle Verfassungen freyer Nationen haben ihren Ur­

sprung in der häuslichen, wo väterliches Ansehen Lurch Kraft und Weisheit Ordnung hält. Als die Hausge­ sellschaft in Geschlechter/ diese in Stämme/ diese m Völkerschaften verbreitet wurde/ blieb der ersten Einfalt Bild in dem erbfolgenben ober gewählten Vorsteher/ welcher nicht ohne Berathung mit den Aeltesten und nicht ohne Beystimmung der Fanulienhäupter die Angelegen­ heiten des Gemeinwesens verwaltete. Das waren die Huren Seiten der alten Freyheit/ wo keinem etwas freürbe blieb was das Ganze betraf, und ohne den Willen der Mehrhrit über das Allgemeine nichts verfügt wurde. Natur und Gewalt haben es geändert. Jene, wennVölker aus den hohen Thälern in den Gebirgen der Vor­ welt in gränzenlose Gefilde ergossen, bald allzu weitläufkig angesibelt wurden, als baß fernere jeder an der allgemeinen Geschäftsführung Theil nehmen konnte; da versuchten sie alles, um bey der nothwendigen Trennung iinanber doch nicht fremde zu werden: bald ordneten sie beständige ober periodische Versammlungen bey einem Tempel, oder an einem Berge Gottes, oder in einer Hauptstadt, oder auf einer tandmark, wo bevollmäch­ tigte Beten jede Stadt und Landschaft verstellten, oder größere Ausschüsse stossen bey Opfern und Spielen zu­ sammen. a2

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Vorrede.

Alles verwirrte früh, hin unb wieder, mehr und mehr, die Gewalt, welcher Mißbrauch der Kraft bey so ungleicher Vertheilung sowohl der Naturgaben als der Glücksfälle unvermeidlich war. Dadurch gieng die Freyheit verloren, indem die Besiegten ihren freyen Willen einbüßten, und an gleichen Gehorsam gemeinig­ lich auch die Ueberwinber durch Furcht, Erstaunen unb andere Täuschungen sich gewöhnen mußten. Zu Sicherung des Edelsten, was der Mensch hat, wurden zwey Mittel ergriffen, gleich wohlthätig nach Zeiten unb Lagen: Bündnisse, und Wanderungen. Diese wurden fortgesetzt, bis wo das Meer auf so lang (unb länger nicht) ein Ziel setzte, da Westeuro­ pa in allen seinen Theilen vollkommen bevölkert, in die Reife alles dessen gekommen war, was der Europäische Geist hervorbringen sollte; alsdann fielen die Schran­ ken; alsdann erschienen die zahllosen Inseln, die uner­ meßlich große und unerschö'pfte Neue Welt, auf baß irr der alten nicht dienen müsse wer nicht will. Für die bleibenden Völker war gegen übermächtige Gewalt von Anfang an bis auf unsere Tage bas einzi­ ge Mittel, Bündnisse, Eidgenossenschaften. Gegen die Prepotenz eines Einzigen Willens ist nichts anderes als die Vereinigung der Bedroheken zu Einem eben so mäch­ tigen Willen. Letztere haben einen großen Vortheil: Alexander, Attila, Karl der Große, hatten einen alles nieberwerfenden Willen; er ist aber mit ihnen verschwun­ den und hat ihre Macht anderen zur Beute gelassen; wie viele hundert Jahre bestand der Schweizerische, Holländische, auch der Teutsche Wille, frey zu seyn? Auf der andern Seite ist verbündeter Wille dem des Einzigen während der kurzen Dauer seiner Flamme nur bann an Kraft zu vergleichen, wenn irgend eine heili-

ge, hohe Begeisterung für Freyheit, Religion, Va­ terland, ihm bas gleiche Lebe« giebt. Wenn diese wunberwirkenben Gefühle aus den Herzen der Menge weggesportet, und in ernstem Gemüthern durch verrätherische Sophisten getöbtet worben, fo ist für so ein Zeitalter kein Mittel; es wird auf Bündnisse schim­ pfen , wie Kinder bas Messer schlagen, mit dem ihre Unerfahrenheit sie verletzt hat. Aber jener ewige Bund, welchen die freyen Lanbleute von Schwytz und in den benachbarten Thälern, aus unbekanntem Alterthum auf die Zeiten Teils gebracht, und ganz Helvetien und Hohenrhatien mitgetheilt haben, glorwürbig durch Siege, ehrwürdiger durch Gerechtigkeit, hatte Einen, nur Ei­ nen, bestimmten, immer gleich guten Zweck, von Männern gefaßt, welche denselben allein durchaus be­ haupten ober nicht leben wollten. Die Natur und Schicksale dieser, der schönsten, dauerhaftesten Eidgenossenschaft schien uns vor schon vielen Jahren einer genauen Darstellung würdig: Nicht nur weil auf derselben Erhaltung die Ehre, Blüthe und Existenz des Vaterlandes beruhete, sondern um eine Sammlung von Erfahrungen über eine so unschul­ dige und wohlthätige Einrichtung für Völker, die et­ wa noch nicht sind, auf die Nachwelt zu bringen. Wen weder der Genuß des vorbeyfliegenben Augenblicks be­ friediget , noch bas Glück zu Vollbringung eigener löb­ licher Thaten begünstigte, was soll ihm bas Leben, oh­ ne die süße Täuschung, es der Vorzeit anzuknüpfen und in die Jahrhunderte ungeborner Völker zu ver­ längern, so daß er mit gleicher Wörme des Gefühls alle Großen und Guten des Alterthums, und auch die sich vergegenwärtige, welche einst Lehre, Kraft ober Zerstreuung in unseren Geschichten suchen werden!

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Vorrede.

Sehr vieles in diesem Buch wirb aufhören, merk, würdig zu scheinen, wenn die Cukel unserer-Vorsteher und Helden, wenn unsere Städte und Waldsterren, und der Name, der Schweizerischen Eidgenossenschaft einst nicht mehr seyn ttMrb. Wenige vorleuchkende Bey, spiele, wie in tiefer Abenddämmerung vergoldete Al« penspitzen, und von Len ewigen Bünden, von unserer altschweizerischen Lebens, und Regierungsweise etwa ein Auszug dieses Buchs, mehr nicht, o Eidgenossen, dürfte einst euch von dem fünfhundertjährigen Ruhm, dürfte von dreyßigjahriger Arbeit eurem Gefchichr, schreiber bleiben, Genug und allzuviel für den letztem, welchem die alte Welt alle Mühe schon reichlich vergol, ren, indem er darüber seine Zeit meist vergessen könn, te. Genug auch für die Nation, wenn der Vater heh, reö Andenken rmd das Gefühl der unzerstörbaren Bünb, nisse, so lang im Vaterland oder irgendwo Schweizer sind, sie belebt und verbindet, und wenn in fernen Jahrhunderten weit über Land und Meer in ganz an­ dern Eidgenossenschaften ein zweyter Tell den freyen Muth an dem des unsrigen entzündet, und ein neuer Erlach ober Hallwyl die Feinde seines Vaterlandes nicht zählen, sondern schlagen lernt!

Sämmtliche

Zuschriften und Vorreden der ersten Ausgabe.

I

Zuschrift des ersten Bandesa n

Alle

Eidgenossen.

Geschrieben zu Mainz 1786, M-h- als Einmal, Eidgenossen, habe ich am Em gang dieser Historie zu dem ober diesem Ott reden wol» len: Zu meiner Vaterstadt; in Erwägung der natürli­ chen Pflicht gegen die, bei welchen seit mehr als britthalb hundert Jahren meine Väter, und lang ich selbst gelebt; Und in dankbarem Andenken, wie früh der Senat mi Mühlhausen uns dankbar zugerha» blieb, Wallis zu Waffenthaten rüstig sich gern mit uns zur Lanbwehre verband, und (für des Vaterlandes Par­ tey ein starker Zuwachs) die drey Bünde der Hohenrhätut, in wilder Einfalt freyheitstolz und heldenmüthig, brüderlich zu uns traten. Solche Bewegungen sind ih­ rer Natur nach mittheilend, und fesseln die Gemüther: die eidgenössische Beharrlichkeit hat im Frieden ber letztenbn'ttehalb Jahrhunderte schwerere Proben ausge­ halten ; als alle Privatleidenschaften eigennütziger Men­ schen, und (in beyden Religionoparteyen) unerleuchtete. Begriffe wider die ewigen Bünde arbeiteten, fremde Gefahr aber selten und nur einigen brohere. Wie, daß Ketzer Philipp des Zweyten scheinheilige Arglist, noch *) Buch ll. S. 263. **) 1415. 1454. ***) Aus der niedern Vereinigung.

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Zuschrift des ersten Bandes

der blendende Fortgang der Schwedischen Waffen, der Einstuß von Ludwigs des Vierzehnten verschiedenem Glück, noch die seltsame Lage der Geschäfte nach seinem Tod unsern Bund aufzulösen vermocht! Dazu haben Vorurtheile unsere Vater sechsmal verblendet, wider einander die Waffen zu ergreifen; mehrmals haben sie in Gedanken einander bezwungen ober aufgeopfert» Aber, der Grundsatz unserer Eldgenossenschaft ist von einer so einleuchtenden besiegenden Klarheit; so offenbar beruhet unser aller Ehre, Glück, Daseyn, auf unserer Verbindung, unser Volk ist noch so vaterländisch bieder, baß zwar, nach Familienart, Brüder auf Brüder wohl gezürnt, aber nie der großen Tage vergessen, wo wir allesammt, gemeine Eidgenos­ sen von Städten und Landern, für den Bund, unsern Vater, für die Freiheit, unsere Mutter, in Einem Sinn sieghaft und glorwürbig zusammengestanben» Und fernere; rechtschaffenes, für dein Vaterland rüsiiges Volk! laß dir von keinem Sophist wider­ legen, was deine heldenmüthigen Altvordern über die Furcht vor überlegener Macht und über die Schrecken des Todes erhob: Gott bewahret unfern Bund. Gering von Macht, auf daß du dich nicht überhebest; frey, stiller Freyheit Muster, verfolgter Unschuld Freystäkte; eine bewaffnete Nation der Obrigkeit ungezwun­ gen gehorsam, je vaterländischer, desto gerechter, desto besser; dieß Volk sollte seyn; du bistö. Das that nicht unser Gebirg; siehe den Montblanc; er ist höher, und Savoyen gehorcht. Viele größere Nationen waren so frey als wir, und werth es zu seyn: was gelten ihre Landstande? die vergessenen Freyheiten modern oh­ ne Ehre in dem Archiv des Gewalthabers. Wo ist die Hansa der stebenzig Städte, der Bund vom Rhein,

Der Geschichten Schweizerischer Eidgenossenschaft Erstes Buch.

Erstes Capitel. Einleitung. Im Norden des Landes Italien stellen sich die Alpen Der kands»

dar; von Piemont biS nach Istrien '), im Form eines gro. erste Gestalt, ßcn halben MondeS, eine himmelhohe weiße Mauer mit unersteigbaren Zinnen, dritthalbtausend Klaftern über dem Mittelmeere Man weiß nur einzelne Menschen, die den weißen Berg wenige oder keinen, welche daS

1) Poljbiut, fragt»., T. II. p. 1504; ed. Gron.; L. Cteliüt Antipa­ ter, bey Plis»., H. N., L. III., c. 19; Strato, L. II. et IV.; Mela, L. II., c. 4 ; Pli»int, 1. c., und L. II., c. 65; Orotint L, I., c. 2. Die Alpen sind ein Theil des durch ganr Euro« pa in dar äußerste Asten fortlaufenden Weltgebirges, dessen «inzele Strecken, überaus großen Höhen angeschloffen, durch weitreichende Arme einander berühren. 2) Wir folgen im Ganzen den Messungen des durch Genauigkeit, Scharfsinn und langen Fleiß billig berühmten Saussure.

3) Mont-blanc, Alpes Grajae, montagnes mauditcs, im FüU« cigny. I. Theil.

A

a

I Tuch. Erste- Capitel.

Schreckhorn oder Finsteraarhorn 4) erstiegen hätten: man sieht ihre piramydalischen Spitzen mit unvergänglichem Eise bepanzert, und von Klüften umgeben, deren unbe« kannten Abgrund grauer Schnee trügerisch deckt. In un« zugänglicher Majestät glänzen sie, hoch über den Molken, weit in die Länder der Menschen hinaus. Ihre Eislast, trotzt den Sonnenstrahlen, sie vergolden sie nur: diese Gipfel werden von dem Eifer) wider die Lüfte geharnischt, welche im kauf der Jahrtausende die kahlen Höhen des Boghdo undUral in Trümmer verwittert habend). Wenn in verschlossenen Gcwölbern der nie erforschte Kern des Erdballs noch glühet, so liegt auch diesem Feuer das EiS derGlätscher zu hoch?). In der Erde schmikjtWasser un« ter demselben hervor, und rinnt in Thaler, wo es über« friert, und seil Jahren, deren Zahl niemand hat, in uner« gründliche Lasten, Tagereisen weit 8), gehärtet und aufgehäuft worden ist. In den Tiefen arbeitet ohne Unterlaß die wohlthätige Wärme der Natur; aus den finstern Eis« kammern ergießen sich Flüsse, höhlen Thäler, füllen Seen und erquicken die Felder. Doch, wer durchdringt mit menschlicher Kraft, in Eines Lebens Lauf, die > »ergründ« liche Gruft, wo in ewiger Nacht, oder bey dem Schim«

4) Im Lande Oberhasli, der Berner. Da» Finsteraarhorn ist ungefähr ioo Klafter höher. Dort streckt das Wetter­ horn den nie beflognen Gipfel durch einen dün­ nen Wolkeukranz;" er ist iso Klaftern unter dem Schreckhorn. s) Mitten in einer langen Reihe von Glätschern steht der Gern, mi mit verwitterten Hohen, weil er nackend ist. 6) Obscrvatt. sur la 1‘ormation des montagne» par M. Pai/at,

Peterob. ittt. 7) Kein der Alpen kundiger Reisender hat in denselben von einem fcucrspcyenden Berg sichere Spur gefunden. Asphalt im Jura, Naphtha iu Chavornay, sind, wie der Börnstein bey WieSholz unfern Schafhauscn, Jengen ganz anderer Na­ turereignisse. 8) Haller, praef. stirp. Hchetic.; übers, in seinen vermisch­ ten Schriskeii.

Geschichte der Schweiz

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wer weltalter Flammen, die Grundfeste der Alpen der andern Halbkugel begegnet, oder alternde Klüfte ihnen und uns Untergang drohen!

Die mitternächtliche Seite ber Alpen senkt sich in viele hintereinander liegende Reihen Berge »): auf allen diesen haben die Gewässer gelobet, fünfzehnhundert Klaftern hoch über den Städten und Flecken der Schweizerischen Eidgenossen, achtjehnhundert über der Fläche des Welt» Meers ' °). Es mögen verborgene Ursachen und Wirkun­ gen Gewölbe, groß wie Welttheile, gebrochen"), ge» sprengt, die Wasser aber sich mit all ihrer Macht in die alten Finsternisse hinuntergestürzt haben: Das mensch­ liche Geschlecht iss. von gestern, und öffnet kaum heute seine Augen der Betrachtung des kaufö der Natur. End­ lich beleuchtete die Sonne den Fuß dieses Gebirges: un­ zählige Hügel von Sand und Schlamm waren voll See. gewächse, Muscheln, Fische und faulendem Baumstäm­ me"): im Süd und Nord stand grundloser Sumpf. Nach diesem erfüllten hohe Bäume von ungeheuerm Umfang' *) die namenlose Wüste mit schwarzem Dald; über den Was­ sern der dammlosen Ströme und hundert morastiger Seen standen kalte giftige Nebel: und (in unbebautem kand ge­ wöhnlich) in die Pflanzen stiegen ungesunde Säfte: Gewürme sog aus ihnen sein Gift, und wuchs in unglaub-

») Schon Strabo (L. IV. p. 316) schreibt hievon richtig. Seine Genauigkeit ist überhaupt bewunderungswürdig. 10) Noch auf der Spitze des Rübli im kande Sanen sind Spu­ ren der Wasser. 11) Büsfon's nicht schnell und stolz wegzuwerfende Muthma­ ßungen in den Epoques de la naturc. 12) Dergleichen in de» Thälern der Alpen und in gewisser Tiefe in den meisten Gegenden der Schweizerischen Gefilde ausge­ graben werden; oft sind sie (unter nunmehrigen Wäldern) versteinert. 13) Wie sie im nördlichen America sind, sah sie noch Strabo in der Lombarde». A2

4

I Buch. Erste- Capitel.

liche Dicke und Größe: die Elemente kämpften um unbe­ ständige Küsten. Außer dem Schrey des Lämmergeyers in Felsenklüften, außer dem Gebrülle der Aurochsen und dem Gebrumme großer Bären '*), Mar viele hundert Jahre in dem leblosen Lande gegen Mitternacht traurige Stille.

Herkunft sei,

Auf den hohen Ebenen des Tatarischen Gebirges, wo Weiten"), Gerste'-), ochsen, Büffel, Schweine, Schafe, Ziegen'?) und Hunde *«) entsprossen, mochten die Menschen die erste Nahrung und Bedeckung finden: von da leitete sie der Frat' »), Indus, Ganges, Hoaugho'^) oder Jrabatti2') hinab in die schönen Gefilde an den Asia­ tischen Meeren. Wer weiß die Mähre der Abenteuer, wodurch die Stämme der Menschen sich jerstreut und aus­ gebreitet! Lang und hart war der Kampf um Urbarma. ckung des Erdbodens zu Bewohnung und Nutzung: bald überschwemmten Fluthen ein großes gesittetes Land, des. sen Grundfeste sie langsam unterfressen22); bald brach

14) Aurochsen sind bi- in da- rwölfte Jahrhundert in Verschieber nen Theilen der Alpen geblieben; die Bären bey Menschen, gedenken kaum au-gerottet worden (im Jura noch nicht fcb teil); die meisten andern schädlichen Thiere im vorigen Jahr, hundert. ls) Heiuzelmann, in Hrn. von Schlörer'S Probe russ. An­ nalen. Was Müller in der Deschr. de- Amurstronis (SBtv sching'S Magazin, Th. I ) von der Gegend um Albasi», die neuesten Reisebeschreiber von der Kornfruchtbarkeit Basch­ kiriens melden, bestättiget Heiuzelmann'S Beobachtung. le) Dieses meldet vom westlichen Ende dieser Berge schon Tbe»pbrattut. Hist, plantar. L. IV. 1-) Pallas in dem N. 6 angef. Buche. 18) S. auch Gratiaj, wo er die Hyreanischen Hunde besingt. 19) Shat el Arad, wo er sich mit dem Tigris zu einem der gro­ ßen Weltstrome vereiniget, 20) Ghvango, Safranfluß, le fleuve jaune. 21) Der Fluß von Pcgu, Buttmann's älteste Erdkunde des Morgenländers; Berlin iso?. 22) S. von der Atlantis (was auch von dem Urstoss dieser vcr-

Geschichte der Schweiz.

5

ein See auS einem hohe» Thal und vertilgte Ratio. «en1’); bald wurde ein Bergvolk im Anfang seiner Bil. düng durch den Einbruch neuer Meere von allen Völker» gesondert14); allem Gute» widerstanden, übermächtig an Zahl und Gewalt, wilde Thiere, große Schlangen1’), feuchte ungesunde £uft16), gesetzlose Leidenschaften roher Gemüther1?). Nach und nach unterwarf der Mensch alle Creaturen"); die meisten großen Sachen sind durch kleine Völker oder Männer von geringer Macht und gro« ßem Geist vollbracht worden.

Ein Volk, mit Namen Galen1»), Jager mit Pfeilen, und Hirten mit gezähmtem Vieh, kam aus Morgenlande gezogen; von Wald in Wald; wo Gewild und Gras, da war das Vaterland- Der Wanderung setzte das Welt« meer einIiel; eS nöthigte die Gale», mit Feuer und Eisen (bewunderungswürdigen Werkzeugen des Guten und Bösen) de» Wald urbar zu machen- Aber alle Stämme, deren

stellten Sage der Dorwelt gehalten werde) Piat»,m Timaco Und Crilia. -r) Herodot. L. VII.; Diod. Sic. L. V. Es ist von so einer ural­ ten Ereigniß, an dem Ort, wo die Greyener Alpen sich ge­ gen Gulmij (Charmey) offnen, deutliche Spur. ?4) Hau legum III., wo er auf den Untergang LectonienS deu­ ten mag. ?5) Die Geschichten Meleagers, Herkules u. a. Helden. Die Drachcngcschichten aus den Schwcijerischen Landsagen hat Scheuchzer, in seinen Alpenreisen, welche Sulzer abgefur;t und übersetzt. 26) Aristoteles de coelo; bey Tbeofbr. u. a. sind viele Beweise. 27) Die ganze heroische Zeit. 28) Labor Ingenium miseris dedit. ManU. !») Das Wurzelwort Gale hat Herr von Schlözer (AUgem. nord. Gcsch) in Celt und Gallier wohl unterschieden; vielleicht ist es auch im Nameü der Helvetier. Gale oder Wale scheint, wie Tschud, Ostiak, Ungar, einen Ausländer anzuzeigen,

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1. Buch. Erstes Capitel.

Wanderung auf der Mitkernachtseite des Ural, Canca« suS, Hannis und Alpgcbirges unternommen wurde, blieben unter diesem unfreundlicher»' Himmel weit länger ohne feste Sitze, gütige Sitten und schöne Künste, als ihre Brüder im Lande gegen Mittag. Diesen gab ein fruchtbares Erdreich Ueberfiuß, und Muße zu Aufzeich­ nung der Sagen, zu Beobachtung und Benutzung des Him­ mels, der Erde und aller Kräfte der Natur. AuS dem Alterthum des Nordens weiß man einige Namen; wer nichts thut für die Ausbildung des Menschen, durch neue Anwendung der Natur nnd nöthige Verwahrung wider Mangel, Furcht und Dorurtheile, verdient und hat keinen Geschichtschreiber. Die Gedanken eines Privat« mgnns von Athen, das Leben Epaminondas des Theba« ners, ist merkwürdiger als der ganze Nord bis aufHerr« mann den Cherusken. Es ist gut, daß barbarische Re« genten vergessen werden, auf daß die Gewalthaber nicht meinen, die Macht reiche hin jum Ruhm.

Sa-Wichti, E ‘"cbt^rtr

So liegen in verdienter Dunkelheit alle Einwohner Landes zwischen dem Rhein, Rhodan und Jura, bis nach langen Jahrhunderten eine sehr kleine Völkerschaft, ohne Bundesgenossen, ohne Brot, ohne Geld, ohne andere Etaatsklugheit noch Kriegskunst, als welche die Natur einen jeden Menschen lehrt, von vorlheilhaften Zeiten klugen und standhaften Gebrauch macht, so daß bey all« gemeiner Veränderung der europäischen Verfassungen sie selbst fünfhundert Jahre frey und in ihren Sitten blieb, und fast anderthalb Millionen Menschen, von mancherley Sprachen und Gewohnheiten, in einem Land von etwas mehr als neunhundert Duadratmeilen ’’) eben dieses Glück ihr zu danken hatten.

io) Sos, nach Masers Abh. von der Größe der Eidgen.; sonst wurden (Busching'S Erdbeschr., LH. I.) iooo angenom­ men.

Geschichte der Schweiz.

7

Eine so löbliche und lehrreiche That wollen wir der Derselben Nachwelt überliefern r >); aus ältern Zeiten dasjenige melden, was von diesem Volk merkwürdig und zu wissen möglich ist31 32); von den letzten Geschichten die, weiche lehren, was der Mensch mehr fürchten soll, ob die Noth oder die Ruhe, den Feind oder sich selbst? 31) Im zweyten und im dritten Buch dieser Geschichten. 32) Im ersten Buch: daher «st es mehr historische Schilderung des »edesmaligrn Zustandes als Lhatenhistorie.

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1. Buch. Zweytes Capitel.

Zweytes

Capitel.

Die Entdeckung der Schweiz. gßgeunbSXtü Gallier') trieben viele hundert Jahre lang in ur« ftn der alten sprünglicher Unwissenheit Jagd, Viehzucht und Feldbau: ttr' das Nothwendige wird bald erfunden (Was der Mensch aus allen Kräften will, das führt er aus); hierauf scheint vergnügsamer Trägheit fernere Geistesanstrengung über­ flüssig. Also waren weitläuflige Güter von geringem Ertrag sür das wachsende Volk. Die Gallier, anstatt ihrem Erdreich Früchte abzunökhigen, zogen umher, neueS Land einzunehmen; endlich wohnten sie von der Meerenge bey @abit 2) bis in die unwegsamen Sümpfe des Nieder­ landes und bis jenseit des Rheins, in bereits durchzöge» nen Wüsten^), als zerstreute Stämme, ein halb nacktes und schlecht genährtes Volk, in armen Strohhütten. Im Süd hatten schon viele volkreiche Nationen feste und große Städte, und reiche Paläste, Tempel voll Majestät, schöne Künste, Wollüste, und, was alles übertrift, weise Män­ ner, die nach ihrer Kenntniß der Altväter, der vergötter­ ten Helden und unserer Natur, den Völkern Silken und Gesetze, dem Leben Trost und Freude, gaben. Derselben einer, von Gewerb oder lleberdruß, Noth, Rhumlicbe oder Wißbegierde bewogen, mag in das nordische Land gekommen seyn und einige Lebensbequemlichkeiten einge-

r) So wollen wir, dem Sprachgebrauch gemäß, die Galen »ennrn. r) Der punische Name von Cadiz. 3) Efbrrut bey Streb' L IV , p. 304; Tacitus, de M. G., C. 28.

Geschichte der Schwei).

9

führt haben; dieser Erfinder wurde nachmals Galliern angebetet*).

unter den

Nach diesem zog Helichon, ein Zimmermann, Hel« vetischen Stamms, von dem Gallischen Volk, auf die Er« lernung seiner Kunst über das Gebirge, durch viele He« truskische und Ligustische Völkerschaften bis zu der großen Stadt Rom an der Tiber. Der Gottesdienst Königs Ru­ ma und sein Senat, alle Hetruskische Künste, waren ihm weniger merkwürdig als Trauben, Feigen undOel; diese brachte er in seine Heimat. Ihretwegen zogen die Gal« lier über die Alpen»), und nahmen das weite Thal deS Po. Stroms zwischen den Alpen und Apenninischen Ber« gen in ihren Besitz 64).5 Diele Jahre flössen hin, ohne Spur, in welchen Schicksalen ihre Söhne und Enkel die Heerden geweidet- Da erschienen unversehens große Schiffe, und landete ein fremdes Volk, gelehrt und er­ fahren in Künsten des Kriegs und Friedens, groß von Geist, an Tugend noch größer, Griechen, die vor einem König flohen. AlS Eyruö den Babylonischen Monarchen mit allen Anlaß ihrer ihm verbündeten und unterwürfigen Königen überwun. Culturden, bestritt er mit überlegener Heeresmacht die Stüd« te der Griechen auf der Küste Ioniens. Da fie, wie ganz Dorderasicn, einem einzigen Mann dienstbar wer« den sollten, verließen die von Phocüa ihre alte Stadt, Ionien den Garten der Erde, und all ihre Eidgenossen

4) Die UrkcNNtM'sse Mochten sie V0N DU« patre (Caesar de B., 6., L., vi. c. 28) haben; von Trust, vonTeut, von Thoth, welcher Name ein Denkmal oder die undenkliche Sage dex Vorwelt anzeigt. Jener freinde Erfinder war ihr Mer« kurrus, ihr Herkules: des Gallischen HerkulesBild stellt einen Kaufmann vor (Martin, rehgion des Gaul,). 5) Plinius, H. di., L. XII., c. 1. 6) Livias L. V., c. 33; Fltrsis, L. I., c. 13; Iuttinus , L. XX., e. 5; L. XXIV., c. 4; Herd. Pieter, dc vir. ill-, c- 23,

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1. Buch. Zweytes Capitel.

und Verwandte in Ionien, Aeolien und auf den In­ seln, alte Gefährten in Wohlstand und Unglück. Sie begaben sich nach mannigfaltigen Abenteuern an die wil­ den Ufer, wo der Fluh Rhodan aus dem unbekannten Gebirg, öde Felder herab, durch mehrere Mündungen ftd) in daS Mittelmeer ergoß *). Diese Fremdlinge stif­ teten die Stadt Massa lia 8), welcher wenige Grie. chilche Städte an Größe und wohlverdientem Ruhm, nicht leicht Eine an Weisheit und an gutem Glück beykam»). Diele freye Manner werden ihrem Beyspiel fol­ gen , wenn die Schicksale Europens die Geduld der Na­ tionen ermüden, und wenn weder im Gebirg noch in Morasten der allen Freyheit eine Freystätte bleibt. Nach der bewunderungswürdigen Zusammenordnung der menschlichen Dinge, entstand auS dem Unglück der Ionier eine große Veränderung der westeuropäischen Sit­ ten. Massalia war fast ohne Gebiet; an Handelsverbin­ dungen und an Seemacht waren die Karthaginenser im Süd und West ihr weit überlegen. Also trieben die Massalioten ihre Handelschaft auf unbefahrnen Küsten und im innern Lande; sie umgaben die ganze Meeresbucht von dem Felsen Monaco biS an den Strom Sucro' °) wie mit einer Krone neuer Kolonien 11) Diele Spa­ nische , Gallische und Italienische Völker veranstalteten durch allgemeine Uebereinkunft eine Landstraße, auf wel­ cher sie dem Kaufmann seine Waare gewährten: die Ein» ?) Herodot. L. I. e) Massilia, Marseille; wo es ohne Utbellaut, noch ju starke Ab­ weichung vom Gebrauch geschehen mag, nennen wir die Städte und Volker, wiesle sich selbst. Im übrigen mochten die Phocäcr diese Gegend aus einer frühern HandelSniederlage ken­ nen; stehe Aristoteles bey AthenäuS xill., ?. s) @ die meisten Stellen der Alten in des ileißigenHendreich'S Massilia. 10) Jucar im Königreich Dalenta. 11) Strabo nennt sie in der Deschr. Spaniens und Galliens.

Geschichte der Schweiz.

11

wohner ersetzten, was in jedem kand geraubt wurde"). Hiedurch wurden die Völker einander genähert und ver« vielfaitigke sich der Genuß der Bequemlichkeiten des Le­ bens: der Befried darnach entwickelte viele Kräfte der­ jenigen Menschen, welche ihre Lebenszeit sonst in thieri­ scher Unthätigkeit hinschlummerten. Don dem an lernten die Enkel bauen, was die Dorältern gewohnt waren zu rauben; Landbau gab Eigenthum; das Eigenthum ver­ anlaßte Gesetze ; viele große Städte erhoben sich, welche, wie Massalia, nach guten Gesetzen' i) von den vornehm­ sten Bürgern") verwalket wurden; die Gemüther wur­ den durch die Lehre der Fortdauer nach dem Tode") gelahmt und begeistert. Die Gallier lernten von den Massalioten Griechische Buchstaben schreiben *6), weil durch den Handel Vertrage nothwendig wurden: die keh­

ren und Beyspiele des Lebens behielten sie in die Her­ zen geschrieben. Der Fluß Rhvdan, welcher unweit Massalia in die Entdeckung See gieng, mag in das kand an seiner Quelle geleitet H^vettens-

haben- In die Gefilde bey Lugdunum ") floß er, her. vor aus dem Gebirge Jura, welcher Name vielen Waldbergen gemein war 1 8). Von des Jura Höhen entdeckte 11) Ar ist", de mirabilib., Welches Buch Nicht vvN l'hM ist, flbtt nicht viel neuer scheint. Drrgl. Di«L Sit., L. IV. lj) Strait, L. IV. p. 270, ItiUinut j 1. c.; Pal. Maxim. L. 11., C. 6. ; Tacitus, Agric., c. 4. 14) Strabo, 1. c.j p. 301; und es War in den Sitten; Caesar L. VI. 1 5) Caesar , 1. C., C. ; Cicero , Tusculan., 1. *2. i6) Caesar, L. 1., c. 29: L. VI., c. 1'4 j Strabo, I. C» p. 304; f. auch Tacit. Germ. c. 3. 1 7) f>yon. is) Jura, Jures, ist noch in Urkunden des dreyzehnten Jahr­ hunderts Nennwort (appellat.); im Jadr 1253 werden die tapfern Bauern in den Bergen von Oneglia mstici de Jura genannt (Caffari bey Murat. Scr. R. 1. t. VI., p. 46?); in Joux, les hautes joux, ist das Wort appellatw bis auf die­ sen Tag. Varianten s. bey ph*., H. N.> L. III., c. 4.

io

r. Tuch,

Zweytes Capitel,

sich der große kemarr'»), einst der See der Wüste'"). Don seinem Ufer sahen sie weit Höhere Gebirge als die von Titanen wider die Olympischen Götter gethürm« ten"); in den See strömte milchweiß der Fluß Rhodan durch einen engen Paß"), quS einem langen Thal'') von seiner hohen Quelle her: sie ist unter dem ewigen Eise des Gebirges, dessen Gipfel von dem kandvolke'i) oder von den Griechen'») Sonnensaulen genannt wor. den sind, weil die Sonne zuerst und zuletzt sie erleuchtet. Aber die Schrecken der Natur dieses Landes blieben tnt. erforscht, Griechen und Römer haben die Klüfte der gro. ßen Crystalle nicht gesehen: sie beschreiben diese Länder wie Gegenden, welche der Entfernung wegen vor dem Blick in einander fließen"), Unweit von einander,

19) Lcman, Liman, Limen, ist ein Appellativ qu- der japttk scheu Sprache.

ttO) Feftuf Rufus Avieftus, ora maritima, v. 675: Vetus mos Graeciac vocitavit Action. Dieses unverständliche Wort (sollte es mit ücht — öde, wüste, verlassen — in Der, wandtschaft seyn?) haben wir, in Vergleichung jener bald aus Apollonius vorkommenden Schilderung, aus «.oixosverdorben zu glauben gewagt. Bl) Poiybrus fragm., t. II., p. 1504 UNd bey Strabo p. 319: Silius , L. III. , V. 141. 62) S. Maurice. 25) Das Jfanb Wallis.

64) Türken ist nn Schwarzenburgischen (am Eingang der Alpen) für „Gabel" bey dem Landvolk noch gewöhnlich. $5) Quod de editamine gentici cognominant Splis colnmnas. Festas, 1. c. Der Dame Furka (Fourchcs) mag aus dieser Etymologie oder fv aus ihm zu erklären seyn, Im übrigen bringt Mün> st er (in der Kosmographie) bey, daß dieFurke bey dcnAlrcn auch Bieornus genannt wurde, Hingegen irrt er sich, wenn er diesem Berg den Namen Ursellus geben will, welcher der Höhe, wo die Reuß entspringt, eher zukommen mochte. -6) So Aescbylus und Euripides bey PHn. , H. N., L. XXXVIJ. ,

Geschichte der Schweiz.

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weiden sie, entspringen Donau und Rhone; diese ergießt sich theils in daS Weltmeer, theils in das mittelländische, »Heils unter hem Namen Eridanus»?) oder Po in daS adriatische Meer: andere halten den Rhein, die Eaone, die Loire, die Rhone, für Eines Flusses verschiedene Arme: Polybius, der sich der Kenntniß des Gebirges rühmt, kannte nur den Benacus, den Larius und Der» banus a 8); bie grüßten Seen kannte er nicht, er wußte zwischen Turin und Rhakien nur Einen Paß'»). Also wurde billig von den Dichtern gesungen, „aus dem al„lergeheimsten Winkel der Erde, von den Pforten, auö „den Wohnungen ewiger Nacht, wälze der Fluß Rho. „dan seine Fluihcu in stürmische Seen, lüngshin an dem „traurigen Lande der Celten 1 °).ft Diese Celten waren Helvetier, ein Stamm der Gallier. Dir Helve, Ein unbekannter Zufall hatte sie bewogen, aus Gallienticr ^u,tan*’ Über den Rhein, von den Ufern des MaynstromS das Land hinauf, bis an den Lemanischen See zu ziehen ")» Ci 3; Timottbenil und EraVortlrtit btt} Strati, t>. II. p.» 149, Tiwagenei bey Amw. Marcell.y L. XV.) Strabo selbst/ L. II., p. 123, der Schol taste |U Apollon, Argonaut. L* IV., lut. IsonOr, UNd Aetkicnt jfl Cosmogr. i?) Daß Roden tRotten) ist der alten Landsptache LtPpellativ eines jeden Flusses ist, mag beygetragen haben, den Rhoda, nus und Eridanus, den Italienischen mit dem Preußischen Eridanuö zu verwechseln. 2 8) Lago di Garda , di ComO> ed il maggiore. 29) Polybitii, 1. c.; Parro, fragm.; Appianüt, de b. civ., L. I. 30) Apollonius Argonaut. L. IV, v. 627 , 646. 3!) Tacitus, Germ. c. 28; daß in dieser Stelle Einige Oenum anstatt Mocnum lesen wollen, hat nichts für sich. Es ist mög, lich, daß die Sitze der Helvetier einst in dem Fränkischen Grabfelde waren (Hrn. Consist. G enßler'S Geschichte dieses Gaues, Th» I. Schleusingen i»04.). Daß aber ein Sueven, bund sie bey Anlaß derCimbrischenIeit wieder aus Teutsch, land vertrieben habe, stimmt mit Posidonius nicht über, ein. Die Cimbern fanden dieses Volk in ruhigen Sitzen, und nur ein Theil verband sich ihnen. Wir halten jene Wohnung

14

I. Blich. Zweyte- Capitel.

Da der schwere Dau dieser Gegenden wenige Muße ließ zu Kriegen, waren sie ein friedfertiges * ’) und, durch tust und kebensmanier abgehärtet/ nichts desto weniger ein tapferes Volk'?), welches reich") hj,ß, weil die Alpenwasser einiges Gold führen. Sie lernten Griechi­ sche Buchstabenschrift"). In vier Gauen / durch eine Eidgenossenschaft verbünde»/ genossen sie stiller Freyheit/ bis ein fremdes Volk dadurch die Eidgenossen trennte, daß es bey einigen die Begierde größer» Reichthum- erweckte.

im Trabfelde für älter als die Besitzergreifung Helvetiens. Ob btt Stelle des Livius (L. XXL c. 38: Itinera quac ad Penninum ferunt, obscpta gentibus Semigermanis) auf vetier oder die alten Unterwalliser angewenhet werden soll, ist nicht klar. 32) Pesidonius,, bry Stkab 0 L. IV. 33) Caesar, de B. 0., L. I., C. 1.

34) 7roKv%§vcrQ6 p0Sid09. 35) Caesar, ib., C. 29.

Geschichte der Schweiz.

Drittes

15

Capitel.

Der erste Krieg der Helvetier wider die Römer *). Aus unbekannten Gegenden von Morgen oder Mittet, Anlaß,

nacht wanderten dreymal hunderttausend streitbare Män­ ner, mehr als Einer Nation, deren die Clmbern die vornehmste waren, mit Weibern und Kindern und mit allem Reichthum hundert überwundener Völker- Don der Donau gegen Illyrien und bis an den Rhein durch;», gen sie das Land um Raub. Zwey Helvetische Gaue, die Tiguriner und die Toygener'b), verließen diegerech« t) Siehe die gesammelten Stellen der Alten in unserm, /?» Cimbricum, Zürich '772; einst umgearbeitet, vermehrt und übersetzt im ersten Theile unserer vermischten Schriften. ib) Mer Toygener gedenkt Pofidonius bey Strabo (B. vir. S. 293) und Strabo selbst, wo er sie mit dem bey aix geschlagenen Heer in Verbindung bringt (lv., isi). Letz­ tere Stelle ist eher unvollständig al« unecht. Wie sollte Strabo- über ihnen vergessen haben, da« weit grißere Volk der Teutonen tu nennen? Wie aberauch sollte rin Abschreiber diesem berühmten Namen, wenn er allein gestanden hätte, den im ganzen Alterthume sonst nur Einmal verkommenden Toygrnischen untergeschoben haben! > Es ist merkwürdig, daß in der unlängst bey Sisteron entdeckten Aufschrift (Meniuur, Nov. ifo. Kriegs. Servilius Cäpio ein konsularisches Heer v.on achtjigtausend Mann gänzlich vernichtet: Italien erschrak vor trau« rigen Wundern; inan gedachte der Zeiten des Drennus; daS Römische Volk, in der äußersten Gefahr/ den Preis vierhunderrjähriger Siege, Reich und Freyheit an Einem unglücklichen Tage zu verlieren, waffneke sich mit Ge. lübden. Weil es zu sicher des Friedens genoß, fürch­ tete es diesen Krieg. Die Gimbern aber versäumten den Augenblick der Möglichkeit, die Welt von Rom zu be« freyen, über Slreifereyen in die Pyrenäen. Dieser Zeit bediente sich der Consul Casus Marius, und gab durch Kriegszucht und gute Uebungen dem Römischen Heer sein Selbstgefühl, und dann bey Aquä Cextiä?) über die Scharen der Teutonen und Ambronen den Sieg, wel­ cher der Kriegskunst über rohe Kraft gebührt. Dor dieser Schlacht waren die Gimbern durch die känder der Gallier, Helvetier und auch wohl der Rhätier, um die nördliche Ausbeugung der Alpen herum, ob dem heutigen Italien hin, in die Clausen gezogen, welche daS Tridentinische von dem Deronesischen trennen b).

7) Aix en Provence. 8) Ehe Huadrigarius, ehe Q. Valerius Antias, ober wenig­

stens Livius, dessen Beschreibung dieses Krieg- verloren ist, sich auffinden lasse», wird man den Marsch dieses Heers so wenig als die Wahlstatt seiner letzten Schlacht ganz sicher be­ stimmen können. Plutarch, der, wie andre, die Cimbern von den Pyrenäen durch Gallien, Helvetien (oder das nahe Teutsch­ land) undRhatien, durch Clausen dcrNoristhen «Florus: Tridentinischcn) Alpen an den Arison führt, läßt die Schlacht zwischen diesem Strome und dem Po in den Gefilden von Dereelli geschehen; bestimmter, aber ohne Bezeichnung der Lage, wird von Delleius, Florus, die Wahlstatt auf das Raudische Feld angegeben; der späte, nicht ungelehrte, Claudia» beicichnet cs, mit poetischer Freyheit, als der Stadt Pollentia benachbart, welche an demAuefiusse derStura in denTanaro, unfernChierasco, lag. Nun ist aber dieFrage um denAlpen-

Geschichte der Schipeij.

'S

Nachdem sie den Konsul Catulus geschlagen, besetzten" die Tiguriner die Gebirgspässe, und jene lagerten mit aller ihrer Macht in den Raudifchen Gefilden unweit von De-

paß, und den Fluß, worüber sie gierigen; gemeiniglich wird dieser für den Athesis (die Etsch) gehalten, welcher von Der, eelli bey 46Ständen entfernt ift. Andre ^Guler, Rhätia, 2011 möchten die aus dem Formazzothal entspringende Losa (Loggia) für den Attso nehmen. Die Tridentrnischen Alpen ließen vielleicht sich zeigen: Strabo hat neben den Lepontiern Tridennner IV., S. 204) und Spur des Namens Ware im TrienterThale des Landes Wallis; aber gewöhnlich werden die Lndenter Alpen für dre genommen, aus denen die Etsch hervorströmt (Pliniuö UL, 20), und der Norische Name scheint diese Deutung zu begünstigen: das Land Normen wird Hauffs von dem Inn gerechnet. Hiezu kommt, daß, wenn die Cnnbern aus Helvetien, durch das Penninische Thal (Wal, liö) den March über den Cimplon genommen, dieser sie der Losa näherte, eö aber entweder nicht nöthig war, über die­ ses Waldwasser zu gehen (eö hatte seinen nicht langen Strom ihnen links untr verlor sich im Lago maggwre), oder dieser Uebergang' so entscheidend nicht seyn konnte: Da war nebst anderen hauptsächlich Noch der beträchtlichere Strom Sesia. Der Schmekcheley Claudian'S, der seinen Srilichon dem alten MariuS nähern wollte, setzen wrr Lucan entgegen: Wre konnte, wenn der Feind bey Dercelli stand, Rimini sich be­ klagen (L, 254 ff.): Not primi Senonum motus Cimbrumqne ru entern

Vidimus et Martern Libyes cursumque furoris Teutonici!

Ueberhaupt ist Claudian'S Complkment lwie so vikle unse­ rer Zeit) unhaltbar. Don Dercellr brS Polenza mögen 15 stanz. Meilen seyn, und nicht Raudische Gefilde, sondern die von Monealieri nach Chivarzo, Crescentino, Derrua laufen, den und im Monte calvo mrt denen des Montserrat zusammen, laufendenHügel. DaßCellarruS (NotitiaO. A.I., 678) die Cimbern von der Etsch nach Dercellr zurückführt, hat md)t nur in den Alten keinen Grund, sondern die Widersinnigkeit gegen .sich, auS der Mitte der Schweiz bis nach Trident und von da wieder so weit gezogen zu seyn, um einen Fleck zu er, reichen, der ihnen über den Cimplon ungleich näher lag. Die B 2

90

I. Buch. Drittes Capitel.

rona ’). MariuS eilte von feinem Sieg in dieser Gefahr, als der nicht eher triumphiren wollte, bis er Italien gänzlich gerettet; in Festhaltung der Mannszucdk ein Feldherr von dem alten Römischen Ernst, in der Kriegs« kunst erfindungsvoll wie die aufgeklärtesten Griechen; der Schrecken seines Heeres (hiedurch wurde sein Heer der Schrecken der Barbaren); ein großer Mann, wenn er seinen Ehrgeiz beherrscht hakte wie seine Soldaten. Als Casus Marius zum fünften Mal, und Manius Aquilius das Consulat verwalteten, in dem sechshundert zwey und fünfzigsten Jahr der Stadt Rom, früh an einem Morgen des Sextilis, den wir Augustmonat nen« nen ' °), als noch Nebel die Ufer des Äthesis bedeckten,

führte Marius an, seine zwey und dreyßig tausend Mann auf beyden Flügeln, in der Mitte drey und zwanzigtau« send unter Catulus. Es zogen die Gimbern heran in ei« nem engen festen Viereck, dreyßig Stadien weil und breit, mit großen Hallbarden und Cchlachtschwerken, und mit einem abgesonderten Haufen von funfzetzntaii« send Reitern in eisernen Panzern, mit weißen Schilden,

Krümmungen, die Gebirge, abgerechnet, würden sie mit größterMühe und Gefahr einen wenigstens dreyfachen dem geraden Wege vorgezogen haben. Insofern man in solcher Dunkelheit unvollständiger'Berichte «ine Vermuthung wagen darf, wür­ den wir geneigt seyn, alten Mißverstand oderSchreibsehlcr in dem Plutarchischen B^xMÄas- (Dercelli) ru vermuthen; schon Dojeab wollte Kf^/SfA(Plut. Hutten. III., 96); wovon jedoch der Grund und Sin« gleich unbekannt sind. CS scheint auch Livius, nach dem Ausluge des srstcn Buchs und nach FloruS (der ihn wohl vor sich hatte), unserer Mei­ nung ru seyn. s) Sie zogen über di« Etsch in die herrliche Campagna di Verona, welche zu dxr Schilderung des Florus besser paßt, als die Reisfelder um Dercelli. io) Mera t^ottäs (nach der Sommersonnwende) wel­ che man -u Ront drey Tage vor dem Neumonde des Sexti­ lis scyert; P l u t a r ch.

Geschichte der Schweiz.

91

und großen Helmen, hoch gejiert mit geflügelten Köpfen wilder Thiere. Diese Reiter ergriffen die Flucht, und wurden von einem zu großen Theil des Römischen HeerS verfolgt: plötzlich fiel die ganze Schaar der Cimbern, an Zahl wohl hundert' und fünfzig tausend Mann, dem un­ vorsichtigen Feind in den Rücken; worauf auch die Rei­ terey umwandte; alle Wälder und Berge erschallten von dem Siegesgefchrey der Barbaren. In dieser Stuüde stritten Marius und Catulus nicht bloß für ihren Ruhm und für ihr Land, sondern für die Gesetze, Sitten, Kün­ ste und Wissenschaften der südlichen Welt, und für alles Größe . unb Gute, was aus Rom auf uns gekommen. Als Marius mit lauter Stimme dem besten und obersten Jupiter die großen Opfer gelobte, theilte die Sonne die neblichte Luft unb blendete die Scharen des FeindeSr ein Wind führte den Staub wider die Cimbern; die Rö­ mer kämpften, wie es ihrer Stadt, ihrer Väter und ihres Feldherrn würdig war: Endlich zogen sie über die Leichname derer, di? sie umgaben, einher, wider die ge­ brochene Ordnung der vermeinten Sieger, und beruhig­ ten durch derselben Untergang Süd und Nord. Als Diviko diese- hörte, führte er die Tiguriner zu-Zustand Helrück in das Vaterland; und sie blieben unangegriffen: 5y) desselben, welches Untersee heißt oder von Celle und Bödmen oder Ueberlingen genannt wird. Der Name« gedenkt Mela III-, 310) Cictr» ad Atticum, L. I-, ep. 17.

98

I. Buch.

Viertes Capitel.

Die Stadt Genf lag im Lande der Allobrogen ") anf einem Hügel, wo der See in den Rhodan fließt: Die Al­ lobrogen waren den Römern Unterthan, und bauten in zahmer Unterwerfung das Land.

Cäsar suchte bey

den

Römern eben die Gewalt, nach welcher Orgetorix bey den Helvetiern jit seinem Verderben getrachtet: jener hatte so viele Gläubiger als Orgetorix Schuldner, aber die Römer, die sich selbst nicht mehr zu beherrschen wuß­ ten, waren reif zum Gehorsam, und Orgetorix war kein Cäsar: Cäsar ist einzig in der Historie. Zu Genf kamen zwey Gesandte der Helvetier zu ihm, baten um freyen Paß durch das Römische Gebiet, und versprachen, sich desselben treulich und ohne Gefährde

zu bedienen. Cäsar hatte gegen zwey und neunzig tau­ fend streitbare Männer eine einzige Legion; also gab er den Gesandten zur Antwort, „er wolle sich hierüber einige „Tage bedenken")." Als diese Zeit verflossen war, be­ gehrten die Helvetier seine Erklärung; Cäsar antwortete, „die hergebrachten Grundsätze des Römischen Volks ge«

„statten ihm nicht, einer Nation zu erlauben durch die , Römische Provinz zu ziehen, und er werde es nicht Id» „den " Indeß hakte er an dem südlichen Ufer des Rho.

danstroms eine neun tausend Schritte lange"), sechs­ zehn Fuß hohe Mauer mit vielen Castellen aufgerichket und besetzt, und weit und breit Aufgebote schnellen Zuzu­ ges ausgeschrieben: durch nichts wurde Cäsar so groß.

11) Sie wohnte» von Genf bis Grenoble, und von Vienne,«» der Rhone bis in die Savoyschen Alpen. 12) luUanus, in Caesarib. Vielleicht starb in Genf in diesen Ta« gen sein Freygelassener, dessen Grabschrift folgende ist: 6, Julius Caesar Longinus, C. Iulii libertus, perruptis monlibus hac tandcm veni, ul hie locus meos contegeret cineres. .Apollo, tiram fidem!— T.Fulvius, commilito, commilitoni. Vale,, Longinp, acternum. Sil tibi terra levis! 13) Appianus, iso Stadien. Siehe über die Lage Mauzn bey Span, Hist, de Geneve, I.JI., dtp Ausgabe 1731, tll 4. Bau« iaere bezeugt, daß 174».von derselbe« keine Spur übrig war.

Geschichte der Tchweip

ig

alS daß er nie Zeit verlor ' ’b); den Krieg wünschte er, weniger um die Herrschaft RomS ju vergrößern/ als um für sich die Herjen der Soldaten ju erobern.

Indeß die Helvetier durch die Fürthen and mit Schiff« 3^ brücken und Flöhen vergeblich versuchten diesen Paß ;u erzwingen, wurde ein anderer ihnen von den Sequanern gesialtet. Es wohnten die Cequaner von den Quellen der Seine *4) bis an' den Rhein, im Jura und an der Saone t r). Dumnorix, der Gewaltigste unter den He. bnern, ein Schwiegersohn des Orgetorix, erwarb diesen Wag für die Helvetier, die er sich verbinden wollte: die Seqvaner wollten durch Dumndrix ihre Feinde die He. duer versöhnen, weil sie von ihren eigenen Dundesge« «offen, deN Teutschen, sehr unterdrückt wurden: dieser Mann aber trachtete nach der Alleinherrschaft über sein Volk. Bey vielen Völkern unternahmen verschiedene die­ ses zu gleicher Zeit, aber alle fielen unter dem Glück Cä. sars', welcher die meisten großen Eigenschaften vereinigte: Das Helvetische Volk jog hinauf in die ClauseN des Aura •6), in einen so engen Paß, daß jetzt kallm ein Wa. gen um den andern durchjnfahren vermag i in der Tiefe auf der einen Seite drängen sich die Wasser deS RhodanS durch «in sehr enges Felsenbett, über dem ritt hoher Berg

üb) Sei» scheinbares Zaudern iu Alexandria lägt sich rechtfet« tigen. la) Sequana. 15) Araris. DvN ihnen Strebt, L. IV., p. 293. 16) In sofern erlaubt ist, über solche Puncte, nicht abzusprechen, aber zu muthmaßen, möchte man den Paß durch bat Fort les Cluses für denjenigen halten, welchen die Helvetier nun brauch« ten. Der bey lesCles würde sie von der Gränze derAllobro, gen und Romer, deren Casar gedenkr, zu weit ab, und für dieFriedsamkeit ihres Marsches zu nahe an das Teutsche Heer Arivvists geleitet haben. Im übrigen ergriffen sie diesen Entschluß darum nicht früher, weil Dumnorix des Orgeterix Tod ihnen übel genommen oder sie es glaubten.

3o

I. Buch. Vierte- Capitel.

emporsteigt; auf der andern Seile steht eine senkrechte Felsenwand schrecklich hoch; der Weg läuft viele Stun­ den lang jwischen hohen Bergen am Rande steiler Ab­ gründe und vieler liefen Thäler. Diese damals kaum gangbare Straße nahm der ganze Helvetische Stamm und seine Eidgenossen, dreyhundert acht und siebenzig lau­ send Menschen mit all ihrem Gut. Langsam kamen sie aus dem Gcbirg über Bergwasser und an dein sumpfigen Ufer des Nantuasees an den Ararstrom, nun die Saone. An demselben flochten sie Kähne und Flüße nach der Un­ vollkommenheit ihrer Kunst, langsam und ungeschickt. In zwanzig Tagen kamen über diesen stillen Strem drey Gaue; die Tiguriner bedeckten den Zug. Don da nah­ men sie ihren Marsch nach den fruchtbaren Ländern der Sanloner 17).18 19 Der Krieg Als Cäsar vernahm, daß die Helvetier, denen Rom Casars: Am nur durch des Cassius Niederlage und obgedachte Delei« digung bekannt war, oben an der Provinz her ziehen, um sich nordwestwärts niederzulassen, hielt er für gut, ihre Un­ ternehmungen mit genügsamer Macht zu beobachten, übergab das Heer bey Genf seinem Legaten kabienus, eilte nach Italien, hob zwey Legionen, führte drey aus den Winterla­ gern, war schnell wieder in Piemont'S), vertrieb durch Gewalt und Schrecken die Centronen, Garocelen und Caluri« ger auS den Pässen ihrer Alpen '»), durchzog mit Mehr als 17) Ihr Name ist in Saintonge übrig; die Drranlassung zu der Auswahl dieses Distriktes ist unbekannt. 18) Ad Ocelum, EMeS.

19) Diese Alprnvölkrr mochten zu Bewahrung ihrer Pässe und Länder eine Eidgenossenschaft haben: Als Cäsar, um den Hel, vetiern außer dem Gebirge zu begegnen (die Römische Kriegs, kunst hatte entschiedenere Ueberletzenheit in Ebenen), durch der Garoeelen Land an die Rhone hinaus ziehen wollte, rie­ fen diese ihre Eidgenossen die Centronen aus Tarantaise, die Caturiger ans dem Embrünschen, zu Hülse, begegneten ihm, und wurden durch die Kriegslist, welche PokyänuS (Ylli., 23, 2) meldet, überwunden.

Geschichte der Schweiz.

3i

dreyßigtausenb Mann Vokontien und Allobrogion '»d), gieng im Sebufianischen2") über den Fluß Rhodan, und erschien im Rücken des Helvetischen Heers 20 * *b). Da kamen die Gesandten der Heduer von 9?ibracte 2oc> und Hcduer Ambarren 2°«l) und von Landgütern viele Allobro« gen, mit Klage, weil die Helvetier (durch Noch gcbrim« gfn,Oc)) Lebensmittel Wegnahmen, Sädte eroberten und Kinder in Geiselschast mit sich führten; dieses iha. ten sie wo die Vorsteher den Paß versagten, vieles aus Mangel an genügsamer Mannsjncht. Die Heduer wohn« ten von dem DoubS bis an die Eaone und in dem süd« lichen Theile desHerzogthums Burgund2alte Freunde der Stadt Rom, weil im Westen die mächtigen Arver« ner und gegen Morgen die Sequaner ihre Feinde gewesen. Cüsar freute sich, auf die Einladung Gallischer Völker« schäften zu thun, was zu unternehmen er selbst sehr wünschte. Also überfiel und schlug er durch kabienus, den er von Genf an fich gezogen, um die dritte'Nackt« wache, die Tiguriner, welche noch jenseit deS Flusses geblieben22). Den folgenden Tag führte er die Legionen über den Fluß.

leb) Dokontien mitten im Dauphine^ wo DioiS ist; unter Allo« brogien wird hier da- äußere nach der Rhone hin verstanden. 20) Dessen Hauptstadt Lyon gewesen; hier ist aber von Gegenden des Niedcrdauphine', dem Lande Bresse gegen über, die Rede. 20b) So daß dieses ihn im Rücken, vor sich die Saone hatte. 20c) Nachmals Autun. 20(1) Dauville setzt sie in da- Ländchen Dresse. 2oe) Sie hatten bey ihrer Derproviantirung den Aufenthalt nicht berechnet, welchen Cäsar ihnen machte. 21)

Strait, 1. c.; Tacitut, -Ann., L. XL; Constant., c. 2.

Etimeniui,

panegyr.

22) Die Anzahl der Tiguriner wird von Polyanus auf 30,000 angegeben; er hatte aber in den Zahlen hier eine andere Quelle oder unrichtige Lesearten. Wenn der Helvetier nur 80,000 Menschen, der Dewafneten 20,000 gewesen wären, wie hätte Rom erschrecken können? Indeß ist merkwürdig.



I. Buch. DtetieS Eapttßl-

Unterhand« Des Verluste- erschraken die Helvetier Nicht, über sie lu"S> bewunderten, wie Cäsar an einew Tag über den Fluß ge» kommen. Hierauf sandten sie Diviko, den grollen Ueber« tvinder des CasfluS, ju ihm. Diviko spracht „Die Hel« „vetier lassen dem Cäsar sagen, wenn sein Volk Friede „halte, so wollen ste den Zug in diejenigen Länder Neh» „men, welche Cäsar selbst ihnen anweisen werde; er soll „sie nicht bekriegen, ohne ju bedenken, waS sich vor Zei« ,,ten zugetragen; seinen Vortheil über die Tiguriner sost , er weder sich ju grossem Ruhm noch ihnen jur Unehre „rechnen; die Helvetier messen ihre Kräfte in offenbare« „redlichen Kampf; Cäsar soll nicht Machen, daß diese „Gegend durch sein Unglück berühmt werde." Cäsar antwortete: „Auch er, wenn er betrachte, waö die Hel« „vetier den Freunden der Stabt Rom in Gallien thun, „erinnere sich der vorigen Zelten, als Vie Römer mitten „im Frieden ohne einige Ursache von den Helvetiern über« „fallen und hiedurch leicht beschimpft worden; er halte „den bisherigen Flor ihrer Daffen für ein Glück> welches „die Götter ihnen gestattet, auf daß das nahe Unglück „desto empfindlicher sey; doch wolle er ihnen Friede ge« „ben, wenn sie den Heduern und Allobrogen Ersatz leisten, „ihm aber Geisel ihrer Treue senden." Diviko erwiederte: „Die Helvetier geben keine Geisel; sie haben von ihren „Vätern gelernt, Geisel empfangen; die Römer könnten „eS wissen." Fotts. des Er gieng hinweg. Das Helvetische Lager brach auf; Suges» daß das Verhältniß der ro ju den 6d,ooo, von dem der 92000 Bewafneten bey Cäsar ;u den 37S000 nicht viel ccr< schieden ist. So ließe sich denn auch der Ligurinische Gau verhältnißmäßig zu den drey andern annehmen. Daß Cäsar durch Labienus ihn schlug, meldet Plutarch. Diviko war nach den Geschichtschreibern des Cimbrischen Krieges Tigurü ner; dieser Gau, sagt auch Cäsar, schlug den Cassius; doch über« lebte Diviko das letzte Unglück; so daß der Gau nicht ganz vernichtet worden (wenn nicht Er mit dem Oberbefehlshaber« stabe voraus gewesen).

Geschichte der Schweiz. Cäsar folgte seinem Zug mit

mehr

33

als vierzigtausend

Mann. Seine Reiterey, viertausend Mann stark, wurde von fünfhundert Helvetischen Reitern in die Flucht ge«

schlagen; den Anfang der Flucht machte Dumnorix, Füh. rer des Zuzugs der Heduer. Dieser Mann verhinderte alle Anstalten, welche die Vorsteher seines Volks für das Heer Casars machten; er haßte und fürchtete den Fort­ gang der Römischen Herrschaft. Mächtig war er in Gal­

lien durch Verwandtschaften, Reichthum, die wohlberit­ tene Menge seiner Anhänger, und besonders durch die Zuneigung seines Volks, für welches er sein Vermögen

nie sparte: er wollte die Gallier frey erhallen, oder selbst beherrschen. Cäsar konnte seine Denkungsart nach seiner eigenen beurtheilen; also bediente er sich des Hasses und Mißtrauens der Heduischen Regierung wider diesen Mann,

um ihn unschädlich zu machen.

Vierzehn Tage sang zogen die Helvetier in schwerem Schlacht-An» langsamen Zug vor den Römern her; sie sprengten mehr als einmal an das Lager ihrer Feinde. Als Casar, wegen Derprvviantirung, von ihnen ab, rechts nach der Stadt Bibrakte, zog, wandten sie sich gegen ihn, ihn zu verfolgen oder ihm vorzukommen. Da sammelte Casar das Fußvolk auf einen Hügel, und ordnete die Schlacht,- in­

deß wurde» die Feinde durch die Reiterey beschäftiget. Es wählte Casar den Standort an der Mitte eines Hü­ gels ; in das erste Tressen stellte er vier alte Legionen, höher in zwey Treffen zwey neugeworbene Legionen und In dieser Schlacht verließ er sich weder auf die Tapferkeit noch auf die Treu der Gallier, sondern stellte die geübteste Römische Kriegskunst den Helvetiern entgegen. Sie, nachdem sie den Troß in eine Wagenburg verschlossen, machten eine sehr enge und feste Schlachtordnung von großer Tiefe, warfen sich mächtig auf den

alleHülfsvölker-

Feind, schlugen die Reiter und waren an dem Heerhau­ fen. Als Casax dieses sah, erinnerte er mit kurzen Wor­ ten an Rom, an Pflicht, Ruhm und Rache, sprang vom Pferd, gebot allen das gleiche, rief aus: „die

i. Theil.

C

54

1. B»ch-

Viertes Capitel.

„Pferde zum Nachjagen!" ’3), und gab bas Zeichen der Schlacht-

Dtselbtn Erstlich warfen die Römer ihre Spieße: diese Waffe/ t|fl fieben Schuh lang/ fuhr mit großer Gewalt von der Höhe in des Feindes enge Linien durch mehr als einen Schild; an diesen brach der hölzerne Hake unweit seiner scharfen Spitze , wodurch das gekrümmte Eisen sich an den Schild fcstklammerte/ foz daß der schwere Spieß herunkerhing. Marius hatte dieses in der Cimbpischen Schlacht einge­ führt **). Als viele Helvetier fiele«/ viele sich vergeb­ lich bemühten den Spieß vow Schilde loszumachen, an­ dere Schild und Spieß von sich warfen,, fiel das Tref­ fen Cäsars/ ehe die Linien ersetzt waren, die Schwerte in der Hand, in die gebrochene Ordnung herab- Die Helvetier konnten weder ihn überflügeln, da er den Hügel gänzlich besetzt, noch sein erstes Treffen umgeben, da die andern von oben her alles beobacht?» und herabstürzcn konnten : daher suchten sie eiye vortheilhaftere -Stellung dem Feind aber die seine zu nehmen. Sie zogen sich zurück an einen Berg, von dieser Wahlstatt tausend Schritte. Cäsar folgte mit aller Macht. Die Tulinger und Bojen, welche, funfzehntausend Mann stark, den Helvetischen Zug bedeckten, fielen ihm in die entblößte Seite''): auch wurde er vom Berge herab durch die Helvetier angefallen. Dem wulhvollen Stoß dieser Men­ ge, welche kein Vaterland hatte, als diese Wahlstatt, auf der sie, vor den Augen der Ihrigen, für alleö, was Men­ schen lieb ist, und für den alten Ruhm des Namens der Helvetier mit äußerstem Heldenmuth stritt, einem solchen Feind stellte Cäsar die beyden vorder» Treffey entgegen; dem hintersten gebot er, durch eine schnelle Wendung wider die Bojer Fronte zu machen. Lang und hart war

13) Plutarch. i») Eben ders., Mario. 15) Di» Ca’siti!: in den Rücken.

Geschichte der Schweiz.

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der Kampf! die Helvetier in dieser äußersten Gefahr Hie* den ihrer Doraltern würdig; den ganzen Tag Hat kein Römer von einem auS ihnen den Rücken gesehen. Auf der andern Seite stritt Julius Casar mif'jenem Gemüth, welchem die Eroberung des Römischen Reichs nicht zu groß war, und mit jenem Blick, der ihn in ferner Noth über den Entschluß ungewiß ließ, als an dem ersten Tag, der ihn den großen Feldherren an die Seite seyen sollte. Seine beyden Treffen waren in einander gerückt; auch sonst hatte seit Marius durch die Verwandlung der Centurien in Cohorten") t>te Legion eine nachdrückli­ chere Ordonanz: die Soldaten wurden durch den Wider­ stand, am allermeisten durch das Beyspiel ihres CasarS und durch ihre Liebe zu ihm begeistert. Spat am Abend wichen die Helvetier nach großem Verlust in guter Ord­ nung, theils auf den Berg, theils, zum Schutz der Ihri­ gen, in die Wagenburg 3 7). Cäsar wollte den Sieg nicht unvollendet lassen, son. Folgen: dern führte einen Theil seines Heers wider die Wagen­ burg; er erwartete, daß nach Gefangcnnehmung der Weiber und Kinder daö Helvetische Heer sich ergeben würde; und wegen der verwirrenden Menge schien der Feind' hier schwach. Das Helvetische Volk, ohne Unter» schied Geschlechts und Alters, würdig der Daterund Gat­ ten, welche auf dem Schlachtfelde umgekommen, stritt bis mitten in der Nacht von der Wagenburg herab, und schoß durch dieselbe hinauS; die meisten sind hier geblie­ ben : denn als nach langem Kampf die Römische Mgcht a6) Zwey Manipuli machten jene, drey diese: also waren durch die Ordonanz der Cvhorten weniger Zwischenräume in den Limen. a?) Diesen Krieg beschreibt am besten Cäsar selbst, de B. 6., L. 1., c. i bis 2S; Ltäut, epit. cm., ist nicht ganz richtig; Pehatnus, L. viii., vermengt Begebenheiten; ß/»L. xxxviii., ist auch nicht genau. C r

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I. Tuch. Vierte- Capitel.

hereinbrach, verdroß die meisten Greise, Weiber und Kinder, den letzten Tag der Freyheit unv> ihres Ruhmzu überleben. Ein Sohn des Srgetorix und seine Schwefier wurden gefangen. Viele tausend Mütter und unmün. dige Kinder, welchen das Unglück übermenschliche Kraft gab, eilten auf den Berg ju dem Heer- Da denn alle mit großem Wehklagen aufgebrochen, und die ganze Nacht hindurch und vier Tage und Nächte in größter Angst und Bestürzung durch viele Gallische Landschaften bis zu den kingonen '«) gezogen- Die Römer heilten die Verwun­ deten und begruben die Todten; am dritten Tag brach Cäsar auf: den Lingonen ließ er sagen, wenn fie die Hel­ vetier aufnähmen, so sey er ihr Feind *’>.. Die Helve, lier, welche ein einziger Tag um die Blüthe Ihrer Krie­ ger, um all ihr Güt, ihre Weiber und Kinder und um alles Ansehen gebracht, und welche, nach einem langen Zug in Betrübniß, Angst und Furcht, ohne Brot, waren, schickten ihre Vornehmsten an den Ueberwinder- Er be­ gegnete ihnen an der Spitze des Heers; die Gesandten fielen zur Erde, und baten weinend um Friede und Milleiben. Casar sprech, die Helvetier sollen seine Ankunft erwarten. Als er zu ihnen kam, befahl er, die entlaufenen Knechte, ihre Geisel und alle Waffen ju lie. fern- Sie erschrocken sehr; was ist ein Volk ohne Was. fen! Dey anbrechender Nacht entflohen sechstausend Men. scheu aus dem Gau der Derbig ner nach dem Rheinsirom hin: die Gallischen Völker brachten sie zurück; Cäsar drohete: hierauf wurden die Derbigener niedsrgemacht; er.konnte nicht leiden, daß er betrogen würde. Da er­ füllten alle Helvetier, Tulingen und Lairobigen ;°),hun. dcrt und zchnlausend an Zahl;'), seine Fordcrun28) Um Langres in Champagne.

Auf der Peutingerischen Charte ist ein Wcg über LangeeS nach Helvetien; sieheCheva lier.

Mein, sur .Puhgny. 2g) Don der Schlacht bey der Wagenburg, Plutarch, Caes. 50) Bojos Aeduis conccssit; Caesar.

3i) Die Bvjer müssen dieser Zahl beygefügt werden, weitste die

Geschichte der Schweiz.

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gen; in großer Besorgnkß, die entwaffnete Menge werde simringt und ausgerottet werden. In dieser Furcht er­ schienen sie vor dem Ueberwinder. Da sprach Casar: „Sie sollen ruhig nach ihrem Da. Triebe, „terlande ziehen, und ihre Städte und Flecken wieder „ausbauen; er wolle den Allobrogen befehlen, sie mit „Lebensmitteln zu versehen; sie sollen sich vor niemand „fürchten, das Römische Volk mache die Helvetier zu „Bundsgenossen und wolle sie beschirmen; keiner soll „Römischer Bürger werden , sondern die Obrigkei« „ten sollen das Land nach ihren Gesetzen wohl regieren." Sie zogen heim- Oie Passe durch Genf und in den Iura verwahrte Casar durch die julische Rittercolonie ’3), welche er zu Noviodunum ’+J an dem Lcmanischen See rr) stiftete. Gegen Teutschland schirmte die Helvetier dec Name Roms; sie bewahrten für Italien den Zugang der Alpen -6). Casars Güte, als er noch nicht Herr der Welk, .war die löblichste Klugheit, nachmals die schönste Eigenschaft seiner großen Seele ’?)• Menge der Zurückkehrcnde» ausdrückt; wir haben gesehen, daß die Bo;cr bey den Hcducrn blieben. Gey Strabo, L. LV., p. 294 sind, höchstwahrscheinlich, die Zahlen verdorben; auch sind sie nicht glaubwürdig von Orosm t L. VL, e. 7), am unwahrscheinlichsten bey Poiyacnus angegeben. 31) Cicero, pro Balbo. 33) Colonia Iulia Equeslris.

за) Nion, NeuS. Lucanus, L. I., r. 396. Es scheint für den nachmaligen Bürgerkrieg auch die aufkeimende Cvlonie bcygewirkt;u haben.

35) Desertiere cavo tcntoria fixa Lcmano.

зб) Si Alpes praesidiis firmentur, coalita libertale , dispecturas Gallias, quem virium lerminum velinl. Ta 0 itUS Hist. IV. 55.

37) Ne letir doniiant au Ire garnison quc la memoire de sa duuceur et clemence; Montaigne, L. II., e. 33.

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1. Buch. Fünfte- Capitel.

Fünftes Capitel. Von den Völkern in dem Penninischen und Rha'tifchen Gebirge.

Di« Alpen Dqr Name der hohen Alpen gebührt einigen Spitzen v erympt.

Garges, welche über alle Gränzen lebender Natur in reinere Luft emporsteigen: von ihnen, als Mittelpunkt ten, gehen auS, viele unregelmäßige Reihen hoher Ber­ ge, welche in vielfachen Krümmungen einen großen Irr­ gang bilden. Die Alpen in Uri und Unterwalden, und auf den Gränzen der Berner, des Landes WalliS und Rhätiens bilden den Alpenstock, welcher der Gotthard') genannt wird; von demselben erstrecken sich viele Berge in mancherley Richtungen an die Seen von Thun, Lu« cern, Zürich, Costanz, Como und an den langen See')Die mitternächtlichen Berge lagen wüste und ohne Na­ men; die zahmern südlichen Thaler, wo Wallis, die en« netbirgischen Vogteycn ') und Bündncrland sind, wurden von vielen kleinen und armen Völkern bewohnt, welche wild und frey bleiben wollten. Man weiß weder ihre Abkunft, noch ihre Verwandtschaft, noch ihre Helden; aber sie leh« ren, welch ein Vaterland durch die Freyheil erträglich wird.

i) Nicht von der höchsten Spitze, sondern von dem gangbarsten Paß. Daß es ideiu Alpium tractus, hat schon Plinius, II. N., L. 111., gesehen. Wenn man die Gestalt und Lage diescs Gebirges bedenkt, und daß, wie aus einerFlorcntinischcn Cornaliue Zurlauben wahrscheinlich gemacht, die Tauruskcr aus seiner Spitze ihren Gott angcbetet, so scheint mög­ lich, daß Gotthard (Berg Gottes) uralter Landesname ist. g) Lago maggiorc.

s) Ein Schweizerischer Ausdruck für sieben Landvogteyen der Na­ tion, welche jenseit dieses Gebirgs in Italien liegen; zetzt Canton Ticino.

Geschichte der Schweiz.

3g

Wo der Lemanifche See anfängt, steht am Fuße i. Vondem schroffer hoher Felsen^) am allertiefsten. Hier empfangtLandeWalliL

er den Rhodan, weicher zwischen zwey eben so schreckli­ chen Bergen aus einem Passe hervorströmt, welchen er fast füllt: von da dreyßig Stunden weit hinauf an den Furka, einen Berg der Gotthardskette, erstreckt sich SBal» liS r>, ein enges Thal. Ueber demselben liegen gegen Mit­ ternacht höhere Alpenkhäler tief unter ewigem Eis; im Süden stehen viele hohe Berge hinter eiuander bis an den Penninischen Paß 6). An vielen Orten ist neun oder zehn Monate jährlich die Natur von Kalte starr; eben diese engen Tiefen schmachten wahrend vierzigtagigen Sommers unter der Hitze Senegals 7): unweit von Pflan­ zen , die man im neuen Sembla findet, werden Früchte ausgekocht, welche die Wärme Italiens und Spaniens erfordern 8). Um dieses Land stritten wider das Römi­ sche Reich viele Stämme der Ureinwohner. Die Wiberer wohnten in den Bergen des Furka. Von seinen An dem nördlichen Gebirge ließen die Ardyer *>) abwei. ^Mv-hnem den, was von ewigem Eis unbedeckt blieb- Man weiß von den Tylangiern IO), den Temenern "), den Cha« bilkonen, den Daliternen 1 *) nur Namen- Die Seduner а) Les rpchcrs de Mcilleraie. 5) Vallis Pennina , Valesia. б) Der große Bernhardsberg, auf welchem L. Lucilius Deo Pennino 0. M. donum dedit; Inschrift bey Martin, relig.

des Gaulois t. I., p. 402. ?) Beobachtung Albrechts von Haller; in einem Brief an Bonnet. Der Nordwind hat keinen Zugang. o) Zwischen der.Stadt Sitten und dem Lande Sanen; Haller

praef. stirpium Ilelv. 9) Poiyb/us, L. in., c. 47. übrig seyn.

Der Name mag im Orte

Arden

10) Tulingern?

11) Ihr Name scheint in Turtmen, Tourlcmaigne, Tcmenica) Übrig. 12) Diese Völkerschaften nennt Fe us , ora inarit.

(lurris

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1. Buch. Fünftes Capitel.

wohnten tim die Stadt Sitten, im Rhodanpaß Werager, von da Nantuaten '3) bis an den Lemanischen See SJBie es Die drey letzter« Völkerschaften wurden durch Cäsar misch wnrde. unterworfen, weitste in dem Penninifcheu Paß durch übermäßige Zölle und Frachten die Handelschaft störten und Räuberey trieben- Sie verloren ihre Freyheit, weil fie dieselbe $um Schale» der Ausländer mißbrauchten; sie hatte» feste Burgen- und starke Passe) es fehlte weder Muth noch Freyheikgefühl; aber fie wußten fich ihrer Vor­ theile nicht zu bedienen; also muß.'en fle um Friede bit­ ten und Geisei' geben. Da nahm Sergius Galba, der die zwölfte- Legion und einige Reiterey hakte, das Win­ terlager, theils im Nantuatischen, theils (vornehmlich) zu, OktoduruS ' r), einem Flecken der Wcrager; die Dranse'theilt Oktoduruch; diesem Fluße westwärts befestigte Galba sein Lager; demselben "gegenüber wohnte das Volk.

, Ehe das Lager vollends befestiget und mit Proviant Befre^ns^ jn andereLävinium, ein anderes Ardea und ein Falisci, Yon wel­ chem Camtllüs nichts vernahm’?).

WiedieRhä, DaS ganze Volk würde martialisch, vergaß die Tus« tier' kischen Kenntnisse und Künste ’°), trieb Raub, weil an«

Name Tönicr (in) mag, wie CasaubonuS vermuthet, für

Bojcr sich eingeschlichen haben, der Helvetische, den er tu ei­ ner Handschrift fand, ausgefallen seyn. In der zweyten Haupt­ stelle meldet Strabo (VII, 292) „daß die Rhiitier den gro­ ßen See nur wenig berühren, ihr Land erstrecke sich tu die „Alpen und etwas jenseits, Jnsubrien zu; den größer» Theil „der Seeufer bewohnen di» Windelikcr und Helvetier; auch „stoßen an denselben die verlassenen Dost chen Länder." Diese Stellen, mit spätern urkundlichen Diocesanabtheilungen ver­ glichen, ergeben für das Land Rhätien ganz Bünden, Tirol

bis an den Inn und einen großen Theil der Welschen Ge­ gend, nebst den bisher Unterthanen kandcn Chiavenna, Dal Tellina und Bormio, von Glaris ein Theil, Gastor, Sargans, das Rhetnchal und das Land vor demArlenberge. Von den Windelikern wissen wir, daß schon Bregen) und (um uns nicht zu woit über die Gränzen zu verbreiten) gewiß der Wald und alle Höhen auf der Sstseite des Bodensees ihr Bcsitzthum gewesen. Die Helvetier hatten den Thurgau. Die Bojische Wüste ist in der untern Gegend, wo die. Wasser sich theilen, anzunchnien. Vergl. Plinius in., 24.. 26b) Da ist Domcstica vallis (die alte Heimath, in Domleschg)

wo neben und unter der alten Tuscia (Tusis) Realt, Rcanzbs, Razünö (Rhaetia . alta, ampla. ima), e?) i.acus Vcnctus.

Wenden, yiellcichl wandernde Völker, h-

inince qui Winde vocanlur (Acta Murevsia), JOtJCII V0N Al­

ters in diesen Landen umher. 28) Arces, Alpibus impositas trementis.

Iforattiu.

29) Lavin, Ardez, Flasch, en ca de Oe in (_iti capite Oeni) , dem Engadin.

50) Deren Stufe zu damaliger Zeit nicht wohl anzugeben ist; die Jahre solcher Wandemngen pflegen ungewiß zu seyn.

Geschichte der Schweiz.

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dere ihnen alles genommen, und wurde aller Furcht uud Menschlichkeit fremd. Die Rhätiek in ihren Kriegen mit den benachbarten Galliern i ’) erwürgten alle Männer, Knaben und alle die schwängern Weiber, welchen die Wahrsager Mannsgeburt weissagten Es schirmte vor ihnen weder das Alpgebirg diese Gallier, noch der große See die Helvetier, .noch Entfernung die Sequaner, oder die Teutschen ihr tapferer Muth; als nähmen sie von allen Völkern Rache des Verlustes eines glücklichern Lan­ des. Einige Stämme- hielten aus Hungersnoth Friede; diese vertauschten. Käse, Honig, Pech und Harz um Früchte der Felder r r). Die Gallier, sowohl in ihre« neuen Lande, als in den Wohnsitzen ihrer Väter, die Tusken, und alle von ihnen befahrne Küsten und Gewässer, ihre Freunde, ihre Feinde, und Völker, die sie niemals nenven gehört, fielen unter daS Joch der Stadt Rom. Die Hhätier blieben frey und wild in dem Gebirge der Bündoer, in dem Denetiaurschen, in dem Trideminischen, Tirol herab *♦), und bis an den Donaustrom; ihre Nachkom. men erhalten seit dritthalbtausend' Jahren den Grundcharostet ihrer Sprache r s> In dem siebenhundert acht und dreyßigsten Jahr der Wie sie RöStadt Rom, üls Octavius Augustus alle Nationen bon tourten, dem Euphrat bis an die Küste der Trimmet friedsam beherrschte, wurde er durch die Camnnen und Wennonen, Rhätische Stämme”1\), welche gegen Römische

st) Die Lombardey ward Gaiiia cisaipina. 32) Strabo, L. IV., p. 206; Dio. L. LIV*

33) Strabo, ibid.

S. von ihrer Hauptstadt, Wilten bey Innsbruck, Rosche mannö VeUidena. 35) Das Ladinum ln Unterengadein, und das Romansche (Eurerwelsch, Chauderwelsch) in vrelen Gegenden rst kaum besser zu bezeichnen als bey Livius, L. v., c. 33. 35t)) Das Eamunische Thal, welches der Oglio durchströmt, ge­ hört nach Brescra; die Wennonen scheinen die Anwohner der Quellen des Inn. 34)

4t>

l- Buch. Füvftes Capitel.

Landstädte Raub thaten an die Völker in diesem Gebit. ge"v) erinnert. Da wurden Claudius DtusuS und Clau» dius Tiberius Nero, seine Stiefsöhne, mit einem Heer wider die Rhätier geschickt: hingegen die Dindeliker i6), ein Volk von gleichen Sitten, ihrem Lande gegen Mit­ ternacht, wurden zü diesem Kriege ihre Bundesberwand« le; ostwärts war Norikum’?), noch wild und vor kur­ zem unabhängig. Die Römer, welchen der unblutigste Sieg billig der schönste schien, suchten die Feinde zu trennen. DrusuS, ein Jüngling, in dem des großen Cä'ars Geist war, zog in das Tridenkinifche, sein Hruder durch Gallien. Ehe die Rhätier des letzter» gewahr wurden / erschienen die Befehlshaber desselben im Lande der Win* deliker, er selbst auf dem See; auch TiberiuS hatte sol­ che Einsichten, daß, wenn er nicht in den verdorbensten und immer doch' schweren Zeiten Alleinherrschaft häkte füh­ ren müssen, er große und gute Thaten verrichten konnte. Drusus, der erwartet wurde, schlug den Feind, kam in das Land, und ließ durch bas Gebirg Straßen bauen ^b). Im Norden wurde jeder Stamm in seinem Lande angeesc) So eben war bey Anlaß ähnlicher Unternehmungen derPam nvnen das Norikum (von Rhatien wohl nur durch den Inn geschieden) der Herrschaft Roms unterworfen worden; D i o. 56) Wenden am Lech? Sie wohnten am Lech, , L. VIII., c. 12. Vermuthungen über die Abstammung, Wohnsitze und Namen der Völker neque confirmare argumcntis neque rdfellere in animo cst; ex ingenio suo quisque demat vel addat fidcm QTacstus.) 37) Plinius, L. 111. , c. 24. ß7b) Drusus Genaunos, implacidum genus, Brcunosque veloces ....

Dejecit acer plus vice simplici.

Es war em Positionenkrieg; sie mögen von der Clguse zwi­ schen Peri und Ala dis an und auf den Brenner sich mehr­ mals gestellt haben;! Diu lateque victrices catervae Consiliis iuvenis revictae

Geschichte der Schweiz

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griffen und überwunden; von der Seefeite schlug Libe» Aud die Rhatier ’7c). Dieser Zufalle erschrocken sie, als ein Volk, dessen Väter in allen Kriegen glücklich gesirit« ten. Ihre Wildheit wurde durch die Verzweiflung Wuth; auch Weiber wagten sich für die Erhaltung der Freyheit in die Schlacht, Mütter schleuderten Römischen Sold«, ten ihre Säuglinge in das Angesicht??d). Aber Frey« heitsliebe siegt gegen Uedermacht; selten über Kriegskunst. Unter allen Völkern des Alpgebirges wurden die Rhä« tier am letzten unterjocht. Da hoben Römische Feldher­ ren die muntersten Jünglinge in großer Anzahl aus t diese lernten in Legionen den Dienst; Rhätien wurde durch ein festes Lagkr in Gehorsam und Steuerpfllcht ge» halten,8). hatten schon sirr vorigen Jahr nie auf einmal alle- gewagt,

und Drusus hatt« auch dazumal mehr Kirnst als Heldenniurh wider sie ju beweisen. 37c) Es erscheint aus dem Triumphgesange Horaz'ens, daß. an dem 2g. August Claudius Tiberius durch geschickte Ucberflü« gelung, wozu in diesem ungleichen Lande die Gelegenheit leicht mar, die Hauptschlacht gewonnen. Major Neromim mox grave preelium commisit (WvjU ks dtp DkUfUs Nicht

gekommen). Wenn barbarorum Claudius agmina ferrata magno diruit impetu primotque et extremes mclcndo stravit humum tine clade vieler, so ist klar, daß, nachdem er früher in glücklichen Scharmützeln devota inorti pectora liberae (inultis) faliensset ruinis, Tiberius endlich hier de» Ort und Augenblick fand, sie so eint zuschliescn, daß sie den Römern gar nichts anhaben konnten. Das war directa acies, die Vellcjus rühmt (2, 95).

37d) Florus IV., 12. 38) Horatiut, L. iv., od. 4 und 14. (Die erste bezicht sich auf den im I. der Stadt 7ss allein von Drusus, die zwcmeauf den im folgenden Jahr von beydcn Jünglingen geführte» Krieg ) Strabo, L. IV. und VII.; VeUejut, L. 11., c. 39, !).'>. !•>■>, piiitim, L. in. und xvi. (Wenn das Denkmal der Siege int

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I Bach. FfinfteS Capitel.

Bis hieher die ursprüngliche Freyheit mit ihrem Un­ tergang, sowohl in den Helvetischen Gefilden, als in dem Penninischen and Rhcktischen Gebirg.

Alpgebirge vvllständig abgeschrieben ist und zufolge Tmp."xiv. (die Zahl der Trib. pot. gehet ab), in da- ?roste Jahr der Statzt gehört lMuratori Inscr. L, ccxx. 11), so ist ei­ nerseits |u bemerken, daß die Rhatier mit dem National­ namen nicht, wohl jedoch mit Bezeichnung verschiedener Stamme vorkommen; anderseits, daß die Stamme des Pcnniner Thals (Wallis) den Krieg für die Unabhängigkeit (man weiß weder, ob insgemein, oder jeder für sich, noch in wel­ chen Jahren) erneuert hatten, f/«™, l., iv., c. 12; $»«teniut , Tib. c. 9 , Claud. c. 1; Afpianut, Jllyr., c. 29 (weiß von diesem ganzen Krieg nichts. Don Weltmonarchien wer­ den Völker verschlungen ohne die Ehre daß ihr Ende ange­ merkt wird) D bjö 618. 7) Nion und Jverdun. r) Die Ratiarii (Span, H. de Geneve, t. IV., p. 86, der kl. Ausg.z verglichen mit Herrn Schmidt s Antiq Cat$ar: pax orbis terrarum; Breilinger in Schtlhorn'S amoenitalib. t. VII.

Geschichte der Schwei;.

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Kinder in der Zahl der Unterdrückten waren- Der Kai« ser, um Senat, Ritterschaft, freye Männer nicht mehr zu fürchten, hielt sich mit ängstlicher Unruhe an die Sol» daten; billig wurde einer nach dem andern von dem Thro« ne gestoßen; diese Rache gebührte der Welt. Ehe die Helvetier vernahmen 2 daß Galba, den sie Einfluß bet« liebten, sein Leben eingebüßt, raubte die ein lind zwan« zigste Legion, im Lager zu Dindonissa 2+), den Sold, welchen sie der Besatzung oberwähnten Castells jugehen ließen. Dinbonissa lag am Ende der Helvetischen Gefilde auf dem Felten bey dem Zusammenflüsse der Aare und Limmat, nicht weit von dem Bötzberg 2 r), einem nördli­ chen Arme des Jura 2